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Orientalistische
Litteratur-Zeitung.
Herausgegeben
F. E. Peiser.
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Zehnter Jahrgang.
1907.
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Orientalistische
Litteratur-Zeitung.
Herausgegeben
F. E. Peiser.
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Zehnter Jahrgang.
1907.
INDIANA UNIVERSITY LIBRARY
Unveründerter Nachdruck der Originalausgabe
ZENTRAL-ANTIQUARIAT
DER DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK
LEIPZIG 1967?
VEB Reprocolor ІІ/18/6 Ag 509/157/67
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Inhaltsverzeichnis Jahrgang 1907.
Abhandlungen u. a.
Ferdinand Bork, Die Weltgeschichte in
der Schule . .
B. Brandenburg, Klein- Asiatische Unter-
suchungen I з . 8
У. Oalioe, Zu OLZ. IX: 224
Olermont-Ganneau, Zu OLZ. 1906, Bp. 638
P. Dhorme, Valeur archaïque des signes
IT Fa]
Wilhelm Brbt, Das Jobeljahr
A. Fonahn, e Medizinalpflanzen |
Hubert Grimme, Berichtigung (zur Genesis
des semitischen Alphabets) . .
—, Die Auffindun Sie salomonischen Geseta-
' buches unter Dëse?
Martin Hartmann, Stidarabisches I br хе
—, Zu den arabischen ee Stiditalione
—, Südarabisches n 8
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Paul Haupt, Psalm 187 :
—, Die са Basalt-Potwale von Kileh-
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Arthur He Die Alabasterreliefs aus
dem Nord-West-Palaste König Assur-nasir-
5 С.) xu Kalobu-Nimrud
kulturhistorischen Bedeutung II
Н. v. eg a Der zwölfte König der
ersten Dynastie von Isin .
Frits Hommel, Die Zahl ,meines Namens“
in Sargons Z ylinderinschrift
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—, Limu und uddu .
—, Miscellanea =}
Georg Hüsing, Miscellen TE
9, 10.
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—. wort (zu Streck's Gégen emerkungen)
; Geographisches IV
Friedri oh eier, Nibiro — шама.
abar . .
а. Kampffmeyer, Kine Liste arabischer
Werke zur Geschichte Game and MON
westafrikas
—, Lord Munster. Ein Nachtrag à
Stephen Langdon, Observations | concerning
some Ideograms
Ernest Lindi, Ein Datam Libit-Liters, Königs
von Isin? .
Bd. Mahler, Der Mond als Syı bol der Auf-
erstehung und Unsterblichkeit auf panno-
nischen Grabsteinen
Bruno Meissner, Vis Ideogramm | fü den
„Schwiegervater“
— Li itLitr. .
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Messerschmidt, = altbabylonisohen
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Sugen Mittwoch, Bemerkungen zur am-
harischen Ohronik König Theodors von
Abessinien . .
W. Max Müller, Nochmals zum Agyptischen
Arabisch 149
—, Ein aramBischer Ziegelstein 151
—, Aegyptische und semitische Umschreibungs-
fragen a % , 858
—, Der Ausgang der ‘Porserhorrechaft in
' Aegypten ; 421
= Zum ügy tischen "Wörterbuch . . 618
, Zur Ins des Min&ersarges von Kairo 575
Hb. Nestle, „Die weissen Syrer? 647
Marie Panoritius, ZurFrage der militärischen
Disziplin im alten Orient 866
F. B. Peiser, Zu Tukultininib-King 259
—, Zum Prozesswesen des alten Babyloniens 459
—, Die Dynastie von Paše . 615
Arno Poebel, Der bur-gul als Notar in
Nippur . 176
—, Der zehnte König der Dynastie von Isin 461
Samuel Poznafis Die jüdischen Hand-
schriften der Universitäts-Bibliothek zu
Leipzig 90
Hermann Ranke, Zur Königsliste aus Nippur 109
—, Immerum von Sippar . 208
—, Zur nn Datierungeweise - ; 281
A. H. Sayoe, Ezekiel XXVII, 646
W. Spiegelberg, Ein Gerges Ostrakon
mit jüdischen Eigennamen . . 505
—, Der Name der Hebräer . . 2.2 618
—, Za dem demotischen Ostrakon . . 642
Moritz Steinsohneider, Arabische Mathe-
matiker und Astronomen (Fortsetzung) . 12
M. 88 Die angebliche Zeichengruppe
Assyriologische Miscellen 1 257
—, А 0 e en .
Einige — su OLZ X
191195 486
F. Thureau- -Dangin, Dami qii. men
porain de Sin-mubulſit . ты X 256
—, Le „panier à tablettes^". 444
A. Ungnad, Babylonische Miscellen 1—4 140
—, Der hebräische Artikel Я 210
—, Noch einmal GL SA. 262
—, , Bêl-štmanni, ein neuer König Babylons und
der Länder А 464
—, Zur stidarabischen Grammatik . . 495
—, Zur Sprache der neubabylonischen Briefe 517
—, Der angebliche König Taki (Sadi) von Elam 548
ша II. . . 621
— — Die älteste Erwähnung des Pferdes. . 688
Otto Weber, Eine Dublette zum ,,Zwiege-
sprüch zwischen Marduk und Ka“ — Babätu
und Samádu. — Be = bit. — Die Hörner
des Wagens 8
—, Der Name Hammurabin einer stidarabischen
Inschrift 146
—, Misoellen sur "Geschichte der bab. m.
Literatur 1, "e e 185
— mi GL 1809 ; 288
klärung zu TER Miscellanea No. 6 446
oh Winkler, Elamisch und Kaukasisch 565
Hugo Winokler Suri . . . . . 281, 345, 401
-, Zu 8іі............. 698
Besprechungen.
0. N. Adler, About Hebrew EE
Bespr. v. F. Perles. . ,
Annales du Musóe Guimet. Bespr. v. B.
Babyloniaca. Année I. Publióes par Ch. Vi-
rolleaud. Bespr. A. Boissier ;
B. Baentsch, Altorientalischer und israeli-
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E. Behrens, Assyrisch-Babylonische Briefe
kultischen Inhalts. Bespr. v. O. Weber
Biernath, Die Guitarre. Bespr. v. F. Bork.
Erich Bischoff, Babylonisch -Astrales im
Weltbilde des Talmud und Midrasch. Bespr.
v. A. Wünsche
Joseph Böllenrücher, Gebete und Hymnen
an Nergal. Bespr. v. O. Weber
J. H. Breasted, Ancient Records of Egypt (а.)
--, А history of Egypt. Bespr. v. Günther Roeder.
Oyrille Charon, Les saintes et divines Li-
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v. Alfons Schuls . . .
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O. Weber
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talogue of the Hebrew Manuscripts in the
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Bespr. у. J. Scheftelowitz . . . . ..
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204
ІҮ
Gustav Oppert, Zur Schiesspulverfrage im
alten Indien. Веврг. v. J. Scheftelowits .
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bei Кораха. Bespr. v. C. Niebuhr a A
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Bin. Bespr. v. J. Hehn . .
G. A. Reisner, The Hearst Medical Papyrus.
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im alten Griechenland. Bespr. v. C. Niebuhr.
J. Rosenberg, Phinikische Sprachlehre.
Bespr. v. В.
Arthur Rosenzweig, Das Wohnhaus in der
Міпаһ. Bespr. v F. Perles
Friedrich Sarre, Sammlung F Sarre. Er-
zeugpisse islamischer Kunst. Mit Beiträgen
von E. Mittwoch. Bespr. v. M. Sobernhein.
V. Scheil, Textes élamites-anzanites III.
Bespr. v. F. Bork i
N. 8chlögl, Die Bücher Samuels. Bespr. v.
Alfons Schulz . soi
K. Sethe, Urkunden der 18. Dynastie. 11. Heft.
Beepr. v. W. Max Müller В
Kurt Sethe, реза der 18. Dynastie.
Heft 8—11. . v. A. Wiedemann. .
W. Spiegeiborg, ep Papyrus Libbey, ein
ügyptischer Heiratsvertrag. Bespr. v. А.
Wiedemann .
W. Staerk, Die jüdisch-aramiischen Papyri
von Assuan. Веврг. v. Е. E. Peiser .
Moritz Steinschneider, Die Geschichte-
literatur der Juden. Bespr. v. F. Perles.
G. le Strange, The Lands of "ihe es«tern
Caliphate. Bespr. v. M. Streck .
Maximilian Streck, Keilschriftliche Beiträge
Geographie Vorderasiens. Bespr.
ising .
Е. du Pre Thornton n. В. A. Nicholson,
Elementary Arabic Bespr. v. B.
Carl Thulin, Die Gótter des Martianus Ca-
ella und der Bronzeleber von Piacenza.
espr. v. À. Boissier қ
Arthur Ungnad, Babylonisch - Assyrische
Grammatik. Bespr. v. H. Grimme
A. C. Vernon, Vedic Metre. Bespr. v. J.
Scheftelowitz .
Wilh. Wagner, Unsere Vorzeit I. Germa-
nische Góttersagen. Bespr. v. H. Lessmann.
Otto Weber, Die Literatur der Babylonier
und Assyrer. Bespr. v. W. Erbt
Oarl Wessely, Sahidisch- griechische Psal-
menfragmente. Bespr. v. Nath. Reich. .
Diedrich Westermann, Wörterbuch der
Ewesprache. Bespr. v. W. Max Müller
A. Wiedemann, eis: Lap niei са en und
Märchen. Bespr. Max Müller .
Hugo Winckler, Religionsgeschichtler und
geschichtlicher Orient. Bespr. v. W. Erbt.
Walter Wreszinski, Aegyptische Inschriften.
Bespr. v. W. M. Müller . .
Aug. ünsche, Aus Israels Lehrhallen.
өврг. v. F. Perles .
Heinrich Zimmern, Zum "babylonischen
Neujahrsfest. Bespr. v. Н. Grimme .
Altertums-Berichte
. 474.
aus dem Kulturkreis des Mittelmeers.
Museen. Aegypten. Frankreich. Griechenland.
Museen. Frankreich. Italien. Griechenland.
Klein-Asien. Aegypten. Arabien. KE
Museen. Afrika. Aegypten. .
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Museen. Frankreich. Sardinien. SE
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Afrika. Italien. Griechenland. . 4
Museen. Sizilien. Griechenland. Afrika. Palästina.
Babylonien. Persien. . :
Afrika. Italien. Griechenland. Europ. Türkei.
Aegypten. Turkestan. Klein-Asien. . . .
Griechenland. Aegypten. Persien. .
Griechenland. Italien Жанадан
Griechenland. Babylonien.
Aus gelehrten Gesellschaften,
44. 97. 167. 216. 267, 337. 892. 499.
Mitteilungen.
45. 97. 157. 215. 268. 337. 892. 551. 597. 645.
Personalien.
Н. Gunkel. M. Steinschneider 15 а
F. Justi +. Ad. Schulten. J. Knudtson
Moi indi T. Imm. Dammann t .
F. Stühlin. H. Oort E. Lindl
Fr. Kaulen t i
K. Geldner. K. Bethe .
W. Caspari. Ch. Diehl. C. Hesseling. L. Borchardt.
A. Furtwängler t. T. W. Ahlwardt. M.
Lidzbarski E Ae iad
P. Schwarz. G Kampffme er. Foy ү. Giese.
W. Otto. L. Scherman. d Duval. ROME C N
Verschiedenes.
Abou Samra Ghanem
Aus brieflichen Mitteilungen (L Halévy)
Brwiderung von
. König, mit Antwort
von F. Perles E a e
Beiheft I zur OLZ.
Berlehtigungen.
108. 224.
Zeitschriftensehau.
Abhandl. d. K. Ges. d. W. Göttingen 1907. Phil-
Histor. Kl. N. F. IX 1—4 No. 10.
Abhandl. d. K. 8. Ak. d. W. Lpz. 1906 Phil.-Hist.
Kl. XXV 1 No. 4. 1907 XXVI 3 No. 5. 5 No. 10.
Abhandl. d. K. B. Ak. d. W. München. 1906 Philos.-
Philol. Kl. Bd. 44 1 No. 4.
The Academy 1907 1818 No. 8. 1816, 1817 No 4.
1826 No. 7. 1828, 1829, 1831, 1833 No. 8. 1834,
1836—88, 1840 No. 9. 184148 No. 10. 1846,
1850 No. 11. 1851—1853 No. 12.
A. Z. XLII 2, XLIII 1 No 2. 2 No. 10.
Allgem. Lit. -Blatt 1906 20 No. 2.
Allgem. Evang. Luth. Kirchenst. 1907 13, 14 No. 4.
Allgem. Missions-Zeitschr. 1907 3 No. 4. 5 No. 6.
No. 9.
Amer. Journ. of Archaeol. 1907 ХІ 1 No. 5. 2 No. 10.
3 No. 12
of Philol. 1906 XXVII 3 No. 1. 4
Amer. Journ.
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The Amer. Journ. of Sem. Lang. and Lit. 1907 XXIII
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The Amer. Journ. of Theol. 1907 XI 1 No. 8. 2
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Analecta Bolland. 1907 XXVI 1 No. 6. 2/3 No. 11.
Annales de Géogr. 1906 84 No. 1. 8b No. 3.
Annales de Philos. Cbrét. 1907 LXXVIII 4 No. 8.
Annales du Berv. des Antiq. de l'Egypte. T. 6 fasc.
8 No. 1. T. 7 fasc. 1 No. 8, 2 No. 7.
The Antiquary 1906 12 No. г
Archiv f. Anthrop. 1906 N. Е. V 8/4 No. 1. 1907
VI 2/3 No. 9.
mu Б Gesch. d. Philos 1907 XIII 2 No. 8. 8
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Archiv f. Kathol. Kirchenrecht 1907 2 No. 9.
Archiv f. Kulturgesch. 1907 V 3 No. x
Archiv f. Papyrusforsch 1907 IV 1/2 N
Archiv f. "me ofc 1906 IX 3/4 No. Ce 1907 X
1 No. 8. 2 No. b. 8,4 No 9.
Arobiv f. Slav. Philol. 1906 XXVIII 2/8 No. 6. 1907
XXIX 1 No. 7.
Archives Israólites 1906 47, 60 No. 8.
Archives Marocaines 1905 V 1—8, 1906 VI 1—4 No. 8.
Archivio Stor. Ital. 1906 XXXVII 4 No. 3. 1907
247 No 11.
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1 №. 7. 2, XCV 1 No. 10. 2 No. 12.
Revue Intern. de SES 1906 12 No. 2. 1907 LIII
1 No. 3. 2 No.
Revue de Linguist. 1906 XXXIX 4 No. 2. 1907 Janv.
No. b. Avril No.
Revue du Monde Muselman 1906 I 2 .No. 5.
La Revue de Paris 1906 22 No. 1. 1907 XIV 2 No.
b. 19, 20 No. 12
Revue de Philol. 1907 XXXI 1—3 No. 10.
Revue Philos. 1906 11 No. 1. 12 No. 2.
No. 10.
Revue Polit. et Littér. 1907 VII 4 No. 5.
Revue des Quest. Histor. 1907 161 No. 5.
10. 164 No. 12.
Revue Sémitique 1907 Janvier No. 5.
Revue de Théol. et Philos. 1906 6 No. b.
Revue des Trad. Popul. 1906 XXI 10 No. 1.
Rhein Mus. 1907 3 No. 10.
Rivista di Filol. 1907 XXXV 1 No. 5.
Rivista Geogr. Ital. 1906 XIII 10 No. b.
Rivista d’Ital. 1907 X 1, 2 No. Б. 8 No. 10.
Rivista Ital. di Numism. 1906 XIX 3 No. 1.
Rivista Stor. Ital. 1906 V 3 No. 1. 1907 VI 1 No.
10. 8 No. 12.
Róm. Quartalschr. 1906 3 No. 1. 4 No. 5. 1907 1
No. 7.
Romania 1907 143 No. 10.
Saturday Review 1907 2671, 2672, 2674, 2682, 2685
No. 5. 2692 No. 7. 2693 No. 8. 2698, 2700,
2706 No. 10.
Die Schweiz 1907 XI 8 No. b.
Schweizer Kirchenzeit. 1906 46 No. 1.
Schweizer Rundschau 1906 1 No. 1. 1907 5 No. 10.
Schweizer Theol. Zeitschr. 1906 4 No. 1. 1907 XXIV
1, 2 No. b. 4 No. 10.
The Scott. Geogr. Mag. 1906 XXII 11 No. 1.
Sitzgsber. d. Anthrop "os Wien 1906 12. Dez. No. b.
Sitzgsber. d. K. Ak. d. Wiss. in Wien 1906 XV, XVI,
XXI No. 2.
Sitzgsber. d. K. Pr. Ak. d. Wiss. 1906 XLIII, XLIV
No. 1. VI, VII, VIII— XIII No. 5. XXV No. 7.
XXVII, XXXI No. 10.
Societa Geogr. Ital. 1907 VIII 8 No. 5. 8, 9 No. 10.
10 No 11.
Coo6menia имп. православнаго падеотинскаго общества
1906 XVIII 3, 4 No. 6.
Sphinx X 2 No. 2. 1907 X 3, 4 No. 7. XI 1 No. 8.
2 No. 12.
Stimmen aus Maria Laach 1906 10 No. 1. 1907 1
No. 2. 2 No. 5. 4 No. 7. 5 No. 8. 7 No. 10.
Stud. ж. Vergl. Lit.-Gesch. 1907 ҮП 1, 2, 8 No. 10.
La Terre Sainte 1906 15, 18, 22 No. 1.
Teyler’s Theol. Tijdschr. 1906 IV 4, 1907 V 1 No. 2.
er Jahresber. 1907 XXV 4 No. 2. XXVI 1, 2
o. 10.
Theol. Literaturen 1907 1—3 Ко. 5. 4, 5 No. 6.
Theol. Lit.-Blatt 1906 44, 45, 47--49, 51 No. 2. 1907
2--10, 12, 14, 16 No. b. 16-18 No. 7. 19, 21—
24 No. 8. 26—37 No 10. 88—41 No. 12.
Theol. Lit.-Zeitung 1906 24, 25, 1907 1 No, 2. 2—8
Ко. 6. 9, 10 No. 7. 11—13 No. 8. 14—19 No.
10. 20, 21 No. 12.
Theol. Quartalschr. 1907 1, 2 No. "b. 3 No. 8.
Theol. Revue 1906 15—19, 1907 1, 2 No. 7.
Theol Rundschau 1906 ІХ 12, 1907 X 4 No. 7. 5
No. 8. 6 No. 10. 7, 9 No. 12.
Theol. Studiön (Utrecht) 1907 XIV 5, 6, XV 1 No. 4.
2 No. 7. За u. 4 No. 12.
Theol. Stud. u. Krit. 1907 1 No. 2. 9 No. 7.
Theol. Tijdschrift 1906 6 No. 2. 1907 XLI 1 No. 4.
2, 9 No. 8. 4, 5 No. 12.
1907 7
163 No.
11 No. 2.
The Times (London) 1907 24. Mai No. 12.
T'Oung Pao 1906 VII 2, 3 No. 2. 5 No. 8. 1907
VIII 1 No. 7. 2, 3 No. 12.
Der Türmer 1907 IX 6 No. 4.
Traneact. of the Roy. Soc. of Lit. 1906 XXVI 9,
XXVII 2 No. 4.
Le Tour du Monde 1907 2 No. 4. 12—15 No. 7.
21—23 No. 8. 24—26, 28—32, 34—42 No. 11.
Umschau 1906 52 No. 4 1907 26/27 No. 11.
L'Université Cathol. 1906 12 No. 4.
Vossische Zeitung 1906 No. 538 No. 2. 1907 136
No. 4.
Westermanns Monatshefte 1907 609 No. 8.
The Westminster Review 1906 November No. 2.
1907 Mai No. 7. CLXVIII 2—4 No. 12.
Wiener Studien 1906 48 I No. 2. II No. 4.
W. Z. K. М. 1906 XX 3 No. 2. + No. 4. 1907 XXI
1 No. 6. 2 No. 12.
Das Wissen für alle 1906 35, 36 No. 2.
Die Wissenschaften (Beil. d. Nationalzeit.) No. 4.
Wissensch Correspondenzbl. d. Philologiae Novit,
1906 Oktober, Novbr.— Dezbr. No. 2.
Wochenschr. f. Klass. Philol. 1906 41, 42, 45, 49,
1907 1, 2 No. 2. 4,9, 10 No. 3. 13 No. 7. 14,
16, 20 No. 8. 28—30, 33/34 No. 11.
Z. A. 1907 XX 1, 2 No. 3. 8, 4 No. 12.
Z. А. T. W. 1907 27 I No. 12
Zeitschr. f. Bildende Kunst 1907 XLII 9 No. 7.
Zeitschr. f. Bücherfr. 1906 6 No. 2.
Zeitschr, f. Christl. Kunst 1907 ХХ 1—8 No. 8, 6
No. 10.
7. D. M. Ge 1906 LX 8 No. 1. 4 No. 3. 1907 LXI
1 No.
Zeitschr. d. Dt. Pal.-Ver. 1907 XXX 1/2 No. 4. 8/4
No. 7.
Zeitschr. f. Dt. Philol. 1907 1 No. 5.
Zeitschr. f. Dt. Unterricht 1907 XXI 4/5 No. 7.
Zeitschr. f. Ethnol. 1906 3% ІШ, IV, V No. 2 VI
No. 7. 1907 39 I, II No.,8. ІП No. 12.
Zeitschr. f. d. Evang. Relig. -Unterr. 1906 XVIII 1 No. 2.
Zeitschr. f. Geogr. u. Stat. 1807 12 No. 10.
Zeitschr. d. Ges. f. Erdk. 1907 1 No. 4. 2 No. 8.
6 No. 12.
Zeitschr. f. d. G „Wesen 1906 November No. 2.
1907 Januar 4. April No. b. Juni No. 8.
August— September No. 11.
Zeitschr. f. Kath. Theol. 1907 1 No. 4. 2 No. 8.
Zeitschr. f. Kirchengesch. 1907 XXVIII 2 No. 8. 8
No. 11.
Zeitschr. f. en 1907 XXI 12, XXII 1, 2 No. 6.
1, 9 No.
Zeitachr. f. ме Wiss. 1906 VII 4, 1907 VIII 1
No. 6. 2 No. 8. 3 Na 11.
Zeitschr. f. Oesterr. Gyn-n. 1907 LVII 1 No. 4.
2—4 No. 8. 6,7 No. 1. 8, 9 No. 12.
Zeitschr. f. Theol. u. Kirche 1907 XVII 1 No. 6.
Zeitschr. d. Ver. f. Volksk, 1907 XVII 1 No. 5. 2
No. 9. 4 No. 12.
Zeitachr. f. Vergl. Lit.-Gesch. 1906 XVI 6 No. 4.
Zeitschr. f. Vergl. Rechtswiss. 1906 XIX 2,3 No. 4.
Zeitschr. 2 Mac Sprachforsch. 1907 ХЫ 1,2 No. 4.
3 No.
Zetsche. f. Voikerrecht und Bundesstaatarecht 1907
6
Zeitschr. f. Wiss. Theol. 1907 L 1 No. 2. 2 No. 12.
Zentralbl. f. Anthrop. 1906 XI 6 No. 2. 1907 XII
2 No. b. 3 No. 8. 4, 5 No. 12.
Ба rà Bibliothekswesen 1907 XXIV 2 No. 4.
6 No. 8.
Orientalistische
Litteratur-Zeitung.
Herausgegeben
von
Erscheint
am 15. jedes Monats.
F. E. Peiser.
— — nn
Berlin.
Wolf Peiser Verlag.
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handlungen und Postämter (unter Nummer 6101). — Inserate die zweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei
Wiederholungen und grösseren Anzeigen Ermässigung.
10. Jahrgang.
15. Januar 1907.
Л 1.
Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender
Adresse erbeten:
Redaktion der 0. L. Z., Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11.1.
Die Weltgeschichte in der Schule.
Von Ferdinand Bork.
In den früheren Jahrgängen dieser Zeit-
schrift ist mehrfach darauf hingewiesen worden,
dass die Lehrbücher der Alten Geschichte
durchweg nur Zerrbilder des alten Orients
liefern. Trotz geringfügiger Fortschritte hier
und da hat sich das Bild seither nicht er-
heblich geándert. Nimrod, Ninus, Semiramis,
Sardanapal erfreuen sich noch heute einer
маеп Beliebtheit. Dagegen werden
ie grundstiirzenden und grundlegenden
Forschungen des letzten halben Jahrhunderts,
die zu den leidlich bekannten zweieinhalb
Jahrtausenden der indogermanischen Ge-
schichte die gleich grosse Epoche der semi-
tischen Geschichte hinzugefiigt haben und
dahinter zwar matt aber immerhin deutlich
erkennbar die sumerische Zeit, die Kindheit
der Schriftkulturperiode der Menschheit, her-
vorschimmern lassen, all diese Tatsachen
werden von den Lehrmittelschreibern nicht
gekannt, unterdrückt — oder verballhornt 1).
Man vergegenwirtige sich einmal den Um-
fang dieser bösen aer e Die
Hälfte der Menschheitsgeschichte wird unter-
schlagen und zwar die, die uns durch das
Gegenbild erst lehrt, was die Indogermanen
eigentlich sind; diejenige, die uns den Ur-
!) Vgl. G. Hüsin g. Ein Lehrbuch der Geschichte
des Altertums unter dem Zeichen Hammurabis („Die
Lehrmittel der deutschen Schule“, 1904 S. 68 ff.)
grund aller Schriftkultur, also auch der
indogermanischen, offenbart. Unter der Fülle
von Licht, die die neuentdeckte Welt des
alten Orients ausstrahlt, sinken eine Reihe
von Annahmen, die bisher als sichere Tat-
sachen galten, zu wesenlosen Phantomen
herab. Vom Eingange der römischen und
griechischen Geschichte ist ein gutes Stück
weggebrochen worden, und noch weitere Ab-
bröckelungen stehen bevor (vergl. Enno
Thiessen, Auf was für Boden fiel Babel und
Bibel? Die Gegenwart, 1904 No. 17).
Die neuen Tatsachen, von denen die Masse
der Gebildeten keine Ahnung hat, könnten,
richtig ausgewertet, eine neue Renaissance-
bewegung herbeiführen, könnten uns die ver-
loren gegangene Einheitlichkeit unserer allge-
meinen Bildung wieder erblühen lassen. Da
der Mensch nicht nur ein physisches, sondern
vor allen Dingen auch ein geistiges Wesen
ist und als solches auch bedeutsame Lebens-
mächte geschaffen hat, so muss sich die höhere
Schule der Zukunft um die beiden Himmelspole
KulturgeschichteundNaturgeschichte
der Menschheit drehen. Der Schüler muss
am Aequator stehen und alle Sterne des
Nordens wie des Südens um die Pole rotieren
sehen können. Ihm zu Häupten steht das
Deutsche und die Deutsche Geschichte, die
ihm das Werden und Wesen der deutschen
Menschheit vor Augen führt, weiter polwärts
3 |No. 1.
stehen die anderen Völker, deren Wesen ihm
in ihren Literaturen und Sprachen erschlossen
wird. Ganz ferne am Pole gelangt man durch
hellere und dunklere Zonen hindurch zur
Kindheit aller Gesittung, zum Anfange der
Schriftkultur.
Dass unsere moderne deutsche Schule
tatsächlich einen Zersetzungsprozess durch-
macht, daran kann m. E. kein Zweifel be-
stehen. Die leitenden Stellen suchen ihm
dadurch entgegenzuarbeiten, dass sie die so-
genannten ethischen Fächer, zu denen auch
die Geschichte gehört, mehr und mehr in
den Mittelpunkt zu rücken suchen, um so
aus dem Gewire von Füchern einen Unter-
richtsorganismus zu schaffen. Von diesen
ethischen Füchern ist aber gerade die Ge-
schichte dazu berufen, eine zentrale Stellung
einzunehmen, weil sie im Gegensatz zu dem
Zonencharakter der anderen Gebiete eine
vollständige Halbkugel darstellt. Freilich
muss es eine Geschichte sein, wie sie auf
höheren Schulen zwar angestrebt wird, aber
nie zur Durchführung gelangt ist. Sie könnte
sogar im Rahmen der heutzutage geltenden
Lehrpläne zu weit grösserer Geltung ge-
bracht werden, da diese als Lehrziel vor-
schreiben: „Nach Ort und Zeit bestimmte
Kenntnis der epochemachenden Ereig-
nisse der Weltgeschichte, insbesondere
der deutschen und preussischen Geschichte,
im Zusammenhange ihrer Ursachen und Wir-
kungen und Entwicklung des geschicht-
lichen Sinnes.“ Die von mir gesperrten
Satzteile sprechen dem jezt üblichen Betriebe
der alten Geschichte auf den höheren Schulen
das Todesurteil aus. Die Mehrzahl der Lehrer
geht noch heute wie zu Gutschmidts Zeiten
mit zolldicken bikonvexen Augengläsern ein-
ber und betrachtet wohlgefällig ein von
Griechen entworfenes und von Philologen
korrigiertes Bild der griechischen Geschichte.
Alles übrige sehen sie entweder gar nicht
oder mit Gutschmidts Augen. Ihre unzu-
reichende Vorbildung auf den Universitäten
hindert sie daran, bis zu den Quellen der
eigentlichen alten Geschichte vorzudringen.
Das alte Gymnasium musste notwendiger-
weise alles, was mit dem Griechen- und
Römertume zusammenhing, in den Vorder-
grund stellen und alles andere als Allotria
bezeichnen. Ihm folgte die Universität. Was
im Rahmen der humanistischen Gelehrsam-
keit als alte Geschichte gelten konnte, das
war eben die alte Geschichte. Von diesem
Standpunkte aus sind die ägyptische, assy-
risch-babylonische, iranische usw. Geschichte
Allotria. Diese engherzige Auffassung, die
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Januar 1907.) 4
selbst vor 50 Jahren den lebhaftesten Wider-
spruch erfahren haben würde, ist aber jetzt
noch die herrschende Trotzdem es dem
Lehrer zur Pflicht gemacht wird, die Schüler
in die epochemachenden Ereignisse der Welt-
geschichte einzuweihen, wird es ihm selber
künstlich verwehrt, sich mit der semitischen
Periode der Menschheitsgeschichte ernstlich
zu befassen, ja es sind an den meisten Uni-
versitäten überhaupt keine besonderen Lehr-
stühle für diese Epoche vorhanden. Der auf
dem Boden der klassischen Philologie er-
wachsene Altgeschichtler übernimmt meist
die Unterweisung des künftigen Lehrers auch
auf diesem Gebiete — und prüft ihn darin.
Ohne zu übertreiben, kann ich sagen, dass
sie alle von Gutschmidt bis auf Eduard
Meyer sich als mehr oder weniger unfähig
erwiesen haben, die einzigartige Rolle der
altorientalischen Kulturen zu würdigen. An
ihrer Voreingenommenheit für das Griechen-
tum scheitert ihr Verständnis weltgeschicht-
licher Zusammenhänge. Handelte es sich
um sie allein, so könnte man sie getrost
ihrem Schicksale überlassen; aber es gilt
mehr. Wir dürfen nicht dulden, dass ein
Geschlecht nach dem anderen in überholten
Ideen heranwüchst. Wir müssen den klas-
sischen Philologen das Gebiet entreissen, das
sie mit Unrecht heute noch beherrschen, die
Alte Geschichte. Was würde man wohl von
einer Schule sagen, die bis in die letzten
Folgerungen hinein den Grundsatz verträte,
dass nur ein Anglist amerikanischen Typs
mit krassester Vorliebe für amerikanicche
Geschichte, womöglich ohne Kenntnis des
Deutschen, Französischen usw. als Vertreter
der Neueren Geschichte zu gelten habe? Man
würde lächeln, aber wer lächelt heute über
unsere Altgeschichtler an den Universitäten?
Zunächst muss man mit der überkom-
menen, uns geradezu in Fleisch und Blut
übergegangenen Anschauung brechen, dass
die Griechen die grande nation des Altertums
seien. Vor den Augen der meisten, die die
höhere Schule besucht haben, steht das
Griechentum als ein alles überragender Turm
am Anfange der Weltgeschichte da, alles
Uebrige verschattend. Nach unseren heutigen
Kenntnissen sind sie die Erben der west-
lichsten Ausläufer der altmesopotamischen
und der altmittelländischen Kultur. Der
Griechenturm ist wesentlich kleiner, winzig
klein geworden, und dahinter erhebt sich in
weiter Ferne, aber alles überragend, Marduks
gewaltiger Stufenturm in der grossen Götter-
stadt Babylon. Erst jetzt sieht man, dass
wir bisher ein perspektivisch verzeichnetes
5 (Ко. 1.)
Bild der alten Geschichte betrachtet haben
und dass es nottut, ein solches in richtigeren
Verhältnissen zu entwerfen. Den ersten Ver-
such, ein solches zu schaffen, verdanken wir
Hugo Winckler. („Das alte Westasien“ in
Helmolts Weltgeschichte Bd. III.) Heute
haben wir nicht den mindesten Anlass mehr,
den self-made Nimbus des Griechentums in
unseren hóheren Schulen als Weltgeschichte
zu verschleissen; ebensowenig wie wir geneigt
sind, die der Verherrlichung Japans gewid-
meten Bücher von Japanern ernster zu nehmen
als Zweckschriften.
Es ist unbedingt notwendig, dass der
Unterrieht in der alten Geschichte auf un-
seren hóheren Schulen in der Weise neuge-
staltet werde, dass auf der Quarta wie auf
der Obersekunda das erste Halbjahr der alt-
orientalischen Geschichte aufgespart bleibt
und dass man sich nicht mehr wie bisher
mit ,Ausblicken auf Orient und Hellenis-
mus begniigt“. Dabei soll die griechische
und römische Geschichte, auf den latein-
baltigen Schulen wenigstens, doch nicht zu
kurz kommen. Sie müsste entsprechend
meiner Auffassung von der zentralen Stel-
lung der Geschichte mehr als bisher in die
Lektüre verlegt werden. Es müsste von der
Quarta an statt des üblichen bunten Lese-
stoffes eine Art von historischem Quellen-
buch durchgearbeitet werden, dessen einzelne
nicht zu kurz zu haltende Abschnitte durch
geschichtliche und kulturgeschichtliche Ab-
schnitte überbrückt werden könnten. Die
poetische Lektüre brauchte darunter keines-
wegs zu leiden. Aehnlich will ich die griechi-
sche Lektüre behandelt wissen. Dieser Ge-
danke ist nicht neu. Für die deutsche Ge-
schichte besteben zurzeit eine Reihe von
3 Quellenbiichern für den Gebrauch
der Schüler, und sie werden hier und da
fleissig benutzt.
Selbstverständlich sind unsere Schul-
historiker jetzt nicht so weit, dass sie ein
halbes Jahr lang ohne Unterbrechung alt-
orientalische Geschichte treiben könnten.
Dem heranwachsenden Geschlecht von Histo-
rikern aber all die Vorkenntnisse zuzu-
muten, die für diesen Wissenszweig uner-
lüsslich sind, geht ebenfalls nicht an, da die
„Fakultas“ für Geschichte ohnehin stark be-
lastet ist. Mithin muss man sie zerlegen.
Man schaffe eine Lehrbefähigung für „Neue
(also vorwiegend germanische)“ und eine
andere für „Alte Geschichte“. Letztere mag
die römische, griechische und altorientalische
umfassen
Das Studium der altorientalischen Ge-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Januar 1907.] 6
schichte setzt andere Vorkenntnisse auf
sprachlichem Gebiete voraus, als sie unsere
Gymnasialabiturienten mitbringen. Das wird
aber niemand von dem Studium abschrecken.
Wie viele ihm völlig neue Sprachen pflegt
durchschnittlich derjenige zu studieren, der
die Lehrbefähigung im Französischen, Eng-
lischen und Deutschen erwerben will! Das
wissenschaftliche Interesse hilft auch das
Schwerste überwinden. Für den Althistoriker
wäre als Mindestmass an sprachlichen Vor-
kenntnissen — von Griechisch und Latein
abgesehen — zu verlangen entweder 1) eine
elementare Kenntnis des Assyrisch-Baby-
lonischen und der Keilschrift oder 2) des
Aegyptischen und der Hieroglyphenschrift
oder 3) der Randgebiete der Keilschriftfor-
schung (Altpersisch, Elamisch, Protoarme-
nisch u. a. m.). Ich habe das Assyrische
vorangestellt, weil es den Schlüssel zu vielem
anderen bietet und auch nicht ohne Bedeu-
tung für ein bisher isoliert dastehendes Fach
des Schulunterrichtes, das Hebräische, ist.
Das Verständnis des alten Testamentes ohne
die Hülfe des Assyrischen und ohne Kenut-
nis der altorientalischen Weltanschauung ist
geradezu ein Unding.
Es wäre wirklich Zeit, dass man auch
für das Hebräische Kenntnisse im Assyrischen
verlangte, statt die Anforderungen herabzu-
setzen, wie es in den letzten Priifungs-
bestimmungen tatsächlich geschehen ist.
Dann aber liegt kein Grund mehr vor,
das Hebräische den Religionslehrern als Do-
mäne zu überlassen. Die Verbindung „Re-
ligion^ und „Hebräisch“ ist rein zufälligen
Charakters und entbehrt der inneren Not-
wendigkeit. In vielen Fällen ist der Theo-
loge sprachlich gar nicht so weit geschult,
dass er das Hebräische mit Erfolg lehren
könnte. Nach meinen persönlichen Erfah-
rungen scheint letzteres sogar die Regel zu
sein. Wenn man aber sowohl für dieses
Studiengebiet als auch für die alte Geschichte
die Kenntnis des Assyrischen zur Voraus-
setzung machte, so könnte man auch beide
Fächer zu einer Fakultätengruppe vereinigen,
was bisher unzulässig war.
Ich bin überzeugt, dass das Trägheits-
gesetz, das bisher den richtigen Betrieb der
alten Geschichte unmöglich gemacht hat,
auch jetzt noch die Einführung der not-
wendigsten Reformen vereiteln wird. Aber
immer lauter pocht das neue Wissen, Einlass
begehrend, an die Tür der höheren Schulen
und lässt sich bald nicht mehr abweisen.
Das preussische Kultusministerium wird sich
bald zu Zugeständnissen verstehen müssen,
7 (Хо. 1]
wie es solche schon freiwillig gemacht hat.
Noch in den Lehrplünen von 1891 stand
*beispielsweise der kostbare Satz: „Bei der
griechischen Geschichte ist das Allernoth-
wendigste über die wichtigsten orientalischen
Kulturvölker, soweit sie nicht schon in
der biblischen Geschichte behandelt
sind, einzuflechten.^ Das von mir Gesperrte,
das nur die Inder und Chinesen als hoffáhig
hinstellte, ist 10 Jahre später gefallen.
Das erste Zugestándnis, das die Orien-
talisten verlangen müssen, ist, dass die
Lehrplanentwürfe für die alte Ge-
schichte von einem Fachmanne begut-
achtet werden. Unter einem Fachmanne
verstehe ich einen Historiker, der auf dem
Gebiete der altorientalischen Geschichte ar-
beitet und durch Arbeiten darüber auch den
Besitz der erforderlichen Sprachkenntnisse
nachgewiesen hat. Als solche nenne ich
Hugo Winckler und. Georg Hüsing!).
Die von mir aufgestellte Forderung ist um
so weniger anfechtbar, als sie einem bei der
Umarbeitung von Lehrplänen geübten Brauche
unserer Unterrichtsverwaltung entspricht.
Sollte unser Ministerium dem Gedanken
der Umgestaltung des altgeschichtlichen
Unterrichtes ernstlich nahe treten, so müssten
die vorhandenen Historiker, soweit sie nicht
krank oder zu alt sind, veranlasst werden,
sich mit der neuen Wissenschaft zu be-
freunden. In solchen Fällen, wo es sich um
ideale Güter handelte, hat der deutsche Ober-
lehrer noch niemals ein Opfer verweigert,
und er wird auch diesmal gern das gelegent-
liche Mehr an Mühe übernehmen, das seine
arbeitsgewohnten Schultern auch vertragen.
Freilich wird auch der Staat sein Möglichstes
tun müssen, um ihnen den Schritt in das
Unbekannte zu erleichtern. So wie alljähr-
lich Ferienkurse für Archäologen, Nea.
philologen, Naturwissenschaftler abgehalten
werden, so veranstalte man solche auch
fiir Historiker und gebe ihnen einen
Einblick in das ihnen vóllig unbe-
kannte Gebiet der altorientalischen
Welt. Irgend eine im Mittelpunkte gelegene
Universität, etwa Berlin, müsste den Anfang
machen. Das Ministerium, das für den Zweck
der weiteren Ausbildung der Oberlehrer über
besondere Geldmittel verfügt, dürfte keinen
Grund haben, sie hierfür zu versagen. Hoffen
1} Ich verweise hier noch besonders auf des
letzteren Besprechungen von historischen Lehr-
büchern in den letzten Jahrgängen der in Priebatschs
Verlage erscheinenden Zeitschrift „Die Lehrmittel
der deutschen Schule“.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Januar 1907.) 8
wir, dass es dieser Neujahrsanregung Folge
gebe!
Königsberg i. Pr. Ende Dezember 1906.
Eine Dublette zum „Zwiegespräch
zwischen Marduk und Еа“ — Sabätu und
Samádu. — BE = bit. —
Die „Hörner“ des Wagens.
In Istars Höllenfahrt Rev. Z. 3—4
heisst es, nachdem vorher geschildert war,
wie infolge von Istars Höllenfahrt alle
Vegetation erstorben ist:
il-lik "^Samas i-na pa-an Sin abi - Su
i-ba[k -ki
1-па pa-an d E-a Sarri il-la-ka di- ma- a- Su
„Es ging hin Samas, vor seinem Vater
Sin weint er,
„Vor Ea, dem Könige, fliessen seine
Tränen“.
Darauf folgt die bewegliche Schilderung
des jammervollen Zustandes auf der Erde
durch Samas, dann die Massregel, die Ea
ergreift, dem abzuhelfen, wiedergegeben in
einer direkten Rede Eas.
Dass hier und in den Fällen, wo das
„Zwiegespräch zwischen Marduk und Ea“
im Text eingeflochten ist, die Situation völlig
gleichartig ist, liegt auf der Hand.
Wir haben aber auch den Beweis, dass
das Zwiegespräch zwischen Samas und Ea
ebenso wie das zwischen Marduk und Ea
einen formelhaften Charakter besass, der
gestattete, es beliebig in einem Texte ein-
zuschalten.
In der Legende vom „(Zahnschmerz-)
Wurm“ heisst es unmittelbar nach dem
„genealogischen“ Eingang, den Toledöt des
Wurmes (CT XVII, p. 50 Z. 7—8):
il-lik tu-ul- tu a- na pán!'" Samas i-bak-ki
апа ріп!" Еа il-la-ka di-ma-a-S4
„Es ging hin der Wurm, vor Samas weint er,
„vor Ea fliessen seine Tränen“.
Abweichungen vom Archetypus sind in
beiden Fällen vorhanden und auch die beiden
Texte zeigen solche untereinander, doch ist
die Uebereinstimmung im Formalen auch
wieder so evident, ace m. E. nur übrig
bleibt anzunehmen, dass die Szene zwischen
Samas und Ea ebenso ein festes Inventar-
stück der babylonischen Literatursprache
war, wie die zwischen Marduk und Ea.
!) CTXV, 46 hat offenbar Hu.
9 (No. 1.)
Was Sin in der Stelle aus Istars
Himmelfahrt zu tun hat, ist mir nicht klar.
Die Theologie des Gedichtes macht ja auch
sonst Schwierigkeiten, vgl. die Schlusszeilen.
Vielleicht aber hat der Wunsch, eine gótt-
liche Trias herzustellen, die Einschiebung
Sin's verursacht. Freilich emanzipiert sich
der Verfasser dieses Textes dann sehr stark
von aller offiziellen Lehre. Möglicherweise
aber ist Sin auf ganz mechanischem Wege, ein-
fach durch die Erinnerung an das „abi-Su“
im Eingang des Zwiegesprüchs zwischen
Marduk und Ea, in den Text gekommen, da
der Fürbittende ja doch zu ,seinem Vater“
— und das ist bei Samas eben Sin —
kommen muss. Die Hilfsaktion geht aber
dann schliesslich doch von Ea aus, der nun
einmal dafür zustündig ist. Erleichtert wird
die Einschiebung Sins durch seine engen
Beziehungen zu Ea (vgl Hommel, Altisr.
Ueberl. S. 64 und zum Parallelismus Mem-
brorum zwischen Sin und Ea: King, Magic,
пт, 27, 2. 7—8.
Ich móchte aber auch noch ап das
„Tablet K^ erinnern, wo (CTXVI, pl. XLIV.
2. 115 ff) der Feuergott sich zunächst an
Marduk wendet und sich bei ihm über das
Treiben der Sieben beklagt, und Marduk
dann die Klage an Ea weitergibt, der dann
in üblicher Weise einschreitet. Also auch
hier ist eine Trias am Werk, Unglück von
der Menschheit abzuwehren.
Dass Samas in diese Dublette des
„Zwiegesprächs“ hineingehórt, geht aus der
Stelle in der Zahnschmerzwurmlegende
deutlich hervor. Hier ist freilich der ur-
sprüngliche Sachverhalt stark verschoben.
on einer Fürsprache eines Gottes vor
einem anderen ist hier keine Rede mehr.
Hier ist es der Wurm, der selber sowohl
vor Samas als vor Ea tritt, um sein An-
liegen vorzubringen. Hier liegt eine eigen-
mächtige Umgestaltung vor, die aber durch
das Festhalten an dem ganzen Satzbau den
formelhaften Charakter der Vorlage beweist.
Das „Zwiegespräch zwischen Samas und
Еа“ liegt auch dem Text K 3641, Obv. 2.
19 ff. (CT XVI, 32) zu Grunde. Der Fux
war vor Samas verklagt worden und sucht
sich zu rechtfertigen:
Sélibu an-ni-t ina Se-me-Su 18-51 ri-Si-Su
ana рап "samas i-bak-ki
ana pän ба-га-гі ба !'"$amaà$ illiku™ di-
ma- a- Su
Es wäre sicherlich eine sehr lohnende
Aufgabe, einmal die literarische Abhängig-
keit der einzelnen babylonischen Literatur-
stücke untereinander zu untersuchen. Eine
ORIENTALISTISCHE LITTERATURNZ EITUNG.
[Januar 1907.] 10
literargeschichtliche Betrachtung der baby-
lonischen Literatur ist ja bisher überhaupt
noch nicht versucht worden. Dass sie nach
jeder Seite hin ergiebig sein muss, liegt
auf der Hand. Vor allem wiirde sich dabei
ergeben, dass auch die sog. schóne Literatur
mit festen Ausdrucksformen arbeitet, dass
sie für verwandte Situationen gleichartige,
gelegentlich wörtlich übereinstimmende For-
meln geprägt hat.
Dafür nur ein Beispiel. Wie Istar um
Gilgamesch’s Liebe wirbt (Gilgameschepos
Tafel VI, Z. 7 ff.) sagt sie
at-ta lu-u mu-ti-ma
a-na-ku lu-u a§-Sa-at-ka
„Mögest Du mein Mann,
mög’ ich Dein Weib sein!“
Wort für Wort die gleiche Anrede ist
es, mit der Erischkigal in Ne und
Erischkigal (Jensen, KB VI, 1, S. 78, Z. 16)
Nergal zum Manne begehrt.
at-ta lu mu-ti-ma a-na-ku lu a$-Sa-at-ka.
Dass auch für die Textkritik aus der
Aufsuchung solcher Stellen manches zu ge-
winnen ist, beweist schon das an beiden
Stellen unmittelbar folgende Wort:
Im Gilgameschepos Z. 10:
lu-Se-is-Be-ka'" narkabtu b ukni u huräsi.
In Nergal und Erischkigal:
lu-Se-is-bi-it-ka Sar-ru-ta etc.
Dass an der ersteren Stelle lu-8e-is-bit-ka
und nicht mit Jensen lu-Se-is-mid-ka zu
lesen ist, geht aus dieser Gegenüberstellung
ohne weiteres hervor. Uebrigens ist vom
Bespannen des Wagens ja unmittelbar dar-
auf (Z. 12) die Rede.
Auch Enuma elisch, Tafel IV, Z. 51,
wird is-bit-sim-ma zu lesen sein, wodurch
die Stelle an Klarheit wesentlich gewinnen
würde.
Durch diese Gegenüberstellung ist aber
auch ein weiterer!) Beweis geliefert, dass das
Zeichen Be tatsächlich auch den Lautwert
bit hat.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch
einige weitere Beobachtungen mitteilen, die
sich mir in unmittelbarem Anschluss an
diese Untersuchungen ergeben haben.
In dem Vokabular K 2008 etc. (jetzt
CT XVIII, 32 ff.) steht 2. 35—37
i = da-pa-nu Sa'"narkabti `
sa-ma-du Sa n narkabti
Ti
Si(g). ga
(gi-bis)
Dul. du = e-u-u San [пагкаһі].
Schon auf Grund der oben zitierten
Stellen war es mir unwahrscheinlich, dass
t) Vgl. Zimmern, Busspsalmen, 8. 29.
1 No. 1.)
samádu jemals den Wagen als Objekt bei
sich haben könnte. Allein diese eben mit-
geteilte Vokabularstelle schien n zu
sprechen. Aufklärung gewährt die Fort-
setzung der oben gegebenen Stelle aus dem
Gilgameschepos (IV, 10ff.), und diese empfängt
inrerseits wieder Licht aus dem Vokabular:
„Dann will ich dich nehmen machen
(d. i. wohl „dir schenken“) einen Wagen
von Blaustein und Gold, dessen Räder von
Gold und von Demant, seine beiden „Hörner“
(karnasa). Täglich sollst Du vorspannen
(sandätä) grosse Maulpferde.“
Die „Hörner“ des Wagens sind das Si
= samädu Sa narkabti des Vokabulars, d. i.
der Teil des Wagens, an dem die Pferde
angekoppelt werden. Wir haben uns viel-
leicht die Deichsel in zwei weit ausgreifende
Bogen auslaufend zu denken, in denen die
Tiere liefen. Davon lässt sich aber auf den
mir zugänglichen Abbildungen keine Spur
wahrnehmen. Diese Annahme macht auch
beim Dreigespann Schwierigkeiten. Dagegen
zeigt die Schlachtszene Assurnasirpals (vgl.
z. B. Hommel, Geschichte nach S. 576) bei
jedem der beiden Dreigespanne einen eigen-
artigen Ansatz an der Deichsel, in dem die
Geschirre aller 3 Pferde befestigt zu sein
scheinen. Dieser Ansatz hat aber die Form
eines stark gebogenen Stierhalses mit dem
Stierkopf, an dem die Hörner besonders
deutlich herausgearbeitet sind. Bei weniger
prunkvoller Ausführung wird der ganze
Ansatz wohl ein Widerhaken in Gestalt
eines nach oben eingebogenen Hornes sein,
vgl. z. B. die Darstellungen auf den Bronze-
toren von Balawat (Bezold, Niniveh und
Babylon’, S. 18 u. 23), die Schlachtszene
Assurnasirpals (ib. S. 54) das Gespann
Tiglatpilesers ПІ (ib. 8. 62) usw. Dass
aber dieser Bestandteil des Wagens das
von Istar gemeinte „Horn“ sein muss, ist
wohl zweifellos.
An der genannten Syllabarstelle haben
wir es also offenbar überhaupt mit Um-
schreibungen zu tun. So ist de die Stelle,
wo das dapánu des Wagens, 01018 die, wo
das elü (das Besteigen) des Wagens statt-
findet; oder aber alle drei Ideogramme
und die semitischen Entsprechungen sind
substantivierte Infinitive, dann waren sie die
technischen Bezeichnungen fiir bestimmte
Teile des Wagens, das samádu dann also
wohl die technische Bezeichnung für das
e Wagenhorn“, in dem die Geschirre befestigt
sind. Jedenfalls aber gibt es meines
Wissens keine sichere Stelle, an der das
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Januar 1907.) 12
Verbum samádu mit dem Wagen als direktem
Objekt verbunden wire.
Neuburg a/Donau, 20. November 1906.
Otto Weber.
Arabische Mathematiker und Astronomen.
Von Morits Steinschneider.
(Fortsetzung.)
Ehe ich den in No. XII (1906) angefangenen
Artikel fortsetze, habe ich einen
Nachtrag
zu erledigen, welcher durch Versehen nicht
mit dem Anfang dieses Artikels eingesendet
wurde. Die hier folgenden Notizen sind in
die alphabetische Reihe der Autoren des
VII. Artikels (1902 Kol. 177, dazu 1903
Kol. 486) einzureihen und zu den Anonyma
des VIII. Art. (1903 Kol. 108) anzufügen.
(Zu Jg. 1902 Kol. 184) 21». Akfani
(ibn al-), Muhammed b. Ibrahim al-Sindjari
(? gest. 1348/9), verfasste: 4 I
LA,, über Arithmetik, Н. V 301 n. 11054
(VII, 866), ms. Bodl Uri 941%, s. Pusey
. 609. — Der volle Namen lautet im Index
zu H. p. 1216 n. 8078): Schams al-Din, oder
Mu’hji al-Din аби] Djaur Muh. b. Ibr. (b.
Hasan) b. Said al-Misri al-An'sari al-Sin-
jari (dafür: al-Kinani al-Sakhawi VII 860,
im Index nicht beachtet, obwohl die Stelle
angegeben ist).
(1902 Kol. 263) 32°. Ali (abu) b. Abd al-
Ra hman al- Sufi verfasste eine Bass (Reime)
über die Sterne, vor dem Werke seines be-
kannten Vaters (gest. 986) in ms. Marsigli in
Bologna (V. Rosen, Remarques, Rome 1885
p. 94, wo Anfang und Ende, auch ms.
Gotha 1398).
An'sari (al-), s. Akfani.')
Aschschath? s. Schath.
Batuli (al), s. Jzz.
(1902 Kol. 375) 57*. Izz al-Batuli (ohne
Zeitangabe) verfasste oid A KA, über
Rechenkunst; H. V 6 n. 9406; nur hier VII
1106 n. 1045.
Jahja b. Ahmed, s. Kaschi.
(Das. Kol. 377) 62°, Kaschi (al-), Kadi
Ја һја b. Ahmed (ohne Zeitbestimmung) ver-
fasste: ie ) S; Н. V 301
n. 11054, nur hier, VII 1247 n. 9130.
Kinani (al-), s. Akfani.
1) Alle Verweisungen hier beziehen sich auf diese
Nachträge.
18 (Ко. 1.)
Muhammed b. Ibrahim, в. Akfani.
Sakhawi (al-) :
Sandjari (al-) | в. Akfani.
(Das. Kol. 466) 94°, Schath oder ibn
Aschschath? (? ibn-al-), Ian pie „ai,
Descripcion y usos del astrolabio por Aben
h manuscritto marroqui traducido del
arabo al español y accompafiado de notas.
por Antonio Almagro Cardenas. Biblioteca
ispano-mauritan.
(54 pp, Off arab. lithogr. und 2 Tafeln,
E. Lambrecht, Catal. École des langues
orient. viv. I, 285 n. 2299).
[Das. Kol. 488: Zanati, abu Abd Allah:
ll ple A GLU, Н. V 301 n. 11509,
übersetzt Flügel: De arte computandi etc.
Ich berichtige in ZDMG. XXV, 411, dass
hier die Geomantie gemeint sei (worüber
vgl. ZDMG. XXXI, 762, HUb. S. 857), nicht
etwa die Rechnung wha, sl, worüber
ich daselbst Nachweisungen sammle.|
Anonyma.
(1903 Kol. 107) 46*, über den Quadranten,
ms. Batavia 150 (Catal. v. 4. Berg 1873
р. 129).
Das.) 46>. Astronomie, das. n. 1562,8.
(Das.) 46°. Fragment einer Theorie der
Bewegung des Mondes, ms. Paris 245714,
f. 59, 60, datiert 10. März 970 (Woepcke,
Essai d'une restitution, p. 8).
(Das.) 46% Astronomie (oder Kosmo-
graphie), die letzten Kapitel 10—16, dann
Schlusskap., dann & 314) Jusds. Kap. 15 von
4 Elementen, 16 von 7 Klimaten, ms. Marsigli
in Bologna 4232 (8 Bl.), V. Rosen, Remarques,
Rom 1885 p. 95.
Ende des Nachírags.
Suter S. 3 n. 3. Gabir (Djabir) b. Hajján,
der berühmte Alchemist, in Europa als „Geber“
bekannt, ist in der vorgeblichen Tradition
zu einer legendarischen, fast mythischen Per-
sönlichkeit geworden, reichlich ausgestattet
durch Pseudepigraphie. Zuletzt wurde der
orientalische Alchemist konfundiert mit dem
spanischen Astronomen Djabir (ibn Afla'h
I. Jahrh., Suter S. 119 n. 384 Anm. a,
ich komme zu dieser Stelle auf ihn zurück).
Die neuen und wichtigen Quellen über
G. habe ich zuletzt in Europ. Uebers., B.
S. 23 verzeichnet, nachdem ich die unter
seinem Namen gehenden alchemistischen
Schriften in europäischen Sprachen einer
Muste unterzogen habe. Berthelot unter-
scheidet den in arabischer Sprache edierten
Djabir von dem arabischen,
OBIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
T. I, Granada 1884, 8,
[Januar 1907.) 14
Sein Beinamen ist ads Миға, sein Pa-
5 al-Kufi (aus Kufa); ob die Be-
zeichnung al- Sufi etwa nur aus ihm bei-
gelegten Schriften entsprungen sei, wäre noch
zu untersuchen.
Suter hat diesen Autor nur aufgenommen,
weil ein arabischer Autor des XI. Jahrh.
aus Saragossa in Aegypten ein Werk Djabir's
über das Astrolab gesehen haben will, worin
1000 Probleme gelöst seien. Dieses Werk
erwähnen H. ПІ, 365 n. 5964 und Wüsten-
feld, Gesch. d. arab. Aerzte S. 13 n. 25
Werk 6 ohne Quelle; diese ist al-Kifü, Art.
pe S. 160/1 der Ausgabe, schon bei Casiri
I, 423, bei Suter S. 215 A. 50 zu S. 104 n.
234: Muhammed b. Said (ich komme auf
diesen zurück). Leclerc, Hist. de la médecine
arabe I, 72, meint, das betreffende Werk
könne nicht dem Spanier ibn Afla h gehören,
weil die Existenz in Alexandrien bezeugt
werde — allerdings, sogar von einem Spanier.
Dass aber der Alchemist es verfasst habe,
ist sehr unwahrscheinlich.
S. 4 n. 4 Jakub b. Tarik; der Artikel
des Kifti steht in der Ausgabe S. 378. Suter
kannte beim Abdruck dieser Stelle noch nicht
meine Mitteilungen über diesen Autor in
ZDMG. XXIV, 332 ff., namentlich aus der
Vorrede des Abraham ibn Esra zu seiner hebr.
Uebersetzung des arabischen Werkes über
die Gründe der (astronomischen) Tafeln des
(Muhammed b. Musa) al-Khowarezmi (wahr-
scheinlich von al-Biruni, wie Suter spiter
vermutete). Ich hebe hier nur zweierlei
hervor. Der hebräische Text hat ew),
daher ,Sceara^ bei de Rossi zum hebr. ms.
212, mit dem gróberen Missverstündnis, dass
er diesen Namen des arabischen Uebersetzers
der Tafeln des Inders Kanka (Kattaka),
auf den nach Indien gesandten, nicht mit
Namen bezeichneten Juden übertrug und so
einen jüdischen Uebersetzer ,Jakob ibn
Scheara“ erschuf, der von guten Autoritäten
und deren Abschreibern adoptiert wurde.
Meine Emendationist meines Wissens nirgends
widerlegt, aber mitunter ignoriert worden.!)
S. auch unten zu n. 6.
Eine andere Kombination muss ich zurück-
nehmen. In ZDMG. 1. с. S. 333 möchte ich
Harix in der lateinischen Astrologie des
aben Ragel (Ali ibn al-Ridjal) aus Tarik ab-
leiten; Suter kombinierte dagegen Harith;
!) In Jewish Quart. Rev. 1904, XVII, p. 43 Z. 4
wird der von Ibn Esra angeführte Jakob ibn Tarik
für einen Juden gehalten. — Die arabische Quelle,
woraus ibn Esra seine Mitteilung von der Sendung
eines Juden nach Indien und deren Begründung
schöpfte, scheint noch immer problematisch zu sein.
15 [No. 1.)
allein Nallino (in Neapel) fand im arab. Texte
Habasch; в. Suter in BM. 1899 S. 113
und Die Mathemat. S. 210 Anm. 8 [vgl. zu
8. 12 n. 22].
S. 4 n. 5. „Abu Jahja al-Batrik“, wohl
richtiger Ja hja ibn al Bitrik (so vokalisieren
die Araber GER von Patricius abgeleiteten
Namen), steht hier nur wegen der Ueber-
setzung des Quadripartitum von Ptolemäus;
hier genügt eine Verweisung auf.das Register
zu meiner Preisschrift: Die arab. Uebersetz.
aus dem Griech., ZDMG. L, 281.
S. 4 n. 6. Muhammed b. Ibrahim al-
Fazari, Sohn von n. 1, so dass vielleicht
Schriften des einen dem anderen beigelegt
wurden. Nach einem Berichte des Adami
bei Kifti (S. 220 der Ausg. würe er der
Uebersetzer des indischen Siddhanta. Diese
Nachricht ist in neuerer Zeit wiederholt be-
sprochen, unter and. in meinem Artikel: Zur
Geschichte der Uebersetzungen aus dem
Indischen usw. (ZDMG. XXIV), wo S. 372
die Uebersetzung Flügels von H. IV, 349
berichtigt und auf das hebr. Zitat eines
»Masari* als Verf. eines Losbuches hinge-
wiesen ist. Die Hypothese, dass der Jude
im Titel der astrolog. Capitula Almansoris
etwa unser Muhammed sei, bedurfte der
Widerlegung Leclerc’s (Hist. de la médecine
arabe II, 391) nicht; s. unten zu n. 14.
S. 5 n. 7. Fadhl b. Naubakht, s. zu n. 2.
S. b n. 8, Nt. 168. Maschallah, der
Jude, hiess schwerlich Manasse. Hier ge-
nügt eine Verweisung auf mein: Die arab.
Lit. d. Juden 8 18. — S. 6 Z. 10 v. u.
Der Uebersetzer Drogon ist verdächtig, nach
meiner Vermutung vielleicht H ug o Sanctallien-
sis (Europ. Uebers. S. 13) Zu Anm. 2
kommt BM. 1891 S. 49, 1894 S. 37, ZDMG.
LIII, 434.
S. 7 n. 18, S. 208 A. 4, Nt. 158. Omar
b. Farru khan; ältere und spätere Quellen sind
zusammengestellt in Europ. Uebersetz. unter
dem Uebersetzer Johannes Hispalensis S. 50.
Der betr. Artikel al- Kifti's steht in der Aus-
gabe S. 241. In lateinischen Quellen heisst
er auch ,Haomar“, wahrscheinlich für
Homar (h für e). Das unter seinem Namen
übersetzte ,liber de Nativitatibus secundum
Omar“ erwähnt Suter unter dem Sobne Mu-
hammed (S. 17 n. 34) und beruft sich dort
(Anm. h) auf meine Notiz in BM. 1891 S. 67,
wo aber Omar der Vater genannt iet.
Einige kurze Notizen aus diesem, wahr-
scheinlich wenigen Lesern bekannten Buche
dürften vielleicht dazu beitragen, die zwischen
Vater und Sohn schwebende Autorfrage zu
lósen. Ich benutze die (von Suter nicht
OBIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Januar 1907.) 16
erwühnte) Ausgabe 1551 hinter Firmicus, wo
liber primus p. 118: Omar Benalfargdian
(sic) Tiberiades (sic) dixit: Scito quod
diffinitiones nativitatum in nutritione sunt
quatuor. Una scilicet eorum quae non gustat
cibum etc.
P. 119 lin. 3: Ptolemaeus quoque di-
xit: Universi autem antiqui dixerunt ....
Dorotheus (auch Dorothius).
P. 124 1. 7: ... qui fuerunt inter eos
per ascensiones ad unumquemque gradum
annum (?), et interficit. Et haec directio
bene expositu est in libro introductionum
Alcabitii et Halbamasar [abu Ma‘schar].
Diese Glosse kann nicht aus dem Texte
stammen; sie dtirfte vom Uebersetzer her-
rühren, der Astrologe von Fach war.
Das I. Buch endet daselbst: erit dignior
et attentior, sive aspexit, sive non.
Daselbst beginnt Liber II Super directi-
onem gradus hylech et gradus ascendentis
scilicet nativitatum. In revolutione eorum
annorum etc. (sic) quae necessaria.
P. 125 Dixit Messahalach (auch Messa-
lah, 2. B. p. 130), dieser ist stark benutzt.
P. 130: Othmen (sic) filii Affen (sic),
ui fuit Imperator Sarracenorum etc. Diese
Stelle scheint noch einemZitate aus Maschallah
anzugehören.
P. 131 Ende des II. Buches: sive fortuna
signi sui substantiam suam si Deus voluerit.
Daselbst Liber HI. De naturalibus secun-
dum quantitatem etc., anf.: Cum sapienter
jubante Deo badinaveris etc.
Daselbst Mitte: Dixit enim Philosophus
(= Aristoteles) quod quatuor sunt species na-
tivitatum.
P. 132. Putavit Hermes quod planeta
qui primus mutaverit figuram suam.
P. 141 Ende lib. III: et quo pervenerit,
verte eum in gradus sequales et ipse erit
ascendens.
Ich verzeichne noch die dem Arabischen
entlehnten, meist verketzerten astrologischen
Kunstwörter, die etwa seit dem XII. Jahrh.
in Europa allgemein üblich wurden. Sie
erscheinen schon in dem lateinischen Original-
werke des Guido Bonatti, aus welchem ich
diese und mehrere andere, alphabetisch ge-
ordnet, in ZDMG. XXIII, 194/5 gezogen
habe. — Ob die Erklürungen derselben dem
Uebersetzer gehören?
Algebutar, Ende I: quia ipse divisor
est qui vocatur; lib. Гр. 178: aspice in domo
termini ascendentis, quia ipse est A. id est
divisor; p. 129 Mitte: primus est divisor qui
vocatur Algerbutar (sic). Algebutar gebraucht
schon der älteste eigentliche Uebersetzer
17 [No. 1.)
(nach Constantinus Afer) Plato aus Tivoli
„іп Capit. Almansoris“ (bei Leclerc, Hist. de
la médecine arabe II, 391 vorl. Z.). In
Johann’s Uebersetzung des Alchabitius (Ed.
1521 p. 26) ist Algebugthar wohl Druckfehler.
Almutaz, qui habet dominium in his
locis eadem ab angulis, ist nicht pad wie
ich in ZDMG. 1. с. vermutete, sondern =
Almubtez, wie bei Bonatti p. 109 zu lesen
ist (wie ich ]. c. vermute), yi, s. Nicoll,
Catal. p. 268 Kol. 1 Z. 7 v. u.; Loth, Alkindi
(Morgenl. Forsch. III) S. 290.
Alcochoden, s. unter Hylech.
Azamena id est accidens inseparabile,
p. 106; azemena, zemine, zamini bei Bonatti l. c.
Dostoria, ut aspicias nutu Dei dicta
Ptolomaei in D. planetarum nocturnarum a
luna et expositio dostoriae est securitas et
dexteratio (Anf. B. III p. 131). S. unter dem
folg. Wort.
Hayz, in suo hayz; id est planeta mas-
culinus in die in signo masculino super terram
(p. 122). Identisch ist haim in der Ueber-
setzung des Alchabitius! auch haiz, beim
Italiener Bonatti (l. c.), Aym = Dustoria
(s. oben: dostoria). Das Wort stammt aus
dem griechischen œælọsoiç nach Bouché-
Leclercq, |’ Astrologie, Paris 1899, I, S. 103,
Anm. 2.
Hylech (also eM für cg wie ре.
wöhnlich zusammen mit Alcoeodar, oben
Alcochoden, persisch fd OO, schon іш
Titel eines Buches von dem Juden Sahl b.
Bischr, s. mein Arab. Lit. S, 26 n. 16, wo
Suter’s Uebersetz. (S. 15 Mitte): „Ueber den
Regenten der Geburtsstunde und denjenigen
der Lebenszeit.“ Hammer macht aus dem
Regenten eine Hebamme. Веі Bonatti:
Hylem, Ylem.
Ich erwähne schliesslich die „scientia
rojectionis radiorum“, nach Ptolemäus und
orotheus (p. 123), d. i. der Strahlenwurf
glass or. Es ist kaum begreiflich, dass
Schleiden diesen astrologischen Ausdruck fiir
den optischen Begriff des Strahlenreflexes
nehmen und die Entdeckung dem Juden Sahl
beilegen konnte, s. mein Lettere a Don B.
Boncompagni p. 19, hebr. Uebers. S. 521
1) Z und m am Ende des Wortes sehen in älteren
lateinischen mss. einander so ähnlich, dass die Kopisten
sie verwechseln; vgl. oben Almutaz, Almutes und
Almutem.
) Auch in hebr. Lettern bei Abraham ibn Esra,
в. Verz. der hebr. Handschr. in der k. Bibl. in Berlin,
II, 144, Kol. 2,
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
271 wird unter pass
[Januar 1907.| 18
А. 151 1. Z. lies Ampl. 374, vgl. auch Suter,
Uebersetz. Fihrist S. 46. Den arab. Aus-
druck hat schon Maschallah. — Das Stück
hinter Ptolem. Quadrip. Ed. 1484 (auch 1519)
gehört zum Kommentar?
S. 8 n. 14. Abu Ali Ja'hja ibn abi
Man'sur ibn al- Munadjdjim, Astrolog des
Khalifen al-Man'sur. Unter den Quellen
kommt (nach dem Fihrist) an zweiter Stelle
al-Kifti, dessen vollstündiger Artikel in der
Ausgabe S. 357 ff. (s. auch Index S. 484).
Nur der Anfang bis S. 358 Z. 2 ist mit-
geteilt bei Casiri 1, 425 und mit Benutzung
des Pariser ms. (Zuzeni) bei Sédillot, Prolég.
d'Oloug Beg (1847) p. VIII. Die folgenden
Mitteilungen des abu Maschar hat abul-
Faradj benutzt, wie ich schon in der Zeitschr.
f. Mathem. XII (1867) S. 31 Anm. 52 be-
merkte.
Unser Ja bie ist der Ahn einer Gelehrten-
familie, welche den Beinamen ibn al-
Munadjdjim fortpflanzte — ich komme wohl
noch auf einzelne Glieder derselben zurück;
hier genüge eine Verweisung auf mein:
Polemische und apolog. Lit. (Leipz. 1877)
S. 76/7. Ein Glied, Namens Achmed schrieb
die Geschichte und Genealogie der Familie.
Der Fihrist (III, 3 S. 143) behandelt die
ältesten Glieder, wozu weder Flügel noch
Aug. Müller im II. Band irgend etwas bemerkt
hat. Im Abschnitt über Mathematiker S. 275
beginnt der Artikel Jahja mit einer Rück-
verweisung, offenbar auf jene Stelle, was
aber in der Note (II, 136) nicht angegeben ist.
Von unserem Jahja, dem Astronomen,
ist offenbar verschieden der gleichnamige
Ја hja ibn abu Man eur al-Mu'suli (aus Mossul
stammend), der ein Kitab al-Agani undAnderes
verfasste, im Fihrist S. 149. Im Index II,
è auf abu Ali
verwiesen; zu dem Autor aus Mossul werden
ausser der Seite 149 noch S. 271 und 275
notiert. Im Index zu H. p. 1247 n. 9148:
Үаһја... El-Mausili ud III, 466 ange-
geben, wo aber von dem Astronomen die
Rede ist. D'Herbelot (Oriental. Bibl., deutsch
1787, II, 793) gibt äusserst kurze Artikel
über ,Jahja Abulmaaeur el-Musali und ,J.
Ben Abilmansur“, einen der grössten Astro-
nomen, ohne Quellenangabe, wahrscheinlich
aus H.
Jahja ist wahrscheinlich verketzert Al-
meon in älteren europäischen Quellen, welcher
die Schiefe der Ekliptik auf 23" 33' 30"
feststellte (Études sur Zarkali p. 87, ZDMG.
XLVII, 355 — bei abu Bekr al-Farisi —
Note zu Baldi p. 32).
Ueber Ja'hja в, auch Ersch u. Gruber
19 (Мо. 1.)
Sect. II Bd. XIV, 182; Reinaud zu Aboul-
feda p. XLVII; Hammer, Litgesch. ІП, 262,
= IV, 309 n. 2414 (s. S. 509); Steinschneider,
ZDMG. XVII, 630, XXIV, 375 A. 52, XXV,
404. j
Nach Delambre (Hist. de (Astronomie,
р. 4) hätte sich nichts von Ja hja's Schriften
erhalten; Brockelmann nennt ihn auch nicht;
aber seine doppelten „probaten* (si)
astronomischen Tafeln spielen eine Rolle in
der arabischen Astronomie; sie sind noch
benutzt von Ali ibn Ridhwan (gest. 1038),
8. ibn abi O'seibia II, 99. — Das Zitat bei
Narducci zu Ristoro d'Arezzo (1889) ist
aus Abraham ibn Esra, de revolut. et nativ.,
wo: ,Jehagi filius David (!) Memassaor*, s.
Verz. d. hebr. Handschr. in Berlin II, 146
Kol. 1 Z. 8. — In meinen Notizen findet
sich: Katal. Khane f. 141b unter Joh. Mase-
weih, aber dieser Katalog ist mir jetzt nicht
mehr zur Hand..
