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Full text of "Orientalistische Literaturzeitung 10.1907"

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Orientalistische 
Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 


F. E. Peiser. 


SO 
Zehnter Jahrgang. 
1907. 


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Orientalistische 
Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 


F. E. Peiser. 


Ve 
Zehnter Jahrgang. 
1907. 


INDIANA UNIVERSITY LIBRARY 


Unveründerter Nachdruck der Originalausgabe 


ZENTRAL-ANTIQUARIAT 
DER DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK 
LEIPZIG 1967? 


VEB Reprocolor ІІ/18/6 Ag 509/157/67 


Ze 


Inhaltsverzeichnis Jahrgang 1907. 


Abhandlungen u. a. 


Ferdinand Bork, Die Weltgeschichte in 
der Schule . . 

B. Brandenburg, Klein- Asiatische Unter- 
suchungen I з . 8 

У. Oalioe, Zu OLZ. IX: 224 

Olermont-Ganneau, Zu OLZ. 1906, Bp. 638 

P. Dhorme, Valeur archaïque des signes 


IT Fa] 
Wilhelm Brbt, Das Jobeljahr 
A. Fonahn, e Medizinalpflanzen | 
Hubert Grimme, Berichtigung (zur Genesis 
des semitischen Alphabets) . . 
—, Die Auffindun Sie salomonischen Geseta- 
' buches unter Dëse? 
Martin Hartmann, Stidarabisches I br хе 
—, Zu den arabischen ee Stiditalione 
—, Südarabisches n 8 


IV 

V 

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Paul Haupt, Psalm 187 : 
—, Die са Basalt-Potwale von Kileh- 


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Ro plena dos emphatischen 1. im 
ob 
inimmár 
Arthur He Die Alabasterreliefs aus 
dem Nord-West-Palaste König Assur-nasir- 
5 С.) xu Kalobu-Nimrud 
kulturhistorischen Bedeutung II 
Н. v. eg a Der zwölfte König der 
ersten Dynastie von Isin . 
Frits Hommel, Die Zahl ,meines Namens“ 
in Sargons Z ylinderinschrift 
—, Ekim au uad Utakku = = ligi u und Asuna 
—, Limu und uddu . 


—, Miscellanea =} 
Georg Hüsing, Miscellen TE 
9, 10. 


— were е des y 1 

—. wort (zu Streck's Gégen emerkungen) 
; Geographisches IV 

Friedri oh eier, Nibiro — шама. 
abar . . 

а. Kampffmeyer, Kine Liste arabischer 
Werke zur Geschichte Game and MON 
westafrikas 

—, Lord Munster. Ein Nachtrag à 

Stephen Langdon, Observations | concerning 
some Ideograms 

Ernest Lindi, Ein Datam Libit-Liters, Königs 


von Isin? . 
Bd. Mahler, Der Mond als Syı bol der Auf- 
erstehung und Unsterblichkeit auf panno- 


nischen Grabsteinen 
Bruno Meissner, Vis Ideogramm | fü den 
„Schwiegervater“ 
— Li itLitr. . 
SC = Lagaš 
Messerschmidt, = altbabylonisohen 
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Sugen Mittwoch, Bemerkungen zur am- 
harischen Ohronik König Theodors von 
Abessinien . . 

W. Max Müller, Nochmals zum Agyptischen 


Arabisch 149 
—, Ein aramBischer Ziegelstein 151 
—, Aegyptische und semitische Umschreibungs- 

fragen a % , 858 
—, Der Ausgang der ‘Porserhorrechaft in 

' Aegypten ; 421 
= Zum ügy tischen "Wörterbuch . . 618 

, Zur Ins des Min&ersarges von Kairo 575 
Hb. Nestle, „Die weissen Syrer? 647 
Marie Panoritius, ZurFrage der militärischen 

Disziplin im alten Orient 866 
F. B. Peiser, Zu Tukultininib-King 259 
—, Zum Prozesswesen des alten Babyloniens 459 
—, Die Dynastie von Paše . 615 
Arno Poebel, Der bur-gul als Notar in 

Nippur . 176 
—, Der zehnte König der Dynastie von Isin 461 
Samuel Poznafis Die jüdischen Hand- 

schriften der Universitäts-Bibliothek zu 

Leipzig 90 
Hermann Ranke, Zur Königsliste aus Nippur 109 
—, Immerum von Sippar . 208 
—, Zur nn Datierungeweise - ; 281 
A. H. Sayoe, Ezekiel XXVII, 646 
W. Spiegelberg, Ein Gerges Ostrakon 

mit jüdischen Eigennamen . . 505 
—, Der Name der Hebräer . . 2.2 618 
—, Za dem demotischen Ostrakon . . 642 
Moritz Steinsohneider, Arabische Mathe- 

matiker und Astronomen (Fortsetzung) . 12 
M. 88 Die angebliche Zeichengruppe 

Assyriologische Miscellen 1 257 
—, А 0 e en . 

Einige — su OLZ X 

191195 486 
F. Thureau- -Dangin, Dami qii. men 

porain de Sin-mubulſit . ты X 256 
—, Le „panier à tablettes^". 444 
A. Ungnad, Babylonische Miscellen 1—4 140 
—, Der hebräische Artikel Я 210 

—, Noch einmal GL SA. 262 
—, , Bêl-štmanni, ein neuer König Babylons und 

der Länder А 464 
—, Zur stidarabischen Grammatik . . 495 
—, Zur Sprache der neubabylonischen Briefe 517 
—, Der angebliche König Taki (Sadi) von Elam 548 

ша II. . . 621 

— — Die älteste Erwähnung des Pferdes. . 688 
Otto Weber, Eine Dublette zum ,,Zwiege- 
sprüch zwischen Marduk und Ka“ — Babätu 

und Samádu. — Be = bit. — Die Hörner 

des Wagens 8 
—, Der Name Hammurabin einer stidarabischen 

Inschrift 146 
—, Misoellen sur "Geschichte der bab. m. 

Literatur 1, "e e 185 
— mi GL 1809 ; 288 

klärung zu TER Miscellanea No. 6 446 
oh Winkler, Elamisch und Kaukasisch 565 
Hugo Winokler Suri . . . . . 281, 345, 401 
-, Zu 8іі............. 698 


Besprechungen. 


0. N. Adler, About Hebrew EE 
Bespr. v. F. Perles. . , 
Annales du Musóe Guimet. Bespr. v. B. 


Babyloniaca. Année I. Publióes par Ch. Vi- 
rolleaud. Bespr. A. Boissier ; 

B. Baentsch, Altorientalischer und israeli- 
tischer Monotheismus. Bespr. v. W. Erbt. 


E. Behrens, Assyrisch-Babylonische Briefe 
kultischen Inhalts. Bespr. v. O. Weber 
Biernath, Die Guitarre. Bespr. v. F. Bork. 


Erich Bischoff, Babylonisch -Astrales im 
Weltbilde des Talmud und Midrasch. Bespr. 
v. A. Wünsche 

Joseph Böllenrücher, Gebete und Hymnen 
an Nergal. Bespr. v. O. Weber 

J. H. Breasted, Ancient Records of Egypt (а.) 

--, А history of Egypt. Bespr. v. Günther Roeder. 


Oyrille Charon, Les saintes et divines Li- 
turgies. Bespr. v. Alfons Schulz . . . 
Albert Oondamin, Le Livre d'Isate. Bespr. 
v. Alfons Schuls . . . 

Samuel Daiches, Altbabylonische Rechteur- 
kunden aus der Hammurabizeit. берг v. 
O. Weber 


J. Darian, yy List 1х6, Жыры v. E. 


Neetle 
Eugenio Griffini, Lediein d- Al-abtal. Bespr. 
v. H. Reckendorf 


H. Grimme, Das israelitische  Pfingstfeet. 
Beepr. v. V. Ermoni . . 

Theoph. Gubler, Die Patron ica im Alt- 
indiechen. Beepr. v. J. Scheftelowitz 


Karl Güterbock, Byzans und Persien in 
ihreu Beziehungen im Zeitalter Justinians. 
Bespr. v. F. Holldack . . . 

Felix Holldack, Von der Sage und dem 
Reich der grusinischen Königin Tamara. 
Bespr. v. Е. Bork . 

Alfred Jahn, Grammatik der Mehri-Sprache 
in Sddarabien. Bespr. v. W. Max Müller. 

A. Jeremias und H. Winckler, Im Kampfe 
um den Alten Orient. 1. 2. Bespr. v. W. Erbt. 


L. W. King, Studies in Eastern History 
II. III. Bespr. v. H. Winckler ЕР 

Eduard Кбпід, Prophetenideal, Judentum 
und Christentum. Bespr. у. F. Perles . 

Stephen Langdon, Lectures on Babylonia 
and Palestine. Bespr. v. B. 

Le Page Renouf, The life-work of Sir Peter 
Le Page Renouf. Bespr. v. A. Wiedemann. 


Alph. Mingana, Clef de la langue araméenne 
ou Grammaire des deux dialectes Syriaques. 
Bespr. v. Eb. Nestle А 

J. Alan Montgomery, The ‘Samaritans. 
Bespr. v. F. Perles . . 

W. Max Miller, Egyptological Researches. 
Bespr. v. A. Wiedemann . . 

Alois Musil, Kuseir 'Amra. Band I. Bespr. 
v. Н. Reckendorf . 

—, Arabia Petraea. I. Moab. ` Bespr. v. H. 
'Reckendorf . . 

—, Karte von Arabia Petraea. ` Веврг. v. H. 
Reckendorf. . . 

Adolf Neubauer and A. E. Cowley, Са- 
talogue of the Hebrew Manuscripts in the 
Bodleian Library. Bespr. v. F. Perles 

Karl Oppel, Das alte Wunderland der Pyra- 
miden. Bespr. v. F. Bork . . 

Gustav Oppert, Die Gottheiten der Indier. 
Bespr. у. J. Scheftelowitz . . . . .. 


871 
922 


204 


ІҮ 


Gustav Oppert, Zur Schiesspulverfrage im 
alten Indien. Веврг. v. J. Scheftelowits . 

Marie Pancritius, Studien über die Schlacht 
bei Кораха. Bespr. v. C. Niebuhr a A 

E. Guthrie Perry, Hymnen und Gebete an 
Bin. Bespr. v. J. Hehn . . 

G. A. Reisner, The Hearst Medical Papyrus. 
Веврг. v. W. M. Müller . . 

Kurt Riezler, Ueber Finanzen und Monopole 
im alten Griechenland. Bespr. v. C. Niebuhr. 

J. Rosenberg, Phinikische Sprachlehre. 
Bespr. v. В. 

Arthur Rosenzweig, Das Wohnhaus in der 
Міпаһ. Bespr. v F. Perles 

Friedrich Sarre, Sammlung F Sarre. Er- 
zeugpisse islamischer Kunst. Mit Beiträgen 
von E. Mittwoch. Bespr. v. M. Sobernhein. 

V. Scheil, Textes élamites-anzanites III. 
Bespr. v. F. Bork i 

N. 8chlögl, Die Bücher Samuels. Bespr. v. 
Alfons Schulz . soi 

K. Sethe, Urkunden der 18. Dynastie. 11. Heft. 
Beepr. v. W. Max Müller В 

Kurt Sethe, реза der 18. Dynastie. 

Heft 8—11. . v. A. Wiedemann. . 

W. Spiegeiborg, ep Papyrus Libbey, ein 

ügyptischer Heiratsvertrag. Bespr. v. А. 
Wiedemann . 

W. Staerk, Die jüdisch-aramiischen Papyri 
von Assuan. Веврг. v. Е. E. Peiser . 
Moritz Steinschneider, Die Geschichte- 
literatur der Juden. Bespr. v. F. Perles. 
G. le Strange, The Lands of "ihe es«tern 

Caliphate. Bespr. v. M. Streck . 

Maximilian Streck, Keilschriftliche Beiträge 

Geographie Vorderasiens. Bespr. 
ising . 
Е. du Pre Thornton n. В. A. Nicholson, 
Elementary Arabic  Bespr. v. B. 

Carl Thulin, Die Gótter des Martianus Ca- 
ella und der Bronzeleber von Piacenza. 
espr. v. À. Boissier қ 

Arthur Ungnad, Babylonisch - Assyrische 

Grammatik. Bespr. v. H. Grimme 

A. C. Vernon, Vedic Metre. Bespr. v. J. 

Scheftelowitz . 

Wilh. Wagner, Unsere Vorzeit I. Germa- 

nische Góttersagen. Bespr. v. H. Lessmann. 

Otto Weber, Die Literatur der Babylonier 

und Assyrer. Bespr. v. W. Erbt 

Oarl Wessely, Sahidisch- griechische Psal- 

menfragmente. Bespr. v. Nath. Reich. . 
Diedrich Westermann, Wörterbuch der 
Ewesprache. Bespr. v. W. Max Müller 
A. Wiedemann, eis: Lap niei са en und 
Märchen. Bespr. Max Müller . 

Hugo Winckler, Religionsgeschichtler und 

geschichtlicher Orient. Bespr. v. W. Erbt. 

Walter Wreszinski, Aegyptische Inschriften. 

Bespr. v. W. M. Müller . . 

Aug. ünsche, Aus Israels Lehrhallen. 

өврг. v. F. Perles . 

Heinrich Zimmern, Zum "babylonischen 

Neujahrsfest. Bespr. v. Н. Grimme . 


Altertums-Berichte 


. 474. 


aus dem Kulturkreis des Mittelmeers. 


Museen. Aegypten. Frankreich. Griechenland. 

Museen. Frankreich. Italien. Griechenland. 
Klein-Asien. Aegypten. Arabien. KE 

Museen. Afrika. Aegypten. . 


42 
94 
155 


Museen. Frankreich. Sardinien. SE 

Aegypten. Palästina. қ e 
Afrika. Italien. Griechenland. . 4 
Museen. Sizilien. Griechenland. Afrika. Palästina. 

Babylonien. Persien. . : 
Afrika. Italien. Griechenland. Europ. Türkei. 
Aegypten. Turkestan. Klein-Asien. . . . 
Griechenland. Aegypten. Persien. . 
Griechenland. Italien Жанадан 
Griechenland. Babylonien. 


Aus gelehrten Gesellschaften, 
44. 97. 167. 216. 267, 337. 892. 499. 


Mitteilungen. 


45. 97. 157. 215. 268. 337. 892. 551. 597. 645. 


Personalien. 


Н. Gunkel. M. Steinschneider 15 а 
F. Justi +. Ad. Schulten. J. Knudtson 
Moi indi T. Imm. Dammann t . 


F. Stühlin. H. Oort E. Lindl 

Fr. Kaulen t i 

K. Geldner. K. Bethe . 

W. Caspari. Ch. Diehl. C. Hesseling. L. Borchardt. 
A. Furtwängler t. T. W. Ahlwardt. M. 


Lidzbarski E Ae iad 
P. Schwarz. G Kampffme er. Foy ү. Giese. 
W. Otto. L. Scherman. d Duval. ROME C N 


Verschiedenes. 
Abou Samra Ghanem 


Aus brieflichen Mitteilungen (L Halévy) 


Brwiderung von 


. König, mit Antwort 
von F. Perles E a e 


Beiheft I zur OLZ. 


Berlehtigungen. 
108. 224. 


Zeitschriftensehau. 


Abhandl. d. K. Ges. d. W. Göttingen 1907. Phil- 
Histor. Kl. N. F. IX 1—4 No. 10. 

Abhandl. d. K. 8. Ak. d. W. Lpz. 1906 Phil.-Hist. 
Kl. XXV 1 No. 4. 1907 XXVI 3 No. 5. 5 No. 10. 

Abhandl. d. K. B. Ak. d. W. München. 1906 Philos.- 
Philol. Kl. Bd. 44 1 No. 4. 

The Academy 1907 1818 No. 8. 1816, 1817 No 4. 
1826 No. 7. 1828, 1829, 1831, 1833 No. 8. 1834, 
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No. 8. 2 No. 4. 8 No. 5. 4 No. 7. 5 No. 8. 
6 No. 9. 

Psychol. Stud. 1907 III 1 No. 4. 

The Quart. Rev. 1907 410 No. 8. 4129 No. 9. 

Reale Instit Lombardo di Sc. e Lett. Rendisonti 
1907 XL 4 No. 4. 

Recueil de x rows et Ass, XXVIII livr. 8--4 No. 1. 
XXIX 1, 2 No. 7 

Religion u. Geisteakultur 1907 I 2, 3 No. 9. 

Rendiconti d. R. Acc. dei Lincei 1906 XV 7—10 
No. 4. 1907 XVI 1—3, 10, 11 No. 9 

Repertorium f. Kunstwiss. 1907 XXIX 6 No. 3. 

The Review of Religions 1907 VI 2, 8 No. b. 8, 4 
No. 6. 5 No. 8. 7 No. 9. 8 No. 10. 9 No. 11. 

Review of Reviews 1906 December No. 1 

Revista de Archiv., Bibliot. y Museos 1306 Nov., Des. 


No. 4. 

Revue Archéol. 1906 Juillet-Aoat No. 1. tembre- 
Octobre No. 4. 1907 Janvier-Février No. 6. Mars- 
Avril No. 9. Juillet-Ao0t No. 12. 

La Rev. de l'Art Anc. et Mod. 1906 118 No. 1. 1907 
118 No. 2. 121 No. 5. 128 No. 8. 124 No. 9. 

.. Bénédict. 1907 XXIV 2 No. 6. 3 Ne. 10 4 


o. 12. 
m Bibl. Internet. 1907 1 No. 3. 2 No. 6. 3 
o. 10. 

Revue des Biblioth. 1908 XVI 9—12 No. 5. 

Revue Bleue 1907 14, 16 No. b. 20, 24 No. 7. 14, 
16 No. 11. 

Revue Crit. 1906 43—49 No. 1. 50—52 Ne. 2. 1907 
9--5 No. 3. 7--10 No. 4. 11, 18, 14 No. b. 18 
No. 6. 15 No. 7. 2 No. 8 19—25, 27—29 No. 
.9. 30—36 No. 10. 87—40 No. 11. 42, 43 No. 12. 

Revue des Deux Mondes 1906 KXXVI 8 No. 1. £907 
XXVII 5 No. 5. 6 No. 6. 7 No. 7. 17 No. 11. 


Revue des Études Anc. 1906 VIII 4 No. 9. 


tome en Études Grecques 1906 86, 1907 87 No. 10. 

о. 12. 

Revue des Kt. Juives 1906 LII 104 No. 8. 105, 106 
No. 10. 107 No. 11. 

Revue de Fribourg 1906 10 No. 2 

Revue d’Hist. Diplom. 1906 4 No. 1. 1907 XXI 1 
No. 8 8 No 10. 4 No. 12. 

Rev. d’Hist. Littér. d. 1. France 1906 8 No. 1 

Revue de l'Hist. des Relig. 1906 LIV 2 No L 8 
No. 5. 1907 LV 8 No. 10. LVI 1 No. 11 


XII No. 
vil, 


— ҮШ — 


Revue Hispan. 1907 47 et 48 No. 10. 

Revue Histor. 1907 XCIII 1 No. 2. 2 No. 4. XCIV 
1 №. 7. 2, XCV 1 No. 10. 2 No. 12. 

Revue Intern. de SES 1906 12 No. 2. 1907 LIII 
1 No. 3. 2 No. 

Revue de Linguist. 1906 XXXIX 4 No. 2. 1907 Janv. 
No. b. Avril No. 

Revue du Monde Muselman 1906 I 2 .No. 5. 

La Revue de Paris 1906 22 No. 1. 1907 XIV 2 No. 
b. 19, 20 No. 12 

Revue de Philol. 1907 XXXI 1—3 No. 10. 

Revue Philos. 1906 11 No. 1. 12 No. 2. 
No. 10. 

Revue Polit. et Littér. 1907 VII 4 No. 5. 

Revue des Quest. Histor. 1907 161 No. 5. 
10. 164 No. 12. 

Revue Sémitique 1907 Janvier No. 5. 

Revue de Théol. et Philos. 1906 6 No. b. 

Revue des Trad. Popul. 1906 XXI 10 No. 1. 

Rhein Mus. 1907 3 No. 10. 

Rivista di Filol. 1907 XXXV 1 No. 5. 

Rivista Geogr. Ital. 1906 XIII 10 No. b. 

Rivista d’Ital. 1907 X 1, 2 No. Б. 8 No. 10. 

Rivista Ital. di Numism. 1906 XIX 3 No. 1. 

Rivista Stor. Ital. 1906 V 3 No. 1. 1907 VI 1 No. 
10. 8 No. 12. 

Róm. Quartalschr. 1906 3 No. 1. 4 No. 5. 1907 1 
No. 7. 

Romania 1907 143 No. 10. 

Saturday Review 1907 2671, 2672, 2674, 2682, 2685 
No. 5. 2692 No. 7. 2693 No. 8. 2698, 2700, 
2706 No. 10. 

Die Schweiz 1907 XI 8 No. b. 

Schweizer Kirchenzeit. 1906 46 No. 1. 

Schweizer Rundschau 1906 1 No. 1. 1907 5 No. 10. 

Schweizer Theol. Zeitschr. 1906 4 No. 1. 1907 XXIV 
1, 2 No. b. 4 No. 10. 

The Scott. Geogr. Mag. 1906 XXII 11 No. 1. 

Sitzgsber. d. Anthrop "os Wien 1906 12. Dez. No. b. 

Sitzgsber. d. K. Ak. d. Wiss. in Wien 1906 XV, XVI, 
XXI No. 2. 

Sitzgsber. d. K. Pr. Ak. d. Wiss. 1906 XLIII, XLIV 
No. 1. VI, VII, VIII— XIII No. 5. XXV No. 7. 
XXVII, XXXI No. 10. 

Societa Geogr. Ital. 1907 VIII 8 No. 5. 8, 9 No. 10. 
10 No 11. 

Coo6menia имп. православнаго падеотинскаго общества 
1906 XVIII 3, 4 No. 6. 

Sphinx X 2 No. 2. 1907 X 3, 4 No. 7. XI 1 No. 8. 
2 No. 12. 

Stimmen aus Maria Laach 1906 10 No. 1. 1907 1 
No. 2. 2 No. 5. 4 No. 7. 5 No. 8. 7 No. 10. 

Stud. ж. Vergl. Lit.-Gesch. 1907 ҮП 1, 2, 8 No. 10. 

La Terre Sainte 1906 15, 18, 22 No. 1. 

Teyler’s Theol. Tijdschr. 1906 IV 4, 1907 V 1 No. 2. 

er Jahresber. 1907 XXV 4 No. 2. XXVI 1, 2 

o. 10. 

Theol. Literaturen 1907 1—3 Ко. 5. 4, 5 No. 6. 

Theol. Lit.-Blatt 1906 44, 45, 47--49, 51 No. 2. 1907 
2--10, 12, 14, 16 No. b. 16-18 No. 7. 19, 21— 
24 No. 8. 26—37 No 10. 88—41 No. 12. 

Theol. Lit.-Zeitung 1906 24, 25, 1907 1 No, 2. 2—8 
Ко. 6. 9, 10 No. 7. 11—13 No. 8. 14—19 No. 
10. 20, 21 No. 12. 

Theol. Quartalschr. 1907 1, 2 No. "b. 3 No. 8. 

Theol. Revue 1906 15—19, 1907 1, 2 No. 7. 

Theol Rundschau 1906 ІХ 12, 1907 X 4 No. 7. 5 
No. 8. 6 No. 10. 7, 9 No. 12. 

Theol. Studiön (Utrecht) 1907 XIV 5, 6, XV 1 No. 4. 
2 No. 7. За u. 4 No. 12. 

Theol. Stud. u. Krit. 1907 1 No. 2. 9 No. 7. 

Theol. Tijdschrift 1906 6 No. 2. 1907 XLI 1 No. 4. 
2, 9 No. 8. 4, 5 No. 12. 


1907 7 


163 No. 


11 No. 2. 


The Times (London) 1907 24. Mai No. 12. 

T'Oung Pao 1906 VII 2, 3 No. 2. 5 No. 8. 1907 
VIII 1 No. 7. 2, 3 No. 12. 

Der Türmer 1907 IX 6 No. 4. 

Traneact. of the Roy. Soc. of Lit. 1906 XXVI 9, 
XXVII 2 No. 4. 

Le Tour du Monde 1907 2 No. 4. 12—15 No. 7. 
21—23 No. 8. 24—26, 28—32, 34—42 No. 11. 

Umschau 1906 52 No. 4 1907 26/27 No. 11. 

L'Université Cathol. 1906 12 No. 4. 

Vossische Zeitung 1906 No. 538 No. 2. 1907 136 
No. 4. 

Westermanns Monatshefte 1907 609 No. 8. 

The Westminster Review 1906 November No. 2. 
1907 Mai No. 7. CLXVIII 2—4 No. 12. 

Wiener Studien 1906 48 I No. 2. II No. 4. 

W. Z. K. М. 1906 XX 3 No. 2. + No. 4. 1907 XXI 
1 No. 6. 2 No. 12. 

Das Wissen für alle 1906 35, 36 No. 2. 

Die Wissenschaften (Beil. d. Nationalzeit.) No. 4. 
Wissensch Correspondenzbl. d. Philologiae Novit, 
1906 Oktober, Novbr.— Dezbr. No. 2. 
Wochenschr. f. Klass. Philol. 1906 41, 42, 45, 49, 

1907 1, 2 No. 2. 4,9, 10 No. 3. 13 No. 7. 14, 
16, 20 No. 8. 28—30, 33/34 No. 11. 
Z. A. 1907 XX 1, 2 No. 3. 8, 4 No. 12. 
Z. А. T. W. 1907 27 I No. 12 
Zeitschr. f. Bildende Kunst 1907 XLII 9 No. 7. 
Zeitschr. f. Bücherfr. 1906 6 No. 2. 
Zeitschr, f. Christl. Kunst 1907 ХХ 1—8 No. 8, 6 


No. 10. 

7. D. M. Ge 1906 LX 8 No. 1. 4 No. 3. 1907 LXI 
1 No. 

Zeitschr. d. Dt. Pal.-Ver. 1907 XXX 1/2 No. 4. 8/4 
No. 7. 

Zeitschr. f. Dt. Philol. 1907 1 No. 5. 

Zeitschr. f. Dt. Unterricht 1907 XXI 4/5 No. 7. 

Zeitschr. f. Ethnol. 1906 3% ІШ, IV, V No. 2 VI 
No. 7. 1907 39 I, II No.,8. ІП No. 12. 

Zeitschr. f. d. Evang. Relig. -Unterr. 1906 XVIII 1 No. 2. 


Zeitschr. f. Geogr. u. Stat. 1807 12 No. 10. 
Zeitschr. d. Ges. f. Erdk. 1907 1 No. 4. 2 No. 8. 


6 No. 12. 
Zeitschr. f. d. G „Wesen 1906 November No. 2. 
1907 Januar 4. April No. b. Juni No. 8. 


August— September No. 11. 

Zeitschr. f. Kath. Theol. 1907 1 No. 4. 2 No. 8. 

Zeitschr. f. Kirchengesch. 1907 XXVIII 2 No. 8. 8 
No. 11. 

Zeitschr. f. en 1907 XXI 12, XXII 1, 2 No. 6. 
1, 9 No. 

Zeitachr. f. ме Wiss. 1906 VII 4, 1907 VIII 1 
No. 6. 2 No. 8. 3 Na 11. 

Zeitschr. f. Oesterr. Gyn-n. 1907 LVII 1 No. 4. 
2—4 No. 8. 6,7 No. 1. 8, 9 No. 12. 

Zeitschr. f. Theol. u. Kirche 1907 XVII 1 No. 6. 

Zeitschr. d. Ver. f. Volksk, 1907 XVII 1 No. 5. 2 
No. 9. 4 No. 12. 

Zeitachr. f. Vergl. Lit.-Gesch. 1906 XVI 6 No. 4. 

Zeitschr. f. Vergl. Rechtswiss. 1906 XIX 2,3 No. 4. 

Zeitschr. 2 Mac Sprachforsch. 1907 ХЫ 1,2 No. 4. 
3 No. 

Zetsche. f. Voikerrecht und Bundesstaatarecht 1907 

6 


Zeitschr. f. Wiss. Theol. 1907 L 1 No. 2. 2 No. 12. 

Zentralbl. f. Anthrop. 1906 XI 6 No. 2. 1907 XII 
2 No. b. 3 No. 8. 4, 5 No. 12. 

Ба rà Bibliothekswesen 1907 XXIV 2 No. 4. 
6 No. 8. 


Orientalistische 
Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 


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Erscheint 
am 15. jedes Monats. 


F. E. Peiser. 


— — nn 


Berlin. 
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handlungen und Postämter (unter Nummer 6101). — Inserate die zweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei 
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10. Jahrgang. 


15. Januar 1907. 


Л 1. 


Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender 


Adresse erbeten: 


Redaktion der 0. L. Z., Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11.1. 


Die Weltgeschichte in der Schule. 


Von Ferdinand Bork. 


In den früheren Jahrgängen dieser Zeit- 
schrift ist mehrfach darauf hingewiesen worden, 
dass die Lehrbücher der Alten Geschichte 
durchweg nur Zerrbilder des alten Orients 
liefern. Trotz geringfügiger Fortschritte hier 
und da hat sich das Bild seither nicht er- 
heblich geándert. Nimrod, Ninus, Semiramis, 
Sardanapal erfreuen sich noch heute einer 
маеп Beliebtheit. Dagegen werden 

ie grundstiirzenden und grundlegenden 
Forschungen des letzten halben Jahrhunderts, 
die zu den leidlich bekannten zweieinhalb 
Jahrtausenden der indogermanischen Ge- 
schichte die gleich grosse Epoche der semi- 
tischen Geschichte hinzugefiigt haben und 
dahinter zwar matt aber immerhin deutlich 
erkennbar die sumerische Zeit, die Kindheit 
der Schriftkulturperiode der Menschheit, her- 
vorschimmern lassen, all diese Tatsachen 
werden von den Lehrmittelschreibern nicht 
gekannt, unterdrückt — oder verballhornt 1). 
Man vergegenwirtige sich einmal den Um- 
fang dieser bösen aer e Die 
Hälfte der Menschheitsgeschichte wird unter- 
schlagen und zwar die, die uns durch das 
Gegenbild erst lehrt, was die Indogermanen 
eigentlich sind; diejenige, die uns den Ur- 


!) Vgl. G. Hüsin g. Ein Lehrbuch der Geschichte 
des Altertums unter dem Zeichen Hammurabis („Die 
Lehrmittel der deutschen Schule“, 1904 S. 68 ff.) 


grund aller Schriftkultur, also auch der 
indogermanischen, offenbart. Unter der Fülle 
von Licht, die die neuentdeckte Welt des 
alten Orients ausstrahlt, sinken eine Reihe 
von Annahmen, die bisher als sichere Tat- 
sachen galten, zu wesenlosen Phantomen 
herab. Vom Eingange der römischen und 
griechischen Geschichte ist ein gutes Stück 
weggebrochen worden, und noch weitere Ab- 
bröckelungen stehen bevor (vergl. Enno 
Thiessen, Auf was für Boden fiel Babel und 
Bibel? Die Gegenwart, 1904 No. 17). 

Die neuen Tatsachen, von denen die Masse 
der Gebildeten keine Ahnung hat, könnten, 
richtig ausgewertet, eine neue Renaissance- 
bewegung herbeiführen, könnten uns die ver- 
loren gegangene Einheitlichkeit unserer allge- 
meinen Bildung wieder erblühen lassen. Da 
der Mensch nicht nur ein physisches, sondern 
vor allen Dingen auch ein geistiges Wesen 
ist und als solches auch bedeutsame Lebens- 
mächte geschaffen hat, so muss sich die höhere 
Schule der Zukunft um die beiden Himmelspole 
KulturgeschichteundNaturgeschichte 
der Menschheit drehen. Der Schüler muss 
am Aequator stehen und alle Sterne des 
Nordens wie des Südens um die Pole rotieren 
sehen können. Ihm zu Häupten steht das 
Deutsche und die Deutsche Geschichte, die 
ihm das Werden und Wesen der deutschen 
Menschheit vor Augen führt, weiter polwärts 


3 |No. 1. 


stehen die anderen Völker, deren Wesen ihm 
in ihren Literaturen und Sprachen erschlossen 
wird. Ganz ferne am Pole gelangt man durch 
hellere und dunklere Zonen hindurch zur 
Kindheit aller Gesittung, zum Anfange der 
Schriftkultur. 

Dass unsere moderne deutsche Schule 
tatsächlich einen Zersetzungsprozess durch- 
macht, daran kann m. E. kein Zweifel be- 
stehen. Die leitenden Stellen suchen ihm 
dadurch entgegenzuarbeiten, dass sie die so- 
genannten ethischen Fächer, zu denen auch 
die Geschichte gehört, mehr und mehr in 
den Mittelpunkt zu rücken suchen, um so 
aus dem Gewire von Füchern einen Unter- 
richtsorganismus zu schaffen. Von diesen 
ethischen Füchern ist aber gerade die Ge- 
schichte dazu berufen, eine zentrale Stellung 
einzunehmen, weil sie im Gegensatz zu dem 
Zonencharakter der anderen Gebiete eine 
vollständige Halbkugel darstellt. Freilich 
muss es eine Geschichte sein, wie sie auf 
höheren Schulen zwar angestrebt wird, aber 
nie zur Durchführung gelangt ist. Sie könnte 
sogar im Rahmen der heutzutage geltenden 
Lehrpläne zu weit grösserer Geltung ge- 
bracht werden, da diese als Lehrziel vor- 
schreiben: „Nach Ort und Zeit bestimmte 
Kenntnis der epochemachenden Ereig- 
nisse der Weltgeschichte, insbesondere 
der deutschen und preussischen Geschichte, 
im Zusammenhange ihrer Ursachen und Wir- 
kungen und Entwicklung des geschicht- 
lichen Sinnes.“ Die von mir gesperrten 
Satzteile sprechen dem jezt üblichen Betriebe 
der alten Geschichte auf den höheren Schulen 
das Todesurteil aus. Die Mehrzahl der Lehrer 
geht noch heute wie zu Gutschmidts Zeiten 
mit zolldicken bikonvexen Augengläsern ein- 
ber und betrachtet wohlgefällig ein von 
Griechen entworfenes und von Philologen 
korrigiertes Bild der griechischen Geschichte. 
Alles übrige sehen sie entweder gar nicht 
oder mit Gutschmidts Augen. Ihre unzu- 
reichende Vorbildung auf den Universitäten 
hindert sie daran, bis zu den Quellen der 
eigentlichen alten Geschichte vorzudringen. 


Das alte Gymnasium musste notwendiger- 
weise alles, was mit dem Griechen- und 
Römertume zusammenhing, in den Vorder- 
grund stellen und alles andere als Allotria 
bezeichnen. Ihm folgte die Universität. Was 
im Rahmen der humanistischen Gelehrsam- 
keit als alte Geschichte gelten konnte, das 
war eben die alte Geschichte. Von diesem 
Standpunkte aus sind die ägyptische, assy- 
risch-babylonische, iranische usw. Geschichte 
Allotria. Diese engherzige Auffassung, die 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Januar 1907.) 4 


selbst vor 50 Jahren den lebhaftesten Wider- 
spruch erfahren haben würde, ist aber jetzt 
noch die herrschende Trotzdem es dem 
Lehrer zur Pflicht gemacht wird, die Schüler 
in die epochemachenden Ereignisse der Welt- 
geschichte einzuweihen, wird es ihm selber 
künstlich verwehrt, sich mit der semitischen 
Periode der Menschheitsgeschichte ernstlich 
zu befassen, ja es sind an den meisten Uni- 
versitäten überhaupt keine besonderen Lehr- 
stühle für diese Epoche vorhanden. Der auf 
dem Boden der klassischen Philologie er- 
wachsene Altgeschichtler übernimmt meist 
die Unterweisung des künftigen Lehrers auch 
auf diesem Gebiete — und prüft ihn darin. 
Ohne zu übertreiben, kann ich sagen, dass 
sie alle von Gutschmidt bis auf Eduard 
Meyer sich als mehr oder weniger unfähig 
erwiesen haben, die einzigartige Rolle der 
altorientalischen Kulturen zu würdigen. An 
ihrer Voreingenommenheit für das Griechen- 
tum scheitert ihr Verständnis weltgeschicht- 
licher Zusammenhänge. Handelte es sich 
um sie allein, so könnte man sie getrost 
ihrem Schicksale überlassen; aber es gilt 
mehr. Wir dürfen nicht dulden, dass ein 
Geschlecht nach dem anderen in überholten 
Ideen heranwüchst. Wir müssen den klas- 
sischen Philologen das Gebiet entreissen, das 
sie mit Unrecht heute noch beherrschen, die 
Alte Geschichte. Was würde man wohl von 
einer Schule sagen, die bis in die letzten 
Folgerungen hinein den Grundsatz verträte, 
dass nur ein Anglist amerikanischen Typs 
mit krassester Vorliebe für amerikanicche 
Geschichte, womöglich ohne Kenntnis des 
Deutschen, Französischen usw. als Vertreter 
der Neueren Geschichte zu gelten habe? Man 
würde lächeln, aber wer lächelt heute über 
unsere Altgeschichtler an den Universitäten? 


Zunächst muss man mit der überkom- 
menen, uns geradezu in Fleisch und Blut 
übergegangenen Anschauung brechen, dass 
die Griechen die grande nation des Altertums 
seien. Vor den Augen der meisten, die die 
höhere Schule besucht haben, steht das 
Griechentum als ein alles überragender Turm 
am Anfange der Weltgeschichte da, alles 
Uebrige verschattend. Nach unseren heutigen 
Kenntnissen sind sie die Erben der west- 
lichsten Ausläufer der altmesopotamischen 
und der altmittelländischen Kultur. Der 
Griechenturm ist wesentlich kleiner, winzig 
klein geworden, und dahinter erhebt sich in 
weiter Ferne, aber alles überragend, Marduks 
gewaltiger Stufenturm in der grossen Götter- 
stadt Babylon. Erst jetzt sieht man, dass 
wir bisher ein perspektivisch verzeichnetes 


5 (Ко. 1.) 


Bild der alten Geschichte betrachtet haben 
und dass es nottut, ein solches in richtigeren 
Verhältnissen zu entwerfen. Den ersten Ver- 
such, ein solches zu schaffen, verdanken wir 
Hugo Winckler. („Das alte Westasien“ in 
Helmolts Weltgeschichte Bd. III.) Heute 
haben wir nicht den mindesten Anlass mehr, 
den self-made Nimbus des Griechentums in 
unseren hóheren Schulen als Weltgeschichte 
zu verschleissen; ebensowenig wie wir geneigt 
sind, die der Verherrlichung Japans gewid- 
meten Bücher von Japanern ernster zu nehmen 
als Zweckschriften. 


Es ist unbedingt notwendig, dass der 
Unterrieht in der alten Geschichte auf un- 
seren hóheren Schulen in der Weise neuge- 
staltet werde, dass auf der Quarta wie auf 
der Obersekunda das erste Halbjahr der alt- 
orientalischen Geschichte aufgespart bleibt 
und dass man sich nicht mehr wie bisher 
mit ,Ausblicken auf Orient und Hellenis- 
mus begniigt“. Dabei soll die griechische 
und römische Geschichte, auf den latein- 
baltigen Schulen wenigstens, doch nicht zu 
kurz kommen. Sie müsste entsprechend 
meiner Auffassung von der zentralen Stel- 
lung der Geschichte mehr als bisher in die 
Lektüre verlegt werden. Es müsste von der 
Quarta an statt des üblichen bunten Lese- 
stoffes eine Art von historischem Quellen- 
buch durchgearbeitet werden, dessen einzelne 
nicht zu kurz zu haltende Abschnitte durch 
geschichtliche und kulturgeschichtliche Ab- 
schnitte überbrückt werden könnten. Die 
poetische Lektüre brauchte darunter keines- 
wegs zu leiden. Aehnlich will ich die griechi- 
sche Lektüre behandelt wissen. Dieser Ge- 
danke ist nicht neu. Für die deutsche Ge- 
schichte besteben zurzeit eine Reihe von 
3 Quellenbiichern für den Gebrauch 
der Schüler, und sie werden hier und da 
fleissig benutzt. 

Selbstverständlich sind unsere Schul- 
historiker jetzt nicht so weit, dass sie ein 
halbes Jahr lang ohne Unterbrechung alt- 
orientalische Geschichte treiben könnten. 
Dem heranwachsenden Geschlecht von Histo- 
rikern aber all die Vorkenntnisse zuzu- 
muten, die für diesen Wissenszweig uner- 
lüsslich sind, geht ebenfalls nicht an, da die 
„Fakultas“ für Geschichte ohnehin stark be- 
lastet ist. Mithin muss man sie zerlegen. 
Man schaffe eine Lehrbefähigung für „Neue 
(also vorwiegend germanische)“ und eine 
andere für „Alte Geschichte“. Letztere mag 
die römische, griechische und altorientalische 
umfassen 


Das Studium der altorientalischen Ge- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Januar 1907.] 6 


schichte setzt andere Vorkenntnisse auf 
sprachlichem Gebiete voraus, als sie unsere 
Gymnasialabiturienten mitbringen. Das wird 
aber niemand von dem Studium abschrecken. 
Wie viele ihm völlig neue Sprachen pflegt 
durchschnittlich derjenige zu studieren, der 
die Lehrbefähigung im Französischen, Eng- 
lischen und Deutschen erwerben will! Das 
wissenschaftliche Interesse hilft auch das 
Schwerste überwinden. Für den Althistoriker 
wäre als Mindestmass an sprachlichen Vor- 
kenntnissen — von Griechisch und Latein 
abgesehen — zu verlangen entweder 1) eine 
elementare Kenntnis des Assyrisch-Baby- 
lonischen und der Keilschrift oder 2) des 
Aegyptischen und der Hieroglyphenschrift 
oder 3) der Randgebiete der Keilschriftfor- 
schung (Altpersisch, Elamisch, Protoarme- 
nisch u. a. m.). Ich habe das Assyrische 
vorangestellt, weil es den Schlüssel zu vielem 
anderen bietet und auch nicht ohne Bedeu- 
tung für ein bisher isoliert dastehendes Fach 
des Schulunterrichtes, das Hebräische, ist. 
Das Verständnis des alten Testamentes ohne 
die Hülfe des Assyrischen und ohne Kenut- 
nis der altorientalischen Weltanschauung ist 
geradezu ein Unding. 

Es wäre wirklich Zeit, dass man auch 
für das Hebräische Kenntnisse im Assyrischen 
verlangte, statt die Anforderungen herabzu- 
setzen, wie es in den letzten Priifungs- 
bestimmungen tatsächlich geschehen ist. 
Dann aber liegt kein Grund mehr vor, 
das Hebräische den Religionslehrern als Do- 
mäne zu überlassen. Die Verbindung „Re- 
ligion^ und „Hebräisch“ ist rein zufälligen 
Charakters und entbehrt der inneren Not- 
wendigkeit. In vielen Fällen ist der Theo- 
loge sprachlich gar nicht so weit geschult, 
dass er das Hebräische mit Erfolg lehren 
könnte. Nach meinen persönlichen Erfah- 
rungen scheint letzteres sogar die Regel zu 
sein. Wenn man aber sowohl für dieses 
Studiengebiet als auch für die alte Geschichte 
die Kenntnis des Assyrischen zur Voraus- 
setzung machte, so könnte man auch beide 
Fächer zu einer Fakultätengruppe vereinigen, 
was bisher unzulässig war. 


Ich bin überzeugt, dass das Trägheits- 
gesetz, das bisher den richtigen Betrieb der 
alten Geschichte unmöglich gemacht hat, 
auch jetzt noch die Einführung der not- 
wendigsten Reformen vereiteln wird. Aber 
immer lauter pocht das neue Wissen, Einlass 
begehrend, an die Tür der höheren Schulen 
und lässt sich bald nicht mehr abweisen. 
Das preussische Kultusministerium wird sich 
bald zu Zugeständnissen verstehen müssen, 


7 (Хо. 1] 


wie es solche schon freiwillig gemacht hat. 
Noch in den Lehrplünen von 1891 stand 
*beispielsweise der kostbare Satz: „Bei der 
griechischen Geschichte ist das Allernoth- 
wendigste über die wichtigsten orientalischen 
Kulturvölker, soweit sie nicht schon in 
der biblischen Geschichte behandelt 
sind, einzuflechten.^ Das von mir Gesperrte, 
das nur die Inder und Chinesen als hoffáhig 
hinstellte, ist 10 Jahre später gefallen. 


Das erste Zugestándnis, das die Orien- 
talisten verlangen müssen, ist, dass die 
Lehrplanentwürfe für die alte Ge- 
schichte von einem Fachmanne begut- 
achtet werden. Unter einem Fachmanne 
verstehe ich einen Historiker, der auf dem 
Gebiete der altorientalischen Geschichte ar- 
beitet und durch Arbeiten darüber auch den 
Besitz der erforderlichen Sprachkenntnisse 
nachgewiesen hat. Als solche nenne ich 
Hugo Winckler und. Georg Hüsing!). 
Die von mir aufgestellte Forderung ist um 
so weniger anfechtbar, als sie einem bei der 
Umarbeitung von Lehrplänen geübten Brauche 
unserer Unterrichtsverwaltung entspricht. 


Sollte unser Ministerium dem Gedanken 
der Umgestaltung des altgeschichtlichen 
Unterrichtes ernstlich nahe treten, so müssten 
die vorhandenen Historiker, soweit sie nicht 
krank oder zu alt sind, veranlasst werden, 
sich mit der neuen Wissenschaft zu be- 
freunden. In solchen Fällen, wo es sich um 
ideale Güter handelte, hat der deutsche Ober- 
lehrer noch niemals ein Opfer verweigert, 
und er wird auch diesmal gern das gelegent- 
liche Mehr an Mühe übernehmen, das seine 
arbeitsgewohnten Schultern auch vertragen. 
Freilich wird auch der Staat sein Möglichstes 
tun müssen, um ihnen den Schritt in das 
Unbekannte zu erleichtern. So wie alljähr- 
lich Ferienkurse für Archäologen, Nea. 
philologen, Naturwissenschaftler abgehalten 
werden, so veranstalte man solche auch 
fiir Historiker und gebe ihnen einen 
Einblick in das ihnen vóllig unbe- 
kannte Gebiet der altorientalischen 
Welt. Irgend eine im Mittelpunkte gelegene 
Universität, etwa Berlin, müsste den Anfang 
machen. Das Ministerium, das für den Zweck 
der weiteren Ausbildung der Oberlehrer über 
besondere Geldmittel verfügt, dürfte keinen 
Grund haben, sie hierfür zu versagen. Hoffen 


1} Ich verweise hier noch besonders auf des 
letzteren Besprechungen von historischen Lehr- 
büchern in den letzten Jahrgängen der in Priebatschs 
Verlage erscheinenden Zeitschrift „Die Lehrmittel 
der deutschen Schule“. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Januar 1907.) 8 


wir, dass es dieser Neujahrsanregung Folge 
gebe! 
Königsberg i. Pr. Ende Dezember 1906. 


Eine Dublette zum „Zwiegespräch 
zwischen Marduk und Еа“ — Sabätu und 
Samádu. — BE = bit. — 

Die „Hörner“ des Wagens. 


In Istars Höllenfahrt Rev. Z. 3—4 
heisst es, nachdem vorher geschildert war, 
wie infolge von Istars Höllenfahrt alle 
Vegetation erstorben ist: 

il-lik "^Samas i-na pa-an Sin abi - Su 

i-ba[k -ki 

1-па pa-an d E-a Sarri il-la-ka di- ma- a- Su 


„Es ging hin Samas, vor seinem Vater 
Sin weint er, 

„Vor Ea, dem Könige, fliessen seine 
Tränen“. 

Darauf folgt die bewegliche Schilderung 
des jammervollen Zustandes auf der Erde 
durch Samas, dann die Massregel, die Ea 
ergreift, dem abzuhelfen, wiedergegeben in 
einer direkten Rede Eas. 


Dass hier und in den Fällen, wo das 
„Zwiegespräch zwischen Marduk und Ea“ 
im Text eingeflochten ist, die Situation völlig 
gleichartig ist, liegt auf der Hand. 


Wir haben aber auch den Beweis, dass 
das Zwiegespräch zwischen Samas und Ea 
ebenso wie das zwischen Marduk und Ea 
einen formelhaften Charakter besass, der 
gestattete, es beliebig in einem Texte ein- 
zuschalten. 


In der Legende vom „(Zahnschmerz-) 
Wurm“ heisst es unmittelbar nach dem 
„genealogischen“ Eingang, den Toledöt des 
Wurmes (CT XVII, p. 50 Z. 7—8): 
il-lik tu-ul- tu a- na pán!'" Samas i-bak-ki 
апа ріп!" Еа il-la-ka di-ma-a-S4 


„Es ging hin der Wurm, vor Samas weint er, 
„vor Ea fliessen seine Tränen“. 


Abweichungen vom Archetypus sind in 
beiden Fällen vorhanden und auch die beiden 
Texte zeigen solche untereinander, doch ist 
die Uebereinstimmung im Formalen auch 
wieder so evident, ace m. E. nur übrig 
bleibt anzunehmen, dass die Szene zwischen 
Samas und Ea ebenso ein festes Inventar- 
stück der babylonischen Literatursprache 
war, wie die zwischen Marduk und Ea. 


!) CTXV, 46 hat offenbar Hu. 


9 (No. 1.) 


Was Sin in der Stelle aus Istars 
Himmelfahrt zu tun hat, ist mir nicht klar. 
Die Theologie des Gedichtes macht ja auch 
sonst Schwierigkeiten, vgl. die Schlusszeilen. 
Vielleicht aber hat der Wunsch, eine gótt- 
liche Trias herzustellen, die Einschiebung 
Sin's verursacht. Freilich emanzipiert sich 
der Verfasser dieses Textes dann sehr stark 
von aller offiziellen Lehre. Möglicherweise 
aber ist Sin auf ganz mechanischem Wege, ein- 
fach durch die Erinnerung an das „abi-Su“ 
im Eingang des Zwiegesprüchs zwischen 
Marduk und Ea, in den Text gekommen, da 
der Fürbittende ja doch zu ,seinem Vater“ 
— und das ist bei Samas eben Sin — 
kommen muss. Die Hilfsaktion geht aber 
dann schliesslich doch von Ea aus, der nun 
einmal dafür zustündig ist. Erleichtert wird 
die Einschiebung Sins durch seine engen 
Beziehungen zu Ea (vgl Hommel, Altisr. 
Ueberl. S. 64 und zum Parallelismus Mem- 
brorum zwischen Sin und Ea: King, Magic, 
пт, 27, 2. 7—8. 

Ich móchte aber auch noch ап das 
„Tablet K^ erinnern, wo (CTXVI, pl. XLIV. 
2. 115 ff) der Feuergott sich zunächst an 
Marduk wendet und sich bei ihm über das 
Treiben der Sieben beklagt, und Marduk 
dann die Klage an Ea weitergibt, der dann 
in üblicher Weise einschreitet. Also auch 
hier ist eine Trias am Werk, Unglück von 
der Menschheit abzuwehren. 

Dass Samas in diese Dublette des 
„Zwiegesprächs“ hineingehórt, geht aus der 
Stelle in der Zahnschmerzwurmlegende 
deutlich hervor. Hier ist freilich der ur- 
sprüngliche Sachverhalt stark verschoben. 

on einer Fürsprache eines Gottes vor 
einem anderen ist hier keine Rede mehr. 
Hier ist es der Wurm, der selber sowohl 
vor Samas als vor Ea tritt, um sein An- 
liegen vorzubringen. Hier liegt eine eigen- 
mächtige Umgestaltung vor, die aber durch 
das Festhalten an dem ganzen Satzbau den 
formelhaften Charakter der Vorlage beweist. 


Das „Zwiegespräch zwischen Samas und 
Еа“ liegt auch dem Text K 3641, Obv. 2. 
19 ff. (CT XVI, 32) zu Grunde. Der Fux 
war vor Samas verklagt worden und sucht 
sich zu rechtfertigen: 

Sélibu an-ni-t ina Se-me-Su 18-51 ri-Si-Su 
ana рап "samas i-bak-ki 

ana pän ба-га-гі ба !'"$amaà$ illiku™ di- 
ma- a- Su 

Es wäre sicherlich eine sehr lohnende 
Aufgabe, einmal die literarische Abhängig- 
keit der einzelnen babylonischen Literatur- 
stücke untereinander zu untersuchen. Eine 


ORIENTALISTISCHE LITTERATURNZ EITUNG. 


[Januar 1907.] 10 


literargeschichtliche Betrachtung der baby- 
lonischen Literatur ist ja bisher überhaupt 
noch nicht versucht worden. Dass sie nach 
jeder Seite hin ergiebig sein muss, liegt 
auf der Hand. Vor allem wiirde sich dabei 
ergeben, dass auch die sog. schóne Literatur 
mit festen Ausdrucksformen arbeitet, dass 
sie für verwandte Situationen gleichartige, 
gelegentlich wörtlich übereinstimmende For- 
meln geprägt hat. 

Dafür nur ein Beispiel. Wie Istar um 
Gilgamesch’s Liebe wirbt (Gilgameschepos 
Tafel VI, Z. 7 ff.) sagt sie 

at-ta lu-u mu-ti-ma 
a-na-ku lu-u a§-Sa-at-ka 
„Mögest Du mein Mann, 
mög’ ich Dein Weib sein!“ 

Wort für Wort die gleiche Anrede ist 
es, mit der Erischkigal in Ne und 
Erischkigal (Jensen, KB VI, 1, S. 78, Z. 16) 
Nergal zum Manne begehrt. 

at-ta lu mu-ti-ma a-na-ku lu a$-Sa-at-ka. 

Dass auch für die Textkritik aus der 
Aufsuchung solcher Stellen manches zu ge- 
winnen ist, beweist schon das an beiden 
Stellen unmittelbar folgende Wort: 

Im Gilgameschepos Z. 10: 

lu-Se-is-Be-ka'" narkabtu b ukni u huräsi. 

In Nergal und Erischkigal: 

lu-Se-is-bi-it-ka Sar-ru-ta etc. 

Dass an der ersteren Stelle lu-8e-is-bit-ka 
und nicht mit Jensen lu-Se-is-mid-ka zu 
lesen ist, geht aus dieser Gegenüberstellung 
ohne weiteres hervor. Uebrigens ist vom 
Bespannen des Wagens ja unmittelbar dar- 
auf (Z. 12) die Rede. 

Auch Enuma elisch, Tafel IV, Z. 51, 
wird is-bit-sim-ma zu lesen sein, wodurch 
die Stelle an Klarheit wesentlich gewinnen 
würde. 

Durch diese Gegenüberstellung ist aber 
auch ein weiterer!) Beweis geliefert, dass das 
Zeichen Be tatsächlich auch den Lautwert 
bit hat. 

Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch 
einige weitere Beobachtungen mitteilen, die 
sich mir in unmittelbarem Anschluss an 
diese Untersuchungen ergeben haben. 

In dem Vokabular K 2008 etc. (jetzt 
CT XVIII, 32 ff.) steht 2. 35—37 
i = da-pa-nu Sa'"narkabti ` 
sa-ma-du Sa n narkabti 


Ti 
Si(g). ga 
(gi-bis) 
Dul. du = e-u-u San [пагкаһі]. 
Schon auf Grund der oben zitierten 
Stellen war es mir unwahrscheinlich, dass 


t) Vgl. Zimmern, Busspsalmen, 8. 29. 


1 No. 1.) 


samádu jemals den Wagen als Objekt bei 
sich haben könnte. Allein diese eben mit- 
geteilte Vokabularstelle schien n zu 
sprechen. Aufklärung gewährt die Fort- 
setzung der oben gegebenen Stelle aus dem 
Gilgameschepos (IV, 10ff.), und diese empfängt 
inrerseits wieder Licht aus dem Vokabular: 


„Dann will ich dich nehmen machen 
(d. i. wohl „dir schenken“) einen Wagen 
von Blaustein und Gold, dessen Räder von 
Gold und von Demant, seine beiden „Hörner“ 
(karnasa). Täglich sollst Du vorspannen 
(sandätä) grosse Maulpferde.“ 


Die „Hörner“ des Wagens sind das Si 
= samädu Sa narkabti des Vokabulars, d. i. 
der Teil des Wagens, an dem die Pferde 
angekoppelt werden. Wir haben uns viel- 
leicht die Deichsel in zwei weit ausgreifende 
Bogen auslaufend zu denken, in denen die 
Tiere liefen. Davon lässt sich aber auf den 
mir zugänglichen Abbildungen keine Spur 
wahrnehmen. Diese Annahme macht auch 
beim Dreigespann Schwierigkeiten. Dagegen 
zeigt die Schlachtszene Assurnasirpals (vgl. 
z. B. Hommel, Geschichte nach S. 576) bei 
jedem der beiden Dreigespanne einen eigen- 
artigen Ansatz an der Deichsel, in dem die 
Geschirre aller 3 Pferde befestigt zu sein 
scheinen. Dieser Ansatz hat aber die Form 
eines stark gebogenen Stierhalses mit dem 
Stierkopf, an dem die Hörner besonders 
deutlich herausgearbeitet sind. Bei weniger 
prunkvoller Ausführung wird der ganze 
Ansatz wohl ein Widerhaken in Gestalt 
eines nach oben eingebogenen Hornes sein, 
vgl. z. B. die Darstellungen auf den Bronze- 
toren von Balawat (Bezold, Niniveh und 
Babylon’, S. 18 u. 23), die Schlachtszene 
Assurnasirpals (ib. S. 54) das Gespann 
Tiglatpilesers ПІ (ib. 8. 62) usw. Dass 
aber dieser Bestandteil des Wagens das 
von Istar gemeinte „Horn“ sein muss, ist 
wohl zweifellos. 


An der genannten Syllabarstelle haben 
wir es also offenbar überhaupt mit Um- 
schreibungen zu tun. So ist de die Stelle, 
wo das dapánu des Wagens, 01018 die, wo 
das elü (das Besteigen) des Wagens statt- 
findet; oder aber alle drei Ideogramme 
und die semitischen Entsprechungen sind 
substantivierte Infinitive, dann waren sie die 
technischen Bezeichnungen fiir bestimmte 
Teile des Wagens, das samádu dann also 
wohl die technische Bezeichnung für das 
e Wagenhorn“, in dem die Geschirre befestigt 
sind. Jedenfalls aber gibt es meines 
Wissens keine sichere Stelle, an der das 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Januar 1907.) 12 


Verbum samádu mit dem Wagen als direktem 
Objekt verbunden wire. 
Neuburg a/Donau, 20. November 1906. 
Otto Weber. 


Arabische Mathematiker und Astronomen. 


Von Morits Steinschneider. 
(Fortsetzung.) 


Ehe ich den in No. XII (1906) angefangenen 
Artikel fortsetze, habe ich einen 


Nachtrag 


zu erledigen, welcher durch Versehen nicht 
mit dem Anfang dieses Artikels eingesendet 
wurde. Die hier folgenden Notizen sind in 
die alphabetische Reihe der Autoren des 
VII. Artikels (1902 Kol. 177, dazu 1903 
Kol. 486) einzureihen und zu den Anonyma 
des VIII. Art. (1903 Kol. 108) anzufügen. 

(Zu Jg. 1902 Kol. 184) 21». Akfani 
(ibn al-), Muhammed b. Ibrahim al-Sindjari 


(? gest. 1348/9), verfasste: 4 I 
LA,, über Arithmetik, Н. V 301 n. 11054 


(VII, 866), ms. Bodl Uri 941%, s. Pusey 
. 609. — Der volle Namen lautet im Index 
zu H. p. 1216 n. 8078): Schams al-Din, oder 
Mu’hji al-Din аби] Djaur Muh. b. Ibr. (b. 
Hasan) b. Said al-Misri al-An'sari al-Sin- 
jari (dafür: al-Kinani al-Sakhawi VII 860, 
im Index nicht beachtet, obwohl die Stelle 
angegeben ist). 
(1902 Kol. 263) 32°. Ali (abu) b. Abd al- 
Ra hman al- Sufi verfasste eine Bass (Reime) 


über die Sterne, vor dem Werke seines be- 
kannten Vaters (gest. 986) in ms. Marsigli in 
Bologna (V. Rosen, Remarques, Rome 1885 
p. 94, wo Anfang und Ende, auch ms. 
Gotha 1398). 

An'sari (al-), s. Akfani.') 

Aschschath? s. Schath. 

Batuli (al), s. Jzz. 

(1902 Kol. 375) 57*. Izz al-Batuli (ohne 
Zeitangabe) verfasste oid A KA, über 
Rechenkunst; H. V 6 n. 9406; nur hier VII 
1106 n. 1045. 

Jahja b. Ahmed, s. Kaschi. 

(Das. Kol. 377) 62°, Kaschi (al-), Kadi 
Ја һја b. Ahmed (ohne Zeitbestimmung) ver- 
fasste: ie ) S; Н. V 301 
n. 11054, nur hier, VII 1247 n. 9130. 

Kinani (al-), s. Akfani. 


1) Alle Verweisungen hier beziehen sich auf diese 
Nachträge. 


18 (Ко. 1.) 


Muhammed b. Ibrahim, в. Akfani. 

Sakhawi (al-) : 

Sandjari (al-) | в. Akfani. 

(Das. Kol. 466) 94°, Schath oder ibn 
Aschschath? (? ibn-al-), Ian pie „ai, 


Descripcion y usos del astrolabio por Aben 
h manuscritto marroqui traducido del 
arabo al español y accompafiado de notas. 
por Antonio Almagro Cardenas. Biblioteca 
ispano-mauritan. 
(54 pp, Off arab. lithogr. und 2 Tafeln, 
E. Lambrecht, Catal. École des langues 
orient. viv. I, 285 n. 2299). 
[Das. Kol. 488: Zanati, abu Abd Allah: 


ll ple A GLU, Н. V 301 n. 11509, 


übersetzt Flügel: De arte computandi etc. 

Ich berichtige in ZDMG. XXV, 411, dass 

hier die Geomantie gemeint sei (worüber 

vgl. ZDMG. XXXI, 762, HUb. S. 857), nicht 

etwa die Rechnung wha, sl, worüber 

ich daselbst Nachweisungen sammle.| 
Anonyma. 

(1903 Kol. 107) 46*, über den Quadranten, 
ms. Batavia 150 (Catal. v. 4. Berg 1873 
р. 129). 

Das.) 46>. Astronomie, das. n. 1562,8. 

(Das.) 46°. Fragment einer Theorie der 
Bewegung des Mondes, ms. Paris 245714, 
f. 59, 60, datiert 10. März 970 (Woepcke, 
Essai d'une restitution, p. 8). 

(Das.) 46% Astronomie (oder Kosmo- 
graphie), die letzten Kapitel 10—16, dann 
Schlusskap., dann & 314) Jusds. Kap. 15 von 
4 Elementen, 16 von 7 Klimaten, ms. Marsigli 
in Bologna 4232 (8 Bl.), V. Rosen, Remarques, 
Rom 1885 p. 95. 

Ende des Nachírags. 


Suter S. 3 n. 3. Gabir (Djabir) b. Hajján, 
der berühmte Alchemist, in Europa als „Geber“ 
bekannt, ist in der vorgeblichen Tradition 
zu einer legendarischen, fast mythischen Per- 
sönlichkeit geworden, reichlich ausgestattet 
durch Pseudepigraphie. Zuletzt wurde der 
orientalische Alchemist konfundiert mit dem 
spanischen Astronomen Djabir (ibn Afla'h 

I. Jahrh., Suter S. 119 n. 384 Anm. a, 
ich komme zu dieser Stelle auf ihn zurück). 

Die neuen und wichtigen Quellen über 
G. habe ich zuletzt in Europ. Uebers., B. 
S. 23 verzeichnet, nachdem ich die unter 
seinem Namen gehenden alchemistischen 
Schriften in europäischen Sprachen einer 
Muste unterzogen habe. Berthelot unter- 
scheidet den in arabischer Sprache edierten 
Djabir von dem arabischen, 


OBIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


T. I, Granada 1884, 8, 


[Januar 1907.) 14 


Sein Beinamen ist ads Миға, sein Pa- 
5 al-Kufi (aus Kufa); ob die Be- 
zeichnung al- Sufi etwa nur aus ihm bei- 
gelegten Schriften entsprungen sei, wäre noch 
zu untersuchen. 

Suter hat diesen Autor nur aufgenommen, 
weil ein arabischer Autor des XI. Jahrh. 
aus Saragossa in Aegypten ein Werk Djabir's 
über das Astrolab gesehen haben will, worin 
1000 Probleme gelöst seien. Dieses Werk 
erwähnen H. ПІ, 365 n. 5964 und Wüsten- 
feld, Gesch. d. arab. Aerzte S. 13 n. 25 
Werk 6 ohne Quelle; diese ist al-Kifü, Art. 


pe S. 160/1 der Ausgabe, schon bei Casiri 


I, 423, bei Suter S. 215 A. 50 zu S. 104 n. 
234: Muhammed b. Said (ich komme auf 
diesen zurück). Leclerc, Hist. de la médecine 
arabe I, 72, meint, das betreffende Werk 
könne nicht dem Spanier ibn Afla h gehören, 
weil die Existenz in Alexandrien bezeugt 
werde — allerdings, sogar von einem Spanier. 
Dass aber der Alchemist es verfasst habe, 
ist sehr unwahrscheinlich. 

S. 4 n. 4 Jakub b. Tarik; der Artikel 
des Kifti steht in der Ausgabe S. 378. Suter 
kannte beim Abdruck dieser Stelle noch nicht 
meine Mitteilungen über diesen Autor in 
ZDMG. XXIV, 332 ff., namentlich aus der 
Vorrede des Abraham ibn Esra zu seiner hebr. 
Uebersetzung des arabischen Werkes über 
die Gründe der (astronomischen) Tafeln des 
(Muhammed b. Musa) al-Khowarezmi (wahr- 
scheinlich von al-Biruni, wie Suter spiter 
vermutete). Ich hebe hier nur zweierlei 
hervor. Der hebräische Text hat ew), 
daher ,Sceara^ bei de Rossi zum hebr. ms. 
212, mit dem gróberen Missverstündnis, dass 
er diesen Namen des arabischen Uebersetzers 
der Tafeln des Inders Kanka (Kattaka), 
auf den nach Indien gesandten, nicht mit 
Namen bezeichneten Juden übertrug und so 
einen jüdischen Uebersetzer ,Jakob ibn 
Scheara“ erschuf, der von guten Autoritäten 
und deren Abschreibern adoptiert wurde. 
Meine Emendationist meines Wissens nirgends 
widerlegt, aber mitunter ignoriert worden.!) 
S. auch unten zu n. 6. 

Eine andere Kombination muss ich zurück- 
nehmen. In ZDMG. 1. с. S. 333 möchte ich 
Harix in der lateinischen Astrologie des 
aben Ragel (Ali ibn al-Ridjal) aus Tarik ab- 
leiten; Suter kombinierte dagegen Harith; 


!) In Jewish Quart. Rev. 1904, XVII, p. 43 Z. 4 
wird der von Ibn Esra angeführte Jakob ibn Tarik 
für einen Juden gehalten. — Die arabische Quelle, 
woraus ibn Esra seine Mitteilung von der Sendung 
eines Juden nach Indien und deren Begründung 
schöpfte, scheint noch immer problematisch zu sein. 


15 [No. 1.) 


allein Nallino (in Neapel) fand im arab. Texte 
Habasch; в. Suter in BM. 1899 S. 113 
und Die Mathemat. S. 210 Anm. 8 [vgl. zu 
8. 12 n. 22]. 

S. 4 n. 5. „Abu Jahja al-Batrik“, wohl 
richtiger Ja hja ibn al Bitrik (so vokalisieren 
die Araber GER von Patricius abgeleiteten 
Namen), steht hier nur wegen der Ueber- 
setzung des Quadripartitum von Ptolemäus; 
hier genügt eine Verweisung auf.das Register 
zu meiner Preisschrift: Die arab. Uebersetz. 
aus dem Griech., ZDMG. L, 281. 

S. 4 n. 6. Muhammed b. Ibrahim al- 
Fazari, Sohn von n. 1, so dass vielleicht 
Schriften des einen dem anderen beigelegt 
wurden. Nach einem Berichte des Adami 
bei Kifti (S. 220 der Ausg. würe er der 
Uebersetzer des indischen Siddhanta. Diese 
Nachricht ist in neuerer Zeit wiederholt be- 
sprochen, unter and. in meinem Artikel: Zur 
Geschichte der Uebersetzungen aus dem 
Indischen usw. (ZDMG. XXIV), wo S. 372 
die Uebersetzung Flügels von H. IV, 349 
berichtigt und auf das hebr. Zitat eines 
»Masari* als Verf. eines Losbuches hinge- 
wiesen ist. Die Hypothese, dass der Jude 
im Titel der astrolog. Capitula Almansoris 
etwa unser Muhammed sei, bedurfte der 
Widerlegung Leclerc’s (Hist. de la médecine 
arabe II, 391) nicht; s. unten zu n. 14. 

S. 5 n. 7. Fadhl b. Naubakht, s. zu n. 2. 

S. b n. 8, Nt. 168. Maschallah, der 
Jude, hiess schwerlich Manasse. Hier ge- 
nügt eine Verweisung auf mein: Die arab. 
Lit. d. Juden 8 18. — S. 6 Z. 10 v. u. 
Der Uebersetzer Drogon ist verdächtig, nach 
meiner Vermutung vielleicht H ug o Sanctallien- 
sis (Europ. Uebers. S. 13) Zu Anm. 2 
kommt BM. 1891 S. 49, 1894 S. 37, ZDMG. 
LIII, 434. 

S. 7 n. 18, S. 208 A. 4, Nt. 158. Omar 
b. Farru khan; ältere und spätere Quellen sind 
zusammengestellt in Europ. Uebersetz. unter 
dem Uebersetzer Johannes Hispalensis S. 50. 
Der betr. Artikel al- Kifti's steht in der Aus- 
gabe S. 241. In lateinischen Quellen heisst 
er auch ,Haomar“, wahrscheinlich für 
Homar (h für e). Das unter seinem Namen 
übersetzte ,liber de Nativitatibus secundum 
Omar“ erwähnt Suter unter dem Sobne Mu- 
hammed (S. 17 n. 34) und beruft sich dort 
(Anm. h) auf meine Notiz in BM. 1891 S. 67, 
wo aber Omar der Vater genannt iet. 

Einige kurze Notizen aus diesem, wahr- 
scheinlich wenigen Lesern bekannten Buche 
dürften vielleicht dazu beitragen, die zwischen 
Vater und Sohn schwebende Autorfrage zu 
lósen. Ich benutze die (von Suter nicht 


OBIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Januar 1907.) 16 


erwühnte) Ausgabe 1551 hinter Firmicus, wo 
liber primus p. 118: Omar Benalfargdian 
(sic) Tiberiades (sic) dixit: Scito quod 
diffinitiones nativitatum in nutritione sunt 
quatuor. Una scilicet eorum quae non gustat 
cibum etc. 

P. 119 lin. 3: Ptolemaeus quoque di- 
xit: Universi autem antiqui dixerunt .... 
Dorotheus (auch Dorothius). 

P. 124 1. 7: ... qui fuerunt inter eos 
per ascensiones ad unumquemque gradum 
annum (?), et interficit. Et haec directio 
bene expositu est in libro introductionum 
Alcabitii et Halbamasar [abu Ma‘schar]. 
Diese Glosse kann nicht aus dem Texte 
stammen; sie dtirfte vom Uebersetzer her- 
rühren, der Astrologe von Fach war. 

Das I. Buch endet daselbst: erit dignior 
et attentior, sive aspexit, sive non. 

Daselbst beginnt Liber II Super directi- 
onem gradus hylech et gradus ascendentis 
scilicet nativitatum. In revolutione eorum 
annorum etc. (sic) quae necessaria. 

P. 125 Dixit Messahalach (auch Messa- 
lah, 2. B. p. 130), dieser ist stark benutzt. 

P. 130: Othmen (sic) filii Affen (sic), 

ui fuit Imperator Sarracenorum etc. Diese 
Stelle scheint noch einemZitate aus Maschallah 
anzugehören. 

P. 131 Ende des II. Buches: sive fortuna 
signi sui substantiam suam si Deus voluerit. 

Daselbst Liber HI. De naturalibus secun- 
dum quantitatem etc., anf.: Cum sapienter 
jubante Deo badinaveris etc. 

Daselbst Mitte: Dixit enim Philosophus 
(= Aristoteles) quod quatuor sunt species na- 
tivitatum. 

P. 132. Putavit Hermes quod planeta 
qui primus mutaverit figuram suam. 

P. 141 Ende lib. III: et quo pervenerit, 
verte eum in gradus sequales et ipse erit 
ascendens. 

Ich verzeichne noch die dem Arabischen 
entlehnten, meist verketzerten astrologischen 
Kunstwörter, die etwa seit dem XII. Jahrh. 
in Europa allgemein üblich wurden. Sie 
erscheinen schon in dem lateinischen Original- 
werke des Guido Bonatti, aus welchem ich 
diese und mehrere andere, alphabetisch ge- 
ordnet, in ZDMG. XXIII, 194/5 gezogen 
habe. — Ob die Erklürungen derselben dem 
Uebersetzer gehören? 

Algebutar, Ende I: quia ipse divisor 
est qui vocatur; lib. Гр. 178: aspice in domo 
termini ascendentis, quia ipse est A. id est 
divisor; p. 129 Mitte: primus est divisor qui 
vocatur Algerbutar (sic). Algebutar gebraucht 
schon der älteste eigentliche Uebersetzer 


17 [No. 1.) 


(nach Constantinus Afer) Plato aus Tivoli 
„іп Capit. Almansoris“ (bei Leclerc, Hist. de 
la médecine arabe II, 391 vorl. Z.). In 
Johann’s Uebersetzung des Alchabitius (Ed. 
1521 p. 26) ist Algebugthar wohl Druckfehler. 


Almutaz, qui habet dominium in his 
locis eadem ab angulis, ist nicht pad wie 


ich in ZDMG. 1. с. vermutete, sondern = 
Almubtez, wie bei Bonatti p. 109 zu lesen 


ist (wie ich ]. c. vermute), yi, s. Nicoll, 


Catal. p. 268 Kol. 1 Z. 7 v. u.; Loth, Alkindi 

(Morgenl. Forsch. III) S. 290. 
Alcochoden, s. unter Hylech. 
Azamena id est accidens inseparabile, 

p. 106; azemena, zemine, zamini bei Bonatti l. c. 


Dostoria, ut aspicias nutu Dei dicta 
Ptolomaei in D. planetarum nocturnarum a 
luna et expositio dostoriae est securitas et 
dexteratio (Anf. B. III p. 131). S. unter dem 
folg. Wort. 

Hayz, in suo hayz; id est planeta mas- 
culinus in die in signo masculino super terram 
(p. 122). Identisch ist haim in der Ueber- 
setzung des Alchabitius! auch haiz, beim 
Italiener Bonatti (l. c.), Aym = Dustoria 
(s. oben: dostoria). Das Wort stammt aus 
dem griechischen œælọsoiç nach Bouché- 
Leclercq, |’ Astrologie, Paris 1899, I, S. 103, 
Anm. 2. 

Hylech (also eM für cg wie ре. 


wöhnlich zusammen mit Alcoeodar, oben 
Alcochoden, persisch fd OO, schon іш 
Titel eines Buches von dem Juden Sahl b. 
Bischr, s. mein Arab. Lit. S, 26 n. 16, wo 
Suter’s Uebersetz. (S. 15 Mitte): „Ueber den 
Regenten der Geburtsstunde und denjenigen 
der Lebenszeit.“ Hammer macht aus dem 


Regenten eine Hebamme. Веі Bonatti: 
Hylem, Ylem. 
Ich erwähne schliesslich die „scientia 


rojectionis radiorum“, nach Ptolemäus und 
orotheus (p. 123), d. i. der Strahlenwurf 


glass or. Es ist kaum begreiflich, dass 


Schleiden diesen astrologischen Ausdruck fiir 
den optischen Begriff des Strahlenreflexes 
nehmen und die Entdeckung dem Juden Sahl 
beilegen konnte, s. mein Lettere a Don B. 
Boncompagni p. 19, hebr. Uebers. S. 521 


1) Z und m am Ende des Wortes sehen in älteren 
lateinischen mss. einander so ähnlich, dass die Kopisten 
sie verwechseln; vgl. oben Almutaz, Almutes und 
Almutem. 

) Auch in hebr. Lettern bei Abraham ibn Esra, 
в. Verz. der hebr. Handschr. in der k. Bibl. in Berlin, 
II, 144, Kol. 2, 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


271 wird unter pass 


[Januar 1907.| 18 


А. 151 1. Z. lies Ampl. 374, vgl. auch Suter, 
Uebersetz. Fihrist S. 46. Den arab. Aus- 
druck hat schon Maschallah. — Das Stück 
hinter Ptolem. Quadrip. Ed. 1484 (auch 1519) 
gehört zum Kommentar? 

S. 8 n. 14. Abu Ali Ja'hja ibn abi 
Man'sur ibn al- Munadjdjim, Astrolog des 
Khalifen al-Man'sur. Unter den Quellen 
kommt (nach dem Fihrist) an zweiter Stelle 
al-Kifti, dessen vollstündiger Artikel in der 
Ausgabe S. 357 ff. (s. auch Index S. 484). 
Nur der Anfang bis S. 358 Z. 2 ist mit- 
geteilt bei Casiri 1, 425 und mit Benutzung 
des Pariser ms. (Zuzeni) bei Sédillot, Prolég. 
d'Oloug Beg (1847) p. VIII. Die folgenden 
Mitteilungen des abu Maschar hat abul- 
Faradj benutzt, wie ich schon in der Zeitschr. 
f. Mathem. XII (1867) S. 31 Anm. 52 be- 
merkte. 

Unser Ja bie ist der Ahn einer Gelehrten- 
familie, welche den Beinamen ibn al- 
Munadjdjim fortpflanzte — ich komme wohl 
noch auf einzelne Glieder derselben zurück; 
hier genüge eine Verweisung auf mein: 
Polemische und apolog. Lit. (Leipz. 1877) 
S. 76/7. Ein Glied, Namens Achmed schrieb 
die Geschichte und Genealogie der Familie. 

Der Fihrist (III, 3 S. 143) behandelt die 
ältesten Glieder, wozu weder Flügel noch 
Aug. Müller im II. Band irgend etwas bemerkt 
hat. Im Abschnitt über Mathematiker S. 275 
beginnt der Artikel Jahja mit einer Rück- 
verweisung, offenbar auf jene Stelle, was 
aber in der Note (II, 136) nicht angegeben ist. 

Von unserem Jahja, dem Astronomen, 
ist offenbar verschieden der gleichnamige 
Ја hja ibn abu Man eur al-Mu'suli (aus Mossul 
stammend), der ein Kitab al-Agani undAnderes 
verfasste, im Fihrist S. 149. Im Index II, 
è auf abu Ali 


verwiesen; zu dem Autor aus Mossul werden 
ausser der Seite 149 noch S. 271 und 275 
notiert. Im Index zu H. p. 1247 n. 9148: 
Үаһја... El-Mausili ud III, 466 ange- 
geben, wo aber von dem Astronomen die 
Rede ist. D'Herbelot (Oriental. Bibl., deutsch 
1787, II, 793) gibt äusserst kurze Artikel 
über ,Jahja Abulmaaeur el-Musali und ,J. 
Ben Abilmansur“, einen der grössten Astro- 
nomen, ohne Quellenangabe, wahrscheinlich 
aus H. 

Jahja ist wahrscheinlich verketzert Al- 
meon in älteren europäischen Quellen, welcher 
die Schiefe der Ekliptik auf 23" 33' 30" 
feststellte (Études sur Zarkali p. 87, ZDMG. 
XLVII, 355 — bei abu Bekr al-Farisi — 
Note zu Baldi p. 32). 

Ueber Ja'hja в, auch Ersch u. Gruber 


19 (Мо. 1.) 


Sect. II Bd. XIV, 182; Reinaud zu Aboul- 
feda p. XLVII; Hammer, Litgesch. ІП, 262, 
= IV, 309 n. 2414 (s. S. 509); Steinschneider, 
ZDMG. XVII, 630, XXIV, 375 A. 52, XXV, 
404. j 

Nach Delambre (Hist. de (Astronomie, 
р. 4) hätte sich nichts von Ja hja's Schriften 
erhalten; Brockelmann nennt ihn auch nicht; 
aber seine doppelten „probaten* (si) 
astronomischen Tafeln spielen eine Rolle in 
der arabischen Astronomie; sie sind noch 
benutzt von Ali ibn Ridhwan (gest. 1038), 
8. ibn abi O'seibia II, 99. — Das Zitat bei 
Narducci zu Ristoro d'Arezzo (1889) ist 
aus Abraham ibn Esra, de revolut. et nativ., 
wo: ,Jehagi filius David (!) Memassaor*, s. 
Verz. d. hebr. Handschr. in Berlin II, 146 
Kol. 1 Z. 8. — In meinen Notizen findet 
sich: Katal. Khane f. 141b unter Joh. Mase- 
weih, aber dieser Katalog ist mir jetzt nicht 
mehr zur Hand.. 


(Fortsetzung folgt.) 


Südarabisches. 
Von Martin Hartmann. 


Gl. 1302 (s. Weber, MVAG. 6 (1901), 
61ff.; Lidzbarski, Eph. 2, 98ff), 2 lautet 
oben via mun pup po wg TAD W ease. 
man nbn] олар aye) yip wh "2v em 
Weber: ,und am Tage da als Kabire ein- 
setzte Sa‘d über die Minäer von Musràn 
zwei Männer, und sie (die Minäer von 
Musrän) heil und wohlbehalten blieben, weil 
mit Gunst bedacht worden war Sa'd und 
der Stamm, über den jene beiden Manner 
gesetzt waren.^  Lidzbarski: ,und zur 
Zeit als Sa‘d (als Kabir?) Ma‘in von MSRN 
zu Fuss durchzog und heil und unversehrt 
blieb, da einander (?) geneigt waren Sa‘d 
und die Bevólkerung, als er sie zu Fuss 
besuchte." 

Ich schlage vor: ,und weil Sa'd Ma‘in 
in Musrän zwei Mal als Kabir verwaltet 
hatte und gesund und heil geblieben war, 
so dass Sa'd und seine Leute zufrieden 
waren, dass sie (das Unternehmen) die 
beiden Male auf sich genommen hatten." 

Kommentar: OY „weil“ mit einem bekann- 
ten Uebergang („ weil“ von , Weile"); in den 


sabäischen Inschriften entspricht, Nia Gan, 
in den himjarischen 2. — ^22 hier Verb 


nach by; vgl 3 2nt оу „weil überwiesen 
hatte", — ‘2927 af) und jx» up lese ich 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZETTUNG. 


[Januar 1907.] 90 


tintai riglanai und tintat riglanaian. „Männer“ 
ist unmöglich. „Füsse“ geht grammatisch, 
ist aber hier in sinnlicher Beziehung un- 
passend: den Grands Seigneurs, die als Ka- 
bire ein nicht ungefáhrliches Handels- und 
Raubgeschift trieben, fiel es nicht ein, auf 
Schusters Rappen einherzuziehen ). rigl ist 
hier „Fuss-Bewegung“; „Mal“ (vicem) wird 
gern durch Bewegungs-Begriffe ausgedrückt: 
ital. volta, neugr. goo«; vgl. franz. ne — 
pas &us ne — passum (quidem); der Ueber- 
gang ist nübedenklich: vortrefflich passen 
der stat. absol. und der stat. emphat. riglänas 
und riglänaiän (h ist reines Vokalzeichen): 
.2mal^ und „die beiden eben erwähnten 


Male“. — on odin: die gesunde Heimkehr 
von dem Kabirat über Ma‘in in Musrän 
wird auch in Gl. 1155 (Hal. 535), 3 ge- 
feiert, wo es heisst: „und es führte sie und 
ihren Besitz ‘Attar Dugabdum heil und 
wohlbehalten bis zum Gebiet ihrer Stadt 
Qarnäu zurück“; das гр ОПО? ist zu 
lesen: sälimim wawafiji[m] eil lm, 


auch hier mit Anwendung des h als Zeichen 


des langen Vokals. — “Dw: Seked(t) ist eig. 
= ,dass so“; es реһбгі der grossen Gruppe 
von Partikeln mit ** 4- 3 an, die auch in der 
Namaàra-Inschrift ihren Vertreter hat; zu 
deren y ziehe ich jetzt noch heran 
Abrahams "zm Gen. 22, 5 „bis dorthin“ 
mit Geste. 

Weniger sicher als die vorstehende Deu- 
tung von Z. 2 ist mir die neue von Z. 3 
vob yo In om em ym уток an om 
pno FORA nnyew 0752) wv» yx "D po 
bee пук олко. Weber: „und am Tage, 
da überwies Ábijadi'a Jati‘u und Waqah'il 
Rijàm, die beiden Könige von Ma‘än und 
die Priester von Ma'&n (vertreten) durch 
den Priester von Ma‘än dem Sa'd und seinem 
Sohne Haupa'att die Verwaltung und die 
(Erhebung (?) der Abgaben, welche dar- 
gebracht werden ihrer beiden Göttern.“ 
Lidzbarski: „und zur Zeit als Abijada‘ 
Jati‘ und Wagahil Rijäm, die beiden Könige 
von Main, und die Priesterschaft von Мачо 
durch die Priesterschaft von Ma'àn (2) dem 
Sa‘d u. s. S. H. die Verwaltung und Er- 
hebung der Abgaben (?) an ihrer beiden 
Gott überwies.“ — Ich schlage vor: „und 
weil A. J. und Wagahil (lies: Waqá'il! A 


1) Die Heranziehung des eine Strecke tna söpäsu 
zurücklegenden Sanherib bei Lidzb. zur Stelle ist 
sehr geschickt; es handelt sich da aber doch um 
einen besonderen Fall. Sad spricht von seinem 


ganzen Zuge. 


91 |No. 1.) 


mater lect. wie in hebr. 753) Rijam..... 


und der Oberpriester von Ma'in dem Sa'd 
u. seinem Sohne Hauf'att den Tempel Mani‘än 
zur Belehnung überwiesen hatten, indem er 
(Sa'd, bezw. sie, Sa'd und sein Sohn) sich 
verpflichtet hatte zur Leistung der monat- 
lichen Abgaben an ihrer beiden Gott.“ 


Kommentar: 3 an: 


nordar. (5,4 КАЗЇ, hier J JUI. — 7100: 
wenn musauwid = Priester, so darf masäd 
als „Ort des Gottesdienstes“ angesehen 
werden. — |гі e: der locus gramm. ist 
hal, der im Minäischen nach determiniertem 
Nomen, scheint es, regelmässig die Stelle 
des Relativ-Satzes vertritt; auch hier ist 
gestattet: „an Sa‘d und s. S. H., welche“ 
usw. taamman und machdan geben ein 
evdıadvosv: eig. „sich verpflichten und leisten.“ 


— ms dns: rw gleich fru zu setzen, er- 
mutigt der Zusammenhang; denn dd ist 


de zu J, tritt auch wohl ohne Hervor- 
ebung des Pluralbegriffs dafür ein, also: 
mensualia oder mensuale. Das Geschift ist 
klar: das Heiligtum hat natiirlich durch die 
Sporteln(Stolgebiihren) und freien Geschenke 
der umwohnenden Frommen nicht unbetrücht- 
liche Einkünfte; die darf Sa'd erheben, wenn 
er eine monatliche Pauschalsumme an Gott, 
Patron (Oberpriester) und König abführt; 
er hat für die Bedienung des Heiligtums zu 


sorgen. — Pop Hauf‘att: beachte den 


Schwund des“, d. i. à, von wn 38; es ist 
unbedenklich, in dieser minäischen Inschrift 
den sabäischen Outsider (statt saufä) anzu- 


nehmen, vgl. den Sahir Jalil Juhargib 
König von Qatabän in Hal 504,3; auch ist 
ein zweiter da: MPN Aiqndyat іп Z. 4 statt 
signajat; beachte auch 32 (hù) neben - 
вё) Derenbourg NT II, 8 u. 4 bei Lidzb. 

h. 2,105; ganz wirr ist Gl. 1119 (Nielsen!) 
160), wo sahlak (saf‘al) 2. 2, Suff. su 
Z. 3, hū Z. 4. 7. 8; sagen, dass dieser 
Sabäismus „sich vielleicht durch ein Ver- 
sehen des Steinmetzen eingeschlichen hat“ 
(Lidzb.), trifft nicht vollkommen die Sach- 
lage. Mann hatte eine Mischbevölkerung?). 


1) Oldarabiske Indskrifter, Kopenh. 1906. 

*) Vergleiche hierzu die wichtige Stelle Hamdani 
184, 25—185, 1: „Bei den Einwohnern Banke finden 
sich Reste der reinen ‚Arabija und vereinzelte Aus- 
drücke aus der Redeweise Hımjars; die Stadt San‘s 
ist differenziert hinsichtlich des Wortschatzes und 
der Dialekte; jedes Viertel hat seine besondere 
Sprache; wer aber so spricht wie die Leute im Gebiete 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Januar 1907.) 22 


Die Barone dort, die Saba’ und Qataban 
angehörten, sprachen die h-Sprache. In 
ihren Urkunden nahmen sie, wie.mit der Er- 
wühnung des Landesherrn und Oberkónigs 
in der b-Formel am Schluss, Rücksicht auf 
die lokalen Verhältnisse auch mit Anwendung 
der s-Sprache, die offiziell war. Dabei 
wurden natürlich die Namen, die das eigenste 
Element der Sprache und der modischen, 
höfischen Wandlung am wenigsten unter- 
worfen sind, beibehalten. Es kamen aber 
auch Entgleisungen vor, wie das hignäjat 
und das benhü beweisen, die wohl mehr auf 
Schuld der Vorlage als des Steinhauers 
kommen. Auch bier zeigt sich, wie sehr 
das Generalisieren von Uebel ist und die 
Aufstellung des Schemas: „in den minäischen 
Inschriften finden sich nur die s-Formen“ 
irreführen würde. 

Allgemeines. Man erkennt sofort, dass 
der hier 2. 1. 2. 3 genannte Sa'd identisch 
ist mit dem Sad ben Wali (Walag?) Herrn 
von Dafgan, der in Gl. 1155 zusammen mit 
Ammigaduq ben Ham'att Herrn von Jaf an 
Kabir war: sie heissen Z. 1 und 3 |7У2 "25 
„Kabire von Musrän“. Daraus, dass von 
diesem Sa'd hier Z. 2 gesagt wird: ,er ver- 
waltete Ma‘in Musrän als Kabir“ darf 
nicht zu viel geschlossen werden, denn die 
Redaktion der minäischen Inschriften ist 
recht nachlässig. Seine Funktionen waren 
die gleichen als Kabir von Musrän und als 
Kabir von Main Musrän. Dass er in Gl. 
1155 mit einem Kollegen, hier allein erscheint, 
ist kein Hindernis, dass er hier davon spricht, 
er sei zweimal Kabir gewesen. Aus der 
Nebeneinanderstellung der beiden Urkunden 

ibt sich aber noch ein nicht Unwesent- 
liches. Da Gl. 1155 älter ist, so ist auch 
das Condominium Abijada Jati und die 
beiden Söhne des Madikarib ben IIIjafa 
früher als das Condominium Abijada Jati 
und sein Sohn Wagahil Rijäm, sei es, dass 
dieser Sohn vordem minderjährig war, sei 
es, dass der Vater durch Intrigen genötigt 
war, die Sprósslinge des Madikarib als 
Kónige neben sich anzuerkennen. 


von Sa‘üb (im Becken des Chàrid], der unterscheidet 


sich von allen.^ So wird's auch in der Hauptstadt 
der ältesten uns bekannten Schicht in Мачо ge- 
wesen sein: da waren Leute aus allen Teilen des 
Landes, die oft Mühe haben mochten, einander zu 
verstehen, die aber grundsätzlich „hoch“ schrieben 
und sprachen — so gut sie konnten. 


23 [No. 1.) 


Miscellen 
von G. Hüsing. 


1. Das Datum der Halys-Schlacht. 


Nach Herodotos I 74 wird der Friede 
nach der Schlacht geschlossen unter Nabuned, 
der frühestens 556 zur Regierung kommt. 
Damals regierte also in Lydien noch Val- 
veiates und in Medien Kyaxares, und das 
ist richtig. 

Denn nach der Nabuned-Kyros-Chronik 
fällt Sardes nicht vor 545, vermutlich aber 
kurz vor 540, d. h. 541. Also regierte Aly- 
attes bis 555. Und nach dem Nabuned- 
Cylinder von Abu-Habba (Kol. I 28) ist das 
Jahr 550 das dritte Regierungsjahr Asty- 
igas II, des letzten Mederkönigs. Kyaxares 
regiert also bis mindestens 553. Der Aus- 
druck des Textes ina 3alulti Satti („im dritten 
Jahre“) gestattet keine andere Beziehung als 
auf den Mederkönig, und hinter 3aíti ist Su 
(seinem) weggelassen'), da es in usatbuni-Iu- 
та folgt. Gemeint ist also Ше Sonnen- 
finsternis vom 1. Nov. 556 oder vermutlich 
die berühmte vom 19. Mai 557. 

Wir veröffentlichen die kurze Begründung 
dieses Ergebnisses, das von H. Winckler in 
seinem Auszuge aus der vorderasiatischen 
Geschichte (Hilfsbiicher zur Kunde des alten 
Orients II) bereits 1905 verwendet werden 
konnte, damit es nicht noch weiter iiber- 
sehen bleibt. 


2. Der Name Miltiades. 


Das Zusammentreffen reichlicher Funde 
altsakischer Namen in den Inschriften von 
Olbia mit der genaueren Erforschung der 
Sprache der Osseten im Kaukasus hat zu 
dem sensationellen Ergebnisse gefiihrt, dass 
uns im Ossetischen noch heute eine ,neu- 
sakische^ Sprache in mehreren Mundarten 
erhalten geblieben ist. 

Die Sprache der Saken, die bisher ein- 
fach zum Iranischen zugerechnet worden war, 
zeigt nun doch sowohl im Wortschatze wie 
auch in den Lautgesetzen ganz charakte- 
ristische Besonderheiten, die uns zwingen, 
das Sakische zwischen das eigentlich Ira- 
nische und das Germanische zu setzen. In 
seinen ,Untersuchungen zur Geschichte von 
Eran“ (II S. 88 ff.) hat Marquart bereits die 
Namen Efapureuos, Wevdagraxy, Аоуцилаю, 
Mëtteg, Agınaorov und vielleicht auch 
yorto in Tostoovgoc zu erklären vermocht. 


1, Oder das zu erwartende ša sandtisu о. &. 
D. R. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Januar 1907.] 24 


Schon Wssewolod Miller‘) hatte den neu 
gefundenen Volksnamen Savdageras als ein- 
heimische Form des Namens der MedayzAasvos 
(„Karakalpaken“) in Anspruch genommen. Wir 
können auch hinzufügen, dass weder Oaps- 
paoadys noch Gaysecadys, sondern Oadss- 
pacadns (bezw. Oadsucoadnc) zu lesen ist 
(Her. IV 59), wodurch Poseidon als Herrscher 
der Tiefe (des Meeres) bezeichnet wird. Es 
dürfte die gleiche Gestalt sein wie Za4po-Eic 
„der wie eine Schlange gestaltete Herrscher“. 
Er ist wohl der Gleiche wie der aus Radloffs 
Werken bekannte unterirdische Schlangen- 
gott Dialmauss der Türken, die ihn den Saken 
entlehnt haben. Von den Ostgrenzen der 
Germanen mit ihrer halbsakischen Ragnars- 
Saga bis nach Indien hinein geht jetzt ein 
Aufleuchten durch die dunklen Massen des 
fiir uns bisher tot daliegenden Namen- und 
Sprachgutes und verrät die ungeheure Be- 
deutung, die die sakischen Volker in der 
Weltgeschichte gehabt haben. 

Einzelne, bisher verstreute Anmerkungen 
7а dieser Frage habe ich in der Keleti 
Szemle, іп OLZ (1905 Sp. 112 ff) und in 
meinen „Beiträgen zur Kyrossage" (z. B. 
S. 66 über Kartavirja) beigebracht. Ев er- 
gibt sich vor allen Dingen, dass auch die 


Überarbeitung des Awesta unter dem Ein- 
flusse sakischer Sprachform stattgefunden hat. 
Die weitere Verfolgung der Probleme des 
Sakischen ist berufen, ein ühnliches Licht in 
die Zusammenhänge zwischen europäischen 
und asiatischen Áriern zu bringen, wie etwa 
die Keilschriftforschung in die Geschichte 
der semitischen Kulturen Vorderasiens, — 
wenn auch auf völlig anderen Wegen. 

Wir greifen heute nur einen bekannten 
Namen heraus: der „Athenäer“ Muradns 
führt einen sakischen Namen. Das iranische 
mira (M.) lautet im Sakischen milto — 
wie im Germanischen —, und davon lautet 
ein abgeleitetes Femininum miltia, und das 
ist der Name einer dem Mipra-Milto ent- 
sprechenden Göttin, d. h. seiner Gattin oder 
Schwester oder Tochter. Miltia-da ist die 
reguläre Kurzform von Miltia-data, d. h. 
„der von der Miltia Gegebene“. Ebenso ist 
Толоуюс ASava das Femininum zu dem aus 
dem Awesta bekannten Freiöna Ahwjäna, 
also keine Göttin griechischer Herkunft, 
vermutlich aber die Gleiche, deren Beiname 
eben Miltiä lautete, denn Fretona ist = Mipra, 
wie die vergleichende Mythologie zeigt. Wir 
würden also begreifen, dass Midriadys ein 
ASnvasos, d. h. ein „Atheneverehrer“ war, 


) Im Grundriss der iranischen Philologie. 


25 [No. 1.) 


auch, dass er ein Fürstentum in Thrakien 
inne hatte. Wie stellt man sich aber zu 
der Frage seiner Herkunft aus — Athen? 


3. Der Triton-See. 


Die Tomo» Аш») liegt in „Libyen“. 
Da sie in Afrika nirgends zu finden ist, 
kann auch dieses „Libyen“ nicht in Afrika 
liegen. Nun gibt es bekann dich noch ein 
zweites Libyen, das in der Nachbarschaft 
von Kolchis liegt. Wo ist der Triton-See? 

Ein Fluss namens Too» bildet eine 
Ашу, in der die Insel Eonega liegt. Die 
Einwohner sind also Eomegstas, und die F3- 
minina Еолеовдес. Die wohnen in Kyrenaika 
und im westlichen Armenien, beide also wohl 
in ,Libyen*. Die Insel wird, mit Ausnahme 
des Gebietes von МФ, von den Amazonen 
bewohnt, und das sind genau die gleichen, 
die nach anderer Uberlieferang am Tanais 
sitzen, der also der Ter sein würde; er 
bildet die Мо те Zug, und in dieser liegt 
eine Insel, die Krim, die eine Stadt Xeo 
vnoos trägt, wie die Insel Еолвра es soll. 
Von Eoregoe aus unterwerfen die Amazonen 
die Átlantier, und Herodotos IV 49 kennt 
als Nebenfluss des Istros einen Atlas-Fluss. 
Dann wandern die Amazonen nach Klein- 
asien, wo Xenophon die Eonegssar kennt. 
Anwohner des Tritonsees sind die MayAvsc, 
und die kennt Lukianos (Tox. 45—55) als 
eakisches Volk, und Suidas in Kolchis. Und 
die Anwohner des Triton-Sees verehren die 
Athene, den Triton und den Poseidon. — 
Diese kurzen Zusammenstellungen wollen 
einstweilen denen dienen, die imstande sind, 
eingewurzelte Hypnosen in kürzerer Zeit zu 
überwinden. Der zwingende Beweis lässt 
sich zwar auch erbringen, aber doch nur 
unter Aufrollung eines erheblichen Materiales 
an weiteren Fragen; er wird später leichter 
sein und kommt daher noch zurecht. 


4, Die Kassiteriden. 


Wenn wir das griechische Wort kassitero 
mit dem indischen kastira vergleichen, so 
ergibt sich auf den ersten Anblick, dass 
nicht das eine aus dem anderen, sondern 
beide aus einer dritten Form herzuleiten 
sind, die etwa *kasitira lauten musste und 
vermutlich dort zu Hause ist, von wo her 
das Wort zu Griechen und Indern gelangen 
konnte. Und da es aus keiner früher be- 
kannten Ber berleitbar ist, so hat jede 
zwischen Hellas und Indien an einer Küste 
auftauchende neu entdeckte Sprache die erste 
Anwartschaft darauf, vorausgesetzt, dass es 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Januar 1907.] 36 


in diesem Lande Zinn gibt. Hier kommt 
eigentlich nur eine Sprache in Betracht, da 
das Land nicht &m Mittelmeere liegen kann, 
námlich die elamische. Und da die Ausgra- 
bungen in Susa gerade Elam als das spezi- 
fische Bronze-Land ergeben haben, zur Bronze 
aber Zinn erforderlich ist, so sei es kurz 
gesagt. dass in dieser Sprache ein kasi-i*-ra 
so viel wie , kassi-land-isch* bedeuten würde. — 
Die Griechen haben vom pers. Golfe sehr viel 
mehr gewusst als wir heute, und Schiffahrt 
von dort nach Indien ist ein altes Postulat. 
Vielleicht bewahrheitet sich die Angabe A. 
Heinickes (D. Neue Blatt 1904 No. 18), über 
den Erz-Reichtum der Insel Hormuz, der 
von den Englündern verschwiegen würde, 
weil sie selbst die Insel sich sichern wollen, 
wie auch die Portugiesen dergleichen zu ver- 
schweigen wussten; eine müchtige Festung 
haben sie auf der Insel hinterlassen. Dort 
könnten also die „Kassiteriden“ gelegen 
haben, von denen man ja erzählte, dass sie 
noch über die Altäre des Herakles, d. h. des 
Melqart, hinaus lägen. Diese Altäre des 
Melgart sind nämlich offenbar die beiden 
steilen Berge bei Aden, am „Tore der Ge- 
fahr", deren einer übrigens früher auf einer 
Insel lag. Man konnte also wohl auch 
zwischen beiden hindurch fahren. 


Es zeigt sich überall die gleiche Erschei- 
nung, dass die Griechen spüter alle ent- 
legeneren und weniger bekannten Gegenden 
nach Afrika und nach dem westlichen Mittel- 
meere verlegt haben. So z. B. die Aithiopen 
und Jchthyophagen (vgl. meine Beitrüge zur 
Kyrossage, z. B. S. 134), so auch den Atlas, 
die Hesperiden, die Amazonen, die Säulen 
des Herakles, die Kassiteriden, den Triton- 
See und — Tarsis. 


5. Tarsis. 


Uber den „Tartessier“ „Gargoris“, der 
nach meiner Meinung in den pers. Golf ge- 
hört, habe ich in den „Beiträgen zur Kyros- 
sage“ (S. 133) nur kurz sprechen kónneu. 
Ich will hier zufügen, dass die Geschichte 
des Gegners des Gargaris die des Propheten 
Jona ist, dessen Schiff nach Tarsis fährt. 
Das kann man freilich nicht von Joppe aus, 
aber YO in Jona 1, 3 braucht auch nicht 


zu bedeuten ,er stieg hinab nach Joppe. 
Es bedeutet einfach „und er (mM?) verfolgte 
ihn". Abgesehen von den Parallelatellen: 
Gen. X 4 und I Chr. I 7 liegt Tarsis im 
alten Testamente nie 80, dass man es vom 
Mittelmeere aus erreichen kónnte, wohl aber 
liegt es in der Richtung auf Opir, d, h. Elam, 


27 [No. 1.) 


und man fährt von Ezion Geber aus dahin. 
An den beiden eben genannten Stellen aber 
ist überhaupt nicht WIN zu lesen, sondern 
Cw^n — Y und 2 unterscheiden sich in 


alterer Schrift nur durch einen Strich, den 
» mehr hat also V/ —, und das sind die 
Tursa des Mittelmeeres. Das AT kennt 
Spanien überhaupt nicht. 


6. Alasja. 


Wir sprachen eben von Gen. X 4 und 
seiner Parallelstelle. Hier sind die Sóhne 
Jäwäns, des Jon der Griechen, due und 
die OWN OND und DW)" genannt. Es 
wird wohl direkt mw x zu lesen sein, denn 
die Konsonantenfolge wx musste jedem he- 
brüischen Abschreiber gegen den Strich geben, 
während pbx oft genug vorkommt. Wie der 
Zusammenhang zeigt, ist es Alasja-Kypros. 


Wenn Dhutmäse III dieses Land |l am 


schreibt, d. h. also de, so kann das bei 
der Kürze des Zeitabstandesgegen die Amarna- 
Briefe kein anderer Name für das gleiche 
Land sein — dazu sind die Namen einander 
denn doch zu ähnlich! Es ist also trotz 
aller sonstigen ägyptischen Schreibregeln 
„Ajasj a“ zu lesen, d. h. das J ist palata- 
lisiert. Dafür zogen die Agypter, die ja 
kein reines | hatten, die Schreibung mit j 
vor, während man später der Keilschrift ein 
de nachbildete mit r für babylonisches 1. 
Also, wie öfter, eine N 
Form und später eine „babylonische“. 


Bespreehungen. 


Eduard König. Prophetenideal, Judentum 
und Christentum. Das Hauptproblem der 
5 Religionsgeschichte. 92 8. Leipzig 
(Hinrichs) 1906. Bespr. v. F. Perles. 

Die vorliegende Schrift von König trägt 
weit mehr theologischen als religionsgeschicht- 
lichen Charakter, so dass ihre Besprechung 
aus dem Rahmen dieser Zeitschrift fällt. 
Referent enthält sich darum jeder Aus- 
einandersetzung mit den vom Verfasser ent- 
wickelten Gedanken, trotzdem gerade er 
Veranlassung hätte, seine eigenen Aus- 
führungen!) gegen manchen sachlich nicht 
begründeten Einwand König's zu recht- 
fertigen. Seine Besprechung gilt vielmehr 
einer anderen Seite des Buches, die von 


1) In der Schrift ,Bousset's Religion des Juden- 
tums im N'Tlichen Zeitalter kritisch untersucht“ 
Berlin (Wolf Peiser Verlag) 1903. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Januar 1907.) 28 


prinzipieller Bedeutung auch für Orien- 
talisten ist. 

Es ist eine traurige Erfahrungstatsache, 
dass die alttestamentlichen Forscher sich 
nur selten mit Sprache u. Literatur des 
nachbiblischen Judentums vertraut machen. 
Wagen sie sich nun trotzdem, wie es oft 
vorkommt, auf dieses geführliche Gebiet, so 
geben sie sich manchmal Blóssen, die nicht 
nur für sie selbst persónlich, sondern auch 
für die ganze Wissenschaft hóchst bedauer- 
lich sind. Es ist daher schon wiederholt 
und zuletzt auch vom Referenten!) der Ruf 
nach Schaffung von Professuren für jenes 
wichtige Fach erhoben worden, das an 
deutschen Universtitäten (ausser im Institutum 
Iudaicum) nicht vertreten ist, während in 
Frankreich, England und Amerika längst 
besondere Lehrstühle dafür existieren. 

Gegen diese Forderung nahm nun König 
in einem Leitartikel der „Kreuzzeitung“?) 
mit dem Hinweis Stellung, dass „von den 
Professuren für orientalische Sprachen das 
Neuhebräische, in dem die nachbiblischen 
jüdischen Schriften geschrieben sind, mit- 
vertreten werden Als wollte er nun 
zeigen, wie weit diese „Mitvertretung“ reicht, 
beschäftigt er sich jetzt im zweiten Teile 
der vorliegenden Schrift eingehend mit der 
Religion des Spitjudentums. Па er aus 
allen seinen bisherigen Veröffentlichungen 
als ein ebenso gründlicher wie besonnener 
Forscher bekannt ist und uns auch in dem 
erwähnten Artikel ausdrücklich erzählt, 
dass er Teilnehmer von Uebungen gewesen 
sei, die Franz Delitzsch in Leipzig über 
neuhebräische Literatur (an der Hand von 
J. H. Weiss’s neuhebräisch geschriebenem 
Mischpat laschon?) ba-mischna) hielt,“ durften 
wir erwarten, dass der Verfasser nur mit 
vollem wissenschaftlichen Rüstzeug sich an 
seine Aufgabe heranwagen würde. Leider 
aber sahen wir uns in unserer Hoffnung 
getäuscht. Ja, die Schrift liefert gerade den 
besten Beweis für die Notwendigkeit einer 
besseren Vertretung des Neuhebräischen an 
den deutschen Universitäten, was man aus 
folgenden Proben ersehen möge. 

S. 46 übersetzt K. die bekannte Stelle 


aus b. Berakhot 34b. mo іл Gagn ро рм 


4253 nyobo Tayy wow muon. „Es gibt 
keinen Unterschied zwischen dieser gegen- 


1) „Jüdische Wissenschaft“ Königsberger Hartung- 
sche Zeitung No. 431, Freitag 14. September 1906. 

2) No. 449 (Abend-Ausgube) Berlin Dienstag, den 
26. Sept. 06. 

з) Hoffentlich nur Druckfehler der Kreuzzeitung 
für leschon. 


29 [No. 1.) 


wirtigen Periode und den Tagen des Messias 
ausser dass die Kónigreiche ihm dienen“. 
К. hat also das Substantivum Mayr 


„Knechtung“ vom Saph'él "2yV für eine 
mit Y „dass“ verbundene Verbalform!) ge- 


halten, wührend zu übersetzen ist: ,ausser 
(Israels) Knechtung durch die Reiche“, 
(welche nämlich im messianischen Zeitalter 
aufhéren wird). 

Nicht weniger sonderbar ist die S. 62 
gegebene Uebersetzung der Stelle (Sprüche 
der Vater 3, 11): ,die vielleicht das Tora- 
Buch in der Hand haben und gute 
Werke vollbringen.^ K. kennt also weder 
die übertragene Bedeutung von a w^, 
noch den formelhaften Gebrauch der Ver- 
bindung Go Cuyo nmn, wonach die Stelle 
zu übersetzen ist: ,obgleich er Tora- 
kennt, isse und gute Werke aufzuweisen 
hat.“ Nur nebenbei sei erwähnt, dass das 
Tora-Buch im konkreten Sinne nicht "rop, 
sondern "rap DD heisst, und dass sich über- 
haupt die ganze Stelle absolut nicht auf 
den Ambaares bezieht, was K. auf der 
folgenden Seite selbst zu fühlen scheint. 

Noch verhüngnisvoller wird für K. der 
Amhaares, wenn er S. 63 die Stelle (b. 
Berakhot 47b) рхо o... . PINT Cy TN 
nnb by dum übersetzt: „wer nicht eine 
Oberschwelle an seiner Tür besitzt (näm- 
lich wegen des Blutstreichens am Passah- 
feste Ex. 12, 22 etc.)“. Ganz abgesehen 
davon, dass nm niemals „Oberschwelle“, 
sondern nur „Pfosten“ (wie auch aus Ex. 
12, 22 hervorgeht) bedeuten kann und dass 
die beim Auszug aus Aegypten erwähnte 
Bestreichung der Schwelle und der Pfosten 
mit Blut niemals zum Passahritus gehört 
baben, hätte doch K. schon aus den daneben 
stehendenParallelsätzen„wer keineTephillin 
905 und „wer keine Zizith an seinem 

eide hat“ ersehen müssen, dass hier eine 
ähnliche Forderung gemeint ist, nämlich 
„wer keine Mesusa an seiner Tür hat“ 
d. i. die noch heute in jüdischen Häusern 
am rechten Türpfosten angebrachte Kapsel 
mit den beiden ersten Absätzen des Schemä. 
Ein Blick in Levy, Neuhebr. Wb. III 63> 
oder in Schürer, Gesch. d. jüd. Volkes 3 II 
484 hätte ihn des Rechten belehrt. 

S. 34 lesen wir: „Auch einer positiv 
freundlichen Bezugnahme auf den Kultus 
oder Tempeldienst begegnet man in den 
zitierten Sätzen, denn Hillel gab (Spr. d. 
V. 1,12) die Mahnung: Sei ein Schiiler 


t) Vermutlich stand in dem K. vorliegenden 
Texte Myw mit mater lectionis. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Januar 1907.) 30 


Aarons“. Wer die ganze Stelle, wie sie 
K. kurz vorher übersetzt, noch einmal liest, 
wird sich fragen, wo hier ein Hinweis auf 
Aaron als Vertreter des Kultus zu finden 
sei. Es geht nämlich unmittelbar weiter: 
„Sei friedliebend und friedenstiftend‘), liebe 
die Geschöpfe und zieh sie heran zum Ge- 
веёзе“2). Zum Ueberfluss aber besitzen wir 
noch verschiedene andere aggadische Stellen?), 
in denen Aaron als Typus der Friedens- 
liebe erscheint. 

8.41 ayn n2» AWN "mp bedeutet 
nicht, wie K. angibt, ,Wo viel Gesetze, 
ist viel Leben“, sondern ,wo viel Tora- 
studium ist, ist viel Leben.“ 

S. 64 Die Stelle Tos. Demai 2, 18 (nicht 
2,3) remm "y ınpına P "ул übersetzt К. 
„sie bleiben in ihrer Annahme“ und macht 
ein Fragezeichen dazu. In der Tat ist der 
Satz in dieser Form unverständlich. Viel- 
mehr ist gemeint: „man nimmt von ihnen 
an, (dass man sie noch als Chaber be- 
trachten und ihnen darum in rituellen 
Dingen Vertrauen schenken darf), bis ein 
positiver Verdacht gegen sie vorliegt. 

Von geringeren Versehen seien hier noch 
folgende zitiert: S. 32 Cor Spr. d. V. 1,8 
ist nicht mit „Uebeltäter“ zu übersetzen, 
sondern ist hier nur ein Ausdruck für 
„schuldig“ (Gegensatz No) vgl. gro 
„schuldig erklären“. — S. 33 n3wbo (Spr. 
d. V. 1, 10) ist genauer mit „Arbeit“ zu 
übersetzen. — 5. 46 Пав Zitat aus Bere- 
schith rabba, in dem übrigens irrtümlich 
48, 11 für 49, 11 steht, müsste nicht nach 
dem betr. Bibelvers, sondern nach Abschnitt 
und 8 der Romm'schen Ausgabe, also hier 
98, 9, gegeben sein. Das Zitat ist bei K. 
nur unvollstündig übersetzt, indem am Schluss 
die Worte 507 М9 „nicht aber Israel“ 
fehlen. Es ist nümlich gemeint, wie aus 
der Parallelstelle Midr. Tehillim zu v. 21 
Anf. hervorgebt: Im Zeitalter des Messias 
wird Gott selbst der Lehrer Israels sein, 
wührend der Messias nur der Lehrer der 
Völker sein wird. — S. 63 rn D пх HIE 
Q'2*3 bedeutet nicht „bei der Masse“, 
sondern einfach „vor andern“ „öffentlich“ 
(Gegensatz unter vier Augen). 


Königsberg i. Pr. 


') Diese Uebersetzung ist ebenfalls unrichtig. 
Denn ГУ әнін heisst „dem Frieden nachjagend* 


d. h. friedliebend um jeden Preis. 

*) Richtiger ,zur Lehre“ vgl. über die Stelle 
die interessanten A gen von Chwolson, das 
letzte Passahmahl Christi 80 

3) b. Sanhedrin 6b; Abot de R. Nathan XII 


31 (No. 1.) 


Clef de la langue araméenne ou Grammaire com- 
plate et pratique des deux dialectes Syriaques occi- 
dental et oriental par l'abbé Alphonese Mingana 
professeur de Syriacque au séminaire Syro-chaldéen 
de Mossoul. Mossoul Inprimerie des Péres Domi- 
nicains 1905. XVI. 197 gezählte und 57 unge- 
zählte Seiten gr. 8. Angezeigt von Eb. Nestle. 

Die Dominikaner in Mosul entfalten zur 

Zeit eine rege literarische Tátigkeit, haben 

aber, namentlich was die Ausstattung der 

Bücher angeht, die Jesuiten in Beirut noch 

nicht erreicht. Der Verf. der vorliegenden 

Grammatik hat im gleichen Jahr die Homilien 

und Gedichte des Narses in 2 starken Banden 

herausgegeben (s. darüber Chabot in JA X, 

6, 1 S. 155—177). Seine eigene Arbeit 

kónnen wir eher entbehren, denn er vertritt 

darin Anschauungen, die vor einer strengeren 

Sprachwissenschaft nicht werden bestehen 

kónnen, wie z. B. dass es im Syrischen 

keine Wurzeln med. i gegeben habe (§ 152; 


р. XVI). Formen wie St, dom seien up 
aus ПО, СТУ entstanden. Auch seine 
Regeln sind eigentiimlich formuliert, z. B. 
S 16 über das Patach: quand il est suivi 
d'une lettre accentuée, il la redouple, ex 


na ilaglorifié, as avec nous. Neu 
war mir die Regel, dass wenn pluralische 
Adjektive auf — — substantivisch gebraucht 
sind, sie die Pluralpunkte erhalten; ebenso 
dass der Flussname rp" (Tigris) masku- 


linisch sei (S 160) Die Betonungsregel 
8 87 lautet: accent tonique tombe sur la 
derniere syllabe, dans le cas ой est elle 
fermée par une ou deux consonnes; il tombe 
sur l'avant-derniere syllabe ... dans le cas 
ой la derniére est fermée par une voyelle, 
2. B. үрго, aber sand. Einen Dual, der 
ursprünglich auf &n (nicht in) vokalisiert 
gewesen, vermutet der Verf. in poxo IV. 


Reg. 7, 1 (so muss die Bibelstelle heissen, 
statt Reg. IV, 1). Für das Verbum statuiert 
er § 107 7 Fälle für die Vokale des Perfekts 
und Imperfekts, а-о, a-e, а-а, e-a, 6-0, о-о, 
e-e, and § 109 11 Konjugationen. An das 
Pronomen kommt er erst $ 441. Dass eine 
solche Anordnung für den Unterricht, jeden- 
falls für den Selbstunterricht nicht praktisch 
ist, dürfte einleuchten. Auch bleibt vieles 
unerklärt, was für letzteren Fall erklärt 
sein müsste, z. В. S. 1 in dér Uebersicht über 
die Alfabete gleich das erste Wort „Strang,“ 
und so mancher terminus technicus; z. B. 
§ 184 „L’infinitif XYM) n'existe pas en réa- 
lité chez les Araméens; ce n'est donc qu'ac- 
eidellement que l'infinitif mimme Str wb N 


indique quelquefois le mode subjonctif. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


Januar 1907.) 32 


Auf die Paradigmen, die beim Verbum 
mit der ersten Person beginnen (!), folgt 
noch eine kurze bibliographische Uebersicht, 
über die eingebornen Grammatiker der 
klassischen Zeit, die europäischen, wobei 
Namen wie Michaöl,Adlöre, Wasöre,Mercäre l} 
und modern-syrische, Amira, A. de Hakel, 
Sadr, ‘Ainkoura (1647), David (1896). Kar- 
dahi (1880), Razi, Makdassi (1889), Manna 


(1896). Die neueren von Malabar hätten 
keinen Wert. 
Maulbronn. 


PSN, U eb le зу rings 
2 al кіс sie АА b, i» Spre 


1450 1. «лус» э yi. 9 und 447 Seiten. 8°. — 
Angezeigt von Eb. Nestle. 

Es würe eine sehr dankenswerte Aufgabe, 
wenn Merx seine Historia artis grammaticae 
apud Syros bis auf die Neuzeit fortsetzen 
würde. Mit den Mitteln der modernen Re- 
produktionskunst liesse sich billig von jedem 
wichtigeren Werk die eine oder andere Seite 
zur Anschauung bringen und zeigen, wie in 
Urmia, Mosul, Beirut, Mananam (Travancore, 
1888, 92, 98 von Polakosha) usw. Gramma- 
tiken, Chrestomathin und Worterbiicher des 
Syrischen in Malajalien, Arabisch, Franzó- 
sisch, Neusyrisch, Lateinisch, vielleicht auch 
noch in anderen Sprachen hergestellt wurden 
und werden. Gleichzeitig mit der in Mosul 
franzósisch veróffentlichten von Mingana 
erscheint arabisch diese von Josef Derjan, 
Metropolit von Tarsus und Vikar des maro- 
nitischen Patriarchen. Die Einleitung gibt 
eine ausführliche Geschichte seiner Studien 
unter und Berührungen mit Kardahi, Gismondi 
und anderen Vertretern der syrischen Lite- 
ratur und Kirche. Es ist erfreulich, dass 
das Syrische doch noch nicht so bald ganz 
der Vergessenheit anheimgefallen sein wird. 

Maulbronn. 


Die Gótter des Martianus Capella und der Bronze- 
leber von Piacenza von Oarl Thulin. Religions- 
geschichtliche Versuche und Vorarbeiten, hrsg. von 
A. Dieterich u. R. Wünsch, III. Band I. Heft. 
A. Töpelmann, Giessen 1906. Bespr. у. A. Boissier. 
L'année 1906 a vu paraitre trois impor- 

tantes monographies de M. Car] Thulin sur 

les questions étrusques. Je n'ai aucune com- 
pétence pour parler de ces sujets, mais si 


33 (Мо. 1.) 


үзі accepté de faire un compte-rendu trés 
sommaire d'un de ces mémoires, c'est que 
l’Etrurie et la Babylonie ont un point com- 
mun: la divination. Je crois que M. Thulin 
a infiniment raison quand il insiste sur les 
rapports de la divination chaldéenne et étrus- 
que. Tout récemment encore М. Körte 
écrivait ,Ein Zusammenhang zwischen der 
chaldaeischen und etruskischen Lehre, d. h. 
die Abhängigkeit dieser von jener scheint 
mir mit Thulin unabweisbar.^ C'est pour- 
uoi rien de ce qui touche les Etrusques ne 
evrait être indifférent aux assyriologues. 
L'auteur & nettement défini en quoi consiste 
la divination étrusque et ce qui la distingue 
de la divination romaine. Connaissant tous 
les textes, ayant collationné et confronté 
les manuscrits M. Thulin pouvait s'aventurer 
bien armé dans les terrains encore peu ex- 
ene: de la discipline toscane. Martianus 
apella dans un passage curieux nous mon- 
tre Jupiter convoquant les dieux 4 une dé- 
libération au sujet des noces de Mercure et 
de Philologia. Ces dieux occupent dans 
l'Olympe seize compartiments divers — si l'on 
peut s'exprimer ainsi —; comme d’après le 
témoignage des anciens (Cicéron, Pline), c'est 
aux Etrusques qu'il faut attribuer cette di- 
vision du ciel en seize lieux!), l'on pouvait 
se demander si Martianus n'avait pas puisé 
à une source étrusque. Bien plus la com- 
paraison des dieux de l'auteur latin avec 
ceux dont les noms sont inscrits dans le cé- 
lebre foie de bronze de Plaisance, que Deecke 
le premier avait étudié avec beaucoup de 
sagacité, faisait entrevoir qu'il pouvait bien 
y avoir là quelque influence de lEtrurie. 
Ce bronze de Plaisance — monument unique 
en son genre — vient d'étre publié d'une 
maniére trés compléte par M. Kórte. Des 
photographies et des dessins d'une exactitude 
igoureuse accompagnent ce travail impati- 
emment attendu. 
Aprés Nissen, Bouché-Leclereq, Deecke 


et Wissowa, M. Thulin s'efforce de dégager 


les éléments étrusques et astrologiques que 
renferme le passage en question et conclut 
que Martianus s'est inspiré d'un auteur au- 
quel la discipline de Tagés et l'astrologie 
n'étaient pas étrangéres. Cet auteur пе se- 
rait autre que Nigidius Figulus dont on ne 
saurait assez déplorer la perte de son ou- 
vrage de extis. M. Thulin en corrigeant 


1) Voir aussi le beau travail de Thulin: Die 
Etruskische Disciplin I p. 15. Pour ce qui est du 
nombre 16, remarquer que d'aprés Pline Hist. Natur. 
pe 13 le labyrinthe egyptien est aussi divisé en 
16 nomes. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Januar 1907.] 34 


un petit nombre d'erreurs de son prédéces- 
seur, a fait quelques trouvailles heureuses 
parmi lesquelles je citerai la leçon ne&uns 
— Neptunus, qu avait échappé à Deecke. 
Cette divinité d'origine étrusque ne pouvait 

as ne pas étre mentionnée sur le bronze de 

laisance, étant donné son róle dans les pré- 
sages. Les gens du métier ont déjà fait et 
feront sans doute des réserves sur certains 
rapprochements ingénieux, proposés entre les 
dieux de Martianus et les dieux étrusques; 
le désir d'établir une correspondance entre 
les données du texte latin et le monument de 
bronze nécessite un déplacement des noms 
qui pourra paraitre assez hardi. Tout dé- 

end de la valeur attribuóe au document de 

artianus et sur ce point les avis sont fort 
divergents. L’on ne peut à cet égard que 
se contenterd'explicationstrés approximatives. 
Dans son beau livre, Histoire de la Divi- 
nation p. 25, M. Bouché-Leclercq a rappelé, 
que Martianus avait dü faire des emprunts 
aux documents astrologiques. М. Thulin 
dans son enquéte se lance sur cette piste, 
passe en revue les diverses théories, les 
systémes des lieux, des sorts, de l'octotopos 
etc., etc., et conclut dans le sens de M. Bouché- 
Leclereq. Ce qui l'améne ensuite à faire une 
incursion dans le calendrier romain et à con- 
stater comme Nissen la concordance remar- 
quable entre les listes des dieux de Martianus 
et des fétes romaines. Mais tandisque Nissen 
regardait le calendrier des fétes comme étant 
d'essence romaine, notre auteur convaincu, 
que les E ues avaient trés anciennement 
introduit les méthodes astrologiques en Italie, 
voit dans cette union étroite de l'astrologie 
et du calendrier une preuve de l'origine étrus- 
que de ce dernier. .. Wenn wir nun 
schon im ältesten römischen Kalender Be- 
ziehungen sowohl zu der Astrologie wie auch 
zu der etruskischen Lehre finden, wird es 
doppelt wahrscheinlich, dass die Etrusker 
wie in anderen Füllen auch hier die ersten 
Vermittler der aus dem Osten stammenden 
Weisheit gewesen sind. Denn dass die etrus- 
kische Lehre seit altersher der Astrologie 
vieles verdankt, werden wir in folgendem 
sehen.^ La tradition rapportée par Héro- 
dote, d'aprés laquelle les Etrusques seraient 
venus de Lydie mérite créance; c'est par 
l'intermédiaire de cette contrée que le savoir 
des Chaldéens!) s'est transmis aux Grecs. 
Quand l'étude de la divination n'aurait fait que 
confirmer les dires d'Hérodote, cela suffirait 
déjà pour en souligner limportance. C'est 


1) G. Radet: La Lydie et le monde grec p. 281. 


35 (Ко. 1.) 


3 il faut plus que jamais consulter 
es haruspices, пеп déplaise à Caton Pan- 
cien. M. Thulin a droit 4 notre sincére re- 
connaissance, car ses recherches aussi sol- 
gnées qu'approfondies seront indispensables 
à ceux, qui voudront se plonger dans les 
grimoires de l'astrologie et de la mantique 
terrestre. 
Chambézy bei Genf. 


Earl Oppel, Das alte Wunderland der iden. 
Geographische, politische und kulturgeschichtliche 
Bilder aus der Vorzeit, der Periode der Blüte, 
sowie des Verfalles des alten Aegyptens. Leipzig, 
Otto Spamer, 1906. 5. А. M. 8,50. (Besprochen 
von F. Bork.) 

Es ist nicht zu leugnen, dass die heutige 
Schule gar oft die Kópfe der Schüler leer 
und ihre Herzen kalt Dann müssen 
ihnen treue Freunde das ersetzen, was ihnen 
dort versagt bleibt. Ein solcher Schüler- 
freund im besten Sinne des Wortes ist der 
Oppel, weil er Interesse zu wecken und wach 
zu erhalten vermag. Obwohl er als Lese- 
buch für reifere Schüler geschrieben ist, ver- 
dient er auch in einer wissenschaftlichen 
Zeitung die ihm gebührende ehrende Aner- 
kennung, da der ungenannte Bearbeiter der 
neuen Auflage das Buch auf eine so hohe 
Stufe der Vollendung gehoben hat, wie sie 
bei ähnlichen Werken nie zuvor erreicht 
worden ist. Er hat den Beweis geliefert — 
man vergleiche den Abschnitt über die Hiero- 
glyphen —, dass es müglich ist, ohne den 
Boden der strengen Wissenschaftlichkeit 
zu verlassen, die Ergebnisse der Forschung 
dem breitesten Publikum in anregender Weise 
vorzuführen, und ist dadurch geradezu vor- 
bildlich geworden. Wenn wir neben dem 
in Schülerkreisen wenig verbreiteten „Alten 
Orient“ ein ebenso schönes Buch über das 
alte Mesopotamien und ein zweites über das 
alte Iran hütten, dann brauchten wir uns 
nicht mehr über eine so grenzenlose Ver- 
ständnislosigkeit der Gebildeten gegenüber 
denaltorientalischen Forschungen zu beklagen. 

Königsberg i. Pr. 


A. Wiedemann, Altägyptische Sagen und Märchen. 
(Der Volksmund, alte u. neue Bei e zur Volks- 
forschung, herausgegeben von Dr. F. 8. Krauss, 


Band VI). Deutsche Verlagsaktiengesellschaft, 
Leipzig, 1906. 12°, 163 8. 1 Mark. Besprochen 
von W. Max Müller. 


Während in anderen Sprachen wiederholt 
der Geschichtenschatz der alten Aegypter 
zusammenfassend übersetzt wurde, und z. B. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Januar 1907.) 96 


in Frankreich eros Contes Populaires 
schon drei Auflagen erlebt haben, wird hier 
zum allerersten Male diese dankbare Auf- 
gabe fiir deutsche Leser vorgenommen und 
glücklich gelóst. Es ist wohl nur eine Aus- 
wahl von 10 Geschichten, aber diese sind 
rechtcharakteristisch ausgewühlt; der Wunsch 
z. B. die so interessante neue Setnageschichte 
(ed. Griffith) noch zu sehen, muss verstummen, 
wenn man erwügt, was alles für 1 M. hier 
in höchst anständi Ausstattung geboten 
wird. Die Popularisierung ist recht gelungen), 
namentlich in der geschickten Vermeidung 
aller Fussnoten; über die naturgemäss sehr 
zahlreichen Stellen, wo andere anders über- 
setzen würden oder wo über Schwierigkeiten 
weggegangen ist, sich kritikasterisch zu ver- 
breiten, wäre also ungerecht. Jedenfalls 
wird die Sammlung willkommen sein und 
einem grossen Bedürfnis entsprechen. 
Philadelphia. 


Bemerkungen zur amharischen Chronik 
König Theodors von Abessinien. 
Von Eugen Mittwoch. 


Das Ms. or. qu. 478 der Kéniglichen 
Bibliothek zu Berlin?) enthält eine Chronik 
König Theodors von Abessinien in amharischer 
Sprache. 

Die Handschrift ist, wie Prätorius in 
seinem Werke über „die amharische Sprache““) 
sagt, ,sprachlich und sachlich von hóchstem 
Interesse.^ Nach beiden Seiten hin hat aie 
denn auch ihre Bearbeiter gefunden. Pra- 
torius beruft sich in seiner eben genannten 
Grammatik auf eine grosse Zahl von Formen 
oder syntaktischen Gefiigen, die er unserer 


1) Nicht glücklich gewählt scheint mir nur die nach 
Wörtlichkeit strebende Uebersetzung „der die richtigen 
Worte zu sprechen weiss“ (S. 3 usw.) für die gewöhn- 
liche Bezeichnung selig Verstorbener. (Der Ausdruck 
iet ja eigentlich noch nicht sicher zu verstehen). — Dass 
Wiedemann in Transkriptionsfragen der konservativste 
der deutschen Aegyptologen bleibt, ist bekannt; das 

manches Missverstindnis im Leserkreis kosten. 
— Die Bezeichnung von Harris 500 als nicht lange vor 
1000 v. Chr. niedergeschrieben“ (S. 78) entspricht nicht 
mehr dem heutigen Standpunkt paläographischer 
Forschungen; das Ms. gehört noch der 18. Dyn. ап. — 
Die Betonung des mythologischen Elementes in ver- 
schiedenen Geschichten z. B. in solchen Schatzgruben 
der alten Mythologie in den „zwei Brüdern“ oder im 
„verwunschenen Prinzen“, wäre mir speziell erwünscht 
gewesen; die jetzt gewonnene Erkenntnis der alten 
Mythologie bedarf energischerer Verbreitung sogar 
in gelehrten Kreisen. — 8. 17, die'Góttin ,Hekt* 
männlich ist wohl Druckfehler. 
Vgl. Dillmann, Verzeichnis der abessinischen 
Handschriften der Kgl. Bibliothek zu Berlin, No. 77. 
*) Halle, 1879, Seite 10. 


87 (Мо. 1] 


Chronik entnommen hat, und auch Nildeke 
hat das Material zu seinem Aufsatz iiber 
„Theodoros, König von Abessinien"!) vor- 
zugsweise aus dieser Quelle geschópft?). 

E. Littmann gebührt das Verdienst, die 
Chronik herausgegeben zu haben“). Da seiner 
Edition nur eine“), zudem gute Handschrift 

nde liegt, musste L. im Textbande, der 
bisher allein vorliegt, sich im wesentlichen 
auf den Abdruck des Manuskripts beschränken, 
wobei er nur an einigen wenigen Stellen 
offenbare Sehreibfehler verbesserte. 

An zwei von diesen Stellen muss nun 
aber, wie ich meine, die Lesart der Hs. 
wieder eingesetzt werden, und auch an einer 
dritten Stelle ist der Textbestand der Hs. 
trotz der Bedenken des Herausgebers wohl 
berechtigt. Da es sich in allen drei Füllen 
um Worter oder Formen handelt, die bei 
Guidi®) noch nicht gebucht sind, so ergeben 
die folgenden Bemerkungen einen kleinen 
Nachtrag zum amharischen Lexikon. 

I. Seite @, Kol. 2, Zeile 13: 

Die Handschrift hat: AFE 1777 
a. : Omm: TH 15 HI: 
PART: JN : 00372: 02 Littmann 
ändert das Wort P92” 1 in ТҮ: Der 
Satz würde demnach in der Uebersetzung 
lauten: „Als Gugsä eines Tages zu Pferde 
spielte, traf («982 den Schild des Amadé 
mit dem Stabe.“ Dadurch erleidet die Kon- 
struktion eine unnótige, kaum ertrügliche 
Harte. Wenn „Gugsä“ Subjekt des Vorder- 
und Nacbsatzes würe, so brauchte es in 
letzterem nieht wiederholt zu werden. Die 
L. A. der Handschrift ergibt hingegen einen 


vorzüglichen Sinn. ТЛ ı ist der Name 
eines Kriegsspiels, das bald zu Pferde, bald 
zu Fuss geübt wird, und das auch noch 
heute bei den Grossen Abessiniens sehr be- 
liebt ist. Herr Lektor Alaqà Täje nannte 


) Deutsche Rundschau, X (1884) S. 406 ff., wieder 
abgedruckt in „Orientalische Skizzen“ 8. 277 ff. 

) Schon vorher hatte der bekannte Missionar 
Flad eine freie deutsche Bearbeitung der Chronik 

ferti Sie befindet sich jetzt ebenfalls ix dor 
к Bibliothek za Berlin; vgl. Dillmann a. a. 0. 

о. 78. 

*) The chronicle of King 'Thesdcre of Abyssinia 
edited from the Berlin Manuscript. Part I. 
Amharic Text. The University library Princeton, 
New Jersey 1902. 

) Eine andere Hs. unserer Chronik ist nicht 
bekannt. — Die i. J. 1905 in Paris erschienene 
ambarischeChronikTheodors, bearbeitet von C. Mondon- 
Vidailhet, ist ein völlig anderes Werk. 

D Vocabolario amarico-italiano compilato da 
Ignazio Guidi, Roma 1901. 

% Ich Andere die Interpuuktation der Hs. dem 
Sinne gemäss. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Januar 1907.| 38 


mir unter vielen anderen Spielen, an denen 
die heutigen Abessinier Gefallen haben, auch 
das Gugs-Spiel. Das Wort ist also bei 
Guidi a. a. O. Kol. 782 nachzutragen, und 
die Stelle ist folgendermassen zu übersetzen: 

„Und als sie eines Tages zu Pferde Gugs 
spielten, da traf Gugsä den Schild des 
Amadé mit dem Stabe.“ Die Gleichheit des 
Subjekts ist damit verschwunden und es 
liegt ein Wortspiel vor, auf das sich der 
Verfasser der Chronik vermutlich viel zu- 
gute tat. | 

II. Seite &, Kol. 2, Zeile 9 und 12: 

Die Hs. hat mit Recht sehe? з Die 


Aenderung in ehe ist nicht berechtigt. 
Denn abweichend von dieser äthiopischen 
Form, die auch im Ambarischen für „go- 
vernatore, offiziale superiore“ gebraucht wird, 
ist die übliche Schreibweise für den ver- 
breiteten Eigennamen, der uns in europäischen 
Zeitungen zumeist in der Form ,Makonnen* 
begegnet, genau wie in unserer Handschrift 
aono)? : 

IIL Seite 18, Kol. 1, Zeile 18: 

Der Buchstabenbestand #21 MIÈ ! ist 
ganz in Ordnung. Nar ist besser in einem 
Worte Tem ': zu schreiben. Herr Täje 
hat mir das Wort, das bei Guidi, Kol. 266 
nachzutragen ist, folgendermassen erklärt: 
Фет? : "INT DAL: өрті RK: 
1*7 APMED HTLF TA NEL ANAT: 
$0- 9 Паз ist: ,Qaratanq bedeutet das 
Pulver, das der Feuerstein oder der Zunder 
behufs A bschiessens des Gewehres entzündet.“ 
Das [Zünd]pulver — in der Pfanne — darf 
nicht mit der eigentlichen Pulverladung ver- 
wechselt werden. Es ist dabei an die alten 
Feuerschlossgewehre zu denken, die heute 
auch in Abessinien ausser Gebrauch ge- 
kommen sind. 


Eine Liste arabischer Werke zur Geschichte 
Spaniens und Nordwestafrikas. 


Ich habe in den Mitteilungen des Seminars 
für orientalische Sprachen zu Berlin Jahrg. 9, 
Berlin 1906, Abt. 2 S. 74—110 unter dem 
Titel: „Eine alte Liste arabischer Werke zur 
Geschichte Spaniens und Nordwestafrikas“ 
über ein von mir in der Bibliothek dieses 
Seminars vorgefundenes in Lithographie her- 
gestelltes Blatt gehandelt, welches den Titel 


Die Lithographie, die vermutlich aus Marokko 


39 [No. 1.) 


in das Seminar gelangt ist, zeigt eine gute 
magribinische Hand. Ев erwies sich, dass 
hier nur alte Werke verzeichnet waren, 
deren jüngste etwa in die Zeit Ibn Haldüns 
hineinreichten. Ich lehnte es ab, dass es 
sich hier um einen Katalog von Werken 
handeln kónne, die heut irgendwo in Ma- 
rokko oder sonst vorhanden waren. Ueber- 
haupt mache die Liste mehr den Eindruck 
einer bibliographischen Arbeit als den eines 
Kataloges. Es sei an sich denkbar, dass 
eine solche bibliographische Arbeit in neuerer 
Zeit hergestellt sei; nicht recht begreiflich 
sei dann die Beschrünkung auf die alte Zeit. 
Wahrscheinlich sei die Liste alt, vielleicht 
der Index zu einem etwa im 14. Jahrhundert 
entstandenen Werke. Zugleich wies ich auf 
eine in ZDMG. Bd. 9 (1855) S. 625/626 ver- 
öffentlichte, vermutlich von Dozy verfasste 
Mitteilung hin. Darnach war іп Cher- 
bonneaus Hände ein Verzeichnis von Werken 
gelangt, welche sich in der grossen Moschee 
zu Tunis befinden sollten. Dass letztere 
Angabe falsch sei, ergab sich leicht, und da 
aus jener Mitteilung sehr merkwürdige Ueber- 
einstimmungen zwischen jenem Verzeichnis 
und unserer Liste zu entnehmen waren, 
glaubte ich beide in Beziehung zueinander 
setzen zu dürfen. 

Nach solchen Ausführungen druckte ich 
die Liste ab und gab zu ihr ziemlich umfang- 
reiche bibliographische Erläuterungen. 


Die mutmassliche Herkunft der von mir 
gesehenen Liste, ihr ganzer Charakter, die 
von mir angenommenen Beziehungen zu der 
Cherbonneau mitgeteilten Liste, die Tatsache, 
dass man in Algerien selbst eine solche Liste 
als aus orientalischen Kreisen stammend an- 
sah, die Tatsache ferner, dass die in der 
ZDMG. gebrachte Mitteilung niemals (meines 
Wissens) berichtigt worden ist — all dies 
liess mich nicht auf den Gedanken kommen, 
den Ursprung der Liste statt in orienta- 
lischen, wie ich annahm, vielmehr in euro- 
päischen Kreisen zu suchen. Hätte ich 
diese Möglichkeit überhaupt bedacht, so wäre 
ich wohl auf Vermutungen gekommen, die 
dem inzwischen festgestellten Sachverhalt 
wenigstens nahe gekommen wären. 

Auf die Mitteilung meiner Arbeit schrieb 
mir zunächst René Basget, er glaube, dass 
es sich um eine Liste gesuchter Bücher 
handele. Wer könne wohl die Liste herge- 
stellt haben? „Peut-être un amateur aussi 
peu connu que Lord Hunter?“ Dieser habe 
vor mehr als fünfzig Jahren eine ähnliche 
Liste lithographiert. 

Der genaue Sachverhalt, der mir zuerst 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


|Januar 1907.] 40 


von Nallino mitgeteilt und dann von mass- 
gebender Seite bestütigt wurde, ist dieser: 


Francisco Codera liess, nach seiner 
Misión histórica en la Argelia y Túnez“ 
(1887/1888), in Typendruck herstellen einen 
„Catalogue de quelques livres d'histoire 
d'Espagne dont ou désire l'acquisition, ou 
au moins la connaissance de leur existence 

our en tirer copie.“ Eines der beiden letzten 

xemplare, die dem Verfasser noch verblieben 
waren, hatte er die Güte mir zu übersenden. 
Es sind 4 Bl. 23 »« 14,5 cm, arabisch pagi- 
niert, auf S. v unten der Vermerk: Imprenta 
y Litografía, Tudescos, 34. Die Liste, in 
óstlichem Typendruck (S und , 5), ist mit 
der von mir behandelten identisch. Codera 
verwertete Notizen, die er sich im Laufe der 
Zeit gemacht hatte. Eine von Hunter ver- 
öffentlichte Liste arabischer Werke glaubt 
Codera unter den Papieren von Pascual de 
Gayangos gesehen zu haben; sie enthielt in- 
dessen nichts, was ihn besonders interessierte. 


Nach dem Codera’schen Druck ljess Juliän 
Ribera in Zaragoza eine Lithographie 
herstellen „por creer que seria mäs agradable 
& los moros de Marruecos. Diese Litho- 
graphie, ohne jene französische oder eine 
entsprechende arabische Aufschrift, nur mit 
dem von mir oben mitgeteilten Titel, wurde 
also in Marokko verbreitet, und- eins der 
Blätter fand seinen Weg in das Seminar für 
orientalische Sprachen zu Berlin. 


Also mit der Codera’schen Liste trifft die 
в. Z. Cherbonneau mitgeteilte nicht zu- 
sammen, sie dürfte aber doch wohl ähnlichen 
Charakters gewesen sein. War es die 
Hunter'sche Liste? Damit diese Frage end- 
gültig entschieden werde, bitte ich die Fach- 
genossen um irgendwelche Mitteilungen über. 
Lord Hunter und dessen Liste. Ist irgendwo 
noch ein Exemplar derselben vorhanden? 
Eine Veröffentlichung derselben wäre wichtig, 
um weitere Irreführungen und Missverstánd- 
nisse hintanzuhalten!). 

Die Ribera'sche Lithographie der Codera- 
schen Liste konnte ja auch leicht Missver- 
stindnisse entstehen lassen. Ich bin nicht der 
einzige, der sie für etwas anderes hielt als 
sie ist. Ich freue mich, dass meine Ver- 
öffentlichung der Anlass zur Feststellung 
von Tatsachen gewesen ist. Daneben werden 
die von mir in meiner Arbeit zugleich ge- 
botenen bibliographischen Feststellungen 


einigen Wert haben, gleichviel, welches im 


1) Die in ZDMG. a. a. O. gemachten Angaben 
sind mehrfach, so von Wüstenfeld und Brockelmann, 
weiter übernommen worden. 


41 [No. 1] 


übrigen der Charakter der Liste ist. Diese 
Feststellungen hätten noch ergänzt werden 
können, namentlich z. В. aus dem interessanten 
„Ensayo bio-bibliográfico sobre los historia- 
dores y geógrafos aräbigo-espanoles“ von 
Francisco Pons Boigues, Madrid 1898. .Ich 
freue mich, das wertvolle Buch, auf das ich 
damals in der sonst von mir benutzten Lite- 
ratur nicht aufmerksam gemacht worden war, 
ietzt persónlich zu besitzen. 
Halle a. S., den 21. Dezember 1906. 
G. Kampffmeyer. 


Zu den arabischen Inschriften Süditaliens. 


A. Zweineuegefunden in Neapel November 
1903 bei Kanalarbeiten, behandelt von C. A. 
Nallino in der Festschrift für Prof. A. Salinas 
„Miscellanea di Archeologia di Storia е di 
Filologia“ (Palermo 1906) S. 243—251 u. 
d. T. „Di alcune epigraf sepolcrali arabe 
trovate nell’ Italia meridionale". Die eine 
enthült ausser ,Das ist das Grab des 
‘Abdal.....* (nicht Abdallah!) nur fromme 
Formeln. Die andere hat ,Das ist das 
Grab des Qä’id Muhriz Ibn Chalifa, ge- 
storben Donnerstag in der letzten Dekade 
des Gumada II 465“ d.i. 7. Marz 1073. In 
Z. 19 ist qr wohl nicht qara'a, sondern qarra 
„der stehen bleibt“. Im Museum von Neapel 
sind drei Inschriften von 446, 497 und 524 
H.; Amari hat in Iscrieiont Sepolcrali Nr. 3 
Inschrift aus Neapel von 417 und No. 2 u. 
13 zwei aus Pozzuoli von 411 und 473. 
Nallino sieht in dem 7. Marz 1073 ge- 
storbenen Muhriz einen Flüchtling aus Si- 
zilien, da im Januar 1072 der Graf Ruggero 
nach fiinfmonatlicher Belagerung Palermo 
erobert und dort die normannische Herrschaft 
anstelle der arabischen gesetzt hatte. Die 
beiden Denkmäler sind sprachlich und sach- 
lich gründlich erörtert. 

B. Zu den zwei Grabinschriften bei 
Amari Nr. 13 (in Neapel) und Nr. 43 (in 
Palermo) gibt Nallino a. a. O. gute Be- 
merkungen. In jener hatte Amari die zwei 
Tawil-Verse Z. 18—20 nicht erkannt, in 
dieser das Metrum verkannt (S. 251, 1 möchte 
МаШпо lesen wakaifa jaladdul *a$$a, doch 
sei der Stein deutlich (brieflich); 251, 2 besser 
judhibu rasma wajubli gismahu wamawasilah, 
mit Rettung des Reimes). Durch die richtige 
Lesung gelangt Nallino zu einem sicheren und 
verstandlichen Text. — An Amari Nr. 42 
knüpft N. eine lehrreiche Bemerkung über 
Sitt, Saijida und Saijid ahluh als Eigennamen. 

Hermsdorf (Mark), 26. 12. 06. 

Martin Hartmann. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


|Januar 1907.] 42 


Altertums-Berichte 
aus dem Kulturkreise des Mittelmeers. 


Museen. 


Nach dem amtlichen Bericht wurden von den 
Königlichen Museen zu Berlin in der Zeit vom 1. 
Juli bis 30. September 1906 erworben: 

Von der Abteilung der Bildwerke der christ - 
lichen Epoche: Ein altarabischer Elfenbeinkasten. 

Von der ägyptischen Abteilung: als Ge- 
schenk ein von einem Abessinier angefertigtes Modell 
eines eigentümlichen 'f'ürschlosses, wie es noch heute 
in Axum im Gebrauch ist, wodurch einige ügyptische 
Altertümer, die bisher unverständlich waren, als 
Schlüssel erklürt wurden, und diese eigentümliche 
Schlossart bereits für das Ende des zweiten Jahr- 
tausends v. Chr. in Aegypten nachyewiesen wurde. 
— Gekauft wurde eine 7 m lange Papyrusrolle, den 
Osterbrief eines Patriarchen von Alexandrien aus 
dem Anfang des achten Jahrhunderts n. Chr. ent- 
haltend. .— Unter den Altertümern wurde eine Um- 
stellung vorgenommen: in einem bisher von Gipsen 
christlicher Skulpturen besetzten Saal wurden Alter- 
tümer der rdmischen Zeit Aegyptens aufgeetellt. Іп 
einem andern Raum wurden die Alterttimer aus 
Nubien vereinigt. 

Von der Vorderasiatischen Abteilung: als 
Geschenk die Papierabdrücke der Nebukadnezar- 
Inschriften vom Wadi Brisa. Ferner eine grosse 
Sammlung Papierabdrücke der Van-Inschriften, ein 
Tonknauf mit Inschrift des Königs Ibik-Iztar von 
Malgüm und ein assyrisches Vokabular. Gekauft 
wurden eine kleine syrische Bronze, zwei Bronze- 
Löwenköpfe aus Syrien und verschiedene Tontafeln 
der Zeit Hammurabis. 

Vom Museum für Völkerkunde, asiatische 
Abteilung: ein in Abessinien erworbener silberner, 
arabischer Frauengtirtel, und ein in Deutech-Ostafrika 
gekauftes arabisches Messer mit silberbeschlagener 
Scheide. — Afrikanische Abteilung: eine abessinische 
Pergamentrolle mit Zaubersprüchen. Eine Schiefer- 
platte mit arabischer Inschrift von einem Grabe. 


Aegypten. 


50. 0. M. Kaufmann macht darauf aufmerksam, 
dass trotz Masperos, de Bocks, Crums und Strzygowskis 
Bemühungen eine Reihe von altohristlichen Denk- 
mülern in Aegypten dem Untergange rettungslos 
preisgegeben sind u. a. die von Soba, der Hauptstadt 
des christl. Reiches von Aloa; die bei Abu Dôm (im 
Wadi Gazal) und einige im Fayüm; die bei Kalabche, 
Philae und Antinos; ferner einige Felsengräber von 
Gemme, bei Abu Simbel, Kasr Ibrim, El Feräig, 
Gurnah, Athribis u. a. Eine altchristliche Totenstadt 
beherrbergt die Grosse Oase, andere unerforschte 
Denkmäler finden sich in den Oasen Dachel. 
Kargeh u. a. (Frankfurter Zeitung 1906 No. 339.) 


56. In Unterägypten wurde im Oktober ein höchst 
wertvoller Goldfund im Gewicht von mehreren hun- 
dert Pfund Sterling gemacht, Geräte und Schmuck- 
sachen mit dem Namen Ramees II. und seiner nächsten 
Nachfolger. Die wertvollsten Stücke daran sind zwei 
Becher und zwei schwere Armbänder. Alles weist 
rein ägyptische Kunstmotive auf ohne fremde Ein- 
flüsse, aber diese Motive sind meist so originell, dass 
der Fund eine grosse kunstgeschichtliche Bedeutung 
besitzt. Er scheint vollständig in das Museum von 
Kairo gelangt zu sein. W. M. M. 


43 [No. 1.) 


ORIENTALISTISOBE LITTERATUR-ZEITUNG. 


Januar 1907.] 44 


eg 


Frankreich. 


67. Auf Veranlassung der Société d’histoire et 
d'histoire naturelle von Semur hat Espérandieu іп 
der gallischen Stadt Alesia Ausgrabungen veran- 
staltet, deren Ergebnisse in einer besonderen Zeit- 
schrift Pro Alesia (Paris, A. Colin) veröffentlicht 
werden. (Darin ist auch ein Bericht Pernets über 
die Grabungen Napoleons ІП. an der Circumvallations- 
linie erschienen, die hiernach sehr viel zu wünschen 
übrig lassen) Man fand п. a. eine Bronzestatuette 
eines toten Galliers, eine beinerne Pansflöte, bizarre 
einheimische Gottbeiten in Stein und eine gallische 
Inschrift. (Vossische Zeitung 1906 No. 608). 


me 
Griechenland. 


58. Die im Jahre 1904/5 im Gebiete des Artemis- 
tempels zu Ephesus unter D. G. Hogarth's Leitung 
unternommenen Ausgrabungen legten unter einer 
hellenistischen Schicht aus dem 6. Jahr. v. Chr. 
3 Tempel frei, von denen der älteste aus einem 
kleinen Raume bestand, der das Kultbild und den 
Altar gerade aufnehmen konnte. In den späteren 
Bauten stand das Kultbild stets an der gleichen 
Stelle. Es wurden 4000 Kleinfunde gemacht, Terra- 
kotten (die vielbrüstige Artemis fehlt in der früben 
Zeit даш), Votivgegenstände, Bronzegefüsse, Messer, 
Elfenbeingriffe, viele Gegenstände aus Edelmetall 
und sehr viel Elektron. Unter den Münzen, deren 
rn wie die anderen Funde aus dem 7.—6. 
Jahrb. v. Chr. stammt, finden sich auch viel ältere, 
mindestens aus dem 8. Jahrh. stammende. Einige 
tragen die Aufschrift FAA (Alyattes?) (Münchener 
Allgemeine ans 1906 No. 282.) 

69. (vergl. 37) Im Juli und August 1906 hat 
Arvanitopulos im Auftrage der archäologischen Gesell- 
schaft zu Athen das Heiligtum des Apollon Koropaios 
7. Jahrh. v. Chr.) in einem auf den pagasüischen 

eerbusen ausmündenden Tale auszugraben be- 
gonnen. Die Ziegelwände desselben waren mit ein- 
ren Backsteintafeln verzi die ornamentale 

ertiefungen aufweisen. Funde: 2 Inschriften, kleine 
Pferdefiguren, grosse Tontafeln mit vielfarbigen Deko- 
rationen, Ueberreste aus der mykenischen Epoche, 
die sich nur hier bis ins 7. Jahrh. hinübergerettet 
zu haben scheint; zahlreiche kleine, sehr schöne 
Vasen (7.—6. Jahrh.), wahrscheinlich Einfuhrware 
aus Ionien. A. glaubt nachweisen zu können, dass 
die ersten аре der Westktiste des genannten 
жарына aus dem südlichen Ossa ausgewandert 
sind. 

60. (vergl. 41). In Halmyros schreiten die Aus- 

bungen fort. Arvanitopulos hat die Funde von 

alos, Поп, Eretria, Melitaia, Theben (Phthiotis), 
Pherai, Pyrasos und Skotussa in einem Museum ver- 
einigt. 

61. Derselbe arbeitete im November und De- 
zember 1906 zwischen Larissa und Krannon. Ев 
wurde ein grosses Frauengrab in Tempelform ge- 
fanden. In den nächsten Monaten soll in Krannon 
ausgegraben werden. Die archäologische Gesellschaft 
zu Athen will in Larissa ein Museum bauen, das wohl 
auch die Reliefs von Tyrnavos aufnehmen wird. 
(Vossische Zeitung 1907 No. 1). 


Mittelasien. 


62. Turkestan. Von Kaschgar aus besuchte 
Stein Jarkand, wandte sich dann nach Kokjar, wo er 
anthropometrische Aufnahmen bei den iranischen 
Pachpo veranstaltete. Von dort aus ging er auf un- 


bekannten Wegen nach Chotan und weiter ostwirts 
in die Wüste. Er grub die von ihm schon 1900 be- 
suchte Rawak Stupa weiter aus, ferner einen Tempel 
auf der Hanguja Tati. Hier wurden graeco-bud- 
dhistische Reliefs aus dem 5.-6. Jahrh. n. Chr. zu- 
tage gefördert. In Domoko wurde ein buddbistisches 
Heiligtum freigelegt, worin zahlreiche altindische und 
chinesische Handschriften, sowie solche in der un- 
bekannten Sprache von Chotan (auch Bilinguen!), 
ferner beschriebene Holztafeln in derselben Sprache 
wie auch tibetanische entdeckt wurden. In einem 
Schutthaufen im Süden der Domoko-Oase fand man 
Dokumente in der Brahmi-Schrift von Alt-Chotan 
und chinesische Urkunden. Von dort aus begab sich 
St. nach Kerija und zu einer Ruinenstadt hinter 
Nija. Während der ganzen Reise nahm Steins Geodät 
Rai Ram Singh, zum Teil auf Seitenwegen vorgehend, 
unbekannte Gebiete auf. (Times, London, 8. XII. 1906.) 


Hus Gelehrten Gesellsehaften. 


In der Gesellschaft Orient und Occident 
zu Breslau hielt am Montag den 19. November Pro- 
fessor Dr. Freiherr von Lichtenberg einen 
Vortrag über: ,Die Kultur von Kypros und 
ihre Bedeutung für den Orient und Griechen- 
land.* Der Vortragende unterschied vier benachbarte 
Kulturkreise, mit denen Kypros abzurechnen batte: 
1) den Bgüischen, der als europäisch-arisch gelten 
könne, 2) den kleinasiatiscb-hetitischen, 3) den semi- 
tischen und 4) den ägyptischen. Die älteste Be- 
völkerungsschicht der Insel gehöre nach den archüo- 
logischen Funden dem ägäischen Kreise an in 
enger Verwandtschaft mit den thrakisch-phrygischen 
Stämmen, deren archäologische Spuren sich über die 
Küstenländer des ägäischen Meeres bis nach Ungarn 
erstrecken. Als Leitfossil betonte der Vortragende 
das Spiralornament, ohne bei der Fülle des Stoffes 
an Gerüten des büuslichen Lebens die Frage bis ins 
Einzelne zu verfolgen. Nur der Waffen, und zwar 
der für das genannte Gebiet besonders charakte- 
ristischen Doppelbeile und Dolche, bei gleichzeitigem 
Fehlen des Scbwertes und Bogens, konnte noch 
gedacht werden. 


Die älteste Erwähnung der Insel finden wir in 
ägyptischen Texten aus dem Anfange der 18. Dynastie. 
Hier erscheint Kypros als , Ajasja“ (so nach G. Hüsing 
richtiger als Asij), in den Amarna-Briefen als „Alaaja“, 
und zwar unter einem Könige. Es führt Kupfer aus 
und verarbeitetes Elfenbein (von nordsyrischen Ele- 
fanten) nach Aegypten und nach Syrien, das daher 
gleichfalls Kupfer als Tribut nach Aegypten sendet. 
Es ist ,Grossmacht“, denn der König von Alasja 
verkehrt auf gleichem Fusse wie die anderen Gross- 
müchte mit Aegypten. Die Ortsnamen sind nicht- 
griechisch; die phönikische (semitische) Sprache ist 
nicht bekannt, wie der Bericht des im 11. Jahrhundert 
nach Kypros verschlagenen ägyptischen Agenten 
Wen-Amon zeigt, zu dessen Zeit die Königin Hetiba 
regierte. Der Vortragende kam zu dem Ergebnisse, 
dass die damaligen Kyprier noch der thrakisch- 
phrygiscben Schicht angehört haben, die bald darauf 
durch einwandernde Griechen und Sidonier in die 
Berge verdrängt worden sind. Anstelle des einheit- 
lichen Reiches tritt nun eine Reihe von vorwiegend 

iechischen Stadtkönigtümern. Ausgange des 
d Jahrhunderts schon huldigen sieben, etwa dreissig 
Jahre später zehn kyprische Könige den Assyrern. 
Das Alte Testament scheint die Insel unter dem alten 
Namen als Elischa (Aljascha), den tyrischen Teil 


45 [No. 1.) 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Januar 1907.) 46 


(nach der Hauptstadt) unter Kittim zu verstehen. 
Bezeichnenderweise bestand eine  sidonische Be- 
völkerung getrennt neben der griechischen, was 
noch für spütere Zeiten nachweisbar ist. Der Vor- 

ende schloss mit dem Hinweise darauf, dass die 
gleichen Verhültnisse eigentlich auch heute wieder 
auf der Insel bestehen, insofern die überwiegende 
Bevölkerung die Griechen bilden, deren Sprache 
übrigens noch stark altgriechisch klingt, wührend 
getrennt semitische (maronitische) und türkische Be- 
völkerungsteile wohnen. 

In der lebbaften Debatte betonte Prof. O. Hoff - 
mann, dass die alten geograpbischen Namen 
der Insel auf kleinasiatische Sprache hinwiesen, 
während er die Gründe für eine thrakisch-phrygische 
Bevölkerung nicht für ausreichend erklärte. Der Vor- 
tragende wollte den kleinasiatischen Einfluss nicht 
leugnen, aber die Zugehörigkeit gewisser Namen zu 
diesen Sprachen auch nicht für genügend gesichert 
halten; dagegen müsse er grosses Gewicht auf die 
kulturelle Gleichheit legen. — Darauf entwickelte 
Direktor Seger den schroffen Gegensatz zweier auch 
in der prübistorischen Forschung einander gegen- 
überstehenden Anschauungen. Die eine gehe dahin, 
dass mit einem Kulturwechsel auch ein Bevölkerungs- 
wechsel verbunden sei, und dieser vom Vortragenden 
vertretenen Auffassung neige er selbst zu. Doch sei 
auch die gegenteilige Meinung sehr zu beachten, 
dass mitunter eben doch zahlreiche Kulturelemente 
entlehnt wurden. Der Vortragende betonte darauf, 
dass eine entlehnte Kultur fast immer infolge ihrer 
Umgestaltung als solche erkennbar sei und dass 
nur ein Zusammenfassen aller Gesichtspunkte, der 
Sprache, der Kulte, der Mythen und der Archüologie 
zu sicheren Ergebnissen führen kann. 


Mitteilungen. 


Im Juli und August 1908 wird in Genf der 
neunte Internationale Geographen-Kongress 
abgehalten werden. Es werden u. a. sprechen: G. 
Cora über die Zigeuner und über die Ethnographie 
der Balkanhalbinsel; P. Labbé über verkehrsgeo- 

hische Probleme іп Russisch-Asien; Dr. Fr. 

nola bey über ägyptische Reisende; E. Naville 
über die Handelsbeziehungen des alten Aegyptens. 


Zeitsehriftensehau. 


Amer. Journ. of Philology. 1906. 

XXVII, 8. D. M. Robinson, Ancient Sinope. 
поре unter Persern bis Römern. Bevölkerung. 

d 


Annales du service des antiquités de 
l'Egypte, Tome 6, fasc. 3 (1905). 

M. Dow Covington, Mastaba mount excavations 
(Ghizeh, tomb No. 1 — comet Grabbau der ältesten 
Zeit, keine Inschriften). W. Spiegelberg. Die demo- 
tischen Inschriften der Steinbräche von Turra und 
Ma'gara (40 Nummern; auch interessante hierogl. 
Stele). G. Daressy, Une barrière mobile (über zwei 
der seltsamen Türverschlüsse in Löwenform). Sayce 
and Somers Olarke, Report on certain excavations 
made at el-Kab during the years 1901— 1904 (Haupt- 
resultat: die bekannte pose Ziegelmauer stamme 
etwa aus Dynastie 12). y William Cecil, Report 


on work done at Aswan during the first, months of 
1904 (späte Gräber, uninteressant). G. Legrain, Notes 
d'inspection: le protocole royal de Sobkoums aouf 1 
er; sur le roi Sankhkere (— Mentuhotep). 

Annales de Géographie. 1906. 

No. 84. Chronique Géographique. Afrique: La 
France dans le Sahara. L'affaire de Djanet. L'occu- 
pation de Bilma et de Taoudeni. La délimitation 
franco-anglaise Niger-Tchad. Le ravitaillement des 
territoires du Tchad par le Bénoué. 


The Antiquary. 1906. 
12. W. E. A. Axon, What was the earliest 


European use of arabic numcrals? 


Archiv f. Anthropologie 1906. 

N. Е. V, 3/4. Р. Ehrenreich, Die Mythen und 
Legenden der siidamerikanischen Urvólker und ihre 
Beziehungen zu denen der alten Welt, bespr. v. 
K. E. Ranke. 


Archiv. f Religionswissenschaft. 1906. 

IX, 3—4. J. Goldziher, Die Bedeutung der Nach- 
mittagszeit im Islam. (Es ist das die Zeit, in der — 
auch nach der ,Stundentafel^ — die Engel über die 
Taten der Menschen Bericht erstatten.) — S. Reinach, 
“Аороф иоодауат». — Е. Cumont, Jupiter summus 
exsuperantissimus. — M. Gothein, Der Gottheit leben- 
diges Kleid. — H. Braus, Leichenbestattung in Unter- 
italien. — A. Thomsen, Orthia. — R. M. Meyer, 
Mythologische Fragen. — К. Th. Preuss, Religionen 
der Naturvülker. — H. H. Juynboll, Religionen der 
Naturvölker. — L. Deubner, Russische Volkskunde. — 
K. Th. Preuss, Beobachtungen über die Religion der 
Cora-Indianer. — A. Wiedemann, Aegyptische Reli- 
gion. (Uebersicht über die Literatur 1904—1905.) — 
Fr. Scbwally, Alte semitische Religion im allgemeinen, 
israelitische und jüdische Religion. — W. Spiegelberg, 
Zur Inschrift von Speos Artemidos. — 3 ünzer, 
Zum Jahvethron. — C. Brockelmann, Ein syrischer 
Regenzauber. — С. Bezold, Orientalische Studien 
Th. Nöldeke gewidmet. — A. Sonny, Rote Farbe im 
Totenkult. — W. Warde Fowler, A note on the 
controversy as to the origin of the Lares. — H. Lietz- 
mann, Blass über die Textkritik im Neuen Testa- 
ment, Clemens Paulus, Bruder über die Aufünge der 
Kirchenverfassung, Michalcesen Neudruck der Monu- 
menta fidei ecclesiae orientalis. — L. Sütterlin, „Mutter 
Erde“ im Sanskrit. — M. v. Waldberg, Arbeiten über 
Ahasver. — Th. Zachariae, „Sterbende werden auf 
die Erde gelegt.^ — Fr. Pfister, Pflugspitzen am 
Altar einer Kapelle auf Leukas. 


Asien. 1906. 
VI, 2. K. v. Bruchhausen, Zwischen Asien und 
Afrika. (Forts. — Wirtschaftlicher Teil: Vorderasien. 


Atene e Roma. 1906. 

No. 92-93. С. Barbagallo, I preszi dei grani 
nell'età Tolomaico secondo le nuove scoperte papiro- 
logiche. 


The Athenaeum. 1906. 

No. 4123. J. 0. Frazer, Adonis, Attis, Osiris. 
Studies in Oriental religion, bespr. v. ?. 

4126. W. M. Ramsay, Studies in the History 
and Art of the Eastern Provinces of the Roman 
Empire, bespr. v. ?. — (Library table) Douglas Sladen, 
Oarthage and Tunis, bespr. v. ?. 

4128. Th. M. Davis, Ей. Naville, How. Carter. 
The Tomb of Hätschopsitü, bespr. v. ?. 


47 [No. 1. 


Berl. Philol. Wochenschr. 1906. 

48. Ph. Chanipault, Phéniciens et Grecs en 
Italie d'aprés l'Odyssée, bespr. v. D. Ch. Hennings. 
— C. H. Bocker, Papyri Schott-Reinhardt I (arabisch- 

riechisch), bespr. v. H. Hilgenfeld. — K. Sethe, 
eitrige zur Geschichte Aegyptens II, bespr. v. F. W. 
v. Bissing. 


Beweis d. Glaubens. 1906. 

Beiblatt No. 12. Theologischer Literaturbericht. 
Monumenta Iudaica, hrsg. v. A. Wünsche u. a. Monu- 
menta Talmudica I. Bibel und Babel, (u.) G. Hólscher, 
Kanonisch und Apokryph, (u.) M. Dibelius, Die Lade 
Jahwes, (u.) J. Meinhold, Sabbat und Woche im 
alten Testament, (u.) P. Mommert, Menschenopfer bei 
den Hebräern, (u.) А. Wünsche, Salomos Thron und 
Hippodrom, bespr. v. Oettli. 


Bollet. di Filol. Olass. 1906. 
XIII, 6. P. Jacobsthal, Der Blitz in der orien- 
talischen und griechischen Kunst, bespr. v. A. Solari. 


Boll. Societa Geogr. Ital. 1906. 
ҮП, 12. П commercio del porto di Tangeri 
nel 1905. 


Bull. des Biblioth. populaires. 1906. 
10. Ismael Hamet, Les Musulmans francais du 
Nord de l'Afrique, bespr. v. L. Gallois. 


Bull. Orit. 1906. 

27/28. P. Martino, L'orient dans la littérature 
francaise au XVIIe et au XVIIIe aiécle, bespr. v. А. 
Roussel. 


Bull Hispanique. 1906. 
VIIL 4. Ch. Cirot, Recherches sur les Juifs es- 
pagnols et portugais à Bordeaux (suite). 


The Oontemporary Review. 1906. 

492. W. M. Ramsay, The Peasant-God: The 
Destruction and the Restoration of Agriculture in 
Asia Minor. — M. Jastrow, A babylonian Job. 


Le Oourier Buropéen. 1906. 
44. D. Elmassian, Arméniens et mahométans. 


La Cultura. 1906. 

9. A. L. M. Nicolas, Seyyéd Ali Mohammed dit 
Le Bäb, bespr. v. E. Catellani. — A. Michaelis, Die 
archäologischen Entdeckungen des 19. Jahrhunderts, 
bespr. v. Пу. 


Deutsche Rundsch. £ Geogr. u. Stat. 1906 

XXIX, 3. Die vorläufigen Ergebnisse der Volks- 
zählung vom 13. Dezember 1905 in Bulgarien. — Mit- 
teilungen: Nachrichten von Dr. Sven v. Hedin; Die 
Tibetreise Dr. Zugmayers; Aus der Oasenstadt des 
Menas (Ausgrabungen). 


The Engl. Histor. Review. 1906. 

XXI, 84. L. G. Lévy, La Famille dans l'Anti- 
quité Israélite, bespr. v. J. L. M. — G. F. Hill, Cata- 
logue of the Greek Coins of Cyprus, bespr. v. J. L. M. 


The Expositor. 1906. 

ҮП, 12. W. M. Ramsay, Professor Harnack on 
Luke. — J. Керде! Harris, The Pool of Bethesda. — 
D. S. Margoliou h, Biblical Criticism in the Eleventh 
Century. — J. Moffatt, Notes on Recent New Testa- 
ment Studies. 


Finanz-Archiv. 1906. 
IL Masao Kambe, Die Entwicklung des japa- 
nischen Steuerwesens vom Altertum bis zur Gegenwart. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITONG. 


[Januar 1907.) 48 


The Fortnightly Review. 1906. 
December. A. Hamilton, Indo-Afghan Relations 
under Lord Curzon. 


Gazette des Beaux-Arts. 


1906. 


Novembre. G. Bénédite, Les antiquités égyp- 
tiennes au musée du Louvre. Les derniers acqui- 
sitions. 


La Geogr. Bull. de la Soo. de Géogr. 1906. 

XIV, 3. H. Clouzot, Les bijoux indigénes au 
Maroc, en Algérie et en Tunisie. — Heller, Mission 
de M. de Calassanti Motylinski au Hoggar. — M. 
Chesneau, Exploration au Cameroun. — Ch. R., Carte 
du Cameroun septentrional. 

4. E. Pobeguin, Reconnaissance du Sebou par 
la mission Dy6 (Fluss in Marocco). — Chronique: 
la voie Niger-Bénoué-l'chad. — М. Chesneau, He- 
connaissance dans les régions orientales de l'Etat 
indépendant du Congo. — Ch. Rabot, One mono- 
graphie du Congo. 

6. G. Regelsperger, La vallée du Jourdain et 
Pétra. — L. Laloy, Les phéuoménes d'érosion sur 1а 
côte d'Algérie. — Heller, Mission de M. de Moty- 
linski au Hoggar. 


The Geogr. Journ. 1906. 

XXVIII, 5. P. M. Sykes, A fifth journey in Persia. 
— The Monthly record: The Rainfall on Africa. 
Visher's expedition. Colonel Laperrine in the Sahara. 
Frobenius in the Congo basin. The frontiers of Nigeria. 


Geogr. Zeitschr. 1906. 

XII, 11. Geographische Neuigkeiten: Der 
deutsch-englische Grenzvertrag in Kamerun.  Ex- 
pedition Lancrenon. 

Globus. 1906. 

XU, 19. 85. Passarge, Wasserwirtschaftliche 


Probleme in der Kalahari. — P. W. Schmidt, Die 
Mon Khmer Volker, ein Bindeglied zwischen den 
Völkern Zentralasiens und Austronesiens, bespr. v. ?. 

20. J. Dutoit, Das Leben des Buddha, bespr. 
v. M. Winternitz — A. Wiedemann, Altägyptische 
Sagen und Märchen, bespr. v. A. 

21. р. Westermann, Wörterbuch der Ewe- 
Sprache IL, bespr. v. H. Seidel. 


Histor. Zeitschr. 1906. 
JI, 1. P. Herrmann, Nordische Mythologie, bespr. 
v. R. Henning. 


Indogerm. Forsch. 1906. 

XIX, 5. Н. Hübschmann, Armeniaca. 

Anzeiger Heft 1—3. A. J. Edmunds, Buddhist 
and Christian gospels being gospel parallels from 
Pali texts, bespr. v. R. Pischel. — E. Hermann, Zur 
Geschichte des Brautkaufs bei den indogermanischen 
Völkern, bespr. v. H Hirt. 


Jahrb. f. Nationalókon. u. Statistik. 1906. 
III. 32. O. Neurath, Zur Anschauung der Antike 
über Handel, Gewerbe und Landwirtschaft. 


Jabresber. u. d Fortschr. d. Klass. Alt. 1906. 

Band 129—132. Heft 4-6. К. Tittel, Mathe- 
matik, Mechanik und Astronomie 1902 — 1905. II. Ka- 
pitel, a) Vorgänger im Orient. — F. K. Ginzel, Die 
astronomischen Kenntnisse der Babylonier und ihre 
kulturhistorische Bedeutung I- III, (u.) C. F. Leh- 
mann, Keilinschriftliches zur Sphärenmusik, (u.) G. 
Schiaparelli, L’astronomia nell’ antico testamento, (u.) 
L. Charlier, Ein astronomischer Beitrag zur Exegese 
dea alten Testaments, (u.) C. F. Lehmann, Pythagoreer, 
Inder und Babylonier, besprochen. 


49 [No. 1. 


The Journ. of Hellenic Studies. 1906. 

2. С. С. ar, Two Bronze Portraits 
from Egypt. — Besprechungen von B. P. Grenfell, 
The Hibeh Papyri I, with Translations and Notes. — 
V. Bérard, Les Phéniciens et l'Odyssée. — R. Ph. 
Spiers, Architecture East and West. — Е. M. Simpson, 
A History of Architectural Development I. Ancient, 
Early Christian, and Byzantine, — W. Klein, Ge- 
schichte der griechischen Kunst. L — F. Baumgarten, 
F. Poland, R. Wagner, Die hellenische Kultur. 


Lehre und Wehre. 1906. 
Oktober. K., Beiträge zum Verständnis dee 
Buches Ruth. 


Mercure de France. 1906. 
Мо. 226. А. Tchobanian, L'apótre de |’Arménie 
contemporaine 8. 8. Mgrditch Khrimian. 


Mitt. d. Anthrop. Ges. Wien. 1906, 
5. Е. Macler, Contes Arméniens traduits, bespr. 
v. v. Andrian. 


Mitt. d. k. k. Geogr. Ges. Wien. 1906. 
10. E. Zugmayer, Eine Reise durch Vorderasien 
im Jahre 1904, beepr. v. E. Gallina. 


Le Moyen Age. 1906. 

X. Septembre—Octobre. U. Coppens, Le palais 
de Calphe et le jardin St. Pierre, (u.) B. Meistermann, 
La ville de David, bespr. v. F. Macler. 


The Nation. 1900. 

No. 2165. Baedeker, Palestine and Syria 4. ed., 
bespr. v. ?. 

No. 2156. Religion and biblical criticism: 
0. F. Genung, Leviticus. Numbers, (u.) В. В. Driver, 
Job, bespr. v. ?. 


— 


Neue Jahrb. f. d. klass. Alt. eto. 1906. 

ХҮП. XVIII, 10. A. Thumb, Zur neugriechischen 
Sprachfrage. — W. Wundt, Völkerpsychologie, bespr. 
v. В. M. Meyer. — К. Krumbacher, Zur ,Photo- 
graphie im Dienste der Geisteswissenschaften“. 


Neue kirchl. Zeitschr. 1906. 
12. J. Kdberle, Orientalische Mythologie und 
biblische Religion (Schluss). 


Neve philolog. Rundschau. 1906. 
23. E. Sellin, Die Spuren griechischer Philo- 
sophie im Alten Testament, bespr. v. B. Pausch. 


Тһе Nineteenth Oentury. 1906. 

858, J. Westlake, The Balkan Question and 
International Law. — Gertrude Lowthian Bell, Islam 
in India. 

Petermanns Mittell. 1906. 

52, X. М. А Busch, Chewsurien und Tuschetien. 
(Schluss. Ethnographisches.) — Monatsbericht: Brief 
von Hanns Vischer aus Mursudk. — Н. N. Brailsford, 
Macedonia, bespr. v. W. Götz. — E. Durham, The 
burden of the Balkans, bespr. v. H. Hassert. — T. 
Comyn-Plath, The Turk іп the Balkans, (u.) J. Cvijió, 
Remarques sur l’ethnographie de la Macedoine, (% 
A. van den Brule, Le Bluff macédonien, (u.) J. F. 
Voinov, La question macédonienne et les róformes en 


Turquie, bespr. v. W. Götz. 


Polit.-Anthropologische Revue. 1906. 
V, 9. K. Penke, M. Much und die Heimat der 
Indogermanen. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


a 


(Januar 1907.] 60 


Recueil de travaux Hg et Assyr. 28, liv. 


G. Legrain, Nouveaux, renseignements sur les 
dernières découvertes faites à Karnak (Fortsetzung 
der Erforschung des grossen Statuendepots; Resultate 
besonders für Genealogie der 22. u. 23. Dynastie); 
W. Spiegelberg, Varia (21 Nummern, z. B. zum t. 
Stabkultus, die Bedeutung der Hieroglyphe spd [sei 
»Dorn“]'); der sogenannte Salbkegel de ein Fest- 
schmuck; nicht zum Salben]; der ,Steinkern* in der 
Hand von Statuen [sei Abkürzung des Stabes]; das 
Wortzeichen sk(j) [— Handfeger]; die Symbolik des 
Salbens [zur Amteinführung] usw. Spiegelberg, Demo- 
tische Miscellen (11 Nummern, z. B. der ay умо; 
in demot. Texten; Sesostris in demot. Schreibung 
usw.); Spiegelberg, Koptische Miscellen (18 Nummern ; 
zu beachten besonders die Untersucbungen zur Plural- 
bildung); Vincent Brummer, An early Chaldean in- 
cantation of the ,temple not exorcised". 


Revue archéolog. 1906. 

Juillet-Aoüt. G. L. Bell, Notes on a journey 
through Cilicia and Lycaonia (Forts.). — M. A. Murray, 
Saqqarah, Mastabas. I, bespr. v. G. Foucart. 


La Rev. de l'Art Anolen et moderne. 1906. 
XX, 116. M. Maspéro, La Cachette de Karnak 
et l'école de sculpture thébaine. 


Revue Oritique. 1906. 

43. К. Sethe, Urkunden der 18. Dynastie 1—6, 
(u.) L. Borchardt, Zur Baugeschichte des Amons- 
tempels von Karnak, (u.) Derselbe, Nilmesser und 
Nilstandsmarken, bespr. v. Ch. Maspero. — F. Martin, 
Le livre d'Hénoch, (u) L. Vaganay, Le problàme 
eee dans le IVe livre d’Eedras, bespr. v. 

. Loisy. 
44. А.Н. Sayce, Aramaic papyri discovered at 
Assuan, bespr. v. Olermont-Ganneau. 

45. К. Sethe, Urkunden der 18. Dynastie 6 u. 7, 
(u.) J. H. Breasted, Ancient records of Egypt, beepr. 
v. 0. Maspero. — Р. Jensen, Das Gilgamesch-Epos 
in der Weitliteratur, bespr. v. А. Loisy. 

46. H. Nissen, Orientation, Studien zur Geschichte 
der Religion, bespr. v. G. Maspero. — Е. Cavallera, 
Le schisme d'Antioche; id. 8. Eustathii episcopi Anti- 
ocheni in Lazarum, Mariam et Martham homilia 
christologica, bespr. v. P. Lejay. 

47. Clemens Alexandrinus I. Protrepticus und 
Paedagogus, hrsggb. v. O. Stühlin, bespr. v. id. — 
J. Leipoldt, Didymus der Blinde von Alexandrie, 
bespr. v. id. — K. Waliszewski, Les origines de la 
Russie moderne, bespr. v. E. — Н. Dehérain, L'ex- 
pansion des Boörs au e siècle, bespr. v. B. Auerbach. 

48. H Hartleben, Champollion, sein Leben und 
sein Werk, bespr. v. G. Maspero. — A. Jacoby, Das 
geographische Mosaik von Madaba, die älteste Karte 
des Heiligen Landes, bespr. v. Clermont-Ganneau. — 
C. Pottier, Musée du Louvre. Catalogne des vases 
antiques de terre cuite, bespr. v. A. de Ridder. 

49. Door Dienke Gaestra, Bijdrage tot te Kennis 
van het Vedische Ritueel. Jaimíntyacrantasütra, bespr. 
v. V. Henry. — J. Leipoldt adjuv. W. Crum, Sinuthii 
archimandritae vita et opera omnia, bespr. v. 0. 
Maspero. — R. Reitzenstein, Poimandres, Studien zar 
griechisch- tischen und frühchristlichen Literatur, 
bespr. v. Р. Lejay. — A. Bauer, Die Chronik des 


!) Ist nicht das Zeichen für „Dorn“ durch kon- 
kave Seiten unterschieden? Ich habe spd immer mit 
dem schwarzen Dreieck gleichgesetzt, das auf den 
Sargbildern des M. R. neben Waffen erscheint. W. 
M. Müller. 


51 [No. 1.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Januar 1907.] 52 


Hippolytos im Matritensis Graecus 121, bespr. v. id. 
— А. Berendts, Die Zeugnisse vom Christentum im 
Slavischen „De bello iuduico“ des Josephus, beepr. 
v. id. 


Rev. des Deux Mondes. 1908. 
XXXVI, 8. J. Pommerol, An Sahara, Nouvelle 
algérienne. 


Rev. d’Hist. Diplomat. 1906. 
4. F. Ch. Roux, Les Echelles de Syrie et de 
Palestine au dix-huitième siècle. 


Rev. d'Hist. littér. de la France. 1906. 

3. Pierre Martino, L’Orient dans la littérature 
francaise au XVIIe et au XVIIIe siécle, bespr. v. G. 
Lauson, 


Rev. de l'Hist. des Religions. 1906. 
LIV, 2. A. Lods, Le Panbabylonisme de M. 
Jeremias, — J. Ebersolt, Un nouveau manuscrit du 


rituel d'abjuration des musulmans dans l'Église 
grecque. — L. H. Jordan, Comparative Religion, bespr. 
v. J. Réville. — K. Marti, Die Religion des Alten 
Testaments unter den Religionen des vorderen Orients, 
bespr. v. J. R. — H. Winckler, Religionsgeschicht- 
licher und geschichtlicher Orient, bespr. v. id — E. 
Dujardin, La source du fleuve chrétien. Le Judaisme, 
bespr. v. id. — A. J. Edmunds, Buddhist und Christian 
ospels, bespr. v. id — W. Soltau, Das Fortleben 
dos Heidentums in der altchristlichen Kirche, bespr. 
v. A. Bouche-Leclercq. — H. v. Soden, The history 
of early christian Literature, bespr. v. M. G. — P. 
Hinneberg, (Die Kultur der Gegenwart, ihre Ent- 
wicklung und ihre Ziele) Die christliche Religion mit 
Einschluss der israelitisch-jüdischen Religion, bespr. 
v. Th. Schoell. — A. Wünsche, W. Neumann, 
Altschüler, Monumenta Judaica, I. Biblioth. Targumica. 
Aramaica. Die Targumim zum Pentateuch I. 1. — 
II. Monumenta talmudica 1. Bibel und Babel. I. 1., 
bespr. v. M. Lambert. — C. Thulin, Die Gótter des 
Martianus Capella und der Bronzeleber von Piacenza, 
bespr. v. A. J Reinach. — 0. Pfleiderer, Die Ent- 
stehung des Christentums, bespr. v. J. Réville — 
(Chronique) Publications du Musée Guimet. 


La Rev. de Paris. 1906. 
22. V. Berard, L'Outillage de la Tunisie. 


Revue Philos. 1906. 
11. Probst-Biraben, L'extase dans le mysticisme 
musulman. Les étapes du Soufi. 


Review of Reviews. 1906. 
Decemb. Angus Hamilton, His Highness the 
Amir of Afghanistan. — Faris Nimo, The outiook in 


Egypt. 


Revue des Trad. Popul. 1906. 
115 E 10. R. Basset, Contes et légendes arabes. 
18 — 720. 


Riviste Italiana di Numismatioa. 1906. 
XIX, 8. E. Gabrici, Relazioni artistiche e reli- 
giose fra Cuma degli Opici e l'Oriente greco-asiatico. 


Rivista Stor. Ital. 1906. 

V, 3. G. Platon, Observations sur je droit de 
protimesis en droit byzantin, bespr. v. C. Barbagallo. 
— Benedetto Soldati, La poesia astrologica nel 
Quattrocento, bespr. v. D. Bulferetti. 


Römische Quartalschr. 1906. 
қ e A. Baumstark, Palaestinensia. Ein vorlüufiger 
eric 


Schweiz. Kirchen-Zeitung. 1906. 
46. Ein Fachmann über Babel und Bibel (Über 
Hubert Grimmes Vortrag zu Luzern vom 11. XL 06). 


Schweizer. Rundschau. 1906. 

1. E. Wymann, Ritter Melchior Lussy über die 
Cedern Libanons. — 0. К. L. Huberti de Dalberg, 
Wie die Forschung die Bibel bestätigt. — G. Hoberg, 
Die Psalmen der Vulgata (übers. und erkl), bespr. 
v. F. A. Herzog. — A. Wünsche, Die Bildersprache 
des Alten Testaments, bespr. v. G. — W. Hentze, 
Am Hofe des Kaisers Menelik vou Abessynien, bespr. 
v. G. Berlinger. 


Schweizer. Theol. Zeitechr. 1906. 
4. J. Wirz, Alttestamentliches vom Religions- 
kongress. 


The Soott. Geogr. Mag. 1906. 

XXII, 11. C. H. Foulkee, The new anglofrench 
frontier between the Niger and lake Tchad. (Karte). 
— A.H. Harley, Zimbabwe: a re-statement of ita 
problem, and a solution. 


Sitsungsbericht d. Königl. Preussischen 
Akademie d. Wissenschaften. 1906. 

XLII. XLIX. H. Schäfer und K. Schmidt, Die 
ersten Bruchstücke  christlicher Literatur in alt- 
nubischer Sprache. 


Stimmen aus Maria-Laach. 1906. 
10. J. Bloetzer, Das heidniscbe Mysterienwesen 
zur Zeit der Entstehung des Christentums. 


La Terre Sainte. 1906. 

15. E. Lacroix, Voyage sur les cótes de l'Asie 
Mineure. (Forts.) 

18. J. P. Aubds, Le protectorat religieux en 
Orient (Schluss). — Naudet, A travers les problémes 
psychiques. Les Fakirs. 

22. P. F. Tyan, Allemagne en Turquie. 


Z. D. M. G. 1906. 

LX, 3. E. Griffini, Zu al А%ағв , Mabukà'ü*. 
(Textvarianten und Glossen in R. Geyers Schrift 
„Zwei Gedichte von al- A &à") — С. Hunnius, Das 
syrische Alexanderlied, herausgegeben und übersetzt. 
(Forts.) — A. von Kégl, Zu Blochet, Catalogue des 
manuscrits persans (Bibliothéque Nation.). — E. König, 
Kalenderfragen im althebräischen Schrifttum (Anfang 
des bürgerlichen Tages. Monatsnamen. Beginn des 
Jahres). — E. Griffini, Due brevi nuove iscrizioni 
sabaiche (mit Tafeln). — С. Bezold, Kebra Nagast, 
Die Herrlichkeit der Könige, bespr. v. H. Gressmann. 
— E. W. Brooks and J. B. Chabot, Chronica minora 
(Scriptores un Pars II, III, bespr. v. C. Brockel- 
mann — W. E. Crum, Catalogue of the coptic 
manuscripts in the British Museum, bespr. v. J. 
Leipoldt. — Е. Pröbster, Ibn Ginni’s Kitab al-Mug- 
tasab, bespr. v. N. Rhodokanakis. — Th. Friedrich, 
Altbabylonische Urkunden aus Sippara, bespr. v. A. 
Ungnad. — E. N. Adler, About hebrew manuscripts, 
bespr. v. 8. Poznafiki. — E. Littmann, Semitic in- 
scriptions, bespr. v. 8. Hating. — Kleine Mitteilungen: 


C. Huart, zu 8. 369, уе = Бары; Zwarweiters 


Inschriften von Ed. König und R. Geyer. — J. Horovitz, 
Eine neue Handschrift von Ibn Dänijäl. 


Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg 1. Pr., Schinstr. 18a І. 
Verlag u. Expedition: Wolf Peiser Verlag. Berlin 8, Brandenburgstr. 11. 
Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel, Kirchhain N.-L. 


Orientalistische 


Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 


von 


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Erscheint 
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10. Jahrgang. 


15. Februar 1907. 


№ 2. 


Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender 
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Nibiru-ma (a)bara- abar. 


Die folgende Studie über ‘abar-ébéru als 
Motivwort ist veranlasst durch einen Aus- 
flug, den am 8. Febr. 1906 das deutsche 
evangelische Institut für Altertumswissen- 
schaft des heiligen Landes nach dem wädi 
es-swenit!) veranstaltete. Wir machten da 
Halt, wo nach dem Ende des wädi el- 
medine, an dem unser Weg hinging, das es 
fortsetzende wädi es-swenit im Bogen nörd- 
lich ausbiegt und von Westen, Norden und 
Osten mit dieser Ausbiegung das rekibt el- 
loze (so nach Dalman) einschliesst. Auf 
diesem Hügel finden sich, ebenso wie bei 
chirbet сте auf der gegeniiberliegenden 
Seite des wadi, Brunnenanlagen und Spuren 
alter Befestigung, ein umfriedigter Platz mit 
behauenen Steinen. Unterbalb des letzteren 
wird der Weg schmal und steinig, die Felsen 
erheben sich hóher, bis sie am scheb ez- 
zkük und el-hösn el-tökäni steil herabstürzend 
den Eingang zu dem grossartigen letzten Teil 
des wüdi bilden. An der Westseite des von 
Nordwest und Südost in Windungen dem 
wädi kelt zustrebenden Tales führt ein 
schmaler aber bequem gangbarer Pfad zur 


1) Ueber das wüdi eg-gwenit und den Pass von 
muchmäs und dschebs siehe Dalman in ZDPV XXVII 
166 ff. u. XXVIII 166f. Der vorliegende Aufsatz 
wurde im Mürz 1906 wührend des Aufenthalts in 
Jerusalem als Studie fürs Institut geschrieben und 
erscheint unverändert und ohne Berücksichtigung 
neuerer Literatur. 


Quelle én es-gwentt. Dagegen ist die Höhe 
des Ostabhanges mit den grossen, teilweise 
von Hirten benutzten Höhlen nur unter 
Schwierigkeiten zugänglich. Wir sind auf 
Händen und Füssen hinaufgekrochen (1. Sam. 
14, 13) und bis zu el-hósn tabtàni gelangt. 

Die ma‘(a)bärä, an welcher „Jonathans 
Heldentat^ 1. Sam. 14 spielt, wird auch 
Jesaia 10, 29 erwühnt. In beiden Fállen 
bereitet die Uebersetzung nach dem ge- 
wöhnlichen Wortlaut Schwierigkeiten. Hebr. 
'abar ist in seiner Bedeutung klar, es be- 
deutet ,hinübergehen", sei es über einen 
Fluss oder über ein Tal von einer Hóhe 
zur andern; dementsprechend ist die ma (a)- 
bárà eine Furt oder der Weg über ein Tal, 
das quer überschritten wi Aber schon 
die Jesaiasstelle an sich legt es nahe, über 
die bloss geographische Bestimmung hinaus- 
zugehen. Das Wort m. steht hier absolut, 
obne пӛһеге Bezeichnung: sie überschreiten 
die ma‘(a)bärä, in Gebe machen sie Halt 
für die Nacht. Michmas aber bietet ver- 
schiedene Uebergänge nach Geba. 

Dass ‘abar einen religiös gefärbten Neben- 
sinn haben kann, beweist die Stelle Amos D, 5, 
wo es vom Wallfahren nach einem heiligen 
Ort gebraucht wird. Aber auch der sachliche 
Zusammenhang von 1. Sam. 14, in welchem 
die Heldentat Jonathans erzählt wird, legt 
es an sich nahe, einen solchen Nebensinn 


55 (No. 2.) 


zu vermuten. Zunüchst ist 1. Sam. 14, 4 
nicht von einem „Pass“ die Rede, sondern 
von „Pässen“ (Plural) Unter den „Pässen“ 
wird die Stelle herausgehoben, welche durch 
die Felszacken böses und sene gekennzeichnet 
wird. Dort vollzieht sich "aber des 
Jonathan. Und an dieser Stelle erwartet 
Jonathan den Beistand Jahves und macht 
den Handstreich von einem Orakel abhüngig 
(v. 8—10). Er erwartet hier ein solches, 
obwohl der Ephod in Gibea ist (v. 18). Es 
kommt dazu, dass im Anschluss an die Helden- 
tat erzählt wird, wie Jonathans Leben in Ge- 
fahr kommt. Trotz seines Erfolgs verfällt 
nach dem Ueberschreiten der kritischen Stelle 
sein Leben um eines kultischen Vergehens 
willen. Der Vater will den Sohn opfern, das 
Volk kauft ihn frei 1). Ueberdies ist zu be- 
merken, dass die Versuche, bösös und sene 
ethymologisch befriedigend zu erklüren, ge- 
scheitert sind, sofern man für die doch auf- 
fällige namentliche Erwähnung einen be- 
sonderen Hintergrund sucht. | 
Ma‘(a)bärä entspricht babyl. nibiru. Der 
nibiru spielt in der babylonischen Kosmologie 
und Mythologie eine bedeutende Rolle. Ев 
lásst sich nun, von 1. Sam. 14 zunüchat ab- 
gesehen, nachweisen, dass derselbe Vor- 
stellungskreis auch bei dem hebräischen 
та (a)bärä (abar) vorschwebt. Dann liegt 
es nahe, auch die Jonathangeschichte unter 
demselben Gesichtspunkt zu betrachten. 
Die babylonischen Vorstellungen vom 
nibiru kónnen hier nur flüchtig angedeutet 
werden?), soweit sie für den Nebensinn von 
ma (а)һага- аһаг in Betracht kommen. Sie 
hüngen aufs engste mit dem astralen Cha- 
rakter der babylonischen Götterlehre zu- 
sammen. Die Gestirne, in welchen sich die 
Gottheit offenbart, tauchen im Jahresverlauf 
aus dem Bereich des Ozeans, der Wasser- 


— 


ener hierzu Winckler, Geschichte Israels 
U, 168f.; Ri. 12, 6f. findet sich noch eine andere 
Erzühlung mit deutlich mythologischem Hintergrund, 
wo an einer ma(a)bara Leben und Tod hängt. Die 
ephraimitischen Flüchtlinge, welche das Wort schib- 
boleth nicht richtig aussprechen, werden an den 
Furten des Jordan niedergehauen. Schibboletb, die 
Aehre, ist das Zeicben der Jungfrau im Tierkreis 
und mit der jungfräulichen Ischtar- Astarte, der 
Ischtar in der Unterwelt, verbunden. Im Zwillings- 
zeitalter stand die Sonne zur &otbringenden Sommer- 
sonnenwende im Zeichen der Jungfrau. Der Schib- 
boletherzühlung geht im Richterbuche die Geschichte 
vom Geltibde Jephtha's vorauf, dem die Jungfrau 
zum Opfer füllt (11, 39 f.), vgl. Winckler, Der alte 
Orient 2/37, 43#. 
7) Vgl. hier und zu den Vereen Erdrterungen 
über den nibiru Winckler, Altor, Forschungen III, 2, 1, 
. 202 ff. und A. Jeremias, Das Alte Testament im 
ichte des Alten Orients! p. 16. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Februar 1907.] 56 


region, der Unterwelt auf, streben dem 
Hóchstpunkt ihrer Bahn zu, um dann wieder 
im Niedergang der Unterwelt zu verfallen. 
Dieser Kreislauf der Gestirne spiegelt auch 
den Lebenslauf der Götter wieder. Für die 
Fixsterne ist das Ueberschreiten der Mittags- 
linie das Eintreten in den nibiru, im Zenith 
seines Laufs steht jeder am nibiru. Die 
babylonische Mythologie ist das Abbild der 
Veründerungen, welche sich an dem Gebiet 
der Ekliptik vollzieben. Dort wandeln die 
Planeten, die grossen Götter, und verkünden 
den Menschen das Wollen und Wirken der 
himmlischen Mächte, vornehmlich die drei 
grossen Regenten des Tierkreises: Sonne, 
Mond und Venus. Die Grenzen ihrer Lauf- 
bahn sind festgesetzt. Es gibt einen Höhe- 
unkt, den kein Planet überschreiten darf, 
da ist der nibiru. Er ist durch den Nord- 
pol der Ekliptik festgelegt. Im babyl. Welt- 
scbópfungsmythus heisst es auf der V. Tafel: 
uk, der Götterkönig, bestimmt den 
Standort der grossen Götter (der Planeten). 
Er setzt die Tierkreisbilder am Himmel ein. 
Er bestimmt die Einteilung des Jahres. Er 
setzt den nibiru fest. Der nibiru ist die 
Grenze, welche keins der grossen Gestirne 
überschreitet. Er ist beim Sonnenlauf die 
meta, über welche ihr Lauf nicht hinaus- 
gehen darf. Hat die Sonne den nibiru er- 
reicht, so wenden die Rosse am Sonnen- 
wagen um. Für die Sonne ist im Jahreslauf 
die Sommersonnenwende der nibiru. Steht die 
Sonne im Winter am Tiefpunkt der Ekliptik, so 
steht zu gleicher Zeit, in der Wintersonnen- 
wende, der Vollmond in Opposition &m nibiru. 
Als Hóchstpunkt ist der nibiru der Herr- 
schaftspunkt. Anu, der Höchste der Götter, 
heisst nibiru. Marduk wird nach dem Sieg 
über den Drachen zum Götterkönig erhoben 
und erhült den Ehrennamen nibiru und da- 
mit die Herrschaft. Sin, der Mondgott, ist 
nach altbabylonischer Anschauung der Vater 
der Gótter und damit nibiru. 


Die mythologischen Vorstellungen, welche 
sich an den Begriff des nibiru knüpfen, sind 
verschiedener Art. Der nibiru als der Höchst- 

unkt eines Gestirnlaufs ist der Siegespunkt. 
er nibiru als Wendepunkt, von dem an der 
Lauf des Gestirns sich abwärts neigt, ist 
zugleich der kritische Punkt, der Todes- 
punkt!) Die erstere Betrachtungsweise ist 


!) Bei dieser letzteren Betrachtungsweise wird der 


Triumph des Gottes auf den Frühjahrspunkt verlegt, 
an welchem die Gottheit die Wasserregion der 
Ekliptik tiberschreitet (der Sieg Marduks über den 
Drachen) und aus der Unterwelt emporsteigt. Ist 
die Sommersonnenwende der Todesp so ist die 


57 (No. 2] 


rein astral, die letztere nimmt auf den 
Wechsel der Jahreszeiten Bezug, sie sieht 
in dem Blühen und Sterben der Natur das 
Aufleben und das in den Tod Versinken der 
Gottheit Im Weltschépfungsmythus und 
im Tammuzmythus treten die beiden ver- 
schiedenen Betrachtungsweisen hervor. 


Das babylonische Neujahrsfest im Früh- 
ling feiert den Sieg des J ahrgottes Marduk 
über die finstern Mächte der Naturwelt, wie 
er im babylonischen Weltschépfungsmythus, 
der Festliturgie, dargestellt wird. Marduk 
besiegt den Drachen, spaltet ihn in zwei 
Teile und schafft aus den Teilen die himm- 
lische Welt. An den Grenzen der Welt, 
den Urwassern, stellt er die Tierkreisbilder 
als Wächter auf. An diesem Tage über- 
nimmt er die Herrschaft, er hat das Urmeer 
siegesgewaltig überschritten (öberu) und 
beisst nun nibiru. In der Götterversammlung 
wird er als Götterkönig gepriesen. 


Diese Vorstellungen spielen in die Dar- 
stellung des Uebergangs der Israeliten (abar 
Gen. 15, 16) durch das Schilfmeer unter 
Moses und des Uebergangs der Israeliten 
über den Jordan (‘abar Jos. 3, 16) hinein ). 
Wie Marduk den Urmeerdrachen Tiämat, so 

altet Moses das Schilfmeer, in welchem 

e feindlichen Mächte versinken; am Ufer 
aber stimmen die Israeliten das Siegeslied 
an zu Ehren Jahves, des Kriegsmannes, 
der die Feinde ins t(e)hóm versenkt hat, wie 
Marduk die „Tiämat“ mit ihrer Kriegsschar 
vernichtete. Marduk liess in den Rachen 
der Tiämat einen Sturmwind fahren, еһе er 
sie spaltet, und schiesst einen Pfeil — der 
Blitz ist das Geschoss des Lichtgottes — in 
ihren Leib. Von Jahve heisst es: du sendest 
deine Glut (Ex. 15, 7) und vor dem Schnauben 
deiner Nase (v. 8) stauen sich die Wasser, 
vgl. V. 10. 

Beim Uebergang iiber den Jordan unter 
Josua wird ausdriicklich auf den Uebergang 
über das Schilfmeer als Parallele hingewiesen 
(Jos. 3,7). Die Bundeslade zieht voran beim 
Uebergang (abar v. 11). Das Wasser wird 

palten, es steht wie Mauern zu beiden 
Seiten (v. 16). Die Israeliten gehen trocken 
hinüber (v. 16 u. 17 'abar) Wie Marduk 
an den Grenzwassern der Welt die 12 Tier- 
kreiszeichen nach seinem Siege aufstellt, und 
zwar sind es die Helfer des Drachens, der 
Tiamat, im Streit, so nimmt Josua auf Jahves 


Wintersonnenwende der Tag des neu anhebenden 
Lebens, der Geburtstag des Jahrgottes, an dem seine 
igende Bahn wieder anhebt. 
1) A. Jeremias, ATAO ' р. 83. 260. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Februar 1907.) 58 


Geheiss aus dem Bett des Jordan (4, 3) 12 
Steine und stellt sie zum Zeichen auf fir 
den Durchzug. Das ist der Gilgal, das 
irdische Abbild des himmlischen Gilgal, des 
Tierkreises, tiber dem das himmlische Heilig- 
tum sich erhebt, ein Gedenkort fiir das 
wunderbare und siegreiche 'abar (v. 23) in 
das gelobte Land. 


Die Hauptfeierlichkeit beim babylonischen 
Neujahrsfest ist die Götterprozession. Der 
Winter ist zu Ende. Nebo, der Gott der 
winterlichen Jahreshälfte, kommt auf seinem 
Götterschiff (er ist Sonnengott) nach Babylon, 
um dem Frühjahrsgott zu huldigen und ihm 
die Herrschaft abzutreten. Die Prozessions- 
strasse zwischen zwei Säulenreihen führt mit 
Anklingen an das Motivwort ébéru-nibiru 
den Namen ai ibur schäbu „nicht gewann 
der Feind den Sieg“. Der Versuch der Unter- 
weltsmächte, der Tiämat die Herrschaft über 
die Lichtgötter zu erkämpfen, ist misslungen. 
Diese Prozessionsstrasse ist ein Abbild der 
Sonnenbabn von dem Tage des Sieges im 
Frühjahr bis zu der Zeit, in welcher die 
Sonne die Herrschaft wieder abtreten muss, 
im Herbst. In dieser Zeit durchläuft die 
Sonne die oberen Zeichen des Tierkreises. 
Dieser obere Teil des Tierkreises wird als 
ein Gebirgszug mit zwei Gipfeln gedacht !). 
Zwischen ihnen verláuft der Gestirnlauf. Der 
Hóhepunkt ist der kritische Punkt, eine 
ша(а)рата im Sinne des Ueberschreitens 
einer Schlucht. Nibiru-ma(a)bärä ist dann 
nicht die Furt, sondern der Engpass, in 
dem der Todespunkt liegt. 


Der Jahresmythus des Auflebens und 
Sterbens ist im Mythus vom Frühlingsgott 
Tammuz-Adonis nach beiden Seiten hin durch- 
gebildet. Tammuz verkörpert den Jahreslauf 
der Sonne und den Wechsel vom Leben und 
Sterben, Sommer und Winter. Im Frühjahr 
steigt er zum Leben empor, in der Sommer- 
sonnenwende stirbt er, wie die Blumen im 
Sonnenbrand dahinwelken. Ischtar, die als 
jungfräuliche Braut sich ihm vermählt hat, 
bringt ihm als Gattin den Tod. Er stirbt 
auf der Jagd, von einem Eber oder Baren 
verwundet, den Tieren der nibiru-Gottheit?). 
Nun klagt Ischtar um den 'Tod des Geliebten. 
Sie geht ihm nach in die Unterwelt, um ihn 
zurückzuholen. Das ist die Höllenfahrt der 
Ischtar. Im neuen Frühling werden die ge- 
trennten Gatten wieder vereint. 


1) Vgl. Winckler, Arabisch-Semitisch-Orientalisch 
(Mitteilungen der Vorderasiatischen Geselischaft 1901, 


5, p. 91 ff.). 
2) Winckler in AO III 2/35, p. 48f. 


69 (Ко. 2.) 


Nach dieser Vorstellung hängt am nibiru 
das Todesmotiv. Das Passahfest wird zur 
Erinnerung an die Erwiirgung der Erstgeburt 

feiert. Die Israeliten lósen sich vom Tod 
urch das Passahlamm, dessen Blut an die 
Schwelle und die Pfosten der Haustür ge- 
strichen wird (Ex. 12, 22 f.). Niemand darf 
bis zum Morgen aus der Tür treten, er würe 
dem Tode verfallen. ,Es ging Jahve vor- 
über, abar Ex. 12, 22. Für die Israeliten 
&ber ist das 'abar ein Passah ib. v. 27. 
Pasach wird hier als Synonym von 'abar 
gebraucht!) päsach ist das schonende Vor- 
übergehen, 'abar das todbringende. Für diesen 
Sprachgebrauch bietet der Ortsname Thap- 
sacus an der Euphratfurt eine interessante 
Parallele. Die Einsetzung des Passahfestes 
bietet aber noch weitere Anklänge ап die 
nibiru-Vorstellungen. Das sühnende Blut 
wird an die Pfosten des Hauses gestrichen. 
Sie sind das kleine Abbild der beiden Sáulen 
am Heiligtum und der Malsteine der Opfer- 
hóhen am Altar. Jedes Heiligtum ist ein 
Abbild des kosmischen Heiligtums, der 
Götterwohnung, die sich als zweigipfliger 
Götterberg erhebt (s. 0.). Die Säulen und 
Pfosten versinnbildlichen den Ost- und West- 
punkt des Gestirnlanfs. Sie bezeichnen zu- 
leich die Gegensätze von Leben und Tod. 
o hüten am babylonischen Tempel die 
schédim und lamassim den Eingang zu 
beiden Seiten, die guten und bösen Dämonen. 
Der phönizische Tempel Salomos hat am 
Eingang die beiden gewaltigen Säulen jäkin 
und böäz 1. Kö. 7, 21. Die Pfosten der 
Tür haben bis auf den heutigen Tag ihre 
heilige Bedeutung?) Sie sind eine ma (a)- 
bárá im kleinen. — Пав Passahfest ist ein 
nibiru-Fest. Es wird am Vollmondstag des 
neuen Jahres gefeiert. Als Vollmond thront 
der Mond am nibiru, am Nordpunkt der 
Ekliptik. Und das ,Vorübergehen Jahves“ 
findet um Mitternacht statt Ex. 12, 12. 29 
vgl. 11, 4. Das ist der Moment, wo der 
Frühjahrsvollmond im Zenith steht. 


Die nibiru-ma (a)bàrà-Vorstellungen sind 
im Libanongebiet lokalisiert. Südlich von 
Afka entspringen die Quellen des Nahr el- 
kelb, die Milch- und Honigquelle. Das Götter- 
kind wird wie das Kind der Rhea, Zeus, 
mit Milch und Honig ernährt). 12 km 
nördlich Beirut ergiesst sich der Fluss aus 


2 Winckler, MVAG 1901, б, p. 206; Krit. Schriften 


)) Vgl. A. Jeremias, ATAO ', p. 259 und Baby- 
lonisches im Neuen Testament p. 102. 
^) A. Jeremias, BNT p. 31, 47. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Februar 1907.) 60 


der engen Schlucht ins Meer!) Zwischen 
Afka und 'Akura fliessen die Quellfliisse 
des Adonis, jetzt Nahr Ibrahim genannt. 
Die Erscheinung, dass der Nahr Ibrahim 
sich zu gewissen Zeiten rot fárbt, wird schon 
im Altertum berichtet und mit dem Tod des 
Adonis in Verbindung gebracht. Renan will 
diese Erscheinung im Februar, Maundrell im 
März beobachtet haben. Bei Afka befand 
sich das berühmte Astarteheiligtum, zu dem 
die Prozessionen von Byblos aus gingen. 
Auf dem Wege nach dem Heiligtum findet 
sich an zwei Stellen künstlich hergestellt 
eine ma (a)bärä mit Skulpturen, welche den 
Tod des Adonis darstellen. (Sein Grab wurde 
in Byblos gezeigt, vielleicht auch in Masch- 
naka, wo sich einer der beiden Engpässe 
befindet), Am wichtigsten ist das Monument 
von Rineh. Es ist bei Renan, Mission de 
Phénicie I, 292 f. beschrieben und auf pl. 
XXXVIII in Zeichnung wiedergegeben. Da- 
mals mag es noch besser erhalten gewesen 
sein, immerhin ist eine im Sommer 1904 an 
Ort und Stelle von Н. Winckler aufgenommene 
und bei v. Landau, Beiträge zur Altertums- 
kunde des Orients IV, Tafel ІП reproduzierte 
Photographie zuverlassiger. Renan beschreibt 
die Skulpturen folgendermassen: un homme, 
vétu d'un tunique attaignant à peine les 
genoux et serrée par une ceinture, recoit la 
lance en arrét (?) l'attaque d'un ours. Les 
pieds, la téte sans criniére, le poil et sur- 
tout le mouvement d'attaque ne peuvent 


convenir qu'à cet animal. A cóté de ce 
tableau, dans un cadre plus réduit, est une 
femme, assise sur un siége aux courbes 
élégantes, dans l'attitude de la douleur et 
qui rappelle le medaillon B de Maschnaka. 
Letzteres ist bei Renan pl XXXIV ab- 
gebildet. Auch diese Skulpturen finden sich 
in einem schluchtähnlichen Engpass. Auf 
der einen Seite: un personnage debout, 
appuyé sur une lance ou sceptre et d'une 
attitude calme. À gauche de la composition 
sont deux chiens se profilant l'un derrière 
l'autre. Auf der andern Seite eine weinende 
Frauengestalt. Dass hier Darstellungen des 
Adonismythus vorliegen, ist nicht zu be- 
zweifeln.  Ueberdies berichtet Macrobius, 


t) Hier haben assyrische und babylonische 
Herrscher die Felswand mit Siegesinschriften ge- 
schmiickt, auf dem Höhepunkt ihres Kriegsruhmes, 
angesichts des Mittelmeeres. Abseits von der alten 
Römerstrasse, dort, wo der Sage nach vorn auf den 
Klippen im Meer ein in Stein gehauener Hund Wache 
hielt (Baedeker, Palaestina und Syrien“ p. 248), sahen 
wir auf der Höhe, direkt am Abhang nach dem Mee. v, 
einen roh aus dem Gestein gehauenen verwitterten 
Altar. 


61 |Ко.2.) 


Saturn. I, 21 ausdriicklich: simulacrum hujus 
Deae (Veneris) in monte Libano fingitur 
capite obnupto, specie tristi, faciem manu 
laeva intra amictum sustinens. Lacrimae 
visione conspicientium manare creduntur. 
Ausserdem ist in der Libanongegend eine 
Statue der trauernden Venus gefunden 
worden. Sie zeigt die Göttin verschleiert 
mit aufgestiitztem Haupt auf der Erde 
kniend (nach Pauly- Wissowa, Artikel 
1 unter Hinweis auf Gazette archéol. 
„ 26). 

In diesen Schluchten ist durch die Skulp- 
turen das Vorhandensein der Vorstellung von 
ma (a)barà im Sinne eines Abbilds der kos- 
mischen Vorgänge für palästinensisches Ge- 
biet erwiesen. 

Kosmische Begriffe sind auch in dem 
Doppelnamen Ebal und Garizim festgelegt. 
Es ist nicht nötig, in diesem Zusammenhang 
auf die Schwierigkeiten einzugehen, welche 
sonst die Angaben im Deuteronominum Kap. 
11 und 27 in bezug auf Gilgal und die 
beiden Berge bilden. Bei Gilgal mehren sie 
sich, es ist ebenso ein kosmischer Begriff, 
der an verschiedenen Stellen lokalisiert wird. 
Beide, der Gilgal und der Doppelberg, ge- 
hören zusammen, und es ist sinnentsprechend, 
wenn — auf Grund der oben genannten 
Stellen — das Onomastikon des Eusebius 
die Berge Ebal und Garizim auch in der 
Nähe des Jordan beim dortigen Gilgal ver- 
zeichnet. Ebenso kennt die Mosaikkarte von 
Madaba ein zweites Ebal-Garizim am Jordan- 
Ee Es entspricht sachlich den Vor- 
stellungen, welche an den beiden Bergen 
haften, wenn dahin die Stelle Moria, wo 
Abraham seinen Sohn opfern will, verlegt 
wird, wie es die samaritanische Tradition 
tut. An die Oertlichkeit knüpfen sich 
auch sonst Vorstellungen kosmischer Natur. 
Jotham hált seine Rede an die Sichemiten 
vom Garizim aus und beginnt sie mit den 
nachdrücklichen Worten: hóret auf mich, 
so wird Gott auf euch hóren Ri. 9, 7. Nach 
Ri. 9, 87 ist hier der Nabel der Erde, also 
der Zugang zur himmlischen Welt. 

Dreimal wird im Alten Testament die 
Gegend von Ebal und Garizim als ma (a)bärä 

kennzeichnet. Wie die Erde zwei Gipfel 
at, zwischen denen der Lauf der Sonne 
geht und durch welche die Natur in ihren 
zwei Jahreshülften, Sommer und Winter, 
Leben und Tod, bestimmt wird (Sacharja 6, 2 
die Erde zwischen zwei ehernen Bergen) ), 
so ist die ша (a)bärä von Sichem ein Abbild 


1) Winckler, MVAG 1901, 5 p. 92. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Februar 1907.] 62 


der Welt im kleinen. Das Volk Israel zieht 
zwischen den Bergen hindurch. Der eine ist 
der Berg des Fluchs, der Ebal, der ,Linke*, 
der andere ist der Berg des Segens: Dt. 
11, 30; 27, 12 ff.; Јов. 8, 30 f£ 1). Spätere 
Zeugnisse zeigen, dass auch der Name noch 
an der Gegend haftet: Mabortha. Zwischen 
beiden Bergen liegt die heilige Stadt, Sichem“ 
d. h. Schulter. Im Hebräischen wird der 
Ausdruck für die Redensart ,den Rücken 
wenden“ gebraucht. Mit dem Begriff des 
nibiru hängt das Schekem-Motiv zusammen. 
Die Stadt zwischen den Bergen im En 
führt deshalb den Namen. Am deutlichsten 
ist die Vorstellung beim Mondlauf. Wenn 
der Mond im Monatsumlauf den nibiru über- 
schreitet, wird er zum abnehmenden Mond, 
er wird an der Schulter verwundet, bis er 
schliesslich als Neumond in der Sonne den 
Tod findet?). (Als Sonnenmotiv kennen wir 
es in der Siegfriedsage, der in der Sommer- 
sonnenwende an der Schulter verwundet 
wird)3). — Vom Ebal aus werden die Worte 
des Gesetzes vorgelesen. Es gehórt zu den 
Feierlichkeiten des babylonischen Neujahrs- 
festes, dass der Götterkönig die Schicksals- 
bestimmungen und Gesetze für das neue Jahr 
auf die Schicksalstafeln schreibt. Auch Josua 
schreibt die Gesetze auf die Steine des Altars 
von Ebal. 

Stimmt man der Ansicht zu, dass auch 
die ma’(a)bärä von Michmas und Geba eine 
kosmische Bedeutung hat, so erkláren sich 
hieraus leichter die Rätsel der Jonathan- 
geschichte und die topographischen Schwierig- 
keiten treten zurück, welche sich aus der 
gegenseitigen Lage des Uebergangs und des 
äussersten Philisterpostens im Vergleich mit 
der órtlichen Situation ergeben. Dann ist es 
auch unfraglich, in welcher Rich die 
Erklárung der beiden Namen bdsés und sene 
zu suchen ist. Sie stellen wie jakin und 
bo àz die beiden Weltgrenzen dar, zwischen 
denen die Gottheit, im astralen Sinn wandelt, 
und versinnbildlichen zugleich den Jahrgott in 


1) Auch der Tempelberg und der Oelberg sind 
ein Abbild des Kosmos. Die at. Ueberlieferung kennt 
beide als Kultstätten seit Davids Zeit. Das Tal 
zwischen ihnen ist der Gerichtsort. Die moslemische 
Legende berichtet, dass am jüngsten Tage Christus 
auf dem Oelberg und Muhammed auf dem Tempel- 
berg stehen werden und über das tiefe Tal ist die 
Brücke gespannt, über welche die Seelen schreiten 
müssen. Die Verdammten stürzen ins Feuer, das 
von Süden herauf brennt. 

?) Nach H Winckler. Vgl. jetzt Altorientalische 
Forschungen III, 312. 

з) Es liegt nahe an die verrenkte Hüfte des 
Jakob beim „Uebergang“ an Pniel zu erinnern. 
Gen. 32, 32. 


63 (Чо. 2] 


den beiden Jahreshälften. Solche mytho- 
logische Begleiter der Sonne sind uns ausser 
den beiden Tempelsäulennamen verschiedent- 
lich bekannt. Bei den Babyloniern sind kéttu 
und méscharu die Kinder des Sonnengottes, 
in einem Mardukhymnus ist die Sonne von 
tiru und nanzazu, Gnade und Grimm, be- 
gleitet. Die Phönizier haben das ent- 
sprechende Götterpaar Sydyk und Misör, 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


Februar 1907.) 64 


palmyrenisch argu und 'azizu, die Edessener 
Monimos und Azizos, die auch als Hermes 
und Apollo, das ist Nebo und Marduk, die 
Götter der beiden Jahreshälften des Sonnen- 
laufs gedeutet werden. 
Dresden-Trachenberge. 
Dr. Friedrich Jeremias. 


Psalm 137. 
Von Paul Haupt. 


Dieser Psalm, den Olshausen schon vor 
mehr als 50 Jahren der Makkabäerzeit zu- 
gewiesen, besteht aus fünf Zweizeilern mit 
3--3 Hebungen in jedem Halbzeilenpaar. 
Die metrischen Analysen Duhms und 
Baethgens sind verfehlt; ebenso Duhms 
Meinung, dass die Eingangsverse durchaus 
den Eindruck machen, als seien sie bald 
nach den darin geschilderten Ereignissen, 
nicht allzulange nach der Zerstórung Jeru- 
salems im Jahre 586 entstanden. Winckler 
(Altorientalische Forschungen, 2, 412; vgl. S. 
579, zu S. 418) hat (Nov. 1899) richtig be- 
merkt, dass statt Edom vielmehr Aram zu 
lesen ist; aber seine sonstigen Ausführungen 
über diesen Psalm sind irrig. Das Lied be- 
zieht sich nicht auf die Golah in Daphne 
(2. Makk. 4, 33). Eben so wenig bedeutet 
Dany Lorbeerbäume; man könnte ja leicht 
сулу (Bab. Bathr. 81%; vgl. sem, „C) für 
Dm lesen, aber dazu liegt keine Veran- 
lassung vor. Auch in den unter dem Namen 
der Klagelieder Jeremiä bekannten makka- 
bäischen Elegieen ist 4, 21 Aram statt Edom 
zu lesen; das Land Us (vgl. auch die Glosse 
Jer. 25, 20) ist die Gegend von Antiochia 
(vgl. ZK. 2, 96). Wincklers Lesung (1889) 
Kur (?)-us-za-a (KB. 1, 146, 154) statt mat 
Ос-са-а ist kaum möglich; wäre Kur-us-za-a 
der Name von Säsi’s Vater, so würde er 
doch wohl wie 545% durch einen vorgesetzten 
senkrechten Keil determiniert sein. 

Die Ansicht, dass die Edomiter!) zur 
Zeit der Zerstörung Jerusalems im Jahre 
686 dem jüdischen Brudervolke feindlich 

wesen seien, ist irrig (vgl. auch die Stelle 
eut. 23, 7, die nach Bertholet allerdings 
nicht um 621, sondern erst zur Zeit Johana 


1) Edom scheint eine dialektische Form von hebr. 
adam ‘Mensch’ zu sein; Esau, dagegen war wohl ein 
Name des Nationalgottes der Edomiter und stellt 
eine dialektische Form von ny (= wy) "Schöpfer 


dur, mit ё für hebr. ô und | statt » am Ende. 


Hyrkans geschrieben sein mag). Wohl aber 
gehörten die Edomiter zu den erbitterten 
Feinden der Juden zu Beginn der makka- 
bäischen Erhebung. Auch das Buch Obadja 
ist abgesehen von den beiden exilischen 
Zweizeilern in Vers 5 und 7 (Vers 6 ist 
eine Glosse) im Jahre 164 verfasst und findet 
seine Erklärung durch die im fünften Kapitel 
des ersten Makkabäerbuches erzählten Be- 
gebenheiten. Sepharad ist eine Korruption 
von Arbad (1. Makk. 5, 23) d. i. das gali- 
läische Gebiet von Irbid (oder Arbela usw.) 
nordwestlich von Tiberias. Die am Schlusse 


des Buches erwähnte Го) ist die mehr oder 


weniger zwangsweise von Judas Makkabäus 
und seinem Bruder Simon vorgenommene 
Uebersiedlung der Juden in Gilead und 
Galiläa nach Jerusalem. Der Zuzug dieser 
pub setzte die Makkabäer in den Stand, 
die Hauptstadt der Edomiter zu zerstören. 
Das Buch Obadja ist vor dieser Zerstörung 
Hebrons verfasst, aber nach dem Siege Judas 
über die Edomiter bei Akrabbim; der Plan, 
die Juden in Gilead und Galiläa nach Jeru- 
salem zu bringen, war zur Zeit der Ab- 
fassung des Buches gefasst, aber noch nicht 
ausgeführt. Auch das Buch Nahum ist eine 
liturgische Zusammenstellung fiir die Feier 
des Nikanortages!), enthült aber zwei von 
einem exilischen Dichter verfasste Gedichte, 
von denen das eine nach Beginn der Belage- 
rung Ninives gedichtet wurde, das andere 
nach Zerstórung der assyrischen Hauptstadt. 
Der Hammer (үрг) in Nah. 2, 2 ist Judas 
Makkabäus, der mo yy? Nah. 1, 11 ist 
Nikanor; die Feste (1177740) in Nah. 2, 2 
ist die Akra, die syrische Zwingburg in 
Jerusalem. 

Ich schliesse hieran eine metrische Ueber- 
setzung von Psalm 137 nebst einigen kurzen 
Erläuterungen, und dem hebräischen Texte. 


!) Vgl. Haupt, Purim (Leipzig 1906) S. 5. 


65 (Мо. 2] 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Februar 1907.] 66 


Psalm 137. 


Als an Babylons Strome! wir weilten 
An die Euphratpappeln dorten 


Wenn auch? unsreZwingherrn® heischten : * 
„Wie können wir? Jahve besingen 


Vergess' ich dich je,! so verschrumpfe' 
Wenn ich deiner nicht mehr gedenke, 


Gedenke* den Söhnen Arams!! 
Da sie riefen: „Zerstört! Zerstört 


Verheerende Tochter Babels! 13 
Heil dem, der packt und zerschmettert 


sed OCG ER мн 


© 00 


(a) 3 Liederworte, und unsere Entführer Freude!“ 
(0 8 die Tat, die du uns angetan 


(3) 6 Jerusalem (c) 7 Jahve 


und Zions weinend gedachten, 
unsere Harfen wir (trotzig) hingen;? 


„Singt uns ein Lied von Zionl*5 
im Ausland (fern von der Heimat)!*$ 


meine Hand ls meine Zung’® kleb am Gaumen, 
dich? nicht höher stell als jede Freude. 10 


Jerusalems Unglückstag, 12 
(alles) drin in Grund und Boden!“ 


Heil dem, der dir heimzahlt!° 
deine (zarten) Kindlein am Felsen! ‘4 


(8) 4 in einem Liede (y) 5 Jerusalem 


Eriäuterungen. 


(1) Der Intensivplural mmn = 5run n, 
d. i. der Euphrat; vgl. AJSL. 21, 197. 

(2) Vgl. den Anfang des bekannten 
Schubertliedes (von Wilhelm Mäller) 
Meine Laute hab’ ich gehängt an die Wand. 
Die untersten Zweige der Pappeln sind ziem- 
lich hoch über der Erde; was man an sie 
hängt, ist, nicht zur Hand. 

(3) Das 72 ist konzessiv wie in Nah. 2, 3: 
Оүр2 72 und öfter; vgl. JAOS. 25, 72 
Anm. 2. Statt zam ist gam zu lesen; eben- 
so in Nab. 9, 15. 


(4) Eigentlich die uns in Gefangenschaft 
ührten. 


(6) Das folgende Halbzeilenpaar ist die 
Antwort der Juden auf diese Aufforderung. 

(6) Die ersten beiden Zweizeiler schil- 
derten die Haltung der Juden während der 
babylonischen Gefangenschaft; die folgenden 
drei Zweizeiler zeigen die Stimm der 
Juden zur Zeit des Antiochus Epiphanes. 

(7) Lies WIM sie magere ab, für POS, 
Es handelt sich bei diesen Áusdrücken um 
das, was wir heutzu Muskelatrophie 
nennen. Gunkele Lesung (in seinen Aus- 
gewä Psalmen, Göttingen 1905, 8. 245, 
Anm. 4) ШТП sie verleugne (den Dienst) ist 
verfehlt; ebenso seine metrische Anordnung 
des Gedichts und seine Ansichten über die 
Abfassungszeit etc. (vgl. ZDMG. 58, 629, 
Anm. 22). 

(8) Die das Seitenspiel riihrt. 

(9) Die das Lied singt. Shakespeare 


ио honey-mouthed, let my tongue 


(10) Freude bedeutet auch Freudenfest, 
Festfreude, Opferfest usw.; vgl. 2. Makk. 4, 
14; 6, 4. 7. 8. In den alten Zeiten der 
babylonischen Gefangenschaft weigerten sich 
unsere Vüter, ihren Zwingherren, denen sie 
hilflos gegentiberstanden, zu gehorchen, wenn 
sie ein Ansinnen an sie stellten, ihnen ein 
Lied von Jahve zu singen, was einer Ent- 
weihung unsrer Religion nahegekommen wire. 
Jetzt mutet uns die Tochter Babels, das 
Seleucidenreich, zu, die Religion unserer 
Vater a ben und ihren heidnischen 
Götzendienst anzunehmen. Wir sind aber 
den S nicht auf Gnade und Ungnade 
ausgeliefert, sondern können uns wehren. 
Vgl. 1. Makk. 2, 51. Die Freuden griechi- 
M es Gesittung, die Gunst des Seleuciden- 
herrschers können Jerusalem und die Religion 
unsrer Vüter nicht aus unsrem Herzen fer 55 

(11) Die Syrer zur Zeit der makkabäischen 


zum 
Babylons gebaut. Seleukos Nikator war 
zunächst Statthalter von Babylonien. 

Kä Vgl. 2. Makk. 6, 10. 

15) Lies 3ölälenu assyr. 3alälu (synon. 
zäbätu, abákw) heisst als Kriegsbeute weg- 
führen, in die Gefangenschaft fahren. Für 
¢ statt 2 vgl. Crit. Notes on Proverbs 
(8ВОТ) 8. 61, 2. 14. 


67 (Мо. SI 


De vom 1792-03 
"om? won 


y zo vom 
. гім эр 


ar zb p 
mov его déi зух 


Der Droe 
KWR. vy 


So Gw rn 
З | i, | 
Yoon Fy Popa 


obwi) de 6 (5 b 0 5 (0) 


Ich habe ев stets sehr nützlich gefunden, 
assyrische Texte ins Hebräische zu über- 
tragen und andrerseits hebräische Gedichte 
ins Ássyrische zu übersetzen; vgl. AJSL. 
21, 149. Ich gebe deshalb hier noch eine 
metrische assyrische Uebersetzung dieses 
Psalms. 

1 El-áráti Bábili а%4ті 

ni bi- ma Ci una nixasas, 
2 Eli alabáts qirbu 

unüt niguts nilul-ma 


3 äͤbiteni us ili ndsi-má:* 
ғатдғе M uni sumrül — 
4 Akké’s Jama nizémur 
ina-qabalts mát nukurtim? — 


b Summa-amasika,! imittt linnabil-ma 
lis ani ana- ii lirracip 

6 Summa-lä axasaska-ma lá 
ulteldka® el-ül лайга. 


7 Ana- mare Arami xusus* 
um- Saluqti Ursalimmi 
Sa igbu - ma: Dru / Uera 
girbusu adi 3305 / 


8 Marat Babi Sagqastu 
lisir mutir gimilli / 
9 Lisw ѓа Groe ипарраси 
tenigeka eli Кар! 
(а) 8 amáti ғатдғі-та sdliléni лаша (В) 4 ga- 
mare (y) 5 Ursalimma (8) 6 Ursalimma (t) 7 Iáma 
(C) 8 epsétika zu tepusunási. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


“yw 4 (8) 


Februar 1907.) 68 


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noma от) oy 9 


"uw wo cu» 3 
"tre v) TR 4 


no “топ TAMDWN-ON 5 
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el 5 “ЗӘР 7 
| 
"y vy obi 
| 


nt "en 733 na 8 
yen tee "Es 9 


are tw) aw em 3 (a) 
„ po mn De O — mm") 


Zu der Uebersetzung von V. 2 möchte 
ich bemerken, dass die Lesung des Ideo- 


grammes GIS-ZAG-SAL (AL 24, Nr. 187) 
as möglicherweise Harfe bedeutet, unsicher 
ist. 

Was alabáti = mary anbetrifft, so be- 
deutet das von Zimmern in Ges.-Buhl 
mit "Om zusammengestellte assyr. urbatu 
und urbânu nicht populus Euphratica, sondern 
Riedgras; vgl. talmud. NNW Binsen sum 
Korbflechten, Papyrusstaudeusw.(nicht Weiden!) 
Пав syr. arbáná hat dieselbe Bedeutung; 
vgl. Lagarde, Mittheilungen 2, 65. Alabats') 
ist der Plural von alab (Delitzsch HW. 75: 
alapü) oder elabü (vgl. auch talmud. albind, 
Rutenbesen) Der Stamm ist das assyr. 
elébu (25у) lang werden, hochwachsen, empor- 
schiessen, ein Вузол von aráke, lang sein, 
dann auch lange werden, alt werden; vgl. 
Meissners Supplement, S. 77. Іш Ara- 
bischen soll šale «Бе noch einen hohen 
Baum (assyr. gišmaxxru) bezeichnen; gewöhn- 
lich bedeutet ulbe jetzt aber eine aus dem 
Holz der alabäts und ähnlichen Bäumen ver- 
fertigte Schachtel oder Kiste usw. (auch 
Eimer wie Wye rárab) ebenso wie im Latei- 
nischen z. B. alabastrum eine Salbenbüchse 
bezeichnet. Das Verbum ie ‘aliba heisst 


1) Delitzsch, HW. 60а liest alabattu; Meissner- 
Rost. Bauinschriften Sanheribs (Leipzig 1893) 8. 109 
geben alamittu, Gerüst. 


69 [No. 2.) 


hart und säh sein, vom Fleische, dann auch 
stinken; die eigentliche Bedeutung aber ist 
alt sein, ursprünglich lang sein (hebr. Tn). 
Die Bezeichnung “әуе für Фе populus Ew- 
рһғайса ist ein babylonisches Lehnwort 
(ebenso hebr. NANY und агат. X029); das 
& beruht auf dem Einfluss des ,; im ara- 
bischen Dialekte von Bagdád wird ) vie é 
dh ee vgl. JAOS. 22, 28. 
Babylonische Lehnwörter finden sich 
selbst in den Mo‘allakät, z. В. in Antaras 
Moallaka, Z. 6 (nach Arnolts und Abels 


Zählung): oll Ud be whe, hallat bi-ardi 
'ssá' ina, sie weilte im Lande der Feinde, 
wo oll von den Kommentatoren als 


Die angebliche Zeichengruppe GI-TAB. 
Von M. Streck. 


In Spalte 521 ff. des letzten (IX.) Jahr- 
ges dieser Zeitschrift hat Th. Friedrich 
ie in seinen , Altbabylon. Urkund. aus Sippar“ 
fiir die Пеһе Zeichengruppe GI-TAB 
ove Wiedergabe durch gabitu gegen 
eissner's bereohtigten Einspruch zu ver- 
teidigen gesucht. Unterzieht man die Argu- 
mentation Friedrich's, die mit einer Reihe 
unbewiesener Annahmen und diskutabler 
Prämissen operiert, einer eingehenden, un- 
befangenen Prüfung, so kommt man m. E. 
zu dem Resultate, dass dieselbe in der 
Hauptsache als misslungen anzusehen ist. 
eon ich nun hier kurz die Schwäche 
der Friedrich’schen Position zu beleuchten 
versuche, so veranlasst mich dazu besonders 
auch der Umstand, dass Friedrich’s Aus- 
führungen Hüsing jüngst za einer erneuten 
Untersuchung des einheimischen Namens von 
Elam anregten (s. diese Zeitschrift IX Sp. 602) 
und Hiising hierbei unter Verwertung von 
Friedrich’s Ergebnissen für ein bisher 
rátselhaftes Zeichen die Lesung Pir in Er- 
wügung zieht. 
Das erste Zeichen der fraglichen Gruppe 
dürfte durch den Zusammenhalt aller in 
Betracht kommenden Stellen in der An- 


setzung als — [A, vielleicht auch als 
AMA. gesichert sein. Was Friedrich 
(Sp. 522) nun über das in diesen Zeichen 
vorkommende Element A bezw., wie er 


sich ausdrückt, über das dügu und dessen 
altbabylonische Formen bemerkt, ist nicht 


ganz durchsichtig. 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Februar 1907.) 70 


Brüller-Lówen erklärt wird, von sa ara 
brüllen, während es offenbar mit dem ge- 
wöhnlichen assyr. Worte zá'iru, Feind, eigent- 
lich Hasser (Mj) von zäru, isiru, hassen 
(vgl. ун mueäware) identisch ist; vgl. auch 


hebr. zar, Fremder und arab. a' ir, Besucher, 
Pilger. Auf den babylonischen Ursprung 
des Namens Sinimmár (vgl. Nöldekes Ta- 
bari-Uebersetzung, S. 80 und Riickerts 
Chawarnak in seinen Morgenlündischen Sagen 
und Geschichten, Theil 1, Stuttgart 1837, 
S. 159) habe ich AJSL. 22, 256 hingewiesen; 
für Sin, ursprünglich Sin, mit w, siehe Crit. 
Notes on Kings (SBOT.) S. 270, 2. 24. 


Fest steht, dass in neuassyrischem & 


mehrere urspriinglich verschiedene Zeichen- 
elemente zusammengefallen sind, die in der 
ültesten, durch vorwiegend linearen Duktus 
ausgezeichneten Stufe der altbabylonischen 
Schrift streng auseinandergehalten werden. 

Dem & der neuassyrischen Kursive 
entspricht: 

1) altbabylon. Zeichen No. I und Var. 
No. Ia d. h. ein Viereck; so namentlich 
in dem Zeichen HI (s. Thureau-Dangin !) 
No. 206) und in der archaischen Form von 
Ta (s. No. 32); vgl. ferner No. 28, 30, 
31, 36, 62, 82—85, 94, 95, 136, 207—13, 
216, 221, 264, 283, 352—354. Die rein 
lineare Form (No. I)?) erscheint schon 
häufig in Keilschrift übertragen (s. No. II); 
diese letztere Figur schrumpft dann hin und 
wieder zu einem Dreieck (s. No. IIT) zu- 
sammen; so z. B. in No. 357; vgl. ferner 
No. 75 und vielleicht auch No. 36 und 148. 
In diesem altbabylonisch. Zeich. No. II sind 
übrigens, wie Thureau-Dangin a. a. O. unter 
No. 206 und 476 mit Recht betont, auch 
gelegentlich wieder zwei verschiedene Zeichen 
zusammengeflossen, nümlich No. II — No. I 


= а und No. П = No. IV = Ziffer 3600. 


1) Die Nummern beziehen sich im folgenden 
immer auf Thureau-Dangin's r sur lori- 
gine j Cuneiforme, 1r* partie, Paris 1898 
(dazu Supplément 1899), 

n In Leich, No. I mit Hommel. Der hieroglyph. 
Urspr. d. Keilschrifiseich. (autographierte Tabelle, 
von Hommel auf dem Pariser Orientalistenkongresse, 
1897, verteilt) und Friedrich, das Bild einer Knie- 
scheibe — HI ist als Ideogramm für birku bezeugt — 
erkennen zu wollen, setzt jedenfalls einen ziemlich 
hohen Grad von Phantasie voraus. 


71 (Ко. 28.) 


Eine dem urspriinglichen Vierecke паһе- 
stehende Form (s. No. V) verzeichnet auch 
das Syllabar 8° 22 1). 

2) altbabyl. Zeich. No. IV (ein Kreis); 
s. No. 475 und 476. 

3) altbabyl. Zeich. No. VI und VIa d. Һ. 
das Bild einer Pflanze; so nur in dem Zeichen 
GI (No. 295) und in den durch Doppelsetzung 
von GI entstandenen Zeichen GIG (s. No. 86>" 
bei: Thureau-Dangin, supplém.) und GIL 
(Мо. 296) 2), sowie in dem gunierten GI 
(No. 409). 

4) altbabyl. Zeich. No. VII, VIIa oder 
übnl.; so sicher in No. 34, 48, 120. 

In der altbabylonischen Schrift werden 


elt? und la immer streng vonein- 
ander unterschieden, indem das 4 in 


ersterem der Pflanzenform (No. VI) in 
letzterem dem Vierecke entspricht. Dieser 
Unterschied ist z. B. auch in der Schreib- 
weise des Hammurabikodex, die sich mit 
der in den Bauinschriften dieses Königs an- 
gewandten deckt, bewahrt. Nun handelt es 
sich bei den von Friedrich edierten Texten 
allerdings um altbabylonische Kontrakte, 
deren Schrift ja bekanntlich von jener, die 


!) Dass Zeich. No. V nur eine Variante von 
= No. I darstellt, kann deshalb als völlig sicher 
gelten, weil No. V, ebenso wie 4. den Zeichennamen 


dûgu führt und als Ideogramm für birku erklärt 
wird. Die Angabe im Syllabar Se ist jedenfalls nicht 
so aufzufassen, als ob in der neuassyrischen Schrift 
neben а gelegentlich auch No. V gebraucht wurde; 


tatsächlich lässt sich letztere Form, soviel ich sehe, 
auch in keinem neuassyrisch geschriebenen Texte 
nachweisen. In Se wird vielmehr hier, wie auch іп 
Zl. 10 (Zeich. AH) ausnahmsweise eine altbabylonische 
Form mitgeteilt. Hommel ist daher streng genommen 
nicht ganz im Rechte, wenn er No. V in die (neu- 
assyrische) Schrifttabelle seiner ,Sumerisch. Lese- 
stücke“ (s. No. 828 u. vgl. No. 301) aufgenommen 
hat. Wie Friedrich übrigens (s. Sp. 522) in dieser 
Variante bei Hommel ein Dreieck erblicken kann, 
bleibt mir rätselhaft. 

*) Die Tatsache, dass in der neuassyrischen 
Schrift die altbabylon. Zeichen No. I und No. VI 
durch das eine Zeichen а ausgedrückt werden, lehrt 
іп unzweideutigster Weise der paläographische Befund. 
Völlig unverständlich aber bleibt es mir, wenn 
Friedrich (s. Sp. 522) den, besten Beweis für die im 
Neuassyrischen beliebte Vereinerleiung der beiden 
erwähnten altbabylonischen Zeichen in „dem doppelten 
GI“ (bezw. in ӨШ, oder GIG) findet, „welches be- 
züglich des dügu im Babylonischen beide Formen, 
nämlich die für Viereck und für Pflanze, aufweist.“ 
Mir ist keine altbabylon. Form von GÍL bezw. GIG 
— vgl. Thureau-Dangin No. 296; 86bis, sowie Amiaud- 
Méchineau, tableau No. 268 — welche Zeich. No. I 
und No. VI in sich vereinigen würde, bekannt; viel- 
mehr ist immer nur letztere Figur nachzuweisen. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Februar 1907.) 72 


uns in gleichzeitigen Bauinschriften entgegen- 
tritt, ganz bedeutend differiert. Für diese 
Kursive der altbabylon. Rechtsurkunden der 
Hammurabiperiode, die sich in verschiedener 
Hinsicht dem Duktus der neubabylonischen 
Schrift nähert, ist die Wandelbarkeit, welcher 
die Form mancher Zeichen unterworfen ist, 
sowie das die Lesbarkeit erschwerende, 
hä äusserliche Zusammenfallen ver- 
schiedener Schriftzeichen charakteristisch. 
Es wäre also auch nicht a chlossen, 
dass das erste Zeichen der fraglichen Gruppe 


GI-TAB nicht — [[A ), sondern »>-| zu 


lesen ist. 


Friedrich umschreibt — [A noch 
immer mit BIR. Dass dieser von Strass- 
maier Syllab. 78 vermutete und dann auch 
von Briinnow in seine List (s. No. 2024) 
aufgenommene Silbenwert aber zweifelsohne 
zu eliminieren ist, dies hat Scheil schon 
vor 9 Jahren im Recueil de travaux XIX 
(1897) p. 56 gezeigt. Für —[A ist nur die 
Lesung nachweisbar, wie dies z. B. 
besonders daraus erhellt, dass, wie Scheil 
hervorgehoben hat, ein und derselbe Lander- 
name (Kimas) in Konst. Niff. 66 sowohl 
durch Ki-, als durch Ki — A wieder- 

geben wird. Man beachte auch, dass in 
den von Meissner, MVAG. VIII 85ff 
behandelten Texte Johns No. 809, Rev. 22 
der Gottesname Šamaš Sa->-T& geschrieben 


erscheint. Dass la nicht BIR, sondern 
MÁS zu lesen ist, wurde übrigens in den 
letzten Jahren mehrmals hervorgehoben. 
Ich verweise nur auf Thureau-Dangin's 
recherch. sur l'origine de l'écrit. cuneif. (1898) 

. 8, No. 32 und desselben Bemerk. in ZA 

VII 189!, ferner auf Meissner's Bemerk. 
in MVAG. VIII 956 (s. auch X 151) und 
in „Götting. Gelehrt. Anseig.“ 1904, S. 752. 
Auch in Fossey's Supplement zu Brünnow 
(„contribut. an denon. sumérien-assyr., 1906) 
findet sich unter No. 1044 für »T& der 
Wert MAS gebucht. 


AHA (altbabyl. Zeich. No. VIII) dient 
als Ideogramm für lalü = „Zicklein“ . Ob 
man aber in No. VIII wirklich noch mit 
Friedrich ein äusserst primitives Bild einer 


1) Für HA füllt allerdings schwer der 


Umstand in die Wagschale, dass A an allen Stellen, 


wo die fragliche Gruppe GI-TAB erscheint, nie durch 
ein Viereck, sondern immer durch das eine Pflanzen- 
form ausdrückende Zeichenelement repräsentiert wird. 


73 (Ко. 2.) 


Ziege erkennen darf, erscheint mir sehr 


fraglich. Für einleuchtender möchte ich 
allerdings Friedrich’s Deutung erachten als 
die Auffassung Hommel’s (s. dessen „Der 


hieroglyphische Urspr. d. Keilschriftzeich.“), 
der in No. VIII nur das Bild eines Ziegen- 
schwanzes zu finden glaubt ). 


Das zweite Zeichen der Gruppe GI 


(MÄS?)-TAB könnte nun eventuell nicht 
als TAB, sondern als KAK (wie auch schon 
Friedrich, Sp. 522 vermutet) angesehen 
werden, da gerade in der kursiven altbaby- 
lonischen Schrift bei der öfters zu kon- 
statierenden grossen Aehnlichkeit der Formen 
für TAB und KAK ein Zweifel über die zu 
wählende Lesung auftauchen kann. 


Sollte nun wirklich unsere Zeichengruppe 


als MÁS-KAK angesetzt werden dürfen, so 
kónnte dieselbe dann kaum anders als mit 


gabitu umschrieben werden; denn MÁS-KAK 
würde dann doch wohl nur eine Variante 


von MAS(»[-)-KAK reflektieren, und für 


letzteres steht die Lesung als „sabitu“ be- 
kanntlich seit langem fest. Als Ideogramm 


für gabitu dient auch MAS allein; s. Brünnow 
No. 1797; vielleicht stellt das Zeichen »}- 
(altbabyl. +) nur eine Abkürzung von 
lA (No. VIII) dar??) Ез erscheint 


1) Hommel wurde bei seiner Deutung von 
No. VIII als Schwanz offenbar von dem Um- 
stande beeinflusst, dass die archaische Form des 


Zeichens lar des Ideogrammes für zibbatu 


(= Schwanz; No. 2039: zumbu bei Brünnow ist 
natürlich zu streichen), nümlich Zeich. No. IX im 
Grunde genommen dieselbe Figur wie die altbabyl. 
Form von MÁS, nur durch infigiertes Zeich. No. X 
vermehrt, darstellt. So viel steht wohl sicher, dass 
es kaum jemand beifallen würde, No. IX als das 
Bild eines Schwanzes zu enträtseln, wäre ihm nicht 
von vornherein die Verwendung dieses Zeichens als 
Ideogramm für das Wort „Schwanz“ bekannt. 
Friedrich will auch in No. IX eine Hieroglyphe 
für ,Ziege“ erkennen; das eingezeichnete Zeich. No. X 
soll das Rückgrat darstellen! Dieser Erklärung kann 
aber schon deshalb, weil T&M bis jetzt als 
Ideogramm für Wörter wie Ziege oder ähnl. nirgends 
bez ist, kein besonderes Gewicht beigelegt werden. 
Ueberhaupt wird m. E. mit der Eventualität, dass 
das erste Zeichen der uns hier beschäftigenden 
Zeichengruppe auch mit KUN identifiziert werden 
könnte, vie Friedrich (Sp. 523) erwägt, am wenigsten 
zu rechnen sein. 

) sollte T tatsächlich Abbreviatur von 


TA sein, so würde damit auch Friedrichs An- 
nahme, dass No. VIII ein Ziegenbild darstelle, er- 
heblich an Wahrscheinlichkeit gewinnen, indem mit 
No. XI = »T- statt des ganzen Bildes nur der Kopf, 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Februar 1907.] 74 


ferner wahrscheinlich, dass >-| & auch allein 


(ohne КАК) als Ideogramm für ваба ver- 
wandt werden konnte, wenn sich dies bis 
jetzt auch nicht ausdrücklich belegen lässt; 
aber die Tatsache, dass >-| 44 für lalü be- 
zeugt ist, legt eine derartige Schlussfolgerung 
n&he; in dem seiner Bedeutung nach un- 
klaren KAK dürfte demnach nur eine ge- 


nauere Spezifizierung des durch MAS bezw. 


MÁS ausgedrückten Hauptbegriffes ent- 
halten sein. 


Ware also die Lesung der fraglichen 


Zeichengruppe als MAS-KAK ganz einwand- 
frei, so wiirde sich ihre Wiedergabe durch 
sabitu mit ziemlicher Sicherheit verteidigen 
lassen. Dieses mit der Deutung Scheil’s 
und Friedrich’s tibereinstimmende Resultat 
wäre allerdings auf einem wesentlich anderen 
Wege, als dem von Friedrich einge- 
schlagenen, gewonnen. 


Als ich diese Bemerkungen schon nieder- 
geschrieben hatte, gelangte das neueste (3.) 
Heft des laufenden Jahrganges der ZDMG. 
(Bd. 60), in welchem Üngnad eine Be- 
sprechung von Friedrich’s „Altbabyl. Texte“ 
bringt, in meine Hände. Ungnad nimmt 
daselbst (S.696) ebenfalls an der Friedrich’- 
schen Gleichung GI-TAB = sabitu Anstoss 
und bemerkt ferner a. a. O. 696, Anm. 4 
in einer Korrekturzusatznote: „Aus dem 
noch nicht veröffentlichten Texte VATh. 3860, 
der eine Liste nach Art der von Friedrich 
gebotenen darstellt, ergibt sich klar, dass 
nicht GI-TAB, sondern GI-SA zu lesen 
ist. Zu diesem Ideogramm vgl. Meissner, 
Seltene Assyr. Ideogr. (1906), No. 1508 
und 1509.“ 

Ob es sich in dem Texte VATh. 3860 
tatsächlich notwendig um dieselbe Zeichen- 
gruppe handeln muss, wie in den Friedrich’- 
schen Sipparener Urkunden, dies lüsst sich, 
bevor der betreffende Text nicht publiziert 
vorliegt, nicht beurteilen. Was ferner 
Meissner, Selt. Ideogr. No. 1508 und 1509 
betrifft, so kann No. 1509, wo GI-SA-TUR 
als Ideogramm für sussullu (— Korb) belegt 
ist, kaum der fraglichen Zeichengruppe in 
Friedrich's Texten entsprechen; No. 1508: 
GI-SA mag mit jenem GI-SA in VATh. 3860 
identisch sein; die Lesung kann, da das 
dazugehörige semitische Aequivalent in dem 
von Meissner zitierten Texte (K 4555, 
21. 8 = CT XVIII 48) leider abgebrochen 


wie dies auch bei den tischen Hieroglyphen der 
Fall ist (Friedrich, Sp. 5283) — genauer Hals und 
Ohren (oder Hörner?) zur Darstellung gelangten. 


76 (Мо. 2.) 


ist, nicht festgestellt werden; Meissner meint, 
dass nach dem Zusammenhange etwa ein 
Wort kisu, Ken oder ähnlich in Frage käme; 
dieses würde dann „Rohr“ oder „Unterholz“ 
bedeuten. Da nun vor der fraglichen Zeichen- 
gruppe іп Friedrich’s Texten immer Zahlen 
stehen, so wäre auch, falls dieselbe wirklich 
als GI-SA bestimmt werden müsste, eine 
Bedeutung wie „Rohr, Unterholz^ wohl 
ziemlich ausgeschlossen. 


Anhang. 


Liste der durch römische Ziffern aus- 
gedrückten Zeichen. 


No I = 6 
No. Іа = O 
No. П = <> 
No. Ш = > 
№. IV = O 
No. V = <x 
No. VI = > 
No. Va= + 
No. VI = = 
Қо VIIa - 3 

No. ҮШ = +) 
Мо. IX = +> 
№. X = He 
No. XI = + 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Februar 1907.) 76 


Bespreehungen. 


Marie Panoritius, Dr. phil., in Königsberg i. Pr.: 
Studien über die Schlacht bei ees 
(Wissenschaftliche Frauenarbeiten, herausgegeben 
von Dr. Herm. Jantzen u. Dr. Gust. Thurau, I, 2) 


Berlin W. 35, Verlag von Alexander Duncker, 
1906; VI u. 80 8. 89. -- Besprochen von Carl 
Niebuhr. 


Als Napoleon І, der sich unterwegs im 
Reisewagen durch solche Lektüre zu be- 
lehren pflegte, die ihm dann alsbald An- 
knüpfungen bieten konnte, seine Hand- 
bibliothek für den Feldzug von 1812 zu- 
sammenstellen liess, hat er auch charak- 
teristischerweise ‚eine persische Darstellung 
der Feldzüge Alexanders‘ verlangt. Damit 
konnte man ihm freilich nicht dienen. Aber 
wir dürfen uns nicht verhehlen, dass der 
Kaiser mit seinem naiven Wunsch genau 
die Hauptschwierigkeit getroffen hat, an der 
unsere ganze Anschauung vom Perserreiche 
vielleicht für immer laborieren wird. Und 
es ist noch deutlich herauszufühlen, dass der 
glatte Verlauf, den Alexanders letzte Ver- 
bandlungen auf griechischem Boden vor 
seinem Aufbruch nahmen, durch die all- 
gemeine stille Ueberzeugung bei den Hellenen 
gefördert wurde, der junge Herr mit den 
grossen Plänen werde sich dort draussen 

ünstigenfalls zuschanden siegen. So dachten 
ie „verbündeten“ Regierungen, während 
die Lakedämonier vollends erfreut gewesen 
sein müssen, dass Alexander den unver- 
meidlichen letzten Zusammenstoss mit ihnen 
freiwillig in die Ferne und in ihr eigenes 
Belieben verlegte. 

Der Redner Isokrates hat anscheinend 
zuerst die Meinung geäussert, dass der Auf- 
stand des jüngern Kyros mit seinen Begleit- 
umständen der Welt die innere Schwäche 
des persischen Grossreiches enthüllt hätte. 
Eine Untersuchung des Beweggrundes zu 
solcher Auffassungsweise müsste jedenfalls 
streng davon absehen, dass diese später, 
nach Alexanders Siegen, gleichsam in den 
Rang einer Prophezeiung aufgerückt ist. 
Vorher konnte sie eher als strittig und 
teilweise widerlegt gelten. Für den Ver- 
lauf des Feldzuges von Kunaxa war das 
griechische Söldnerkorps des Prätendenten 
schliesslich doch nicht von der Bedeutung 
geworden, mit der man auf allen Seiten 
erechnet hatte. Diese Griechen warfen ihr 

restige in die Wagschale. Bevor sie sich 
dazu entschlossen, hatten sie aber gemeutert, 
— nicht aus Uebermut, sondern eher aus 
dem entgegengesetzten Grunde, — und sie 
leisteten Entsprechendes erst, als sie sich 


77 (Ко. 2.) 


nur noch der eigenen Haut zu wehren hatten. 
Ihre Haltung wührend der Hauptschlacht am 
Euphrat ist nach den Berichten die einer 
erträglich disziplinierten Truppe gewesen, 
deren Führung jedoch schon, im ganzen 
betrachtet, sich mit Bedenken , die 
nachher vollauf in Erfüllung gingen. Unsere 
Vorstellung von der gesamten Streitermasse, 
die Kyros bei Kunaxa auf den Beinen hatte, 
ist sehr unsicher; vom Heere des Königs 
Artaxerxes steht nur fest, dass es an diesem 
Tage die numerische Uebermacht besass. 
Sehr wichtig aber ganz im Dunkel ist die 
allgemeine politische Lage des Reiches. Es 
sieht fast aus, als hätte Kyros für seinen 
Aufstand einen Zeitpunkt gewählt, der eine 
beträchtliche a а Truppenzahl an den 
Ostgrenzen des Reiches festhielt. Dadurch 
würde sich später die Ueberraschung des 
Prinzen und leich die Tatsache erklären, 
dass die Griechen nachher nur verfolgt, 
nicht eingekreist worden sind; Artaxerxes 
mag die Schlacht deshalb erst so tief im 
Innern geliefert haben, weil er hoffte, die 
stärksten Abteilungen dort nur interimistisch 
zu brauchen. Welche Rolle die ausgedehnte 
Ostfront der persischen Monarchie und ihrer 
Nachgebilde für das Verhalten ihrer Lenker 

n Feinde aus Westen stets gespielt 
beben muss, ist trotz, manchmal sogar 
wegen des Mangels einer Notiznahme davon 
(wir sind ja so gut wie ganz auf westliche 
Quellen angewiesen) leicht einzusehen, aber 
man hält sich das nirgends genugsam vor 
Augen. — Endlich bedarf es der Erinnerung, 
dass vom Schlachtfelde bei Kunaxa auch 
die dürftigste Skizze zu entwerfen nicht 
mehr möglich ist. 


Man kann über diese Erwügungen be- 
liebig urteilen: kurzweg umgehen lassen 
sie sich nicht, wenn die Schlacht speziell 
behandelt werden soll. Denn das Ereignis 
besitzt weder historischen noch kriegswissen- 


schaftlichen Eigenwert; es muss vielmehr als 
Glied einer Kette betrachtet werden, die 


eine eigene Episode der persisch-hellenischen 
Beziehungen darstellt. Die Verfasserin hat 
es indessen für unverfänglich gehalten, da- 
von abzustehen. Nur bisweilen schweift ihr 
Blick, meist nebenher und ziemlich scheu, 
zum grossen Zusammenhang der Dinge über, 
ihr Ziel jedoch liegt in der Erörterung zweier 

ieller Fragen von zwar gleichem aber 
derum keineswegs hohem Wert. Es handelt 
sich um die Wiederherstellung der alten 


günstigen Begriffe vom jüngern Kyros und 
von seinem Bewunderer Xenophon, ferner 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Februar 1907.) 78 


um die Abwehr von Zweifeln an den Zahlen- 
angaben dieses Autors. 
Bei der letzteren Untersuchung geht 
Verf. ziemlich sorgfältig und bedächtig vor, 
elangt daber auch nur zu einem bedingten 
rgebnis. Dass Kyros zur Schlacht über 
100000 Mann verfügte, sei glaublich, und 
der Grosskönig müsse, wenn auch nicht 
900000 oder eine Million, so doch mindestens 
400000 Krieger ins Gefecht gebracht haben; 
„weitere Vermutungen wage ich nicht“. 
Wir selbst hätten uns kaum mit den Zahlen 
(oder vielmehr mit den oft recht unsach- 
lichen Vorstellungen, die gewisse moderne 
Historiker darüber entwickeln) abgemüht, 
sondern hätten Nachdruck auf die Verteilung 
der Waffengattungen gelegt. Kyros war 
offenbar durch Mangel an Reiterei im tak- 
tischen Nachteil: die 13000 Griechen müssen 
sich mit 1000 berittenen Paphlagoniern als 
Seitendeckung und Verbindungstrupp be- 
helfen, und es war unmöglich gewesen, das 
schwerfällige königliche Heer am frühen 
Nachmittag schon durch verteilte Sturmritte 
so weit zu beirren, dass die Schlacht vertagt 
werden konnte. Ueberhaupt wäre die eigen- 
tiimliche Art des für Kyros nicht eben vor- 
teilhaften Engagements undenkbar geworden, 
hätte der Prinz staffelförmig lagern lassen 
und einen Aufklärungsdienst gehandhabt, 
der diesen Namen noch verdiente. Pancritius 
empfindet die tragische Aeusserung ihres 
Helden (Anab. I, 5, 16 — hier: S. 49) kurze Zeit 
vor der Katastrophe, seine eigenen Truppen 
würden ihn töten, sähen sie die Griechen schon 
uneinig, als einen Irrtum Xenophons oder 
falschen Ausdruck des Kyros; und wir 
müssen sogleich hinzufügen, dass solche und 
ähnliche Proben eines allzu bequemen Richtig- 
stellungsverfahrens nicht so selten sind, wie 
man wünschen kónnte. Bald folgte der Ver- 
such des Orontes, unter dem Vorwand einer 
Rekognoszierung einen Teil der kyreischen 
Reiter auf Artaxerxes Seite hinii ielen. 
Das scheint einen üblen Erfolg gezeitigt zu 
haben: Kyros, der seine berittene Leibwache, 
der wohl eher zu trauen war, nicht teilen 
wollte oder konnte, schickte nun gar keine 
Reiter mehr vor, solange der Marsch ruhte. 
Patagyas hat seinen Ausritt am Morgen von 
Kunaxa allem Anschein nach freiwillig und 
in geringer Begleitung unternommen; man 
musste aber mindestens am Abend zuvor 
im Besitz einer Nachricht über das all- 
emeine Verhalten des Gegners sein. Seine 
tärke war unbekannt gewesen, unterschätzt 
worden; für diejenige des kyreischen Heeres 
aber ist es bezeichnend, dass sein Oberfeld- 


79 [No. 2.) 


herr an keine kurzräumige Detachierung 
eines grösseren Flankenkorps denken konnte. 
Dessen Eingreifen von Osten her am Vor- 
mittag hätte auf einfachste Weise verhindert, 
dass Artaxerxes Heer sich so nahe an 
Kyros Lager und in ungebrochener Front 
entfaltete. Wir sind für die noch unter- 
nehmbaren Zahlenschätzungen ganz vor- 
wiegend auf die taktischen Indizien — ver- 
steht sich: erst nach deren kritischer 
Wertung — wiesen, weit weniger aber 
auf geographisch- statistische Möglichkeiten, 
die nur obenhit ein glattes Fahrwasser 
bilden. 

Auch bei dem Versuch, die Gestalten 
des jüngern Kyros und des Xenophon je 
nachdem wieder in hóhere Geltung zu rücken 
(Pancritius hat die betr. Abschnitte so weit 
wie móglich voneinander entfernt), ist es ver- 
mieden worden, die Hauptfrage auszusondern 
und für sich zu erledigen. Wahrscheinlich 
täuschte sich Verf. über den Eindruck dieses 
Verfahrens, an das auch sie notwendig gedacht 
haben muss. Selbst ein Non liquet als Re- 
sultat náhme ja dem Leser nicht mehr die 
Gewissheit fort, dass der Zustand der Materie 
eine bündige Fragestellung immerhin erlaubt 
haben muss. 


Bei Kyros steht es ziemlich einfach: er 
hat den Griechen den Hof gemacht, und 
Griechen haben über ihn geschrieben. Was 
seine Barbaren im Durchsthnitt von ihm 
hielten, verrät das oben erwähnte Selbst- 
bekenntnis, und was die Perser speziell be- 
trifft, so wird die Annahme, es habe in den 
hóheren Schichten bereits eine gewisse An- 
zahl platonischer Griechenfreunde gegeben, 
ungefihr dem Maximum des Vorstellbaren 
entsprechen. Kyros hatte Anhünger um sich, 
die zum Teil imstande waren, sein Unter- 
nehmen auch propagandistisch auf die einzig 
gegebene Basis zu heben. Alssein grosser Ahn 
Kyros kam er im messianischen Gewande und 
in erneuerter Gestalt von Norden wieder: 
schlicht, tapfer, freigebig, fromm und leut- 
selig, der Bringer der guten alten Zeit. 
Wieviel Xenophon darüber gehört, was er 
davon begriffen hatte und was nicht, beweist 
seine Kyropadie. Ob Pancritius sich ein- 
mal dieser Schrift auf Grund ihrer guten 
orientalistischen Vorkenntnisse annehmen 
würde? Es wire da vielleicht eine Aus- 
beute zu erwarten, die diejenige der vor- 
liegenden Studie sachlich durchaus über- 
träfe. Wir gestatten uns nebenher die Ver- 
mutung, dass in Hes. 38 u. 39 auch Bruch- 
stücke eines in Babylonien nach Kyros Fall 
verbreiteten Spottliedes untergebracht sein 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Februar 1907.) 80 


könnten. Gog, der Verlockte, ist zweifellos 
hier noch ein kleinasiatischer Fürst und 
kein König, auch die Bewaffnung der 
Hopliten scheint deutlich hervorgehoben zu 
sein, ebenso 38, 10—13 Mesopotamien als 
das ursprüngliche Ziel. 