(Fortsetzung folgt.)
Südarabisches.
Von Martin Hartmann.
Gl. 1302 (s. Weber, MVAG. 6 (1901),
61ff.; Lidzbarski, Eph. 2, 98ff), 2 lautet
oben via mun pup po wg TAD W ease.
man nbn] олар aye) yip wh "2v em
Weber: ,und am Tage da als Kabire ein-
setzte Sa‘d über die Minäer von Musràn
zwei Männer, und sie (die Minäer von
Musrän) heil und wohlbehalten blieben, weil
mit Gunst bedacht worden war Sa'd und
der Stamm, über den jene beiden Manner
gesetzt waren.^ Lidzbarski: ,und zur
Zeit als Sa‘d (als Kabir?) Ma‘in von MSRN
zu Fuss durchzog und heil und unversehrt
blieb, da einander (?) geneigt waren Sa‘d
und die Bevólkerung, als er sie zu Fuss
besuchte."
Ich schlage vor: ,und weil Sa'd Ma‘in
in Musrän zwei Mal als Kabir verwaltet
hatte und gesund und heil geblieben war,
so dass Sa'd und seine Leute zufrieden
waren, dass sie (das Unternehmen) die
beiden Male auf sich genommen hatten."
Kommentar: OY „weil“ mit einem bekann-
ten Uebergang („ weil“ von , Weile"); in den
sabäischen Inschriften entspricht, Nia Gan,
in den himjarischen 2. — ^22 hier Verb
nach by; vgl 3 2nt оу „weil überwiesen
hatte", — ‘2927 af) und jx» up lese ich
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZETTUNG.
[Januar 1907.] 90
tintai riglanai und tintat riglanaian. „Männer“
ist unmöglich. „Füsse“ geht grammatisch,
ist aber hier in sinnlicher Beziehung un-
passend: den Grands Seigneurs, die als Ka-
bire ein nicht ungefáhrliches Handels- und
Raubgeschift trieben, fiel es nicht ein, auf
Schusters Rappen einherzuziehen ). rigl ist
hier „Fuss-Bewegung“; „Mal“ (vicem) wird
gern durch Bewegungs-Begriffe ausgedrückt:
ital. volta, neugr. goo«; vgl. franz. ne —
pas &us ne — passum (quidem); der Ueber-
gang ist nübedenklich: vortrefflich passen
der stat. absol. und der stat. emphat. riglänas
und riglänaiän (h ist reines Vokalzeichen):
.2mal^ und „die beiden eben erwähnten
Male“. — on odin: die gesunde Heimkehr
von dem Kabirat über Ma‘in in Musrän
wird auch in Gl. 1155 (Hal. 535), 3 ge-
feiert, wo es heisst: „und es führte sie und
ihren Besitz ‘Attar Dugabdum heil und
wohlbehalten bis zum Gebiet ihrer Stadt
Qarnäu zurück“; das гр ОПО? ist zu
lesen: sälimim wawafiji[m] eil lm,
auch hier mit Anwendung des h als Zeichen
des langen Vokals. — “Dw: Seked(t) ist eig.
= ,dass so“; es реһбгі der grossen Gruppe
von Partikeln mit ** 4- 3 an, die auch in der
Namaàra-Inschrift ihren Vertreter hat; zu
deren y ziehe ich jetzt noch heran
Abrahams "zm Gen. 22, 5 „bis dorthin“
mit Geste.
Weniger sicher als die vorstehende Deu-
tung von Z. 2 ist mir die neue von Z. 3
vob yo In om em ym уток an om
pno FORA nnyew 0752) wv» yx "D po
bee пук олко. Weber: „und am Tage,
da überwies Ábijadi'a Jati‘u und Waqah'il
Rijàm, die beiden Könige von Ma‘än und
die Priester von Ma'&n (vertreten) durch
den Priester von Ma‘än dem Sa'd und seinem
Sohne Haupa'att die Verwaltung und die
(Erhebung (?) der Abgaben, welche dar-
gebracht werden ihrer beiden Göttern.“
Lidzbarski: „und zur Zeit als Abijada‘
Jati‘ und Wagahil Rijäm, die beiden Könige
von Main, und die Priesterschaft von Мачо
durch die Priesterschaft von Ma'àn (2) dem
Sa‘d u. s. S. H. die Verwaltung und Er-
hebung der Abgaben (?) an ihrer beiden
Gott überwies.“ — Ich schlage vor: „und
weil A. J. und Wagahil (lies: Waqá'il! A
1) Die Heranziehung des eine Strecke tna söpäsu
zurücklegenden Sanherib bei Lidzb. zur Stelle ist
sehr geschickt; es handelt sich da aber doch um
einen besonderen Fall. Sad spricht von seinem
ganzen Zuge.
91 |No. 1.)
mater lect. wie in hebr. 753) Rijam.....
und der Oberpriester von Ma'in dem Sa'd
u. seinem Sohne Hauf'att den Tempel Mani‘än
zur Belehnung überwiesen hatten, indem er
(Sa'd, bezw. sie, Sa'd und sein Sohn) sich
verpflichtet hatte zur Leistung der monat-
lichen Abgaben an ihrer beiden Gott.“
Kommentar: 3 an:
nordar. (5,4 КАЗЇ, hier J JUI. — 7100:
wenn musauwid = Priester, so darf masäd
als „Ort des Gottesdienstes“ angesehen
werden. — |гі e: der locus gramm. ist
hal, der im Minäischen nach determiniertem
Nomen, scheint es, regelmässig die Stelle
des Relativ-Satzes vertritt; auch hier ist
gestattet: „an Sa‘d und s. S. H., welche“
usw. taamman und machdan geben ein
evdıadvosv: eig. „sich verpflichten und leisten.“
— ms dns: rw gleich fru zu setzen, er-
mutigt der Zusammenhang; denn dd ist
de zu J, tritt auch wohl ohne Hervor-
ebung des Pluralbegriffs dafür ein, also:
mensualia oder mensuale. Das Geschift ist
klar: das Heiligtum hat natiirlich durch die
Sporteln(Stolgebiihren) und freien Geschenke
der umwohnenden Frommen nicht unbetrücht-
liche Einkünfte; die darf Sa'd erheben, wenn
er eine monatliche Pauschalsumme an Gott,
Patron (Oberpriester) und König abführt;
er hat für die Bedienung des Heiligtums zu
sorgen. — Pop Hauf‘att: beachte den
Schwund des“, d. i. à, von wn 38; es ist
unbedenklich, in dieser minäischen Inschrift
den sabäischen Outsider (statt saufä) anzu-
nehmen, vgl. den Sahir Jalil Juhargib
König von Qatabän in Hal 504,3; auch ist
ein zweiter da: MPN Aiqndyat іп Z. 4 statt
signajat; beachte auch 32 (hù) neben -
вё) Derenbourg NT II, 8 u. 4 bei Lidzb.
h. 2,105; ganz wirr ist Gl. 1119 (Nielsen!)
160), wo sahlak (saf‘al) 2. 2, Suff. su
Z. 3, hū Z. 4. 7. 8; sagen, dass dieser
Sabäismus „sich vielleicht durch ein Ver-
sehen des Steinmetzen eingeschlichen hat“
(Lidzb.), trifft nicht vollkommen die Sach-
lage. Mann hatte eine Mischbevölkerung?).
1) Oldarabiske Indskrifter, Kopenh. 1906.
*) Vergleiche hierzu die wichtige Stelle Hamdani
184, 25—185, 1: „Bei den Einwohnern Banke finden
sich Reste der reinen ‚Arabija und vereinzelte Aus-
drücke aus der Redeweise Hımjars; die Stadt San‘s
ist differenziert hinsichtlich des Wortschatzes und
der Dialekte; jedes Viertel hat seine besondere
Sprache; wer aber so spricht wie die Leute im Gebiete
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Januar 1907.) 22
Die Barone dort, die Saba’ und Qataban
angehörten, sprachen die h-Sprache. In
ihren Urkunden nahmen sie, wie.mit der Er-
wühnung des Landesherrn und Oberkónigs
in der b-Formel am Schluss, Rücksicht auf
die lokalen Verhältnisse auch mit Anwendung
der s-Sprache, die offiziell war. Dabei
wurden natürlich die Namen, die das eigenste
Element der Sprache und der modischen,
höfischen Wandlung am wenigsten unter-
worfen sind, beibehalten. Es kamen aber
auch Entgleisungen vor, wie das hignäjat
und das benhü beweisen, die wohl mehr auf
Schuld der Vorlage als des Steinhauers
kommen. Auch bier zeigt sich, wie sehr
das Generalisieren von Uebel ist und die
Aufstellung des Schemas: „in den minäischen
Inschriften finden sich nur die s-Formen“
irreführen würde.
Allgemeines. Man erkennt sofort, dass
der hier 2. 1. 2. 3 genannte Sa'd identisch
ist mit dem Sad ben Wali (Walag?) Herrn
von Dafgan, der in Gl. 1155 zusammen mit
Ammigaduq ben Ham'att Herrn von Jaf an
Kabir war: sie heissen Z. 1 und 3 |7У2 "25
„Kabire von Musrän“. Daraus, dass von
diesem Sa'd hier Z. 2 gesagt wird: ,er ver-
waltete Ma‘in Musrän als Kabir“ darf
nicht zu viel geschlossen werden, denn die
Redaktion der minäischen Inschriften ist
recht nachlässig. Seine Funktionen waren
die gleichen als Kabir von Musrän und als
Kabir von Main Musrän. Dass er in Gl.
1155 mit einem Kollegen, hier allein erscheint,
ist kein Hindernis, dass er hier davon spricht,
er sei zweimal Kabir gewesen. Aus der
Nebeneinanderstellung der beiden Urkunden
ibt sich aber noch ein nicht Unwesent-
liches. Da Gl. 1155 älter ist, so ist auch
das Condominium Abijada Jati und die
beiden Söhne des Madikarib ben IIIjafa
früher als das Condominium Abijada Jati
und sein Sohn Wagahil Rijäm, sei es, dass
dieser Sohn vordem minderjährig war, sei
es, dass der Vater durch Intrigen genötigt
war, die Sprósslinge des Madikarib als
Kónige neben sich anzuerkennen.
von Sa‘üb (im Becken des Chàrid], der unterscheidet
sich von allen.^ So wird's auch in der Hauptstadt
der ältesten uns bekannten Schicht in Мачо ge-
wesen sein: da waren Leute aus allen Teilen des
Landes, die oft Mühe haben mochten, einander zu
verstehen, die aber grundsätzlich „hoch“ schrieben
und sprachen — so gut sie konnten.
23 [No. 1.)
Miscellen
von G. Hüsing.
1. Das Datum der Halys-Schlacht.
Nach Herodotos I 74 wird der Friede
nach der Schlacht geschlossen unter Nabuned,
der frühestens 556 zur Regierung kommt.
Damals regierte also in Lydien noch Val-
veiates und in Medien Kyaxares, und das
ist richtig.
Denn nach der Nabuned-Kyros-Chronik
fällt Sardes nicht vor 545, vermutlich aber
kurz vor 540, d. h. 541. Also regierte Aly-
attes bis 555. Und nach dem Nabuned-
Cylinder von Abu-Habba (Kol. I 28) ist das
Jahr 550 das dritte Regierungsjahr Asty-
igas II, des letzten Mederkönigs. Kyaxares
regiert also bis mindestens 553. Der Aus-
druck des Textes ina 3alulti Satti („im dritten
Jahre“) gestattet keine andere Beziehung als
auf den Mederkönig, und hinter 3aíti ist Su
(seinem) weggelassen'), da es in usatbuni-Iu-
та folgt. Gemeint ist also Ше Sonnen-
finsternis vom 1. Nov. 556 oder vermutlich
die berühmte vom 19. Mai 557.
Wir veröffentlichen die kurze Begründung
dieses Ergebnisses, das von H. Winckler in
seinem Auszuge aus der vorderasiatischen
Geschichte (Hilfsbiicher zur Kunde des alten
Orients II) bereits 1905 verwendet werden
konnte, damit es nicht noch weiter iiber-
sehen bleibt.
2. Der Name Miltiades.
Das Zusammentreffen reichlicher Funde
altsakischer Namen in den Inschriften von
Olbia mit der genaueren Erforschung der
Sprache der Osseten im Kaukasus hat zu
dem sensationellen Ergebnisse gefiihrt, dass
uns im Ossetischen noch heute eine ,neu-
sakische^ Sprache in mehreren Mundarten
erhalten geblieben ist.
Die Sprache der Saken, die bisher ein-
fach zum Iranischen zugerechnet worden war,
zeigt nun doch sowohl im Wortschatze wie
auch in den Lautgesetzen ganz charakte-
ristische Besonderheiten, die uns zwingen,
das Sakische zwischen das eigentlich Ira-
nische und das Germanische zu setzen. In
seinen ,Untersuchungen zur Geschichte von
Eran“ (II S. 88 ff.) hat Marquart bereits die
Namen Efapureuos, Wevdagraxy, Аоуцилаю,
Mëtteg, Agınaorov und vielleicht auch
yorto in Tostoovgoc zu erklären vermocht.
1, Oder das zu erwartende ša sandtisu о. &.
D. R.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Januar 1907.] 24
Schon Wssewolod Miller‘) hatte den neu
gefundenen Volksnamen Savdageras als ein-
heimische Form des Namens der MedayzAasvos
(„Karakalpaken“) in Anspruch genommen. Wir
können auch hinzufügen, dass weder Oaps-
paoadys noch Gaysecadys, sondern Oadss-
pacadns (bezw. Oadsucoadnc) zu lesen ist
(Her. IV 59), wodurch Poseidon als Herrscher
der Tiefe (des Meeres) bezeichnet wird. Es
dürfte die gleiche Gestalt sein wie Za4po-Eic
„der wie eine Schlange gestaltete Herrscher“.
Er ist wohl der Gleiche wie der aus Radloffs
Werken bekannte unterirdische Schlangen-
gott Dialmauss der Türken, die ihn den Saken
entlehnt haben. Von den Ostgrenzen der
Germanen mit ihrer halbsakischen Ragnars-
Saga bis nach Indien hinein geht jetzt ein
Aufleuchten durch die dunklen Massen des
fiir uns bisher tot daliegenden Namen- und
Sprachgutes und verrät die ungeheure Be-
deutung, die die sakischen Volker in der
Weltgeschichte gehabt haben.
Einzelne, bisher verstreute Anmerkungen
7а dieser Frage habe ich in der Keleti
Szemle, іп OLZ (1905 Sp. 112 ff) und in
meinen „Beiträgen zur Kyrossage" (z. B.
S. 66 über Kartavirja) beigebracht. Ев er-
gibt sich vor allen Dingen, dass auch die
Überarbeitung des Awesta unter dem Ein-
flusse sakischer Sprachform stattgefunden hat.
Die weitere Verfolgung der Probleme des
Sakischen ist berufen, ein ühnliches Licht in
die Zusammenhänge zwischen europäischen
und asiatischen Áriern zu bringen, wie etwa
die Keilschriftforschung in die Geschichte
der semitischen Kulturen Vorderasiens, —
wenn auch auf völlig anderen Wegen.
Wir greifen heute nur einen bekannten
Namen heraus: der „Athenäer“ Muradns
führt einen sakischen Namen. Das iranische
mira (M.) lautet im Sakischen milto —
wie im Germanischen —, und davon lautet
ein abgeleitetes Femininum miltia, und das
ist der Name einer dem Mipra-Milto ent-
sprechenden Göttin, d. h. seiner Gattin oder
Schwester oder Tochter. Miltia-da ist die
reguläre Kurzform von Miltia-data, d. h.
„der von der Miltia Gegebene“. Ebenso ist
Толоуюс ASava das Femininum zu dem aus
dem Awesta bekannten Freiöna Ahwjäna,
also keine Göttin griechischer Herkunft,
vermutlich aber die Gleiche, deren Beiname
eben Miltiä lautete, denn Fretona ist = Mipra,
wie die vergleichende Mythologie zeigt. Wir
würden also begreifen, dass Midriadys ein
ASnvasos, d. h. ein „Atheneverehrer“ war,
) Im Grundriss der iranischen Philologie.
25 [No. 1.)
auch, dass er ein Fürstentum in Thrakien
inne hatte. Wie stellt man sich aber zu
der Frage seiner Herkunft aus — Athen?
3. Der Triton-See.
Die Tomo» Аш») liegt in „Libyen“.
Da sie in Afrika nirgends zu finden ist,
kann auch dieses „Libyen“ nicht in Afrika
liegen. Nun gibt es bekann dich noch ein
zweites Libyen, das in der Nachbarschaft
von Kolchis liegt. Wo ist der Triton-See?
Ein Fluss namens Too» bildet eine
Ашу, in der die Insel Eonega liegt. Die
Einwohner sind also Eomegstas, und die F3-
minina Еолеовдес. Die wohnen in Kyrenaika
und im westlichen Armenien, beide also wohl
in ,Libyen*. Die Insel wird, mit Ausnahme
des Gebietes von МФ, von den Amazonen
bewohnt, und das sind genau die gleichen,
die nach anderer Uberlieferang am Tanais
sitzen, der also der Ter sein würde; er
bildet die Мо те Zug, und in dieser liegt
eine Insel, die Krim, die eine Stadt Xeo
vnoos trägt, wie die Insel Еолвра es soll.
Von Eoregoe aus unterwerfen die Amazonen
die Átlantier, und Herodotos IV 49 kennt
als Nebenfluss des Istros einen Atlas-Fluss.
Dann wandern die Amazonen nach Klein-
asien, wo Xenophon die Eonegssar kennt.
Anwohner des Tritonsees sind die MayAvsc,
und die kennt Lukianos (Tox. 45—55) als
eakisches Volk, und Suidas in Kolchis. Und
die Anwohner des Triton-Sees verehren die
Athene, den Triton und den Poseidon. —
Diese kurzen Zusammenstellungen wollen
einstweilen denen dienen, die imstande sind,
eingewurzelte Hypnosen in kürzerer Zeit zu
überwinden. Der zwingende Beweis lässt
sich zwar auch erbringen, aber doch nur
unter Aufrollung eines erheblichen Materiales
an weiteren Fragen; er wird später leichter
sein und kommt daher noch zurecht.
4, Die Kassiteriden.
Wenn wir das griechische Wort kassitero
mit dem indischen kastira vergleichen, so
ergibt sich auf den ersten Anblick, dass
nicht das eine aus dem anderen, sondern
beide aus einer dritten Form herzuleiten
sind, die etwa *kasitira lauten musste und
vermutlich dort zu Hause ist, von wo her
das Wort zu Griechen und Indern gelangen
konnte. Und da es aus keiner früher be-
kannten Ber berleitbar ist, so hat jede
zwischen Hellas und Indien an einer Küste
auftauchende neu entdeckte Sprache die erste
Anwartschaft darauf, vorausgesetzt, dass es
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Januar 1907.] 36
in diesem Lande Zinn gibt. Hier kommt
eigentlich nur eine Sprache in Betracht, da
das Land nicht &m Mittelmeere liegen kann,
námlich die elamische. Und da die Ausgra-
bungen in Susa gerade Elam als das spezi-
fische Bronze-Land ergeben haben, zur Bronze
aber Zinn erforderlich ist, so sei es kurz
gesagt. dass in dieser Sprache ein kasi-i*-ra
so viel wie , kassi-land-isch* bedeuten würde. —
Die Griechen haben vom pers. Golfe sehr viel
mehr gewusst als wir heute, und Schiffahrt
von dort nach Indien ist ein altes Postulat.
Vielleicht bewahrheitet sich die Angabe A.
Heinickes (D. Neue Blatt 1904 No. 18), über
den Erz-Reichtum der Insel Hormuz, der
von den Englündern verschwiegen würde,
weil sie selbst die Insel sich sichern wollen,
wie auch die Portugiesen dergleichen zu ver-
schweigen wussten; eine müchtige Festung
haben sie auf der Insel hinterlassen. Dort
könnten also die „Kassiteriden“ gelegen
haben, von denen man ja erzählte, dass sie
noch über die Altäre des Herakles, d. h. des
Melqart, hinaus lägen. Diese Altäre des
Melgart sind nämlich offenbar die beiden
steilen Berge bei Aden, am „Tore der Ge-
fahr", deren einer übrigens früher auf einer
Insel lag. Man konnte also wohl auch
zwischen beiden hindurch fahren.
Es zeigt sich überall die gleiche Erschei-
nung, dass die Griechen spüter alle ent-
legeneren und weniger bekannten Gegenden
nach Afrika und nach dem westlichen Mittel-
meere verlegt haben. So z. B. die Aithiopen
und Jchthyophagen (vgl. meine Beitrüge zur
Kyrossage, z. B. S. 134), so auch den Atlas,
die Hesperiden, die Amazonen, die Säulen
des Herakles, die Kassiteriden, den Triton-
See und — Tarsis.
5. Tarsis.
Uber den „Tartessier“ „Gargoris“, der
nach meiner Meinung in den pers. Golf ge-
hört, habe ich in den „Beiträgen zur Kyros-
sage“ (S. 133) nur kurz sprechen kónneu.
Ich will hier zufügen, dass die Geschichte
des Gegners des Gargaris die des Propheten
Jona ist, dessen Schiff nach Tarsis fährt.
Das kann man freilich nicht von Joppe aus,
aber YO in Jona 1, 3 braucht auch nicht
zu bedeuten ,er stieg hinab nach Joppe.
Es bedeutet einfach „und er (mM?) verfolgte
ihn". Abgesehen von den Parallelatellen:
Gen. X 4 und I Chr. I 7 liegt Tarsis im
alten Testamente nie 80, dass man es vom
Mittelmeere aus erreichen kónnte, wohl aber
liegt es in der Richtung auf Opir, d, h. Elam,
27 [No. 1.)
und man fährt von Ezion Geber aus dahin.
An den beiden eben genannten Stellen aber
ist überhaupt nicht WIN zu lesen, sondern
Cw^n — Y und 2 unterscheiden sich in
alterer Schrift nur durch einen Strich, den
» mehr hat also V/ —, und das sind die
Tursa des Mittelmeeres. Das AT kennt
Spanien überhaupt nicht.
6. Alasja.
Wir sprachen eben von Gen. X 4 und
seiner Parallelstelle. Hier sind die Sóhne
Jäwäns, des Jon der Griechen, due und
die OWN OND und DW)" genannt. Es
wird wohl direkt mw x zu lesen sein, denn
die Konsonantenfolge wx musste jedem he-
brüischen Abschreiber gegen den Strich geben,
während pbx oft genug vorkommt. Wie der
Zusammenhang zeigt, ist es Alasja-Kypros.
Wenn Dhutmäse III dieses Land |l am
schreibt, d. h. also de, so kann das bei
der Kürze des Zeitabstandesgegen die Amarna-
Briefe kein anderer Name für das gleiche
Land sein — dazu sind die Namen einander
denn doch zu ähnlich! Es ist also trotz
aller sonstigen ägyptischen Schreibregeln
„Ajasj a“ zu lesen, d. h. das J ist palata-
lisiert. Dafür zogen die Agypter, die ja
kein reines | hatten, die Schreibung mit j
vor, während man später der Keilschrift ein
de nachbildete mit r für babylonisches 1.
Also, wie öfter, eine N
Form und später eine „babylonische“.
Bespreehungen.
Eduard König. Prophetenideal, Judentum
und Christentum. Das Hauptproblem der
5 Religionsgeschichte. 92 8. Leipzig
(Hinrichs) 1906. Bespr. v. F. Perles.
Die vorliegende Schrift von König trägt
weit mehr theologischen als religionsgeschicht-
lichen Charakter, so dass ihre Besprechung
aus dem Rahmen dieser Zeitschrift fällt.
Referent enthält sich darum jeder Aus-
einandersetzung mit den vom Verfasser ent-
wickelten Gedanken, trotzdem gerade er
Veranlassung hätte, seine eigenen Aus-
führungen!) gegen manchen sachlich nicht
begründeten Einwand König's zu recht-
fertigen. Seine Besprechung gilt vielmehr
einer anderen Seite des Buches, die von
1) In der Schrift ,Bousset's Religion des Juden-
tums im N'Tlichen Zeitalter kritisch untersucht“
Berlin (Wolf Peiser Verlag) 1903.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Januar 1907.) 28
prinzipieller Bedeutung auch für Orien-
talisten ist.
Es ist eine traurige Erfahrungstatsache,
dass die alttestamentlichen Forscher sich
nur selten mit Sprache u. Literatur des
nachbiblischen Judentums vertraut machen.
Wagen sie sich nun trotzdem, wie es oft
vorkommt, auf dieses geführliche Gebiet, so
geben sie sich manchmal Blóssen, die nicht
nur für sie selbst persónlich, sondern auch
für die ganze Wissenschaft hóchst bedauer-
lich sind. Es ist daher schon wiederholt
und zuletzt auch vom Referenten!) der Ruf
nach Schaffung von Professuren für jenes
wichtige Fach erhoben worden, das an
deutschen Universtitäten (ausser im Institutum
Iudaicum) nicht vertreten ist, während in
Frankreich, England und Amerika längst
besondere Lehrstühle dafür existieren.
Gegen diese Forderung nahm nun König
in einem Leitartikel der „Kreuzzeitung“?)
mit dem Hinweis Stellung, dass „von den
Professuren für orientalische Sprachen das
Neuhebräische, in dem die nachbiblischen
jüdischen Schriften geschrieben sind, mit-
vertreten werden Als wollte er nun
zeigen, wie weit diese „Mitvertretung“ reicht,
beschäftigt er sich jetzt im zweiten Teile
der vorliegenden Schrift eingehend mit der
Religion des Spitjudentums. Па er aus
allen seinen bisherigen Veröffentlichungen
als ein ebenso gründlicher wie besonnener
Forscher bekannt ist und uns auch in dem
erwähnten Artikel ausdrücklich erzählt,
dass er Teilnehmer von Uebungen gewesen
sei, die Franz Delitzsch in Leipzig über
neuhebräische Literatur (an der Hand von
J. H. Weiss’s neuhebräisch geschriebenem
Mischpat laschon?) ba-mischna) hielt,“ durften
wir erwarten, dass der Verfasser nur mit
vollem wissenschaftlichen Rüstzeug sich an
seine Aufgabe heranwagen würde. Leider
aber sahen wir uns in unserer Hoffnung
getäuscht. Ja, die Schrift liefert gerade den
besten Beweis für die Notwendigkeit einer
besseren Vertretung des Neuhebräischen an
den deutschen Universitäten, was man aus
folgenden Proben ersehen möge.
S. 46 übersetzt K. die bekannte Stelle
aus b. Berakhot 34b. mo іл Gagn ро рм
4253 nyobo Tayy wow muon. „Es gibt
keinen Unterschied zwischen dieser gegen-
1) „Jüdische Wissenschaft“ Königsberger Hartung-
sche Zeitung No. 431, Freitag 14. September 1906.
2) No. 449 (Abend-Ausgube) Berlin Dienstag, den
26. Sept. 06.
з) Hoffentlich nur Druckfehler der Kreuzzeitung
für leschon.
29 [No. 1.)
wirtigen Periode und den Tagen des Messias
ausser dass die Kónigreiche ihm dienen“.
К. hat also das Substantivum Mayr
„Knechtung“ vom Saph'él "2yV für eine
mit Y „dass“ verbundene Verbalform!) ge-
halten, wührend zu übersetzen ist: ,ausser
(Israels) Knechtung durch die Reiche“,
(welche nämlich im messianischen Zeitalter
aufhéren wird).
Nicht weniger sonderbar ist die S. 62
gegebene Uebersetzung der Stelle (Sprüche
der Vater 3, 11): ,die vielleicht das Tora-
Buch in der Hand haben und gute
Werke vollbringen.^ K. kennt also weder
die übertragene Bedeutung von a w^,
noch den formelhaften Gebrauch der Ver-
bindung Go Cuyo nmn, wonach die Stelle
zu übersetzen ist: ,obgleich er Tora-
kennt, isse und gute Werke aufzuweisen
hat.“ Nur nebenbei sei erwähnt, dass das
Tora-Buch im konkreten Sinne nicht "rop,
sondern "rap DD heisst, und dass sich über-
haupt die ganze Stelle absolut nicht auf
den Ambaares bezieht, was K. auf der
folgenden Seite selbst zu fühlen scheint.
Noch verhüngnisvoller wird für K. der
Amhaares, wenn er S. 63 die Stelle (b.
Berakhot 47b) рхо o... . PINT Cy TN
nnb by dum übersetzt: „wer nicht eine
Oberschwelle an seiner Tür besitzt (näm-
lich wegen des Blutstreichens am Passah-
feste Ex. 12, 22 etc.)“. Ganz abgesehen
davon, dass nm niemals „Oberschwelle“,
sondern nur „Pfosten“ (wie auch aus Ex.
12, 22 hervorgeht) bedeuten kann und dass
die beim Auszug aus Aegypten erwähnte
Bestreichung der Schwelle und der Pfosten
mit Blut niemals zum Passahritus gehört
baben, hätte doch K. schon aus den daneben
stehendenParallelsätzen„wer keineTephillin
905 und „wer keine Zizith an seinem
eide hat“ ersehen müssen, dass hier eine
ähnliche Forderung gemeint ist, nämlich
„wer keine Mesusa an seiner Tür hat“
d. i. die noch heute in jüdischen Häusern
am rechten Türpfosten angebrachte Kapsel
mit den beiden ersten Absätzen des Schemä.
Ein Blick in Levy, Neuhebr. Wb. III 63>
oder in Schürer, Gesch. d. jüd. Volkes 3 II
484 hätte ihn des Rechten belehrt.
S. 34 lesen wir: „Auch einer positiv
freundlichen Bezugnahme auf den Kultus
oder Tempeldienst begegnet man in den
zitierten Sätzen, denn Hillel gab (Spr. d.
V. 1,12) die Mahnung: Sei ein Schiiler
t) Vermutlich stand in dem K. vorliegenden
Texte Myw mit mater lectionis.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Januar 1907.) 30
Aarons“. Wer die ganze Stelle, wie sie
K. kurz vorher übersetzt, noch einmal liest,
wird sich fragen, wo hier ein Hinweis auf
Aaron als Vertreter des Kultus zu finden
sei. Es geht nämlich unmittelbar weiter:
„Sei friedliebend und friedenstiftend‘), liebe
die Geschöpfe und zieh sie heran zum Ge-
веёзе“2). Zum Ueberfluss aber besitzen wir
noch verschiedene andere aggadische Stellen?),
in denen Aaron als Typus der Friedens-
liebe erscheint.
8.41 ayn n2» AWN "mp bedeutet
nicht, wie K. angibt, ,Wo viel Gesetze,
ist viel Leben“, sondern ,wo viel Tora-
studium ist, ist viel Leben.“
S. 64 Die Stelle Tos. Demai 2, 18 (nicht
2,3) remm "y ınpına P "ул übersetzt К.
„sie bleiben in ihrer Annahme“ und macht
ein Fragezeichen dazu. In der Tat ist der
Satz in dieser Form unverständlich. Viel-
mehr ist gemeint: „man nimmt von ihnen
an, (dass man sie noch als Chaber be-
trachten und ihnen darum in rituellen
Dingen Vertrauen schenken darf), bis ein
positiver Verdacht gegen sie vorliegt.
Von geringeren Versehen seien hier noch
folgende zitiert: S. 32 Cor Spr. d. V. 1,8
ist nicht mit „Uebeltäter“ zu übersetzen,
sondern ist hier nur ein Ausdruck für
„schuldig“ (Gegensatz No) vgl. gro
„schuldig erklären“. — S. 33 n3wbo (Spr.
d. V. 1, 10) ist genauer mit „Arbeit“ zu
übersetzen. — 5. 46 Пав Zitat aus Bere-
schith rabba, in dem übrigens irrtümlich
48, 11 für 49, 11 steht, müsste nicht nach
dem betr. Bibelvers, sondern nach Abschnitt
und 8 der Romm'schen Ausgabe, also hier
98, 9, gegeben sein. Das Zitat ist bei K.
nur unvollstündig übersetzt, indem am Schluss
die Worte 507 М9 „nicht aber Israel“
fehlen. Es ist nümlich gemeint, wie aus
der Parallelstelle Midr. Tehillim zu v. 21
Anf. hervorgebt: Im Zeitalter des Messias
wird Gott selbst der Lehrer Israels sein,
wührend der Messias nur der Lehrer der
Völker sein wird. — S. 63 rn D пх HIE
Q'2*3 bedeutet nicht „bei der Masse“,
sondern einfach „vor andern“ „öffentlich“
(Gegensatz unter vier Augen).
Königsberg i. Pr.
') Diese Uebersetzung ist ebenfalls unrichtig.
Denn ГУ әнін heisst „dem Frieden nachjagend*
d. h. friedliebend um jeden Preis.
*) Richtiger ,zur Lehre“ vgl. über die Stelle
die interessanten A gen von Chwolson, das
letzte Passahmahl Christi 80
3) b. Sanhedrin 6b; Abot de R. Nathan XII
31 (No. 1.)
Clef de la langue araméenne ou Grammaire com-
plate et pratique des deux dialectes Syriaques occi-
dental et oriental par l'abbé Alphonese Mingana
professeur de Syriacque au séminaire Syro-chaldéen
de Mossoul. Mossoul Inprimerie des Péres Domi-
nicains 1905. XVI. 197 gezählte und 57 unge-
zählte Seiten gr. 8. Angezeigt von Eb. Nestle.
Die Dominikaner in Mosul entfalten zur
Zeit eine rege literarische Tátigkeit, haben
aber, namentlich was die Ausstattung der
Bücher angeht, die Jesuiten in Beirut noch
nicht erreicht. Der Verf. der vorliegenden
Grammatik hat im gleichen Jahr die Homilien
und Gedichte des Narses in 2 starken Banden
herausgegeben (s. darüber Chabot in JA X,
6, 1 S. 155—177). Seine eigene Arbeit
kónnen wir eher entbehren, denn er vertritt
darin Anschauungen, die vor einer strengeren
Sprachwissenschaft nicht werden bestehen
kónnen, wie z. B. dass es im Syrischen
keine Wurzeln med. i gegeben habe (§ 152;
р. XVI). Formen wie St, dom seien up
aus ПО, СТУ entstanden. Auch seine
Regeln sind eigentiimlich formuliert, z. B.
S 16 über das Patach: quand il est suivi
d'une lettre accentuée, il la redouple, ex
na ilaglorifié, as avec nous. Neu
war mir die Regel, dass wenn pluralische
Adjektive auf — — substantivisch gebraucht
sind, sie die Pluralpunkte erhalten; ebenso
dass der Flussname rp" (Tigris) masku-
linisch sei (S 160) Die Betonungsregel
8 87 lautet: accent tonique tombe sur la
derniere syllabe, dans le cas ой est elle
fermée par une ou deux consonnes; il tombe
sur l'avant-derniere syllabe ... dans le cas
ой la derniére est fermée par une voyelle,
2. B. үрго, aber sand. Einen Dual, der
ursprünglich auf &n (nicht in) vokalisiert
gewesen, vermutet der Verf. in poxo IV.
Reg. 7, 1 (so muss die Bibelstelle heissen,
statt Reg. IV, 1). Für das Verbum statuiert
er § 107 7 Fälle für die Vokale des Perfekts
und Imperfekts, а-о, a-e, а-а, e-a, 6-0, о-о,
e-e, and § 109 11 Konjugationen. An das
Pronomen kommt er erst $ 441. Dass eine
solche Anordnung für den Unterricht, jeden-
falls für den Selbstunterricht nicht praktisch
ist, dürfte einleuchten. Auch bleibt vieles
unerklärt, was für letzteren Fall erklärt
sein müsste, z. В. S. 1 in dér Uebersicht über
die Alfabete gleich das erste Wort „Strang,“
und so mancher terminus technicus; z. B.
§ 184 „L’infinitif XYM) n'existe pas en réa-
lité chez les Araméens; ce n'est donc qu'ac-
eidellement que l'infinitif mimme Str wb N
indique quelquefois le mode subjonctif.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
Januar 1907.) 32
Auf die Paradigmen, die beim Verbum
mit der ersten Person beginnen (!), folgt
noch eine kurze bibliographische Uebersicht,
über die eingebornen Grammatiker der
klassischen Zeit, die europäischen, wobei
Namen wie Michaöl,Adlöre, Wasöre,Mercäre l}
und modern-syrische, Amira, A. de Hakel,
Sadr, ‘Ainkoura (1647), David (1896). Kar-
dahi (1880), Razi, Makdassi (1889), Manna
(1896). Die neueren von Malabar hätten
keinen Wert.
Maulbronn.
PSN, U eb le зу rings
2 al кіс sie АА b, i» Spre
1450 1. «лус» э yi. 9 und 447 Seiten. 8°. —
Angezeigt von Eb. Nestle.
Es würe eine sehr dankenswerte Aufgabe,
wenn Merx seine Historia artis grammaticae
apud Syros bis auf die Neuzeit fortsetzen
würde. Mit den Mitteln der modernen Re-
produktionskunst liesse sich billig von jedem
wichtigeren Werk die eine oder andere Seite
zur Anschauung bringen und zeigen, wie in
Urmia, Mosul, Beirut, Mananam (Travancore,
1888, 92, 98 von Polakosha) usw. Gramma-
tiken, Chrestomathin und Worterbiicher des
Syrischen in Malajalien, Arabisch, Franzó-
sisch, Neusyrisch, Lateinisch, vielleicht auch
noch in anderen Sprachen hergestellt wurden
und werden. Gleichzeitig mit der in Mosul
franzósisch veróffentlichten von Mingana
erscheint arabisch diese von Josef Derjan,
Metropolit von Tarsus und Vikar des maro-
nitischen Patriarchen. Die Einleitung gibt
eine ausführliche Geschichte seiner Studien
unter und Berührungen mit Kardahi, Gismondi
und anderen Vertretern der syrischen Lite-
ratur und Kirche. Es ist erfreulich, dass
das Syrische doch noch nicht so bald ganz
der Vergessenheit anheimgefallen sein wird.
Maulbronn.
Die Gótter des Martianus Capella und der Bronze-
leber von Piacenza von Oarl Thulin. Religions-
geschichtliche Versuche und Vorarbeiten, hrsg. von
A. Dieterich u. R. Wünsch, III. Band I. Heft.
A. Töpelmann, Giessen 1906. Bespr. у. A. Boissier.
L'année 1906 a vu paraitre trois impor-
tantes monographies de M. Car] Thulin sur
les questions étrusques. Je n'ai aucune com-
pétence pour parler de ces sujets, mais si
33 (Мо. 1.)
үзі accepté de faire un compte-rendu trés
sommaire d'un de ces mémoires, c'est que
l’Etrurie et la Babylonie ont un point com-
mun: la divination. Je crois que M. Thulin
a infiniment raison quand il insiste sur les
rapports de la divination chaldéenne et étrus-
que. Tout récemment encore М. Körte
écrivait ,Ein Zusammenhang zwischen der
chaldaeischen und etruskischen Lehre, d. h.
die Abhängigkeit dieser von jener scheint
mir mit Thulin unabweisbar.^ C'est pour-
uoi rien de ce qui touche les Etrusques ne
evrait être indifférent aux assyriologues.
L'auteur & nettement défini en quoi consiste
la divination étrusque et ce qui la distingue
de la divination romaine. Connaissant tous
les textes, ayant collationné et confronté
les manuscrits M. Thulin pouvait s'aventurer
bien armé dans les terrains encore peu ex-
ene: de la discipline toscane. Martianus
apella dans un passage curieux nous mon-
tre Jupiter convoquant les dieux 4 une dé-
libération au sujet des noces de Mercure et
de Philologia. Ces dieux occupent dans
l'Olympe seize compartiments divers — si l'on
peut s'exprimer ainsi —; comme d’après le
témoignage des anciens (Cicéron, Pline), c'est
aux Etrusques qu'il faut attribuer cette di-
vision du ciel en seize lieux!), l'on pouvait
se demander si Martianus n'avait pas puisé
à une source étrusque. Bien plus la com-
paraison des dieux de l'auteur latin avec
ceux dont les noms sont inscrits dans le cé-
lebre foie de bronze de Plaisance, que Deecke
le premier avait étudié avec beaucoup de
sagacité, faisait entrevoir qu'il pouvait bien
y avoir là quelque influence de lEtrurie.
Ce bronze de Plaisance — monument unique
en son genre — vient d'étre publié d'une
maniére trés compléte par M. Kórte. Des
photographies et des dessins d'une exactitude
igoureuse accompagnent ce travail impati-
emment attendu.
Aprés Nissen, Bouché-Leclereq, Deecke
et Wissowa, M. Thulin s'efforce de dégager
les éléments étrusques et astrologiques que
renferme le passage en question et conclut
que Martianus s'est inspiré d'un auteur au-
quel la discipline de Tagés et l'astrologie
n'étaient pas étrangéres. Cet auteur пе se-
rait autre que Nigidius Figulus dont on ne
saurait assez déplorer la perte de son ou-
vrage de extis. M. Thulin en corrigeant
1) Voir aussi le beau travail de Thulin: Die
Etruskische Disciplin I p. 15. Pour ce qui est du
nombre 16, remarquer que d'aprés Pline Hist. Natur.
pe 13 le labyrinthe egyptien est aussi divisé en
16 nomes.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Januar 1907.] 34
un petit nombre d'erreurs de son prédéces-
seur, a fait quelques trouvailles heureuses
parmi lesquelles je citerai la leçon ne&uns
— Neptunus, qu avait échappé à Deecke.
Cette divinité d'origine étrusque ne pouvait
as ne pas étre mentionnée sur le bronze de
laisance, étant donné son róle dans les pré-
sages. Les gens du métier ont déjà fait et
feront sans doute des réserves sur certains
rapprochements ingénieux, proposés entre les
dieux de Martianus et les dieux étrusques;
le désir d'établir une correspondance entre
les données du texte latin et le monument de
bronze nécessite un déplacement des noms
qui pourra paraitre assez hardi. Tout dé-
end de la valeur attribuóe au document de
artianus et sur ce point les avis sont fort
divergents. L’on ne peut à cet égard que
se contenterd'explicationstrés approximatives.
Dans son beau livre, Histoire de la Divi-
nation p. 25, M. Bouché-Leclercq a rappelé,
que Martianus avait dü faire des emprunts
aux documents astrologiques. М. Thulin
dans son enquéte se lance sur cette piste,
passe en revue les diverses théories, les
systémes des lieux, des sorts, de l'octotopos
etc., etc., et conclut dans le sens de M. Bouché-
Leclereq. Ce qui l'améne ensuite à faire une
incursion dans le calendrier romain et à con-
stater comme Nissen la concordance remar-
quable entre les listes des dieux de Martianus
et des fétes romaines. Mais tandisque Nissen
regardait le calendrier des fétes comme étant
d'essence romaine, notre auteur convaincu,
que les E ues avaient trés anciennement
introduit les méthodes astrologiques en Italie,
voit dans cette union étroite de l'astrologie
et du calendrier une preuve de l'origine étrus-
que de ce dernier. .. Wenn wir nun
schon im ältesten römischen Kalender Be-
ziehungen sowohl zu der Astrologie wie auch
zu der etruskischen Lehre finden, wird es
doppelt wahrscheinlich, dass die Etrusker
wie in anderen Füllen auch hier die ersten
Vermittler der aus dem Osten stammenden
Weisheit gewesen sind. Denn dass die etrus-
kische Lehre seit altersher der Astrologie
vieles verdankt, werden wir in folgendem
sehen.^ La tradition rapportée par Héro-
dote, d'aprés laquelle les Etrusques seraient
venus de Lydie mérite créance; c'est par
l'intermédiaire de cette contrée que le savoir
des Chaldéens!) s'est transmis aux Grecs.
Quand l'étude de la divination n'aurait fait que
confirmer les dires d'Hérodote, cela suffirait
déjà pour en souligner limportance. C'est
1) G. Radet: La Lydie et le monde grec p. 281.
35 (Ко. 1.)
3 il faut plus que jamais consulter
es haruspices, пеп déplaise à Caton Pan-
cien. M. Thulin a droit 4 notre sincére re-
connaissance, car ses recherches aussi sol-
gnées qu'approfondies seront indispensables
à ceux, qui voudront se plonger dans les
grimoires de l'astrologie et de la mantique
terrestre.
Chambézy bei Genf.
Earl Oppel, Das alte Wunderland der iden.
Geographische, politische und kulturgeschichtliche
Bilder aus der Vorzeit, der Periode der Blüte,
sowie des Verfalles des alten Aegyptens. Leipzig,
Otto Spamer, 1906. 5. А. M. 8,50. (Besprochen
von F. Bork.)
Es ist nicht zu leugnen, dass die heutige
Schule gar oft die Kópfe der Schüler leer
und ihre Herzen kalt Dann müssen
ihnen treue Freunde das ersetzen, was ihnen
dort versagt bleibt. Ein solcher Schüler-
freund im besten Sinne des Wortes ist der
Oppel, weil er Interesse zu wecken und wach
zu erhalten vermag. Obwohl er als Lese-
buch für reifere Schüler geschrieben ist, ver-
dient er auch in einer wissenschaftlichen
Zeitung die ihm gebührende ehrende Aner-
kennung, da der ungenannte Bearbeiter der
neuen Auflage das Buch auf eine so hohe
Stufe der Vollendung gehoben hat, wie sie
bei ähnlichen Werken nie zuvor erreicht
worden ist. Er hat den Beweis geliefert —
man vergleiche den Abschnitt über die Hiero-
glyphen —, dass es müglich ist, ohne den
Boden der strengen Wissenschaftlichkeit
zu verlassen, die Ergebnisse der Forschung
dem breitesten Publikum in anregender Weise
vorzuführen, und ist dadurch geradezu vor-
bildlich geworden. Wenn wir neben dem
in Schülerkreisen wenig verbreiteten „Alten
Orient“ ein ebenso schönes Buch über das
alte Mesopotamien und ein zweites über das
alte Iran hütten, dann brauchten wir uns
nicht mehr über eine so grenzenlose Ver-
ständnislosigkeit der Gebildeten gegenüber
denaltorientalischen Forschungen zu beklagen.
Königsberg i. Pr.
A. Wiedemann, Altägyptische Sagen und Märchen.
(Der Volksmund, alte u. neue Bei e zur Volks-
forschung, herausgegeben von Dr. F. 8. Krauss,
Band VI). Deutsche Verlagsaktiengesellschaft,
Leipzig, 1906. 12°, 163 8. 1 Mark. Besprochen
von W. Max Müller.
Während in anderen Sprachen wiederholt
der Geschichtenschatz der alten Aegypter
zusammenfassend übersetzt wurde, und z. B.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Januar 1907.) 96
in Frankreich eros Contes Populaires
schon drei Auflagen erlebt haben, wird hier
zum allerersten Male diese dankbare Auf-
gabe fiir deutsche Leser vorgenommen und
glücklich gelóst. Es ist wohl nur eine Aus-
wahl von 10 Geschichten, aber diese sind
rechtcharakteristisch ausgewühlt; der Wunsch
z. B. die so interessante neue Setnageschichte
(ed. Griffith) noch zu sehen, muss verstummen,
wenn man erwügt, was alles für 1 M. hier
in höchst anständi Ausstattung geboten
wird. Die Popularisierung ist recht gelungen),
namentlich in der geschickten Vermeidung
aller Fussnoten; über die naturgemäss sehr
zahlreichen Stellen, wo andere anders über-
setzen würden oder wo über Schwierigkeiten
weggegangen ist, sich kritikasterisch zu ver-
breiten, wäre also ungerecht. Jedenfalls
wird die Sammlung willkommen sein und
einem grossen Bedürfnis entsprechen.
Philadelphia.
Bemerkungen zur amharischen Chronik
König Theodors von Abessinien.
Von Eugen Mittwoch.
Das Ms. or. qu. 478 der Kéniglichen
Bibliothek zu Berlin?) enthält eine Chronik
König Theodors von Abessinien in amharischer
Sprache.
Die Handschrift ist, wie Prätorius in
seinem Werke über „die amharische Sprache““)
sagt, ,sprachlich und sachlich von hóchstem
Interesse.^ Nach beiden Seiten hin hat aie
denn auch ihre Bearbeiter gefunden. Pra-
torius beruft sich in seiner eben genannten
Grammatik auf eine grosse Zahl von Formen
oder syntaktischen Gefiigen, die er unserer
1) Nicht glücklich gewählt scheint mir nur die nach
Wörtlichkeit strebende Uebersetzung „der die richtigen
Worte zu sprechen weiss“ (S. 3 usw.) für die gewöhn-
liche Bezeichnung selig Verstorbener. (Der Ausdruck
iet ja eigentlich noch nicht sicher zu verstehen). — Dass
Wiedemann in Transkriptionsfragen der konservativste
der deutschen Aegyptologen bleibt, ist bekannt; das
manches Missverstindnis im Leserkreis kosten.
— Die Bezeichnung von Harris 500 als nicht lange vor
1000 v. Chr. niedergeschrieben“ (S. 78) entspricht nicht
mehr dem heutigen Standpunkt paläographischer
Forschungen; das Ms. gehört noch der 18. Dyn. ап. —
Die Betonung des mythologischen Elementes in ver-
schiedenen Geschichten z. B. in solchen Schatzgruben
der alten Mythologie in den „zwei Brüdern“ oder im
„verwunschenen Prinzen“, wäre mir speziell erwünscht
gewesen; die jetzt gewonnene Erkenntnis der alten
Mythologie bedarf energischerer Verbreitung sogar
in gelehrten Kreisen. — 8. 17, die'Góttin ,Hekt*
männlich ist wohl Druckfehler.
Vgl. Dillmann, Verzeichnis der abessinischen
Handschriften der Kgl. Bibliothek zu Berlin, No. 77.
*) Halle, 1879, Seite 10.
87 (Мо. 1]
Chronik entnommen hat, und auch Nildeke
hat das Material zu seinem Aufsatz iiber
„Theodoros, König von Abessinien"!) vor-
zugsweise aus dieser Quelle geschópft?).
E. Littmann gebührt das Verdienst, die
Chronik herausgegeben zu haben“). Da seiner
Edition nur eine“), zudem gute Handschrift
nde liegt, musste L. im Textbande, der
bisher allein vorliegt, sich im wesentlichen
auf den Abdruck des Manuskripts beschränken,
wobei er nur an einigen wenigen Stellen
offenbare Sehreibfehler verbesserte.
An zwei von diesen Stellen muss nun
aber, wie ich meine, die Lesart der Hs.
wieder eingesetzt werden, und auch an einer
dritten Stelle ist der Textbestand der Hs.
trotz der Bedenken des Herausgebers wohl
berechtigt. Da es sich in allen drei Füllen
um Worter oder Formen handelt, die bei
Guidi®) noch nicht gebucht sind, so ergeben
die folgenden Bemerkungen einen kleinen
Nachtrag zum amharischen Lexikon.
I. Seite @, Kol. 2, Zeile 13:
Die Handschrift hat: AFE 1777
a. : Omm: TH 15 HI:
PART: JN : 00372: 02 Littmann
ändert das Wort P92” 1 in ТҮ: Der
Satz würde demnach in der Uebersetzung
lauten: „Als Gugsä eines Tages zu Pferde
spielte, traf («982 den Schild des Amadé
mit dem Stabe.“ Dadurch erleidet die Kon-
struktion eine unnótige, kaum ertrügliche
Harte. Wenn „Gugsä“ Subjekt des Vorder-
und Nacbsatzes würe, so brauchte es in
letzterem nieht wiederholt zu werden. Die
L. A. der Handschrift ergibt hingegen einen
vorzüglichen Sinn. ТЛ ı ist der Name
eines Kriegsspiels, das bald zu Pferde, bald
zu Fuss geübt wird, und das auch noch
heute bei den Grossen Abessiniens sehr be-
liebt ist. Herr Lektor Alaqà Täje nannte
) Deutsche Rundschau, X (1884) S. 406 ff., wieder
abgedruckt in „Orientalische Skizzen“ 8. 277 ff.
) Schon vorher hatte der bekannte Missionar
Flad eine freie deutsche Bearbeitung der Chronik
ferti Sie befindet sich jetzt ebenfalls ix dor
к Bibliothek za Berlin; vgl. Dillmann a. a. 0.
о. 78.
*) The chronicle of King 'Thesdcre of Abyssinia
edited from the Berlin Manuscript. Part I.
Amharic Text. The University library Princeton,
New Jersey 1902.
) Eine andere Hs. unserer Chronik ist nicht
bekannt. — Die i. J. 1905 in Paris erschienene
ambarischeChronikTheodors, bearbeitet von C. Mondon-
Vidailhet, ist ein völlig anderes Werk.
D Vocabolario amarico-italiano compilato da
Ignazio Guidi, Roma 1901.
% Ich Andere die Interpuuktation der Hs. dem
Sinne gemäss.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Januar 1907.| 38
mir unter vielen anderen Spielen, an denen
die heutigen Abessinier Gefallen haben, auch
das Gugs-Spiel. Das Wort ist also bei
Guidi a. a. O. Kol. 782 nachzutragen, und
die Stelle ist folgendermassen zu übersetzen:
„Und als sie eines Tages zu Pferde Gugs
spielten, da traf Gugsä den Schild des
Amadé mit dem Stabe.“ Die Gleichheit des
Subjekts ist damit verschwunden und es
liegt ein Wortspiel vor, auf das sich der
Verfasser der Chronik vermutlich viel zu-
gute tat. |
II. Seite &, Kol. 2, Zeile 9 und 12:
Die Hs. hat mit Recht sehe? з Die
Aenderung in ehe ist nicht berechtigt.
Denn abweichend von dieser äthiopischen
Form, die auch im Ambarischen für „go-
vernatore, offiziale superiore“ gebraucht wird,
ist die übliche Schreibweise für den ver-
breiteten Eigennamen, der uns in europäischen
Zeitungen zumeist in der Form ,Makonnen*
begegnet, genau wie in unserer Handschrift
aono)? :
IIL Seite 18, Kol. 1, Zeile 18:
Der Buchstabenbestand #21 MIÈ ! ist
ganz in Ordnung. Nar ist besser in einem
Worte Tem ': zu schreiben. Herr Täje
hat mir das Wort, das bei Guidi, Kol. 266
nachzutragen ist, folgendermassen erklärt:
Фет? : "INT DAL: өрті RK:
1*7 APMED HTLF TA NEL ANAT:
$0- 9 Паз ist: ,Qaratanq bedeutet das
Pulver, das der Feuerstein oder der Zunder
behufs A bschiessens des Gewehres entzündet.“
Das [Zünd]pulver — in der Pfanne — darf
nicht mit der eigentlichen Pulverladung ver-
wechselt werden. Es ist dabei an die alten
Feuerschlossgewehre zu denken, die heute
auch in Abessinien ausser Gebrauch ge-
kommen sind.
Eine Liste arabischer Werke zur Geschichte
Spaniens und Nordwestafrikas.
Ich habe in den Mitteilungen des Seminars
für orientalische Sprachen zu Berlin Jahrg. 9,
Berlin 1906, Abt. 2 S. 74—110 unter dem
Titel: „Eine alte Liste arabischer Werke zur
Geschichte Spaniens und Nordwestafrikas“
über ein von mir in der Bibliothek dieses
Seminars vorgefundenes in Lithographie her-
gestelltes Blatt gehandelt, welches den Titel
Die Lithographie, die vermutlich aus Marokko
39 [No. 1.)
in das Seminar gelangt ist, zeigt eine gute
magribinische Hand. Ев erwies sich, dass
hier nur alte Werke verzeichnet waren,
deren jüngste etwa in die Zeit Ibn Haldüns
hineinreichten. Ich lehnte es ab, dass es
sich hier um einen Katalog von Werken
handeln kónne, die heut irgendwo in Ma-
rokko oder sonst vorhanden waren. Ueber-
haupt mache die Liste mehr den Eindruck
einer bibliographischen Arbeit als den eines
Kataloges. Es sei an sich denkbar, dass
eine solche bibliographische Arbeit in neuerer
Zeit hergestellt sei; nicht recht begreiflich
sei dann die Beschrünkung auf die alte Zeit.
Wahrscheinlich sei die Liste alt, vielleicht
der Index zu einem etwa im 14. Jahrhundert
entstandenen Werke. Zugleich wies ich auf
eine in ZDMG. Bd. 9 (1855) S. 625/626 ver-
öffentlichte, vermutlich von Dozy verfasste
Mitteilung hin. Darnach war іп Cher-
bonneaus Hände ein Verzeichnis von Werken
gelangt, welche sich in der grossen Moschee
zu Tunis befinden sollten. Dass letztere
Angabe falsch sei, ergab sich leicht, und da
aus jener Mitteilung sehr merkwürdige Ueber-
einstimmungen zwischen jenem Verzeichnis
und unserer Liste zu entnehmen waren,
glaubte ich beide in Beziehung zueinander
setzen zu dürfen.
Nach solchen Ausführungen druckte ich
die Liste ab und gab zu ihr ziemlich umfang-
reiche bibliographische Erläuterungen.
Die mutmassliche Herkunft der von mir
gesehenen Liste, ihr ganzer Charakter, die
von mir angenommenen Beziehungen zu der
Cherbonneau mitgeteilten Liste, die Tatsache,
dass man in Algerien selbst eine solche Liste
als aus orientalischen Kreisen stammend an-
sah, die Tatsache ferner, dass die in der
ZDMG. gebrachte Mitteilung niemals (meines
Wissens) berichtigt worden ist — all dies
liess mich nicht auf den Gedanken kommen,
den Ursprung der Liste statt in orienta-
lischen, wie ich annahm, vielmehr in euro-
päischen Kreisen zu suchen. Hätte ich
diese Möglichkeit überhaupt bedacht, so wäre
ich wohl auf Vermutungen gekommen, die
dem inzwischen festgestellten Sachverhalt
wenigstens nahe gekommen wären.
Auf die Mitteilung meiner Arbeit schrieb
mir zunächst René Basget, er glaube, dass
es sich um eine Liste gesuchter Bücher
handele. Wer könne wohl die Liste herge-
stellt haben? „Peut-être un amateur aussi
peu connu que Lord Hunter?“ Dieser habe
vor mehr als fünfzig Jahren eine ähnliche
Liste lithographiert.
Der genaue Sachverhalt, der mir zuerst
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
|Januar 1907.] 40
von Nallino mitgeteilt und dann von mass-
gebender Seite bestütigt wurde, ist dieser:
Francisco Codera liess, nach seiner
Misión histórica en la Argelia y Túnez“
(1887/1888), in Typendruck herstellen einen
„Catalogue de quelques livres d'histoire
d'Espagne dont ou désire l'acquisition, ou
au moins la connaissance de leur existence
our en tirer copie.“ Eines der beiden letzten
xemplare, die dem Verfasser noch verblieben
waren, hatte er die Güte mir zu übersenden.
Es sind 4 Bl. 23 »« 14,5 cm, arabisch pagi-
niert, auf S. v unten der Vermerk: Imprenta
y Litografía, Tudescos, 34. Die Liste, in
óstlichem Typendruck (S und , 5), ist mit
der von mir behandelten identisch. Codera
verwertete Notizen, die er sich im Laufe der
Zeit gemacht hatte. Eine von Hunter ver-
öffentlichte Liste arabischer Werke glaubt
Codera unter den Papieren von Pascual de
Gayangos gesehen zu haben; sie enthielt in-
dessen nichts, was ihn besonders interessierte.
Nach dem Codera’schen Druck ljess Juliän
Ribera in Zaragoza eine Lithographie
herstellen „por creer que seria mäs agradable
& los moros de Marruecos. Diese Litho-
graphie, ohne jene französische oder eine
entsprechende arabische Aufschrift, nur mit
dem von mir oben mitgeteilten Titel, wurde
also in Marokko verbreitet, und- eins der
Blätter fand seinen Weg in das Seminar für
orientalische Sprachen zu Berlin.
Also mit der Codera’schen Liste trifft die
в. Z. Cherbonneau mitgeteilte nicht zu-
sammen, sie dürfte aber doch wohl ähnlichen
Charakters gewesen sein. War es die
Hunter'sche Liste? Damit diese Frage end-
gültig entschieden werde, bitte ich die Fach-
genossen um irgendwelche Mitteilungen über.
Lord Hunter und dessen Liste. Ist irgendwo
noch ein Exemplar derselben vorhanden?
Eine Veröffentlichung derselben wäre wichtig,
um weitere Irreführungen und Missverstánd-
nisse hintanzuhalten!).
Die Ribera'sche Lithographie der Codera-
schen Liste konnte ja auch leicht Missver-
stindnisse entstehen lassen. Ich bin nicht der
einzige, der sie für etwas anderes hielt als
sie ist. Ich freue mich, dass meine Ver-
öffentlichung der Anlass zur Feststellung
von Tatsachen gewesen ist. Daneben werden
die von mir in meiner Arbeit zugleich ge-
botenen bibliographischen Feststellungen
einigen Wert haben, gleichviel, welches im
1) Die in ZDMG. a. a. O. gemachten Angaben
sind mehrfach, so von Wüstenfeld und Brockelmann,
weiter übernommen worden.
41 [No. 1]
übrigen der Charakter der Liste ist. Diese
Feststellungen hätten noch ergänzt werden
können, namentlich z. В. aus dem interessanten
„Ensayo bio-bibliográfico sobre los historia-
dores y geógrafos aräbigo-espanoles“ von
Francisco Pons Boigues, Madrid 1898. .Ich
freue mich, das wertvolle Buch, auf das ich
damals in der sonst von mir benutzten Lite-
ratur nicht aufmerksam gemacht worden war,
ietzt persónlich zu besitzen.
Halle a. S., den 21. Dezember 1906.
G. Kampffmeyer.
Zu den arabischen Inschriften Süditaliens.
A. Zweineuegefunden in Neapel November
1903 bei Kanalarbeiten, behandelt von C. A.
Nallino in der Festschrift für Prof. A. Salinas
„Miscellanea di Archeologia di Storia е di
Filologia“ (Palermo 1906) S. 243—251 u.
d. T. „Di alcune epigraf sepolcrali arabe
trovate nell’ Italia meridionale". Die eine
enthült ausser ,Das ist das Grab des
‘Abdal.....* (nicht Abdallah!) nur fromme
Formeln. Die andere hat ,Das ist das
Grab des Qä’id Muhriz Ibn Chalifa, ge-
storben Donnerstag in der letzten Dekade
des Gumada II 465“ d.i. 7. Marz 1073. In
Z. 19 ist qr wohl nicht qara'a, sondern qarra
„der stehen bleibt“. Im Museum von Neapel
sind drei Inschriften von 446, 497 und 524
H.; Amari hat in Iscrieiont Sepolcrali Nr. 3
Inschrift aus Neapel von 417 und No. 2 u.
13 zwei aus Pozzuoli von 411 und 473.
Nallino sieht in dem 7. Marz 1073 ge-
storbenen Muhriz einen Flüchtling aus Si-
zilien, da im Januar 1072 der Graf Ruggero
nach fiinfmonatlicher Belagerung Palermo
erobert und dort die normannische Herrschaft
anstelle der arabischen gesetzt hatte. Die
beiden Denkmäler sind sprachlich und sach-
lich gründlich erörtert.
B. Zu den zwei Grabinschriften bei
Amari Nr. 13 (in Neapel) und Nr. 43 (in
Palermo) gibt Nallino a. a. O. gute Be-
merkungen. In jener hatte Amari die zwei
Tawil-Verse Z. 18—20 nicht erkannt, in
dieser das Metrum verkannt (S. 251, 1 möchte
МаШпо lesen wakaifa jaladdul *a$$a, doch
sei der Stein deutlich (brieflich); 251, 2 besser
judhibu rasma wajubli gismahu wamawasilah,
mit Rettung des Reimes). Durch die richtige
Lesung gelangt Nallino zu einem sicheren und
verstandlichen Text. — An Amari Nr. 42
knüpft N. eine lehrreiche Bemerkung über
Sitt, Saijida und Saijid ahluh als Eigennamen.
Hermsdorf (Mark), 26. 12. 06.
Martin Hartmann.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
|Januar 1907.] 42
Altertums-Berichte
aus dem Kulturkreise des Mittelmeers.
Museen.
Nach dem amtlichen Bericht wurden von den
Königlichen Museen zu Berlin in der Zeit vom 1.
Juli bis 30. September 1906 erworben:
Von der Abteilung der Bildwerke der christ -
lichen Epoche: Ein altarabischer Elfenbeinkasten.
Von der ägyptischen Abteilung: als Ge-
schenk ein von einem Abessinier angefertigtes Modell
eines eigentümlichen 'f'ürschlosses, wie es noch heute
in Axum im Gebrauch ist, wodurch einige ügyptische
Altertümer, die bisher unverständlich waren, als
Schlüssel erklürt wurden, und diese eigentümliche
Schlossart bereits für das Ende des zweiten Jahr-
tausends v. Chr. in Aegypten nachyewiesen wurde.
— Gekauft wurde eine 7 m lange Papyrusrolle, den
Osterbrief eines Patriarchen von Alexandrien aus
dem Anfang des achten Jahrhunderts n. Chr. ent-
haltend. .— Unter den Altertümern wurde eine Um-
stellung vorgenommen: in einem bisher von Gipsen
christlicher Skulpturen besetzten Saal wurden Alter-
tümer der rdmischen Zeit Aegyptens aufgeetellt. Іп
einem andern Raum wurden die Alterttimer aus
Nubien vereinigt.
Von der Vorderasiatischen Abteilung: als
Geschenk die Papierabdrücke der Nebukadnezar-
Inschriften vom Wadi Brisa. Ferner eine grosse
Sammlung Papierabdrücke der Van-Inschriften, ein
Tonknauf mit Inschrift des Königs Ibik-Iztar von
Malgüm und ein assyrisches Vokabular. Gekauft
wurden eine kleine syrische Bronze, zwei Bronze-
Löwenköpfe aus Syrien und verschiedene Tontafeln
der Zeit Hammurabis.
Vom Museum für Völkerkunde, asiatische
Abteilung: ein in Abessinien erworbener silberner,
arabischer Frauengtirtel, und ein in Deutech-Ostafrika
gekauftes arabisches Messer mit silberbeschlagener
Scheide. — Afrikanische Abteilung: eine abessinische
Pergamentrolle mit Zaubersprüchen. Eine Schiefer-
platte mit arabischer Inschrift von einem Grabe.
Aegypten.
50. 0. M. Kaufmann macht darauf aufmerksam,
dass trotz Masperos, de Bocks, Crums und Strzygowskis
Bemühungen eine Reihe von altohristlichen Denk-
mülern in Aegypten dem Untergange rettungslos
preisgegeben sind u. a. die von Soba, der Hauptstadt
des christl. Reiches von Aloa; die bei Abu Dôm (im
Wadi Gazal) und einige im Fayüm; die bei Kalabche,
Philae und Antinos; ferner einige Felsengräber von
Gemme, bei Abu Simbel, Kasr Ibrim, El Feräig,
Gurnah, Athribis u. a. Eine altchristliche Totenstadt
beherrbergt die Grosse Oase, andere unerforschte
Denkmäler finden sich in den Oasen Dachel.
Kargeh u. a. (Frankfurter Zeitung 1906 No. 339.)
56. In Unterägypten wurde im Oktober ein höchst
wertvoller Goldfund im Gewicht von mehreren hun-
dert Pfund Sterling gemacht, Geräte und Schmuck-
sachen mit dem Namen Ramees II. und seiner nächsten
Nachfolger. Die wertvollsten Stücke daran sind zwei
Becher und zwei schwere Armbänder. Alles weist
rein ägyptische Kunstmotive auf ohne fremde Ein-
flüsse, aber diese Motive sind meist so originell, dass
der Fund eine grosse kunstgeschichtliche Bedeutung
besitzt. Er scheint vollständig in das Museum von
Kairo gelangt zu sein. W. M. M.
43 [No. 1.)
ORIENTALISTISOBE LITTERATUR-ZEITUNG.
Januar 1907.] 44
eg
Frankreich.
67. Auf Veranlassung der Société d’histoire et
d'histoire naturelle von Semur hat Espérandieu іп
der gallischen Stadt Alesia Ausgrabungen veran-
staltet, deren Ergebnisse in einer besonderen Zeit-
schrift Pro Alesia (Paris, A. Colin) veröffentlicht
werden. (Darin ist auch ein Bericht Pernets über
die Grabungen Napoleons ІП. an der Circumvallations-
linie erschienen, die hiernach sehr viel zu wünschen
übrig lassen) Man fand п. a. eine Bronzestatuette
eines toten Galliers, eine beinerne Pansflöte, bizarre
einheimische Gottbeiten in Stein und eine gallische
Inschrift. (Vossische Zeitung 1906 No. 608).
me
Griechenland.
58. Die im Jahre 1904/5 im Gebiete des Artemis-
tempels zu Ephesus unter D. G. Hogarth's Leitung
unternommenen Ausgrabungen legten unter einer
hellenistischen Schicht aus dem 6. Jahr. v. Chr.
3 Tempel frei, von denen der älteste aus einem
kleinen Raume bestand, der das Kultbild und den
Altar gerade aufnehmen konnte. In den späteren
Bauten stand das Kultbild stets an der gleichen
Stelle. Es wurden 4000 Kleinfunde gemacht, Terra-
kotten (die vielbrüstige Artemis fehlt in der früben
Zeit даш), Votivgegenstände, Bronzegefüsse, Messer,
Elfenbeingriffe, viele Gegenstände aus Edelmetall
und sehr viel Elektron. Unter den Münzen, deren
rn wie die anderen Funde aus dem 7.—6.
Jahrb. v. Chr. stammt, finden sich auch viel ältere,
mindestens aus dem 8. Jahrh. stammende. Einige
tragen die Aufschrift FAA (Alyattes?) (Münchener
Allgemeine ans 1906 No. 282.)
69. (vergl. 37) Im Juli und August 1906 hat
Arvanitopulos im Auftrage der archäologischen Gesell-
schaft zu Athen das Heiligtum des Apollon Koropaios
7. Jahrh. v. Chr.) in einem auf den pagasüischen
eerbusen ausmündenden Tale auszugraben be-
gonnen. Die Ziegelwände desselben waren mit ein-
ren Backsteintafeln verzi die ornamentale
ertiefungen aufweisen. Funde: 2 Inschriften, kleine
Pferdefiguren, grosse Tontafeln mit vielfarbigen Deko-
rationen, Ueberreste aus der mykenischen Epoche,
die sich nur hier bis ins 7. Jahrh. hinübergerettet
zu haben scheint; zahlreiche kleine, sehr schöne
Vasen (7.—6. Jahrh.), wahrscheinlich Einfuhrware
aus Ionien. A. glaubt nachweisen zu können, dass
die ersten аре der Westktiste des genannten
жарына aus dem südlichen Ossa ausgewandert
sind.
60. (vergl. 41). In Halmyros schreiten die Aus-
bungen fort. Arvanitopulos hat die Funde von
alos, Поп, Eretria, Melitaia, Theben (Phthiotis),
Pherai, Pyrasos und Skotussa in einem Museum ver-
einigt.
61. Derselbe arbeitete im November und De-
zember 1906 zwischen Larissa und Krannon. Ев
wurde ein grosses Frauengrab in Tempelform ge-
fanden. In den nächsten Monaten soll in Krannon
ausgegraben werden. Die archäologische Gesellschaft
zu Athen will in Larissa ein Museum bauen, das wohl
auch die Reliefs von Tyrnavos aufnehmen wird.
(Vossische Zeitung 1907 No. 1).
Mittelasien.
62. Turkestan. Von Kaschgar aus besuchte
Stein Jarkand, wandte sich dann nach Kokjar, wo er
anthropometrische Aufnahmen bei den iranischen
Pachpo veranstaltete. Von dort aus ging er auf un-
bekannten Wegen nach Chotan und weiter ostwirts
in die Wüste. Er grub die von ihm schon 1900 be-
suchte Rawak Stupa weiter aus, ferner einen Tempel
auf der Hanguja Tati. Hier wurden graeco-bud-
dhistische Reliefs aus dem 5.-6. Jahrh. n. Chr. zu-
tage gefördert. In Domoko wurde ein buddbistisches
Heiligtum freigelegt, worin zahlreiche altindische und
chinesische Handschriften, sowie solche in der un-
bekannten Sprache von Chotan (auch Bilinguen!),
ferner beschriebene Holztafeln in derselben Sprache
wie auch tibetanische entdeckt wurden. In einem
Schutthaufen im Süden der Domoko-Oase fand man
Dokumente in der Brahmi-Schrift von Alt-Chotan
und chinesische Urkunden. Von dort aus begab sich
St. nach Kerija und zu einer Ruinenstadt hinter
Nija. Während der ganzen Reise nahm Steins Geodät
Rai Ram Singh, zum Teil auf Seitenwegen vorgehend,
unbekannte Gebiete auf. (Times, London, 8. XII. 1906.)
Hus Gelehrten Gesellsehaften.
In der Gesellschaft Orient und Occident
zu Breslau hielt am Montag den 19. November Pro-
fessor Dr. Freiherr von Lichtenberg einen
Vortrag über: ,Die Kultur von Kypros und
ihre Bedeutung für den Orient und Griechen-
land.* Der Vortragende unterschied vier benachbarte
Kulturkreise, mit denen Kypros abzurechnen batte:
1) den Bgüischen, der als europäisch-arisch gelten
könne, 2) den kleinasiatiscb-hetitischen, 3) den semi-
tischen und 4) den ägyptischen. Die älteste Be-
völkerungsschicht der Insel gehöre nach den archüo-
logischen Funden dem ägäischen Kreise an in
enger Verwandtschaft mit den thrakisch-phrygischen
Stämmen, deren archäologische Spuren sich über die
Küstenländer des ägäischen Meeres bis nach Ungarn
erstrecken. Als Leitfossil betonte der Vortragende
das Spiralornament, ohne bei der Fülle des Stoffes
an Gerüten des büuslichen Lebens die Frage bis ins
Einzelne zu verfolgen. Nur der Waffen, und zwar
der für das genannte Gebiet besonders charakte-
ristischen Doppelbeile und Dolche, bei gleichzeitigem
Fehlen des Scbwertes und Bogens, konnte noch
gedacht werden.