Sich über Vater Xenophon an dieser 
Stelle näher zu unterhalten kann freilich 
wieder einmal den bekannten Kompetenz- 
konflikt verursachen; die Erfahrungsregel 
lautet ja: cum philobarbaris aeternum omnis 
graeculis bellum est. Nach Pancritius’ behut- 
samen Worten S. 9 und nach anderen gelegent- 
lich aufgesetzten Lichtern wurzelte die Ana- 
basis im Boden bester Sachlichkeit, und 
Xenophon war also auch ein grosser Heer- 
führer. Man darf zugestehen, dass des 
Gryllos Sohn ein Mann von praktischer 
Art mit einem Stich ins Hausbackene ge- 
wesen ist, der reale Dinge zu schätzen 
und recht nüchtern abzuwügen wusste. Ев 
ist einmal bei scherzhafter Diskussion die 
Behauptung hingeworfen worden, Xenophons 
Anwartschaft auf menschliche Lügekunst be- 
ruhe lediglich auf seinen nachweislichen 
Eigenschaften als Jäger und als Pferde- 
händler. Aber es heisst hierbei nicht ver- 
gessen, dass die ehemaligen Mitglieder der 
Zehntausend nachher in Hellas ziemlich 
genau die Figur machten wie zu. unserer 
Zeit die Tausend von Marsala in Italien, 
oder in Amerika die Soldaten Shermans 
nach ihrer Wildnisdurchquerung 1863 von 
Atlanta nach Savannah. Xenophon hat 
seinen persónlichen Anteil am Ruhme von 
früherhin nachzufordern Ursache gehabt; liest 
man die Ánabasis genauer, so zeigt sich 
auch, dass ihr Verfasser an der rechten 
Stelle immer eine verstündige Zurückhaltung 
übt. Er war ein gescheidter Intendant, be- 
wührte sich zugleich als improvisierter 
Kriegsminister, und das ist diesem Zuge 
sehr dienlich gewesen. Seine Reden aber 
sind, wie auch bei anderen Schriftstellern, 
Monologe von Anno Hinterdrein. Zuletzt 
war nur das Heldentum in Kurs geblieben, 
und wir kónnen es dem sonst verdienten 
Athener leicht verzeihen, wenn er sich ein 
ihm erforderliches und angenehmes Quantum 
davon überall gutschrieb. 

Da ihre Studien als Heft eines Sammel- 
Unternehmens erschienen sind, das den Ober- 
titel ‚Wissenschaftliche Frauenarbeiten‘ trägt, 
möge die Verfasserin einige generelle Be- 
merkungen verstatten, für die sonst natür- 
lich keine Handhabe dasein würde. Im 
allgemeinen glaubt Rez. nicht, dass die 
Betätigung weiblicher Mitarbeiter auf dem 


81 (Мо. 2.) 


historischen Wissenschaftsgebiet во zeitige 
Friichte bringen wird wie an vielen anderen 
Zweigen. Eine neue Anna Komnena werden 
wir nicht mehr erleben, — vorausgesetzt, 
dass die Byzantinerin ihre Geschichte nicht 
nur ausmóbliert, sondern auch selbst auf- 
gemauert hat. Die Panoritius'sche Unter- 
suchung ist nicht die erste ihres Zeichens, 
die wir n&her betrachten konnten, aber sie 
ist bei aller streng-gelehrten Zurückhaltung 
und methodischen Gangart doch die tempe- 
ramentvollste von allen. Schon vermöge 
der unvermeidlichen Polemik, die P. bei 
ihrer Auffassung gegen zahlreiche frühere 
Meinungen richten muss. Indessen herrscht 
hier ein vorbildliches suaviter in modo; es 
herrscht so stark vor, dass das fortiter in re 
oft mur in einiger Verdünnung zu konstatieren 
ist. Gern schliesst P. mit einer Gegenfrage 
ab, — was seine Gefahren birgt. Denn diese 
Form verlangt inhaltlich jedesmal ein nicht 
allein neues, sondern auch dem Leser un- 
erwartetes Moment, und selbst wenn jede 
derartige Frage hier dieser Anforderung ent- 
spräche, hiesse es mit der Benutzung solchen 
dennoch sparsam sein. Genug, auch 
die Pancritius’sche Schrift als Ganzes zeugt 
wieder von der überaus energischen Selbst- 
zucht, der sich die bisherigen weiblichen 
Historiker, die ältere Zeiten behandeln, mit 
bewundernswerter Entsagung unterwerfen. 
Aller Anfang ist schwer, allerdings, und 
wiss läge hier beim weiblichen Ingenium die 
Sorge besonders nahe, in die lachenden Ge- 
filde der Unkritik abzustürzen. Aber viel- 
leicht geschieht seitens der Lehrer des Guten 
doch etwas zu viel. Auf diese Art wird es 
nämlich immerfort ehrliche Splitterei setzen. 
und darin war der Bedarf längst gedeckt. Der 
Verfasserin dürfte es vielleicht gegeben sein, 
einmal mit Glück den Beweis anzutreten, 
dass ihr die allerengsten Schranken unserer 
Steifleinenen keine unbedingte Notwendigkeit 
für ein den besseren Leistungen konformes 
Schaffen bedeuten. 


Berlin. 


Schlögl, Dr. P. Nivard, О. Cist, die Bücher Samuels 

er, K r wissenschaftlicher Kommen- 

tar zu den Heiligen Schriften des Alten Testamentes. 

Towel. Band 8, І. Hälfte). Wien, Mayer u. Оо, 

1904, gr. 8° ХХІ + 202 + 159 8. M. 8,40. Bespr. 
von Alfons Schulz. 

Im Jahre 1895 wurde von dem damaligen 
Professor der atl. Exegese an der Universitat 
Wien, Dr. Bernhard Schäfer, der Plan 
zu einem ,Kurzgefassten wissenschaftlichen 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Februar 1907. 82 


Kommentar“ zum A. T. veröffentlicht. Das 
Unternehmen schreitet leider sehr langsam 
vor. Nach mehr als 10 Jahren sind erst 
5 Bande, enthaltend die Erklärungen zu 
I. II. Sam. Esr. Neh. Esth. Jer. Klagel. 
Bar. Ez. Dan. erschienen. 


Die vorliegende Erklärung der Samuels- 
bücher enthält entsprechend dem Plane eine 
zweifache Uebersetzung, die der Vulgata und 
des hebräischen Textes. Es ist dies m. E. 
eine ganz unnötige Erweiterung des Buches, 
die natürlich auch mit einer Erhöhung des 
Preises verbunden ist. Zugegeben auch, dass 
der Vulg.-Text in den katholischen Kreisen, 
für welche der Kommentar zunächst bestimmt 
ist, mehr Anklang finden wird, dann würde 
es vollauf genügt haben, die Abweichungen 
des hebräischen Textes in Anmerkungen zu 
bringen. Wenn nicht das umgekehrte Ver- 
fahren noch vorzuziehen wäre; denn in den 
Erklärungen wird viel mehr auf den hebr. 
Text Rücksicht genommen als auf den latein. 
Wenn freilich der Verfasser dabei den Zweck 
verfolgt, dass „alle gebildeten Laien durch 
Vergleichung beider Kolumnen auch selbst 
das Verhältnis der offiziellen lateinischen 
Uebersetzung zum hebräischen Original be- 
urteilen können“ (S. VIII), so fürchte ich, 
dass solche Laien leicht in Versuchung geführt 
werden könnten, viel grössere Verschieden- 
heiten zwischen beiden Texten anzunehmen, 
als in Wirklichkeit vorhanden sind. Man 
sieht nicht ein, weshalb Stellen, wo die Vulg. 
das getreue Abbild des Hebr. ist, einmal so, 
das andremal so übersetzt werden. So wird 
I, 20, 35 ff. das puer der Vulg. übersetzt mit 
„Bursche“, das entsprechende Зу) dagegen 
mit „Knabe“, II, 8, 18 sacerdotes mit „Stell- 
vertreter“, Y mit „Geheimräte“ (), II, 21, 
12 furari mit „heimlich holen“, 2h mit 
„stehlen“. I, 1, 17 lesen wir іп der Vulg.- 
>. „Gehe in Frieden“, in der MT-Spalte: 
„Zeuch in Frieden!“ I, 2, 1 Vulg.: „Es 
frohlockt mein Herz ... Mein Mund ist 
aufgetan“; MT: „Es jauchzet mein Herz... 
Nun ist geöffnet mein Mund“. 


Auch sonst giebt es Ungenauigkeiten in 
der Uebersetzung. I, 28, 21 wird vox wieder- 
gegeben mit „Wort“, im folgenden V. mit 
„Stimme“. Ungleichmässig werden die 
Eigennamen behandelt. Naturgemäss steht 
gewöhnlich in jeder Spalte die der Vulg. 
bez. dem MT. eigentümliche Form. S. 2 
aber stehen in der MT-Spalte die lateinischen 
Formen und daneben in Klammern die 
hebräischen. Umgekehrt steht für Jonathan 
in der Vulg.-Spalte regelmässig die hebri- 


88 [No. 2.) 


ische Form statt der von Hieron. gewählten 
Jonathas !). 

Derartige „Kleinigkeiten“ müssten vor 
allem in einem Kommentar beachtet werden, 
der wie der unsrige in erster Linie Text- 
kritik treiben will. 

Die rechte Spalte enthált aber nicht die 
Uebersetzung des MT, sondern eines ver- 
besserten hebräischen Textes. Die neuen 
Lesarten samt der Begründung findet man 
in den Anmerkungen. Viele Mühe wäre 
dem Leser erspart geworden, wenn schon 
in der Uebersetzung die veränderten Stellen 
kenntlich gemacht wären, etwa durch Rede- 
anführungszeichen oder durch anderen Druck. 

Das Hauptgewicht ist, wie gesagt, auf 
die Textkritik gelegt. Da ist allerdings 
in den Samuelsbüchern mit ihrem sehr ver- 
derbten Text viel zu tun. Der hebräische 
Text, den Schlögl herstellen will, soll die 
Mitte bilden zwischen dem MT und dem 
der LXX. Bei seinen Verbesserungsvor- 
schlägen lehnt er sich vielfach an Kloster- 
mann an. — Nicht immer wird man mit 
den gemachten Vorschlägen einverstanden 
sein, zumal an Stellen, wo LXX und MT 
übereinstimmen. Ein Beispiel: I, 31, 12 will 
er statt DONN Dnem „sie verbrannten sie“ 


lesen O75 Woh „sie hielten über sie die 
Totenklage“ (eigentlich mit D zu schreiben!). 
Ebenso sei auch das xeraxeíovow der LXX 
verderbt aus хатахдабоосьњ. Das Letztere 
kann schon nicht der Fall sein; denn wenn 
der griechische Uebersetzer ën gefunden 
hätte, so hätte er wie I, 25, 1; 28, 3; II, 
1, 12 geschrieben 2xó уауто. Er hat also 
in seiner Vorlage bereits gehabt ërëm, und 
das xaréxdavocy in Cod. 19, 108 wird um- 
ekehrt verderbt sein aus xaraxaiovow. 
s dürfte aber auch kein Grund vorhanden 
sein, an der überlieferten LA zu ändern. 
Schlögl meint, nach der Verbrennung hätten 
nicht mehr die Gebeine gesammelt werden 
können, sondern höchstens die Asche. Warum 
sollte aber das Feuer gleich so stark gewesen 
sein, dass es alle Gebeine in Asche verwandelt 
hätte? Andererseits passt der Ausdruck 
„Gebeine“ V. 13 gerade, wenn die Ver- 
brennung vorausgegangen. Wären die Leich- 
name, wie man sie von der Mauer herab- 
genommen, beerdigt worden, dann hätte der 
Schriftsteller kaum von einer Bestattung der 
„Gebeine“ gesprochen. 
Weniger vertreten ist die Literarkritik. 


!) In dasselbe Gebiet gehört es, wenn der Verf. 
bald von „aramäischer“ Sprache redet (S. 188), bald 
noch von „chaldäischer“ (S. ХХ). 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Februar 1907.] 84 


Bez. der Jugendgeschichte Davids schliesst 
sich der Verf. ungefähr an Peters an, der 
I, 17, 12ff. einen grósseren Einschub annimmt, 
und glaubt dadurch deo Widerspruch zu be- 
seitigen, dass Saul nach der Besiegung des 
Goliath den David nicht zu kennen scheint, 
wührend er ihn doch schon früher zu seinem 
Waffenträger gemacht hat. Es giebt jedoch 
noch andere Anzeichen für Doppelersählungen 
in den Samuelsbiichern, auf welche der Verf. 
hätte eingehen müssen. Mit einem Мовзеп 
Seitenhieb auf die „destruktive Kritik“ 
(S. XVII) ist die Sache heutzutage nicht 
mehr abgetan. Nach Schl. sollen die Samuels- 
bücher der Auszug &us einem ausführlichen 
Geschichtswerk sein, dem auch die ein- 
geschobene Davidsgeschichte angehórt habe. 
Die letztere sei aus dem Zusammenhang 
herausgerissen, für sich allein verbreitet und 
überarbeitet worden, sodass jener Wider- 
spruch mit dem Hauptteil entstanden sei. 
Dass die eigentliche Erklürung in einem 
»Kurzgefassten Kommentar“ ziemlich kurz 
kommen muss, liegt auf der Hand. Leider 
sind auf diese Weise verschiedene wichtige 
Fragen kaum beriihrt worden. Warum soll 
„Jahwe der Heerscharen* Gott bezeichnen 
„als denjenigen, dem alle Wesen gehorchen“ 
(S. 2)? Dass mit den ,Pfosten des Tempels 
Jahwes" I, 1, 9 ,der Eingang der Stifts- 


hütte gemeint ist^ (S. 3) wäre näher zu 
begründen gewesen. Wie vertrügt sich der 


Einfall der Philister in Israel I, 13, 5; 17, 1; 
23, 27 noch zu Lebzeiten Samuels mit der 
Ankündigung I, 7, 13? Worin bestand das 
mehrmals erwähnte ,Befragen des Ephod“? 
Mindestens wäre hier ein Hinweis auf Zap- 
letal, Alttestamentliches, Freiburg (Schw.) 
1903, 55 ff. angebracht gewesen. Darüber, 
was die Hexe von Endor trieb und wie die 
Erscheinung Samuels I, 28 zu verstehen sei, 
möchte man etwas Näheres wissen. Warum 
wird an der bereits erwähnten Stelle II, 8, 18 
d' mit „Geheimräte“ übersetzt, während 
es im vorhergehenden V. 17 noch „Priester“ 
heisst! 

Zur Beantwortung solcher und ühnlicher 
Fragen hätte sich Raum gefunden, -wenn der 
Verf. sich mit einer einzigen Uebersetzung 
begnügt hätte. 

Wertvoll sind nach den einzelnen Ab- 
schnitten die allgemeinen Bemerkungen, 
welche eine Uebersicht über die Geschichte 
Israels in pragmatischer Weise bieten. 

Unter der aufgeführten Literatur ver- 
misse ich die schöne Studie von Hugo 
Weiss, David und seine Zeit, Münster 1880. 

Die gemachten Ausstellungen sollen nur 


85 (Ко. 2.) 


das Interesse andeuten, mit welchem ich das 

Buch Schlógls gelesen habe; keineswegs soll 

durch sie in Abrede gestellt werden, dass 

wir es mit einer fleissigen und gründlichen 

Arbeit zu tun haben. Mögen die noch 

fehlenden Kommentare zum A.T. bald folgen. 
Braunsberg. 


Altbabylonische Rechtsurkunden aus der Hammurabi- 
zeit von Samuel Daiohes. Leipzig, J. C. Hinrichs, 
1908. 100 8. 8*. 3,20 M. 

өп an Nergal von Joseph Böllen- 
rücher. Ib. 1904. 52 8.89. 1,80 M. 

Assyrisch-Bebylonische Briefe kultischen Inhalts aus 
der Sargonidenzeit von mil Behrens. Ib. 1906. 
194 8. 8*. 4 M. 

(Leipziger Semitistische Studien. Herausgegeben von 
A. Fischer und H. Zimmern. I, 2, 6. II, I.) 
Bespr. v. Otto Weber. 

Daiches kommentiert 26 Rechtsurkunden 
aus der Hammurabizeit, 20 Grundstückkauf- 
vertráge und 6 Sklavenkaufvertrüge aus den 
Banden II, IV, VI und VIII der Cuneiform 
Texts from Babylonian Tablets. Zu der Er- 
órterung des Kónigsnamens Su-mu-la-ilu ist 
aus Ranke, Personal names die Variante 
Sa-mu-la-ilu (CT VI, 42, 2177 A; CT VIII, 
28, 863) nachzutragen. D. fasst den Namen 
auf als Kompositum von Sumu + lailu: 
lél, wegen der Variante Suma-li-el. Diese 
letztere Schreibung aber kann natürlich auch 
als Wiedergabe der vulgären Aussprache 
aufgefasst werden, durch die die Frage nach 
der Etymologie der einzelnen Bestandteile 
des Namens völlig unberührt bleibt. Diese 
nur einmal vorkommende Schreibung kann 
lediglich das eine beweisen, dass der letzte 
Bestandteil des Namens -ilu und nicht -an 
zu lesen ist. Der Text CT IV, 50, 318 gab 
wegen der Schwurzeile: „Bei Samas und 
Immerum, bei Marduk und Su-mu-la-ilu“ 
Anlass zu einer chronologischen Unter- 
suchung über das Verhältnis des Immerum 
zu Sumu-la-ilu und zur 1. babylonischen 
Dynastie überhaupt. Zu einer Klarheit über 
den verwickelten Sachverhalt ist freilich auch 
D. nicht gekommen. In Bezug auf die 
Transkription und Erklärung der Personen- 
namen ist jetzt nach Rankes Untersuchungen 
natürlich mancherlei zu berichtigen. Den 
80 tig kommentierten Texten geht eine 
Einleitung voraus, die zunüchst die Be- 
schaffenheit der ganzen Textklasse, der die 
Proben entnommen sind, erörtert und dann 
kurz zusammen fasst, was sich für die Praxis 
der Grundstück- und Sklavenkaufhandlungen 
und ihrer Beurkundung aus den Texten er- 
Aen liess. Leider fehlt dem Ganzen ein 

ex. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


Februar 1907.) 86 


Bóllenrücher erörtert die Texte K. 
2371 etc. und seine Duplikate (Kring, 
Magic nr. 27): K. 11153 + Rm. 582 u. 
Duplikate (King, nr. 46 u. 28); К. 8310 
(zum erstenmal); K. 5137 (4 R. 26 nr. 1); 
K. 4809 (4 R. 24 nr. 1); K. 69 und Parallel- 
texte aus Reisner; K. 4915 (ASKT 124f) 
-- K. 4618 (4 R. 30 nr. 1) mit dem Dupl. 
K. 8420; K. 9880 und Dupl. Rm. 290 (zum 
erstenmal) Von den übrigen als Nergal- 
texten erkannten gibt B. lediglich kurze 
Beschreibungen mit Literaturnachweisen. 
Einer von ihnen, K. 5268 + K. 5333 ist 


jetzt von Macmillan (BA V, 642f.) ver- 


öffentlicht worden. Die Einleitung orientiert 
über die Attribute und Erscheinungsformen 
Nergals, seine Familienverhältnisse und seine 
Namen. Auch dieser Arbeit fehlt ein Register. 

Behrens behandelt eingehend die Briefe 
Harper 667, 366, 858, 496, 401, 78 und 23. 
Im Kommentar aber werden noch sehr 
zahlreiche andere Briefe der Harper’schen 
Sammlung herangezogen und in mehr oder 
weniger vollständiger Uebersetzung und 
Transkription mitgeteilt. Im ganzen werden 
nicht weniger als 47 Briefe vollständig über- 
setzt. Die Vorbemerkung stellt für das 
assyrische Lexikon die wichtigen neuen 
Wortformen und Wörter zusammen, die 
sich aus der Sammlung ergeben. Die Ein- 
leitung behandelt zunächst theophore Eigen- 
namen nach ihrem religionsgeschichtlichen 
Gebalt, dann den Kultus und das Kultus- 
personal (Priesterinnen und Priester), Feste 
und Prozessionen, Gestirnkult, Magie, 
Kranken- und Totenkult. Der Ertrag, den 
Ше Briefliteratur auch für die Erkenntnis 
der babylonisch- assyrischen Religion ergibt, 
ist ein sehr ansehnlicher und B. hat sich 
seiner dankbaren Aufgabe mit schönem Erfolg 
entledigt. Er hat das Verständnis der Brief- 
literatur überhaupt wesentlich gefördert. 

Zu dem S. 93 übersetzten Briefe Harper 
18 (vgl. auch 447), der durch die Erwähnung 
von Beschwörungstafelserien wichtig ist, 
haben wir in CT XXII nr. 1 jetzt einen 
höchst interessanten Paralleltext. Das aus- 
führliche Register am Schlusse ist sehr 
dankenswert. 

Solange (übrigens nicht eine auch für 
gewohnliche Sterbliche erschwingbare Aus- 
gabe der Kuyunjik-briefe vorliegt, ist es 
wiinschenswert, diese ausser nach Harper- 
nummern auch nach den Signaturen des 
Britischen Museums zu zitieren. ers 
Corpus ist gewiss höchst verdienstlich, wäre 
es aber noch viel mehr, wenn es in schlich- 
terem Gewande auftreten würde. Die Zu- 


87 [No. 2] 


mutung, für ca. 900 Briefe recht mássigen 
Umfangs 200 bare Reichsmark zu erlegen, 
ist einfach unerhört und macht es der Mehr- 
zahl der Forscher so gut wie 5 
sich um diesen Literaturzweig soviel zu 
kümmern als wünschenswert wäre. Wie 
ganz anders wirkt da das Vorgehen des 
Britischen Museums, das ca. 250 Briefe in 
der einzigen Lieferung XXII der CT. für 
ganze 7,50 M. bietet. Hoffentlich legt die 
2. Serie des Corpus weniger Wert auf die 
Erzielung einer möglichst grossen Zahl von 
Bänden als auf die Förderung des Studiums 
ihres Inhaltes. Die Textausgaben wenigstens 
sollten jedem Fachgenossen zugänglich sein. 

Alle drei hier genannten Arbeiten sind 
Erstlingsschriften, die der Schule H. Zimmerns 
entstammen. Sie gereichen den Verfassern 
wie deren gemeinsamem Lehrer zu hoher 
Ehre. 


Neuburg a. Donau. 


Karte von Arabia Petraea. Nach eigenen Auf- 
nahmen von Prof. Dr. Aloys Musil. Mit Unter- 
stützung der Wiener Akademie der Wissenschaften. 
21 1906. Preis 15 Mk. Besprochen von H. Recken- 

ori. 

Der tapfere und zähe Reisende, dessen 
Vorberieht über seine Reise ich in dieser 
Zeitschrift (Juni 1902) besprochen habe, legt 
uns jetzt als erstes grósseres Ergebnis seiner 
Reise eine einzigartige Karte von Arabia 
Petraea in drei Blättern vor, die einem 
dringenden Bedürfnis entgegenkommt. Sie 
beginnt unmittelbar nórdlich vom toten Meer 
und reicht bis weit südlich vom Nordrand 
des roten Meeres sowie vom 34. bis zum 37. 
Längengrade. Für ihre Ausführlichkeit bürgt 
der Masstab 1: 300000. Ein enormes topo- 
graphisches und Namenmaterial ist zusammen- 
getragen; wir hätten sogar gewünscht, dass 
der Herausgeber die terra incognita etwas 
mehr hatte hervortreten lassen, denn zahl- 
reiche der eingezeichneten Gebirgsfältchen 
und Talverästelungen sind zweifellos nur 
konstruiert. Die Markierung der Strassen- 
züge lässt bisweilen im Stich. Die grosse 
Pilgerstrasse von Damaskus nach Medina 
hört bei Maan plötzlich auf, was um so 
merkwürdiger ist, als die westliche Parallel- 
strasse wenigstens bis Akaba durchgezeichnet 
ist, um hier allerdings ebenfalls auf der Karte 
zu enden, während sie in Wirklichkeit an 
der Küste weiter zieht und die Landver- 
bindung mit Dschidda usw. herstellt. Diese 
kleinen Ausstellungen an der hervor- 
ragenden Leistung finden vielleicht bei 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Februar 1907.) 88 


weiteren Arbeiten des Reisenden Verwertung. 
Er wire дап? der Mann dazu, um nun auc 
das östlich. anschliessende Gebiet zu karto- 
graphieren; möchteihm das baldigst ermöglicht 
werden. 

Eines der Blätter enthält ein Spezial- 
kärtchen des in der letzten Zeit viel besproche- 
nen türkisch-ägyptischen Grenzgebiets von 
ЕГатіз. Musils Angaben sind bekanntlich 
den Unterhandlungen über die Beilegung 
des Grenzkonflikts zugrunde gelegt worden. 


Freiburg i. B. 


Felix Holldack. Von der Sage und dem Reich 
der grusinischen Königin Tamara. (Verfassungs- 
geschichtliches und Rechtsphilosophisches) (8.-А. 
aus Zwei Grundsteine zu einer grusinischen Staats- 
und Rechtsgeschichte). Leipzig 1906. 88 S. (Be- 
sprochen von F. Bork). 

Die erste Hälfte dieser Arbeit zeigt zur 

Genüge, ein wie kühnes Unterfangen es 

ist, über einen derartigen Gegenstand zu 

schreiben. Die georgische Geschichts- 
schreibung scheint nämlich ihr goldenes 

5 gefeiert zu haben und 

wird auch wohl ihr eisernes feiern. Alle 

schönen Bücher von Brosset, Leist u. a. 

täuschen über die Tatsache nicht hinweg, 

dass die Urkunden dieser Geschichte noch 
heute der westeuropäischen Wissenschaft un- 
zugünglich geblieben sind. Um so erfreulicher 
ist es, wenn jemand unter gewissenhafter 

Benutzung des irgend erreichbaren Materials 

aus dem Wust von bekannten Tatsachen 

und Anekdoten zunächst einmal die Gesichts- 
unkte heraus zu schälen sucht, die für die 
eurteilung des georgischen Staatswesens 

von Bedeutung sind. Ausser den a 

zugänglichen Geschichtsquellen hat der Ver- 

fasser vor allem Rustawelis Epos „Der Mann 

im Tigerfelle“ ausgiebig benutzt und eine sehr 

brauchbare Darstellung der verfassungs- 

geschichtlichen und sozialen Verhältnisse 

im georgischen Staate zur Zeit der Königin 

Tamara (ca. 1200 n. Chr.) geliefert. Das 

Wichtigste daran ist die Bestimmung der 

Beziehungen zwischen dem Königtum und 

dem Adel. Der Staat ist ein chemisch 

reiner Feudalstaat. Der König kann keine 

Hausmacht begründen, weil er infolge der 

durchgängigen Naturalwirtschaft seine Be- 

amten nur dprch Belehnung mit Gütern 
besolden kann. Er muss sich also auf seine 

Getreuen unter dem Adel und auf die 

mächtige Kirche stützen. Wie weit man 

freilich den theokratischen Charakter des 

Königtums, soweit er nämlich aus der 


89 [No. 2.) 


Chronik und einigen Miinzlegenden hervor- 
geht, wird anerkennen diirfen, ist eine andere 
rage. Jedenfalls beruht das georgische 
Königtum auf dem Grundsatze der Mannen- 
treue. Wenn es selber diesem Grundsatze 
untreu wird, so muss es fallen. Als Georg III. 
ruchloserweise seinen Neffen Demna blenden 
und verstümmeln, und die Treuesten der 
Treuen, die Orbelianer, ausrotten liess, da 
grub er seinem Reiche damit das Grab. 
„Die Peripetie dieses staatlichen Dramas 
vollzog sich in dem Augenblick, in dem 
Tamara auf ihrem Sterbebett ihre Kinder 
. einer vertrauenden Treue der ver- 
sammelten Feudalherren empfehlen musste". 
Königsberg i. Pr. 


Das Ideogramm für den „Schwiegervater“. 
Von Bruno Meissner. 


Das Ide für den Schwiegervater 
weist bekanntlich (vgl. schon Jensen ZA. I, 
396) eine Menge Varianten auf: 


1) ((d. i ninda + nun), II R. 
32 no. 5 add. (Strassmaier АУ. 2269) 
d. i. K. 2061, III, 8 (Delitzsch HW. 78); 
BA. V, 620, 23; Bezold Cat. 913 (K. 8289); 


1259 (К. 12677). 

2) ZC (d. i. ninda + ll + dil), 
V К. 31, 66 g. Es ist möglich, dass diese 
Variante mit No. 3 zusammenfällt. 

3) >< » (d.i. ninda + sam + dil), 
CT. XVI, 12, 40; IV R. 27, 10b. 

4) ӘБ | (d. i. úr + nun), S. 279; 
34912, 19 (CT. XI, 21); Reisner, Hymn. 
112, 16. 

5) тү (d. i. úr + Sam + dil), 
V R. 42, 53е. | 

6) Aller Wahrscheinlichkeit nach gebört 
auch, schon der Glosse «w3-bar wegen, hier- 
her das Zeichen K. 8276, 6 (CT. XI, 28; 
vergl. auch PSBA. X, 418) das hier 


aciz »-T///// geschrieben wird. Un- 


sicher ist es, ob das Zeichen der vorher- 


gehenden Zeile — W< auch eine Vari- 


ante unseres Zeichens ist. 
Es fragt sich nun, welches Zeichen das 
rüngliche und welche die abgeleiteten 
sind. Delitzsch, Entstehung d. Alt. Schrift- 
syst. 164 sagt: „Das Schriftzeichen für 
„Schwiegervater“ lässt auf eine höchst an- 
рокае Stellung des Schwiegervaters inner- 
b der sumerischen Familie schliessen: es 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Februar 1907.) 90 


ist das nümliche, mit welchem auch der 
hochansebnliche, hochwürdige bár oder 
„Magier“ geschrieben wird“. Indes ist es 
gewiss nicht leicht, einen Weg vom ,hoch- 
würdigen Magier“ zum Schwiegervater zu 
finden, der, wie wir aus Hammurabis Gesetz 
wissen (§ 159 ff.), eine sehr praktische Rolle 
im Leben spielte und sich freut, wenn er 
seine Töchter teuer abgeben kann. Sodann 
spricht gegen diese Erklärung auch die An- 
sicht des SP-isten, der unser Zeichen hinter 


><> ||, weit getrennt vom Zeichen EZE" 
aufführt. Dieses Árgument sucht Delitzsch 
(a. a. O. 164 Anm. 1) zu entkráften, indem 
er dem Verfasser von Bh Unkenntnis der 
assyrischen Schriftentwicklung vorwirft. Ich 
glaube indes, dass die assyrischen Gelehrten 
über die Geschichte ihrer Schrift doch eine 
bessere Tradition hatten, als dass wir sie 
ohne weiteres verwerfen könnten. Dass 
man in alter Zeit das Zeichen wirklich als 


zur —,— -Gruppe gehörig auffasste, zeigt 
jetzt zudem auch 34912, 19 (CT. XI, 21), 
wo unser Zeichen erklärt wird durch 3a-6- 


ra-[ku-nu-nu(2)-i-du] d. b. ее «ЕЕ YY + Ar (?). 
Der Schwiegervater wird durch das Ideo- 

wohl als derjenige bezeichnet, der 
über die Ehe, den Beischlaf zu bestimmen 


hat. Ob neben dem Zeichen Zr үү 


auch das Zeichen — Emg-TT eine gleich- 
berechtigte Variante repräsentiert, und was 
sie bedeutet, diese Frage wage ich bis jetzt 
noch nicht zu entscheiden. Bisher hat sich 
m. W. das Zeichen in alten Urkunden noch 
nicht gefunden. 


Die jüdischen Handschriften der Uni- 
versitäts-Bibliothek zu Leipzig. 


Die in der Ueberschrift genannte Biblio- 
thek besitzt u. a. auch eine geringe Anzahl 
von jüdischen Codices, die nun von Vollers 
in seinem unlängst erschienenen „Katalog 
der islamischen, christlich - orientalischen, 
jüdischen und samaritanischen Handschriften“ 
(Leipzig 1906) als nr. 1099—1119 beschrieben 
sind. Leider aber ist die Beschreibung eine 
recht mangelhafte und nicht frei von Fehlern, 
und so mögen hiermit einige diesbezügliche 
Bemerkungen folgen: 

nr. 1099, ein hebräisch -frauzösisches 
Glossar zur Bibel enthaltend, ist ausführ- 
lich von Delitzsch im Literaturblatt des 
Orients V (1844), 294ff. beschrieben. Es 


91 [No. 2.) 


werden hier in erster Linie die in den he- 
bräischen Randglossen, die besonders zu 
Hiob und zu Kohelet in einen förmlichen 
Kommentar auswachsen, zitierten Autoren 
besprochen und daraus richtig gefolgert, dass 
unser Glossar dem XIII. Jahrhundert ange- 
hört. Dass aber sein Verfasser nicht, wie 
Delitzsch vermutet, der noch unten zu er- 
“wähnende Simson ha-Naqdan gewesen, habe 


ich RÉJ. LII (1906), 169 erwiesen. Was 
nun die Identifikation mit dem pwn bya des 


Rabbi Josef anbetrifft, so ist letzteres ein 
vollständiges hebräisches Wörterbuch, das 
im Jahre 1448 von dem Italiener Josef b. 
Jehuda Zarko verfasst wurde (s. darüber 
zuletzt MGWJ. L, 1906, p. 624) und hat also 
mit unserem Glossar nichts gemein (vgl. auch 
Delitzsch ib. 295). Es sei bei dieser Ge- 
legenheit noch bemerkt, dass ein dem Leip- 
ziger ähnliches Glossar, das in Paris hand- 
schriftlich vorhanden ist, neulich u. d. T. 
„Glossaire hébreu-francais du XIII* siecle“ 
von Mayer Lambert und Louis Brandin ediert 
wurde (Paris 1905); vgl. dazu die Anzeigen 
von Bacher (JQR. XVII, 800—807) und 
von mir (MGWJ. L, 376—384). 


nr. 1102 enthült ein Festgebetbuch und 
wird Sefer Mahzör betitelt. Aber ein 
solcher Titel ist unmóglich, ebenso wie etwa 
Liber tractatus. Solche Gebetbücher haben 
nämlich den speziellen Titel Mahzór (o), 
was Zyklus bedeutet (von ^) weil sie eben 
einen Zyklus von Gebeten für alle Feste des 
Jahres enthalten. 


nr. 1104, dessen Anfang fehlt, soll nach 
der Unterschrift "wy Dw NED heissen, d. b. 
„das zwölfte Buch“. Aber auch hier ist es 
selbstverständlich, dass ein solcher Titel 
unmöglich ist. In der Tat handelt es sich 
hier um das XII. Buch von Moses Maimo- 
nides’ wohlbekanntem halachischen Codex 
Міӛпе Tora, das in 14 Bücher zerfällt. 
Dieses XII. Buch trägt noch den speziellen Titel 
pop (Eigentum) und umfasst die im Katalog 
aufgezühlten 5 Gruppen von Halachot, die 
alle sich auf das eeben beziehen. Das 
ist gerade so, als wenn jemand z. B. einen 
Bobári vor sich hatte, in dem die einzelnen 
Bücher gezählt wären und er das „ü= 

| als ein selbständiges Werk u. d. T. 
„UN SU XII angeben würde. 

пт. 1105 enthält „einen Kommentar zum 
Traktat MOD, nach 141° von Salomo Sarfati. 
Neben Salomo hat eine jüngere Hand ‚Samuel‘ 
geschrieben.“ Hier handelt es sich ohne 
Zweifel um den in allen Talmudausgaben 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


Februar 1907.) 92 


gedruckten Kommentar Rasi's, d. h. R. 
Salomo Jishaki’s, der zuweilen auch Salomo 
Sarfati (d. h. aus Sarfat, Frankreich) genannt 
wird. Wenn nun daneben auch „Samuel“ 
erwähnt wird, so ist daran zu erinnern, dass 
in den Talmudausgaben zum letzten, zehnten 
Abschnitt des Traktats Pesähim auch der 
Kommentar seines Enkels, Samuel b. Meir, 
beigedruckt ist. Etwas ähnliches muss auch 
in der Handschrift vorhanden sein. 

nr. 1106 ist, wie mich Herr Rabb. 
Dr. Porges in Leipzig brieflich belehrt, 
„eine alphabetisch geordnete Sammlung 
agadischer und halachischer Aussprüche aus 
dem Talmud, italienische Kursivschrift, un- 
datiert, aber wohl aus dem XVI. Jahr- 
hundert.“ Es ist nun zu bedauern, dass 
uns im Katalog nicht irgend eine Probe mit- 
geteilt wird, um feststellen zu können, worin 
sich diese Sammlung von vielen ähnlichen, 
gedruckten und ungedruckten, unterscheidet. 


nr. 1107 enthält das durch Delitzsch 
(Jesurun p. 16 usw.; vgl. Zunz, Zur Ge- 
schichte u. Literatur, p. 113) näher bekannt 
gewordene Werk ‘nwrw, oder Dm Wan, 
dessen Verfasser ein Deutscher, nimlich der 
oben genannte Simson ha-Naqdan, gewesen 
ist. Vollers bezeichnet nun die Handschrift 
als „ein der spanisch-franzósischen Schule 
entstammendes grammatisches Werk“, aber 
eine solche Schule hat es in der Geschichte 
der hebräischen Sprachwissenschaft nie ge- 
geben, vielmehr existierten nebeneinander 
und unterschieden sich ganz bedeutend von- 
einander zwei selbständige Schulen: eine 
spanisch-arabische und eine französisch- 
deutsche (vgl. auch diese Zeitschrift IX, 339). 
Simson ha-Naqdan allerdings war, trotz 
seiner Zugehörigkeit zur zweiten Schule, 
auch in den Werken der spanischen wohl- 
bewandert (vgl. Geiger, Wiss. Zeitschr. f. 
jüd. Theol. V, 1844, 424). 


nr. 1111. Hier lautet das Kolophon: 
„Abschrift des Kaleb 10 im J. (der Schöpfung?) 
pm.“ Wahrscheinlich aber steht nach dem 
Namen des Kopisten die in Handschriften 
übliche Schlussformel pm Nb "Don d. h. „der 


Abschreiber möge nicht geschädigt werden“ 
(s. Steinschneider, Vorlesungen über die 
Kunde hebr. Handschriften, Leipzig 1897, 


р. 48). Vollers aber las wohl 9 anst. 99 
und glaubte hier mw und in pm die Jahres- 
zahl vor sich zu haben. 

Vollers hat sich für die Beschreibung der 
koptischen Handschriften der Mitarbeiter- 
schaft Leipoldt's erfreut. Es ist nun sehr 


98 (Мо. 2.] 


zu bedauern, dass er fiir die jiidischen Hand- 
schriften nicht ebenfalls einen Sachver- 
ständigen zu Rate gezogen hat, leider aber 
wird die jüdische nachbiblische Literatur 
noch immer, nicht nur von christlichen Theo- 
logen, sondern auch von vielen Orientelisten 
stiefmütterlich behandelt. Dies sollte einmal 
endlich anders werden! 
Warschau, d. 24. Dezember 1906. 
Samuel Poznafski. 


Berichtigung. 


In meinem im letzten Hefte der ZA 
veröffentlichten Artikel “Zur Genesis des 
semitischen Alphabets’ trage ich auf S. 50 
die Ansicht vor, dass zwei Buchstaben des 
alt-semitischen Alphabets, O (y) und & (t), 
Weiterentwicklungen des einen, die Silben- 
werte hi (4) und ti reprüsentierenden Keil- 
schriftzeichens & seien, und bezeichne diesen 


Umstand als eine starke Stütze für die 
Hypothese vom Zusammenhange der alt- 
semitischen Buchstaben mit der Keil - 
schrift. Ich bedauere nur, dabei übersehen 
zu haben, dass meine Aufstellung nicht 
ganz neu ist, indem schon Fr. Hommel in 
seinem Grundrisse d. Geogr. u. Gesch. des 
Alten Orient, 19047 auf S. 98 y und d in 
gleicher Weise-entstanden sein lässt, und 
beeile mich jetzt, seine Prioritát bezüglich 
dieser Lösung festzustellen. Hoffentlich 
hat mein Uebersehen die Folge, dass andere 
nur um so sorgfältiger ihr Augenmerk auf 
die in Frage stehende Untersuchung richten 
und dabei entscheiden, ein von zweien un- 
abhängig voneinander gefundenes Resultat 
könne wohl nicht aus der Luft gegriffen sein. 
Hubert Grimme. 


Abou Samra Ghanem 


ou 


le Héros Libanais 


par Malil Hammam Faiez. 


П n'est pas un Libanais qui ne connaisse Abou 
Samra Ghanem. Ce nom est pour tous les habitants 
du Liban synonyme de courage et de bravoure, il 
reveille dans les esprits l'idóe de brillants et beaux 
coups de lance et d'ópóe; il sonne à toutes les oreilles 
comme un clairon, une fanfare guerrière. Les le- 
gendes dont il est le héros, les chansons qui célèbrent 
ses exploits et ses óclatante faits d'armes, font les 
délices des longues nuits d'hiver à la montagne; 
les möres en bercent leurs enfants, les péres en 
entretiennent leurs jeunes gens. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Februar 1907., 94 


Aussi faire la biographie d'un héros si populaire, 
c'est faire l'histoire du Liban et de la Syrie durant 
tout le dix-neuvidme siécle; car Abou Samra fat 
mêlé de très pròs à tous les évènements qui se sont 
déroulés dans la montagne, depuis l’avönement de 
ГЕшіг Bachir et l'invasion d'Ibrahim Pacha jusqu'aux 
massacres de 1860, la venue des Francais en Syrie 
et la nouvelle constitution du Mutésarilat. autonome 
du Liban. C'est ce que l'auteur a essayé de faire 
dans cet ouvrage de pages. 

A la fin du livre se trouve de nombreuses lettres 
fr. ou arabes de condoléances adressóes à la famille 
par les autorités religieuses, Cardinaux, Patriarches, 
Archév., Evóq., Sup., Gen. etc. etc. et des podmes 
que les brillantes actions d’Abou Samra ont inspirés 
aux poètes nationnaux après la mort du héros 
gen Soe 

et ouvrage sera adressé franc contre б francs 
à toute personne qui en fera la demande. 

Adresse: Joseph A. Ghanem (Poste restante) 

Beyrouth ou de l'auteur 43 rue El. Daher Le Caire 


( Eypio). , 

. L'argent produit par la vente de ce livre 
sera consacró par l'auteur pour venir en aide à la 
Famille du Héros qui voudrait lui éléver un monu- 
ment pour imortaliser son souvenir. 


Altertums-Berichte 
aus dem Kulturkreise des Mittelmeers. 


Museen. 


Amtlicber Bericht über die Erwerbungen des 
Berliner Museums vom 1. Januar 1907 für die Zeit 
vom 1. Juli bis 30. September 1906: 

Der Sammlung der Bildwerke der christlichen 
Epoche wurden überwiesen: mehrere Werke islamischer 
Kunst: eine sehr grosse Vase mit blauer Glasur, 
Bruchstücke eines parthischen Fayencebelags und ein 
syrischer Mihrab des XIV. Jahrh. mit blauer Glasur; 
ferner ein Stuckfragment &us der Albambra und 
mehrere altpersische und syrische Fayencen, sowie 
ein Ispahanteppich. 

Die Miszellaneen - Sammlung des Antiquariums 
erwarb 19 verschiedene Gläser syrisch-römischer 
Fabrikation. 

Das Münzkabinett erwarb 4 orientalische Münzen. 

Die Aegyptische Abteilung erhielt geschenkt zwei 
gut erhaltene Holzsürge aus der Zeit der 5. Dynastie 
(c. 2500 v. Chr.), die von der Grabung bei den grossen 
Pyramiden von Giseh stammen, ferner einen Denk- 
stein mit griechischer Inschrift, auf dem König 


· Amenemhét IIT. dargestellt und unter dem Namen 


Premarres als Gott genannt ist, weiter eine Reihe 
räparierter altägyptischer Pflanzenreste, sowie eine 
erapisbüste. Erworben wurden die Statue eines 

hohen Beamten unter Psammetich IL, eines Priesters 

des Horus von Edfu, ein mächtiger Sandsteinsarg eines 

Statthalters von Aethiopien aus der Zeit Thutmosis IIL, 

die Elfenbeinfigur einer Frau mit ihrem Kinde aus 

der Zeit vor dem Beginn der ügyptischen Geschichte, 
zwei Skarabüen von Hyksoskünigen Jekeb-o und 

Jekeb-her, das Mittelstück eines halbkreisförmigen 

Federfüchers mit Einlagen aus buuteu Steinen, eine 

geschnitzte Holztafel: Amenophis III. von der Góttin 

des Westens umfasst, ein Denkstein: Amenophis IV. 

mit Gemahlin beim Mahle (geweiht von einem 

Offizier des Staatsschiffes Amenophis III.), eine 

griechisch-Agyptische Bronzefigur der Bubastis, und 

ein leinenes Gewand in Form eine, Pantherfelles zu- 
geschnitten und bemalt, wohl au. rdmischer Zeit. 


95 [No. 2.) 


Die Vorderasiatische Abteilung erhielt geschenkt 
sieben samaritanische Inschriftsteine, zwei Steine mit. 
äthiopischen Inschriften und zwei Ziegel Nabonids. 
Erworben wurden zwei Abgüsse der in Tell-el- 
mutesellim gefundenen Siegel des Schema’ und 
Asaph. M 


Frankreich. 


63. In Vésone (Dordogne) wurde u. a. ein Altar 
der Kybele entdeckt, die als die Grossmutter der 
Götter bezeichnet wird (Nationalzeitung 1906 No.714). 

B. 


64. Die archäologische Gesellschaft von Pale- 
strina (Preneste) hat Gräber aus dem 4. u. 3. 
Jabrh v.Chr. durchforscht. Man fand Bronzeschmuck- 
gegenstände, Schnallen, Ringe, Armbänder, Schmuck- 
sachen und Colliers aus Glasmasse, Waffen, Tränen 
krüge etruskischer und griechisch-römischer Fabri- 
kation, Amulette, grosse Töpfe u. dergl. Die Funde 
sollen zu einem besonderen Museum im Fortunatempel 
vereinigt werden (Berliner Tageblatt 1907 ge 1). 


65. Durch ein besonderes Enteignungsgesetz soll 
die Freilegung der Akropolis von Athen ermöglicht 
werden (Frankfurter Zeitung 1907 No. 5). B. 

66. (vergl. No. 51) Vollgraff hat in Argos am 
Fusse der Larisa die Terrasse oberhalb der poly- 
gonalen Stützmauer freigelegt. Dort fanden s.ch die 
Poros-Fundamente eines kleinen Tempels, Weiter 
oberhalb grub man eine römische Wasserleitung aus. 
Es wurde eine тбшізсһе Marmoratatue mit Inschrift- 
rester entdeckt. Im Felde östlich vom Theater wurde 
ein 'lempel aus klassischer Zeit freigelegt. Aus 
byzantinischem Mauerwerk wurden u. &. eine Anzahl 
von Inschriften hervorgezogen. (Vossische Zeitung 
1907 No. 7). B. 

67. Die österreichischen Ausgrabungen in 
Ephesos legten einen grossen der Athena geweihten 
Rundbau frei, der wahrscheinlich das Siegesdenkmal 
gegen Mithridates (84 v. Chr.) ist (ebenda 1906 No. SCH 


68. Dr. Hugo Grothe aus München, der im 
Sommer 1906 zu einer Reise durch den Orient aufbrach, 
hat nach einer Zeitungsnachricht vor kurzem seine 
gründliche Durchforschung des Antitaurus zum Ab- 
schluss gebracbt. Er hat den Bimboghdagh und den 
kupferreichen Bakyrdagh durchquert. Auf dem Ars- 
landagh entdeckte er іп 2000 m Höhe eine hettitische 
Opferstütte mit einem Altarstein (?), der zwei Liwen- 

estalten und hettitische Schriftzüge trügt, auf dem 
Bimboghdagh eine Felsenkammer, an deren Eingang 
sich in den Fels gehauene Nischen befinden. M. 


Asgypten. 


69. Ein ungleich bedeutenderer Gold- und Silber- 
fund als der im August 1906 in Tuch-el-Qaramus 
gemachte ist vor kurzem unter C. C. Edgars Leitung 
in dem Schutthtigel bei Saqasiq (Bubastis) zu- 
tage gefürdert worden (S. No. 56). Die einzelnen 
Stücke tragen Widmungen, die eine genaue Datierung 
ermöglichen (XIX Dyn. 1350—1200 v. Chr). Die 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Februar 1907.] 96 


besterhaltenen Gegenstände sind im Museum in 
Kairo ausgestellt, u. а. 3 goldene Trinkgefässe, ein 
silbernes mit erhabener Ornamentik, 2 prüchtige 
Goldarmbünder, eine silberne Schale, 2 Brustgehünge 
aus Gold- und Glasperlen, eins davon mit 8 Heihen 
von tropfenföürmigen Anh&ngseln aus Gold und 
Karneol, das andere mit einer Reihe von solchen aus 
Lapislazuli, ferner Doppelknöpfe, die nach Art von 
Mauschettenknópfen 1 sind. Unter 
den Silberfunden sind Weinsiebe, mspangen, wie 
sie noch heute getragen werden, und ein Silberbarren 
bemerkenswert (G. Schweinfurth, Vossische Zeitung 
1906 No. 600). B. 
70. Legrain berichtet in dem Archaeological 
Report 1905/6 des Egypt Exploration Fund über seine 
Ausgrabungen in der ,Cachette“ von Karnak (vgl. 
No. 10). Im ganzen sind bisher 751 grössere Statuen 
und Inschriftstelen und 17000 Bronzen gefunden 
worden. Die Cachette ist noch nicht SMOD 


71. Bei Bahrein in der Wüste sollen sich Hundert- 
tausende (?) von Hügelgräbern finden. Kapitän 
Frideaux (?), der englische Agent in Bahrein, hat 
jetzt dort Ausgrabungen veranstaltet. Die bisher 

eöffneten Gräber bestehen aus zwei i 
mmern, die übereinander liegen und aus grossen 
Steinblöcken in zyklopischer Bauweise errichtet sind. 
Ueber die Zeit der Gräber und ihren Inhalt verlaute 
noch nichts (Tägliche Rundschau). M. 


72. In der Sitzung der Académie des Inscriptions 
vom 11. Januar wurde ein Bericht des Mr. Pelliot 
über zwei archäologische Fundstätten der Umgegend 
von Kaschgar mitgeteilt. Die eine trägt den Namen 
„Drei Grotten“ und liegt ca. 15 km nördlich von 
Kaschgar, die andere liegt bei den Ruinen von 
Rigurman, etwa 2 km mehr östlich. An dieser hat 
P. ein Holzstück mit Brahmi-Zeichen gefunden, der 
erste Fund dieser Art in jener Gegend. (Chronique 
des Arta). М. 


Aus brieflichen Mitteilungen. 

Le passage minéen |7У0 yp “YO 722 Om 
cnp 2yw WYO WI "2v on Go dam cmn 
ran nbn] (p. 19) а été traduit par moi 
(Revue Sémitique 1903, p. 347—8) ainsi 
2 suit: „Et au jour ou Sad était deux 
ois (= pour la deuxiéme fois) kabir de Main 
Musran et se portait bien et se sentait heu- 
reux parce que Ja faveur (= le bon état) 
de Sad et du Ft: a progressé ces deux 
deux fois. Pour n cf. Cam wy“. C'est 
done avec un vif plaisir que je vois Mon- 
sieur b. Dr. M. Hartmann arriver en 1907 
à une interprétation presque complètement 
identique. 

En raison du silence prolongé auquel 
mes explications sont soumises en Állemagne 


BS) "E |^ CL ee 


ә v sum è cm жаз d але әл ӨҒЕ weem «лт Wr am | zs zap аса Km --а 


97 (Ко. 2 


(je pourrais citer celles relatives à ^b = on, 
au duel , à l'origine de l'importance du 


nombre 7, eto. etc.), ce rappel me parut 
indispensable. | J. Halévy. 
Mitteilungen. 


Dr. Paul Brónnle hat vom Deutschen Kaiser 
12000 Mark für eine Reise nach dem Orient erhalten 
( ten, Palüstina, Syrien, Türkei) um seiu Werk 
„D er Arabischer Philologie“ abzuschliessen, 
das 8 Bände umfassen und in Beiruth gedruckt 
werden soll B. hat England Anfang Dezember 1906 
verlassen und gedenkt etwa 18 Monate wegzubleiben. 
(JRAS. 1907). M. 


Aus Gelehrten Gesellschaften. 


In der ,Asiatic Society“ trug in der Sitzung 
vom 11. Dezember 06. Pinches vor über: „the tablet 
in Cuneiform Script from Yuzghat“. Es handelt sich 
um eine Tontafel, 6 zu 4!/, in. gross, die іш 
Frühjahr 1906 durch das Institute of Archaeology in 
Liverpool erworben war. Die Tafel enthält 94 Zeilen, 
eingeteilt in 18 Abschnitte, ist jedoch ein Fragment. 
Etwas mehr als */, des Ganzen feblen. Nach der 
Schrift ist sie um 1400 zu datieren, nach der Sprache 
ist sie dem Arzawabrief aus Tell-Amarna zur Seite 
zu stellen. Der Inhalt ist unverständlich, doch kann 
nach gewissen Ideogrammen vermutet werden, dass 
es sich um einen Brief zwischen 2 Fürsten handelt, 
und um Geschenke an Tempel. Sayce hat heraus- 
gelesen, dass der Inhalt sich bezieht auf einen Mann, 
genannt „Hahhimas“, auf Wälder und Gärten, und 
auf die Heirat der Tochter des Hahhimas. Genannt 
ist ferner (nach Pinches) eine Frau Annannas, die 
Götter Z und Lamas 1 ferner 
Telibinus, Gulas, Hasammilias, Mah. Es kommen vor 
die Worte ianzi und ias, zu deren Erklärung P. das 
kassitische Vokabular beranzieht. Die Sprache sei 

i und da sie nach Sayce sicher Hettitisch oder 
ein Dialekt davon sei, sei das Hettitische arisch. — 
Das Institut will die Tafel veröffentlichen. (Athenaeum 
No. 4130, Dez. 22. 1906). M. 


In der Deutschen Orient- Gesellschaft 
hielt Prof. Puchstein am 12. Januar einen Vortrag 
über: Orientalische Elemente in der griechischen 
Architektur: Man ist in den letzten Jahren immer 
mehr zu der Ueberzeugung gekommen, dass in der 
griechischen Architektur vieles auf orientalische Vor- 
bilder zurückgeht. So wird es 2 B. möglich, die 
bisher in der Vereinigung ihrer drei Teile immer 
noch unerklärt gebliebene jonische Säule zu verstehen, 
wenn man sich nach den Vorbildern derselben um- 
sieht, die uns der Orient bietet. Um dies nachzu- 
weisen, verfolgte der Vort im einzelnen die Ent- 
wicklung von der tischen Papyrus-Bündel-Säule 
über Assyrien und Persien nach Griechenland bis 
zur jonischen Säule, in welcher die ursprünglichen 
naturalistischen Elemente der egyptischen Säule 
durch dus feine Formgefühl der Griechen ornamenta] 
so umgestaltet sind, dass man auf ihre ursprüngliche 
Gestalt ohne jene Vorbilder nicht mehr zurück- 
zaschliessen vermochte. M. 


Deutschasiatische Gesellschaft Berlin. Am 1. 
Februar sprach Dr. Quandt, Handelssachverstündiger 
des Deutschen Reiches in Konstantinopel, über die 
wirtschaftlichen Verbältnisse in der Türkei. 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Februar 1907.) 98 


Personalien. 


Hermann Gunkel ist als Ordinarius fiir A.T. 
nach Giessen berufen worden. 

Moritz Steinschneider ist in seinem 91. Jahre 
gestorben. Er war ein Mann! 


Zeitsehriftensehau. 


Aligem. Lit.-Blatt. 1906. 

20. H. Lietzmann, Der Profet Amos, (u.) W. 
Erbt, Die Hebrüer, (u. S. Oettli, Die Autorität des 
alten Testaments, bespr. v. J. Döller. 


AZ. XLII, 2. Heft. 

K. Sethe, Eine bisher unbeachtet gebliebene 
Episode der Puntexpedition der Kónigin Hatschepsowet 
(Fragmente, die von der Aufstellung einer Statuen- 
gruppe in Punt handeln); A. Erman, Aus dem Volks- 
leben des neuen Reiches, 1. eine Adoption (angeraten), 
2. ein ehrlicher Beamter (lnscr. Hierat No. 18); ders., 
Zur Ag. Religion, A. Der Frevler von Tell Amarna 
(= Anspielung Inscr Hierat. 26), B. die Herrin von 
Byblos! C. Ein Deutscher als Verehrer ügypt. Götter 
(Amm. Marc. 16, 12, 25). О. Rubensohn, Pramarres 
(= Amenembet ІП), A. H Gardiner, The Egyptian 
word for herdsman eto. (nicht sw zu lesen, sondern 
„minw“) !). H. Schäfer, Ein Zug nach der grossen 
Oase unter Sesostris І.?) A. Erman, Ein Maler des 
neuen Reiches (interessante Abbildung, S. 130). K. 
Sethe, Zur Königsfolge der 11. Dynastie (gegen E. 
Meyer und Breasted). Sethe, die Schwügerin Ame- 
nophis IV (verschieden von der Frau des Haremheb). 
Sethe, Die Dauer der Belagerung von Scharuhen 
durch Kónig Amosis (3, nicht 6, Jahre); F. von Calice, 
Die neuügyptische Negation [бири]; C. Schmidt, Be- 
merkungen zum Dialekt der Pistis Sophia (sei 
rein sahidisch; gegen Leipoldt); Miscellen; Н. 0. 
Lange, Der Titel m-r [Var. ,im-r:"]; Sethe, Das Wort 
für zimmern (mdh); Sethe, Zur Lesung des Namens 
K:-gm-n-j (gegen von Bissings Lesung); W. Wreszinaki, 
Noch einmal der Name Sei (= Ramses abgekürzt); 
J. y d Sur une formule d'un sarcophage de la 
12.6 dynastie au musée Guimet (,,dem [seine] Doppel- 
ginger nachfolgen" von Toten); Gardiner, Erratum. 

XLIII, 1. Heft. A. Erman, Die Geschichte des 
Schiffbrüchigen (mit Wiederabdruck des Textes!?), A. 
H. Gardiner, Four papyri of the 18th dynasty from 
Kahun (Dokumente über Vermietung von Sklaven); 
H. Schaefer, Aethiopische Fürstinnen (Nachprüfung 
von Namenlesungen), Henry Madsen, Die Totenfeier 
im Garten (neue Abbildung); A. H. Gardiner, A 
statuette of the high priest of penpals Ptahmose. 
(Statuetten, mahlend vor e. Gott; Entwicklung der 
,uschebti*-Figurenideen); D. Krencker und Н. Schifer, 
Eine neue Art altägyptischer Riegelschlösser (noch iu 
Abessynien gebraucht); Н. Schäfer, Die Entstehung 
einiger Mumienamulette (meist auf altes Hausgeräte 
zurückzuführen); Schüfer, Alt&gyptische Geldgewichte 


1) S. 21 unt. = Asien, 8.370! M(y)m(y) ist das 
bekannte Wort für Giraffe. W. M. M. 

D Der Beamte wird ausgeschickt „zu vermessen 
das Land der Oasenbewohner“ d. h. ihren Tribut 
festzusetzen. W. M. M. 

*) Е. schreibt mir eine Ansicht zu, von der ich, 
Asien 189, kein Wort sage, der ich vielmehr l. 1. Zeile 
22 (von Erman, 8. 110, 1. 3 wiederholt) ausdrücklich 
widerspreche. Den Nachweis des ügyptischen Beltis- 
Kultes im M. R. und manches andere hätte E. bei 
Lefébure, Sphinx 0,218 finden können. W. M M. 


99 (Хо. 8.) 


(bezeichnet nach „Бірвеп“); P. Wrede, Eine Vase 
Amenophis III.; A. Erman, Die Horuswege (bei Zaru)!); 
Schäfer, Das Zeichen für (wn; E. Naville, Le dieu 
Bat (= Doppelstier?); W. Spiegelberg, Aegyptolo- 
ische Rer овец zu Herodot, 1. König Morris, 2. 
asirier und Hermotybier (dies = Reiterei, rm-htw. 
etc.), 3. Literarhistorisches zur Sethonnovelle Herod. 
II, 141 (die maustragende Statue — Priester von Leto- 
polis etc.). 4 Асуан, асрау = абтброло: (= shm [??]). 
— G. Jéquier, Les prisonniers sous les pieds du roi; 
A. H. Gardiner, The goddess Ningal in an Egyptian 
text’); Gardiner, The origin of the Coptic tense 
faturum I (n'y schon spät neuägypt.); K. Sethe, Zur 
Lesung von ,hifj —‘ = „Fürst“; Sethe, Berichtigung. 


Altjemenische Nachrichten von Eduard Glaser. 
I 1. (25. Juli 1906) Vorwort. — Einige altje- 
menische Gesetzesvorschriften (Hal. 446 -+ 447; 342; 
843 + 345; 344). 
I 2—4. (22. Novbr. 1906) Zum biblischen Se’dl 
(олку). — Kin Fyn)-text (Gl. 1548/1549). — Mui&kénu 


und Verwandtes (dari: die grössere katabanische 
Inschrift Gl. 1606). — Korrekturen. — Noch ein 
Nachwort zu Grimmes ,Südarabischen Tempelstraf- 
gesetzen". — D. H. Miller in der Internationalen 
Akademien-Assoziation und die himjaritische Inschrift 
(Gl. 824) am Djebel Djihäf (Gründliche Abrechnung 
mit D. H. Müller) — Due brevi nuove iscrizioni 


sabaichi. — Nachtrüge (zu Suna. “Wp, NOD u. a.) 


Beihefte s. Z. A. Т. W. 1906. 

X. M. Löhr, Sozialismus und Individualismus im 
alten Testament. Ein Beitrag zur alttestamentlichen 
Religionsgeschichte. 


Berl Philol Wochenschr. 1907. 

1. E. Lidén, Armenische Studien, bespr. v. Н. 
Pedersen. 

2. K.F. A. Lincke, Samaria und seine Propheten, 
bespr. v. J. W. Rothstein. — О. Brockelmann, Semi- 
tische Sprachwissenschaft, bespr. v. J. W. Rothstein 


Bull. Bibliogr. et Pédag. d. Mus. Belge. 1906. 

10. F. Baumgarten, F. Poland, R. Wagner, Die 
hellenische Kultur, beepr. v. E. Remy. — M. Mollet, 
La médicine chez les Grecs avant Hippocrate, bespr. 
v. Th. Lefort. — B. P. Grenfell and A. 8. Hunt, 
The Hibeh Papyri L, bespr. v. J. P. Waltzing. — 
L. Jalabert, Inscriptions grecques et latines fe Syrie, 
bespr. v. ?. — L. Brétier, L'Église et l' Orient au 
moyen áge, bespr. v. ?. 


Bull. Orit. 1906. 

29/30. H. Leclercq, Les martyrs. I. IV Juifs, 
Sarrasins, Iconoclastes, bespr. v. J. Périer. — F 
Thureau-Dangin, Les inscriptions de Sumer et d'Akkad 
transcription et traduction, bespr. v. H. G. 


Bullet. de I Instit. Egypt. 1900. 

1. Sitzungsberichte. — 8. E. Artin Pacha, Une 
lampe armoriée de l' Emir Scheikhou. ES Jahrh.). — 
В. Ápostolidés, L'Hellénisme pró-macédoine d'Égypte. 

2. Sitzungsberichte. — Lortet, Momies de singes 
et nécropole du dieu Thot. 


7 


1) Die Ansetzung bei Ismailije (schwerlich möglich) 
wird jedenfalls Dümichen irrig zugeschrieben, der l. 1. 
eine andere (wohl noch immer zu südliche) Lage 
vorschlug. W. M. M. 

) Die richtige Erklärung Ga habe ich längst 
angemerkt, auch die merkwürdige Variante (nu-g(/)a-ra 
zu dem (Asien, S. 317) besprochenen 1 

W. M. M. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Februar 1907.] 100 


Bull. de l'Inst. Frano. d'Arch. Orient. 1906. 

IV, 2. E. Galtier, Contribution à l'étude de la 
littérature arabe-copte. (Fragment de la vie arabe de 
Schnouds. Vie de saint Tarabó. Les actes de Victor 
fils de Romanos. Histoire de saint Basilios et du 
serpent. Le miracle de Theodore et d’Abraham. 
La legende de saint Georges. La legende d'Eustache 
Placidas. La littérature populaire des Coptes.) — 


E. Chassinat, Note sur le titre .— Н. 


Gauthier, Notes et remarques historiques. (Le roi 
Sémempsés. Le nom de la pyramide d’Abou-Roash. 

1906. V, 1. Ch. Palanque, Rapport sur les 
recherches refectuóes à Baouit en 1908. — H. Gauthier, 
Quelques remarques sur la XIe dynastie. 


The Olassical Review. 1906. 

9. John K. Fotheringham, The Bodleian Manu- 
script of Jerome's Version of the Chronicle of Eusebius, 
bespr. v. J. P. Gibson. — J. H. Moulton, A Grammar 
of New Testament Greek based on W. F. Moulton's 
edition of G. B. Winer's Grammar, beepr. v. Т. 
Nicklin. — E. А. Abbott, Johannine Grammar, bespr. 
v id. — Ph. Champault, Phéniciens et Grecs en 
Italie d'après l'Odyssée, bespr. v. T. W. Allen. — 
Ch. Bartholomae, Altiranisches Wörterbuch; id., Die 
Gatha's des Awesta, übersetzt, bespr. v. J. H. Moulton. 


Deutsche Geogr. Blätter. 1906. 
XXIX, 4. 0. Spiess, Fetischismus unter den 
Evhe-Negern in Togo. 


Deutsche Lit.-Zeit. 1906. 

47. B. Stade, Biblische Theologie des alten 
Testaments I, bespr. v. H. Gunkel. — A. Ungnad, 
Babylonisch-assyrische Grammatik, (u.) F. Delitzsch, 
Assyrische Grammatik 2. Aufl, bespr. v. B. Meisener. 

48. H. Guydt, Les réminiscences de Philon le 
Juif chez Plotin, (u.) derselbe, L'infinité divine depuis 
Philon, bespr. v. P. Wendland. — A. Jahn, Somali- 
texte, gesammelt und übersetzt, bespr. v. C. Meinhof. 

49. J. Lippert, Bibelstudien eines modernen 
Laien (Zeitaltersage in der Bibel. Mosessage. Stifts- 
hütte. Profetentum. Galiläa), bespr. v. J Meinhold. 
— М. Lidzbarski, Ephemeris für Semitische Ері» 

aphik I, 3—II, 2, bespr. v. М. Hartmann. — K. 
pitz, Die Medicin im Koran, bespr. v. J. Goldziher. 

50. G. Hoberg, Moses und дег Pentateuch, 
bespr. v. J. Nikel. — F. Wilke, Jesaja und Assur, 
bespr. v. H. Schmidt. 

51/62. Verzeichnis der von Ad. Hilgenfeld ver- 
fassten Schriften, bespr. v. E. Nestle. — A. Wünsche, 
Die Schönheit der Bibel, L (u.) Derselbe, Die Bilder- 
sprache des alten Testaments, bespr. v. A. Bertholet. 
— W. Roscher, Die Hebdomadenlehre der griechischen 
Philosophen, bespr. v. R. Burckhardt. — A. H. Sayce, 
Aramaic papyri discovered at Assuan, bespr. v. M. 
Lidzbarski. 


Deutsche Rundsch. f. Geogr. u. Stat. 1907. 
XXIX, 4. Schiller-Tietz, Das Klima und die 


Austrocknung Afrikas. — J. Klein, Eine Reise nach 
Algier und Tunis. — W. Hens, Statistisches aus 
Aegypten. J. Finot, Das Rassenvorurteil, bespr. v. ?. 


Deutsche Rundschau. 1907. 

4. K. Woermann, Geschichte der Kunst aller 
Zeiten und Völker, bespr. v. ?. — Ch. Diehl, Figures 
byzantines, bespr. v. ?. 


Etudes (Comp. de Jesus). 1906. 
Tome 109. A. d'Alés, Cretes, mythes et religions 


(zu S. Reinach’s gleichnamigem Werke). — A. Lods, 


101 (No. 2.) 


La croyance à la vie future et le culte des morts 
dans l'antiquité israólite, bespr. v. А. d'Alès. 


Etudes Franoiscaines. 1906. 

96. Th. Witrel, Autour de la question biblique 
(Forts). — L. d'Armentiéres, Le repos hebdomadaire, 
sa durée, sa place dans la semaine. — Hugues, Les 
derniers róponses de la commission biblique et la 
question du pentateuque. — J. B. de Glatigny, Les 
commencements du canon de ГА. T., bespr. v. Hugnes. 


The Expositor. 1907. 

ҮП, 18. C. Anderson, Dr. Swete's Edition of 
the Apocalypse. — J. Н. A. Hart, The Gospel accor- 
ding to Luke and the Descent into Hades. — W. M. 
Ramsay, Pisidian Antioch. — J. Moffatt, Notes on 
Recent New Testament Study. 


The Hxpository Times. 1906. 

XVIII, 1. А. Deissmann, The New Testament 
in the light of recent discoveries. — A. H. Sayce, 
Recent biblical and oriental archaeology. — J. Taylor, 
The individual in the Old Testament. — A. Bonus, 
The Bible in Italy. — P. A. Gordon Clark, Sinai. 

2. А. Deissmann, The New Testament in the 
light of recent discoveries. — J. A. Selbie, A new 
commentary on the Psalms (Ch. A. Briggs, A critical 
&nd exegetical commen of the Book of Psalms). 
-- А.Н. Sayce, A babylonian tourist of the abrahamic 
age and his map of the world. — H. Barclay Swete, 
The Apocalypse of St. John. The Greek text, with 
introduction, Notes; Si-Yu-Ki. Buddhist records of 
the Western world. Translat. from the Chinese by 
S, Beal. — E. G. Browne, А literary Ka of Persia, 
from Firdawsi to Sa‘di, bespr. v. ?. — W. Maunder, 
The babylonian Sabbath. — J. Moffatt, Madness in 
animals, 

3. А. Deissmann, The New Testament in the 
light of recent discoveries — C. H. W. Johns, Docu- 
ments from Nippur. — J. Orr, Professor W. E. Addis 
on hebrew religion (Hebrew Religion to the esta- 
blishment under Ezra). — J. Taylor, A critical edition 
of the bebrew Bible (Kittel's Biblia Hebraica) — 
Herzog, Realencyklopüdie ftür protestantische Theo- 
logie und Kirche. 3. Auflg. v. A. Hauck. 17. Bd. 
beepr. v. J. G. Tasker. — D S. Margoliouth, A 
saying attributed to Ohrist. — C. H. W. Johns, The 
babylonian Sabbath. — Eb. Nestle, Deus Abrabam. 
— Wm. Deans, The Prophet’s badge. 

1907. XVIII, 4. Fritz Hommel, The Ark of 
Jahweh. — W. M. Ramsay, New evidence on the 
date of Polycarp's Martyrdom. — 8. R. Driver, Dr. 
Drivers Jeremiah“. 
Geograph. Anseiger. 1906. 

11. Mitteilungen: О. Janker, Der ü&ryptische 


an. 
12. 0. Maldfeld, Die Waste Sahara. 


La Geographie. 1906. 

XIV, 6. Oortier, De Tombouctou à Taodéni. 
Relation du raid accompli par la compagnie de 
méharistes commandée par la capitain Cauvin. (Mit 
Karte) — A. Barbier de Meynard, Note sur un 
fragment de manuscrit arabe copió à Araouan par 
le lieutenant Cortier. — L. Gentil, L'oeuvre topo- 
graphique du capitaine Larras au Maroc. — Mou- 
vement Geographique: G. Regelsperger, La situation 
économique de la Turquie d'Asie. — Ch. Rabot, 
Exploration anglaise dans le Sahara. Le commerce 
du Maroc 1900. — E. Jung, Les puissances devant 
la révolte ага . bespr. v. A. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


Februar 1907.] 102 


The Geogr. Journ. 1906. 
ХХУІП, 6. P М. Sykes, A fifth journey in 
Persia. — A. Hamilton, Afghanistan, bespr. v. T. H. H. 


Globus. 1907, 

1. С. Spiess, Das Gehöft des Gottes Zakadza in 
Nogokpo. — G. Fritsch, Ueber die Verbreitung der 
östlichen Urbevölkerungen und ihre Beziehung zu 
den Wandervölkern. — J. Scherer, Eine Schädel- 
stätte in Boabab. — H. Vambéry, Westlicher Kultur- 
einfluss im Osten, bespr. v. Th. Achelis. — F. Hahn, 
Blicke in die Geisterwelt der heidnischen Kols, bespr. 
v. A. Wollemann. 

2. G. Fritsch, Ueber die Verbreitung der öst- 
lichen Urbevölkerungen und ihre Beziehung zu den 
Wandervölkern. 


The Hibbert Journ. 1907. 

2. А. 0. Lovejoy, The entangling alliance of 
religion and history. — R. 8. Conway, The messianic 
idea in Vergil. — R. J. Campbell, The christian 
doctrine of Atonement as influenced by semitic reli- 
gious ideas. — L. С. Casartelli, The Zoroastrian 
Messiah. — Ch. A. Briggs, International Critical 
Commentary: The Book of Psalms, beer. v. Т. K. 
Cheyne. — J. H. Moulton, A Grammar of New 
Testament Greek, bespr. v. J. Drammond. 


De Indische Gids. 1906. 
December. Ismael Glameh, Les Musulmans 
francais du nord de l'Afrique, bespr. v. J. Hobbema. 


Journal Asiat. 1906. 

VIII, 2. Barthélemy, Notice sur l'ouvrage inti- 
tulé: Der vulgürarabische Dialekt von Jerusalem, 
dargestellt von M. Löhr. — J.B. Chabot, Eolair- 
cissements sur quelques points de la littérature 
syriaque. — E. Destaing, Un saint musulman au XVe 
siècle, Sidi Mhammed El-Haouwäri. — Ben, Cheneb, 
Notice sur un manusorit du Ve siècle de l'hégire in- 
titalé „Kitab tabaqát ‘olam& i Ifriqiyya“ par Abou 
Arab Mohammed ben Ahmed ben Tamdn et-Ta- 
mimy el-Qairawány el-Ifriqy. — Clermont-Ganneau, 
Traditions arabes au pays de Moab. — Nouvelles et 
Mélanges: P. Iotlon, Notes de lexicographie hébraique. 
— I. de Zwaan, The treatise of Dionysius Bär 
Salibhi against the Jews, bespr. v. R. Daval. — 
P. Kershasp, Studies in ancient Persian history, be- 
spr. v. L. Bouvat. — F. Martin, Le livre d'Hónoch, 
traduit sur le texte éthiopien, beepr. v. R. Duval. 


The Journal of Amer. Folklore. 1906. 
i (4. A. F. Chamberlain, Variation in early human 
culture. 


Der Katholik 1906. 
XXXIV, 10. I. Zumbiebl, Daniel in der alt- 
testamentlichen Literatur. 


Klio. 


Beitr. z. alten Gesch. 1906. 

VI, 8. H. Schäfer, Assyrische und ügyptische 
Feldzeichen. (Erinnerungen zu Sarre's Abhandlung 
in Bd. Ш). — P. M. Meyer, Zum Rechts- und Ur- 
kundenwesen im ptolemäisch-römischen Aegypten. 
— Mitteilungen: C. F. L.-H., Ein neuer Tiglatpileser. 


Literarische Rundschau. 1906. 
12. Die Berliner Kirchenväter-Sammlung. Band 
2 u. 8. Eusebius von Kiostermann. 5. optisch- 
Gnostische Schriften von K. Schmidt, bespr. v. 
Bardenhewer. — G. Hobery, Die Psalmen der Vul- 
gata, bespr. v. Feldmann. — B. Stade, Biblische 
heologie des alten Testaments, bespr. v. Selbst. — 
W. Muss-Arnolt, Assyrisch-englisch-deutsches Hand- 


108 [No. 2.) 


wörterbuch, bespr. v. P. Dornstetter. — С. М. Kauf- 
mann, Die Ausgrabungen der Menas-Heiligttimer in 
der Mareotiswüste, (u.) О. Pelka, Koptische Alter- 
timer im Germanischen Nationalmuseum, bespr. v. 
Sauer 

1907, 2. J. B. Glatigny, Les commencements du 
canon de l'ancien testament, bespr. v. Th. Witzel. 


Literar. Zentralbl. 1906. 

48. R. Ottolenghi, Voci d'oriente. Studi di 
storia religiosa, bespr. v. v. D. 

49. Die Kultur der Gegenwart IV. Die christ- 
liche Religion mit Einschluss der israelitisch- jüdischen 
von J. Wellhausen u. a., bespr. v. M. — W. Bacher, 
Die bibel- und traditionsexegetische Terminologie der 
Amorüer, bespr. v. H. L. Strack. — K. Sethe, Ur- 
kunden der 18. Dynastie, 7. Heft, bespr. v. J. Leipoldt. 

50. J. de Zwaan, The treatise of Dionysius 
Bar Salibhi against the Jews. I. The syriac text, 
bespr. v. Brockelmann. — P. Jensen, Das Gilgamesch- 
Epos in der Weltliteratur, bespr. v. H. Zimmern. 

51. P. Kleinert, Die Profeten Israels in sozialer 
Beziehung, bespr. v. —rl—. — O. Holtzmann, Neu- 
testamentliche Zeitgeschichte, bespr. v. Schm. — 
A. Kuemmel, Materialien zur Topographie des alten 
Jerusalem, bespr. v. Dalman. 

52/53. Мат Ibn Aus, Gedichte. Hrsg. v. 
P. Schwarz, bespr. v. K. Vollers. 

1. А. Е Brooke and М. Mc. Lean, The old 
testament in Greek, bespr. v. R. Kittel. — W. B. 
Smith, Der vorchristliche Jesu, bespr. v. G. H—e. 
— A. Dirr, Grammatik der modernen georgischen 
Sprache, bespr. v. J. Karst. — W. М. Ramzag, 
Studies in the history and art of the eastern pro- 
vinces of the Roman empire, bespr. v. F. B. 


А1-Маоһтіа. IX. 1906. 

Nr. 22 (15. XL). Ab. М Raad, Mon voyage au 
Choa (suite). — L’abbé C Charon, Les actes du 
Concile Melkite de Dats al-Mokhallds (1790) (suite). 
— P. L. Malouf, Un traitó inédit d'Avicenne (suite). 
— P. L. Cheikho, Sur les bords du désert de Pal- 
myre (fin). — P. J. Khalil, Matarieh et ses souvenirs 
Chrétiens. 

Nr. 28 (1. Dez.). P. L. Szczepanski, Les terrains 
miniers du Sinai (mit Karte) — Р. L. Malouf, Un 
traité inédit d'Avicenne (fin. — P. F. Bouvier, Le 
saint étudiant de Béryte (St. Apphien) (fin). — Р. J. 
Khalil, Materieh et ses souvenirs Chrétiens (fin. — 
L'abbé C. Charon, Les actes (vgl. oben) (fin). — Р. 
L. Cheikho, Un poéte populaire, ‘Issa al-Hazár (Ende 
18. Jahrh.). Vgl. Magriq VII, 1087 1099 und Revue 
de l'Orient Chrétien 1 Nr. 8, S. 251—278. — 
Ders., Le droit canon de l'église orientale d'apróe 

. N. Milasch. 

Nr. 24 (15. Dez.). А. M. Raad, Mon voyage au 
Choa (fin. — Р: 8. T., Les nouvelles découvertes 
hittites. Zu Winckler's neuesten Forschungen. — P. 
L. Szczepanski, Les terrains miniers du Sina! (fin). 
— Bespr.: A. B. de Guerville, Das moderne Aegypten. 
Lpz. 1906; R. Huber, Carte des divisions administra- 
tives de l'Empire Ottoman. Le Caire. — Tables. 

X. 1907. Nr. 1 (1. Jan.) Labbé P. Nasri, La 
féte de l'Epiphanie. — P. L. Cheikho, Critique d'une 
nouvelle publication de T’aßlibi. Ueber die Kahiriner 
Ausgabe des Werkes ahsan mà sumi'a. — Ders., Le 
livre inédit de St. Ephrem sur la Virginité. Es 
handelt sich um eine syrische Hs. der Vaticana, 
neuerlich herausgegeben von Ignatius Ephraim II 
Patriarch in Antiochia. Mit einem Facsimile der 
syrischen Нв. — A. Alout, Les voies romaines de 
Ba'albek et de ses environs. — ‘A Nouri, Dair az- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Februar 1907. 104 


zÜr: son passé et son présent. — P. H. Lammens, 
Le commerce au XIXe siècle. 


Mémoires d. 1. Soo. d. Linguist. 1906. 
XIV, 3. R. Ganthiot, Note sur le rythme du 
vers ópique регвап, 


Meroure de France. 1906. 


228. P. Risal, Karaghieuz, d'aprós des docu- 
ments inédite. (Ueber das türkische Theater). 


Mitt. d. k. k. Geogr. Ges. Wien. 1906. 

11/12. Th. Fischer, Mittelmeerbilder, bespr. v. 
C. Diener. — H. H. Graf von Schweinitz, In Klein- 
asien, bespr. v. R. Lasch. — H. Vambéry, West- 
licher Kultureinfluss im Osten, bespr. v. L. B. 


Le Museon. 1906. 

VII, 5. E. Blochet, Études sur l'esotérisme mu- 
sulman (über den Sufismus). — L. Gry, Le Messie 
des psaumes de Salomon. — Allotte de la Fuye, 
Numération assyrienne. 


The Numismatic Ohronicle. 1906. 
III, 28. Henry H. Howorth, Early Parthian and 
Armenian Coins. 


Nuova Antologia. 1906. 

840. L. Luzzatti, La superioritä dell’ Asia antica 
e moderna nella dottrina e nelle applicazioni della 
libertà di coscienza. 


Österr. Monatssohrift f. d. Orient. 1906. 

10. F. Heiderich, Die Hedschasbahn. —  Mis- 
cellen: Wirtschaftliche Verhältnisse im Vilajet Kos- 
sovo. Tunisische Bank. 


Petermanns Mitteil 1906. 

XII. A. Woeikow, Verteilung der Bevölkerung 
auf der Erde unter dem Einfluss der Naturverhält- 
nisse und der menschlichen Tätigkeit. — E. L. de 
Lejonquiére, Ethnographie du Tonkin Septentrional, 
bespr. v. H. Cordier. 


Polybiblion. 1906. 

6. P. Monceaux, Histoire littéraire de l'Afrique 
chrétienne III, bespr. v. A. Noblet — H. de Castries, 
Les sources inédites de l'histoire du Maroc de 
1530—1845, bespr. v. Н. Froidevsux. — R. Dussaud 
et F. Macler, Missions dans les regions désertiques 
de la Syrie, bespr. v. Carra de Vaux. 


Protestantische Monatshefte. 1906. 
12. F. Pijper, Die holländische Bibelkritik. — 
E. W. Mayer, Das psychologische Wesen der Religion 


und die Religionen, bespr. v. E. Sulze. 
Р. 8. В. А. 1906. 
XXVIII, 7. А.Н. Sayce, The Chedor-laomer 


tablets (Forts.). — Ғ. Legge, The tablets of Negadah 
and Abydos. — F. A. Jones, The Pre-Sargonis times. 
A study in chronology. — V. Schmidt, Note on 
а peculiar pendant shown on three statues of 
Usertsen ПІ. - Th. G. Pinches, The Babylonian 
gods of war and their legends. — Е. @. Pilcher, 
A leaden charm made under the influence of Saturn. 


La Revue d. l'Art. 1907. 
118. G. Mendel, Les grands champs de fouilles 
de l'Orient grec en 1900. 


Rev. Orit. d'Hist. et de Litér. 1906. 

60. Ed. v. der Goltz, Tischgebete und Abend- 
mahlsgebete in der altchristlichen und in der grie- 
chischen Kirche, bespr. v. P. Lejay. — V. Demontés, 


106 (Мо. 2.) 
Le peuple érien; H. Gaillard, Une ville de 
l'Islam, Fòs; G. Тороб, Essai sur le peuple et la 


langue Banda, bespr. v. A. Biovós. 
61. P. Martino, L'Orient dans la littérature, 
francaise au XVIIe et au XVIIle siècle, bespr. v. 


F. Balden er. 

52. Fr. Pedro Barrionandia, Gramatica de la 
leugna rifena, bespr. v. R. Basset — K. Krumbacher, 
Die Photographie im Dienste der Geisteswissen- 

N bespr. v. Р. L. 


Revue des Études Ano. 1906. 

VII], 4. Fr. Cumont, Essai d'interprétation de 
la stöle d’Ouchak (,monument curieux du syncrétisme 
phrygien*). 


Revue de Fribourg. 1906. 

10. J. Semeria, Dogme, hiérarchie et culte dans 
l'Église primitive, bespr. v. — P. Commelin, Nouvelle 
Mythologie grecque et romaine, bespr. v. J. Z. 


Rev. Historique. 1907. 

G. Yakschitch, La Russie et la Porte ottomane 
de 1812 à 1826. — H. Delbrück, Geschichte der 
Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte, 
bespr. v. Oh. Lécrivain. 


Rev. Intern. de L'enseignement. 1908. 

12. СІ. Anet, Les roses d'Ispahan, La Perse en 
automobile à travers la Russie et le Caucase, bespr. 
v. — L. Bréhier, L'Eglise et l'Orient au moyen age, 
bespr. v. G. Desdevises du Dezert. 


Revue de Linguist. 1906. 

XXXIX, 4. L. Gansson, Un texte Foulah (ara- 
bische Schrift aus Ostafrika). — Varia: A. Le Chatelier, 
Sociologie et sociographie musulmanes. 


Revue Philos. 1906. 
R. F. Martin, Le livre d'Henoch, traduit sur le 
texte óthiopien, bespr. v. — 


Revue des Trad. Popul. 1906. 

XXL 11. F. Macler, Histoire de Pharmani Asman, 
traduite de l'armenien sur le Ms. conservé à la Bibl. 
Nat. de Paris. — R. Pusset, Contes et legendes 
arabes 721— 24. 


Sitzgsber. d. K. Ak. d. W. in Wien. 1906. 
XV. K. Wessely, Sahidisch-griechische Psalmen- 
iragmente, mit Bemerkungen des Verfassers vor- 


el 
Ы AVI M. Schorr, Altbabylonische Rechtsurkunden 
der ersten babylonischen Dynastie, mit Bemerkungen 
des Verfassers vorgelegt. 
III. H. Rhodokanakis, Der nordarabische 
Dialekt im Dofár, mit Bemerkungen des Verfassers 


vorgelegt. 


Sphinx X 2. 

G. 67. Leföbure, Le Bucráne (religiöse Be- 
deutung des Stierschädels, Sistrum, Hathorkopfes 
in Aegypten). — 138. Naville Encore le Sphinx (als 
Vereinigung von Schu und Tefnut, als Königsbild). 
— 190. Besprechung von Breasted, Ancient rds 
of Egypt I durch Foucart (im allgemeinen gelobt). 


Stimmen aus Maria-Laach. 1907. 

1. J. Blötzer, Das heidnische Mysterionwesen 
und die Hellenisi des Christentums. — Ch. Pesch, 
De inscriptione Sacrae Scripturae, bespr. v. J. Bessmer. 


Teyler's Theolog. Tijdschrift. Jaargang IV 
Aflev. 4, 1906. 
Besprechungen: Fiebig, Pirque ’aboth; Van den 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Februar 1907.| 106 


Bergh van Eysinga, Indische Einflüsse auf evangelische 
Erzählungen, bespr. von W. Brandt. — Bibliographie. 


1907. V, 1. J. C. Matthes, De Scheppingsverhalen. 
— V. Zapletal, Der biblische Samson, bespr. v. d. 
0. Matthes. 


Theol. Jahresbericht. 1907. 
XXV, 4. Kirchengeschichte. G. Krtiger, Kirchen- 
geschichte der alten Zeit. 


Theol. Lit.-Blatt. 1906. 

44. E. Klostermann, Jesu Stellung zum alten 
Testament, bespr. v. H. Palmer. 

45. W. B. Smitb, Der vorchristliche 
bespr. v. J. Leipoldt. 

47. Е. König, Neueste Fragen der alttestament- 
lichen Textkritik. 

48. J. Riehm, Die Sintflut. Eine ethnographisch- 
naturwissenschaftliche Studie, bespr. v. H. Stocks. — 
A Wünsche, Salomons Thron und Hippodrom. Ab- 
bilder des babylonischen Himmelsbildes, bespr. v. H. 
Stocks. — J. H. de Long, Die hebrüische Präposition 
“y5. Dissertation, bespr. v. E. König. 

49. H. Winckler, Der alte Orient und die Bibel, 
bespr. v. v. Orelli. 

51. Ed. König, Die alttestamentlichen Propheten 
und die Politik. 


Theolog. Liter..Zeit. 1906. 

24. 8. Gelbhaus, Propheten und Psalmisten, 
bespr. v. Volz. 

25. Н. Gressmann, Der Ursprung der israelitisch- 
jüdischen Eschatologie, bespr. v. Volz. — G. Hoberg, 

ie Psalmen der Vulgata, bespr. v. Frankenberg. — 
A. Wünsche, Die Schönheit des alten Testaments, 
(u.) Derselbe, Die Bildersprache des alten Testamenta, 
bespr. v. Volz. — W. Wundt, Völkerpsychologie. 
II. I und lteligion, bespr. v. K. Thieme. 

1907. 1. A Sayce G. A. E. Cowley, Aramaic 
Papyri discovered at Assuan, bespr. v. E. Schürer. — 
H. L. Strack, Einleitung in das Alte Testament, 6. Aflg., 
bespr. v. B. Baentsch. — O. Kluge, Die Idee des 
Priestertums in Israel-Juda und im Urchristentum, 
bespr. v. H. Holtzmann. — W. C. van Mauer, Die 
Unechtheit des Rómerbriefes. — Ed. Bratke, Epi- 
legomena zur Wiener Ausgabe der Altercatio legis 
inter Simonem Iudaeum et Theophilum Christianum, 
bespr. v. R. Knopf. 


Theol. Stud. u. Kritik. 1907. 

1. V. Kirchner, Subjekt, Objekt und Zustande- 
kommen der Sündenvergebung auf der prophetischen 
und levitischen Religionsstufe des alten Testaments. 
— W. Riedel, Josephus und das Hohelied. — R. Kittel, 
Biblia Hebraica, bespr. v. G. Hölscher. 


Theol. Tijdschrift. 1906. 

6. A. Noordtzip Musri (Forts.). — Biblia sacra 
veteris testamenti, (u.) C. H. Cornill, Das Buch 
Jeremia, bespr. v. Eerdmans. — P. Kleinert, Die 
Profeten, (u. H. Gunkel, Ausgewühlte Psalmen, (u.) 
A. Noordtzij, De Filistijnen, (u.) E. Heilbronn, Das 
Tier Jahves, bespr. v. B. D. E. — E. Brederek, Kon- 
kordanz zum Targum Onkelos, bespr. v. H. O. 


T'oung Pao. 1906. 

2. J. Ha!évy, Nouvelles considérations sur le 
cycle turc des animaux (Ueber den ügyptischen Ur- 
Vd des nach Tiernumen benannten Cyclus von 
12 Jahren der türkischen Völker). 

A. A. Stein, Hsüan-Asang's notice of P'i-mo and 
Marco Polo's Pein. 


Jesus, 


107 (Ко. 2.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Februar 1907.) 108 


Vossische Zeitung. 1906. 
No. 588. A. Serbin, Die politisch-territorialen 
Verhältnisse am persischen Golf. 


The Westminster Review. 1906. 
November. C. O. Broad, Philosophy of Omar 
Khayyam and Schopenbauer. 


Wiener Studien. 1906. 
48. I. R. Meister, Zur Transcription der 
hebrüischen Gutturale durch die LXX. 


Das Wissen für Alle. 1906. 
uc 86. F. J. Bieber, Durch Gallaland nach 
a. 


Wissenschaft. Oorrespondensb!. d Philo- 
logiae Novitates 1906. 
Oktober. A. Ungnad, Zur Erklärung des 


Hammurabi-Codex (II 69. ѓа UK-RA-RU-SU ušak- 
sidu nismazu — „dem Urra, sein Geführte, seinen 
Zweck erreichen liess.“) — W. Erbt, Tendenz- 
geschichte? (E. verteidigt Н. Wincklers Auffassung 
der hebrüischen Geschichte). — В. Struck, Ueber 
afrikanische Rätsel. —  Derselbe, Bibliographie des 
Set£wana und Sesotho. 

Novbr.-Dezbr. F. N. Finck, Die ostarmenischen 
Laute des 15. Jahrhunderts nach den Transskriptionen 
in Hans Schiltbergers Reisebuch. — W. Erbt, Der 
Dekalog. — C. Brockelmann, Semitische Sprachwissen- 
schaft (bespr. v. W. Erbt). 


Wochenschr. f. klass. Philol. 1906. 

41. C. Brockelmann, Semitische Sprach wissen- 
schaft, bespr. v. Е. Н. 

42. J. H. Breasted, Ancient records of Egypt, 
bespr. v. A. Wiedemann. 

45. P. Jacobsthal, Der Blitz in der orientalischen 
und griechischen Litteratur, bespr. v. R. Oehler. — 
A. Mayr, Aus der phönikischen Nekropolis von Malta, 
bespr. v. F. v. Duhn. 

49. W. Freih. v. Landau, Die Bedeutung der 
Phönicier im Völkerleben, bespr. v. O. Meltzer. 

1907. 1. C. Bartholomae, Zum altiranischen 
Wörterbuch, bespr. v. F. Solmsen. 

2. K. Wessely, Topographie des Fajjum, bespr. 
v. A. Stein. — A. Wünsche, Die Sagen vom Lebens- 
baum und Lebenswasser, bespr. v. H. Steuding. 


W. Z. K. M. 1906. 

XX, 3. А. Freimann. Pand-nàmak i Zaratu&t. 
Der Pahlavitext mit Uebersetzung. kritischen und 
Erlüuterungsnoten. (Schluss) — Е. Hrozný, Das 
Problem der sumerischen Dialekte und das geo- 
graphische System der Sumerier. Vorläufige Mit- 
teilung. (Erklärung des Vokabulars V..A. Th. 244.) 
The Zachariae, Ein jüdischer Hochzeitabrauch (Fische 
als Symbol der Fruchtbarkeit? bei Hochzeiten). — 
T. Mann, Ibn Hatib al-Dabza. Tubfa dawi-l-arab. 
Ueber Namen und Nisben bei Bohàri, Muslim, Malik, 
bespr. v. R. Geyer. — С. Prüfer, Ein ügyptisches 
Schattenspiel, bespr. v. M. Grünert. — Kleine Mit- 
teilungen: Aus einem Briefe Th. Ndldekes (zum Ar- 
tikel J. Hertels „Zu КаШа wa Dimma“) — Н. v. 
Mzik, Einiges über Marvärs П. Beinamen al-Him 
und al-ua'di. — М. Schorr, Der 8 7 des Hammurabi- 
Gesetzes. 


Zeitschr. f. Bücherfreunde 1906. 
6. Helmolt, Weltgeschichte V besp. v. W. 


Zeitschr. f. Bthnologie. 1906. 

38. III. H. Bab, Geschlechtsleben in der asistischen 
Mythologie. — A. Schliz, Der schnurkeramische 
Kulturkreis und seine Stellung zu anderen neolithischen 
Kulturformen іп Stüdweetdeutechland. — Verhand- 
lungen: Kiessling, Fundgruppe aus Knossus. — Hub. 
Schmidt, Expedition Pumpelly in Turkestan 1904. — 
P. Ehrenreich, Mythen u. enden d. stidamerik. 
Urvölker (bespr. v. Seler). 

IV u. V. P. Ehrenreich, Götter und Heil- 
bringer (zum Vortrag K. Breysig's „Ueber die Ent- 
stehung des Gottesgedankens“). — v. Luschan, Ueber 
sechs Pygmüen vom Itmi. — Meinhof, Untersuchung 
der Pygmäensprachen. — J. A. Dulame, Des divinités 
génératrices cnez les anciens et les modernes avec 
un chapitre compl. par A. van Gennep, bespr. v. 
G. Oppert. 


Zeitschr. f. d. Evang. Relig.-Unterr. 1906. 

XVIII, 1. K. Feyerabend, Wörterbuch der he- 
bräischen und deutschen Sprache za den gelesensten 
Teilen des A. T., bespr. v. Schumacher. 


Zeitschr. f. d. Gymnasialwesen. 1906. 

Nov. A. Wünsche, Die Bildersprache des Alten 
Testaments, bespr. у. A. Jonas. — J. Richter, Die 
messianische Weissagung und ihre Erfüllung, bespr. 
v. R. Niemann. — R. Maisch, Griechische Altertums- 
kunde, bespr. v. Th. Becker. — F. v. Schwarz, 
Alexanders des Grossen Feldzüge in Turkestan, bespr. 
v. M. Hodermann. 


Zeitschr. f. Wissensch. Theol 1907. 

L. 1. F. Nippold, Die geschichtliche Bedeutung 
der Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie. — 
B. Baentsch, Pathologische Ztige in Israels Propheten- 
tum. — W. Staerk, Zwei makkabäische Liederbücher 
im Psalter. — E. Nestle, Zur Geschichte der Bibel. 


Zentralbl. f. Anthropol. 1906. 

XI, 6. G. Jacob, Erwühnungen des Schatten- 
theaters in der Weltliteratur, bespr. v. F. Giese. — 
H. Singer, Allgemeine und spezielle Krankheitslehre 
der Juden (darin über das Judentum als Hasse), bespr. 
v. О. v. Hovorka. — Н. M. Huxley, Zur Anthropologie 
der Samarituner, bespr. v. Buschan. — A. Boissier, 
Choix de textes relatifs à la divination assyro-baby- 
lonienne, (u.) Flinders Petrie, Researches in Sinai, 
(u.) В. Meissner, Aus dem altbabylonischen Recht, 
(а.) Е. Е. Peiser, Urkanden aus der dritten baby- 
lonischen Dynastie, (u.) Mitteilungen der Deutschen 
Orient-Gesellschaft 30 u. 31, (u.) O. Weber, Damonen- 
beschwörung bei den Babyloniern und Assyrern, (u.) 
E. Nagl, Die nachdavidische Königsgeschichte Israels, 
(u.) E Revillout, La femme dans l'antiquité, (u.) W. 
v. Landau, Die Bedeutung der Phönicier im Völker- 
leben, bespr. v. L. Messerschmidt. — E. Brandenburg, 
Untersuchungen über phrygische Felsenfassaden, 
bespr. v. R Leonhard. — A. Thomson and D. Randall- 
Maciwer, The ancient races of the Thebaid, (u.) A. 
Keith, Were the &ncient Egyptians & dual race?, 
bespr. v. E. Fischer. 


Berichtigung. 


O.L.Z. X (1907) Nr. 1, Sp. 38, Zeile 31 
ist statt Am vielmehr йеэ heh: 


zu lesen. 


EE 
Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg 1. Pr., Schönstr. 18a L 
Verlag u. Expedition: Wolf Peiser Verlag. Berlin 8, Brandenburgstr. 11. 
Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel, Kirchhain N.-L. 


Orientalistische 
Litteratur-Zeitung. 


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am 15. jedes Monats. 


Berlin. 
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handlungen und Postämter (unter Nummer 6101). — 


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10. Jahrgang. 


15. März 1907. 


AZ 3. 


Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender 
Adresse erbeten: Redaktion der O. L. Z., Wolf Peiser Verlag, Berlin 8. 42, Brandenburgstr. 11.I. 


Zur Königsliste aus Nippur. 


Von Hermann Ranke. 


Die kürzlich von Hilprecht!) als Anhan 
an 46 Tontafeln meist mathematischen SC 
meterologischen Inhalts veröffentlichte alt- 
babylonische Königsliste aus Nippur er- 
weitert unsere Kenntnis der bab \onischen 
Chronologie um ein Betrüchtliches. 


Sie gibt die Namen und Regierungszahlen 
von fünf Herrschern von Ur (im ganzen 117 
Jahre) und von 16 Herrschern?) von Isin 
(im ganzen 225!/ Jahre) — wobei die letz- 
teren von der Liste ausdrücklich als Nach- 
folger der ersteren bezeichnet werden. Wir 
erhalten damit die Reihenfolge von 21 baby- 
lonischen Königen durch 342!/, Jahre, und 
da die Liste — aus paläographischen 
Gründen — nicht lange nach dem Tode des 
letzten auf ihr genannten Königs geschrieben 
sein kann, so dürfen wir uns auf die Zu 
verlüssigkeit ihrer Angaben in allem wesent- 
lichen verlassen. 

Hiermit ist viel erreicht. Die Könige 
von Ur waren zwar bereits in ihrer Reihen- 
folge und der ungeführen Dauer ihrer Re- 
gierung bekannt — aber von den Kónigen 


1) The Babylonian Expedition of the University 
of Pennsylvania: Series A, Vol. XX, Part 1 „Mathe- 
"temple. тагу of Nippur*, by E. v. Hilpreche 
ry of Ni и . v. Hilprecht, 
Philadelphia 1906. id x 
) Die Namen von fünf von ihnen sind aller- 
dings fast völlig zerstört, 


von Isin kannte man weder alle Namen, 
noch von den bekannten die Regierungs- 
dauer oder auch nur ihre Reihenfolge. Dank 
дег Nippur-Liste wissen wir jetzt, dass Ur- 
engur 342!/, Jahre vor dem Sturz Damgi- 
ilishu’s des letzten Königs von Isin, zu 
regieren anfing. 

Die Liste selbst sagt uns noch nichts 
darüber, welche Dynastie die von Isin in 
der Herrschaft ablóste, oder wie Damgi- 
ilishu sich zeitlich verhält zu den Königen 
der sogenannten Hammurabi-Dynastie. — 
Für diese Fragen aber stellt Hilprecht die 
folgende Annahme auf: Das Ende der isi- 
nitischen Herrschaft im 23. Jahr Damgi- 
tlishu’s fällt zusammen mit der Einnahme 
Isins durch Rim-Sin!) von Larsa. Diese 
wiederum ist identisch mit der im Datum 
vom 17. Jahr des Königs Sin-muballit von 
Babel erwähnten „Zerstörung von Isin* — 
denn Sin-muballit hatte dem König Rim-Sin 
von Larsa als seinem Oberherrn Heeres- 


) Die Lesung dieses Königs als Eri-uku oder 
Rim-Aku ist doch lediglich Hypothese?! (vergl. 
aber Weber, Literatur, 8. 209). Hätte der König 
einen elamitischen Namen gehabt, so wäre dieser 
gewiss, wie der seines Vaters und Grossvaters, in 
babylonischen Urkunden phonetisch geschrieben 
worden. Beachtenswert ist Thureau-Dangin’s neueste 
Annahme (Inscriptions, p. 300, n. 3), nach der Warad- 
Stn und Rim-Sin zwei Söhne Kudurmabuk’s gewesen 
wären, die einander auf dem Thron von Larsa fulgten, 


111 [No. 8] 


folge zu leisten. Auf Grund dieser Annahme 

gt es Hilprecht — indem er mit Hilfe 
er Datenliste der 1. Dynastie von Babel 
von Sin-muballit’s 17. Jahr an aufwärts 
rechnet — die synchronistischen Daten der 
letzten Kónige von Isin und der ersten 
Könige der Hammurabi-D ynastie festzulegen. 
Danach fiele das erste Jahr Sumu-abum’s, 
des ersten Kónigs der Hammurabi-Dynastie, 
zusammen mit dem 6. Jahr Bür-Sın’s des 
Zweiten, des 7. Kónigs von Isin — oder, 
mit andern Worten, wir hätten durch nahe- 
zu 100 Jahre eine gleichzeitige ee 
der Dynastien von Babel (im Norden) un 
Isin (im Süden) nebeneinander. — Alles 
hängt an der Annahme, dass das Ende der 
Isin-Dynastie im 23. Jahr Damgi-ilishu’s 
mit der Einnahme Isin’s durch Rim-Sin in 
Sin-muballit's 17. Jahr identisch ist. Diese 
Annahme hat aber so grosse Wahrschein- 
lichkeit für sich, dass wir einstweilen mit 
ihr rechnen müssen !). 

Und sie wird noch gestützt durch einen, 
wie es scheint unbeachtet gebliebenen, Text 
im Britischen Museum (Bu. 88—5— 12, 295 
— C. T. IV 22), dessen chronologische Ein- 
ordnung bisher nicht gelungen war. 

Während die ersten fünf Könige von 
Isin (ihr letzter ist Libit-Ishtar) der Nippur- 
Liste zufolge einem Geschlechte entstammen, 
erscheint mit dem 6. König, UR-NIN.IB, 
eine neue Familie auf dem Königsthron. 
Hilprecht hat mit Recht geschlossen, dass 
zwischen Libit-Ishtar und UR-NIN.IB eine 
Zeit von Unruhen eingeschoben werden muss 2), 
die den Nachkommen Ishbi-UR.RA’s den 
Köni on kosteten. Hilprecht hatte früher 
an einen elamitischen Einfall gedacht, der 
der Herrschaft UR-NIN.IB's voranging?). 
Jetzt (S. 64) spricht er von einer „foreign 
invasion. Wie sich nun zeigt, war dieser 
zurtickhaltende Ausdruck durchaus berechtigt. 

Wenn ich nämlich recht sehe, so wirft 
die oben erwähnte Tafel ein unerwartetes 
Schlaglicht auf diese Zeit des Dynastien- 


1) Zu vergleichen ist hierfür besonders auch das 
auf die Einnahme Isin’s durch Rim-Sin bezügliche 
Datum „Jabr“, da er (Rim-Sin) mit dem erhabenen 
Beistand des Anu, ВА und Ea die „ Königsstadt“ 
(ER. NAM.LUGAL.LA) Isin zerstörte“ (Lindl, 
B.A. IV, S. 384). Man vergleiche damit Zeile 7 
der neuen Königsliste von Nippur, wo der Ueber- 

der „Königsstadt“-Würde von Ur auf Isin mit 
en Worten NAM.LUGAL.BI I-si-m4 SHU.BA.TI 
ausgedrückt wird. 

3) Die unbekannte Dauer dieses Interregnums 
muss beim Versuch einer genauen Festlegung der 
chronologischen Daten berücksichtigt werden. 

Dm seine Gründe vergl. B. Z., Series D., 
Vol. I, p. 378 ff. und 512 ff. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR ZEITUNG. 


[März 1907] 112 


wechsels in Isin. Sie ist datiert „in dem 
Jahr, in welchem Amurum den Libit-Ishtar 
vertrieb“ 1). Die Schrift der Tafel ist alter- 
tümlich. Ohne sonstige Anzeichen würde 
man sie in die Zeit des Anfangs der Ham- 
murabi-Dynastie setzen. Nach Hilprecht’s 
Annahme fiele der Sturz Libit-Ishtar's von 
Isin b + 28 = ӚЗ Jahre vor den Beginn 
der Regierung Sumu-abum’s. Danach ist es 
mehr als wahrscheinlich, dass der Libit-Ishtar 
unsrer Tafel mit dem letzten Herrscher der 
ersten isinitischen Königsfamilie identisch ist. 


Dann erfahren wir nun aber auch, wer 
den König Libit-Ishtar entthronte. Amurum 
könnte ein gut babylonischer Personenname 
sein 2). Aber wenn eine einzelne Persön- 
lichkeit genannt wird, so mussten wir an 
dieser Stelle UR-NIN.IB erwarten. Nun 
könnte dieser aus irgend einem unbekannten 
Grunde Amurum genannt werden. Aber 
eine andere Annahme erscheint weit mehr 
berechtigt: Wir können Amurum auch als 
Amurrum oder Amurrüm fassen, und unter 
„dem Amurräer“?), der den König „vertreibt“, 
die Scharen nomadischer Westsemiten ver- 
stehen, die Babylonien durchziehen, um sich 
feste Wohnsitze zu suchen.  lsin erobern 
sie zwar, vermögen es aber nicht zu halten 
— UR-NIN.IB, der auf Libit-Ishtar folgt‘), 
treibt sie zurück. In Babel dagegen gelingt 
es ihnen wenige Jahrzehnte später, sich 
festzusetzen. 

Interessant wäre es, falls meine Auf- 
fassung sich bewährt, zu wissen, wo die 

enannte Tafel geschrieben worden ist. Da 
ie meisten der in C. T. veröffentlichten 
altbabylonischen Kontrakte aus  Sippar 
stammen, so kommt diese Stadt zunächst in 
Betracht. Jedenfalls dürfte die betreffende 


1) shattum (MU), [sha] Li-br-it-Ishtar A-mu-ru-um 
ft-ru-du-ush. Die Namen der in dieser Urkunde als 
Zeugen fungierenden Personen sind 1) Anbartum 
(7, geschrieben AN. BAR. MASH / -ti-im) Sohn des 
(der 7) Dam 2) Ishme-Sin Bohn des UR. R. A- 
malik. 3) Sin-mu-pa(?)-ls Sohn des Nür-Shamash. 
4) Awil-NIN.SHAH Sohn des Z(S)alija. Hierzu ist 
einstweilen auf Amurum Sohn des (der ?) Dammaqtum 
hinzuweisen, der Bu. 88—5—12, 717 (C. T. IV 48), 
7. 4f. erwühnt wird. Ich hatte diesen Text unter 
Sumu-la-e angesetzt (Sl. €), da der in ihm be- 
gegnende fupsharru (Ubär-NIN.IB) noch in einem 
V abium-Kontrakt (Z. 7) auftritt. An sich liesse sich 
Sl. 6:21 auch zu Sumu[-abum] ergünzen. Dann 
wire aber Ubár-NIN.IB windestens 38 Jahre lang 
tupsharru gewesen. 

*) Vergl. Personal Names, p. 66. 

) Vgl. máré Amurrum für , Amurr&er", Bu. 91— 
5—9, 2463 (C. T. II 50), Z. 21 und Personal Names, 
. 38? 


4) und dem isinitischen Fürstengeschlecht an- 
gehórte ? 


118 [No. 8.) 


Stadt in die Macbtsphüre дег isinitischen 
Dynastie gehört haben. Zu bemerken ist, 
dass die Tafel ziemlich flüchtig geschrieben 
ist und dass ihr Inhalt sich auf eine Geld- 
summe bezieht, die, wie es scheint, zwei 
Babylonier (KAsha- Shamash und Awil- 
Nannar) von einem Westsemiten (Jantin-el) 
erhalten haben. 


Steglitz, Februar 1907. 


Lipit-Istar. 


Von Bruno Meissner. 


Unter den altbabylonischen Urkunden der 
ersten Dynastie von Babylon haben sich 
eine Anzahl Daten gefunden, die Herrscher- 
namen aufführen, welche in unsern offiziellen 
Listenfehlen. Denzuerstbekanntgewordenen 
Immeru hat Thureau-Dangin (ISA. 296 
Anm. 2; vgl. Hilprecht BE. XX, 1, 56a) 
zwar jüngst mit Nür-Rammän oder Nür- Immer 
indentifiziert. Allein es bleiben noch einige 
andere übrig: Anmanila, oder wie Hilprecht 
a. a. O. 55 lesen will, Iluma-ila, Bunu- 
tahtun-ila (Ranke BE. VI, 1, 8) und noch 
einige mehr, über die sich vorläufig noch 
nicht viel aussagen lässt. Einen neuen Namen 
treffen wir CT. IV, 22, 11c, wo die Unter- 
schrift lautet: sattu Sa Li-bi-it-Istar A-mu- 
ru-um it-ru-du-us. Das kann nur übersetzt 
werden: das Jahr, in dem (die Stadt) Amuru 
den Libit-Iätar vertrieb. Denn Amurum 
kann in dieser Zeit kaum als Akkusativ 
gefasst werden, ausserdem wäre dann das 
Suffix bei s(rudu unverständlich. Man muss 
also annehmen, dass der Datierung die Tat- 
sache zugrunde liegt, dass die Stadt Amuru 
zu irgend einer Zeit einmal einen Mann 
namens Libit-Istar verjagt habe. 


Früher konnte man eventuell daran denken, 
diesen Libit-IStar mit dem König gleichen 
Namens aus der Dynastie von Isin zu identi- 
fizieren. Indes musste es schon immer auf- 
fallen, dass Libit-IStar an unsrer Stelle nicht 
den Kónigstitel führt, und dass selbst zwischen 
den ersten Kónigen der Hammurabidynastie, 
der unser Text augenscheinlich angehört, 
und den letzten der Dynastie von Isin eine 
Lücke klaffte. Dank der von Hilprecht 
BE. XX, 1, 46 veröffentlichten neuen Königs- 
liste können wir jetzt hier genauer sehen. 
Wir lernen aus ihr, dass die Dynastie von 
Ur 5 Könige mit 117 Regierungsjahren um- 
fasste, der dann die Dynastie von Isin mit 
16 Königen und 225½ Regierungsjahren 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Marz 1907.) 114 


folgte!). Setzt man das Ende der Dynastie von 
Isin um c. 2300 v. Chr. an?), so wäre Ur-Engur 
о. 2640 v. Chr. auf den Thron gekommen, 
und Ibi-Sin c. 2525 v. Chr. in die Gefangen- 
schaft geführt. Libit-IStar ist der fünfte 
Kónig von Isin und würde nach unserer 
Rechnung с. von 2442— 2431 regiert haben. 
Aus diesen Gründen ist es so gut wie aus- 
geschlossen, dass unser Libit-Istar mit dem 
König von Isin zusammenzustellen sei. 


Es fragt sich, ob man imstande ist die 
Zeit dieses Mannes näher zu bestimmen. 
Ich glaube nun, dass der Text CT. VI, 8 
(Bu. 91, 5—9, 279) von demselben Libit-Istar 
handelt. Hier erzählt ein Mann, er sei 
gefangen genommen worden und hátte sich 
an Libit-Istar gewandt, seine Sache zu ent- 
scheiden und ihn freizulassen. Nachdem er 
von ihm abschligig beschieden worden, hatte 
er sich später an den Gouverneur (Sakkanakku) 
namens Amavanu gewandt: 11) i-na bit 
A- ra- ar- ri is-ba-ta-an-ni-ma 12) u- Se · ri· ba- an- 
ni- ma ip- hi- an- ni 13) ù Li-bi-it-IStar 14) am- 
zu- ter- ma um- ma u- u- nia 15) a- di a- pi- at na- 
di-tim 16) ta- na- sa- hu 17) ma- ma- an ú-ul ú- 
pi-Sar-ka = er (wer?) ergriff mich im Hause 
des Ararru, liess mich (ins Gefängnis) gehen 
und sperrte mich ein. Darauf ging ich Libit- 
IStar an, der aber (antwortete): Bis du die 
Angelegenheit mit naditu (? dem Schatz ?) 
nicht endgültig beendigst, soll niemand dich 
freilassen. Auch hier tritt uns der Name 
ohne jeden Titel entgegen. Da er aber in 
Gerichtssachen als oberste Instanz dient, 
wird er wohl denselben Rang wie Amanänu, 
un den Gouverneursposten, bekleidet 

aben. 


1) Dass Ibi-Sin der letzte König der Dynastie von 

Ur sei, hatte schon Thureau-Dangin (ZA. XV, 408) 

eglaubt, man wusste es, seitdem Boissier Divin. 
D 64 die Angabe aus Rm. 2, 174 mitgeteilt, dass 
er als Gefangener nach Elam (AN-DU-AN-KI [aé- 
áa-an d. i. Ansan] = E-lam-tu; П R. 47, 18с) weg- 
geführt sei. Leider ist der betreffende Omentext 
noch nicht publiziert. Erwähnt wird der König auch 
Craig Astrol. T. 80 Obv. 8. Der erste König der 
nächsten Dynastie Iöbi-Urra scheint sich indes vom 
elamitischen Einfluss freigemacht zu haben; wenigstens 
heisst es in einem Omentexte (Boissier Divin. 30, 16) 
von ihm, dass er keinen Gegner gehabt habe. Bei 
Libit-Iätar füllt in der Hilprecht’schen Liste die 
verhältnismässig kurze Regierung und der Umstand 
auf, dass der Nachfolger Ur-Ninib nicht sein Sohn 
ist. — In ‘den Omentexten finden sich noch mehrfach 
bistorische Angaben; vgl. Boissier Divin. 80,5 und 
81 Anm. 203; 91, 3; 193, 31; 263, 1. 

3) Ranke hat es BE. VI, 1, 8 wahrscheinlich 
gemacht, dass die sog. zweite Dynastie von Babylon 
ganz oder teilweise gleichzeitig mit der ersten regiert 
habe. Stimmt das, so müssten die Daten natürlich 
weiter herabgesetzt werden. 


115 [No. A 


Der Text ist nicht datiert, so dass man 
leider nicht imstande ist, ihn sicher ein- 
zureihen. Ranke (Early bab. pers. nam. 56) 
setzt ihn indes mit guten Gründen in die 
Zeit Apil-Sins. Vielleicht ist der in drei 
Urkunden aus der Zeit Apil-Sins (CT. VIII, 
29, 15b; 19c; 49, 40a) an erster Stelle (alle 
drei Male ohne Vatersnamen) als Zeuge 
fungierende Libit-Istar eben der unsrige. 


Es scheint demnach, dass zur Zeit Apil- 
Sins Libit-Istar als mächtiger Gouverneur 
Sippar leitete, dass er sich aber sehr un- 
beliebt machte, bis er schliesslich von den 
Bewohnern der Nachbarstadt Amurru verjagt 
wurde ). 


Die Alabasterreliefs aus dem Nord-West- 

Palaste König Assur-nasirpals II. (885 bis 

860 v. Chr.) zu Kalchu-Nimrud in ihrer 
kulturhistorischen Bedeutung. 


Von Arthur Hermann. 


II. 


Da die Assyrer in allererster Linie ein 
Kriegsvolk waren, so darf es uns auch nicht 
wundernehmen, wenn wir auf den assy- 
rischen Reliefs besonders Kriegsszenen dar- 
gestellt finden. 

Sehr oft sehen wir, wie der König oder 
ein hóherer Offizier in den Krieg auf einem 
Streitwagen gezogen ist und von diesem 
herab auf die andrüngenden Feinde seine 
Pfeile abschiesst (vgl. 382, 398; 384, 396). 
Am schónsten wird diese Kampfesart durch 
382 und 384 illustriert. Auf ersterer Nummer 
erblicken wir den Kónig, im Profil nach rechts, 
auf dem Kriegswagen, auf dem sich ausser 
ihm noch zwei Personen befinden, nämlich 
ein Krieger, der schützend den Schild vor 
ihn bält, und der Wagenlenker, schiessend 
auf vier von vorn gegen ihn andringende, 
aber, wie die Stellung der Füsse zeigt, jeden 
Augenblick zu fliehen bereite Krieger. Einer 
von diesen hat schon, erscbreckt durch das 
feurig daher galoppierende Gespann des 
Kónigs, den Bogen gesenkt und bittet mit 
der erhobenen Rechten tm Gnade, damit es 
ihm nicht auch so ergehe wie seinem Lands- 
manne, den wir von zwei Pfeilen tódlich ge- 
troffen unter des Kónigs Pferden liegen sehen, 


1) In der Datenliste wird bei Apil-Sin allerdings 
kaum Platz für das oben erwühnte Datum sein. Es 
war vielleicht nicht das offizielle, das der Schreiber 
nur einsetzte, weil es ihm besonders wicbtig erschien. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(März 1907.) 116 


oder wie jenem Krieger, den wir oben, also, 
da die assyrischen Kiinstler Perspektive in 
unserem Sinne noch nicht kannten, in Wirk- 
lichkeit im Hintergrunde, tot daliegen finden 
und an dessen Leiche zu fressen sich eben 
ein Raubvogel anschickt. Ueber der ganzen 
Kampfszene waltet, vor dem Könige her- 
schwebend, wie auf diesen Reliefs so oft, 
aber nicht immer, vor ihm, aber nur vor 
ihm, der in der gefliigelten Sonnenscheibe 
sich befindende Gott Assur, der ebenfalls 
wie der Kénig Pfeile vom Bogen abschiessend 
erscheint. — 


In gleicher Tätigkeit finden wir den Gott 
auf 398. Dagegen hat er seinen Bogen 
gesenkt, wenn dies der Kónig auch tut, 
vgl. 394 (diese Nummer ist wegen der 
eigenartigen Bildung der Sonnenscheibe, 
die an die Darstellung der Sonne in der 
babylonischen Kunst erinnert, noch besonders 
interessant) Siehe auch 391, wo Assur 
nur in seiner linken Hand einen Ring hat. 
Ebenso Layard a. a. O. I 25. Dieser Ring 
jenen, den Assur auch auf dem 


erinnert an ) 
Maltajarelief(AusgrabungeninSendschirls 123) t) 


und auf der Asarhaddonstele (ebenda Tf. I) 
in seiner Linken hat. Dafür, dass hier auf 
diesen Reliefs Assur dargestellt ist, siehe 
die Gründe bei Karl Frank, Bilder und 
Symbole babylonisch-assyrischer Gótter S. 27. 
Den Ring haben aber auch noch andere 
Gótter, wie ebenjene beiden Reliefs lehren. 
Auf dem Bavianrelief?) Layard II 51, von 


1) Über das Maltajarelief vgl. Ausgrabungen in 
Sendschirli I 23, woselbst die frühere Literatur. 
Besonders siehe auch Layard- Meissner, Niniveh u. 8. 
Ueberreste S. 124 und Victor Place, Ninive et P Assy- 
rie II S. 153 ff. und III Tf 46. 


*) Über Bavian würde Ausgrabungen $n Send- 
schirli I S. 21 zu vergleichen sein. wenn es dort 
nicht von Fehlern geradezu wimmelte. So siehe 
Victor Place, Ninive et l'Assyrie П 8. 161 ff. und 
Layard-Zenker, Nineveh und Babylon 8. 166 ff., wor- 
aus u. a. hervorgeht, dass in Bavian weder drei 
ügyptische Inschriften noch ein ügyptisches Relief 
gefunden worden sind noch sich dort bloss ,sieben 
stelenfórmige Nischen mit Königsbildern“ befinden, 
wie dies Alles Ausgr. in Sendschirli I 21 steht, da- 
gegen drei ägyptische Inschriften und ein ägyptisches 
Relief am Nahr il Kelb („ Hundefluss“) bei Börüt 
entdeckt worden sind und dort auch sieben Nischen 
sind (Layard-Zenker a. a. O. S. 158 Anmerkung), 
wührend der Nischen in Bavian es elf gibt, von denen 
drei Inschriften tragen (Layard- Zenker a. a. O. 8. 
158/169). Durch eine ganz flüchtige Lektüre der 
Anmerkung bei Layard-Zenker 8. 168 seitens des 
Verfassers der Ausgr. іп Sendschirli I 21 haben sich 
jene ganz groben Fehler in sein Werk eingeschlichen. 
Auch ist in Bavian kein ,Relief mit einem zu Pferd 
gegen einen stehenden, schildgedeckten Gegner an- 
stürmenden König, über dem drei Götter auf Thieren 
stehend dargestellt sind“, gefunden worden, wie 


Se, A ee gie — 4" елгэ е-кЕ., ашы rear Яне e eu ER u mum c IRE 00 LE — л Д 


aP e ˖ r — E A, " FP ғы a ҒҰ FP L3. ян as ҒҒ ts за” 


Le) i.: 


Ot ғ” ep fy" — SE Er M РӘ - 


117 No. 8] 


dem ich auch eine kleine Photographie habe, 
tragen die Gottheiten einen Ring, in dem 
sich eine stehende Person, wahrscheinlich 
eine Gottheit, noch befindet, in durchbrochener 
Arbeit. Dass dieser Ring nicht am Stabe 
sitzt, wie Layard-Zenker, Nineveh und Baby- 
lon S. 157 will, ist nach unseren Darlegungen 
wohl klar! Zu beachten ist, dass der Unter- 
kérper Assurs, wenn dieser Gott sich in der 
geflügelten Sonnenscheibe befindet, dann stets, 
wie ganz deutlich ist, in einen Schwanz 
ausläuft, der bereits іп der Nabelgegend 
beginnt, gleich unterhalb des Gurtes. Denn 
dieser Assur trügt einen kurzármeligen Rock, 
der von einem Gurte zusammengehalten wird, 
ausserdem nur noch eine Mütze, mit vier 
Hórnern (394 und 398). Diese Art, Assur 
darzustellen, finden wir nur hier auf den 
Alabasterreliefs Assurnasirpals, sonst weder 
auf den Bronzereliefs vom sog. Tore zu 
Balawat noch auf den Alabasterreliefs der 
üteren Zeit. Unwillkürlich wird man bei 
trachten solcher Assurbildnisse an jene 
Stelle der Annaleninschrift Assurnasirpals 
erinnert, wo es heisst: „Als Assur, der Herr, 
der meinen Namen genannt, mein Kónigtum 
gemacht hat, seine unüberwindliche 
Waffe zur Seite meiner Herrschaft hielt“ 
(Teilinschriftliche Bibliothek I S. 55). 

Ganz ähnlich ist die andere Kriegsszene, 
384. Nur ist es hier nicht der König, der als 
Kümpfer auftritt, sondern es sind zwei höhere 
assyrische Offiziere. Zu beachten ist, dass, 
wo wir diese zu Wagen im Kriege erscheinen 
sehen, mit ihnen zugleich auch die assy- 
rischen Feldzeichen auftreten und ebenso 
umgekehrt (vgl daraufhin ausserdem 392 
und 396). Eine Ausnahme bildet 389. Hier 


. in Sendschirk I 21 steht. Mit diesen Worten 
soll jedenfalls in gans flüchtiger Art das Relief, das 

-Zenker S. 158 u. If. F besprochen und 
abgebildet ist, beschrieben sein. Ausgr. in Send- 
schirli I S. 21 Anmerkung steht, dass die auf dieser 
Seite gegebene Skizze der Beizeichen eines stelen- 
fórmigen Fels-Reliefs (Nische) bei Bavian nach Layard 
so gegeben ist, dass die Zeichnung der Vorlage genan 
beibehalten ist. Dem ist aber ganz und gar nicht 
so, wie ein Vergleich dieser Skizze mit Layard-Zenker 
Tf. ҮШ G lehrt. Zu деп Ausgr. іп Sendschirk I 
8. 21 als in Bavian gefunden angeführten Reliefs 
kommen noch zwei Bruchstücke (Layard-Zenker a. a. 
О. S. 161): das eine von ihnen darstellend Gilgameš 
mit dem Lówen zwischen zwei geflügelten Stieren 
mit Menschenkópfen, die einander den Ricken zu- 
kehren, das andere den König zwischen zwei Gott- 
heiten, die auf Tieren mit Adlerkópfen und dem 
Körper und деп Vorderfüssen eines Löwen stehen. 
Die hinteren Beine dieser Tiere haben die Krallen 
eines Raubvogels. Und dann gehören noch hierher 
die zwei springenden Lówen im Helief an der Wasser- 
mündung (Layard-Zenker S. 161 und Tf. III E). 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[März 1907.) 118 


erscheinen die Feldzeichen auf Wagen, auf 
denen sich nur der Wagenlenker befindet, 
und haben wir uns sicherlich die Offiziere ab- 
gestiegen zu denken. Wir werden also wohl 
genauer diese Offiziere als Standartentrüger 
bezeichnen können. — 

Auf 396 und 398 sehen wir sogar ein 
feindliches Kriegsgespann, einmal von zwei 
auf ihren Streitwagen dahinstürmenden, 
assyrischen Offizieren aufs schwerste be- 
drängt, das andere Mal vom assyrischen 
Könige selbst, so dass der Kämpfer des 
feindlichen Kriegswagens tot nach hinten 
von ihm herabfällt, während der Wagen- 
lenker, von einem Pfeile in den Rücken ge- 
troffen, über die Brüstung vornüber hinab- 
stürzt. Beidemal stürzt ein Pferd des feind- 
lichen Kriegswagens. Dieses Motiv des 
stürzenden Pferdes muss auch den Künstlern 
der Balawatreliefs sehr gefallen haben; denn 
wir finden es bei ihnen auch einmal, wo es 
sicherlich von diesen Reliefs Assurnasirpals 
entlehnt ist, siehe Londoner Publikation der 
Balawatreliefs Tf. M. 2. Ebenso finden wir 
es auf dem Relief Assurbanipals 438/439 
= Layard, Monuments of Nineveh II 45. — 

Ferner treffen wir auch Pagen auf den 
Kriegswagen als Schiitzen an (388). Sehr 
interessant ist auch die Abbildung bei Layard 
I Tafel 28, wo Krieger in einer Panzerung, 
in einem Schuppenpanzer, zu Wagen. als 
Bogenschiitzen erscheinen 1). 

Ebenso bis zu den Knócheln gepanzerte 
Krieger treffen wir sonst noch auf 399, wo 
sie auch zu Wagen in den Krieg gezogen 
sind, und auf 397 an. Auf 395 ndet sich 
ein Krieger, der in ebensolcher Panzerung 
steckt, die jedoch bei ihm nur bis zu den 
Waden reicht. Vgl. auch Layard I, 29. 

Dieser Panzer?) ging sicherlich um den 


1) Bemerkt sei, dass die Herkunft dieses Reliefs 
durchaus nicht ganz sicher ist. Gefunden im Süd- 
westpalaste, den Asarhaddon erbaut hat, gehört es 
nach Layard im Texte zu der betreffenden Tafel 
unzweifelhaft dem Nordwestpalaste an. Layard I 29 
stammt dagegen, wie wohl angenommen werden dürfte, 
aus dem Südwestpalaste, weil wohl auf der Rück- 
seite der Platte befindlich, die Layard I 28 trägt. 
Das Ganze hatte durch Feuer derart gelitten, dass 
es nicht transportiert werden konnte. Darstellung 
und Stil zwingen einen andererseits beide Reliefs, 
Layard I 28 wie I 29, in die Zeit Assurnasirpals zu 
setzen. 

) Bei der Erklärung der Panzerung der assy- 
rischen Krieger hatte ich mich wie bei allen das Kriegs- 
wesen betr. Fragen dieser Abhandlung einer überaus 
freundlichen, unermüdlichen Unterstützung zu er- 
freuen seitens Se. Exzellens des Kommandanten des Zeug- 
hauses su Berlin, Herrn Generallieutenants von Usedom, 
des Direktors dieses Zeughauses, Herrn Geh. Re- 
gierungsrats Dr. von Ulisch und des Herrn Haupt- 


119 [No. 8.) 


ganzen Кбгрег des Kriegers und bedeckte 
nicht etwa bloss seine Vorderseite. Die 
Schulterstiicke sind besonders an dem Panzer 
angefügt, wie aus der Zeichnung hervorgeht 
(Layard I Taf. 28 und 29), aber sie werden 
angenäht, nicht bloss aufgelegt worden sein, 
schon deswegen, da letzteres unpraktisch ge- 
wesen wäre beim Anlegen der Rüstung. 
Die Schuppen der Schulterstücke hatten in 
ihrer Anordnung eine andere Richtung, wie 
die des Hauptpanzers (Layard I Taf. 28 und 
29). Nur die Panzerrüstung 399 scheint 
in dieser Hinsicht anders zu sein. Hier 
scheinen nämlich die Schulterstücke aus 
Schuppen zusammengesetzt zu sein, die zum 
Teil dio gleiche Richtung innehalten, wie die 
der Hauptrüstung, zum Teil aber auch die 
Anordnung zeigen, wie wir sie sonst bei 
den Schulterstiicken als charakteristisch an- 
treffen. Denn die beiden geschwungenen 
Linien, die über dem Rücken dieses Ge- 
panzerten laufen, sollen doch sicherlich die 
Ansätze der Schulterstücke andeuten, wenn- 
gleich diese Linien nicht bis zu Ende aus- 
gezogen sind, wie sonst (Layard I 28 und 29). 
Oder sind diese Linien hier vielleicht nur 
auf ein Versehen des Künstlers zurückzu- 
führen? Oder etwa auf moderne Beschädi- 
gung des Reliefs, was sogar sehr wahrschein- 
lich ist? Dann würde dieser Panzer genau 
die gleichen Schulterstiicke haben, wie der 
des Gepanzerten auf dem Turme der Bresch- 
maschine auf 397, d. h. ein Panzer mit ganz 
kurzen Aermeln sein und die Schuppen der 
Aermel würden dann so angeordnet sein 
wie wir es auch sonst bei den Schulter- 
Stücken stets angetroffen haben. Bei dem 
Gepanzerten auf 395 soll sicherlich die auf 
seiner rechten Brustseite vom Künstler an- 
gedeutete Vertiefung den Ansatz derSchulter- 
stücke bezeichnen. Eigentlich sollte man der 
Natur entsprechend anstatt der „Vertiefung“ 
eine „Erhöhung“ erwarten. Ап der linken 
Seite dieses Kriegers finden wir nichts Dem- 
entsprechendes. Dieser Panzer wird durch 
einen Gurt zusammengehalten, der aus Leder 
bestanden haben wird. Layard I, 28 haben 
die Gepanzerten einen Gurt, der vorn durch- 
brochen ist und deren einer noch mit dem 
Gittermuster z. T. verziert ist. Siehe auch 
Layard I 29 daraufhin!, Sonst scheint der 
Gurt immer der gleiche zu sein (395, 397 
und 399). Vorn konnte dieser Panzer ge- 


mann Gohlke, mit denen ich alle strittigen Punkte, 
für deren Entscheidung auch praktische Kenntnisse 
notwendig waren, durchsprechen durfte. Allen drei 
Herren sage ich dafür auch an dieser Stelle meinen 
tiefempfundenen Dank. 


ORIENTALISTISOBE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Mars 1907.| 120 


öffnet werden, wie aus Layard I 29 hervor- 
geht. Er wird durch Metallstücke oder durch 
Lederriemen geschlossen worden sein, von 
denen jedoch der Künstler keine Spur an- 
gedeutet hat. Dasselbe Relief Layard I 29 
lehrt uns auch, dass man unter dem Panzer, 
wie eigentlich selbstverstündlich, noch ein 
Gewand trug. Die Arme lässt die Panzerung 
frei, wohl deshalb, damit man sie frei be- 
wegen konnte, was wenn sie auch in einem 
Panzer sich befunden hätten, nicht recht 
moglich gewesen wáre. 

Die „Ringe“ auf der Aussenseite der 
Arme der Schwergepanzerten auf 397 und 
309 und die eigenartige Zeichnung auf der 
Innenseite der Árme der Gepanzerten bei 
Layard 128 zeigen an, dass die alten Assyrer 
zum Schutze gegen die Sehne an der Innen- 
Seite des ausgestreckten Armes beim Bogen- 
schiessen eine Schiene, ein Bogenspannarm- 
band trugen. Wir finden diese ,Ringe“ an 
der Aussenseite der Arme und die eigenartige 
Zeichnung an ihrer Innenseite auch sonst 
noch (374, bei dem knieenden Bogenschützen 
397, 400 und andererseits 371, 376, 378, 
382, 384, 386, 388, 391, 396 und 398). In 
Kleinigkeiten weichen die Armschienen stets 
die eine von der anderen etwas ab. Am 
besten sind die Bogenspannarmbänder zu 
sehen auf 371, 384, 386 und Layard I 28. 
Ueber die Art ihrer Befestigung am Arme 
möchte ich keine Vermutung weiter äussern. 
Nur unterscheiden sie sich in dieser Hinsicht 
von denen Assurbanipals, die um den Daumen 
noch befestigt wurden (473 = С. Bezold, 
Ninive und Babylon S. 127, 492 = С. Bezold 
а. а. О. S. 7 und ferner 516 und Berlin, 
Vorderasiat. Abteil. der kgl. Muscen 963 = 
Illustrirte Zeitung (Leipsig) 1903. 21. Mai. 
S. 785 Abb. 7). Auf 377 trägt der König, 
obwohl er mit Pfeilen und Bogen bewaffnet 
ist, keinen derartigen Schutz für seinen Arm, 
während er auf 391, wo er in derselben 
Situation sich befindet, d. h. verhandelnd 
mit einem seiner höchsten Beamten, einen 
solchen Schutz hat. Auch der hohe Beamte, 
der Löwen jagt, Berlin V. A. 959, hat 
keinen derartigen Schutz. Auf 384 sehen 
wir oben an der Auasenseite der aus- 
gestreckten Arme der feindlichen Bogen- 
schützen Ringe, die auch andeuten sollen, 
dass diese Krieger an der Innenseite ihrer 
Arme eine Schiene zum Schutze dieser tragen. 
Die Schiene selbst zeichnet der Künstler an 
den Armen der Feinde nie, obwohl er Ge- 
legenheit dazu gehabt hätte, z. B. 397 und 
Layard I 29. Selbst die Ringe treffen wir 
bei den Feinden nur auf 384 an. Oder ist 


141 (No. 8] 


auf der Innenseite des linken Armes des 
auf der feindlichen Stadtmauer stehenden, 
den Bogen bereits gesenkt habenden Kriegers 
auf 397 etwas hierher Gehöriges zu sehen? 
Ich erkenne nur eine Linie, die unterhalb 
des Ellenbogengelenks quer über den Unter- 
arm läuft. An dem linken Arme des ge- 
panzerten Bogenschützen auf 399 bemerken 
wir dicht am Panzer einen runden Streifen, 
der in seiner Bedeutung schwer zu erklären 
ist. Man könnte denken, dass der Aermel 
des Gewandes, das dieser Krieger zweifels- 
ohne unter dem Panzer trügt, hervorschaut. 
Aber das geht insofern nicht, als sich der 
Aermel bei vorgestrecktem Arme in Wirk- 
lichkeit im Gegenteil zurückzieht. Anderer- 
seits an einen Panzersaum zu denken, geht 
auch nicht recht. Denn bei den anderen 
Panzern finden wir nichts Analoges. Zudem 
ist sein rechter Panzerirmel ungesáumt, 
jedoch würde letzteres nicht viel bedeuten, 
da die assyrischen Künstler manchmal auch 
den einen Aermel des Kleides gesüumt, den 
anderen ungesáumt darstellen (364 und 369). 
An ein Armband zu denken, halte ich für 
falsch. Würe die Lage für ein Oberarmband 
doch schon eine andere! Dasselbe würde 
der Künstler sicherlich nicht so in eins mit 
dem Panzer gezeichnet haben. Auch bei 
jenem zweiten Krieger von links auf 376 
nehme ich an, dass er um seinen rechten Ober- 
arm keinen Schmuck trügt, sondern einGewand, 
dessen Aermel doppelt gesäumt sind. — 
Was das Geflecht der Panzer (siehe über 
diese G. Rawlinson, The Five Great Monarchies 
of the Ancient Eastern World J“ 443 und 
Layard, Nineveh and its remains II? 335) an- 
langt, so darf man zunächst nicht etwa an- 
nehmen, dass die einzelnen Schuppen, von 
denen eine grosse Menge bei den Aus- 
grabungen Layards im Nordwestpalaste zu 
Nimrud gefunden wurde und die, oblong, 
rechteckig an dem einen Ende und abgerundet 
am anderen, zwei, drei oder mehr Zoll lang, 
zum grossen Teil aus Eisen sind, mit einer 
erhabenen oder getriebenen Linie in der 
Mitte, zum anderen Teil mit eingelegtem 
Kupfer, aneinandergenietet waren, da so dem 
Panzer die Beweglichkeit verloren gegangen 
würe, die unbedingt für ihn notwendig ist. 
Vielmehr werden die einzelnen Schuppen auf 
Leder oder Leinen befestigt worden sein, 
eine Panzerart, die wir z. B. bei den attischen 
Hopliten finden ( Bauer, Die Kriegsaltertümer in 
Handb. d. klass. Altertumswissenschaft herausg. 
von Iwan von Müller IV, 1,2 S. 350). Man 
denke auch an den Korazin und an die 
Brigantine. Die assyrischen Platten wurden 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Marz 1907.) 122 


so angeordnet, dass ihre rechteckige Seite 
stets unten sich befand und sie nicht tiber- 
einander iibergriffen. Noch Genaueres tiber 
die Art ibrer Befestigung jedoch anzugeben, 
ist unmöglich, da die Reliefs uns hierbei 
ganz im Stiche lassen und andererseits ich 
auch weder bei Layard noch bei Rawlinson 
ausfindig machen kann, wieviel Locher die 
in dem Assurnasirpalpalaste gefundenen Plätt- 
chen gebabt haben, woraus allein man auf 
die Befestigung genauere Schlüsse ziehen 
kónnte! Eine Anfrage meinerseits beim Bri- 
tischen Museum in London wurde dahin be- 
antwortet, dass sich in diesem Museum keine 
solchen assyrischen Plättchen befänden, nur 
ägyptische. Die horizontalen Reihen, die 
wir über jeder Schuppenreihe an den Panzern 
stets bemerken, sind in ihrer wirklichen Be- 
deutung schwer zu erkennen. Sollte durch 
sie vielleicht der Künstler angedeutet haben, 
dass an den Stellen stets das Futter des 
Panzers, also das Leder oder das Leinen, 
zum Vorschein kam? Allerdings wäre der 
Panzer so beschaffen gewesen, so wäre er 
zwar beweglicher gewesen, aber an Schutz 
hätte er verloren. Dazu kommt, dass jene 
Linien, die wir sehen, hervortretend dar- 
gestellt und nicht vertieft wiedergegeben sind, 
wie man eigentlich erwarten sollte, wenn sie 
die Fütterung der Panzerrüstung veranschau- 
lichen sollen. Doch dürfen wir auf letzteren 
Punkt nicht allzu grossen Wert legen, da 
wir bei der Interpretation dieser Reliefs aus 
der Zeit Assurnasirpals des öfteren auf ana- 
loge Fälle stossen. Und werden bei den 
Gepanzerten Salmanassars auf den Balawat- 
reliefs doch diese Streifen bald vertieft wieder- 
gegeben (Tf. D 3 der Londoner Publikation 
der Balawatreliefs), bald erhaben (Tf. I 3), 
obwohl sie sicher immer das Gleiche be- 
deuten sollen! Oder aber sollen die Linien 
Streifen andeuten, die auf der Panzerung 
aufgenäht waren? Mit anderen Worten: wäre 
anzunehmen, dass die Platten, die Löcher 
zu ihrer Befestigung sicher hatten, an dem 
Leder oder Leinen eine neben der anderen 
festgemacht und dann über einen Teil der 
Platten, nur um ihre Löcher zu verdecken, 
Streifen befestigt wurden? 

Der königliche Bogenschütze der Löwen- 
jagd jenes aus Saktsche-Gözü in Nordsyrien 
stammenden, jetzt in der Vorderas. Abt. d. 
К gl. Museen eu Berlin 971 befindlichen Reliefs 
(abgeb. bei Humann u. Puchstein, Reisen in 
Kleinasien u. Nordsyrien Tf. XLVI) trägt 
ebenfalls ein Bogenspannarmband. Siehe 
dieses Relief auch noch wegen der Panze- 
rung der Krieger, die Aehnlichkeit hat mit 


128 (No. 8.) 


der aus der Zeit Assurnasirpals! Nur sind 
die Plättchen дег Panzerung auf diesem 
Relief so zusammengesetzt, dass ihre recht- 
eckige Seite stets oben sich befindet und 
ihre abgerundete unten, also umgekehrt wie 
bei der Panzerung Assurnasirpals. Auch 
die Pferde auf diesem Relief sind mit einem 
Panzer versehen, der durch einen Riemen 
festgehalten wird, ebenso wie der der Krieger. 
Bei dem Panzer des Kónigs und seines 
Wagenlenkers markiert sich vorn, lángs der 
Körpermitte, eine Linie, ein Saum, der zu- 
gleich anzeigt, dass hier geóffnet wurde. 

Die Gesichtspanzerung haben wir uns 
sicher als einen Helm mit einer Brünne zu 
denken, die an diesen befestigt wurde. Zu 
dem Zwecke werden Oesen und Haken sich 
am Helm befunden haben. Diese Brünne, 
die auch den Nacken schützt und bis auf 
die Brust herabreicht, kann im allgemeinen 
aus einem Geflecht aus Ringen bestehen, in 
deren jeden zwei oder mehrere Ringe ein- 
greifen, also aus einem Kettenpanzergeflecht 
oder aber wie bei den Assyrern aus einem 
Folgenpanzer, Schuppenpanzer, bei dem die 
eisernen Plättchen auf Leinwand oder Leder 
befestigt waren; denn die Zusammensetzung 
der assyrischen Brünne ist genau die gleiche 
wie die des Panzers. Ein schönes Beispiel, 
wenn auch kein assyrisches, eines solchen 
Helmes mit Brünne, ein Geschenk Seiner 
Majestät des deutschen Kaisers, finden wir 
im dem kgl. Zeughause zu Berlin, wo man 
überhaupt manches für unsere Studien Wert- 
volle findet, das zur Vergleichung und zur 
Veranschaulichung heranzuziehen äusserst 
gut ist. Es ist eine Becken- oder Kessel- 
haube, in Schlesien gefunden, und stammt 
aus dem 13. Jahrh. n. Chr. Inventarisiert 
ist es unter 99. 32. Wie dieser Helm ge- 
tragen wurde, veranschaulicht eine daneben 
stehende Zeichnung der Zeughausverwaltung. 
Nur den Nasenschutz, den diese Haube hat, 
können wir in Assyrien nicht belegen. Gesicht 
(d. i. Augen, Nase und Mund) lässt die assy- 
rische Brünne frei. — 

Schliesslich möchte ich noch die Auf- 
merksamkeit des Betrachters des Reliefs bei 
Layard I 28 lenken auf die Panzerung der 
Wagenlenker, die bei ihnen nur bis zur 
Nabelgegend geht, während das Kleid weiter 
herabreicht. 397 trägt jener Krieger rechts, 
der zum Schutze des hohen Offiziers neben 
ihm steht, einen Helm mit Brünne; im 
übrigen ist aber sein Leib nicht weiter durch 
irgend welchen Panzer gedeckt. Dagegen 
finden wir auf den Assurnasirpalreliefs nie 
Krieger, die zwar gepanzert, aber ohne 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Marz 1907.) 124 


Helm sind, wie ausnahmsweise auf den sog. 
Balawatreliefs (s. Londoner Publikation H 4). 
Betrachte die Gepanzerten auch inbezug auf 
ihre Tätigkeit im Kriege (395, 397, 399 und 
Layard 1 28 und 29)! Bald erschienen sie 
als Bogenschützen zu Fuss oder zu Wagen, 
bald mit Schild und Stosswaffe, dann wieder 
minierend und schliesslich auch als Wagen- 
lenker. An den Füssen tragen diese Schwer- 
gepanzerten bald Sandalen (399), bald keine, 
wie Layard I 29, Phot. 395 und 397. 

Bei letztem Relief, 397, könnte man auf 
den Gedanken kommen, dass die barfüssigen, 
gepanzerten Krieger im Wasser stehen und 
darin für ihre Barfüssigkeit den Grund sehen. 
Diese Annahme ist aber falsch, da die 
Künstler Assurnasirpals etwas in Wirklich- 
keit im Wasser Befindliches auch auf dem 
Bilde von Wasser umrahmt sein lassen (378, 
383, 385 und 387). Besonders interessant 
ist hier für uns jener einen Kriegswagen auf 
dem Rücken tragende Krieger auf 383, dessen 
linker Fuss in Wirklichkeit im Wasser steht 
und daher auch in der Zeichnung vom Wasser 
umgeben ist. Das ist hier, 397, nicht der 
Fall. Vielmehr stehen also unsere Gepanzerten 
für unseren Standpunkt hinter dem Wasser. 
Deshalb sind siein derZeichnung auch stehend 
auf dem Wasser dargestellt, gemäss der 
Regel, dass je mehr in Natur eine Person 
oder ein Gegenstand im Hintergrunde sich 
befindet, diese desto höher in die Bildfläche 
gerückt wird. Vgl. 378 und 400, wo im 
Vordergrunde das Wasser ist und hinter 
diesem das unebene Gelände sich daran an- 
schliesst. Vor unserer Stadt auf 397 liegt 
ein nasser Graben, dessen Bekleidungsmauer 
mit einer Brüstungsmauer versehen ist. Da- 
hinter liegen die drei Umwallungen der Stadt. 
Die gepanzerten Krieger haben nicht nur 
die Bekleidungsmauer zerstórt, sondern auch 
schon einen Teil der áussersten Umwallung, 
so dass sie also bereits auf trockenem Boden 
stehen. Dass der Künstler dieses Bildes 
sich selbst jedoch nicht immer viel Sorgen 
darum gemacht hat, wo seine Personen ent- 
sprechend der Handlung, mit der er sie be- 
schüftigt sein lüsst, in Wirklichkeit stehen 
müssen, sehen wir &us dem anderen minie- 
renden Kriegerpaar, rechts von den Ge- 
panzerten. Dieses zerstört bereits die 
äusserste Umfassungsmauer, und trotzdem 
befinden sich ihre Füsse der Zeichnung nach 
vor dem Wasser, was nur bedeuten kann, 
dass diese in Wirklichkeit im Wasser sind. 
Der Künstler hat also diese Personen im 
Wasser stehen lassen, und dazu passen denn 
auch sehr gut die Bewegungen, die er diese 


125 [No. 8.) 


beiden Personen machen lässt: der linke 
Krieger steht nur mit einem Fusse im 
Wasser, das andere Bein hat er nach 
hinten weggestreckt, doch wohl, um es sich 
nicht nass zu machen, während der andere, 
rechte Soldat ebenfalls nur mit einem Fusse 
gehörig sich ins Wasser hineingetraut hat, 
er andere ist un weit zurückgesetzt 
und befindet sich noch halb auf dem 
Trockenen. Dass in Wirklichkeit eine der- 
artige Haltung der Beine sehr anstrengend 
wäre und beim Minieren wohl kaum auf 
die Dauer möglich, dieser Umstand tut der 
künstlerischen Wirkung keine Einbusse. 
Weshalb der Künstler das Wasser bei dieser 
Festung plötzlich links und rechts hat auf- 
hören lassen, darüber können wir nichts 
Näheres sagen. Die Andeutung genügte 
eben dem Künstler, und eine weitere Aus- 
führung des Wassers nach links hin hätte 
nur störend wirken können, da dort dann 
die Szene, wie sich ein Krieger durch die 
Mauer durchzugraben sucht, überschnitten 
worden wäre. Ob in Wirklichkeit das alles 
so vor sich gegangen ist, ja ob es über- 
haupt so vor sich gegangen sein kann, das 
sind Fragen, mit denen wir uns nicht weiter 
beschäftigen wollen und die sich jeder 
allein beantworten mag. Sicherlich hat hier 
der Künstler viel aus seiner Phantasie her- 
aus geschaffen. Siehe auch 398, wo das 
Wasser zwar sich unten auf dem ganzen Bilde 
entlang zieht, aber wo es zunächst schwer 
zu entscheiden ist, ob die Hauptszenen dieses 
Bildes nach dem Willen des Künstlers vor 
dem Wasser oder im Wasser vor sich gehen 
sollen. Vielleicht im Wasser, entsprechend 
der Zeichnung jenes im Wasser stehenden 
Kriegerpaares auf 397! Doch zeigt die Ueber- 
schneidung des linken Vorderfusses des 
stürzenden Pferdes mit den Pflanzen deutlich, 
dass die ganzen Szenen vor dem Wasser statt- 
finden. Es ist die Szenerie also ebenso wie 
auf 378. Erst die Festung im Innern des 
Bildes, dann nach aussen der nasse Graben, 
und schliesslich noch weiter nach aussen wieder 
das feste Land, mit Pflanzen und Bäumen 
bewachsen, auf dem beide Male Gefechte statt- 
finden. Der Künstler von 378 hat den nassen 
Graben in seiner ganzen Ausführlichkeit ge- 
zeichnet. Ob es sich hier allerdings bloss 
um einen gemachten nassen Graben handelt 
oder ob die Festung gleichsam als Insel in 
einem See oder Flusse liegt, ähnlich wie 
Kadesch am Orontes (Ausgrabungen in Send- 
schirli II 179f., wo auch eine Planskizze 
gegeben ist), ist schwer auszumachen. Ich 
meinerseits glaube, dass das Wasser auf 378 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZE'TUNG. 


[März 1907.) 196 


nur deswegen so breit ichnet ist, weil 
der Kiinstler hier mehr Wert auf die Dar- 
stellung der über das Wasser flüchtenden 
Krieger legte, wáhrend der Künstler 398 auf 
die Gefechte diesseits des Grabens den Haupt- 
wert legte und deshalb den Graben nur 
andeuten brauchte, da er auf diesem nichts 
vorgehen liess. Die aufgeschüttete Erde am 
Rande des Grabens auf 378 ist das Glacis, und 
das Ganze erinnert etwas an die alten Burg- 
walle (Ringwälle) in der Provinz Preussen. 
Die jetzt über das Wasser schwimmenden 
Personen haben vielleicht das Glacis bisher 
verteidigt und haben nunmehr weichen müssen. 

Aber nicht bloss zu Wagen finden wir 
die Bogenschützen, wir treffen sie auch be- 
ritten an (386). Da sie durch ihre Waffe 
verhindert sind, ihre Pferde zu lenken, so 
reiten zu ihrer Linken Krieger, von denen 
eigens die Pferde gezügelt werden. Sehr oft 
sehen wir Bogenschiitzen zu Fuss, und diese 
Art zu kümpfen wird sicherlich weitaus am 
häufigsten gewesen sein. Ja, wenn der un 
nahe an der Mauer der feindlichen Stadt 
tobte und diese nahe der Uebergabe war, 
bemerken wir sogar den König zu Fuss mit 
dem Bogen kämpfen (376 und 395). Selbst- 
verständlich ist auch hier der König in deu 
Kampf auf der Wagen gezogen, nur hat er 
diesen jetzt vu..assen. Ebenso sind auf 399 
die beiden schwergepanzerten Krieger, die 
vor dem Wagen kämpfend dargestellt sind, 
sicherlich von diesem abgestiegen zu denken. 


Miscellen 
von G. Hüsing. 
7. Die Ebenholz-Inseln. 


Die in 1001 Nacht vielfach erwähnten 
Ebenholzinseln, die zwischen Arabien und 
Indien liegend in innere und äussere ge- 


schieden werden, können nirgends anders 
gesucht werden als im erythräischen Meere. 


Dabei bleibt es fraglich, ob auch die „äusseren“ 
noch im persischen Golfe liegen. — von den 
„inneren“ kann man es ja gar nicht anders 
annehmen, und diese sind, wie ich schon 
mehrfach betont habe, offenbar die gleichen 
wie die „schwarzen“ Inseln des „versteinerten 
Prinzen*, deren vier sein sollen. Ich sehe 
in ihnen das Land Паууша, wie ich zuletzt 
in meinen „Beiträgen zur Kyrossage" (S. 19 
und 133) ausgeführt habe. Diese Insel hat 
ausser den Ureinwohnern, den Panohaiern, 


197 (No. 8.) 


noch 4 verschiedene Bevélkerungsgattungen: 
Okeaniten, Inder, Skythen und „Kreter“. 
Obgleich hier eine Fünfzahl herauskommt, 
glaube ich die Angabe doch mit der in 
1001 Nacht genannten Vierzahl vergleichen 
zu dürfen!. Es gibt der Möglichkeiten 
mehrere, die Fünfzahl auf eine Vierzahl 
herabzusetzen, doch soll diese Frage spüter 
behandelt werden. Nur daran, sei erinnert, 
dass auch Panchaier, Okeaniten und Doier 
als Bewohner angegeben werden am vQigvAioc 
Odvunos, und weiter jährlich drei соҳоутес 
und 3 Städte, unter denen J/avaga als vierte 
erscheint. 


Ich komme auf die Frage der Ebenholz- 
Inseln zurück, angeregt durch nochmaliges 
Lesen der Arbeit Ed. Glasers in den MVAG. 
1899, 2. 


Glaser kennt dort (S. 12 und 13) nur 
afrikanisches und indisches Ebenholz, meint 
aber (S. 13 und 24), dass man letzteres in 
Ommana zu kaufen bekommen haben werde. 
Liegen aber Ebenholz-Inseln im persischen 
Golfe, dann ändert sich das Bild, einerlei ob 
dort heute noch ein Strunk wüchst, was wohl 
in Europa heute wenige Leute werden zu 
beurteilen vermógen. Dass eine so stark der 
Ku'tur ausgesetzte Gegend durch Raubbau 
ihre alten Schütze geplündert sehen muss, 
ist ja naheliegend. 

Wenn aber Glaser S. 41 fragt, wo im 
üthiopischen Lande Ebenholz vorgekommen 
sel, so muss ich an meine Ausführungen, 
Beitrige zur Kyrossage S. 134 (vgl. auch 
Register) erinnern. Herodotos, der so oft 
die eigentlichen (asiatischen) Aethiopen nach 
Afrika hinüber verlegt, kann gerade an dieser 
Stelle (III 97), wo er auch von den Indern 
spricht, nur die am erythrüischen Meere 
meinen: man prüfe nur die Stelle! Und hier 
besteht der Tribut aus Gold, Ebenholzbáumen, 
Knaben und Elfenbein. 


Also wird das Vorkommen der Eben- 
aceen am persischen Golfe wohl nicht zu 
bestreiten sein. Wer will aber behaupten, 
dass es in diesem Gebiete nicht früher auch 
Elefanten?) gegeben habe? Das Vorkommen 
dieses Tieres im nórdlichen Syrien lehrt ja 
doch zur Genüge, dass wir die heutigen Ver- 
haltnisse nicht auf das Altertum übertragen 
dürfen. Dass noch in 1001 Nacht der Affe 
in diesen Gebieten eine besondere Rolle 


1) Zu diesen vier Arten von Fischmenschen ge- 
hören wohl auch die vier Oannes-Gestalten des 
Abydenos. 

*) Diodoros erwähnt sie in Panchaia. 


ORIENTALISTISCHE LITTEHRATUR-ZEITUNG. 


(Marz 1907.) 198 


spielt, ist auch keine Erfindung, und dass 
die Affengestalten des Besa und Hanuman 
von dort ausgehen, wird auch immer sicherer. 
Welche Rolle noch heute der Melek Täus 
bei den Jeziden spielt, ist bekannt; und doch 
hat dieser Bronzegott nicht das Aussehen 
eines Pfaues, die Überlieferung wird viel- 
mehr als sehr alt zu gelten haben. Uber 
Gold in Ommana schreibt Glaser S. 14. Es 
ist mir nicht erinnerlich, ob er in seiner 
„Skizze“ die Pliniusstelle (NH. 28, 150), 
Іше Mamaeum (?)!), ubi auri metalla, er- 
wühnt hat. 

Kurz vorher spricht Plinius von dem 
karmanischen Flusse Hytanis, der Gold führt; 
auch grabe man hier Erz, Eisen, Arsenik 
und Mennige. Und unmittelbar vorher spricht 
er von der Sonneninsel, die auch , Nymphen- 
lager“ heisst; sie ist von rótlicher Farbe und 
jedes Tier kommt auf ihr um. Wenn Strabon 
(C. 735) sagt: ловттеоҘов Ó ex uev rg naga- 
Ағас аосуооюу, wo liegt dann diese; Küste 

Ich will hier jede unnótige Wiederholung 
vermeiden und verweise daher auf OLZ. 1904 
Sp. 90f. und Sp. 218 und 221, ferner 3871. 
und 1903 Sp. 371 als einstweiligen‘, Hinter- 
grund. 

Mit Hommel (DieInsel derSeligen) stimme 
ich also insoweit überein, als auch ich in 
Поаууаю zwar eine civitas solis, aber keine 
Utopie sehe. Der Gott Ammon, der erobernd 
einfällt, ist der gleiche, wie der in der Per- 
seus-Sage bei den Aithiopen erwühnte, ist 
aber nicht der Aegypter Gott, sondern Amman 
Kasipar von Elam; darauf deutet schon die 
Fahrt des,,Zeus" über Babel nach Panchaia. 
Diese Eroberung aber dürfte gleichfalls so 
ziemlich historisch sein, denn hinter Ammon- 
Huban verbirgt sich Hubanumena I. von 
Elam. Ich glaube Hommel auch, dass das 
bekannte ügyptische Mürchen von Panchaia 
handelt, und nach den Ausführungen W. M. 
Müllers (Asien und Europa S. 208 fl.) zu 
schliessen, würde vielleicht eine Untersuchung 
lohnen, ob das Fnhw der Aegypter nicht am 
Ende doch wo anders liegt, als wo man es 
sucht. Der ügyptische Sindbad bringt unter 
anderem Elfenbein, Paviane und „grüne 
Affen“ mit; ob unter den Hölzern auch Eben- 
holz? Merkwürdig ist aber, dass auf der 
Wunderinsel eine Jungfrau weilt, auf die 
eine himmlische Flamme gefallen und sie zu 
Asche verbrannt hatte, denn diese Jung- 
frau ist ja die Prinzessin der Eben- 
holz-Inseln! 


1) Manieum, Mavienum, Hammaeum, Alilaeum? 
Verlesen aus Aar(a)ıov? 


129 (No. 3.) 


Jedenfalls ist eine Inselgruppe, die 
zwischen Arabien und Kadrosien liegt, weder 
(mit Brunnhofer) als Bengalen oder Ceylon, 
noch (mit Hommel) als Sokotra anzusprechen. 
Ihre Produkte gehen durch Vermittelung der 
Araber auch nach Aegypten. Wenn Brunn- 
hofer (Vom Aral bis zur Gangä S. 81) die 
„Kreter“ als ursprüngliche Kureten auffasst, 
so wird das richtig sein, erinnert aber zunächst 
an die elamische Göttin Kurs, nach der der 
SEMI östlich von Busehr Kyribolos 

ess. 


8. Besa als Meergott. 


Im 5. Hefte seiner „Beiträge zur Alter- 
tumskunde des Orients“ hat Landau den 
Me is der Sindbad-Erzühlung mit einer 
aus pros stammenden Tonfigur zusammen 
gestellt, die den Besa auf einem Weibe reitend 
zeigt. Es ist ohne weiteres vorauszusetzen, 
dass diese ,vage Kombination^ nicht viel 
Glauben finden wird. Man wird sagen, ein 
Kapitellchen, das irgend einer Laune zufolge 
einmal den vielbeliebten Besa einem Weibe 
auf die Schultern setzt, und der Scheich des 
Meeres in 1001 Nacht — das sei denn doch 
eine kleine Zumutung. 

Allein, so seltsam hier der Ausgangspunkt 
war, und so zweifelhaft die gesamte Ein- 
kleidung und die Schlussfolgerungen sein 
mögen,%so hat sich doch wieder einmal der 
Satz bewührt, dassjimythologische  Ver- 
gleichungen sich zwar nicht auf Uberein- 
stimmung in einem Motive gründen lassen, 
dass aber in der Regel weitere Motive sich 
dazu gesellen. 

Dass der bósartige Sindbad-Reiter eine 
Dublette vom Polyphemos der Sindbad-Sage 
ist, hat Landau wohl richtig gesehen, aber, 
wie 80 oft, sind offenbar auch hier wieder 
mehrere Varianten hinter einander gestellt, 
nachdem sie nach dem Differenzierungs- 
Prinzipe einandergenügend unähnlich gemacht 
waren. Vom Scheich des Meeres kommt 
Sindbad nämlich in die Affenstadt. Aber 
in der 3. Reihe kommt er vom Affenberge 
zum Kyklopen, dessen Schloss übrigens ein 
Tor aus Ébenholz hat. Die Affen vom 
Berge aber bestürmen sogar das Schiff, ja 
sie treiben fast Seefahrt. Es ist wohl kaum 
zweifelhaft, dass das die Meerkapis vom 

ersischen Golfe sind, jene Sorte, die der 
ischer Chalife aus dem Wasser heraus holt 
und offenbar die nümlichen, die unter Hanu- 
mans Leitung die Brücke nach Ceylon bauen. 
Da nun Besa als Affengott dargestellt wird, 


ORIENTALISTISCBE LITTERATUR-ZEITUNG. 


{Marz 1907.) 190 


leich aber mit der Federkrone, Hanuman 
halb Affe, halb Vogel ist, und der Gott des 
persischen Golfes, dessen Untertanen die 
Affen sind, doch wohl auch als Affengott zu 
erwarten ist, während er ja wirklich als 
Vogel auftritt, so diirfte die Gleichung 
Besa = „Scheich des Meeres“ schon ein 
anderes Antlitz zeigen. 


Weiter wollen wir an dieser Stelle nicht 
gehen, wir würden sonst auf die Mythen- 
vergleichung kommen, die hier zu kompliziert 
wäre. Möge man aber bei der Beurteilung 
des Beitrages von Landau auch das Vor- 
stehende in Erwägung ziehen. 


Bespreehungen. 


Hu teligionsgeschichtler und ge- 
she Ond Eine Prüfung der N 
setzungen der ,religionsgeschichtlichen* Betrachtung 
des Alten Testamente und |der Wellhausen'schen 
Schule. Im Anschluss an К. Marti's, „Die Religion 
des AT unter den Religionen des vorderen Oriente. 
Zugleich Einfübrung in den kurzen Hand-Kommentar 
zum AT.“ Leipzig, J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung 
1906. 64 S. Besprochen von Wilhelm Erbt. 

Die von der Wissenschaft zu leistende 

Arbeit kann ein einzelner nicht bewältigen. 

Unwillkürlich kommt es zu einem Zusammen- 

arbeiten, das nur durch ein geschlossenes 

Zusammenhalten in den Zielen und in der 

Art und Weise des Vorgehens zu diesen 

Zielen möglich gemacht wird. So führt der 

Wisssenschaftsbetrieb von selbst zur Schul- 

bildung, zur Parteigründung, zu einer Ge- 

nossenschaft, die oft fester geeint ist, als es 
geschriebene Gesetze und Statuten zu be- 
wirken imstande würen. Solange der Fort- 
schritt dadurch sicher gestellt wird, ist der 
gemeinschaftliche Eifer nur erfreulich. Aber 
es kann die Stunde kommen, wo neue Er- 
eignisse, neue Erkenntnisse die Ziele und 
Methoden, die zur Schulbildung geführt haben, 
überbieten. Wenn sich dann das ursprünglich 
freie Zusammenspiel der Kräfte nicht elastisch 
genug zeigt, von der so veründerten Sach- 
lage zu lernen, liegt die Gefahr vor, dass 
die erstarrte Partei auf dem Wege der 

Forschung zum Hindernis wird. ‚Ihre Aktion 

ist nur durch den Namen vormaligen Fort- 

schritts verhüllte Reaktion; sie gefährdet 
die Verdienste, die sie sich in einem früheren 

Stadium redlich erworben hat. 

So liegen gegenwürtig die Dinge auf dem 

Gebiete der „religionsgeschichtlichen“ Wissen- 

schaft. Winckler hat es im Anschluss ап 


131 (Ко. 8.) 


Marti’s oben zitierte Arbeit unternommen, 
zu zeigen, dass die Schule, die sich zum 
Betriebe dieser Forschung auf biblischem 
Gebiete gebildet hat, die Zeichen krankhafter 
Erstarrung trägt. Er führt aus, wie sich 
neue Hilfsmittel zur Erkenntnis des alten 
Orients, in dem die Bibel geschrieben wurde, 
zur Verfiigung gestellt haben, wie aber von 
der ,religionsgeschichtlichen* Schule diese 
Hilfe nur zum Teil grundsätzlich anerkannt, 
in keinem Falle aber angenommen werde. 
Thesen und Ausführungen Marti’s benutzt 
er, um ihnen das aus den altorientalischen 
Quellen erschlossene neue Verständnis gegen- 
überzustellen. So wird das Heft selbst zu 
einem gedrängten Abriss der Auffassung 
Wincklers von dem Verhältnis Israels zum 
übrigen Orient, von der Entstehung dieses 
Volkes und dem Bestande der alttestament- 
lichen Religion. 

Die Gegner, denen Winckler, eine ge- 
wissermassen programmatische Arbeit pro- 
55 beantwortend, gegenübertritt, 
aben sich oftmals darüber beklagt, wie 
bitter ihnen mitgespielt werde, allerdings 
ohne zu bedenken, daze sie vielfach nur ihr 
eigenes Echo entgegennehmen mussten. Man 
hatte vom Spuk der altorientalischen Welt- 
anschauung in den Köpfen Wincklers und 
seiner Anhänger gesprochen und zeigte sich 
dann betroffen durch den nicht ganz an- 
genehmen Nachweis, dass man selbst aus 
Unkenntnis Tatsachen fiirGespenster gehalten 
habe. Man konnte schliesslich dem An- 
gegriffenen, der sich so verteidigte, die Sach- 
kenntnis nicht absprechen; aber man war 
und blieb verstimmt. Nun, die ruhige, sach- 
liche, fremde Verdienste und Einsicht vollauf 
würdigende Weise des vorliegenden Heftes 
lisst gar keine andere als die gleiche Art 
der ägung und Berücksichtigung zu. 
Auch diese Brücke ist also zwischen Freund 
und Feind geschlagen. Geben wir uns der 
Hoffnung hin, dass sie benutzt wird, um 
der biblischen Wissenschaft den Fortschritt, 
den ihr neue Hilfsmittel schon längst gewährt 
oder versprochen haben, den von der orien- 
talischen Forschung sehnlichst erwarteten 
Fortschritt zu ermöglichen. 

Sadke. 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Marz 1907.) 182 


Oondamin, P. Albert, de le Comp. de Jésus, Le 
Livre d’Isaie. Truducticn critique avec Notes et 
Commentaires. Paris, Librairie Victor Lecoffre 1906. 
Gr. 8° XIX, 401 8., Fr. 8,00. Besprochen von 
Alfons Schuls. 


„La présente étude se place au point de 
vue historique et critique; elle essaie de 
rendre un compte exact de l'état du texte 
et de bien exprimer le sens littéral... Cet 
ouvrage ne prétend pas remplacer les com- 
mentaires ой la parole du prophéte est 
interprétée dans ses applications & la théo- 
logie, à la liturgie, à la prédication chré- 
tienne“ (S. VI). Danach ist das Buch, wie 
auch sein Titel besagt, mehr eine kritische 
Uebersetzung als ein Kommentar, wenngleich 
sich auch verschiedene längere oder kürzere 
Erórterungen über exegetische Fragen finden. 
Die längste ist die Ausführung über den 
„Knecht Jahwes“ (S. S. 325—344), den Cond. 
ausschliesslich als den künftigen Messias 
deutet. "Viele der hier nicht behandelten 
oder nur kurz bertihrten Fragen behält sich 
der Verf. vor für eine Introduction au Livre 
d'Isaie — u. а. die nach der Authenzitat 
und dem Ursprung des Buches. 

Die neueren kritischen Arbeiten sind vor- 
urteilsfrei und mit selbstündigem Urteil ge- 
würdigt, besonders die von Cheyne, Marti, 
Skinner und Duhm. 

Nur zwei Bemerkungen zu der vielum- 
strittenen Stelle 53,8f! In V. 8 liest C. 
anstatt M mit einer einfachen Aenderung 
2" in Sinne vom Rechtsfall: „et qui 
songe à была ва cause?“ Durch das 
eingeklammerte défendre deutet er aber schon 
an, dass ihm auch die neue LA. nicht recht 
genügt, Er legt dadurch einen Sinn in den 

ers hinein, den die hebräischen Worte nicht 
haben. Und da die Verba mp) und m beide 
den bereits erfolgten Tod des Gottesknechtes 
voraussetzen, so kann zwischen ihnen 
nicht ein Ausdruck stehen, der die Stimmung 
des Volkes während des Gerichtsverfahrens, 
welches seinem Tode vorausging, schildern 
würde. 

Nachdem für diese Stelle schon so viele 
Vorschläge gemacht sind, möge hier zum 
Ueberflusse noch ein neuer folgen. Dem 
mp> steht parallel das “m in der zweiten 
Vershülfte. Da das zweite Verbum eine 
örtliche Bestimmung Dep ywo hat, so 
müssten wir nach dem Parallelismns eigentlich 
auch bei Mp? eine Angabe des Ortes er- 
warten, aus dem er weggenummen wurde. 
Eine solche órtliche Bestimmung kann aber 
nicht in dem Eë yo am Anf. liegen; 
denn dann würde mit mp> schon auf die 


188 (Ко. 3] 


Erhöhung des Gottesknechtes angespielt 
werden, was durchaus nicht in den Zu- 
sammenhang passt. Die Angabe des Ortes, 
von wo jemand weggenommen wird, neben 
про haben wir II Kön. 2,10 : mn np. 
Fast denselben Ausdruck wiirden wir an 
unserer Stelle erhalten, wenn wir das D aus 
Wan Stelle des 1 vor MN setzen dürften: 
tre np». Der Gedanke „hinweggenommen 
aus der Gemeinschaft seiner nok, paar bel 
würde dann vollständig entsprechen dem 
folgenden „abgeschnitten aus dem Lande 
der Lebenden“. Das aus 70 übrig gebliebene 
' müsste dann mit einer ganz ge igen 
Aenderung als Waw consecutivum zu dem 
Verbum Mm gezogen werden, welches dann 
freilich auch eine kleine Abänderung erfahren 
müsste. Diese ist aber garnicht schwer. 
Ps. 107,39 lesen wir nämlich “yp in dem- 
selben Sinne wie hier, verbunden mit ww 
Ton mw’): „sie sanken hin infolge von Be- 
cking“. Wenn wir danach nur das 
zweite "| streichen, so können wir hier lesen 

me und V. 8*^ würde lauten: 

np» DDOD) "yb 
nun TANS 

Für das bekannte wy V. 9 liest C. mit 
Böttcher u. а. y^ Wy, was tatsächlich 
mehr in den Zshg. zu passen scheint. In 
der Begründung Me er, dass 9° die 
beiden ersten Stichen 9* b erkläre, was bei 
der LA. des MT. nicht der Fall sei: „si 5y 
est traduit parce que, le 2° distique ex- 
lique 9° et ne tient pas compte de 9*“ 
8.322). Das möchte ich bezweifeln. Man 
muss nur 9" und 9? zusammenfassen etwa 
in dem Sinne: „Den ursprünglichen Plan, 
ihn bei Gottlosen zu begraben, änderte man 
nach seinem Tode, indem man ihn bei einem 
Reichen bestattete.“ Bei der Uebersetzung 
„Man wies bei Verbrechern sein Grab an, 
aber nach seinem Tode bei einem Reichen“ 
wird auch das j^) jedesmal in demselben 
Sinne gebraucht und man entgeht der 
Schwierigkeit, die C. aus Corluy anführt: 
„quod (7 sumitur duplici sensu in duobus 
membris, nisi subaudiatur vm vel Nin}, quae 
ellipses etiam satis durae videntur.“ C. 
scheint aber nicht zu merken, dass diese 
Schwierigkeit e für seine Uebersetzung 
besteht: ,On lui prépare un tombeau avec 
les SC ex П meurt avec les malfaiteurs.“ 
Dan hat er offenbar ein wi" ergänzt! 
Ein Hauptzweck des Verf. scheint der 
zu sein, dass er seine langjährigen Unter- 
suchungen über Strophenbau in den poe- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Mars 1907) 194 


tischen Büchern des A. T., die ihn zu ähn- 
lichen Ergebnissen gefiihrt haben, wie seinen 
verstorbenen Ordensgenossen Zenner, eine 
Anwéndung auf das Buch Jesaja geben will. 
»Une restitution exactc des strophes est de 
la plus grande importance“ (S. VII) Er 
verspricht sich davon Vorteile für das Ver- 
stindnis des Textes sowie für die höhere 
und niedere Kritik. Die von Budde in 
Hastings 5 of the Bible (IV, 8) auf- 
gestellten Regeln bez. der Strophen glaubt 
er überall genau befolgt zu haben. Mit 
Zenner entscheidet er I. Strophe, II. Gegen- 
strophe, III. Zwischenstrophe (strophe inter- 
médiaire — Zenner: Wechselstrophe). 

Die angebliche Endeckung von Strophen 
dieser Art ist noch nicht alt. Es ist 
naturgemäss, dass bei der Entwicklung einer 
neuen Theorie sich viel Subjektives findet, 
und dass andere solchen Versuchen gegen- 
über etwas kritisch sein werden. Bedenklich 
ist die Sache schon da, wo die Strophen- 
Hypothese!) gestützt werden muss durch 
eine neue Hypothese, etwa durch Ver- 
setzung von Versen oder ganzen Abschnitten. 
Als Beispiel diene die Behandlung von 
Kap. 10 durch den Verf. 

Die erste Strophe soll bestehen aus 
V. 5—7. 15. C. setzt also V. 15 zwischen 
V. 7 und 8. Allein V. 8 schliesst sich wie 
im MT. viel besser an 7 an. V. 7 redet 
von den Plänen des Assyrerkönigs, viele 
Völker auszurotten. V. 8 ff. werden diese 
Pläne näher ausgeführt und gerade in V. 8 
einige solcher Völker genannt. V. 15 würde 
diesen Zusammenhang nur stören. — Dann 
wird V. 10, 11 als nicht ursprünglich aus- 
geschieden: „car Isaie n'aurait pas prété au 
conquérant раїеп ces expressions: ‚les faux 
dieux', ,les idoles‘ de Jérusalem et Samarie“ 
(S. 94). Aber warum nicht? Der Prophet 
will gerade die Gottlosigkeit des Assyrer- 
kénigs dadurch kennzeichnen, dass er diesen 
den Jahwe der Heerscharen auf eine Stufe 
stellen lässt mit den ,Nichtsen* der heid- 
nischen Nachbarvölker. Ferner sollen die 
Verse nicht in den Zusammenhang passen, 
weil sie in Prosa geschrieben seien. Dann 
müsste aber auch die berühmte Stelle 7,10 ff. 
herausgerissen werden, welche С. in ein 
prosaisches Gewand gekleidet hat mitten 
unter prosaischen Stücken. 


Weiter! Um zu der „Strophe“ V. 27 4— 
32 die entsprechende „Gegenstrophe“ zu be- 


1) Um Hypothesen handelt es sich tatsächlich 
noch, abgesehen von einigen ganz besonders klaren 
Fällen wie 9,8 — 10,4. 


185 No. 8.) 


kommen, schiebt er zwischen V. 32 und 33 
das Stück 14, 24 —27 ein. Allein auf die 
bis V. 32 aufs Hóchste gespannte Erwartung 
des Lesers passt nicht die langatmige Er- 
örterung 14,24 ff., sondern die kurze, 
packende Schilderung des göttlichen Ein- 
greifens 10, 33. 34. Es besteht also auch 
hier kein Grund, V. 33 nicht auf 32 folgen 
zu lassen. Dazu würde die III. Strophe, 
die nach C. nur aus den beiden Versen 
33. 34 besteht, für sein System zu kurz sein. 

Sind diese Ausstellungen berechtigt, dann 
passt wenigstens für Kap. 10 die Strophen- 
einteilung C.s nicht. Auch für ihn gilt der 
Grundsatz, den er (S. V) aufgestellt: „La 
critique textuelle et la critique historique et 
littéraire pour étre vraiment scientifiques 
doivent ne rien découvrir sans ве laisser 
guider par des raisons objectives..." 

Das vorliegende Buch gehórt zu den im 
Verein mit der „Revue Biblique^ erscheinen- 
den „Etudes Bibliques“ und liefert ebenso 
wie die anderen Veróffentlichungen den Be- 
weis, dass die katholische Wissenschaft sich 
sehr wohl mit wahrer Kritik vertragen kann. 


Braunsberg. 


Steinsohneider, Moritz, Die Geschichtslite- 
ratur der Juden in Druckwerken und Hand- 
schriften. I. Abt.: Bibliographie der hebräischen 
Schriften. Frankfurt a. M. d Kauffmann) 1905. 6 M. 
Bespr. v. F. Perles. 

Der Untergang des zweiten jüdischen 
Staates bezeichnet zwar durchaus nicht das 
Ende der jüdischen Geschichte, aber das 
Ende der jüdischen Geschichtsschreibung. 
Woher sollte auch ein Anreiz zur Darstellung 
der eigenen Geschichte kommen bei einem 
Volke, das seine Geschicke nicht mehr selber 
bestimmte, sondern seine ganze physische 
und geistige Kraft ausschliesslich darauf 
verwendete, seine religiöse Eigenart inmitten 
einer Welt von feindlichen Mächten zu be- 
haupten! Treffend bemerkt Grünbaum!) von 
der Geschichte der Juden in der Diaspora: 
„Hier wird immer nur erzählt, was mit den 
Juden geschah; es ist eine Passionsgeschichte. 
Man könnte eine Geschichte der Juden 
schreiben und dabei durchaus nur Zeitwörter 
in der passiven Form gebrauchen, und ein 
passendes Motto zu jeder jüdischen Geschichte 
wäre die Stelle aus Sophokles?): Meine Taten 
sind mehr erlittene als vollbrachte“ Ein 


1) Jüdisch-deutsche Chrestomathie. Vorwort IX. 
Oedip. Colon. 266 «& ү {үх pou nenovdör істі 
prov A Se3panbra. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[März 1907.) 186 


Volk, das unter so abnormen Verhältnissen 
lebte, musste notwendigerweise den geschicht- 
lichen Sinn verlieren. Es lebte nie in der 
Gegenwart, sondern verbrachte sein Dasein 
zwischen der Erinnerung an seine grosse 
Vergangenheit und der Hoffnung auf eine 
noch gróssere Zukunft. So verschwommen 
ihm die Unterschiede der Zeit und des Raumes 
und schoben sich ihm die Ereignisse in eine 
einzige grosse Fläche zusammen. Dazu kam, 
dass die Juden infolge der von aussen und 
innen genährten Abschliessung immer weniger 
von der Geschichte der nichtjüdischen Aussen- 
welt erfuhren, soweit dieselbe nicht direkt 
auf ihre eigenen Geschicke zurückwirkte. 

Wenn daher Steinschneider die Ge- 
schichtsliteratur der Juden mit gewohnter 
Gründlichkeit bibliographisch behandelt, so 
ist es sein erstes, die falsche Vorstellung 
von einer jüdischen Geschichtsschreibung zu 
zerstören !): „Aufzeichnungen von Tatsachen 
und Geschehnissen sind wohl Materialien für 
Geschichte, aber nicht diese selbst, welche 
im Nachweis des Zusammenhangs des Auf- 
einanderfolgenden (des propter hoc im post 
hoc) besteht.“ Die ganze Vorrede des Werkes 
schildert die eigenartigen Schwierigkeiten 
der Aufgabe und gibt dann eine kurze Ent- 
stehungsgeschichte des Werkes, an dessen 
bisher erschienenem I. Teil auch A. Marx und 
A. Freimann mitgearbeitet haben, während 
F. Kauffmann die II. (nichthebräische) 
Abteilung herausgeben wird. 

Steinschneider beginnt mit den in der 
talmudischen Literatur niedergelegten ge- 
schichtlichen Stoffen und gibt bei dieser 
Gelegenheit eine treffende Charakteristik der 
Haggada wie der Halacha nach ihrer Be- 
deutung alsgeschichtlicheQuelle. Daschrono- 


logisch geordnete mit dem dy Wo beginnende 
und bis zur Gegenwart (1900) reichende 
Werk bietet in seinen 311 5 weit 
mehr als ein blosses bibliographisches Ver- 
zeichnis, geht vielmehr auch auf Inhalt 
und Kritik der behandelten Schriften 
ein und gibt namentlich Hinweise auf die 
Quellen über die Verfasser. Als besonders 
wichtig seien genannt 5 13 (Eldad ha-Dani), 
S 18 (Scherirs) 8 19 (Josippon), 8 24 
(Memorbücher) Gerade weil дег grósste 
Teil der hier zusammengestellten Schriften 
und Dokumente nicht im eigentlichen Sinne 
Geschichte bieten wollte, sondern aus einer 
unübersehbaren Literatur erst herausgesucht 
und auf seine geschichtliche Verwendbarkeit 


geprüft werden musste, lag hier für den 


1) Vorrede p. VI— VII. 


187 (No. 3.) 


Bibliographen eine besonders schwierige Auf- 

be in der Begrenzung des Stoffes vor. 
Das Werk, mit dem Steinschneider seine 
Freunde zu seinem neunzigsten Geburtstage 
beschenkte und das ein beredtes Zeugnis 
für seine noch im hohen Alter ungebrochene 
Arbeitskraft ablegte, bildet den würdigen 
Schlussstein dieses nach Umfang des Wissens 
und der Arbeit Bewunderung gebietenden 
Gelehrtenlebens, das soeben (24. I. 07) seinen 
Abschluss gefunden hat und dessen äussere 
Ehren und Erfolge in einem schreienden 
Gegensatz zu seinen Leistungen standen ). 

Königsberg i. Pr. 


G. A. Reisner, The Hearst Medical Papyrus, hie- 
ratic text in 17 facsimile plates in collotype with 
introduction and vocabulary (University of Cali- 
fornia publications, Egyptian archaeology, vol. 1), 
48 8. 17 pl. kl. fol. Leipzig (Hinrichs) 1905. 25 M. 
Besprochen von W. M. Müller. 

Wegen einer Orientreise kann ich leider 
erst spät diese wichtige Publikation be- 
rechen. Die neue medizinische Handschrift, 

e auf Reisners Ausgrabungen indirekt 
zurückgeht, ist ausserordentlich klein und 
eng geschrieben und sehr inhaltreich. Zwar 
deokt der grósste Teil des Inhaltes sich mit 

Rezepten des Papyrus ‘Ebers, aber das liefert 

immerhin wichtiges kritisches Material. Das 

Alter der Handschrift überschätzt allerdin 

der Herausgeber in seiner Entdeckerfreude 

ganz gewaltig, wenn er sie (S. 1) zwischen die 

12. und 18. Dyn. setzen will. Ueber die Mitte 

der 18. Dynastie hinauszugehen ist kaum 

möglich, vgl. besonders die teilweise fast 
dieselbe Schrift aufweisenden, leider wenig 
bekannten Leydener medizinischen Papyri. 

Das Ms. mag etwas alter sein als der Londoner 


1) Die von G. A. Kohut in der Festschrift sum 
80. Geburtstag Steinschneider's veröffentlichte Biblio- 
gra hie seiner Schriften umfasst 39 enggedruckte 

iten und bedarf nun einer Ergänzung aus den in den 
11 Jahren seitdem erschienenen Veröffentlichungen. 


D Seltsam ist, dass viele längst bekannte Wörter 
im Dunkel gelassen werden; t:ht „Bodensatz, Hefe", 
ton „Binse“, N: „Saft“, mek „Leder, Riemen“ usw ge- 
hören doch längst zum Gemeingut der Wissenschaft. 
Den übermässig Vorsichtigen zu spielen, setzt wieder 
die Mediziner ın zu starken Nachteil. Die Verant- 
wortung für einige seltsame Lesungen (ndj „Fett“ 
— das n ist irrig hereingezogen nach Analogie von 
Wörtern, wo ein n defektiv behandelt ist —) trifft wohl 
nicht Reisner. Natürlich kämpft der Verfasser auch 
wieder versweifelt mit den bekannten Schwierigkeiten 
der Umschrift. Ich begrüsse es freudig, dass er 
einen Anlauf nimmt, bei dem schlimmen Doppel- 
buchstaben „Schilfblatt“ dessen zwei Werte zu unter- 
scheiden. Zwar sind | (= X?) und j (1?) gänzlich 
unpraktische Setzer- und Leserquälereien, und in 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Marz 1907.) 188 


Pa , dessen Herausgabe ich seit lángerer 
Zeit vorbereite, gees (ot es jünger als die 
Berliner Zaubersprüche ftir Mutter und 
Kind (deren Alter auch recht überschätzt 
worden ist). 

Verständigerweise hat der Herausgeber 
sich nicht mit der gegenwärtig hoffnungs- 
losen Aufgabe einer Uebersetzung abgequält 
und hat lieber die Textherausgabe be- 
schleunigt, indem er sich auf eine populäre 
Einleitung und ein Glossar beschränkte, Eine 
hieroglyphische Umschrift hätte er allerdings 
nicht weglassen sollen; ir wären ihm 
z. B. die Medikohistoriker dankbar gewesen, 
die nun das Glossar kaum benützen können. 
Sonst ist gerade das Glossar recht dankens- 
wert. Die Mitteilungen über moderne ägyp- 
tische Bauernmedizin sind interessant; hoffent- 
lich behandelt sie der Verfasser noch einmal 
erschöpfender. Hoffentlich werden die medi- 
zinischen Spezialisten zum weiteren Ver- 
ständnis der neuen Quelle beitragen, welche 
nicht nur für die ägyptische Philologie von 
grösster Bedeutung ıst! Das erleichtert 
ihnen der sehr vernünftige Preis des Buches. 
Andere Leute hätten es gewiss durch einen 
Preis von 100 M. oder mehr der Benutzung 
durch das profanum vulgus möglichst ent- 
zogen. 

Philadelphia. 


Gubler, Theophil. Die Patronymica im Altindischen, 
Leipzig (O. Harrassowitz) 1908. 8*. 1088. Bespr. 
v. L Scheftelowitz. А 

Das Patronymicum, das bereits der indo- 
germanischen Urzeit bekannt ist, entstand 
aus dem Bedürfnis, eine Person genau zu 
bezeichnen. ,Dadurch, dass man neben seinem 


der Anwendung findet sich der Verfasser nicht immer 
zurecht, z. B. in „wi* (ich, mich) oder im Possessiv- 
ame „ oder in dem Nomen derivatum „N) 

yrrhe (aber sonst mit j! — Druckfehler?) ist doch 


der Jodwert ganz besonders klar — aber jeder Ver- 
such, die gegenwärtig gebrauchten Mangelhaftig- 
keiten vor Versteinerung zu bewahren, ist verdienst- 
voll, auch der irrige. Warum freilich s. B. gmy 
„finden“, 8. 44, ohne den 3. Konsonanten („gm“) 
geschrieben wird, während es genau dieselbe Bildung 
ist wie іп) (sic! 15) oder irj (! 16) usw., mögen andere 
herausbringen. Oder warum in „ (sic! doch wieder 
Jodh!) rt-t* „Milch“ nicht das erste t gegen die 
Handschrift in ¢ korrigiert wird, da doch die ein 
Jahrtausend eher vermen s und „é“ der Hand- 
schrift puristisch umkorrigiert werden usw. Solchen 
Meinungsverschiedenbeiten, über deren Wichtigkeit 
man auch verschiedener Meinung sein kann, steht 
manches philologisch Neue gegenüber. Die Hand- 
schrift scheint einer recht guten Ueberlieferung zu 
entstammen; Emendationen wie Цу)т (44b) in dm 
(38) scheinen nicht so viel nötig wie bei der Berliner 
medizinischen Handschrift. 


139 [No. 8.) 


eigenen Namen auch den des Vaters ver- 
wendete, wurde einerseits auf die legitime 
Abstammung Bezug genommen, andrerseits 
konnte so das Gefiihl, ein Mann von Familie 
zu sein, trefflich zum Ausdruck gebracht 
werden.“ Es gibt im Altindischen auch 
Metronymica. Diese sind wohl darin be- 
griindet, dass entweder die damit benannten 
Personen illegitimer Abkunft gewesen seien, 
der Vater das Kind nicht als eigenes aner- 
kannt habe, oder dass der Vater vor der 
Geburt gestorben ist und die Mutter das 
Kind aufzieht, oder die Mutter eine hohe 
Stellung einnimmt. Gublers Arbeit „Patrony- 
mica im Altindischen“ zerfällt in drei Ab- 
schnitte. Im ersten wird der Gebrauch der 
Patronymica im Altindischen untersucht auf 
Grund eines grösseren Abschnittes der vor- 
klassischen Prosa. Der 2. Teil behandelt 
die Patronymica mit Rücksicht auf das durch 
sie zum Ausdruck gebrachte Abstammungs- 
verhältnis. Im 3. Abschnitt wird die formale 
Bildung der Patronymica mit Rücksicht auf 
die Lehre der indischen Grammatiker dar- 
gestellt, wobei einzelne Suffixe kurz mit 
denjenigen verwandter Sprachen verglichen 
werden. 


Königsberg i. Pr. 


Oppert, Gustav. Zur a re im alten 
Indien, auf Grund literarischer Belege, vermittelt... 
von P. Diergart. (Separatabdruck aus „Mitteilungen 
zur Geschichte der Medizin u. Naturwissenschaften“ 
IV p. 421—437.) Bespr. v. L Scheftelowitz. 

Oppert hat bereits in seinem Buche „On 
the weapons . .. of the ancient Hindus, 

Madras 1880, die Existenz des Schiesspulvers 

als schon im Altertum in Indien bekannt 

nachzuweisen versucht. Doch nach O. Gutt- 

mann, Zeitschr. f. ang. Chemie XVII 31 8. 

10604. soll das Schiesspulver etwa zwischen 

den Jahren 1313 und 1325 erfunden sein und 

er bestreitet, dass die Inder im 14. Jahrh. 
das Schiesspulver gekannt hätten. Gegen 

letztere Ansicht wendet sich Oppert im 

obigen Aufsatz. Er sucht hierin darzulegen, 

dass die Inder bereits in älterer Zeit Feuer- 
waffen und Schiesspulver gekannt hätten, 

Als besonders beweisend erscheint die von 

O. angeführte Stelle aus dem Mahabharata, 

Vanaparva XV, 5 nebst dem Kommentar 

Nilakautha. 


Kónigsberg i. Pr. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(März 1907.) 140 


Babylonische Miszellen. 
Von A. Ungnad. 
1. Bani іп Eigennamen. 


Eins der häufigsten Elemente der bab. 
Namen sind die, deren zweites Element das 
Partizipium báni in der prüdikativen Form 
aufweisen. In der altbabylonischen Literatur 
finden sich die mannigfaltigsten Götter in 
Verbindung mit dieser Form, und zwar steht 
dieses báni in der Regel ohne weitere Er- 
gänzung; vgl. Namen wie Bél-bans, Hammán- 
bans, Samai-báni, Sin-báni und viele andere 
bei H. Ranke, Personal Names, bes. S. 223. 
Eine Genetivergänzung ist sehr selten. 
Ranke verzeichnet ausser einem unsicheren 
Namen, der nach Pinches' Kopie (CT. VIII 
20* Z. 42) wie ein unmögliches Sin-ba-ns-bu- 
um aussieht, nur noch das in der Erklürung 
unsichere Als-bäni-3u und das einmal belegte 
ім Amurru-ba-ni-awelim. Clay gibt in seinen 
Kassitentexten die Namen: Bél-báni, Ilu-bäns, 
Ii i- hani, Rammän-bäni, NIN.IB-báni, Akt 
bani, Ahüa?)-bäni, Ahu-bäni, ferner ™ DIL. 
BAT-ba-ni (XV 167, 15) und 4 ёе DIL. 
BAT-ba-ni (XIV 166, 15) die Clay ІЯағ-бат 
liest. Ferner finden sich mit -banı oder -banu 
zusammengesetzt: An-nu-ba-ns, Ja-u-ba-ni, Ja- 
а-ви-ба-т”), A-ri-ba-nt, Bu- li- ba- nu, Hu- di- 
da · nu und Ga- lu- ba- ni. Hier ergibt sich mit 
völliger Sicherheit, dass wir für gewisse 
Namen ein anderes Element bans anzuer- 
kennen haben. Dies zeigt klar der Name 
Ari-bani, der mit Ari-Tesub (cf. auch Bork 
OLZ. 1906, 588 ff.) verglichen zeigt, dass 
Bani mit Tesub auf gleicher Stufe steht, 
demnach einen Gott oder Gottesüquivalent 
in Mitanninamen darstellt. Vergleicht man 
ferner Hudi-bani mit Hudija einerseits und 
mit Arija etc. andrerseits, so sieht man, 
dass auch hier Banu eine Gottesbezeichnung 
bildet. Ueber die anderen Namen, besonders 
Jau-bani, wage ich keine Entscheidung). 
Immerhin wird man bei der Interpretation 
von Namen, die Mitanniherkunft möglich 
erscheinen lassen, stets diese doppelte Be- 
deutung von bani im Auge haben müssen. 


Für bans scheint sich auch das Element 


3) Geschrieben NI. МІ = 4-й „mein Gott“. 

) „Mein Bruder“ entsprechend 4-8 „mein Gott“. 

з) Das зм ist an beiden Stellen unsicher; dass и 
dafür zu lesen sei und der Name mit Ja-«-ba-ni iden- 
tisch sei, ist aus paläographischen Gründen unwahr- 
scheinlich. 

) Man beachte unter deu mit Ja beginnenden 
Namen den Namen Ja-an-zu-u wie für Clay’s 
Ja-dBa-u gewiss zu lesen ist. Vgl. Jansü bei 
Obel. 90, 125. 


141 [No. 8. 
ba-an zu finden. Dieses ist aber schon aus 


grammatikalischen Gründen höchst unwahr- 
scheinlich, da der stat. indet. (vgl. Gramm. 

.26) nur ban, nicht ban lauten darf; nur 
er stat. constr. lautet bisweilen so (vgl. 
A3ur-ba-an-abli, Gramm. S 245). Der von 
Clay Ea-ba-an gelesene Name (XIV 1, 26) 
zeigt, dass wir hier kein ba, sondern ma 
haben, da ba in dem in gleicher Zeile stehen- 
den Namen MN. IB. ba-ni ganz anders aus- 
sieht. Der Name heisst also Ea- ma- lu „Ea 
und kein andrer ist Gott“; ebenso XV 186, 6 
wo auch ma, nicht ba steht. Ebenso wird 
man für Rammän-ba-an stets Rammãn · ma · ilu 
zu lesen haben, was an allen Stellen möglich 
ist. Sicher ist auch Amurru-ma-ilu (XV 
171, 19), wo ma ganz so aussieht, wie in 
Ni- ma- ahi (Z. 22). Endlich gehört hierher 
Ni- ma- ilu (XIV 24, 5). Ob Nusku-K A K-3u 
(XIV 10, 7) Nusku-ibmi-óu oder -bäni-Iu zu 
lesen sei, ist unsicher. Fiir das gleichartige 
Marduk-K AK-i« (XV 61, 3) ist nach der 
Autographie Marduk-mi-3u zu lesen, ein Name, 
der sich auch XIV 13, 2 findet. 


2. TUI. KAb = „Best“. 


In Clay’s Kassitentexten findet sich oft 
ein Ideo m, das Clay mit IB-KID (z.B. 
XIV S. 26, Z. 2) transskribiert; es sind die 
Zeichen Brünnow No. 4952 und No. 1866; 
Clay gibt es mit ,IB-KID seed“ wieder. 
Was es bedeutet, zeigt sich aus XIV 33, 
einer 4-spaltigen Liste, die in erster Reihe 
das Getreide angibt, dessen Ablieferung 
Fp ist, in zweiter das, was GK 
ist, die dritte hat die Ueberschrift TUM. KA, 
die vierte gibt Namen an. Bezeichnen wir 
die in Spalte 1 stehenden Zahlen mit а;, аз, 
as eto., die in Spalte 2 stehenden mit b;, ba, 
bs eto., die in der TUM.KAD-Spalte mit 
01, 02, 0: etc., so ist stets а — b = oi 
woraus sich ergibt, dass die dritte Spalte 
den aus unbekannten Gründen nicht ge- 


lieferten des ganzen fälligen Ertrages 
bezeichnet. it dieser Bedeutung , Rest“ 


o. & kommt man an allen Stellen aus. 
ich ist nur die babylonische Lesung des 
Ideogramms. Bekanntlich ist „Rest“ réhu 
oder rébiw (wörtlich ,Uebriggebliebenes")?). 
1) s. B. Z. 4: (47 gur + 3 pL) — (45 gur 
+1 PI + 4 »I-) = (1 gar 4-3P1 4-6 P. Die 
Lesung für J. das gemäss Strassmaier, МК, 
66, 11 (Ы М sddannd, ša arbi ina gurri L ina elisu 
tarabdi.) ein selbständiges femininales Wort ist, ist 
noch nicht ermittelt. 


*) Eigentlich Part. perf. von V rb. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Mars 1907.] 148 


Das Ideogramm würde dazu gut stimmen; 
denn einerseits ist KAD nur eine Spielform 
des Zeichens HH (Meissner, OLZ. 1906, 
109 ff.), andrerseits ist für letzteres gerade 
die Bedeutung réhiu belegt (Meissner, 
Seltene Ideogramme No. 831). Dann könnte 
IB.KAD eigentlich eine Verbalform mit dem 
sum. Präfik ib sein, also = ré) „es ist übrig“, 
und ist dann auch auf das Substantiv reh 
„Uebriggebliebenes“ übertragen worden. Es 
sei aber auch darauf hingewiesen, dass- für 
TUM HH. ŠE die Lesung zapiltu(Brün now 
4966; Delitzsch, Hwb. S. 680°) belegt ist, 
aber mit dem Clay XIV 115, 1 vorkommenden 
TUM. KAD. SE nicht verglichen werden darf, 
da letzteres gewiss „Rest des Getreides“ 
(also 2 Wörter! d analog Ausdriicken 


wie TUM.KAD su enn „Rest der Verpfle- 
gung* (XIV 113, 5), TUM. KAD ŠE EIR 
IY 92, 1) u. a. 


9. Menimzir = Bélit. 


In dem merkwürdigen in seiner Art 
einzig dastehenden Text Clay XIV 12 treten 
uns eine grosse kassitischer Namen 
entgegen, die von dem Herausgeber nicht 
registriert sind. Hier wird von gewissen 
Personen, oder richtiger ihren Kindern aus- 
gesagt, ob sie DIR oder MI sind. Ich sehe 

einen andern Zusammenhang zwischen beiden 
Zeichen, als dass sie beide eine Farbe sämu, 
bzw. salmu bezeichnen. Ferner findet sich 
noch von einzelnen ausgesagt: si- ir- pi oder bei 
me n st-ir-pa™. Was sirpu ausser „Schere“ 
bedeuten kann, ist mir unklar. Erhöht werden 
die Schwierigkeiten noch durch das unbekannte 
GAR. LAL, das sich Z. 2, 34 und 42 findet. 
Interessant sind besonders ZZ. 5ff., die lauten: 

I DIR? máré? Bur-ra-mi-nim-si-ir 

І si-tr-pi mar Me- li· mi· nim ri- ir ü Man- 
63-і” (ist dies Eigenname?), DIR mar Kun- 
eee’ psi): 

ier begegnen wir zweimal dem Element 
Minimsir?), das ein kassitischer Gott oder 
Gottes&quivalent sein muss. Nun vermisst 
man in kassitischen Namen bisher eine 
weibliche Gottheit; eine solche ist nach dem 
kassitischen Vokabular Mi-ri-si-ir, die mit 
de Belit gleichgesetzt wird. Man wird wohl 
anzunehmen haben, dass I ein Schreib- 
fehler für — J ist, die Göttin also Mi- 
nimsir, Minamzir oder Minisir?) hiess. 

1) Vgl. Z. 25. 

Y) Wohl auch Z. 16 жағ ae er gef 
Z. 12 mar Ha-mat-ti-Mi-ni-s/+-ir]; Z. 87 r Bur- 
ға-ті (£)-mi-s-[i]r. 


143 [No. 3] 


4. Eine Bürgschaftserklärung aus der 
Regierung des Burnaburias. 


Interessante Einblicke ins Sklavenleben 
zur Kassitenzeit bietet die Urkunde Clay 
XIV 2. !Tu-kul-ti- NIN. IB ? ™Al-si-8u 
-ab-lu-ut ° »Ki-di-en-!*Gu-la ***I.la-nu-u- 
tum ummusunü!) 5 Be- el-tu-tum assat ™Al- 
si-is-ab-Iu-ut 5 5 amilütu?) 7 ardu Sa e ie Bêl- 
ki-di-ni ?i-na bit * gil. ki- di· ni ka-lu-ma 
9 mi NIN . IB-ba-ni mar ?Ilu-ip-pa-a&ra %9й 
m Ba- il- lu Nabû ahu- Sus) !! а-па Su-si-i ami- 
1442) 12 Sa m !'* Bél-ki-di-ni iz-zi-zu !* à a- ka- 


an- na ik-bu-u !*amilütu?) li-si li-ru-ub "®a-na 


a-la-ki pu-ut-ni 16 ni-te-mi-id...4) 1 ami- 
lata?) i-hal-I[i-ik-ma] 18 n NIN. IB- ba- ni] 
amilü[ta]?) !? [ku- um amilüti?] а-па = '" Bêl- 
ki-d[i-n]i ?[i-nam-]din. (Folgen 5 Zeugen, 
sowie 4 Siegelbeischriften zu den Siegeln des 
NIN. IB-bani, des Ba’il-Nabü, des Schreibers 
und des ersten Zeugen. Datum: 8. Kislimu, 
6. Jahr des Burnaburias. 


Uebersetzung: ! Tukulti-NIN.IB, ? Al- 
sisu-ablut, ° Kiden-Gula, * Ilánütum, ihre 
Mutter, 5 und Béliütum, die Frau des Alsis- 
ablut, 5 Leute, die Sklaven?) des Bêl- 
kidini, ® wurden im Hause des Bél-kidini in 
Gewahrsam gehalten. Da ?traten NIN.IB- 
bani, Sohn des Ilu-ippasra, und Ba'il-Nabá, 
sein Bruder, hin, 1119 um die Leute des Bél- 
kidini herauszuführen. * Dabei sagten sie 
folgendes: !*,Die Leute sollen herausgehen 
(und wieder) eintreten. !5 Dass sie nicht ent- 
weichen, dafür ‘*verbiirgen wir uns.“ (So 
sagten sie?)*) 17 Entweichen die Leute, dann 
18 soll [NIN.IB-bám] (andre) Leute !?[an- 
stelle der Leute] dem Bél-kidini ? geben. 

Mit dieser Urkunde gehórt Clay XIV 135 
eng zusammen, wo statt bitu das besonders 
aus der neubabylonischen Kontraktliteratur 
bekannte bi-li „Gewahrsam“ steht. Letzteres 
bezeichnet demnach wohl den Ort, wo Sklaven, 
die fluchtverdächtig waren, unter Aufsicht ge- 
halten und beschäftigt wurden, das man also 
am besten mit unserem „Zuchthaus“ ver- 
gleichen kann. Clay XIV 135 bietet manche 
sachliche Schwierigkeiten. Es heisst dort: 


1) UMU. A. NI. MES. 


ғ) NAM.MULU.GISGAL = Br. 2200; zur rich- 
tigen Lesung vgl. die Ueberschrift a-wei(PI!)-Iu-tum 
in Olay XIV 58 Z. 1; ferner a-mi-lu-ti ХУ 199, 29; 
XV 41, 3; bét a-mi-la-ti XIV 104, 2. 

*) SES. A. NL | 

*) Es folgen noch 8--5 Zeichen, die nicht klar 
sind; man könnte i[k-]bw-[u] lesen; es wäre dies 
dann eine etwas ungeschickte Wiederholung des 
ibn in Z 18. 

) Ards scheint hier, wie amilütu ein Kollektiv- 
begriff zu sein. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[März 1907.] 144 


! mMi-na-a-e-gu-a-na-"" Šamaš mar Sal- 
li-lu-mur issakku i- na ki-li Amil - l Marduk 
bél-Su *ik-la-3u-ma = Arkät - h¹ Nergal 5 mar 
= Ardu-nu-bat-ti *pu-us-su im- ha- as- ma u-8e- 
si-Su 13 ½ sikil burási i-liķ-[kam]-ma ? а-па 
mit Marduk-ri-su-u-a !^i-nam-din !!à ™Mi-na- 
a-e-gu-a[-n]a[-I*Samas] !?u *[....] !*a3sat- 
su!) !*i-lik-ka-am-ma !5a-na ™Amil-Marduk 
i-nam-din; d. i.?) „Den Miná-éga-ana-Samas, 
2 den Sohn des Salli-lumur, den i38akku, hielt 
im ,Arbeitshaus* des ,Amil-Marduk sein 
Herr ‘im Gewahrsam. Arkät-Nergal, 5 der 
Sohn des Ardu-nubatti * verbürgte sich für 
ihn und führte ihn hinaus. ®131/, Gold- 
sekel soll er nehmen und dann ?dem Marduk- 
risüa ‘geben. !! Und den Miná-égu-an[a- 
Šamaš] und die ...., ‘seine Frau soll 
er nehmen und dann ‘dem Amil-Marduk 
16 geben. 

Hier wird ein Sklave іш Gewahrsam 
eines Mannes gehalten, der augenscheinlich 
eine Art Sklavenschule oder Arbeitshaus 
hat, wohin Leute, die za wenig Sklaven be- 
sitzen, um sich die nótige Aufsicht fiir diese 
zu halten, ihre Sklaven schicken. Dort 
arbeiten sie wohl gemeinsam mit anderen 
und der Besitzer erhält seine Prozente von 
ihrem Ertrage. Arkät-Nergal, der zu irgend 
welchem Zwecke einen Sklaven nötig hat, 
bezahlt das Geld dafür natürlich dem Herrn 
des Sklaven, dem Marduk-risüa, übernimmt 
aber gleichzeitig die Verpflichtung, später 
den Sklaven (und seine ebenfalls „entliehene“ 
Frau) dem Besitzer des Arbeitshauses, dem 
Amil-Marduk, zurückzugeben. So allein 
glaube ich, kónnen die Schwierigkeiten, die 
der Text sachlich und syntaktisch bieten 
würde, wenn man Amil-Marduk als Herrn 
des Sklaven auffassen wollte, gehoben werden. 


Ganz ühnlich ist Clay XIV 11, welcher 
lautet: 

[. . .-ti-i[s ... ] ?i-na bit?) ™"*Bél-[....] 
$ miu NIN . [B-naédin-ab-[hi bél-8u}] *ık-la- 
Su-ma 5 ™Ta-kal-ti-Rammén ma-[. .] * pu-uz- 
vu‘) im-ha-as-ma i-na **""simáni 1 LID. GAL 
8 j-li-ka-am-ma ?i-nam-di-in !? ul it-ta-di-in-ma 
12 LID.GAL ™Ta-kal-ti-Ramm&n  !?i-ta- 
nap-pal; d. i. „! Den [. . .Jti-i[s.. ] hielt im 
Hause?) des Bell. .] NIN. IB-nädın-ahlhi, 
sein Herr] im Gewahrsam. Takalts- Ram- 
тап verbürgte sich für ihn und [führte ihn 


) DAM. A. NI. 

7) Von Clay's Uebersetzung (S. 37) muss ich 
an einigen Stellen abweichen. 

з) Clay gibt ma, doch erfordert der Sinn bit, 
ebenso XIV 17, 3. 

*) Man erwartet grammatikalisch pu-us- au. 


145 (No. 8.) 
hinaus] 1). Im Sémdn soll er eine grosse 
Kuh nehmen und ” geben. "8 Gibt er nicht, 


dann 11 soll 2 grosse Kühe Takalti-Rammän 
bezahlen. 


Auch hier ist ein Sklave, dessen Name 
nur zum Teil erhalten ist, bei eirem ,Sklaven- 


halter“ un bracht worden. Takalts- 
Rammdn entleiht ihn n Bezahlung einer 
Kuh. Dass er den Sklaven zurückgeben 


soll, ist nicht ausdrücklich gesagt, aber als 
selbstverständlich anzunehmen. 

Zu Clay XIV 2 sei noch folgendes be- 
merkt: die beiden Entleiher NIN. IB. bani 
und dai ng E Se sich, die Sklaven 
zurü . Sie verbürgen sich, 
dass sie nicht entfliehen ). Wenn "gie doch 
entflichen, so muss NIN.lIB-bám Ersatz 
schaffen. Es ist sehr wohl möglich, dass 
Z. 17 bis 19 anders e werden müssen, 
nämlich: !8 amitu s-hal-I[s-ik-ma] !* [2 NIN. 
IB-banı hum] amilati [x kl миё] 
a-na etc. 

Die obigen Kontrakte werfen auch Licht 
auf neubabylonische Verhältnisse, so auf 
das bit kili, das demnach nicht „Gefängnis“, 
sondern das „Arbeitshaus“ sein dürfte, wo 
gewisse Sklaven unter Aufsicht gehalten 
werden (ald). Das bit-kili des Tempels von 
Sippar scheint vor allem als „Mühle“ ge- 
dient zu haben; vgl. Strassmaier, Nbd. 
292 (21 gw SE. BAR ultu bit МЕ а-па 
ki-me() ana tt Naba- gu- i *“rab-bit- 
A (/) -I i); Nbd. 318; Nbd. 510, 3 ff., Мк. 
16, 4 f.; Cyr. 20, 1 fl.; Cyr. 112, 11 £; Cyr. 
145; Cyr. 295; dass auch freie Leute in 
gewissen Fällen zu Sklaven degradiert 
wurden, indem sie ins 0-05 gesteckt wurden, 
dürfte sich aus Kontrakten, wie Clay X 103) 
und Hilprecht-Clay ІХ 574) ergeben 5). 


5) Dieses ist wohl irrtümlich fortgelassen, oder 
stand am е etg rene Bande. 
emédu ana „sich verb 


dass etwas nicht hieht“, ist bisher nicht bekannt. 
Ueber реа vgl. Meissner, MVAG. 1905, 
8 807 nau ib. Auch auf der unver- 


„ über 
öffentlichten Tafel VAT 6058 (aus Weranschehir) findet 
sich die Bemerkung am de Arte- ub. . ma- 
hi-ie pu-ti. Endlich findet sich die Phrase auch Clay 
XIV 197, 6, wo es sich auch um Sklaven handelt. 
Die Einzelheiten des zuletzt genannten Textes sind 
mir jedoch noch nicht klar. 
Uebersetzt von Meissner, a. a. O 8.8071. 
) Uebersetzt von Hilprecht, a. a. O. 8. 81. 
5) Aehnliche Verhältnisse liegen wohl auch vor 
in P 116 (Peiser, Urkunden aus der Zeit der dritten 
bebylonischen Dynastie, 8. 18). 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(мыз 1907.] 146 


Der Name Hammurabi in einer süd- 
arabischen Inschrift. 


Die Namen babylonisch Ammizaduka und 
stidarabisch рчуо) sind längst mit einander 
verglichen worden. Ranke hat dann in seinen 
Early Babylonian Personal Names eine ganze 

weiterer Namen der Hammurabizeit 
mit stidarabischen verglichen wie Abi-esuh: 


yrv2w, Jadab-ilu: gn, Raibum: 257 u. a. 
Ohne diese Liste im allgemeinen auf ihre 
Vollständigkeit zu untersuchen, möchte ich 
heute lediglich den Nachweis liefern, dass 
auch der Name Hammurabi in einem siid- 
arabischen Text sich findet, wodurch auch 
die so viel umstrittene Etymologie des Namens, 
bzw. seiner Bestandteile definitiv entschieden 
sein dürfte. Die Inschrift Hal. 399 leutet 
in genauer Wiedergabe von Halévy's Copie: 


NH) 
Lolth NAA 


Die 1. Zeile kann natürlich nur folgender- 
massen wiederhergestellt werden: 


РІП HH) HA 


ҮІ зо) | ave | хоча | iyon?) 
d. і. „x von Ramadan, Vater des Ammurab 
und Ammu 
Indem ich alle anderen Fragen, die sich 
an den Text knüpfen, beiseite lasse, möchte 
ich nur dem Namen 272У näher treten. Der 
erste Bestandteil ist das in südarabischen 
Namen во häufig sich findende Wort ry; vgl. 


"IDwDy, MINDY, wiede, Ny, Org, yowoy, 
D2V/oy, PESCH, рпуоу, "TECH u. s. w.; dass 
dasselbe Element in babylonischen Namen 
der Hammurabizeit vorkommt, ist längst be- 
kannt (vgl. Ammiditana, Ammija, Ammiza- 
duga), dass es auch im Namen Hammurabi 
steckt, ist nicht zu bestreiten. Auffallend 
ist ja wohl, dass es hier weitaus überwiegend 
mit Ha-am-mu wiede ben wird, wührend 
nur ein einziges Mal die Schreibung Am-mu- 
ra-bi sich findet im Gegensatz zu den Namen 
Ammiditana und Ammizaduga, die ausschliess- 
lich mit Am-mi und niemals Ha-am-mu ge- 
schrieben sind. Die Wiedergabe des Wortes 
оу durch bammu findet sich sonst nur noch 
in Sumubammu. Das sind natürlich ledig- 
lich konventionelle Schreibungen, die nicht 
anders zu beurteilen sind als die vielfach 


147 (Ко. 8.) 


zu beobachtenden Fülle, dass für bestimmte 
Worte fast durchgehend dieselben Schrei- 
bungen gewählt wurden, obwohl manche 
andere möglich waren.  Westsemitisches y 
wird in den Namen der Hammurabizeit mit 
Vorliebe durch ba wiedergegeben.  Habdi-ili: 


"wg, Halkum: 79), Jadibum: ут, Jadi- 


hatum: ny", Huzalum: 55у u. а. Daneben 
aber finden sich auch Entsprechungen wie 
A bdi-ili: 5N"2y, Abdim: 172), Alikum: y usw. 
Dass die spätere Tradition, die Hammurabi 
als kimtu rapastu erklärt, kein Vertrauen 
verdient, beweist schon das einmal sich fin- 
dende Gottesdeterminativ vor dem Namen. 
Uebrigens hat ein P. N. ,Weite Familie* 
gir keinen Sinn. Man musste zum mindesten 
erwarten „Meine Familie ist weit(verbreitet)", 
also Hammi-ra-bi. Dem steht aber entgegen, 
dass diese Schreibung niemals vorkommt, ja 
die Schreibung Ha-am-mu-um-ra-bi (Ranke, 
S. 85) schliesst diese Auffassung direkt aus. 
An der Identitit der ersten Glieder der 
beiden Namen Hammurabi und 27ny ist also 
ein Zweifel nicht möglich. Die Schreibung 
Hammu- bezw. Hammum- statt Hammi- legt 
es nahe, dass in ry hier der Gottesname, 
nicht aber dessen A ppelativbedeutung „Oheim“ 
zu erkennen ist. 

Den eigentlichen Streitpunkt bildet bei 
der Erklärung des Namens Hammurabi der 
zweite Bestandteil. Ranke l. c. S. 36 halt 
in Rücksicht auf die spätere Erklärung des 
Namens als Hammu-rapaStu (vgl. Rabisilasu 
und Rapasch-sili-Ea) die Heranziehung der 
arabischen Wurzel Ar) „weit sein“ mit 
Delitzsch für möglich, was durch die bibli- 
schen Namen yar, 277, mam gestützt 
wird. Doch glaubt er auch die Möglichkeit, 
dass ein „gut babylonisches rabi „gross“ 
(„Der Gott Amm ist gross“) vorliege, im 
Auge behalten zu müssen. Diese Erklärung 
ist aber m. E. schon in Hinblick auf die im 
ersten Glied zweifellose Gottesnamen ent- 
halten Namen wie Samas-ra-bi, Hani-ra-bi, 
Sin-ra-bi, Ramman- ra- bi u. a. die einzig mögliche 
und wird durch die Existenz der siidara- 
bischen Form 270) erwiesen. Namen, die 
das Wort 27 als erstes oder zweites Glied 
haben, sind im Südarabischen nicht selten. 
Neben 5x37 Gl 17,1, OM 4,7; 20,1, G1 262,3 
findet sich auch 375% Gl 1077,1. Ferner 
kommen vor denn Bibl. Nat. 1,5f., “nwan 
Marseille, II, 1, bbw Gl. 265,7 (?), Gl 
424, 1,9; Gl 1077,1. Gl 293,4, ОМ 2,8. 
G1 82,1, 6,8/9; G1 124, G1 136,1; Gl 148,6, 
G1 260,1, G1 265,1, Gl 863,2, Langer 14,5 
u. ö., sodann 27227 Hal. 269, Gaz G1 639,1. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[März 1907.] 148 


Alle diese Beispiele sind sabäischen Texten 
entnommen, in minäischen Personennamen ist 
das Element 2^, so viel ich sehe, noch nicht 
zu belegen. Die Bestandteile ?w, b, Bow, 
373, 700 sind sämtlich alte Gótternamen. Was 
nun das Element 27 anlangt, so kann kaum 
zweifelhaft sein, dass es, wie auch stets ge- 


schehen, zu ©, „gross sein“ „Herr“ zu stellen 


ist. Ist es der erste Bestandteil eines Namens, 
so wird es substantivisch und als Status 
constructus- Form au! ıfassen sein, also 
„Grosser“ des Il, des A-w-m, der Schems usw.; 
bildet es dagegen den zweiten Teil, so ist der 
ganze Name als Aussagesatz aufzufassen: Il ist 
gross, Amm ist gross, bzw. „ist mein Herr“. 

Vollständig zu trennen von diesen Namen 
sind die Kurznamen 2227, 2227 und Gil, 

E sic. 


Hier liegt natürlich die Form =) vor in 


der Bedeutung ,Sklave* o. &, wozu man 
den Kurznamen 072) vergleiche. Wie 0727 
zu 0227, so verhält sich GO zu 
обор |227 (vgl. C. I. H. S. 72). 

Es sei noch erwähnt, dass Hommel (brief- 
lich) auch eine Ergánzung des fraglichen 
Namens in Hal. 399,1 zu 050) für möglich 
halt. Ich kann dem nicht beipflichten, ein- 
mal weil der Befund von Halévy's Kopie 
dem entgegensteht, und sodann, weil ich tiber- 
haupt bisher keinen südarabischen Namen 
kenne, der unzweifelhaft das Element 2" auf- 
weist. Die schon von Mordtmann und Müller 
in den „Sabäischen Denkmälern“ gegen die 
Richtigkeit von Halévy's Lesung des Namens 


Dow in Hal. 169,1 und 364,8 geltend 
machten Gründe bestehen noch heute vüllig 
zu Recht und nötigen zu der Lesung u. 
Dazu kommt, dass jetzt eine ziemlich gróssere 
Zahl von Belegen für den Namen DAW zu- 
günglich ist, als sie Mordtmann und Müller 
zur Verfügung standen, nümlich ausser den 
dort genannten Stellen Langer 10,3, Glaser 
205,1, 189,2; 122,2; 209,1, 205,1, von denen 
einige allerdings hinsichtlich der Lesung nicht 
zweifellos sind. 

Nach diesen Ausführungen wird man wohl 
auch kaum den Einwand erheben dürfen, 
dass die Kopie Halévy's ungeeignet sei, als 
monumentales Zeugnis verwertet zu werden. 
Wiinschenswert wäre es freilich, wenn der 
Name "0 sich auch in einem Texte nach- 
weisen liesse, dessen Lesungen am Original 
oder am Abklatsch kontrolliert werden könnte. 

Wenn nun also, wie ich meine, nicht be- 
stritten werden kann, dass der betr. Name 
in Hal. 399,1 wirklich y zu lesen ist, so 


149 [No. 8] 


haben wir auch das Recht, den Namen als 
südarabischen Namen zu erklären und an 
ihn denselben ethymologischen Massstab an- 
zulegen wie an seinen nüchst verwandten 
Bruder ee, der ja zu allem Ueberfluss 
ebenfalls in den Keilschrifttexten der Hammu- 
rabizeit sich findet (vgl. Ranke, S. 102 u. 105 
und zwar als Ili(?)!) (geschr. Ni-Ni)-ra-bi un 

als Ilu (geschr. Oe Dass das Element 
ra-bi in den Keilschrifttexten (auch in den 
Kappadokischen Tafeln findet sich ASur-ra- 
bi) stets so und niemals ra-ab-bi geschrieben 
wird, kann gegen seine Etymologie in offen- 
us fremdländischen Namen nicht geltend 
gemacht werden, bedarf aber allerdings be- 
sonderer Erklärung. Der südarabische Name 
2"Dy kann aufgefasst werden als Ammu- 
rabbu, d. i. , Amm ist gross“ oder als 
"Ammu-rabbi d. i „Amm ist mein Herr“. 
Ich entscheide mich für die erste Auffassung 
und fasse demgemäss Hammurabi auf als 
Compositum aus Hammu -|- ra-bi, d. i. aber 
ein durchaus regelmüssiges Permansiv von 
rabü „gross sein“. Zusammensetzungen mit 
Permansivformen sind gerade unter den 
Namen der Hammurabizeit ausserordentlich 
hüufig. Nun ist zu bedenken, dass es in der 
Hammurabizeit eine ganze Reihe gut baby- 
lonischer Namen mit ra-bi gegeben hat (vgl. 
oben unt. die Liste bei Ranke S. 244). So 
lag es deu babylonischen Tafelschreibern 
wahrlich nahe genug, den fremden Namen 
in der Orthographie den einheimischen N&men 
anzugleichen. Das Element rabbu oder rabbi 
kam dieser Ángleichung lautlich und inhalt- 
lich soweit als nur irgend möglich entgegen. 

Neuburg a. Donau. Otto Weber. 


Noehmals zum ägyptischen Arabisch. 
Von W. Мах Müller. 


Die von mir, OLZ. VI 179, mitgeteilte 
Beobachtung, dass ich in Oberägypten die 
n-Form der 1. Person Singularis des Im- 
perfektes gehórt habe, ist so allgemeiner, 
mündlicher wie schriftlicher Bezweiflung 
durch die Arabisten begegnet, dass ich 
schliesslich selbst irre wurde und der Er- 
klärung Н. Schuchardt's (1. 1. 267) zustimmte, 
wonach ich einfach den bekannten Bescheiden- 
heitsplural?) missverstanden hütte. Ich wusste 
zwar sicher, dass ich die n-Form verbunden 
mit ana (nicht mit shna!) gehört hatte, konnte 
aber nicht mehr beschwören, dass dies nicht nur 


1) Dass die Schreibung Ni-Ni die Lesung ili 
erfordere, scheint mir völlig unsicher, 

*) Vgl. Burton zu 1001 Nacht, 131. Nacht (Ш 16). 
Von Oalice machte mich auf ihn im Türkischen auf- 
merksam. 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[März 1907) 150 


іп auf Verlangen gebildeten Sützen vorkam 
(1.1.429), die natürlich wenig bewiesen hätten. 

Seitdem bin ich zweimal in Oberägypten 
gewesen und habe mich genügend davon 
überzeugen können, dass ich mich nicht ge- 
täuscht hatte, ja dass die Verbindung ana 
niktib usw. nicht nur in vereinzelten Plätzen 
vorkommt, sondern der oberägyptischen 
Fellahin-Sprache im weitesten Umfang eigen- 
tümlich ist. 1904 war fast der erste Satz, 
den ich wieder in Gurna hörte: ana na'ref 
„ich weiss“, also genau wie man in Alexandria 
regelmässig sagt — dort, scheint es, auch 
in besseren Kreisen — (negiert má(na) na raf3) 
und das hörte ich Dutzendmale. Weiterhin 
beobachtete ich, dass Leute, die im Gespräch 
mit mir nie die n-Form gebrauchten, sie 
regelmässig verwendeten, wenn sie mit ihres- 
gleichen ungezwungen sprachen, so z. B. 
1906 mein aus Luxor stammender Diener 
mit dem Wächter des deutschen Hauses in 
Gurna, einem Kufti (z. B. ana nudrub „ich 
schlage“). Die Städter vermeiden wohl diese 
Ausdrucksweise mehr oder weniger; in 
Luxor z. B. leugneten alle Gebildeten, dass 
sie dort existiere, nur auf dem Land könne 
sie vorkommen. Die seit längeren Jahren 
in Luxor ansässige Missionarin Miss Buchanan 
bestätigte mir, dass die Männer in Luxor 
dort diese Redeweise vermeiden, die un- 
gebildeten Frauen dagegen gebrauchten sie 
äusserst häufig. Eine andere Missionarin, 
die das Arabische ausschliesslich vun den 
dortigen Frauen und Kindern zu erlernen 
begonnen hatte, war sogar sehr verwundert, 
zu hören, dass die n-Form nicht die regel- 
mässige sei usw. Prof. B. Moritz in Kairo 
bestätigte mir alle meine Beobachtungen; 
seine oberägyptischen Diener (einer aus 
Assiut, einer aus Assuan) sagten meist ana 
nimst usw. Nach einem anderen Bekannten 
schiene es sogar, als ob der Gebrauch bei 
den Bauernweibern in der Umgegend von 
Kairo vorkäme; dieselben sagten z. B. im 
Affekt ana nigi „jetzt gehe ich fort“. Doch 
konnte ich diese Angabe nicht nachprüfen. 

Die Sache ist also nicht länger deshalb 
zu bezweifeln, weil sie nicht bei Spitta steht. 
(Dort steht ja sehr viel dergleichen nicht, 
dagegen wird viel verzeichnet, das der eigent- 
lichen Volkssprache nicht angehört). Іп 
Alexandria hat man den Gebrauch längst 
beobachtet; B. Moritz sagt mir, dass er schon 
in der Vorrede zu den Texten aus Oman 
(mir nicht zur Hand) darauf aufmerksam ge- 
macht habe. Das hat man aber als Magh- 
rebismus erklärt — eine sehr unwahrschein- 
liche Erklärung, die nunmehr aufzugeben 


151 (Мо. 8.) 
ist. Es ist wohl ein allgemein tischer 
55 der vulgärsten Sprach- 
icht, in die unsere ,v bischen* 


Grammatiken nicht hinabreichen; deshalb 
das Vorwiegen bei den gewóhnlich illiteraten 
Frauen. 

Ob meine frühere Vermutung, dass das 
Aegyptische so sich als Bindeglied zwischen 
den maghrebinischen Dialekten und dem 
óstlichen Arabisch erweist, zu Recht besteht, 
oder ob Galtier recht hatte, der den Sprach- 
pu als unabhängige innerägyptische 

ntwickelung aus dem Bescheidenheitsplural 
ansah, lasse ich dahingestellt. Das mögen 
andere durch genauere Untersuchung ent- 
scheiden. 


Ein aramäischer Siegelstein. 
Von W. Max Müller. 


Anfang November 1906 wurde mir in 

iro von einem halbbeduinischen kleinen 
Antiquitätenhändler, angeblich aus Abusir, 
ein Siegelstein angeboten: ein weisser, sehr 
stumpfer durchbohrter Kegel(Onyx?), graviert 
mit einer Darstellung im ausgesprochensten 
Stil der Perserzeit und einer Beischrift von 
4 Buchstaben. Ich konnte mich zum An- 
kaufe nicht entschliessen, trotzdem mehrere 
namhafte Orientalisten sich günstig über 
die Echtheitsmöglichkeit aussprachen. Der 
Händler erwies sich als ein Gauner ge- 
wöhnlichster Art, der auch nicht eine echte 
Antiquität unter seinen zudringlich ange- 
poene Schätzen hatte; gegen die Möglich- 
eit, jenes Siegel als sein einziges echtes 
Stück anzusehen, sprach der geringe Preis, 
zu dem er mir schliesslich die (angeblich 
aus Sakkara stammende) „Antika“ anbot. 
Ich fürchte, es war nur einebessere Fälschung, 
veröffentliche aber gleichwohl eine Skizze, 
denn es ist anzunehmen, dass der Stein 
nach einem echten Original angefertigt wurde. 
Die falschen Zylinder auf dem ägyptischen 
Antiquitätenmarkt haben sonst nur Bilder. 


AX 
> 


~h 


Mit der Inschrift ist jedenfalls nicht viel 
anzufangen. Klar ist nur das N an dritter 
Stelle, und bei dem 2. Buchstaben denkt 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(März 1907.) 162 


man sofort an eine bekannte abgekiirzte Form 
des D, die aber hier umgedreht wäre. Den 
letzten Buchstaben als verschliffenen Rest 
etwa eines к (?) oder sehr altertümlichen р 


anzusehen, erfordert viel guten Willen; 
bei dem ersten Zeichen liegt es am nüchsten, 


es für das vom Falscher missverstandene 5 
zu halten. Mit Abschriftsfehlern meinerseits 
bei der Entzifferung zu operieren, rate ich 
nieht. (Die bildliche Darstellung ist aller- 
dings oben so skizziert, dass man keine 
Kunststudien darauf gründen darf) Viel- 
leicht kann ein Leser dieser Zeitschrift einmal 
die Quelle nachweisen, aus der die Inschrift 
geflossen ist, an ihre Echtheit könnte ich, 
wie gesagt, kaum glauben. 


Erwiderung. 


Durch die Aeusserungen, die Herr Dr. F. Perles 
im nit pi seines Artikels über mein Buch ,Pro- 
phetenideal usw.“ auf Sp. 27f. getan hat, ist diese 
meine Arbeit in einen ihr so ganz fremdartigen Zu- 
sammenhang vigne worden, dass ich zur Auf. 
klärung folgende Sätze veröffentlichen muss. 

Einem Artikel von ihm in der Königsbe 
Hartungschen Zeitung gegenüber habe ich das Wort 
ergriffen, weil darin z. B. die Tatsache ignoriert war, 
dass Dr. S. Maybaum in Berlin vor wenigen J 
vom Ministerium des öffentlichen Unterrichts durch 
den Professor-Titel ausgezeichnet worden ist. Dabei 
habe ich darauf hingewiesen, dass an den Universi- 
täten auch kein Lehrstuhl für mohammedanische 
oder buddhistische Wissenschuft besteht, sondern 
dass von den Vertretern der Professuren für die 
orientalischen reep. indischen Sprachen alle - 
lichen Produkte ihres Gebietes ohne Rücksicht auf 
deren Zugehörigkeit zu dieser oder jener Religion 
behandelt würden, und dass in Analogie dazu such 
die in neuhebräischer Sprache geschriebenen Religions- 
schriften des Judentums von den Vertretern der 
Professuren für orientalische Sprachen mit vertreten 
würden, wie ја von diesen auch schon immer Disser- 
tationen über neuhebräische Sprache oder Literatur 
und Philosophie usw. angenommen worden seien. 
Unmittelbar dahinter, dass Dr. P. dies aus meinem 
Artikel zitiert hat, fährt er so fort: „Als wollte er 
nun zeigen, wieweit diese Mitve reicht, be- 
schäftigt er sich jetzt im 2. Teile der vorliegenden 
Schrift eingehend mit der Religion des Judentums.“ 

In dieser Verknüpfung der Dinge liegt aber eine 

osse Ungerechtigkeit. Denn dadurch wird meine 
Schrift unter einen absolut falschen Gesichtspunkt 
gerückt. Dieselbe hat eine rein religionsgeschicht- 
liche Aufgabe. Sie ist, wie auf dem Titelblatt und 
im Vorwort auch ausdrücklich angegeben ist, die 
Fortsetzung meiner Schrift „Die GA hg вше der 
altisraelitischen Religionsgeschichte.* . Dr Perles 
h&tte jene seine Worte ja auch nur sagen kÜnnen, 
wenn ich Vertreter einer Professur für orientalieche 
Sprachen würe. Aber dies bin ich nicht, und ich 
habe auch niemals das Neuhebräische vertreten 
wollen, habe nie auch nur den Versuch gemacht, 
das Neuhebräische in Vorlesungen oder Uebungen 
zu vertreten. Es ist mir endlich auch in meiner 


183 (Ко. 3.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


Mürz 1907.) 154 


Schrift ,Prophetenideal, Judentum usw.“ nicht im 
entferntesten eingefallen, als Lehrer des Neuhebrä- 
ischen aufzutreten. Ausserdem aber muss ich be- 
streiten, dass durch Versehen іп neuhebräischen 
Dingen ein wesentlicher Punkt in meiner Darstellung 
der Beziehungen des Judentums zum ,Propheten- 
ideal“ alteriert worden ist, und schliesslich sind auch 
E von den Unrichtigkeiten in bezug auf das 
Neuhebrüische, die mein Kıitiker gerügt hat, doch 
vielleicht noch diskutierbar. 

Ich sehe von den Füllen, die er selbst als ge- 
ringere Versehen bezeichnet hat oder wo er eine 
andere Art des Zitierens gewünscht hütte, bier ab 
und bespreche nur folgende zwei, die von ihm an erste 


Stelle gerückt sind. Nämlich bei der Uetersetzung 


von Pacht yr (b. Ber. 34b) mit „ausser dass 
die Königreiche (ihm) dienen“ (S. 46) soll ich das 
Substantiv 843004 verkannt haben. Aber nein, OYW 
bedeutet nach Dalmans Aramäisch - neuhebräischem 
WB. (1901), 410 nicht bloss „Unterjochung“, sondern 
such „Dienst“, und anstatt „ausser dem Dienst* 
durfte ich doch „ausser dass die Königreiche ihm 
(dem vorber erwähnten Messias) dienen“ schreiben. 
Deon der ganze Satz heisst ja „Es gibt keinen 
Unterschied zwischen dem gegenwärtigen Zeitalter 
und den Tagen des Messias ausser der Knechtung 
oder dem Dienst der Königreiche.“ Da scheint mir 
die Transkription von P. „ausser (Israels) Knechtung 
durch die iche“ noch etwas ferner zu liegen. 
Denn Israel ist im zen Satze nicht erwähnt. — 
Sodann in bezug auf Piregé Aböth 3,11 wird betont, 
dass dort durchaus nur davon die Rede sein könne, 
dass jemand „Torakenntnisse und gute Werke 
aufzuweisen hat.“ Ich spreche auf S. 62 von 
„Schriftgelehrten pharisäischer Observanz Leuten 
gegenüber, die vielleicht das Torabuch in der Hand 
haben und gute Werke vollbringen.“ Man sieht 
doch also, dass ich frei zitert habe, und weil direkt 
vorher von „der Tora“ als auszalegendem Text die 
Rede ist, habe ich auch im nächsten Satze das Tora- 
buch verstanden. 

Jedenfalls ist auch durch diese meine Auffassung 
keine religionsgeschichtlich falsche Charakteristik 
entstanden, und nur darauf ist es mir in meiner 
Schrift angekommen. Die Differenz mit Hrn. Dr. 
Perles tut mir aber besonders leid, weil ich jahre- 
lang mit ihm in freundschaftlicher Korrespondenz 


gestanden habe. 
Bonn. Ed. König. 


Zu obigen sap X des Herrn Prof. D. 
Eduard König habe ich folgendes zu bemerken. 


Gegenüber dem Vorwurf, ich hätte seine Schrift 
unter einen absolut falschen Gesichtspunkt gerückt, 
muss ich betonen: Ich habe im Eingang meiner Be- 

rechung ausdrücklich hervorgehoben, dass eine 
Kassin andersetzung mit den vom Verfasser ent- 
wickelten Gedanken mit Rücksicht auf den Charakter 
dieser Zeitschrift unterbleiben muss, ich vielmehr 
eine andere Seite des Buches besprechen will, die 
von ee zen Bedeutung auch für Orientalisten 
sei. Da Prof König kurz vor Erscheinen seiner 
Schrift in einem Artikel der Kreuzzeitung die Meinung 
ausgesprochen hatte, dass das Neuhebrüische durch 
die orientalischen Professuren mitvertreten werde, 
suchte ich an Hand seiner eigenen Schrift darzutun, 
dass er — ohne es zu wissen und zu wollen — 
darin geseigt habe, wie weit diese „Mitvertretuug“ 
reiche. Wenn Prof. König sich nun auch dagegen 
wehrt, als Vertreter einer Professur für orientalische 


Sprachen zu gelten, so möchte ich fragen, welche 
Professoren überhaupt für die „Mitvertretung“ des 
Neuhebräischen in Betracht kommen können. Doch 
nicht die Arabisten oder Assyriologen, sondern einzig 
und allein die Professoren der alttestamentlichen 
Sprache und Literatur, deren Forschungsgebiet 
sprachlich wie sachlich die gegebene Grundlage für 
die Behandlung des Neuhebräischen bildet. Gerade 
ein so grosser Hebraist wie König, dessen Verdienste 
um die hebräische Sprachforschung meines Lobes 
nicht bedürfen, müsste dies am besten zu würdigen 
wissen. Ich bemerke indessen, dass die Bezeichnung 
Neuhebräisch weder nach Umfang noch nach 
Inhalt dem Gegenstand entspricht, für welchen ich 
in meinem Artikel in der „Hartungschen Zeitung“ 
die Errichtung eines besonderen Lehrstuhls postulierte. 
Das ganze jüdische Schrifttum der letzten zwei Jahr- 
tausende, das zu einem beträchtlichen Teil nicht in 
bebräischer, sondern in aramüischer und arabischer 
Sprache vorliegt, das nicht nur „Religionsschriften“, 
sondern auch eine reiche wissenschaftliche und schón- 
geistige Literatur umfasst, die wechselnden Schicksale 
wie die scbwer zu verstehende innere Entwicklung 
des Judentums wübrend eines so langen Zeitraums 
und in so vielen LAndern sind ein so umfangreiches, 
vielseitiges, die verschiedensten Perspektiven er- 
öffnendes Forschungsfeld, dass es einen n Mann 
erfordert und nicht im Nebenamt von einem 
Orientalisten vertreten werden kann, selbst wenn er 
die sprachlichen Vorkenntnisse dafür besitzt, was ja 
auch, wie bekannt, nur üusserst selten zu finden ist. 
Nicht darum handelt es sich, ob eine Dissertation 
über dieses Gebiet hie und da von einer Fakultüt 
angenommen worden ist, sondern ob ап einer 
deutschen Universit&t sich ein besonderer Lehrstuhl 
dafür findet, wie dies z. B. in Frankreich, England, 
Schweden und Amerika der Fall ist, wo besondere 
Professuren dafür vorgesehen sind. So ist Rabbiner 


Israel Lévi, der Herausgeber der Revue des Etudes 
juives,  ausserordentlicher Professor (maitre de 


conférences) ап der Ecole des Hautes Etudes іп 
Paris, während Salomon Schechter, der jetzige 
Direktor des Jewish Theological Seminary of America 
in New-York, jahrelang Lektor für Talmud an der 
Universitit Cambridge war, bis er 1899 Professor 
am University College zu London wurde. In Schweden 
ist der Stockholmer Rabbiner Dr. G. Klein zugleich 
Professor an der Universität Upsala. 

Ich hatte ferner darauf hingewiesen, dass ein 
Gelehrter vom Range Steinschneider's, der 
bereits zweimal einen Preis der Pariser Akademie 
erhalten hatte, erst im Alter von 78 Jahren den 
Professortitel erhalten hatte. Dagegen bemerkt 
König in der Kreuzzeitung: „Aber auch in dieser 
Beziehung sind seine Informationen mangelhaft. Denn 
er weiss nichts davon, dass Dr. S. Maybaum, Rab- 
biner und Dozent an der Lehranstalt für die Wissen- 
schaft des Judentums in Berlin, vor etwa 3 Jahren 
von dem Ministerium des öffentlichen Unterrichts 
mit dem Professortitei geehrt worden ist.“ Das 
klingt so, als ob König den Unterschied zwischen 
einer Universitätsprofessur und dem Professortitel 
gar nicht kennt. Der Titel eines Kgl. Professors, 
mit dem keinerlei Lehra verbunden ist, wird 
freilich zuweilen auch einem Vertreter der „jüdischen 
Wissenschaft“ verliehen!). Wer aber фе Lebens- 
arbeit Steinschneider’s zu würdigen weiss, wird mit 
mir übereinstimmen, dass dieser noch dazu im hohen 


1) Ausser Dr. Maybaum haben z. В. in den letzten 
Jahren Dr. A. Berliner in Berlin und Dr. J. Lewy 
in Breslau diesen Tite! erhalten. 


155 [No. 3.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Marz 1907.) 156 


Alter ibm verliehene Titel gerade nur das Verhalten 
der deutschen Universititen einem solchen Gelehrten 
gegenüber ins helle Licht rückt. 

Die von König versuchte Rechtfertigung seiner 
Auffassung von тоо "aye und Spr. d. V. 9, 11 ist 
misslungen, was jeder Fachmann zugeben wird. 

Zum Schluss will ich nicht unterlassen zu betonen, 
dass auch mir die Differenz mit König besonders 
leid tut, da ich zu wissen glaube, dass gerade er 
einer verständnisvolleren Wertung der „jüdischen 
Wissenschaft“ das Wort spricht und gesprochen hat. 
Nur muss ich darauf hinweisen, dass die Störung 
unserer freundschaftlichen Korrespondenz durch den 
Artikel in der Kreuzzeitung erfolgt ist, den mir 
König nicht einmal zugesandt hat, trotzdem ich ihm 
meinen Artikel, gegen den derselbe gerichtet ist, 
hatte zugehen lassen, und trotzdem König kaum 
annehmen durfte, dass ich zu den regelmässigen 
Lesern dieser Tageszeitung gehöre. 

Königsberg i. P. Felix Perles. 


Altertums-Berichte 
aus dem Kulturkreise des Mittelmeers. 


Museen. 


Das Musée des Arts décoratifs in Paris hat eine 
vorübergehende reichhaltige Ausstellung von orien- 
talischen Geweben und persischen Miniaturen veran- 
staltet. Zu der Sammlung, welche von ersteren etwa 
500, von letzteren etwa 300 Stücke umfasst, baben 
alle Amateure von Paris beigesteuert. Unter den 
Geweben fehlen solche Alterer Zeit fast ganz, da- 
gegen ist die Sammlung vom 15. Jahrh. an und 
später sehr reichhaltig. (Chronique des Arts) М. 


Afrika. 


(8. In der Бі vom 25. Januar der Académie 
des Inscriptions berichtet Herr Cagnat (über die 
Fortachritte der Grabungen in Algier, welche der 
Bervice des Monuments historiques unter Leitung von 
Albert Ballu seit mehreren Jahren ausführt. Es sind 

leichzeitig die Ruinen mehrerer Städte in Arbeit: 

Deg Lambése, Madaurach, Annuna und Chanyssa. 
An letzterer Stelle ist fast das ganze alte Forum 
freigelegt, in Annuna ein kleines Forum und ein 
interessantes Privathaus. Viele Inschriften und 
Skulpturenfragmente sind ausserdem gefunden. M. 

74. In der Sitzung vom 23. Januar der Société 
des Antiquaires de France legte Herr Monceau eine 
neue Serie byzantinischer Siegel vor, die in Carthago 
gefanden sind. М. 


Aegypten. 

75. In Brüssel ist in einem grossen Museums- 
Neubau im Park des fünfzigjährigen Staatsjubiläums 
eine eigene Abteilung für ägyptische Altertümer ein- 
5 worden. Die bereits recht ansehnliche 

ammlung ist durch die von ihrem Konservator, 
Herrn I. Capart, im vorigen Jahr aus Aegypten mit- 
gebrachten Áltertümer wesentlich bereichert worden. 
Unter ihnen befindet sich eine jetzt vollständig wieder 
aufgebaute Mastaba aus der Blütezeit der Kunst 
des Alten Reichs, mit ausgezeichneten Reliefs. R. 

76. Herrn Capart sind für dieses Jahr vom Staat 
erhebliche Mittel zur Forteetzung seiner Ausgrabungen 
für das neue Museum bewilligt worden. Die Aus- 

bungen, welche eine Aufdeckung des alten 
eliopolis zum Ziel haben, haben im Februar be- 
gonnen. Herr Capart wird dabe unterstützt von Dr. 


Mathieu von der Lütticher Universität und von Herrn 
Mayence von der franzósischen Schule in Athen. R. 


14. Naville und Hall haben in diesem Winter 
ihre Grabungen bei Theben (im Auftrage des Egypt 
Exploration Fund) fortgesetzt. Sie haben in der 
Nühe des von ihnen freigelegten Tempels der elften 
Dynastie einen 170 m langen, auf */, seiner Lünge 
mit Sandstein überwölbten Gang aufgedeckt. Dieser 
führt zu einem mit Granitblócken ausgemauerten 
aum, anscheinend oiner Grabkammer. Der Zugang 
ist noch nicht ganz freigele Die Anlage scheint 
auf die Zeit Mentu.hotep's II. zurückzugehen. R. 


78. Die Ausgrabungen des Amerixaners Theodore 
M. Davis im Tal der Königsgräber von Theben haben 
wieder einen Fund von ungewöhnlichem Interesse zu- 
tage gefördert — das Grab der Königin Tij, der 
Gemahlin des dritten Amenophis und Mutter des 
berühmten  Ketzerkónigs Amenophis-Ich-en-aten. 
Die in den Felsen gehauene quadratische Grabkammer 
stösst unmittelbar an das Grab Ramses IX. 20 Stufen 
führen zu ihr hinunter. Das besondere Interesse 
dieses neuen Fundes liegt nicht nur in der pracht- 
vollen Ausstattung des Grabes einer Königin, sondern 
ebenso in der Art der Zerstórung, die diesem Grab 
kurz nach seiner Anlage zuteil geworden ist, Man 
fand überall die Spuren der thebanischen Priester, 
die, nachdem der Gott Amon wieder zu Ebren und 
Herrschaft gekommen war, jede Erinnerung an den 
verhassten Ketzerkónig zu tilgen suchten — und 
wenn eie dabei in die Gräber eindringen mussten. 

Die Throneinfassung des Grabes war, obwohl 
sie das kónigliche Siegel trug, zerbrochen. Die 
hölzernen Türflügel waren aus den Angeln gehoben, 
und der grosse Baldachin, der sich über dem Sarg 
erhob, war in Stücke gerissen. Die Mumie der 
Königin selbst war umgedreht, um die Inschrift 
Amenophis“ IV. auf einer unter ihr liegenden ver- 
goldeten Leiste auszutilgen. 

Unter dem und gar vergoldeten und 
mit Darstellungen der aus Tell-Amarna bekannten 
Art geschmückten Baldachin stand eine ebenfalls 
vergoldete und auf vier goldenen Löwenfüssen 
ruhende Bahre, auf der der Sarg lag. Der Sarg 
selbst ist aus Holz, aber an den Rändern eingefasst 
mit einem breiten Goldrahmen, der mit Einlagen 
von Karneol, lapis lazuli und grünem Glas verziert 
ist. Eine Inschrift gibt an, dass der Sarg „für Tij 
gemacht wurde“ von ibrem Sohn. Die ganz in 
Goldblätter eingehüllte Mumie ist mit Armringen 
geschmückt und ein Halsband aus goldnen 
Perlen und goldnen, mit Edelsteinen eingelegten 
Ornamenten. Auf dem Kopf trägt sie die bisher 
nur aus bildlichen Darstellungen bekannte alt- 
ägyptische Königinnenkrone, einen Geier darstellend, 
der das Haupt der Königin mit seinen Flügeln 
schützend umgibt, in jedem seiner Fänge einen 
Siegelring haltend. Das ganze aus massivem Gold, 
ohne Einlagen oder sonstige Verzierungen. Neben 
der Mumie fanden sich die Reste eines Holzkastens, 
der eine Anzahl kleiner Fayence-Gegenstände enthielt. 
Darunter die besonders fein ausg Figur eines 
Mädchens, das einen Wasserkrug trägt. Von Inter- 
esse sind auch die alabasternen Eingeweidekrüge der 
Königin. Ihre Deckel haben nicht die in späterer Zeit 
gewöhnliche Form der Köpfe der vier Totenschuts- 
götter, sondern sind sämtlich Porträtköpfe der Königin 
selbst. Sie bilden so ein interessantes Zwischenglied 
zwischen den Kanopen der Spätzeit und den mit 
flachen Deckeln versehenen des Alten Reichs.. 

Die verhältnismässig geringe Anzahl von Grab- 
beigaben ist auffallend, zumal bei einem so -vor- 
nehmen Grabe. Es fanden sich nur ganz wenige 


157 (Ко. 8.) ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. (März 1907.] 168 
ee: und die bekannten „uschebtis“ fehlen Zeitsehriftensehau. 


Der ganze Fund ist von Herrn Davis deu 
Museum in Kairo zum Geschenk gemacht worden. 
(London Times). 


Hus Gelehrten Gesellsehaften. 


In дег Archäologischen Gesellschaft zu Berlin 
hielt Ee Winckler einen hr über seine 
ungen in Boghazkói (vgl. OLZ. 1906 No. 12). 
1 daran besprach R. Zahn die ebenda 
denen Tonscherben. Es wiederholen sich in 
en die Gattungen, die von G. und A. Körte in 
Gordion (Phrygien) ausgegraben worden sind. Zeit- 
lich gehören die Scherben dem 8.—1. vorchristlichen 
Jahrhundert an. U. a. hat man hier wie dort Scherben 
gefunden, die der jüngsten Periode der La-Ténekultur 
angehören. Daraus schliesst der Vortragende auf den 
dauernden kulturellen Zusammenhang der Galater 
mit den europäischen Kelten. (Vossische Zeitung 
1907. No. 91). B. 


In der Sitzung der Berliner Mitglieder der 
Vorderasiatischen Gesellschaft am 6. Februar 
sprach Prof. M. Hartmann fiber Probleme in Geschichte 
und Kultur Südarabiens. Der Vortrag wird an anderer 
Stelle in extenso abgedruckt werden. M. 


Preuss. Ak. d. W. Berlin, 14. Febr. Herr Müller 
las über: Neutestamentliche Bruchstücke in 
soghdischer Sprache. (Ersch. später.) Er teilt 
mit, dass es ihm gelungen sei, unter dem neuen von 
Hrn. v. Lecoq aus hinesisch-Turkestan mitgebrachten 
Handschriftenmaterial soghdische Bruchstiicke in sy- 
rischer Schrift aufzufinden, die sich als wörtliche 
Ueberse өп neutestamentlicher Abschnitte er- 
wiesen. Dadurch ist der Schlüssel zu der unter- 
NN Sprache der Soghdier gefunden, und es 

esteht die begründete Hoffnung auf die Entzifferung 

der bisher noch rätselvollen Manuskripte in sogh- 
discher Sprache und manichäischer Schrift. Herr 
Harnack legte eine Mitteilung des Hrn. Professor 
Dr. C. Schmidt in Berlin ,Der erste Clemens- 
brief in altkoptischer Uebersetzung“ vor. Der 
Verfasser erörtert den sprachlichen und textkritischen 
Wert dieser neuentdeckten Uebersetzung des Clemens- 
briefes. Die Handschrift, welche die Königliche 
Bibiothek zu Berlin im vorigen Jahr erworben hat, 
bildet ein Papyrusbuch und gehört dem 4. Jahr- 
hundert an. 


Mitteilungen. 

Das Deutsche Institut für ägyptische Altertums- 
kunde in Kairo soll von dem dortigen Generalkonsulat 
losgelóst und als „Kaiserlich Deutsches Institut für 
ägyptische Altertumskunde“ dem auswärtigen Amt 
unmittelbar unterstellt werden. B. 


Personalien. 


Ferdinand Justi, Prof. der vergleichenden 
1 und der orientalischen Sprachen in 
arburg, ist im Alter von 70 Jahren gestorben. 

Adolf Schulten, Privatdozent in Göttingen, 
ist als ordentl. Prof. der alten Geschichte nach Er- 
langen berufen. 

Dr. J. Knudtson ist zum Professor der semiti- 
schen Sprachen an der Universität Christiania er- 
nannt worden. 


The Academy ac 

1813. Ancient 
:ecords of t, (u.) 
Leaven and hell, 


J. H. Breasted, Ancient 
3 W. Budge, The Egyptian 
bespr. v. ? 


Acad. d. Insorp. u. Belles-Lettres. 1908. 

Nov. B. Haussoullier, Notice sur la vie et les 
œuvres de M. Jules Oppert. — Clermont-Gannean, 
Légendes sur l'Alouette. 


Amer. Journ. of Philology. 1906. 
IV. 108. W. Churchill, Root Reducibility in 
Polynesian. 


The Amer. Journ. of Sem. Lang. а Lit. 1907. 
XXIIL 2. M. Jastrow, Notes on Omen texts. 
дан akâlu. Weapons on the gods.). — C. O. Torr 
he nature and origin of first Esdras. — Mary J. 
Hussey, Some sumerian - babylonian hymns of the 
Berlin collection. (Transcribed and interpreted, with 
collation of the original tablets). 


The Amer. Journ. of Theology. 1907. 

XI, 1. H. C. Mabie, The divine right of chri- 
stian Missions, — P. Carus, Missions from the stand- 
puse of comparative religion. — F. A. Christie, What 

as christianity to offer to oriental nations? — 
F Giesebrecht, The moral level of the Old testament 
scriptures. — Albertina Allen Forrest, The „Back 
to ist“: its a — Е. О. Porter, The suf- 
ficiency of the religion of Jesus. — Ira M. Price u. 
J. M. P. Smith, Recent literatare on the Old Testa- 
ment. — H. A. A. Kennedy, the life of Jesus in the 
light of recent discussions. — J. H. Moulton, Abbott's 
Johannine Grammar. — W. C. Keirstead, The signi- 
ficance of emotion in religion. 


TREI de Géographie, 1907. 

85. E.-F. Gautier, des Sahariennes (Karte). 
— Note: M. E Exploration du Seistan 
par H. Mac Mahon 


Annales de Philos. Ohrét. 1907. 

78. 4. 8. Martin, Philon. — N. Milasch, Das 
Kirchenrecht der morgenländischen Kirche, deutsch 
von A. Pessie, bespr. v. F. J. 


Annales d. Serv. d. Antiq. de l'Égypte. 1906. 
VII, 1. Teweik Boulos, Report on excavation at 
Nag El-Kelebat. — А. Lucas, Ancient Egyptian 
mortars. — J. E. Quibell, Report on Work done in 
Upper „вур during the winter 1904—1905. — А. 
Е. Р. Weigall, A report оп the suffocation of five 
persons іп a tomb at Gurneh. — W. G. Kemp, Letter 
to the Director-general of antiquities on ruins found 
at No. 8 Station on the Suez road. — E. Brugsch 
Pacha, Sur deux trouvailles de culote d'argent pro- 
venant de Mit-Rehineh. — H. Ducroz, Étude d'une 
roche trouvée à Karnak. — G. Legrain, Notes 
d'inspection. XXX. Une statue de Montouho 
Hibhepetà. XXXI. Le roi Thoutmosis V. XX 
Sur un cas de totémisme moderne. XXXIIL Sur 
one pene prophètes d'Amon de la décadence 
hébaine XXXIV. Sur un fragment de statue 
d'Osiris. XXXV. Sur un certain Horus dit „le chat“. 
XXXVI. Une table d'offrandes de Nitocris. — G. Mas- 
pero, La chapelle d'Asfoun. — G. Dareesy, 
figurations de Girafe. — Fr. W. v. Bissing uud M. 
Reach, Bericht über die malerische Tec der 
Glawata Fresken i im Museum von Kairo. — J. Bonomi, 
Topographical notes on western Thebes collected in 
1830. — Ahmad Bey Kamal, mal, Sébennytos et son temple. 


159 [No. 8.) 


Archiv f. Geschichte der Philosophie. 1907. 

XIII, 2. М. Horten, Berichte über Neuerschei- 
nungen auf dem Gebiete der Geschichte der ara- 
biechen Philosophie. II. 


Archives Israélites. 1906. 

47. A. Galante, La constitution persane et 
les Juifs. 

50. H Prague, Hanouea. 


Archives Marocaines. 1905. 

V, 1. E. Michaux-Bellaire et G. Salmon, Les 
tribus arabes de la vallée du Lekkoüs (Forts.). — 
G. Salmon, Catalogue des manuscrits d'une biblio- 
théque privée à Tanger. —  L. Mercier, Notes sur 
Rabat et Chella. — Extraits de la presse musulmane. 

V, 2. А. Joly, Tétouan. Deuxième partie: Histo- 
rique. — A. Rezzoük, Notes sur l'organisation poli- 
tique et administrative du Rif. — René-Leclerc, Les 
salines de Tanger. — Extraits de la presse musul- 


e. 

V, 3. A. Joly, Tétouan (Forts.). — E. Michaux- 
Bellaire, La science des Rouáy&. — Derselbe, Une 
hiatoire de rapt. 

1906. VI, 1—2. N. Slousch, Études aur l'histoire 
des juifs au Maroc (Von der arabischen Invasion an). 
— L. R. Blanc, El-Ma'áni. Conte en dialecte з 1агосаіп 
de Tanger. (Text, Transkription, Uebersetzung, Noten). 
— Extraits de là presse musulmane. 

VI, 3—4. E. Michaux-Bellaire et G. Salmon, 
Les tribus arabes de la vallée du Lekkoüs. (Schluss. 
Karve). — A. Rezzoük, Notes sur le Rif. — L. Mercier, 
Cérémonial qui entoure l'arrivée du Sultan à Rabat. 
— L. Mercier, Influence des langues berbére et 
espagnole sur le dialecte arabe marocain. — L. Mercier, 
Note sur là mentalité religieuse dans la region de 
Rabat et de Salé. — Е. Couffourier, Description 
géographique du Maroc d' Ar-Zyáni (Uebersetzung). 

G. Salmon, Une liste de villes marocaines (aus 


Ar-Zyäni). 


Archiv f. Papyrusforsch. u. verw. Ge- 
biete. 1%7. 

IV, 1.u.2. R. Taubenschlag, Die ptolemäischen 
Schiedsrichter und ihre Bedeutung für die Rezeption 
des griechischen Rechts in Aegypten. — U. Wilcken, 
Zu den Magdola-Papyri. — Јер Mahaffy, Magdola- 
papyri ҮП and XL. — E. Weiss, Beitráge zum 
gräko-ägyptischen Vormundschaftsrecht. — A. Stein, 
Die Stellvertretung im Oberkommando von Aegypten. — 
8. Frankel, Zu den semitisch-griechischen Eigennamen 
auf ägyptischen Inschriften. — U. Wilcken, Papyrus- 
Urkunden. — id. Nachträge zum Urkunden-Referat, 
Archiv III 502/69. — St. Waszyfiski, Die Bodenpacht. 
Agrargeschichtliche Papyrusstudien besp. v. L. Wenger. 
— U. Wilcken, Bibliographie. 


Archiv. f. Religionswissenschaft. 1907. 

X, 1. J. Goldziher, Eisen als Schutz gegen Dä- 
monen (nach orientalischer Vorstellung). — C. Bezold, 
Babylonisch-assyrische Religion (Bericht über diehaupt- 
sächlichen Erscheinungen und Fortschritte). — Th. 
Nöldeke, Die Selbstentmannung bei den Syrern. 


Archivio Stor. Italiano. 1906. 
ХХХҮІП, 4. A. Pernice, L’imperatore Eraclio 
besp. v. М. Festa. 


The Athenaeum. 1906. 

4128. ‘Th. M. Davis, The tomb of Hätshopsitü, 
bespr. v. ?. 

4131. E. G. Browne, A literary history of Persia 
from Firdawsi to Sa'di, bespr. v. ?. — R. P. Skinner, 
Abyssinia of to-day, bespr. v. ?. — A. G. Leonard, 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Marz 1907] 160 


The lower Niger and its tribes, bespr. v. ?. — Archaeo- 
logical Notes (Hebrüisch, Aegyptisch). 

1907. 4133. А. Lang, Boner and his Age, 
bespr. v. ?. 

4136. Theological literature: R. R. Ottley, The 
book of Jesajah, (u.) S. R. Driver, The book of Je- 
remiah, (u.) R. Kittel, Biblia hebraica II, (u.) Ch. Thom- 
son and 8. F. Pells, The old covenant, called the 
old testament, bespr. v. ? 


Tbe Atlantio Monthly. 1907. 
Jan. J. A. Le Roy, Japan and the Philippine 
Islands. 


Aus fremden Zungen. 1907. 
3. A. Eliasberg, Volkslieder russischer Juden. 


Bellg. zur Allgem. Zeitg. (München). 1907. 
21. O. Weber, Eine neue Biblia Hebraica (ed. 
Kittel). 


Beitr. z. Kenntn. dee Oriente. 1906. 

II, 1. C. Brandenburger, Russisch - asiatische 
Verkehrsprobleme. — G. Jacob, Die Wanderung des 
Spitz- und Hufeisenbogens. — A. Wirth, Ostwestliche 
Urwanderungen. — J. Hell, Die inneren Feinde des 
jungen Islam. — M. Hartmann, Das neue Arabien. — 
Mehmed Tefviq, Ein Jahr in Konstantinopel. Nach 
dem Stambuler Drucke von 1299 übersetzt von Th. 
Menzel. — H. Grothe, Marokko im Lichte der jüngsten 
deutschen Forschung und Literatur. 


Berl. Philol. Wochenschr. 1907. 

4. W. Dittmar, Vetus testamentum in novo, 
bespr. v. A. Hilgenfeld. — W. Otto, Priester und 
Tempel im hellenistischen Aegypten, bespr. v. L. Ziehen. 
— V. Chapot, La province romaine d'Ásie depuis ses 
origines jusqu’à la fin du Hart-empire, bespr. v. 
W. Liebmann. 

5. F. H. Weissbach, Die Inschriften Nebukad- 
nezars П, im Wadi Brisä und am Nahr el-Kelb, be- 
spr. v. Meissner. — L. Jalabert, Inscriptions grecques 
et latines de Syrie, bespr. v. Hiller v. Gaertringen. 


Beesarione. Fasc. 91/92. 

Legrain Georges, Thóbes et le schisme de Khon- 
niaton ménothés IV. — Tondini de Quaranghi 
P. C., Notice sur le Calendrier liturgique de la Nation 
Arménienne, avec le Calendrier Arménien de 1907. 
— Palmieri P. Aurelio, I Nomi di Dio nella Teologia 
Coranica. — Ferrario Benigno, Studi egiziani. — 
Marini Mons. Niccold, Impressioni e ricordi di un 
viaggio in Oriente. — Besprechungen: Schiaparelli, 
Ibn Gubayr 1906; Univ. St. Joseph, Beyrouth, Mé- 
langes de la Faculté orientale I. 


Le Bibliograph Moderne. 1906. 

57—58. E. Blochet, Les manuscrits arabes de 
la collection Decourdemanche à la Bibliothéque 
nationale. — (Chronique des archives) A. V., Abyssinie. 
— K. Krumbacher, Die Photographie im Dienste der 
Geisteswissenschaften, bespr. v. R. P. 


The Bibliotheca Sacra. 1907. 

953. Н.М. Wiener, Some fatal weaknesses of 
the Wellhausen school. — H. N. Bullard, The gospel 
in Leviticus. — W. A. Jarrel, The bible verbally ins- 
pired. — W. Restelle, Traditions of the deluge. — 
Ch. A. Briggs, A critical and exegetical commentary 
on the book of psalma, (u.) E. A. Wallis, The Egyptian 
heaven and hell, bespr. v. ? 


Biblische Zeitschrift. 1907. 
V, 1. 8. Schifers, 1 Sm. 1--15 literarkritisch 


161 (Ко. 8.) 


untersucht. — А. Eberharter, Textkritische Bemer- 
kungen zu Ekkli. — F. Tillmann, Hat die Selbstbe- 
zeichnung Jesu „der Menschensohn“ ihre Wurzel in 
Dn. 7,18? — G. Aicher, Mt. 5,13: Ihr seid das Salz 
der Erde (will „Salz“ durch „Mühlstein‘ ersetzen). — 
E. Nagl, Die nachdavidische Königsgeschichte, bespr. 
v. A. Sanda. — P. Fiebig, Pirque 'aboth, bespr. v. 
G. Aicher — J. Göttsberger, Bibliographische 
Notizen 1906. 


Boll. della Società Geografioa Ital. 1907. 

ҮШ, 2.  Esplorazione nella catena del Ra- 
wenzori, Testo integrale Conferenza letta da Б. А. К. 
il duca degli Abruzzi. — Viaggio del tenente Collat in 
Etiopia. — P. Langhans, Justus Perthes Wandkarte 
von Afrika zur Darstellung der Bodenbedeckuug, 
besp. v. À. Dardano. 


Bull Bibliogr. et Pédagog. 1907. 

1. A. Dieterich, Mutter Erde. Ein Versuch über 
Volksreligion, besp. v. E. Remy. — V. Lederer, 
Ueber Heimat und Ursprung der mehrstimmigen Ton- 
kunst, bespr. v. V. Tourneur. 


Bulletin Oritique. 1906. 

81. Н. Delehaye, Les versions grecques des 
actes des martyrs persans sous Sapor (u.) Chébli, 
Réfutation de Sa‘id ibn Batriq, par Sévére Jbn al- 
Moqaffa, texte arabe, publió et traduit, bespr. v. 
J. Périer. — F. Nau, Histoires d’Ahoudemmeh et de 
Marouta suivies du traité d’Ahoudemmeh sur l'homme, 


textes syriaques, (u.) J. de Pauly, Sepher ha-Zohar, 
traduit, bespr. v. F. Martin. 


Bysantinische Zeitschr. 1907. 

XVI, 1. u. 2. D. Serruys, Recherches sur l'Épi- 
tomé. — Ed. Kurtz, Unedierte Texte aus der Zeit 
des Kaisers Johannes Komnenos. — id. Christophoros 
von Ankyra als Exarch 4. Patriarchen Germanus П. 
— P. Popović, La biographie de Kasia dans la litté- 
rature serbe. — J. Psichari, A propos du „ Weiber- 
spiegel“. — 8. Haidacher, Chrysostomos-Fragmente 
im Maximos-Florilegium und in den Sacra Parallela. 
— H. Grégoire, Saint Démétrianos, évéque de Chytri 
(ile de Cypre). — Перо; T. Zeprévenc, Аутоуюс ô 
Bufavroc. — G. Kazarow, die Gesetzgebung des bul- 

ischen Fürsten Krum. — Р. Maas, Zu Romanos 

81. — G. Ficker, Amphilochiana I., besp. v. J. Sicken- 
berger. — Fr. Schulthess, Christlich - Palüstinische 
Fragmente aus der Omajjaden-Moschee zu Damaskus, 
besp. v. W. Weyh. — J. Marquart, Eránsáahr nach 
der Geographie des Ps. Moses Хогепабі, besp. v. Fr. 
Hommel. — E. Harder, Deutsch-arabisches Hand- 
wörterbuch, bespr. v. id. — Corpus scriptorum orien- 
talium T. IV. edd. E -W. Brooks, I. Guidi, J.-B. Chabot, 
besp. v. М. А. Kugener. — N. Jorga, Geschichte des 
rumänischen Volkes im Rahmen seiner Staatsbildungen 
2 Bde., besp. v. K. Dieterich. — M. N. Speranskij, 
Übersetzun 5 von Sprüchen im slavisch- 
russischen Schrifttum, besp. v. K. К. — Б. Reitzenstein, 
Hellenistische Wundererzäblungen, besp. v. C. W. — 
Ad. J. Admantin, Та Xpovixà тоб Mopéwe, besp. v. K. K. 
— K. Krumbacher, Die Photographie im Dienste 
der Geistes wissenschaften, besp. v. C. W. — О. Stählin, 
Clemens Alexandrinus II. Bd. barn. v. id. — G. Grütz- 
macher, Hieronymus, Eine biographische Studie zur 
alton Kirchengeschichte v. id. — Th. Barns, The Mag- 
nificat in Niceta of Remesiana and Cyril of Jerusalem 
besp. v. id. — C. F. G. Heinrici, Beitráge zur Geschichte 
und Erklärung des Neuen Testamentes, besp. v. id. — 
B. Schmidt, Die Bildersprache in den Gedichten des 
Syrers Ephrüm, besp. v. id. — J. Kulakovskij, Die 
Vergangenheit von Tauris, besp. у. K. К. — A. Mentz, 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Marz 1907.) 162 


Beitrüge zur Osterfestberechnung bei den Byzantinern, 
besp. у. А. Н. — A. Jacoby, Das geographische Mo- 
saik von Madaba, besp. v. J. S. — А. Baumstark, 
Abendländische Palästinapilger des ersten Jabrtausends 
und ibre Berichte, besp. v. J. S. — O. M. Kaufmann, 
Die Ausgrabungen der Menas- Heiligtümer in der 
Mareotiswiiste, besp. v. J. S. — J. Strzygowski, Spalato, 
ein Markstein der romanischen Kunst bei ihrem Ueber- 
gange vom Orient nach dem Abendlande. Stud. 2. 

unst n. Gesch. Fr. Schneider zum 70. Gbrtstg. gwdm., 
besp. v. id. — V. V. Stasov, Eine silberne orientalische 
Schüssel in der kaiserl Ermitage, besp. v. id. — 
A. Muüoz, L'art byzantin à l'exposition de Grotta 
ferrata, besp. v. id. — Ch. Taylor, The Oxyrrhynchus 
Sayings of Jesus found in 1903 with the Sayings 
called ‘Logia, found in 1897, besp. v. Viereck. — 
H. Lietzmann, Griechische Papyri ausgewühlt und 
erklärt, besp. v. id. 


Die Ohristliche Welt. 1907. 

3. O. Frommel, Die Poesie des Evangeliums 
Jesu, besp. v. H. Gunkel. — P. Mehlhorn, Wahrheit 
und Dichtung im Leben Jesu, besp. v. O. Schmiedel. 

4. H. Gunkel, Neue Ziele der alttestamentlichen 
Forschung (1). 

5. H. Gunkel, Neue Ziele der alttestamentlichen 
Forschung (II). 

6. P. W. Schmiedel, Die Johannesschriften des 
Neuen Testaments, besp. v. Fr. Fügner. 


The Contemporary Review. 1907. 

494. A. Ular, North-castern Asia after the war. 
— Jvanovitch, Persia and the shahs. — Orientalist, 
The decay of Persia. — J. Mew, Yiddish literature 
and drama. — Literary Illustrations of ,the Bible“ 
edid. by J. Moffatt, besp. v. — 


La Oritica. 1907. 
V, 1. W. Wundt, Mythus und Religion, besp. v. 
A. Gargiulo. 


La Oultura. 1906. 
11. S. Langdon, Building inscriptions of the пео- 
babylonian empire I, besp. v. G. Meloni. 


Deutsche Lit.-Zeit. 1907. 

1. G. Blecher, De extispicio capita tria. Ас- 
cedit de Babyloniorum extispicio Caroli Bezold sup- 

lementum, besp. v. G. Wissowa. — F. Doerne, Jesaja, 

er ux unter den Propheten, besp. v. J. Meinhold. 
— А.Б. G. Jayakar, Ad-Damiri's al-Hayawän, tranel., 
besp. v. C. F. Seybold. 

2. V. Aptowitzer, Das Schriftwort in der rab- 
binischen Literatur, besp. v. W. Bacher. — J. Haus- 
heer, Die Mu'allaka des Zuhair mit dem Kommentar 
des Abi Ga‘far, hesp. v. C. H. Becker. 

3. E. Behrens, Assyrisch-babylonische Briefe kul- 
tischen Inhalts aus der Sargonidenzeit, besp. v. A. Un- 
gnad. — A. Bludau, Juden und Judenverfolgungen 
im alten Alexandria, besp. v. T. Stähelin. 

4. B.Powell, Erichthonius and the three daugh- 
ters of Cecrops, bespr. v. H. C. Pringsheim (Einfluss 
orientalischer Mythen) — J. Meinhold, Sabbat und 
Woche im alten Testament, bespr. v. G. Beer. — 
E. Barradas, tractatus tres historico-geographici. 
(Rerum Aethiop. Script. occ.), besp. v. F. Praetorius. 

5. V. Zapletal, Der biblische Samson, besp. v. 
J. Hehn. — F. N. Finck, Katalog der armenischen 
Handschriften des Herrn Abgar Joannissiany zu Tiflie, 
besp. v. J. Karst. 


Deutsche Rundschau. 1907. 
XXXIII, 6. Н. Gressmann, Das salomonische Urteil. 


163 [No. 8.) 


The Edinburgh Review. 1907. 

419. Art. III Egypt.: The old problem and the 
new. (Besprochene Schriften: Milner, England in 
Egypt; A. Colvin, The making of modern Egypt; 
Egypt No. 2—4). 


The English. Histor. Review. 1907. 

85. E.J. Webb, The alleged Phoenician circum- 
nuvigation of Africa. Considered in relation to the 
theory of a South African Ophir. 


Bvangelisches Missions-Magasin. 1907. 

2. Е. Büttner, Die Mission im Sudan. — Е. Schad, 
Allerlei vom indischen Sprachlehrer. — F. Frohn- 
meyer, Indien. 


The Expository Times. 1907. 

ХҮІП, 6. А. Deissmann, The New Testament 
in the light of recently discovered texts of the graeco- 
roman worid. — Schaff, Adeney, Plummer, Bruce, 
Luke VII 47. — A. Maclaren, The Sermon. Little 
Forgivenees, Little Love. — W. J. Moulton, Bernhard 
Duhm on Habakkuk. — А.Н. Sgyce, Тһе Archaeo- 
logical Analysis of the Book of Genesis. — Eb. Nestle, 
Nunc Dimittis. 


The Bxpositor. 1907. 
February. A. R. Gordon, Job. — J. Rendel, Sons 
of thunder. (Ueber Boawnpyéç bei Markus). 


The Fortnightly Review. 1907. 

Febr. A. B. de Guerville, The situation in Egypt. 
— St. Cleir Stobart, The Asiatic Invasion of the 
Transvaal. 


Frankf. Zeitg. 1907. 
No. 44, 1. Mrgbl. M., Aus einer jüdischen Ge- 
meinde an der nubischen Grenze. (Assuán). 


Geograph. Anseiger. 1907. 
VIII, 1. Hk., Die Hedschasbahn. 


The Geographical Journal. 1907. 

XXIX, 2. H. R. H., The Duke of the Abruzzi, 
The Snow of the Nile. — A. W. 8. Wingate, Nine 
Years’ Survey and Exploration in Northern and Cen- 
tral China. — Т. G. Longstaff, Notes on a Journey 
through the Western Himalaya. — Commercial 
Mission to South-Eastern Persia (Report on the Bri- 
tish Indian Commercial Mission — by A. H. Gleadowe- 
Newcomen). — Pierre Loti, India. Translat. by G. 
A. F. Inman, besp. v. — P. A. Thompson, Lotus Land: 
an Account of the Country and the People of Southern 
Siam, besp. v. 


Geograf. Tidskrift. 1906. 

XVIII, 8. O. Olufsen, Tsadseen. — Derselbe, 
Seistan. — Ch. А. Sherring, Western Tibet and the 
british borderland, (u.) Explorations in Turkestan with 
an account of the basin of eastern Persia and Sistan, 
besp. v. Olufsen. 


Geogr. Zeitschr. 1906. 

XII, 12. Geographische Nenigkeiten: Asien: 
Grothe's Expedition nach dem Autitaurus und Meso- 
ро шен, Afrika: Hanns Fischers Reise durch die 
ahara. Don Livio Caetani im Osthorn von Afrika. 


Geogr. Zeitschr. 1907. 
ХПІ, 1. Fr. Jaeger, Aegypten. 


Giornale d. Soo. Asiat. Ital. 1906. 

XIX, 1. L. De Feis, Del ,libello del ripudio* 
nella legge Mosaica. — Н.Р. Chajes. Note lessicali a 
proposito della nuova edizione del Gesenius-Buhl. — 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUN G. 


Mürz 1907] 164 


F. Scerbo, Uso dell'articolo presunto errato in Ebraico. 
— Ders., Dell Aleph quiescente. — G. de Gregorio, 
A proposito di una noticina sul XIV congresso degli 
Orientalisti 1906. — F. E. Peiser, Urkunden aus der 
Zeit der dritten babylonischen Dynastie, besp. v. 
B. Teloni. — E. Wilhelm, Perser, bespr. v. F. 8. — 
Н. Brody und K. Albrecht, Die neuhebräische Dichter- 
schule der spanisch-arabischen Epoche, ausgewählte 
Texte, (u.) Monumenta Iudaica, Prima pars: Biblio- 
theca Targumina I. 1, besp. v. Н.Р. Chajes. 


Globus. 1907. 

8. G. Fritsch, Ueber die Verbreitung der öst- 
lichen Urbevólkerungen und ihre Beziehungen zu den 
Wandervölkern. — D. Hutter, Bamum. — Anthropo- 
phyteia. Jahrbücher für folkloristische Erhebungen 
und Forschungen zur Entwicklungsgeschichte der ge- 
schlechtlichen Moral, besp. v. Th. Achelis. 

4. A. Kaiser, Die wirtschaftliche Entwicklung 
der Ugandabahn-Lünder. — v. Kleist, die Oase Bilma. 
— Helene Wiszwianski, Die Faktoren der Wüsten- 
bildung, besp. v. E. Roth. 

5. А. Kaiser, Die wirtschaftliche Entwicklung 
der Ugandabahn-Lünder. 

XCI, 6. A. Kaiser, Die wirtschaftliche Entwick- 
lung der Ugandabahn-Lünder. — Neue französische 
Forschungen in der westlichen Sahara. — Dr. Steins 
letzte Forschungen in Ostturkestan, — A. V. W. Jack- 
son, Persia Past and Present, besp. v. — r. — Just. 
Perthes Wandkarte von Afrika zur Darstellung der 
Bodenbedeckung. Bearb. v. P. Langhans, besp. v. Sg. — 
E. Thurston, Etbnographical Notes in Southern India, 
besp. v. id. 


Die Grenzboten. 1907. 
LXVI, 6. R A. Koernig, Der Ausbau der tür- 
kischen Eisenbahnen. 


Histor.-pol. Blätter f. d. kath. Deutsohl. 1907. 

CXXXIX, 1. Die religióse und politische Zu- 
kunft des Islam unter türkischer, englischer und 
russischer Herrschaft (III). 

2. Die Georgische Kirche und die Russifikations- 
politik im Kaukasus. — Grupp, Eine neue Welt- 
geschichte (v. Theodor Lindner). 


Histor. Zeitsohr. 1907. 

IL 2. L. Erhardt, Die Anfänge und Grundbe- 
dingungen der Geschichte. — Zum ültesten Btrafrecht 
der Kulturvölker. Fragen zur Rechtsvergleichung 
gestellt von Theodor Mommsen, beantwortet von 
H. Brunner, B. Freudenthal, J. Goldziher, H. F. 
Hitzig, Th. Noeldeke, H. Oldenberg, G. Roethe, 
J. Wellhausen, U. v. Wilamowitz-Moellendorff, besp. 
v. А. V. — E. Lindl, Entetehung und Blüte der 
orientalischen Kulturwelt, Cyrus, besp. v. C. F. Leh- 
mann-Haupt. — J. Müller, Das sexuelle Leben der 
christlichen Kulturvölker, besp. v. G. Kawerau. 


The Imper. Asiat. Quart. Rev. 1907. 

Vol. XVIIT, No. 45. A. Vambéry, Pan-]slamism 
and the sultan of Turkey. — М. M. Parveez, Indo- 
british trade with Persia. — L. Mills, Exilic Jewish 
eschatology: in how far was it Zoroastrian? — 
L. Cranmer Byng, The rose garden of Sa’di, besp. v. 
A. Rogers. — А. D. Russel, First steps in Muslim 
jurisprudence, besp. v. A. Е. В. — R. L. Gallienne, 
Odes from the diwan of Háfiz, (u.) E. G. Browne, А 
literary history of Persia from Firdawei to Sa'di, 
bespr. v. À. Rogers. 


O Instituto Revista scient. e litter. 1906. 
LIJI, 12. A. Th. Pires, О Japão no seculo XVI. 


166 (Мо. 8.) 


The Jewish Quart. Rev. 1907. 

No. 74. J. El , Studies in the Jewish li- 
turgy. — А. Oowley, Bodleian Geniza ents IV, 
— L. Ginsberg, Geonic responsa —XV. — 
J. Н. А. The prologue to Ecclesiasticus. — 
St. A. Cook. Notes on the old testament history. 
VIL Literary and historical criticism. VII. Saul 
and David. — S. Fyne, Psalm 188. — S. Poznański, 
Zu dem Sendschreiben des Nehemia Gaon. — G. Mar- 
gotiouth, Oatalogue of the hebrew and samaritan ma- 
eee in the British Museum, besp. v. 8. Elbogen. 
-- R. Batin, The ten Nequdoth of the Torah, or the 


ints of 
the Pentateuch, bespr. т. L. Blau. — J. Humk, Judah 
Meeser Leon's commentary on the vetus logica, besp. 
v. N. Bentwich. — Н. Hirschfeld, Iudah Hallevi's Kitab 
al Khazari, translated from the Arabic, besp. v. A. Wolf. 
— L. Back, Das Wesen des Judentums, (u.) 8. Chotzner, 
Hebrew humour and other essay, besp. v. A. Wolf. 


Journal des Savants. 1907. 

1. R. Dussaud, Le dieu phénicien Echmoun, 
(W. W. Baudissin, Der phönicische Gott Esmun, 
besp.) — A. Kümmel, Materialien zur Topographie 
des alten Jerusslem, besp. von Clermont-Gannesu. 


The Journ. of Theol. Stud. 1907. 

ҮШ, No. 80. G. St. Clair, Israel in camp: a 
study. — H. Pope, The third book of Esdras and the 
Tridentine canon. — Е.О. Winstedt, А ooptio frag- 
ment 55 d James the brother of ape Lord. — 

. H. Oonnolly, The original language e syriac 
acts of John. — H. St. S. Thackeray, The greek trans- 
lators of the four books of Kings. — W. E. Barnes, 
Not a gloss (2. Kón. XV, 80b). 


J. R. А. S. 1907. 

January. H. F. Amedroz, An unidentified Ms. by 
Ibn al-Jauzi, in the library of the Brit. Mus. (Forts.). 
— А. R. Guest, The foundation of Fustät and the 
Khittahs of that town. — A. S. Beveridge, Further 
notes on the Babar-Nama Mss. The Elphinstone 
codex. — Th. G. Pinchee, The tablet in cuneiform 
script from Yusghat. — R. Sewell, Arabic inscriptions 
on textiles. — H. A. Nicholson, A note on the Nase- 
bu’l-Khirqa — J. F. Fleet, The early use of the era 
of B. C. — OC. Schiaparelli, The travels of Ibn 
Jubair. Translated from the Arabic into Italian, 
bespr. v. H. Beveridge. — M. J. de Goeje, Descriptio 
imperii Moelemici by Al-Muqaddazi, besp. v. G. В. — 
F. H Weissbach, Die Inschriften Nebukadnezars П. 
im Wadi Brisa und am Nahr el-Kelb, (u.) A. Ungnad, 
Babylonisch- assyrische Grammatik, (u.) St. Langdon, 
Lectures on Babylonia and Palestine, (u.) F. Thureau- 
Dangin, Lee inscriptions de Sumer et d'Akkad, (u.) 
H. V. Hilprecht, The Babylonian expedition XIV and 
XV: Documents from the temple archives of Nippur, 

r. v. T. G. Pinches. — А. A. Bevan, The Naká'id 
of Jarir and al-Farasdak, bespr. v. O. J. L. — G. 
Al- Mostatraf, traduit, bespr. v. Ameer Ali. — В. Geyer, 
Zwei Gedichte von Al-’A za, beep. v. F. Krenkow. — 
K. Vollers und 8. Leipoldt, Katalog der islamischen, 
christlich-orientalischen, jüdischen und samaritanischen 
Handschriften der Universitätsbibliotek zu Leipzig, 
besp. v. H. Hirschfeld. 


J. R. A. 8. Bombay Branch. 1906. 

No. 61. R. К. Dadachanji, A comparison of the 
Avestic doctrines of Fra ees with the Platonic 
doctrines of the ideas and other later doctrines. — 
J. Jamshedji Modi, Magoudi on volcanoes. — Der- 
selbe, The date of the death of Nizami. — R. P. Kar- 
karia, The death of Akbar. 


meaning and purpose of the extraordi 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[März 1907.) 166 


Eritischer Jahresber. üb. d. Fortschr. d. 
Roman. rma ee lc = Е 
VOL А 6, Sprachphilosophie, 
meine und ind ermanische 1 
W eine Phonetik 1904. == С. Е. 


kanischen Sprachen und Literaturen 1896— 1906. 


Literarische Rundschau. 1907. 
1. S..B. Glatigny, Les commencements du canon 
de l'ancien testament, bespr. v. Th. Witzel. 


Literar. Zentralbl 1907. 

2. K. Marti, Die Religion des alten Testaments 
unter den Religionen des vorderen Oriente, bespr. 
v.? — M. Güldemann, Jüdische Apologetik, besp. v. 
8. Krauss. — W. A. Müller, Nacktheit und Entblössung 
in der altorientalischen Kunst, besp. v. L. Curtius. 

8. R. Kittel, Biblia hebraica II, besp. v. Sellin. 
— К. Opitz, Die Medicin im Koran, besp. v. Brockel- 
weg 7 = B. de Guerville, Das moderne Aegypten, 

. v. V. H. 

4. A. Jeremias, Das alte Testament im Lichte 
des alten Orients, 2. Aufl., . v. B. Baentech. — 
— Katalog der Handschriften der Universitätsbiblio- 
tek zu Leipzig. II Vollers, die islamischen, christ- 
lich - orientalischen, jüdischen und samaritanischen 
Handschriften, besp. v. Th. Nöldeke. — A. Grünwedel, 
Bericht über archäologische Arbeiten in Idikutschari, 
besp. v. A. Forke. 

5. ee nu der althebräisc Т 
teratur, v. — rl—. -- rugmann n B. Del- 
brück, Grundriss der vergleichenden Grammatik der 
indogermanischen Sprachen, besp. v. W. Streitberg. 


Le Monde Moderne. 1907. 
16. J. d’Ivray, L'Egypte inconnue. 


Neue Jahrb. f. d. El. Alt. 1907. 
XIX u. XX 1. H. Peter, Pontius Pilatus, der 
römische Statthalter in Judäa. 


Neue Kirchl. Zeitschr. 1907. 
XVIII, 2. W. Caspari, Die Ohaldäer bei Habakuk. 
Keilinschr. Bibl. I, II, III. 


Neue Metaphys. Rundschau. 1906. 

XIII, 5/6. В. Wedel, Die Vogelgespräche Mantiq- 
Uttair des Ferideddin Attar. Ni dem Franz. von 
Garcin de Tassy). — G. у. List, Von der Armanen- 
schaft der Arier. — Р. Deussen, Vedanta und Plato- 
nismus im Lichte der Kantischen Philosophie beep. v. 
— J. Марз, Rabbi Moses ben Maimon (Maimonides). 
Sein Leben und seine Werke, besp. v. — A. Besant, 
Die vier grossen Religionen, besp. v. 


The Nineteenth Oentury. 1907. 

Ibo. J. Nisbet, The Forests of India and their 
Administration. 

Nuova Antologia. 1907. 

842. L. С. di Teano, L’Arabia nella storia del 


mondo. 


T'Oung Pao. 1906. 

ҮП, 5. P. Pelliot, La ville de Bakhouán dans 
la geographie d'Idriot. Н. Cordier, La correspondance 
énérale de la Cochinchine. — W. W. Skeat and Oh. 
D. Blagden, Pagan Races of the Malay Peninsula, 
besp. v. H. Cordier. — A. Forke, Lun-Héng, selected 
Essays of the Philosopher Wang Oh’ung; translat. 
from the Chinese, besp. v. Ed. Chavannes. — E. 


167 |Ко. 3.] 


Diguet, Les Annamites, Société. Coutames, Religions, 
besp. v. id. 


Petermanns Mitteil. 1907. 

LIII, 1. Briefliche Mitteilungen von Dr. Alb. 
Tafel über seine Reise іп Zentralasien vom Juli 1906. 
— W. Götz, Historische Geographie, besp. v. W. Ruge. 
— W. Miller, Instrumentenkunde für Forschungs- 
reisende, besp. v. E. Hammer. — 0. Schlüter, Die 
leitenden Gesichtspunkte der Anthropogeographie, 
besp. v. Sieger. 


Protestantisohe Monatshefte. 1907. 

XI, 1. Fr. Pijper, Die holländische Bibelkritik. 
— 0. Hoffmann, Das Wiedersehen jenseits des Todes, 
besp. v. E. Sulze. — P. Schmiedel, die Person Jesu 
im Streite der Meinungen der Gegenwart, besp. v. 
W. Herrmann. 


P. 8. B. A. 

XXIX, 1. A. H. Sayce, The Chedor-laomer ta- 
blets (Forts.). — F. Legge, The tabletes of Negadah 
and Abydos. — M. A. Murray, St. Menas of Alexan- 
dria. — H. H. Howorth, Some unconventional views 
on the text of the bible. VII. Daniel and Chronicles. 
— P. Scott- Moncrieff, Some notes on the XVIII th 
dynasty temple at Wady Halfa. 


The Quarterly Review. 1907. 

410. Art. ҮШІ. Recent Developments of the 
old testament criticism (Besprochene Schriften: E. 
Kautzsch, Die heilige Schrift des alten Testaments; 
Ch. F. Kent, The students old testament; K. Marti, 
Kurzer Handkommentar zum alten Testament; H. 
Gunkel, Genesis; T. K. Cheyne, Critica Biblica; 8. R. 
Driver, The book of Genesis; F. Delitzsch, Babel und 
Bibel; E. Schrader, Keilinschriften und Altes Testa- 
ment; J. M. Lagrange, Historical criticism and the 
old testament; J. Orr, The problem of the old testa- 
ment; H. H. Cobb, A criticism of systems of hebrew 
metre). 


Repertorium f. Kunstwissensch. 1907. 

XXIX, 6. A. Brockhaus, Netsuke. Versuch 
einer Geschichte der japanischen Schnitzkunst, besp. 
v. W. v. Seidlitz. — К. Woermann, Geschichte der 
Kunst aller Zeiten und Vólker, besp. v. id. 


1907. 


Revue Bibl. Internat. 1907. 

1. A. van Hoonacker, Notes d'exógése sur quel- 
ques passages difficiles d'Oséóe. — Е. Р. Dhorme, Le 
séjour des morts chez les Babyloniens et les Hébreux. 
— F. М. S. Lagrange, Le livre de la sagesse, sa doc- 
trine des fins derniéres. Lavignac, Création 
d'un sanctuaire et d'une tradition à Jérusalem. - - 
Ch. A. Briggs, A commentary on the book of psalins, 
(u.) J. K Zenner, Die Psalmen nach dem Ortext, 
herausgeg. v. H. Wiesmann, besp. v. А. Condamin. — 
Délégation en Perse T. VII. Recherches archéologiques, 
besp. v. F. P. Dhorme. — Flinders Petrie. Researches 
in Sinai, besp. v. H. Vincent 


Revue Oritique. 1907. 

2. F. Loofs, Nestoriana. 
Nestorius, besp. v. P. Lejay. 

3. V. Ussani, La questione e la critica del cosi 
detto Egesippo, besp. v. P. L. — Ch. Lesage, L'achat 
des actions de Suez, besp. v. A. Biovès. 

4. E.“ Aymonier et A. Cabaton, Dictionnaire 
Tcham-Frangais, besp. v. V. Henry. 

5. Origines Werke, Bd. IV., Der Johannes- 


Die Fragmente des 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Mars 1907.) 168 


commentar, herausggb. v. E. Preuschen, besp. v. P. 
Lejay. — H Lietzmann, Apollinaris von Laodicea und 
seine Schule, besp. v. id. — Fr. Boll, Sphaera, Neue 
griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte 
der Sternbilder, besp. v. id. — M. Bréal, Pour mieux 
connaitre Homére, besp. v. My. 


Revue des Études Juives. 1906. 

LII, 104. B. Heller, L'ópée gardienne de cha- 
stetó dans la littérature juive. — Marmorstein, Les 
signes du Messie. — J. Goldziher, Mélanges judéo- 
arabes. — S. Eppenstein, Mélanges d'exégóse et d'éty- 
mologie. — 8. Poznanski, Un commentaire sur Job 
de la France septentrionale. — M. Schwab, Inscriptions 
hébraiques d'Espagne. —  F. Macler. L'inscription 
hébraique du musée de Bourges. — J. Régné, Rapporta 
entre l'inquisition et les Juifs d'aprés le mémorial de 
linquisiteur d'Aragon. — W. Bacher, Les Juifs de 
Perse au XVIIe et au XVIII siècle. — М. Gins- 
burger, Les anciens cimetiéres israélites de Metz. — 
M. Lambert, Liste des circoncisions opérées par le 
Mohel Isaac Schweich (1775—1501). — J. Bauer, Un 
projet d'établissement d'un second Ghetto & Avignon. 
— Fr. Martin, Le Livre d'Hénoch, besp. v. J. Weill. — 
W. B. Smith, Der vorchristliche Jesus, besp. v. id. — 
В. Ratner, Gem px лоли wo. Varianten und Er- 
günzungen des Textes des Jerusalemischen Talmuds 
nach alten Quellen — Traktat Schewiith, beep. v. 
W. Bacher. — G. Dalman, Grammatik des jüdisch- 
palüstinischen Aramäisch, besp. v. Porgés. 


Rev. d'Hist. Diplomat. 1907. 
XXI, 1. Fr. Ch. Roux, Les Echelles de Syrie et 
de Palestine au dix-huitième siècle. 


Rev. Intern. de L'enseignement. 1907. 

LII, 1. P. Marestaing, Un égyptologue du 
XVIIe siécle, le P. Kircher. — H. Guyot, L'infinité 
divine depuis Philon le Juif jusqu'a Plotin, besp. v. 
E. Bréhier. 


Z. A. 1907. 

XX, 1—2. Sch. Ochser, Die mandüische Gno- 
mologie Johannes des Täufers. Transkribiert, über- 
setzt und mit Anmerkungen versehen. М. Horten, 
Das Buch der Ringsteine Fár&bi's, mit Auszügen aus 
dem Kommentar der Emir Ismätl el Hoseint el 
Fáráni. — H. Grimme, Zur Genesis des semitischen 
Alphabets. — С. Sarauw, Zu den Inschriften von 
Sendschirli. — C. H. Becker, Arabische Papyri des 
Aphroditofundes. — M. Jastrow, The signs and names 
for the liver in Babylonian — Th. Nöldeke, Die 
aramBischen Papyri von Assuan. — E. Littmann, Pre- 
liminary report of the Princeton University expedition 
to Abyssinia. With contributions by В. Sundström. — 
Sprechsaal: C. Sarauw, Der hebrüische Lokativ. — 


F. Schulthess, (AAT — M. Jastrow, Ha-bil and e- 


ka-a. — S. Fraenkel, Zu den Papyri von Aphrodito. 
— Excavations at Nippur. Plans, details and photo- 
graphs etc. With text by Cl. S. Fisher, besp. v. E. 
Meyer. — Orientalische Studien, Th. Nöldeke ge- 
widmet, besp. у. R E. Brünnow. — Bibliographie. 


Z. D. M. d. 1906. 

LX, 4. C. Hunnius, Das syrische Alexanderlied, 
herausgeg. u. tibersetzt. — Th. Menzel, Mehmed Emin. 
— E. Mahler, Das Himmelgahr als Grundelement 
der altorientalischen Chronologie. — A. Fischer, Das 
Geschlecht der Infinitive im Arabischen. 


Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg 1. Pr., Schönstr. 18 a 1. 
Verlag u. Expedition: Wolf Peiser Verlag, Berlin 8., Brandenburgstr. 11. 
Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel, Kirchhain N.-L. 


Orientalistische 


Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 


von 
—— F. E. Peiser e — 
Erscheint Abonnementspreis 
am 1$. jedes Monats. Berlin. vierteljährlich 3 Mk. 


Wolf Peiser Verlag. 


Bestellungen nehmen entgegen: die . Berlin S., Brandenburgstr. 11, sowie alle Buch- 
в 


handlungen und Postämter (unter Nummer 6101). — 


erate die sweigespaltene Petitzeile 80 Pf.; bei 
igen Ermässigung. | 


Wiederholungen und grösseren Anzeige 


10. Jahrgang. 


15. April 1907. 


М 4. 


Alle für die Redaktion bestimmten tg et Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender 


Adresse erbeten: Redaktion der 0. L. Z., Wolf 


eiser Verlag, Berlin 8. 49, Brandenburgstr. 11.1. 


Zur altbabylonisehen Chronologie. 
L. Messerschmidt. 
Du 


Das Museum in Konstantinopel besitzt 
aus den Ausgrabungen in Sippar das Frag- 
ment einer altbabylonischen Datenliste, be- 
zeichnet Sippar 16, das bisher zwar mehr- 
fach, aber noch nicht in genügender Weise 
veröffentlicht worden ist. Scheil bringt in 
seinem Werk: Fouilles à Sippar auf Tafel 
III die Liste im Lichtdruck und in Délé- 
ée en Perse tome II S. 83 Anm. eine 

skription, die jedoch nicht durchweg 
richtig ist, Lindl gibt in BA IV S. 342/3 
eine: ungentigende Autotypie der Tafel und 
eine unvollständige Transkription, (s. auch 
Delitzsch dazu S. 343 Anm. ** In Auto- 
phie ist der Text m. W. noch nicht ver- 
öffentlicht worden. Ich habe daher einen 
Aufenthalt in Konstantinopel benutzt, um 
mit freundlicher Genehmi der Museums- 
behörde die Tafel zu kollationieren und die 
hierunter verdffentlichte Autographie anzu- 
fertigen. Siehe Sp. 171. 


Der Text ist unter Benutzung von Pa- 
rallelen zur Ausfüllung der Lücken folgender- 


massen zu umschreiben: 


1) Vgl. OLZ. 1905 8. 268. 


Obv. 1. mu Ha-am-mu-ra-bi lugal-e 

. mu nin-si-di -ma in 

mu gis- gu- za bara-mah Nannar Bê- 
bili mu- un- na- dim 


an- dim 
ee dim 
. (mu bad (2) I-si-in...... ) dib (2) 
(mu Sa-am-su)-i-lu-n(a lugal-e) 
(mu damal)-ar-gi ki(-en-gi ki 
in-gar 
mu id Sa-am-su-i-lu-n(a na-ga-ab nu-) 
hu- us ni-$i mu-un-(ba)-al 
. mu id Sa-am-su-i-lu-na he- gal mu- 
un-ba-al 
mu gis-gu-za ila (dingir Nann)ar an 


Ve 


7. mu ab ki | gub bar-sag id 
8. mu-us-sa ab ki lugal gub 
Bemerkungen: 

Obv. 2. Der Schreiber hat deutlich ki ge- 
t es ist aber ebenso sicher di zu 
esen. 

8. s. dazu Lindl in BA IV S. 392. 

4. DieSippar-Tafel sichert an dieser Stelle 
die Lesung ба. i-a statt der bisherigen Le- 
sung Mal-gi-a. sind also auseinanderzu- 


171 [No. 4.) 


Ж Q 
EL VE 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


> 
‘en 
e 


(April 1907.) 172 


ZEN N Ж YYW: 


iy 


LAG TT 


ein Gagia und ein Malgia (II R 
7, en f.). — Scheil (Délégation a. a. O.) über- 


halten 


ahr, wo er Dür-Gagia baute: Die 
— melee Nennung von dfiru in diesen 
Daten lässt die Zuziehung von düru zum 
Eigennamen ohne andere Anhaltspunkte als 
— dingir-ra folge ich 
In der g dingir-ra folge ich (gegen 
Lindl) King: Letters and Inscr. of Hammu- 
rabi Ш S. 228 ff. — Scheil liest a. a. О. 
die auf der e Liste folgenden Zeichen: 
kalama dim. Da aber auf dem 
Original vor un noch Reste von mu deutlich 
sichtbar sind, so ist natürlich mu- un- na-an- 
dim zu lesen. 
7. Am Ende dieser Zeile ist ein Zeichen- 
rest noch erkennbar, der mir am ehesten 
für lu, also für die Lesung ba - an-)dib zu 


deen schien. — bad ist nach King a. a. 

t ganz sicher, da es wie zwei ver- 
schiedene Zeichen aussehe. Ranke, der die 
Daten seiner Texte No. 24 und 20 (Babyl. 
Exped. Univ. Pennsyl. vol. VI 1) mit diesem 
^ sei S eas will danach lesen: mu 


icm 2. Das Datum ist ergänzt (vgl. 
Lindl a. а. О. und King a. a. О.) nach Bu. 
88 — 5—12,87 (МАР 100): mu 8. lugal da- 
mal. ar. gi i-ni-gar-ra und Bu. 91—5—9,2444 
(vgl. King) mu damal-ar-gi ki-en-gi ki Urdu. 
Das schhessende in-gar (so hier statt i- ni- 
— 1 hat der Schreiber etwas zu hoch 
80 daus es neben der vorangehenden 

Zeile ai steht. Scheil liesst es daher bei dieser 
(Délégation а. a. O.): ша б... in- gar. Es ist 
aber dort schwerlich am Plata, dagegen in 


173 (Мо. 4] 


Zeile 2 durch die Vergleichung mit MAP 100 
nahe gelegt, weshalb ich es hierher ziehen zu 
müssen glaube. — 2. 2 lässt Scheil a. a. 0. 
enden: . . . unnadim: davon konnte ich 
auf dem Original nichts entdecken. — Ranke 
a. a. O. bezieht das Datum von No. 49 
hierher. Dort scheint die auffallende Verb- 
form un-gar zu stehen. 

3. Für Фе Ergänzung siehe Lindl und 
King a. a. O. Scheil lässt einen Teil der 
Formel weg. Vielleicht hat er hu-us zu 
na-dim verlesen und in die darüber stehende 
Zeile verlegt? 

4. Der Schreiber hat näru falsch ge- 
schrieben, wie auch auf der Heliogravure 
bei Scheil, Sippar pl. III erkennbar ist. — 
Bei Scheil (Del) fehlt munbal, wodurch die 
Uebersetzung beeinflusst ist. 

5. Für Sie Ergänzung s. Lindl a. a. O. 
S. 847. — In der Liste bei King und auf 
einzelnen Tafeln heisst das Datum: mu gis- 
gu-za bara-gi. In der Sippar-Liste dagegen 
steht ganz deutlich das Weichen ila (nicht 
mir = aga, wie Scheil, Dél. liest) nach gis- 
gu-za. Lindl S. 357 zur Stelle zeichnet es 

z richtig. Es findet sich in derselben 
orm z. B. CT VI 7 Z. 27a. — Die Form 
dieses Datums variert also etwas. 

6. Das Zeichen ka (nicht sag!) ist sicher 
(gegen Lind! S. 378). Auch die Zeichen am 
Schluss: a8-bi-da, welche Lindl und Scheil 
(Dél.) übersehen haben, sind sicher. Letztere 
gerade machen die Ergünzung, wie ich sie 
im Anschluss an die von Lindl S. 377 zur 
Stelle herangezogenen Tafeldaten vorge- 
nommen habe, sehr wahrscheinlich. Auch 
hier wieder liegt eine leichte Variation des 
Datums vor. 

7. Scheil liest Uruk-ki statt ab- ki. 
dem Original steht weder das eine noch dar 
andere, sondern sehr wahrscheinlich gis-ku. Wie 
die folgende Zeile mit ihrem sicheren (gegen 
Scheil, Del.) ab-ki zeigt, ist auch Zeile 7 ab- 
ki zu lesen und gis-ku somit als ein Schreib- 
fehler zu erachten. Dieser scheint auch zu- 

leich die Aufklärung zu geben über den 

iderspruch, der hier zwischen der Sippar- 
Liste und der Liste von King vorliegt, den 
Lindl gemerkt, aber kurzerhand zu ungunsten 
der letzteren, — wie ich glaube, mit Un- 
recht — entschieden hat (S. 394). King 
liest námlich die unserer Zeile entsprechen- 
den Spuren in seiner Liste (a. a. O.): mu 
gil-ku Su-nir. Dieses Datum wird gehalten 
durch die in OLZ 1905 S. 3 angeführte 
Tafel, wird also schwerlich wie in der Liste 
bei Lindl einfach weggelassen werden dürfen. 
Ich móchte nun &nnehmen, dass der Schreiber 


ORIENTALISTISOHK LITTERATUR-ZEITUNG. 


Aut | 


[April 1907.] 174 


der Sippar-Tafel dieses Datum mit gi&-ku 
zu schreiben anfing, dann aber durch ein Ver- 
sehen zu dem Datum des folgenden, achten 
Jahres tibersprang. Die Spuren der Liste 
Kings No. 102 II 8 scheinen dafür zu 
sprechen, dass das achte Jahr Samsu-ilunas 
hiess: mu ab-ki lugal usw. Der Schreiber 
der Sippartafel hätte also, wenn das richtig 
ist, das siebente Jahr des Königsübersprungen. 
Dasselbe hiesse: mu gis-ku äu-nir, das achte 
aber: mu ab-ki lugal. 

8. Dieses Datum fehlt in der Liste Kings. 
An seiner Stelle steht dort: mu ki-su-lu-ub- 
gar ka- ad- su- u. Wenn das Vorbemerkte zu- 
trifft, müssen diese beiden Formen Be- 
nennungen desselben, des neunten Jahres 
sein. Das lässt sich tatsächlich auch 80 
vereinigen, dass man annimmt das Jahr sei 
zuerst mit mu- us-sa nach dem vorangehenden 
und erst später, nach dem Eintritt des 
kriegerischen Ereignisses nach diesem be- 
nannt worden. Tafeln aus den früheren 
Monaten dieses Jahres müssten also datiert 
sein: mu- us-sa ab ki lugal, solche aus den 
späteren Monaten: mu ki- su- lu-ub-gar. Ranke 
a. a. O. No. 57 stammt aus dem 2 Monat, 
CT IV 17 (701) aus dem 11 Monat, beide 
sind datiert mu- us-sa CT II 5 dagegen aus 
dem 7 Monat ist ki-su-lu-ub-gar datiert. 
Die zu erwartende Ordnung ist also durch- 
kreuzt. Da ich derartige Fälle auch auf den 
Ur-Tafeln (Dungi usw.) beobachtet habe, 80 
möchte ich annehmen, entweder, dass es bis 
zu gewissem Grade freistand, wie man da- 
tieren wollte, nach dem vorangehenden oder 
dem laufenden Jahre, oder aber, dass im 
vorliegenden Falle dem betr. Schreiber das 
augenblickliche Datum und eine Liste zum 
Nachsehen nicht gegenwärtig waren, so dass er 
zur Jahresbestimmung auf des vorausgehende 
in seinem Gedüchtnis zurückgreifen musste. 
Man müsste daun allerdings erwarten, dass 
auf den Tafeln auch einmal ein mu- us-sa- 
Datum erscheint, das in den offiziellen Listen 
nicht als solches sich findet, weil das betr. 
Jahr offiziell schon von seinem Beginn an 
eine ihm eigene Benennung erhalten hatte. 
Ein solcher Fall scheint tatsüchlich in der 
von Ranke a. a. O. 8. 13 Anm. 1 heran- 

genen Tafel: Sm. 42 vorzuliegen, die 

as Datum trägt: mu- us-sa gu-za bara mab 
lugal. Nach den Zeugen-Namen gehört sie 
in die Regierung Sin-muballit’s. Für diese 
aber findet sich in der offiziellen Liste, 
wenigstens bis jetzt, ein solches Datum nicht. 
Das 16. Jahr heisst: mu gis-gu-za bara 
mah, das 17. aber ist nach der Eroberung 
von Isin benannt. Man muss also annehm , 


145 (Ко. 4.) 


dass der Schreiber etwa aus dem angefiihr- 
ten Grunde sich das Datum im Anschluss 
an das des vorangehenden Jahres zurecht 
gemacht hat. 


Der bur-gul als Notar in Nippur. 
Von Arno Poebel. 


Auf den Nippurkontrakten aus der Zeit 
der Dynastie von Larsam und der ersten 
Dynastie von Babylon wird in vielen Fallen 
ein burgul aufgeführt, und es liegt infolge 
dieser häufigen Erwähnung der Schluss nahe, 
dass der burgul ebenso wie der dub-sar als 
eine offizielle Person zu betrachten ist, die 
bei der Abfassung des gesetzlichen Instru- 
mentes in irgend einer Weise beteiligt war. 

Auf vierzehn Nippurtafeln, welche einen 
bur-gul erwühnen, werden dreizehnmal der 
dub-sar und der bur-gul zusammen genannt, 
achtmal in der Reihenfolge bur-gul — dub- 
sar, fünfmal in der Reihenfolge dub-sar — 
bur-gul, und zwar stets als die letzten in 
der Zeugenreihe, mit Ausnahme eines einzigen 
Falles, wo erst die männlichen Zeugen auf- 

eführt werden (1— 4), alsdann der bur-gul 
5) und der dub-sar (6) und zuletzt vier 
weibliche Zeugen (7—10) Es lässt sich 
auch hier das Prinzip erkennen, wenigstens 
die Reihe der vollgültigen Zeugen mit bur-gul 
und dub-sar schliessen zu lassen, insofern 
als die Frauen vielleicht nicht als vollgültige 
Zeugen anerkannt wurden, wenigstens zur 
Zeit Rim-Sins, unter dessen Regierung die 
Tafel geschrieben worden ist. Auch die 
eine oben angeführte Ausnahme, wo dub-sar 
und bur-gul nicht zusammen aufgeführt 
werden, scheint sich als zufällig zu erweisen. 
Der Tafelschreiber Dingir-mansum hat mög- 
licherweise den Namen eines Zeugen Dingir- 
mansum zum zweiten Male zu schreiben 
begonnen, und um nicht radieren zu müssen, 
seinen eigenen Namen an dieser Stelle auf- 
geführt. Der bur-gul steht wie gewöhnlich 
am Schluss der Aufzählung. 

Ist aurch diese Zusammenstellung mit 
dem dub-sar der offizielle Charakter des 
bur-gul gesichert, so fragt es sich, welchen 
Anteil er an der Herstellung der Urkunde 
hatte. Da die Etymologie von bur-gul und 
sein Vorkommen in der Literatur jedenfalls 
so viel beweisen, dass der bur-gul Stein- 
material graviert oder mit dem Meissel be- 
arbeitet, anderseits der eigentliche Text 
der Urkunde naturgemäss von dem dub-sar 
als dem Tafelschreiber geschrieben wurde, 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1907.] 176 


so kann die Tätigkeit des bur-gul bei der 
Ausfertigung des Kontraktes nur mit dem 
Siegel in Verbindung gebracht werden. Wie 
dies zu geschehen hat, wird uns ersichtlich, 
wenn wir die den Nippurkontrakten .eigen- 
tümliche Art der Siegelung mit der auf den 
nordbabylonischen Vertrügen üblichen ver- 
gleichen. 

Es ist eine bekannte "Tatsache, dass 
unter der grossen Masse von Kontrakten 
aus Sippar verhültnismüssig sehr wenige mit 
Siegelu gesiegelt sind, welche den richtigen 
Namen des siegelnden Kontrabenten tragen. 
Meistens sind es Siegel ganz fremder Per- 
sonen, und der Umstand, dass dieses Siegel 
von dem Kontrahenten, auf welchem die 
Verpflichtung lastet, geführt oder doch 
wenigstens in dem betreffenden Falle benutzt 
wurde, wird nur dadurch kenntlich gemacht, 
dass neben oder über den Siegelabdruck 
geschrieben wird: Siegel des Soundso. Auch 
auf einigen Nippurtafeln findet sich dieser 
Gebrauch fremder Siegel und Kenntlich- 
machung derselben durch eine Beischrift 
des dub-sars, jedoch nur auf solchen, an 
deren Abfassung kein bur-gul beteiligt war. 
Es stimmt dies vollstándig zu der Beob- 
achtung, dass, soweit mir bekannt ist, auf 
keiner der nordbabylonischen Tafeln ein 
bur-gul neben dem dub-sar erwühnt wird. 
Auf den Nippurtafeln dagegen, auf welchen 
des boreal rwühnung getan wird, trügt 
das Siegel stets den richtigen Namen des 
oder der betreffenden Kontrahenten. Es 
kann hieraus entnommen werden, dass der 
bur-gul dieses Siegel für den jeweiligen 
speziellen Fall anfertigte, abgesehen viel- 
leicht von dem Fall, dass der Kontrahent 
ein eigenes, auf seinen Namen lautendes 
Siegel führte. Diese Annahme wird durch 
folgende Beobachtungen gestützt. 

l. Die betreffenden Siegel sind, ver- 
glichen mit anderen Siegeln, mit geringerer 
Sorgfalt aogetortigt, was sich daraus erklürt, 
dass dem bur-gul für die Anfertigung des 
Siegels nicht viel Zeit zur Verfügung stehen 
konnte. Die Oberfläche der Siegel war, 
nach den Abdrücken zu urteilen, nicht 
immer glatt poliert, sondern weist bisweilen 
sehr starke tzspuren auf. Die Schrift. 
zeichen sind gross. Die wagrechten Keile 
neigen sich oft nach unten. Die ein- 
rahmenden Linien sind bisweilen schief 
gezogen, manchmal in der Mitte abgesetzt 
und ein Stück oberhalb wieder eingesetzt, 
so dass eine Linie zum Teil doppelt gezogen 
ist. Ab und zu kommen Versehen vor; 80 
ist in dem später zu erwühnenden Siegel 


177 No. 4.) 


Ea-idinnams zu seiner Frau Kuritum die 
zweite Halfte des à ausgelassen, so dass also 
nur si kuritum dasteht. Auf einem andern 
Siegel steht in dem Namen ‘Samai-‘A-a 
zwischen den beiden a ein Keil zu viel. 
Auf dem ersten der unten mitgeteilten Siegel 
finden wir nur dumu Ud-ul-ul anstelle von 
dumu-me Ud-ul-ul. Wenn die Zeichen nicht 
mehr alle in eine Reihe gehen wollen, so ist 
unter die Reihe geschrieben; z. B. dumu-sal 
?Nin-ib-ma-&, Besonders bemerkenswert 
aber ist, dass die betreffenden Siegel nie 
bildliche Darstellungen aufweisen. 

2. In der Regel sind die Namen von 
zwei (oder mehr) auf einer Seite stehenden 
Kontrahenten und in Erbteilungsurkunden 
aller Kontrahenten in ein Siegel zusammen- 
gefasst. Z. B. 


à Mer-RUS-ra 
dumu Ud-ul-ul 


in einem Fall, wo die beiden Brüder Ibgatum 


und ‘Mer-RUS-ra ihren beiden Vettern 
gegenüberstehen. 


dumu Ib-ku-Iätar 
&[а) ku-ri-tum dam-a-ni 


in elner Adoptionsurkunde. 


Lugal-be-gal 
ša 4Nin-ib-e-mu-ga-a-a 


in einer Verkaufsurkunde, in welcher die 
beiden Brüder die Verkäufer sind. Ein 
sehr instruktives Beispiel bietet eine Gruppe 
von vier Kontrakten. Einer von diesen ist 
eine Erbteilungsurkunde, in welcher vier 
Brüder das väterliche Erbe teilen, während 
die drei anderen Kaufvertrüge darstellen, 
in welchen der älteste dieser Brüder sein 
Urigallurecht ausübt und von seinen jüngeren 
Brüdern den Anteil am väterlichen Haus, 
der ihnen zuerkannt worden war, zurück- 
kauft. Die Erbteilungsurkunde trägt das 
folgende Siegel: 


Li-bi-it- d Bel 

4 Mar-tu-ma- lik 
dumu-meErri-iz- zu- ma- tum 
während die Kaufurkunden mit je einem 
der folgenden Siegel gesiegelt sind: 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1907.) 178 


4 Mar-tu-ma-lik 
dumu E-ri-i$-eu-ma-tum 


4Li-bi-it- d Bel 
duinu-meE-ri-i$-sum-ma-tum 


Li-bi-it- d Mar-tu 
dumu A- bil- 4 Samaá 


Von Siegeln, die mehrere Personen regel- 
mässig gemeinsam gebrauchten, kann natiir- 
lich im Ernst nicht die Rede sein, selbst 
in einem Falle, wo es sich um Mann und 
Frau handelt, wie in der obigen Adoptions- 
urkunde. Firmensiegel, wenn man solche 
damals wirklich gebraucht hat, oder Tempel- 
siegel liegen, wie man ohne weiteres sieht, 
in unseren Füllen nicht vor; und so bleibt 
nur die Ánnahme übrig, dass diese Siegel 
vom bur-gul zu einmaligem Gebrauch her- 
ее und wie ich vermute, nach dem 

brauch wieder zerstórt wurden, sei es, 
um ihreu ferneren Gebrauch zu verhindern, 
sei es, um das Material, auf welchem das 
Siegel eingeschnitten worden war, nochmals 
zu benutzen. Das Material ist offenbar eine 
feine, aber weiche Steinart gewesen, die 
sich leicht mit Messer und Meissel schneiden 
liess, und es war somit wahrscheinlich nur 
erforderlich, die Oberflüche des Siegels ab- 
zuschaben und abzuschleifen, um das Material 
zur nochmaligen Verwendung brauchbar zu 
machen. 

Mit der Anfertigung des Siegels kann 
indessen die Tütigkeit des bur-gul bei der 
Beurkundung der Vertrüge noch nicht er- 
schöpft sein. Vielmehr ist aus dem Um- 
stand, dass er bei der Vertragschliessung 
zugegen ist, was nicht nötig wäre, wenn er 
nur das Siegel anfertigte, zu folgern, dass 
er wahrscheinlich auch das Siegel auf der 
Tafel anbrachte. Vermutlich war er die 
Person, der es bei gewissen Arten von 
Urkunden von Amts wegen allein zustand, 
die Urkunde zu siegeln, und es würde somit 
in seinen Beruf eine Tätigkeit fallen, für 
die es zu anderen Zeiten oder an anderen 
Orten einen besonderen käniku, kanga, 
Siegler gab. Wenn dies richtig ist, so ver- 
stand es sich natürlich von selbst, dass das 
Siegel nach dem Gebrauch wieder vernichtet 
wurde. 

In engem Zusammenhang mit obigem 
Sachverhalt steht, dass die Anbringung des 
Siegels auf den Tafeln aus Nippur eine 
andere als auf den aus Nordbabylonien 
stammenden ist. Wenn es die spezielle 
Aufgabe des bur-gul ist, ein für die be- 


179 [No. 4. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1907.) 180 


treffende Gelegenheit geeignetes Siegel her- 
zustellen, so muss man auch darauf bedacht 
gewesen sein, den Namen des Siegels 80 
deutlich als möglich auf der Tafel zum 
Abdruck zu bringen. Deshalb brachte man 
auf den Nippurtafeln das Siegel stets so an, 
dass die Namen die zu siegelnde Fläche 


OULU LL Lh hhh 


PAR eee ee, 
Sy tuy FILII C ж 
ФРЕЕ , IN! 


nicht quer, sondern der Länge nach durch- 
laufen. Zur Veranschaulichung dieser An- 
ordnung mögen die beiden folgenden sche- 
matischen Darstellungen (A 1 und 2) der 
Rückseite einer Tafel und der Vorderseite 
eines „Cases“ mit den anschliessenden 
Rändern dienen: 


ж wot, Ge od hdd 
ЕКА ИИИ" 
eu po paw M M sn 
Ip) Д Uem M 
Wurm Aa a te 


— 

a 
77772 ГРИ? УІ» 
p, Ld d MM PA LL de 
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777777777462. 0 В 
My pari HM PL gg Pg Ign 


ФРА. P CL wats shel 
rr de P rrr) d 
6, Dx 


HMM P0999 ebe ^ 


Figur À 1. 


Rückseite einer Nippurtafel mit 
linkem, unterem und oberem Rand. 


Nur in einem Falle läuft auf einer Nippur- 
tafel der Name auf der mit a bezeichneten 
Fläche quer; es ist jedoch dabei für das 
Siegel so viel Raum gelassen, dass der Name 
vollig zur Geltung kommt. Die mir aus 
der Khabaza- und anderen Sammlungen des 
Archiologischen Museums der Universitat 
von Pennsylvanien bekannten nordbaby- 
lonischen Kontrakte dagegen lassen stets 
den Namen des Siegels quer, nicht längs- 
weise durch die zu siegelnde Fläche laufen!), 
ausgenommen auf den mit & und b bezeich- 
neten Flüchen, falls solche frei gelassen sind 
und der Name gerade diese Flächen trifft, 
wenn das Siegel über die Tafel gerollt wird). 
Die Folge davon ist, dass von dem Namen 
nur wenig zum Ausdrock gelangt. Nach 
unseren obigen Ausführungen ist dies auch 
nicht von Belang, da das Siegel auf den 
nordbabylonischen Kontrakten gewöhnlich 


) Teilweise Ausnahmed kommen bisweilen vor; 
vgl. Ranke, BE a VI 1 Pl. V 9. Left Edge, wo 
dasselbe Siegel einmal quer und einmal längs läuft. 
und No. 88, wo ein Siegel lüngs und zwei andere 
quer laufen. Dieses sind jedoch die einzigen mir 
bis jetzt bekannten Fälle. 

) Vgl. die schematische Darstellung der Rück- 
seite eines „Cases“ (Zeichnung B) und ferner die 


gute photographische Abbildung bei Ranke, BE a 
VI 1 Pl. X. 


Figur A 2. 
Vorderseite etc. eines Nippur-Cases. 


Rückseite etc. eines Bippara-Cases. 


nicht den Namen des Siegelnden trägt und 
durch eine Beischrift des dubsars kenntlich 
gemacht wird.  Anderseits kommt infolge 
des Bestrebens, die Aufschrift des Siegels 
so vollstándig als móglich wiederzugeben, 
auf den Nippurkontrakten, wenn Siegel mit 
bildlichen Darstellungen benutzt werden, 
von den letzteren wenig oder fast nichts 
zum Abdruck, während auf den nordbaby- 
lonischen Tafelu meistens betrachtliche Teile 
der Darstellungen abgedrückt sind. Diese 
Eigentümlichkeiten дег Nippurtafeln zu- 
sammen mit anderen, die wir hier nicht 
näher berühren können, bilden ein beinahe 
untrügliches Kennzeichen, um zu entscheiden, 
ob eine Tafel aus Nippur stammt oder nicht. 

Wenu wir so im Obigen nachzuweisen 
versucht haben, dass in Nippur neben dem 
dub-sar in der Person des bur-gul noch ein 
zweiter Notar bei der Ausfertigung der 
Rechtsurkunden mitwirkte, so ist dies auch 
für die babylonische Rechtsgeschichte von 
Interesse, insofern es zeigt, welche Bedeu- 
tung damals der Beurkundung speziell in 
der Form der Siegelung beigelegt wurde. 
Interessant ist ferner, dass der bur-gul, so- 
weit sich aus den mir jetzt zugänglichen 
Urkunden feststellen lässt, nur bei Haus- 
(und Grundstücks?)verkäufen, Verkauf von 


181 (No. 4.) 


Aemtern und Einkünften, bei Erbteilungs- 
und Adoptionsurkunden und bei Heirats- 
vertrégen, dagegen nicht bei Mietsvertrügen 
und Gelddarleihungen amtiert. Offenbar ist 
dies darauf zurüc ühren, dass bei den 
ersteren Vertrügen infolge ihrer dauernden, 
nicht temporüren Gültigkeit! die Formen 
der Siegelung strenger eingehalten wurden, 
wie ja auch nur bei diesen Vertrügen der 
Schwur geleistet wurde. 

Wir gehen vielleicht nicht fehl mit der 
Annahme, dass in die Tatigkeit des bur-gul 
als Notar auch die Herstellung von Urkunden 
auf Stein füllt, wie uns deren einige in den 
sogenannten Grenzsteinen überkommen sind. 
Allerdings haben wir hierfür aus der Zeit 
der ersten Dynastie keine inschriftlichen 
Anhaltspunkte. Auf der von Hilprecht ver- 
öffentlichten Urkunde Nebukadnezars I. wird 
als tupsarru ба-И-іг “ыз пагё an-ni-i der 
Barüpriester Bél-tabni-bullit genannt. Es 
bedeutet dies wohl den Verfasser der In- 
schrift, nicht den bur-gul, der die Inschrift 
einmeisselte oder einschnitt. Die Nicht- 
erwühnung des bur-gul würde darauf hin- 
deuten, derselbe d&mals nicht den 
Charakter eines Notars besass, der ihm 
nach unseren obigen Ausführungen in Nippur 
zukam, obwohl naturgemüss auch da du 
dub-sar wegen seiner umfassenderen Tatig- 
keit die grössere Bedeutung zukommen musste, 
und der bur-gul, soweit seine Tätigkeit als 
Notar in Betracht kommt, vielleicht nur 
als Unternotar oder Notargehilfe zu be- 
trachten ist. 


Observations concerning some Ideograms. 
Stephen Langdon. 


In & recent brochure M. Halevey has 
discussed na-nam = ummu etc. The following 
remarks may however prove 
4 IN =annu, this, Мат thus and 

umma as follows. The Sumerian word 
for hic, haec, hoc without distinction of 
gender is ni (also bi for neuter objects) 
used classically for living objects and 

alle for persons. To emphasize 
the demonstrative idea the element was 
doubled %-т to which was attached 
the emphatic ending am. [On the 
origin and of this ending I may 
be allowed to refer to шу Syntaxe du 
Verbe Sumérien] ni-ni-am then went 


1) Vgl. den Ausdruck ukuria = für alle Zeit. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1907] 182 


over to nanam — this person; the mean- 
ing thus is naturally a further exten- 
sion of the idea this. 


Negatives in Sumerian. 


Sumerian negates indicative, infinitive and 
participle with nu; on this and the following 
points cf. Syntaxe p. 235. The optative is 
negated by na and bara. 


nam = not, with optative is a combination 
of na-mu i.e. na and subject mu, nan is for 


na-ni. bara is a variant of У Вг. 1742. 


The word for „missing“, „lack“ etc. in Sum. 
was bar, declined in case direct bare, in case 
oblique bara; cf. Thureau Dangin ISA 78n. 
3 and bara udu lab-ka =à défaut d'un mou- 
ton blanc.“ bara as an adverb was then 
used to express the negation of the optative, 
as na. As to the doubled negative IV Rawl. 
16, 35a ni ba-ra-nu-tuk-a — [he] who hath no 
fear, the sentence is dependant indicated b 

@ at the end hence a negative ba-ra is enti- 
rely unclassical since bara can be used in 
the classical Janguage only to express a 
wish or purpose. The doubling is a bar- 
barism in addition to the above objection. 
Any discussion of Sumerian grammar to be 
final must be based upon the classical usage. 
For this purpose the writer has given in 
his Syntaxe a corpus of all classical forms. 


Br. 2687 etc. in no way proves gub = 
not. Even though lasāmu were to be divided 
into la sàmw no one could possibly infer 
gub = la.) 

Br. 6356 ға = la = V Raw. 21 h 45. This 
là is not the negative la but the Semitic 
preposition 3 seen in la-pa-an. 


A- kam. 


In classical Sumerian the cardinals are 
usually placed before the objects numbered 
followed by the nominative singular, 2 gan 


A- Sag, two gan of cultivated ground, etc. 
The objects numbered may stand before the 
CR thus Urukagina, Cone A 6, 1 f. 
gar-udu di-ka-ni l-an = one white roll of 


1) The verb lasāmu is a synonym of arbu, irrubu, 
irribu (from the wot oa flee, cf. Meissner Bauin- 
schr. Sanh. p. 118) in ZA, X 212 Ц. 167. The parti- 
ciple làsimu runner is known from Weisbach Miscl. 
р. 29 J. 9 and see Meissner Supplement 54. Finally Ba- 
bylonian Expedition of the Univ. of Penn. XX No. 23 
1.6 gives läsimu in a list of synonyms meaning „an 
ns worthless person“, translated by Hilprecht 
„loafer“. 


183 |Ко. 4.) 


bread, gar-gig a-na-ka-ni 6-an = six dark 
rolls of bread for his anaka (?). The ending 
am (written most often a-an) an is the Su- 
merian verb ,to be“, (on this subject cf. 
Syntaxe du Verbe Sumérien pp. 229—235) 
and the sense above is, ,rolls of bread-six- 
were“, This ат in such mathematical ta- 
blets as Scheil Sippar p. 48, 1156. 34-dm 
ib-di = of 1156 the square root is 34, the am 
may either be the later emphatic am or the 
old verb to be which gave rise to the em- 
phatic conjunctive ma (cf. Syntaxe article 
-ma). Тһе word does not give a distributive 
meaning to the preceeding number contrary 
to Hilprecht BE XX 22 n. 2. The case 
there cited from Cym. 124, 6 ka A-An, is 
robably a late writing for ’a as the var- 
lant 1. 3, 3 ka'a shows. This ám occurs іп 
the division table reconstructed by Hilprecht 
а. а. O. p. 22, igi- 1-gal-bi = 8,640,000 am = 
(12,960,000) divided by 3/, is 8,640,000. 
ám is apparently used as the ordinal 
ending in Gudea Cyl. A 21,3, rm ат = E. 
am third 21, 1, YY -nam = min-(n)am second. 
The same usage again in the Kassite Period, 
see Peiser Urkunden aus der Zeit der dritten 
Bab. Dyn. Ми Y|-ám = second year in No. 102 
date, cited also by Hilprecht a. a. O. p. 23 
with other passages. The usual termination 
for ordinals is kam, so Gudea Cyl. A 5, 2 
| “ат = the second. cf. 6, 3 YY -kam-ma. 

This ending probably arose out of the 
particles ka-ám. At any rate Sumerian does 
not inflect the interior of a word (cf. Heb. 
why, Ar. G etc.) to form ordinals, dis- 
tributives etc. but adds an inflection, which 
in case of ordinals is kam later kan, a vari- 
ant written generally abe. It is probable 
therefore that the Gudea passages Cyl. A 21, 
1 ff. are to be comprehended as adverbs se- 
condly, ete., a force which the syllable am 
took on later, cf. Syntaxe p. 230. kam ар- 
parently follows ordinals in such cases as 
Ham. Code X 62, Mu-3-kam 1-li-ik-3u. it-ta- 
la-ak, if he do the service for three years. 
This however is probably to be understood, 
punto the third year“, as CT VIII 3 b 16, 
a-na Mu YY-kam {b-ta-e-a = unto the second 
year they rented the land. 

In the tablet ana stti-34 ASKT 55, 35 f. 
mas Mu Y-kan = gibit. Sanat; mas iti Y -kam 
= gibst arah yearly interest, monthly in- 
terest, kan shows also the force of an ad- 
jective. Although this tablet is an extract 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1907.] 184 


from the Hammurabi Code the language is 
unclassical, a fact noted by Meissner and 
others. The use of kan for kam is also post- 
classical if we may call the Hammurabi 
period classical. 


The ending for distributives in classical 
Sumerian is ta which is not an adjectival 
inflection, but the postposition - ta = ana. 
A distributive assumes fundamentally two 
numerical concepts, one series applies at a 
certain ratio to another; thus for example 
the business document, Th. Dangin, Recueil 
de Tabl. Chaldéennes, No. 51 Obv. 1—3, 
IT егіт (ber) aniw ва!-й-а anšu-l-bèr-šú udu- 
1 ѓе 30 ka-ta = two groups of four female 
riding camels, for each group each day 30 ka 
of grain. Here one day and 30 ka are to be 
put into distributive relation by the post- 
position-ta which really governs the first 
element udu 1, i.e. for each day, 30 ka; in 
other words the suffix ta does not belong 
to the word to which it is attached; this is 
seen by the common Semitic translation of 
this phrase, for example CT VIII 3 b 2, ana 


1 gan?) ЕС 8 gur Ze om. 


The element ta by analogy with kam 
later developed into a real adverbial ending 
tam written ta-a-an, thus ASKT 56, 11 sibtu 
10 3iklu 2 Siklu-tam = interest on ten shekels 
is 2 shekels each. So also in the familiar 
formula at the end of Neo-Bab. documents 
i3tenàtam, iStenatama = each one, cf. Hilprecht 
a. a. O. 23 note. 


tam according to Br. 3969 means who? 
not number as M. Halevey would explain. 
In Tell-el-Amarna 220, 6 ana $epi šarri 
бей- 7 и 7 mini amkut, at the feet of шу 
lord seven and seven times I fall, mini is 
not a variant of the distributive tam but a 
word = times, as mila in the variant 199, 4, 
7 u 7 mi-la maktati = seven and seven times 


I fall, or milana 241, 7; mila = ЎЗ, WG 


time. In the construction 7-ѓат u 7-іат, 


1) The meaning „group of four“ for Br. 8137 was 
first pointed out to me by Father Scheil. This is 
beyond doubt the origin of the siga., cf. Urukagina 
Cone B IV 19 where bir seems to be the Sum. word 
for this sign when it means „four“. 


%) < before gan is to be read one not ten. АП 
translations of the Code have rendered falsely. Thus 
Code XIII 824. < gan-e 10 se-gur means 10 gur of 


grain to one gan not to ten gan. For the simple 
distributive construction by placing the two elemeuts 
together with the first followed by the nominative 
ending e cf. CT VIII 7а 21. 


185 (No. 4] 


it is to be noted that tam occurs after both 
numbers whereas mini and mila only after 
the second. tam is here the distributive suf- 
fix whose origin in ta-am we have traced.!) 


Е] KT gal-zu. 


The word gal-zu occurring in proper na- 
mes which has received many explanations 
and generally admitted to be of unknown 
Kassite origin has been discussed again by 
Hilprecht in BE XX p. 18, where this 
scholar inclines to read rabut-su. The phrase 
occurs in I R. pl. 3 по. 10, 1. 3 Sag ka-Sag- 
gi gal-su = he who knows well the secret 
of prayers. As a compound verb in Stele 
de Vultures obv. 18, 1 gal-na-ga-mu-zu = Iam 
truly very wise. So often in Gudéa Cyl. 
B, cf. 2,8 gal-mu-zu = he was very wise. 
The dies names lugal-gal-su, kur-gal-zu etc. 
mean „the king is very sage“, „the god- Kur- 
is very wise“ etc. 


Cf. Leipziger Sem. 
Studien I 2 p. 19. 


Miscellen zur Geschichte der bab.-ass. 
Literatur. 


Von Otto Weber. 
1) Zum Gilgamesch-Epos. 


In OLZ. 1907 Sp. 10 habe ich für die 
Stelle Gilgameschepos Tafel VI, Z. 10 die 
Lesung vorgeschlagen: 


lu-&e-ig-bit-ka '"narkabtu **muuknî u huräsi 


„ich (Istar) will dich ergreifen lassen den 
Wagen von Lasurstein und Gold“. 


Diese Auffassung der Stelle erhült be- 
sondere Bedeutung durch den — mir damals 
nicht gegenwürtigen — Nachweis Strecks 
(OLZ. 1905 Sp. 376f.), dass das ,Ergreifen 
der Zügel der Istar“ sachlich eine assyrische 
Parallele zu der babylonischen Zeremonie 
des Ergreifens der Hände Marduks darstelle. 
In beiden Fällen ist die Redensart eine 
religiöse Formel für den legitimen Antritt 
der Königsherrschaft und besagt im Gleich- 
nis dasselbe, was die von mir a. a. Ort bereits 
herangezogene Parallelstelle aus Nerigal und 
Erischkigal (Jensen КВ. VI I, S. 78 Z. 17) 
іп konkreter Form ausdriickt: 


1) The article on tam, kam and am was revised, 
with tbe help of Hilprechts remarkable introduction 
to the study of Babylonian mathematics in BE XX 
after the MS had been sent to the redaction. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1907.) 186 


„ich will dich ergreifen lassen die Königs- 
herrschaft in der weiten Erde.“ 


Der Wagen, den Gilgamesch ergreifen soll, 
ist also der Wagen der Istar und der Inhalt 
des Versprechens ist die Übertragung der 
Weltherrschaft, was ja auch im Epos selbst 
unmittelbar darnach (Z. 16f.) näher ausge- 
führt wird. 


Für die Überlieferungsgeschichte des Epos 
ist es von Wichtigkeit, dass hier eine spe- 
zifisch assyrische Formulierung der Thron- 
besteigungszeremonie durchschimmert. Man 
wird daraus wohl schliessen dürfen, dass 
die vorliegende Rezension dieser Episode ihre 
Gestalt erst in verhältnismässig später Zeit 
erhalten hat. Da aber meines Wissens die 
Ergreifung der Zügel der Istar nur ein einziges 
Mal (K. 2674) und zwar in einer Inschrift 
Assurbanipals, der auch sonst Zitate aus 
der Literatur liebt, vorkommt, so wäre auch 
die Annahme nicht unbedingt abzuweisen, 
dass in dieser Assurbanipal-Stelle eine An- 
spielung auf die Episode im Epos vorliegt. 
Ich halte das gleichwohl für unwahrschein- 
lich, da der Zusammenhang dieser assyrischen 
Zeremonie mit dem Akitu-Fest bei Assur- 
banipal ebenso eng erscheint, wie der der 
entsprechenden babylonischen. Zudem ist 
es von vornherein einleuchtender, dass das 
Epos sich in der Darstellung am passenden 
Ort an staatsrechtliche und religiöse Bräuche 
und Zeremonien anlehnt, als dass umgekehrt 
letztere im Epos ihr Vorbild gehabt hätten. 


Es ist wohl auch nicht zufällig, dass die 
eigenartige Einkleidung der von Istar ge- 
machten Versprechungen sich unmittelbar 
nach der Schilderung des ар 
fiudet. Dieser ist in mehr als einer Hin- 
sicht ein Seitenstück zum  Tihamatkampf. 
Im Estherbuch tritt der Gegensatz zwischen 
Mardochai und Haman (Marduk und Humman- 
Humben-Humbaba) deutlich hervor (vgl. 
Zimmern, KAT. 3 S. 517) und tragt die Züge 
des Jahresmythus, der auch den Hintergrund 
des Marduk-Tihamatkampfes bildet. Wie 
Marduk als Siegespreis die Weltherrschaft 
zuerkannt wird, so gebührt diese auch dem 
Humbabatóter Gilgamesch. Dieser Gedanken- 
gang hat sicherlich auch den Redaktor des 
Gilgameschepos bestimmt, die Verheissungen 
der Istar in die Formel zu kleiden, die für 
die Übernahme der Königsherrschaft in 
Assyrien charakteristisch ist. 


Die Art und Weise, wie diese Züge des 
Mythus im Epos novellistisch verflacht und 
verwischt worden sind, verstärkt den schon 


187 (Ко. 4.) 


aus den obigen Erwägungen gewonnenen 
Eindruck, dass wir wenigstens diese Episode 
nur in einer ziemlich späten Rezension be- 
gitzen. 

Wenn nun durch diese Untersuchungen 
die Wahrscheinlichkeit, dass der Gilgamesch- 
Humbaba-Kampf eine Dublette zum Marduk- 
Tihamat-Kampf ist, noch grösser geworden 
ist, als sie seither schon war, so werden 
wir nun auch mit grösserem Recht als bisher 
daraus Schlüsse für die Komposition des 
Epos ziehen dürfen. Vielleicht war der 
eigentliche Kern und die letzte erreichbare 
Gestalt der Gilgameschsage (nicht des Epos!) 
eine lokale, erechitische Formulierung des 
Weltschöpfungsmythus, dessen Hauptageure 
Gilgamesch-Marduck und Humbaba-Tihamat 
waren. Allzuweit kann diese Formulierung 
kaum zurückreichen, da sie schon durch die 
Angleichung an zweifellos geschichtliche Er- 
innerungen (Elamiterkämpfe) den Mythus auf 
die Stufe der Sage hebt und so bewusster- 
massen Zeitgeschichte und Urgeschichte zu- 
sammenrückt, die erstere mit den Zügen der 
letzteren umkleidet und nach deren Schema 
erzählt. Dass diese Formulierung aber älter 
ist als die Komposition des Gilgameschepos, 
dass nicht dieses — vielleicht uawillkiirlich — 
die Darstellung des Humbabakampfes mit 
den Zügen des Weltschöpfungsmythus aus- 

estattet hat, sondern sich an die vorhan- 
ene Weltschöpfungssage angelehnt hat, halte 
ich für weifellos, auch in dem Falle, dass 
sich die Auffassung der am Eingang erwähnten 
Stelle als spezifisch assyrischen Anschauungen 
Rechnung tragend nicht bewährt. Es bleibt 
ja immerbin noch die Möglichkeit offen, ist 
allerdings bis jetzt nicht zu erweisen, dass 
die fragliche staatsrechtlich-religiöse Zere- 
monie schon in der alten Istarstadt Erech 
geübt wurde. Alt und jung sind hier natür- 
lich ganz allgemeine Begriffe, die nur rela- 
tive Bedeutung haben. Nirgends muss man 
vorsichtiger mit ihnen operieren als in der 
bab.-assyrischen Literatur. 


2. Das Alter der babylonischen 
Heldensage. 


In wie hohes Alter Gestaltungen mytho- 
logischer Stoffe zur Heldensage zuriickreichen 
können, beweist 2. B. die Legende von dem 
Könige von Kutha, in der wir den zur Sage 
gewordenen Schópfungsmythus der Nergal- 
stadt zu erblicken haben. Wir haben sie 
teilweise in einer Niederschrift aus altbaby- 
lonischer Zeit. Für das Alter des Stoffes 
selbst haben wir einen Anhaltspunkt, wenn 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(April 1907.] 188 


sich Hommels Vermutung bestätigt, dass der 
Text von dem Könige Anubanini von Lulubi 
(Scheil, Recueil XIV S. 100ff, etwa aus 
der Zeit des alten Sargon stammend) hier- 
hergehórt. Für das Alter der mythologischen 
Einkleidung des Stoffes aber hat ebenfalls 
Hommel!) einen höchst beachtenswerten 
Fingerzeig gegeben durch den Hinweis auf 
Gudea, Cyl. A. 26, 27ff, wo in „den sieben 
Helden“ nach ihm die 7 königlichen Brüder 
in der Formulierung unserer Legende wieder 
zu erkennen seien. Dass in diesem ganzen 
Passus Anspielungen auf historische und 
mythologische Ereignisse bzw. Figuren zu 
erkennen sind, ist kaum zweifelbaft. Hommel 
weist hin auf den unmittelbar vorhergehenden 
„Helden, der tötet den 6 köpfigen Steinbock“ 
und erinnert an 4, R. 30 nr. 1. Z. 11, wo 
der atüdeu Sag VI „im Bergland getötet 
wird,“ Kingi Sag VI = Iamutbal (K 2837) 
und Gi-in-sag VI ki (Sm. 29). — Dazu füge 
ich, dass wir in dem „Babbat (genannt) 
sag-alim-ma* vielleicht den Tihamat-Töter 
Marduk (vgl. dessen Namen am Anfang der 
7. Tafel), in dem „Löwen, dem Schrecken 
der Götter“ (26, 7—8) vielleicht den Lab-bu 
wiedererkennen dürfen, von dem es doch 
wohl auch in „Bel und der Lab-bu“ 
(Z. 14) heisst: 

v dieGótter des Himmels, sie alle[fürchteten 
sich |.“ 

Vgl. auch Jensen, Gilgamesch I, S. 57. Ist 
das richtig, dann ist damit natürlich auch 
die Lesung labbu und die Ubersetzung „Löwe“ 
(bei Guden steht Ur-Mah) definitiv sicher 
gestellt. 

Mit diesen Andeutungen muss ich mich 
heute begnügen. Vielleicht gehen andere 
Fachgenossen, die solchen Untersuchungen 
ausschliesslicher ihre Zeit widmen kónnen, 
als es mir vergónnt ist, diesen Spuren weiter 
nach. Nur mit Hilfe solcher Anspielungen 
auf epische Texte in der übrigen, chronologisch 
bestimmbaren Literatur dürfen wir hoffen, 
Anhaltspunkte für die Chronologie derepischen 
Dichtungen zu gewinnen. Wenn auch da 
vieles zunächst lediglich Vermutung bleibt, 
so lohnt es sich doch, einmal den Anfang 
zu machen, auch auf die Gefahr hin, gelegent- 
lich daneben zu greifen. 


Neuburg a. Donau. 


1) Brieflich mit Bezugnahme auf meine Darstellung 
in meiner „Literatur“ S. 200, ohne Kenntnis dieser 
Ausfübrungen. 


189 (No. 4] 


Südarabisches II. 


Von Martin Hartmann. 


Die Nouveaux Textes Үстепйев Inédits 
Derenbourgs (Rev. Ass. V No. 4, 1902) 
behandelte Lidzbarski Ephemeris 2, 102 bis 
108. Ich bemerke folgendes zu No. 2 (qata- 
banisch), dessen Text so lautet: 


tr" со) w/ рр nv ja nmm Dylan 1. 
' pm о) prays 99 чюй op | oyo:2. 
j суз 20m Mp p om үрә јр oy чу m. 
vb) yo nr pi $33 jose ann Dp y34 
pam m» wr» olyanan orn Go nn b. 
... . M I De py Win yw 6. 
ТТІ 3) OM mn 3) OR оу 2л pz 7. 

. 25p OW wn pst окут 38. 


Weder Derenbourg noch Lidzbarski 
setzen sich mit den Götterpaaren ‘Amm- 
Haukam und Warach-Harmän auseinander. 
Es sind aber ersichtlich beide Gruppen nur 
verschiedene Bezeichnungen eines Paares. 
Warach ist als Mondgott in den südarabischen 
Inschriften nicht belegt, doch vergleiche die 
aramäischen Namen mit my Lidzbarski 
NE 290. Es ist unbedenklich, ihn neben 
Oy als andere Hypostase der Mondgottheit 
zu stellen; so gehört auch |271 neben DAN. 


Nun soll nach Derenbourg und Lidz- 
barski derselbe Tobba karib (bei Der. mit 
seinem Adjunktus Saraja amm zusammen) 
"Amm und Haukam erst Tiere (D. Lämmer, 
L. ein Bócklein) opfern und dann dem Warach 
und Harmän eine Baulichkeit weihen. Das 
ist nicht sehr wahrscheinlich. Es bietet sich 
a das eine unüberwindliche sprachliche 
Schwierigkeit: ‘piv Z. 4 schwebt in der 
Luft, denn die Anschliessung dieses Wortes 
ап 27) als Masdar weist Lidzb. als unzu- 
lássig nach, und ich lehne die Heranziehung 
des hebr. 279 mit oy für die Uebersetzung 


dieser Stelle bei Der. ab. Einen neuen Weg 
zeigte Lidzbarski, ohne ihn zu Ende zu gehn. 


Hält man für zulässig, wow in Z. 1 als 
Anfang eines Hal-Satzes zu fassen (und mir 
scheint es unbedenklich), so schliesse man 
diesen Satz nicht mit Domp ab, sondern 
führe ihn bis W332 Z. 4. Es ergibt sich 
ann: „Tobba karib Herr von Darhän Ben 
ahir, Diener des Priesters ‘Amms — während 
der Inhaber des Priesteramts бага)а amm 
Leg auch Surai™ gelesen werden] Ben 

qad ein..... geopfert hatte fiir die 
Rettung durch ‘Amm und Haukan, weil näm- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1907.) 190 


T —  weihte Warach und 
Harman dass , indem er in den Schutz 
von Warach und Harman stellte seine Seele 
und seinen Leib“ usw. Der Priesterdiener, 
der einem Adelsgeschlechte angehört, wie 


das 7 bezeichnet, nennt sich zuerst. Dann 
erwähnt er, ohne die Motivierung seiner 
Handlung durch diesen Nebenumstand hervor- 
zuheben (wenn man nicht in dem Häl-Satz 
zugleich die Kausalität finden will), dass 
der Oberpriester, sein Vorgesetzter, von 
‘Amm und Haukam Gnade erfahren habe, 
und num bringt auch er diesen Göttern, doch 
in ihrer Form als Warach und Harmän eine 
Weihung dar. — Im einzelnen vermute ich, 
dass das erste Wort von Z. 5 nicht Nn, 
sondern 112 zu lesen ist wie Hal. 353, 8 
oma your. — Der Einwand Lidzbarskis 
gegen |2 „von“, dass m ein Objekt verlange, 
scheint mir nicht zwingend. — In y2) оуз 
Go Z 3f. móchte ich sehen: ,,bei der (Quelle) 


Nab Algalib“; dort sollte die Lokalisierung 
der Kapelle (?), }7020 2010, sein. 


Zu Südarabisches (I) Sp. 19ff Ad 
x5 „zwei Mal“ in Gl. 1302, 2 machte mich 
Lidzbarski aufmerksam, dass „die Erklärung 


von 539 als ‚Mal‘ schon von UL (Rev. 
Sém. 1903 p. 348) und Grimme (OLZ. 1 

Sp. 67) gegeben ist.“ Grimme gibt die 
Соога pals Sad zweimal über die 
Minäer von Musran Kabir gewesen“ gelegent- 
lich des mp „Mal“ Gl. 282, 7. Halévy 


reklamiert hier Sp. 96f. und erinnert an seine 
Uebersetzung: „au jour ой Sad était deux 
fois (= pour la deuxiéme fois) Kabir de Main 


Musran.^ Der Deutung von In MA als 
„zum zweiten Male“ kann ich nicht bei- 
stimmen; das bedeuten die Worte nicht. 
Die Wiederholung der irrigen Uebersetzung 
zeigt, dass mein Hinweis auf die Wichtig- 
keit der Inschrift als Gegenstück zu Gl. 1155 
(Sp. 22) nicht unnütz war. Auch sei hier 
erneut auf meine Bemerkung über С^ „weil“ 
(Sp. 19) hingewiesen. Mordtmann kam 
dem Richtigen schon n&her (Min. Epigr. 110) 
mit ,als“; die Vergleichung der Stellen zeigt, 
dass überall an die Kausalitát zu denken 
ist und dass DW dieselbe Stelle einnimmt 


wie das spätere M3 Dn: vgl. nordarab. 
òl = „als“ und „da“. An dem Bedeutungs- 
übergang wegen der ülteren Sprachperiode 
zu zweifeln, liegt kein Anlass vor; auch bei 
den ültesten südarab. Inschriften muss man 
sprachlich auf alles gefasst sein; diese Leute 
waren schon sehr abgeschliffen. — Ad Gl. 


191 |Хо. 4.) 


1302, 8 ‘роз... . . уток INY Dn: auch 
diese Stelle übersetzte Grimme hier 1906 
Sp. 67: „als (Abida und Waqqahel dem 
Sa'd und в. Sohne) das Imamat bestätigten.“ 
Durch die überzeugenden Ausführungen 
Glasers Altjemen. Nachrichten 1138 ff. werde 
ich zu folgender Deutung bestimmt: „weil 
Abijada und Wagah’il und der Senat von 
Main Se d und seinem Sohne die hohe Sena- 
torenwürde verliehen.“ Dass mon der Rat 
ist, der dem König zur Seite steht, hat 
Glaser sprachlich sehr wahrscheinlich ge- 
macht; zur Sache ist zu sagen, dass dieser 
„Rat“ der Hemmschuh ist, den der Feudal- 
Adel den Königen von Main angelegt hatte. 
Die Aufnahme in diesen Rat war eine be- 
gehrte Auszeichnung, die nominell der König 
bestiminte. Die Mitaufnahme des Sohnes 
gehört in das in Südarabien überall hervor- 
tretende Condominium -System. Dass die 
Würde "Dr und auch op heisst, hat nichts 
Auffälliges. Ihre Bezeichnung durch У22 = 
e^ „unerreichbar“ ist im Stile ausge- 


bildeter Kurialien. Der Ausdruck 2b für 
die Ernennung zum Senatorenamt hat gewiss 
nichts mit ,Bestütigung", , Wiederholung" zu 
tun, ebensowenig wie das opp Gl. 282, 7 
„Wiederkehr“ ist (das „sechs Mal“ gehört 
zu T3 und 17200 ist nur ein Parallelwort zu 
inne, zu dem es sich etwa so verhält wie 
„Bestimmung“ zu „Verordnung“); instruktiv 
für mano ist Rehatsek 1 + 4 + 5 7.9 (s. 


Glaser, Altjem. Nachr. I, 104, dessen Ueber- 
setzung ich mich im wesentlichen anschliesse). 


Für den Rest des Satzes 5nw2 qno poder 
yown MN bleibe ich bei meiner sprach- 
lichen Verknüpfung: ,indem sie sich ver- 


pflichtet hatten.“ Doch fasse ich mw oe 
nicht mehr als ,die monatlichen Leistungen" 
auf, sondern als ,die Dinge des Pfades", 


nordarabisch etwa Ney (gel =) «21,0: die 
Männer wurden in den Senat aufgenommen, 
weil sie versprochen hatten, im Wandel sich 
treu gegen ihren Gott zu bezeigen. 


Bespreehungen. 


Maximilian Streck. Keilschriftliche Beiträge zur 
Geographie Vorderasiens. I (MVAG. 1906, 3) be- 
sprochen von G. Hüsing. 

Die Keilschriftforschung ist aut einem 
l'unkte angekommen, wo jede Veröffent- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1907.) 192 


lichung (auch privatim) angelegter Zettel- 
kästen wünschenswert ist, damit nicht jeder 
einzeln immer wieder neue „Entdeckungen“ 
machen oder alte Irrtümer weiter verbreiten 
muss. Das Heft behandelt „Die noma- 
dischen Völkerschaften Babyloniens 
und des angrenzenden Elams“ und ist 
für jeden, der mit dieser interessanten Frage 
zu tun hat, unumgänglich. Eine besondere 
Besprechung ist also nur gerechtfertigt, wenn 
sie Zusätze oder Berichtigungen bietet, und 
was in dieser Richtung zu sagen ist, lässt 
sich unter einen Hauptgesichtspunkt zu- 
sammen ziehen. 

Wer die Grenze des elamischen Sprach- 
gebietes überschreitet, von dem ist heute zu 
verlangen, dass er in dieser Sprache so weit 
orientiert sei, wie der Gegenstand es erfordert. 
Davon ist aber bei Streck auch nicht die 
Spur zu finden, und daraus erklärt sich so 
ziemlich alles, was wir an seiner Arbeit aus- 
zusetzen haben. 

So schreibt Streck (S. 22) zu den Gu- 
ru-ma-ai: „Schon Ptolem. VI 1 kennt die 
Tapaueioı. Ob die Gurumu auch in neu- 
assyrischer Zeit schon so weit oben im 
Norden sassen oder ob wir mit einer späteren 
Verschiebung der Wohnsitze zu rechnen 
haben, dieses lässt sich nicht feststellen.“ 
War hier nicht dieses zu berücksichtigen, 
dass die nordelamische Form von Gurumai 
lautgesetzlich Garamai lauten musste? Wie 
oft soll denn dieses noch wiederholt werden 
müssen? 

Zu "* Hal-lat-ai ( Ha-la-tu) wäre 
doch wohl daran zu erinnern gewesen, dass 
Halla-ti auf elamisch „Halla-Land“ bedeutet 
(vgl. OLZ. 1904 Sp. 89), wie auch S. 21 
Ganguh-tu eben ,Ganguh-Land* (vgl. Gum- 
gu-hu); warum also die Vermutung, dass 
Ganguhtu „Femin. zu Ganguhu* sei? Auf 
weitere Falle dieser Art wollen wir hier 
nicht eingehen, der Benützer des Buches wird 
sie selbst bemerken!). 

Es ist aber an der Zeit, den oben aus- 
gesprochenenGrundsatz etwas nachdrücklicher 
zu betonen, um so mehr, als es den speziellen 
Assyriologen unter den Keilschriftforschern 
z. T. noch sehr schwer zu fallen scheint, 
anzuerkennen, dass elamische Namen nun 
einmal nicht semitisch sind. 

Ich habe noch einen persónlichen Anlass, 
den erwühnten Mangel bei Streck zu rügen, 


denn ich habe bereits 1899 (OLZ. Sp. 92) 


1) Z. B. N. 43/44 Kipri-tai, 47 Kuzi-tai („Kassi- 
Land“ in südelamischer Form), 51 Lihua-tai, 62 
Maqura-tài. 


193 [No. 4.) 


die Unentbehrlichkeit der „linguistischen 
Grundlage* für derartige Untersuchungen 
betont, und nun vergleiche man Strecks Fuss- 
note zu S. 33, wo er meint ,auf einen der- 
artigen linguischen Apparat — - ohne 
Schaden Verzicht leisten“ zu können. Was 
er dort von mir zitiert, habe ich zwar nicht 
gerade als „linguischen“ Apparat bezeichnet, 
sehe aber meine damalige Vermutung durch 
Streck auch in nichts erschüttert, und „ins- 
besondere“ nicht durch seine Annahme, dass 
Idiba ili, weil er im AT. vorkommt, semitischen 
Ursprung habe; so muss man die Stelle doch 
offenbar auffassen, denn Streck spricht von 
„Jatbur, von dem es nicht einmal ganz sicher 
steht, ob er semitisch ist.“ Der Gedanke, 
dass ein elamischer Name vermutlich nicht 
semitiscli sein werde, kommt Streck also gar 
nicht erst. Wie viel ferner muss ihm dann 
der Gedanke liegen, dass Idiba'ili eine Se- 
mitisierung von Idibiri, Iadıbirs sein werde. 
Dass von letzteren beiden Formen die mit 
Iadi die ältere sein werde, 5w2"« also schon 
auf eine Babylonisierung hinweist (— warum 


sonst nicht 5w27" ?) ist von vornherein das 
Gegebene, dessen Gegenteil erst zu beweisen 
wäre. Eine Zusammenstellung von Idibiri 
mit einem offenbar erst semitisch zurecht 
gestutzten Idiba ili wird wohl nicht leicht 
jemand missbiligen. Da nun ladibiri als 
elamischer Name ein *Jadiburi als ältere 
Form so ziemlich zur Voraussetzung hat, so 
dachte ich, dazu liesse sich auch Jadburi 
stellen? Und da der Wechsel zwischen r 
und | gerade in diesen Gegenden so häufig 
ist, könnte leicht ein *Jadbuli vorkommen; 
statt dessen finde ich ein Jabullu. Dazu 
setzt mir Streck ein ,sic! statt des richtigen 
Iaballu; Iabullu ist ein Druckfehler bei Rost! 
Vielleicht nimmt sich Streck einmal die 
„Lesestücke“ von Delitzsch vor und schlägt 
einmal Zeichen N. 8 auf Seite 4 nach? Und 
Rost wird wohl gewusst haben, warum er 
den Lautwert bul hier vorzog, es liegt näm- 
lich wirklich nahe, an Ibule zu denken. 
[Vielleicht ist in diesen Formen ursprünglich 
ein p (für db) zu lesen, d. h. Apure, Iapullu, 
I ale Jedenfalls ist die Assimilation eines 
Paues an nachfolgenden Lippenlaut eine 
der häufigsten Erscheinungen in der ,Bio- 
logie der Konsonanten.“ 


Nun hatte ich aber auch noch die Form 
lawudbali dazu gestellt und eine gemeinsame 
Urform etwa wie *lawudba’ri vermutet. 
Statt dessen möchte ich heute lieber ein 
* Jawudi-ba-ri ansetzen, habe aber sonst nichts 
zu ändern. Und wenn Streck der Meinung 


ORTENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1907.) 194 


ist ,auf diese Weise liesse sich sehr viel in 
einen Topf werfen“, so diirfte er wohl gut 
tun, es damit einmal zu versuchen und dann 
das Ergebnis genau zu priifen. Er wird 
wohl finden, dass dabei in der Tat mehr 
heraus kommt, und dass das vor allen Dingen 
der einzige Weg ist, vorwürts zu 
kommen. 

Aber ich will noch einen Schritt weiter 
gehen. Wenn ich an Gabaj« und Bagaja, 
an Tarbugati!) und Targibati denke, dann 
drängt sich mir die Frage auf, ob nicht auch 
laptiru für *Iadbiru stehen möge. 

Wenige Zeilen hinter der von Streck 
inkriminierten Stelle (OLZ. 1899 Sp. 91) 
konnte Streck bereits die Abtrennuug des 
Elementes La finden, für die er nun (S. 24) 
auf Hommel verweist, und im selben Satze 
die Gleichung Hirimmu = Hilimmu usw, 
die er auf der gleichen Seite in der gleichen 
Fussnote anführt. 

S. 29 zu Luhüa-tu stellt sich allerdings 
die Form Lihua-tai; es ist ein bekanntes 
Lautgesetz, dass altelamisches и zu i wird. 
Wir könnten auch *Lihi-tai vermuten, und 
ob dieser Name von dem der Litai (N. 50) 
zu trennen sei, das hatte mindestens als 
Frage aufgeworfen werden dürfen. Weshalb 
aber ein nordsyrisches Luhu-te mit Luhwua-tu 
„nicht das Geringste zu tun“ habe, wird mir 
angesichts der sich häufenden Beziehungen 
zwischen Syrien und Elam immer unklarer?). 
Ich vermute, dass auch das bei Assurnasir- 
pal (KB I. S. 92) genannte Lulu-ta nichts 
anders als Lulu-Land bedeuten werde, denn 
aus diesen Gegenden dürften die Lullu wohl 
etwa kommen; freilich würde mir *Lala-ta 
noch besser gefallen, aber schliesslich dürfen 
wir die Geographie nicht nach der Karte in 
der Natur korngieren: wer kennt heute die 
ursprüngliche Lagerung der Stämme und 
ihrer Sprachen! Und auch das nordelamische 
a wird z. T. einen Stich ins o gehabt haben, 
wie die Schreibungen Koooasos und Aohopnvy 
(so ist bei Strab. G. 736 natürlich statt 
4oÀougvg zu lesen) und manches andere 
nahe legen. 

In dieser Richtung ist viel nachzuholen 
und eine andere führt heute nicht vorwärts. 

S. 34 gibt Streck an Dan- Dan, Kal- Kal, 
Kal-dan; ich weiss auch nicht, wie zu lesen 


ist, bin aber der Meinung, dass es gerade 


1) Sollte das einfach aus „ Targabuti^ verschrieben 
sein, dann wire zu erwügen, ob TAR nicht auch 
einen Lautwert sug gehabt habe (vgl. stiqu’), und ob 
nicht vielmehr „Surgabuti“ uud ,Susgibati* zu lesen 
geien. 

2) Man lese S. 38 die Fussnote 5 bei Streck! 


195 (Мо. 4.) 


Strecks Aufgabe in dieser Arbeit gewesen 
wäre, auch an die Möglichkeit Kal-lap, Kal- 
Пр zu erinnern. Das ist’s ja gerade, was 
der der Keilschrift nicht kundige historische 
Geograph zuerst braucht, erst dann kann 
er uns helfen! 

S. 40. Die Vergleichung von Ubullu und 
Ubulla wird Streck auch bereits bei mir 
finden. Aber wir wollen hier auch nicht 
ale Einzelheiten herausgreifen, ев gibt 
schon wieder Gelegenheiten, darauf zurück- 
zukommen. 

Nur ein locus classicus muss noch betont 
‚werden: S. 8 spricht Streck von „assyrischen“ 
Namen der Scheichs vom Flusse Tubulias. 
Es ist von den Assyriologen selbst immer 
wieder betont worden, dass wir doch nicht 
wissen, ob dreibestandteilige Namen nicht 
gegebenenfalls gerade elamisch aufzulösen 
seien; dass diese Art der Namenbildung aus 
dem Elamischen stammt, wird immer sicherer, 
und dass Kudurru nicht gerade als semitisch 
gelten kann, wird sich Streck wohl selbst 
sagen. Es handelt sich um grundsätzliche 
Irrwege und wenn Streck sich als spezieller 
Geograph der Keilschriftforschung auszu- 
bilden gedenkt, dann wird er nötig haben, 
etwas mehr in die Tiefe zu dringen. Sind 
wir ihm heute schon Dank schuldig für 
seine bisherigen Zusammenstellungen, so 
werden künftige noch erheblich dankens- 
werter ausfallen, wenn Streck sich vorher 
über die notwendigen Voraussetzungen für 
derartige Arbeiten gründlicher klar wird. 
Nicht nur das Linguistische, auch die 
besonderen Eigentümlichkeiten der Namen- 
forschung, der Völkerschiebungen, der 
Mundartbildung, der Geschichte der 
Schreibung und natürlich die Grundlagen 
der Lautforschung sind hier zu berück- 
sichtigen. 

Breslau. 


G. le Strange, The Lands of the Eastern Caliphate: 
Mesopotamia, Persia and Central Asia from the 
Moslem conquest to the time of Timur. Cam- 
bridge 1905. XVIII а. 536 S, Pr. geb. 15 sh. 
Bespr. von M. Streck. 


Die Ausbeutung des wertvollen geogra- 
phischen Materials, das in den Werken der 
orientalischen Geographen und Historiker 
des Mittelalters steckt, ist, seitdem dieselben, 
vor allem dank der unermüdlichen Editions- 
tätigkeit de Goejes, zumeist in zuverlässigen 
Ausgaben vorliegen, in den letzten Jahren 
von verschiedenen Seiten in Angriff ge- 
nommen worden. Zu denen, die sich auf 
diesem Gebiete die grössten Verdienste er- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1907.] 196 


worben haben, zählt entschieden G. le Strange. 
Unter seinen einschlägigen Arbeiten sind 
namentlich hervorzuheben: 1. Palestine under 
the Moslems (1890), eine erschöpfende Samm- 
lung der auf Palästina und Syrien bezüg- 
lichen Nachrichten der mittelalterlichen is- 
lamitischen Autoren; 2. Description of Me- 
sopotamia and Baghdäd im JRAS. 1895, 
S. 1 Ж; 255 ff.; 739 ff.; d. i. Text, Ueber- 
setzung nebst Kommentar der betreffenden 
Abschnitte in ibn Serapions geographischem 
Werke; 3. eine unter dem Titel , Baghdad du- 
ring the Abbasid Caliphate" (1900) erschienene, 
ausführliche Topographie der Chalifenstadt; 
4. Description. of Persia and Mesopotamia 
from the Nuzhat al-Kulüb des Hamd Allah 
Mustawfi іт JRAS. 1902; vgl. ferner schon 
JRAS. 1901 (Aprilheft): the cities of Kirmän 
in the time of Mustawfi and Marco Polo. 

Zu diesen Arbeiten, welche nur einzelne 
Provinzen des Chalifenreiches zum Vorwurfe 
haben, gesellt sich nun neuerdings ein um- 
fangreiches Werk desselben Verfassers tiber 
„the lands of the eastern caliphate“. In 
ihm erhalten wir eine eingehende Schilderung 
sämtlicher Provinzen des ‘Abbasiden-Chali- 
fates mit Ausnahme von Palästina und 
Syrien, welches der Verf. schon früher in 
der oben erwähnten Monographie behandelt 
hat, sowie mit Ausschluss Arabiens. 

In dem einleitenden (1.) Kapitel dieses 
Werkes orientiert der Verf. in grossen Ziigen 
über die Einleitung des Abbäsiden-Reiches 
und dessen einzelne Bestandteile, sowie 
knapp über das ausgezeichnete System von 
Poststrassen, das — zum grossen Teil ein 
von den altpersischen und Säsäniden-Fürsten 
überkommenes Erbe — von der Zentrale 
Bagdad aus sich nach allen Richtungen der 
Windrose hin verzweigte. In diesem ersten 
Abschnitte bringt le Strange ferner sach- 
dienliche Ángaben über die von ihm heran- 
gezogenen orientalischen Schriftsteller nebst 
kurzer Charakteristik und Würdigung ihrer 
Werke, unter Beifügung der notwendigen 
bibliographischen Notizen. 

Die folgenden 34 Kapitel sind dann der 
Beschreibung der einzelnen Provinzen ge- 
widmet, nämlich с. 2—5: ‘Irak (Babylonien); 
c. 6—7: Gazira (Mesopotamien); c. 8: Der 
obere Euphrat; c. 9—10: Rüm oder Klein- 
asien; c. 11: Adarbaigan; c. 12: Gilan und 
die nordwestlichen Provinzen; c. 18—16: 
Gibäl (Medien); с. 16: Huzistän; с. 17—20: 
Fars (Persis); c. 21— 22: Kirmän; c. 23: die 
grosse Wüste und Makrän; с. 24: Segestän; 
c. 25: Kubistän; с. 26: Kümis, Tabaristän, 
Gurgän; c.27—30: Huräsän; c. 31: das Fluss- 


197 (Ко. 4.) 


gebiet des Oxus; с. 32: Hwärizm (Chorasmia); 
c. 33: Sugd (Sogdiana) und c. 34: Die Pro- 
vinzen des Jaxartes. 

Die Art und Weise, wie le Strange den 

Stoff innerhalb der einzelnen Abschnitte an- 
ordnet, kann ich nicht ganz billigen. Zwar 
leitet er die Beschreibung jeder Provinz 
mit kurzen Bemerkungen iiber Ausdehnung 
und Grenzen derselben ein, tut in wenigen 
Fällen auch дег Distriktseinteilung Er- 
wähnung, bringt aber dann in ziemlich 
bunter Reihe die Schilderung der einzelnen 
Bezirke, Ortschaften, Berge, Flüsse und 
Seen. Eine von geographischen Gesichts- 
unkten diktierte Gliederung des Materials 
ässt sich allerdings deutlich wahrnehmen, 
indem der Verf. in seiner Darstellung viel- 
fach von West nach Ost bzw. auch von 
Nord nach Süd und umgekehrt fortschreitet, 
und hierbei mit Vorliebe den Routen der 
Poststrassen folgt. Aber die ganze Be- 
handlung hätte sicher an Uebersichtlichkeit 
bedeutend gewonnen, wenn der Verf. eine 
systematischere Gruppierung des Stoffes zu- 
grunde gelegt hätte. 

Am naheliegendsten wäre es doch ge- 
wesen, wenn der Verf. die Darstellung jeder 
Provinz in zwei Teile zerlegt hätte; der 
erste Teil müsste dann die Angaben über 
Namen, Grenzen, Einteilung in Bezirke, die 
Nachrichten tiber Gebirge, Flüsse, Seen, 
Klima, Produkte und sonstige allgemeine 
Notizen — die bei le Strange gänzlich 
fehlen — enthalten; der zweite Teil wäre 
dann ausschliesslich für die Orts-Nomen- 
klatur reserviert, die, soweit als möglich, 
nach Provinzen und vielleicht innerhalb der- 
selben am besten alphabetisch, eventuell 
auch an der Hand der Strassenrouten, 
hätte angeordnet werden können. 

Dass übrigens die jetzt bis su einem ge- 
wissen Grade zutage tretende Zersplitterung 
für die Praxis kaum fühlbar erscheint, dafür 
hat der Verf. selbst in dankenswerter Weise 
gesorgt, indem er in der Gestalt eines sehr 
вота Men Namensregisters den besten 
Schlüssel zu seinem Werke dargeboten hat!). 

le Strange hat sich bei seiner Aufgabe, 
um die Darstellung nicht übermässig an- 
schwellen zu lassen, in zweifacher Hinsicht 
Schranken gesetzt; denn einmal hat er, so 
gut wie ausschliesslich, nur die geogra- 


) Dem Buche sind ausserdem 10 Karten beige- 
geben, die, unter Verzicht auf Terrain-Darstellung, 
ediglich über die Grenzen der einzelnen Provinzen, 
sowie über den Verlauf der Poststrassen und die 
Positionen der an ihnen gelegenen Stationen orien- 
tieren wollen. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1907.) 198 


phischen Werke der orientalischen Schrift- 
steller berücksichtigt, zum andern wollte er 
keineswegs das gesamte Material vorlegen, 
sondern nur das Wichtigere daraus hervor- 
heben. Auch gibt er den Wortlaut seiner 
Quellen im allgemeinen nicht in extenso 
wieder, sondern begnügt sich zumeist mit 
der Mitteilung des wesentlichen Inhaltes 
derselben. Natürlich kann es bei einem der- 
artigen, eklektischen Verfahren nicht ganz 
ohne Subjektivität abgehen; so wird mancher 
diesen oder jenen Namen in dem Buche 
vermissen, dafür den einen oder den anderen 
für entbehrlich halten. 

Man wird diese Beschränkung, die sich 
le Strange bei seiner Arbeit auferlegt hat, 
nur zu begreiflich finden. Denn wäre er auf 
eine Thesaurierung des so umfangreichen 
Materials ausgegangen, so hätte er natürlich 
auch die Nachrichten der orientalischen 
Historiker, die eine sehr wichtige Ergänzung 
und Bereicherung der rein geographischen 
Literatur darstellen, nicht übergehen können, 
und der gewaltige Stoff wäre keineswegs in 
einem einzigen Bande zu bewältigen gewesen. 

Es wird vielmehr die Aufgabe spezieller 
Monographien über die verschiedenen Land- 
schaften oder Provinzen des Chalifenreiches 
bilden, das gesamte, einschlägige Material 
in möglichster Vollständigkeit zu buchen 
und kritisch zu durchdringen. Selbstver- 
ständlich darf dann neben den Werken der 
arabischen, persischen und türkischen Au- 
toren auch die syrische und armenische 
Literatur, eine recht beachtenswerte hi- 
storisch-geographische Quelle, nicht völlig 
beiseite Ee Ve werden, 

Liegen einmal die in den Schriften der 
Orientalen des Mittelalters aufgespeicherten 

eographischen Materialien gesichtet vor, 
dann erst wird eine wirksame ng 
und Würdigung derselben nach oben un 
unten hin einsetzen können, indem eines- 
teils die antiken Nachrichten, die jetzt 
durch die Keilinschriften einen so reich- 
lichen Zuwachs erfahren, zur Konfrontation 
herangezogen werden müssen, anderseits 
auch die Aufzeichnungen der europäischen 
Reisenden der neueren und neuesten Zeit 
zu verhören sind. Eine sich auf diese drei 
Quellen-Schichten aufbauendehistorische Geo- 
graphie Vorderasiens, ein „Ritter redivivus“, 
muss das vorschwebende Ziel bleiben, zu 
dessen Erreichung allerdings nicht bloss 
der Zeitraum eines Menschenalters, sondern 
auch die Schaffenskraft und der Bienenfleiss 

eines Karl Ritter erforderlich ist. 
Die neuere Reiseliteratur hat le Strange 


199 [No. 4.) 


nur in einem sehr mässigen Umfange aus- 
gebeutet, und es sind mit wenigen Aus- 
nahmen die Werke englischer Forscher, die 
er in den Kreis seiner Untersuchung zieht. 
Man vermisst hier besonders eine Benutzung 
von Ouseleys travels in various countries of 
the East, 3 vols. (London 1819—23), wo 
namertlich in den ausführlichen Noten viel 
historisch-geographisches Material, aus ori- 
entalischen Quellen geschópft, steckt. Ве- 
dauerlich erscheint es vor allem, dass 
le Strange auch verschiedene wichtige Ar- 
beiten, die sich ex professo mit den geogra- 
phischen Nachrichten der orientalischen 
Schriftsteller befassen, nie zitiert. Ich denke 
hier namentlich an so bedeutende Leistungen, 
wie G. Hoffmanns Auszüge aus syrisch. Akten 
persischer Märtyrer (Leipz. 1880) und an 
Marquarts Eransahr nach der Geogr. d. Ps. 
Moses-Chorenaci (Berl. 1901). Für das Bohtàn 
und dessen nihere Umgebung hátte M. Hart- 
manns gründliche Studie in den ,Mitteil. 
der Vorderasiat. Gesellsch.* 1896, No. 2 und 
1897, No. 1 entsprechende Beachtung ver- 
dient. Ueber Armenien ist jetzt namentlich 
G. Hübschmanns grosse Abhandlung über ,, Die 
altarmenischen Ortsnamen“ in ,Indogerman. 
Forschungen“ Bd. XVI (1904), S. 197—490 
zu konsultieren. Bezüglich der Landschaft 
Fars war auf Schwartz’ Adhandlung „Iran 
im Mittelalter nach d. arabisch. Geogr.“ 
(Leipz. 1896) zu verweisen. Letztere ist 
allerdings bis jetzt ein Torso geblieben; der 
erschienene erste Teil bespricht nur die 
Grenzen und jene die Oro- und Hydro- 
graphie betreffenden Nachrichten, sowie die 
Städte und Bezirke der beiden Provinzen 
Istahr und Säbür. 

Auch in dem sehr reichhaltigen Kom- 
mentar, den Quatremere seiner „histoire des 
Mongols de la Perse écrite en Persan par 
Raschid el- Din« (Paris 1836) beigegeben hat, 
finden sich zahlreiche, hierhergehörige Notizen. 
Schliesslich wäre es auch erwünscht ge- 
wesen, wenn der Verf. bei den wichtigeren 
Artikeln in den Anmerkungen auf die ein- 
schlägigen Partien in Ritters Erdkunde, 
wo doch auch die orientalischen Quellen in 
weitgehendem Masse zu Worte kommen, 
hingewiesen hätte. 

Im übrigen soll natürlich dem Verf. aus 
dem Fehlen derartiger Zitate und Literatur- 
nachweise durchaus kein Vorwurf erwachsen. 
Wir dürfen vollauf mit seiner achtung- 
gebietenden Leistung, der Frucht eindrin- 
gender, intensiver Studien, zufrieden sein. 
Rühmend hervorgehoben zu werden verdient 
auch noch des Vert a solide Methode in der 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1907.) 200 


Verwertung der Quellen; seine Interpretation 
der Texte muss als vollkommen zuverlässig 
charakterisiert werden. 

Ich würde den Rahmen einer Rezension 
sprengen, wollte ich nun zu einem Werke, 
in dem eine solche Fülle Stoffes strömt, 
auch in Einzelheiten Stellung nehmen. Ich 
beschränke mich lediglich auf einige wenige 
Bemerkungen (der Hauptsache nach Literatur- 
angaben) zu verschiedenen Namen. 

Zu S. 68: Der Königskanal (Nahr- al- 
Malik) wird nicht nur von den Griechen er- 
wähnt, sondern kommt auch schon mehrfach 
in den Keilinschriften vor; vgl. dazu Hommel, 
Grundr. d. Geogr. u. Gesch. d. alt. Or, 
S. 284 ff. u. meine Bemerk. im „Amer. 
Journ. of Semit. languag“. XXII 223. — 
Zu S. 68 u. 74: Für al-Fallüga vgl. den 
eingehenden Aufsatz Meissners über „Palla- 
cottas^ in den Mitt. d. Vorderas. Ges. I, 
S. 177--189. — Zu S. 93: Ueber Bazabda 
vgl. bes. Hartmann, Bohtàn S. 33 ff; 98 ff. 
— Zu S. 96: Die Ruinen von Dunaisir 
heissen noch heute Köchisär; vgl. Ritter, 
Erdkunde XI 366; 369; 374. Hoffmann in 
ZDMG. 32, 741; Sachau, Abh. d. Berl. 
Akad. d. Wiss. (,Ueber die Lage von 
Tigranocerta“) 1880, S. 57 ff.; Sachau, Reise 
in Syr. u. Mesop. (1883), S. 402. — Zu 
S 96: Ueber die Ruinen von Dara vgl. 
Sachau, Reise S. 395 ff. — Zu S. 99: Bezügl. 
Balads verweise ich auf Ritter, Erdk. XI 162, 
Tuch, De Nino urbe (Lips. 1845) S. 21, 33; 
Hoffmann, Syr. Ausz. pers. Mártyr. 97; 211; 
Marquart, Eransahr 328. — Zu S. 107: 
Ueber Kal'at an-nagm в. auch Nöldeke in 
„Nachr. d. Götting. Ges. d. Wiss.“ 1876, 
S. 13. — Zu S. 110: Halüras ist das 
'lIÀàvgwig des Prokopius (armen. Olor); vgl. 
Tomaschek in Sitz.-Ber. Wien. Akad, philos.- 
hist. Kl., 1895, Bd. 133 No. 4 (,Sasun und 
das Quellgebiet des Tigris“) S. 23, sowie in 
„Festschrift für Kiepert“ (Berl. 1898) S. 138; 
в. auch ZDMG. 60, 2003. — Zu S. 113: 
Die ,Hóhlenstadt" Hisn Kaifa, die wahr- 
scheinlich schon in den Keilinschriften (als 
Kipani, s. ZA. XIII 105) begegnet, wurde 
durch die armenische Expedition Belcks und 
Lehmanns genauer untersucht; vgl. dazu 
bes. „Verhandl. d. Berl. Anthropol. Gesellsch.* 
1899, S. 413 und 1900, S 56; Belck, Beitr. 
z. alt. Gesch. u. Geogr. S. 64. — Zu S. 113: 
Der Name Tall Fäfän, syr. Päfän, wird 
wohl auch mit den equites Pafenses der 
Notitia dignitat. zu kombinieren sein; vgl. 
Sachau in ZDMG. 38, 544. — Zu S. 125: 
Ueber Hasanija s. bes. Hartmann, Bohtàn 
S. 39. — Z. 133 u. 146: le Strange identi- 


201 (Мо. 4] 


fiziert Abulustan irrtiimlich mit dem Ага- 
bissos des Itinerar. Antonini und der By- 
zanthiner. Arabissos kennen фе arab. 
Schriftsteller als Absüs oder Afsüs (heute 
Jarpuz); sie lokaiisieren dort fülschlich die 
Legende der Siebenschläfer von Ephesus. 
Abulustan (Ablasta usw.), das Паста der 
Byzanthiner, volksetymologisch später in 
al-Bustän umgemodelt, lag einige Meilen 
südöstlich von Arabissos entfernt. Ueber 
Afsüs und Abulustän vgl. de Goeje, de 
Legende der Zevenslapers van Efeze in 
» Verslag. en Mededeel. d. koninkl. Akad. 
van Wetenschapp., Afdeel Letterk.“, 4. R., 
III 14 ff. 

Zu S. 160: Bezüglich des Urmija-Sees 
verweise ich auf Bittner, der Kurdengau 
Uschnuje und die Stadt Urümije (Reise- 
schilderung eines Persers), 1896 = „Sitz. 
Ber. d. Wien. Akad. d. Wiss. Bd. 133, 
No 3, bes. S. 92 ff. Alte und neue Nach- 
richten über den See stellt auch Quatre- 
mére in seiner hist. d. Mongols S. 316—20 
(note 119) zusammen. — Zu S. 165: Ueber 
Usnü und Urmija vgl. bes. Bittner, а. a. O. 
S. 78 ff. bezw. 88—91. — Zu S. 169 u. 172: 
Ueber den Safid Rüd vgl. auch Andreas in 
Pauly-Wissowas  Realenzyklop. 4. klass. 
Altertumswiss.!) I 1176; 1734—40. — Zu 
S. 202: Ueber Mihragankadak vgl. Nöldeke 
in ZDMG. 27, 198; 28, 101 ff. und 33, 155. 
Justi, Iran. Namenbuch 215; der zweite 
Bestandteil dieses Namens ist als kadak, 
nicht als kudak anzusetzen. — Zu S. 221: 
Ueber Alamüt vgl. Quatremére, hist. d. 
Mongols р. 212--15 (note 58) und Ritter, 
Erdkunde, VIII 576—95. — Zu 8. 222: 
Ueber Zangän s. auch Andreas bei Wissowa, 
RE. I 731—732. — Zu 8. 241: Für Nahr Tira 
s. Andreas, a. а. O. I 2186 unten. — Zu 
8. 252: Ueber Nahr Sakkän, ein Name, der wahr- 
scheinlich in Sittakán restituiert werden muss, 
vgl. Andreas, a. a. O. II 178 und Toma- 
schek, Küstenfahrt Nearchs S. 60 (Sitzungs- 
Ber. d. Wien. Ak. Bd. 121, No. 8). — Zu 
S. 258: Ueber Siraf vgl. gleichfalls Andreas, 
a. a. O. II 178 und Ouseley, travels I 
174 ff. — Zu S. 259: Bezügl. Tawwag 


1) Andreas hat bei Pauly-Wissowu die antike 
Geographie Mediens, Persiens und Susianas behar delt. 
Seine, z. T. sehr ausfübrlichen Artikel, die von einer 
souveränen Beherrschung des Stoffes Zeugnis ablegen, 
enthalten auch sehr wertvolle Bausteine für die mittel- 
alterliche Geographie; besonders dankenswert sind 
seine reichhaltigeu Literaturnachweise. Leider hatte 
Andreas’ Mitarbeiterschaft, dessen Beitrüge allerdings 
ganz aus dem Rahmen der Realenzyklopädie heraus- 
fielen, schon mit dem Buchstaben Ага . . ihr Ende 
gefunden. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1907.] 202 


(Tawwaz) beachte die Bemerkung A. D Mordt- 
manns in Sitz.-Ber. d. Bayr. Akad. d. Wiss. 
1874, S. 258. — Zu S. 261: Der Name 
Läwän ist jedenfalls in Lärän zu emen- 
deren: vgl. Andreas, a. a. O. II 177. 

Ich könnte noch lange mit derartigen 
zusätzlichen Bemerkungen fortfahren; doch 
ich will hier abbrechen. 

le Strange hat sich durch seine gediegene 
Gabe die lebhafte Anerkennung aller Ori- 
entalisten verdient. Sein Buch bildet eine 
unentbehrliche Ergänzung zu allen Dar- 
stellungen der Geschichte des Islams und 
der Chalifen. Vielleicht entschliesst sich 
der Verf., auch die Nachrichten über Aratien, 
das in dem vorliegenden Werke keinen Platz 
gefunden hat, gleich jenen über Palästina 
und Syrien, in einer besonderen ausführ- 
lichen Monographie zu behandeln. Er würde 
sich dadurch speziell alle Arabisten zu 
grossem Danke verpflichten und insbesondere 
auch dem Studium der altarabischen Poesie 
ein schon längst vermisstes Hilfsmittel 
schenken. 

Strassburg i. E. 


Kurt Riezler, Dr. phil, Ueber Finanzen und 
Monopole im alten Griechenland. Zur Theo- 
rie und Geschichte der antiken Stadtwirtschaft. 
Berlin 1907, Puttkammer und Mühlbrecht. 98 8. 
— Besprochen von Carl Niebuhr. 

Es wird voraussichtlich noch einige Zeit 
vergehen miissen, ehe man sich in den Pfleger- 
kreisen der griechischen Geschichte ent- 
schliessen dürfte, den Staatsgedanken des 
Orients als den allein fasslichen Masstab 
an diese anzulegen, von einem natürlicheren 
Gebilde aus auf das Wesen und die Be- 
wertung der um den Archipel herum ge- 
lagerten Stadtstaatenwelt rückzufolgern. 
Seit mehreren Forschergenerationen altklas- 
sischer Observanz gilt es als unstreitige Tat- 
sache und bestimmt die fixe Denkrichtung, 
dass wir noch heut, im Grunde genommen, 
ohne Unterschied von dem zu zehren hätten, 
was auf der Pindoshalbinsel und in ihren 
ethnisch-politischen Dependenzen zwischen 
Solons und Demosthenes’ Zeit zutage kam. 
Soweit das rein Geistige einschliesslich seiner 
technischen Prägweise in Frage steht, lässt 
sich diese Tatsache ohnehin nicht anfechten. 
Immer misslicher aber ist es mit dem parall- 
elen Urteil über die politische Einbettung 
der griechischen Geisteskultur geworden. 
Nur Leute ohne Fühlung mit dem Em- 
pfinden ihrer Mitwelt können sich heut noch 
darüber täuschen, dass die brünstige Ver- 


208 (Ко. 4.) 


wendung von Ausdriicken wie ,grosse Zeiten‘, 
‚ideales Bürgertum‘, ‚sonnige Klarheit‘ u. dgl., 
auf die Hegemoniekampfs-Periode als solche 
bezogen, nachgerade schädlich für ihren 
Benutzer wirkt. Denn diese Ausdrucksreihe 
ist schon endgültig dem Schatze der Schlag- 
wörter anheim gefallen. Man ist darum zu 
einer verbesserten Diktion übergegangen, von 
der sich u. a. eine gut konzentrierte Probe 
in W. Strehls Grundriss der alten Geschichte 
(I, S. 47 oben) findet. Das Falsche wird 
unter das Richtige gesteckt, die Dezentral- 
isation der Hellenen muss zugleich als 
Quelle einer hohen Reife auch des politischen 
Denkens herhalten, und das Verhältnis der 
staatlichen Mikrokosmen zueinander wird 
als Rivalität aufgefasst, so da ‚äusserste An- 
spannung aller Kräfte, rastlosen Wetteifer, 
hohe Kraftentwicklung eines vielgestalteten 
Lebens’ zeitigte. 
Alles das konnten wohl die Griechen 
selbst in ihrem Interesse den Persern er- 
zählen, — und diese haben es auch eine 
Weile glauben dürfen, — aber unsere eignen 
Kriterien reichen darüber bereits hinweg. 
Sind die hellenischen Miniaturstaaten als 
politische Erscheinungen wirklich des Hoch- 
gesanges wert gewesen, so muss der Nach- 
weis gelingen, dass ihre Mehrzahl, also die 
extrahierbare Norm, auf innerlich gesunden 
Grundlagen ruhte. Die Bedenken hiergegen 
haben niemals ganz geschwiegen. Dass die 
5 den sonst igsten Zeiten 
och auffallend tief steht, dass sie kurzsich- 
tige Dummheiten begeht, bei denen von hoher 
Reife reden eben nur ein bösartiger Scherz 
sein würde, liess sich nicht wegdeuten. Noch 
befremdlicher aber ist es ichts der per- 
sischen Gefahr (um nur bei dem sich Auf- 
drängenden zu bleiben; das Kapitel vom 
hellenischen Nationalgefühl hat der advocatus 
diaboli schon hinter sich gebracht) wenn 
sogar der attische Kumulationsstaat unsühn- 
bare Grausamkeiten dort begeht, wo der 
Boden für seine Propaganda liegt, wenn die 
Einzelintelligenzen und die geübten Krieger 
aus allen Teilen von Hellas in wachsender 
Anzahl und Häufigkeit der persischen Mon- 
archie draussen ihre Dienste widmen. Waren 
diese pm tome solche von gesunden Zu- 
ständen isher fing die Antwort darauf 
mit Nein an, und endete auf dem Umwege über 
Dennoch mit Ja. Es sah auch nicht aus, 
als würde diese Stellung, die einer wohligen 
Objektivität quand méme, so bald verlassen 
werden. Da erfüllt es mit gerechtem Staunen 
und aufrichtiger Anerkennung, dass die Riez- 
lersche Arbeit bei Beantwortung jener Frage 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1907.) 204 


zu einem absoluten und sehr entschieden 
betonten Nein gelangte. 

Selbstverständlich gehört Riezler zu den 
Vertretern einer volkswirtschaftlich vorge- 
bildeten Richtung innerhalb der klassischen 
Philologie. Den Kern seiner Arbeit bildet 
hingegen ein spezifisch philologisches Pro- 
blem: die Interpretation der Beispielsammlun 
in der pseudaristotelischen Oekonomik. Un 
obgleich R. diesen Text nach einer gegen 
früher gebesserten Auffassung behandelt, 
nämlich als ein simples Notizenheft, legt er 
doch nur Wert auf die Ausbeute an wirt- 
schaftsgeschichtlichem Material. Und er geht 
mit erfrischender Verve auf sein Ziel los, 
nachdem der einmal festgestellte Charakter 
der Aufzeichnungen ihn der Schwierigkeit, 
überall erst fehlerlose Satzbauten nachzu- 
konstruieren, enthoben hat. ‚Die Flüchtig- 
keit sowohl des Epitomators als des Ab- 
schreibers, die jede Zeile von neuem beweist, 

estattet es, den Text ohne allzugrosse Ehr- 
urcht zu behandeln’. 

Die philosophische Fakultát der Univer- 
sitit München hat sich durch diesen Um- 
stand, der anderwärts (vordem vielleicht 
zu München selbst) das minder glückliche 
Schicksal der Arbeit bereits in sich getragen 
hätte, nicht abhalten lassen, die Schrift mit 
dem für das Thema ausgesetzten Preise zu 
krönen. Eine Entscheidung, die Geber wie 
Empfänger ehrt. Rez. aber bedauert hier 
seine meteorologische Kenntnislosigkeit. Er 
wüsste doch gar zu gern, ob dieser Schwalbe 
wohl ein Sommer folgen könnte 

Niemand wird selbst von einer ausführ- 
licheren Besprechung verlangen, dass sie 
auch nur den wesentlichen Inhalt des be- 
treffenden Werkes nachskizziere. Diesmal 
wäre es der Mühe wert; schade, dass hier 
die spezifisch griechische Färbung der Gegen- 
stände den Versuch entscheidend ausschliesst. 
Riezler bat nun (um das Nötigste eben noch 
zu berühren) aus der Oekonomik, die, bald 
nach Alexanders Tode verfasst, eine Tra- 
dition der s ποj? , der besonderen wirtschafts- 
politischen Einfälle, probeweise aufstellen 
wollte, die gebotenen Beobachtungen gemacht. 
Sie sind dann im zweiten Teil seiner Studie 
organisch verbunden und in ihren Ergeb- 
nissen dargelegt worden. Danach beruhte die 
griechische Polis sowohl in Kleinasien wie 
in Europa auf der Idee der Autarkie. Es 
muss eine Zeit gegeben haben, in der jeder 
dieser dichtgesäeten staatlichen Kleinkörper 
sich wirtschaftlich hinreichend genügt hat. 
Das setzt freilich, fügen wir Tiren, eine 
schaurige Begleitmusik voraus: das langsam- 


906 [No. 4.) 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1907.) 206 


rettungslose Zerfressenwerden der älteren, 
noch territorial organisierten Bewohnerschaft 
durch eben diese unbesieglichen Stádter, die 
ohne Zweifel einst als Wikingsleute auge- 
fangen hatten. Sobald jedoch die Vorbe- 
wohner ausgeschaltet sind, nur noch Polis 
neben Polis existiert, deren Bürger, ärmer 
oder reicher, nichts bedeuten ohne der sie 
umfassenden Kleinstaat, hat die Autarkie 
schon den absteigenden Ast erreicht. Gerade 
jetzt aber gelangt die physische Lebenskraft 
der Hellenen auf ihren zeitlich langgestreckten 
Höhepunkt. Man tötet lieber den überschüs- 
sigen Nachwuchs, damit die alles Recht und 

e Sicherheit des Einzelnen garantierende 
Polis nicht durch Menschenfülle gesprengt 
wird; doch bald leitet man, des Frevels 
müde, das Plus nach aussen ab.  Kolonien 
entstehen so mit fabelhafter Geschwindig- 
keit, aber diese haben stets ein Hinter- 
land gefunden, dessen Aufnahmefähigkeit 
die Bildung neuer Autarkien da draussen 
verhindert. Die Kolonie ist stets zu lange 
menschenarm, und во zieht sie die Metropolis 
für den Ausfuhrbedarf heran: der interlokale 
Güteraustausch beginnt. Doch die Hinter- 
lander konsolidieren sich politisch; Klein- 
asien bildet Heiche, Thrakien festere Gau- 
verbünde, — die Geschichte dieser Entwick- 
lung harrt noch des Ueberblicks. Da müssen 
die Kolonien an ihr eigenes Heil denken, 
die Altstaaten aber finden sich nun wirt- 
schaftlich überbüngend. Das grosse Elend 
der klassischen Zeit nimmt seinen Anfang 
mit Hungersnöten: die Polis verkauft ihren 
Domanialbesits. Sie verliert einen Kaper- 
krieg, meist durch Seeraub gegen fremde 
Getreideschiffe veranlasst, mid nun folgen 
Monopole mit Steuerdruck. Das staatliche 
Kreditwesen nach aussen ist noch gleich Null, 
also verschlechtert die Polis getrost ihre Münze. 
Die Bürger erfahren desto genauer, was 
das bedeutet. Ein Teil von ihnen ist nun 
schon verarmt; er empört sich, übernimmt 
das Ve SE und will sich durch noch argere 
Wirtschaft erholen. Vergünstigungen werden 
kassiert und gegen neue Zahlungen ausge- 
boten, weitere Steuern ersonnen, die aus- 
gefeimtesten Zwangsanleihen werden durch- 
gedrückt, jede Art von Gaunerei wird schliess- 
lich versucht, — der Berufspolitiker, der лау- 
ovgyos ауто, hat seinen Einzug in die Welt 
gehalten. Denn die Polis der Antike ist 
unentrinnbar; wer ihr angehórt, muss alles 
Ge EI was er nicht für sich zu ändern 
die Macht gewinnt. Draussen würe er ein 
hilfloses Objekt. — Es war zu spät, als 
Alexander den weiten Osten erschloss. Die 


Bevólkerung von Hellas hatte bereits zu lange 
von ihrem eignen Blute gezebrt; nun war 
sie im Sinken, schon in wirtschaftlicher Rück- 
bildung begriffen, und die territoriale Staats- 
form des Orients rettete nichts als Indivi- 
duen. Jammervoll klingt das Dasein der 
Polis aus. Sie lásst sich zuletzt als invalider 
Bankrotteur durchfüttern: das Staatshaus- 
haltbuch wimmelt von Ehrendekreten für 
mildtätige Barbaren. 

Wie wichtig Riezlers Leistung auch ist, 
wir hätten ihre allgemeine Betrachtung in 
der OLZ unterlassen müssen, stände der 
Inhalt ausser aller Beziehung zu Problemen 
der Orientgeschichte. Vielfältig liesse sich 
da anknüpfen: hatte der alte Epitomator 
doch besonders berücksichtigt, was die Sa- 
trapen aus der hellenischen Stadtwirtschafts- 
praxis gelegentlich abguckten. Datames 
scheint einmal seinen Söldnern sogar ein 
vorgeahntes Truoksystem aufgenótigt zu haben. 
Aber es gibt in dese pseudaristotelischen 
Gallerie von Finanzzwergen auch einen Riesen, 
und das ist Kleomenes von Naukratis als 
Verwalter Aegyptens gewesen. Wir erfahren 
hier, dass er durch ein Ausfubrverbot den 
auswürtigen Getreidehandel des Niltales in 
seine Hand bekam. „So wird“, bemerkt 
Riezler, ,der Nationalreichtum des Landes 
weit besser verwertet, erstens weil die Kon- 
kurrenz ausgeschaltet wird, zweitens weil 
der Grosshandel, wie ihn Kleomenes organi- 
sierte, unendlich ergiebiger sein musste als 
der Kleinhandel, wie er ohne Ausfuhrverbot 
stattgehabt hatte. Kleomenes konnte nüm- 
lich, indem er eine Privatpost einrichtete, 
die ihm die Preiskonstellationen des Aus- 
landes übermittelte, die Ausfuhr tischen 
Getreides planmüssig an die Punkte der 
hóchsten Preise leiten, so die riesigen Preis- 
schwankungen ausnutzen und sich wührend 
jener Getreidenot der Jahre 330—328 nahezu 
vollständige Monopole im Ausland verschaffen. 
Das ganze Verfahren ist sehr wirtschaftlich 

edacht". Interessant ist der Zusatz der 
ekonomik, Kleomenes habe dabei den Bauern 
die gleichen Preise gezahlt wie sonst die 
Händler. Diese letzteren also und die fremden 
Konsumenten wurden getroffen. Der Zorn 
der griechischen Abnehmer spiegelt sich noch 
direkt bei Demosthenes (LVI 1285 A лоо; 
4iovvco9«go») wider und beeinflusste nach- 
hallend auch Arrian (Anab. VII 23), der 
Alexanders offenbar verstándnisvolleStellung- 
nahme zu Kleomenes Massregeln mit vieler 
Würde getadelt hat. 
Kaum ist hierzu die Bemerkun 
ndten, dass der Orienthistoriker zwar 


von- 
ereit- 


207 (Мо. 4.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1907.] 908 


willig Riezlers Anerkennung des Kleomenes 
teilt, aber in seine merkliche Bewunderung 
des Systems nicht mehr einstimmt. Aller- 
dings nur aus dem Grunde, weil Kleomenes 
sich einfach einer alten Weisheit, vielleicht 
sogar eines fertigen Apparates bediente. 
Wir kennen das Verfahren eben längst aus 
der biblischen Josephsgeschichte (Gen. 
41, 48f, 53—57) und den Amarnabriefen 
(vgl. MVAG. 1896, S. 208ff) Für die 
Beurteilung der ersten Regungen hellen- 
istischer Staatenpolitik ist dabei die Episode 
des Kleomenes, auch ihr Ausgang, jedenfalls 
recht bedeutsam. Die Verschiedenheit in den 
letzten Absichten bei Joseph und bei Kleo- 
menes sollte einmal náher geprüft werden, 
besonders auf den anscheinenden Fortschritt 
in der wirtschaftlichen Erkenntnis. Aber 
wir haben schon hervorgehoben, dass Riez- 
lers Arbeit ausserdem für die Verwaltung 
der westlichen Gebiete des Perserreiches 
sowohl Material, als auch den Schlüssel zum 
richtigeren Verständnis darhietet. Das kann 
zunüchst also für den erwarteten zweiten 
Band von PraSeks Medisch - Persischer Ge- 
schichte in Betracht kommen. 
Berlin. 


Les saintes et divines Liturgies de nos saints Péres 
Jean Chrysostome, Basile le Grand et Grégoire le 
Grand (Liturgie des Présanctifiés) en usage dans 
l'Eglise grecque catholique orientale. Traduction 
francaise par le P. Oyrille Oharon, prétre du 
rite grec. Beyrouth, Alexandre Coury. Paris, A. 
Picard et Fils. (Herdersche Verlagsbuchhandlung. 
Freiburg i. Br.) M. 1,60. Besprochen von Alfons 
Schulz. 


So wie der russisch-orthodoxe Geistliche 
Alexis Maltzew, Propst an der russischen 
Gesandtschaftskirche zu Berlin, einen Teil 
seiner Liturgie ins Deutsche übersetzt hat, 
so wil Charon die einzelnen Teile aus der 
Liturgie der griechisch-katholischen (unierten) 
Kirche ins Franzósische übertragen, um sie 
einem grösseren Leserkreis zugänglich zu 
machen. Zunächst gibt er eine Uebersetzung 
der drei Mess-Liturgieen, welche auf die im 
Titel genannten griechischen Kirchenväter 
zurückgeführt werden. Als Quellen dienen ihm 
hauptsäch ich das grosse „Euchologion“, 
Rom, Verlag der Propaganda 1873, das 
grosse „Horologion“, ebenda 1876 und das 
griechisch-arabische — ,Liturgikon* Beirut 
1900. Das Büchlein ist ein leichtes Hilfs- 
mittel, die genannten Liturgieen kennen zu 
lernen. 

Braunsberg. 


Stephen Langdon, Lectures on Babylonia and 
Palestine. Paris P. Geuthner 1906. XV + 183 S. 
Die in diesem Büchlein enthaltenen anspruchs- 
losen sieben Vorlesungen sind für ein grósseres Pub- 
likum englischer Zunge berechnet und behandeln 
folgende Themata: 1) Babylonien und Palaestina, 2) 
die babylonische und hebrüische Literatur, 3) die 
Sitten der Babylonier und Juden, 4) das gesellschaft- 
liche Leben, die Masse und Gewichte, den Handel 
und Verkehr, die Tempel und Güter, die Brief. 
literatar der Babylonier und Juden, 5) die Religion 
der Babylonier, 6) die Religion der Juden bis zum 
Exil, 7) die Religion der Juden nach 597 v. Chr. — 
In einem Anhange sind einige unveróffentlichte Ge- 
schäftsurkunden und Briefe aus der Zeit Hammurabis, 
die der Verfasser mit Scheil durchgearbeitet hat, in 
Umschrift und Uebersetzung herausgegeben. In der 
Anm. zu S. 159 wird mit Beziehung auf PSBA Dez. 
1888 Pl. III Col. П 6-15 Uggal statt Nergal gelesen. 
B. 


Annales du Musée Guimet. Bd. 
férences. Paris 1905. E. Leroux 279 8. 
Die fünf Aufsätze dieses Werkchens, grössten- 
teils popularisierende Lichtbildervorträge, behandeln 
folgende Gegenstände: 1) Die Memnonstatue (darin 
die Bemerkung, dass der M. des trojanischen Krieges 
aus Susa stammt), 2) Die neuesten archäologischen 
Entdeckungen in Aegypten, bespricht die Ausgrabungen 
Amélineans (Abydos), Legrains (Karnak), Navilles 
(Der el Bahri), Lorets (Biban el Muluk), Gayets 
22. — 3) Die Museen Griechenlands (Tiryns, 
eta, Mykene, Delphi, Olympia, Epidauros, Athen). 
— 4) Die Altertümer von Syrien und Palaestina. — 
5) Das chinesische Theater. 


XVII Con- 


Immerum von Sippar. 


Den aus Gescháftsurkunden von Sippar 
als Zeitgenossen Sumu-la-el’s von Babel be- 
kannten Immerum will Hilprecht jetzt!) mit 
Nür-(ilu) IM, König von Larsa, identifizieren. 
Da eine solche Identifikation einige Trag- 
weite haben würde, verlohnt es sich, ihre 
Berechtigung genau zu prüfen. 

Beide Herrscher sind uns aus nur wenigen 
Dokumenten bekannt. 

Von Nür-(ilu)IM existieren zwei In- 
schriften. Die eine, auf einem Ton-, Phallus“ 
(C. T. XXI, pl. 29, 30070) nennt ihn „Hirten 
von Ur und König von Larsa* und berichtet, 
dass er „seinem“ Gott Nannar und dessen 
Gemahlin NIN.GAL einen Tempel erbaut 
habe. — Die zweite ist eine unter seiner 
Regierung geschriebene Geschäftsurkunde 
(Strassmaier, Warka, No. 1), in der „bei dem 
Gott Nannar und dem König Når-(ilu) IM“ 
geschworen wird. Endlich wird er als 
„König von Larsa“ erwähnt in einer In- 


1) Bab. Exped. of the Univ. of Pennsylvania, 
Sor. A, Vol. XX, Part 1, p. 56а. 


209 [No. 4.) 


schrift seines Sohnes Sin-idinnam, der sich 
auch Beschützer von Ur und Kónig von Larsa, 
ausserdem aber auch ,Kónig von Sumer und 
Akkad“ nennt (B. A. I 301 fl.). 

Aus der Zeit Immerum's besitzen wir 9 
Urkunden t), lediglich geschäftlichen Inhalts. 
Von diesen erwähnt eine (M.A.P. 10) 
Immerum nur im Datum, in allen übrigen 
wird geschworen ,bei dem Gott Schamasch 
und bei Immerum". Eine von ihnen fügt 
noch hinzu ,und bei dem Gott Marduk und 
Sumu-la-el^. Daraus hatte man bisher ge- 
schlossen, dass Immerum — der nirgends 
König genaunt wird — ein von Sumu-la-el 
abhängiger Stadtherrscher in Sippar gewesen 
sei. In Sippar, denn sein Name wird mit 
dem des Schamasch verknüpft, und überdies 
stammt die grosse Anzahl der Geschäfts- 
urkunden dieser Zeit in den Londoner, Ber- 
liner und Philadelpbiaer Sammlungen fast 
ausschliesslich eben aus Sippar. Und dass 
Sumu-la-el (nur in Sippar?) noch Stadt- 
herrscher unter seiner Oberhoheit anerkannte, 
wissen wir aus einer andern Tafel, die in 
ühnlicher Weise seinen Namen mit dem des 
Bunutahtun-tla verknüpft (King, Letters, III 
220, n. 16)?). 

Also der eine ein König, noch unsicberer 
Datierung?) in Larsa in Südbabylonien, zu 
dessen Machtsphüre auch die Stadt Ur ge- 
hórte — der andere ein Vasall des Kónigs 
Sumu-la-el, offenbar in Sippar in Nord- 
babylonien. Der aus den Inschriften ihrer 
Zeit entnommene Befund trennt die beiden 
weit voneinander, anstatt sie zusammen- 
zuführen. 

Aber ihre Namen sollen identisch sein 
— Immerum soll eine Knrzform von Núr- 
(üu)IM darstellen. 

Die semitische Lesung des IH ge- 
schriebenen Gottesnamens ist für die alt- 
babylonische Zeit nicht völlig gesichert. 


1) Vergl. Bab. Exped. of the Univ. of Pensylvania 
Series A, Vol. VI, Part 1, p. 9, note 1. Zu den dort 
genannten ist Bu. 91—5—9, 318 (C. T. 1V 50) hinzu- 
zufügen. 

) Eine Tafel, in der Bunutahtun-ila „König“ 
genannt wird, (B.E. VI 1 No. 6) stammt vielleicht 
noch aus der Zeit Sumu-abum's. Sumu-la-el liess ihn 
als Stadtherrscher bestehen, nahm ihm aber den 
Königstitel. Vielleicht war Immerum sein Nachfolger 
Ein anderer Stadtherrscher zu Sumu-la-el’s Zeit war 
wohl Jabsir-el, vergl. B. A. IV 347 und B.E. VI I. 
S. 9, Anmerkung 2. — Sumu-la-el scheint in Sippar 
erst gegen Ende seiner Regierung als ausschliesslicher 
Herrscher anerkannt worden zu sein. Im Datum 
seines 29 Jahres wird zum erstenmal erwähnt, dass 
er in Sippar gebaut hat. 

3) Der unter Nür-(ilu) LM datierte Kontrakt scheint 
der Schrift nach später zu sein als Sumu-ia-el. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1907.) 210 


Rammänum bleibt meines Erachtens immer 
noch die wahrscheinlichste 1). Die sumerische 
Lesung war MER, die Schreibungen 
DINGIR.MER und DINGIR. MER. КА 
wechseln miteinander:). Nun hat Thureau- 
Dangin kürzlich?) eine neue Lesung immer 
für don Gott IM eingeführt. Nür-(du) IM 
wäre danach Nür-immer zu lesen, und davon 
könnte Immerum eine Abkürzung sein. 

Thureau-Dangin’s Lesung beruht auf 
drei Stellen in Kontrakten der Zeit Samsu- 
tluna’s*), in denen an Stelle eines Ili-igisham 
Sohn des Nardm-(ilu)IM ein Ilt-igisham Sohn 
des Immerum erscheint. Schon Peiser (K.B. 
IV, S. 24f, Anmerkung) hatte hier 
Immerum als eine Abkürzung von Naräm- 
(ute) М aufgefasst. Ich sehe nichts, was zu 
dieser Annahme zwingt. Handelt es sich 
dort wirklich um eine und dieselbe Person 
— und das scheint allerdings der Fall zu 
sein —, so bleibt doch die Möglichkeit, dass 
der Vater des Ili-igisham unter seinem Bei- 
namen Immerum, „Schaf“, seinen Zeitgenossen 
ebenso bekannt war wie unter seinem eigent- 
lichen Namen Naram-(tlu)IM5) — und dann 
ergibt sich aus diesen Stellen nichts über 
die Aussprache des Gottes IM. 

Damit aber wird die nur auf der 
Gleichung (ilu) IM = immer beruhende 
Identifizierung von Nür-(ilu)IM von Larsa 
und Immerum von Sippar hinfällig. 

Steglitz, Februar 1907. 

Hermann Ranke. 


Der hebräische Artikel. 
Von A. Ungnad. 


Im allgemeinen nimmt man an, der hebr. 
Artikel ha, dem volles oder virtuelles Dages 
zu folgen pflegt und der nur vor r und 
schwachen Gutturalen als hà erscheint, sei 
entweder aus hal (= arab. al) oder aus ur- 
spriinglichem hâ entstandene). Beide An- 
sichten sind unhaltbar. 

Einem arabischen al könnte allenfalls 
ein hebr. hal 5 obwohl das Ver- 


bindungs - Alif Schwierigkeiten macht; doch 


t) Vergl. Personal Names, 206, n. 1. 

*) Vergl. 15., 202, n. 2. 

) Inscriptions de Sumer et а Ассай, p. 296, n. 2. 

4) Strassmaier, Warka, No. 43. 65. 70. 

) In diesem Zusammenhang ist zu beachten, 
dass Ili-igisham sich auf seinem  Siegelzylinder 
(Abdruck in No. 43) als Sohn des Narám-(1lu)I M, 
nicht des Immerwm bezeichnet. 

*) Auf die weiteren Begründungen der einzelnen 
Ansichten kann hier nicht näher eingegangen werden, 


211 (Хо. 4.) 


widerspricht es durchaus dem Hebräischen, 
l einem folgenden Konsonanten zu assimilieren. 
Das einzige Beispiel j/ggah für jilgah beruht 
(vgl. BA V 278) auf begrifflicher An- 
gleichung. Nach einem vorauszusetzenden 
*jattinü o. à. bildete man *jaqqihá, das dann 
später erst — zunächst bei geschlossener 
Endsilbe — zu *jaggah und weiter jiqqah 
wurde. Das beweist vor allem das Niphal 
nilgah, das der Analogie nicht gefolgt ist, 
da es infolge seiner Bedeutung mit nitian 
nicht mehr verbunden werden konnte. 

Aus hä kann der Artikel auch nicht 
entstanden sein, da die weitere Verkürzung 
zu ha + Dages unerklärlich bliebe und ha 
im Inlaut jedenfalls zu hö geworden wäre. 
Denn nur im Auslaut erhält sich sem. å!) 
als Qames?). Ware der Artikel ein ursprüng- 
liches ha, so wäre er wohl ebenso behandelt 
worden, wie das Fragewort J, das ja aus 


ha (arab. 'a) entstanden ist. 

Die einzige Möglichkeit ist also die, den 
Artikel aus ursprünglichem han abzuleiten. 
Dieses hat schon Halévy3) auf Grund der 
lihjanitischen Inschriften getan, in denen 
jedoch die Interpretation der fraglichen 
Stellen, die einen Artikel N aufzuweisen 
scheinen, nicht absolut sicher ist. Wenn 
man sich jedoch mit der aus dem Hebräischen 
selbst sich ergebenden Notwendigkeit nicht 
begniigen will, so sei auf das bab. ass. 
Demonstrativ anni hingewiesen, dass gewiss 
eine adjektivische Weiterbildung des Demon- 
strativstammes han ist und als dessen Stamm 
demgemüss *hannij- angesetzt werden muss. 
Auch alle Veründerungen, die der hebr. 
Artikel vor den verschiedenen Gutturalen 
erleidet, erklären sich bei Annahme einer 
Grundform han ungezwungen aus den Laut- 
gesetzen. 


Lord Munster. Ein Nachtrag. 


Nicht um Lord Hunter, wie ich in 
meiner Notiz: Eine Liste arabischer Werke 
zur Geschichte Spaniens und Nordwest- 
afrikas, OLZ. 1907 No. 1 Sp. 38ff. schrieb, 
sondern um Lord Munster handelt es sich 
dort. Zu der Lithographie, die dieser her- 
stellen liess, habe ich nunmehr genauere 
Mitteilungen von René Basset und H. F. 
Amedroz (London) erhalten. Letzterer 


1) BA V 261, 14 ff. 

%) Kurzes a dagegen füllt ganz ab, nuchdem es 
vorher zu unbestimmtem Vokal geworden war; so 
vor allem im Akkusativ. 

„ Rd EJ. XXIII 117. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1907.] 212 


verweist mich darauf, dass sich zwei Exem- 
plare dieser Lithographie im Britischen 
Museum befinden: B. M. Cat. Arabic Printed 
Books. Vol. II Col. 641 „Sprenger (Aloys)“ 


eles A у gill LXI kw gs coUe 
Бу well САХИ rim e» wei ll 
A HU, ЦЧ des Lat Leute dad 

у „ie 


„A list of literary desiderata in Arabic, 
Persian, Turkish and Hindustani relating to 
the Art of Warfare amongst the Muhamma- 
dans. Compiled under the orders of Lord 
Munster pp. 160. London 1840 Lith. 80.“ 

Ueber den Inhalt schreibt inir Basset: 
„D’apres l'exposé qui occupe les pages 1—84, 
lauteur de la brochure désire connaitre tout 
ce qui a été écrit en arabe sur la guerre, 
lart militaire, les siéges, le machines, les 
batailles, l'artillerie, les drapeaux, le com- 
mandement, les mamlouks, les regles de la 
guerre, la condition des vaincus, les tributs, 
les impôts, bref tout ce qui a trait à la 
guerre.“ 

Die Liste zerfällt, wie mir Basset weiter 
schreibt, in zwei Abteilungen: 


L. Se 
L/ 

2. p» A XX Ke улі UN кәй), 
Das erste aufgeführte Werk ist (S. 85): 
ta okt „Us, das letzte (S. 155): 
us, „u le „us, uut „us 
gid | dal ian als, 8. 156 folgt 


dann eine alphabetische Liste von Verfassern 
unter der Ueberschrift: 


I patios! „Lu слоу gs (sic) sdg 
Der erste genannte Verfasser ist: ($ „| 
od duel e yas! mnt opp Әлем ,% 


Н. Е. Amedroz schloss seine gütige 
Mitteilung mit den Worten: ,The publication 
of an annotated Edition of this Lithograph 
might be of much use.“ 

Halle a. S., den 24. Februar 1907. 

G. Kampffmeyer. 


213 [No. 4.) 


. 


Altertums-Berichte 
aus dem Kulturkreise des Mittelmeers. 


Museen. 


Nach dem amtlichen Bericht der Königl. Museen 
zu Berlin fiir die Zeit vom 1. Oktober bis 31. De- 
zember 1906 wurde dem Kaiser Friedrich- Museum 
von 8. M. dem Kaiser eine ausgewählte Sammlung 
koptischer Stoffe überwiesen. Die ägyptische Ab- 
te uns erhielt geschenkt einen Skarabäus des 
Königs Neferhotep Neferchare‘, und einen Korb un- 
bestimmter Zeit. 

Von der vorderasiatischen Abteilung 
wurden erworben ein syrischer Siegelzylinder aus 
Hümatit und eine Gemme mit der phónizischen Auf- 
schrift yop. 

Die afrikanisch-ozeanische Abteilung des 
Museums für Völkerkunde erhielt geschenkt zwei 
Dachaufsätze und einen Speer aus Abessinien, eine 
Keule aus Aksum, eine abessinische Handschrift, und 
kaufte eine Sammlung von 100 Nummern aus Abes- 
sinien. M. 

Die Papyrus-Sammlung des Berliner Museums 
ist in den letzten Jahren um besonders wertvolle 
Stücke bereichert worden. 

Die Ausgrabungen Dr. О. Rubensohns bei 
Eschmunén förderte die Ueberreste einer kleinen 
antiken Privatbibliothek zutage. Ausser Fragmenten 
von Demosthenes, Aristophanes (darunter 
grössere Abschnitte aus den Acharnern), Euripides 
(dabei 60 Verse aus den sonst unbekannten „Kretern“) 
enthielt diese Bibliothek ein Exemplar der Dich- 
tungen des Euphorion (3 Jahrh v. Chr.), die als 
Vorbild für die klassische Poesie der Lateiner ein 
ungewöhnliches Interese beanspruchen, sowie ein 
umf ісһев Bruchstück aus den Gedichten der 
Böoterin Korinna, einer bisher fast nur dem Namen 
nach bekannten Zeitgenossin des Pindar. 

Von Dr. Rubensohns Ausgrabungen auf Ele- 
phantine stammen gegen 30 vorzüglich erhaltene 
griechische Urkunden, die in zwei irdenen Töpfen 
aufbewahrt gefunden wurden. Sie waren zum Teil 
noch zusammengerollt und mit schón geprägten 
Siegeln aus Nilschlamm verschlossen. Diese Do- 
kumente gehürten Soldaten verschiedener Nationen 
an, die hier an der südlichen Grenze Aegyptens 
stationiert waren. Die meisten stammen aus dem 
Anfang des dritten, eine aber noch aus dem vierten 
Jahrhundert, aus der Zeit, in der die Satrapen im 
Namen des unmündigen Sohnes Alexanders des 
Grossen die Provinzen des mazedonischen Reichs 
verwalteten. Es sind somit die ültesten datierten 
griechischen Papyri, die wir kennen, und daher auch 
von grosser Bedeutung für die Geschichte der grie- 
chischen Schrift. 

Unter den in Gräbern der griechisch- römischen 
Zeit gefundenen Papyrus ist der einen grossen Teil 
der „Perser“ des Timotheos von Milet enthaltende 
durch seine Veröffentlichung bereits allgemeiner be- 
kannt geworden. Er war einem Toten zur Lektüre 
im Jenseits ins Grab mitgegeben worden. Während 
derartige Funde sehr vereinzelt sind, liefert die aus 
Makulatur aller Art zusammengeklebte Papyrus- 
kartonnage, in die man die Mumien vielfach ein- 
wickelte, eine verhältnismässig reiche Ausbeute. Be- 
sonders von den Ausgrabungen in Abusir-el-mdlaq 
hat das Berliner Museum eine grosse Anzahl der- 
artiger Papyrus gewonnen. Von besonderem Wert 
sind unter diesen eine Rede, die sich mit der Lage 
Atbens nach Alexanders des Grossen Tode beschäf- 
tigt, ferner eine Anekdote aus einem Alexander- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1907.| 214 


roman, eine Inhaltsangabe des aomerischen Demeter- 
hymnus, sowie mehr als 100 Aktenstücke aus der 
Zeit des Augustus. 

Unter den Neuerwerbungen des Museums an 
Stücken der chrietlichen Literatur ist der fast völlig 
erhaltene 7 Meter lange Osterbrief des Patriarchen 
Alexander von Alexandria aus dem Anfang des achten 
Jahrhunderts von besonderer Bedeutung. 

(Vossische Zeitung.) 


Frankreioh. 


19. In der Sitzung der Académie des Inscrip- 
tions vom 22. Febr. führt Th. Reinach eine Panflöte 
vor, die bei den Ausgrabungen in Alise-Sainte-Reine, 
dem alten Alesia, gefunden wurde. Das Instrument 
ist so gut erhalten, dass es noch móglich war, dus- 
selbe zu spielen und die Tonleiter vorzuführen. 
(Chronique des arts No. 9). 


Sardinien. 


80. Prof. Ashby, Leiter der britischen Altertumsan- 
stalt in Rom, hat die Nuraghen Sardiniens von neuem 
untersucht und am 23. Mürz in einem Vortrage das 
Ergebnis seiner Forschungen dahin zusammengefasst, 
dass er mit Nissardi diese Bauten für befestigte 
Wohnstütten halte, allerdings nur für vorübergohende 
Zufluchtsstätten, da der Innenraum zu gering er- 
scheint für dauernden Aufenthalt. (Tägl. 


81. Der Belgier Graindor hat im Jahre 1906 auf 
Tenos viele neue Inschriften gefunden (Vossische 
Zeitung 1907 No. 133). 


Aegypten. 


82. Auf die Nachricht von einer beabsichtigten 
Erhöhung des grossen Nildamms bei Assuan hat die 
„Society of Antiquaries“ in London an Lord Cromer 
eine Resolution eingesandt, in der darauf hingewiesen 
wird, dass eine solche Erhöhung des Dammes die 
Unterwassersetzung der Tempel auf Philae und 
Ueberschwemmung eines grossen Teils von Nubien 
zur Folge haben werde. Die Gesellschaft protestiert 
gegen eine solche Zerstörung archüologisch wertvoller 

enkmüler unter Hinweis auf die wichtigen und 
kostspieligen Konservierungsarbeiten, welche die Re- 
gierung gerade auf Philae bereits ausgeführt hat. 

(Athenaeum). R. 


83. Ein antikes steinernes Büchergestell, zur Auf- 
nahme von Rollen eingerichtet, ist kürzlich von 
E. Breccia, dem Leiter des Museums in Alexandria, 
aufgefunden worden. Nach einer Aufschrift hat es 
10 Rollen eines Dioskorides beherbergt, und so liegt 
die Vermutung nahe, dass wir hier einen Rest der 
Einrichtung der grossen alexandrinischen Bibliothek 
vor uns haben. 

(Frankf. Ztg.) R. 


84. Bei einer Ausgrabung bei dem Dorfe K m- 
Ichgau fund G. Lefebure, der Generalinspektor vou 
Mittelägypten, etwa 50 gut erhaltene Papyrusrolleu 
mit koptischen Texten aus dem 7 Jabrh. n. Chr., 
sowie eine 4, 50 m lange Rolle mit den griechisch. Testa- 
ment eines Bürgers von Antinupolis mit dem dazu- 
gebörigen Konzept. Den Hauptfund bilden etwa 1200 
völlig neue griechische Verse des Lustspieldichters 
Menander, auf 17 Blättern vou einer Handschrift, 


915 [No. 4.) 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1907.) 216 


die urspriinglich vielleicht den ganzen Menander 
enthielt. Erhalten sind die Periochen, das Personen- 
verzeichnis, 500 Verse aus dem Lustapiel „das Schieds- 
ericht“ (das nur mit Hilfe der bisher bekannten 
oae Akt für Akt zusainmengestellt werden kann), 
141 Verse der „Geschworenen“, sowie Briefstücke von 
zwei uns unbekannten Lustspielen. — Eine baldige 
Verdffentlichung wird in Aussicht gestellt. 
(Dresdener Journal). 


— V а 
Palästina. 


86. Für Prof. Sellin-Wien ist ein Irade erwirkt 
worden, das ihm Ausgrabungen auf den Ruinen des 
alten Jericho gestattet. Das Unternehmen, zu dem 
Prof. Sellin soeben aufbricht, wird teils aus öffent- 
lichen, teils aus privaten Mitteln unterstützt. M. 


Aus Gelehrten Ceselisehaften. 


In der Sitzung der Akademie des Inscriptions 
vom 15. Februar ıneldet Gondouin aus Tunis die von 
ihm soeben gemachte Entdeckung einer Inschrift 
(römisch?), welche gerichtet ist an die vergdtt- 
lichte Stadt Carthago. (Chronique des Arts. 
28. II. 07.) M. 


In der Sitzung der Société des Antiquaires de 
France vom 6. März legt Monceaux im Auftrag von 
Delattre ein byzantinisches Bleisiegel vor, das kürz- 
lich in Karthago gefunden wurde. (Chronique des 
Arte 16, ІП. 07). M. 


Vortrige. 


In der Académie des Inscriptions trügt am 8. 
März Edmond Pottier vor über Vasen des mykenischen 
Stils, die in Kreta und Оурегп gefunden wurden und 
sich im Louvre befinden. Er deutet die Ornamente 
und die damit zusammenhängenden religiösen Ideen 
auf Grundlage neuer Entdeckungen, besonders in 
Susiana und Babylonien. M. 

In der Société frangaise de Numismatique spricht 
am 2. März Allote de la Faye über die Art und 
Weise der Prägung der Sassaniden-Münzen. М. 


Mitteilungen. 
Die Kgl. Universitäts-Bibliothek in Tübingen er- 
warb vor drei Jahren 190 armenische Handschriften 
aus Tiflis. Ein Katalog derselben ist soeben er- 


schienen. Besonders hervorzuheben ist eine Evan- 
gelien-Handschrift auf Pergament aus dem Jahr 
1113 mit wundervollen Miniatur-Malereien, die nach 
einer beigegebenen Abhandlung Strzygowski’s von 
Persien her beeinflusst sind. 

(Staats- Anz. für Württemberg. No. 56). М. 


Personalien. 


In Constantine starb der Leiter der dortigen 
arabischen Hochschule, Motylinski. 


Die Blätter melden, dass „der einzige Sohn des 
Eisenacher Pastors Dammann in Kurdistan von 
einer Hüuberbande ermordet worden sei“ (so 
z. B. „Leipziger Tageblatt" vom 19. II. 1907). 

anuel Dammann, dem hier dieser 
tragische Tod zugesagt wird, war im Jahre 

1884 za Siegen in Westfalen geboren. Er 

kam, nachdem er vorher in Genf, Halle und 

Strassburg studiert hatte, im Anfang des 

Sommersemesters 1906 zu mir nach Leipzig, 

um speziell Neuarabisch, Persisch und Mir. 

kisch, sowie Phonetik zu hören und sich 
bierdurch und sonstens auf einen Studien- 
aufenthalt in Persien vorzubereiten, den er 
von Ende des Sommers 1906 bis Ende des 

Sommers 1907 ansetzen wollte. Mit den 

besten Wünschen für seine Studien sagte 

ich ihm Ende Juli 1906 Lebewohl; dann 
habe ich öfters Briefe von ihm erhalten, stets 
aus Sutschbulak (südlich vom Urmia- 

See). Alle seine Briefe sprechen in grosser 

Glückseligkeit von seinen Erfolgen in der 

kurdischen Sprache und melden auch, dass 

er Persisch und Aserbeidschanisch eifrig 
studiere. Sein letzter Brief an mich datiert 

vom 19. XII. 1906 und berichtet, dass D. 

den ganzen Monat November an typhósem 

Fieber gelitten habe, schon aber wieder 

arbeiten könne. In diesem letzten Schreiben 

spricht sich D. unter anderem auch über 

Prof Mann's kurdische Publikationen aus, 

und zwar in durchaus anerkennender Weise; 

ferner berichtet er — und das Folgende 
dürfte recht interessant sein —, dass er 
und sein Freund, der in Sutschbulak an- 
süssige Herr P. von Oertzen, ein wertvolles 

Manuskript, , Ahmedi, Kurdisch-arabisches 

Lexikon in Versen“, zu Gesicht bekommen 

hätten. — Näheres hierüber und über den 

wissenschaftlichen Nachlass des so jung 

Dahingegangenen zu berichten, muss ich 

andern überlassen. H. Stumme. 


Zeitsehriftensehau. 


Abh. d. K. В. Ak. d. W. Leipzig. Phil. 
Hist. Kl. 1906. 

XXV, 1. F. Delitzsch, Die babylonische Chronik 
nebst einem Anhang über die synchronistische Ge- 
schichte P. 


Abhandl d. K. B. A. d. W. München. 
Philos.-Philol Kl. 1906. 

44. Bd. 1. Abt. A. Grünwedel, Bericht (über 
archäologische Arbeiten іп Idikutschari und Umgebung 
im Winter 1902—1903 (31 Tafeln). 

The Academy 1907. 

1816. E. Dicey, The Egypt of the Future besp. 
v. — R. Turnbull, Musical Genius and Religion 
besp. v. 


917 (Мо. 4.) 


ORIENTALIS! ISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1907.] 218 


1817. I. A. L de Villiers, The East and West 
Indian Miror besp. v. 


Allgem. Missions-Zeitsohr. 1907. 

8. T. M. Zwemer, G. M. Wherry and I. L. Barton, 
The Mohammedan world of to-day. Being pa 
read at the first missio conference on be of 
the eee un held at Cairo April 4 th—9 th 


1906, besp. v. W 


Aroh. per lo Stud. delle Trad. Popol. 1907. 

98. Ш. E. Cosquin, Fantaisies biblicomytholo- 

piques d'un 6. d'Ecole. M. Ed. Stucken et le Folk- 
re besp. v. G. Pitrà. 


The Athenaeum. 1907. 

4138. A. V. W. Jackson, Persia Past and Present 
besp. v. — G. Robinson Lees, Life and Adventure 
beyond Jordan besp. v. — E. Dicey, The Egypt of 
the Future besp. v. 

4190. I. Malcolm, Indian Pictures and Problems 
besp. v. — E. Cotes, Signs and Portents in the Far 
East besp. v. — М. Arminjon, L'Enseignement, la 
Doctrine. et la vie dans les Universités musulmanes 


d'Egypte besp. v. — 


Bellg. sur Allgem. Zeitg. Miinchen) 1907. 

44. A. Furtwängler, Archäologie und Anthro- 

pologie. — F. Galli, Ehe, Mutterrecht, Vaterrecht in 

turgeschichtlicher Entwicklung und in ihrer Be- 
mann für die Gegenwart beep. v. Th. Engert. 

O. W. Ein jtidisches Familienarchiv t aus dem 

5. Jahrhundert v. (Handelt über d. Assuán- 


). 

58. M., Archäologische Nachlese aus А ten. 

61. M. Das Alter des Heraion und das Alter 
des rip tame von Olympia. 


armenischen Handschriften der Universitätsbibliothek 


BlAtter f. d. Gymnasial-Schulwesen. 1907. 
48. L Il. F. Zucker, Von Kairo bis Assuan. — 
Th. Zielinski, Die Antike und wir, besp. v. Ammon. 


Bull de l'Acad. Impér. des Sciences de 
Bt. Petersbourg. 1905 

22. IV. V. P. Kokovtzov, Musei Asistici Petro- 
politani Notitia VIII. — V. le baron v. Rosen, Rap- 
port sur un manuscrit arabe du Kamil-ut-tarikh. — 
id., Rapport sur les fragments d'un coran coufique 
envoyés à l'Académie de Bonder- Bouchir. — Ob. 
Salemann, Manichaeische Studien VIP ^ Rapo — es 
Musei Asiatici Petropolitani Notitia 
de Mr. Salemann sur un mémoire de Mr. О 7 
intitulé: „Iberica“. — ye de Mr. d'Oldenburg 
sur une Publication de de Ja Vallée Poussin, 


intitulé: „Texte tib6tain du Madhyamakävatärs, 
du d hilosophe Candrakirti*. 

Nécrologie: I. Oppert ре Mr. Kokov- 
Re — ty de Spiegel par alemann, — 8. 


E apport sur l'édition du Mahābhārata. 

— W. Radloff, Einleitende Gedanken zur Darstellung 
der Morphologie der Turksprachen (Rapport) — 
Rapport de Salemann, C. Salemann et P. Ko- 
kovtzov, Musei Asiatici Notitiae IX et XI. — Ва port 
de Mr. Salemann, C. Waeber, Musei Asiatici Notitia 
X. — Rapport de Mr. Salemann sur un mémoire de 
Mr, О. de Lemm, intitulé: „Die Sprache der arme- 
nischen Zigeuner. 


Шат” Bibliogr. et ; Pédagog. du Mus. Belge. 
2. 0. Schrader, Sprachvergleichung und Urge- 


Christliche Antike. — Die 


schichte 8. Auflg. besp. v. О. Leooutöre. — A. Michel, 
Histoire de l'Art depuis les premiers temps chrétiens 
jusqu’à nos jours T. П. besp. v. — 


Boll della Commissione Arch. Oom. di 
Roma. 1906. 

94. III—IV. V. Castiglioni, Di una lapide ebraica 
esistente nell’atrio della Chiesa di San Silvestro іп 
capite. 


Biblioth. Univers. et Rev. Suisse. 1907. 

135. XLV. М. Reader, Le reveil de l'islam. — Le 
livre de la certitude trad. du persan E H. Dreyfos 
et Mirza Habib-Ullah Chirasi besp. v. F. 


Die Ohristliche Welt. 1907. 

8. I. Wendland, Pantheistisch-pessimistische Re- 
ligion (Bespr. v. A. Drews „Die Religion als Selbst- 
bewusstsein Gottes“. Eine philosophische Unter- 
sucbung über das Wesen der Religion). — G. Stolter- 
foth 5 einer Germanischen Mytho- 
logie und was das die Theologie angeht. 

9. M. Brückner, Jesus und Gilgamesch — (Kritik 
über Jensens ,Das Gilgamesch-Epos in der Welt- 
literatur“). 

10. W. Herrmann, Hermann Cohens Ethik: Die 
Religion. 


Ohronique d. Arts et de la Ouriosité. 1907. 

7. В. К. L'exposition de Tiseus orientaux et de 
Miniatures de la Perse et de l'Inde au Musée des 
Arts décoratifs. 


The Classical Review. 1907. 
21. Н. S. H. Moulton, Frazer's Adonis, Sen 
Osiris. G. Macdonald, Head’s coins of Phrygia. 


Comptes Rendus. is. 1907. 
8. I. Bounhiol, Sur quelques conditions phyvico- 
rie rue du lac Mélah (la Oalle, Algérie) p. 


The Oontemporary Review. 1907. 

695. T. H. Weir, Higher criticism and the Koran. 
— 0. D. Burns, The use of names in the gospel of 
St. Mark. 


Deutsche Lit.-Zeit. 1907. 

8. M. Theresia Breme, Ezechias und Senacherib, 
bespr. v. O. Holzhey. 

9. Berachoth, Der en Ж: Are 
übersetzt von P. Fiebig, bespr. v. W. Bacher. — C 
W. Whish, The ancient world, bespr. v. Fr. W. v. 
Bissing. 
10. E. Bischoff, Im Reiche der Gnosis, bespr. v. 
W. Brandt. — S. Bäck, Die Geschichte des jüdischen 
Volkes und seiner Literatur vom babylonischen Exile 
bis auf die Gegenwart, bespr. v. L. Blau. 


Deutsohe Revue. 1907. 
Marz. E. Wickenburg, Abessinien. 


Deutsche Rundschau. 1907. 
6. H. Oldeuberg, Geschichtschreibung im Alten 
Indien. 


Deutsche Rundsoh. f Geogr. u. Stat. 1907. 
29. VI. Pauline Gräfin Montgelas, Bilder aus Süd- 
asien besp. v. — 


The Expository Times. 1907. 
18. 6. The History of the Hyksos. — Abraham, 
the „Prince of the Desert". — How it came to pass 


that Hellenic , Shepherd Kings" reigned in Egypt. — 


219 [No. 4] 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1907.) 220 


2 қсы . —— EENHEETEN 


O. Holtzmann, Grundriss der theologischen Wissen- 
schaften 2. Auflg. besp. v. S. Iverach. — Eb. Nestle, 
Novum testamentum Graece et Latine; R. H. Charles, 
The Ethiopic Version of the Book of Enoch; Cook's 
Handbook for Palestine and Syria; Archaeological 
Report of the Egypt Exploration Fund for 1905 bis 
1906; Inge, Personal Idealism and Mysticism; Jac- 
quiers History of the Books of the New Testament. 
Translat. by J. Duggan; Ch. Thomson, The Holy 
Bible containing the Old and New Convonant, com- 
monly called the Old and New Testament; — The 
Mohammedan World of To-day): А. Waston, Islam 
in Egypt; W. R. Miller, Islam in West Africa; 
W. K. Eddy, Islam in Syria and Palestine; — Sayce, 
The Archaeology of the Cuneiform Inscriptions; Th. 
Knight, Criticism and the Old Testament — besp. v. 
— A. Souter, A. Suggested Relationship between 
Titus and Luke. — l. Moffatt, Matthew XI. 5. — 
E. Hampden- Cook, The Serpent in Eden (Gen. III). 
W. H. Daubney, The Song of the Three (Bemkg. zu 
J. Caspars „Die Griechischen Daniel-Zusktze“ und 
A. Bludaus ,,Die Alexandrinische Uebersetzung des 
Buches Daniel‘). 


Gazette des Beaux-Arts. 1907. 
696. XXXVII. R. Dussaud, L’Art préhellénique 
en Créte. 


6 i Geographie. Buli. de la Вос. d. Geogr. 


15. II. F. E. Gautier, A travers le Sahara fran- 
çais (fin). — G. Regelsperger, Explorations archéolo- 
giques dans le Pont et la Petite Armenie. — H. Cor, 
Avenir économique des iles françaises du Pacifique 
oriental besp. v. F. Lemoine. 


Geogr. Zeitschr. 1907. 
13. II. v. Kleist, Die französische Sahara. — F. 
Jaeger, Aegypten. з 


Globus. 1907. 

91. VII. F. Maurer, Die Ablösungsformen іш 
Alten und Neuen Testament. 

VIII. F. Goldstein, Die Herkunft der Juden. — 
E. v. Hesse-Wartegg, Indien und seine Fürstenhöfe 
besp. v. Е. Graebner. — А. van Gennep, Mythes et 
légendes d'Australie besp. v. id. 

IX. E. Zugmayer, Eine Reise durch Ostturkestan 
und Westtibet. — А. Senfft, Die Rechtssitten der 
Jap-Eingeborenen. — O. Arendt, Die parlamentarischen 
Studienreisen nach West- und Ostafrika besp. v. fl. 
Singer. — H. Hirt, Die Indogermenen, ihre Ver- 
breitung, ihre Urheimat und ihre Kultur besp. v. R. 
Andree. 


Нагрегв Monthly Magasive. 1907. 
682. Ch. E. Russel, A. Forgotten Capital of the 
Orient. 


Histor. Vierteljahrachrift. 1907. 
18. I. St. Waszyüski, Die Bodenpacht. Agrar- 
geschichtliche Papyrusstudien besp. v. E. Kornemaun. 


Indogerm. Forsch. 1907. 

20. I. II. III. (Bibliogr. d. J. 1902—1904) W. 
Streitberg, Allgemeine indogermanische Sprachwissen- 
schaft und Altertumskunde — A. V. W. Jackson, 
Arisch, Armenisch. — W. Frhr. v. d. Osten-Sacken, 
K. Eulenburg, Albanisch, Italisch. — J. Wackernagel, 
Altindische Grammatik II. I besp. v. Chr. Bartho- 
lomae. — O. Hoffmann, Die Makedonen, ihre Sprache 
und ihr Volkstum besp. v. G. М. Hatzidakis. — Н. 
Hirt, Die Indogermanen, ihre Verbreituug, ihre Ur- 
heimat und ihre Kultur besp. v. H. Hirt. 


O Instituto Revista Scient. e Litter. 1907. 
04. 1. A. Th. Pires, О. Japäo no seculo XVI (Ill). 


Journal Asiat 1906. 

_ 8. Ш. E. Destaing. Un saint muselman au XVe 
siècle (fin). — С. Fossey, L'assyriologie en 1904. — 
Е. Farjenel, Le culte impérial en Chine. — Allotte 
de Ja Fuye, Observations sur la numismatique de la 
Perside. — E Lorgeou, Notice sur un manuscrit 
siumois. — А. A. Bevan, The Naked of Jarir and 
al-Farazdak. Vol. I besp. v. Ol. Hnart. -— El-Ahkdm 
es-Soulthániya, traité de droit public musulman, 
d'Abou 'l-Hassan el-Máwerdl, trad. de l'arabe. ... .. 
Ostrorog. T. II. 1. besp. v. id. 


Journal des Savants. 1907. , 

5. П. І. Duchesne, Histoire ancienne de l'Eglise 
t. I. besp. v. P. Monceaux. — L. Bréhier, L'Église 
et l'Orient au moyen áge besp. v. A. Luchuire. 


Literarische Rundschau f. d. katbol. 
Deutschl. 1907. 

33. III. Biblia Sacra vulgatae editionis edt. M. 
Hetzenauer besp. v. G. Hoberg. — G. F. Knapp, 
Staatliche Theorie des Geldes besp. v. H. Flamm. 


Literar. Zentralbl. 1907. 

6. A. A. Bevan, The Naka'id of Sarir and Al- 
Farazdak, besp. v. С Brockelmann. 

7. G. Hölscher, Kanonisch und  Apokryph, 
besp. -rl-. 

8. G. Wendling, Ur-Marcus, bespr. v. M. C. — 
К. Vollers, Volkssprache und Schriftsprache im alten 
Arabien, besp. v. Brockelmaun. 

9. F. Bennewitz, Die Sünde im alten Israel, 
besp. v. -rl-. 

10. A. Wünsche, Die Bildersprache des alten 
Testaments, bespr. v. -rl-. — B. Baentech, Altorien- 
talischer und israelitischer Monotheismus, bespr. v. 
К. Marti, — Hocéyne-Azad, La roseraie du savoir, 
Golzär-6 Ma‘zéfet. Texte persan et traduction fran- 
çaise, bespr. v. ? — The Babylouiav expedition of 
the university of Peunsylvaniu. Series A: Cuneiform 
texts, ed. by Н. V. Hilprecht Vol. XIV and XV: 
documents from the temple archives of Nippur by 
А. T. Clay, besp. v. O. Weber. 


Al-Machriq. X, 1907. 

No. 9 (16. Jan.) L'abbé P. Nasri, La féte de 
l'Epiphanie (fin). — Un ancien traité sur le Cadran 
Solaire, avec Appendice, édités par le P. L. Cheikho. 
Nach einer Hs. der Schule „zu den drei Monden* 
der orthodoxen Griechen Die Hs. gehört etwa dem 
7. Jahrh. H (12. Jabrh. Chr.) an. Über den Vert, 
Abü Muhammed ‘Abd Alläh b. Qäsim b. ‘Abd Allah 
b. Jahjä ag-Siqli, weiss man sonst nichts Näheres. — 
P. К Mouterde, Champollion et l'Egypte d'après un 
livre nouveau. (Nach dem Buche von Hartleben, 
Berlin 1906). — А. Raad, La capitale de l'Ethiopie. 
— Bespr. von: Afevork, Gramm. della lingua amarica. 
Rom 1906. 

No. 3. (1. Febr.) P. H. Lammens, Causeries gé- 
ographiques sur la Syrie. - L'abbé Ishaq Armalé, 
St. Julien de Qariatain (des Gründers des dort be- 
findlichen Klosters) Lebensbeschreibung auf Grund 
dreier Hss. — P. Anastase, Les Huns Ephtalites. — 
J. Offord, L'Ancien Testament et les découvertes 
assyriologiques. — P. A. Cheikho, Un insecte veni- 
ment: le Scolopendre. Mit Abbildungen. — Le méme, 
Le Catalogue des Mss. Orientaux de Leipzig (von 
Vollers) — Besprechung von Budge, The Egyptian 
Heaven and Hell. 1905. 


221 (No. 4.) 


Mémoires de 1 Асад. Imp. des Во. de St.- 
Pétersbourg. 1906. 

ҮШ Sér. vol. ҮП. No. 6. 0. v. Lemm, Iberica 
(Hauptsächlich koptische Quellen über die Iberer). 

No. 7. W. Radloff, Einleitende Gedanken zur 
Darstellung der Morphologie der Turksprachen. 


„ d. Anthropolg. Gesellsoh. in Wien. 

1907. 

87. I. H. Behlen, Der diluviale (paläolithische) 

Mensch in Europa. — S. Wilsner, Die Rassengliederung 

des Menschengeschlechts besp. v. H. Obermaier. — 

Lo Lankester, Natur und Mensch besp. v. Dr. 
ch. 


Mnemosyne. 1907. 
1. J. J. Н. Aristophanis Nubium ves. 530 squ. 


Münchener Allgem. Zeitung. 1907. 

No. 114. Fritz Hommel, die platonische Zahl. 
(Hilprechts Ergebnisse aus dem 20. Bde. der Baby- 
lonian Expedition). 


Neue Jahrb. f. d. El. Alt. 1907. 
2. A. Struck, Der Xerxeskanal am Athos. 


Neue Kirohl. Zeitsohr. 1907. 
XVIII. 8. М. Stier, Was kommt nach dem Tode 
(Religióse Vorstellungen aller Zeiten). 


Neue Metaphys. Rundschau. 1907. 

14. L I. Lanz-Liebenfels, Der Affenmensch der 
Bibel (Verf. macht auf die Zoa baziati, udumi auf 
dem schwarzen Obelisken Salmanassars II und die 
pagutu auf dem Relief Assurnassirbals aus Nimrad 
aufmerksam). — id. Anthropozoon Biblicum; id. The- 
ozoologie oder die Kunde von den Sodoms-Aefflingen 
und dem Götter - Elektron, besp. v. —  L. Ziegler, 
Das Wesen der Kultur besp. v. — Morgenlündische 
Bücherei hrsggb. v. E. Bischoff, 1904—06 Bd. I.—V. 
besp. v. — 


uovo Boll d. Archeol. Orist. 1906. 

12. III.—IV. J. Wittig, Die Altchristlichen Sculp- 
turen im Museum der deutschen Nationalstiftung am 
Campo Banto in Rom besp. v. O. Marucchi. — A. 
Munoz, L'art byzantin à l'exposition de Grottaferrata 


besp. v. id. 
Preuss. Jahrbücher. 1907. 


IIL A. Deissmann, Eine Dorfbibel aus dem alt- 
christlichen Aegypten. 


Protestantische Monatshefte. 1907. 
11. IL F. Pijper, Abraham Kuenen. 


Psyohologische Stud. 1907. 
III. 1. W. Wundt, Die Anfánge der Gesellschaft. 
Eine völkerpsychologische Studie. 


Reale Instit. Lombardo di Soienze e Let- 
tere. Rendiconti. 1907. 

40. IV. De Marchi, Da un'opinione del Dörpfeld 
sul rito greco di sepoltura. 


Rendiconti d. R. Aco. dei Linoei. 1906. 
XV 7—10. J. Guidi, Coptica. (Zur koptischen 
Chrestomatie des A. Mallon). 


Revista de Archiv., Bibliotecas y Museos. 


1906. 
Nov. Dez. В. А. de los Rios, Epigrafia hispano- 
mahometana piedra prismática tumular de Niebla. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1907.| 222 


Rev. Archéologique. 1906. 

VIII. Gertrude Lowthian Bell, Notes on a Journey 
7 8 a Cilicia and Lycaonia (suite). — Н.О Butler, 
The Tychaion at Is-Sanamón and the plan of early 
churches in Syria. — The archaeological Survey o 
Western India. Vol. VIII. besp. v. 8. R. — L. v. 
Sybel, Christliche Antike I besp. v. id. — C. Edgar, 
Graeco-Egyptian coffins, masks and portraits beso. v. 
id. — W. Weissbrodt, Ein tischer christlicher 
Grabstein mit Inschrift (Progr. Braunsberg) besp. v. 
id. — Flinders Petrie, Researches in Sinai besp. v. id. 
— P. Sarazin, Zur Einführung in das prühistorische 
Kabinett der Sammlung für Völkerkunde im Basler 
Museum beep. v. id. 


Rev. Orit. d'Hist. et de Littér. 1907. 

7. R. H. Charles, The Ethiopio Version of the 
Book of Enoch besp. v. Б. D. — A. Biovés, Un join 
aventurier du XIXe siècle. Gordon Pacha besp 


v. А. 0. 

8. А. Michaelis, Die archaeologischen Ent- 
deckungen des neunzehnten Jahrhunderts besp. v. 
S. Reinach. — E. Driault, La question d'Orient Bass. 
v. Oh. Seignobos. — Capitaine Dujour, Annuaire 
officiel illustr6 des la colonie du Congo besp. v. A. 
Biovès. 

9. Chr. Bartholomae, Zum altiranischen Wörter- 
buch besp. v. C. Haart. 

10. O. Nachod, Geschichte von Japan I. besp. v. 
М. ee — Ch. Diehl, Figures byzantines beep. 
v. My. 


Rev. Historique. 1907. 

98. П. G. Yakschtch, La Russie et la Porte otto- 
mane de 1812 à 1826 (fin). — Ch. Guignebert, Manuel 
d'histoire ancienne du christianisme: les Origines 
besp. v. A. Loisy. -- A. Cartellieri, Philipp II 
August, Kónig von Frankreicb. T. II: Der Kreuzsug 
(1187—1191) besp. v. A. Luchaire. 


Theolog. Studién (Utrecht) 1907. 
Aflev. V. Е.Н. van Leeuwen, Bijbelsche An- 
thropologie, bespr. v. C. H. van Rhijn. 
. А. S. E. Talma, Ritschl en de H. Schrift. 
— J. de Zwaan, Syntaxis der wijzen en Aijden in 
het Grieksche Nieuwe Testament, bespr. v. id. 
XXV, 1. D. Plooy, De Essonen (ШІ). -- А. тап 
Veldhuizen, De weg van Jerusalem naar Jericho. -- 
id., Geeft den toorn plaata (Rom. 12, 19). — id. 
Máyapa, mes? (Luk. 22, 38). — J. Riemens, Het be- 
ip der Openbaring in het Christendom, besp. v. 
. Vellenga. — Н. S. Toxopeüs, Karakter en Herkomst 
van den Jacobus-brief, besp. у. C. Н. v. Rhijn. 


Theol. Tijdschrift. 1907. 
XXXXI, 1. A. Noordtzij, Musri (Schluss). 


Le Tour du Monde. 1907. 
2. Ch. Alluand, De Mombasa au Victoria-Nyanza. 
— Le transport du Caoutchouc au Soudan francais. 


Der Türmer. 1907. l 
9. VI. K. Storck, Ueber russische Kunst. 


Transact. of. the Roy. Soo. of. Lit. 1906. 

Vol. XXVI. P. IX. A. Rogers, The Sháh Námah, 
or Book of Kings. 

XXVII, 2. A. Rogers, 'Umr Khayar. 


Umschau. 1906. 
59. H. Bab, Geschlechtsleben, Geburt und Miss- 
geburt in der Mythologie. 


228 (Мо. 4.) 


L'Université Oatholique. 1906. 

19. F. Martin, Le livre d’Hénoch, (u.) R. H. Charles, 
The ethiopic version of the Book of Enoch, bespr. 
v. Е. Jacquier. 


No. 185 зі жш Aid-el 
o. 185. Egmon i es Aid-el- 
segher in der Hanptstadt Marokkos. 


in ener Stud. Ztschr. f. klass. Philolog. 
98. П. B. A. Müller, Zum lykischen Mutterrecht. 


Die Wissenschaften (Beil. der National- 
zeitung). 

Zimmern, Mathematische Zahlen bei Plato und 
den Babyloniern. Z. bespricht einige Ergebnisse des 
Bandes XX, 1 der ty Harem ition of the Univ. 
en pid 3 und Divisions- 
isten aus Nippur sind nur vom Sexagesimalsystem 
ans verstbndli . Die Nvil ist noch unbekannt, wird 
aber gelegentlich durch einen Zwischenraum ersetzt. 
In den Divisionslisten liegt überall 604 = 12960000 
als Dividend nde. Diese Zahl bringt Hilprecht 
mit der gleichen, aus Platos Republik 5 546, B—D) 
aus ibren Faktoren su berechnenden Zahl in Verbin- 
dung, die dort als ,Herr besserer und schlechterer 
Geburten* bezeichnet wird und mit der dort ebenfalls 
genannten Zahl 216 — 12960000:6000. Die 216- 
Zeg Periode der embryonalen Entwicklung ist, wie 
es H. Winekler als Grundelement der babylonischen 
Weltanschauung in Anspruch genommen hat, die Ent- 
eprecnung m kleinen, ша irdischen Massstabe su der 

n Weltära von 12960000 Tagen (= 86000 
ahren). Als Dauer des menschlichen Lebens setzt 
Plato (X 615, B) 100 Jahre (— 86000 Tage) an, so 
dass also ein Tag der menschlicben Lebenszeit einem 
Jahre der Weltseit entspräche. Hiermit ist ein neues, 
bestätigendes Moment für die lange vermutete histo- 
rische Verkntip swischen altbabylonischen und 
platonischen Spekulationen gefunden. 


Wochenschr. f klass. Philol 1907. 

4. A. Jeremias, Das alte Testament im Lichte 
des alten Orienta, 2. Aufl., bespr. v. C. Fries. 

9. A. Wünsche, Schöpfung und Sündenfall des 
ersten Menschenpaares im jüdischen und moslemischen 

nkreise, besp. v. F. Jeremias. — W. v. Landau, 
Beiträge zur Altertumskunde des Orients, besp. v.? 
— H. Nissen, Orientation. Studien zur Geschichte 
der Religion, besp. v. Е. K. Ginzel — 8. Eitrem, 
Kleobis und Biton, bespr. v. H. ne. 

10. H. Winckler Altorientalische Forschungen 
III. 1. Zur Genesis, bespr. v. F. Jeremias. 


W. Z. K. M. 1906. 

XX, 4. A. Jahn, Aegyptologische Miscellen. — 
Nath. Reich, Aegyptologische Studien. (1. Eine neue 
Bezeichnung der 1. Pers. masc. gen. im Aeg. 2. Zur 
Geschichte der starken frikativen Kehllaute im Aeg.). 
— K. Vollers u. J. Leipoldt, Katalog der islamischen 
christlich-orientalischen, jüdischen und samaritanischen 
Handschriften in Leipzig, besp. v. J. Goldziher. 


Zeitschr. d. Dt. Pal.-Ver. 1907. 

XXX, 1/2. H Olauss, Die Stüdte der El-Amarna- 
briefe und die Bibel. — G. D Sandel, Am toten 
Meere. Reisebilder. — E. Nestle, Der arabische 
Name des Sina. — J. Benzinger. Geschichte Israels, 
besp. v. C. Steuernagel. — В. Wolff-Beckh, Kaiser 
Titus und der jiidische Krieg, besp. v. P. Thomsen. 


Verantwortlicher Herausge 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


April 1907.] 984 


— W. Jacobs, Patriarch Gerold von Jerusalem, bep. 
v. K. Heldmann. — E. Oberhummer, Bericht über 
Lünder- und Völkerkunde der antiken Welt, besp. 
v. 0. Bteuernagel. 


Zeitschr. d. Gesellsch. f. Hrdkunde. 1907. 
1. Ouler Pascha, Die Hedschasbahn, Mit einer 
Einführung v. Frhr. C. v. d. Goltz, besp. v. M. 
Blanckenhorn. — Meyers Reisebücher: Griechenland 
und Kleinasien, 6. Auflg, . v. H. Zimmerer. — 
H. H. Graf v. Schweinitz, In Kleinasien, besp. v. id. 


Zeitschr. f. d. Gymnasialwesen. 1907. 

LXI. Jan. Th. Klein, Biblische Geschichte 2 The., 
besp. v. A. Bienwald. — J. Schuster u J. B. Holzammer, 
Handbuch zur ВіМізсһеп Geschichte, . v. H. Hoff- 
seg: — 0. Pfleiderer, Religion und Religionen, besp. 
v. onas. 


Ztsohr. f. d. Ssterr. Gymnasien. 1907. 
68, I. K. Patech, Zor Kunde der Balkanhalbinsel 
2. u. 4., besp. v. J. Jung. 


Zeitschr. f Kath. Theol 1907. 
1. M. Hetzenauer, Biblia sacra Vulgatae edi- 
tionis, besp. v. M. Flank. 


Zeitschr. f. Vergl. Litteraturgesch. 1906. 
XVI, 6. B. Heller, Erdichtete Religionsgesprüche. 


Zeitschr. f. vergleich. Rechtswiss. 1906. 

XIX, 2/3. J. Kohler, Ueber Totemismus und 
Urehe. — J. Karst, Grundriss der Geschichte des 
armenischen Rechtes. — J. Kohler, Rechtever- 
gleichende Skizzen (Altsyrisches. Der Acker der 
Roth A — J. Kohler, Kurze Besprechungen (Bertholet, 
Stellung der Israeliten zu дөп FremJen, u. а.). 


Zeitschr. f. Vergl. Sprachforsoh. 1907. 

XLI, 1/2. W. Spiegelberg, A tische Lehn- 
wörter in der älteren griechischen Sprache. — Alf 
Torp, Etruskisches. 


Zentribl. f. Bibliothekswesen. 1907. 

24, II. G. Weil, Die ersten Drucke der Türken. 
— K. Krumbacher, Die ee pue im Dienste der 
Geisteswissenschaften besp. v. W. Maledorf. 


Berichtigung. 


Ich möchte hiermit die verehrten Abon- 
nenten dieser Zeitschrift bitten, in der An- 
merkung meiner Abhandlung auf Sp. 117 
der diesjährigen Märznummer der OLZ2. 
folgende Zeilen zu tilgen, da, wie ich 
nachträglich zu meiner Freude bemerke, 
der darin von mir gemachte Vorwurf 
nicht den Tatsachen entspricht: ,,Ausgr. in 
Sendschirli І S. 21 Anmerkung steht, dass 
die auf dieser Seite gegebene Skizze der 
Beizeichen eines stelenförmigen Fels-Reliefs 
(Nische) bei Bavian nach Layard so gegeben 
ist, dass die Zeichnung der Vorlage genau 
beibehalten ist. Dem ist aber ganz und gar 
nicht so, wie ein Vergleich dieser Skizze 
mit Layard-Zenker Tf. VIII G lehrt“. 

Arthur Hermann. 


ber: F. E. Pelser, Königsberg 1. Pr., Schönstr. 18 a L 


Verlag u. Expedition: Wolf Peiser Verlag, Berlin 8., Brandenburgstr. 11. 
Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel Kirchhain N.-L. 


Orientalistische 


Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 


von 


Erscheint 
am 15. jedes Monats. 


Bestellung 


handlungen und Postimter (unter Nummer 6101). — 


Е. E. Peiser. 


Berlin. 
Wolf Peiser Verlag. 


Abonnementspreis 
vierteljährlich 3 Mk. 


en nehmen entgegen: die Verlagsbuchhandlung, Berlin 8., Brandenburgstr. 11, sowie alle Buch- 


serate die zweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei 


Wiederholungen und grösseren Anzeigen Ermässigung. 


10. Jahrgang. 


15. Mai 1907. 


№ 5. 


Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender 


Adresse erbeten: 


Redaktion der O. L. Z., Wolf Peiser Verlag, Berlin 8. 42, Brandenburgstr. 11.I. 


Die Zahl „meines Namens“ in Sargons 
Zylinderinsehrift. 


Von Fritz Hommel. 


Da wo der Assyrerkónig Sargon vom 
Bau der Mauer von Khorsabad, bezw. seiner 
neuen Residenz Dür-Sarru-ukin, spricht, sagt 


er, dass er das Mass seiner Mauer A A 
A A TT Te III Hui TT ЕТТЕ 
d. i. 4 Baren == 4 >< 3600 = 14400 


8 Neren = 3 < 600 = 1800 
1 Soss = 60 — 60 
3 Rohr = 3 x 6 = 18 
2 Ellen — 2= 2 


Summa 16280 Ellen 
gemacht habe, und zwar nibit jumia d. i. 
„als Nennung meines Namens". 

Das alte, wie wir sehen werden auch hier 
vorliegende „Rohr“ (% W) hatte sechs Ellen, 
wührend es in neubabylonischer Zeit sieben 
Ellen hatte. Letzteres setzt F. E. Peiser, 
Studien zur orient. Altertumskunde, III, 
S. 50 (Mitt. der vord. Ges., 1900, S. 92 f.) 
ein, so dass er statt 16280 vielmehr die 
Gesamtsumme 16283 Ellen erhilt. 

Wie kommt nun aus der betr. Massangabe 
die Zahl Sargons heraus? Peiser hat am 
gleichen Ort einen geistreichen Versuch zur 
Lösung dieses interessanten, weil für die 
ganze Anschauungsweise der Babylonier und 

typischen, Problems gemacht, in dem 
er als Grundlage eine Schreibung 


das wäre „[Gott Ašur) den König (da-ar) 
setzte er ein (u-ki-i-in)* postulierte und als 
12 +] 4. 1000. 3 + 11 (ar = 3i + ni). 7. 10 ku 
was er nicht als 10 >< 60, sondern als 10 + 60 


erklürt) 5. 10 analysiert, wodurch er 

(12 + 4) >< 1000 = 16000 

3 (scil. >< 60) = 180 

10 + 1 = 11 
Tey = 7 

10 + 60 «EI = 70 
dra = 6 
10(-— m) = 10 

Summa 16283 


als Resultat gewinnt. 
Dagegen erheben sich aber nun doch eine 
ze Reihe von Bedenken, so vor allem, 
dus promiscue der wagrechte Keil dem senk- 
rechten gleich gesetzt wird, dass 3a-ar statt 
Jarra stehen soll, dass (JET als 10 + 60 
deutet wird, dann die ungewöhnliche 
chreibung «-ki-i-in statt i- bi- in und endlich 
die Annahme einer volleren Form Adwr-Sarra- 
ukin; die Vorlage des Namens war gewiss 
Sargäni-3ar-ali („mein Schmuck ist der Gott 


227 [No. 5.) 


Sar-ali^, vgl. ath. sargawa?), was dann als 
Hypocoristicum einfach zu Sargäni (hebr. 
Sargon) verkürzt und volksetymologisch als 
Sar ga-ni „König des Rohres“ (daher in 
den Ominatafeln, wo von Sargon und Nara- 
nisin die Rede, stets Sarru gi- na) zurechtgelegt 
wurde. Zu des Assyrerkónigs Sargon Zeit 
waren die beiden weiter aus $arru-gi-na um- 
gedeuteten Formen Sarru-kinu ,der treue, 
(bezw. richtige, rechtmässige) König“, Ideogr. 
lugal-gi-na (also genau wie Sargon von Agade 
in den Omina geschrieben wird), und Sarru- 
ukin „der König (Nom.! vielleicht mit An- 
spielung auf den Gott 3ar-ali, den babyl. 


Melkart) setzte fest“, Ideogr. lugul- . Dass 


letztere Form (sumerisch eher lugal-gub als 
Jugal-gin, trotzdem der Name aus Lugal- 
gi-na umgebildet ist, vgl. gub-ba = ukaian 
4. R. 15, 18 und 39 Rev.) die üblichere 
war, sieht man besonders deutlich aus einer 
statistischen Untersuchung der in Bezold’s 
Catalogue verzeichneten Stellen der Schreibung 
des Namens Dur-Sarrukin in den assyrischen 
Briefen und Berichten: auf 21 Stellen mit 
(S ukin) kommen da nur 7 Stellen mit 
gi-na (= kinu), während phonetische Schrei- 
bungen, wie Dür-Sarru(-ru)-xi, Dür-sarru-uk- 
xi, Dür-Sarru-uk-ku, Dür-Sar-ru-ku und Dûr- 
Sarru-u-ki-ni ebenfalls mehr auf sarru-ukin 
(zu Sarrüki, Sarrukki abgeschliffen, vgl. me- 
sopot. Sii aus Sin, N 1. Chron. 5, 26 aus 

pn) als auf Sarru-kinu hinweisen. 
Wenn wir nun der Frage nach der end- 
gültigen Lósung der Zahl Sargons, die baby- 
1. 


lonisch etwa Yn CA) (4. 31. 20 а. 

4 Saren 31 Sossen und 20 = 16280) aus- 
sehen miisste, niher treten, so muss die 
Fragestellung vor allem lauten: gibt es fiir 
Зағғи „König“ Schreibungen, die von vorn- 
herein eine Zahl darstellen, und gibt es feruer 
für ukin (sum. -a, also gib - ba, gub) eine 
solche? 

Da stehen uns nun für Sarru gleich zwei 
solche Schreibungen zu Gebote: nämlich 
einmal ((, 20, bezw. 20 >< 60 = 1209 (zu- 
gleich die Zahl des Samas, wozu man die An- 
schauung, dass der König der Stellvertreter 
des Samas, ja der fleischgewordene Samas 
war, vergleiche), womit wir aber für unsern 
Fall nichts machen können, und zweitens 


ІІ «6 200 oder 12000 


Eine ganz ähnlich geschriebene Zahl, 
AK CCE 150 oder 9000, ist das Ideogramm 


für Sumelu „links“, sumerisch sonst gub, 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


` [Mai 1907.) 228 


III. Da nun eine Ideogrammenver- 


wechslung bei den Babyloniern etwas ganz 
gewöhnliches ist, „eine Spielerei, welche dem 
babylonisch-assyrischen Kulturkreis wohl 
zuzutrauen wäre“ (welche Worte Peiser 
а. а. О. von seinem oben skizzierten Lösungs- 
versuch gebraucht hatte), so ist man sofort 


versucht, mit diesen beiden Zahlen, TTT«« 
(lugal, Sarru) und <<< (gub, Sumélu, aber 


hier dann auf gub = ukin übertragen) die 
Probe fiir 16280 zu machen. 


Addiert gelangt man zu keinem Resultat, 
wohl aber, wie es ja in ähnlichen Fällen 
sehr beliebt ist), ineinandergeschoben: 


TY 


was der Zahlenstellung nach genau den 4 
Saren, 3 Neren, 1 Soss (oder was dasselbe: 
31 Soss statt З Neren 1 Soss) und 20 Ellen 
entspricht. Das kann kein Zufall sein und 
ist also gewiss das vom Assyrerkönig Sargon 
in seiner Zylinderinschrift beabsichtigte. 


München, 2. April 1907. 


Valeur archaique des signes 


eel =l rael 
Von P. Dhorme. 


Il est trés intéressant, pour la lecture 
des anciens noms propres babyloniens, de 
déterminer la valeur syllabique attachée aux 
signes de l'écriture archaïque. Alors que 
сев signes représentent généralement la méme 
syllabe que dans l'écriture postérieure, il 
en est qui offrent une prononciation parti- 
culiere. De ce nombre sont les trois signes 
que nous allons examiner. 


1) II. Ce signe apparait fré- 
quemment dans les noms propres. On lui 
a donné tantôt la valeur sub, tantôt la va- 
leur karibu etc. . . . Une hypothése, émise 
par Hilprecht et reprise par Thureau-Dangin, 
lui attribue la valeur bá (cf. ISA, p. 108, 
n. 9; p. 233, n. 11; p. 293, n. 4). Un 
examen des noms propres de l'obélisque de 
Ma-an-i$-tu-su confirme plainement cette hy- 


) Vgl. 8» 1094 Df und = zu 
>> 


STIER], oder S 116 ond n7 EQ [TT 


und “ТТ. bezw. LJ zu =- МЕТІ und zu 


ее nn 


229 (Ко. 5 


pothése. Voici les noms ой figure le signe 
en question. 

A-bá-lum ou .A-bá-nám (B, П, 3). La 
seconde lecture nous parait préférable (cf. 
infra I-bá-nám). La valeur num du signe 
LUM, HUM, est incontestable (cf. da-num 


dans les inscriptions de Sar-ga-ni-Jar-ali et 
de Narám-(ilu) Sin, et Ba- i- num dans la 
stèle de Bá-šá-(ilu) Susinak, Ш, 14). 

Bá-an Da-gan (A, V, 8). La forme bán 
est l'état construit, employé sans complément, 
du participe du verbe baná. 

Ba-ba (B, I, 9). Méme nom dans RTC, 
126, face, II, 10, 6. 

Bá-ba-lum (A, IV, 15, 19). 


232. 

Bá-be-lé (C, XVII, 16). Cf. Ba- bi- lun 
(au lieu de Ba- bil- lum) dans Ranke, E. B. 
P. N., p. 72 et le nom féminin Ba- di- li- tum 
(ibid., p. 184). 

Ba-su-G]. L'élément GI est ou nom 
divin (Scheil, Textes élamites- sémitiques, I, 
p. 20, n. 1). La syllabe su répond au suffixe 

е la troisième personne. Quant à bá, nous 
inclinerions å y voir une abréviation de ban, 
de méme que lon à Bi-ga-ni-Sar-ré pour 
Bi-in-ga-ni-sar-ri dans RTC, 94, face, 2. 

Bá-3á Е-а, Bá-3á-(ilu) Za-mà-mà, etc... 
Lire ainsi tous les noms en Karibu 54. Cette 
forme bá-3á appartient au verbe ba36 «exister». 
Cf. le verbe бай dans lonomastique Ham- 
mourabienne. L’on a basä au lieu de bak, 
comme оп а J-da-ilu pour I-di-ilu, I3-má-ilu 
pour I3-me-iu eto. . . 

Bá-iá-ru-um (C, XII, 1). Rattacher à 
un verbe Wa ou We. Le méme nom dans 
RTC, 134, revers, I, 5. 

I-bd-nim (A, XIV, 14), plutôt que I-bá- 
lum. Cf. A-bá-núm et les noms propres 
composés avec ibani «il crée» dans Ranke. 
op. , p. 243. Notre nom est hypoco- 
. ristique. 

S-tub-bá (D, VII, 9). Du verbe 3atápu 
qui reparait dans le code de Hammourabi 
(Sátip) recto, IV, 38. 

La-gi-bá (D, XIII, 11). Déjà N 
de La-gi-íb et La-gi-bu-um par Thureau- 
Dangin, dons ISA, p. 252, n. 4. 

Hab. ba (C, X, 10 ete. . .). Ici bá est 
un pur complément phonétique de l'idéo- 
gramme rabü «grand». 

Ríé-bá (D, XII, 6). Cf. inf. sur la va- 
leur ri du signe URU. Rapprocher des 
noms Ri - ba-· ja et Ri- ba- am- ili de Ranke, 
ор. laud., p. 139. Le féminin Ri-ba-tum 
est aussi un nom propre (ibid., p. 193). 

Cette série d'exemples suffit, je crois, à 


Du verbe 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Mai 1907.) 230 


fixer définitivement la valeur bá pour le 
signe КА --50. Il faut transporter cette 


valeur dans les noms propres en KÁ.àá de 
Ranke, op. laud., p. 11b ss. Joignons-y 
Bá-la-lí de RTC, 116, face, 12; Ba- i- (ilu) 
Adad, ibid., 80, face, 11. 

2) — |I. La lecture rí pour ce signe 
URU a été proposée par Thureau-Dangin, 
dans ISA, p. 244, X, I, 2 et p. 240, m, 
II, 1. Cette identification permettrait de 
lire Ma-rí le nom de ville qui figure dans 
E. un- na- tum, galet А, VI, 22, et d'y voir 
la méme ville que Mar-(ki) comme par le 
nom de la déesre Nin-Mar-ki. Revenons à 
l'obélisque de Ma-an-i3-tu-su. 

Ar-rí-àn (A, X1V, 20). 

I-rí-i$-be-li. (C, XVII, 24). 

Ni-ba-ri-im (А, X, 26) ou 3-ba-ré-im. 

Ri. bai. Cf. sup. 

Sur-ri-ri (C, IV, 9). Impératif руе! de 
~as. Nous y ajouterons les noms de villes 
suivants: 

Dan-ni-rt-i$-tim (A, X, 11). 

Tbi- ri (ki): A, XV, 20. 

Bar- ri- im (ki): C, XVIII, 31. 

Nous pourrions citer encore Tri- tum dans 
RTC, 127, revers, IV, 16. La locution 
DA-ER-i3 se lira da-rí-i3. 

Deux noms surtout vont, à ce sujet, nous 
offrir des constatations intéressantes. Ce 


sont les noms célèbres de Sar-ga-ni-sar-ali 
et Bi-in-ga-ni-Sar-ali. Nous n'hésitons pas 
à lire le second nom Bi- il- ga- ni-Sar- ri. ie 
ment Ga-ni est un nom divin (Scheil, Textes 
élamites-sémitiques, I, p. 16, n. 3). La pre- 
mière parti du nom bi- in n'appartient pas 
à une racine IO mais å un “Ð ou Cp Nous 
avons, en effet, le parfait de notre verbe 
dans le nom propre U-bi-in-Sar-r# (Obélisque, 
A, XV, 5, 11), qui doit se rapprocher de 
U-li-id-i-lum (D, V, 8). Il est incontestable 
que, dans ce dernier nom, nous avons affaire 
au parfait ülid de . On chercherait, en 
vain, un verbe |2 auquel rattacher notre 
ubin. Mais nous connaissons la forme «bil 
employée dans le nom propre U-bil-(3-tár de 
ISA, p. 242. Si l'on songe & l'alternance 
des lettres | et n dans lum et num, par 


exemple, on n'aura pas de peine à lire Übil- 
Sarrt dans U-bi-in-Sar-ri. Mais alors Bi- in- 
ga-ni-jar-rí а pour premier élément bil im- 
pératif régulier de 9. 

Un raisonnement analogue nous permettra 
1 Sur ga · ni · Sar- ali. Lisons seule- 
ment Sir - ga · ni- zar ri. Comment entendre le 


281 (No. 5] 


monosyllabe šir? Il existe un nom propre 
I-sir-3ar-ré dans RTC, 127, revers, IV, 3. 
La forme (Gr est évidemment le parfait du 
verbe "w^, comme übil était le parfait de 


521. L’imperatif sera šir, comme bil était 


l'impératif. Nous traduirons donc Sir-ga-ni- 
zar- ri par: «Sois juste, ô Gani, mon roi» et 
1-sir-Sar-ré par: «Mon roi a été juste». De 
méme J1-il-ga-ni-Sar-ré par: «Apporte, ô 
Gani, mon roi, comme U-biM-iar-rí par: 
«Mon roi а apporté» et U-bi-(3-tár «lstar 
& apporté». 


3) AE. Ce signe а, en babylonien, 
la valeur syllabique bi. Delitzsch a proposé 
dans ВА, П, p. 626, d'attribuer la méme 
valeur a ce sigue dans le nom de roi I-bi- 
(ilu) Sin. Pour appuyer cette hypothèse 
jajouterai au nom de pays I-bi-ri-im déjà 
nommé et au nom propre Ba-bi-lum, cité à 
pronos de Bá-be-lí, des noms comme Ilu-ra- 

e RTC, 98, face, 8 (cf. Ilu-ra-bi dans 
Ranke, op. laud., р. 105), (ilu) Šamaš-ra-bí 
de RTC, 133, revers, 9 (cf. (ilu) Samas-ra-bi 
dans Ranke, op. laud., p. 147), Šarru-i-bí 
«dis, 6 roi» de RTC, 79, face, 2. Signalons 
encore A-bf i-Sir de RTC, 169, ІП (cf. sup. 
1-8ғ Sar-ri) et A-bi-dim de RTC, 137, face, 
I, 6. 

L'obélisque de Ma-an-iS-tu-su augmentera 
ces exemples. Citons I-bí (ilu) Sin (A, IV, 
1), I-bí-apoá (C, IV, 2), I-bf-s-lum (D, XIV, 
18), Tbi-bi (A, XV, 9), A-bi-da qui rappelle 
singulièrement notre A-bí-dim de tantôt, 1g- 
bí-GI «GI a dit» (C, XVII, 25) dans lequel 
GI est un nom divin, comme nous l'avons 
vu plus haut. L'un des plus intéressants 
est Na-bi-um (А, XVI, 8) qui n'est autre 

ue l'interprétation sémitique de GÜ-DE-A 
(of. King, Hammurabi, Ill, p. 186, 10 et 
p. 184, 7). 

Jérusalem. 


Zur altbabylonischen Datierungsweise. 
Von Hermann Ranke. 


Es ist bekannt, dass die alten Kulturen 
am Nil und Euphrat eine von einem be- 
stimmten Anfangspunkt ausgehende Zeit- 
rechnung nicht besessen haben. Die älteste 
überlieferte Art, ein Jahr zu bezeichnen, war 
die, dass man es nach einem Ereignis be- 
nannte und diesen Namen des Jahres dann 
zur Datierung von Urkunden verwendete, 

In Aegypten können wir noch verfolgen, 
wie aus der Datierung von Ereignissen 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Mai 1907.) 232 


Schritt fiir Schritt die Datierung nach Jahren 
des regierenden Königs sich entwickelt hat t). 

In Babylonien tritt die Datierung nach 
Königsjahren unter der Fremdherrschaft der 
Kassiten, wie es scheint unvermittelt?), auf 
und beruht also wohl auf fremdem Einfluss. 

Während der Zeit der sogenannten Ham- 
murabidynastie (um 2000 v. Chr.) ist es 
noch durchaus üblich, nach Ereignissen die 
J&hre zu benennen. 

Man nahm früher teilweise an, dass ein 
solcher Jahresname sich auf ein Ereignis 
des vorhergegangenen Jahres beziehe, dass 
also 2. B., wenn in ein bestimmtes Jahr die 
wer wichtige Zerstörung einer Stadt fiel, 

as folgende Jahr den Namen bekommen 
habe „Jahr, in dem die Stadt zerstört 
war“3). 

Ich habe dagegen kürzlich wahrscheinlich 
zu machen gesucht, dass die Jahresnamen 
sich auf Ereignisse des betreffenden Jahres 
selbst bezogen, indem ich darauf hinwies, 
dass eine grosse Anzahl solcher Jahresnamen 
Unternehmungen des Königs erwähnen, die 
willkürlich im voraus geplant werden konnten, 
wie der Bau einer Stadtmauer oder eines 
Tempels, das Graben eines Kanals, die 
Weihung eines Götterbildes oder sonstigen 
Kultgegenstandes *). 

Nun beziehen sich aber eine Anzahl von 
Daten auch auf historische Ereignisse, deren 
Eintreten man nicht im voraus angeben konnte. 
War meine Ánnahme richtig und wurde wirk- 
lich am Ende jedes einzelnen Jahres der 
Name festgesetzt, den das folgende vom 
ersten Nisan an tragen sollte, so müsste man 
schliessen, dass in gewissen Fallen dieser 
Name, einem wichtigen historischen Ereignis 
zuliebe, im Lauf des Jahres geündert werden 
konnte. Dass dies wirklich geschehen ist, 
lisst sich nun für einen bestimmten Fall 
noch nachweisen. 

Das 16. und 17. Regierungsjahr des Königs 
Sin-muballit, des Vaters von Hammurabi, 
haben, nach der gleichzeitigen Datenliste, die 
folgenden Namen: 


1) Vgl. Sethe, die Entwicklung der Jahres- 
datierung bei den alten Aegyptern (= Untersuchungen 
zur Geschichte und Altertumskunde Aegyptens, Band 
ПІ), Leipzig 1903. 

*) Dass auch іп der zwischen die Hammurabi- 
Dynastie und Kassitendynastie fallenden „zweiten 
Dynastie von Babel“ nach der alten Weise datiert 
u. hat Arno Poebel neuerdings gezeigt (cf. Z. A. 


232). 

) Vgl. Lindl, B.A. IV, 345. Во auch noch 
neuerdings A. Poebel in Z.A. XX. 

*) Vgl. meine Ausführungen mit Angabe der өіп- 
schlägigen Literatur in B.E. VI, 1, Seite 11—18. 


288 [No. б.) 


16) MU GISH.GU.ZA BABA &). МАН 


DINGIR . LUGAL. GU. (TIG) DU. 
GAB). A KI]!) 

Jahr, in dem der Thronsessel des 
Allerheiligsten (?) des Gottes , Konig von 
Kutha*?) . . . .. 

17) MU J.SI.IN. NA. KI IN.DIB?) 

Jahr, in dem die Stadt Isin einge- 
nommen wurde. 


Aus diesen beiden Jahren sind uns Kon- 
trakte erhalten‘). Nun existiert aber auch 
ein Kontrakt aus der Zeit Sin-muballit's5) 
(Bu. 88 — 5 —12, 345 = С.Т. IV, 14), dessen 
Datum lautet 


MU USH.SA GU.ZA BARA (?). MAJ 


DINGIR.LUGAL GÜ.DÜ.A.[KI]*) 
Folgendes Jahr, nach dem, in welchem 

der Thronsessel des Allerheiligsten (?) 

des Gottes „König von Каћа“ .... 

Da die gelegentlich geübte Sitte, Jahre 
als ,folgendes nach dem Jahre so und so* 
zu bezeichnen, gerade in dieser Zeit häufig 
belegt ist, so kann dies nichts andres sein, 
als der am 1. Nisan dekretierte Name des 
17. Jahrs von Sin-muballit. 

Die so datierte Urkunde ist am 6. Nisan”) 
geschrieben worden. Die einzige andere bisher 
bekannte Geschäftsurkunde dieses Jahres, 
die nach der Zerstörung von Isin datiert ist, 
stammt vom 13. Ajaru. Wir ersehen hieraus 
also deutlich, dass der ursprüngliche Name 
des 17. Jahres von Sin-muballit auf Grund 
der in dasselbe fallenden Einnahme von Isin 
umgeändert worden ist). 

Beiläufig können wir hiernach auch das 
Datum der historisch so wichtigen Einnahme 


1) Die Ergänzung ist einem noch anveröffent- 
lichten Kontrakt des Berliner Museums (V.A.T. 1478) 
entnommen, dessen Datum lautet: MU GISH . GU. 24 


DINGIR.LUGAL.GU.DÓ.A ... Ев fehl MU. 
UN.NA.DIM.MA oder ähnlich, vgl. das Datum des 
17. Jahres von Apil-Sin. 

*) Offenbar ein Beiname des Gottes Nergal von 
Kutha. Auch die Uebersetzung „Herr von Kutha“ 
ist möglich. Für Nergal als „Gott von Kutha“ auf 
altbabylonischen Siegeln vergl. Personal Names, 
201 f., n. 5. 

ғ) Vgl. King, Letters, III 228, n. 39. 

*) Vgl. King, Letters, Ш 228, n. 89 und den 
oben zitierten Kontrakt der Berliner Sammlung. 

) Dass er in diese Zeit gehört, beweisen die 
Namen einiger als Zeugen auftretenden Personen. 

Dass die von Pinches angegebenen Spuren 
wirklich so zu ergänzen sind, bestätigt mir eine von 
Dr. King mir freundlich übersandte neue Kopie des 
Datums. 

7) So ist B.E. VI, 1, 8. 13, Anm. 1 natürlich 
beidemale zu lesen, anstatt Addaru! 

H Dass diese zweite Fassung später in den offi- 
ziellen Datenlisten bevorzugt wurde, ist nicht weiter 
verwunderlich. 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Mai 1907) 284 


von Isin ziemlich genau festlegen. Sie muss 
im ersten oder zweiten Monat des 17. Jahres 
von Sin-muballit stattgefunden haben. 


Miszellen 
von G. Hüsing. 
9. Annubani — Annubani-ni. 


Mit Freuden begrüsse ich Ungnads Aus- 
führungen über Bani (in der März-Nummer 
dieser Zeitschrift) als einen Beleg dafür, wie 


auch in „babylonischen“ Kreisen die Uber- 
zeugung durchschlägt, dass einerseits echt 
babylonisch aussehende geschriebene Wörter 
nicht immer so zu erklären sind, wie sie 
schrieben stehen, und dass andrerseits = 
Studium der Eigennamen eine Sprachwissen- 
schaft für sich bedeutet. Denn das sind, wie 
ich den kurzen Beitrag betrachte, die wesent- 
lichen neuen Gedanken, auch wenn Ungnad 
sie noch nicht so ganz scharf gefasst haben 
sollte. 

Ich möchte bei diesem Anlasse einige 
Kleinigkeiten wieder in Erinnerung bringen, 
weil ich mich überzeugt habe, dass sie von 
interessierter Seite wieder vergessen oder 
seiner Zeit übersehen worden sind, und weil 
ich davon eine gewisse Förderung der Bani- 
Frage erhoffe, die ja jetzt durch neuen Stoff 
in ein anderes Licht gertickt worden ist. 

Bereits 1900 hatte ich in der OLZ. (Sp. 83 f.) 
einen Artikel ,Reduplikation und Iteration 
іп elamischen Eigennamen“ gebracht, dessen 
Ausführungen durch die weiteren Funde der 
Délégation en Perse durch viele Hunderte 
von Beispielen als vollkommen zutreffend 
erwiesen worden sind. Eine kleine Auswahl 
stellte ich dann 1902 (Sp. 46) zusammen. 
Dann habe ich — soviel mir bewusst, zuerst 
1903, Sp. 401 — auch die Namen An-nw- 
ba-ni-n$ und An-ba-ni-ni!) als elamisch redu- 

lizierte Namen gedeutet, d. h. als Weiter- 
bildungen einer Form Annubani, die damals 
noch nicht belegt war; jetzt ist sie (bei 
Clay, Bd. XV) gefunden, leider in einem 
noch unveröffentlichten Texte C. B. M. 11 820. 
Ebenda und später mehrfach hatte ich den 
Namen mit Bit Hanban in nicht nur etymo- 
logischen, sondern auch historischen Zusam- 
menhang gebracht: die Dynastie nannte sich 
nach ihrem Gründer, wofür ja die Beispiele 


1) Bei meinen Ausführungen über die Zusammen- 
gehürigkeit dieser beiden Namen ist mir von einem 
Vor, e Hommels nichts bekannt gewesen. Vgl. 
0. Weber OLZ Sp. 188 (April 1907). 


235 [No. 5.) 


zahlreich genug sind, und der Gründer war 
eben der Lullu-Kónig „Hannubani“. Wer ап 
der Zugehörigkeit des H zum Namen noch 
zweifelte, findet jetzt bei Clay Namen wie 
Ha- an- bu (Ha-am-bu), Ha-an-bi; Ha-ni-bu, 
Ha-ni-bi; Ha-an-na-bu, Hu-un-nu-bu, Hu-un- 
nu-bi, Hu-un-bi; Hu-na-bi. 

Aber selbstverstindlich ist ,Hanubani* 
kein eigentlicher Personenname, sondern eine 
Kurzform, deren zweiter Bestandteil 
fehlt, denn „Hanubani“ ist ja der Name der 
Gottheit, und eben darum wird die letzte 
Silbe redupliziert, die nochmalige Verlän- 
gerung ist ja das Zeichen dafür, dass Kurz- 


formen vorliegen, wie Silha-ha aus Silhak- 
Insusnak usw. Der Mensch darf keinen 
Gottesnamen führen, auch der Muskikónig 
heisst Midas (Mi-ta-a, nicht Mi-tu!), sein Gott 
aber Midas. 

Vielleicht lohnt es sich nun, der Frage 
einmal etwas gründlicher nachzugehen, ob 
wirklich іп den Kassi-Texten Bel-bani, Ilu- 
bani, lli-bami!) (vielleicht Li-li-baniꝰ? vgl. 
Li- li- ir- tus) usw. zu lesen seien! , En-bani* 
könnte leicht eine Nebenform von , 4п-Бапі“ 
sein; der Name Ahu-hu ist elamisch überliefert 
und braucht nicht semitisch zu sein. Gott 
IM wird in Susa verehrt und Insusnak soll der 
NIN-IB von Elam sein; für DIL-BAT ein 
IStar zu lesen ist von Clay wohl auch über- 
flüssige Weisheit. Und endlich — dass man 
einen Sonnen- und einen Mondgott auch in 
Elam verehrt hat, wissen wir ja. Vielleicht 
ist also vielmehr Si- bar [oder Si-pak]- bani 
und Sah-bani zu lesen? 

Aber nun einen Schritt weiter. 

„Undasi“ ist ein König von Elam, aber 
Adasi ein solcher von Assur. Ist dieser 
Name etwa semitisch? Sein Sohn heisst 
E N-bani, ist das jetzt auch noch semitisch? 
Oder wenn wir neben EN-kab-kubi einen 
EN-kabi finden, d. h. die einfache Form 
neben der iterierten, ist das semitisch? 
Und ist vielleicht EN — I-GUR, das dann 
schwerlich I-gur zu lesen sein würde? 
Ausser Adasi (= elam. Ah-tas) wird der echt 
elamische Name Sw-li-li genannt (vgl. Sa-li-li, 
Ku-ul-li-li usw. in den Kontrakten von Mal- 
Amirl) 

Das Ergebnis lautet: Die alten Herr- 
scher von Assur tragen elamische 
Namen. 


10. Hammurabi — Ammurapi. 


Die ,Rassam'sche Königsliste“ (vgl. De- 
litzsch, Die Sprache der Kossüer, S. 19 ff.) 


1) Vgl. auch Otto Weber, OLZ. Sp. 149 An. 1. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Mai 1907.] 236 


übersetzt den Namen Ha-am-mu-ra-bi mit 
Kim-ta-ra-pa-a3-tum und Am-mi-di-dug-ga als 
Kim-tum-ket-tum. Damit ist nicht viel zu 
machen. Wir wissen nicht, ob das di im 
zweiten Namen irgend eine Berechtigung hat 
und ein Rütsel aufgibt. Wir wissen nicht 
mit Sicherheit, ob das Kim in den beiden 
Übersetzungen richtig ist, und weiter nicht, 
was die Übersetzung bedeuten soll. 

Sicher ist nur, dass die beiden Namen 
etymologisch als semitische erklürbar sind 
und ohne Zweifel auch erklárt wurden, ander- 
seits aber, dass daneben die Anschauung 
bestand, sie seien nicht babylonisch. 

Nun hat ja der Abschreiber unseren Be- 
griff „semitisch“ nicht gekannt, aber dass er 
gerade rabi durch rapastum ersetzt, könnte 
sich vielleicht auch noch einmal in ganz 
anderer Weise erklüren, wenn wir uns erst 
an anderen Beispielen darüber klar geworden 
sein werden, was es mit diesen Namenüber- 
setzungen überhaupt auf sich hat. Die 
„Übersetzung“ könnte ja auch falsch sein, 
das Empfinden aber, dass eine Fremdname 
vorliegt, der der gleichen Sprache angehört 
wie Lu- ur- gal zu, Sim-bar-si-pak !) usw. könnte 
sehr richtig sein. 

Ich weiss nicht, wie man bei Beurteilung 
dieser Frage ständig den in der gleichen 
Liste genannten Namen Nim-gi-ra-bi hat 
übersehen können. Das heisst doch geradezu 
den Kopf in den Sand stecken! Und wenn 
Nim-gi-ra-bi ein Fremdname und zwar ein 
Kurzname ist — denn dahinter stehen Nin- 
girabi-Sah und Nirgirabi-Burjas?) — 
dann dürfte doch wohl auch Hammurabi 
von vornherein als Fremdname und Kurz- 
name der gleichen Sprache zu betrachten 
gewesen sein! Dass die Namen der Liste 
nicht spezifisch kassisch-nordelamisch sind, 
wissen wir heute zur Genüge; sie sind eben 
elamisch. Nun mag ni»girabi wohl der Wort- 
bedeutung nach dem e-di-ru entsprechen, aber 
ganz gewiss nicht der grammatischen Form 
nach, denn die Struktur der fremden Sprache 
ist ja eine völlig andere, und Nixgirabi-Salı 
bedeutet ganz gewiss nicht , E-te-ru-Sama3*! 

Dass nun seit der Zeit des grossen Königs 
sein Name überallhin gekommen ist und 
einen so guten Klang hatte, dass man sich 
Hammurabi-lü-däri oder wohl auch Hammu- 
rabi nannte, ist begreiflich. 

Otto Weber hat in der vorigen Nummer 


1) Die Lesung . . . 8i-hu ist end 
durch die Schreibweise Me-li-si-pa-[ak] 
Bd. XV 190 VI Z. 165). 

*) Vgl. deu Nim-gi- ra- bi (ilu) x im Kudurru des 
Bitiljaà. 


ltig beseitigt 
ilprecht-Clay, 


237 (No. б.) 


der OLZ. (Sp. 146 ff.) den Namen zwar fiir einen 
fremden, aber für einen stidarabischen 
erklárt. Bei der augenblicklichen Verteilung 
der Kenntnisse in den Sprachen des alten 
Orients ist zu erwarten, das noch auf 
längere Zeit als das Einleuchtendste gelten 
wird, denn was einem ferner liegt, das wiegt 
nicht schwer. Vielleicht kommt aber bereits 
jetzt hier und da ein Historiker auf den 
Gedanken, dass es in der Zeit einer elami- 
schen Oberhoheit nicht auffallen kann, wenn 
auch die Unterhoheiten in Babel wie in Assur 
elamische Namen führen. Vielleicht fällt es 
dann auch noch mehr auf, dass gerade in 
unserem Namen und in Sumu-hammu das 
vermeintliche by mit h geschrieben wird, 
denn sumu ist auch elamisch. Und mag die 
zweite babylonische Dynastie nach oder neben 
der ersten regiert haben, so führt doch ihr 
zweiter König den Namen Itti-(»*»)Nibi, 
wobei man an Ittih von Alla-p-ri und Nibe 
von Elli-p denken шбде!). Der 6. Name 
beginnt doch wohl mit Sun-ki, und ob viel- 
leicht der Vollname der ersten Man- 
sumkik gelautet habe — und in der ersten 
Dynastie Sumuabi-suwkik — das sind Fragen, 
die nicht dadurch getriibt werden diirfen, 
dass man übersieht, wie leicht bei elamischen 
Namen Kurzformen und Sprossformen auf- 
treten und wie wenig fest die Namenform 
selbst in offiziellen Urkunden ist. Gott Man 
ist übrigens aus Mal-Amir bekannt. 

Mir ist es noch immer sehr wahrschein- 
lich, dass unter den ratselhaften Namen der 
zweiten Dynastie in Wahrheit kein einziger 
sumerischer ist — wortiber an anderem Orte 
mehr. 

Nur wenige Zeilen noch tiber die Schrei- 
bung Am-ma-ra-pi. Dass im 14. Kapitel 
der Genesis das 5 vom Namen ,Ашгарһе1“ 


abzutrennen und zum nächsten Worte (2555) 
zu ziehen ist, hatte À. Jeremias auf meine 
briefliche Mitteilung hin (Im Kampfe um 
Babel und Bibel) veröffentlicht. Ich erfahre, 
dass den Anstoss eines Assyriologen 
erregt habe, der diese selbstverstindliche 
Sache energisch bestritt. Da ich nicht weiss, 
wo das geschehen ist und die betreffende 
Stelle nicht gelesen habe, beschrinke ich 
mich auf den Hinweis auf den Anfang des 
ESmunazar-Textes. Wenn mir jemand nach- 
weist, dass das wider den althebrüischen 
Sprachgebrauch sei, den beneide ich um seine 
Kenntnis der Texte, die uns leider verloren 
gegangen sind. Vielleicht lohnte es, einmal 


!) Sowie an Nibi-Sipak! 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Mai 1907.) 238 


Stellen wie I. Kön. VI 1 und ähnliche ge- 
nauer zu prüfen und unter einander wie 
mit dem Gebrauche synonymer Ausdriicke 
zu vergleichen. 


Zu 61. 1302. 


Zu dem Aufsatz ,Siidarabisches“, den 
M. Hartmann in No. 1 dieses Jahrganges der 
OLZ. Sp. 19ff. veröffentlicht hat, möchte ich 
heute nur einige Bemerkungen machen, da 
ich ohnehin in Bälde Gelegenheit habe, die 
ganze Inschrift neuerdings zu behandeln. 

1) Zu Z. 2. H. Winckler schrieb mir 
unterm 22. Sept. 1902: „Ich habe Ihnen 
schon lange mitteilen wollen und tue es jetzt, 
weil ich zufällig im Exemplare blättere: Gl. 


1302 ist “971 "DoD doch wohl: „als Kebir 
war S. über M. M. zweimal“ und im 
folgenden: „pro gratia S. etc. gentis, cui 
praefuit diese zwei Male“. Aegypt.-arab. 
rig] (Fuss) = mal, cf. hebr. nyB.“ 


2) Zu Z. 3. fr gleich Fu zu setzen 
ist natürlich ganz unmöglich. Der Monat 


heisst auch im Minäischen MY. Zu allem 
Ueberfluss kommen beide Worte in derselben 
Inschrift, Gl. 1083, in nächster Nachbar- 
schaft vor: 
2.8: | »azy | AD] w | wr | no | 3n [оор |52 
. Jm 
7.9: ...[]mu|mapwenioxown 
3) „Sabäismen“ іп minäischen Texten 
gibt es, soviel ich sehe, nicht, wohl aber 
sind sie im Katabanischen keineswegs unge- 
wöhnlich. Minäisch und katabanisch ist eben 
überhaupt nichts weniger als identisch. Das 
Katabanische hat vielmehr, soviel lässt sich 
aus den wenigen Texten ersehen, die wir bis 
jetzt haben, eine ganz eigenartige Grammatik 
und namentlich Orthographie. Der König Sahir 
Jagul (во ist nach Glaser zu lesen) Tulse ib 
ist ein Katabaner.  Desgleichen ist die 
Inschrift Derenbourg, Nouvelles Textes Yeme- 
nites (Revue d'Assyriologie usw. 1902, No. 4) 
II katabanisch, ebenso auch Gl 1119. Am 
wenigsten Glück hat aber Hartmann mit 
seinem „Sabäischen Outsider“ mn in Gl. 
1302, der ja auch in den verwandten Text 
Gl. 1155 G. 4) eingedrungen ist und auch 
in Hal. 169,2 angenommen werden müsste, 
wenn nicht alles dagegen spräche. 
Ich beginne mit Hal. 169. Darin lautet Z. 2: 


D | борт | mpiro | xpo» | М. N. 


989 (Мо. б.) 


Indem ich die Inschrift sonst jetzt auf sich 
beruhen lasse, beschrünke ich mich auf das 
Wort gpn; das Fragezeichen über dem 7 
stammt von Halévy; es wird im Original 
wohl әр, dann natürlich als Intensivform 


mit Kausativbedeutung zu lesen, gestanden 
haben. Nur so kann die Form | 30%)" | D 


іп Gl. 1302,4 aufgefasst werden (vgl. meine 
Studien II 33). Trotz der Bedenken Mordt- 
manns (Beitrüge S. 4) halte ich es auch bei 
den so häufigen Phrasen der El-Öla-Texte: 


и | amend | m | 39122 
oder ähnlich, für wahrscheinlich, dass vm 
als Intensivform mit kausativer Bedeutung 
aufzufassen ist, gebe aber zu, dass der frag- 


mentarische Zustand aller dieser Texte eine 
Entscheidung nicht zulásst. 


In Gl. 1155 und 1302 erklürt sich aber 
die Form nwm pn, an deren korrekter Ueber- 
lieferung ein Zweifel nicht müglich ist, vóllig 
befriedigend als Inf. Nif al für own pon. 
Als Nif'alform ist ja doch sicher auch Gppz 
in Hal. 237,4 

" |y mm | > зе | ven | wenn | nov | w2v/ 
und vielleicht auch der Personenname in der 
minüischen Warkainschrift "n1, aufzu- 
fassen. Jedenfalls müssten ganz andere 
Gründe geltend gemacht werden, ehe man 
gich өре дебет ürfte, derartige Sabüismen 
in gutminäischen Texten anzuerkennen. 


4) Dagegen lässt sich über die Auffassung 


des PN. nnyew streiten. Zunächst bemerke 
ich, dass, soweit ich sehe, kein einziger Per- 
sonenname in südarabischen Texten belegt 
werden kann, der eine Schaphelform aufwiese 
und ferner, dass in allen Personennamen, die 
mit einer Kausativform beginnen, ein Verbum 
prima als 1. Komponent auftritt. Das sind 


ausser Dip die Namen PP, e 
und mp, Unsicher ist die Lesung іп ME. 
LXVI (Mordtmann, Beiträge S. 62), wo statt 


ynmoy (stomm 
jedenfalls herzustellen sein wird 


ynmoy? | «n 


Warum in den PN. mit einem Verbum 
primae 1 als erstem Bestandteil die Kausativ- 
form durchaus, aber auch nur in solchen, 
mit N gebildet worden ist, weiss ich nicht. 
Die Erklärung für diese wohl nur ortho- 
graphische Abnormität muss in Zusammen- 
hang stehen mit der so offenkundigen Be- 
schränkung ihrer Anwendung auf eine be- 
stimmte Wortklasse. 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Mai 1907.) 240 


Wenn man aus dieser Namenorthographie 
historische Schliisse ziehen will, so kónnen 
sie sich m. E. nur in folgender Linie be- 
wegen. Wir besitzen kein Mittel, minüische 
und sabäische Personennamen auseinander 
zu halten. In dem einzigen Falle, in dem 
die &ussere Form für die Zuweisung ent- 
scheidend sein kónnte, bei den Namen mit 
Kausativformen, ergeben sich „sabäische“ 
oder besser Formen hier ebenso wie dort. 
Diese Beobachtung kann nur zu dem Schlusse 
führen, dass der gesprochene Dialekt in 
Main ebenso wie in Saba nur n-Formen 
gehabt hat und zwar nicht nur in den Per- 
souennamen, sondern überhaupt. Während 
nun die Personennamen einen Charakter 
indelebilis haben und also auch den ortho- 
graphischen Regeln des literarischen Stils 
nicht unterworfen sein können, ist der sonstige 
Text der Inschriften in seiner Formulierung 
an das sanktionierte Herkommen gebunden. 
Gesprochen haben auch die Minäer der 
Zeit, aus der wir Inschriften haben, sicher- 
lich ebensogut die h-Sprache, wie die Sabäer 
und Katabanen. Aber die Minäer waren die 
Träger der alten Ueberlieferung, deren heiliges 
Organ die s-Sprache war und diese mussten 
sie beibehalten, solange sie ihre anderen 
heiligen Institutionen, Götter und Kulte bei- 
behielten, solange sie überhaupt in der Lage 
waren, Ueberlieferungen zu erhalten und 
weiter zu geben, sie konnten erst mit diesen 
Institutionen und diese hinwiederum erst mit 
den politischen Organisationen zugrunde gehen. 

Wie bei den Міпйегп, so besteht auch 
bei den Katabanen und wohl auch bei den 
Hadramotiten der Zwiespalt zwischen der 
Orthographie der Namen und der sonstigen 
Wörter, die Kausativformen aufweisen. Also 
werden wohl auch Katabanen und Hadra- 
motiten die h-Sprache gesprochen und die 
s-Sprache nur geschrieben haben. Sicherlich 
aus denselben Gründen wie die Min&er, wenn 
auch vielleicht nur infolge ihres politischen 
Zusammenhangs mit diesen, was die Unregel- 
müssigkeit der Anwendung erklüren würde. 
Für die Sabäer hat nie eine Nötigung vor- 
gelegen, sich in ihrenInschriften ders-Sprache 
zu bedienen, weder in ihren Ueberlieferungen 
noch in ihrer politischen Stellung. Ich finde 
dafür keine andere Erklürung als die, dass 
sie bei ihrem Autkommen ein durchaus neu- 
artiges Element auf dem politischen Schau- 
platz in Südarabien waren, dass sie zu dem 
minüischen Reiche dieselbe Stellung ein- 
nahmen wie auch sonst die Nomadenvölker 
an den Grenzen alter Kulturzentren, dass 
sie im Laufe der Zeit zur Macht und Ueber- 


241 (Хо. 5.) 


macht gelangt, wohl die Errungenschaften 
der vorgefundenen überlegenen Kultur sich 
dienstbar machen, aber doch ihr eigenes 
Wesen und ihre eigene Ueberlieferung zur 
Geltung und mit den technischen Mitteln, 
die sie vorfinden, zu schneller Entfaltung 
bringen, ohne sich in die Schranken zu fügen, 
die ihren Vorbesitzern gezogen waren. 


Neuburg a. Donau, Ende Januar 1907. 
Otto Weber. 


Südarabisches III. 


Von Martin Hartmann. 


Burchardt 3') hat folgende Masse: Länge 
des ganzen Steines 106 cm, Linge des be- 
schriebenen Teiles 95 cm, Breite des Steines 
21 cm, Höhe der Buchstaben 3 cm. Den 
Stein fand Burchardt in dem von ihm in 
Sanaa Januar 1907 bewohnten Hause am 
Tore des Hinterhofes eingemauert. Er ist 
gebrochen und das Stück mit Z. 19—24 
schliesst nicht genau an das Oberstiick an?). 
Dieses ist links defekt, wenn nicht der Rand 
überkalkt ist, das Unterstück ist rechts und 
links vollstándig, nur Z. 21—24 sind rechts 
beschüdigt. Die Inschrift lautet nach der 
Foto, eingegangen den 15. Marz 1907 mit 
Brief d. d. Sanaa 10. Febr. 07, so: 

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!) Ich záble Burchardt 1 — Lidzbarski, Ephe- 
meris 1221 f., Burchardt 2 = Lidzb., Eph. 2,93 ff. 

2) Der Bruch war wohl schon vor der Einmauerung 
erfolgt, und die Bemühung, mit der man die Stücke 
zusammengesetzt hat, lásst vermuten, dass ein solcher 
Stein aus der vorislamischen Zeit des Landes als eine 
Art Talisman für das Haus gilt. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEL1UNG. 


[Mai 1907.) 242 


ол) 1 warns | уз 17 
AR | ^| vpn 18 
поко І 15 1 оп 19 
20 | Хил уулс 20 
3| von myt | cle 21 
Tox Loy | Dmg 22 
onw [N 23 
pon | оомо llo 24 


Zur Textgestalt: Die Zeilen haben 
zwischen 12 und 14 Zeichen. Die Ergänzungen 
sind überall sicher; nur іп Z. 11 befremdet 
das Vacuum &m Ende, das dadurch entsteht, 


dass das) von 1079 auf Z. 12 gesetzt ist). 
Eine Anomalie zeigt twn: dem m Z. 11 
Anfang geht deutlich der Trenner vorher, der 
da nichts zu suchen hat; er ist wohl für x 
verschrieben, für das am Ende von Z. 10 
nicht recht Platz ist. — Zu der Ergünzung 


bud Z. 7f. siehe den Komm. zur Stelle. 


Zu beachten ist die Schreibung des 0: sie 
unterscheidet sich deutlich von der des x: 
dieses hat überall, wo es hier vorkommt 


(ue, 0°, sy) den Mittelstrich durchge- 


zogen bis unten, das © hat den Knopf mit 
Strich aufsitzend. Ich vermute, dass mehr- 


fach die anomale Schreibung w statt © in 


den Halévy-Inschriften (z. B. wn statt TWN 
504,0) sich aus einem Uebersehen der kleinen 
Differenz durch den Kopisten erklärt. 


Kommentar: 1. “yx: Wohl zu denken 
als ili sa‘d „Mein Gott ist Glück“ oder ili 
saad „mein Gott hat glücklich gemacht“ 2). 


1) Die 5 te beim ) scheint beson- 
ders beliebt, в. hier 2. 9/10. 11/12. 0. М, 6, 7/8. 

*) In Ergánzung und Berichtigung meines ,Zur 
Inschrift von Namära“ OLZ. IX (1906) Sp. 573 ff. be- 
merke ich, dass ich zwar an der Deutung der letzten 


Worte 7751 4 -yb als Personenname + sein Sohn 


testhalte, dass ich aber in dem ersten Teile des 
Namens nicht mehr di} (bel) sehe, sondern bi il (vgl. 
Surahbil, das doch wohl = Surah ЫЙ); dass das x 
ausgefallen, erklärt sich durch die Zusammenwerfung 
mit dem bil (bel), das die Araber von den aramkisch 
sprechenden Syrern hörten; auch in der Auffassung 
des Namens mag das Ursprüngliche durch die Häufig- 
keit des bi in den gehörten Namen der Fremden aus- 
elóscht worden sein. Das Zusammenwirken mehrerer 
aktoren zur Erklärung einer sprachlichen Erscheinun 
hier heranzuziehen erscheint unbedenklich. Durc 
Ergänzung eines sæd oder érh oder eines ähnlichen 
Wortes werden auch zu erklären sein die so häufigen 
Namen mit 2 in den safatenischen Inschriften, aus 
deren nächster Nachbarschaft ja die Namära- Inschrift 
stammt (s. über diese Namen Lidzbarski, Ephe- 
meris 2, 391), — Zu saad „hat beglückt“ vgl. die 
stehende Formel mpi „weil er sie beglückt hat“ 
und die Ausfübrungen Vollers, Volkssprache und 


243 (Мо. Б.) 


Zu ili als erster Namenbestandteil ist heran- 
zuziehen cp Hal. 389,3. 6, d.i. lliqawim 
oder Iligauwäm im Sinne von „Gott ist stetig“ 


(vgl. АЛ stl „ in der Ajat alkursi). Der 
Name ist wichtig, weil er in dem oft be- 
sprochenen Se einer nabatiischen In- 


schrift und der palmyrenischen Inschrift von 
132 n. Chr. zu suchen ist!) Darin das 
nordar. „i zu sehen, ist zwar bequem, aber 


nicht eben empfehlenswert. Dass in den 
aramäischen Kreis ein südarabischer Gott 
eingedrungen, hat freilich auch Schwierig- 


keiten, zumal сурох allein Personenname ist. 


Es ist aber hier mit у verbunden; auch 
schliesst das Vorkommen als PN in Hal. 389 
den Gebrauch als Gottesname in den ara- 
mäischen Inschriften nicht aus. Besonders 
ist zu beachten, dass der Setzer der palmy- 
renischen Inschrift Reiter war im Kastell 
und im Lager von ‘Ana und dass ‘Ana zur 
Einflussspháre von Hira gehórt, wo auch 
wohl schon vor den Lachmiden südarabische 
Araber die Herrschaft übten (dann gewinnen 
wir ein zweites Beispiel südarabischen Ein- 
flusses in Bebylonien, wie eines schon in der 
Warka-Inschrift vorliegt). Die palmyreni- 
schen Offiziere, die lüngere Zeit in süd- 
arabischer Umgebung in Garnison lagen, ge- 
rieten in deren Vorstellungswelt. Damit 
hüngt der Synkretismus zusammen, der in 
ganz Vorderasien so seltsame Bildungen schuf. 
Ihm ist auch das Vorkommen im nabatäischen 


Schriftsprache S. 108 ff., die durch das südarabische 


» 
drw = dew gestitzt werden. 


1) Die Literatur über die Inschriften und eigene 
Behandlung gab Lidzbarski, Eph. 1,332 und 34b. 


8. 332: „Der Gottesname Capo) ist wohl ёе 


* „der Beistand der Leute“, vielleicht speziell 
ein Karawanengott“. Gibt man dem 5x die Be- 
deutung des nordarab. Artikels, so wird sich für стр 


o TE 
immer noch mehr als өз die Lesung * im Sinne 


62 
von c empfehlen, und wir hätten dann für das 
&- 
koranische "Xd (cf. ағаш. Сур Dan. 4,23. 6,27 u. a.) 
ein Präcedens im benachbarten Kreise. Wie aber 


ХАЛ nur Beiwort ist, so mag auch hier der Haupt- 
name des Gottes in dem үүр gesehen werden. Der 


Zusammenstellung mit Elsa (bei Lesung sud) stehen 
so grosse Bedenken entgegen, dass ich eie hier mit 
aller Reserve vorlege (über die ganze Suwa -Frage 
an anderm Ort). 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Mai 1907.] 944 


Kreise zu verdanken. — 4. Соро v2: dieser 


Familienname scheint sich in den Inschriften 
sonst nicht zu finden. TA gibt (7,232): 
„band bagi eine Sippe (haij) von Al'azd; 
man heisst sie auch bagi‘): (Komm.) in der 
Gamhara heisst es wörtlich: im Stamme 
Al’azd gibt es eine Sippe, die бадї genannt 
wird; das sind die banũ baqil’“ (vgl. Ibn 
Doraid 297). Es ist keineswegs gesagt, ja 
sogar höchst unwahrscheinlich, dass die 
Bauernfamilie Bàqil oder Baql, die unsere 
Inschrift gesetzt hat, etwas mit jenen bant 
bägil zu tun hat. Ihre Glieder Ilisa d und 
Ilisarah und Söhne nennen sich hier „Leute 
(Pächter, Hörige) der Banü Suchaim“. Ueber 
айат als Plural zu ‘abd und seine wirtschaft- 
liche Wertung s. mein „Die Arabische Frage“ 


(im Druck). — б. cmn 2: entsprechend 
dem ädam in Z. 4 am Schluss (Z. 22 f.) als 
„Herren“ (атта) der Banu Bagil genannt, 
also eine Adelssippe, d. h. wahrscheinlich 
Feudalherren mit Territorialgewalt. Es wird 
sich nie mehr mitSicherheit ausmachen lassen, 
welche Sippen des jemenischen Adels eine 
grössere Selbständigkeit als Territorialherren 
besassen. In der älteren Zeit (Minäer-Zeit) 


scheint die Bezeichnung mit 5, Pl. e kenn- 
zeichnend zu sein; in der späteren finden 
wir ein so gewaltiges Geschlecht, wie das der 
Banü Hamdan (Bani Bata) nur mit banu (das 
od scheint in Verbindung mit hamdän (bata ) 
nicht vorzukommen). Die Adelsfamilie Su- 
chaim begegnet noch Hal. 4,3 (lies Ш | 12), 
63,8 (desgl). 87,2. 140,2. In ОМ 221 
scheinen die Herausgeber Cp für den Sippen- 
Namen zu halten; an dieser Stelle ist aber 
durchaus ein Personenname zu erwarten; 
dass es ОЁ vn gibt, spricht gerade dafür, 
dass Suchaim auch als Einzelname vorkommt, 
wie Paul, Martin, Wilhelm zugleich Per- 
sonen- und Familien-Namen sind?) — 7, 


Das pay bya erscheint hier nach 25wn neben 
rao w СІН 37,1 genau so wie “y 25wn 
Dap Glaser 869,1 (= Berliner Mus. 2683) 
neben dem häufigeren nyan 5y3 2»wn. — 


10 f. wm | means won: für solche An- 
wendung des Stammes "of scheinen sich 


1) pa als Appellativum („Gemüse“) scheint in 
den Inschriften nicht belegt; doch ist zu ihm "e 


Hal. 151,9 zu stellen: ,er (Mutabnatj&n) liess Früchte 
grünen 113 Feddàn*. 


*) So auch Hizfir sowohl Personenname wie Hal. 
650,1 als auch Sippenname (mit 4) wie Hal. 615,17. 


245 [No. 5.) 


Parallelen іп den Inschriften nicht zu finden; 
er wird hier bedeuten: ,preiswiirdig sein“. 
Zu dem Masdar Àiràjat vgl. das MPN bezw. 
map, das allein (nicht pn! s. Lidzbarski, 
Eph. 2,106) zu pn gestellt werden darf; 
also АЛАЙ gesichert als Masdar der Verba 
tert. jāt) Zu wn vgl Os. 4,17 gl ody 
„das Zeichen, das er gesehen hat“; wn 
„sehen lassen“ sc. ein Wahrzeichen ; Os. 4 
und unsere Inschrift gehören demselben Kreise 
&n; es ist nicht ohne Bedeutung, dass beider 
Stifter unter dem Eindrucke von göttlichen 
Zeichen (05у) stehen?) — 12. 127772: da 
Os. 4,17 mit 3 der Ort des Sehens ange- 
geben ist, erwartet man zunächst auch hier 
eine lokale Bestimmung; die dürfte aber in 
2n rn kaum zu finden sein; so wird 2 hier 


Beziehungsausdruck sein: „über das ta- 
harub (tahrib, sthirab)“, d.h. über den Kampf(?). 


— 13. nnn: dabei wird es bleiben, so be- 
fremdlich es ist, da die Monatsnamen in der 


Regel mit 7 beginnen, в, OM 8. 51; die 
Analogie verleitete zu der Annahme ad OM 


12,13: „Vermutlich ist vorher [vor gl ein 
1 ausgefallen“. Unsere Inschrift gewährt 
einem "| keinen Platz; so ist der Wm | rr 


gesichert als zweite Ausnahme neben “3Y TT 
mu» Hal. 188,14 (5) — 13 ff. ү2 IMON 


Отог | ja Dayan: scheint bisher nicht be- 
legt zu sein als Eponymus. 
Uebersetzung: 1. llisad und sein 
Bruder Rijäb (Rabäb) 2. und seine Söhne 3. 
IliSarahb und Ahsan und Abikarib, 4. aus der 
Sippe Báqil, Diener 5. der Sippe Suchaim, 
weihten 6. ihrem Patron Ta’lab 7. Rijäm, dem 
Herrn von Zabjän, 8. diese Statue, weil 9. er 
sie gehütet hat durch seinen Schutz, 10. und 
weil er sich preiswert gezeigt hat, indem er 
1l. sie ein Wahrzeichen schauen liess 12. 
über den Kampf im Monat 13. Data’ des 


) Zur Konstruktion dN Pm vel pp 
mn Hal. 349,10f. Sie ist sehr beliebt in diesen 
Urkunden. 

*) Os. 4,16 f. „wegen des Wahrzeichens, mit dem 


versehen wurde (gezeichnet wurde соуг) ба dlah, 
des Waehrseiche das er gesehen im Tempel des 
Umagah“; auch in den qatabanischen Inschriften 


spielt das Coon eine grosse Rolle: в. Gl. 1606,17. 
23, und dazu Gl. Altjem. Nachr. 1,189. — Beachte 
die Schreibung w* Os. 4,17, wie auch Hal. 448,2(?), 
neben unserm wi: sie zeigt, dass die Aussprache 
ra d, nicht ға а) (ға ai) war, und dass man sich ge- 
legentlich von der etymologischen Schreibart eman- 
zipierte; in ww ist an ihr festgehalten, obwohl 
man auch da gewiss hard sprach (auch für kiri 
wäre die Regel va gewesen). 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Mai 1907.) 246 


Jahres des Iliwahab 14. Ben Tubba karib 
15. Ben Juhashim, und weil er 16. sie wohl 
erhalten hat und wohl erhalten hat 17. ihr 
Gesinde und alles, 18. was sie erworben 
haben, und weil er 19. sie errettet hat von 
Uebel 20. und von Bedrückung und Schänd- 
lichkeit eines 21. Hassers und weil er sie 
beglückt hat 22. mit seinem Wohlwollen und 
dem Wohlwollen 23. ihrer Herren, der Sippe 
Suchaim. 24. Bei Ta’lab Rijäm! 

Ergebnisse: Die Inschrift Burchardt 
3 ist unediert. Sie lehrt uns kennen: 1) 
eine neue Bauern-Sippe, die Bani Bagqil; 2) 
in ihr eine neue Pächterschaft der Banü 
Suchaim; 3) einen neuen Eponymus: Iliwahab 
Ben Tubbakarib Ben Juhashim; 4) „Herr 
von Zabjän“ als Beinamen Ta’labs, das sich 
aus einem schon bekannten „in Zabjän“ er- 
schliessen liess, ist gesichert. 


Bespreehungen. 


K. Sethe, Urkunden der 18. Dynastie, 11. Heft. 
(Historisch-biographische Urkunden aus der Zeit 
Thutmosis III. Urk. des ass eli гонаш IV, 11) 
75 autogr. 8. 4°. Leipzig (Hinrichs) 1907. 6 M. 
Besprochen von W. Max Müller. 

Das ursprünglich nur für gewisse Schul- 
zwecke angelegte Unternehmen nimmt mehr 
und mehr den Charakter eines Korpus an; es 
bringt hier unter anderem die bekannten grossen 
Listen eroberter Länder und Städte, stark 
den ursprünglichen Plan der „Urkunden“ 
verlassend. Jedenfalls wäre es ein grosses 
Glück, wenn ein recht erschöpfendes Korpus 
erwachsen würde; die Zersplitterung des 
Inschriftenmateriales wird in der Aegyptologie 
von Jahr zu Jahr ein schlimmerer Uebel- 
stand, durch zersplitterndes, plan- und sinn- 
loses Wiederholen von Texten immer mehr 
vergróssert. Wer nicht einer sehr grossen 
öffentlichen Bibliothek nahe sitzt oder sehr 
reiche Mittel zum Bücherkaufen hat, kann 
einfach nicht mehr mitkommen. Ich wieder- 
hole nur meinen öfter geäusserten Wunsch: 
das vorliegende nützliche Unternehmen möge 
doch etwas mehr die Vergleichung der 
Originalausgaben überflüssig machen, um 
seinen Zweck ganz zu erfüllen; manchmal 
liesse sich mit ganz geringen Mitteln darin 
viel erzielen, z. B. durch Beibehaltung 
der ursprünglichen Schriftrichtung von 
oben nach unten wenigstens bei kleineren 
oder leicht abzuteilenden Texten (so z. B. 
bei den geographischen Listen) oder durch 
etwas weniger ,Schlichtheit^ beim Auto- 
graphieren. 


247 [No. Б.) 


Das vorliegende Heft enthált manche be- 
sonders wichtige Texte in dankenswerten 
Kollationen!), auch einiges interessante Neue, 
wie die eben auch in den PSBA. erschienene 
(dort leider durch Druckfehler stark ent- 
stellte) Inschrift von Wadi Halfa, S. 806, 
auch manches aus der Brosamenkategorie?). 
Alles in allem ein recht nützliches Heft. 

Philadelphia. 


Friedrich Sarre, Sammlung F. Sarre. Erzeugnisse 
islamischer Kunst. Mit epigraphischen Beiträgen 
von Bugen Mittwoch. Teil I Metall. Mit 10 
Tafeln und 54 Textabbildungen. Berlin 1906. 
Kommissionsverlag von Karl Hirsemann, Leipzig. 
Besprochen von M. Sobernheim. 

Professor Friedrich Sarre hat vor zwei 
Jahren seine reiche Sammlung von islamischen 
Bronzen, Fayencen und Teppichen dem Kaiser 
Friedrich- Museum als Leihgabe in gross- 
herziger Weise zur Verfügung gestellt und 
durch die Pracht dieser Erzeugnisse sowie 
ihre äusserst geschmackvolle Aufstellung die 
bereits bestehende Abteilung islamischer Kunst 
in Stand gesetzt, mit den Sammlungen in 
Paris und London in eine Reihe zu treten. 

Zu seiner Sammlung verfasst Professor 
Sarre einen Katalog, dessen erster Teil die 
Erzeugnisse in Metall behandelt. Dieses mit 
grosser Sorgfalt bearbeitete Werk soll zu- 
gleich auch eine Art praktisches Handbuch 
für arabische Kunst bilden und beginnt deshalb 
mit der Angabe der bereits vorhandenen 
allerdings recht spärlichen Literatur. Da 
viele der Metallerzeugnisse mit Inschriften 
geschmiickt sind, war es notwendig, einen 
Arabisten hinzuzuziehen ; dieser Teil der Arbeit 
wurde Herrn Privatdozenten Dr. Mittwoch 
anvertraut, der ausser der eigentlichen Ent- 
zifferung der Inschriften noch in einem An- 
hang wertvolle epigraphische Beitrüge ge- 
liefert hat. 

Von vorislamischen Erzeugnissen (p. 4, 5) 
finden wir ein altorientalisches Feldzeichen, 
das nicht, wie man früher glaubte, parthisch, 
sondern babylonisch ist, einen Tischfuss, an- 
scheinend aus altpersischer Zeit und zwei 
sassanidische Henkelkannen. Dann kommt 


!) Was für Zweck hat aber die Hervorhebun 
einer solchen, S. 814, wo keine neue Lesung vorliegt? 
Bei manchem habe ich etwas abweichende eigene 
Lesungen, wie man an der grossen Naharinliste (S. 788) 
sehen kann, die ich kürzlich herausgegeben babe 
(Egyptological Researches). Diese Abweichungen zu 
vergleichen ist hier nicht móglich, zu 781, No. 3, 
aber hütte S. Sayce-Wilbour zitieren und in OLZ. 5, 
1902, 136, die abschliessende Lesung finden sollen. 

) Nicht immer zur Bezeichnung ,historisch-bio- 
graphisch“ passend. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Mai 1907.) 248 


der Verfasser auf die frühislamischen Árbeiten 
(р. 5—8), die zwar mit Gravierung und 
Relief geschmiickt, aber noch nicht tauschiert 
sind. Sie sind meist gegossen und von 
ziemlich roher Ausfiihrung; die Zeit ibrer 
Ausführung ist infolgedessen schwer zu be- 
stimmen, zumal datierte Inschriften ihnen 
fehlen; doch erstrecken sich die Arbeiten 
bis ins 16. Jahrhundert und sind wohl grossen- 
teils in Turkestan angefertigt. 

Die Arbeiten des 12. und 13. Jahrhunderts 
(p. 8 —12) sind spärlich mit Kupfer und Silber 
tauschiert und zwar ist das Silber bei denen des 
12. Jahrhunderts nur in schmalen Streifen in 
vorher gerauhte Furchen eingehümmert, bei 
denen des 13.Jahrhundertsim vertieften Grunde 
eingelegt. Zu dieser Gruppe, deren Merk- 
male in hohem Relief herausgearbeitete Lowen 
und Vögel sind, gehören hauptsächlich senk- 
recht gerippte Kannen. Damals begann auch 
die Darstellung von Menschen, es kommen 
als Schmuck von Medaillons Tänzer, Musi- 
kanten oder Zecher sowie die symbolischen 
Repräsentanten des Tierkreises vor. Diese 
Gruppe zeichnet sich ganz besonders durch 
die schlichte Schönheit ibrer Formen aus; 
als Ort ihrer Anfertigung nimmt Sarre die 
armenischen und persischen Hochlande an. 
Datierte Inschriften weisen diese Kannen 
nicht auf. Merkwürdig ist in der Eigen- 
tümerinschrift No. 16 das Beiwort py 


das eigentlich dem Khalifen selbst zukommt, 
wührend es sich hier nur um einen Würden- 
triger handelt; die Punkte zwischen den 


beiden Worten O und doll sind zu 


streichen, da sich bei Nachprüfung heraus- 
stellte, dass die Worte unmittelbar auf- 
einander folgen. 

Die Tauschierung des Kupfers hórt bei 
den Arbeiten des 13.—14. Jahrhunderts 
(p. 12—22) auf, doch wird die Silbereinlage 
reicher, die Buchstaben werden mit Silber 
ausgelegt und mit Menschenköpfen und Fi- 
guren von Jügern zu Pferd und Polospielern 
geschmückt. Die Erzeugnisse dieser Periode 
stammen hauptsächlich aus Persien und Meso- 
potamien. Es sind bauchige Kannen, kugel- 
formige Becken mit gezacktem Rande und 
Leuchter mit Kegelfuss und hoher Kerzen- 
hülse. Unter ihnen befindet sich die ülteste da- 
tierte Gefüssinschrift(No. 19) dieserSammlung, 
eine der ültesten, die wir überhaupt kennen: 
sie stammt aus der Regierungszeit eines 
mesopotamischen Fürsten zu Anfang des 13. 
Jahrhunderts. 

Reicher in der Ausschmiickung sind die 
silber- und goldtauschierten Gefässe per- 


249 [No. 5.) 


sischer Abkunft aus dem 14. Jahrhundert 
(p. 22—27), charakteristisch di^ Vorliebe für 
Pflanzendekoration und Stilisierung. Da- 
tierte Inschriften fehlen. 

Besonderen Aufschwung nimmt die Technik 
zur Zeit der Mamlukenherrscher, besonders 
unter Sultan Qaláün und seinen Nachkommen: 
in Egypten und Syrien im 14. und 15. Jahr- 
hundert (p. 27—37). Als Merkmale nennt 
Sarre aus Buchstaben zusammengesetzte Ro- 
setten, fliegende Enten, einzeln und zu Mustern 
vereinigt, sowie das Betonen des Ornamen- 
talen und der Buchstaben im Gegensatz zum 
Figürlichen. Hierin zeigt sich m. E., wie 
auch auf dem Gebiete der Kunst die schon 
von den Seldjugeusultanen unterstützte sun- 
nitische Reaktion den Sieg über die freiere 

ersische Geistesrichtung errungen hat. Dass 
fässe dieser Periode Be reich an 
historischen Inschriften sind, ist für die Zeit 
der Mamlukensultane charakterisch, wie ja 
auch die zahlreichen arabischen Inschriften 
verschiedenen Inhalts hauptsächlich auf ihren 
Bauten in der Hauptstadt Kairo und den 
Residenzen ihrer Statthalter Jerusalem, Da- 
maskus, Hama, Tripolis und Aleppo ge- 
funden werden. Aus Kairo, SE und 
Aleppo stammen nach Sarre auch die meisten 
dieser Erzeugnisse und nicht aus Mosul, 
wiewohl der Name Mosulbronzen fiir alle 
Arten islamischer Bronzen ununterschiedlich 
gebraucht wird. 