Die älteste Erwähnung der Insel finden wir in
ägyptischen Texten aus dem Anfange der 18. Dynastie.
Hier erscheint Kypros als , Ajasja“ (so nach G. Hüsing
richtiger als Asij), in den Amarna-Briefen als „Alaaja“,
und zwar unter einem Könige. Es führt Kupfer aus
und verarbeitetes Elfenbein (von nordsyrischen Ele-
fanten) nach Aegypten und nach Syrien, das daher
gleichfalls Kupfer als Tribut nach Aegypten sendet.
Es ist ,Grossmacht“, denn der König von Alasja
verkehrt auf gleichem Fusse wie die anderen Gross-
müchte mit Aegypten. Die Ortsnamen sind nicht-
griechisch; die phönikische (semitische) Sprache ist
nicht bekannt, wie der Bericht des im 11. Jahrhundert
nach Kypros verschlagenen ägyptischen Agenten
Wen-Amon zeigt, zu dessen Zeit die Königin Hetiba
regierte. Der Vortragende kam zu dem Ergebnisse,
dass die damaligen Kyprier noch der thrakisch-
phrygiscben Schicht angehört haben, die bald darauf
durch einwandernde Griechen und Sidonier in die
Berge verdrängt worden sind. Anstelle des einheit-
lichen Reiches tritt nun eine Reihe von vorwiegend
iechischen Stadtkönigtümern. Ausgange des
d Jahrhunderts schon huldigen sieben, etwa dreissig
Jahre später zehn kyprische Könige den Assyrern.
Das Alte Testament scheint die Insel unter dem alten
Namen als Elischa (Aljascha), den tyrischen Teil
45 [No. 1.)
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Januar 1907.) 46
(nach der Hauptstadt) unter Kittim zu verstehen.
Bezeichnenderweise bestand eine sidonische Be-
völkerung getrennt neben der griechischen, was
noch für spütere Zeiten nachweisbar ist. Der Vor-
ende schloss mit dem Hinweise darauf, dass die
gleichen Verhültnisse eigentlich auch heute wieder
auf der Insel bestehen, insofern die überwiegende
Bevölkerung die Griechen bilden, deren Sprache
übrigens noch stark altgriechisch klingt, wührend
getrennt semitische (maronitische) und türkische Be-
völkerungsteile wohnen.
In der lebbaften Debatte betonte Prof. O. Hoff -
mann, dass die alten geograpbischen Namen
der Insel auf kleinasiatische Sprache hinwiesen,
während er die Gründe für eine thrakisch-phrygische
Bevölkerung nicht für ausreichend erklärte. Der Vor-
tragende wollte den kleinasiatischen Einfluss nicht
leugnen, aber die Zugehörigkeit gewisser Namen zu
diesen Sprachen auch nicht für genügend gesichert
halten; dagegen müsse er grosses Gewicht auf die
kulturelle Gleichheit legen. — Darauf entwickelte
Direktor Seger den schroffen Gegensatz zweier auch
in der prübistorischen Forschung einander gegen-
überstehenden Anschauungen. Die eine gehe dahin,
dass mit einem Kulturwechsel auch ein Bevölkerungs-
wechsel verbunden sei, und dieser vom Vortragenden
vertretenen Auffassung neige er selbst zu. Doch sei
auch die gegenteilige Meinung sehr zu beachten,
dass mitunter eben doch zahlreiche Kulturelemente
entlehnt wurden. Der Vortragende betonte darauf,
dass eine entlehnte Kultur fast immer infolge ihrer
Umgestaltung als solche erkennbar sei und dass
nur ein Zusammenfassen aller Gesichtspunkte, der
Sprache, der Kulte, der Mythen und der Archüologie
zu sicheren Ergebnissen führen kann.
Mitteilungen.
Im Juli und August 1908 wird in Genf der
neunte Internationale Geographen-Kongress
abgehalten werden. Es werden u. a. sprechen: G.
Cora über die Zigeuner und über die Ethnographie
der Balkanhalbinsel; P. Labbé über verkehrsgeo-
hische Probleme іп Russisch-Asien; Dr. Fr.
nola bey über ägyptische Reisende; E. Naville
über die Handelsbeziehungen des alten Aegyptens.
Zeitsehriftensehau.
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Zeit, keine Inschriften). W. Spiegelberg. Die demo-
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Ma'gara (40 Nummern; auch interessante hierogl.
Stele). G. Daressy, Une barrière mobile (über zwei
der seltsamen Türverschlüsse in Löwenform). Sayce
and Somers Olarke, Report on certain excavations
made at el-Kab during the years 1901— 1904 (Haupt-
resultat: die bekannte pose Ziegelmauer stamme
etwa aus Dynastie 12). y William Cecil, Report
on work done at Aswan during the first, months of
1904 (späte Gräber, uninteressant). G. Legrain, Notes
d'inspection: le protocole royal de Sobkoums aouf 1
er; sur le roi Sankhkere (— Mentuhotep).
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Beziehungen zu denen der alten Welt, bespr. v.
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mittagszeit im Islam. (Es ist das die Zeit, in der —
auch nach der ,Stundentafel^ — die Engel über die
Taten der Menschen Bericht erstatten.) — S. Reinach,
“Аороф иоодауат». — Е. Cumont, Jupiter summus
exsuperantissimus. — M. Gothein, Der Gottheit leben-
diges Kleid. — H. Braus, Leichenbestattung in Unter-
italien. — A. Thomsen, Orthia. — R. M. Meyer,
Mythologische Fragen. — К. Th. Preuss, Religionen
der Naturvülker. — H. H. Juynboll, Religionen der
Naturvölker. — L. Deubner, Russische Volkskunde. —
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gion. (Uebersicht über die Literatur 1904—1905.) —
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49 [No. 1.
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from Egypt. — Besprechungen von B. P. Grenfell,
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V. Bérard, Les Phéniciens et l'Odyssée. — R. Ph.
Spiers, Architecture East and West. — Е. M. Simpson,
A History of Architectural Development I. Ancient,
Early Christian, and Byzantine, — W. Klein, Ge-
schichte der griechischen Kunst. L — F. Baumgarten,
F. Poland, R. Wagner, Die hellenische Kultur.
Lehre und Wehre. 1906.
Oktober. K., Beiträge zum Verständnis dee
Buches Ruth.
Mercure de France. 1906.
Мо. 226. А. Tchobanian, L'apótre de |’Arménie
contemporaine 8. 8. Mgrditch Khrimian.
Mitt. d. Anthrop. Ges. Wien. 1906,
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v. v. Andrian.
Mitt. d. k. k. Geogr. Ges. Wien. 1906.
10. E. Zugmayer, Eine Reise durch Vorderasien
im Jahre 1904, beepr. v. E. Gallina.
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X. Septembre—Octobre. U. Coppens, Le palais
de Calphe et le jardin St. Pierre, (u.) B. Meistermann,
La ville de David, bespr. v. F. Macler.
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bespr. v. ?.
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Neue Jahrb. f. d. klass. Alt. eto. 1906.
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Sprachfrage. — W. Wundt, Völkerpsychologie, bespr.
v. В. M. Meyer. — К. Krumbacher, Zur ,Photo-
graphie im Dienste der Geisteswissenschaften“.
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biblische Religion (Schluss).
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sophie im Alten Testament, bespr. v. B. Pausch.
Тһе Nineteenth Oentury. 1906.
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International Law. — Gertrude Lowthian Bell, Islam
in India.
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von Hanns Vischer aus Mursudk. — Н. N. Brailsford,
Macedonia, bespr. v. W. Götz. — E. Durham, The
burden of the Balkans, bespr. v. H. Hassert. — T.
Comyn-Plath, The Turk іп the Balkans, (u.) J. Cvijió,
Remarques sur l’ethnographie de la Macedoine, (%
A. van den Brule, Le Bluff macédonien, (u.) J. F.
Voinov, La question macédonienne et les róformes en
Turquie, bespr. v. W. Götz.
Polit.-Anthropologische Revue. 1906.
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Indogermanen.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
a
(Januar 1907.] 60
Recueil de travaux Hg et Assyr. 28, liv.
G. Legrain, Nouveaux, renseignements sur les
dernières découvertes faites à Karnak (Fortsetzung
der Erforschung des grossen Statuendepots; Resultate
besonders für Genealogie der 22. u. 23. Dynastie);
W. Spiegelberg, Varia (21 Nummern, z. B. zum t.
Stabkultus, die Bedeutung der Hieroglyphe spd [sei
»Dorn“]'); der sogenannte Salbkegel de ein Fest-
schmuck; nicht zum Salben]; der ,Steinkern* in der
Hand von Statuen [sei Abkürzung des Stabes]; das
Wortzeichen sk(j) [— Handfeger]; die Symbolik des
Salbens [zur Amteinführung] usw. Spiegelberg, Demo-
tische Miscellen (11 Nummern, z. B. der ay умо;
in demot. Texten; Sesostris in demot. Schreibung
usw.); Spiegelberg, Koptische Miscellen (18 Nummern ;
zu beachten besonders die Untersucbungen zur Plural-
bildung); Vincent Brummer, An early Chaldean in-
cantation of the ,temple not exorcised".
Revue archéolog. 1906.
Juillet-Aoüt. G. L. Bell, Notes on a journey
through Cilicia and Lycaonia (Forts.). — M. A. Murray,
Saqqarah, Mastabas. I, bespr. v. G. Foucart.
La Rev. de l'Art Anolen et moderne. 1906.
XX, 116. M. Maspéro, La Cachette de Karnak
et l'école de sculpture thébaine.
Revue Oritique. 1906.
43. К. Sethe, Urkunden der 18. Dynastie 1—6,
(u.) L. Borchardt, Zur Baugeschichte des Amons-
tempels von Karnak, (u.) Derselbe, Nilmesser und
Nilstandsmarken, bespr. v. Ch. Maspero. — F. Martin,
Le livre d'Hénoch, (u) L. Vaganay, Le problàme
eee dans le IVe livre d’Eedras, bespr. v.
. Loisy.
44. А.Н. Sayce, Aramaic papyri discovered at
Assuan, bespr. v. Olermont-Ganneau.
45. К. Sethe, Urkunden der 18. Dynastie 6 u. 7,
(u.) J. H. Breasted, Ancient records of Egypt, beepr.
v. 0. Maspero. — Р. Jensen, Das Gilgamesch-Epos
in der Weitliteratur, bespr. v. А. Loisy.
46. H. Nissen, Orientation, Studien zur Geschichte
der Religion, bespr. v. G. Maspero. — Е. Cavallera,
Le schisme d'Antioche; id. 8. Eustathii episcopi Anti-
ocheni in Lazarum, Mariam et Martham homilia
christologica, bespr. v. P. Lejay.
47. Clemens Alexandrinus I. Protrepticus und
Paedagogus, hrsggb. v. O. Stühlin, bespr. v. id. —
J. Leipoldt, Didymus der Blinde von Alexandrie,
bespr. v. id. — K. Waliszewski, Les origines de la
Russie moderne, bespr. v. E. — Н. Dehérain, L'ex-
pansion des Boörs au e siècle, bespr. v. B. Auerbach.
48. H Hartleben, Champollion, sein Leben und
sein Werk, bespr. v. G. Maspero. — A. Jacoby, Das
geographische Mosaik von Madaba, die älteste Karte
des Heiligen Landes, bespr. v. Clermont-Ganneau. —
C. Pottier, Musée du Louvre. Catalogne des vases
antiques de terre cuite, bespr. v. A. de Ridder.
49. Door Dienke Gaestra, Bijdrage tot te Kennis
van het Vedische Ritueel. Jaimíntyacrantasütra, bespr.
v. V. Henry. — J. Leipoldt adjuv. W. Crum, Sinuthii
archimandritae vita et opera omnia, bespr. v. 0.
Maspero. — R. Reitzenstein, Poimandres, Studien zar
griechisch- tischen und frühchristlichen Literatur,
bespr. v. Р. Lejay. — A. Bauer, Die Chronik des
!) Ist nicht das Zeichen für „Dorn“ durch kon-
kave Seiten unterschieden? Ich habe spd immer mit
dem schwarzen Dreieck gleichgesetzt, das auf den
Sargbildern des M. R. neben Waffen erscheint. W.
M. Müller.
51 [No. 1.)
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Januar 1907.] 52
Hippolytos im Matritensis Graecus 121, bespr. v. id.
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Slavischen „De bello iuduico“ des Josephus, beepr.
v. id.
Rev. des Deux Mondes. 1908.
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4. F. Ch. Roux, Les Echelles de Syrie et de
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Rev. d'Hist. littér. de la France. 1906.
3. Pierre Martino, L’Orient dans la littérature
francaise au XVIIe et au XVIIIe siécle, bespr. v. G.
Lauson,
Rev. de l'Hist. des Religions. 1906.
LIV, 2. A. Lods, Le Panbabylonisme de M.
Jeremias, — J. Ebersolt, Un nouveau manuscrit du
rituel d'abjuration des musulmans dans l'Église
grecque. — L. H. Jordan, Comparative Religion, bespr.
v. J. Réville. — K. Marti, Die Religion des Alten
Testaments unter den Religionen des vorderen Orients,
bespr. v. J. R. — H. Winckler, Religionsgeschicht-
licher und geschichtlicher Orient, bespr. v. id — E.
Dujardin, La source du fleuve chrétien. Le Judaisme,
bespr. v. id. — A. J. Edmunds, Buddhist und Christian
ospels, bespr. v. id — W. Soltau, Das Fortleben
dos Heidentums in der altchristlichen Kirche, bespr.
v. A. Bouche-Leclercq. — H. v. Soden, The history
of early christian Literature, bespr. v. M. G. — P.
Hinneberg, (Die Kultur der Gegenwart, ihre Ent-
wicklung und ihre Ziele) Die christliche Religion mit
Einschluss der israelitisch-jüdischen Religion, bespr.
v. Th. Schoell. — A. Wünsche, W. Neumann,
Altschüler, Monumenta Judaica, I. Biblioth. Targumica.
Aramaica. Die Targumim zum Pentateuch I. 1. —
II. Monumenta talmudica 1. Bibel und Babel. I. 1.,
bespr. v. M. Lambert. — C. Thulin, Die Gótter des
Martianus Capella und der Bronzeleber von Piacenza,
bespr. v. A. J Reinach. — 0. Pfleiderer, Die Ent-
stehung des Christentums, bespr. v. J. Réville —
(Chronique) Publications du Musée Guimet.
La Rev. de Paris. 1906.
22. V. Berard, L'Outillage de la Tunisie.
Revue Philos. 1906.
11. Probst-Biraben, L'extase dans le mysticisme
musulman. Les étapes du Soufi.
Review of Reviews. 1906.
Decemb. Angus Hamilton, His Highness the
Amir of Afghanistan. — Faris Nimo, The outiook in
Egypt.
Revue des Trad. Popul. 1906.
115 E 10. R. Basset, Contes et légendes arabes.
18 — 720.
Riviste Italiana di Numismatioa. 1906.
XIX, 8. E. Gabrici, Relazioni artistiche e reli-
giose fra Cuma degli Opici e l'Oriente greco-asiatico.
Rivista Stor. Ital. 1906.
V, 3. G. Platon, Observations sur je droit de
protimesis en droit byzantin, bespr. v. C. Barbagallo.
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Quattrocento, bespr. v. D. Bulferetti.
Römische Quartalschr. 1906.
қ e A. Baumstark, Palaestinensia. Ein vorlüufiger
eric
Schweiz. Kirchen-Zeitung. 1906.
46. Ein Fachmann über Babel und Bibel (Über
Hubert Grimmes Vortrag zu Luzern vom 11. XL 06).
Schweizer. Rundschau. 1906.
1. E. Wymann, Ritter Melchior Lussy über die
Cedern Libanons. — 0. К. L. Huberti de Dalberg,
Wie die Forschung die Bibel bestätigt. — G. Hoberg,
Die Psalmen der Vulgata (übers. und erkl), bespr.
v. F. A. Herzog. — A. Wünsche, Die Bildersprache
des Alten Testaments, bespr. v. G. — W. Hentze,
Am Hofe des Kaisers Menelik vou Abessynien, bespr.
v. G. Berlinger.
Schweizer. Theol. Zeitechr. 1906.
4. J. Wirz, Alttestamentliches vom Religions-
kongress.
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XXII, 11. C. H. Foulkee, The new anglofrench
frontier between the Niger and lake Tchad. (Karte).
— A.H. Harley, Zimbabwe: a re-statement of ita
problem, and a solution.
Sitsungsbericht d. Königl. Preussischen
Akademie d. Wissenschaften. 1906.
XLII. XLIX. H. Schäfer und K. Schmidt, Die
ersten Bruchstücke christlicher Literatur in alt-
nubischer Sprache.
Stimmen aus Maria-Laach. 1906.
10. J. Bloetzer, Das heidniscbe Mysterienwesen
zur Zeit der Entstehung des Christentums.
La Terre Sainte. 1906.
15. E. Lacroix, Voyage sur les cótes de l'Asie
Mineure. (Forts.)
18. J. P. Aubds, Le protectorat religieux en
Orient (Schluss). — Naudet, A travers les problémes
psychiques. Les Fakirs.
22. P. F. Tyan, Allemagne en Turquie.
Z. D. M. G. 1906.
LX, 3. E. Griffini, Zu al А%ағв , Mabukà'ü*.
(Textvarianten und Glossen in R. Geyers Schrift
„Zwei Gedichte von al- A &à") — С. Hunnius, Das
syrische Alexanderlied, herausgegeben und übersetzt.
(Forts.) — A. von Kégl, Zu Blochet, Catalogue des
manuscrits persans (Bibliothéque Nation.). — E. König,
Kalenderfragen im althebräischen Schrifttum (Anfang
des bürgerlichen Tages. Monatsnamen. Beginn des
Jahres). — E. Griffini, Due brevi nuove iscrizioni
sabaiche (mit Tafeln). — С. Bezold, Kebra Nagast,
Die Herrlichkeit der Könige, bespr. v. H. Gressmann.
— E. W. Brooks and J. B. Chabot, Chronica minora
(Scriptores un Pars II, III, bespr. v. C. Brockel-
mann — W. E. Crum, Catalogue of the coptic
manuscripts in the British Museum, bespr. v. J.
Leipoldt. — Е. Pröbster, Ibn Ginni’s Kitab al-Mug-
tasab, bespr. v. N. Rhodokanakis. — Th. Friedrich,
Altbabylonische Urkunden aus Sippara, bespr. v. A.
Ungnad. — E. N. Adler, About hebrew manuscripts,
bespr. v. 8. Poznafiki. — E. Littmann, Semitic in-
scriptions, bespr. v. 8. Hating. — Kleine Mitteilungen:
C. Huart, zu 8. 369, уе = Бары; Zwarweiters
Inschriften von Ed. König und R. Geyer. — J. Horovitz,
Eine neue Handschrift von Ibn Dänijäl.
Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg 1. Pr., Schinstr. 18a І.
Verlag u. Expedition: Wolf Peiser Verlag. Berlin 8, Brandenburgstr. 11.
Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel, Kirchhain N.-L.
Orientalistische
Litteratur-Zeitung.
Herausgegeben
von
pd
Erscheint
am 15. jedes Monats.
F. E. Peiser.
Berlin.
Wolf Peiser Verlag.
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Bestellungen nehmen entgegen: die Verlagsbuchhandlung, Berlin 8., Brandenburgstr. 11, sowie alle Buch-
handlungen und Postämter (unter Nummer 6101) --
serate die sweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei
Wiederholungen und grösseren Anzeigen Ermissigung
10. Jahrgang.
15. Februar 1907.
№ 2.
Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender
Adresse erbeten: Redaktion der 0. L. Z., Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11.1.
Nibiru-ma (a)bara- abar.
Die folgende Studie über ‘abar-ébéru als
Motivwort ist veranlasst durch einen Aus-
flug, den am 8. Febr. 1906 das deutsche
evangelische Institut für Altertumswissen-
schaft des heiligen Landes nach dem wädi
es-swenit!) veranstaltete. Wir machten da
Halt, wo nach dem Ende des wädi el-
medine, an dem unser Weg hinging, das es
fortsetzende wädi es-swenit im Bogen nörd-
lich ausbiegt und von Westen, Norden und
Osten mit dieser Ausbiegung das rekibt el-
loze (so nach Dalman) einschliesst. Auf
diesem Hügel finden sich, ebenso wie bei
chirbet сте auf der gegeniiberliegenden
Seite des wadi, Brunnenanlagen und Spuren
alter Befestigung, ein umfriedigter Platz mit
behauenen Steinen. Unterbalb des letzteren
wird der Weg schmal und steinig, die Felsen
erheben sich hóher, bis sie am scheb ez-
zkük und el-hösn el-tökäni steil herabstürzend
den Eingang zu dem grossartigen letzten Teil
des wüdi bilden. An der Westseite des von
Nordwest und Südost in Windungen dem
wädi kelt zustrebenden Tales führt ein
schmaler aber bequem gangbarer Pfad zur
1) Ueber das wüdi eg-gwenit und den Pass von
muchmäs und dschebs siehe Dalman in ZDPV XXVII
166 ff. u. XXVIII 166f. Der vorliegende Aufsatz
wurde im Mürz 1906 wührend des Aufenthalts in
Jerusalem als Studie fürs Institut geschrieben und
erscheint unverändert und ohne Berücksichtigung
neuerer Literatur.
Quelle én es-gwentt. Dagegen ist die Höhe
des Ostabhanges mit den grossen, teilweise
von Hirten benutzten Höhlen nur unter
Schwierigkeiten zugänglich. Wir sind auf
Händen und Füssen hinaufgekrochen (1. Sam.
14, 13) und bis zu el-hósn tabtàni gelangt.
Die ma‘(a)bärä, an welcher „Jonathans
Heldentat^ 1. Sam. 14 spielt, wird auch
Jesaia 10, 29 erwühnt. In beiden Fállen
bereitet die Uebersetzung nach dem ge-
wöhnlichen Wortlaut Schwierigkeiten. Hebr.
'abar ist in seiner Bedeutung klar, es be-
deutet ,hinübergehen", sei es über einen
Fluss oder über ein Tal von einer Hóhe
zur andern; dementsprechend ist die ma (a)-
bárà eine Furt oder der Weg über ein Tal,
das quer überschritten wi Aber schon
die Jesaiasstelle an sich legt es nahe, über
die bloss geographische Bestimmung hinaus-
zugehen. Das Wort m. steht hier absolut,
obne пӛһеге Bezeichnung: sie überschreiten
die ma‘(a)bärä, in Gebe machen sie Halt
für die Nacht. Michmas aber bietet ver-
schiedene Uebergänge nach Geba.
Dass ‘abar einen religiös gefärbten Neben-
sinn haben kann, beweist die Stelle Amos D, 5,
wo es vom Wallfahren nach einem heiligen
Ort gebraucht wird. Aber auch der sachliche
Zusammenhang von 1. Sam. 14, in welchem
die Heldentat Jonathans erzählt wird, legt
es an sich nahe, einen solchen Nebensinn
55 (No. 2.)
zu vermuten. Zunüchst ist 1. Sam. 14, 4
nicht von einem „Pass“ die Rede, sondern
von „Pässen“ (Plural) Unter den „Pässen“
wird die Stelle herausgehoben, welche durch
die Felszacken böses und sene gekennzeichnet
wird. Dort vollzieht sich "aber des
Jonathan. Und an dieser Stelle erwartet
Jonathan den Beistand Jahves und macht
den Handstreich von einem Orakel abhüngig
(v. 8—10). Er erwartet hier ein solches,
obwohl der Ephod in Gibea ist (v. 18). Es
kommt dazu, dass im Anschluss an die Helden-
tat erzählt wird, wie Jonathans Leben in Ge-
fahr kommt. Trotz seines Erfolgs verfällt
nach dem Ueberschreiten der kritischen Stelle
sein Leben um eines kultischen Vergehens
willen. Der Vater will den Sohn opfern, das
Volk kauft ihn frei 1). Ueberdies ist zu be-
merken, dass die Versuche, bösös und sene
ethymologisch befriedigend zu erklüren, ge-
scheitert sind, sofern man für die doch auf-
fällige namentliche Erwähnung einen be-
sonderen Hintergrund sucht. |
Ma‘(a)bärä entspricht babyl. nibiru. Der
nibiru spielt in der babylonischen Kosmologie
und Mythologie eine bedeutende Rolle. Ев
lásst sich nun, von 1. Sam. 14 zunüchat ab-
gesehen, nachweisen, dass derselbe Vor-
stellungskreis auch bei dem hebräischen
та (a)bärä (abar) vorschwebt. Dann liegt
es nahe, auch die Jonathangeschichte unter
demselben Gesichtspunkt zu betrachten.
Die babylonischen Vorstellungen vom
nibiru kónnen hier nur flüchtig angedeutet
werden?), soweit sie für den Nebensinn von
ma (а)һага- аһаг in Betracht kommen. Sie
hüngen aufs engste mit dem astralen Cha-
rakter der babylonischen Götterlehre zu-
sammen. Die Gestirne, in welchen sich die
Gottheit offenbart, tauchen im Jahresverlauf
aus dem Bereich des Ozeans, der Wasser-
—
ener hierzu Winckler, Geschichte Israels
U, 168f.; Ri. 12, 6f. findet sich noch eine andere
Erzühlung mit deutlich mythologischem Hintergrund,
wo an einer ma(a)bara Leben und Tod hängt. Die
ephraimitischen Flüchtlinge, welche das Wort schib-
boleth nicht richtig aussprechen, werden an den
Furten des Jordan niedergehauen. Schibboletb, die
Aehre, ist das Zeicben der Jungfrau im Tierkreis
und mit der jungfräulichen Ischtar- Astarte, der
Ischtar in der Unterwelt, verbunden. Im Zwillings-
zeitalter stand die Sonne zur &otbringenden Sommer-
sonnenwende im Zeichen der Jungfrau. Der Schib-
boletherzühlung geht im Richterbuche die Geschichte
vom Geltibde Jephtha's vorauf, dem die Jungfrau
zum Opfer füllt (11, 39 f.), vgl. Winckler, Der alte
Orient 2/37, 43#.
7) Vgl. hier und zu den Vereen Erdrterungen
über den nibiru Winckler, Altor, Forschungen III, 2, 1,
. 202 ff. und A. Jeremias, Das Alte Testament im
ichte des Alten Orients! p. 16.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Februar 1907.] 56
region, der Unterwelt auf, streben dem
Hóchstpunkt ihrer Bahn zu, um dann wieder
im Niedergang der Unterwelt zu verfallen.
Dieser Kreislauf der Gestirne spiegelt auch
den Lebenslauf der Götter wieder. Für die
Fixsterne ist das Ueberschreiten der Mittags-
linie das Eintreten in den nibiru, im Zenith
seines Laufs steht jeder am nibiru. Die
babylonische Mythologie ist das Abbild der
Veründerungen, welche sich an dem Gebiet
der Ekliptik vollzieben. Dort wandeln die
Planeten, die grossen Götter, und verkünden
den Menschen das Wollen und Wirken der
himmlischen Mächte, vornehmlich die drei
grossen Regenten des Tierkreises: Sonne,
Mond und Venus. Die Grenzen ihrer Lauf-
bahn sind festgesetzt. Es gibt einen Höhe-
unkt, den kein Planet überschreiten darf,
da ist der nibiru. Er ist durch den Nord-
pol der Ekliptik festgelegt. Im babyl. Welt-
scbópfungsmythus heisst es auf der V. Tafel:
uk, der Götterkönig, bestimmt den
Standort der grossen Götter (der Planeten).
Er setzt die Tierkreisbilder am Himmel ein.
Er bestimmt die Einteilung des Jahres. Er
setzt den nibiru fest. Der nibiru ist die
Grenze, welche keins der grossen Gestirne
überschreitet. Er ist beim Sonnenlauf die
meta, über welche ihr Lauf nicht hinaus-
gehen darf. Hat die Sonne den nibiru er-
reicht, so wenden die Rosse am Sonnen-
wagen um. Für die Sonne ist im Jahreslauf
die Sommersonnenwende der nibiru. Steht die
Sonne im Winter am Tiefpunkt der Ekliptik, so
steht zu gleicher Zeit, in der Wintersonnen-
wende, der Vollmond in Opposition &m nibiru.
Als Hóchstpunkt ist der nibiru der Herr-
schaftspunkt. Anu, der Höchste der Götter,
heisst nibiru. Marduk wird nach dem Sieg
über den Drachen zum Götterkönig erhoben
und erhült den Ehrennamen nibiru und da-
mit die Herrschaft. Sin, der Mondgott, ist
nach altbabylonischer Anschauung der Vater
der Gótter und damit nibiru.
Die mythologischen Vorstellungen, welche
sich an den Begriff des nibiru knüpfen, sind
verschiedener Art. Der nibiru als der Höchst-
unkt eines Gestirnlaufs ist der Siegespunkt.
er nibiru als Wendepunkt, von dem an der
Lauf des Gestirns sich abwärts neigt, ist
zugleich der kritische Punkt, der Todes-
punkt!) Die erstere Betrachtungsweise ist
!) Bei dieser letzteren Betrachtungsweise wird der
Triumph des Gottes auf den Frühjahrspunkt verlegt,
an welchem die Gottheit die Wasserregion der
Ekliptik tiberschreitet (der Sieg Marduks über den
Drachen) und aus der Unterwelt emporsteigt. Ist
die Sommersonnenwende der Todesp so ist die
57 (No. 2]
rein astral, die letztere nimmt auf den
Wechsel der Jahreszeiten Bezug, sie sieht
in dem Blühen und Sterben der Natur das
Aufleben und das in den Tod Versinken der
Gottheit Im Weltschépfungsmythus und
im Tammuzmythus treten die beiden ver-
schiedenen Betrachtungsweisen hervor.
Das babylonische Neujahrsfest im Früh-
ling feiert den Sieg des J ahrgottes Marduk
über die finstern Mächte der Naturwelt, wie
er im babylonischen Weltschépfungsmythus,
der Festliturgie, dargestellt wird. Marduk
besiegt den Drachen, spaltet ihn in zwei
Teile und schafft aus den Teilen die himm-
lische Welt. An den Grenzen der Welt,
den Urwassern, stellt er die Tierkreisbilder
als Wächter auf. An diesem Tage über-
nimmt er die Herrschaft, er hat das Urmeer
siegesgewaltig überschritten (öberu) und
beisst nun nibiru. In der Götterversammlung
wird er als Götterkönig gepriesen.
Diese Vorstellungen spielen in die Dar-
stellung des Uebergangs der Israeliten (abar
Gen. 15, 16) durch das Schilfmeer unter
Moses und des Uebergangs der Israeliten
über den Jordan (‘abar Jos. 3, 16) hinein ).
Wie Marduk den Urmeerdrachen Tiämat, so
altet Moses das Schilfmeer, in welchem
e feindlichen Mächte versinken; am Ufer
aber stimmen die Israeliten das Siegeslied
an zu Ehren Jahves, des Kriegsmannes,
der die Feinde ins t(e)hóm versenkt hat, wie
Marduk die „Tiämat“ mit ihrer Kriegsschar
vernichtete. Marduk liess in den Rachen
der Tiämat einen Sturmwind fahren, еһе er
sie spaltet, und schiesst einen Pfeil — der
Blitz ist das Geschoss des Lichtgottes — in
ihren Leib. Von Jahve heisst es: du sendest
deine Glut (Ex. 15, 7) und vor dem Schnauben
deiner Nase (v. 8) stauen sich die Wasser,
vgl. V. 10.
Beim Uebergang iiber den Jordan unter
Josua wird ausdriicklich auf den Uebergang
über das Schilfmeer als Parallele hingewiesen
(Jos. 3,7). Die Bundeslade zieht voran beim
Uebergang (abar v. 11). Das Wasser wird
palten, es steht wie Mauern zu beiden
Seiten (v. 16). Die Israeliten gehen trocken
hinüber (v. 16 u. 17 'abar) Wie Marduk
an den Grenzwassern der Welt die 12 Tier-
kreiszeichen nach seinem Siege aufstellt, und
zwar sind es die Helfer des Drachens, der
Tiamat, im Streit, so nimmt Josua auf Jahves
Wintersonnenwende der Tag des neu anhebenden
Lebens, der Geburtstag des Jahrgottes, an dem seine
igende Bahn wieder anhebt.
1) A. Jeremias, ATAO ' р. 83. 260.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Februar 1907.) 58
Geheiss aus dem Bett des Jordan (4, 3) 12
Steine und stellt sie zum Zeichen auf fir
den Durchzug. Das ist der Gilgal, das
irdische Abbild des himmlischen Gilgal, des
Tierkreises, tiber dem das himmlische Heilig-
tum sich erhebt, ein Gedenkort fiir das
wunderbare und siegreiche 'abar (v. 23) in
das gelobte Land.
Die Hauptfeierlichkeit beim babylonischen
Neujahrsfest ist die Götterprozession. Der
Winter ist zu Ende. Nebo, der Gott der
winterlichen Jahreshälfte, kommt auf seinem
Götterschiff (er ist Sonnengott) nach Babylon,
um dem Frühjahrsgott zu huldigen und ihm
die Herrschaft abzutreten. Die Prozessions-
strasse zwischen zwei Säulenreihen führt mit
Anklingen an das Motivwort ébéru-nibiru
den Namen ai ibur schäbu „nicht gewann
der Feind den Sieg“. Der Versuch der Unter-
weltsmächte, der Tiämat die Herrschaft über
die Lichtgötter zu erkämpfen, ist misslungen.
Diese Prozessionsstrasse ist ein Abbild der
Sonnenbabn von dem Tage des Sieges im
Frühjahr bis zu der Zeit, in welcher die
Sonne die Herrschaft wieder abtreten muss,
im Herbst. In dieser Zeit durchläuft die
Sonne die oberen Zeichen des Tierkreises.
Dieser obere Teil des Tierkreises wird als
ein Gebirgszug mit zwei Gipfeln gedacht !).
Zwischen ihnen verláuft der Gestirnlauf. Der
Hóhepunkt ist der kritische Punkt, eine
ша(а)рата im Sinne des Ueberschreitens
einer Schlucht. Nibiru-ma(a)bärä ist dann
nicht die Furt, sondern der Engpass, in
dem der Todespunkt liegt.
Der Jahresmythus des Auflebens und
Sterbens ist im Mythus vom Frühlingsgott
Tammuz-Adonis nach beiden Seiten hin durch-
gebildet. Tammuz verkörpert den Jahreslauf
der Sonne und den Wechsel vom Leben und
Sterben, Sommer und Winter. Im Frühjahr
steigt er zum Leben empor, in der Sommer-
sonnenwende stirbt er, wie die Blumen im
Sonnenbrand dahinwelken. Ischtar, die als
jungfräuliche Braut sich ihm vermählt hat,
bringt ihm als Gattin den Tod. Er stirbt
auf der Jagd, von einem Eber oder Baren
verwundet, den Tieren der nibiru-Gottheit?).
Nun klagt Ischtar um den 'Tod des Geliebten.
Sie geht ihm nach in die Unterwelt, um ihn
zurückzuholen. Das ist die Höllenfahrt der
Ischtar. Im neuen Frühling werden die ge-
trennten Gatten wieder vereint.
1) Vgl. Winckler, Arabisch-Semitisch-Orientalisch
(Mitteilungen der Vorderasiatischen Geselischaft 1901,
5, p. 91 ff.).
2) Winckler in AO III 2/35, p. 48f.
69 (Ко. 2.)
Nach dieser Vorstellung hängt am nibiru
das Todesmotiv. Das Passahfest wird zur
Erinnerung an die Erwiirgung der Erstgeburt
feiert. Die Israeliten lósen sich vom Tod
urch das Passahlamm, dessen Blut an die
Schwelle und die Pfosten der Haustür ge-
strichen wird (Ex. 12, 22 f.). Niemand darf
bis zum Morgen aus der Tür treten, er würe
dem Tode verfallen. ,Es ging Jahve vor-
über, abar Ex. 12, 22. Für die Israeliten
&ber ist das 'abar ein Passah ib. v. 27.
Pasach wird hier als Synonym von 'abar
gebraucht!) päsach ist das schonende Vor-
übergehen, 'abar das todbringende. Für diesen
Sprachgebrauch bietet der Ortsname Thap-
sacus an der Euphratfurt eine interessante
Parallele. Die Einsetzung des Passahfestes
bietet aber noch weitere Anklänge ап die
nibiru-Vorstellungen. Das sühnende Blut
wird an die Pfosten des Hauses gestrichen.
Sie sind das kleine Abbild der beiden Sáulen
am Heiligtum und der Malsteine der Opfer-
hóhen am Altar. Jedes Heiligtum ist ein
Abbild des kosmischen Heiligtums, der
Götterwohnung, die sich als zweigipfliger
Götterberg erhebt (s. 0.). Die Säulen und
Pfosten versinnbildlichen den Ost- und West-
punkt des Gestirnlanfs. Sie bezeichnen zu-
leich die Gegensätze von Leben und Tod.
o hüten am babylonischen Tempel die
schédim und lamassim den Eingang zu
beiden Seiten, die guten und bösen Dämonen.
Der phönizische Tempel Salomos hat am
Eingang die beiden gewaltigen Säulen jäkin
und böäz 1. Kö. 7, 21. Die Pfosten der
Tür haben bis auf den heutigen Tag ihre
heilige Bedeutung?) Sie sind eine ma (a)-
bárá im kleinen. — Пав Passahfest ist ein
nibiru-Fest. Es wird am Vollmondstag des
neuen Jahres gefeiert. Als Vollmond thront
der Mond am nibiru, am Nordpunkt der
Ekliptik. Und das ,Vorübergehen Jahves“
findet um Mitternacht statt Ex. 12, 12. 29
vgl. 11, 4. Das ist der Moment, wo der
Frühjahrsvollmond im Zenith steht.
Die nibiru-ma (a)bàrà-Vorstellungen sind
im Libanongebiet lokalisiert. Südlich von
Afka entspringen die Quellen des Nahr el-
kelb, die Milch- und Honigquelle. Das Götter-
kind wird wie das Kind der Rhea, Zeus,
mit Milch und Honig ernährt). 12 km
nördlich Beirut ergiesst sich der Fluss aus
2 Winckler, MVAG 1901, б, p. 206; Krit. Schriften
)) Vgl. A. Jeremias, ATAO ', p. 259 und Baby-
lonisches im Neuen Testament p. 102.
^) A. Jeremias, BNT p. 31, 47.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Februar 1907.) 60
der engen Schlucht ins Meer!) Zwischen
Afka und 'Akura fliessen die Quellfliisse
des Adonis, jetzt Nahr Ibrahim genannt.
Die Erscheinung, dass der Nahr Ibrahim
sich zu gewissen Zeiten rot fárbt, wird schon
im Altertum berichtet und mit dem Tod des
Adonis in Verbindung gebracht. Renan will
diese Erscheinung im Februar, Maundrell im
März beobachtet haben. Bei Afka befand
sich das berühmte Astarteheiligtum, zu dem
die Prozessionen von Byblos aus gingen.
Auf dem Wege nach dem Heiligtum findet
sich an zwei Stellen künstlich hergestellt
eine ma (a)bärä mit Skulpturen, welche den
Tod des Adonis darstellen. (Sein Grab wurde
in Byblos gezeigt, vielleicht auch in Masch-
naka, wo sich einer der beiden Engpässe
befindet), Am wichtigsten ist das Monument
von Rineh. Es ist bei Renan, Mission de
Phénicie I, 292 f. beschrieben und auf pl.
XXXVIII in Zeichnung wiedergegeben. Da-
mals mag es noch besser erhalten gewesen
sein, immerhin ist eine im Sommer 1904 an
Ort und Stelle von Н. Winckler aufgenommene
und bei v. Landau, Beiträge zur Altertums-
kunde des Orients IV, Tafel ІП reproduzierte
Photographie zuverlassiger. Renan beschreibt
die Skulpturen folgendermassen: un homme,
vétu d'un tunique attaignant à peine les
genoux et serrée par une ceinture, recoit la
lance en arrét (?) l'attaque d'un ours. Les
pieds, la téte sans criniére, le poil et sur-
tout le mouvement d'attaque ne peuvent
convenir qu'à cet animal. A cóté de ce
tableau, dans un cadre plus réduit, est une
femme, assise sur un siége aux courbes
élégantes, dans l'attitude de la douleur et
qui rappelle le medaillon B de Maschnaka.
Letzteres ist bei Renan pl XXXIV ab-
gebildet. Auch diese Skulpturen finden sich
in einem schluchtähnlichen Engpass. Auf
der einen Seite: un personnage debout,
appuyé sur une lance ou sceptre et d'une
attitude calme. À gauche de la composition
sont deux chiens se profilant l'un derrière
l'autre. Auf der andern Seite eine weinende
Frauengestalt. Dass hier Darstellungen des
Adonismythus vorliegen, ist nicht zu be-
zweifeln. Ueberdies berichtet Macrobius,
t) Hier haben assyrische und babylonische
Herrscher die Felswand mit Siegesinschriften ge-
schmiickt, auf dem Höhepunkt ihres Kriegsruhmes,
angesichts des Mittelmeeres. Abseits von der alten
Römerstrasse, dort, wo der Sage nach vorn auf den
Klippen im Meer ein in Stein gehauener Hund Wache
hielt (Baedeker, Palaestina und Syrien“ p. 248), sahen
wir auf der Höhe, direkt am Abhang nach dem Mee. v,
einen roh aus dem Gestein gehauenen verwitterten
Altar.
61 |Ко.2.)
Saturn. I, 21 ausdriicklich: simulacrum hujus
Deae (Veneris) in monte Libano fingitur
capite obnupto, specie tristi, faciem manu
laeva intra amictum sustinens. Lacrimae
visione conspicientium manare creduntur.
Ausserdem ist in der Libanongegend eine
Statue der trauernden Venus gefunden
worden. Sie zeigt die Göttin verschleiert
mit aufgestiitztem Haupt auf der Erde
kniend (nach Pauly- Wissowa, Artikel
1 unter Hinweis auf Gazette archéol.
„ 26).
In diesen Schluchten ist durch die Skulp-
turen das Vorhandensein der Vorstellung von
ma (a)barà im Sinne eines Abbilds der kos-
mischen Vorgänge für palästinensisches Ge-
biet erwiesen.
Kosmische Begriffe sind auch in dem
Doppelnamen Ebal und Garizim festgelegt.
Es ist nicht nötig, in diesem Zusammenhang
auf die Schwierigkeiten einzugehen, welche
sonst die Angaben im Deuteronominum Kap.
11 und 27 in bezug auf Gilgal und die
beiden Berge bilden. Bei Gilgal mehren sie
sich, es ist ebenso ein kosmischer Begriff,
der an verschiedenen Stellen lokalisiert wird.
Beide, der Gilgal und der Doppelberg, ge-
hören zusammen, und es ist sinnentsprechend,
wenn — auf Grund der oben genannten
Stellen — das Onomastikon des Eusebius
die Berge Ebal und Garizim auch in der
Nähe des Jordan beim dortigen Gilgal ver-
zeichnet. Ebenso kennt die Mosaikkarte von
Madaba ein zweites Ebal-Garizim am Jordan-
Ee Es entspricht sachlich den Vor-
stellungen, welche an den beiden Bergen
haften, wenn dahin die Stelle Moria, wo
Abraham seinen Sohn opfern will, verlegt
wird, wie es die samaritanische Tradition
tut. An die Oertlichkeit knüpfen sich
auch sonst Vorstellungen kosmischer Natur.
Jotham hált seine Rede an die Sichemiten
vom Garizim aus und beginnt sie mit den
nachdrücklichen Worten: hóret auf mich,
so wird Gott auf euch hóren Ri. 9, 7. Nach
Ri. 9, 87 ist hier der Nabel der Erde, also
der Zugang zur himmlischen Welt.
Dreimal wird im Alten Testament die
Gegend von Ebal und Garizim als ma (a)bärä
kennzeichnet. Wie die Erde zwei Gipfel
at, zwischen denen der Lauf der Sonne
geht und durch welche die Natur in ihren
zwei Jahreshülften, Sommer und Winter,
Leben und Tod, bestimmt wird (Sacharja 6, 2
die Erde zwischen zwei ehernen Bergen) ),
so ist die ша (a)bärä von Sichem ein Abbild
1) Winckler, MVAG 1901, 5 p. 92.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Februar 1907.] 62
der Welt im kleinen. Das Volk Israel zieht
zwischen den Bergen hindurch. Der eine ist
der Berg des Fluchs, der Ebal, der ,Linke*,
der andere ist der Berg des Segens: Dt.
11, 30; 27, 12 ff.; Јов. 8, 30 f£ 1). Spätere
Zeugnisse zeigen, dass auch der Name noch
an der Gegend haftet: Mabortha. Zwischen
beiden Bergen liegt die heilige Stadt, Sichem“
d. h. Schulter. Im Hebräischen wird der
Ausdruck für die Redensart ,den Rücken
wenden“ gebraucht. Mit dem Begriff des
nibiru hängt das Schekem-Motiv zusammen.
Die Stadt zwischen den Bergen im En
führt deshalb den Namen. Am deutlichsten
ist die Vorstellung beim Mondlauf. Wenn
der Mond im Monatsumlauf den nibiru über-
schreitet, wird er zum abnehmenden Mond,
er wird an der Schulter verwundet, bis er
schliesslich als Neumond in der Sonne den
Tod findet?). (Als Sonnenmotiv kennen wir
es in der Siegfriedsage, der in der Sommer-
sonnenwende an der Schulter verwundet
wird)3). — Vom Ebal aus werden die Worte
des Gesetzes vorgelesen. Es gehórt zu den
Feierlichkeiten des babylonischen Neujahrs-
festes, dass der Götterkönig die Schicksals-
bestimmungen und Gesetze für das neue Jahr
auf die Schicksalstafeln schreibt. Auch Josua
schreibt die Gesetze auf die Steine des Altars
von Ebal.
Stimmt man der Ansicht zu, dass auch
die ma’(a)bärä von Michmas und Geba eine
kosmische Bedeutung hat, so erkláren sich
hieraus leichter die Rätsel der Jonathan-
geschichte und die topographischen Schwierig-
keiten treten zurück, welche sich aus der
gegenseitigen Lage des Uebergangs und des
äussersten Philisterpostens im Vergleich mit
der órtlichen Situation ergeben. Dann ist es
auch unfraglich, in welcher Rich die
Erklárung der beiden Namen bdsés und sene
zu suchen ist. Sie stellen wie jakin und
bo àz die beiden Weltgrenzen dar, zwischen
denen die Gottheit, im astralen Sinn wandelt,
und versinnbildlichen zugleich den Jahrgott in
1) Auch der Tempelberg und der Oelberg sind
ein Abbild des Kosmos. Die at. Ueberlieferung kennt
beide als Kultstätten seit Davids Zeit. Das Tal
zwischen ihnen ist der Gerichtsort. Die moslemische
Legende berichtet, dass am jüngsten Tage Christus
auf dem Oelberg und Muhammed auf dem Tempel-
berg stehen werden und über das tiefe Tal ist die
Brücke gespannt, über welche die Seelen schreiten
müssen. Die Verdammten stürzen ins Feuer, das
von Süden herauf brennt.
?) Nach H Winckler. Vgl. jetzt Altorientalische
Forschungen III, 312.
з) Es liegt nahe an die verrenkte Hüfte des
Jakob beim „Uebergang“ an Pniel zu erinnern.
Gen. 32, 32.
63 (Чо. 2]
den beiden Jahreshälften. Solche mytho-
logische Begleiter der Sonne sind uns ausser
den beiden Tempelsäulennamen verschiedent-
lich bekannt. Bei den Babyloniern sind kéttu
und méscharu die Kinder des Sonnengottes,
in einem Mardukhymnus ist die Sonne von
tiru und nanzazu, Gnade und Grimm, be-
gleitet. Die Phönizier haben das ent-
sprechende Götterpaar Sydyk und Misör,
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
Februar 1907.) 64
palmyrenisch argu und 'azizu, die Edessener
Monimos und Azizos, die auch als Hermes
und Apollo, das ist Nebo und Marduk, die
Götter der beiden Jahreshälften des Sonnen-
laufs gedeutet werden.
Dresden-Trachenberge.
Dr. Friedrich Jeremias.
Psalm 137.
Von Paul Haupt.
Dieser Psalm, den Olshausen schon vor
mehr als 50 Jahren der Makkabäerzeit zu-
gewiesen, besteht aus fünf Zweizeilern mit
3--3 Hebungen in jedem Halbzeilenpaar.
Die metrischen Analysen Duhms und
Baethgens sind verfehlt; ebenso Duhms
Meinung, dass die Eingangsverse durchaus
den Eindruck machen, als seien sie bald
nach den darin geschilderten Ereignissen,
nicht allzulange nach der Zerstórung Jeru-
salems im Jahre 586 entstanden. Winckler
(Altorientalische Forschungen, 2, 412; vgl. S.
579, zu S. 418) hat (Nov. 1899) richtig be-
merkt, dass statt Edom vielmehr Aram zu
lesen ist; aber seine sonstigen Ausführungen
über diesen Psalm sind irrig. Das Lied be-
zieht sich nicht auf die Golah in Daphne
(2. Makk. 4, 33). Eben so wenig bedeutet
Dany Lorbeerbäume; man könnte ja leicht
сулу (Bab. Bathr. 81%; vgl. sem, „C) für
Dm lesen, aber dazu liegt keine Veran-
lassung vor. Auch in den unter dem Namen
der Klagelieder Jeremiä bekannten makka-
bäischen Elegieen ist 4, 21 Aram statt Edom
zu lesen; das Land Us (vgl. auch die Glosse
Jer. 25, 20) ist die Gegend von Antiochia
(vgl. ZK. 2, 96). Wincklers Lesung (1889)
Kur (?)-us-za-a (KB. 1, 146, 154) statt mat
Ос-са-а ist kaum möglich; wäre Kur-us-za-a
der Name von Säsi’s Vater, so würde er
doch wohl wie 545% durch einen vorgesetzten
senkrechten Keil determiniert sein.
Die Ansicht, dass die Edomiter!) zur
Zeit der Zerstörung Jerusalems im Jahre
686 dem jüdischen Brudervolke feindlich
wesen seien, ist irrig (vgl. auch die Stelle
eut. 23, 7, die nach Bertholet allerdings
nicht um 621, sondern erst zur Zeit Johana
1) Edom scheint eine dialektische Form von hebr.
adam ‘Mensch’ zu sein; Esau, dagegen war wohl ein
Name des Nationalgottes der Edomiter und stellt
eine dialektische Form von ny (= wy) "Schöpfer
dur, mit ё für hebr. ô und | statt » am Ende.
Hyrkans geschrieben sein mag). Wohl aber
gehörten die Edomiter zu den erbitterten
Feinden der Juden zu Beginn der makka-
bäischen Erhebung. Auch das Buch Obadja
ist abgesehen von den beiden exilischen
Zweizeilern in Vers 5 und 7 (Vers 6 ist
eine Glosse) im Jahre 164 verfasst und findet
seine Erklärung durch die im fünften Kapitel
des ersten Makkabäerbuches erzählten Be-
gebenheiten. Sepharad ist eine Korruption
von Arbad (1. Makk. 5, 23) d. i. das gali-
läische Gebiet von Irbid (oder Arbela usw.)
nordwestlich von Tiberias. Die am Schlusse
des Buches erwähnte Го) ist die mehr oder
weniger zwangsweise von Judas Makkabäus
und seinem Bruder Simon vorgenommene
Uebersiedlung der Juden in Gilead und
Galiläa nach Jerusalem. Der Zuzug dieser
pub setzte die Makkabäer in den Stand,
die Hauptstadt der Edomiter zu zerstören.
Das Buch Obadja ist vor dieser Zerstörung
Hebrons verfasst, aber nach dem Siege Judas
über die Edomiter bei Akrabbim; der Plan,
die Juden in Gilead und Galiläa nach Jeru-
salem zu bringen, war zur Zeit der Ab-
fassung des Buches gefasst, aber noch nicht
ausgeführt. Auch das Buch Nahum ist eine
liturgische Zusammenstellung fiir die Feier
des Nikanortages!), enthült aber zwei von
einem exilischen Dichter verfasste Gedichte,
von denen das eine nach Beginn der Belage-
rung Ninives gedichtet wurde, das andere
nach Zerstórung der assyrischen Hauptstadt.
Der Hammer (үрг) in Nah. 2, 2 ist Judas
Makkabäus, der mo yy? Nah. 1, 11 ist
Nikanor; die Feste (1177740) in Nah. 2, 2
ist die Akra, die syrische Zwingburg in
Jerusalem.
Ich schliesse hieran eine metrische Ueber-
setzung von Psalm 137 nebst einigen kurzen
Erläuterungen, und dem hebräischen Texte.
!) Vgl. Haupt, Purim (Leipzig 1906) S. 5.
65 (Мо. 2]
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Februar 1907.] 66
Psalm 137.
Als an Babylons Strome! wir weilten
An die Euphratpappeln dorten
Wenn auch? unsreZwingherrn® heischten : *
„Wie können wir? Jahve besingen
Vergess' ich dich je,! so verschrumpfe'
Wenn ich deiner nicht mehr gedenke,
Gedenke* den Söhnen Arams!!
Da sie riefen: „Zerstört! Zerstört
Verheerende Tochter Babels! 13
Heil dem, der packt und zerschmettert
sed OCG ER мн
© 00
(a) 3 Liederworte, und unsere Entführer Freude!“
(0 8 die Tat, die du uns angetan
(3) 6 Jerusalem (c) 7 Jahve
und Zions weinend gedachten,
unsere Harfen wir (trotzig) hingen;?
„Singt uns ein Lied von Zionl*5
im Ausland (fern von der Heimat)!*$
meine Hand ls meine Zung’® kleb am Gaumen,
dich? nicht höher stell als jede Freude. 10
Jerusalems Unglückstag, 12
(alles) drin in Grund und Boden!“
Heil dem, der dir heimzahlt!°
deine (zarten) Kindlein am Felsen! ‘4
(8) 4 in einem Liede (y) 5 Jerusalem
Eriäuterungen.
(1) Der Intensivplural mmn = 5run n,
d. i. der Euphrat; vgl. AJSL. 21, 197.
(2) Vgl. den Anfang des bekannten
Schubertliedes (von Wilhelm Mäller)
Meine Laute hab’ ich gehängt an die Wand.
Die untersten Zweige der Pappeln sind ziem-
lich hoch über der Erde; was man an sie
hängt, ist, nicht zur Hand.
(3) Das 72 ist konzessiv wie in Nah. 2, 3:
Оүр2 72 und öfter; vgl. JAOS. 25, 72
Anm. 2. Statt zam ist gam zu lesen; eben-
so in Nab. 9, 15.
(4) Eigentlich die uns in Gefangenschaft
ührten.
(6) Das folgende Halbzeilenpaar ist die
Antwort der Juden auf diese Aufforderung.
(6) Die ersten beiden Zweizeiler schil-
derten die Haltung der Juden während der
babylonischen Gefangenschaft; die folgenden
drei Zweizeiler zeigen die Stimm der
Juden zur Zeit des Antiochus Epiphanes.
(7) Lies WIM sie magere ab, für POS,
Es handelt sich bei diesen Áusdrücken um
das, was wir heutzu Muskelatrophie
nennen. Gunkele Lesung (in seinen Aus-
gewä Psalmen, Göttingen 1905, 8. 245,
Anm. 4) ШТП sie verleugne (den Dienst) ist
verfehlt; ebenso seine metrische Anordnung
des Gedichts und seine Ansichten über die
Abfassungszeit etc. (vgl. ZDMG. 58, 629,
Anm. 22).
(8) Die das Seitenspiel riihrt.
(9) Die das Lied singt. Shakespeare
ио honey-mouthed, let my tongue
(10) Freude bedeutet auch Freudenfest,
Festfreude, Opferfest usw.; vgl. 2. Makk. 4,
14; 6, 4. 7. 8. In den alten Zeiten der
babylonischen Gefangenschaft weigerten sich
unsere Vüter, ihren Zwingherren, denen sie
hilflos gegentiberstanden, zu gehorchen, wenn
sie ein Ansinnen an sie stellten, ihnen ein
Lied von Jahve zu singen, was einer Ent-
weihung unsrer Religion nahegekommen wire.
Jetzt mutet uns die Tochter Babels, das
Seleucidenreich, zu, die Religion unserer
Vater a ben und ihren heidnischen
Götzendienst anzunehmen. Wir sind aber
den S nicht auf Gnade und Ungnade
ausgeliefert, sondern können uns wehren.
Vgl. 1. Makk. 2, 51. Die Freuden griechi-
M es Gesittung, die Gunst des Seleuciden-
herrschers können Jerusalem und die Religion
unsrer Vüter nicht aus unsrem Herzen fer 55
(11) Die Syrer zur Zeit der makkabäischen
zum
Babylons gebaut. Seleukos Nikator war
zunächst Statthalter von Babylonien.
Kä Vgl. 2. Makk. 6, 10.
15) Lies 3ölälenu assyr. 3alälu (synon.
zäbätu, abákw) heisst als Kriegsbeute weg-
führen, in die Gefangenschaft fahren. Für
¢ statt 2 vgl. Crit. Notes on Proverbs
(8ВОТ) 8. 61, 2. 14.
67 (Мо. SI
De vom 1792-03
"om? won
y zo vom
. гім эр
ar zb p
mov его déi зух
Der Droe
KWR. vy
So Gw rn
З | i, |
Yoon Fy Popa
obwi) de 6 (5 b 0 5 (0)
Ich habe ев stets sehr nützlich gefunden,
assyrische Texte ins Hebräische zu über-
tragen und andrerseits hebräische Gedichte
ins Ássyrische zu übersetzen; vgl. AJSL.
21, 149. Ich gebe deshalb hier noch eine
metrische assyrische Uebersetzung dieses
Psalms.
1 El-áráti Bábili а%4ті
ni bi- ma Ci una nixasas,
2 Eli alabáts qirbu
unüt niguts nilul-ma
3 äͤbiteni us ili ndsi-má:*
ғатдғе M uni sumrül —
4 Akké’s Jama nizémur
ina-qabalts mát nukurtim? —
b Summa-amasika,! imittt linnabil-ma
lis ani ana- ii lirracip
6 Summa-lä axasaska-ma lá
ulteldka® el-ül лайга.
7 Ana- mare Arami xusus*
um- Saluqti Ursalimmi
Sa igbu - ma: Dru / Uera
girbusu adi 3305 /
8 Marat Babi Sagqastu
lisir mutir gimilli /
9 Lisw ѓа Groe ипарраси
tenigeka eli Кар!
(а) 8 amáti ғатдғі-та sdliléni лаша (В) 4 ga-
mare (y) 5 Ursalimma (8) 6 Ursalimma (t) 7 Iáma
(C) 8 epsétika zu tepusunási.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
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Februar 1907.) 68
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"tre v) TR 4
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are tw) aw em 3 (a)
„ po mn De O — mm")
Zu der Uebersetzung von V. 2 möchte
ich bemerken, dass die Lesung des Ideo-
grammes GIS-ZAG-SAL (AL 24, Nr. 187)
as möglicherweise Harfe bedeutet, unsicher
ist.
Was alabáti = mary anbetrifft, so be-
deutet das von Zimmern in Ges.-Buhl
mit "Om zusammengestellte assyr. urbatu
und urbânu nicht populus Euphratica, sondern
Riedgras; vgl. talmud. NNW Binsen sum
Korbflechten, Papyrusstaudeusw.(nicht Weiden!)
Пав syr. arbáná hat dieselbe Bedeutung;
vgl. Lagarde, Mittheilungen 2, 65. Alabats')
ist der Plural von alab (Delitzsch HW. 75:
alapü) oder elabü (vgl. auch talmud. albind,
Rutenbesen) Der Stamm ist das assyr.
elébu (25у) lang werden, hochwachsen, empor-
schiessen, ein Вузол von aráke, lang sein,
dann auch lange werden, alt werden; vgl.
Meissners Supplement, S. 77. Іш Ara-
bischen soll šale «Бе noch einen hohen
Baum (assyr. gišmaxxru) bezeichnen; gewöhn-
lich bedeutet ulbe jetzt aber eine aus dem
Holz der alabäts und ähnlichen Bäumen ver-
fertigte Schachtel oder Kiste usw. (auch
Eimer wie Wye rárab) ebenso wie im Latei-
nischen z. B. alabastrum eine Salbenbüchse
bezeichnet. Das Verbum ie ‘aliba heisst
1) Delitzsch, HW. 60а liest alabattu; Meissner-
Rost. Bauinschriften Sanheribs (Leipzig 1893) 8. 109
geben alamittu, Gerüst.
69 [No. 2.)
hart und säh sein, vom Fleische, dann auch
stinken; die eigentliche Bedeutung aber ist
alt sein, ursprünglich lang sein (hebr. Tn).
Die Bezeichnung “әуе für Фе populus Ew-
рһғайса ist ein babylonisches Lehnwort
(ebenso hebr. NANY und агат. X029); das
& beruht auf dem Einfluss des ,; im ara-
bischen Dialekte von Bagdád wird ) vie é
dh ee vgl. JAOS. 22, 28.
Babylonische Lehnwörter finden sich
selbst in den Mo‘allakät, z. В. in Antaras
Moallaka, Z. 6 (nach Arnolts und Abels
Zählung): oll Ud be whe, hallat bi-ardi
'ssá' ina, sie weilte im Lande der Feinde,
wo oll von den Kommentatoren als
Die angebliche Zeichengruppe GI-TAB.
Von M. Streck.
In Spalte 521 ff. des letzten (IX.) Jahr-
ges dieser Zeitschrift hat Th. Friedrich
ie in seinen , Altbabylon. Urkund. aus Sippar“
fiir die Пеһе Zeichengruppe GI-TAB
ove Wiedergabe durch gabitu gegen
eissner's bereohtigten Einspruch zu ver-
teidigen gesucht. Unterzieht man die Argu-
mentation Friedrich's, die mit einer Reihe
unbewiesener Annahmen und diskutabler
Prämissen operiert, einer eingehenden, un-
befangenen Prüfung, so kommt man m. E.
zu dem Resultate, dass dieselbe in der
Hauptsache als misslungen anzusehen ist.
eon ich nun hier kurz die Schwäche
der Friedrich’schen Position zu beleuchten
versuche, so veranlasst mich dazu besonders
auch der Umstand, dass Friedrich’s Aus-
führungen Hüsing jüngst za einer erneuten
Untersuchung des einheimischen Namens von
Elam anregten (s. diese Zeitschrift IX Sp. 602)
und Hiising hierbei unter Verwertung von
Friedrich’s Ergebnissen für ein bisher
rátselhaftes Zeichen die Lesung Pir in Er-
wügung zieht.
Das erste Zeichen der fraglichen Gruppe
dürfte durch den Zusammenhalt aller in
Betracht kommenden Stellen in der An-
setzung als — [A, vielleicht auch als
AMA. gesichert sein. Was Friedrich
(Sp. 522) nun über das in diesen Zeichen
vorkommende Element A bezw., wie er
sich ausdrückt, über das dügu und dessen
altbabylonische Formen bemerkt, ist nicht
ganz durchsichtig.
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Februar 1907.) 70
Brüller-Lówen erklärt wird, von sa ara
brüllen, während es offenbar mit dem ge-
wöhnlichen assyr. Worte zá'iru, Feind, eigent-
lich Hasser (Mj) von zäru, isiru, hassen
(vgl. ун mueäware) identisch ist; vgl. auch
hebr. zar, Fremder und arab. a' ir, Besucher,
Pilger. Auf den babylonischen Ursprung
des Namens Sinimmár (vgl. Nöldekes Ta-
bari-Uebersetzung, S. 80 und Riickerts
Chawarnak in seinen Morgenlündischen Sagen
und Geschichten, Theil 1, Stuttgart 1837,
S. 159) habe ich AJSL. 22, 256 hingewiesen;
für Sin, ursprünglich Sin, mit w, siehe Crit.
Notes on Kings (SBOT.) S. 270, 2. 24.
Fest steht, dass in neuassyrischem &
mehrere urspriinglich verschiedene Zeichen-
elemente zusammengefallen sind, die in der
ültesten, durch vorwiegend linearen Duktus
ausgezeichneten Stufe der altbabylonischen
Schrift streng auseinandergehalten werden.
Dem & der neuassyrischen Kursive
entspricht:
1) altbabylon. Zeichen No. I und Var.
No. Ia d. h. ein Viereck; so namentlich
in dem Zeichen HI (s. Thureau-Dangin !)
No. 206) und in der archaischen Form von
Ta (s. No. 32); vgl. ferner No. 28, 30,
31, 36, 62, 82—85, 94, 95, 136, 207—13,
216, 221, 264, 283, 352—354. Die rein
lineare Form (No. I)?) erscheint schon
häufig in Keilschrift übertragen (s. No. II);
diese letztere Figur schrumpft dann hin und
wieder zu einem Dreieck (s. No. IIT) zu-
sammen; so z. B. in No. 357; vgl. ferner
No. 75 und vielleicht auch No. 36 und 148.
In diesem altbabylonisch. Zeich. No. II sind
übrigens, wie Thureau-Dangin a. a. O. unter
No. 206 und 476 mit Recht betont, auch
gelegentlich wieder zwei verschiedene Zeichen
zusammengeflossen, nümlich No. II — No. I
= а und No. П = No. IV = Ziffer 3600.
1) Die Nummern beziehen sich im folgenden
immer auf Thureau-Dangin's r sur lori-
gine j Cuneiforme, 1r* partie, Paris 1898
(dazu Supplément 1899),
n In Leich, No. I mit Hommel. Der hieroglyph.
Urspr. d. Keilschrifiseich. (autographierte Tabelle,
von Hommel auf dem Pariser Orientalistenkongresse,
1897, verteilt) und Friedrich, das Bild einer Knie-
scheibe — HI ist als Ideogramm für birku bezeugt —
erkennen zu wollen, setzt jedenfalls einen ziemlich
hohen Grad von Phantasie voraus.
71 (Ко. 28.)
Eine dem urspriinglichen Vierecke паһе-
stehende Form (s. No. V) verzeichnet auch
das Syllabar 8° 22 1).
2) altbabyl. Zeich. No. IV (ein Kreis);
s. No. 475 und 476.
3) altbabyl. Zeich. No. VI und VIa d. Һ.
das Bild einer Pflanze; so nur in dem Zeichen
GI (No. 295) und in den durch Doppelsetzung
von GI entstandenen Zeichen GIG (s. No. 86>"
bei: Thureau-Dangin, supplém.) und GIL
(Мо. 296) 2), sowie in dem gunierten GI
(No. 409).
4) altbabyl. Zeich. No. VII, VIIa oder
übnl.; so sicher in No. 34, 48, 120.
In der altbabylonischen Schrift werden
elt? und la immer streng vonein-
ander unterschieden, indem das 4 in
ersterem der Pflanzenform (No. VI) in
letzterem dem Vierecke entspricht. Dieser
Unterschied ist z. B. auch in der Schreib-
weise des Hammurabikodex, die sich mit
der in den Bauinschriften dieses Königs an-
gewandten deckt, bewahrt. Nun handelt es
sich bei den von Friedrich edierten Texten
allerdings um altbabylonische Kontrakte,
deren Schrift ja bekanntlich von jener, die
!) Dass Zeich. No. V nur eine Variante von
= No. I darstellt, kann deshalb als völlig sicher
gelten, weil No. V, ebenso wie 4. den Zeichennamen
dûgu führt und als Ideogramm für birku erklärt
wird. Die Angabe im Syllabar Se ist jedenfalls nicht
so aufzufassen, als ob in der neuassyrischen Schrift
neben а gelegentlich auch No. V gebraucht wurde;
tatsächlich lässt sich letztere Form, soviel ich sehe,
auch in keinem neuassyrisch geschriebenen Texte
nachweisen. In Se wird vielmehr hier, wie auch іп
Zl. 10 (Zeich. AH) ausnahmsweise eine altbabylonische
Form mitgeteilt. Hommel ist daher streng genommen
nicht ganz im Rechte, wenn er No. V in die (neu-
assyrische) Schrifttabelle seiner ,Sumerisch. Lese-
stücke“ (s. No. 828 u. vgl. No. 301) aufgenommen
hat. Wie Friedrich übrigens (s. Sp. 522) in dieser
Variante bei Hommel ein Dreieck erblicken kann,
bleibt mir rätselhaft.
*) Die Tatsache, dass in der neuassyrischen
Schrift die altbabylon. Zeichen No. I und No. VI
durch das eine Zeichen а ausgedrückt werden, lehrt
іп unzweideutigster Weise der paläographische Befund.
Völlig unverständlich aber bleibt es mir, wenn
Friedrich (s. Sp. 522) den, besten Beweis für die im
Neuassyrischen beliebte Vereinerleiung der beiden
erwähnten altbabylonischen Zeichen in „dem doppelten
GI“ (bezw. in ӨШ, oder GIG) findet, „welches be-
züglich des dügu im Babylonischen beide Formen,
nämlich die für Viereck und für Pflanze, aufweist.“
Mir ist keine altbabylon. Form von GÍL bezw. GIG
— vgl. Thureau-Dangin No. 296; 86bis, sowie Amiaud-
Méchineau, tableau No. 268 — welche Zeich. No. I
und No. VI in sich vereinigen würde, bekannt; viel-
mehr ist immer nur letztere Figur nachzuweisen.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Februar 1907.) 72
uns in gleichzeitigen Bauinschriften entgegen-
tritt, ganz bedeutend differiert. Für diese
Kursive der altbabylon. Rechtsurkunden der
Hammurabiperiode, die sich in verschiedener
Hinsicht dem Duktus der neubabylonischen
Schrift nähert, ist die Wandelbarkeit, welcher
die Form mancher Zeichen unterworfen ist,
sowie das die Lesbarkeit erschwerende,
hä äusserliche Zusammenfallen ver-
schiedener Schriftzeichen charakteristisch.
Es wäre also auch nicht a chlossen,
dass das erste Zeichen der fraglichen Gruppe
GI-TAB nicht — [[A ), sondern »>-| zu
lesen ist.
Friedrich umschreibt — [A noch
immer mit BIR. Dass dieser von Strass-
maier Syllab. 78 vermutete und dann auch
von Briinnow in seine List (s. No. 2024)
aufgenommene Silbenwert aber zweifelsohne
zu eliminieren ist, dies hat Scheil schon
vor 9 Jahren im Recueil de travaux XIX
(1897) p. 56 gezeigt. Für —[A ist nur die
Lesung nachweisbar, wie dies z. B.
besonders daraus erhellt, dass, wie Scheil
hervorgehoben hat, ein und derselbe Lander-
name (Kimas) in Konst. Niff. 66 sowohl
durch Ki-, als durch Ki — A wieder-
geben wird. Man beachte auch, dass in
den von Meissner, MVAG. VIII 85ff
behandelten Texte Johns No. 809, Rev. 22
der Gottesname Šamaš Sa->-T& geschrieben
erscheint. Dass la nicht BIR, sondern
MÁS zu lesen ist, wurde übrigens in den
letzten Jahren mehrmals hervorgehoben.
Ich verweise nur auf Thureau-Dangin's
recherch. sur l'origine de l'écrit. cuneif. (1898)
. 8, No. 32 und desselben Bemerk. in ZA
VII 189!, ferner auf Meissner's Bemerk.
in MVAG. VIII 956 (s. auch X 151) und
in „Götting. Gelehrt. Anseig.“ 1904, S. 752.
Auch in Fossey's Supplement zu Brünnow
(„contribut. an denon. sumérien-assyr., 1906)
findet sich unter No. 1044 für »T& der
Wert MAS gebucht.
AHA (altbabyl. Zeich. No. VIII) dient
als Ideogramm für lalü = „Zicklein“ . Ob
man aber in No. VIII wirklich noch mit
Friedrich ein äusserst primitives Bild einer
1) Für HA füllt allerdings schwer der
Umstand in die Wagschale, dass A an allen Stellen,
wo die fragliche Gruppe GI-TAB erscheint, nie durch
ein Viereck, sondern immer durch das eine Pflanzen-
form ausdrückende Zeichenelement repräsentiert wird.
73 (Ко. 2.)
Ziege erkennen darf, erscheint mir sehr
fraglich. Für einleuchtender möchte ich
allerdings Friedrich’s Deutung erachten als
die Auffassung Hommel’s (s. dessen „Der
hieroglyphische Urspr. d. Keilschriftzeich.“),
der in No. VIII nur das Bild eines Ziegen-
schwanzes zu finden glaubt ).
Das zweite Zeichen der Gruppe GI
(MÄS?)-TAB könnte nun eventuell nicht
als TAB, sondern als KAK (wie auch schon
Friedrich, Sp. 522 vermutet) angesehen
werden, da gerade in der kursiven altbaby-
lonischen Schrift bei der öfters zu kon-
statierenden grossen Aehnlichkeit der Formen
für TAB und KAK ein Zweifel über die zu
wählende Lesung auftauchen kann.