Die Tauschierung wird bei den Erzeug- 
nissen des 16.—18. Jahrhunderts persischer, 
zentralasiatischer und ügyptischer Herkunft 
(p. 37—42) seltener; die Gefässe sind oft 
mit persischen Versen und Koransprüchen 
geziert, wie sich auch Eigentümerinschriften 
häufig finden. 

Ein grosser Abnehmer für die orien- 
talischen Kunsterzeugnisse war Italien, im 
besonderen Venedig. Deshalb liessen sich 
dort arabische Handwerker nieder, von denen 
wir drei durch Meisterinschriften auf Gegen- 
ständen der Sarreschen Sammlung mit Namen 
kennen lernen. Charakteristisch für diese 
Arbeiten (p. 43, 44) sind die Silbertauschie- 
rungen auf dünnen Linien, das Fehlen von 
figürlichen Darstellungen und Inschriften 
ausser den Meistermarken, die eigenartigen 
Medaillons und Kartuschen. Später macht 
sich bei diesen Bronzearbeiten der Einfluss 
des Renaissancestiles geltend, und auch die 
strengen Formen wandeln sich. 

Die Metallarbeiten in Indien (p. 46—49) 
sind seit dem 16. Jahrhundert in Form, 
Dekoration und Technik von Persien ab- 
hängig, 2. B. in betreff des Tauschierungs- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Mei 1907.] 250 


verfahrens bei der „Kuftarbeit“. Als für 
Indien charakteristische Gefüssformen nennt 
Sarre die Huka, den geschweiften Untersatz 
für Wasserpfeifen und die Lota, ein bauchiges 
Gefüss mit engem Hals, das den Hindus zu 
kultuellen Zwecken dient. 

Von verschiedener Technik sind eine 
Reihe von Gegenständen (p. 50—57), die 
teils dem christlichen Kult, teils als Schmuck- 
und Gebrauchsgegenstánde dienen. Wührend 
zum Teil für den christlichen Kult sogenannte 
Mosulbronzen verwandt wurden (s. No. 21), 
finden wir auch gegosseue Arbeiten früh- 
christlicher Zeit (No. 141—145). An einigen 
liturgischen Metallgeráten aus einer Kirche 
Kleinasiens (No. 146, 147) zeigt Sarre, dass 
die für den christlichen Kult nótigen Ge- 


‚räte teils aus dem Abendlande eingeführt, 


teils nach abendländischen Mustern im Orient 
gefertigt wurden. Die folgenden Schmuck- 
und Gebrauchsgegenstünde beweisen, dass 
der Orient auch bis in das 19. Jahrhundert 
hinein noch vortreffliche Arbeiten nach älteren 
Mustern hervorgebracht hat. 

Bei Beschreibung seiner Waffensammlung 
(p. 57—68) lenkt Sarre darauf die Auf- 
merksamkeit, dass die Waffenschmiedekunst 
in Persien die höchste künstlerische Blüte 
erreicht habe, die Stücke der Sammlung sind 
auch grösstenteils 5 

Im epigraphischen Anhang (p. 67—82) 
weist Mittwoch auf die Bedeutung der histo- 
rischen Inschriften hin. Die wichtigste dieser 
Inschriften ist die des mesopotamischen 
Fürsten Mahmüd (No. 19), die infolge der 
sorgfältigen Ausführung der Buchstaben zu- 
erst eine ein wandsfreie Lesung des Protokolls 
der Zengiden lieferte. Auf Basis dieser 
Lesung konnte die älteste „kufisch“ ge- 
schriebene Inschrift des Begründers der Dy- 
nastie in Baalbek sicher entziffert werden. 
Statt der Uebersetzung „König der Emire 
des Ostens und Westens“ (malik umar& al- 
sharq wa-l-gharb) möchte ich „Oberstemir 
(Statthalter) des Ostens und Westens“ vor- 
schlagen, da malik nicht „König“, sondern 
„Fürst“ bedeutet. Der Titel „malik al-umará* 
im besonderen hat sich bis zum Schluss der 
Mamlukenzeit erhalten und bedeutet „Oberster 
der Emire einer Provinz“ d. h. „Statthalter“. 
Der Titel „Malik“ im Singular ist ausser- 
halb dieser Verbindung stets mit einem 
ehrenden Beiwort begleitet und bildet eine 
Art Ehrennamen für die Herrscher und die 
Prinzen von Geblüt. Ihn konnte nur der 
Khalif verleihen, der erste, der ihn von dem 
abbassidischen Khalifen erhielt, war ein Sel- 
djuqensultan. Dann wurden die Prinzen dieser 


251 (Мо. 5] 


Familie und ihre Atabeken (Bezeichnung fiir 
die fast unabhüngigen Lehensfiirsten der 
Seldjugensultane), später auch die Familien 
der Ayyubiden und Mamlukensultane da- 
durch ausgezeichnet. Der fatimidische Cha- 
life verlieh ihn seinen Veziren, die auch tat- 
sächlich die weltliche Macht in den Händen 
hatten. Mit al-Malik ohne Beiwort wird nie 
ein muhammedanischer Prinz bezeichnet, 
gleichwie man den englischen Adelstitel „Sir“ 
stets in Begleitung des Vornamens anwendet. 
Später nennt man manchmal in Chroniken 
und auf Gefässinschriften einen Beamten ge- 
nerell „al-maliki“ d. h. „zu der Hofhaltung 
eines Sultans oder Prinzen von Geblüt“ ge- 
hörig. Charakteristisch ist, dass die arabi- 
schen Schriftsteller die fränkischen Könige 
nur mit al-malik bezeichnen, wie ja auch 
heute noch im türkischen Amtsstil die christ- 
lichen Herrscher weit geringere Titel als 
die muhammedanischen erhalten. Die übrigen 
Titel dieser Inschrift sowie der anderen er- 
wähnten Herrscherinschriften stammen mit 
gerin ügigen Aenderungen aus dem Protokoll 

er Seldjuqensultane und ihrer Atabeken. 

Ueber den Ursprung der Gruppe der Ge- 
füsse mit den an nemen Herrscherinschriften 
stimmt das Urteil Sarres und Mittwochs 
überein: jener nimmt aus kunsthistorischen, 
dieser aus philologischen Gründen Persien 
als Heimat dieser Erzeugnisse an. In der 
Tat können Gefässe mit so fehlerhaften ara- 
bischen Inschriften nicht aus einem Lande 
arabischer Sprache kommen. 

Dass die Beamteninschriften so häufig 
anonym sind, erklärt Mittwoch mit Recht 
aus praktischen Gründen: da solche Ge- 
fässe von verschiedenen Personen gleichen 
Ranges benutzt werden konnten, wurden sie 
auf Vorrat gemacht und waren leichter ver- 
käuflich. 

Zu den Segenswünsche und Ruhmesworte 
enthaltenden Inschriften hat Mittwoch ein 
gutes Glossar gemacht, ebenso nützlich ist 
auch sein Verzeichnis von Künstlernamen. 

So haben Sarre und Mittwoch ein Werk 
verfasst, das in jeder Beziehung, auch in 
Ausstattung und Illustration, über den Rahmen 
eines einfachen Kataloges hinausgeht. Die 
Verfasser haben ihr Ziel eine Art kunst- 
historisch-philologisches Handbuch arabischer 
Kunst zu schreiben in dem vorliegenden 
ersten Teile erreicht, und wir können nur 
hoffen, dass die Fortsetzung diesem muster- 
gültigen Anfange entspricht. 

Berlin. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUNZ EITUNG. 


[Mai 1907.) 252 


Karl Gtiterbock, Byzanz und Persien in ihren 
diplomatisch- völkerrechtlichen Beziehungen im Zeit- 
alter Justinians. Ein Beitrag zur Geschichte des 
Völkerrechts. Berlin 1906. (Besprochen von 
Felix Holldack.) 


Der gelehrte Verfasser, der alle, die sich 
für die geschichtlichen und rechtlichen Ver- 
hältnisse Vorderasiens interessieren, schon 
durch seine meisterhafte Studie: „Römisch- 
Armenien und die römischen Satrapieen im 
vierten bis sechsten Jahrhundert“ gefesselt 
hat, unternimmt es nunmehr, ein bis jetst 
wenig geklärtes Gebiet: Die Beziehungen 
zwischen Ostrom und Persien um das sechste 
Jahrhundert zu erhellen. Wird der Blick 
des Historikers an den Ereignissen des 
zweiten und dritten römisch- persischen Krieges 
und besonders an den Kämpfen um Daras 
haften bleiben, so wird ihn weiter gefangen 


nehmen der welterobernde Plan Khosraus 


durch Ausdehnung seines Reiches über die 
karthwelischen Kaukasuslünder hin bis zum 
schwarzen Meere eine wirksame Operations- 
basis zum Sturz Ostroms zu gewinnen (S. 53), 
oder das Verständnis des Grosskönigs für 
die werbende Macht der griechischen Kultur, 
das ihn die Bewohner des eroberten Anti- 
ochiens zur Gründung einer gleichen Stadt 
an dem Tigris in der Nähe von Ktesiphon 
[4vvioxeía j Xoogdov] führen liess (S. 82). 
Dann aber nimmt vornehmlich das Interesse 
des Juristen der Nachweis des Verfassers 
in Ánspruch, dass zahlreiche Institute unseres 
heutigen Völkerrechts bereits damals teils 
in den Zusammenstössen der beiden Welt- 
reiche, teils als Folgeerscheinungen der 
Konflikte der erbitterten Rivalen in so 
analoger Form entwickelt worden sind, dass 
sie als Quelle und Vorbild für manche 
moderne Erscheinung angesehen werden 
müssen (S. 5). Namentlich die in der Nähe 
von Daras durch Spezialkommissionen zur 
Beendigung des zweiten Krieges geführten 
Verhandlungen, und der Friedenstraktat von 
662 haben dem scharfsinnigen Rechts- 
historiker reiche Ausbeute zur Geschichte 
des Völkerrechts geliefert. Dem Diplomaten 
unserer Zeit muss aber die Geschichte dieser 
römisch- persischen Kriege, in deren Verlauf 
sich die Kräfte beider Reiche derart er- 
schöpften, dass dann das Sassanidenreich 
dem Ansturm der Araber erlag, und und die 
Siegerin Byzanz ihre besten afrikanischen 
und asiatischen Provinzen verlor (S. 38), 
wieder von neuem die Wahrheit vermitteln, 
dass ein tiefliegender Antagonismus zweier 
staatlichen Rivalen durch keine vélkerrecht- 
lichen Verträge, durch kein Pergament und 
Siegel beseitigt werden kann, dass allein 


953 |Мо. 5.) 


das blanke Schwert die ,ultima ratio regis“ 
ist und auch immer sein wird, mag auch 
dem Völkerrecht die hohe Aufgabe zufallen, 
die gegebenenfalls beiderseitig aufrichtigen 
Bestrebungen zur Vermeidung kriegerischer 
Konflikte zu beleben und fórdern. Nicht 
ohne Mitgefühl wird man der lebendigen 
Schilderung Güterbocks von den anschwel- 
lenden Schwierigkeiten durch die gleich- 
zeitige Bedrohung der Ost- und Nordgrenze 
.und der italischen Provinzen folgen, Not- 
lagen, denen die Kaiser dadurch zu steuern 
suchten, dass sie, so vornehmlich auch 
Justinian und Tiber, durch dauernde Gold- 
zahlungen Waffenruhe von den Persern er- 
kauften. Beweist auch  Justins selbst- 
herrliches Verhalten dem Grosskönig gegen- 
über (S. 110), dass die geschickte Nach- 
1 Dg ait seines Vorgángers damals sicher- 
ich die richtigste Politik gewesen ist, so 
geht doch aus der herben Kritik der öffent- 
lichen Meinung an des Kaisers Tribut- 
zahlungen wiederum hervor, dass selbst die 
wohlmeinendste und durchdachteste Politik 
der Regierung einer wachsenden Abneigung 
des Volkes gegenüber einer fremden Nation 
schwerlich Zügel anlegen kann. Aber nicht 
nur dem Historiker, dem Juristen und dem 
Politiker weiss Güterbock teils neue, nie 
geschaute, teils lehrreiche Bilder zu zeigen, 
sondern auch speziell noch den Kaufmann 
lässt er einen tiefen Einblick in die Ver- 
hältnisse des damaligen Welthandels tun 
(S. 71). 

Wenn endlich die Oberhoheit über Swa- 
netien (S. 60 u. 106) eine nicht unbedeutende 
Streitfrage der Politik der Weltmächte 
bildete, so darf man sich vielleicht der 
lockenden Hoffnung hingeben, dass uns die 
byzantinischen und persischen Geschichts- 
schreiber noch manchen Aufschluss iiber die 
Geschicke der heute nur noch an den Ober- 
läufen des Zchenes-zchali und des Ingur und 
deren Seitentälern lebenden Swaneten ver- 
mitteln kónnen. 

Zur Hebung solcher Schätze des hohen 
Kaukasus wäre kein zweiter in gleichem 
Masse berufen, wie Güterbock. 

Charlottenburg. 


Nikan Nathan Adler, About Hebrew Manuscripts. 
Oxford (Henry Frowde) 1906. 7/6 sh. Bespr. von 
F. Perles. 

Der vorliegende Band, nach Ausstattung 
und Inhalt eine würdige Festgabe zum 90. 
Geburtstag Moritz Steinschneider's, vereinigt 
eine Reihe bisher zerstreuter und teilweise 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Mai 1907.) 254 


noch unveröffentlichter Aufsätze des Ver- 
fassers, der, obgleich von Beruf Jurist, wahre 
Schütze hebráischer Handschriften und Drucke 
mit verständnisvollem Eifer gesammelt und 
zum Teil selbst bearbeitet hat. Der wert- 
vollste Bestandteil der Sammlung ist das 
Original von Sirach 7, 29—12, 1, das hier 
im Faksimile wiedergegeben und seit seiner 
ersten Veröffentlichung (Jew. Quart. Review 
XII 466 ff.) lüngst bearbeitet und in die 
verschiedenen Ausgaben aufgenommen ist. 
Besonderes Interesse für weitere Kreise 
haben auch die drei populüren Vortrüge: 
„Jewish Literature and the Diaspora.^ „The 
Humours of the Hebrew Mas.“ „The Ro- 
mance of Hebrew Printing.“ Namentlich der 
letztgenannte Vortrag enthält eine anziehende 
und lehrreiche Plauderei über die Anfünge 
des hebräischen Buchdrucks. Zu p. 130, wo 
die ältesten hebräischen Drucke in England 
erwähnt sind, fehlt ein Hinweis auf die in 


London 1679 erschienene Ausgabe des 310 npo 


von Abraham Jagel (mit lateinischer Ueber- 
setzung), die der Herausgeber Ludovicus 
de Compiegne de Veil dem damaligen Erz- 
bischof von London Henr. Compton ge- 
widmet hat!). — Ein ungerechtes Urteil tiber 
Josephus soll hier nicht unwidersprochen 
bleiben (p. 90): So far as Hebrew is con- 
cerned he was quite illiterate. Selbst wenn 
wir die prahlerische Schilderung seiner früh- 
zeitig erworbenen jüdischen Gelehrsamkeit 
(Vita 2) auf ihr richtiges Mass zurückführen, 
werden wir ihn doch als Kenner des He- 
brüischen gelten lassen müssen, wofür seit Ge- 
senius?) alleKritiker eintreten?). DenSchluss 
des Bandes bildet ein Artikel von Bacher 
über neun jüdisch-persische Handschriften 
aus der Sammlung Adler’s, unter denen sich 
u. a. ein grosses Fragment des Diwans von 
Sáib aus Isfahan in hebräischer Schrift 
sowie auch sonst verschiedene nicht jüdische 
Dichtungen befinden. 
Königsberg i. Pr. 


Oppert, Gustav. Die Gottheiten der Indier 
[Separat-Abdruck aus der Zeitschrift für Ethnologie]. 
Berlin 1905, 8°. 1088. Bespr. v. I. Scheftelowitz. 


Im ersten Teil werden die wesentlichen 
Gottheiten der arischen Indier kurz be- 
sprochen. Interessant sind die Bemerkungen, 


1) Das Werk ist auch in der Bibliotheca со. 

Judaica von J. Jacobs und L. Wolf (London 1888) 

nicht erwähnt. In meinem Besitz findet sicb ein 

Exemplar, in dem bloss der Schluss der Dedicatio feblt. 
) Gesch. d. hebr. Sprache und Schrift 80—82. 
) Literatur bei Schürer Geschichte“ I 103. 


255 [No. 5. 


die Oppert an die Göttin Aditi anknüpft. 
Aditi wird nämlich im Rgv I 89, 10, Atharv 
ҮП 6, 1 folgendermassen charakterisiert: 
,Aditi ist der Himmel, Aditi ist der Luft- 
raum, Aditi ist die Mutter und der Vater, 
Aditi ist alle Götter, Aditi ist die fünf- 
klassige Menschheit, Aditi ist alles, was 
geboren ist und geboren ward.“ Oppert 
macht nun darauf aufmerksam, dass ein ähn- 
liches trinitarisches Dogma sich sonst nicht 
im Rgveda vorfindet und führt folgende ausser- 
indische Parallelen an: „Ausser den lokalen 
und regionalen Triaden kennt die ügyptische 
und babylonische Gótterlehre auch solche 
von Vater, Mutter und Sohn, wie z. B. die 
von Osiris, seiner Schwester Isis und ihrem 
gemeinsamen Sohn Horos in Aegypten oder 
die babylonische von Ea, dem Gotte der 
Wasser, von der Erdgóttin Davki und dem 
Sonnengott Merodach oder Tammuz, dem 
Sohne beider. Der Unterschied zwischen 
diesen Trinitäten und der in Aditis Person 
vereinigten Dreiheit liegt aber darin, dass 
erstere drei verschiedene Personen zu einer 
Triade verbindet, letztere dagegen eine Per- 
воп іп drei verschiedenen Gestalten erscheinen 
lüsst. Ein sprechendes Vorbild der Aditi 
überliefert uns die 6000 Jahre alte sumerische 
Inschrift auf dem Zylinder von Gudea, in 
der Gottheit Вай, der Göttin der weiten 
Leere, vergleichbar dem biblischen Bohu. 
Вай, die Repräsentantin des unermesslichen 
Raumes, charakterisiert ihr Wesen in folgen- 
den Worten: 'Ich habe keine Mutter, meine 
Mutter bin ich, die Tochter; ich habe keinen 
Vater, mein Vater bin ich, die Tochter; mein 
Ausfluss ist der Geist, dessen Ausdruck das 
Wort ist, das (gesprochen) in Nichts zurück- 
sinkt“ (p. 58). 

Die КЕ Halfte der Arbeit behandelt 
sehr eingehend und instruktiv die heutigen 
südindischen Gottheiten, die nach Opperts 
Ansicht die religiösen Anschauungen der 
nichtarischen Ureinwohner Indiens wider- 
spiegeln. Besonders ausführlich sind darin 
die Ortsgottheiten („grämadevatäs“) be- 
arbeitet. 

Kónigsberg 1. Pr. 


Arnold, B. Vernon. 


Vedic Metre, Cambridge 1906. 
8*. 335 S. Bespr. 


v. I. Scheftelowitz. 

Es wird darin eine Uebersicht über die 
charakteristischen Formen und Worte des 
RV. gegeben, das Metrum behandelt und auf 
Grund sehr fleissiger statistischer Unter- 
suchungen werden aus dem Metrum die ur- 
sprünglichen Sandhi- Verháltnisse erschlossen, 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Mai 1907.] 256 


welche von der Textiiberlieferung zum Teil 
verwischt sind, Sehr eingehend behandelt 
Kap. V die „Syllabic restoration". Ferner 
wird die Frage untersucht, welche Endvokale 
metrisch eine ursprüngliche Lange erfordern. 
Eine Anzahl Formen, die in dem Rk-Codex 
teils mit kurzem Endvokal, teils mit langem 
Endvokal überliefert sind, sind nach der 
Arnoldschen Untersuchung durchweg als lang 
anzusetzen. Ebenso wird der Quantitäts- 
wechsel der Vokale im Wortinlaut behandelt. 
Königsberg i. Pr. 


Fr. du Pre Thornton u. R. A. Nicholson, Ele- 
mentary Arabic: First Reading-Book. Cambridge, 
University Press. 1907. 6 sh. 

Dies Buch, der zweite Band eines Unterrichts- 
werkes (vgl. OLZ. 1906, Sp. 42 f.), enthält nach einer 
wortreichen Einleitung 30 Seiten Qorantexte mit 
grammatischer Analysis, ferner vier Geschichten über 
arabische Krieger, sieben historische Stücke über 
Muhammed, ‘Ali usw. und ein Wörterverzeichnis. Die 
Zusammenstellung verschiedener Alphabete S. 78f. 
dürfte auch bescheidenen Anspriichen kaum geniigon. 


Damig-ilisu contemporain de Sin-muballit? 


par F. Thureau Dangin. 


Dans l'avant-dernier n? de cette Revue, 
Ranke adopte l'hypothése proposée par Hil- 
precht, suivant laquelle la 17° année de Sin- 
muballit (année de la prise d’Isin) coinciderait 
avec la 23° et dernière année de Damic-ilisu, 
c.-À-d. avec la chüte de la dynastie d'Isin. 
Le vainqueur serait Rim-Sin, roi de Larsa, 
assisté de son vassal Sin-muballit. 
Delitzsch dans BA IV 406 a déjà montré 
ue l'hypothèse d'une action commune de 
Rim-Sin et de Sin-muballit contre Isin offre 
peu de vraisemblance. Tout porte à croire 
que c'est à un roi de Larsa que Sin-muballit, 
la 17° année de son régne, enleva la place 
forte d'Isin. Nous savons que 3 ans aupa.a- 
vant il avait „défait par les armes l'armée 
d'Ur“. Que faut-il entendre раг „armée d' Ur“ 
sinon l'armée du roi de Larsa? Ur était au 
pouvoir du roi de Larsa. D'ailleurs une 
autre formule, peut-étre simple variante de 
la précédente, désigne l'une des années du 
régne de Sin-muballit comme celle ой ce 
roi ,défit par les armes les gens de Larsa“ 1). 

Isin ne resta pas longtemps au pouvoir 


!) mu ugnim arar-(ki) (gis)-ku ba-sig 
2 1648 inédit, serment par Sin-muballit) — Méme 
ormule abrégée sur Bu. 91 — 5 — 9, 2181 (cf. King, 
Ham. letters p. 229 n. 41 et CT II). Formule oom- 
plète, mais sans la mention du roi Sipp. 172 (Friedrich, 
BA V 415). 


957 (Мо. 5.) 


des Babyloniens: & une date qui ne peut 
біте postérieure 8 la Ze année de Hammn- 
rabi Rim-Sin la leur reprit!. Mais des la 
7° année de son règne Hammurabi l'en 
chassa?), Ainsi en l'espace d'onze ans, de 
la 17* année de Sin-muballit à la 7* de 
Hammurabi cette ville aurait changé trois 
fois de maitre. 

Les faits s'expliquent donc sans recourir 
à l'hypothése proposée par Hilprecht et Ranke. 
П semble inutile de supposer un synchro- 
nisme d'environ cent ans entre la fin de la 
dynastie d'Isin et le début de la dynastie 
de Babylone et Meissner parait avoir vu juste 
en distinguant de Lipit-Istar roi d'Isin le 
personnage de méme nom qu'un contrat, 
probablement contemporain de l'un des pre- 
miers rois de Babylone, désigne comme ayant 
été ,chassé par Amuru“ (cf. ci-dessus pp. 
133 sqq.). 


Assyriologische Miscellen. 
Von M. Streck. 
(Fortsetzung). 


12. Die Ideogrammgruppe SAL-SI+ UM 
bezw. SI + UM. 


Diese ideographische Gruppe ist bis jetzt 
vor allem in den Annalen Assurbanipals 
nachweisbar; vgl. Rassam - Cyl. II 57, 66, 
71, 79; ІП 22; Cyl. B II 48 (= IIIR 30); 
II 73 (= ПІК 30 = К 1779, Zl. 2 = Wincklers 
Keilschrifttexte Assurban. S. 57); III 107 
(= ПІК 31 = К 17168, 21.5 = Winckler, a. a. 
O. S. 64). Ausserdem begegnet dieselbe, so- 
viel ich sehe, nur noch in der mythologischen 
Götterliste IIR 54, No. 3, Zl. 17, sowie in 
dem assyrischen Kontrakte Johns, Deeds 
No. 828. Das an allen Assurbanipal-Stellen 
dieser Zeichengruppe beigefügte phonetische 
Komplement u-ti (Genetiv, weil von ana ab- 
hüngig) lehrt, dass hier ein Abstraktum auf 


-ütu vorliegen muss. Da nun SI-UM als 
Ideogramm für tukultu bezeugt ist?) so 


1) La prise d'Isin marque une ére de laquelle 
sont comptées au moins trente années du régne de 
Rim-Sin. Or Rim-Sin fut définitivement vaincu la 
31е année de Hammurabi. 

) cf. AO 4481 (inédit; serment par Hammurabi): 
mu unu(g)-(ki) à 1-si-in-(ki) ba-an-dib , année 
de la prise d'Uruk et d'Isin“ = 7e année de Hammurabi. 

*) Vgl. Brünnow No, 9432; Delitzsch, HW. 706. 
SI L UM fungiert übrigens keineswegs nur in Eigen- 
namen als Aequivalent für tukultu, sondern auch 
sonst; vgl. Bezold, ZA XV 425. Statt SI -+ UM findet 


sich hin und wieder auch SI T DUB geschrieben 
d. h. der zweite Bestandteil des zusammengesetzten 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG 


Mai 1907.] 258 


läge es nahe, hier tnklütu (für *tukulütu) 
zu lesen!); so lesen auch tatsüchlich S. A. 
Smith, Keilschrifttexte Assurbanipal’s Bd. I 
(a. d. betr. Stellen) und Langdon im Journal 
of Americain Oriental Society vol. XXIV 97. 
Nun besitzt aber tukultu keine derartige 
Bedeutung, die sich ungezwungen in den Zu- 
sammenhang der Assurbanipal-Stellen fügen 
würde. Der letztere erfordert nümlich ganz 
offenbar eine Bedeutung wie ,die Stellung 
bezw. die Eigenschaft eines Nebenweibes, 
einer Konkubine“. Man könnte nun ver- 
muten, dass hier ein von dem gewöhnlichen 
assyrischen Worte tukultu abzutrennendes, 
gleichnamiges zweites vorliege. 
Empfehlenswerter erscheint mir aber eine 
andere Erklärung. Schon Delitzsch, Hand- 
wörterb. 161 hatte für die in Rede stehende 
ideographische Gruppe eine Wiedergabe mit 
ittütu vorgeschlagen, das er fragend mit 
„Beischlaf“ übersetzt. Diese Umschrift ba- 
siert auf dem Umstand, dass ŠI + UM als 
Ideogramm für ittu (ebenso wie für das 
synonyme barû; s. Brünnow No. 9428) belegt 
ist; vgl. Br. No. 9429. Nur wird Delitzsch 
kaum im Rechte sein, wenn er ittûtu liest 
und dieses Wort zu einer Wurzel nrw stellt. 
Es liegt m. E. viel näher, die Abstraktform 
von ittu = „das Sehen“, mithin itûtu, zu 
wählen?). Dieses itûtu bedeutet zunächst: 
„die Eigenschaft des Sehens bezw. Erkennens“, 
„die Erwählung“, dann, wie in analogen 
Fällen, auch konkret: „Erwählter, Beru- 
fener“; vgl. die Belege bei Delitzsch, H.W. 


156b. Diese Bedeutung würde nun aller- 


Ideogrammes weist das von UM nur durch das Vor- 
handensein eines vierten senkrechten Keiles ver- 
schiedene Zeichen auf. In Anbetracht dieser mini- 


malen Differenz werden UM u. DÜB nicht selten ver- 
wechselt, wie sie ja auch in der neuassyr. und nou- 
babylon. Schrift teilweise sogar zusammengefallen 
sind, während die altbabylonische Schrift noch den 
Unterschied zwischen beiden Zeichenformen schärfer 


hervortreten lässt. Da SI UM = tukultu, wenn als 
Bestandteil eines Eigennamens dienend, in den 
meisten Fällen in der mit dem Personalpronomen der 
1. Person versehenen Form tukulti gebraucht wird, 


so kommt neben SI + UM auch SI -- UM — ТІ = tu- 
kultu (i) vor; s. Br. No. 9034; TI ist hier natürlich 
als ein auf die semitische Lesung hinweisendes pho- 
netisches Komplement aufzufassen. 

! Wenn von femininalen Wörtern Abstrakta 
auf -ütu gebildet werden, so fällt die Feminendung 
weg. Vgl. z. B. harimätu zu barimtu, 858061 zu азаи 
und 8. Ungnad in OLZ. IX 636. 

*) Asurb. Rm. col. IX 75 entscheidet nichts für 
die Lesung von SI+UM als itu, wie Winckler, 
Forsch. I 252 meint; denn der Text der betreffenden 
Stelle ist allem Anscheine nach verderbt; am wahr- 
scheinlichsten dürfte me-i-tu zu lesen sein. [cf. auch 
meine Studien zum Babyl. Rechtswesen Z. A. ІШ 
S. 78f. F. E. P] 


259 [No. 5] 


dings fiir die Assurbanipal-Stellen nicht 
assen. Aber itütu kann recht wohl se- 
kundär eine Bedeutung im sexuellen Sinne 
angenommen haben und als ein Ausdruck 
für „Beischlaf“, dann auch für die „Eigen- 
schaft (Rolle, Stellung) einer Konkubine“ 
und schliesslich auch konkret für Konkubine 
selbst bezw. als Kollektivum für „Konkubinen, 
Kebsweibervolk*!) im Gebrauche gewesen 
sein. 

Die Hauptstütze für die Postulierung 
einer derartigen sekundären Bedeutung von 
atü bezw. ittu, itütu bildet die Tatsache, dass 
sich gerade bei den Verben für „Sehen, Er- 
kennen“ im Semitischen eine ganz parallele 
Bedeutungsentwicklung konstatieren lässt. 
So wird im Assyrischen idd im sexuellen 
Sinne (und zwar vom Weibe) gebraucht; 
vgl. Hammurabi-Kodex § 130, desgleichen 
lamádu (vom Manne): Hammurabi - Kodex 
5 154 —156 und vgl. weitere Belege bei Muss- 
Arnolt, Diction. 486 а.  Bekanut ist der 
Gebrauch von hebr. YT in diesem Sinne; 
dazu gesellt sich ferner die analoge Ver- 


wendung von вуг. ae und arab. S 


Die gleiche Erscheinung ist im Indoger- 
manischen zu beobachten; dort dienen z. B. 
ysyvowxery und cognoscere als euphemistische 
Ausdrücke für „beischlafen“. 


Zu Tukultininib-King. 


Tukultininib-King Rev. 14 ist von dem 
Herausgeber als íkal me-hi-ra bit kis-3a-ti 
Su- bat 3arru-ti-ia ab-ni gefasst und a palace 
corresponding to the size thereof, a 
mighty house, I built for my royal 
habitation übersetzt worden. 

bit kissatt könnte zwar als „Haus der 
Macht* gefasst werden; aber schwerlich 
würde diese Verbindung lediglich an Stelle 
eines bitu rab, dannu usw. verwendet worden 
sein, ohne bestimmte Absicht. Sehr schwer- 
fällig mutet obendrein das vorhergehende 
Жай míhira an. Dies etwa dem {Каі mehirtu 
gleichzusetzen, dürfte nicht angehen. Daher 


1) Die Abstraktnomina auf -ütu nehmen ja zu- 
weilen Kollektivbedeutung an; das bekannteste Bei- 
spiel ist avélütu = Menschheit, Menschen. Kollek- 
tivischen Sinn muss die fragliche Zeichengruppe in 


Johns No. 828 besitzen, wo SAL-SI + UMmes steht; 


dieses SAL bezw. 84151 + ОМ хоз deckt sich seiner 
Bedeutung nach also im wesentlichen mit 5SAB meš 
und 3alUNmes,; über diese beiden Ideogramme und 
ihre wahrscheinliche Umschrift vgl. man meine Be- 
merk. in ZA XIX 239ff. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Mai 1907.] 260 


möchte ich vermuten, dass [-GAL-Mf-SAR-RA 


bit kiššatė zu lesen und als Í-GAL-MÍ- 
SAR- RA, (das ist) das bit xissati, baute ich 
zu meiner königlichen Residenz zu fassen ist. 

Hierbei bleibt noch eine kleine Schwierig- 


keit, nämlich das MÍ. Wenn es nicht in 
anderer Weise erklärt werden kann, etwa 
als Rest der Uebernahme eines anders ge- 
arteten Namens, welcher mit dem Namen 
bit ki3sati ausgeglichen werden sollte, müsste 
das МІ als ein Bildungselement angesehen 


werden. Па GAL-MI = bugs Thron, so 
wäre hier allerdings eine Hindeutung auf 
einen anders gebildeten Namen zu finden. 
Dass T. N. I, der Sar kissati, in oder bei 
Ašur ein bit kiššati baut, dürfte nicht Wunder 
nelimen. 

Im äusserlichen Anschluss an diese Notiz 
móchte ich darauf hinweisen, dass Zeile 29 
nicht lu - ud- zi gelesen werden kann, da viel- 
mehr die Form li- id-hi erwartet werden 
müsste. Es ist also eine Form O, anzu- 
nehmen; und als solche möchte ich lu-ut-ti 
vorschlagen = lu-u’attt d. i. möge er seine 
Tage verfinstern. 

F. E, Peiser. 


Ekimmu und Utukku = Igigi und 
Anunnaki. 


Schon Friedrich Delitzsch hat in seinem 
Handwörterbuch S. 57® und 157* die beiden 
aus S^ БІ und 53 sowie aus den bilinguen 
Beschwörungsformeln bekannten Ideogramme 
für den ursprünglich wohl harmlosen Schatten- 
geist ekimmu, sum. gigim und den meist als 
böse bezeichneten wtukku-Dümon richtig als 
1/; Iš-tar und / 13-tar analysiert. Man kann 
aber, da das Ideogramm für 1/, eigentlich 20, 
scil. Sechzigstel und das für ?/, eigentlich 
40, scil. Sechzigstel, bedeutet, ebensogut 20 
Is-tar und 40 IS-tar setzen, was, da die 
heilige Zahl der Istar 15 ist, also 5 und 10, 
bezw. 300 und 600 für die beiden Geister- 
klassen als symbolische Zahl ergibt; übrigens 
ist, auch wenn man bei 5 und 10 als Deutung 
bleibt, ganz gut der Ausdruck Sosse ergänzbar 
(vgl. z. B. 20 = Samas, womit gewiss 1200 
gemeint ist), so dass wir also auch dann 
300 gigim und 600 utuk hätten. 

Es ist nun wohl kein Zufall, dass nach 
der babylonischen Anschauung (vgl. zuletzt 
meinen Gruudriss S. 234 zu Hrozny, ferner 
S. 325 und S. 370, A. 1) die Igigi (eigentlich 


5 gigi, vgl. das Ideogramm Wry und dazu 


261 (Ко. 5.) 


die 5, bezw. 5 >< 60 gigim) oder Engel des 
Himmels ebenfalls 300 und die bésen Anun- 
naki oder Engel des Abgrunds 600 waren!) 
Da für Anunnaki auch die Formen Enukki 
und Anukki bezeugt. sind (vgl. Jensen, К. 
B. VI, 1, S. 7, A. 9 und Zimmern, K. A. T.3, 
452), so ist gewiss auch der Anklang von 
Utuk (etwa gar aus Unuk und dies aus 
Anuk? vgl. sumerisch ana und ta „was“ 
u. a. Beispiele) an Anuk eine beabsichtigte 
Spielerei, während die Beziehung der 300 
Igigi zu den 300 Gigim ja auch lautlich 
sich sofort aufdrüngt. Da іш Gilgamis- 
Epos, Gesang 12, Kol. 3, Z. 28 utukku vom 
zitierten Totengeist des Eabani gebraucht 
wird, so war vielleicht die Anschauung die, 
dass die,Geister der frommen Abgeschiedenen 
unter die Igigi (oder die grossen Götter, 
Grundr. S. 370, A. 1), die der Gottlosen 
aber unter die bösen Anunnaki aufgenommen 
worden sind; vgl. die analoge Anschauung 
85 Gem Aegyptern, Erman, Die ügypt. Rel., 


Da gerade von der Góttin Istar und ihrer 
Zahl 15 (bezw. auch 900, das wäre dann 
300 + 600) die Rede war, so möchte ich 
zum Schluss auf die Stelle 2. R. 57, 13° 
hinweisen, wo es heisst [Istar] 5а imna (ge- 
schr. 16, so lies natürlich statt 14) u Suméla 
(geschr. |1444, 150) gam-rat, „welche das 
rechts und das links vollendet“; es folgen 
Z. 14 die Igigi. Auch ist zu beachten (zu 
Grundr. S. 370, А. 1), dass die Zahlen der 
7 Planeten (30, 20, 10, 15, 50, 11, 14) genau 
150 ergibt, wührend die grosse Gótterdreiheit 
Anu, Bel, Ea (60, 50, 40) ebenfalls 150 aus- 
macht. Dürften wir für die letztere 6, D, 4 
d. i. 15 setzen, so hütten wir dann rechts 
= Anu, Bel und Ea und links die 7 Planeten 
(150); auch ist daran zu erinnern (als be- 
redtes Zeugnis für das Alter der Zahlen- 
symbolik, in welche nur immer neuer Inhalt 
gegossen wurde) dass der dominikanische 
Rosenkranz 15 Paternosterperlen und 150 
Marienperlen enthält. 


München, 2. April 1907. 
Fritz Hommel. 


1) Weiteres über die Zahlen der Igigi (Ogdoas) 
Anunnaki (Enneas) habe ich in meinem Aufsatz 
t. Kultur, II. Die acht 
emnon, Bd. I, 1907, 


und 
„Zum babyl. Ursprung der 
3 des Sonnengottes“ 
8. 82—85 beigebracht. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Mai 1907.] 262 


Noch einmal GI. SA. 
Von À. Ungnad. 


In der Februar-Nummer der OLZ. hat 
Streck die bei Friedrich, Urkunden aus 
Sippar, häufige Zeichengruppe, die ich in 
zb G 60, S. 696 als GI.SA bestimmte, 
mit MÁS. KAK angesetzt. Meine Bedenken 
dagegen sind folgende: 

1. Bei KAK gehen in der altbabylonischen 
Kursivschrift die beiden  Horizontalkeile 
nicht parallel, sondern stehen in spitzem 
Winkel zueinander, wie sich das aus der 
Entstehung des Zeichens erklärt, Parallel 
gehen sie dagegen bei SA und TAB, was 
gleichfalls auf der Entstehung der betreffenden 
Zeichen beruht. Die Parallelstellung der 
Keile in KAK ist erst im Assyrischen durch- 
КЕЛТЕ; wo sie sich іш Altbabylonischen 

nden sollte’), ist sie eine Ausnahme, nicht 
die Regel, wie in der fraglichen Zeichengruppe. 

2. Findet sich einmal ein GI.SA in ganz 
entsprechender Stelle wie die fragliche 
Zeichengruppe, was auf VAT 3860 der Fall 
ist?), so ist kein Zweifel mehr, dass GI.SA 
zu lesen ist. 

Die Bedeutung von GI.SA, das nach 
Meissner, Seltene Ideogramme 1509, viel- 
leicht 52943) zu lesen ist, dürfte , Rohrbiindel“ 
oder &hnlich sein. Ganz entsprechend ist in 
neubabylonischen Kontrakten der Gebrauch 
von gusullu Vgl. Strassmaier, Nabon. 
453, 14. 16, wo x gwsw(!1).lum $a kané zu 
lesen ist; ebenso bei Labasi-Marduk No. 1, 
1 und 43: x gu-su(!)-ul-lum ša kané. Ob gu- 
zullum oder gusullum richtiger ist, bleibt 
fraglich. Möglich wire es sogar, dass GI. SA 
das Ideogramm für gus(e)ullum ѓа kané ist; 
doch kann man sich darin sehr irren, da ja 
die Sprache der neubabylonischen Kontrakte 
in gewissen Ausdrücken so stark von der 
altbabylonischen abweicht, dass man von der 
einen Gattung keine Schlüsse auf die andere 
machen kann. Wie verschieden der Ausdruck 
ist, zeigt besonders anschaulich die Urkunde 
Rt) 86, wo Z. 2 e- gu- ub ka-ni-ki-Su ganz genau 
einem neubabylonischem elat 48345) ent- 
spricht. 

1) Ich habe kein paläographisch sicheres Beispiel 
von KAK, in dem die Keile parallel geben, im Ge- 
dichtnis. 

d Eine Publikation dieser ganz Karen und ganz 
den Friedrich’schen Texten enteprechenden Tafel hielt 
ich für überflüssig. 

) Lehnwort aus GI. 8A? 

*) Ranke, Legal and Business Documents, 

5) Die Schreibung w-H-tum statt w-AN-tim findet 
sich bereits Strassmaier, Nabon. 720, Z. 11. [siehe 
Peiser, Babyl. Verträge, S. 360. D. R.] 


263 [No. 5.) 


Die beiden Basalt-Potwale von Kileh 
Schergat. 
Von Paul Haupt. 


In dem soeben ausgegebenen Aprilhefte 
des American Journal of Semitic Languages 
habe ich in einem Aufsatze Der assyrische 
Name des Potwals (Band 23, S. 203—203) 
gezeigt, dass assyr. náriru, Blaser, Spritzer 
den Potwal oder Kaschelot bezeichnet. Tiglath- 
pileser I. erlegte um 1100 v. Chr. bei 
Arvad in der nordóstlichen Ecke des Mittel- 
meeres einen Potwal, ebenso wie der Kaiser 
vor einigen Jahren auf einer seiner Nordland- 
fahrteu an einer Walfischjagd teilnahm. Auch 
derı Ungeheuer in der Mythe von Perseus und 
Andromeda und der Legende vom Heiligen 
Georg sowie dem Walfisch in der saddu- 
züischen Parabel vom Propheten Jona liegt 
ein in grauer Vorzeit bei Jaffa gestrandeter 
Potwal zugrunde. ASsur-n&cir-pal (885 — 
860) sagt, dass er zwei Potwale aus ad.bar- 
Stein an den Toren der Paläste der alten 
Reichshauptstadt Assur aufgestellt habe. 
Dies wird man bei der in No. 26 (S. 53) 
der Mitteilungen der Deutschen Orientgesell- 
Schaft besprochenen Zusammensetzung der 
Skulpturen-Bruchstücke in Assur berück- 
sichtigen müssen. Die kolossalen Köpfe 
und die elfenbeinzahnbewährten Unterkiefer, 
ebenso die Schwanzflossen der beiden Pot- 
wale sollten unschwer zu erkennen sein. 
Auf derselben Seite 53 wird gesagt, dass auf 
der Inschrift 4199* názi[(r| vorkommt. Ad bor 
(oder ad-ma3) scheint nach S. 56 Basalt zu 
sein. Eine nähere Bestimmung der Basalt- 
art ist wünschenswert. Basaltlava sagt nicht 
viel. Jeder Basalt kann schliesslich als 
Basaltlava bezeichnet werden. Wichtiger 
ist es zu wissen, ob die Basaltbruchstücke 
aus grauem Dolerit oder dem dunkleren 
Anamesit usw. bestehen. 


Altertums-Berichte 
aus dem Kulturkreise des Mittelmeers. 


Afrika. 


86. Da die Ruinen Carthagos, die bereits viele 
wertvolle Funde aus phönizischer und römischer Zeit 
geliefert haben, in steigendem Masse durch „Barbaren“ 
bedroht sind, nämlich einmal durch die Eingeborenen, 
welche ihnen Steine zum Bau ihrer Häuser und ar- 
chüologische Funde zum Verkauf an die Fremden 
entreissen, und auf der andern Seite gewisse Unter- 
nehmer, die ап dem wundervoll gelegenen Platz ein 
Seebad errichten und damit zugleich die historische 
Bedeutung des Ortes ausnutzen wollen, die ferner 
moderne Bauten unter Benutzung der vorhandenen 
alten Mauern aufführen, — so sieht sich die ,Gesell- 
schaft der Künste und Wissenschaften von Tunis“ 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Mai 1907.) 264 


veranlasst, die gesamte wissenschaftliche Welt von 
Frankreich zur Rettung Carthagos aufzurufen: ,...In 
wenigen Monaten sind zahlreiche Reste von Palästen 
und Öffentlichen Gebäuden, deren Mauern sich noch 
vier bis fünf Meter hoch über den Erdboden erboben, 
und die sich über das alte Forum ausdehnten, unter 
den поке der machtlosen Verwaltung zerstórt wor- 
den“. Unternehmern und Eingeborenen solle unter- 
sagt werden, ihre neuen Bauten auf den Ruinen zu 
errichten usw. (Nationalzeitung.) M. 


87. Bei Bauarbeiten in Rom auf dem Grund und 
Boden der italienischen Kommerzbank stiess man in 
einer Tiefe von 11 m auf eine Galerie. Nach einigen 
Tagen wurde eine wohlerhaltene, wundervolle Niobi- 
denstatue aus parischem Marmor zutage gefördert. 

(Der Tag 1907, No. 155.) F. 

88. Metapontion. Aus Neapel wird berichtet: 
Auf der grossen Ebene, die einst das Weichbild der 
Stadt Metapontion darstellte, entdeckte man bei der 
Vornahme von Bodenregulierungsarbeiten Fragmente 
und Fundamente, die auf das Vorhandensein grie- 
chischer Gräber und Gebäude hinzuweisen schienen. 
Auf Veranlassung des Ministeriums begab sich Prof. 
Spinazzola an die Ausgrabungsstätte und untersuchte 
die ans Licht gebrachten Ueberreste aus dem Alter- 
tum. Er entdeckte Gräber und nahm infolgedessen 
im Norden und im Süden der alten Stadt weitere 
Augrabungen vor. Die Gräber, die aus der grie- 
chischen Zeit stammen, befinden sich auf sumpfigem 
Gebiete in einer Tiefe von mehr als einem Meter 
unter der Bodenfläche. Einige sind mit grossen 
Ziegeln bedeckt, andere mit zylinderförmigen Ziegeln, 
noch andere mit Steinen. Ein Grab, das der Ruhe- 
platz einer hervorragenden Persönlichkeit zu sein 
scheint, ist aus grossen und schweren Steinplatten 
bergestellt; auf einer der Schnittflächen sieht man 
eine Anzahl griechischer Buchstaben; im Grabe liegen 
neben dem Skelett kleine Vasen und andere Gegen- 
stände. Alle Funde sind gut erhalten. Die Schädel 
sollen nach Neapel gebracht und dort gemessen 
werden; die Schädelbildung lässt aber schon jetzt 
keinen Zweifel über den griechischen Ursprung der 
Skelette, und man kann mit Sicherheit annehmen, 
dass die Grüber aus dem vierten Jahrhundert v. Chr. 
stammen. An einer anderen Stelle der Stadt fand 
man ein grosses Fundament von Steinblicken, die 
zu der Annahme führten, dass sich hier einst ein 
Tempel befunden habe. Prof. Spinazzola stellte je- 
doch fest, dass es sich um Reste der alten Stadt- 
mauer handelt. Die Ausgrabungen werden eifrig fort- 
gesetzt. (Deutsche Tagesztg. 1907. М. 136.) F. 


89. Die letzten Ausgrabungen der franzósischen 
Schule in Athen vom April bis zum September 1906 
auf Delos erstreckten sich auf den Tempelbezirk, 
auf die Stätte des Theaters, auf die Umgebung des 
Klubs der Poseidoniasten und auf den heiligen See. 
Die architektonische Ausbeute war beträchtlich. Ein 
grosses Säulentor nördlich vom Heiligtum mit dem 
Namen des Antigonos Gonatas; ein kreisrundes Monu- 
ment, das Athener ihren Vorfahren geweiht hatten, 
und verschiedene Hüuser wurden aufyedeckt; das 
vollständigste war das „Haus der Kleopatra*. Die 
dort entdeckte Inschrift besagt, dass Kleopatra, die 
Tochter des Adrastos aus Attika, eine Statue ihres 
Gatten Dioscurides errichtet habe. Nach dem ebenfalls 
angegebenen Namen des Archonten Timarchos ist 
das Bauwerk iu das zweite Jahrhundert v. Chr. zu 


265 [No. б.) 


datieren. Die ganze stattliche Villa ist jetzt ans 
Licht gebracht mit ihren dorischen Säulen, іп schönster 
Lage auf einer Anhöhe. Selbst die Bewohner, oder 
wenigstens ihre Bilder, sind noch da, die Statue der 
Frau so an ihrem ursprünglichen Platze. Die 
Frauengestalt steht da in einfacher, eleganter Haltung, 
den rechten Arm unter den linken geschlagen; der 
Kopf fehlt. Die Statue des Mannes ist weniger voll- 
ständig und konnte daher nicht wieder aufgebaut 
werden; beide erhoben sich jedenfalls nebeneinander 
auf dem grossen Piedestal, das die Inschrift trägt. 
Unter den Funden an plastischen Werken ist der 
merkwürdigste der von fünf Kolossalfiguren von Löwen 
in Marmor von der Hand Naxos, die in regelmässigen 
Zwischenräumen aufgestellt waren und gleichsam 
Wache hielten. Die Figuren sind 1,73 Meter hoch 
und haben ein archaisches Gepräge. Sie sind einzig 
in ihrer Art, und nach der ziemlich rohen und naiven 
Technik zu schliessen, können sie auf das 7. Jahr- 
bundert v. Chr. zurückgeben, es sei denn, dass sie, 
wie Salomon Reinach vermutet hat, einen Teil eines 
Weibgeschenks gebildet hätten, das Krösus, dessen 
mythologischer Ahne ein Löwe war, gesandt hat. 
Aus der archaischen Epoche wurden auch noch ein 
mykenisches Grab, das etwa aus dem 12. Jahrhundert 
v. Chr. stammt, und zahlreiche Scherben von sehr 
alten Vasen gefunden. Die anderen plastischen Werke, 
die die letzten Ausgrabungen ergaben, waren sehr 
viel jüngeren Datums. Zu den hervorragendsten 
Funden dieser Art gehört ein schöner Überlebens- 
Ақы Marmorkopf, den man fir einen Dionysos 

alt; der Typus erinnert an die Arbeiten des Skopas. 
Ferner wurde eine grosse Statue der Polybymnia, 
gleichfalls in Marmor, eine ausgezeichnete Kopie des 
im 2. Jahrhundert von Philiskos von Rhodos aus- 
geführten Werkes, entdeckt, von dem auch das Ber- 
liner Museum und der Louvre römische Kopien be- 
sitzen. Die Falten des schweren Tunikastoffes fallen 
tief und kräftig; während der feinere Mantelstoff den 
Oberkórper und die übereinander geschlagenen Arme 
einhüllt. Der Kopf und die Hände sind verloren. 
Von einer Terrakotta-Statuette des jungen Herkules 
is& nur der 6—7 Zentimeter messende Kopf erhalten; 
er stammt zweifellos aus Smyrna. An Terrakotta- 
arbeiten ist Delos besonders reich; seit dem Beginn 
der Ausgrabungen hat man über 860 Stücke gefunden, 
nicht nur Köpfe, sondern auch Masken, Vasen in 
Form von Füssen, Lampen in Form von Barken. U. a. 
hat man ein prüchtiges und fast vollständig erhaltenes 
Kohlenbecken mit wundervollen Blumendekorutionen 
und Ornamenten gefunden. Schliesslich haben dic 
Ausgrabuugen eine reiche Ausbeute an Münzen, Bronze- 
stücken, Drachmen, Tetradrachmen und Hemidrachmen 
in Silber ergeben. (Hamburg. Corresp. 1907, ge 130.) 


90. In Sparta hat das englische Institut im 
vorigen Jahre Ausgrabungen begonnen. Man fand 
Ruinen aus römischer Zeit, in denen sich Marmor- 
tafeln fanden mit Weihungen an die Artemis Orthia. 
Geweiht wurde der Göttin die Strigilis der turnenden 
Jugend, welche in einer Vertiefung des Marmors be- 
festigt wurde. Іп grösserer Tiefe fand man Mengen 
von korinthischen Scherben, Figuren aus Bronze und 
Elfenbein, endlich mehr als hundert lebensgrosse 
Masken aus Terrakotta. Noch tiefer lagen geometrische 
Scherben und Bronzesachen, zahlreiche Spangen mit 
vier Spiralen und Bleifiguren, welche Reiter, Hopliten, 
Frauen, auch Krünze darstellen. Nicht weniger als 
3000 solcher Bleifiguren und 7000 Bleikrünze sind 
bisher gezählt, alles Weihgeschenke für die Artemis. 
Die Ausgrabungen sollen auch anderen Teilen des 
alten Spurta zugute kommen. Auch im Theater sind 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Mai 1907.] 266 


inschriftliche Funde geglückt, darunter eine Ehren- 
inschrift für den Kaiser Florianus und ein kultur- 
historisch sehr wichtiger Stein mit dem Reglement 
für die Feier der Leonideia, spartanischer Wettspiele. 
Endlich ist die antike Stadtmauer weithin verfolgt 
worden. Sie bestand aus Luftziegeln, die auf steinerner 
Grundlage ruhten und von richtigen Dachziegeln mit 
der Fabrikmarke „von der öffentlichen Mauer“ über- 
deckt waren. (Hamb. Corr. 6. III. 07.) F. 

Die griech. arch. Ges. hat sich im Jahre 1906 
mit beachtenswerten Ausgrabungen und Restaurations- 
arbeiten beschäftigt. Wie bei der jüngsten Jahres- 
versammlung Kavvadias ausführte, wurden folgende 
Ausgrabungen vorgenommen: 

91. In dem bei Огоров belegenen Amphiareion 
legte Leonardos eine antike Quelle und Wasserbecken 
in situ, sowie ein grosses Gebäude frei, das allem 
Anschein nach als Unterkunft für die zu den Festen 
nach dem Heiligtum strömenden Fremden diente und 
die auf Inschriften erwähnten Kaufläden enthielt. 

92. (vgl. 40). Іп Sunion wurden von Herrn Steis 
zwei kolossale archaische Statuen von dem Typus 
der sogenannten Apollofiguren, sowie die Basen 
nebst den Füssen zweier ühnlicher Statuen aufge- 
deckt. Diese Funde stammen aus einer nach den 
Perserkriegen vorgenommenen Aufschiittung. 

93. Auf Eubóa hat Papavassilion іп der Nühe 
von Chalkis zahlreiche Grüber, ühnlich den auf den 
Cyxladen und in Mykenü entdeckten, freigelegt; die- 
selben enthielten sehr viele Vasen. 

94. Auf Naxos setzt Stephanos die Durchfor- 
schung der ältesten Nekropolen der Stadt fort und 
legte zahlreiche Grüber frei. 

90. In Aetolien und Lokris wurden von Soti- 
riadis topographische Untersuchungen vorgenommen, 
eine sehr alte Ansiedlung aus der neolithischen 
Periode entdeckt und ein Temenos, welches Gräber 
aus vormykenischer Zeit bedeckte, aufgegraben. 

96. In Korinth wurden von Skias Spuren der 
von Pausanias erwähnten beiden Strassen aufgefunden, 
welche nach dem Markt führten, sowie einige Teile 
der westlichen langen Mauer. Durch diese Funde 
wird die Lage der alten Agora genau bestimmt. 

97. In Lykosura wurde von Kuruniotis im Heilig- 
tum der Despoina gegraben und der Platz in der Nähe 
des Megaron erforscht. Aus den Ausgrabungen er- 
gibt sich die Tatsache, dass das Megaron dem Altar 
von Pergamon ähnlich ist. 

98. In Epidauros nahm Kavvadias Ausgrabungen 
zur genaueren Feststellung einiger schon früher ent- 
deckter Gebäude vor. 

99. In Phigaleia dauerten die Arbeiten zur 
Wiederaufrichtung des Apollotempels vermittelst dos 
erhaltenen antiken Materials fort. Die Tempelwände 
sind fast vollständig aufgerichtet, desgleichen die 
Halbsäulen im Innern des Heiligtums. Im laufenden 
Jahre wird mit der Festmachung des Tempelunter- 
baues begonnen und sollen einige Epistylblöcke an 
ihren ursprünglichen Platz gelegt werden. 

100. Neu begonnen wurden die Arbeiten zur Stützung 
des baufälligen Tempels in Alt-Korinth. Durch die 
bisherigen Arbeiten wurden mehrere Epistyle gestützt. 
Ausserdem erstreckten sich die Arbeiten noch auf 
die von der amerikanischen Schule aufgedeckte 
Quelle Peirene, die infolge grosser Regengüsse Schaden 
gelitten hatte und der Ausbesserung bedurfte. 

101. Endlich wurden unter Aufsicht des Herrn 
Adamantion die Denkmäler von Mistra einer gründ- 
lichen Prüfung unterzogen und gesäubert. (Vossische 
Ztg. 1907 N. 121.) F 


267 [No. 5.) 


Hus Gelehrten Gesellsehaften. 


In der Sitzung der Vorderasiatischen Ge- 
sellschaft am 10. April sprach E. Brandenburg 
über: Religion und Totenkult in Phrygien. Die un- 
sicheren Ueberlieferungen beiseite lassend und sich 
nur auf die Denkmäler stützend, führte der Vortr. 
zunächst die Voll-Darstellungen von Göttern vor (am 
Arslankaja und der Niobe), sodann die eigentümlichen 
Abkürzungen solcher in den „Stufen“-Denkmälern. 
Der Grabkult war zugleich ein Götter- und ein Heroen- 
kult. Die bekannten Fassaden sind ursprünglich sicher 
Gräber (gegen Kórte). Später wurden an die Vorder- 
seiten auch Gótterbilder gemalt und bei diesen Kult 
abgehalten. Dem Charakter des Volkes entsprechend, 
war der Gottesdienst hauptsächlich Verehrung der 
Naturvorgiinge. Die Fruchtbarkeitsgottheit, Kybele, 
stand im Mittelpunkt. — Darauf gab H Winckler 
eine Besprechung und Uebersetzung des Vertrages 
zwischen dem König von Kizvadna und Chattusil, 
König von Chatti. Das Land K., wohl im östlichen 
Kleinasien gelegen, gehórte nach dem Vertrag früher 
zu Chatti, ging danu aber zu den Charri über, die 
in Syrien sitzen müssen, da sie nach einer andern 
Inschrift Karchemisch erobert haben usw. Von diesen 
hat sich jetzt aber K. wieder getrennt, und Sunasura, 
sein König, schliesst mit Chaitusil, oder der „Sonne“, 
wie dieser einfach genannt wird, ein Schutz- und 
Trutzbündnis. Die ,Sonne* erscheint als der Bundes- 
herr, dennoch aber vorkehren beide auf dem Fuss 
der Gleichheit. Der Vertrag bestimmt, dass wenn 8. 
zur Sonne kommt, deren ganzer Hofstaat vor 8. 
aufstehen muss. Bittet die ,Sonne* den S. zu sich, 
dieser will aber nicht kommen, so soll er seinen Sohn 
senden. Welchen seiner Sdhne 8. zum Nachfolger 
bestimmt, den soll die „Sonne“ schützen. Dann 
folgen dieselben Bestimmungen, nur umgekehrt, für 
den andern Teil. — Feinde des einen sollen auch 
die des andern sein. Es folgen Bestimmungen über 
Behandlung von Rebellen u.s. f. Zum Schluss folgt 
eine Gebietsteilung mit Nennung vieler Ortsnamen. 


In der Sitzung der Archäolog. Gesellsch. zu 
Berlin vom 5. März legte Winnefeld die „Karten 
von Leukas* des Hauptmanns von Marées vor. 
Die Anregung zu dem Unternehmen ist von W. Dórp- 
feld ausgegangen. R. Weil sprach über die Gold- 
medaillons von Ábukir. Aus dem grossen Gold- 
fund von Abukir, über den 1902 die ersten Nach- 
richten nach Europa gelangten, sind fünf prüchtige 
Medaillons von dem Münzkabinett der Kóniglichen 
Museen in Berlin erworben worden, und Direktor 
H. Dressel hat kürzlich diese Stücke in den Abh. d. 
Berliner Akad. d. W. unter dem Titel ,Fünf Gold- 
ınedaillons aus dem Funde von Abukir* (mit 4 Tafeln, 
Berlin 1906) eingehend behandelt. Denkmäler dieser 
Art hatte bisher nur das Cabinet des médailles in 
Paris aufzuweisen; es waren die drei prachtvollen, 
1862 bei Tarsos in Cilicien gefundenen Stücke, die 
A. de Longpérier als militärische Dekorationen (pha- 
lerae) erkiürt hat. Erst jetzt, da durch den ügypti- 
schen Fund gleich 20 solcher grossen Medaillons zu- 
tage gekommen sind, ist voller Aufschluss über die 
Herkunft und Bestimmung dieser Denkmäler gewonnen 
worden. Diese Medaillons, die 5—6 cm im Darch- 
messer haben, tragen Porträts Alexanders d. Gr. oder 
doch Darstellungen, die mit ihm in Beziehung stehen. 
Eins erwähnt eine Olympienfeier des Jahres 274 akti- 
scher Aera — 242/43 n. Chr, und der französische 
Numismatiker und Archäologe Robert Mowat hat 
daraus scharfsinnig geschlossen, dass damit die 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


Mai 1907.) 268 


Alexander d. Gr. zu Ehren veranstaltete Olympien- 
feier in der makedonischen Stadt Beroia gemeint ist. 
Die Medaillons sind einst als Siegespreise den Siegern 
ausgehändigt worden. Sie gehören der Zeit an, da 
die römischen Kaiser die hellenische Kultur des Ostens 
vor dem parthischen und neupersischen Reiche schützen 
und damit das Werk des grossen Makedonenkönigs 
Гогіззігеп wollten. О. Puchstein sprach dann über 
pompejanische Theaterbilder und zwar im An- 
schluss an die Dissertation v. Cubes: ,Die rómische 
scenae frons in den pompejanischen Wandbildern 
vierten Stiles“ (ersch. i. d. von C. Garlitt herausg. 
Beitr. zur Bauwissenschaft, Berlin 1906). Cube ist 
mit seiner Arbeit einem Gedanken Puchsteins, dass 
eine kleine Anzahl schóner Wanddekorationen aus der 
letzten Zeit Pompejis zweifellos Bühnenfronten dar- 
stellt, vom Standpunkte des Architekten aus weiter 
nachgegangen. Er hat zum graphischen Beweise, 
dass diese Auffassung der nach sorgfältigeu Kopien 
Соһев zum Teil zum ersten Male veröffentlichten 
Bilder die richtige ist, durch Grundrisse und Rekon- 
struktionen veranschaulicht, wie die den Malern vor- 
schwebenden Motive in monumentaler Architektur 
aussehen würden. Bei der Vorführung von Licht- 
bildern nach diesen Cubeschen Zeichnungen demon- 
strierte Puchstein besonders an der Gestalt der Pro- 
skenien oder Rampen, an den Tabernakeln oder 
Prostasen mit Bildnischen, endlich an der Verteilung 
und Ausbildung der drei (bezw. fünf) Türen, dass die 
Absicht der pompejanischen Maler, Bühnenfronten 
darzustellen, durch den Vergleich mit wirklichen 
Bühnen, wie der des grossen Theaters in Pompeji 
selbst oder der des Theaters von Arpendos, zur Evi- 
denz erhoben werde. Auf die Deutung und Bedeutung 
des in den pompejanischen Theaterbildern dargestell- 
ten Personals ist Cube als Architekt nicht eingegangen, 
doch könnten auch in dieser Beziehung Rückschlüsse 
auf die zu einer bestimmten Zeit bei der römischen 
Bühne übliche Art der Inszenierung, insbesondere 
des Agierens der Schauspieler, gemacht werden. 
(Voss. Ztg. 1907, No. 144.) Е, 


Mitteilungen. 


Ueber dekorative Kunst im Bronzezeit- 
alter Kretas während der minoischen Epoche, hat 
Fräulein Edith H. Hall, die an den amerikanischen 
Ausgrabungen auf dem Isthmus von Hierapetra be- 
teiligt ist, in den „Transactions“ des „Department 
of Archaeology“ der Pennsylvania-Universitat eben 
eine Studie veröffentlicht (Bd. 2, Teil 1). Ihre Unter- 
suchungen erstrecken sich über eine künstlerische 
Entwicklung von etwa 2000 Jahren, vom 8. bis ins 
1. vorchristliche Jahrtausend hinein. Jener Zeitraum 
wird eingeteilt in eine frühminoische, eine mittel- 
minoische und eine sp&tminoische Periode, deren 
jede wieder in drei Unterperioden (I bis III) zerfülit. 
Zu Beginn fühlte sich der Sinn für Gleichgewicht, 
Rhythmus und Harmonie durch das einfachste ge- 
ometrische Linienornament, besonders durch die 
Zickzacklinie, befriedigt. Der nachgewiesene Gebrauch 
des Pinsels beeinflusst dann die Umbildung dieses 
geradlinigen Ornaments in ein Ornament mit krummen 
Linien, und in der frühminoischen Periode III folgen 
viele Versuche in der Krummlinien-Ornamentik. Es 
finden sich darunter Motive, die wirklichen Gegen- 
stánden gleichen und dem primitiven Sinn für nach- 
ahmende Kunst Genüge tun. Konventionelle natura- 
listische Zeichnungen, die dort gelegentlich beginnen, 
setzen sich mit wachsendem Realismus durch die 
mittelminoische Periode II fort; typischer für sie ist 


269 (Ко. 5.) 


aber die nicht nachabmende Ornamentik. Manche 
Zeichnungen erreichen eine hohe künstlerische Stufe, 
wührend andere roh und phantastisch sind. Das 
Vorherrschen dieser Art von Zeichnungen geht der 
Anwendung der Mehrfarbentechnik parallel. [n der 
mittelminoischen Periode ІП überwiegen rein na- 
turalistische Zeichnungen die nicht nachahmenden. 
Teilweise sind sie Agyptischem Einfluss zuzuschreiben; 
aber kretische, infolge langer Uebung in künstlerischer 
Anwendung von Linie und Farbe geschickte Zeichner 
sind imstande, sowohl natürlichere als auch mehr 
dekorative Wirkungen zu erreichen als ägyptische 
Künstler. In der Zeit der grossen Paläste in Knossos 
und Phaistos ersetzen konventionelle Blumen teil- 
weise die naturalistischen Motive, und es ist der 
Beginn einer Neigung, die Flächen in kleine Felder 
zu teilen, wahrnehmbar. In der spätminoischen Pe- 
riode III endlich werden verschlechterte Formen 
naturalistischer Motive verständnislos kupiert; es ist 
des Kiinstlers Hauptzweck nur der, die Felder oder 
Zonen, in die er seine Flächen teilt, mit Ornamenten 
zu bepacken. Ein solches Dekorationssystem beweist 
picht nur einen Mangel an künstlerischer Originalität, 
es ist auch der Vorläufer eines rein geometrischen 
Stils. (Vossische Ztg. 1907. N. 165.) F. 


Zeitsehriftensehau. 


Abh. d. S. Ak. d. W. L pg Phil.-Hist.E1. 1907. 
XXVI, 3. E. Sievers u. H Guthe, Amos, metrisch 
bearbeitet. 


Acad dee Insoriptions et Belles Lettr. 1907. 
Janv. E. Senart, Une nouvelle inscription d’Aéoka. 


Allgem. Evang. Luth. Kirchenstg. 1907. 
13. о. 14. G. Hölscher, Pharisäer und Sadduzier (I). 


Amer. Journ. of Archaeology. 1907. 

XI, 1. C. Ward, The Temple at Mushennef, 
Haurán, Syria. — H. B. Hawes, Minoans and Myce- 
naeans. — Н. C. Butler, The Dome in the Architec- 
ture of Syria. — D. M. Robinson, New Inscriptions 
from Sinope. — G. F. Wright, Recent Discoveries in 
the Mounds of Ohio. — Ch. C. Torrey, Traces of 
Portraiture in Old Semitic Art. 


Archiv f. Gesoh. d. Philos. 1907. 

XIII. M. Horten, Berichte über Neuerscheinungen 
auf dem Gebiete der Geschichte der arabischen Philo- 
sophie (Besprechungen von Werken von 1889 ab). 


Archiv f. Religionswissensch. 1907. 

X, 2. Н. Holtzmann, Die Markus-Kontroverse in 
ihrer heutigen Gestalt. — R. Herzog, Aus den As- 
klepieion von Kos (Schlange u. Hund in der Mytho- 
logie u. a.) — L. Weniger, Feralis exercitus. — 
Sam. Wide, Chthonische und himmlische Götter. — 
R. Raum, Blut- und Speichelbiinde bei den Wad- 
schagga. — W. Foy, Melanesien. — Н. Meltzer, 
Zentralasiatischer Aberglaube. — J. Boehmer, Zu 
Genesis 1 und 2. — L. Deubner, Anitschkoffs Rit. 
Frühlingslied, 2. Teil; Primitive Vorstellung von der 
Seele; Hubert, Etude sommaire de la reprósentation 
du temps dans la religion et la magie. Cumont über 
Mysterien des Sabazios und Judaismus. — Mitteilung 
über Konrad Kesslers handschriftlichen Nachlass. 


The Athenaeum. 1907. 

4142. V. Clark, Labour Movement in Austral- 
besp. v. —. 
4143. Н. Jermingham, From West to East; Sinai 
and Petra the Journal of Emily Hornby in 1899 and 
1901; H Rix, Tent and Testament: a Camping Tour 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITONG. 


[Mai 1907.) 270 


in Palestine; W. Ewing, Arab and Druze at Home; 
E. A. W. Badge, Cook's Handbook for Egypt and 
the Südán; Abdullah Jusuf-Ali. Life and Labour of 
the People of India, besp. v. —. 

4146. J. B. Mayor, The Epistle of St. Jude and 
the Second Epistle of St. Peter: Greek Text; E. F. 
Scott, The Fourth Gospel: its Purpose and Theology: 
G.S. Workman, The Servant of Jebovah: or the Passion- 
Prophecy of Scripture Analyzed and Elncidated; 
C. Cornill, Introduction to the Canonical Books of 
the Old Testament. Translat. by G. Н. Вох. — W. 
Hole, The Life of Jesus of Nazareth, besp. v. —. 


Beilg. zur Allgem. Zeitg. München. 1907. 

75. J. Lippert, Bibelstudien eines modernen 
Laien, besp. v. J. Kübel. — Die Reden Gotamo 
Buddhos aus der lüngeren Sammlang Dighanikayo 
des Pali-Kanons, übers. v. К. E. Neumann I, besp. 
v. À. v. Mensi. 

81. L. Reinhardt, Der Mensch zur Eiszeit in 
Europa und seine Kultur bis zum Ende der Steinzeit, 
bespr. v. A. Sieberg. — Neues von DS. Tafels Tibet- 
reisen. (Eine unterbrochene Expedition. — Audienz 
beim Dalai-Lama.) — Erforschung des Birket-el- Kerün 
(„Hörner-See“, in der Provinz Fayüm). 

85. A. Askani, Alte Handechriften- und Bücher- 
schütze und ibre Bewertung. 


Beiträge z. Förd. christl. Theol. 1906. 
8. H Appel, Die Komposition des äthiopischen 
Henochbuches. 


Berl Philolog. Wochenschr. 1907. 

13 J. Partsch, Aegyptens Bedeutung für die 
Erdkunde, besp. v. Bissing. 

14. Paulys Real-Enzyklopädie der klassischen 
Altertumswissenschaft, besp. v. Wide. — G. Cousin, 
Kyros le Jeune en Asie mineure, bespr. v. Th. Lenschau. 

15. L. Cantarelli, La serie dei prefetti di Egitto. 
I, besp. v. P. M. Meyer. — Carton, Те sanctuaire de 
Tanit à El-Kénissa, bespr. v. А. Schulten. 

16. E. Merten, De bello Persico ab Anastasio 
gesto (502--506), bespr. v. E. Gerland. 


Der Beweis des Glaubens. 1907. 

XLII. 1,2,8. Ed. König, Der alttestamentliche 
Prophetismus mit Rücksicht auf die neuesten Funde 
und Hypothesen betrachtet. 


Bibl. Studien. 1907. 
III. 1 u. 2. F. Tillmann, Der Menschensohn. 


Bull. Bibl. et Pédagog. du Mus. Belge. 1907. 

9, 4. А. Deissmann, Die Septuaginta-Papyri und 
andere altchristliche Texte, besp. v. М. Hohlwein. — 
L. Cantarelli, Lu Serie dei prefetti di Egitto I., A. 
Stein, Die Stellvertretung im Oberkommando von 
Aegypten, besp. v. J. P. Waltzing. — L. Hahn, Rom 
und Romanismus im griechisch- römischen Osten. besp. 
v. А. Delatte. — Fr. Leo, Die Originalität der 
römischen Litteratur, bespr. v. J. Hubaux. — E. 
Windisch, Die altirischen Heldensagen, besp. v. V. 
Tourneur. — M. Schanz, Geschichte der römischen 
Literatur, 3. Aufl, bespr. v. — Fr. Cumont, Les reli- 
gions orientales dans le paganisme romain, besp. v. —. 


Bullet. de Oorresp. Hellén. 1907. 

I—II. S. Reinach, La mort du grand Pan (Ver- 
gleichende Studien über den Kult der alten Kultur- 
völker). 

Bull. Int. de l'Ac. d. So. de Oracovie. 1906. 

6 u. 7. Th. Smolefiski, Etat actuel des recherches 
égyptologiques. 


271 [No. 5] 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Mai 1907.) 272 


La Ohron. des Arts et de la Curiosité. 1907. 

13. Corso elementare di Storia dell’ arte I. 
Arte dell’ evo antico par G. Carotti, bespr. v. R. M. 
— H. Luckenbach e Dr. Adami, Arte et Storia nel 
Mondo antico, besp. v. A. M. 


Comptes Rendus 1906. 

Dez. Sitzungsberichte vom Dez. 1906. Register. 

1907. Jan. Sitzungsberichte vom Januar. — 
E. Pottier, Rapport sur Jes travaux exécutés ou en- 
couragés à l'aide dea arrérages de la fondation Piot. 


Deutsche Lit.-Zeit. 1907. 

11. Alf Torp, Etruscan notes, bespr. v. F. Skutsch. 
— С. Mommert, Widerlegung der Widersprüche 
frommer Juden und Christen gegen die Blutbeschul- 
digung der Juden, bespr. v. C. Basel. 

12. P. Wendland, Die hellenistiach -römische 
Kultur in ihren Beziehungen zu Judentum und Christen- 
tum, besp. v. Deissmann. — Ermengildo La Terza, 
Atharvaveda, trad. e comment, besp. v. H. Ulden- 
berg. — S. A. Kapadia, Die Lehren des Zoroaster 


und die Philosophie der Parsen-Religion. Aus d. 
Eugl. übers. v. A. M. Heinek, bespr. v. — 
13. О. Stählin, Clemens Alexandrinus 2. Bd., 


bespr. v. H. Lietzmann. — Fr. Zange, Das Johannes- 
evangelium od. Christentum und Griechentum, bespr. 
v. W. Soltau. — Mehmed Tevfiq, Ein Jahr in Kon- 
stantinopel; Ahmed Hikmet, Türkische Frauen, bespr. 
v. P. Horn. — Dichtergrüsse aus dem Osten Japanische 
Dichtungen, übertragen von K. Florenz, bespr. v. — 

14. A. J. Polak, Die Harmonisierung indischer, 
türkischer und japanischer Melodien, besp. v. A. 
Thierfelder. — H. Hirt, Die Indogermanen, ihre Ver- 
breitung, ihre Urheimat und ihre Kultur. 2. Bd., 
bespr. v. O. Schrader. 

15. L. Grünhut, JNA YI), Abhandlungen und 
Aufsütze wissenschaftlichen Inhalts, bespr. v. W. 
Bacher. — Н. L. Strack, Hebräische Grammatik. 
9. Aufl, bespr. v. —. — K Güterbock,. Byzanz und 
Persien in ihren diplomatisch-völkerrechtlichen Be- 
ziehungen im Zeitalter Justianians, bespr. v. J. Kohler. 

16. C. Bezold, Zur Babel-Bibel-Frage. 


Deutsche Revue. 1907. 
April. Graf Ed. Wickenburg, Abessinien (Schluss). 


Deutsohe Rundschau. 1907. 
7. Н. Gunkel, A!torientalische Nachdichtungen. 


Deutsche Rundsch. f. Geogr. u. Stat. 1907. 

XXIX, 7. E. Voigt, Die Heimat der Urgormanen. 
— Die uralten Kairergräber der Japaner. — Höhlen- 
wohnungen in Afrika. 


Die Deuteche Sohule 1907. 
1. F. Paulsen, Eine neue Schrift Hermann 
Gunkels (Elias, Jahve und Baal). 


The Expoeitor. 1907. 

VII, 15. B. W. Bacon. Lucan versus Johannine 
Chronology. — Th. Barns, The Number of the Beast: 
a Warniog against Mithras Worship. — A. R. Gordon, 
Job II. — J. R. Harris, Irenaeus on the Apostolical 
Preaching. — J. H. A. Hart, The Scribes of the 
Nazarenes. W. M. Ramsay, Pisidian Antioch. 


Tbe Bxpository Times. 1907. 

ANIL 7. Light on the Old Testament from 
Babel. — Has the Name of Jahweh been discovered 
on the Babylonian Monuments? — A. A. Brockington, 
Some Characteristics of Old Testament Miracles. — 
J. Moffatt, The Date of Galatians. — A. Deissmann, 


The New Testament in the light of recently disco- 
vered texta» of the graeco-roman world. — А. Glyn 
Leonard, The Lower Nigor and its Tribes, besp v. —. 
Hume, Dialogues Concerning Natural Religion; J F. 
Genung, The Hebrew Literature of Wisdom; A. Mac- 
laren, Expositions of Нсіу Scripture; W. Ewing, 
Arab and Druze at Home; J. B. Mayor, The Epistle 
of St. Jude and the Second Epistle of St. Peter; 
Т. G. Tucker, Life in Ancient Athens; A. Lyall, 
Asiatic Studies 2 vols, besp. v. —. — 8. R. Driver, 
Notes on the Book of Judges. — W. Ewing, The 
Mount of Transfiguration. — M. D. Gibson, The Story 
of Lazarus, A. Souter, The Relationship between Titus 
and Luke. 


Frankf. Ztg. 
61. 1. Mrg.-Bl. 
83. 1. Mrg.-Bl. 


1907. 
E. Gutbrod, Durch Phónizien. 
L. Bauer, Orient- Bummel. 


Illustr. Ztg. 1907. 

3322. G. K. L. Huberti de' Dalberg, Aus den 
fernsten Grenzmarken des Zarenreiches. I. Vom russisch- 
persischen Grenzgebiet. 

3324. id., Aus den fernsten Grenzmarken des 
Zarenreiches. II. Kaukasien und Russisch-Zentralasien. 


Jhrsbr. üb. d. Frtschr. d. kl. Altortw. 1907. 

XXXIV, 9/10. W. Liebenam, Bericht über die 
Arbeiten auf dem Gebiete der römischen Staatsalter- 
tümer von 1889 — 1901 (1904) (Fortatzg.) — P. Viereck, 
Die griechischen Papyrusurkunden (1899—1905). 


Journal des Savants. 1907. 

3. G. Perrot, Histoire de l'art depuis les premiers 
temps chrétiens jusqu'à nos jours. — E. Kalinka, An- 
tiko Denkmäler in Bulgarien, bespr. v. В. C. — 
W. Wundt, Völkerpsychologie, besp. v. S. R. 


Klio. 1907. 

VII, 1. J. Beloch, Die Könige von Karthago. — 
Mitteilungen u. Nachrichten: Die vorjährigen deutschen 
Ausgrabungen in Aegypten, v. L. Borchardt. 


Literar. Zentralbl. 1907. 

12. A. Mischlich, Wórterbuch der Hausasprache. 
I. Hausa-Deutsch, bespr. v. H. Stumme. 

13/14. Fr. Maurer, Völkerkunde Bibel und 
Christentum. L, besp. v. M. Chr. -- L. Hahn, Rom 
und Romanismus im griechisch-rómischen Osten, besp. 
v. A. Stein. — W. G. Holmes, The age of Justinian 
and Theodora, besp. v. E. Gerland. — Atharva-Veda 
Samhita. ‘Translat. by W. D. Whitney edit. by Ch. 
К. Lanman, hesp. v. Ggr. — B. Faddegon, Camkaraé 
Gitäbhäsya, besp. v. Htl. 

15. С. Schaarschmidt, Die Religion, besp. v. 
C. C. — O. Strauss u. P. Deussen, Vier philosophische 
Texte des Mahäbhäratam, besp. v. R. Schmidt. — 
K. Sethe, Urkunden der 18. Dynastie. 8. Heft; G. 
Steindorff, Urkunden des ügyptischen Altertums. IV. 
Abtlg. 8. Heft, bespr. v. J. Leipoldt. — H. V. 
Hilprecht, Explorations in tbe Bible Lands during 
the 19th Century; id., Die Ausgrabungen der Uni- 
versität von Pensylvania im Bél-Tempel zu Nippur, 
bespr. v. C. B. — L. Wenger, Die Stellvertretung im 
Rechte der Papyri, besp. v. Preisigke. 

16. F. Küchler, Die Stellung des Propheten 
Jesaja zur Politik seiner Zeit, bespr. v. -rl-. — K. 
Güterbock, Byzanz und Persien in ihren diplomatisch- 
völkerrechtlichen Beziehungen im Zeitalter Justinians, 
bespr. v. G. Kr. — A. Ungnad, Babylonisch- assyrische 
Grammatik, bespr. v. O. Weber. — H. Junker, 
Grammatik der Dendoratexte, bespr. v. J. Leipoldt. 


378 (Мо. 5] 


Al-Maohriq. X. 1907. 

No. 4 (15. Febr). P. L. Jalabert, Les principales 
découvertes de papyrus. — M. Alouf, La Triade de 
Baalbek. — Р. d Lammens, Causeries góographiques 
sur la Syrie (suite): La position de la Syrie. — L'abbé 
T. Goqq, Les Supérieurs de la branche alépine de 
lordre Basilien (1829—1907). — P. L. Oheikho, Un 
témoin oculaire de la vie des Péres du désert (Palla- 
dius). — Un traité sur les noms fóminins irréguliers 
par Nour ed- Din al-Hoseini. Hrsg. v. L. Chelkho. 
Der Vf., Nor ad-Din b. Ni mat Allah al-Husaini al 


Gasá'iri ist ein später Schriftsteller. Besprechungen: 
Semitic Study Series I (Tabari-de Goeje) und VI 
(Bupári-Torrey); Duval, Littérature Syriaque Be ed.; 
Littmann, Modern Arabic Tales. 

No. b (1. Mürz). Em. Khacho, Monographie du 
Liban. — P. L. Cheikho, Histoire de la Littérature 
persane ido Sie M. G. Browne. — Quelques chapitres 
d'hygióne d'un ancien médecin, aus einer etwa 200 
Jahre alten Hs. herausgegeben von P. Cheikho. Der 
Verf. war nicht zu ermitteln. — Besprechungen: Moh. 
ben Cheneb, Proverbes arabes de l'Algérie et du 
Maghreb P. [I; Kampffmeyer, Liste ar. Werke. 

No. 6 (15. Mürz). P. L. Chetkho, La Littérature 
arabe au XIXe siócle. — L’abbé C. Charon, Les 
sièges ts de Tyr; St. Jean d'Acre. — Dr. Н. 
Daraouni, Le Ribés. Ueber die Pflanze ribás (ribes). 
— Discours religieux du Patr. Elia ІП (Хе siöcle). 
Aus 2 Hss. arab. herausgegeben. — P. H. Lammers, 
Causeries géographiques sur la Syrie (suite). — Deux 
documents arabes attribuós à Aristote, édités par 
le P. L. Chelkho. Aus der Hs. 408 der Vaticana 
herausgegeben. 1 = Wastjat Aristatalis lil-Iskandar. 
2 = Ri Aristätälis Иа 'l-Iskandar fi 't-tadbir. 
Uebersetser ist wahrscheinlich Hussain b. Ishaq 
Jedenfalls ist die Uebersetzung ülter als 377 H., da 
ein Stück von No. 2 sich würtlich im Fihrist findet. 
Das griechische Original konnte nicht nachgewiesen 
werden. — Em. Khacho, Monographie du Liban (suite). 
— Besprechungen: Musil, Karte von Arabia Petraea; 
тасу Amborst of Hackney, Sketch of Egyptian History. 
— Varia: Ein Brief von Frangois Pétis de la Croix 
an den баў Naufal al-Häzin vom J. 1713. 

Ко. 7 (1. April). Р. L. Chelkho, La Semaine 
Sainte dans les rites orientaux. — P. Anastase O. C., 
Restes des monuments ‘abbasides à Bagdad. — Deux 
Documenta (vgl. oben No. 6), Schluss. — Em. Khacho, 
Monographie du Liban (suite). — Professeurs de la 
Faculté Orientale, Bulletin d'Écriture Sainte. Lite- 
raturbericht über 1906. — Besprechungen: Hall, Coptic 
and Greek Text; Chaine, Gramm. Ethiopienne. .- 
Varia. Une nouvelle copie de la poésie de Samaoual. 
Mit Beziehung suf Maäriq IX 482 und 674. Arab. 
herausgegeben. 


Mittell aus d. Histor. Litt. 1907. 
2. H. Winckler, Die babylonische Weltschüpfung, 
(u.) М. Löhr, Alttestamentliche Religionsgeschichte. 


Mittell. u. Nachr. d. Dt. Pal.-Ver. 1907. 
lu 2. E. Baumann, Bericht über Revue biblique 

. 1905. — Kurze Mitteilungen: Hidschäz- 
n. 


х? 1. J. Pascoe, odino byzan 
.J. oire gli tine de 527 à 
847, bespr. v. F. G i 


Nature. 1907. 
No. 1968. E. Smith, The art of embalming in 
ancient Egypt, bespr. v.! 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Mai 1907.) 974 


N ous Jahrb. f. d. Kl. Alt., Gesch.u. deutsch. 


Lit. 

XIX u. XX, 3. D. M. Robinson, Ancient Sinope, 
besp. v. J. J. — M. Calvary, Die Geburtstagsfeier des 
Monarchen bei den Griechen und Römern. 


Neue Philolog. Rundschau. 1807. 

6. Marie Pancritius, Studien tiber die Schlacht 
bei Kunaxa, besp. v. R. Hansen. 

1. J. Geffcken, Aus der Werdezeit des Christentums, 
besp. v. G. Fr. — G. Hölscher, Der Sadduzäismus, 
besp. v. * * — Carton, Le sanctuaire de Tantt à el 
Köénissa, bespr. von А. Schulten. 


The Nineteenth Oentury. 1907. 
962. А Colvin, Egypt to-day. — Lady Thompson, 
A Ride through Bosnia &nd the Hercegovina. 


Nuova Antologia. 1907. 
847. R. Ottolenghi, J. „Falasha“ (in Abessinien). 


Oesterr. Rundschau. 1907. 

XI, 2. L. v. Schroeder, Altarische Religion. — 
A. Hinneburg, Ein  militürisches Streiflicht auf 
Marokko. 


Protestantenblatt. 1907. 

12. K. Budde, Geschichte der althebrüischen 
Literatur; A. Bertholet, Apokryphen und Psendo- 
epigraphen, besp. v. K. Kautzsch. — A. Huck, Synopse 
der drei ersten Evangelien, besp. v. — 

18. W. Fr. Der Walfisch des Jona (besp. Hans 
Schmidts „Jona“, eine Untersuchung zur vergleichenden 
Religionsgeschichte). — Dr. Menzel, Meine Reise nach 
Jerusalem, besp. v. — 


Protestantische Monatshefte. 1907. 

XI, 3. K. Stier, Paulus ther die Sünde und das 
Judentum seiner Zeit, — P. Wendland, Die Hellenistisch- 
Römische Kultur in ihren Beziehungen za Judentum 
und Christentum, bespr. v. L. Kóhler. 


La Rev. de l'Art Апо. et mod. 1907. 
XXI, 121. G. Mendel, Les Figurines de terre 
cuite du musée de Constantinople i 


Rev. des Bibliothéques. 1906. 

XVI, 9—12. E. Deville, Les Manuscrits de 
l'ancienne Bibliothéque de l'abbaye de Bonport (6 I. 
Bibles Complétes; 8 II Parties de Bibles; 
Bibles. Livres séparés. Ancient Testament; § IV. 
Nouveau Testament; $ V. Interprötes de l'Écriture. 
(Ancient Testament). 


Revue Bleue. 1907. 

XIV. M. Lair, Le Chemin de Fer de Bagdad. 

XV. Marins-Ary Leblond, Une capitale militaire 
saharienne au XIIe siécle Merrakech la Rouge. 


Revue Oritique. 1907. 

11. H. Hirt, Die Indogermanen, ihre Verbreitung, 
ibre Urheimat und ihre Kultur, besp v. V. Henry. 

13. E. Mangenot, L’authenticité mosaïque du 
Pentateuque; C. — A. Briggs and Fr. v. Hügel, The 
Papal Commission and the Pentateuch; F. C. Burkitt, 
The Gospel history and its transmission; H. L. Jackson, 
The Fourth Gospel and some recent German criticism, 
besp. v. A. Loisy. — Nicole, Catalogue des Vases 
Cypriotes du Musée d'Athénes, besp. v. A. de Ritter, 
— W. Vondrak, Vergleichende Slavische Grammatik, 
besp. v. À. Meillet. 

14. A. V. W. Jackson, Persia past and present, 
besp. v. А. Meillet. — W. Lermann, Altgriechische 
Plastik, besp. v. 8. Reinach. — C. Guignebert, Mannel 


275 (Мо. 5.) 


d'histoire ancienne du christianisme, besp. v. А. Loisy. 
— L. Bréhier, L'Eglise et l'Orient au moyen &ge, 
Les croisades, besp. v. M. D. 


Rev. des Deux Mondes. 1907. 
LXXVII, 5. P. Imbert, Le chemin de fer de 


Bagdad. 


Rev. de lHist. des Religions. 1906. 

54. 8. M. Recon, Le Shintofsme (suite). — А. 
Cabaton, Raden Pakr випап de Giri. Légende mu- 
sulmane javanaise — A. Lods, La croyance à la vie 
future et le culte des morts dans l'antiquité israélite 
besp. v. В. Dussaud. — В. G. Frazer, Adonis, Áttis, 
Osiris besp. v. A. van Gennep. — J. Wellhausen, 
Einleitung in die drei ersten Evangelien; id., Das 
Evangelium Lucae übersetzt und erklürt besp. v. A. 
Loisy. — A. ai Le quatriéme évangile besp. v. E. 
v. Faye. — 8. Minocchi, Storia dei Salmi e dell'idee 
Messianice; id., Salterio Davidico; Salmi Messianici; 
Salmi oradotti dal testo triginale e commentati IL 
ed. besp. v. T. André. — A. van Gennep, Mythes et 
légendes d'Australie besp. v. N. W. Thomas. — W. 
H. Roscher, Die Hebdomadenlehren der Griechischen 
Philosophen und Aerzte besp. v. A. J. Reinach. — 
R. Ottolenghi, Voci d'Oriente besp. v. id. — Sinuthii 
archimandritae vita et opera omnia edt J. Leipoldt 
adjuv. W. Crum besp. v. L.-B. Chabot. — A. Souter, 
A. Study of Ambrosiaster besp. v. Ch. Guignebert. — 
W. Engelkemper, Die religionsphilosophische Lebre 
Saadja Gaons über die hl. Schrift besp. v. F Macler. 


— I. G. Fichte, The Vocation of Man. Trad. p. W. 


Smith besp. v. P. Alphandéry.: 


Rev. Intern. de l'Enseignement. 1907. 

58. II P. Boyer et N. Spéranski, Manuel pour 
l'étude de la langue russe besp. v. М. Koschkine. — 
H. Guyot, Les Hémiuiscences de Philon le Juif chez 
Plotin besp. v. E. Bréhier. 


Rev. de Lingu. et de Philologie Oom- 
parée. 1907. 

G.-B. de Fontainieu, Le mouvement Swadéel 
— I. de Urquijo é Ybarra, Obras Vascongadas del 
Doctor Labortano Joannnes d'Etcheberri (1712) besp. 
v. J. Vinson. 


Revue du Monde Musulman. 1906. 

I, 2, A. Le Chatelier, Les Musulmans Russes. — 
А. І. С., Les Senoussiya en Tripolitaine (nach Mit- 
teilungen des Forschungsreisenden М. Slousch) — 
L. B., Populations musulmanes de la Roumanie (Aus- 
stige aus dem in Arbeit befindlichen umfangreichen 
Werk des G. Popescu-Ciocanel) — Н. Dreyfus, Les 
Behals et le mouvement actuel en Perse. — A. Le 
Chatelier, Les Musulmans des Philippines. — A. Cabaton, 
Notes de bibliographie Indo-Néerlandaises. — L. Bou- 
vat, Notes ot nouvelles. — L. Bouvat, La presse 
musulmane (Auszüge). — L. Bouvat, Les livres et les 
revues: Lalibrairie Terbiyete; Türkische Bibliothek 4,6; 
Les derniers publications du docteur G. Jacob; Les 
derniers publications du docteur Eilhard Wiedemann; 
Orientalische Studien, Nöldeke gewidmet; Bibliographie 
égyptienne; Bibliographie musulmane russe. 


La Rev. de Paris. 1907. 
XIV, 2. Fr. Clément-Simon, La Révolution et le 
Grand Turc. 


Revue Polit. et Littér. 1907. 
VII, 4. С. Bouglé, Orientalisme et sociologie. 


Revue des Quest. Histor. 1907. 
161. Ph. Champault, Phéniciens et Grecs en 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Mai 1907.) 976 


Italie d’après l'Odyssóe, u. G. Salvioli, le capitalisme 
dans le monde antique, besp. v. М. Besnier. — В. 
Dussaud, Notes de mythologie syrienne, (u.) Е. Lefrane, 
Les conflits de la science et de la bible (u.) B. Meister- 
mann, La ville de David, bespr. v. R. L. 


The Review of Religions. 1907. 

VI, 2. The Purity of the Text of the Holy 
Quran. — The Religion of the Veda as interpreted 
by the Arya Samaj. — The Amir and the Ahmadiyya 

ovement. — Secret of the Success of Christianity 
in India. 

9. The Purity of the Text of the Holy Quran. 
— Feelings entertained by the Arya Samaj towards 
Muhammadans. 


Revue Sémitique. 1907. 

Janvier. J. Halévy, Recherches bibliques. Le 
livre de Habacuc. Supplément. J. Halévy, Anti- 
nomies d'histoire religiense. Le livre récent de М. 
Stade (Schluss). — R. Brünnow et J. Halévy, Opinions 
et observations sur le sumérien (Forts.) — J. 
Notes sumériennes (Forts. 2— 7). — J. Halévy, Kba- 
warnak et Sinimmár. — A. H. Sayce u. a, Жасай 
papyri discovered at Assuan, Н. Hilprecht, The 
Babylonian expedition. Ser. A. Cuneiform texts 
v. XIV, XV, (u.) Hoffmann, Leviticus, (u.) 8. A. Poz- 
nanski, R. Doza, fils de R. Sa‘adia, (u.) D. H. Müller, 
Semitica III, (u.) V. Aptowitzer, Das Schriftwort in 
der rabbinischen Literatur, besp. v. J. Halévy. — 
Supplément: J. Halévy, La guerre de Sarga-Dénglé 
contre les Falachas Il. traduction frangaise. 


Revue de Théol. et de Philos. 1906. 

6. L. Frohnmeyer et J. Benzinger, Vues et do- 
cuments bibliques. Traduit раг S. Breitenstein, begp. 
v. L. Gautier. 


Rivista di Filologia. 1907. 

XXXV, 1. J.P. Mahaffy, The Progress of Helle, 
nism in Alexander's Empire, besp. v. G. Fraccaroli 
— C. Barbagallo, La fine della Grecia antica, besp' 
v. C. Lanzani. 


Rivista Geogr. Ital. 1900. 
XIII, 10. Fr. Musoni, Studi antropogeografici. 
I sedi umane in Serbia et nei paesi Serbi. 


oe ieee 2. T 

. E. Serao, Leggende del popolo abissino. 
2, K. E. Neumann e G. De Kc I dis- 
corsi di Gotamo Buddho del Majjhimanikayo besp. v. 


Römische Quartalschr. 1906. 

4. A. Baumstark, Palaestinensia. Ein vorläufiger 
Bericht (Ausgrabungen, Altertümer usw. aus späterer 
Zeit). — С.М. Kaufmann, Neue Funde in der Menas- 
Stadt (Karm Abum). 


The Saturday Review. 1907. 

2671. W. Mc. Ramsay, Studies in the history and 
E: of the eastern provinces of the Roman empire, 

esp. v.? 

22672. The Persian future. — F. Moore, The 
Balkan trail, (u.) T. C. Platt, The Turk in the Bal- 
kans, besp. v.? 

2674. E. G. Browne, A literary history of Persia 
from Firdawsi to Sa'di, besp. v ? 

2682. ?, Nationalism on the Nile (über die Lage 
in Aegypten). 

2685. L. Binyon, Persian painting. 


Die Schweis 1907. 
XI, 8. A. Krenn, Bei den Japanesen in Yeddo- 


977 (Ко. 5. ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Mai 1907] 278 
Schwyz. — H. Schlatter, Wanderbilder aus Aegypten | Moderne Anschauungen über den Ursprung der isra- 


aldstina, besp. v. 


Schweiser. Theol. Zeiteohr. 1907. 

XXIV, 1. B. Mossinsohn, Palästina, seine Stellung 
und Bedeutung i in der vorexilischen Literatur des alten 
Testaments. — L. Köhler, Kleine Beiträge zur Septua- 

Med bean — Arn. Meyer, Die Auferstehung 
тыз лер, v. А. W. — Fr. Giesebrecht, Jeremias 

Moi am Texte dargestellt, besp. v. J. Wirz 
2. B. Mossinsohn, Palüstina, seine Stellung in der 
vorexilischen Literatur des alfen Testaments (Schl.). 
— L. Köhler, Sind die aus den 3 ersten Evangelien 
zu erhebenden religiós-sittlichen Ideen Jesu durch 
den Glauben an die Nahe des Weltendes beeinflusst? 
(Fortstzg.). — Id., Kleine Beiträge zur Septuaginta- 

forschung. 


Sitzgbr. d. Anthropolg. Gesellsch. in 
Wien. 1907. 

19. Dez. I. Teutsch, Einiges vom Aberglauben 
der Rumänen. 


Stsgsber. d. K. Pr. Pr. Ak. d. W. 1907. 
VI. VII. A. H. Gardiner, Eine neue Handschrift 
des ME 
ҮШ. IX. X. K. Schmidt, Der І. Clemensbrief 
in altkoptischer Uebersetzung. 
XI. XII. XII. F. W. K. Müller Neutestament- 
liche Bruchstücke in soghdischer Sprache (aus den 


und 


Handschriftenfunden du A. von Le Coq in Turfan). 


Societa Geogr. Ital. 1907. 

VIII. 3. L. Vannutelli, Nella Turchia Asiatica. 

4. L. de Castro, Un convento _ trogloditico ad 
Есей presso Addis-Abeba. — H viaggio del dott. 
Sven Hedin. — Nel Caffa e nel Dauro. 


Сообщенія императорскаго православнаго 
палестнискаго общества 1906. 

XVIII 3) W. A. Solowjeff, Volkstümliche Redens- 
&rten über die Monate und Jahreszeiten in Syrien 
und Palästina. — N. Pomeranzeff, Aus Griechenland. 


4) P. K. Juze, F. Churi, W. A. Solowjeff, Aus 
Syrien. 


Stimmen aus Maria-Laach. 1907. 
2. J. Blötzer, Das heidnische Mysterienwesen 
und die Hellenisierung des Christentums. 


Theolog. Literaturber. 1907. 

1. B. Bäntsch, Altorientalischer und israelitischer 
Monotheismus, (u.) H. Gressmann, Der Ursprung der 
israelitisch-jüdischen Eschatologie, (u.) M. Löhr, Bozi- 
alisinus und Individualismus im alten Testament, (о.) 
М. Löhr, Alttestamentliche Religionsgeschichte, (u.) 
K. Marti, Die Religion des alten Testaments, (u.) H. 
Winckler, Religionsgeschichtler und geschichtlicher 
Orient, b v. Oettli. 

K. Gasser, Das alte Testament und die 

Kritik, (u.) J. Köberle, Zum Kampfe um das alte 
Testament, (u.) W. Maller, Die messianische Er- 
мегаш der verexilischen Propheten, bespr. v. Oettli. 
G. Dalman, Grammatik des Jüdisch-Palästi- 
ee Aramuisch, bespr. v. König. — Fr. Kaulen, 
Einlei in die Heilige Schrift, bespr. v. Wohlenberg. 
— K. Budde, Geschichte der althebräischen Literatur, 
(u.) A. ge Apo hen and Pseude igraphen, 
орто ell, Lehrbuch der r Einleitung 
alte sui — W bem v. Schäfer. — L. Gautier, 
Indroduction à l'ancien testament, (u.) W. H. Green, 
Allgemeine Einleitung in das alte Testament. Aus dem 
Englischen übersetzt, bespr. v. Oettli. — Ed. König, 


elitischen Religion, bespr. v. Schäfer. 


Theol. Lit-Blatt. 1907. 

2. V. Aptowitzer, Das Schriftwort in der rab- 
binischen Literatur, besp. v. E. Koni 

3. J. Kunze, Eine neu entdeckte Schrift des 
Irenäus. — А. Resch, Agrapha. Ausserkanonische 
Schriftfragmente, besp. v. Eb. Nestle. — J. Müller, 
Die Bergpredigt, besp. v. A. Uckeley. 

4. A. Wünsche, Schöpfung und Sündenfall des 
ersten Menschenpaares i im jüdischen und moslemischen 
Sagenkreise mit Rücksicht auf die Ueberlieferungen 
der Keilschriftlitteratur, besp. v. H. Stocks. — E. 
H. van Leeuwen, Bijbelsche Anthropologie, besp. v. 
H. Stocke. 

b. V. Schultze, Christliche Antike. — C. H. H. 
Wright, Daniel and its critics, besp. v. E. König. 

6. F. Kaulen, Einleitang in y heilige Be rift, 
besp. v. Nn. — К. Baedeker, Palästina und Byrien, 
besp. v. G. Hölscher. 

7. E. Riggenbach, Eine wichtige Entdeckung 
für die Pelagiusforschung. — Ch. A. Briggs, A cri- 
tical and exegetical commen on the Book of 
Psalms besp. v. Ed. König. — О. Holtzmann, Neu- 
testamentliche Zeitgeschichte 2. Auflg, besp. v. H. 
Stocks. — F. Wieland, Mensa und nfessio besp. 
v.F. Wiegand. — M. Epstein, Prozessuale Rechtsgrund- 
sitze der Juden in biblischer und nachbiblischer 
Zeit besp. v. Fiebig. 

8. The Babylonian Expedition of the ed. oy H. 
of Pennsylvania Ser. A: Cuneiform Texts ed. b 
V. Hilprecht, Vol. XIV. A. T. Clay, Documents 
the Temple Archives of Nippur dat. in the Reigns 
of Cassite Rulers —; S ol. XV., id. Incomplete 
Dates besp. v. R. Z. — W. L. van Manen, Die Unecht- 
heit des Römerbriefes besp, v. Nn. 

9. R. Smend, Die Weisheit des Jesus Sirach. 
Hebr. und deutsch; id., Die Weisheit des Jesus 
9 шілер: besp. v. H. Stocks. 

h. Zahn, Einleitung in das Neue Testament 
3. cae p v. R. Steinmetz. — L А. Nairn, Пех 
wpwouvng (de sacerdotio) of St. John Chrysostom, besp. 
v. J. Leipoldt. 

12. P. Fiebig. Jona. Der Mischnahtraktat , Ver- 
söhnungstag“, ins Deutsche übersetzt, (u.) Derselbe, 
Pirque ‘aboth. Der Mischnahtraktat „Sprüche der 
Väter“, ins Deutsche übersetzt, bespr. v. (3. Hoennicke. 

14. W. Möller, Die messianische Erwartung der 
vorexilischen Propheten, zugleich ein Protest gegen 
moderne Textzersplitterung, bespr. v. H. Stocks. — 
St. Langdon, Lectures on Babylonia and Palestine, 
(u.) А. Ungnad, Babylonisclt-assyrische Grammatik, 
bespr. v. Dr. R. Z. — G. Hellmann, Welche Religion 
hatten die Juden als Jesus auftrat?, bespr. v. Fiebig. 

15. E. König, Moderne Anschauungen über den 
Ursprung der israelitischen Religion, beepr. v. Dr. R. Z. 


Theolog. Eu Seit. 1907. 

XXXII, 2. A. Houtin, Le question biblique au 
XXe siècle, besp. v. P. Lobstein. — G. Jahn, Das 
Buch Ezechiel auf Grund der Septuaginta hergestellt, 
besp. v. A. Bertholet. — A. Gerson, Der Chacham 
Kohelet als Philosoph und Politiker, besp. v. id. — 
J. H. Moulton, A Grammar of New Testament Greek, 
besp. v. А. Deissmann. — L. Fendt, Die Dauer der 
öffentlichen Wirksamkeit Jesu, besp. v. von Dob- 
schütz. — К. Lake, Facsimiles of the г Frag- 
ments of Codex H of the Pauline Epistles, besp. v. 
Bousset. — 8. Monteil, Essai sur la Christologie de 
Saint Paul, beep. v P. Lobstein. — P. A. Leder, Die 
Diakonen der Aa und Presbyter und ihre ur- 


279 [No. б.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATURNZ EITUNG. 


[Mai 1907.) 280 


christlichen Vorläufer, besp. v. Ed. v. d. Goltz. — 
J. Harris, The Cult of the heavenly Twins, besp. v. 
von Dobschütz. — L. Sybel, Christliche Antike, besp. 
у. H. Hennecke. — O. Flügel, Die Religionsphilosophie 
der Schule Herbarts, besp. v. E. W Mayer. 

3. E. Schürer, Der jüdische Kalender nach den 
aramkischen Papyri von Assuan. 

4. J. G. Frazer, Adonis, Attis, Osiris. Studies in 
the history of oriental religion, besp. v. W. Bau- 
dissin. — A. Neubauer and A. E. Cowley, Catalogue 
of the Hebrew manuscripts in the Bodleian library, 
besp. v. W. Bacher. — P. Krüger, Philo und Josephus 
als Apologeten des Judentums, besp. v. E. Schürer. 
— E. Nestle, Vom Corpus Scriptorum Christianorum 
Orientalium. 

5. H. Strack, Verloren geglaubte Teile des 
palkstinischen Talmuds wiedergefunden. — A. Küm- 
mel, Karte der Materialien zur Topographie des alten 
Jerusalem; id., Materialien zur Topographie des alten 
Jerusalem, besp. v. E. Schürer. — h Oort u. G. 
Wildeboer, Platen-Atlas tot opheldering van bij- 
belsche Oudheden, besp. v. id. — V. O. d Zapletal, 
Das Deboralied, besp. v. G. Beer. — F. Giesebrecht, 
Jeremias Metrik, am Texte dargestellt, besp. v. id. 
— 8. R. Driver, The Book of Job in the revised 
Version, besp. v. id. — A. Harnack, Beitrüge zur Ein- 
leitung in das Neue Testament. II., besp. v. A. Har- 
nack. — D. de Bruyne, Prologues bibliques d'origine 
Marcionite, besp. v. id. — L. Vaganay, Le probléme 
eschatologique dans le IVe livre d'Esdras, besp. v. 
E. Schürer. — I. Guiraud, Questions d'Histoire et 
d'Archéologie chrétienne, besp. v. G. Ficker. — H. 
Plenkers, Untersuchungen zur  Ueberlieferungs- 
geschichte der ältesten lateinischen Mönchsregeln, 
Sorp. v. Grützmacher. — Chr. A. Thilo, Die Religions- 
p osophie des Descartes und Malebranche, besp. v. 

. W. Mayer. 

6. O. Holtzmann, NeutestamentlicheZeitgeschichte, 
2. Aufl , bespr. v. E. Schürer. — A. Bludan, Juden und 
Judenverfolgungen im alten Alexandria, bespr. v. id. 
— R. Knopf, Der Text des Neuen Testaments, bespr. 
v. C. R. Gregory. — H. Zimmermann, Der historische 
Wert der ültesten Ueberlieferung von der Geschichte 
Jesu im Markusevangelium, bespr. v. H. Holtzmann. 
— C. Clemen, Paulus. Sein Leben und Wirken, be- 
spr. v. id. — W. Wrede, Das literarische Rätsel des 
Hebrüerbriefes, bespr. v. R. Knopf. — G. Aicher, Das 
Alte Testament in der Mischna, bespr. v. E. Schürer. 
— L. Hahn, Rom und Romanismus im griechisch- 
römischen Osten, bespr. v. Blaufuss. — Des heiligen 
Irenäus Schrift zum Erweise der apostolischen Ver- 
kündigung eic éntekw vo йлостомхоб xnpúypatoç in 
armenischer Version, entdeckt, herausg. u. übers. v. 
K. Ter-Mökörttschian u. E. Ter-Minassiantz. Nachw. 
u. Anmkg. v. A. Harnack, bespr. v. N. Bonwetsch. 
— E. W. Mayer, Das psychologische Wesen der Reli- 
gion und die Religionen, bespr. v. O. Ritachl. 

7. K. Duncan Macmillan, Some Cuneiform ‘Tablets 
bearing on the Religion of Babylonia and Assyria. 
Nebst einer Abbandlung über die Artikel -ma im 
Babylonisch-Assyrischen v. A. Ungnad, bespr. v. P. 
Jensen. — Novum Testamentum Latine — curavit 
E. Nestle; Novum Testamentum Graece et Latine — 
curavit id., bespr. v. A. Jülicher. — R. A. Hoffmann, 
Das Markusevangelium und seine Quellen, bespr. v. 
H. Holtzmanu. — A. Jülicher, Neue Linien in der 
Kritik dec evangelischen Ueberlieferung, bespr. v. id. 
— G. Hölscher, Der Sadduzüismus. bespr. v. E. Schürer. 
— A. Souter, Tbe Commentary of Pelagius on the 
Epistles of Paul, hespr. v. A. Jülicher. 


8. Kritisch-exegetischer Kommentar über das 
Neue Testament, begründ. v. H. W. Meyer, W. Bousset, 
Die Offenb. Joh., besp. v. H. Holtzmann. — J. Ziegler, 
Der Kampf zwischen Judentum und Christentum in 
den ersten drei christlichen Jahrhunderten, bespr. v. 
E. Schürer. — R. Reitzenstein, Hellenistische Wunder- 
erzählungen, bespr. v. J. Drüseke. — R. J. H. Gott- 
heil, A Selection from the Syriac Julian Romance, 
bespr. v. G. Diettrich. — St. John Chrysostom xepi 
iepwouvne. Edit. by J. A. Nairn, bespr. v. A. Jdlicher. 
— O. Ritschl, System und systematische Methode in 
der Geschichte des wissenschaftlichenSprachgebrauches 
und der philosopischen Methodologie, besp. v J. Lobstein. 


Theologische Quartalsohr. 1907. 

1. van Bebber - Belser, Beiträge zur Erklärung 
des Johannesevangeliums. — P. Vetter, Die armenische 
Paulus-Apokalypse. — L. Fendt, Die Dauer der öffent- 
lichen Wirk eit Jesu, besp. v, Belser. — A. Har- 
nack, Lukas der Arzt der Verfasser des 3. Evan- 

eliums und der Apostelgeschichte, besp. v. id. — 
. A. Kellner, Heortologie oder die geschichtliche 
Entwicklung des Kirchenjahres und der Heiligenfeete 
von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart, besp. v. 
Funk. — H. Schell, Apologie des Christentums, beep. 
v. W. Koch. — N. Milasch, das Kirchenrecht der 
morgenländischen Kirche, besp. v. Sügmüller. 

2. Scholz, Eine Hypothese (über Gen. 1. 2. 
4. b. — Funk, Angebliche Hippolytschriften. — Eb. 
Nestle, Norum Testamentum Graece et Latine, besp. 
v. Belser. — C. Chauvin, Les Idées de M. Loisy sur 
le quatrième Évangile, besp. v. E. Deutler. — В. 
Bazzochini, L'Emmaus di S. Luca besp. v. id. — W. 
Otto, Priester und Tempel im hellenistischen Aegypten, 
besp. v. Funk. — M. Wittmann, Zur Stellung Aven- 
cebrols (Ibn o im Entwicklungsgang der ara- 
bischen Philosophie; Das Buch der Ringsteine Farabis 
( 900) mit dem Kommentar des Emir Ismael КІ 

oseini el Farani (um 1485) übers. u. erl. v. M. Horten, 
besp. v. L. Baur. 


Z. A. T. W. 1907. Beihefte. 

XI. J. Schliebitz, l&0'dádh's Kommentar zum 
Buche Hiob I. 

ХО. M. Peisker, Die Beziehungen der Nicht- 
iraeliten zu Jahve nach der Anschauung der alt- 
israelitischen Quellenschriften. 


Zeitschr. f. Dt. Philol. 1907. 
1. O. Schrader, Totenhochzeit, besp. v. F.Kauffmann. 


Zeitschr. f. d. Gymnasialwesen. 1907. 

April. A. Wünsche, Schöpfung und Sündenfall 
des ersten Menschenpaares im jüdischen und mosle- 
mischen Sagenkreise mit Rücksicht auf die Keilscrrift- 
literatur, bespr. v. A. Jonas. 


Zeitschr. d. Ver. f. Volkskunde. 1907. 

XVII, 1. O. D&hnhardt, Beiträge zur ver- 
gleichenden Sagenforschung. — A. Englert, Die 
menschlichen Altersstufen in Wort und Bild. — 
В. Chalatianz, Kurdische Sagen. — R. Reitzenstein. 
Hellenistische Wundererzühlungen, besp. v. Н. Lucas. 


Zentralblatt f. Anthrop. 1907. 

XII, 2. H. Bab, Geschlechtsleben, Geburt und 
Miregeburt in der asiatischen Mythologie, bespr. v. 
Liebetrau. — A. J. Evans, Essai de classification des 
époques de la civilisation minoenne, bespr. v. J. Naue. 
— C. Hunnius, Das syrische Alexanderlied, bespr. v. 
Messerschmidt. 


Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg 1. Pr., Schönstr. 18 a I. 
Verlag u. Expedition: Wolf Peiser Verlag. Berlin S, Brandeuburgstr. 11 
Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel, Kirchhain N.-L. 


Orientalistische 
Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 


von 


Erscheint 
am 15. jedes Monats. 


Е. E. Peiser. 


Berlin. 
Wolf Peiser Verlag. 


Abonnementspreis 
vierteljáhrlich 3 Mk. 


Bestellungen nehmen entgegen: die Verlagsbuchhandlung, Berlin 8., Brandenburgstr. 11, sowie alle Buch- 


bandlungen und Postämter (unter Nummer 6101). — 


serate die sweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei 


Wiederholungen und grösseren Anzeigen Ermässigung. 


10. Jahrgang. 


Adresse erbeten: Redaktion der 0. L. Z., Wolf 


15. Juni 1907. 
Alle für die Redaktion bestimmten Sendun 


J£ 6. 


en, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender 
eiser Verlag, Berlin 8. 42, Brandenburgstr. 11.I. 


Suri. 
Von Hugo Winckler. 


Die seiner Zeit von Nóldeke aufgestellte 
Erklärung des Namens Syria als Abkürzung 
von Assyria ergab sich durch die Zusammen- 
hänge der geschichtlichen Verhältnisse, wie 
wir sie jetzt feststellen können, sowie durch 
eine Reihe von neu bekannt gewordenen 


Tatsachen als a ben. Es bedurfte aber 
eines sehr kräftigen Hinweises!), um die Auf- 


merksamkeit der Forscher überhaupt darauf 
zu lenken, dass man nicht mehr sich auf 
jene jetzt unhaltbaren Anschauungen stützen 

бопе. Es handelt sich dabei nicht nur um 
eine Namenserkli , sondern um eine ge- 
schichtliche Entwicklung des Landes Ee 
geographischen Begriffes tiberhaupt und da- 
mit um eine wichtige e der altorienta- 
lischen Geschichte, die auch fiir die biblische 
Kritik von Bedeutung ist. 


Jetzt hat Ed. Meyer eine Kritik an 
meinen Aufstellungen geübt 2), im Anschluss 
an seine Erürterung der Begriffe Mugri und 
Melua’) und in genau derselben Weise, indem 
er kurzweg meine Ausführungen als aus der 
Luft gegriffen wieder ausschalten zu können 
glaubt. Da er selbst geneigt ist, seine eigenen 
Anschauungen als auf methodisch richtigem 


1) F. If S. 412 ff, 

*) Die Israeliten und ihre Nachbarstämme 8. 469. 

*) S. darüber: Die jüngsten Kümpfe wider den 
Panbabylonismus: (Im Kampfe um den alten Orient 
No. 2. Leipzig, Hinrichs 1907). 


Wege gefunden anzusehen, ich umgekehrt 
mich anheischig gemacht habe, in Füllen, 
wo mein Urteil von dem anderer Forscher 
sich unterscheidet, nachzuweisen, dass der 
Grund zunächst nicht aus einer verschiedenen 
Betrachtungsweise, sondern in der Kenntnis 
von Tatsachen beruht, welche von jenen 
nicht berücksichtigt werden!), so ist da ein 
Fall an dem die Probe gemacht werden 
kann. Ich gehe deshalb Meyers gesamte 
Ausfiihrungen durch und werde sachen dabei 
festzustellen, was von meinem Standpunkte 
aus tiber die Frage beigebracht werden kann. 
Meyer sagt: 

»,Anhangsweise bespreche ich noch einen weiteren 
geographischen Namen, den Winckler in die assyrische 
Geographie Vorderasiens eingeführt hat, das angeb- 
liche Land Suri.“ 

Ich habe meine Ausführungen im Zu- 
sammenhange der gesamten geschichtlichen 
Entwicklung Vorderasiens gemacht, wie ich 
sie auch im folgenden machen werde. Nur 
werde ich dabei die biblischen Stellen über 
Assur — Syrien (d. h. das Seleukidenreich) 
bei Seite lassen. Meyer geht auf diese Seite 
der Sache gar nicht ein, sondern glaubt sie 
mit der Ausschaltung des Namens Suri ver- 
mutlich auch erledigt. Es ist deshalb miss- 
lich, dass wir nicht erfahren, wie er denn 
über die von mir angezogenen Tatsachen 


!) AOG 8. 6. 


888 (Мо. 6.) 


denkt, welche ich aus meinem Suri heraus 
erkläre Da ich nicht allein ,assyrische* 
geographische Angaben verwendet hatte, 
so hätte er mit mir den Gesichtskreis 
etwas weiter fassen und auf den gesam- 
ten Zusammenhang eingehen sollen. Denn 
geschichtlich - geographische Fragen sollen 
doch wohl im Zusammenhange der geschicht- 
lichen Entwicklung beurteilt werden. Wir 
werden sehen, von welcher Wichtigkeit das 


für die Subari-Frage ist, dass er meine Aus- 
führungen darüber nicht kannte und darum 
auch meine Beurteilung der Zusammenhänge 
nicht richtig erfasste. 

,Es ist nach ihm die umfassende Benennung des 
ganzen Gebiets von Anzan (das er mit Medien iden- 
tifiziort) bis nach Syrien und Kleinasien, einschliess- 
lich Mesopotamiens; die Namen der Syrer und Leuko- 
syrer sollen aus ihm hervorgegangen sein.“ 

Es sei nur kurz bemerkt, dass selbst- 
verständlich die Angabe Anzan = Medien 
ganz allgemein gehalten und von Meyer wohl 
auch so verstanden wird. Ich habe gesagt, 
dass Suri da anfüngt, wo Anzan westlich 
aufhört und Medien als das Land genannt, 
welches in einer bestimmten Zeit am besten 
bekannt ist. Die Bedeutung von Anzan 
kommt zwar hier nicht in Betracbt, wohl aber 
sein Verhältnis zu Suri Ich habe darauf 
hingewiesen, dass es zeitweilig und zwar in 
ültester Zeit als politisch mit Suri zusammen- 

hórig angesehen wird. Das geht aus der 
| Nennung eines „Königs von Anzan und Suri“ 
in dem n Omenwerke hervor. Das hat 
sich Meyer nicht klar gemacht, denn er hätte 


sonst seinen Begriff Subari nicht so ein- 
schränken können, wie er es tut. Wir werden 
sehen, dass er sich über diese ältesten Ent- 
deckungen nicht unterrichtet hat (s. unten), 
denn er würde sonst nicht einfach von einer 
Erwähnung „neben Anzan“ gesprochen haben. 
Wenn zwei Gebiete einen König haben, so 
sind sie ein einheitlicher politischer Begriff. 
Ich habe das verwertet, um das Mederreich 
als eine Wiederherstellung des alten „Anzan 
und Suri“ — das seinen Grenzen nach ent- 
spricht — aufzufassen, in besonderer An- 
lehnung an die uralten Ueberlieferungen, 
welche das 6. Jahrhundert noch kannte. !) 
Alle diese Dinge wollen im Zusammenhange 
meiner Auffassung verstanden sein, die Meyer 
unbekannt geblieben ist. 


"Ег findet den Namen in dem bekannten aus 
drei Zeichen bestehenden Ideogramm, das sonst all- 
gemein Su.edin-ki gelesen wird. Strassmaier Z. Keil- 
schrift f I71 hat auf grund zweier Syllabare die 
Vermutung aufgestellt, das Zeichen kónne auch -ri 


!) S. Е. ПІ 8. 315. Helmolt, Weltgeschichte III 
B. 132. 134. Auszug B. 82. 


ORIENTALISTISOHK LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juni 1907.) 284 


gelesen werden, und daraufhin für Su-edin-ki 
(ki ist das bekannte Lünderdeterminativ) die Aus- 
sprache Su-ri vorgeschlagen, die Winckler aufge- 
nommen hat. Sicher ist die Lesung, für die mir ein 
weiterer Beleg nicht bekannt ist, (Anm.: „Denn was 
Messerschmidt [MVAG 1896, 41] dafür anführt, bat 
noch weniger Ueberzeugungskraft als die Kombi- 
nationen Strassmaiers“. — Es folgt in der Anm. das 
unten über armenisches Sdra angeführte), keineswegs; 
und man wird besser tun, einstweilen bei Suedin zu 
bleiben. 

Es ist so ziemlich jeder Satz i Su- 
edin-ki ist nicht „sonst allgemein gelesen“, 
und Meyer nimmt das in den folgenden selbst 
nicht an. Denn er erklärt die drei Zeichen 

z richtig als Ideogramm, ein Ideogramm 
iest man aber nicht seiner Aussprache nach. 
Man schreibt auch nur „sonst allgemein“ 
Su-EDIN, d. h. man erklärt, dass man die 
Aussprache oder den Lesewert des zweiten 
Zeichens nicht kenne. Eine Schreibung und 
Lesung Suedin, bei der Meyer verharren 
möchte, ist unmöglich, denn sie müsste be- 
deuten, dass der Name so gelautet hätte. 
Das meint Meyer aber selbst nicht, wenn er 
es für ein Ideogramm erklärt. 

Er hält die Gründe Strassmaiers, der zu- 
erst den Namen Syrien damit in Verbindung 

bracht hat, für die Lesung ri des zweiten 

eichens nicht für beweisend. Sie waren in 
der Tat noch anzweifelbar!) und andere 
kennt Meyer nicht. Und Messerschmidt 
führt solche von „noch weni Ueber- 
zeugungskraft an". Messerschmidt, der der- 
selben Meinung ist wie ich, führt aber 
überhaupt keine Gründe an und ver- 
weist einfach darauf, dass der Lautwert o 
festgestellt ist und führt die Stellen an, 
wo das geschehen ist: Zimmern Busspsalmen 
84 und bei Briinnow’) List 11484 /85. Aus 
den dort angeführten Stellen geht hervor: 


1. Das Ideogramm A. RI. A (= rib) findet 
sich V R 46 ab 46 mit „der phonetischen 
Schreibung“ A EDIN. 

2. Dieses ist also = a- ri (, übrigens ist 
a-ri wohl besser mit Vokalharmonie — e: ri 
zu sprechen,“ Zimmern) zu lesen, was weiter 
bewiesen wird — durch folgende Stellen: 

II R 56, 59 hat das Ideogramm iltu 
A.EDIN d. i. nach V R 44, с 34 = Sar 
panitu) die Glosse d. h. die Angabe der 
Aussprache erum. 

V R 62, Z. 17 in der zweis dan PE 
Inschrift Sama$-$um-ukin’s, wird der an 


1) So auch Weissbach ZDMG 53, 663, der riet 
aber nicht mehr zu tun als zu zweifeln auf grund 
der Belege Strassmaiers. Auch er kennt die übrigen 
Beweise nicht. 

2) Und ebenso ist bei Brünnow 4528/24 darum 
als Lautwert ri, ru gebucht. 


285 [No. 6.) 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juni 1907] 286 


Name (Beiname, wie Er) derselben | lässt völlig ausser Acht, dass wir es mit 


Göttin geschrieben („sumerisch“ 
lonisch"): 
Ша A. EDIN- u-a = Ша e-ru-u-a. 
Hier ist durch das im Sumerischen hin- 
e u mit Sicherheit angegeben, dass 
auch dort e-rw gelesen werden soll. 
8. V R 39 ab 43, wozu zu vgl. 42 ef 51, 


und ,baby- 


ist angegeben SAL + UD + EDIN hat die 


Aussprache mu-ru{m), wenn = emu гаһй. 

Wenn danach noch ein Keilschriftkundiger 
der Meinung sein sollte, dass der Lautwert 
тм oder ri des Zeichens EDIN „nicht sicher“ 
Bei, so müsste ich diesem gegenüber den 
Zeitpunkt der Erörterung für erreicht er- 
achten, wo man auf weiteren Meinungsaus- 
tausch verzichtet. Also EDIN hat den 
Lautwert r$ und wenn irgend einer, so kommt 
dieser in betracht für unser „Ideogramm“, 
wenn sachliche Uebereinstimmung mit Syria 
vorhanden. Doch Meyer fährt fort: 

„Aber gesetzt auch, sie sei völlig zweifellos, so 
würde daraus doch die Existenz eines Landesnamens 
Suri in keiner Weise folgen. Denn dies (d. h.!) Su- 
edin-ki) ist nur ein Ideogramm, das nach den be- 
kannten Stellen II R 60 od 40 cd 60 Subartum zu 

rechen ist. Wenn wir also nicht von einem Lande 

imma und Martu, sondern von Elam und Amurri, 
nicht von einem Gotte PA oder U, sondern von Nebo 
oder Adad reden, so dürfen wir auch nicht von einem 
Lande Suri oder Subartu sprechen." 

Die Vorstellungen, die Meyer sich über 
die Ideogramme gebildet hat, sind vóllig irrig. 
Im en einer wissenschaftlichen Aus- 
einandersetzung ist wohl kein Platz zu er- 
schépfender Behandlung der Grundbegriffe 
der Keilschrift. Schon die Tatsache, dass 
die Fachleute —  Strassmaier, Winckler, 
Weissbach, Messerschmidt, auch Jensen -- 
die Frage der Möglichkeit der Lesung Su-ri 
untersuchten, solite doch Meyer wohl ge- 
nügen. Er kann sehr wohl das Ideogramm 
„Gott U“ « lesen, wenn er auf „assyrisch“ 
oder „semitisch-babylonisch“ will, (e V 
R 36a A a Де; wé diese Aus- 
sprache dafiir п. Er n — es ist 
freilich nicht sicher — statt Elamtu wohl 
Nim oder Nimma lesen; wie sich Mar-tu 
stellt, ist noch zweifelhafter?) aber ein andres 
Beispiel: den Gott En-lil kann er ІШІ lesen 
ur in Fällen, m wir an Aussprache des 
„Ideogramms“ kennen. enn diese Aus- 
sprache ist das, was wir gewöhnlich das 
„sumerische“ Wort, in unsrem Falle also 
den „sumerischen“ Namen nennen. Meyer 


ı) Diese Annı. findet sich so in Klammer bei 

eyer — er drückt sich so aus, wie oben angeführt. 

е) Obgleich es doch wohl zu Amurrũ steht, wie 
Subartu zu Subarf oder Elamtu zu Elamü, 


einer Kultursprache von etwa drei Jahr- 
tausenden zu tun haben, welche ihrerseits das 
Erbe früherer Jahrtausende angetreten haben, 
und dass durch historische Veberliefsrung 
oder Wiederbelebung sich die Niederso 

der verschiedensten Zeiten und Völker ın 
den verschiedenen Sprachen und Ausdrucks- 
weisen finden, welche nun in Keilschrift vor- 
liegen. Noch mehr verkennt er aber den Sinn 
der „bekannten Stellen“, auf die er sich 
stützt. Die betreffende Liste ist kein „Syl- 
labar“ und hat nicht den Zweck das Zeichen 


zu erklären oder Aussprachen zu geben, 
sondern es ist eine geographische Liste, 
welche geographische Begrifte erklären will. 


Der Zweck ihrer Angeben ist nicht zu п 
Su-EDIN — oder wie ich von nun an wieder 
schreibe Su-ri — ist Su-bar-tu zu lesen, 
sondern es ist der geographische Begriff, 
oder es wird so „übersetzt“, d.h. es heisst 
Subartu. Also was diese Liste n will, 
ist etwa, wie wenn wir erklärten: en 
ist Nordbayern о. & Darüber besteht kein 
Zweifel mehr bei den Keilschriftkundigen, er 
kann auch nicht bestehen, jede Zeile der 
Liste gibt es an die Hand. Sie stellt z. B. 
unmittelbar unter die Erklárung von Su-ri — 
Su-bar-ti die andere: Num-ma-ki = Num-ma- 
ki d. h. sie gibt nicht die babylonische 
Lesung, sondern sie wiederholt das zu er- 
klárende. Das soll bedeuten: Hierfür gibt 
es keinen andern historischen Namen, 
Num-ma-ki ist Elamtu, und umgekehrt, das 
wird nie anders gelesen. Aber für andere 
Linder gibt es verschiedene Namen, die je 
nachdem ihre verschiedene geschichtliche Er- 
klärung finden würden. wird Ti-id-nu 
= Amurrfü are leer ев Zei kein 
Ideogramm, sondern ein oneti 
schriebener Name. Hierauf a hen ps 
übrigt sich, ein Zweifel besteht darüber nicht, 
ich habe hier nicht diese Liste zu erklären, 
Also Su-ri ist ein geschichtlich - 
phischer Name, der mit einem anders ker 
leichgesetzt wird. Das Missverständnis 
SOEN ist ee 5 ich un Germania 2 
emagne gleic etzt, Meyer meint: das 
sei falsch, ue Geteste ssi Dent chland. 
Ich hatte aber von Allemagne und dem Zu- 
stacdekommen in dessen Bedeutung ge- 
sprochen. 


„Es ist das Gebiet des Volksstamms der Subart 
cote) der in den älteren Zeiten neben den Kasil, 
uti, Lulumi öfter genannt wird, also ein halbsess- 
hafter Stamm im Bereich Mesopotamiens, vor allem 
wohl am Tigris, und zwar wahrscheinlich derjenige, 
der den Assyrern am nächsten stand oder aus dem 
diese selbst sich abgezweigt haben.* 


987 (Ко. 6.) 


Das „also“ ist mir unverständlich. Soll 
die Nennung neben KaSsi in den von Meyer 
nachher angeführten Fällen, von Kuti und 
Lulumi die Halbansessigkeit oder die Lage 
in Mesopotamien oder beides bestimmen? 
Die Lulumi gehören ап den Westrand Me- 
diens, Kuti sind die Nordvölker, also Ar- 
menier, und die Kassi in den angegebenen 
Fallen die — Kassiten als Herrn von Baby- 
lonien, also die ,Babylonier*, die betref- 
fenden Inschriftenstellen beziehen sich auf 
Фе Kämpfe der älteren Assyrerkönige mit 
Babylon. Diese sind wohl nicht halban- 
sessig und warum sollen es die Subari sein? 
weil sie in Mesopotamien sitzen und dieses 
heute den Beduinen verfallen ist? Damals 
war es Kulturland und die Völker, die dort 
eindringen, wurden ebenso ansessig wie es 
die in Babylonier waren. 

Und warum sollen „die Assyrer“ von 
ihnen sich abgezweigt haben? Die Assyrer, 
d. h. die Herrn Assurs in der Zeit, wo 
dieses herrschte, sind Semiten, d. h. sie 
sprachen eine semitische Sprache: war das 


der Fall mit den Subari? In der Zeit, von 
der Meyer die Nachrichten anführt, sicher 
nicht — wovon auch wir handeln. 

Wie sollen wir uns endlich die Dauer 
des Namens denken? Schon in Sargons von 
Agadi Zeit begegnet er, er ist mit Auzan zu- 
sammen ein fester Begriff in ältester Zeit 
und wird dann wieder vorgesucht in ver- 
schiedenen Zeiten um 1300, um 900 und 
endlich nach dem Sturze Assyriens. Also 
der Name eines halbnomadischen Stammes 
soll zwei Jahrtausende überdauert haben, 
nachdem der Stamm inzwischen doch ver- 
schollen sein musste? Das soll die Ver- 
wandtschaft mit den Assyrern veranlasst 
haben, denn nachher meint Meyer, dass die 


Benennung Assyriens als Subari (Suri) durch 
Nabuna’id, so zu verstehen sei, dass er den 
Namen Assur „ersetzt durch den des meso- 

otamischen Nomadenvolks, das in der Tat 
den Hauptteil der Bevölkerung des eigent- 
lichen Assyriens gebildet haben mag!) ja 
zu dem die Assyrer gestanden haben kónnten!), 
wie die Römer zu den Latinern.^ Wer sind 
denn die „Assyrer“? Die Bewohner der 
alten Stadt Assur und dann des Landes, 
das sich von dort aus zu einem Staat ent- 
wickelt hat. Zu Hammurabis Zeit ist Assur 
noch eine Stadt wie die andern babylonischen 
auch. Es schwingt sich zu einer Macht- 
stellung auf — wie Rom zu der seinen — 


1) Man beachte: mag nnd könnte! Aber die 
Folgerung ist — eine positive! 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juni 1907.) 288 


und schafft dadurch ein Land und Volk 
Assur. Der Vergleich mit den Latinern 
lüsst sich soweit bis zu einem gewissen 
Grade hóren, vorausgesetzt, dass die Ver- 
mutung Meyers richtig würe. . Woher stammt 
sie aber — aus dem spätern Wiederhervor- 
suchen! Und doch batte es einen König 


von Suri (Subari) längst vor Assurs Glanz- 
zeiten gegeben und zwar in einer Verbindung 
mit Anzan! Assur wird schon seit Mitte 
des 2. Jahrtausends ein selbstündiges Kónig- 
reich. Die damalige Bevölkerung von Assur 
müsste also frisch von den halbnomadischen 
Subari sich abgezweigt haben. Denn wir 
sehen, dass diese Vorgänge sich dort in 
ein paar Jahrhunderten wiederholen. Aber 


über 1000 Jahre vorher ist Subari (Suri) 
schon ein politischer Begriff, der in den 
Omina neben denen der übrigen Lander und 
Reiche steht! Und inzwischen hatte das 
Land mancherlei Schicksale zu erdulden und 
viele politische Umwülzungen und Einwande- 
rungen erfahren! Da hatte Hammurabi das 
Land in Verwüstung daniederliegend ge- 
funden — wie ich annehme infolge der von 
mir amoritisch oder kanaanüisch genannten 
Einwanderung — da waren die Kassiten 
gekommen und die „Hettiter“ und hatten 
das Land überschwemmt. Und erst aus der 
Zersplitterung, der Trennung des einst ein- 
heitlichen Machtreichs Babylonien hatten 
sich die Verhältnisse entwickelt, welche Assur 
sein Emporkommen ermöglichten. Und alles 
das sollte die Erinnerung an die Verwandt- 
schaft mit halbansessigen Nomaden über- 
dauert haben? Dass die „Latiner“ lange 
vor Roms Anfängen als selbständige Stadt 
in ihren Sitzen gesessen hätten, nimmt doch 
wohl auch Meyer nicht an. 

„Sie gehören im wesentlichen dem nordwestlichen 
Gebiet an; genauer in bestimmte Grenzen einzu- 
schliessen sind sie bis jetzt so wenig wie irgend eins 
der mit ihnen zusammengenannten Völker, wie denn 


eine scharfe räumliche Scheidung derselben von 
Natur ausgeschlossen ist; wohl aber wird die „weite“ 
Ausdehnung des Gebietes der Subart oft hervor- 
gehoben. Soweit unsere Kenntnis bis jetzt reicht, 
hat zuerst Assur-uballit (um 1400) „die Streitkräfte 
des weiten Subart vernichtet“. . . . Dann haben 
dessen Sohn Bel-nirari und Kurigalzu das Gebiet , von 
den Sili!) des Landes Subari bis Kardunias (Babylonien) 
zu gleichen Teilen geteilt. Adad-nirari rühmt sich, 
die Städte der Kaap, Quti, Lulumt und Subart er- 
baut su haben!) Sein Nachfolger Salmanassar I er- 


1) Sili ist jetzt als Stadtname sicher. 

3) So Meyer noch nach KB. Der (seither) be- 
richtigte Text (s. F. I. S. 396) hat: der Begründer 
der Städte (d. h. seines Landes), welcher niederwarf 
die verheerenden Kaššî etc. (nir dapnüti kai). 


289 (No. 6] 


wähnt seine Eroberungen gegen Subari und Lalumi, 
dessen Sohn Tukulti-Ninip I hat ,das weite Gebiet 


der Subari* unterworfen, die mit anderen Stümmen 
des Nordwestens wie Qurti', Kummup, Alzi, Puru- 
kuszi u. & zusammen genannt werden und führt den 


Titel „König von Assur... . König von Subari und 
бой und König aller Na’iriländer“. Dann hat mehrere 
Generstionen spüter Tiglat-Pileser I. die rebellischen 


Subari unterworfen und die Orte ihres früher den 
Аввугегп untertünigen Gebietes, welches von 4000 
fern (und) Urumäern, ,chetitischen Kriegern“ 
besetzt waren, wiedergewonnen. Hier sitzen sie also 
gans sicher im Nordwesten, etwa im Quellgebiet 
des Tigris, nahe dem Bereich der chetitischen Macht“. 
[Es folgt die Anführung der Stellen aus den Briefen 
Rib-Addis dann:] ,Aus sehr viel früherer Zeit stammt 
die Erwähnung des Königs von Subartu (Suedin-ki)? 
neben Anzan in den Omina Sargons IV R 34,6b un 
in dem astrologischen Werk ІЙ Б 60, 67, 68. In 
spüterer Zeit werden sie nur noch einmal bei Assur- 
nagi ann. ПІ 120... . in einer Völkerliste nebenbei 
erwühnt, gleichfalls neben den nordwestlichen Ge- 
birgsländern Na'iri, Qirti*), Nirbi, ferner einmal in 
der Titulatur Assarhaddons. Ausserdem braucht 
Naboned in der Steleninschrift, welche das Straf- 
icht*) über Sanherib und den Untergang Assyriens 
erichtet, für Assur sweimal Su-edin-ki d. i. Su-bar-tu. 
, Das ist schwerlich Archaismus . . . . vielmehr will 
Naboned den verhassten Namen Assur hier tiberhaupt 
nicht aussprechen und ersetzt ibn durch den des 
mesopotamischen Nomadenvolkes, der in der Tat den 
Hauptteil der Bevölkerung des eigentlichen Assyriens 
|sic] gebildet haben mag .... dessen Name aber 
hier deutlich in verächtlichem Sinne gebraucht wird“. 


Das ist alles, was Meyer beibringt. Er 
hat das zusammengestellt, was er in den 
seit jeher bekannten Inschriften, soweit sie 
in der keilinschriftlichen Bibliothek mit- 
eteilt sind, fand und noch die neuerdings 
urch die von King veröffentlichte Tukulti- 


1) So Meyer wie es King wunderlicher Weise 
auch hat. Die Schreibung ist (wie bei Tigl. I) Kurti-i 
oder Kur-hi-i, für eine Schreibung mit k (q) liegt 
natürlich kein Grund vor Hier kann man be- 
kanntlich schwanken — die Frage nach der Lesung 
mit bi und Gleichsetzung mit КІШІ Assurnasirpals etc. 
soll hier nicht wieder behandelt werden Meyer hat 
das im folgenden aber durcueinandergeworfen und 
aus dem Kir-hi oder Kil-hi Assurnasirpals ein Qirti 
[sic!] gemacht. 

s) So hier in einem Worte geschrieben. 

) sic. 

) So Meyer. Von einem Strafgericht über 

Sanherib ist dort keine Rede. Die Stele spricht von 
der Zerstórung Babylons durch Sanherib ‘soll dus 
das Strafgericht sein?) und von dessen Ermordung, 
die doch aber kein „Strafgericht“ ist, und auch nicht 
als solches hingestellt wird und auch nicht hin- 
estellt werden kann, denn Sanherib hat ja nur 
en Befehl Marduks ausgeführt, und ist dessen 
Werkzeug gewesen. Marduk wusste und brachte 
ein Strafgericht über Babylon. Das sind grund- 
sätzliche Anschauungen der altorientalischen Welt, 
welche auch für das Verständnis der Entwicklung 
der biblischen Religion (Jahve lässt die Assyrer 
kommen!) von Bedeutung sind. Es ist stets der 
zürnende Gott, der sich „abwendet“, welcher den 
Feind ins Land kommen lässt. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juni 1907.) 290 


Ninib-Inschrift gelieferten Angaben hinzu- 
efügt. Das, was von anderen über den 
Gai laad beigebracht oder erörtert worden 
ist, bat er nicht benutzt. Dabei ist ihm 
nicht nur der weitere Stoff entgangen, sondern 
er hat sich auch unrichtige Vorstellungen 
über längst erledigte Dinge gebildet, über 
welche der Tatbestand ihm selbst wohl 
keinen Zweifel gelassen hätte, wie keiner 
darüber besteht. Er hat das, was ich selbst, 
gegen den er sich wendet, über diese Seite 
der Frage gehandelt habe, nicht gelesen. 
Er hat nur dort, wo ich über „Suri“ sprach 


nachgelesen, aber nicht tiber Subari, trotzdem 
es auf einer der Seiten steht (F. I 399), 
welche er selbst fiir meine Bestimmung von 
Suri anführt!) Die betreffenden Dinge sind 
von mir in Zusammenhüngen abgehandelt 
worden, welche für die ganze umwälzende 
Auffassung der mesopotamisch -assyrischen 
Geschichte, so wie wir sie auf Grund der 
neueren Nachrichten feststellen können, 
grundlegend sind. 


Ueber das, was Suri und Subartu Sp 
bezeichnet, besteht nämlich kein Zweifel un 

kann keiner bestehen, wenn man die Tatsachen 
berücksichtigt: es ist Gesamtbezeichnung für 
Mesopotamien und so habe ich es, wie wohl 
jedermann auch gefasst?) nur dass ich eben 


1) Israeliten S. 469 Anm. 2. Auf 3. 470 Anm. 1. 
Zu der Grenzteilung zwischen Bel-nirari und Kurigalzu 
bemerkt Meyer: ,Die Differenz mit den Chron. P. 
(Winckler F. I 122f., 128, 153ff.) gehört nicht hierher; 
meines Erachtens ist übrigens die synchronistische 
Gesch. gegen die Chronik (der Winckler folgt) im 
Recht, da auch Adad-nirari den Sieg seines Gross- 
vaters Belnirari über die Kossäer und die Erweiterung 
seines Gebietes erwähnt. Im gleichen Zusammenhang 
wie oben — S 401 Anm. 2 — ist bei der Feststellung, 
dass Кай bei Adad-nirari = Babylonien, gesagt: 
„ob nun doch (gegen die von Meyer angeführten 
Stellen) eine zweimalige Schlacht bei Sugagi anzu- 
nehmen ist . . . muss dahingestellt bleiben. Wenn 
Meyer von einem Siege über die „Kossäer“ spricht, 
also nicht die Babylonier, sondern ein im Gebirge 
gesuchtes Stam ојк — auf dieses bezieht er die 
Кай noch, wie seine Zusammenstellung mit seinem 


Subari beweist — so verkennt er den Kern meiner 
ursprünglichen Bedenken. Freilich sollte man meinen, 
dass auch er — da er ja auf die synchronistische Gesch. 
verweist, Ka3sG = Babylonien annimmt — dann 
wird aber seine Zusammenstellung mit dem „Volks- 


stamm“ der Subari, der „neben dem Кайёй, Кай, 
Lulumi genannt wird“, unverständlich. Er verzichtet 
ja auch auf die räumliche Abgrenzung „irgend eines 
der mit ihnen zusammengenannten Völker.“ 

) F. I 8. 399 Anm 4: Suri = Subari. Die 
Nabunidstele hat jetzt erwiesen, dass auch gelegent- 
lich Assyrien mit in Suri einbegriffen wurde... 
Suri wurde danach nicht nur fiir ostkleinasiatisches 
Gebiet (wie ich früher zunächst angenommen), sondern 
auch für mesopotamisches gebraucht. Vgl. auch 
Jensen in KB. IV 8. 382. 


291 (Мо. 6.) 


noch die Ausdehnung nach Westen bis an 
die Grenze von Hattiland, o im Sinne 
von Suri = ,Syrien^ даға nehme, denn 
wie Suri im Osten an Аптап, so stösst es 
im Westen an Hatti an. 


Zunächst ist über seine umfassende Be- 
deutung also kein Zweifel und alles, was 
Meyer von seinem Nomadenstamm spricht, 
deshalb falech. Suri und Subartu und dessen 


Gentilicium Subaru oder Subari sind uralte 
Landesbezeichnungen, die viel ülter sind als 
irgend eins der Vólker, welche wir auf ihren 
Boden kennen. Sie stehen gleich mit Be- 
zeichnungen wie Sumer- , Ànzan, Kuti 
(Gutium), Magan und Meluba usw., d. h. sie 
gehüren bereits einer vorgeschichtlichen Zeit 
an und sind festgeprügt. Sie sind von der 
älteren, „sumerischen“ vorgeschichtlichen 
Kultur übernommen und en uns von 
den ersten Zeiten an bereits fest ausgeprägt. 
Sie sind für den Babylonier und Kee 
das, was Germania, Gallia, Hellas fiir uns 
sind. Daraus ergibt sich, dass diese geo- 
graphischen er ethnographisch in den 
verschiedenen Zeiten sehr verschiedenen In- 
halt gehabt haben. In Verhältnissen, wo 
alle paar Jahrhunderte eine neue Völker- 
wanderung sich über die Kulturländer er- 
iesst, musste also unter diesem geographischen 
egriffe, unter dieser Landesbezeichnung 
öfter ein anderes Volk verstanden werden. 
Dabei wird natürlich nicht nach unserer 
Einteilung : ob „Semiten“ oder sonst 
etwas ist dem dupsar so gleichgültig wie 
der Natur das Linné sche System. Das 
Volk, welches jeweilig in dem betreffenden 
Lande herrscht, wird von ihm so genannt: 
von wo es gekommen, ist ohne jeden Einfluss 
darauf, wie es nicht in betracht kommt für 
die politische Eolle und Bedeutung in Irak 
und Gezire, woher Araber, Seldschucken, 
Mongolen oder Othmanen gekommen sind 
und was für eine Sprache sie sprechen. 


Dem dupsar ist es also sehr gleic ig — 
aber ihm n der Gegensatz * 
verständlich — in welchem Verhältnis 
das betreffende Volk ethnologisch zu seinem 
eignen steht. Ihn geht vor allem der poli- 
tische Gegensatz an, und er hat nicht die 
Absicht, uns ethnologische Angaben zu 
machen, sondern spricht einfach vom Stand- 

unkt der politischen oder geographischen 
inteilung und bedient sich dabei der ur- 
alten Begriffe, entsprechend dem historischen 
Charakter seines Wissens. Genau so, wie 
wir lateinisch — die Bewohner Frankreichs 
als Galli oder Frankreich als Gallia be- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Jani 1907.] 292 


zeichnen, wie England sich selbst auch 
Britannia nennt, so nennt er Subartu das 
Land und Subarü je das darin herrschende 
Volk, mag es selbst sich nennen, wie es will. 
Denn seine Wissenschaft ist ülter und über- 
dauert.die Völker — mögen sie Amurru 
(Kanaanäer) unbekannten Namens, Mitani- 
Hethiter (Aramäer könnten in Betracht 
kommen, es trifft für sie aber kein Fall zu, 
weil während dieser Zeit der Name, wie 
auszuführen, beschränkt wurde) gewesen sein 
oder mögen sie sich Assyrer genannt 
haben. benso sind die Babylonier für 
uns — oder das Reich „Babylon“ für den 

sehr verschiedene Völker. Darum 
sprechen auch die ältern Assyrerkönige und 
dıe Tel-Amarnabriefe umgekehrt von den 
Kasi als Herrn Babylons, aber von einem 
„König von Babylon“, also Königreich 
Babylon als politischen Begriff Selbstver- 
ständlich kann eine solche ethnologische 
Bezeichnung sich erhalten und nun ihrerseits 
historisch werden. Das ist ja schliesslich 
der Ursprung dieser Namen überhaupt. 
Wenn es also in der noch zu besprechenden 


Götterlegende heisst, dass der Subarfi den 


Sumer überfallen wird, so ist damit gesagt: 
der Bewohner Mesopotamiens den Baby- 
loniens — welcher Abstammung beide waren, - 
ist dabei so unerheblich, wie für den heutigen 
Bürger der Staaten. Im allgemeinen kann 
man sagen, dass die Völker geschichtlich 
mit Namen bezeichnet wurden, die ihrem 
ethnologischen Ursprung nicht genau ent- 
rechen: ein ansessiges Volk ist eben das 
rgebnis igfaltiger Einflüsse. Darum 
auch verschiedene Namen bei verschiedenen 
Völkern, d. h. wo verschiedene Ueberliefe- 
rung mitspricht. Mita von Muski nennt 
Sargon den Phryger Midas der griechischen 
Ueberlieferung — ein dupsar Adad-nirari’s I 
hätte ihn einen Hattü genannt und ebenso 
hätte es vielleicht auch Nabuna’id getan. 


Das wird genügen, um klarzumachen, 
dass die Frage tiberhaupt anders anzufassen 
ist, als Meyer getan hat. Sie war auch 
bereits von dieser Seite angefasst worden, 
denn gerade tiber die Bedeutung von Subarf 
іп den älteren assyrischen Nachrichten war 
das von mir ausgeführt worden, wie über 
Ка880 in demselben. Es war natürlich eine 
Feststellung von weittragender Bedeutung, 
dass die Angaben über Ka3$à bei Adad- 
nirari sich auf die Kriege gegen Babylonien 
und damit auch die gegen die Subart auf 
die damaligen Herren Mesopotamiens be- 
zogen. Es hängt sehr vi Ver- 


998 (Мо. 6] 


stándnis der damaligen Zeit davon ab und 
man wird sehen, dass vor allem meine Auf- 
fassung von der Bedeutung des Begriffes 
Suri im engsten Zusammenhange damit steht 
(und ja auch im Zusammenhange damit be- 
handelt worden ist) Das eine kann man 
nicht ohne das andere verstehen und auch 
nicht beurteilen. 


Gehen wir von den ältesten Erwähnungen 
aus und nehmen die des Omenwerkes vor- 
aus, so ist für die Behandlung der Frage 
ausschlaggebend, dass Meyer diese Angaben 
nur ganz nebenbei abtut, während sie einen 
wichtigen Ausgangspunkt meiner Bestimmung 
bilden. Er вад nur kurz, dass der König 
von Suri bei Sargon (von Agade) und im 
Omenwerke „neben Anzan“ genannt werde. 
Darin sind zwei falsche und eine ungenaue 
Angabe. 1. Wird bei Sargon kein Kónig 
von Suri genannt, was aber unerheblich für 
unsere Frage ist. 2. Wird bei ihm Suri 
allein, also nicht neben Anzan genannt; 
auch das ist unerheblich. 3. Aber — und 
das ist sehr erheblich — wird von einem 
„König von Anzan und Suri“ in dem Omen- 
werke EE und ich habe mehrfach 
betont und es ist ein Ausgangspunkt meiner 
Aufstellungen (vgl. oben S. —), dass daraus 
die Zusammengehörigkeit der beiden Länder 
folgt!) Dadurch ist für mich die Ost- 
grenze bestimmt: Suri muss hier an Anzan 

ssen haben und da dieses der alte Name 

ir „Medien“ — wie gesagt, wir wollen 
nicht nüher bestimmen! — ist, so stiess es 
eben an dieses und erstreckte sich von hier 
an westwürts. Also begann es mit der 
Landschaft von Arbela und umfasste das 
spütere ,Land Assur und Mesopotamien". 
amit ist seine Ausdehnung nach dieser 
Seite hin wohl gegeben und wird auch nicht 
bezweifelt. Von einem „halbsesshaften 
Stamme“ und einem blossen , Volksstamme“ 
kann keine Rede sein, noch weniger von 
einer Beschrünkung auf Nordwest-Meso- 
potamien in der Nähe der Tigrisquellen (wo 


) F. І 8. 142: „da von einem Könige von 
Аптап und Suri gesprochen wird, so müssen beide 
als zusammengehörig angesehen sein, sie vertreten 
also den inneren Kreis der nördlich der Tiefebene 
ensatze su Gutium, welches 

n äusseren darstellt (Uratu, Armenien). So ehe 
die Nabu-na’id-Stele (und die andern Suri-Assur- 
Stellen) bekannt waren, wodurch auch südlicheres 
Gebiet noch mit hinzugefügt wurde: ebenda S. 399 
Anm. 4; vgl. z. B. Auszug 8. 82. Helmolts Welt, 
geschichte 8. 130. 134. F. III 318. — Selbstverständ- 
lich können auch beide Länder getrennt genannt 
werden. Aber баг Аптап u Suri heisst bekanntlich, 
dass beide einen König haben. 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juni 1907.) 294 


tatsächlich später der Begriff Subari zu 
suchen ist, в. unten). Alles was in diesen 
Omina verzeichnet wird, ist fester geographi- 
scher Begriff — genau wie unsere „Ger- 
mania, Gallia usw.“ — aus älterer Zeit 
tiberkommen, das geht schon daraus hervor, 
dass das Wort mit einem Ideogramm ge- 
schrieben und mit einem Determinativ Ki 
versehen wird. Das geschieht nur mit festen 
Begriffen der altbabylonischen Wissenschaft, 
auf deren Wesen ich hier nicht eingehen 
will, um die Frage nicht zu verwirren. Das 
Ki be das und sagt auch, was ich hier 
meine. eil es ein solcher Begriff ist, des- 
halb hat es auch in den göttlichen Büchern 
einen Kónig, es ist also ein Land, wie 
Sumer und Akkad eines ist. Und als solche 
Lander wurden die übrigen im Umkreise 
Babyloniens gelegenen aufgeführt. Das 
Omenwerk gibt einen Ueberblick über die 
gesamte feststehende geographische Eintei- 
lung, wie es auch nicht anders sein kann. 
Es ist genau derselbe Umkreis, den auch 
die — von Meyer ebenfalls hier wie bei 
der Meluha-Frage nicht genügend beachtete 
Inschrift Assarbaddons angibt und der immer 
wieder begegnet: an Sumer-Akkad stösst 
östlich „Anzan“ an, westlich an dieses 
Suri-Subartu, nördlich davon liegt Gutium, 
hinter Anzan die Manda, die ,Skythen.“ 
Die Kuti und die Manda sind bereits Bar- 
baren. An Suri westlich schliesst sich das 
Hattiland, das südlich zum Nachbarn Amurru 
hat. Letzteres stósst natürlich ebenfalls an 
das südwestliche Suri. Magan und Meluba 
und Arabien, beide kommen aber im Omen- 
werke nicht vor. Mit andern Worten, wir 
haben die Lander, wie sie sich dem baby- 
lonischen Gesichtskreise darstellen und wie 
sie dem Nachbarreiche Babyloniens unter- 
liegen, von ihm wenigstens kulturell be- 
herrscht worden sind. Denn bezeichnend 
ist: alles was nicht dazu gehört, fehlt: vor 
allem Aegypten, das eben eine politische 
Welt für io ist. 

Dasselbe Bild gibt die Geographie der 
vier Weltrichtungen in der Tafel 81—7—221): 


sata Elamtu Süden Elam 
iltenu Akkad Norden Akkad 
zadũ mAtu Su-ri u mátu Gu-ti[i] Osten Suri und Gutt 


&áru Amurrü mtu Mar- tu Westen Amurrd 
ішпей Akkad rechts Akkad 
Sumeles’ Elamtu links Elam 


ele’ mátu Mar- tu oben (vorn) Amuru 
ark63 таба Su-ri u mätu Gu-ti-i hinten Suri und Gutt. 


Die zu grunde liegende Orientierung ist 
hier nicht zu erklären. Aneinander stossen 


1) Pinches in Proc. Soc. Bibl. Arch. 1888, 74. 


295 [No. 6] 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juni 1907.) 296 


Suri und Guti einerseits, Amurrü und Suri 
anderseits. 

Ich glaube, dass das Omenwerk den 
Gesichtskreis einer etwas jüngeren Zeit als 
Sargon!) darstellt. Denn sonst würde Magan 
und Meluha nicht fehlen — Dilmun findet 
sicb übrigens; obwohl Hattiland noch nicht 
darin vorkommt, wenigstens scheint dieses 
— was freilich e silentio nicht sicher er- 
schlossen werden kann — vor Sargons Zeit 
noch nicht da zu sein. 

Das ist aber wichtig, sich klar zu machen, 
wenn man feststellen will, was er in seiner 
Angabe unter Suri versteht. Um das zu 
tun, kann man an einem nicht zweifeln: 
eher muss es in weiterem als in engerem 
Sinne gefasst werden. Das geht aus dem 
Umfange von Sargons (und Naram-Sin’s) 
sonstigen Unternehmungen hervor. Wer 
sich das Land Amurrü mit seinen Küsten- 
städten — also den phönikischen Häfen — 
auf drei Zügen unterwarf, wer 3 Jahre 
„über das Meer“ ging und dort Statthalter 
hatte, wer Gut.um unterwarf, der muss auch 
Syrien, d. h. das rechtseuphratensische be- 
sessen haben und muss bis nach Kleinasien 
hineingedrungen sein. Kurz wenn meine 
Annahme von der Ausdehnung Suris bis 
(ungefähr) an die Halysgrenze richtig ist, 
so wird man Sargons Suri auch bis hierher 
reichen lassen Dort aber liegt der Mittel- 
punkt des Hattilands in Boghaz-kói und — 
von Hattiland erwähnt Sargon nichts. Also 
sah Hatti zu, lag es untätig in seiner Seite — 
wenn er nach Ámurrü vordrang, und liess 
er das Gebiet, gegen welches doch später 
Assyrien in erster Linie vorging, unbehelligt 
oder — gab es noch kein „Hattiland“ und 
gehörte dessen Gebiet zu seinem Suri? 
(immer vorausgesetzt, dass dieser Begriff 
sich als so weit westlich ziehend erweisen 
wird). 

Die Stelle der Sargon-Omina lautet (IV 
Rawl. 34): 

[Su]-rix! ina gi-ib-ši-šu it- 
büpl.-zu апа kakki ik-mi-su 
ma | [Sarru]-gina Ki-Ku-pl (&u- 
bäti)-Su-nu u-še-ši-bu ma | 
'dikta-| zu-nu im-ha-su ka- 
mar- zu- nu i$-ku-nu um- ma- an- 
su- nu rabi-ta | — -gi-u u ellá- 


Suri in seinor (!) 
Masse zogen (!) aus, 
zum Kampfe befein- 
deten sie ibn. Sargon 
besiedelte *) ihre 
Wohnsitze, schlug 
sie, warf sie nieder. 


1) Aber Stellen, wie die wohl auf Nabũ-kuduri- 
usur I gehenden sind doch eher als spütere Ein- 
arbeitungen aufzufassen und können nicht für die 
Bestimmung der Abfassungszeit massgebend sein. Für 
unsere Frage ist das übrigens gleichgültig, denn auf 
jeden Fall wird mit der älteren Geographie (und 
Himmelseinteilung!) gerechnet. 

*; Die Uebersetzung ist aus dem Relativsatz in 
einfache Aussage gestellt 


Ihre Scharen viel | 
[zu] seinen [Hi]lfe- 
truppen!) und seiner 
Streitmacht tat er 
hinzu (2), brachte 
sie nach Agade. 

Die Erklárung der Stelle hat mich seit 
Jahren beschäftigt und mir viel Kopfzer- 
brechen verursacht — nicht nur die ,philo- 
logische^ des Wortlauts, sondern die des 
Inhalts. Was ich hier gebe, ist also das 
Ergebnis langjähriger Bemühungen. Es ist 
nicht meine Gepflogenheit, das zu betonen, 
in diesen Auseinandersetzungen haben mich 
aber die gemachten Erfahrungen genötigt, 
das zu tun. Wenngleich ich bei zweifel- 
haften Nachrichten irren kann, so sind 
meine Irrtümer doch das Ergebnis von 
Arbeit und Nachdeuken, nicht von ober- 
flächlicher Kenntnisnahme. 


Hier ist also vor allem nicht von einem 
König von Suri die Rede, sondern vom 
Lande oder Volke. Das beweist, dass es 
keinen König gab, dass es kein einheitlicher 
Staat war. Denn ebenso wird von Elam 
und Amurrü gesprochen, während bei Ka- 
salla und Apirak der König genannt wird. 
Das gleiche ergibt sich aus den übrigen 
Ausdrücken: es sind „die Suri“, welche in 
„ihrer Masse“ „ausziehen“. Der letztere 
Ausdruck ist ein terminus, dessen Ver- 
ständnis die ganze Sachlage beleuchtet. Es 
ist der Ausdruck, welcher von den Einfällen 
der „Barbaren“ gebraucht wird, wenn sie 
in das Kulturland einfallen. So heisst es 
stets von den „Manda“, d. h. den Völkern 
hinten weit am Oxus: sie werden Einfälle 
machen und der Ausdruck ist tebú, der hier 
gebrauchte. Das ist also ein bestimmter 
terminus, der für das geprägt war, was man 
von den „Barbaren“ stets zu erwarten hatte 
und was so oft im Laufe der babylonischen 
Geschichte sich abgespielt hat: ein Einfall 
in das Kulturland, eine Völkerwanderung. 
Wenn man das erfasst hat, so erklärt sich 
die ganze Stelle, welche sonst eine crux 
sondergleichen bildete. Die geschilderten 
Ereignisse sind nicht etwa das Ergebnis 
eines einzigen Feldzuges, sondern das Er- 
gebnis langer Jahre. Das folgt aus den 
folgenden Worten über die Besiedlung der 
Wohnsitze. Sargon hat Kolonien und 


ti-zu u-ka-i-la ana a-ga-dck 
u-3e-ri-bu 


!) Ich ergünze: [ana ri-] gi-3u; ukaila ist geraten; 
der Zusammenhang wäre ungefähr wie beim Assyri- 
schen ana kisir &arrüti uraddi. risu als Hilfstruppen 
„Socii“ vgl. denselben Ausdruck über die Elamiten () 
als risi Merodachbaladans bei Sargon II und San- 
herib (1, 20). (Auch Assurbanipal 8, 84 von den 
Arabern usw.). 


397 (Ко. 6.) 


Festungen im Gebiete von Suri angelegt, 
um das von den andrüngenden Barbaren 
besetzte Land unterwerfen und behaupten 
zu können. Dadurch hat er sie „besiegen“ 
und „unterwerfen“ können. Er hat dann 


eine grosse Menge von ihnen in sein Heer- 


eingereiht — ganz wie nu die Assyrer- 
könige! — und seine Hauptstadt — wohl 
nicht mit ihnen bevölkert, sondern sie dort- 
hin als Garnison gebracht. Das ist ein Bild, 
welches uns den grossen Eroberer seigt in 
einer Rolle, wie sie die Assyrerkönige in 
langen Kämpfen später in denselben Gegenden 
durchgeführt haben und wie sie die not- 
wendige Ergünzung bildet zu dem, was er 
in den übrigen Ländern ausführte. Wir 
wissen nicht, was früher war — die geo- 
Бары та а Begriffe sind da, und 
ie Kultur ist alt. Vorher muss auch etwas 
gewesen sein. Die ältere Kultur kann nicht 
ohne Organisationsformen, ohne ,Кеісһе“ 
und Staaten bestanden haben. Es ist aber 
das erste mal, dass wir ein grossorien- 
talisches Reich entstehen sehen.  Baby- 
lonische Kultur wird auch schon früher 
erobert haben. Aber auch das, was wir 
hier erfahren, würde viel erklären von dem, 
was wir später vorfinden. Wie die baby- 
lonische Keilschrift in Palästina, so würde 
die Keilschrift in Kleinasien, im Hattilande, 
so würde der Einfluss babylonischen Wesens, 
der sich im Gebrauch gleicher Götternamen, 
als in gemeinschaftlichem Kulte und Pan- 
theon, aus dieser Eroberung und Kolo- 
nisierung ergeben. Diese Eroberung Sargons 
bedeutet für jene Gegenden das, was der 
Alexanderzug mit seinen hellenistischen 
Folgen für den Orient gewesen ist, und 
darum verlohnt es wohl, auf die paar 
Zeilen etwas mehr als einen flüchtigen Blick 
zu verwenden. 

Und noch eins sagt die Stelle: Suri war 
damals von einer Völkerwanderung über- 
schwemmt worden. Vorher muss natürlich 
auch einmal babylonische Kultur dort ge- 
herrscht haben, aber damals hatte sich ein 
Vorgang vollzogen, wie er so oft seitdem 
verfolgt werden kann, wie ihn die „amo- 
ritisch-kanaanäische“, die „hetbitische“, die 
„aramäische“ und später die arabische — 
auch die hellenistische und vor dieser die 
kimmerische (und keltische in Kleinasien) 
darstellen. Das Ergebnis einer solchen ist 
zunächst eine Auflösung der alten Ordnung, 
eine Herrschaft des neuen Volkstums in 
seiner Ungebundenheit, das dann allmählich 
der Zivilisation sich fügt, indem es ent- 
weder aus sich heraus die zivilisierten Or- 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juni 1907.] 998 


isationsformen entwickelt, d. h. Staaten 
und Reiche bildet und dadurch die älteren 
unterwirft oder von diesen unterworfen wird. 
Das letztere geschieht hier durch Sargon. 

Es fragt sich, welche Völkerwanderung 
dafür etwa in Anspruch genommen werden 
kann. Zwei kommen in Betracht: die ,ka- 
naanüische^ und — die „hethitische“, denn 
beide finden wir in der Folgezeit auf dem 
Plane. Die eine kommt doch wohl von 
Süden, von Arabien her, die andere von 
Kleinasien und natürlich dessen Hinter- 
ländern: Europa. In Mesopotamien treffen 
beide auf einander und vermischen sich. So 
weit wir bis jetzt etwas wissen, ist die 
kanaanäische früher. Die Spuren einer 
„hethitischen“ können wir erst nach dieser 
feststellen, nicht vor dem 15. und 16. Jahr- 
hundert. Da sitzen aber ihre Völker schon 
fest, eingewandert müssen sie schon früher 
sein. Es ist auch nicht gesagt, dass die- 
jenigen ihrer Völker, von denen wir in 
dieser Zeit hören, die ersten gewesen sein 
müssen. Vor ihnen können, ja werden ihres- 

leichen ähnliche Rollen gespielt haben. 
Wir haben nur vorerst nichts als die eine 
Nachricht Sargons und — die Tatsache der 
Zusammengehörigkeit von Suri und Anzan 
in der nächsten Zeit. 

Wüssten wir, wie wir die Kaššů ein- 
zureihen haben, ob ihr Ursprung nach Ost- 
asien oder nach dem Westen weist, so hätten 
wir vielleicht einen Anhalt. Denn, wenn 
sie mit den ,Hethitern^ zusammengehürten, 
so hütten wir hier eine vóllige Analogie 
der spätern „indogermanischen“ Einwande- 
rung, welche das medische Reich „Anzan 
und Suri“ wieder errichtete. Aber ich wenig- 
stens vermag Anhalte, die das erweisen 
würden, noch nicht zu erkennen. Die Mög- 
lichkeit ist da, aber auch die andere, und 
wir müssen auch von Ostasien her Vorstösse 
erwarten. Türken und Mongolen sind sicher 
nicht die ersten gewesen, die sich dort 


regten. 

Wir haben auch keinen Anhalt in Sar- 
gons Angaben selbst, woraus wir zunächst 
erkennen könnten, wo die Grenze seiner 
Eroberungen gewesen ist. Man könnte ein- 
wenden, sein Suri sei Mesopotamien. Allein, 
dass er Klein-Asien nicht unberührt lassen 
konnte, ergab sich als selbstverständlich, 
und — wir haben dort die babylonische 
Kultur in ihren sprechenden Zeugnissen, 
wir haben auch das Zeugnis für die Ueber- 
schwemmung Mesopotamiens von Kleinasien 
aus und für seinen engen und engsten Zu- 
sammenhang unter der Herrschaft der durch 


899 (Ко. 6.) 


die ,hethitische* Einwanderung geschaffenen 
Zustánde. Die Wahrscheinlichkeit scheint 
mir also eher für kleinasiatische Zusammen- 
hänge zu.sprechen, wenngleich der zeitliche 
Abstand noch zu gross ist, um schon einiger- 
massen sicher urteilen zu können. Vor 
allem aber wird das eine einleuchten: bei 
dem Umfange von Sargons mutigen Erobe- 
rungen ist von vornherein anzunehmen, dass 
er sein ,Suri^ auch nach dem ganzen Um- 
fange unterworfen hat, den dieser Begriff je 
gehabt hat. Und wir werden sehen, dass 
spätere Zeiten ihn so gefasst haben, wie 
wir hier annehmen, und dass sie eben damit 
jene alten Begriffe wieder hervorgesucht 
aben. 
(Fortsetzung folgt.) 


Ägyptische und semitische Umschreibungs- 
fragen. 
Von W. Max Müller. 


Die von mir, OLZ. VIII, 313 ff, be- 
gonnenen Untersuchungen und Vorschläge 
zur besseren Wiedergabe zunächst des 
Aegyptischen nehme ich hier wieder auf, 
obwohl ich mir mehr als je der Schwierig- 
keit bewusst bin, gegen das geringe Interesse 
an einer präziseren Darstellung lautlicher 
Verhältnisse und gegen das Trägheitsprinzip 
zu kämpfen. Wir müssen uns damit trösten, 
dass die Welt sich schliesslich ja doch be- 
wegt, wenn auch sehr langsam; den Fort- 
schritt noch zu erleben, darf man nicht 
immer hoffen!). 

Bei der ägyptischen Dentalreihe, die ich 
zunächst nochmals vornehmen möchte, muss 
ich von dem Lautwert des d (<=>) ausgehen. 
Wie 1. 1. 321, gezeigt, befinden wir uns bei 
diesem Buchstaben in einem Dilemma. Die 
Semiten haben ihn jederzeit als t © aufge- 
fasst (vgl. jetzt noch die neuerdings ge- 
fundenen aramäischen Papyri, die den Laut 
in der Perserzeit noch besser erhalten zeigen, 
als wir erwarten konnten)?), die Aegypter 


1) [Seit ich dies schrieb, sind doch mehrere 
Anläufe erschienen, sich von der unglückseligen 
Schablone zu entfernen, manche unglücklich, abor 
doch erfreulich als Zeichen selbständigen Nach- 
denkens. Wenn aber bei Spiegelberg (Der Alte Orient 
1906) neben selbständigen Bemerkungen die Be- 
schreibung des „“ als S steht, so beweist das, wie 
notwendig meine Versuche einer genaueren Fest- 
stellung sind. 

*) Spiegelberg, Aegyptisches Sprach 
Orientalische Studien, Nöldekealbum, 1093. 


t usw. in 
Zu No. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


bunden gewesen |). 


[Juni 1907.] 300 


dagegen als dem 7 (nicht dem t£!) am nächsten 
stehend. Zu dem l. 1. 322, erwogenen Aus- 
weg, beide Auffassungen іп d (nicht = yê!) 


zu vereinigen, möchte ich trotz des Resultates 
aus den griechischen Umschreibungen (d = 
nt = d, J. 1. 322) ein Bedenken nicht ver- 
hehlen: die Aegypter scheinen bei allen 
Dentalen sich gegen den Stimmton gesträubt 
zu haben. Man wird ohnedies geneigt sein, 
dem semitischen Ohr vor dem sehr groben 

tischen den Vorzug zu geben. Am 
leichtesten kämen wir also jedenfalls mit der 
Annahme einer Art des © für „d“ aus, 
irgendwie von dem semitischen stark ver- 
schieden. Die Emphase des Lautes wäre 
dann nur scheinbar mit dem Stimmton ver- 
Jedenfalls stehen wir 


82 (S. 1110) ist eine wichtige Verbess 
ОЗОР „die Südprovinz“ ist nicht „:- sd ( i) - r(t). 
mit einem schwerlich nachweisbaren zdt, sondern 
der in demotischen Kontrakten so häufige Ausdruck 
Tos-(en)-to-r&s „das Gebiet des Stidlandes*. Also hier 
die Aussprache von t als m nach (dem hier assimi- 
lierten) n erwiesen, vgl. OLZ. VIII, 321—22. Was die 
Griechen als 3 a ten, war den Semiten t, ed — nt. 
Das assyrische Bind(?)id(?)i, Mev3nc, ist also sicher 
Bintiti zu lesen. 

1) Tatsächlich verbindet die Emphase, stark und 
besonders weit hinten ausgesprochen, sich sehr leicht 
unwillkürlich mit einem leichten Stimmton. Dafür 


ist z. B. das $ lehrreich, das entweder direkt durch 


den Stimmton іп s übergeht oder (so glaube ich 


es z. B. in der Schriftüberlieferung — nicht Umgangs- 
sprache — gebildeter Libanesen gehürt zu haben) 


ein von s für unser Gehör schwer unterscheid- 
barer tónender Laut wird (spiranter als das fester 
geschlossene, mehr explosive y$). Darum hat Vollers 


bebauptet, t müsse den stimmhaften Lanten suge- 
zählt werden; nach meinem Gehör steht es auf der 
Grenze zwischen stimmlos und tönend, aber näher 
dem ersteren. Aehnliches kann man in der häufigen 
Entwickelung des k zu G beobachten. Beim Aegyp- 
tischen c—— scheint freilich die griechische Auf- 
fassung mit der ägyptischen zusammen gegen die 
semitische zu stimmen, und nt = d (genau wie das 
Neugriechische den n-Vorsatz zum Ausdruck des 
Stimmtones verwendet) spricht stark für den Stimm- 
ton des „d“ und die genauere Auffassung als d. Dazu 
käme die Verwendung für = schon in alten Lebn- 
wörtern, vgl. dg: = ^53" „sehen“, wahrscheinlich 

„sich verbergen“ verwandt mit semit. dhl, arab. 
„eintreten“, вуг. „sich fürchten“ (urspr., verstecken“ 7), 
"ату „Rotstoff (alle schon Pyramidenzeit), dk: „Obst“ 
(früh im mittleren Reich auftauchend, also wohl in 
der besonders starke semitische Einflüsse bringenden 
Periode Dyn. 5 — 6 eingewandert?) = op" mit der auch 
im griechischen 8éxtvio¢ vorliegenden Uebertragung 
des Baumnamens auf die Frucht. Gegen diese noch 
zu vervollstándigenden Beispiele kónnte man anfibren, 
dass die, LL 321, angeführten Schreibungen für 
mm „Schmuck“ einstweilen zu schwankend sind, 
um das Entsprechen von d im m. R. zu beweisen; 
vielleicht könnte man aus diesem Schwanken gerade 
schliessen, dass die Aegypter um 2000 nichts dem 5 


zu machen: 


801 (Мо. 6.) 


hier, ich wiederhole ea, vor einem Dilemma. 
Wir miissen entweder das innerügyptische 
Verbáltnis des ,d^ zu в durch t a icken 
und das teilweise Entsprechen des " darunter 
leiden lassen oder umgekehrt. Das ist mehr 
Geschmacks- als Wissenssache. Zwar ist 
über die Möglichkeit des Lautwertes d viel- 
leicht noch anges zu sagen (s. u.), doch 
lege ich einstweilen auf die Wahl zwischen 
t und d wenig Gewicht. Ich wiederhole 
tibri nach 1. 1. 322: als regelmässig zur 
Wiedergabe von semitischem ©/1 verwendet, 
hatte unser Zeichen im alten Reich eine 
ziemlich verschiedene, irgendwie assibilierte, 
also von 8 (s. unten) nicht weit verschiedene 
Aussprache, die wir ruhig im Dunkeln lassen 
kónnen, da wir doch nur die Aussprache am 
Anfang des neuen Reiches zugrunde legen 
wollen. 

Ein positives Resultat kann ich dagegen 
nunmehr bei dem 1. 1. 364 #., besprochenen 
Buchstaben ===, dem „t“ der AZ., angeben. 
Wir können nun kurz prüzisieren: der Buch- 
stabe war alt ts (365), später wurde er an- 
nühernd (3, eine zuerst vor folgendem i nach- 
weisbare Palatalisierung (366) des alten 
Lautes!) Ich möchte meinen Umschreibungs- 
vorschlag t (368) nun zurückziehen. Der- 
selbe erweckt den irrigen Eindruck, als ob 


es fir ganz leicht assibiliertes t, also tj, 
stünde, wührend doch die Verwendung für 


Entsprechendes besassen. Hier ist genauere Unter- 
such nötig. 

d eu belegt durch Spiegelberg, 1. 1. 1106. — 
Die Verwechselung mit d bei dem zu + tibergehenden 
Һ welche Spiegelberg, S. 112, belegt (уи = kopt. 
Ши) ist auch anderweitig durch Schwanken später 
Texte swischen ,d" und § bekannt; lautlich lässt 
sich daraus wenig schliessen. — Ich trage hier ein 
merkwürdiges Beispiel sur ültesten Wiedergabe des 
are Gewöhnlich alt mit d wiedergegeben (1. 1. 

, Ànm.); nie mit į!) hat es eine unregelmässige 
Entsprechung in ‘n „Ziege“. Daran hat man die 
unmöglichsten Vergleichungen (assyr. wneku usw.) 
versucht, wührend es doch natürlich nichts ist als 
“ins, |y. D. h. das z wird vom Aegypter als 
gewöhnliches semitisches s (pj) gehört und erfährt 
eine der regelmässigsten Wiedergaben: h für y. Das 
ist interessant, weil es zeigt, dass nicht einmal nach 
einem mit z susammenstossenden n der Aegypter den 
Stimmton berücksichtigte; vgl. das oben über das 
Widerstreben gegen tönende Dentale Bemerkte. Im 
allgemeinen zeigt es, wie lose und bunt die Laut- 

esetze der Entlehnung sind, genau wie z. B. beim 
А othiopisehen, wo auch verschiedene Entlehnungs- 
schichten zusammenliegen und die Lautgesetze er- 
schweren. (Vgl. absolut aus den Lautgesetzen fallende 
Fülle wie wh, yh „Mond“ mit h für h, erklärbar 
nur als Verstümmelung durch eine ganz fremdeZunge.) 
— Für die reguläre Wiedergabe von } vgl. dbh(t) 
„Opfer“ = nat (altes Reich). Im neuen Reich ent- 


spricht 9 oder t dem 1. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juni 1907.) 802 


semitisches D und! beweist, dass es ein ganz 
scharfes s enthielt. Dem ülteren Aegypter 
fehlte dieser einfache s-Laut gänzlich (seine 
s-Laute hatten ja ihre sie von den semi- 
tischen trennenden Eigenheiten); er musste 
einen , Vorschlag" dabei in den Kauf nehmen!). 
Für ts als ein Buchstabe gebraucht aber 
die Afrikanistik (z. B. im Hausa) seit lange 
ein vorzügliches Zeichen: 4. Das zeigt so- 
fort jedem Leser, was damit gemeint ist, 
und ist typographisch ganz leicht. Ich rate 
also zu dieser praktischen Umschreibung, die, 
wenn allgemein eingeführt, den жайла (тра 
Verwechselungen дег Semitisten ein Ende 
setzen wiirde. 

Ist t das assibilierte t, so muss das zu 


d im entsprechenden Verhültnis stehende 


в (361) assibiliertes „d“ sein (365), also fg 
oder de (t oder d, was ja eigentlich zu dz 


assimiliert werden sollte, wenn der Aegypter 
2 sprechen könnte, s. о.), je nachdem wir 
<=> als t oder d auffassen. Zu diesem 
schon 1. 1. 363, gewonnenen Resultat habe 
ich noch die schon mehrfach (361, 363) er- 


wähnte Parallele des äthiopischen Я (s) aus- 
zuführen. Ich verdanke L. Reinisch die ge- 
naue Beschreibung des letzteren Lautes, den 
die Grammatiken sehr ungentigend erfassen. 
A ist nach Reinisch in allen modernen 
Dialekten nichts als die assibilierte Aus- 

rache von t; selbstverstündlich muss auch 
die Assibilation in der Emphase dem t sich 
anschliessen, d. h. в werden. Darum geht 
im Ambharischen altes tg so oft in t über, 
ja das ts der alten Schriftsprache wird jetzt 
meist t gelesen. Also die vollste Analogie 
zum Aegyptischen, das ja ebenso sein altes 
в seit dem mittleren Reich zu ,d“ wandelt, 
so dass i altes e zu db, ya „siegeln“ 
wird. ir haben genau den Prozess des 
Amharischen: die Ássibilation fällt ab. Wie 
beim d/t baben wir auch wieder bei t oder 8 


das Dilemma, entweder das innerügyptische 
Verhältnis zu t/d zum Ausdruck zu bringen 
und auf das Entsprechen mit semitischem 8 
zu verzichten oder umgekehrt. Da die Ent- 
scheidung zwischen t und d für <=> noch 
schwankt und t, d typographisch unmöglich 
ist, scheint mir die Wahl nicht schwer: ich 
schreibe s nach Analogie des (auch nur 
approximativ wiedergegebenen) &. Nicht 

1) Wie es ja verschiedene Sprachen gibt, die 
einen Vorschlag für die Sibilanten brauchen, be- 


sonders solche, die i nur durch & ausdrücken können, 
& durch ) (6) usw. 


808 (Ко. 6.) 


übel wäre ein d, um die Stellung zum „d“ 


zu veranschaulichen, aber die Bezeichnung der 
Emphase zu opfern, scheint mir doch ein zu 
schwerer Nachteil. Immerhin würe d auch 


raktisch dem verzweifelten „d“ des ,Вег- 
iner Systems^ gegenüber ein grosser Fort- 
Schritt; wer hat nicht schon mit dem Setzer 
bei einzeln stehendem d seine Not gehabt? 


Jedenfalls hilft uns nun die Analogie des А 
zum Verständnis des ägyptischen s-Lautes 
bedeutend!) Zur Feststellung der ältesten 
Aussprache des g hilft vielleicht die nahe 
Verwandtschaft von s und ‘Ain, nicht nur 
bei sehr alten Entlehnungen aus dem 
Semitischen, sondern auch im Aegyptischen 
selbst. Bisher bekannt war: nem „süss 
sein“ = DY), sem (neben dem Nomen smd!) 
= yow „hören“, psg „neun“ = ir). Den 
Wechsel innerhalb des Aegyptischen hat 
man noch nicht beobachtet: mngs(t) „Brust“ 
neben denomin. mn „die Brust geben, 
siugen“3), ng „reiben“ neben ö) „zer- 


1) Belbsverstündlich darf die mögliche Verschieden- 
heit der &thiopischen und ügyptischen t-Aussprache, 
die Möglichkeit, dass ügyptisches 8 vielleicht eine 
stimmhafte Analogie zu & bildete und die Ten- 
denz (ds, dg М; в. oben) der modernen üthiopischen 
Dialekte, die Zischlaute nach vorne rücken zu 'assen 
(entgegengesetzt der palatalisierenden ägyptischen), 
nicht zu Verwechselungen führen. — Hier einen Exkurs 
über : 

Ich babe schon früher gezeigt, dass Berpt s mit 
Jo weder im lautphysiologischen noch im historischen 
Sinn etwas zu tun hat, kann aber nun ein wichtiges 
Beispiel hinzufügen, wie der Aegypter Wörter mit 
gemeinsemitischem 12 auffasste. Semit. 3% „her- 


vortreten (aus einer Grenze“) ist Agypt. th: „über 
eine Grenze treten“ (auch im moralischen Sinn), mit 
dem gewöhnlichen Uebergang von semit. г in ägypt. x 
(etwas weniger häufig als der Uebergang in Jodh). 
Dieses schon der ältesten Periode angehörige Lehn- 
wort fasst also den Laut ganz der arabischen Ueber- 
lieferung ({) entsprechend auf und gibt ihn so 
wieder, wie die des ¢ entbehrenden Sprachen ge- 
wöhnlich den Lispellaut ersetzen, ohne die Emphase 
zu beachten. Nicht ganz analog dazu scheint mir dio 
einmalige Wiedergabe mit t im Zahlwort Amt = ursem. 


SU, während sonst (in 2 und 6 es als 8, in 8 als 
b erscheint). Als Uebergangsform wäre Ant 
anzunehmen; das t kónnte von dem Feminin femantt 
beeinflusst sein. Spütere Wiedergaben haben natür- 
lich 8 entsprechend dem kanaanüi:chen Lauttibergang 
in Y und beweisen nichts, als dass die Kanaanüer 
35 tateüchlich wie y sprachen und nicht etwa die 
Unvollkommenheit der nordsemitischen Schrift einen 
Unterschied verdeckt. Die alte Hypothese über P, ge- 
gründet auf den Namen Ту us, füllt also. 

) Die versuchte Vergleichung von nss „klein“ 
mit (sR) „müde, schwach“ ist jedenfalls abzulehnen. 

) Aelteste Form der Wurzel ist n = hamit. 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juni 1907.) 804 


mahlen, fein mahlen“, pn „umdrehen“ (up) 
neben fng „Nase“ (urspr. „Gesicht“, OLZ. 
IX, 155), w „abschliessen“, ursprünglich 
auch „verdecken“, vgl das Nomen 31 
„Wolke“, verwandt mit inst „Schurz“ usw. 
Man wird bemerken, dass alle diese Wurzeln 
ein n oder m aufweisen (mit Ausnahme des 
durch ganz unregelmässigen Lautwandel 
entstellten pss!), also anscheinend starker 
Stimmton das (ältere?) “Ain in g übergeführt 
hat. Daraus könnte man nun allerdings eine 
sehr starke Wahrscheinlichkeit ziehen, dass 
в in ältester Zeit irgendwie tönend war 
oder gefühlt wurde! Leider sind die Ver- 
hältnisse keineswegs einfach ). Wenig hilft 
uns dazu der analoge Uebergang von 
(ursprünglichem!) (ё in g (auch k) im 
Aramäischen. Das ist gerade der umge- 
kehrte Vorgang wie im Aegyptischen, nur 
könnte man als lautphysiologische Analogie 
hervorheben, dass s auch wie ägypt. s 


nüg, nwg (über das ich OLZ. VI, 79 zu Reinisch, 


Somaliwörterbuch, 8. 311, gehandelt habe) säugen — 
semit. pJ. Das ägyptische Verb enk ist Kausativ 


jüngerer Entlehnung von demselben Verb (das uach 
den erwühuten Spuren des ж in den übrigen hami- 
tischen Sprachen einmal zur Bildung /H gehört 
haben muss oder deren Analogie folgte. Oder ist 
das Jodh eine Erweiterung des alten Stammes?) 

!) Aleph (abgeschwächt aus Ain oder älter als 


dieses?) für ursprüngliches Gs liegt vor in der ur- 
alten Entlehnung hm:(y?)t „Salz“ aus YGem*. Nahe 
läge es, hierher noch zu ziehen: kn’ „in die Arme 
fassen“ = MO „in die Faust fassen“ — arab. C.. 
Leider sind hier verschiedene semitische Wurzeln 
durcheinander geraten; hebr. =p „sammeln“, das 


man herangezogen hat, scheint arab. = Yaad und 
вуг. kmt (?!), während вуг. kb „fest sein“ zwar zu 
die richtige lautliche Nachfolge liefert, aber 


eine sekundäre Sinnentwickelung repräsentieren 
müsste. Wahrscheinlicher wäre eine andere Ver- 
gleichung, die den umgekehrten Fall, ägypt. s = 
semit. Aleph, illustrieren würde: knd „zornig“ = 
NIP (nur müsste das zu erwartende 8 schon im alten 


Reich in d übergegangen sein; so weit ist nur d be- 
legbar). Man wird beobachten, dass auch diese 
problematischen Wurzeln wieder ein m/n enthalten 
und der Aegypter dem m widerstrebt, um dessen 
willen wohl auch sms = yoy seine Umsetzung er- 
fahren bat, während die Verbindung ns sogar 
euphonisch scheint. Schlüsse auf den Stimmton 
scheinen mir also schwierig. (Nws „sich bewegen, 
aufbäumen“ vermag ich nicht sicher in die so ühn- 


lichen Wurzeln сіз, yok, , |), einzufügen). 
Nicht unmöglich, dass das früher auf Grund einer 
falschen Lesung mit Lë? verglichene rh(y? so nach 


Spiegelberg) ,,Kleider waschen doch zu jener semi- 
tischen Wurzel und in diese Reihe gehört. H für h 
ehörte zu den oben mit wh = wr illustrierten. 
D orogens koitan y für Aleph würe leicht er- 
klärlich. 


906 [No. 6.) 


ein ténender und emphatischer Laut gewesen 
zu sein scheint!) Vielleicht kónnen andere 
Genaueres aus diesen Uebergüngen schliessen, 
die natürlich zunüchst nur für das Aegyptische 
der &ltesten vorklassischen Periode zeugen, 
also nicht notwendig unsere, der klassischen 
Periode folgende, Umschrift entscheiden 
müssen ?). 
(Schluss folgt.) 


Seriptio plena des emphatischen la- im 
Bebriischen. 


Von Paul Haupt. 


Am Schlusse von 8 15 meiner Abhandlung 
The Hebrew stem nahál, to rest (AJSL 22, 203) 
habe ich darauf hingewiesen, dass das pra- 


figirte emphatische b (z. В. Koh. 9, 4: 2525 o 


Mon ran jo RIN 210 ^m auch plene N? ge- 
schrieben wird, ebenso wie wir im Arabischen 


J 14 dgsimu (Koran 75, 1) finden. Ich 


be dazu Ruth 2, 13 und die JBL 24, 30 
besprochenen Stellen 1 S. 14, 30; 20, 9; 


Ex. 8, 22 zitiert. Ruth 2, 18: nw wb vom 
pr nnw2 heisst: wahrlich ich will sein 
wie eine deiner Mägde. Ein weiteres Beispiel 


dieses emphatischen Nb = assyr. lû (HW 
3730; AG?, § 131; vgl. die Anmerkung ibid. 
S. 275) liegt Jer. 49, 25 vor, wo wir 


"pnto Ур na к), wahrlich verlassen 


!) Im Arabischen mag ja die Aussprache als d 


alt sein, doch wage ich nicht, sie dem ursemitischen 
zuzuschreiben, da der hebräisch-assyrische Lautüber- 
gang und die &thiopische Ueberlieferung zu ihr 
schlecht passen (obwohl die Verwandtschaft des süd- 
arabischen Schriftzeichens mit dem für t ander- 
seits wieder der arabischen Ueberlieferung ziemlich 
günstig würe). 

зу Das Beispiel anh „Flügel“ = „U (mit einer 


späteren seltsamen Dissimilation; „Flügel“, snah 

„Arm“, gerade als ob das Arabische eingewirkt 
hätte!!) sollte mit seinem Uebergang 1 — ө wieder 
ein Zeugnis für den Stimmton des ; sein, ist aber 
bis jetzt nur eine ganz vereinzelte Seltsamkeit. 

3) Beachte folgende Abkürsungen: AG = De- 
litzsch’s Assyrische Grammatik; — AJSL = Ameri- 
can Journal of Semitic Languages; — BA = Delitzsch 
und Haupt, Beüräge sur Assyriologie; — HW = 
Delitzsch’s Assyrisches Handwórterbuch ; — JAOS 
— Journal of the American Oriental Society: — 
JBL = Journal of Biblical Literature, — KAT = 
u. 8 Keilinschriften und das Alte Testa- 

; — KB = Schrader's Keilinschriftliche Biblio- 
ee — OLZ = Orientalistische Litteratur-Zeitung; — 
SBOT = zu в Sacred Books of the Old Testa- 


А = Zeitschrift für Assyriologie; — 
enländischen 


ment; 
ZDMG = Zeitschrift der Dan Morg 
Gesellschaft. 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juni 1907.) 306. 


ist die Stadt der Freuden! lesen müssen. 
Das vor xb stehende x ist Glosse, ebenso 
das vor frënn Гр stehende nnn 79). Das 
Qéré n»nn ist als intensiver Plural zu punk- 
tieren; der Intensivplural (OLZ 10, 65) 
D'ënn war “wwen geschrieben; vgl. Crit. 
Notes on Kings (SBOT) S. 80, Z. 3. Der 
Ausdruck owe Pro, die Stadt der Freuden 
ist wie (7) DO, Haus der Wonne (Am. 1, 5) 
eine Bezeichnung der Stadt Damaskus; auch 
PN пуро, Tal des Reichtums bezeichnet den 
ager Damascenus, d. i. die reichbewüsserte, 
ausserordentlich fruchtbare Umgebung von 
Damaskus. Statt jw ist ix = in (vgl. arab. 

су) ayn = ef Лаин) zu punktieren; auch 
Їх las ОМ. Dem Araber gilt die о, 
s gute Dimisg als irdisches Paradies, 
die schönste Landschaft auf Erden; vgl. 
2. B. Abulfedä’s Geographie, S. ror der 
Pariser Ausgabe, unten; auch Wetzstein 
in Franz Delitzach’s Genesis! (Leipzi 
1872) S. 535 und Jesaia® (Leipzig 1879) 
S. 702. Hebr. rm entspricht dem arab. 
Ete mánzahe. 

Bei der im ersten Teile des Buches Amos 
mehrfach wiederkehrenden Drohung ) Nb 
ist das x5 ebenfalls nicht Negation, sondern 
scriptio plena des em 5 da-; der Aus- 
druck bedeutet nicht: ich nehme es nicht 
zurück, mache es nicht rückgüngig, sondern 
wahrlich, ich werde es thm v.rgelten, ich werde 
es eüchtigen! Das emphatische vw wb 
steht für W DWN W und hat dieselbe Be- 
deutung wie RI 100) DWN ; vgl. 
Wright-de Goeje, 2, 191, B; Ges.- 
Қай 8 117, x; AG?, S. 146. Hebr. 
IDUN ND entspricht. arab. N la-uti- 
bánnahu = 0,3 la-utayyibinnahu, assyr. 
lü-utäarsü = lá-utár gimillasu. Auch im 
Arab. sagt man aye de x9 IE. atäbahu ‘14 


‘amalthi, er belohnte ihn für seine Tat; des- 


gleichen aye de ges) oder ale de . 
Der Ausdruck Ob dreier Frevel von Damaskus 
und ob vierer mache ich es nicht stickydngig! 
wäre etwas schief. Man könnte wohl sagen 
Ob dreier guter Taten, oder auch vier, mache 
ich das (beschlossene Strafgericht) nicht rück- 
gängig (vgl. Gen. 18, 30: кусх DN NEYN xd 
ow >u’ Cw) aber nicht Ob dreier Frevel mache 
ich es nicht rückgüngig. Dafür würde Amos 
wohl gesagt haben: 19-70) "y PONNI; 
vgl. 7, 8; 8, 2. 


907 (Ко. 6.) 


Uebrigens ist das drei und vier nicht 
von wiederholten Freveltaten, sondern von 
éinem ganz besonders schweren Frevel zu 
verstehen, einer трсаћітріх; vgl. vpwsowrfptoc 
(Haupt, Purim, S. б, Z. 11) sowie tpoáð- 
26, tplocop.evos, трісрихор, tproxatapatos, 
aproxonaviotos &c, auch verpanadaı, schon lange, 
eigentlich vierfach lange; тетрахброуо6, vier- 
krähig = sehr alt (vgl. бтір тйс хороуос 
Beßiwxuig) und «erpóoAov тобт Eom = x- 
121751522 

Das Suffix in W2'Ww bezieht sich auf 
pwn, genauer pwa DY; Damaskus als Volks- 
name kann als Masculinum konstruiert 
werden, wührend es als Name einer Land- 
schaft oder Stadt Femininum ist; vgl. Ges.- 
Kautzsch, 8 122 i, sowie Crit. Notes on 
Kings (SBOT) S. 172, Z. 14. Wer an dem 
Masculinum trotz Jes. 17, 1 (s. unten) An- 
stoss nimmt, mag dafür das Femininum 
(nid ww xd) einsetzen oder das Masculinum 
nach Ges.-Kautzsch, S 135, o erklären. 
Mit dem Gebrauch der masculinen Plural- 
formen der Suffixe statt der Femininformen 
hat es allerdings eine eigene Bewandtnis; 
siehe Crit. Notes on Kings (SBOT) S. 171, 
Z. 13. Ich glaube, dass Amos sagte: 
ушм ND AVIAN pires pp gen 

Für Damaskus dreifachen Frevel, 
Ja vierfachen, will ich es sücht'gen! 
also mit masculinem Suffix wie in V. 13 
(wo Y vor pay zu streichen ist) und 2, 1. б. 

Die oben angezogene Stelle Jes. 17, 1 
ist zu lesen: 

поро ai nmm “сло pi» nn 
Die erste Halbzeile bezieht sich auf das 
Volk von Damaskus; die zweite auf die 
Stadt Damaskus; "DD ist von W, züchtigen 
abzuleiten; ғр) Ez. 28, 48 ist "o? zu 
lesen; yo gehört als Glosse hinter nn"; 
vgl Jes. 25, 2: 535 Ayo nbi72. wo das 
Ņ keineswegs zu streichen ist; dagegen ist 
dort statt des zweiten "yo ebenfalls озу? 
zu lesen: oy? су! уух, Die Vereiner- 
leiung von "Yo und D ist hier ebenso 
gedankenlos wie in den von mir in Anm. 13 
zu meiner Erklürung von Psalm 68 (AJSL 
28, 227) besprochenen Fallen. 

Die Drohworte gegen die Philisterstadte 
sowie Tyrus und Edom in Am. 1, 6—11 sind 
makkabäische Zusätze; vgl. dazu meinen 
Aufsatz Eine alttestamentliche Festliturgie für 
den Nikanortag in ZDMG 61 und meinen 
Artikel The Book of Nahum in JBL 26. 
Uebrigens ist statt my Am. 1, 6 on zu 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Jani 1907.] 906 


lesen. Die Bewohner von Akk& (Akkö ist 
phönizische Aussprache!) sollen gezüchtigt 
werden, Mpow n» оу оу, d. b. weil sie 
eine Schar, die in Frieden (Uu musá- 
liman = Ао сап) kam, gefangen nahmen 
(eigentlich als Gefangene abführten) und den 
Syrern auslieferten; statt OMN ist DAN zu 
lesen wie in Psalm 137, 7; Klagl. 4, 21 
(OLZ 10, 63). Der Gebrauch von mòi nbn 
im Sinne des вуг. Ny. Naw (зуг. 92293208 
= hebr. "922 nx) ist ungewöhnlich, aber 


in dieser späten Stelle kaum zu beanstanden; 
auch das arabische sabä wird in diesem 


doppelten Sinne gebraucht: es bedeutet nicht 
nur ғи Gefangenen machen (syal 151 schall um) 


sondern auch ins ferne Ausland senden, de- 
portieren, sogar exportieren und importieren; 
Қалам („> xamr) sabije (oder sabie) heisst 
importierter Wein. Der Stamm N ist mit 
As verwandt; vgl. meine Abhandlung über 


die semitischen Wurzeln gr, kr, zr, AJSL 
23, 252. Ebenso heisst äthiop. tee: і5биауа 
(für ts siehe BA 1, 263) sowohl ins Exil 
führen als gefangen nehmen?) 

Die dreifache, ja vierfache Freveltat ist 
die 1. Makk. 12, 48 (vgl. auch 18, 12) be- 
richtete verrüterische Gefangennahme des 
Makkabiers Jonathan im Jahre 148 v. Chr. 
Diese Schuld hatte die Stadt Akkä (oi IIvo- 
Хройтол) auf sich geladen; bei der hinter 
listigen Ermordung Simons und seiner Sóhne 
Mattathias und Judas im Jahre 135 (1. Makk. 
16, 16) dagegen war die Stadt Jericho nicht 
beteiligt. Sieben Jahre vor dem schmäh- 
lichen Frevel an Jonathan hatte in Akká 
die glänzende Vermählungsfeier Alexander 
Balas’ und der ägyptischen Prinzessin Kleo- 

atra stattgefunden, die von Jonathan in 
salm 45 verherrlicht worden ist; vgl. 1. Makk. 
10, 58 und Haupt, Purim, S. 6, Z. 40. 
Von Gaza heisst es im ersten Makkabäer- 
buche (11, 62) dass Jonathan die Sóhne 


1) Ebenso steht En fiir np der Buchstaben- 
name "^ für "^ Carthago für Cart-hajo — Qart- 
hadsé = Qart-hadsé == Qart-hadas 


: sat, assyr. Qarti- 
zadasti (Genetiv) KB 2, 148, 23. Vgl. Schröder, 
Die phönisische Sprache (Halle 1869) S. 124— 127. 

*) Ich habe nachträglich bemerkt, dass schon 
der Professor in der katholisch-theologischen Fakultät 
der Universität Breslau, J. A. Theiner in seinem 
Buche Die swölf kleineren Propheten (Leipzig 1828) 
S. 98 im wesentlichen richtig übersetzte: weil es 
Befreundete mit sich gefangen führte. J. D. 
Michaelis (1782) übersetzte: weil sie in vollem 
Frieden Menschen geraubt haben. 


909: [No. 6.) 


der vornehmsten Familien als Geiseln nach 
Jerusalem schickte. Asdod wurde von Jona- 
than in Brand gesteckt; siehe ibid. 10, 84; 
11, 4; vgl. auch 5, 68; 16,10. Zu Askalon 
vgl 10, 86; 11, 60; zu Ekron: 10, 89; zu 
den Philistern: 3, 24. 41; 4, 22; 5, 68. 


Dass das Drohwort gegen Juda (Am, 


2, 4. D) nicht von Amos herrührt, ist be- 
kannt; ebenso, dass der Schluss von V. 4 
(11 DWM) ein tertiärer Zusatz ist. 

Ich bemerke schliesslich, dass die ein- 
leitenden Drohungen gegen Damaskus, Ammon 
und Moab im ersten Teile des Buches Amos 
in drei fünfzeiligen Strophen mit 3+3 He- 
bungen abgefasst sind; das Metrum ist also 
dasselbe wie in Psalm 137 (OLZ 10, 67) 
oder in Psalm 68 (AJSL 23, 238). Auch 
die Drohung gegen Israel am Schlusse (Am. 
2, 6—16) besteht aus drei fünfzeiligen 
Strophen mit 3 + 3 ee e In der letzten 
Strophe ist éine Zeile durch die Glossen 
we) Bora) man und Ger vun op 
(Erláuterung zu o Du AN) verdrängt 
worden; auch wn ist sekundär, und rb 
oy tertiär. In der ersten Strophe ist 
V. 72 eine Glosse zu V. 6b; auch mp und 
Dv (V. 7b) sind sekundär; desgleichen 
“We OOD und V. 10 in der zweiten Strophe. 
Die Halbzeile "gn Deer re "wn gehört 
hinter die erste Halbzeile von V. 9. 

Die makkabäischen Abschnitte (die wohl, 
wie so viele Zusütze zu den Propheten, erst 
unter der Regierung des Johannes Hyr- 
kanus, 135 —104 entstanden sind, der nach 
Josephus, Ant. XIII, 10, 7 nicht nur 
Herrscher und Hoherpriester war, sondern 
auch die Prophetengabe besass) sind gleich- 
falls in Zeilen mit 3 + 3 Hebungen abgefasst, 
&ber nicht in fünfzeiligen Strophen. Die 
erste Drohung n die Philisterstadte ist 
allerdings fiinfzeilig; die zweite gegen Tyrus 
(vgl. 1. Makk. 5, 16) hat aber nur drei 
Zeilen; die dritte gegen Edom (vgl. 1. Makk. 
b, 8. 65) vier. Auch die Drobung gegen 
Juda war ursprünglich nur dreizeilig. Die 
metrische Analyse des Buches Amos von 
Sievers und Guthe (Leipzig 1907) scheint 
mir verfehlt. 


Südarabisches IV. 
Von Martin Hartmann. 
Osiander 20 (CIH 95) ist ein Fragment. 
Die Weihenden fehlen,.da nur der untere 
Teil erhalten. Dieser lautet: 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


|Juni 1907.] 810 


w/o | poy I pam I my 1 олат | po I me 
| m 1j | ore | m | повр | nmm | үр 
m^ (mom | wn 1. 5 I OD | qos 
1| |o | ovo | wy | oA 1р 
mayen | Grp | »3 | Ae | ww | en 
may | рй I 5 1 роуа I yan | 922 | w 
mn | crow | wer | ух) | ja 1 отто | 
mond | pym | nay I mi | amp | p 
pmi onpas | am | ороз | awe I ma 
Im Corpus ist folgende Uebersetzung 
gegeben: | 
[Maudüd et fralres ejus Bakilenses, incolae 
“Атға-/ 
(пі, consecraverunt Ilmakkäho Hirranensi hunc 
titulum, quia est] 
1. ішіне ipsos, quum primum impetum (есі 
(Maudüd) usque ad urbem ‘“Amranum, 


oo ad 0 Q M» Co to Fa 


ad auri- 
. liandum heredi suae Kasbat Marthadensi, 
et ex his 


ssessionibus usque ad ceteras. Et pergat 
Iimakkah Hi- 
rrünensis largiri servo suo Maudüdo tutelam 
camporum spsius consitorum et 
. favorem gratiamque coheredum ipsius Martha- 
densium et tribus e- | 
orum Baktlensium, incolarum “Amräni, et 
protegere servum gu- 
. um Maudüdum ab injuria et noxa hostis 
cujusque, qui se remo- 
vit et qui propius venit; atque quia contigit 
et ut contingat vassalis ipsius 
. Abyabensibus, potentia et viribus Ilmakkähi 
Hirränensis. 
Eine Vergleichung mit den anderen‘Amrän- 
Tafeln lehrt, dass der Weihende der Familie 
angehört, die sich am Schluss nennt: Os. 6, 1 


nm nAyaın ja Gen OOK und Z. 9 m 
nm 25 pyanı спор) Os. 8, 1 che 0237 
йк |2 und Z. 126. erëm mob ^ m5; Os. 
18, 1 £ nm uera dxaın maa DÉI 


und Z. 11 jw" |29 ^ 775, Also ist auch 


hier der Weihende aus der Familie Asjab. 
Die Amrän-Tafeln zeigen ferner, dass der 
Weihende entweder der herrschenden Sippe 
der Martad angehört oder einer Familie von 
Hörigen (e, der einzelne uu) der Martad. 
Im ersten Falle bezeichnet sich der Weihende 


als СУЙО p. Fem, O10 n^ Plural D909 13: 
Os. 1, 1. 4, 1. 14, 1. 15, 1. 21, 1. In einem 
Falle nennt der weihende Martadite neben 


sich die Sippe unter dem Namen poy": 


о очо c e mm t 


811 No. 6.) 


Os. 1, 1 roum отоу eno v3 nnm o2. 
Die Hörigen (Bauern) bezeichnen sich gleich 


am Anfang selbst als Ob (32) 2 CAN wie 


die Banü Arfat Os. 9, 3f, die Banü Kati- 
bum Os. 16, 2f., die Banü Wahrän Os. 18, 2f. 
und der As ad Faugamän ( |272)) Os. 17, If. 


oder sie begnügen sich, das Hörigkeits- 
verhältnis zu markieren, indem sie am Ende 
der Urkunde den Gott bitten, er möge sie 
„beglücken mit der Gunst ihrer Herren 
der Banü Martad“. Finden wir nun eine 
kopflose Inschrift, die die Formeln enthält: 
„der Gott möge dem Weihenden die Gunst 
der Banü Martad schenken“ und „auf dass 
es wohlergehe den Banü Fulän“, so schliessen 
wir mit vollkommener Sicherheit, dass der 
Weihende nicht der Sippe Martad angehört, 
sondern einer Hörigen-Familie. Es ist daher 
ausgeschlossen, dass der Maudüd ein Marta- 
dit ist, wie die Herausgeber des Corpus 
annehmen (zu Z. б: „Fortasse coheredes 
Maududi .... hoc est Marthadenses poten- 
tissimi^, zu Z. 9 „Vassali Maudüdi appel- 
lantur Banü Asyab“ und Ergänzung des 
Anfangs: ,Maudüd .... Bakilenses“ !). Den 
Anlass zu der falschen Ergänzung gaben 


die Worte WDF Z. 2 und WANN Z. 5. 
Z. 2 ist nnm heres sua’, ut proposuerunt 


Osiander et Halévy“, und in NWN finden 
die Herausgeber die ,coheredes^ des Maudüd 
und wundern sich, „quid hoc plurale sibi velit". 
Nun ist von vornherein der Gedanke ab- 
zuweisen, dass jemand den Gott bittet, ihm 
mit dem Wohlwollen seiner Erben oder 
auch Miterben zu beglücken. Zudem ist die 
Gleichbedeutung mit WN zwingend. Es 


wurde übersehn, dass M7), hebr. v^», nicht 
bloss heisst „beerben“, sondern auch „erben, 
durch Erbschaft in Besitz bekommen“. Die 


dn m гар wins ist „seine Erbherrin 


Qa3bat Baronin Martadum“ und Z. 5 ist die 
Rede von der ,Gunst seiner Erbherren der 
Barone Martadum und ihres Stammes Baki- 
lum, Stammtei) (193%) Da Аттап“. — Der 
Hauptgewinn aus dieser neuen Erklürung 
und Ergänzung ist, dass "2y das wie andere 
Vermögensstücke durch Erbgang den Besitzer 
wechselnde Individuum ist, und GN die ein 
Erbstück bildende Familie. 


1) Die Hörigen-Familien werden nie als zum 
Stamme gehörig bezeichnet; sie waren ja auch ur- 
spriinglich Gefangene oder Zugewanderte. Doch kam 
es, scheint es, nicht selten vor, dass ein Höriger sich 
die Zulassung zum Stamm und die Anerkennung 
seiner Familie als Adelsfamilie erzwang. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATURNZETTUNG. 


(Juni 1907.) 812 


Zu Gl. 1302 (vgl. Weber hier Sp. 238 fl.): 
Die verfehlte Gleichsetzung von ПУМ mit Ir" 


(an sich nicht unmöglich, vgl. ел und e» 


gab ich selbst lüngst auf, s. hier Sp. 191. 
— Vortrefflich sind Webers Bemerkungen 
gegen meinen „sabäischen Outsider“ MPN 
und seine Aeusserungen über die s- und h- 
Sprache. Ich selbst sagte bereits Sp. 22: 
"Die Barone, die Saba’ und Qatabàn an- 
gehörten, sprachen die à- Sprache“. Der 
von mir nicht hervorgehobene Unterschied 
ist, dass Qatabaner und Hadramoter regel- 
mässig mit der s-Sprache kokettieren infolge 
der anhaltenden politischen Abhängigkeit, 
dass dagegen die Sabäer es nur gelegentlich 
tun, oder besser: die Sabäer kamen früh zu 
einer so festen Stellung, dass sie die Rück- 
sicht nicht nötig hatten, und zugleich: es 
gab wenig Sabüer in den Ma‘inischen Resi- 
denzen (z. B. die Barone Däbir in Berägis 
Hal. 485). Die Lösung des npn als npn 
für MIPIM ist sehr ansprechend. Dass auch 
die Minäer in der Zeit ihrer Inschriften die 
h-Sprache gesprochen haben wie Weber 
annimmt, ist deshalb unwahrscheinlich, weil 
in diesem Falle die s-Sprache als rein ge 
lehrte (offizielle) Sprache nicht mit solcher 
Reinheit durchgeführt ware. Die einzige 
Ausnahme, welche die Personennamen mit 
haf'al von Verben pr. wäw bilden, ist kein 
argumentum, undihrer Verwertung als solches 
widerspricht ihre Bezeichnung bei Weber 
selbst als „wohl nur orthographische Ab- 
normitát^ (Sp. 239 unt). — Von hoher 
Wichtigkeit ist die Frage nach dem sozialen 
Charakter der Sabüer. Weber Sp. 240: 
„. . . dass die Sabüer bei ihrem Aufkommen 
ein durchaus neuartiges Element auf dem 
рее Schauplatz in Siidarabien waren, 
ass sie zu dem minäischen Reiche dieselbe 
Stellung einnahmen wie auch sonst die 
Nomadenvölker an den Grenzen alter Kultur- 
zentren“. Die Sabäer ein Nomadenvolk? 
Gewiss nicht. Sie gehórten von allem Anfang 
an der sesshaften Gruppe an, genau ebenso 
wie die Bevólkerung, die sich um Main 
schaart. Die These von der Ursprünglich- 
keit des Nomadentums im allgemeinen ist 
unhaltbar. Ich sehe keinen Anlass, aus 
inneren Gründen die Wandlung der Sabäer 
von Nomaden zu Kulturmenschen anzu- 
nehmen. Aeussere liegen nicht vor. Im 
Gegenteil: die Denkmäler zeigen uns die 
Sabäer nicht anders denn als ausgewachsene 
Sesshafte. Dass unter ihnen gefährliche 
Räuber waren, beweist nichts: man kann 


818 [No. 6.) 


doch Фе Raubritter des Mittelalters nicht 
Nomaden nennen. 
Zu Derenbourg П (vgl. hier Sp. 189): 


Die Auffassung des угуучу Z. 1 bis 2323 
Z. 4 als hal wird, scheint mir, gestiitzt 


durch Gl. 1155, 1 Nee) Ayo DIe 550 


322 pp y O... 7323 pi) "Ou, Dieser 


Passus soll offenbar eine temporale Be- 
stimmung für den Hauptsatz geben, der mit 
den Namen der beiden Kabire als Subjekt 
beginnt und in fala’ wabanà das Prädikat 
dazu enthült, und wird zu übersetzen sein: 
nals ihre Leute Musr, A Gurt und Eber 
Маһтап unter dem früheren Kabir М. N. 
(Baron) von Ridà durchzogen hatten“. Dass 
in Der. II der Hälsatz ein Nominalsatz, in 
Gl. 1155 ein Verbalsatz ist, dürfte eine 
Ablehnung der Parallele nicht begründen. 


Klein-Asiatische Untersuchungen. 
I. 
Von E. Brandenburg. 


Ich habe bereits an anderer Stelle be- 
tont, dass die wissenschaftliche Forschung 
im Gebiet des alten Phrygiens noch weit 
davon entfernt ist, abschliessende Resultate 

eliefert zu haben, welche einer ehrlichen 
üfung, die von keinem vorgefassten „Stand- 
punkt“ beeinflusst ist, unanfechtbar gegen- 
überstehen ). Auf lange Jahre hinaus noch, 


1) Aus diesem Grunde kann ich mich auch leider 
nicht mit den letzten Sätzen der Besprechung meiner 
Arbeit über Phrygien in den Abhandlg. d. Bayr. 
Akad. durch Prof. von Lichtenberg im ersten Heft 
des Memnon einverstanden erklüren. Er sagt dort: 
»Dieser (Brandenburg) erkl&rt nümlich die ganze 
phrygische Kultur für hettitisch“. Das habe ich 
nicht gesagt, sondern nur, dass sich in ihr zahlreiche 
Anslogien und Beziehungen zur hettitischen nach- 
weisen lassen, wie das auch kulturgeographisch nicht 
anders der Fall sein kann. Ferner: ,... die Haupt- 
sache aber wird doch als Thrakisch-phrygisch, 
arisch anzusprechen sein“. Da spielt L. sein 
»Arierdogma*, dass alle Kultur eigentlich nur arisch 
ist, ein Standpunkt, den er mir privat als auch öffent- 
lich mehrfach gegenüber betont hat, einen bösen 
Streich. Ich frage nur dagegen: was wissen wir in 
der Mitte des zweiten Jahrtausend in Kleinasien von 
Thrakern, Phrygiern und Ariern? — Weiter: „Darauf 
weisen die übrigen Kulturelemente, besonders die 
Keramik, mit swingender Gewalt hin“. Welches 
sind diese übrigen Kulturelemente in dieser Zeit und 
diesen Gegenden? Die Keramik? Darauf kann ich 
nur erwidern, dass im Gebiet der phryg. Felsfassaden 
bis jetzt noch keine irgendwie nennenswerten kera- 
mischen Funde gemacht worden sind, ausser gunz 
rohen Scherben, die keine Datierung zulassen. Ich 
selbst fand 1902 oder 3 in Jasilikaja eine schón ge- 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juni 1907.] 814 


bis der Spaten und unsere sich immer mehr 
erweiternden Kenntnisse kleinasiatischer und 
besonders hettitischer Geschichte weitere 
Ergebnisse geliefert haben werden, muss der 
Archäolog sich noch gedulden, um an die 
Abfassung eines abschliessenden Werkes 
über diese Gegenden gehen zu können. 
Einzciarbeiten müssen den Stoff liefern, be- 
wältigen, die Mosaiksteinchen liefern, aus 
denen sich schliesslich das möglichst lücken- 
lose Bild der Gesamtkultur zusammensetzen 
lassen wird. 


Phrygien ist als Kreuzungspunkt ver- 
schiedener Kultureinflüsse besonders inter- 
essant, und wir betrachten es deshalb zuerst 
kurz kulturgeographisch. Genau wie im 
Altertum, weil ganz einfach und natürlich 
bedingt durch die Beschaffenheit des Bodens, 
seiner Bergketten und Täler, folgen auch 
heute noch die wenigen Bahnlinien Anatoliens 
den grossen Heerstrassen des Landes, auf 
denen der Zug, der Austausch und schliess- 
lich auch die Zerstórung von Kulturen ge- 
legentlich feindlicher Einwanderungen vor 
sich ging. Ganz schematisch dargestellt geht 
die eine Linie von N.W. nach S.O., d. h. 
von Konstantinopel über Eskischehir nach 


Konia, um sich dann als künftige Bagdad- 
bahn nach Mesopotamien fortzusetzen. Diese 


Linie wird von einer zweiten in der Richtung 
O.-W. geschnitten, Angora, Eskischehir, 
Afionkarahissar, Smyrna. — Angora aber 
ist nun in archäologischer Hinsicht der Brenn- 
unkt, in dem sich die Strasden aus Kappa- 
okien und Paphlagonien, von Bogaskeuj, 
der alten Hattihauptstadt her, von Oejük 
und wie alle die hettitischen Zentren heissen, 
vereinen. Anderseits ist Smyrna mit seinem, 
einen idealen Hafen bildenden Golf die natür- 
liche Ausgangsstation zum Wege über die 
Inseln, dem Sitze des vierten grossen Kultur- 
kreises, des mykenischen, nach Griechenland 
herüber. Der Kreuzungspunkt beider Linien 
aber ist nun das Land, das wir in Anleh- 
nung an die antike Geographie Phrygien 
nennen, dessen eigentlicher Name in der uns 
interessierenden Zeit, im zweiten Jahrtausend 
vor Christus, aber noch nicht bekannt ist. 
Wir wissen durch die Historie und Ar- 
chäologie, dass die beiden grossen Kultur- 


brannte Scherbe, die mir leider verloren gegangen 
ist und die ich deshalb nie erwühnt habe. Sie trug 
die Darstellung eines Greifen, genau wie in Sendjirli. 
Allzu arisch schien mir das nicht zu sein. — Also 
nicht mit unbekannten Gróssen operieren, um grosse 
Theorien zu stützen, sondern sich vorerst auf Detail- 
arbeiten beschränken, muss unsere vorläufig wenig 
effektvolle, aber einzig gedeihliche Aufgabe sein. 


815 (Мо. 6.) 


strassen in der genannten Zeit ausgiebig 
benutzt worden sind. Davon soll nun nichts 
in Pbrygien hängen geblieben sein, nach 
Meinung der ülteren Schule, die sich nicht 
von der vorgefassten Meinung des allein 
seligmachenden griechischen Einflusses frei 
machen kann?! — Das ist doch wohl kaum 
&nzunehmen, und man kann dem vielmehr 
entgegenhalten, dass die, man möchte fast 

n, romantischen Eroberungen eines Alex- 
&nder, deren Nachwirkungen naturgemüss 
im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Grösse 
und unerhórten Plótzlichkeit stehen mussten, 
kaum dazu geeignet waren, griechischer 
Kultur einen Boden zur gedeihlichen Fort- 
entwicklung zu schaffen. Man pflanzt keinen 
. Eichenwald, wenn man im Vorbeilaufen 
Eicheln aufs Feld streut. So kann man 
höchstens irgend ein Unkraut säen, aber 
nicht Bäume, die Jahrhunderte überdauern 


sollen. Genau so stehts mit der Kultur, 
gleich ob griechische oder sonst eine. Grie- 
chischer, d. h. hellenistischer Einfluss (mit 


Ausnahme der Küstenstüdte) ist daher auch 
im Hochland von Kleinasien erst durch die 
umsichtige, planvolle und ruhige Kolonisation 
der Rómer mit starker politischer Basis zur 
Geltung gekommen, nicht durch den stern- 
schnuppenartigen Zug eines Alexander oder 
gar etwa durch die ewige politische Zer- 
rissenheit und Rivalitát griechischer Klein- 
staaterei. 

So sind denn auch Ramsay und Reber, 
wenn auch als „Alte“ in nicht so scharfer 
Form wie die „Jungen“, zur Ansicht ge- 
kommen, dass Phrygien vom Standpunkt 
orientalischer Beeinflussung aus zu betrachten 
sei. Erheblich schärfer schliesst sich die 
jüngere Generation an: Winckler, Messer- 
schmidt, Lichtenberg, Leonhard, Herzfeld 
und ich. Diese lehnen mit geringen, zeitlich 
späten Ausnahmen griechischen Einfluss 
gänzlich ab. Dem gegenüber steht eigentlich 
als einziger „Grieche“ Körte nu die 
Brüder Körte), dessen diesbezügliches Haupt- 
werk Gordion auf die gegnerische Meinung 
durchaus nicht überzeugend zu wirken ver- 
mocht hat. In vielen dieser Fragen ist ein 
ehrliches ignoramus — und leider auch durch 
Zerstörung des Materials oft bedingtes igno- 
rabimus — besser angebracht, als Tempel- 
rekonstruktionen, die sich im „lasterhaften 
Kreis“ so lange drehen, bis sie zusammen- 
stürzen; als eine Theorie, ein Dogma mit 
allen möglichen Hypothesen und Rekon- 
struktionen & tout prix stützen zu wollen, 
die aus dem eben genannten Grunde oft 
jeder reellen und soliden Basis entbehren. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juni 1907.) 816 


Die ältesten Zeugen von Kultur in Phry- 
gien sind!) die Felsgrotten, die sich in grosser 
Anzahl stets da finden, wo steil abfallende 
Felswände aus gut zu bearbeitendem Ge- 
stein die Flusstüler begrenzen. Das frucht- 
bare Schwemmland des Flusses war guter 
Boden für Viehzucht und später für Acker- 
bau, das höher gelegene Bergland bot dem 
Jäger reiche Beute. Die primitiven Wohn- 
стонет sind einfache natiirliche Felslécher, 

ürftig bearbeitet. Eine weitere Entwick- 
lung zeigen dann, jedenfalls bei vermehrtem 
Familien- und Viehstand, neue Grotten, um 
die erste herum angegliedert, so dass manch- 
mal nur noch Pfeiler stehen gelassen sind, 
um die Decke zu tragen. Bei einer der- 
artigen Grotte ist deutlich ein Impluvium 
zu sehen, um nichts von dem in diesen 
Gegenden, besonders im heissen Sommer, so 
wichtigen nwasser verloren gehen zu 
lassen. Den letzten Schritt zur Vollendung 
eee Felswobnungen stellen dann An- 
lagen dar, die in Räume für Menschen und 
Vieh gegliedert sind, deutlich charakterisiert 
durch Bänke und Kaniine einerseits, Krippen 
für Gross- und Kleinvieh anderseits. Weitere 
Details wären dann noch Fackelhalter, 
grössere und kleinere Zisternen zur Auf- 
bewahrung von Getreide und Wasser. Ferner 
Bünke, Borde und Vorratskammern. 

Neben dieser gewissermassen friedlichen 
Entwicklung, die den Bedürfnissen eines 
Bauernvolkes angepasst war, treten noch 
Merkmale hervor, die auf vielfache Unruhen 
und kriegerische Einfälle schliessen lassen, 
wie das ja auch mit der historischen Ueber- 
lieferung tibereinstimmt. Man hat Grotten 
hoch oben im Felsen angebracht, um sich 
dorthin bei feindlichen Invasionen zu flüchten; 
es lassen sich ziemlich deutlich Uebergünge 
zu den bekannten Kalehs, befestigten Berg- 
gipfeln, feststellen, wie sie uns in der Voll- 
endung z. B. bei Perrot beschrieben worden 
sind. Ich fand mehrere derartige Anlagen 
neu auf und bin dadurch zu Mutmassungen 
über die strategische Bedeutung der Kalehs 
in bezug aufeinander gekommen. Zu er- 
wühnen sind noch auf einer kleineren Kaleh 
in den lebenden Fels gearbeitete Funda- 
mente, die in primitivster Art an die des 
„Palastes“ in Bogaskeuj erinnern. 

Endlich ist noch zu bemerken, dass neben 


) Die folgenden Zeilen sind aus einem Referat 
über einen diesbezüglichen Vortrag von mir über 
Grotten i. d. Ztschr. f. Ethnlg., Heft 8, 1906, ent- 
nommen. Die ausführliche Bearbeitung findet sich 
i. d. Abhdlg. der k. Bayr. Akad. 8. КІ. Bd. 23, 
Seite 651—667. 


817 (Мо. 6.] 


der Entwicklung дег Grotten eine solche 
des Holzbaues einige Spuren hinterlassen 
hat, und wir können sogar eine der Ent- 
stehungen des Giebels beobachten, wobei 
ich ausdrücklich bemerke, dass ich aus rein 
praktischen Gründen die Entstehung dieser 
Architekturform unabhüngig &n verschiedenen 
Orten für müglich halte und nicht etwa von 
diesem einen Fund ableite. Es würde hier 
zu weit führen, den Zusammenhang von 
Grotten und Holzbau ausführlich zu er- 
örtern, und muss ich deshalb auf die Tabelle 
in Ábbdlg. d. Bayr. Akad. I. с. p. 666 ver- 
weisen. Einen grósseren Wert werden diese 
Untersuchungen aber besonders erst dann 
haben, wenn auch aus andern Gebieten 
Vorderasiens mehr Vergleichungsmaterial 
zusammengebracht sein wird. Besonders in 
Persien soll noch manches zu finden sein. 
(Persónliche Mitteilung Dr. Herzbergs.) 
2. wenden wc uns jetzt zu der 
„рі e resistance“ der gischen Ar- 
chäologie, den Felsfassaden DI. Einteilung 
in zwei Klassen, in solche mit figtirlichem 
und Méandermusterschmuck (geometrische) 
ist bekannt. Eigentlich nur an einer Fassade, 
am Arslankaja bei Düwer finden wir beide 
Elemente КӨЛЕ Ausser Kórte natürlich, 
der annimmt, beide Arten seien gleichzeitig, 
und die geometrischen als Kultstütten be- 
trachtet, ist die allgemeine Ansicht, dass 
die bildlichen Alter sind als die andern, 
beide aber hauptsächlich zum Zweck des 
Begrübnisses lent haben. Als jüngste 
der geometrischen Fassaden habe ich früher 
Arslankaja betrachtet, seitdem mir aber 
Leonh mehrere Photos paphlagonischer 
Fassaden, die leider noch nicht veröffentlicht 
sind, gezeigt hat, habe ich meine Ansicht 
modifiziert. Ein abschliessendes Urteil kann 
ich allerdings dann erst abgeben, wenn ich 
diese Fassaden selber gesehen haben werde, 
was ich bis jetzt noch nicht konnte. Denn 
das weiss jeder Archäologe, der draussen 
raktisch gearbeitet hat, dass selbst die beste 
afel ein sehr gutes Hilfsmittel nach per- 
sönlicher sus ist, diese selbst aber 
niemals ersetzen kann. Aus verschiedenen 
Gründen glaube ich doch immer mehr, dass 
man in Zukunft die phrygischen Fassaden 
nur noch unter Hinzuziehung der paphla- 
nischen wird betrachten können. Dadurch 
ommen wir auch zu einem höheren Alter 
der ersteren, denn ihre Entsteh nach 
der Kimmererzeit ist aus verschiedenen 
Gründen (cf. 1. с. р. 704 ff.) nicht zulässig. 
Als Zwischenglied muss dann neben 
Arslankaja noch das Grab Japuldag I. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juni 1907.| 818 


(Giebel, zwei Stiere, dazwischen ein Phallus) 
betrachtet werden. Der Giebel sieht wie 
ein Vorläufer der geometrischen Fassaden 
aus, der Phallus steht gewissermassen an 
Stelle der Giebelstütze, die sich bei Arslan- 
kaja schon naturgetreu findet. Anderseits 


weist er auf den Phallus vom Bojtik-Arslan- 


Tasch mit seinen beiden ebenfalls gegenüber 
stehenden Löwen hin. In Arslankaja ist dann 
die Fassade völlig ausgebildet; da man aber 
doch nicht auf die apotropäischen Löwen usw. 
verzichten wollte (ich stehe hier selbstver- 
ständlich auf dem allgemein anerkannten 
Standpunkt, den nur Körte natürlich nicht 
anerkennt, dass die bildlichen Fassaden älter 
sind als die geometrischen), brachte man sie 
neben der Góttin usw. an. Die Sphingen 
von Arslankaja kommen genau so in der 
wohl etwas spüteren Sendjirli-Kunst vor 
und vor allem in Paphlagonien. Ich er- 
innere auch an die bekannte Säulenbasis 
von Sendjiri. Zum Quadratmuster von 
Arslankaja würe dann endlich noch zu be- 
merken, dass auch auf dieses der 1 
versuch, die Fassade sei die älteste der 
geometrischen, besser passt als meine frühere 
Annahme. Wir haben hier wohl noch die 
peinliche Imitation von Holz- und Webewerk 
vor uns, keine Degenerationsform. Daran 
reiht sich Maltasch auf derselben Seite des 
die beiden Gruppen trennenden Karabojükdag 
(cf. Bayr. Akad. 1. с. p. 639). Man eroberte 
zuerst das breite bequeme Tal, durch das 
die Route geht, und dann erst das dahinter 
liegende Land. Beim Midasgrab sind die 
Hauptlinien des Füllornaments auch noch 
sauber ausgeführt, die Verzierungen an diesen 
selbst aber fehlen. Zu bemerken ist noch, 
dass bei allen diesen drei Fassaden der 
Grabzweck ziemlich sicher anzunehmen ist, 
bei Maltasch absolut. Aus Resten von Farb- 
spuren und chemischen Untersuchungen ist 
es nun sicher, dass das Relief der Fassaden 
noch durch Malerei gehoben war, dann hat 
man sich die Sache allmühlich bequemer 
macht, wohl erst beim Mi b, wo die 
Versisrung des Mäandermusters durch Malerei 
erfolgte, und dann bei den stilistisch folgenden 
Fassaden, Arezastis und Gordiosgrab, wo die 
Reliefbearbeitung des Mittelfeldes ganz ein- 
fach durch Malerei überhaupt ersetzt war. 
Körte nun meint, die geometrischen 
Fassaden seien ausschliesslich Kultstätten 
gewesen und erklärt die Schächte, die er 
anders nicht wegbringen kann, als Anlagen 
zur Feier der Bluttaufe. Er selbst gibt zu, 
dass diese Zeremonie des Mithrasdienstes 
zuerst aus Rom bekannt und са. 1000 Jahre 


319 (No 6.) 


spüter als die uns hier interessierende Zeit ge- 
feiert worden ist. Ich will nun gar nicht leug- 
nen, dass die geometrischen Fassaden neben- 
her auch Kultstätten waren, nur war das 
nicht ihr ursprünglicher Hauptzweck. Heute 
noch verrichten Tausende am Grabe Christi 
oder des Propheten ihre Andacht. Warum 
soll das nicht auch am Grabe máchtiger 
Kónige der Fall gewesen sein, die, nach 
orientalischer Anschauung, als Inkarnation 
der Gottheit nach ihrem Tode selbst Götter 
waren. Das gäbe dann auch eine Erklärung 
derganzkleinen Fassaden („Kindergrab“usw.), 
als aus dieser Bedeutung derivierte Altäre. 
Altäre im Sinne der sog. „Stufen“, über 
die gleich noch geredet werden wird, waren 
sie keinesfalls. Denn bei fast allen fehlt 
die Möglichkeit, irgend welche Opfergaben 
riederzulegen, es sei denn mit Hilfe langer 
Leitern, was unbequem und wenig wahr- 
scheinlich ist. Das hat Körte nicht beachtet. 
(Schluss folgt.) 


Bespreehungen. 


Kuseir ‘Amra von Alois Musil Band I. Text. 

8. 1—183. 126 Abbildungen. 4°. Wien 1907. 
Preis des Gesamtwerks 210 Mark. Besprochen 
von H. Reckendorf. 

Ein Jahrhundert nachdem Kuseir 'Amra 
von Seetzen gesehen und kurz beschrieben 
worden war, ist es von Musil neu entdeckt 
worden. Schon Musils Vorbericht über seine 
Reise dorthin war interessant (s. diese 
Zeitschr. Juni 1902), aber jetzt erst ge- 
wahren wir, welche Fülle von kulturge- 
schichtlichen Beobachtungen der Reisende 
gemacht hat; mancher Wunsch nach mehr 
Detail, der damals in uns rege wurde, ist 
jetzt erfüllt. Musil besitzt alle Erforder- 
nisse zu einer derartigen Forschungsreise, 
sein Mut und seine Ausdauer спар вораг 
die Bewunderung der Beduinen. Er hatte 
seine erste Reise nach Kuseir ‘Amra ab- 
brechen miissen, da sich die Folgen der be- 
stándigen Anstrengungen und Aufregungen 
und der schlechten Ernährung fühlbar 
machten. Die Nervosität der türkischen 
Regierung gegenüber etwaigen ägyptischen 
Wühlereien unter den Beduinen erschwerte 
ihm seine Aufgabe, da er wegen seines 
engen Verkehrs mit Beduinen in den Ver- 
dacht geriet, ein ägyptischer Agent zu sein. 
Ueberhaupt hatte er unter den Scherereien 
durch Staatsbeamte und Dorfschulzen zu 
leiden. Dann wieder macht er unter Lebens- 


ORIENTALISTISOHE LITTERATURN ZEITUNG. 


[Juni 1907.] 890 


gefahr einen beduinischen Raubzug mit; ein 
Beduine wird unmittelbar neben ihm vom 
Kamel heruntergeschossen, und ein andermal 
entgeht er den Kugeln von Kamelräubern 
auf ungesatteltem Kamel. Bei einem Ueber- 
fall wird ihm einmal ein Sack mit seinen 
Notizen geraubt; er erhält ihn zwar zurück, 
aber die Notizbücher haben schwer ge- 
litten usw. Aber kaum ist der gefahrvolle 
Aufenthalt in Kuseir Amra zu Ende und 
das dort gewonnene Material durch einen 
Boten in Sicherheit gebracht, als er sich 
entschliesst, einige weitere Schlösser aufzu- 
nehmen, die mit Amra vermutlich in irgend 
welcher Beziehung standen; denn es ist ihm 
darum zu tun, die Aufgabe, die er sich ge- 
stellt hat, möglichst vollkommen zu lösen. 

Zum Gelingen seiner Reise trug es we- 
sentlich bei, dass er die Beduinen richtig zu 
behandeln versteht. Obwohl er selbst die 
Zügel der Oberleitung fest in der Hand 
halt, fügt er sich doch gehorsam den An- 
ordnungen seines getreuen Häjel, sobald 
dessen überlegene Sachkenntnis spricht, und 
er hat es nicht zu bereuen. Er findet bei 
einigen Arabern auch in höchster Not ein 
treues Ausharren, das er ihnen denn auch 
um so höher anrechnet, als sie dem idealen 
wis senschaftlichen Zweck, um dessentwillen 
man freiwillig Gefahren trotzt, verständnis- 
los gegenüberstehen. Keiner seiner Beduinen 
gab während des anstrengenden und gefähr- 
lichen Aufenthalts in Kuseir Amra Ursache 
zu ernster Rüge. Es gelingt ihm einmal, 
sich länger als eine Stunde mit einem Be- 
duinen über die Dschinnen zu unterhalten, 
während die Beduinen sonst aus Angst vor 
der Rache der Dschinnen nur höchst selten 
über sie reden. Wir dürfen auf den Inhalt 
dieses Gesprächs, wie nicht minder des 
längeren Gesprächs über die Blutrache ge- 
spannt sein. 

Das Werk wird jeden Leser icceressieren ; 
wer es aber in beständigem Hinblick auf 
die orientalischen Schriftsteller, besonders 
die arabischen Dichter, liest, wird es erst 
in seinem vollen Werte würdigen. Der 
Verfasser hat den richtigen Blick für das, 
was wir wissen möchten. Gar manche 
Dichterstelle wird jetzt klarer oder erscheint 
in neuer Beleuchtung. Die Ergebnisse 
der ethnographischen Studien, die er z. B. 
während der freien Zeit machte, die ihm 
in Kuseir Amra gelassen war, so lange 
er seinem Begleiter Mielich nicht in dessen 
kunstwissenschaftlichen Aufnahmen beistehen 
konnte, sollen selbständig veröffentlicht 
werden; auch sollen alsdann die biblischen 


821 [No. 6.) 


Parallelen hervorgehoben werden, denn vor- 
erst enthült sich der Verf. überhaupt aller 
Hinweise auf die Typik der orientalischen 
Schriftsteller. Uebrigens stehen seine Iden- 


tifikazionen mit biblischen Oertlichkeiten 2. Т. 


auf schwachen Füssen. Wir rechnen darauf, 
dass wir später auch einen ausführlichen 
Index erhalten. Interessant sind die Noten- 
beispiele zu den Beduinenliedern. Ob die von 
Musil gegebene Abteilung der Takte immer 
zutreffend. ist? Man müsste das allerdings 
gehört haben, um darüber urteilen zu können; 
aber man würde doch z. B. Seite 20 Vier- 
vierteltakt, und zwar ohne Auftakt, erwarten, 
und ferner auf dem siebenten (und vierzehnten) 
Ton eine Fermate, also mit Weglassung der 
Viertelpause (Das Akzentzeichen auf dem 
neunten statt auf dem zwölften Топ ist ge- 
wiss nur Druckfehler) Ferner scheint mir 
S. 43 Sechsvierteltakt ohne Auftakt vorzu- 
liegen. Auch eine Anzahl Texte von Be- 
duinenliedern ist mitgeteilt. S. 30 Vs. 6 ist 
kutr wol Akkus. der Vergleichung, also 
„wie die Menge“. — Die Landschafts- 
schilderung ist klar und einfach. Die mehr- 
fach eingeflochtenen Szenen aus dem Leben 
und Treiben des Kamels sind entzückend. 
Das prächtige Schloss, das heute wasser- 
los ist und mitten in der Wüste liegt, war 
einst mit Hilfe von Staudämmen und jetzt 
verschütteten Brunnen von einem wenn auch 
wohl nicht breiten, so doch jedenfalls geseg- 
neten Kulturgürtel umgeben. Die grosse 
Frage ist nun: Wann und von wem ist das 
Schloss erbaut und bewohnt worden? In 
seiner grosszügigen und von genauer Kennt- 
nis der 4 Zustände getragenen Dar- 
stellung der Geschichte jener Gegenden bis 
zur Abbasidenzeit versucht Musil diese 
Frage zu beantworten!) Musil weist auf 
eine Agänistelle hin, der zufolge man von 
dem ungeführ in jenen Gegenden gelegenen 
Wüstenschlosse des Omajjaden Elwelid II. 
durch ein offenes Tor auf einen Brunnen 
blickte, bei dem Pfeiler standen, und ver- 
sichert, das treffe für keines der andern, 
ihm dort bekannt gewordenen Schlösser zu, 
so dass also Elwelid II. zum mindesten ein 
Bewohner 'Amras gewesen würe. Eine 
durchschlagende Beweiskraft besitzt dieses 
ent natürlich nicht, und dass sich 
Elwelids Nachfolger Jezid III. verpflichten 
muss, nicht so viel zu bauen, ist auch nur 


Die arabischen Beischriften, die von dem 
Maler der Wandgemälde des Schlosses herrühren, 
sind іп dem Tafelbando und in dem zweiten Teile 
des Textbandes reproduziert. Sie beweisen, dass diese 
Kunstwerke aus mohammedanischer Zeit stammen. 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juni 1907.] 822 


ein recht vager Hinweis auf die baulichen 
Leistungen Elwelids. Aber dass omajjadische 
Prinzen, und unter ihnen auch Elwelid, 
Sehlósser inmitten jener Wiistendistrikte 
besassen, steht fest. 

Es ist erfreulich, dass Musil in Oester- 
reich Verstündnis für seine Bestrebungen fand. 
Möchte es ihm ermöglicht werden, immer 
wieder in den Orient zuriickzukebren und 
uns die dort gesammelten Beobachtungen zu 
unterbreiten. 

Freiburg i. B. 


B. Baentsch, Altorientalischer und israeli- 
tischer Monotheismus, ein Wort zur Revision 
der entwicklungsgeschichtlichen Auffassung der 
israelitischen Religionsgeschichte. Tübingen, J. C. 
B. Mohr (Paul Siebeck) 1906. XII u. 120 8. 2, 40 M 
Besprochen von Wilhelm Erbt. 

Seltsamerweise zeigt sich gerade die 
Schule, die auf biblischem Gebiete den Be- 
griff der Entwicklung als kennzeichnenden 
Namen fiir sich in Anspruch nimmt, gegen- 
über dem neuen Material, das der Orient- 
kunde beschieden wird, entwicklungsfeindlich ; 
sie sträubt sich, aus den neuen Quellen zu 
lernen, ja, selbst die neuen Zeugen zu ver- 
nehmen. Die Auffassung, die sie sich von 
dem Entwicklungsgange der israelitischen 
Religionsgeschichte gebildet hat, soll sozu- 
sagen vollendet, keiner weiteren Entwicklung 
fáhig sein. Man ist einstmals von Hegel 
ausgegangen, um sich jetzt, wo wichtige, 
neue Schritte verlangt werden, bei der 
Illusion des Meisters zu befinden, alles bis- 
herigen Strebens erfolgreichen Abschluss er- 
reicht zu haben. 

Bei dieser Lage der Dinge bedeutet es 
ein kühnes Wagnis, wenn man im Gegensatz 
zur Schule auszusprechen und zu vertreten 
unternimmt, was die veränderten, Mittel, 
Wege und Ziele der Forschung verändernden 
Zeiten verlangen. Die  Einpeitscher der 
Schule haben freilich für solches Abschweifen 
vom orthodoxen Wege ihre brandmarkenden 
Vorwürfe bereit, den Vorwurf ,bedauerlichen 
Rückschritts^, ,der Preisgabe miihevoll er- 
rungener Positionen", „schlimmster Methode- 
losigkeit, die sich über alle sicheren Resultate 
leichtfertig hinwegsetzt^. Baentsch, der ein 
Wort zur Revision der entwicklungsgesclicht- 
lichen Auffassung der israelitischeu Religions- 
geschichte sprechen will, hat jenes Wagnis 
unternommen; er hat es, wie die eben ange- 
führten, vorausschauenden Zitate aus seinem 
Vorwort beweisen, dazu noch getan mit dem 


| vollen Bewusstsein der Kühnheit seines 


828 (Ко. 6.) 


Unternehmens und der ihm gewissen Angriffe. 
Man setzt nicht gern eine im Wissenschafts- 
betriebe einer bestimmten (Gemeinschaft er- 
rungene sichere Stellung aufs Spiel, wie er 
sie durch seine literarkritischen Arbeiten 
innerhalb der religionsgeschichtlichen Schule 
besitzt. Um so mehr muss die Bedeutsam- 
keit seines Vorgehens hervorgehoben werden. 

Der erste Abschnitt der Schrift behandelt 
den altorientalischen Monotheismus. 
Die Frage nach einer solchen Lehre ist von 
Winckler aufgeworfen worden; sie ergab sich 
von selbst, al er der altorientalischen Welt- 
anschauung auf den Grund ging. Baentsch 
zieht besonders die dichterischen Erzeugnisse 
der babylonischen Religion heran, belauscht 
die sie durchwehende Stimmung und kommt 
mit Recht zu dem Ergebnis: „Wäre in 
Babylon ein geistesmächtiger Prophet mit 
monotheistischer Verkündigung aufgetreten, 
er hätte in diesen Hymnen mit ihren ver- 
schiedenen summi dei den prächtigsten An- 
knüpfungspunkt gefunden.“ Wenn er aber 
fo rt: „Aber an einem solchen Propheten 
hat es Babylon und Assur eben gefehlt,“ so 
behauptet er m. E. zuviel. Wir können nur 

en, dass uns bis jetzt Zeugnisse für eine 
solche Verkündigung fehlen, dass sie uns 
auch wohl in Z nicht beschieden sein 
werden. Aber wir haben doch die Pflicht, 
uns den Verlauf der Geschichte des alten 
Orients nach den allgemeinen Gesetzen 
menschlicher Entwicklung vorzustellen, uns 
nach dem uns wiederbescherten Vordergrunde 
altorientalischen Lebens den notwendig dazu 
gehörigen Hintergrund zu erschliessen. Wenn 
in Palästina eine Bewegung gegen die 
herrschende polytheistische Welt- und Gottes- 
erkenntnis einsetzt, so ist man in Babylonien 
und Assyrien an diesem Vorgange nicht un- 
beteiligt gewesen. Gerade Baentsch, der 
endgültig mit der glänzenden Isolierung 
Kanaans durch die entwicklungsgeschicht- 
liche Auffassung der israelitischen or 
geschichte gebrochen hat, wird sich zuletzt 
gegen die Anerkennung dieses Schlusses 
sträuben. Um uns eine Vorstellung von den 
Vorgängen am Mittelpunkte der alten Welt 
in jenen Zeiten zu machen, da man sich in 
Palästina zu einer höheren Stufe der Religio- 
sität und Gotteserkenntnis aufschwang, dürfen 
wir nur an das Italien des XIV. und XV. 
Jahrhunderts denken, an die dortigen Be- 
wegungen, die den Rahmen der Papstkirche 
nicht verliessen und doch ein neues Zeit- 
alter ankündigten, das aber erst von Witten- 
berg aus, einem weit von Rom entfernten 


Punkte, Wirklichkeit wurde. Am Mittel. 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Juni 1907.] 894 


punkte des grossen Kulturgebiets tauchen 
zuerst die grossen weltbewegenden neuen 
Fragen, Gedanken und Anregungen auf; dort 
aber sind zugleich die Machtmittel der ent- 
scheidenden Gewalten so bedeutend, dass sie 
die ihnen drohenden Gefahren abzuwenden, 
die überschäumenden Gewässer in ein wohl- 
abgedämmtes Bett zu leiten vermögen. 
Durchaus gerecht wird Baentsch der 
babylonischen Religion, indem er streng 
Religion und Religiosität auseinanderhält. 
Gerade diese Beachtung findet man nicht 
überall; ihr Fehlen aber bedingt entweder 
eine Über- oder eine Unterschätzung der 
offiziellen Lehre, bezw. der individuellen 
Frömmigkeit. Bei einer polytheistischen 
Religion muss man die Frage nach der Mög- 
lichkeit stellen, die durch sie dem einzelnen 
zur Befriedigung tiefster Herzensbedürfnisse 
gewährt wird, wie man bei einer monothei- 
stischen Religion die Grenzüberschreitungen 
aufzuzeigen hat, die sich der einzelne Be- 
kenner hergebrachtermassen herausnehmen 
darf, ohne den Monotheismus aufzugeben. 
Wenn nun im Osten in kultischen Gebeten 
und Psalmen eine ergreifende Innerlichkeit 
des religiösen Empfindens auftritt, so wird 
man bei der Frage nach einem altorienta- 
lischen Monotheismus nicht bloss, wie Baentsch 
es tut, diese Art in Rechnung zu setzen 
haben; vielmehr es wird auch Mass des 
Gewührenlassens von seiten des babylonischen 
Tempels abzuschätzen sein. Diese Gewäh- 
rung eines Spielraums über die Grenzen des 
strengen Polytheismus hinaus kann nicht 
ohne vorherige Entwicklung, ohne Kämpfe 
der offiziellen Lehre mit den Herzensbedürf- 
nissen ihrer Bekenner erreicht worden sein. 
Zugleich aber wird man, wie Baentsch richtig 
hervorhebt, für unser Gefühl die Wirkung 
schliesslich zerstörend, in jenen Erzeugnissen 
dem Polytheismus irgendwie gerecht. Wir 
werden sie daher als Zeugnisse des endlichen 
Kompromisses zwischen dem Alten und Neuen 
ansprechen müssen. Bei dem Alter der 
betreffenden Stücke müssen die Kämpfe, die 
so abgeschlossen wurden, bereits in für uns 
noch vorgeschichtlicher Zeit stattgefunden 
haben. Anderseits aber lag in diesen Stücken 
ständig Anregung zu neuen Kämpfen vor. 
Auch von dieser Betrachtung aus, die uns 
zeigen würde, wie das Zustandekommen 
„eines wirklichen begrifflichen Monotheismus" 
im Osten verhindert worden ist, werden wir 
zu der Annahme gewaltiger Kämpfe im 
Zweistromlande geführt, die sich zwischen 
offizieller Lehre und den Herzensbedürfnissen 
ihrer Anhänger abgespielt haben. Wenn 


895 [No. 6.) 


uns dann Baentsch noch im Anschluss ап 
Winckler und Jeremias einen Einblick in 
das System der altorientalischen Welten. 
schauung gewührt, um so die Betrachtung 
des altorientalischen Monotheismus abzu- 
schliessen, so wird die Frage: ,Und der 
Monotheismus Israels und des Judentums, 
sollte der nun in gar keiner Beziehung zu 
dem altorientalischen Monotheismus stehen?" 
nicht mehr von der Hand zu weisen sein. 
Der Beantwortung dieser Frage im letzten 
Abschnitt geht naturgemüss ein Vergleich 
zwischen dem altorientalischen Mono- 
theismus und der israelitischen Re- 
ligion voraus. Baentsch betont zunüchst 
die Tatsache der Geheimtradition jeder 
hóheren Erkenntnis in Babylon, wührend 
sich in Israel die Verkündigung des einen 
Gottes an alle wendet; dort nimmt der 
Monotheismus den Polytheismus als Voraus- 
setzung, hier ist er seine Uberwindung. Man 
wird noch den oben entwickelten Gedanken 
hinzufügen müssen, dass nämlich in Babylon 
nur Kompromiss mit der herrschenden Lehre, 
in Kanaan dagegen Revolution möglich ge- 
wesen ist. Von diesem Gedanken aus würe 
auch die endgültige Frage nach der prinzi- 
piellen Verschiedenheit historisch, natürlich 
soweit dies möglich ist, begründbar gewesen. 
Es ist richtig, in Babylon blieb man streng 
innerhalb des astralenSchemas; nur in diesem 
Rahmen machte man dem Bedürfnis des 
frommen Gemüts Zugestündnisse. In Israel 
dagegen gelang eine solche Befreiung der 
Gottheit vom astralen System, dass dieses 
nur noch als Grundlage des Weltbildes, als 
wissenschaftliche Form in Betracht kam. 
Der Gott Israels erscheint als die Ver- 
körperung des sittlichen Gedankens“ — na- 
türlich, soweit er damals — es sei z. B. 
an die Frage der Leibeigenschaft und Sklaverei 
erinnert — fassbar war. Diese Ethisierun 
aber ist in Kanaan möglich geworden; wei 
hier im Gegensatze zu Babylonien, Assyrien 
und ten die Herzensbediirfnisse nicht 
verurteilt blieben, sich mit blosser Stimmungs- 
erregung durch Lieder und Betrachtungen 
zu begnügen; vielmehr hier erkümpfte man 
sich freie Bahn zur Betütigung der frommen 
Gesinnung. Man nahm die sozialen Fragen 
in Angriff, liess sich durch die Arbeit an den 
Problemen der Gesellschaft, nachdem man 
sich das Recht darauf erkämpft hatte, zu 
einer höheren sittlichen Einsicht führen. 
Diese Arbeit ist in Wirklichkeit das Ding, 
das Baentsch „den praktischen, allem 
Theoretisieren und unnützen Grübeln abge- 
neigten Sinn der alten Israeliten“ nennt, der 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Juni 1907.) 896 


sie „die Verstandesschwierigkeiten* des 
theistischen Monotheismus, ,die das theolo- 
ische Denken immer wieder in pantheistische 
leise drängen, nicht empfinden“ liess. 
Der dritte und letzte Abschnitt wendet 
sich dann, das Verhältnis des altorien- 
talischen zu dem israelitischen Mono- 
theismus untersuchend, zu dem Unter- 
nehmen, das Schema der Religionsgeschichtler 
von der Entwicklung der israelitischen Religion 
mit Hilfe der durch die Orientkunde beige- 
brachten neuen Erkenntnisse umzugestalten. 
erwunden ist dabei völlig die primitive 
Anschauung, die da meint, in Volk 
den zu haben, das das Schulbeispiel 
er Entwicklung der Religion aus den ein- 
fachsten Voraussetzungen bis zur Weltreligion 
abgibt; die Begriffe „Beduinen- und Bauern- 
religion“ sind aufs Gliicklichste aus der 
wissenschaftlichen Betrachtung gestrichen. 
Nur vom Standpunkte der Orientkunde liessen 
sich einige Ausstellungen an dem von Baentsch 
vorgetragenen Entwicklungschema machen. 
Es wird noch zuviel Gewicht auf den Begri 
»Nationalreligion“ gelegt. Das Wort „Nation“ 
gehört auch zu der altorientalischen An- 
schauung, insofern es den gemeinsamen Ur- 
sprung des Volkes und seinen einheitlichen 
esitz betont. Es setzt die wissenschaft- 
liche Hypothese von der Entstehung der 
Völker voraus, wie wir sie in der Bibel auf 
Israel selbst angewandt finden. Völker aber 
entstehen 2 dor Lende eines а 
ekehrt religióse Uberzeugungen en 
sich nicht stammtafelartig fort. Wir diirfen 
also so einfach nicht aus der Hand der 
Alten ihren Begriff, ihre Vorstellungen von 
einer ,Nationalreligion^ nehmen, weil wir 
damit leich ihre unhaltbaren Voraus- 
setzungen dieses Begriffs, dieser Vorstellungen 
übernähmen. Einen „nationalen“ Jahwe, der 
als „Israels Gott“ den Göttern anderer 
Völker entgegengesetzt worden wäre, hat es 
nur in der Theorie der Bekenner der Jahwe- 
lehre gegeben. Diese Durchgangsstufe der 
Entwicklung der Religion auf dem Wege zum 
Weltengott Jahwe ist selbst nur eine Kon- 
struktion. Jene Zeit, die man so mit der 
altorientalischen Wissenschaft und Welt- 
anschauung entnommenen Formeln und Be- 
griffen charakterisierte, war in Wirklichkeit 
die Epoche, in der die schliessliche, in Ver- 
ordnungen und Paragraphen fixierte, greif- 
bare Form der Lehre um solche Form rang, 
die Epoche der Propaganda, wo man das 
Nordreich Israel, das Südreich Juda be- 
stürmte, sich auf diese Lehre hin staatlich 
zu konstituieren, die Epoclıe, wo das Pro- 


327 [No. 6.) 


mm — vor allem дег Dekalog in seiner 
ек І) — selbstverständlich feststand, 
wo man aber mit diesem Programm in der 
Hand noch um ein Heim zu kämpfen hatte. 
Die Frage der „Nationalreligion“ ist 
in Wirklichkeit eine Frage der Orga- 
nisation. — Ferner glaube ich, dass die 
Wendung ,Aufnahme babylonischer Mythen 
und Spekulationen in die Jahwereligion“ 
leicht missverstándlich ist. Wenn Baentsch 
durch diese Aufnahme die Herausbildung 
eines theoretischen oder begrifflichen Mono- 
theismus erklürt, so wird er gewiss mit mir 
übereinstimmen, wenn ich die náhere Ver- 
umstándung dieses Vorgangs verlange. Man 
hat gewiss nicht — das meint sicher auch 
Baentsch nicht — aus Lust am Fabulieren 
die gesamte altorientalische Wissenschaft 
und ihre Mittel herübergenommen; vielmehr 
geschah dies aus dem praktischen Bedürfnis 
heraus, sich mit den Gegnern auseinander- 
zusetzen, aus apologetischem Interesse, das 
der Kampf aufnótigte. Wie die christlichen 
Apologeten in ihre Religion die griechische 
Wissenschaft brachten, so musste man auch 
hier die wissenschaftlichen Hilfsmittel der 
Gegner benutzen, um sie abzuwehren. Man 
war gezwungen, den begeistert verfochtenen, 
unmittelbar erlebten Monotheismus zu be- 
gründen, man kam zu bestimmten Theorien, 
zu festen Begriffen. 

So erzielt Baentsch einen neuen Aufbau 
der israelitischen Religionsgeschichte. Damit 
ist auch von ihm in dankenswerter Weise 
die Notwendigkeit neuer Bewegung der 
wissenschaftlichen Betrachtungsweise des 
Alten Testaments betont worden, nachdem 
sie selbst zu dem Ende gekommen war, das 
sie einstmals als die letzte Stufe der Ent- 
wicklung der israelitischen Religion erkannt 
hatte: sie war erstarrt zu einem allgemein 
verbindlichen Gesetz. Solch ein Gesetz kann 
man als Aussenstehender wohl bestreiten; 
mit denen aber, die unter diesem Gesetze 
stehen, lässt sich darüber nicht diskutieren: 
ihr Gesetz ist für sie indiskutabel. Das 
grosse Verdienst, das sich Baentsch erworben 
hat, besteht darin, dass er jenes Gesetz, das 
sich die wissenschaftliche Betrachtung des 
Alten Testamentes selbst gegeben hatte, 
wieder diskutabel gemacht hat. Niemand 
wird mehr die Erörterungsfähigkeit, die Er- 
örterungsbedürftigkeit der entwicklungsge- 
schichtlichen Auffassung der israelitischen 
Religionsgeschichte ohne Beweis abstreiten, 


!) Vergl. meinen Aufsatz im Wissenschaftlichen 
RM CREDAS der Philologiae Novitates 1906, 
2 8. ; 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Juni 1907.) 828 


diese Auffassung als Dogma, auch nicht als 
Parteidogma, ausgeben können. Man darf 
zuversichtlich von dem Vorgehen von Baentsch 
eine Wendung in der alttestamentlichen 
Wissenschaft erhoffen. 

Posen. 


Alfred Jahn, Grammatik der Mehri-Sprache in Süd- 
arabien (ans Sitzungsberichte der Wiener Akad., 
Philos. hist. Klasse, Band CL.) 8°. 146 S. Be- 
sprochen von W. Max Müller. 

Ueber die Wichtigkeit der Mehri-Sprache 
für die Sprachwissenschaft brauche ich mich 
nicht zu verbreiten, ebensowenig über die 
Unbegreiflichkeit, dass unsere Semitisten, die 
um einer herzlich harmlosen Inschrift willen 
oft so viele Mühe auf sich nehmen, teilnahms- 
los so Jange zugesehen haben, wie dieser 
Reprisentant nicht nur einer RE sondern 
eines ganzen Sprachzweiges dem Untergang 
zueilte. Die Rettung dieser Sprachreste ist 
zweifellos ein bleibendes Denkmal der óster- 
reichischen Expedition und Jahn hat sich als 
Pionier dabei ein hohes Verdienst gesichert. 
Die vorliegende erste ausführlichere Gramma- 
tik folgt in ibrer Einfachheit und Klarheit 
sichtlich Reinisch's Vorbild. Freilich ver- 
mag ich die Hauptsache dabei nicht zu be- 
urteilen: wieweit es dem (Теһбг des Ver- 
fassers gelungen ist, die berüchtigten selt- 
samen Sprachlaute des Mehri aufzufassen. 
Das müssen Leute entscheiden, welche diese 
Laute selbst gehórt haben. Jahn scheint sich 
wenigstens viel Mühe damit gegeben zu 
haben!). 

Die Grammatik ist klar und knapp, wie 
gesagt. Sie bietet in dem endlosen Wirrwarr 
der Pluralformen des Nomens*) und im 
Verbum zunächst das vollständige Roh- 


1) Ein bodenkliches Streiflicht ist freilich die Be- 
hauptung, 8. 6, das heutige Aegyptischarabische habe 
kein ‘Ain. Mir fiel diese seltsame Behauptung zu- 
fällig ein, als ich letzten Sommer wieder in Alexandria 
landete und es um mich von den schönsten Ain nur 
so schwirrte. Demnach dürfte die Aufstellung Jahns 
über das Fehlen des Lautes im Mehri vorsichtig auf- 
zunehmen sein. — Als eii der Umschrift he · 
trachte ich z, wenn das wirklich für t stehen soll, 
wie S. Б vermuten lässt, ü für nasaliertes n (n; das 
audere ist doch das mouillierte, palatale n so vieler 
afrikanischer Sprachen); auch an j für f, g (nach Jahn's 
Beschreibung d genau) muss sich der Semitist erst 
gewóhnen. Indessen handelt es sich dabei wohl am 
Konventionalschreibungen, die auch durch die anderen 
Bünde des Wiener Expeditionswerkes hindurchlaufen. 

) Die Ausscheidung der Kollektivnomina mit 
davon abgeleitetem weiblichem nomen unitatis würde 
eine grosse Vereinfachung dieses verzweifelten Kapitels 
bedeutet haben (65, 57 usw.). 


329 (Мо. 6.) 


material; hoffentlich kann man dahinein mit 
der Zeit noch etwas mehr Ordnung bringen. 
Ob die arabische Schematisierung, an die 
sich J. streng hilt, dabei festgehalten werden 
kann, ist mir etwas fraglich; die Sprache 
scheint mir aus diesem Schema viel weiter 
herausgewachsen als das Ge'ez!). Im Streben 
nach Kürze hat der Verfasser die historische 
Seite nur durch knappe Anmerkungen be- 
leuchtet, was um so mehr zu loben ist, als 
die Neuheit des Sprachmaterials dazu leicht 
verführen könnte, vergleichend endlose „Ge- 
lehrsamkeit“ aus den bekannten Eselsbrücken 
auszuschreiben. Wenn einmal eine er- 
schöpfende Grammatik der verschiedenen 
Mehridialekte ausgearbeitet werden sollte, 
wird es viel dankenswerter sein, zu zeigen, 
was in dieser so arg vom Arabischen über- 
wucherten Sprache auf Rechnung der be- 
nachbarten vulgärarabischen Dialekte zu 
setzen ist, als Formen aufzuzählen, die jeder, 
der von der Existenz der Mehrisprache über- 
haupt etwas weiss, bei Zimmern usw. selbst 
finden wird?). Ueber manches in diesem 
sprachvergleichenden Kapitel kann man 
natürlich anderer Meinung sein als Jahn?) 
Das viele Neue, das nun der vergleichenden 
semitischen Grammatik durch die Erschlies- 
sung des Mehri zufliesst (z. B. die Diminutiv- 
bildung, S. 45 usw., das Anwachsen von l- 
an das Imperfekt, 5. 84) und die schwierigen 
Fragen, die entstehen (z. B. wie das Schaphel 
hier hereinkommt, wo doch Saphel zu er- 


!) Dass die Formen von he und le mit Pronominal- 
suffixen, S. 70, fehlen (vollständig im Wörterbuch) 
oder 8. 29, &ék „jene“ (plur. aus den Beispielen 
hinaufgesetzt werden mass, sind kleine Mängel 


2) Hier vermisse ich manches Charakteristische. 
Z. B. S. 27 sollte doch das hervorhebende -ma und 
-kema des бе ez nicht fehlen. S. 74, das entsprechende 
Eins des Ambarischen (3 hat im hamitischen sadeh 
usw. entfernte Verwandte) usw., Formen, die gerade 
wertvolle Winke für die Einordnung des Mehri in 
die semitische Sprachfamilie liefern. 27 ist die Illu- 
stration des weiblichen sen „sie, eae durch com- 
mune oder müunlich gebrauchte hamitische Pronomina 
wie sen usw. unglücklich; viel näher läge das assy- 
rische sina. Aus ein paar nicht benützten Hamiten- 
sprachen liesse sich noch viel Wichtiges zur Ver- 
gleichung und Erklärung beibringen, doch genügt J. 
in der Heranziehung des Hamitischen billigen Forde- 
rungen. 