Sollte nun wirklich unsere Zeichengruppe
als MÁS-KAK angesetzt werden dürfen, so
kónnte dieselbe dann kaum anders als mit
gabitu umschrieben werden; denn MÁS-KAK
würde dann doch wohl nur eine Variante
von MAS(»[-)-KAK reflektieren, und für
letzteres steht die Lesung als „sabitu“ be-
kanntlich seit langem fest. Als Ideogramm
für gabitu dient auch MAS allein; s. Brünnow
No. 1797; vielleicht stellt das Zeichen »}-
(altbabyl. +) nur eine Abkürzung von
lA (No. VIII) dar??) Ез erscheint
1) Hommel wurde bei seiner Deutung von
No. VIII als Schwanz offenbar von dem Um-
stande beeinflusst, dass die archaische Form des
Zeichens lar des Ideogrammes für zibbatu
(= Schwanz; No. 2039: zumbu bei Brünnow ist
natürlich zu streichen), nümlich Zeich. No. IX im
Grunde genommen dieselbe Figur wie die altbabyl.
Form von MÁS, nur durch infigiertes Zeich. No. X
vermehrt, darstellt. So viel steht wohl sicher, dass
es kaum jemand beifallen würde, No. IX als das
Bild eines Schwanzes zu enträtseln, wäre ihm nicht
von vornherein die Verwendung dieses Zeichens als
Ideogramm für das Wort „Schwanz“ bekannt.
Friedrich will auch in No. IX eine Hieroglyphe
für ,Ziege“ erkennen; das eingezeichnete Zeich. No. X
soll das Rückgrat darstellen! Dieser Erklärung kann
aber schon deshalb, weil T&M bis jetzt als
Ideogramm für Wörter wie Ziege oder ähnl. nirgends
bez ist, kein besonderes Gewicht beigelegt werden.
Ueberhaupt wird m. E. mit der Eventualität, dass
das erste Zeichen der uns hier beschäftigenden
Zeichengruppe auch mit KUN identifiziert werden
könnte, vie Friedrich (Sp. 523) erwägt, am wenigsten
zu rechnen sein.
) sollte T tatsächlich Abbreviatur von
TA sein, so würde damit auch Friedrichs An-
nahme, dass No. VIII ein Ziegenbild darstelle, er-
heblich an Wahrscheinlichkeit gewinnen, indem mit
No. XI = »T- statt des ganzen Bildes nur der Kopf,
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Februar 1907.] 74
ferner wahrscheinlich, dass >-| & auch allein
(ohne КАК) als Ideogramm für ваба ver-
wandt werden konnte, wenn sich dies bis
jetzt auch nicht ausdrücklich belegen lässt;
aber die Tatsache, dass >-| 44 für lalü be-
zeugt ist, legt eine derartige Schlussfolgerung
n&he; in dem seiner Bedeutung nach un-
klaren KAK dürfte demnach nur eine ge-
nauere Spezifizierung des durch MAS bezw.
MÁS ausgedrückten Hauptbegriffes ent-
halten sein.
Ware also die Lesung der fraglichen
Zeichengruppe als MAS-KAK ganz einwand-
frei, so wiirde sich ihre Wiedergabe durch
sabitu mit ziemlicher Sicherheit verteidigen
lassen. Dieses mit der Deutung Scheil’s
und Friedrich’s tibereinstimmende Resultat
wäre allerdings auf einem wesentlich anderen
Wege, als dem von Friedrich einge-
schlagenen, gewonnen.
Als ich diese Bemerkungen schon nieder-
geschrieben hatte, gelangte das neueste (3.)
Heft des laufenden Jahrganges der ZDMG.
(Bd. 60), in welchem Üngnad eine Be-
sprechung von Friedrich’s „Altbabyl. Texte“
bringt, in meine Hände. Ungnad nimmt
daselbst (S.696) ebenfalls an der Friedrich’-
schen Gleichung GI-TAB = sabitu Anstoss
und bemerkt ferner a. a. O. 696, Anm. 4
in einer Korrekturzusatznote: „Aus dem
noch nicht veröffentlichten Texte VATh. 3860,
der eine Liste nach Art der von Friedrich
gebotenen darstellt, ergibt sich klar, dass
nicht GI-TAB, sondern GI-SA zu lesen
ist. Zu diesem Ideogramm vgl. Meissner,
Seltene Assyr. Ideogr. (1906), No. 1508
und 1509.“
Ob es sich in dem Texte VATh. 3860
tatsächlich notwendig um dieselbe Zeichen-
gruppe handeln muss, wie in den Friedrich’-
schen Sipparener Urkunden, dies lüsst sich,
bevor der betreffende Text nicht publiziert
vorliegt, nicht beurteilen. Was ferner
Meissner, Selt. Ideogr. No. 1508 und 1509
betrifft, so kann No. 1509, wo GI-SA-TUR
als Ideogramm für sussullu (— Korb) belegt
ist, kaum der fraglichen Zeichengruppe in
Friedrich's Texten entsprechen; No. 1508:
GI-SA mag mit jenem GI-SA in VATh. 3860
identisch sein; die Lesung kann, da das
dazugehörige semitische Aequivalent in dem
von Meissner zitierten Texte (K 4555,
21. 8 = CT XVIII 48) leider abgebrochen
wie dies auch bei den tischen Hieroglyphen der
Fall ist (Friedrich, Sp. 5283) — genauer Hals und
Ohren (oder Hörner?) zur Darstellung gelangten.
76 (Мо. 2.)
ist, nicht festgestellt werden; Meissner meint,
dass nach dem Zusammenhange etwa ein
Wort kisu, Ken oder ähnlich in Frage käme;
dieses würde dann „Rohr“ oder „Unterholz“
bedeuten. Da nun vor der fraglichen Zeichen-
gruppe іп Friedrich’s Texten immer Zahlen
stehen, so wäre auch, falls dieselbe wirklich
als GI-SA bestimmt werden müsste, eine
Bedeutung wie „Rohr, Unterholz^ wohl
ziemlich ausgeschlossen.
Anhang.
Liste der durch römische Ziffern aus-
gedrückten Zeichen.
No I = 6
No. Іа = O
No. П = <>
No. Ш = >
№. IV = O
No. V = <x
No. VI = >
No. Va= +
No. VI = =
Қо VIIa - 3
No. ҮШ = +)
Мо. IX = +>
№. X = He
No. XI = +
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Februar 1907.) 76
Bespreehungen.
Marie Panoritius, Dr. phil., in Königsberg i. Pr.:
Studien über die Schlacht bei ees
(Wissenschaftliche Frauenarbeiten, herausgegeben
von Dr. Herm. Jantzen u. Dr. Gust. Thurau, I, 2)
Berlin W. 35, Verlag von Alexander Duncker,
1906; VI u. 80 8. 89. -- Besprochen von Carl
Niebuhr.
Als Napoleon І, der sich unterwegs im
Reisewagen durch solche Lektüre zu be-
lehren pflegte, die ihm dann alsbald An-
knüpfungen bieten konnte, seine Hand-
bibliothek für den Feldzug von 1812 zu-
sammenstellen liess, hat er auch charak-
teristischerweise ‚eine persische Darstellung
der Feldzüge Alexanders‘ verlangt. Damit
konnte man ihm freilich nicht dienen. Aber
wir dürfen uns nicht verhehlen, dass der
Kaiser mit seinem naiven Wunsch genau
die Hauptschwierigkeit getroffen hat, an der
unsere ganze Anschauung vom Perserreiche
vielleicht für immer laborieren wird. Und
es ist noch deutlich herauszufühlen, dass der
glatte Verlauf, den Alexanders letzte Ver-
bandlungen auf griechischem Boden vor
seinem Aufbruch nahmen, durch die all-
gemeine stille Ueberzeugung bei den Hellenen
gefördert wurde, der junge Herr mit den
grossen Plänen werde sich dort draussen
ünstigenfalls zuschanden siegen. So dachten
ie „verbündeten“ Regierungen, während
die Lakedämonier vollends erfreut gewesen
sein müssen, dass Alexander den unver-
meidlichen letzten Zusammenstoss mit ihnen
freiwillig in die Ferne und in ihr eigenes
Belieben verlegte.
Der Redner Isokrates hat anscheinend
zuerst die Meinung geäussert, dass der Auf-
stand des jüngern Kyros mit seinen Begleit-
umständen der Welt die innere Schwäche
des persischen Grossreiches enthüllt hätte.
Eine Untersuchung des Beweggrundes zu
solcher Auffassungsweise müsste jedenfalls
streng davon absehen, dass diese später,
nach Alexanders Siegen, gleichsam in den
Rang einer Prophezeiung aufgerückt ist.
Vorher konnte sie eher als strittig und
teilweise widerlegt gelten. Für den Ver-
lauf des Feldzuges von Kunaxa war das
griechische Söldnerkorps des Prätendenten
schliesslich doch nicht von der Bedeutung
geworden, mit der man auf allen Seiten
erechnet hatte. Diese Griechen warfen ihr
restige in die Wagschale. Bevor sie sich
dazu entschlossen, hatten sie aber gemeutert,
— nicht aus Uebermut, sondern eher aus
dem entgegengesetzten Grunde, — und sie
leisteten Entsprechendes erst, als sie sich
77 (Ко. 2.)
nur noch der eigenen Haut zu wehren hatten.
Ihre Haltung wührend der Hauptschlacht am
Euphrat ist nach den Berichten die einer
erträglich disziplinierten Truppe gewesen,
deren Führung jedoch schon, im ganzen
betrachtet, sich mit Bedenken , die
nachher vollauf in Erfüllung gingen. Unsere
Vorstellung von der gesamten Streitermasse,
die Kyros bei Kunaxa auf den Beinen hatte,
ist sehr unsicher; vom Heere des Königs
Artaxerxes steht nur fest, dass es an diesem
Tage die numerische Uebermacht besass.
Sehr wichtig aber ganz im Dunkel ist die
allgemeine politische Lage des Reiches. Es
sieht fast aus, als hätte Kyros für seinen
Aufstand einen Zeitpunkt gewählt, der eine
beträchtliche a а Truppenzahl an den
Ostgrenzen des Reiches festhielt. Dadurch
würde sich später die Ueberraschung des
Prinzen und leich die Tatsache erklären,
dass die Griechen nachher nur verfolgt,
nicht eingekreist worden sind; Artaxerxes
mag die Schlacht deshalb erst so tief im
Innern geliefert haben, weil er hoffte, die
stärksten Abteilungen dort nur interimistisch
zu brauchen. Welche Rolle die ausgedehnte
Ostfront der persischen Monarchie und ihrer
Nachgebilde für das Verhalten ihrer Lenker
n Feinde aus Westen stets gespielt
beben muss, ist trotz, manchmal sogar
wegen des Mangels einer Notiznahme davon
(wir sind ja so gut wie ganz auf westliche
Quellen angewiesen) leicht einzusehen, aber
man hält sich das nirgends genugsam vor
Augen. — Endlich bedarf es der Erinnerung,
dass vom Schlachtfelde bei Kunaxa auch
die dürftigste Skizze zu entwerfen nicht
mehr möglich ist.
Man kann über diese Erwügungen be-
liebig urteilen: kurzweg umgehen lassen
sie sich nicht, wenn die Schlacht speziell
behandelt werden soll. Denn das Ereignis
besitzt weder historischen noch kriegswissen-
schaftlichen Eigenwert; es muss vielmehr als
Glied einer Kette betrachtet werden, die
eine eigene Episode der persisch-hellenischen
Beziehungen darstellt. Die Verfasserin hat
es indessen für unverfänglich gehalten, da-
von abzustehen. Nur bisweilen schweift ihr
Blick, meist nebenher und ziemlich scheu,
zum grossen Zusammenhang der Dinge über,
ihr Ziel jedoch liegt in der Erörterung zweier
ieller Fragen von zwar gleichem aber
derum keineswegs hohem Wert. Es handelt
sich um die Wiederherstellung der alten
günstigen Begriffe vom jüngern Kyros und
von seinem Bewunderer Xenophon, ferner
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Februar 1907.) 78
um die Abwehr von Zweifeln an den Zahlen-
angaben dieses Autors.
Bei der letzteren Untersuchung geht
Verf. ziemlich sorgfältig und bedächtig vor,
elangt daber auch nur zu einem bedingten
rgebnis. Dass Kyros zur Schlacht über
100000 Mann verfügte, sei glaublich, und
der Grosskönig müsse, wenn auch nicht
900000 oder eine Million, so doch mindestens
400000 Krieger ins Gefecht gebracht haben;
„weitere Vermutungen wage ich nicht“.
Wir selbst hätten uns kaum mit den Zahlen
(oder vielmehr mit den oft recht unsach-
lichen Vorstellungen, die gewisse moderne
Historiker darüber entwickeln) abgemüht,
sondern hätten Nachdruck auf die Verteilung
der Waffengattungen gelegt. Kyros war
offenbar durch Mangel an Reiterei im tak-
tischen Nachteil: die 13000 Griechen müssen
sich mit 1000 berittenen Paphlagoniern als
Seitendeckung und Verbindungstrupp be-
helfen, und es war unmöglich gewesen, das
schwerfällige königliche Heer am frühen
Nachmittag schon durch verteilte Sturmritte
so weit zu beirren, dass die Schlacht vertagt
werden konnte. Ueberhaupt wäre die eigen-
tiimliche Art des für Kyros nicht eben vor-
teilhaften Engagements undenkbar geworden,
hätte der Prinz staffelförmig lagern lassen
und einen Aufklärungsdienst gehandhabt,
der diesen Namen noch verdiente. Pancritius
empfindet die tragische Aeusserung ihres
Helden (Anab. I, 5, 16 — hier: S. 49) kurze Zeit
vor der Katastrophe, seine eigenen Truppen
würden ihn töten, sähen sie die Griechen schon
uneinig, als einen Irrtum Xenophons oder
falschen Ausdruck des Kyros; und wir
müssen sogleich hinzufügen, dass solche und
ähnliche Proben eines allzu bequemen Richtig-
stellungsverfahrens nicht so selten sind, wie
man wünschen kónnte. Bald folgte der Ver-
such des Orontes, unter dem Vorwand einer
Rekognoszierung einen Teil der kyreischen
Reiter auf Artaxerxes Seite hinii ielen.
Das scheint einen üblen Erfolg gezeitigt zu
haben: Kyros, der seine berittene Leibwache,
der wohl eher zu trauen war, nicht teilen
wollte oder konnte, schickte nun gar keine
Reiter mehr vor, solange der Marsch ruhte.
Patagyas hat seinen Ausritt am Morgen von
Kunaxa allem Anschein nach freiwillig und
in geringer Begleitung unternommen; man
musste aber mindestens am Abend zuvor
im Besitz einer Nachricht über das all-
emeine Verhalten des Gegners sein. Seine
tärke war unbekannt gewesen, unterschätzt
worden; für diejenige des kyreischen Heeres
aber ist es bezeichnend, dass sein Oberfeld-
79 [No. 2.)
herr an keine kurzräumige Detachierung
eines grösseren Flankenkorps denken konnte.
Dessen Eingreifen von Osten her am Vor-
mittag hätte auf einfachste Weise verhindert,
dass Artaxerxes Heer sich so nahe an
Kyros Lager und in ungebrochener Front
entfaltete. Wir sind für die noch unter-
nehmbaren Zahlenschätzungen ganz vor-
wiegend auf die taktischen Indizien — ver-
steht sich: erst nach deren kritischer
Wertung — wiesen, weit weniger aber
auf geographisch- statistische Möglichkeiten,
die nur obenhit ein glattes Fahrwasser
bilden.
Auch bei dem Versuch, die Gestalten
des jüngern Kyros und des Xenophon je
nachdem wieder in hóhere Geltung zu rücken
(Pancritius hat die betr. Abschnitte so weit
wie móglich voneinander entfernt), ist es ver-
mieden worden, die Hauptfrage auszusondern
und für sich zu erledigen. Wahrscheinlich
täuschte sich Verf. über den Eindruck dieses
Verfahrens, an das auch sie notwendig gedacht
haben muss. Selbst ein Non liquet als Re-
sultat náhme ja dem Leser nicht mehr die
Gewissheit fort, dass der Zustand der Materie
eine bündige Fragestellung immerhin erlaubt
haben muss.
Bei Kyros steht es ziemlich einfach: er
hat den Griechen den Hof gemacht, und
Griechen haben über ihn geschrieben. Was
seine Barbaren im Durchsthnitt von ihm
hielten, verrät das oben erwähnte Selbst-
bekenntnis, und was die Perser speziell be-
trifft, so wird die Annahme, es habe in den
hóheren Schichten bereits eine gewisse An-
zahl platonischer Griechenfreunde gegeben,
ungefihr dem Maximum des Vorstellbaren
entsprechen. Kyros hatte Anhünger um sich,
die zum Teil imstande waren, sein Unter-
nehmen auch propagandistisch auf die einzig
gegebene Basis zu heben. Alssein grosser Ahn
Kyros kam er im messianischen Gewande und
in erneuerter Gestalt von Norden wieder:
schlicht, tapfer, freigebig, fromm und leut-
selig, der Bringer der guten alten Zeit.
Wieviel Xenophon darüber gehört, was er
davon begriffen hatte und was nicht, beweist
seine Kyropadie. Ob Pancritius sich ein-
mal dieser Schrift auf Grund ihrer guten
orientalistischen Vorkenntnisse annehmen
würde? Es wire da vielleicht eine Aus-
beute zu erwarten, die diejenige der vor-
liegenden Studie sachlich durchaus über-
träfe. Wir gestatten uns nebenher die Ver-
mutung, dass in Hes. 38 u. 39 auch Bruch-
stücke eines in Babylonien nach Kyros Fall
verbreiteten Spottliedes untergebracht sein
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Februar 1907.) 80
könnten. Gog, der Verlockte, ist zweifellos
hier noch ein kleinasiatischer Fürst und
kein König, auch die Bewaffnung der
Hopliten scheint deutlich hervorgehoben zu
sein, ebenso 38, 10—13 Mesopotamien als
das ursprüngliche Ziel.
Sich über Vater Xenophon an dieser
Stelle näher zu unterhalten kann freilich
wieder einmal den bekannten Kompetenz-
konflikt verursachen; die Erfahrungsregel
lautet ja: cum philobarbaris aeternum omnis
graeculis bellum est. Nach Pancritius’ behut-
samen Worten S. 9 und nach anderen gelegent-
lich aufgesetzten Lichtern wurzelte die Ana-
basis im Boden bester Sachlichkeit, und
Xenophon war also auch ein grosser Heer-
führer. Man darf zugestehen, dass des
Gryllos Sohn ein Mann von praktischer
Art mit einem Stich ins Hausbackene ge-
wesen ist, der reale Dinge zu schätzen
und recht nüchtern abzuwügen wusste. Ев
ist einmal bei scherzhafter Diskussion die
Behauptung hingeworfen worden, Xenophons
Anwartschaft auf menschliche Lügekunst be-
ruhe lediglich auf seinen nachweislichen
Eigenschaften als Jäger und als Pferde-
händler. Aber es heisst hierbei nicht ver-
gessen, dass die ehemaligen Mitglieder der
Zehntausend nachher in Hellas ziemlich
genau die Figur machten wie zu. unserer
Zeit die Tausend von Marsala in Italien,
oder in Amerika die Soldaten Shermans
nach ihrer Wildnisdurchquerung 1863 von
Atlanta nach Savannah. Xenophon hat
seinen persónlichen Anteil am Ruhme von
früherhin nachzufordern Ursache gehabt; liest
man die Ánabasis genauer, so zeigt sich
auch, dass ihr Verfasser an der rechten
Stelle immer eine verstündige Zurückhaltung
übt. Er war ein gescheidter Intendant, be-
wührte sich zugleich als improvisierter
Kriegsminister, und das ist diesem Zuge
sehr dienlich gewesen. Seine Reden aber
sind, wie auch bei anderen Schriftstellern,
Monologe von Anno Hinterdrein. Zuletzt
war nur das Heldentum in Kurs geblieben,
und wir kónnen es dem sonst verdienten
Athener leicht verzeihen, wenn er sich ein
ihm erforderliches und angenehmes Quantum
davon überall gutschrieb.
Da ihre Studien als Heft eines Sammel-
Unternehmens erschienen sind, das den Ober-
titel ‚Wissenschaftliche Frauenarbeiten‘ trägt,
möge die Verfasserin einige generelle Be-
merkungen verstatten, für die sonst natür-
lich keine Handhabe dasein würde. Im
allgemeinen glaubt Rez. nicht, dass die
Betätigung weiblicher Mitarbeiter auf dem
81 (Мо. 2.)
historischen Wissenschaftsgebiet во zeitige
Friichte bringen wird wie an vielen anderen
Zweigen. Eine neue Anna Komnena werden
wir nicht mehr erleben, — vorausgesetzt,
dass die Byzantinerin ihre Geschichte nicht
nur ausmóbliert, sondern auch selbst auf-
gemauert hat. Die Panoritius'sche Unter-
suchung ist nicht die erste ihres Zeichens,
die wir n&her betrachten konnten, aber sie
ist bei aller streng-gelehrten Zurückhaltung
und methodischen Gangart doch die tempe-
ramentvollste von allen. Schon vermöge
der unvermeidlichen Polemik, die P. bei
ihrer Auffassung gegen zahlreiche frühere
Meinungen richten muss. Indessen herrscht
hier ein vorbildliches suaviter in modo; es
herrscht so stark vor, dass das fortiter in re
oft mur in einiger Verdünnung zu konstatieren
ist. Gern schliesst P. mit einer Gegenfrage
ab, — was seine Gefahren birgt. Denn diese
Form verlangt inhaltlich jedesmal ein nicht
allein neues, sondern auch dem Leser un-
erwartetes Moment, und selbst wenn jede
derartige Frage hier dieser Anforderung ent-
spräche, hiesse es mit der Benutzung solchen
dennoch sparsam sein. Genug, auch
die Pancritius’sche Schrift als Ganzes zeugt
wieder von der überaus energischen Selbst-
zucht, der sich die bisherigen weiblichen
Historiker, die ältere Zeiten behandeln, mit
bewundernswerter Entsagung unterwerfen.
Aller Anfang ist schwer, allerdings, und
wiss läge hier beim weiblichen Ingenium die
Sorge besonders nahe, in die lachenden Ge-
filde der Unkritik abzustürzen. Aber viel-
leicht geschieht seitens der Lehrer des Guten
doch etwas zu viel. Auf diese Art wird es
nämlich immerfort ehrliche Splitterei setzen.
und darin war der Bedarf längst gedeckt. Der
Verfasserin dürfte es vielleicht gegeben sein,
einmal mit Glück den Beweis anzutreten,
dass ihr die allerengsten Schranken unserer
Steifleinenen keine unbedingte Notwendigkeit
für ein den besseren Leistungen konformes
Schaffen bedeuten.
Berlin.
Schlögl, Dr. P. Nivard, О. Cist, die Bücher Samuels
er, K r wissenschaftlicher Kommen-
tar zu den Heiligen Schriften des Alten Testamentes.
Towel. Band 8, І. Hälfte). Wien, Mayer u. Оо,
1904, gr. 8° ХХІ + 202 + 159 8. M. 8,40. Bespr.
von Alfons Schulz.
Im Jahre 1895 wurde von dem damaligen
Professor der atl. Exegese an der Universitat
Wien, Dr. Bernhard Schäfer, der Plan
zu einem ,Kurzgefassten wissenschaftlichen
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Februar 1907. 82
Kommentar“ zum A. T. veröffentlicht. Das
Unternehmen schreitet leider sehr langsam
vor. Nach mehr als 10 Jahren sind erst
5 Bande, enthaltend die Erklärungen zu
I. II. Sam. Esr. Neh. Esth. Jer. Klagel.
Bar. Ez. Dan. erschienen.
Die vorliegende Erklärung der Samuels-
bücher enthält entsprechend dem Plane eine
zweifache Uebersetzung, die der Vulgata und
des hebräischen Textes. Es ist dies m. E.
eine ganz unnötige Erweiterung des Buches,
die natürlich auch mit einer Erhöhung des
Preises verbunden ist. Zugegeben auch, dass
der Vulg.-Text in den katholischen Kreisen,
für welche der Kommentar zunächst bestimmt
ist, mehr Anklang finden wird, dann würde
es vollauf genügt haben, die Abweichungen
des hebräischen Textes in Anmerkungen zu
bringen. Wenn nicht das umgekehrte Ver-
fahren noch vorzuziehen wäre; denn in den
Erklärungen wird viel mehr auf den hebr.
Text Rücksicht genommen als auf den latein.
Wenn freilich der Verfasser dabei den Zweck
verfolgt, dass „alle gebildeten Laien durch
Vergleichung beider Kolumnen auch selbst
das Verhältnis der offiziellen lateinischen
Uebersetzung zum hebräischen Original be-
urteilen können“ (S. VIII), so fürchte ich,
dass solche Laien leicht in Versuchung geführt
werden könnten, viel grössere Verschieden-
heiten zwischen beiden Texten anzunehmen,
als in Wirklichkeit vorhanden sind. Man
sieht nicht ein, weshalb Stellen, wo die Vulg.
das getreue Abbild des Hebr. ist, einmal so,
das andremal so übersetzt werden. So wird
I, 20, 35 ff. das puer der Vulg. übersetzt mit
„Bursche“, das entsprechende Зу) dagegen
mit „Knabe“, II, 8, 18 sacerdotes mit „Stell-
vertreter“, Y mit „Geheimräte“ (), II, 21,
12 furari mit „heimlich holen“, 2h mit
„stehlen“. I, 1, 17 lesen wir іп der Vulg.-
>. „Gehe in Frieden“, in der MT-Spalte:
„Zeuch in Frieden!“ I, 2, 1 Vulg.: „Es
frohlockt mein Herz ... Mein Mund ist
aufgetan“; MT: „Es jauchzet mein Herz...
Nun ist geöffnet mein Mund“.
Auch sonst giebt es Ungenauigkeiten in
der Uebersetzung. I, 28, 21 wird vox wieder-
gegeben mit „Wort“, im folgenden V. mit
„Stimme“. Ungleichmässig werden die
Eigennamen behandelt. Naturgemäss steht
gewöhnlich in jeder Spalte die der Vulg.
bez. dem MT. eigentümliche Form. S. 2
aber stehen in der MT-Spalte die lateinischen
Formen und daneben in Klammern die
hebräischen. Umgekehrt steht für Jonathan
in der Vulg.-Spalte regelmässig die hebri-
88 [No. 2.)
ische Form statt der von Hieron. gewählten
Jonathas !).
Derartige „Kleinigkeiten“ müssten vor
allem in einem Kommentar beachtet werden,
der wie der unsrige in erster Linie Text-
kritik treiben will.
Die rechte Spalte enthált aber nicht die
Uebersetzung des MT, sondern eines ver-
besserten hebräischen Textes. Die neuen
Lesarten samt der Begründung findet man
in den Anmerkungen. Viele Mühe wäre
dem Leser erspart geworden, wenn schon
in der Uebersetzung die veränderten Stellen
kenntlich gemacht wären, etwa durch Rede-
anführungszeichen oder durch anderen Druck.
Das Hauptgewicht ist, wie gesagt, auf
die Textkritik gelegt. Da ist allerdings
in den Samuelsbüchern mit ihrem sehr ver-
derbten Text viel zu tun. Der hebräische
Text, den Schlögl herstellen will, soll die
Mitte bilden zwischen dem MT und dem
der LXX. Bei seinen Verbesserungsvor-
schlägen lehnt er sich vielfach an Kloster-
mann an. — Nicht immer wird man mit
den gemachten Vorschlägen einverstanden
sein, zumal an Stellen, wo LXX und MT
übereinstimmen. Ein Beispiel: I, 31, 12 will
er statt DONN Dnem „sie verbrannten sie“
lesen O75 Woh „sie hielten über sie die
Totenklage“ (eigentlich mit D zu schreiben!).
Ebenso sei auch das xeraxeíovow der LXX
verderbt aus хатахдабоосьњ. Das Letztere
kann schon nicht der Fall sein; denn wenn
der griechische Uebersetzer ën gefunden
hätte, so hätte er wie I, 25, 1; 28, 3; II,
1, 12 geschrieben 2xó уауто. Er hat also
in seiner Vorlage bereits gehabt ërëm, und
das xaréxdavocy in Cod. 19, 108 wird um-
ekehrt verderbt sein aus xaraxaiovow.
s dürfte aber auch kein Grund vorhanden
sein, an der überlieferten LA zu ändern.
Schlögl meint, nach der Verbrennung hätten
nicht mehr die Gebeine gesammelt werden
können, sondern höchstens die Asche. Warum
sollte aber das Feuer gleich so stark gewesen
sein, dass es alle Gebeine in Asche verwandelt
hätte? Andererseits passt der Ausdruck
„Gebeine“ V. 13 gerade, wenn die Ver-
brennung vorausgegangen. Wären die Leich-
name, wie man sie von der Mauer herab-
genommen, beerdigt worden, dann hätte der
Schriftsteller kaum von einer Bestattung der
„Gebeine“ gesprochen.
Weniger vertreten ist die Literarkritik.
!) In dasselbe Gebiet gehört es, wenn der Verf.
bald von „aramäischer“ Sprache redet (S. 188), bald
noch von „chaldäischer“ (S. ХХ).
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Februar 1907.] 84
Bez. der Jugendgeschichte Davids schliesst
sich der Verf. ungefähr an Peters an, der
I, 17, 12ff. einen grósseren Einschub annimmt,
und glaubt dadurch deo Widerspruch zu be-
seitigen, dass Saul nach der Besiegung des
Goliath den David nicht zu kennen scheint,
wührend er ihn doch schon früher zu seinem
Waffenträger gemacht hat. Es giebt jedoch
noch andere Anzeichen für Doppelersählungen
in den Samuelsbiichern, auf welche der Verf.
hätte eingehen müssen. Mit einem Мовзеп
Seitenhieb auf die „destruktive Kritik“
(S. XVII) ist die Sache heutzutage nicht
mehr abgetan. Nach Schl. sollen die Samuels-
bücher der Auszug &us einem ausführlichen
Geschichtswerk sein, dem auch die ein-
geschobene Davidsgeschichte angehórt habe.
Die letztere sei aus dem Zusammenhang
herausgerissen, für sich allein verbreitet und
überarbeitet worden, sodass jener Wider-
spruch mit dem Hauptteil entstanden sei.
Dass die eigentliche Erklürung in einem
»Kurzgefassten Kommentar“ ziemlich kurz
kommen muss, liegt auf der Hand. Leider
sind auf diese Weise verschiedene wichtige
Fragen kaum beriihrt worden. Warum soll
„Jahwe der Heerscharen* Gott bezeichnen
„als denjenigen, dem alle Wesen gehorchen“
(S. 2)? Dass mit den ,Pfosten des Tempels
Jahwes" I, 1, 9 ,der Eingang der Stifts-
hütte gemeint ist^ (S. 3) wäre näher zu
begründen gewesen. Wie vertrügt sich der
Einfall der Philister in Israel I, 13, 5; 17, 1;
23, 27 noch zu Lebzeiten Samuels mit der
Ankündigung I, 7, 13? Worin bestand das
mehrmals erwähnte ,Befragen des Ephod“?
Mindestens wäre hier ein Hinweis auf Zap-
letal, Alttestamentliches, Freiburg (Schw.)
1903, 55 ff. angebracht gewesen. Darüber,
was die Hexe von Endor trieb und wie die
Erscheinung Samuels I, 28 zu verstehen sei,
möchte man etwas Näheres wissen. Warum
wird an der bereits erwähnten Stelle II, 8, 18
d' mit „Geheimräte“ übersetzt, während
es im vorhergehenden V. 17 noch „Priester“
heisst!
Zur Beantwortung solcher und ühnlicher
Fragen hätte sich Raum gefunden, -wenn der
Verf. sich mit einer einzigen Uebersetzung
begnügt hätte.
Wertvoll sind nach den einzelnen Ab-
schnitten die allgemeinen Bemerkungen,
welche eine Uebersicht über die Geschichte
Israels in pragmatischer Weise bieten.
Unter der aufgeführten Literatur ver-
misse ich die schöne Studie von Hugo
Weiss, David und seine Zeit, Münster 1880.
Die gemachten Ausstellungen sollen nur
85 (Ко. 2.)
das Interesse andeuten, mit welchem ich das
Buch Schlógls gelesen habe; keineswegs soll
durch sie in Abrede gestellt werden, dass
wir es mit einer fleissigen und gründlichen
Arbeit zu tun haben. Mögen die noch
fehlenden Kommentare zum A.T. bald folgen.
Braunsberg.
Altbabylonische Rechtsurkunden aus der Hammurabi-
zeit von Samuel Daiohes. Leipzig, J. C. Hinrichs,
1908. 100 8. 8*. 3,20 M.
өп an Nergal von Joseph Böllen-
rücher. Ib. 1904. 52 8.89. 1,80 M.
Assyrisch-Bebylonische Briefe kultischen Inhalts aus
der Sargonidenzeit von mil Behrens. Ib. 1906.
194 8. 8*. 4 M.
(Leipziger Semitistische Studien. Herausgegeben von
A. Fischer und H. Zimmern. I, 2, 6. II, I.)
Bespr. v. Otto Weber.
Daiches kommentiert 26 Rechtsurkunden
aus der Hammurabizeit, 20 Grundstückkauf-
vertráge und 6 Sklavenkaufvertrüge aus den
Banden II, IV, VI und VIII der Cuneiform
Texts from Babylonian Tablets. Zu der Er-
órterung des Kónigsnamens Su-mu-la-ilu ist
aus Ranke, Personal names die Variante
Sa-mu-la-ilu (CT VI, 42, 2177 A; CT VIII,
28, 863) nachzutragen. D. fasst den Namen
auf als Kompositum von Sumu + lailu:
lél, wegen der Variante Suma-li-el. Diese
letztere Schreibung aber kann natürlich auch
als Wiedergabe der vulgären Aussprache
aufgefasst werden, durch die die Frage nach
der Etymologie der einzelnen Bestandteile
des Namens völlig unberührt bleibt. Diese
nur einmal vorkommende Schreibung kann
lediglich das eine beweisen, dass der letzte
Bestandteil des Namens -ilu und nicht -an
zu lesen ist. Der Text CT IV, 50, 318 gab
wegen der Schwurzeile: „Bei Samas und
Immerum, bei Marduk und Su-mu-la-ilu“
Anlass zu einer chronologischen Unter-
suchung über das Verhältnis des Immerum
zu Sumu-la-ilu und zur 1. babylonischen
Dynastie überhaupt. Zu einer Klarheit über
den verwickelten Sachverhalt ist freilich auch
D. nicht gekommen. In Bezug auf die
Transkription und Erklärung der Personen-
namen ist jetzt nach Rankes Untersuchungen
natürlich mancherlei zu berichtigen. Den
80 tig kommentierten Texten geht eine
Einleitung voraus, die zunüchst die Be-
schaffenheit der ganzen Textklasse, der die
Proben entnommen sind, erörtert und dann
kurz zusammen fasst, was sich für die Praxis
der Grundstück- und Sklavenkaufhandlungen
und ihrer Beurkundung aus den Texten er-
Aen liess. Leider fehlt dem Ganzen ein
ex.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
Februar 1907.) 86
Bóllenrücher erörtert die Texte K.
2371 etc. und seine Duplikate (Kring,
Magic nr. 27): K. 11153 + Rm. 582 u.
Duplikate (King, nr. 46 u. 28); К. 8310
(zum erstenmal); K. 5137 (4 R. 26 nr. 1);
K. 4809 (4 R. 24 nr. 1); K. 69 und Parallel-
texte aus Reisner; K. 4915 (ASKT 124f)
-- K. 4618 (4 R. 30 nr. 1) mit dem Dupl.
K. 8420; K. 9880 und Dupl. Rm. 290 (zum
erstenmal) Von den übrigen als Nergal-
texten erkannten gibt B. lediglich kurze
Beschreibungen mit Literaturnachweisen.
Einer von ihnen, K. 5268 + K. 5333 ist
jetzt von Macmillan (BA V, 642f.) ver-
öffentlicht worden. Die Einleitung orientiert
über die Attribute und Erscheinungsformen
Nergals, seine Familienverhältnisse und seine
Namen. Auch dieser Arbeit fehlt ein Register.
Behrens behandelt eingehend die Briefe
Harper 667, 366, 858, 496, 401, 78 und 23.
Im Kommentar aber werden noch sehr
zahlreiche andere Briefe der Harper’schen
Sammlung herangezogen und in mehr oder
weniger vollständiger Uebersetzung und
Transkription mitgeteilt. Im ganzen werden
nicht weniger als 47 Briefe vollständig über-
setzt. Die Vorbemerkung stellt für das
assyrische Lexikon die wichtigen neuen
Wortformen und Wörter zusammen, die
sich aus der Sammlung ergeben. Die Ein-
leitung behandelt zunächst theophore Eigen-
namen nach ihrem religionsgeschichtlichen
Gebalt, dann den Kultus und das Kultus-
personal (Priesterinnen und Priester), Feste
und Prozessionen, Gestirnkult, Magie,
Kranken- und Totenkult. Der Ertrag, den
Ше Briefliteratur auch für die Erkenntnis
der babylonisch- assyrischen Religion ergibt,
ist ein sehr ansehnlicher und B. hat sich
seiner dankbaren Aufgabe mit schönem Erfolg
entledigt. Er hat das Verständnis der Brief-
literatur überhaupt wesentlich gefördert.
Zu dem S. 93 übersetzten Briefe Harper
18 (vgl. auch 447), der durch die Erwähnung
von Beschwörungstafelserien wichtig ist,
haben wir in CT XXII nr. 1 jetzt einen
höchst interessanten Paralleltext. Das aus-
führliche Register am Schlusse ist sehr
dankenswert.
Solange (übrigens nicht eine auch für
gewohnliche Sterbliche erschwingbare Aus-
gabe der Kuyunjik-briefe vorliegt, ist es
wiinschenswert, diese ausser nach Harper-
nummern auch nach den Signaturen des
Britischen Museums zu zitieren. ers
Corpus ist gewiss höchst verdienstlich, wäre
es aber noch viel mehr, wenn es in schlich-
terem Gewande auftreten würde. Die Zu-
87 [No. 2]
mutung, für ca. 900 Briefe recht mássigen
Umfangs 200 bare Reichsmark zu erlegen,
ist einfach unerhört und macht es der Mehr-
zahl der Forscher so gut wie 5
sich um diesen Literaturzweig soviel zu
kümmern als wünschenswert wäre. Wie
ganz anders wirkt da das Vorgehen des
Britischen Museums, das ca. 250 Briefe in
der einzigen Lieferung XXII der CT. für
ganze 7,50 M. bietet. Hoffentlich legt die
2. Serie des Corpus weniger Wert auf die
Erzielung einer möglichst grossen Zahl von
Bänden als auf die Förderung des Studiums
ihres Inhaltes. Die Textausgaben wenigstens
sollten jedem Fachgenossen zugänglich sein.
Alle drei hier genannten Arbeiten sind
Erstlingsschriften, die der Schule H. Zimmerns
entstammen. Sie gereichen den Verfassern
wie deren gemeinsamem Lehrer zu hoher
Ehre.
Neuburg a. Donau.
Karte von Arabia Petraea. Nach eigenen Auf-
nahmen von Prof. Dr. Aloys Musil. Mit Unter-
stützung der Wiener Akademie der Wissenschaften.
21 1906. Preis 15 Mk. Besprochen von H. Recken-
ori.
Der tapfere und zähe Reisende, dessen
Vorberieht über seine Reise ich in dieser
Zeitschrift (Juni 1902) besprochen habe, legt
uns jetzt als erstes grósseres Ergebnis seiner
Reise eine einzigartige Karte von Arabia
Petraea in drei Blättern vor, die einem
dringenden Bedürfnis entgegenkommt. Sie
beginnt unmittelbar nórdlich vom toten Meer
und reicht bis weit südlich vom Nordrand
des roten Meeres sowie vom 34. bis zum 37.
Längengrade. Für ihre Ausführlichkeit bürgt
der Masstab 1: 300000. Ein enormes topo-
graphisches und Namenmaterial ist zusammen-
getragen; wir hätten sogar gewünscht, dass
der Herausgeber die terra incognita etwas
mehr hatte hervortreten lassen, denn zahl-
reiche der eingezeichneten Gebirgsfältchen
und Talverästelungen sind zweifellos nur
konstruiert. Die Markierung der Strassen-
züge lässt bisweilen im Stich. Die grosse
Pilgerstrasse von Damaskus nach Medina
hört bei Maan plötzlich auf, was um so
merkwürdiger ist, als die westliche Parallel-
strasse wenigstens bis Akaba durchgezeichnet
ist, um hier allerdings ebenfalls auf der Karte
zu enden, während sie in Wirklichkeit an
der Küste weiter zieht und die Landver-
bindung mit Dschidda usw. herstellt. Diese
kleinen Ausstellungen an der hervor-
ragenden Leistung finden vielleicht bei
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Februar 1907.) 88
weiteren Arbeiten des Reisenden Verwertung.
Er wire дап? der Mann dazu, um nun auc
das östlich. anschliessende Gebiet zu karto-
graphieren; möchteihm das baldigst ermöglicht
werden.
Eines der Blätter enthält ein Spezial-
kärtchen des in der letzten Zeit viel besproche-
nen türkisch-ägyptischen Grenzgebiets von
ЕГатіз. Musils Angaben sind bekanntlich
den Unterhandlungen über die Beilegung
des Grenzkonflikts zugrunde gelegt worden.
Freiburg i. B.
Felix Holldack. Von der Sage und dem Reich
der grusinischen Königin Tamara. (Verfassungs-
geschichtliches und Rechtsphilosophisches) (8.-А.
aus Zwei Grundsteine zu einer grusinischen Staats-
und Rechtsgeschichte). Leipzig 1906. 88 S. (Be-
sprochen von F. Bork).
Die erste Hälfte dieser Arbeit zeigt zur
Genüge, ein wie kühnes Unterfangen es
ist, über einen derartigen Gegenstand zu
schreiben. Die georgische Geschichts-
schreibung scheint nämlich ihr goldenes
5 gefeiert zu haben und
wird auch wohl ihr eisernes feiern. Alle
schönen Bücher von Brosset, Leist u. a.
täuschen über die Tatsache nicht hinweg,
dass die Urkunden dieser Geschichte noch
heute der westeuropäischen Wissenschaft un-
zugünglich geblieben sind. Um so erfreulicher
ist es, wenn jemand unter gewissenhafter
Benutzung des irgend erreichbaren Materials
aus dem Wust von bekannten Tatsachen
und Anekdoten zunächst einmal die Gesichts-
unkte heraus zu schälen sucht, die für die
eurteilung des georgischen Staatswesens
von Bedeutung sind. Ausser den a
zugänglichen Geschichtsquellen hat der Ver-
fasser vor allem Rustawelis Epos „Der Mann
im Tigerfelle“ ausgiebig benutzt und eine sehr
brauchbare Darstellung der verfassungs-
geschichtlichen und sozialen Verhältnisse
im georgischen Staate zur Zeit der Königin
Tamara (ca. 1200 n. Chr.) geliefert. Das
Wichtigste daran ist die Bestimmung der
Beziehungen zwischen dem Königtum und
dem Adel. Der Staat ist ein chemisch
reiner Feudalstaat. Der König kann keine
Hausmacht begründen, weil er infolge der
durchgängigen Naturalwirtschaft seine Be-
amten nur dprch Belehnung mit Gütern
besolden kann. Er muss sich also auf seine
Getreuen unter dem Adel und auf die
mächtige Kirche stützen. Wie weit man
freilich den theokratischen Charakter des
Königtums, soweit er nämlich aus der
89 [No. 2.)
Chronik und einigen Miinzlegenden hervor-
geht, wird anerkennen diirfen, ist eine andere
rage. Jedenfalls beruht das georgische
Königtum auf dem Grundsatze der Mannen-
treue. Wenn es selber diesem Grundsatze
untreu wird, so muss es fallen. Als Georg III.
ruchloserweise seinen Neffen Demna blenden
und verstümmeln, und die Treuesten der
Treuen, die Orbelianer, ausrotten liess, da
grub er seinem Reiche damit das Grab.
„Die Peripetie dieses staatlichen Dramas
vollzog sich in dem Augenblick, in dem
Tamara auf ihrem Sterbebett ihre Kinder
. einer vertrauenden Treue der ver-
sammelten Feudalherren empfehlen musste".
Königsberg i. Pr.
Das Ideogramm für den „Schwiegervater“.
Von Bruno Meissner.
Das Ide für den Schwiegervater
weist bekanntlich (vgl. schon Jensen ZA. I,
396) eine Menge Varianten auf:
1) ((d. i ninda + nun), II R.
32 no. 5 add. (Strassmaier АУ. 2269)
d. i. K. 2061, III, 8 (Delitzsch HW. 78);
BA. V, 620, 23; Bezold Cat. 913 (K. 8289);
1259 (К. 12677).
2) ZC (d. i. ninda + ll + dil),
V К. 31, 66 g. Es ist möglich, dass diese
Variante mit No. 3 zusammenfällt.
3) >< » (d.i. ninda + sam + dil),
CT. XVI, 12, 40; IV R. 27, 10b.
4) ӘБ | (d. i. úr + nun), S. 279;
34912, 19 (CT. XI, 21); Reisner, Hymn.
112, 16.
5) тү (d. i. úr + Sam + dil),
V R. 42, 53е. |
6) Aller Wahrscheinlichkeit nach gebört
auch, schon der Glosse «w3-bar wegen, hier-
her das Zeichen K. 8276, 6 (CT. XI, 28;
vergl. auch PSBA. X, 418) das hier
aciz »-T///// geschrieben wird. Un-
sicher ist es, ob das Zeichen der vorher-
gehenden Zeile — W< auch eine Vari-
ante unseres Zeichens ist.
Es fragt sich nun, welches Zeichen das
rüngliche und welche die abgeleiteten
sind. Delitzsch, Entstehung d. Alt. Schrift-
syst. 164 sagt: „Das Schriftzeichen für
„Schwiegervater“ lässt auf eine höchst an-
рокае Stellung des Schwiegervaters inner-
b der sumerischen Familie schliessen: es
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Februar 1907.) 90
ist das nümliche, mit welchem auch der
hochansebnliche, hochwürdige bár oder
„Magier“ geschrieben wird“. Indes ist es
gewiss nicht leicht, einen Weg vom ,hoch-
würdigen Magier“ zum Schwiegervater zu
finden, der, wie wir aus Hammurabis Gesetz
wissen (§ 159 ff.), eine sehr praktische Rolle
im Leben spielte und sich freut, wenn er
seine Töchter teuer abgeben kann. Sodann
spricht gegen diese Erklärung auch die An-
sicht des SP-isten, der unser Zeichen hinter
><> ||, weit getrennt vom Zeichen EZE"
aufführt. Dieses Árgument sucht Delitzsch
(a. a. O. 164 Anm. 1) zu entkráften, indem
er dem Verfasser von Bh Unkenntnis der
assyrischen Schriftentwicklung vorwirft. Ich
glaube indes, dass die assyrischen Gelehrten
über die Geschichte ihrer Schrift doch eine
bessere Tradition hatten, als dass wir sie
ohne weiteres verwerfen könnten. Dass
man in alter Zeit das Zeichen wirklich als
zur —,— -Gruppe gehörig auffasste, zeigt
jetzt zudem auch 34912, 19 (CT. XI, 21),
wo unser Zeichen erklärt wird durch 3a-6-
ra-[ku-nu-nu(2)-i-du] d. b. ее «ЕЕ YY + Ar (?).
Der Schwiegervater wird durch das Ideo-
wohl als derjenige bezeichnet, der
über die Ehe, den Beischlaf zu bestimmen
hat. Ob neben dem Zeichen Zr үү
auch das Zeichen — Emg-TT eine gleich-
berechtigte Variante repräsentiert, und was
sie bedeutet, diese Frage wage ich bis jetzt
noch nicht zu entscheiden. Bisher hat sich
m. W. das Zeichen in alten Urkunden noch
nicht gefunden.
Die jüdischen Handschriften der Uni-
versitäts-Bibliothek zu Leipzig.
Die in der Ueberschrift genannte Biblio-
thek besitzt u. a. auch eine geringe Anzahl
von jüdischen Codices, die nun von Vollers
in seinem unlängst erschienenen „Katalog
der islamischen, christlich - orientalischen,
jüdischen und samaritanischen Handschriften“
(Leipzig 1906) als nr. 1099—1119 beschrieben
sind. Leider aber ist die Beschreibung eine
recht mangelhafte und nicht frei von Fehlern,
und so mögen hiermit einige diesbezügliche
Bemerkungen folgen:
nr. 1099, ein hebräisch -frauzösisches
Glossar zur Bibel enthaltend, ist ausführ-
lich von Delitzsch im Literaturblatt des
Orients V (1844), 294ff. beschrieben. Es
91 [No. 2.)
werden hier in erster Linie die in den he-
bräischen Randglossen, die besonders zu
Hiob und zu Kohelet in einen förmlichen
Kommentar auswachsen, zitierten Autoren
besprochen und daraus richtig gefolgert, dass
unser Glossar dem XIII. Jahrhundert ange-
hört. Dass aber sein Verfasser nicht, wie
Delitzsch vermutet, der noch unten zu er-
“wähnende Simson ha-Naqdan gewesen, habe
ich RÉJ. LII (1906), 169 erwiesen. Was
nun die Identifikation mit dem pwn bya des
Rabbi Josef anbetrifft, so ist letzteres ein
vollständiges hebräisches Wörterbuch, das
im Jahre 1448 von dem Italiener Josef b.
Jehuda Zarko verfasst wurde (s. darüber
zuletzt MGWJ. L, 1906, p. 624) und hat also
mit unserem Glossar nichts gemein (vgl. auch
Delitzsch ib. 295). Es sei bei dieser Ge-
legenheit noch bemerkt, dass ein dem Leip-
ziger ähnliches Glossar, das in Paris hand-
schriftlich vorhanden ist, neulich u. d. T.
„Glossaire hébreu-francais du XIII* siecle“
von Mayer Lambert und Louis Brandin ediert
wurde (Paris 1905); vgl. dazu die Anzeigen
von Bacher (JQR. XVII, 800—807) und
von mir (MGWJ. L, 376—384).
nr. 1102 enthült ein Festgebetbuch und
wird Sefer Mahzör betitelt. Aber ein
solcher Titel ist unmóglich, ebenso wie etwa
Liber tractatus. Solche Gebetbücher haben
nämlich den speziellen Titel Mahzór (o),
was Zyklus bedeutet (von ^) weil sie eben
einen Zyklus von Gebeten für alle Feste des
Jahres enthalten.
nr. 1104, dessen Anfang fehlt, soll nach
der Unterschrift "wy Dw NED heissen, d. b.
„das zwölfte Buch“. Aber auch hier ist es
selbstverständlich, dass ein solcher Titel
unmöglich ist. In der Tat handelt es sich
hier um das XII. Buch von Moses Maimo-
nides’ wohlbekanntem halachischen Codex
Міӛпе Tora, das in 14 Bücher zerfällt.
Dieses XII. Buch trägt noch den speziellen Titel
pop (Eigentum) und umfasst die im Katalog
aufgezühlten 5 Gruppen von Halachot, die
alle sich auf das eeben beziehen. Das
ist gerade so, als wenn jemand z. B. einen
Bobári vor sich hatte, in dem die einzelnen
Bücher gezählt wären und er das „ü=
| als ein selbständiges Werk u. d. T.
„UN SU XII angeben würde.
пт. 1105 enthält „einen Kommentar zum
Traktat MOD, nach 141° von Salomo Sarfati.
Neben Salomo hat eine jüngere Hand ‚Samuel‘
geschrieben.“ Hier handelt es sich ohne
Zweifel um den in allen Talmudausgaben
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
Februar 1907.) 92
gedruckten Kommentar Rasi's, d. h. R.
Salomo Jishaki’s, der zuweilen auch Salomo
Sarfati (d. h. aus Sarfat, Frankreich) genannt
wird. Wenn nun daneben auch „Samuel“
erwähnt wird, so ist daran zu erinnern, dass
in den Talmudausgaben zum letzten, zehnten
Abschnitt des Traktats Pesähim auch der
Kommentar seines Enkels, Samuel b. Meir,
beigedruckt ist. Etwas ähnliches muss auch
in der Handschrift vorhanden sein.
nr. 1106 ist, wie mich Herr Rabb.
Dr. Porges in Leipzig brieflich belehrt,
„eine alphabetisch geordnete Sammlung
agadischer und halachischer Aussprüche aus
dem Talmud, italienische Kursivschrift, un-
datiert, aber wohl aus dem XVI. Jahr-
hundert.“ Es ist nun zu bedauern, dass
uns im Katalog nicht irgend eine Probe mit-
geteilt wird, um feststellen zu können, worin
sich diese Sammlung von vielen ähnlichen,
gedruckten und ungedruckten, unterscheidet.
nr. 1107 enthält das durch Delitzsch
(Jesurun p. 16 usw.; vgl. Zunz, Zur Ge-
schichte u. Literatur, p. 113) näher bekannt
gewordene Werk ‘nwrw, oder Dm Wan,
dessen Verfasser ein Deutscher, nimlich der
oben genannte Simson ha-Naqdan, gewesen
ist. Vollers bezeichnet nun die Handschrift
als „ein der spanisch-franzósischen Schule
entstammendes grammatisches Werk“, aber
eine solche Schule hat es in der Geschichte
der hebräischen Sprachwissenschaft nie ge-
geben, vielmehr existierten nebeneinander
und unterschieden sich ganz bedeutend von-
einander zwei selbständige Schulen: eine
spanisch-arabische und eine französisch-
deutsche (vgl. auch diese Zeitschrift IX, 339).
Simson ha-Naqdan allerdings war, trotz
seiner Zugehörigkeit zur zweiten Schule,
auch in den Werken der spanischen wohl-
bewandert (vgl. Geiger, Wiss. Zeitschr. f.
jüd. Theol. V, 1844, 424).
nr. 1111. Hier lautet das Kolophon:
„Abschrift des Kaleb 10 im J. (der Schöpfung?)
pm.“ Wahrscheinlich aber steht nach dem
Namen des Kopisten die in Handschriften
übliche Schlussformel pm Nb "Don d. h. „der
Abschreiber möge nicht geschädigt werden“
(s. Steinschneider, Vorlesungen über die
Kunde hebr. Handschriften, Leipzig 1897,
р. 48). Vollers aber las wohl 9 anst. 99
und glaubte hier mw und in pm die Jahres-
zahl vor sich zu haben.
Vollers hat sich für die Beschreibung der
koptischen Handschriften der Mitarbeiter-
schaft Leipoldt's erfreut. Es ist nun sehr
98 (Мо. 2.]
zu bedauern, dass er fiir die jiidischen Hand-
schriften nicht ebenfalls einen Sachver-
ständigen zu Rate gezogen hat, leider aber
wird die jüdische nachbiblische Literatur
noch immer, nicht nur von christlichen Theo-
logen, sondern auch von vielen Orientelisten
stiefmütterlich behandelt. Dies sollte einmal
endlich anders werden!
Warschau, d. 24. Dezember 1906.
Samuel Poznafski.
Berichtigung.
In meinem im letzten Hefte der ZA
veröffentlichten Artikel “Zur Genesis des
semitischen Alphabets’ trage ich auf S. 50
die Ansicht vor, dass zwei Buchstaben des
alt-semitischen Alphabets, O (y) und & (t),
Weiterentwicklungen des einen, die Silben-
werte hi (4) und ti reprüsentierenden Keil-
schriftzeichens & seien, und bezeichne diesen
Umstand als eine starke Stütze für die
Hypothese vom Zusammenhange der alt-
semitischen Buchstaben mit der Keil -
schrift. Ich bedauere nur, dabei übersehen
zu haben, dass meine Aufstellung nicht
ganz neu ist, indem schon Fr. Hommel in
seinem Grundrisse d. Geogr. u. Gesch. des
Alten Orient, 19047 auf S. 98 y und d in
gleicher Weise-entstanden sein lässt, und
beeile mich jetzt, seine Prioritát bezüglich
dieser Lösung festzustellen. Hoffentlich
hat mein Uebersehen die Folge, dass andere
nur um so sorgfältiger ihr Augenmerk auf
die in Frage stehende Untersuchung richten
und dabei entscheiden, ein von zweien un-
abhängig voneinander gefundenes Resultat
könne wohl nicht aus der Luft gegriffen sein.
Hubert Grimme.
Abou Samra Ghanem
ou
le Héros Libanais
par Malil Hammam Faiez.
П n'est pas un Libanais qui ne connaisse Abou
Samra Ghanem. Ce nom est pour tous les habitants
du Liban synonyme de courage et de bravoure, il
reveille dans les esprits l'idóe de brillants et beaux
coups de lance et d'ópóe; il sonne à toutes les oreilles
comme un clairon, une fanfare guerrière. Les le-
gendes dont il est le héros, les chansons qui célèbrent
ses exploits et ses óclatante faits d'armes, font les
délices des longues nuits d'hiver à la montagne;
les möres en bercent leurs enfants, les péres en
entretiennent leurs jeunes gens.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Februar 1907., 94
Aussi faire la biographie d'un héros si populaire,
c'est faire l'histoire du Liban et de la Syrie durant
tout le dix-neuvidme siécle; car Abou Samra fat
mêlé de très pròs à tous les évènements qui se sont
déroulés dans la montagne, depuis l’avönement de
ГЕшіг Bachir et l'invasion d'Ibrahim Pacha jusqu'aux
massacres de 1860, la venue des Francais en Syrie
et la nouvelle constitution du Mutésarilat. autonome
du Liban. C'est ce que l'auteur a essayé de faire
dans cet ouvrage de pages.
A la fin du livre se trouve de nombreuses lettres
fr. ou arabes de condoléances adressóes à la famille
par les autorités religieuses, Cardinaux, Patriarches,
Archév., Evóq., Sup., Gen. etc. etc. et des podmes
que les brillantes actions d’Abou Samra ont inspirés
aux poètes nationnaux après la mort du héros
gen Soe
et ouvrage sera adressé franc contre б francs
à toute personne qui en fera la demande.
Adresse: Joseph A. Ghanem (Poste restante)
Beyrouth ou de l'auteur 43 rue El. Daher Le Caire
( Eypio). ,
. L'argent produit par la vente de ce livre
sera consacró par l'auteur pour venir en aide à la
Famille du Héros qui voudrait lui éléver un monu-
ment pour imortaliser son souvenir.
Altertums-Berichte
aus dem Kulturkreise des Mittelmeers.
Museen.
Amtlicber Bericht über die Erwerbungen des
Berliner Museums vom 1. Januar 1907 für die Zeit
vom 1. Juli bis 30. September 1906:
Der Sammlung der Bildwerke der christlichen
Epoche wurden überwiesen: mehrere Werke islamischer
Kunst: eine sehr grosse Vase mit blauer Glasur,
Bruchstücke eines parthischen Fayencebelags und ein
syrischer Mihrab des XIV. Jahrh. mit blauer Glasur;
ferner ein Stuckfragment &us der Albambra und
mehrere altpersische und syrische Fayencen, sowie
ein Ispahanteppich.
Die Miszellaneen - Sammlung des Antiquariums
erwarb 19 verschiedene Gläser syrisch-römischer
Fabrikation.
Das Münzkabinett erwarb 4 orientalische Münzen.
Die Aegyptische Abteilung erhielt geschenkt zwei
gut erhaltene Holzsürge aus der Zeit der 5. Dynastie
(c. 2500 v. Chr.), die von der Grabung bei den grossen
Pyramiden von Giseh stammen, ferner einen Denk-
stein mit griechischer Inschrift, auf dem König
· Amenemhét IIT. dargestellt und unter dem Namen
Premarres als Gott genannt ist, weiter eine Reihe
räparierter altägyptischer Pflanzenreste, sowie eine
erapisbüste. Erworben wurden die Statue eines
hohen Beamten unter Psammetich IL, eines Priesters
des Horus von Edfu, ein mächtiger Sandsteinsarg eines
Statthalters von Aethiopien aus der Zeit Thutmosis IIL,
die Elfenbeinfigur einer Frau mit ihrem Kinde aus
der Zeit vor dem Beginn der ügyptischen Geschichte,
zwei Skarabüen von Hyksoskünigen Jekeb-o und
Jekeb-her, das Mittelstück eines halbkreisförmigen
Federfüchers mit Einlagen aus buuteu Steinen, eine
geschnitzte Holztafel: Amenophis III. von der Góttin
des Westens umfasst, ein Denkstein: Amenophis IV.
mit Gemahlin beim Mahle (geweiht von einem
Offizier des Staatsschiffes Amenophis III.), eine
griechisch-Agyptische Bronzefigur der Bubastis, und
ein leinenes Gewand in Form eine, Pantherfelles zu-
geschnitten und bemalt, wohl au. rdmischer Zeit.
95 [No. 2.)
Die Vorderasiatische Abteilung erhielt geschenkt
sieben samaritanische Inschriftsteine, zwei Steine mit.
äthiopischen Inschriften und zwei Ziegel Nabonids.
Erworben wurden zwei Abgüsse der in Tell-el-
mutesellim gefundenen Siegel des Schema’ und
Asaph. M
Frankreich.
63. In Vésone (Dordogne) wurde u. a. ein Altar
der Kybele entdeckt, die als die Grossmutter der
Götter bezeichnet wird (Nationalzeitung 1906 No.714).
B.
64. Die archäologische Gesellschaft von Pale-
strina (Preneste) hat Gräber aus dem 4. u. 3.
Jabrh v.Chr. durchforscht. Man fand Bronzeschmuck-
gegenstände, Schnallen, Ringe, Armbänder, Schmuck-
sachen und Colliers aus Glasmasse, Waffen, Tränen
krüge etruskischer und griechisch-römischer Fabri-
kation, Amulette, grosse Töpfe u. dergl. Die Funde
sollen zu einem besonderen Museum im Fortunatempel
vereinigt werden (Berliner Tageblatt 1907 ge 1).
65. Durch ein besonderes Enteignungsgesetz soll
die Freilegung der Akropolis von Athen ermöglicht
werden (Frankfurter Zeitung 1907 No. 5). B.
66. (vergl. No. 51) Vollgraff hat in Argos am
Fusse der Larisa die Terrasse oberhalb der poly-
gonalen Stützmauer freigelegt. Dort fanden s.ch die
Poros-Fundamente eines kleinen Tempels, Weiter
oberhalb grub man eine römische Wasserleitung aus.
Es wurde eine тбшізсһе Marmoratatue mit Inschrift-
rester entdeckt. Im Felde östlich vom Theater wurde
ein 'lempel aus klassischer Zeit freigelegt. Aus
byzantinischem Mauerwerk wurden u. &. eine Anzahl
von Inschriften hervorgezogen. (Vossische Zeitung
1907 No. 7). B.
67. Die österreichischen Ausgrabungen in
Ephesos legten einen grossen der Athena geweihten
Rundbau frei, der wahrscheinlich das Siegesdenkmal
gegen Mithridates (84 v. Chr.) ist (ebenda 1906 No. SCH
68. Dr. Hugo Grothe aus München, der im
Sommer 1906 zu einer Reise durch den Orient aufbrach,
hat nach einer Zeitungsnachricht vor kurzem seine
gründliche Durchforschung des Antitaurus zum Ab-
schluss gebracbt. Er hat den Bimboghdagh und den
kupferreichen Bakyrdagh durchquert. Auf dem Ars-
landagh entdeckte er іп 2000 m Höhe eine hettitische
Opferstütte mit einem Altarstein (?), der zwei Liwen-
estalten und hettitische Schriftzüge trügt, auf dem
Bimboghdagh eine Felsenkammer, an deren Eingang
sich in den Fels gehauene Nischen befinden. M.
Asgypten.
69. Ein ungleich bedeutenderer Gold- und Silber-
fund als der im August 1906 in Tuch-el-Qaramus
gemachte ist vor kurzem unter C. C. Edgars Leitung
in dem Schutthtigel bei Saqasiq (Bubastis) zu-
tage gefürdert worden (S. No. 56). Die einzelnen
Stücke tragen Widmungen, die eine genaue Datierung
ermöglichen (XIX Dyn. 1350—1200 v. Chr). Die
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Februar 1907.] 96
besterhaltenen Gegenstände sind im Museum in
Kairo ausgestellt, u. а. 3 goldene Trinkgefässe, ein
silbernes mit erhabener Ornamentik, 2 prüchtige
Goldarmbünder, eine silberne Schale, 2 Brustgehünge
aus Gold- und Glasperlen, eins davon mit 8 Heihen
von tropfenföürmigen Anh&ngseln aus Gold und
Karneol, das andere mit einer Reihe von solchen aus
Lapislazuli, ferner Doppelknöpfe, die nach Art von
Mauschettenknópfen 1 sind. Unter
den Silberfunden sind Weinsiebe, mspangen, wie
sie noch heute getragen werden, und ein Silberbarren
bemerkenswert (G. Schweinfurth, Vossische Zeitung
1906 No. 600). B.
70. Legrain berichtet in dem Archaeological
Report 1905/6 des Egypt Exploration Fund über seine
Ausgrabungen in der ,Cachette“ von Karnak (vgl.
No. 10). Im ganzen sind bisher 751 grössere Statuen
und Inschriftstelen und 17000 Bronzen gefunden
worden. Die Cachette ist noch nicht SMOD
71. Bei Bahrein in der Wüste sollen sich Hundert-
tausende (?) von Hügelgräbern finden. Kapitän
Frideaux (?), der englische Agent in Bahrein, hat
jetzt dort Ausgrabungen veranstaltet. Die bisher
eöffneten Gräber bestehen aus zwei i
mmern, die übereinander liegen und aus grossen
Steinblöcken in zyklopischer Bauweise errichtet sind.
Ueber die Zeit der Gräber und ihren Inhalt verlaute
noch nichts (Tägliche Rundschau). M.
72. In der Sitzung der Académie des Inscriptions
vom 11. Januar wurde ein Bericht des Mr. Pelliot
über zwei archäologische Fundstätten der Umgegend
von Kaschgar mitgeteilt. Die eine trägt den Namen
„Drei Grotten“ und liegt ca. 15 km nördlich von
Kaschgar, die andere liegt bei den Ruinen von
Rigurman, etwa 2 km mehr östlich. An dieser hat
P. ein Holzstück mit Brahmi-Zeichen gefunden, der
erste Fund dieser Art in jener Gegend. (Chronique
des Arta). М.
Aus brieflichen Mitteilungen.
Le passage minéen |7У0 yp “YO 722 Om
cnp 2yw WYO WI "2v on Go dam cmn
ran nbn] (p. 19) а été traduit par moi
(Revue Sémitique 1903, p. 347—8) ainsi
2 suit: „Et au jour ou Sad était deux
ois (= pour la deuxiéme fois) kabir de Main
Musran et se portait bien et se sentait heu-
reux parce que Ja faveur (= le bon état)
de Sad et du Ft: a progressé ces deux
deux fois. Pour n cf. Cam wy“. C'est
done avec un vif plaisir que je vois Mon-
sieur b. Dr. M. Hartmann arriver en 1907
à une interprétation presque complètement
identique.
En raison du silence prolongé auquel
mes explications sont soumises en Állemagne
BS) "E |^ CL ee
ә v sum è cm жаз d але әл ӨҒЕ weem «лт Wr am | zs zap аса Km --а
97 (Ко. 2
(je pourrais citer celles relatives à ^b = on,
au duel , à l'origine de l'importance du
nombre 7, eto. etc.), ce rappel me parut
indispensable. | J. Halévy.
Mitteilungen.
Dr. Paul Brónnle hat vom Deutschen Kaiser
12000 Mark für eine Reise nach dem Orient erhalten
( ten, Palüstina, Syrien, Türkei) um seiu Werk
„D er Arabischer Philologie“ abzuschliessen,
das 8 Bände umfassen und in Beiruth gedruckt
werden soll B. hat England Anfang Dezember 1906
verlassen und gedenkt etwa 18 Monate wegzubleiben.
(JRAS. 1907). M.
Aus Gelehrten Gesellschaften.
In der ,Asiatic Society“ trug in der Sitzung
vom 11. Dezember 06. Pinches vor über: „the tablet
in Cuneiform Script from Yuzghat“. Es handelt sich
um eine Tontafel, 6 zu 4!/, in. gross, die іш
Frühjahr 1906 durch das Institute of Archaeology in
Liverpool erworben war. Die Tafel enthält 94 Zeilen,
eingeteilt in 18 Abschnitte, ist jedoch ein Fragment.
Etwas mehr als */, des Ganzen feblen. Nach der
Schrift ist sie um 1400 zu datieren, nach der Sprache
ist sie dem Arzawabrief aus Tell-Amarna zur Seite
zu stellen. Der Inhalt ist unverständlich, doch kann
nach gewissen Ideogrammen vermutet werden, dass
es sich um einen Brief zwischen 2 Fürsten handelt,
und um Geschenke an Tempel. Sayce hat heraus-
gelesen, dass der Inhalt sich bezieht auf einen Mann,
genannt „Hahhimas“, auf Wälder und Gärten, und
auf die Heirat der Tochter des Hahhimas. Genannt
ist ferner (nach Pinches) eine Frau Annannas, die
Götter Z und Lamas 1 ferner
Telibinus, Gulas, Hasammilias, Mah. Es kommen vor
die Worte ianzi und ias, zu deren Erklärung P. das
kassitische Vokabular beranzieht. Die Sprache sei
i und da sie nach Sayce sicher Hettitisch oder
ein Dialekt davon sei, sei das Hettitische arisch. —
Das Institut will die Tafel veröffentlichen. (Athenaeum
No. 4130, Dez. 22. 1906). M.
In der Deutschen Orient- Gesellschaft
hielt Prof. Puchstein am 12. Januar einen Vortrag
über: Orientalische Elemente in der griechischen
Architektur: Man ist in den letzten Jahren immer
mehr zu der Ueberzeugung gekommen, dass in der
griechischen Architektur vieles auf orientalische Vor-
bilder zurückgeht. So wird es 2 B. möglich, die
bisher in der Vereinigung ihrer drei Teile immer
noch unerklärt gebliebene jonische Säule zu verstehen,
wenn man sich nach den Vorbildern derselben um-
sieht, die uns der Orient bietet. Um dies nachzu-
weisen, verfolgte der Vort im einzelnen die Ent-
wicklung von der tischen Papyrus-Bündel-Säule
über Assyrien und Persien nach Griechenland bis
zur jonischen Säule, in welcher die ursprünglichen
naturalistischen Elemente der egyptischen Säule
durch dus feine Formgefühl der Griechen ornamenta]
so umgestaltet sind, dass man auf ihre ursprüngliche
Gestalt ohne jene Vorbilder nicht mehr zurück-
zaschliessen vermochte. M.
Deutschasiatische Gesellschaft Berlin. Am 1.
Februar sprach Dr. Quandt, Handelssachverstündiger
des Deutschen Reiches in Konstantinopel, über die
wirtschaftlichen Verbältnisse in der Türkei.
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Februar 1907.) 98
Personalien.
Hermann Gunkel ist als Ordinarius fiir A.T.
nach Giessen berufen worden.
Moritz Steinschneider ist in seinem 91. Jahre
gestorben. Er war ein Mann!
Zeitsehriftensehau.
Aligem. Lit.-Blatt. 1906.
20. H. Lietzmann, Der Profet Amos, (u.) W.
Erbt, Die Hebrüer, (u. S. Oettli, Die Autorität des
alten Testaments, bespr. v. J. Döller.
AZ. XLII, 2. Heft.
K. Sethe, Eine bisher unbeachtet gebliebene
Episode der Puntexpedition der Kónigin Hatschepsowet
(Fragmente, die von der Aufstellung einer Statuen-
gruppe in Punt handeln); A. Erman, Aus dem Volks-
leben des neuen Reiches, 1. eine Adoption (angeraten),
2. ein ehrlicher Beamter (lnscr. Hierat No. 18); ders.,
Zur Ag. Religion, A. Der Frevler von Tell Amarna
(= Anspielung Inscr Hierat. 26), B. die Herrin von
Byblos! C. Ein Deutscher als Verehrer ügypt. Götter
(Amm. Marc. 16, 12, 25). О. Rubensohn, Pramarres
(= Amenembet ІП), A. H Gardiner, The Egyptian
word for herdsman eto. (nicht sw zu lesen, sondern
„minw“) !). H. Schäfer, Ein Zug nach der grossen
Oase unter Sesostris І.?) A. Erman, Ein Maler des
neuen Reiches (interessante Abbildung, S. 130). K.
Sethe, Zur Königsfolge der 11. Dynastie (gegen E.
Meyer und Breasted). Sethe, die Schwügerin Ame-
nophis IV (verschieden von der Frau des Haremheb).
Sethe, Die Dauer der Belagerung von Scharuhen
durch Kónig Amosis (3, nicht 6, Jahre); F. von Calice,
Die neuügyptische Negation [бири]; C. Schmidt, Be-
merkungen zum Dialekt der Pistis Sophia (sei
rein sahidisch; gegen Leipoldt); Miscellen; Н. 0.
Lange, Der Titel m-r [Var. ,im-r:"]; Sethe, Das Wort
für zimmern (mdh); Sethe, Zur Lesung des Namens
K:-gm-n-j (gegen von Bissings Lesung); W. Wreszinaki,
Noch einmal der Name Sei (= Ramses abgekürzt);
J. y d Sur une formule d'un sarcophage de la
12.6 dynastie au musée Guimet (,,dem [seine] Doppel-
ginger nachfolgen" von Toten); Gardiner, Erratum.
XLIII, 1. Heft. A. Erman, Die Geschichte des
Schiffbrüchigen (mit Wiederabdruck des Textes!?), A.
H. Gardiner, Four papyri of the 18th dynasty from
Kahun (Dokumente über Vermietung von Sklaven);
H. Schaefer, Aethiopische Fürstinnen (Nachprüfung
von Namenlesungen), Henry Madsen, Die Totenfeier
im Garten (neue Abbildung); A. H. Gardiner, A
statuette of the high priest of penpals Ptahmose.