) Z. B. scheint J. im Unrecht, tem, fem. ten 
„ihr, vos“ als blosse Verstümmelungen aus antum(m)u, 
antunna, anzusehen. Das Mehri hat doch bei allen 
anderen Pronomen die Form ohne Prüfixe, also stehen 
auch hier genau die uralten präfixlosen Formen, die 
wir erwarten müssen und die man in mehreren 
Hamitensprechen entsprechend findet. Die k- und t- 
Reihe greifen dabei öfter ineinander, also stört das 
hier auch nicht. 


ORIENTALISl'ISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juni 1907.) 330 


warten wäre), kann ich hier nicht aufzählen‘). 
Ich bedaure auch, dass ich nicht mehr Arabist 
bin, um der Arbeit ganz gerecht werden zu 
können. Indessen habe ich andrerseits selbst 
schon erfahren, was es heisst, rein nach dem 
Gehör wirklich neue Sprachen aufzunehmen. 
Wer einmal mit den Schwierigkeiten einer 
solchen Aufnahme hat ringen müssen, von 
denen der paragraphenwälzende Buchgelehrte 
sich keine Vorstellung macht, wird einer 
Pionierarbeit, wie der vorliegenden, um 80 
lieber Anerkennung zollen. 
Philadelphia, Februar 1907. 


Walter Wreszinski, А tische Inschriften aus 


dem К. К. Hofmuseum in Wien. 4% 215 autogr. 
S., 5 Tafeln in Lichtdruck. тера (Hinrichs) 1906. 
25 M. Besprochen von W. W. Miller. 


Die nicht grosse, aber hiibsche Wiener 
Sammlung ist nicht viel unter den Aegypto- 
logen bekannt. Die obige Zusammenstellung 
der wichtigsten Inschriften daraus enthält 
indessen fast lauter Neuherausgaben, deren 
Notwendigkeit nicht immer einzusehen ist?). 
Die Zusammenstellung des Zerstreuten und 
kurze Erláuterung?) lásst aber die Wieder- 
holung immerhin als einen Fortschritt er- 
scheinen. Es ist manche nützliche erklärende 
Randbemerkung in der Arbeit zu finden, 
auch ist anzuerkennen, dass der Verfasser 
eine sauberere Hand und etwas mehr Sinn 
für Paläographie besitzt, als sonst in Deutsch- 


) Nicht minder wichtig ist das Mehri für die 
vergleichende Erklärung des Hamitischen. Man wird 
natürlich an das Somali mit seinen auffallenden Ent- 
lehnungen denken, mir scheint aber das Mehri in 
viel entlegenere Gegenden und Altere Zeiten ver- 
folgbar. 

*) Miudestens das Duplikat der Amadainschrift, 
S. 89, oder die in einem sehr guten Faksimile in 
Reinisch’s Chrestomathie gegebene Stelle, 8. 39 (hier 
sogar in Lichtdruck wiederholt) oder so vieles schon 
von dem genauen von v. Bergmann gut und teilweise 
vollständiger abgedruckte. Sollte dem Verfasser es 
wirklich entgangen sein, dass 8. 55 von Reinisch in 
den Sechzigern sehr gut abgebildet und ausführlich 
kommentiert wurde und 8. 50 sogar ganz spät in 
der AZ. veröffentlicht uud anderwürts besprochen 
worden ist? Die Wiederholung des zweimal durch 
v. Bergmann behandelten Panehemisissarges wäre 
dagegen wegen der törichten Kostspieligkeit der Haupt- 
ausgabe recht dankenswert gewesen; warum gerade 
diese nur im Auszug? Dass man „kurze Bei- 
schriften zu Dümoneninschriften von ptolemüischen 
Sarkophagen zur Genüge kennt“ ist mir neu, gerade 
e jenes Surges hätten manches Merkwürdige ent- 

ten. 

з) Die jetzt Mode werdende Form einer allge- 
meinen Inhaltsangabe kónnte aber oft mit einer eben- 
soviel Raum einnehmenden wirklichen Uebersetzung 
vertauscht werden, die ganz anderen Wert hiitte. 


881 (No. 6.) 


land meist üblich ist. Der wichtigste Teil 
des Buches sind wohl die Indizes der Namen 
und Titel, die es zu einer recht nützlichen 
Arbeit machen. Das Sammeln der zerstreuten 
Brocken lässt ja immer unerwarteten Ge- 
winn zutage treten. 

Einige dglossen: 2. Der Name nh(h)-hrf? 
— 10, Z. 4 (und 8. 12). „Schuhmacher, 'r- thw? — 
12, unten; ee — 25 zu 13. lies Jk und 
vergl. S. 38. — 33. Doch fiw statt m/w. — 36. Doch 
i „königlicher Schreiber, der das Aktenstück 
des Vorsaales hat“. — 38 zu b. „Horus diener“. — 
47, 7. Nwy „ich gehöre (Praes.) zu“ doch regelmässig. 
— 66 (zu 63 Z. 5). V. Be % (dem Verfasser 
anscheinend nicht bekannte) Uebersetzung  fasste 
Ет sehr ansprechend als „klagen“. — 84 zu Z. 10, 
doch ,fest sind deine Knochen, du gehst vor dem 
grossen Gott". — 91 zu 10. Enstellt für stwh „ich 
balsamierte“. — 117. Noch immer „Bast“ statt Ubastet! 
— 128. Zu Kochome vgl. auch 8. 12. — 189 zu Z. 11: 
doch einfach „(es spriesst) das Korn durch den Saft 
aus ihm." U. s. w. 


Urkunden des Agyptischen Altertums, herausgegeben 
von Georg Steindorff. Vierte Abteilung, be- 
arbeitet von Kurt Sethe. Urkunden der 18. Dy- 
nastie (B. 549—986). Heft 8—11. Historisch-bio- 

hische Urkunden aus der Zeit Thutmosis III. 

12. Historisch - biographische Urkunden aus 

der Zeit Thutmosis ШІ. und seines Nachfolgers 

Amenophis IL. Leipzig, J. 0. Hinrichs'sche Buch- 

handlung, 1906—1907. Preis für jedes Heft- 5 Mk. 
Besprochen von A. Wiedemann. 

Seit zum letzten Male an dieser Stelle 

(Jahrgang IX, Sp. 657) über das grosse 
nternehmen Steindorff’s berichtet wurde, 

ist eine längere Reihe neuer Hefte in schneller 

Folge ausgegeben worden. Sie werden alle 

der de EES Tätigkeit бе е verdankt, 

der bis jetzt überhaupt der bei weitem 
rührigste Mitarbeiter der Urkundensammlung 
gewesen ist. In ihnen findet sich die Fort- 
setzung der Texte zur Geschichte der 18ten 

Dynastie, und zwar zu deren Glanzzeit, 

der Regierung Thutmosis IIL, der bereits 

ein Teil des siebenten Heftes gewidmet war, 
und des Beginnes derjenigen seines Sohnes 

Amenophis Die Durchführung der Ar- 

beit ist die gleiche wie in den bisherigen 

Heften, die einzelnen Inschriften werden 

weiter gleichmässig in ihre einzelnen Sätze 

zerteilt, in einer jeder beigegebenen kurzen 

Einführung über den jesreilicen Fundort und 

ültere Publikationen berichtet, im einzelnen 

Fállen auch kurze Bemerkungen über ihre 

Bedeutung und Paralleltexte gemacht. Das 

ua. ist stets auf die korrekte 

Wiedergabe des Wortlautes gelegt worden 

und gibt dabei Sethe ein durchweg zuver- 

lässiges, für die weitere Forschung grund- 
legendes, übersichtliches Material. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Juni 1907.) 888 


Dem Hefte 8 und dem Hefte 12, mit 
denen der zweite und dritte Band dieser 
Abteilung enden, ist ein kurzes Inhaltsver- 
zeichnis beigefügt. Ich möchte auch an 
dieser Stelle dem Wunsche nach einem al- 
5 Index der Eigennamen von 

öttern, Königen, Privatpersonen, Ort- 
schaften usw. wiederholen, der die Benutzung 
der Sammlung in hohem Grade erleichtern 
würde. Die in diesen Heften verwerteten 
Inschriften einzeln anzuführen kann an dieser 
Stelle unterbleiben; es fehlt aus der in Frage 
kommenden Periode nichts, was von wesent- 
licher Bedeutung wäre. Besonderes Interesse 
wird die neu kollationierte Ausgabe der 
Annalen-Inschriften Thutmosis III., der sie 
ergänzenden sogenannten poetischen Stele 
und ihres Duplikats, der Listen unter worfener 
Länder und Städte und der kleinen Sieges- 
texte des gleichen Königs besitzen. Aus 
der Uebergangszeit zu der Regierung seines 
Nachfolgers ist die revidierte Edition der 
Biographie des Amenemheb, einer der wich- 
tigsten Privaturkunden des neuen Reiches, 
von grossem Werte; ftir sie konnte eine 
Abschrift des besten Kenners der Grabtexte 
von Schéch Abd el-Kurna, Newberry, be- 
nutzt werden. 

Bonn. 


Limu und udda. 


Fragt man sich, was denn der bekannte 
Ausdruck limu für Eponymat, Verwaltungs- 
jahr eigentlich bedeutet, so ergibt die Be- 
deutung Jahr zunächst die von Delitzsch 
mitgeteilte Stelle 5 Wörterbuch, S. 137, 
vgl. meine Sumer. Lesestiicke, S. 41 und 
dazu Aufs. u. Abh. S. 459 f.) K. 4349 

40 ud-da-ni li-mu 

200 ud-da-ni ar- hu 
d. i. 40 (>< 60) uddu = limu 200 nuddu = arbu 
da dort dem limu = 2400 uddu deutlich 
das Zwölftel davon, der Monat = 200 uddu 
entgegengesetzt ist!) Für die Etymologie von 
limu gibt das babyl.-assyrische aber, so 
merkwürdig es auch auf den ersten Augenblick 
scheint, nur das bekannte lim tausend (urspr. 


ond, vgl. Hebraica XIII 209, Harper No. 435 


1) Delitzsch liest jetzt, H. W. B., 8. 28, Spalte a, 
ud-da zal-li MU (= 3atti) und in der nächsten Zeile 
ud-da-zal arbi; ich bleibe bei ud-da-ni, da uddazalld 
nicht in den Zusammenhang passt. Höchstens könnte 
man noch übersetzen (was aber auf das gleiche wie 
oben herauskommt): 2400 sind die uddán des limu, 
200 die des Monate. | 


888 (Мо. 6] 
a- du li-i-mi-3u 1000 fach?) einen Anhaltspunkt. 


Es muss also neben der Einteilung in Tage. 


das Jahr auch eine solche in 1000 Teile 
habt haben. Hier kommt aber wohl nicht 
12monatliche Jahr, sondern ein Jahr 
von zehn Monaten (vgl. die 10 róm. Monate 
von Márz bis Dezember und dazu Winckler, 
Altor. Forsch. II, S. 355f.) in Betracht, 
also etwa Nisan bis Tebet oder Sivan bis 
Adar. Nennen wir das Tausendstel dieses 
zehnmonatlichen Jahres zunächst x, so 
ergibt sich 


300 Tage — 1200 x 
800 „ = 1000x 
30 , = 100x 
27 „ = 90 1 
9 „ = 80x 
6 „ = 20r 
5 „ = 16%/,x 
4 „ = 187/,х 
8 „ = 10x 
2 m = 62/, x 
1, = 5 x 
1, = 3½ x 
432 Min. _ 1 
(oder 216 baby]. Min.) Ж 


Nun vergleiche man das von mir Aufs. u. 
Abh. S. 242, А. 2 tiber das uddu eruierte: 
e сы = 2400 uddu 


„ = 2000 uddu (vgl. oben 1000 x 
80 , = 200 , „ „ 100х 
72 „ = 180 „ („ , 90 x 
9 , = 6 „ 
6 „ = 4 „ 
5 „ = 33½ „ 
4 „ = 26¼ „ 
3 „ = 20 
2, = 14. 
1/,, = 10 „ 
1, = 67%, 
210 Min. 1 „ (vgl. ob. 432 Min. 1 T), 


so wird man sofort sehen, dass 1 x = 1 
Doppeluddu, oder umgekehrt, dass, falls ur- 
spriinglich 1 x = 1 uddu war, dann das 
uddu von K. 4349 eigentlich ein halbes oder 
ein kleines uddu gewesen ist. Nun ist auch 
klar, dass die 120 Saren oder 432000 Jahre 
der zehn Urvüter mit den 1200 Gross-uddu 
des zum 12 monatlichen Jahr vervollständigten 
lie irgendwie zusammenhängen. Vgl. auch 
meine Ausführungen über das babyl. urspr. 
10 monatliche Weltenjahr in meiner Broschüre 
Die altor. Denkmäler und das Alte Test. 
1902, K Aufl, 1903) S. 30 und gleichzeitig 
damit Zimmern in KATS, S. 541 f. 
München, 2. April 1907. 
Fritz Hommel. 


ORIENTALISTISCHR LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Juni 1907.) 884 


Sinimmár. 
Von Paul Haupt. 


Bei Abschluss einer (demnächst in JAOS 
28 erscheinenden) Arbeit über den Namen 
Esther = Ištar, worin ich noch immer (wie 
ich schon vor zwanzig Jahren in 
E-vowel, S. 16 angedeutet habe) ein altes 
Femininum zu A3ur (d. h. der Gütige) = lat. 
Bona Dea sehe, fühlte ich mich veranlasst, 
meine von Schrader, КАТ?, 10, 21 ange- 
führten Bemerkungen wiederanzusehen. Ich 
habe dazu im Jahre 1886 an den Rand ge- 
schrieben: ZA 1, 1. 2. Als ich dies nach- 
schlug, fiel mein Auge auf die Notiz ZA 1, 3 
unten, wo bemerkt ist, dass der Name 
Sinimmdr schon von Kessler in den Per- 
handlungendesfünften Orientalisten- Kongresses, 
S. 295 [nämlich in der ersten Hälfte des 
zweiten Teils) für altbabylonisch erklärt 
worden ist. Dies ist zu OLZ 10, 70 nach- 
zutragen. Kessler's Erklärung von Sinim- 
mir = Sin-immaru, der Mondgott wird 
gesehen, ist natürlich unmóglich. Die Zeiten, 
wo immaru als Niphal von namdru gefasst 
werden konnte, sind glücklicherweise vor- 
liber, wenn auch ein hervorragender Assyri- 
ologe noch im Jahre 1889 innabit, er floh, 
von einem Stamme nabdtu ableitete; siehe 
BA 1, 329. 


Zu 0917: IX: 224. 


Die im Aufsatze von Ungnad erörterte 
Ausdrucksweise der Assyrer, wonach die 
Bewohner von ,Bit X“ kurz ,Sohn von X“ 
heissen, hat eine bemerkenswerte Parallele 
in der Bezeichnung (7) , die Jesaja 37, 12 
den Einwohnern von Bit-Adini [= * ry rz] 
ibt. Die Ausführungen Ungnads erhalten 

it eine hübsche Bestütigung. 

Stuttgart. F. Calice. 


Altertams-Berichte 
aus dem Kulturkreise des Mittelmeers. 


Museen. 


Nach dem amtlichen Bericht der Königlichen 
Museen zu Berlin wurden in der Zeit vom 1. 
Januar bis 31. Mars 1907 erworben: 

Vom Mtinzkabinett: 80 orientalische Münzen 
usw. darunter als Geschenke von Prof. Moritz eine 
Anzahl kufischer Münzen und von Herrn Gerson 
Simon ein aus dem Funde von Abukir stammendes 
Goldmedaillon (fünffacher aureus) der Kaiser Dio- 
cletian und Maximianus: auf der einen Seite die 
Brustbilder der beiden Esiser, auf der andorn der 


835 |Мо. 6, 


feierlicbe Umzug beider Kaiser auf einem mit 4 Ele- 
fanten bespannten Wagen. 

Von der ägyptischen Abteilung durch 
Tausch: zwei Holzschnitzereien spätröimischer Zeit: 
die Büste eines Jünglings nit langen Locken, Ammons- 
hörnern und dem verkümmerten ägyptischen Götter- 
kopfschmuck, ferner ein kleines Krukodil. 

Von der Vorderasiatischen Abteilung: ein 
cyprischer Skarabäus aus weissem Stein, eine Zauber- 
schale mit 14 Zeilen syrischer Schrift, ein persisch- 
Agyptischer Siegelzylinder mit der Darstellung des Bes 
und der Legende finn. 

Von der asiatischen Abteilung des Mus. f. 
Völkerkunde durch Geschenk die Photographie einos 
ägyptischen Schädäf. 

Von der afrikanischen Abteilung: 343 Photo- 
graphien aus Abessinien. M. 


102. Morso gibt bekannt, dass er in Cannatello 
bei Girgenti ein neolithisches Dorf gefunden babe; 
darin sei ein gepflasterter kreisförmiger Platz, auf dem 
sich vier schornsteinähnliche Bauten aus grossen 
Steinblöcken erheben. Man entdeckte auch neoli- 
thische Strassen, die die verschiedenen Teile des Ortes 
mit dem Hauptplatze verbanden. In der Pflasterung 
fanden sich Strohreste wie in Troja. Die Tische für 
die Trankopfer gleichen den kretischen. 

103. In St. Angelo Muxaro wurde ein Grab mit 
45 Vasen entdeckt, die in Bandmanier verziert sind; 
einige sind aus Speckstein, sie beweisen die vorgc- 
schichtliche Verbindung mit Kreta. 

104. Morso hat auch in Caldare Ausgrabungen be- 
gonnen. (Lpzg. Neueste Nachr. 1907, No. 113). Е. 


106. Auf Delos hat man іп der Nähe des Hafens 
eine Marmortafel mit einem delischen Marktgesetze 
gefunden. Jeder Hündler, der Holz und Kohlen zum 
Verkauf brachte, musste eine doppelt ausgefertigte 
Anzeige mit Angabe der Ware, ihres Preises und 
Ursprungsortes einreichen, eine für die Steuerbehörde, 
eine für die Polizei. Erstere erhob einen Einfuhrzoil 
von 2"/. Der Verkauf war nur an Land, auf dem 
Markte gegen Bezahlung einer Platzmiete gestattet 
Die fremde Ware durfte nur nach delischem Masse 
verkauft werden, auch durfte jeder Hündler nur 
seinen mitgebrachten Vorrat und nur zu dem ange- 
gegebenen Preise veräussern. Der Käufer war ge- 
halten, die Ware sofort abzunebmen. So sollten 
Massenankäufe durch Aufkäutar verhindert werden. 
Die Busse ftr Uebertretungen war sehr hoch (60 
Drachmen), zwei Drittel davon erhielt der Angeber. 
Aber erst musste man das Geld freilich haben. Da- 
та musste der Angeber helfen, indem er vor dem 
zuständigen Gerichtshof der 31 Richter die Anklage 
vertrat, auch die Geric.ıtskosten vorläufig auslegte. 
Das Urteil gegen den auswärtigen Händler war binnen 
zehn Tagen vollstreckbar durch Pfändung von Schiff 
und Ladung, — wenn beide noch erreichbar waren. 
Im andern Falle musste die Agoranomia eidlich er- 
klären, dass nichts zu pfünden gewesen sei, und die 
weitere Verfolgung der Sache wurde dem Angeber 
überlassen, der abwarten konnte, ob der Verurteilte 
einmal wieder auf dem delischen Markte erschien. 
Am Schluss des Gesetzes liest man noch eine Mil- 
derung seiner Bestimmungen zugunsten der Händler, 
die auf Grund früherer Verdienste um die Stadt 
Delos das Recht der Abgabenfreibeit erhalten hatten. 
Ihnen war das Verkaufsgeschäft etwas erleichtert. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


Juni 1907.) 836 


Mit der Steuerbehörde hatten sie nichts zu tun, da- 
gegen wurde die Anmeldung der Waren bei der 

olizei und die Preisangabe auch ihnen nicht er- 
lassen. Versäumten sie aber eine dieser Pflichten, 
so wurde ihnen die Benutzung der stüdtischen Wage 
von Delos verboten, ohne die sie nicht verkaufen 
durften, und ausserdem ein Platzgeld von einer 
Drachme für den Tag berechnet, von dem sie sonst 
befreit waren. (Deutscher Reichsanz. 1907, Dior ad 


106 Ein griechischer Steckbrief aus dem 
Jahre 449 v. 8 hr. ist kürzlich bei den Ausgrabungen 
von Milet gefunden und von Wiegand der Berl. Ak. 
d. Wiss. mitgeteilt worden. Die Drkande steht auf 
dem grossen Nordmarkt von Milet am Löwenhafen; 
sie richtet sich gegen die Mitglieder des Neliden- 
geschlechtes, das nach blutigen Bürgerkämpfen für 
immer aus Milet verbannt worden war. Nun werden 
in diesem Steckbrief Geldprämien auf die Ergreifung 
und Tötung jedes Mitgliedes bis zu 100 Stateren 
(etwa 2500 Mark) ausgesetzt. Die städtischen Or- 
gane werden angewiesen, bei Androhung einer Strafe 
von 50 Stateren für das Kollegium und 100 Stateren 
für dessen Präsidenten, jeden Neliden sofort hinzu- 


richten. Der Steckbrief soll dauernde Gültigkeit be- 
halten. (Berl. Tgbl. 1907. No. 203). F, 
Afrika. 


107. Bei Ain Tunga in Tunis wurde eine grosse 
Inschrift (jetzt im Bardo- Museum) über römische Kolo- 
nisation gefunden. Inhalt: Landleute bitten die 
Prokuratoren um Ueberlassung gewisser Wald- und 
Sumpfgebiete zur Bebauung. Die Prok. des Kaisers 
Hadrian gewühren das Verlangte. Die Landleute 
erhalten das Besitzrecht für sich und ihre Erben 
resp. Rechtenachfolger gemüss einem Hadrianischen 
Reichsgesetz über die unbebauten Lündereien, müssen 
aber ein Drittel des Ertrages dem Staate abliefern. 
Doch bleiben die Obstpflanzungen in den ersten 7, 
die Oelbaumpflanzungeu in den ersten 10 Jahren 
steuerfrei, ebenso wie das zum Hausgebrauch Pro- 
duzierte. Die Kolonisten lassen diese V zum 
ewigen Gedüchtnis auf Steinen niederschreiben und 
aufstellen. (Voss. Ztg.). M. 

108. Delattre hat bei seinen Ausgrabungen 33 Frag- 
mente einer Inschrift gefunden, welche die Märtyrer 
von Carthago nennt (Perpetua, Felicitas usw.) und 
die Basilica major topographisch festzulegen mit 
Wahrscheinlichkeit erlaubt. Ausserdem wurde ein 
zerbrochenes Mosaik entdeckt, welches eine Gazelle, 
einen Palmbaum und Blüten erkennen lüsst, sowie 
zahlreiche offene Grüber. 

(Chronique des Arta). M. 


H 


109. Tell el Mutesellim: Nach dem letzten 
Rechenschaftebericht des Deutschen Palüstina-Vereins 
ist derselbe gendtigt gewesen, die Grabung auf dem 
Hügel einzustellen, da er keinen Weg sah, die zu 
weiteren Grabungen nótigen Mittel flüssig zu machen. 
Drei Jahre haben die Untersuchungen gewührt, und 
noch zwei bis drei weitere Jahre würen zum volien 
Abschluss nótig. M. 

110. Sellin bat bei Jericho in Palästina in einer 
Tiefe von ein bis zwei Metern Ueberreste alten, 
fast ausschliesslich kanaanitischen Kulturlebens: 
Mauern, Hüuser, Krüge, Strassen, Waffen usw. ge- 
funden. Besondere Beachtung verdient ein Gebäude 
von einer Bauweise, wie sie bislang in Palästina 
ganz unbekannt war. (Tügl. Rundschau). M. 


887 [No. 6.) 


111. Im Scientific American, New York, vom 6.4.07 
veröffentlicht Banks ein Fragment eines sehr alten 
Gefässes (4500 v. Chr. nach ihm?) aus blauem Seifen- 
stein, herrührend aus der Grabung in Bismaya. 
Die Vase hatte etwa 22 cm Dm. und 20 cm Hohe; 
½ davon ist erhalten. Darauf ist eine Szenerie von 
13 Personen in altertümlichster Darstell mit den 
bekannten riesigen Nasen — zu sehen. scheint 
sich um eine Prozession zu handeln, die von 2 Mu- 
sikanten angeführt wird, denen man Baumzweige auf 
don Weg zu streuen scheint. Ein Teil der Figuren 
ist im Knielaufschema dargestellt. Die Kleider waren 
durch eingelegtes Elfenbein, die Zweige durch Lapis- 
lazuli hergestellt. M. 


112. Persien wird demnächst auch für Aus- 
grabungen zugänglich sein. Der jetzige Unterrichts- 
minister Muchber es Sultane bringt der gelehrten 
Forschung volles Verständnis entgegen. Um die 
Altertum de in Persien zu fördern, wird beab- 
sichtigt, ein Ausgrabungsgesetz zu erlassen. 

(Tägl. Rundschau). M. 


Aus Gelehrten Gesellsehaften. 


In der Sitzung der Akad. des Inscr. vom 10. Mai 
wurde mitgeteilt: Clermont Ganneau hat bei seinem 
letzten Besuch der durch Ch Breccia, Direktor des 
Museums in Alexandria, in den alten Nekropolen 
östlich dieser Stadt unternommenen Ausgrabungen 
auf der Wand eines Grabes eine gemalte Inschrift 
gesehen, die ihm in semitischen Zeichen abgefasst zu 
sein schien Seitdem wurde an derselben Stelle eine 
andere, ähnliche Inschrift ausgegraben, von der 
Breccia soeben eine Pause einsandte. Cl. Ganneau 
erkennt darin die Grabschrift eines Mannes, der nach 
seinem Namen Akabjah, Sohn des Elivenal (во!) 
(= meine Augen sind auf Jehovah gerichtet), un- 
zweifelhaft jüdisch sei. Die Schriftzüge erinnern 
frappierend an das aramäische Alphabet, welches die 
Juden in der Achämeniden-Zeit anwendeten. — Die 
Inschrift kann man auf die erste ptolemäische Periode 
zurückdatieren. Dieser wertvolle Anhalt erlaubt also 
die bisher unbekannte Stelle der alten, vorchristlichen, 
jüdischen Nekropole in Ibrahimye, etwa 8 km бей. 
von Alexandria, festzulegen. — Zugleich berichtet 
Cl. Ganneau zusammenhüngend über die Ausgrabung 
dieser Nekropole durch Breccia. (Chronique des 
Arts). M. 


Nachrichten. 


Die Kgl. Preuss. Akademie der Wins. hat 
zu wissenschaftlichen Unternehmungen durch die 
philosophisch-histor. Klasse bewilligt: Herrn Reg.- 
Bauführer E. Herzfeld (Berlin) zur Drucklegung seines 
Werkes .Samarra, Aufnahmen und Untersuchungen 
zur islamischen Archäologie* 600 M.; Herrn Dr. G. 

ler (Kairo) zur Aufnahme der Inschriften von 
Hatnub 600 М. М. 


Mitteilungen. 


Jalabert hat in den Schriften der Univ. Beyrut 
Arbeiten über den Aeskulapkult in Syrien wührend 
der Römerzeit veröffentlicht. Eins der seltenen Re- 
liefs stellt den Gott als römischen Offizier dar, kenn- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juni 1907.) 338 


zeichnet ihn aber durch die Schlange. Ein anderes, 
kürzlich gefundenes Relief stellt ihn ebenfalls als 
Krieger dar. Dieser eigentümliche Militär-Aeskulap 
(Aesculapius castrorum) scheint besonders dort ver- 
ehrt worden zu sein, wo römische Veteranen ange- 
siedelt wurden, also namentlich an den Grenzen des 
Reiches. (Rhein.-Westf. Ztg. 1907, No. 360). F. 


Personalien. 


J. Hehn in Wiürzburg, Fried. Schwally iu 
Giessen, Wilh. Spiegelberg in Strassburg sind zu 
ordentlichen Professoren ernannt worden. 


Zeitsehriftensehau. 


Allgem. Missions-Zeitschr. 1907. 
5. J. Spieth, Die Ewe-Stimme. Material zur 
Kunde des Ewe-Volkes, bespr. v. A. W. Schreiber. 


The Am. Journ. of Sem. Lang. a. Lit. 1907. 

XXIII, 3. C. C. Torrey, The Story of the Three 
Youths. — J. D. Prince, Sumerian as à Language. — 
P. Haupt, Der 68. Psalm. — id., Die semitischen 
Wurzeln QR, KR, XR. — id., Der assyrische Name 
des Potwals. — A. E. J. Holwarda, P. А. A. Boeser, 
J. H. Holwarda, Beschreibung d Aegyptischen Samm- 
lung des Niederländischen Reichsmuseums der Alter- 
tümer in Leiden: Die Denkmäler des Alten Reichs, 
bespr. v. J. Н. Breasted. — Н. Hartleben, Cham- 
pollion: Sein Leben und sein Werk, bespr. v. id. 


The Am. Journ. of Theol. 1907. 

XI, 2. Mlle D. Menant, Influence of Max Müller's 
Hibbert Lectures in Indis, — Ch. Johnston, Religion 
and Mythology in the Old Testament (bespr. K. Marti’s 
„Die Religion des Alten Testaments unter den Reli- 
gionen des vordern Orients“). — A. Fairbanks, Hel- 
lenistic Religion in Egypt (bespr. W. Otto's „Priester 
und Tempel im hellenistischen Aegypten“). — C. 
Clemen, Was Jesus a historical character? — A. Bauer, 
Die Chronik des Hippolytos in Matritensis Graecus 
121. Nebst einer Abhandlung fib. d. Stadiasmus 
maris magni v. O. Cuntz; J. Leipoldt, Didymus der 
Blinde von Alexandria, bespr. v. E. C. Ricbardson. — 
F. Wieland, Der Altar der vorkonstantinischen Kirche, 
bespr. v. F. Johnson. 


Analecta Bolland. 1907. 
XXVI, 1. P. Peeters, Une version arabe de la 
pun de Sainte Catberine d' Alexandrie (Einleitung, 
ext, lat. Uebersetzung). — Eusebius' Werke Bd. IV, 
hrsg. v. E. Klostermann, bespr. v. H. D. — N. Marr. 
Baptéme des Armeniens, des Géorgiens, par B. Gré- 
goire (russisch), bespr. v. P. P 0. v. Lemm, 
Iberica (nach koptischen Quellen), bespr. v. P. P. — 
B. Turaiev, Legende copte-éthiopienne sur S. Cyr 
(russisch), (u.) F. Nau, Histoires d'Ahoudemmeh et 
de Marouta suivies du traitó d'Ahoudemmeh sur 
l'homme, bespr. v. P. P. 


Archiv f. Slav. Philol 1906. 
XXVIII, 2/3. A. Sobolevskij, ү in skythischen 
Wortern bei Herodot. 


The Athenaeum. 1907. 
4147, M. Herz Bey, Comité de conservation des 
monuments de l'art arabe XXII, bespr. v. ? 


839 (Ко. 6.) 


Beilg. zur Allgem. Zeitg. (München) 1907. 

86. E. Stromer, Ueber die wissenschaftliche 
Erschliessung des Fajüm in Aegypten. — 8. Орреп- 
heim, Das astronomische Weltbild im Wandel der 
Zeit, bespr. v. —rt—. 

90. Prühistorisches aus Sizilien. 

91. R. Stübe, Die orientalischen Literaturen 
(in „Kultur der Gegenwart“). 

92. G. Herbig, Zum heutigen Stand der etruski- 
schen Frage. 

93. Dasselbe (Schluss). 

94. Die zoologische Expedition des American 
Museum nach dem Fayüm. — Pelliots Mission nach 
Ost-Turkestan. 

96. G. Escherich, In Audienz bei Kaiser Menelik. — 
E. König, Die Internationalität bei den Ausgrabangen 
in Palästina. 

98. A, Dyroff, Zur Philosophie der Araber. — 
O. Weber, Das Gilgamesch-Epos in der Weltliteratur. 

101. M. Buchner, Zur Geschichte der Neger. 


Beiträge z. Assyr. 1906. 
VI, 2. P. Haupt, Purim. 


Beiträge z. Förd. christl. Theol. 1907. 
XI, 2. D. Blass, Professor Harnack und die 
Schriften des Lukas; Papias bei Eusebius. 


Berl. Philolog. Wochenschr. 1907. 

17. O. О. Thulin, Die etruskische Disziplin, bespr. 
v. G. Blecher. 

19. A. Husch, De Serapide et Iside in Graecia 
cultis, bespr. v. Deubner. 


Bull. de l'Acad. Impér. des Sciences de 
St. Pétersbourg. 1907. 

2. C. Salemann, Liste des manuscrits et imprimés 
persans acquis de J. J. Desnicki. 

7. С. Salemann, Manichaeica I. (4 Handschriften- 
fragmente im Mittelpersich der Manichüer. Deutsch.) 


Le Bulletin d. L'Art &no. et mod. 1907. 
841. A. M. Le Japon au Louvre. 


The Olassical Review. 1907. 
ХХІ, 3. A. N. Jannaris, Latin Influence ор Greek 
Orthography. 


The Oontemporary Review. 1907. 
497. L. M. Philipps, The Arab in architecture. 


Deutsche Lit.-Zeit. 1907. 

17. A. Berendte, Die Zeugnisse vom Christentum 
im slavischen ,de bello judaico* des Josephus, bespr. 
v. G. Hoennicke. — E. G. Browne and Mirza Mu- 
hammad Ibn 'Abdu'l-Wahháb-i-Qazwini, Muhammad 
"Awffs Lubábu' I-Albäb, bespr. v. P. Horn. — А. 
Fick, Vorgriechische Ortsnamen, bespr. v. J. Wacker- 


nagel. 


The Hdinburgh Rev. 1907. 

No. 420. G. L. Belb, The desert and the sown 
(a), L. M. Phillipps, In the desert (u.), H. Belloc, 

perpetua, bespr. v. ? 


The Engl. Hist. Rev. 1907. 

Vol. XXII, No. 86. J. B. Bury, The ceremonial 
book of Constantine Porphyrogennetos. — H B. 
Workman, Persecution in the early church, bespr. 
v. P. V. M. Benecke. — J. Poisker. Die Alteren 
Beziehungen der Slawen zu Turkotataren und Ger- 
manen und ihre sozialgeschichtliche Bedeutung, 
bespr. v. J. B. Bury. — H. Delbrück, Geschichte der 
Kriegskunst IIT, bespr. v. T. F. Tout. — L. Dréhier, 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juni 1907) 840 


L'église et l'orient au moyen ge; les croisades, 
bespr. v. E. Barker. 


Evgl. Missions-Magasin. 1907. 
LI, 5. W., Ein alter Brief aus dem Orient. 


The Expository Times. 1907. 

XVIIL 8. Mr. Willoughby Allen's New Com- 
mentary on St. Matthew and its. Preface. — The 
Expression of Emphasis is the New Testament. — 
Fr. Blass, The Origin and Character of our Gospels. — 
G. A. Barton, Satan. — А. Harnack, Sprüche und 
Reden Jesu: Die zweite Quelle des Matthäus und 
Lukas, bespr. v. Th. Kapstein. — W. Bousset, Die 
Religion des Judentums im neutestamentlichen Zeit- 
alter, bespr. v. J. 8. Banks. — A. Seeberg. Die 
beiden und das Aposteldekret, bespr. v. À. Souter. — 
Die Schriften des Neuen Testaments. 2. Aufl. (Göt- 
tingen, Vandenhoeck u. Ruprecht; Glasgow, F. Bauer- 
meister) bespr. v. J. Moffatt. — L. Seymour Houghton, 
Hebrew Life and Thought; G. Н. Box, Introdnction 
to the Canonical Boo of the Old Testament, 
bespr. v. — W. O. E. Oesterley, The Dove with 
the Olive-Leaf (Gen. VIII, 8—11). — W. H. G. Thomas, 
Hosea XI, 7. -- J. Gilroy, id. — Wm. B. Stevenson, 
Was the Ark Jehovah's Throne? — J. A. Bain, 
2. Cor. IV, 3—4. — E. P. Boys-Smith, Titus and 
Luke. — X, La Commission Biblique. — Eb. Nestle, 
Pashhur-Magormissabib. — id., Sufficit diei malitia 
sua. — id, Why are two Books of Samuel, Kings, 
Chronicles in our Bibles? — id., The True Number 
of Verses in the New Testament. — J. Kellas Notes 
on Isaiah LXIII, 9. 


Gött. Gel. Ans. 1907. 

9. Biblia hebraica ed. R. Kittel, Pars II, bespr. 
v. А. Rahlfs. — О. Н. Becker, Papyri Schott-Rein- 
bardt I (arabisch und griechisch) (u.), T. Mann, Ibn 
Chatib al Dahscha, Ueber Namen und Nisben bei 
Bochari, Muslim, Malik, (u.) 8. O. Boyd, The text 
of the Ethiopic version of the Octateuch, (u. E. 
Littmann, The Legend of the queen of Sheba in the 
tradition of Axum, bespr. v. Wellhausen. — F. Nau, 
Histoire d'Ahoudemmeh et de Marouta, métropoli- 
tains de Tagrit, suivies du traité d'Ahoudemmeh sur 
lhomme. Textes syriaques publiés, trad. et ann., 
bespr. v. Th. Noldeke. — В. J. Б. Gottheil, Semitic 
study series VII. A Selection from the Syriac Julian 
romance, bespr. v. C. Brockelmann. — Aramaic pa- 
pyri discovered at Assuan. Edited by A. H. Sayce 
and A. E. Cowley, with appendices by W. Spiegel- 
berg and Seymonr de Ricci, bespr. v. F. Schulthess — 
O. R War Jesus Ekstatiker? bespr. v. P. W. 
Schmiedel. — F. Macler, Histoire d'Héraclius par 
lévàque Sebéos traduite de l'arménien et annotée, 
bespr. v. F. N. Finck. 


Globus. 1907. 

12. K. Th. Preuss, Die Hochzeit des Maises und 
andere Geschichten der Huichol-Indianer. — G. 
Gengler, Der Kreuzschnabel als Hausarzt. Ein Bei- 
trag z. Kenntnis des Vogelaberglaubens. 

18. H. Fabry, Aus dem Leben der Wapogoro. — 
М. G. Schmidt, Geschichte des Welthandels, bespr. 
v. — H. Lemke, Die Reisen des Marco Polo im 
13. Jahrh., bespr. v. — Th. Gsoll Fels, Riviera, Süd- 
frankreich, Korsika, Algerien und Tunis. 7. Aufl, 
bespr. v. — 

14. H. Fabry, Aus dem Leben der Wapogoro. — 
A., Der Bernstein in China. — D. Schönfeld, Die 
Halbinsel Sinai in ihrer Bedeutung nach Erdkunde 
und Geschichte, bespr. v. H. 8. — v. Schweiger- 
Lerchenfeld, Kulturgeschichte, bespr. v. Achelis. 


841 [No. 6.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juni 1907.) 842 


16. W. Crooke, Natives of Northern Indis, bespr. 
v. — Pelliots Mission nach Ostturkestan. — Б. А, 
Wie die prähistorischen Völker zum Salzgenuss 


standen. 
17. Die Heilgötter der Aegypter und Griechen. 
— G. Jacob, Türkische Bibliothek. VI. Bd., bespr. 


v. G.—r.—. 


Hamburger Nachrichten. 1907. 
No. 295. Die Ausgrabung der ültesten Nieder- 
lassung in Aegypten ( er). 


Jahrb. T Ea Pr. Kunstsamml. 1907. 

XXVIII, 1.2. Amtliche Berichte aus den König- 
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Aegyptische Abteilung, von Schäfer. F. Vorder- 
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from the Talmud and Rapoport’s „Tales and 
Maxims from the Midrash“. — d Aicher, Das Alte 
Testament in der Mischna, hna, bespr. v. W. Bacher. 


XL анато. L’ а 1904 (Fin 
ossey, L'assyriolo ie en ( 
8. Lévi, Anciennes inscriptions du Népal. — Pelliot, 


Les Abdal de Patn&p. — F. Nau, Le mot (АЙ dans 


Ahikar et Bar Bahlal. — R. Gottheil, Notioe sur 
les amulettes judéo-araméennes. — M. Schwab, 
Orfévrerie d’art Mauresque. — О. Н. Becker, Papyri 
Schott-Reinhardt I, beepr. v. M. von Berchem. 

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Вођая, Моши, Malik, von abe Hatib al-dahie, 


hregegeb. v. T. Mann, beepr. v. W. Margais. 
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Mazumdar, Phallus-Worship in the Mahi- 
hama, — J, Ph. V ‚ Some Seals from Kasia — 
O. Blagden, The onioles ci ге a text in 

i Mon language. — . е Tribes 
v Dialects. — Ibn- Arabahäh, ic on Sultän 
Le AR R. Sewell Kee in South India, — 
J ogel, Babor; Babbapura. — B. C. Mazumdar, 
Who where the Kankas? — id., Denarius and the 
date of the Harivanife. — G. A. Grierson, Rājaña, 


Bäjanya. — A. B. Keith, W ee ставы, Бове 
Books IVI a. XVIIL — А.М. Jackson, Vyaghra: 
шаба. — А. F. R. Hoernle, Itsing and Vagbhata. — 
H. Hirschfeld, Further Note on the Poem attributed 
to ты 5 Fleet, Se as акаа "i 
The Origin e Devanagari Alphabet. — 
rm: The Religion of Islam, bp. v. D. 8. Margo- 
houth. — Lawä’ih: 8 
dëm, Facsimile of an old MS., with a translation 
рэ us chert and Mirsā Muhammad i, 
and Preface on the Influence of Greek Phi osophy 
Lee Süflem, bespr. v. E.G. B. — H Kern, Vaitulya, 
etulla, Vetul bespr. v. L. d. 1. Vallée Poussin. — 
Bt. W. Bush ese Aris, bespr. v. R. K. D. — 
. Primitive and сее Japanese Texts. Dec 
into English etc. by Е. V. Dickins, bespr. v. Б. 


К. D. — Dukapatthäna, aag part of the Abhid- 
hammapitaka. Ed. by s Davids, beepr. v. 
L. d. 1. Vallée Poussin. — К. a Browne, À 
rd of Persia from Firdawsi to Sa'di, bespr. v. 
R. N. — Vier Philosophische Texte des Mahf- 
bharatam. Translat. by P. Deussen, bespr. v. A. B. 
а — Notizia e Saggi di opere e documenti ine- 

Ta. irri a la oe di Etiopia durante I. secoli 
XVI, XVII e XVIII. О. Beccari, bespr. v. D. 8. 
Margoliouth. — G. A. Grierson, The Pifäca Lan- 

es of North-Western India, bespr. v. W. G 

. À. Bmith, Catalogue of the Coms i in the In lien 

Museum, Calcutta, bespr. v. O. C. — Notes of the 
Quarter: Modern Hinduism and the Nestorians. 


The Journ. of Theol. Stud. 1907. 

ҮШ, 31. W. 0. E. Oesterley, Oodex Tauri- 
nensis (y) ҮШ. — F. H. Chase, The date of the 
Apocalypse: the evidence of rennen. -- а. Ј. 
Lawlor, Hegesippus and the A росе трее = Е. С. 
Burkitt, Four Notes on the Book of — EF. 
Brown, I Peter V, 9. — A. Harnack, Sprüche und 
Reden Jesu, bespr. v. F. C. Burkitt. — B. F. West- 
cott, St. Paul's Epistle to the Ephesians: the Greek 
Text with Notes, bespr. v. J. L. Davies. — E. Lucius, 
Die Anfänge des Heiligenkults in der christlichen 
Kirche, bespr. v. Н. F. Stewart. — Les Homilise 
Cathedrales de Sévàre d' Antioche. Trad. syriaque 
de Jacques d' Edesse publ. et trd. р. R. Duval, bespr. 
v. Б. Н. Connolly. 


Literar. Zentralbl 1907. 

17. K. Ter-Mékérttschian und E. Ter-Minas- 
siantz, Des heil Irenäus Schrift zum Erweise der 
apostolischen Verkündigung in armenischer Version 
entdeckt, herausgeg. und ins Deutsche tibersetzt. 
Mit einem N pd wold 3 Wee? ҚА 
nack, rv i — eiss e 
— Nebukadnezars IL im Wadi Briså und am 
Nahr-el-Kelb, hrsg. u. übers., beepr. v. O. Weber. — 

A tische aus dem 


ien, bespr. v. G. Rdr. 


18. В. E. Dennett, At the back of the black 
man's mind or notes on the kingly office in West- 
Africa, bespr. v. О. Meinhof. — St. on, Lectures 


on Babylonia and Palestine, bespr. v. -rl-. 


Mém. d. 1. Soo. d. Linguist. 1907. 
XIV, 4. ^s Meillet, Note sur la moillure des 
vélaires en arménien. 


Le Monde Moderne. 1907. 
19. G. Courtillemont, Au pays de Nausicaa, — 
W. T. Staad. Le patriotisme japonais. 


Le Musée Belge. 1907. 

VIII, 2. J. Greusen, La Langue grecque et la 
Philosop hie. — Ch. Collard, De L'Authentio té de la 
Loi der. XII Tables. 


Nature. 


1907. 
No. 1967. Archaeology and the Assouan dam. 


The Nineteenth Oen . 1907. 
863. B. Wahby Bey, Pes ез 


Petermanns Mitteil. 1907. 

LIII, 4. E. Herzfeld, Eine Reise durch Luristän, 
Arabistan und Fars (vgl. Heft III). — G. Saint-Paul, 
Souvenirs de Tunisie et . bespr. v. Th. Fischer. 
— Ch. Rividre u. H. - Ouitures du Midi de 
l'Algérie et Tunisie, gr v. id. — D. Levat, Note 


848 [No. 6] 


sur la reconnaissance d'un niveau acquifére dans le 
Sud Oranais et dans le Sud-Marocain, bespr. v. id. 
— J. Hamet, Les Musulmans francais du Nord de 
l'Afrique, bespr. v. id. — A. Bernard u. N. Lacroix, 
L'évolution du nomadisme en Algérie, bespr. v. P. 
Schnell. — Ch. Bihot, Le Maroc bespr. v. Th. Fischer. 
— L. Gentil, Explorations au Maroc, bespr. v. P. 
Schnell. — A. Brives, Apercu géologique et agricole 
sur le Maroc occidental, kan. v. Th. Fischer. — N. 

, La population du Maroc bespr. v. Th. Fischer. 
— Grethe Auer, Marokkanische Sittenbilder, bespr. 
v. P. Schnell. — E. Michaux-Bellaire u. G. Salmon, 
Les tribus de la vallóe du Lekkoüs bespr. v. Th. 
Fischer. — G. Diercke, Die Marokkofrage und die 
Konferenz von Algeciras, bespr. v. id. 


Preuss. Jahrbüoher. 1907. 
CXXVIII, 2. A. Menge, Kiautschau. 


Protestantenblatt. 1907. 

16. E. Troeltsch, Die christliche Religion. 
j 17 u. 20. A. Coquerel, Welches war die Religion 
esu? 


Rev. Archéologique. 1907. 

9. Jan. Fév. V. Macchioro, Il sincretismo reli- 
gioso e l'epigrafia. — S. R. La „Bibliothèque“ de 
Nippur. — id., La capitale des Hittites, — Mélanges 
de. 1а Faculté orientale de Beyrouth. T. Ier bespr. 
v. id. 


Revue Bénédict. 1907. 

XXIV, 2. D. De Bruyne, Un manuscrit complet 
du IVe livre d'Esdras. — F. X. Korteleitner, Archae- 
ologiae Biblicae summarium, (u.) G. Aicher, Das Alte 
Testament in der en M.T. Breme, Ezechias 
und Senacherib, bespr. v. 


Rev. Bibl. Intern. 1907. 

2. nge, La Créte ancienne. — M. Van, 
Hoonacker, Notes d'exógése sur quelques difficiles 
d'Ossée. — M. Coppieters, Le dócret des Apótres. — 
R. P. Dhorme, I Samuel XIII. — L. Delaporte, 
L'évangélaire héracléen de Homs. — Fr. M. — J. 
Lagrange, Les Papyrus araméens d'Eléphantine (bespr. 
»Aramaic Papyri discovered at Assuan ed. by A. H. 
Sayce, with the assist. of A. E. Cowley“). — F. P. 
Dhorme, L'arbre de véritó et l'arbre de vie. — Fr. 
M. Abel, Document épigraphique sur le patriarche 
Eustachios. — H. Vincent, À propos d'une inscription 
relative à saint Étienne. — A. Musil, Karte von 
Arabia Petraea, bespr. v. H. Vincent. — Th. H. Frhrr. 
v. Soden, Uie Schriften des Neuen Testaments in 
ihrer ältesten erreichbaren Textgestalt, bespr. v. Fr. 
M. Abel. — Fr. E. Gigot, Special Introduction to 
the Study of the Old Testament, bespr. v. H. Cop- 
pieters. — В. Heigl, Verfasser und Adresse des 
Briefes an die Hebräer; Eb. Nestle, Novum Testa- 
mentum latine; id., Novum Testamentum graece et 
latine; Fr. de Hummelauer, Commentarius in Parali- 
pomenon I; R. P. Jean-Baptiste, Les commencements 
du Canon de l'Ancien Testament — bespr. v. Fr. M. 
— J. Lagrange. — M. Dibelius, Die Lade Jahves, 
eine religionsgeschichtliche Untersuchung (Forsch. z. 
Relig. u. Lit. d. A. u. N. Ts. hrsggb. v. Bousset u. 
Gunkel); H. A. Redpath, A concordance to the Sep- 
tuagint and the other greek versions of the old 
Testament; 8. R. Driver, The Minor Prophets; F. 
Н. Kortleitner, Archaeologiae biblicae summarium, 
bespr. v. — 


Қ 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juni 1907.] 844 


The Review of Religions. 1907. 
VI, 8. (3) und 4 (4) The Purity of the Text of 
the Holy Quran. 


Revue Oritique. 1907. 

18. S. R. Driver, The minor prophets Vol. II. 
Nahum, Habakuk, Zephaniah, Haggai, Zachariah, 
Malachi, bespr. v. Ch tide. 


Rev. des Deux Mondes. 1907. 
Mai. G. Dumas, La Stigmatisation chez les 
nıystiques chrétiennes. 


Theolog. Lit.-Bericht. 1907. 

4. 3. Oettli, Der Einfluss des babylonischen 
Astralmythus auf die alttestamentliche Geschichts- 
schreibung. — J. Urquhart, Die Bücher der Bibel, 
bespr. v. Stosch. — Н. Gunkel, Ausgewählte Psalmen 
übersetzt und erklärt 2. Aufl, bespr. v. 8. Oettli. — 
G. Hoberg, Die Psalmen der Vulgata übersetzt und 
erklart, bespr. v. Schüfer. 

5. R. de Riess, Atlas Scripturae sacrae, 2. Aufl, 
bespr. v. Oettli, — Ausgewühlte Mischnatraktate in 
deutscher Uebersetzung. 2. P. Fiebig, Pirqe aboth. 
8. Derselbe, Berachoth, der Mischnatraktat, bespr. 
v. Riggenbach. — J. Meinbold u. H. Lietzmann, Der 
Prophet Amos hebrüisch und griechisch, bespr. v. 
Barth. — C. H. Cornill, Das Buch Jeremia, (u.) B. 
Duhm, Das Buch Habakuk, (u.) F. Küchler, Die 
Stellung des Propheten Jesaia zur Politik seiner 
Zeit, bespr. v. Oettli. — С. Bonhoff, Jesus und seine 
Zeitgenossen, bespr. v Schlatter. 


W. Z. К. М. 1907. 

ХХІ, 1. F. Hrozný, Der Obelisk Manii&tusu's. — 
E. Gratzl, Die altarabischen Frauennamen, (u). R. 
Brünnow, Das Kit&bu'litbái ws-l-muzáwagati des 
Abü-l-Husain Ahmed Ibu Fáris, bespr. v. R. Geyer. 
— Th. Friedrich, Altbabylonische Urkunden, (u.) A. 
Boscheron, Code de Hammourabi et livre de l'alliance, 
bespr. v. M. Schorr. — M. Streck, Avélu, mår aveli 
und avélütu. 


Ztsohr. f. Missionsk. u. Religionsw. 1907. 

12. Lic. Schüler, Etwas über das chinesische 
Theater. — Zur Stellung der Frau in China. 

XXII, 1. L. Martin, Das Leben der Toten nach 
altigyptischer Vorstellung. — A. Kind, Chinas Er- 
wachen und die evangelische Mission. 

2. L. Martin, 'Das Leben der Toten nach 
altägyptischer Vorstellung (П). — A. Heilborn, Die 
deutschen Kolonien, besp. v. F. Grussendorf. 


Zeitschr. f Neutest. Wiss. 1906. 

VII, 4. E. Nestle, Eine nicht ausgenützte Quelle 
der neutestamentlichen Textkritik (Hieronymus’ liber 
interpretationis hebraicorum nominum). 

III, 1. Miscellen: F. Spitta. Der Becher beim 
Passahmahl. — К. G. Goetz, Zum Herdentarm von 
Bethlehem. — E. Nestle, Salomo und Nathan іп 
Mt. 1 und Luc. 3. — E. Nestle, Zu Mt. 2 (die drei 
Magier). — E. Nestle, Der Magier in Josephus, Antiq. XX. 


Zeitsohr. £ Theol. u. Kirche. 1907. 

XVII, 1. H. Hackmann, Der Erldsungsgedanke 
und seine Voraussetzungen in Buddhismus und Christen- 
tum. — 8. Eck, Religion und Geschichte, besp. v. 
Herrmann. 


Verantwortlicher Herausgeber: Е. E. Peiser, Königsberg і. Pr., Schónstr. 18 a L 
Verlag u. Expedition: Wolf Peiser Verlag. Berlin 8., Brandenburgstr. 11. 
Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel, Kirchhain N.-L. 


Orientalistische 


Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 


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Erscheint 
am 15. jedes Monats. 


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bandlungen und Postämter (unter Nummer 6101). — 
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10. Jahrgang. 
Alle für die Redaktion bestimmten Send 
Adresse erbeten: Redaktion der 0. L. Z., Wolf 


Е. E. Peiser. 


Berlin. 
Wolf Peiser Verlag. 


15. Juli 1907. 


Abonnementspreis 
vierteljáhrlich 3 Mk. 


„Berlin 8., Brandenburgstr. 11, sowie alle Buch- 
erate die zweigespaltene Petitseile 30 Pf.; bei 
Assigung. 


MT. 


en, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender 
eiser Verlag, Berlin 8. 42, Brandenburgstr. 11.1. 


Suri. 


Von Hugo Winckler. 
(Fortsetzung.) 


Damit kommen wir auf die zweite Periode, 


in welcher wir von Suri oder Subari er- 
fahren und die uns das Land unter dem 
Einflusse der durch jene Einwanderungen 
herbeigeführten Gegensätze zeigen. Dieser 
nsatz ist von jeher bekannt aus der 
Geschichte als der zwischen Babylon und 
ien. Das Emporkommen Assurs er- 
klärt sich aus dieser Zerrissenbeit und aus 
diesem Gegensatze. Die Kassitenherrschaft 
bedeutet ein fortdauerndes Herabsinken Ba- 
byloniens von seiner Vorberrschaft und dem 
entsprechend ein Steigen Assyriens. Vorher 
aber ist Mesopotamien von der „hethitischen“ 
Einwanderung betroffen worden und steht 
in einem Gegensatze zu Babylonien. Ehe 
also Assyrien die Herrschaft hier an sich 
reisst, sind jene Völker hier die Herren, 
welche durch diese Einwanderung das Land 
überschwemmt haben. Für den Babylonier 
fallen sie in ihrer Gegensätzlichkeit unter 
den Begriff ihres Landes, sie sind ihnen also 
Suri — oder Subari — gleichviel wie sie 
selbst sich nennen. Als Assyrien an die 
Stelle der „hethitischen“ Herren tritt, fällt 
dieses natürlich ebenfalls mit unter diesen 
Begriff. 
Wir haben einige Stimmen aus dieser 
Zeit, welche dieses Verhältnis beleuchten. 


Zunächst eine, welche wohl die älteste ist. 
Sie steht in einem Liede an die Göttin 
Mama, das durch Schrift und Sprache ein 
verhältnismässig hohes Alter erweist. Man 
wird die Aufzeichnung in die Zeit der 
ersten Dynastie von Babylon zu setzen haben, 
sie gehört also noch vor die Zeit, wo die 
»hethitischen* Völker hier herrschen, in eine 
Zeit, wo wir sie vordringend oder andrängend 
denken können — freilich ebenso gut auch 
nn, Auf en wird darin 
er Gegensatz ausgedrückt, den wir uns vor- 
stellen müssen und auch derselbe, den wir 
in der Angabe ns feststellen konnten. 
Auch diese Bewohner von Suri drohen mit 
Einfällen und Plünderung des Landes — 
Babyloniens: 1) 
Der Subara verharrt (?) in Plünderung 
alljährlich soll er den Sumerer plfindern. 
Hier sind es zwei Völker, die sich 
nüberstehen, oder zwei Staaten, der 
Geet ist der, den eben das Land 
bietet: Irak und Gerire, Babylonien und 
Mesopotamien, gleich viel welches Volk oder 


welche Rasse dort damals herrschte. Aber 


) CT. 16, pl. 8. ҮШ 5, 6: &o-bs-ru-u-um ir- 
k- id ka-a-za-zi-im-ma | ia; at- ti la am- ma u- mi- ru-· um 
li-ik-ta-za-ag-gi doch wohl Кафа abschneiden, zer- 
reissen eto. 


847 (Ко. 7.) 


ORIENTALISTISCHB LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juli 1907.] 348 


ein „Nomadenstamm“ sind diese Subarü 
nicht, wenn sie Nomaden sind, d. h. wenn 
sie diesen Namen hierher gebracht haben 
sollten und zum ersten male damit hier 
genannt würden — was kaum zutrifft, 
wie wir es sehen werden — so wäre ев 
eine Benennung wie spüter Áram. 


Im gleichen Sinne wird in einer der 
„historischen Legenden“ von ihm gesprochen. 
Diese реһбгі deutlich der Zeit des ersten 
Emporkommens Assyriensan, als dieses anfing, 
Babylonien gefährlich zu werden, als es aber 
schon die Vorherrschaft über Mesopotamien 
besessen haben dürfte. Man kann also an 
das 15. Jahrhundert denken!), auch etwas 
früher, kurz an die Zeit, von der die ersten 
„Verträge“ mit den Kassitenkónigen berichten. 
Wegen seiner Bedeutung für den Begriff Su- 
ri und sein Verhältnis zu Assur hatte ich 
den Text veróffentlicht und entsprechend 
verwertet). 


— — — — u-jtar 
= Tages yy 
E 
++ — — — — ijn-ni-ib-bub 
++—— — — ? pl. u-ka-an 
+ t — — — — parakki 
tt----- Bu-nu u-tar 
+ t— — — — nippur (ki) 
-- -- — — Ísin (ki) 
i і -- — — — in-ni-ip-pu-u$ 
T — — — — in-na-ad-di 
i + — — — — li-]ib-bi-Zu 
-- -- -- -- — — та-а 
+ i -- -- -- — — -- ki. 
II. 
i-na ka- - babili(ki) im von Babylon 
e-bi$ ekalli zu- a- zi i-nam-? der Erbauer dieses Palas- 
tes soll 
rubũ zu- u ma-ru-us-taim- dieser Fürst soll Elend 
erleben 


nicht frohen Herzens sein. 

So lange sein Königtum 
währt 

sollen Schlacht und Kampf 

nicht aufhören, 

Während dieser Regie- 
rung soll der eine 

den andern auffressen, 

die Leute ihre Söhne 

für Geld verkaufen, 

die Länder sich wie eins 
erheben. 


mar 
ul i- ta- ab libbi-Zu 
a-di dar-ru-ti-Zu 


tabazu u kab-lum 

ul ip- par- ra. su 

i-na pali zu- a- ti aba ahi- 
Бо ikkal 


niji märi-Si-na 
a-na kaspi ippalu 
mát&ti iš-te-niš іп-пі5-ба-а 


1) Vgl. Anm.: 4.! 

*) Keilschrifttexte. II 8.74. Helmolt, Weltge- 
schichte III S. 48. — Jetzt ist der Text auch ver- 
öffentlicht CT. 13, 49. 

D Man beachte das Auftauchen von Lagaš in 
dieser Zeit! 

4) (ka-ra-in-] да-а oder [ka-ra-bar-]da-a&. ? Na- 
mentlich für die Zeit des ersteren scheinen die zeit- 
une gut zu passen (erster Vertrag mit 
Assur!). 


Ша ardata [iz-z]i-ib 
u ardatu iz-zi-ib itla 


ummy eli märti bäAbi-ka 
id-dil 

makkuru babilu (ki) 

a-na ki-rib Bu-ri (ki) 

u mátu abbur (ki) ir-ru-ub 

Bar babili (ki) 

а-па rubi aššur (ki) Бабй 
ekalli- zu 

makkuri-áu a- na ki-rib!) 

ud - te- ĩs- loi 

8- — — — — 


da —? — — — — 


Der Mann soll die Magd 
verlassen 

und die Magt soll den 
Mann verlassen, 

die Mutter vor ihrer Toch- 
ter die Tür verriegeln. 

Die Habe von Babylon 

soll nach Su-ri (Subari) 

und Assyrien kommen, 

der Kónig von Babylon 

dem Fürsten?) von Assur 
die Habe seines Palastes 

seinen Besitz nach [Su-ri?] 

hinausbringen, 

So lange..... 


Suri-Subarü erscheint hier in enger Ver- 
bindung mit Assyrien, dieses besitzt bereits 
die Herrschaft über diesen Begriff. Es wird 
vom Lande, nicht von der Stadt Assur ge- 
sprochen. Eine Trennung von Suri und 
Assur als zwei in betracht kommenden Mách- 
ten ist augenscheinlich nicht beabsichti 
sodass also eine Zeit angenommen werden 
müsste, wo die dort sitzenden andern Völker 
bereits besiegt waren. Andrerseits werden 
beide als zwei Begriffe behandelt d. h. Assur 
hat die Herrschaft über Suri an sich ge- 
rissen. 

Das gleiche Verhältnis setzt das Epos 
oder die Legende vom „Pestgotte“ voraus, 
wo es heisst?) 


„Das Meer soll das Meer, Su-bar-tu Su-bar-tu*), 
Assur Assur 

den Elamiter der Elamiter, 
den Kaššú der Ка88й, 
den Sutd der Boa, 
den 1 der Kutá, 
den Lullubü der Lullubá, 

ein Land das andere, ein Mensch den andern, 

der Bruder den Bruder nicht verschonen, einander 

niederschlagen.* 
Auch. hier erscheint Su-bar-tu neben 

Assur — aber wohl getrennt! — und die 
Nennung der übrigen Lander weist auf eine 
ungefáhr gleiche Zeit hin. Wenigstens 
können wir kaum annehmen, dass Assur ein- 
mal schon in früherer Zeit — also in der 
Mitte des 2. Jahrtausends — eine Rolle ge- 
spielt hätte, die es als Land neben den übrigen 
erkláren würde. Jedoch ist das für unsere 
Frage ohne Belang, wir würden gegebenen- 
805 unsere Texte in frühere Zeit zu setzen 

aben. 


1) [su-ri(k]i) wohl wahrscheinlicher als [mäAtu 


abzur (kli), wofür nicht Platz; höchstens [aššur (kli) 
(die Stadt!). 

) Fürst, nicht König! Vgl. über die Vermutuug 
der Anerkennung Assyriens als „Grossmacht“ erst 
unter Assur-uballit, also später als Karaindaš. Е. I. 
8. 399 Anm. 1. 

) KB VI 8. 67. 

) Jensen richtig „Mesopotamien“. 


849 [No. 7.) 


In der Zwischenzeit hatte die „hethitische“ 
Einwanderung Mesopotamien betroffen. Ausser 


dem Zeugnis der Tel-Amarna-Briefe, welche | 


den Besitz Ninives durch die Mitani be- 
zeugen, haben wir jetzt auch noch die Be- 
weise durch die Tontafeln von Viran-Sehir!) 
in der Landschaft von Arbela mit ihren 
„Mitani- oder Hethiter“-Namen und neuer- 
dings noch das Vorkommen von denselben 
Namen in Urkunden der Kassitenzeit aus 
Niffár?) Also ist eine hethische Bevölkerung 
damals zum mindesten bis &n die Grenzen 
von Babylonien vorgedrungen und hat das 
überschwemmt, was als Suri oder Subartu 
und als ,Land Assur“ bezeichnet, wird. 

Wenn nun in dieser Zeit von Subar die 
Rede ist, so ist nach allem, was wir uns 
klar gemacht haben, anzunehmen, dass unter 
diesen viel &lteren Namen ein neuer In- 
halt verstanden werden muss und dass da- 
mit nur die damaligen Herren von Meso- 
potamien, also das, was wir im Anschluss 
an die Tel-Amarna-Briefe Mitani nennen, 
gemeint sein kann. Das hatte ich im Zu- 
sammenhange mit der Suri-Frage erörtert 3) 
und darauf hingewiesen, dass wir in den An- 
gaben der Könige von Assur-uballit und 
seiner Nachfolger über Eroberungen im Su- 
bari-Gebiete die Erklárung des Verschwindens 
der Mitani aus Mesopotamien suchen müssen. 
Denn im Anfang von Assur-uballits Regie- 
rung oder unmittelbar vorher müssen sie noch 
im Besitz von Ninive gewesen sein*). Von 
Assur-uballit heisst es, dass er die ,Streit- 
krafte der Subari versprengt" habe. Seine 
Briefe aus Tel-Amarna sind àn Amenophis IV. 
gerichtet, wührend die Sendung der Istar 
von Ninive durch DuSratta schon an Ame- 
nophis III. erfolgt war. Das stimmt also 
zeitlich. 

Eine neue bedeutsame Angabe über diese Zeit 
findet sich in einer der Belehnungsurkunden, welche 
in Susa gefunden sind. Darin hat Bitilias, König 
von Babylon, die von seinem Vorgünger Kurigalzu, 


Sohn Burnaburia#’, verliehene Belehnung erneuert, 
welche sich ein Uzub-&ibu durch Verdienste im Kriege 


1) OT II 21 (= Bu. 91--5--9, 296), vgl. Meissner 
іп OLZ. 1902, 246; в. „Auszug“ 8. 28. [Hierzu kom- 
men nun noch die Nummern 106—110 des ersten 
Heftes der „Vorderasiatischen Schriftdenkmüler der 
Kgl. Museen zu Berlin“. D. RL 

3) 8. Bork іп OLZ. 1906, 587. Ob die Tafeln aus 
Niffer stammen, kann ich natürlich nicht aus der 
Ferne beurteilen. 

2) F. 18. 399 (vgl. oben Sp. 290), und F. П S. 47/48 
besonders über die Lage von Lubdi und die Be- 
deutung von dessen Erwühnung bei Adad-nirari als 
Grenze seiner mrobermngen (vgl. unten über Subria). 

*) Ebenda 8. 400 .4, wo darauf verwiesen 
m rg Assur-uballit wieder am Istar-Tempel ge- 

au Я 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juli 1907.) 850 


gegen Su-bar-tu erworben hatte’). Dieser Kurigalsu 
ist, nach den Ansätzen, die man wenigstens aus den 
Nachrichten gewinnen kann, der Vater des Burna- 
buried (II) der Tel-Amarna-Briefe, welcher Zeitgenosse 
von Assur-ubbalit ist. Was er unter Su-bar-tu ver- 
steht, kann daher vor der Hand zweifelhaft sein. 
Seine Regierung hat schon den Gegensatz gegen 
Assyrien gekannt, mit dem sein Vater buriaš (I) 
unter Bugur-Assur V e geschlossen hat. Man 
kónnte daher an einen Krieg gegen Assur denk 
das als Su-bar-tu erscheine. Jedoch ist vor der Han 
wohl eher Mitani anzunehmen, da 1) wohl voraus- 
zusetzen wire, dass Assur nocl als Assur und nicht 
als ,Mesopotamien" erscheinen würde, solange dort 
Mitani herrschte nnd sogar Ninive besass (oder er- 
obern konnte), 2) da ein Krieg zwischen Assur und Ba- 
bylon unter diesem Kurigalzu in der Vertragsurkunde 
nicht erwühnt wird, was doch wohl der Fall sein 
würde, wenn einer stattgefunden hätte. Doch ist das 
immerhin nicht unbedingt beweisend. 

Die Zersprengung der Streitmacht der 
Subari durch Assur-uballit bedeutet natür- 
lich auch eine Vertreibung aus innegehabtem 
Gebiete, Assur-uballit hat Ninive besetzt 
und zweifellos auch weitere Teile Mesopo- 
tamiens. Wie viel, das kónnen wir uns nur 
nach dem Besitzstand vorstellen, den wir 
nachher für die Subari oder Mitani fest- 
stellen kónnen. Von nun an, aber erst von 
nun an wird nümlich dieser Begriff plótzlich 
stark eingeschränkt: jetzt ist es mit einem 
male auf das nürdliche Mesopotamien, die 
Gegend &m obersten Tigris verschoben — 
wohlverstanden in den Inschriften der Assyrer- 
könige. Daraus folgt: diese verwenden 
diese Bereichnung weiter fiir die bisherigen 
Herren Mesopotamiens, die sie vertrieben 
haben, fiir die „Mitani“. Das ist auch ftir 
den Beigeschmack, den diese Benennung 
haben musste, zu beachten, denn es muss 
etwas vom „Barbarentum“ darin stecken. 
Der Assyrer fühlt sich auf jeden Fall als 
der Mann ,des Landes", der ,Eingeborene* 
— und wird daher spüter nach seiner Ver- 
treibung vom Babylonier, dem wahren Mann 
des „Landes“, ebenfalls als Subarü bezeichnet. 

Für die beiden Nachfolger Assur-uballit’s 
verlautet nun nichts von 5 oder 
Erfolgen gegen die Subari in der In- 
schrift des dritten Nachfolgers Adad-nirari. 
Es heisst nur in der Ve kunde (syn- 
chronistischen Geschichte), dass von der Stadt 
Sili (oder Sa-sili) des Landes Subari bis nach 
Kardunia$ das Gebiet zwischen Assyrien 


1) Scheil, Mém. Délég. en Perse II 8. 98: u- zu- ub. di- 
Ыа) | i-na si-il- tu] | ба su-bar-[tu] | ku-ri-gal-[zu] | 
егі - 


i- mu- ur zu- [ma] i-ri-im-[fuma] |...... zu 
mår bur-ra-bu-ri-ia-a3 | а-па — — — | iš-[ru-uk — 
„Uzub-zihu, im Kriege gegen Bu-bar-tu wurde Kuri- 
galzu auf ihn aufmerksam, belehnte ihn ... . Kuri- 

alzu, Sohn Burnaburiaß, ..... sche[nkte]. — Zu 
Bubarta == Mitani an dieser Stelle в. OLZ 1901, 451 
= КВ. II 8. 97. 


851 (Мо. 7.) 


und Babylonien geteilt worden sei. Hier 
muss man einen Unterschied machen, denn 
der Nebensinn, den Subarü bei Adad-nirari 
hat, hat es hier nicht. Hier ist es zunächst 
Landesbezeichnung und wenn die poli- 


tische Bedeutung der Subari als Mitani 
durch Assur-uballit eingeschrünkt worden 
war, so ist nicht gesagt, dass die geo- 
graphische Ausdehnung des Begriffes hier, 
wo Babylonien und 
sprechen, ebenfalls in diesem Sinne gehalten 
wire. Denn Subari-Mitani (oder dessen 
Reste) wäre damals noch unabhängig von 
Assyrien, die betreffende Stadt liegt aber in 
Subari, kann also nicht als Anfang des 
zwischen zwei andern Mächten geteilten 
Gebietes genannt werden. Hier steht also 
Subari wie Suri in der alten geographischen 
Bedeuturg, als „Mesopotamien“. 

Dagegen wird von nun an deutlich 7), 
dass bei den Assyrern, die immer mehr 
vorrücken, das Gebiet der Subari immer 
enger gefasst und auf das nördliche Meso- 

tamien, die Gegend zwischen oberstem 

igris und Euphrat, nördlich und westlich 


von bdin eingeschränk wird. Das 
tritt uns en n bei Tukulti-Ninib, wird 
also der Erfolg der Unternehmungen seiner 


beiden Vorgänger, Salmanassar I. und Adad- 


nirari І., gewesen sein, welche die Mitani- 
Macht endgiltig gebrochen haben müssen, 
oder besser, da diese den entscheidenden 


Schlag schon durch Assur-uballit erhalten 
haben dürften, sie aus dem eigentlichen 
Mesopotamien ins Gebirge gedrängt zu 


1) Es ist übrigens misslich, aus den uns zu Ge- 
bote stehenden Nachrichten schon solche Ent- 
wicklungsreiben aufzustellen und man wolle das GK 
daher zum teil als façon de parler betrachten. 
bleibt zweifelhaft, in wie weit der assyrische Sprach- 
gebrauch d. h. die Einschränkung auf einen früheren 
surückgeht. Dafür könnte der Gebrauch in Tel- 
Amarns sprechen, wo das Subari bei Rib-Addi doch 
wohl im gleichen Sinne wie bei den Assyrern zu 
versteben ist, da nicht ,Mitani" — wenigstens nicht 
als völlig gleichbedeutend — gemeint sein wird. 
Dazu kommt jetzt noch aus dem Hatti-Archive eine 
— wohl einem aus A ten, jedenfalls von 
Ramses II, stammenden Bruchstücke eines Briefes — 
Ahnliche Erwähnung (übrigens in der Form Su- ba-ri-i): 
wenn ] nicht vorhanden ist, geht er nach 

izwadna, [wenn..... ] nicht vorhanden ist, geht 
er nach dem Land Hal-ba-a (Aleppo), [wenn .... | 
nicht vorhanden ist, geht er nach Subart, [wenn . . 
nicht vorhanden ist, geht er nach dem Lande Kinsa 
(in Tel-Amarna das Таса des Hethiters Itukama). 
Hier kann §u-ba-ri-i deutlich nur ein zum hethitischen 
Machtbereiche liegendes Land sein. Zu beachten würe 
dazu, dass zur Zeit Hattusils die Mitani durch Assyrien 
bereits stark eingeschränkt waren, da Adad-nirari’s 
Erfolge bereite voraussusetzen sind. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


Assyrien gemeinsam 


[Juli 1907.) 868 


haben scheinen. Das wird der Sinn der 
Angaben der beiden Könige sein, welche von 


Siegen über die Subari neben Кай, Kuti (1), 
Lulumi sprechen. Man hat sich also vor- 
zustellen, dass durch sie erreicht wurde, 
was Tukulti-Ninib I. in seinem Titel und 
der Angabe über seine Kriege zum Ausdruck 


bringt, die Beschränkung der Subari-Mitani 
auf bezeichnete nördliche Gebiet, wo sie 


auch bei Tiglat-Pileser I. noch sitzen. Sal- 
manassar nennt sie ungefähr in gleicher 
Weise wie sein Vater nur als „besiegt“ 
neben den Lulumi — vielleicht auch Kuti!). 
Tukulti-Ninib legt sich den Titel eines Königs 
von ,Su-ba-ri-i Ku-ti-i und aller Na'iri* bei. 
Hierbei kann man zunächst natürlich den 
i n wie man will, aber man muss 
in Anschlag bringen, dass er zweifellos die 
zurtickgedrangten Subari auch damit meint, 
und dass er andrerseits den Begriff Subari 
nicht anders fassen wird als seine Vorgünger 
d. h. dass das, was er so nennt, nicht 
nach Mesopotamien gehört. Dafür spricht 
die Zusammenstellung mit Kuti und Na’iri 
d. h. den nördlichen Ländern ausserhalb 
Mesopotamiens, vor allem aber folgt es aus 
der Erwähnungim Kriegsberichte. Hierwerden 
Fm die I er, en wir a 2 8 in 
er angegebenen nd zwischen Tigris 
und Euphrat, also je in der Land- 
schaft von Amid und nördlich (westlich) 
davon kennen, aufgezählt; „Kur-bi-i, Kam- 
muh, Posse, Mumme (= Nimme?), Alzi, 
i, Nibani, Alaja, Te-ub(ar?)-zi, Puru- 
büzi und das ganze Subari, das ausgedehnte, 
zerschmetterte ich". 
Hier ist der Begriff auf das Gebiet be- 
schränkt, wo Assyrien, der neue Herr von 
Mesopotamien, арай dulden will und 
kann. Das Gebiet ist kein uraltes Kultur- 
land, wo Heiligtümer babylonischer Gott- 
heiten in einem mabázu alten, dort könuen 
„Barbaren“ geduldet werden. Aber wäre 
eine solche Verschiebung möglich, wenn nicht 
eine engere Bezieh zwischen der ver- 
triebenen Bevölkerung und diesem Lande 
bestanden hätte? Dort muss nach der as- 
syrischen Auffassung die natürliche Heimat 
dieser Völker sein und diese natürliche Hei- 
mat sucht man dort, von wo sie einst vor- 
edrungen sind. Das würde zum min- 
esten dazu stimmen, dass auch nachher die 
) кана . . . . Sub-ba]ri-i Lu-ul-[lu-mi-i. (King, 
Records of the reign of Tukulti-Ninib I p. 130), wo 
vor Subart wohl Kutt genannt sein konnten, da sie 
in Rm 2, 606 (ebenda p. 185) genannt werden. 


858 (Мо. 7.) 


nächsten ,Hethiter^ von dort aus gegen 
Mesopotamien vordringen. Wenn das aber 

hehen konnte, dann ist es nicht gut 
denkbar, dass unsere Mitani oder sonstigen 


„hethitischen“ Eroberer den Namen Subari 
von den Assyrern aufgezwungen bekommen 
hätten, sondern er müsste umgekehrt von 
ihnen — oder ihren Vorgängern nach Me- 
sopotamien gebracht worden sein. 
Also würde sich wieder die Parallele mit 
Aram ergeben, das durch die nächste, die 
aramäische Einwanderung dorthin gebracht 


worden ін. Subarü wäre also ein Gesamt- 
begriff, wie Aram, wie „Hebräer“, wie „Ger- 
manen“ und „Slaven“: Mitani war natürlich 
nur ein Volk darunter, dasjenige, das zur 
Tel-Amarna-Zeit gerade herrschte. Vorher 
und auch daneben, waren andere gewesen. 


Dass es sich nicht um willkürliche Un- 
terschiede etwa dieser Zeit handelt, be- 
weist die Beibehaltung dieser Bedeutung 
in der Folgezeit — eben bei den Assyrer- 
königen (anders Assarhaddon, der baby- 
lonisch redet) Das zeugt wieder einmal 
von der Beobachtung historischer Ansprüche 
eier опоо Was damals me. 
ich — durch Verträge — festgelegt wurde, 
galt natürlich für alle Rechtsnachfolger und 
swei und drei Jahrhunderte später wird 


deshalb als Subari bezeichnet, was damals 
als solches festgesetzt worden war. So von 
Tiglat-Pileser und so von Assurnasirpal, selbst 


als es ein „Volk“ Subari gar nicht mehr 

ibt. Für die Assyrerkönige galt eben, was 
ihre Vorfahren an Rechten erworben hatten, 
für die Babylonier galt babylonisches Recht. 


Deshalb spricht Tiglat-Pileser I. von Su- 
bart in ganz derselben nd wie Tukulti- 
Ninib, indem er Alzi und Purubézi dazu 
rechnet, also zwei Landschaften, welche auch 
bei Tukulti- Ninib damit in Verbindung ge- 
bracht werden. Der Bericht ist in seinen 
Einzelheiten wichtig und muss namentlich 
in seiner Bedeutung für das Vordringen von 
»Hethitern" gewürdigt werden (II, 89ff.). 

„Die rebellischen, unbotmässigen Subart unter- 
warf ich. Den Ländern Alzi und Puruhdzi, welche 
ihren Tribut und Abgabe verweigert hatten, Jagte 
ich das schwere Joch meiner Herrschaft auf. 
Assur . . befahl das Gebiet seines Landes zu er- 
weitern. 4000 Mann Kaski’) und Urumi, Söldner?) 


!) F. III S. 390. 
*) Ob Kaski zu lesen, ist bekanntlich fraglich, 
da die „Annalen“ anders lesen. 
d Die Stelle hat mir viel Mühe verursacht, ich 
sr etzt ihre Erklärung zu haben (anders als 
. 1 8. 548, wo hatta іп Asdod ebenfalls als „hattisch“ 
durch Verschiebung des politischen Begriffes in der 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juli 1907.) 354 


des Landes oe unbotmässige, welche gewalttätig 
(= durch Friedensbruch, ina danäni-Sunu) Stücke 


von Subarte, welche Assyrien gehörten, genommen 
hatten ergriff wë 


en meine Füsse.“ 

Tiglat-Pileser gebraucht hier Subari 
ganz so wie wir festgestellt haben. Das 
Land Subarti ist auf jene Gegenden ein- 
geschrünkt, es steht unter assyrischer Ober- 
hoheit seit Tukulti-Ninib oder, dessen Vor- 
güngern. Die ,rebellischen Subari* sind 
Alzi und Purubfizi. Diese beiden Gaue 
waren seit 50 Jahren von Muski — also 
„Hethitern“ besetzt worden, die auch nach 
Kummub vorgedrungen und dort im Vorjahre 
vernichtet worden waren. Diesmal ist also 
&uch das von ihnen schon seit langem be- 
setzte Gebiet wieder unterworfen worden, 
das sich der assyrischen Oberhoheit nicht 
gat illi en wollte, in 50 Jahren hatten 

ie Muski hier unter stammesverwandter — 

ehemaligen Mitani! — Bevólkerung natürlich 
festen Fuss gefasst. Das Land Subartu!) 
umfasst noch andere Gaue — s. Tukulti- 
Ninib — und von diesen waren einige durch 
die Hatti- Truppen durch Friedensbruch, 
ohne regelrechten Krieg ihres Landesherrn, 
besetzt worden. Diese Mamertiner werden 
nach Assur verpflanzt, jene Stüdte also 
wieder befreit. 

Also hier begegnet Subaru als Sammel- 
begriff und für Stämme und Gaue, welche 
zu der „hethitischen“ Gruppe gehören. Von 
nun an begegnet die Bezeichnung nicht 
wieder bis auf Assurnasirpal. Tiglat-Pileser 
sieht das Land als assyrischen Besitzstand 
an und man muss deshalb beachten, dass 
sein Vater Assur-res-i8i, trotzdem ег von 


Bieren Assyrerzeit (s. F. ІП S. 320) und allerdings 


done appellativisch wie ,kutü" zu fassen ist. Der 
Hattâ scheint der Typ des unbeständigen zu sein, 
wie der Kut der des räuberischen, unbotmässigen. 
Da wir jetzt wissen, dass Tiglat-Pileser anch mit 
dem Hatti-Staste noch Krieg geführt hat, so sind in 
diesen gabi einfach Truppen der Hatti zu sehen, 
also von ihnen gemietete oder in ihre Dienste ge- 
nommene andere Völker eben der damals in Bewe- 
gung begriffenen Schicht. Das gilt natürlich nur 
von diesen 4000 Mann. Ueber die Kasku kann man 
kein sicheres Urteil abgeben, weil ihr Name nicht 
feststeht. Es ist deshalb nicht sicher, ob sie zu dem 
später іп Klein-Asien ansässigen Volk -- das zweifellos 
zu diesem Gebiete gehört — gehören. Die Namen 
aber stammen aus einem Volke, welches damals in 
der Nachbarschaft seine Sitze eingenommen hat, 
denn Assurnasirpal (III, 13) kennt sie als Nachbarn 
von Bupria (vgl. unten), also am Tur-Abdin, in eben 
der Gegend, welche in Betracht kommt. Sie sind 
also Angehörige der Te&ub-VOlker (Hatti, Mitani usw). 
!) Hiermit sind meine früheren Bedenken (Gesch. 
Bab. Anger В. 331 Е. I 154 Anm. 5) — vgl. auch 
Weissbach ZDMG 58, 663), wonach ich glaubte, 
Subart und Subarti trennen zu müssen, erledigt. 


855 [No. 7.) 


Niederwerfung der Kuti spricht, nichts von 
Subarü sagt. 

Die Erwähnung bei al aber 
hat einen eignen Sinn. Er nennt Subari 
in einer Aufzählung!) der unterworfenen 
Länder, in welcher er den Umfang seiner 
Eroberungen angibt, aber nicht nur einmal 
in den Annalen, sondern auch in der in so 
vielen Stücken erhaltenen „Standard- 
Inschrift“. Jedesmal jedoch nur in einer 
zusammenfassenden  Uebersicht?) während 
in den einzelnen Berichten von Subarf keine 
Rede ist, trotzdem diese doch alle Züge 

nz genau in ihrem Verlaufe verfolgen 


Daraus folgt für uns, die wir nun 
einigermassen mit dem Brauche , historischer" 
Ausdrucksweise bei den Assyrern vertraut 
sind, dass der historische Name hier ein 
mit einem oder mehreren andern Namen in 
den Berichten bezeichnetes Gebiet decken 
muss. Da wir wissen, an welcher nd 
er nach assyrischem Staatsrechte ete, 
da Assurnasirpal mit seinem Ausdruck hier- 
auf, d. h. auf die erworbenen Rechte seiner 
„Väter“ bezug nimmt, so können wir auch 
aus seinen Berichten die betreffenden Gaue 
und Ereignisse ungefähr feststellen. Eine 
Abgrenzung gegen den Nachbarbegriff Na'iri?) 
ist dabei im einzelnen natürlich nicht mög- 
lich. Da überhaupt von Subari seitdem 
weniger die Rede ist, auch Es Urartu 
hier vordrang, so wird wohl anzunehmen 
sein, dass der geographische Begriff Subarü 
im assyrischen Sinne seitdem der Vergessen- 
heit verfiel, und dass nur noch von Neri 
gesprochen wurde. Nam ist ursprünglich 
mehr nórdlich und óstlich als dieses Subarü 

legen und die Subarü-Lünder wären also 

lejenigen, welche zuerst durchzogen oder 
unterworfen werden mussten, wie es auch bei 
Tiglat-Pileser der Fall ist. Hierher würde 
also Nummegehören, mit dessen Unterwerfung 
Assurnasirpal seine Züge beginnt. Es wird das 
Mumme ti-Ninib’s sein, da der Wechsel 
zwischen m und n in „Hethiter“-Namen 
auch sonst bezeugt ist: Nappigi = Mappik 
(Mabbük, Membidj), Numni auch neben Nummi. 


1) Nicht in einer „Völkerliste“, wie Meyer sagt. 
*) Der Wortlaut ist beidemale der gleiche. 
Die betreffende Uebersicht ist stets in die verschie- 
denen Inschriften eingearbeitet worden: „ .. . ich 
donnerte über die pw der Länder Na'iri, Kirhi, 
Bubart, Nirbi wie Адай, der Wettergott.“ Vorher 
sind die Lulumt genannt. 
Die Geographie der Nairi-Länder mit allen 
Einzelbelegen s. bei Streck: Zeitschr. Assyr. XIII. 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juli 1907.) 856 


Die übrigen in Betracht kommenden Gaue 
würen natürlich die benachbarten, die ebenso 
gat auch als Na'iri gelegentlich erscheinen 
Snnen. Es sind vor allem die am Tur- 
Abdin, dem Kasiar-Gebirge der Assyrer, ge- 
legenen, an welches auch Nirbu anstósst, 
das neben Subarü genannt wird. 


Hier. am Kašiar- Gebirge kennen nun 
Assurnasirpal, Salmanassar einen Gan, der 
dann auch wieder bei Assarhaddon be- 

et. In der Zwischenzeit war bekanntlich 

ganze Gebiet, nachdem wir zunächst 
unter Adad-nirari III. nichts hören, ganz 
unter den Einfluss von Urartu nn 
und musste erst von Tiglat-Pileser III. 
zurückerobert werden, von dem wir keine 
Angaben über Einzelheiten aus jenen Ge- 
nden haben. Er wird das Land ohne 
chwierigkeit besetzt haben, nachdem er 
einmal Sarduris tiber der Euphrat zariick- 
trieben hatte. Aber die Rolle, in der der 
treffende Gau bei Assarhaddon erscheint, 
beweist, dass er sich als Einheit erhalten 
hatte, und die Namen seiner Fürsten be- 
weisen, dass auch die Bevólkerung die 
gleiche, also eine „hethitische* geblieben 
sein muss. | 
Dieser Gau führt den Namen Supria 


oder Subria (Апр. II 8). Er liegt höher 
als die Stadt һа!) und in unmittelbarer 
Nachbarschaft von Nirbu und Urume (Sp. 353). 
Zu Assurnasirpals Zeit ist dort König An- 
I (II 13). Derselbe regierte noch in 

almanassars fünftem Jahre, wo er sich noch 
empört hatte und unterworfen wurde (Ob. 
52—54). Die nd ist genau die gleiche, 
die Bevölkerung ist auch die gleiche. Der 
Name Subarü verschwindet — oder viel- 
mehr ist schon verschwunden, denn Assur- 
nasirpal gebraucht ihn nur historisch. Er 

braucht ihn auch für dieses Gebiet mit. 

ollte man da, dem Gleichklang zum Trotze, 
keinen Zusammenhang der beiden Namen 


annehmen? Subria wäre dann nichts weiter 

als die einheimische Form des assyrischen 

Subarü, welche von jetzt an für den Rest 

der ehemaligen Subard - (Mitani-)Hethiter 
braucht wird, der sich im Tur-Abdin sein 
olkstum erhalten hatte. 

Dass sie zu der Gruppe der Völker 
hörten und sich als solche erhielten — also 
in unmittelbarster Nachbarschaft aramüischer 
Stämme und Gaue (wie Bit-Zamäni, wo 
unter Assurnasirpal der Fürst Ammi-ba‘al 


1) Mon. 52 empfängt A. den Tribut von Subi-ri-e 
in Damdamusa! 


857 (Мо. 7.) 


heisst) — beweisen die Namen!) ihrer Fürsten 
unter Assarhaddon, also zwei Jahrhunderte 
ter. Damals war, nachdem Urartu von 
iglat-Pileser III. und Sargon niedergeworfen 
worden war, Assyrien doch nicht wieder 
nach Norden vorgedrungen, und unter Sanherib 
hatte sich hier ein besonderes Königreich 
Subria bilden können, das unter Assarhaddon 
eine feindliche Stellung zu Assyrien .ein- 
nahm und im Jahre 674 erobert wurde. 
Da es in unmittelbarer Nähe von Lubdi 
erwühnt wird, dieses aber der Grenzpunkt 
ist, von dem aus Adadnirari die Grenzen 
seiner Eroberungen angibt, so spricht auch 


das für die Gleichsetzung von seinem Šubarů 


und diesem Subria?). 

Als Hauptstädte dieses Subria nennt 
Assarhaddon Ubbume und Kullimeri?). Diese 
wurden damals zu assyrischen Stüdten um- 
gewandelt. Unter Assurbani versuchte 
Andaria, der ,pebá^ von Lubdi sich ihrer 
durch Handstreich zu bemüchtigen, kam 
&ber dabei um. Er war wohl kein Assyrer, 
sondern ein Einheimischer, der nur die 
assyrische Paschawürde erhalten hatte, 
also unter assyrischer Oberhoheit stand 
und es so trieb, wie — die Kurden jetzt“. 

Der Name Subarü ist in dieser Zeit also 
in Ássyrien verschwunden. Eine lebendige 
Bedeutung hat er nur in der älteren Königs- 
zeit, eben als Adad-nirari I. bis Tukulti- 
Ninib ihn auf jene nördlichen Gegenden be- 
schränkt und ihn deutlich als Gegensatz 
zu Mesopotamien, das er vorher umfasst, 


eingeführt hatten. Wenn Supria als ein- 
heimisches Land und als Name eines Volkes 
sich durchsetzte, so war das wohl auch nur 
möglich, wenn die assyrischen Archive mit 
jener alten Bezeichnung — nachdem inzwischen 
das ganze Gebiet verloren gewesen war — 
nicht mehr gebrauchten. 
(Schluss folgt.) 


1) Der eine der Söhne des Königs heisst . . . -in-gi- 
Tesub! Tezub ist der Gott der Mitani, der älteren 
Bevölkerung von Urartu (vor der dung der 
Dynastie Sarduri’s mit dem Haldia-Kultus), der Hatti 
usw. в. über die Unterscheidung einer Tezubgruppe 


RL 

*) Die Texte Assarhaddons usw. tiber Subria 
(Supria) в. F. II S. 28-52; Lubdi ebenda 8. 49. 

*) Beide weist Marquart (in persdnlicher Mit- 
teilung) nach bei Johannes von Ephesus als Apovhudum, 
(Pham) und Kelimar. 

*) 8. sonst a. a, O. 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Juli 1907.) 358 


Ägyptische und semitische Umsehreibungs- 
fragen. 
Von W. Max Müller. 
(Schluss.) 


Móge mein Notschrei nach einer genaueren 
Untersuchung des Lautwertes der koptischen 


Laute Ж und & doch endlich einmal bei den 
Spezialisten im Koptischen Gehór finden! 


Einstweilen könnte ¢ für & auch als Notbe- 
helf für das Koptische gelten; hoffentlich 


können wir dafür und auch bei & (& oder 87) 
einmal Präziseres sagen. .Unbegreiflich, 
dass die Koptologen kein Bedürfnis nach 
genauerer Erfassung des späteren Laut- 
systems haben und noch immer kritiklos alte 
Irrtümer nachschreiben! 

Zu der Trennung der zwei innerägyp- 


tischen Laute |! s und —*— g habe ich nichts 


hinzuzufügen. Sollte g sich als typographisch 
unpraktisch erweisen, so könnte man auch 
den Strich darüber setzen. Die Verwechselung 
mit Hommel's Zeichen 8 für das südarabische 
Doppelschin würde nicht viel Schaden an- 
richten. Ich weiss wohl, dass Hommel selbst 
(ohne irgendwelche Beweise zu haben) tat- 
sächlich den ägyptischen und südarabischen 
Laut vergleichen wollte; weil x eine unbe- 
kannte Grösse und y eine unbekannte Grösse 
ist, folgt bekanntlich nicht: x — y. Ich ge- 
stehe, mit 8 und 8 nicht zufrieden zu sein, 
kann aber, solange wir über die Natur 
der zwei altügyptischen Laute so günzlich 
im Dunklen sind, keinen besseren Vorschlag 
machen, wie ich auch bei unseren gegen- 
würtigen geringen Kenntnissen das unglück- 
selige: (= х neben °!) stehen lassen muss. 
Móge ich doch nicht zu lange mit meinen 
Untersuchungen allein stehen! 

Ich wende mich bei dieser Gelegenheit 
zu einer rein semitistischen Frage, nümlich 
der Aussprache des v. Von jeher hat man 

sochwankt, ob die arabisch-syrische Ueber- 
leferung в ursprünglicher ist oder Ше öst- 
lich-hebrüische (ts), welche sich mit der 
äthiopischen (в. о.) zu decken scheint. Dazu 
würde nun auch das ügyptische t in die 


Wagschale zu fallen scheinen. Jedenfalls 
ist die äthiopische Aussprache mit „Vor- 
schlag“ sehr alt, nicht nur schon "Toten der 
Bilingnis des Aeizanias = (log bezeugt den 
Vorschlag, sondern dasselbe Wort Торо auf 
dem Monumentum Adulitanum führt ihn ins 
1. Jhrh. n. Chr. zurück. Im Arabischen 
dagegen steht die andersartige Ueberlieferung 
der Grammatik fest; alle alten und jungen 


859 (Мо. 7.) 


Umschreibungen sichern ,je als eine Art в 


ohne Vorschlag, j& schon die Darstellung 
des Buchstabens іп der „sabäischen“ Schrift 


durch ІН scheint es ausdriicklich als empha- 
tische Form des s (r^) zu behandeln. Die 


Verwendung des % (schon des syrischen 9?) 
für persisches С( e die Olshausen, Monatsber. 


Berlin. Ak. 1879,569—70, und danach Haupt 
(Beitr. I, 261) anführt, ist also schliesslich 
kein genügender Beweis dagegen; es ist 
nichts als ein Notbehelf, basiert auf eine sehr 
entfernte Lautühnlichkeit. Haupt will eine 
dem € ähnliche Aussprache des в im Assyrisch- 
Babvlonischen mit der Form Nabukradara 
(Olshausen 568) beweisen, aber auf diese 
Approximativwiedergabe eines unpersischen 
Lautes (des s) lásst sich durch andere Um- 
schriften die Probe machen. Е. Bork machte 
mich auf Hiising’s Dissertation aufmerksam, 
die &hnlichen Ideen zugunsten des persischen 
¢ nachgeht, aber gerade das entgegengesetzte 
Resultat liefert: die Babylonier haben so 
wenig etwas dem ¢ Entsprechendes, dass sie 
in persischen Namen regelmässig V/ = 6 
schreiben müssen. Die Umschrift € für У be- 
steht also die Probe nicht. Eher noch künnte 
die offenbar weit ältere persische Wieder- 
gabe von semitischen Mugri mit Mudraja für 
ein 8 mit Vorschlag gebraucht werden. Ich 
will nicht behaupten, dass die Aussprache 
mit „Vorschlag“ auf babylonisch-assyrischem 
Gebiet nicht schliesslich vorgekommen wire, 
für die älteste Zeit aber steht der Schrift- 
gebrauch derselben Zeichen für z/s/s ihr 
nicht sehr günstig gegenüber, und die obige 
vereinzelte Auffassung des s als Doppellaut 
im persischen (bei Mudraja wohl schon im 
elamitischen) Ohr braucht nichts weiter zu 
sein als ein Versuch Fremder, die unaus- 
sprechliche Emphase als durch den nächst- 
verwandten Laut, also einen Dental, wieder- 
zugeben. Dasselbe ist dem hebrüischen Sade 
in der Diaspora begegnet; dieselbe Er- 
scheinung wiederholt sich also auf fremdem 
Boden. Ich stimme hier ganz mit E. Koenig 
überein, der, Lehrgebäude, S. 35, das ver- 
einzelte Toadn!) im Alphabet der LXX zu 
den Lament. nur als Versuch auffasst, die 
Emphase des s irgendwie auszudrücken. Alle 
sonstigen Umschreibungen und die merk- 
würdige Definition des Hieronymus?) be- 


1) Die Variante nadn ist einfach eine graphische 
Entatellung der ta-Ligatur. 

%) Dessen Angabe von „strictis dentibus“ würde 
eher zugunsten der mediodentalen Aussprache, wie 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Juli 1907.] 360 


weisen das; warum sollten die Griechen, die 
später to, 7% so viel verwenden, sich davor 
gegenüber dem hebräischen g gescheut haben, 
wenn das ein Doppellaut war!)? Ebenso 
erscheint das phónizische s stets als s bei 
den Westvölkern; gelegentliches ст in punisch- 
5 Pflanzennamen ist eben wieder 

erselbe Versuch, das 8 als ein besonderes 
в zu bezeichnen. Es muss natürlich immer 
ein Dental sein, ein t-Laut, dessen Ansatz 
das Ohr des Fremden hier und dort zu hören 
glaubt, ohne dass der t-Laut selbst tat- 
sächlich gesprochen wird. Es wird beim 8 
also an mehr wie einem Platz der emphatische 
Ansatz zum t geworden sein und von einem 
ursemitischen Laut des 8 zu reden, scheint 
gewagt; wahrscheinlich ist s schon in der 
urültesten Zeit auf verschiedene Art ge- 
Sprochen worden (ähnlich Olshausen) Aber 
immerhin ist der Laut t auf rein semitischem 


Boden nicht nachweisbar; die ägyptische 
wie die äthiopische und die aschkenazisch- 
hebräische Aussprache sind Versuche Fremd- 


sprachiger oder von fremder Sprache Be- 


einflusster, sich den schweren Laut mund- 
erecht zu machen, die immer auf das gleiche 
sultat hinausliefen, weil von gleichen 
Bedingungen ausgehend. Daran wird wohl 
nicht viel geändert werden, wenn man einmal 
den Vorschlag auf rein semitischem Boden 
nachweisen sollte?). 


Klein-Asiatische Untersuchungen. 
I. 
Von Е. Brandenburg. 
(Schluss.) 


Im Anschluss hieran noch ein Wort über 
die fast überall in Kleinasien vorkommenden 
eben erwähnten „Stufen“ Man kann den 
Grundsatz aufstellen, dass alle Reste von 


sie Jahn, Gramm., S. 5, im Mehri von der arabischen, 
supradentalen, trennen will, sprechen; bei ihr nei 
man dazu, die Oberzühne su zeigen, wenn ich sie 
recht verstehe. Doch ist das wenig sicher. 

1) Vgl. Olehausen, I. 1. 561. — 
wunderlichen Angaben der hebrüischen Grammatik 
von 1539, die Nestle, ZDMG. 68, 1904, 610, abdruckt, 
laufen auf Flunkereien eines Mannes hinaus, der ein 
bischen Arabisch als Punicum, Vandalicum (= Nord- 
afrikanisch!) und Arabicum prahlend anbri aber 
offenbar fast nichts davon versteht. D te, ts, 
als arabisches Sad anzusetzen, geht nicht an; die 
Stelle belegt nur die aschkenazische Sadeaussprache 
auch für Italien. 

H L auch die Bemerkung Reinisch’s, Chamir- 
sprache, S. 20, wonach das 6 (t) den А rache 
ursprünglich fehlte (ebenso ja allen übrigen tischen 
Bprachen). 


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861 (Ко. 7.) 


Bearbeitungen des lebenden Felsens, die 
nach umfassender Prüfung nicht erkennen 
lassen, dass sie irgend einem praktischen 
Zweck dienten, wohl nur zu Kultzwecken 
egt waren. Das trifft nun aber de 
bei den Stufen ein, wenn wir nicht die Er- 
klärung Belks gelten lassen wollen, der 
meint, die Leute in Armenien hätten an 
> 1 oo ein d Sen 
á orkommen Zeugnis a А 
Als Versuch einer Erklärung möchte Eh 
sagen, dass ich sie im letzten Grunde für 
eine „Abbreviatur“ des sitzenden Bildes der 
Göttin halte. Wenn man die einzelnen 
Stufenaltäre usw. bei Perrot und anderen 
vergleicht, so lässt sich eine Art Entwick- 
lungsreihe darstellen. An der Spitze steht 
das naturalistisch ausgeführte Bild der 
Göttin, als dessen Proto wir etwa die 
bekannte ,Niobe“ am Sıpylos betrachten 
köunen, cf. Tafel I. Dann würde etwa die 
„Kybele“ folgen, die Ramsay bringt (bei 
Perrot hist. de l’art Bd. 5 p. 151); hier 
muss wohl auch Malerei angenommen werden, 
denn die plastische Ausführung der Fi 
ist recht summarisch, Tafel II Fig. 1. Das 
Gesicht ist durch einen Kreis ersetzt und 
ebenso Knie und Füsse durch stufenartige 
Bearbeitung des Steins. Deutlich erkennbar 
sind die e, am Ende des einen ein 
runder Gegenstand, etwa eine Schale, um 
die Opfergaben zu empfangen. Noch verein- 
fachter ist dann die folgende Darstellung 
B. Akad. I. c. p. 696, Fig. 52), Tafel II Fig. 2. 
er resp. die Köpfe, denn es handelt sich 
hier um das Götterpaar, die grosse Göttin 
mit ihrem Gemabl, sind noch in den Umriss- 
linien dargestellt, Brust, Knie und Füsse 
aber in ähnlicher Abkürzung wie bei Fig. 2 
einfach als Stufen gebildet. Dass es sich 
hier wirklich um Köpfe handelt, wird durch 
ein zweites Exemplar bewiesen, das sich da- 
neben befindet (І. c. Fig. 51), bei dem die 
langen Halse unter den Köpfen deutlich 
erkennbar sind. Im ganzen ähnlich wie 
Fig. 2 ist 3 (der bekannte „grosse Altar“ 
auf dem Plateau der sog. Midasstadt). Doch 
ist hier die Umrisslinie der Köpfe dreifach 
und an den Enden aufgerollt, beides charak- 
teristische Kennzeichen der hettitischen Kunst. 
Die vereinfachte Form der Umrissdarstellung 
zeigt dann Fig. 4 (ebenfalls an der Midas- 
stadt, B. Akad. 1. c. Fig. 53). Man hat 
hier nur eine Fläche am Fels geglättet und 
darauf die Umrisse der Köpfe gemeisselt ). 


1) Gelegentlich eines Vortrages fiber dies Th 
den ich in der V. A. G. hielt, wies Lichtenberg a 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITONG. 


[Juli 1907.) 862 


Ich bringe diese Abkürzung und Stilisierung 
nur deshalb, weil sie den schlagenden Be- 
weis liefert, dass diese ganzen Darstellungen 
nicht Verzi der Lehnen von Götter- 
thronen sind. as sollte wohl eine Lehne 
hoch oben am FIs ohne weitere Sitzgelegen- 
heit? Aber noch anders hat sich die Form 
entwicke.t: wie man schon aus Fig. 2 und 4 
sieht, ist der Fels um die „Kopfform“ herum 
abgerundet. Daraus entwickelt sich nun 
schliesslich ein oben abgerundeter Block auf 
einer Basis von Stufen, wie es Fig. 5 und 6 
zeigen. (Aus Perrot, 1. с. p. 149, Fig. 103, 
104.) Zum Deponieren der Opfergaben 
dienten wohl die beiden Vorsprünge rechts 
und links neben dem runden Block, gewisser- 
massen als letzte Abkürzung der Hände i). 


Doch kehren wir zu den Fassaden zurück 
und zwar jetzt zur älteren Klasse der bild- 
lichen. Bei ihnen ist durch die vorhandenen 
Kammern der Grabzweck klar ersichtlich. 
Die Ausschmückung durch Tierbilder hat 
apotropäische Bedeutung, sie sollen den 
Störer des Grabes abschrecken und so zur 
Ruhe des Toten beitragen. Das Hauptmotiv 
sind Löwendarstellungen; sie sind es, die 
eine Stilkritik zulassen und dadurch diese 
Darstellungen gleich hinter die hettitische 
Kunst von Bogaskeuj reihen, mit der sie 
Linienführung und Art der Herstellung ge- 
meinsam haben. Beziehungen und Einflüsse 
von Mykene ber anzunehmen, halte ich für 
verfehlt, eher könnte der umgekehrte Weg 
eingeschlagen worden sein (of. B. Akad. l. c. 
p. 668 ff.). Böjük Arslan Tasch lag an der 
one? Heerstrasse und es ist nicht unmóglich, 

ass die Kunde dieses gewaltigen Herrscher- 
abes bis nach Griechenland herüber ge- 
ngen ist. Jetzt noch, z. T. arg verwittert 
und Doen ädigt, macht es einen gewaltigen 
imposanten Eindruck; wieviel mehr muss 
das zur Zeit seiner Vollstündigkeit, als die 
Skulptur wahrscheinlich noch durch Malerei 


analoge Darstellungen in Südfrankreich hin. Er 
meinte damit wieder Kulturbeziehungen, immer im 
Anschluss an seine Arierhypothese, gefunden su 
haben. Ich halte das doch Ar etwas zu weit her- 
eholt, denn soviel ich mich erinnere, kommen ähn- 
iche Stilisierungen auch in der Kunst primitiver 
Völker (ich glaube der Neger) vor. Wie würden 
die „Arier“ schreien, wenn man mal den Spiess um- 
kehren würde und behaup dass die Zeichnungen 
in Frankreich von Hettitern herstammten! 

1) Mit diesen wenigen Formen, die hier nur einen 
Ueberblick geben sollen, ist diese Frage noch nicht 
erschöpft, es lassen sich noch Beziehungen zu den 
so mer igen „Altären“ und „Theatern“ usw. fest- 
stellen. Ich gedenke später, wenn ich hoffentlich 
noch mehr Material beisammen habe, dies Thema 
ausführlich zu bearbeiten. 


363 [No. 7.) 


gehoben, markanter wirkte, der Fall gewesen 
sein. Wohl einer späteren Zeit gehört das 
„Zerbrochene Grab“ an und bildet den Ueber- 
gang zum ,hettitisch-assyrischen* Stil. Ich 
muss hier betonen und auf meine diesbezgl. 
Ausführungen hinweisen (l. c. p. 680 f£) — 
teilweise im Gegensatz zu Reber —, 
die Darstellungen des Z. Gr., besonders 
Innenrelief, vor seiner völligen Freilegung 
mit irgendwelcher Sicherheit stilkritisch nicht 
herangezogen werden können. Endlich ist 
noch zu bemerken, dass der Reiter vom 
Löwengrab zu Jasilikaja wohl nach einer 
Mitteilung Dr. Herzfelds die erste Dar- 
stellung eines Reiters ist, die wir in der 
Kunstgeschichte kennen, Die eigentümliche 
Stell der Beine wird erklärlich, wenn 
man mit Professor Peiser als Vorlage für 
derartige primitive Darstellungen Schatten- 
risse annimmt. 

Natiirlich haben die phrygischen Fassaden 
zu denen in Paphlagenien, die zuerst Hirsch- 
feld, dann aber in letzter Zeit Leonhard 
besonders untersucht hat, Beziehungen; einige 
können vielleicht gleichaltrig, die Mehrzahl 
wohl jünger sein. Das ist z natürlich, 
denn dei е Gebiete, was bisher noch nicht 
beachtet worden ist, berühren sich: die west- 
lichste zur paphlagonischen Gruppe zu rech- 
nende Fassade liegt nur wenige Meter ent- 
fernt von der östlichsten mit geometrischem 
Muster am Ufer des Pursak, einige Kilometer 
stromaufwärts von der Station Gótachekissi 
Auch ist es noch eine offene Frage, ob nicht 
Gerdekkaja, im Doganludere bei der Midas- 
stadt eine Ueberarbeitung, gewissermassen 
eine Modernisierung einer ülteren zum pa- 

nischen gehórigen Fassade ist. 
ze > Die pl der — würde 

sprechen. Die plum vorausgesetzt, 
dass Il) "Säulen wurden schlanken grie- 
chischen umgearbeitet, und dem ein eben- 
solcher Giebel hinzugefügt. Technisch steht 
dieser — wie ich ausdrücklich betone — 
Vermutung nichts im Wege, und sie würde 
den merkwürdigen Umstand erklären, dass 
man hier in später Zeit ein Grab vorfindet, 
das dem ganzen Grundprinzip nach, wenn 
man von dem rein äusserlichen Schmuck 
absieht, eigentlich in eine viel frühere Zeit 


gehört. | 
Endlich ist noch zur Lage der Fassaden 
in bezug zur umgebenden Landschaft zu sagen, 


dass die Architekten, die sie entwarfen und 
die Anfertigung leiteten, durch die Wahl 
des Platzes ein grosses üsthetisches Ver- 
stándnis für die Wirkung ihres Werkes 


zeigten. Fast alle liegen во, dass sie schon 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


_von der Pischmis 


[Joli 1907.) 864 


von weit her sichtbar sind, wenn man dem 
Zug des es fo Da man nun mit 
ziemlicher Sicherheit Bemalung annehmen 
cone so muss die Wirkung früher noch pos 
| weitem grossartigere gewesen sein, 
sie es heute ist. Niemand, der dort war, 
wird z. B. den 3 Eindruck ver- 
gessen, den das Midasgrab immer von neuem 
auf den Beschauer ausübt. Wenn auch 
durch ganz andere Mittel und auf ganz 
andere Weise, so wirkt dies Monument nicht 
weniger als etwa das Parthenon oder sonst 
ein Zeuge grosser Vergangenheit. Das gleiche 
gilt von Arslankaja und Böjtik Arlan Tasch. 
Auch sonst noch finden sich einige Spuren, 
die den Einfluss des hettitischen Kultur- 
kreises in diesen Gegenden zeigen: einige 
Felsreliefs. Ich möchte nur den sogenannten 
Priester von Jasilikaja nennen, sowie die 
daneben befindlichen Mantelfiguren, die aller- 
dings leider sehr verwittert sind. Die 
wenigen erkennbaren Reste aber zeigen 
deutlich hettitische Art, wie sehr sich auch 
Körte dagegen sträuben mag. Das gleiche 
ilt von dem Arm mit dem Hammer, den 
ich in einer Grotte dicht beim B. А. Т. fand 
(B. Akad. 1. c. р. 718). Endlich sei noch 
auf ра oft recht гоһеп, darum aber nicht 
minder interessanten, Figuren hingewiesen, 
die sich nicht wie die ebengenannten auf 
Felswünden, sondern auf Steintafeln befinden. 
Es gibt deren drei, die J ne auf 
den Flanken des sogenannten Widders von 
Kümbet, eine Jagd- und Kampfazene eben- 
falls aus Ktimbet, endlich ein Relief aus 
Kunduslu. Alle dret, besonders das zweite, 
haben Aehnlichkeit mit hettitischen 
Skulpturen der spüteren Zeit. — Skulpturen 
ronde bosse“ sind aus diesen Gegenden 
meines Wissens nach nur vier bekannt: der 
yon ecd Widder, ein kleinerer aus 
Aivali, ein Torso einer drei Meter 
Statue, die man anscheinend von der Platt- 
form der Midasstadt herabgestürst hat und 
die dadurch in zwei Teile serbrochen ist. 
Endlich ein Kopf aus Serdjoa im Türkmendag, 
dessen Gesicht sehr einem andern ähnelt, 
das zur 5 einer Spitze ist, die 
Epigraphisch Material steht 
i isches Materi t uns so gut 
wie nicht zur Verfügung, denn die wenigen 
hettitischen Inschriften und Zeichen, die wir 
aus Phrygien haben, sind noch nicht ge- 
deutet. ie Inschriften in phrygischen 
Charakteren, besonders am Mi b und 
Arezastis, kommen für unsere Zwecke auch 
nicht in Betracht, denn aus verschiedenen 
Gründen ist es ziemlich gewiss, dass sie erst 


865 [No. 7) 


nach Anfertigung der Fassaden entstanden, 
fir die Datierung derselben also nicht zu 
brauchen sind. Es ist anzunehmen, dass 
sie gelegentlich einer späteren Renovierung 
oder sonst bei einer Gelegenheit hinzugefügt 
worden sind, denn nur dadurch erklärt sich 
der Umstand, dass sie an den beiden ge- 
nannten Fassaden dem Muster ausweichen 
und sonst auch recht regellos sind. Die 
Anfertiger der Fassaden mit ihrem Gefühl 
für strenge Ornamentik hätten sich ihr Werk 
nicht so bekritzelt, sondern die Schrift viel 
eher ornamental verwandt. Aus dem Inhalt 
der ift am Midasgrab können wir an- 
nehmen, dass sich hier das Grab des Midas 
befunden habe, ein indirekter Beweis für 
die Deutung der geometrischen Fassaden als 
Gräber. | | 

lch glaube aber, dass — wie beim Tumulus 
von Beykeuj — noch manche Inschrift unter 
der Erde liegt und dass planmássige Gra- 
bungen auch in dieser Beziehung noch viel 
zutage fórdern kónnten. Es ist durchaus 
nicht undenkbar, dass sich in den tiefern 
Schichten der Schutthalden von Jasilikaja 
noch Tontefeln wie in Bogaskeuj finden 
lassen. Um griechische Ueberbleibsel aus- 
zugraben, die schliesslich doch nur Dubletten 
sind und von denen für die grosse Ent- 
wicklungs- und Kulturgeschichte kaum noch 
erhebliche Resultate zu erwarten sind, werden 
jährlich Tausende und Abertausende ausge- 
geben. In einem der interessantesten Ver- 
mittelungsgebiete und Zentrum uralter Kultur, 
im Gebiet der Felsfassaden, ist bis jetzt 
noch nicht das geringste geschehen, keine 
irgendwie nennenswerten Arbeiten sind unter- 
nommen, die man als systematische Grabung 
bezeichnen künnte. Das ist durchaus nicht 
wunderbar, denn bis jetzt hat ja jeder 
Гола archäologische Arbeiten in Klein- 
asien, die sich nicht in bis zum Ueberdruss 
ausgetretenen Bahnen und vorgefassten An- 
schauungen bewegten, nur mit den grüssten 
Sehwierigkeiten aus privaten Mitteln auf- 
getrieben werden können. 

Endlich sind noch eine Reihe späterer 
Fassaden in Japuldag, Kümbet und beson- 
ders Ajasin zu erwähnen. Ich werde ver- 
suchen, sie gelegentlich einer späteren Reise 
zusammenzustelen. Wenn sie auch keine 
direkte 55 der uns bier inter- 
essierenden Zeit haben, sind sie doch be- 
achtenswert, weil sie bis in späte Zeit manch’ 
altes Element erhalten haben, das eventuell 
noch Aufschlüsse für die Entwicklung der 
Kunst und vergleichende Kunstgeschichte 
dieser Gegenden geben kann. 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Juli 1907.] 886 


Zur Frage der militürischen Disziplin im 
alten Orient. 


Von Marie Pancritius. 


Von ihrer unsicheren Grundlage abge- 
sehen, ist die Ueberlieferung über die Perser- 
kriege zur Beleuchtung altpersischer Heeres- 
einrichtungen schon deshalb wenig geeignet, 
weil die Griechen in dem Invasionsheer nur 
einen Áusschnitt des Perserheeres sahen und 
von ihrem eigenen Kriegswesen aus die Er- 
scheinungen einer höheren Entwicklung 
schwer beurteilen konnten 1). 

Das hochentwickelte assyrische Kriegs- 
wesen hatten die Arier übernommen, viel- 
leicht auch schon — da sie im 9. Jahr- 
hundert mit 2 Waffengattungen auftreten — 
eigene Heereseinrichtungen besessen und fort- 
gebildet. Da das Herrschervolk zu gerin 
an Zahl war und inmitten der Geelen 
weissen, höher kultivierten Bevölkerung 
Westasiens auch nicht den Schutz der Kaste 
hatte, der in Indien arische Rasse und Kultur 
erhielt, so konnte diese Herrschaft nicht von 
Dauer sein. Die mit der wachsenden Grösse 
des Reichs zunehmende Verdünnung des 


zur Zählung des Heeres ldaten in eine 
10000 M. fassende U i inéintreiben liess. — 
Auch die von Delbrtick (Perser- und B derkriege) 
mit militärischen Gründen bewiesene Unmöglichkeit 
der Zahlenangaben springt schon bei Betrachtung 
der politischen Sachlage in die Augen. Ein zur 
Verteidigung seines Raubes dauernd zum Kriege ge- 
zwungener t von gewaltiger Griese 
und lockerem Gefüge kann zu einem weiteren Vor- 
stoss im wesentlichen nur verfügbar gewordene 
Truppen in den Grenzprovinzen mobil machen. Man 
wird dabei, auf die eigene höhere Kriegstechnik ver- 
trauend, über die dem Gegner zu Gebote stehenden 
Streitmittel nicht hinausgehen, ja, man kann hinter 
denselben zurückgeblieben sein, weil ein Angriff auf 
eine freiheitsliebende Bevölkerung hä; 
ins Leben 


1) Hierzu Herodots Erzähl : , 00), dass der 
le Bs 


ungeahnte 
Selbst wenn Griechenland 
auf dem Zuge nach dem Westen nur als Etappe in 
Aussicht genommen war, wäre ein grösserer mili- 
tärischer Aufwand nicht notwendig gewesen, denn 
in der kriegerischen Uebung mehrerer Jahrtausende 
hatten die Eroberungsstaaten des alten Orients ge- 
lernt, die Operationsbasis vorzuschieben und die 
Kräfte eroberter Landstriche zu verwenden. Die 
Anwesenheit des Königs und seines Gefolges mag 
dem Invasionsheer einen bunteren Anstrich gegeben 
haben, erhöht aber nicht die Wichtigkeit des Feld- 
zuges, zog doch Artaxerxes II. in das unwirtliche 
d der Kadusier. Orientalische Herrscher be- 
richten gern, dass sie in Länder gekommen, die von 
den Königen, ihren Vätern, keiner gesehen hatte. 
War nur eine Flaggenbissung beabsichtigt, und stiess 
man statt auf nationale Zersplitterung auf ein einiges, 
tapferes, anscheinend genial geführtes Volk, so gab 
man die Expedition auf; wurde mdglicherweise durch 
ES Verwicklungen in diesem Entschluss 
estärkt. 


867 [No. 7.) 


nationalen Elements musste sich auch іп der 
Armee fühlbar machen. Was diese anfangs 
an Zahl gewann, verlor sie in der Qualität, 
und später mag auch der Verwaltungsapparat, 
der die Massen mobil machen sollte, immer 
mehr versagt haben, so dass die Macht 
Artaxerxes’ П. der des Xerxes nicht gleich 
kam, und Darius II. ein Heer, wie es Artaxerxes 
gegen Kyros ins Feld stellte, gegen Alexander 
nicht mehr aufbieten konnte. Wir haben 
daher unter den Achämeniden keine weitere 
Entwicklung des altorientalischen Kriegs- 
wesens, dessen letzter Reformator Kyros 
war, zu erwarten und dürfen zur Aufklürung 
der Zeit der griechischen Freiheitskriege 
frühere und spätere Nachrichten als Schein- 
werfer verwenden. 

Von den Gebirge, Wüste und Meer über- 
schreitenden Feldzügen des alten Orients, dem 
hochentwickelten Festungs- und Ingenieur- 
wesen, den gefüllten Zeughüusern, der Manuig- 
faltigkeit der Waffen, des Gegners, des 
Bodens, der Kampfesform, der auf Vernich- 
tung des Gegners ausgehenden Verfolgung, 
von alledem geben uns primáre Quellen in 
grosser Zahl ein einheitliches Bild, und 
später schildert uns ein militärisch begabter 
und gebildeter Grieche aus eigener An- 
schauung das einem, über grossen Anhang 
gebietenden Prütendenten entgegengestellte 
persische Reichsheer mit seinen gewaltigen 
aus Linieninfanterie gebildeten Karrees und 
den zum Oeffnen geschlossener Infanterie- 
massen bestimmten Sichelwagen i), welche 
ersichtlich machen, dass die Perser nicht nur 
in Griechenland auf schwere Infanterie ge- 
stossen sind. Dem gegenüber lässt sich die 


1) Man könnte vermuten, dass die Perser für die 
schwindende kriegerische Kraft Ersatz in zerstören- 
den Maschinen suchten. Der Sichelwagen ist aber 
kein Automat und musste aus einer Zeit stammen, 
in der es noch Leute gab, die ihn in feindliche 
Linieninfanterie hineinführten. Assyrische Inschriften 
nennen dieses auffällige Kriegsgerät noch nicht. 
Wahrscheinlich löste es den Streitwagen ab, als die 
arischen Reitervölker die Oberhand gewannen. Man 
bevorzugte die vom Gelände weniger abhängige 
Reiterei, wollte aber in der Feldschlacht auf die 
Stosskraft des Wagens nicht verzichten und gab ihm 
jene furchtbare Ausrüstung. Xenophon nennt Kyros 
als seinen Erfinder. Kyrup. VII, 1, 47 rühmt er die 
Erfolge der Sichelwagen und VIII, 8, 24 die Tapfer- 
keit der Wagenlenker jener Zeit. Der Sichelwagen 
muss sich in früheren Kämpfen bewährt haben, sonst 
hätte sich der jüngere Kyros damit weiter keine 
Mühe gegeben. Da Xenophon bei der Parade vor 
Epyaxa von dieser erstaunlichen Kriegsmaschine 
noch nichts sagt, scheint sie auf späteren Zuzügen 
dem kyreischen Heere zugeführt worden zu sein. — 
Die Elephanten treten bei Kunaxa vielleicht nur 
deshalb nicht auf, weil der König die indischen 
Truppen nicht mehr an sich ziehen konnte. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


Juli 1907.) 368 


Ansicht, dass das Perserheer zu irgend einer 
Zeit nur aus Reiter- und Schützenschwürmen 
mit geringer Marschdisziplin bestanden hätte, 
schwerlich aufrechterhalten ). 

Disziplinierte Reiterei, wirkliche Kaval- 
lerie hat nach Delbrück das Altertum nicht 
vor Alexander d. Gr. gehabt?). Die ersten 
Nachrichten über Verwendung der Reiterei 
im Kriege finden wir im 9. Jahrhundert’), 
Assurnäsirpal, Salmanassar II. und Šamši- 
adad III. sprechen von eigenen und fremden 
Reitern. In Assyrien und Syrien scheinen 
anfangs die Reiter als Deckung an die Streit- 
wagen gebunden gewesen zu sein, auch schon 
eine gewisse Disziplinierung. Die Arier 
hatten damals bereits unabhängige Reiterei; 
in der Schlacht auf dem weissen Berge (III, 
33) werden 120 bzw. 140 medische Reiter 
— keine Streitwagen — gefangen genommen. 
Die, von denen sie eingefangen wurden, 
können auch nicht an den Streitwagen ge- 
klebt haben. Die Reiterei gewinnt dann 
immer mehr an Bedeutung — auch der 
König trennt sich, wenigstens zeitweilig, von 
dem traditionellen Streitwagen“) — bis sie 
unter den Ariern ganz in den Vordergrund 
trat; dass Kyros sie auf den Schild erhob, 
erzählt Xenophon. 

Das Prinzip der Geschlossenheit ist durch- 
aus nichts spezifisch Europäisches, im Orient 
haben wir die Abbildung einer Phalanx aus 
dem Anfange des 3. Jahrtausends v. Chr.). 
In unaufhörlichen Kriegen, in denen Gross- 
staaten entstanden und zerfielen, musste dieses 
Prinzip immer mehr zur Geltung kommen 
und auch auf neue Waffen Anwendung finden. 
Die Reiterei bildete — anfangs in Verbindung 
mit Wagen — die königliche Leibgarde 5). Hier 
vereinigt sich Disziplin — welche man sich in 
einem Militärstaat mit monarchischer Spitze 
immer straff denken kann — mit dem Ge- 
horsam, den ein absoluter Monarch, ein Er- 
wühlter der Götter, fordert. Viel früher als 
in Makedonien wurde im Orient der kónig- 


1) в. Delbrück, Gesch. d. Kriegskunst I S. 377. 
und 88. In Perser- und Burgunderknege 8. 43 
spricht D. den Persern die Bildung taktischer Körper 
überhaupt ab. Für Marschdisziplin vgl. Kyrup. V, 
3, 36ff. und VIII, Б, 16. 

%) Kr. I S. 141 und Perser- und Burgunderkr. 
8. 41, vgl. ebend. S. 76f. 

*) Assyrische Darstellungen aus derselben Zeit 
zeigen mit Speeren bewaffnete Reiter auf der Büffel- 
jagd, ein Beweis für die hohe Ausbildupg von Mann 
und Pferd. 

) ABSurbanipal meldet, dass er reiten lernte. 

5) Geierstele v. Telloh, de Sarzec. 

) Vgl. meine Dissertation: Assyrische Krieg- 
führung von Tiglatpileser I. bis auf Samzi-adad ІП. 
8. 78. 


869 (Қо. 7.) 


liche Wille wirksam, der die auseinander- 
atrebenden Reiter zusammenhielt 1). 

Nun zu Kunaxa. Im Gewoge des Kampfes 
verharren die gepanzerten Reiter des Kyros 
іп ibrer ursprünglichen Stellung, den Befehl 
zum Angriff erwartend. Dann brausen ‘sie 
über das Blachfeld und sprengen eine zehn- 
fache Uebermacht, eine von einem tapferen 
Führer befehligte, durch den Angriff über- 
raschte Elitetruppe. Sieht das einem un- 
disziplinierten Reiterschwarm ähnlich? Auch 
die mit weissen Harnischen gewaffnete Garde 
des Tissaphernes, welche durch die Reihen 
der sie beschiessenden griechischen Peltasten 
hindurchritt, kónnte auf dem Exerzierplatz 
ein festeres Gefiige erlangt haben?) Del- 
brück*) vermutet, dass bei dem Hellen. III, 
4, 13 erzühlten Zusammenstoss griechischer 
und persischer Reiter, diese in tiefer Kolonne 
die griechische Linie durchbrechen wollten; 
ein taktischer Durchbruch ist doch nicht 
Sache eines Reiterschwarms. 

Die Verhältnisse, welche zur Bildung 
eines stehenden Heeres und eines auf Dis- 
ziplinierung und Zusammenwirken aller 

affen beruhenden Kriegswesens führen, 
traten im Orient viel früher als in Europa ein. 

Mit der Grösse des Heeres und der 
komplizierteren Waffenwirkung wuchsen 
natürlich auch die Pflichten der Heeres- 
leitung und zwangen den obersten Kriegs- 
herrn von der persönlichen Teilnahme am 
Kampfe und der Führung einer Heeresab- 
teilung abzustehen “). Ein Truppenteil blieb 


) Nach der Lagerordnung, welche (Kyrup. VIII, 
5, 8) Kyros einführte, lagerten im Kus n den 
König und seine Vertrauten die Reiter und Wagen- 
lenker (&ppacnaéeyc). Die Motivierung, dass diese, da 
sie die ihnen eigentümliche Bewaffnung nicht in Be- 
reitschaft haben konnten, den sichersten Platz haben 
mussten, ist natürlich nachträglich erfunden, denn 
sie hatten doch das Schwert zur Hand, bei einem 
nächtlichen Ueberfall die verwendbarste Waffe. So 
wird die Gruppierung wohl schon im assyrischen 
Heerlager gewesen sein, und der bevorzugte Platz 
der Wagenlenker, die Xenophon um ihrer Verdienste 
willen geehrt seken will (VIII, 8, 24), auf die soziale 
Stellung der Wagenkümpfer, denen der König an- 
gehörte, zurückgehen. 

Dann haben sie freilich nicht, wie zu er- 
warten wäre, die Phalanx in Flanke und Rücken, 
sondern das Kyreische Lager angegriffen, doch mögen 
sie einen besonderen Auftrag gehabt haben. Aelian 
(12, 1) berichtet, dass Aspasia auf ausdrücklichen 
Befehl des Kónigs gefangen genommen wurde, auch 
kann ee Schriftstücke usw. im Lager des Prütendenten 
gegeben haben, die für den König — oder die 
Königin — von Interesse waren. Gerade die unter 
Tissaphernes' persönlichem Befehl stehenden Truppen 
konnten mit einersolchen Aufgabe betraut gewesen sein. 

5) Kriegskunst I, 8. 140. 
*) Im syrischen Kriege hat Salmanassar II. 
120000 М. Infanterie. Vgl. Diss. 8. 21f. 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Juli 1907.| 870 


aber unter seinem persönlichen Befehl — 
die Garde. Eine das Hauptquartier be- 
gleitende und deshalb von der Feldarmee 
getrennte Elitetruppe lässt sich schon im 
9. Jahrhundert nachweisen. Wiederholt zieht 
ASSurnäsirpal mit seinen erlesenen Reitern 
und Wagen in Eilmärschen nach einer zum 
Sturm vorbereiteten Festung, um bei der 
Uebergabe ihr Schicksal zu bestimmen |). 
Sargons Begleitung besteht zeitweilig nur 
aus Reitern?). Aus Prunkinschrift 97 geht 
mit aller Sicherheit hervor, dass die Krieger, 
mit denen der König nach Asdod zieht, einen 
festen, von der Feldarmee gesonderten Ver- 
band bildeten. Diese Truppe, welche, wie 
der König sagt, von seiner Seite niemals 
weicht, blieb natürlich auch im Gefecht zu 
seiner Verfügung — eine durch die Ver- 
hältnisse gegebene taktische Reserve. 


Bei Kunaxa beobachteten die beiden fürst- 
lichen Feldherren, inmitten ihrer Garden 
haltend, die in vollem Gange befindliche 
Schlacht. Kyros wendete seine Aufmerksam- 
keit dem, seinen linken Flügel überragenden 
feindlichen Zentrum, auch den auf dem rechten 
Flügel siegreich vorgehenden Griechen zu 3). 
Erst nach dem Erfolg der Griechen kommt 
Bewegung in die den König umgebenden 
Truppen. Um jene zu schützen, führt 
Kyros seine Reserve in den Kampf und 
wirft die vor dem Könige aufgestellte Kaval- 
lerie aus ihrer ursprünglichen Stellung). 
Die taktische Reserve war wohl schon dem 
9. Jahrhundert nichts Neues, für ihre Ver- 
wendung in der Schlacht bei Kunaxa haben 
wir eine zuverlässige Aussage’). 


1) Vgl. Diss. S. “Ж. 

*) Ann. 222f. Reiter u. Wagen. Prunki. 85 u. 
114 nur Reiter. 

*) Xenophon meldet Anab. I, 8,21 dass Kyros, 
obwohl erfreut über den Sieg der Griechen, sich 
nicht zum Angriff hinreissen liess. Er empfand diese 
Zurückhaltung des Kyros und seiner Reiter also als 
etwas Ungewohntes. 

*) Der Zweikampf der Brüder ist natürlich kein 
Eingreifen der Feldherren in den Kampf; auch der 

iff der Artaxerxes auf Kyros entsprang persön- 
licher Feindschaft. 

5) Diese Schlacht hat also doch einige Bedeutun 
für die Kriegsgeschichte. Vgl. 01,2. 10, 2, Sp. 76 fl. 
Rec. v. C. Niebuhr über: Studien über die Schlacht 
bei Kunaxa (Wissenschaftl. Frauenarbeiten, hrsg. v. 
Dr. H. Jantzen und Dr. G. Thurau, I, 2). Hierzu 
noch Folgendes: Zu der Ansicht, dass diese Arbeit 
die Wiederherstellung der alten Ansichten über Kyros, 
Xenophon und die ?аМеп bezweckt, ist Rezensent 
vielleicht durch das nachträglich auf Wunsch der 
Hereusgeber geschriebene Vorwort gekommen. Da 
ich mit der für Heft 5 bestimmten Arbeit in letzter 
Stunde für Heft 2 eingesprungen bin, so ist mir in 


871 |Ко. 7.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Juli 1907.] 872 


Bespreehungen. 


Babyloniaca, Etudes de Philologie Assyro-Baby- 
lonienne publiées par ou sous la direction de Ch. 
Virolleaud Paris, Paul Geuthner, Année I (1906— 
1907) Avec deux Planches hors texte. Bespr. von 
Alfred Boissier. 


М. Virolleaud a fondé l'an dernier, un 
nouveau recueil, intitulé ,Babyloniaca*, dont 


der Eile entgangen, dass jener für die Abonnenten 
der Sammlung bestimmte Wegweiser von den Sach- 
verstándigen als Programm aufgefasst werden kónnte. 
Ich habe die Orientalistin durchaus nicht verleugnen 
und von dem ,grossen Zusammenbange der Dinge* 
absehen wollen, doch kommen wir über Vermutungen 
nicht hinaus. Dass die Dinge in Susa anders aus- 
gesehen haben könnten als in griechischer Dar- 
stellung, habe ich wiederholt hervorgehoben, auch 
den Einfluss des Ostens in Erwügung gezogen, denn 
die, nach meiner Ansicht sich auch in griechischen 
Berichten widerspiegelnden Aufstände (S. 73 ff), 
würen — da sie sich weder im Bereich des Vor- 
marsches der Grichen noch auf ihrer Rückzugslinie 
abgespielt haben können — im Osten zu suchen. 

Die Prüfung der Zahlen, die Rez. der darauf 
verwendeten Mühe nicht wert erachtet (Sp. 78), 
war der Ausgangspunkt dieser Studien; doch kam 
es mir nicht allein auf die Schlacht v. K. an. Ich 
wollte vielmehr dagegen Front machen, dass alle 
Zahlenangaben des Altertums mit dem, was Herodot 
nach Hörensagen erzählt, über einen Kamm geechoren 
werden. Trotzdem es auf der Hand liegt, dass der 
Perserkónig bei unmittelbarer Gefahr für Krone und 
Leben im Herzen des Heichs ganz andere Streit- 
krüfte aufbieten musste und konnte als zu einem Zuge 
nach dem fernen Westen, wird das Reichsheer v. 
Kunaxa von denen, die die Zahlen sachkritisch be- 
handeln, unter das Invasionsheer des Xerxes herab- 
коштоо, und von дер Philologen vermutet Delbrtick 
(Kriegsk. I, S. 120 A J), dass sie in den 900000 M. 
Xenophons einen Beweis für die Millionenheere der 
Freiheitskriege sehen könnten. Zur Abwehr gegen 
diese Art zu argumentieren erschien mir die Schlacht 
bei K. besonders geeignet, und daher genügte mir 
посещ bedingtes Ergebnis дег Zahlenuntersuchung. 
(Әр. (8). 

Da in dieser Arbeit schon früher geschriebene 
und neuerdings als Reaktion auf die Schriften aus- 
lündischer Autoren entstandene Studien eilig über- 
arbeitet wurden und abschnittweise in den Druck 
kamen, so kann von einer auf Effekt hinauslaufenden 
Anordnung der Kapitel Xenophon und Kyros nicht 
die Rede sein (Sp. 79). Von einem Charakterbilde 
des Kyros habe ich aus Mangel an Raum und Zeit 
Abstand genommen. Ob Kyros es hätte besser 
machen können (Sp. 78), ist, da wir weder die Schlacht 
als Ganzes noch den U 
kennen, schwer zu sagen; bis auf einen unberechen- 
baren Zufall scheint seine Rechnung doch gestimmt 
zu haben. 

Ich habe Anab. I, 5, 16 nicht ohne Gründe ап- 
gefochten (Sp. 78). Zwei Angaben desselben Autors 
stehen sich gegenüber, von denen eine falsch sein 
muss. Nach Anab. I, 5, 16 musste Kyros, wenn die 
Griechen uneinig waren, seine eigenen Truppen 
fürchten, und nach I, 9, 14 u. 17 hatte er ein zu- 
verlässiges, mit Sorgfalt von ihm gebildetes Heer. 
Nur auf dieser Grundlage ist sein Feldzug denkbar, 
und die Ergebenheit seiner Reiter sowie die Treue 
seiner mit ihm in den Tod gehenden militärischen 


mfang der Verschwörung. 


le fascicule qui termine le premier volume, 
vient de paraitre. M. Langdon, son premier 
collaborateur, nous y entretient de la syn- 
taxe du verbe sumérien. N’ayant aucune 
compétence en ces matières, je me bornerai 
seulement à quelques remarques sur le travail 
de M. Virolleaud, qui a traduit des textes 
со difficiles. Lion peut regretter, qu'il 
ne leur ait pas consacré à chacun un com- 
mentaire un peu étendu; une réédition de 
ces textes était superflue, puis qu'elle n'est 
pas basée sur une collation nouvelle. Ces 
réserves faites, il faut reconnaitre, que Гап- 
teur a en général bien saisi le sens des 
documents, sans nier cependant, que dans 
plusieurs cas, son interprétation ne peut étre 
que conjecturale. 

Rm 268 + Rm 2.140 signalé pour la 
remiére fois par Sayce (Z. K. 405) est de 
a méme famille que K 3985 + K 6690 + 
K 11202 + Sm 241; K 7176 etc, etc. Il 
faut selon toute probabilité rétablir ainsi le 


commencement des premières lignes: [Y i-ba- 


ru] ina qaqgad améli etc., etc. П s'agit donc 
de ce qui arrivera, si l'on constate, non pas 
un (ріш (Virolleaud), mais un tbaru sur telle 
ou telle partie du corps. D’aprés K 6473 
nous savons que Goar doit avoir un sens 
analogue à riphu га yp »tumeur, enflure.* 


P. 41 18 napsatu est un singulier, comme 
la bien vu Jensen dans Küchler A. B. M. 


. 91, ce que l'auteur aurait pu relever. — 
b. 9 1 18. Une petite note sur dútu aurait 
été la bienvenue. Pour l’idéogramme voir 
Maqlü p. 134 (Tallqvist), S. А. Smith Mis- 
cellaneous Assyrian Texts p. 23 (K 208 
Rev. 13) et les dictionnaires. — Ibid. 1 19 
itteninbitu se retrouve dans les textes publiés 
par Küchler A. B. M. p. 111. L'on sait 
combien la forme IV 3 est fréquente dans 
ces textes, voir plus loin. Le point d'inter- 


Umgebung bestätigt diese Voraussetzung. Ferner ist 
es wahrscheinlicher, dass bei hastig aus Anlass einer 
Meuterei in einem zweisprachigen Heere gesprochenen 
Worten ein schiefer Ausdruck des Sprechenden oder 
ein Missverständnis auf Seiten des gleichfalls 

Hörers — Xenophon war vielleicht nicht einmal 
Zeuge — vorkommt, als dass der aus I, 9, 14 u. 17 
sich ergänzenden Aussage ein zugrunde liegen 
sollte. Ich habe also aus Busseren und inneren 
Gründen an I, 5, 16 Anstoss genommen und bin er- 
staunt, gerade von orientalistischer Seite — wo man 
dem geschriebenen Wort nicht soviel Hochachtung 
zu erweisen pflegt als bei den Altphilologen — da- 
für festgenagelt zu werden. Die „methodische SE 
art“ jener Studien, die „streng gelehrte Zurück- 
haltung* kommt nicht auf das Konto meiner Lehrer, 
ich selbst habe, in dem Glauben, dass freiere Gang- 
art einer Frauenarbeit eher als Nachteil angerechnet 
werden könnte, die Zügel angezogen. 


878 (Ко. 7.) 


rogation aprés „liés“ (p. 101) па pas ва | 


raison d’être. — Ibid. 1 27 transcrire ga-pir 
et non ga- his; pour gapáru voir Jensen K. 
B. VI p. 572. — P. 10 1 44 la restitution 


de М. Virolleaud „ina masallisju est juste; 
өп revanche lire TUK. mes et non UR. mes 
& la fin de la phrase. De méme 4 la sui- 
vante supprimer le pointillé aprés zuätu, 
aucune lacune ne se trouvant lá. Au lieu 
de innihas lire innigil IV 1 (nifal) de egelss 
lier, méme forme que dans la tablette 4° du 
mythe de la création 1 100, qui а embarrassé 
M. M. Delitzsch, Zimmern et Jensen, 1 
ont proposé innijas et innikud (K. B. VI 
389). L'ittanafal (IV 3) de ce verbe se 
rencontre dans D. A. p. 257 1 24: Si ses? 
artie du corps) sont liés = itteningila. — 
. 28. K 141 + K 6682 est de la méme 
famille que K 11444 (ce qui a échappé à 
M. Bezold). Peut-étre faut-il-joindre aussi 
К 9222. — P. 24 1 17—25 parait avoir em- 
barrassé l'auteur; pour Japuls voir P. S. B. A. 
XXV (1903) p. 36. Les lignes en question 
ne présentent cependant aucune Фона 
spéciale. Le texte de Reisner que Virolleaud 
а reproduit page 81 et qui s'était é au 
milieu d'hymnes, aurait 40 біте mentionné 
par Küchler dans son livre sur les documents 
médicaux, à propos de gudw. Le sens 
approximatif en a été établi par Jensen; lors- 
quil s'agit de termes anatomiques — C'est 
le cas pour d'autres langues que l'assyrien 
— on ne peut rien préciser. Je pourrais 
citer un grand nombre de passages oü ce 
mot figure et, dont l'idéo me transparent 
revient SP (A. L3) 56, V R 20, БІ 1; voir 
Lenormant T. S. B. A. VI p. 172; Küchler 
À. B. M. E 146, Meissner G. G. A. 1904 
No. 5 p. 742 et M. V. A. G. 1906, 4, p. 150. 
Pour ne citer qu'un des nombreux passages 
choisi au hasard dans D. A. 93 1 22: 
Y amélu ana аШай-іш gu-dw-ki bi-li 
- 3. 
(: Si un homme dit à son épouse, ton 
gudu avance eto. eto. Dibiru (p. 4) ne signi- 
fie pas: consomption; le sens est probablement 
abandon; le thème dabäru, code d'Hammou- 
rabi § 30, 56 et 8 31, 7 appuie cette acception. 
Les textes étudiés par M. Virolleaud sont si 
riches au point de vue lexicographique, qu'on 
pourrait en disserter longuement. Si j'ai ha- 
sardé quelques remarques, c'est pour montrer 
combien j'ai été heureux de rentrer en contact 
avec de vieilles connaissances. L'auteur a 
rendu un réel service en nous faisant part de 
ses recherches; nous devons lui en savoir gré. 
Le Rivage prés Genéve. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juli 1907.] 874 


W. Max Müller, Egyptological Researches. Results 
of a Journey in 1904. Washington D. C. Published 
by the Carnegie Institution of Washington. 
June, 1906. 4. 62 S. 106 Taf. Besprochen von 
A. Wiedemann. 


Im Jahre 1893 gab Miiller sein , Asien 
und Europa“ heraus und stellte darin das 
damals üngliche Material für die Be- 
ziehungen Al tens zu dem westlich und 
nordwestlich gelegenen Auslande in grósster 
Vollständigkeit zusammen, ordnete dasselbe 
und zog aus ihm eine reiche Fülle von 
Schlüssen aufGeschichteundKulturgeschichte. 
Seit dieser Veröffentlichung blieb er uner- 
müdlich tätig, um dieselbe durch neue Ur- 
kunden zu vervollständigen, neue Gesichts- 
unkte zu gewinnen, einzelnes schärfer zu 
assen, das Gesamtbild klarer und reicher 
zu gestalten. Der gleichen Aufgabe ist auch 
der vorliegende Band gewidmet, der Mate- 
rialien enthält, welche Müller bei einer Reise 
nach dem Niltale im Jahre 1904 gesammelt 
hatte. In einigen Fällen handelt es sich 
dabei um bisher unbekannte Urkunden, im 
allgemeinen kam es dem Verfasser wesentlich 
darauf an, durch Nachvergleichung der Ori- 
ginale bereits veröffentlichter Inschriften einen 
zuverlässigen Text herzustellen, die zahl- 
reichen und oft sinnstörenden Fehler zu 
verbessern, die sich in die Publikationen ge- 
rade der bekanntesten Denkmäler einge- 
schlichen hatten. Bei der schnell fort- 
schreitenden Zerstörung, der ein grosser Teil 
der an Ort und Stelle gebliebenen Dokumente 
durch die Verwitterung und die Zerstörungs- 
lust der Eingeborenen und Touristen aus- 
gesetzt ist, erschien eine solche Festlegung 
des noch vorhandenen Bestandes von grosser 
Bedeutung. 

Auf den zahlreichen Tafeln der Publikation 
sind abgesehen von 11 photographischen Auf- 
nahmen die Abschriften und Abzeichnungen 
meist in anspruchsloser, aber klar lesbarer 
und übersichtlicher Autographie unter Bei- 
fügung genauer Einzelnotizen bei etwaig 
schwieriger zu erkennenden Zeichen gegeben. 
Im Texte wird der Inhalt der einzelnen 
Inschriften und Inschriftteile erörtert und 
unter vielfacher Bereicherung der wissen- 
schaftlichen Erkenntnis behandelt, Der Fülle 
des Dargebotenen gegenüber kann von einer 
in das einzelne gehenden Besprechung hier 
naturgemäss nicht die Rede sein. Für den 
Aegyptologen, der sich mit der auswärtigen 
Geschichte des Niltales beschäftigt, wird das 
Buch ohnehin unentbehrlich sein, ganz ab- 
gesehen von zahlreichen Punkten, an denen 
es unser Wissen auch der innerügyptischen 
Verhültnisse, das Verstándnis einzelner Worte, 


845 [No. 7.) 


u. 8. f. fördert. Wir begnügen uns daher 
hier mit einer kurzen Angabe des wesent- 
lichen Inhaltes der Veróffentlichung. 

Von erzählenden historischen Texten 
finden sich die grossen Inschriften des Amen- 
em-heb und des Königs Merneptah in sorgsam 
revidierten Ausgaben neben ee kleineren 
Texten der 18. und 19. Dynastie. Ver- 
schiedene Darstellungen von Fremden, Asiaten 
und Aegäern, sind den Gräbern des Alten 
Reiches und der 18. Dynastie entnommen, 
Bilder semitischer Gottheiten den Stelen des 
Kairener Museums. Von Listen eroberter 
Städte und Gegenden in Asien sind solche 
Thutmosis’ III., Amenophis IL, Seti’ I, 
Ramses’ II. und III. aufgenommen worden; 
ausserdem vor allem die grosse Liste Sche- 
schonk’ I., welche für die Bibelexegese mit in 
erster Reihe in Betracht kommt. Zu diesen 
für Asien wichtigen Materialien kommen 
eine Reihe von Stücken, welche in anderer 
Beziehung interessant sind. Eine bisher 
unveróffentlichte Inschrift Psammetich’ II, 
eine Darstellung des Gerüst-Kletterns der 
Nubier, vielleicht auch eine Inschrift in un- 
bekannten Zeichen bereichern unser Wissen 
über das Verhültnis Aegyptens zu Aethiopien. 
Die grosse, hier zum ersten Male zuverlassig 
edierte Inschrift über die Verwaltungsreformen 
des Kónigs Horemheb, eine kurze Notiz über 
einen Entscheid des Gottes Amon, als ein 
Priester wegen Unordnungen in der Opfer- 
verwaltung angeklagt worden war, eine Feld- 
weihung aus der Zeit Scheschonk’ IV. sind für 
ägyptische Rechtszustände von Bedeutung. 
Endlich enthalten zwei Tafeln Umrisszeich- 
nungen nach Reliefs aus einem der von 
Loret erschlossenen Gräber der 6. Dynastie 
zu Saqqarah, welche die Vornahme von 
chirurgischen Operationen in freilich sehr 
schematischer Weise vorführen. 

Dabei befinden sich zwei bereits öfters 
zitierte, hier aber zum ersten Male durch eine 
Veröffentlichung zugänglich gemachte Dar- 
stellungen, in denen man die Ausführung 
der Beschneidung hat erkennen wollen. Was 
man tatsächlich an dieser Stelle sieht, sind 
zwei Bilder, in denen von je einer Per- 
sönlichkeit eine Handlung an dem Penis einer 
zweiten vorgenommen wird. In der ersten 
Gruppe wird die Oberseite des Penis mit 
einem eiförmigen Gegenstande berührt und 
wohl gerieben; die Behandlung muss schmerz- 
haft gewesen sein, da ein dritter Mann dem 
Patienten die Hände festhält. In dem zweiten 
Bilde hält der Operateur ein messerartiges 
Instrument mit der Schneide in der Längs- 
richtung über der Mitte des Penis, so dass 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juli 1907.] 876 


man zunächst an eine Spaltung von dessen 
Oberseite denken würde. ie Begleit- 
inschriften enthalten nichts Sachliches über 
die vorgenommenen Handlungen, so dass 
man berechtigt sein wird, der Deutung dieser 
Szenen auf eine Beschneidung einstweilen 
sehr skeptisch gegenüber zu stehen. 

Das neueste Werk von Müller bildet, um 
zum Schlusse unsere Ánsicht über dasselbe 
zusammenzufassen, eine grundlegende Arbeit 
für eine Reihe hóchst wichtiger ügyptischer 
Texte, zunüchst für die Beziehungeu des 
Niltales zu den Mittelmeerländern und Syrien, 
dann aber auch für Fragen der Rechts- und 
sonstigen Kulturgeschichte. In den Er- 
láuterungen zu den Inschriften sind wert- 
volle Winke für ihr Verstándnis und für die 
Forderung der Lósung der einschlügigen 
wissenschaftlichen Fragen gegeben. Dem 
Verfasser und der Carnegie-Institution, welche 
seine Forschungsreise nach Aegypten und 
die Veröffentlichung dieses Werkes ermöglicht 
hat, ist die Aegyptologie zu grossem Danke 
verpflichtet. 

Bonn. 


Diedrich Westermann. Wörterbuch der Ewe- 
Sprache. (I. Teil, Ewe-Deutsch, 36 * u. 603 8., 
II. Deutsch-Ewe. 235 S. gr. 8°. Berlin, D. Reimer, 
1906. Bespr. von W. Max Müller. 


Andere Völker sprechen von linguistischen 
Missionärarbeiten immer mit mitleidigem oder 
entschuldigendem Lächeln, und haben manchen 
Grund dafür; die Deutschen können stolz 
darauf sein, dass stets die Arbeiten ihrer 
Missionäre einen hohen Rang einnahmen. 
Davon liefert die vorliegende Arbeit einen 
glänzenden Beweis; es ist die wissenschaftlich 
genaueste, mit allen Finessen der Linguistik 
ausgeriistete, Aufnahme einer herzlich schwie- 
rigen Sprache, die man sich denken kann. 
Ja ich fürchte, der Verfasser rechnet in der 
kurzen Einleitung nur auf Leser der höchsten 
Bildungsstufe oder gar Linguisten von Fach. 
Doch wird das Wörterbuch selbst auch von 
Kaufleuten und Beamten im Togogebiete mit 
mehr Nutzen verwendet werden können als 
die üblichen Elementarskizzen, die von dem 
Lernenden erwarten, dass er die ungenaue 
Wiedergabe nach und nach selbst vervoll- 
kommnet; nur müssen die Benützer sich hier 
erst an das phonetische System gewöhnen |). 


) Bei der Umschrift ist nur h für deutsches ch 
recht irreleitend und für ny uls ein Buchstabe sollte 
ein Zeichen gebraucht werden. Bei den Lautbe- 
schreibungen habe ich immer die Schwierigkeit, bei so 
vielen analogen „deutschen“ Lauten nicht zu verstehen, 
welche der vielen Aussprachen des Deutschen gemeint 


877 (Мо. 7.) 


Die Arbeit bietet manche interessanten Mit- 
teilungen, 2. В. 31* über eine von ferne 
importierte Geheimsprache, in der Uebersicht 
tiber die Nachbarsprachen, dann in demreichen 
Material des Worterbuches selbst mit seinen 
Gebrauchsbeispielen, Sprichwértern und Sach- 
erklärungen. Die Ewe-Sprache scheint zuerst 
in ihrer hoffnungslosen Verschliffenheit ganz 
interesselos; wer sie zu vergleichenden Stu- 
dien benützen will, muss jedenfalls sehr tief 
graben und sich weiter umsehen ). Dafür 
bietet sie aber die interessantesten Beispiele, 
wie eine zur Einsilbigkeit und beinahe zum 
Verlust aller Grammatik abgenützte Sprache 
sich wieder eine Grammatik mit den ein- 
fachsten Mitteln aufbaut und die Entwicklung 
zur „flektierenden Sprache“ von neuem 
durchmacht; man kann daran die Hinfällig- 
keit der üblichen Spracheneinteilung in flek- 
tierende usw. Sprachen besonders gut stu- 
dieren. Die Intonationsverhültnisse usw. sind 
lehrreich. 

Nochmals dem Verfasser alle Hochachtung! 

Philadelphia. 


Wilhelm Wägner, Unsere Vorzeit I. Germanische 
Göttersagen in Schilderungen für Jugend und Volk. 
In 8. Auflage neu bearbeitet von G. H. Leipzig, 
Otto Spamer 1907. 396 8. Besprochen von . 
Lessmann. 


Der Begriff einer Jugendschrift ist ein 
dehnbarer Begriff. Im Spamerschen Ver- 
lage sind eine Reihe von Schriften er- 
schienen, unter denen neulich die Neu-Auf- 
lage von Oppels Wunderland der Py- 
ramiden hier kurz besprochen wurde, 
Bücher, die zwar unter der Gesamtbezeich- 
nung ,Jugendschriften^ im Kataloge stehen, 
die sich aber nach ihrem Inhalte wie nach 
der Form der Darstellung nur wenig ent- 
fernen von dem Typus des „Alten Orients“. 
Sie sind um eine Stufe populärer geschrieben 
und illustriert. Die Anschaulichkeit ist 


ist. Wenn finales w — wu sein soll (18 ), wäre eine 
Bezeichnung des einfachen w als selbständige Silbe 
(vgl. 19 *) praktisch. Sehr interessant wire es, zu 
wissen, ob nicht (stimmhaft gb) eine gewisse 
Analogie zum Athiopischen p bietet. Heil dem Setzer, 
der die schwierigen Akzente bewältigen kann! Auch 
phisch ist das Buch eine Riesenarbeit. 

„) Als wenig mit dem hier in Betracht kommenden 
Teil Afrikas vertraut, habe ich die 8. 33 * gegebenen 
Notizen über die Logba- und Adele-Sprachen mit 
grossem Interesse begrüsst: Das sind offenbar Semi- 
bantu-Sprachen. Damit gewinnt die besonders von 
i oa vertretene Anschauung, dass alle die ver- 

enen Sprachen der Guineakiste verkommenes 
Banta sind, einen starken Stützpunkt. Das könnte 
sogar auf das Ewe ausgedehnt werden. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juli 1907.) 878 


stärker betont, und es sind keine dünnen 
Heftchen, sondern Bücher von einem Durch- 
schnittsumfange von 400 Seiten. 

Dass derartige Bücher für das Fach, das 
sie behandeln, ein wichtiges Hilfs- und Werbe- 
mittel darstellen, ist selbstverstündlich, und 
diese Literatur ist um so wichtiger, als sie 
unter der Flagge „Jugendschriften“ sich an 
die Schüler der Oberklassen wendet, an das 
empfünglichste Alter, und ihren Besitzer in 
die Studienjahre, wie überhaupt ins spätere 
Leben begleitet. Nächst dem Oppel ist für 
den Orientalisten Gólls Illustrierte My- 
thologie (in der 8. neubearbeiteten Auflage) 
nach dieser Richtung von Werte. Neuer- 
dings ist aber auch in Gestalt des I. Bandes 
von ,Unserer Vorzeit" eine volkstümliche 
Darstellung der germanischen Mythologie 
neu herausgekommen, die in mehr als einem 
Sinne auch für die Orientforschung von Be- 
deutung ist. Einerseits handelt es sich um 
die allgemeinen Grundsätze mythologischer 
Forschung und um die Ergebnisse, die man 
mittels derselben erreichen kann, anderer- 
seits macht der Bearbeiter den Versuch, 
gerade das besonders herauszuarbeiten, 
was nicht in historisch bekannter Zeit aus 
dem Oriente nach Mittel-Europa getragen 
worden ist, sondern im wesentlichen als 
altes Besitztum jener Völkergruppe anzu- 
sehen ist, zu der in erster Reihe die euro- 
päischen wie die asiatischen Arier zu rechnen 
sind, und dabei zeichnet sich das Buch vor 
ähnlichen wieder dadurch aus, dass es nicht 
einfach das Germanische mit dem Indischen 
vergleicht und die Edda aus dem Veda er- 
klärt, sondern entsprechend dem geschicht- 
lichen und geographischen Zusammenhange 
von dem hier gewählten Mittelpunkte der 
Betrachtung, d. h. also von dem germanischen 
Mythenschatze aus, zunächst die verwandten 
Sagen der Nachbarvölker berücksichtigt und 
von den asiatischen Ariern infolgedessen 
hauptsächlich iranische Mythen zum Ver- 
gleiche heranzieht. 

Was das Allgemein-Mythologische, 
die Methode, die Erklärung und die Auf- 
fassung über die Entwickelung betrifft, so 
ist mit Fug und Recht nun endlich das 
Schwergewicht wieder mehr auf die Märchen 
gelegt worden, aus deren Vergleichung mit 
in früherer Zeit niedergeschriebenen Ueber- 
lieferungen sich ergibt, dass die sogenannte 
nordische Mythologie eigentlich überhaupt 
nur ein zufälliger Begriff ist, der sich aus 
der Eigenart der germanistischen Forschung 
und ganz besonders aus dem Ueberwiegen 
der literarhistorisch-philologischen Forschung 


879 (Мо. 7.) 


ebenso naturgemüss heraus entwickelt hat, 
wie er an sich unnatiirlich ist. Trotz mannig- 
facher Irrgänge hat die Märchen vergleichende 
Richtung für die praktische Forschung doch 
noch mehr Ergebnisse aufzuweisen gehabt 
als die lediglich auf die sprachliche Er- 
klärung der Texte und ihre einzelnen Aus- 
drücke sich zurückziehende nordische Phi- 
lologie. Die oft unglaublichen Misserfolge 
E. H. Meyers auf vergleichendem Gebiete 
hatten dem germanischen Mythologen vol- 
lends den Mut genommen, die vergleichende 
Forschung weiter zu führen. Der neuerliche 
Umschwung in der Gesamtanschauung vird 
nun auch der germanischen Mythenforschung 
zu gute kommen, und es ist an der Zeit, 
dass endlich zusammengefasst wird, was sich 
bisher von diesem Standpunkte aus unseren 
Ueberlieferungen etwa abgewinnen lässt. 
Dass das gerade in einer Jugendschrift ge- 
schieht, dürfte kein Fehler sein, um so 
weniger, als eine solche durch ihren Gesamt- 
charakter vor allzu grossen Spitzfindigkeiten 
von vornherein bewahrt bleibt, wenn sie 
als Jugendschrift überhaupt noch brauchbar 
sein soll. 

Das dürfte von dem vorliegenden I. Bande, 
der nunmehr den Titel ,Germanische 
Göttersagen“ erhalten hat, mit gutem 
Rechte noch behauptet werden dürfen, ob- 
gleich, wie der ungenannte Bearbeiter selbst 
bemerkt, zur Zeit diese Aufgabe noch eine 
recht schwierige ist, gilt es doch zugleich 
einen gewissen Kampf gegen die bisher den 
Markt beherrschenden Anschauungen, und 
natürlich kenn dieser Kampf nicht in einem 
Buche für die reifere Jugend geführt werden. 
Andrerseits durfte er aber auch nicht ganz 
fehlen; denn Eltern und Lehrer sollen ein 
derartiges Buch empfehlen, müssen also 
selbst den Eindruck baben, dass es sich hier 
gegenüber sogenannten Lehrbüchern nicht 
um aus der Luft gegriffenes Phantasiewerk 
handelt, sondern um wohlbegründete Ergeb- 
nisse, deren Begründung nur eben nicht in 
diesem Buche zusammengetragen und aus- 

eführt werden durfte. So enthält das Buch 
enn mancherlei Stoff, der für den wirklich 
reiferen Leser zum Teile die Begründungen 
andeutet, die am anschaulichsten, wenn auch 
nicht immer am beweisendsten wirken können, 
und so, vorläufig wenigstens, das Gefühl er- 
wecken mögen, dass hinter dem Eindrucke, 
den sie hervorrufen wollen, sich noch etwas 
mehr verbirgt. 

Bis dahin reicht wohl etwa unser allge- 
meines Interesse an dem Buche. Was sich 
für den Orient besonders aus ihm ergibt, ist 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juli 1907.) 890 


zunüchst das Vorhandensein einer in sich 
geschlossenen Mythenschicht, die keine ba- 
bylonische Weltanschauung kennt, ja eigent- 
lich überhaupt nicht mit Weltanschauung 
arbeitet, die 1m Gegensatze zu dem, was der 
Orient später nach Europa gesandt hat, nicht 
auf dem Sonnen-, sondern auf dem Mond- 
kalender sich aufbaut (einerlei, woher dieser 
stammen mag), und dass die arischen Volker 
von Europa bis nach Indien hin die Trager 
dieses Mythensystemes und gleichzeitig die 
eigentlichen wirklichen Besitzer desselben 
sind. Zu bedauern ist, dass zur Zeit das 
Wignersche Werk den slawischen Mythen- 
Schatz noch kaum streift und so noch immer 
einen reichen Stoff, der auch für den ge- 
schichtlichen Zusammenhang von grosser 
Bedeutung sein muss, noch unbeachtet 
liegen lässt. 

Auf Einzelheiten müssen wir hier natür- 
lich verzichten, glauben aber behaupten zu 
dürfen, dass der Orientalist kein geeigneteres 
Buch finden kann, wenn er sich zum Ver- 
gleiche mit asiatischen Stoffen einen Ueber- 
blick über die germanische Mythologie 
schaffen will. 

Charlottenburg. 


Miscellanea. 
Von Fritz Hommel. 
1. Zu Me-Sarra. 


Als ich auf Sp. 259f. Peiser’s zweifel- 
los den Nagel auf den Kopf treffende Er- 
klärung Tuk.-N., ed. King, Rev. 14 ekal 
ME-SAR-RA [=] bit ki3-3a-t$ las, fiel mir so- 
fort der bekannte Gottesname En-me-Sär-ra 
als Analogie ein. Das entsprechende Feminin 
Nin-me-Sar-ra erklären die Babylonier als 
beltu za kullat pargi Herrin aller Befehle 
oder aber aller Gemächer (vgl. dazu Jen- 
sen’s Kosmol. S. 485, А. 2) und En-me-3ár- 
ra selbst als bel &-та-% K. 48, rev. 6, was 
Delitzsch HWB. S. 93 zweifelnd durch „Herr 
der Schöpfung“ (vgl. auch 5 R. 47, 19/20° 
u-ma-3 = KAK-mu, d. i. vielleicht kalamu) 
wiedergibt. Auch »»Y Me-Sär-gal = Ningal 
(letzteres die Gemahlin des Sin) ist wohl 
heranzuziehen, und speziell für me (sonst ja 
allerdings = parşu Befehl) noch — ] Me- 
gim-du = ša kullati und me-gim = bi- 
natu, wie auch me-su-ab = Sarpanit und 
Nin-me-zu-ab = Damkinna. Auch das Ele- 
ment me іп den mancherlei mit En-me be- 
ginnenden Priestertiteln (vgl. z. B. meine 


881 (Ко. 7.) 


Sumer. Lesest., S. 97, 2. 18--24 und dazu 
noch En-me-Dür-an-ki von Sippar) könnte 
besser Gemach als Gebot bedeuten, so dass 
also me-ddr-ra eigentlich „Gemach der Ge- 
samtheit“ wäre, wozu auch noch K. 68, rev. 
1 En- me · zär· ra, bel ir- i- tim (Herr der Unter- 
welt), rubu ša Ағай, bel ašri u mat lâ tå- 
rat, dadü ša Апиппаї zu vergleichen ist; 
me-3dr-ra = Kiššatu (auch Unterwelt, vgl. 
meinen Grundr. S. 388, A. 4?) ist dann ein- 
fach Syn. von ul-šár-ra = Kiššatu und von 
Ki-šár-ra = Kiššatu, falls nicht geradezu 
bit Қ Зай (nicht kiššati allein) die Uebers. 
von те-дағ-ға (vgl. dann me = bitu in der 
Berliner Marduk-hymne) darstellt. Eine 
honetische Schreibung scheint in dem P. N. 

un- gi- me- gar (vgl. den andern Namen Dun- 
gi- vis) vorzuliegen, ZA. XII, S. 338. Ganz 
ausgeschlossen scheint mir eine Uebersetzung 
„einen Palast nach dem Muster (me-þi-ra, 
wofür man mihrit oder doch zum mindesten 
me- hi- ir erwarten müsste) von Bit Kiš-ša-ti 
erbaute ich als Wohnsitz meiner Majestät“; 
die Stelle Nabop. Hilpr. 3, 19 Ма mihrit 
(Ideogr. gab-ri) Е ra, die man dazu heran- 
zuziehen versucht sein könnte, handelt über- 


dies von einem Tempel-, nicht von einem 
Palastbau. 


2. Zu |І (4 „König“. 


Es ist mir wohl bekannt, dass die Ba- 
bylonier 5. Rawl. 30 (C. T. 18, 29) 5* statt 


қ vielmehr [<<< (das wäre 210 statt 


durch garru König erklärten; dass ап 

€ betr. Stelle wirklich 3 (>< 60) + 80 
gemeint ist, geht aus der beigefügten Glosse 
i3-3e-bu (d. i. i aus gus drei, und Jebw aus 
185 dreissig) deutlich hervor. Aber daneben 
gab es sicher ein ЇЇ] = darru, wie schon 
Delitzsch, HWB. 692 durch den Hinweis 
auf die Ominatafeln, z. B. 3. R. 61, 10 und 
22 (in letzterer Zeile sogar zweimal) fest- 
gestellt hat. Dass in letzteren kein Fehler 
vorliegt, beweist die weitere ae К. 867 
Shae cate Reports No. 191) Z „wenn 
n des Löwen (in dem ja der 
„Königsstern“ sich befand) , 80 wird 
der König (das und das tun)“, І1 mit 
der eigens beigefügten Glosse e a- nal), oder 


1) áa-na, bezw. nin-na ist als Zahlwort für „vier“ 
aus 8> 52 Ф-һ-м, Tv Ir. zii ni· bs „vierzig (sechzig- 
stel)" bekannt, wo nénnab und das daraus entstandene 
пі 40 A eer 80 gebildet ist wie 1280 80 oder wie 


5 50 und musud (aus vusub) 80; neben- 
er lief ktisch eine жерді wohl ältere Reihe, 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juli 1907.] 882 


wie ich vorziehe zu transkribieren, es- nin - na, 
d. i. es drei (Sossen) + vier, nämlich Hände!) 
= 180 + 20 = 200. Den eben angeführten 
Stellen kann ich aber noch drei weitere 
beifügen, nämlich Rass, 155, Z. 1, К. 13947 
(diese beiden ebenfalls aus sog. Forecasts 
und von Boissier, Choix, p. 252 und Note 
706 angeführt) und Sp. I, 181 (2. А. VI, 


241 Ж), Obv. 82 a- mar "m« (3arrs) und 


Mate adn Glosse ІІ АЯ Apt (also: І1Ч 


p stehen also einer einzigen, aus einem 
lexikalischen Text stammenden Stelle für 
ІІІ («Кӛлік sechs aus zusammenhängenden 
Texten stammende Stellen (nebst zwei jeden 
Zweifel nehmenden Glossen) gegenüber, so 
dass meine Verwertung des ldeogrammes 
ITI«< für die Erklärung der Zahl Sargons 
(oben Sp. 225—228) vollkommen gerecht- 
fertigt sein dürfte. 


3. dd und inninat. 


A. T. Clay hat im Am. J. of Sem. Lang. 
XXIII, 1907, d 269—279 den hóchst glück- 
lichen Nachweis erbracht, dass die Baby- 
lonier den Gott En- lil, Tuvos des Damas- 
cius, stets #91, aram. 55x, dagegen den 
>>] —II (ohne eM = = Marduk von Babel 
Bélu, Bij los genannt haben. Dazu ich 
ein weiteres Beispiel, nümlich aus Pater 
Scheil’s Sippar, No. 68 den Р. N. >>! al 
(Samas) · il li- l , d. i. Samas-Mil-ilt (Samas 
ist der Enlil der Götter). Auch meine 
Grundr. 348, A. 4 ausgesprochene Vermu- 
tung, dass es neben En-il-ki (En- lil-Ort) 
eine Form Ti- en- lil (Ort des Enlil) für Nip- 
pur gegeben, vulgär etwa Ti- illin, Killin, 
woraus dann das bibl. 7352 geworden, wird 
durch Clay's Nachweis weiter gestützt. 

Nun möchte ich noch die Frage aufwerfen, 
ob nicht auch der Titel der Istar, én-nén- 
na-at 44т (K. 3447, Perry, Нушпеп und 
Gebete an Sin, S. VI) auf ein zu Willu als 
Fem. gehörendes nin-lillat zurückzuführen 


20 die Zehner durch n weitergebildet See gasan 
gush wi GE (aus sete) изын 
80, vgl. 2D MS. We 


1) Auch der EEN niš der Ziffer «4 dürfte 
aus wën vier (Hände) entstanden sein; vgl. auch eri 
= тіп und 5 В. 30 (0. Т. 18, 29), 38 >>] (-gai 
= >>] Nin-gal. Der Lautwert man dagegen wird 
Differenzierung aus min zwei sein. 


383 [No. 7.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juli 1907.) 884 


sein dürfte; vgl. dann auch In-ni-na und 
Irnina Grundr. S. 281. — Zu ЯШ, Fem. innin 
vgl. auch noch die ganz gleiche Differenzierung 
in sum. gur Knecht, gin Magd; türk. Kyl 
Knecht, Kyng Magd; sum. urin (aus usin) 
Bruder, nin Schwester; nir Held, nin Herrin; 
Masai ol-ala$e Bruder, eng-anase Schwester. 

Zu du Kur- gal = Amurru, aram. N 
(Clay a. a. O., p. 273, Note 8) ist vielleicht 
auf Il-lu-ru-ki = Dür-Kur-gal 2 R. 52, 525, 
was dann als d Gott und uru = Kurgal zu 
zerlegen wire, zu verweisen. Dagegen 
möchte ich die von Clay p. 278 aufgeführten 
Namen Allammalak und Anammäläk nicht 
mit ihm auf Ellil-malik und Anu-malik zu- 
rückzuführen, sondern, genau der massore- 
tischen Vokalisation folgend, die Götter 
Allamu (vgl. Almu und Allamu = Sin und 


Nergal) und Alim (Widder, aus „As, wozu 


gewiss auch der ág. Widdergott Hnum mit 
ügyptischem — = ghain zu stellen ist) 
vergleichen. 


4. Agyptisches h = ghain. 


Ausser dem eben angeführten Gott Hnum 
vergleiche man noch hp: Nabel — arab. 
ghärat (ersteres dann verhärtet aus ghawer, 
letzteres kontrahiert aus ghawarat), womit 


vielleicht auch * „belly“ verwandt ist; 
ferner $hr melken, eer Melkgefüss; shr 
bestreichen, vergolden, уу beschmieren, be- 
streichen; m:h brennen, ya rot; hms krüm- 
шеп, ys (von den Sternen) untergehen 
(eigentl. sich beugen, verwandt babyl. ka- 
main); hnm Besitz ergreifen, mis sich be- 
mächtigen, 2 bereichern; hr unten, > 


Senkung, Depression; hnm Krug, ye Eimer 
(vgl. énb gesund = Мм); hrj-t Anteil, In- 


halt, N Genüge; hsj elend, une elend, 
schwach, verächtlich; zum Diener, КҮ: : 


hn-t Schlauch, МЕ] „Тһе skin became filled“ 


п. a. mehr. ` 

Wenn Nathaniel Reich, Agypt. Studien 
П, Zur Geschichte der starken frikativen 
Kehllaute im Aegyptischen (WZKM. XX, 
1906, S. 386 ff.) auf S. 389 das äg. h, das 
seiner Zeit Steindorff als besonderen Laut 
neben b — Ё nachgewiesen, als „urspr. 


stimmlos, ähnlich dem ch im deutschen ich“ 
definiert, weshalb es in alter Zeit gern mit 
8 wechselt (vgl. babyl. paháru = NIGIN, 
und pa-3i-ru = NIGIN, ferner EPE = 
hir und Sir), во passt das ja auch trefflich 
zum Ghain. Beachte zu letzterem Wandel 
auch noch hiw-t See, Sumpf und 3: See; 
wenn Sethe, Verbum, I, § 262, S. 157 dem 
Buchstaben ж-<> urspr. den Wert 3:, dann 
erst h vindiziert, so möchte ich umgekehrt 
vermuten, dass das Zeichen C urspr. hj 
lautete, und dann erst zum Buchstaben- 
zeichen 8 wurde, während *— bloss den 
Buchstabenwert h (bezw. Ghain) gehabt haben 
wird. Schreibungen, wie L3? erklüren 
Sich auch bei dieser letzteren Annahme auf 
das Beste. 

Durch die von vornherein einleuchtende 
Gleichsetzung 


GOI b,» 


wozu man bei den Zischlauten 


1 b, c die seinerzeit von mir ent- 
deckte Unterscheidung von 

she 

ull. 

, Ur 

| snm 

— У, E : : 
cx3$, 3 & vergleiche. 

м-- Y) Ё 


wird даз Altügyptische dem Semitischen | 
wiederum um einen bedeutenden Schritt 
näher gerückt. 


5. Südarab. masnad und babyl. santakku. 


Beide Wörter bedeuten „Schrift“, beide 
haben als Wurzel - Anlaut. Samech, dann 
beide n und als dritten Radikal beide einen 
Dental, der im babyl. erst aus d verhärtet 
sein dürfte. Zur Weiterbildung auf -akku 
vgl. meinen Grundriss, S. 153, zu йір in 
tikip santakki (in den Unterschriften der 
Bibl. Asurbanipal’s) vgl. man nicht bloss 
aram. ^n Ger sein, sondern im besonderen 
auch nabat. npn Vollmacht (und dann wohl 


&uch Urkunde) Die Tragweite dieser wich- 
tigen Gleichsetzung von masnad und santakku 
für die stidarabische Kulturgeschichte kann 
sich jeder Einsichtige nun selbst ausdenken. 


6. Zum südarabischen Nif al. 


Zu den oben Sp. 239 angeführten Formen, 
deren Erklärung als Nifal das besondere Wohl- 
gefallen Martin Hartmann's gefunden haben 


885 [No. 7.) 


(oben Sp. 312), vgl. meine Aufs. u. Abh. S. 39 
A. 1 (also bereits 1891 hebr. hinkabil, kikkabel 
zu min. hinhifä3 von mir verglichen) und 231 
(min. hikkinajat aus hinkinájat). Ebenda S. 24 f. 
steht schon das gleiche über die s- und h- 
Sprache wie oben auf Sp. 239 f. (vgl. dazu 
Sp. 312); also hätte auch hier Hartmann 
mich zitieren müssen. 


SIR-BUR-LA = Lagaš. 
Von Bruno Meissner. 


Das Ideogramm der Stadt, welche heut- 
zutage durch den berühmten Ruinenhiigel 
Tello reprüsentiert wird, ist schon seit langer 
Zeit Lagaš gelesen worden. Diese Lesung 
stiitzte sich indes, soweit ich sehe, nur auf 
den einen Text, CT. XVI, 36, 5, wo [SIR]- 
BUR-LA-KI durch La-ga-»— wiedergegeben 
wird. Da »— aber mehrere Lautwerte hat, 
war eine Lesung Lagarum, Lagadil nicht 
unmöglich. Deshalb hat Eduard Meyer 
nicht unrecht, wenn er Sumerer u. Semiten 
in Babylonien S. 34 Anm. 1 dass die 
Lesung Lagaš für SIR-BUR-LA noch nicht 
ganz sicher sei. Die Lósung dieser Frage 
bringt ein bisher übersehenes Duplikat 
des oben genannten Textes, Reisner, 
22 по. 81 (S. 126) ). Hier wird Z. 4/5 
[SIR-BUR-LA]-KI durch La-ga-EE- über- 
setzt. Die Lesung Lagaé hat also seine Richti 
keit. Das Ideogramm bezeichnet die Stadt 
wohl als die ,Rabenstadt“. 


Der zwölfte König der ersten Dynastie 
von Isin. 


In der in „The Babylonian Expedition of 
the University of Pennsylvania“, Series А, 
Vol. XX, Part. 1, pp. 46 ff (cf. Pl. 30, No. 
47, Reverse, und Pl. XV, No. 17, Reverse) 
von mir veróffentlichten neuen chronologischen 
Liste der Herrscher von Ur und Isin sind 
leider die Zeilen 16-21 so verstümmelt, 
dass sich mit Sicherheit nur der Name auf 
Z. 18 Bélbáni ergänzen liess. Es blieben 
somit vor der Hand 5 Könige von Isin un- 
bekannt, für deren Keren Lesung wir 
über mehr oder weniger hypothetische Vor- 
schlüge kaum  hinauszukommen  schienen. 


!) Anmerkungsweise füge ich die Bemerkung 
an, dass der unmittelbar vorhergehende Text Reisner 
Hymn. no. 80 (S. 126) ein Duplikat zu BA. V, 674, 184. 
ist. Er bestätigt meine Verbesserung (OLZ. 1906, 
549) von Z. 22 in ta- i- hi (!). 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juli 1907.] 386 


Auf p. 51 meiner Einleitung sprach ich die 
Vermutung aus, dass sich die fehlenden 
Königsnamen mit Hülfe der erhaltenen Keil- 
schriftspuren wohl noch auf den unedierten 
Tafeln der Nippur Sammlungen mit der Zeit 
nachweisen lassen würden. Für den zwölften 
König der Isin- Dynastie, welche ich im 
Unterschiede von der PA-SHE (= Isin) 
Dynastie, als die erstere dieses Namens be- 
zeichne, hat sich meine Hoffnung über Er- 
warten schnell erfüllt. 

Gelegentlich meiner diesjährigen Organi- 
sations-Arbeiten im Archäologischen Museum 
zu Konstantinopel beschäftigte ich mich 
kürzlich mit einer Anzahl meist unvollständig 
erhaltener Nippur-Tafeln, die ich in früheren 
Jahren aus Mangel an Zeit nur oberflächlich 
und im allgemeinen bestimmt und für eine 
spätere eingehendere Untersuchung zur Seite 
gelegt hatte. Es fanden sich darunter zwei 
neue datierte Texte aus der Regierungszeit 
des Bél-báni (elften Königs der Isin-Dynastie), 
einer aus der Zeit Königs ¢Ur-4NIN-IB, 


-und eine kleine Tafel aus ungebranntem Tone, 


die den Namen des meines Wissens bisher 
unbekannten Königs Zambia enthält. 

Diese letztgenannte Tafel führt die Re- 
gistrationsnummer ,M.I.O., Ni 102“, ist 
3,7 om lang und breit und 1,8 cm dick, und 
nur von mir bereits früher nach Fundort 
und. Schriftzeichen der zweiten Hälfte des 
dritten Jahrtausends zugewiesen worden. 
Die beschädigte Vorderseite enthält in 5 
Zeilen eine Angabe über eine gemachte Lie- 
ferung, während auf dem untern Teil der 
Rückseite nach Art vieler kleiner, aus der 
Zeit der Larsa-Könige stammender Nippur- 
Tafeln nur das Datum sich befindet. Es 
lautet, Z. 1: arhu GAN-GAN-UD-DU (= 
nn umu 17kan Z. 2: shattu dZa-am-bi-ia 
ugal. 

Das vor dem Königsnamen stehende 
Determinativ ilu ist in Uebereinstimmung 
mit den auf p. 51 meiner Einleitung zu Vol. 
XX fiir die Namen der Isin-Herrscher ge- 
machten Beobachtungen. Das erste Zeichen 
„Za“ (die Götterdeterminative fehlen be- 
kanntlich in der neuen Liste) ist in der 
Königsliste noch vollständig erhalten. Die 
geringen Spuren des von mir fraglich als 
„me (?)“ wiedergegebenen zweiten Zeichens 
sind vielmehr die ersten beiden nahezu hori- 
zontalen Keile des Zeichens „am“. Das 
dritte Zeichen ist in der Liste ganz weg- 

brochen, während vom Zeichen „ід“ noch 
er letzte Teil, von mir sachgemäss als frag- 
liches „e (?)“ bezeichnet, erhalten ist. Es 
kann nach dem Gesagten keinem Zweifel 


887 No. 7.) 


unterliegen, dass wir in dem Кӛпіре 4-7ат- 
biia der datierten Nippur-Tafel den nur frag- 
mentarisch in der Liste erhaltenen zwölften 
Kónig der ersten Isin-Dynastie, der nur 3 
Jahre regierte, zu erkennen haben. 

Zambiia ist ein hypokoristikon und unter 
der Form Za-ab-bi-ia den Assyriologen bereits 
von einer datierten Tafel aus der Regierung 
Sin-muballit's durch Rankes , Early Babylonian 
Personal Names“ (= B. E., Series D, Vol. 
III, p. 178) bekannt. Der vollstándige Text 
des wichtigen Täfelchens wird mit den andern 
in Nuffar gefundenen datierten Tafeln der 
Isin Dynastie in Vol. IV von Series A des 
Philadelphia Inschriftenwerkes veróffentlicht 
werden. 

Konstantinopel, 5. Juni 1907. 

H. V. Hilprecht. 


Кіп Datum Libit-Istars, Königs von Isin? 
Von Ernest Lindl. 


In No. 3 dieser Zeitschrift (S. 112 u. 
113) wollte Ranke wie Meissner in den 
Worten des Kontraktes CT. IV, 22, 116: 
„MU ба Li-bi-it-IStar A-mu-ru-um it-ru-du-us“ 
ein Datum erblicken. Ranke identifizierte 
diesen Libit-Istar mit dem gleichnamigen 
König von Isin, wogegen bereits Meissner 
(ib. S. 114) geschichtlie e Gründe anführte 
des Inhaltes, dass „es so gut wie aus- 

schlossen ist, dass unser Libit-Istar mit 
em König von Isin zusammenzustellen sei.“ 
Wie Ranke glaubte aber auch Meissner in 
den fraglichen Worten eine Datierung, näm- 
lich: „das Jahr, in dem (die Stadt) Amuru 
den Libit-IStar vertrieb“ erkennen zu können. 

Dagegen möchte ich folgende Einwände 
erheben. Zunächst schon wäre die äussere 
Form!) mit MU ба ganz neu. Alle bis- 
herigen Datierungen setzen nach MU niemals 
dieses als etwaiges Relativum aufzufassende 
ба; selbst die rein semitisch abgefassten 
Datierungen lauten stets ohne Sa: Sanat dir 
Sippar Sumuliel Sarru ipusu, oder Sanat nâr 
aSuji Immerum ibrü, ferner Sanat Sabum 
ana bit abisu irubu (BA. IV, S. 362/3) und 
noch sanat bitil Ištar ..... Apil-Sin ipusu 
(ib. S. 365). Weiterhin wäre es auch vom 
grammatikalischen Standpunkte aus hóchst 
sonderbar, wenn der nur eine Zeile vor 
diesen Worten in unserem Kontrakte mit 
mi-im-ma §u-u-um-[ma] beginnende Satz keine 
Vollendung finde. Ich glaube deshalb gerade 
diese drei Zeilen 10 und 11 wie 12 als 


1) Auch stehen die eigentlichen Datierungen 
immer erst nach den Zeugennamen. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Juli 1907.) 888 


einen einzigen Satz fassen zu sollen, wobei 
aber fiir das strittige MU nicht die Bedeu- 
tung ,Jahr", sondern die zweite mógliche 
Uebersetzung-, Namen“ hier zu wählen ist. 
Demzufolge würde zu übersetzen sein: „Al- 
les, was es immer war, hat namens 
des Libit-Istar Amurum gerichtlich 
beigebracht.“ 

Zur näheren Erläuterung diene die Kazen 
tr dieses ganzen Kontraktes. „35/ 
Minen 7 Sekel өреге hat von Kaia-Samas 
und Awil-Nannar Ia-an-ti-in-Ilu 1 
NE ma-hir-Su) für [Br. 4601] das Vieh (cf. 
Del. H. S. 143) erhalten, womit er (nämlich 
Amurum) das Feld, das früher seinem Bruder 
gehörte, bezahlt hatte (= ša едаш ša pa- ni 
КЦ-- irsitu] Ka(?)-tim ša а--ба i- di- nu). 
Nach den wenigen vorerst noch unklaren 
Zeichen folgen dann die bereits erwähnten 
Worte: es, was es immer (nämlich das 
,asu“) war, hat namens des Libit-Iätar [des 


Samaspriesters!] Amurum [der Bruder des 
Iantin-Ilu, der wohl wegen des Verkaufes 
der Tiere prozessierte] gerichtlich bei- 
gebracht. Zur Rechtfertigung der Ueber- 
setzung von „it-ru-du-us“ mit „gerichtlich 
beibringen“ verweise ich auf Kontrakt Str. 
Warka 30 (= M. A. P. No. 43 und KB. 
IV, S. 22), woselbst das gleiche Verbum 
sich findet: ,daini . . . itrudu&unuti^, d. h. 
die Richter sagten: zu uns und den Aeltesten 
hat man sie verwiesen, also gerichtlich bei- 
ebracht. Dass es sich hier nur um eine 
erichtssache handeln kann, wird auch 
durch die Person des Libit-IStar bestätigt. 
Wie auch Meissner richtig gesehen (OLZ. 
ib. S. 115), ist unser Libit-Iätar nicht bloss 
mit jenem von CT. VIII, 29, 15b; 190; 
49, 40a, wo er ohne n&here Benennung an 
erster Stelle steht, itlentisch, sondern wie 
ich demnüchst an anderer Stelle noch aus- 
führlicher darlege, vor allem mit dem in 
CT. II, 3 und VI, 46 gleichfalls an erster 


Stelle als Samas priester bezeichneten zu- 
sammenzustellen, damit auch entsprechend 
unser Text CT. IV, 22 in diese Periode 
Ende der Regierung des Sabum und Anfan 
Apil-Sins einzureihen. Endlich glaube ic 
unsern Amurum mit dem von CT. IV, 48 = 
Sohn der (?) Dammagtum (cf. auch Ranke, 
OLZ. ib. S. 112 Anm. 1) identifizieren zu 
sollen, da hier auch, wie öfters in anderen 
Kontrakten, an erster Stelle der Zeugen, 
der (dritte) Bruder AN-MAS-TI-IM, Sohn 
der(?) Dammagtum erscheint. 
Miinchen, Ostern 1907. 


889 [No. 7] 


Altertums-Berichte 
aus dem Kulturkreise des Mittelmeers. 


Afrika. 


118. Merlin, directeur des Antiquités de Tunisie, 
telegraphiert, dass im Verlauf der Ausgrabungen in 
der punischen Nekropole von Bordjedid bei Carthago 
eine ägyptische Vase gefunden wurde, die eine Car. 
touche des Amasis trigt. Dasselbe Grab enthielt auch 
punische Goldmünzen und zahlreiche Möbel. 

Nach einer Mitteilung des Abbé Leynaud wurde 
bei den Katakomben von Sousse ein Hypogäum ent- 
deckt, welches luschriften und Malereien enthilt. 

M. 


114. Boni hat im Innern der Trajanssäule zu 
Rom ein vermauertes Gemach und dahinter ein Grab- 
peace mit den Resten einer Grabtafel gefunden. 

eber den letzteren waren Löcher in der Wand, 
worin vermutlich Klammern verankert gewesen sind, 
die zwei Urnen gestützt haben. Nunmehr erscheint 
es endlich als sicher, dass das Bauwerk das Grabmal 
des Trajan und der Plotina ist. Ausgrabungen in 
der N&he legten ültere Schichten frei, u. a. die Reste 
einer Tuffmauer aus dem 4. Jahrh. v. Chr. Damit 
wird die Annahme, dass an dieser Stelle ehemals ein 
Hügel gewesen ist, endgültig widerlegt. B. 


Griechenland. 
a 


115. In Thessalonich wurde eine lateinische In- 
schrift gefunden, die bestimmt war für ein Monument, 
das ein masedonischer Fürst zur Erinnerung an seine 
beiden Nichten, Viktoria und Valeriosa, zwei junge 
Gallierinnen, errichtet hatte. 

(Chronique des Arts, 25. Mai.) M. 

116. Die Ausgrabungen des engl. arch. Inst. in 
Sparta vgl. No. 21,90 haben die vordorischen Ansiede- 
lungen Pitane, Limnae, Mesoa und Kynosura freigelegt. 
Eine davon konnte bis in die tiefsten Schichten aus- 

graben werden. Man fand prähistorische Geräte, 

errakotten und geometrische Vasenscherben von 
900—600 v. Chr. arta wurde schon im 3. Jahrh. 
v. Ohr. von einer auf steinernem Fundamente ruhen- 
den Lehmziegelmauer umgeben. Man hat auch die 
Umfassungsmauer der Akropolis freigelegt, ist aber 
noch nicht bis ins Innere vorgedrungen. Dagegen hat 
man in Limnae den Tempelbezirk der Artemis Orthia 
ausgegraben. In den tiefsten Schichten fanden sich 
geometrische Vasenscherben, Bronzegeräte und Elfen- 
beinschnitzereien, darüber Votivfiguren aus Bronze 
und Blei, Darstellungen der Artemis und Athena, 
Krieger, Tiere, Geräte, Krünze, Siegel aus Elfenbein, 
korinthische Scherben und viele Tonmasken mit ver- 
zerrten Gesichtaztigen. Mykenische Kunstware fand 
sich nicht. (Koln. Ztg. 1907. Ко. 625.) B. 


Europ. Türkel. 


117. I. L. Heiberg hat in Konstantinopel ein 
etwa aus dem Jahre 900 stammendes Palimpsest einer 
Schrift des Archimedes entdeckt. Nach der Ansicht 
der Herausgeber muss Archimedes bereits die Inte- 
gralrechnong gekannt haben. (Voss. Ztg. 1907. WE E 


Se oe 
Paläetina. 


_ 118. Prof. E. Sellin hat Ausgrabungen auf dem 
Ruinenfelde von Jericho, bei dem Dorfe Er-Richa, 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juli 1907.) 390 


veranstaltet (в. No. 85, 110) und reiche Funde gemacht. 


Schon die obersten Schichten gehören der vorisraeliti- 
schen kanaanitischen Periode (2500—1800 v. Chr.) an. 
Der nördlichste der sieben Hügel, der zuerst systema- 
tisch untersucht wurde, enthielt eine gut erhaltene, 
grosse, kanaanitische, in drei Stockwerken aufgeführte, 
aus 17 Zimmern bestehende Burg. Die Seitenwände 
der meisten Zimmer, die Oefen, die steinerne Treppe, 
die vom Erdgeschoss durch die Stockwerke auf das 
Dach führte, waren noch erhalteu. Auf dem zweiten 
Hügel wurde ebenfalls eine Burg vorgefunden, deren 
Ecke bis jetzt freigelegt ist. Sie ist scheinbar noch 
massiver gebaut. Zwischen beiden Hügeln wurde die 
Stadtmauer konstatiert, eine 4 m hohe, 3 m dicke, 
auf steinernem Fundament ruhende Ziegelmauer, die 
ап oiner Stelle noch unversehrt war. Hinter diesen 
fanden sich in geringer Tiefe die Fundamente kana- 
anitischer Privathäuser, in denen die grossen Oel- 
krüge usw. noch in geordneten Reihen dastanden. — 
Sehr viele Einzelfunde wurden gemacht, besonders 
an Erzeugnissen der Keramik. Wichtig sind 3 Scherben 
mit Reliefdarstellungen von Gazellen und sie ver- 
folgenden Löwen, ein Krughenkel mit Löwenstempel, 
ein anderer mit Stempel in althebräischen Buchstaben; 
eine Anzahl Tontafeln, die offenbar zum Beschreiben 
bestimmt, aber nicht verwendet waren. 8. will die 
kaum einmonstige und doch so erfolgreiche Arbeit 
im nüchsten Winter in grossem Masestabe fortaetzen. 
(D. Litt.-Ztg., 25. Mai.) M. 
119. Im Gebiet des syrischen Waisenhauses in 
Jerusalem wurde durch Angehörige der dortigen 
evangelischen Mission eine interessante Grabanlage 
der hellenistischen Zeit gefunden Bei der 8 pag 
fand man zuerst in den Felsen gehauene Stufen and 
ein kleines Wasserreservoir, dann in einer Tiefe von 
ca. 2 Metern ein Felsengrab, dessen Eingang durch 
eine in Steinangeln laufende Tür verschlossen war. 
Aussen trug sie einen gut erhaltenen eisernen Ring, 
innen zwei eiserne Griffe. In der Mitte hatte sie 
einen Schlitz, in dem wohl ein hölzerner Riegel zum 
Oeffnen und Schliessen bewegt worden war. Als man 
die Tür öffnete, fand man in dem Grabraum 8 Paare 
von Troggräbern, je 2 auf jeder Seite der Kammer. 
In zweien dieser Troggrüber lagen Bleisärge noch 
mit ihren Deckeln bedeckt und mit Gebeinen gefüllt, 
die gesammelt und begraben wurden (!) Die Blei- 
sürge sind stark oxydiert. Einer, der durch seilartige 
Linien in Felder geteilt war, in denen Genienpaare 
(geflügelte Knaben) in Flachrelief dargestellt waren, 
zerfiel beim Herausnehmen vollständig. Der andere 
blieb in seinen Hauptteilen erhalten. Bei ihm sind 
die Felder von bandartigen Linien eingefasst und 
zeigen 8 lateinische Kreuze in Relief. Zur Zeitbe- 
stimmung kann dienen ein in dem Grabe gefundenes, 
diinnes, ca. Lem breites Goldband, das vielleicht za 
einem Stirnband gehörte, da es an den Enden je ein 
Loch hatte. In dieses Band ist ein mit einem Helm 
bedeckter menschlicher Kopf eingeprügt von etwa 
1,1 cm Durchmesser. Er gleicht in Grösse und Helm- 
art auffallend der Büste einer römischen Besterze 
und ist ausserordentlich deutlich. Ausserdem fanden 
sich eine Tonlampe, eine kleine silberne Gürtelschnalle 
nebst Schlussverzierung, und eine 9,5>xb om grossa 
Knochenplatte mit roher Schnitzerei einer nackten 
münnlichen Figur, die in der Rechten eine Taube 
hochhült. — Etwa 50 m von dem Grabe entfernt 
waren im letzten Jahre die Reste des wahrscheinlich 
zugehörigen Hauses und eine kleine Zisterne entdeckt 
worden. (Voss. Ztg.) М. 


391 (Ко. 7.) 


190. Die Grabungen in Boghazkði (Kappadozien) 
wurden im Mai von dem türkischen Museum unter 
der Leitung von Macridy Bey wieder aufgenommen 
und haben bereits wiederum eine grössere Anzahl von 
'l'ontafeln ans Licht gebracht. Auch Hugo Winckler 
ist wieder dort eingetroffen. M. 

121. Das archäologische Institut der Univ. Liver- 
pool hat eine Expedition nach Kleinasien entsandt, um 
das Gebiet der Chetiter zu erforschen und um Aus- 
grabungen an einigen in der Nähe einer alten Han- 
delsstrasse gelegenen Trümmerstätten zu veranstalten, 
wo H. Winckler jüngst die hettitischen Funde ge- 
macht hat. Sc 


Mesepotamien. 


122. Nach dem 33. Heft der Mitt. der Deutscheu 
Orient-Ges. wurde in Babylon das sehr komplizierte 
Mauersystem in der Nordwestecke und am Westrande 
der Südburg des Kasr weiter untersucht. Verschiedene 
sich kreuzende Mauerzüge verschiedener Bauperioden 
laufen hier durcheinander. Interessant ist ein aus 
dem massiven Mauerwerk herausgehauener Raum, der 
einem grossen babylonischen Tonsarkophag Unter- 
kunft gibt, und ein durch das Mauerwerk gearbeiteter 
Wasserdurchlass, der aus Asphaltquadern gebaut ist. 
Im Westen des Hügels fand sich ein gut erkennbares 
Gebäude aus persischer Zeit („Perserbau“ genannt), 
das, nach vielen herumliegenden Fragmenten zu ur- 
teilen, mit Fayence-Steinen reich geschmückt war. — 
Ein ost-westlicher Stichgraben westlich davon, bis 
zum Dorf Kuérich hin, zeigte, dass das Befestigungs- 
system aus grossen, dicken Mauern westlich auch über 
den Kasrhügel hinausreichte. Die weitere Verfolgung 
der hier gefundenen Mauern wurde auf später ver- 
schoben. 

198. In Assur wurde das Gebiet der Nordwest- 
ecke des Ruinenhügels weiter durch forscht und hier 
wie bisher Strassenzüge, Privathäuser und Gräber 
mit Kleinfunden, sowie das Festuugsmauersystem fort- 
schreitend aufgedeckt. Ferner wurden die Befesti- 
gungswerke am Westrande des Hügels auf etwa 150 m 
Länge südlich des Gurgurritores untersucht. Erst 
von der Weiterführung dieser Grabung ist ein genaues 
Bild über die Bedeutung der bierbei freigelegten 
Mauerzüge zu erwarten. — Das wichtigste Ergebnis 
der Grabungsperiode war aber die Freilegung des bit 
akit séri, des Neujahrsfesthauses Assure, wie mehrfach 
gefundene Inschriften das betr. Gebäude bezeichnen. 
Dasselbe wurde in der Ebene nordwestlich und 200 m 
weit von dem eigentlichen Ruinenhügel Assur avf- 
gedeckt. Es ist bau- und religionsgeschichtlich hoch- 
interessant. Abweichend von allen früher bekannten 
Bauten bestehen die Fundamente ganz aus regelmüssig 
behauenen Steinquadern von gewaltigen Dimensionen. 
Ausserdem zeigt der rechteckige grosse Innenhof des 
(rechteckigen) Gebäudes parallel den Längswänden 
eine Gliederung seines Raumes durch zwei Reihen 
quadratischer Pfeiler, etwas für Babylonien-Assyrien 
ganz Ungewöhnliches. Ferner ist das ganze Gebäude 
aussen von Gartenanlagen umgeben, die auch einen 
Teil des Innenhofes erfüllen und, soweit noch er- 
halten, ca. 17 300 qm Fläche bedecken. Diese An- 
lagen machen sich erkennbar durch in regelmässigen 
Reihen angebrachte, zum Teil in den Felsboden ge- 
hauene ca. 1'/, m tiefe Pflanzgruben. Die einzelnen 
Gruben sind wieder durch Kanüle verbunden, so dass 
ein regulüres Bewässerungssystem entsteht. — Klein- 
funde sind zahlreich wie immer: Tontafeln ver- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Juli 1907.) 392 


schiedener Art, Grabbeigaben, Tongefässe, Kupfer- 
ringe, Rosetten, Siegelzylinder usw. M. 


194. In der Sitzung der Acadómie des Inscrip- 
tions vom 24. Mai wurde eine Pause de Morgans vor- 
gelegt, die von einem neuen in Susa gefundenen 
Fragment griechischer Keramik gemacht ist. Es ist 
ein Stück einer grossen Vase, die geschmückt ist mit 
den Figuren kimpfender Hopliten. Die Umrisse der 
Porsonen sind in Weiss angegeben. Es handelt sich 
zweifellos um Linien, die in das Schwarze eingerissen 
sind. Der Stil würde demnach entsprechen dem der 
attischen oder jonischen Amphoren des 6. Jahrhunderts. 
Die Vase ist danach ein Beweis für Handelsbeziehungen 
zwischen Griechenland und dem persischen Reich in 


jener Zeit, wenn man nicht annehmen will, dass gie 


aus Plünderungen jonischer Stidte durch die Armee 
des Darius stammt. 
(Chronique des Arts, 1. Juni.) M. 


Mitteilungen. 


Der XV. Orientalistenkongress wird im 
August 1908 in Kopenhagen tagen. Es sollen 
folgende 7 Sektionen gebildet werden: eine indo- 
germanische, eine indo-iranische, eine ostasiatische, 
eine semitische, eine ügypto - afrikanische, eine 
griechisch-orientalische, eine ethnographisch-folklor- 
istische. Der Vorsitzende ist V. 1 homsen (St. Knuds 
Vej 36), der Schatzmeister I. Glückstadt (Holmens 
Kanal 12). Der Mitgliedsbeitrag beträgt 20 or 


Hus Gelehrten Gesellsehaften. 


In der Versammlung der Americ. Oriental Society 
(Philadelphia, April) sprachen Prof. M. Bloomfield 
über den Rigveda, Prof. L. H. Mills über den Ein- 
fluss der Ahuna Vaizya-Lehre auf das christliche Logos- 
dogma, Prof. M. Jastrow über die auf der Leber- 
schau basierende babylonische Wissenschaft der Di- 
vination, Fri. M. Morris über Verbindung zwischen 
Magie und Moral auf Borneo, Prof. Johnston über 
babylonisches Postwesen und babylonische Privat- 
briefe, Prof. P. Haupt über das Wort ,Cabinet* 
(das er aus dem Semitischen ableitet). Sch. 


Am 6. Juni hielt in der Gesellschaft Orient and 
Occident in Breslau Prof. Nickel einen Vortrag über: 
„Hammurabis Gesetzbuch und sein geschichtlicher 
Hintergrund“. M. 


Personalien. 


Dr. F. Stählin hat sich an der Universität Basel 
für alte Geschichte habilitiert. 

Prof. H. Oort an d. theol. Fakult. (AT) Amster- 
dam ist in den Ruhestand getreten. Zum Nachfolger 
ist der Prof. an der Univ. Groningen Dr. G. Wilde- 
boer ernannt worden. 

Ernest Lindl in München ist dort zum Extra- 
ordinarius fir semitische Sprachen ernannt worden. 


898 [No. 7.) 


Zeitsehriftensehau. 


The Academy 1907. 

1826. V. A. Smith, Catalogue of the Coins in the 
Indian Museum, bespr. v. — О. Balley, The Religion 
of Ancient Rome, bespr. v. — 


Acad. d.Inscript. et Belles Lettr. (Paris) 1907. 
Febr. R. P. Delattre, L’area hrótienne et la ba- 
siligue de Meidfa, & Carthage. 


Annales du Service des Antiquités de 
l'Épypte, Tome 7, fasc. 2. 

A. Barsanti, Rapport sur les travanx exécutés à 
Edfou [Kom Ombo, el-Kab] en 1902--5, réparations 
et consolidations (6 Tf.); ders., Sur la découverte des 
restes d'un petit couvent Copte prés de Zaouyet el 
Aryan; Sobhi Effendi Arif, Découverte d'une tombe 
chrétienne près de Samallout [koptisch, wertvolle 
Statue, Tf]; S. Effendi Arif [Nekrolog]. G. Da- 
ressy, Un poignard du temps des rois pasteurs (Ті; 
der berühmte Dolch mit dem Namen Apop, Neb- 
chopsch (?) -r£]; A. E. P. Weigall, Report on the ex- 
cavation of the funeral temple of Thoutmosis III at 
Gurneh, [genannt Hnkt- nh; wenige Inschriften]. 
G. Maspero, Sur un scarabée de Sabacon [in Syrien 
gefunden; mit Auspielung ап? asiat. Kriege]. C. С. 
Edgar, Tombs at Abou Billou [römisch]. . Breccia, 
Note epigrafiche |griech.]. E. Baraize, Sur quelques 
travaux de consolidation exécutés en février et mars 
1906 [in Deir el Bahri] G. Elliot Smith, An ac- 
count of the mummy of a priestess of Amen, suppo- 
sed to be Ta-usert-em-suten-pa (incorporating a de- 
tailed account of the wrappings by А. С. Mace and 
some archaeological notes by G. Daressy), [interessante 
Feststellung der Einbalsamierungsmethode]. G. Le- 
grain, Notes d'inspection: 37, Sur le temple Manakh- 

ir-ri-heng-ankh (oben von Weigall ausgegraben], 
sur le premier prophète d'Amon Harmakhoati et 
quelques-uns de ses contemporains [Dyn. 25]. 


Fasc. 3. G. Schweinfurth, Die Entdeckung des 
wilden Urweizens in Palästina [des wilden Emmers]. 
C. O. Edgar, Report on an excavation at Toukh el 
Qaramous, [bedeutende Nachlese des Gold- und Silber- 
fundes]. G. Lefebure, Une chapelle de Ramses П à 
Abydos. E. Breccia, Un gruppo di Dionysos e fauno 
rinvenuto in Alexandria. G. Legrain, Deux stóles 
inédites [Jahr 8 des Tandamani іп Theben!] Legrain, 
Sur quelques monuments d'Amenóthes IV provenant 
dela cachette de Karnak. Ahmed Bey Kamal, Rap- 

ort sur quelques localitós de la Basse Egypte: 
lieh = Ehw ou Rhw-(ntr?) Hermopolis; Tell el 
Mokdam = Léontopolis; Mahallah el-Kobra; Toll- 
Faraoun. — L. Barry, Notice sur quelques pierres 
gnostiques (mit Zaubersprtichen). W. Spiegelberg. 
achlese zu den demotischen Inschriften des Cata- 
logue général etc. (Bilingue aus Karnak etc.). (Mas- 
ero u.) А. Barsanti, Fouilles de Zaouiet el Aryän 
(Gebäude eines Königs Nefer-ka, Dyn. 2 oder 3; 

7 Graffiti). 


Arohiv f. Slav. Philol 1907. 

XXIX, 1. J. Franko, Wie man slavische Mytho- 
logie macht (Weltschöpfung u. ai — J. Karasek, 
Blavische Literaturgeschichte, beepr. v. J. Grafenauer 
u. D. Proháska. 


. Poe 

o. 100. N. Terzaghi miraggio dell' Odissea 
(Ph. Champault, Phéniciens et Grecs en Italie d'a- 
près l'Odyssóe, bespr.) 


OBRIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Juli 1907.] 894 


The Athenaeum. 1907. 

4161. J. H. Breasted, Ancient Records of Egypt., 
bespr. v. — N. Buxton, Europe and the Turks, bespr. 
v. — W. Crooke, Natives of Northern India, bespr. v.— 

4152. E. A. W. Budge, The Egyptian Südán: its 
history and monuments, bespr. v.) — St. Lane-Poole, 
history of mediaeval India, bespr. ? 

4164. А.Н. Sayce, Aramaic papyri discovered at 
Assuan, bespr. v.? 


Beilg. s. Mtinoh. Allg. Zeitg. 1907. 
104. R. Sch., Die armenischen Handschriften der 
Tübinger Universitätsbibliothek. 


Berl. Philol. Wochenschr. 1907. 

20. L. Borchardt, Zur Baugeschichte des Amons- 
tempels von Karnak, bespr. v. F. W. v. Bissing. 

21. S. Reinach, Cultes, mythes et religions T. II, 
bespr. v. O. Gruppe. 

22. W. B. Smith, Der vorchristliche Jesus nebst 
weiteren Vorstudien zur Entstehungsgeschichte des 
Urchristentums, bespr. v. Soltau. 

23. K. Sethe, Urkunden der 18. Dynastie, H. 4, ö, 
bespr. v. F. W. v. Bissing. — W. Belck, Die Stele von 
Kel-i-schin, bespr. v. P. Jensen. 

24. A. Wünsche, Schöpfung und Stindenfall des 
ersten Menschenpaares im jüdischen und moslemischen 
Sagenkreise, bespr. v. B. Meissner. 

25. W.v. Landau, Beitráge zur Altertumskunde 
des Orients V, bespr. v. B. Meissner. 


The Biblioth. Saora. 1907. 

254. E. M. Merrins, The patience of Job. — 0. 
Н. Hitchcook, The bible and recent science. — L. 
H. Mills, Zarathustra, Philo, the Achaemenids, and 
Israel, bespr. v. ? — C. A. Briggs, Critical exegetical 
commen on the book of psalms, (u.) H. B. Pratt, 
Studies in the book of Genesis, bespr. v.? 


Blätter f. d. Gymnasial-Schulwesen. 1907. 

XLIII, ба. 6. H. Freiherr e Soden, Die Schriften 
des Neuen Testaments in ihrer ältesten erreichbaren 
Textgestalt hergestellt I. 2, bespr. v. O. Stühlin. 


180% m: Bibliogr. et Pédagg. du Musée Belge. 


IX, 5. E. Pottier, Musée du Louvre. Catalogue 
des vases antiques de terre cuite III, bespr. v. 
Th. Simar. 


Olassical Philology. 1907. 

II, 1. Ch. Knapp, Travel in ancient limes as 
seen in Plautus and Terence, — K. Altendorf, Aesthe- 
tischer Kommentar zur Odyssee, bespr. v. J. A. Scoth. 
— R. G. Kent, A history of Thessaly, from the ear- 
liest times to the accession of Philip V of Macedonia, 
bespr. v. C. Bonner. 

2. J. B. Carter, The religion of Numa and other 
essays, besp. v. S. B. Platner. 


Comptes Rendus. 1907. 

Février. Sitzungen der Académie des Inscriptions 
et Belles-Lettres im Februar 1907. — Rapport du 
Secrétaire perpétuel de ГАс. des Inscr. sur les tra- 
vaux des commissions de publication de cette Aca- 
dómie pendant le second semestre de 1906. — De- 
lattre, L'area chrótienne et la basilique de Meidfa, 
à Carthage. 


Oorrespondenzbl. d. Dt. Ges. f. Anthrop. 


1907. 
2. Pfuhl, Die Urbewohner Griechenlands. 


895 |Мо. 7.) 


Deutsche Lit.-Zeit. 1907. 
6. G. Aicher, Das alte Testament in der 
Mischna, bespr. v. O. Holzhey. — J. Richter, Die 
o Weiss und ihre Erfüllung, bespr. 
v. H. Rinn. — . Müller, Semitica, Sprach- und 
rechtsvergleichende Studien, bespr. v. G. Weber. 
7. K. Sethe, Urkunden der 18. Dynastie 9. und 
10. Heft, bespr. v. H. О. Lange. 


Deutsche Rundschau. 1907. 
9. Н. Brentano, Kugejr 'Amra. 


Eonpeptc dyarodoyınn 1906. 
1.2.T. Zumpuddrg, Ех 1 “Ех тарбу ic Alrwalac. 


Folk-Lore. 1907. 

XVII, 1. A. B. Cook, The European e Kee ҮШІ. 
The Celts. — Н.Н.8 oer, The powers of evil in Je- 
rusalem. — Abiose, Some West African customs. — 
C. F. Jayne, String figures. A study of cat’s-cradle 
in many lands, beepr. v. W. Rivers. — A. Wiedemann, 
Alt&gyptische Sagen und Märchen, bespr. v. Н. R. 
Hali. — O. Ohavannes, Le cycle turc des Douze Ani- 
maur, bespr. v. W. Crooke. 


Jahrbuch d. К. Dt. Archäol. Inst. 1907. 

XXII, 1. Krencker, Die Aksum- ition (Vor- 
trag in der Sitzung der Arch. Ges. zu Berlin im De- 
zember 1906). 


Lit. Rundsoh. f. d. kathol. Deutschl. 1907. 

4. V. Zapl Das Buch Kohelet kritisch und 
metrisch unters., bespr. v. J. Kley. — A. Harnack, 
Militia Christi. Die christliche Religion und der Sol- 
datenstand in den ersten drei Jahrhunderten, bespr. 
v. A. Bigelmair. — Ph. Kneib, Die „Jenseitemoral* 
im Kampfe um ihre Grun bespr. v. А. Koch. — 
F. Leitner, Der gottesdienstliche Volksgesang im jü- 
dischen und christlichen Altertum, bespr. v. R. 
litor. — H. Brewer, Kommodian von Gaza, bespr. is 
M. Besson. 


Literar. Zentralbl. 1907. 

20. J. Ziegler, Der Kampf zwischen Judentum 
und Christentum in den ersten 3 Jahrhunderten, 
bespr. v. V. 8. — G. Hölscher, der Sadduzäismus, beepr. 

v. -rl-- — K. D. Macmillan, Some cuneiform tablets 
bearing on the religion of Babylonia and eis 
bespr. v. O. Weber. — P. E. Newbery, Scarabs, An 
introduction to the study of egyptian seals and sig- 
net SE bespr. v. G. Rdr. 

J. Horovitz Babel und Bibel. Randglossen 
au iai beiden Vorträgen Delitzsch’s, bespr. v. C. B. 
— E. Lidén, Armenische Studien, bespr. v. J. Karst. 

22. C. Beccari, Rerum Aethiopicarum scriptores 
occidentales inediti a saeculo XVI ad XIX. Vol. IV: 
P. Emmanuelis Barradas, bespr. v. Nachod. 


Mitteil. a. d. Histor. Lit. 1907. 

XXXV, 1. Programmenschau: Paape, Ueber die 
Heimat der Arier und die der Ostgermanen, bespr. 
v. F. Hirsch. — А. Schaube, Handelsgeschichte der ro- 
manischen Vëlker des Mittelmeergebiets bis zum Ende 
der Kreuzztige, bespr. v. W. Martens. — A. Cartellieri, 
Philipp II. August, König von Frankreich. II. Der 
Kreuzzug, bespr. v. R. Mahrenhol Itz. 


Mitteil. u. Nachr. d Dt. Pal-Ver. 1907 
8. Eberhard, Die neuen Lehrpläne in den türkischen 
X Palüstinas, — Simonsen, Die Ag- 


über „Milch und Honig“. — J. Benzinger, Der 
— E. Baumann, 


asserspiegel des Toten Meeres. 
N. F. 8. 1906. 


Aus Revue Biblique International. 


ORIENTALISTISCHE LITTEKRATUR ZEITUNG. 


(Jali 1907.] 896 


CAET A E aoe dg mn bey bo 1907. 
1. J. Wellhausen, Noten zur Apostelgeschichte. 


Nature. 1907. 

No. 1958. Russian geographical works (besonders 
über Asien). 

No. 1962. B. Modestov, Introduction à l'histoire 
romaine. Aus dem Russischen (übersetzt, bespr. v. 
E No. 1568. d. C. Pi Fey 

o.1 ier, tian antiquities in the 
Pier collection, bespr. v. 54 


T Poulsen, Nyt f. gne ne 
oulsen om det gamle Kreta. 
H. Roeder, Papyrusfunde i El-Hibeh. 


Philologiae Novitates. 1907. 

1. A. Hoffmann-Kutschke, Pasage und Perse- 
polis. (Murghab = Parsagadae; Persepolis vielleicht 
= Portipa [Partipara]) — P. Jensen, Das Gilgame- 
schepos, bespr. v. Erbt. — 0. Weber, Literatur der 
Babylonier und Assyrer, bespr. v. Ungnad. 


Preuss. m 1907. 

LXXXI, 3. P. Rohrbach, Die Eisenbahnen Afri- 
kas. — H. Gunkel, Die israelitische Literatur (in 
Bd. I der „Kultur ‘der Gegenwart"), (u.) Derselbe, 
Elias, J ahve und Baal de Are tliche Volke- 
bücher II, 8), bespr. v. F 


Protest. Monatssoh. 1907. 

XI, 4. O. Pfleiderer, Zur neuesten Evangelien- 

Sitsgsber. d. К. Pr. Ak. d. W. 1907. 

A. Harnack, Ueber die 1 in der Apostel- 
eschichte des Lukas. — A. Erman, Zur ägyptischen 


5 ung: 
K. Müller, Die „persischen“ Kalender- 
iiie im chinesischen Tripitaka (mit Tafel). 


Sphinx. 1907. 

X. 8—4. 8. 141. Pellegrini, Piccoli testi copto- 
ва idici del Museo archeologico di Firenze (17 Ostraka, 
2 kleine Papyri, vermutlich aus Theben). — 160. 
Foucart, erches sur les cultes d'Heli 
(über das Sonnenheiligtum von Abusir und die en- 
barken). — 226. Besprechungen: Foucart eingehend 
über von Bissing, Denkmäler üpyptischer Skulptur 
Lieferung 1—8 (sehr elobt). — 239. Deuxiéme 
Congrés international d’Archéologie (in Kairo 1909). 


Stimmen aus Maria-Laach. 1907. 

4. A. Steinmann, Die Abfassungszeit des Galater- 
briefes bespr. v. J. Knabenbauer. — D. Mercier, 
eee I. Bd. Uebers. v. L. Habrich beepr. v. 


Theolog. Lit.-Berioht. 1907. 

6. Palistinajabrbuch, hrsg. v. Dalmann, 2. Jahrg., 
bespr. v. Oettli. — W, Bousset, Die Religion des Juden- 
tums im neutestamentlichen Zeitalter, bespr. v. Riggen- 
bach. — E. König, prop eta осон паа 
tum, bespr. v. Oettli. — A. Schlatter, ichte 
Israels von Alexander dem Grossen bis Hadrian, 
2. Aufl, bespr. v. Jordan. — H J. Holtzmann, Das 
messianische Bewusstsein Jesu, bespr. v. Barth. 


Theol. Lit.-Blatt. 1907. 

16. А. Klostermann, Beiträge zum Verständnis 
des Pentateuch I. 

17. A. Klostermann, Beiträge zum Verständnis 
des Pentateuch П. — О. Procksch, Das nordhebrüische 
Sagenbuch, die Elohimquelle, übersetzt und unter 
sucht, bespr. v. H. Stocks. 


897 (Мо. 7.) 


18. EE ere für protestantische Theo- 
logie, 8. Aufl. Band 18, bespr. v. N. Bonwetsch. — 
S. Kennedy, The note-line in the hebrew scriptures, 
commonly called Paseq, bespr. v. Ed. König. 


Reoueil de Travaux, vol. 19, liv. 1—2. 

G. Jéquier, Notes et remarques. Le roi Sa- -U. 
(— Zoser?), Une haute fonction sous l'ancien empire 
(Оппа 40 = chef de ceux quiportent les 2 attributs 
nobiliaires —??]; Karabina = Ouady Rayan [??]. 
La stàle de Tanontamon, note additionelle [zu Я 

27,170]. — J. Baillet, Les noms de l'esclave en 6 
tien. — Raymond Weill, Notes sur les monuments de 
la période Thinite: „Siti“ est-il bien un nom royal 
KS König der 1. Dyn. „Gebirgsmann‘“ sei = Den]; 
erabsen et Sekhemab sont deux Horus différentes. 
Le nom royal de Sekhemab [,Perenmat"?) L'Horus 
„Narou“ == roi Mer. L'Horus „Zer“ = roi Ka. For- 
mes anciennes du „Titre d'or". Evolution primitive 
du protocole pharaonique. Le titre [þtmy stn]. Olas- 
sification monumentale des Thinites. Le nom du 
,viguoble sacré“ sur les cylindres [Zusammenstellung]. 
Le titre [hry-s:]. — W. Spiegelberg, Zur Geschichte 
des Tempels des Harkentechthai zu Athribis [erwähnt 
Harris I, 59, 8; dazu:] Bemerkung zu ,Jwj-mjkj" 
‚schützen u. schirmen“ von Tempelimmunität]. — 
Moret (et L. Boulard), Donations et fondations en 
droit ógyptien (commentaire des inscriptions de Mten; 
acte de fondation par un dignitaire, de la cour de 
“А travers la vocalisation tienne (la vocalisation 
multiple des infinitivs égyptiens). Maspero, Notes 
sar le conte du naufragó [die Schifferausdrücke darin]. 
C. Mauss, La colonne du temple élamite de Chouchinak. 


Revue Bleue. 1907. 
20. F. Dubief, Le chemin de fer de Bagdad. 
24. F. Dubief, Le chemin de fer de Bagdad. 


Revue Oritique. 1907. 

15. A. Grotenfeld, Geschichtliche Wertmassstäbe 
in der Geschichtsphilosophie bei Historikern und im 
Volksbewusstsein, bespr. v. E. Tzz. — E. Kalinka, An- 
tike Denkmäler in Wén ініден bespr. v. R. Cagnat. — 
K. Bücher, Die Entstehung der Volkswirtschaft; L. 
M. Hartmann, Ueber historische rigide, tcn 
v. H. Hauser. — W. Wackernagel, Poetik, Rhetorik 
und Stilistik, bespr. v. L. R. 


Rev. des Deux Mondes. 1907. 
. m B. Pinon, La question de la Mace- 


Revue Histor. 1907. 

XCIV, 1. G. Oahen, Les relations de la Russie 
avec la Chine et les ponpies limitrophes à la fin du 
XVIIe siócle et dans le premier quart du XVIIIe. — 
H. Delbrück, Geschichte der Kriegskunst im Rahmen 
der politischen Geschichte, bespr. v. Ch. Lécrivain. — 
P. D. Ohantepie de la Saussaye, Manuel de l'histoire 
des religions, (u.) L. Duchesne, Histoire ancienne de 
"gli г. v. А. Loisy. 


Bömischa lsohr. 1907. 
1. A. Baumstark, Die Ausgrabungen am Menas- 
Lleinere Mitten 8 bericht (Die 

einere itteilungen, ungsberi ie 
jüdische Katakombe in Rom). T 


The Saturday Review. 1907. 
No. 2692. A. F. Calvert, Shall the Alhambra 


perish? 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juli 1907.) 898 


Theolog. Liter.-Zeit. 1907. 
9. О. Riess, Atlas scripturae sacrae, bespr. v. 
on — Biblia зонама = A. men 1 
rophetarum, r. v. S. Poznafiski. — hr 
— Kar? Ee i a. ann 
bespr. v. Giesebrecht. — H. Ap ie ig hem i 
des &thiopischen Henochbnohes, bespr. v. E. Schürer. 
— U. Coppens, Le is de Oaiphe et le nouveau 
jardin Saint Pierre, r. v. K. З 
10. A. Gordon, Die Bezeichnungen der Penta- 
teuchischen Gesetze, bespr. v. О. Steuernagel. — R. 
Б. M. A. Ottley, The Book of Isaiah, r. v. Eb. 
Nestle. — W. Moller, Die messianische 
der vorexilischen Propheten, bespr. v. F. Giesebrecht, 
— M. Löhr, Alttestamentliche Religionsgeschichte, 
bespr. v. id. — P. Ewald, Die Briefe des Paulus an 
die Epheser, Kolosser und Philemon, r. v. W. 
Lueken. — F. J. Bonnassieux, Les Evangiles syn 
tiques de Saint Hilaire de Poitiers, bespr. v. 
Jülicher. — W. Lütgert, Das Problem der Wissen- 
schaft in der vorchristlichen Synagoge, bespr. v. Nieber- 
ll. — J. Theodor, Bereschit Rabba HI, bespr. v. 
. Bischoff. — I$ó'yahb III Patriarcha liber épisto 
edd. R. Duval, bespr. v. Eb. Nestle. — J. A. Pargoire, 
L'église byzantine de 527 à 847, bespr. v. Ph. Meyer. 
— N. Misasch, Das Kirchenrecht der morgenländischen 
Kirche, bespr. v. id. 


Theol. Revue. 1906. 

16. J. Meinhold, Sabbat und Woche im alten 
Testament, bespr. v. Hehn. 

16. J. Benzinger, Geschichte Israels bis auf die 
griechische Zeit, (u.) 8. Jampel, Die Wiederher- 
stellang Israels unter den Acbümeniden, bespr. v. 
M. Faulhaber. 

17. G. Mir дерімен Die Astronomie im alten 
Testament, deu von W. Lübke, bespr. v. J. Hehn. 
— N. Schldgl, Die Bücher Samuelis, bespr. v. W. 
Engelkemper. — A. Harnack, Die Mission und die 
Ausbreitung des Christentums in den ersten drei 
Jahrhunderten. 2. Aufl, bespr. v. Н. Koch. 

18. H. L. Strack, Die Genesis übersetzt und 
ausgelegt, bespr. v. V. Zapletal — Е. Hore, Die 
hebrüische Bauweise im alten Testament, bespr. v. 
J. Doller. 

19. G. Hölscher, Kanonisch und Apo h, bespr. 
v. W. Fell. — C. Steuernagel, Hebräische tik, 
2. Aufl., (u.) Derselbe, Methodische Anleitung sam 
hebräischen Sprachnuterricht, bespr. v. О. Holzhey. 

1907. 1. W. Barry, The tradition of soripture, 
its origin, authority and interpretation, bespr. v. 
A. Bludau. — G. Hobery, Moses und der Pentateuch, 
bespr. v. J. Nikel. 

2. V. Zapletal, Das Buch Kohelet kritisch und 
metrisch untersucht, übersetzt und erklärt, besp. v. 
F. Feldmann. 


Theolog. Rundschau. 1906. 


R. Kittel, Biblia hebraica, (u.) A. E. 
N. Mc Lean, The old testament in greek, (u.) F. Buhl 
und H Zimmern, W. Gesenius’ hebräisches Hand- 
wörterbuch, 14. Aufl. K. Feyerabend, Taschenbuch 
der hebräischen und deutschen Sprache, (u.) C. Steuer- 
nagel, Hebrüische Grammatik, 2. Aufl. (u.) Derselbe, 
Methodische Anlei zum hebräischen Sprachunter- 


richt, (u.) H. L. 8 Hebräisches Vokabularium). 
1907. X,4. C. Clemen, Harnacks „Lukas der Arzt“. 


— J. Benzinger, Geschichte Israels bis auf die grie- 
chische Zeit; E. Meyer, Die Mosessagen und die 
Leviten; igionsgeschichtliche Volksbücher, II 7: 


399 [No. 7.) 


G. Beer, Saul, David, Salomo; E. Nagl. Die nach- 
davidische Königsgeschichte Israels; Bibl. Studien, 
herausg. v. Bardenhewer, IX 6. Theresia Breme, 
Ezechias und Senacherib; W. Erbt, Die Hebräer. 
Kanaan im Zeitalter der hebr. Wanderung und hebr. 
Staatengründungen; S. Jampel, Die Wiederherstellung 
Israels unter den Achämeniden; Religionsgeschichtl. 
Volksbücher, II 2: F. Küchler, Hebrüische Volkskunde; 
Th. Engert, Ehe- und Familienrecht der Hebräer, 
bespr. v. Meinhold. — 0. Erbes, Der Antichrist in 
den Schriften des N. Ts.; J. Wellhausen, Zur apoka- 
‘lyptischen Literatur; Н. Gunkel, Zum religionsge- 
schichtlichen Verständnis des N. Ts.; — D. Völter, 
Die Offenbarung Johannis neu unters.; J. Weiss, Die 
Offenbarung des Johannes; W. Bousset, Die Offen- 
barung Johannis; A. Jülicher, Einleitung in das N. T.; 
W. Schmiedel, Evangelium, Briefe und Offenbarung 
des Johannes nach ihrer Entstehung und Bedeutung; 
P. Fiebig, Die Offenbarung des Johannes und die 
jüdische Apokalyptik der rómischen Kaiserzeit, bespr. 
v. À. Meyer. 


Theolog. Studien (Utrecht) 1907. 

XXV, 2. A. v. Valdhuizen, Vele Muschjes te 
boven (1. Matth. 10: 31 = Luk. 12:7). — id., De 
allesten flesch (Mark. 14:3). — Het Oude Testament 
naar de Leidsche vertaling met verkorte inleidingen 
— bewerkt door J. Hooijkaas bespr. v. L. H. K. 
Bleeker. — W. H. v. d. Sande Bakhuijzen, Evangeliön 
buiten het Nieuwe Testament, bespr. v. J. M. S. 
Baljon. — A. Noordtzij, De Filistijnen: hun afkomet 
en geschiedenis, bespr. v. F. J. v. d. Ham. 


Theol. Stud. u. Kritik. 1907. 

2. Böschoff, Die Wanderung Israels in der 
Wüste mit besonderer Berücksichtigung der Frage 
»Wo lag der Sinai?“ — G. Kittel, Zur Erklürung von 
Röm. 3, 21-26. — Müller (Thurgau), Emendationen 
zu Hab. 1, 9; Zeph. 1, 14b, 3, 17; Ps. 141, 7. 


T'oung Pao. 1907. 

1. A. Forke, Ein islamisches Traktat aus Tur- 
kistan. — Bonifacy, Étude sur les Tày de la Riviére 
Claire, Au Tonkin et dans la Chine méridionale. — 
O. Frankfurter, A proposed change in the Siamese 
era Chulasakaraj 1000 (A. D. 1000). — S. Lévi, Les 
éléments de formation du Divyävadana. — Ch. Herring, 
Western Tibet and the British Borderland the Sacred 
Country of Hindus and Buddhists with Account of 
the Government Religion and Customs of its Peoples, 
bespr. v. L. Finot. — E. Mymonier et A. Cabaton, 
Dictionnaire chamfrangais, bespr. v. id. 


Le Tour du Monde. 1907. 

XIII, 12. Le Télégraphe entre le Sud Algérien 
et le Touat. — R. Kann, Voyages et Combats dans 
le Sud des Philippines. — Labadie-Lagrave, Le Rap- 
prochement de l'Afghanistan et de l'Angleterre et la 
visite de l'Emir au vice roi de l'Inde. 

18. P. de Myrica, A travers l'Océanie centrale 
(Fidji, Wallis, Futuna). — Les complications de race, 

e religion et d'Instruction dans l'empire russe. 

14. P. de Myrica, A travers l'océanie centrale. 
— Le guet-apens de Marrakech etl'occupation d'Oudjda. 

15. H. de Mathuisieulx, La Cyrénaique. 


The Westminster Review. 1907. 

CLXVII, ó. W. M. Leadman, Religion and Emo- 
tionalism. — J. B. Mayor, The Epistle of Inde and 
the Second Epistle of Peter. Greek Text, with In- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Juli 1907.) 400 


troduction Notes and Comments; E. Nixon a. H. R. 
Steel, The Bible Reader I, bespr. v. —. 


Wochenschr. f. klass. Philol. 1907. 

13. W. Wrede. Das literarische Rätsel des Hebrüer- 
briefes, bespr. v. W. Soltau. — J. Gabrielssohn, Ueber 
die Quellen des Clemens Alexandrinus, besp. v. J.Drüseke. 


W. 2. K. M. XX, Heft 4. 


A. Jahn, Agyptolog. Miszellen: it und ¿tf „Vater“ 
Ersteres sei Defektivschreibung]. Die Gruppe „swtn 
(du) hip“ [das „du“ sei Determ.]. Lautwert der 
Hieroglypben (Jodh und Aleph]. Das hieroglyphische 
Aequivalent für das koptische uém usw. „manducare“ 
[веі alt wn, später „Im“!]. Die ägypt. Fragepartikel 
"b (sei wie arab. és in „was?“ -+ Ding zu zerlegen!!]. — 

&thaniel Reich, Aegyptolog. Studien. Eine neue 
Bezeichnung der 1. Pers. sing. masc. gen. im Aegypt., 
zugleich ein neuer Beweis für die prothume Nieder- 
schrift des Pap. Harris No. 1 [die Mumie!!| — Zur 
Geschichte der starken frikativen Kehllaute im 
Aegyptischen [(h und b; h sei alt „g oder g“, b „ё 
oder £^ gewesen!]. 


Zeitschr. £ Bildende Kunst. 1907. 
XLII, 9. J. Strzygowski, Amra und seine 
Malereien. 


Zeitschr. d. Dt. Pal-Ver. 1907. 

XXX, 3 u. 4. E. Graf von Mülinen, Beiträge 
zur Kenntnis des Karmels. — E. Nestle, Gebratener 
Fisch und Honigseim. Eine Anfrage. — E. Nestle, 
Auf der Suche nach Salim. — C. Mommert, Der 
Teich Betsaida beim Pilger von Bordeaux. — F. H. 
Weissbach. Die Inschriften Nebukadnezars II. im 
Wadi Brisa, bespr. v. R. E. Brünnow. — C. Brockel- 
mann, Semitische Sprachwissenschaft, (u.) G. Graf, 
Die christlich- arabische Literatur bis zur fränkischen 
Zeit, (u.) Palüstinajahrbuch des Dtach. Ev. Instituts 
für Altertumswissenschaft in Jerusalem I, bespr. v. 
Н. Stumme. — Palüstinajahrbuch des Dtsch. Ev. Inst. 
in Jerusalem II. (u.) H. H. Graf von Schweinitz, In 
Kleinasien, bespr. v. C. Steuernagel. 


Zeitschr. f. d. Dtsch. Unterricht. 1907. 

ХХІ 4 und b. J. К. Brechenmacher, Friedrich 
der Grosse und der Müller von Sanssouci (leitet den 
Ursprung der Sage aus den orientalischen Erzáhlungen 
über Chosroes I in Iácüt's Wörterbuch her). 


Zeitschr. f. Ethnologie. 1906. 

XXXVIII, 6. F. v. Luschan, Bericht über eine 
Reise in Südafrika (speziell über die Hottentotten, 
ihre etwaigen Beziehungen zu den Hamiten usw., 
ferner über die Altertümer von Rhodesia mit ener- 
gischer Widerlegung des Peter'schen Standpunktes, 
besonders durch den von Prof. Schüfer geführten 
Nachweis, dass die in Südafrika gefundene Ägyptische 
Figur eine der vielen Fälschungen ist). — Heinrich 
Schäfer, Die angebliche ägyptische Figur aus Rho- 
desia (zugleich mit dankenswerten Ausführungen 
über Pewenet und Schös). — Im Anschluss an den 
Luschan’schen Vortrag ausführliche Diskussion, in 
der unter anderem gegen die Verwertung des Namens 
„Hamitisch“ protestiert wurde. Sofern dieser Pro- 
test sich gegen die Verwendung der Namen 
Ham und Japhet als Spracheponyme richtet, ist er 
ja prinzipiell berechtigt, wir haben aber noch keine 
andere Terminologie! D. f.). — А. v. Schweiger- 
Leschenfeld, Werden und Vergehen im Völkerleben, 
bespr. v. Ed. Hahn. 


Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg 1. Pr., Schónstr. 18 a I. 
Verlag u. Expedition: Wolf Peiser Verlag, Berlin S., Brandenburgstr. 11. 
Druck von Мах Schmersow vorm. Zahn & Baendel, Kirchhain N.-L. 


Orientalistische 


Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 


von 


Erscheint 
am 15. jedes Monats. 


= 


Е. Е. Peiser. 


Berlin. 
Wolf Peiser Verlag, 


Bestellungen nehmen entgegen: die Verlagsbuchhandl 
bandlungen und Postämter (unter Nummer 6101). -- 


Abonnementspreis 
vierteljährlich 3 Mk. 


, Berlin 8., Brandenburgstr. 11, sowie alle Buch- 
erate die zweigespaltene Petitseile 80 Pf.; bei 
Assigung. 


Wiederholungen und grösseren Anseigen Erm 


| 10. Jahrgang. 


Adresse erbeten: Redaktion der 0. L. Z., Wolf 


15. August 1907. 
Alle für die Redaktion bestimmten Sendung Briefe 


M8. 


en, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender 
eiser Verlag, Berlin 8. 42, Brandenburgstr. 11.I. 


Suri. 


Von Hugo Winckler. 


(Schluss.) 


Anders stand hierzu Babylonien. Das 
war seit eben jener Zeit von diesen Gegenden 
etrennt und stand deshalb politisch in 
einen Beziehungen dazu. Die Blüte As- 
syriens hat Mesopotamien von ihm los- 
8 Was assyrische Ansprüche und 
erträge besagten, galt natürlich nicht für 
Babylon, ganz im Gegenteil. Dort also 
hatte man keine Veranlassung, einen Gegen- 
satz zwischen assyrischem Anrecht auf 
Mesopotamien, und einem auf den Norden 
beschränkten Subarũ anzuerkennen. In seiner 
Geographie — denn seine Archive hatten 
sich nicht damit zu beschäftigen — blieb 
also Subartu oder Su-ri das, was es vorher 
gewesen war und behielt seine alte aus- 
gedehnte Bedeutung. Das tritt uns zunächst 
ın Assarhaddons Königstitel entgegen, in 
welchem er seinen ganzen Machtumfang 
angibt, indem er sich dabei der völlig un- 
gebräuchlichen altbabylonischen Bezeichnun- 
gen bedient. Er tut damit, was ungefähr 
eine Wiederannahme der alten deutschen 
Herrschertitel durch einen jetzigen deutschen 
Kaiser gewesen wäre. hat es getan, 
indem er die alte Reichsherrlichkeit eines 
Sargon und Naram-Sin wieder aufnehmen, 
und indem er sein Reich zu einem baby- 


lonischen machen wollte. — Er spricht 
dabei also als Babylonier. 

Nach dem Falle Assyriens war die 
natürliche Politik der neuen Chaldäerfürsten 
von Babylon naturgemäss die herkömmliche: 
sie waren die Befreier vom Joche einer 
Fremdherrschaft. „Befreit“ hat jeder neue 
Herr im Orient und auch sonst, denn die 
Römer haben es von den Griechen über- 
nommen und Omar hat schliesslich die 
Kopten vom byzantinischen Joche „befreit“ 
usw. Im Sinne babylonischer Anschauung 
musste Nabopolassar die altbabylonische 
Herrlichkeit herstellen, wie es Assarhaddon 


1) Vgl. über Assahaddons Poliük AOG. 8. 80 
(auch Е. П S. 189: seine Frau eine Babylonierin). 
Der Titel lautet: zar kiššati gar Aššur in Bél 

Allur..... iakanak Babili zar Sumeri u Ak- 
kadı..... nibit Ištar usw. usw. zar Su-ri Amurri 
Hatti тарабы . . . Sar] sarrfoi Dilmun Magan Me- 
luba бағ kibrat irbitti, (Die Inschriften, in welchen 
er sich so nennt und von der Herstellung Babylons 
und der Tempel spricht, sind aus dem Anfang seiner 
Regierung!; eine Deutung des Titels бағ Suri (Subart) 
auf das Unternehmen gegen Subria (im Jahre 674) 
ist also nicht nur durch den deutlichen Sinn des 
Titels, welcher die altbabylonische Bedeutung 
des Landnamens vorausseizt, sondern auch durch die 
Chronologie ausgeschlossen.) 


403 (Ко. 8.) 


getan hatte. Die Renaissance zeigt sich 
schon im Stil: Schrift und Sprache werden 
im Geiste der Zeit der ersten Dynastie ge- 
handhabt). Nabopolassar spricht also nur 
aus diesem Geiste heraus, wenn er von der 
Vernichtung Assyriens als von einer der 
Subarü spricht. Denn auch ег nennt 
diesen d „(der) den Subarü?) unter- 
warf, sein Land in Trümmerhügel und Acker- 
land verwandelte.“ 

Nabopolassar spricht also gerade so wie 
man es erwarten müsste. Der Assyrer ist 
ihm der Herr des Landes flussaufwärts, zu- 
gleich aber liegt darin, dass er ein fremder 
Eindringling gewesen ist, denn die Subarü 
sind „Barbaren“, und zwar setzt er folge- 
richtig den Namen des Volkes, welcher 
den Gegensatz von Babylonien ausdrückte, 
nicht den des Landes (Su-ri). 

Auch Nebukadnezar gebraucht nun den 
Namen im gleichen Sinne, wo er die von 
ihm beherrschten Völker aufzählt, nur dass 
er dabei ebenso folgerichtig den Namen des 
Landes, in welchem keine Nebenbedeutung 
von Barbarentum liegt, setzt, also Su- ri 4). 
Er zählt die Gebiete auf, welche zum Bau 
des Tempels in Babylon beistenerten®): 
Pukudu usw. (der verschiedenen Chaldäer- 
Staaten Babyloniens, das Festungsgebiet 
von Kardunias, Dur-ilu, Agade, Arapha, 
Labiru, alle Länder und Leute vom Ufer 
des Meeres], die Statthalter . . . . der Län- 


1) Bereits Gesch. Bab. Assyr. 8. 320 ausgeführt. 

*) Wie der berichtigte Text (Hilprecht, Babyl. 
Exp. I pl. 32/33) zeigt, der KB ІП 2 8. 3 noch nicht 
benutzt werden konnte; vgl. Е. I 8. 108, wo man 
aber noch nicht wissen konnte, dass damit Assyrien 
gemeint war (und wo es deshalb auf Nordmesopo- 
tamien allein bezogen ist), denn das ergab sich 
erst aus der Stele Nabun aids E I S. 399 Anm. 4) 
anders in der Inschrift von der völligen Nieder- 
werfung Assyriens — als er dieses also noch als 
Staat anerkennen musste: aššurû (Weissbach, Mis- 
zellen S. 20): abzurd ša ulta Amt rüküti kullat niät 
ibllu ma ina niri-zu kabti u-Sa-[az-zi-ku] ništ mfti 
anaku ...... ultu akkadi $óp-Sunu aprus ma nir- 
šu-nu ušaddî: der Assyrer, welcher seit langer Zeit 
alle Leute unterworfen, mit einem schweren Joche 
die Einwohner des Landes (! d. h. Babyloniens!) be- 
drückt hatte — ich habe....... ibren Fuss von 
Akkad fern gehalten, ihr Joch abwerfen lassen. 

5) su-ba-ru-um &-na-ru. 

*) Wenn ich in der Grenzteilung zwischen Medien 
und Assyrien eine Wiederherstellung des alten , Anzan 
und Suri durch Medien finde, so ist natürlich dabei 
Suri im Subard-Sinne, d. h. als ausserhalb des eigent- 
lichen Euphratbereiches zu fsssen, also ein nórdlicher 
Strich von Medien nach Kleinasien hinüber. Meso- 
5 ist an Babylonien gekommen — wie auch 

usa, denn es gehört zum „Lande“ zum altbaby- 
lonischen Bestande. 

% Vgl. für Deutung im einzelnen F. ПІ 8. 318. 
Den Text bei Meissner in Mitt. VAG. 1904. 3 8. 12. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[August 1907.) 404 


der. . . vom [oberen M]eere bis zum 
5 M]eere, das Land Su-ri, der König 
erner Gegenden im oberen Meere (Mittel- 
meer, Lesbos gemeint?), der Konig fernerer 
Gegenden im unteren Meere (Dilmun), die 
Statthalter von Hat, dem Ufer des Euphrat 
nach Westen hin.“ 

Als dritter reiht sich dann Nabuna’id 
in der Stele an. Er hat Sanherib bei der 
Schilderung der Zerstörung Babylons als 
den „König von Suri“ bezeichnet, denn zum 
Schlusse heisst es: „der König von Su-ri, 
welcher infolge des Zornes Marduks das 
Land verwüstet hatte, sein Sohn erschlug 
ihn.“ Er spricht also mit der Ausdrucks- 
weise, wie sie während der ganzen Dauer 
des neubabylonischen Reiches eingeführt 
war und wie sie, als ob Assur nicht ge- 
wesen, an die älteste Zeit wieder anknüpft. 

Das kann man aus den Inschriften der 
Assyrer und Babylonier entnehmen. Über 
die Ausdehnung des Begriffes nach Westen 
hin ist damit noch nichts bestimmtes gesagt, 
d. h. nichts, was unmittelbar aus den In- 
schriften sich selbst ergábe. Auch ergibt 
sich daraus noch nicht, ob die Aussprache 
Su-ri im praktischen Gebrauche gewesen ist, 
so dass wir annehmen könnten, in ihr den 
Ursprung von „Syria“ zu finden. Denn 
man könnte ja aus den phonetischen Schrei- 
bungen bei Nabopolassar und sonst schliessen, 
dass man nur Subarü gesprochen habe, dass 
Su-ri also eine nicht gebräuchliche sumerische 
Lesung gewesen sei. 

Für die Aussprache Bon im Sinne einer 
im Volksleben gebräuchlichen habe ich auf 
die Schreibung Su-u-ra in den armenischen 
Inschriften verwiesen t). Meyer bemerkt 
darüber nur (S. 469 Anm. 3): 


Mit dem Lande Sura, das in den armenischen 
Inschriften vorkommt (48, 8. 48, 6. 51, 8. 9 ed. Sayce), 
als Teil des armenischen Reiches, hat Suedin offenbar 
nicht das mindeste zu tun. Es ist dies aber der 
einzige Anhalt, auf Grund dessen Winckler sein Suri 


1) Gesch. Bab. Assyr. S. 331 Aum. 33, wo das 
Sfra der Vaninschriften dem Begriffe Subart bei 
Tiglat-Pileser I. gleichgesetzt ist, und vgl. auch 
bereits ebenda 8. 172, wo die ,Hethiter“- Völker 
Muski usw. mit Ббгі und dem Vorkommen des 
Namens „Syrer“ in Kleinasien in Verbindung gebracht 
sind Auf diese Stelle der „Gesch.“ bezieht sich 
wohl M. im obigen, die Zusammenhinge, welche 
F. I 8. 462. II S. 115ff. entwickelt sind, bertick- 
sichtigt er nicht, sonst kónnte er nicht den „einzigen 
Grund“ angeben, wie er tut. Denn diese Zu- 
sammenhänge, d. h. die sachliche Uebereinstim- 
mung, die Einheitlichkeit der Bevölkerungen sind — 
vgl. unten — der Hauptgrund. Diese ethnologischen 
Zusammenhünge sind dann wieder entwickelt bei 
Helmolt, Weltgeschichte ІП 1 S. 110ff., und Messer- 
schmidt, Die Hethiter (Alter Orient). 


406 (No 8.) 


bis nach Kleinasien (Kappadokien) und gar bis nach 
Byrien ausgedehnt und die Namen der Syrer und 
Leukosyrer топ ihm ableitet. 

Die kurze Versicherung, dass etwas 
„offenbar“ nicht der iem um bis ich pias 
langwierige zusammenbüngende Untersuchun- 

sees d Originalurkunden herausgelesen 
babe, ist für mich nicht überzeugend. Unter- 
sucht hat Meyer die Frage nicht, sonst 
würde er gefunden haben, dass Sfra bei 
den Kénigen von Urartu nur die Gegend 
bezeichnet und bezeichnen kann, welche sie 
vor allem den Assyrern abgenommen hatten, 
und die wir eben als Subarü-Land іш as- 
syrischen Sinne festgestellt haben. Um das 
zu igen, muss man aber die Titulatur 
der Van-Könige ir ihrer Anlehnung, 4. h. 
in ihrer bewussten Gegensätzlichkeit 
zu der assyrischen berücksichtigen. 

Der erste, der seine Inschriften noch 
assyrisch setzen lässt (Sarduris, Sohn Lu- 
tipri's), nennt sich Sarru dannu баг kissati 
Sar Na’iri, d. h. sein Titel entspricht dem 
der assyrischen Könige und setzt Na’iri, wo 
diese haben. Das haben die fol- 

den beibehalten, nur dass sie mit dem 

brauche der einheimischen Sprache statt 
Na’iri Biaina setzen: Sarru Dannu Sar al- 
gu- i- ni (statt kiššati) Sar Mätu Bi-i-a-in- 
na-ne. die Nachfolger in der Regel. 
Grössere Erfolge gegen Assyrien hat 
von diesen Ispuinis, der Sohn Sarduri's I. 
gehabt. Dieser nennt sich in der Kelisin- 
Stele Sarru Dannu Sar Mátu Na-ra-u-e 
a-lu-si Mátu Su-ra-e a-lu-si Alu Tu-us-pa-e. 
Also neben der Hervorsuchung von Na’iri 
die Betonung von Sura. 

Seine grósste Bedeutung hat der Staat 
von Urartu kurz vor Tiglat-Pileser III. ge- 
habt unter Argistis und dessen Sohn Sar- 
duris II. Der letztere war es, der von 
Tiglat-Pileser aus Nordsyrien, wo Árpad sich 
ihm angeschlossen hatte, und aus dem Ge- 
biete von Kummuh auf dem linken Euphrat- 
ufer vertrieben wurde — also aus dem Ge- 
biete der ,Subari". Sein Vater Argistis 
berichtet (43, 18) Eroberungen am Flusse 
Da-i-na-la-ti-(ni-ni) und Bauten in Sura, 
und Sarduris nennt sich (47) Sarru alsuini 
Sar Mátu Su-ra-u-e Sar Mátu Bi-a-i-na-u-e 
Sar Saráni-u-e alüsi Alu Tu-ui-pa-e und (51) 
Sarru Dannu Sar al-su-i-ni Sar Mata Su-ra- 
u-e Sar Mátu Bi-ai-na-u-e Sar-e bu-la-u-e 
alüsi Alu Tu-uS-pa-e. 

Da er derjenige war, der das betreffende 
Land Assyrien bestritt, da Sura sicher nicht 


ORIENTALISTISCHF, LITTERATUR-ZEITUNG. 


[August 1907.) 406 


zu Urartu gehórt, sondern ein neben diesem 

iaina, Малгі) beanspruchtes ist, so folgt 

ir mich, dass es eben nicht ein beliebiges 
Gebiet war — denn solche werden ebenso 
wenig wie die übrigen unterworfenen Lander 
von den Urartukönigen in ihren Titeln ge- 
nannt — sondern eins, das eine besondere 
politische Bedeutung hatte und zwar eine, 
welche einen Königstitel verlieh, der Assy- 
rien — oder älteren Herren — abgenommen 
war. Also Sura der Urartäer ist das uns 
beschäftigende Gebiet, das kann ich nur 
wieder folgern, wie ich es vor 16 Jahren 
gefolgert habe. Armenisches Süra der Van- 


inschriften entspricht also genau dem Subaru 


oder Subarti der Assyrer. Diese Bezeich- 
nungen zu trennen ist daher unmüglich oder 
mit andern Worten: wir haben in der einen 
Ueberlieferung die ,sumerische* Aussprache, 
in der andern die, semitische“ als das gebrüuch- 
liche bezeugt, genau so wie der Englander 
Germany, der Deutsche Deutschland sagt (vgl. 
Sp. 291). Der armenische Brauch erhält aber 
seine Erklürung dureh den gleichen der 
Hatti. Auch in den Tontafeln von Boghaz-köi 
findet sich das Land Su-u-ra erwähnt. Das 
Schriftwesen der Urartu-Bevölkeruug hängt 
aber mit dem der Hatti zusammen und zeigt 
entsprechende Ueberlieferungen. Gehórt doch 
Urartu zum Gebiet der ,hethitischen", der 
Tesub-Völker. 


Damit ist der wahre und ausschlag- 
bende Grund berührt, warum einerseits 
er Begriff Suri von mir westwärts bis etwa 
an den Halys ausgedehnt — selbstverständ- 
lich als Gesamtbegriff, immer Einschränkung 
in bestimmten politischen Fällen vorausgesetzt 
— und andrerseits mit dem Namen „Syrer“ 
in Beziehung gebracht wird. 


Es hat sich uns ergeben, dass er, da, 
wo er von den Assyrern eingeschränkt wird, 
auf das Gebiet der „hethitischen“ oder Te- 
sub- Völker angewendet wird; dass diese Völker 
auch vorher den Gegensatz zu den baby- 
lonischen bilden; dass die Bezeichnung Süra 
bei den Urartéern — dann doch auch im 
Sinne der Hatti — sich mit dem assyrischen 
Gebrauche deckt, ja unmittelbar darauf Bezug 
nimmt. Endlich bilden alle Völker des nórd- 
lichen Kleinasien bis westlich an den Halys 
tatsächlich eine Einheit. In ältester Zeit 
scheint noch kein Hatti- Reich zu bestehen, 
dann muss Suri notgedrungen bis hierhin 
gereicht haben. Das Bestehen des Hattireiches 
mit der Hauptstadt in Boghaz-köi würde aber 
ап der ethnologischen Bedeutung des ja 
älteren Begriffes auch nichts ändern, sondern 


407 (Хо. 8.) 


nur ап der zeitweiligen politischen. Vor allem 
wird wohl nicht bezweifelt die Einheitlichkeit 
aller Völker etwa von der Halysgegend bis 


zum Subarf-Lande im assyrischen Sinne und 
dann auch bis an die babylonische Grenze 
vor dem Emporkommen Assyriens. Die Be- 


deutung von Subria, Subarà und Sfra beweist 
das und der Zusammenhang mit den Muski, 
den schliesslichen Erben der Hatti. Also 
ist hier derselbe Begriff — manchmal ein- 
coon und manchmal im allgemeinen 
inne — auf die Lander mit einheitlicher 
Bevölkerung bezogen, welche ebenfalls, wie 
wir jetzt aus den Tafeln der Hatti ersehen, 
einen einheitlichen Mittelpunkt hatten, also 
eine Reichseinheit im babylonischen Sinne 
bildeten. Und wenn nun der Name, der eben 
die Bezeichnung dafür ist, Süri, sich auch 
in diesen Gegenden findet, so wird man ihn 
eben vom selben Ursprunge herleiten. Er 
findet sich aber für die Bevölkerung des 
Pontus und Kappadokiens, also folgere ich 
aus alle diesem — und aus dem noch an- 
zuführenden —, aber nicht aus einem Gleich- 
klange mit einer irgend wie unbekannten 
armenischen Landschaft, den Zusammenhang 
dieser Benennungen. 


Und das, was sich so als vermutliche 
Entwicklung des Begriffes ergibt, wird durch 
die Begriffsbestimmung, wie sie uns von der 
Ueberlieferung gegeben wird, einfach be- 
státigt. Um diese zu verstehen, muss man 
sich noch eins klar machen: Wir sehen sy- 
risch und aramäisch als gleichbedeutend an, 
und zeitweise ist tatsächlich „Aram“ unge- 
fähr dasselbe wie „Syria“ in allen seinen 
Bedeutungen — sei es das eigentliche Sy- 
rien, Koilesyrien, Mesopotamia (Syria) usw. 
Den Grund hierfür kennen wir auch: Die 
Ueberschwemmung dieser Länder durch die 
aramäische Einwanderung etwa seit der 
ersten Hälfte des 2. Jahrtausends. Seitdem 
sind jene Suri-Länder also ebenso. „ara- 
mäisch“ geworden, wie sie vorher „hethi- 
tisch“ waren. Deshalb ist im gleichen Sinn 
Aram = Suri Aber die Uebereinstimmung 

ht weiter: das Land Arimi im engern 

inne ist zur selben Zeit, wo Subarü von 
den Assyrern eingeschränkt wird, auf eben 
jene Gegend begrenzt. Es gibt zwar Ara- 
mäer überall in Mesopotamien, aber das Land 
Arimi, gegen das Salmanassar I. zieht, ist 
am Tur-Abdin (Kasiar) gelegen. Also Aram 
= Suri (oder Subaru) im assyrischen Sinne. 
Aram hat dann dieselbe ausgedehnte Bedeu- 
tung ebenso wieder erhalten wie Sfri-Subara. 
Denn nach dem Sturze Assyriens war die 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[August 1907.] 408 


Bevólkerung des wieder h lten ganzen, 
grossen Suri aramäisch, also wieder Aram 
= Suri auch im babylonischen Sinne. 


Wenn also іп der späteren Zeit Aram 
= Syrien erscheint, so ist das einfach ein 
anderer ethnologischer, den Verhältnissen 
der damaligen Zeit entsprechend, in die alte 
Form gegossener Inhalt. Den bessern An- 
spruch darauf „Syrer“ oder „Surer“ zu 
heissen, hátte das, was icb bis jetzt ,Hethi- 
ter^ (als Völkergruppe) genannt habe, 
denn in der Tat scheint das der altbabylo- 
nische Name für diesen Begriff — die Stamm- 
verwandten der Hatti — gewesen zu sein. 

Man muss sich nun, um die weitere Ent- 
wicklung der Dinge zu verstehen, den ge- 
schichtlichen Vorgang vergegenwürtigen. Auf 
das Perserreich folgte Alexander mit seinem 
Versuche der Wiederbelebung des Welt- 
reiches Babylon. Dessen Erben in Ba- 
bylonien, die Seleukiden, verfügten tiber die 
alte babylonische Ueberlieferung. In ihrem 
Auftrage ist die einzige zuverlässige Dar- 
stellung altbabylonischer Geschichte und 
Kultur, die es wohl in griechischer Sprache 
gegeben hat, geschrieben worden, das Werk 
Berossus. les, was wir von diesem bis 
jetzt nachprüfen können, ist zuverlässig und 
erweist wörtliche Uebereinstimmung mit den 
Inschriften. Die Ueberlieferung der Seleu- 
kiden war also zuverlässig und archivalisch 
getreu — was sie auch sein konnte, wenn 
man noch Chroniken in Keilschrift führte, 
wie die uns erhaltene beweist. Wo wir also 
eine Ueberlieferung haben, welche sich jetzt 
wieder als mit den alten Tatsachen in Ueber- 
einstimmung stehend, herausstellt, da werden 
wir sie aus solcher Quelle abzuleiten und 
demnach als zuverlüssig anzusehen haben. 
Und das trifft zu über das, was diese Ueber- 
lieferung über die Ausdehnung des Namens 
der „Syrer“ sagt (Strabo 731): 

„Es scheint sich der Name der Byrer rüng- 
lich (to radawv) zu erstrecken von Babylonien bis xum 
Busen von Iasos, und von diesem bis zum schwarzen 
Meere. Die beiden Teile der Kappadokier, die am 
Tauros und die am Pontoe, hiessen bis jetzt Leuko- 
syrer'), als ob es auch schwarze gübe; das sind nām- 
lich die ausserhalb des Tauros — diesen rechne ich 
aber bis zum Amanos. Die Geschichtsschreiber, 
welche von einer syrischen Herrschaft erzählen, wenn 
sie berichten, dass die Meder von den Persern, die 
Syrer &ber von Medern gestürzt worden seien, meinen 


) Die ich als Lukki-Syrer erklärt habe (F. I. 
8. 462), da doch wohl der Gegensats der ,weissen 
und schwarzen“ nur aus der falschen Etymologie 
entnommen ist. Denn man kann nicht an solche 
Benennungen von Völkern und Horden (Bussen, 
Turkstämme) denken, weil gar nicht gesagt wird, 
dass „schwarze Syrer“ als Name sich finde. 


409 [No. 8 


damit keine andern als die Erbauer der Königs- 
burgen von Babylon und Ninive. Zu ihnen gehörte 
Ninos, der Ninive in Assyrien (Aturia) gründete und 
seine Frau und Nachfolgerin Semiramis, welche Ba- 
bylon gründete. Diese aber herrschten über Asien usw. 

Der zweite Teil enthält die Erklärung 
der ktesianischen Anschauungen, auf welchen 
Rücksicht genommen werden musste, da sie 
verbreitet waren. Die Verbindung wird her- 

tellt durch den Sprachgebrauch, welchen 

u-ri oder Subará in der neubabylonischen 
Zeit von Nabopolassar bis Nabuna id wieder 
hat. Der erste Abschnitt bezeugt das, was 
wir aus den Inschriften für die alten Verhält- 
nisse selbst entnehmen mussten. Es ist ge- 
nau die Bestimmung, welche man auch heute 
etwa wieder herstellen würde. Welcher 
Grund läge also vor, sie zu verwerfen? 

Und wenn man sie verwirft — welche 
Erklérungen hatte man dafür? Denn aus 
der Entwicklung der gesamten Verhiltnisse 
hergeleitete Anschauungen hätten doch wohl 
den Anspruch aus gleichen Urspriingen heraus 
und unter Begriindung einer andern Auf- 
fassung der betreffenden Verhältnisse be- 
zweifelt zu werden. 

Aus alledem kann ich nur wieder das 
gleiche schliessen, was ich bereits daraus 
geschlossen hatte: dass der Name Suri von 
Babylonien oder von Medien bis etwa an 
den Halys gereicht hat, und dass er wieder 
aufgenommen worden ist, als der Hellenis- 
musaltbabylonische Erbschaft antreten wollte. 
Denn das dann unsere Stelle deutlich, 
dass hier ein Anspruch auf die Einheitlich- 
keit des ganzen Gebietes erhoben wird und 
man sucht natürlich unwillktirlich den Grund 
zu der Betonung dieser Verhältnisse in der 
Zeit, wo die Seleukiden ihr babylonisches 
Reich zu einem syrischen gemacht und 
das durch die Verlegung der Hauptstadt 
nach Antiochia besiegelt hatten. Dabei hatten 
sie alle Veranlassung, die alten Suri-Ueber- 
lieferungen hervorzusuchen. 


Hiermit ist die Aufgabe erledigt aus 
dem, was wir in den Inschriften und der 
Ueberlieferung finden, die Folgerungen für 
den Ursprung des Namens Syrien und sein 
Verhältnis zu einem alten Suri zu ziehen. 
Anhangsweise mag noch ein Versuch — 
also diesmal eine „Hypothese“ — erörtert 
werden, den Uebergang von Süri zu Subarü 
zu finden. Ich tue es mit Zögern, denn die 
Frage wird dadurch auf Gebiete gespielt, wo 
nur derjenige noch ein Urteil hat, der in die 
engsten Zusammenhänge des Keilschriften- 
wesens eingeweiht ist, und schliesslich werden 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[August 1907.) 410 


dabei Fragen gestreift, über die noch keine 
Klarheit herrscht. Ueber das gegenseitige 
Verhältnis „sumerischer“ und „semitischer“ 
Wortformen zu sprechen, hat seine Bedenk- 
lichkeiten und ich lasse mich nur ungern da- 
rauf ein, die Lautphysiologie von Sprachen 
zu behorchen, welche in ihrem Lautbestand 
so wenig festgestellt werden können. Man 
wolle also im folgenden die gebräuchlichen 
Voraussetzungen gelten lassen und keine 
weiter tragenden Folgerungen für strittige 
Fragen daran knüpfen. 

Ich habe bisher gesagt, dass Suri die 
„sumerische“ Aussprache für Subartu sei 
und die rein geschichtlich - geographische 
Frage ist damit so ziemlich erledigt. Eine 
andere aber ist, ob nicht noch ein Zusammen- 
hang zwischen beiden besteht, denn — da 
das t der Endung ausscheidet, so wäre sehr 
wohl denkbar, dass eine Form Sûr aus einem 
Subr entstanden wäre, also die „jüngere“ 
Form gegenüber einer älteren darstellte, also 
das was man gewöhnlich den jüngern Dia- 
lekt des Sumerischen zu nennen pflegt. 


Das Wesen der Keilschrift, wie der 
ganzen babylonischen Wissenschaft, beruht 
nicht auf Eindeutigkeit, sondern Vieldeutig- 
keit. Das Wortspiel ist der Inbegriff dieser 
Weisheit. Die Ausführungen darüber muss 
man durchgedacht haben, wenn man auch 
das folgende richtig würdigen will. Es ist 
sehr wohl möglich, dass neben Su-ri, wenn 
dies die „jüngere“ Form war, auch eine 
andre der vorauszusetzenden „älteren“ näher- 
stehende möglich und dann gebräuchlich war. 
Also genau wie man SA „sumerisch“ gar 
und dialektisch mar las, oder das SI = Auge 
ige oder ide, so ,sumerisch^ Subr statt 
dialektisch Sfri. Die weitere Entwicklung 
hätte dann einfach an beide Formen an- 
geknüpft. 

Die dazu nötige Lesung und damit 
eine „sumerische“ Form Su-bir für Su-EDIN 
hat Thureau-Dangin!) nachgewiesen, denn 
Brit. Mus. 93042 (C T 12, 27) hat gehabt: 

bi-ir E[DIN . ... 
e-din EDIIN ..... 

Das Zeichen edin hatte also auch den 
Lautwert bir und man kann lesen Su-bir. 

Damit haben wir den Uebergang zu den 
beiden andern in den Listen?) überlieferten 
Schreibungen Su-gir (Sépu!) und Sa(!)-gir. 
Der Uebergang wird einerseits in „sumerisch“ 
g = ,dialektisch* m (v), andrerseits in dem 


1) In 
» II 


ersönlicher Mitteilung. 
50, cd. 49, 60; V R 16 ab 17, 18. 


411 (Ко. 8.) 


Lautwert bar!) von nir, gir gefunden werden. 
Der weitre zu Sür ergibt sich dann aber 
ebenfalls ohne Schwierigkeiten, denn wir 
hatten eine gleiche Erscheinung wie in gir 
(ardu)-ra (Diener und Gottesname) zu eri 
oder uru (Pestgott). 