(Statuetten, mahlend vor e. Gott; Entwicklung der
,uschebti*-Figurenideen); D. Krencker und Н. Schifer,
Eine neue Art altägyptischer Riegelschlösser (noch iu
Abessynien gebraucht); Н. Schäfer, Die Entstehung
einiger Mumienamulette (meist auf altes Hausgeräte
zurückzuführen); Schüfer, Alt&gyptische Geldgewichte
1) S. 21 unt. = Asien, 8.370! M(y)m(y) ist das
bekannte Wort für Giraffe. W. M. M.
D Der Beamte wird ausgeschickt „zu vermessen
das Land der Oasenbewohner“ d. h. ihren Tribut
festzusetzen. W. M. M.
*) Е. schreibt mir eine Ansicht zu, von der ich,
Asien 189, kein Wort sage, der ich vielmehr l. 1. Zeile
22 (von Erman, 8. 110, 1. 3 wiederholt) ausdrücklich
widerspreche. Den Nachweis des ügyptischen Beltis-
Kultes im M. R. und manches andere hätte E. bei
Lefébure, Sphinx 0,218 finden können. W. M M.
99 (Хо. 8.)
(bezeichnet nach „Бірвеп“); P. Wrede, Eine Vase
Amenophis III.; A. Erman, Die Horuswege (bei Zaru)!);
Schäfer, Das Zeichen für (wn; E. Naville, Le dieu
Bat (= Doppelstier?); W. Spiegelberg, Aegyptolo-
ische Rer овец zu Herodot, 1. König Morris, 2.
asirier und Hermotybier (dies = Reiterei, rm-htw.
etc.), 3. Literarhistorisches zur Sethonnovelle Herod.
II, 141 (die maustragende Statue — Priester von Leto-
polis etc.). 4 Асуан, асрау = абтброло: (= shm [??]).
— G. Jéquier, Les prisonniers sous les pieds du roi;
A. H. Gardiner, The goddess Ningal in an Egyptian
text’); Gardiner, The origin of the Coptic tense
faturum I (n'y schon spät neuägypt.); K. Sethe, Zur
Lesung von ,hifj —‘ = „Fürst“; Sethe, Berichtigung.
Altjemenische Nachrichten von Eduard Glaser.
I 1. (25. Juli 1906) Vorwort. — Einige altje-
menische Gesetzesvorschriften (Hal. 446 -+ 447; 342;
843 + 345; 344).
I 2—4. (22. Novbr. 1906) Zum biblischen Se’dl
(олку). — Kin Fyn)-text (Gl. 1548/1549). — Mui&kénu
und Verwandtes (dari: die grössere katabanische
Inschrift Gl. 1606). — Korrekturen. — Noch ein
Nachwort zu Grimmes ,Südarabischen Tempelstraf-
gesetzen". — D. H. Miller in der Internationalen
Akademien-Assoziation und die himjaritische Inschrift
(Gl. 824) am Djebel Djihäf (Gründliche Abrechnung
mit D. H. Müller) — Due brevi nuove iscrizioni
sabaichi. — Nachtrüge (zu Suna. “Wp, NOD u. a.)
Beihefte s. Z. A. Т. W. 1906.
X. M. Löhr, Sozialismus und Individualismus im
alten Testament. Ein Beitrag zur alttestamentlichen
Religionsgeschichte.
Berl Philol Wochenschr. 1907.
1. E. Lidén, Armenische Studien, bespr. v. Н.
Pedersen.
2. K.F. A. Lincke, Samaria und seine Propheten,
bespr. v. J. W. Rothstein. — О. Brockelmann, Semi-
tische Sprachwissenschaft, bespr. v. J. W. Rothstein
Bull. Bibliogr. et Pédag. d. Mus. Belge. 1906.
10. F. Baumgarten, F. Poland, R. Wagner, Die
hellenische Kultur, beepr. v. E. Remy. — M. Mollet,
La médicine chez les Grecs avant Hippocrate, bespr.
v. Th. Lefort. — B. P. Grenfell and A. 8. Hunt,
The Hibeh Papyri L, bespr. v. J. P. Waltzing. —
L. Jalabert, Inscriptions grecques et latines fe Syrie,
bespr. v. ?. — L. Brétier, L'Église et l' Orient au
moyen áge, bespr. v. ?.
Bull. Orit. 1906.
29/30. H. Leclercq, Les martyrs. I. IV Juifs,
Sarrasins, Iconoclastes, bespr. v. J. Périer. — F
Thureau-Dangin, Les inscriptions de Sumer et d'Akkad
transcription et traduction, bespr. v. H. G.
Bullet. de I Instit. Egypt. 1900.
1. Sitzungsberichte. — 8. E. Artin Pacha, Une
lampe armoriée de l' Emir Scheikhou. ES Jahrh.). —
В. Ápostolidés, L'Hellénisme pró-macédoine d'Égypte.
2. Sitzungsberichte. — Lortet, Momies de singes
et nécropole du dieu Thot.
7
1) Die Ansetzung bei Ismailije (schwerlich möglich)
wird jedenfalls Dümichen irrig zugeschrieben, der l. 1.
eine andere (wohl noch immer zu südliche) Lage
vorschlug. W. M. M.
) Die richtige Erklärung Ga habe ich längst
angemerkt, auch die merkwürdige Variante (nu-g(/)a-ra
zu dem (Asien, S. 317) besprochenen 1
W. M. M.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Februar 1907.] 100
Bull. de l'Inst. Frano. d'Arch. Orient. 1906.
IV, 2. E. Galtier, Contribution à l'étude de la
littérature arabe-copte. (Fragment de la vie arabe de
Schnouds. Vie de saint Tarabó. Les actes de Victor
fils de Romanos. Histoire de saint Basilios et du
serpent. Le miracle de Theodore et d’Abraham.
La legende de saint Georges. La legende d'Eustache
Placidas. La littérature populaire des Coptes.) —
E. Chassinat, Note sur le titre .— Н.
Gauthier, Notes et remarques historiques. (Le roi
Sémempsés. Le nom de la pyramide d’Abou-Roash.
1906. V, 1. Ch. Palanque, Rapport sur les
recherches refectuóes à Baouit en 1908. — H. Gauthier,
Quelques remarques sur la XIe dynastie.
The Olassical Review. 1906.
9. John K. Fotheringham, The Bodleian Manu-
script of Jerome's Version of the Chronicle of Eusebius,
bespr. v. J. P. Gibson. — J. H. Moulton, A Grammar
of New Testament Greek based on W. F. Moulton's
edition of G. B. Winer's Grammar, beepr. v. Т.
Nicklin. — E. А. Abbott, Johannine Grammar, bespr.
v id. — Ph. Champault, Phéniciens et Grecs en
Italie d'après l'Odyssée, bespr. v. T. W. Allen. —
Ch. Bartholomae, Altiranisches Wörterbuch; id., Die
Gatha's des Awesta, übersetzt, bespr. v. J. H. Moulton.
Deutsche Geogr. Blätter. 1906.
XXIX, 4. 0. Spiess, Fetischismus unter den
Evhe-Negern in Togo.
Deutsche Lit.-Zeit. 1906.
47. B. Stade, Biblische Theologie des alten
Testaments I, bespr. v. H. Gunkel. — A. Ungnad,
Babylonisch-assyrische Grammatik, (u.) F. Delitzsch,
Assyrische Grammatik 2. Aufl, bespr. v. B. Meisener.
48. H. Guydt, Les réminiscences de Philon le
Juif chez Plotin, (u.) derselbe, L'infinité divine depuis
Philon, bespr. v. P. Wendland. — A. Jahn, Somali-
texte, gesammelt und übersetzt, bespr. v. C. Meinhof.
49. J. Lippert, Bibelstudien eines modernen
Laien (Zeitaltersage in der Bibel. Mosessage. Stifts-
hütte. Profetentum. Galiläa), bespr. v. J Meinhold.
— М. Lidzbarski, Ephemeris für Semitische Ері»
aphik I, 3—II, 2, bespr. v. М. Hartmann. — K.
pitz, Die Medicin im Koran, bespr. v. J. Goldziher.
50. G. Hoberg, Moses und дег Pentateuch,
bespr. v. J. Nikel. — F. Wilke, Jesaja und Assur,
bespr. v. H. Schmidt.
51/62. Verzeichnis der von Ad. Hilgenfeld ver-
fassten Schriften, bespr. v. E. Nestle. — A. Wünsche,
Die Schönheit der Bibel, L (u.) Derselbe, Die Bilder-
sprache des alten Testaments, bespr. v. A. Bertholet.
— W. Roscher, Die Hebdomadenlehre der griechischen
Philosophen, bespr. v. R. Burckhardt. — A. H. Sayce,
Aramaic papyri discovered at Assuan, bespr. v. M.
Lidzbarski.
Deutsche Rundsch. f. Geogr. u. Stat. 1907.
XXIX, 4. Schiller-Tietz, Das Klima und die
Austrocknung Afrikas. — J. Klein, Eine Reise nach
Algier und Tunis. — W. Hens, Statistisches aus
Aegypten. J. Finot, Das Rassenvorurteil, bespr. v. ?.
Deutsche Rundschau. 1907.
4. K. Woermann, Geschichte der Kunst aller
Zeiten und Völker, bespr. v. ?. — Ch. Diehl, Figures
byzantines, bespr. v. ?.
Etudes (Comp. de Jesus). 1906.
Tome 109. A. d'Alés, Cretes, mythes et religions
(zu S. Reinach’s gleichnamigem Werke). — A. Lods,
101 (No. 2.)
La croyance à la vie future et le culte des morts
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siècle, Sidi Mhammed El-Haouwäri. — Ben, Cheneb,
Notice sur un manusorit du Ve siècle de l'hégire in-
titalé „Kitab tabaqát ‘olam& i Ifriqiyya“ par Abou
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— P. L. Cheikho, Sur les bords du désert de Pal-
myre (fin). — P. J. Khalil, Matarieh et ses souvenirs
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Nr. 28 (1. Dez.). P. L. Szczepanski, Les terrains
miniers du Sinai (mit Karte) — Р. L. Malouf, Un
traité inédit d'Avicenne (fin. — P. F. Bouvier, Le
saint étudiant de Béryte (St. Apphien) (fin). — Р. J.
Khalil, Materieh et ses souvenirs Chrétiens (fin. —
L'abbé C. Charon, Les actes (vgl. oben) (fin). — Р.
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18. Jahrh.). Vgl. Magriq VII, 1087 1099 und Revue
de l'Orient Chrétien 1 Nr. 8, S. 251—278. —
Ders., Le droit canon de l'église orientale d'apróe
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Choa (fin. — Р: 8. T., Les nouvelles découvertes
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féte de l'Epiphanie. — P. L. Cheikho, Critique d'une
nouvelle publication de T’aßlibi. Ueber die Kahiriner
Ausgabe des Werkes ahsan mà sumi'a. — Ders., Le
livre inédit de St. Ephrem sur la Virginité. Es
handelt sich um eine syrische Hs. der Vaticana,
neuerlich herausgegeben von Ignatius Ephraim II
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1530—1845, bespr. v. Н. Froidevsux. — R. Dussaud
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de la Syrie, bespr. v. Carra de Vaux.
Protestantische Monatshefte. 1906.
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l'Islam, Fòs; G. Тороб, Essai sur le peuple et la
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bespr. v. Oh. Lécrivain.
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automobile à travers la Russie et le Caucase, bespr.
v. — L. Bréhier, L'Eglise et l'Orient au moyen age,
bespr. v. G. Desdevises du Dezert.
Revue de Linguist. 1906.
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bische Schrift aus Ostafrika). — Varia: A. Le Chatelier,
Sociologie et sociographie musulmanes.
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R. F. Martin, Le livre d'Henoch, traduit sur le
texte óthiopien, bespr. v. —
Revue des Trad. Popul. 1906.
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traduite de l'armenien sur le Ms. conservé à la Bibl.
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der ersten babylonischen Dynastie, mit Bemerkungen
des Verfassers vorgelegt.
III. H. Rhodokanakis, Der nordarabische
Dialekt im Dofár, mit Bemerkungen des Verfassers
vorgelegt.
Sphinx X 2.
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deutung des Stierschädels, Sistrum, Hathorkopfes
in Aegypten). — 138. Naville Encore le Sphinx (als
Vereinigung von Schu und Tefnut, als Königsbild).
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Der Pahlavitext mit Uebersetzung. kritischen und
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teilung. (Erklärung des Vokabulars V..A. Th. 244.)
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als Symbol der Fruchtbarkeit? bei Hochzeiten). —
T. Mann, Ibn Hatib al-Dabza. Tubfa dawi-l-arab.
Ueber Namen und Nisben bei Bohàri, Muslim, Malik,
bespr. v. R. Geyer. — С. Prüfer, Ein ügyptisches
Schattenspiel, bespr. v. M. Grünert. — Kleine Mit-
teilungen: Aus einem Briefe Th. Ndldekes (zum Ar-
tikel J. Hertels „Zu КаШа wa Dimma“) — Н. v.
Mzik, Einiges über Marvärs П. Beinamen al-Him
und al-ua'di. — М. Schorr, Der 8 7 des Hammurabi-
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Zeitschr. f. Bücherfreunde 1906.
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P. Ehrenreich, Mythen u. enden d. stidamerik.
Urvölker (bespr. v. Seler).
IV u. V. P. Ehrenreich, Götter und Heil-
bringer (zum Vortrag K. Breysig's „Ueber die Ent-
stehung des Gottesgedankens“). — v. Luschan, Ueber
sechs Pygmüen vom Itmi. — Meinhof, Untersuchung
der Pygmäensprachen. — J. A. Dulame, Des divinités
génératrices cnez les anciens et les modernes avec
un chapitre compl. par A. van Gennep, bespr. v.
G. Oppert.
Zeitschr. f. d. Evang. Relig.-Unterr. 1906.
XVIII, 1. K. Feyerabend, Wörterbuch der he-
bräischen und deutschen Sprache za den gelesensten
Teilen des A. T., bespr. v. Schumacher.
Zeitschr. f. d. Gymnasialwesen. 1906.
Nov. A. Wünsche, Die Bildersprache des Alten
Testaments, bespr. у. A. Jonas. — J. Richter, Die
messianische Weissagung und ihre Erfüllung, bespr.
v. R. Niemann. — R. Maisch, Griechische Altertums-
kunde, bespr. v. Th. Becker. — F. v. Schwarz,
Alexanders des Grossen Feldzüge in Turkestan, bespr.
v. M. Hodermann.
Zeitschr. f. Wissensch. Theol 1907.
L. 1. F. Nippold, Die geschichtliche Bedeutung
der Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie. —
B. Baentsch, Pathologische Ztige in Israels Propheten-
tum. — W. Staerk, Zwei makkabäische Liederbücher
im Psalter. — E. Nestle, Zur Geschichte der Bibel.
Zentralbl. f. Anthropol. 1906.
XI, 6. G. Jacob, Erwühnungen des Schatten-
theaters in der Weltliteratur, bespr. v. F. Giese. —
H. Singer, Allgemeine und spezielle Krankheitslehre
der Juden (darin über das Judentum als Hasse), bespr.
v. О. v. Hovorka. — Н. M. Huxley, Zur Anthropologie
der Samarituner, bespr. v. Buschan. — A. Boissier,
Choix de textes relatifs à la divination assyro-baby-
lonienne, (u.) Flinders Petrie, Researches in Sinai,
(u.) В. Meissner, Aus dem altbabylonischen Recht,
(а.) Е. Е. Peiser, Urkanden aus der dritten baby-
lonischen Dynastie, (u.) Mitteilungen der Deutschen
Orient-Gesellschaft 30 u. 31, (u.) O. Weber, Damonen-
beschwörung bei den Babyloniern und Assyrern, (u.)
E. Nagl, Die nachdavidische Königsgeschichte Israels,
(u.) E Revillout, La femme dans l'antiquité, (u.) W.
v. Landau, Die Bedeutung der Phönicier im Völker-
leben, bespr. v. L. Messerschmidt. — E. Brandenburg,
Untersuchungen über phrygische Felsenfassaden,
bespr. v. R Leonhard. — A. Thomson and D. Randall-
Maciwer, The ancient races of the Thebaid, (u.) A.
Keith, Were the &ncient Egyptians & dual race?,
bespr. v. E. Fischer.
Berichtigung.
O.L.Z. X (1907) Nr. 1, Sp. 38, Zeile 31
ist statt Am vielmehr йеэ heh:
zu lesen.
EE
Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg 1. Pr., Schönstr. 18a L
Verlag u. Expedition: Wolf Peiser Verlag. Berlin 8, Brandenburgstr. 11.
Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel, Kirchhain N.-L.
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handlungen und Postämter (unter Nummer 6101). —
serate die zweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei
Wiederholungen und grösseren Anzeigen Ermässigung.
10. Jahrgang.
15. März 1907.
AZ 3.
Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender
Adresse erbeten: Redaktion der O. L. Z., Wolf Peiser Verlag, Berlin 8. 42, Brandenburgstr. 11.I.
Zur Königsliste aus Nippur.
Von Hermann Ranke.
Die kürzlich von Hilprecht!) als Anhan
an 46 Tontafeln meist mathematischen SC
meterologischen Inhalts veröffentlichte alt-
babylonische Königsliste aus Nippur er-
weitert unsere Kenntnis der bab \onischen
Chronologie um ein Betrüchtliches.
Sie gibt die Namen und Regierungszahlen
von fünf Herrschern von Ur (im ganzen 117
Jahre) und von 16 Herrschern?) von Isin
(im ganzen 225!/ Jahre) — wobei die letz-
teren von der Liste ausdrücklich als Nach-
folger der ersteren bezeichnet werden. Wir
erhalten damit die Reihenfolge von 21 baby-
lonischen Königen durch 342!/, Jahre, und
da die Liste — aus paläographischen
Gründen — nicht lange nach dem Tode des
letzten auf ihr genannten Königs geschrieben
sein kann, so dürfen wir uns auf die Zu
verlüssigkeit ihrer Angaben in allem wesent-
lichen verlassen.
Hiermit ist viel erreicht. Die Könige
von Ur waren zwar bereits in ihrer Reihen-
folge und der ungeführen Dauer ihrer Re-
gierung bekannt — aber von den Kónigen
1) The Babylonian Expedition of the University
of Pennsylvania: Series A, Vol. XX, Part 1 „Mathe-
"temple. тагу of Nippur*, by E. v. Hilpreche
ry of Ni и . v. Hilprecht,
Philadelphia 1906. id x
) Die Namen von fünf von ihnen sind aller-
dings fast völlig zerstört,
von Isin kannte man weder alle Namen,
noch von den bekannten die Regierungs-
dauer oder auch nur ihre Reihenfolge. Dank
дег Nippur-Liste wissen wir jetzt, dass Ur-
engur 342!/, Jahre vor dem Sturz Damgi-
ilishu’s des letzten Königs von Isin, zu
regieren anfing.
Die Liste selbst sagt uns noch nichts
darüber, welche Dynastie die von Isin in
der Herrschaft ablóste, oder wie Damgi-
ilishu sich zeitlich verhält zu den Königen
der sogenannten Hammurabi-Dynastie. —
Für diese Fragen aber stellt Hilprecht die
folgende Annahme auf: Das Ende der isi-
nitischen Herrschaft im 23. Jahr Damgi-
tlishu’s fällt zusammen mit der Einnahme
Isins durch Rim-Sin!) von Larsa. Diese
wiederum ist identisch mit der im Datum
vom 17. Jahr des Königs Sin-muballit von
Babel erwähnten „Zerstörung von Isin* —
denn Sin-muballit hatte dem König Rim-Sin
von Larsa als seinem Oberherrn Heeres-
) Die Lesung dieses Königs als Eri-uku oder
Rim-Aku ist doch lediglich Hypothese?! (vergl.
aber Weber, Literatur, 8. 209). Hätte der König
einen elamitischen Namen gehabt, so wäre dieser
gewiss, wie der seines Vaters und Grossvaters, in
babylonischen Urkunden phonetisch geschrieben
worden. Beachtenswert ist Thureau-Dangin’s neueste
Annahme (Inscriptions, p. 300, n. 3), nach der Warad-
Stn und Rim-Sin zwei Söhne Kudurmabuk’s gewesen
wären, die einander auf dem Thron von Larsa fulgten,
111 [No. 8]
folge zu leisten. Auf Grund dieser Annahme
gt es Hilprecht — indem er mit Hilfe
er Datenliste der 1. Dynastie von Babel
von Sin-muballit’s 17. Jahr an aufwärts
rechnet — die synchronistischen Daten der
letzten Kónige von Isin und der ersten
Könige der Hammurabi-D ynastie festzulegen.
Danach fiele das erste Jahr Sumu-abum’s,
des ersten Kónigs der Hammurabi-Dynastie,
zusammen mit dem 6. Jahr Bür-Sın’s des
Zweiten, des 7. Kónigs von Isin — oder,
mit andern Worten, wir hätten durch nahe-
zu 100 Jahre eine gleichzeitige ee
der Dynastien von Babel (im Norden) un
Isin (im Süden) nebeneinander. — Alles
hängt an der Annahme, dass das Ende der
Isin-Dynastie im 23. Jahr Damgi-ilishu’s
mit der Einnahme Isin’s durch Rim-Sin in
Sin-muballit's 17. Jahr identisch ist. Diese
Annahme hat aber so grosse Wahrschein-
lichkeit für sich, dass wir einstweilen mit
ihr rechnen müssen !).
Und sie wird noch gestützt durch einen,
wie es scheint unbeachtet gebliebenen, Text
im Britischen Museum (Bu. 88—5— 12, 295
— C. T. IV 22), dessen chronologische Ein-
ordnung bisher nicht gelungen war.
Während die ersten fünf Könige von
Isin (ihr letzter ist Libit-Ishtar) der Nippur-
Liste zufolge einem Geschlechte entstammen,
erscheint mit dem 6. König, UR-NIN.IB,
eine neue Familie auf dem Königsthron.
Hilprecht hat mit Recht geschlossen, dass
zwischen Libit-Ishtar und UR-NIN.IB eine
Zeit von Unruhen eingeschoben werden muss 2),
die den Nachkommen Ishbi-UR.RA’s den
Köni on kosteten. Hilprecht hatte früher
an einen elamitischen Einfall gedacht, der
der Herrschaft UR-NIN.IB's voranging?).
Jetzt (S. 64) spricht er von einer „foreign
invasion. Wie sich nun zeigt, war dieser
zurtickhaltende Ausdruck durchaus berechtigt.
Wenn ich nämlich recht sehe, so wirft
die oben erwähnte Tafel ein unerwartetes
Schlaglicht auf diese Zeit des Dynastien-
1) Zu vergleichen ist hierfür besonders auch das
auf die Einnahme Isin’s durch Rim-Sin bezügliche
Datum „Jabr“, da er (Rim-Sin) mit dem erhabenen
Beistand des Anu, ВА und Ea die „ Königsstadt“
(ER. NAM.LUGAL.LA) Isin zerstörte“ (Lindl,
B.A. IV, S. 384). Man vergleiche damit Zeile 7
der neuen Königsliste von Nippur, wo der Ueber-
der „Königsstadt“-Würde von Ur auf Isin mit
en Worten NAM.LUGAL.BI I-si-m4 SHU.BA.TI
ausgedrückt wird.
3) Die unbekannte Dauer dieses Interregnums
muss beim Versuch einer genauen Festlegung der
chronologischen Daten berücksichtigt werden.
Dm seine Gründe vergl. B. Z., Series D.,
Vol. I, p. 378 ff. und 512 ff.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR ZEITUNG.
[März 1907] 112
wechsels in Isin. Sie ist datiert „in dem
Jahr, in welchem Amurum den Libit-Ishtar
vertrieb“ 1). Die Schrift der Tafel ist alter-
tümlich. Ohne sonstige Anzeichen würde
man sie in die Zeit des Anfangs der Ham-
murabi-Dynastie setzen. Nach Hilprecht’s
Annahme fiele der Sturz Libit-Ishtar's von
Isin b + 28 = ӚЗ Jahre vor den Beginn
der Regierung Sumu-abum’s. Danach ist es
mehr als wahrscheinlich, dass der Libit-Ishtar
unsrer Tafel mit dem letzten Herrscher der
ersten isinitischen Königsfamilie identisch ist.
Dann erfahren wir nun aber auch, wer
den König Libit-Ishtar entthronte. Amurum
könnte ein gut babylonischer Personenname
sein 2). Aber wenn eine einzelne Persön-
lichkeit genannt wird, so mussten wir an
dieser Stelle UR-NIN.IB erwarten. Nun
könnte dieser aus irgend einem unbekannten
Grunde Amurum genannt werden. Aber
eine andere Annahme erscheint weit mehr
berechtigt: Wir können Amurum auch als
Amurrum oder Amurrüm fassen, und unter
„dem Amurräer“?), der den König „vertreibt“,
die Scharen nomadischer Westsemiten ver-
stehen, die Babylonien durchziehen, um sich
feste Wohnsitze zu suchen. lsin erobern
sie zwar, vermögen es aber nicht zu halten
— UR-NIN.IB, der auf Libit-Ishtar folgt‘),
treibt sie zurück. In Babel dagegen gelingt
es ihnen wenige Jahrzehnte später, sich
festzusetzen.
Interessant wäre es, falls meine Auf-
fassung sich bewährt, zu wissen, wo die
enannte Tafel geschrieben worden ist. Da
ie meisten der in C. T. veröffentlichten
altbabylonischen Kontrakte aus Sippar
stammen, so kommt diese Stadt zunächst in
Betracht. Jedenfalls dürfte die betreffende
1) shattum (MU), [sha] Li-br-it-Ishtar A-mu-ru-um
ft-ru-du-ush. Die Namen der in dieser Urkunde als
Zeugen fungierenden Personen sind 1) Anbartum
(7, geschrieben AN. BAR. MASH / -ti-im) Sohn des
(der 7) Dam 2) Ishme-Sin Bohn des UR. R. A-
malik. 3) Sin-mu-pa(?)-ls Sohn des Nür-Shamash.
4) Awil-NIN.SHAH Sohn des Z(S)alija. Hierzu ist
einstweilen auf Amurum Sohn des (der ?) Dammaqtum
hinzuweisen, der Bu. 88—5—12, 717 (C. T. IV 48),
7. 4f. erwühnt wird. Ich hatte diesen Text unter
Sumu-la-e angesetzt (Sl. €), da der in ihm be-
gegnende fupsharru (Ubär-NIN.IB) noch in einem
V abium-Kontrakt (Z. 7) auftritt. An sich liesse sich
Sl. 6:21 auch zu Sumu[-abum] ergünzen. Dann
wire aber Ubár-NIN.IB windestens 38 Jahre lang
tupsharru gewesen.
*) Vergl. Personal Names, p. 66.
) Vgl. máré Amurrum für , Amurr&er", Bu. 91—
5—9, 2463 (C. T. II 50), Z. 21 und Personal Names,
. 38?
4) und dem isinitischen Fürstengeschlecht an-
gehórte ?
118 [No. 8.)
Stadt in die Macbtsphüre дег isinitischen
Dynastie gehört haben. Zu bemerken ist,
dass die Tafel ziemlich flüchtig geschrieben
ist und dass ihr Inhalt sich auf eine Geld-
summe bezieht, die, wie es scheint, zwei
Babylonier (KAsha- Shamash und Awil-
Nannar) von einem Westsemiten (Jantin-el)
erhalten haben.
Steglitz, Februar 1907.
Lipit-Istar.
Von Bruno Meissner.
Unter den altbabylonischen Urkunden der
ersten Dynastie von Babylon haben sich
eine Anzahl Daten gefunden, die Herrscher-
namen aufführen, welche in unsern offiziellen
Listenfehlen. Denzuerstbekanntgewordenen
Immeru hat Thureau-Dangin (ISA. 296
Anm. 2; vgl. Hilprecht BE. XX, 1, 56a)
zwar jüngst mit Nür-Rammän oder Nür- Immer
indentifiziert. Allein es bleiben noch einige
andere übrig: Anmanila, oder wie Hilprecht
a. a. O. 55 lesen will, Iluma-ila, Bunu-
tahtun-ila (Ranke BE. VI, 1, 8) und noch
einige mehr, über die sich vorläufig noch
nicht viel aussagen lässt. Einen neuen Namen
treffen wir CT. IV, 22, 11c, wo die Unter-
schrift lautet: sattu Sa Li-bi-it-Istar A-mu-
ru-um it-ru-du-us. Das kann nur übersetzt
werden: das Jahr, in dem (die Stadt) Amuru
den Libit-Iätar vertrieb. Denn Amurum
kann in dieser Zeit kaum als Akkusativ
gefasst werden, ausserdem wäre dann das
Suffix bei s(rudu unverständlich. Man muss
also annehmen, dass der Datierung die Tat-
sache zugrunde liegt, dass die Stadt Amuru
zu irgend einer Zeit einmal einen Mann
namens Libit-Istar verjagt habe.
Früher konnte man eventuell daran denken,
diesen Libit-IStar mit dem König gleichen
Namens aus der Dynastie von Isin zu identi-
fizieren. Indes musste es schon immer auf-
fallen, dass Libit-IStar an unsrer Stelle nicht
den Kónigstitel führt, und dass selbst zwischen
den ersten Kónigen der Hammurabidynastie,
der unser Text augenscheinlich angehört,
und den letzten der Dynastie von Isin eine
Lücke klaffte. Dank der von Hilprecht
BE. XX, 1, 46 veröffentlichten neuen Königs-
liste können wir jetzt hier genauer sehen.
Wir lernen aus ihr, dass die Dynastie von
Ur 5 Könige mit 117 Regierungsjahren um-
fasste, der dann die Dynastie von Isin mit
16 Königen und 225½ Regierungsjahren
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Marz 1907.) 114
folgte!). Setzt man das Ende der Dynastie von
Isin um c. 2300 v. Chr. an?), so wäre Ur-Engur
о. 2640 v. Chr. auf den Thron gekommen,
und Ibi-Sin c. 2525 v. Chr. in die Gefangen-
schaft geführt. Libit-IStar ist der fünfte
Kónig von Isin und würde nach unserer
Rechnung с. von 2442— 2431 regiert haben.
Aus diesen Gründen ist es so gut wie aus-
geschlossen, dass unser Libit-Istar mit dem
König von Isin zusammenzustellen sei.
Es fragt sich, ob man imstande ist die
Zeit dieses Mannes näher zu bestimmen.
Ich glaube nun, dass der Text CT. VI, 8
(Bu. 91, 5—9, 279) von demselben Libit-Istar
handelt. Hier erzählt ein Mann, er sei
gefangen genommen worden und hátte sich
an Libit-Istar gewandt, seine Sache zu ent-
scheiden und ihn freizulassen. Nachdem er
von ihm abschligig beschieden worden, hatte
er sich später an den Gouverneur (Sakkanakku)
namens Amavanu gewandt: 11) i-na bit
A- ra- ar- ri is-ba-ta-an-ni-ma 12) u- Se · ri· ba- an-
ni- ma ip- hi- an- ni 13) ù Li-bi-it-IStar 14) am-
zu- ter- ma um- ma u- u- nia 15) a- di a- pi- at na-
di-tim 16) ta- na- sa- hu 17) ma- ma- an ú-ul ú-
pi-Sar-ka = er (wer?) ergriff mich im Hause
des Ararru, liess mich (ins Gefängnis) gehen
und sperrte mich ein. Darauf ging ich Libit-
IStar an, der aber (antwortete): Bis du die
Angelegenheit mit naditu (? dem Schatz ?)
nicht endgültig beendigst, soll niemand dich
freilassen. Auch hier tritt uns der Name
ohne jeden Titel entgegen. Da er aber in
Gerichtssachen als oberste Instanz dient,
wird er wohl denselben Rang wie Amanänu,
un den Gouverneursposten, bekleidet
aben.
1) Dass Ibi-Sin der letzte König der Dynastie von
Ur sei, hatte schon Thureau-Dangin (ZA. XV, 408)
eglaubt, man wusste es, seitdem Boissier Divin.
D 64 die Angabe aus Rm. 2, 174 mitgeteilt, dass
er als Gefangener nach Elam (AN-DU-AN-KI [aé-
áa-an d. i. Ansan] = E-lam-tu; П R. 47, 18с) weg-
geführt sei. Leider ist der betreffende Omentext
noch nicht publiziert. Erwähnt wird der König auch
Craig Astrol. T. 80 Obv. 8. Der erste König der
nächsten Dynastie Iöbi-Urra scheint sich indes vom
elamitischen Einfluss freigemacht zu haben; wenigstens
heisst es in einem Omentexte (Boissier Divin. 30, 16)
von ihm, dass er keinen Gegner gehabt habe. Bei
Libit-Iätar füllt in der Hilprecht’schen Liste die
verhältnismässig kurze Regierung und der Umstand
auf, dass der Nachfolger Ur-Ninib nicht sein Sohn
ist. — In ‘den Omentexten finden sich noch mehrfach
bistorische Angaben; vgl. Boissier Divin. 80,5 und
81 Anm. 203; 91, 3; 193, 31; 263, 1.
3) Ranke hat es BE. VI, 1, 8 wahrscheinlich
gemacht, dass die sog. zweite Dynastie von Babylon
ganz oder teilweise gleichzeitig mit der ersten regiert
habe. Stimmt das, so müssten die Daten natürlich
weiter herabgesetzt werden.
115 [No. A
Der Text ist nicht datiert, so dass man
leider nicht imstande ist, ihn sicher ein-
zureihen. Ranke (Early bab. pers. nam. 56)
setzt ihn indes mit guten Gründen in die
Zeit Apil-Sins. Vielleicht ist der in drei
Urkunden aus der Zeit Apil-Sins (CT. VIII,
29, 15b; 19c; 49, 40a) an erster Stelle (alle
drei Male ohne Vatersnamen) als Zeuge
fungierende Libit-Istar eben der unsrige.
Es scheint demnach, dass zur Zeit Apil-
Sins Libit-Istar als mächtiger Gouverneur
Sippar leitete, dass er sich aber sehr un-
beliebt machte, bis er schliesslich von den
Bewohnern der Nachbarstadt Amurru verjagt
wurde ).
Die Alabasterreliefs aus dem Nord-West-
Palaste König Assur-nasirpals II. (885 bis
860 v. Chr.) zu Kalchu-Nimrud in ihrer
kulturhistorischen Bedeutung.
Von Arthur Hermann.
II.
Da die Assyrer in allererster Linie ein
Kriegsvolk waren, so darf es uns auch nicht
wundernehmen, wenn wir auf den assy-
rischen Reliefs besonders Kriegsszenen dar-
gestellt finden.
Sehr oft sehen wir, wie der König oder
ein hóherer Offizier in den Krieg auf einem
Streitwagen gezogen ist und von diesem
herab auf die andrüngenden Feinde seine
Pfeile abschiesst (vgl. 382, 398; 384, 396).
Am schónsten wird diese Kampfesart durch
382 und 384 illustriert. Auf ersterer Nummer
erblicken wir den Kónig, im Profil nach rechts,
auf dem Kriegswagen, auf dem sich ausser
ihm noch zwei Personen befinden, nämlich
ein Krieger, der schützend den Schild vor
ihn bält, und der Wagenlenker, schiessend
auf vier von vorn gegen ihn andringende,
aber, wie die Stellung der Füsse zeigt, jeden
Augenblick zu fliehen bereite Krieger. Einer
von diesen hat schon, erscbreckt durch das
feurig daher galoppierende Gespann des
Kónigs, den Bogen gesenkt und bittet mit
der erhobenen Rechten tm Gnade, damit es
ihm nicht auch so ergehe wie seinem Lands-
manne, den wir von zwei Pfeilen tódlich ge-
troffen unter des Kónigs Pferden liegen sehen,
1) In der Datenliste wird bei Apil-Sin allerdings
kaum Platz für das oben erwühnte Datum sein. Es
war vielleicht nicht das offizielle, das der Schreiber
nur einsetzte, weil es ihm besonders wicbtig erschien.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(März 1907.) 116
oder wie jenem Krieger, den wir oben, also,
da die assyrischen Kiinstler Perspektive in
unserem Sinne noch nicht kannten, in Wirk-
lichkeit im Hintergrunde, tot daliegen finden
und an dessen Leiche zu fressen sich eben
ein Raubvogel anschickt. Ueber der ganzen
Kampfszene waltet, vor dem Könige her-
schwebend, wie auf diesen Reliefs so oft,
aber nicht immer, vor ihm, aber nur vor
ihm, der in der gefliigelten Sonnenscheibe
sich befindende Gott Assur, der ebenfalls
wie der Kénig Pfeile vom Bogen abschiessend
erscheint. —
In gleicher Tätigkeit finden wir den Gott
auf 398. Dagegen hat er seinen Bogen
gesenkt, wenn dies der Kónig auch tut,
vgl. 394 (diese Nummer ist wegen der
eigenartigen Bildung der Sonnenscheibe,
die an die Darstellung der Sonne in der
babylonischen Kunst erinnert, noch besonders
interessant) Siehe auch 391, wo Assur
nur in seiner linken Hand einen Ring hat.
Ebenso Layard a. a. O. I 25. Dieser Ring
jenen, den Assur auch auf dem
erinnert an )
Maltajarelief(AusgrabungeninSendschirls 123) t)
und auf der Asarhaddonstele (ebenda Tf. I)
in seiner Linken hat. Dafür, dass hier auf
diesen Reliefs Assur dargestellt ist, siehe
die Gründe bei Karl Frank, Bilder und
Symbole babylonisch-assyrischer Gótter S. 27.
Den Ring haben aber auch noch andere
Gótter, wie ebenjene beiden Reliefs lehren.
Auf dem Bavianrelief?) Layard II 51, von
1) Über das Maltajarelief vgl. Ausgrabungen in
Sendschirli I 23, woselbst die frühere Literatur.
Besonders siehe auch Layard- Meissner, Niniveh u. 8.
Ueberreste S. 124 und Victor Place, Ninive et P Assy-
rie II S. 153 ff. und III Tf 46.
*) Über Bavian würde Ausgrabungen $n Send-
schirli I S. 21 zu vergleichen sein. wenn es dort
nicht von Fehlern geradezu wimmelte. So siehe
Victor Place, Ninive et l'Assyrie П 8. 161 ff. und
Layard-Zenker, Nineveh und Babylon 8. 166 ff., wor-
aus u. a. hervorgeht, dass in Bavian weder drei
ügyptische Inschriften noch ein ügyptisches Relief
gefunden worden sind noch sich dort bloss ,sieben
stelenfórmige Nischen mit Königsbildern“ befinden,
wie dies Alles Ausgr. in Sendschirli I 21 steht, da-
gegen drei ägyptische Inschriften und ein ägyptisches
Relief am Nahr il Kelb („ Hundefluss“) bei Börüt
entdeckt worden sind und dort auch sieben Nischen
sind (Layard-Zenker a. a. O. S. 158 Anmerkung),
wührend der Nischen in Bavian es elf gibt, von denen
drei Inschriften tragen (Layard- Zenker a. a. O. 8.
158/169). Durch eine ganz flüchtige Lektüre der
Anmerkung bei Layard-Zenker 8. 168 seitens des
Verfassers der Ausgr. іп Sendschirli I 21 haben sich
jene ganz groben Fehler in sein Werk eingeschlichen.
Auch ist in Bavian kein ,Relief mit einem zu Pferd
gegen einen stehenden, schildgedeckten Gegner an-
stürmenden König, über dem drei Götter auf Thieren
stehend dargestellt sind“, gefunden worden, wie
Se, A ee gie — 4" елгэ е-кЕ., ашы rear Яне e eu ER u mum c IRE 00 LE — л Д
aP e ˖ r — E A, " FP ғы a ҒҰ FP L3. ян as ҒҒ ts за”
Le) i.:
Ot ғ” ep fy" — SE Er M РӘ -
117 No. 8]
dem ich auch eine kleine Photographie habe,
tragen die Gottheiten einen Ring, in dem
sich eine stehende Person, wahrscheinlich
eine Gottheit, noch befindet, in durchbrochener
Arbeit. Dass dieser Ring nicht am Stabe
sitzt, wie Layard-Zenker, Nineveh und Baby-
lon S. 157 will, ist nach unseren Darlegungen
wohl klar! Zu beachten ist, dass der Unter-
kérper Assurs, wenn dieser Gott sich in der
geflügelten Sonnenscheibe befindet, dann stets,
wie ganz deutlich ist, in einen Schwanz
ausläuft, der bereits іп der Nabelgegend
beginnt, gleich unterhalb des Gurtes. Denn
dieser Assur trügt einen kurzármeligen Rock,
der von einem Gurte zusammengehalten wird,
ausserdem nur noch eine Mütze, mit vier
Hórnern (394 und 398). Diese Art, Assur
darzustellen, finden wir nur hier auf den
Alabasterreliefs Assurnasirpals, sonst weder
auf den Bronzereliefs vom sog. Tore zu
Balawat noch auf den Alabasterreliefs der
üteren Zeit. Unwillkürlich wird man bei
trachten solcher Assurbildnisse an jene
Stelle der Annaleninschrift Assurnasirpals
erinnert, wo es heisst: „Als Assur, der Herr,
der meinen Namen genannt, mein Kónigtum
gemacht hat, seine unüberwindliche
Waffe zur Seite meiner Herrschaft hielt“
(Teilinschriftliche Bibliothek I S. 55).
Ganz ähnlich ist die andere Kriegsszene,
384. Nur ist es hier nicht der König, der als
Kümpfer auftritt, sondern es sind zwei höhere
assyrische Offiziere. Zu beachten ist, dass,
wo wir diese zu Wagen im Kriege erscheinen
sehen, mit ihnen zugleich auch die assy-
rischen Feldzeichen auftreten und ebenso
umgekehrt (vgl daraufhin ausserdem 392
und 396). Eine Ausnahme bildet 389. Hier
. in Sendschirk I 21 steht. Mit diesen Worten
soll jedenfalls in gans flüchtiger Art das Relief, das
-Zenker S. 158 u. If. F besprochen und
abgebildet ist, beschrieben sein. Ausgr. in Send-
schirli I S. 21 Anmerkung steht, dass die auf dieser
Seite gegebene Skizze der Beizeichen eines stelen-
fórmigen Fels-Reliefs (Nische) bei Bavian nach Layard
so gegeben ist, dass die Zeichnung der Vorlage genan
beibehalten ist. Dem ist aber ganz und gar nicht
so, wie ein Vergleich dieser Skizze mit Layard-Zenker
Tf. ҮШ G lehrt. Zu деп Ausgr. іп Sendschirk I
8. 21 als in Bavian gefunden angeführten Reliefs
kommen noch zwei Bruchstücke (Layard-Zenker a. a.
О. S. 161): das eine von ihnen darstellend Gilgameš
mit dem Lówen zwischen zwei geflügelten Stieren
mit Menschenkópfen, die einander den Ricken zu-
kehren, das andere den König zwischen zwei Gott-
heiten, die auf Tieren mit Adlerkópfen und dem
Körper und деп Vorderfüssen eines Löwen stehen.
Die hinteren Beine dieser Tiere haben die Krallen
eines Raubvogels. Und dann gehören noch hierher
die zwei springenden Lówen im Helief an der Wasser-
mündung (Layard-Zenker S. 161 und Tf. III E).
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[März 1907.) 118
erscheinen die Feldzeichen auf Wagen, auf
denen sich nur der Wagenlenker befindet,
und haben wir uns sicherlich die Offiziere ab-
gestiegen zu denken. Wir werden also wohl
genauer diese Offiziere als Standartentrüger
bezeichnen können. —
Auf 396 und 398 sehen wir sogar ein
feindliches Kriegsgespann, einmal von zwei
auf ihren Streitwagen dahinstürmenden,
assyrischen Offizieren aufs schwerste be-
drängt, das andere Mal vom assyrischen
Könige selbst, so dass der Kämpfer des
feindlichen Kriegswagens tot nach hinten
von ihm herabfällt, während der Wagen-
lenker, von einem Pfeile in den Rücken ge-
troffen, über die Brüstung vornüber hinab-
stürzt. Beidemal stürzt ein Pferd des feind-
lichen Kriegswagens. Dieses Motiv des
stürzenden Pferdes muss auch den Künstlern
der Balawatreliefs sehr gefallen haben; denn
wir finden es bei ihnen auch einmal, wo es
sicherlich von diesen Reliefs Assurnasirpals
entlehnt ist, siehe Londoner Publikation der
Balawatreliefs Tf. M. 2. Ebenso finden wir
es auf dem Relief Assurbanipals 438/439
= Layard, Monuments of Nineveh II 45. —
Ferner treffen wir auch Pagen auf den
Kriegswagen als Schiitzen an (388). Sehr
interessant ist auch die Abbildung bei Layard
I Tafel 28, wo Krieger in einer Panzerung,
in einem Schuppenpanzer, zu Wagen. als
Bogenschiitzen erscheinen 1).
Ebenso bis zu den Knócheln gepanzerte
Krieger treffen wir sonst noch auf 399, wo
sie auch zu Wagen in den Krieg gezogen
sind, und auf 397 an. Auf 395 ndet sich
ein Krieger, der in ebensolcher Panzerung
steckt, die jedoch bei ihm nur bis zu den
Waden reicht. Vgl. auch Layard I, 29.
Dieser Panzer?) ging sicherlich um den
1) Bemerkt sei, dass die Herkunft dieses Reliefs
durchaus nicht ganz sicher ist. Gefunden im Süd-
westpalaste, den Asarhaddon erbaut hat, gehört es
nach Layard im Texte zu der betreffenden Tafel
unzweifelhaft dem Nordwestpalaste an. Layard I 29
stammt dagegen, wie wohl angenommen werden dürfte,
aus dem Südwestpalaste, weil wohl auf der Rück-
seite der Platte befindlich, die Layard I 28 trägt.
Das Ganze hatte durch Feuer derart gelitten, dass
es nicht transportiert werden konnte. Darstellung
und Stil zwingen einen andererseits beide Reliefs,
Layard I 28 wie I 29, in die Zeit Assurnasirpals zu
setzen.
) Bei der Erklärung der Panzerung der assy-
rischen Krieger hatte ich mich wie bei allen das Kriegs-
wesen betr. Fragen dieser Abhandlung einer überaus
freundlichen, unermüdlichen Unterstützung zu er-
freuen seitens Se. Exzellens des Kommandanten des Zeug-
hauses su Berlin, Herrn Generallieutenants von Usedom,
des Direktors dieses Zeughauses, Herrn Geh. Re-
gierungsrats Dr. von Ulisch und des Herrn Haupt-
119 [No. 8.)
ganzen Кбгрег des Kriegers und bedeckte
nicht etwa bloss seine Vorderseite. Die
Schulterstiicke sind besonders an dem Panzer
angefügt, wie aus der Zeichnung hervorgeht
(Layard I Taf. 28 und 29), aber sie werden
angenäht, nicht bloss aufgelegt worden sein,
schon deswegen, da letzteres unpraktisch ge-
wesen wäre beim Anlegen der Rüstung.
Die Schuppen der Schulterstücke hatten in
ihrer Anordnung eine andere Richtung, wie
die des Hauptpanzers (Layard I Taf. 28 und
29). Nur die Panzerrüstung 399 scheint
in dieser Hinsicht anders zu sein. Hier
scheinen nämlich die Schulterstücke aus
Schuppen zusammengesetzt zu sein, die zum
Teil dio gleiche Richtung innehalten, wie die
der Hauptrüstung, zum Teil aber auch die
Anordnung zeigen, wie wir sie sonst bei
den Schulterstiicken als charakteristisch an-
treffen. Denn die beiden geschwungenen
Linien, die über dem Rücken dieses Ge-
panzerten laufen, sollen doch sicherlich die
Ansätze der Schulterstücke andeuten, wenn-
gleich diese Linien nicht bis zu Ende aus-
gezogen sind, wie sonst (Layard I 28 und 29).
Oder sind diese Linien hier vielleicht nur
auf ein Versehen des Künstlers zurückzu-
führen? Oder etwa auf moderne Beschädi-
gung des Reliefs, was sogar sehr wahrschein-
lich ist? Dann würde dieser Panzer genau
die gleichen Schulterstiicke haben, wie der
des Gepanzerten auf dem Turme der Bresch-
maschine auf 397, d. h. ein Panzer mit ganz
kurzen Aermeln sein und die Schuppen der
Aermel würden dann so angeordnet sein
wie wir es auch sonst bei den Schulter-
Stücken stets angetroffen haben. Bei dem
Gepanzerten auf 395 soll sicherlich die auf
seiner rechten Brustseite vom Künstler an-
gedeutete Vertiefung den Ansatz derSchulter-
stücke bezeichnen. Eigentlich sollte man der
Natur entsprechend anstatt der „Vertiefung“
eine „Erhöhung“ erwarten. Ап der linken
Seite dieses Kriegers finden wir nichts Dem-
entsprechendes. Dieser Panzer wird durch
einen Gurt zusammengehalten, der aus Leder
bestanden haben wird. Layard I, 28 haben
die Gepanzerten einen Gurt, der vorn durch-
brochen ist und deren einer noch mit dem
Gittermuster z. T. verziert ist. Siehe auch
Layard I 29 daraufhin!, Sonst scheint der
Gurt immer der gleiche zu sein (395, 397
und 399). Vorn konnte dieser Panzer ge-
mann Gohlke, mit denen ich alle strittigen Punkte,
für deren Entscheidung auch praktische Kenntnisse
notwendig waren, durchsprechen durfte. Allen drei
Herren sage ich dafür auch an dieser Stelle meinen
tiefempfundenen Dank.
ORIENTALISTISOBE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Mars 1907.| 120
öffnet werden, wie aus Layard I 29 hervor-
geht. Er wird durch Metallstücke oder durch
Lederriemen geschlossen worden sein, von
denen jedoch der Künstler keine Spur an-
gedeutet hat. Dasselbe Relief Layard I 29
lehrt uns auch, dass man unter dem Panzer,
wie eigentlich selbstverstündlich, noch ein
Gewand trug. Die Arme lässt die Panzerung
frei, wohl deshalb, damit man sie frei be-
wegen konnte, was wenn sie auch in einem
Panzer sich befunden hätten, nicht recht
moglich gewesen wáre.
Die „Ringe“ auf der Aussenseite der
Arme der Schwergepanzerten auf 397 und
309 und die eigenartige Zeichnung auf der
Innenseite der Árme der Gepanzerten bei
Layard 128 zeigen an, dass die alten Assyrer
zum Schutze gegen die Sehne an der Innen-
Seite des ausgestreckten Armes beim Bogen-
schiessen eine Schiene, ein Bogenspannarm-
band trugen. Wir finden diese ,Ringe“ an
der Aussenseite der Arme und die eigenartige
Zeichnung an ihrer Innenseite auch sonst
noch (374, bei dem knieenden Bogenschützen
397, 400 und andererseits 371, 376, 378,
382, 384, 386, 388, 391, 396 und 398). In
Kleinigkeiten weichen die Armschienen stets
die eine von der anderen etwas ab. Am
besten sind die Bogenspannarmbänder zu
sehen auf 371, 384, 386 und Layard I 28.
Ueber die Art ihrer Befestigung am Arme
möchte ich keine Vermutung weiter äussern.
Nur unterscheiden sie sich in dieser Hinsicht
von denen Assurbanipals, die um den Daumen
noch befestigt wurden (473 = С. Bezold,
Ninive und Babylon S. 127, 492 = С. Bezold
а. а. О. S. 7 und ferner 516 und Berlin,
Vorderasiat. Abteil. der kgl. Muscen 963 =
Illustrirte Zeitung (Leipsig) 1903. 21. Mai.
S. 785 Abb. 7). Auf 377 trägt der König,
obwohl er mit Pfeilen und Bogen bewaffnet
ist, keinen derartigen Schutz für seinen Arm,
während er auf 391, wo er in derselben
Situation sich befindet, d. h. verhandelnd
mit einem seiner höchsten Beamten, einen
solchen Schutz hat. Auch der hohe Beamte,
der Löwen jagt, Berlin V. A. 959, hat
keinen derartigen Schutz. Auf 384 sehen
wir oben an der Auasenseite der aus-
gestreckten Arme der feindlichen Bogen-
schützen Ringe, die auch andeuten sollen,
dass diese Krieger an der Innenseite ihrer
Arme eine Schiene zum Schutze dieser tragen.
Die Schiene selbst zeichnet der Künstler an
den Armen der Feinde nie, obwohl er Ge-
legenheit dazu gehabt hätte, z. B. 397 und
Layard I 29. Selbst die Ringe treffen wir
bei den Feinden nur auf 384 an. Oder ist
141 (No. 8]
auf der Innenseite des linken Armes des
auf der feindlichen Stadtmauer stehenden,
den Bogen bereits gesenkt habenden Kriegers
auf 397 etwas hierher Gehöriges zu sehen?
Ich erkenne nur eine Linie, die unterhalb
des Ellenbogengelenks quer über den Unter-
arm läuft. An dem linken Arme des ge-
panzerten Bogenschützen auf 399 bemerken
wir dicht am Panzer einen runden Streifen,
der in seiner Bedeutung schwer zu erklären
ist. Man könnte denken, dass der Aermel
des Gewandes, das dieser Krieger zweifels-
ohne unter dem Panzer trügt, hervorschaut.
Aber das geht insofern nicht, als sich der
Aermel bei vorgestrecktem Arme in Wirk-
lichkeit im Gegenteil zurückzieht. Anderer-
seits an einen Panzersaum zu denken, geht
auch nicht recht. Denn bei den anderen
Panzern finden wir nichts Analoges. Zudem
ist sein rechter Panzerirmel ungesáumt,
jedoch würde letzteres nicht viel bedeuten,
da die assyrischen Künstler manchmal auch
den einen Aermel des Kleides gesüumt, den
anderen ungesáumt darstellen (364 und 369).
An ein Armband zu denken, halte ich für
falsch. Würe die Lage für ein Oberarmband
doch schon eine andere! Dasselbe würde
der Künstler sicherlich nicht so in eins mit
dem Panzer gezeichnet haben. Auch bei
jenem zweiten Krieger von links auf 376
nehme ich an, dass er um seinen rechten Ober-
arm keinen Schmuck trügt, sondern einGewand,
dessen Aermel doppelt gesäumt sind. —
Was das Geflecht der Panzer (siehe über
diese G. Rawlinson, The Five Great Monarchies
of the Ancient Eastern World J“ 443 und
Layard, Nineveh and its remains II? 335) an-
langt, so darf man zunächst nicht etwa an-
nehmen, dass die einzelnen Schuppen, von
denen eine grosse Menge bei den Aus-
grabungen Layards im Nordwestpalaste zu
Nimrud gefunden wurde und die, oblong,
rechteckig an dem einen Ende und abgerundet
am anderen, zwei, drei oder mehr Zoll lang,
zum grossen Teil aus Eisen sind, mit einer
erhabenen oder getriebenen Linie in der
Mitte, zum anderen Teil mit eingelegtem
Kupfer, aneinandergenietet waren, da so dem
Panzer die Beweglichkeit verloren gegangen
würe, die unbedingt für ihn notwendig ist.
Vielmehr werden die einzelnen Schuppen auf
Leder oder Leinen befestigt worden sein,
eine Panzerart, die wir z. B. bei den attischen
Hopliten finden ( Bauer, Die Kriegsaltertümer in
Handb. d. klass. Altertumswissenschaft herausg.
von Iwan von Müller IV, 1,2 S. 350). Man
denke auch an den Korazin und an die
Brigantine. Die assyrischen Platten wurden
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Marz 1907.) 122
so angeordnet, dass ihre rechteckige Seite
stets unten sich befand und sie nicht tiber-
einander iibergriffen. Noch Genaueres tiber
die Art ibrer Befestigung jedoch anzugeben,
ist unmöglich, da die Reliefs uns hierbei
ganz im Stiche lassen und andererseits ich
auch weder bei Layard noch bei Rawlinson
ausfindig machen kann, wieviel Locher die
in dem Assurnasirpalpalaste gefundenen Plätt-
chen gebabt haben, woraus allein man auf
die Befestigung genauere Schlüsse ziehen
kónnte! Eine Anfrage meinerseits beim Bri-
tischen Museum in London wurde dahin be-
antwortet, dass sich in diesem Museum keine
solchen assyrischen Plättchen befänden, nur
ägyptische. Die horizontalen Reihen, die
wir über jeder Schuppenreihe an den Panzern
stets bemerken, sind in ihrer wirklichen Be-
deutung schwer zu erkennen. Sollte durch
sie vielleicht der Künstler angedeutet haben,
dass an den Stellen stets das Futter des
Panzers, also das Leder oder das Leinen,
zum Vorschein kam? Allerdings wäre der
Panzer so beschaffen gewesen, so wäre er
zwar beweglicher gewesen, aber an Schutz
hätte er verloren. Dazu kommt, dass jene
Linien, die wir sehen, hervortretend dar-
gestellt und nicht vertieft wiedergegeben sind,
wie man eigentlich erwarten sollte, wenn sie
die Fütterung der Panzerrüstung veranschau-
lichen sollen. Doch dürfen wir auf letzteren
Punkt nicht allzu grossen Wert legen, da
wir bei der Interpretation dieser Reliefs aus
der Zeit Assurnasirpals des öfteren auf ana-
loge Fälle stossen. Und werden bei den
Gepanzerten Salmanassars auf den Balawat-
reliefs doch diese Streifen bald vertieft wieder-
gegeben (Tf. D 3 der Londoner Publikation
der Balawatreliefs), bald erhaben (Tf. I 3),
obwohl sie sicher immer das Gleiche be-
deuten sollen! Oder aber sollen die Linien
Streifen andeuten, die auf der Panzerung
aufgenäht waren? Mit anderen Worten: wäre
anzunehmen, dass die Platten, die Löcher
zu ihrer Befestigung sicher hatten, an dem
Leder oder Leinen eine neben der anderen
festgemacht und dann über einen Teil der
Platten, nur um ihre Löcher zu verdecken,
Streifen befestigt wurden?
Der königliche Bogenschütze der Löwen-
jagd jenes aus Saktsche-Gözü in Nordsyrien
stammenden, jetzt in der Vorderas. Abt. d.
К gl. Museen eu Berlin 971 befindlichen Reliefs
(abgeb. bei Humann u. Puchstein, Reisen in
Kleinasien u. Nordsyrien Tf. XLVI) trägt
ebenfalls ein Bogenspannarmband. Siehe
dieses Relief auch noch wegen der Panze-
rung der Krieger, die Aehnlichkeit hat mit
128 (No. 8.)
der aus der Zeit Assurnasirpals! Nur sind
die Plättchen дег Panzerung auf diesem
Relief so zusammengesetzt, dass ihre recht-
eckige Seite stets oben sich befindet und
ihre abgerundete unten, also umgekehrt wie
bei der Panzerung Assurnasirpals. Auch
die Pferde auf diesem Relief sind mit einem
Panzer versehen, der durch einen Riemen
festgehalten wird, ebenso wie der der Krieger.
Bei dem Panzer des Kónigs und seines
Wagenlenkers markiert sich vorn, lángs der
Körpermitte, eine Linie, ein Saum, der zu-
gleich anzeigt, dass hier geóffnet wurde.
Die Gesichtspanzerung haben wir uns
sicher als einen Helm mit einer Brünne zu
denken, die an diesen befestigt wurde. Zu
dem Zwecke werden Oesen und Haken sich
am Helm befunden haben. Diese Brünne,
die auch den Nacken schützt und bis auf
die Brust herabreicht, kann im allgemeinen
aus einem Geflecht aus Ringen bestehen, in
deren jeden zwei oder mehrere Ringe ein-
greifen, also aus einem Kettenpanzergeflecht
oder aber wie bei den Assyrern aus einem
Folgenpanzer, Schuppenpanzer, bei dem die
eisernen Plättchen auf Leinwand oder Leder
befestigt waren; denn die Zusammensetzung
der assyrischen Brünne ist genau die gleiche
wie die des Panzers. Ein schönes Beispiel,
wenn auch kein assyrisches, eines solchen
Helmes mit Brünne, ein Geschenk Seiner
Majestät des deutschen Kaisers, finden wir
im dem kgl. Zeughause zu Berlin, wo man
überhaupt manches für unsere Studien Wert-
volle findet, das zur Vergleichung und zur
Veranschaulichung heranzuziehen äusserst
gut ist. Es ist eine Becken- oder Kessel-
haube, in Schlesien gefunden, und stammt
aus dem 13. Jahrh. n. Chr. Inventarisiert
ist es unter 99. 32. Wie dieser Helm ge-
tragen wurde, veranschaulicht eine daneben
stehende Zeichnung der Zeughausverwaltung.
Nur den Nasenschutz, den diese Haube hat,
können wir in Assyrien nicht belegen. Gesicht
(d. i. Augen, Nase und Mund) lässt die assy-
rische Brünne frei. —
Schliesslich möchte ich noch die Auf-
merksamkeit des Betrachters des Reliefs bei
Layard I 28 lenken auf die Panzerung der
Wagenlenker, die bei ihnen nur bis zur
Nabelgegend geht, während das Kleid weiter
herabreicht. 397 trägt jener Krieger rechts,
der zum Schutze des hohen Offiziers neben
ihm steht, einen Helm mit Brünne; im
übrigen ist aber sein Leib nicht weiter durch
irgend welchen Panzer gedeckt. Dagegen
finden wir auf den Assurnasirpalreliefs nie
Krieger, die zwar gepanzert, aber ohne
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Marz 1907.) 124
Helm sind, wie ausnahmsweise auf den sog.
Balawatreliefs (s. Londoner Publikation H 4).
Betrachte die Gepanzerten auch inbezug auf
ihre Tätigkeit im Kriege (395, 397, 399 und
Layard 1 28 und 29)! Bald erschienen sie
als Bogenschützen zu Fuss oder zu Wagen,
bald mit Schild und Stosswaffe, dann wieder
minierend und schliesslich auch als Wagen-
lenker. An den Füssen tragen diese Schwer-
gepanzerten bald Sandalen (399), bald keine,
wie Layard I 29, Phot. 395 und 397.
Bei letztem Relief, 397, könnte man auf
den Gedanken kommen, dass die barfüssigen,
gepanzerten Krieger im Wasser stehen und
darin für ihre Barfüssigkeit den Grund sehen.
Diese Annahme ist aber falsch, da die
Künstler Assurnasirpals etwas in Wirklich-
keit im Wasser Befindliches auch auf dem
Bilde von Wasser umrahmt sein lassen (378,
383, 385 und 387). Besonders interessant
ist hier für uns jener einen Kriegswagen auf
dem Rücken tragende Krieger auf 383, dessen
linker Fuss in Wirklichkeit im Wasser steht
und daher auch in der Zeichnung vom Wasser
umgeben ist. Das ist hier, 397, nicht der
Fall. Vielmehr stehen also unsere Gepanzerten
für unseren Standpunkt hinter dem Wasser.
Deshalb sind siein derZeichnung auch stehend
auf dem Wasser dargestellt, gemäss der
Regel, dass je mehr in Natur eine Person
oder ein Gegenstand im Hintergrunde sich
befindet, diese desto höher in die Bildfläche
gerückt wird. Vgl. 378 und 400, wo im
Vordergrunde das Wasser ist und hinter
diesem das unebene Gelände sich daran an-
schliesst. Vor unserer Stadt auf 397 liegt
ein nasser Graben, dessen Bekleidungsmauer
mit einer Brüstungsmauer versehen ist. Da-
hinter liegen die drei Umwallungen der Stadt.
Die gepanzerten Krieger haben nicht nur
die Bekleidungsmauer zerstórt, sondern auch
schon einen Teil der áussersten Umwallung,
so dass sie also bereits auf trockenem Boden
stehen. Dass der Künstler dieses Bildes
sich selbst jedoch nicht immer viel Sorgen
darum gemacht hat, wo seine Personen ent-
sprechend der Handlung, mit der er sie be-
schüftigt sein lüsst, in Wirklichkeit stehen
müssen, sehen wir &us dem anderen minie-
renden Kriegerpaar, rechts von den Ge-
panzerten. Dieses zerstört bereits die
äusserste Umfassungsmauer, und trotzdem
befinden sich ihre Füsse der Zeichnung nach
vor dem Wasser, was nur bedeuten kann,
dass diese in Wirklichkeit im Wasser sind.
Der Künstler hat also diese Personen im
Wasser stehen lassen, und dazu passen denn
auch sehr gut die Bewegungen, die er diese
125 [No. 8.)
beiden Personen machen lässt: der linke
Krieger steht nur mit einem Fusse im
Wasser, das andere Bein hat er nach
hinten weggestreckt, doch wohl, um es sich
nicht nass zu machen, während der andere,
rechte Soldat ebenfalls nur mit einem Fusse
gehörig sich ins Wasser hineingetraut hat,
er andere ist un weit zurückgesetzt
und befindet sich noch halb auf dem
Trockenen. Dass in Wirklichkeit eine der-
artige Haltung der Beine sehr anstrengend
wäre und beim Minieren wohl kaum auf
die Dauer möglich, dieser Umstand tut der
künstlerischen Wirkung keine Einbusse.
Weshalb der Künstler das Wasser bei dieser
Festung plötzlich links und rechts hat auf-
hören lassen, darüber können wir nichts
Näheres sagen. Die Andeutung genügte
eben dem Künstler, und eine weitere Aus-
führung des Wassers nach links hin hätte
nur störend wirken können, da dort dann
die Szene, wie sich ein Krieger durch die
Mauer durchzugraben sucht, überschnitten
worden wäre. Ob in Wirklichkeit das alles
so vor sich gegangen ist, ja ob es über-
haupt so vor sich gegangen sein kann, das
sind Fragen, mit denen wir uns nicht weiter
beschäftigen wollen und die sich jeder
allein beantworten mag. Sicherlich hat hier
der Künstler viel aus seiner Phantasie her-
aus geschaffen. Siehe auch 398, wo das
Wasser zwar sich unten auf dem ganzen Bilde
entlang zieht, aber wo es zunächst schwer
zu entscheiden ist, ob die Hauptszenen dieses
Bildes nach dem Willen des Künstlers vor
dem Wasser oder im Wasser vor sich gehen
sollen. Vielleicht im Wasser, entsprechend
der Zeichnung jenes im Wasser stehenden
Kriegerpaares auf 397! Doch zeigt die Ueber-
schneidung des linken Vorderfusses des
stürzenden Pferdes mit den Pflanzen deutlich,
dass die ganzen Szenen vor dem Wasser statt-
finden. Es ist die Szenerie also ebenso wie
auf 378. Erst die Festung im Innern des
Bildes, dann nach aussen der nasse Graben,
und schliesslich noch weiter nach aussen wieder
das feste Land, mit Pflanzen und Bäumen
bewachsen, auf dem beide Male Gefechte statt-
finden. Der Künstler von 378 hat den nassen
Graben in seiner ganzen Ausführlichkeit ge-
zeichnet. Ob es sich hier allerdings bloss
um einen gemachten nassen Graben handelt
oder ob die Festung gleichsam als Insel in
einem See oder Flusse liegt, ähnlich wie
Kadesch am Orontes (Ausgrabungen in Send-
schirli II 179f., wo auch eine Planskizze
gegeben ist), ist schwer auszumachen. Ich
meinerseits glaube, dass das Wasser auf 378
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZE'TUNG.
[März 1907.) 196
nur deswegen so breit ichnet ist, weil
der Kiinstler hier mehr Wert auf die Dar-
stellung der über das Wasser flüchtenden
Krieger legte, wáhrend der Künstler 398 auf
die Gefechte diesseits des Grabens den Haupt-
wert legte und deshalb den Graben nur
andeuten brauchte, da er auf diesem nichts
vorgehen liess. Die aufgeschüttete Erde am
Rande des Grabens auf 378 ist das Glacis, und
das Ganze erinnert etwas an die alten Burg-
walle (Ringwälle) in der Provinz Preussen.
Die jetzt über das Wasser schwimmenden
Personen haben vielleicht das Glacis bisher
verteidigt und haben nunmehr weichen müssen.
Aber nicht bloss zu Wagen finden wir
die Bogenschützen, wir treffen sie auch be-
ritten an (386). Da sie durch ihre Waffe
verhindert sind, ihre Pferde zu lenken, so
reiten zu ihrer Linken Krieger, von denen
eigens die Pferde gezügelt werden. Sehr oft
sehen wir Bogenschiitzen zu Fuss, und diese
Art zu kümpfen wird sicherlich weitaus am
häufigsten gewesen sein. Ja, wenn der un
nahe an der Mauer der feindlichen Stadt
tobte und diese nahe der Uebergabe war,
bemerken wir sogar den König zu Fuss mit
dem Bogen kämpfen (376 und 395). Selbst-
verständlich ist auch hier der König in deu
Kampf auf der Wagen gezogen, nur hat er
diesen jetzt vu..assen. Ebenso sind auf 399
die beiden schwergepanzerten Krieger, die
vor dem Wagen kämpfend dargestellt sind,
sicherlich von diesem abgestiegen zu denken.
Miscellen
von G. Hüsing.
7. Die Ebenholz-Inseln.
Die in 1001 Nacht vielfach erwähnten
Ebenholzinseln, die zwischen Arabien und
Indien liegend in innere und äussere ge-
schieden werden, können nirgends anders
gesucht werden als im erythräischen Meere.
Dabei bleibt es fraglich, ob auch die „äusseren“
noch im persischen Golfe liegen. — von den
„inneren“ kann man es ja gar nicht anders
annehmen, und diese sind, wie ich schon
mehrfach betont habe, offenbar die gleichen
wie die „schwarzen“ Inseln des „versteinerten
Prinzen*, deren vier sein sollen. Ich sehe
in ihnen das Land Паууша, wie ich zuletzt
in meinen „Beiträgen zur Kyrossage" (S. 19
und 133) ausgeführt habe. Diese Insel hat
ausser den Ureinwohnern, den Panohaiern,
197 (No. 8.)
noch 4 verschiedene Bevélkerungsgattungen:
Okeaniten, Inder, Skythen und „Kreter“.
Obgleich hier eine Fünfzahl herauskommt,
glaube ich die Angabe doch mit der in
1001 Nacht genannten Vierzahl vergleichen
zu dürfen!. Es gibt der Möglichkeiten
mehrere, die Fünfzahl auf eine Vierzahl
herabzusetzen, doch soll diese Frage spüter
behandelt werden. Nur daran, sei erinnert,
dass auch Panchaier, Okeaniten und Doier
als Bewohner angegeben werden am vQigvAioc
Odvunos, und weiter jährlich drei соҳоутес
und 3 Städte, unter denen J/avaga als vierte
erscheint.
Ich komme auf die Frage der Ebenholz-
Inseln zurück, angeregt durch nochmaliges
Lesen der Arbeit Ed. Glasers in den MVAG.
1899, 2.
Glaser kennt dort (S. 12 und 13) nur
afrikanisches und indisches Ebenholz, meint
aber (S. 13 und 24), dass man letzteres in
Ommana zu kaufen bekommen haben werde.
Liegen aber Ebenholz-Inseln im persischen
Golfe, dann ändert sich das Bild, einerlei ob
dort heute noch ein Strunk wüchst, was wohl
in Europa heute wenige Leute werden zu
beurteilen vermógen. Dass eine so stark der
Ku'tur ausgesetzte Gegend durch Raubbau
ihre alten Schütze geplündert sehen muss,
ist ja naheliegend.
Wenn aber Glaser S. 41 fragt, wo im
üthiopischen Lande Ebenholz vorgekommen
sel, so muss ich an meine Ausführungen,
Beitrige zur Kyrossage S. 134 (vgl. auch
Register) erinnern. Herodotos, der so oft
die eigentlichen (asiatischen) Aethiopen nach
Afrika hinüber verlegt, kann gerade an dieser
Stelle (III 97), wo er auch von den Indern
spricht, nur die am erythrüischen Meere
meinen: man prüfe nur die Stelle! Und hier
besteht der Tribut aus Gold, Ebenholzbáumen,
Knaben und Elfenbein.
Also wird das Vorkommen der Eben-
aceen am persischen Golfe wohl nicht zu
bestreiten sein. Wer will aber behaupten,
dass es in diesem Gebiete nicht früher auch
Elefanten?) gegeben habe? Das Vorkommen
dieses Tieres im nórdlichen Syrien lehrt ja
doch zur Genüge, dass wir die heutigen Ver-
haltnisse nicht auf das Altertum übertragen
dürfen. Dass noch in 1001 Nacht der Affe
in diesen Gebieten eine besondere Rolle
1) Zu diesen vier Arten von Fischmenschen ge-
hören wohl auch die vier Oannes-Gestalten des
Abydenos.
*) Diodoros erwähnt sie in Panchaia.
ORIENTALISTISCHE LITTEHRATUR-ZEITUNG.
(Marz 1907.) 198
spielt, ist auch keine Erfindung, und dass
die Affengestalten des Besa und Hanuman
von dort ausgehen, wird auch immer sicherer.
Welche Rolle noch heute der Melek Täus
bei den Jeziden spielt, ist bekannt; und doch
hat dieser Bronzegott nicht das Aussehen
eines Pfaues, die Überlieferung wird viel-
mehr als sehr alt zu gelten haben. Uber
Gold in Ommana schreibt Glaser S. 14. Es
ist mir nicht erinnerlich, ob er in seiner
„Skizze“ die Pliniusstelle (NH. 28, 150),
Іше Mamaeum (?)!), ubi auri metalla, er-
wühnt hat.
Kurz vorher spricht Plinius von dem
karmanischen Flusse Hytanis, der Gold führt;
auch grabe man hier Erz, Eisen, Arsenik
und Mennige. Und unmittelbar vorher spricht
er von der Sonneninsel, die auch , Nymphen-
lager“ heisst; sie ist von rótlicher Farbe und
jedes Tier kommt auf ihr um. Wenn Strabon
(C. 735) sagt: ловттеоҘов Ó ex uev rg naga-
Ағас аосуооюу, wo liegt dann diese; Küste
Ich will hier jede unnótige Wiederholung
vermeiden und verweise daher auf OLZ. 1904
Sp. 90f. und Sp. 218 und 221, ferner 3871.
und 1903 Sp. 371 als einstweiligen‘, Hinter-
grund.