Auch das Subria oder Supria Assur- 
nasirpals und Assarhaddons ist unter diesem 
Gesichtspunkte zu betrachten. Es hat eine 
eigne, freilich noch nicht klare Bewandtnis 
mit dem pi der Mitanisprache, das man weder 
als p noch als w anzusehen wagt und das 
doch beide Т::бепвсһайеп vereinigen muss. 
Wenn man noch den Lautwert w von PI 
dazu nimmt, so hat man wohl die Zusammen- 
hänge im Sinne der babylonischen Weisheit, 
wenn auch nicht die Erklärung. Man wird 
sich vorzustellen haben, dass Uebergänge 
von ph, bh (f) zu v vorliegen und dass PI 
sowie dieb-Zeichen (ib usw.) verwendet wurden 
wie lateinisch v (= v und u), mitanisch ip- 
ri = urartüisch e-u-ri). 


Nur angedeutet werden können einige 
weitere Beziehungen, die in die babylo- 
nischen Weltvorstellungen hinübergreifen 
und nur in grösserem Zusammenhange völlig 
klar gestellt werden können. Was von den 
Ländern, gilt auch von der Welt und von 


den Tempeln. Es gibt ein kosmisches Subarü 
und es gibt darum auch ein Subar in den 
Tempeln, die jede ein kleiner Kosmos sind. 

Die Beschwörungsformeln?) bringen den 
aSipu in Zusammenhang mit „Eridu und 
Subaru“: „Ich bin der Wipu, der іп Eridu 
geboren ist, der in Eridu und §u-ba-ri ge- 
zeugt ist, bin ich". Der àsipu ist der Arzt 
oder er ist Marduk, der in die Unterwelt, 
zu Ea hinabgestiegen ist, um mit Eas Wissen 
— der ,Formel^ — ausgerüstet wieder zu 
erscheinen. Es ist das Bild des wieder er- 
erstehenden Neumonds, der die Macht der 
Finsternis besiegt. Also ist Eridu = Unter- 
welt und $ubari muss doch wohl in Zu- 
sammenhang damit stehen. 

Aus Eridu entsteht die Welt, іп ihm 
wurzelt also das „Paradies“. Su-bar-tu wird 
auch = hu-bur gesetzt); dieses ist im Schöp- 
fungsepos (mumu hubur) = tiamat also = 
Unterwelt oder Finsternismacht. Subartu ist 
Mesopotamien, in Mesopotamien, liegt eins 
der bet-Eden. Suri liegt „binten* d. h. 


1) Jensen in ZAI. 196; Br. 9179. 

3) CT 16,6, 238—41. 

*) IIR 50.51; V 2 16, 19 (1. hu-bur). Vgl. zum 
obigen die Ausführungen von Jensen in K B VI 1 
S. 307, wo aber ohne Anschauung vom Weltbilde und 
seinen Zusammenhüngen gesprochen wird. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[August 1907.] 412 


östlich — nach der Weltrichtung, welche 
vor Marduk regiert — ев gehórt also der 
Unterwelt an, insofern Nord und West die 
Oberwelt nach dieser Kibla darstellen. 


Subárü (nisbe!) bedeutet bei Sargon und 
Salmanassar П. die Abhüngigkeit (also ,Mi- 
nisterialen^) von den Heiligtümern und dem- 
gemäss heisst es: 

sabi zunuti Anu о Bel u Ea iláni rabuti АБЫ ša- 
mé u irgiti ina pubri-&u-nu zu- ba- ra- zu- nu ukinu: 


Diese Leute, Anu Bel und Ea, die grossen Götter, 
welche Himmel und Erde bewobnen, bestimmten in 
ihrem Rate deren Dienstbarkeit. 


Also ist Subaru — Dienstbarkeit — Ab- 
hängigkeit usw., das Subaru-Land ist das Land 
der Sklaven oder Diener, am Himmel oder 
im Kosmos ist es die Unterwelt oder das 
Reich der Finsternis. Also liegt hier die 

leiche Anschauung zu grunde, welche in 

E biblischen Verteilung von Sem, Ham und 
Japhet (Dreiteilung mit Einschiebung von 
Kanaan, sodass es Vierteilung wird), Ham 
den Vertreter der Uzterwelt zum Diener 
macht t). 


Der Mond als Symbol der Auferstehung 
und Unsterblichkeit auf pannonischen 
Grabsteinen. 


(Einfluss orientalischer Weltanschauung auf den 
Okzident). 


Von Ed. Mahler. 


Im Jahre 1901 kam die Altertumsabteilung 
des Ungar. Nationalmuseums in den Besitz 
eines zu Csabánka im Pester Komitat gefun- 
denen rómischen Grabsteines, dessen oberster 
Rand abgebrochen ist und der oberhalb der 
4-zeiligen Inschrift, die uns Nachricht gibt, 
dass es der Grabstein eines im Alter von 
10 Jahren gestorbenen Mädchens namens 
Nemoratta war?), folgende eingravierte Zeich- 
nung (Fig. 1) tragt: 


Ganz dasselbe Motiv fand sich a&uf einem 
andern, bereits vor vielen Jahren ins Ungar. 


Nationalmuseum gebrachten Grabsteine vor, 
den man der Comiumara, einer im Alter von 


36 Jahren gestorbenen Frau setzte®). Bei 
1) ASO. 8. 20. 
) Corpus Inscript. Latinarum, III, 10571. 
D ibd. 3690. 


418 (Ко. 8] 


dem  primitiven Charakter, welcher der 
ganzen Ausführung dieser Steine anhaftet, 
ist es nur natürlich, dass man in der halb- 
kreisfórmigen Linie und den beiden darunter 
sich befindenden rechtwinkeligen Figuren 
Torquets und Hánde einer in primitiver Weise 
ausgeführten menschlichen Figur vermutete, 
deren Kopf wahrscheinlich auf dem fehlenden 
Rande in gleichfalls primitiver Weise durch 
ein paar eingravierte Linien angedeutet war t). 
Nun ist aber vor etwa fünf Monaten die 
Sammlung des Ung. Nationalmuseums mit 
zwei zu Csákberény (Com. Fejérvár) gefun- 
denen Denkmalsteinen bereichert worden, die 
dieses Motiv in etwas anderem Lichte er- 


scheinen lassen. Der eine Stein ist der Grab- 


stein eines im Alter von 60 Jahren ge- 
storbenen Mannes, dem seine Tochter den 
Grabstein errichten liess. Oberhalb der acht- 
zeiligen Inschrift?) die uns dies berichtet, 
ist folgende Zeichnung eingraviert (Fig. 2): 


«У 
E d 


Da ist es also nicht mehr ein Stiick eines 
Kreisringes, sondern eine Mondsichel. Auch 
ist auf dem Steine oberhalb jener in Betracht 
gezogenen Figuren noch geniigender Raum 
für etwaige Darstellungen, und dennoch ist 
nicht die geringste Spur von irgend einer 
Zeichnung oder eingravierten Linien zu ent- 
decken, die eventuell den Kopf der darzu- 
stellenden menschlichen Figur darstellen 
sollten. Auch die beiden rechtscheitartigen 
Figuren sind etwas schärfer dargestellt. Dass 
diese aber nicht die vielleicht nur in primi- 
tiver Weise dargestellten Hinde einer mensch- 
lichen Figur sein kónnen, lehrt der zweite 
zu Csákberény gefundene Stein. Da ist ober- 
halb der fünfzeiligen Inschrift’), welche uns 
Nachricht gibt, dass es der Grabstein einer 
im Alter von 30 Jahren gestorbenen Frau 
namens Sibulla war, das gar nicht schlecht 
ausgeführte Reliefbild der Verstorbenen in 
Form eines Medaillons angebracht, und erst 
über demselben befinden sich die zwei 
rechtwinkeligen Figuren, die wir auf dem 
frühern Steine unter der Mondsichel und auf 


1) Joseph Hampel, Ókori világ Magyarhonban. 
(Jelentés a Magyar Nemzeti Mázeum 1906. évi álla- 
potáról. Budapest 1906) p. 222—223. 

Diese lautet: DM | ONVLDI. FI | AN. LX | 
LVBACOI | VGEVIM | BRIFILIA. | AN L F PAT | RI. 

) Diese lautet: SIBVLLA | IOPARI. FI} | ANNO- 

RVM | XXX TITVLVS | POSITVS |. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[August 1907.] 414 


den beiden eingangs erwähnten Steinen 
unterhalb des halbkreisfórmigen Ringes sehen. 
Es ist also völlig ausgeschlossen, dass 
dies die Hände einer in primitiver Weise 
entworfenen menschlichen Figur sein können. 

Dann dürfte aber auch die Erklärung für 
den andern Teil der Darstellung (betreffend 
den halbkreisformigen Ring oder die Mond- 
sichel) nicht mehr haltbar sein; da muss 
nach einer andern Erklärung für die ent- 
worfenen Figuren gesucht werden. Und ich 
glaube, dass wir uns viel mehr der Wahrheit 
nähern, wenn wir die Annahme zulassen, 
dass jene halbkreisförmigen und sichelartigen 
Figuren, denen wir auf den betrachteten 
Grabsteinen begegnen, die Mondsichel dar- 
stellen, also den Mond zur Zeit des 
Neulichts, und dass dies ein Symbol — 
und zwar ein schönes und tiefdurchdachtes 
Symbol — der Auferstehung und des 
Wiedererwachens nach dem Tode sei. 
Die Römer hatten ja so manches aus dem 
Kulturleben des Orients übernommen. Ich 
erinnere bloss als Beispiel an den Serapis- 
Dienst, der nichts anderes war als eine Ver- 
schmelzung des Osiris- und Apiskultes der 
Aegypter und der — wie dies Erman erst 
vor kurzem !) nachgewiesen hat — noch im 
V. Jahrhundert auch von den Germanen ge- 
übt wurde. Auch der römische Mithraskultus, 
den wir zur Genüge auch in Pannonien vor- 
finden, war orientalischen Ursprungs. 
Und dabei muss bemerkt werden, dass die 
Römer schon lange den Kultus von Isis und 
Serapis ausübten, als ihnen die Mysterien 
des Mithras noch fremd waren. Die ältesten 
lateinischen, dem Mithras geweihten Wid- 
mungen stammen aus der ersten Hälfte des 
2. Jahrhunderts. Auch waren die Orientalen 
in den römischen Truppen, besonders in den 
Hilfstrappen, sehr eich, und daher 
kommt es zunächst, dass in der Religion der 
Römer, insbesondere in dem Kult der Luna, 
Juno, des Sol und Mithras das orien- 
talische Element sich geltend macht?) Die 
Grundlage des religiósen Kultus war aber 
hier eine astrale. Sonne und Mond waren 
in ihren Erscheinungen himmlische Ab- 
bildungen vom irdischen Leben des Menschen. 
Die Morgensonne und auch die Sonne zur 
Zeit des Wintersolstitiums, ebenso aber auch 
der neue Mond repräsentierten das neu- 
geborne Kind; das erste Mondviertel (also 
der Halbmond) und auch die Sonne im Früh- 


1) Zeitschrift für Agypt. Sprache u. Altertums- 
kunde XLII, 110. 
3) Vgl. auch Hampel, Arch. Értositó XXVI, 238. 


415 No. 8] 


lings&quinoktium entsprachen dem Jünglings- 
alter; der Vollmond und ebenso die Sonne 
im Zenith und die Sonne zur Zeit des 
Sommersolstitiums waren der gereifte Mann 
in der Vollkraft seines Lebens und Wirkens; 
die Sonne im Herbstäquinoktium und der 
Mond im letzten Viertel entsprachen dem 
Menschen im Greisenalter, wührend endlich 
der Sonnenuntergang und ebenso die wahre 
Konjunktion des Mondes oder der wahre 
Neumond als Bilder des Auslóschens der 
letzten Lebenskraft oder als Symbol des 
untergehenden Lebens des Menschen erachtet 
wurden. Insbesondere waren es die Phasen 
des Mondes, in denen der Mensch — und im 
Altertum eher als heute — ein Abbild seines 
eigenen Lebens erkannte. Doch wenn auch 
die Sonne abends untergeht, am folgenden 
Morgen erscheint sie in neuem Glanze wieder; 
und wenn der Mond zur Zeit der wahren 
Konjunktion erlischt, nach wenigen Tagen 
kommt er als Neulicht wieder zum Vorschein. 
Und so gab man das Bild der fliegenden 
Sonne oder das der Mondsichel auf den 
Grabstein, um in sinnlicher Weise auf das 
Wiedererwachen zu neuem Leben anzu- 
spielen: wie der Mond, der zur Zeit der 

Es erloschen ist, nach kurzer Zeit 
wieder als Neulicht erscheint, so wird auch 
der Hingegangene einst zu neuem Leben 
wiedererwachen. 

Und der Glaube an die Unsterblichkeit 
der Seele war auch den Römern nicht fremd. 
Sicher ist, dass die Gläubigen des Mithras, 
sowie die der Luna und des Sol an die 
Auferstehung der Toten glaubten!) Und 
eben, weil dem so ist, finden wir unter dem 
Bilde der Mondsichel noch zwei einander zu- 

ekehrte rechtscheitartage Abbildungen, also 


2 
ы ist dies die symbolische Darstel- 
lung des Himmelstores. Aufgang 
der Gestirne (also auch der der Sonne und 
des Mondes) war nach Auffassung des Alter- 
tums ein Eintreten dieser Weltkörper in die 
Himmelsregion durch das óstliche Himmels- 
tor. Der 
Heraustreten derselben aus der himmlischen 
Region durch das westliche Tor und ein 
Herabsteigen in des Reich der Unterwelt. 
Und somit bedarf es wohl nicht vieler Worte, 
um das auf den Grabsteinen entworfene 
Bild Fig. 2 seiner vollen Bedeutung nach 
erklären zu können. Ев sollte damit die 
Einkehr des Verstorbenen in das 


1) Vgl. Rosoher, ausführl. Lex. d. griech. u. rom, 
Mythologie II, 8055. uo & % 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


ntergang der Gesürne war das . 


[August 1907.] 416 


Himmelreich symbolisch zur Darstel- 
lung gelangen. 


Es ist vielleicht auch von einigem Inter- 
esse, wenn ich auf ein Analogon hinweise, 
das auf den Denkmälern der Aegypter gar 
nicht selten ist. Da wird der Horizont 
durch die Hieroglyphe (О) ausgedrückt, 
welche eigentlich ein Emporsteigen er Sonne 
aus den Bergen oder ein Hinabsteigen der 
Sonne zwischen die Berge ausdrückt. Von 


da zur Gruppe ГО; und һО, oder 


umgekehrt ist wohl nur ein Schritt. Und was 
fiir die Sonne galt, musste natiirlich auch fiir 
den Mond seine Giiltigkeit erlangen und 80 
entstand das Bild Fig. 1 und 2. Berührungs- 
punkte zwischen Orient und Okzident gab es 
schon in vorchristlicher Zeit in reichlichem 
Masse, und als Folge davon zeigen sich bei 
den Griechen und Römern gar viele Kultur- 
elemente, welche diese Völker von denen 
Vorderasiens oder Aegypten übernommen 
haben. Für gewisse Erscheinungen, die sich 
nicht auf Erden, sondern am el ab- 
spielen, ist es gar nicht notwendig, an eine 

ebernahme des einen Volkes vom andern 
denken zu müssen. Diese sind in einer allen 
Völkern gleichmässig zugänglichen Sprache 
und Schrift am Himmel vermerkt und können 
sonach von jedem Volke in voneinander 
völlig unabhängiger Weise vom Himmel 
direkt abgelesen werden. Aber wenn wir 
dies für den vorliegenden Fall gar nicht 
elten lassen wollen und eine Entlehnung 
ür möglich oder gar notwendig halten, ist 
es auch nicht schwer, den leitenden Faden 
zu finden. Heute wissen wir bereits, dass 
wir in mehr denn einer Beziehung den Ur- 
sprung griechischer oder römischer Kultur- 
erscheinungen (und jener Europas überhaupt) 
im Orient zu suchen haben. Mancherlei 
Fäden verknüpfen diese Kulturen unterein- 
ander. Schon in frühester Urzeit bildete die 
Landenge vonSuez die Volkerbrücke zwischen 
Afrika und Asien. Früh, lange bevor die 
Hyksos im Nildelta sich niederzulassen ver- 
suchten, haben ganze Völkerscharen ihre 
Urheimat in Asien verlassen und sind, ihren 
Weg iiber die Landenge von Suez nehmend, 
im Niltale eingebrochen. Vor allem gilt dies 
von den Aegyptern selbst, von denen wir 
heute wohl wissen, dass sie nicht 
autochthon waren in Afrika. Ebenso war 
wieder Vorderasien ң geg vere u 
Kriegszüge ägyptischer Könige, die dann 
ihre Machtsphäre bis nach Naharina oder 


417 (Ко. 8.) 


das Zweistromland einerseits, und nach Klein- 
asien anderseits erstreckten. Bekannt sind 
die langjührigen Zwistigkeiten zwischen den 
Chethitern und den Aegyptern, denen nur 
ein zwischen Ramses II. (dum grossen Pharao 
des 16. Jahrhunderts v. Chr.) und dem 
Chethiterfürsten abgeschlossener Vertrag ein 
Ende machte, Unter den Seevölkern, die 
als Verbündete der Chethiter Palästina und 
А ten heimsuchten, führen die Inschriften 
auch die Joner an. Auch steht fest!) dass 
den Libyern, gegen die Mernephta im 5. Jahre 
Beiner ierung zu Felde ziehen musste, 
neben den Ly kern noch die Akaivas (жоі), 
die Turs 5 und die Sardin, von 
denen ein Teil später Sardinien besiedelte 
und benannte), als Bundesgenossen zur Seite 
standen. Dies alles hatte zur Folge, dass 
in Kleinasien nicht nur verschiedene Völker- 
stämme, sondern auch verschiedene (insbe- 
sondere tische) Kulturzustände vertreten 
waren. lese verbreiteten sich von hier 
nach Kreta und von d& nach Griechenland. 
So sind schon in früher, mykenischer Zeit 
also etwa um die Mitte des 16. Jahr- 


underts v. Chr.) oo Sitten and Ge- 
bräuche nach Griechenland getragen worden. 
Um die Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr. 
wurde der Verkehr zwischen Aegypten und 
Griechenland ein enger. Psammetik, der 
Stifter der 26. Königsdynastie, hatte nur 
mit Hilfe von jonischen und karischen Miet- 
truppen den Thron Aegyptene gewonnen und 
das in der Nähe des Meeres gelegene und 
daher für die griechisch-persischen Fremd- 
völker leicht gliche Sais zur Hauptstadt 
gewählt. Den karischen und jonischen Miet- 
truppen wurden ausgedehnte Ländereien an- 
provo und Psammetik trat in Handels- 

iehu zu den Griechen. Von da an 
wurde n der Hellenismus mächtig in 
Aegypten, aber anderseits wurde auch iigyp- 
tische Kultur nach Griechenland verpflanzt. 
Und so ist es sehr leicht möglich, wenn 
auch nicht notwendig, dass in der astralen 
Bedeutung der 


tische Motive sich wiederspiegeln. Ich sage 
mit Absicht: „wenn auch nicht notwendig“, 
da es — wie ich bereits oben bemerkte — 
bei gewissen Erscheinungen, die direkt vom 
Himmel ablesbar sind, nicht notwendig ist, 
eine Entlehnung des einen Volkes vom andern 
Volke voraussetzen zu müssen. 


1) Hommel Fr., Grundriss der Geographie und 
ichte des alten Orients I, 98, | 
3) Ља. Anm. б. 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


griechischen Götter und der 
Religion Griechenlands insbesondere ügyp- 


[August 1907.] 418 


Und .ganz solchermassen lässt sich der 
orientalische Einfluss auf die rómischen 
Kulturverhültnisse erklüren. Ist es doch 
eine allseits anerkannte Tatsache, dass in 
der römischen Mythologie fremde Elemente 
vorkommen, die auf die Etrusker (die Turs 
der ägyptischen Quellen!) und in letzter 
Linie auf Kleinasien, die frühere Heimat der 
Etrusker, zurückgehen. Damit ist aber auch 
schon der Faden gefunden, der vom Orient 
nach Mittelitalien führt. Wir brauchen aber 

nicht soweit zurückzugreifen. Die Aus- 

ehnung der römischen Weltherrschaft über 
Afrika und Vorderasien brachte es mit sich, 
dass die Religion der Römer sich allmählich 
zu einem t verschiedener Götter- 
systeme und gottesdienstlicher Gebräuche 
tete. So wie durch Numa Pompilius 
zu dem ursprünglichen lateinischen Elemente 
sabinische und etruskische Gottheiten und 
Gebrauche hinzugetreten waren, die dann 
durch die Tarquinier mit hellenischen An- 
schauungen verschmolzen wurden, so sind 
im 1. Jahrh. v. Chr., nachdem bereits Asia, 
Cilicia, Bithynien und Syrien römische Pro- 
vinzen waren und Kappadoxien, Co ne, 
Kleinarmenien und Palüstina die rómische 
Oberherrschaft anerkannt hatten, nicht allein 
durch das Heer, sondern auch durch den 
Handelsverkehr orientalische Kulte verbreitet 
worden. Als nun auch (30 v. Chr.) Ae 
ten eine rómische Provinz geworden, 
begann der orientalische Gestirndienst, ins- 
besondere jener der Sonne und des Mondes, 
&uch in Rom einzudringen und hat sich all- 
mählich über das ganze römische Reich ver- 
breitet. 

So erklärt es sich, dass wir auch in 
Pannonien Denkmäler haben, die in den 
ae des orientalischen Götterkultus ge- 

ören. 

Erst vor kurzem erhielt das Ung. Na- 
tionalmuseum eine ganze Gruppe von Steinen, 
die uns den Gestirnkult veranschaulichen 
und insbesondere einige astrale Elemente des 
einst in Pannonien geübten Kultus vor Augen 
führen. Einen schönen Beitrag zur Recht- 
fertigung dieser Anschauung liefert ein Stein, 
der im Oktober 1906 auf der Puszta Somodor 
(Komorner Kom.) ausgegraben und im Juni 
l. J. ins Nationalmuseum gebracht wurde. 
Hier ist im oberen Teile des Steines ein 
Kreis eingraviert, unter diesem eine mond- 
sichelartige Figur und unter dieser wieder 
ein dem früheren kongruenter Kreis. Пав 
ganze zeigt folgende Anordnung: | 


1) ibd. pag. 63. 


419 (Ко. 8] 


Da kann wohl sind hier die drei 


kaum an eine pri- grossen Welt- 
mitive Darstel- korper: Erde, 

lung einer MondundSonne 
menschlichen Fi- veranschaulicht, 


nicht aber etwa 
deshalb, uin den 


gur gedacht wer- 


den. Hier ist KL 
ganz gewiss ein 


Gegensatz der 
astrales Bild dar- beiden Reiche(des 
gestellt, dessen irdischen als das 
Bedeutung viel- derUnterweltund 


leicht gar nicht des himmlischen 
so schwer zu ent- als das der Selig- 
raten ist. Es keit) zum Aus- 
drucke zu bringen, sondern um die Stetig- 
keit des Weltreiches und den innigen Zu- 
sammenhang zwischen Erd- und Himmelreich 
auszudrücken, um gleichsam darzustellen, 
dass es zwischen diesen beiden Reichen keine 
Zwischenscheide gebe, dass also Himmelreich 
und Erdenreich ein ganzes bilden und sonach 
das Scheiden vom irdischen Dasein oder der 
Tod nur ein Hinübergleiten von der irdischen 
in die himmlische Sphäre sei. Es ist also 
hier der Glaube an die Unsterblichkeit der 
Seele oder die Unendlichkeit der Zeit durch 
ein astrales Bild — wenngleich in primitiver 
Ausführung — zur Darstellung gebracht. 

Dasselbe Motiv finden wir auf zwei anderen, 
gleichfalls auf der Puszta Somodor gefun- 
denen Grabsteinen; sie bildeten die Längs- 
seiten eines Steingrabes, das dem 4. Jahr- 
hundert n. Chr. angehörte, und müssen so- 
nach einer viel früheren Generation — aus 
vielfachen Gründen dem 1. Jahrh. n. Chr. 
— апреһбгеп. Den einen derselben!) hat 
Lafitus seiner im hochbetagten Alter ge- 
storbenen Mutter Vinedia Germana ge- 
setzt. Der Stein ist mehrfach beschädigt, 
aber sowohl die Inschrift, als auch das im 
oberen Felde angebrachte Relief, das uns 
die Mondsichel mit darüberstehendem Stern 
— oder Sonnenbilde veranschaulicht, sind 
ziemlich gut erhalten. 


O 
24 


Das Reliefbild erinnert ganz an die Dar- 
stellung, die auf der Reversseite mehrerer 
Münzen angebracht ist?) Es ist dies um 


1) Dessen Inschrift lautet: Vinedia | Germana 
Aln](norum) | LXXXX Lafitu[s] | f (ilius) t (itulum) 
P (osvit). — 

2) Vgl. Gobl Ödön: Szarmata érmek a római 
császárság korából (Sarmatische Münzen aus der 
Zeit d. röm. Kaisertums); Numism. Közlöny III. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-Z EITUNG. 


achtete, 


[August 1907.] 420 


so lehrreicher und interessanter, als die be- 
treffenden Münzen Amulette sind, die auf 
der einen Seite rohe Kopien von Kaiser- 
köpfen tragen, die sonst auf Münzen aus 
dem 3. und 4. Jahrhundert vorkommen, 
auf der andern Seite das Bild von Mond 
und Sternen, wie wir es auf dem Grabsteine 
der Vinedia vor uns haben. Nachdem aber 
— wie dies bereits Herr Gohl!) hervorge- 
boben hat — das Bild von Mond und Stern 
auch auf griechischen und römischen Münzen 
und zwar sowohl auf denen aus der Zeit 
der Republick als auch auf jenen der Kaiser- 
zeit vorkommt, so müssen wir dieses Motiv 
nicht gerade als ein nur dem 3. und 4. 
Jahrhundert angehörendes Element ansehen. 
— Eine nach grössere Aehnlichkeit mit dem 
auf den Münzen entworfenen Bilde zeigt der 
zweite Stein, der Grabstein der Madena, 
Tochter des Las cius, die im Alter von 60 
Jahren das Zeitliche gesegnet hat?). Das 
oberhalb der Inschrift befindliche Relief zeigt 
insofern eine Abweichung von dem des 
früheren Steines, als oberhalb der Mondsichel 
nicht wie früher eine, sondern drei Kreis- 
flächen sichtbar sind, wodurch die Aehnlich- 
keit mit dem auf den Münzen entworfenen 
Bilde eine noch grössere und schärfere ist. 
Eine Frage bleibt noch zu erörtern übrig. 
Die erwähnten Denkmalsteine gehören näm- 
lich, wie dies die auf denselben vorkommen- 
den Personennamen lehren, nicht Römern, 
sondern Kelten an. Es fragt sich nun, ob 
wir solche Motive, wie die hier erörterten, 
auch den Kelten, die ja Barbaren waren, 
beilegen können? Da ist vor allem zu be- 
denken, dass der Ausdruck „Barbare“ nicht 
in dem uns geläufigen Sinne zu nehmen ist, 
denn ethnologisch kann ein Volk wohl ein 
Naturvolk sein (zum Unterschiede von 
Kulturvolk), niemals aber Barbare. Und 
dann dürfen wir nicht ausser acht lassen, 
dass es keiner allzu hohen Kulturstufe be- 
darf, um Beziehungen, wie die hier ent- 
worfenen, dem Himmel ablesen zu können. 
Der Mensch sieht, dass man zuerst ein Kind, 
dann ein Jüngling, endlich ein Mann in der 
Vollkraft seines Lebens, dann wieder ein 
Greis wird und schliesslich das Zeitliche 
segnet. Gleiche Verhältnisse zeigt der Mond 
in seinen verschiedenen Phasen, die man im 
Altertum — eben mangels anderer Zeitbe- 
stimmungsmethoden — viel genauer beob- 
als dies heute der Fall ist. Und 


% Ibd. 

*) Die Inschrift lautet: Madena | Lasci f (ilia) | 
an (norum) LX h (ic | sit (a) est fil (ius) | p (osuit) 
t (italum) m (emoriae). 


421 [No. 8.) 


endlich dürfen wir nicht vergessen, dass, 
wenn auch die betreffenden Personen, denen 
die hier in Betracht gezogenen Grabsteine 
gestellt worden sind, Kelten waren, so waren 
sie um diese Zeit doch schon ganz in den 
Sitten und Brüuchen sowie Kulturanschau- 
ungen der Romer aufgegangen. Am besten 
zeigen dies die Inschriften auf den Grab- 
steinen selbst, denn diese sind in Schrift und 
Sprache der Römer abgefasst. Wenn wir 
es also auch mit Kelten und nicht mit Voll- 
blutrómern zu tun haben, so waren ihre 
Sitten und Kulturgebráuche schon ganz 
rómische. — Und wie die Rómer zu den 
astralen Anschauungen des Orients gekommen 
sind, ist des Nühern bereits erórtert worden. 
Die betrachteten Grabsteine sind also 
von grósster Bedeutung, auch schon deshalb, 
weil sie einen schönen Beitrag liefern zur 
Erweiterung unserer Kenntnisse über die 
Kosmologie und die religiósen Anschauungen 
im 1. Jahrhundert unserer Zeitrechnung. 
Budapest im Mai 1907. 


Nachtrag. 


Eben war ich bereit, den vorliegenden 
Artikel an die Redaktion der OLZ. abzu- 
schicken, da erhielt ich von der Hinrich'schen 
Buchhandlung eine kleine Broschüre im Auf- 
trage des Verfassers zugestellt, die den 
Titel führt: „Die Panbabylonisten. Der Alte 
Orient und die Aegyptische Religion. Von 
Alfred Jeremias". Ich habe dieselbe natürlich 
mit grósstem Interesse gelesen und möchte 
hier — ohne der näheren Besprechung, die ich 
diesem „im Kampfe um den Alten Orient“ 
verfassten Schriftchen demnächst gerne 
widmen will, vorzugreifen — zwei Sätze aus 
demselben zitieren, die mit unserem Gegen- 
stande in innigstem Zusammenhange stehen. 
Auf pag. 29: ,Der Mond, der nach drei 
Tagen aus der Unterweltmacht hervorbricht, 
ist Auferstehungsgestirn.^ Pag. 59: ,Der 
Mond ist also auch hier, wie in Babylonien, 
Auferstehungsgestirn*. Mahler. 


Ber Ausgang der Perserherrschaft in 
Aegypten. 


Von W. Max Müller. 


W. Spiegelberg hat soeben eine neue 
Publikationsserie mit einer hóchst bedeut- 
samen Arbeit eingeleitet: Schriften der wissen- 
schaftlichen Gesellschaft in Strassburg, No. 1 
(der Papyrus Libbey, ein ägyptischer Heirats- 
vertrag, 12 S., 3 Lichtdrucktafeln, 4 9, Strass- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(August 1907.) 422 


burg, Trübner 1907. Ich füble mich ver- 
pflichtet, darauf sofort aufmerksam zu machen. 

Der unermüdliche Strassburger Gelehrte 
hat sich Photographien eines nach Amerika 
(Toledo, Ohio) verschleppten Papyrus!) ver- 
schafft und demselben ein wichtiges historisches 
Resultat entnommen. Es ist ein demotisch 


geschriebener Heiratsvertrag, datiert: „Jahr 1, 


Monat 3 des Pharao Hbb3“, also des von der 


sogenannten Satrapenstele (Brugsch, AZ. 9, 
1871, 1; Mariette, Monuments divers, pl. 14) 
und seinem Apissarkcphag des Serapeums 
bekannten Rebellen gegen die persische Herr- 
schaft Chabebsch(a) Chabsch(a). Das Schrift- 
stück ist, wie der Herausgeber scharfsinnig 
bemerkt hat (S. 3), von demselben Notar 
unterzeichnet, der auf einem Aktenstück vom 
Jahr 9 Alexanders des Grossen erscheint; 
der sehr ungewöhnliche Vatersname sichert 
die Gleichheit der Personen. Damit fällt 
aber die Zeitbestimmung des Chabebsch, auf 
die alle Aegyptologen sich schliesslich ge- 
einigt hatten, nämlich, dass er der Führer 
der Herodot 7, 5, 7 erwähnten Revolution 
gegen Darius I. gewesen sei und Xerxes 
bald nach dessen Thronbesteigung (486 v. Chr.) 
unterlegen wäre). Zwischen 324 v. Chr. und 
486 ist der Zeitraum natürlich zu gross. Sp. 
stellt auch fest, dass die etwas dunkel ab- 
gefasste Satrapenstele den Chabebsch und 
Xerxes nicht klar als Zeitgenossen nennt, 
vielmehr so zu verstehen scheint, dass „der 
Frevler Hérys“, den die Götter zur Strafe 
für seine Einziehung eines Tempelgutes „aus 
seinem Palaste vertrieben mit seinem ältesten 
Sohne“ dem Chabebsch, (nicht dem Vizekönig 
Ptolemäus, wie man zuerst meinte!) als war- 
nendes Exempel von den Priestern vor- 
gehalten wird, also vor Chabebsch gelebt hat). 
Diese Angabe der Satrapenstele erklärt Sp. 
durch Verwechselung von Xerxes und Arta- 
xerxes, die unter den Griechen öſter belegbar 
ist. Demnach sei „jener Frevler^ Arta- 
xerxes III., Ochus, der ja bekanntlich gegen 
Aegypten sehr streng verfuhr und mit seinem 
ältesten Sohne von Bagoas ermordet wurde. 
Chabebsch sei also nach Ochus’ Tod, 339 


v. Chr., anzusetzen‘). 


1) Entgegen der Angabe über Erwerbung in Luxor 
(Vorwort) wurde mir im letzten November von dem 
bekannten Händler Ralph Blanchard in Kairo erzählt, 
dass er Mr. Libbey den Papyrus verkauft babe. 

*) So Wiedemann, Gesch. Aeg. von Psammetich I. 
usw., S. 246; Gesch. Aeg. 685; E. Meyer, Gesch. Aeg. 
392; Maspero, Histoire ІП 715; Petrie 368 usw. 

3) Nach Wilcken's Vorgang, AZ. 35, 80. 

4) S. 5 u. 6, daneben 341 oder 342 als obere 
Grenze genannt, was nicht zu Sp.'s Theorie stimmt, 
also lapsus calami ist. 


423 [No. 8.) 


Dass die betreffende chronologische Ап- 
gabe der Sa*rapenstele nicht in Ordnung ist, 
versteht sich, aber die griechische Analogie 
scheint mir hiernichtzugelten. DieVermengung 
der zwei Namen ist doch nur dem Fremdnamen 
in untibertrefflich „klassischer“ Weise verhun- 
zenden Griechen möglich, dem zudem Xerxes 
als typischer Popanz und Grosskönig gilt. 
Bei den Aegyptern fallen beide Entschul- 
digungen für ein Zusammenwerfen von Chsch- 
ane () und Artachschatra d) weg. Wir 

aben also in der Satrapenstele einfach einen 
ganz unentschuldbaren Schnitzer, der in be- 
dauerlichster Weise uns zeigt, was selbst in 
einem so bedeutenden Tempel wie dem von 
Buto an Geschichtskenntnissen vorhanden 
war. Indessen mag es weniger der Mangel 
an Geschichtsbüchern gewesen sein, als die be- 
kannte, liebenswiirdig-leichtsinnige Aegypter- 
art. Geschichtswerke in unserem Sinn hatte 
man im Tempel von Buto natürlich keine, 
aber sicher Kónigslisten, um Datierungen von 
ülteren Dokumenten einigermassen zu kon- 
trolieren. Die nachzuschlagen, um den 
Chabebsch in die persischen Fremdherrscher 
einzufügen, war der mit der Ábfassung einer 
so wichtigen Inschrift betraute Hierogrammat 
zu faul Offenbar rechnete er gar nicht auf 
aufmerksame Leser seiner öffentlich aus- 
zustellenden Inschrift, obwohl er die histori- 
schen Ansprüche des Tempels auf ein Grund- 
stück nachweisen sollte. Die Priester aller 
Zeiten haben ja in solchen historischen 
Begründungen Ihrer „Rechte“ fleissig Miss- 
geschick gehabt, dass aber 312 v. Chr. bei 
einer solchen Gelegenheit man die persischen 
Synchronismen der Zeit nach 342 nicht mehr 
ausrechnen konnte (oder eher mochte), über- 
trifft die bei anderen Völkern belegbaren 
Priestersünden beträchtlich. Eine echt ägyp- 
tische Leistung! Demnach wird aber auch 
auf die Bemerkung im versöhwommensten 
Orakelstil über „die Vertreibung aus dem 
Palast mit seinem ältesten Sohne“ nicht zu 
bauen sein; ich halte sie für wertlos, 
wenn auch (zufällig?) das Orakelrätsel etwas 
auf Ochus’ Ende angewendet werden könnte. 

Das chronologische Resultat Spiegelberg’s 
bleibt jedenfalls bestehen. Die Zeit vor der 
Unterwerfung Aegyptens durch Ochus scheint 
zu weit besetzt, und solche Notarposten sind 
kaum ein Menschenalter in einer Hand. Wir 
haben also die überraschende Tatsache: nach 
jener angeblich unerhört grausamen Unter- 
werfung durch Artaxerxes Ochus sind noch- 
mals die Perser aus ganz Aegypten vertrieben 
worden, und der Rebellenfirst hat noch 
mindestens das zweite Jahr seiner Regierung 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[August 1907.] 424 


angetreten. Die Perserherrschaft scheint doch 
noch viel wackeliger gewesen zu sein, als 
selbst die pessimistischsten Schilderungen 
annahmen; dass solch ein Reichsgebilde über 
200 Jahre sich behaupten konnte, wird immer 
verwunderlicher. 

Ueber Person und Emporkommen des 
Chabebsch(a) sind vielerlei Vermutungen auf- 
gestellt worden, denen Spiegelberg eine neue 
Hypothese hinzufügt. Aus dem gänzlich 
unägyptisch aussehenden Namen hat man 
geschlossen, er sei ein abtrünniger persischer 
Satrap gewesen (Birch, TSBA I 24 — dazu 
passen seine Titel nicht), ein Libyer (Stern, 


ÄZ. 1882, 25; das Altlibysche hat aber kein 
h und würde schwerlich diese Nominalbildung 
gestatten); ein Araber (Revillout, Chronique, 
біп Rev. Egypt.). Eine Ableitung vom 
semitischen Intensivstamm wird nun der auch 
in der neuen Urkunde mit bb, also wahr- 
scheinlich mit Vokal zwischen den zwei b, 
geschriebenen Name schwer sein (Sp., S. 4). 
Sp. will darin einen Aethiopen sehen. Wiefern 
der Name an Schabaka, Schabataka, Taharaka 
anklingen soll, ist mir unerfindlich. Wenn 
aber der Name auch vielleicht ,üthiopisch" 
(d. h. hamitisch oder halbhamitisch wegen 
des b, aber nicht nubisch!) sein könnte, so 
ist doch Sp.'s darauf gebaute Hypothese, Ch. 
sei ein Aethiopenkönig gewesen, der Aegypten 
erobert habe, unmöglich. Sp. hat offenbar 
den Thronnamen des Ch. übersehen: „Bild 
des Ptah, erwählt von Tanen“. Der König 
bezeugt damit doppelt, dass er in Memphis 
gekrónt wurde. Kin Aethiopenfürst von Na- 
pata hätte seine fertigen Titel mitgebracht 
und keineswegs in Memphis sich neue Namen 
zugelegt. Die niemals aufgegebenen äthiopi- 
schen Ansprüche auf Aegypten gingen be- 
kanntlich auf Theben zurück und waren zu 
alt, um irgend welche memphitische Legitimi- 
sie zu brauchen. Auchwar dasschwäch- 
liche Aethiopenreich gegen Ende der Perserzeit 
besonders schlecht daran, — vgl. den Bericht 
der Satrapenstele über einen Zug des Pto- 
lemäus Soter gegen die Blemmyer. Chabebsch 
wird also ein Söldneroffizier fremder Herkunft 

ewesen sein; in jenen unruhigen Zeiten 

Jühte bekanntlich in dem bei allem rebelli- 
schen Geist nicht sehr kriegerischen Aegypten 
das Gewerbe ausländischer Condottieri ge- 
waltig und gewährte Gelegenheit selbst auf 
die Krone. Ích gestehe, dass ich den Namen 
(trots der Unwahrscheinlichkeit!), dass er die 


1) Aber nicht Unmöglichkeit. Der Aegypter 


durohbrach manchmal der Deutlichkeit wegen seine 
Orthographieregeln bei fremden Namen. Vgl. den meist 
mit Doppel-s geschriebenen Namen Assur. 


485 (Ко. 8.) 


Bildung fa di darstellt, s. o.) am liebsten in 
das Gebiet der wenig bekannten südsemitischen 
Sprachen verweisen michte. 

Spiegelberg's Schrift bietet auch sonst 
manches Beachtenswerte sur Kenntnis der 
Ehekontrakte, auf das ich vielleicht ander- 
wärts zurückkommen kann!) 


Geographisches IV.?) 
Von G. Hüsing. 


Im ersten soeben erschienenen Hefte des 
Memnon bringt E. Herzfeld einen sehr dankens- 
werten ikel ,Untersuchungen (über die 
historische Topographie der Landschaft am 


Tigris, kleinen Záb und Gebel Hamrin“, der 
mich veranlasst, auf eine Kleinigkeit auf- 
merksam zu machen. 

S. 141 kommt Herzfeld hier auf das 
Palaestine des Plinius (VI 132) zu sprechen, 
halt Arbeletis dieser Stelle für Verwechslung 
mit Apolloniatis und für vielleicht verschrie- 
ben, spricht aber bei Palaestine von einem 
Missverstündnisse. 

Der Satz bei Plinius lautet: Inter has 

Mesenen Sittacene est, eadem 

Arbelitis et Palaestine dicta. Es werden 
also drei Namen fiir eine Landschaft auf- 
geführt, die doch nicht zur gleichen Zeit 
alle drei Namen führte. Sie heisst zur Zeit 
der letzten Quelle des Plinius Sittacene, 
hiess vorher ,Arbelitis“*) und in der Vorzeit 
(mahai) also тоң. Das wird natürlich ver- 
schrieben sein, zwischen 2 und т fehlt ein 
Vokal, denn keine ültere Sprache dieser 
Gegend kennt anlautendes Der aus- 
5 Vokal wird. vermutlich i sein, da 
ieses Zeichen am leichtesten übersehen wer- 

den konnte. Wenn aber die Landschaft 
später Sictabene heisst, so führt das auf per- 
sisches Sitakän, und davon ist nur Sita 
Stamm. Das eben erschlossene *Sitina als 
ültester Name wire also zagrisch-elamisch, 


1) Meine Vermutung, dass „die Bekleidete, Ver- 
hüllte* = ,Verlobte" sei, scheint mir durch die Be- 
mer S. 7 nicht widerlegt. Jene Bezeichnung 
kann nicht gans synon mit „Ehefrau* gewesen 
sein; wenn in einem ogen Kontrakt ihr nun wirk- 
lich das Wort „Ehefrau“ entspricht, so wird bei 
anderen Völkern dieselbe Bezeichnung für die Ver- 
lobte gebraucht. Die Verlobte ist vielfach vollständig 
der Ehefrau gleich, nur dass sie noch nicht in das 
Haus des Ehemannes gezogen ist. Diese Art des 
Verlöbnisses würde hier vorztiglich passen; bei ihr 
wäre Fürsorge für das Erbrecht der Kinder ganz in 


der Ordnung. 
*) Vgl. OLZ. 1901, Sp. 32C. 
D Ist das Artemitis? oder Apameitis? 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[August 1907.) 496 


und in dieser Sprache wäre na die Endung 
und Siti Stamm. Siti entspräche älterem. 
бий, denn die alten i werden zu e, die alten 
u zu i. 

Dass des Strabon 0 AOMHNH vielmehr 
AOAOMHNH ist, habe ich in der April- 
nummer erwähnt; die Assyrer würden *Lwllu- 
me-na geschrieben haben wie Sipir-me-na. 

Supiritis deutet darauf hin, dass zum 
mindesten neben Suparte ein Supirtu bestanden 
hat. Der Stamm ist Su, der Landname davon 
Su-ti, der Einwohner heisst im Singular 
Su-ri, im Plurale Sups; das ,Supi-ische Land“ 
ist Su-pi-r-H, genau entsprechend Halla- 
pi-r-ti. Das letztere halte ich zugleich für 
die richtige Form statt Xadranstic; das 0 
wird ausgelassen, dann übergeschrieben, dann 
falsch hereingezogen, und da ein Xadgarestic 
nicht einleuchtete, in * verlesen worden sein. 
Dazu dürfte, besonders für das erste Aus- 
lassen des o, der Reim mit Gr ge- 
kommen sein, in das allerdi ein 0 gehürt, 
sowenig wie in Su-ti, und Namen wie dọ- 
Zeie werden nachgeholfen haben, den Namen 
zu grüzisieren. Gleichwohl bleibt es mir 
zweifelhaft, ob nicht in Arrollavıa-sıg und 
ähnlichen noch das alte kaukasisch-zagrische 
Landnamensuffix ti wieder aufgelebt ist. 
Man denke nur an Namen wie 2ap-fa-tas 
(Sang(i)-ba-ti), Macca-fa-vos, vgl. Kilam-ba-t, 
Lullu-ba-ti 


Die geographischen Namen sind schon bei 
den Griechen, noch mehr bei den Rómern 8o 
heillos verschrieben, und nicht nur bei Pto- 
lomaios und Plinius, dass nur durch Vergleich 
mit einheimischen Namen Luft geschaffen 
werden kann, und das wiederum ist unmig- 
lich ohne Studium der einschlügigen Sprachen. 

Ich glaube &ber, dass auch die klassische 
Philologie für die Frage der Verlesunge- 
möglichkeiten einen ganz allgemeinen Nutzen 
aus derartigen Studien werde ziehen können. 
Die Buchstaben waren ja doch für geographi- 
sche Namen keine anderen als für griechische 
Wörter. In OLZ. 1899 hatte ich Herodots 
Zroovgarss als Agovyatss erklärt. Marquart 
(Unterh. II, S. 234) erklärt Zręayyaç als 
Agayyas, auf dem Wege über Хоаууас, das 
dann beim Diktieren als 5тоаууас nieder- 
geschrieben wurde. Wie hier das с mit a 


verwechselt wird, so muss es in A ten 
offenbar ein Zeichen für w ben haben, 
das man später als o las; darüber später 


mehr. Man vergesse nicht, dass wir die 
griechische alte Schrift, wie sie in Hand- 
schriften angewendet wurde, noch heute sehr 
spärlich kennen. Als des Timotheos „Perser“ 
gefunden wurden, rechnete Wilamowitz mit 


497 (Ко. 8.) 


der Méglichkeit, dass jemandem davor grauen 
könnte, dass uns ein Buch aus der Zeit des 
Demosthenes erhalten sein sollte. Wie sahen 
nun die Zeichen bei Herodotos aus? — 

Wir wollen hier noch einmal an die 
Unsitte erinnern, Namen nichtgriechischer 
Abkunft, die nur auf handschriftlichem Wege 
sich erhalten konnten, mit den Akzenten und 
Bogen der späteren spiritushaltigen Schrift 
zu verzieren. Es gibt keinen Harpagos und 
keine Atossa, keinen Otanes und Hystaspes, 
ja der Spiritus ist so konsequent falsch ge- 
setzt, dass man fasst glauben könnte, es 
müssten einmal zwei entgegengesetzte Systeme 
nebeneinander bestanden haben und dadurch 
die Verwirrung entstanden sein. Ebenso ist 
aber auch Hagbatána, Hareia, Harachosia zu 
lesen, und umgekehrt hat es nie ein Volk 
der ,Uxier^ gegeben. Es ist Ообо statt 
ОдЕюь zu lesen, wie umgekehrt MeyaflvEoc 
für Msyagvioc. Пав $ ist natürlich als J (dz) 
zu sprechen und gemeint sind die Bewohner 
des heutigen Chuzistän, die noch früher (um 
500 v. Chr.) Hwajtja hiessen, in einheimischer 
Aussprache damals wohl Haéija, wie die 
elamischen Achamanidentexte erschliessen 
lassen. Die Pluralform dazu war also (zu 
damaliger Zeit) Наб/ор, und das konnte 
der Grieche nur durch A tonss wiedergeben, 
was mit Spiritus asper zu versehen wäre. 
Da dieser nicht eg VE ie wurde, hat der 
Name das Prototyp für die somes ab- 
gegeben. 

Wenn nun bei Ptolemaios (VI 4, 3) ein 
Volk der Sovfasos überliefert ist, so kann das 
zwar mit Хорса nichts zu tun haben, kann 
aber auch von den Ovlıos nicht getrennt 
werden. Die Form stammt aus anderer Quelle, 
hat vielleicht ein babylonisches Prototyp, 
aber das 2 ist neuer Ces vermutlich 
in Ptolemaios’ Quelle beim Diktieren aus 
dem Akkus. Plur. herübergekommen. Um- 
gekehrt wird es an der gleichen Stelle kaum 
Paysos gegeben haben, sondern vermutlich 
ist in apostrophloser Zeit ein 4оа)лов in 
Расулов aufgelöst worden, und das gleiche gilt 
von der Stadt Pawa (VI 2, 18). 

Ahnlich ist bei Plinius (VI 95) ein Tav- 
dagetey (Gandara) in убу dagtey zerlesen, 
als eine Landschaft ,Daritis^ aufgetaucht, 
nicht zu verwechseln mit ege des Pto- 
lemaios, das am Elburs liegen soll!) 

Die Silices und Sitrae des Plinius (VI 118) 
hat Marquart (Unterh. П, S. 23 ff) als S. 
dixe ünd Ziyges erkannt, entsprechend den 
Sidexeg und der Landschaft 2sygsavexy des 


1) Herod. III 92 kennt die Zagera:. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(August 1907.] 428 


Ptolemaios (VI 2, 6). Marquart will hier ,je 
zwei voneinander rüumlich getrennte Ab. 
teilungen derselben Völkerschaften“ annehmen. 
Das wäre gewiss möglich, denn wir kennen 
ähnliches aus der germanischen Vélkerwan- 
derung, und die Berichte können ja aus ver- 
schiedener Zeit stammen, die Völker gewandert 
sein. Vielleicht liegt es aber noch weit 
näher, dass Ptolemaios sich stark verrechnet 
hat, 2. B. infolge einer doppelten Ueber- 
lieferung des Namens XweopusPenv_, — oder, 
dass die Stelle arg verderbt wäre. 

Es ist sehr schade, dass für Marquart, 
der bis China hinüberlangt, gerade die Keil - 
schriftforschung nicht vorhanden ist. Sarrukin 
führt in seinen Annalen (73 und 84) die 
Landschaft Si- ig- ri-is auf, und nach der be- 
riibmten „Mederliste“ zu schliessen, hiess 
die Hauptstadt Si- ig- ri- na, und der Fürst 
E(9))parnua. Sigris wird zusammen mit Sa- 
parda und Uriakki (an beiden Stellen) er- 
wähnt, 73 ist noch Urigatu'!) dazu gestellt, 
84 aber noch Upparia und Bet - Sangibuti, 
d. h. die Sapfaras (Ptol. VI 1, 2), was jeden- 
falls für Plinius spricht. In der Mederliste 
wird Uppuria genannt — also etwa „ Upporia“ 
zu sprechen — dessen Fürst Satarpant heisst; 
der Fürst von Uriaku heisst Arpite (vgl. 
OLZ. 1899, Sp. 140). Zu diesen kommen 
noch in beiden Annalen-Stellen das Land 
des „oberen Kanales“ (von Aranzies) und des 
„unteren Kanales“ (von Bit- Ramatua?) — unter 
Tiglatpilesar III. ist Ramateja der Fürst von 
Arazias! Die Stadt wird Erinzias genannt —) 
und alle diese Länder gehören zur Pro- 
уіп? Harbár, also wird Plinius recht haben! 

Streck hat kürzlich (MVA G 1906, 3) die 
Lesung Hatallu für Harilu begründet; Plinius 
(VI 26) kennt die Attali latrones, Arabum 
gens, also wieder mit Spiritus asper zu lesen. 


Stidarabisches IV. 
Von Martin Hartmann. 


Meine Bemerkungen zu No. 2 der Now- 
veaux Textes Yéménites Inédits Derenbourgs 
im Aprilheft d. J. (Sp. 189f.) stiitzten sich 
auf die Annahme, dass der von Deren- 
bourg gegebene Text der sprachlich-histo- 
rischen Behandlung eine sichere Unterlage 


1) Die Mederliste nennt einen Uarsan von U-kov- 
ut-ti; sollte in Tafel 6 bei Winckler U-þu-qa-tu zu 
lesen soin? 

?) Nur in Tafel 6 bei Winckler erhalten, aber im 
unkollationierten Teile, vielleicht auch hier Ra-ma- 
te-ia zu lesen? 


489 No. 8.) 


biete. Ich wurde in jener Annahme be- 
stärkt dadurch, dass auch Lidzbarski den 
Lesungen Derenbourgs gefolgt war. Diese 
meine Ánnahme hat sich als irrig erwiesen. 
An mehreren Stellen ergiebt die Prüfung 
des Lichtdrucks, dass die als möglich hin- 
gestellte Lesung fraglicher Zeichen unmöglich 
ist. Es war eben bei der Konstituierung des 
Textes ein Verfahren eingeschlagen, das auf 
ein Denkmal des klassischen Altertums kaum 
noch angewandt werden dürfte, das aber in 
der orientalistischen Epigraphik, wie sich 
hier zeigt, immer noch e die Nicht- 
beachtung der äusseren Indicia. Ein Bei- 
spiel solcher Nichtbeachtung ist die Er- 
gänzung des Anfangs von Zeile 4. 2. 3 
schliesst mit 3, Z. 4 beginnt mit einigen un- 
deutlichen Zeichen, denen ein Silbentrenner 
folgt. Die Entfernung des Silbentrenners 
von der rechten Randlinie, die scharf durch 
die rechten Schenkel des 2 von Z. 5 und 2. 7 
markiert wird, betrigt 17 Millimeter. Wo 
man nun auch das Mass ansetzt, es fasst 
mit 17 mm drei volle Zeichen von einem 
Trennungsstrich aus gerechnet; zwei Zeichen 
fülen von einem Trennungsstrich aus nie 
mehr als 11 mm. Es ist ausgeschlossen, 
dass &uf Z. 4 dem ersten Trennungsstrich 
nur y2 vorhergeht, und dass dieses y2 mit ) 
von Z. 3 zusammen y2) ergibt. Alle Speku- 


lationen über die Bedeutung von pop ya) 


sind also pro nihilo. Dazu kommt ein 
anderes. Zweifelhafte Zeichen sind unter 
verschiedensten Beleuchtungen (sehr wirksam 
ist die bei Lichtquelle von links und schrüger 
Haltung der Tafel rechts vom Beschauer), 
mit allen technischen Hilfsmitteln und bei 
verschiedener Disposition des Forschers zu 
betrachten. Mit Anwendung dieser Mittel 
konstatiere ich folgendes: Der Buchstabe vor 
dem Trennungsstrich ist vielleicht ein y, 
vielleicht aber auch ein 1; der ihm vorher- 
gehende Buchstabe ist sicher kein 2: das, 
was der linke Schenkel des 2 zu sein scheint, 
der übrigens für einen solchen zu weit nach 
links ausbiegen würde, gehört zu dem Bug 

ruch) im Abklatsch, der durch eine 

unklere Linie markiert ist; dagegen ist 
deutlich eine Bearbeitung des Steines &n der 
Spitze des rechten Schenkels des Pseudo-2 
zu erkennen, und eine Vergleichung mit den 
anderen in der Inschrift vorkommenden 50) 
zeigt, dass ein 5(1) vorliegt. Diesem 50) geht 
vorher ein Zeichen, das man zunächst als 3 
ansprechen möchte; das kann es aber nicht 
sein, denn sein unterer Teil füllt nicht mit 
der Randlinie zusammen, sondern steht etwas 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[August 1907.) 480 


einwürts, fast über der Mitte des 2, das die 
Zeile darunter beginnt; jener untere Teil 
(Träger) hat genau die gleiche Länge wie 
er Träger des п von Ww іп Z. 1; man 
erkennt auch den auf dem Träger sitzenden 
Kelch; es ist also 7 oder П zu lesen und, 


n an 
wenn Z. 3 mit 3 schliesst: yon oder Gu. 
Wir haben dann ein nif‘al bezw. inf dl; 
nun würde man in dieser qatabanischen 
Inschrift mit grundsätzlicher s- Sprache 
hinfäl erwarten (vgl. Hommel, Chrestom. 
§ 27), ich sehe aber bei der offensichtlichen 
Unregelmässigkeit unseres Stückes in der 
Orthographie kein Hindernis, hier inf dl an- 
zunehmen. Welcher von den Lesungsmöglich- 
keiten ут), Уго, yams, yx" (und ent. 
sprechend mit \ am Ende) der Vorzug zu 
geben ist, lasse ich dahingestellt. 


Auszuschalten ist die Lesung 2110 in Z. 4. 
Einzig der Buchstabe 3 hat Wahrscheinlich- 
keit für sich. Was zwischen ihm und dem 
Trennungsstrich nach Cp steht, ist ganz 
unsicher; es scheint, dass auf den Trennungs- 
strich ein y oder ! folgt; ein ) würde ein 
zweites Verbum von gleichem locus gram- 
maticus wie 27) einleiten. 

Ueber N..... Dam in Z. 6 und dessen 


Umschreibung mit |79) 1/07 wird fortge- 
gangen mit den Worten: „Remarques dans 
ee l'orthographe pleine du suffixe.“ 


Lidzbarski umschreibt psy ҮШУЛ und 


bemerkt zu dieser Umschreibung nichts. 
lch gebe zu, dass die Tafel dieses Bild zeigt 
und dass eine andere Lesung schwere Hinder- 
nisse bietet. Schon wan statt 22 wire eine 
Anomalie; und nun soll gar "252 dastehen? 
Es war in jedem Falle diese Seltsamkeit 
hervorzuheben. 

Wem es kleinlich scheint, dass das 
ya) durch Messen des Raumes eliminiert 
wurde, der bedenke, dass schon oft auf 
falsche Lesungen gewaltige historische Kon- 
struktionen gebaut worden sind. diesem 
Falle war das tiber зор y2) Vorgetragene 
unnütz. 

Zur Erklärung: Zu wp Z. 8 ist jetzt 
heranzuziehen Gl. 1600 (Nielsen, MVAG 
1906, 249 ff.), 4 f. „ег [Jada ab Dabjän, Sohn 


des Sahir, Mukarrab von Qatabän] baute 
und erneuerte das Haus des Waddum und 
Atirat und Machtan des Königs [? des 
(Gottes) Molech? vgl. 1. Reg. 11, 7 u. o., 
auch Malik oder Milk КАТЗ 469] in Qulai*. 
Derselbe Jada ab Dabjàn wird in unserer 
Inschrift angerufen, nur dass hier der 


481 (Ко. 8.) 


Weihende bzw. Bauende nicht er, sondern 
ein Kultdiener ist. Sicher ist auch das 
Qulai hier dasselbe wie in Gl. 1600. Der 
Mukarrab Jada'ab baute die Gotteshäuser 
in Qulai; unter dem König Jada abt) wird 
ein Opfer gebracht, weil Haukam „Qulai 
beschiitzt hat“, d. h. die Gotteshüuser dort. 
Dass als Bau in Qulai „das Haus des 
Waddum“ genannt wird (in Gl. 1600), spricht 
für die nahe Beziehung: auch Wadd ist der 
Mondgott und im Grunde identisch mit 
‘Amm und Haukam, mit Warach und Harman. 
Zu Tempeln mit verschiedenen Namen des- 
selben Gottes vgl. „Jesus“-Kirche, „Christus“- 
Kirche, „Erlöser“-Kirche u. dgl. — Zur 
zeitlichen Ansetzung der Inschriften liegt 
kein sicherer Inhalt vor. Doch sei erwähnt, 
dass möglicherweise der Sahirum, der in 
unserer Tnschrift 2. 8 als Sohn des Jada- 
‘ab Dabján und mit ihm zusammen „König 
von Qatabän“ genannt ist, identisch ist mit 
dem ,Sahir Jagül, Sohn des Jada"ab, Mu- 
karrab von Qatabän“ in Der. 32), und dass 


derselbe Sahir Jagül auch identisch ist mit 


dem Sahir Jagül Juhargib, als dessen Sohn 
in Gl. 1402 Waraw’il Ghailän Juhau‘im, 
König von Qatabän, genannt wird, und der 
am Schluss von Hal. 504 angerufen wird. 


Nun ist nach Hal. 504 Sahir Jagül Juhargib 
ein Zeitgenosse der Minäerkönige Wagah’il 
Jäti und seines Sohnes Ilijafa Jasür. Sein 
Sohn Warawil ist nach Hommel ZDMG. 
53, 101 (mit Bezugnahme auf die Sirwäh- 
Inschrift, Gl. 1000) ein Zeitgenosse des Mu- 
karrab von Saba’ Kariba il Wätir. Dadurch 
ist das Nebeneinanderbestehen eines Königs 
von Ma'In, eines Königs von Qatabün und 
eines Mukarrabs von Saba’ erwiesen. Auf 
das Vorkommen des Qatabaners in Hal. 504 
wies auch Nielsen hin (a. a. O. 264). Die 
Gleichzeitigkeit mit dem Mukarrab von Saba’ 
wurde in diesem Zusammenhange, soviel mir 
bekannt, bisher nicht beachtet. Der König 
von Matin Waqshil Jar ist in Otto 
Webers Liste (MVAG 1901 S. 59 f.) No. 13. 
In der ganzen Liste liegt nur für einen 


ı) „König“ ist er auch in Gl. 1581 (Nielsen 
a. a. О. 281), 6 „bei Jada’ab Dabjän, Sobn des 
Sahtr, König von Qatabàn". 

5) Einen Einwand gegen die Gleichstellung aus 
der verschiedenen Namensform (Der. 2 pang’, sonst 
srw) herzuleiten, ist nicht berechtigt. Könnte man 
den qatabanischen Redaktoren Sorgfalt zutrauen, so 


8 
würde man in Qr vgl A sehen, in ri etwa 
322? 


* (vie yee), 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


{August 1907.) 482 


König eine Zeitbestimmung vor: Abijada 
Jàti wird in Gl. 1155 gendnnt, Екпе 
also um 525 (Meder(Perser) - Ei in 
Egypten; er ist No. 8; No. 13 fällt ca. 100 
Jahre nach ihm, wenn die Klassierung richti 
ist (bei Mordtmann sind sie No. b un 
No. 10) Das Zusammentreffen der drei 
Fürsten wird zwischen 450 und 400 anzu- 
Setzen sein. Wie man dann all die vielen 
Namen unterbringen soll? Mit der einfachen 
Erwügung, dass Schliisse von der Regierungs- 
zeit der Könige in andern Ländern auf Jemen 
unzulässig sind. In Jemen herrschten be- 
sondere Verhältnisse: das Königtum war 
schwach und ein ausgedehntes Kondominium- 
System bestand. Es wurden viel mehr 

önige verbraucht als anderswo. Die Haupt- 
stütze der Hinaufriickung der Міпбег in 
1500 v. Chr. und höher ist damit ausge- 
schaltet. Für „Könige von Qatabün" ist 
noch ein weiter Spielraum; setzen wir die 
Reihe Jada ab Dabjän bis Waraw eil um 
400 an, so haben wir für weitere Könige 
noch etwa vier Jahrhunderte; denn Qatabün 
erscheint als bündnisfühige Macht noch in 
Gl. 1359/60, beim ersten Aufsteigen des 
Sternes der Hamdaniden, und von da an 
bis zur Annektierung von Dū Raidän-Himjar, 
mit welcher die Schaffung des Reiches 
Saba'-Dü Raidin und wahrscheinlich der 
Untergang des Geer Qatabün zu- 
sammenfallt, durch die Hamdaniden, sind 
etwa 60 Jahre. Die Umwandlung des Reiches 
„Saba“ in das Reich „Saba und ра Raidän* 
dürfen wir um den Anfang unserer Zeit- 
rechnung setzen. Da haben ausser der 
Königsreihe von Gl. 1119 noch ein paar 
Dutzend anderer „Könige“ von Qatabän 
Platz. Werden uns die Abklatsche Glasers 
oder neue Funde Kunde von ihnen bringen? 


Bespreehungen. 


Otto Weber, Die Literatur der Babylonier 
und Assyrer, ein Ueberblick mit 1 Schrifttafel 
und 2 Abbildungen. Ergänzungsband II zum „Alten 
Orient“ (gemeinverständl. Darstellungen . v. d. 
Vorderasiatischen Gesellschaft) Leipzig, J. C. Hin- 
richs'sche ae aE XVI und 312 Seiten, 
Pr. 4,20, іп Leinen geb. b M. Besprochen von 
W. Erbt. 

In seinem Aufsatze ,Babel und Bibel — 
Bibel und Babel* hat Winckler eine Er- 
klärung für die tiberraschende Tatsache, 
„dass gerade das, was Delitzsch in seinem 
bekannten Vortrage ausgeführt hat, Gegen- 
stand einer Flut von ert des 
wurde“, in der Unbekanntschaft mit Tat- 


488 (No. 8.) 


sachen gesucht, „welche das Ergebnis etwa 
der letzten zehn Jahre darstellen". Gewiss, 
eine neue Welt ist entdeckt worden; aber 
sie stellt nicht ein Goldland dar, das von 
selbst einen Strom von Wanderern anzieht. 
Dieses Neuland wird als Grossmacht ohne 
eigenes Zutun nur dann beachtet werden, 
wenn es fremde Kreise stórt. Und doch 
muss es im Interesse aller liegen, die das 
neue Gebiet bebauen, dass sie nicht als 
Friedenstórer verschrien werden, dass man 
ihnen den ihnen gebührenden Platz an der 
Sonne zugesteht. Es ist daher ein glück- 
licher Gedanke gewesen, den Weber mit 
seinem Buche verwirklicht hat. Er hat so- 
zusagen einen Reiseführer geschaffen, an 
dessen Hand man die neuentdeckte Welt 
ohne umstündliche Reisevorbereitungen durch- 
wandern kann. Jetzt wird es ungleich 
schwerer sein, die Leserwelt mit billigem 
Spott über die unbequemen Grossmachts- 
bestrebungen des ihr unbekannten Neulands 
zu unterhalten. 

Von den Vertretern der Orientkunde wird 
ernste Klage darüber geführt, dass ihre 
Ergebnisse von der alttestamentlichen und 
klassischen Philologie zum Schaden der 
Wissenschaft nicht beachtet werden, dass 
man jeden Uebergriff auf ihr Gebiet als un- 
berechtigte Einwirkung abweist. Hartnückig 
hált man dort die Hypothese vom Auto- 
chthonentum Israels, Griechenlands und Roms 
fest. Dienatürliche Folge dieserStellungnahme 
der Alten ist eine üngstliche Wahrung der 
von ihnen zu erziehenden Jugend vor jeder 
Berührung mit der Orientkunde; ja, gewisse 
Anzeichen sprechen dafür, dass man dia 
Schüler, um die eigene Tradition zu schützen, 
scharf macht und aufbietet gegen das Neue, 
das sich trotz aller Anfeindungen immer 
mehr Bahn bricht. Diesen Jungen gibt 
Webers Buch, ohne viel Aufhebens von der 
eigenen Sache zu machen, einen Einblick in 
das Material, gegen das zu zeugen oder das 
zu ignorieren man sie anzuhalten im stillen 
bestrebt ist. Dieser Einblick wird in bester 
Weise so gewührt, dass überall Hilfsmittel 
benannt werden, die zu seiner Vertiefung 
benutzt werden kónnen. 

Weber hat unter grossen Schwierigkeiten 
ein bisher unzureichend angebautes Feld in 
Angriff genommen. Nach meiner Meinung 
wire dem Buche ein günstiges, wohlver- 
dientes Geschick beschieden, wenn es in 
weiteren Auflagen allmählich die im Er- 
scheinen begriffene , Vorderasiatische Biblio- 
thek“ des rührigen J. C. Hinrichs'schen Ver- 
lags überall zur Voraussetzung nehmen 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[August 1907.] 434 


kónnte. Dann würe durch Ersparung der 
allerdings jetzt noch notwendigen Textproben 
genügend Raum gewonnen, um Fragen zu 
erörtern, die jetzt noch unberührt bleiben 
mussten, und um den Fortschritt zu re- 
gistrieren, der ja auf diesem Gebiete sich 
oft überraschend schnell vollzieht. 
Posen. 


Kaiserliche Akademie der Wissenschaften. Arabia 
Petraea. Von Alois Musil. I Moab. Topo- 
graphischer Reisebericht. Mit 1 Tafel und 190 Ab- 
bildungen im Texte. XXIII und 443 S. Wien 
1907. Preis 15 M. 60 Pf. 
Reckendorf. 

Wie das andere grosse Werk des Ver- 
fassers (s. das vorige Heft dieser Zeitschrift) !), 
so ist auch dieses von der Wiener Akademie 
als selbständige Publikation unter der Auf- 
sicht der nordarabischen Kommissiou heraus- 

egeben. Hochgestellte weltliche und geist- 
fiche Persónlichkeiten, Privatpersonen und 
wissenschaftliche Institute haben die Reisen 

Musils in freigebiger Weise unterstützt. Das 

Buch beruht nümlich auf den Ergebnissen 

der sechs Forschungsreisen, die er in den 

Jahren 1896—98 und 1900 —1902 unternahm; 

man sieht, wie unverdrossen sich der Rei- 

sende immer wieder sofort in seine schwere 

Aufgabe stürzte. Wir haben hier eine wert- 

volle Ergánzung zu dem Werke von Brünnow- 

Domaszewsky, einen Bericht über Selbst- 
esehenes, vermehrt um die Angaben 

der alten und  mittelalterlichen Quellen, 

wogegen die neuere Reiseliteratur beiseite 
gelassen ist; man findet sie ja bereits bei 

Brünnow-Domaszewsky vollstandig verwertet. 

In der Hauptsache ist es ein Itinerar, das über 

Sitten und Gebräuche nur vereinzelte kurze 

Mitteilungen enthält. Allem Anschein nach 

sind aber die ethnographischen Ergebnisse 

der Reise bedeutend und werden uns hoffent- 
lich nicht allzu lange vorenthalten. Ausser- 
dem werden uns Beschreibungen und Photo- 
graphien der von Musil besuchten Schlösser 
sowie sonstige Photographieen dargeboten. 

Die Schilderung beschränkt sich auf die 

Reisen des Verfassers in Moab; die Schilder- 

ung der Reise nach Petra z. B. bricht in 

dem Moment ab, wo die Südgrenze Moabs 


Besprochen von H. 


1) In Folge eines Versehens ist in meiner Be- 
EE von Musils Kuseir Amra (im vorigen Hefte 
Ihrer Ztschr.) gesagt, Seetzen habe Kuseir Amra zu- 
erst gesehen, wihrend er nur von einem Damaskener 
davon erzühlen hórte. Demnach gebührt Musil der 
а als erster Europüer das Schloss besucht zu 

aben. 


435 (No 8.) 


am Wadi el-hsa überschritten wird. Durch 
die klare Darstellung auf S. 1—17 erhalten 
wir einen wirklichen Einblick in die im 
Grunde einfache, hier aber zum ersteu Male 
einheitlich erfasste Konfiguration des Gebirgs- 
landes im Osten des toten Meeres. Unter 
„Moab“ versteht Musil das zum Wassergebiet 
des alten Arnon gehórige Hochland am Ost- 
ufer des toten Meeres. Das ist jedoch eine 
Definition, die missverstanden werden könnte. 
Denn im Westen gehört nach Ausweis der 
Karte (s. u.) der grössere Teil des nördlichen 
Gebiets und fast das ganze südliche Gebiet, 
wo die Wasserscheide hart am Arnon ver- 
läuft, nicht zu dessen Wassergebiet. Erst 
im Hinterlande des moabitischen Randgebirges 
greift das Flusssystem des Arnon mächtig 
bis in den äussersten Norden und Süden aus. 
(Als „moabitisches Randgebirge“ ist hier der 
bisher namenlose, von Musil aber definitiv 
als Einheit erwiesene, westlichere der beiden 
Gebirgszüge im Osten des Toten Meeres be- 
zeichnet). Wenn nun auch von den zusammen- 
hängenderen anbaufähigen Gebieten, deren 
es anscheinend vier sind, drei im Flusssystem 
des Arnon liegen, und zwar in der Mitte 
und im Süden, so liegt doch das grosse nörd- 
liche Kulturgebiet von Mädaba ausserhalb 
des Arnonsystems. 

Einzelne Teile des Buches sind Wieder- 
holungen des in dem grossen Werke über 
Kuseir ‘Amra mitgeteilten Reiseberichts, ent- 
halten jedoch auch Ergänzungen. Wie dort 
so begegnen auch in dem Moabwerke Lokali- 
sierungen biblischer Ortsnamen, die, wenn 
auch wohlerwogen, doch zum Teil unsicher 
sind. Indes ist all das in die Anmerkungen 
verwiesen; im Texte werden biblische Fragen 
nicht bebandelt, oder klingen doch nur leise 
an, wie in der stimmungsvollen Schilderung 
der Aussicht vom Nebo S. 335 unten und 
namentlich S. 336 unten. Bei der Benutzung 
des Buches hat man Gelegenheit die Genauig- 
keit und Lesbarkeit der Karten kennen zu 
lernen, die der Verf. kürzlich vorangeschickt 
hat; das gilt namentlich für das verwickelte 
erste Blatt. Die Einleitung enthält auf S. VII 
interessante Angaben über das Zustande- 
kommen dieser Karte. 

Die gruppenweise Unterbringung der An- 
merkungen erweist sich nicht gerade als 
praktisch (S. XVII unten ist 381 statt 387 
zu lesen). Im übrigen entspricht die gediegene 
Ausstattung dem Inhalt, und so erregt denn 
jede neue Veróffentlichung des Verf. in uns 
den Wunsch nach Mehr; er kann stets un- 
seres Dankes sicher sein. 

Freiburg i. B. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[August 1907.) 496 


Aus 
Kleine Midraschim zur spüteren legendarischen 
Literatur des Alten Testaments zum ersten Mal 
übersetzt. I. Band (1. Hälfte). Leipzig (Ed. Pfeiffer) 
1907. Bespr. von F. Perles. 

Wünsche hat seiner Uebersetzung der 
Hauptmidraschim und der  haggadischen 
Bestandteile beider Talmude nunmehr auch 
eine Uebersetzung eines Teiles der kleineren 
(grósstenteils in Jellinek's Bet ha-Midrasch 
gesammelten) Midraschim folgen lassen. In 
der vorliegenden ersten Lieferung sind 8 
Stücke !)enthalten, die sämtlich dem Religions- 
historiker wie dem Folkloristen ein reiches, 
bisher wenig  verwertetes Material ег- 
schliessen. Jedem Stück ist eine kurze In- 
haltsangabe mit Hinweis auf die etwa vor- 
handenen Quellen bezw. Parallelstellen bei- 
gegeben. Die Veróffentlichung ist entschieden 
verdienstlich. Nur ware zu wünschen, dass 
der Verfasser bei den weiteren Lieferungen 
die Korrekturbogen einem Fachmann zur 
Durchsicht übergibt. Denn so anerkennens- 
wert der Fleiss ist, mit dem sich Wünsche 
in die schwierige Materie eingearbeitet hat, 
besitzt er doch noch nicht die Vertrautheit 
mit dem Spracbgebrauch, die eben nur den 
jüdischen in dieser Gedankenwelt heimischen 
Gelehrten eigen ist. Die dadurch ent- 
standenen Fehler und Irrtümer sind um 80 
bedauerlicher, als doch seine Uebersetzung 
in den meisten Füllen statt des Originals 
als Quelle benützt werden wird. Wir haben 
hier wieder einen Beweis dafür, wie not- 
wendig es wäre, dass ап den deutschen 
Universitäten Sprache und Schrifttum des 
nachbiblischen Judentums als Lehrfach ver- 
treten würden. Selbst die von jüdischen 
Gelehrten in deutscher Sprache verfassten 
und an leicht zugünglicher Stelle veróffent- 
lichten Arbeiten auf diesem Gebiete werden 
bisher viel zu wenig beachtet. So ist z. B. 
die von Wünsche S. 9 hervorgehobene 
Parallele zu der Sage von Schemchazai und 
‘Azazél aus Kazwini schon vor 30 Jahren 
von Grünbaum?) ausführlich behandelt 
worden, wie denn überhaupt die einschlägigen 


Aug. Wünsche, Israols Lehrhallen. 


1) I. Das Leben Henochs (Jellinek IV, 129—132). 
— П. Schamchazai und 'Azaél (ibid. IV, 127—128). 
— ПІ. Abraham und Nimrod (ibid. I, 25--84). — 
IV. Abrahams Geburt und Jugendgeschichte (Ch. M. 
Horowitz, Sammlung kleiner Midraschim I, 43—46). 
— V. Abrahams Geburt. Andere Rezension (Jell. 
118. 119). — VL Wie Abrahams Errettung aus dem 
Feuerofen auf seine Umgebung wirkt (Tanchuma x5} 
26 ff. Ausgabe Wien 1863). — VIII. Das Leben Moses 
(Jell. II, 1—11). 

) ZDMG. XXXI (1877), 226 ff. (= Gesammelte 
Aufsätze 61 ff.). 


487 [No. 8] 


Arbeiten von Grünbaum!) auch zu den 
sonstigen in der vorliegenden Lieferung ent- 
haltenen Legenden mannigfaches Material 
enthalten. 

Im Nachstehenden seien eine Reihe von 
Berichtigungen gegeben, bei denen ich immer 
die hebrüischen Textworte in Klammern an 
die Spitze stelle, da die Originale vielen 
nicht zugünglich sind. 

р. 14 (om ANN вот join Bon m mm 
D27) „Dieser König war geschickt und 
weise und sah in der Wissenschaft der 
Sterne“. Das von W. durch „geschickt“ über- 
setzte Nn bedeutet vielmehr „Astronom“, 
vgl. non „Astronomie“. 

p. 28 (“on “200 mmn “оз лоо maw AN) 
„Je mehr er auf das Schwert schlug, desto 
mehr wurde es schadhaft“. Richtig: Je 
mehr er mit dem Schwerte (auf ihn) schlug, 
desto mehr zerbrach er das Schwert. 

p. 35 (mon ox Gem о: поо opten bx) 
„Huldigt nicht den Toten und von ihren 
Werken lernet nicht“. Obgleich ory Ps. 


106, 28 einmal als Bezeichnung der Götzen 
vorkommt, geht hier aus dem Zusammenhang 
hervor, dass ono hier Menschen bezeichnet, 
die sich wie Nimrod als Götter verehren 
lassen. Also: „Werft euch nicht nieder vor 
Sterblichen. 

S. 47 (ye n5» mo) „band ihn und 
krümmte ihn zur Erde*. Wünsche hat 
hier ro „binden“ mit поо verwechselt. 
Die Synonyma “py und rb» kommen auch 
sonst nebeneinander vor, vgl. Levy, NhWb. 
JI, 391°, wo der Unterschied derselben be- 
Sprochen wird. 

S. 48 oben. S. 26 ff lies fol. 26° ff. 

S. 52 (nr) ,Hurtigkeit^, richtiger 
„Eifer“, „Dienstwilligkeit“. Die gleiche Un- 
genauigkeit findet sich übrigens, was zur 

ntschuldigung W.'s angeführt werden muss, 
bei Levy I, 563, wo r^t mit allen Ableitungen 
als „schnell“, „hurtig“ erklärt wird. 

S. 54 (1200 ö” nbw) „dass sie nichts 
von ihm annahmen“. Richtiger: „dass sie 
nicht auf ihn hörten“. (Wie häufig im 
Aramäischen.) 

S. 55 (mown) des чл) „einen schönen 
und rühmenswerten Berg“. mwm ist im 
Neuhebr. zu einem Adjektiv geworden, in 
dem nicht mehr der Begriff des Rühmens 
liegt, also einfach: „herrlich“. 

S. 61 (555 учоо nenn «nw лоо mamm 723 
Daso wat). W. übersetzt richtig: „In der 

!) Ausser den in den ,Gesammelten Aufsätzen“ 
vereinten Arbeiten kommen hier namentlich die 
„Neuen Beiträge zur semitischen Sagenkunde* (Leiden 
1893) in Betracht. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[August 1907.) 438 


andern Schale befand sich nur ein Lamm, 
und es wog alle Aegypter auf". Das Lamm 
passt hier jedoch nicht recht in den Zu- 
sammenhang. Aus der Deutung des Traumes 
geht vielmehr hervor, dass statt dessen ein 
Kind hier stehen muss. Ich vermute nun, 
dass unser Midrasch auf ein aramüisches 
Original zurückgeht, wo n‘5o stand, das 
sowohl „Lamm“ (so immer im Targ. Jer.) als 
auch ,Kind“ bedeutet. Der hebr. Ueber- 
setzer hat nun irrtümlich die erste Be- 
deutung angenommen und dp dafür gesetzt. 


S. 66 (pvb 3321 nb 122) „schwefeligen 
Mundes und schwefeliger Zunge“ jeden- 
falls nur Druckfehler für ,schwerfalligen 
Mundes und schwerfälliger Zunge“. 


S. 68 Z. 5 v. o. ist vor beharrte ein- 
zufügen: nicht. 

S. 69 (mmo Mwyd Ton w") „Der König 
befahl, Fussbänke zu machen“. Seit wann 
tiberschreitet man einen Fluss auf Fuss- 
bänken? Vielmehr bedeutet das Wort wie 
schon 2. Chr. 2, 15 „Flösse“. Die von 
Levy IV,463 angeführte Stelle aus Tanchuma 
Bereschit 3°, wo ae nach dem Zusammen- 
hang „Fussbänke“ bedeuten soll, steht ohne 
Parallele da, so dass z. B. Kohut ben 
(блолбдю») dafür lesen will. 


S. 73 (erer? мо ANN русхо un солим Оу 
omy) „Ueber die Früheren grämten wir uns, 
und du kommst und fügst zu ihnen hinzu 
(nämlich deine Familienangehörigen)“. 
Der häufig angeführte Satz hat einen ganz 
andern Sinn, als der von W. in Klammern 
gegebene Zusatz ausdrückt. Es ist vielmehr 
gemeint: Nachdem schon so viele gesündigt 
haben, sündigst auch du noch. 


S. 75 Z. 15 v. o. (mn) „Schläge“ richtiger 
„Plagen“ (also synonym mit dem voran- 
gehenden o'yi)). Im folgenden übersetzt 
übrigens auch W. лоо immer richtig mit 
» Plage". 

S. 76 Z. 2 v. o. (per) „Säuglinge“ 
richtig „Kinder“ wie stets im Neuhebr., spez. 
jn m by mpwn die Schulkinder. 

S. 76 (wa vow ymw weii NINN ody wan 
w*35 mybro vy naan „Heuschrecken, 
deren Zähne wie die Zähne der Heuschrecke 
und deren Zermalmer wie die Zermalmer des 
Löwen waren“. W. hat übersehen, dass 
hier ein fast wörtliches Zitat aus Joel 1, 6 
vorliegt und natürlich das zweite DAN aus 
man verschrieben ist. 

8.47 (mw оу sw dy) „Steige herauf, Ochs, 
steige herauf, Ochs“. Ein geradezu komisches 
Missverständnis! Um den im Nil verborgenen 
Sarg Josephs zu ermitteln, schrieb Moses 


439 (Ко. 8.) 


mm auf und warf es in den Nil. 
Ausserdem schrieb er die Worte ^w ‘dy, die 
im Jakobssegen Gen. 49, 22 in einem Joseph 
geltenden Vers vorkommen, auf. Wünsche 


hat das nicht bemerkt und las darum “iw y 
für "ep h! Abgesehen von der inhaltlichen 


Unmöglichkeit dieser Lesung — wie sollte 
Moses Joseph gerade als Ochsen anrufen! 
— hätte schon die Form », die ja nur bei 
einem Femininum stehen könnte, W. zeigen 
müssen, dass hier kein zu ^w gehöriger 
Imperativ vorliegen kann. 

S. 78 (3 ponm ^n Dei nn Vu WN) 
„der dem lebendigen Gotte dankte und an 
ihn glaubte“ richtiger ,der Gott aner- 
kannte* usw. 

Kónigsberg i. Pr. 


das Tetragra 


W. Spiegelberg. Der Papyrus Libbey, ein ügyp- 
tischer Heiratsvertrag. (Schriften der wissensch 
lichen Gesellschaft in Strassburg. I). Strassburg, 
Verlag von Karl J. Trübner, 1907. 4. 128. 8 Tafeln 
in Lichtdruck. — Preis: 4 М, — Besprochen von 
A. Wiedemann. 

Der von Spiegelberg hier in vorziiglichem 
Faksimile veröffentlichte demotische Papyrus 
ist als Geschenk des Herrn Libbey an das 
Kunstmuseum in Toledo (Ohio) gelangt. Er 
wurde in Luxor erworben und stammt, da 
eine der den Akt abschliessenden Persönlich- 
keiten Pastophor des Amon von Karnak war, 
sicher aus Theben. Es handelt sich in ihm 
um einen Heiratskontrakt, der aus dem 
ersten Jahre des Königs Chabbasch datiert 
und der in eigenartigen Formen abgefasst 
ist. In analogen ptolemäischen Texten, von 
denen Spiegelberg ein gutes Beispiel in einem 
Strassburger Papyrus vom Jahre 53 des 
Ptolemáus Euergetes II. mit verdffentlicht, 
verpflichtet sich der Ehemann der Frau, 
falls er sie verstossen sollte, ein Reugeld 
auszuzahlen und wird der älteste Sohn als 
Erbe eingesetzt. Hier und in einem Berliner 
Papyrus aus dem Jahre 30 des Darius ist 
von dem zu erwartenden Sohne keine Rede. 
Der Mann gibt der Frau wie üblich ein 
„Frauengut“, eine Art Mitgift, — das Ver- 
zeichnis einer solchen gibt Spiegelberg aus 
einem Strassburger Ostrakon auf Taf. III — 
dann aber wird nicht vorausgesetzt, dass er 
die Frau verstossen kónne, sondern die Frau 
verpflichtet sich, falls sie ihn als Gatten 
verstösst, ihrerseits ein Reugeld zu zahlen. 
Mit Recht hebt Spiegelberg hervor, man 
kónne aus diesen Beispielen zunüchst keine 
allgemeinen Schliisse auf eine Umkehr der 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[August 1907.) 440 


Eheverpflichtungen mit dem Beginne der 
hellenistischen Zeit ziehen. Von grossem 
Interesse ist aber auf alle Fälle das Präpon- 
derieren des weiblichen Geschlechtes, das uns 
hier in der voralexandrinischen Periode ent- 
gegentritt und das mit den Angaben der 
Klassiker über die bevorzugte Stellung der 
Frauen im alten Niltale übereinstimmt. 

Neben dieser kulturgeschichtlichen Be- 
deutung besitzt der Papyrus Libbey auch 
für die politische Geschichte grossen Wert. 
Der König Chabbasch, aus dessen Zeit er 
stammt, war bereits früher durch einige 
Denkmäler bekannt geworden. Man hatte 
ihn meist an den Anfang der Regie des 
Xerxes gesetzt, nur Evers und Wilcken 
hatten eine andere Auffassung und wollten 
ihn am Ende oder nach der gierung des 
Xerxes herrschen lassen. Spiegelberg ftihrt 
aus, dass die sog. Diadochenstele für letztere 
Ansicht spreche und weist darauf hin, dass 
der Name des Notars, der den Papyrus 
Libbey unterschrieb, der gleiche ist wie der 
des Unterzeichners einer Strassburger Ur- 
kunde vom Jahre 324 v. Chr. Damit wird es 
naturgemäss unmöglich, Chabbasch in die Zeit 
um 485 v. Chr. zu versetzen. Wenn auch die 
beiden notariellen Unterschriften in den von 
Spiegelberg gegebenen Faksimiles nicht völlig 

kiche handschriftliche Züge zeigen, so ist 
kg Name des Vaters, der fiir den Notar mit 
angegeben wird, so wenig verbreitet, dass an 
einer Identität der beiden Unterschreiber 
nicht wohl gezweifelt werden kann. Die 
Inschrift eines Sarkophages, den Chabbasch 
in seinem zweiten Regierungsjahre einem 
Apisstiere weihte, widerspricht dem zeitlichen 
Ansatze nicht, sie erinnert an Denkmäler 
aus der Periode Nectanebus’ II. Wir werden 
den König demnach mit Spiegelberg und im 
Gegensatze zu der bisher herrschenden An- 
sicht in die Zeit nicht lange vor Alexander 
dem Grossen zu setzen haben. 

Der Name Chabbasch (Chababasch) klingt 
unägyptisch. Stern hatte ihn für libysch ge- 
halten, Revillout ibn für arabisch, Birch für 
persisch erklärt. Spiegelberg findet Anklänge 
an die Königsnamen der 25. äthiopischen 
Dynastie und vermutet, es handle sich bei 
ihm vielleicht um einen Aethiopen, der den 
Niedergang der Persermacht zu einem Ein- 
falle nach Aegypten benutzte und auf mehrere 
Jahre die Herrschaft des Landes gewann. 
Er schlägt weiter vor, in dem Namen des 
Xerxes in der Diadochenstele eine irrtüm- 
liche Angabe an Stelle des Namens des Ar- 
taxerxes zu sehen, man habe wohl an Arta- 
хегхев ПІ. Ochus zu denken, 


441 (Чо. 8.) 


LetztereAnnahmescheint miraufSchwierig- 
keiten zu stossen. Die Diadochenstele ist 
ein offizielles Dokument, das, wie uns jetzt 
Spiegelberg gelehrt hat, hier von Ereignissen 
spricht, die sich nur wenige Jahrzehnte vor 
seiner Abfassung abgespielt haben. In einem 
solchen Falle konnte eine Verwechslung der 
beiden Persernamen weit weniger leicht statt- 
finden wie bei spüteren griechischen Áutoren 
und Rhetoren. Auch der äthiopische Ur- 

rung des Chabbasch wird zunüchst fraglich 
bleiben müssen. Unmöglich wäre er an und 
für sich ja in keiner Weise, ев wäre aber 
trotz des geringen Materiales, welches für 
die letzten Jahrzehnte der Perserherrschaft 
in Aegypten vorliegt, immerhin auffallend, 
wenn eines so einschneidenden Ereignisses, 
wie einer mehrjährigen Aethiopenherrschaft 
tiber das Niltal, in der klassischen Literatur 
nirgends gedacht würde. Näher scheint es 
mir fiir jetzt zu liegen, in Chabbasch eine 
ähnliche Erscheinung zu sehen wie in dem 
Amyntas, der nach der Schlacht zu Issus 
eine Zeitlang in Unterügypten als Herr auf- 
trat Wenn unsere alexanderfreundlichen 
Quellen diesen Gegner des Makedonenkónigs 
auch als eine Art Räuberhauptmann hinzu- 
stellen suchen, so erkennt man doch auch 
aus ihnen, dass seine Bedeutung eine ver- 
hältnismässig grosse gewesen sein muss. Aber 
wie dem auch sei, es handelt sich bei diesen 
Punkten nur um Vermutungen, die den An- 
nahmen Spiegelbergs, deren hypothetischen 
Charakter er selbst betont, gegenübergestellt 
werden könnten. Sichere Lösungen für diese 
Fragen werden hoffentlich bald weitere 
demotische Papyri bringen. Wie viel diese 
neues zu lehren vermögen, das zeigt wieder 
einmal der Papyrus Libbey, den Spiegelberg 
in seiner Bedeutung erkannt und der Wissen- 
schaft zugänglich gemacht hat. Er hat damit 
der langen Reihe seiner grundlegenden Ar- 
beiten über die demotischen Rechtsurkunden 
eine vortrefflich durchgeführte wichtige Unter- 
meee hinzugefiigt. 

onn. 


Le Page Renouf. The life-work of Sir Peter Le Page 
Renouf. First Series. Volume IV. The Book of the 
Dead, Translation and зовоод continued and 
completed by Prof. E. Naville. Biography of Sir 
P. Te Page Kenouf. Paris. Ernest Leroux. 1907. 
CLVII und 398 S, 72 Tafeln. 8. Besprochen von 
A. Wiedemann. 


Als sich Renouf nach ausgedehnten Vor- 
studien Ende 1891 dazu entschlöss, eine 
Uebersetzung des ägyptischen Totenbuches 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[August 1907.] 442 


herauszugeben, war er sich der Schwierig- 
keiten der Aufgabe wohl bewusst. Es war 
zwar durch die epochemachende vergleichende 
Sammlung der vorhandenen Texte aus der 
Thebanischen Periode durch Naville ein Aus- 
gangspunkt geschaffen worden. Die Her- 
stellung derjenigen Rezension des im Laufe 
der Zeit vielfach umgestalteten Werkes, welche 
für uns die wichtigste ist und die auch 
Renouf seiner Arbeit zugrunde zu legen ge- 
dachte, war ermöglicht. Aber der Wert dieser 
Rezension selbst war ein sehr verschieden- 
artiger. Bereits in der thebanischen Zeit 
war das Verstündnis zahlreicher der magi- 
schen Formeln, aus denen sich die Kom- 
pilation zusammensetzte, den  Schreibern 
entschwunden, sie kopierten mechanisch ültere 
Vorlagen und bei der Achtlosigkeit der 
Aegypter in allen für die Toten bestimmten 
Texten war die Häufigkeit sinnstörender 
Schreibfehler selbstverstándlich. бо blieb 
trotz einer langen Reihe vorliegender Ab- 
schriften für ein und dasselbe Kapitel die 
Gewinnung einer wirklich korrekten Lesart 
nicht selten unmöglich. Wenn der Text fest- 
stand, dann erhoben sich lexikale Schwierig- 
keiten. Auch bei bekannten Worten war es 
notwendig, ihre Nuancierung für die religióse 
Sprache aufzufinden, die abstrakte Bedeutung, 
für welehe historische Inschriften nur selten 
genügende Anhaltspunkte ergeben. War die 
wortgetreue Uebersetzung gewonnen, 80 er- 
gab sich daraus noch immer nicht der Ge- 
dankeninhalt der Formeln. Wie es unmüglich 
ist, trotz aller Wörterbücher einen griechischen 
Mediziner oder Technologen sinngemüss zu 
übersetzen, wenn man von Medizin und Technik 
nichts versteht, so ist auch die verstündnis- 
volle Wiedergabe eines religiósen ügyptischen 
Textes nur möglich, wenn man von Religion 
überhaupt und insbesondere von der ägypti- 
schen sich eine klare Vorstellung gebildet 
hat. In allen diesen Punkten ist und war 
besonders vor nunmehr 16 Jahren das ägyp- 
tologische Wissen ein sehr lückenhaftes. 
Renouf war sich daher vollkommen da- 
rüber klar, dass er kein absolut abschliessen- 
des Werk werde geben kónnen, wie das auf 
Jahrzehnte hinaus noch ausgeschlossen sein 
wird, dass sich manche Stelle gar nicht oder 
nur vermutungsweise werde wiedergeben 
lassen, dass die fortschreitende Forschun 
manches an seinen Deutungen schärfer un 
richtiger fassen werde. Andererseits aber 
erkannte er, dass sich nur im Streite der 
Meinungen die Wahrheit ergeben würde, dass 
es vor allem geboten sei, scharf zu be- 
tonen, was deutlich erkennbar sei, um dann 


448 [No. 8.) 


von dem Gewussten zum Unbekannten, von 
dem Sichern zu dem noch nicht Festgestellten 
fortzuschreiten. Um eine solche Basis für 
fernere Forschung zu schaffen, war Renouf 
berufen wie kein zweiter. In der Arbeit 
eines Menschenlebens hatte er bei der Be- 
schüftigung mit indogermanischen und semi- 
tischen Religionen und der Geschichte des 
Christentums seinen Blick für die Beurteilung 
religiöser Fragen überhaupt geschärft. Ein- 
dringliche kritische Studien hatten ihm den 
relativen Wert ägyptischer Texte und die 
Ursachen ihrer Unzuverlässigkeiten und Fehler 

eigt. Mit Geschick und Glück hatte er 
dis Feststellung der lexikalen Bedeutung von 
Worten und ihrer Nuancierungen in zahl- 
reichen Einzelfüllen durchzuführen vermocht. 
So trat er denn mit der Bescheidenheit des 
echten Gelehrten und doch dem wohlberech- 
tigten Bewusstsein, ein voll und ganz auf 
der Hóhe der Wissenschaft seiner Zeit stehen- 
des Werk zu schaffen, an die Aufgabe, das 
gesamte thebanische Totenbuch zu übersetzen, 

eran 


Der Abschluss und die Veróffentlichung 
der Arbeit schritten langsamer voran, als die 
Fachgenossen wohl gewünscht hätten, denn 
Renouf sah sich gezwungen, in steter sorg- 
fülüger Arbeit der Uebersetzung kritische 
Erórterungen über einzelne Worte und Ge- 
dankengänge beizufügen, und diese veran- 
lassten oft langwierige und zeitraubende 
Voruntersuchungen. Als er 1897 die Augen 
fiir immer schloss, war er erst bei dem Ka- 

itel 139 angelangt. Das Werk wire ein 
Torso geblieben, hätte nicht Naville in auf- 
opfernder Arbeit mit dem ganzen Wissen, 
das ihm die eigene scharfsinnige und erfolg- 
reiche jahrzehntelange Beschäftigung mit dem 
Totenbuche gebracht hatte, die Arbeit im 
Sinne Renoufs fortgeführt und zu Ende ge- 
bracht. Die Uebersetzung erschien zunächst 
in einzelnen Abschnitten in den Proceedings 
der Society of Biblical Archaeology, dann 
wurde sie in Buchform ausgegeben. Diese 
Ausgabe wurde aber schnell vergriffen und 
so entschloss sich Lady Renouf in dem Life 
Work, dem Denkmale, welches sie zum 
Frommen der Wissenschaft dem verewigten 
Gelehrten gewidmet hat (vgl. für dasselbe 
OLZ. VI Sp. 69 f£; VII Sp. 232 f.; IX Sp. 
43 ff.), einen erneuten Abdruck zu geben. 
Auf Einzelheiten der Uebersetzung und des 
Kommentars kann hier nicht eingegangen 
werden. Darüber, dass Renouf mit seiner 
Totenbuch - Uebersetzung der Aegyptologie 
ein хтўра êç dei geschenkt hat, sind ohnehin 
alle diejenigen einig, die sich mit Verständnis 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[August 1907.) 444 


für die ägyptische Religion mit dem Werke 
beschüftigt haben. Es wird dauernd zu Rate 
gezogen werden und den Ausgangspunkt . 
neuer Studien bilden. Für den Religions- 
forscher auf dem Gebiete des alten Aegyptens 
wird es zum unentbehrlichen Rüstzeug bei 
seiner Arbeit gehüren. 

Der Uebersetzung hat Lady Renouf eine 
Biographie ihres Gemahls vorangeschickt, 
welche in warmer anschaulicher Weise sein 
dusseres Leben und seine religióse Entwick- 
lung, die ihn vom Protestantismus zum Ka- 
tholizismus geführt hatte, darlegt. In nahezu 
4ljühriger Ehe hatte sie, eine geborene 
Brentano, mit ihm die frohen Stunden des 
wissenschaftlichen Erfolges und die schweren 
inneren und äusseren Kämpfe mit durchlebt; 
sie war die Berufene, um sein Leben mit 
vollem Verständnis für seinen Kern zu schil- 
dern. Den meisten Fachgenossen neu wird 
die Rolle sein, welche Renouf in den sich an 
das Unfehlbarkeits- Dogma anschliessenden 
Kümpfen und als Gegner der altkatholischen 
Bewegung gespielt hat. Nicht nur für die 
Gelehrtengeschiohte, auch für die Geschichte 
der modernen religiósen Bewegungen besitzt 
diese Lebensbeschreibung vielseitiges Inter- 
esse. 

Bonn. 


Le „panier à tablettes“ 
par Fr. Thureau-Dangiu. 


M. Likhatscheff!) vient de publier d'in- 
téressants documents appartenant à la méme 
collection que les tablettes publiées RTC 2° 
série (voir VAB I p. 224 n. i). Parmi ces 
documents figurent des bulles d'argile affec- 
tant à peu prés la forme de segments sphé- 
riques. Па surface convexe porte soit un 
sceau, soit quelques lignes d'écriture. La 
Section plane garde nettement l'empreinte 
d'un clayonnage de roseaux. 

Les inscriptions débutent par le terme 
ER! Б |||]. Le premier élément HI, avec 
la lecture pisàn (— pisannu) avait le sens de 
„Caisse“ ou „boite“ (cf. ZA XVII p. 185 n. 1); 
dans les inscriptions de Gu-de-a pisan-(gs3-) 
ù-šub signifie „boite (servant de) moule à 
briques“ (voir p. ex. Statue ЕП 12, VAB I 
р. 82. Or Құ) = pisan est fréquemment 
précédé du déterminatif gi „roseau“ (cf. Meiss- 
ner, SAI n* 1575 sqq. et n° 3742); donc ce 


1) Древнъйшія буллы и печати Ширпурлы. Saint- 
Petersbourg 1907. 


445 [No. 7.) 


terme pouvait désigner une ,,boite еп ro- 
seaux“, un „panier“. Pisän-dub serait alors 
le „panier à tablettes“ ). 

oici, à titre d'exemple, la traduction de l'un 
de ces documents (Likhatscheff р. 21 n° 39). 


Col. I: 
Era Le panier aux tablettes 


(concernant) les poissons 


de redevance 
Ba-bandur-ra”) ITU-da*) et les poissons „de table“ 
(apport és)mensuellement 
éw-ba ab‘) (dingir-)ba-4&- (par) les vom de mer 
ne’) de la déesse Ba-u 


Col. II: 


һа-ға-21 + ZI-a-ka (et concernant) Jes pois- 


zu- ha a-du(g)-ga-ge-ne °) 
e-da-gál*) 4°) 


ons 
(apportée par) les pécheurs 
d'eau douce 
est ici. 4* (année). 


!) Dans Rm. 2,27 l. 8 (OT XIV pl. 46) on trouve 
pi qui est le méme terme avec le déter- 
minatif en plus. Le sens de „panier à tablettes“ 
convient ement à pisdn-dub-ba, Reisner Tempel- 
urkunden nos 164 1--6, 164% Barton Cuneif. Tablets 
nos 118 et 144, Lau Old Babyl. Temple Records no 162. 
Par contre RTO по 287 П 2 (= VAB I p. 148 no 18), 
no 809 rev. 2, Tempelurkunden по 130 rev. 21, 
no 14717, no 162 X 26, CT 12915 IV 1 eto., pi- 
sàn-dub-ba est employé comme nom de fonction et 
désigne peut-être „l'archiviste“. 

) Les termes d et banšur reparaissent Cône B 
d'Uru-ka-gi-na V 20, IX 2, X 19. П est à noter que 
ce texte est en étroit rapport avec la classe de ta- 
blettes à laquelle appartient RTO 2e série. Certains 
passages obscurs peuvent étre éclaircis par la com- 

ison avec les tablettes. Ainsi ki-swm-ma (cf. Col. 

10 et 15) a, autant qu'il me semble, sur quelques 
tablettes inódites (collection Allotte de la Fuye) le 
sens de „lieu (plants) d'oignons“; on doit donc tra- 
duire Col. IV 9 sqq.: „les boufs des dieux étaient 
employée à l'irrigation de l’oignonidre du patési: dans 
les bons champs des dieux était l'oignoniére, le lieu 
de joie du patési". Les expressions 3e-gwb-ba (Col. 
III 15) et sangu-nig (Col. V 22) reparaissent dans les 
tablettes, mais leur sens reste obscur (sur une tab- 
lette inédite, AO 4188 rev. III 2, le sangu-nig est 
mentionné à côté du sangu (dingir-)dumu-si ou „prêtre 
de Tammus") Pour égi-nu-dé (Col. VII 20,24) voir 

1 proporce par Allotte de la Fuye Journal 


9 ITL. da signifiant „mensuellement“ est fréquent 
dans les tablettes, voir p. ex. RTO no 61. Comparer 
ITU-ITU-da = 5 Samsu-iluna bil. 1. 90 

King Hammurabi vol. p. 204). Peut-étre da est 

complément phonétique (cf. le nom propre gal- 
ITU-da RTC no 108 face 5 et по 189 rev. 6) et doit- 
on lire id-da. 

*) Pour ab signifiant „mer“ cf. VAB I p. 46 note e. 

*) Lorsqu'il s'agit de personnes, le pluriel peut 
біте marquó par me ou par me. Dans ЕТО Ze série 
cee deux déeinences sont nettement distinguées: la 
premiére est employée lorsque le nombre des per- 
воппев est défini, la seconde lorsque ce nombre est 
indéfini. Voir p. ex. RTC по 82 face III 2 zu- a- ab- 
ba-me (il s'agit des deux pécheurs mentionnés П 1 et 
ІП 1) et ibidem rev. II 6 šu- -ba-ge-ne (il s'agit 
des pécheurs de mer en général). 


ORIENT ALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[August 1907.) 446 


Cette inscription était donc placée sur 
un panier contenant des tablettes relatives 
à des réceptions de poissons!) On peut voir 
dans les documents de ce genre, comme le 
conjecturait ingénieusement le Colonel Allotte 
de la Fuye?), de véritables étiquettes de 
classification. 


Erklärung 
zu Hommels Miscellanea nr. 6 (oben Sp. 884 ff). 


Der Tadel wegen mangelhafter Ziti richtet 
sich an eine falsche Adresse. Hartmann sich in 


dem betr. Abschnitt (oben Зр. e? lediglich mit 
meinen Ausführungen (Sp. ff.) beschäftigt und 
ausschliesslich diese im Auge gehabt, ohne die Mög- 
lichkeit in Betracht zu ziehen, dass das eine oder 
andere, was ich sage, schon vorher und von anderer 
Seite behauptet worden sein könnte. Ich bedaure, 
dass meine Ausfübrungen so gehalten waren, dass 
sie den Eindruck hervorriefen, als hätte ich іп den 
beiden von Hommel für sich mit Recht reklamierten 
Thesen (minäisches Niph'al und s- und h- Sprache) 
keinerlei Vorgünger cahabt Der Schuldige bin also 
ich, nicht ann. Zur Sache selbst bemerke ich 
folgendes: Die Erklärung von n»n als Dien habe 


ich zuerst (18987) bei Hommel! im Kolleg gehört. 
Ich habe sie seither als anerkanntes „Gemeingut der 
Wissenschaft“ betrachtet und anch ohne irgend ein 
Zitat in meiner Ausgabe von Gl. 1808 verwertet. 
Diese Bearbeitung hat als Münchner Dissertation 
Hommel vorgelegen, der damals keinerlei Hinweis 
auf seine Priorität veranlasste. Ich hätte also auch 
meine eigene Arbeit zitieren können, wenn ich in dem 
betr. Aufsatz nicht überhaupt auf jederlei Zitat ver- 
zichtet und mich ausschliesslich auf sachliche Fest- 
stellungen beschränkt hätte. Ich hätte dann auch 
darauf hinweisen müssen, dass das minäische Niph'al 
in der Form wenn bereits i. J. 1875 von Halévy 
(Et. Sabéennes S. 38) festgestellt worden ist. 

Anders verhält es sich mit der s- und h-Sprache. 
Hier war ich wirklich des guten Glaubens, etwas 
vollständig Selbsterarbeitetes zu geben. Die Stelle 
in Hommels Aufs. und Abh. war mir auch nicht im 
geringsten gegenwärtig. Uebrigens ist es nicht ganz 
richtig, wenn Hommel s dass „das gleiche über 
die s- und h- Sprache wie oben auf S. 289 f.“ bei 
ihm stände; bei mir steht denn doch auch einiges, was 
bei ihm nicht zu finden ist. 

So V es ist, wenn ein Autor 
seine Priorit& te geltend machen muss, so hat 


D mot à mot „il + dans + être“. J'ai cherché 
(ZA XX pp. 395 sqq.) à dégager les règles qui déter- 
minaient e choix du préfixe sujet devant un verbe 
exprimant une action. [cile verbe rime un état: 
les régles devaient étre quelque peu différentes. Voir 
p. ex. RTC n» 22 face in 2 mu- gal qui signifie sans 
doute comme 6-gál „est, existe“, mais avec une nuance 
de sens qui m'échappe. Dans les textes postérieurs 
on trouve ni-gál, cf. Reisner Tempelurkunden 
164 1, 8, 4, 6, 8 et Barton Cuneif. Tablets no 118 et 144. 

D Pour cette notation cf. VAB I p. 224 n. 4. 

1) Quelques tablettes de ce type sont publiées 
RTC п 30—37. 

) Dans une communication à la Société Asiati- 
que, séance du 8 Février 1907. 


447 [No. 8.) 


die Sache doch auch eine gute Seite — wenn es 
sich nicht um peewee Verschweigen handelt —. 
Die These gewinnt an Vertrauen, wenn es sich her- 
ausstellt, dass sie von verschiedenen Seiten in selb- 
ständiger Schlussfolgerung gewonnen worden ist. 
Neuburg, den 20. Juli 1907. 
Otto Weber. 


Altertums-Berichte 
aus dem Kulturkreise des Mittelmeers. 


Aegypten. 


125. Unter Schreibers Leitung wurden Alexan- 
dria und Umgegend nach hellenistischen, rómischen 
und frühchristlichen Denkmälern durchforscht. Man 
fand Kipfe, Masken, Statuetten. Tiere aus verschie- 
denem Material, Geräte und Figuren aus Bronze, 
Tonlampen, altigyptische Gefüsse aus Marmor und 
Alabaster, Mumienbilder auf Holz und Ton; Webereien 
koptischen Ursprungs u. a. m. Besonders ergiebig 
war die Katakombe Kom-el-Schugafa. Nach drei- 
jähriger Arbeit kehrte die Expedition zurück. Sieglin, 
der die Mittel zu den Ausgrabungen hergegeben hatte, 
schenkte die Sammlung dem Könige von Württemberg. 
(Voss. Ztg. 1907, No. 263). B. 


Turkestan. 

126. Im Jahre 1904 hat Le Coq die Ruinenstadt 
Kara Chodja in Chines.-Turkestan durchforscht. Ein 
anscheinend nestorianisches Kloster lieferte syrische 
Inschriften. Eine andere Ruine zeigte das Bildnis 
Maniks. Ев wurden zahlreiche christliche und ma- 
nichäische Inrchriften gefunden, die buddhistischen 
waren von den Eroberern vernichtet worden. In einem 
Raume lagen die manichäischen Mss. meterhoch, 
waren aber alle verfault. Viele Buddhafiguren wurden 
entdeckt, riesige Bibliotheken und viele Wandgemälde. 

In einem Kloster, das vou der Ruinenstadt weiter 
abliegt, fand man u. a. sehr viele Bildnisse. Manche 
stellten Männer mit blauen Augen und rothlondem 
Haar dar, teilweise mit den Zügen von Vorderasiaten 
und auch deren Kleidung. 178 solcher Bildnisse 
wurden nach Berlin geschickt. Sie sind von hohem 
Werte für die ostasiatische Kunst. Drei gewaltige 
Buddhasäulen waren aus vergoldetem, mit Hücksel 
vermischtem Lehm gefertigt. 

Weiterziehend entdeckte man in Klostertempeln 
viele schöne Handschriften, syrische, türkische in 
Runen, manichäische in türkischer Sprache, Hand- 
schriften in Sanskrit und anderen indischen und in 
noch unbekannten Sprachen. 

20 km nördlich von Turfan fand man in einem 
Kloster christliche Hymnen und Predigten, einen Brief 
in syrischer Sprache; einen Teil des Lukasevangeliums, 
des Galaterbriefes und der Helenalegende іп sogh- 
discher Sprache. 

In einer Moschee wurde ein Inschriftstein chine- 
sischer Art, aber mit ttirkischer Inschrift, gefunden, 
sowie ein Saal mit 72 Säulen, dessen Ornamente 
sich an diejenigen der ültesten Fürstengrüber und 
Tempel anschlossen. 

ir beglückwünschen den erfolgreichen Reisenden 
zu seinen Entdeckungen, die für die Beziehungen der 
mesopotamischen Kulturen zu der ostasiatischen von 
ausserordentlicher Bedeutung zu sein scheinen. (Tügl. 
Rundschau, 1907. No. 260). B. 


Klein-Asien. 
127. E. Brandenburg ist von seiner diesjährigen 
Reise in Kleinasien a spec. Phrygien zurückgokehrt. 
Ausser neuem Material im Zentrum der Felsfaesaden 


ORIENTALISTISCBE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[August 1907.) 448 


hat er interessante prühistorische Grottenfunde der 

macht, unter anderm eine ganze Höhlenstadt bei 

Bajad — grosse Höhlenklöster bei Seidilev. 
[Bajad — Setdilev.] 


Personalien. 


Franz Kaulen, Prof. in Bonn, Verfasser der 
vortrefflichen Kompilution „Assyrien und Babylonien“, 
ist gestorben. 


Zeitsehriftensehau. 


Academy. 1907. 

1828. P. Watson, The Future of Japan, bespr. 
v. O. Edwards. 

1829. F. Courtland, Wanderings East of Suez, 
bespr. v. —. 

2831. H. N. Wright, Catalogue of Coins in the 
Indian Museum. Calcutta. II. Muhammedan Coins, 
bespr. v. —. 

1833. W. 8. Blant, Secret history of the Eng- 
lish occupation of Egypt, bespr. v. ?. 


Arohiv f. Kulturgesoh. 1907. 

V. 3. F. Kuntze, Die Jagd des Einhorns in 
Wort und Bild. — F. Baumgarten u. a., Die helle- 
nische Kultur, bespr. v. W. Liebenam. 


Athenaeum. 1907. 

4155. ‘Aliyyu’bnu’l-Hasan El-Thazrejiyy, The 
Pearl-Strings: a History of the Resüliyy 1 of 
Yemen. Transl, Introd., Annot, Ind., Tabl ps 
hy J. W. Redhouse, bespr. v. —. W. Blunt, Secret. 
History of the English Occupation of Egypt, bespr. 
v. —. А.Н. Sayce, The aramaic papyri of Assuan. 


Atlantio Monthly. 1907. 

June. P. Deussen, The Philosophy of the Upa- 
nisbads. Engl. transl. by А. 8. Geden, bespr. v. 
P. E. More. 


Aus fremden Zungen. 1907. 
9. 10. 12. Mona, Jamaikanische Negerlegenden. 


Bibliographie, Moderne. 1906. 

Sept. Déc. N. Hohlwein, Les papyrus Grecs 
d'Égypte. — J. Duff Brown, A Manual of practical 
Bibliography, bespr. v. H. 8. 


Biblioth. de l'École des Ohartes. 1907. 

LXVIII. H. Omont, Nouvelles acquisitions du 
département des manuscrits de la Bibliothéque na- 
tionale. 


Bolletino Soo. Geogr. Ital. 1907. 
VIII. 6. La navigazione sullago di Aral. — In- 
grandimento della diga.di Assuan. 


Bull de l'Art ano. et mod. 1907. 
346. G. Mendel, Le Palais des sultans seldjouks, 
à Konia. 


Ohronique des Arts. 1907. 

18. Peintures et Sculptures japonaises au Musée 
du Louvre. 

19. La Conservation des Monuments religieux. 

22. Fouilles de Tunisie. 

Classical Review. 1907. 

XXI. 4. T. G. Tucker. Life in Ancient Athens, 
bespr. v. W. C. F. A. — W. Crónert, Studien zur 
Paläographie und Papyruskunde No. VI: Kolotes 
und Menedemos; L. Mitteis, Griechische Urkunden 
der Papyrussammlung zu Leipzig I, bespr. v. H.J. Bell. 


449 [No. 8.) 


ORIENTALISTISCHE LiTTERATUR-ZEITUNG. 


[August 1907.] 450 


— E. Pais, Ancient Legends of Roman History. Transit. | Has the Name 'Jahweh' heen discovered on the 


by M. E. Costenza, bespr. v. J. S. Reid. 


Contemporary Review. 1907. 

498. F. M. Cornford, Thucydides Mythistoricus, 
bespr. v. —. W. M. Ramsay, Stadies in the Eastern 
Roman Provinces, bespr. v. —. 


Deutsche Lit.-Zeit. 1907. 
19. G. Hoberg, Ueber die Pentateuchfrage, be- 
г. v. О. Weymann. — R. Brünnow, Das Kitábu-l- 
itbá'i wa-l-Muzáwa-Zati des Abü-l-Husain Ahmed ibn 
Faris, ibn Zakariya, bespr. v. Th. Gartner. — Н. 
Lemke, Die Reisen des Venezianers Maseo im 18. Jahrh., 
bespr. v. 8. Günther. 

20. F.C. Burkitt, Urchristentum im Orient, deutsch 
von E. Preuschen, bespr. v. E. v. Dobschütz. — E. Litt- 
mann, Philosophi Abessini (Corpus script. christ. ori- 
ent.), RS v. C. Bezold. 

21. H. Reckendorf, Mohammed und die Seinen, 
bespr. v. C. 8. Hurgronje. 

22. M. Löhr, Sozialismus und Individualismus 
im alten Testament, bespr. v. A. Bertholet. 

23. W. Staerk, Neutestamentliche Zeitgeschichte 
L, IL, bespr. v. O. Holtzmann. — P. Krüger, Abodah 
zarah. Der Mischnatraktat, Götzendienst“ ins Deutsche 
übersetzt, bespr. v. W. Bacher. 

24. D. S. Margoliouth, Umayyads and 'Abbásids 
being the fourth part of Jurjí Zaydán's history of 
Islamic civilization, translated, r. v. J. Goldziher. 

25. J. Braun, Die liturgische Gewandung im Oc- 
cident und Orient, bespr. v. S. Beissel. — J. H. Brea- 
sted, Ancient records of Egypt, bespr. v. F. W. v. 


Bissing. 
Deutsohe Revue. 1907. 


Juni. E. Wickenburg, Afrika als Kolonialgebiet. 
— А. R. Colquhoun, Der japanische Patriotismus. 


Dtsoh. Rundsoh. f. Geogr. u. Stat. 1907. 
9. Die bayrische Expedition nach Zentralasien. 
— Französische Forschungen in Ostturkestan. 


Hxpositor. 1907. 
18. A. Westcott, The Divisions of the First 
трие of St. John. — J. Iverach, Pantheism. — 
. O. E Osterley, The Demonology of the Old 
Testament. — C. H. W. Johns, The Assuan Aramaic 
БӨРІГЕ — J. Moffatt, Notes on Recent New Testament 
у. 


Hxpository Times. 1907. 
_ XVIIL 9. Notes of Recent Exposition: А Dio- 
tionary of the Bible in One Volume. — Dr. Nicola 
Turchi on Christianity and the Comparative Study 
of Religion. — Dr. Abbotts ‘Apologia. — Dr. Ryle 
оп the Neurotic Theory of the Miracles of Healing. 
— J. B. Harris, Marcian and the Canon. — F. Blass, 
The Origin and Character of our Gospels (Il) — 
J. A. Selbie, The International Critical Commentary 
on Matthew's (tospel. — L. Vaganay, Le Probléme 
Eschatologique dans le ire Livre D'Eedras, bespr. v. 
L. A. Muirhead. — A. Resch, Agrapha: Ausserkano- 
nische Schri mente, 2. Aufl, bespr. v. —. M. Ja- 
strow, Die Religion Babyloniens u. Assyriens, bespr. 
v —. Mishnic Treatises. — G. G. Findlay, The Inner 
Life of Jeremiah. — Evangelist. — A. Н. Sayce, 
The Purchase of the Cave of Machpelah. — W. Crooke, 
Natives of Northern India, bespr. v. —. E. Grubb, 
Bible Notes, bespr. v. —. Wernle, Sources of our 
Enowledge of the Life of Jesus, tibers. v. Ph. Green, 
bespr. v. —. D. G. Manuel, Eastern Impressions, 
bespr. v. —. H. Нӧрӣ, 2. Kor. IV 8, 4. — C. H. W. 
Johns, The Babylonian God Ninib. — E. König, 


Babylonian Monuments? — Briggs Psalms. 


Géographie. 1907. 

XV, 6. M, Chesneau, La kabila du Fahs. — 
F. de Zeltner, Le Sahel soudanais, bespr. v. F. Le- 
moine. — M. R. Rousseau, Le pays des Souáfas 
(Sahara oriental), bespr. v. —. 


Geogr. Journ. 1907. 

6. C. D. Bruce, A. Journey across Asia from Leh 
to Peking. — W. Lloyd, Some notes on Dar Homr 
Kordofan). — W. Crooke, The Native Races of the 

ritish Empire: Northern India; P. R. T. Gurdon, 
The Khasis, bespr. v. T. Н. Holdich. — В. N. Hall, 
The Zimbabwe Temple, and the Discovery of Nan- 
king China, usw. 


Geogr. Ztschr. 1907. 

4. D. Ktrchoff, Alte und neve Handelsstrassen 
und Handelsmittelpunkte іп Nordwest- Afrika. — 
A. Struck, Makedonische Fahrten I, bespr. v. K. 
Oestreich. 


Globus. 1907. 

19. F. Rosen, Eine deutsche Gesaudtschaft in 
Abessinien, bespr. v. H. Singer. 

20. Karutz, Tunisische Dolmen. — Ueber die 
Kunst des Einbalsamierens der Leichen im alten 
Aegypten von E. Smith, verdff. in „Mémoires pré- 
sentés à l'Institut égyptien" Bd. V 1, bespr. v. —. 

22. Dr. Volland, Aberglauben in Armenien und 
Kurdistan. — Sven Hedins Tibetreise 1906/1907. — 
O. Nachod, Geschichte von Japan. I. Die Urzeit, 
bespr. v. Dr. Crasselt. — A. Forke, Die Völker Chinas, 
bespr. v. —. 


Gött. Gel. Anz. 1907. 

4. Grenfell and Hunt, The Hibeh papyri I, be- 
spr. v. W. Schuburt. — H. Hartleben, Champollion, 
sein Leben und sein Werk, bespr. v. R. Pietschmann. 


Harper's Monthly Mag. 1907. 
685. Ch. W. Furlong, Tripoli in Barbary. 


Hermes , 1907. 
2. P. Groebe, Der Schlachttag von Karrhae. 
J. 0. Heiberg, Eine neue Archimedeshandschrift. 


Histor. Jahrb. 1907. 

XXVIII, 1. K. Lübeck, Die Einführung des Weih- 
nachtsfestes in Konstantinopel. — Novitätenschau: 
A. Bludan, Juden und Judenverfolgungen im alten 
Alexandria, bespr. v. C. W. — D. S. Margoliouth, Мо- 
hammed and the rise of Islam, bespr. v. Z. 


Histor. Ztschr. 1907. 

II], 1. J. Ribera, Lo cientifico en la Historia, 
bespr. v. K. Haebler. — Kultur der Gegenwart 1, 7. 
Die orientalischen Literaturen mit Einleitung: Die 
Anfünge der Literatur und die Literatur der primi- 
tiven Vëlker, bespr. v. W. Nowack. — id. I, 3, 1: 
Die orientalischen Religionen. I, 4: Die christliche 
Religion. Mit Einschluss der israelitisch-jüdischen 
Religion, bespr. v. Rade. — M. Friedlünder, Die 
religiósen Bewegungen innerhalb des Judentums im 
Zeitalter Jesu, bespr. v. D. — K. Bücher, Die Ent- 
stehung der Volkswirtschaft, -bespr. v. G. v. Below. 


Keleti szemle. 1907. 

ҮП, 3. B. Munkácsi, Die Weltgottheiten der 
wogulischen Mythologie. — G. Mészáros, Ozmán- 
török babonák (Materialien zum osmanischen Volks- 
glauben). 


— 


451 (Ко. 8.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(August 1907.] 45% 


Lit.-Bl f. germ. u. rom. Phil 1907. 

2. A. Wallner, Deutscher Mythus in der tsche- 
chischen Ursage, besp. v. K. Helm. 

8.4. W. Meyer-Rinteln, Die Schöpfung der 
Sprache, bespr. v. W. Horn. 


Lit. Rundsch. f. d. kathol. Deutschl. 1907. 

5. F. Maurer, Völkerkunde. Bibel und Christen- 
tum, bespr. v. H. J. Heyes. — K. H. Cornill, Einleitung 
in die kanonischen Bücher des Alten Testaments 
6. Aufl., bespr. v. G. Hoberg. — Ancient records of 
Egypt — — by J. H. Breasted vol. I—IV, bespr. v. 
Heyes. — B. Niese, Grundriss der Rómischen Ge- 
schichte nebst Quellenkunde, 3. Aufl., bespr. v. M. Seibel. 


Literar. Zentralbl. 1907. 

23. Ch. Н.Н. Wright, Daniel and its critics, be- 
spr. v. -rl-- — Ch. Bartholomae, Zum altiranischen 

Srterbuch, bespr. v. P. Horn. 

24. W. Möller, Die messianische Erwartung der 
vorexilischen Propheten, bespı. v.-rl-- — J. Braun, 
Die liturgische Gewandung im Occident und Orient, 
bespr. v. B. — Die Eisenbahnen Afrikas. Denk- 
schrift des Kolonialamtes für den Reichstag, bespr. 
v. ? — R. Duval, Isö'yabb patriarchae III liber epis- 
tularum (Corp. Script. Christ. Or.), (u.) L. Sedlatek 
et J. B. Chabot, Dionysii bar Salibi commentarii in 
Evangelia (Ebenda), (u.) K. Conti Rossini, A acta S. Ba- 
galota Mika öl et S. Anorswos (Ebenda), bespr. v. S-y. 

25. H. J. Holtzmann, Das messianische Bewusst- 
sein Jesu, bespr. v. G. H-e. 


Mercure de France. 1907. 
240. M. Buber, Die Geschichten des Rabbi 
Nachman, bespr. v. —. 


Mitteil. des kais. deutsch. Archäolog. 
Inst. (Athen. Abteil.) 1907. 

XXXI, 3. K. Michel u. A. Struck, Die mittel- 
byzantinischen Kirchen Athens 

4. Fr. Poulsen, Eine kretische Mitra. 


Monatssohr. f Höh. Schulen. 1907. 
VL 6. H. v. Soden, Urchristliche Literatur- 
eschichte, (u.) J. Erbach und V. Steinecke, Biblische 
Geschichte des alten und neuen Testaments, bespr. 
v. K. Peters. 


Monde Moderne. 1907. 
20. J. Hardy-Lenormand, La vie en Chine. 


Die Musik. 1907. 

VI, 16. G. Capellen, Exotische Rhythmik, Melo- 
dik und Tonalität als Wegweiser zu einer neuen 
Kunstentwickelung. (Arabien, Indien, Japan). 


Natur u. Offenbar. 1907. 
LIII, b u. 6. J. Wimmer, Altägyptisches Pflan- 
zenleben. 


Nineteenth Oentury. 1907. 

864. Ameer Ali, The Unrest in India — its 
Meaning. — E. B. Havell, Indian Administration and 
‘Swadeshi’. — E. König, The Wandering Jew. — 
W. Miéville, Britain's Task in Egypt. — W. Tweedie, 
The Dogs of Baghdad. — Baron Kikuchi, Japanese 
Education. 


Petermanns Mitteilungen. 1907. 
53, 6. А. F. Stahl, Reisen іп Nord- und West- 
persien. 


Philatelist. 1907. 
3—6. D. J. Rommel, Marocco, seine Post und 
seine Postwertzeichen. 


Philologus. LXVI, 2. A. Hoffmann-Kutschke, 
Iranisches bei den Griechen. (Beachteuswerte Auf- 
stellungen!) — E. Nestle, ABCD (ursprünglicher als 
ABC-Alphabet). 


Protestantische Monatshefte. 1907. 
X, 5. W. Soltau, Kannte Lucas das erste Evan- 
gelium ? 


Review of Religions. 1907. 

VI, 6. The Purity of the Text of the Holy 
Quran: 5. The Collection of the Quran. — The Babi 
or the Bahai Religion, I. — Miracles of Healing in 
nt — Plague Mortality in the Punjab. — 
Political Unrest in India, — In the Name of God, 
the Merciful, the Compassionate v. Mirza Ghulam 
Ahmad. 


Rev. de l'Art ano. et mod. 1907. 

123. W. Blake. Vol. I: illustrations of the Book 
of Job, with a general introduction by L. Binyon, 
bespr. v. P. A. 


Revue Oritique. 1907. 

2. H. Strack, Hebräische Grammatik mit Uebungs- 
buch, 9. Aufl.; id. Hebr. Vocabularium, 8. u. 9. Aufl., 
bespr. v. R. D. — G. Kroll, Catalogus codicum astro- 
logorum graecorum, bespr. v. My. — Handb. d. 
Klass. Alt.-Wiss, hrsggb. v. J. v. Müller. XII. Bd.: 
Geschichte der römischen Literatur bis zum Gesetz- 
сарқ werk des Kaisers Justinian v. М. Schanz, 

. Aufl., bespr. v. E Thomas — Minerva, Jahrbuch 
der gelehrten Welt, 1906 — 1907. hrsggb. v. К. Trübner, 
bespr. v. A. C. 


Revue de Linguist. 1907. 

April. A. Meillet, L'état actuel des études de 
linguistique générale, bespr. v. J. Vinson. — Revue 
du monde musulman I 8—4, bespr. v. id. 


The Saturday Review. 1907. 

2693. The sculptures and inscriptions of Darius 
the Great on the rock of Behistün in Persia. Prin- 
ted by order of the Trustees of the British Museum, 
0 R. C. Thompson, Late Babylonian letters, (u.) 

. 8. Margoliouth, Umayyads and Abbasids. Being 
the fourth part of Jarji Zaydan’s history of Islamic 
civilization. Translated, (u.) El-Khazrejiyy, The peari- 
strings, a history of the Resuliyy d of Yemen. 
Translated by J. W. Redhouse, ed by E. G. Browne, 
bespr. v.? 


Sphinx. 1907. 

XI, 1. S. 1. Lefébure, L'abeille en Égypte (über 
Biene, Honig, Wachs, besonders im Altertum). — 26. 
Moret, Varia. (Der Ritus des Umarmens des Königs 
durch einen Gott, die Formel „Königliche Opfer- 
варен, der Titel ,Goldhorus*). — 47. Dévaud, Ваг 

estcar VI. 7 (bnu bedeute hier ,Gegenstand*). — 
63. Andersson, Notices. 8 1. A propos des deux 
questions (hált gegen Moret an seiner Uebersetzung 
von sechenu im Berliner Ritualbuch durch „Thron“ 
fest). —- e de 8. 36 Breasted, Ancient 
Records of Egypt II (anerkannt, aber zahlreiche 
Einzel-Ausstellungen von Foucart); 50. Sethe, Ur- 
kunden des Alten Reiches I (kritische Bemerkungen 
von Andersson gegen die ,Berliner ügyptologische 
Schule* und einzelne Punkte des Werkes). 


Stimmen aus Maria-Laach. 1907. 

b. W. Fell, Lehrbuch der allgemeinen Einleitung 
in das Alte Testament, bespr. v. —. J. B. de Gla- 
Deng, Les Commencements au Canon de l'Ancien 
Testament, bespr. v. —. J. Charles, Les Luttes d'In- 
fluence dans le Golfe Persique, bespr. v. —. 


458 (Ко. 8] 


Theol. Lit-Blatt. 1907. 

19. H. Winckler, 5 und ge- 
schichtlicher Orient, (u.) B. Baentsch, Altorienta- 
as ae israclitischer Monotheismus, bespr. v. 

21. J. Geffcken, Zwei griechische Apologeten, 
bespr. v. J. Leipoldt. 

22. J. M. Price, The ancestry of our english bible, 
bespr. v. E. Neistle. 

28. 8. Gelbhans, Propheten und Psalmisten, be- 
spr. v. v. Orell. — H. Appel, Die Exo des 
&thiopischen Henochbuches, bespr. v. H. Stocks. 

N. A. Pott, Der Text des Neuen Testaments 
nach seiner geschichtlichen Entwickelung, bespr. v 
Eb. Nestle. 


Theolog. Liter..Zeit. 1907. 

11. ©. H. Cornill, Das Bach Jeremia erklürt, 
bespr. v. F. Giesebrecht. — J. Sedlatek et J.-B. 
Chabot, Dionysii bar Salibi Commentarii in Evan- 

elia (Corp. Script. Christ. Or.), bespr. v. E Nestle. — 
ГА Schneller, Nicáa und Byzanz, Welt- und Kirchen- 
geschichtliche Streifzüge, bespr. v. Ph. Meyer. 

12. E. Behrens, Assyrisch-Babylonische Briefe 
kultischen Inhalts aus der Sargonidenzeit, (u.) 
K. Frank, Bilder u. Symbole rg nisch-assyrischer 
Götter, E v. F. Küchler. — R. H. McKim, The 
problem of the Pentateuch, bespr. v. C. Steuernagel. — 
A. Lods, La croyance à la vie future et le culte 
des morts dans l'antiquité Israélite, bespr. v. 
A. Bertholet. 

18. A. Klostermann, Der Pentateuch, bespr. v. 
С. Steuernagel. — С. A. Briggs, A critical and exe- 

tical commen to the book of psalms, bespr. v. 

rankenberg. — Bolland, Het eerste Evangelie in 
het licht тап oude gegevens, (u.) Derselbe, Gnosis 
en Evangelie, bespr. v. H. Holtzmann. 


Theolog. Quartalsohr. 1907. 

8. J. Rohr, Schichten in der Apokalypse? — 
К. Lübeck, Die Dornenkrönung Christi, bespr. v. Belger, 
— G. A. Weber, Die rdmischen Katakomben, bespr. 
v. Funk. — Archiv f. Religionswissenschaft. 8. Bd.: 
Beiheft gew. H. Usener, bespr. v. W. Koch. — 
K. Fruhstorfer, Mensch und Tier vor Jahve eins? 


Theolog. Rundschau. 1907. 

5. A. Bertholet, H Gunkels ,Israelitische Lite- 
ratur — A. Jeremias, Das Alte Testament im 
Lichte des Alten Orient 2. Aufig.; H. Winckler, 
Religionsgeschichtlicher und geschichtlicher Orient; 
E. Konig, Altorientl. Weltanschauung; H Gress- 

Wincklers Altoriental. Phantasiebild; J. Köberle, 
Zum Kampf um das Alte Testament; В. Baentsch, 
Altorientl. u. israelt. Monotheismus; J. Hehn, Sünde 
und Erl nach bibl. und babyl. Anschauung; 
J. Köberle, Sünde und Gnade im religiösen Leben 
des Volkes Israel bis auf Christum; Fr. Bennewitz, 
Die Sünde im alten Israel; W. Staerk, Sünde und 
Gnade nach der Darstellung des älteren Judentums 
bes. d. Dichter d. sogen. Busspsalmen; J. Herrmann, 
Die Idee der Sünde im Alten Testament; H. Gress- 
mann, Der Ursprung der israelit.-jüdischen Escha- 
tologie; B. Stade, Bibl. Theologie des Alten Testaments. 
L Bd. Die Religion Israels und die Entstehung des 
Judentums; K. Marti, Die Religion des Alten Testa- 
ments unter den Religionen des vorderen Orients; 
M. Löhr, Alttestamentliche Religionsgeschichte — 
bespr. v. Nowack. — M. Kohlhofer, Die Einheit der 
Apokalypse; P. Th. Clemens, L’apocalypse devant 
la tradıtion et devant la critique; L. Fonck, Das 
sonnenumglänzte und аи ау Weib in d. 
Apk.; L. Prager, Die Offenbarung Johannis auf Gr. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[August 1907.) 454 


d. h. Schr. eingehend erkl.; G. A. Barton, The 
Apocalypse and Recent Criticism; E. C. Selwyn, 

e Christian Prophets and the Prophetic Apocalypse; 
Е. W. Benson, The Apocalypse; В. В. Warfield, The 
Millenium and the Apocalypse; H. Grattan-Guinness, 
Schlüssel z. d. Apocalypse. Uebers. v. Gräfin v. 
Gröben; E. W. Bullinger, Die Apocalypse oder der 
Tag des Herrn. Uebers. v. M. Stolle. — Hastings 
Dictionary of the Bible; W. M. Ramsay, Letters to 
the seven churches of Asia; P. Gorssen, Noch einmal 
die Zahl des Tieres in d. Apk.; C. Clemen, Die Zahl 
des Tieres Apok. 13, 18; C. Bruston, La téte égorgée 
et la chiffre 666; J. Gwynn, The „Pape of St 
John, in Syriac Version hitherto unknown; H. 
Goussen, Studia Theologica I; J. Clédat, Revue de 
l'Orient Chrétien IV; Delaporte, Fragments sahidiques 
du N. T. Apocalypse; J. Haussleiter, Beitrige zur 
Würdigung der Otkenbarung Johannes und ihres 
latein. Auslegers Victorinus v. Pettau — bespr. v. 
A. Meyer. 


Theol. Tijdsobrift. 1907. 

XLl, 2. Н. U. Meyboom, De Hypothese-Völter. 
— R. A. Hoffmann, Das Markusevangelium und seine 
Quellen, bespr. v. G. A. van den Berch van Eysinga. 
— E. Hatch & H. A. Redpath, A concordance to the 
Septuagint and the other Greek versions of the old 
Testament IL, bespr. v. H. О. — A. Neubauer & A. 
E. Oowley, Catalogue of the Hebrew Manuscripts in 
the Bodleian Library II, bespr. v. id. — Fr. Brown, 
with the cooper of S. R. Driver a. Oh. A. Briggs, A 
Hebrew and English Lexicon of the old Testament, 
bespr. v. id. — Е.Н. van Leeuwen, Bijbelstudién, 
bespr. v. id. — A. Wünsche, Der Sagenkreis vom 
geprellten Teufel, bespr. v. A. Klaver. 

XLI, 9. In memoriam von Adolf Hilgenfeld. — 
E. Hatch a. H. A. Redpath, A concordance to the 
Septuagint, (u.) A. Neubauer a. A. E. Cowley, Cata- 
logue of the hebrew manuscripts in the dlejan 
library II, (u.) F. Brown, A hebrew and english 
lexicon of the old testament, bespr. v. Н. 0. 

XLI, 8. A. W. Groenman, Het vasten bij Israël, 
bespr. v. M. Th. Houtema. — G. J. P. J. Bolland, 
Het eerste evangelie in het licht v&n oude gegevens; 
id, Gnosis en evangelie; J. P. v. Kasteren, Het Mat- 
theüsevangelie en de Overlevering, bespr. v. H. O. — 
0. Grützmacher, Hieronymus, bespr. v. F. P. 


Tour du Monde. 1907. 

21. N. Dolens, Ce que l'on voit en Arménie. 

22. Le Pélerinage musulman au Tombeau de 
Moise. — N. Dolens, Ce que l'on voit en Arménie. 

23. P. de Myrica, Zanzibar, entrepôt de l'Afrique 
orientale. 


Westermanns Monatsbefte. 1907. 
609. J. v. Pflugk-Harttung, Altgriechische Kultus- 
stätten. 


Wochenschr. f. klass. Philol. 1907. 

14. H. Winckler, Alt orientalische Geschichtsauf- 
fassung; A. Wünsche, Salomos Thron und Hippodrom, 
Abbilder des babylonischen Himmelsbil des, bespr. v. 
O. Meusel. 

16. A. Schwarzenberg, Leitfaden der römischen 
Altertümer, 2. Aufl, bespr. у. W. Gemoll. — R. Knopf, 
Der Text des Neuen Testaments, bespr. v. W. Soltau. 
— A. Naegele, Ueber Arbeitslieder bei Joh. Chryso- 
stomos, bespr. v. J. Driseke. — H. Grégoire, La Vie 
de St. Abraamios par Cyrille de Skythopolis, bespr. v. id. 
B 1 55 A. Lang, Homer and his age, bespr. v. 

. Rothe. 


455 


— — 


(Мо. 8.) 


Zeitschr. £ Ethnologie. 1907. 

XXXIX, 1, 2. Ed. Seler, Einiges über die natür- 
lichen Grundlagen mexikunischer Mythen (Nachweis 
der Rolle, welche der Mond neben Sonne und Morgen- 
stern spielt. — Eduard Hahn, Ueber Entstehung 
und Bau der ältesten Seeschiffe. — Paul Sarasin, 
Ueber die Entwicklung des griechischen Tempels aus 
dem Pfahlhause. — Julius Teutsch, Zur Charakteristik 
der bemalten neolithischen Keramik des Burzen- 
‚andes, — Hubert Schmidt, Beiträge zur Kenntnis 
und zum Verständnis der jungneolithischen Gefäss- 
malerei Südost-Europas, Ein Duplik (gegen den vor- 
stehenden Artikel Teutsch's, zugleich mit Polemik 
gegen М. Hoernes). — G. Schweinfurth, Steinzeit- 
liche Forschungen in Südtunesien. — Carl Meinhof, 
Grundzüge einer vergleichenden Grammatik der 
Bantu-Sprachen, bespr. v. W. Planert. 


Zeitschr. d. Gesellsch. f. Erdkunde. 1907. 

2. E. Chantre, Recherches anthropologiques en 
Égypte, bespr. v. M. Blanckenhorn. — F. Foureau, 
Documents Scientifiques de la Mission Saharienne, 
bespr. v. Passarge. — F. Е. Gleinitz, Die Eiszeit, 
bespr. v. E. Werth. 


Zeitschr. f. d. Gymnasialwesen. 1907. 

LXI, Juni. Thiers, Expédition d'Égypte, hrsggb. 
v. F. Weyel, bespr v. H. Truelsen. — J. v. Prásek, 
Geschichte der Meder und Perser bis zur makedo- 
nischen Eroberung, bespr. v. Fr. Reuss. 


Zeitschr. f. christl. Kunst. 1907. 

XX, 1. R. P. dom F. Cabrol, Dictionnaire d'Ar- 
chéologie chrétienne et de liturgie, bespr. v. Schnütgen. 

2. J. Braun, Die liturgische Gewandung im 
Okzident und Orient, bespr. v. Schnütgen. 

3. A. Weber, Die rdmischen Katakomben, bespr. 
v. D. — B. Graul, Ostasiatische Kunst und ihre Ein- 
wirkung auf Europa, bespr. v. A. 


Zeitschr. f Kath. Theol 1907. 
ХХХІ, 2. Fr. Х. Kortleitner, Archaeologiae bib- 


licae summarium, bespr. v. U. Holzmeister. — 8. Hai- 
dacher, Drei unedierte Chrysostomus-Texte einer 
Baseler Handschrift. — J. Hontheim, Eine neue 


Uebersetzung von Job 19, 25—27. 


Zeitschr. f. Kirchengesch. 1907. 
i XXVIII, 2. P. Drews, Ueber altigyptische Tauf- 
gebete. 


Zeitschr. f. Neutestm. Wissensch. 1907. 

VIII, 2. J. Kreyenbuhl, Der Apostel Paulus und 
die Urgemeinde. — H. v. Soden, H. V. Sodens Aus- 
gabo "in Neuen Testaments. — A. Harnack, Zu Mc. 5, 
11—18. 


Zeitschr. f£. d. Österr. Gymn. 1907. 

2. F. Panzer, Mürchen, Sage und Dichtung, 
bespr. v. A. Bernt. — A. Schaube, Handelsgeschichte 
der romanischen Völker des Mittelmeers bis zum 
Ende der Kreuzzüge, bespr. v. J. Loserth. 

3. C. Brockelmaun, Semitische Sprachwissen- 
schaft, bespr. v. R. Geyer. 

Get 4. E. Fait, Das Schulwesen im russischen Zentral- 
en. 


Zentralbl f Anthrop. 1907. 

XII, 3. J Hart, Tierkultus und Tierfabel. Der 
Mensch und die Tiere, bespr. v. Liebetrau. — 
R. Lasch, Das Marktwesen auf den primitiven Kultur- 
stufen, bespr. v. O. v. Hovorka. — К. Mischke, 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[August 1907.| 456 


Naturgeschichte der Ziffern, (u.) 8. Zaborowski. Le 
blé en Asie et en Europe et le culte du pain, (u.) 
Derselbe, L'origine des animaux domestiques en 
Europe et les migrations Argennes, bespr. v. Buschau. 
— A. Zimmermann, Ueber den Ursprung des Huf- 
eisens in Beziehung zu den magyarischen Funden 
der Arpadenzeit, (u.) G. Sebestyén, Das Kerben und 
die Kerbschrift, bespr. v. v. Bátky. 


Zentralbl. f Bibliothekswesen. 1907. 

XXIV, 6. J. Lutz, Eine verschollene Handschrift 
der sogen. Biblia pauperum. — V. Chauvin, Notes 
pour l'histoire de l'imprimerie à Constantinopel. 


Z. D. M. G. 1907. 
LXI, 1. Angelegenheiten der Gesellschaft. — 
M. Löhr, Zwei Beispiele vom Kebrvers in den Pro- 
en... des alten Testaments. — 8. Herner, 
eurteilung der grossen Konkordanz von Mandelkern. 
— J. Goldziher, Die dogmatische Partei der Salimijja. 
— H. Grimme, „Ein Schauspiel für Kemosch“ (Mesa- 
Inschrift). — F. Prätorius, Ueber eine sabäische In- 
schrift. — Shihabuddin Khuda Bakhsch, Maulana 
Mu’min Husain of Yazd. — H. Vogelstein, Bemer- 
kungen zu Ed. Königs Aufsatz „Kalenderfragen im 
althebrüischen Schrifttum“. — Sch. Ochser, Sidra di 
Nischmata. Transkribiert, übersetzt. — A. Fischer, 
Eine interessante algierisch-marokkanische Genetiv- 
umschreibung. — C. S. Hurgronje, Kugejr Amr und 
das Bilderverbot. — W. Barthold, Iltatmys (zu Hart- 
manns Bemerkung in OLZ. 9. Jahrg. Sp. 304). — 
P. Haupt, Die Etymologie von Aram. — E. Nestle, 
Ein aramäisch-hebräisches Wortspiel des Jeremia. — 
J. G. Wetzstein, Die Liebenden von Amasia. Ein 
Damaskener Schattenspiel. Aus dem Nachlass hregg. 
v. G. Jahn, bespr. v. Th. Nöldeke. — P. Kokowzoff, 
Nouveaux fragments syropalestiniens de la Bibl. Imp. 
Publ. de St. Peterbourg, (u.) Н. Duensing, Christlich- 
palestinisch-aramäische Texte und Fragmente, bespr. 
v. F. Schulthess. — Kaiserliche Akad. d. Wiss., 
Kusejr ‘Amra, bespr. v. Th. Nöldeke. — Carra de 
aux, Avilenne, bespr. v. M. Horten. — A. Fischer, 
Noch einmal das Geschlecht der Infinitive im Ara- 
bischen. — A. Fischer, Miscellen. — Wissenschaft- 
licher Jahresbericht: C. Brockelmann, Das Semitische; 
Е. Praetorius, Die abessinischen Dialekte und das 
Sabäo-Minkische; G. Beer, Alttestamentliche Studien. 
2. Angelegenheiten der Gesellschaft. — 
P. Haupt, Eine alttestamentliche Festliturgie für den 
Nikanortag. — Sch. Ochser, Sidra di Nischmata, 
transkribiert, übersetzt und mit Anmerkungen ver- 
sehen. — F. H. Weissbach, Ueber die babylonischen, 
assyrischen und altpersischen Gewichte, — V. A. Smith, 


The Sakas in Northern India. — A. Wittstein, Die 
von Ibn Jünis in Kairo beobachteten Mond- und 
Sonnenfinsternisse. — A. Fischer, Arab. basır „scharf- 
sichtig“ per antiphrasin = „blind“. — C. C. Uhlen- 
beck, Zur Eskimogrammatik. — Ibn Saad, Biographien 
Muhammeds, seiner Gefährten, Bd. I, 1; Biographie 
Muhammeds, hrsg. v. E. Mittwoch, Bd. V: Biogra- 
phien der Nachfolger in Medina, hrsg. v. K. V. Zetter- 
stéen, Bd. IV, 1: Biographien der Muhàágirün und 
Ansäi, hrsg. von J. Lippert, bespr. v. J. de Goeje. 
— D. H. Müller, Die Mehri- und Sogotri-Sprache I. 
II, bespr. v. N. Rhodokanakis. — Kleine Mitteilungen: 
Ed. König, Zu 35) niknas; E. Nestle, ,Beesisch"; 
A. Fischer, Marokk. ummuima „meine Grossmutter“. 


Verantwortlicher Herausgeber: Е. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Schönstr. 18 a J. 
Verlag u. Expedition: Wolf Peiser Verlag, Berlin S, Brandenburgstr. 11. 
Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel, Kirchhain N.-L. 


Orientalistische 


Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 


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Erscheint 
am 15. jedes Monats. 


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bandlungen und Postämter (unter Nummer 6101). — 


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erate die sweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei 


Wiederholungen und grösseren Anzeigen Ermüssigung. 


10. Jahrgang. 


15. September 1907. 


J 9. 


Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender 
Adresse erbeten: Redaktion der 0. L. Z., Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11.I. 
DEE 


Zum Prozesswesen des alten Babyloniens. 


Von F. FE. 


In seinen Babylonian legal and business 
documents from the time of the first dynasty 
of Babylon (= Babylonian Expedition of the 
university of Pennsylvania VI 1) hat Her- 
mann Ranke einen Text in Keilschrift und 
Phototypie veröffentlicht, welcher allge- 
meineres Interesse bietet, besonders, wie ich 
anuehmen möchte, für Juristen. Ranke 
freilich hat ihn in der Einleitung zu seinem 
Buche ausführlicher behandelt, weil er eine 
besondere Bedeutung für historische Fragen 
in ihm zu finden glaubte. Dies aber, weil 
er annahm, dass neben dem Herrscher von 
Babylon, Hammurabi, in der Schwurformel 
auch ein assyrischer König, Šamši-Adad, 
genannt sei. Diese Annahme ist jedenfalls 
irrig, wie sich aus der Behandlung des 
Aktenstiickes сгреһеп wird, welche ich hier 
vorlegen will. 

Es lautet in Transskription und Ueber- 
setzung: 

1. Be-el-ta-ni ара Arad-ku-bi 2. Za-si-ia 
а-па Кі-ві-іш za mu-ti-áa 3. iz(s)-za-ad(t, t)-ma 
DI-TAR-MES Babili 4. DI-TAR Sippar (MES) 
б. di- nam i-di-nu-Su-nu-ti-ma 6. Za-si-ia i-na 
biti (ilu) Marduk 7. Be-el-ta-ni u-bi-ir-Su-ma 
8. mi- im ma mu-ti-ja 9. ša Arad-ku-bi u-ul 
ib-ba-3i 10. U-KUR-SU MULU-MULU-RA 
11. GU-NU-MAL-MAL-A MU (ilu) Marduk 
12. Ya-am-mu-ra-bi u (ilu) Šamaš 3i(?) an (?) 


Peiser. 


im(?) 13.—24. Zeugennamen 25. $a mab-ri- 
Su-nu ...... 20. Za-si-ia i-na bít (ilu) 
Marduk 27. u-Sa-as-ti-rra 28.—29. Datum. 
1. Die Beltani, die Schwester des Arad- 
kubi, 2. hat der Zasia für den Beutel(?) 
ihres Mannes 3. in Anspruch genommen. 
Die Richter von Babylon 4. das Recht der 
Sipparenser 5 als Recht entschieden für sie. 
6. Den Zasia im Haus des Marduk 7. hat 
Beltani verklagt: 8. Was immer ihres Mannes 
war, 9. soll dem Arad-kubi nicht gehóren. 
10. Dass für spütere Zeiten einer den andern 
11. nicht verklage, [haben sie] mit Anrufun 


Marduk's, Hammurabi’s und Samai’s ....... 8 


[gesprochen]. Die Zeugen, 25. vor denen 
dass asia hat schreiben lassen. 


Bemerkungen. 


Zeile 2. а-па ki-si-im ist unsicher; kisu 
heisst der Beutel, es könnte damit das Ver- 
mögen an Wertmetallen im Gegensatz zu 
Landbesitz, Haus, Vieh usw. gemeint sein. 
Andererseits wäre es nicht unmöglich, in 
ana kisim einen Terminus wie „für die 
Schuld* usw. zu sehen. 

Zeile 3. Ich schlage vor, sezad zu lesen 
und diese Form als entstanden aus i3dad 
anzusehen, also wie usahharuma für ustah- 

a, cf. Kohler u. Peiser, Hammurabi 
S. 138 f. 73dad wäre mit isaddad (Meissner, 


459 (No. 9.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[September 1907.) 460 


Beitr. е. Altbab. Privatrecht S. 141) zu- 
sammenzubringen, welches dann wohl von 
šadâdu, imperf. isdud zu trennen wäre; cf. 
auch die von Meissner, Supplement zitierte 
Form Sadid. 

Zeile 4. DI-TAR kann nicht dem DI-TAR 
in Zeile 3 gleichgesetzt werden, da das 
Pluralzeichen nicht dahinter steht; dafür 
steht dieses Pluralzeichen hinter dem Stadt- 
namen. Deshalb wird in Zeile 4 DI-TAR 
durch dínu zu transskribieren sein. 

Zeile 12. Für Si(?) scheint nach der 
Photographie auch das Zeichen Sik als 
möglich ins Auge gefasst werden zu dürfen; 
dann wire der Name Ibik-(ilu) Rammán zu 
vermuten. 


Zeile 8-9 gibt die Entscheidung des 
Gerichtshofes, und zwar zu Ungunsten des 
Arad-kubi, also zu Gunsten des Zasia, der 
demgemiiss die Entscheidung vor den Zeugen 
aufschreiben liess. Verklagt war Zasia von 
Beltani, welche also ein Anrecht ihres Bruders 
auf Vermögensteile ihres Mannes geltend 
ag hatte. Wir dürfen daraus schliessen, 

s ihr Mann tot oder dauernd abwesend 
war. Sie hatte die Klage aber erst erhoben, 
und zwar im Hause des Marduk, d. h. in 
Babylon, nachdem die Richter von Babylon 
entschieden hatten, dass der Rechtsstreit nach 
dem Recht der Sipparenser entschieden 
werden sollte. Wir haben es also mit 
P dese in Babylon zu tun, wobei vor- 
Шайр noch dahingestellt bleiben muss, ob 
beide Parteien oder nur eine als Sipparenser 
galten, und welche. Nachdem aber der 
Sachverhalt soweit klar gestellt ist, muss die 
Schwurformel genauer ins Auge gefasst 
werden. Es handelt sich um einen Rechts- 
streit in Babylon und um Leute aus Sippar. 
Von Assyrien ist in keiner Beziehung die 
Rede. Für Babylon ist angebracht der Schwur 
bei Marduk, dem Gotte, und Hammurabi, 
dem Könige Babylons; für Sippar wire an- 


gebracht der Schwur bei Samas — und so 


ist deshalb auch u (ilu) Šamaš aufzufassen. 
In den folgenden drei Zeichen sollte nun 
eigentlich das Wort itmũ stecken = sie haben 
gesprochen. Leider ist der Anfang der fol- 
genden Zeile abgebrochen, so dass die Mig- 
lichkeit zugegeben werden muss, dass jenes 
Wort, oder die Ideogramme dafür, an der 
abgebrochenen Stelle gestanden haben. 
Wahrscheinlich wäre es freilich nicht, da 
dann kein Platz für den Anfang des ersten 
Zeugennamens übrig bleibt. Andererseits 
kann nicht bestritten werden, dass die baby- 


lonischen Schreiber bei formelhaften Sätzen 
der Kürze halber etwas wegliessen, was als 
selbstverständlich zu ergänzen war; das Wort 
(mg konnte also in unserm Text ganz fehlen. 
Ist dies der Fall, во würde noch möglich sein, 
in Si(?)-(ilu) IM einen Namen, und, falls für 
Si das Zeichen šik gelesen werden kann, den 
Namen Ibik-(ilu) Rammán zu erkennen; dann 
würe zu schliessen, dass Ibik-Rammán ein 
Stadthalter o. A. von Sippar war. 

In jedem Falle wird schon durch die An- 
rufung des Gottes Šamaš bewiesen, dass die 
Anrufenden nach Sippar gehören; und da 
die Anrufenden gleich der unterlegenen Partei 
sind, so ist dadurch bewiesen, dass Frau 
Beltani und ihr Bruder als Sipparenser zu 
betrachten sind. Der Prozess wurde in 
Babylon geführt, aber nach dem in Sippar 
geltenden Recht zu ihren Ungunsten ent- 
schieden; die Urkunde, welche uns vorliegt, 
stammt augenscheinlich aus Sippar, sie ist 
dorthin, sei es von der unterlegenen Partei 
gebracht, sei es von der siegreichen gesandt 
worden. 

Es geht aus dem Vorstehenden hervor, 
dass das Recht von Babylon sich von dem 
Recht von Sippar unterschied. Worin der 
Unterschied lag, ist nicht festzustellen. Die 
Entscheidung lehrt nur, dass ein Anspruch, 
der von seiten der Familie der Frau geltend 
опаси worden war auf Vermügensteile(?) 

es Mannes, zurtickgewiesen wurde. Ob der 
Prozess vor Hammurabis Promulgierung 
seines Kodex fällt? Wahrscheinlich. Leider 
ist der Teil, welcher die einschlägigen Para- 
graphen enthalten haben wird, bislang noch 
nicht gefunden worden. 

Die Urkunden aus Tel Sifr, welche von 
Strassmaier veróffentlicht sind, geben kein 
Material für Konstatierung einer etwaigen 
Differenz (in der aus der vorgelegten Urkunde 
ersichtlichen Rechtslage); aus Babylon selbst 
sind noch keine einschlägigen Texte bekannt, 
ebensowenig aus Nippur. 

Jedenfalls ist es aber interessant, dass in 
einer Stadt nach dem Recht einer anderen 
entschieden werden konnte. 

Meissner a. a. O. No. 41 lehrt, dass einer 
Entscheidung der Richter gemäss ein An- 
spruch ina írib Sippar erhoben werden soll; 
die dort genannten Richter auch a. a. O. 
No. 107 in Funktion. Dieser Text dürfte 
freilich nach Sippar gehören, da bei ihm 
Zeugen fungieren, welche in anderen Urkunden 
vorkommen, die wahrscheinlich aus Sippar 
stammen (CT. VIII;, = Bu. 88, 5—12, 158, 
CT. VIII, = Bu. 88, 5—12, 223, CT. IV, 
= Bu. 88, 5—12, 216). Hier würde also an 


461 [No. 9.) 


swei Instanzen in derselben Stadt zu denken 
sein, eventuell in zwei verschiedenen Quar- 
tieren. 

Meissner a. &. O. No. 43 wird ein Prozess, 
der im Tore des (ilu) Nin-marki ausgefochten 
war, fortgeführt und vor (den Gerichtshof) 
im Tor des (ilu Marduk verwiesen. Diese 
aus Tel Sifr stammende Urkunde wird auch 
nur so zu deuten sein, dass es sich um zwei 
Instanzen in derselben Stadt handelt. Es 
kann sich, da zwischen den beiden Stadien 
des Prozesses der Sieg Hammurabi's über 
Rim-Sin liegt, freilich um eine Systemünderung 
seitens des babylonischen Königs handeln. 
Doch könnte diese sich auch nur darauf 
beschränkt haben, den Tempel des Marduk, 
des Gottes von Babylon, in der Stadt, deren 
Ruinenhügel Tel Sifr ist, als Gerichtsstitte 
bestimmt zu haben, wofür der von dort 
stammende Text Meissner a. a. O. No. 45 
sprechen würde. In diesem Falle war früher 
der Tempel der Nin-Marki als solche zu 
betrachten, und Tel Sifr vielleicht mit einer 
Stadt Mar (ki) zu identifizieren, deren Lage 
dann danach zu bestimmen würe, cf. hierzu 
Hommel, Grundriss der Geogr. u. Gesch. des 
Alten Orients 254 und 394; andererseits käme 
such die alte Stadt Girsu in Frage. Doch 
ist dies an anderer Stelle zu untersuchen. 

Auffällig ist der Mangel der Filiations- 
angaben bei den Kontrahenten; dieser ist 
auch sonst zu beobachten. Ob hier ein 
prinzipieller Grund vorliegt oder ob die Er- 
scheinung sich aus einem Wunsche nach 
Zeitersparnis bei Auszügen und Abschriften 
erklärt, ist noch zu untersuchen. Für unsern 
Text muss diese Frage also noch als un- 
gelöst betrachtet, die Erscheinung bei weiterer 

ehandlung vorläufig ausser Anschlag ge- 
lassen werden. 


Der zehnte König der Dynastie von Isin. 
Von Arno Poebel. 


Nachdem kürzlich Hilprecht in No.7 dieses 
mes der OLZ den Namen des zwölften 
Königs der Dynastie von Isin aus einer in Kon- 
stantinopel befindlichen Tafel als Za-am-bi-ia 
ergänzt hat, sei mir der Versuch gestattet, 
den Namen eines anderen noch unbekannten 
Königs dieser Dynastie aus dem Datum einer 
Tafel im Archäologischen Museum der Uni- 
versität von Pennsylvanien zu ergänzen. 

Das betreffende Datum lautet: itu gü- 
APIN-GAB-s | mu “sin-i-ki-Sa[-am Jugal-e] | 
alam guskin kü-babbar “babbar-ra | mu-na- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [September 1907] 462 


dim „im Monat Marcheswan des Jahres, da 
Sin-ikisam, der König, ein Standbild von 
Gold und Silber für Šamaš angefertigt hatte. 

Die Tafel tragt die Katalognummer 11107. 
Durch das Datum ziehen sich zwei Sprtinge. 
Der abschliessende senkrechte Keil des ša 
und der Rest der Zeile sind weggebrochen, 
doch sind noch die unteren Enden der senk- 
rechten Keile des e von lugal-e erkennbar. 
Das zweite babbar-Zeichen wird oben von 
dem Ende eines schiefgehenden Keiles ge- 
troffen, der offenbar der Rest eines weg- 
gebrochenen am ist. 

Für die Ansetzung des hier erwähnten 
Königs böten sich, nach dem Charakter der 
Tafel zu urteilen, nur die beiden Möglich- 
keiten, ihn entweder in die Larsam- oder in 
die Isindynastie einzureihen. Das Fehlen 
oder Nichtfehlen des Gottesdeterminativs vor 
dem Königsnamen kann hier keine Ent- 
scheidung herbeiführen, da das erste Element 
des Namens ein Gottesname ist!). Indessen 
scheinen mir die folgenden Beobachtungen 


für die Isindynastie zu sprechen: 
1. Die Tafel ist von einem Ur-‘-ninni 
nu-es | dumu d-ninni gesiegelt. Auf einer 


anderen Tafel, deren Datum weggebrochen 
ist, die aber wegen des Vorkommens ein und 
desselben Namens ungefübr derselben Zeit 
angehürt wie die obige Tafel, finden sich die 
beiden Siegel: | 


ur-i-ninni nu- es 
dumu ағад-4-піппі 


mulu - i· si- in 
ki 


Der Name Mulu-Isin, Mann der als gött- 
lich verehrten Stadt Isin?) in Verbindung 
mit den hüufigen sumerischen Namen auf 
diesen Tafeln weist, wenn auch nicht mit 
absoluter Sicherheit, so doch mit grosser 
Wahrscheinlichkeit in die Zeit der 'Isin- 
dynastie, wie sich der obige Name auch auf 
einer im Jahre 1905 von mir gesehenen Tafel 
Bur-Sin's von Isin befindet. 


und 


1) Vgl. denselben Fall bei @Ellil-ba-ni (so statt 
Bél-bani zu lesen) und 4Sin-ma-gir. 
*) Vergleiche zur Verehrung von Städten den 


oo Tem a rg sip : -ki Ranke BEA VI 
lla 1 1 usw. die Anführung von bar-sag- 
kalam-ma-i 1 dem Verseichnis von Lieferungen für 


463 [No. 9.) 


2. Der Name des zehnten Königs der 
Isindynastie auf der Königsliste bei Hilprecht 
ВЕа XX 1, 47 Rev. 17 beginnt mit “еп uud 
endigt mit ёа. Von dem vorletzten Zeichen 
scheint nach Hilprechts Kopie nur ein unterer 
wagrechter Strich vorhanden zu sein, wäh- 
rend die beigegebene Photographie noch 
Spuren eines abschliessenden senkrechten 
Keiles, von zwei oder mehr mittleren wag- 
rechten und eines oberen schiefgehenden 
Keiles sehen lässt, die sich demnach zu einem 


(E! ergänzen lassen. 


Hiernach werden wir berechtigt sein, 
in die Liste Sin-ikisa als zehnten Konig 
von Isin einzusetzen. Da dieser nach der 
Liste nur sechs Monate regierte, so müsste 
das oben mitgeteilte Datum natürlich dem 
ersten Jahre des Königs angehören, und es 
könnte somit auffällig erscheinen, dass das 
Datum eine über die gewöhnliche Formel 
mu X lugal-e hinaus erweiterte Fassung 
zeigt. Aber die in der Datenliste A mit- 
geteilten Formeln für das erste Jahr Sumu- 
lails: mu su-mu-la-il(u) lugal-e ida ?3-utu 
(? Samas) -he-gal mu-un-ba-al, für das erste 
Jahr Abil-Sins: mu a-bil-!sin lugal-e bad 
2" ba-du] und für das erste Jahr Sin- 
muballits:mu ‘sin-mu-ba-li-it lugal-e bad ru (?)- 
ba-tum ba-du beweisen, dass solche erweiterte 
Fassungen keineswegs auffallen dürfen, be- 
sonders wenn es sich herausstellen sollte, 
dass dieser Konig zeitlich vielleicht nur wenig 
von Sumulail entfernt ist. Von mehr Gewicht 
kónnte jedoch sein, dass unser Datum in den 
achten Monat fällt. Da Sin-ikisa nur sechs 
Monate regiert hat, so dürfte der Zeitpunkt 
seines Regierungsantrittes hinter dem Nisan 
liegen, an dessen erstem Tage sonst gewóhn- 
lich die Benennung des Jahres stattgefunden 
zu haben scheint. Indessen ist der Beweis 
bis jetzt noch nicht erbracht, dass vor dem 
Aufschwung Babylons und des Mardukkultus 
mit seinem &m ersten Nisan gefeierten Neu- 
jabrsfest der Nisan überall in Babylonien 
das neue Jahr begann. Der Anfang des 
Jahres in Lagas mit dem Feste der Bau 
zur Zeit Gudeas muss wegen des Charakters 
dieses Festes als Hochzeitsfest allerdings 
ursprünglich wohl auch in den Frühling 
Cer sein, wenngleich nach Br. 13879 

er Monat des Festes der Bau mit Du-azag, 
dem siebenten Monat, identisch ist. Wenn 
aber in der Tat ganz Vorderasien im dritten 
und zweiten Jahrsausend v. Chr. von der 
babylonischen Kultur überzogen war, so 
dürfte auch der Anfang des altisraelitischen 
Jahres im Herbst vielleicht seinen Ursprung 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[September 1907.| 464 


in Babylonien haben, wie ja auch der Name 
taSritu, Einweihung (desJahres) noch deutlich 
erkennen lässt, dass mit dem später siebenten 
Monat einmal das Jahr begann. Aber selbst 
wenn das Jahr zur Zeit der Dynastie von 
Isin mit dem Nisan anfing, so konnte doch 
jederzeit die Benennung resp. Wiederbe- 
nennung des Jahres ausnahmsweise in einem 
anderen Monat als dem Nisan stattfinden, so 
vor allem, wenn ein Usurpator, wofiir wir 
auch den zehnten Konig der Dynastie an- 
sehen miissen, die Regierungsgewalt an sich 
riss. 
Nach all diesem bliebe aber immer noch 
die Möglichkeit offen, dass unser König der 
an neunter Stelle genannte König sein könnte, 
von dessen Namen ja so gut wie nichts er- 


halten ist, falls nicht das Zeichen су с welches 
Hilprecht Ses = e ^« liest, vielmehr am = Fa 
ist. Alsdann würde eine Ergünzung Sin- 
ikisam jedenfalls nicht unmöglich sein, aber 
ebensogut auch eine Ergánzung Sin-i-ri-ba-am, 
der Name des von Scheil in OLZ. 1905, 350 
besprochenen Königs. Uebrigens aber lassen 
Anfang und Ende des zehnten Königsnamens 
kaum eine andere Ergänzung als Sin-ikisa 
zu, und darum können wir unbedenklich, 
solange nicht triftigere Gründe dagegen 
sprechen, an unserer Ansetzung Sin-ikisas 
als zehnten Königs von Isin festhalten, und 
solange keine erneute Prüfung des Originals 
der Königsliste von Nippur stattgefunden 
hat, für die Ergänzung des neunten Königs- 
namens Sin-iribam in Aussicht nehmen. 


Bel-5tmanni, 
Ein neuer König Babylons und der Länder. 


Von A. Ungnad. 


Der von mir in den Vorderasiatischen 
Schriftdenkmälern 7) (abgek. VS.) III No. 180 
publizierte neubabylonische Kontrakt VAT 
4044 macht uns mit einem neuen König be- 
kannt: er ist datiert: Bar-sipki arab [...... 
Sanat rés šarrůt IIBël- Si- man · ni] Sar Babsliks 
и тайай. Der hier genannte König Bêl- 
Simanni führt also den gleichen Titel wie die 
bekannten Perserkönige und unterscheidet 
sich dadurch von dem in der Behistun-In- 
schrift genannten Empörer Nidintu-Bél, der 
sich unter dem Namen Nebukadnezar den 


1) Vorderasiatische Schriftdenkmäler der Königl. 
Museen zu Berlin. Herausgegeben von der Vorder- 
asiatischen Abteilung, Leipzig 1907 ff. 


465 (Ко. 9] 


Titel Kónig von Babylon belegt und aus 

dessen Regierungszeit!) wir eine grössere 

Anzahl Kontrakte vom 14. IV. seines Re- 

gierungsanfangsjahres an bis zum 16. (oder 

na 27.) VII. seines ersten Jahres besitzen). 
бі 


imanni nimmt also eine gleiche Position 


ein wie der bereits bekannte? Samai-erba, 
der in VS. ПІ durch die Texte 178 und 179 
vertreten ist und den Winckler“) unter 
Xerxes ansetzen möchte, wohl nur, weil eine 
andere Zeit nicht in Betracht za kommen 


schien. Indes könnte auch Šamaš- erba 
der Zeit des Darius angehören, was bei 
Bél-3imanni aller Wahrscheinlichkeit nach 
der Fall ist. Beide Nebenregierungen fallen 
dann spüter als die Errichtung der Behistun- 
Inschrift. 

Zur zeitlichen Bestimmung des Bél-5imanni 
dienen die auf VAT. 4944 verzeichneten 
Personennamen. Von diesen finden sich die 
folgenden, so viel ich bisher sehe, auch auf 

nderen Urkunden. 


I. Rímát- Bêl, Sohn des Iddina-Nabü, Sohnes 

des Ma|[rduk- . 

1) VAT 4951 (= VS. III 178), datiert: 
25. VI. 05) Samai-erba, 

2) VAT 4990 (?) 5), datiert: 3. XII. 1. Xerxes. 


II. Nabá-u3allim?), Sohn im Nabé-ablu-iddina, 


Sohnes des Laku 8); 
1) VAT 4943, datiert ^ Ш). 15 Darius, 
: VAT 4909, 5 28 IV (2). 1 
. 5044 (= VS. 130), * dine 14. —. 
1 
4) VAT 4953, datiert: 7. VII. 27. Darius, 
5) VAT 4975, „ 15. II. 28 (2). „ 
6) VAT 4964, 16. VIII. 28. 
7) VAT 5027 (= VS. III 144), datiert: 16(?). 
—. 28 Darius, 
8) VAT 5029, datiert: 4. VIII (?). 30 Darius, 
9) ira (= VS. ПІ 149)9), datiert: 16. 


08, 


3) Wir sind indes bei keinem der erwähnten 
Kontrakte sicher, ob es sich um Nebukadnezar III 
(= Nidinta-Bél) oder Nebukadnezar IV (= Arabu, 
dem Armenier) handelt; beide behaupteten ja, Nebu- 
E Sohn Nabunaids, zu sein. 

8. 415, i) VgL n meine Bemerkungen in ZA. XIX (1906), 


1, 
М "Vgl. xc L. Tallqvist, Neubabylonisches 
Namenbuch, 8 

*) KAT.*, a^ 119. 

5) = Janat ves sarráti. 

) Er heisst hier Sohn des Iddin& (geschr. 18E- 
na-a). Dies wird Kurzname für Iddins-Nabü sein; 
weniger wahrscheinlich is& es, dass hier eine andere 
Person vorliegt. 

) VAT 4922 geschrieben: Ni AG-u-sa-al-li-im. 

в) VAT 4944 hat der Tafelschreiber rw susgelassen. 

D Hier wird gleichzeitig (Z. 8) sein Sohn Nabû- 
musétiq-urri als Gläubiger genannt, 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[September 1907.) 466 


10) VAT 4965 (= VS. III 157), datiert: 16. 
I. 35 Darius, 
11) VAT 4976 (= VS. III 161), datiert: 5. 
VIII. 35 Darius, 
12) VAT 4969 (= VS. III 162), datiert: 
24 (2), VIII. 35 Darius, 
13) VAT 5037 5 Mi ІШ 177), datiert: 
27.!) 
14) VAT 4929, datiert: 29. VIL. 0 Samas-erba, 
15) VAT 497 1, А III. 1 enon 
16) VAT 4929, Ж 
Der König Bél-Fimanni wird sick auf dem 
Fragment VAT 403 genannt, das ich in einem 
der spüteren Hefte der Vorderasiatischen 
Schriftdenkmäler geben werde. Es gehört in 
dieselbe Reihe von Tafeln, von denen Peiser?) 
die meisten bereits ubliziert hat. VAT 403 
stammt wohl aus Difbat, wie die Erwähnung 
des Anu-Tempels E.IM.NE zeigt. Hier 
wird Z. 8 arab Ulülu sanat r&3 Sarrüt I WBél- 
i- man - ni] erwähnt. Datiert ist das Stück: 
[arab] Ulülu amu f kam запа 83 3ar[rüt I ü Bêl- 
Si- man- ni (?)] zar Bábili ..., worauf nicht Sar 
mätäti, sondern wohl iät[enen tla-[a-an il· u- u] 
folgt. Auf diesem Kontrakt werden zwei 
bekannte Personen erwähnt: 
I. Nabu- (ah) · ittannu, Sohn des Ura3-kägir, 
Sohnes des Dábibi. 
Dieser findet sich auch 
*1) VAT 70 (= PA. 8)dat.: 28. VI. 18 Darius, 
2) VAT 73 (= PA.12) , 17.IV.32 „ 
*3) VAT 74 (SPA. 13) „ —. IV. 32 , 
14) n 75 abe VS. ПІ 153) datiert: 25. V. 


3 Dari 
*5) VAT "C (= VS. Ш 156) datiert: 9. VI(?). 


34 (2) Darius 
*6) VAT 76 (= PA. 15) dat.: —. —.34 Darius, 
7) VAT 40 SE Ne III 160) datiert: 22. 


VI. 35 D 
*8) VAT 78 (С. YS III 165) datiert: 13. 
VI. 


86 D 
*9) VAT 79 (— = PA’ 19) dat.: 22. VI. 86 Darius. 


П. Iddina-Naba, Sohn des Nabá-3[um]-w[sur], 
Sohnes des Éa-ibni, der Sahrelber det 
sich ausser in den soeben genannten Ur- 


kunden, die mit versehen sind, noch 
VAT.71(=PA. 9) datiert: 28. IT. 17 Darius. 
Alle Urkunden, die die in Frage kommen- 
den Namen von VAT 403 tragen, gehóren 

der Zeit des Darius an; ев wäre demzufolge 
ein merkwürdiger Zufal, wenn VAT 3 
allein aus der Zeit des Xerxes stammen 


sollte. So ist es durchaus wahrscheinlich, 


!) Der Schreiber hat hier entweder das Jahr 
ganz ausgelassen, oder UD ist ein Schreibfehler für MU. 

*) Keilinschriftliche Aktenstücke aus Babyloni- 
schen Städten. Brrlin, 1889. Abgekürzt PA. 


467 (Ко. 9.) 


dass Bél-Simanni ein Gegenkönig gegen Da- 
rius zu Ende der Regierung desselben war. 
Ueber das Verhältnis des Bél-Simanni zu 


Samas-erba dürfte sich vorläufig noch nichts 
Sicheres ermitteln lassen. 


Zum Lautwerte des v. 
Von 9. Hüsing. 


W. Max Müller ist in seinen Ausfiihrungen 
über die ägyptische Umschrift (Sp. 359) auch 
auf die Frage des wirklichen Lautwertes 
der assyrisch-babylonischen 8 zu вргесһел 
gekommen und führt d&bei auch die ein- 
schlägigen Bemerkungen aus meiner Disser- 
tation an. Da hierbei ganz wesentliche Dinge 
zu kurz kommen oder überhaupt übersehen 
wurden, so ist es nicht wunderbar, dass W. M. 
Müller zu dem Ergebnisse kommt, ich hätte 
gerade das Entgegengesetzte bewiesen von 
dem, was ich beweisen wollte. In diesem 
Falle ist es also meine Pflicht, zu der An- 
gelegenheit das Wort zu nehmen. 

Ich muss zunächst bekennen, dass ich bis 
jetzt nicht gewusst hatte, dass bereits Paul 
Haupt aus der iranischen Wiedergabe Nabu- 
kudračara den Lautwert ё des babylonischen 
$ abgeleitet hatte; ich bin völlig unabhängig 
von Haupt auf das Gleiche verfallen; nach 
langem Wagen und Vergleichen war mir diese 
iranische Schreibung als der erste Baustein 
in der Hand geblieben. 

Die allgemeine Entwickelung ist bekannt- 
lich die, dass ein 6 immer weiter verschliffen 
wird, nicht aber die, dass sich aus anderen 
Sibilanten ein 4 entwickelte, das vielmehr 
das übliche Ergebnis der Palatalisierung eines 
k ist. Damit sind aber von vornherein alle 
Berufungen auf spätere Aussprachen, die 
schwächer sind als &, als zu leicht wiegend 
beiseite gesetzt. Für unsere Frage ist es 
daher belanglos, ob um 500 v. Chr. noch in 
irgend einer anderen semitischen Sprache 
ein & vorhanden war. Bisher aber lässt sich 
solches Fehlen des 6 nicht einmal für eine 
um 1000 Jahre jüngere Zeit beweisen. Wer 
das aber doch zu kónnen glaubt, der 
halte damit nicht hinter dem Berge! 

Wie in den allermeisten Fragen der Laut- 
bestimmung sind auch hier die Wiedergaben 
durch fremde Völker die erste Grundlage, 
was auch W. M. Müller durch sein eigenes 
Vorgehen anerkennt. 

Ich stimme ihm auch durchaus bei, wenn 
er betont, dass fremde Völker, die einen 
dem arabischen — aber bisher auch nicht als 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(September 1907.) 468 


„semitisch“ nachweisbaren -- $ entsprechen- 
den Laut nicht besassen, übereinstimmend zu 
einer Wiedergabe durch einen mit Dental be- 
ginnenden , Laut“ kommen mussten. Aber wir 
müssen die Sache doch näher ansehen. 


Zunächst ist selbstverständlich, dass von 
den verschiedenen Lauten, die im Babyloni- 
schen durch die e Zeichen — etymologisch! — 
geschrieben wurden, auch kein einziger dem 
iranischen & wirklich gleich geklungen haben 
wird; W. M. Müller hat die e richtig 
präzisiert: „f-Vorschlag oder nicht?“ Wir 
müssen aber weiter erwägen, dass ё auch 
kein ¢ + ist, dass das і darin nicht explo- 
diert, sondern auch nur als vorhanden em 
funden wird. Daher hat die iranische Keil- 
schrift für diesen Laut auch ein einheitliches 
Zeichen, wie die Nagari und das Pahlawi. 
In dieser Richtung würde also der Unter- 
schied nicht mehr so gross erscheinen; dafür 
ergibt sich ein anderer, den W. M. Müller 
eigentlich selbst anführt. Wenn nämlich die e 
Babylonier keine Laute mit t-Vo 
haben, der Iranier das babylonische $ mit ё 
ausdrückt, warum schreibt der Babylonier 
dann das iranische é nicht als g, sondern als 3? 
Dass ich die Antwort darauf bereits ge- 


. geben habe, scheint Müller übersehen zu 


haben: es gab auch im Iranischen eine Aus- 
sprache des é als 3 (S. 37) (wie eine solche des 
J als 2), ja man schreibt direkt 3ijätis für či- 
7445, der Lautübergang ist durch die Ortho- 
graphie selbst belegt. Der Verfasser der 
babylonischen Bagistan-Inschrift wird ja wohl 


auch gewusst haben, dass man Cišpiš auf 
babylonisch mit w schrieb, d. h. er traf keine 
neue Entscheidung. Ich glaube daher im 
Rechte zu sein, wenn 1ch das Gewicht 
nicht auf die babylonische Wiedergabe 
iranischer Laute, sondern umgekehrt 
auf den einzigen Fall lege, wo ein У 
durch Iranier wiedergegeben wird. 


Ich bezeichne das als einzigen Fall, 
denn Mudrája geht nicht auf babylonische 
Form zurück, und bei Madija wissen wir auch 
nicht, welches der drei Völker die originalere 
Form hat. 

Der Vergleich von iran. Nabukudraéara 
mit bab. Sispi$ u. a. m. scheint mir aber 
noch einen anderen, recht wesentlichen Schluss 
zu gestatten. W. M. Müller hat vielleicht 
übersehen, dass ich das babyl. g für meinen 
Zweck mit с, nicht mit &, umschrieb!). Der 


1) Damit will ich nicht gesagt haben, dass man 
nicht in manchen Gegenden des ba товюоар »Sprach- 
gebietes“ auch noch & gebraucht hätte. 


469 (Мо. 9] 


Iranier braucht sein & als nächstähnlichen 
Laut, ein c hat er nicht, und umgekehrt hatte 
vermutlich der Babylonier kein A und um 
das in diesem liegende, ihm charakteristisch 
klingende 3 zum Ausdruck zu bringen, ge- 
braucht er sein w, um so mehr und lieber, 
als man dieses auch im Iranischen'selbst für 
é einsetzen konnte. Ich weiss bis heute 
keine &ndere Lósung des scheinbaren 
Widerspruches und kenne auch keinen 
anderen Lósungsversuch. Ob nicht die 
Umschrift & für 1 in gewissem Sinne doch 
die Probe besteht? Jedenfalls ist es nicht 
richtig, wenn Müller meint, auf diesen 
Approximativversuch liesse sich durch die 
bab lonischen 3 die Probe machen. 

ielleicht aber durch andere. Vor mir 
liegt eine Berossos-Ausgabe, das Exemplar 
Gutschmids; sie gibt den Ptolem. Kanon 
wieder: Naßovvalapov neben Nafovacagov. 
Sollte nicht das с an Stelle des ¢ eingesetzt 
worden sein, als man F als с sprach? Würde 
die entsprechende Form nicht ,Мафоуходос- 
dagovꝰ utet haben müssen? Der alte 
griechische Ersatz für & ist A oder 29 
(ZxvOoi, Auna dye, Tärgrecl: wie aber sollte 
man с anders wiedergeben als durch 02 Das 
ware schon eher eine Probe, und wenn auch 
keine durchschlagende, so doch eine in der 
Richtung, in der Müller sie wünschte, denn 
ein 26, t wäre für ältere Zeiten ja nicht 
nötig. Aber Müller leugnet ja auch das 
Bestehen einer Aussprache mit Vorschlag auf 
babylonischem Gebiete nicht — assyrisch ist 
sie wohl nicht — nur meint er, für die äl- 
teste Zeit stehe der Schriftgebrauch derselben 
Zeichen für s, 3, s ihr nicht sehr günstig 
gegenüber. 

Ich gestehe, dass ich mir dieses Schwanken 
nicht anders erklüren kann, als durch die 
Annahme zweier Aussprachen in verschie- 
denen Gegenden, die sich noch werden fest- 
Stellen lassen. 

Hauptsächlich wechseln 1 und s. Wie ist 
das möglich, wenn die Laute so verschieden 
wären, wie man es annimmt? Sie können 
doch nur wechseln als schärfere und lindere 
Ausprägung des gleichen Lautes, also wie b 
und p, d und tf. War etwa ein ds (ds) und 
У ein із, dann ist dieser Wechsel begreiflich. 

War aber anderwärts das ! zu s geworden, 
das У zu s, dann begreift sich auch der 
Wechsel mit O, von dem man nach dem 
griech. F fast annehmen möchte, es habe ur- 
sprünglich einen k-Vorschlag gehabt. 

Die Entwicklung wird im Semitischen 
keine andere gewesen sein als in anderen 
Sprachen, die Zischlaute werden z. T. aus 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[September 1907.) 470 


k-Lauten entstanden sein. Nur so erklären 
sich auch aramäische Kehllaute als Vertreter 
der Sibilanten; der emphatische Ansatz ist 
der letzte Rest dieser bekannten Entwickelung, 
nicht aber der Ausgang. Ich habe den Ein- 
druck, als ob auch W. M. Müller im Ganzen 
mehr für diese Auffassung vorgebracht hätte, 
als gegen sie. 

Lautgesetze sind Naturgesetze und sind 
die gleichen bei allen Völkern, wenn — die 
Laute die gleichen sind. Bisher kennt die 


: semitische Grammatik nur Buchstabengesetze, 


und die so dankenswerten und notwendigen 
Vorstösse W. M. Müllers finden noch wenig 
bereiteten Boden, noch wenig gesammelten 
Stoff. Auch für die Assyriologie hat bisher 
kein Bedürfnis nach genauerer Erfassung 
des Lautsystems vorgelegen. Es gab genug 
anderes zu tun, und die Orthographie ist zu 
etymologisch. Aber allmählich wäre doch 
auch hier ein Notschrei am Platze; ich er- 
innere nur an die vielbeliebten Iskueds und 
„Ansan“, von denen wir sicher wissen, dass 
nicht 1, sondern ¥ zu lesen ist. 


Bespreehungen. 


Arthur Ungnad, Babylonisch-assyrische Grammatik 
mit Uebungsbuch (in Transkription). Klein 8° 
und 168). München, Beck, 1906. Preis М. 3,50. 
Bespr. von Н. Grimme. 

Ungnads Buch empfiehlt sich allen, die 
sich in transkribierte Keilschrifttexte ein- 
lesen móchten sowie überhaupt eine Kenntnis 
der bab.-assyr. Sprache anstreben. Es gibt 
in knapper Form das Hauptsächlichste der 
Grammatik, dazu ein Uebungsbuch, das von 
Formen und Sätzen zu zusammenhängenden 
Lesestücken vorwiegend historischer Art 
übergeht, endlich ein kleines Wörterverzeich- 
nis. Das Ganze legt Zeugnis ab für das 
pädagogische Geschick des Verfassers, bekannte 
Materien schulgerecht zu formen. Dabei 
möchte U. aber nicht darauf verzichten, 
auch der Wissenschaft Neues gelegentlich 
anzubieten und liefert in dieser Beziehung 
besonders in den Kapiteln von der Nominal- 
flexion, die er in historischer Entwicklung 
darstellt und in dem vom Status determi- 
natus schöne Früchte eigener grammatischer 
Forschung. 

Keinen wesentlichen Fortschritt gegenüber 
dem früheren bedeutet die Darstellung der 
Lautlehre bei U., obwohl gerade hier Neuerun- 

en recht sehr am Platze wären. Eine be- 
enkliche Unklarheit zwischen den Begriffen 

Schrift und Laut herrscht in den SS b und 


471 (No. 9] 


6, die von der Wandlung der Laute handeln 
sollen. Hier heisst es u. &: „Kurze un- 
betonte Vokale werden zwischen Konsonanten 
oft ausgestossen“: das ist doch offenbar eine 
Schrifteigentümlichkeit, aus der für die Laut- 
lehre zu schliessen wäre, dass es im Bab.- 
Assyr. Vokale geringster Qualität, d.h. Schwa, 
gegeben habe, wozu auch das Nebeneinander- 
vorkommen von Formen wie adannu und 
dannu, zakipu und zikipu, isbatü und isbutü, 
ferner die Entwicklung von kalbu im Stat. 
constr. zu kalab (spr. kelab), vor allem auch 
das Auftreten von zahlreichen Schwa in den 
bab.-assyr. Lehnwörtern des Hebräischen mit 
Notwendigkeit führt; „b wechselt oft mit p“: 
die mittelhochdeutsche Grammatik hat aus 
der gleichen Erscheinung für ihr Gebiet 
auf stimmlose Aussprache von b geschlossen; 
„m (gespr. w) entsteht in späterer Zeit se- 
kundär nach 0“: der w-Laut muss doch 
jedenfalls als primär genommen werden; 
„w wird später im Anlaut zu :, zwischen 
Vokalen zu m“: der zweite Teil dieser Regel 
schlägt in die Schriftlehre, da solches m doch 
nur graphischer Ausdruck für w sein wird; 
„sekundär entsteht Doppelkonsonanz oft nach 
betontem kurzen Vokal, ibállut aus ibälut“: 
hier ist sicher nicht an gesprochene Doppel- 
konsonanz zu denken. Bei der Aufzählung 
der Arten der Silben wird nichts von der ge- 
schärften gesagt; wo sonst von ihr die Rede ist, 
bleibt unklar, wie weit die bab.-assyr. Fälle 
von Gemination den allgemeinsemitischen ent- 
sprechen. Bei den Regeln über den Wortakzent 
scheinen Fälle wie Sanän, alküt ausser acht 
gelassen zu sein; ist (nach U.) {prusu zu be- 
tonen, dann doch auch wohl ikbu, welches 
aber U. auf der Ultima betont sein lässt. 
Sehr bedenklich scheint mir die Regel: „Lange, 
nicht durch Kontraktion entstandene Vokale 
werden іш Auslaut verkürzt, vergl. Íprusü ).“ 
Bei diesem Beispiele ist unbeachtet gelassen, 
dass seine Endsilbe jedenfalls einen eer 
trug, der keine Vokalverkürzung der Silbe zu- 
lässt; aber auch die angeblich kurze Endsilbe 
in märu „Kinder“ möchte ich so lange für un- 
gekiirzt nehmen, bis einmal eine Form mit 
elidiertem Endvokal auftauchen wiirde. U. 
lässt Vokalfolgen wie йа, âi, ia, iâ mit einge- 
schobenem Aleph (das er gegen jeden sem. 
Brauch durch : transkribiert) gesprochen 
worden sein: er befürwortet also die schwie- 


1) U. bezeichnet gekürzten Vokal mit dem wage- 
rechten Strich — ein nicht nachzuahmendes Ver- 
fahren, da dieser Strich der Bezeichnung der nicht 
hauptbetonten Länge reserviert bleiben sollte, falls 
man die hauptbetonte durch übergesetztes Hütchen 
bezeichnet. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZELTUNG. 


|September 1907.) 472 


rigste Aussprache, die selbst in Sprachen, 
welche die Gutturale noch ziemlich rein er- 
halten haben (z. В. in verschiedenen aramä- 
ischen Dialekten) sich nicht hat halten können. 
Ueber die Aussprache des assyrischen j und 
w ist nichts angemerkt; vermutlich gelten sie 
U. als Halbvokale; aber ob ein w, das sich 
aus m entwickelt bat, nicht richtiger als 
Spirans zu definieren sein dürfte? 

In der Formenlehre wird an zahlreichen 
Stellen die Anschauung vorgetragen, als ob 
der Imperativ und in abgeleiteten Formen 
auch das Partizipium vom Präteritum aus 
gebildet sei. Das ist sprachgeschichtlich un- 
richtig und könnte zu der ganz unhaltbaren 
Ansicht führen, dass eine Vorstufe der bab.- 
assyr. Sprache wohl ein Präteritum, aber 
keine Imperative und Partizipien gehabt hätte. 
Eine stichhaltige Erklärung gewisser Aehn- 
lichkeiten der Vokale dieser Formen unter- 
einander ist nur auf der Basis der ursem. Ver- 
balbetonung zu gewinnen: Uebereinstimmung 
im Tone bedingte einmal solche der Vo- 
kale. Die Bezeichnung des Modus relativus 
als Subjunktiv ist irreführend; denn der Sub- 
junktiv, wie er sonst im Semitischen auftritt, 
meidet gerade das Gebiet der Relativsätze. 
Auch die Imperfektsbildung mit auslautendem 
А Energikus zu nennen, hat keine innere 
Berechtigung; man mag sie etwa als Ver- 
bindungsform bezeichnen, da sie in den weit- 
aus hüufigsten Füllen vor folgendem Objekt 
auftritt. 8 61 sagt mit Unrecht: ,Subjunk- 
tionen, d. h. unterordnende Redeteile, wie 
deutsches ,als^ hat das Bab.-Assyr. nicht"; 
ist denn z. B. die Entwicklung von bab. 
énu nicht der von deutschem ,weil^ ganz 
analog? 

Eine Anzahl dieser Ausstellungen trifft 
mit U. auch seine Vorgänger. Wenn ich als 
nichtzünftiger Assyrologe sie vorgebracht 
habe, so hat mich dabei der Wunsch geleitet, 
die bab.-assyr. Grammatik möge von ihrer 
Vorzugsstellung im Kreise der semitischen 
Grammatiken, die ihr das Alter ihres Gegen- 
standes und die Neuheit ihres Entstehens 
gewähren, rechten Gebrauch machen und 
ihre Begriffe und Ausdrucksweisen einzig 
der modernen Sprachwissenschaft entnehmen. 
Dann könnte vielleicht einmal die bab.- 
assyr. Grammatik reformierend auf die übrigen 
semitischen einwirken, ähnlich wie die bab.- 
assyr. Altertumswissenschaft der Sauerteig 
für die Wissenschaft vom alten Orient ge- 
worden ist. 

Freiburg, Schw. 


478 (Ко. 9.) 


Heinrich Zimmern, Zum babylonischen Neujahrs- 
fest. (Abdruck aus den Berichten der phil.-hist. 
Klasse der Kgl. Süchs. Gee. der Wissenschaften. 

LVIII. Bd., S. 126—156). Bespr. von Н. Grimme. 


Das grósste und wichtigste der babyloni- 
schen Feste, das Neujahrsfest, gibt uns be- 
züglich seines Ursprungs und seiner Ent- 
wicklung noch sehr viel zu raten auf. So 
sehnt man sich nach Texten, die uns näheren 
Aufschluss darüber geben könnten. Einiges 
Neue erfahren wir nun aus Zimmerns vor- 
liegendem Beitrage, wenn auch die darin 
gebotenen Texte lediglich das Fest betreffen, 
wie es in spät-babylonischer und -assyrischer 
Zeit gefeiert e. 


Der erste (K. 3476) verdient trotz seiner 
schlechten Erhaltung besondere Beachtung. 
Hatte Z. ihn unlüngst vermutungsweise als 
babylonisches Neujahrsfestspiel bezeichnet, 
so erklärt er ihn jetzt als Kommentar zu 
einer Neujahrsfestzeremonie, die es mit dem 
Weltschópfungsmythus zu tun habe. Diese 
Erklürung dürfte aber zu eng genommen sein. 
Die Symbolik dieser Zeremonie geht nämlich 
nicht nur auf Marduks Weltschöpfung bezw. 
Tihamatkampf, sondern auch auf andere 
Episoden aus Marduks Heldenleben. So führt 


uns der Anfang (V. 1—7) anscheinend ein. 


Abenteuer aus seiner frühen Kindheit vor; 
in V. 8—17 (oder vielleicht V. 8—19) er- 
scheint der Gott als Besieger von Kingu und 
Tihamat. Daran schliesst sich nun die sym- 
bolische Darstellung seines Kampfes mit den 
Plejadendämonen. Ueber die nähere Deu- 
tung dieses letzten Stückes ist in meiner 
Studie „Das israelitische Pfingstfest und der 
Plejadenkult“ auf S. 79—82 die Rede. Ge- 
mäss diesem Texte wird man somit anzunehmen 
haben, dass neben dem Tihamatmythus auch 
der Plejadenmythus von Bedeutung für die 
Neujahrsfeier war — allerdings nur in Ba- 
bylon; denn da in Assyrien während seiner 
Grossmachtperiode die Plejaden bezw. Sieben- 
götter kultfähig geworden waren, so hörte da- 
mit ihre Gegnerschaft zu Assur, der in Assy- 
rien die Rolle des Marduk übernahm, von selbst 
auf. Ja, sie wurden hier sogar unter die Götter 
gerechnet, welche Assur in den Tihamatkampf 
begleitet hätten. Einen daraufbezüglichen Text 
gibt Z. unter No. 3 (K. 1356); im Gegensatz 
zu Meissner-Rost (Bauinschriften Sanheribs 
8. 98 ff.) findet er, dass er im Zusammenhan 

mit dem assyrischen Neujahrsfest steht und 
den Tihamat T in assyrischer Umdeutung 
zum Gegenstand hat. No. 2 (hier zuerst 
ganz veröffentlicht) ist ein Rezitiertext für 
die Feier des Neujahrseinzuges von Bel und 
Belit von Nippur in Babylon; verschiedene 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[September 1907.] 474 


seiner Stellen bleiben leider wegen der Doppel- 
sinnigkeit des Gottesnamens Bel unklar. 
Endlich vereinigt Z. unter No. 4 fünf kleinere 
Textstücke, die in verschiedener Beziehung 
zum Neujahrsfest stehen. 

Alles in allem, ein kleiner Schritt näher 
zur Erklärung des Neujahrsfestes. Möchten 
uns bald Texte geschenkt werden, die uns 
das Akitufest vorführen, wie es in der älteren 
Zeit oder auch ausserhalb Babylons und 
Assurs gefeiert wurde, damit besonders klar 
werde, ob der Marduk des Tihamatkampfes 
oder der des Plejadenmythus innerhalb der 
Neujahrsfeier der ursprünglichere sei, oder 
ob vielleicht gar alle beide sich erst nach- 
träglich in dasselbe eingedrängt haben. 

Freiburg, Schw. 


V. Scheil, Textes élamites-anzanites III. (Mémoires 
de la Délégation en Perse. Bd. IX.) Paris. E. 
Leroux. 1907. Besprochen von Ferdinand Bork. 

Eine neue Uberraschung hat uns der 
unermüdliche Scheil bereitet. In dem vor- 
liegenden Bande veróffentlicht er 298 neu- 
susische Tontifelchen, vermutlich aus der 
militärischen Intendantur zu Susa. Er weist 
sie dem Ausgange des elamischen Reiches zu. 

Es sind meistens Quittungen oder dergl.; 
eins (Nr. 88) ist, was Scheil übersehen hat, 
wie es aus den Zeichenresten der ersten 
Zeilen X na- an twm-[rw-())3 F. šak Z.] mit 
Sicherheit zu erschliessen ist, ein Brief (vgl. 
B. A. V 401 ff). 

Der Fund ist von grósster Wichtigkeit 
für den Historiker, dem er unerwartete Ein- 
blicke in die Nationalitütsverhültnisse der 
alten Susiana in einer bisher nahezu urkun- 
denlosen Periode und ausserdem bedeutsame 
Fingerzeige für die ältesten Zeiten der Schrift- 
kultur gibt. Den Iranisten wird ein sa-(h)ar-pi 
genannter Gegenstand, den Scheil mit ca- 
goe gleichsetzt, erfreuen. Die grösste Be- 
deutung hat der Fund selbstverständlich für 
die elamische Sprachforschung. Hoffentlich 
wird durch ihn das Studium der neususischen 
Briefe einen müchtigen Anstoss erhalten. 

Wie wichtig der Fund auch für die 
bekannteren Achamanidentexte zu werden 
verspricht, mag ein Beispiel zeigen. Zweimal 
kommen in unseren Texten — Sa-lal(mes)-ip 


(das andere Mal -pe) іа8-бир-ре >< Un-sa-ak- 
pe-ip-pa vor. An einer dritten Stelle werden 
.... ig ) ta- e tassuppe >< Unsak-pe-ppa') 


1) Von manchen Eigennamen wird in diesen 
Texten eine Art von Clannamen mit der Pluralendung 


476 [No. 9] 


genannt. Dass taššu-ppe „Leute“ bedeutet, 
ist mir ohne weiteres klar. Ich halte des- 
wegen Scheils mit Zurückhaltung ausge- 
sprochene Vermutung, das achamanidische 
tas· u- tum - pe sei tas- Su- ip pe zu lesen, für 
einen guten Gedanken. Es dürfte ein spre- 
chender Beweis für die Erstarrung der ela- 
mischen Rechtschreibung zu jener Zeit sein. 

Wer einmal selber Gelegenheit gehabt 
hat, ähnlich liederlich geschriebene und an- 
nähernd schlecht erhaltene Urkunden zu 
studieren, der wird Scheil das höchste Lob 
spenden. Es steckt in dem Bande viel mühe- 
volle und zeitraubende Kleinarbeit, um die 
Gestalt und die Lesung der Zeichen festzu- 
stellen und den spröden Stoff inhaltlich zu 
erfassen. Freilich sind die Schwierigkeiten 
so gross, dass Scheil es selber betonen muss, 
dass fiir Urkunden dieser Art die Kraft 
eines. Mannes nicht ausreicht. In seinem 
Vorwort hat er schon auf manche Punkte 
hingewiesen, die der Aufhellung bediirfen. 
Wir sind ihm zu grossem Danke verpflichtet, 
dass er seine vorbereitenden Studien rasch 
entschlossen beendet und das neue Material 


-pe gebildet, z. B. von »- Un-sa-ak, »— Hu-ban-haltas, 
>< Hate, < Cari: < Un-sa-ak-pe < Hu-ban- 
hal-tai-pe »- Ha-ti-pe » Ca-ri-pe. In No. 142 heisst 


es 1 piti annukir-na (gis) nihi (mes) e Kutu-p 
[Gk-ka]-ka punka-k (erg. nach Nr. 100). Danach sind 
die obengenannten Verbindungen Genitive mit weg- 
elassenem e „Haus“, ,Clan“, welches als persönliches 
Kollektivum die Pluralendung p verschuldet hat 
(vergl. Нйвіпр, Zur elamischen Genitivkonstruktion 
OLZ. 1906) In Nr. 117 werden neben der Stadt 
> Ha-ra-an die Familien — Tu-ul-li-ip-pe, — Tan- 
ki-ip-pe, pe- (i) k- Sin pi genannt. In solchen Aus- 
drücken verschmilzt die Endung -pe vollständig mit 
dem Stamme, und es entstehen die Komplexe 
>< Unsakpe, — Hatipe usw., die gelegentlich sogar 
als Adjektiva bei Stoffnamen u. dergl. verwendet 
zu werden scheinen, um die Herkunft, die Mode usw. 
zu bezeichnen, vgl. Nr. 131 u. 161, 3 f. [X] dito 


> Sala-ppe [X] dito »< Pariini-ppe. 

Soll dagegen bei Personen die Angehörigkeit 
oder Herkunft bezeichnet werden, so treten die 
Endungen Sg. -ra, Pl. -p- an; so heisst Unsakpe-ra 
„ein Unsakmann“, Unsakpe-ppa „Unsakleute“, genau 
so wie man Itali-ra, Itali-p von Bewohnern von 
Hidalu bildet. 

Die Bildung dieser Ausdrücke ist nicht immer 
ganz durchsichtig; so wird - Ap-po-la-a-a gebildet: 
>< Ap-po-la-a-a-ir-ra-pe-ra,, von »< Ра-пі-ті: 
> Pa-ni-(uym-$r-ra-p[e-ra] und auch wohl >< Ru-h- 


pa-(s)8-8a- (i) r- [r a] · ꝓxe- (i- a von >< Ru-h-pa-as-8a(?). 
Die Namenforschung dürfte aus den 10 Seiten 
Material reichen Gewinn ziehen. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[September 1907.] 476 


durch seine schnelle Veróffentlichung den 
Forschern zur Verfügung gestellt und dadurch 
wie auch schon durch seine früheren Bünde 
eine immer wichtiger werdende Wissenschaft 
ausserordentlich bereichert hat. 


Auch Herrn J. E. Gautier, der die In- 
schriften nach den Originalen gezeichnet hat, 
wird man die Anerkennung nicht versagen 
können, dass er den Duktus getroffen hat. 


Die nächste Aufgabe der elamischen 
Forschung wird es sein, das Syllabar dieser 
neuen und weiterhin aller neuelamischen 
Urkunden aufs neue zu untersuchen, da es 
es sich um Hauptergebnisse unserer Wissen- 
schaft handelt. Infolge der Besonderheiten 
der Schriftentwicklung muss die elamische 
Forschung ihre eigenen Wege gehen und 
die Strasse der Assyriologen meiden. 


Schon Rawlinson hatte den Gedanken 
ausgesprochen, dass die elamische Sprache 
den Unterschied zwischen Tenuis und Media 
nicht kenne. Diese wichtige und annähernd 
richtige Erkenntnis ging in der Folgezeit : 
verloren und musste erst langsam wieder 
erarbeitet und erweitert werden. An sich 
liegt die Sache so klar auf der Hand, dass 
sie jeder Unbefangene sehen muss. So hat 
nachträglich Scheil darauf hingewiesen und 
in seinen Glossaren Pund B, Fund D, K, 
Q und G zusammengetan. 

Das ist freilich nicht das einzige Rätsel 
der neuelamischen Schrift — denn um 
diese handelt es sich zunächst. Nach einer 
wenigstens zwei Jahrtausende umfassenden 
Geschichte war aus dem übernommenen 
Syllabar ein System mit einer besonderen 
Entwickelungsrichtung entstanden. „Die 
neususische Schrift ist keine Sylbenschrift 
mehr, sondern auf dem Uebergange zur 
Lautschrift begriffen“, das ist die Formel, 
in die Weissbach dieses Entwickelungsgesetz 
gekleidet hat. Gewisse Silbenschliesser wie 
um, ul, ut, 43, ir sind zu reinen Schluss- 
konsonanten geworden, die sich an jeden 
Vokal anlehnen können. Dafür liefern die 
neuen Texte Belege in Menge. — Ist es 
nun schon im höchsten Masse verwirrend, 
wenn man in den älteren Texten ta-ak-ki-me 
neben da-ak-ki-me, hu-ut-tak neben hu-ud-dak, 
hu-ud-da-ga neben tum-ru-un-ka, La- ga- 
mar neben ™? Га-0а-тағ u. v. a. sehen 
muss, so springt die Sinnlosigkeit der kon- 
ventionellen Umschreibungsmethode in den 
neuen Texten erst recht in die Augen, vgl. 


>< Ka-ir-ki, >< Ka-ut-tan, ha- bu- is, gu- ip, 
gi- ul xa (lies Karki, Kattan, hakus, sup, &ilka). 
Die landläufige babylonistische Umschrei- 


471 (Ко. 9.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[September 1907.] 478 


bungamethode ist nicht nur eine lästige 
Zwangsjacke, sondern auch eine Scheuklappe, 
die den Weg zur Erkenntnis verdeckt. Des- 
halb muss sie fallen. 

Es f sich nur, welches Aequivalent 
des Keilschriftsystems &n ihre Stelle treten 
soll. Damit greifen wir das dritte Problem 
der neuelamischen Schrift an, nämlich die 
Frage, wie weit die Schreiber mit der Aus- 
merzung der Dubletten gegangen sind, ob 
ihre Arbeit nur negativ geblieben ist, oder 
ob sie auch sich positiv bemüht haben, die 
Schrift dem Lautstande der Sprache, vor 
allem dem Vokalismus, anzupassen. Diese 
Frage hat Hüsing in seiner Dissertation 
„Die iranischen Eigennamen“ uud in seinen 
„Elamischen Studien I“ durch die Auf- 
stellung des Fünfvokalsystems endgültig 
5 Heute noch ein paar Be- 
merkungen ; 

Das Zeichen EI der Täfelchen (Weiss- 


bach, Achämen. Inschr. zw. Art. S. 34 No. 13) 
ist gegenüber der konventionellen, von Scheil 
verwendeten, Lesung lu von Hüsing als li 
bestimmt worden. Er hat es als Verein- 
fachung des alten li erkannt. Dieses wird 
durch die Uebergangsform Sch. LXXXVI 
Z. 9, 14 usw. als richtig erwiesen, die Scheil 
selber li liest. Ausser dieser Tatsache 
kónnen wir heute noch andere indirekte und 
direkte neue Beweise für Hüsings Lesung 
beibringen. In vielen Füllen, wenn die 
ältere Sprache и hat, hat die spätere 1. 
Für diesen lüngst gesicherten Lautübergang 
hat Scheil neue Belege beigebracht, wie riii 
(< rutum), sihi (< suhs)?). Wenn es nun 
aber schon in der älteren Sprache > Li- 
 ja-an-ir-ra, — Sil-hi-te (Sch. LXII) heisst, 
so wird man erst recht in den jüngeren 
Täfelchen nur (**9Sa-ti — () Li-ja-an-ra und 
> Sil-li-(u)t lesen müssen. Wenn ferner in 


den neuen Texten ti- pi- ka (vgl. altes ti-pu-h), 
lak-ki-tk, lak-ki-ka, lik-ki-ik, mač-či-ka, mač- 
bi- ip, po-ri-i3-ta, [ša]-h-ši-ka, Sa- i- ira — 
sämtliche mit i als Stammauslaut — als 
Lesungen sicher sind, so hat man doch wohl 


1) Gegenüber den letzten Vertretern der ela- 
mischen iftforschung von Weissbach an hat 
Jensen eine ablehnende Stellung eingenommen und 
hat einige Male sugunsten der handgreiflich un- 
mih Vor babylonistischen Umschreibungsmethode 
seine Stimme erhoben, ohne aber etwas zu erreichen. 
Seine letzten Gründe (ZDMG. LV 8. 223 ff.) hat Foy 
zurückgewiesen. Ich kann mir also wohl die Mühe 
sparen, noch einmal dasselbe zu sagen. 

) Vgl. zu altem ucéunta jüngeres 484-6-іа Nr. 188. 
(Siehe dazu Hüsing, Elam. Stud. I 8. 21.) 


genügenden Anlass, für — Ha-man-tal-k-ka 
(vgl. altes ta- al- lu· i), ma-li-ka, la- li· is, la-li-ka 
einzutreten. Eine Bestätigung des letzteren 
durch gelegentliches la- li- ik nimmt man 
dankbar an, ebenso auch die Tatsache, dass 
auf li niemals un oder uk, sondern in und 45 


folgt, z. B. — Ha- li- ik- ra, >< La- li· in- tas, 
>< Ak-8-in-ki-li-ik, >< Li-n-lak-ka . . .., Li- 
ik(?)-me-8. 

Mit dieser nunmehr endgültigen Fest- 
legung des Lautwertes li für „EI fallt, 
wie es schon Hüsing ausgeführt hat, der 
Wert li des Zeichens Weissbach No. 84 
(a. a. O. S. 36), das, wie mir Hiising brief- 
lich mitgeteilt hat, ri3 zu lesen ist. 

Eine grosse crux war bisher das Zeichen 
Weissbach Nr. 108 (a. a. O. S. 37). Hiising 
las es wegen Bg. І 6 verglichen mit I 8 hip. 
Dass es hier auf -p ausgehen muss, hat er 
bewiesen (vgl. K. Z. N. F XVIII S. 255 fl.), 
oder aber es gibt überhaupt keine Beweise 
in unseren Wissenschaften. Deshalb kann 
ich Scheils Versuch‘), es als kit, sah, lil auf- 
zufassen, nicht annehmen. Der Vergleich 
von 108-maé-ti mit ke-(u)t-maé-ti scheint die 
Hauptstiitze dieser Hypothese zu sein. 
sei hier dankbar anerkannt, dass Scheil die 
schwache Stelle seiner Begriindung offen zu- 
tage legt, indem er mehrfach bel ti-li- 
maé-ti und wl-li-maé-t$ daneben t. Ver- 
mutlich wird es noch andere mačti-Arten 
geben. Ausserdem scheint 108-maé-ts und 
ke-(u)i-maö-4 in verschiedenen Verbindungen 
aufzutreten. Auffällig oft folgt das Zeichen 
auf eine auf | ausgehende Silbe, und in einer 
fast gleich grossen Zahl von Fallen folgt dar- 
auf ein Silbenschliesser, der in einem sicheren 
Falle eine bestimmte Vokalqualität « hat. 
Man vgl. — Nebensüchliches lasse ich weg — 


> Hal-108-mi-ra-5i, >< Наі-108-(), >< Hal- 
108-ға, >< #й-108-(0#, ><  Sa-ma-al-108- 
(u)m-pe, >< Te-ir-hal-108-($)3, 108-(i)p-lak-ks, 
> Su-ul-108-uk-ke. Es liegt also wohl das 


Zeichen lu vor. Da dieses auch den Wert 
tip hat, so dürfte es auch für Bg. I 6 passen. 
Die Herleitung der Zeichenform aus altem 
ТЕП ist verglichen mit der entsprechenden 


Entwickelung des (ET. У, TET, EE recht 


einleuchtend“). 


!) Ich vermute, dass Scheil Hüsings Bestimmung 
nicht gekannt hat, da er sie nicht erwühnt. 

*) Endgültig ist die Frage freilich nicht abgetan, 
da, wie Bg. II 49 anzudeuten scheint, auch Hüsings 


479 (Ко. 9.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[September 1907.] 480 


Eine Uebergangsform des !u-Zeichens mit 
beginnender Durchdringung der wagerechten 
Keile findet sich mehrmals in der auch 
wegen des älteren li wichtigen Inschrift 
Sch. LXXXVI. 

Eine sehr erwünschte Probe auf die 
Richtigkeit meiner Bestimmung liefert das 
jetzt LU-NITA (meš) „Lamm“ zu lesende 
Ideogramm, das Scheil auf Grund seiner 
Lesung sah scharfsinnig, aber nicht über- 


zeugend als SAH-NITA (mes) „Schweine“ 
zu erklüren versucht hatte. Auf seine Hypo- 
these, mit der er die Verwechslung von 


TTT und EICH begründet, komme 


ich noch zurück. 
(Fortsetzung folgt.) 


Le diwän d' Al-ahtal, reproduit par la photolitho- 
graphie d’aprés un manuscript trouvé au Yémen 
avec préface, glossaires, tables, renvois, variantes, 
et notes par le Dr. Hugento Griffini (Milan). 
Beyrouth, Imprimerie catholique 1907. Besprochen 
von H. Reckendorf. 

In der gleichen Ausstattung, wie die 
Salhanische Reproduktion der Bagdader 
Handschrift sie aufweist (s. diese Zeitschr. 
Febr. 1906), legt uns Griffini hier eine Re- 

roduktion einer südarabischen Hdschr. vor. 

Wir haben also jetzt eine Veröffentlichung 

der Gedichte Ahtals nach einer Petersburger, 


einer Bagdader und einer jemenischen Hdschr. ` 


Diese neue photolithographische Herausgabe 
unterscheidet sich jedoch von der Salhanis 
dadurch, dass kommentierende Bemerkungen 
beigegeben sind, die sich allerdings zumeist 
nur auf das Aeussere der Textgestalt beziehen. 
Ferner enthält sie ein alphabetisches Ver- 
zeichnis der im Scholion besprochenen Wörter, 
Eigennamen usw. (aber nicht ein Verzeichnis 
sämtlicher in den Gedichten vorkommenden 
Eigennamen). Die falsche Anordnung und 
Paginierung der Blätter, die infolge von 
Vertauschung der Blätter beim Binden der 
Hdschr. entstanden war, ist beibehalten. 
Die Hdschr., die nach Griffini um die Wende 
des fünften Jahrhunderts d. H. geschrieben 
ist und Verbesserungen von einer etwas 
jüngeren Hand trägt, enthält 176 Verse, die 
sich in den beiden andern Handschriften 
nicht finden. Für den Benutzer der Salha- 
nischen Photolithographie war es eine An- 
nehmlichkeit, dass die dort neu hinzugekom- 
menen Verse unmittelbar als solche kennt- 
lich gemacht waren, was bei Griffini nicht 


Bestimmung zu recht bestehen kann. Vielleicht 


sind zwei Zeichen zusammengeflossen. 


der Fall ist. Leider entbehren gerade diese 
Verse fast völlig des Kommentars. Im 


Kommentar S. 20 (zu S. 4a, 10) ist ЦЬ zu 


lesen, falls man nicht mit den andern Zeugen 
Ch schreibt; in der zweiten Vers- 


hälfte l. Lal Der Vers enthält nichts 
Tadelndes, auch | ist nicht in tadelndem 


Sinne gemeint. Die zweite Vershälfte ist zu 
übersetzen „Nicht wird er das Opfer eines 
betrügerischen Geschäfts, dessen Rückgängig- 
machung er dann verlangt“ (er ist zu stolz 


dazu). Der Strich über dem А S. te, 6 


(Komm. S. 13) ist das Kesra zu dem dar- 
überstehenden ply». S. 40, 16 (Komm. 8. 


20) ist zu übersetzen „Der Dunst lässt sie 
gross erscheinen; sie tauchen ein wenig darin 
unter, dann spaltet sich der Nebel wieder“. 


Dankbar seien die Bemühungen an- 
erkannt, die Griffini dem Zustandekommen der 
Textveröffentlichung, der Beschreibung und 
Deutung der Textgestalt und der Anferti- 
gung der Indices hat zu Teil werden lassen. 
Es sei aber doch darauf hingewiesen, 
dass das in den letzten Jahren nun schon 
einigemale eingeschlagene Verfahren Texte 
„herauszugeben“ an die Augen und die Ge- 
duld des Lesers unnötige Zumutungen stellt. 
Vielleicht erfreut uns Griffini selbst durch 
eine wirkliche Ausgabe und Erklärung der 
neuen Ahtalverse seiner Publikation. 

Freiburg i. B. 


Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. Von Dr. 
Oarl Wessely, korresp. Mitgliede der kaiserl. 
Akademie der Wissenschaften. (Mit 2 Tafeln.) 
[Sitzungsberichte der kaiserl. Akademie der Wissen- 
schaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse. 
155. Band, 1. een DUE L Vorgelegt in der 
Sitzung am 23 Mai 1906. ien 1907. In Kom- 
mission bei Alfred Hölder. 195 8. — Bespr. von 
Dr. Nathaniel Reich. 


In der Einleitung dieser ausgezeichneten 
Textbearbeitung gibt uns Wessely!) ein 
genaues und ausführliches Verzeichnis der 
einschlägigen Literatur. Mit Recht hat sich 
der Verf. „bei der in jedem Falle angegebenen 
adnotatio critica grundsätzlich nur auf die 
Varianten innerhalb der sahidischen Psalmen- 
übersetzung“ beschränkt. Der kritische 


1) W. ist bekanntlich von Haus aus eigentlich 
klassischer Philologe und Paläograph und ist offen- 
bar auf dem Umwege der griechischen Paläographie 
beim Koptischen gelandet. 


481 [No. 9.) 


Apparat ist vorbildlich sowohl bezüglich 
der Methode wie auch der Genauigkeit. 


K 1231—1238 (Kap. 119—125 der Psal- 
men) bestehen aus 9 ineinandergelegten 
Doppelblüttern, wie die Paginierung As des 
auswendigen Blattes zeigt und stammen nach 
Ws Schätzung aus dem 6. Jahrhundert. Sie 
zeigen uns eine schöne, regelmässige Unzial- 
schrift und sind in grammatischer Hinsicht 
am interessantesten. W. bespricht und kata- 
logisiert hier wie bei den übrigen Handschrif- 
ten ihre sprachlichen und orthographischen 
Eigentümlichkeiten, von denen ich das Ver- 
.walten des e in unbetonten Silben (anstatt 

der charakterisierenden Vokale; eine Aus- 
nahme bildet davon merkwürdigerweise anon) 


sowie die Vereinfachung der Doppelvokale 
hervorheben móchte. Doch stehen diesen 
und ähnlichen Verschleifungen der Sprache 
auch Konservierungen álterer Formen gegen- 
über wie der Gebrauch des mit $ vokalisier- 
ten Artikels. 


KG 9907 – 9972 (enthält mit Unter- 
brechungen Ps. 24—67). „Durch die so zeit- 
raubende Zusammenstellung der Fragmente 
ergab sich ein Bild über die Art und An- 
lage der Handschrift.“ Sie bestand aus an- 
einandergehefteten Doppelblättern. W.datiert 
ihre Abfassung in das 4. Jahrhundert. Jedem 
griechischen Psalm folgt ein koptischer. 


K 9864—9867 stammen nach W. aus 
dem 7. oder 8. Jahrhundert und sind auf 


Pergament geschrieben. Sie sind im Unter- 
schied zu den besprochenen nicht stichisch 
abgeteilt. 


. Aus dem 7. Jahrh. (nach W.) sind K 9855, 
9865, 9857, ebenso К 98615, 9873, 9862, 
9861, 9860. 


Ferner veröffentlicht W. noch andere 
Handschriften aus dem 5., 7. und 8. Jahr- 
hundert mit ebenso genauem kritischen 
Apparat, welcher einen trefflichen Ueberblick 
über alle Lesarten bietet. Zwei wohlge- 
lungene Photographien geben eine klare Vor- 
stellung von K 1238 und den von W. zu- 
sammengesetzten Papyrusfetzen КӨ 9968, 
9971, 9925, 9959, 9, 9940, 9913, 9970 
und lassen uns erst die Schwierigkeit einer 
solchen, die Geduld des Gelehrten auf die 
hürteste Probe stellenden Arbeit ermessen. 
Von solchen Zusammenstellungen kleiner 
Papyrusteile, durch welche eigentlich erst 
der Text für die Bearbeitung erobert wer- 
den muss, móchte ich ausser dem genannten 
noch hervorheben das Blatt IX des KG 
Textes, welches aus 6 Fragmenten 99365, 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[September 1907.) 482 


9936", 99495, 9949», 9945 + 9988 von W. 

zusammengesetzt wurde. 

Blatt XIII aus 9918, 9951, 9919, 9950, 9954 

Blatt X XI aus 9920, 9911, 9932, 9941, 9971*, 
9945 

Bl. XXIV aus 9929, 9916 a, 9918, 9916 b, 
9969 und viele andere. 

Schade dass W. nicht von jeder Hand- 
schrift eine photographische Probe beige- 
geben. Dies wäre, da die Handschriften — 
wie wir gesehen — aus den verschiedensten 
Zeiten stammen, zugleich in paläographischer 
Hinsicht instruktiv gewesen. 

Es kann nicht genug rühmend hervor- 
gehoben werden, wie beispielgebend der Ver- 
fasser das geistige Eigentum Professor 
Krall's wahrt, mit welchem gemeinsam 
Wessely die Psalmenfragmente hatte publi- 
zieren wollen. ,Die Sammlung Papyrus 
Erzherzog Rainer bewahrt auch die Notizen 
auf, die von Professor Kralls Hand stammen; 
sie sind alle hier reproduziert zu den ein- 
zelnen Stücken, zu denen sie gehören (S. 6)". 


Wien. 


Miscellanea. 
Von Fritz Hommel. 
7. nubattu Nachtlager, Hochzeit. 


Die von Emil Behrens, Ass.-babyl. 
Briefe kultischen Inhalts, S. 101—107 ge- 
gebene Ausführung, besonders aber die S. 
104 zitierten Stellen (nu-bat-tw ul i- bi- it · tu, 
nu-bat-tum ul ta-ba-at, d. 1. n. ul ibit, n. ul 
tabät) nebst der von Behrens eruierten Be- 
deutung von nubattu Abend, Ruhe, Rast 
(und höchstens sekundär Trauer) machten es 
meines Erachtens zweifellos, dass nubatiu 
aus mubätu entstanden ist und zu arabisch 
bäta, jabitu „die Nacht verbringen“ gehört. 
Das Nachtlager des Marduk mit der Sarpanit 
am 3., 7. und 16. des Monats ist dann natür- 
lich als eine Art Hochzeitsfeier aufzufassen. 


8. Sapattu aus sabadtu? 


Dass der йти ѓа pat-ti!) oder Sapattu 
der 15. des Monats — Vollmondstag ist, und 
lautlich wie sachlich nichts mit dem Wort 
Sabbat zu tun hat, ist jetzt wohl allgemein 
zugegeben. Ist es nun Zufall, dass bei den 
Aegyptern (siehe Brugsch, Die Aegypto- 
logie, S. 333 und dazu Erman, Aeg. Glossar, 


1) da patti könnte auch irgendeine uns unbe- 
kannte babyl. Volksetymologie (patiu Umkreis = 
Vollmond? vgl. battubatti, batabati Umkreis) sein, 


483 (Ко. 9.) 


S. 114) gerade der 15. Tag émd-t hiess? 
Falls hier, was doch sehr nahe liegt, ein 
Zusammenhang besteht, dann entspräche 
dieses äg. $md-t am ehesten einem babyl. 
Sabadiu, aus welchem ѓарайи erst durch 
Verhärtung des b zu p und durch Assimi- 
lation des d an das Fem.-t entstanden wäre. 


9. Zwei bisher unerklärte Götterideogramme. 


In dem in Weissbach's Miscellanea No. 
XII publizierten Text, wo eine lange Reihe 
von Gottheiten, welche Anu-Ea erschaffen 
hat, aufgezühlt werden, begegnen Z. 35 zwei 
das Epithet mu-kil nin-da-|bi-e] „Träger des 
Getreideopfers“ führende Götter 

du U-mu-ta-a-an-ki 
Йи U-mu-ta-a-an-nak. 
Hammurabih nennt sich in seinem Gesetz- 
buch 3, 38 „Festsetzer von Speise und Trank 
für Sirgulla und Gireu^ und dann in un- 
mittelbarem Anschluss daran 3, 44 mu- ki- id 
nin-da-bi-e E-so ,der den (in Girsu befind- 
lichen) Tempel Fiinfzig mit Opfern versorgt". 
Weissbach hat die den Schluss dieser zwei 
Götternamen bildenden  Ideogramme kú 
„essen“ und nak „trinken“ nicht erkannt. 
Nun heisst der Bücker (mu) von E-sag-illa 
2. R. 56, 16 cd ilu Mi- na- a i-kul bei „was 
soll mein Herr essen“ und der Mundschenk 
(bi. is, bezw. šim vgl. Brünnow 8927 nach 
Strassmaier) von E-sag-illa du Mi-na-a Gi 
de-li „was soll mein Herr trinken“ (vgl. 
5 Frage stehen 2 das sind 
aber die zwei in e stehende Ideogramme 
in semitischer Wiedergabe! Wörtlich etwa: 
Beli-minä-ma-ekul (bezw. 484) Damit ist 
natürlich jede andere Erklärung (ich dachte 
früher wegen des іп-а-ап ап ein Zahlwort, 
dann etwa u-dún „neun“ statt des 5. R. 37, 
26 bezeugten t-lim-mu) definitiv aufzugeben; 
zu ta = mind „was“ vgl. meine Sumerischen 
Lesestücke, S. 142 and oben Sp. 261, 2. 9, 
wozu ich noch bemerke, dass sich ta zu 
einem vorauszusetzenden ata ebenso verhält 
wie na == ma-la ,alles was^ CT. XVI 44, 
Z. 110 (Var. a-na) zum volleren ana (tiir- 
kisch né „was?“). 


10. GET = Kniestück der Kanalróhre. 


Am 31. Marz 1906 teilte mir Kollege 
Peiser eine auf einer Kanalróhre befind- 
liche Inschrift folgenden Wortlautes mit: 

Gu-de-a 

Pa-te-si 

Sir-bil-la-gi 

gullu E-50-gi in- V- a 
LA-E GI-LUL-BI-ka 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. (September 1907.) 484 


d. i. Gudea, Patesi von Sirgulla, welcher 
den Tempel Fünfzig erbaut hat; Kanalröhre 
aus dem gi-lul-bi-Material. Zu la-e vgl. CT. 
XII 32 (38181), oben 11 
la-e | -E— | semit. leider abgebrochen 
und Scheil, Mémoires II, p. 63 (Bá-id-Su&i- 
nak), II 1f. 1 la Silber, 1 la Kupfer und 
II 6 la-e-bi „dieses ta“ (offenbar ein gebogenes 
Stück Metall welches dem Kniestück einer 
Kanalröhre glich). Zu wb vgl. 5 R. 26, 
101. = kablu und Iw bw: vielleicht ist aber 
gi-lul-bi „Rohr von Lullub“, hier irgend 
einer Aehnlichkeit nach eine bestimmte Art 
Ton, aus der Kanalróhren gemacht wurden. 
Das Ideogramm EL, dessen alte Form 
ist, bezeichnete offenbar das Knie- 
1 Stück!) einer Kanalróhre. Zu la = 
[а-а (aus lal?) und i- ka (urspr. zig) 
vgl. auch noch Hilprecht, Babyl. 8 
ol. XX 1, p. 12, wo dazu CT. 8, Co. 
2, 1 3i-ka = ha-ag-bi Топре ав, ig - hi- - u 
„Flosse“ (Meissner, GGA. 1904, S. 751), 
[а-а = la-lw-«, u- la, la-a zitiert wird. 


11. Eine babylonische Diminutivbildung. 


K. 2061, Kol. 2, 5f. lesen wir 
e-sir = su-u-ku Strasse 

e-sir sig = su-ka-ku-u kleine Strasse?) 
Ganz ähnlich ist gis-ma = ийи Feige, fem. 
von tinu, und gif „ET (Br. 4192) gid-ma = 
ti-na-nu-« „kleine Feige“ (vgl. Zimmern, 
ZDMG. 58, S. 953) Also von séku ein 
sukäkiu und von tinu ein fínániw, das wäre 


eine Form ДЕН (beachte auch die interes- 
sante an die hebr. Polel-form erinnernde 


Ml. bildung von sog. hohlen Stémmen) zum 
Ausdruck der Verkleinerung. Vielleicht 
entstand das arab. Diminutiv /май, ји 
durch Epenthese aus einem vorauszusetzen- 


den (Jlas, wozu man die so beliebten Formen 


215, N eto. vergleiche. Beachte 


auch Mahri wukatén „kurze Zeit“ (Jahn, 
Gramm. 8. 45) und babyl. noch hi-is (-sar)= 
ha-as-su Lattich, aber fi-is-TUR (sar), kleiner 
Lattich* = gu- sa- su (Delitzsch, H. W. B., S. 
195), also deutlich fw‘# mit Deminutiv-Be- 
deutung. 

1) Vgl auch die instruktive Abbildung eines 
solchen Kniestücks aus Terracotta bei Hilprecht, 
Die Ausgrabungen іш Bel- Tempel zu Nippur, 8. 66, 
Abb. 51 rechts. 

з) Vgl. arabisch sük und sukdk, letzteres — Gasse. 


485 [No. 9.) 


12. Der vermeintliche Assyrer-König Sulili 
= Sumu-la-ilu von Babel. 


Hadad-nirár III. (812—783 v. Chr.) 
nennt sich in seiner Steinplatteninschrift 
(1. R. 35, No. 3 = KB. I 1, S. 188/9 = 
Delitzsch, Ass. Lesest. 4. Aufl, S. 52f) 
Nachkomme (kb-bal-bal) des Tukulti-Nin-ib, 
des Königs von Assur, des Königs von Su- 
mir und Akkad (gemeint ist T.-N., c. 1250 
у. Chr.), Spross (lib-lib-bs) des Sulman-asarid, 
des mächtigen Königs (= Salm. I, c. 1300 
v. Chr., Vater des Tukulti-Nin-ib) und end- 
lich „Spross (lib-li-bi) des Bel-kap-ka-pi, des 
früheren Königs (hier wohl einer der Patesi 
dieses Namens gemeint), der noch vor der 
Vorzeit (ku-ud-mu) des Königtums des Su. li-li 
regierte“. 

Nun wissen wir aus dem eben erschiene- 
nen Buche L. W. King’s, Studies in Eastern 
History II und III = chronicles concerning 
early Babylonian kings I und II, dass 
nach einem Chronikfragment der alte Patesi 
Ils-3u-ma (Vater des Irizu) Zeitgenosse des 
Babylonierkönigs Su- a- be war, welch letzteren 
King zweifellos richtig mit dem ersten König 
der Hammurabih-Dynastie Su-mu-a-bs identi- 
fiziert, der ja auch schon in Datierungen 
als Su-a-bu (aus Suvu- abu) bezeugt war. 

Dann aber ist der obige Sulili, der bisher 
E als alter Patesi von Assur (auch 
nicht durch die Berliner Ausgrabungen, die 
doch so viel neue bisher unbekannte Herr- 
scher gerade der ältesten Zeit ans Licht 
brachten) nachzuweisen war, gewiss kein 
anderer als der eigentliche Begründer) der 
1. Dyn. von Babel, der 2. Kónig derselben, 
Sumu-la-ilu, der einmal auch in der Schrei- 
bung Su-mu-l-el (also Suvulil) CT. VI 49° 
(Bu. 91—5—9, 2514) begegnet. 54-14; 
(gen. eines Nom. Sulilu) ist genau so aus 

mu-lil entstanden, wie Su-abu aus Sumu- 
abu! Dass Hadad-nirari zur chronologischen 
Bezeichnung des uralten Bel-kapkapu einen 
alten berühmten Babylonierkónig nennt, ist 

nz in der Ordnung, zumal die Anfänge 

es assyrischen Reiches doch in der gleichen 
Rich zu suchen sind wie die der urspr. 
westsemitischen Hammurabih-Dynastie?). 


1) Man beachte, dass die genealogische Reihe 
von Vater auf Sohn, Enkel, Urenkel usw. erst mit 
Sumu-la-ila (d. i. ,Sumd fürwahr ist Gott", süd- 
arabisch etwa sumu-hu-la-ilu) beginnt. 

) Zu Hammurabib (d. i. Ha-am-mu-ra-bi-ib) vgl. 
die von C. H. W. Johns in den PBAS. XXIX 1907, 
p. 177 ff. verdffentlichte Urkunde von Mesopotamien, 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(September 1907.] 486 


Einige Gegenbemerkungen zu OLZ. 
X. 191—196. 


Von Maximilian Streck. 


Herrn Hiising hat der Umstand, dass ich 
auf S. 35, Anm. 1 meiner Schrift , K eil- 
inschriftl. Beiträge zur Geographie 
Vorderasiens*, L, einen besonders krassen 
Fall der von ihm beliebten Sprachmengerei 
gerügt hatte, Anlass zu einer Rezension ge 
geben, in der er mir die Nichtbeachtung der 
Ergebnisse der elamischen Forschung vorwirft. 

Darauf erlaube ich mir, folgendes zu er- 
widern. 

Ich leugne nicht im mindesten, dass sich 
unter den von mir behandelten Namen auch 
einige, wie Ganguhtu, Gurasimmu, Kusitai, 
Lakabra, Sangillu, UShai befinden, deren 
Typus einigermassen unsemitisch anmutet. 
Es ist sogar wahrscheinlich, dass wir es hier 
mit nichtsemitischen Namen zu tun haben, 
die dann wohl in erster Linie als elamisches 
Sprachgut zu beurteilen wären. Aber sicher 
ist dies keineswegs; deshalb habe ich auf 
eine reinliche Ausscheidung des semitischen 
und eventuell nichtsemitischen Bestandes der 
Nomenklatur von vornherein verzichtet. 

Und en EE E hielt ich s für 
angezeigt, bezüglich der Erklärung von Namen 
nal Hallatal und Lubfiatu einen 
Ausflug ins elamische Sprachgebiet zu unter- 
nehmen. Wie Hüsing diese Wörter mit ab- 
soluter Sicherheit zu elamischen stempeln kann, 
bleibt mir völlig unverständlich; mehr als 
die Möglichkeit elamitischer Provenienz kann 
doch unter keinen Umständen behauptet 
werden. 

Was nun den von Hiising getadelten 
Mangel an Vertrautheit mit dem derzeitigen 
Stande der elamischen Forschung anlangt, 
so involviert dieser Vorwurf bei dem von 
ihm inkriminierten Stellen im wesentlichen 
eine Ignorierung von vermeintlich sicheren 
Resultaten seiner elamischen Studien. Hüsing 
mutet den Keilschriftforschern etwas viel zu, 
wenn er der Meinung lebt, dass dieselben 
verpflichtet seien, den Inhalt seiner elami- 
schen Artikel ohne weiteres als gesichertes 
Erträgnis der neuesten wissenschaftlichen 
Ernte einzuheimsen und demgemäss ent- 
sprechend zu respektieren. Insbesondere habe 
ich bei aller Mühe für zwei seiner Lieblings- 


die nebenbei bemerkt, fast schon ganz neuassyrisch 
eschrieben ist (was Winckler seiner Zeit von den 
itanni-Tafeln, с. 1400, festgestellt hat). Кару ist 
ein westsemitisches Wort für „weit“, vgl. ra- 
baha, rabagha, rafaha und rafugha, daher die babyl. 
Uebers. Kimtu-rapasiw. 


487 [No. 9.) 


dogmen, fiir die ег energisch Anerkennung 
fordert, auch nicht den Schatten eines wirk- 
lichen Beweises zu entdecken vermocht, 
nämlich für die Behauptung, dass 1) bei 
einem Uebergange von a in u im Elamischen 
dessen gelegentliches Vorkommen nicht geleug- 
net werden soll, auch lokale Unterschiede 
mitspielen bezw. dass einem südelamischen u 
ein nordelamisches a gegenüberstehe, 2) dass 
fürs Elamische ein Wort ti (ta, tu) = „Land“ 
anzusetzen sei. 

Damit erledigen sich Hüsings Deutungen 
von Halla-ti als „Halla-Land“, Kusi-tai als 
Kassiland in südelamischer Form, Lulu-ta 
als Lullu-Land. 

Hüsing hat Scheil kürzlich (in BA V 410) 
vorgeworfen, dass derselbe überall semitische 
Wörter in Elam wittere. Dass Scheil in 
mancten Fallen mit der Annahme von Semi- 
Damen im Elamischen vielleicht zu schnell 
bei der Hand war, soll nicht bestritten 
werden. Aber in der Hauptsache ist besagter 
Vorwurf entschieden ganz ungerechtfertigt. 
Die französischen Ausgrabungen in Susa 
enthüllen uns in stets steigendem Masse den 
überaus grossen und kontinuierlichen Einfluss, 
den die babylonische Kultur ausübte, ein 
Moment, dass Hüsing, dessen mit elamischer 
Brille bewaffnetes Auge überall ein „made 
in Elam“ entdecken will, ganz ausschaltet. 
Susa und Elam entpuppen sich im Lichte 
der neuen Funde in kultureller Hinsicht 
immer mehr als eine dekadente Provinz Babels. 

Und schliesslich meine ich, hatte es Hiising 
am allerwenigsten nótig, sich über eine ver- 
meintliche Semitomanie Scheils und anderer 
Assyriologen aufzuregen, da er selbst an 
einer ganz bedenklichen Elamomanie leidet, 
von der er besonders in den letzten Jahren 
sprechende Proben abgelegt hat. Der Raum 
verbietet es mir hier, auf Einzelheiten ein- 
zugehen. Lediglich als ein Ausfluss dieses 
Panelamismus begreift es sich, wenn Hüsing 
selbst für die Erklärung von Namen wie 
Idiba'ili das Elamische mobil macht)). 

So heisst námlich einmal ein arabischer 
Stamm, dann ein arabischer Gaufürst (Idiba'ilu) 
und endlich im A. T. ein Sohn Ismaels 


(окат), also gleichfalls Araber. Dieser fiir 


ene Kenner semitischer Sprachen voll- 
ommen durchsichtige Name wird von Hiising 
zu einem verkappten elamischen (Idi’baili sei 
Semitisierung von Idibiri!) gestempelt. Der 


1) Nach all dem wird es niemand mebr in Staunen 
setzen, wenn Hiising jetzt dabei angelangt ist (s. OLZ. 
X 235 ff.), auch die alten Herrscher von Assur fiir 
Flam zu reklamieren und wenn er auch fiir die 
Hammurabi-Dynastie das elamische Netz bereit halt. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[September 1907.) 488 


Umstand, dass der Stamm Idiba’il ráumlich 
sehr weit von Idibiri (Jatbur) getrennt ist, 
indem ersterer in Nordwestarabien, letztere 
Landschaftim babylonisch-elamitischenGrenz- 
lande lokalisiert werden muss, stórt Hüsing 
bei seiner Kombination nicht im mindesten. 


Was Jad(t)bwr betrifft, so wird man es 
von Ja-a-di-bi-ri (Sarg. Annal. 284) und dem 
bei Tiglathpileser III. begegnenden Namen 
Idibirina == Dibirina in Assurbanipals An- 
nalen kaum trennen diirfen; dann ist aber 
das Nächstliegendste, in Jadbur eine durch 
Synkope von i (hinter d) entstandene Form 
zu erkennen; eine Zurückführung von Jádi- 
biri (Idibirina) auf eine ursprünglichere Form 
Jadbur erscheint viel weniger berechtigt. 
Jädibiri bezw. Jadbur dürfte dann aus *Jadi- 
birina, Idibirina (Dibirina) abgekürzt sein; 
dieser letztere Name zeigt charakteristischen 
aramüischen Typus mit der alten Endung 
ina des sogen. plural. absol.). Ми Jädibiri 
— Jadbur wird die babylonischen Ortsnamen 
Aburé, Ibuli (ё) und Jaballu?) nur derjenige 
kombinieren wollen, der bestrebt ist, alles 
auf eine Formel zu bringen, was ja, nótigen- 
falls mit Anwendung des prokrustischen 
Rezeptes, nicht allzu schwer ist. 


Sp. 194 findet es Hüsing auffallig, dass 
ich einen eventuellen Zusammenhang von 
Luhüatu (Lihüatai) und Li'táu (Litämu) nicht 
in Erwügung gezogen habe. Dass sich ein 
solcher aufdrüngt, wird man wohl nicht ohne 
weiteres behaupten kónnen. Was mich aber 
abhielt, einen derartigen Konnex auch nur 
zur Diskussion zu stellen, war der Umstand, 
dass in den zwei Stümmelisten Tiglath- 
pilesersIII. Li'táu und Luhüatu nebeneinander 
vorkommen und die Annahme, dass dort ein 
und derselbe Name in zwei Spielformen auf- 


!) Man vgl. dazu schon Rost, Tiglathpileser III., 
p. XIII Anm. З und meine Bemerk. in Klio VI 219!. 


*) Dass für das Zeichen — auf Grund von 


Haupt, ASK T р. 175 No. 9 auch ein Wert búl an- 
gesetzt wird, ist mir wohl bekannt; die Stellen, wo 
die Anwendung desselben geboten erscheint, stehen 
aber so vereinzelt da, dass überall in erster Linie 
und speziell auch in geographischen Eigennamen, bei 
denen eine Lesung du} nicht durch grammatikalische 
Regeln erfordert wird, besagtes Zeichen mit bal um- 
schrieben werden muss. Infolgedessen liegt die Au- 
nahme eines Druckfehlers bei Ros t nahe. Beabsichtigte 
derselbe aber wirklich, wie Hüsing (Sp. 193) glaubt, 
und zwar im Hinblick auf die Existenz eines babyloni- 
schen Ortes Ibuli, die Lesung Jabullu was mir 
sehr unwahrscheinlich dünkt — doch darüber mag 
sich Rost vielleicht selbst äussern —, so musste er 


Y. zum Unterschiede von dem gewöhnlichen 
Zeichen bul KA, genauer durch МЫ umschreiben. 


489 [No. 9.) 


gezühlt wird, so gut wie ausgeschlossen 
erscheint. 


Zu Sp. 195. Ich erkenne gern an, dass 
Hiising die Gleichung Ubullu = Ubulla schon 
vor mir ausgesprochen hat und bedauere 
ich, seine Prioritüt nicht hervorgehoben zu 
haben. Ich selbst hatte mir diese nahe- 
liegende Kombination schon seit Jahren no- 
tiert, ohne dass ich davon wusste, dass 
Hiising sich (wo?) in gleichem Sinne äusserte. 


Und schliesslich würde auch Hüsing in 
diesem Punkte die Palme der Prioritát doch 
nur in relativem Sinne, nümlich mir gegen- 
liber, zuerkannt werden dürfen. Denn es 
ist wohl ihm, wie auch mir früher, gänzlich 
entgangen, dass Glaser der allererste war, 
der die in Rede stehende Zusammenstellung 
in seiner , Skizze der Gesch. u. Geogr. 
Arab.“, II, 189 vertrat, derselbe Gelehrte, 
der auch a. a. O. S. 372 die Identität von 
Ophir und Apir-ti aussprach, welche Hüsing 
13 Jahre später (in OLZ. 1903, S. 372) von 
neuem zu entdecken beschieden war!) Und 
so hat beispielsweise auch de Goeje (in 
ZDMG 39, 16) schon lange vor Hüsing 
(в. OLZ. VI 401) das keilinschriftliche Halüle 
fragend mit dem Galülá' der mittelalterlichen 
arabischen Autoren identifiziert?) ohne dass 
ich damit behaupten will, dass Hüsing von 
de Goejes Bemerkung Kenntnis hatte. Es 
kann eben durchaus nicht auffallen, wenn 
eine naheliegende Identifikation von zwei 


1) Die Bearbeiter des Gesenius'schen Wörter- 
buches seien auf letzteren Punkt behufs Verwertung 
bei einer Neuauflage besonders aufmerksam gemacht; 
denn in der 14. Aufl. (8. 16) figurieren Hommel und 
Hüsing als Urheber der Gleichung Ophir = Apir-ti. 
Wie weit diese selbst berechtigt ist, soll bier nicht 
untersucht werden. 

*) Freilich mit dem von Hüsing a. a. O. postu- 
lierten elamischen Ursprunge des Namens Haldle ist 
es wieder einmal nichts. Halálé, auch Halültna ge- 
nannt (mit der alten aramäischen Endung des plur. 
absol.), wird sicher als semitisch zu erklären sein. 
Das Wort bedeutet, wie Haupt schon vor vielen 
Jahren im Andover Review (Mai 1886) — vgl. auch 
Delitzsch, Hdwbch. 277a — ausgesprochen hat, 


„Höhlungen“ (вуг. ља = „Höhle“) und eiue der- 


artige Benennung erklürt sich ganz treffend aus der 
physikalischen Beschaffenheit der in Betracht kommen- 
den Landschaft; s. dazu Billerbeck, MVAG III 67, 
Anm.; analoge Ortsnamen sind Mearré (syr. — Höhlen) 
bei Nisibis; s. Hoffmann, Auszüge 171 und viel- 
leicht Kabrina; s. ZA 19, 248. Beachtenswert er- 
scheint ferner die Tatsache, dass der Name Jalil 
auch in einer Gegend wiederkehrt, nach der sich 
wohl nur kühne, elamische Waghülse auf die Enten- 
jegd begeben dürften, nämlich іп Nordwestmeso- 

otamien, auf echt aramäischem Boden; s. Johns, 

oomsdaybook No. 9, col. III 7; No. 11, col. II 5. 
Vgl. noch Til-ha-lu- li- na: Johns, Deeds No. 742, Ov. 48 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[September 1907.] 490 


verschiedenen Seiten. und ganz unabbüngig 
von einander geliefert wird. 

Endlich noch ein paar Worte zu dem von 
Hüsing (in Sp. 195) gebrandmarkten „locus 
classicus^ meiner Schrift (S. 8), wo ich das 
Verbrechen begangen habe, von „assyrischen“ 
Namen der Scheichs vom Flusse Tubulias 
zu sprechen. Es handelt sich zunüchst um 
drei in ganz gewóhnlicher assyrischer Manier 
durch eine zwei- bezw. dreigliederige Ideo- 
grammgruppe ausgedrückte Namen. Dass für 
dieselben nur eine semitische Umschrift in 
Betracht kommen kann, lehrt sehr einfach 
der Umstand, dass bei zweien dieser Namen 


das dritte Ideogramm (KAK bezw. GAL) 
noch mit phonetischem Komplemente, nämlich 


US bezw. SI versehen ist, so dass einzig und 
allein die Lesung ёроё bezw. ibassi denkbar 
erscheint. 

Und angesichts dieses Tatbestandes wird 
Hüsing wohl nicht länger den Mut haben, 
mir eine elamische Auflósung der betreffenden 
Namen zu empfehlen! Eine solche würde 
selbst dann, falls nicht, wie in unserem Texte, 
die alleinige Berechtigung der assyrischen 
Wiedergabe absolut sicher stände, keineswegs 
ernsthaft in Konkurrenz kommen. Die uns 
bekannten Namen von Scheichs der Nomaden- 
stämme Babyloniens und des angrenzenden 
elamitischen Gebietes — ich spreche nicht 
von Elam schlechthin. — zeigen alle ent- 


weder aramäischen oder assyrischen Typus ). 


1 Man vgl. die in meiner Schrift 8. 7—8 mit- 
geteilten Namen. Nachzutragen würen dort eventuell 
noch: A- a- dia- (u): K 94 = . No. 287, Zl. 5a, 
Name eines Ru’äers, (vgl. zu diesem Hommel, 
Grundriss 96'), ferner *Am-ma-la-din; К 10 = 
Harp. No. 280, 14a, Name eines Scheichs der Jádian 
und Da- la- a- u, Sohn eines gewissen Ab- ia- di- 
im gleichen Briefe (K 10, Zl. 15) wie der vorher- 
gehende erwähnt und offenbar ebenfalls ein An- 
gehöriger des JASian-Namens. Der Name Amma- 
ladin erscheint auch als Ammuladi (V Е 8,15) bezw. 
Ammuladin (Asurb. Cyl. B) in den Assurbanipaltexten; 
ihn führt der König von Kidri (Kedar) in Arabien. 
Ich möchte auch noch an den Araber A-wmé-K-'-ti 
erinnern, der in dem kriegerische Verwick en mit 
Arabien behandelnden Briefe Rm. 77 = Нар, o. 414, 
Zl. 31 begegnet; man hat auch mit der Möglichkeit 
zu rechnen, dass besagter Amili'ti dieselbe Persön- 
lichkeit ist wie der Ammuladi(n) der Annalen Assur- 
banipals. Sachau verglich in ZA XII 44 mit Ammu- 
ladi passend den in einer alten Glosse erhaltenen 


6 
Namen Als, 2132, Im ersten Bestandteil dieses 


Namens ist jedenfalls der alte Gottesname ‘Amm zu 
erkennen; die Dentung des zweiten Gliedes (ladin, 
ladi = li'ti?) bleibt vorläufig noch unsicher; denn 
egen Grimmes ja an und für sich ansprechende Er- 
kl&rung — s. dessen „Mohammed“ (1904) 8. 88 — 
als „Amm ist mein Erzeuger“ bestehen erhebliche 


. formelle Bedenken. 


491 (Мо. 9.) 


Und es wird eben nichts anderes übrig bleiben, 
als in ihnen Semiten zu erblicken, eine An- 
nahme, die auch durch alles, was wir sonst 
von diesen Nomaden wissen, tützt wird. 
Besteht nun eine zwingende Notwendigkeit, 
gerade die Scheichs vom Flusse Tubulias, die 
noch dazu in assyrischer Sprache korrespon- 
dieren, zu den Elamiten zu werfen? Warum 
soll jedesmal gerade diejenige Ansicht, für 
die der Boden am wenigsten geebnet ist, 
auf den Schild erhoben werden? | 
Was nun den Namen Nudurru betrifft, 
den gleichfalls einer der Scheichs vom Tubu- 
lias-Flusse führt, so hält mir Hüsing wegen 
meiner Charakterisierung desselben als ,ав- 
syrisch“ entgegen: „Und dass Kudurru nicht 
aens als semitisch gelten kann, wird sich 
treck wohl selbst sagen.“ Dass Kudurru 
semitisch ist, habe ich nicht behauptet. 
Assyrisch und Semitisch sind aber bekannt- 
lich durchaus nicht Begriffe, die sich völlig 
decken. Das assyrische Lexikon weist eine 
stattliche Zahl von Wörtern auf, bei denen 
niemand an semitische Herkunft denken wird. 
Ich meine natürlich in erster Linie die vielen 
sumerischen Lehnwörter, von denen nicht 
wenige früh rezipierte, wie z. B. ékallu hégallu 
innerhalb des yrischen so volkstümlich 
geworden sind, dass man ihnen doch wohl, 
ohne sich eines groben Fehlers schuldig zu 
machen, das Prädikat „assyrisch“ wird bei- 
legen dürfen. Und zu denjenigen Fremd- 
wörtern, die in Babylonien volles Bürgerrecht 
erlangten, wird man ruhig auch den Personen- 
namen Kudurru, der sehr wahrscheinlich eine 
Assyrisierung von elamisch Kutur (Kutir) 
darstellt, rechnen können 1). Die Beliebtheit, 


1) Kutur (Kutir) ist in elamischen Eigennamen, 
deren zweiter Bestandteil aus einem Gottesnamen be- 
steht, sehr gebräuchlich. Kutur (Kudurru) allein 
wird demnach eine Kurzform darstellen und muss 
etwa eine Bedeutung wie ,,Diener, Knecht" — dem 
semit. ardu in Mer пей On Personennamen 
entsprechend — besitzen. Nun gibt es im Assyrischen 
zwei offenbar verschiedene Wörter kudur(r)u, nämlich 
ein kudur(r)s I = „Grenze, Gemarkung u. Kr und 
ein kudur(r)u [auch ka(i)dwr(r)u] П = eigentlich 
„Frohnkappe“, dann ,,Frohndienst". Dass die Assyrer 
das elamische Kutur mit kudur(r)u I verknüpften, 
darf wohl als ausgeschlossen gelten; es lag aber ge- 
wiss für sie nahe, sich das Fremdwort als das ihnen 
geläufige kudurru II — „Frohndienst“ zurechtzulegen; 
man durfte nur kudurru (analog heb. D3) konkret 


als „Frohnarbeiter, Sklave“ fassen. Dieser Bedeutungs- 
übergang ist allerdings ftir kudurru durch keine Beleg- 
stelle ausdrücklich bezeugt; Tallqvists e 
eines 5 kudurru — „Diener“ (s. dessen „Neu- 
babyl. Namenbuch" 318 im Worterverzeichnis, 
von dem, wie es 8. 800! heisst, aussersemitische 
Wörter ausgeschlossen sind) erscheint ungerechtfertigt. 
Noch verkehrter ist es freilich, wenn er auch 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[September 1907.) 492 


welcher sich dieser Name in der ne ischen 
undneubabylonischen Periode erfreute, spricht 
deutlich dafür, dass man den fremden Ur- 
sprung desselben nicht mehr merklich fühlte. 
Denn es geht denn doch nicht an, alle die 
zahlreichen Triger des Namens Kudurru, die 
z. B. in den neubabylonischen Kontrakten 
auftreten, zu Elamiten zu stempeln! Und 
wenn ich daher an der von Hüsing bean- 
standeten Stelle meiner Schrift, wo es mir 
aufdie Hervorhebung des Gegensatzes zwischen 
aramüischer und spezifisch assyrischer Namen- 
régung &nkam, Kudurru der assyrischen 
Rubrik beigesellte, so wird mir daraus doch 
niemand im Ernste einen Strick des Vor- 
wurfes drehen wollen? 

Ich bin für eine wirkliche Belehrung 
durchaus nicht unzugänglich, aber die mir 
von Hüsing am Schlusse seiner Rezension 
wohlwollend erteilten Ratschläge oder, andera 
ausgedrückt, die Zumutung, mir bei zukünf- 
tigen Arbeiten seine Methode zu eigen zu 
machen und auf diese Weise „mehr in die 
Tiefe zu dringen“, muss ich entschieden 
zurückweisen, selbst auf die Gefahr hin, auch 
fernerhin in Hüsings Sinne „ dsätzliche 
Irrwege“ zu wandeln. Nichts liegt mir ferner, 
als für meine Untersuchungen einer „lin- 
guistischen Grundlage“ entraten zu wollen, 
aber ich verzichte auch ebenso bereitwillig 
auf jene zweifelhafte Art „linguistischen 
Apparates“, mit dem Hüsing die Behandlung 
der Eigennamen verbrämt wissen will, ins- 
besondere auf für unser Thema fruchtlose 
Spekulationen über Funktionen und Patho- 
logie einzelner Buchstaben; das horazische 
„est modus in rebus^ gilt, wie überall, so 
eben auch in der Verwertung der Ergebnisse 
дег Lautforschung !). 

Strassburg i. E., 12. Juni. 


= „Grenze“, das er von kudurrs = „Diener“ nicht 
zu trennen scheint, in Eigennamen wie Ea-kudurro- 
ibni, Kudur-Bél feststellen will. Ob (übrigens die 
beiden assyrischen xudurru im letzten Grunde wirk- 
lich semitisch (und nicht vielmehr sumerisch) sind, 
dies wird man einigermassen anzweifeln dürfen. 
[Korrektur-Zus.: Das KA-(D)UR der Hammurabibriefe 
(в. King, lett. and inscript. III 24") ist wohl ka- 
durru (= kudurru II) zu lesen u. konkret als 
„Frohndienstverrichter“, etwa  ,Leibeigener*, zu 
fassen; в. dazu Nagel, BA. IV 482.) 

Man vgl. die Belege bei Tallqvist, Namen- 
buch 92. In altbabylonischen Texten kommt Kudurru, 
so viel ich sehe, noch nicht vor. 

1) Dass das klippenreiche Meer der Phonetik 
nicht ohne den Kempass wirklicher Kenntnis der in 
Betracht kommenden Sprachen befahren werden darf, 
darüber ist sich alle Welt einig. Es liegt auf der Hand, 


498 [No. 9.) 


Antwort. 


Die vorstehenden „Gegenbemerkungen“ 
Strecks sind wohl geeignet, jedem unbe- 
fangenen Leser zu zeigen, dass die Zusätze 
su meiner Besprechung wirklich die 
wunden Punkte der Tütigkeit Strecks ge- 
troffen haben. Des Zeuge ist nicht nur das 
lebhaft bewegte Temperament, das die 
»Gegenbemerkungen“ diktiert hat, sondern 
dieselben zeigen auch, dass bei Streck bisher 
alle Grundbedingungen für das Verstehen 
meiner Ausführungen fehlen. Es wäre schade, 
wenn er sich etwa durch persönliche „Rück- 
sichtnahme“ auf meine Besprechung und seine 
Entgegnung erst recht die Wege zu einem 
anderen Eindrucke von der Sachlage ver- 
bauen sollte. Wir arbeiten nun einmal für 
eine ideale Sache, die je nach den Vor- 
kenntnissen des einzelnen in anderem Lichte 
erscheinen wird. Um so mehr ist es not- 
wendig, dass man verstanden hat, was der 
andere sagt, ehe man über ihn herfällt. 
Dass davon bei Streck mir gegenüber keine 
Rede sein konnte, ergab sich ja aus meiner 
Besprechung, und darum waren „Gegen- 
bemerkungen“ eigentlich ganz unangebracht: 
sie konnten ja nur einen weiteren Beleg für 
meine Ausstellungen erbringen. Dass das 
geschehen ist, bedeutet also durchaus keinen 
neuen Vorwurf gegen Streck. 

Dass jemand, der die in Susa gefundenen 
Texte nicht kennt, wissen könnte, dass sie 
nur % (später 4) enthalten, dass also іп der 
Tat lokale Unterschiede vorliegen, konnte 
ich nicht verlangen. Ein Wort (vgl. auch 
OLZ. 1906 Sp. 663) % = „Land“ habe ich 
nie angesetzt, habe nur an verschiedenen 
Stellen Belege für das Suffix ti zusammen- 
getragen; dafür, dass hier ein Ländernamen- 
Suffix vorliegt, habe ich bisher nur vollste 
Zustimmung erfahren, es ist auch wirklich 
kein Zweifel möglich t). 

Einstweilen stelle ich fest: Maximilian 


dass es bei einer rein Ausserlichen sprachlichen Be- 
5 nicht ohne arge Missgriffe abgehen 
kann; ich erinnere nur an seine Bemerkung іп OLZ. 
ҮП 89, Anm.: „Man vergleiche das Verhältnis von 
Mäl-Amir zu Apir (den einheimischen Namen von 
Elam).“ Natürlich ist Mal al-Amir arabisch und be- 
deutet „Eigentum des Fürsten“. 

) Auf Einzelheiten des Elamischen einzugehen 
ist hier nicht mehr der Ort, und solange nicht ein 
Fachmann auf diesem Gebiete überhaupt die „in- 
kriminierten“ Ergebnisse bestritten hat, verlange ich 
in der Tat vom Nichtfachmanne, der sich um diese 
Fragen überhaupt nicht bekümmert hat, 
dass er meine Ergebnisse nicht als „nichtvorhanden“ 
. Damit spiele ich nicht auf den Anstand 
an, sondern nur auf den Nutzen oder Schaden, den 
die Sache davon baben kann. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[September 1907.] 494 


Streck schreibt im Jahre 1907: ,Damit er- 
ledigen sich Hüsings Deutungen von Halla-ti 
als „Halla-Land“ usw.“ Die Zukunft wird 
entscheiden. 

Ferner wirft mir Streck ,Elamomanie* 
vor. Der objektive Inhalt dieses Vorwurfes 
lisst sich etwa in folgende Form fassen: 
„Nachdem ich — gleich anderen, wie z. B. 
H. Winckler — die Bedeutung Elams für 
die Geschichte des alten Vorderasiens erkannt 
habe, ziehe ich nun auch den unvermeidlichen 
Schluss, dass diese Bedeutung grósser ge- 
wesen ist, als das — gelinde gerechnet — 
Hundertstel erkennen lässt, das wir bisher, 
als allerersten Anfang, von Funden aus Elam 
kennen. Ich ziehe den Schluss, dass Elam 
zum allermindesten die kulturelle und poli- 
tische Bedeutung gehabt hat, die die Baby- 
lonier und Assyrer selber ihm zuweisen.“ 
Es ist belanglos, ob man das „Elamomanie“ 
oder „einen Ansatz zu historisch richtigerer 
Perspektive“ nennt, Hauptsache: es ist richtig, 
sich auf diesen Standpunkt zu stellen |). 

Überflüssig, für mich wenigstens, waren 
Strecks erneute Ausführungen über Idiba'ilu 
usw. Das Material ist mir bekannt Es 
bleibt also nur übrig, dass ich geographische 
Namen, die weit auseinanderliegende?) Ge- 
biete bezeichnen, unter Umstünden in ety- 
mologischen Zusammenbang unter einander 
bringe. Wie weit man darin gehen dürfe, 
darin glaube ich etwas Schulung zu besitzen 
— von nichtsemitischen Völkern her. Im 
übrigen gedenke ich auf die Frage der Her- 
kunft assyrisch-babylonischer Namen nicht 
mehr einzugehen, bevor ein gewisses Kapitel 
von mir gedruckt sein wird ). 

Die Vorlesung, die mir Streck (über 
Prioritätsfragen hält, scheitert an OLZ. 1904 
Sp. 87f. und war überflüssig; aus meinem 
Wortlaute ersah jeder, warum ich auf die 
Sache aufmerksam machte. 


1) Das Fehlhauen der Semitomanie Scheils ist 
um Punkt belegbar, chologisch erklürlich 
und durch sprachwissenschaftliche Vorkenntnisse nicht 
eingeengt; dieser Sachverhalt ist Streck offenbar un- 
bekannt, und ein selbstindiges Urteil erlanben ihm 
seine Vorkenntnisse nicht. war insofern unnötig, 
dass er diese Frage in seine Entgegnung aufnahm. 
oder in einer Liste neben einander genannte. 
Dass ein Schreiber, der selber einen fremden 
Namen semitisch auflóst, ihn auch mit entsprechend 
phonetischem Komplemente versieht, ist mir sehr be- 
greiflich. Wer aber behaupten will dass die „in 
ganz gewöhnlicher assyrischer Manier* gehaltenen 
Namen semitisch seien, den muss ich doch bitten, 
erst festzustellen, seit wann, unter welchem Fremd- 
einflusse die dreigliedrigen Namen bei Semiten über- 
haupt vorkommen! Besonders interessant ist dafür 
die Zeit vor Kutur-Mapuk, sowie die „Rassamsche 
Rönigsliste“, wie Delitzsch sie genannt hat. 


495 [No. 9.) 


Den Namen Hallé habe ich zwar niemals 
für elamisch angesehen, wie mir Streck unt.r- 
schiebt, aber im Lande des KopfaBoc, des 
E-lagabalus, des bit-hilani, in einer Gegend, 
zu der das Statthaltertum von Suhi eine noch 
wenig beachtete Etappe bilden dürfte, würde 
mich auch ein elamischer Ortsname nicht 
wundern. Nicht unmöglich, dass dort einmal 
kühne, elamische Waghülse auf die — Ele- 
fantenjagd gegangen sind! So etwa vor 
4100 Jahren! 

Die Frage, um die es sich handelt, ist die: 
sind die von Streck behandelten Gebiete und 
Namen rein semitisch oder spielt allerlei 
Elamisches hinein? Von ersterem kann keine 
Rede sein — man vgl. die 6 von Streck selbst 
angeführten Namen! — also gehóren zu 
einer wissenschaftlichen Behandlung 
dieses Gebietes elamische Sprachkenntnisse 
sowie zweifellos das, was ich weiter auf- 
geführt habe. Daran können keinerlei 
„Gegenbemerkungen“ etwas ändern. Ueber 
sein Versehen mit dem bul braucht sich 
Streck nicht zu grämen, das kaan vorkommen 
und wird bei bescheidenerem Tonfalle gewiss 
nicht verübelt, aber — verschleiern soll man’s 
hinterher auch nicht! 


Breslau. G. Hüsing. 


Zur südarabischen Grammatik. 
Von A. Ungnad. 


Vor kurzem hat D. Nielsen!) zwingend 
erwiesen, das " im Minäischen unter keinen 
Umstünden etwas anderes bezeichnen kann 
als ein a. Es liegt also hier der gleiche 
Vorgang vor wie im Hebräischen: man be- 
zeichnet Vokale durch die ihnen am nächsten 
stehenden schwachen Konsonanten, d. h. i- 
haltige durch *, w-haltige durch 1 und a- 
haltige durch ^. Im Hebräischen werden 
die Vokalbuchstaben nur zur Bezeichnung 
ursprünglich langer Vokale verwendet: so 
erklärt es sich auch, dass N hier nur am 
Wortende vorkommt, da ja jedes inlautende 
lange й zu д geworden war, demnach also 
mit | als lang bezeichnet wurde. Wenn sich 
n im Auslaut auch nach 4 und ё findet, so 
liegen hier orthographische Eigentümlich- 
keiten vor, die im System ihre Wurzel 
haben: man deutet damit nur an, dass eine 
solche Form in Verbindung mit einem Ver- 


bum n'5 steht; denn ein phonetischer Unter- 
schied zwischen einem stat. constr. 77% (aus 


1) MVAG 1906, 4, S. 49 ff. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[September 1907.) 496 


*sadaj) und einem stat. constr. 'QYO aus *süsaj 
besteht nicht; ebenso bezeichnet in n äh 
genau in derselben Weise ein å wie es äj 
in Formen wie ph (d. і. süsäkä) tut. Das 
Minäische hingegen verwendet die matres 
lectionis, wie Nielsen zeigt, auch für kurze 
Vokale; in ihrer Verwendung herrscht indes 
eine ähnliche Willkür wie im Hebräischen. 


Dieses ^ findet sich im Minäischen nun 
auch wiederholt im stat. constr.; dass es auf 
den Genetiv beschränkt zu sein scheint, kann 
Zufall sein, da, wie Nielsen gezeigt hat, 
die Verwendung des 7 eine fakultative ist, 
somit auch Nom. und Akk. eine Endung a 
gehabt haben können. Den sprachgeschicht- 
lichen Folgerungen Nielsen’s kann ich mich 
nun nicht anschliessen; es ist zunächst un- 
möglich, anzunehmen, dass irgend eine semi- 
tische Sprache sich durchweg auf zwei Kasus 
beschränkte, einen Nominativ und einen obli- 

uen Kasus auf a. Die Behauptung, dass 

a3 Assyrisch-Babylonische die Kasus „bunt 
untereinander“ wirft!) gilt nur für die Spät- 
zeit; im Altbabylonischen sind die Regeln 
ebenso streng wie im Altarabischen?). Das 
Hebräische hatte gleichfalls ursprünglich 
Kasusendungen, wie sich z. B. aus Dehnung 
von a der zweiten Silbe in à in Formen wie 
27 zeigt, die nur auf dabar + Vokal zurück- 
gehen können. Indes sind im Hebr. alle 
auslautenden kurzen Vokale abgefallen, во 
dass wir es nicht für weitere Untersuchungen 
gebrauchen können?). Auch das Aethiopische 
hatte drei Kasus, einen Nominativ FTZ” 
aus *nugüsu, einen Genetiv FTA” aus *nugüsi 
und einen Akkusativ FTP aus nugusa; 
der Genetiv kann hier nie gleich dem 
Akkusativ gewesen sein. 

Aber diese Fragen nach den Kasusen- 
dungen haben überhaupt keinen Wert für 
die Beurteilung des stat. constr. Denn dieser 
war ursprünglich endungslos ). Nur wo die 
Endungslosigkeit mit den Lautgesetzen in 
Konflikt kommen musste, wird ein Hilfsvokal 
angenommen; dieses Gesetz hat sich vor 
allem im Altbabylonischen erhalten. Auch 
das Hebr. lässt die alten Verhältnisse noch 
durchschimmern; denn während einerseits 


) 8. 62. 
*) Vgl. auch meine ee 20. 

) Auch das jj lokale ist kein alter Akkusativ, 
da eine Dehnung eines kurzen auslautenden a za 4 
ganz beispiellos wäre. Für die Erklärung des n, vgl. 


Chr. Sarauw, Der hebrüische Lokativ (ZA XX, 
8. 183 ff.). 
*) Vgl. WZKM XX 174 ff. 


497 [No. 9.) 


Formen wie migdas- durch ihr kurzes а 
beweisen, dass sie von Anfang an geschlossen 
endigten, deuten Formen wie p'gíd- mit 
ihrem langen 4 auf einen auslautenden Hilfs- 
vokal. Im Aethiopischen nahm man als 
Hilfsvokal vorzugsweise a, das sich dann 
als allgemeine stat.-constr.-Endung auch auf 
Formen übertrug, wo ein Hilfsvokal nicht 
nótig war. Noch schematischer verwendet 
das Altarabische die Kasusvokale als Hilfs- 
vokale im stat. constr., was keineswegs als 
etwas Altertiimliches betrachtet werden darf. 

Hieraus ergibt sich, dass die Verwendung 
eines @ im stat. constr, den das Minüische 
mit dem Aethiopischen gemeinsam hat, durch- 
aus nichts Auffülliges ist; vor allem aber 
bat es mit der gemeinsemitischen Akkusativ- 
endung gar nichts zu schaffen. 


Zu OLZ. 1906 Sp. 638. 


Le mot énigmatique du titre de l'ouvrage 
astrologique de Fadhl ben Naubakht (OLZ. 


1906, Kol. 638), d ӘҺЛ coUe», ne 
serait-il pas tout simplement une déformation 
graphique de | slag} = les neuf 
sphéres célestes» expression persane bien 
connue repondant à une conception gene- 
rale du monde céleste chez les Orientaux 
e par exemple, Mas‘ofidi, Prairies d'or, 

186)? Le titre serait alors «Le livre des 
neuf spheres concernant les génitures». 
Il serait, en l'espéce, parfaitement approprié 
au contenu de l'ouvrage, un de ceux que 
Fadhl avait dQ traduire du persan pour le 
calife Hároün er-rechid. La confusion du 
q&f et du noün final est fréquente sous le 
qalam des copistes. Quant au mim para- 
sitaire il a pu naître accidentellement par 
suite d'une mauvaise jonction du hé et du ta. 

Clermont-Ganneau. 


Bethefte 
zur Orientalistischen Litteratur - Zeitung. 


Nachdem die OLZ in zehnjähriger Arbeit 
und stetem Wachstum einen Stand erreicht 
hat, den sie nicht überschreiten könnte, 
ohne dass ihre materiellen Grundlagen ge- 
ändert würden, und da sich immer wieder 
die Notwendigkeit herausstellt, Arbeiten zu- 
rückzuweisen, welche den Rahmen zu sehr 
sprengen würden, soll nunmehr eine Ein- 
richtung getroffen werden, welche auf der 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[September 1907.) 498 


einen Seite die OLZ entlastet, insofern zu 
umfangreiche Artikel vollständig erscheinen, 
auf der andern Seite aber den Abonnenten 
ermöglicht, diese selbständigen Artikel zu 
einem sehr ermässigten Preise zu beziehen. 
Als erstes dieser Beihefte erscheint 
gleichzeitig mit dieser Nummer: 


8. Schiffer, Keilinschriftliche Spuren der in der 
zweiten Hülfte des 8. Jahrhunderts von den Assyrern 
nach Mesopotamien deportierten Samarier (10 Stämme). 


In diesem Hefte sucht der Verfasser nach- 
zuweisen, dass in Urkunden, deren erste in 
der OLZ 1905, weitere 15 in den „Vorder- 
asiatische Schriftdenkmäler der Kgl. Museen 
zu Berlin“, Heft 1, Leipzig 1907, J. C. Hin- 
richs’sche B., erschienen sind, Jahweverehrer 
auftreten, stellt ihren Wohnsitz fest und 
gibt ein lebendiges Bild des allgemeinen Zu- 
standes, welchen die Texte voraussetzen 
lassen. 

Bezugsbedingungen siehe auf der 3. Seite 
des Umschlags. 


Altertums-Berichte 
aus dem Kulturkreise des Mittelmeers. 


128. Ueber Benndorfs und Humanns Aus- 
grabungen in Ерһевов orientiert ein Folioband: 
Forschungen in Ephesos, veröffentlicht vom 
österreichischen archäologischen Institut, Band I, 
Wien, Alfred Hölder. F. 

129. Evans hat seine Ausgrabungen im prü- 
historischen Palast von Knossos fortgesetzt. 
Nördlich von dem bereits früher aufgegrabenen Ter- 
rain wurden kyklopische Mauern und Grüber aus der 
Zeit der Dorier aufgedeckt, die um 800 v. Ohr. einen 

rossen Teil der Insel erobert hatten. In den Grübern 
&nd man Schwerter aus Eisen und Fragmente von 
Tonvasen, von denen viele geometrische und andere 
Muster, mit unverlóschlicher Farbe aufgemalt, zeigen. 
Unter einem ausgegrabenen Steinpflaster aus Jüngerer 
Zeit wurde ein ringsummauerter Platz freigelegt, eine 
Art Wasserbehälter, der einer der 15. ägyptischen 
Dynastie entsprechenden Zeit angehört. Nach Evan's 
Ansicht haben wir hier eine Art von Aquarium vor 
uns, und die darin gefundenen Versteinerungen von 
Krebsen und anderen Seetieren scheinen ihm Recht 
zu geben. An der Nordseite des Palasthofes wurden 
verschiedene Reste von Wandmalereien entdeckt, 
auf denen Frauengruppen dargestellt sind. Interessant 
ist, dass sich unter den verschiedenen, dem Kult der 
Gottheit geweihten Gegenständen auch ein Marmor- 
kreuz befindet. (Voss. Ztg. 1907 No. 371). 

180. In einem vorlüufigen Bericht der Athen. 
Mitt. stellt W. Dörpfeld die diesjährigen Ergebnisse 
der vom deutschen archüologischen Institut in Athen 
unternommenen (trabungen zusammen. Dörpfeld war 
immer der Ansicht, dass das homerische Pylos nicht 
bei der heutigen messenischen Stadt dieses Namens, 
sondern weit nórdlicher, in Triphylien in der Nühe 
von Samikon zu suchen sei. Bei Zacharo, einem Dorf 


499 (Хо. 9.) 


südlich von Samikon, Marmara und Kalidona fand 
man antike Baureste, die sich als mykenische Kuppel- 
grüber herausstellten. Das Grösste von ihnen hatte 
einen Durchmesser von 12—13 m. Die Kuppel dee 
ersten Grabes scheint etwa 12 m hoch gewesen zu 
sein. Ausser zwei Vasenscherben wurde im Innern 
des Schachtgrabes, das sich auf dem Boden dieses 
ersten Kuppelgrabes befand, nichts entdeckt. Ausser- 
balb des Schachtgrabes fand man Knochen, Bern- 
steinperlen und kleine Gegenstände aus Gold, Bronze 
und Elfenbein. Interessant ist eine flache, lebendig 
modellierte Króte von Gold (2, 3 cm lang, 2 cm 
breit). Zahlreich sind besonders die Bernsteinfunde. 
Aus bläulichem Glasfluss ist ein kleiner Stier in durch- 
brochenem Relief Alle Fundstücke tragen durchaus 
inykenischen Charakter. — Ferner wurden die Mauern 
eines grösseren und einiger kleineren Räume auf- 
gedeckt. In einem der letzteren fanden sich 6 
Pithoi mit verkohlten Feigen. Unter dem grösseren 
Raum entdeckte man einen plattenbedeckten Kanal. 
— Zwischen Samikon und Lepreon setzte man nach 
Strabon die Burg Nestors an und gerade zwischen 
diesen beiden Orten auf einem Hügel, der die Ebene 
von Samikon bis Kyparissia beherrscht, fand man die 
obigen Baureste. Also ist vielleicht Nestors Hoch- 
barg, jedenfalls aber ein mykenischer Herrensitz 
entdeckt worden. F 


Aegypten. 


131. Stücke des griechischen Diktysromans 
sind der Frankfurter Zeitung zufolge (26. VIII.) von 
Grenfell und Hunt in den Tabtunbpepyri gefunden 
worden, womit die Frage, ob der lateinische Dictys 
Cretensis nur angeblich oder tatsächlich auf eine 
griechische Vorlage zurückgehe, definitiv gelöst ist. 
E. Patzig und F. Noack hatten das Richtige voraus- 

esehen. Das Fragment enthält die Episode vom 
Mod des Achilleus (cf. de bell. Troi. IV 11). 


132. Im letzten Winter wurde in Susa von de 
Morgan und J. E. Gautier ausser zahlreichen In- 
schriften eine Alabasterstatue des Königs Manistusu 
(4000 v. Chr.) und ein prachtvolles bemaltes Ton- 
gefüss ausgegraben, das vor das 4. Jahrtausend zu 
datieren sein und zu den ältesten Erzeugnissen der 
Töpferkunst gehören soll. 

Geologische Untersuchungen ergaben, dass in 
der Quartärzeit Iran, Armenien und der Kaukasus 
ein einziges Eisfeld gebildet haben, das mit den nor- 
dischen durch den kaspischen See zusammenhing. 
Wenn sich dies bestätigt, so dürfte es von grösster 
Bedeutung für die Geschichte der asiatischen Kultur 
und für die Herkunft der europäischen Rassen sein. 
(Freision. Ztg. 1907. No. 168). B. 


Aus Gelehrten Gesellsehaften. 


In der Sitzung vom 18. Juli der K. Pr. Ak. d. 
Wiss. legte Diels den Nachtrag 1 zu den „Hand- 
schriften der antiken Aerzte“ und П vor. — 
Pischel legte vor: O. Franke, Eine chinesische 
Tempelinschrift aus Idikutsabri bei Turfan übersetzt 
und erklärt. — Der Vorsitzende legte den Jahresber. 
Puchsteins über die Tätigkeit des K. D. Arch. 
Inst., und G. Helmreich, Galen über die Kräfte 
der Nahrungsmittel II 21—71. Ansb. 1907 vor. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Beptember 1907.] 500 


In der Sitzung vom 25. Juli berichtete v. Wila- 
mowitz-Möllendorf über P. Jacobsthals Reise 
nach Chios und der benachbarten Küste. — Sachau 
sprach über drei aramäische Papyrusurkunden des 

gl Mus. zu Berlin. Die ersten beiden enthalten 
ein Schreiben der jüdischen Gemeinde zu Elephantine 
an den Statthalter von Judäa und sind datiert vom 
Jahre 407 v. Ohr. Die Schreiber ersuchen ihn um 
Hilfe zur Erlangung der Erlaubnis für den Wieder- 
aufbau ihres 41U zerstörten Gotteshauses. Die dritte 
Urkunde berichtet von dem Erfolge der Bittschrift. 
Es werden sprachliche und sachliche Parallelen zu 
Esra und Nehemia nachgewiesen. — W. Schulze 
legte F. N. Fincks Mitteilung über die samoanischen 
Personal- und Possessivpronomina vor. B. 


Personalien. 


Professor Dr. K. Geldner zu Berlin hat einen 
Ruf als Ordinarius nach Marburg angenommen. 

K. Sethe in Göttingen ist zum ordentlichen 
Professor ernannt worden. 


Zeitsehriftensehau. 


The Academy. 1907. 

1834. А. Lang, Homer а. his Age, bspr. v. ? 

1836. T. K. Cheyne, Traditions and Beliefs of 
Ancient Israel, bespr. v. A. R. Sayce. — R. M. Bur- 
rows, The Discoveries in Crete, bespr. v. —. 

1837. Catalogue of Additions to the Manuscripts 
in the British Museum, 1900—1906, bespr. v. —. 
E. G. Henham, The Feast of Bacchus, bespr. v. —. 

1838. Augusta A. Temple, Flowers and Trees 
of Palestine, bespr. v. —. A. F. Calvert, Moorish 
Remains in Spain: the Alhambra, bespr. v. —. Ab- 
bott, Israel in Europe, bespr. v. —. 

1840. A. A. 5 Old Testament Mira- 
cles in the Light of the Gospel, bespr. v. —. W. G. 
Holmes, The Age of Justinian and Theodora. 


Acad. d.Insoript. et Belles Lettr. (Paris) 1907. 

Mars. P. Gauckler, Le bois sacré de la nymphe 
Furrina et le sanctuaire des dieux syriens au Janicule, 
à Home. — Ph. Berger, Inscriptions funéraires de la 
nécropole de Borj-Djedid à Carthage. 

Mai. Clermont- Ganneau, L'antique nécropole 
juive d'Alexandrie. — id., Sur les inscriptions du 
Lucus Furrinae". — E. Vassel, Note sur quelques 
stéles puniques. — R. P. Delattre, Un second mur 
à ampbores découvert à Carthage; id., L'óglise de 
l'Enfida et les mosaiques découvertes dans les ruines 
des basiliques du domaine (prés. р. Н. de Villefosse). 
E Vassel, Sur un fragment de dédicace punique; id., 
La Littérature populaire des Israélites tunisiens, fasc. 
J, II, III. (prés. p. id.). 


Allgem. Missions-Zeitsohr. 1907. 
7. Spieth, Bibelübersetzung in die Sprache eines 
westafrikanischen Naturvolkes (Ewe). 


The Amerio. Journ. of Theol. 1907. 

XI 3. А.С. Ме Giffert, Mysticism in the early 
church. — B. W. Bacon, Acts versus Galatians: the 
crux of apostolic history. — Eb. Nestle, The Gospels 
in the latin Vulgate. — K. Fullerton, Shebna and 
Eliakim: A reply. — Fr. Brown, 8. R. Driver, and 
Ch. A. Briggs, A Hebrew and English Lexicon of the 
Old Testament, bespr. v. Ch. C. Torrey. — C. H. 
Cornill, Das Buch Jeremia, bespr. v. J. M. Price. — 


601 [No. 9] 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[September 1907.] 502 


J. Jensen, Das Gilgamesch-Epos in der Weltliteratur, 
. v. G. A. n. — М. Friedländer, Die reli- 
giösen B innerhalb des Judentums im Zeit- 
alter Jesu, bespr. v. R. T. Herford. — W. М. Ram- 
say, Pauline and Other Studies, bespr. v. H. A. А. 
Sege — та Hall, Paul Ago acer 55 Ы hig 
a Layman, ғ, Y. —. — W. Bousset, Die Offen- 
Johannis; H. B. Swete, The Apocalypse of 
bespr. v. С. A. Scott. 


Archiv f. Anthrop. 1907. 

N. F. VI. m Gebildbrote bei Sterbe- 
Allen. — W. , Ergebnisse und Aufgaben 
der mexikanistischen Forschung. 


Archiv f. kath. Kirchenrecht. 1907. 

2. N. Mijascb, Das Kirchenrecht der morgen- 
ländischen Kirche nach den allgem. Kirchenrechte- 
quellen, bespr. v. Heiner. 


Archiv f. Kulturgesch. 1907. 
V 8. F. Baumgarten, Die hellenische Kultar v. 
W. Liebenam. 


Archiv f. Religionswiss. 1907. 

X 3, 4. Н. Gressmann, Mythische Reste in der 
Paradieserzählung. — E. Samter, Der Ursprung des 
Larenkultus. — Marie Gothein, Die Todsünden. — 
О. Holtemann, Reli ionageschichtliches aus den Mo- 
numenta Judaica. Allgemeines. II. Die münd- 
liche Ueberlieferung im Judentum. III. Das jüdische 
Gleichnis. — 0. Weinreich, Antike Himmelsbriefe. 
— H. Meltser, Kind und Korn. | 


Atene ө Roma. 1907. 

No. 101. R. Sciava, La leggenda di Medea. 

Ко. 102. G. Faszari, Breve storia della Mate- 
Nim tempi antichi al medio evo, bespr. v. P. 


The Athenaeum. 1907. 

4108. K. J. Freeman, Schools of Hellas: an 
Gok on the Practice and the Theory of Ancient 
G Education from 600 to 800 B. C., bespr. v. —. 
| 4159. Marquis de la Mazelitre, Le Japon: 

Histoire et Civilisation, bespr. v. —. E. W. Smitb, 
A Handbook of the Ila Language, bespr. v. —. F. 
Schoeffer, Bemba Grammar, . v. — В. M. Bur- 
rows, The Discoveries in Crete, and their Bearing on 
the History of Ancient Civilisation, bespr. v. —. 

4160. T. K. Cheyne, Traditions and Beliefs of 
Ancient Israel, bespr. v. —. L. R. Farnell, The Cults 
of the Greek States vols. ІП a. IV, r. v. —. 

4161. В. Butler, Atlas of Ancient Geography, 


r. Y. —. 
4162. A. Erman, A Handbook of Egyptian Re- 


ligion, bespr. v. —. 

4168. N. Manucci, Storia do Mogor; or, Mogul 
India, 1658—1706, 1, II, bespr. v. —. Marshall, 
Broomhall, The Chinese Empire: a General and Missi- 
onary Burvey, bespr. v. —. 


Aus fremden Zungen. 1907. 
18. Wonn, Jamaikanische Negerlegenden (VIII) 
(Aus d. Engl. übers. v. J. v. Quistory). 
14. Dasselbe (IX) — М. Luchmanowa, Der 
hon. Eine Legende des Kaisers von China. — 
uhsinó Hanim, kische Dichter. 


Beilg. s. Allg. Zeitg. (München) 1907. 
. 196. K. Biezler, Ueber Finanzen und Monopole 
im alten Griechenland, bespr. v. M. —. 

181, Indus, Die Swadeshi- Bewegung in Indien. 


182. Eine Studienreise in Babylonien. (Nach 
einem Bericht von H. Grothe). 

189. O. Hauser, Die Urform der Psalmen, bespr. 
v. Th. Engert. 

141. . v. Hoerschelmann, Die Entwicklung 
der altchinesischen Ornamentik, bespr. v. W. Cohn. 
— Eine Fahrt auf dem Weissen Nil. 

145. P. Wendland, Die hellenistisch -römische 
Kultur in ihren Beziehungen zuJudentum und Christen- 
tum, bespr. v. J. Kübel. — Die Palästina-Jabrbüober 
des . Evgl. Inst. f Altertums wiss. d. hl. Landes, 
hreggb. v. G. ап, hespr. v. —. Firdästs Scháh- 
náme (Ueber ein Ms. im Besitze der F. Rud. Haupt 
Lpag ). — Der internationale Archäologenkongress 
in Kairo. 


146. Lic. Fiebig, Die Wissenschaft des Juden- 
tums in der Gegenwart. — Kusejr Атга (Bericht 
tiber das von Dr. Musil herausgegebene Werk: Kusejr 
Amra. I. Textband. II. bu). 

149. W. Henckel, Aus Russlands Vergangenheit 
und Gegenwart. 

151. J. Boehmer, Das Buch der Psalmen, bespr. 


V. —. 


Berl. Philol. Wochenschr. 1907. 

27. E. Siecke, Mythus, Sage, Märchen in ihren 
Beziehungen zur Gegenwart, bespr. v. K. Bruchmann. 

28 Bludau, Juden und Judenverfolgungen 
im alten Alexandria, bespr. v. E. Nestle. — B. Jacobs- 
tal, Der Blitz іп der orientalischen und griechischen 
Kunst, bespr. v. Engelmann. 

29. 1 de Coulanges, Der antike Staat. 
Uebersetzt von P. Weise, bespr. v. Th. Lenschau. 

80/81. С. Th. Fischer, Diodori bibliotheca histo- 
rica, bespr. v. K. Jacoby. — Corolla numismatica. 
Numismatic essays in honour of B. V. Head, bespr. 
v. R. Weil. 

82/88. Lonsdale and L. g, The el of 
Barnabas edited and translated, r. v. E. Nestle. 


Beweis des Glaubens. 1907. 
XLIII 8. P. Jensen, Das Gilgameschepos in der 
Weltliteratur, beapr. v. ? 


Bibl. Stud. 1907. 
XII. 8. P. Vogt, Der Stammbaum Christi bei 
den heiligen Evangelisten Matthäus und Lukas. 


Boll della Soo. Geogr. Ital. 1907. 

ҮШ 7. Il viaggio dell dott. Stein nell’ Asia 
Centrale. — L'esplorazione di Sven Hedin nel Tibet. 
— П viaggio in Asia del dott. Wegener. — Scavi 
della Missione archeologica italiana in Zula. — La 
popolazione dell’ Egitto. — Il viaggio in Africa del 
dott. Wollaston. — Le popolazione bianca del Togo 
ed el Camerun. 


Bull.d.l'Ao.Inip. d. So. St.-PGterabourg. 1907. 

VI 2. bis O. v. Lemm, Sahidische Bibelfragmente 
III angez v. — 

5. Th Sterbatakoj, Sur l’Abbisamayälamkära attri- 
Баб à Maitreya. — d v. Lemm, Koptische Miszellen. 

I—XV 8. N. Korostelev, Observations metéoro- 
logiques faites dans le Turkestan pendant l'éclipse 
solaire du 1/14 janvier 1907. 

11. W. Radloff, Ein Uigurischer Text aus dem 
XII. Jahrhundert. 


Bull. Bibliogr. et Pédag. du Mus. Belge. 1907. 

6. В. Wolff Beckh, Kaiser Titus und der jüdi- 
sche Kri Wer Y. —. 

7. J. Van den Gheyn, Catalogue des manuscrits 
de la Bibliothèque royale de Belgique bespr. v.“ — 
N. Hohlwein, Les papyrus grecs d'Égypte bespr. v.? 


503 (Мо. 9.) 


— E. Ziebarth, Kulturbilder aus griechischen Städten 
bespr. v. ? — J. Riviére, La propagation du christi- 
anisme dans les trois premiers siécles bespr. v. ? 


Le Censeur 1907. 

29. C. du Gast, Au Maroc. — Le chemin de fer 
de Bagdad et le train de Berlin. 

80. Des Chotts au Tchad. 


La Ohronique des Arts 2. 1907. 

23. L’Architecture des Abbassides. — L. de 
Beylié, L'Architecture hindoue өп Extréme-Orient 
bespr. v. V. Lanrezac. 

24. Acad. d. Inscriptions (14 Juin): Archéologie 
musulmane; Antiquités de la Tunisie; Textes arabes. 

26. Acad. d. Iuscriptions (12 Juillet): Les fouilles 
4 Hadruméte. 


Class. Philology. 1907. 

П 3. Jacobsthal, Der Blitz in der orientalischen 
und griechischen Kunst, bespr. v. Tarbell. — A. 
Dieterich, Mutter Erde, bespr. v. C. H. Moore. 


The Classical Review. 1907. 

5. R. M. Burrows, Mr. Lang’s Homer and his 
Age. — M. Hamilton, Incubation, or the Cure Di- 
sease in Pagan Temples and Christian Churches bespr. 
v. E. V. Arnold. 


Oomptes Rendus. 1%7. 

144. 24. R. Chudeau, La Géologie du Sahara 
central. — G. B. M. Flamand, Sur la présence du 
terrain carboniférien aux environs de Taoudeni (Sa- 
bara sud-occidental). 

145. 2. A. Joly, Extension du Trias dans le sud 
de la Tunisie. 


Deutsohe Lit.-Zeit. 1907. 

26 K. Vollers, Die Beirater Orientalische Fakul- 
tit und ihr neuestes literarisches Unternehmen. — 
W. Muss- Arnolt, Assyrisch-englisch-deutsches Hand- 
würterbuch (Schluss), bespr. v. C. Bezold. 

27. O. Procksch, Das nordhebrüische Sagenbuch 
der Elohiuquelle, bespr. v. K. Budde. — G. Jacob, 
Geschichte des Schattentheaters, bespr. v. P. Horn. 
— Ibn Gubayr, Viaggio in Ispagna, Sicilia, Siria e 
Palestina, Mesopotamia, Arabia, Egitto nel secolo XIL 
Trad. da C. Schiaparelli, bespr. v. C. F. Seybold. 

28. F. Resa, Die Propheten. Erlesene Worte aus 
ihren Werken, bespr. v. Bertholet. 

29. L. W. King, Records of the reign of Tukulti- 
Ninib I, king of Assyria, bespr. v. O. Bezold. 

80. H. Vincent, Études bibliques. Canaan, bespr. 
v. H. Gressmann. — E. Bischof, Babylonisch-Astrales 
im Weltbilde des Talmud und Midrasch, bespr. v. 
W. Bacher. 

31. H. Gunkel, Zur Urgeschichte der Israeliten. 
(Zu: Ed. Meyer, Die Israeliten und ihre Nachbar- 
stumme). — O. Weber, Die Literatur der Babylonier 
und Assyrer, bespr. v. M. Streck. — J. Ziegler, Der 
Kampf zwischen Judentum und Christentum in den 
ersten 8 Jahrhunderten, bespr. v. F. Stáhelin. — 
A. Chevrillon, Un crépuscule d'Islam, bespr. von 
K. Vollers. 

82. J. Schliebitz, [86 dádh's Kommentar zum 
Buche Hiob, bespr. v. G. Diettrich. — R. Dussaud, 
Les Arabes en Syrie avant l'Islam, bespr. v. J. Barth. 


Dtsch. Rundsch. f. Geogr. u: Stat. 1907. 

10. J. M. Süttner, Fortschritte der geographi- 

schen Forschnngen und Reisen im Jahre 1906. 2. 

Asien. — Studienreise Dr. G. Wegeners durch Süd- 

rr siii — Auf neuen Wegen durch Zentral- 
rika. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[September 1907.] 504 


11. E. Schlesier, Ergebnisse einer Wanderung 
durch Sibirien. — Die Hedschasbahn. — Neue Aus- 
grabungen in Ágypten. (Bericht über die Aufdeckung 
von Gematon, der religiósen Hauptstadt Amenhoteps 
III., durch Prof. Н. Breasted-Chicago und die be- 
deutenden Funde Prof. Navilles (Genf) in Deir el 
Bachrie bei Theben). 


The English Hist. Rev. 1907. 

XXII 86. J. B. Bury, The Ceremonial book of 
Constantine Porphyrogennetos — J. Peisker, Die 
älteren Beziehungen der Slawen zu Turkotataren und 
Germanen und ıhre sozialgeschichtliche Bedeutung, 
bespr. v. J. B. Bury. — H. Delbrück, Geschichte der 
Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte, 
ПІ, bespr. v. Т. Е. Tout. — L. Bréhier, L'église et 
l’Orient au moyen age: les croisades, bespr. v. E. 
Barker. l 

87. G. Glotz, Etudes Sociales et Juridiques sur 
l'Antiquité Grecque, bespr. v. T. Nicklin. — E. Pais, 
Ancient Legends of Roman History, bespr. v. G. 
Mc N. Rushforth. 


The Expositor. 1907. 

VII 19. J. H. Moulton, The Epistle of James 
and the Sayings of Jesus. — J. Moffatt, Wellhausen 
on the Fourth Gospel. 


The Expository Times. 1907. 

XVIII 2. How the Israelites spoiled the Egyptians. 
— The Babylonian Expedition of the University of 
Pennsylvania — by d V. Hilprecht. Vol. XX 1. 
A. T. Clay, Light on the Old Testament from Babel; 
J. V. Prášek, Geschichte der Meder und Perser bis 
zur makedonischen Eroberung, bespr. v. H. A. Sayce. 
— J. 0. Skemp, Jesus as Humanist. — A. Jülicher, 
Neue Linien in der Kritik der evangelischen Über- 
lieferung bespr. v. J. Iverach. — M. Peisker, Die 
Beziehungen der Nichtisraeliten zu Jahve nach den 
altisraelitischen Quellenschriften, bespr. v. J. Taylor. 
— А. Wünsche, Die Schönheit der Bibel bespr. v. 
J. V. Prášek. — Т. К. Cheyne, Traditions and Beliefs 
of Ancient Israel, bespr. v. — A. W. Streane, The 
Book of Esther; E. C. S. Gibson, The Old Testament 
in the New; Dr. Gregory, The Books of the Propheta; 
W. P. Du Bose, The Gospel according to St. Paul; 
D. Philipson, The Reform Movement in ludaism; 
Orr, The Bible under Trial; G. W. Knox, The De- 
velopment of Religion in Japan; Post, Flora of Syria, 
Palestine and Sinai; Augusta Temple, Flowers and 
Trees of Palestine, bespr. v. — L. A. Pooler, The 
Name ‘Jahweh’. — Eb. Nestle, Deut. XXXII 10. — 
J. T. S. Stopford, Note on Lamentations I 12. — 
G. Henslow, Almug or Algum. 


The Fortnightly Review. 1907. 
August. G. W. Forrest, The State of India. 


Frankf. Ztg. 1907. 

187. Christus in altnubischer Tradition. 

190. M., Das Rätsel der „Platonischen Zahl“. 

230. Jüdische Hóhlenbewohner. (Es handelt sich 
um solche in Gharian in Tripolis). 


La Geographie. 1907. 

XV 6. F. Guillotel, L'irrigation en Egypte. -- 
H. Dehérain, Organisation politique du Soudan égyp- 
tien. — Mission Pelliot en Asie centrale. — Mission 
d'Ollone. — Mission du Dr. Decorse. 


The Geographioal Journ. 1907. 

XXX 1. Dr. Stein’s expedition in Central Asia. 
— Map of the гово сена Bound from the 
Victoria Nyanza to Kilimanjaro. — 0. Beocari, Re- 


505 (Ко. 9.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[September 1907.) 506 


ram Aethiopicaram Scriptores occidentales inediti a 
saeculo XVI ad XIX. Vols. 2 and 3; P. Paez, Histo- 
ria Aethiopiae I—IV; E. Barradas, Tractatus Tres 
historico-geographici, bespr. v. R. 8. W. — Е. Fülle- 
born, Das Deutsche Njassa- und Ruwuma-Gebiet, 
Land und Leute, bespr. v. J. W. G. — Dr. Tafel's 
Expedition to Tibet. — British East Africa. 

XXX 2. B. Alexander, From the Niger, by Lake 
Chade, to the Nile. — Indian Record Series. ‘Old 
Fort William in Bengal — ed. by C. R. Wilson, 

r. v. — J. Irle, Die Herero, bespr. v. F. R. C. 
— E Stephan, Südseekunst. Beiträge таг Kunst des 
Bismarck-Archipels und zur Urgeschichte der Kunst 
überhaupt, bespr. v. A. О. Haddon. — Ethnographic 
Explorations in Arabia Petraea. — Ascent by Dr. 
Longstaff in the Himalayas. — Survey Work in 
елап. — The Sanpo. — Egypt and the Sudan in 
1906. 


Geogr. Ztsohr. 1907. 

5. Prinz Arnulf von Bayerns Expedition in den 
Tianschan. — Sven Hedins Expedition in Zentral- 
Asien. — Dr. Tafels Expedition im westlichen China 
und Tibet. — Erhöhung des Dammes von Assuan. 
— Livio Cadtanis Rückkebr aus Südabessinien. — 
M. von Déchy, Reisen und Forschungen im kauka- 
sischen Hochgebirge, bespr. v. C. Diener. 

6. K. Oestreich, Die englische Mission nach Tibet. 


Globus. 1907. 

XCII 1. Guttmann, Die Frau bei den Wa- 
dschagga. — Dar Homr. — Sabry Moustapha, L'Égypte 
telle qu'elle est, bespr. v. —. 

Vierkandt; Die Anfänge der Religion und 
Zauberei. — Guttmann, Die Frau bei den Wadschagga. 
— А. Afrikanische Mürchen in Westindien. — W. 
J. Ottley, Tibet, bespr. v. —. K. Oestreich, Die Täler 


des nordwestlichen Hi ja, bespr. v. Gr. 
8. A. Vierkandt, Die Anfänge der Religion und 
rau bei den Wa- 


Zauberei. — Guttmann, Die 
dsc 


hagga. 

4. Е, Crasselt, Japanische Erziehungsgrundsätze 
in Schrift und Praxis. — F. Maurer, Das Erbrecht 
im Alten und Neuen Testament. — A. Vierkandt, 
Die Anfänge der Religion und Zauberei. — L. Wilser, 
Stammbaum der indogermanischen Völker und 
Sprachen, bespr. v. Mehlis. — M. Much, Die Trug- 
spiegelung orientalischer Kultur in den vorgeschicht- 
ere ева Nord- und Mitteleuropas, bespr. v. 


6. Steins Forschungen in Ostturkestan. 


Harper's Monthly Mag. 1907. 
687. Sven Hedin, My Audience with the Tashi 


The Hibbert Journal. 1907. 

V4, W. W. Fowler, Religion and Citizenship 
in early Rome. — А. Harnack, Lukas der Arzt, bespr. 
v. W. C. Allen. — Oh. A. Briggs, International Cri- 
tical Commentary: The Book of Psalms, bespr. v. T. 


K. Cheyne. 


Histor. Vierteljahrsohrift. 1907. 
X 1. Nachrichten und Notizen II. O. Schrader, 


5 und Urgeschichte, bespr. v. L. 
hardt. 


X 2. Nachrichten und Notizen II. E. Keller, 
Alexander der Grosse nach der Schlacht bei Issos 
bis zu seiner Rückkehr aus A ten, bespr. v. Kro- 
mayer. — J. Wellhausen u. a., Die christliche Reli- 

ion mit Einschluss der israelitisch-judischen Religiou, 
espr. v. Grützmacher. — J. P. Mahaffy, The pro- 
grees of Hellenism in Alexander’s empire, bespr. v. 


Н. Swoboda. — M. Friedländer, Die religiösen Bewe- 
gungen innerhalb des Judentums im Zeitalter Jesu, 
bespr. v. H. Holtemann. —- A. Schaube, Handels- 
geschichte der romanischen Völker des Mittelmeer- 
gebietes bis zum Ende der Kreuzzüge, bespr. v. B. 
Schmeidler. 


Histor. Zteohr. 1907. 
ПІ 2. St. Waszynski, Agrarhistorische Papyrus- 
studien, bespr. v. A. Schulten. 


Illustrierte Zeitung (Leipsig). 1907. 

3338. Fr. Schmid, Aus Algerien. Tebessa. (Be- 
schreibung der Ruinen mit sehr guten Abbildungen). 

3345. Е. Zugmayer, Eine österreichische Tibet- 
expedition. 


Internat. Wochenschr. 1907. 

14. H. Diels, Der direkte internationale Hand- 
schriften-Leihverkehr. — P. Kehr, Das Vatikanische 
Archiv. 

15. C. Baeumker, Geist und Form der mittel- 
alterlichen Philosophie I. 

16. H. Diels, Das neuentdeckte Palimpsest des 
Archimedes. 

18. J. Strzygowski, Nationale Kunstgeschichte 
und internationale Kunstwissenschaft. 


Jahrb. d. Kgl. Preuss. Kunstsamml. 1907. 
3. Vorderasiatische Abteilung: Neue Erwerbungen. 


Jahreshefte d. Österr. Arch. Inst. 1907. 

X 1. F. Hauser, Amphora des Amasis. — J. Durm, 
Ueber vormykenische und mykenische Architektur- 
formen. — W. Grönert, Die Epikureer in Syrien. 


The Jewish Quarterly Review. 1907. 

XIX 76. J. H. A. Нагі, Corban. — J. Last, 
Sharshoth kesef. — J. Elbogen, Studies in the Jewish 
Liturgy. — E. J. Worman, Forms of address in 
Genizah letters. — A. Cohen, Hebrew incunabula 
in Oambridge. — A. 8. Geden, The Masoretic and 
other Notes contained in the edition of the Hebrew 
Scriptures publ. by the Brit. and Foreign Bible So- 
ciety, bespr. v. L. Blau. — J. Orr, The Problem of 
the Old Testament, bespr. v. St. A. Cook. 


Journ. Asiat. 1907. 

IX 2. A.-C. Barbier de Meynard, Surnoms et 
sobriquets dans la littérature arabe. — M. van Ber- 
chem, Titres Califiens d'Occident, à propos de quel- 
ques monnaies Mérinides et Ziyanides. — Nouvelles 
et Mélanges: Halóvy tiber das sumerische [deogramm 
für Jahr, über das Ideogramm MU = Name, und 
über ein Sthiopisches Amulet. — J.-B. Chabot, Ohro- 
nique de Michel le Syrien, t. III fasc. II, beepr. v. 
R. D. — J. de Pauly, Sepher ha-Zohar (le livre de 
la splendeur), doctrine ésotérique des Israélites, tra- 
duit, bespr. v. M. Schwab. — Mahmotd Ebne Yot- 
souf Me ol-Molk, Méft&h or-Romots, ke Kit&b 
Nasikh or-Romofz wd Ràmzó Mahmoddt, (u.) Kachf 
ol-Asrfr-6 Кӛсігі, (u.) Ta'lim ol-Atfal, (u.) Mé Arif, 
journal lithographió bi-mensuel, bespr. v. O. Huart. 


Journ. of Bibl. Literat. 1907. 
XXVI 1. P. Haupt, The Book of Nahum. — 
J. D. Prince, À study of the babylonian words 
relating to sacrifice. — R. G. Clapp, А a of the 
lace-names Gergesa and Bethabara. — B. W. Bacon, 
e prologue of Mark: A study of sources and struc- 
ture. 


Journ. Intern. d'Arohéol Numism. 1906. 
4. I. М. Igo, "EnOscu жәрі тоб ‘Edvsot 
Nousouarınob Movoslov xal tfs idtastigas vopiopatixis 


507 |No. 9.) 


eviloyi tt EOvixov IIavsnıornulov игта тергурафкоб 
қажаА0уоо tay жооохтциоло» xatà то axadnpainoy Eros 
1906 —1906. 
The Journ. Royal Asiat. Soolety. 1907. 
Juli. J. F. Fleet, The Inscription on the Söh- 
ur& Plate. — E. G. Browne, Further Notes on the 
iterature of the Hurüfis and their Connection with 
the Bektáshi Order of Dervishes. — L. Mills, The 
Pahlavi Texts of Yesnas LXVI (Sp. LXV) and LXVIII 
(Sp. LXVII) for the first time critically translated. 
— W. H. R. Rivers. The Marriage of Cousins in 
Indis. — C. M. Rickmers, Scenery, Cities, and People 
of Western Turkestan. — H. F. Amedros, On the 
meaning of the laqab ‘al-Saffah’ as applied to the 
first Abbasid Caliph. — E. W. Hopkins, More about 
the Modifications of Karma Doctrine. — О. Franke, 
The Identity of the Sök with the Sakas. — А. M. 
T. Jackson, Epigraphic Suggestions. — G. A. Grierson, 
A Verse from the Bhaktumäla. — A. Berriedale Keith, 
Denarius and the Date of the Harivamsa. — G. А. 
Grierson, The Sobgaura Inscription. — Т. G. Pinches, 
The Question of the Kassite Language (überholt). 
K. Vollers, Volkssprache und Schriftsprache im alten 
Arabien, bespr. v. H. Hirschfeld. — H. R. Brand- 
stetter, Ein Prodromus zu einem vergleichenden Wörter- 
buch der Malaio-Polynesischen Sprachen, bespr. v. 
C. 0. Blagden. — P. Paetz, Rerum Aethiopicarum 
Scriptores Occidentales inediti a saec. XVI ad XIX 
curante О. Beccari, vol. II, bespr. v. — P. R. T. 
Gurdon, The Khasis, bespr. v. G. A. Grierson. — 
Н. V. Hilprecht, Mathematical, Metrological, and 
chronological Tablets fron the Temple Library of 
Nippur, bespr. v. Т. G. Pinches. — К. G. Anthonisz, 
Report on the Dutch Records in the Gouvernment 
Archives at Colombo, bespr. v. D. Ferguson. — K. 
Florenz, Geschichte der Japanischen Literatur II, 
bespr. v. F. V. Dickins. — Th. Gollier, Manuel de 
ls ba e Japonaise I, bespr. v. id. — W. Irvine, 
Storia Do dw or Mogul India p Niccolao Manucci, 
bespr. v. H. B. — P. Carus, (1) Chinese Thought (2) 
Chinese Life and Customs, bespr. v. 8. W. B. — K. 
E. Neumann, Die Reden Gotamo Buddho's aus der 
langeren Sammlung Dighanikáyo des Páli Kanons, 
bespr. v. E. Müller. — H. O. Norman, The Commen- 
tary on the Dhammapada I, bespr. v. id. — M. 
Schuyler, jun. A Bibliography of the Sanskrit Drama, 
bespr. v. L. D. Barnett. — J. Hertel, Das Südliche 
Райсабапіга, bespr. v. F. W. Thomas. — R. O. 
Thompson, Late Babylonian Letters, bespr. v. T. 
G. Pinches. — A. T. Clay, Light on the Old Testa- 
ment from Babel, bespr. v. id. — Ed. Meyer, Su- 
merier und Semiten in Babylonien, bespr. v. id. — 
General Meetings of the R. A. 8.: 30. April, Major 
Gurdon, The Khasis and the Austric Theory. 


Journal des Savants. 1907. 

5. A. Michel, Histoire de l'art depuis les premiers 
temps chrétiens jusqu'à nos jours, bespr. у. Ч. Perrot. 

A. Michaelis, Die archäologischen Entdeckungen 
des 19. Jahrhunderts, besp. v. E. Michon. 

6. Ch. Diebl, L'illustration du psautier dans l'art 
byzantin. — R. Dussaud, Les Arabes en Syrie avant 
l'Islam, bespr. v. H. Derenbourg. 

7. K. Vollers, Katalog der islamischen, christlich- 
orientalischen, jüdischen und samaritanischen Hand- 
schriften der Universitätsbibliothek zu Leipzig, bespr. 
v. H. Derenbourg. 


Klo. 1907. 

Vil 2. L. Weniger, Olympische Forschungen. 
Dienst der Muttergöttin und Verwandtes. — F. Prei- 
sigke, Die ptolemäische Staatspost (Hibeh-Pap. 110). 
— P. M. Meyer, Zum ptolemäischen Gerichtsverfahren. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[September 1907.) 508 


-- С. F. Lehmann-Haupt, Kloinasiatisch-Armenisches. 
1. Boghaz-kói und Van. 


Literar. Zentralbl. 1907. 

26. Theologischer Jahresbericht 26, bespr. v. 
Schm. — Ch. Kohler, Mélanges pour servir à l'histoire 
de l'Orient latin et les croisades II, bespr. v. H Hr. 
— ©. Brockelmann, Semitische Sprachwissenschaft, 
bespr. v. H. Reckendorf. 

21. J. Delaville le Roulx, Cartulaire gónéral de 
lordre des Hospitaliers de St. Jean de Jérusalem 
(1100—1310), bespr. v. H Hr. 

29. M. Lidzbarski, Altsemitische Texte I, beepr. 
v. Reckendorf. 

30. W. G. Holmes, The age of Iustinian and 
Theodora, bespr. v. E. Gerland. — J. Strzygowski, 
F des serbischen Psalters, bespr. v. 


Mém. d. 1 Soo. d. Lingu. 1907. " 
XIV 5. W. Marcais, Le dialecte arabe des (154 
Brahim de Saida. 


Mitt. d. Anthrop. Gesellsoh. Wien. 1907. 
XXXVII 2 u. 8. H. Behlen, Der diluviale (pa- 
l&olithische) Mensch in Europa.. 


Mittell. а. d. Histor. Lit. 1907. 

XXXV 3. L. M. Hartmann, Ueber historische 
Entwickelung, bespr. v. Rohfeldt. — J. Peisker, Die 
älteren Beziehungen der Slawen zu Turkotataren und 
Germanen und ihre sozialgeschichtliche Bedeutung, 
bespr. v. W. Martens. — G. Schlumberger, Cam- 
pagnes du roi Amaury Ier de Jérusalem өп Egypte 
au XIIe siècle, bespr. v. F. Hirsch. 


Mitteil. d. K. D. Arch. Inst. (Ath. Abt.) 1907. 
ХХХІІ 1. A. Brueckner, Athenische Hochzeits- 


geschenke. 


Mitteil u. Nachr. d. Dt. Pal.-Ver. 1907. 

4. G. Hölscher, Die administrative Einteilung 
des heutigen Syriens. — Kurse Mitteilungen: Aus- 
grabungen im alten Samaria und Jericho. Meteo- 
rologische Station in Kasr hadschle. 


Le Monde Moderne. 1907. 
22. Н. Renou, La Perse constitutionelle. — F. 
Mury, Le traité franco-japonais et la Chine. 


The Monist. 1907. 

XVII 3. I. H. Mills, Avesta eschatology com- 
ared with the books of Daniel and revelation. — 
. багия, The oracle of Jahveh; The Urim and Thum- 

mim, the Ephod, and the breast plate of judgement. 
Е. М. Epstein, The Mosaic names of and what 
they denote. — Daisetz Teitaro Suzuki, A brief hi- 
story of early Chinese philosophy. 


Le Moyen Age. 1907. 

2e Sér. XI 3. A. Cartellieri, Philipp II. August, 
König von Frankreich. Band II. Der Kreuzzug, 
bespr. v. R. P. — Ch. Kohler, Mélanges pour servir 
à l'histoire de l'Orient latin et des croisades, bespr. 
v. A. V. — Ph. de Félice, L'autre monde. Mythes 
et légendes, bespr. v. G. Huet. | 


Le Musée Belge. 1907. 
XI 3, М. Hohlwein, L'administration des villages 
égyptiens à l'époque gréco-romaine. 


Naohr.v.d.kgl.Ges. d. W. u Göttingen. 1907. 
Philol.-Histor. Klasse. 1. J. Wellhausen, Noten 
таг Apostelgeschichte. 


509 [No. 9.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[September 1907.] 510 


Neue Jahrb. f. d. klass. Altert. 1907. 

III. XX 7. A. Busse, Der Schauplatz der Kampfe 
vor Troja. — K. Dieterich, Römer — Bomber — 
Romanen. — L. Hahn, Rom und Romanismus im 
griechisch-rÜmischen Osten, bespr. v. K. Dieterich. 
— W. Soltau, Das Fortleben des Heidentums in der 
altchristlichen Kirche, bespr. v. E. Höhne. 


Neue kirohl Zeitsohr. 1907. 
XVIII 4. Th. v. Zahn, Zur Heimatkunde des 
Evangelisten Johannes. 
ҮШ 6. Stocks, Kin Fall von Kynanthropie 
im neuen Testament ieren 8, 28 und Parallelen). 
XVIII 8. Th. v. , Zur Heimatkunde des 
Evangelisten Johannes. — Gleiss, Beiträge z. Frage n. 
d. Entstehung und dem Zweck des Johannesevangeliums. 


Nordd. Allg. Ztg. Unterh. Beil. 1907. 
121. О. N., Neuerscheinungen zur Kunde des 
alten Orients. (Bespr. у. О. Weber. Literatur 4. 
u. Babylonier. — Bischoff, Bab.-Astrales im 
Weltbilde des Talmud u. Midrasch. — Im Kampfe 
um den Alten Orient 1 u. 2. — v. Landau, Die phó- 
nizischen Inschriften). 


The North American Review. 1907. 
CLXXXV 7. G. 8. Batcheller, Mohammedan 
Marriage and Divorce. 


Nuova Antologia. 1907. 
854. A. Muñoz, Nella biblioteca del Serraglio a 
Costantinopoli. 
0. Passigli, Ii Pellegrinaggio alla Mecca 
nel secolo XII. 


Petermanns Mitteilungen. 1907. 

LIII 7. F. H. Schaffer, Grundzüge des geologischen 
Baues von Türkisch- Armenien und dem östlichen 
Anatolien. — J. Hann, Die meteorologischen Beob- 
achtungen des Frhr. K. v. Grünau in der Lybischen 
Wüste. — Asien (Bericht über H. Grothe’s Studien- 
reise nach Vorderasien). — M. Blanckenhorn, Ueber 
die letzten Erdbeben in Palästina und die Erfor- 
schung etwaiger künftiger, bespr. v. Rudolph. — id., 
Geologie der näheren Umgebung von Jerusalem, bespr. 
v. Philippson. — О. Snouck-Hurgronje, Arabië en 
Oost-Indis, bespr. v. J. v. Baren. — D. Nielsen, 
Stadier over oldarabiske Indakrifter, bespr. v. A. Jahn. 
— Н. W. Cadoux, Recent Changes in the Course of the 
Lower Euphrates, bespr. v. Supan. — О. Kende, Bei- 
trige zu einer 1 Gliederung Zentral- 
asiens, bespr. v. M. Friederichsen. — Le Prince Louis 
d' Orléans, A travers l'Hindo-kush, bespr. v. E. Wagner. 
— G. Sandberg, Tibet and the Tibetans, bespr. v. id. 
— W. Filchner, Das Rätsel des Matschu, r. v. 
E. Tiessen. — id., Das Kloster Kum bum іп Fibel, 
bespr. v. id. — Sven Hedin, Scientific Results of a 
Journey in Central Asia 1899— 1902, bespr. v. M. 
Friederichsen. — P. K. Koslow, Mongolei und Kam 
(= бей. Tibet), bespr. v. id. — A. Arnold, The Light 
of Japan, bespr. v. M v. Brandt. — L. Aubert, Paix 
japonaise, bespr. v. id. — Seiji Hishida, The inter- 
national Position of Japan as a great Power. — K. 
Honda u. T. Terada, On the Geyser in Atami, bespr. 
v. M. P. Rudzki, bespr. v. id. — І. Richard, Géo- 
graphie de l'Empire de Chine, bespr. v. E. Tiessen. 
— V. d'Ollone, La Ohine novatrice et guerrière, bespr. 
v. M. v. Brandt. — A. B. 8. Wingate, Nine Years 
Survey and Exploration in Northern and Central 
China, bespr. v. id. — А. F. Legendre, Le Far-West 
Chinois, bespr. v. id. — Krappe, Deutsche Kultur- 
aufgaben in Ohina, bespr. v. id. — R. Pontus, Les 
chemins de fer chinois, bespr. v. id. — A. Forke, 
Die Völker Chinas, bespr. v. id. — Н. Duveyrier, 


Sahara Algerien et Tunisien, . V. F. Я 

Flye-Sainte-Marie, Dans l'Ouest de la Saoura, bespr. 
v. P. Schnell. — H. Paulhiso, Promenades lointaines: 
r. v. F. 


mann. — J. Spieth, Die Ewe- 
Meinhof. — Eritrea. Carta T 

(Istit. G. Militare Florenz), bespr. v. K. Hassert. — 
H. W. Blundell, сар ен in the Abai Basin, Abys- 
sinia, bespr. v. F. Hahn. — Ғ. Maurette, Etat de nos 
connaissances sur le Nord-Est Africain, r. v. id. 
— 8. Keller, Politische und wirtschaftliche Entwick- 
lung Abessyniens, bespr. v. K. Hassert. — T. L. Gil- 
mour, Abessinie. Le Ohemin de fer Ethiopien et les 


1906/07. — M. Haberlandt, Völkerkunde eg 
he Vierkandt. — 


Die Propyläen. 1907. 

IV 40. G. Biedenkapp, Babel, Bibel, Odyssee 
u. 8. w. (über P. Jensen, Das Gilgamesch-Epos in der 
Weltliteratur). 


Protestantische Monatshefte. 1907. 

II 6. O. Pfleiderer, Zur Entstehung und Ent- 
wickelung des Christentums. — O. Pfleiderer, Die 
Entwickelung des Christentums, bespr. v. J. Websky, 


P. S. B. A. 1907. 

XXIX 2. Margaret A. Murray, St. Monas of 
Alexandria (Forts.). — Н. Н. Howorth, Some Unoon- 
ventional Views on the Text of the Bible VII. (Forte.). 
— F. Legge, The Tablets of Negadah and Abydos 
rer ene er — 0. Н. W. Johns, The 

hronology of Aurbänipal’s Reign. — E. R. Ayrton, 
The Tomb of Thyt. — P. Scott-Monorieff, Note on 
the name Zaphnath Paaneah. 

8. A. H. Sayoe, A Hittite Ouneiform Tablet 
from Northern Syria. — F. Legge, The Tableta of 
Negadah and Abydos (Forts). — C. H. W. Johns 
The Babylonian Chronicle of the First Dynasty of 
Babylon. — М. A. Murray, St. Menas of Alexandria 

Forte). — E. J. Pilcher, The Himyaritio Script 


uei Pu Orem. E E the Naked. — F 
4 . E. e . — F. 
Legge, The Tablets of Negadah and Abydos (Forts.). 
— W. T. Pilter, A Hammurabi Text from Ashshur- 
banipals Library!) — R. C. Thompson, The Folklore 
of Nossoul (Forts.). — W. L. Nash, Notes оп some 
Egyptian Antiquities. — O. H. W. Johns, A Marriage 
Contract un the. Chabour. i-is Nell (Foris) 

b. : Crum, um e Nake A 
— A. Н. Sayoe, deeg foseriptions: The Method 
Verification, and Results of my Decipherment of 
them. — J. Lieblein, The Exodus of the Hebrews. 
— 0. Leonard Woolley, Coptic Bone Figures. — L. 
W. King, Nabũ-shum-libur, Ying of Babylon. — W. 
T. Pilter, A Hammurabi Text from Ashshurbanipal’s 
Library. — E. Naville, Egyptian Writings in Foun- 
dation Walls, and the Age of the Book of Deute- 


1) Ist bekannt, cf, Winckler, Hammurabi Leipzig 
1904 XIII und 8. 72 Anm. 23. 


511 [No. 9.) 


ronomy. — F. Legge, The Tablets of Negadah and 
Abydos (Forts.). 


The Quarterly Review. 1907. 

412. W. W. Skeat а. C. O. Blagden, Pagan 
Races of the Malay Peninsula 2 vols.; R. J. Wilkin- 
son, Malay Beliefs; W. W. Skeat, Malay Magic; W. 
H. Rivers, The Todas; E. Thurston, Ethnographic 
Notes in Southern India; A. Lang, The Secret of the 
Totem; bespr. v. E. Clood. — Abdullah Jusuf Ali, 
Life and Labour of the People in India; R. C. Dutt, 
The Economic History of British India; E. Pirion, 
L'Inde contemporaine, bespr. v. —. 


Religion u. Geisteskultur. 1907. 

I, 2. P. Gloatz, Die vermutlichen Religionsan- 
fänge und der Monotheismus. 

8. F. Walther, Eine neue Theorie über das 
Wesen der Religion. 


Rendiconti della Re. Асо. dei Lincei. 1907. 

Vol. XVI, 1—3. Е. Pais, La pretesa città di 
Asia nel Bruzzio ed il popolo degli Aminei presso 
Libari. 

10—11. V. Inama, Omero e l'età micenea. 


The Review of Religions. 1907. 
VI 7. The Purity of the Text of the Holy Quran. 
— Sher Ali, The Plague and Prophecy. 


Revue Arohéolog. 1907. 

Janv.-Février. G. L. Bell, Notes on a journey 
through Cilicia and Lycaonia (Schluss). — J. Déche- 
lette, La peinture corporelle et le tatouage. — W. 
R. Paton, The Pharmakoi and the story of the fall. 
— N. Georgiades, La pharmacie en Égypte, (u.) A. 
Sargenton-Galichon, Sinai, Ma'&n, Pétra, (u.) Mélanges 
de la Faculté orientale de Beyrouth, bespr. v. S. B. 

Mars-Avril. E. Blochet, Peintures de manuscrits 
arabes à types byzantines. — A. Boissier, Les cerfs 
след Pa de serpents (Josephus, Antiqu. Jud. IL). — 
Th. M. Davis, Excavations at Bibán el Molük, The 
tomb of Hätshopsitü, bespr. v. 8. R. 


La Rev. de l'Art. ano. et mod. 1907. 
124. G. Maspero, La vache de Déir-el-Bahari. — 
Raymond Cox, Les plus anciens tissus musulmans. 


Revue Oritique. 1907. 

19. W. M. Ramsay, Studies in the history and 
art of the eastern provinces of the Roman empire, 
bespr. v. 8. Reinach. 

20. H. Ranke, Babylonian legal and business do- 
cumente from the time of the first dynasty of Baby- 
lon, chiefly from Sippar: The Babylonian Expedition 
of the University of Pennsylvania; Ser. A: cuneiform 
texte, vol. VI, p. I, bespr. v. C. Fossey. — G. Dottin, 
Manuel pour servir à l'étude de l'antiquité celtique, 
bespr. v. J. Vendryes. — H. Schmidt, Jona, eine 
Untersuchung zur vergleichenden „ 
(u.) A. Resch, Agrapha, ausserkanonische Schri 
mente, 2. Aufig., bespr. v. A. Loisy. 

21. H. L. Strack, Hebräische Grammatik, (u.) 
Derselbe, Hebrüisches Vokabularium, bespr. v. R. D. 

22. G. Falter, Beitrige zur Geschichte der Idee, 
I. Philon u. Plotin, bespr. v. My. — E. Nestle, Novum 
Testamentum graece et latine; id., Novum Testa- 
mentum. Text. Vatic., bespr. v. id. 

23. Mélanges de la facultó orientale de l’Univer- 
sité Saint Joseph de Beyrouth. I. Imprimerie catho- 
lique, bespr. v. J. B. Chabot. — О. Hoffmann, Die 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[September 1907.) 512 


Makedonen, ihre Sprache und ihr Volkstum, bespr. 


v. My. 

H K. Frank, Bilder und Symbole babylonisch- 
assyrischer Götter, nebst einem Beitrag über die 
Göttersymbole des Nazimaruttas-kudurru von H. Zim- 
mern, bespr. v. C. Fussey. — E. Behrens, Assyrisch- 
babylonische Briefe kultischen Inhalts aus der Sar- 
gonidenzeit, bespr. v. id. — O. Weber, Die Literatur 
der Babylonier und Assyrer (Alte Orient, Ergnzgsbd. 
II) bespr. v. id. — Fr. Delitzsch, Assyrische Gram- 
matik mit Uebungsstiicken und kurzer Literatur- 
Uebersicht, 2. Aufl, bespr. v. id. — E. Fraenkel, 
Griechische Denominativa in ihrer Entwicklung und 
Verbreitung, bespr. v. My. — C. W. Wish, The an- 
cient World, bespr. v. A. L. — G. Beer, Saul, David, 
Salomo (Religionsgeschichtliche Volksbücher), bespr. 
v. id. — H. Weinel, Jesus im 19. Jahrhundert, bespr. 
v. id. — E. Grafe, Das Urchristentum und das Alte 
Testament, bespr. v. id. — F. J. Bonnassieux, Evan- 
giles synoptiques de s. Hilaire de Poitiers, bespr. v. 
id. — H. Guthe, Jesaia, bespr. v. id. — H J. Holtz- 
mann, Das messianische Bewusstsein der Juden, bespr. 
v. id. — А. Schettler, Die paulinische Formel „Durch 
Christus", bespr. v. id. 

25. 8. Chabert, Histoire sommaire des études 
d'épigraphie grecque, bespr. v. My. — G. Glotz, 

tudes sociales et juridiques sur l'antiquité grecque, 
bespr. v. id. — R. Dussaud, Les Arabes en Syrie 
avant l'Islam, bespr. v. R. D. — J. Thury, Travaux 
sur la langue turque de l’Asie-Centrale (Academie 
Budapest, Bd. Ill), bespr. v. J. K. — E. Mahler, 
Babylonia és Assyria (Gibt einen Ueberblick über die 
Resultate der keilinschriftlichen Forschung mit 43 
Illustrationen), bespr. v. id. —  G. Schlumberger, 
Campagnes du roi Amaury Ier de Jerusalem en Egypte, 
bespr. v. Ch. Diehl. — A. B. Hersman, Studies in 
greek allegorical interpretation, bespr. v. My. 

27. E. Barradas, Tractatus tres hist.-geogr. E. 
d'Almeida, Historia Aethiopiae, beepr. v. J. B. Chabot. 

28. A. E. Clay, Documents from the temple ar- 
chives of Nippur dated in the reigns of Cassite rulers, 
bespr. v. C. Fossey. — The Lubäbu-'l-Albab of 
Muhammed 'Awfi — by E. G. Browne &. Mirza Mu- 
bammad ibn ‘Abda-’l-Wahhab-i-Qazwin! 1. vol. Cl. 
Huart. — J. Réville, Le Prophetisme hébreu, bespr. 
v. À. L. — H. Gunkel, Elias, Jahve und Baal (Reli- 
gionsgeschichtl. Volksb.), bespr. v. id. 

29. H. V. Hilprecht, Mathematical, metrological 
&ud chronological tablets from the temple library of 
Nippur, bespr. v. C. Fossey. — В. Reitzenstein, Helle- 
nistische Wundererzáhlungen, bespr. v. My. — J. 
ers Le cadastre de l'Afrique romaine, bespr. 
v. R. С. 


Zeitschr. d. Ver. f. Volkskunde. 1907. 

XVII, 2. O. Dähnhardt, Beiträge zur verglei- 
chenden Sagenforschung. II. Naturdeutung und Sagen- 
entwicklung. B. Marchen. — P. Bartels, Fortpflanzung, 
Wochenbett und Taufe im Brauch und Glauben der 
weissrussischen Landbevölkerung. — Th. Zachariae, 
Zur Geschichte vom weisen Haikar. — H. Günther, 
Legenden-Studien; Е. Lucius, Die A e des Hei- 
ligenkultes in der christlichen Kirche, bespr. v. H. Lohre. 


Ztschr. f. Völkerrechtu.Bundesstaatsr. 1907. 

I 6. H. Mueller, Buddhistisches Völkerrecht 
aus Tibet. — J. Greenfield, Die Verfassung des per- 
sischen Staates, bespr. v. —. Güterbock, Byzanz 
und Persien, bespr. v. —. 


Verantwortlicher Herausgeber: Е. E. Peiser, Königsberg і. Pr., Schönstr. 18a 1. 
Verlag. u. Expedition: Wolf Peiser Verlag. Berlin 8., Brandenburgstr. 11. 


Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel, 


N.-L. 


Orientalistische 
Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 


Erscheint 
am 15. jedes Monats. 


Bestellungen nehmen entgegen: die Verlagsbuchhandlu 
bandlungen und Postümter (unter Nummer 6101). — 
Wiederholungen und grösseren Anzeigen Ein 


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Е. E. Peiser. 


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poem die zweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei 
Bssigung. 


10. Jahrgang. 


15. Oktober 1907. 


AZ 10. 


Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender 
Adresse erbeten: Redaktion der 0. L. Z., Wolf Peiser Verlag, Berlin 8. 42, Brandenburgstr. 11.I. 


Zum ägyptischen Wörterbueh. 


Von W. Max Müller. 


A. Erman veröffentlicht Sitzungsber. 
Berl. Akad. XXI, 1907, 400 ff. unter dem 
Titel „zur ägyptischen Wortforschung“ einen 
Bericht über das geplante ägyptische Wörter- 
buch, zu dem nach 9jührigem Sammeln die 
Verarbeitung beginne, und sucht das Material 
zu charakterisieren. Viele der ausführlich 
geschilderten Schwierigkeiten des Lexiko- 
grapben kehren in allen Sprachen mit tiber- 
wiegend poetischer Literatur wieder (z. B. 
S. 402), beachtenswert ist aber besonders 
manche Bemerkung über die, bekanntlich be- 
sonders verwickelte Schrift des Aegyptischen. 

Ich hoffe, dass nun über die Unvoll- 
kommenheit gerade der ältesten Schrift in 
Berlin bald Ansichten durchdringen werden, 
die ich lange vergeblich verfochten habe ). 
Ich b e, S. 11, die endliche Annahme 
einer Orthographieregel, die ich 1891 zum 
he germ der „Schriftgelehrten“ auf- 
stellte, als gutes Symptom. Es werden noch 
andere schlimme Schriftmängel sich weiter- 
hin ergeben, die man jetzt gläubig übersieht. 
Ich hoffe einige demnächst zu zeigen, lege 
aber weniger Gewicht auf Einzelheiten als 
auf die Auffassung der Schrift im allge- 
meinen. Eine Zeitlang herrschte unter den 
jüngeren Gelehrten in der Freude über neu- 


5) Z. 18. 412, zu „ft“, wo ich statt E.'s ver- 
schiedenen hypothetischen Wortformen nur ver- 
schiedene Schreibungen einer Form sah und sehe. 


entdeckte ausfiihrliche Texte des alten Reiches 
das Streben, darin ,klassische*, d. h. ohne 
viel Kritik aufzunehmende Sprach- und 
Schriftformen zu sehen. Nach meiner An- 
sicht hat dagegen die ägyptische Schrift es 
nie verleugnen kénnen, dass sie aus einem 
unbehilflichen Bilder- und Rebussystem her- 
vorgegangen ist, ursprünglich wohl nicht 
vollkommener als die Maya- oder aztekischen 
Hieroglyphen. Für das, was ein Volk zu- 
erst aufzeichnet, d. h. Geschiftsnotizen, 
brauchte man ja keine phonetische Dar- 
stellung der Sprache, nur Andeutungen. Die 
ersten Versuche phonetischer zu schreiben 
(uns noch wenig bekannt), haben dann als 
Norm auf alle folgenden Perioden hindernd 
eingewirkt. Man versuchte oft zu reformieren, 
aber meist ungeschickt und niemals durch- 
greifend, schaffte also nur Verwirrung. Am 
lehrreichsten ist der Ballast an unverstandenen 
uralten Unvollkommenheiten, den sogar noch 
(das sonst vielfach kühn reformierende) Neu- 
demotisch und Spätdemotisch manchmal mit- 
schleppte. Darum gilt es (wie man an Erman’s 
Beispiel für Мод, S. 413, sieht), aus den 
spätesten und scheinbar wildesten Schrei- 
bungen Material für die richtige Herstellung 
der Wort- und Wurzelformen beizubringen. 
Doch darüber später mehr’). 


1) Einstweilen kaun ich eine Berichtigung nicht 
unterdrücken. Zu den beliebtesten Axiomen der 


515 [No. 10.) 


Eines vermisse ich noch bei E., nämlich 
die Erkenntnis von der künstlichen Auswahl 
und Beschränkung des Wortschatzes, welche 
die Hierogrammaten zu allen Zeiten ver- 
sucht haben. E. wundert sich, dass Worte 
„ohne Grund in unseren Texten nicht vor- 
kommen“ und zitiert als Beispiel zufälligen 
Belegs kopt. héme „Fährlohn, das nur 2mal 
erscheint, einmal gegen 3000 v. Chr, das 
zweitemal nach 2000, um dann im Koptischen 
(und Demotischen) vollständig erhalten zu 
sein. Das mag wirklich Zufall sein, bei 
vielen anderen Worten aber, die älter sind 
als die älteste Hieroglypheninschrift, ist es 
der launische Ausschluss aus der „höfischen 
Sprache“, der sie ganz oder teilweise unter- 
drückt. E. polemisiert gegen die „sehr be- 
denkliche ere Vergleichung“ i) von smhj 


„links“ mit Dep, die nunmehr „ganz un- 
möglich“ werde, da das Wort nur in der 
Vulgärsprache des neuen Reiches für kurze 
Zeit auftauche. Das beweist natürlich nur, 
dass dieses uralte Wort für unelegant galt; 
da es kaum eine Neubildung ist undi dà 
dieser Form weder aus dem Semitischen 
noch aus afrikanischen Sprachen entlehnt 
sein kann, würde es wenig Unterschied machen, 
auch wenn wir es erst nach Herodots Asmach 
belegen kónnten. Dagegen erweist die Form 
es als der ältesten Schicht des echten Aegyp- 
tischen angehórig?. Der Germanist weiss, 


Aegyptologie gehört es, dass kopt. kelle „Türschloss“ 
auf ein altes, k:ri gewöhnlich geschriebenes, Wort 
zurückgeht, und auch Erman führt dieses Axiom 
wieder an (8. 418). Und doch glaube ich, dass es 
ein Irrtum ist. Erst um die 19, Dynastie taucht ein 
Wort kr’ ,metallenes Türschloss“ auf, natürlich aus 


w53 entlehnt. Nach der Bedeutung und der Voka- 
lisation ist nun das = kopt. kelle, nicht jenes 
ältere Wort, mit k, mit einer auch sonst vermutlich 
gans anderen Konsonantenaussprache und leicht ab- 
weichender Bedeutung („hölzerner Türriegel“). Die 
Sache wird nur dadurch schwierig, dass die Spät- 
Agypter die zwei Ähnlichen Wörter in so wilder Weise 
vermengen, wie es E. bei anderen Wörtern belegt. 
Und solche Fragen gibt es ohne Ende. 

1) Ich hatte sie E. brieflich im Herbst 1891 mit- 
geteilt, jedenfalls unabhängig von möglichen anderen. 

*) Ein Aegyptologe kann natürlich nicht wissen, 
dass das Wort uralte, gemeinhamitische Lautgesetze 
aufweist und durch mehrere Hamitensprachen ver- 
folgt werden kann. Es gehdrt noch der Periode an, 
in der das Aegyptische, und wahrscheinlich das ganze 
Hamitische, kein | besass. So alt einige, sogar durch 
andere Hamitensprachen durchgehende Wärter mit 
1 sind, so werden sie doch wohl einer etwas späteren 
Schicht semitischer Einflüsse angehören. Darum das 
Striuben gegen den fremden Buchstaben in der 
Schri ei las „Zunge“, dessen Approximativ- 
schreibung ms das tische Schrifttum bis ans Ende 
der Hieroglyphenschrift mitschleppt (mit 1 erst neu- 
demotisch), fehlte ein brauchbares Synonym, sonst 
hätten die Hierogrammaten gewiss das las überhaupt 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Oktober 1907.) 516 


dass einzelne іп modernen deutschen Dia- 
lekten (oft nur in einem Lokaldialekt!) er- 
haltene Wörter nur im ältesten Deutschen 
oder sogar im Gotbischen der Schriftsprache 
angehörten usw. Dazu sollte das Koptische 
ganz besonders gute Analogien liefern und 
liefert sie aucb, wenn ich mich nicht irre. 
Schon die schwierige Schrift führte den ägyp- 
tischen Schreiber zur Beschränkung seines 
Wortschatzes. Kurzum, so wenig wie die 
Schrift mechanisch und ohne Kritik be- 
trachtet werden darf, so wenig darf man 
beim Wortschatz во hastig urteilen, wie oben 

zeigt. Es ergibt sich nur wieder die grosse 
Wichtigkeit aller Schriftstücke, in denen die 
Sprache des täglichen Lebens durchdrang t), 
für das alte Reich, besonders der Bilder- 
beischriften mit ihren ungezwungenen Satz- 
brocken. 

Die sehr missverständliche Bemerkung 
411—12 über Vergleichung mit dem Semi- 
tischen führt mich zu dem Wunsch: möge 
aus dem Berliner Wörterbuch wenigstens die 
aus der Kindheit der Aegyptologie stammende 
und neuerdings leider Gottes wieder auf- 
blühende (S. 412!) „Sprachvergleichung“ weg- 
bleiben, die mit einem alten Lexikon He- 
braicum arbeitet, anstatt mit dem ganzen 
Apparat der semitischen und noch mehr der 
hamitischenSprachen. Auf indogermanischem 
Gebiet nimmt heutzutage niemand mehr eine 
Vergleichung des Deutschen und des Sanskrits 
mit Ausschluss der anderen Glieder des Indo- 
germanischen an, mit dem armen Aegyp- 
tischen aber ist dergleichen vollkommen 
tiblich. Der Gewinn einzelner richtiger Ver- 

leichungen wird dabei hundertfach durch 
die Verwirrung aufgewogen, welche man bei 
der Masse anrichtet, die von erythrüischen 
Sprachen nichts weiss oder besser auch wirklich 
kein Somaliwórterbuch in die Hand bekommt. 
Es wird Jahrzehnte dauern, bis die neuer- 
dings eingerissenen Irrtümer über die sprach- 
liche Stellung des Aegyptischen, verschuldet 
durch das oben charakterisierte System, aus 
den Köpfen verschwinden wird; möge das 
System an dieser Stelle fehlen! 

Indessen verspricht E. Schlichtheit und 


als „nicht gut schreibbar“ (wie die Griechen sagten) 
ausgeschlossen, und die Aegyptologen könnten über 
die seltsame und offenbar unglaublich späte Nen- 
bildung des Koptischen sich auslassen. 


1) Man vergesse auch nicht, dass neuägyptisch 
und Volkssprache des neuen Reiches nicht ganz das- 
selbe sind. Das Neukgyptische hinkt lexikalisch, 
grammatisch und phonetisch von vornherein stark 
nach, wie ja meist derartige Reformen über dem 
Kampf gegen die alte Schablone den Anschluss an 
die lebende Sprache verpassen. 


517 (No. 10.) 


noch Vorsicht dazu, die beste Methode bei 
einem Buch, das durch einen gliicklichen 
Spatenstich zu einem grossen Teil veralten 
kann. Und so wünsche ich dem mit Spannun 
und grossen Hoffnungen erwarteten Wer 
guten Fortgang, baldiges Erscheinen, prak- 
tische 5 (Umschriftsreform!), 
nicht allzu subjektives Urteil (wenn die ägyp- 
tologische Literatur ausserhalb der Original- 
denkmäler überhaupt herangezogen wird, Un- 
parteilichkeit, die heutzutage der Aegyp- 
tologie zugunsten der Reklame rasch a 
handen kommt!) und — — — Erschwing- 
lichkeit. 


Zur Sprache der neubabylonischen Briefe. 
Von A. Ungnad. 


Die in CT. XXII (No. 2 bis 246) von 
R. C. Thompson publizierten und von 
demselben später übersetzten ) neubabyloni- 
achen Privatbriefe pa bei ihrem im all- 
gemeinen recht unbedeutenden Inhalt doch 
mancherlei sprachlich Interessantes. Es 
möge hier auf einige Erscheinungen hin- 
gewiesen werden, die Thompson entgangen, 
aber wegen ihres häufigen Vorkommens von 
Wichtigkeit sind, da ihre richtige Erklárung 
mehrfach den Schlüssel zum Verständnis der 
d der Regel noch dazu lückenheften Texte 

ietet. 


I. Vulgärformen von pv. 


Auf S. 9 Anm. seiner Uebersetzungen 
konstruiert Thompson ein Verbum ind „to 
send“, für das er im Glossar (S. 207) 11 Be- 
legstellen anführt. Bei näherer Betrachtung 
stellen sich diese Formen als Ableitungen 
von |7) heraus, das allerdings hier von 
seinen Radikalen nur noch den dritten auf- 
weist. Die betreffenden Formen erklüren 
sich durch eine einfache lautphysiologisch 
leicht verstándliche Assimilation des dentalen 
d &n das gleichfalls dentale m und sind 
durchweg Imperative. Man flektiert also den 
Imperativ von Pu: 

2. m. sg. idin, 
2. f. sg. inni aus idni, 
2. pl. c. innä aus idná. 

Dazu kommen noch zahlreiche Formen 
der 2. m. sg. mit Suffixen, die Thompson 
meist von NU) ableitet. 


!) Late Babylonian Letters, London 1906. 
(Luzao's Sem. Text and Transl. Ser. XVII). 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Oktober 1907.) 518 


Die sich findenden Belege sind: 

І. idin: 1) i-di-in 127, 19; 184, 17; 
2) d-din 19, 20; 39, 39; 51, 5. 9; 56, 17; 
66, 24; 72, 18; 86, 7; 88, 7; 92, 7. 11; 
93, 4; 143, 7; 144, 19; 162, 8; 179, 7; 
190, 9; 218, 5; 219, 7; 221, 13; 233, 7; 
236, 6; 243, 17; 3) i-din* 166, 18; 4) i-din- 
vielleicht 70, 7. 

II. inni: in- ni-i 40, 10. 

ПІ. innâ: 1) in-na- 5, 16; 16, 12; 31, 8; 
33, 12; 73, 14; 126, 22 (?); 131, 29; 192, 20; 
2) іп-па--та 14, 11; 3) in-na-ma 20, 12; 
131, 16. 

Mit Suffixen: 

І. idin m. Suff. d. 3. m. sg. innaššū aus 
idnaššū: 1)$n-na-a3-3u 60, 8; 74, 24;.190, 12; 
215, 14; 243, 9. 12. 281); 2) in · na- as- i 
(i statt u) 98, 14; 104, 15; 3) in- na- as- Si- 
im- ma 184, 19; 4) fraglich ist ім-па-4и- 
148, 16. 

II. idin m. Suff. d. 3. m. pl. in- na- as. zu- 
nu-tu 57, 16. 

ПІ. innd m. Suff. d. 3. m. sg. in-na-ni- 
18-3 13, 25; tn-na-nis-sim-ma 115, 18. 

IV. innâ m. Suff. d. 3. m. pl. ín-na-ni-i3- 
$u-nu-iu 116, 19. 

In van 37, 12 ist die Assimilation 
unterblieben, da diese Form für iddinu steht. 
Auch i- din uu 149, 25 und i- di- ni- is · u 
193, 22 sind keine Imperative, wie Thompson 
annimmt, sondern stehen für iddinu, bezw. 
tddinass@; bei ersterem zeigt auch die Ne- 

tion ul, dass kein Imperativ vorliegen 
ann. 


II. jana. 


Durch die richtige Auffassung des Im- 
perativs von |1) wird auch die Bedeutung 
von jáná erschlossen, das mit „wo nicht, 
sonst, andernfalls“ zu übersetzen ist. Am 
klarsten zeigt sich diese Bedeutung im Briefe 
des Kasir (Хо. 98), wo es heisst: °™Pur-su-u 
а-па ! рёпі-Ка it-tal-ku ° u-il-tim ° ša 1 gurri 
3 PI 5 BAR (5а ina muh-bi-ja ii mu- 
bur-Su 11 d SE. BAR a’  ! 1 gurri 3 PI 
M ір-па-а8-51 15 la tu-še-ti-iq-šu 19 ja-a-nu-u 
SE. BAR " ina Bâbili™ i-mah-har-an-ni, d i. 
»Pursi kommt zu Dir; einen (Schuld)schein 
tiber 13/, Gur Getreide zu meinen Lasten 
nimm von ihm entgegen und gib ihm das 
Getreide in Höhe von 13/, Gur. Verabsäume 
es nicht?)! Andernfalls (d. i. wenn Du es ihm 


1) in-na-as-éu-’ Z. 20 ist dagegen N-Form von 
5. 
3) Ob die Phrase so richtig gefasst ist, bleibt 


noch zweifelhaft. Man erwartet zum mindesten 
tûšettig (Gramm. $ 474). 


519 [No. 10] 


nicht gibst) muss er in Babylon für mich 
Getreide kaufen.“ 

No. 57 wird der Empfänger, wohl ein 
Vorgesetzter des Schreibers, aufgefordert, 
den Leuten des letzteren die ihnen zu- 
kommende „Kost“ (kurummatu) zu geben. 
Darauf folgt: ja- a- nu -u man- ma it · ti ja ul 
i-lam- ma- „andernfalls wird niemand bei 
mir aushalten (?).^ Am Rande steht noch 
die Bemerkung: Ja- a-nu-u dul-lu i- bat · fi- il 
„andernfalls (d. i. wenn Du nichts gibst) 
wird die Arbeit stillstehen.“ Weitere Be- 
lege: 11, 26; 46, 11; 62, 18; 71, 18; 100, 15; 
105, 14; 144, 22; 196, 34; 199, 15; zweimal 
findet sich ja-a-nie (5, 14; 176, 16), das 
wohl nur eine schlechte Schreibung 1861). 
Einmal findet sich ki-i a- a- nu-u (58, 13) 
geschrieben; bisweilen ist das hervorhebende 
-mā zugefügt: ja- a- nu- um- ma (112, 16; 159, 
15?) und ja- a- nu- um- mu (56, 18). Natürlich 
sind јани und jänü identisch und unter- 
scheiden sich nur durch den Akzent; das 
erstere negiert die Existenz eines Subjektes 
(„ist nicht vorhanden“), das letztere negiert 
die Existenz einer zu ergänzenden Handlung 
(„ist es nicht so“). Aus dieser Bedeutung 
ergibt sich dann die scheinbar adverbiale. 


III. pisku = pirku. 


Mehrfach begegnet die Phrase pirki da- 
bábw iti „jem. Schlechtes nachreden, jem. 
verklatschen*, so besonders 210, 5ff.: ö mi- 
па-а aS-me-e pir-ku ®it-ti ™Mu-ra-nu i-na 

а-пі béli-ja °id-dib-bu-ub ?man-ma pir-ku 
i-na 19ра-пі béli-ja 11 it- ti- Su la i-dib-bu-ub 
1284 din-Su it-ti !5* Mu-ra-nu !“ i- ba- as · zu · u 
18 jt-ti 16m Mu-ra-nu 1 bêl li- is- pur-· im- ma is i- na 
ра-пі 19 amel di Animes 20 f- gan- na dib-bi-Su-nu 
!lJi-iq-tu-; d. i. „Was habe ich gehört!? 
Man verklatscht Muränu bei Ihnen)! 
Niemand soll ihn bei Ihnen verklatschen! 
Schicken Sie den, der gegen Muranu zu 
klagen hat, mit Muranu her, damit hier vor 
Gericht ihre Sache ein Ende nimmt.“ Weitere 
Belege: 66, 7; 74, 20 (pi- ir- vi); vgl. auch 
201, 12. 

Damit identisch ist gewiss die Phrase 
[p]iš-ki it-t i... id- da- ab- bu- [ub] (73, 17); 


) In der Bedeutung des prüdikativen „ist nicht 
vorhanden“ wird stets a- a- nu geschrieben; vgl. 45, 32; 
46, 27 (7); 57, 7. 9; 75, 6; 106, 7; 107, 7; 117, 7; 
139, 13; 141, 21; 169, 7; 182, 13; 196, 30; 202, 22; 
209, 15 (в. Add); 212, 12; 213, 29; 214, 24; 
227, 22 (7). 

*) Als Hdflichkeitsform kann man bélu am besten 
mit ,Sie* übersetzen. Es handelt sich hier durchaus 
nicht um einen Vorgesetzten, sondern um einen 
Gleichgestellten, wie die Anrede apa (Z. 8) beweist. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Oktober 1907.] 520 


es liegt also hier ein neuer Fall des Ueber- 
gangs von r in & vor * vor. Ob auch pi- 
48-і (29, 7) hierher gehört, lässt sich bei 
dem schlechten Zustand des Textes nicht 
feststellen. 


Bespreehungen. 


V. Schell, Textes élamites-anzanites III. (Mémoires 
de la Délégation en Perse. Bd. IX.) Paris. Е. 
Leroux. 1907. Besprochen von Ferdinand Bork. 

(Schluss). 


Auch für die Weissbachsche Ansetzung 
des » als ni, die Scheil unbeachtet gelassen 
hat, finden sich neue Bestütigungen in F'ülle. 
Da, wie oben ausgeführt, ti-pi-ka usw. als 
Lesung sicher ist, so müssen wir auch sa- 
ni-ka (sa-h-ni-ka) umschreiben. Wenn .erner 
„er gibt“ schon in den alten Texten dw-ni-i3 
heisst, so muss man erst recht in den jüngeren 
tu · ni & ta, >< Huw-ban-iu-ni-i$, — Са-ёа-а-а- 
ta-ni-ip-pe lesen. Wegen bekannter assy- 
rischer Wiedergaben muss es lauten: Um- 
ban · ni · las, >< Hu · ban · ni· das und weiterhin 
>< U-ni-kad, C U-pu-u-ni-kas, >< Ku-tur- 
ni-kas, >< Mar-tu-ni-kas (vgl. >< Mar-tu-tu, 
>< Mar-tu-na-ap-pi-ra). Da ferner — Ра-рі- 
li- ra, — I-ta-li-ra, »- Sa-e-ul-li-ra unumstöss- 
lich richtig ist, so wird man sich auch nicht 
gegen > Ha-ta-ni-ra, — La-e-ni-ra sträuben 
kónnen. 

Die Tatsachen drüngen fórmlich zu der 
Annahme, dass das neuelamische Syllabar 
kein ти kennt. Ob dies Zeichen entbehrlich 
war, ist freilich eine andere Frage. Wie 
hátte sich z. B. ein Schreiber helfen sollen, 
wenn er die Silbe nuk wiedergeben wollte? 
Doch nur indem er eine seit alter Zeit für 
diesen Zweck gebrauchte Verbindung e 
+ uk festhielt. In den vorkommenden Fällen 
an-ni-uk-ir, ha-ni-uk-kur-ru usw. lige also 
eine Art von historischer Schreibung vor. 
Jedenfalls sprechen sie nicht gegen Hüsin 
System. Noclı belangloser in dieser Hinsicht 
ist Gen Ca-ni-ni-o-na, das sich verglichen mit 
йа) Ca-ne-ne als harmloses Kompositum 
erweist. 


Augenscheinlich wührend der vorliegende 
Band gedruckt wurde, hat Hüsing und gleich- 
zeitig mit ihm Peiser den richtigen Lautwert 
lip des konventionell en gelesenen Zeichens 


521 [No. 10.) 


bestimmt (OLZ. 1906, Sp. 605) ). Die dadurch 
entstehende Lücke des Hüsingschen Systems 
fülle ich durch ein Zeichen aus, das Scheil 
zweifelnd als hup bestimmt hat. In Wahrheit 
ist es eine jüngere Entwicklung des aus 
Sch. LXXXV A, 5 (Hw-up-Se-en), B, 5 (Hu- 
ban]-im-me-en-na-ri) aus Sch. LXXXVI und 
den Malamirtexten (2. B. Sch. LXIII 2 
ki-te-en(!)) bekannten en-Zeichens, das in 
der jüngeren Gestalt auch in den Briefen 
und in Dar. Pers. f. 2. 23 vorkommt. Іп 
den neuen Täfelchen folgt es, von Füllen 
wie en-pi abgesehen, stets auf Silben- 
zeichen, die auf e oder i ausgehen, vgl. 
>< I-Se-en-pu-tas, >< Uk-se-en-pu-tas, >< At- 
ta-te-en, Ca Am-ma-te-en, (4?) Te-en-ru-uk-ku- 
ra- ir- ra, [ Te]-en-tur, >< Pa-ak-si-en-ta, 
me(?)-me-en-ke, hu te- en, u- ri-en (Nr. 158). 
Die Zahl der Silbenschliesser unserer 
Texte übertrifft die des malamirischen Syl- 
labars um die Zeichen ar?), im, us. Aber 
diese drei kommen in dieser Eigenschaft 
sehr selten vor, und im?) wird in zu- (i) m- 
ta-na bereits als silbenschliessender Копво- 


nant verwendet. Ob Aa in den Táfelchen 


ausser (a3 und lik auch wr heissen kann, 
müsste erst untersucht werden. Wahr- 
scheinlich ist es gerade nicht, da beispiels- 
weise nur (acht mal!) die Schreibung mu- 
(Ü)r-ri-(u)m vorkommt. 

Schell fügt diesen Zeichen, freilich zwei- 
felnd, noch d hinzu. Ich gebe zu, dass die 
Formen des alten d aus Sch. LXIX u. LXXI 
diese Ánnahme zu rechtfertigen scheinen. 
Aber die malamirischen Formen, die oben- 
drein noch z. T. in den gleichen Wortern 
auftauchen, widersprechen dieser Herleitung 
nachdriicklichst. Sie führen auf eine ältere 
Form zurück, wie sie Weissbach (Anzan. 
Inschr. Tafel VI) unter el bucht. Dieses 
Zeichen ist aber von Hiising (Elam. Stud. I 
S. 7) als lam (tam) bestimmt worden. Diese 
Lesung wird in den neuen Täfelchen durch 
$a-13-3a-lam-ma-na-ma, sa-lam-ma-ak, pe-lam- 
m[a] bestätigt. А 

weimal hat dies Zeichen іп den neuen 
Texten, wie Scheil gesehen hat, einen wage- 
rechten Keil am Schlusse mehr: in Nr. 
118, 4 sieht es wie eine Zusammensetzung 
von pe und wm aus, in Nr. 106 R. 5 ebenso, 
vermehrt um einen kleinen Winkelhaken, 
der über der Verbindungsstelle der beiden 
oberen wagerechten Keile steht. 


1) Von Scheil übersehen. 

3) Vgl. OLZ. 1904 Sp. 437. 

D Vielleicht ist іп Nr. 117 R. 6 kii- u- te im - ma 
von dem Schreiber beabsichtigt gewesen. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Oktober 1907.) 522 


Die neuen Texte liefern den bekannten 
Namen - Nappu-(i)n-na-car, dessen Laut- 
gestalt durch Nafovalag(ov) des ptolemäischen 
Kanons bestitigt wird. Die Richtigkeit der 
von Hiising begriindeten (Elam. Stud. I S. 14) 
Lesung des letzten Zeichens wird hierdurch 
sicher gestellt. Scheil umschreibt es kon- 
ventionell mit sir. 


Höchst eigentümliche Tatsachen ergibt 
eine Untersuchung der Ideogramme und 
Determinativa. Auf Grund einiger seltsamer 


Schreibungen, wie EI El: für EI ЕЈ, 
(ITU) sl (= PAR) für (ITU) ETE-T 
(= BAR), (TU) &» (= KAM) für (ITU) 
— (= KAN), denen sich minder sichere, 
wie (gis) „ET D (es könnte nämlich kat-ta3 
gelesen werden!) für (gii) E Ї (bezw. 


EY CID = таш, SO - TT 9). für 
«Б- ЕП», anschliessen, gibt Scheil seiner 


Ueberzeugung Ausdruck, dass in Elam das 
Sumerische studiert worden sein muss. ,Les 
scribes élamites rendaient parfois les idéo- 
grammes des Babyloniens par des signes 
qui n'avaient de ces idéogrammes que le 
son. Il existait donc des endroits ou l'on 
épelait ce qu'on appelle ,le Sumérien*, ne 
fut ce que dans les écoles.“ Wenn er die 
Widergabe des Sumerischen nach dem Gehör 
für wahrscheinlich halt, was durch Тү ЕТ 
nahegelegt wird, во wäre doch wohl zu er- 
warten, dass die elamischen Schreiber wie in 
diesem Beispiele so auch in den anderen die in 
ihrem Syllabar vorkommenden und lautlich 
ähnlichen oder gleichen Zeichen verwendeten. 
Das ist aber nicht der Fall Welche Er- 
klürung sollte man wohl dafür finden, dass 
sie das in der jetzt schon ziemlich umfang- 
reichen elamischen Literatur vóllig unbe- 
kannte ff)) statt des so häufigen >?- 
wühlen? Welche Erklürung dafür, dass sie 
statt des wohlbekannten Zeichens kan (Weiss- 
bach, a. a. O. S. 35 Nr. 63), das auch in den 
neuen Táfelchen belegt ist (Nr. 166 Z. 19, 
20, 21), das lautlich nicht zu rechtfertigende 
A. genommen haben? Hier versagt Scheils 
Deutung; sie scheitert auch an dem häufigen 
Vorkommen und der festen Orthographie der 
Ideogr&mme. 


1) Die Form dieses Zeichens ist nicht die ge- 
wöhnliche assyrische, sondern ist das Endglied einer 
abweichenden Entwicklungsreihe aus dem gleichen 
Apfangsgliede (Thureau-Dangin, а. а. О. Nr. 426). 


628 [No. 10.) 


Mir erscheint die Annahme nüher liegend, 
dass in Elam neben der gewóhnlichen 
sumerischen Tradition eine abwei- 
chende, unbabylonische von alters 
her gepflegt worden ist, deren Reste 
sich zum mindesten bis in die neu- 


elamische Zeit hinein lebendig er- 


halten haben dürften. Hier taucht mit 
einem Male das Problem der protoelamischen 
Tafelchen (Scheil, Mémoires de la Délégation 
en Perse Bd. VI) in voller Schirfe, aber in 
anderer Gestalt auf. Es sei auch noch 
darauf hingewiesen, worauf Scheil an anderer 
Stelle aufmerksam macht, dass das Zeichen 
für den Ululs nicht das gewöhnliche (ЕП 
sein kann. Ferner führt anscheinend der 
Таӛғін den unbekannten Namen Ra-hal. 
Von meiner Annahme aus, macht auch 
EI El keine Schwierigkeit. Es wäre eben 
ein uraltes Lehnwort aus dem Sumerischen, 
das von den Elamiern nicht mehr als solches 
gefühlt und darum nicht mehr mit dem ideo- 
grephischen Zeichen geschrieben zu werden 
rauchte 
Mit der Hypothese von der Widergabe 
des Sumerischen nach dem Gehör werden 
wir auch wohl einige Folgerungen daraus 
ablehnen müssen, u. a. seine geistreiche Ver- 
tauschung des SIG (pa) Zeichen mit = 
SIG (endu)-Zeichen. überdies das 
liche elamische Zeichen schwerlich aus 4. 


һегуо gen sein kann, so werde ich die 


va Scheil wenigstens in Erwägung gezogene 
ra3, die im Rahmen unserer K 


ennt- 
= bleibt, bevorzugen. 

Ebensowenig kann ich mich mit seiner 
scharfsinnigen Deutung des Gottesideogramms 
><> Insusinak befreunden. Seiner 
Meinung nach ist es gleich dem assyrischen 
>< ET (SU) und ist mit dem richtigen 
SUG, P EI, dem Ideogramm für den Gott 
InsuSinak, verwechselt worden. Gegen die 
Herleitung des elamischen Ideogramms aus 
>< ET spricht vor allem der zweite an li 


ahnende Teil desselben. Es müssen, wie 
die analoge Entwicklung bei li, te, mu, pu, 
tah (kap), taha lehrt, mehrere Winkelhaken 
in der Mitte der Urform des Zeichens vor- 
handen gewesen sein. Vor allem kann ich 
nicht recht einsehen, weshalb in der älteren 
Literatur der neuelamischen Zeit (vgl. Sch. 
LVIII, LIX, LX, LXII) das richtige Ideo- 


gramm > ET steht, in diesen Tontäfelchen 
dagegen die eigentiimliche Verwechselung 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUB-ZEITUNG. 


[Oktober 1907.) 594 


eingetreten sein soll. Es ist пап einmal 
eine Tatsache, dass die elamischen Schreiber 
ti verwickelte Zeichen so rück- 
sichtalos vereinfacht haben, dass gewiegte 
Keilschriftkenner sie nicht mehr wiederer- 
kennen, wie х. B. das k-Zeichen. Sollte das 
reichlich komplizierte Ingusinak-Ideogramm 
sich diesem Entwicklungsgesetze entzogen 
haben? Ich glaube, nein. 


Nr. 22 beginnt mit den Worten: 29 >< 


RAB-E-GAL (mes) tu-(s)§, die Scheil richtig 
mit „29 (pièces que) le chef du palais a 
fournies" übersetzt. Daraus ergibt sich die 
Tatsache, dass meš an dieser Stelle kein 
Pluralzeichen ist. Noch klarer ist Nr. 145, 8 


>< Ha-ri-»a RAB-E-GAL (mes) tu- (id. Eine 


Reihe von Stellen besagen dasselbe, so Nr. 
131 R 1 1 (gi) kar-ik (042) erini (med)-na usw. 
„ein karik aus Cedernholz“, Nr 58 ½ [gis] 
ba-h-w (mes) ,!/, kiš Eisen (is, 1 éa-par-ru 
(тей) „ein [kis] Kupfer“, Nr. 41 1 ma-na šin-ti 
ме?) „eine Mine ий“. Abgesehen davon, 

hier der Plural sinngemäss unmöglich 
ist, handelt es sich noch um Materialien, 
die der Schmied und der Zimmermann ver- 
arbeitet. Das Elamische kennt aber nur 
einen persönlichen Plural (vgl Heinrich 
Winkler, die sprache der zweiten columne 
der rachigen inschriften und das 
altaische)'). Es fehlt dieser Sprache jede 
Empfindung dafür, dass gächliche Nomina 
(oder gar Stoffnamen !) überhaupt einen Plural 
bilden kónnen. Mithin würe jede Andeutung 
desselben ein Unding.  Scheil hat übrigens 
S. 98 angedeutet, dass er die abweichende 
Natur des те? gesehen hat, ist aber der 
Sache nicht weiter nachgegangen, vgl. Jensen 
a. а. O. S. 235. 

Nach meinen Zusammenstellungen scheint 
meš in erster Linie zur Kennzeichnung 
von sumerischen Ideogrammen zu 
dienen. Das ist vor allem seine Verwen- 
dungeart in den Achamanideninschriften, 
und zwar ist es hier, wie es bereits Sayce 
gesehen hat, das Zeichen Weissbach Nr. 100 
(а. а. О. S. 37). 

Nun hat das meš in unseren Täfelchen 
aber eine erweiterte Bedeutung, deren An- 
fünge sich übrigens schon in die ältere Zeit 
hinein (vgl. Sch. LXXI Лии (те))) ver- 


1) In meinen Kaukasischen Miszellen sind dureh 
ein bedauerliches Versehen in letzter Stunde die sinn- 
entstellenden Wörter „für möglich gehaltenen“ 8. 22 
Z. 19 in den Text geraten. Ich bitte die Besitzer 

meines НеҢев, sie zu tilgen. Gerade Heinrich 
Winkler hat die Verwandtschaft des Ela- 
mischen mit den kaukasischen Sprachen auf 
das stärkste betont. 


525 (Мо. 10.) 


fo lassen, indem Wörter der gleichen 
eutungsart damit versehen werden. Nach 
Analogie von AN-BAR (mei), KU-BABBAR 


(те), GUSKIN (mei) erhielten es auch 
ba-h- (med) da-par-ru (mes) u. A., wegen 
ANSU-KUR-RA (mei) auch ku-tu (mes) und 
ра-ш-ит (med) (Sch. LXXXVI) u. а. m. 
In den neuen Täfelchen wird eine geradezu 
ungeheuerlich grosse Zah! von Wörtern 
damit verbunden, und wohl noch häufiger 
tritt das Determinativ 042 auf, oft so 
zusammen mit mes, wie auch in der acha- 
manidischen Schrift (vgl. Weissbach a. a. O. 
S. 84 Nr. 81)!). 

Diese Tatsache nótigt mich, all die Wórter, 
die zwar im Babylonischen einen ideo- 
graphischen Wert haben oder haben kónnten, 
im elamischen Texte aber ohne Determina- 
tivum stehen, gegen Scheil als elamische 
Ideogramme abzulehnen, so im?) pirpir3), 
pir, toto, li, liman, lirak, kurrak*), ras. Eine 
weitere Folgerung ist, dass ein Determinati- 
vum selber determiniert werden muss, wenn 
es ideographischen Wert erhalten soll. So 
glaube ich, Nr. 166 Z. 8 ITU (so!) (те?) 
(sol) and AN (meš) auf der grösseren Mala- 
mirinschrift von Kul-i-Fir‘aun deuten zu 
können, wie auch Jensen a. a. O. S. 235. 


In semitischen Namen werden die Götter- 
namen ohne Determinativ geschrieben, z. B. 
>< Mar-tuk-ar-ra-an, >< Nappu-(s)n-na-<ar, 
wie es auch in den Achamanideninschriften 
der Fall ist (vgl. meinen Aufsatz „Elamisches“ 
B. A.). Von elamischen Ideogrammen scheinen 


nur ||| und Ef» von Haus aus deter- 


minativlos gewesen zu sein. 
Eine mehr den Historiker angehende 
Frage ist die nach der Herkunft der neu- 


1) Deutet schon die ganze Art des persischen 

iftalphabets auf ein elamisches Vorbild hin, 

so mag der uss der susischen Schrift an Deter- 

minativen den Géck Ae der persischen Keilschrift 

auf die folgerichtige g eines einheitlichen 
Worttrenners gebracht haben. 

*) Es ist nicht ausgeschlossen, dass am, wie өв 

z. B. in No. 97, 1 vorkommt: 1 am kapar-na >< М. 


nur eine abweichende Schreibung darstellt. Jeden- 
falls hat diese Stelle mit dem Namen (war) Am-kapar 
nichts zu tun. 

5) Einmal hat ein Schreiber (Nr. 47) versehentlich 
hinter pirpir ein mes gesetzt, weil, wie Scheil bemerkt 
hat, ihm das Wortbild SAB (mes) vor die Seele 
trat; er hat es aber bezeichnenderweise sogleich aus- 


*) Ich bin der Ansicht, dass so und nicht GIR 
zu lesen sein wird, da in Nr. 284 ker das Ende der 
einen Zeile einnimmt. Beweisend ist dies freilich 
nicht, da auf einigen Exemplaren der Inschrift Sch. 
LXII das Ideogramm für Inäulinak zerlegt erscheint. 


OBIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Oktober 1907.) 526 


elamischen Syllabare. Trotz ihrer grossen 
Verwandtschaft mit den ülteren finden sich 
doch derartige Verschiedenheiten, dass man 
den Gedanken an parallele Entwicklungs- 
reihen nicht gut von der Hand weisen kann, 
Die unbabylonische Art der Ideogramme, 
die umfassende Ausbildung des Determinativ- 
Systems, die eigentümliche Umdeutung des 
me3, alles dieses deutet auf eine lange und 
selbstándige Entwicklung in einem unbe- 
kannten Teile des Landes hin. Ich bin der 
Ansicht, dass nur eine weitgehende Unab- 
hüngigkeit des Trägers der Schriftentwicklung 
die Voraussetzung der letzteren sein kann. 

In der achamanidischen Schrift werden 
muru(n) „Erde“ und kk „Himmel“ mit dem 
Determivativ "^? versehen. Die gleiche 
Schreibung findet sich sehr oft in dem 
Namen des Kassu-Königs on Nass muri; tas 
(,N. hat das Land gemacht“). Von den 
babylonischen Schreibern wird also 
eine Eigentümlichkeit der elamischen 
Rechtschreibung übernommen. Dass 


-wir von der letzteren jüngere Dokumente 


besitzen, tut nichts zur Sache, da die 
innerliche, auf laager Entwicklung beruhende 
Selbständigkeit der elamischen Schrift sicher 
ist. Die Tatsachen, auf die es ankommt, 
sind also wohl erheblich älter als unsere 
Urkunden. Daran mógen vor allem die 
denken, die dem unmöglichen Gotte Dunijas 
noch immer Altäre bauen. 

Ich muss hier darauf Nachdruck legen, 
dass die elamischen Funde in Susa die von 
Hüsing immer wieder zur Sprache gebrachte 
Verwandtschaft des Elamischen und Kassi- 
schen immer mehr bestätigen. Die vollkom- 
mene Gleichheit der Namenbildung in beiden 
Dialekten kann heute noch erheblich schärfer 
betont werden als früher. In dem oben 
genannten Kassu-Namen z. В. ist kein Wort 
nichtelamisch; sogar ein Gott Na- si- it ist 
bekannt. Wenn ferner in diesen Tontäfelchen 
ein >< Atta-ten und (0 Amma-ten zu schon 


bekannten Atta-me-Ten, Tak-me-Ten hinzu- 
treten, so wird man förmlich dazu gezwungen, 
kassisches Meli-Sipak, Purra- Surija3 mit 
Meli-mi-Timsir und Purra-mi-Timsir (Hil- 
precht-Clay, Bd. XIV Nr. 12 Z. 5 u. 6) zu 
vergleichen. Andeuten will ich ferner noch, 
dass in der bunt zusammengewürfelten Be- 
vólkerung der Hauptstadt auch die Haupt- 
mundarten, also die nórdliche a- und die 
südliche ui)-Mundart, zu spüren sind. Ich 
stelle ein paar Belege zusammen, die sich 
mir bei flüchtiger Durchsicht ergeben haben: 
annukir — hanakkır (zweifellos identisch, 


527 [No. 10. 


во auch Scheil, der es mit plomb(?) wider- 
geben möchte); шат — halmu(s) „Haus“; 


Uksen-putas — ( Aksi-marti, »< Aksin-kilik, 
> Paha-r-Aksi-ri; >< Kurras — »« Karasa. 
Namen mit sanzi scheinen zu sein: >< Ani, 
»« An-ci-ka-par (vgl. Am- ta- par und >< 
Hu-ban-kap-ra). Sicher kassisch ist der Name 
>< Ka-mu-ul. Beachtenswert sind auch 
Schreibungen wie hu-ra-ap fiir hu-la-ap, ferner 
>< La-a-h-pi und Ye) Na-a-h-pi. Die Frage 
der dialektischen Verschiedenheiten der 
Sprache wird immer brennender. Schrei- 
bungen wie Umman, Huban, Umba liefern 


ebenso sichere Anhaltspunkte wie von Assy- 
rern gebotenes Imbappi und Umbahabua. 


Ob es ferner angängig ізі >< Ht-(u)t-ka- 
bi(?)-ka$ und [>< Hw]-ban-tu-ni-ià- bi-ka$ zu 


lesen, ist noch sehr die Frage. Ich halte 
es für wahrscheinlicher, dass 5 in der 


neuelamischen Schrift in allen Fällen kad, 
ka3, kas zu umschreiben sein wird!) Ich 
wenigstens kenne keinen Fall, wo es bi ist. 


Sogar » -. in- ra erweist sich als mit dem 


auf unseren Tafeln nach drei- und vierlautigen 
Zeichen regelmässigen :-baltigen Silben- 


schliesser geschriebenes » Ка-ӛа-ап-ға (Nr. 
247). So wird auch >< Nappw-(i)n-na-éar 


>< Nappu-(in-ne-ne geschrieben, obgleich das 
u der zweiten Silbe sicher ist. 


Die Schriftform der neuen Täfelchen 
weicht erheblich von der achamanidischen 
und malamirischen ab, stimmt aber zu der 
der neususischen Artaxerxesinschrift. Be- 
weisend für die Zusammengehörigkeit der 
susischen Syllabare sind die Formen der 
Zeichen ға, ak, ma, li, še, pu. Eine Eigen- 
tiimlichkeit dieser Gruppe und vielleicht 
&uch der anderen neuelamischen scheint es 
zu sein, dass der Vokal der dreilautigen 
Zeichen gelegentlich vóllig verstummt ist. 


So vertritt 44 in der Artaxerxesinschrift in 


áa-^&-ri nur Фе Lautverbindung (kr). Etwas 
Aehnliches scheint in ulam — halmu (halmi) 
vorzuliegen, das eine Aussprache ulm — 
halm wiedergeben mag, und in an- ni-ul- (ihr 
— ha-na-ak-ki-ir, das als annukr gedeutet 
werden könnte. 

Unsere bisherigen grammatischen Kennt- 
nisse dürften durch die neuen Texte nicht 
wesentlich bereichert werden; immerhin aber 


) Vgl. (sap) Man-tas-tas (Nr. 26). 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Oktober 1907.] 528 


wird man sich über Bestätigungen ge- 
wonnener Erkenntnisse freuen. Für die 
Iteration ist, abgesehen von den Eigennamen, 
einiges Neue hinzugekommen, so ka-ka-h-Ca-ki, 
kak-éa-ka, kak-Ca-ma-ak neben kaé-éa-ak, ka- 
(1)&-Ca-ak, ta- at- li-ma-ra. Ausser ta-ka, ta-ak 
kommt gelegentlich ta-at-ta-ak vor, so in Nr. 
142. Das häufig da vorstehende ma gehört, 
was Scheil nicht erkannt hat, als Lokativ- 
suffix zu dem vorangehenden Worte und 
deutet die Verwendungsart des betreffenden 
Gegenstandes mit deutlich durchschimmern- 
der lokaler Grundbedeutung an: 8 kamsu 
sihi-kak(me3)-na ANSU- K UR. RA( mes) - nia 
tatta-k „8 Trensen (? Scheil: harnais) aus 
Bronze(?) für die Pferde sind gemacht worden". 
Häufig hört man in assyriologischen 
Kreisen die Ansicht, Elam sei nichts als eine 
Kulturprovinz Babyloniens!) Diese An- 
schauung wird man auf Grund unserer heu- 
tigen Kenntnisse sich abgewöhnen müssen. 
In den älteren elamischen Inschriften finden 
sich etwa 3 Lehnwörter aus dem Babylo- 
nischen, wie es Hüsing („Semitische Lehn- 
wörter im Elamischen“ В.А.) festgestellt 
hat; in unseren neuen Texten anscheinend 
einige mehr. Es sind aber alles Einfuhr- 
gegenstände?). Ebensowenig wie man 
aus Wortern wie Rosine, Korinthe, Mandel, 
Kirsche, Pfirsich, Bronze, Kupfer, Silber, 
Kabeljau, Kakao, Myrrhe, Zeder, Mahagoni 
die innerliche Unselbstündigkeit der modernen 
deutschen Kultur beweisen kann, ebenso- 
wenig sind billigerweise fapranim, murrim, 
егіпіт, lipanat u. a. m. von irgend welcher 
Bedeutung für die Wertung der elamischen 
Kultur. Hóchstens kónnen sie über Handel 
und Verkehr zwischen Elam und Baby- 
lonien einigen Aufschluss geben. Die Tat- 
sache allein, dass kein einziges ela- 
misches Verbum als sicheres baby- 
lonisches Lehnwort zu bezeichnen ist, 
spricht Bande. Man vergegenwartige sich 
einmal die Zeit, als Deutschland eine Kultur- 
provinz Frankreichs war. Wie viele fran- 
zösische Verben wurden damals der deutschen 
Umgangssprache einverleibt! 


Ich glaube, mit dem Obigen die hohe 
Bedeutung dieses Fundes aus Susa gekenn- 
zeichnet zu haben und schliesse mit dem 
Wunsche, dass der vorbereitete neue Band, 
der zu der Hatamti-Hapirti-Frage die Ab- 


bildungen bringen soll, recht bald erscheinen 


1) Ein typisches Beispiel sind Strecks ,Gegen- 
bemerkungen* in der September- Nummer der OLZ. 

) Bei manchen wird man obendrein die Frage 
nach der der Herkunft offen lassen müssen. 


529 [No. 10, 


ınöge. In Paris sollen sich unveröffentlichte 
Achamanideninschriften befinden (Weissbach, 
а.а. O. S. 10). Herr Professor Scheil würde 
des Dankes aller Forscher sicher sein, wenn 
er sich dieser vergessenen Urkunden annehmen 
und sie der Wissenschaft zugánglich machen 
würde. 
Königsberg, 31. Juli 1907. 


A. Jeremias und H. Winckler, Im Kampfe um 
den Alten Orient. Wehr- und Streitschriften. Leip- 
zig, J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung. 


1. Alfred Jeremias, Die Panbabylonisten. Der 
Alte Orient und die Aegyptische Religion, 1907. 
65 S., 6 Abbildungen. Pr. 0,80 М. 


2. Hugo Winckler, Die jüngsten Kämpfer wider 
den Panbabylonismus, 1907. 79 S. Pr. 1 M. 
Besprochen von W. Erbt. 

Von jedem der beiden Herausgeber der 
Sammlung , Wehr- und Streitschriften* liegt 
ein Heft vor. Jeremias bringt zuerst 
eine Aufzählung derer, die im Gegensatze 
zu dem bisherigen Unternehmen, die antike 
Welt und ihre Aeusserungen mit Hilfe mo- 
derner Begriffe und Denkweise zu ver- 
stehen, eine uns ,zunüchst fremdartige orien- 
talische Gedankenwelt“ anerkennen und ihr 
Verständnis zu erschliessen sich bemühen. 
Es ist. selbstverständlich, dass nur der grosse 
Grundgedanke die Aufgezählten, die sich 
wohl noch vermehren liessen, eint, dass in 
einzelnen Fragen, besonders in ihrer theolo- 
gischen Stellung, soweit sie Theologen sind, 
ibre Ansichten weit auseinandergehen. 

Auch in Beurteilung der Grundlagen der 
Mythologie erscheinen auf den ersten Blick 
bedeutsame Unterschiede. Doch sind hier 
die Differenzen nicht so, dass die Aufge- 
zühlten nicht sámtlich gegenüber den Ver- 
tretern modern-abendländischer Auffassung 
der alten Welt eine geschlossene Ein- 
heit darstellen. 

Wenn von einer Gruppe nämlich der 
Ausgang aller Mythologie im Monde und 
seinen Erscheinungen gefunden wird, so 
scheint mir dieser Nachweis doch nur die 
allerdings bemerkenswerte Bedeutung zu 
haben, dass eben darauf aufmerksam ge- 
macht worden ist, wie die leicht und oft zu 
beobachtenden Mondphasen der Mythologie 
anschauliche Ausdrucksmittel und Begriffe 
für den Kreislauf alles Himmlischen und 
Irdischen geliefert haben. Wenn also z. B. 
die Anschauung von Hermes mit der halb 
weissen, halb schwarzen Mütze, von der am 
Herbstpunkte erscheinenden Wage auf den 
Mond zurückgeht, so hat man der am Himmel 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Oktober 1907.| 530 


am auffälligsten sich darstellenden Mond- 
schrift diese Ausdrucksmittel und Begriffe 
entlehnt. Sie sind schliesslich gebraucht 
worden, ohne dass man an ihren Ursprung 
dachte, wie auch wir für Ideen Begriffe ver- 
wenden, ohne erst uns klar werden zu müssen, 
wie sie zu solchen Namen gekommen sind. 
Da erscheint dann in der Prophetenlegende 
ohne weiteres die wunderbare Speisung in 
der Wüste (= Unterwelt), das sich selbst- 
tätig vermehrende Brot, bei der Witwe (n3oow 
mit Andeutung der Unterwelt) der sich immer 
wieder füllende Mehlkasten oder Oelkrug. 
Man darf aber nicht meinen, dass man mit 
dem Nachweis des Ursprungs solcher Aus- 
drucksmittel auf eine Mondlehre als 
letzten Grund aller Mythologie gekommen 
sei, wie es wohl schon formuliert worden ist: 
„Es wird eben nötig sein, alle Anschauungen 
über den Ursprung der Gottheiten zu revi- 
dieren; es gibt eben nur en 
und alle diese sind vom Monde ausgegangen“ 
(Philologiae Novitates, 1907, П, S. 71). Der 
Mond lässt den Forscher in vielen Fällen 
im Stich. Man kann die Mondschrift am 
Himmel in ihrer Bedeutung für die Sprache 
der Mythologie etwa mit der ähnlichen Be- 
deutung der semitischen Sprachen vergleichen, 
die mit ihren oft vieldeutigen Stämmen die 
Motivaufstellung in den Erzählungen begün- 
stigt haben: Höhle, Unfruchtbarkeit, Ent- 
blössung, Blindheit (MAYO "учу Vy уу) 
deuten auf die Unterwelt hin. So ist eine 
eigenartige Ausdrucksweise fiir die Mytho- 
logie entstanden, die doch wieder nur Dar- 
stellungsweise einer grossen, ge- 
schlossenen Weltanschauung ist, de; 
Weltanschauung, die die alte Kulturwelt von 
der um ein Weltbild ringenden Gegenwart 
unterscheidet. 

Im zweiten Teile seines Heftes prüft 
Jeremias, ob nicht auch der Panbabylonis- 
mus das Rätsel der ägyptischen Religion 
löst. „Die hinter dieser stehende Ideenwelt 
ist nichts anderes als einer der Dialekte der 
Sprache des Geistes, für die der Name Pan- 
babylonismus von uns akzeptiert worden ist.“ 
Die Untersuchung schliesst sich an Ermans 
Buch über die ägyptische Religion an. Von 
Hüsing ist bereits der Versuch gemacht 
worden, mit der Mondlehre Aegypten zu 
entrütseln. Aber ich glaube, dass auch hier 
das oben Gesagte gilt. Jeremias weist unter 
anderem auf 42 als die charakteristische 
Zahl für den Unterweltshalbkreis hin. Dem- 
nach verspotten 42 Knaben Elisa — Mond, 
als er, aus Jericho — Unterwelt kommend, 
auf dem Wege nach Bethel ist, das den Tier- 


631 No. 10 


kreis darstellt (2. Kön. 2,, „Elia Elisa 
Jona“ S. 56), und 42 jerusalemische Prinzen 
werden in den Brunnen (= Unterwelt) von 
Bét-eqed gestürzt (2. Kön. 101). — Sach. 
1211 kann sich, wie Jeremias annimmt, nicht 
auf Josia beziehen. Ich habe bereits Hebräer 
8. 189 darauf hingewiesen, dass die Stadt 
Megiddó, nicht Megiddón hiess. Jedenfalls 
kenn man, nachdem in jenenSacharjakapiteln 
ein doppelter Text, die Bearbeitung einer 
ülteren Vorlage durch einen Jahweapokalyp- 
tiker, gezeigt ist, nicht mehr gut die alte 
Deutung auf Josia, der zudem nicht einmal 
etwas mit Megiddo zu tun gehabt hat 
(Winckler) ohne erneuten Gegenbeweis auf- 
rechterhalten. 

Wenn sich Jeremias am Schlusse seines 
vorläufigen Versuchs, Aegypten alszurgrossen 
orientalischen Gesamtkultur zugehörig zu er- 
weisen, von der Zukunft aus den vorhan- 
denen Monumenten neue überraschende Ent- 
hüllungen verspricht, auch über die Be- 
ziehungen Aegyptens zur biblischen Religion, 
so verweise ich auf die Anknüpfungspunkte, 
die ich in „Elia Elisa Jona“ angedeutet 
habe!). Ich habe dort eine gegensätzliche 
Ausrichtung in zwei parallelen Schriften ge- 
Ғапдеп, nachdem schon Winckler auf den 
Sinai im Jabwisten und Horeb im Elohisten 
hingewiesen hatte. Die Orientierung nach 
Süden muss darnach im alten benjaminitischen 
Gebiete gegolten haben; dort tritt uns ein 
Jaminismus als geschlossenes Weltbild ent- 
gegen gegenüber der Ausrichtung nach Nor- 
den, die Elohist und Deuteronomium zeigen. 
Es lässt sich auch die Einteilung des Landes 
nach diesem Jaminismus feststellen. Im 
alten benjaminitischen Gebiete haben 
wir also sozusagen ein Abbild Aegyp- 
tens innerhalb Palästinas. Es ist nicht 
zufällig, dass man in Jerusalem diese Auf- 
fassung gerade zur Zeit Hiskias (im Jah- 
wisten) betont hat, als man mit Aegypten 
pon gegen Assyrien rechnete, da San- 

erib seinen ägyptischen Vorstoss plante, 
wührend noch Ahas (im Elohisten) die gegen- 
teilige Orientierung vertreten, wührend nach 
meiner Meinung (vergl. Sicherstellung des 
Monotheismus S. 9f.) Hiskia selbst noch eben 
mit Hilfe der einen Quelle des Deuterono- 
miums seine Reform durchgeführt hatte, die 
den einen Kultort, aber Ausrichtung nach 
Norden hatte. Nun hatte aber Hiskia durch 
Sanherib im Jahre 701 einen bedeutenden 


) Vergl. auch die hierher gehörigen Bemer- 
deu іп Winckler, Altoriental. Forschungen ІП 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Oktober 1907.] 632 


Landverlust erlitten. Wenn er sich bei der 
Móglichkeit, mit Aegypten gemeinsame Sache 
gegen Assyrien zu machen, sozusagen ügyp- 
tisch einrichtete, so ist es klar, dass er da- 
durch eine Wiederherstellung des status quo 
zu erreichen hoffte. Nach ügyptischer Tra- 
dition muss also zu Jerusalem mehr Gebiet 
gehórt haben, als es Hiskia augenblicklich 
besass. Worauf vor allem hatte darnach 
Jerusalem Anspruch? Bei demStreit zwischen 
Nord- und Südreich nach der Reichsteilung 
(1. Kón. 14,,) hat es sich um ephratitisches, 
benjaminitisches Gebiet GT wie die 
schliessliche Lósung des Konflikts durch 
Damaskus zeigt (1. Көп. 15,,). In Jerusalem 
hat man also gegeniiber der Entscheidung 


Aegyptens unter Sesong, nach der Benjamin 
wenigstens teilweise, besonders Bethel, an 
den Norden gefallen war (1. Kön. 12,,), sein 
Recht auf Benjamin verfochten. Diese po- 
litische Auffassung muss aber schon aus der 
Amarna-Zeit überkommen sein, wenn mein 
in den Hebräern S. 45 gegebener Nachweis 
richtig ist, dass ,Rehabeam, Jerusalems 
König, in die diesem Stadtfürsten von Abd- 
hibas Zeiten her zukommende Stellung eines 
hazánu Aegyptens heruntergedrückt wurde." 
Bei der Grenzfeststellung hatte man also 
n&ch der Meinung des ,streitenden", d. h. 
(mit Winckler) am ägyptischen Hofe gegen 
das Nordreich prozessierenden Rehabeam ihm 
zu wenig Gebiet, nümlich nicht ganz Ben- 
jamin, vor allem nicht Bethel gegeben. Je- 
rusalem hat also, sofern es sich 
Aegypten unterwirft, sich in seiner 
Staatslehre als integrierenden Be- 
standteil Misraims (Musri) begreift, 
geschichtlich begründetes Recht auf 
Benjamin. So muss auch Abdbibas Reich 
ausgesehen haben. In der Tat interessiert 
sich dieser Fürst für Zilü und das Gebiet 
Séri. Diese Namen aber entsprechen nach 
Zimmerns Vorschlage Sela, resp. Se ir. In 
der Tat finden wir Sela’ und Seir in Ben- 
jamin (vergl. „Elia Elisa Jona“ S. 76ff). 
Endlich beklagt sich Abdhiba hei Aegypten 
über den Verlust von Bit-Ninib, ,einer Stadt 
des Gebietes von Jerusalem“. Bit-Ninib 
würde den Ort als die Státte des Ninib zu- 
kommenden Nordpunktes, als den „Нӧһе- 

unkt“ des Mikrokosmos Benjamin bezeichnen; 

asselbe aber sagt die Genesis von Bethel 
aus. Bit-Ninib ist also Bethel. Die Situation 
Abdbibas gleicht mithin vollkommen der 
Hiskias. Man vergleiche hierzu weiter die 
in „Elia Elisa Jona“ gegebene Geschichte 
des benjaminitischen Gebietes im 9. und 8, 


688 (Ко. 10] 


Jahrh. Von Abdbibas Zeiten an bis Jehu 
und darüber hinaus zunüchst bis Hiskia ist 
damit Klarheit über Südpalüstina gewonnen. 
Immer wieder handelt es sich in Jerusalem 
um Wiederherstellung des Reiches Abdhibas, 
sobald man sich ägyptisch einrichtet, während 
der Elohist weitergehende Ansprüche auf 
den Norden Palästinas erhebt. Weiter aber, 
geht die im Jahwisten niedergelegte Politik 
von der Zeit Chuenatens aus, so ist hier der 
deutliche Nachweis erbracht für den Zu- 
sammenhang zwischen Palästina und Aegypten 
(Misraim — Musri), auch in religiöser Be- 
ziehung; denn Religion und Politik hängen 
eng zusammen. Hier wird man die Wieder- 
kehr der Namen Se'ir und Petra (Sela ent- 
sprechend) in Musri zu beachten haben. Ist 
so eine Beziehung zwischen Aegypten und 
Jerusalem nachgewiesen, so wird man dies 
bei der Zurückführung des Judentums auf 
seine Quellen zu beachten haben. — Da 
durch die Arbeiten Wincklers weiter in die 
nachexilische Geschichte Klarheit gebracht 
ist, so wird man nicht mehr im Zweifel sein 
kónnen, wer für Nord- und wer für Süd- 
ausrichtung, bezw. für die so markierte 
Weltauffassung gewesen ist. Die ,Davidi- 
деп“ haben die traditionelle Vorliebe für 
den Norden; der von Amos, Ahas und zu- 
nächst auch Hiskia vertretene Gedanke des 
Davidreichs beweist dies. Dagegen die Auf- 
fassung, die mit dem Jahwisten beginnt und 
folgerichtig im Priesterkodex gipfelt, betont 
den Süden. So wird auch der Messias ben 
Joseph und ben David seine Erklärung finden 
(vergl. Jeremias BNT S. 39ff). Es wird 
zu untersuchen sein, wie die Makkabäer sich 
zu diesen Fragen gestellt haben. Jedenfalls 
haben sie wohl den Gedanken des David- 
reiches erneuert, zugleich aber auch die 
hohepriesterliche Tradition festgehalten. Auf 
diese Weise wird endlich auch Licht auf 
die Ursprünge des Christentums fallen, das 
sich ja, wie Winckler betont hat, nach Osten 
orientiert, das aber doch in Erfüllung des 
Gesetzes und der Propheten Jesus sowohl 
als Davididen als auch als Sohn Josephs 
bezeichnet. — Die Andeutung der Probleme, 
die durch eine Heranziehung Aegyptens 
und Musris entstehen, móge zeigen, wie 
wichtig die Bearbeitung und Klarstellung 
der ägyptischen Lehre ist, mit der Jeremias 
in dankenswerter Weise begonnen hat. 
Winckler benutzt zwei Versuche, seine 
Aufstellungen als haltlos zu erweisen, zwei 
»Pamphlete, die vergessen worden wiren, 
wie so viele andere gleichartige Anathemata“, 
um das Verfahren seiner Gegner zu kenn- 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Oktober 1907.] 584 


zeichnen, ,das Wesen der Wissenschaft so, 
wie sie ist, ‚nicht wie sie sich dünkt, zu 
beleuchten". Nicht etwa haben Hugo Gress- 
mann und Friedrich Küchler neues Ma- 
terial herbeigeschafft, das Winckler wider- 
legt hütte, auch haben sie nicht das bisher 
bekannte Material neu zu deuten auch nur 
leise versucht, um seine Schlüsse stürzende 
Aufstellungen zu erzielen. In eigenartiger 
Sprache, die, planmässig durchgeführt, gro- 
tesk wirkt — so wird jeder, der die von 
Winckler gewonnenen Ergebnisse für sein 
eigenes Arbeiten benutzt, unbesehenWincklers 
Schüler; so stellt sich Gressmann in der 
Haltung des überlegenen Alten vor den 
„Jüngeren“ Erbt, der zufällig älter als der 
jüngere Alte ist — ausgerüstet mit einer 
erstaunlich geringen Kenntnis ihres Gegners, 
vielleicht also eine gründliche Orientierung 
über den Gegner als eine wissenschaftlichem 
Ernst nicht wohl anstehende Spionage be- 
trachtend, endlich mit einer eigens für solche 
Zwecke konstruierten Logik gehen sie vor. 
So wird aus einem Worte, das irgendwo 
und wann gefallen ist, das die entfernte 
Möglichkeit eines Doppelsinnes besitzt, eine 
Behauptung widersinniger Art formuliert, 
die nun mit den wütenden Peitschenschlägen 
anscheinend berechtigter Kritik bearbeitet 
wird. Winckler hat irgendwo einmal den 
Ausdruck „aus den Sternen abgelesen“ ge- 
braucht. Daraus macht Gressmann die Be- 
hauptung: „Der ‚Alte Orient‘ hat die Ge- 
schichte aus den Sternen abgelesen.“ Nun 
ist es leicht, den Gegner zu erschlagen, der 
Dinge deshalb für glaubwürdig erklärt, weil 
sie aus den Sternen abgelesen sind, der noch 
heute sozusagen die Astrologie für eine 
Wissenschaft hält, — nicht bloss zu er- 
schlagen, nein, das ist nicht der Zweck, 
sondern unsterblich lächerlich zu machen. 
Winckler hat sich über das Verhältnis der 
Propheten zur Politik geäussert. Diese 
Aeusserungen zieht Küchler zu der These 
zusammen, „Jesaja babe seine Inspirationen 
von Ninive aus erhalten“. Nun ist es na- 
türlich leicht, den theologischen Feldzug 
gegen eine solche Degradation eines Pro- 
pheten zu unternehmen. Mit Hilfe eines 
solchen Verfahrens lässt sich alles ad ab- 
surdum führen, alles als Phantasiestück hin- 
stellen, alles lächerlich machen. Das ist 
nicht mehr einen Fortschritt der Erkenntnis 
suchende Kritik eines Gegners, ernsthafte 
Widerlegung seiner für einen Irrtum ge- 
haltenen Schlüsse; das sind Produktionen, 
die nicht eingeweihte Leser abschrecken 
sollen, den Gegner kennen zu lernen. 


535 [No. 10] 


ORIENTALISTISCHE LITT ERATUR-Z EITUNG. 


[Oktober 1907.) 536 


Winckler hat einmal von der Jagd ge- 
sprochen, die zum Kesseltreiben wird. Ich 
habe zuerst geglaubt, er sehe zu schwarz. 
Aber wenn man am eigenen Leibe erfährt, 
dass die Zustimmung zu seinen Schlüssen 
und Aufstellungen sofort eine klipp und 
klar Gesagtes verzerrende Logik, absicht- 
liches Missverstehen, die Behauptung un- 
klaren Ausdrucks, unübersichtlicher Disposi- 
tion erzeugt, wenn man dazu den hier von 
Winckler gegebenen Nachweis nimmt, dass 
diese ganze Art der Bestreitung immer 
wiederkehrt, dass sie nicht bloss eine tradi- 
tionelle Methode ausgebildet hat, sondern 
auch eine eigene Sprache führt, dann ver- 
lernt man das Zweifeln. Es wäre eben 80 
schön gewesen, wenn die Bibel forschung den 
bisherigen Weg hätte fortsetzen können, der 
bereits so weit zum Ziele gefübrt zu haben 
schien, dass man mit populären Darbietungen 
glaubte hervortreten zu können. Solche 
Störung verzeiht die deutsche Studierstube 
nicht. Getreu ihrem Wesen bringt sie Me- 
thode in den Kampf gegen den Störenfried. 
Dann ist sie getröstet, und getröstet raunt 
man der naiven Leserwelt zu, dem bösen 
Störenfried seien „kräftige Worte ins Stamm- 
buch geschrieben“ worden. Ach, in diesen 
Stammbuchworten leben nur die altbabylo- 
nischen Beschwörungen gegen den Hexen- 
meister auf, die sich ja auch nur gegen ein 
selbstgemachtes Bild, nicht aber gegen den 
Mann, wie er wirklich ist, richten. Der 
bleibt frisch trotz der verbrannten Karri- 
katur und — spottet ihrer. 


Zu einer Einzelheit eine Bemerkung. 
Gressmann hält sich über Hüsings, von 
Winckler angenommene Lesung in Gen. 14 
auf, die das 1 von Amraphel zum folgenden 
Worte zieht. Die Konstruktion von mm 


mit folgendem ^ с. Inf. wird, abgesehen von 
dem Hinweis Hüsings selbst in dieser Zeit- 
schrift 1907 S. 237 der „bebr. Grammatik“ 
vielleicht einleuchtender, wenn man beachtet, 
worauf ich Hebräer S. 62ff. hingewiesen 
habe, dass zwei Quellen vorliegen. In der 


einen hat gestanden: 7505 vm. Nach den 
strengen Regeln der „hebr. Grammatik“ 
übersetzt: ,Es war im Begriff, Kónig über 


Sin'ar zu werden Arjok.“ Gemeint wäre 
also das Jahr der Thronbesteigung. 


Winckler hat den Anlass benutzt, um 
noch einmal die Musri-Meluha-Frage einer 
Prüfung zu unterziehen. Die Einwände Ed. 
Meyers, Jensens und last not least Küchlers 
haben nirgends den bisherigen Stand der 
Angelegenheit zu verschieben vermocht. 


Einstmalige Lösungen, deren Unzulänglich- 
keit gegenüber gerade eine neue Deutung 
des Materials unternommen wurde, werden 
bloss durch ihre einfache Wiederholung nicht 
schon wieder zur Geltung gebracht. Welche 
Wichtigkeit die von Winckler aufgerollte 
Musri-Frage besitzt, ist schon oben ange- 
deutet worden. Man wird daher jeder 
Erörterung dieses Problems, auch wenn sie 
nur zur Abwehr ungenügender Einwände 
geschieht, mit grösstem Interesse folgen. 
Der Fortschritt in der Wissenschaft voll- 
zieht sich herkömmlich durch Rede und 
Gegenrede. Wenn die Gegenrede schwach 
ausfällt, so ist das ein Zeichen dafür, dass 
man nichts Stichhaltiges entgegenzuhalten 
vermag. Wincklers Streitschrift ist also ein 
günstiges Zeichen für den Panbabylonismus. 
In ihrer vornehmen Haltung, in ihrer meister- 
haft schlagfertigen Art wird sie auch der 
mit Genuss lesen, der aufrichtig die darin 
gegeisselten Erscheinungen bedauert, die den 
Fortschritt noch nachträglich des Schweisses 
der Edlen wert zu machen sich bemühen. 
Posen. 


J. H. Breasted, Ancient Records of Egypt. The 
University of Chicago Press 1906. (Vertreter: O. 
Harrassowitz, Leipzig). Vol. I—IV, vol. V Iudices 
(von O. A. Tofteen). 17 Dollar. und 


J. H. Breasted, A History of Egypt. 
Hodder & Stoughton. 1906. 20 М. 
von Günther Roeder. 

Die Erforschung der politischen Ge- 
schichte Aegyptens hat durch Breasted in 
dem vergangenen Jahre eine Förderung er- 
fahren, wie sie nur selten einer Wissenschaft 
zuteil zu werden pflegt; um die Bedeutung 
seiner Arbeit abzuschützen, bedenke man die 
Schwierigkeiten ihrer Abfassung. 

Die literarischen Quellen für die von B. 
berücksichtigte Zeit (von der ültesten bis an 
die persische Eroberung 625 v. Ch. heran) 
sind über zwei Jahrtausende verstreut; sie 
sind von mannigfacher Art und für den 
Historiker von verschiedenem Werte. Die 
grösste Zahl der Inschriften verdanken wir 
den Tempeln. In der Priesterschaft herrschte 
eine Tradition, die einmal festgestellte 
Formeln durch Jahrtausende bewahrte, so 
dass den Texten ihr Alter nicht ohne 
weiteres anzusehen ist. Die Priester sind 
in Aegypten zu allen Zeiten die Gelehrten 
des Landes gewesen und ihre Anschauungen, 
ihre dogmatische Redeweise finden wir in 
der ganzen ägyptischen Literatur, auch 
wenn sie nicht unmittelbar den Tempeln 


London, 
Besprochen 


587 (Мо. 10.) 


angehört. Das erschwert dem Historiker 
die Arbeit bis aufs äusserste; wer den In- 
schriften Tatsachen entnehmen will, muss 
schwülstige Phrasen erst mit vieler Mühe, 
oft vergeblich, durchdringen. Die Macht 
der Geistlichkeit hat es bewirkt, dass uns 
die historischen Ereignisse zum grossen Teil 
nur in der von ihr gewünschten Färbung 
überliefert sind. Die grossen Staatsbauten 
in Aegypten sind seit alter Zeit die Tempel, 
und wenn ein Herrscher seine erfolgreiche 
Expedition nach dem Wunderlande Punt 
oder glückliche Feldzüge gegen  Syrer, 
Libyer und Nubier verewigen wollte, dann 
liess er die Darstellung seiner Taten mit 
schönen Beischriften dazu an die Tempel- 
wände meisseln. So kommt es, dass der 
Pharao nur siegt, weil ihm sein göttlicher 
„Vater“ das Schwert in die Hand gegeben 
hat und damit der dankbare „geliebte Sohn“ 
die Gefangenen und eine zahlreiche Beute 
in den Tempel weihe. Diese und verwandte 
Vorstellungen ziehen durch alle Inschriften, 
um die nüchternen Tatsachen in eine höhere 
Sphäre zu heben — aber dem modernen 
Historiker wäre zuweilen Sachlichkeit lieber. 
Gegen die Herrlichkeit des göttlichen Königs 
würde es auch allzusehr verstossen, wenn 
die offiziellen Texte Aegypter anerkennen 
würden, die Gegner des „leiblichen Sohnes 
der Sonne“ sind; wie sie die Ausländer nur 
„elende Barbaren“ nennen, und wäre es auch 
der dem Pharao gleichberechtigte Hethiter- 
fürst, so gibt es in Aegypten nur treue und 
gehorsame Untertanen seiner Majestät. Ganz 
selten wird auf innere Kriege angespielt; 
wäre es nicht von vornherein wahrscheinlich 
und wüssten wir es nicht gelegentlich aus 
anderen Quellen — die offiziellen Texte 
liessen es kaum erkennen, wie viele der 
Herrscher, denen die Götter angeblich „den 
Thron schon im Mutterleibe bestimmt“ hatten, 
sich ihn mit Waffen und Blut und Ver- 
schwörung eroberten. 

Zum besten Material gehören die Ur- 
kunden aus der Königlichen Kanzlei, da sie 
die sachliche Sprache der Akten reden. 
Zuerst die Annalen, in älterer Zeit knap 
und vieldeutig, in späterer ausführlich und 
voll wichtiger Tatsachen. Ein Zufall hat 
uns auf dem „Palermostein“ einen Teil der- 
selben für die ersten Dynastien erhalten, in 
denen man anfangs die Regierungsjahre noch 
nicht zählte, sondern wie in Babylonien nach 
bedeutungsvollen Ereignissen benannte. Auch 
ein Staatsvertrag: der zwischen Ramses II. 
und den Hethitern, dessen assyrische Vor- 
lage nun wirklich gefunden ist. Ferner 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Oktober 1907.] 588 


Stelen u. &, die der Herrscher nach einem 
Feldzug oder einer Expedition in fremde 
Länder anfertigen liess, oder wenn er sich 
mit einer fremden Prinzessin verheiratete, 
oder wenn ein Brunnen in der Wüste ge- 
funden wurde u. a. m. Dann die Erlasse 
des Kónigs: über den Regierungsantritt und 
die Verwendung der grossen Titulatur; über 
Verwaltungsreformen; über  Steuerfreiheit 
einzelner Stüdte usw. Sogar eigenhündige 
Privatbriefe des Herrschers an seine ver- 
trauten Günstlinge sind uns erhalten; zwar 
nicht Originale, aber Wiederholungen des 
Textes in den Grabinschriften der erfreuten 
Empfänger. 

on dem zweifelhaftesten Werte ist eine 
dritte Gruppe, die Privatinschriften. Die 
prächtigen Gruber und die Statuen, die sich 
reiche Beamte, oft durch königliche Gnade 
unterstützt, herstellen, sind zunächst für 
ihren Totenkultus bestimmt; aber der 
Aegypter lässt sich die Gelegenheit nicht 
scher. um die eigene Person in recht 
helles Licht zu setzen. Zwischen religiösen 
Formeln erscheinen die Autobiographien, 
die oft genug unsere einzige Quelle für 
geschichtlich wichtige Vorgänge bilden. Aber 
der Ort, an dem diese Berichte stehen, 
sagt schon deutlich genug, dass auch der 
treueste Diener mit ihnen nicht nur der 
Ehre des Königs dienen wollte; und so findet 
sich auf ihnen von den Ereignissen denn 
auch nicht viel mehr erwähnt, als was für 
den dort Bestatteten schmeichelhaft war. 
So wertvoll alle diese Dinge kulturge- 
schichtlich sind, dem Historiker schmilzt 
das Material arg zusammen. 

Reicher mit brauchbaren Angaben durch- 
setzt sind die Inschriften der Beamten, die 
mit einem „königlichen Auftrag“ nach einer 
anderen Stadt zur Revision oder zur Voll- 
ziehung einer Feierlichkeit oder in die 
Steinbrüche ausgesandt waren; doch lässt 
auch hier der Schreiber überall durchblicken, 
dass ein anderer die Befehle seines Herrn 
nicht so vortrefflich ausgeführt hätte. 

Zu diesen Denkmälern, die für eine Ueber- 
lieferung an die Nachwelt bestimmt waren, 
treten die mannigfachen Werke des Augen- 
blicks, die uns in den Papyrus erhalten sind: 
Tagebücher und-Briefe von Beamten, gericht- 
liche Protokolle, amtliche Bescheinigungen 
und all die anderen öffentlichen und privaten 
Schriftstücke. Oft enthalten sie Beziehungen 
auf gleichzeitige oder vorangegangene Er- 
eignisse. Sogar in der schönen und wissen- 
schaftlichen Literatur finden sich Hinweise 
&uf Verhültnisse, die uns sonst gar nicht 


599 (Мо. 10.] 


oder nur іп anderem Lichte bekannt sind. 
Freilich wollen volkstümliche Erzáhlungen 
und Márchen mit historischem Hintergrund 
anders aufgefasst werden als offizielle Ur- 
kunden; gibt der Erzáhler doch meist mehr 
von seiner eigenen Zeit als von jenen alten 
Herrschern, die er seinen Zuhörern inter- 
essant machen will So kamen für B.'s 
Zwecke naturgemäss nur wenige der Papyrus 
in Betracht. 


In dieser fast unübersehbaren Fülle des 
Materials hatte B. zunächst die hierogly- 
phischen uud hieratischen Originaltexte in 
richtigen Lesungen herzustellen. Allein aus 
den Publikationen würe die Aufgabe nicht 
zu lösen gewesen; die meisten älteren und 
auch ein Teil der neueren Abschriften be- 
dürfen allzusehr der Berichtigung. Diese 
nahm B. vor mit Photographien und mit 
Abklatschen, die letzteren besonders aus der 
alten Lepsius’schen Sammlung in Berlin. 
Eine Reise durch die europäischen Museen, 
die B. für die Zwecke des Berliner Wörter- 
buches der ägyptischen Sprache unternahm, 
gab ihm Gelegenheit, selbst Abschriften an- 
zufertigen; ferner kopierte er im Museum 
von Kairo und in Ober-Aegypten, besonders 
Theben und Amarna, vor des Originalen. 
Für manchen wichtigen Text blieb aber eine 
zuverlássige Herstellung ausgeschlossen, weil 
das Original inzwischen stark zerstórt oder 
gar vernichtet war. 


Dann galt es, die Texte gewissenhaft zu 
übersetzen. Die früheren Historiker hatten 
sich meist begnügt, den wesentlichen Kern 
aus den Inschriften heraus zu holen; B. 
machte es sich zur Aufgabe, jeden Satz zu 
übersetzen und die literarische Stellung des 
Textes zu bestimmen. Dazu gehörte eine 
sprachliche Ausbildung, wie sie sich kaum 
ein einziger seiner Vorgünger erworben hatte. 


Nach einer Tütigkeit von mehr als einem 
Jahrzehnt, bei der manches anderen Energie 
erlahmt wäre, legt B. nunmehr als Ergebnis 
ein Werk von 1571 eng bedruckten Seiten 
vor: die Uebersetzungen der Texte; jeder 
derselben ist durch kurze historische und 
literarische Charakterisierung eingeführt, um 
Bedeutung und Wert der Quelle erkennen zu 
lassen. Die Uebersetzungen sind lesbar, aber 
wörtlich, und der Kommentar erklärt in der 
knappsten Form das Ungewöhnliche oder 
kennzeichnet andere Möglichkeiten, damit 
das Original, soweit es geht, ersetzt wird. 
Die Anmerkungen geben vollständige Lite- 
raturnachweise in nachahmenswerter Kürze 
und Deutlichkeit, sowohl für die Publi- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Oktober 1907.) 540 


kationen wie für die Bearbeitungen wichtiger 
Stellen. 

Der Wert der B.’schen Arbeit liegt in 
der vollstáudigen Sammlung aller bisher ver- 
öffentlichten historischen Texte in brauch- 
baren Bearbeitungen; er hat aufgenommen, 
was ,historical document* ist, musste dabei 
freilich mehr ausschliessen als etwa Sethe 
in den historisch-biographischen „Urkunden“. 
Ein endgültiges Abschliessen will B. so wenig 
geben, wie es seine Vorgänger in den 
wesentlich unvollkommneren „Records of 
the past“ tun konnten. So manche Inschrift 
wird erst durch sorgfältiges Studium des 
Originals oder genaue Durcharbeitung des 
Textes im ganzen bestimmt oder in Einzel- 
heiten richtig aufgefasst werden; eine un- 
endliche Fülle von Inschriften steht un- 

ubliziert, obwohl jedem zugänglich, in den 
Fempeln und Gräbern; eine grosse Zahl 
beschert weiter der Boden Aegyptens in 
den alljährlichen Ausgrabungen. Die Berei- 
cherung an historischen Inschriften wird 
nur noch den Ausbau zu B.’s Werk bilden; 
das dauernd beständige Fundament und das 
Gerüst des Hauses hat er gebaut. Den 
Aegyptologen ist ihre Aufgabe, zuverlässige 
hieroglyphische Textausgaben auf Grund der 
Publikationen und nach sorgfaltiger Kollation 
zu machen, nunmehr wesentlich erleichtert; 
hoffentlich erhalten wir in absehbarer Zeit 
als Gegenstück durch die gemeinsame Arbeit 
anderer Fachgelehrter die Inschriften selbst 
in brauchbarer zuverlüssiger Form. 

Einer besonderen Hervorbebung bedürfen 
die Indices von Tofteen, ein Band von 203 
Seiten, der eine Fundgrube für Spezial- 
studien jeder Art ist. Leider erschwert die 
Trennung in 11 einzelne Abteilungen (Gótter, 
Tempel, Kónige, Personen, Titel usw.) das 
schnelle Auffinden; auch muss man mit den 
Breasted'schen Uebersetzungen vertraut sein, 
um die Stichworte zu kennen. Der Index 
zu Lepsius Denkmälern wäre durch die Er- 
weiterung zu einer Konkordanz mit Rosellini 
und Champollion nützlicher geworden. 

B. hat aber nicht nur der wissenschaft- 
lichen Forschung das Quellenmaterial in 
Uebersetzung vorgelegt, er hat zu gleicher 
Zeit noch eine auch für weitere Kreise be- 
rechnete Darstellung der Geschichte Aegyp- 
tens (ebenfalls bis zur persischen Eroberung 
525 v. Ch.) erscheinen lassen. Sie behandelt 
in erster Linie die politische Geschichte 
und nennt eine erstaunliche Fülle von Tat- 
sachen; B. hat es verstanden, in solcher 
Form diese teils klar auszusprechen, teils 
für den Fachmann durchsichtig anzudeuten, 


541 (Мо. 10.) 


dass seine Behandlung jedes wichtige Er- 
eignis nennt, ohne überladen zu sein. Ein 
klarer, scharfer Blick hat die kaum zu be- 
wültigende Menge der Quellen durchdrungen, 
und eine besonuene praktische Anschauung 
lásst die Ereignisse in ihrem natürlichen 
Zusammenhang erscheinen. Ein besonderer 
Standpunkt im Sinne eines der Systeme der 
„Geschichtsauffassung“ scheint seiner Be- 
handlung nicht zugrunde zu liegen. Seine 
Chronologie deckt sich im wesentlichen mit 
der von Eduard Meyer und hilt sich fern 
von der englischen und franzósischen Auf- 
fassung, die alle Könige der alten Zeit bis 
zur 13. Dynastie um etwa 1500 Jahre früher 
regieren lässt. В. gibt zum erstenmal eine 
zusammenfassende Darstellung der Frühzeit, 
für die durch die Funde des letzten Jahr- 
zehnts aus den ersten Dynastien Material 
gewonnen ist. 

Besonders interessant ist B.'s Schilderung 
durch die fortwährende Berücksichtigung der 
geistigen und sozialen Kultur des Volkes. 
Ausführlich werden wir mit den literarischen 
und religiösen Strömungen bekannt gemacht; 
auch wird der Landesverwaltung und immer 
wieder der Bauten und der bildenden Kunst 
gedacht. Eine ausserordentlich willkommene 
Zugabe sind 200 Abbildungen und Pläne 
von den Bauten, Skulpturen und Malereien, 
Schmuck- und Gebrauchsgegenständen; dazu 
Sarge und Mumien, auch Landschaftsbilder. 
Noch niemals ist der Oeffentlichkeit die 
Möglichkeit gegeben, sich in so bequemer 
Weise nach guten, wenn auch nur kleinen 
Photographien eine Anschauung‘ von den 
wichtigsten Stücken aus der mannigfaltigen 
Hinterlassenschaft des ägyptischen Volkes 
zu bilden. 

Ueberall tritt es hervor, dass B. den 
Schauplatz der Ereignisse kennt, dass er 
mit orientalischem Leben vertraut ist und 
dass er. sich in die Personen und in den 
Zeitcharakter der Epochen zu versetzen 
weiss; lebendige Bilder von der alten Kultur 
ziehen am Leser vorüber. 

Berlin. 


Adolf Neubauer and Arthur Ernest Cowley, 
Catalogue of the Hebrew Manuscripts in the Bod- 
"w^ DHT. Vol. II. Oxford 1906. Bespr. von 

. Perles. 


Gerade 20 Jahre nach dem Erscheinen 
des ersten gewaltigen Bandes von Neubauers 
Katalog der hebräischen Hss. der Bodleiana 
erhalten wir nunmehr den zweiten Band, von 
dem Neubauer nur noch einen Teil bearbeiten 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Oktober 1907. 542 


konnte, während die Vollendung seinem Schüler 
und Nachfolger Cowley zufiel. Mehr als 
die Hälfte der hier beschriebenen 316 Hand- 
schriftenbande (Nos. 2603 —2918) entstammen 
der Genisa in Kairo und enthalten im Ganzen 
2675 Fragmente, die in Verbindung mit den 
nach Cambridge, London, Paris und Frank- 
furt gelangten Fragmenten eine unerwartete 
Bereicherung unserer Kenntnisse von der 
jüdischen Literatur bedeuten. Der unstreitig 
wichtigste und interessanteste Fund sind die 
inzwischen lüngst veróffentlichten Teile des 
hebräischen Sirach. Doch auch sonst er- 
halten wir hier eine Fülle ungeahnter Auf- 
schlüsse über die Geschichte und Literatur 
der gaonäischen Zeit, über das Privatleben 
und Gemeindewesen der ügyptischen Juden, 
über die Entwicklung der Liturgie und viele 
andere bisher im Dunkeln liegende Gebiete. 
Auch die Geschichte der Vokalisation und 
Akzentuation erhält neues Licht durch die 
Entdeckung eines dritten  superlinearen 
Systems und auch die Textkritik des Talmuds 
bekommt erwünschtes Material eführt. 
Die bei weitem ülteste in unserem Katalog 
beschriebene Handschrift entstammt indess 
gerade nicht der Genisa, sondern ist ein 
471/70 v. Chr. in Aegypten geschriebener 
aramüischer Vertrag (No. 2918) ), der in- 
zwischen von Sayce und Cowley in den 
„Aramaic Papyri“ veröffentlicht wurde. Wer 
jetzt die zahllosen meist schon identifizierten 

ragmente in genauer Beschreibung bequem 
katalogisiert findet, ahnt nicht, welche Summe 
von Mühe, Scharfsinn und Gelehrsamkeit mit 
der Entzifferung und Bestimmung der oft sehr 
schwer leserlichen und schlecht erhaltenen 
Blätter verknüpft war, und wir müssen 
Cowley für die glückliche Lösung seiner 
schweren Aufgabe besondere Anerkennung 
aussprechen, da er als christlicher Ge- 
lehrter nicht im jüdischen Schrifttum auf- 
gewachsen ist, sondern sich erst mühsam 
hineinarbeiten musste, und seine treffliche 
Leistung bildet einen wohltuenden Gegensatz 
zu dem Dilettantismus, mit dem manche 
niehtjüdische Gelehrte anderwärts sich auf 
diesem Gebiete versiindigen. Wie wenig 
christliche Gelehrte in Deutschland haben 
(und suchen auch) Gelegenheit, sich von 
einem Kenner wie Neubauer in das sprach- 
liche und sachliche Verständnis der jüdischen 
Literatur einführen zu lassen! Besonderen 
Wert haben auch die zwei sorgfältig ge- 


) Das verwandte Dokument No. 2881 kann 
nicht mit Sicherheit datiert werden, ist aber vermut- 
lich ca. 460 v. Chr. geschrieben. 


548 [No. 10. 


arbeiteten Indices, von denen der eine die 
Schlagworte fiir die anonymen Texte und 
auch alle Eigennamen enthält, während der 
zweite die hebräisch-arabischen Buchtitel, die 
geographischen Namenund dienochnichtsicher 
transkribierten Namen enthält. Diese Indices 
liefern auch über ihren nächsten Zweck hin- 
ausgehend wertvolle Bausteine zur jüdischen 


Namenskunde Wenn wir z. B. s. v. “р 
die verschiedenen Schreibungen des Namens 


verzeichnet finden und darunter auch bp t), 
so legt das die Vermutung nahe, dass der 
rütselhafte Name, der schon zu den ver- 
schiedensten Deutungen Anlass gegeben hat, 
von Kaddsgoon, wie die Griechen Edessa 
bezeichneten, abzuleiten ist. Auch früher 
schon wurde Syrien als Heimat Kalirs ver- 
mutet, und die Bezeichnung seiner Heimat 
als 790 map würde nunmehr vorzüglich zur 
Gelehrtenstadt Edessa passen. Ueber 
Juden in Edessa vgl. Duval, Histoire. 


d'Édesse (Paris 1892) p. 16 ff. 2). 


Im Folgenden seien einige Ergánzungen 
und Berichtigungen zu dem Katalog gegeben: 


cod. 2615 14* wb ist vermutlich der 
griechische Eigenname Хто фодос̧. Vielleicht 


ist gar dbb zu lesen. — cod. 2712 19* 
Ind whos ло l. nb. — cod. 2746 1 nov iv 


WINNT TANI ist nicht, wie G. Margoliouth 
(JQR. XIX 587)3) annimmt, eine Abkürzung 
von Sanctus, sondern von senher, der 
provenealischen Form für senior. — Das zu 
cod. 2769 1* (aus cod. 1984) zitierte приз" 


(im Katalog und auch im Index auffallender- 
weise unerklárt) ist Briviesca, s. Gross, 
Gallia Judaica 125. — cod. 9777 6 win op 


N'JD13 272000 ist nicht, wie im Index 532 
angegeben, Rumania (Rumänien), sondern 
das oströmische Reich. Gemeint ist der 
griechische Ritus, в. Zunz, Die Ritus 
des synagogalen Gottesdienstes 79 ff.“). — 
cod. 2779 fol. 51 pows (auch im Index 


1) Das doppelte 5 ist dort durch das Akrosti- 
chon gesichert. 

) Die Identifizierung von vp und Kalkıppon 
ist übrigens, wie ich soeben sehe, nicht mehr neu. 
Denn Jellinek von na I Einleitung p. XIII spricht 
ohne näheren Zusatz vom Kalirrhoener Elasar, 
setzt also diese Ableitung als schon bekannt voraus. 
Ich konnte jedoch nicht ermitteln, wo dieselbe schon 
vorher ausgesprochen worden ist. 

*) M. gibt als Nummer unserer Hs irrtümlich 
2741 an. 

*) Ein leider defektes Exemplar der 1574 in 
Konstantinopel erschienenen äusserst seltenen 2. Aus- 
gabe des win amis men moon op befindet sich in 
meinem Besitze. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Oktober 1907.] 544 


unerklärt) ist das italienische cirusico 
„Chirurg“. — cod. 2797 fol. 151® (Cat. 212 
Z. 5 v. o.) WOW MD yo lies iyo. Es ist 
dort Philo's Schrift леді ysweyiag gemeint. 
Der Name einer Besitzerin дег Hs pn, 
der (Kat. 215) mit einem Fragezeichen ver- 
sehen ist, ist wohl nur das Feminin von 
Hóschel, wofür Zunz (Ges. Schr. II 61) 
einen Beleg aus dem Jahre 1497 in Regens- 
burg bringt, was insofern wichtig ist, als 


pen in einem Kaufvermerk vom Jahre 1491 
erscheint. — cod. 2852 fol. 995 зо 49 vm 


„idee PON findet sich auch in einer 
E. N. Adler gehórigen und von ihm (JQR. 
X 604/05) beschriebenen aus Persien stem- 
menden Hs, vgl. dazu Steinschneider JQR. 
XII 147/48, dessen Bemerkungen auch P oz- 
nanski in seiner Besprechung von Cowleys 
Katalog!) entgangen zu sein scheinen. — 


cod. 2872 fol. 36 panid sen phia . 


ist nicht, wie im Index zu lesen, Paulen 
und Lautern, sondern die bekannte Trias: 
Polen, Russland, Littauen. Wahrschein- 


lich ist 7305 für ob zu lesen, da sich neben 


dem üblichen wn: auch die Form x20°5 findet 
(so auch cod. 2761 fol. 177). Das mehrmals 
als Heimat des Kopisten und einiger Besitzer 


angegebene Map ist nicht Pillau, wo nie 
eine jüdische Gemeinde existierte, sondern 
der polnische Name Pita?) für das heutige 
Schneidemühl (in der Prov. Posen), vgl. 
Brann, Geschichte des Rabbinats in Schneide- 
mühl (Breslau 1894) 8. Der fol. 179° als 
Besitzer verzeichnete Grup 12 pyow aus Königs- 


berg ist vielleicht der 1841 in Königsberg 


verstorbene syn "a pyow, s. E. Birnbaum, 
Die Gräber unserer Lieben), No. 768. — 
cod. 28774 n onu (vom Verf. mit Frage- 
zeichen versehen) ist vielleicht vuan zu lesen. 
Dass damals (1035) eine grosse Anzahl Juden 
in Hamadan lebten, ist aus den übereinstim- 
menden Berichten des Benjamin von Tudela 
und des Edrisi, die allerdings ein Jahrhundert 
später schrieben, zu schliessen. 
Königsberg i. Pr. 


1) Zeitschr. f. hebr. Bibliogr. X 147/48. 

) Im geographischen Index zu Steinschnei- 
ders Cat. Bodl. ist Pita auch schon verzeichnet. 

*) Beigabe zu Vogelstein: Festachrift zum 
200 jährigen Bestehen der Chewra Kaddischa. Königs- 
berg 1904. 


515 (Ко. 10] 


Bischoff, Erich, Dr., Babylonisch - Astrales 
im Weltbilde des Talmud und Midrasch. 
Mit 12 Abbildungen. Leipzig. J. C. Hinrichssche 
Buchhandlung. 127 S., broch. 4,50 Mk., geb. 
5,40 Mk. (Besprochen von August Wünsche.) 


Da die Kultur von Babylon-Assur das 
ganze westliche Asien beherrschte, so kann 
es nicht Wunder nehmen, dass die Juden 
sowohl in Palüstina wie in den Exilen unter 
ihrem Einflusse standen und sich dieselbe 
in ihrem ganzen Schrifttum wiederspiegelt. 
Schon im A. T. ist babylonisch-assyrische 
Vorstellungsweise allenthalben verspürbar, 
noch mehr aber begegnen wir ihr im neu- 
hebrüischen Schrifttum, besonders in den 
beiden Talmuden und in der älteren und 
jüngeren Midraschliteratur. Herr Dr. Erich 

ischoff hat es unternommen, dies an einem 
Beispiele schlagend nachzuweisen. Er hat 
die babylonische Astrallehre gewählt, also 
eines der wichtigsten Kapitel der altorien- 
talischen Kulturgeschichte. Der  Gegen- 
stand hat in unsern Tagen insofern ein ak- 
tuelles Interesse, als noch immer der Kampf 
um das von Hugo Winckler aufgestellte 
babylonische Welt- und Himmelsbild seine 
Wogen treibt und die Meinungen einander 
schroff gegenüberstehen, zumal keilschriftlich 
die Wincklersche Konstruktion noch nicht 
nachgewiesen ist. Aus des Verfassers Arbeit 
ergibt sich nun, dass die Konstruktion 
Wincklers in vielen Stücken seine Richtig- 
keit hat, denn Talmud und Midrasch be- 
zeugen an zahlreichen Stellen die baby- 
lonische Astrallehre. Zwar haben bei ihrem 
Uebergange zu den Juden mannigfache Um- 
biegungen und Ummodelungen stattgefunden, 
doch diese sind nicht der Art, dass nicht 
das Urspriingliche noch hervorschimmere 
und erkennbar würe. Schon das babylonische 
Gesetz der Entsprechung, von welchem der 
Verf. ausgeht, lásst sich in Bibel und Talmud 
nachweisen. Alles Irdische hat seine Prä- 
existenz im Himmlischen. Dies zeigt sich 
an Oertlichkeiten, Personen und Dingen. 
Weiter bietet die Schöpfung, die Theorie 
von den Welten, das Hexaömeron usw. An- 
klánge an Babylonisch-Astrales. Am deut- 
lichsten aber tritt der babylonische Einschlag 
hervor an dem talmudischen Weltbilde mit 
seinen Oertlichkeiten und Lebewesen (Engeln 
und Dämonen). Der Verf. hätte hier zwar 
noch auf manche Stelle hinweisen können, 
&ber er hat immerhin ein reiches Material 
zusammengetragen, das zum Erweise genügt. 
Von hohem Interesse ist das Schlusskapitel, 
das die astrale Symbolik behandelt. Hier 
wird nachgewiesen, dass im Talmud und 
Midrasch das Volk Israel als Mondvolk er- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Oktober 1907.] 546 


scheint und einzelne biblische Personen die 
Mond- und Sonnenzüge darstellen. Die 
Schrift der Verfassers zeigt, welche Bedeu- 
tung und welchen Wert das neuhebräische 
Schrifttum für die Kulturgeschichte der 
Völker des alten Orients, speziell für Ba- 
bylon und Assyrien hat und wie dasselbe 
sogar als ein Mittel zur Rekonstruktion ver- 
loren gegangener, oder noch nicht keilschrift- 
textlich nachgewiesener Vorstellungen dienen 
kann. Die Assyriologen haben, insofern sie 
ihren Scharfsinn nicht nur auf das rein 
sprachliche Moment der Texte, sondern auch 
auf die in den Texten niedergelegten Ideen- 
kreise richten, alle Ursache, die jüdischen 
Quellen zur Vergleichung mit heranzuziehen, 
sie werden, gleichviel mit welchem Gegen- 
stande sie sich beschäftigen, hier auf Aequi- 
valente stossen, durch die ihre Forschungen 
illustriert werden. Möchte dem interessanten 
Werkchen des Verfassers ein zahlreicher 
Leserkreis beschieden sein. 

Zum Schlusse ein Wort pro domo. Ob- 
woh! Dr. Bischoff zu den wenigen christ- 
lichen Gelehrten gehört, die selbständig die 
neuhebräischen Quellen zu lesen imstande 
sind, so hätte es doch wohl die Schicklich- 
keit erfordert, dass auf meine Uebersetzer- 
arbeit dann und wann hingewiesen worden 
wäre, zumal alle in der Schrift aufgeführten 
Zitate von mir längst übertragen worden 
sind. 

Dresden. 


Ezekiel XXVII, 28. 


The text of this verse was already cor- 
rupt in the time of the Septuagint transla- 
tors who omit Eden and Saba and read 
gro Eursogoi cov after Хаууа. Later com- 
mentators have endeavoured to emend the 
passage, but without success; all they can 
agree upon is that the words Nat“ 74927 have 
crept into it from v. 22. The Assyrian in- 
scriptions, however, have come to our help, 
and I believe it is possible to restore ap- 
proximately the original reading of the verse. 

Canneh із the Kannu of the cuneiform 
tablets and was in the vicinity of Harran. 
Contract tablets relating to natives of the 
city are in the Museum of Berlin and have 
been publishedinVorderasiatischeSchrift- 
denkmáler d. Kgl. Museen zu Berlin I. 
We learn from one of them (88. 15, 16) that 


Au (i. e. the Bab. >! ЕТ] |І, the Aos 
of Damascius) was the god of the place. 


547 (Ко. 10.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Oktober 1907.) 548 


,Asshur* must be part of a gloss upon the 
name of Eden, the Adennu of Shalmaneser II. 
rather than Bit-Adin, the inhabitants of 
which are described in Ps. XXXVII. 12 as 
being „in Tel-Asshur“. The earlier part of 
the gloss has been replaced by the inserted 
wav 522. 

All attempts to discover the site of Chil- 
mad have been in vain. The fact is such 
a place never had any existence, and the 
original reading must have been 77092, Kul- 
madara, the final 7) having been lost before 
the initial 5 of the next word. The capture 
of Kulmadara is recorded in the Annals of 
Tiglath-pileser IV. (1. 144). It lay between 
Tarmana-zi (the Tarmanna of Thothmes III., 
and Turmanin) and Khata-tirra (where the 
second element in the name is the same as 
the -tra of so many towns ‘in Asia Minor 
mentioned by the Greek geographers). Kul- 
madara itself is a name of Hittite origin, 
which appears in classical geography as 
Chol-madara a city of Meliténé. 

Queen’s College, Oxford. 


A. H. Sayce. 


„Die weissen Syrer.“ 


In No. 8 Sp. 408 erwähnt Winckler in 
einer Anmerkung, dass er die von Strabo 
erwähnten Leukosyrer als Lukki-Syrer 
erklärt habe, da doch wohl der Gegensatz 
der „weissen und schwarzen“ nur aus der 
Etymologie entnommen sei. An solche 
Benennungen von Völkern und Ногдеп 
(Russen, Turkstämme) könne man nicht 
denken, weil gar nicht gesagt werde, dass 
„schwarze Syrer“ als Name sich finde. 


Den Namen „schwarze Syrer“ kann ich 
auch nicht nachweisen; aber von der Ver- 
mutung komme ich nicht los, dass zwischen 
der bei Strabo erwähnten Bezeichnung und 
„Laban dem Aramäer“ der Bibel irgend 
ein Zusammenhang besteht. Asvxoovgns ist 
geradezu Uebersetzung von läbän hà arammi. 
Vgl. Philo: Asvxog reg éounvevstas Aaßav. 
Ueber die weissen Syrer um Sinope und im 
Irisbecken handelte Nöldeke im Hermes 
5, 441, Th. Reinach, Mithridate Eupator 16. 
Die Stelle in Nepos, Dat. 1. „partem Ciliciae 
iuxta Cappadociam quam incolunt Leucosyri* 
verbesserte Ed. Meyer zu „partem Cappa- 
dociae iuxta Ciliciam", was J. Marquart (Phi- 
lologus 54, 3 S. 493) annahm. 


Auch schon der Patriarchenname ru, 
Nachor, könnte mit „Weiss“ in Verbindung 
gebracht werden. 

Erklären kann ich den Zusammenhang 
zwischen beiden Beziehungen nicht, aber 
hinweisen möchte ich darauf, um zu warnen, 
die Mitteilung Strabos leichthin zu ver- 


werfen. 
Maulbronn. Eb. Nestle. 


Der angebliche König Taki(Sad!) von Elam. 


In seinem Werke „Une Saison de Fouilles 
à Sippar“ (1902) bringt Scheil, S. 105, zu 
No. 42 die Bemerkung: Texte de l'époque 
de Ammizaduga. Mauvais état; ти Та(?)- 
di lugal Elam-tum sigga 55 e dirig) i). Dem- 
zufolge hat er in der Délégation en Perse, 
Mémoires V (1904), S. XIII aufgenommen: 

Sadi ou Такі (?) roi d'Elam, battu par 
Ammizadugga, roi de Babylonie. 

Dieser König Sadi‘) oder Taki hat dann 
auch in Winckler’s Auszug aus der Vorder- 
asiatischen Geschichte (2. Aufl. 1905) Auf - 
nahme gefunden. (S. 50 und S. 11). Zuletzt 
erwähnt ihn King in seinen Chronicles I 
S. 144 und 252 (unter Sadi.) 

Es kann indes nicht zweifelhaft sein, dass 
dieser König nur einer falschen Lesung des 
schlecht erhaltenen und vielleicht auch un- 
sorgfältig geschriebenen Täfelchens entstammt. 
Das Datum ist sicherlich identisch mit dem 
von mir (ВА VI 3 S. 34) als As 17 + а be- 
zeiehneten Datum, das vielleicht nur eine 
Variante des Datums des 13. Jahres ist. 
Die Zeichen sind also zu lesen: 

AB (statt TA) KI LUGAL GUB (statt 
NIM) BA (statt MÀ) ÍB (—TUM) DIRIG. GA. 

Es ist hier also weder von einem Taki 
noch überhaupt von einem Kónig von Elam 
die Rede. Zahlreiche Kontrakte (vgl. BA 
а. a. O.), die dieses Datum tragen, beweisen, 
dass es so zu lesen ist, wie hier angegeben 
ist Die Verlesung ist ganz erklärlich, da 
es sich um Zeichen handelt, die in alt- 
babylonischer Kursivschrift sehr ähnlich sind. 


Berlin. A. Ungnad. 


1) Zu No. 48 sagt er: Contrat d'Ammizaduga 
(13 lignes), möme date que le no. 42. 


549 [No. 10.) 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


{Oktober 1907.) 550 


Beiheft I zur OL. 


Der Autor dieses Heftes hat, wie das 
meist zu gehen pflegt, sofort nach erledigtem 
Drucke die jede reine Autorfreude triibenden 
Druckfehler gesehen, welche ihm vorher ent- 
gangen waren. Da der Druck etwas beeilt 
wurde, so ist die Liste ein wenig umfang- 
reicher als wiinschenswert. Er bittet die 
Leser seiner Schrift, die folgenden Ver- 
besserungen zur Kenntnis nehmen zu wollen: 


р. 2 VATh 5887 Umschrift Obv. 14, str. d. 
Punkt hinter „mfré-zu“. 
Uebersetzung Obv. 11. str. d. 
Komma hinter „wann“; 12. kleiner 
Bindestrich zwischen Atar und 
hastis; 14, str. d. Punkt hinter 
„Söhnen“. 
5 VATh 53% Umschr. Rev. 7, str. 4. Komma 
hint. „di-ni-3u*®. 
VATh 5392 Umschr. Rd. lies umé. 
Uebers. Rev. 15 lies vor und 
setze Punkt hinter „Azür-mu- 
dammik“. 
VATh 5398 Umschr. Rev. 3, str. 4. Binde- 
strich zwischen , mist, 
VATh 5396 Uebers. Obv. 3, I. „Sohne“. 
Obv. 4, ; str. d. Frages. hinter 


Rd. fehlt Komma hinter „wird.“ 
VATh 5400 Ums chr. Obv. 8, str. d. Binde- 
strich zwischen „[il]-ki kas-pi“; 
тіске die Zahl 10 um eine Linie 
herauf, ebenso in der Uebers.; 
11, L „din“. Rev. 2, str. d. 
Bindestrich wischen „mät-e-ma 
i-parrik- u nu“. 
Uebers. Obv. 6 fehlt hint. „ab- 
gemacht“ d. Punkt. 
А-п-ва-Ы-, l. — — dürfte als 
yaw -+ pron. suff. eto. 
Dûrma-kt-Ištar, 1. „vgl. Man-nu- 
ki-ummi*. 
Nabä-kuttiba-ugur. 1. „Nabû be- 
schütze den Schreiber!“ 
L „der ihm wie die babyl. Plural- 
endung 8 (i) geklongen hätte“. 
Ulalaia, »Der im (Monate) 
oM . 
ia, m. NT) 
Anmkg. 5; 1. „Bei dieser Aus- 
sprache wäre es in der Tat be- 
greiflich etc. 


"UO "SS Y Y e 
ма 
оо 
с 


p. 25b (bibl. 3341), 

p. 292 Anmkg. 8, L „Die Uebrigen*. 

p. 81b Anmkg. 1, I. bibl. yyy. 

p. 33 К 944 Uebers. Rev. 1. l. „von 

p. 36a Anmkg. 7, 1. „Es handelt sich 
in — — um einen Pacht- 
vertrag“. 

. 96b Anmkg. 12, 1. bibl. MID. 

p. 87 К 888 Umschr. Obv. 16, str. 
d. Komma hinter lu-fu). 

p. 39 un Umsohr. Obv. 2, l. bel 


Altertums-Berichte 
aus dem Kulturkreise des Mittelmeers. 


183. Unter der grossen Palastanlage zu P haistos 
hat Halbherr eine ähnliche ältere entdeckt. Auch 
sie batte viele Vorratekammern, in deren einer eine 
Oelpresse war. Unter dieser Anlage wurde eine 
Schicht aus der jüngeren Steinzeit vorgefunden. 
Der Ort ist also eine uralte Kultstätte gewesen, die 
erst nach der mykenischen Zeit von den eingewanderten 
Arkadern des benachbarten Gortys überflügelt worden 
ist. (Voss. Ztg. 29. Sept. 1907.) B. 


Hallen. 
134. Bei Corneto Tarquinia wurden (vgl. 


( 
Pernier in den Notizie degli scavi) 100 etruskische 


Gräber aufgedeckt, von denen 84 völlig unberührt 
waren. Einige waren zylindrische Vertiefungen, die 
mit Knochen und Beigaben gefällt und mit einem 
Steindeckel verschlossen waren; andere bestanden 
aus einem in die Erde gelassenen steinernen Troge, 
der mit einem Deckel versehen war; ferner gab es 
monolithische Sarkophage und ein in den Felsen 
gehauenes rechteckiges Prunkgrab, das mit einer 
mächtigen Platte verschlossen war. Unter den zahl- 
reichen Waffen fallen die Bronsehelme durch ihre 
schöne herausgestanzte Ornamentik auf. Ausserdem 
warden viele Armbänder, verschiedenartige Fibeln, 
Terrakotten und anderes Geschirr, sowie Hüttenurnen 
gefunden. Alle Funde wurden nach Ort, Fundlage 
und Zeit genau verzeichnet. 

136. In Fragagnano (Calabrien) entdeckte man 
einen wichtigen Münzschatz mit Stücken aus der 
republikanischen Zeit. Er ist jetzt im Museum von 
Tarent. 

136. Bei Palermo hat man unter einer über 
1 m dicken Travertindecke eine vorgeschichtliche 
Ansiedelung entdeckt. Man fand steinzeitliche Reste, 
Aexte, Gefüssspuren und Obsidiansplitter. Die Be- 
siedelung Siziliens ist danach uralt. 

137. In Rom wurde eine griechische Inschrift 
gefunden, die die Nymphe Furrina nennt. 

In dem Kalkbewurf der neu aufgefundenen 
Zisterne auf dem Palatin fand sich eine Scherbe aus 
dem vierten Jahrhundert. Die Befestigungsmauer geht 
durch die Zisterne hindurch und macht den Gebrauch 
der letzteren unmöglich. Daraus folgt, dass die Be- 
festigung des Palatins erst nach dem Galliereinfalle 
gebaut worden ist. (Voss. Zeitung. 1907. No. PI) 


138. In Kertsch (Pantikapaion) bat Schkorpil 
auf der alten Friedhofsstätte Grabsteine mit Reliefs 
und Inschriften, Reste eines Holssarkophags mit ein- 
gelegter Arbeit in Gold, Schmuckgegenstände u. dergl. 
gefunden. Sehr merkwürdig ist өш Verwünschungs- 
täfelchen aus Blei (4—3 Jahrh. v. Chr) wegen der 
grossen Zahl der Rachegötter. 

189. Im Kubangebiet hat Wesselo іп aus- 
geplünderten Totenstätten allerlei kleine Schmuck- 
sachen gefunden. 

140. In Olbia untersuchte P. Pharmakowsky die 
alte Stadtmauer und stellte Strassenzüge fest. In 
einem Vorratsgraben wurde Hirse den. Ein 
Durchstich in der Metropole führte zur Entdeckung 
zahlreicher Inschriften und Gefässe und von geschnitsten 
Beinplüttchen der skythisch-parthischen Zeit. 


661 [No. 10, 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Oktober 1907.) 552 


141. In Chersonesos untersuchte Kosciuszko- 
Waluzynicz die Stadtmauer und die Gräberstätten, 
fand eine römische Thermenanlage und wertvolle 
Schmucksachen aus Gold, geschnittene Steine und 
goldene Verwünschungszylinder. 

142. Auf der Insel Berezani stellte E. v. Stern 
eine altionische Ansiedelung fest, deren jüngste 
Schicht aus dem Anfange des 5. Jahrh. у. Chr. 
stammt. Unter den ausgegrabenen Sachen sind die 
Topfreste das Wichtigste. Ein schwarzes Gefäss trug 
die Inschrift: „Keiner wird mich stehlen.“ (Voss. 
Zeitung. 1907. No. 451.) B. 


Mitteilungen. 


In dem Journal of. Hell. Stud. wird die 
Vermutung ausgesprochen, dass die herodoteischen 
Berichte über die Zustände am persischen Hofe auf 
Mitteilungen des Zopyros zurückgehen, der, aus alt- 
persischen Geschlechte stammend, — sein Ahn war 
einer der sieben, die Gaumata beseitigten, — das 
Perserreich verlassen und sich zu den Athenern 
fitichten musste und spiter in ihren Reihen in Karien 
den Tod fand. Daraus dürften sich die Berichte 
über das Haus des Zopyros und die eigentümliche 
Färbung derselben im Sinne des Gewährsmannes 
vortrefflich erklüren. B. 


Personalien. 


Dr. phil. W. Caspari hat sich für das Alt. 
testamentliche Fach an der Universitit Erlangen 
habilitiert. 

Ch. Diehl, durch seine Forschungen auf dem 
Gebiete der byzantinischen Geschichte bekannt, hat 
einen Ruf an die Pariser Universität erbalten. 

An die Universitat in Leiden wurde der byzan- 
tinische Sprachforscher Dr. C. Hesseling berufen. 

Sch. 

Der bisherige wissenschaftliche Sachverstündige 
bei dem Generalkonsulate in Kairo Prof. Dr. Ludwig 
Borchardt ist zum Direktor des neubegründeten 
Instituts für ägyptische Altertumskunde ebendaselbst 
ernannt worden. 

Adolf Furtwüngler ist in Athen an einer Dy- 
senterie, die er sich bei seinen Ausgrabungen in Aegina 
zugezogen hatte, im Alter von 54 Jahren gestorben. 

Th. W. Ahlwardt in Greifswald ist vom Halten 
von Vorlesungen entbunden worden. 

Mark. Lidzbarski, Privatdozent in Kiel, ist als 
Ordinarius nach Greifswald berufen worden. 


Zeitsehriftensehau. 


Abh. d. Kgl. Ges. d. W. Göttingen. 1907. 

Philol.-Histor. Kl. Neue Folge IX. 1. J. Gold- 
ziher, Kitáb ma' ani al-nafs. Buch vom Wesen der 
Seele. Von einem Ungenannten. Auf Grund der 
einzigen Handschrift der Bibl Nat. herausgegeben, 
mit Anmerkungen und Exkursen versehen. 

9. Н, Lüders, Das Würfelspiel im alten Indien. 

8. O. F. Lehmann-Haupt, Materialien zur älteren 
Geschichte Armeniens und Mesopotamiens. Mit 
einem Beitrage: M. van Berchem, Arabische In- 
schriften aus Armenien und Diyarbekr. 

4. J. Wellhausen, Analyse der Offenbarung 
Johannis. 


Abh. d. К. 8. Ak. d. W. Leipzig. 1907. 

Philol.-Hist. Kl. XXVI 6. K. Brugmann, Die 
distributiven und die kollektiven Numeralia der indo- 
germanischen Sprachen. 


The Academy. 1907. 

1841. W. S. Caldecott, King Solomon's temple: 
its structure and ite history, bespr. v. ? — N. Jorga, 
The Byzantine empire, translated by A. H. Powles, 
bespr. v. ? 

1842. The worlds history. Edited by Н. Е. 
Helmolt. Vol. V South eastern and eastern Europe, 
bespr. v. ? — W. G. Aston, Shinto, bespr. v. ? 

1843. L. W. King. Chronicles concerning early 
Babylonian kings, (u.) F. Thureau-Dangin, Die Su- 
1 und Akkadischen Königsinschriften, bespr. 
v. 2. 


Amer. Journ. of Arch. 1907. 

2. A. Walton, An Unpublished Amphora and 
an Kye Cylix signed by Amasis in the Boston Mu- 
seum. — C. D. Curtis, Coins from Asia Minor. — 
Prebistorie Oriental Influence in Northern Europe; 
The Origin of Mythological Monsters; The Pumpelly 
Expedition of 1904; The Names of the Letters of the 
Alphabet; Aramaic Texts on Stone, Clay, and Papy- 
rus; Himyaritic Inscriptions; South Arabian Temple 
Codes; The Friezes from Susa; Notes on Old Persian 
Inscriptions; Parthian Coins with Beardless Faces; 
The Earliest History of Cyprus; Ancient Ships. — 
Egypt: The Oldest Fixed Date in History; Totemism 
in Egypt; The Prehistoric Kings of Abydos; The 
Title „Father of the God“; Roman and Egyptian 
Legal Formulae; Babylonia and Assyria: Date and 
Place of the Code of Hammurabi; Did the Babylo- 
nian Temples have Libraries?; A Sumerian Incanta- 
tion; The ,Koudourrou*. — Syria and Palestine: 
Origin of the Hebrew Alphabet; Palestine before the 
Hebrew Conquest; Topography of Jerusalem; The 
Location of Golgotha; The Siloam Tunnel; A por- 
trait of Antiochus VII; A Weight from Seleucia; 
The Architecture of Baalbek; The Fortress of Masa- 
da; The Rock Sculptures of Kab Elias, — Asia Mi- 
nor: The Ancient Harbor of Chalcedon; The Lion- 
Group from Cyzicus. 


The Amer. Journ. ofSemit. Lang. a. Lit. 1907. 

4. A. T. Clay, Ellil, the God of Nippur. — D. 
D. Luckenbill, A Study of the Temple Documents 
from the Cassite Period. — O. A. Toffteen, Notes 
on Assyrian and Babylonian Geography. — K. L. 
Tallqvist, Neubabylonisches Namenbuch zu den Ge- 
schäftsurkunden a. d. Zeit d. Shamash-shum-ukin bis 
Xerxes, bespr. v. H. Ranke. 


The Athenaeum. 1907. 

4164. G. Е. Abbot, Israel in Europe, bespr. v. ? 

4165. Oriental literature: S. Rapaport, Tales 
and maximes from the Midrash, e A. Neubauer 
and A. E. Cowley, Catalogue of the Hebrew Mss. in 
the Bodleian library II, (u.) F. H. Davis, The Persian 
mystics: Jalálu ’d-Din Rimi, bespr. v. ? 

4166. Lonsdale and L. Ragg, The gospel of 
Barnabas, bespr. v. ? 

4167. J. Campbell, The Brahmans, Theists, and 
Muslims of India, bespr. v. — 


Aus fremd. Zungen. 1907. 
17. V. Klemperer, Die orientalischen Literaturen. — 


AZ. XLIII 2. Heft (1906). 

Н. Junker, Poesie aus der Spätzeit [Dendera]; 
ders., Beispiel einer Textentlehnung in Dendera [aus 
Edfu entlehnt]; W. Spiegelberg, Ein Denkstein auf 
den Tod einer heiligen Чако [= Rec. Trav. 16, 
127;. Catal. 22, 180 ed. Ahmed Bey Kamal]; A. H. 
Gardiner, Mesore as first month of the tian 
year [Verschiebungen der Monatsbenennungen; 


wichtig]; K. Sethe, Der Name der Göttin Neith 


553 [No. 10.) 


[einmal srt geschrieben')]; Sethe, Der Name des 
Gottes Eug (0003); Note Gardiner's]; F. Graf Calice, 
Zur Entwicklung der Negationen im Neuügyptischen 
(kopt. en = noukg. bn = altäg. einfache Negation); 
A. Rahlfs, ,Nein“ im Koptischen; J. Leipoldt, Ein 
bohairisches Lied zum Preise Schenutes. — W. Spiegel- 
berg, Das Diadem der Prinzessin Berenike |im Kano- 
pusdekret]; ders., Zu den Hermotybiern [zu ermo = 
rem „Mann von“); ders. mns „Königsring“; ders, Zu 
Pap. Harris 75, 2 [rwtj „fliehen“); A. Gardiner, The 
particle nhm-n; ders., Kjj-bw ,foreigners"; H Junker, 
f = /: Schriftirrtum іп Dendera]; A. Ungnad, Der 
euerbohrer [= Hierogl. el: J. Capart, Stèle de 
Nebuaui [Kollation]; ders., Broyeurs en pierre; W. 
Wreszinski, 2 Inschr. des Museo Maffeiano in Verona. 


Beilg. z. Allg. Zeitg. (München) 1907. 

156/7. C. Meinhof, Melodie und Rhythmus in 
Sprache und Musik. 

159. Hübner, Die französische Sahara, bespr. v. 
N. Hermann. 

160. Ika Freudenberg, Frauenrecht im Altertum. 

161. S. Freudenberg, Frauenrecht im Altertum. — 
C. K., Deutsche Ausgrabungen in Tiryns. — 

162. 1001 Nächte. Auf Grund der Burtonischen 
engl. Ausgabe deutsch, besorgt v. F. P. Greve, bespr. 
H. Schaukal. — y, Ein altgriechisches Orakelbuch. — 

163. M. Schlagintweit, Verkehrswege und Ver- 
kebrsprojekte in Vorderasien und die Reform im 
Kongostaat, bespr. v. A. Wirth. — Eine Universität 
in Algier. — 

164. E. Gerland, Zur älteren Geschichte der 
Bulgaren. 

166. Н. Prutz, Westöstliche Kulturprobleme. 

167. M. Siebert, Die Madonnen- Darstellung in 
der altindischen Kunst, bespr. v. C. Glaser. — 

168. F. Wiegand, Die Handschriftensammlung der 
Greifswalder Kirchenbibliothek. — 

169. М. C., Römische Ausgrabungen. — 

171. С. К, Hettitische Altertümer. — 


Berl. Philol. Wochenschr. 1907. 

36. W. Wreszinski, Altügyptische Inschriften 
aus dem K. K. Hofmuseum in Wien, bespr. v. v. Bissing. 

97. F. Stähelin, Der Antisemitismus der Alter- 
tums, bespr. v. Bousset. — K. Brugmann u. В. Del- 
brück, Grundriss der vergleichenden Grammatik der 
indogermanischen Sprachen, bespr. v. Pedersen. 


The Biblioth. Sacra. 1907. 

No. 255. Н. W. Magoun, ’Ayaraw and een (іп 
der Bibel). — H. M. Whitney, The latest translation 
of the bible. IX. Concerning idiom. — Jacob, son 
of Aaron, high priest of the Samaritans at Shechem, 
„Mount Gerizim the one true sanctuary" (Aus dem 
Arabischen übers. von Abdullah Ben Kori, eingeleitet 
von W. E. Barton) — G. Whitley, Noah's flood in 
the light of modern science. — H. Ranke, Baby- 
lonian business and legal documents from the time 
of the firs& dynasty of Babylon (Babyl. exped. of the 
Univ. of Penns. Ser. A. Vol. VI P. 1), bespr. v. G. 
A. Barton. — A. T. Clay, Light on the old testament 
from Babel, (u.) H. V. Hilprecht, Mathematical, metro- 
logical and chronological tablets from the temple 
library of Nippur er exped. of the Univ. of 
Penns. Ser. A. Vol. XX P. 1.), (u.) J. A. Montgomery, 


1) Final t griech. th, wo noch bewusst, dass 
Alter te, -W. Z. B. 278, weil alt Setu, später Sete; 
vgl. abgeleitet Seto (für Setüy?) „der des S.“ Bei 
Muth und Néith wohl andere Erklärung. W.M.M. 

..) Vgl. Brugsch, der nur sehr beiläufig erwähnt 
wird! W. M. M. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Oktober 1907.) 554 


Тһе Samaritans: the earliest Jowish sect. Their history, 
theology, and literature, (u.) E. P. Tenney, Contraste 
in social progress (bei den 5 grossen Religionen), 
bespr. v. A. H. Currier. — W. J, Thomas, Sex and 
society, bespr. v. ? 


Bull. de Оогтевр. Hellén 1907. 

IV—VII. P. Pottier, Documents céramiques du 
Musée du Louvre Ц. Chypre. — Н. Grégoire, Sur 
la date du monastére du Sinai. 


Byzantinische Ztsohr. 1907. 

3 u. 4. Th. Preger, Scriptores rerum Oonstanti- 
nopolitanarum, bespr. у. J. Pargoire. — K. Beth, Die 
orientalische Christenheit der Mittelmeerlünder, bespr. 
v. 8. Merkle. — К. Güterbock, Byzanz und Persien 
in ihren diplomatiech -völkerrechtlichen Beziehungen 
im Zeitalter Justinians, bespr. v. J. Labourt. — 
L. Bréhier, L'Église et l'Orient an moyen Age, bespr. 
v. E. Gerland. — A. Bauer, Die Chronik des Hippo- 
lytos im Matritensis Graecus 121. Nebst einer Ab- 
handlung üb. d. Stadiasmus Maris Magni v. О. Cuntz, 
bespr. v. C. Frick. — A. Bauer u. J. Strzygowski, 
Eine Alexandrinische Weltchronik, bespr. v. id. — 
J. Strzygowski, Die Miniataren des sorbischen Psalters 
der Kónigl. Hof- und Staatsbibliothek in München, 
bespr. v. А. Baumstark. — A. Muñoz, Il codice pur- 
pureo di Rossano e il frammento sinopense, bespr. 
v. J. Strzygowski. — J. Geffcken, Zwei griechische Apo- 
logeten, bespr. v. C. W. — Die unter Hippolyts 
Namen überlieferte Schrift „über den Glauben“ nach 
einer Uebersetzung der in einer Schatberder Hs. vor- 
liegenden georgischen Version, hreggb. v. G. N. Bon- 
wetsch, bespr. v. id. — J. Wellhausen, A. Jülicher, 
A. Harnack, N. Bonwetsch, K. Müller usw., Die ohrist- 
liche Religion mit Einschluss der israelitisch-jüdischen 
Religion, bespr. v. C. W. — W. Staerk, Neutesta- 
mentliche Zeitgeschichte, 2 Bde., bespr. v. K. K. — 
F. Cumont, Les religions orientales dans le paganisme 
romain, bespr. v. id. — E. Sachau, Von den recht- 
lichen Verhültnissen der Christen im Sasanidenreich, 
bespr. v. id. — H. Koch, Virgines Christi, Die Ge- 
lübde der gottgeweihten Jungfrauen in den ersten 
drei Jubrhunderten, bespr. v. C. W. — J. R. S. Sterrett, 
The outline of a plan for the exploration of Asia 
Minor, Syria and the Cyrenaica, bespr. v. J. 8. — 
W. M. Ramsay, Studies in the history and art of the 
eastern provinces of the roman empire, bespr. v. 
id. — Kleinasien. Reisebericht der Herren Michel 
und Rott, bespr. v. id. — R. Dussaud, Les Arabos 
en Syrie avant l'Islam, bespr. v. id. — G. L. Bell, 
The desert, and the sown, bespr. v. id. - С. М. 
Kaufmann, Zweiter Bericht über die Ausgrabung der 
Menas-Heiligtümer in der Mareotiswüste, beepr. v. 
id. — A. Strong, Roman sculpture from Augustus to 
Constantine, bespr. v. id. — A. Musil, Kuseir “Атга, 
bespr. v. id. 


Oentury Ill. Monthly Mag. 1907. 

5. A. E. P. Weigall, A new discovery in Egypt.: 
the recent uncovering of the Tomb uf Queen Thiy. — 
Robb de Peyster Tytus, The Palace of Amenhotep III, 
Husband of Queen Thiy. — 


The Olassioal Review. 1907. 

6. L. R. Farnell, The Cults of the Greek States, 
bespr. v. A. B. Keith. — J. Donaldson, Woman; her 
Position and Influence in Ancient Greece and Rome 
and among the Early Christians, bespr. v. F. Granger. — 
L. Cantarelli, La Serie dei Prefetti di Egito 1. Da 
Ottaviano Augusto a Diocleziano, hopr v. G. M. 
Young. — d B. Walters, The Art of the Greeks, 
bespr. v. W. Н. D. К. — 


655 (No, 10. 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITONG. 


(Oktober 1907.) 556 


Oomptes Rendus. 1907. 

Mars. P. Gauckler, Le bois sacré de Ja nymphe 
Furrina et le sanctuaire des dieux syriens, aa Jani- 
cule, à Rome. — Hamy spricht über: Desplagnes, 
Le plateau central nigérien. — А. Barth berichtet 
über Pelliot's Reise in Turkestan. — Ph. Berger, 
Inscriptions funéraires de la nécropole de Bordj- 
Djedid à Carthage. 

Avril. De Vogüé spricht über: Corpus Inscrip- 
tionum Semiticarum II, 1. — Cagnat über: Toutain, 
Les cultes paiens daus l'empire romain. 

Mai. Clermont- Ganneau, L'antique nécropole 
juive d'Alexandrio. — Derselbe, Sur les inscriptions 
du „Lucus Furrinae*. — Е. Vassel, Note sur quel- 
ques stèles puniques. 


The Contemporary Review. 1907. 

501. E. E. Lang, The All-India Moslem Langue. — 
J. W. Thirtle, Old 'l'estament Problems: Critical Stu- 
dies in the Psalms and Isaiah, bespr. v. — 


Deutsohe Lit.-Zeit. 1907. 

33. R. Geyer, Das Wüstenschloss ‘Amra (Kusejr 
‘Amra, hrsg. v. d. Kais. Ak. d. Wiss.). — F. Küchler, 
Die Stellung des Propheten Jesaja zur Politik seiner 
Zeit, bespr. v A. v. Gall. — Karapet Ter-Mökörtt- 
schian u. Erwand Ter Minassiantz, Des heiligen Ire- 
n&us Schrift zum Erweise der apostolischen Verkün- 
digang, armenisch und deutsch, bespr. v. S. Weber. 
— W. Spiegelberg, Der Papyrus Libbey, ein 
tischer oe on bespr. v. A. Erman. — L. 
Messerschmidt, Die Hettiter, 2. Aufl, bespr. v. C. 
Bezold. — P. Emmanuelis d'Almeida S J. historia 
Aethiopiae (Rerum Aethiop. Script. Occid. cur. C. 
Beccari), bespr. v. F. Praetorius. — F. Rosen, Eine 
deutsche Gesandtschaft in Abessinien, bespr. v. 8. 


Passarge. 

94. P. Schwen, Afrahat, Seine Person und sein 
Verständnis des Christentums, bespr. v. Eb. Nestle. 
— Rastamji Edulji Peshotan Sanjana, Zarathushtra 
and Zarathushtrianism in the Avesta, bespr. v. H. 
Oldenberg. — P. Monceaux, Enquéte sur l'épigraphie 
chrétienne d'Afrique, bespr. v. O. Wessely. 

. A. Schulz, Die Quellen zur Geschichte des 
Elias, bespr. v. 8. Euringer. — О. Holtzmann, Christus, 
bespr. v. O. Zurhellen. — W. Bacher, Les Juife de 
Perse au XVIIe et au XVIIIe siécles, bespr v. P. 
Horn. — Р. Carus, The rise of man, bespr. v. G. 
Schwalbe. 

36. W. Bousset, Die Offenbarung Johannis, 
bespr. v. Н. Gressmann. — М. Horten, Das Buch 
der Ringsteine Fár&bis (950), bespr. v. C. H. Becker. 


Deutsche Rundsohau. 1907. 
12. v. Hoffmeister, Eine Winterfahrt nach Tri- 
polis, Tunisien und Sizilien. — 


The Bxpositor. 1907. 

21. H. R. Mackintosh, Christian Theology and 
Comparative Religion. — J. Moffatt, Literary Illu- 
strations of the Book of Ecclesiasticus. — 


The Expository Times. 1907. 

XVIII 10. The Dictionary of Christ and the 
Gospels. — The Latest Discoveries in Bible Lands. 
— À Jewish Colony in Egypt. — The Name of the 
God of Israel. -- The Discovery of the Name of the 
God of Melchizedek. — B. Baentsch, Altorientalischer 
und israelitischer Monotheismus, bespr. v. J. S. Banks. 
— J. Schliebitz, Iéo'dádh's Kommentar zum Buche 
Hiob L, bespr. v. J. Taylor. — Fr. Blass, The Origin 
and Character of our Gospels. — К. T. Frost, The 
Siege of Jericho and the Strategy of the Exodus, 


bespr. v. —. Dr. Whyte, Israel's Golden Age; L. M. 
Sweet, The Birth and Infancy of Jesus Christ; H. A. 
Redpath, Tbe Book of the Prophet Ezekiel; F. H. 
Davis, Persian Mystics; J. M. Gray, Synthetic Bible 
Studies; Dr. Carus, The Story of Samson; 8. Sharpe, 
Historic Notes on the Books of the Old and New 
Testaments, bespr. v. —. D. 8. Margoliouth, Contri- 
butions and Comments. — M. D. Gibson, Nambers 
XII, 14. — E. Nestle, I. Thess. III 3. — N. A. König, 
Lucifer. 

12. J. H. Moulton, A Zoroastrian Idyll. — R. M. 
Lithgow, The Theology of tbe Parables. — A. Erman, 
A Handbook of Egyptian Religion. Translat. by A. 
S. Griffith, bespr. v. — Lonsdale a. Laura Ragg, The 
Gospel of Barnabas. The Samaritans, the Earliest 
Jewish Sect: Their History, Theology, and Litera- 
ture; Alois Musil, Arabia (Seen . Moab, Topo- 
graphischer Reisebericht mit 1 Tafel und 190 Ab- 
bilden, im Texte, bespr. v. — D. Smith, The Nick- 
name ‘Son of Man’. — Frd. Blass, The Origin and 
Character of our Gospels. — F. Dixon, The Exegesis 
of Christian Science. — J. H. Moulton, Almug. — 


Folk-Lore. 1907. 

XVIII 2. A. Lane-Fox, The evolution of culture, 
bespr. v. A. C. Haddon — J. G. Frazer, Adonis, 
Attis, Osiris, bespr. v. А. B. Keith. — R. E. Dennett, 
At the back of the black man's mind, bespr. v. A. 
Werner. — A. Werner, The natives of British Cen- 
tral Africa, bespr. v. E. 8. hartland. — J. B. An- 
drews, Les fontaines des Genies (Seba aioun), croy- 
ances soudanaises à Alger, bespr. v. N. W. Thomas. 


Frankf. Ztg. 1907. | 
987. D. C. D., Die Sonne als Brandstifterin in der 
Mischna. — M., Wie die Alten über Seeraub dachten. 


La Geographie. 1907. 

XVI. 1. R. Chudeau, Traversóe du Sahara par 
la mission Arnaud Cortier. — Heller, Mission Auguste 
Chevalier à la cóte d'Ivoire. — H. Vambéry, West- 
licher Kultureinfluss im Osten, bespr. v. L. Laloy. — 


The Geographical Journ. 1907. i 

8. M. Sykes, Journeys in North Mesopotamia. — 
E. Huntington, The Depression of Turfan, in Central 
Asia. — E. A. W. Budge, The Egyptian Sudan: its 
History and Monumenta, bespr. v. — The Increase 
of the Water-supply of Egypt. — Port Sudan and 
its Trade. — Surveys in Somaliland. — 


Geogr. Zteohr. 1907. 
8. К. Oe., Berichtigung zu: Oestreich, die eng- 
lische Mission nach Tibet. — 


Globus. 1907. 

7. R. Andree, Jüdischo Museen. — 

8. R. Karutz, Nach den Höhlenstädten Südtuni- 
siens. — K. v. Hahn, Nomina geographica Caucasica. — 

9. В. Karutz, Nach den Höhlenstädten Südtuni- 
siens. — K. v. Hahn, Nomina geographica Cauca- 
sica. — N. v. Seidlitz, Kaukasische Sprichwörter und 
Redensarten. — Juden und Armenier, — 


Die Grenzboten. 1907. 
86. O. Neuschler, Aegypten im Jahre 1906. — 


Histor. Jahrbuch. 1907. 

XXVIII 2. M. Friedländer, Die religiösen Be- 
wegungen innerhalb des Judentums im Zeitalter Jesu, 
(u.) Ph. Friedrich, Der Christusname im Lichte der 
alt- und neutestamentlichen Theologie, bespr. v. A. 
Linsenmayer. ! 


557 (Ко. 10.] 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Oktober 1907. 558 


Internat. Wochenschr. 1907. 

1 21. E. Leumann, Zwei mittelasiatische Ent- 
zifferungsprobleme. 

22 umann, Zwei mittelasiatische Entzifferungs- 
probleme. — 

23 und 24. Th. Fischer, Die Mittelmeervölker 
und ihre weltpolitische Bedeutung I. und II. 

25. 0. Maspero, Die Erforschung des orienta- 
lischen Altertums. — Th. Fischer, Die Mittelmeer- 
völker und ihre weltpolitische Bedeutung. — 


Journ. Asiat. 1907. 

IX 8. A. O. Barbier de Meynard, Surnoms et so- 
ne dans la littérature arabe (Еогіа.). — E. Re- 
villout, pyrus moral de Leide (Forts.). — А. 
Kugener, Win sur l'inscription trilingue de Zébed. 

ee et mélanges: Halévy, Sur les noms de 
deux célébrités babyloniennes, Gilgameš et Hammu- 
rabi. — Carra de Vaux, Talismans et conjurations 
arabes. — R. Basset, Nécrologie (de Calassamti- 
Motylinski). — De Charencey, Le pronom verbal en 
góorgien. — Faid-allàh al-‘Alami al-Hasanı, Fath ar- 
Rahman li-talibi äyät al-Qorän, bespr. v. de Goeje. 
— Е. Barradas, Tractatus tres, ‘historico-geographici, 
(Rerum Aethiopicarum Scriptores Occidentales IV), 
bespr. v. A. de la Fuye. — Ben Cheneb, Traité de 
prosodie arabe (arabisch), bespr. v. I. Hamet. 


The Journ. of Hell. Stud. 1907. 

XXVII 1. J. Wells, The Persian friends of 
Herodotus. — A. Lang, Homer and his age, beepr. 
v. ? — J. G. Frazer, Adonis, Attis, Osiris: studies in 
the history of oriental religion, beepr. v. ? — W. M. 
Ramsay, Studies іп the history and art of the eastern 
provinces of the roman empire, bespr. v. ?. 


ie e des Savants. 1907. 
Me 3 Les inscriptions de Dougga, 
bespr J. Н. Breasted, Ancient records 
ea a v. G. Foucart. — L. Desplagnes, 
D plateau central nigérien. Une mission archéolo- 
gique E ethnographique en Soudan français, bespr. 
v. H. D. 


The Journ. of Theolog. Stud. 1907. 

92. W. Sanday, The Apocal . — W. O. E. 
Oesterley, Codex 'aurinensis (Y. IX. — M. G. 
Mercati and A. Souter, E. S. Buchanan, The Codex 
Muratorianus. — R H. Connolly, The Diatessaron in 
the Syriac Acts of John: Jacob of Serug and the 
Diatessaron. — 8. Chapman, On an apostolic tradi- 
tion that Christ was baptized in 46 and crucified 
under Nero. — E. O. Winstedt, Notes on the MSG 
of Cosmas Indicopleustes. — А. Н. Sayce 6. A. Е. 
езе еу, 1 apyri discovered at Assuan, bespr. 

. G. A — K. Lak ake, Facsimiles of the Athos 
5 of f Coder H of the Pauline Epistles, bespr. 
v. Е. G. Kenyon. — R. Reitzenstein, Poemandres: 
Btudien zur 5 tischen und frübchrist- 
lichen Literatur, bespr. v. Ғ. Granger. 


Literar. Zentralbl. 1907. 

82. F. O. Burkitt, Urchristentum im Orient, 
Sopi v. Brockelmann. — D. H. Müller, Die Mehri- 

Soqotri-Sprache, (u.) A. Jahn, Die Mehri-Sprache 
in Südarabien, (u.) Ders., Grammatik der Mehri- 
Sprache, bespr. v. H. Stumme. — 0. Thulin, Die 
еа Disciplin П. Die Haruspicin, bespr. у. А. 


B 

88. 3. Hehn, Siebenzahl und Sabbat bei den 
Babyloniern und im alten Testament, bespr. v. W. 
Roscher. — M. G. Schmidt, Geschichte des Welt- 
handels, bespr. v. E. Gerland. p S Breasted, 


Ancient Zeien т of Egypt, bespr. v v. 


84. A. E. J. Holwerda, P. A. А. Boeser und J. 
H. Holwerda, Beschreibung der ügyptischen Samm- 
lung des Niederländischen Reichsmuseums der Alter, 
tümer in Leiden, bespr. v. G. St. — Е. Kalinka, 
Antike Denkmüler in Bulgarien, bespr. v. A. 8. 

35. G. Schnedermann, Das Wort vom Kreuze 
* und dogmatisch beleuchtet, 
bespr. v. Sn. M. Davis, E. Naville and H. 
Carter, The tomb of Hätshopsitä, bespr. v. G. Rdr. 
— J. 0. Frazer, Adonis, Attis, Osiris, bespr. v. Hr, 


Mitteil. u. Nachr. d. Dt. Pal-Ver. 1907. 

5. E. Sellin, Kurzer vorläufiger Bericht über 
eine Probeausgrabung in Jericho. — Kurze Mittei- 
lungen: Die Hedschäz-Bahn, u. a. 


Monatsschr. f. Höh. Schulen. 1907. 
VI 8. J. Benzinger, Geschichte Israels bis auf 
die griechische Zeit, bespr. v. F. Heuck. 


Le Monde Moderne. 1907. 
23. P. Ravoux, Les Confréreries Musulmanes et 
le Maroc, — 


Neue Philolog. Rundschau. 1907. 

16. A. Mayr, Aus den phönikischen Nekropolen 
von Malta, bespr. v. —r.— 

18. Fustel de Coulange es, Der antike Staat, übers. 
v. P. Weiss, bespr. v. O. Wackermann. — 8. Stabert, 
Histoire sommaire des études d'ópigraphie grecque, 
bespr. v. W. Janell. — 


The Nineteenth Century and after. 1907. 
867. H. A. Wilson, The Moslem Menace. — 


Nuovo Bull di Archeolog. Orist. 1907. 

1—8. A. Monaci, La Palestina ed il laboro e le 
sculture dell’ Arco di Constantino. — L. v. Sybel, 
Christliche Antike, bespr. v. 0. M. — С. Maria uf- 
mann, Zweiter Bericht tiber die Ausgrabung der 
Menas-Heiligtümer in der Mareotiswiiste, bespr. v.id. — 


Petermanns Mitteilungen. 1907. 

9. A. F. Stahl, Geologische Beobachtungen im 
Zentral- und N ordwestpersien. — C. Schiaparelli, 
Ibn Giubayr Viaggio in Ispagna, Sicilia, Siria e Pa- 
lestina, Mesopotamia, Arabia, Egitto compinto nel 
secolo XII, beer, v Machetto. — 


The Review of Religions. 1907. 

VI 8. The Muhammadans, the Mahdi and the 
Ahmadiyya Movement. — The Purity of the Text of 
the Holy Quran (8). — 


Revue Bénédlot 190 1907. 
XXIV 8. P. P. Dhorme, Choix de textes 
religieux tier bespr. v. D. E. B. — 
A. Bluda den und Judenverfolgungen im alten 
AA bespr. v. R. Förster. — Е Buonajuti, 
Lo gnosticismo, bespr. v. В. Lebbe. — L. Bréhier 
L'église et l'Orient ап moyen-age. Les сонад. 
bespr. v. D. G. D. 


3 . оопа 2. 

a ісе a Crète ancienne. — 
F. " die ucore le nom de Jahvé. — F. 
P. Dhorme T. Dion cantique d'Anne (I. Sam. II, zn: 
— Е. M. R. Savignac, Monuments fanéraires de 
póninsule sinaitique. — F. M. Abel, Inscriptions per 
ques d'el Qounétrab. — H. Vincent, Ossuaires Joifs 
— A. Lods, La croyance à la vie future et le culte 
des morts dans l’antiquit6 israélite, bespr. v. F. M. 
J. Lagrange. — P. Thomsen, Loca sancta; Verzeichnis 
der im 1. bis 6. Jahrh. n. Chr. erwähnten Ortschaften 
Palästinas, bespr. v. Н. Vincent. — Оһ. A. Briggs, 


559 |No. 10.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Oktober 1907.) 560 


A critical and exegetical Commentary on the Book 
of Psalms, bespr. v. A. Condamin. — W. C. Allen, 
A critical and exegetical commentary on St. Matthew, 
bespr. v. L. de Grandmaison. — E. König, Propheten- 
ideal, Judentum, Christentum; Brandscheid, Novum 
Testamentum graece et latine 3. ed. II Apostolicum; 
O. Staehlin, Clemens Alexandrinus Il; D. J. Mein- 
hold, Die biblische Urgeschichte; P. Martinelli, I 
rimi tre capitoli della sacra Bibbia annotati secondo 
il sistema delle apparenze; Scholz, Die Schöpfungs- 
geschichte und was mit ihr unmittelbar zusammen- 
hängt; H. Gunkel, Ausgewählte Psalmen übers. und 
erkl; W. E. Crum, Septuaginta-Studien; II: Der 
Text des Septuaginta - Psalters; G. Diettrich, Ein 
Apparatus criticus zur Pe3itto zum Propheten Jesaia; 
Ottley, The Book of Isaiah according to the Septua- 
int, II, Text and Notes; L. Venetianer, Ezekiels 
Vision und die Salomonischen Wasserbecken; Ch. A. 
H. Wright, Daniel and its critics; R. H. Charles, 
The ethiopic version of the Book of Enoch; Lóhr, 
Sozialismus und Individualismus im Alten Testament; 
G. Hólscher, Der Sadduzüismus; E. Kónig, Ahasver 
„der ewige Jude“; E. Behrens, Assyrisch-Babylonische 
Briefe kultischen Inhalts aus der Sargonidenzeit; 
K. Frank, Bilder und Symbole babylonisch-assyrischer 
Götter; M. Lidzbarski, Altsemitische Texte, I: Ka- 
naanüische Inschriften; J. Dashian, Catalog der arme- 
nischen Handschriften in der Mechitaristen-Bibliothek 
zu Wien; A. Baumstark, Abendländische Palästina- 
ilger des ersten Jahrtausends und ihre Berichte, 
espr. v. —. 


Revue Oritique. 1907. 

80. F. Hadland Davis, The Persian Mystics, 
Ialálu'd-din Rumi, bespr. v. Cl. Huart. — A. Frei- 
mann, Pand-nämak i Zaratusht. Der Pahlavi-Text 
mit Uebersetzung, kritischen und Erläuterungsnoten, 
bespr. v. A. Meillet. — H. Möller, Semitisch und 
Indogermanisch I, bespr. v. id. — P. louguet & P. 
Perdrizet, Le Papyrus Bouriant No. 1, Un cahier 
d'écolier grec d'Egypte, bespr. v. My. — А. Gudeman, 
Grundriss der Geschichte der klassischen Philologie, 
bespr. v. P. Lejay. — F. C. Conybeare, The Armenian 
version of Revelation and Cyril of Alexandria's Scholia 
on the Incarnation and Epistle on Easter, beapr. v. 
A. Meillet. — K. Brandstetter, Ein Prodromus zu 
einem vergleichenden Wörterbuch der Malaio-poly- 
nesischen Sprachen, bespr. v. id. 

31. Die Kultur der Gegenwart, hrsggb. v. P. 
Hinneberg: I. und IL, bespr. v. З. Levi. — Т. Gana- 

ati Sástri, Bhaktimanjari — — Sri Rama Varma 
ulasekhara Perumälmaharsjah of Travancore; id., 
The Trivandrum Sanskrit Series I, bespr. v. id. — 
W. Hüttemann, Die Inata-Erzählungen im sechsten 
Anga des Kanons der Jinisten, bespr. v. id. — 
W. Filchner, Ein Beitrag zur Geschichte des Klosters 
Kumbum, bespr. v. id. — J. Dutoit, Die duskara- 
carya des Bodhisattva in der buddhistischen Tradition, 
bespr. v. id. — C. de la lonquiére, L'expédition 
d'Egypte (1798—1801), bespr. v. A. C. 

32. Lidzbarski, Altsemitische Texte I, bespr. v. 
Clermont- Ganneau. — J. Zehetmaier, Leichenver- 
brennung und Leichenbestattung im alten Hellas, 
SE eg verschiedenen Formen der Gräber, bespr. 
v. S. R. 

33. W. Spiegelberg. Der Papyrus Libbey, ein 
ägyptischer Heiratsvertrag, bespr. v. G. Maspero. — 
W. Otto, Die Priester und Tempel im hellenistischen 
Aegypten, (u.) K. Schmidt, Der 1. Klemensbrief in 
altkoptischer Uebersetzung, (u.) O. v. Lemm, Kop- 
tische Miscellen, bespr. v. G. Maspero. 

34. E. Naville, La religion des anciens Egyp- 
tiens, (u.) Th. M. Davis, The tomb of Hatshopsitu, 


bespr. v. G. Maspero. — A. Lang, Homer and his 
age, bespr. v. My. 

35. W. Max Mäller, Egyptological researches, 
results of a journey in 1904, bespr. v. G. Maspero. 

36. D. C. Carton, Le sanctuaire de Tunit à El К6- 
піввіа, bespr. v. S. Toutain. — A. Jeremias, Die Pan- 
babylonisten. Der Alte Orient und die Aegyptische 
Religion; H. Winckler, Die jüngsten Kämpfer wider 
den Panbabylonismus, bespr. v. A. L. — J. Hehn, 
Siebenzahl und Sabbat bei den Babyloniern und im 
Alten Testament, bespr. v. id. — H. Lemke, Die 
Reisen des Venezianers Marco Polo im 13. Jahr- 
hundert (Bibliothek wertvoller Memoiren, hreggb. v. 
E. Schultze I.), bespr. v. A. — 


Revue des Et. Greoques. 1906. 

No. 86. T. R., Notes de métrologie ptolémaique. 

1907. No. 87. S. Boulard, Les instructions écrites 
du magistrat au juge-commissaire dans l'Egypte ro- 
maine, bespr. v. J. P. -- W. M. Ramsay, Studies in 
the history and art of the eastern provinces of the 
Roman empire, bespr. v. V. Chapot. — A. Gayet, 
L'exploration des nécropoles gréco-byzantines d'Anti- 
nos et les sarcophages des tombes pharaoniques de 
la ville antique, bespr. v. H. Gruebler. 


Revue des Bt. Juives. 1907. 

No. 105. J. Hatzfeld, Une ambassade juive à 
Pergame (Josephus Ant. XIV). — S. Krauss, La dé- 
fense du menu bétail en Palestine et questions con- 
nexes. — J. Lévi, Le prosélytisme juif (Schluss). — 
Derselbe, Les deux alphabets de Ben Sira. — J. 
Wellesz, Hayyim B. Isaac Or Zaroua — W. Bacher, 
Les Juifs de Perse au XVIIe et au XVIIIe siécle 
(Schluss). — B. Heller, Encore un mot sur la légende 
des Sept Dormants. — M. Schwab, Un hymne inédit. 
— J. Weill, Un projet de traduction du Talmud au 
XVII* siécle. — J. Lévi, Revue bibliographique (1906 
u. 1906). — M. Weiss, Katalog der hebrüischen Band- 
schriften und Bücher in der Bibliothek des Professors 
David Kaufmann, bespr. v. L. Blau. — М. Stein- 
schneider, Die Geschichtslitoratur der Juden in Druck- 
werken und Handschriften I, bespr. v. J. Lévi. 

No. 106. A. Darmesteter, Les Gloses françaises 
de Raschi dans la Bible. — 8. Gutesmann, Sur le 
calendrier en usage chez les [sraélites au Ve siècle 
avant notre ёге. — J. Lévy, Moise en Ethiopie. — 
H. Rosenberg, Un fragment de Mischna au British 
Museum. — А. Buechler, La Kadouscha du ,Jocér* 
chez les Gueonim. — J. Lévi, Fragments de rituels 
de priéres provenant de la Gueniza du Caire. — 8. 
Eppenstein, Fragment d'un commentaire anonyme du 
Cantique des Cantiques, tiró d'un ms. de la Biblio- 
théque de l'Université de Turin. — M. Liber, Un mot 
eur les Consultations de Hayyim Or Zazoua. — В. 
Ratner, Gvag my полк wo, Varianten und Ergänzungen 
des Textes des Jerusalemischen Talmuds nach alten 
Quellen, bespr. v. W. Bacher. — J. Lévi, Additions 
et Rectifications. 


Revue Histor. 1907. 

XCIV 2. J. Flach, Le code de Hammourabi et 
la constitution originaire de la propriété dans l'an- 
cienne Chaldée. — C. Benattar, EI Hadi Sebat, Abd- 
elaziz Ettéalbi, l'Esprit libéral du Qoran; Capitaine 
d'Ollone, La Chine novatrice et guerriére; K. Boeck, 
Aux Indes et au Népál, bespr. v. A. Lichtenberger. 
— J. Kaerst, Geschichte des hellenistischen Zeitalters. 
I: Die Grundlegung des Hellenismus, bespr. v. G. 
Radet. — H. Nagaoka, Histoire des relations du Japon 
avec l'Europe aux XVIe et XVIIe siècles, bespr. v. 
H. Hauser. 


561 (Ко. 10.) 


XCV 1. L. Bréhier, La conception du pouvoir 
impérial en Orient pendant les trois premiers sidcles 
de l'ére chrétienne. — W. Dittenberger, Orientis 
graeci Inscriptiones selectae, bespr. v. G. Radot. — 
R Dussaud, Les Arabes en Syrie avant l'Islum, bespr. 
у. M. Lumbert. — 


Rev. d'Hist. Diplomatique. 1907. 

9. Gr. Troubetzkoi, La Politique russe en 
Orient. — Е. Ch -Rouz, Les Echelles de Syrie et de 
Palestine au dix- huitiöme siècle. — Ch. Lesage, 
L'achat des actions de Suez, novembre 1876, bespr. 
v. F. de Saint-Charles. — Negib Azoury, Le Réveil 
де la Nation arabe dans l'Asie piqued baap? v. id. 
— Atti del Congresso internationale di Scienze storiche. 
bespr. v. E. Қ. — М Е Clavery, Occident et Ex- 
tréme-Orient, bespr. v. L de Laigue. 


Rev. de l'Hist. des Relig. 1907. 

LV 3. G. Paris, Le conte du trésor du roi 
Rhampsinite. — A. J Reinach, Pila Horatia et Pi- 
lumnoe Poploe. — R. Dussaud, Canaan d’après l'ex- 
ploration récente. — W. Wundt, Mythus und Reli- 

ion I. II, bespr. v. P. Oltramare. — J. B. Pratt, 
Peyebolo of Religions Belief, bespr. v. H. Norero. 
— Die Kultur der Gegenwart, hrsggb. v. P. Hinne- 
berg I, bespr. v. J. Héville. — M. P. Nilsson, Grio- 
chische Feste religiöser Bedeutung mit Ausschluss 
der Attischen, beapr. v. A. J. Reinach. — O. J. Mehl, 
Das Urevangelium nach D. Alfred Resch’ Wieder- 
herstellung der Logia Jesu ins Deutsche übersetzt; 
E. Wendling, Ur-Marcus; H. Holtzmann, Die Marcus- 
Kontroverse in ihrer heutigen Gestalt; W. Wrede, 
Die Entstehung der Schriften des Neuen Testaments, 
bespr. v. J. Itéville. — J. C. V. Durell, The historic 
Ohurch. An Essay on the Conception of the Christian 
Church and its Ministry iu tho Sub-Apostolic Age, 
bespr. v. СЬ. Guignebert. — О. Gruppe, Griechische 
Mythologie und Religionsgeschichte, 2 Bde, bespr. v. 
A. J. Reinach. — Ch. A. Briggs, The International 
Critical Commentary. The Book of Psalms, vol. II, 
bespr. v. Ch. Mercier. — H. H. Powell, Tbe supposed 
hebraisms in the grammar of the biblical aramaic, 
bespr. v. M. Lambert. — Cl. F. Rogers, Baptisin and 
christian archaeology, bespr v. id. 


Revue Hispanique. ” 1907. 

47 et 48. С. F. Seybold, Die geographische Lage 
von Zalláka. — L. Bouvat, Sur quelques manuscrits 
de la Société Asiatique relatifs à l'Espagne. — 
H. Derenbourg et L. Barrau-Dihigo, Une charte his- 
pano-arabe de l'année 1312 — 


Revue de Philol 1907. 

XXXI 1. K. Brugmann, Abrégé de grammaire 
comparée des langues indo-européennes, traduit de 
l'allemand par J. Bloch, bespr. v. J. Vendryes. — A. 
Janke, Auf Alexanders des Grossen Pfadeu, bespr. v. 
A. Martin. — St. Waszynski, Die Bodenpacht, agrur- 
geschichtliche Papyrusstudien, bespr. v. J. I. esquier. 

2 et 3. L. Haset, Palémon-Melqart. — D Ser- 
ruyr, De quelques ères usitées chez les chroniqueurs 
byzantins. — J. P. Mabaffy, The Silver Age of the 
Greek World, bespr. v. W. Chapot. — W. T. Arnold, 
Tho Roman System of Provincial Administration to 
the accesion of Constantine the Great, bespr v. 
id. — D. C. Garton, Le Sunctuaire de Tanit, à El- 
K6nissia, bespr. v. V. Chapot. — Р. Monceaux, His- 
toire littéraire de l'Afrique chrétienne, depuis les ori- 
gines jusqu'à l'invasion arabe III, beepr v. G. Archam- 
bault. — H Leclercq, Manuel d'archéologie chrétienne 
depuis les origines jusq'au VIIIe siècle, bespr. v. 
V. Chapot. — 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Oktober 1907.] 562 


Revue Philos. 1907. 
7. Probst-Biraben, Le mysticisme dans l'esthéti- 
que musulmane. 


Rev. des Quest. Histor. 1907. 

163. Mélanges de la Faculté orientale de l'Uni- 
versité Saint-Joseph de Beyrouth, bespr. v. P. Pisani. 
— Weltgeschichte, braggb. v. Helmolt, II: Ostasien 
und Ozeanien; der Indische Ozean. VI: Mitteleuropa 
und Nordeuropa, bespr. v. H. Froidevaux. — J. Braun, 
Die liturgische Gewanduny im Occident und Orient 
nach Ursprung und liutwicklung, Verwendung und 
Symbolik, bespr. v. Н. Leclereqd. — F. Smith, Die 
römische Timokratie, bespr. v. M. Besuier. — F. Cu- 
mont, Les religions orientales dans le paganisme 
romain, bespr. v. P. Allard. — Binet-Sanglé, Les 
proponia juifs. Etude de psychologie morbide, bespr. 
v. D. E. Bouvet. — A. Bludau, Juden und Juden- 
verfolgungen im alten Alexandria, bespr v. M. Bes- 
nier. — A. Réville, Jésas de Nazareth. Etudes criti- 
ques sur les antécédents de l'histoire évangélique et 
la vie de Jésus. bespr. v. V. Ermoni. — C. Hefele, 
Histoire des conciles d’après les documents originaux, 
bespr. v id — J. Pwisker, Die älteren Beziebungen 
der Slaven zu Turko-Tataren und Germanen und 
ihre sozial-geschichtliche Bedeutung, bespr. v. P. S. P. 


Rhein. Museum. 1907. 
3. Е. Solmsen, Vordoiiscbes in Lakonien. 


Rivista d'Italia. 1907. 
X &. G. L. Cerchiari, L'Oriente attraverso quadri 
di un pittore italiano. — 


Rivista Stor Ital. 1907. 

За S. Vol. VI, 1. V. Epifanio, Ruggero II e 
Filippo di Al-Mahdtah, (u.) C. Schiaparelli, Ibn Giu- 
bayr о ibn Giobeir, viaggio іп Ispagna, Sicilia, Siria 
e Palestina, Mesopotamia, Arabia, Egitto nel secolo 
XII, (u.) V. Vitale, Trapani nelle guerre di Carlo V 
in Africa e contro i Turchi, bespr. v. P. Revelli. 


Romania. 1907. 

148. M. Lambert et L. Brandin, Glossaire hébreu- 
francais du XIIIe siècle, bespr. v A. Thomas. — Re- 
cueil des historiens des croisades, publ. par les soins 
de l'Académie des Inscriptions et Belles - Lettres.. 
Documents arméniens, t. II. Documents latins et 
français relatifs à l'Arménie, bespr. v. P. M — 


The Saturday Review. 1907. 
2698. J. G. Frazer, Adonis, Attis, Osiris, bespr. 


7. 
2700. W. 8. Blunt. Secret history of occupation 
of Egypt, bespr. v. R. B. C. Graham. 
2705. J. H. Breasted, Ancient records of Egypt, 
bespr. v. 7. 


Sohweizerische Rundschau. 1907. 
5. F. A. Herzog, Die fünf Töchter des Zelophehad. 


Schweizer. Theolog. Ztschr. 1907. 

4. A. C. Pettermand, Geisteskraukheit und Dä- 
monologie in der Bibel. — L. Köhler. Sind die aus 
den ersten Evangelien zu erhebenden religids-sitt- 
lichen Ideen Jesu durch den Glauben an die Nähe 
des Weltendes beeinflusst? — A. Lechner, Zur Me- 
thode der Bibel kritik. — G. Wildeboer, Die Literatur 
des alten Testaments, bespr. v. J. Wirz. — K. Marti, 
Die Religion des Alten Testaments und den Religionen 
des vorderen Asiens, bespr. v. A. W. — Th. Nugeli 
Der Wortschatz des Apostels Paulus, bespr. v. I. 
Köhler. 


563 (Ко. 10] 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Oktober 1907.] 564 


Sitzgsber. d. K. Pr. Ak. d. W. 1907. 

XXVII. E. Meyer, Ueber die Anfange des Staats 
und sein Verhältnis zu den Geschlecbhteverbänden 
uud zum Volkstum. 

XXXI. Н. Schäfer und К. Schmidt, Die alt- 
nnbischen christlichen Handschriften der Königlichen 
Bibliothok zu Berlin. 


Soo. Geogr. Ital. 1907. 

LV 8. Esplorazioni nelle colonie tedesche d' Africa. 
— Lo sviluppo di Zanzibar. 

9 L'importanza della de pressione di Turfan per 
la storia della civiltà. — La regione del Lop-nor. — 


Stimmen aus Maria-Laach. 1907. 

7. Das Alte Testament, bearb. v. J. Selbst; Das 
Neue Testament, bearb. v. J. Schäfer, bespr. v. 
J. Knabenbauer. — E. Jacquier, Histoire des Lue 
du Nouveau Testament, bespr. v. — D. E. Leimbach, 
Durch Unter-Aegypten und das Heilige Land, bespr.v. — 


Stud. z. vergl. Lit.-Gesch. 1907. 

VII 1. H. Reich, Der Mimus, ein literarent- 
wickelungsgeschichtlicher Versuch, bespr. v. F. Skutsch. 

2. L. Katona, Zum Schwank vom römischen Dieb. 

3. Fr. Veit, Graf Platens Nachbildungen aus 
dem Diwan des Hafis und ihr persisches Original I. II. 


Theol. Jahresbericht. 1907. 

Bd. XXVI 1. Abt. G. Beer, Der vordere Orient. 
— E. Lebmann, Ausserbiblische Religionsgeschichte 

2. Abt. P. Volz, Das alte Testament. 


Theol. Lit-Blatt. 1907. 

26. Orthodoxe theologische Encyclopüdie Bd. VII, 
bespr. v. N. Bonwetsch. 

27. S. Jampel, Das Buch Esther auf seine Ge- 
schichtlichkeit kritisch untersucht, bespr. v. E. König. 
— P. Giduljanov, Die Metropoliten in den ersten 
drei Jahrhunderten des Christentums, bespr. v. N. 
Bonwetach. 

28. E Lehmann u. a., Die Orientalischen Reli- 
gionen (Kultur der Gegenwart), bespr. v. R. Н. Grütz- 
macher. 

29. C. A. Briggs and E. Grace, A critical and 
exegetical commentary on the book of psalms, bespr. 
v. E. König. 

30. W. C. Allen, A commentary on the gospel 
according to 8. Matthew, bespr. v. E. König. — E. 
Bischoff, Im Reiche der Gnosis, bespr. v. H. Stocks. 

81. E Nestle, Old latin biblical texts No V. — 
L. R. Farnell, Evolution of religion, bespr. v. Orelli. 

32. А. 8. Lewis and M. D. Gibson, Studia Sinai- 
tica XII. Forty-one facsimiles of dated christian 
arabic manuscripts, bespr. v. Eb. Nestle. — Т.К. 
Cheyne, Traditions and beliefs of ancient Israel, 
bespr. v. E. König. 

33. N. Howard, Neue Berechnungen über die 
Chronologie des alten Testaments und ihr Verhältnis 
zur Altertumskunde, bespr. v. A. КІ. 

34. Baentsch, Chamberlains Vorstellungen über 
die Religion der Semiten, speziell der Israeliten, 
bespr. v. v. Orelli. 

35. W. Lotz, Das alte Testament und die Wissen- 
schaft, (u) J. Boehmer, Das erste Buch Mose, aus- 
gelegt für Bibelfreunde, (u.) 9. Rothstein, Unterricht 
im alten Testament, bespr. v. Sperl. — Eusebius 
Werke, 4. Bd, hrag. v. E Klostermann, bespr. v. 
N. Bonwetach. 

36. H. V. Hilprecht, Mathematical, metrological 
&nd chronological tablets from the temple library of 


Verantwortlicher Herausgeber: 


Nippur, bespr. v. R. Z. — H. Nissen, Orientation. 
Studien zur Geschichte der Religion, bespr, v. R. H. 
Grützmacher. 

37. Babylonian Expedition of the Univ. of Penn- 
sylvania, ed. by H. V. Hilprecht. VI1: by H. Ranke. 
— W. Spiegelberg, Der Aufenthalt Israels in Aegypten 
im Lichte der ägyptischen Monumente, bespr. v. 
F. Wilke. — A. Jülicher, Neue Linien der Kritik 
der evangelischen Ueberlieferung, bespr. v. H. Jordan. — 


Theolog. Liter..Zeit. 1907. 

14. Theologischer Jahresbericht Bd 24, bespr. 
v. A. Harnack. — F. Bennewitz, Die Sünde im alten 
Israel, bespr. v. C. Steuernagel. — W. Bousset, Die 
Religion des Judentums im neutestamentlichen Zeit- 
alter, bespr. v. H. Holtzmann. 

15. B. Duhm, Das Buch Habakuk, bespr. v. W. 
Nowack. — G. C. Workman, The servant of Jeho- 
vah, bespr. v. W. Frankenberg. — Ch. Guignebert, 
Manuel d'histoire ancienne du christianisme. Les 
origines, bespr. v. G. Krüger. — F. Burkitt, Ur- 
christentum im Orient, bespr. v. G. Ficker. 

16. C. H H Wright, Daniel and his prophecies, 
bespr. v. Meinhold. — F. C. Burkitt, Evangelion Da- 
Mepharreshe, bespr. v. von Dobschütz. 

17. J. Hehn, Siebenzahl und Sabbat bei den 
Babyloniern und im alten Testament, bespr. v. E. 
Schürer. — 8. Fraenkel, Zu den Testamenten der 
12 Patriarchen. — H. J. Holtzmann, Das messianische 
Bewusstsein Jesu, bespr. v. Baldensperger. — J. 
Schliebitz, Iso‘dadh's Kommentar zum Buche Hiob. 
Text und Uebersetzung, bespr. v. Frankenberg. 

18. W. Erbt. Die Hebräer, bespr. v. A. Bertho- 
let. L. Techen, Das Targum zu den Psalmen, bespr. 
v. W. Bacher. — W. B. Smith, Der vorchristliche 
Jesus, bespr. v. P. Wernle. 

19. The Sacred Books of the Old Testament. 
A critical edition of the Hebrew text, printed in 
colors — prepared — under the-direction of P. Haupt. 
Part. 9. The Books of Kings. With notes by 
B. Stade and Fr. Schwally. English translat. by R. 
E. Brünnow and P. Haupt, bespr. v. K. Budde. — 
O. Procksch, Das nordhebrüische Sagenbuch. Die 
Elohimquelle. Uebersetzt und untersucht, bespr. v. 
W. Nowack. — 


Theolog. Rundschau. 1907. 

6. H. Schmidt, Das Gilgameschepos und die Bibel. 
— L. Franckh, Die Prophetie in der Zeit vor Amos; 
Religionsgeschichtl. Volksb.: H. Gunkel, Elias, Jahve 
und Baal; B. Duhm, Die Gottgeweihten in der alt- 
testamentlichen Religion; id., Die bösen Geister im 
Alten Testament; M. Löhr, Sozialismus und Indivi- 
dualismus im Alten Testament; W. Staerk, Religion 
und Politik im alten Israel; E. Sellin, Die Spuren 
griechischer Philosophie im Alten Testament; E. König, 
Prophetenideal, Judentum, Christentum; P. Haupt, 
Koheleth oder der Weltschmerz in der Bibel, bespr. 
v. W. Nowack. 


Ztschr. f. ehristl. Kunst. 


1907. 


6. Handbuch der Kunstgeschichte v. A. Springer I. 
Das Altertum. VIII. Aufig. bearb. v. A. Michaelis, 
bespr. v. Schmutgen. — 

Ztschr. f. Geogr. u. Statistik. 1907. 


12. J. M. Jüttner, Fortechritte der geographischen 
Forschungen und Reisen im Jahre 1906, 5. Afrika. — 
Die Zahl der Mekka-Pilger 1907. — 


Е. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Schönstr. 18а I. 


Verlag u. Expedition: Wolf Pelser Verlag, Berlin 5. Brandenburgstr. 11. 
Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Buendel, Kirchhain N.-L. 


Orientalistische 
Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 


von 


— e: 


Erscheint 
am 15. jedes Monats. 


F. E. Peiser. 


Berlin. 
Wolf Peiser Verlag. 


Abonnementspreis 
vierteljáhrlich 3 Mk. 


Bestellungen nehmen entgegen: die Verlagsbuchhandlung, Berlin S., Brandenburgstr. 11, sowie alle Buch- 


bandlungen und Postämter (unter Nummer 6101). — 


nserate die zweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei 


Wiederholungen und grösseren Anzeigen Ermässigung. 


10. Jahrgang. 


15. November 1907. 


№ 11. 


Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender 


Adresse erbeten: 


Redaktion der 0. L. Z., Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandonburgstr. 11.1. 


Elamiseh und Kaukasisenh. 


Von Heinrich Winkler-Breslau. 


Hüsing hat in seinen gründlichen Ar- 
tikeln über die elamische Iteration nach- 
wiesen, dass Doppelung mannigfacher Art 
in der Wort-, Namen- und Formenbildung 
des Elamischen eine beachtenswerte Rolle 
spielt. Nachdem er von schüchternen An- 
fängen ausgegangen war, hat der weitere 
Verlauf seiner methodisch mit dem ihm 
eigenen Scharfsinn geführten Untersuchung 
immer weitere Kreise gezogen. Man kann 
schon jetzt behaupten, dass Doppelung im 
Elamischen ein bewusst viel angewendetes 
Mittel der Formenbildung darstellt. Immer- 
hin wird man bei dem qualitativ doch sehr 
geringen Umfange des überlieferten elamischen 
асаана vielleicht nie eine klare 
orstellung gewinnen können von der Ве- 
deutung, die diese Erscheinung fiir das 
Sprachleben gehabt haben mag. 

Da ist es denn von entscheidender Be- 
deutung, dass gerade die Sprachen, die mit 
dem Elamischen aufs innigste zusammen- 
hängen, die kaukasischen (d. h. die Sprachen 
des Kaukasus), Doppelung und Wiederholung 
wesentlicher Bestandteile, sei es des Wort- 
körpers oder der Bildungselemente, im le- 
bendigaten Flusse t), in derselben Weise wie 


SD 


1) Ich bebe nachdrucklich hervor, dass ich bei 
der Prüfung und Gruppierung der kaukasischen Fülle 
überhaupt ger nicht an das Elamische dachte; fiir 
mich handelte es sich lediglich darum, mich davon 


im Elamischen, aber noch viel weitergehend, 
zeigen; 4. Һ. in einer Weise und іп einem 
Umfange, dass man all diese Erscheinungen 
als eine unverhiillte Weiterfiihrung des im 
Elamischen Nachweisbaren oder leise An- 
gedeuteten ansehen darf. 


Bork hat in der kleinen, aber an wich- 
tigen Ergebnissen reichen Abhandlung „Kau- 
kasische Miscellen 1% auf die der elamischen 
so ungemein ähnliche, um nicht zu sagen 
ihr völlig identische verbale Doppelung im 
Sinne des Intensiven, Dauernden . . in nord- 
wie südkaukasischen Sprachen aufmerksam 
gemacht und solche gedoppelte Formen auch 
da nachgewiesen, wo die Wortgestalt zunächst 
eine Doppelung kaum ahnen liess; ich ge- 
stehe freimütig, dass ich hier grösstenteils 
keine solche angenommen hatte. Schon auf 
Grund dieser so gebildeten kaukasischen 
Continuativa könnte man auf eine recht 


zu überzeugen, ob wirklich in diesem Punkte die 
kaukasischen Sprachen so auffallende innere Aehnlich- 
keit mit dem Baskischen zeigten, wie es auf den 
ersten Blick scheinen muss, und so habe ich nur die 
baskischen und die kaukasischen Tatsachen im Auge 
gehabt. Erst lange nach Beendigung dieser Unter- 
suchung kam ich auf den Gedanken, ob nicht viel- 
leicht auch in diesem Punkte wie in so ziemlich allen 
anderen Anklänge an das Elamische vorhanden 
wären, prüfte die mir bis dahin geringfügig er- 
scheinenden elamischen Doppelungen und gewann 
alsbald ein ganz anderes Bild, 


567 [No. 11.) 


ähnliche Auffassung іш Elamischen und den 
kaukasischen Sprachen schliessen. Aber das 
ist doch nur ein kleiner Teil des Umfanges 
der so verschiedenartigen und doch einem 
Grundprinzip entsprossenen Doppelungen. 
Ueberall ist in erster Linie ausschlaggebend 
das natürliche Streben, dem Dargestellten 
Nachdruck zu geben, den Eindruck des 
Dauernden, Intensiven, lebhaft Hervor- 
gehobenen hervorzurufen. In diesem Sinne 
ist Doppelung jeder Art auf den verschie- 
densten Sprachgebieten nachweisbar und na- 
türlich, wobei es bald zu einer vollen Dop- 
pelung des ganzen Wortkörpers, bald zur 
lossen Anlautdoppelung kommt, die im 
letzten Grunde vielfach doch auch auf eine 
ursprünglich volle, im Lauf der Entwickelung 
erstarrte, verkiimmerte Doppelung zurück- 
geht. Aber die Art, wie nun dieses sinnlich 
beredte sprachliche Mittel auf kaukasischem 
wie elamischem Gebiet zur Anwendung 
kommt, zeigt eine so überraschende Aehn- 
lichkeit, dass man auch in diesem Punkte 
eine tiefgehende innere Verwandtschaft fest- 
stellen kann. 


Die Doppelung auf kaukasischem Boden 
ist überaus mannigfaltig. Wir finden hier 
die volle Doppelung des ganzen Wortes, um 
mit Nachdruck den Begriff uns vor Augen 
zu führen, um auf das Sonderbare, Unheim- 
liche, Unerwartete aufmerksam zu machen, 
um die Intensität eines Eindrucks, die Dauer 
oder Wiederholung anzudeuten, um in Nach- 
&hmung der kindlichen Auffassung sinnlich 
lebhaft oder kosend etwas zu benennen. Es 
muss dabei nicht immer wie im Udischen !) 
roh der volle Wortkörper gedoppelt er- 
scheinen, es genügt oft, dass der eigentlich 
wesentliche Teil des Wortes oder doch dessen 
erster Teil solche Wiederholung erfährt. 
Ebenso aber kann innerhalb eines Wort- 
gebildes ein bedeutungsvoller Teil, also ein 
besonders hervorzuhebendes Bildungselement, 
geradezu in voller Gestalt wiederholt werden, 
desgleichen am Ende, wobei sogar eine drei-, 
vierfache Setzung desselben Bestandteils mög- 
lich und im Südkaukasischen vielfach als 
höchst wirkungsvolles Mittel angewendet 
worden ist. Doch ist damit die Reihe der 
ganz gewöhnlich auftretenden Bildungen 
keineswegs erschöpft; zu der Doppelung 
treten sehr häufig ebenso wirkungsvolle 
Klangfiguren. Diese Klangfiguren, verbunden 


) Diese udische Erscheinung ist, wie ich soeben 
ersehe, auch Bork „Zur elamischen Iteration“. O.L. 
2. III 11 nicht entgangen, aber es ist dies nur eine 
unter zahllosen ähnlichen Erscheinungen. 


ORIENTALISTISCHE LTITTERATUNZ EITUNG. 


[November 1907.] 568 


mit mehr oder minder klar durchgeführter 
Doppelung oder der klar und bewusst aus- 
geprügten Absicht, auch da etwas der Dop- 
pelung Aehnliches hervorzurufen, wo die 
verwendeten Elemente ganz verschieden sind 
und nur annáühernd aneinander anklingen, 
sind von unerschöpflicher Mannigfaltigkeit 
— aber auch sie sind im Elamischen schon 
klar angedeutet; im Kaukasischen ist das 
Grundprinzip & outrance durchgeführt; aber 
wenn man die leider so wenigen nachweis- 
baren elamischen Zeugen der gleichen Art 
wie nikunaka$, takatuktine, tippe tah, al- 
pipe alpik .. . berücksichtigt, die doch gewiss 
nicht allein standen, so kann man an der 
Fähigkeit des Elamischen und seiner Nei- 
gung, ähnliche Wortbilder zu erzeugen wie 
die kaukasischen Sprachen, kaum noch 
zweifeln. 


Dass Doppelung oder ursprünglich 
volldurchgeführte Doppelung zu morpho- 
logischen Zwecken in weitem Umfange dem 
Elamischen eigen gewesen sein muss, hat 
Hüsing und nach ibm Bork nachgewiesen; 
ich setze diese Ergebnisse als allgemeiner 
bekannt voraus, und bemerke hier nur, dass 
die von Bork jüngst für das Chürkilinische 
und auch für das Südkaukasische nach- 
gewiesenen Fälle sehr bezeichnender verbaler 
Doppelung keineswegs allein stehen, sondern 
dass Aehnliches in andern kaukasischen 
Sprachen ebenfalls vorkommt, und dass die 
richtige Erkenntnis dieser Tatsache viele 
sonst schwer erklärbare lautliche Erschei- 
nungen erklärt. Hier folgen aus der über- 
reichen Zahl der Fälle wirklicher meist 
voller Doppelung zuerst eine Anzahl Bei- 
spiele, die zeigen sollen, dass das in allen 
kaukasischen Gruppen vorkommt. 

gargar (awar.) = Gespräch, gargar (ta- 
bass.) = Gerste, badbad (chürk.) = Ente, 
chichi (and., kar.) = Birne, langlang (ud.) 
= Falke, thithi (grus.) = Finger, thuthi (laz.) 
= Bär, chocho (€e¢.) = Krug, тостоё (tabas.) 
— Mund, karkar (tab.) = Messer, mizmiz (tab., 
kür.) = Mücke, damdam (ud.) = Morgen, bübü 
(ud.) = Briicke, carcar (chinal.) = blau, gir- 
gir (Vark.) = geizig, hurhur (chürk.) = Zügel, 

isi (laz.) = Strauch, kaka (vark., kub.) = 
Stein, uzuz (aw.) = billig, ratrad (rut.) = 
schön, kuaskuas (aw.) = Baumwolle, niza- 
niza (ud.) = Sumpf, pilpil (aw., dido) = Pfeffer 
(daneben apurpul, pirpil, pirpila . .), fürfür 
(tab.) = Sattel, laglag (aw.) = Storch (daneben 
laklak, liglig in vielen Sprachen’), sülsül 


!) Dieses Wort ist arabisch, zeigt aber gerade 
recht deutlich die Vorliebe des Kaukasischen für 


569 [No. 11.) 


(kai.) = Roggen, kkukku, kkakka (kür.) = Ei, 
gugu (kar.) = Eiche, kumkum (cach.) = Kessel, 
khukhu (Arti) idem, didi = gross, fast im 
ganzen Siidkaukasischen, (nana = Mutter, in 
vielen, baba = Vater), palpalut(chinal.) (a-phar- 
phar-ia abch.) = Schmetterling, бапбала (ud.) 
= Nebel, gurgur-ziv (var.), gulgul-ziv (kub.) 
= rund, tevtcv-ipi (suan.) = sauer, a-bor-bor- 
ia (abch.) = Spinne [bor-bolia (mgr.), bur-vel- 
aj (ingil.)], askwahva (abch.) = weiss, kvar- 
kval-ia (gr. = rund, karkal (tab.) = Messer, 
gajkoj (kai.) = geizig, barbal (abch.) = Rad, 
se id., gorgole id. lingil., mgr. phar- 
phal-ik (abch.) = Schmetterling [pharphali id. 
(mgr., laz.)], turturce (mgr.) = Lerche, thlath- 
laku (dido) = Sieb, kuoal-kuoal-(virdis) (chürk.) 
= mähen, kalkali (bd.) = schlafen, bakbaki 
(v.) = waschen, phirphili (laz.) = Bart, fir-ful- 
kur (agul.) = Buche, paq-bak: (v.) = reinigen, 
bog-bogaj und bug-bugaj = Wespe, beides im 

ischen, ghara-kari (bd.) — sprechen, go- 
gargalu, ligergalu (laz., suan.) id., ughargali 
(laz.) id., sursul (kür., tab.) = Roggen, déod- 
tone (ud.) = rot, gürgal!) (0 il.) = rund, 
kürgirada (cach.) id., gharghili (mgr.)= Grütze, 
karkol (ar) = Ei, ghureghal (ag.) id., har- 
ahel (ag.) id., farfol (suan.) = Schmetterling, 
thvathwi (mgr.) = Pfote, thats (gr.) id., tMer- 
{МЯ (And.) = Sattel, thlethlel (Kar.) id., miòi- 
moči (kar.) = Knabe, megbagar (čeč.) = eggen, 
makka-bakka-beza (éeé.)id., kirkar (ag.) = ongle, 
ziv- avi (mgr) = Sperling, žižu (Dido) id., 
ғап-виті (bud.) — messen, thla-thlase (thlin- 
thlezi) (aw.) = begiessen, thlithlise (aw.) = 
ernten, davdavu (tab.) = Trommel, atuatuara 
(abch.) = dreschen. Die folgenden Beispiele 
zeigen zwar auch die deutliche Neigung der 
Sprache für Doppelung, aber die gedoppelten 
beiden Teile sind nicht mehr, wie bisher 
meist, ursprünglich wirklich dieselben, sondern 
der zweite Teil ist von dem ersten, abge- 
sehen von etwaiger Vokalvariation, auch im 
Konsonantenbestand bei gleichem Anlaut 
mehr oder weniger verschieden; vielfach ist 
der Schein einer Doppelung bei tatsächlicher 
Grundverschiedenheit der beiden Teile des 
Wortbildes künstlieh hervorgerufen worden. 
In andern Füllen wieder liegt wirkliche 
Doppelung vor, die aber lautlich teilweise 


Doppelung, ebenso vorher kaka — Stein, das zweifel- 
los &us türkischem kaja gebildet ist. 

!) Hier sehen wir schon neben der Doppelung s. 
T. sufüllige, s. T. sehr bewusste und wirkungsvolle 
Vokalvariation, eine andere Erscheinung, die die 
kaukasischen = Аат wie das Elamische in hohem 
Grade beherrscht. Ausserdem zeugt für die Neigung 
zur Doppelung die Tatsache, dass oft Wortforrien 
Doppel: Art umgestaltet werden, um den Schein der 


pelung жа erzeugen. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[November 1907.) 570 


den Eindruck Моввег Reduplikation im 
wöhnlichen indogermanischen Sinne macht. 
charchad suan. = Gans, ghorghondzi (mgr.) 
id., khunkhur (lak.) = Kessel, $om3ol (and.) 
= Klarinette, sims (ingil.) = Pinger šim- 
šak (agul.) = Spinne, dčidčala (ak.) = Schlange, 
čičíla (laz.) id., teitcimkala (chürk.) — Schmetter- 
ling, dčidčon (chinal.) — Peitsche, cical (ingil.) 
= Feuer, thlabathlathla (kar.) — achten, kip- 
kiridz (dZek.) = angreifen, dtimdéi (aw.) = 
Korb, gaZgan (kiir.) — Kessel, guzgun (chinal.) 
= Adler, birbis (chiirk.) — nühen, gurgub 
(ag.) — schelten, mamali (gr.) — Hahn, mamal 
(ingil.) id., mamuli (laz.) id., mamül (suan.), 
mumuli (mgr., laz.) 14., dadal (ud., rut., jon, 
id., tato (tab.) id., tati (ap.) id, nane (let. 
id., tatog (kai) — Henne, dedal (ingil) id., 
kukac (chinal) id., kokoto (od) id., mach- 
mareba (gr.) = helfen, damdäd (chürk.) = 
Trommel, daldam (kür.) id. daldabu (ab.) 
id, baraban (abadz., kab., suan.) id., bala- 
ban (ag.) id. 

Von den überaus zahlreichen Fallen, wo 
zu flexivischen Zwecken, namentlich beim 
Verb, Doppelung in mehr oder weniger aus- 
geprügter Form eingetreten ist, kann hier in 
Kürze nicht gehandelt werden, das würde 
bei der oft argen Verstümmelung der Bil- 
dungen eine besondere Abhandlung erfordern, 
es genüge die nochmalige Verweisung auf 
Borks Nachweise sowie die Bemerkung, dass 
sie grossenteils den elamischen Formen wie 
takatuktine!) ähnlich sind; ein Teil ist 
übrigens im Vorhergehenden, soweit es be- 
sonders deutlich gedoppelte Bildungen waren, 
aufgeführt worden, und nur solche kommen 
in dieser kurzen Darstellung der bezeich- 
nendsten Fálle in Betracht. 


Wie stark die Neigung der kaukasischen 
Sprachen für Doppelung ist, ersieht man 
am besten daraus, dass auch da, wo von 
eegen, desselben Wortes oder Wort- 
stammes keine Rede sein kann, mit grosser 
Vorliebe Lautgruppierungen und namentlich 
Zusammensetzungen gewühlt werden, die 
mehr oder weniger den Eindruck hervor- 
rufen, als ob Doppelung stattgefunden hätte; 
damit verbinden sich gewóhnlich wirkungs- 
vole Klangfiguren, die ja auch in einem 


Teile der früheren Beispiele eine beachtens- 


1) Vielfach weisen gedoppelte kaukas. Verbal- 
formen auf ursprüngliche, aber dann stark verstüm- 
melte Bildungen hin, die den elamischen Doppelungen 
wie taba-taba-3-ne, kitektempe, huttahut, tattah, 
kikkiteh auffallend ühnlich gewesen sein müssen; um 
von Bildungeu nicht zu reden wie pepraka, peplasta, 

eptippa, pepäija, die ihre Analoga hundertfach in 
емін Sprachen finden. 


571 (No. 11.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[November 1907.] 572 


werte Rolle spielten; dabei wirken іп 
gleicher Weise Konsonanten- und Vokal- 
Assimilationen wie Dissimilationen, blosse 
Alliteration, ganz allgemeine, ungefähre An- 
gleichung des Lautbildes, kurz auch ledig- 
lich akustische Faktoren mit. Die Zahl der 
Fälle ist Legion, und zweifellos teilt das 
Elamische, wie oben angedeutet wurde, die- 
selbe Neigung; und, wenn ich die Eigen- 
namen, auch die ins Elamische übertragenen, 
ins Auge fasse, anscheinend sogar in hohem 
Grade 1). 

Es folgen aus den kaukasischen Sprachen 
wenige bezeiclinende Beispiele. sirdir (and.) 
= Angst, vivkiv (v.) = Betrüger, pabrab(r.) 
= Sattel, Sarvar (kai, ak., bd., dj, ab.) 
= Hose, Salval(gr.)id.; dindar, dindari, didar 
(südk.) = reich, chavar-davari = überfallen, 
punk-tunk-ithla (kar.) = hören, kiteu-mitcu 
(and.) = Schnalle, qite-mate (kar.) id., her- 
kimerchhva (kar.) = Lanze, dak-dusa (v.) 
= tapfer, cak-ziv (v.) id., hihale (kür.) id., 
gamgille (kar.) = reinigen, adziga-azug(ud.) 
= rüchen, rugun-rang (kiir.) = braun?), chine- 
chaleko (агёі) = Henne, Zankir-zigirda (arti) 
= Gattin, siblage sigabel (Saps.) = Freund, 
Calam-kalami (mgr.) = Stein. 

Von den mehreren Hundert mir bekannten 
Fallen seien nur wenige beliebige heraus- 
gegriffen. stricken heisst in den verschie- 
denen Sprachen recht verschieden, doch viel- 
fach mit ausgepragter Klangfigur, so: deqara- 
dindi, dindi-dares, dindi-düqis, Zorab-darib, 
verka-veza, barZami$-bola-beza; fahren ёеё. 
— vardanga-vacha-veza, sich erinnern — da- 
55 ef. noch datta-deza, dechan- 

eza, daan-deza, dalan-deza, dekan-deza, 
dochkun-deza, vada-veza, vez-veza, veljan- 
veza, vizin-veza, jata-jeza, teza-eza, makka- 
bakka-beza 3). 


D Doch auch sonst begegnen uns viele derartige, 
lebhaft an das Kaukasische erinnernde Erscheinungen, 
wenn auch so völlig kaukasisch klingende Verbin- 
dungen wie zutme áatme (Untas-Humban Susa k) 
selten vorkommen; jedenfalls reden Formen wie 
niku-nakas, tippe tah, (alpipe alpik) eine deutliche 
Sprache, sie zeigen volistandig die unverhüllt auf- 
tretende Richtung der kaukasischen Sprachen. 

*) Dieser Fall zeigt deutlich, wie solche schein- 
bare Doppelungen mit Klangfiguren von der Sprache 
gesucht werden, rugun-rang heisst einfach Erd- Farbe, 
rugun = Genetiv von rug (Erde), rang = Farbe. 

) Klangfiguren kommen natürlich allenthalben 
vor, aber die besondere Art und die unaustilgbare 
Neigung, überall solche Lautbilder hervorzurufen, 
kennzeichnet diese Sprachen vor anderen; ich kenne 
ausserdem nur das Baskische, das hierin der unver- 
fälschte Zwillingsbruder der kaukasischen Sprachen 
ist Ich werde mich bemühen, an anderem Orte 
n&chzuweisen, dass das Baskische nicht umsonst in 
allen Punkten eine so tiefe innere Aehnlichkeit mit 


Auf pronominalem Gebiet kommen Doppe- 
lungen weniger häufig vor, doch fehlen sie 
weder im Sinne des Reflexiven noch des In- 
definiten, und neben reiner Doppelung kehrt 
auch Doppelung zugleich mit variiertem 
zweitem Teil wieder. So tet. das Reflexiv 
= suo-suo, huo-huo, daneben txuo-txẽs, wai- 
wes; lakisch tsu-tsau = quisquis, tsi-tsau = 
quidquid, tsa-tsa-sa = quicunque. 

Recht eigentümlich sind die Doppelungen 
oder Wiederholungen von Bildungselementen; 
so, wenn im Awarischen bei besonderem 
Nachdruck am Possessivpronomen das Ge- 
schlechtzeichen ebenso wie das adjektiv- 
bildende a doppelt gesetzt wird. dir — Ge- 
netiv von ich, auch als Possessiv = pov 
gebraucht; daneben davon die rein adjekti- 
vische Possessivform dir-a; davon dir-a-u — 
9 éuos, dir-a-b = tro &uov, und davon mit 
Doppelsetzung von u, (w), b und von a: dir- 
a-W-a-u, dir-a-b-a-b, gewissermassen = meiner, 
j& meiner, meines, ja meines. 

Ganz sonderbar mutet uns im Südkauka- 
sischen an, dass dort im Genetivverhältnis 
das Genetivzeichen zwei-dreimal gesetzt 
werden kann; so dass ein kac-i-si-s etwa s0- 
viel bedeutet wie: des Menschen, ja wirklich 
des Menschen; (kac-5 allein heisst schon 
deutlich des M., die beiden si wiederholen 
die Genetivform auf das stärkste noch 
zweimal, indem sie deutlich auch den Sinn 
des Sein, es ist vertreten. Jedenfalls er- 
sehen wir daraus, wie klar die Doppelung 
der Vorstellung der Intensität dient). 

Dasselbe gilt dort, wo am Verb eine 
solche vielfache Setzung der Flexionszeichen 
eintritt. cer = schreiben, davon teeri, 
ісегіп, tcerini, tcerinin, tcerinini, tcer-i-n-i-n- 


den kaukasischen Sprachen zeigt, sondern dass es 
wirklich zu diesem Kreise gehört. Man vergleiche 
mit obigen Fallen die folgenden baskischen. 

tiotia, tontor, zinzur, zinzurzilo, činčosta, činčin- 
bare, ufiafia, cistmista, hetemete, hatsapatsaka, hitz- 
mitztia, pimpirina, pospolina, barrabilla, koskolla, 
haldomaldoka, surmur, tipustapast, Čutčur, turimuri, 
&iribiri, Ciréil, (tirtil), durdusi, dindez. 

Die meisten dieser wenigen Fälle, die aus einer 
ungeheuren Menge ausgelesen sind, machen den Ein- 
druck, den angeführten kaukasischen wie ein Ei dem 
andern zu gleichen, 

1) Gross ist die Aebnlichkeit zwischen Elamisch 
und den kaukasischen Sprachen da, wo berichtigend, 
wiederaufnehmend statt meiner, mich... 
wird: ich meiner, ich mich; überhaupt, wo das 
Objekt deutend aufgenommen wird; es ist hier manch- 
mal, als ob die kaukasischen Sprachen, z. B. besonders 
oft das Abchasische, das Urbild der zu Grunde liegen- 
den, im Elamischen schon halb verwiscbten Auffassung 
in ihren Neubildungen rein wieder aufleben liessen. 
Doch gehóren diese zahllosen Fülle nicht eigentlich 
hierher und seien darum nur angedeutet. 


578 [No. 11.) 


i-n-i-n, im Sinne etwa von schreibe ihn, 
ihn, ihn, ibn, ihn. 

Etwas derartiges bietet das Elamische 
allerdings nicht, wie es ja auch auf kauka- 
sischem Gebiet eine auffallende Erscheinung 
bildet, aber ich meine, es liegt doch wesent- 
lich dieselbe Auffassung vor, wenn die Kurz- 
formen der elamischen Eigennamen den letzten 
Bestandteil gedoppelt aufweisen, und das 
scheint doch sehr häufig zu sein. cf. die 
vielen Bildungen wie Tahhihi, Tahhuhu, 


Sutruru А Sumumu. 


Zur Inschrift des Minlersarges von Kairo. 
Von W. Max Miller. 


Obwohl ich mit südarabischer Epigraphik 
mich selten beschäftigt habe, ist mir doch 
die grosse Wichtigkeit der Inschrift auf dem 
Holzsarkophag von Memphis!) (sowohl für 
die Aegyptologie als für die „Sabäistik“) 
stets wohl bewusst gewesen. Weniger weil 
auch ich mich einst (WZKM) an der Er- 
Klärung selbst versucht habe, als weil ich 
erwarte, dass diese einigermassen datierte 
und inhaltlich so merkwürdige Inschrift ein- 
mal ein besonders wichtiger Stein im Fun- 
dament der südarabischen Altertumskunde 
werden wird, habe ich also wiederholt mich 
in Kairo mit den bisher unentzifferten Teilen 
der Inschrift beschäftigt; es ist wohl auch 
der kleinste Beitrag zur Lesung vonnutzen. 

Z. 1 fängt nur wegen der Unebenheiten 
des Holzes ungewöhnlich weit links an; es 
fehlt nichts vor dem }PD), dessen n halb er- 
raten werden muss. 

Z. 2 sieht so aus (kopiert in der Original- 
grösse, die Buchstabenabstände genau aus- 
gemessen; hier wenig verkleinert). Dazu be- 


s ech 


merke ich noch: Von dem ersten Zeichen 
ist nur die kleinere untere Hälfte erhalten. 
Auf den ersten Blick erhält man den Ein- 


1) Ed. Golenischeff, dann besprochen von Deren- 
bonrg, Halevy, Hommel, D. H. Müller usw. Ich babe 
die Literatur gerade nicht zur Hand. M. Hartmann 
schickte mir einst eine gute Photographie, ehe ich 
das Original studieren konnte. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


t oichtz 
Tt 


[November 1907.] 574 


druck eines p!), aber die Spur oberhalb des 
Spaltes ist äusserst zweifelhaft, denn das 
Holz ist hier zu tief abgerieben; die schein- 
bare Spur links, Mitte, ist nur der Aus- 
läufer des Spaltes im Holz, der von rechts 
her das Zeichen schneidet; der scheinbare 
Kreisrest rechts oben ist die Maserung des 
schief abgeriebenen Holzes. Man kann also 
auf jedes in einen Strich unten auslaufende 


Zeichen (, 3, 5, 1 lagen am nächsten, be- 
sonders 7) raten. — Vorher stand kaum 
etwas wegen eines Astknorrens. 

Das zweite Zeichen ist sicher ein y. Der 
scheinbare Vertikalstrich in der Mitte, den 
man auf \ deuten möchte, ist seicht, zu 
schief und berührt den Kreis unten nicht; 
vor allem aber wire das angebliche 1 viel 
enger als alle ) der Inschrift. Ein) ist also 
kaum möglich. 

Die dritte Gruppe ist in einen Buch- 
staben + Worttrenner zu zerlegen; sie ist 
für irgend eine der auf zwei Schenkeln 
ruhenden Buchstaben (b, s usw.) zu breit; 
auch verrät die geneigte Richtung des ersten 
Striches, dasskein solches Zeichen beabsichtigt 
ist. Für s und Aleph zu hoch etc. Also 


5, das unsere Inschrift von 3 bekanntlich 
kaum unterscheiden lässt?) + Worttrenner. 


Resultat: | |52, Das gewonnene 5y 


( ??) zu erklären, überlasse ich Leuten, 
denen der Wortschatz der südarabischen 
Inschriften geläufiger ist als mir. 


Bespreehungen. 


L. W. King, Studies in Eastern History. II. III: 
Chronicles concerning early Babylonian kings. 
Vol. I. Introductory chapters. Vol. IL Texts 
and translations. London. Luzac and Оо. 1907. 
Besprochen von Hugo Winckler. 
Ausgrabungen im British Mu- 

seum scheinen erfolgreicher als 

solche an der Stätte mancher 
babylonischen Hauptstadt. King 
scheint eine solche veranstaltet zu 
haben und hat eine Ausbeute da- 
vongetragen, welche neben die 
wichtigsten bisherigen tritt. Er 
hat die wohl schon lange dort der Wiederent- 
deckung harrenden Tontafeln in einer Weise 
veröffentlicht und zugleich eine Untersuchung 


über die neuen Aufschlüsse gegeben, für 


1) Gewöhnlich läuft der Fuss des l auf den Sarg 
ebenso schief, doch bietet Z. 3 auch zwei gerade 
Exemplare. 

) Bei ғ liegt der Kreis höher. 