Mit Hommel (DieInsel derSeligen) stimme
ich also insoweit überein, als auch ich in
Поаууаю zwar eine civitas solis, aber keine
Utopie sehe. Der Gott Ammon, der erobernd
einfällt, ist der gleiche, wie der in der Per-
seus-Sage bei den Aithiopen erwühnte, ist
aber nicht der Aegypter Gott, sondern Amman
Kasipar von Elam; darauf deutet schon die
Fahrt des,,Zeus" über Babel nach Panchaia.
Diese Eroberung aber dürfte gleichfalls so
ziemlich historisch sein, denn hinter Ammon-
Huban verbirgt sich Hubanumena I. von
Elam. Ich glaube Hommel auch, dass das
bekannte ügyptische Mürchen von Panchaia
handelt, und nach den Ausführungen W. M.
Müllers (Asien und Europa S. 208 fl.) zu
schliessen, würde vielleicht eine Untersuchung
lohnen, ob das Fnhw der Aegypter nicht am
Ende doch wo anders liegt, als wo man es
sucht. Der ügyptische Sindbad bringt unter
anderem Elfenbein, Paviane und „grüne
Affen“ mit; ob unter den Hölzern auch Eben-
holz? Merkwürdig ist aber, dass auf der
Wunderinsel eine Jungfrau weilt, auf die
eine himmlische Flamme gefallen und sie zu
Asche verbrannt hatte, denn diese Jung-
frau ist ja die Prinzessin der Eben-
holz-Inseln!
1) Manieum, Mavienum, Hammaeum, Alilaeum?
Verlesen aus Aar(a)ıov?
129 (No. 3.)
Jedenfalls ist eine Inselgruppe, die
zwischen Arabien und Kadrosien liegt, weder
(mit Brunnhofer) als Bengalen oder Ceylon,
noch (mit Hommel) als Sokotra anzusprechen.
Ihre Produkte gehen durch Vermittelung der
Araber auch nach Aegypten. Wenn Brunn-
hofer (Vom Aral bis zur Gangä S. 81) die
„Kreter“ als ursprüngliche Kureten auffasst,
so wird das richtig sein, erinnert aber zunächst
an die elamische Göttin Kurs, nach der der
SEMI östlich von Busehr Kyribolos
ess.
8. Besa als Meergott.
Im 5. Hefte seiner „Beiträge zur Alter-
tumskunde des Orients“ hat Landau den
Me is der Sindbad-Erzühlung mit einer
aus pros stammenden Tonfigur zusammen
gestellt, die den Besa auf einem Weibe reitend
zeigt. Es ist ohne weiteres vorauszusetzen,
dass diese ,vage Kombination^ nicht viel
Glauben finden wird. Man wird sagen, ein
Kapitellchen, das irgend einer Laune zufolge
einmal den vielbeliebten Besa einem Weibe
auf die Schultern setzt, und der Scheich des
Meeres in 1001 Nacht — das sei denn doch
eine kleine Zumutung.
Allein, so seltsam hier der Ausgangspunkt
war, und so zweifelhaft die gesamte Ein-
kleidung und die Schlussfolgerungen sein
mögen,%so hat sich doch wieder einmal der
Satz bewührt, dassjimythologische Ver-
gleichungen sich zwar nicht auf Uberein-
stimmung in einem Motive gründen lassen,
dass aber in der Regel weitere Motive sich
dazu gesellen.
Dass der bósartige Sindbad-Reiter eine
Dublette vom Polyphemos der Sindbad-Sage
ist, hat Landau wohl richtig gesehen, aber,
wie 80 oft, sind offenbar auch hier wieder
mehrere Varianten hinter einander gestellt,
nachdem sie nach dem Differenzierungs-
Prinzipe einandergenügend unähnlich gemacht
waren. Vom Scheich des Meeres kommt
Sindbad nämlich in die Affenstadt. Aber
in der 3. Reihe kommt er vom Affenberge
zum Kyklopen, dessen Schloss übrigens ein
Tor aus Ébenholz hat. Die Affen vom
Berge aber bestürmen sogar das Schiff, ja
sie treiben fast Seefahrt. Es ist wohl kaum
zweifelhaft, dass das die Meerkapis vom
ersischen Golfe sind, jene Sorte, die der
ischer Chalife aus dem Wasser heraus holt
und offenbar die nümlichen, die unter Hanu-
mans Leitung die Brücke nach Ceylon bauen.
Da nun Besa als Affengott dargestellt wird,
ORIENTALISTISCBE LITTERATUR-ZEITUNG.
{Marz 1907.) 190
leich aber mit der Federkrone, Hanuman
halb Affe, halb Vogel ist, und der Gott des
persischen Golfes, dessen Untertanen die
Affen sind, doch wohl auch als Affengott zu
erwarten ist, während er ja wirklich als
Vogel auftritt, so diirfte die Gleichung
Besa = „Scheich des Meeres“ schon ein
anderes Antlitz zeigen.
Weiter wollen wir an dieser Stelle nicht
gehen, wir würden sonst auf die Mythen-
vergleichung kommen, die hier zu kompliziert
wäre. Möge man aber bei der Beurteilung
des Beitrages von Landau auch das Vor-
stehende in Erwägung ziehen.
Bespreehungen.
Hu teligionsgeschichtler und ge-
she Ond Eine Prüfung der N
setzungen der ,religionsgeschichtlichen* Betrachtung
des Alten Testamente und |der Wellhausen'schen
Schule. Im Anschluss an К. Marti's, „Die Religion
des AT unter den Religionen des vorderen Oriente.
Zugleich Einfübrung in den kurzen Hand-Kommentar
zum AT.“ Leipzig, J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung
1906. 64 S. Besprochen von Wilhelm Erbt.
Die von der Wissenschaft zu leistende
Arbeit kann ein einzelner nicht bewältigen.
Unwillkürlich kommt es zu einem Zusammen-
arbeiten, das nur durch ein geschlossenes
Zusammenhalten in den Zielen und in der
Art und Weise des Vorgehens zu diesen
Zielen möglich gemacht wird. So führt der
Wisssenschaftsbetrieb von selbst zur Schul-
bildung, zur Parteigründung, zu einer Ge-
nossenschaft, die oft fester geeint ist, als es
geschriebene Gesetze und Statuten zu be-
wirken imstande würen. Solange der Fort-
schritt dadurch sicher gestellt wird, ist der
gemeinschaftliche Eifer nur erfreulich. Aber
es kann die Stunde kommen, wo neue Er-
eignisse, neue Erkenntnisse die Ziele und
Methoden, die zur Schulbildung geführt haben,
überbieten. Wenn sich dann das ursprünglich
freie Zusammenspiel der Kräfte nicht elastisch
genug zeigt, von der so veründerten Sach-
lage zu lernen, liegt die Gefahr vor, dass
die erstarrte Partei auf dem Wege der
Forschung zum Hindernis wird. ‚Ihre Aktion
ist nur durch den Namen vormaligen Fort-
schritts verhüllte Reaktion; sie gefährdet
die Verdienste, die sie sich in einem früheren
Stadium redlich erworben hat.
So liegen gegenwürtig die Dinge auf dem
Gebiete der „religionsgeschichtlichen“ Wissen-
schaft. Winckler hat es im Anschluss ап
131 (Ко. 8.)
Marti’s oben zitierte Arbeit unternommen,
zu zeigen, dass die Schule, die sich zum
Betriebe dieser Forschung auf biblischem
Gebiete gebildet hat, die Zeichen krankhafter
Erstarrung trägt. Er führt aus, wie sich
neue Hilfsmittel zur Erkenntnis des alten
Orients, in dem die Bibel geschrieben wurde,
zur Verfiigung gestellt haben, wie aber von
der ,religionsgeschichtlichen* Schule diese
Hilfe nur zum Teil grundsätzlich anerkannt,
in keinem Falle aber angenommen werde.
Thesen und Ausführungen Marti’s benutzt
er, um ihnen das aus den altorientalischen
Quellen erschlossene neue Verständnis gegen-
überzustellen. So wird das Heft selbst zu
einem gedrängten Abriss der Auffassung
Wincklers von dem Verhältnis Israels zum
übrigen Orient, von der Entstehung dieses
Volkes und dem Bestande der alttestament-
lichen Religion.
Die Gegner, denen Winckler, eine ge-
wissermassen programmatische Arbeit pro-
55 beantwortend, gegenübertritt,
aben sich oftmals darüber beklagt, wie
bitter ihnen mitgespielt werde, allerdings
ohne zu bedenken, daze sie vielfach nur ihr
eigenes Echo entgegennehmen mussten. Man
hatte vom Spuk der altorientalischen Welt-
anschauung in den Köpfen Wincklers und
seiner Anhänger gesprochen und zeigte sich
dann betroffen durch den nicht ganz an-
genehmen Nachweis, dass man selbst aus
Unkenntnis Tatsachen fiirGespenster gehalten
habe. Man konnte schliesslich dem An-
gegriffenen, der sich so verteidigte, die Sach-
kenntnis nicht absprechen; aber man war
und blieb verstimmt. Nun, die ruhige, sach-
liche, fremde Verdienste und Einsicht vollauf
würdigende Weise des vorliegenden Heftes
lisst gar keine andere als die gleiche Art
der ägung und Berücksichtigung zu.
Auch diese Brücke ist also zwischen Freund
und Feind geschlagen. Geben wir uns der
Hoffnung hin, dass sie benutzt wird, um
der biblischen Wissenschaft den Fortschritt,
den ihr neue Hilfsmittel schon längst gewährt
oder versprochen haben, den von der orien-
talischen Forschung sehnlichst erwarteten
Fortschritt zu ermöglichen.
Sadke.
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Marz 1907.) 182
Oondamin, P. Albert, de le Comp. de Jésus, Le
Livre d’Isaie. Truducticn critique avec Notes et
Commentaires. Paris, Librairie Victor Lecoffre 1906.
Gr. 8° XIX, 401 8., Fr. 8,00. Besprochen von
Alfons Schuls.
„La présente étude se place au point de
vue historique et critique; elle essaie de
rendre un compte exact de l'état du texte
et de bien exprimer le sens littéral... Cet
ouvrage ne prétend pas remplacer les com-
mentaires ой la parole du prophéte est
interprétée dans ses applications & la théo-
logie, à la liturgie, à la prédication chré-
tienne“ (S. VI). Danach ist das Buch, wie
auch sein Titel besagt, mehr eine kritische
Uebersetzung als ein Kommentar, wenngleich
sich auch verschiedene längere oder kürzere
Erórterungen über exegetische Fragen finden.
Die längste ist die Ausführung über den
„Knecht Jahwes“ (S. S. 325—344), den Cond.
ausschliesslich als den künftigen Messias
deutet. "Viele der hier nicht behandelten
oder nur kurz bertihrten Fragen behält sich
der Verf. vor für eine Introduction au Livre
d'Isaie — u. а. die nach der Authenzitat
und dem Ursprung des Buches.
Die neueren kritischen Arbeiten sind vor-
urteilsfrei und mit selbstündigem Urteil ge-
würdigt, besonders die von Cheyne, Marti,
Skinner und Duhm.
Nur zwei Bemerkungen zu der vielum-
strittenen Stelle 53,8f! In V. 8 liest C.
anstatt M mit einer einfachen Aenderung
2" in Sinne vom Rechtsfall: „et qui
songe à была ва cause?“ Durch das
eingeklammerte défendre deutet er aber schon
an, dass ihm auch die neue LA. nicht recht
genügt, Er legt dadurch einen Sinn in den
ers hinein, den die hebräischen Worte nicht
haben. Und da die Verba mp) und m beide
den bereits erfolgten Tod des Gottesknechtes
voraussetzen, so kann zwischen ihnen
nicht ein Ausdruck stehen, der die Stimmung
des Volkes während des Gerichtsverfahrens,
welches seinem Tode vorausging, schildern
würde.
Nachdem für diese Stelle schon so viele
Vorschläge gemacht sind, möge hier zum
Ueberflusse noch ein neuer folgen. Dem
mp> steht parallel das “m in der zweiten
Vershülfte. Da das zweite Verbum eine
örtliche Bestimmung Dep ywo hat, so
müssten wir nach dem Parallelismns eigentlich
auch bei Mp? eine Angabe des Ortes er-
warten, aus dem er weggenummen wurde.
Eine solche órtliche Bestimmung kann aber
nicht in dem Eë yo am Anf. liegen;
denn dann würde mit mp> schon auf die
188 (Ко. 3]
Erhöhung des Gottesknechtes angespielt
werden, was durchaus nicht in den Zu-
sammenhang passt. Die Angabe des Ortes,
von wo jemand weggenommen wird, neben
про haben wir II Kön. 2,10 : mn np.
Fast denselben Ausdruck wiirden wir an
unserer Stelle erhalten, wenn wir das D aus
Wan Stelle des 1 vor MN setzen dürften:
tre np». Der Gedanke „hinweggenommen
aus der Gemeinschaft seiner nok, paar bel
würde dann vollständig entsprechen dem
folgenden „abgeschnitten aus dem Lande
der Lebenden“. Das aus 70 übrig gebliebene
' müsste dann mit einer ganz ge igen
Aenderung als Waw consecutivum zu dem
Verbum Mm gezogen werden, welches dann
freilich auch eine kleine Abänderung erfahren
müsste. Diese ist aber garnicht schwer.
Ps. 107,39 lesen wir nämlich “yp in dem-
selben Sinne wie hier, verbunden mit ww
Ton mw’): „sie sanken hin infolge von Be-
cking“. Wenn wir danach nur das
zweite "| streichen, so können wir hier lesen
me und V. 8*^ würde lauten:
np» DDOD) "yb
nun TANS
Für das bekannte wy V. 9 liest C. mit
Böttcher u. а. y^ Wy, was tatsächlich
mehr in den Zshg. zu passen scheint. In
der Begründung Me er, dass 9° die
beiden ersten Stichen 9* b erkläre, was bei
der LA. des MT. nicht der Fall sei: „si 5y
est traduit parce que, le 2° distique ex-
lique 9° et ne tient pas compte de 9*“
8.322). Das möchte ich bezweifeln. Man
muss nur 9" und 9? zusammenfassen etwa
in dem Sinne: „Den ursprünglichen Plan,
ihn bei Gottlosen zu begraben, änderte man
nach seinem Tode, indem man ihn bei einem
Reichen bestattete.“ Bei der Uebersetzung
„Man wies bei Verbrechern sein Grab an,
aber nach seinem Tode bei einem Reichen“
wird auch das j^) jedesmal in demselben
Sinne gebraucht und man entgeht der
Schwierigkeit, die C. aus Corluy anführt:
„quod (7 sumitur duplici sensu in duobus
membris, nisi subaudiatur vm vel Nin}, quae
ellipses etiam satis durae videntur.“ C.
scheint aber nicht zu merken, dass diese
Schwierigkeit e für seine Uebersetzung
besteht: ,On lui prépare un tombeau avec
les SC ex П meurt avec les malfaiteurs.“
Dan hat er offenbar ein wi" ergänzt!
Ein Hauptzweck des Verf. scheint der
zu sein, dass er seine langjährigen Unter-
suchungen über Strophenbau in den poe-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Mars 1907) 194
tischen Büchern des A. T., die ihn zu ähn-
lichen Ergebnissen gefiihrt haben, wie seinen
verstorbenen Ordensgenossen Zenner, eine
Anwéndung auf das Buch Jesaja geben will.
»Une restitution exactc des strophes est de
la plus grande importance“ (S. VII) Er
verspricht sich davon Vorteile für das Ver-
stindnis des Textes sowie für die höhere
und niedere Kritik. Die von Budde in
Hastings 5 of the Bible (IV, 8) auf-
gestellten Regeln bez. der Strophen glaubt
er überall genau befolgt zu haben. Mit
Zenner entscheidet er I. Strophe, II. Gegen-
strophe, III. Zwischenstrophe (strophe inter-
médiaire — Zenner: Wechselstrophe).
Die angebliche Endeckung von Strophen
dieser Art ist noch nicht alt. Es ist
naturgemäss, dass bei der Entwicklung einer
neuen Theorie sich viel Subjektives findet,
und dass andere solchen Versuchen gegen-
über etwas kritisch sein werden. Bedenklich
ist die Sache schon da, wo die Strophen-
Hypothese!) gestützt werden muss durch
eine neue Hypothese, etwa durch Ver-
setzung von Versen oder ganzen Abschnitten.
Als Beispiel diene die Behandlung von
Kap. 10 durch den Verf.
Die erste Strophe soll bestehen aus
V. 5—7. 15. C. setzt also V. 15 zwischen
V. 7 und 8. Allein V. 8 schliesst sich wie
im MT. viel besser an 7 an. V. 7 redet
von den Plänen des Assyrerkönigs, viele
Völker auszurotten. V. 8 ff. werden diese
Pläne näher ausgeführt und gerade in V. 8
einige solcher Völker genannt. V. 15 würde
diesen Zusammenhang nur stören. — Dann
wird V. 10, 11 als nicht ursprünglich aus-
geschieden: „car Isaie n'aurait pas prété au
conquérant раїеп ces expressions: ‚les faux
dieux', ,les idoles‘ de Jérusalem et Samarie“
(S. 94). Aber warum nicht? Der Prophet
will gerade die Gottlosigkeit des Assyrer-
kénigs dadurch kennzeichnen, dass er diesen
den Jahwe der Heerscharen auf eine Stufe
stellen lässt mit den ,Nichtsen* der heid-
nischen Nachbarvölker. Ferner sollen die
Verse nicht in den Zusammenhang passen,
weil sie in Prosa geschrieben seien. Dann
müsste aber auch die berühmte Stelle 7,10 ff.
herausgerissen werden, welche С. in ein
prosaisches Gewand gekleidet hat mitten
unter prosaischen Stücken.
Weiter! Um zu der „Strophe“ V. 27 4—
32 die entsprechende „Gegenstrophe“ zu be-
1) Um Hypothesen handelt es sich tatsächlich
noch, abgesehen von einigen ganz besonders klaren
Fällen wie 9,8 — 10,4.
185 No. 8.)
kommen, schiebt er zwischen V. 32 und 33
das Stück 14, 24 —27 ein. Allein auf die
bis V. 32 aufs Hóchste gespannte Erwartung
des Lesers passt nicht die langatmige Er-
örterung 14,24 ff., sondern die kurze,
packende Schilderung des göttlichen Ein-
greifens 10, 33. 34. Es besteht also auch
hier kein Grund, V. 33 nicht auf 32 folgen
zu lassen. Dazu würde die III. Strophe,
die nach C. nur aus den beiden Versen
33. 34 besteht, für sein System zu kurz sein.
Sind diese Ausstellungen berechtigt, dann
passt wenigstens für Kap. 10 die Strophen-
einteilung C.s nicht. Auch für ihn gilt der
Grundsatz, den er (S. V) aufgestellt: „La
critique textuelle et la critique historique et
littéraire pour étre vraiment scientifiques
doivent ne rien découvrir sans ве laisser
guider par des raisons objectives..."
Das vorliegende Buch gehórt zu den im
Verein mit der „Revue Biblique^ erscheinen-
den „Etudes Bibliques“ und liefert ebenso
wie die anderen Veróffentlichungen den Be-
weis, dass die katholische Wissenschaft sich
sehr wohl mit wahrer Kritik vertragen kann.
Braunsberg.
Steinsohneider, Moritz, Die Geschichtslite-
ratur der Juden in Druckwerken und Hand-
schriften. I. Abt.: Bibliographie der hebräischen
Schriften. Frankfurt a. M. d Kauffmann) 1905. 6 M.
Bespr. v. F. Perles.
Der Untergang des zweiten jüdischen
Staates bezeichnet zwar durchaus nicht das
Ende der jüdischen Geschichte, aber das
Ende der jüdischen Geschichtsschreibung.
Woher sollte auch ein Anreiz zur Darstellung
der eigenen Geschichte kommen bei einem
Volke, das seine Geschicke nicht mehr selber
bestimmte, sondern seine ganze physische
und geistige Kraft ausschliesslich darauf
verwendete, seine religiöse Eigenart inmitten
einer Welt von feindlichen Mächten zu be-
haupten! Treffend bemerkt Grünbaum!) von
der Geschichte der Juden in der Diaspora:
„Hier wird immer nur erzählt, was mit den
Juden geschah; es ist eine Passionsgeschichte.
Man könnte eine Geschichte der Juden
schreiben und dabei durchaus nur Zeitwörter
in der passiven Form gebrauchen, und ein
passendes Motto zu jeder jüdischen Geschichte
wäre die Stelle aus Sophokles?): Meine Taten
sind mehr erlittene als vollbrachte“ Ein
1) Jüdisch-deutsche Chrestomathie. Vorwort IX.
Oedip. Colon. 266 «& ү {үх pou nenovdör істі
prov A Se3panbra.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[März 1907.) 186
Volk, das unter so abnormen Verhältnissen
lebte, musste notwendigerweise den geschicht-
lichen Sinn verlieren. Es lebte nie in der
Gegenwart, sondern verbrachte sein Dasein
zwischen der Erinnerung an seine grosse
Vergangenheit und der Hoffnung auf eine
noch gróssere Zukunft. So verschwommen
ihm die Unterschiede der Zeit und des Raumes
und schoben sich ihm die Ereignisse in eine
einzige grosse Fläche zusammen. Dazu kam,
dass die Juden infolge der von aussen und
innen genährten Abschliessung immer weniger
von der Geschichte der nichtjüdischen Aussen-
welt erfuhren, soweit dieselbe nicht direkt
auf ihre eigenen Geschicke zurückwirkte.
Wenn daher Steinschneider die Ge-
schichtsliteratur der Juden mit gewohnter
Gründlichkeit bibliographisch behandelt, so
ist es sein erstes, die falsche Vorstellung
von einer jüdischen Geschichtsschreibung zu
zerstören !): „Aufzeichnungen von Tatsachen
und Geschehnissen sind wohl Materialien für
Geschichte, aber nicht diese selbst, welche
im Nachweis des Zusammenhangs des Auf-
einanderfolgenden (des propter hoc im post
hoc) besteht.“ Die ganze Vorrede des Werkes
schildert die eigenartigen Schwierigkeiten
der Aufgabe und gibt dann eine kurze Ent-
stehungsgeschichte des Werkes, an dessen
bisher erschienenem I. Teil auch A. Marx und
A. Freimann mitgearbeitet haben, während
F. Kauffmann die II. (nichthebräische)
Abteilung herausgeben wird.
Steinschneider beginnt mit den in der
talmudischen Literatur niedergelegten ge-
schichtlichen Stoffen und gibt bei dieser
Gelegenheit eine treffende Charakteristik der
Haggada wie der Halacha nach ihrer Be-
deutung alsgeschichtlicheQuelle. Daschrono-
logisch geordnete mit dem dy Wo beginnende
und bis zur Gegenwart (1900) reichende
Werk bietet in seinen 311 5 weit
mehr als ein blosses bibliographisches Ver-
zeichnis, geht vielmehr auch auf Inhalt
und Kritik der behandelten Schriften
ein und gibt namentlich Hinweise auf die
Quellen über die Verfasser. Als besonders
wichtig seien genannt 5 13 (Eldad ha-Dani),
S 18 (Scherirs) 8 19 (Josippon), 8 24
(Memorbücher) Gerade weil дег grósste
Teil der hier zusammengestellten Schriften
und Dokumente nicht im eigentlichen Sinne
Geschichte bieten wollte, sondern aus einer
unübersehbaren Literatur erst herausgesucht
und auf seine geschichtliche Verwendbarkeit
geprüft werden musste, lag hier für den
1) Vorrede p. VI— VII.
187 (No. 3.)
Bibliographen eine besonders schwierige Auf-
be in der Begrenzung des Stoffes vor.
Das Werk, mit dem Steinschneider seine
Freunde zu seinem neunzigsten Geburtstage
beschenkte und das ein beredtes Zeugnis
für seine noch im hohen Alter ungebrochene
Arbeitskraft ablegte, bildet den würdigen
Schlussstein dieses nach Umfang des Wissens
und der Arbeit Bewunderung gebietenden
Gelehrtenlebens, das soeben (24. I. 07) seinen
Abschluss gefunden hat und dessen äussere
Ehren und Erfolge in einem schreienden
Gegensatz zu seinen Leistungen standen ).
Königsberg i. Pr.
G. A. Reisner, The Hearst Medical Papyrus, hie-
ratic text in 17 facsimile plates in collotype with
introduction and vocabulary (University of Cali-
fornia publications, Egyptian archaeology, vol. 1),
48 8. 17 pl. kl. fol. Leipzig (Hinrichs) 1905. 25 M.
Besprochen von W. M. Müller.
Wegen einer Orientreise kann ich leider
erst spät diese wichtige Publikation be-
rechen. Die neue medizinische Handschrift,
e auf Reisners Ausgrabungen indirekt
zurückgeht, ist ausserordentlich klein und
eng geschrieben und sehr inhaltreich. Zwar
deokt der grósste Teil des Inhaltes sich mit
Rezepten des Papyrus ‘Ebers, aber das liefert
immerhin wichtiges kritisches Material. Das
Alter der Handschrift überschätzt allerdin
der Herausgeber in seiner Entdeckerfreude
ganz gewaltig, wenn er sie (S. 1) zwischen die
12. und 18. Dyn. setzen will. Ueber die Mitte
der 18. Dynastie hinauszugehen ist kaum
möglich, vgl. besonders die teilweise fast
dieselbe Schrift aufweisenden, leider wenig
bekannten Leydener medizinischen Papyri.
Das Ms. mag etwas alter sein als der Londoner
1) Die von G. A. Kohut in der Festschrift sum
80. Geburtstag Steinschneider's veröffentlichte Biblio-
gra hie seiner Schriften umfasst 39 enggedruckte
iten und bedarf nun einer Ergänzung aus den in den
11 Jahren seitdem erschienenen Veröffentlichungen.
D Seltsam ist, dass viele längst bekannte Wörter
im Dunkel gelassen werden; t:ht „Bodensatz, Hefe",
ton „Binse“, N: „Saft“, mek „Leder, Riemen“ usw ge-
hören doch längst zum Gemeingut der Wissenschaft.
Den übermässig Vorsichtigen zu spielen, setzt wieder
die Mediziner ın zu starken Nachteil. Die Verant-
wortung für einige seltsame Lesungen (ndj „Fett“
— das n ist irrig hereingezogen nach Analogie von
Wörtern, wo ein n defektiv behandelt ist —) trifft wohl
nicht Reisner. Natürlich kämpft der Verfasser auch
wieder versweifelt mit den bekannten Schwierigkeiten
der Umschrift. Ich begrüsse es freudig, dass er
einen Anlauf nimmt, bei dem schlimmen Doppel-
buchstaben „Schilfblatt“ dessen zwei Werte zu unter-
scheiden. Zwar sind | (= X?) und j (1?) gänzlich
unpraktische Setzer- und Leserquälereien, und in
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Marz 1907.) 188
Pa , dessen Herausgabe ich seit lángerer
Zeit vorbereite, gees (ot es jünger als die
Berliner Zaubersprüche ftir Mutter und
Kind (deren Alter auch recht überschätzt
worden ist).
Verständigerweise hat der Herausgeber
sich nicht mit der gegenwärtig hoffnungs-
losen Aufgabe einer Uebersetzung abgequält
und hat lieber die Textherausgabe be-
schleunigt, indem er sich auf eine populäre
Einleitung und ein Glossar beschränkte, Eine
hieroglyphische Umschrift hätte er allerdings
nicht weglassen sollen; ir wären ihm
z. B. die Medikohistoriker dankbar gewesen,
die nun das Glossar kaum benützen können.
Sonst ist gerade das Glossar recht dankens-
wert. Die Mitteilungen über moderne ägyp-
tische Bauernmedizin sind interessant; hoffent-
lich behandelt sie der Verfasser noch einmal
erschöpfender. Hoffentlich werden die medi-
zinischen Spezialisten zum weiteren Ver-
ständnis der neuen Quelle beitragen, welche
nicht nur für die ägyptische Philologie von
grösster Bedeutung ıst! Das erleichtert
ihnen der sehr vernünftige Preis des Buches.
Andere Leute hätten es gewiss durch einen
Preis von 100 M. oder mehr der Benutzung
durch das profanum vulgus möglichst ent-
zogen.
Philadelphia.
Gubler, Theophil. Die Patronymica im Altindischen,
Leipzig (O. Harrassowitz) 1908. 8*. 1088. Bespr.
v. L Scheftelowitz. А
Das Patronymicum, das bereits der indo-
germanischen Urzeit bekannt ist, entstand
aus dem Bedürfnis, eine Person genau zu
bezeichnen. ,Dadurch, dass man neben seinem
der Anwendung findet sich der Verfasser nicht immer
zurecht, z. B. in „wi* (ich, mich) oder im Possessiv-
ame „ oder in dem Nomen derivatum „N)
yrrhe (aber sonst mit j! — Druckfehler?) ist doch
der Jodwert ganz besonders klar — aber jeder Ver-
such, die gegenwärtig gebrauchten Mangelhaftig-
keiten vor Versteinerung zu bewahren, ist verdienst-
voll, auch der irrige. Warum freilich s. B. gmy
„finden“, 8. 44, ohne den 3. Konsonanten („gm“)
geschrieben wird, während es genau dieselbe Bildung
ist wie іп) (sic! 15) oder irj (! 16) usw., mögen andere
herausbringen. Oder warum in „ (sic! doch wieder
Jodh!) rt-t* „Milch“ nicht das erste t gegen die
Handschrift in ¢ korrigiert wird, da doch die ein
Jahrtausend eher vermen s und „é“ der Hand-
schrift puristisch umkorrigiert werden usw. Solchen
Meinungsverschiedenbeiten, über deren Wichtigkeit
man auch verschiedener Meinung sein kann, steht
manches philologisch Neue gegenüber. Die Hand-
schrift scheint einer recht guten Ueberlieferung zu
entstammen; Emendationen wie Цу)т (44b) in dm
(38) scheinen nicht so viel nötig wie bei der Berliner
medizinischen Handschrift.
139 [No. 8.)
eigenen Namen auch den des Vaters ver-
wendete, wurde einerseits auf die legitime
Abstammung Bezug genommen, andrerseits
konnte so das Gefiihl, ein Mann von Familie
zu sein, trefflich zum Ausdruck gebracht
werden.“ Es gibt im Altindischen auch
Metronymica. Diese sind wohl darin be-
griindet, dass entweder die damit benannten
Personen illegitimer Abkunft gewesen seien,
der Vater das Kind nicht als eigenes aner-
kannt habe, oder dass der Vater vor der
Geburt gestorben ist und die Mutter das
Kind aufzieht, oder die Mutter eine hohe
Stellung einnimmt. Gublers Arbeit „Patrony-
mica im Altindischen“ zerfällt in drei Ab-
schnitte. Im ersten wird der Gebrauch der
Patronymica im Altindischen untersucht auf
Grund eines grösseren Abschnittes der vor-
klassischen Prosa. Der 2. Teil behandelt
die Patronymica mit Rücksicht auf das durch
sie zum Ausdruck gebrachte Abstammungs-
verhältnis. Im 3. Abschnitt wird die formale
Bildung der Patronymica mit Rücksicht auf
die Lehre der indischen Grammatiker dar-
gestellt, wobei einzelne Suffixe kurz mit
denjenigen verwandter Sprachen verglichen
werden.
Königsberg i. Pr.
Oppert, Gustav. Zur a re im alten
Indien, auf Grund literarischer Belege, vermittelt...
von P. Diergart. (Separatabdruck aus „Mitteilungen
zur Geschichte der Medizin u. Naturwissenschaften“
IV p. 421—437.) Bespr. v. L Scheftelowitz.
Oppert hat bereits in seinem Buche „On
the weapons . .. of the ancient Hindus,
Madras 1880, die Existenz des Schiesspulvers
als schon im Altertum in Indien bekannt
nachzuweisen versucht. Doch nach O. Gutt-
mann, Zeitschr. f. ang. Chemie XVII 31 8.
10604. soll das Schiesspulver etwa zwischen
den Jahren 1313 und 1325 erfunden sein und
er bestreitet, dass die Inder im 14. Jahrh.
das Schiesspulver gekannt hätten. Gegen
letztere Ansicht wendet sich Oppert im
obigen Aufsatz. Er sucht hierin darzulegen,
dass die Inder bereits in älterer Zeit Feuer-
waffen und Schiesspulver gekannt hätten,
Als besonders beweisend erscheint die von
O. angeführte Stelle aus dem Mahabharata,
Vanaparva XV, 5 nebst dem Kommentar
Nilakautha.
Kónigsberg i. Pr.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(März 1907.) 140
Babylonische Miszellen.
Von A. Ungnad.
1. Bani іп Eigennamen.
Eins der häufigsten Elemente der bab.
Namen sind die, deren zweites Element das
Partizipium báni in der prüdikativen Form
aufweisen. In der altbabylonischen Literatur
finden sich die mannigfaltigsten Götter in
Verbindung mit dieser Form, und zwar steht
dieses báni in der Regel ohne weitere Er-
gänzung; vgl. Namen wie Bél-bans, Hammán-
bans, Samai-báni, Sin-báni und viele andere
bei H. Ranke, Personal Names, bes. S. 223.
Eine Genetivergänzung ist sehr selten.
Ranke verzeichnet ausser einem unsicheren
Namen, der nach Pinches' Kopie (CT. VIII
20* Z. 42) wie ein unmögliches Sin-ba-ns-bu-
um aussieht, nur noch das in der Erklürung
unsichere Als-bäni-3u und das einmal belegte
ім Amurru-ba-ni-awelim. Clay gibt in seinen
Kassitentexten die Namen: Bél-báni, Ilu-bäns,
Ii i- hani, Rammän-bäni, NIN.IB-báni, Akt
bani, Ahüa?)-bäni, Ahu-bäni, ferner ™ DIL.
BAT-ba-ni (XV 167, 15) und 4 ёе DIL.
BAT-ba-ni (XIV 166, 15) die Clay ІЯағ-бат
liest. Ferner finden sich mit -banı oder -banu
zusammengesetzt: An-nu-ba-ns, Ja-u-ba-ni, Ja-
а-ви-ба-т”), A-ri-ba-nt, Bu- li- ba- nu, Hu- di-
da · nu und Ga- lu- ba- ni. Hier ergibt sich mit
völliger Sicherheit, dass wir für gewisse
Namen ein anderes Element bans anzuer-
kennen haben. Dies zeigt klar der Name
Ari-bani, der mit Ari-Tesub (cf. auch Bork
OLZ. 1906, 588 ff.) verglichen zeigt, dass
Bani mit Tesub auf gleicher Stufe steht,
demnach einen Gott oder Gottesüquivalent
in Mitanninamen darstellt. Vergleicht man
ferner Hudi-bani mit Hudija einerseits und
mit Arija etc. andrerseits, so sieht man,
dass auch hier Banu eine Gottesbezeichnung
bildet. Ueber die anderen Namen, besonders
Jau-bani, wage ich keine Entscheidung).
Immerhin wird man bei der Interpretation
von Namen, die Mitanniherkunft möglich
erscheinen lassen, stets diese doppelte Be-
deutung von bani im Auge haben müssen.
Für bans scheint sich auch das Element
3) Geschrieben NI. МІ = 4-й „mein Gott“.
) „Mein Bruder“ entsprechend 4-8 „mein Gott“.
з) Das зм ist an beiden Stellen unsicher; dass и
dafür zu lesen sei und der Name mit Ja-«-ba-ni iden-
tisch sei, ist aus paläographischen Gründen unwahr-
scheinlich.
) Man beachte unter deu mit Ja beginnenden
Namen den Namen Ja-an-zu-u wie für Clay’s
Ja-dBa-u gewiss zu lesen ist. Vgl. Jansü bei
Obel. 90, 125.
141 [No. 8.
ba-an zu finden. Dieses ist aber schon aus
grammatikalischen Gründen höchst unwahr-
scheinlich, da der stat. indet. (vgl. Gramm.
.26) nur ban, nicht ban lauten darf; nur
er stat. constr. lautet bisweilen so (vgl.
A3ur-ba-an-abli, Gramm. S 245). Der von
Clay Ea-ba-an gelesene Name (XIV 1, 26)
zeigt, dass wir hier kein ba, sondern ma
haben, da ba in dem in gleicher Zeile stehen-
den Namen MN. IB. ba-ni ganz anders aus-
sieht. Der Name heisst also Ea- ma- lu „Ea
und kein andrer ist Gott“; ebenso XV 186, 6
wo auch ma, nicht ba steht. Ebenso wird
man für Rammän-ba-an stets Rammãn · ma · ilu
zu lesen haben, was an allen Stellen möglich
ist. Sicher ist auch Amurru-ma-ilu (XV
171, 19), wo ma ganz so aussieht, wie in
Ni- ma- ahi (Z. 22). Endlich gehört hierher
Ni- ma- ilu (XIV 24, 5). Ob Nusku-K A K-3u
(XIV 10, 7) Nusku-ibmi-óu oder -bäni-Iu zu
lesen sei, ist unsicher. Fiir das gleichartige
Marduk-K AK-i« (XV 61, 3) ist nach der
Autographie Marduk-mi-3u zu lesen, ein Name,
der sich auch XIV 13, 2 findet.
2. TUI. KAb = „Best“.
In Clay’s Kassitentexten findet sich oft
ein Ideo m, das Clay mit IB-KID (z.B.
XIV S. 26, Z. 2) transskribiert; es sind die
Zeichen Brünnow No. 4952 und No. 1866;
Clay gibt es mit ,IB-KID seed“ wieder.
Was es bedeutet, zeigt sich aus XIV 33,
einer 4-spaltigen Liste, die in erster Reihe
das Getreide angibt, dessen Ablieferung
Fp ist, in zweiter das, was GK
ist, die dritte hat die Ueberschrift TUM. KA,
die vierte gibt Namen an. Bezeichnen wir
die in Spalte 1 stehenden Zahlen mit а;, аз,
as eto., die in Spalte 2 stehenden mit b;, ba,
bs eto., die in der TUM.KAD-Spalte mit
01, 02, 0: etc., so ist stets а — b = oi
woraus sich ergibt, dass die dritte Spalte
den aus unbekannten Gründen nicht ge-
lieferten des ganzen fälligen Ertrages
bezeichnet. it dieser Bedeutung , Rest“
o. & kommt man an allen Stellen aus.
ich ist nur die babylonische Lesung des
Ideogramms. Bekanntlich ist „Rest“ réhu
oder rébiw (wörtlich ,Uebriggebliebenes")?).
1) s. B. Z. 4: (47 gur + 3 pL) — (45 gur
+1 PI + 4 »I-) = (1 gar 4-3P1 4-6 P. Die
Lesung für J. das gemäss Strassmaier, МК,
66, 11 (Ы М sddannd, ša arbi ina gurri L ina elisu
tarabdi.) ein selbständiges femininales Wort ist, ist
noch nicht ermittelt.
*) Eigentlich Part. perf. von V rb.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Mars 1907.] 148
Das Ideogramm würde dazu gut stimmen;
denn einerseits ist KAD nur eine Spielform
des Zeichens HH (Meissner, OLZ. 1906,
109 ff.), andrerseits ist für letzteres gerade
die Bedeutung réhiu belegt (Meissner,
Seltene Ideogramme No. 831). Dann könnte
IB.KAD eigentlich eine Verbalform mit dem
sum. Präfik ib sein, also = ré) „es ist übrig“,
und ist dann auch auf das Substantiv reh
„Uebriggebliebenes“ übertragen worden. Es
sei aber auch darauf hingewiesen, dass- für
TUM HH. ŠE die Lesung zapiltu(Brün now
4966; Delitzsch, Hwb. S. 680°) belegt ist,
aber mit dem Clay XIV 115, 1 vorkommenden
TUM. KAD. SE nicht verglichen werden darf,
da letzteres gewiss „Rest des Getreides“
(also 2 Wörter! d analog Ausdriicken
wie TUM.KAD su enn „Rest der Verpfle-
gung* (XIV 113, 5), TUM. KAD ŠE EIR
IY 92, 1) u. a.
9. Menimzir = Bélit.
In dem merkwürdigen in seiner Art
einzig dastehenden Text Clay XIV 12 treten
uns eine grosse kassitischer Namen
entgegen, die von dem Herausgeber nicht
registriert sind. Hier wird von gewissen
Personen, oder richtiger ihren Kindern aus-
gesagt, ob sie DIR oder MI sind. Ich sehe
einen andern Zusammenhang zwischen beiden
Zeichen, als dass sie beide eine Farbe sämu,
bzw. salmu bezeichnen. Ferner findet sich
noch von einzelnen ausgesagt: si- ir- pi oder bei
me n st-ir-pa™. Was sirpu ausser „Schere“
bedeuten kann, ist mir unklar. Erhöht werden
die Schwierigkeiten noch durch das unbekannte
GAR. LAL, das sich Z. 2, 34 und 42 findet.
Interessant sind besonders ZZ. 5ff., die lauten:
I DIR? máré? Bur-ra-mi-nim-si-ir
І si-tr-pi mar Me- li· mi· nim ri- ir ü Man-
63-і” (ist dies Eigenname?), DIR mar Kun-
eee’ psi):
ier begegnen wir zweimal dem Element
Minimsir?), das ein kassitischer Gott oder
Gottes&quivalent sein muss. Nun vermisst
man in kassitischen Namen bisher eine
weibliche Gottheit; eine solche ist nach dem
kassitischen Vokabular Mi-ri-si-ir, die mit
de Belit gleichgesetzt wird. Man wird wohl
anzunehmen haben, dass I ein Schreib-
fehler für — J ist, die Göttin also Mi-
nimsir, Minamzir oder Minisir?) hiess.
1) Vgl. Z. 25.
Y) Wohl auch Z. 16 жағ ae er gef
Z. 12 mar Ha-mat-ti-Mi-ni-s/+-ir]; Z. 87 r Bur-
ға-ті (£)-mi-s-[i]r.
143 [No. 3]
4. Eine Bürgschaftserklärung aus der
Regierung des Burnaburias.
Interessante Einblicke ins Sklavenleben
zur Kassitenzeit bietet die Urkunde Clay
XIV 2. !Tu-kul-ti- NIN. IB ? ™Al-si-8u
-ab-lu-ut ° »Ki-di-en-!*Gu-la ***I.la-nu-u-
tum ummusunü!) 5 Be- el-tu-tum assat ™Al-
si-is-ab-Iu-ut 5 5 amilütu?) 7 ardu Sa e ie Bêl-
ki-di-ni ?i-na bit * gil. ki- di· ni ka-lu-ma
9 mi NIN . IB-ba-ni mar ?Ilu-ip-pa-a&ra %9й
m Ba- il- lu Nabû ahu- Sus) !! а-па Su-si-i ami-
1442) 12 Sa m !'* Bél-ki-di-ni iz-zi-zu !* à a- ka-
an- na ik-bu-u !*amilütu?) li-si li-ru-ub "®a-na
a-la-ki pu-ut-ni 16 ni-te-mi-id...4) 1 ami-
lata?) i-hal-I[i-ik-ma] 18 n NIN. IB- ba- ni]
amilü[ta]?) !? [ku- um amilüti?] а-па = '" Bêl-
ki-d[i-n]i ?[i-nam-]din. (Folgen 5 Zeugen,
sowie 4 Siegelbeischriften zu den Siegeln des
NIN. IB-bani, des Ba’il-Nabü, des Schreibers
und des ersten Zeugen. Datum: 8. Kislimu,
6. Jahr des Burnaburias.
Uebersetzung: ! Tukulti-NIN.IB, ? Al-
sisu-ablut, ° Kiden-Gula, * Ilánütum, ihre
Mutter, 5 und Béliütum, die Frau des Alsis-
ablut, 5 Leute, die Sklaven?) des Bêl-
kidini, ® wurden im Hause des Bél-kidini in
Gewahrsam gehalten. Da ?traten NIN.IB-
bani, Sohn des Ilu-ippasra, und Ba'il-Nabá,
sein Bruder, hin, 1119 um die Leute des Bél-
kidini herauszuführen. * Dabei sagten sie
folgendes: !*,Die Leute sollen herausgehen
(und wieder) eintreten. !5 Dass sie nicht ent-
weichen, dafür ‘*verbiirgen wir uns.“ (So
sagten sie?)*) 17 Entweichen die Leute, dann
18 soll [NIN.IB-bám] (andre) Leute !?[an-
stelle der Leute] dem Bél-kidini ? geben.
Mit dieser Urkunde gehórt Clay XIV 135
eng zusammen, wo statt bitu das besonders
aus der neubabylonischen Kontraktliteratur
bekannte bi-li „Gewahrsam“ steht. Letzteres
bezeichnet demnach wohl den Ort, wo Sklaven,
die fluchtverdächtig waren, unter Aufsicht ge-
halten und beschäftigt wurden, das man also
am besten mit unserem „Zuchthaus“ ver-
gleichen kann. Clay XIV 135 bietet manche
sachliche Schwierigkeiten. Es heisst dort:
1) UMU. A. NI. MES.
ғ) NAM.MULU.GISGAL = Br. 2200; zur rich-
tigen Lesung vgl. die Ueberschrift a-wei(PI!)-Iu-tum
in Olay XIV 58 Z. 1; ferner a-mi-lu-ti ХУ 199, 29;
XV 41, 3; bét a-mi-la-ti XIV 104, 2.
*) SES. A. NL |
*) Es folgen noch 8--5 Zeichen, die nicht klar
sind; man könnte i[k-]bw-[u] lesen; es wäre dies
dann eine etwas ungeschickte Wiederholung des
ibn in Z 18.
) Ards scheint hier, wie amilütu ein Kollektiv-
begriff zu sein.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[März 1907.] 144
! mMi-na-a-e-gu-a-na-"" Šamaš mar Sal-
li-lu-mur issakku i- na ki-li Amil - l Marduk
bél-Su *ik-la-3u-ma = Arkät - h¹ Nergal 5 mar
= Ardu-nu-bat-ti *pu-us-su im- ha- as- ma u-8e-
si-Su 13 ½ sikil burási i-liķ-[kam]-ma ? а-па
mit Marduk-ri-su-u-a !^i-nam-din !!à ™Mi-na-
a-e-gu-a[-n]a[-I*Samas] !?u *[....] !*a3sat-
su!) !*i-lik-ka-am-ma !5a-na ™Amil-Marduk
i-nam-din; d. i.?) „Den Miná-éga-ana-Samas,
2 den Sohn des Salli-lumur, den i38akku, hielt
im ,Arbeitshaus* des ,Amil-Marduk sein
Herr ‘im Gewahrsam. Arkät-Nergal, 5 der
Sohn des Ardu-nubatti * verbürgte sich für
ihn und führte ihn hinaus. ®131/, Gold-
sekel soll er nehmen und dann ?dem Marduk-
risüa ‘geben. !! Und den Miná-égu-an[a-
Šamaš] und die ...., ‘seine Frau soll
er nehmen und dann ‘dem Amil-Marduk
16 geben.
Hier wird ein Sklave іш Gewahrsam
eines Mannes gehalten, der augenscheinlich
eine Art Sklavenschule oder Arbeitshaus
hat, wohin Leute, die za wenig Sklaven be-
sitzen, um sich die nótige Aufsicht fiir diese
zu halten, ihre Sklaven schicken. Dort
arbeiten sie wohl gemeinsam mit anderen
und der Besitzer erhält seine Prozente von
ihrem Ertrage. Arkät-Nergal, der zu irgend
welchem Zwecke einen Sklaven nötig hat,
bezahlt das Geld dafür natürlich dem Herrn
des Sklaven, dem Marduk-risüa, übernimmt
aber gleichzeitig die Verpflichtung, später
den Sklaven (und seine ebenfalls „entliehene“
Frau) dem Besitzer des Arbeitshauses, dem
Amil-Marduk, zurückzugeben. So allein
glaube ich, kónnen die Schwierigkeiten, die
der Text sachlich und syntaktisch bieten
würde, wenn man Amil-Marduk als Herrn
des Sklaven auffassen wollte, gehoben werden.
Ganz ühnlich ist Clay XIV 11, welcher
lautet:
[. . .-ti-i[s ... ] ?i-na bit?) ™"*Bél-[....]
$ miu NIN . [B-naédin-ab-[hi bél-8u}] *ık-la-
Su-ma 5 ™Ta-kal-ti-Rammén ma-[. .] * pu-uz-
vu‘) im-ha-as-ma i-na **""simáni 1 LID. GAL
8 j-li-ka-am-ma ?i-nam-di-in !? ul it-ta-di-in-ma
12 LID.GAL ™Ta-kal-ti-Ramm&n !?i-ta-
nap-pal; d. i. „! Den [. . .Jti-i[s.. ] hielt im
Hause?) des Bell. .] NIN. IB-nädın-ahlhi,
sein Herr] im Gewahrsam. Takalts- Ram-
тап verbürgte sich für ihn und [führte ihn
) DAM. A. NI.
7) Von Clay's Uebersetzung (S. 37) muss ich
an einigen Stellen abweichen.
з) Clay gibt ma, doch erfordert der Sinn bit,
ebenso XIV 17, 3.
*) Man erwartet grammatikalisch pu-us- au.
145 (No. 8.)
hinaus] 1). Im Sémdn soll er eine grosse
Kuh nehmen und ” geben. "8 Gibt er nicht,
dann 11 soll 2 grosse Kühe Takalti-Rammän
bezahlen.
Auch hier ist ein Sklave, dessen Name
nur zum Teil erhalten ist, bei eirem ,Sklaven-
halter“ un bracht worden. Takalts-
Rammdn entleiht ihn n Bezahlung einer
Kuh. Dass er den Sklaven zurückgeben
soll, ist nicht ausdrücklich gesagt, aber als
selbstverständlich anzunehmen.
Zu Clay XIV 2 sei noch folgendes be-
merkt: die beiden Entleiher NIN. IB. bani
und dai ng E Se sich, die Sklaven
zurü . Sie verbürgen sich,
dass sie nicht entfliehen ). Wenn "gie doch
entflichen, so muss NIN.lIB-bám Ersatz
schaffen. Es ist sehr wohl möglich, dass
Z. 17 bis 19 anders e werden müssen,
nämlich: !8 amitu s-hal-I[s-ik-ma] !* [2 NIN.
IB-banı hum] amilati [x kl миё]
a-na etc.
Die obigen Kontrakte werfen auch Licht
auf neubabylonische Verhältnisse, so auf
das bit kili, das demnach nicht „Gefängnis“,
sondern das „Arbeitshaus“ sein dürfte, wo
gewisse Sklaven unter Aufsicht gehalten
werden (ald). Das bit-kili des Tempels von
Sippar scheint vor allem als „Mühle“ ge-
dient zu haben; vgl. Strassmaier, Nbd.
292 (21 gw SE. BAR ultu bit МЕ а-па
ki-me() ana tt Naba- gu- i *“rab-bit-
A (/) -I i); Nbd. 318; Nbd. 510, 3 ff., Мк.
16, 4 f.; Cyr. 20, 1 fl.; Cyr. 112, 11 £; Cyr.
145; Cyr. 295; dass auch freie Leute in
gewissen Fällen zu Sklaven degradiert
wurden, indem sie ins 0-05 gesteckt wurden,
dürfte sich aus Kontrakten, wie Clay X 103)
und Hilprecht-Clay ІХ 574) ergeben 5).
5) Dieses ist wohl irrtümlich fortgelassen, oder
stand am е etg rene Bande.
emédu ana „sich verb
dass etwas nicht hieht“, ist bisher nicht bekannt.
Ueber реа vgl. Meissner, MVAG. 1905,
8 807 nau ib. Auch auf der unver-
„ über
öffentlichten Tafel VAT 6058 (aus Weranschehir) findet
sich die Bemerkung am de Arte- ub. . ma-
hi-ie pu-ti. Endlich findet sich die Phrase auch Clay
XIV 197, 6, wo es sich auch um Sklaven handelt.
Die Einzelheiten des zuletzt genannten Textes sind
mir jedoch noch nicht klar.
Uebersetzt von Meissner, a. a. O 8.8071.
) Uebersetzt von Hilprecht, a. a. O. 8. 81.
5) Aehnliche Verhältnisse liegen wohl auch vor
in P 116 (Peiser, Urkunden aus der Zeit der dritten
bebylonischen Dynastie, 8. 18).
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(мыз 1907.] 146
Der Name Hammurabi in einer süd-
arabischen Inschrift.
Die Namen babylonisch Ammizaduka und
stidarabisch рчуо) sind längst mit einander
verglichen worden. Ranke hat dann in seinen
Early Babylonian Personal Names eine ganze
weiterer Namen der Hammurabizeit
mit stidarabischen verglichen wie Abi-esuh:
yrv2w, Jadab-ilu: gn, Raibum: 257 u. a.
Ohne diese Liste im allgemeinen auf ihre
Vollständigkeit zu untersuchen, möchte ich
heute lediglich den Nachweis liefern, dass
auch der Name Hammurabi in einem siid-
arabischen Text sich findet, wodurch auch
die so viel umstrittene Etymologie des Namens,
bzw. seiner Bestandteile definitiv entschieden
sein dürfte. Die Inschrift Hal. 399 leutet
in genauer Wiedergabe von Halévy's Copie:
NH)
Lolth NAA
Die 1. Zeile kann natürlich nur folgender-
massen wiederhergestellt werden:
РІП HH) HA
ҮІ зо) | ave | хоча | iyon?)
d. і. „x von Ramadan, Vater des Ammurab
und Ammu
Indem ich alle anderen Fragen, die sich
an den Text knüpfen, beiseite lasse, möchte
ich nur dem Namen 272У näher treten. Der
erste Bestandteil ist das in südarabischen
Namen во häufig sich findende Wort ry; vgl.
"IDwDy, MINDY, wiede, Ny, Org, yowoy,
D2V/oy, PESCH, рпуоу, "TECH u. s. w.; dass
dasselbe Element in babylonischen Namen
der Hammurabizeit vorkommt, ist längst be-
kannt (vgl. Ammiditana, Ammija, Ammiza-
duga), dass es auch im Namen Hammurabi
steckt, ist nicht zu bestreiten. Auffallend
ist ja wohl, dass es hier weitaus überwiegend
mit Ha-am-mu wiede ben wird, wührend
nur ein einziges Mal die Schreibung Am-mu-
ra-bi sich findet im Gegensatz zu den Namen
Ammiditana und Ammizaduga, die ausschliess-
lich mit Am-mi und niemals Ha-am-mu ge-
schrieben sind. Die Wiedergabe des Wortes
оу durch bammu findet sich sonst nur noch
in Sumubammu. Das sind natürlich ledig-
lich konventionelle Schreibungen, die nicht
anders zu beurteilen sind als die vielfach
147 (Ко. 8.)
zu beobachtenden Fülle, dass für bestimmte
Worte fast durchgehend dieselben Schrei-
bungen gewählt wurden, obwohl manche
andere möglich waren. Westsemitisches y
wird in den Namen der Hammurabizeit mit
Vorliebe durch ba wiedergegeben. Habdi-ili:
"wg, Halkum: 79), Jadibum: ут, Jadi-
hatum: ny", Huzalum: 55у u. а. Daneben
aber finden sich auch Entsprechungen wie
A bdi-ili: 5N"2y, Abdim: 172), Alikum: y usw.
Dass die spätere Tradition, die Hammurabi
als kimtu rapastu erklärt, kein Vertrauen
verdient, beweist schon das einmal sich fin-
dende Gottesdeterminativ vor dem Namen.
Uebrigens hat ein P. N. ,Weite Familie*
gir keinen Sinn. Man musste zum mindesten
erwarten „Meine Familie ist weit(verbreitet)",
also Hammi-ra-bi. Dem steht aber entgegen,
dass diese Schreibung niemals vorkommt, ja
die Schreibung Ha-am-mu-um-ra-bi (Ranke,
S. 85) schliesst diese Auffassung direkt aus.
An der Identitit der ersten Glieder der
beiden Namen Hammurabi und 27ny ist also
ein Zweifel nicht möglich. Die Schreibung
Hammu- bezw. Hammum- statt Hammi- legt
es nahe, dass in ry hier der Gottesname,
nicht aber dessen A ppelativbedeutung „Oheim“
zu erkennen ist.
Den eigentlichen Streitpunkt bildet bei
der Erklärung des Namens Hammurabi der
zweite Bestandteil. Ranke l. c. S. 36 halt
in Rücksicht auf die spätere Erklärung des
Namens als Hammu-rapaStu (vgl. Rabisilasu
und Rapasch-sili-Ea) die Heranziehung der
arabischen Wurzel Ar) „weit sein“ mit
Delitzsch für möglich, was durch die bibli-
schen Namen yar, 277, mam gestützt
wird. Doch glaubt er auch die Möglichkeit,
dass ein „gut babylonisches rabi „gross“
(„Der Gott Amm ist gross“) vorliege, im
Auge behalten zu müssen. Diese Erklärung
ist aber m. E. schon in Hinblick auf die im
ersten Glied zweifellose Gottesnamen ent-
halten Namen wie Samas-ra-bi, Hani-ra-bi,
Sin-ra-bi, Ramman- ra- bi u. a. die einzig mögliche
und wird durch die Existenz der siidara-
bischen Form 270) erwiesen. Namen, die
das Wort 27 als erstes oder zweites Glied
haben, sind im Südarabischen nicht selten.
Neben 5x37 Gl 17,1, OM 4,7; 20,1, G1 262,3
findet sich auch 375% Gl 1077,1. Ferner
kommen vor denn Bibl. Nat. 1,5f., “nwan
Marseille, II, 1, bbw Gl. 265,7 (?), Gl
424, 1,9; Gl 1077,1. Gl 293,4, ОМ 2,8.
G1 82,1, 6,8/9; G1 124, G1 136,1; Gl 148,6,
G1 260,1, G1 265,1, Gl 863,2, Langer 14,5
u. ö., sodann 27227 Hal. 269, Gaz G1 639,1.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[März 1907.] 148
Alle diese Beispiele sind sabäischen Texten
entnommen, in minäischen Personennamen ist
das Element 2^, so viel ich sehe, noch nicht
zu belegen. Die Bestandteile ?w, b, Bow,
373, 700 sind sämtlich alte Gótternamen. Was
nun das Element 27 anlangt, so kann kaum
zweifelhaft sein, dass es, wie auch stets ge-
schehen, zu ©, „gross sein“ „Herr“ zu stellen
ist. Ist es der erste Bestandteil eines Namens,
so wird es substantivisch und als Status
constructus- Form au! ıfassen sein, also
„Grosser“ des Il, des A-w-m, der Schems usw.;
bildet es dagegen den zweiten Teil, so ist der
ganze Name als Aussagesatz aufzufassen: Il ist
gross, Amm ist gross, bzw. „ist mein Herr“.
Vollständig zu trennen von diesen Namen
sind die Kurznamen 2227, 2227 und Gil,
E sic.
Hier liegt natürlich die Form =) vor in
der Bedeutung ,Sklave* o. &, wozu man
den Kurznamen 072) vergleiche. Wie 0727
zu 0227, so verhält sich GO zu
обор |227 (vgl. C. I. H. S. 72).
Es sei noch erwähnt, dass Hommel (brief-
lich) auch eine Ergánzung des fraglichen
Namens in Hal. 399,1 zu 050) für möglich
halt. Ich kann dem nicht beipflichten, ein-
mal weil der Befund von Halévy's Kopie
dem entgegensteht, und sodann, weil ich tiber-
haupt bisher keinen südarabischen Namen
kenne, der unzweifelhaft das Element 2" auf-
weist. Die schon von Mordtmann und Müller
in den „Sabäischen Denkmälern“ gegen die
Richtigkeit von Halévy's Lesung des Namens
Dow in Hal. 169,1 und 364,8 geltend
machten Gründe bestehen noch heute vüllig
zu Recht und nötigen zu der Lesung u.
Dazu kommt, dass jetzt eine ziemlich gróssere
Zahl von Belegen für den Namen DAW zu-
günglich ist, als sie Mordtmann und Müller
zur Verfügung standen, nümlich ausser den
dort genannten Stellen Langer 10,3, Glaser
205,1, 189,2; 122,2; 209,1, 205,1, von denen
einige allerdings hinsichtlich der Lesung nicht
zweifellos sind.
Nach diesen Ausführungen wird man wohl
auch kaum den Einwand erheben dürfen,
dass die Kopie Halévy's ungeeignet sei, als
monumentales Zeugnis verwertet zu werden.
Wiinschenswert wäre es freilich, wenn der
Name "0 sich auch in einem Texte nach-
weisen liesse, dessen Lesungen am Original
oder am Abklatsch kontrolliert werden könnte.
Wenn nun also, wie ich meine, nicht be-
stritten werden kann, dass der betr. Name
in Hal. 399,1 wirklich y zu lesen ist, so
149 [No. 8]
haben wir auch das Recht, den Namen als
südarabischen Namen zu erklären und an
ihn denselben ethymologischen Massstab an-
zulegen wie an seinen nüchst verwandten
Bruder ee, der ja zu allem Ueberfluss
ebenfalls in den Keilschrifttexten der Hammu-
rabizeit sich findet (vgl. Ranke, S. 102 u. 105
und zwar als Ili(?)!) (geschr. Ni-Ni)-ra-bi un
als Ilu (geschr. Oe Dass das Element
ra-bi in den Keilschrifttexten (auch in den
Kappadokischen Tafeln findet sich ASur-ra-
bi) stets so und niemals ra-ab-bi geschrieben
wird, kann gegen seine Etymologie in offen-
us fremdländischen Namen nicht geltend
gemacht werden, bedarf aber allerdings be-
sonderer Erklärung. Der südarabische Name
2"Dy kann aufgefasst werden als Ammu-
rabbu, d. i. , Amm ist gross“ oder als
"Ammu-rabbi d. i „Amm ist mein Herr“.
Ich entscheide mich für die erste Auffassung
und fasse demgemäss Hammurabi auf als
Compositum aus Hammu -|- ra-bi, d. i. aber
ein durchaus regelmüssiges Permansiv von
rabü „gross sein“. Zusammensetzungen mit
Permansivformen sind gerade unter den
Namen der Hammurabizeit ausserordentlich
hüufig. Nun ist zu bedenken, dass es in der
Hammurabizeit eine ganze Reihe gut baby-
lonischer Namen mit ra-bi gegeben hat (vgl.
oben unt. die Liste bei Ranke S. 244). So
lag es deu babylonischen Tafelschreibern
wahrlich nahe genug, den fremden Namen
in der Orthographie den einheimischen N&men
anzugleichen. Das Element rabbu oder rabbi
kam dieser Ángleichung lautlich und inhalt-
lich soweit als nur irgend möglich entgegen.
Neuburg a. Donau. Otto Weber.
Noehmals zum ägyptischen Arabisch.
Von W. Мах Müller.
Die von mir, OLZ. VI 179, mitgeteilte
Beobachtung, dass ich in Oberägypten die
n-Form der 1. Person Singularis des Im-
perfektes gehórt habe, ist so allgemeiner,
mündlicher wie schriftlicher Bezweiflung
durch die Arabisten begegnet, dass ich
schliesslich selbst irre wurde und der Er-
klärung Н. Schuchardt's (1. 1. 267) zustimmte,
wonach ich einfach den bekannten Bescheiden-
heitsplural?) missverstanden hütte. Ich wusste
zwar sicher, dass ich die n-Form verbunden
mit ana (nicht mit shna!) gehört hatte, konnte
aber nicht mehr beschwören, dass dies nicht nur
1) Dass die Schreibung Ni-Ni die Lesung ili
erfordere, scheint mir völlig unsicher,
*) Vgl. Burton zu 1001 Nacht, 131. Nacht (Ш 16).
Von Oalice machte mich auf ihn im Türkischen auf-
merksam.
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[März 1907) 150
іп auf Verlangen gebildeten Sützen vorkam
(1.1.429), die natürlich wenig bewiesen hätten.
Seitdem bin ich zweimal in Oberägypten
gewesen und habe mich genügend davon
überzeugen können, dass ich mich nicht ge-
täuscht hatte, ja dass die Verbindung ana
niktib usw. nicht nur in vereinzelten Plätzen
vorkommt, sondern der oberägyptischen
Fellahin-Sprache im weitesten Umfang eigen-
tümlich ist. 1904 war fast der erste Satz,
den ich wieder in Gurna hörte: ana na'ref
„ich weiss“, also genau wie man in Alexandria
regelmässig sagt — dort, scheint es, auch
in besseren Kreisen — (negiert má(na) na raf3)
und das hörte ich Dutzendmale. Weiterhin
beobachtete ich, dass Leute, die im Gespräch
mit mir nie die n-Form gebrauchten, sie
regelmässig verwendeten, wenn sie mit ihres-
gleichen ungezwungen sprachen, so z. B.
1906 mein aus Luxor stammender Diener
mit dem Wächter des deutschen Hauses in
Gurna, einem Kufti (z. B. ana nudrub „ich
schlage“). Die Städter vermeiden wohl diese
Ausdrucksweise mehr oder weniger; in
Luxor z. B. leugneten alle Gebildeten, dass
sie dort existiere, nur auf dem Land könne
sie vorkommen. Die seit längeren Jahren
in Luxor ansässige Missionarin Miss Buchanan
bestätigte mir, dass die Männer in Luxor
dort diese Redeweise vermeiden, die un-
gebildeten Frauen dagegen gebrauchten sie
äusserst häufig. Eine andere Missionarin,
die das Arabische ausschliesslich vun den
dortigen Frauen und Kindern zu erlernen
begonnen hatte, war sogar sehr verwundert,
zu hören, dass die n-Form nicht die regel-
mässige sei usw. Prof. B. Moritz in Kairo
bestätigte mir alle meine Beobachtungen;
seine oberägyptischen Diener (einer aus
Assiut, einer aus Assuan) sagten meist ana
nimst usw. Nach einem anderen Bekannten
schiene es sogar, als ob der Gebrauch bei
den Bauernweibern in der Umgegend von
Kairo vorkäme; dieselben sagten z. B. im
Affekt ana nigi „jetzt gehe ich fort“. Doch
konnte ich diese Angabe nicht nachprüfen.
Die Sache ist also nicht länger deshalb
zu bezweifeln, weil sie nicht bei Spitta steht.
(Dort steht ja sehr viel dergleichen nicht,
dagegen wird viel verzeichnet, das der eigent-
lichen Volkssprache nicht angehört). Іп
Alexandria hat man den Gebrauch längst
beobachtet; B. Moritz sagt mir, dass er schon
in der Vorrede zu den Texten aus Oman
(mir nicht zur Hand) darauf aufmerksam ge-
macht habe. Das hat man aber als Magh-
rebismus erklärt — eine sehr unwahrschein-
liche Erklärung, die nunmehr aufzugeben
151 (Мо. 8.)
ist. Es ist wohl ein allgemein tischer
55 der vulgärsten Sprach-
icht, in die unsere ,v bischen*
Grammatiken nicht hinabreichen; deshalb
das Vorwiegen bei den gewóhnlich illiteraten
Frauen.
Ob meine frühere Vermutung, dass das
Aegyptische so sich als Bindeglied zwischen
den maghrebinischen Dialekten und dem
óstlichen Arabisch erweist, zu Recht besteht,
oder ob Galtier recht hatte, der den Sprach-
pu als unabhängige innerägyptische
ntwickelung aus dem Bescheidenheitsplural
ansah, lasse ich dahingestellt. Das mögen
andere durch genauere Untersuchung ent-
scheiden.
Ein aramäischer Siegelstein.
Von W. Max Müller.
Anfang November 1906 wurde mir in
iro von einem halbbeduinischen kleinen
Antiquitätenhändler, angeblich aus Abusir,
ein Siegelstein angeboten: ein weisser, sehr
stumpfer durchbohrter Kegel(Onyx?), graviert
mit einer Darstellung im ausgesprochensten
Stil der Perserzeit und einer Beischrift von
4 Buchstaben. Ich konnte mich zum An-
kaufe nicht entschliessen, trotzdem mehrere
namhafte Orientalisten sich günstig über
die Echtheitsmöglichkeit aussprachen. Der
Händler erwies sich als ein Gauner ge-
wöhnlichster Art, der auch nicht eine echte
Antiquität unter seinen zudringlich ange-
poene Schätzen hatte; gegen die Möglich-
eit, jenes Siegel als sein einziges echtes
Stück anzusehen, sprach der geringe Preis,
zu dem er mir schliesslich die (angeblich
aus Sakkara stammende) „Antika“ anbot.
Ich fürchte, es war nur einebessere Fälschung,
veröffentliche aber gleichwohl eine Skizze,
denn es ist anzunehmen, dass der Stein
nach einem echten Original angefertigt wurde.
Die falschen Zylinder auf dem ägyptischen
Antiquitätenmarkt haben sonst nur Bilder.
AX
>
~h
Mit der Inschrift ist jedenfalls nicht viel
anzufangen. Klar ist nur das N an dritter
Stelle, und bei dem 2. Buchstaben denkt
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(März 1907.) 162
man sofort an eine bekannte abgekiirzte Form
des D, die aber hier umgedreht wäre. Den
letzten Buchstaben als verschliffenen Rest
etwa eines к (?) oder sehr altertümlichen р
anzusehen, erfordert viel guten Willen;
bei dem ersten Zeichen liegt es am nüchsten,
es für das vom Falscher missverstandene 5
zu halten. Mit Abschriftsfehlern meinerseits
bei der Entzifferung zu operieren, rate ich
nieht. (Die bildliche Darstellung ist aller-
dings oben so skizziert, dass man keine
Kunststudien darauf gründen darf) Viel-
leicht kann ein Leser dieser Zeitschrift einmal
die Quelle nachweisen, aus der die Inschrift
geflossen ist, an ihre Echtheit könnte ich,
wie gesagt, kaum glauben.
Erwiderung.
Durch die Aeusserungen, die Herr Dr. F. Perles
im nit pi seines Artikels über mein Buch ,Pro-
phetenideal usw.“ auf Sp. 27f. getan hat, ist diese
meine Arbeit in einen ihr so ganz fremdartigen Zu-
sammenhang vigne worden, dass ich zur Auf.
klärung folgende Sätze veröffentlichen muss.
Einem Artikel von ihm in der Königsbe
Hartungschen Zeitung gegenüber habe ich das Wort
ergriffen, weil darin z. B. die Tatsache ignoriert war,
dass Dr. S. Maybaum in Berlin vor wenigen J
vom Ministerium des öffentlichen Unterrichts durch
den Professor-Titel ausgezeichnet worden ist. Dabei
habe ich darauf hingewiesen, dass an den Universi-
täten auch kein Lehrstuhl für mohammedanische
oder buddhistische Wissenschuft besteht, sondern
dass von den Vertretern der Professuren für die
orientalischen reep. indischen Sprachen alle -
lichen Produkte ihres Gebietes ohne Rücksicht auf
deren Zugehörigkeit zu dieser oder jener Religion
behandelt würden, und dass in Analogie dazu such
die in neuhebräischer Sprache geschriebenen Religions-
schriften des Judentums von den Vertretern der
Professuren für orientalische Sprachen mit vertreten
würden, wie ја von diesen auch schon immer Disser-
tationen über neuhebräische Sprache oder Literatur
und Philosophie usw. angenommen worden seien.
Unmittelbar dahinter, dass Dr. P. dies aus meinem
Artikel zitiert hat, fährt er so fort: „Als wollte er
nun zeigen, wieweit diese Mitve reicht, be-
schäftigt er sich jetzt im 2. Teile der vorliegenden
Schrift eingehend mit der Religion des Judentums.“
In dieser Verknüpfung der Dinge liegt aber eine
osse Ungerechtigkeit. Denn dadurch wird meine
Schrift unter einen absolut falschen Gesichtspunkt
gerückt. Dieselbe hat eine rein religionsgeschicht-
liche Aufgabe. Sie ist, wie auf dem Titelblatt und
im Vorwort auch ausdrücklich angegeben ist, die
Fortsetzung meiner Schrift „Die GA hg вше der
altisraelitischen Religionsgeschichte.* . Dr Perles
h&tte jene seine Worte ja auch nur sagen kÜnnen,
wenn ich Vertreter einer Professur für orientalieche
Sprachen würe. Aber dies bin ich nicht, und ich
habe auch niemals das Neuhebräische vertreten
wollen, habe nie auch nur den Versuch gemacht,
das Neuhebräische in Vorlesungen oder Uebungen
zu vertreten. Es ist mir endlich auch in meiner
183 (Ко. 3.)
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
Mürz 1907.) 154
Schrift ,Prophetenideal, Judentum usw.“ nicht im
entferntesten eingefallen, als Lehrer des Neuhebrä-
ischen aufzutreten. Ausserdem aber muss ich be-
streiten, dass durch Versehen іп neuhebräischen
Dingen ein wesentlicher Punkt in meiner Darstellung
der Beziehungen des Judentums zum ,Propheten-
ideal“ alteriert worden ist, und schliesslich sind auch
E von den Unrichtigkeiten in bezug auf das
Neuhebrüische, die mein Kıitiker gerügt hat, doch
vielleicht noch diskutierbar.
Ich sehe von den Füllen, die er selbst als ge-
ringere Versehen bezeichnet hat oder wo er eine
andere Art des Zitierens gewünscht hütte, bier ab
und bespreche nur folgende zwei, die von ihm an erste
Stelle gerückt sind. Nämlich bei der Uetersetzung
von Pacht yr (b. Ber. 34b) mit „ausser dass
die Königreiche (ihm) dienen“ (S. 46) soll ich das
Substantiv 843004 verkannt haben. Aber nein, OYW
bedeutet nach Dalmans Aramäisch - neuhebräischem
WB. (1901), 410 nicht bloss „Unterjochung“, sondern
such „Dienst“, und anstatt „ausser dem Dienst*
durfte ich doch „ausser dass die Königreiche ihm
(dem vorber erwähnten Messias) dienen“ schreiben.