575 [No. 11. 


welche ihm uneingeschränkte Anerkennung 
gebührt. Wie im ersten Teile der „Studies“, 
welche die inhaltsreiche Inschrift Tukulti- 
Ninib's I. bot, hat er auch hier einen sehr 
freigebigen Gebrauch von den schönen Er- 
zeugnissen englischer Papiererzeugung und 
Buchdruckerkunst gemacht. Ich bin über- 
zeugt, dass der Gehalt seiner Urkunden auch 
ohne Staatsgewand geniigt haben wiirde, um 
ihrer Bedeutung zur Anerkennung zu ver- 
helfen. 

Bei einer ersten Ausgabe wird auch bei 
sorgsamster Erwägung aller Möglichkeiten 
durch den Herausgeber für andere noch 
manches zu tun bleiben. In der Feststellung 
des Textes wird man allerdings anzunehmen 
haben, dass von King bereits alles getan 
ist, um diese nicht sehr umfangreichen Tafeln 
so zu untersuchen, wie es überhaupt mög- 
lich ist. Dafür bürgen seine sonstigen Ar- 
beiten wie der Gesamteindruck der neuen. 
Für die von ihm gezogenen Folgerungen, 
namentlich die Erklárung und Bestimmung 
verstümmelter Stellen wird man vielfach 
&ndrer Meinung sein kónnen und mit dan- 
kender Anerkennung der durch seine Pionier- 
arbeit geleisteten Dienste versuchen, ein 
Stückchen weiter zu kommen oder Einzel- 
heiten genauer herauszuarbeiten. Es sind 
fünf unbekannte Stücke von Auszügen aus 
Chroniken und eine neue Datierungsliste 
der ersten Dynastie von Babylon, die ge- 
geben werden; im Zusammenhange damit 
sind die sich damit berührenden älteren Stücke 
— die Sargon-Omina und die Sargon-Le- 

ende — noch einmal behandelt worden. 
le Tafeln, auf welchen die neuen Urkunden 
stehen, sind verhältnismässig klein und 
stammen sicher nicht aus grossen Bibliotheken. 
Auch der Inhalt kennzeichnet sie sofort als 
Auszüge aus grösseren Chroniken. Es 
handelt sich um Stücke, die i» usum pro- 
prium geschrieben sind. Ich habe für bibel- 
kritische Fragen öfter darauf verwiesen, dass 
sich zahlreiche Erscheinungen des altorien- 
talischen Büchermachens daraus erklären, 
dass der Verfertiger einer Handschrift zu- 
nächst an seine besonderen Zwecke dachte 
und demgemäss aus eigenem Wissen hinzu- 
fügte, was ihm wichtig erschien, und vor 
allem wegliess, was er nicht brauchte, ent- 
weder weil es ihm nicht wichtig war, oder 
— und vielleicht in der Mehrzahl der Fälle, 
weil es ihm wohlbekannt und selbstver- 
ständlich war. Wer heute einen Gegenstand 
nicht im Druck, sondern nur für eigene 
Zwecke behandeln will. — etwa um nach 
seinen Aufzeichnungen frei darüber zu 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(November 1907.) 576 


sprechen oder ein Schiiler, der den Stoff dem 

edächtnis nach dem Vortrage des Lehrers 
einprägen will — wird ganz entsprechend 
verfahren. In den neuen Urkunden haben wir 
handgreifliche Beispiele dafür, die also auch 
nach dieser allgemeinen Seite hin sehr lehr- 
reich sind. Sie enthalten grösstenteils Aus- 
züge aus grösseren Werken, welche ganz 
deutlich zu besonderen Zwecken angefertigt 
sind. Es wird dabei auf eine genaue Wieder- 
gabe des Urtextes weniger Gewicht gelegt, 
wie z. B. bei den Sargon - Nachrichten, die 
infolgedessen vom Text, welchen die Omina 
bieten, teilweise stark abweichen; es werden 
wichtige Dinge vollkommen übergangen und 
es werden manche nur durch die Anfangs- 
oder Stichworte angedeutet. Also ganz 
wie шап es bei einem Entwurfe oder Aus- 
zuge für den eignen Gebrauch macht. 

Die Omina Sargons und Naram-Sins 
(ТУ. R 34) haben lange Zeit Lindurch fast 
die einzigen Nachrichten über jene Zeit ge- 
geben, die lange geradezu mythisch er- 
schien, bis gleichzeitige Urkunden sie in 
greifbare Nähe rückten und zugleich die 
allmähliche Ausfüllung der Geschichtslücken 
gestattete, sie an ihrer richtigen Stelle ein- 
zureihen. King hat jetzt auf einmal gleich 
zwei ähnliche Auszüge gefunden. Der eine 
ist in Chronikform gehalten und gibt die 
betreffenden Nachrichten unter Weglassung 
der Omina, der andere enthält in jungbaby- 
lonischer Schrift auch die Omina (in ab- 
weichendem Texte), die er aber äusserlich 
vom erzühlenden Texte durch einen Teil- 
strich trennt. Von dieser Tafel ist jedoch 
nur wenig erhalten, sodass sachlich aus ihr 
kaum etwas Wichtiges zu entnehmen ist. 
Dagegen zeigt der 'Text der ersten, der 
„Chronik“, teilweise starke Abweichungen 
von dem der alten Omina-Tafel aus Assur- 
banipals Bibliothek, und diese überraschen 
zunüchst um so mehr, da wir bisher bei 
Assurbanipals Schreibern die peinlichste An- 
gabe von Unklarheiten oder Lücken der 
alten Vorlagen festzustellen hatten und ein 

leiches Verfahren auch die ,babylonische 

hronik" zeigt, welche auch nicht die kleinste 
selbstverstándliche Ergänzung vornimmt, 
wenn einmal ihre Vorlage „abgebrochen“ 
war. Man würde daher zunächst bis zum 
Beweise des Gegenteiles in jedem einzelnen 
Falle die bessere Lesart oder wenigstens 
die grössere Gewissenhaftigkeit bei Assur- 
banipals Abschriften vorauszusetzen haben. 
An deren Herstellung haben doch zweifellos 
die besten Kräfte gearbeitet und es ist auf 
sie mehr Sorgfalt verwendet worden als auf 


577 [No. 11.) 


Auszüge für die Zwecke eines Privatmaanes. 
Sie sind auch älter als die hier vorliegenden, 
die in neubabylonischer Zeit oder noch 
später entstanden sind. 

Der Aussug-Charakter der neuen ,Chro- 
nik“ spricht sich schon deutlich in den ersten 
Zeilen aus. Von dem Inhalte der ersten 
sechs Abschnitte der Omina werden der 
Krieg gegen Elam, die drei Unternehmungen 
nach Amurru, ein Vorkommnis mit dem „Adel“ 
des eigenen Landes nicht erwähnt und nur 
die Nachricht über den Stadtbau, der bisher 
auf Babylon gedeutet werden musste (в. 
unten), wird umgekehrt als hier an den 
Schluss seiner Regierung gestellt. Auf 
diesen Punkt, der mir sehr viel zu besagen 
scheint, ist bei Besprechung dieses Abschnittes 
zurückzukommen, hier soll vorläufig festge- 
stellt werden, dass die Assurbanipal-Schreiber 
den vollstándigeren Text geben und geben 
wollen, während die neue Chronik das nicht 
ee Damit verliert aber auch ihr 
Gewicht als Textzeuge sehr viel. Wenn wir 
schon auf biblische Parallelen anspielen 
wollen, so erscheint sie als „Chronik“ gegen- 
über den Königsbüchern, oder als P gegen- 
über JE. Ich habe für mein Teil darauf 
gedrungen, dass auch dort mannigmal die 
jüngere Quelle gegenüber der ülteren nicht 
ganz ausser Acht gelassen werden soll, aber 
freilich immer nur wenn beweisende Gründe 
vorliegen. Dasselbe hat auch hier zu gelten. 
Es ist durchaus begreiflich, wenn man einem 
neuen Textzeugen gegenüber schon bekannten 
Schwierigkeiten grosses Gewicht beizumessen 
versucht ist. King hat sich schon redlich 
bemüht, die beiden Zeugen gegeneinander 
abzumessen; wenn dabei Ássurbanipal in 
einigen Fallen meines Erachtens noch zu 
kurz gekommen ist, so scheint mir das nach 
diesen Betrachtungen richtig zu stellen zusein. 

Das gilt freilich nur zum Teil gleich von 
der ersten grossen Abweichung der Chro- 
nik. Allerdings gibt hier eine verschiedene 
Lesart, die King vorzieht, die Veranlassung, 
aber auch wenn man diese gelten lässt, kann 
man die betreffenden Angaben nicht so deuten 
wie es King tut. 

Es ist die Angabe von Sargons Taten 
im Bereiche des ,Meeres des Westens“, um 
die es sich handelt. Seitdem wir die Nach- 
richten der Omina als geschichtlich ansehen 
mussten, habe ich diese mir selbst urspriing- 
lich unglaubhaft erscheinende Nachricht mehr- 
fach scharf betont und darauf gedrungen, 
dass man daraus die Folgerungen fiir die 
Entwicklung Babyloniens wie fiir sein Ver- 
hältnis zu den Mittelmeerlündern zieht. Ich 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. (November 1907.] 578 


habe darauf hingewiesen, dass man nicht 
annehmen kann, Sargon sei nur etwa bis 
Cypern vorgedrungen wie sein assyrischer 
Namensnachfolger. Das wiirde wenig be- 
deuten, denn Cypern gehórt schliesslich 
geographisch mehr zur phönizischen oder 
kleinasiatischen Küste — also zu unmittel- 
bar „orientalischem“ Kulturboden — als zum 
Bereiche der Mittelmeerkultur. Aber von 
dreijähriger Eroberung und einem Verweilen 
„im Westen“ hätte dann nicht gesprochen 
werden können. Ich habe also betont, dass 
die betreffende Unternehmung weiter geführt 
haben müsste und komme immer wieder dazu, 
zu erwägen, ob wir hier nicht etwa die An- 
fänge „phönizischer“ Kolonisation in Nord- 
afrika anzunehmen haben, welche mir sonst 
recht rätselhaft sind (vgl. „Auszug“ 8. 74). 
Wir werden sehen, dass der neue Text der 
„Chronik“ das geradezu zu bestätigen scheint, 
können aber von dieser Seite der Frage ab- 
sehen, da die Hauptsache überhaupt die 
Ausdehnung babylonischen Einflusses auf 
fernere Gegenden des Mittelmeeres bleibt. 


Der alte Omentext, den wir jetzt in 
einigen Lücken nach der Chronik ergänzen 
können, lautet: 

Sargon, der unter diesem Vorzeichen 


[als Beauftragter der Istar] sich erhob, einen eben- 
bürtigen Gegner nicht fand, seine Macht über die 


[Länder | 

[ausdehnte], das Meer des Westens (ќашќа ša ereb 
zamzi) überschritt, drei Jahre im Westen 

2... Eroberungen machte, einheitliche Herrschaft 
herstellte, seine Bildsäulen im Westen 

[errichtete (u&-zi-i]z-zu), ihre Gefangenen ina máti 
tamti u&ebira (s. hierüber unten). 

Folgerungen, welche ich daraus Bezogen 
habe, kann man z. B. nachlesen in „Die 
Euphratländer und das Mittelmeer“ (Alter 
Orient VII 2) S. 11—13. — Die neue Chro- 
nik hat folgenden Text: 

Sargon, König von Agade, erhob sich als Beauftragter 
der Istar, 

einen ebenbürtigen Gegner hatte er nicht, seine 
Macht über die Länder 

dehnte er aus, das Meer im Osten überschritt er, 

elf Jahre das Land des Westens, bis zu seinem Ende 
eroberte er 

stellte einheitliche Regierung her, seine Bildsäulen 
im Westen errichtete er, 

ihre Gefangenen ina a-ma-a-ti u&ebira. 

Sarru-ukin zar a-ga-dek! ina palin i&-tar i-lam-ma 

ва-пі-па u ma-hi-ri ul i-ši $a-lum-mat-su eli mátáti 

it-bu-uk tamta ina git zamzi i-bi-ir ша 

баба 11 kan mát eréb башбі a-di ki-ti-fu kät-su 
ikgud ud 

pi-i-zu а-па iš-tin u-kin salmi P! -šu iua eréb &ami&i 
18-21-17, 

Sal-lat-su-nu ina a- ma- a- ti u-Se-bi-ra. 


Die Lesart, auf die es ankommt, liegt in 
„das Meer des () Westens“ (!) und „das Meer 


579 [No. 11.) 


im (1) Osten“. King zieht das letztere 
vor und fasst die ganze Nachricht danach: 
Sargon will sagen, dass er im Ostmeer, 
dem persischen Meere, Eroberungen gemacht 
habe, wobei natürlich in erster Linie an 
Dilmun zu denken ist, welches die Sargon- 
legende auch ausdrücklich unter den Er- 
oberungen nennt. Das wäre die östlichste 
Ausdehnung seiner Untersuchungen und in 
Anknüpfung daran gäbe er auch die west- 
lichste an: das Land des Westens bis zu 
seinem Ende d. h. bis an die phönizische 
Küste. Es sollte also die Gesamtausdehnung 
der Eroberungen zusammenfassend angegeben 
werden. 

Zunächst würde ich dagegen sachlich 
nichts einwenden, wenn wir nur den Text 
der Chronik hätten. Die Betonung der Be- 
rufung!) durch Istar — ebenso wie in der 
„Legende“ und die Stellung an der Spitze 
des Ganzen könnte als Stütze dafür gewonnen 
werden, dass es sich um eine allgemeine zu- 
sammenfassende Angabe handelt im Gegen- 
satz zu allen folgenden der Chronik, wie zu 
den folgenden und voraus gehenden der 
Omina (d. h. deren Quelle). Aber da die 
Omina — doch vgl. auch die jungbaby- 
lonische Tafel — also die Quelle diesen 
Abschnitt in die Mitte stellten, so wiirde 
man annehmen, dass es sich um ein Ein- 
dringen eines spüteren Zusatzes handelte, 
der bereits von dieser Quelle der Gelehrten 
Asurbanipals missverstanden worden wire. 
Und woher sollte in diesem Falle das zu- 
gehórige Omen genommen worden sein? Man 
müsste dann zunächst annehmen, dass diese 
nicht aus alten Aufzeichnungen herrührten, 
sondern alle späterer Schwindel wären. 

Wenn man also dieser Nachricht im Gegen- 
satz zu allen andern die geschichtliche 
Glaubwürdigkeit absprechen will, so kann 
man freilich auch den Zug über das „West- 
meer“ wegerklären, ohne dieses Gewalt- 
mittel aber lässt der Wortlaut und Zusam- 
menhang keine andere Deutung zu als die, 
welche die Omina geben, oder mit anderen 
Worten: beide Lesarten besagen dasselbe, 
sie meinen ein Unternehmen im Westmeere, 
also im Mittelländischen: 


1) ina pali: wenn palü den Ring bedeuten sollte 
(Bing und Stab!), so würde die Betrauung mit diesem 
signe durch die weibliche Gottheit den Gedanken 
nahe legen, dass es zugleich das Zeichen der Ver- 
mühlung gewesen wäre („Istar gewann mich lieb“). 
Sargon war dann „Gatte“ der Istar wie Iäme-Dagan 
aus der Isin-Dynastie. Die Vermühlung hat erst 
stattgefunden, nachdem Sargon schon geraume Zeit 
regiert hatte, und als ihre Besiegelung gilt der grosse 
überseeische Erfolg. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(November 1907.) 580 


1. Sargon ,überschreitet das Meer im 
Osten“ und erobert das ,Land des Westens 
bis zum Ende.“ Es ist nicht gesagt, wie 
es sonst stets heisst: das Meer des Ostens 
(tamta Sa sit SamSi), sondern: im Osten. 
Nach demSprachgebrauche kann das zunüchst 
nicht das Ostmeer sein, dann aber ebenso 
gut von einer Einschiffung im Osten 
des Westmeeres gesagt werden, wie im 
Deutschen auch. Die Bestimmung ergibt sich 
eben durch die Angabe: das ,Land des 
Westens.“ Also dieser Zusammenhang nötigt 
auch den Text der Chronik auf einen Zug 
bis zu den „Säulen des Herakles“ zu deuten. 

2. Die Bezeichnung „Land des Westens“, 
wenn auf Phönizien gemünzt, wäre ebenso 
gegen allen Sprachgebrauch. Die Omina ge- 
brauchen dafür Amurru (Martu). Wenn wir 
das gewöhnlich als „Westland“ übersetzen, 
so ist das eine Nachwirkung der alten Les- 
art Aharru, die ja ihre Berechtigung auch 
jetzt noch hat, weil Amur den Westen be- 
deutet. Aber Amurru „der Westen“ und 
„das Land des er&b Samsı“ sind zwei ganz 
verschiedene Bezeichnungen, haben also allen 
Anspruch darauf auch zwei ganz verschiedene 
Begriffe zu umfassen — donec probatur 
contrarium. Zum Ueberfluss würde auch das 
adi kiti-Su bis zum (äussersten) Ende bei 
einer Deutung auf Phönizien ganz zwecklos 
sein. 

3. Sargon hat die Gefangenen ina amáti 
(Chronik) oder ina шай tamti über das Meer 
gefiihrt. Dassind die Gefangenen des ,, Landes 
des Westen.“ Die miisste er bei der Auf- 
fassung Kings nach dem „Meerlande“ ge- 
bracht haben (vgl. Il p. 39) — dann wäre 
der Ausdruck usébira sinnlos, der nur von 
einem Transport über Meer stehen kann. 
Also die Gefangenen des Landes des Westens 
sind über Meer gebracht worden ina атай 
oder ina mati tamti. Sie können nur dort- 
hin gebracht worden sein, von wo die Unter- 
nehmungihren natürlichen Ausganggenommen 
hatte, also nach dem „Osten des Meeres“, 
nach dessen Ostküste, nach Phónizien. Das 
dürfte denn auch der rátselhafte Ausdruck 
ina mati tamti mit seiner Variante (Chronik) 
ina amáti bedeuten. Der gleiche liegt nám- 
lich, wie man jetzt mit Sicherheit annehmen 
kann, wohl noch einmal vor: in der Legende. 
Hier heisst es (Zeile 18): 

— -ti ti-amat lu-u al-ma-a 3-50 

„das des Meeres eroberte ich dreimal“ 

Es ist wohl noch nicht bemerkt worden, 
dass hier eine Uebereinstimmung der Legende 
mit den Angaben der Omina vorliegt, denn 
diese sprechen von drei verschiedenen Zügen 


581 [No. 11.) 


nach Amurrfi (Martu). Danach kann es wohl 
nicht zweifellos sein, dass das fehlende (oder 
hóchstens die zwei) Zeichen am Anfange 
ma (oder a-ma) ist, sodass auch hier das 
mats tamti oder am&ti von Omina und Chronik 
vorliegt, das hier also Phönizien, Amurrü 
bezeichnet. Damit ist dann wohl zunächst 
der Sinn unserer Angabe erledigt: es bleibt 
dabei, dass es sich um eine Unternehmung 
im ,Westmeere" handelt und damit bleibt 
diese Nachricht eine der wichtigsten und 
weittragendsten der Weltgeschichte. 


Zur Erklárung der Bezeichnung máti oder amáti 
(tamti) für Phönizien oder aber für die Küste des 
Meeres möchte ich an das ammat des Schöpfungs- 
berichtes denken. Es ist das „feste Land“, das 
„Trockene“ der Bibel im Gegensatz zum Meere. 
Wenn man dazu die Angabe eines Bruchstückes der 
Sargonzeit nimmt, dass ich darum auf Sargons Er- 
oberung von Phónizien gedeutet habe (F. III 8. 350), 
dass der betreffende König (also Sargon) 32 Könige 
des Ufers (abarti tamti) besiegt habe, so ergibt sich 
wieder ohne weiteres: nur mati oder amåti = abarti 
tamti d. i. das Küstenland, Phönizien. (Erinnert sei 
noch &n den Ausdrück des Eponymenkanons 808: 
ana eli tamti, wo es wahrscheinlicher ist, dass an 
einen Zug nach dem Mittelmeere als nach dem 
Persischen zu denken ist). 


Vor der Hand weniger erheblich ist die 
verschiedene Lesart im Abschnitt über den 
Aufstand: nach den Omina waren es die 
„Aeltesten des ganzen Landes (Sibüti mati 
käli-Su), nach der Chronik: „in seinem Alter 
alle Länder“ (arkani§ ina sibfti-Su mátáti 
käli-sina), welche sich gegen ihn empörten 
und ihn in Agade belagerten. Zunächst be- 
sticht die Lesung der Chronik, aber sachlich 
scheint mir ein solches Zusammenwirken 
„aller (von ihm unterworfenen) Länder“ 
schwer vorstellbar und man würde auch er- 
warten, dass dann dieser Paragraph als 
letzter stände während ihm die Berichte über 
grosse Kriege folgen. 

Beim Berichte über den Krieg gegen 
Subartu (Su-ri) ist zunächst unerheblich, ob 
Sargon gegen dieses auszog, oder ob von 
dort eine der grossen Wanderungen sich in 
Bewegung setzte (vgl. OLZ. 1907, 296; Chronik: 
ana Su- riki ina gibSi-Su itbi ma, Omina: 
Su- ri ki ina gibSi-Su itbũ- Su), aber auch hier 
würde mir das ina gibSi-Su sinnlos erscheinen, 
wenn die Lesart der Chronik richtig wäre. 
Sie hat doch nur einen Sinn, wenn von 
Völkermassen, einer Völkerwanderung die 
Rede ist. Statt des Ki. Ku der Omina in 
der schwierigen Stelle: Subäti- (oder esréti-) 
šunu usesibu haben die Chronik und der 
neubabylonische Omentext ein Zeichen, das 
King wie ein doppeltes šu wiedergibt und 
demgemäss als daláju umschreibt (Sarru- 
ukin dalähu Suatu (/) usesib). Er bemerkt, 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[November 1907.) 582 


dass eine Verderbnis hieraus zu Ki. Ku sich 
leicht erklärt. Aber sie erklärt sich auch, 
wenn man an Ki. Ku = esirtu denkt und 
die Aehnlichkeit des Zeichens für parakk« 
mit daláhw berücksichtigt. Im übrigen er- 
scheint mir dalähu (oder dilhu) Suatu usesib 
als zu verwerfen, denn eine Herstellung ver- 
wüsteter Ortschaften konnte doch erst nach 
Niederwerfung des Feindes stattfinden, wird 
aber hier vorher genannt. Allerdings bleibt 
auch zweifelhaft, was die andere Lesart ihrem 
eigentlichen Inhalte nach besagt. 


Die Angabe der Omina, welche man bisher 
auf den Bau von Babylon deutete, wird 
durch die Chronik in etwas anderem Sinne 
ergänzt. Danach ist Babylon keine Neu- 
gründung Sargons, wie man annehmen musste, 
sondern hat ebenso wie die übrigen alten 
mahäzi schon früher bestanden. Auch hier 
wird freilich zunächst noch nicht klar, was 
Sargon eigentlich in Babylon getan hat: 

„Er hat die Erdmassen der Umwallung (? 8 
e-si-e, Omina: epri za Sal. La (rakkat) Bab . Tu. Na) 
weggeschafft, neben (ité, vor den Mauern; vgl. 
F. III 8. 351) von Agade eine Rivalin (mahiri 
auch „Ebenbild“, was auf das gleiche hinauskommt) 
von Babylon gebaut, (Omina: noch: und sie [Baby]lon 
genannt!) 

Diese Nachricht geben die Omina unter 
den ersten, während die Chronik sie ans 
Ende stellt. Der Grund dafür liegt in der 
Wendung, welche die Chronik der ganzen 
Nachricht gibt. Sie fügt hinzu — wovon 
die Omina nichts haben — dass die Mass- 
regel das Missfallen Marduks erregt und 
Sargon dafiir seine gerechte Strafe erhalten 
habe. Bereits King bemerkt mit Recht, dass 
das ganz so anmutet, wie die Urteile der 
biblischen Chronik tiber manche in der Ueber- 
lieferung ursprünglich ganz anders ange- 
sehenen Begebenheiten. Es kommt erst der 
Standpunkt einer spüteren Zeit darin zur 
Geltung und das Tatsächliche, was darin 
enthalten ist, kann deshalb kaum als ge- 
schichtlich gelten. Das ist aber von Be- 
deutung, weil offenbar ein schlimmes Ende 
Sargons berichtet wird, das also kaum ge- 
schichtlich war: 

„Ueber das Böse, das er getan, zürnte der grosse 
Herr Marduk, vernichtete die Einwohner seines 
Landes durch Hungersnot, vom Osten bis zum Westen 
empörte man sich gegen ibn, Ruheloeigkeit legte er 
(Marduk) ihm auf (Ia saläla emid[su].") 

Der letztere Ausdruck wird sonst von 
der Ruhelosigkeit des edimmu des nicht be- 
statteten Toten gebraucht. Alles was hier 
über Sargons Missgeschick gesagt wird, ist 
wohl Erfindung und wird durch die Thron- 
nachfolge seines Sohnes widerlegt. 


683 (Мо. 11.) 


In der Angabe йһег die Eroberung von 
Magan durch Naram-Sin wird der „König“ 
des Landes Mannu-dannu genannt, wührend 
die Inschrift aus Susa den „bélu“ von Magan 
Ma-ni-um nennt und der in den Omina er- 
haltene Rest auch nur auf diese Lesart 
gedeutet werden könnte. Auch das würde 
als für eine engere Verwandtschaft des 
Omentextes mit der ältesten Ueberlieferungs- 
form sprechen. 

Einen wertvollen Einblick in die innere 
Eutwickelung eröffnet die Nachricht über 
Dungi, welche unmittelbar darauf folgt: 

„Dungi, der Sohn Ur-engur's, hat Eridu am Ufer des 
Meeres grossartig ausgestattet, Bóses ersonnen, die 


Schütze von Sagila und Babylon als Beute (?) fort- 
geführt, Bel hat .?... seinen Leichnam ? ?“ 


Wichtiger als selbst die Beleuchtung 
des Verhältnisses der beiden Teile Baby- 
loniens zu einander, ist das Zeugnis, dass 
Eridu damals noch Seestadt war. Das ist 
für die Feststellung des Vorrückens der 
Küste von grósster Bedeutung. Die von 
Dungi getroffenen Massregeln selbst erklären 
sich offenbar aus der Stellung des Südens 
gegenüber Nordbabylonien als herrschender 
Landschaft. Dass die Schütze des Marduk- 
tempels verwendet werden um die Stadt seines 
Vaters Ea zu heben, hat wohl auch seine kulti- 
schen Zusammenhänge und wird verwertet 
werden dürfen, um das noch dunkele Ver- 
haltnis Marduks zu Eridu aufzuklüren. Der 
politische Zusammenhang dürfte sich ohne 
weiteres ergeben: Dungi nahm den Titel 
„König der vier Weltgegenden“ an, offen- 
bar nach Besiegung Nordbabyloniens uud 
die Auspliinderung Babylons ist doch zweifel- 
los aus dieser Eroberung zu erklären, 

Dass Ura-imitti und sein Nachfolger Bel- 
bani, von denen der nächste Abschnitt han- 
delt, Kónige der Dynastie von Isin waren, 
hat mittlerweile Hilprecht (ZA 21 S. 20 ff.) 
nachgewiesen. Damit gewinnt die merk- 
würdige Nachricht von dum als Konig ein- 
gesetzten Girtner vielleicht mehr Interesse 
als sie durch die Gleichsetzung mit der von 
King herangezogenen Erzählung bei Agathias 
hatte. Die näheren Umstände freilich, unter 
denen sich das Ereignis vollzogen hatte, lásst 
der Áuszugstil der Chronik nicht erkennen 
und merkwürdig bleibt die Berührung mit 
der Sargonlegende. Wenn man „historische 
Kritik* üben wollte, so würde man versucht 
sein an das Eindringen eines mythischen — 
legendéren — Stoffes in die Chronik zu 
denken. 

Die Schlusszeile der Tafel bildet die Zeile 


Di-&[um]-ma, König von Assur sur Zeit von Su- 
a-bu. 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[November 1907.) 584 


Damit ist eine wichtige Gleichzeitigkeit für 
die älteste assyrische Geschichte gegeben. 
Dass dieser Di-Süma der inschriftlich bekannte 
Sohn Erisum's sein wird, kann man wohl 
ohne weiteres annehmen. Auf eine Herstellung 
der Liste der ülteren Herrscher Assyriens 
muss ich verzichten, solange die Texte der 
Ausgrabungen von Assur nicht veróffentlicht 
sind. Dass die Listen, welche man aufge- 
stellt hat, nicht richtig sein kónnen, habe 
ich (s. Vorwort zum „Auszug‘‘) kurz ange- 
deutet, aber eigene Aufstellungen kann man 
natürlich nur geben, wenn das Material voll- 
ständig vorliegt. 

Eine zweite Tafel von der gleichen Art 
hat hinter dem Berichte über Ura-imitti 
und Bel-bani die Nachricht über Hammurabis 
Sieg über Rim-Sin. Es sind jetzt zwanzig 
Jahr her, dass ich meine ersten Aufstellungen 
über die Bedeutung der altbabylonischen 
Königstitel gab (Mitteilungen des Akademisch- 
Orient. Vereins zu Berlin. I. 1887.) Dort 
heisst es: „Ich ziehe... zunächst den Schluss, 
dass die Kónigswürde über Kengi usw.... 
nur dann erworben werden konnte, wenn 
man auch die Oberhoheit über Ur besass 
und es liegt nahe anzunehmen, dass (Ur) 
für Südbabylonien dieselbe Bedeutung hatte 
wie Babylon später für Nordbabylonien und 
Assyrien“. In dem neuen Texte heisst es 
von dem Siege über Rim-Sin: 

„Gegen Rim-Sin, König von Ur, zog er 
Ur und Larsa eroberte seine Hand.* 
Also der „König von Larsa und Sumer-Akkad“ 
wird hiernach als Kónig von Ur bezeichnet. 
Ich habe jüngst einmal wieder darauf hin- 
zuweisen Gelegenheit gehabt, welches Schick- 
sal die Frage der Königstitel in der kritischen 
Würdigung gehabt hat. Darum wolle man 
nicht verübeln, wenn ich den Finger auf seine 
Bestätigung durch die Inschriften lege. Was 
innerhalb unsrer Wissenschaft möglich ist, 
dafür erinnert mich grade wieder unsere 
Nachricht an ein klassisches Beispiel. Im 
Babel-Bibelstreit gab C. Bezold (Die bab.- 
assyr. Keilinschriften und ihre Bedeutung 
für das AT. S. 28) folgendes von sich: 
„Keine einzige Stelle erweist Ur und Charran 
gegenüber andern babylonischen Städten wie 
etwa Isin oder Larsa oder Nippur als 
„Hauptkultstätten“. Die alttestamentliche 
Exegese kann vor den allerneuesten derartigen 
Kundgebungen nicht nachdrücklich genug 
gewarnt werden“. Das hat die betreffende 
Exegese sich denn auch gesagt sein lassen‘), 


1) Man vgl. das bei A. Jeremias, Im 
führte B 


den Alten Orient I 8. 6 ange ispi 


pfe um 
eispiel. 


585 (Мо. 11] 


und sich auf solche Stiitzen berufen, um 
die gewóhnlichsten Tatsachen bei Seite 
schieben zu kónnen. Was ich über Ur und 
seine Bedeutung im Jahre 1887 schrieb, war 
den Inschriften entnommen, denn es kam 
in diesen deutlich zum Ausdruck. Ich weiss 
nicht, ob es nun auch für C. Bezold ,in- 
schriftlich“ bezeugt ist. Das eine aber weiss 
ich: eine sich als besonnen geberdende 
Kritik wird es nicht für nótig halten einzu- 
gestehen, dass sie nicht gewusst hat, was sie 
hütte wissen kónnen und müssen. 


Und wenn Ur von den beiden ,Mond- 
städten“ jetzt als das erscheint, als was ich 
es schilderte, und etwa Harran noch dieser 
Bestätigung bedürfen sollte — sintemalen 
„inschriftlich“ seine Bedeutung für ältere 
Zeit als die assyrische noch nicht belegt sei, 
so sei für die, welche damit etwa einen 
neuen Beweis liefern wollen, dass ihnen die 
Bedeutung und das Wesen eines altorien- 
talischen Heiligtumes unbekannt ist, bemerkt, 
dass nunmehr der Sin von Harran im 14. 
Jahrhundert als Eideshelfer in den Verträgen 
zwischen Chatti und Mitani (mesopotamisches 
Gebiet!) angerufen wird, genau so wie er 
in assyrischer Zeit in Sam’al-Sengirli er- 
scheint. Das wäre also wieder einmal ein 
inschriftlicher^ Beweis dessen — was man 
aus den Inschriften auch sonst entnehmen 
konnte. 


Einigermassen überraschend wirkt der 
nächste Abschnitt, wenn man ihn so zu ver- 
stehen hat, wie King es tut. Man muss doch 
annehmen, dass Rim-Sin durch Hammurabi 
abgetan war. Trotzdem erscheint er unter 
Samsu-iluna noch einmal. Wenn die Stelle 
so zu fassen ist, wie es King tut, so handelt 
es sich auf alle Fälle nur um einen Auf- 
standversuch, der nichts Unerhörtes darstellen 
würde. Zu beachten ist aber auf alle Fälle, 
dass die Stelle verstümmelt und der Zu- 
sammenhang nicht vollkommen sicher ist: 
13. І [sa-am-su-i-lo-jna zar babili mar I ba-[am- 


mu- ra- bi 

l4. — — – — — blu ut — — — — — — 
e ma 

15. -- — -- — — zu па al rim-ilu-sin апа — 
— — — illik 

16. -- — — — — — kAt-su ıköud ud 


bal-tu-ut-su ina ekalli — 
King fasst, was das nüchstliegende: Samsu- 
iluna zog gegen Rim-Sin, nahm ihn gefangen 
und setzte ihn lebendig gefangen (oder: ver- 
brannte) ihn in seinem Palaste. Dabei bleibt 
aber die Zeichengruppe vor Rim-Sin in Zeile 
15 unerklärt und es könnte hier auch ein 
anderer Sinn verauszusetzen sein. Man kann 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[November 1907.] 586 


an — zu na als das Ende eines Namens 
denken und das a alsaplu fassen. Die Chronik 
setzt zwar bei der Angabe der Abstammung 
Tur = шаға, aber vielleicht wollte sie hier 
einen Unterschied machen und арім aus- 
drücken. Oder der Wechsel ist Zufall wie 
z. B. die Zeichen für Sarru in der Chronik 
des 11.—8. Jahrhunderts wechseln. Doch 
ist das nicht mehr als ein Hinweis auf eine 
Schwierigkeit und sachlich wiirde nicht 
viel dadurch geändert, denn ob es der Vater 
oder der Sohn war, der einen Versuch machte 
den Süden wieder selbstándig zu machen, ist 
vorläufig ziemlich unerheblich. 

Von grundlegender Bedeutung für die 
Aufhellung eines Rätsels, das uns lange 
beschäftigt hat, sind aber die folgenden An- 
gaben. Es war zwar durch die letzten Be- 
obachtungen namentlich von Ranke und 
Poebel schon sehr einleuchtend gemacht 
worden, dass die erste und zweite Dynastie der 
Königsliste von Babylon sich teilweise decken 
mussten, aber zu der völligen Annahme einer 
zum Charakter der Liste sonst im Wider- 
spruch stehenden Erscheinung, konnte man 
sich doch nur bei unbedingt sicheren Be- 
weisen entschliessen. Jetzt gibt die neue 
Chronik das unmittelbare Zeugnis, dass 
Iluma-ilu, der erste König der „zweiten 
Dynastie“ Zeitgenosse von Samsu-iluna und 
Abesu'a war und bestätigt, was man aus der 
Benennung von Gul-kisar und einigen andern 
Anzeichen entnehmen konnte, dass sie nicht 
„Könige von Babylon“, sondern „Könige des 
Meerlandes“ waren. 

Daraus ergibt sich also zunächst, dass 
die Zeit von Abesu'a und seinen vier Nach- 
folgern, im ganzen etwa 120 Jahre mit der 
der Dynastie des Meerlands zusammenfallen, 
dass also die bisherigen Ansätze von Ham- 
murabi und seinen Vorgängern um so viel 
zu verringern sind. King geht aber weiter 
und möchte die ganze Dauer der zweiten 
Dynastie, also 368 Jahre in Wegfall bringen, 
indem er die Könige der Dynastie, welche 
nach dem Ende der ersten regierten, gleich- 
zeitig mit denen der dritten, der kassitischen 
sein lässt, sodass also die kassitische an die 
„erste“ anschlósse. Er gewinnt die Gründe 
dafür aus der neuen Angabe Salmanassars I., 
wonach ein Irisu 739 Jahre vor ihm am Tempel 
Assurs gebaut hat. Da dieser Irisu als So 
von Ili-suma bezeugt ist, so würde deren 
Zeit also in die von Iluma-ilu und damit von 
Samsu-iluna und Abesu’a fallen. Er glaubt 
&uch das Schema von Berosus mit dem so 
gewonnenen Ansatz vereinigen zu können 
und kommt dabei für den Anfang der „ersten 


687 (No. 11.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[November 1907.) 588 


Dynastie“ auf + 2000 statt des bisherigen 
Ansatzes von etwa + 2400. 


Das würde eine bedeutende Herabrückung 
auch aller vorherigen altbabylonischen Zeiten 
zur Folge haben, was natürlich weiter kein 
Grund dagegen sein würde. Vom Stand- 
punkte der Gleichsetzung Hammurabi = 
Amraphel und der biblischen Chronologie 
aus wiirde auch der neue Ansatz viel besser 
passen. Aber auf во unsichere Angaben hin 
wie die — von Assarhaddon bekanntlich 
anders angegebenen — Zahlen der altassy- 
rischen Herrscher und das selbst der Auf- 
klärung bedürftige Berossische Schema hin 
kann man sich vor der Hand wohl noch 
nicht entschliessen, die Kassitendynastie un- 
mittelbar an die „erste“ anzuschliessen. 
Dazu müsste doch erst ein Zeugnis vorliegen, 
wie es uns die neue Chronik für lluma-ilu 
gibt. 

Leider gibt nämlich das, was sie an 
Angaben über Kassiten und Meerland hat, 
nur neue Ritsel auf, die durch alles Hin- 
und Herwenden kaum gelóst werden kónnen. 
Wir werden deshalb auf irgend einen neuen 
Fund warten müssen. Es wird nämlich be- 
richtet: „Ea-gamil (der letzte König der 
weiland zweiten Dynastie) zog gegen Elam. 
Hinter ihm her bot Ulamburfi)as, Bruder 
von Bitilia$, der Ка550, seine Krieger auf, 
eroberte das Meerland und übte die Herr- 
schaft über das Land aus.“ Und dann: „Agum, 
der Sohn von Bitilia$, bot seine Krieger 
auf, zog gegen das Meerland und eroberte 
Dür-Ea.“ 

King macht darauf aufmerksam, dass die 
Königliste als zweiten und dritten König 
Bi- til- ia-Si, (er erklärt die Lesung für sicher) 
und Agum hat. Wenn man annimmt, dass 
aus Versehen die beiden umgestellt worden 
sind, so würden wir die betreffenden Persön- 
lichkeiten der Chronik haben ). Aber King 
selbst will diese Vermutung aufgeben und 
in dem Agum der Chronik den Agum kak- 
rime der bekannten Inschrift sehen, den 
man als siebenten König der Liste in die 
Lücke setzt. Alle die Angaben, welche wir 
haben, sind aber so zweifelhaft und vieldeutig, 
dass ich zu keinem festen Ergebnis kommen 
kann. Auch das, was Agum kakrime sagt, 
bringt uns nicht weiter, auch nicht das kleine 
Bruchstiick K 3992, das ich F. I S. 516 
besprochen habe und das hier noch zu 
nennen gewesen wäre. 


3) In diesem Falle würden also nicht viel mehr 
als die 120 Jahre der letzten Könige der ersten 


Dynastie wegfallen! 


Auf ein paar Punkte sei wenigstens aufmerksam 
gemacht: Fir ein möglichst enges Aneinanderricken 
der ersten und der Kassitendynastie spricht das Auf- 
tauchen von Kassiten etwa seit Samsu-iluna in Baby- 
lonien. Nach der Datenliste hat Samsu-iluna in 
seinem 9. Jahr einen Kassiteneinfall abgewehrt. 
Lässt man den grössten Teil der 2. Dynastie nach 
der ersten regieren, so würde es nach deren Ende 
noch etwa 250 Jahre gedauert haben, bis die Kassiten 
Herren Babyloniens wurden. Das erscheint etwas 
lange, solche Völkerwanderungen pflegen schneller 
vor sich zu gehen. Jedoch ist allerdings auch denk- 
bar, dass sie lange an den Grenzen zurückgewiesen 
wurden und sich in Elam und Medien festsetzten. 
Die Meder haben mindestens ebenso lange in gleichem 
Verhältnisse zu Assyrien gestanden, ehe ein medisches 
und persisches Reich entstand. 

Wenn man daher nur die eine Gleichzeitigkeit 
annehmen will, so gäbe sich vielleicht auch eine Be- 
stätigung in einer andern Angabe. Die Gleichzeitig- 
keiten sind nämlich danach von Abezu'a bis Samsu- 
ditana ungefähr 110 Jahre. Die beiden ersten Könige 
der „zweiten Dynastie“ Iluma-ilu und Ki-an-ni-bi 
regieren 60 + 55 Jahre. Es würde also wohl un- 
geführ das Ende des lctzteren mit dem von Samsu- 
ditana zusammenfallen. Nun bezeichnet die Chronik 
S in der späteren „Meerlanddynastie* Simmas-sihu 
als einen „Mann der Dynastie Damik-iliéu^ und 
auch K 3992 spricht von demselben offenbar als 
von einer irgendwie hervorragenden Persönlichkeit, 
deren Zeit aber lange vor der zu liegen scheint, von 
der die Rede ist!) Das würde dafür sprechen, dass 
er der Rechtsnachfolger der ersten Dynastie gewesen 
ist, d. h. dass diese in Babylon regiert, oder doch 
wenigstens das Land beherrscht hat. Würde sie ganz 
von der Kassitendynastie gedeckt, so würe auch 
schwer einzusehen, warum sie tiberbaupt aufgeführt 
wird. Immerhin — wir werden abwarten müssen. 


Eine sehr wichtige Angabe ist auch die 
kurze Mitteilung: 


„Zur Zeit Samaé-ditana’s [kamen] die Hattü nach 
Akkad“. 


Jetzt, wo wir den Mittelpunkt des Chatti- 
Reiches kennen und wenigstens für etwa ein 
Jahrhundert mit Urkunden für seine Ge- 
schichte einigermassen versehen sind, erhob 
sich natürlich die Frage nach dem Woher 
dieses Reiches. Ich habe jüngst darauf ver- 
wiesen (OLZ 1907, 295—298), dass die Zeit 
Sargons von Agade über die Hatti schweigt. 
Sie schweigt freilich auch über Aegypten, 
immerhin wird man zunächst annehmen 
wollen, dass damals noch kein Hatti-Staat 
bestand. Unter Samsu-ditana begegnet also 
der Hatti-Name zum ersten Male und man 
wird annehmen dürfen, dass es sich bei dem 
siegreichen Vordringen bis nach Babylonien 
um eine Folgeerscheinung einer grossen 
Völkerwanderung gehandelt hat. Dass da- 
durch eine „hethitische“ Bevölkerung nach 
Mesopotamien kam und „hetbitischer“ Einfluss 
sich ein paar Jahrhunderte bis an die Grenze 


Babyloniens behauptete, war schon vorher 


1) Ich habe in meiner Kopie: i umu darũ ќа Damik- 
Ш-ба, man könnte zóru vermuten. 


589 [No. 11.) 


fe lit worden. Durch die neuen Ur- 
kunden aus Boghaz-kói erhalten wir ebenfalls 
mancherlei Bestätigungen dieser Annahme 
einer ersten Ausbreitung der „Hethiter“. 
Auch die Chronik, welche nach King 
vom 11. bis 7. Jahrhundert reicht, bietet 
einige Nachrichten, die um so wertvoller 
sind, als sie eine nur sehr lückenhaft be- 
kannte Zeit der babylonischen Geschichte 
betreffen. Es sind freilich nicht viele Zeilen 
vollstándig erhalten und man darf es dem 
ersten Herausgeber nicht verübeln, wenn er 
nicht in allen Punkten die richtigen Ergán- 
zungen der in betracht kommenden Kónigs- 
namen getroffen hat. Eben bei der Lücken- 
haftigkeit der bisherigen Nachrichten konnte 
man leicht von verschiedenen Möglichkeiten 
die falsche nehmen. Die Chronik reicht 
nicht, wie King annimmt, bis in die Zeit 
der Zerstórung Babylons durch Sanherib, 
also bis etwa 680 herab, sondern schliesst 
schon mit dem Jahre 743. Da ich auch an 
andern Stellen den Text in Einzelheiten 
anders fasse, so setze ich ihn vollständig her: 
3g. .всіһғжеге [Beute] 
eroberte er. 
4. Marduk-Bapik-zér[-máti . . . machte. 
б. ? + 44 Könige der Länder EE 
und Ueberfluss sahen sie. 
6. Frieden und Freundschaft mit Marduk-böl-kalla, 
7 
8 
9 


König] von Assur machte er. 
D в der König') aus Assyrien nach Sippar?) 


kam. 

Adad-aplu-iddin Sohn von Itti-Marduk-balatu die 

Aramüer und den?) König von Im. Gi. 

Zeie die Städte alle von [Akkad bis nach] 

ad-Idiri, Dar-ilu, 

10. — sa a warfen sie. Die Sutä erhoben sich, 
die Beute von Sumer und A[kkajd 

11. in ihr Land n sie. Die Heiligtümer 
Marduks .... darinnen....... vollendete. 

12. Simmas- Abu, Sohn SC Irb&-Sin, der rid von 


13. den Thron des Bél-napbar von E-kur-igi-gal 
machte 

14. Im Nisan“) des Jahres 5 des Königs E-ul-bar- 
zakin-zum 


1) Es steht hier das Zeichen nis, man. 

1) МЕ. Ut. 

*) Ich móchte hier Objekte, nicht Subjekte sehen, 
zar Im. Gi. will King entgegen meinem Vorschlage 
nicht als Bezeichnung für „König von Chaldaea“ 
(des „Meerlandes“), sondern als Appellativ: der 
„rebellische König“ fassen. Das passt an den Stellen, 
wo die Bezeichnung sich findet, ist aber unmöglich, 
wenn es hier im Akkusativ steht. Es handelt sich 
dann auch hier um den König von „Kaldiland“, der 
ja auch sonst mit den „Aramäern“ im Bunde zu sein 

flegt. (Uebrigens ist nur Im. Gi. zu lesen, nicht 
m. Gi. Da. wie ich in der synchr. Gesch. nach K 
1280 (ІП. R. 4, 4) ergänzt hatte. Hier ist statt da 
natürlich ба zu lesen: I &u-zu-bu zar Im. Gi ša šar- 
ra-ut babili ra- ma- nu-· uũ u-tir-ru. 

t) bo ist doch wohl zu fassen, nicht parakku, wie 

t. 


ORIENTALISTISOHE LIT TERATUR-ZRI TUNG. 


den „Elamiten“, 


[November 1907.] 590 


15. des Jahres 14. 
16. des Jahres 4 von A-e-apil-ugur. 
17. des Jahres 1 des Königs Nebü-mu- 
kin-apli. 
18. des Jahres.. . .] 
Rand 1 des Jahres] 
2. des Jahres . . Р 
3. des Jahres . . . des Königs. 
abb]i-iddin 
На 1ͤĩ Adad-nirarli, König von Assur zur 


Zeilt von Samas-mudammijk 

eee Zeit von Nabd-zlum-ukin Tukulfti- 
inib, König von] Assur 

айтар eid: Sohn von Nabũ- um- 
kinn 

6 Sohn von |Nabw-aple-iddin 

Marduk-bel-u-sa[-te 

Zur Zeit von Marduk-bala(-su-[ikbi's, Sohnes 

von] Marduk-zakir-um, 

zwei] Jahre war kein König im Lande 

Erba-Marduk, Sohn von Marduk-s&kin-3um 

ergriff im zweiten Jahre die Hände Bels 

und des Sohnes Bels. 

Die Aramäer, welche während der Zeit der 

Anarchie?) die Felder der Bürger von Baby- 

lon und Borsippa weggenommen hatten, 

schlug er, brachte ihnen eine Niederlage bei. 

12. Die Felder und Gärten nahm er ihnen ab, 

gab sie den Bürgern von Babylon und Bor- 


вірра. 
13. Im selben [Jahre] іп Sag-ila und Zi-da ... 
den Thron Bels stellte er auf. 


ee 9 o е е a o 


un. S » Y t 


— 
e 


ка 
Fa 


11100 E E Erba-Marduk nach Babylon 

15 ea m8 Erba-]Marduk aus , 
zog aus 

I8. oss Nabü.na]sir 

Dis 135 там ? 

18. [Im dritten Jahre |в, König 


Tukulti-apil-esarr 
von Assur setzte sich auf den Thron. 
19. [Im Б. Jahre Ummanigas, König von Elam] 
setzte sich auf den Thron. 


Zeile 8: Wie der Widerspruch mit der 
synchronistischen Geschichte zu lösen sid 
bleibt offen: Adad-aplu-iddin ein Em 
kómmling oder der Sohn von Itti-M uk 
balatu. Im letzteren wird man doch den 
König dieses Namens zu sehen haben, der 
aus einer Inschrift des Berliner Museums 
(Unters. altor. Gesch. S. 139; Vorderasia- 
tische Schriftdenkmäler der Königl. Museen 
zu Berlin I S. 96) bekannt ist. Dass er in 
diese Dynastie gehören würde, war zu ver- 
muten, seine Ejnreihung macht aber nun 
eber noch mehr Schwierigkeiten. Wenn 
unsere Chronik ein Versehen gemacht hat, 
so möchte man ihn zwischen Marduk-nádin- 
abi und Marduk-säpik-zör-mäti (der in Wahr- 
heit sein Sohn gewesen sein könnte) ein- 
schieben. 

Zu 16. Ae-aplu-ugur nimmt King als 
er eine Dynastie für sich 


1) ina Bi-kil-tu u eab-mas-tu; von King irrig als 
Lündernamen oe und Sw-bar-ta ust Su-ber- 
ta und Babylon en weit auseinander. 


591 [No. 11.) 


bildet. Dass Nabü-mukin-apli der erste 
Kónig der nüchsten Dynastie ist, hat man 
nach dem Grenzsteine vermutet, sicher ist 
es nicht. Ев ist vorläufig noch mit der 
Möglichkeit zu rechnen, dass die beiden die 
No. 8 und 4 dieser Dynastie sind, welche 
noch frei sind (s. Auszug S. 18). In diesem 
Falle würde diese Schwierigkeit wegfallen, 
welche im babylonischen Namen des Ela- 
miters liegt. Ich möchte aber vor der Hand 
Kings Annahme ebenfalls vorziehen, wozu 
auch das folgende besser stimmt. 


Die Reihenfolge der Könige No. 5 ff. ist 
dann: 
Samaz-mudammik 
Nabfl-zum-izkun 
ein unbekannter? 
Nabü-aplu-iddin 
Der unbekannte würde дег... ahhli- 
iddin von Rand 3 sein. Da aber vor Näbü- 
aplu-iddin, wie unsere Chronik zeigt, noch 
abü-Sum-ukin einzuschieben ist, so muss 
der Platz dafür durch Streichen eines der 
beiden unbekannten 3 und 4 gewonnen 
werden, sodass man also erhält: 
Nabũ-mukin-apli 
—— onate 12 Tage (Liste) 
ein unbekannter 


Samaz-mudammik 
Раз аша пъ, im Kriege mit Adad-nirari II König 
worden. 
NabA-3um-ukin, Vater des folgenden. Zeitgenosse Tu- 
kulti-Ninib. 
Nabü-aplu-iddin, Sohn des vorigen. 

Dabei ergibt sich die Gleichzeitigkeit mit 
den assyrischen Kénigen zwanglos, denn wir 
wissen, dass Nabü-aplu-iddin 854 starb und 
mindestens 31 Jahre regiert hat, sein An- 
fang fällt also ungefähr mit dem von Assur- 
nasirpal (886) zusammen. Sein Vater kann 
demnach end mit dessen Vater, und sein 
zweiter Vorgänger mit dessen Grossvater 
Adad-nirari gleichgesetzt werden. Das be- 
stätigt die Ergänzung in 

Rs. 3: Tukul[ti-Ninib] nicht Tukulti-apil- 
eSarra П, Ururgrossvater von Assurnasirpal, 
wie King hat. 

[Nabüljaplu-iddin ist zu ergänzen, er ist 
der Zeitgenosse Assurnasirpals, dessen Tod 
Salmanassar II für 854 berichtet. 

Rs. 4.5. Dann ergibt sich ohne weiteres, 
dass Marduk-za-kir-Sum der bisher Marduk- 
nädin-Sum (Marduk. Ма. Mu) gelesene Sohn 
Nabü-aplu-iddin’s ist, dessen Streitigkeit mit 
seinem Bruder Marduk-bel-usäte (auch ein 
König Im. Gil) Salmanassar die Gelegenheit 
zum Eingreifen in Babylonien gab (852/51). 
In Zeile 5 ist also der Name Marduk-bel- 
usäte zu lesen (King: Marduk-bel-u-Se . . ). 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[November 1907.) 692 


Als dessen Nachfolger ist dann Marduk- 


balatsu-ikbi, der Zeitgenosse von Šamši-Adad 
bekannt. Die einzig denkbare Ergänzung in 
Rs. 6 ist doch wohl mar Marduk-zäkir-Sum. 

Rs. 7. King hatte an die 8 Jahre nach 
der Zerstérung Babylons um 689 gedacht 
und damit alles folgende falsch angesetzt. 
Man kann mit Rücksicht auf 2. 9 [zwei] 
ergänzen, jedoch ist das nicht sicher. Erba- 
Marduk ist natürlich derjenige, als dessen 
ilittu sich Merodach-Baladan im Berliner 
Grenzstein bezeichnet!), also dessen Vater, 
der damit nunmehr eingereiht ist. 

Rs. 16. Die Ergänzung zu [Nabà-na]sir 
ergibt sich von selbst, sobald man die rechte 
Zeit hat. 

Rs. 17. Einen der folgenden in der Königs- 
liste genannten Namen (Nab8-nádin-zér, Nabû- 
Sum-ukin, Ukin-zér) kann man nicht ergánzen, 
da Z. 18 noch in die Regierung von Nabu- 
naşir fällt. 

Rs. 18. 19. Der Regierungsantritt von 
Tiglat-Pileser und Ummanigas wird genau 
so wie in der babylonischen Chronik 
berichtet, mit der daher die Verbindung 
hergestellt wird. 

ie Chronik aus dem 11. Jahrhundert, 
welche vorwiegend religióse Angelegenheiten 
und portenta berichtet, bietet Teine grosse 
eschichtliche Ausbeute. Dass der im An- 
ang erwähnte Konig... Sum-li-bur, der 
bereits von einem Gewichte bekannte und 
als letzter der vierten Dynastie anzusetzende 
Nabü-Sum-li-bur ist, hat King selbst nach- 
getragen (Proc. Soc. bibl. Arch. 1907, 221). 
Die Stelle dieses Königs ist damit festgelegt. 
Sonst gehören die berichteten Ereignisse 
der Regierung von Nabü-mukin-apli an. Auf 
diese Einzelheiten einzugehen, führt zu weit, 
Hervorgehoben möge die Angabe über einen 
Vorstoss der Aramäer sein (III 6), wobei 
das bäb nibiri von Kär-bil-mätäti von ihnen 
besetzt werde. Das sieht mir weniger wie 
ein ,ferrygate“ als wie ein Brückenkopf 
aus, sodass nibiru also hier eine Brücke sein 
würde, denn an eine Furt kann man doch 
hier kaum denken. Da es darauf unmittel- 
bar heisst: „der König ging nicht hinüber. 
Маһй kam nicht, Bél zog nicht aus“, so 
möchte man vermuten, dass es sich um einen 
Fluss- oder Kanalübergang zwischen Baby- 
lon und Borsippa handelt. Da das Neujahrs- 
fest auch für die folgenden 9 Jahre nicht 


1) Der Unterschied, den King in einem Nachtrag 
(Proc. Soc. Bibl. Arch. 1907, 221) zwischen dem — von 
ihm nach 688 angesetzten — Erba-Marduk und dem 
des Entengewichtes machen möchte, wırd dadurch 
natürlich hinfällig. 


698 (Ко. 11.) 


rite gefeiert werden konnte, so war das wohl 
eine Folge dieses Streiches der Aramäer. 
Die innere Lage im Königreiche Babylon 
wird dadurch hübsch beleuchtet. 


In einer Angabe (II 14) glaubt King 
eine Erwühnung einer Sonnenfinsternis zu 
finden, um deren Bestimmung er sich be- 
müht hat. Es wäre freilich wohl nur von 
Wert, wenn wir das Jahr dieser Sonnen- 
finsternis einigermassen geschichtlich be- 
stimmen könnten, denn so lange wir für die 
Bestimmung der Regierungszeit Nabü-mu- 
kin-apli’s keine engen Сева ziehen künnen, 
würde uns eine solche Erwühnung kaum 
sehr fördern. Aber es will mir nicht ein- 
leuchten, dass die Chronik in allgemeinen 
Ausdrücken von einem solchen Ereignis 
sprechen sollte, statt mit dem feststehenden 


terminus. „Samsu atala istakan“ heisst es 
für das Jahr 763 in der limu-Chronik mit 
dem terminus und diesen müsste man auch 
von einer Chronik der portenta erwarten. 
Statt dessen meldet die Chronik (II 14). 
„am 26 Sivan des 7. Jahres wandelte sich 
der Tag in Nacht, Feuer am Himmel.“. 
Wenn man an Herodots (I 74) Nachricht 
über die von Thales vorausgesagte Sonnen- 
finsternis denkt, so fällt freilich die Gleich- 
heit des Ausdrucks auf, allein für eine ba- 
bylonische Chronik würde ich bis zum Be- 
weise des Gegenteils doch eine andere Aus- 
drucksweise erwarten und darum hier doch 
lieber an ein atmosphärisches Ereignis denken. 


September 1907. 


Arthur Rosenzweig, Das Wohnhaus іп der Miänah. 
Berlin (Louis Lamm) 1907. 2,50 M. Bespr. von 
F. Perles. 

Die vorliegende Arbeit, mit der der Ver- 
fasser sich in der Wissenschaft einführt, 
enthält eine fleissige, sachkundige Bearbei- 
tung des in der Mischna und den verwandten 
tannaitischen Schriften zerstreuten Materials 
und ist um so dankenswerter, als bisher die 
Realien in der rabbinischen Literatur nur 
selten eine 5 Behendlung erfahren 
haben. In den Anmerkungen hat der Ver- 
fasser eine Fülle von lexikalischen Bemer- 
kungen niedergelegt, die allerdings in man- 
chen Fällen der Berichtigung bedürfen, wie 
nachstehende Beispiele zeigen sollen. 


S. 1 Z. 1 v. u. ows 0°55 bedeutet an 
der betr. Stelle nicht „schöne Hausgeräte“, 
sondern „schöne Kleider“. Diese schon im 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(November 1907.) 594 


bibl.-hebr.!) belegte Bedeutung hat eine voll- 
kommene Parallele іп агат. wo. 


S. 8 Anm. 2 олоо ist zweifellos von 
geAoviíg abzuleiten, wie bei Dalman s. v. 
richtig angegeben. Beide Worte sind in der 
Bedeutung „Schemel“ nachzuweisen. Diese 
schon früher von mir gegebene Ableitung 
findet eine Stütze u. a. in der Tatsache, dass 
yehovis auch Judith 14, 15 vorkommt, also 
im jüdischen Griechisch geläufig war. 

S. 10 Anm. 2 up ist nicht von run- 
cina, sondern genauer von der griechischen 
Form óvx&vg abzuleiten. 

S. 11 Anm. 8 710 = ‚du findet sich auch 


b Aboda zara 75> wn мо (Kohut V 91°. 
НатКауу (лг 87 Anm. 2). 


S. 15 Anm. 4 5»"mw ist nach Halévy 
(Revue Sémitique 1907, 110) von pers. ar- 
dikar abzuleiten. Das Wort ist jetzt auch 
in den ,Aramaic Papyri“ von Assuan (F 2. 
G 2) belegt. 

S. 16. Eine andere Bezeichnung für 
„Zirkel“ ist Mm = фар тт, wie der Verf. 
selbst a. a. St. richtig angibt (S. 23 Anm. 
4 Ende). 


S. 18 Anm. 2 bobo pw hat nichts 
mit ass. palámu zu tun, sondern ist deno- 
miniert von dem in der Mischna belegten 
nop = rij loud (Krauss Lehnw. II 446°). 

S. 19 Anm. 8 kutalla lies kutallu. 


S. 43 Anm. 2. Im rabbinischen on 
sind zwei griechische Worte zusammen- 
gefallen: 1) Yvosos „Schild“, 2) 96 „Fen- 
ster“. Letzteres wäre vom Verf. zu nennen 
gewesen. 


S. 50 Anm. 5 ppm im T zu Prov. 
7, 6 ist mit Porges*) von Әоражоу Brust- 
wehr“ 3) abzuleiten. Das p ist also nicht 
Pluralendung, sondern ist Wiedergabe der 
Endung гу, der im vulgärgriechischen regel- 
mässigen Verkürzung von sop. 

S. 53 Anm. 5 ророр ist nicht direkt 
von cancellus, sondern von der griech. Form 
xiyxAig abzuleiten. 


S. 53 Anm. 7 * lies pe e) 


S. 54 Anm. 2 papoda = xsọfixdgiov schon 
bei J. Perles Etym. Studien 6 Anm. 


S. 56 Anm. 6 nie wie bh. pi geht 
nach Haupt (zu 1. Kön. 7, 28) auf assyr. 
šulbú zurück. 


1) Deut. 22, 5; Sir. 45, 8. 

) Zeitschrift f. hebr. Bibliographie 1903, 139. 

D Auch das Bereschit Rabba 12, 13 vorkommende 
wpn ist mit Löw (bei Theodor z. St.) als Әораша 
zu erklären. 


595 (Ко. 11.) 


S. 59 Anm. 5 y» n „Hof“ ist entlehnt 
aus dem gleichbedeutenden assyr. tarbagu. 


S. 60 Anm. 10 ^5 ist auf Grund der 


Variante n» als лоостас̧ zu erklären, 
wie Lów (bei Krauss II 484) überzeugend 
nachgewiesen hat. 


Königsberg i. Pr. 


J. Rosenberg, Phónikische Sprachlehre und Epi- 
graphik. Wien, A. Hartleben. o. J. M. 2. 


Das vorliegende, sehr wohlfeile Buch ist im 
wesentlichen nach Pietschmann, Schröder und Lidz- 
barski zusammengestellt. Sein wissenschaftlicher 
Wert ist bescheiden. Die im Texte verwendeten 
phoinikischen Typen sind nicht gerade glücklich 
gewühlt. Für die Aussprache sind wichtige Quellen 
wie die Widergaben der Keilschriftliteratur unbertick- 
sichtigt gelassen. Trotz dieser und mancher anderer 
Müngel ist das Buch doch für den Anfünger, der 
sich schnell mit der phoinikischen Sprache und mit 
ihren Denkmälern obenhin bekannt machen will, zu 
empfehlen, da der Verfasser die Bedürfnisse des 
Lernenden in den Vordergrund stellt und mit Weg- 
lassung der Einzelforschungen das nach seiner Mei- 
nung Gesicherte in kurzer und praktischer Fassung 
zu bieten sucht. B 


Ein demotisches Ostrakon mit jüdischen 
Eigennamen. 


Von W. Spiegelberg. 


Flinders Petrie!) hat bei seinen Aus- 
grabungen in Tell el Jehádije an der Stätte 
des Oniastempels ein demotisches Ostrakon 
gefunden, welches nicht nur den Demotiker 
interessiert. Der Schrift nach gehórt es in 
die erste Hälfte der Ptolemäerzeit (etwa 
Ptolemaios I—IV) und sein Inhalt ist von 
Griffith richtig erkannt worden. Wenn 
ich auf den in Lichtdruck und Faksimile 
vortrefflich veróffentlichten Text hier noch 
einmal zurückkomme, so liegt der Grund da- 
rin, dass er an einer dem Nichtägyptologen 
nicht leicht zugünglichen Stelle steht, und 
dass ich in einem Punkte weiter gekommen 
bin als mein Vorgünger. Ich teile zunüchst 
Umschrift und Uebersetzung mit. 


| WS 
| 2.2... tit x] 
| Hr- Da- hy tb[.t x] 


) Hyksos and Israelite cities — London 1906 
Tafel 24 und 27 — Text 8. 26. 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[November 1907.] 606 


| Gti (l Se Wi tb[.t x] 
| Ыт NL) [tx] 
| Hr-hb Dåd-hr 4 х] 
| Ре-..?.. [x] Ziegel 
| Harchebis, (Sohn des) Teos [x] Ziegel 
| Sbti [x] Ziegel 
| em [x] Ziegel 
| Harchebis (Sohn des) Teos [x] Ziegel“ 


Das Hauptinteresse dieser Rechnung) 
über Lieferung von Ziegeln liegt in den 
beiden Eigennamen Z. 4 und 5. In dem 
letzteren hat bereits Griffith den jüdischen 
Namen Abraham in der Form CS erkannt. 
Der erstere ist nun ebenfalls jüdisch, denn 
er ist gewiss mit D]) (Esra 10, 15. Neh. 
8, 7. 11, 16) identisch. Also waren unter 
den 5 Ziegelstreichern 2 Juden. Da das 
Ostrakon auf dem Boden des Oniastempels 
gefunden ist, an der Stätte einer jüdischen 
Ansiedelung, ist dieser Befund nicht weiter 
wunderlich, 


Altertums-Berichte 
aus dem Kulturkreise des Mittelmeers. 


143. Vermutlich in der Burg des Nestor zu 
Pylos wurde ein kostbarer mykenischer Goldring ge- 
funden und beiseite geschafft. Er tauchte in Athen 
auf, wo er von dem Kultusminister Stephanopulos ge- 
sehen wurde, und ist seitdem verschwunden. Sein 
elliptischer Kasten bestand aus einer Goldplatte, die 
durch zwei in der Mitte sich kreuzende Schlangen- 
linien in vier Abschnitte geteilt war, deren jeder 
eine Darstellung trug: einen ruhenden Lówen, eine 
Frauengruppe in mykenischer Tracht, eine Männer- 
gruppe, einen Altar mit einem Greifen darauf. Da- 
vor stehen Frauen mit aufgehobenen Händen, da- 
hinter bringt ein Mann eine Opfergabe dar. (Voss. 
Ztg. 1907, No. 399.) B. 


1) Ein ühnliches demotisches Ostrakon besitzt 
auch die Strassburger Bibliothek. 

3) Der Name findet sich auch sonst, s. B. Lidz- 
barski: Ephemeris I 334 = Jaa datos, ferner als 
“ашфа?а106 u. varr. in griechischen Papyrus der röm, 
Kaiserzeit. Ueberall dürfte es sich um Juden handeln, 


597 [No. 11) 
Babylonien. 
144. (Vgl. No. 111). Banks gibt in Putnams 


Mag. einen Bericht über seine Ausgrabungen in Bis- 
maya. Die etwa 40 Fuss hohen Ruinen bestehen 
aus einigen parallelen Hügelketten, die 1 engl. Meile 
alng und eine halbe breit sind. Sie werden von dem 
Bett eines alten Kanals durchschnitten. Die Hügel- 
gruppe war über und über mit zum Teil uralten Ton- 
scherben bedeckt. Es gelang, einen Tempel aus dem 
dritten Jahrtausend zu finden. Weiterhin fand man 
eine Platform aus plankonvexen Ziegeln. Man ging 
bis 14 m tiefin die Erde vor. Die obersten Schichten 
etwa bis zu einer Tiefe von 2½ m sollen nach В. 
der Zeit von 2750—4500 v. Chr. angehören. Ge- 
fanden wurde ausser zahlreichen Speerspitzen, Pfeilen, 
Tontafeln usw. der Kopf semitischen Typus’ einer 
Alabasterstatue. Ein Gefäss trägt die Darstellung 
eines Zuges grotesker Figuren; es wurde überhaupt 
eine grosse Menge von Gefässen aus Onyx und Por- 
phyr zutage gefördert. Eine Statue, deren Kopf 
que &n anderer Stelle gefunden wurde, war die 
eranlassung, dass die Arbeiten eingestellt werden 
mussten. Die Araber der Wüste raubten sie. Als 
Banks sie auf diplomatischem Wege wieder zu er- 
langen suchte, erreichte er es zwar, aber er musste 
die Grabungen abbrechen. Ев erscheint sicher, dass 
die ältesten Bewohner Mesopotamiens ihre Toten ver- 
brannt haben. Banks will eine derartige Brandstütte 
in Bismaya entdeckt haben. (Nordd. Allg. Ztg. 1907, 
No. 243.) B. 


Mitteilungen. 


G. Schweinfarth berichtet von einem Eolithen- 
funde, den Rutot in der Nühe von Boncelles bei 
Lüttich gemacht hat. Es fanden sich Behausteine, 
Ambossteine, Messerklingen, Schaber, Hobelschaber, 
Durchlocher und Worfsteine in zweckmüssig ausge- 
suchten Formen. Die Fundstelle ist einmal ein Tal am 
Strande des Meeres gewesen. Letzteres hat dann das 
Land überflutet und Sandmassen darüber abgelagert. 
6 m über der Fundstelle fand man elf für das obere 
Oligozän charakteristische Konchylienarten. Der glück- 
liche Finder hat sich am 30. Sept. die Richtigkeit 
seines Fundberichtes durch 34 belgische Geologen 
und Prähistoriker, die am Fundorte erschienen waren, 
bestätigen lassen. Somit ist dieser Fund der Alteste 
Zeuge für die Geschichte des Menschengeschlechts. 
(Voss. Ztg. 1907, No. 495.) B. 


Personalien. 


Prof. Dr. P. Schwarz geht vom Orientalischen 
Seminar in Berlin nach Leipzig zurück. An seine 
Stelle tritt für Arabisch Professor Dr. G. Kampff- 
meyer, vorher Privatdozent in Halle. An die Stelle 
des verstorbenen Foy tritt fär Türkisch ebendort 
Dr. Giese, vorher Privatdozent in Greifswald. 


Zeitsehriftensehau. 


The Academy. 1907. 

1846. O. W. Whish, The Graeco-Roman World; 
or, The Struggle of East and West During a Millen- 
nium of World-Empire, bespr. v. — R. W. Frazer, 
A Literary History of índia, bespr. v. — M. Manucci, 
The Indian Text Series I. Storia do Mogor; or, 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[November 1907.) 598 


Mogul India 1658— 1708. Translat. by W. Irvine, 
bespr. v. — 

1850. H. A. Guerber, The Myths of Greece and 
Rome, bespr. т. — 


Асад. des Inscript. et Belles-Lettres. 1907. 
Juni. H. Derenbourg, Notes sur deux inscriptions 
arabes de Diyar-Bekr. — Gauckler, Note sur un vase 
égyptien en forme de gourde tronvó dans la nécro- 
pos prot panique de Dermech, à Carthage. — M. 
olleaux, Rapport sur les travaux exécutés dans l'ile 
de Délos par l'école francaise d'Athànes pendant 
l'année 1906. — 


Analecta Bollandiana 1907. 

XXVI 2—3. Н. Delehaye, Saints de Ohypre. — 
F. Cabrol, Les origines liturgiques, bespr. v. H. D. — 
Université Saint-Joseph, Beyrouth. Mélanges de la 
Faculté Orientale, (u.) L. Bréhier, L'église et l'Orient 
au moyen age. Les croisades, (u.) С. Вессагі, Emm. 
Baradas 8. J. tractatus tres historico-geographici (Re- 
rom Aethiopicarum Scriptores Occidentales W) bespr. 
v. P. P. — E. Nestle, Sarbél-Tutaàl. (Z. D. M. G. 1906), 
(u.) E. A. W. Budge, The life of Takla HAymänöt and 
the miracles of Takla Háym&nót and the book of the 
riches of kings, (u.) B. Turaiev, Monumenta Aethio- 
pue hagiologica III. Vita et miracula Eustathii, (u.) 

erselbe, Acta S. Eustathii, beapr. v. P. P. 


Archivio Stor. Ital. 1907. 
247. L. Siciliano-Villanueva, Diritto bizantino, 
bespr. v. Qu. Senigaglia. 


Archivio Stor. Lombardo 1907. 

4. П Con internazionale di scienze storiche 
di Berlino nel 1908. — E | 

The Athenaeum. 1907. 

No. 4167. J. C. Oman, The Brahmans, Theists, 
and Muslims of India, bespr. v. ? 

4169. Н.У. Hilprecht, Mathematical, metrological 
and chronological texts from the temple library of 
Nippur, (а.) L. W. Kiug, Chronicles concerning early 
Babylonian kings, (u.) R. O. Thompson, Late Baby- 
lonian let bespr. v. ? 

4170. J. W. Thirtle, Old testament problems, (a. 
H. A. Redpath, The book of the prophet Ezekiel, 05 
F. Coutts, The heresy of Job, bespr. v. ? 

4171. W. G. Aston, Shinto, the Ancient Religion 
of Japan, bespr. v. — 

4172. W. A. P. M. The Awakening of China, 
bespr. v. — W. Hillier, The Chinese Language and 
How to Learn It, bespr. v. —. 


Aus fremden Zungen. 1907. 
18. Mona, Jamaikanische Negerlegenden. — G. 
À. Becquer, Einleitung zur ersten Ausgabe der Le- 
боза (Legenden des Gostavo Adolfo Becquer. Aus 
Spanischen übers. v. O. Stauff v. d. March). — 


Beilage s. Münch. Allgem. Zeit. 1907. 
177. Allgemeine Rundschau: Ausgrabungen auf 


Kreta. 

180. A. Musil, Arabia Petraea I. Moab, bespr. v. 
K. Budde. — Kleinere Mitteilungen: Etruskische 
Grabfunde. 

181. J. Obermeyer, Modernes Judentum im Morgen- 
und Abendlande, bespr. v. —i—. 


Biblische Studien. 1907. 

XII 4, J. Hejcl, Das alttestamentliche Zinsverbot 
im Lichte der ethnologischen Jurisprudenz sowie des 
altorientalischen Zinswesens. 


699 [No. 11.) 


The Contemporary Review. 1907. 
602. M. Cesaresco, The faith of Iran. — 


Deutsohe Lit.-Zeit. 1907. 

37. A. Rosenzweig, Das Wohnhaus in der Mizuah, 
bespr. v. W. Bacher. — J. Toutain, Le cadastre de 
l'Afrique romaine, bespr. v. C. H. Baale. — Alois 
Musil, Arabia Petraea I. Moab, bespr. v. R. Geyer. 

38. P. Carus, The story of Samson and its place 
in the religious development of mankind, bespr. v. 
F. Jeremias. — D. B. Macdonald, A selection from 
the Prolegomena of Ibn Khaldun, (u.) Ch. C. Torrey, 
Selections from the Sahih of al-Buhäri, (u.) R. J. Н. 
Gottheil, A selection from the Syriac Iulian romance, 
bespr. v. C. F. Seybold. — C. Gurlitt, Die Baukunst 
Konstantinopels, bespr. v. S. Strzygowski. 

89. K. Narbeshuber, Aus dem Leben der arabischen 
Bevölkerung in Sfax (Tunis), bespr. v. J. Goldziher. 


Dtsch. Rundsohau f. Geogr. u. Stat. 1907. 

1. F. J. Bieber, Von Abis Ababa über den Assa- 
bot nach Dschibuti. — Der überseeische Handel Ma- 
rokkos 1906. — Wirtschaftliche Entwicklung von 
Tuuis. — Religionsstatistik. — Rückkehr Prof. Grün- 
wedels aus Asien. — Von der zentralasiatischen Ex- 
pedition des Prinzen Arnulf von Bayern. — Neue 
Reise Koslows nach Zentralasien. — Dr. Tafels Reise 
in Zentralasien. — Dr. Ankermanns Ethnographische 
Forschungsreise nach Kamerun. — M. Ehrhardt Bau- 
meister, Meine Expressfahrt nach Aegypten, bespr. v.— 


The Expositor. 1907. 

22. A. Deissmann, The Philology of the Greek 
Bible: its Present and Future. — A. Carr, The Au- 
thenticity and Originality of the First Gospel. — 
R. Mackintosh, Marriage Problems at Corinth. — G. 
R. Wynne, The Problem of the Epistles to the Thes- 
salonians. — 


The Expository Times. 1907. 

XIX 1. The Historical Situation of the 21st. 
Psalm. — Arab and Hebrew Prose Writers. — The 
Different Names of God in the Hexateuch and the 
Duplicate Narratives. — The Missionary Motive of 
the First Christian Missionary. — J. A. Knudtzon, 
die zwei Arzawa- Briefe. Die ältesten Urkunden іп 
indogermanischer Sprache. Mit Bmkg. v. 8. Bugge 
u. A. Torp, bespr. v. C. H. W. Johns. — P. H. Vin- 
cent, Canaan d’après l'Exploration récente, bespr. v. 
R. T. Clark. — Handbuch zum Neuen Testament, 
hrsggb. v. H. Leitzmann, I. 2. III. V., bespr. v. J. 
Iverach. — H. Siebeck, Zur Religionsgeschichte. Drei 
Betrachtungen, bespr. v. id. — A. Harnack, Mission 
und Ausbreitung des Christentums in den ersten drei 
Jahrhunderten IL, englisch bei Williams & Norgate, 
bespr. v. H. U. Weitbrecht. — G. F. Abbott, Israel 
in Europa, bespr. v. — J. H. Townsend, Pen Pictures 
of Bible History, bespr. v.— G. Henslow, The Plants of the 
Bible, bespr. v. — J. H. Moulton, St. Luke and the 
Census. — id., A Jewish Proseucha and its Water- 
rate. — OC. J. Ball, Note on the name Chedor-laomer 
(Kudur-Lagamar), Gen. XIV. — J. Moffatt, Some Pa- 
rallels from Plautus. — R. S. Weaver, Some Modern 
Views of the Atonement. — O. R. Smith, The Names 
‘Christ’ and ‘Jesus’ in the Acts. — Deissmann’s ‘New 
Light. — The Great Text Commentary. — 


Gazette des Beaux-Arts. 1907. 
604. E. Naville, La Vache de Deir-el-Babari. — 


La Geographie. 1907. 
XVI 2. L. Gobet, La nomadisme en Algérie, 
d'aprés M. M. A. Bernard et N. Lacroix. — Ch. Rabot, 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[November 1907.] 600 


Le commerce extérieur du Maroc en 1906. — M. Ches- 
neau, Exploration du Dar Homr. — 


The Geographical Journ. 1907. 

XXX 4. W. R. Rickmers, The Fan Mountains in 
the Duab of Turkestan. — P. H. G. Powell-Cotton, 
A Journey through the Eastern Portion of the Congo 
State. — M. Sykes, Journeys in North Mesopotamia. — 
M. v. Déchy, Kaukasus, Reisen und Forschungen im 
Kaukasischen Hochgebirge, 8 Bde., bespr. v. D. W. F. — 
E. Kaempfer, The History of Japan, together with a 
description of the Kingdom of Siam, 1690—92, bespr. 
v. W. F. — Dr. Tafel's Journey in Eastern Tibet. — 
Cap. D'Ollone in Western China. — Kozloff’s New 
Expedition. — Cap. Lenfant’s Expedition. 


Geogr. Ztschr. 1907. 

9. Dr. Grothes Reise in Mesopotamien. — Ar- 
beiten der deutsch-englischen Grenzexpedition in Ost- 
Afrika. — E. Littmann, Die Heldentaten des Dom 
Christoph da Gama in Abessinien, bespr. v. V. Hantzsch. 
-- G. v. Neumayer, Anleitung zu wissenschaftlichen 
Beobachtungen auf Reisen, 8. Aufl, bespr. v. K. 
Sapper. — L. Chalikiopoulos, Landschafts- Wirtschafts- 
Gesellschafts-Kultur-Typen, bespr. v. A. Vierkandt. — 


Globus. 1907, 

14. L. Saad, Die Ausgrabungen in Gezer in Pa- 
lastina. — R. Karutz, Nach den Höhlenstädten іп 
Südtunisien. — В. Stahr, Die Rassenfrage im antiken 
Aegypten, bespr. v. Klaatsch. — 

16. R. Karutz, Nach den Höhlenstädten Südtu- 


nisiens. —- 


Gött. Gel. Ans. 1907. 
CLXIX 9. Kugejr ‘Amra IL II, bespr. v. Well- 
hausen. 


The Hibbert Journal. 1907. 

VI 1. N. Macnicol, Action and Reaction of 
Christianity and Hinduism in India. — M. Joynt, The 
Gospel of Krishna and of Christ. — J. B. Shipley, 
Religion in early Rome. — Е. К. Robinson, The Re- 
ligion of Nature, bespr. v. J. W. Mattinnson. — 
M. Lepin, L'Origine du Quatriéme Evangile; W. Heit- 
müller, Das Johannes-Evangelium, bespr. v. J. Moffatt. 


Histor.-Pol Blütter. 1907. 
CXL 6. Sepp, Jerusalem im Lichte der Architektur. 


Histor. Vierteljahrsobrift. 1907. 

X 8. G. Lokys, Die K&mpfe der Araber mit den 
Karolingern bis zum Tode Ludwigs IL bespr. v. А. 
Werminghoff. 


Histor. Zteohr. 1907. 
8. Folge, III. 3. W. Lenel, Zur älteren Geschichte 
Venedigs. 


Internat. Wochensohr. 1907. 

I 26. Th. Fischer, Die Mittelmeervdlker (Schluss). 

21. M. Hartmann, Islam und moderne Kultur. 

28. Nachrichten und Mitteilungen: Die Emanzi- 
pation der türkischen Frauen. 


Journal des Savante. 1907. 

9. C. O. Thulin, Die Etruskische Disziplin. 1. Die 
Blitzlehre. 2. Die Haruspicin, bespr. v. J. Toutain. 
— G. 0. Pier, Egyptian antiquities in the Pier ool- 
lection, bespr. v. G. Foucart. — G. Schlumberger, 
Campagnes du roi Amaury Ier de Jérusalem en te 
au е siécle, bespr. v. L. Bréhier. 


Literar. Zentralbl. 1907. 
36. A. Jeremias, Babylonisches im neuen Tee- 


601 (No 11.) 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[November 1907.) 602 


tament, bespr. v. Schm. — А. 8. G. Jayakar, Ad- 
Damtrts Hayat al-Hayawän, translated, bespr. v. 
Reckendorf. — W. Spiegelberg, Der Papyrus Libbey, 
ein ägyptischer Heiratsvertrag, bespr. v. G. Rdr. 

87. P. Wendland, Handbuch zum neuen Testa- 
ment, І. Band, 2. Teil: Die hellenistisch - römische 
Kultur in ihren Beziehungen zu Judentum und Christen- 
tum, bespr. v. P. Krüger. — Aegyptische Urkunden 
aus den Königl. Museen zu Berlin. — Griechische 
Urkunden IV 3 u. 4, bespr. v. C. 

88. J. Eschelbacher, Das Judentum und das Wesen 
des Christentums, bespr. v. O. Clemen. — H. Del- 
brück, Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der 
pun Geschichte, 8. Teil, bespr. v. M. Baltzer. — 
E Toutain, Les cultes palens dans l'empire romain, 

espr. v.! 

89, L. Borchardt, Das Grabdenkmal des Königs 
Ne-user-re, bespr. v. G. Roeder. 

Gunkel, Elias, Jabwe und Baal, bespr. v. 
—rl—. — G. Alexia, Geschichte der rumänischen Li- 
teratur, bespr. v. G. Weigand. — J. Oapart, Chambre 
fanéraire de la sixième dynastie, bespr. v. G. Roeder. 

41. K. Roth, Geschichte der christlichen Balkan- 
staaten, bespr. v. N. Sorga. — F. Roson, Eine deutsche 
Gesandtschaft in Abessinien, bespr. v. ? — E. Siecke, 
Mythus, Sage, Märchen in ihren Beziehungen zur 
Gegenwart, bespr. у. І. Finkl. — J. Capart, Les 
débuts de l'art en Égypte, bespr. v. G. Roeder. 


Mitt. d. Anthropol. Ges. Wien. 1907. 

4, b. R. Lasch, Ueber Sondersprachen und 
ihre Entstehung. — Н. Pohlig, Eiszeit und Urge- 
schichte des Menschen, bespr. v. id. — Anthropophy- 
teia, hrsggb. v. F. S. Krauss II, ПІ, bespr. v. M. Winter- 
nitz, — J. Finot, Le préjugó des races, bespr. v. W. 
Bugiel. — P. Deussen, Vier рери exte des 
Mabäbhäratam, bespr. v. M. Winternitz. — E. Thur- 
ston, Ethnographic notes in Southern India, bespr. 
v. L. Bouchal. — 


Neue Kirohl. Zeitschr. 1907. 
XVIII 10. Ph. Bachmann, Der Schüpfungsbericht 
im Unterrichte. 


The Nineteenth Century. 1907. 
868. Bishop Welldon, The authenticity of ancient 
literature, sec and sacred. — 


The North American Review. 1907. 
2. W. Т. Ellis, Some Guesses at Japan. — 


Petermanns Mitteilungen. 1907. 

10. E. Oberhummer, Konstantinopel unter Sultan 
Suleiman dem Grossen, bespr. v. Philippson. — A. 
Struck, Makedonische Fahrten, bespr. v. W. Götz. 


The Review of Religions. 1907. 
VI 9. The Babi Religion, II. — The Purity of 
the Text of the Holy Quran. — Evacuation as a re- 


medy against Plague. — 


Revue Bleue. 1907. 
14. Oh. Géniaux, La Vie Intellectuelle du Peuple 
Musulman. — 
16. G. Villiers, Moulay Abd-El-Aziz. — 
Revue Oritique. 1907. 
87. Flinders Petrie, Hyksos and Israelite Cities, 
with Chapters by J. G. Duncan, bespr. v. G. Mas- 
ero. — R. Dareste, Nouvelles études d'histoire du 
it. 3e sér., bespr. v. R. — 
98. E. Naville, The Temple of Deir del Bahari, 
bespr. v. G. Maspero. — N. de G. Davies, the Rock 
Tombs of El-Amarna. Part IV, Tombs of Penthu, 


Mahu and others, bespr. v. id. — A. Mallon, Gram- 
maire copte avec Chrestomathie, Vocabulaire et Bib- 
liographie, bespr. v. id. — K. Brugmann, Die distri- 
butiven und die kollektiven Numeralia der indoger- 
manischen Sprachen, bespr. v. À. Meillet. — Index 
patristicus sive clavis Patrum apoetolicorum operum, 
ex editione minore Gebhardt — Harnack — Zahn — 
composuit E. G. Goodspeed, bespr. v. P. Lejay. — 
Puchstein, Die ionische Säule, bespr. v. 8. R. 
89. R. de Riess, Atlas Scripturae sacrae, 2. Aufig. 
v. C. Rueckert, bespr. v. Clermont- Ganneau. — L. 
Borchardt, Das Grabdenkmal des Königs Ne-user-re, 
bespr. v. G. тароо — J. Capart, Chambre funé- 
raire de la VIe dynastie aux Musées royaux du Oin- 
uantenaire, bespr. v. id. — H. Lietzmann, Die Di- 

ache, 2. Aufig.; R. Wuensch, Antike Fluchtafeln; 
W. Staerk, Die jüdisch-aramüischen Papyri von 
Assuan, bespr. v. Ё Lejay. — К. Krambacher, Ein 
serbisch-byzantinischer Verlobungsring, bespr. v. P. L. 

40. F. Cabrol, Introduction aux études liturgiques; 
id., Dictionnaire d’archéologie chrétienne et de litur- 
gie, bespr. v. P. Lejay. — 
41. Ch. Gilliard, Quelques róformee de Solon, 

bespr. v. A. Hauvette. — 


Revue des Deux Mondes. 1907. 
Ier Sept. P. Arminjon, La crise financióre égyp- 
tienne. 


Revue des Études Juives. 1907. 

107. А. Darmsteter, Les Gloses françaises de 
Raschi dans Ja Bible. — J. Levi, La colonie juive 
d’Assouan au Ve siècle avant l'ère chrétienne. — J. 
Lévy, Notes sur la géographie biblique de Josèphe. — 
V. Aptowitzer, Mélanges (Sur le nombre dee peuples 
de la Bible; Les additions de la Septante dans I 
Samuel V, 6, 9; La traduction du té e dans 
le Targoum des Proverbs; Sur la lógende de Ja chute 
de Satan et des anges; Notes d'histoire littéraire). — 
M. Liber, Le commentaire du Pentateuque attribué 
à Ascher b. Yehiel et le manuscrit hébreu No. 309 
de Dresde. — J. Wellesz, Hayyim b. Isaac Or Za- 
rou&. — M. Schwab, Version espagnole des Alphabets 
de Веп-Віга. — A. Danon, Quelques Pourim locaux. — 
J. Lévi, Le martyre des sept Macchabées dans la 
Pesikta Rabbati. — D. Simonsen, Les marchands 
juifs appelés ,Radanites"*. — М. Jusselin, Projet, 
3 опоо t En un des Ж. dine 

ean e Bon. — 8, Eppenstein, Zur igung 
der Exegese Joseph Kara's (Avec: W owe wo vorra 
ФЕ) pyow оелотр “> тло Yin mp aor] bespr. v. 
8. Poznanski 


Revue de l'Histoire des Religions. 1907. 

LVI, 1. 8. Réville, Les Ae de l'Eucharistie. — 
8. Reinach, Mercure ierg ale. — R. Basset, La 
connaissance de l'Islam au Moyen Age. — 8. Shaku, 
Sermons d'un abbé bouddhiste, bespr. v. P. О. — 
M. Lidsbarski, Altsemitische Texte, bespr. v. B. Dus- 
saud. — W. v. Landau, Die phönizischen Inschriften, 
bespr. v. id. — M. Peisker, Die Besiehungen der 
Nichtisraeliten su Jahve, bespr. v. M. Lambert. — 
W. Otto, Priester und Tempel im hellenistischen 
Aegypten, bespr. v. A. Moret. — H. Oort et G. Wilde- 
boer, Platenatlas tot opheldering тап bijbelsche 
oudheden, bespr. v. J. Réville. — H. Monnier, La 
mission historique de Jésus, bespr. v. id. — S. Aris- 
tarchis, ®wtlov sei б bespr. v. J. Ebersolt. — 
E. Lunet de Lajonquiére, Ethnographie da Tonkin 
septentrional, bespr. v. A. Gabaton. — A. dre, 
Les livres sacrós du Cambodge; id. Oambodge. Le 
roi, la famille royale et les femmes du palais, bespr. 
v. id. — R. H. Charles, The Ethiopio Version of the 


608 (No. 11.) 


Book of Enoch, bespr. v. R. Basset. — L. Caetani, 
Annali dell’ Islam, bespr. v. id. — 


Boo. Geogr. Ital. 1907. 

VIII 10. A. B. Il commercio della Tunisia nel 
1906. — id, La produzione olearia del vilayet di 
Tripoli. — 14. Il movimento commerciale del Bena- 
dir. — Université Saint-Joseph Beyrouth, Mélanges 
de la Faculté Orientale I., bespr. v. I. G. 


Le Tour du Monde. 1907. 

24. P. Delté, L'irrigation de la vallée du Nil 
et le barrage d'Assouan. 

26. Ch. Desfontuines, Comment Ja Perse est 
devenue une Monarchie Constitutionelle. — Le Voy- 
age du Docteur Sven Hedin ап Thibet. 

26. Les Juifs repeuplent la Palestine. 

28. Le Territoire du Tchad et les dangers qui 
le menacent. — Le Recensement de la Tunisie. — 
Les Chiens de Constantinople. 

29. Ch. Géniaux, Les Industries indigénes en 
Tunisie. — La Maladie du Sommeil et la Mission du 
Dr. Gustave Martin en Guinée et au Congo. 

80. Oh. Géniaux, Les Industries indigènes еп 
Tunisie. 

81. La Mise en valeur des grandes Oasis égyp- 
tiennes du déssert de Libye. — La Mission du capi- 
taine А: naud à travers le Sahara. 

82. La Rivalité de l'Angleterre et de Ја Russie 
sur la frontióre perso-afghane. 

84. L'État sanitaire des Arabes en Tunisie. — 

35. L. Byram, Une Fête japonaise à Séoul. — 
E. Weisgerber, Trois mois de campagne au Maroc, 

pr. v. — 

86. Le Nouveau Sultan du Maroc et la, Polyarchie* 


e. — 

87. J. Charles, Les Luttes d'influence dans le 
golfe Persique, bespr. v. — 

88. L'industrie des Tapis au Maroc. — G. Marcay, 
L'Art en Algérie I. bespr. v. — 

89. Oh. Alluaud, Voyage au Soudan ógyptien. — 

40. P. Richard, Bateliers et Batellerie de la Chine. 

41. Les Travaux de la Mission hydrographique du 
Магос. — Major Sykes, A travers la Perse orientale, 
bespr. v. | 
42. Indications pour les voyageurs du Тгарв- 
sibérien. 

43. W. Altmann, Palast und Wohnhaus im 
Altertum. 


Umschau. 1907. 

XI 26,27. H. Winckler, Die ebnisse der Aus- 
grabungen im Gebiete der Keilschriftkultur. (Die 
älteren Grabungen kurz berübrend, verweilt er stets 
unter Aufrollung des welthistorischen Zusammenhanges 
länger bei denen in Niffer, Tello, Bismaya, Assur und 
Babylon). Ferner spricht er von seinen Arbeiten in 
Boghazkdi, die die Geschichte des Chattireiches in 
ein ungeahnt helles Licht zu setzen berufen sind, und 


1) Koldewey lässt er unserer Ansicht nach zu viel 
Ehre widerfahren. Wir huben schon mehrmals darauf 
bingewiesen, dass die Wissenschaft vom babylonischen 
Altertume durch fast nur den Wünschen der Archi- 
tekten dienende und deswegen die Historiker, Philo- 
logen und Archäologen enttäuschende Ausgrabungen 
erheblich mehr Schaden als Nutzen hat. Trotzdem 
man schon acht Jahre gearbeitet hat, fehlen noch 
immer genaue Fundberichte. Die kleinen orientie- 
renden Heftchen ersetzen solche keineswegs. D. Red. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[November 1907.) 604 


von den Ausgrabungen in Susa, die die gleiche Be- 
deutung für Elam haben. So wie Kleinasien das 
Bindeglied zwischen der babylonischen und griechi- 
schen Kultur gewesen ist, so ist Elam die Brücke 
nach dem Osten hin. 


Wochenschr. f. klass. Philol 1907. 

28. H. Schmidt, Jona. Eine oe une sur 
vergleichenden Religionsgeschichte, bespr. v. C. Fries. 

29. P. Wendland, Die hellenistisch - römische 
Kultur in ihren Beziehungen zu Judentum und Christen- 
tum. bespr. v. Soltau. 

90. F. J. Engel, Ethnographisches zum Home- 
rischen Kriegs- und Schützlingsrecht, bespr. v. C. 


Harder. 

33/34. C. Thulin, Die etruskische Disciplin. 
I. Die Blitzlehre. II. Die Harnspicin, bespr. v. H. 
Steuding. 


Zeitschr. £ d. Gymn.-Wesen. 1907. 

August-September. О. Pfleiderer, Die Entstehung 
des Christentums, 2. Aufl, bespr. v. A. Jonas. — 
J. Kromayer, Antike Schlachtfelder. IL Die helle- 
nistisch-römische Periode, bespr. v. Е. Reuss. — 
Jahresberichte des Philologischen Vereins zu Berlin: 
W. Nitsche, Zu Xenophons Anabasis. 


Zteohr. f Missionskunde. 1907. 

7. H. Haas, Das Seelenleben der Japaner. — 
E. Littmann. Die Heldentaten des Dom Obristoph da 
Gama in Abessinien, bespr. v. H. Haas. — P. Deussen, 
Outlines of Indian Philosophy with an Appendix on 
the Philosophy of the Vedänta in its Relations to 
Occidental Metaphysics, bespr. v. id. 

9. H. Haas, Das Seelenleben der Japaner. 


Zeitschr. £ d. Österr. Gymn. 1907. 

6. Н Gunkel, Elias, Jahwe und Baal, bespr. v. 
G. Juritsch. 

7. E. Herzog, Das mechanische Moment in der 
Sprachentwicklung. 


Zeitschr. f. Kirohengesoh. 1907. 

XXVIII 3. P. Drews, Ueber altägyptische Tauf- 
gebete. — P. Wendland, Die hellenistisch-römische 
Kultur in ihren Beziehungen zu Judentum und Christen- 
tum, bespr. v. J. Leipoldt. — O. Holtzmann, Neu- 
testamentliche Zeitgeschichte, 2. Aufl, bespr. v. K. 
Erbes. — F. C. Burkitt, Urchristentum im Orient, 
deutsch von E Preuschen, (u.) A. Metzger, Les quatre 
évangiles. Matériaux pour servir a l'histoire des ori- 
gines orientales du christianisme, bespr. v. J. Leipoldt. 
— W. Hess, Jesus von Nazareth, bespr. v. K. Erbes. 
— A J. Edmunds, Buddhist texts quoted as acrip- 
ture by the gospel of John, bespr. v. K. Erbes. 


Zeitschr. 7. Neutest. Wiss. 1907. 

VIII 3. J. Kreyenbühl, Der Apostel Paulus und die 
Urgemeinde. — F. ©. Conybeare, Epiphanius on the 
Baptism. — Eb. Nestle, Zum Mantel aus Kamels- 
һаагеп. — id, Zwei griechisch - lateinische Hand- 
schriften des Neuen Testaments. — id., Jüdische Pa- 
rallelen zu neutestamentlichen Wundergeschichten. — 
S. Fraenkel, Zu Alt. 2. 


Zeitschr. f. vergl. Spracbforsch. 1907. 
Bd. 4i. Н. 3. F. N. Finck, Der angeblich pas- 
sivische Charaktar des transitiven Verbs. 


Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg L Pr., Schönstr. 188 J. 
Verlag u. Expedition: Wolf Peiser Verlag, Berlin S., Brandenburgstr. 11. 


Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel, 


N.-L. 


Orientalistische 
Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 


von 


Erscheint 
am 15. jedes Monats. 


Bestellungen nehmen entgegen: die Verlagsbuchhandl 
bandlungen und Postümter (unter Nummer 6101). — 


Berlin. 
Wolf Peiser Verlag. 


F. E. Peiser. 


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vierteljährlich 3 Mk. 


Berlin 8., Brandenburgstr. 11, sowie alle Buch- 


gg; deele die zweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei 


Wiederholungen und grósseren Anzeigen Ermissigung. 


10. Jahrgang. 


15. Dezember 1907. 


M 12. 


Alle für die Hedaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender 


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Redaktion der 0. L. Z., Wolf Peiser Verlag, Berlin 8. 42, Brandenburgstr. 11.1. 


Stdarabisehes VI.” 


Von Martin Hartmann. 


Zwei neue Kónige von Saba’ und Da 
Raidän und Namendubletten. — Mit 
Brief 4. 4. Sanaa 3. Juli 1907 sandte mir 
Hermann Burchardt drei Photos von In- 
schriften, die ich Burchardt 6, 7, 8 nenne. 
Von ihnen hat Burchardt 6 („Länge 32 cm, 
Breite 19 cm, Buchstabenhóhe 1!/, cm“) hohe 
Bedeutung. Dieses Denkmal löst ein Rätsel, 
über das viel Tinte verspritzt wurde. In 
Gl. 891, behandelt von Glaser, Abessinier 83f. 
und im Anschluss an ihn von Winckler, 
Die sabüischen Inschriften der Zeit Alhan 
Nahfan’s (Mitt. VAG. 1897 333 und 347 f), 
wird ein König von Saba’ und Düraidän 
Namens Sá'irum Autar zusammen mit den 
beiden Königen von Saba’ und Düraidän 
Ilisarah Jahdib und Ja'zil Baijin, Söhne des 
Kónigs von Saba’ Fari‘um Janhab genannt. 
Man zerbrach sich den Kopf, wie Säirum 
Autar, den man nur als Sohn des Hamda- 
niden ‘Alhan Nahfän kannte, da so freund- 
schaftlich neben seinen bósen Feinden aus 
der alten Dynastie vorkommt. Das Miihen 
war unnütz. Burchardt 6 lehrt uns, dass 
es einen König von Saba’ und Düraidän 


namens Sa’iram Autar aus eben jener alten 
Dynastie gab. Die Inschrift lautet in Ueber- 


1) Durch ein Versehen ist der Artikel „Süd- 
arabisches* in der Nummer vom 15. Aug. d. J. als 
IV beseichnet. Er war V. 


maqah, der Parteifahne 


setzung, soweit sie erhalten: ,(1) Sa‘adlat 
Aukan und Tah.......... (2) und Ra- 
bibum und Kalbum, Banü (3) Tazallud(?), 
weihten ihrem Patron (4) Almaqah Tahwän, 
Herrn von Ra (5) twän diesen Stier und sein 
Ma‘las, (6) weil er ihnen geschenkt hatte die 
(7) Gunst ihrer beiden Herren Sa‘irum (8) 
Autarund......... , (9) der beiden Könige 
von Saba’ und Düraidän, und (10) weil er 
seinem Knechte geschenkt hatte das. . (11) 
RER und in Ma‘laga (12)tänund...... 
(13) .. und sie beschenkt hatte mit Gesund- 
heit des Leibes (14)..... und sie hützt 
hatte vor Schädigung (15)...... Almagafh), 
Herr von Ratwän“. 

Ich gebe diese Uebersetzung unter Vor- 
behalt, und gebe sie schon jetzt nur deshalb, 
weil die Hauptsache durchaus sicher ist und 
durch die Wiedergabe das unnütze Speku- 
lieren über Gl. 891 verhindert wird‘). Denn 
wer die Inschriften mit dem Auge des Histo- 
rikers, nicht mit dem des reinen Philologen 
oder dem des hastenden, an der Oberfläche 
haftenden Geschichtskonstruktors betrachtet, 
sieht, dass die Erwähnuug des Gottes Al- 
er altsabäischen 


ı) Bearbeitung mit Beigabe der op. ist in 
Vorbereitung. Ueber den Duktus der Schrift hier 
pur, dass er, selbst in unscheinbaren Einzelheiten 
dem von OM Antiqu. No. 17 gleich ist (а. Tafel 


ZDMG XXXIII, 485). 


607 (No. 12.) 


Dynastie, nicht gestattet, in S&'irum Autar 
von Burchardt 6 den bekannten Hamdaniden 
zu sehen, sondern nur ein Mitglied eben jener 
alten Dynastie, der auch Fari‘um Janhab 
und seine Sóhne angehóren. Leider ist der 
Name des Mitkónigs in Zeile 8 nicht mehr 
festzustellen; es scheint auf Autar zu folgen: 
„und Hjw (oder Htw)“, mehr lässt sich nicht 
sagen. 

Beleuchtet der Inhalt von Burchardt 6 
die Inschrift Gl. 891, so gibt sie auch neue 
Rätsel auf. In beiden Inschriften sprechen 
Hörige. In Gl. 891 nennen sie sich selbst 


[mm ко o om, in Burchardt 6 


schliesst man das Hörigkeitsverhältnis daraus, 
dass sie den König urd die beiden Könige 
ihre Herren nennen. In Gl. 891 bleibt die 
Schwierigkeit, dass die Hórigen zugleich von 
ihren beiden Herren Ilisarah u. в. w., Königen 
von Saba’ und Düraidán, und von ihrem 


Herrn Sà'irum Autar, König von Saba’ und 
Düraidän sprechen. Man könnte immer noch 
an eine Feindschaft zwischen diesen beiden 
Gruppen denken, wenn auch die Verweisung 
der einen in das hamdanidische Lager aus- 
eschlossen ist. Aber es liegt keine Nötigung 
а vor. Ich ergünze und übersetze Gl. 891 
r 2 
Söhne des 


© >o e о о 6 6 ео 


Danke dafür, dass Almagah ihnen [zur Hilfe 
EDAM hat] den Sadiq Ben ‘Abd‘attar Ben 
(777 und seine Truppen, die Truppen, 
die er gerüstet hatte für ihren Herrn (8) 
Sà'irum Autar, König von Saba und Da- 
raidän, und dass ihnen zurückgeführt hat (9) 
sein (ihr) Herr агат Autar, der Köni 
von Saba’ und Düraidän, den Sadiq (10) un 
[Ma]rsad ‘Abd‘attar und seine Truppen; und 
dafür dass ihnen geschenkt hat (11) Almaqah 
seine Hilfe im Lande Chaulän, als bestohlen 
hatte (12) ‘A...um, Höriger der Band 
(Sippe) Mauqisum den Tempel des Herrn der 
Au'àl; (13) und damit ihn beglücke Almaqah 
mit Früchten und Erträgen in ihrem Ge- 
lande (14) Nach] Charif, und damit ihnen 
schenke Álmaqah die Gunst und das Wohl- 
wollen (15) irer beiden Herren IIisarah 
Jahdib und seines Bruders Ja'zil Baijin, der 
beiden Könige (16) von Saba’ und Düraidàn, 
der Söhne des Fari‘um Janhab, Königs von 
Saba und (17) ihrer Qaile Ratad'auwàm 
Jazid, Sippe Hubäb, und der Sippe ‘Annänän 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Dezember 1907.) 608 


(18) und ihres Stammes Sirwäh, und damit 
er sie schütze vor Schaden und Bedrückung 
eines Hassers. (19) Bei ‘Attar und Haubas 
und Almagah und bei Tor Ba‘alum und bei 
Dat Himäjum (20)..... und bei ‘Attar 
Sijamum und ihrem Rub‘ und ihrer Sonne“. 


Schon die Erwähnung der Ап! von 
Sirwäh und des Stammes Sirwäh hätte davon 
abhalten sollen, in diese Inschrift die Ham- 
daniden einzuführen. Das Denkmal stammt 
aus Sirwäh selbst, und es ist bis jetzt kein 
Anhalt dafür gegeben, dass in den Kämpfen 
der beiden Dynastien die Hamdaniden den 
Hauptsitz der alten Dynastie je eingenommen 
haben. Doch diese Fragen lassen sich nur 
in dem grossen historischen Zusammenhange 
behandeln. Es genügt mir hier, die Haupt- 
sachen des neuen Materials vorzuführen: 1. es 


gibt einen bisher unbekannten Sa‘irum Autar 
der alten Dynastie, 2. er hat einen Mitkünig, 
dessen Name sich noch nicht bestimmen lässt, 
3. der Almaqah, der in dem Kreise ihrer 
Hörigen, der Sıppe Tazallud (?), verehrt wird, 
hat den Beinamen Tahwän Ba‘al Ratwän; 
der Name Tahwan ist bekannt, vgl. Gl. 138,5 
und Mars 1,6. 331); der Name Ba‘al Ratwän 
scheint neu zu sein. Die Lesung Ratwän 
ist sicher. 


Von Dubletten-Namen, die Unheil an- 
gerichtet haben, nenne ich noch Jarim Aiman. 
Da heisst es in OM Antiquités?) No. 17,1 
„der beiden Könige von] Saba’, Söhne des 
Jarim Aiman, Königs von баһа“. Glaser 
druckte Abessinier 70 Z. lf. ab und be- 
merkte: „Das kann nur heissen: 1. [,N. N. 
und N. N. die beiden Könige von] Saba, die 
Söhne des Jerim Aiman, Königs von Saba 
2. [weihten ihrem Schutzpatron Ta-lab von 
Rijàm die]se Statue“. inckler a. a. O. 
S. 2f. druckt das nach, indem er die Er- 
gänzung auch in dem Text anbringt: nen 


po xn ml. Glasers Ergänzung ist 
falsch, weil er nicht die Inschrift zu Ende 
gelesen hat. Winckler hat es ebenso 
unterlassen. Die Verwertung dieses Jarim 
Aiman für die Konstruktion der Geschichte 
bei Glaser und Winckler ist unnütz, 
schlimmer, verwirrend. Die Kontrole war 
gegeben. Die Inschrift lautet weiter: 
(2) weihten dem Almaqah dieses] Bild, weil 


1) Otto Weber erinnert mich an Gl. 1546 
(= ien 5), 27. 

) [Mordtmann], Musée Imp. Ottoman, Anti- 
quités Himyarites Palmyréniennes — Som- 
maire, Constant. 1898; auch türkisch mit Wied 
der Denkmäler in arabischer Umschrift, während im 
französischen Katalog wegen der Texte verwiesen ist. 


609 (Мо. 12.) 
er erhért hat auf die Bitte an ihn .. .(?) 
5 n TY pou 
тадаһ von (gegen?) Dat (6) 8 
ihre Errettung in diesem Jahre (7) .... und 
Karib‘att der Hanänite...... EK е е 
und zum Danke. . . ). Die Ergänzung 


„weihten dem Almaqah*, ist dem Sinne nach 
sicher; eine andere Gottheit kann nach dem 
Vorkommen des Almagah in V. 5 nicht ge- 
meint sein. Den Ta’lab Rijämum hier zu 
finden, ist unmöglich. Die Könige, von denen 
die Rede ist, sind nicht Hamdaniden, und 
Jarim Aiman hat nichts mit ‘Alhän Nahfän 
zu tun. 

Endlich noch eine ketzerische Vermutung: 
auch Ilisarah Jahdib von CJH 140 (= Gl. 119, 
8. Abess. 105) ist eine Dublette. Auch der 
vorsichtige Mordtmann hält in seiner Be- 
arbeitung der wichtigen Inschrift WZKM 
X, 169ff. daran fest, dass Ilisärah Jahdib 
Kabir Agjänum Gl. 119, 1. 6 identisch sei 
mit dem Шбагаһ Jahdib der altsabäischen 
Dynastie, der gewöhnlich mit seinem Bruder 
Ja'zil Baijio zusammen genannt wird. Die 
Heranziehung von Os. 35 ist nicht glücklich. 
Denn das ist ein ^n des königlichen Bruder- 

aares für Ше Ge 11228 akbirä’u aqjánum, 

ie Könige gehörten also dieser Sippe nicht 
an. Ich fasse kabir agjänum als „Herzog 
von Agjän“; der Titel kabir, der übrigens 
zeitweilig auch die Bedeutung von „Statt- 
halter“ hatte, war als „Herzog“ beschränkt 
auf einige wenige Sippen (Ad jan und Chalil)?). 
Ilisarah Jahdib ist „Herzog von Agjänum“ 
und hat neben, vor oder nach [lisarah Jahdib, 
König von Saba’ und Dd Raidän, seinen 
Platz, wie etwa ein Friedrich Wilhelm, 
Herzog von X, seinen Platz hat neben, vor 
oder nach einem Friedrich Wilhelm, Kaiser 
von Deutschland. 

Zu СІН 37 (= G1. 302). In diesem wich- 
tigen Denkmal aus Hadaqün scheint mir bisher 
der Hauptpunkt nicht erkannt zu sein. Es 
ist durchaus die Regel, dass in den Weih- 


inschriften die ratio angegeben ist (n2 Cp 
u. Ähnlich). Im Corpus ist bemerkt: „Causa 
voti nos fagit, quum titulus inferior perierit". 
Ich finde die causa in dem Geretteten. Mit 


1) Seltsamerweise gibt der Catalogue: „probable- 
ment complet en haut et en bas“ (so auch die 
türkische Ausgabe). Oben fehit aber wenigstens eine 
Zeile, unten mehrere Zeilen. 

*) In der spätesten Zeit (Gl. 618) sind diese Sippen 
einfache Dis „Barone“, kabir bleibt dem mediatisierten 
König von Hadramöt vorbehalten; s. darüber mein 
„Die Arabische Frage" Ausführungen 27. 29.94. Kabir 
ist, wie, glaube ich, schon andere ausgesprochen, der 


suparvos des Periplus. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Dezember 1907.| 610 


Z. 7 beginnt eine ganz andere Art von 
Schenkern: die Kónige von Marjab und der 
Stamm (das eigene Volk des Königs) баш. 
Auch ist das 3n2! 2. 7 bei der jetzigen Er- 
klärung nicht anzuknüpfen. Die Weihung 
erfolgt, weil der König ausserordentlich reiche, 
wertvolle Geschenke erhalten hat. Sie ist 
natürlich nur eine Komödie, denn der König, 
der dem Gott all die schönen Sachen schenkt, 
bleibt ihr Verwalter, also ihr Besitzer. Sprach- 
lich ist die Verbindung so herzustellen: Z. 7/8 
ist zu lesen an TON |172 [m|n] | 32v | np 
»die Qaile von Juhaibib, weilihnen geschenkt 
haben die Könige von Marjab*. „ihnen“ be- 
zieht sich auf den Stifter Juha'in Dabjàn, 
mag man in der Wahl des Suffixes eine Un- 
genauigkeit sehen, wie sie sich oft findet, 
oder mag man darin eine Beziehung auf die 
Sippe (oder hier im besonderen die Vorfahren) 


finden. m" statt ND scheint mir unbedenklich. 


Nun ist das 312! Z. 8 verständlich, das an r^ 
anschliesst und andere grosse Schenkungen 
einführt, denen gegenüber (entsprechend) der 
Stifter seinen alten Besitz stiftete. Es darf 
nicht unerwühnt bleiben, dass die alte Er- 


gänzung 'Dn3[m"|] gegen sich hat 1. das 
äusserliche Indicium des Raumes; der ab- 
gebrochene Teil umfasste durchaus mehr als 
zwei Zeichen, wenigstens drei; er fasst leicht 
die von mir ergänzten vier; 2. eine unerträg- 
liche Darstellung: „mit den Geschenken, die 
geschenkt haben seine Väter und Oheime 
— „denen selbst schenkten die Könige“; 
dabei schwebt das folgende 2b іп der Luft, 
während meine Ergänzung liefert: „weil die 
Könige von Marjab und der Stamm Sam“à 
ihnen (ihm) geschenkt haben das Mal“ ab“ usw. 


Die Auffindung des salomonischen 
Gesetzbuches unter Josia. 


Von Hubert Grimme. 


Fast einhellig hat die neuere alttesta- 
mentliche Exege sich dafür ausgesprochen, 
dass das im 18. Jahre der Regierung des 
Josia aufgefundene Gesetzbuch im wesent- 
lichen mit dem Deuteronomium gleichzu- 
setzen sei. Dabei ist sie aber bezüglich der 
Auffindung selbst recht geteilter Meinung. 
Wenn die Bibel (II. Kg. 22, 3 ff.) schildert, 
wie der Hohepriester Chilkia eines guten 
Tages das Gesetzbuch — nach II. Chron. 34, 14 
das Gesetzbuch Jahwes, verfasst von Moses 


611 (Ко. 12., 


— im Tempel auffindet und sofort dem 
Könige zusendet, wie dieser dann über den 
Fund in die grösste Aufregung gerät und 
unverzüglich zu einer Reform des Kultus im 
Sinne des eben aufgetauchten Gesetzbuches 
schreitet, so mutet uns in dieser Darstellung 
das Gesetzbuch leicht wie ein deus ex machina 
an, und man ist geneigt, an allerlei im Hinter- 
grunde wirksam gewesene Kräfte zu denken. 
Dementsprechend erblickt eine grössere Zahl 
von Exegeten im Auffinden des Buches nur 
einen geschickten Trick des Hohenpriesters 
Chilkia, um einen von ihm oder seinen Hinter- 
männern verfassten Kodex in  aufsehen- 
erregender Weise zu veröffentlichen; König 
und Volk wären dumm genıg gewesen, auf 
diesen Priestertrug hereinzufallen. Andere 
Forscher nehmen zwar das Auffinden wörtlich, 
sind aber davon überzeugt, dass das Gesetz- 
buch trotz des Aufsehens, das es in Regie- 
rungs- und Volkskreisen hervorgerufen habe, 
kein besonders ehrwiirdiges Alter beanspruchen 
kénnte, indem es friihestens unter Hiskia, 
als dem ersten zu Reformen hinneigenden 
Kónige Judas, entstanden wire. 

Diese beiden weitverbreiteten Meinungen 
sind für unsere neuere Bibelforschung be- 
zeichnend. Sie glaubt sich imstande, schon 
jetzt mit bohrendem Verstande oder beflügelter 

hantasie aller Schwierigkeiten Herr zu 
werden, die sich dem glatten, lückenlosen 
Verständnisse des Bibeltextes entgegenstellen. 
Dass zum altorientalischen Milieu, von 
welchem aus der Exeget seine Bibel begreifen 
soll, noch viele von uns unentdeckten Einzel- 
heiten gehören, wird gern unberücksichtigt 
gelassen; dass zu mancher Erkenntnis über- 

aupt nur durch einen ganz besonderen 
Glückswurf zu gelangen sei, kaum ап- 
genommen. 

Der ganze stolze Aufbau dieser Deutero- 
nomiumforschung wird nun von einem kleinen 
Steinchen niedergeworfen, das von der Hand 
eines der Exegese fernstehenden Gelehrten 
zufällig aufgegriffen und als Geschoss benutzt 
mit elementarer Gewalt seinen Weg nimmt. 
Oder sollte ich mich über Kraft und Wirkung 
dieser Waffe täuschen? Dann möchte ich 
wenigstens die Blicke möglichst vieler auf 
sie hinlenken, damit so bald wie möglich die 
Kritik den richtigen Massstab für ihre Be- 
urteilung finde. 

Das, worauf meine Bemerkungen binzielen, 
ist der von E. Naville im XXIX. Bande 
(S. 232—242) der Proceedings of the Soc. 
of Bibl. Archaeology veröffentlichte Aufsatz: 
„Egyptian Writings in Foundation Walls, and 
the age of the Book of Deuteronomium“. In 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Dezember 1907.) 618 


ihm zeigt der Verfasser, wie es in Aegypten 
eine uralte Sitte gewesen sei, in die Grund- 
mauern von Tempeln alte, besonders auf 
Ritual oder Recht bezügliche Texte einzufügen. 
Er weist dabei vor allem auf eine Inschrift 
des Tempels von Denderah hin, die von der Auf- 
findung eines durch Kónig Pepi eingemauerten 
Ritualtextes seitens Thutmosis III. mit klaren 
Worten redet. Im Hinblick hierauf schneidet 
dann Naville die Frage an: War das Gesetz- 
buch, das unter König Josia im jerusalemischen 
Tempel aufgefunden ward, vielleicht auch ein 
in die Fundamente oder Mauern vom Grüuder 
des Tempels eingelegter Text? Das macht 
er in hohem Masse urch glaubhaft, dass 
er — meines Wissens zum ersten Male — den 
dem Fundberichte des Buches im II. Kg. 22 
und II. Chr. 34 unmittelbar vorhergehenden 
Bericht über bedeutende Reparaturen am 
Tempel mit jenem in engen Zusammenhan 

setzt. Die Arbeiten zur Festigung (pjn 


des Tempels — meint er — liessen das unter 
Salomon eingemauerte Gesetzesexemplar 
wieder zum Vorschein kommen. Ich móchte 
hinzusetzen: Wenn der Priester Chilkia der 
glückliche Finder des Buches war, und nicht 
etwa eine der beim Bau beteiligten Personen, 
so erklürt sich mir das daraus, dass jener 
wohl darauf hinausgegangen war, etwas 
Derartiges zu suchen. Um ein solches Suchen 
begreiflich zu machen, braucht man nur an 
die Passion des babylonischen Königs Naboned 
für das Aufstóbern alter Tempelgründungs- 
zylinder zu erinnern. Das unerwartete Auf- 
treten eines Gesetzkodex aus der Zeit Salo- 
mons war nun — nach Naville — wohl da- 
nach angetan, beim Hofe und im Volke grosse 
Aufregung hervorzurufen, und die sich da- 
ran schliessenden Reformen bedeuteten die 
Herstellung eines Rechts- und Religionszu- 
standes, wie er zu Beginn der Regierung 
Salomons bestanden hatte. 


Vielleicht wird man Navilles Folgerungen 
mit allerlei Einwünden begegnen: ,Was in 
Aegypten Sitte war, braucht noch lange 
nicht für Israel massgebend gewesen sein; 
wäre das Gesetzbuch in den Fundamenten 
oder den tieferen Mauerschichten des Tem- 
pels entdeckt worden, so hitte die Bibel 
solches mit klareren Worten gesagt usw.“ 
Wie nun aber, wenn in der Bibel selbst zu 
lesen stände, dass das Deuteronomium bezw. 
der grósste Teil desselben verborgen ge- 
wesen und wieder aufgedeckt worden 
würe?! Man sehe sich einmal mit dem 
Hinblick auf Navilles Ausführungen die 
Stelle Deuter. 29, 28 an: 


618 (Мо. 12.) 


sy wa v5 Gamm woe mind rom 
Dap r notho my Ооу 
Dieser Vers steht am Ende eines Kapitels 
paränetischen Charakters, einer Rede, in 
welcher Moses zu getreuer Beobachtung des 
geschlossenen, bezw. noch zu schliessenden 
Bundes ermahnt. Was nun unsere Exegeten 
aus diesem Satze herauslesen, ist in hohem 
Masse befremdlich. So übersetzt A. Bertholet 
(Kommentar z. Deuter., S.90): „Was (— als 
Zukünftiges noch —) verborgen ist, steht 
bei Jahwe, unserem Gott; was offenbar ge- 
worden ist (= das Vergangene), bei uns und 
unseren Söhnen auf ewig (dass wir daraus 
lernen mögen), alle Worte dieses Gesetzes 
zu erfüllen.“ Formell ähnlich, inhaltlich 
gleich fällt die Uebersetzung bei den übrigen 
Exegeten aus; eine unbedeutende kleine Ab- 
weichung findet sich bei Steuernagel 


(Komm. z. Deut., S. 108), indem er aus do y 
(„eine Lehre) bis in alle Ewigkeit“ macht. 
An einer solchen Wiedergabe ist nun mehreres 
zu beanstanden. Wie schlecht passt eine der- 
art abgerissene Reflexion des Redners hinter 
seine lange Ausführung (v. 9—27), welche 
durchaus im Tone der Verwarnung an die 
Gemeinde gehalten ist! Vor allem aber 


bedeutet 700 nach biblischem Sprach- 
gebrauch immer nur „aus dem Zustande des 
Verhülltseins heraustreten“ und 90) „in 
der Verborgenheit existieren“; letzteres kann 
nun unter keinen Umständen als „das Zu- 
künftige“ (= Ny oder 7723) genommen, er- 
steres nur sehr gezwungen mit i1") identisch 
gesetzt werden. 

Die genannten Exegeten hatten nicht den 
Blick datür, dass V. 28 überhaupt in keinem 
organischen Zusammenhange mit dem Vorher- 
gehenden stehe. Zu dieser Erkenntnis ge- 
langte zuerst F. v. Hummelauer. Nach ihm 
hätte man esmiteinem'snspirium redactoris seu 
restitutoris textus' zu tun, das so laute: ,Die 
Dunkelheiten (dieses Textes) muss ich Jahwe, 
unserem Gotte, anheimgeben; was klar ist, 
ist uns und unseren Sóhnen gegeben auf 
immerdar, damit wir tun alle Worte dieser 
Thora“ (vgl. Bibl. Studien VI, 1: v. Humme- 
lauer, Zum Deuteronomium, S. 21). Aber 
gegen diese Uebersetzung móchte ich ein- 
wenden, dass es sehr auffällig wäre, wenn 
die reinpersónliche Notiz eines Schreibers 
ihren Weg in die offiziellen Texte gefunden 
hatte; ein analoger Fall dürfte in der Bibel 
bisher nicht nachzuweisen sein. Weiter 
finde ich die Wiedergabe von mimo) durch 
Textdunkelheiten deshalb bedenklich, weil 
das wichtigste Wort — nämlich Text — 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Dezember 1907.) 614 


nur auf einer 
beruht. 
Indem ich also Hummelauers Uebersetzung 
des Verses ablehne, stimme ich jedoch seiner 
Behauptung bei, die Stelle sei ein unorga- 
nischer Zusatz zu Kap. 20. Dass er mit 
diesem nicht gleichzeitig sei, schliesse ich 
aus zwei Umstünden. Der erste ist die 


Schreibung der Worte 33% 19 mit Ober- 
punkten: das ist, wie mir u. a. aus der 
metrischen Behandlung von Ps. 27, 13 her- 
vorgeht, ein Hinweis darauf, dass Textver- 
derbnis oder die Vermutung einer solchen 
im Spiele ist; erfahrungsmässig enthalten 
aber am ehesten nachtrügliche Zusütze bezw. 
Randbemerkungen verschriebene oder ver- 
lesene Worte!) Weiter vermute ich in dem 
Verse einen Verstoss gegen die althebrüische 


Wortstellung; denn der Satzteil o. 
gehórt dem Sinne nach hinter den finalen 
Infinitiv Гуо („damit sie auf immer alle 
Satzungen . . . befolgen“), was an aramäische 
Wortfolgen wie 772209 МГ (Ezra 5, 9) an- 
klingt, also späte Abfassung verrät. 

Was will nun dieser unorganische und 
a Zusatz sagen? Wörtlich folgendes: 
„Das ist, was für Jahwe, unseren 
Gott, versteckt gewesen war und für 
uns und unsere Kinder wieder aufge- 
deckt worden ist, damit wir auf immer 
alle Satzungen dieser Thora befolgen“, 
oder mit anderen Worten: „So weit geht 
der Text des für Jahwe eingemauerten 
und für uns und unsere Kinder wieder 
aufgedeckten Thoraexemplars, damit 
usw.“ Wir haben demnach eine auf die 
Auffindung des im Mauerwerke des Tempels 
verborgen gewesenen und von Chilkia aufge- 
fundenen Gesetzesexemplars bezügliche Be- 
merkung vor uns. Sie bestätigt zunächst 
Navilles Ansicht von der Auffindung des 
Gesetzes. Dem Ausdrucke „versteckt für 
Jahwe“ liegt wohl die Idee zugrunde, dass 
das, was in den Tempel eingemauert wurde, 
als spezielles Eigentum des Tempelgottes galt. 
Die Notiz zeigt uns weiter mit wünschens- 
wertester Deutlichkeit, wo das Urdeutero- 
nomium endet: nämlich nicht mit Kap. 26, 15 
oder 19, wie die neuere Exegese mit Vor- 
liebe annimmt — auch nicht, wie Naville 
will, zu Schlusse des Buches Deuteronomium; 
sondern es reicht bis Kap. 29, 27, umfasst 
also ausser dem deuteronomistischen Gesetze 


Ergänzung des Uebersetzers 


1) Die Vermutung Dillmanns und anderer, dass 
die Masoreten den punktierten Worten einen be- 
sonderen, event. mystischen Nebensinn beigelegt hätten, 
hängt vollständig in der Luft. 


615 (Мо. 12] 


noch allerlei Paränetisches, aber nicht mehr 
die Predigt Kap. 30, auch nicht den Bericht 
tiber Moses Ende samt seinem Liede und 
Segen. Dagegen keine Klarheit erhalten wir 
aus der Schlussbemerkung Kap. 29, 28 dar- 
über, wo das Urdeuteronomium begonnen 
habe: ob mit Kap. 1, 1 oder mit 12, 1. Der 
Umstand, dass die gesetzlichen Bestimmungen 
nach hinten von einer allgemeineren Betrach- 
tung umrahmt waren, macht es mir jedoch 
wahrscheinlich, dass sie auch eine lüngere 
Einleitung aufgewiesen hütten, weshalb ich 
der Anfiigung von Kap. 1,1 11, 32 an 
das Urdeuteronomium das Wort reden móchte. 

Es ist hier nicht der Platz, auch nur 
kurz anzudeuten, welche Folgerungen fiir 
die Exegese die Konstatierung nach sich 
zieht, dass der Tempel im Zeichen des 
mosaischen Gesetzes erbaut worden ist. 
Mögen die Bauherren der neueren Bibel- 
forschung sich recht bald anschicken, noch 
nachtraglich in die Fundamente auch ihres 
Bauwerkes die Thora des Moses hineinzulegen! 


Die Dynastie von Pase. 
Von F. E. Peiser. 


In der vorigen Nummer (11) Sp. 590 
lässt Winckler den Widerspruch zwischen 
der synchronistischen Geschichte und der 
neu von King herausgegebenen Chronik be- 
treffs Adad-apli-iddin offen, weist aber mit 
Recht darauf hin, dass in dem an letzterer 
Stelle genannten Kónig Itti-Marduk-balatu 
der Kónig dieses Namens zu sehen sein 
sein wird, welcher aus einer Inschrift des 
Berliner Museums bekannt ist. Dass ein 
König Itti-Marduk-balatu in die Pase-Dy- 
nastie gehórt, geht aus mehreren Urkunden 
in meiner Sammlung hervor, deren Pub- 
likation ich schon seit längerer Zeit vor- 
bereitet habe, und welche demnächst er- 
scheinen werden. An welche Stelle er ge- 
hórt, dürfte sich nunmehr festsvellen lassen. 
Dazu muss aber das von Winckler aufge- 
zeigte Rätsel gelöst werden. Zu diesem 
Zwecke sind die beiden Texte mit einander 
zu konfrontieren. 


Die Stelle K, lautet: 


Adad-apli-iddin apil Itti-Marduk-balatu (mt) A-ra- 
mu-u баг IM-GI...... 1) ma-ha-zu ka-la da 1) 


1) Nach der letzten Zeile könnte ai-ra-at ergänzt 
werden, wozu der angegebene Rest des letzten Zeichens 
wohl stimmen würde. 

) Kardunia$? oder ein Stadtname? 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Dezember 1907.] 616 


Di-ri®) Dur-ili (ki) . . . sa-a‘) id-du-u (mt) Su-tu-u 
ZI*) ma kul®)-lat (mt) Su-mi-ri а AN i'“) ana 
mati-zu u-&í-si aš-rat (Шо) Marduk..... D lib-bi 
bride ) [u]&ak-lil. 


.)) Das von Winckler ergänzte Paddiri dürfte 
hier wohl kaum passen, da es nach Samsiadad (KB I 
S. 179 Col. П 7, 8) in Nairi lag. Da Dür-ili (ki), 
wenn auch in seltsamer Schreibung, folgt, wird eher 
an deren Schwesterstadt Déri zu denken und [(alu)] 
Di-ri zu lesen sein. 

*) Etwa zu [A-kar]-sa-a, als Abkürzung für Akar- 
salu, zu ergänzen? 

) ZI = dikü cf. Brünnow 2308. 

) Die Lesung zil-lat gründet sich auf die zweifel- 
haften Stellen, wo ӛШІсім = iallatw sein soll. Mög- 
lich ist sie, doch ziehe ich kullat vor = ganz Sumer 
und Akkad. 

1) Der Platz ist sehr klein für eine Ergänzung 
zu Ak-ka-di-i; etwa Ak-kad-i zu vermuten? 

*) Der Rest des Zeichenanfanges würde auf eine 
Ergänzung bili-zu führen; dann ina lib-bi-ti-na = in 
den obengenannten Stüdten? 

) Hier müsste etwas wie „erneuerte er“, also 
ud-diá stehen, doch scheinen die angegebenen Reste 
nicht zu diesem Worte zu stimmen. 

Die Stelle der synchr. Gesch. lautet: 
ina tar-gi Azur-bél-ka-la баг (mt) Azur 
Marduk-éa-pi-ik-zer-mati ar (mt)] Kar-du-ni-a$ MAT- 

ба {[-mid 
Adad-apli-iddin apil!) I-sag-gil-Sadu-u-ni apil la ma- 

ша-па ... 
а-па &arru-u-tí ina íli-šu-nu ié-kun’)..... 
A&ur-bíl-ka-la zar (mt) А(Ғаг (ki) 
marat Adad-apli-iddin zar (mt) du-ni-a’ {-hu-sa 
i- tu nu-du.ni-áa ma-'-di а-па (mt) Azur il-ka... 


it-ti a- ha- mib i[bj-ba- .. . . . 


1) Hier muss etwas fehlen, да auf Ísaggil-šadûni 
noch арй manama folgt. 
*) Er setzte ein! 


Dass die synchronistische Geschichte mit 
einer (?) babylonischen Quelle arbeitet, ist 
anerkannt!) In der dritten Zeile ist ihr 
Malheur passiert, welches auf eine unge- 
wóhnliche Fassung der Vorlage zu weisen 
scheint. So, wie der Text dasteht, müsste 
er übersetzt werden: ,Adad-apli-iddin, der 
Sohn des ( ) setzte den Esaggil-Sa- 
dáni, den Sohn eines Niemands, in die Kónigs- 
herrschaft über sie ein.“ Das kann nicht 
stimmen, da nachher gerade Adad-apli-iddin 
als Kónig erscheint, soweit bei dem frag- 
mentarischen Zustand des Schlusses ein 
Urteil möglich ist. Versuchen wir es also 
umgekehrt: „Den Adad-apli-iddin, den Sohn 
des ( ), setzte Las il-Sadfni, der 
Sohn eines Niemands, in die Kénigsherrschaft 
tiber sie ein“. 

Wie verhält sich nun K, dazu? Dort 
wird der Vater des Adad-apli-iddin genannt; 


!) Eine Ausführung hierüber, welche eine andere 
Unstimmigkeit zwischen synchr. Gesch. und Chron. 
P. heilen könnte, muss in die folgende Nummer der 
OLZ. verschoben werden. 


617 [No. 12.) 


dieser, Itti-Marduk-balatu, ist also іп der 
synchron. Gesch. unter den Tisch gefallen. 
Dahinter ein Mann ohne Namen, nur mit 
ethnischer Bezeichnung!); das kónnte Herr 
Esaggil-Sadüni ар! manama sein. Dieser 
ist Sar IM-GI, das mit Winckler doch wohl 
als Titel = Kónig vom Meerland oder Kaldi- 
land aufzufassen ist. Wenn nun nach meinen 
Vorschlügen ergánzt und ferner als erstes 
Zeichen der zweiten Zeile ѓа angenommen 
werden darf, so würde Kg besagen, dass 
der Árumü, der Kónig von IM-GI, eine 
Schreckensherrschaft über Babylonien aus- 
geübt hat, schliesslich aber ein „er“ die 
heiligsten Güter Babyloniens wiederherstellte. 

Auch К, ist ja erst nach älteren Quellen 
zusammengeschrieben; dabei erscheinen die 
für die Glorie Babylons etwas beschämenden 
Facta einigermassen verschleiert worden zu 
sein. Beide Berichte würden sich nun ver- 
einigen lassen, wenn sie auf eine Quelle zu- 
rückgehen würden, die etwa folgendes be- 
sagt haben würde: 

Der aramäische König Esaggil-Sadüni von 
IM-GI überzog Babylonien mit Krieg, als 
Marduk-Sapik-zer-mati gestorben war (oder 
M. fiel in diesem Kriege. Anlass vielleicht 
das enge Verhältnis des Babyloniers zu As- 


syrien, cf. die gerade vorher stehende Notiz 


von K,: Damals kam der König aus Asur 
nach Sipparl) Е, setzte dann Adad-apli- 
iddin zum König ein. Mit diesem kam Ašur- 
bel-kala wieder in gutes Einvernehmen, also 
gegen den aramäischen Königsmacher. 

Wenn meine Vermutungen richtig sind, 
hätten wir also anzunehmen, dass Itti-Marduk- 
balatu vor Adad-apli-iddin, aber auch vor 
Marduk -Sapik- zer - mati einzuschieben ist. 
Möglich wäre sogar, dass er auch noch vor 
Marduk-nadin-ahi zu setzen wäre. 

Nun nennt Itti-Marduk-balatu in der 
Berliner (von Winckler zitierten) Inschrift 
seinen Vater Marduk-kabti-ahi-Su. Auch der 
wird, obwohl er ihm nicht den Titel gibt, 
als Kénig aufzufassen und vor ihm einzu- 
schieben sein. Da wir aber, wenn wir ihn 
hinter Nabukudurriusur I und Bel-nadin-aplu 
setzen, 12 Könige bekämen, in der Dynastie 
jedoch nur 11 gebrauchen können, so ist er 
vor sie, an die erste, oder zweite Stelle, zu 
setzen. Die Pase-Dynastie würde dann so 
herzustellen sein: 


oder um- 
gekehrt. 


[Nabü-kudurri-usur] 


1) Diese könnte in K, beabsichtigt sein, ähn- 
lich dem Hinweis in K,, der die Hatti betrifft. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Dezember 1907.] 618 


Bel-nadin-apli] 


Itti-Mardnk-balatu] 
Marduk-nadin-a i] 
.... [Marduk-Sapik-zir-mati] 
XXII [Adad-apli-iddin 
Dir Marduk-[abi-irba 
XIII Marduk-zir-..... 
IX Nabü-$um . . 


CXXXI arbu [?] ХІ Sarrani pal Pa-&e 

Wir hätten dann anzunehmen, dass Gross- 
vater, Vater und Sohn regierten, aber jedes- 
mal durch 2 resp. 3 Zwischenregierungen 
getrennt. Unmöglich braucht das nicht zu 
sein; auch das Lebensalter dürfte keine un- 
überwindlichen Schwierigkeiten machen, be- 
sonders wenn vermutet werden darf, dass 
die Prinzen ihre Väter verloren, wübrend 
sie selbst noch in jugendlichem Alter 
standen. Daher wiirde sich auch erklären, 
dass sie erst spüter, durch irgend welche 
Faktionen, auf den Thron kammen. Wenn 
sich aber herausstellen sollte, dass Itti- 
Marduk-balatu vor Nabf-kudurri-ugur zu 
setzen ist, also etwa = dem 2. Konig der 
Dynastie und als Nachfolger seines Vaters, 
mit Regierungszeit von 6 Jahren, dann 
würde Adad-apli-iddin als Mann von min- 
destens 63 Jahren zur Regierung gekommen 
sein und noch 22 Jahre regiert haben. Auch 
das wäre nicht unmöglich, aber doch wohl 
weniger wahrscheinlich. 


Der Name der Hebräer. 
Von Wilhelm Spiegelberg. 


Der Gegensatz zwischen Kulturland und 
Wüste, der die orientalische Landschaft be- 
herrscht, hat auch dem Völkerleben des 
Orients eine bestimmende Richtung gegeben. 
Die grossen staatenbildenden und staaten- 
zerstörenden Kämpfe des Orients stehen von 
jeher unter diesem elementaren Gegensatz. 
Ueberall erscheint der Bewohner der Wüste, 
der Beduine, als der ewige Feind der sess- 
haften Bevölkerung des Kulturlandes, das 
ihm meist nach angeren oder kürzerem 
Ringen zufáll Die Gründung des ägyp- 
tischen und babylonischen Staates ist viel- 
leicht, der Hyksoseinfall, die Festsetzung 
Israels in Kanaan, und die gewaltige Be- 
wegung des Islams sind sicher Phasen dieses 
uralten und ewigen Gegensatzes. Und über- 
al erfüllt sich langsam wieder an dem 
Sieger das Schicksal des Besiegten. Auch 
der Beduine erliegt der Kultur, und aufs 


619 (No 12.] 


neue erhebt sich derselbe Kampf im Zeichen 
dieses ewigen Gegensatzes von Wiiste und 
Kulturland. 

Wo wir ibn historisch beobachten Ебппеп, 
da hat er auch in der Bezeichnung der feind- 
lichen Elemente Spuren hinterlassen. 
Wenigstens haben die sesshaften Bewohner 
häufig ihre Erbfeinde unter einem zusammen- 
fassenden Namen bezeichnet. Die Aegypter 
zum Beispiel, um eines der ältesten Kultur- 
völker zu nennen, haben für die Wüsten- 
bewohner eine Reihe von Namen geprägt!) 
unter anderem ,die auf dem Sand", ,die 
Sandwandler*. Der leichte Spott, der darin 
durchklingt, steigert sich in dem Namen 
ssw = np) „Räuber“?) zu Hass und Ver- 


achtung, die durch die hüufigen Raubzüge 
der Beduinen begründet genug waren. Ge- 
legentlich trifft auch der Name die Führer 
der einzelnen Stämme. Am bekanntesten 
dafür ist der Name Hyksos = hk:w hswt 
„Fürsten der Fremdländer“ 3). 

Einen solchen zusammenfassenden Namen 
möchte ich nun auch in “ay „Hebräer“ 
sehen. Dass der Name die ,Jenseitigen* 
bedeutet, wobei man je nachdem an den 
Jordan oder Euphrat denkt, ist mehr und 
mehr in Frage gestellt worden. Dagegen 
spricht vor allen Dingen die kaum noch be- 
zweifelte Identität der 0993y mit den Habiru*). 
Dieser Name bezeichnet, wie namentlich 
Winckler gezeigt hat, eine grosse Gruppe 
von Beduinenstämmen, von denen viele weder 
jenseits des Jordan noch jenseits des Euphrat 
gezeltet haben. 

Die Erklärung, welche ich für den Namen 
yy vorschlagen möchte, stützt sich auf 
Jer. 2, 6, wo die Wüste, durch welche 
Jahwe sein Volk geführt hat, u. a. ge- 
schildert wird als 


ie n2 DY ко CR 
dw DW 207 ко 


„ein Land, durch das niemand hindurchzieht, 
und in dem niemand wohnt“ 

Sept. „ev yn 4 où диддеивву dv адхі avn 
0092у xal où хатфхүсву аудоөлов ёхєї“. 
Hier bezeichnet 72) deutlich im Gegensatz 
zu 207) „sitzen, sesshaft sein“, das unstáte 


1) Vgl. W. Max Müller: Asien u. Europa S. 130. 

*) ib. 131 und dazu Eduard Meyer: Israel und 
seine Nachbarstimme S. 324. Der Name entspricht 
also der Bedeutung nach ganz dem (Sa)gaz der El- 
Amarna Tafeln. 

) Nach der Deutung von W. Max Müller: 
Mittlgn. der V. A. G. III, 112. 

) Am besten orientiert jetzt über die Frage 
Knudtzon in seiner Uebersetzung der El Amarna 
Tafeln 8. 46 ff. 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Dezember 1907.] 620 


Wandern des Nomaden. Diese letztere Be- 
deutung scheint mir auch eine vortreffliche 
Erklärung für '?2y!) zu geben, welches da- 


nach den Beduinen im Gegensatz zu dem 
sesshaften Kulturmenschen bezeichnet. Ein 
solcher zusammenfassender Name ist, wie 
sich aus den einleitenden Bemerkungen er- 
gibt, begreiflich genug. Er wird in der 
Amarnaperiode, vielleicht auch schon früher, 
von der semitischen sesshaften Bevólkerung 
Syriens den Wiistenstimmen gegeben worden 
sein. Ursprünglich der Name eines grossen 
Kreises solcher Beduinenstámme, hat er 
spüter, wir wissen nicht wie, den engeren 
eis der ,,Kinder Israel“ bezeichnet 2). 
Der Name Hebräer (Habiru — 03y) 
„ Umherziehender* ist also ursprünglich einer 
der vielen Namen, mit welchen der sess- 
hafte Kanaanüer den Beduinen bezeichnete. 
Dieser selbst scheint in der ältesten Zeit 
keinerlei umfassende Bezeichnung gekannt zu 
haben. Die Sóhne der Wüste werden ihre 
Stammesnamen geführt haben, zu dem sie 
sich Freund und Feind gegenüber mit Stolz 
bekannten. Die zusammenfassenden Namen 
wie ,Sandbewohner*, ,Fürsten der Fremd- 
länder“, „Räuber“ (S:s10 = new und (Sa) gas) 
sind von ibren Feinden geprägt worden, und 
zu diesen Namen gehört auch, wenn ich 
recht deute, Habiru = “Ay „Beduine“. 


ı) Zu der Form verdanke ich meinem Freunde 
Littmann folgende Erklärung, die gleichzeitig den 
Namen des Stammvaters "Ou in das rechte Licht 


setzt: „Hoebräisches 'éber entspricht arabischem br 
(vgl. das abgeleitete 'idri), keilschriftliches abiru 
arabisches ‘abir oder 'äbir. Da nun bekanntlich die 
fa'tl-Formen häufig in A‘l-Formen übergehen (durch 
Vermittlung von A il), so ist lautlich gegen die Gleich- 
setzung von habir und 'eber nichts einzuwenden. 

Von ‘ibr als dem Kollektivbegriff wäre "rt als 
nomen unitatis abgeleitet (wie z. B. im Tigré 
Manso‘at von Mansa’), und der Plural 'ibrim würde 
dann die einzelnen zur Gattung gehörigen Individuen 
bezeichnen. Nun iet im Arabischen das Wort 'ibr 
meist adjektivisch: ‘ibru safarin „bold to undertake 
journeys“, zu welcher Bedeutung noch “айта зай а 
„wayfarer, traveller, one who passes through without 
abiding* zu vergleichen ist. Demnach scheint ese, 
als ob ‘éber ursprünglich den einzelnen Beduinen be- 
zeichnet hat. Aber da unter den Semiten Völker- 
schaften oft sprachlich und grammatisch als Singulare 
konstruiert (, personifiziert“) werden, so nehme ich 
ohne Bedenken auch in diesem Fall an, dass Einzel- 
begriff und Kollektivbegriff zusammengefallen sind. 
Anderenfalls wäre auch denkbar, dass 'ibrim ur- 
sprünglich ein alter Plural von ‘tbr (eber) wire, der 
noch ausserhalb der mit eingeschobenem langen 
ä gebildeten Plurale stände, und dass ‘sbri erst da- 
raus rückgebildet wäre“. 

) Die Entwicklung ist also — worauf mich 
Littmann hinweist — ähnlich wie in Dutch „Hol- 
lander“, das sich aus ,deutsch“ entwickelt hat. 


621 (Ко. 12.) 


Halluzu II. 
Von A. Ungnad. 


Der erste Text in VS ГҮ ist wegen seines 
Datums von besonderer Bedeutung; es lautet: 
arab Arabsamnu amu 20 (kam јани . .... ] 
т Hal-lu-3u ša[r . . . .]. Zur Zeit als ich 
die in Heft IV veróffentlichten Texte chrono- 
logisch ordnete, glaubte ich, es handele sich 
um den bekannten На Шаба, der 694 Babylon 
eroberte, und daher setzte ich den Text an 
den Anfang des Heftes. Doch ist diese An- 
nahme nicht haltbar. Vor allem aus fol- 
geodem Grunde nicht. Die Tafel gehórt zu 
einer Serie von Urkunden, die, wie sich 
schon aus den Inventarnummern ergibt, zur 
е Zeit vom Museum erworben wurden. 

nter diesen entstammen mehrere dem Ar- 
chiv eines gewissen 14435 abiliu ša Bél-nágir 
abi] amel kudimmu. Auch unsere Tafel ge- 
hört zu derselben Reihe, da in Z. 1 noch 
deutlich der Anfang von BA (= 1443) erkenn- 
bar ist. Soviel ich sehe, gehóren dem Ar- 
chiv des Igisa folgende sämtlich in Babylon 
datierten Tafeln an, die alle den Іда er- 
wühnen: 


a VS IV 10 vom 27. VI. 6 Nebukadnezar 
VIII. 6 


9) VS IV 11 „ 23. VIII. 

3)VSII 5 „ 929(?. 1.10 : 
4) VSIV18 „ 17. XI. 110) „ 
5) vs Iv 15 „ 5. II. 21 
6) vs IV 16 , 10. XII. 21 : 
7) VSIV18 „ 5. ХІ.95 н 
8) VS 1180), 257). І. 42 i 


Der König Hallusu ist also ein Zeit- 


genosse Nebukadnezars. 

Die weiteren Fragen, die sich hier er- 
heben, bleiben leider noch dunkel, da Ort, 
Jahresziffer und Titel des Kónigs auf der 
Tafel abgebrochen sind. Hallusu wird doch 
wohl König von Elam gewesen sein, wie 
sein berühmter Namensvetter; der Kontrakt 
ist dann vielleicht in Susa geschrieben?), wie 
VS IV 194 (aus der Zeit des Xerxes). Aus 
dem Namen des Schreibers Kurigalsu kann 
man gewiss keinerlei Folgerungen ziehen; 
ein Kurigalsu begegnet noch einmal (Tall- 
qvist, Namenbuch 8. 180) als Vater einer 
gewissen Silim-Istar. Der Name ist gewiss 
ebenso zu beurteilen wie der neubab. Name 


1) Wenn auch Z. 2 das fragliche Zeichen eher wie 

а Nabû aussieht, kann kein Zweifel sein, dass С ВА 

emeint ist. Entweder liegt ein Versehen des 

Schreibers vor, oder die Striche, die das Zeichen wie 
& Naba erscheinen lassen, sind zufälliger Natur. 

*) Iqita hätte dann den Kontrakt von einer Ge- 


schäftsreise nach seiner Heimat mitgebracht, um ihn 


als Beweisstiick in seinem Archiv zu deponieren. 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Dezember 1907.] 622 


Ha-mu-ra-bu (VS IV 2, 2. 6): sie wurden im 
Andenken an die berühmten Könige dieses 
Namens dem Kinde gegeben. 

Wie die franzósischen Ausgrabungen іп 
Susa gezeigt haben, gehórte diese Stadt unter 
Nebukadnezar und seinem Sohne Amel-Marduk 
zur babylonischen Machtsphüre. Es wire 
jedoch wohl möglich, dass noch zu Anfang 
der Regierung Nebukadnezars Elam (genauer 
wohl „Susa“) ein selbständiger Staat war, 
dass sich also nach der assyrischen Er- 
oberung unter Assurbanipal das Land noch 
einmal emporgerafft hatte und erst unter 
Nebukadnezar von Babylon abhängig wurde. 

Indes wäre es auch möglich, dass Hal- 
lu$u II ein Usurpator war und nur kurze 
Zeit regierte. Die Frage, in welchem Ver- 
hältnis die von Sispis gegründete (?) апба- 
nitische Dynastie zu einem eventuellen neu- 
elamitischen Reiche stand, bleibt am besten 
noch unerórtert, bis sich einmal sichereres 
Material als unsere gerade an der Haupt- 
stelle beschädigte Tafel findet. 


Bespreehungen. 


W. Staerk, die jddisch - aramlischen Papyri von 
Assuan (Kleine Texte für theologische Vorlesungen 
und Uebungen, herausgegeben von Hans Lietxmann 
22/23). Bonn, A. Marcus und E. Weber's Verlag, 
1907. Bespr. von F. E. Peiser. 

Dieses kleine Heftchen vermittelt in vor- 
züglicher Weise die Bekanntschaft mit einer 
neuen Urkundengattung, welche für dieKultur- 
geschichte Vorderasiens von erheblicher Wich- 
tigkeit ist. Eine knappe, aber ausreichende 
Einleitung orientiert über die bereits stark 
angewachsene Literatur, den Fund selbst und 
die Zeitumstünde, in dem er heimisch ist. 
Der doppelte Apparat, nach philologischen 
und sachlichen Gesichtspunkten getrennt, 
bucht das Wesentlichste — auch manches 
Unwesentliche — und zeigt das Bestreben 
des Verfassers, den Benutzern seines Text- 
büchleins ein Einleben in die Zeit (der Achä- 
meniden) und ihre Denkweise zu ermöglichen. 

Sorgfältig hat Staerk den Text vokalisiert, 
ein Bemühen, das ihm einige Fexe vielleicht 
verübeln werden. In der Tat bildet aber 
diese Vokalisation eine Art Kommentar; und 
da sie recht gewissenhaft ausgeführt zu sein 
scheint — mehr kann Referent nicht sagen, 
da er ihr nicht speziell nachgegangen ist —, 
so muss ihm Dank dafür gezollt' werden. 

Was die Urkunden selbst anbetrifft, so 
hätte ihre Würdigung eigentlich in einer Be- 
sprechung des monumentalen Werkes zu er- 


628 [No. 12.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Dezember 1907.) 624 


folgen, in welchem Cowlev mit Beihilfe von 
Sayce, die, erstmalige па vollständigere 
Publikation vorgelegt hat. Dies Werk ist 
leider nicht zur Besprechung bei der OLZ. 
eingegangen!) Mit dem Ausdruck des Be- 
dauerns für diese Tatsache, welche der 
Herausgeber der OLZ nicht verschweigen 
kann, will er aber seinen Dank für die Publi- 
kation als solche in der Weise verbinden, 
dass er im Anschluss an das Staerk'sche 
Heft einige Erklürungsvorschlüge beibringt. 
Zuerst mógen Einzelbemerkungen folgen, 
Zusammenfassendes am Schlusse. 


Zu A, 5270. Diese Wortgruppe ist schon 
von Cowley richtig als Klient erklürt, wenn 


er auch die Lesung 971 vorzog. Die richti- 
gere Lesung brachte aber die Feststellung 
er Bedeutung wieder auf Abwege, so dass 
Staerk im Anschluss an Smend (vorher so 
schon G. B. Gray in IQR. XI 92 ff) die Be- 
deutung „(Angehörige) einer Militürkolonie* 
vorzieht. Dazu passt nun allerdings schlecht, 
dass dieselben Männer durch 971 zu ver- 
schiedenen Personen in Beziehung gesetzt 
werden. Auch die Schwierigkeit, auf welche 
Cowley aufmerksam macht, dass nümlich 
persónliche Beziehungen durch die anzu- 
nehmende Zeitdauer auszuschliessen sind, so 
dass er lieber daran denkt, dass Stadtviertel 
den Namen ihres Vorgesetzten erhielten, 
spricht gegen eine Erklürung, welche vom 


hebräischen 537 ausgeht (Ueber diese Frage 


werde ich unten noch hande.n). Aber dies 
bebrüische Wort ist ja, wie Delitzsch wahr- 
scheinlich gemacht hat, Lehnwort aus dem 
Babylonisch-Assyrischen; und dort findet sich 
auch die Erklärung des aramäischen Ge- 
brauches. Es ist bekannt, dass ddgil pani 
der Untertan heisst; nennt doch Burnaburias, 
TA. Winckler (KB. V) No. 7, den Assyrer, 
d. i. den assyrischen König, seinen dägil 
pani, wodurch er beweisen will, dass der 
ügyptische Grosskónig sich nicht mit ihm in 
direkte Beziehungen hitten einlassen sollen. 
Dann die andern Fälle, wo assyrische Beamte 
als 2294 pani des Königs bezeichnet werden, 
der juristische Terminus ugadgil u. a. m. 
Nun gab es im Babylonisch-assyrischen neben 
dem Vollbürger, dem amelu, zwei andere 
Gattungen von freien Münnern, 1. die kidini 
— Klienten, besonders eines Tempels, 2. die 
hubss = Neubürger, Metóken )). 


1) Soeben trifft, kurz vor Schluss dieser Nummer, 
ein Hezensionsexemplar ein; infolgedessen wird in 
der nächsten Nummer voraussichtlich eine Bespre- 
chung erfolgen kónnen. D. R. 

*) Die Feststellung dieses Begriffes werde ich 


Es stehen iu ihrer Rechtsstellung also zu- 
einander: 
der Kónig — die dagil pani 
die Tempel — die kidini 
die Vollbürger — die hub3i. 

(Bauern und Hirten rangieren darunter; in welcher 
Weise, ist in den Epochen verschieden.) 
Daraus konnten sich natürlich Verschiebungen 
des Wortgebrauchs ergeben; und eine 
solche scheint bei dagil (mit Wegfall des 
pani) eingetreten zu sein, wahrscheinlich ge- 
rade zu Beginn der persischen Herrschaft 
über Babylon. Damals konnte für Metóken 
der Anlass vorliegen, sich einen privaten 
Schutzherrn zu suchen, um innerhalb des 
grossen, eben geeinten Wirtschaftsgebietes 
fern von der engeren Heimat nicht ohne 
Rechtsstellung zu sein. Dann muss ange- 
nommen werden, dass nach dem Tode des 
Schutzherrn ein anderer gewählt werden 
konnte, daneben aber unter Umstünden, die 
uns vorläufig noch fremd sind, die alte Be- 
ziehung und Bezeichnung wieder hervorgeholt 
wurde. Wenn endlich in dem Gegensatz 
бу by2 und np 5y3 das zweite Wort den 
Vollbürger bezeichnet, so dürfte das erste 
ungefähr dem hubi entsprechen und uns 
lehren, dass damals im Verhältnis zur Ge- 
samtheit der Vollbürger die Klienten die 
Stellung von Metóken etwa gehabt haben. 


Für өше  südarabische Analogie siehe 
Wincklers Ausführungen іп OLZ. 1906, 
Sp. 144 ff. 


А, wee soll = Ueberbau sein; sollte man 
mit bab.-ass. igaru = Wand nicht auskommen? 
Hierbei handelt es sich allerdings um ein 
richtiges Verständnis der Grundstiicksan- 
gaben, auf die spüter eingegangen werden soll. 

А, mbyb bedeutet hier soviel wie bab.- 
ass. (litu, dementsprechend Го (s. b. Bio) 
soviel wie bab.-ass. gaplitu. Es handelt sich 
also um die vier Himmelsrichtungen. Osten 
und Westen werden als wew och und 
wow wab = sit Jams und trib ѓатё be- 
zeichnet; also entsprechen die andern beiden 
dem Siiden und Norden. Wie zu verteilen 
ist, lässt sich aus dem bislang vorliegenden 
Material nicht erschliessen. Unter der An- 
nahme, dass die Hauptflussrichtung mass- 
gebend ist, wie ich das fiir Assyrien wahr- 


an anderer Stelle geben; sie hängt mit der Ranzen 


Geschichtsauffassung Vorderasieus zusammen. 
scheinlich deckt sich auch MAS-EN-KAK zum Teil 
mit ihm. Ins Hebräische ist das Wort als wan, гл 
übergegangen, wonach auch die betreffenden Stellen 
zu behandeln sind, hat aber dann selbständig sich 
weiter entwickelt, 


625 (Мо. 12.) 


scheinlich gemacht habe (cf. MVAG. 1897 
S. 327 und vergl. die Verbindung: ultu tamti 
iliniti ѓа Salam šamši adi tamtim Japliti ša git 
Samsi für das mittelländische und das persische 
Meer) würde m5y> bedeuten „nach Süden“ 
und y „nach Norden“. 

A; E03 hier = Geld, wie ich es für kaspu 
im bab.-ass. gegen Oppert festgestellt habe. 
Sollte das zweite 902 mit ^^v dahinter der 


assyrischen Verbindung von kaspu und sarpu 
entsprechen? Dann = bezahltes Geld. 


Ag DDN, das oft so erscheint, einmal, in 
Eu, als ON ist doch wohl nicht aus го Fix 


entstanden, wie Lidzbarski vorschlägt; eher 
kónnte man an eine Zusammenziehung aus 
bab.-ass. appunämä denken. 


Ais Vom wohl besser als Atar-liu zu 
erklären, vergl. einerseits Atar-hasis und 
dazu Schiffers Ausführungen іп Beibeft I 
der OLZ. S. 19 und andererseits Nabá-li'u, 
cf. Tallqvist, Neubabyl. Namenbuch (Lesung 
zuerst von mir nachgewiesen in meinen 


Keilschriftl. Aktenst.). 
A1193) wie oben wohl besser = Nabá-liu. 


А ru: vielleicht besser = Bänttu-iri3, 
cf. Tallqvist, Neubabyl. Namenbuch. 

В, Yay ... mw y siehe unten! 

B, NM) natürlich = bab.-ass. amt. 

Biz 2718 = altbab. garü; es ist eigen- 
artig, dass dieser Terminus altbabylonischer 
Rechtsurkunden sich so lange gehalten hat 
und hier auftaucht, während er in Babylon 
in Abgang gekommen war. 

Big 72 70 wohl besser W) YD = Sin- 
kisir, cf. Tallqvist, Neub. N. 

В, rr zu beachten, dass dieser Herr 
ohne Angabe seines Vaters erscheint, nur 


mit der Bezeichnung w'022; er spielt also 
wohl eine besondere Rolle. 

В, pr?b = Verzicht, ebenso pr? = ver- 
sichten, Klage zurückziehen. Es wire nicht 
unmöglich, dass dies Wort eine sehr alte 
aramüische Bildung und Entwicklung vor- 
stellt. Dann wäre zu erwägen, ob die eigen- 
artigen Formen von maraku, cf. meine Bab. 
Vertrüge, Glossar sub voce, etwa von dieser 
argmüischen Bildung stammen, die dann in 
das neubabylonische entlehnt worden wire. 
Die Bedeutung von marakw Оз wäre dem- 
entsprechend: den Verzicht (der Kläger) er- 
bringen oder nachweisen. 

D, monn = bab.-ass. tahumu. 

Dr lu ist kein Mass, sondern = 
bab.-ass. ina ен, cf. die assyrischen In- 
schriften, z. В. Bauinschrift Asarhaddons 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Dezember 1907.] 626 


(Meissner-Rost in Beitr. zur Assyriologie III 
S. 198f. bit danni Sa XCV ina isten ammati etc. 

Dua 239° in Verbindung mit ^ = klagen, 
wohl aus bab.-ass. rast, cf. die Verbindung 
von pakri, pukurrü mit rasü, ferner (amelu) 
radu = Gläubiger etc. 

C, nwn = bab.-ass. misihtu, die Ver- 
messung, die Masse, von masihu das Mass. 

C, namon "ry. Ob das gelten soll, 
ist fraglich; dass etwas wie ,versieh es mit 
Vieh* darin stecken sollte, glaube ich nicht. 
Der Sinn scheint mir eher zu sein: und 
statte (das gebaute Haus) aus mit seinen 
Einrichtungen. Welcher Art diese Ein- 
richtungen sein können, ist mir unklar. Oder 
wäre möglich: und statte (es) aus mit ihrer 
(der Frau Mibtahjah) Habe? Dann Ez. 7, 11 
DOG heranzuziehen? 

Cs INN wie záru in der altbab. Rechts- 
sprache. 

E, Wo = bab. nikasu, cf. meine Babyl. 
Verträge, Nachträge zur Lesung von NIN-SIT 
= nikasu). 

Eu КГК У siehe unten! 

Е, Domm, Gz D, wird, wie später, 
= Architekt sein; dann aber ist die aus 
Brockelmann’s syr. Lexikon (von Jensen?) 
stammende Gleichsetzung mit arad ékal 
schwerlich richtig. Besonders der Zusatz 
коо " in Оз spricht dagegen; ausserdem 
ist der Uebergang vom ,Diener des Palastes* 
zum „Baumeister“ nicht zu verstehen. Das 
т dürfte einen Hinweis auf die vorauszu- 
setzende bab.-ass. Form bieten. Keilschrift- 
lich wird „Baumeister“ wiedergegeben durch 
DIM-GAL, das als dimgallu phonetesch ge- 
lesen worden ist. Dies Wort scheint in 2277 
zu stecken. Bleibt das schwierige “N zu 
erklären. Als eine Möglichkeit will ich auf 
urrabu = der Steinmetz hinweisen, dessen ur 
Vertretung des Begriffs „Stein“ sein kann. 
Ein vorauszusetzendes UR-DIM-GAL wäre 
danach = Steinbaumeister, woraus ein urdi- 
gallu sich gut erklären liesse. 

Ға YM könnte sowohl = bab. Nabû- 
rf ua wie = bab. Nab.-risia sein. Die Be- 
zeichnung ass.-hebr. bei Staerk ist irre- 
führend, ebenso wie bei Nabü-natan. 

Oe Fo sollte hier vielleicht ein Schreib- 
fehler (durch Aussprache veranlasst(?)) für 
nom vorliegen? 

Gis MD NOLIN "v = Bett, worin Papyrus 
(ist)? So nach den Vermutungen Staerk's. 

Gut IV DR " Rm = 4 Gegenstände 
von Stein. Welcher Art diese sind, ist nicht 
auszumachen. Wenn hier nicht etwa ein 


627 [No. 12. 


dem ägyptischen Wortscbatz entnommenes 
Wort vorliegt (ein Gegenstand der Haus- 
wirtschaft), könnte an eine Entlehnung aus 
dem bab. - ass. gedacht werden, worauf die 
Bildung mit 3 wegen des іп der Wurzel ent 
haltenen 2 hinweisen würde. 


Gisa 00 DY /// / N pH scheint mir 
hinter // 352 zu gehören und damit zu ver- 
binden zu sein; also etwa: ein pb, an welchem 
zwei Handhaben aufsteigen, indem es steht 
auf acht (') Schuhspitzen = ІК о pw, d. i. 
wie wir sagen würden, auf acht Füssen. pÐ 
also ein grosser Kessel, Truhe, oder dergl.? 


Gog n^n 822 = auf einmal, also wie bab. 
ina {li istinit rittum, cf. meine Bab. Vertr. 
S. 243, und wohl danach gebildet, vergl. 
auch zu K,. 


Н: pD .... pa "mw. Es wird zu 
lesen sein: op = pakaru zurückfordern; 
dann auch... p53 zu Mp oder ähnlich zu 


ergünzen, also ,Es ist das, was in Zurückforde- 
rungsklage ist, und man hat zurückgefordert* 


d. i das von Selomim entnommene Gut ist 
von einem Intervenienten in Anspruch ge- 
nommen und als sein Eigentum zurückge- 
fordert worden. Deshalb hat Mabseja es 


nicht an Selomim ausgeliefert, sondern zurück- 


gehalten. Die Enkel des Selemim strengten 
dann eine Klage gegen die Sóhne des Mab- 
seja an, müssen sie aber zurückziehen, 
wahrscheinlich, weil diese den Nachweis er- 
bringen konnten, dass ihr Vater das Gut 
entweder dem Intervenienten ausgeliefert 
oder sich sonst mit ihm geeinigt hat. 


K, n" 5y mx cf. die Parallelen in 
meinen Bab. Vertr. No. LXXI und LXXIII, 
wo die Lesung rittum für Hand, Handgelenk 
nachgewiesen ist Ob der Name auf das 
Handgelenk selbst oder auf eine am Hand- 
gelenk zu tragende Tonolive geschrieben ist, 
scheint mir noch nicht entschieden zu sein, 
doch könnte gerade der Papyrus für ersteres 
sprechen. 


Kis ri] = bab.-ass. adannu. 
(Schluss folgt.) 
Königsberg i. Pr. 


Пав israelitische Pfingstfest und der Pieiadenkult, 
ar H. Grimme, professeur à l'Universitó de 
ribourg (Suisse), in 8* de VIII — 124 pages: 

Paderborn, Schöningh, 1907. (Bespr. v. V. Ermoni). 


Ce volume fait partie de la collection: 
Etudes pour I histoire et la civilisation de l'an- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Dezember 1907.) 628 


tiquité (Studien sur Geschichte und Kultur des 
Altertums), publiée, sous les auspices de la 
Görresgesellschaft, par les docteurs E. Drerup, 
professeur A l'Université de Munich, Н. 
Grimme et J.-P. Kirsch, professeurs à l'Uni- 
versité de Fribourg en Suisse. Le but de 
cette intéressante monographie est clairement 
indiqué. L'auteur s'attache à trouver dans 
la Mythologie babylonienne les origines de 
la Pentecóte juive. Il faut reconnaitre que 
les rapprochements sont frappants et que les 
documents, quon met sous nos yeux, ont 
une signification sur laquelle il serait diffi- 
cile de se méprendre. 

Les Babylonienz célébraient, sous le vo- 
cable Schabattu, le 15° jour du mois. Le 
Schabattu porte aussi dans les textes le nom 
de: um nuch libbi, «jour du repos du cœur». 
C’était une féte religieuse; et comme elle 
tombait Je 15 du mois, la divinité, a la- 
quelle elle était consacrée, ne peut étre que 
la lune. On peut donc rapprocher la féte 
babylonienne du sabbat juif. On sait que le 
sabbat était, chez les Hébreux, un jour de 
repos. Mais Israé] célébrait, outre le sab- 
bat hebdomadaire, le 15% jour du mois, ou 
la nouvelle lune, II Rois 1У 23; Prov. VII 
20. Le mot Hagg, qui désigne 1а nouvelle 
lune, ne peut venir du babylonien agu, «pleine 
lune», parce que la premiere radicale A 
s'y oppose; au contraire le mot sabbat 
provient trés probablement du babylonien 
Schabattu. Le plus ancien sabbat d'Israël 
est celui qu'on célébrait le 15 de chaque 
mois. L'étymologie du mot «sabbat» (My=w) 
est trés instructive. Ce terme vient de 
yaw, «sept» et signifie le «septuple». Or le 
nombre sept jouait un róle important dans 
la religion babylonienne. Le culte des sept 
dieux est des plus anciens. L'auteur cherche 
des lors l'origine de la Pentecóte juive dans 
le culte babylonien des sept divinités. 

Le culte de la Pléiade ou des sept divi- 
nités a laissé des traces dans beaucoup de 
peuples de l'antiquité. Nous le savons déjà 
pour Babylone, oà Marduk s'identifie probable- 
ment avecOrion. Les textesnous parlent assez 
souvent des sept, lesquels prennent différentes 
formes. Ce culte se retrouve dans le Harrän; 
il est facile de le découvrir surtout dans les 
noms propres. Оп ne savait pas jusqu'ici 
comment interpréter la finale Si'e de cer- 
tains noms propres araméens. Grimme y 
voit le nom des sept divinités. Le babylo- 
nien Sibe (à côté de Sibitti) a dà devenir 
Siwe [= Si’e] dans les bouches araméennes. 
De l'Harran ce culte se répandait dans toute 
la contrée araméenne et dans le pays de 


629 [No. 12.) 


Canaan. Les noms propres l'attestent suf- 
fisamment: NDD, Sis*rüà pour Sitios“ rd, «les 
sept divinités combattent». Il appareit aussi 
dans l'hébreu Rap (Esdr. II 44) et кур 
(Nehem. ҮП 47); dans le palmyrénien N. 
Peut-étre s’est-il aussi infiltré dans le nom 
du roi des Amoréens Sihon (pro = |170). 


Il pénétra dans le culte de Mithra. Un 
texte publié par A. Dieterich, p. 23, dit 
que la porte s'ouvrit et on vit sortir de 
labime sept vierges, qui se nommaient les 
sept Fortunes (ru. du ciel. Ces sept 
vierges ne sont évidemment que les sept pla- 
notes. 

La Pleiade prend dans la Bible trois 
dénominations: d' (Amos V 8; Job IX 9; 


XXXVIII 31); yaw, qui apparait dans des 


combinaisons nominales: y2v^5w (Exod. VI 
23), le nom de la femme ФАагоп, et qui 
signifie «Les pléiades sont mon dieu», d'ou 
le nom EAsoaßer (Luc. I 7); yawna (II Rois 
XI 3); рси, «Iahveh est les sept divinités»; 
y2V-w2, «le puits des Pléiades» IL шо 
«les astres». (Cf. surtout Juges V 20). La 
Pléiade s'exprime également par le pluriel 
my2v (Deut. ХҮІ 9; Habac. III 9). Ordi- 
nairement on voit là un pluriel du mot 
«semaine»; mais à tort: le vrai sens est 
celui de Pléiades. 

Les étymologies ne suffisent pas. À vrai 
dire le culte des sept planétes, originaire 
de Babylone, se Sege un peu partout 
sous des formes plus ou moins méconnaissables, 
mais que la critique ne tarde cependant pas 
a deviner et a fixer. Nous venons de citer 

uelques exemples et ces exemples sont assez 
clairs par eux-mémes. Оп sait que Marduk 
est le centre ou le principal personnage de 
la Pléiade babylonienne. Or, au temps de 
l’époque persane, Marduk, a des fêtes et 
ses adorateurs en dehors de la Babylonie et de 
Canaan. La fête des Purim porte (II Mach. 
XV 30) le nom de «jour de Mardochée, 
c'est à dire de Marduk», Magdozaixy 4 uoa, 
or l'on peut conclure, d'aprés Esther III 7, 
que ce jour de Mardochée appartenait au 
cycle des fétes du nouvel an. La Gréce 
classique elle-même n'a pas été à l'abri du 
mythe babylonien. Pindare nous parle 
d'une divinité "Qagíe» F, ) . On est 
généralement porté à voir dans cette divi- 
nité Orion: c'est probablement le dieu ba- 
bylonien :Awár(&) le «dieu aveugle», c'est- 
&-dire Marduk, bien que dans certaines in- 
scriptions il a représenté la planète Mars 


aa Cf H. Winckler, Altorient. Forschungen Ш 
р. à 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Dezember 1907.) 680 


(Mirrich). Le d Grimme continue la série 
de ses rapprochements ingénieux entre le 
mythe babylonien des sept planétes et les 
fétes du pays d’Huran; et si l'on a le droit 


.de repousser ses conclusions, on est obligé 


de reconnaitre l'étendue de s& science, et le 
sérieux de ses apercus: on sent qu'il est 
maitre de son sujet, car il évolue avec une 
parfaite aisance dans le domaine si compliqué 
et si obscur de la mythologie comparée. 
La derniere section de son livre est la 
plus importante de toutes; car elle nous met 
en face de la Pentecóte juive. Le d" Grimme 
rappelle ses conclusions: la Pentecôte, Hugg ` 
Schabu'oth est un souvenir du culte des 
Pléiades. Comme les Pléiades sont des per- 
sonalités du ciel, on arrive à se convaincre 
que la «féte de Iahveh», Hagg Iahveh, est 
étroitement liée à celle des  Pléiades. 
D'ailleurs les textes (Exod. XXXIV 22; Num. 
XXVIII 26) nous y inclinent. Le Septerion 
de Delphes est une reminiscence de la féte 
деа Pléiades. Il semble difficile de rejeter 
complétement la valeur de ces inductions. 
Le mythe. babylonien s'est répandu dans le 
monde antique. Les Israélites n'ont pas 
établi la féte de la Pentecóte; ils se sont 
contentés de l'emprunter à un peuple étran- 
ger sans lui faire subir de notables change- 
ments. Таһчеһ se distingue cependant des 
Pléiades: il en est le maitre, et il est au- 
dessus d'elles. L'Ecriture l'affirme à diverses 
reprises: (Amos V 8, 24; Habacuc III 9). 
Après quelques autres considérations du 
méme ordre, l'auteur termine par ces mots, 
qui contiennent la substance de sa monogra- 
hie: «née de l'observation des astres, la 
entecóte n’a jamais cessé d'exprimer l'idée 
de puissances qui gouvernent le ciel et qui 
influent sur la terre et l'humanité. Elle a 
contribué à la formation du culte de Marduk, 
la plus ancienne fleur du paganisme orien- 
tal; dans le Haran, elle devint le principal 
appui du culte lunaire, qui marqua dans 
l'Orient occidental une importante étape 
sur le chemin du monothéisme. Moulée par 
le législateur d'Israël en une pure forme 
monothéiste, elle & servi de vétement à un 
courant d'idées trés intimes du Judaisme 
primitif et postérieur, et elle a finalement 
recu un contenu chrétien, à savoir que la 
consécration par l'Esprit signifie la plénitude 
de la religion. La féte de la Pentecöte est 
ainsi, plus que tout autre, dans le cycle des 
fétes religieuses, une illustration capitale 
de l'idée que la religion tend dans son déve- 
loppement à une forme plus haute et spiri- 
tuelle». 


681 [No. 18. 


Le livre Фа professeur de Fribourg mérite 
vraiment d'étre lu et médité. Il est éminem- 
ment suggestif et a un grand prix pour 
l'histoire des religions comparées. Pour cette 
raison, nous ne pouvons que le recommander 
vivement à tous ceux qui s'intéressent à ce 
genre de problémes. 

Paris. 


B. Guthrie Perry [Rev. Dr., Professor am Mani- 
toba Presbyterian College in Winnipeg], Hymnen 
und Gebete &n Sin. [Leipz. Sem. Studien II 4]. 
Leipzig 1907, J. C. Hinriche'sche Buchhandlung. 

u 50 8. 8? nebst 4 Tafeln in Autographie. Mk. 2—. 
Besprochen von J. Hehn. 

Für das Alte Testament ist der Stadtgott 
von Ur und Harran zweifellos von grösstem 
Interesse, die Mitteilung neuen Materials 
über Sin also schon von diesem Gesichts- 
punkte aus besonders dankenswert. Nur 
schade, dass die zugünglichen Texte nach 
Zahl und Umfang nicht betrüchtlicher sind. 
Der Verf vorliegender Schrift bietet teils 
eine neue Bearbeitung der bereits publizierten 
Sin-Hymnen, teils veróffentlicht er die Texte 
zum erstenmal nach Kopien, die er im Bri- 
tischen Museum angefertigt hat. Zur letz- 
teren Kategorie gehóren No. 5, 6 u. 7, die 
autographiert sind von Weissbach, No. 4 
u. 8 finden sich zwar in Reisners Samm- 
lung, sind aber hier zum erstenmale be- 
arbeitet. Zu dem einzigartigen Hymnus 
IV R 9 (No. 1) hat Zimmern die Photographie 
des Originals nochmals genau verglichen und 
teilt seine Beobachtungen mit, die Texte bei 
Reisner hat er, soweit es geschehen konnte, 
von Messerschmidt und Ungnad vergleichen 
lassen. Was die Zuverlüssigkeit der Kopie 
anbelangt, ist also das Menschen Mögliche 
getun. Auch die neuen Texte haben sich 
bei Vergleichung mit meinen im vorigen 
Jahre genommenen Abschriften als durchaus 
zuverlüssig herausgestellt. Ebenso ist auf 
die Uebersetzung und Erklärung die pein- 
lichste Sorgfalt verwendet. Diese sowie die 
Ergänzungen der oft defekten Tafeln be- 
weisen, dass der Verf. das gesamte Hymnen- 
Material gründlich durchgearbeitet hat. 
Manche bisherige Schwierigkeit konnte ge- 
löst, mancher Fehler beseitigt werden. 
No. 3, 4u. 9 sind ganz, No. 8 zum grössten 
Teil blos sumerisch. Dass trotzdem fast 
kein Wort unerklärt bleibt, zeigt nicht nur 
die Geduld und Ausdauer des Verf., sondern 
auch die Fortschritte der Assyriologie in den 
letzten Jahren. Die Schrift Perrys ist ein 
neuer Beweis für die gründliche und exakte 
Arbeitsweise der Schule Zimmerns, der auch 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Dezember 1907.) 633 


in seinen Schülern als der ausgezeichnete 
Kenner der religiösen Literatur der Baby- 
lonier erscheint. 

In Perrys Schrift ist auch ein in Be- 
zolds Catalogue unter den Mondhymnen 
aufgeführter und als aolcher von P. kopierter 
IStarhymous in Autographie und Umschrift 
wiedergegeben, den ich ebenfalls kopierte 
und zu dem ich vielleicht einige Bemerkungen 
fügen darf. Z. 4 am Ende ist wohl statt 
da-na(?)-at(?) zu lesen fa-ba-ti. Z. 8 am Ende 
wäre nach meiner Kopie die Lesung ki-gal- 
li nicht unmöglich, obwohl das letzte Zeichen 
unklar ist. Es wäre dann zu übersetzen: 
„Morgenröte, die du den Weg der Unterwelt 
aufschliessest." Z. 14 zeigt meine Kopie 
statt mus su (?) vielmehr iz di, womit sich 
wohl eher ein Sinn in die Z. bringen lásst. 
Z. 27 lese ich am Anfang nicht ma-ma, 
sondern MA. GAL = dannii. 

Ich móchte bloss noch den Wunsch an- 
fügen, dass wir in dem Prospekt der LSS 
bald einmal eine Sammlung der Ištar- 
hymnen angekündigt finden. 


Würzburg. 


James Alan Montgomery The Samaritans 
The Earliest Jewish Sect Their History, The- 
ology and Literature. Philadelphia (the John 
C. Winston Co.) 1907. Bespr. von F. Perles. 

Das vorliegende Werk ist eine entschieden 
verdienstvolle Leistung, indem es das ge- 
samte an verschiedenen teilweise schwer zu- 
gänglichen Stellen zerstreute Material über 
die Samaritaner quellenmässig darstellt. Auf 

358 Seiten erhalten wir hier ein übersicht- 

liches Bild von der äusseren u. inneren Ge- 

schichte der Sekte bis zur Gegenwart, und 
erfahren das Wichtigste über Sprache, Schrift, 

Literatur und noch erhaltene Inschriften. 

Es liegt in dem Charakter des Werkes, das 

aasVorlesungen hervorgegangen ist, begriindet, 

dass wir nur über die Hauptpunkte genau 
orientiert werden. Doch bieten reichhaltige 

Noten und eine erschöpfende Bibliographie 

am Schlusse die nötigen Hinweise für ein- 

dringendere Studien. Besondere Kapitel sind 

den Samaritanern in der apokryphischen Li- 

teratur, im N. T. und bei Josephus, sowie 

vor allem im Talmud und den sonstigen 
rabbinischen Schriften gewidmet. Der Traktat 

Kutim ist ganz übersetzt. Die Brauchbar- 

keit des schön ausgestatteten Buches wird 

durch zahlreiche Abbildungen, Faksimile's 
der Inschriften und eine Schrifttafel sowie 
durch mehrere genaue Indices erhöht. Einige 


688 (Мо. 12.) 


Verbesserungen seien im Nachfolgenden ge- 
ben. 

e S. 155 2. 5 v. u. nabel l. nobel. — S. 165 
die Bezeichnung der Tosefta’s als ,,auxilia 

collections“ ist unzutreffend. Es sind viel- 
mehr aus andern Schulen hervorgangene 
Sammlungen. — S. 166 Ausser Gu und b^3y 
ist auch D3) unter den Bezeichnungen auf- 
zuführen, für die häufig c^» als Deckwort 
gesetzt wurde. — S. 167 die Amoraim sind 
nicht die ,,formulators of the Gemara“, sondern 
die Gelehrten, die in den Hochschulen Pa- 
lüstinas und Babylons von 200—500 die 
Mischna lehrten und erklärten. „Formu- 
lators“ sind erst die Schlussredaktoren, die 
das ungeheure in den Diskussionen nieder- 
gelegte Material zu den beiden Talmuden 
verarbeiteten. — S. 172 Z. 11 v. u. kosher 
J. kasher. — S. 181 Z. 1 v. u. „Kaddishin“ 
ist niemals Bezeichnung für Weihegaben, 
die vielmehr als pa plur. mwipn bezeich- 
net werden. — S. 185 Z. 10 v. u. Yibbam 
1. Yibbum. — 8. 193 das Zitat aus Erubin 
41° ist ganz zu streichen, da nicht nur nicht 
von Samaritanern die Rede ist, sondern dy 
dort nicht einmal die Götzen diener, sondern 
den Götzendienst Ge nay bedeutet. — 
ibid. Anm. 95 Sota 22° lies 224, — S. 202 Z. 
9 v. u. „Sabbaths“ lies „weeks“, da rot 
hier natürlich nur „Wochen“ bedeutet. — 
S. 215 Bei der Bezeichnung Gottes als no моз 
wäre an das kabbalistische mp rw zu er- 
innern. — S. 219 der Engelname узо ist viel- 
leicht irgendwie aus Numeri 4, 20 heraus- 
gedeutet. Keinesfalls aber darf er mit лозр 
in Verbindung gebracht werden. — S. 272 
Z. 5 v. u. B. C. lies A. C. — S. 282/83 Bei 
Besprechung der verschiedenen Deutungen 
von wäi wäre auch auf die (von wem zu- 
erst vorgeschlagene?) Ableitung von 725 
zu verweisen, — ibid. Auf einem sonder- 
baren Missverständnis beruht die Behauptung, 
dass die alte von den Samaritanern beibe- 
haltene Schrift np» genannt werde. Die 
betreffende Stelle!) lautet onw Dep vm 
np 2rn23 min „sie lehrten sie (die assy- 
rischen Kolonisten in Samaria) die Thora 
in abbreviierter Schreibung.^ Diese 
abgekiirzte Schreibung der Thora zu Unter- 
richtszwecken wird auch unter dem Namen 
privo im Talmud erwähnt), und zahlreiche 


. Pirke de Rabbi Elieser 38. 


) Siehe „Analekten z. Textkritik des A. T.“ 9 
und meinen Aufsatz iu , Archiv f. Stenographie* 1902, 
45/46. Zu der dort genanuten Literatur ist jetzt hin- 
zuzuüfügen: Ginsburg the Text of the Hebr. Bible in 
Abbreviation (Journal of Philology XX VIII p. 254 — 270). 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Dezember 1907.] 684 


Proben davon finden sich sowohl in Genisa- 

ente als auch in den von Sobernheim 

und Musil herausgegebenen samaritanischen 

Inschriften, die sogar Montgomery (S. 277) 

bespricht und teilweise im Facsimile mitteilt. 
Kónigsberg i. Pr. 


Brnst Biernath, Die Guitarre seit dem III. Jahr- 
tausend vor Christus. Eine musik- und kultur- 
geschichtliche Darstellung mit genauer Quellen- 
angabe. Berlin, A. Haack, 1907. Besprochen von 
Ferdinand Bork. 

Es gibt im Reiche der Wissenschaft noch 
so riesige Urwaldstrecken, dass man jeden 
Pionier, der eine solche in Angriff nimmt, 
herzlich willkommen heissen muss. Freilich 
soll man nicht von den ersten Rodeversuchen 
Ergebnisse erwarten, die eine lange Boden- 
kultur voraussetzen. So sehr man sich tiber 
das vorliegende Büchlein freuen kann, so un- 
zulänglich ist es nach vielen Richtungen 
hin. Da der Verfasser weder über eine 
ausreichende Sprachkenntnis verfügt, noch 
mit den Methoden der ethnologischen For- 
schung genügend vertraut ist, so ist es ihm 
trotzseinesanerkennenswertsicheren, meistens 
auf das Wesentliche gerichteten Blickes nicht 
immer gelungen, die Hauptpunkte scharf 
herauszuarbeiten. Statt in die Tiefe geht 
er häufig in die Breite. Wenn er aber 
dieses sehr verbesserungsbedürftige Büchlein 
als Einleitung zu umfassenderen Forschungen 
über denselben Gegenstand auffassen will, 
so sind wir gerne damit zufrieden und be- 

lückwünschen ihn dazu, dass er einen 80 
ankbaren Stoff gefunden hat. 

Er hält die Guitarre für ein von den 
Sumerern, die er mit den Urkleinasiaten in 
einen Topf tut, erfundenes Instrument. Er 
beruft sich auf eine aus Nippur stammende 
Darstellung eines Hirten, dessen Musik 
seinen Hund zu einem steinerweichenden 
Gesange begeistert, und auf ein anderes Bild 
aus Telloh. In diesem Falle handelt es 
sich aber um eine Lyra, in jenem hat er 
zu beweisen vergessen, dass ein Sumerer 
als Zeichner in Frage kommt. 

Ich gebe dem Verfasser darin recht, dass 
alle Guitarreformen der Welt auf eine irgend- 
wo in Vorderasien entstandene Urform zurück- 
gehen. Mit der Sache ist vielfach auch der 
Name gewandert, wie lydisches шауадқ und 
indisches magudi, kleinasiatisches лаудогос, 
italienisches pandora, französisches mandore, 
birmanisches patola beweisen. Um die Ur- 
heimat des Instrumentes festzustellen, muss 
man also den Namen nachgehen. Letztere 


е 


685 [No. 18] 


sind sehr mannigfaltig und undurchsichtig; 
sie haften aberan den Formen des Instrumentes, 
das sich vielleicht schon in seiner Heimat 
differenziert hat. 

Es gibt nun zwei Hauptformen der Gui- 
tarre. Die eine ist noch heute in Aegypten 
und Nordafrika im Gebrauch und besteht 
aus einer mit einer tierischen Membran be- 
spannten Schildkrótenschalemit langem Halse. 
Diese dürfte die von den Alten als festudo 
oder уғАію bezeichnete Form sein. Der 
Schallkérper derselben dürfte auch in den 
5 Ausläufen rundlich geblieben sein. 

ierzu gehört selbstverstandlich auch der 
ägyptische nefer, wie die Form der gleich- 


lautenden Hieroglyphe | unwiderleglich be- 


weist, und damit auch das hebräische 52) 
(уа Да). 

Die andere Hauptform scheint mir die 
der heutigen Geige und Guitarre zu sein. 
Das Kennzeichnende derselben ist die mehr 
oder minder tiefe Einschniirung des Schall- 
körpers. An dieser Form wird, wenn wir 
unserem Worte Guitarre und armenischem 
djinör „Geige“ trauen dürfen, eine Gruppe 
von Bezeichnungen haften, dessen Zusammen- 
gehórigkeit man längst geahnt hat, und die 
auch der Verfasser betont: O, xs»(v)vea, 
702 sowie eine ägyptische Entsprechung, 
die einem etwas ältlichen Werke entnommen 
zu sein scheint. Diese drei Bildungen 
scheinen ein * kidnvara oder * kindvara zur 
Voraussetzung zu haben. Davon ist aber 
mavdovee und die auf kleinasiatisch-syrischem 
Boden tanbür (tanbur), auf arabisch-nord- 
afrikanischem fumbür lautende Bezeichnung 
nicht zu trennen. 

Wie die Urformen nun gelautet haben 
mögen, so ist weder die des einfachen noch 
die des entwickelteren Instruments ihrem 
Typus nach sumerisch. Die grösste Wahr- 
scheinlichkeit spricht dafür, dass wir es mit 
einer Erfindung eines kleinasiatischen, dem 
kaukasischen Kreise angehörenden Volkes zu 
tun baben. Dazu mag die vom Verfasser 
herangezogene Notiz des Clemens Alexan- 
drinus stimmen, wonach die уа Да eine Er- 
findung der Kappadoker sein soll. 

Zum Schlusse möchte ich den Verfasser 
auf ein paar zu verbessernde Dinge auf- 
merksam machen. 

S. 18. Die Verwandtschaft der hethitischen 
und der ägyptischen Schrift ist möglich, aber 
noch nicht nachgewiesen. 

S. 50. Die Septuaginta ist in griechischer 
Sprache geschrieben. 


S. 52. Es ist 2 statt D zu schreiben. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Dezember 1907.) 686 


S. 105# Zu dem Phantasiegemälde der 
nordeuropäischen Musik vergleiche man das 
hochbedeutende, alte Irrtümer beseitigende 
und neue Wege weisende Werk von Trau- 
gott Heinrich, Studien über deutsche Ge- 
sangsaussprache, namentlich S. 185 ff. 

Kónigsberg i. Pr. 


Das Jobeljahr. 
Von Wilhelm Erbt. 


Auf den Zusammenhang zwischen Wochen- 
fest und Jobeljahr hat Wellhausen und zu- 
letzt Winckler hingewiesen. Man erhält, 
wenn man diese Beziehung mit den schon 
durch das Alte Testament gegebenen ver- 
bindet, fünf konzentrische Kreise: den Tag- 
kreis der Siebenerwoche, den Wochenkreis 
der sieben Wochen mit dem fünfzigsten Tage 
als Abschluss, das Mondjahr des siebenfachen 
Wochenkreises mit vier Epagomenen als Ab- 
schluss, den Jahrkreis von sieben Jahren und 
den Jahrwochenkreis mit dem fünfzigsten 
Jabre als Abschluss, oder, in Zahlen aus- 
gedrückt, fünf Kreise mit dem Radius 7; 
1? genauer 7 »« 7 + 1; 73 genauer 7 2«50 4- 4; 
74 genauer 7 ><304; 75 genauer49 >< 354 + 354. 
Sehen wir uns die Zahlen an, so hat der 
zweite, dritte und fünfte Kreis eine Ein- 
schaltung: 1, 4, 354. Diese Einschaltung 
fehlt im Grunde auch nicht dem ersten Kreise. 
Wenn wir beachten, dass die Siebenerwoche 
theoretisch den Monat, den synodischen von 
29½ Tagen, teilt, so erhält auch der Halb- 
messer des ersten Kreises eine Einschaltung; 
eigentlich beträgt er etwa 7 Tage 5 Stunden. 
Die Einschaltung fehlt aber dem vierten. 
Kreise. Wie könnte sie zustandekommen? 

Vorhanden muss sie irgendwie sein; denn 
die fünf Kreise sollen ja einander entsprechen. 
Wir sehen, die ganze Theorie vom Sabbat 
bis zum Jobeljahr ist auf dem Mondjahr 
aufgebaut. Da ergibt sich sofort die Frage 
nach dem Ausgleich mit dem Sonnenjahr. 
Prüfen wir nach, wie ein solcher bei einer 
Periode von 50 Mondjahren zustande kommt. 
49 Sonnenjahre, also genau 7><7, sind rund 
17897 Tage. Das sind aber 607 Monate 
eines Mondjahres, wobei diese 9 überschüssige 
Tage ergeben, oder 50 Mondjahre mit 7 Schalt- 
monaten. Nun haben wir die Einschaltung 
beim Sabbatjahr, beim Jahrkreis; es hat 
einen Schaltmonat. Der Halbmesser des 
betreffenden Kreises hat jetzt also seine Er- 
günzung: 7354729 oder + 30. Zugleich 
vollendet sich im Jobeljahr tatsächlich eine 


887 (Мо. 12.) 


Periode; es ізі das Schaltjahr der ganzen 
Periode. Dabei hat es selbst 9 tiberschiissige 


Sehen wir uns jetzt das jiidische Jobel- 
jahr an, so beginnt es nach Lev. 259 am 
10. Tage des siebenten Monats. Der Gesetz- 

eber hat natürlich die babylonische Reihen- 
olge der Monate im Auge, nach der er selbst 
noch zählen muss. Er musste ja für seine 
Kalenderrechnung einen Ausgangspunkt haben. 
Also das Jobeljahr beginnt nicht, wie die 
ewöhnlichen Jahre (Lev. 23, 23 ff.), am 1. Tage 
es siebenten Monats. Die vorhergehenden 
9 Tage sind eben die Epagomenen der ganzen 
Periode. Wir stellen also fest, dass die 
Kalenderrechnung, die hier vorgeführt wird, 
die man wegen der Bestimmungen be- 
treffs des Sabbat- und Jobeljahres „als un- 
raktische Konsequenzmacherei“ ausgegeben 
at, ernst zu nehmen ist. Man steht hier 
nicht vor luftigen Theorien, sondern, zumal 
sie Aufnahme in der Gesetzsammlung des 
Judentums gefunden hat, wird sie auch einmal 
praktische Geltung gehabt haben. Man denke 
an Hesekiel; er hat nur Vorschlüge gemacht. 
Demgemäss steht sein Entwurf nicht in der 
Gesetzsammlung, sondern in den Akten zur 
Verfassung, die über ihr Zustandekommen 
Aufschlusg geben sollen. Allerdings in der 
obigen Ansicht ist ein Wahrheitsmoment ent- 
halten: die praktische Geltung kann nicht 
lange gedauert haben. Wir müssen uns also 
zur nachexilischen Zeit wenden, wo man 
solche kurzlebigen Versuche wohl verwirklicht 
haben kann. 

Bekannt ist der Streit über das Verhültnis 
Hesekiels zum Heiligkeitsgesetz, das unsere 
Kalenderrechnung enthält. Nun hat шап 
bebauptet, dass Hesekiel den angeblich alten 
Neujahrstag am 10. des ersten Monats habe. 
Spáter sei dann Neujahr wegen des Ver- 
söhnungstages auf den 1. Tag des Monats 
gelegt worden. Winckler hat nun zwar dem- 
gegenüber den Versöhnungstag als Endtag 

es Neujahrfestes bestimmt. Aber wir müssen 
doch berücksichtigen, dass Hesekiel einen 
Entwurf für eine neue Zeit vorlegt. Er 
muss also am Ende einer nach seiner 
Meinung (vergl. „Menschensohn“) und auch 
irgendwie äusserlich abgeschlossenen 
Periode stehen. Der 10. des 1. Monats —- 
bier nicht des 7.Monats, weil dieZeitrechnung 
Sesbagars, die Hesekiel nach Winckler in 
seinen Datierungen voraussetzt, das Jahr im 
Herbste begann — ist aber der Beginn eines 
Jobeljahrs. Das folgende Jahr begann dann 
die neue Periode. Wenn wir mit Winckler 
„die Zeit der Hesekielprophetie" bestimmen, 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Dezember 1907.) 638 


so würden „ein Jahr später Zerubabel und 
Jesua ihr Amt in Jerusalem antreten.“ Da- 
mals also hätte man sich für diese Kalender- 
rechnung entschieden. Das Verhältnis, in 
dem Hesekiel zum Heiligkeitsgesetz steht, 
würde uns zeigen, wie man sich tatsächlich 
zum Entwurfe des Propheten gestellt hat. 
Begann Herbst 522 mit dem Sturze des 
falschen Smerdes eine nene Zeit für Jerusalem 
— und bereits im Herbst 523 wird man mit 
Hesekiel auf eine bevorstehende Umwälzung 
baben rechnen können — so führt uns dieses 
Jahr zwei Jobelperioden !) = 98 Sonnenjahre 
zurück zum Jahre 620, wo Josia seine Reform 
vornahm. Die Jobel-Kalenderrechnung aber 
hätte tatsächlich nur kurze Zeit gegolten; 
denn wenige Jahre später hätte sie die Езга- 
Reform, die Zerubabel (mit kóniglicher Zu- 
stimmung) beiseite schob, den weltlichen 
Beamten zugunsten des Hohenpriesters ein- 
zog, durch etwas Neues ersetzt. 


Die älteste Erwähnung des Pferdes. 


Der hier mitgeteilte altbabylonische Brief 
VAT 6088 ist für die Geschichte des Pferdes 
nicht unwichtig. In den zahlreichen Ur- 
kunden aus der Zeit der ersten babylonischen 


Dynastie (ca. 2232—1933)2) hat sich bisher 


1) Vergl. zu dieser doppelten Jobelperiode den 
„hundertjährigen Kalender“ (Winckler, Religions- 
geschichtleg 8. 62). 

*) Kings Ansichten über die babylonische Chrono- 
logie kann ich nicht beipflichten. Ich halte es für 
ziemlich sicher, dass die auf der neuen Urkunde des 
Brit. Mus. erwähnten Herrscher Bitilja und Agam 
mit den wegen der gleichen Dauer ihrer Regierungen 
vom Verfasser der grossen Königsliste irrtümlich um- 
gestellten Könige Agum mahrd und Bitiljaä identisch 
sind Auf die assyrischen Angaben über die Zeit des 
Irisum ist kein Verlass, wie die ganz erheblichen Ab- 
weichungen bei Salmanasser I einerseits und Asar- 
haddon andrerseits beweisen. Die Assyrer baben augen- 
scheinlich im Gegensatz zu den Babyloniern keine 
zuverlässigen Traditionen über die Zeit ibrer älteren 
Geschichte gehabt. Auch ist es nicht über jeden 
Zweifel erhaben, ob es nicht mehrere ass. Herrscher 
des Namens [lušummā gegeben hat. Halten wir da- 
gegen die babylonis-hen chronologischen Angaben 
во lange für ricutig, bis sie nicht als falsch sich nach- 
weisen lassen, so liefern die von King gegebenen 
Texte eine schöne Bestätigung der Angaben des Be- 
rossus. Gestützt werden die dann gewonnenen Zahlen 
dadurch, dass alle übrigen babylonischen chrono- 
logischen Angaben in diesen Rahmen hineinpassen. 
Indem ich mir die Begründung des n hier 
im einzelnen versagen muss, nehmó ich jetzt folgende 
Daten an: 

2232—1933 Erste Dynastie 
(2130—2088 Hammurabi) 
2087—1720 Meerlanddynastie 
(1894—1840 Girkizar) 
1757—1182 Kassitendynastie. 


689 (Ro 12.) 


noch keine Erwähnung dieses Tieres ge- 
funden, und daher schien die Annahme, dass 
erst die Kassiten es nach Babylonien ge- 
bracht hätten, berechti Unsere Urkunde 
indes, die ihrer Schrift und ihrem ganzen 
Aussehen nach etwa in die Zeit Hammurabis 
oder Samsuilunas gesetzt werden muss, zeigt, 
wie vorsichtig man mit Beweisen ex silentio 
sein muss: es ist gewiss ein reiner Zufall, 
dass das Pferd sonst in altbabylonischen 
Urkunden nicht erwähnt wird. Allerdings 
spielen die Kassiten schon zur Zeit Samsui- 
lunas eine Rolle‘); doch sehe ich nicht ein, 
warum sie gerade den „Bergesel“ nach Ba- 
bylonien gebracht haben sollten; er kann 
dorthin sehr gut schon viel früher durch 
Handelsbeziehungen mit den östlichen Völker- 
schaften gekommen sein. 


Der Text des Briefes VAT 6088 lautet: 
V.AT. 6088. 


9 
d Au e 
, 


Fer = Leak; 


! тана 
HE Sete ATT 
етан Е 

EAI if 
Rückseite unbeschrieben. 

1 A-na A-hu-ni *qi-bé-ma 3 um-ma Be-la- 
nu um- ma *il Šamaš à il Marduk li- ba- al- li- u- 
ka 5isten gur Se’im а-па ukulli?) sisi zun 6 þu- 
bu- ut- ma 7 sisũ zun li-ku- lu 8 la i-bi-ru - u, d. i. 
„Zu Abuni sprich: also sagt Belanum: Šamaš 
und Marduk mögen Dich gesund erhalten! 
1 Gur Getreide nimm fort als Futter fiir 
die Pferde, damit die Pferde zu fressen 


haben und nicht Hunger leiden müssen.“ 
Berlin. A. Ungnad. 


Die von mir in ZDMG 61, 716 vor Erscheinen 
von Kings Buch angenommenen Daten würen dem- 
nach um je 94 Jahre zu erhöhen. 

!) Vgl. das Datum des neunten Jahres und dazu 
BA VI 8, 8. 29. 


*) SAG. GAL. 


ORIENTALISTISCBE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Dezember 1907.) 640 


Assyrischo Medizinalpflanzen. 
Von A. Fonahn. 


Ich méchte — als Mediziner und nicht 
Philologe — fragen, ob folgende Zusammen- 
stellungen von ? ilologischem Gesichtspunkt 
aus zulässig sind und weitere Untersuchungen 
verdienen. Die Namen sind bei Küchler: 
Assyr. Mediz. zu finden. 


1) Assyr. um TAR. MUS — arab. , 
mischn. Om, aram. КООР lassan] gr. 
Әборос (siehe Löw: Aram. Pflanzenn) = 
Lupinus, Lupine. 

2) Assyr. P SI. SI — жа, vw, siehe 
Löw: A. Pfl., Seite 114 = „eine Art 
schlechter Datteln“. — Vielleicht wäre die 
Determinierung Sammu hinderlich, obgleich 


dieses Wort öfters als ein weiterer Begriff 
als „Pflanze“ erscheint. 


3) Assyr. Ismjigänu — Ibn Beitár: омы 
= Erysimum, Hederich oder Schotendotter. 


4) Aseyr. m ТАЕ. HU — , 12%, 
таохоУ, Dragun, Estragon (dieser Name so- 
gar an der Westkiiste Norwegens!); auch 


im Keltischen. = Artemisia Dracuncu- 
lus L. 


5) Assyr. *"DIL. BAT (oder ВЕ) — 


w2b D nd Platanus orien- 
talis L. (Auch hier Sammu!). 


6) Assyr. **»karan 3élibi „Fuchswein“ — 
GA adis, Mitt soy, Ja Gis, 


Fuchstraube oder -wein orgvzvocg xynalog = 
Solanum nigrum L. 


7) Assyr. buttati — nm = Frucht 


des Kappernstrauches, Capparis spinosa L. 


8) Assyr. "SI. HA (Küchler: K. 71b, 
IV 50) = *SI.HU (CT. Part XXIII, Serie: 
&numa (?) &mélu muhhi-Su іёёќа u-käl Pl. 
43, 9) = tus Löw No. 122: arbor amoena 
et infrugifera [Ferr]. 

9) Hängt *giparu mit & hn, Lee, man- 
däisch NND zusammen? Bedeutung viel- 
leicht eine Art Palme? (Talmudisch eig. 
Palmzweig; arab. „). Viele aramäische 
Bezeichnungen für Teile der Palme stam- 
men j& aus Babylon. 


10) Assyr. * (in CT. XXIII seria citat.: 


641 [No. 12.) 


1) зидін — із = Cyperus rotundus L., 
C. longus L., Cyperngras. 
11) Assyr. abukatu — ND, Löw Seite 


114: Seitenschósse, die die Palme zu Anfang 
treibt. — "Әм stammt aus Babylon! 

12) Assyr. rotes SA.PA — Шел 
(Tren, Dioskor. xaposdagys, dessen xag- 
no. . s = Ruseus racemosus, 
Traubiger Mäusedorn (Sprengel). Plinius: 


Viniapervinea. — Dioskor: „Ihre Blätter, 
.. . . mit Wein getrunken, lindern das Leib- 
schneiden, der Saft .... treibt den Harn“. 


18) Азвуг. * (ode m gha — wn, Lae, 
Lite, Эбио = Thymus, Thymian. 
14) Schon bei Muss-Arnolt *dup-ra-nu 


— ie GH möchte hinzufügen zer, 
Juniperus, besonders J. sabina L., Seven- 
baum, Sadebaum (siehe Löw). 


15) RUK. BAT (oder BÉ) — хээ", 
232" siehe Löw, Seite 120. 


Anhang. 


1) Ist das Wort dosaloved bei Diosku- 
rides — nach ihm ügyptisch — = Pap. 


Ebers, 68, 9: „з | N E өй 


um 111 

Stern: ,üt'aulen grana quaedam plıoenicia“? 
Bei Löw ist dieses Wort unter seinen 
„punischen Pflanzennamen“ nicht zu finden. 
aosalovgi oder 464440104 hat mehrere Syno- 
nymen bei den ,Propheten und anderen* 
wie: Fuss des Hermes, Diadem des Osiris, 
Sonnenkrone, der heilige Stengel. Identifi- 
zierung: @4suog, Atriplex Halimus L., 
Meldenstrauch. 

2) Löw: A. Pfl. fragt, Seite 313: Woher 
stammt oevovril, caovví, Langk. 4 Vicia 
faba L.? [Schweinsbohne]. Man könnte sehr 


; : na 
leicht an das ägyptische Be д U Snnwt-t 


(Pap. Ebers LI 15), oder ^. Y U snw()-t 


(Pap. Hearst ПІ 4) denken. Im Aegypti- 
schen heisst es von dieser Pflanze, dass sie 
„wächst auf ihrem Bauch wie die k:d-t 
Pflanze usw.“ Diese Art des Wachsens passt 
auf eine kriechende oder kletternde Pflanze, 
was wiederum mit der Bestimmung des 
oevovvil als Vicia stimmt, obwohl eben bei 
V. faba diese Eigenschaft nicht so ausgeprügt 
ist. Wenn es weiter in der Beschreibung 
der ägyptischen Pfl. heisst, dass sie „Blüte 
setzt wie ssn Pfl.“, mit der Lotusblume de- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Dezember 1907.) 642 


terminiert, scheint dies dagegen zu sprechen; 
indessen wissen wir nicht bestimmt, was ssn 
ist (eine Art Lotus?), wie man sich auch 
denken kénnte, dass die bekannte Lotus- 
Figur wegen ihrer entfernten Aehnlichkeit 
— wenigstens in der Schrift — mit einer 
Viciabliite mangels besseren Zeichens benutzt 
werden könnte. Uebrigens steht in Pap. 
Hearst nicht s8n, sondern érd Pf. 


Zu dem demotischon Ostrakon mit 
jüdischen Eigennamen. 


Von W. Spidgelberg. 


In meiner Notiz über das demotische 
Ostrakon von Tell el Jehüdije im letzten 
Hefte dieser Zeitschrift (S. 595) vergass ich 
auf die Schwierigkeit hinzuweisen, welche 
meine Datierung des demotischen Textes 
schafft. Denn wenn man das Ostrakon 
spätestens in die Zeit des Ptolemaios IV 
Philopator setzt!) so kann es mit dem erst 
unter Ptolemaios VI Philometor (um 160 
v. Chr.) gebauten Oniastempel nichts zu tun 
haben. Will man also nicht annehmen, dass 
das Stück durch Zufall?) an die Stelle ge- 
raten ist, an der es gefunden wurde, also 
von weither dorthin verschleppt worden ist, 
so bleibt auch die Möglichkeit bestehen, es 
zu einer jüdischen Ansiedelung in Beziehung 
zu setzen, die vor dem Bau des Onias- 
tempels hier bestanden hat. Denn dass dieser 
Tempel in einer schon bestehenden jüdischen 
Kolonie des Deltas gebaut wurde, ist a 
priori wahrscheinlich. Jedenfalls ist in Er- 
wägung aller Umstände — auch abgesehen 
von der paläographischen Datierung?), die ich 
bei unserer gegenwärtigen Kenntnis der de- 
motischen Schrift nicht mit absoluter Sicher- 
heit zu geben wage — die Annahme sehr 
bedenklich, dass die in dem Ostrakon ge- 
nannten Ziegelarbeiter an dem Oniastempel 
gebaut haben. W. Spiegelberg. 


1) Zu dieser Datierung scheint auch Griffith 
zu neigen. „Mr. Griffith agrees that it may be as 
late as Ptolemy Philometor, though he would have 
been inclined to date it rather earlier, (Petrie im 
Text der in Frage stebenden Publikation 8 26). 

*) Dafür könnte sprechen, dass in der ganzen 
grossen Anlage nur dieses eine Ostrakon zu Tage 
gekommen ist. 

*) Bie ist mir allerdings sehr wahrscheinlich. 


648 (Мо. 12.) 


Zu Sari. 


Der angenommene Uebergang von Subari 
zu Süri dürfte eine Bescätigung erhalten 
durch eine Schreibung, auf welche Zimmern 
mich aufmerksam gemacht hat. Bei Mac- 
millan, Relig. Texts XXX Z. 25/26 (Beitr. 
Assyr. V) heisst es іп der Beschreibung 
der Reise des Tammuz nach der Unterwelt, 
dass ег in die Steppe Su-u')-a-ra = sum. 
A Ha. Ki (= Subari в. OLZ. 1907, 411) 
kommt. Damit wiirde also eine Zwischen- 
ied gegeben sein, welche das b verflüchtigt 

at. 

Vielleicht liegt eine weitere Bestatigung 
in den Tel-Amarna-Briefen vor. Hier ist in 
dem Briefe Zimridas (von Sidon?) W. 148 
— Knudtzon 145, Zeile 22 nach Knudtzon 
nicht Zu-mu-ri, sondern zu--ri (K.: Zu-ub-ri) 
zu lesen: ,nicht gelangt der Hauch seines 
Mundes zu seinen Dienern, die in Su'ri sind“. 
Das würe dann die nüchste Stufe der Ent- 
wicklung Subari, Sufri, Suwri, Bn агі, Su ri, 


Süri. | 
November 1907. Hugo Winckler. 


Altertums-Berichte 
aus dem Kulturkreise des Mittelmeers. 


Й 


145. Whrend der diesjährigen А bung in 
Numantis hat Schulten die letzten drei Lager Sci- 
pios gefunden, eins lag nicht auf der Hügelkette im 
Süden der Stadt, sondern am Fusse derselben, un- 
mittelbar am Flusse. Das eine Lager wurde ganz, 
das andere teilweise freigelegt. An mehreren Stellen 
hat man Reste eines noch älteren Lagers, vermut- 
lich desjenigen, das Marcellus im Jahre 153 errichtet 
hat, entdeckt. 

(Köln. Ztg. 1907. No. 1114.) В. 


146. Dante Vaglieri berichtet, dass die in Rom 
unweit der Lucullusgärten aufgedeckten Mauerreste 
einem älteren, inneren, schwächeren Mauerringe an- 
gebören, hinter der servianischen Mauer. Zwischen 
beiden Mauern hat man Vasen gefunden. Beim Bau 
des neuen Hauptbahnhofs musste man einen Teil der 
servianischen Mauer abtrayen. Boni fand dabei. dass 
die grossen Quadern derselben nicht durch Kalk, 
sondern durch eiserne Klammern zusammengehalten 
wurden. 

(Germania 1907. No. 250.) B. 


1) Dass so — das Zeichen, welches = ruhgu ist 
— zu lesen, beweist das Duplicat Reisner, Hymuen 
No. 80 — als Duplicat erkannt von Meissner. Hier 
hat das Original nach Zimmerns Vergleichung tat- 
sächlich so. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Dezember 1907.] 644 


147. Im Akropolis- Museum zu Athen arbeitet 
H. Schrader (Innsbruck) daran, die zabllosen Brach- 
stücke archaischer Skulpturen aus Porosstein und 
Marmor zusammenzusetzen. Die Ergebnisse sind 
glänzend. Eine Reihe von weiblichen Gestalten und 
kleineren Gruppen wachsen allmählich aus ihrer Leb- 
losigkeit heraus. Letzthin war es Heberdey gelungen, 
ein Giebelfeld eines kleinen Tempels mit den daza 
gebdrenden Gesimsen so wiederherzust:llen. 

(Nordd. Allg. Ztg. 1907. No. 260.) B. 

148. Arvanitopulos hat in Pagasai bei der 
Freilegung einer alten Mauer etwa vierzig Grab- 
stelen und Grabsteinbruchstücke mit ausserordent- 
lich gut erhaltenen Malereien gefunden, die etwa 
aus dem 3.—2. Jahrh. v. Chr. stammen. Es handelt 
sich um Darstellungen aus dem Leben (ein Mann, 
der von seiner Gattin Abschied nimmt; ein Jüngling, 
dem ein Hund entgegenspringt; ein Gastmahl usw.). 
Der Maler Gilleron hat die bedeutendsten Stücke für 
die Archäol. Ges zu Athen kopiert. Die Originale 
werden in Volo aufbewahrt. Ausserdem hat man 
noch Bruchstücke von Inschriften und Statuen u. 
dergl. gefunden. 

Dresden. Journ. 1907. No. 252.) B. 


149. Flinders Petrie hat in Rifeh in der Gegend 
von Asiut zahlreiche ägyptische Seelenhüuschen aus- 
gegraben, auf grund deren sich die Entwicklung 
dieses totenkultiscben Brauchs von prähistorischer 
bis in die spätere Zeit feststellen lässt. h. 

160. In der Jahresversammlung des Pal. Expl. 
Fund berichtete Grenfell über die in Oxyrrbynchos 
erfulgte Auffindung eines Evangelienstückes. Es ist 
ein Gespräch zwischen Jesus und einem Pharisäer 
über das Wesen der Reinigung und wirft ein Licht 
auf die unkanonischen Traditionen, die in den christ- 
lichen Gemeinden während des dritten und vierten 
Jahrhunderts umliefen. — Andere Papyri enthielten 
Teile des verlorenen griechischen Originals der Acta 
St. Petri und eine unbekannte Version der Acta St. 
Johannis mit neuen Wunder- und Legendenerzählungen. 
— Ausserdem wurde eine neue Ode Pindars für die 
Bewohner von Keos entdeckt und 900 Verse der 
euripideischen Tragódie Hypsipyle, die den Inbalt 
und den dramatischen Aufbau des Stückes deutlich 
erkennen lassen. Die Fragmente sind von hoher 
dichterischer Schönheit und dramatischer Kraft. 

(Voss. Ztg 1907. No. 539.) B. 

161. Eine Expedition der Universitat Liverpool unter 
der Leitung Gurstang's hat in der Nähe von Aby- 
dos wertvolle Funde gemacht, u. a. Inschriften, 
3 Osirisstatuen aus Bronze, ein Nilpferd aus Porzellan, 
die höchst künstlerisch ausgeführte Statue einer Ne- 
gerin mit Kind und Toilettengegenntände. Es soll 
eine zweite Expedition unter Garstangs Führung aus- 
gesandt werden. 

(Berliner Tagebl. 1907 No. 545) B. 

152. (Vgl. 0.1, Z. Juni 1906). In den Mitt. d. 
D. O. G. No. 34 berichtet G. Móller über die Aus- 
grabungen in Abustr el-Meleq im Jahre 1906. 
Es wurden 257 Gräber geöffnet, die von dem pr&- 
historischen Volke mit Hilfe von Tonscherben aue- 
gehoben sein müssen. Auf einem Hügel fanden sich 
nord-südlich gerichtete, gemauerte Gräber mit einigen 
Querschwellen aus lufttrockenen Ziegeln, auf denen 
die Leiche in Hockerstellung lag. An dem nördlichen 
Fussende lagen die Beigaben. Vielfach waren Brand- 
spuren erkennbar. Die Funde waren: Ton- und 


645 [No. 12.) ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Dezember 1907.] 646 
Steingefüsse, Feuerstein- und Obeidianmesser, Haar- An der Universität Berlin ist ein Ind i- 
Schminkgriffel, Salblöffel aus Knochen und | sches Seminar eingerichtet worden. Dasselbe wird 


feile, 
Elfenbein, Armreifen aus Muschelsubstanz, Kupfer, 
Knochen und Elfenbein, Schminktafeln. Von selt- 
neren Gegenständen seien erwähnt: ein Feuerstein- 
messer mit Holzgriff. zierliche Gefässe aus Alabaster 
und schwarzem Stein, eine „Pilgerflasche“, ein Siegel- 
linder aus Elfenbein mit Tierdarstellung und 
"Scheinmehl*. Ee fanden sich auch Nachbestattungen 
aus der Hyksoezeit mit Tongefässen ägyptischer und 
fremder Arbeit, Skarabien und Kettengliedern mit 
Darstellungen, die an kleinasiatische erinnern. — Auf 
dem nördlicher gelegenen Bestattungsplatze der Spät- 
zeit wurde eine Grabanlage von sieben Kammern 
mit 19 Leichen aus der römischen Kaiserzeit gefunden. 
Ferner berichtet L. Borchardt über die Aus- 
лген auf dem en von Abustr. 
er Totentempel des Nefer-er-ke-re wurde voll- 
stindig ausgegraben. Man stellte mehrere Вап- 
perioden fest. Namentlich hat die Anlage der Py- 
ramide des Ne-user-re die grössten Eingriffe in den 
Bau bedingt. In der Pyramide des Nefer-er-ke-re 
warde nicht viel gearbeitet. In dem Totentempel 
fand man einige Papyrus aus der fünften und sechsten 
Dynastie, u. &. einen grösseren Brief und Tausende 
von Siegelabdrticken von Krug- und Kastenverschlüssen. 
Mit Hilfe dieser kann man ‚die vollständige Reihe 
der Könige vom Ende der vierten bis sum Anfange 
der sechsten Dynastie mit all ihren Titeln und 
Namen, den Namen ihrer Grabdenkmäler und Sonnen- 
beiligtümer feststellen. — In dem Tempelmagazin 
entdeckte man die wiederherstellbaren Reste von 
poe Scheingefüssen aus Fayence auf Holz- 
ern in verschiedenartiger Technik. — Eine Ver- 
suchsgrabung auf dem Sonnenheiligtum Sep-re des 
User-kef lieferte zahlreiche Siegelabdrücke aus dem 
Anfange der fünften und aus der vierten Dynastie. 
— Eine Grabung im Torbau des Sahu-re war sehr 
ergebnisreich. "Die Steinmetzzeichen an den Basalt- 
blöcken der Pflasterung lassen sich zu einer Inschrift 
zusammenfügen. Von grosser Wichtigkeit für die 
Kunstgeschichte, namentlich wegen der ausserordent- 
lichen Feinheit der Arbeit, sind die gefundenen Re- 
liefs. Auf einem wird ein bisher unbekannter alter Gott 
dargestellt, dessen Emblem, ein Stierkopf mit rand 
nach unten gebogenen Hörnern nunmehr richtig ge- 
deutet werden kann; auf einem anderen wird u- 
re von der Göttin Nechbet genBugt; auf einem dritten 
sertritt der König als Gott Sopdu seine Feinde; auf 
einem vierten sieht man eine Reihe von Göttern je 
zwei gefesselte Feinde herbeiführen. — Weiterhin 
sind Ausgrabungen am Totentempel des Sahu-re be- 
gonnen worden. — 

163. L. Borchardt berichtet ebenda über eine in 
Tell-el-Amarna im Januar 1907 vorgenommene Vor- 
untersuchung. Danach soll eine Grabung an dieser 
Stelle ausserordentlich aussichtsvoll sein. B. 

154. Im Laufe dieses Winters wird eine archä- 
ologische Expedition unter Leitung des Vicomte de 
Mathuisieulx, der vor einigen Jahren das Hinterland 
von Tripolis erforscht hat, nach der Oase Siwa 
aufbrechen. B. 


Mitteilungen. 


Der Benediktinerabt Gasquet hat einen Pealter 
aus dem J. 970 in der Bücherei des Herrn Turville 
Petre in Bosworth Hall (Leicestershire) entdeckt. 
Die Handschrift dürfte vom Britischen Museum er- 
worben werden. 


daselbst ernannt worden. 


von Pischel, Zimmer, Brückner und Schulze geleitet. 


Wie die Frankf. Ztg. vom 1. Nov. meldet, trat 
der Forschungsreisende Koslow am 31. Okt. an der 
Spitze einer Expedition eine auf zwei Jahre berechnete 
Reise nach Zentralasien an. Soh. 


E. Brandenburg, der momentan zur Untersuchung 
von Grotten in Etrurien weilt, hat dort diesbezügliche 
Funde gemacht, die interessante Parallelen zu Grotten- 
bauten in Kleinasien, seinem eigentlichen Arbeitsfeld, 
bieten. Im Anschluss an die Etruriertheorie Evans 
und die neuesten Funde Milanis werden sich auch 
auf diesem Gebiet BezieLungen zum kleinasiatischen 
Kulturkreis feststellen lassen. "E 


In der Vereinigung für staatswissenscbaftliche 
Fortbildung in Berlin - sprach Kampffmeyer am 
22. XI. 1907 über die wirtschaftlichen Verhältnisse 
und die neuesten Ereignisse in Marokko. Er schildert 
es auf Grund eigener Beobachtungen als ein trots 
der unglaublichen Misswirtschaft ausserordentlich 
reiches d. Von religiösem Fanatismus ist nicht 
viel zu merken; der persönliche Vorteil bestimmt das 
Handeln der Marokkaner. Nicht die Europäer sind 
im Lande verhasst, sondern nur die Franzosen, die 
durch ihr herausforderndes Betragen selber daran 
schuld sind. Die Berichte der Dépéche marocaine 
über die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse 
sind sehr unzuverlässig. Ап der Ausfahr ist Deutech- 
land sehr stark beteiligt; der Handel im Innern liegt 
5 e 5 3 Die deutsche Post 

ilt im e als die beste zaverlissigste. 
гі (Voss. Ztg. 1907. No. 651.) B. 


Personalien. 


Dr. W. Otto in Breslau wurde an Stelle von 
O. Seeck als a.o. Professor für alte Geschichte an 
die Universitit Greifswald berufen. Sch 

І, Scherman in München ist nebenamtlich 
sum Vorstand des . Ethnographischen EE 


В. Duval, Professor für aramäische Sprache 
und Literatur am Collège de France, hat sein Lehr- 
amt niedergelegt. Sch. 


Zeitsehriftensehau. 


The Academy. 1907. 

1851. Ol. Anet, Through Persia in a Motor Car, 
by Russia and the Caucasus, bespr. v. — 

1852. J. L. Brown, Istar and Tammuz, and other 
Poems, va dM — J. E. Phythian, Trees in nature, 
Myth and bespr. v. — 

1868. R. A. Nicholson, A Literary History of 
the Arabs, bespr. v. — 


Amer. Journ. of Archaeology. 1907. 

XI 8. B. W. Bacon, A New Inscription from 
Upper Galilee. — O. 8. Tonks, An Interpretation of 
the So-called Harpy-Tomb. .— Notes on recent er- 
cavations and discoveries: Adulis and Gabaza, Pre- 
liminary Investigation of the Rains; Aksum, The An- 
cient Monuments ; Constantinople, Inscriptions; Egypt, 
Excavations by the British School of Archaeology, 
— German Excavations in 1906, — Excavations in 
1907, — Assuan, The Aramaic Papyri, — Bubastis, 
Egyptian Plate, — Cairo, Greek Bronzes, — Deir 


647 (Мо. 12.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Dezember 1907.) 648 


el-Bahari, Recent Excavations, — Lisht, Excavations 
of the Metropolitan Museum, — Thebes, The Tomb 
of Queen Thyi, — Wady Halfa, A Temple of the 
Eighteenth Dynasty; Babylonia and Assyria, Assyri- 
ology in the year 1901, — Latest Researches in ba- 
bylonian-assyrian Religion, — The German Ex- 
cavations; Syria and Palestine, Ancient Palestine, — 
Aleppo, A Hittite Cuneiform Tablet, — Gezer, Re- 
sumption of Excavations, — Jerusalem, A New Holy 
Place, — A Greok Inscription found near the Church 
of St. Stephen, — Palmyra, Tesserae, — Scythopolis, 
Present State of the Ruins; Asia Minor, Anatolia, 
Report of a Journey in the Summer of 1906, — 
Aphrodisias, Inscriptions, — Boghaz-Ködi, Excavations 
in the Summer 1906, — Chirishli Tepe, A Primitive 
Shrine, — Cyzicus, New Inscriptions, — Pergamon, 
Progress of tbe German Excavations; Samos, Hybla; 
Africa, Carthage, The Cemetery at Mcidfa, Seals and 
Inscriptions, — Henchir Chorab, A Dedication, — 
Henchir Kemablel, Christian Inscriptions, — Тһа- 
braka, Mosaics. — 


The Athenaeum. 1907. 

4174. Th. D. Seymour, Life in the Homeric 
Age, bespr. v. — Anthropological Essays presented 
to E. B. Tylor Edit. by W. H. R. Rivers, R. R. Ma- 
rett, A. N. W. Thomas, bespr. v. — 

4175. R. M. Burrows, Discoveries in Crete. — 

4176. L. W. King a. H. R. Hall, Egypt and 
Western Asia in the Light of Recent Discoveries, 
bespr. v. — 

4177. W. W. Bryant, A History of Astronomy, 
bespr. v. — 


Bell. ғ. Allg. Ste (München) 1907. 

184. Forschungen in Tibet (Bericht über Sven 
Hedins Expedition) — 

187. C. K., Die Ausgrabung von Püstum (d. alte 
Poseidonia in Unteritalien). 

188. W. Kroll, Die Poetik der Alten. — Zur 
Kunde der Balkan-Halbinsel, hrsggb. v. C. Patsch V.: 
Th. A. Ippen, Skutari und die nordalbanische Küsten- 
ebene, bespr. v. J. J. — F. Hosen, Eine deutsche 
Gesandtschaft in Abessinien, bespr. v. G. Escherich. 


Berl. Philol. Wochenschr. 1907. 

38. P. Krüger, Philo und Josephus als Apolo- 
ipis des Judentums, bespr. v. W. Bousset. — W. 

elck, Beitrige zur alten Geographie und Geschichte 
Vorderasiens, bespr. v. P. Jensen. 

39. A. E. Brooke and М. Mc. Lean, The old Tes- 
tament in greek. I 1. Genesis, bespr. v. E. Nestle. — 
W. Wund, Völkerpsychologie, II 2. Mythus und Re- 
ligion, bespr. v. K. Brucbmann. 

40. M. Pancritius, Studien über die Schlacht bei 
Kunaxa, bespr. v. Berndt. 


Bull. bibliogr. et pédagog, du Musée 
Belge. 1907 


8. B. P. Grenfell, A. 8. Hunt et E. J. Good- 
speed, The Tebtunis Papyri IL, bespr. v. J. P. W. 
— E. Costa, Storia del diritto romano pubblico, bespr. 
v. L. Halkin. — J. Koch, Römische Geschichte, bespr. 
v. L. H. — F. Cabrol, Dictionnaire d'archéologie 
chrétienne et de liturgie, bespr. v. — G. Rivière, 
La Terre des Pharaons, bespr. v. — 


Oomptes Rendus. 1907. 

Juin. Pelliot, Auszüge aus zwei Briefen aus Tur- 
kestan. — Sitzung vom 14. Juni; Bemerkungen von 
Dieulafoy über Forschungen in Persien, H. Deren- 
bourg über arabische Inschriften aus Diyärbekir, 
Oagnat über Funde іп Bordj-Djedid (Tunis) Oler- 


mont-Ganneau tiber die griechisch-nabatäische Bilingue 
aus Mileh (mit Reproduktion der Inschrift). — Н. 
Derenbourg, Notes sur deux inscriptions arabes de 
Diyär-Bekr. — Sitzung vom 21. Juni: Brief der PP. 
Jansen und Savignac tiber ihre Forschungsreise in 
Arabien. — M. Gauckler, Note sur un vase égyptien 
en forme de gourde trouvé dans la nécropole proto- 
punique de Dermech. — H. Derenbourg über die 
Chronik des Aboü 'l-Mabásin Yoüsouf Ibn Tagrt- 
bardi. — Heuzey über 4 Bünde der Babylonian Ex- 
pedition of the University of Pensylvania. 


Deutsche Lit.-Zeit. 1907. 

. A. Harnack, Lukas, der Arst, bespr. v. E. 
Preuschen. — M. Schorr, Altbabylonische Rechtsur- 
kunden aus der Zeit der 1 babylonischen Dynastie, 
bespr. v. A. Ungnad. — F. Perles, Die Poesie der 
Juden im Mittelalter, bespr. v. G. Karpeles. — 
Manuel d'art musulman. I. H. Saladin, L'architeoture. 
II. G. Migeon, Les arte plastiques et industriels, be- 
spr. v. F. Sarre. 

41. J. Pollak, Der Charakter der arabischen Phi- 
losophie. — P. Haupt, Purim, bespr. v. H. Gress- 
mann. — R. M. de Azkue, Discionario vaseo-espaáol- 
francés, bespr. v. C. C. Uhlenbeck. — N. Milasch, 
Das Kirchenrecht der morgenländischen Kirche, be- 
spr. v. N. Bonwetsch. 


Deutsche Revue. 1907. 

Oktb. Graf Vay de Vaya und Luskod, Aus 
meinen ostasiatischen Aufzeichnungen über die Künste. 
— W. Hess, Jesus von Nazareth, bespr. v. Br. — 


Dtsch. Rundscb. f. Geogr. u. Stat. 1907. 

XXX 2. F. J. Bieber, Von Adis Ababa über den 
Assabot nach Dschibuti. — Die indische Witwen- 
verbrennung. — Vorgeschichtliche Tierfunde im Süden 
von Deutsch-Ostafrika. — 


Deutsche Rundsohau. 1907. 
XXXIV 1. O. Seeck, Der antike Brief. 


The Bdinburgh Review. 1907. 

422. H. J. Morley, Signs of the Times in In- 
dia. — А. Ohéradame, La Question d'Orient. La 
Macédoine. Le Chemin de Fer de Bagdad. — G. 
Le Strange, The Lands of the Eastern Caliphate; 
14., Baghdad under the Abbasid Caliphate; W. St. 
Chad Boscawen, The First of Етрігев; Б Е.В. Lynch, 
Armenia; V. Bérard, Vers Bagdad, bespr. v. — Eli- 
zabeth Bisland, The Life and Letters of Lafoadio 
Hearn; Lafcadio Hearn, Kokoro; id., сапада 
Buddha Fields; Glimpses of Unfamiliar Japan; 
Out of the East, bespr, v. — М. 
Musulmani di Sicilia, bespr. v. — 


in 
otto; 
Amari, Storia dei 


The English Histor. Review. 1907. 

XXII 88. A. H. Sayce & A. E. Cowley, Aramaic 
Papyri Discovered at Assuan, bespr. v. St. A. Cook. 
— J. Geffcken, Zwei griechische Apologeten, bespr. 
v. P. V. M. Benecke. — J. Haury, P ii Caesa- 
riensis opera omnia ПІ, 1., bespr. v. J. B. Bury. — 
L. Caetani, Annali dell’ Islam, bespr. v. G. Le Strange. 
— H. Smith William, History of the Art of Writing, 
bespr. v. 8. G. — D. M. Robinson, Ancient Sinope, 
bespr. v. 8. L. M. — 8. Witkowski, Epistulae Pri- 
vatae Graecae, bespr. v. D. G. H. — The Works of 
Flavius Josephus Translat. by Whiston, edit. by D. 
S. Margoliouth, bespr. v. G. 4 G. — G. F. Abbott; 
Israel in Europe, bespr. v. E. R. Y. — J. Leo. Die 
Entwicklung дев ältesten japanischen Seelenlebens, 


bespr. v. F. V. D. — 


De: 


649 [No. 12.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Dezember 1907.) 650 


The Bxpository Times. 1907. 

XIX 2. Prof. Sanday on the Apocalypse. — 
Was the Author of the ‘Apocalypse’ himself a Suf- 
ferer in the Neronian Persecution? — A New Inter- 
pretation of the 23rd Psalm. — The Relation between 
the 28rd Psalm and the Lord's Prayer. — W. F. 
Lofthouse, The Old Testament Books and their Re- 
dactors. — H. Hashdall The Theory of Good and 
Evil: A Treatise on Moral Philosophy, bespr. v. S. 
Iverach. — M. N. Adler, The Itine of Benjamin 
of Tudela; Prof. Bennett, The Life of Christ accor- 
ding te St. Mark; W. F. Lofthouse, Ezekiel; Prof. 
Findlay, Jeremiah and bis Group; Bose, Soteriology 
of the New Testament (new edit); C. C. Brown, 
China in Legend and Story; E. M. Wherry, Islam 
and Christianity in India and the Far East; J. Camp- 
bell, Oman, The Brahmans, Theists and Muslims of 
India. 

Folk-Lore. 1907. 

XVIII 3. J. L. Weston, The Grail and the rites 
of Adonis. — D. Kidd, Lavage childhood: a study 
of Kafir children, bespr. v. R. R. Marett. 


Frankf. Ztg. 1907. 
282. Sven Hedin in 
mageren Jahre. — 


La Géographie. 1907. 

XVI 4. Desplagnes, Les sources du Bakoy. 
Regions аогіѓёгев soudanaises. — La convention ang- 
lo-russe du 81 aodt 1907. — P. Clerget, La production 
de la soie en Perse. — D. Aitoff, Exploration de M. 
Mark Sykes dans la Mesopotamie septentrionale. — 
Ch. Rabot, Nouvelles du Dr. Sven Hedin au Tibet. 
— id. Exploration de M. S. Hedley dans la Mongo- 
lie intérieure. — Ch. Rabot, Le climat du Togo. — 
id., Exploration de la Komadougou-Yobé. — Mission 
d'Ollone. Les óvónements du Maroc et les cartes de 
la mission hydrographique. — 


Globus. 1907. 

16. F. Crasselt, Japanische Schrift und Sprache 
und der evan Unterricht darin. — F. Maurer, 
Der Pballusdienst bei den Israeliten und Babyloniern. 

17. S. Weissenberg, Palüstina in Brauch und 
Glauben der heutigen Juden. — M. Löhr, Volksleben 
im Lande der Bibel, bespr. v.— A. Hangi, Die Mos- 
lims in Bosnien und der Herzegowina, bespr. v. — 

18. A. Musil, Arabia Petraea I.; id., von 
Arabia Potraea, bespr. v. 8. — 


Hakedem.  Vierteljahrsschrift für die Kunde 
des alten Orients und die Wissenschaft des Juden- 
tams. Herausg. von J. Markon und A. Sarsowsky. 
L Jahrg. St. Petersburg 1907. 

Heft I: Tallquist, Typen der assyrischen Bilder- 
sprache. Bla u, talmudische Aufschitisse zu Inschriften. 
Sarsowsky, Babylonisch-biblische Notizen. D. von 
Günzburg, la cabale A la veille de l’apparition du 
Zohar. Zeitschriften-Revue. Besprechungen: Tall- 
quist, Neubabyl. Namenbuch. Klausner, Die 
messianischen Vorstellungen desjtid. Volkes. Daiches, 
Altbabyl. Rechtsurkunden. Indelewitz, Die Juden 
in Babylonien І (Sarsowsky) ). Chajes, Glossen u. 
Berichtigungen zu den Gedichten des Immanuel. 
Markon, Ein Milinah-Fragment mit babyl. Punktation. 
Bacher, Der jerusalemische Talmud su Hállin und 
Bechüróth. Sarsowsky, Die Unterjochung von Sa- 


libet. — Die sieben 


!) Die letztgenannten 3 Besprechungen sowie die 
folgenden 5 Abhandlungen sind in hebräischer 
Bprache verfasst. 


maria und Juda nach den Berichten der assyrischen 
Könige. Gudemann, Die Bedeutung des Midraš 
für die Auslegung der Schrift. 


Journ. Asiatique. 1907. 

X 1. А C. Barbier de Meynard, Surnoms et 
sobriquete dans la littérature arabe. — A. M. Boyer, 
L'inscription de Särnäth et ses parallèles d’Allahä- 
bad et de Sänchi. — A. Meillet, Le dieu indo-iranien 
Mitra. — Addai Scher, Notice sur la vie et les oeu- 
vres de Yohannan ber Penkayó. — de Charencey, 
Le pronom de la Ire personne en géorgien et en su- 
sien. — M. R. Dussaud, Les arabes en Syrie avant 
ГІ ат, beepr. v. СІ Huart. — H. Möller, Semitisch 
und Indogermanisch I. Konsonanten, bespr. v. P. 
Bourdais. — W. Caland et V. Henry, L'Agnistoma 
Description compléte de la forme normale du sacri- 
fice de soma dans le culte védique II, bespr. v. A. 
Guérinot. — 


Journ. of the Gypsy Lore Soo. 1907. 

N. 8, I 1. J. Sampson, Gypsy Language and 
Origin. — J. H. Yoxall, A Word on y me. 
— J. Sampson, Welsh Gypsy Folk-Tales 1. Kali Ra- 
ni. — Н. Th. Crofton, Supplemen Annals of the 
Gypsies in England before 1700. — F. N. Finck, Die 
Grundzüge des Armenisch - Zigeunerischen Sprach- 
baus. — F. Krauss, Two Tales from Slavonia. 
— W. E. A. Axon, A Gypsy ct from the XVI] the 
century. — 

2. D. Mac Ritchie, Gypsy Nobles. — J. Samp- 
son, The German Gypsies and Blackpool. — W. Gal. 
lichan, The Gypsies of Andalusia. — B. Gilliat- 
Smith, The Gypsies of the Rhine Province in 1902--8. 
— Tihowir R. Gjorgjevió, Die Zigeuner im Vlaseni- 
caer Bezirke in Bosnien. — J. Sampson, Welsh Gyp- 
sy Folk-Tales No. 2. I. Réikani Mira. — 


Journ. of the Royal Asiat. Soclety. 1907. 

Octb. E. B. Howell, Some Border Ballads of the 
North-West Frontier. — Tufail al-Ganawi: a poem 
from the Agma-Eyät іп the Recension and with the 
Comments of Ibn as-Sikkit. Ed. by F. Krenkow. — 
M. Gaster, The Hebrew Version of the “Secretam 
Secretorum”, a mediaeval treatise ascribed to Aris- 
totle. — A. H. Sayce, Two Hittite Cuneiform Tablets 
from Bogbaz Keui. — У.А. Smith, ‘White Hun’ Coin 
of Vyäghramukhs of the Chapa (Gurjara) Dynasty 
of Bhinmäl. — А. В. Keith, Some Modern Theories 
of Religion and the Veda. — J. Kennedy, The Child 
Krshna. Christianity, and the Gujars. — J. H. Mar- 
shall, Archaeological Exploration in India, 1906—7. — 
J. F. Fleet, Moga, Manes, and Vonones. — 14. A 
Point in Palaeography. — R. Sewell, Archaeol in 
South India. — М. L. Dames, Christian and Mani- 
chaean MSS. in Chinese Turkestan. — D. S. Mar 
liouth, Fresh Light on the Poem attributed to 
mau'al. — T. d. Pinches, Notes on Exploration in 
Western Asia. — Indian Epigrapby in 1907. — J. 
R. Jewett, Mir'át az-Zamán (a. h. ) bespr. 
v. H. F. A. — H. Lüders, Das Würfelspiel im alten 
Indien; E. Sieg, Brucbstück einer Sanskrit- Gramme- 
tik aus Chinesisch-Turkestan, r. v. E. Leumann. 
— A. Catalogue of Palm-leaf and Selected Paper 
MSS. belonging to the Durbar Library, Nepal. B 
Mahamahopadhyaya Hara Prasad Sastri, bespr. v. J. 
Joly. — Е. Aymonier et A. Cabaton, Dictionnaire 


Cum-Francais, bespr. v. C. О. Blagden. — Don Mar- 
tino de Zilva, Wickremasinghe, Archaeological abd 
of Ceylon I, 1—3, bespr. v. E. Müller. — W. W. 
Skeat a. Ch. O. Blagden, The Pagan Races of the 
Malay Peninsula, bespr. v. В. C. Temple. — W. 86. 
Caldecott, The Tabernacle, its History and Structare 


651 [No. 12.) 


IL ed.; id., Solomon's Temple, its History and its 
Structnre, Беврг. v Pinches. — M. Schorr, 
Altbabyloniscbe Rechtsurkunden aus der Zeit der 
I. babylonischen Dynastie (2300—2000 v. Chr.), be- 

r. v. T. G. Pinches — L. O. Casartelli, Ferdinand 
usti. — Theodor Aufrecht. — 


Kölnische Ste, 1907. 
1028. Das Aegyptische Postwesen (1880—1906). 


Literar. Zentralbl. 1967. 

42. F. Murad, Die Offenbarung Johannis in einer 
alten armenischen Uebersetzung, (u.) F. O. Conybeare, 
The Armenian version of revelation and Cyril of 
Alexandria’s Scholia, bespr. v. E. Preuschen. 


The Monist. 1907. 

XVII 4. O. Pileiderer, The evolution of chris- 
tianity, translated from the german. — L. H. Mills, 
Avesta eschatology compared with the books of Da- 
niel and revelation (Scbluss). — G. W. Schaw, Samp- 
son aud Shemesh once more. — O. Pfleiderer on 
the Samson story (a translation. — E. G. Browne, 
A literary history of Persia, bespr. v. ? 


The Nation. 1907. 

2203. The Gospel of Barnabas. Edit. a. trans- 
lat. from the Ital. MS. by Lonsdale a Laura Ragg; 
Hegemonius Acta Archelai. Hrsggb. v. Ch. Н. Beeson, 
bespr. v. — A. B. Lloyd, In Dwarf Land and Canni- 
lm Country: Travel and Discovery in Central Africa, 

espr. v. — 


Natur u. Offenbar. 1907. 
9. J. A. Gobineau, Die geistige und religidse 
Eigenart der Asiaten, übersetzt von B. Krembs. 


Neue Jahrbücher. 1907. 
9. W. Wundt, Völkerpsychologie II 2, 
und Religion, bespr. v. R. M. Meyer. 


Revue Archéol. 1907. 

Juillet-Aout. Général de Beylió, L'architecture 
des Abbassides au IXe siöcle. Voyage archéologique 
à Samara, dans le bassin du Tigre. (Mit Abbildungen 
und 10 Tafeln.) — Н. Frère, Sur le culte de Caelestis. 
— M. Much, Die Trugspiegelung orientalischer Kultur 
in den vorgeschichtlichen Zeitaltern Nord- und Mittel- 
europas, S J. Toutain, Les cultes paiens dans l'empire 
romain, (u.) L. Siret, Orientaux et occidentaux en 
Espagne aux temps prébistoriques, (u. E. Kalinka, 
Antike Denkmäler in Bulgarien, bespr. v. 8. В. 


Revue Bénédiot. 1907. 

4. De Bruyne, Un petit apocrypbe biblique dà à 
Winithaire de Saint-Gall (Abrahams Geschlechts- 
register). — H. Vincent, Canaan d'après l'exploration 
récente, bespr. v. D. E. В. 


Revue Oeitique. 1907. 

XXVIII 3. A 8. Reinach, Le „Pain Galate* 
(zu einer alten Notiz über das heilige Buch der 
Galater). 


Revue Oritique. 1907. 

42. Н.О. Lea, A history of the inquisition in 
Spain, ge v. 8. Reinach. 

48. U. Wilcken, Der Traum des Königs Nekto- 
naboe, (u.) J. B. Chabot, Inventaire sommaire des 
manuscrits coptes de la Bibliothéque Nationale, 
bespr. v. G. Maspero. — S. Cid Kaoui, Dictionnaire 
français — tachelbit et tamazir't, (u.) Saïd Boulifa, 
Manuscrits berbéres du Maroc, bespr. v. R. Basset. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


Mythus ` 


[Dezember 1907.] 652 


Revue des Études Grecqes. 1907. 
No. 88. G. Gundel, De stellarum appellatione et 
religione romana, bespr. v. G. Glotz. 


Revue Historique. 1907. 

XLV 2. J. Flach, La propriété collective en 
Cbaldée et la prétendue féodalitó militaire du Code 
de Hammourabi. — P. Batiffol, Questions d'enseig- 
nement supérieur ecclésiastique; L. Duchesne, 
Histoire ancienne de l'Eglise A., Ob. Guignebe 
Manuel d'histoire ancienne du christianisme; Кага 
Ter-Mekerttschian et Erwand Ter-Minassiantz, Des 
beiligen Irenäus Schrift zum Erweise der apostolischen 
Verkündigung; W. B. Smith, Der vorchristliche Jesus; 
H. Reckendorf, Mohammed und die Seinen; A Har- 
nack, Die Mission und Ausbreitung des Christentums 
in den ersten drei Jabrhunderten; Th. Mommsen, Le 
Droit pénal romain. Trad. par. J. Duqueuse; P. Allard, 
Les Dernières persécutions du IIIe sıöcle 3 édit; A. 
Dupin, Le Dogme de la Trinité dans les trois pre- 
miers siécles; H. Delehaye, Les Légendes hagiogra- 
pogani H. Leclercq, Manuel d'archéologie chrétienne, 

espr. v. Ch. Guignebert. — F. Smith, Die römische 

Timokratie, bespr. v. Ch. Lécrivain. — A. Linsen- 
mayer, Die Bekämpfung des Christentums durch den 
römischen Staat bis zum Tode des Kaisers Julian 
(363), bespr. v. id. — Bonet-Maury, L’islamisme et 
le christianisme en Afrique, bespr. v. G. M. 


Revue d'Histoire diplomat. 1907. 
4. F. Ch. Roux, Les échelles de Syrie et de 
Palestine. 


La Revue de Paris. 1907. 

19. E. Doutté, Au Pays du Moûlaye Hafid. — 
C. Bouglé, Le Progrès des Castes dans l'Inde. 

20. E. Douttó, Au Puys des Moûlaye Hafid. 


Rev. des Quest. Histor. 1907. 

164. E. Revillout, Le Fable en Egypte. — Ch. 
Guignebert, Manuel d'histoire ancienne du christia- 
nisme, bespr. v. V. Ermoni. — P. H. Vincent, Canaan, 
d’après l'exploration récente, bespr. v. R. L. — L. 
Saintyves, Les sainte successeurs des dieux, bespr. v. 
V. Ermoni. — P. Azan, Récits d'Afrique: Sidi — 
Brahim, bespr. v. R. Lambelin. — А. L. L'émancipation 
de l'Egypte, bespr. v. R. L. 


Rivista Stor. Ital. 1907. 
VI 3. E. Vacandard, Etudes de critique et d’histoire 
religieuse, bespr. v. F. Raffini. 


Sphinx XI 2. 

S. 65. Andersson, Mémoire sur Les „Urkunden 
des ägyptischen Altertums“ (scbarf ablehnend gegen 
Sethe). — 83. Sjoeberg, La stèle du gouverneur et 
vizir User (Uebersetzung). — 86. Foucart, von Bissing, 
Denkmäler ägyptischen Skulptur, Lief 3 (lobend). 
— 98. Madsen, La stèle d'un inspecteur de Nécropole 
(Neb-nefer. Bereits vor. Maspero, Rec. trav. rel. à 
l’Egypt. If, 180 f. behandelt, gehört iu die 20. Dy- 
nastie, sein Grab bei Wiedemann, Proc. Soc. Bibl. 
Arch. VIII 228). — 102. Andersson, Mélanges (Be- 

rechungen kleinerer Schriften). — 114. Andersson, 

ier, Egyptian Antiquities in the Pier Collection (ge- 
lobt, aber Ausstellungen im einzelnen). — 116. Con- 
grös International des Orientalistes. Copenhague. 
Août 1908 (Programm). — 120. Andersson, Naville, 
La Religion des anciens Egyptiens (sehr gelobt). — 
126. Oscar Ekman (Nekrolog). 


Theol. Lit-Blett. 1907. 
88. M. Theresia Breme, Ezechias und Senacherib, 
bespr. v. E. Kinig. — A. I. Edmunds, Buddist texts 


658 (Мо. 12.) 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Dezember 1907.) 654 


weg as scripture by the gospel of John, bespr. v. 
. Stocks. 

89. W. krbt, Elia, Elisa, Jona. Ein Beitrag zur 
Gescbichte des IX. und VIII. Jahrhunderts, beepr. v. 
Ed. König. 

40. de Broglie, Die Messianischen Weissagungen, 
bearbeitet von J. Holtzmann, bespr. v. v. Orelli. — 
A. Bludau, Juden und Judenverfolgungen im alten 
Alexandria, bespr. v. H. Stocks. 

41. O. Hauser, Die Urform der Psalmen, bespr. 
v. Ed. Künig. — E. Nestle, Septuagintastudien V, 
Беврг. v. А. КІ. 


Theolog. Liter.-Zeit. 1907. 

20. D. Völter, Aegypten und die Bibel, bespr. v. 
A. Wiedemann. — H. Gunkel, Elias, Jahve und Baal, 
bespr. v. Volz. 

21. Н. Vincent, Canaan d'aprés l’exploration 
récente, bespr. v. C. Steuernagel. — H. Zimmern, Ba- 
bylonigche Hymnen und Gebete, (u.) A. Ungnad, 
Babylonisch - ische Grammatik, (u.) O. Weber, 
Die Literatur der Babylonier und Assyrer, bespr. v. 
Jensen. — W. Hess, Jesus von Nazareth, bespr. v. P. 
Wernle. — P. Fiebig, Pirque 'aboth. Der Mischna- 
traktat „Sprüche der Väter“ ins Deutsche übers., 
(u.) Ders., Berachoth. Der Mischnatraktat „Segens- 
sprüche“ übers., bespr. v. E. Bischoff. — E. Buona- 
jati, Lo gnosticismo, bespr. v. G. Ficker. — Clemens 
Alexandrinus, hrsg. v. О. Stählin, bespr. v. G. 
Koetschau. 


Theolog. Rundsohau. 1907. 
X 7. H. Schmidt, Das Gilgameschepos und die 
Bibel. II. — W. Nowack, Altes Testament. Religions- 
eschichte. III: E. Heilborn, Das Tier Jehovahs, (u.) 
. Giesebrecht, Die Degradationshypothese und die 
alttestamentliche Geschichte, (u.) M. Haller, Religion, 
Recht und Sitte in den Genesissagen, (u.) F. Maurer, 
Völkerkunde, Bibel und Christentum, (u.) C. Mom- 
mert, Menschenopfer bei den alten Hebrüern, (u.) 
J. Meinhold, Sabbat und Woche im alten Testament, 
(u.) O. Kluge, Die Idee des Priestertums in Israel- 
Juda und im Urchristentum, (u.) M. Dibelius, Die 
Lade Jahwes, (u.) H. Gunkel, Die Lade ein Thron- 
sitz, (u.) K. Budde, War die Lade Jahwes ein leerer 
Thron?, (u.) G. Schiaparelli, Die Astronomie im alten 
Testament, übersetzt von Ltidke, (u. W. Lotz, Das 
alte Testament und die Wissenschaft, bespr. — H. 
Gelzer, Vom heiligen Berge und aus Makedonien, 
(u.) E. v. d. Goltz, Reisebilder aus dem griechisch- 
türkischen Orient, (u.) К. Beth, Die orientalische 
Obristenheit der Mittelmeerlünder, (u.) L. K. Goetz, 
Das Kiewer Höhlenkloster als Kulturcentrum des 
vormongolischen Russlands, bespr. v. F. Kattenbusch. 
9. W. Bousset, Altes Testament. Geschichte, 
Literatur und Religion des Sp&tjudentums. II. Die 
Literatur: L. E. T. André, Les apocryphes de l'ancien 
Testament, (u.) R. Smend, Die Weisheit des Jesus 
Sirach, (u.) H. Appel, Die Komposition des &thiopi- 
schen Henocbbuches, (u.) H. R. Charles, The book 
of Jubilees, ©) J. Geffcken, Die Oracula Sibyllina, 
(ol Ders, Komposition und Entstehungszeit der 
Oracula Sibyllina, (u.) W. A. Bousset, Sibyllen und 
sibyllinische Bücher, (u.) — С. Clemen, Die Himmel- 
des Moses, (u.) — Ausgewählte Mischnatrak- 
tate in deutscher Uebersetzung . von P. Fiebig; 
1—4, (u.) P. Fiebig, Talmud und Theologie, (u.) W. 
Bacher, Die Agada der Tannaiten, (u.) R. Т. Her- 
ford, Christianity im Talmud and Midrasch, (u.) А. 
Wünsche, Schópfung und Sündenfall im jüdischen 
und moelemischen Sagentum (u.) Ders., Salomos 
Thron und Hip m, Abbilder des babylonischen 
Himmelsbildes, bespr. — О. Pfleiderer, Religion und 


Religionen, (u.) J. Kreyher, Die Weisheit der Brah- 
manen und das Christentum, (u.) О. H. Becker, 
Christentum und Islam, (u.) Gwatkin, The more 
of God and its historical development, bespr. v. E. 
W. Mayer. 


Theologische Studien (Utrecht). 1907. 

За u. 4. J. О. Eijkman, De eenheid en betee- 
kenis van het Paradijsverhaal onderzocht met het 
oog op de meeningen der jongste critiek. — Н. Th. 
Obbink, Worden in het &. 1. de dooden „zielen“ 
1 — Sh. van Rhijn, Rom. XIII en Openb. 


Theol. Tijdschrift. 1907. 

XLI 4. B. Duhm, Das Buch Habakuk, (u.) M. 
Lohr, Sozialismus und Individualismus im A. T., (u.) H. 
Oort und G. Wildeboer, Platen-atlas tot ophelderi 
van bijbelsche oudheden, bespr. v. B. Oort. — сб 
Torrey, Selections from the Sahth of Al-Bubéri, 
bespr. v. Th. W. Juynboll. 

5. Н. Oort, Jodeudom in de Armenische Kerk. 
— K. Budde, Geschichte der althebrüischen Literatur, 
(a.) A. Bertholet, Apokryphen und Pseudepigraphen, 
(u.) W. Bousset, Die Religion des Judentums im neu- 
testamentlichen Zeitalter, (u.) A. Noordtzij, Beknopte 
Hebreeuwsche spraakkunst, (u. E. Italie, Beknopte 
Si eee eric agri 55 (u.) J. 
senberg, Snikische Sprachlehre und Epigraphik 
(u.) J. H. Greenstone, The Turkoman defeat at Faire 
by Salomon Joseph Ha-Hohen, bespr. v. H. Oort. 


Times (London). 1907. 
ur V. Веврг. v. Farnell, The Cults of the Greek 
в Я 


e Pao. 1907. 

2. E. Chavannes, Les pays d'Occident d'après 
le Heou Han chou. — W. v. Woersch Die 
Entwicklung der altchinesiechen Ornamentik, bespr. 
v. E. C. — M. Winternitz, Geschichte der indischen 
Litteratur I, bespr. v. L. F. 

9. L. de Saussure, Le texte astronomique du Yao- 
Tien. — B. Leufer, Zur buddhistischen Literatur der 
Uiguren. — Traité franco-japonais. — Mis de la 
Mazeliére, Le Japon. Histoire et Civilisation I. IL 
IIL, bespr. v. H. C. 


The Westminster Review. 1907. 

CLXVII 2. К. Breysig, Die Geschichte der 
Menschheit I, Г. v. —. 

8. Ad. Damiri’s Науа Al-Hayawáo. Translat. 
from the Arabic by A. 8. G. Jayakar L, bespr. v. — 

4. W. B. Smith, Der vorchristliche Jesus, bespr. 
v. — G. E. Boxal, The Awakeming of a Race. An 
Advance in Civilisation, bespr. v. — 


W. 2. K. М. 1907. 

ХХІ 9. A. Musil, Bemerkungen sur Karte von 
Arabia Petraea. — L. Freund, Bemerkungen zu Pa- 
yrus G. des Fundes von Assuan. — М. Berkowics, 

рр зараа und Responsion in den Psalmen (nach 
D. H. Müllers Strophentheorie. Psalm 3, 18, 44). — 
D. Westermann, Grammatik der Ewe-Sprache, bespr. 
v. K. Meiuhof. 


Z. A. 1907. 
XX 8/4. А. Poebel, Das seitliche Verhältnis der 
ersten ie von Babylon sur zweiten Dynastie. 


` J. Hoschander, Die Personennamen auf dem Obelisk 


des Maniätusu. — M. Horten, Das Buch der Ring- 
steine Fár&ábi's Mit Auszügen апа dem Kommentar 
des Emir Imá'll el Hoseint el Fáránt. — С. Н. 
Becker, Das Wiener Kugair ‘Amra- Werk. — Fr. 


655 (No. 12.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Dezember 1907.] 656 


Thureau-Dangin, Sur les préfixes du verbe sumérien. 
— А. Fonahn, Eine arabische Zauberformel gegen 


Epilepsie. — А. Т. Clay, Notes on some proper 
names іп В. C., Vols. XIV and XV. — F. Hrozny, 
Sumerisch -babylonisches. 1. Der Name der alt- 


babylonischen Stadt GIS. Hk. 2. Der Name des 


sumerischen Wettergottes dingir IM. 3. Einige 
Syllab ente der Klasse Se — К. Frank, 
Nochmals 7845, K 2666. — В. Fraenkel, Zum 


Obristlich-Palästinensischen. 1. Zu Schulthess, Lexicon 
Syropalaestinum. 2. Zu Duensing, Christlich-palüsti- 
nisch-aramäische Texte und Fragmente. — Ders., 
Zu der mandüischen Gnomologie. — A. Fonahn, 
Assyrisch- ba-ru-bu = Johannisbrot. — St. Langdon, 
Abübu and amäruku. — Th. Nöldeke, Römisch- 
Orientalisches. — М. Streck, Supria. — Aapßava 
(Aaußava) = Labbanat und Laban. — A. Musil, Karte 
von Arabia- Petraea, bespr. v. J. de Goeje. — P 
Dhorme, Choix de textes religieux assyro-babyloniens, 
bespr. v. R. Brünnow. — Bibliographie. 


Z. A. T. W. 1907. 

27. I. N. Messel, Die Komposition von Lev. 16. 
— А. Noordtzij, 2. Samuel 8, 3-6. — A. Frhr. v. 
Gall, Hyksos. — F. Dijkema, Zu Psalm 45. — A. 
Marmorstein, Midrasch der vollen und defektiven 
Schreibung. — E. Nestle, Alttestamentliches aus den 
iechischen Synaxarien. — М. Th. Houtsma, Text- 
Kritisches (Jes. 6, 5. Jes. 31, 5. Klagel. 4, 14. Ps. 
32, 4. Neh. 2, 13. Neh. 10, 30). — E. König, Be- 
zeichnet der Nabi’ in Jes. 3, 2 usw. den „Sachwalter“! 
— H. L. Strack, Die Zahl der Buchstaben im hebr&- 
ischen Alten Testament. — J. B. Selbst, Zu den NOE- 
Münzen von Apamea. — Ch. Bruston, Jérémie fut-il 
prophète pour les nations? — K. Cramer, Der Begriff 
пру bei Tritojesaia. — C. H. Cornill, Die literar. 
historische Methode und Jeremia Kap. I. — Eb. 
Nestle, Miszellen. 1. Moses — Moyses. 2. Gen. 14, 11. 
3. Epiphanius fiber den Unterschied von Hebriisch 
und Syrisch. 4. Seit wann trigt man Obrringe? 
5. Esra-Maleachi. 6. Ps. 73, 25. 7. Ps. 98, 2. 8. I. 
Macc. I, 24. 9. Zum Schreiben der Thora. 10. Zur 
Kapitel- und Verseinteilung des A. T. 11. Zu den 
Akrosticha in der Bibel 12. Zu den hebräischen 
Finalbuchstaben. 13. Diakritische Zeichen in vor- 
masoretischer Zeit. 14. Vom Maggef. 15. Mil'el und 
Міга. 16. Zu Mandelkern. — А. Frhr. v. Gall, 

Bibliographie. 


Zeitschr. £ Ethnologie. 1907. 

8. E. Baelz, Zur Vor- und Urgeschichte Japans. 
— Leo Frobenius, Ethnologische Ergebnisse der 
ersten Reisen der Deutschen Inner- Afrikanischen 
Forschungs-Expedition. — Waldemar Belck, Die Er- 
finder der Eisentechnik insonderheit auf Grund von 
Bibeltexten, dazu Diskussion der Herren Weeren, 
Blankenhorn, Olshausen, Kiessling, dazu Nachtrag 
des Herrn v. Luschan. — E. Brandenburg, Phrygische 
Grotten. — Friedrich Fülleborn, Das deutsche Nyassa- 
und Ruwumagebiet, bespr. v. B. Ankermann. — 
Matthäus Much, Die Trugspiegelung orientalischer 
Kultur in den vorgesclichtlichen Zeitaltern Nord- und 
Mitteleuropas, bespr. v. Lissauer. —- R. E. Denett, 
At the back of the black man's mind or notes on the 
kingly office in West Africa, bespr. v. A. Vierkandt. 


Zeitschr. d. Gesellsch. f. Erdkunde. 1907. 
6. Asien (Bericht über die Heise des Prinzen 
Arnulf von Bayern nach Tianschan) -- A. Bernard 
et N. Lacroix, L'Évolution du Nomadisme en Algérie, 


bespr. v. Th. Fischer. — A. v. Schweiger - Lerchen- 
feld, Kulturgeschichte, Werden und Vergehen im 
Völkerleben, 2 Bde., bespr. v. P. Ehrenreich. — A. 
Musil, Karte von Arabia Petraea, bespr. v. M. 
Blanckenhorn. 


Zeitschr. f. d. Ósterr. Gymn. 1907. 

8/9. K. Wessely, Les plus anciens monuments du 
christianisme écrits sur papyrus ІҮ, 2, bespr. v. E. 
Groag. — Н. Möller, Semitisch und Indogermanisch 
I, bespr. v. J. Kirste. — O. Pfleiderer, Religion und 
Religionen, bespr. v. G. Juritsch. 


Zeitschr. d. Ver. f. Volksk. 1907. 

4. P. Sartori, Feuer und Licht im Totengebrauche. 
— B. Chalatiantz, Die iranische Heldensage bei den 
Armeniern, Nachtrag. 


Zeitschr. f. Wiss. Theol. 1907. 

L 2. Zu Hilgenfelds Gedächtnis. 1. A. H. Braasch, 
Rede am Sarge Hilgenfelds. 2. F. Nippold, Rede im 
Namen der theologischen Fakult&t zu Jena. 3. Aus- 
wartige Kundgebungen. -- A. Hilgenfeld, Lucas und 
die Apostelgeschichte. — В. Kónigsberger, Das Bath- 
Ко! (Himmelsstimme). — Eb. Nestle, Biblische Rätsel- 
fragen. — Clemens Alexandrinus, hrsg. v. O. Stählin, 
(а.) О. Seeck, Die Briefe des Libanius, (u.) Th. Engert. 
Die Urzeit der Bibel. I. Die Weltschöpfung, bespr. 
v. J. Drüseke. — Biblia Hebraica, ed. R Kittel, bespr. 
v. H. Hilgenfeld. 


Zentralbl. f Anthrop. 1907. 

ХП 4. M. Höfler, Das Herz als Gebildbrot, (u.) 
R. Andree, Scapulimantia, (u.) J. Helmbold, Der 
Atlasmythus und Verwandtes, bespr. v. Janker. — 
Е. Strunz, Ueber antiken Dämonenglauben, (u.) A. 
Wünsche, Die Pflanzenfabel in der Weltliteratur, 
bespr. v. F. S. Krauss. — De Baye, Chez les Tatares 
de Crimée, bespr. v. Byhan. — J. Mészáros, Aber- 
glauben des osmanisch-tiirkischen Volkes, bespr. v. v. 
Batky. — Risa, Ueber rituelle Beschneidung, vor- 
nehmlich im osmanischen Reiche, bespr. v. Buschan. 
— W. Schmidt, Die Mon-Khmervölker, ein Binde- 
glied zwischen Völkern Zentralasiens und Austro- 
nesiens, bespr. v. F Graebner. — A. Werner, The 
natives races of British empire. The natives races 
of Central Africa, bespr. v Buschan. 

5. Н.А., Das armenische Museum zu Szamosuij vár 
(ungarisch), bespr. v. Bátky. — Е. Auerbach, Die 
jüdische Rassenfrage, (u.) v. Luschan, Offener Brief 
an Herrn Dr. E. Auerbach, bespr. v. Buschan. — 
M. Fishberg, Zur Frage der Herkunft des blonden 
Elemente im Judentum, bespr. v. E. Roth. — L. 
Sofer, Armenier und Juden, bespr. v. Buschan. — E. 
J. Pilcher, A leaden charm made under the influence 
of Saturn, (u.)  Ders, Two Kabbalistic planetary 
charms, (u.) W. L. Nash, Hebrew amulet against 
disease, (u.) Th. Zachariae, Ein jtidischer Hochzeite- 
brauch, (u.) Frankenberg, Israelitische und alt- 
arabische Trauergebrüuche, (u.) E. Graf von Mülinen, 
Beiträge zur Kenntnis des Karmels, (u.) В. C. 
Thompson, The folklore of Mossoul, (u.) Collangettes, 
Etude sur la musique urabe, bespr. v. Messerachmidt. 
— B. Lauffer, Historical jottings on amber in Asia, 
bespr. v. Hagen. 


Verantwortlicher Herausgeber: Е. E. Peiser, Königsberg і. Pr., Schönstr. 18 a L 
Verlag u. Expedition: Wolf Peiser Verlag. Berlin 8. Brandenburgstr. 11. 


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Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel, Kirehhain N.-L. 


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