Deon der ganze Satz heisst ja „Es gibt keinen
Unterschied zwischen dem gegenwärtigen Zeitalter
und den Tagen des Messias ausser der Knechtung
oder dem Dienst der Königreiche.“ Da scheint mir
die Transkription von P. „ausser (Israels) Knechtung
durch die iche“ noch etwas ferner zu liegen.
Denn Israel ist im zen Satze nicht erwähnt. —
Sodann in bezug auf Piregé Aböth 3,11 wird betont,
dass dort durchaus nur davon die Rede sein könne,
dass jemand „Torakenntnisse und gute Werke
aufzuweisen hat.“ Ich spreche auf S. 62 von
„Schriftgelehrten pharisäischer Observanz Leuten
gegenüber, die vielleicht das Torabuch in der Hand
haben und gute Werke vollbringen.“ Man sieht
doch also, dass ich frei zitert habe, und weil direkt
vorher von „der Tora“ als auszalegendem Text die
Rede ist, habe ich auch im nächsten Satze das Tora-
buch verstanden.
Jedenfalls ist auch durch diese meine Auffassung
keine religionsgeschichtlich falsche Charakteristik
entstanden, und nur darauf ist es mir in meiner
Schrift angekommen. Die Differenz mit Hrn. Dr.
Perles tut mir aber besonders leid, weil ich jahre-
lang mit ihm in freundschaftlicher Korrespondenz
gestanden habe.
Bonn. Ed. König.
Zu obigen sap X des Herrn Prof. D.
Eduard König habe ich folgendes zu bemerken.
Gegenüber dem Vorwurf, ich hätte seine Schrift
unter einen absolut falschen Gesichtspunkt gerückt,
muss ich betonen: Ich habe im Eingang meiner Be-
rechung ausdrücklich hervorgehoben, dass eine
Kassin andersetzung mit den vom Verfasser ent-
wickelten Gedanken mit Rücksicht auf den Charakter
dieser Zeitschrift unterbleiben muss, ich vielmehr
eine andere Seite des Buches besprechen will, die
von ee zen Bedeutung auch für Orientalisten
sei. Da Prof König kurz vor Erscheinen seiner
Schrift in einem Artikel der Kreuzzeitung die Meinung
ausgesprochen hatte, dass das Neuhebrüische durch
die orientalischen Professuren mitvertreten werde,
suchte ich an Hand seiner eigenen Schrift darzutun,
dass er — ohne es zu wissen und zu wollen —
darin geseigt habe, wie weit diese „Mitvertretuug“
reiche. Wenn Prof. König sich nun auch dagegen
wehrt, als Vertreter einer Professur für orientalische
Sprachen zu gelten, so möchte ich fragen, welche
Professoren überhaupt für die „Mitvertretung“ des
Neuhebräischen in Betracht kommen können. Doch
nicht die Arabisten oder Assyriologen, sondern einzig
und allein die Professoren der alttestamentlichen
Sprache und Literatur, deren Forschungsgebiet
sprachlich wie sachlich die gegebene Grundlage für
die Behandlung des Neuhebräischen bildet. Gerade
ein so grosser Hebraist wie König, dessen Verdienste
um die hebräische Sprachforschung meines Lobes
nicht bedürfen, müsste dies am besten zu würdigen
wissen. Ich bemerke indessen, dass die Bezeichnung
Neuhebräisch weder nach Umfang noch nach
Inhalt dem Gegenstand entspricht, für welchen ich
in meinem Artikel in der „Hartungschen Zeitung“
die Errichtung eines besonderen Lehrstuhls postulierte.
Das ganze jüdische Schrifttum der letzten zwei Jahr-
tausende, das zu einem beträchtlichen Teil nicht in
bebräischer, sondern in aramüischer und arabischer
Sprache vorliegt, das nicht nur „Religionsschriften“,
sondern auch eine reiche wissenschaftliche und schón-
geistige Literatur umfasst, die wechselnden Schicksale
wie die scbwer zu verstehende innere Entwicklung
des Judentums wübrend eines so langen Zeitraums
und in so vielen LAndern sind ein so umfangreiches,
vielseitiges, die verschiedensten Perspektiven er-
öffnendes Forschungsfeld, dass es einen n Mann
erfordert und nicht im Nebenamt von einem
Orientalisten vertreten werden kann, selbst wenn er
die sprachlichen Vorkenntnisse dafür besitzt, was ja
auch, wie bekannt, nur üusserst selten zu finden ist.
Nicht darum handelt es sich, ob eine Dissertation
über dieses Gebiet hie und da von einer Fakultüt
angenommen worden ist, sondern ob ап einer
deutschen Universit&t sich ein besonderer Lehrstuhl
dafür findet, wie dies z. B. in Frankreich, England,
Schweden und Amerika der Fall ist, wo besondere
Professuren dafür vorgesehen sind. So ist Rabbiner
Israel Lévi, der Herausgeber der Revue des Etudes
juives, ausserordentlicher Professor (maitre de
conférences) ап der Ecole des Hautes Etudes іп
Paris, während Salomon Schechter, der jetzige
Direktor des Jewish Theological Seminary of America
in New-York, jahrelang Lektor für Talmud an der
Universitit Cambridge war, bis er 1899 Professor
am University College zu London wurde. In Schweden
ist der Stockholmer Rabbiner Dr. G. Klein zugleich
Professor an der Universität Upsala.
Ich hatte ferner darauf hingewiesen, dass ein
Gelehrter vom Range Steinschneider's, der
bereits zweimal einen Preis der Pariser Akademie
erhalten hatte, erst im Alter von 78 Jahren den
Professortitel erhalten hatte. Dagegen bemerkt
König in der Kreuzzeitung: „Aber auch in dieser
Beziehung sind seine Informationen mangelhaft. Denn
er weiss nichts davon, dass Dr. S. Maybaum, Rab-
biner und Dozent an der Lehranstalt für die Wissen-
schaft des Judentums in Berlin, vor etwa 3 Jahren
von dem Ministerium des öffentlichen Unterrichts
mit dem Professortitei geehrt worden ist.“ Das
klingt so, als ob König den Unterschied zwischen
einer Universitätsprofessur und dem Professortitel
gar nicht kennt. Der Titel eines Kgl. Professors,
mit dem keinerlei Lehra verbunden ist, wird
freilich zuweilen auch einem Vertreter der „jüdischen
Wissenschaft“ verliehen!). Wer aber фе Lebens-
arbeit Steinschneider’s zu würdigen weiss, wird mit
mir übereinstimmen, dass dieser noch dazu im hohen
1) Ausser Dr. Maybaum haben z. В. in den letzten
Jahren Dr. A. Berliner in Berlin und Dr. J. Lewy
in Breslau diesen Tite! erhalten.
155 [No. 3.)
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Marz 1907.) 156
Alter ibm verliehene Titel gerade nur das Verhalten
der deutschen Universititen einem solchen Gelehrten
gegenüber ins helle Licht rückt.
Die von König versuchte Rechtfertigung seiner
Auffassung von тоо "aye und Spr. d. V. 9, 11 ist
misslungen, was jeder Fachmann zugeben wird.
Zum Schluss will ich nicht unterlassen zu betonen,
dass auch mir die Differenz mit König besonders
leid tut, da ich zu wissen glaube, dass gerade er
einer verständnisvolleren Wertung der „jüdischen
Wissenschaft“ das Wort spricht und gesprochen hat.
Nur muss ich darauf hinweisen, dass die Störung
unserer freundschaftlichen Korrespondenz durch den
Artikel in der Kreuzzeitung erfolgt ist, den mir
König nicht einmal zugesandt hat, trotzdem ich ihm
meinen Artikel, gegen den derselbe gerichtet ist,
hatte zugehen lassen, und trotzdem König kaum
annehmen durfte, dass ich zu den regelmässigen
Lesern dieser Tageszeitung gehöre.
Königsberg i. P. Felix Perles.
Altertums-Berichte
aus dem Kulturkreise des Mittelmeers.
Museen.
Das Musée des Arts décoratifs in Paris hat eine
vorübergehende reichhaltige Ausstellung von orien-
talischen Geweben und persischen Miniaturen veran-
staltet. Zu der Sammlung, welche von ersteren etwa
500, von letzteren etwa 300 Stücke umfasst, baben
alle Amateure von Paris beigesteuert. Unter den
Geweben fehlen solche Alterer Zeit fast ganz, da-
gegen ist die Sammlung vom 15. Jahrh. an und
später sehr reichhaltig. (Chronique des Arts) М.
Afrika.
(8. In der Бі vom 25. Januar der Académie
des Inscriptions berichtet Herr Cagnat (über die
Fortachritte der Grabungen in Algier, welche der
Bervice des Monuments historiques unter Leitung von
Albert Ballu seit mehreren Jahren ausführt. Es sind
leichzeitig die Ruinen mehrerer Städte in Arbeit:
Deg Lambése, Madaurach, Annuna und Chanyssa.
An letzterer Stelle ist fast das ganze alte Forum
freigelegt, in Annuna ein kleines Forum und ein
interessantes Privathaus. Viele Inschriften und
Skulpturenfragmente sind ausserdem gefunden. M.
74. In der Sitzung vom 23. Januar der Société
des Antiquaires de France legte Herr Monceau eine
neue Serie byzantinischer Siegel vor, die in Carthago
gefanden sind. М.
Aegypten.
75. In Brüssel ist in einem grossen Museums-
Neubau im Park des fünfzigjährigen Staatsjubiläums
eine eigene Abteilung für ägyptische Altertümer ein-
5 worden. Die bereits recht ansehnliche
ammlung ist durch die von ihrem Konservator,
Herrn I. Capart, im vorigen Jahr aus Aegypten mit-
gebrachten Áltertümer wesentlich bereichert worden.
Unter ihnen befindet sich eine jetzt vollständig wieder
aufgebaute Mastaba aus der Blütezeit der Kunst
des Alten Reichs, mit ausgezeichneten Reliefs. R.
76. Herrn Capart sind für dieses Jahr vom Staat
erhebliche Mittel zur Forteetzung seiner Ausgrabungen
für das neue Museum bewilligt worden. Die Aus-
bungen, welche eine Aufdeckung des alten
eliopolis zum Ziel haben, haben im Februar be-
gonnen. Herr Capart wird dabe unterstützt von Dr.
Mathieu von der Lütticher Universität und von Herrn
Mayence von der franzósischen Schule in Athen. R.
14. Naville und Hall haben in diesem Winter
ihre Grabungen bei Theben (im Auftrage des Egypt
Exploration Fund) fortgesetzt. Sie haben in der
Nühe des von ihnen freigelegten Tempels der elften
Dynastie einen 170 m langen, auf */, seiner Lünge
mit Sandstein überwölbten Gang aufgedeckt. Dieser
führt zu einem mit Granitblócken ausgemauerten
aum, anscheinend oiner Grabkammer. Der Zugang
ist noch nicht ganz freigele Die Anlage scheint
auf die Zeit Mentu.hotep's II. zurückzugehen. R.
78. Die Ausgrabungen des Amerixaners Theodore
M. Davis im Tal der Königsgräber von Theben haben
wieder einen Fund von ungewöhnlichem Interesse zu-
tage gefördert — das Grab der Königin Tij, der
Gemahlin des dritten Amenophis und Mutter des
berühmten Ketzerkónigs Amenophis-Ich-en-aten.
Die in den Felsen gehauene quadratische Grabkammer
stösst unmittelbar an das Grab Ramses IX. 20 Stufen
führen zu ihr hinunter. Das besondere Interesse
dieses neuen Fundes liegt nicht nur in der pracht-
vollen Ausstattung des Grabes einer Königin, sondern
ebenso in der Art der Zerstórung, die diesem Grab
kurz nach seiner Anlage zuteil geworden ist, Man
fand überall die Spuren der thebanischen Priester,
die, nachdem der Gott Amon wieder zu Ebren und
Herrschaft gekommen war, jede Erinnerung an den
verhassten Ketzerkónig zu tilgen suchten — und
wenn eie dabei in die Gräber eindringen mussten.
Die Throneinfassung des Grabes war, obwohl
sie das kónigliche Siegel trug, zerbrochen. Die
hölzernen Türflügel waren aus den Angeln gehoben,
und der grosse Baldachin, der sich über dem Sarg
erhob, war in Stücke gerissen. Die Mumie der
Königin selbst war umgedreht, um die Inschrift
Amenophis“ IV. auf einer unter ihr liegenden ver-
goldeten Leiste auszutilgen.
Unter dem und gar vergoldeten und
mit Darstellungen der aus Tell-Amarna bekannten
Art geschmückten Baldachin stand eine ebenfalls
vergoldete und auf vier goldenen Löwenfüssen
ruhende Bahre, auf der der Sarg lag. Der Sarg
selbst ist aus Holz, aber an den Rändern eingefasst
mit einem breiten Goldrahmen, der mit Einlagen
von Karneol, lapis lazuli und grünem Glas verziert
ist. Eine Inschrift gibt an, dass der Sarg „für Tij
gemacht wurde“ von ibrem Sohn. Die ganz in
Goldblätter eingehüllte Mumie ist mit Armringen
geschmückt und ein Halsband aus goldnen
Perlen und goldnen, mit Edelsteinen eingelegten
Ornamenten. Auf dem Kopf trägt sie die bisher
nur aus bildlichen Darstellungen bekannte alt-
ägyptische Königinnenkrone, einen Geier darstellend,
der das Haupt der Königin mit seinen Flügeln
schützend umgibt, in jedem seiner Fänge einen
Siegelring haltend. Das ganze aus massivem Gold,
ohne Einlagen oder sonstige Verzierungen. Neben
der Mumie fanden sich die Reste eines Holzkastens,
der eine Anzahl kleiner Fayence-Gegenstände enthielt.
Darunter die besonders fein ausg Figur eines
Mädchens, das einen Wasserkrug trägt. Von Inter-
esse sind auch die alabasternen Eingeweidekrüge der
Königin. Ihre Deckel haben nicht die in späterer Zeit
gewöhnliche Form der Köpfe der vier Totenschuts-
götter, sondern sind sämtlich Porträtköpfe der Königin
selbst. Sie bilden so ein interessantes Zwischenglied
zwischen den Kanopen der Spätzeit und den mit
flachen Deckeln versehenen des Alten Reichs..
Die verhältnismässig geringe Anzahl von Grab-
beigaben ist auffallend, zumal bei einem so -vor-
nehmen Grabe. Es fanden sich nur ganz wenige
157 (Ко. 8.) ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. (März 1907.] 168
ee: und die bekannten „uschebtis“ fehlen Zeitsehriftensehau.
Der ganze Fund ist von Herrn Davis deu
Museum in Kairo zum Geschenk gemacht worden.
(London Times).
Hus Gelehrten Gesellsehaften.
In дег Archäologischen Gesellschaft zu Berlin
hielt Ee Winckler einen hr über seine
ungen in Boghazkói (vgl. OLZ. 1906 No. 12).
1 daran besprach R. Zahn die ebenda
denen Tonscherben. Es wiederholen sich in
en die Gattungen, die von G. und A. Körte in
Gordion (Phrygien) ausgegraben worden sind. Zeit-
lich gehören die Scherben dem 8.—1. vorchristlichen
Jahrhundert an. U. a. hat man hier wie dort Scherben
gefunden, die der jüngsten Periode der La-Ténekultur
angehören. Daraus schliesst der Vortragende auf den
dauernden kulturellen Zusammenhang der Galater
mit den europäischen Kelten. (Vossische Zeitung
1907. No. 91). B.
In der Sitzung der Berliner Mitglieder der
Vorderasiatischen Gesellschaft am 6. Februar
sprach Prof. M. Hartmann fiber Probleme in Geschichte
und Kultur Südarabiens. Der Vortrag wird an anderer
Stelle in extenso abgedruckt werden. M.
Preuss. Ak. d. W. Berlin, 14. Febr. Herr Müller
las über: Neutestamentliche Bruchstücke in
soghdischer Sprache. (Ersch. später.) Er teilt
mit, dass es ihm gelungen sei, unter dem neuen von
Hrn. v. Lecoq aus hinesisch-Turkestan mitgebrachten
Handschriftenmaterial soghdische Bruchstiicke in sy-
rischer Schrift aufzufinden, die sich als wörtliche
Ueberse өп neutestamentlicher Abschnitte er-
wiesen. Dadurch ist der Schlüssel zu der unter-
NN Sprache der Soghdier gefunden, und es
esteht die begründete Hoffnung auf die Entzifferung
der bisher noch rätselvollen Manuskripte in sogh-
discher Sprache und manichäischer Schrift. Herr
Harnack legte eine Mitteilung des Hrn. Professor
Dr. C. Schmidt in Berlin ,Der erste Clemens-
brief in altkoptischer Uebersetzung“ vor. Der
Verfasser erörtert den sprachlichen und textkritischen
Wert dieser neuentdeckten Uebersetzung des Clemens-
briefes. Die Handschrift, welche die Königliche
Bibiothek zu Berlin im vorigen Jahr erworben hat,
bildet ein Papyrusbuch und gehört dem 4. Jahr-
hundert an.
Mitteilungen.
Das Deutsche Institut für ägyptische Altertums-
kunde in Kairo soll von dem dortigen Generalkonsulat
losgelóst und als „Kaiserlich Deutsches Institut für
ägyptische Altertumskunde“ dem auswärtigen Amt
unmittelbar unterstellt werden. B.
Personalien.
Ferdinand Justi, Prof. der vergleichenden
1 und der orientalischen Sprachen in
arburg, ist im Alter von 70 Jahren gestorben.
Adolf Schulten, Privatdozent in Göttingen,
ist als ordentl. Prof. der alten Geschichte nach Er-
langen berufen.
Dr. J. Knudtson ist zum Professor der semiti-
schen Sprachen an der Universität Christiania er-
nannt worden.
The Academy ac
1813. Ancient
:ecords of t, (u.)
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roche trouvée à Karnak. — G. Legrain, Notes
d'inspection. XXX. Une statue de Montouho
Hibhepetà. XXXI. Le roi Thoutmosis V. XX
Sur un cas de totémisme moderne. XXXIIL Sur
one pene prophètes d'Amon de la décadence
hébaine XXXIV. Sur un fragment de statue
d'Osiris. XXXV. Sur un certain Horus dit „le chat“.
XXXVI. Une table d'offrandes de Nitocris. — G. Mas-
pero, La chapelle d'Asfoun. — G. Dareesy,
figurations de Girafe. — Fr. W. v. Bissing uud M.
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Glawata Fresken i im Museum von Kairo. — J. Bonomi,
Topographical notes on western Thebes collected in
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Rabat et Chella. — Extraits de la presse musulmane.
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rique. — A. Rezzoük, Notes sur l'organisation poli-
tique et administrative du Rif. — René-Leclerc, Les
salines de Tanger. — Extraits de la presse musul-
e.
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de Tanger. (Text, Transkription, Uebersetzung, Noten).
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Les tribus arabes de la vallée du Lekkoüs. (Schluss.
Karve). — A. Rezzoük, Notes sur le Rif. — L. Mercier,
Cérémonial qui entoure l'arrivée du Sultan à Rabat.
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géographique du Maroc d' Ar-Zyáni (Uebersetzung).
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Ar-Zyäni).
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Driver, The book of Genesis; F. Delitzsch, Babel und
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ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
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Das Buch der Ringsteine Fár&bi's, mit Auszügen aus
dem Kommentar der Emir Ismätl el Hoseint el
Fáráni. — H. Grimme, Zur Genesis des semitischen
Alphabets. — С. Sarauw, Zu den Inschriften von
Sendschirli. — C. H. Becker, Arabische Papyri des
Aphroditofundes. — M. Jastrow, The signs and names
for the liver in Babylonian — Th. Nöldeke, Die
aramBischen Papyri von Assuan. — E. Littmann, Pre-
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Sprechsaal: C. Sarauw, Der hebrüische Lokativ. —
F. Schulthess, (AAT — M. Jastrow, Ha-bil and e-
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widmet, besp. у. R E. Brünnow. — Bibliographie.
Z. D. M. d. 1906.
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herausgeg. u. tibersetzt. — Th. Menzel, Mehmed Emin.
— E. Mahler, Das Himmelgahr als Grundelement
der altorientalischen Chronologie. — A. Fischer, Das
Geschlecht der Infinitive im Arabischen.
Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg 1. Pr., Schönstr. 18 a 1.
Verlag u. Expedition: Wolf Peiser Verlag, Berlin 8., Brandenburgstr. 11.
Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel, Kirchhain N.-L.
Orientalistische
Litteratur-Zeitung.
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erate die sweigespaltene Petitzeile 80 Pf.; bei
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10. Jahrgang.
15. April 1907.
М 4.
Alle für die Redaktion bestimmten tg et Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender
Adresse erbeten: Redaktion der 0. L. Z., Wolf
eiser Verlag, Berlin 8. 49, Brandenburgstr. 11.1.
Zur altbabylonisehen Chronologie.
L. Messerschmidt.
Du
Das Museum in Konstantinopel besitzt
aus den Ausgrabungen in Sippar das Frag-
ment einer altbabylonischen Datenliste, be-
zeichnet Sippar 16, das bisher zwar mehr-
fach, aber noch nicht in genügender Weise
veröffentlicht worden ist. Scheil bringt in
seinem Werk: Fouilles à Sippar auf Tafel
III die Liste im Lichtdruck und in Délé-
ée en Perse tome II S. 83 Anm. eine
skription, die jedoch nicht durchweg
richtig ist, Lindl gibt in BA IV S. 342/3
eine: ungentigende Autotypie der Tafel und
eine unvollständige Transkription, (s. auch
Delitzsch dazu S. 343 Anm. ** In Auto-
phie ist der Text m. W. noch nicht ver-
öffentlicht worden. Ich habe daher einen
Aufenthalt in Konstantinopel benutzt, um
mit freundlicher Genehmi der Museums-
behörde die Tafel zu kollationieren und die
hierunter verdffentlichte Autographie anzu-
fertigen. Siehe Sp. 171.
Der Text ist unter Benutzung von Pa-
rallelen zur Ausfüllung der Lücken folgender-
massen zu umschreiben:
1) Vgl. OLZ. 1905 8. 268.
Obv. 1. mu Ha-am-mu-ra-bi lugal-e
. mu nin-si-di -ma in
mu gis- gu- za bara-mah Nannar Bê-
bili mu- un- na- dim
an- dim
ee dim
. (mu bad (2) I-si-in...... ) dib (2)
(mu Sa-am-su)-i-lu-n(a lugal-e)
(mu damal)-ar-gi ki(-en-gi ki
in-gar
mu id Sa-am-su-i-lu-n(a na-ga-ab nu-)
hu- us ni-$i mu-un-(ba)-al
. mu id Sa-am-su-i-lu-na he- gal mu-
un-ba-al
mu gis-gu-za ila (dingir Nann)ar an
Ve
7. mu ab ki | gub bar-sag id
8. mu-us-sa ab ki lugal gub
Bemerkungen:
Obv. 2. Der Schreiber hat deutlich ki ge-
t es ist aber ebenso sicher di zu
esen.
8. s. dazu Lindl in BA IV S. 392.
4. DieSippar-Tafel sichert an dieser Stelle
die Lesung ба. i-a statt der bisherigen Le-
sung Mal-gi-a. sind also auseinanderzu-
171 [No. 4.)
Ж Q
EL VE
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
>
‘en
e
(April 1907.) 172
ZEN N Ж YYW:
iy
LAG TT
ein Gagia und ein Malgia (II R
7, en f.). — Scheil (Délégation a. a. O.) über-
halten
ahr, wo er Dür-Gagia baute: Die
— melee Nennung von dfiru in diesen
Daten lässt die Zuziehung von düru zum
Eigennamen ohne andere Anhaltspunkte als
— dingir-ra folge ich
In der g dingir-ra folge ich (gegen
Lindl) King: Letters and Inscr. of Hammu-
rabi Ш S. 228 ff. — Scheil liest a. a. О.
die auf der e Liste folgenden Zeichen:
kalama dim. Da aber auf dem
Original vor un noch Reste von mu deutlich
sichtbar sind, so ist natürlich mu- un- na-an-
dim zu lesen.
7. Am Ende dieser Zeile ist ein Zeichen-
rest noch erkennbar, der mir am ehesten
für lu, also für die Lesung ba - an-)dib zu
deen schien. — bad ist nach King a. a.
t ganz sicher, da es wie zwei ver-
schiedene Zeichen aussehe. Ranke, der die
Daten seiner Texte No. 24 und 20 (Babyl.
Exped. Univ. Pennsyl. vol. VI 1) mit diesem
^ sei S eas will danach lesen: mu
icm 2. Das Datum ist ergänzt (vgl.
Lindl a. а. О. und King a. a. О.) nach Bu.
88 — 5—12,87 (МАР 100): mu 8. lugal da-
mal. ar. gi i-ni-gar-ra und Bu. 91—5—9,2444
(vgl. King) mu damal-ar-gi ki-en-gi ki Urdu.
Das schhessende in-gar (so hier statt i- ni-
— 1 hat der Schreiber etwas zu hoch
80 daus es neben der vorangehenden
Zeile ai steht. Scheil liesst es daher bei dieser
(Délégation а. a. O.): ша б... in- gar. Es ist
aber dort schwerlich am Plata, dagegen in
173 (Мо. 4]
Zeile 2 durch die Vergleichung mit MAP 100
nahe gelegt, weshalb ich es hierher ziehen zu
müssen glaube. — 2. 2 lässt Scheil a. a. 0.
enden: . . . unnadim: davon konnte ich
auf dem Original nichts entdecken. — Ranke
a. a. O. bezieht das Datum von No. 49
hierher. Dort scheint die auffallende Verb-
form un-gar zu stehen.
3. Für Фе Ergänzung siehe Lindl und
King a. a. O. Scheil lässt einen Teil der
Formel weg. Vielleicht hat er hu-us zu
na-dim verlesen und in die darüber stehende
Zeile verlegt?
4. Der Schreiber hat näru falsch ge-
schrieben, wie auch auf der Heliogravure
bei Scheil, Sippar pl. III erkennbar ist. —
Bei Scheil (Del) fehlt munbal, wodurch die
Uebersetzung beeinflusst ist.
5. Für Sie Ergänzung s. Lindl a. a. O.
S. 847. — In der Liste bei King und auf
einzelnen Tafeln heisst das Datum: mu gis-
gu-za bara-gi. In der Sippar-Liste dagegen
steht ganz deutlich das Weichen ila (nicht
mir = aga, wie Scheil, Dél. liest) nach gis-
gu-za. Lindl S. 357 zur Stelle zeichnet es
z richtig. Es findet sich in derselben
orm z. B. CT VI 7 Z. 27a. — Die Form
dieses Datums variert also etwas.
6. Das Zeichen ka (nicht sag!) ist sicher
(gegen Lind! S. 378). Auch die Zeichen am
Schluss: a8-bi-da, welche Lindl und Scheil
(Dél.) übersehen haben, sind sicher. Letztere
gerade machen die Ergünzung, wie ich sie
im Anschluss an die von Lindl S. 377 zur
Stelle herangezogenen Tafeldaten vorge-
nommen habe, sehr wahrscheinlich. Auch
hier wieder liegt eine leichte Variation des
Datums vor.
7. Scheil liest Uruk-ki statt ab- ki.
dem Original steht weder das eine noch dar
andere, sondern sehr wahrscheinlich gis-ku. Wie
die folgende Zeile mit ihrem sicheren (gegen
Scheil, Del.) ab-ki zeigt, ist auch Zeile 7 ab-
ki zu lesen und gis-ku somit als ein Schreib-
fehler zu erachten. Dieser scheint auch zu-
leich die Aufklärung zu geben über den
iderspruch, der hier zwischen der Sippar-
Liste und der Liste von King vorliegt, den
Lindl gemerkt, aber kurzerhand zu ungunsten
der letzteren, — wie ich glaube, mit Un-
recht — entschieden hat (S. 394). King
liest námlich die unserer Zeile entsprechen-
den Spuren in seiner Liste (a. a. O.): mu
gil-ku Su-nir. Dieses Datum wird gehalten
durch die in OLZ 1905 S. 3 angeführte
Tafel, wird also schwerlich wie in der Liste
bei Lindl einfach weggelassen werden dürfen.
Ich móchte nun &nnehmen, dass der Schreiber
ORIENTALISTISOHK LITTERATUR-ZEITUNG.
Aut |
[April 1907.] 174
der Sippar-Tafel dieses Datum mit gi&-ku
zu schreiben anfing, dann aber durch ein Ver-
sehen zu dem Datum des folgenden, achten
Jahres tibersprang. Die Spuren der Liste
Kings No. 102 II 8 scheinen dafür zu
sprechen, dass das achte Jahr Samsu-ilunas
hiess: mu ab-ki lugal usw. Der Schreiber
der Sippartafel hätte also, wenn das richtig
ist, das siebente Jahr des Königsübersprungen.
Dasselbe hiesse: mu gis-ku äu-nir, das achte
aber: mu ab-ki lugal.
8. Dieses Datum fehlt in der Liste Kings.
An seiner Stelle steht dort: mu ki-su-lu-ub-
gar ka- ad- su- u. Wenn das Vorbemerkte zu-
trifft, müssen diese beiden Formen Be-
nennungen desselben, des neunten Jahres
sein. Das lässt sich tatsächlich auch 80
vereinigen, dass man annimmt das Jahr sei
zuerst mit mu- us-sa nach dem vorangehenden
und erst später, nach dem Eintritt des
kriegerischen Ereignisses nach diesem be-
nannt worden. Tafeln aus den früheren
Monaten dieses Jahres müssten also datiert
sein: mu- us-sa ab ki lugal, solche aus den
späteren Monaten: mu ki- su- lu-ub-gar. Ranke
a. a. O. No. 57 stammt aus dem 2 Monat,
CT IV 17 (701) aus dem 11 Monat, beide
sind datiert mu- us-sa CT II 5 dagegen aus
dem 7 Monat ist ki-su-lu-ub-gar datiert.
Die zu erwartende Ordnung ist also durch-
kreuzt. Da ich derartige Fälle auch auf den
Ur-Tafeln (Dungi usw.) beobachtet habe, 80
möchte ich annehmen, entweder, dass es bis
zu gewissem Grade freistand, wie man da-
tieren wollte, nach dem vorangehenden oder
dem laufenden Jahre, oder aber, dass im
vorliegenden Falle dem betr. Schreiber das
augenblickliche Datum und eine Liste zum
Nachsehen nicht gegenwärtig waren, so dass er
zur Jahresbestimmung auf des vorausgehende
in seinem Gedüchtnis zurückgreifen musste.
Man müsste daun allerdings erwarten, dass
auf den Tafeln auch einmal ein mu- us-sa-
Datum erscheint, das in den offiziellen Listen
nicht als solches sich findet, weil das betr.
Jahr offiziell schon von seinem Beginn an
eine ihm eigene Benennung erhalten hatte.
Ein solcher Fall scheint tatsüchlich in der
von Ranke a. a. O. 8. 13 Anm. 1 heran-
genen Tafel: Sm. 42 vorzuliegen, die
as Datum trägt: mu- us-sa gu-za bara mab
lugal. Nach den Zeugen-Namen gehört sie
in die Regierung Sin-muballit’s. Für diese
aber findet sich in der offiziellen Liste,
wenigstens bis jetzt, ein solches Datum nicht.
Das 16. Jahr heisst: mu gis-gu-za bara
mah, das 17. aber ist nach der Eroberung
von Isin benannt. Man muss also annehm ,
145 (Ко. 4.)
dass der Schreiber etwa aus dem angefiihr-
ten Grunde sich das Datum im Anschluss
an das des vorangehenden Jahres zurecht
gemacht hat.
Der bur-gul als Notar in Nippur.
Von Arno Poebel.
Auf den Nippurkontrakten aus der Zeit
der Dynastie von Larsam und der ersten
Dynastie von Babylon wird in vielen Fallen
ein burgul aufgeführt, und es liegt infolge
dieser häufigen Erwähnung der Schluss nahe,
dass der burgul ebenso wie der dub-sar als
eine offizielle Person zu betrachten ist, die
bei der Abfassung des gesetzlichen Instru-
mentes in irgend einer Weise beteiligt war.
Auf vierzehn Nippurtafeln, welche einen
bur-gul erwühnen, werden dreizehnmal der
dub-sar und der bur-gul zusammen genannt,
achtmal in der Reihenfolge bur-gul — dub-
sar, fünfmal in der Reihenfolge dub-sar —
bur-gul, und zwar stets als die letzten in
der Zeugenreihe, mit Ausnahme eines einzigen
Falles, wo erst die männlichen Zeugen auf-
eführt werden (1— 4), alsdann der bur-gul
5) und der dub-sar (6) und zuletzt vier
weibliche Zeugen (7—10) Es lässt sich
auch hier das Prinzip erkennen, wenigstens
die Reihe der vollgültigen Zeugen mit bur-gul
und dub-sar schliessen zu lassen, insofern
als die Frauen vielleicht nicht als vollgültige
Zeugen anerkannt wurden, wenigstens zur
Zeit Rim-Sins, unter dessen Regierung die
Tafel geschrieben worden ist. Auch die
eine oben angeführte Ausnahme, wo dub-sar
und bur-gul nicht zusammen aufgeführt
werden, scheint sich als zufällig zu erweisen.
Der Tafelschreiber Dingir-mansum hat mög-
licherweise den Namen eines Zeugen Dingir-
mansum zum zweiten Male zu schreiben
begonnen, und um nicht radieren zu müssen,
seinen eigenen Namen an dieser Stelle auf-
geführt. Der bur-gul steht wie gewöhnlich
am Schluss der Aufzählung.
Ist aurch diese Zusammenstellung mit
dem dub-sar der offizielle Charakter des
bur-gul gesichert, so fragt es sich, welchen
Anteil er an der Herstellung der Urkunde
hatte. Da die Etymologie von bur-gul und
sein Vorkommen in der Literatur jedenfalls
so viel beweisen, dass der bur-gul Stein-
material graviert oder mit dem Meissel be-
arbeitet, anderseits der eigentliche Text
der Urkunde naturgemäss von dem dub-sar
als dem Tafelschreiber geschrieben wurde,
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1907.] 176
so kann die Tätigkeit des bur-gul bei der
Ausfertigung des Kontraktes nur mit dem
Siegel in Verbindung gebracht werden. Wie
dies zu geschehen hat, wird uns ersichtlich,
wenn wir die den Nippurkontrakten .eigen-
tümliche Art der Siegelung mit der auf den
nordbabylonischen Vertrügen üblichen ver-
gleichen.
Es ist eine bekannte "Tatsache, dass
unter der grossen Masse von Kontrakten
aus Sippar verhültnismüssig sehr wenige mit
Siegelu gesiegelt sind, welche den richtigen
Namen des siegelnden Kontrabenten tragen.
Meistens sind es Siegel ganz fremder Per-
sonen, und der Umstand, dass dieses Siegel
von dem Kontrahenten, auf welchem die
Verpflichtung lastet, geführt oder doch
wenigstens in dem betreffenden Falle benutzt
wurde, wird nur dadurch kenntlich gemacht,
dass neben oder über den Siegelabdruck
geschrieben wird: Siegel des Soundso. Auch
auf einigen Nippurtafeln findet sich dieser
Gebrauch fremder Siegel und Kenntlich-
machung derselben durch eine Beischrift
des dub-sars, jedoch nur auf solchen, an
deren Abfassung kein bur-gul beteiligt war.
Es stimmt dies vollstándig zu der Beob-
achtung, dass, soweit mir bekannt ist, auf
keiner der nordbabylonischen Tafeln ein
bur-gul neben dem dub-sar erwühnt wird.
Auf den Nippurtafeln dagegen, auf welchen
des boreal rwühnung getan wird, trügt
das Siegel stets den richtigen Namen des
oder der betreffenden Kontrahenten. Es
kann hieraus entnommen werden, dass der
bur-gul dieses Siegel für den jeweiligen
speziellen Fall anfertigte, abgesehen viel-
leicht von dem Fall, dass der Kontrahent
ein eigenes, auf seinen Namen lautendes
Siegel führte. Diese Annahme wird durch
folgende Beobachtungen gestützt.
l. Die betreffenden Siegel sind, ver-
glichen mit anderen Siegeln, mit geringerer
Sorgfalt aogetortigt, was sich daraus erklürt,
dass dem bur-gul für die Anfertigung des
Siegels nicht viel Zeit zur Verfügung stehen
konnte. Die Oberfläche der Siegel war,
nach den Abdrücken zu urteilen, nicht
immer glatt poliert, sondern weist bisweilen
sehr starke tzspuren auf. Die Schrift.
zeichen sind gross. Die wagrechten Keile
neigen sich oft nach unten. Die ein-
rahmenden Linien sind bisweilen schief
gezogen, manchmal in der Mitte abgesetzt
und ein Stück oberhalb wieder eingesetzt,
so dass eine Linie zum Teil doppelt gezogen
ist. Ab und zu kommen Versehen vor; 80
ist in dem später zu erwühnenden Siegel
177 No. 4.)
Ea-idinnams zu seiner Frau Kuritum die
zweite Halfte des à ausgelassen, so dass also
nur si kuritum dasteht. Auf einem andern
Siegel steht in dem Namen ‘Samai-‘A-a
zwischen den beiden a ein Keil zu viel.
Auf dem ersten der unten mitgeteilten Siegel
finden wir nur dumu Ud-ul-ul anstelle von
dumu-me Ud-ul-ul. Wenn die Zeichen nicht
mehr alle in eine Reihe gehen wollen, so ist
unter die Reihe geschrieben; z. B. dumu-sal
?Nin-ib-ma-&, Besonders bemerkenswert
aber ist, dass die betreffenden Siegel nie
bildliche Darstellungen aufweisen.
2. In der Regel sind die Namen von
zwei (oder mehr) auf einer Seite stehenden
Kontrahenten und in Erbteilungsurkunden
aller Kontrahenten in ein Siegel zusammen-
gefasst. Z. B.
à Mer-RUS-ra
dumu Ud-ul-ul
in einem Fall, wo die beiden Brüder Ibgatum
und ‘Mer-RUS-ra ihren beiden Vettern
gegenüberstehen.
dumu Ib-ku-Iätar
&[а) ku-ri-tum dam-a-ni
in elner Adoptionsurkunde.
Lugal-be-gal
ša 4Nin-ib-e-mu-ga-a-a
in einer Verkaufsurkunde, in welcher die
beiden Brüder die Verkäufer sind. Ein
sehr instruktives Beispiel bietet eine Gruppe
von vier Kontrakten. Einer von diesen ist
eine Erbteilungsurkunde, in welcher vier
Brüder das väterliche Erbe teilen, während
die drei anderen Kaufvertrüge darstellen,
in welchen der älteste dieser Brüder sein
Urigallurecht ausübt und von seinen jüngeren
Brüdern den Anteil am väterlichen Haus,
der ihnen zuerkannt worden war, zurück-
kauft. Die Erbteilungsurkunde trägt das
folgende Siegel:
Li-bi-it- d Bel
4 Mar-tu-ma- lik
dumu-meErri-iz- zu- ma- tum
während die Kaufurkunden mit je einem
der folgenden Siegel gesiegelt sind:
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1907.) 178
4 Mar-tu-ma-lik
dumu E-ri-i$-eu-ma-tum
4Li-bi-it- d Bel
duinu-meE-ri-i$-sum-ma-tum
Li-bi-it- d Mar-tu
dumu A- bil- 4 Samaá
Von Siegeln, die mehrere Personen regel-
mässig gemeinsam gebrauchten, kann natiir-
lich im Ernst nicht die Rede sein, selbst
in einem Falle, wo es sich um Mann und
Frau handelt, wie in der obigen Adoptions-
urkunde. Firmensiegel, wenn man solche
damals wirklich gebraucht hat, oder Tempel-
siegel liegen, wie man ohne weiteres sieht,
in unseren Füllen nicht vor; und so bleibt
nur die Ánnahme übrig, dass diese Siegel
vom bur-gul zu einmaligem Gebrauch her-
ее und wie ich vermute, nach dem
brauch wieder zerstórt wurden, sei es,
um ihreu ferneren Gebrauch zu verhindern,
sei es, um das Material, auf welchem das
Siegel eingeschnitten worden war, nochmals
zu benutzen. Das Material ist offenbar eine
feine, aber weiche Steinart gewesen, die
sich leicht mit Messer und Meissel schneiden
liess, und es war somit wahrscheinlich nur
erforderlich, die Oberflüche des Siegels ab-
zuschaben und abzuschleifen, um das Material
zur nochmaligen Verwendung brauchbar zu
machen.
Mit der Anfertigung des Siegels kann
indessen die Tütigkeit des bur-gul bei der
Beurkundung der Vertrüge noch nicht er-
schöpft sein. Vielmehr ist aus dem Um-
stand, dass er bei der Vertragschliessung
zugegen ist, was nicht nötig wäre, wenn er
nur das Siegel anfertigte, zu folgern, dass
er wahrscheinlich auch das Siegel auf der
Tafel anbrachte. Vermutlich war er die
Person, der es bei gewissen Arten von
Urkunden von Amts wegen allein zustand,
die Urkunde zu siegeln, und es würde somit
in seinen Beruf eine Tätigkeit fallen, für
die es zu anderen Zeiten oder an anderen
Orten einen besonderen käniku, kanga,
Siegler gab. Wenn dies richtig ist, so ver-
stand es sich natürlich von selbst, dass das
Siegel nach dem Gebrauch wieder vernichtet
wurde.
In engem Zusammenhang mit obigem
Sachverhalt steht, dass die Anbringung des
Siegels auf den Tafeln aus Nippur eine
andere als auf den aus Nordbabylonien
stammenden ist. Wenn es die spezielle
Aufgabe des bur-gul ist, ein für die be-
179 [No. 4.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1907.) 180
treffende Gelegenheit geeignetes Siegel her-
zustellen, so muss man auch darauf bedacht
gewesen sein, den Namen des Siegels 80
deutlich als möglich auf der Tafel zum
Abdruck zu bringen. Deshalb brachte man
auf den Nippurtafeln das Siegel stets so an,
dass die Namen die zu siegelnde Fläche
OULU LL Lh hhh
PAR eee ee,
Sy tuy FILII C ж
ФРЕЕ , IN!
nicht quer, sondern der Länge nach durch-
laufen. Zur Veranschaulichung dieser An-
ordnung mögen die beiden folgenden sche-
matischen Darstellungen (A 1 und 2) der
Rückseite einer Tafel und der Vorderseite
eines „Cases“ mit den anschliessenden
Rändern dienen:
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Figur À 1.
Rückseite einer Nippurtafel mit
linkem, unterem und oberem Rand.
Nur in einem Falle läuft auf einer Nippur-
tafel der Name auf der mit a bezeichneten
Fläche quer; es ist jedoch dabei für das
Siegel so viel Raum gelassen, dass der Name
vollig zur Geltung kommt. Die mir aus
der Khabaza- und anderen Sammlungen des
Archiologischen Museums der Universitat
von Pennsylvanien bekannten nordbaby-
lonischen Kontrakte dagegen lassen stets
den Namen des Siegels quer, nicht längs-
weise durch die zu siegelnde Fläche laufen!),
ausgenommen auf den mit & und b bezeich-
neten Flüchen, falls solche frei gelassen sind
und der Name gerade diese Flächen trifft,
wenn das Siegel über die Tafel gerollt wird).
Die Folge davon ist, dass von dem Namen
nur wenig zum Ausdrock gelangt. Nach
unseren obigen Ausführungen ist dies auch
nicht von Belang, da das Siegel auf den
nordbabylonischen Kontrakten gewöhnlich
) Teilweise Ausnahmed kommen bisweilen vor;
vgl. Ranke, BE a VI 1 Pl. V 9. Left Edge, wo
dasselbe Siegel einmal quer und einmal längs läuft.
und No. 88, wo ein Siegel lüngs und zwei andere
quer laufen. Dieses sind jedoch die einzigen mir
bis jetzt bekannten Fälle.
) Vgl. die schematische Darstellung der Rück-
seite eines „Cases“ (Zeichnung B) und ferner die
gute photographische Abbildung bei Ranke, BE a
VI 1 Pl. X.
Figur A 2.
Vorderseite etc. eines Nippur-Cases.
Rückseite etc. eines Bippara-Cases.
nicht den Namen des Siegelnden trägt und
durch eine Beischrift des dubsars kenntlich
gemacht wird. Anderseits kommt infolge
des Bestrebens, die Aufschrift des Siegels
so vollstándig als móglich wiederzugeben,
auf den Nippurkontrakten, wenn Siegel mit
bildlichen Darstellungen benutzt werden,
von den letzteren wenig oder fast nichts
zum Abdruck, während auf den nordbaby-
lonischen Tafelu meistens betrachtliche Teile
der Darstellungen abgedrückt sind. Diese
Eigentümlichkeiten дег Nippurtafeln zu-
sammen mit anderen, die wir hier nicht
näher berühren können, bilden ein beinahe
untrügliches Kennzeichen, um zu entscheiden,
ob eine Tafel aus Nippur stammt oder nicht.
Wenu wir so im Obigen nachzuweisen
versucht haben, dass in Nippur neben dem
dub-sar in der Person des bur-gul noch ein
zweiter Notar bei der Ausfertigung der
Rechtsurkunden mitwirkte, so ist dies auch
für die babylonische Rechtsgeschichte von
Interesse, insofern es zeigt, welche Bedeu-
tung damals der Beurkundung speziell in
der Form der Siegelung beigelegt wurde.
Interessant ist ferner, dass der bur-gul, so-
weit sich aus den mir jetzt zugänglichen
Urkunden feststellen lässt, nur bei Haus-
(und Grundstücks?)verkäufen, Verkauf von
181 (No. 4.)
Aemtern und Einkünften, bei Erbteilungs-
und Adoptionsurkunden und bei Heirats-
vertrégen, dagegen nicht bei Mietsvertrügen
und Gelddarleihungen amtiert. Offenbar ist
dies darauf zurüc ühren, dass bei den
ersteren Vertrügen infolge ihrer dauernden,
nicht temporüren Gültigkeit! die Formen
der Siegelung strenger eingehalten wurden,
wie ja auch nur bei diesen Vertrügen der
Schwur geleistet wurde.
Wir gehen vielleicht nicht fehl mit der
Annahme, dass in die Tatigkeit des bur-gul
als Notar auch die Herstellung von Urkunden
auf Stein füllt, wie uns deren einige in den
sogenannten Grenzsteinen überkommen sind.
Allerdings haben wir hierfür aus der Zeit
der ersten Dynastie keine inschriftlichen
Anhaltspunkte. Auf der von Hilprecht ver-
öffentlichten Urkunde Nebukadnezars I. wird
als tupsarru ба-И-іг “ыз пагё an-ni-i der
Barüpriester Bél-tabni-bullit genannt. Es
bedeutet dies wohl den Verfasser der In-
schrift, nicht den bur-gul, der die Inschrift
einmeisselte oder einschnitt. Die Nicht-
erwühnung des bur-gul würde darauf hin-
deuten, derselbe d&mals nicht den
Charakter eines Notars besass, der ihm
nach unseren obigen Ausführungen in Nippur
zukam, obwohl naturgemüss auch da du
dub-sar wegen seiner umfassenderen Tatig-
keit die grössere Bedeutung zukommen musste,
und der bur-gul, soweit seine Tätigkeit als
Notar in Betracht kommt, vielleicht nur
als Unternotar oder Notargehilfe zu be-
trachten ist.
Observations concerning some Ideograms.
Stephen Langdon.
In & recent brochure M. Halevey has
discussed na-nam = ummu etc. The following
remarks may however prove
4 IN =annu, this, Мат thus and
umma as follows. The Sumerian word
for hic, haec, hoc without distinction of
gender is ni (also bi for neuter objects)
used classically for living objects and
alle for persons. To emphasize
the demonstrative idea the element was
doubled %-т to which was attached
the emphatic ending am. [On the
origin and of this ending I may
be allowed to refer to шу Syntaxe du
Verbe Sumérien] ni-ni-am then went
1) Vgl. den Ausdruck ukuria = für alle Zeit.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1907] 182
over to nanam — this person; the mean-
ing thus is naturally a further exten-
sion of the idea this.
Negatives in Sumerian.
Sumerian negates indicative, infinitive and
participle with nu; on this and the following
points cf. Syntaxe p. 235. The optative is
negated by na and bara.
nam = not, with optative is a combination
of na-mu i.e. na and subject mu, nan is for
na-ni. bara is a variant of У Вг. 1742.
The word for „missing“, „lack“ etc. in Sum.
was bar, declined in case direct bare, in case
oblique bara; cf. Thureau Dangin ISA 78n.
3 and bara udu lab-ka =à défaut d'un mou-
ton blanc.“ bara as an adverb was then
used to express the negation of the optative,
as na. As to the doubled negative IV Rawl.
16, 35a ni ba-ra-nu-tuk-a — [he] who hath no
fear, the sentence is dependant indicated b
@ at the end hence a negative ba-ra is enti-
rely unclassical since bara can be used in
the classical Janguage only to express a
wish or purpose. The doubling is a bar-
barism in addition to the above objection.
Any discussion of Sumerian grammar to be
final must be based upon the classical usage.
For this purpose the writer has given in
his Syntaxe a corpus of all classical forms.
Br. 2687 etc. in no way proves gub =
not. Even though lasāmu were to be divided
into la sàmw no one could possibly infer
gub = la.)
Br. 6356 ға = la = V Raw. 21 h 45. This
là is not the negative la but the Semitic
preposition 3 seen in la-pa-an.
A- kam.
In classical Sumerian the cardinals are
usually placed before the objects numbered
followed by the nominative singular, 2 gan
A- Sag, two gan of cultivated ground, etc.
The objects numbered may stand before the
CR thus Urukagina, Cone A 6, 1 f.
gar-udu di-ka-ni l-an = one white roll of
1) The verb lasāmu is a synonym of arbu, irrubu,
irribu (from the wot oa flee, cf. Meissner Bauin-
schr. Sanh. p. 118) in ZA, X 212 Ц. 167. The parti-
ciple làsimu runner is known from Weisbach Miscl.
р. 29 J. 9 and see Meissner Supplement 54. Finally Ba-
bylonian Expedition of the Univ. of Penn. XX No. 23
1.6 gives läsimu in a list of synonyms meaning „an
ns worthless person“, translated by Hilprecht
„loafer“.
183 |Ко. 4.)
bread, gar-gig a-na-ka-ni 6-an = six dark
rolls of bread for his anaka (?). The ending
am (written most often a-an) an is the Su-
merian verb ,to be“, (on this subject cf.
Syntaxe du Verbe Sumérien pp. 229—235)
and the sense above is, ,rolls of bread-six-
were“, This ат in such mathematical ta-
blets as Scheil Sippar p. 48, 1156. 34-dm
ib-di = of 1156 the square root is 34, the am
may either be the later emphatic am or the
old verb to be which gave rise to the em-
phatic conjunctive ma (cf. Syntaxe article
-ma). Тһе word does not give a distributive
meaning to the preceeding number contrary
to Hilprecht BE XX 22 n. 2. The case
there cited from Cym. 124, 6 ka A-An, is
robably a late writing for ’a as the var-
lant 1. 3, 3 ka'a shows. This ám occurs іп
the division table reconstructed by Hilprecht
а. а. O. p. 22, igi- 1-gal-bi = 8,640,000 am =
(12,960,000) divided by 3/, is 8,640,000.
ám is apparently used as the ordinal
ending in Gudea Cyl. A 21,3, rm ат = E.
am third 21, 1, YY -nam = min-(n)am second.
The same usage again in the Kassite Period,
see Peiser Urkunden aus der Zeit der dritten
Bab. Dyn. Ми Y|-ám = second year in No. 102
date, cited also by Hilprecht a. a. O. p. 23
with other passages. The usual termination
for ordinals is kam, so Gudea Cyl. A 5, 2
| “ат = the second. cf. 6, 3 YY -kam-ma.
This ending probably arose out of the
particles ka-ám. At any rate Sumerian does
not inflect the interior of a word (cf. Heb.
why, Ar. G etc.) to form ordinals, dis-
tributives etc. but adds an inflection, which
in case of ordinals is kam later kan, a vari-
ant written generally abe. It is probable
therefore that the Gudea passages Cyl. A 21,
1 ff. are to be comprehended as adverbs se-
condly, ete., a force which the syllable am
took on later, cf. Syntaxe p. 230. kam ар-
parently follows ordinals in such cases as
Ham. Code X 62, Mu-3-kam 1-li-ik-3u. it-ta-
la-ak, if he do the service for three years.
This however is probably to be understood,
punto the third year“, as CT VIII 3 b 16,
a-na Mu YY-kam {b-ta-e-a = unto the second
year they rented the land.
In the tablet ana stti-34 ASKT 55, 35 f.
mas Mu Y-kan = gibit. Sanat; mas iti Y -kam
= gibst arah yearly interest, monthly in-
terest, kan shows also the force of an ad-
jective. Although this tablet is an extract
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1907.] 184
from the Hammurabi Code the language is
unclassical, a fact noted by Meissner and
others. The use of kan for kam is also post-
classical if we may call the Hammurabi
period classical.
The ending for distributives in classical
Sumerian is ta which is not an adjectival
inflection, but the postposition - ta = ana.
A distributive assumes fundamentally two
numerical concepts, one series applies at a
certain ratio to another; thus for example
the business document, Th. Dangin, Recueil
de Tabl. Chaldéennes, No. 51 Obv. 1—3,
IT егіт (ber) aniw ва!-й-а anšu-l-bèr-šú udu-
1 ѓе 30 ka-ta = two groups of four female
riding camels, for each group each day 30 ka
of grain. Here one day and 30 ka are to be
put into distributive relation by the post-
position-ta which really governs the first
element udu 1, i.e. for each day, 30 ka; in
other words the suffix ta does not belong
to the word to which it is attached; this is
seen by the common Semitic translation of
this phrase, for example CT VIII 3 b 2, ana
1 gan?) ЕС 8 gur Ze om.
The element ta by analogy with kam
later developed into a real adverbial ending
tam written ta-a-an, thus ASKT 56, 11 sibtu
10 3iklu 2 Siklu-tam = interest on ten shekels
is 2 shekels each. So also in the familiar
formula at the end of Neo-Bab. documents
i3tenàtam, iStenatama = each one, cf. Hilprecht
a. a. O. 23 note.
tam according to Br. 3969 means who?
not number as M. Halevey would explain.
In Tell-el-Amarna 220, 6 ana $epi šarri
бей- 7 и 7 mini amkut, at the feet of шу
lord seven and seven times I fall, mini is
not a variant of the distributive tam but a
word = times, as mila in the variant 199, 4,
7 u 7 mi-la maktati = seven and seven times
I fall, or milana 241, 7; mila = ЎЗ, WG
time. In the construction 7-ѓат u 7-іат,
1) The meaning „group of four“ for Br. 8137 was
first pointed out to me by Father Scheil. This is
beyond doubt the origin of the siga., cf. Urukagina
Cone B IV 19 where bir seems to be the Sum. word
for this sign when it means „four“.
%) < before gan is to be read one not ten. АП
translations of the Code have rendered falsely. Thus
Code XIII 824. < gan-e 10 se-gur means 10 gur of
grain to one gan not to ten gan. For the simple
distributive construction by placing the two elemeuts
together with the first followed by the nominative
ending e cf. CT VIII 7а 21.
185 (No. 4]
it is to be noted that tam occurs after both
numbers whereas mini and mila only after
the second. tam is here the distributive suf-
fix whose origin in ta-am we have traced.!)
Е] KT gal-zu.
The word gal-zu occurring in proper na-
mes which has received many explanations
and generally admitted to be of unknown
Kassite origin has been discussed again by
Hilprecht in BE XX p. 18, where this
scholar inclines to read rabut-su. The phrase
occurs in I R. pl. 3 по. 10, 1. 3 Sag ka-Sag-
gi gal-su = he who knows well the secret
of prayers. As a compound verb in Stele
de Vultures obv. 18, 1 gal-na-ga-mu-zu = Iam
truly very wise. So often in Gudéa Cyl.
B, cf. 2,8 gal-mu-zu = he was very wise.
The dies names lugal-gal-su, kur-gal-zu etc.
mean „the king is very sage“, „the god- Kur-
is very wise“ etc.
Cf. Leipziger Sem.
Studien I 2 p. 19.
Miscellen zur Geschichte der bab.-ass.
Literatur.
Von Otto Weber.
1) Zum Gilgamesch-Epos.
In OLZ. 1907 Sp. 10 habe ich für die
Stelle Gilgameschepos Tafel VI, Z. 10 die
Lesung vorgeschlagen:
lu-&e-ig-bit-ka '"narkabtu **muuknî u huräsi
„ich (Istar) will dich ergreifen lassen den
Wagen von Lasurstein und Gold“.
Diese Auffassung der Stelle erhült be-
sondere Bedeutung durch den — mir damals
nicht gegenwürtigen — Nachweis Strecks
(OLZ. 1905 Sp. 376f.), dass das ,Ergreifen
der Zügel der Istar“ sachlich eine assyrische
Parallele zu der babylonischen Zeremonie
des Ergreifens der Hände Marduks darstelle.
In beiden Fällen ist die Redensart eine
religiöse Formel für den legitimen Antritt
der Königsherrschaft und besagt im Gleich-
nis dasselbe, was die von mir a. a. Ort bereits
herangezogene Parallelstelle aus Nerigal und
Erischkigal (Jensen КВ. VI I, S. 78 Z. 17)
іп konkreter Form ausdriickt:
1) The article on tam, kam and am was revised,
with tbe help of Hilprechts remarkable introduction
to the study of Babylonian mathematics in BE XX
after the MS had been sent to the redaction.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1907.) 186
„ich will dich ergreifen lassen die Königs-
herrschaft in der weiten Erde.“
Der Wagen, den Gilgamesch ergreifen soll,
ist also der Wagen der Istar und der Inhalt
des Versprechens ist die Übertragung der
Weltherrschaft, was ja auch im Epos selbst
unmittelbar darnach (Z. 16f.) näher ausge-
führt wird.
Für die Überlieferungsgeschichte des Epos
ist es von Wichtigkeit, dass hier eine spe-
zifisch assyrische Formulierung der Thron-
besteigungszeremonie durchschimmert. Man
wird daraus wohl schliessen dürfen, dass
die vorliegende Rezension dieser Episode ihre
Gestalt erst in verhältnismässig später Zeit
erhalten hat. Da aber meines Wissens die
Ergreifung der Zügel der Istar nur ein einziges
Mal (K. 2674) und zwar in einer Inschrift
Assurbanipals, der auch sonst Zitate aus
der Literatur liebt, vorkommt, so wäre auch
die Annahme nicht unbedingt abzuweisen,
dass in dieser Assurbanipal-Stelle eine An-
spielung auf die Episode im Epos vorliegt.
Ich halte das gleichwohl für unwahrschein-
lich, da der Zusammenhang dieser assyrischen
Zeremonie mit dem Akitu-Fest bei Assur-
banipal ebenso eng erscheint, wie der der
entsprechenden babylonischen. Zudem ist
es von vornherein einleuchtender, dass das
Epos sich in der Darstellung am passenden
Ort an staatsrechtliche und religiöse Bräuche
und Zeremonien anlehnt, als dass umgekehrt
letztere im Epos ihr Vorbild gehabt hätten.
Es ist wohl auch nicht zufällig, dass die
eigenartige Einkleidung der von Istar ge-
machten Versprechungen sich unmittelbar
nach der Schilderung des ар
fiudet. Dieser ist in mehr als einer Hin-
sicht ein Seitenstück zum Tihamatkampf.
Im Estherbuch tritt der Gegensatz zwischen
Mardochai und Haman (Marduk und Humman-
Humben-Humbaba) deutlich hervor (vgl.
Zimmern, KAT. 3 S. 517) und tragt die Züge
des Jahresmythus, der auch den Hintergrund
des Marduk-Tihamatkampfes bildet. Wie
Marduk als Siegespreis die Weltherrschaft
zuerkannt wird, so gebührt diese auch dem
Humbabatóter Gilgamesch. Dieser Gedanken-
gang hat sicherlich auch den Redaktor des
Gilgameschepos bestimmt, die Verheissungen
der Istar in die Formel zu kleiden, die für
die Übernahme der Königsherrschaft in
Assyrien charakteristisch ist.
Die Art und Weise, wie diese Züge des
Mythus im Epos novellistisch verflacht und
verwischt worden sind, verstärkt den schon
187 (Ко. 4.)
aus den obigen Erwägungen gewonnenen
Eindruck, dass wir wenigstens diese Episode
nur in einer ziemlich späten Rezension be-
gitzen.
Wenn nun durch diese Untersuchungen
die Wahrscheinlichkeit, dass der Gilgamesch-
Humbaba-Kampf eine Dublette zum Marduk-
Tihamat-Kampf ist, noch grösser geworden
ist, als sie seither schon war, so werden
wir nun auch mit grösserem Recht als bisher
daraus Schlüsse für die Komposition des
Epos ziehen dürfen. Vielleicht war der
eigentliche Kern und die letzte erreichbare
Gestalt der Gilgameschsage (nicht des Epos!)
eine lokale, erechitische Formulierung des
Weltschöpfungsmythus, dessen Hauptageure
Gilgamesch-Marduck und Humbaba-Tihamat
waren. Allzuweit kann diese Formulierung
kaum zurückreichen, da sie schon durch die
Angleichung an zweifellos geschichtliche Er-
innerungen (Elamiterkämpfe) den Mythus auf
die Stufe der Sage hebt und so bewusster-
massen Zeitgeschichte und Urgeschichte zu-
sammenrückt, die erstere mit den Zügen der
letzteren umkleidet und nach deren Schema
erzählt. Dass diese Formulierung aber älter
ist als die Komposition des Gilgameschepos,
dass nicht dieses — vielleicht uawillkiirlich —
die Darstellung des Humbabakampfes mit
den Zügen des Weltschöpfungsmythus aus-
estattet hat, sondern sich an die vorhan-
ene Weltschöpfungssage angelehnt hat, halte
ich für weifellos, auch in dem Falle, dass
sich die Auffassung der am Eingang erwähnten
Stelle als spezifisch assyrischen Anschauungen
Rechnung tragend nicht bewährt. Es bleibt
ja immerbin noch die Möglichkeit offen, ist
allerdings bis jetzt nicht zu erweisen, dass
die fragliche staatsrechtlich-religiöse Zere-
monie schon in der alten Istarstadt Erech
geübt wurde. Alt und jung sind hier natür-
lich ganz allgemeine Begriffe, die nur rela-
tive Bedeutung haben. Nirgends muss man
vorsichtiger mit ihnen operieren als in der
bab.-assyrischen Literatur.
2. Das Alter der babylonischen
Heldensage.
In wie hohes Alter Gestaltungen mytho-
logischer Stoffe zur Heldensage zuriickreichen
können, beweist 2. B. die Legende von dem
Könige von Kutha, in der wir den zur Sage
gewordenen Schópfungsmythus der Nergal-
stadt zu erblicken haben. Wir haben sie
teilweise in einer Niederschrift aus altbaby-
lonischer Zeit. Für das Alter des Stoffes
selbst haben wir einen Anhaltspunkt, wenn
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(April 1907.] 188
sich Hommels Vermutung bestätigt, dass der
Text von dem Könige Anubanini von Lulubi
(Scheil, Recueil XIV S. 100ff, etwa aus
der Zeit des alten Sargon stammend) hier-
hergehórt. Für das Alter der mythologischen
Einkleidung des Stoffes aber hat ebenfalls
Hommel!) einen höchst beachtenswerten
Fingerzeig gegeben durch den Hinweis auf
Gudea, Cyl. A. 26, 27ff, wo in „den sieben
Helden“ nach ihm die 7 königlichen Brüder
in der Formulierung unserer Legende wieder
zu erkennen seien. Dass in diesem ganzen
Passus Anspielungen auf historische und
mythologische Ereignisse bzw. Figuren zu
erkennen sind, ist kaum zweifelbaft. Hommel
weist hin auf den unmittelbar vorhergehenden
„Helden, der tötet den 6 köpfigen Steinbock“
und erinnert an 4, R. 30 nr. 1. Z. 11, wo
der atüdeu Sag VI „im Bergland getötet
wird,“ Kingi Sag VI = Iamutbal (K 2837)
und Gi-in-sag VI ki (Sm. 29). — Dazu füge
ich, dass wir in dem „Babbat (genannt)
sag-alim-ma* vielleicht den Tihamat-Töter
Marduk (vgl. dessen Namen am Anfang der
7. Tafel), in dem „Löwen, dem Schrecken
der Götter“ (26, 7—8) vielleicht den Lab-bu
wiedererkennen dürfen, von dem es doch
wohl auch in „Bel und der Lab-bu“
(Z. 14) heisst:
v dieGótter des Himmels, sie alle[fürchteten
sich |.“
Vgl. auch Jensen, Gilgamesch I, S. 57. Ist
das richtig, dann ist damit natürlich auch
die Lesung labbu und die Ubersetzung „Löwe“
(bei Guden steht Ur-Mah) definitiv sicher
gestellt.
Mit diesen Andeutungen muss ich mich
heute begnügen. Vielleicht gehen andere
Fachgenossen, die solchen Untersuchungen
ausschliesslicher ihre Zeit widmen kónnen,
als es mir vergónnt ist, diesen Spuren weiter
nach. Nur mit Hilfe solcher Anspielungen
auf epische Texte in der übrigen, chronologisch
bestimmbaren Literatur dürfen wir hoffen,
Anhaltspunkte für die Chronologie derepischen
Dichtungen zu gewinnen. Wenn auch da
vieles zunächst lediglich Vermutung bleibt,
so lohnt es sich doch, einmal den Anfang
zu machen, auch auf die Gefahr hin, gelegent-
lich daneben zu greifen.
Neuburg a. Donau.
1) Brieflich mit Bezugnahme auf meine Darstellung
in meiner „Literatur“ S. 200, ohne Kenntnis dieser
Ausfübrungen.
189 (No. 4]
Südarabisches II.
Von Martin Hartmann.
Die Nouveaux Textes Үстепйев Inédits
Derenbourgs (Rev. Ass. V No. 4, 1902)
behandelte Lidzbarski Ephemeris 2, 102 bis
108. Ich bemerke folgendes zu No. 2 (qata-
banisch), dessen Text so lautet:
tr" со) w/ рр nv ja nmm Dylan 1.
' pm о) prays 99 чюй op | oyo:2.
j суз 20m Mp p om үрә јр oy чу m.
vb) yo nr pi $33 jose ann Dp y34
pam m» wr» olyanan orn Go nn b.
... . M I De py Win yw 6.
ТТІ 3) OM mn 3) OR оу 2л pz 7.
. 25p OW wn pst окут 38.
Weder Derenbourg noch Lidzbarski
setzen sich mit den Götterpaaren ‘Amm-
Haukam und Warach-Harmän auseinander.
Es sind aber ersichtlich beide Gruppen nur
verschiedene Bezeichnungen eines Paares.
Warach ist als Mondgott in den südarabischen
Inschriften nicht belegt, doch vergleiche die
aramäischen Namen mit my Lidzbarski
NE 290. Es ist unbedenklich, ihn neben
Oy als andere Hypostase der Mondgottheit
zu stellen; so gehört auch |271 neben DAN.
Nun soll nach Derenbourg und Lidz-
barski derselbe Tobba karib (bei Der. mit
seinem Adjunktus Saraja amm zusammen)
"Amm und Haukam erst Tiere (D. Lämmer,
L. ein Bócklein) opfern und dann dem Warach
und Harmän eine Baulichkeit weihen. Das
ist nicht sehr wahrscheinlich. Es bietet sich
a das eine unüberwindliche sprachliche
Schwierigkeit: ‘piv Z. 4 schwebt in der
Luft, denn die Anschliessung dieses Wortes
ап 27) als Masdar weist Lidzb. als unzu-
lássig nach, und ich lehne die Heranziehung
des hebr. 279 mit oy für die Uebersetzung
dieser Stelle bei Der. ab. Einen neuen Weg
zeigte Lidzbarski, ohne ihn zu Ende zu gehn.
Hält man für zulässig, wow in Z. 1 als
Anfang eines Hal-Satzes zu fassen (und mir
scheint es unbedenklich), so schliesse man
diesen Satz nicht mit Domp ab, sondern
führe ihn bis W332 Z. 4. Es ergibt sich
ann: „Tobba karib Herr von Darhän Ben
ahir, Diener des Priesters ‘Amms — während
der Inhaber des Priesteramts бага)а amm
Leg auch Surai™ gelesen werden] Ben
qad ein..... geopfert hatte fiir die
Rettung durch ‘Amm und Haukan, weil näm-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1907.) 190
T — weihte Warach und
Harman dass , indem er in den Schutz
von Warach und Harman stellte seine Seele
und seinen Leib“ usw. Der Priesterdiener,
der einem Adelsgeschlechte angehört, wie
das 7 bezeichnet, nennt sich zuerst. Dann
erwähnt er, ohne die Motivierung seiner
Handlung durch diesen Nebenumstand hervor-
zuheben (wenn man nicht in dem Häl-Satz
zugleich die Kausalität finden will), dass
der Oberpriester, sein Vorgesetzter, von
‘Amm und Haukam Gnade erfahren habe,
und num bringt auch er diesen Göttern, doch
in ihrer Form als Warach und Harmän eine
Weihung dar. — Im einzelnen vermute ich,
dass das erste Wort von Z. 5 nicht Nn,
sondern 112 zu lesen ist wie Hal. 353, 8
oma your. — Der Einwand Lidzbarskis
gegen |2 „von“, dass m ein Objekt verlange,
scheint mir nicht zwingend. — In y2) оуз
Go Z 3f. móchte ich sehen: ,,bei der (Quelle)
Nab Algalib“; dort sollte die Lokalisierung
der Kapelle (?), }7020 2010, sein.
Zu Südarabisches (I) Sp. 19ff Ad
x5 „zwei Mal“ in Gl. 1302, 2 machte mich
Lidzbarski aufmerksam, dass „die Erklärung
von 539 als ‚Mal‘ schon von UL (Rev.
Sém. 1903 p. 348) und Grimme (OLZ. 1
Sp. 67) gegeben ist.“ Grimme gibt die
Соога pals Sad zweimal über die
Minäer von Musran Kabir gewesen“ gelegent-
lich des mp „Mal“ Gl. 282, 7. Halévy
reklamiert hier Sp. 96f. und erinnert an seine
Uebersetzung: „au jour ой Sad était deux
fois (= pour la deuxiéme fois) Kabir de Main
Musran.^ Der Deutung von In MA als
„zum zweiten Male“ kann ich nicht bei-
stimmen; das bedeuten die Worte nicht.
Die Wiederholung der irrigen Uebersetzung
zeigt, dass mein Hinweis auf die Wichtig-
keit der Inschrift als Gegenstück zu Gl. 1155
(Sp. 22) nicht unnütz war. Auch sei hier
erneut auf meine Bemerkung über С^ „weil“
(Sp. 19) hingewiesen. Mordtmann kam
dem Richtigen schon n&her (Min. Epigr. 110)
mit ,als“; die Vergleichung der Stellen zeigt,
dass überall an die Kausalitát zu denken
ist und dass DW dieselbe Stelle einnimmt
wie das spätere M3 Dn: vgl. nordarab.
òl = „als“ und „da“. An dem Bedeutungs-
übergang wegen der ülteren Sprachperiode
zu zweifeln, liegt kein Anlass vor; auch bei
den ültesten südarab. Inschriften muss man
sprachlich auf alles gefasst sein; diese Leute
waren schon sehr abgeschliffen. — Ad Gl.
191 |Хо. 4.)
1302, 8 ‘роз... . . уток INY Dn: auch
diese Stelle übersetzte Grimme hier 1906
Sp. 67: „als (Abida und Waqqahel dem
Sa'd und в. Sohne) das Imamat bestätigten.“
Durch die überzeugenden Ausführungen
Glasers Altjemen. Nachrichten 1138 ff. werde
ich zu folgender Deutung bestimmt: „weil
Abijada und Wagah’il und der Senat von
Main Se d und seinem Sohne die hohe Sena-
torenwürde verliehen.“ Dass mon der Rat
ist, der dem König zur Seite steht, hat
Glaser sprachlich sehr wahrscheinlich ge-
macht; zur Sache ist zu sagen, dass dieser
„Rat“ der Hemmschuh ist, den der Feudal-
Adel den Königen von Main angelegt hatte.
Die Aufnahme in diesen Rat war eine be-
gehrte Auszeichnung, die nominell der König
bestiminte. Die Mitaufnahme des Sohnes
gehört in das in Südarabien überall hervor-
tretende Condominium -System. Dass die
Würde "Dr und auch op heisst, hat nichts
Auffälliges. Ihre Bezeichnung durch У22 =
e^ „unerreichbar“ ist im Stile ausge-
bildeter Kurialien. Der Ausdruck 2b für
die Ernennung zum Senatorenamt hat gewiss
nichts mit ,Bestütigung", , Wiederholung" zu
tun, ebensowenig wie das opp Gl. 282, 7
„Wiederkehr“ ist (das „sechs Mal“ gehört
zu T3 und 17200 ist nur ein Parallelwort zu
inne, zu dem es sich etwa so verhält wie
„Bestimmung“ zu „Verordnung“); instruktiv
für mano ist Rehatsek 1 + 4 + 5 7.9 (s.
Glaser, Altjem. Nachr. I, 104, dessen Ueber-
setzung ich mich im wesentlichen anschliesse).
Für den Rest des Satzes 5nw2 qno poder
yown MN bleibe ich bei meiner sprach-
lichen Verknüpfung: ,indem sie sich ver-
pflichtet hatten.“ Doch fasse ich mw oe
nicht mehr als ,die monatlichen Leistungen"
auf, sondern als ,die Dinge des Pfades",
nordarabisch etwa Ney (gel =) «21,0: die
Männer wurden in den Senat aufgenommen,
weil sie versprochen hatten, im Wandel sich
treu gegen ihren Gott zu bezeigen.
Bespreehungen.
Maximilian Streck. Keilschriftliche Beiträge zur
Geographie Vorderasiens. I (MVAG. 1906, 3) be-
sprochen von G. Hüsing.
Die Keilschriftforschung ist aut einem
l'unkte angekommen, wo jede Veröffent-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1907.) 192
lichung (auch privatim) angelegter Zettel-
kästen wünschenswert ist, damit nicht jeder
einzeln immer wieder neue „Entdeckungen“
machen oder alte Irrtümer weiter verbreiten
muss. Das Heft behandelt „Die noma-
dischen Völkerschaften Babyloniens
und des angrenzenden Elams“ und ist
für jeden, der mit dieser interessanten Frage
zu tun hat, unumgänglich. Eine besondere
Besprechung ist also nur gerechtfertigt, wenn
sie Zusätze oder Berichtigungen bietet, und
was in dieser Richtung zu sagen ist, lässt
sich unter einen Hauptgesichtspunkt zu-
sammen ziehen.
Wer die Grenze des elamischen Sprach-
gebietes überschreitet, von dem ist heute zu
verlangen, dass er in dieser Sprache so weit
orientiert sei, wie der Gegenstand es erfordert.
Davon ist aber bei Streck auch nicht die
Spur zu finden, und daraus erklärt sich so
ziemlich alles, was wir an seiner Arbeit aus-
zusetzen haben.
So schreibt Streck (S. 22) zu den Gu-
ru-ma-ai: „Schon Ptolem. VI 1 kennt die
Tapaueioı. Ob die Gurumu auch in neu-
assyrischer Zeit schon so weit oben im
Norden sassen oder ob wir mit einer späteren
Verschiebung der Wohnsitze zu rechnen
haben, dieses lässt sich nicht feststellen.“
War hier nicht dieses zu berücksichtigen,
dass die nordelamische Form von Gurumai
lautgesetzlich Garamai lauten musste? Wie
oft soll denn dieses noch wiederholt werden
müssen?
Zu "* Hal-lat-ai ( Ha-la-tu) wäre
doch wohl daran zu erinnern gewesen, dass
Halla-ti auf elamisch „Halla-Land“ bedeutet
(vgl. OLZ. 1904 Sp. 89), wie auch S. 21
Ganguh-tu eben ,Ganguh-Land* (vgl. Gum-
gu-hu); warum also die Vermutung, dass
Ganguhtu „Femin. zu Ganguhu* sei? Auf
weitere Falle dieser Art wollen wir hier
nicht eingehen, der Benützer des Buches wird
sie selbst bemerken!).
Es ist aber an der Zeit, den oben aus-
gesprochenenGrundsatz etwas nachdrücklicher
zu betonen, um so mehr, als es den speziellen
Assyriologen unter den Keilschriftforschern
z. T. noch sehr schwer zu fallen scheint,
anzuerkennen, dass elamische Namen nun
einmal nicht semitisch sind.
Ich habe noch einen persónlichen Anlass,
den erwühnten Mangel bei Streck zu rügen,
denn ich habe bereits 1899 (OLZ. Sp. 92)
1) Z. B. N. 43/44 Kipri-tai, 47 Kuzi-tai („Kassi-
Land“ in südelamischer Form), 51 Lihua-tai, 62
Maqura-tài.
193 [No. 4.)
die Unentbehrlichkeit der „linguistischen
Grundlage* für derartige Untersuchungen
betont, und nun vergleiche man Strecks Fuss-
note zu S. 33, wo er meint ,auf einen der-
artigen linguischen Apparat — - ohne
Schaden Verzicht leisten“ zu können. Was
er dort von mir zitiert, habe ich zwar nicht
gerade als „linguischen“ Apparat bezeichnet,
sehe aber meine damalige Vermutung durch
Streck auch in nichts erschüttert, und „ins-
besondere“ nicht durch seine Annahme, dass
Idiba ili, weil er im AT. vorkommt, semitischen
Ursprung habe; so muss man die Stelle doch
offenbar auffassen, denn Streck spricht von
„Jatbur, von dem es nicht einmal ganz sicher
steht, ob er semitisch ist.“ Der Gedanke,
dass ein elamischer Name vermutlich nicht
semitiscli sein werde, kommt Streck also gar
nicht erst. Wie viel ferner muss ihm dann
der Gedanke liegen, dass Idiba'ili eine Se-
mitisierung von Idibiri, Iadıbirs sein werde.
Dass von letzteren beiden Formen die mit
Iadi die ältere sein werde, 5w2"« also schon
auf eine Babylonisierung hinweist (— warum
sonst nicht 5w27" ?) ist von vornherein das
Gegebene, dessen Gegenteil erst zu beweisen
wäre. Eine Zusammenstellung von Idibiri
mit einem offenbar erst semitisch zurecht
gestutzten Idiba ili wird wohl nicht leicht
jemand missbiligen. Da nun ladibiri als
elamischer Name ein *Jadiburi als ältere
Form so ziemlich zur Voraussetzung hat, so
dachte ich, dazu liesse sich auch Jadburi
stellen? Und da der Wechsel zwischen r
und | gerade in diesen Gegenden so häufig
ist, könnte leicht ein *Jadbuli vorkommen;
statt dessen finde ich ein Jabullu. Dazu
setzt mir Streck ein ,sic! statt des richtigen
Iaballu; Iabullu ist ein Druckfehler bei Rost!
Vielleicht nimmt sich Streck einmal die
„Lesestücke“ von Delitzsch vor und schlägt
einmal Zeichen N. 8 auf Seite 4 nach? Und
Rost wird wohl gewusst haben, warum er
den Lautwert bul hier vorzog, es liegt näm-
lich wirklich nahe, an Ibule zu denken.
[Vielleicht ist in diesen Formen ursprünglich
ein p (für db) zu lesen, d. h. Apure, Iapullu,
I ale Jedenfalls ist die Assimilation eines
Paues an nachfolgenden Lippenlaut eine
der häufigsten Erscheinungen in der ,Bio-
logie der Konsonanten.“
Nun hatte ich aber auch noch die Form
lawudbali dazu gestellt und eine gemeinsame
Urform etwa wie *lawudba’ri vermutet.
Statt dessen möchte ich heute lieber ein
* Jawudi-ba-ri ansetzen, habe aber sonst nichts
zu ändern. Und wenn Streck der Meinung
ORTENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1907.) 194
ist ,auf diese Weise liesse sich sehr viel in
einen Topf werfen“, so diirfte er wohl gut
tun, es damit einmal zu versuchen und dann
das Ergebnis genau zu priifen. Er wird
wohl finden, dass dabei in der Tat mehr
heraus kommt, und dass das vor allen Dingen
der einzige Weg ist, vorwürts zu
kommen.
Aber ich will noch einen Schritt weiter
gehen. Wenn ich an Gabaj« und Bagaja,
an Tarbugati!) und Targibati denke, dann
drängt sich mir die Frage auf, ob nicht auch
laptiru für *Iadbiru stehen möge.
Wenige Zeilen hinter der von Streck
inkriminierten Stelle (OLZ. 1899 Sp. 91)
konnte Streck bereits die Abtrennuug des
Elementes La finden, für die er nun (S. 24)
auf Hommel verweist, und im selben Satze
die Gleichung Hirimmu = Hilimmu usw,
die er auf der gleichen Seite in der gleichen
Fussnote anführt.
S. 29 zu Luhüa-tu stellt sich allerdings
die Form Lihua-tai; es ist ein bekanntes
Lautgesetz, dass altelamisches и zu i wird.
Wir könnten auch *Lihi-tai vermuten, und
ob dieser Name von dem der Litai (N. 50)
zu trennen sei, das hatte mindestens als
Frage aufgeworfen werden dürfen. Weshalb
aber ein nordsyrisches Luhu-te mit Luhwua-tu
„nicht das Geringste zu tun“ habe, wird mir
angesichts der sich häufenden Beziehungen
zwischen Syrien und Elam immer unklarer?).
Ich vermute, dass auch das bei Assurnasir-
pal (KB I. S. 92) genannte Lulu-ta nichts
anders als Lulu-Land bedeuten werde, denn
aus diesen Gegenden dürften die Lullu wohl
etwa kommen; freilich würde mir *Lala-ta
noch besser gefallen, aber schliesslich dürfen
wir die Geographie nicht nach der Karte in
der Natur korngieren: wer kennt heute die
ursprüngliche Lagerung der Stämme und
ihrer Sprachen! Und auch das nordelamische
a wird z. T. einen Stich ins o gehabt haben,
wie die Schreibungen Koooasos und Aohopnvy
(so ist bei Strab. G. 736 natürlich statt
4oÀougvg zu lesen) und manches andere
nahe legen.
In dieser Richtung ist viel nachzuholen
und eine andere führt heute nicht vorwärts.
S. 34 gibt Streck an Dan- Dan, Kal- Kal,
Kal-dan; ich weiss auch nicht, wie zu lesen
ist, bin aber der Meinung, dass es gerade
1) Sollte das einfach aus „ Targabuti^ verschrieben
sein, dann wire zu erwügen, ob TAR nicht auch
einen Lautwert sug gehabt habe (vgl. stiqu’), und ob
nicht vielmehr „Surgabuti“ uud ,Susgibati* zu lesen
geien.
2) Man lese S. 38 die Fussnote 5 bei Streck!
195 (Мо. 4.)
Strecks Aufgabe in dieser Arbeit gewesen
wäre, auch an die Möglichkeit Kal-lap, Kal-
Пр zu erinnern. Das ist’s ja gerade, was
der der Keilschrift nicht kundige historische
Geograph zuerst braucht, erst dann kann
er uns helfen!
S. 40. Die Vergleichung von Ubullu und
Ubulla wird Streck auch bereits bei mir
finden. Aber wir wollen hier auch nicht
ale Einzelheiten herausgreifen, ев gibt
schon wieder Gelegenheiten, darauf zurück-
zukommen.
Nur ein locus classicus muss noch betont
‚werden: S. 8 spricht Streck von „assyrischen“
Namen der Scheichs vom Flusse Tubulias.
Es ist von den Assyriologen selbst immer
wieder betont worden, dass wir doch nicht
wissen, ob dreibestandteilige Namen nicht
gegebenenfalls gerade elamisch aufzulösen
seien; dass diese Art der Namenbildung aus
dem Elamischen stammt, wird immer sicherer,
und dass Kudurru nicht gerade als semitisch
gelten kann, wird sich Streck wohl selbst
sagen. Es handelt sich um grundsätzliche
Irrwege und wenn Streck sich als spezieller
Geograph der Keilschriftforschung auszu-
bilden gedenkt, dann wird er nötig haben,
etwas mehr in die Tiefe zu dringen. Sind
wir ihm heute schon Dank schuldig für
seine bisherigen Zusammenstellungen, so
werden künftige noch erheblich dankens-
werter ausfallen, wenn Streck sich vorher
über die notwendigen Voraussetzungen für
derartige Arbeiten gründlicher klar wird.
Nicht nur das Linguistische, auch die
besonderen Eigentümlichkeiten der Namen-
forschung, der Völkerschiebungen, der
Mundartbildung, der Geschichte der
Schreibung und natürlich die Grundlagen
der Lautforschung sind hier zu berück-
sichtigen.
Breslau.
G. le Strange, The Lands of the Eastern Caliphate:
Mesopotamia, Persia and Central Asia from the
Moslem conquest to the time of Timur. Cam-
bridge 1905. XVIII а. 536 S, Pr. geb. 15 sh.
Bespr. von M. Streck.
Die Ausbeutung des wertvollen geogra-
phischen Materials, das in den Werken der
orientalischen Geographen und Historiker
des Mittelalters steckt, ist, seitdem dieselben,
vor allem dank der unermüdlichen Editions-
tätigkeit de Goejes, zumeist in zuverlässigen
Ausgaben vorliegen, in den letzten Jahren
von verschiedenen Seiten in Angriff ge-
nommen worden. Zu denen, die sich auf
diesem Gebiete die grössten Verdienste er-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1907.] 196
worben haben, zählt entschieden G. le Strange.
Unter seinen einschlägigen Arbeiten sind
namentlich hervorzuheben: 1. Palestine under
the Moslems (1890), eine erschöpfende Samm-
lung der auf Palästina und Syrien bezüg-
lichen Nachrichten der mittelalterlichen is-
lamitischen Autoren; 2. Description of Me-
sopotamia and Baghdäd im JRAS. 1895,
S. 1 Ж; 255 ff.; 739 ff.; d. i. Text, Ueber-
setzung nebst Kommentar der betreffenden
Abschnitte in ibn Serapions geographischem
Werke; 3. eine unter dem Titel , Baghdad du-
ring the Abbasid Caliphate" (1900) erschienene,
ausführliche Topographie der Chalifenstadt;
4. Description. of Persia and Mesopotamia
from the Nuzhat al-Kulüb des Hamd Allah
Mustawfi іт JRAS. 1902; vgl. ferner schon
JRAS. 1901 (Aprilheft): the cities of Kirmän
in the time of Mustawfi and Marco Polo.
Zu diesen Arbeiten, welche nur einzelne
Provinzen des Chalifenreiches zum Vorwurfe
haben, gesellt sich nun neuerdings ein um-
fangreiches Werk desselben Verfassers tiber
„the lands of the eastern caliphate“. In
ihm erhalten wir eine eingehende Schilderung
sämtlicher Provinzen des ‘Abbasiden-Chali-
fates mit Ausnahme von Palästina und
Syrien, welches der Verf. schon früher in
der oben erwähnten Monographie behandelt
hat, sowie mit Ausschluss Arabiens.
In dem einleitenden (1.) Kapitel dieses
Werkes orientiert der Verf. in grossen Ziigen
über die Einleitung des Abbäsiden-Reiches
und dessen einzelne Bestandteile, sowie
knapp über das ausgezeichnete System von
Poststrassen, das — zum grossen Teil ein
von den altpersischen und Säsäniden-Fürsten
überkommenes Erbe — von der Zentrale
Bagdad aus sich nach allen Richtungen der
Windrose hin verzweigte. In diesem ersten
Abschnitte bringt le Strange ferner sach-
dienliche Ángaben über die von ihm heran-
gezogenen orientalischen Schriftsteller nebst
kurzer Charakteristik und Würdigung ihrer
Werke, unter Beifügung der notwendigen
bibliographischen Notizen.
Die folgenden 34 Kapitel sind dann der
Beschreibung der einzelnen Provinzen ge-
widmet, nämlich с. 2—5: ‘Irak (Babylonien);
c. 6—7: Gazira (Mesopotamien); c. 8: Der
obere Euphrat; c. 9—10: Rüm oder Klein-
asien; c. 11: Adarbaigan; c. 12: Gilan und
die nordwestlichen Provinzen; c. 18—16:
Gibäl (Medien); с. 16: Huzistän; с. 17—20:
Fars (Persis); c. 21— 22: Kirmän; c. 23: die
grosse Wüste und Makrän; с. 24: Segestän;
c. 25: Kubistän; с. 26: Kümis, Tabaristän,
Gurgän; c.27—30: Huräsän; c. 31: das Fluss-
197 (Ко. 4.)
gebiet des Oxus; с. 32: Hwärizm (Chorasmia);
c. 33: Sugd (Sogdiana) und c. 34: Die Pro-
vinzen des Jaxartes.
Die Art und Weise, wie le Strange den
Stoff innerhalb der einzelnen Abschnitte an-
ordnet, kann ich nicht ganz billigen. Zwar
leitet er die Beschreibung jeder Provinz
mit kurzen Bemerkungen iiber Ausdehnung
und Grenzen derselben ein, tut in wenigen
Fällen auch дег Distriktseinteilung Er-
wähnung, bringt aber dann in ziemlich
bunter Reihe die Schilderung der einzelnen
Bezirke, Ortschaften, Berge, Flüsse und
Seen. Eine von geographischen Gesichts-
unkten diktierte Gliederung des Materials
ässt sich allerdings deutlich wahrnehmen,
indem der Verf. in seiner Darstellung viel-
fach von West nach Ost bzw. auch von
Nord nach Süd und umgekehrt fortschreitet,
und hierbei mit Vorliebe den Routen der
Poststrassen folgt. Aber die ganze Be-
handlung hätte sicher an Uebersichtlichkeit
bedeutend gewonnen, wenn der Verf. eine
systematischere Gruppierung des Stoffes zu-
grunde gelegt hätte.
Am naheliegendsten wäre es doch ge-
wesen, wenn der Verf. die Darstellung jeder
Provinz in zwei Teile zerlegt hätte; der
erste Teil müsste dann die Angaben über
Namen, Grenzen, Einteilung in Bezirke, die
Nachrichten tiber Gebirge, Flüsse, Seen,
Klima, Produkte und sonstige allgemeine
Notizen — die bei le Strange gänzlich
fehlen — enthalten; der zweite Teil wäre
dann ausschliesslich für die Orts-Nomen-
klatur reserviert, die, soweit als möglich,
nach Provinzen und vielleicht innerhalb der-
selben am besten alphabetisch, eventuell
auch an der Hand der Strassenrouten,
hätte angeordnet werden können.
Dass übrigens die jetzt bis su einem ge-
wissen Grade zutage tretende Zersplitterung
für die Praxis kaum fühlbar erscheint, dafür
hat der Verf. selbst in dankenswerter Weise
gesorgt, indem er in der Gestalt eines sehr
вота Men Namensregisters den besten
Schlüssel zu seinem Werke dargeboten hat!).
le Strange hat sich bei seiner Aufgabe,
um die Darstellung nicht übermässig an-
schwellen zu lassen, in zweifacher Hinsicht
Schranken gesetzt; denn einmal hat er, so
gut wie ausschliesslich, nur die geogra-
) Dem Buche sind ausserdem 10 Karten beige-
geben, die, unter Verzicht auf Terrain-Darstellung,
ediglich über die Grenzen der einzelnen Provinzen,
sowie über den Verlauf der Poststrassen und die
Positionen der an ihnen gelegenen Stationen orien-
tieren wollen.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1907.) 198
phischen Werke der orientalischen Schrift-
steller berücksichtigt, zum andern wollte er
keineswegs das gesamte Material vorlegen,
sondern nur das Wichtigere daraus hervor-
heben. Auch gibt er den Wortlaut seiner
Quellen im allgemeinen nicht in extenso
wieder, sondern begnügt sich zumeist mit
der Mitteilung des wesentlichen Inhaltes
derselben. Natürlich kann es bei einem der-
artigen, eklektischen Verfahren nicht ganz
ohne Subjektivität abgehen; so wird mancher
diesen oder jenen Namen in dem Buche
vermissen, dafür den einen oder den anderen
für entbehrlich halten.
Man wird diese Beschränkung, die sich
le Strange bei seiner Arbeit auferlegt hat,
nur zu begreiflich finden. Denn wäre er auf
eine Thesaurierung des so umfangreichen
Materials ausgegangen, so hätte er natürlich
auch die Nachrichten der orientalischen
Historiker, die eine sehr wichtige Ergänzung
und Bereicherung der rein geographischen
Literatur darstellen, nicht übergehen können,
und der gewaltige Stoff wäre keineswegs in
einem einzigen Bande zu bewältigen gewesen.
Es wird vielmehr die Aufgabe spezieller
Monographien über die verschiedenen Land-
schaften oder Provinzen des Chalifenreiches
bilden, das gesamte, einschlägige Material
in möglichster Vollständigkeit zu buchen
und kritisch zu durchdringen. Selbstver-
ständlich darf dann neben den Werken der
arabischen, persischen und türkischen Au-
toren auch die syrische und armenische
Literatur, eine recht beachtenswerte hi-
storisch-geographische Quelle, nicht völlig
beiseite Ee Ve werden,
Liegen einmal die in den Schriften der
Orientalen des Mittelalters aufgespeicherten
eographischen Materialien gesichtet vor,
dann erst wird eine wirksame ng
und Würdigung derselben nach oben un
unten hin einsetzen können, indem eines-
teils die antiken Nachrichten, die jetzt
durch die Keilinschriften einen so reich-
lichen Zuwachs erfahren, zur Konfrontation
herangezogen werden müssen, anderseits
auch die Aufzeichnungen der europäischen
Reisenden der neueren und neuesten Zeit
zu verhören sind. Eine sich auf diese drei
Quellen-Schichten aufbauendehistorische Geo-
graphie Vorderasiens, ein „Ritter redivivus“,
muss das vorschwebende Ziel bleiben, zu
dessen Erreichung allerdings nicht bloss
der Zeitraum eines Menschenalters, sondern
auch die Schaffenskraft und der Bienenfleiss
eines Karl Ritter erforderlich ist.
Die neuere Reiseliteratur hat le Strange
199 [No. 4.)
nur in einem sehr mässigen Umfange aus-
gebeutet, und es sind mit wenigen Aus-
nahmen die Werke englischer Forscher, die
er in den Kreis seiner Untersuchung zieht.
Man vermisst hier besonders eine Benutzung
von Ouseleys travels in various countries of
the East, 3 vols. (London 1819—23), wo
namertlich in den ausführlichen Noten viel
historisch-geographisches Material, aus ori-
entalischen Quellen geschópft, steckt. Ве-
dauerlich erscheint es vor allem, dass
le Strange auch verschiedene wichtige Ar-
beiten, die sich ex professo mit den geogra-
phischen Nachrichten der orientalischen
Schriftsteller befassen, nie zitiert. Ich denke
hier namentlich an so bedeutende Leistungen,
wie G. Hoffmanns Auszüge aus syrisch. Akten
persischer Märtyrer (Leipz. 1880) und an
Marquarts Eransahr nach der Geogr. d. Ps.
Moses-Chorenaci (Berl. 1901). Für das Bohtàn
und dessen nihere Umgebung hátte M. Hart-
manns gründliche Studie in den ,Mitteil.
der Vorderasiat. Gesellsch.* 1896, No. 2 und
1897, No. 1 entsprechende Beachtung ver-
dient. Ueber Armenien ist jetzt namentlich
G. Hübschmanns grosse Abhandlung über ,, Die
altarmenischen Ortsnamen“ in ,Indogerman.
Forschungen“ Bd. XVI (1904), S. 197—490
zu konsultieren. Bezüglich der Landschaft
Fars war auf Schwartz’ Adhandlung „Iran
im Mittelalter nach d. arabisch. Geogr.“
(Leipz. 1896) zu verweisen. Letztere ist
allerdings bis jetzt ein Torso geblieben; der
erschienene erste Teil bespricht nur die
Grenzen und jene die Oro- und Hydro-
graphie betreffenden Nachrichten, sowie die
Städte und Bezirke der beiden Provinzen
Istahr und Säbür.
Auch in dem sehr reichhaltigen Kom-
mentar, den Quatremere seiner „histoire des
Mongols de la Perse écrite en Persan par
Raschid el- Din« (Paris 1836) beigegeben hat,
finden sich zahlreiche, hierhergehörige Notizen.
Schliesslich wäre es auch erwünscht ge-
wesen, wenn der Verf. bei den wichtigeren
Artikeln in den Anmerkungen auf die ein-
schlägigen Partien in Ritters Erdkunde,
wo doch auch die orientalischen Quellen in
weitgehendem Masse zu Worte kommen,
hingewiesen hätte.
Im übrigen soll natürlich dem Verf. aus
dem Fehlen derartiger Zitate und Literatur-
nachweise durchaus kein Vorwurf erwachsen.
Wir dürfen vollauf mit seiner achtung-
gebietenden Leistung, der Frucht eindrin-
gender, intensiver Studien, zufrieden sein.
Rühmend hervorgehoben zu werden verdient
auch noch des Vert a solide Methode in der
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1907.) 200
Verwertung der Quellen; seine Interpretation
der Texte muss als vollkommen zuverlässig
charakterisiert werden.
Ich würde den Rahmen einer Rezension
sprengen, wollte ich nun zu einem Werke,
in dem eine solche Fülle Stoffes strömt,
auch in Einzelheiten Stellung nehmen. Ich
beschränke mich lediglich auf einige wenige
Bemerkungen (der Hauptsache nach Literatur-
angaben) zu verschiedenen Namen.
Zu S. 68: Der Königskanal (Nahr- al-
Malik) wird nicht nur von den Griechen er-
wähnt, sondern kommt auch schon mehrfach
in den Keilinschriften vor; vgl. dazu Hommel,
Grundr. d. Geogr. u. Gesch. d. alt. Or,
S. 284 ff. u. meine Bemerk. im „Amer.
Journ. of Semit. languag“. XXII 223. —
Zu S. 68 u. 74: Für al-Fallüga vgl. den
eingehenden Aufsatz Meissners über „Palla-
cottas^ in den Mitt. d. Vorderas. Ges. I,
S. 177--189. — Zu S. 93: Ueber Bazabda
vgl. bes. Hartmann, Bohtàn S. 33 ff; 98 ff.
— Zu S. 96: Die Ruinen von Dunaisir
heissen noch heute Köchisär; vgl. Ritter,
Erdkunde XI 366; 369; 374. Hoffmann in
ZDMG. 32, 741; Sachau, Abh. d. Berl.
Akad. d. Wiss. (,Ueber die Lage von
Tigranocerta“) 1880, S. 57 ff.; Sachau, Reise
in Syr. u. Mesop. (1883), S. 402. — Zu
S 96: Ueber die Ruinen von Dara vgl.
Sachau, Reise S. 395 ff. — Zu S. 99: Bezügl.
Balads verweise ich auf Ritter, Erdk. XI 162,
Tuch, De Nino urbe (Lips. 1845) S. 21, 33;
Hoffmann, Syr. Ausz. pers. Mártyr. 97; 211;
Marquart, Eransahr 328. — Zu S. 107:
Ueber Kal'at an-nagm в. auch Nöldeke in
„Nachr. d. Götting. Ges. d. Wiss.“ 1876,
S. 13. — Zu S. 110: Halüras ist das
'lIÀàvgwig des Prokopius (armen. Olor); vgl.
Tomaschek in Sitz.-Ber. Wien. Akad, philos.-
hist. Kl., 1895, Bd. 133 No. 4 (,Sasun und
das Quellgebiet des Tigris“) S. 23, sowie in
„Festschrift für Kiepert“ (Berl. 1898) S. 138;
в. auch ZDMG. 60, 2003. — Zu S. 113:
Die ,Hóhlenstadt" Hisn Kaifa, die wahr-
scheinlich schon in den Keilinschriften (als
Kipani, s. ZA. XIII 105) begegnet, wurde
durch die armenische Expedition Belcks und
Lehmanns genauer untersucht; vgl. dazu
bes. „Verhandl. d. Berl. Anthropol. Gesellsch.*
1899, S. 413 und 1900, S 56; Belck, Beitr.
z. alt. Gesch. u. Geogr. S. 64. — Zu S. 113:
Der Name Tall Fäfän, syr. Päfän, wird
wohl auch mit den equites Pafenses der
Notitia dignitat. zu kombinieren sein; vgl.
Sachau in ZDMG. 38, 544. — Zu S. 125:
Ueber Hasanija s. bes. Hartmann, Bohtàn
S. 39. — Z. 133 u. 146: le Strange identi-
201 (Мо. 4]
fiziert Abulustan irrtiimlich mit dem Ага-
bissos des Itinerar. Antonini und der By-
zanthiner. Arabissos kennen фе arab.
Schriftsteller als Absüs oder Afsüs (heute
Jarpuz); sie lokaiisieren dort fülschlich die
Legende der Siebenschläfer von Ephesus.
Abulustan (Ablasta usw.), das Паста der
Byzanthiner, volksetymologisch später in
al-Bustän umgemodelt, lag einige Meilen
südöstlich von Arabissos entfernt. Ueber
Afsüs und Abulustän vgl. de Goeje, de
Legende der Zevenslapers van Efeze in
» Verslag. en Mededeel. d. koninkl. Akad.
van Wetenschapp., Afdeel Letterk.“, 4. R.,
III 14 ff.
Zu S. 160: Bezüglich des Urmija-Sees
verweise ich auf Bittner, der Kurdengau
Uschnuje und die Stadt Urümije (Reise-
schilderung eines Persers), 1896 = „Sitz.
Ber. d. Wien. Akad. d. Wiss. Bd. 133,
No 3, bes. S. 92 ff. Alte und neue Nach-
richten über den See stellt auch Quatre-
mére in seiner hist. d. Mongols S. 316—20
(note 119) zusammen. — Zu S. 165: Ueber
Usnü und Urmija vgl. bes. Bittner, а. a. O.
S. 78 ff. bezw. 88—91. — Zu S. 169 u. 172:
Ueber den Safid Rüd vgl. auch Andreas in
Pauly-Wissowas Realenzyklop. 4. klass.
Altertumswiss.!) I 1176; 1734—40. — Zu
S. 202: Ueber Mihragankadak vgl. Nöldeke
in ZDMG. 27, 198; 28, 101 ff. und 33, 155.
Justi, Iran. Namenbuch 215; der zweite
Bestandteil dieses Namens ist als kadak,
nicht als kudak anzusetzen. — Zu S. 221:
Ueber Alamüt vgl. Quatremére, hist. d.
Mongols р. 212--15 (note 58) und Ritter,
Erdkunde, VIII 576—95. — Zu 8. 222:
Ueber Zangän s. auch Andreas bei Wissowa,
RE. I 731—732. — Zu 8. 241: Für Nahr Tira
s. Andreas, a. а. O. I 2186 unten. — Zu
8. 252: Ueber Nahr Sakkän, ein Name, der wahr-
scheinlich in Sittakán restituiert werden muss,
vgl. Andreas, a. a. O. II 178 und Toma-
schek, Küstenfahrt Nearchs S. 60 (Sitzungs-
Ber. d. Wien. Ak. Bd. 121, No. 8). — Zu
S. 258: Ueber Siraf vgl. gleichfalls Andreas,
a. a. O. II 178 und Ouseley, travels I
174 ff. — Zu S. 259: Bezügl. Tawwag
1) Andreas hat bei Pauly-Wissowu die antike
Geographie Mediens, Persiens und Susianas behar delt.
Seine, z. T. sehr ausfübrlichen Artikel, die von einer
souveränen Beherrschung des Stoffes Zeugnis ablegen,
enthalten auch sehr wertvolle Bausteine für die mittel-
alterliche Geographie; besonders dankenswert sind
seine reichhaltigeu Literaturnachweise. Leider hatte
Andreas’ Mitarbeiterschaft, dessen Beitrüge allerdings
ganz aus dem Rahmen der Realenzyklopädie heraus-
fielen, schon mit dem Buchstaben Ага . . ihr Ende
gefunden.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1907.] 202
(Tawwaz) beachte die Bemerkung A. D Mordt-
manns in Sitz.-Ber. d. Bayr. Akad. d. Wiss.
1874, S. 258. — Zu S. 261: Der Name
Läwän ist jedenfalls in Lärän zu emen-
deren: vgl. Andreas, a. a. O. II 177.
Ich könnte noch lange mit derartigen
zusätzlichen Bemerkungen fortfahren; doch
ich will hier abbrechen.
le Strange hat sich durch seine gediegene
Gabe die lebhafte Anerkennung aller Ori-
entalisten verdient. Sein Buch bildet eine
unentbehrliche Ergänzung zu allen Dar-
stellungen der Geschichte des Islams und
der Chalifen. Vielleicht entschliesst sich
der Verf., auch die Nachrichten über Aratien,
das in dem vorliegenden Werke keinen Platz
gefunden hat, gleich jenen über Palästina
und Syrien, in einer besonderen ausführ-
lichen Monographie zu behandeln. Er würde
sich dadurch speziell alle Arabisten zu
grossem Danke verpflichten und insbesondere
auch dem Studium der altarabischen Poesie
ein schon längst vermisstes Hilfsmittel
schenken.
Strassburg i. E.
Kurt Riezler, Dr. phil, Ueber Finanzen und
Monopole im alten Griechenland. Zur Theo-
rie und Geschichte der antiken Stadtwirtschaft.
Berlin 1907, Puttkammer und Mühlbrecht. 98 8.
— Besprochen von Carl Niebuhr.
Es wird voraussichtlich noch einige Zeit
vergehen miissen, ehe man sich in den Pfleger-
kreisen der griechischen Geschichte ent-
schliessen dürfte, den Staatsgedanken des
Orients als den allein fasslichen Masstab
an diese anzulegen, von einem natürlicheren
Gebilde aus auf das Wesen und die Be-
wertung der um den Archipel herum ge-
lagerten Stadtstaatenwelt rückzufolgern.
Seit mehreren Forschergenerationen altklas-
sischer Observanz gilt es als unstreitige Tat-
sache und bestimmt die fixe Denkrichtung,
dass wir noch heut, im Grunde genommen,
ohne Unterschied von dem zu zehren hätten,
was auf der Pindoshalbinsel und in ihren
ethnisch-politischen Dependenzen zwischen
Solons und Demosthenes’ Zeit zutage kam.
Soweit das rein Geistige einschliesslich seiner
technischen Prägweise in Frage steht, lässt
sich diese Tatsache ohnehin nicht anfechten.
Immer misslicher aber ist es mit dem parall-
elen Urteil über die politische Einbettung
der griechischen Geisteskultur geworden.
Nur Leute ohne Fühlung mit dem Em-
pfinden ihrer Mitwelt können sich heut noch
darüber täuschen, dass die brünstige Ver-
208 (Ко. 4.)
wendung von Ausdriicken wie ,grosse Zeiten‘,
‚ideales Bürgertum‘, ‚sonnige Klarheit‘ u. dgl.,
auf die Hegemoniekampfs-Periode als solche
bezogen, nachgerade schädlich für ihren
Benutzer wirkt. Denn diese Ausdrucksreihe
ist schon endgültig dem Schatze der Schlag-
wörter anheim gefallen. Man ist darum zu
einer verbesserten Diktion übergegangen, von
der sich u. a. eine gut konzentrierte Probe
in W. Strehls Grundriss der alten Geschichte
(I, S. 47 oben) findet. Das Falsche wird
unter das Richtige gesteckt, die Dezentral-
isation der Hellenen muss zugleich als
Quelle einer hohen Reife auch des politischen
Denkens herhalten, und das Verhältnis der
staatlichen Mikrokosmen zueinander wird
als Rivalität aufgefasst, so da ‚äusserste An-
spannung aller Kräfte, rastlosen Wetteifer,
hohe Kraftentwicklung eines vielgestalteten
Lebens’ zeitigte.
Alles das konnten wohl die Griechen
selbst in ihrem Interesse den Persern er-
zählen, — und diese haben es auch eine
Weile glauben dürfen, — aber unsere eignen
Kriterien reichen darüber bereits hinweg.
Sind die hellenischen Miniaturstaaten als
politische Erscheinungen wirklich des Hoch-
gesanges wert gewesen, so muss der Nach-
weis gelingen, dass ihre Mehrzahl, also die
extrahierbare Norm, auf innerlich gesunden
Grundlagen ruhte. Die Bedenken hiergegen
haben niemals ganz geschwiegen. Dass die
5 den sonst igsten Zeiten
och auffallend tief steht, dass sie kurzsich-
tige Dummheiten begeht, bei denen von hoher
Reife reden eben nur ein bösartiger Scherz
sein würde, liess sich nicht wegdeuten. Noch
befremdlicher aber ist es ichts der per-
sischen Gefahr (um nur bei dem sich Auf-
drängenden zu bleiben; das Kapitel vom
hellenischen Nationalgefühl hat der advocatus
diaboli schon hinter sich gebracht) wenn
sogar der attische Kumulationsstaat unsühn-
bare Grausamkeiten dort begeht, wo der
Boden für seine Propaganda liegt, wenn die
Einzelintelligenzen und die geübten Krieger
aus allen Teilen von Hellas in wachsender
Anzahl und Häufigkeit der persischen Mon-
archie draussen ihre Dienste widmen. Waren
diese pm tome solche von gesunden Zu-
ständen isher fing die Antwort darauf
mit Nein an, und endete auf dem Umwege über
Dennoch mit Ja. Es sah auch nicht aus,
als würde diese Stellung, die einer wohligen
Objektivität quand méme, so bald verlassen
werden. Da erfüllt es mit gerechtem Staunen
und aufrichtiger Anerkennung, dass die Riez-
lersche Arbeit bei Beantwortung jener Frage
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1907.) 204
zu einem absoluten und sehr entschieden
betonten Nein gelangte.
Selbstverständlich gehört Riezler zu den
Vertretern einer volkswirtschaftlich vorge-
bildeten Richtung innerhalb der klassischen
Philologie. Den Kern seiner Arbeit bildet
hingegen ein spezifisch philologisches Pro-
blem: die Interpretation der Beispielsammlun
in der pseudaristotelischen Oekonomik. Un
obgleich R. diesen Text nach einer gegen
früher gebesserten Auffassung behandelt,
nämlich als ein simples Notizenheft, legt er
doch nur Wert auf die Ausbeute an wirt-
schaftsgeschichtlichem Material. Und er geht
mit erfrischender Verve auf sein Ziel los,
nachdem der einmal festgestellte Charakter
der Aufzeichnungen ihn der Schwierigkeit,
überall erst fehlerlose Satzbauten nachzu-
konstruieren, enthoben hat. ‚Die Flüchtig-
keit sowohl des Epitomators als des Ab-
schreibers, die jede Zeile von neuem beweist,
estattet es, den Text ohne allzugrosse Ehr-
urcht zu behandeln’.
Die philosophische Fakultát der Univer-
sitit München hat sich durch diesen Um-
stand, der anderwärts (vordem vielleicht
zu München selbst) das minder glückliche
Schicksal der Arbeit bereits in sich getragen
hätte, nicht abhalten lassen, die Schrift mit
dem für das Thema ausgesetzten Preise zu
krönen. Eine Entscheidung, die Geber wie
Empfänger ehrt. Rez. aber bedauert hier
seine meteorologische Kenntnislosigkeit. Er
wüsste doch gar zu gern, ob dieser Schwalbe
wohl ein Sommer folgen könnte
Niemand wird selbst von einer ausführ-
licheren Besprechung verlangen, dass sie
auch nur den wesentlichen Inhalt des be-
treffenden Werkes nachskizziere. Diesmal
wäre es der Mühe wert; schade, dass hier
die spezifisch griechische Färbung der Gegen-
stände den Versuch entscheidend ausschliesst.
Riezler bat nun (um das Nötigste eben noch
zu berühren) aus der Oekonomik, die, bald
nach Alexanders Tode verfasst, eine Tra-
dition der s ποj? , der besonderen wirtschafts-
politischen Einfälle, probeweise aufstellen
wollte, die gebotenen Beobachtungen gemacht.
Sie sind dann im zweiten Teil seiner Studie
organisch verbunden und in ihren Ergeb-
nissen dargelegt worden. Danach beruhte die
griechische Polis sowohl in Kleinasien wie
in Europa auf der Idee der Autarkie. Es
muss eine Zeit gegeben haben, in der jeder
dieser dichtgesäeten staatlichen Kleinkörper
sich wirtschaftlich hinreichend genügt hat.
Das setzt freilich, fügen wir Tiren, eine
schaurige Begleitmusik voraus: das langsam-
906 [No. 4.)
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1907.) 206
rettungslose Zerfressenwerden der älteren,
noch territorial organisierten Bewohnerschaft
durch eben diese unbesieglichen Stádter, die
ohne Zweifel einst als Wikingsleute auge-
fangen hatten. Sobald jedoch die Vorbe-
wohner ausgeschaltet sind, nur noch Polis
neben Polis existiert, deren Bürger, ärmer
oder reicher, nichts bedeuten ohne der sie
umfassenden Kleinstaat, hat die Autarkie
schon den absteigenden Ast erreicht. Gerade
jetzt aber gelangt die physische Lebenskraft
der Hellenen auf ihren zeitlich langgestreckten
Höhepunkt. Man tötet lieber den überschüs-
sigen Nachwuchs, damit die alles Recht und
e Sicherheit des Einzelnen garantierende
Polis nicht durch Menschenfülle gesprengt
wird; doch bald leitet man, des Frevels
müde, das Plus nach aussen ab. Kolonien
entstehen so mit fabelhafter Geschwindig-
keit, aber diese haben stets ein Hinter-
land gefunden, dessen Aufnahmefähigkeit
die Bildung neuer Autarkien da draussen
verhindert. Die Kolonie ist stets zu lange
menschenarm, und во zieht sie die Metropolis
für den Ausfuhrbedarf heran: der interlokale
Güteraustausch beginnt. Doch die Hinter-
lander konsolidieren sich politisch; Klein-
asien bildet Heiche, Thrakien festere Gau-
verbünde, — die Geschichte dieser Entwick-
lung harrt noch des Ueberblicks. Da müssen
die Kolonien an ihr eigenes Heil denken,
die Altstaaten aber finden sich nun wirt-
schaftlich überbüngend. Das grosse Elend
der klassischen Zeit nimmt seinen Anfang
mit Hungersnöten: die Polis verkauft ihren
Domanialbesits. Sie verliert einen Kaper-
krieg, meist durch Seeraub gegen fremde
Getreideschiffe veranlasst, mid nun folgen
Monopole mit Steuerdruck. Das staatliche
Kreditwesen nach aussen ist noch gleich Null,
also verschlechtert die Polis getrost ihre Münze.
Die Bürger erfahren desto genauer, was
das bedeutet. Ein Teil von ihnen ist nun
schon verarmt; er empört sich, übernimmt
das Ve SE und will sich durch noch argere
Wirtschaft erholen. Vergünstigungen werden
kassiert und gegen neue Zahlungen ausge-
boten, weitere Steuern ersonnen, die aus-
gefeimtesten Zwangsanleihen werden durch-
gedrückt, jede Art von Gaunerei wird schliess-
lich versucht, — der Berufspolitiker, der лау-
ovgyos ауто, hat seinen Einzug in die Welt
gehalten. Denn die Polis der Antike ist
unentrinnbar; wer ihr angehórt, muss alles
Ge EI was er nicht für sich zu ändern
die Macht gewinnt. Draussen würe er ein
hilfloses Objekt. — Es war zu spät, als
Alexander den weiten Osten erschloss. Die
Bevólkerung von Hellas hatte bereits zu lange
von ihrem eignen Blute gezebrt; nun war
sie im Sinken, schon in wirtschaftlicher Rück-
bildung begriffen, und die territoriale Staats-
form des Orients rettete nichts als Indivi-
duen. Jammervoll klingt das Dasein der
Polis aus. Sie lásst sich zuletzt als invalider
Bankrotteur durchfüttern: das Staatshaus-
haltbuch wimmelt von Ehrendekreten für
mildtätige Barbaren.
Wie wichtig Riezlers Leistung auch ist,
wir hätten ihre allgemeine Betrachtung in
der OLZ unterlassen müssen, stände der
Inhalt ausser aller Beziehung zu Problemen
der Orientgeschichte. Vielfältig liesse sich
da anknüpfen: hatte der alte Epitomator
doch besonders berücksichtigt, was die Sa-
trapen aus der hellenischen Stadtwirtschafts-
praxis gelegentlich abguckten. Datames
scheint einmal seinen Söldnern sogar ein
vorgeahntes Truoksystem aufgenótigt zu haben.
Aber es gibt in dese pseudaristotelischen
Gallerie von Finanzzwergen auch einen Riesen,
und das ist Kleomenes von Naukratis als
Verwalter Aegyptens gewesen. Wir erfahren
hier, dass er durch ein Ausfubrverbot den
auswürtigen Getreidehandel des Niltales in
seine Hand bekam. „So wird“, bemerkt
Riezler, ,der Nationalreichtum des Landes
weit besser verwertet, erstens weil die Kon-
kurrenz ausgeschaltet wird, zweitens weil
der Grosshandel, wie ihn Kleomenes organi-
sierte, unendlich ergiebiger sein musste als
der Kleinhandel, wie er ohne Ausfuhrverbot
stattgehabt hatte. Kleomenes konnte nüm-
lich, indem er eine Privatpost einrichtete,
die ihm die Preiskonstellationen des Aus-
landes übermittelte, die Ausfuhr tischen
Getreides planmüssig an die Punkte der
hóchsten Preise leiten, so die riesigen Preis-
schwankungen ausnutzen und sich wührend
jener Getreidenot der Jahre 330—328 nahezu
vollständige Monopole im Ausland verschaffen.
Das ganze Verfahren ist sehr wirtschaftlich
edacht". Interessant ist der Zusatz der
ekonomik, Kleomenes habe dabei den Bauern
die gleichen Preise gezahlt wie sonst die
Händler. Diese letzteren also und die fremden
Konsumenten wurden getroffen. Der Zorn
der griechischen Abnehmer spiegelt sich noch
direkt bei Demosthenes (LVI 1285 A лоо;
4iovvco9«go») wider und beeinflusste nach-
hallend auch Arrian (Anab. VII 23), der
Alexanders offenbar verstándnisvolleStellung-
nahme zu Kleomenes Massregeln mit vieler
Würde getadelt hat.
Kaum ist hierzu die Bemerkun
ndten, dass der Orienthistoriker zwar
von-
ereit-
207 (Мо. 4.)
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1907.] 908
willig Riezlers Anerkennung des Kleomenes
teilt, aber in seine merkliche Bewunderung
des Systems nicht mehr einstimmt. Aller-
dings nur aus dem Grunde, weil Kleomenes
sich einfach einer alten Weisheit, vielleicht
sogar eines fertigen Apparates bediente.
Wir kennen das Verfahren eben längst aus
der biblischen Josephsgeschichte (Gen.
41, 48f, 53—57) und den Amarnabriefen
(vgl. MVAG. 1896, S. 208ff) Für die
Beurteilung der ersten Regungen hellen-
istischer Staatenpolitik ist dabei die Episode
des Kleomenes, auch ihr Ausgang, jedenfalls
recht bedeutsam. Die Verschiedenheit in den
letzten Absichten bei Joseph und bei Kleo-
menes sollte einmal náher geprüft werden,
besonders auf den anscheinenden Fortschritt
in der wirtschaftlichen Erkenntnis. Aber
wir haben schon hervorgehoben, dass Riez-
lers Arbeit ausserdem für die Verwaltung
der westlichen Gebiete des Perserreiches
sowohl Material, als auch den Schlüssel zum
richtigeren Verständnis darhietet. Das kann
zunüchst also für den erwarteten zweiten
Band von PraSeks Medisch - Persischer Ge-
schichte in Betracht kommen.
Berlin.
Les saintes et divines Liturgies de nos saints Péres
Jean Chrysostome, Basile le Grand et Grégoire le
Grand (Liturgie des Présanctifiés) en usage dans
l'Eglise grecque catholique orientale. Traduction
francaise par le P. Oyrille Oharon, prétre du
rite grec. Beyrouth, Alexandre Coury. Paris, A.
Picard et Fils. (Herdersche Verlagsbuchhandlung.
Freiburg i. Br.) M. 1,60. Besprochen von Alfons
Schulz.
So wie der russisch-orthodoxe Geistliche
Alexis Maltzew, Propst an der russischen
Gesandtschaftskirche zu Berlin, einen Teil
seiner Liturgie ins Deutsche übersetzt hat,
so wil Charon die einzelnen Teile aus der
Liturgie der griechisch-katholischen (unierten)
Kirche ins Franzósische übertragen, um sie
einem grösseren Leserkreis zugänglich zu
machen. Zunächst gibt er eine Uebersetzung
der drei Mess-Liturgieen, welche auf die im
Titel genannten griechischen Kirchenväter
zurückgeführt werden. Als Quellen dienen ihm
hauptsäch ich das grosse „Euchologion“,
Rom, Verlag der Propaganda 1873, das
grosse „Horologion“, ebenda 1876 und das
griechisch-arabische — ,Liturgikon* Beirut
1900. Das Büchlein ist ein leichtes Hilfs-
mittel, die genannten Liturgieen kennen zu
lernen.
Braunsberg.
Stephen Langdon, Lectures on Babylonia and
Palestine. Paris P. Geuthner 1906. XV + 183 S.
Die in diesem Büchlein enthaltenen anspruchs-
losen sieben Vorlesungen sind für ein grósseres Pub-
likum englischer Zunge berechnet und behandeln
folgende Themata: 1) Babylonien und Palaestina, 2)
die babylonische und hebrüische Literatur, 3) die
Sitten der Babylonier und Juden, 4) das gesellschaft-
liche Leben, die Masse und Gewichte, den Handel
und Verkehr, die Tempel und Güter, die Brief.
literatar der Babylonier und Juden, 5) die Religion
der Babylonier, 6) die Religion der Juden bis zum
Exil, 7) die Religion der Juden nach 597 v. Chr. —
In einem Anhange sind einige unveróffentlichte Ge-
schäftsurkunden und Briefe aus der Zeit Hammurabis,
die der Verfasser mit Scheil durchgearbeitet hat, in
Umschrift und Uebersetzung herausgegeben. In der
Anm. zu S. 159 wird mit Beziehung auf PSBA Dez.
1888 Pl. III Col. П 6-15 Uggal statt Nergal gelesen.
B.
Annales du Musée Guimet. Bd.
férences. Paris 1905. E. Leroux 279 8.
Die fünf Aufsätze dieses Werkchens, grössten-
teils popularisierende Lichtbildervorträge, behandeln
folgende Gegenstände: 1) Die Memnonstatue (darin
die Bemerkung, dass der M. des trojanischen Krieges
aus Susa stammt), 2) Die neuesten archäologischen
Entdeckungen in Aegypten, bespricht die Ausgrabungen
Amélineans (Abydos), Legrains (Karnak), Navilles
(Der el Bahri), Lorets (Biban el Muluk), Gayets
22. — 3) Die Museen Griechenlands (Tiryns,
eta, Mykene, Delphi, Olympia, Epidauros, Athen).
— 4) Die Altertümer von Syrien und Palaestina. —
5) Das chinesische Theater.
XVII Con-
Immerum von Sippar.
Den aus Gescháftsurkunden von Sippar
als Zeitgenossen Sumu-la-el’s von Babel be-
kannten Immerum will Hilprecht jetzt!) mit
Nür-(ilu) IM, König von Larsa, identifizieren.
Da eine solche Identifikation einige Trag-
weite haben würde, verlohnt es sich, ihre
Berechtigung genau zu prüfen.
Beide Herrscher sind uns aus nur wenigen
Dokumenten bekannt.
Von Nür-(ilu)IM existieren zwei In-
schriften. Die eine, auf einem Ton-, Phallus“
(C. T. XXI, pl. 29, 30070) nennt ihn „Hirten
von Ur und König von Larsa* und berichtet,
dass er „seinem“ Gott Nannar und dessen
Gemahlin NIN.GAL einen Tempel erbaut
habe. — Die zweite ist eine unter seiner
Regierung geschriebene Geschäftsurkunde
(Strassmaier, Warka, No. 1), in der „bei dem
Gott Nannar und dem König Når-(ilu) IM“
geschworen wird. Endlich wird er als
„König von Larsa“ erwähnt in einer In-
1) Bab. Exped. of the Univ. of Pennsylvania,
Sor. A, Vol. XX, Part 1, p. 56а.
209 [No. 4.)
schrift seines Sohnes Sin-idinnam, der sich
auch Beschützer von Ur und Kónig von Larsa,
ausserdem aber auch ,Kónig von Sumer und
Akkad“ nennt (B. A. I 301 fl.).
Aus der Zeit Immerum's besitzen wir 9
Urkunden t), lediglich geschäftlichen Inhalts.
Von diesen erwähnt eine (M.A.P. 10)
Immerum nur im Datum, in allen übrigen
wird geschworen ,bei dem Gott Schamasch
und bei Immerum". Eine von ihnen fügt
noch hinzu ,und bei dem Gott Marduk und
Sumu-la-el^. Daraus hatte man bisher ge-
schlossen, dass Immerum — der nirgends
König genaunt wird — ein von Sumu-la-el
abhängiger Stadtherrscher in Sippar gewesen
sei. In Sippar, denn sein Name wird mit
dem des Schamasch verknüpft, und überdies
stammt die grosse Anzahl der Geschäfts-
urkunden dieser Zeit in den Londoner, Ber-
liner und Philadelpbiaer Sammlungen fast
ausschliesslich eben aus Sippar. Und dass
Sumu-la-el (nur in Sippar?) noch Stadt-
herrscher unter seiner Oberhoheit anerkannte,
wissen wir aus einer andern Tafel, die in
ühnlicher Weise seinen Namen mit dem des
Bunutahtun-tla verknüpft (King, Letters, III
220, n. 16)?).
Also der eine ein König, noch unsicberer
Datierung?) in Larsa in Südbabylonien, zu
dessen Machtsphüre auch die Stadt Ur ge-
hórte — der andere ein Vasall des Kónigs
Sumu-la-el, offenbar in Sippar in Nord-
babylonien. Der aus den Inschriften ihrer
Zeit entnommene Befund trennt die beiden
weit voneinander, anstatt sie zusammen-
zuführen.
Aber ihre Namen sollen identisch sein
— Immerum soll eine Knrzform von Núr-
(üu)IM darstellen.
Die semitische Lesung des IH ge-
schriebenen Gottesnamens ist für die alt-
babylonische Zeit nicht völlig gesichert.
1) Vergl. Bab. Exped. of the Univ. of Pensylvania
Series A, Vol. VI, Part 1, p. 9, note 1. Zu den dort
genannten ist Bu. 91—5—9, 318 (C. T. 1V 50) hinzu-
zufügen.
) Eine Tafel, in der Bunutahtun-ila „König“
genannt wird, (B.E. VI 1 No. 6) stammt vielleicht
noch aus der Zeit Sumu-abum's. Sumu-la-el liess ihn
als Stadtherrscher bestehen, nahm ihm aber den
Königstitel. Vielleicht war Immerum sein Nachfolger
Ein anderer Stadtherrscher zu Sumu-la-el’s Zeit war
wohl Jabsir-el, vergl. B. A. IV 347 und B.E. VI I.
S. 9, Anmerkung 2. — Sumu-la-el scheint in Sippar
erst gegen Ende seiner Regierung als ausschliesslicher
Herrscher anerkannt worden zu sein. Im Datum
seines 29 Jahres wird zum erstenmal erwähnt, dass
er in Sippar gebaut hat.
3) Der unter Nür-(ilu) LM datierte Kontrakt scheint
der Schrift nach später zu sein als Sumu-ia-el.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1907.) 210
Rammänum bleibt meines Erachtens immer
noch die wahrscheinlichste 1). Die sumerische
Lesung war MER, die Schreibungen
DINGIR.MER und DINGIR. MER. КА
wechseln miteinander:). Nun hat Thureau-
Dangin kürzlich?) eine neue Lesung immer
für don Gott IM eingeführt. Nür-(du) IM
wäre danach Nür-immer zu lesen, und davon
könnte Immerum eine Abkürzung sein.
Thureau-Dangin’s Lesung beruht auf
drei Stellen in Kontrakten der Zeit Samsu-
tluna’s*), in denen an Stelle eines Ili-igisham
Sohn des Nardm-(ilu)IM ein Ilt-igisham Sohn
des Immerum erscheint. Schon Peiser (K.B.
IV, S. 24f, Anmerkung) hatte hier
Immerum als eine Abkürzung von Naräm-
(ute) М aufgefasst. Ich sehe nichts, was zu
dieser Annahme zwingt. Handelt es sich
dort wirklich um eine und dieselbe Person
— und das scheint allerdings der Fall zu
sein —, so bleibt doch die Möglichkeit, dass
der Vater des Ili-igisham unter seinem Bei-
namen Immerum, „Schaf“, seinen Zeitgenossen
ebenso bekannt war wie unter seinem eigent-
lichen Namen Naram-(tlu)IM5) — und dann
ergibt sich aus diesen Stellen nichts über
die Aussprache des Gottes IM.
Damit aber wird die nur auf der
Gleichung (ilu) IM = immer beruhende
Identifizierung von Nür-(ilu)IM von Larsa
und Immerum von Sippar hinfällig.
Steglitz, Februar 1907.
Hermann Ranke.
Der hebräische Artikel.
Von A. Ungnad.
Im allgemeinen nimmt man an, der hebr.
Artikel ha, dem volles oder virtuelles Dages
zu folgen pflegt und der nur vor r und
schwachen Gutturalen als hà erscheint, sei
entweder aus hal (= arab. al) oder aus ur-
spriinglichem hâ entstandene). Beide An-
sichten sind unhaltbar.
Einem arabischen al könnte allenfalls
ein hebr. hal 5 obwohl das Ver-
bindungs - Alif Schwierigkeiten macht; doch
t) Vergl. Personal Names, 206, n. 1.
*) Vergl. 15., 202, n. 2.
) Inscriptions de Sumer et а Ассай, p. 296, n. 2.
4) Strassmaier, Warka, No. 43. 65. 70.
) In diesem Zusammenhang ist zu beachten,
dass Ili-igisham sich auf seinem Siegelzylinder
(Abdruck in No. 43) als Sohn des Narám-(1lu)I M,
nicht des Immerwm bezeichnet.
*) Auf die weiteren Begründungen der einzelnen
Ansichten kann hier nicht näher eingegangen werden,
211 (Хо. 4.)
widerspricht es durchaus dem Hebräischen,
l einem folgenden Konsonanten zu assimilieren.
Das einzige Beispiel j/ggah für jilgah beruht
(vgl. BA V 278) auf begrifflicher An-
gleichung. Nach einem vorauszusetzenden
*jattinü o. à. bildete man *jaqqihá, das dann
später erst — zunächst bei geschlossener
Endsilbe — zu *jaggah und weiter jiqqah
wurde. Das beweist vor allem das Niphal
nilgah, das der Analogie nicht gefolgt ist,
da es infolge seiner Bedeutung mit nitian
nicht mehr verbunden werden konnte.
Aus hä kann der Artikel auch nicht
entstanden sein, da die weitere Verkürzung
zu ha + Dages unerklärlich bliebe und ha
im Inlaut jedenfalls zu hö geworden wäre.
Denn nur im Auslaut erhält sich sem. å!)
als Qames?). Ware der Artikel ein ursprüng-
liches ha, so wäre er wohl ebenso behandelt
worden, wie das Fragewort J, das ja aus
ha (arab. 'a) entstanden ist.
Die einzige Möglichkeit ist also die, den
Artikel aus ursprünglichem han abzuleiten.
Dieses hat schon Halévy3) auf Grund der
lihjanitischen Inschriften getan, in denen
jedoch die Interpretation der fraglichen
Stellen, die einen Artikel N aufzuweisen
scheinen, nicht absolut sicher ist. Wenn
man sich jedoch mit der aus dem Hebräischen
selbst sich ergebenden Notwendigkeit nicht
begniigen will, so sei auf das bab. ass.
Demonstrativ anni hingewiesen, dass gewiss
eine adjektivische Weiterbildung des Demon-
strativstammes han ist und als dessen Stamm
demgemüss *hannij- angesetzt werden muss.
Auch alle Veründerungen, die der hebr.
Artikel vor den verschiedenen Gutturalen
erleidet, erklären sich bei Annahme einer
Grundform han ungezwungen aus den Laut-
gesetzen.
Lord Munster. Ein Nachtrag.
Nicht um Lord Hunter, wie ich in
meiner Notiz: Eine Liste arabischer Werke
zur Geschichte Spaniens und Nordwest-
afrikas, OLZ. 1907 No. 1 Sp. 38ff. schrieb,
sondern um Lord Munster handelt es sich
dort. Zu der Lithographie, die dieser her-
stellen liess, habe ich nunmehr genauere
Mitteilungen von René Basset und H. F.
Amedroz (London) erhalten. Letzterer
1) BA V 261, 14 ff.
%) Kurzes a dagegen füllt ganz ab, nuchdem es
vorher zu unbestimmtem Vokal geworden war; so
vor allem im Akkusativ.
„ Rd EJ. XXIII 117.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1907.] 212
verweist mich darauf, dass sich zwei Exem-
plare dieser Lithographie im Britischen
Museum befinden: B. M. Cat. Arabic Printed
Books. Vol. II Col. 641 „Sprenger (Aloys)“
eles A у gill LXI kw gs coUe
Бу well САХИ rim e» wei ll
A HU, ЦЧ des Lat Leute dad
у „ie
„A list of literary desiderata in Arabic,
Persian, Turkish and Hindustani relating to
the Art of Warfare amongst the Muhamma-
dans. Compiled under the orders of Lord
Munster pp. 160. London 1840 Lith. 80.“
Ueber den Inhalt schreibt inir Basset:
„D’apres l'exposé qui occupe les pages 1—84,
lauteur de la brochure désire connaitre tout
ce qui a été écrit en arabe sur la guerre,
lart militaire, les siéges, le machines, les
batailles, l'artillerie, les drapeaux, le com-
mandement, les mamlouks, les regles de la
guerre, la condition des vaincus, les tributs,
les impôts, bref tout ce qui a trait à la
guerre.“
Die Liste zerfällt, wie mir Basset weiter
schreibt, in zwei Abteilungen:
L. Se
L/
2. p» A XX Ke улі UN кәй),
Das erste aufgeführte Werk ist (S. 85):
ta okt „Us, das letzte (S. 155):
us, „u le „us, uut „us
gid | dal ian als, 8. 156 folgt
dann eine alphabetische Liste von Verfassern
unter der Ueberschrift:
I patios! „Lu слоу gs (sic) sdg
Der erste genannte Verfasser ist: ($ „|
od duel e yas! mnt opp Әлем ,%
Н. Е. Amedroz schloss seine gütige
Mitteilung mit den Worten: ,The publication
of an annotated Edition of this Lithograph
might be of much use.“
Halle a. S., den 24. Februar 1907.
G. Kampffmeyer.
213 [No. 4.)
.
Altertums-Berichte
aus dem Kulturkreise des Mittelmeers.
Museen.
Nach dem amtlichen Bericht der Königl. Museen
zu Berlin fiir die Zeit vom 1. Oktober bis 31. De-
zember 1906 wurde dem Kaiser Friedrich- Museum
von 8. M. dem Kaiser eine ausgewählte Sammlung
koptischer Stoffe überwiesen. Die ägyptische Ab-
te uns erhielt geschenkt einen Skarabäus des
Königs Neferhotep Neferchare‘, und einen Korb un-
bestimmter Zeit.
Von der vorderasiatischen Abteilung
wurden erworben ein syrischer Siegelzylinder aus
Hümatit und eine Gemme mit der phónizischen Auf-
schrift yop.
Die afrikanisch-ozeanische Abteilung des
Museums für Völkerkunde erhielt geschenkt zwei
Dachaufsätze und einen Speer aus Abessinien, eine
Keule aus Aksum, eine abessinische Handschrift, und
kaufte eine Sammlung von 100 Nummern aus Abes-
sinien. M.
Die Papyrus-Sammlung des Berliner Museums
ist in den letzten Jahren um besonders wertvolle
Stücke bereichert worden.
Die Ausgrabungen Dr. О. Rubensohns bei
Eschmunén förderte die Ueberreste einer kleinen
antiken Privatbibliothek zutage. Ausser Fragmenten
von Demosthenes, Aristophanes (darunter
grössere Abschnitte aus den Acharnern), Euripides
(dabei 60 Verse aus den sonst unbekannten „Kretern“)
enthielt diese Bibliothek ein Exemplar der Dich-
tungen des Euphorion (3 Jahrh v. Chr.), die als
Vorbild für die klassische Poesie der Lateiner ein
ungewöhnliches Interese beanspruchen, sowie ein
umf ісһев Bruchstück aus den Gedichten der
Böoterin Korinna, einer bisher fast nur dem Namen
nach bekannten Zeitgenossin des Pindar.
Von Dr. Rubensohns Ausgrabungen auf Ele-
phantine stammen gegen 30 vorzüglich erhaltene
griechische Urkunden, die in zwei irdenen Töpfen
aufbewahrt gefunden wurden. Sie waren zum Teil
noch zusammengerollt und mit schón geprägten
Siegeln aus Nilschlamm verschlossen. Diese Do-
kumente gehürten Soldaten verschiedener Nationen
an, die hier an der südlichen Grenze Aegyptens
stationiert waren. Die meisten stammen aus dem
Anfang des dritten, eine aber noch aus dem vierten
Jahrhundert, aus der Zeit, in der die Satrapen im
Namen des unmündigen Sohnes Alexanders des
Grossen die Provinzen des mazedonischen Reichs
verwalteten. Es sind somit die ültesten datierten
griechischen Papyri, die wir kennen, und daher auch
von grosser Bedeutung für die Geschichte der grie-
chischen Schrift.
Unter den in Gräbern der griechisch- römischen
Zeit gefundenen Papyrus ist der einen grossen Teil
der „Perser“ des Timotheos von Milet enthaltende
durch seine Veröffentlichung bereits allgemeiner be-
kannt geworden. Er war einem Toten zur Lektüre
im Jenseits ins Grab mitgegeben worden. Während
derartige Funde sehr vereinzelt sind, liefert die aus
Makulatur aller Art zusammengeklebte Papyrus-
kartonnage, in die man die Mumien vielfach ein-
wickelte, eine verhältnismässig reiche Ausbeute. Be-
sonders von den Ausgrabungen in Abusir-el-mdlaq
hat das Berliner Museum eine grosse Anzahl der-
artiger Papyrus gewonnen. Von besonderem Wert
sind unter diesen eine Rede, die sich mit der Lage
Atbens nach Alexanders des Grossen Tode beschäf-
tigt, ferner eine Anekdote aus einem Alexander-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1907.| 214
roman, eine Inhaltsangabe des aomerischen Demeter-
hymnus, sowie mehr als 100 Aktenstücke aus der
Zeit des Augustus.
Unter den Neuerwerbungen des Museums an
Stücken der chrietlichen Literatur ist der fast völlig
erhaltene 7 Meter lange Osterbrief des Patriarchen
Alexander von Alexandria aus dem Anfang des achten
Jahrhunderts von besonderer Bedeutung.
(Vossische Zeitung.)
Frankreioh.
19. In der Sitzung der Académie des Inscrip-
tions vom 22. Febr. führt Th. Reinach eine Panflöte
vor, die bei den Ausgrabungen in Alise-Sainte-Reine,
dem alten Alesia, gefunden wurde. Das Instrument
ist so gut erhalten, dass es noch móglich war, dus-
selbe zu spielen und die Tonleiter vorzuführen.
(Chronique des arts No. 9).
Sardinien.
80. Prof. Ashby, Leiter der britischen Altertumsan-
stalt in Rom, hat die Nuraghen Sardiniens von neuem
untersucht und am 23. Mürz in einem Vortrage das
Ergebnis seiner Forschungen dahin zusammengefasst,
dass er mit Nissardi diese Bauten für befestigte
Wohnstütten halte, allerdings nur für vorübergohende
Zufluchtsstätten, da der Innenraum zu gering er-
scheint für dauernden Aufenthalt. (Tägl.
81. Der Belgier Graindor hat im Jahre 1906 auf
Tenos viele neue Inschriften gefunden (Vossische
Zeitung 1907 No. 133).
Aegypten.
82. Auf die Nachricht von einer beabsichtigten
Erhöhung des grossen Nildamms bei Assuan hat die
„Society of Antiquaries“ in London an Lord Cromer
eine Resolution eingesandt, in der darauf hingewiesen
wird, dass eine solche Erhöhung des Dammes die
Unterwassersetzung der Tempel auf Philae und
Ueberschwemmung eines grossen Teils von Nubien
zur Folge haben werde. Die Gesellschaft protestiert
gegen eine solche Zerstörung archüologisch wertvoller
enkmüler unter Hinweis auf die wichtigen und
kostspieligen Konservierungsarbeiten, welche die Re-
gierung gerade auf Philae bereits ausgeführt hat.
(Athenaeum). R.
83. Ein antikes steinernes Büchergestell, zur Auf-
nahme von Rollen eingerichtet, ist kürzlich von
E. Breccia, dem Leiter des Museums in Alexandria,
aufgefunden worden. Nach einer Aufschrift hat es
10 Rollen eines Dioskorides beherbergt, und so liegt
die Vermutung nahe, dass wir hier einen Rest der
Einrichtung der grossen alexandrinischen Bibliothek
vor uns haben.
(Frankf. Ztg.) R.
84. Bei einer Ausgrabung bei dem Dorfe K m-
Ichgau fund G. Lefebure, der Generalinspektor vou
Mittelägypten, etwa 50 gut erhaltene Papyrusrolleu
mit koptischen Texten aus dem 7 Jabrh. n. Chr.,
sowie eine 4, 50 m lange Rolle mit den griechisch. Testa-
ment eines Bürgers von Antinupolis mit dem dazu-
gebörigen Konzept. Den Hauptfund bilden etwa 1200
völlig neue griechische Verse des Lustspieldichters
Menander, auf 17 Blättern vou einer Handschrift,
915 [No. 4.)
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1907.) 216
die urspriinglich vielleicht den ganzen Menander
enthielt. Erhalten sind die Periochen, das Personen-
verzeichnis, 500 Verse aus dem Lustapiel „das Schieds-
ericht“ (das nur mit Hilfe der bisher bekannten
oae Akt für Akt zusainmengestellt werden kann),
141 Verse der „Geschworenen“, sowie Briefstücke von
zwei uns unbekannten Lustspielen. — Eine baldige
Verdffentlichung wird in Aussicht gestellt.
(Dresdener Journal).
— V а
Palästina.
86. Für Prof. Sellin-Wien ist ein Irade erwirkt
worden, das ihm Ausgrabungen auf den Ruinen des
alten Jericho gestattet. Das Unternehmen, zu dem
Prof. Sellin soeben aufbricht, wird teils aus öffent-
lichen, teils aus privaten Mitteln unterstützt. M.
Aus Gelehrten Ceselisehaften.
In der Sitzung der Akademie des Inscriptions
vom 15. Februar ıneldet Gondouin aus Tunis die von
ihm soeben gemachte Entdeckung einer Inschrift
(römisch?), welche gerichtet ist an die vergdtt-
lichte Stadt Carthago. (Chronique des Arts.
28. II. 07.) M.
In der Sitzung der Société des Antiquaires de
France vom 6. März legt Monceaux im Auftrag von
Delattre ein byzantinisches Bleisiegel vor, das kürz-
lich in Karthago gefunden wurde. (Chronique des
Arte 16, ІП. 07). M.
Vortrige.
In der Académie des Inscriptions trügt am 8.
März Edmond Pottier vor über Vasen des mykenischen
Stils, die in Kreta und Оурегп gefunden wurden und
sich im Louvre befinden. Er deutet die Ornamente
und die damit zusammenhängenden religiösen Ideen
auf Grundlage neuer Entdeckungen, besonders in
Susiana und Babylonien. M.
In der Société frangaise de Numismatique spricht
am 2. März Allote de la Faye über die Art und
Weise der Prägung der Sassaniden-Münzen. М.
Mitteilungen.
Die Kgl. Universitäts-Bibliothek in Tübingen er-
warb vor drei Jahren 190 armenische Handschriften
aus Tiflis. Ein Katalog derselben ist soeben er-
schienen. Besonders hervorzuheben ist eine Evan-
gelien-Handschrift auf Pergament aus dem Jahr
1113 mit wundervollen Miniatur-Malereien, die nach
einer beigegebenen Abhandlung Strzygowski’s von
Persien her beeinflusst sind.
(Staats- Anz. für Württemberg. No. 56). М.
Personalien.
In Constantine starb der Leiter der dortigen
arabischen Hochschule, Motylinski.
Die Blätter melden, dass „der einzige Sohn des
Eisenacher Pastors Dammann in Kurdistan von
einer Hüuberbande ermordet worden sei“ (so
z. B. „Leipziger Tageblatt" vom 19. II. 1907).
anuel Dammann, dem hier dieser
tragische Tod zugesagt wird, war im Jahre
1884 za Siegen in Westfalen geboren. Er
kam, nachdem er vorher in Genf, Halle und
Strassburg studiert hatte, im Anfang des
Sommersemesters 1906 zu mir nach Leipzig,
um speziell Neuarabisch, Persisch und Mir.
kisch, sowie Phonetik zu hören und sich
bierdurch und sonstens auf einen Studien-
aufenthalt in Persien vorzubereiten, den er
von Ende des Sommers 1906 bis Ende des
Sommers 1907 ansetzen wollte. Mit den
besten Wünschen für seine Studien sagte
ich ihm Ende Juli 1906 Lebewohl; dann
habe ich öfters Briefe von ihm erhalten, stets
aus Sutschbulak (südlich vom Urmia-
See). Alle seine Briefe sprechen in grosser
Glückseligkeit von seinen Erfolgen in der
kurdischen Sprache und melden auch, dass
er Persisch und Aserbeidschanisch eifrig
studiere. Sein letzter Brief an mich datiert
vom 19. XII. 1906 und berichtet, dass D.
den ganzen Monat November an typhósem
Fieber gelitten habe, schon aber wieder
arbeiten könne. In diesem letzten Schreiben
spricht sich D. unter anderem auch über
Prof Mann's kurdische Publikationen aus,
und zwar in durchaus anerkennender Weise;
ferner berichtet er — und das Folgende
dürfte recht interessant sein —, dass er
und sein Freund, der in Sutschbulak an-
süssige Herr P. von Oertzen, ein wertvolles
Manuskript, , Ahmedi, Kurdisch-arabisches
Lexikon in Versen“, zu Gesicht bekommen
hätten. — Näheres hierüber und über den
wissenschaftlichen Nachlass des so jung
Dahingegangenen zu berichten, muss ich
andern überlassen. H. Stumme.
Zeitsehriftensehau.
Abh. d. K. В. Ak. d. W. Leipzig. Phil.
Hist. Kl. 1906.
XXV, 1. F. Delitzsch, Die babylonische Chronik
nebst einem Anhang über die synchronistische Ge-
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Abhandl d. K. B. A. d. W. München.
Philos.-Philol Kl. 1906.
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beyond Jordan besp. v. — E. Dicey, The Egypt of
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politani Notitia VIII. — V. le baron v. Rosen, Rap-
port sur un manuscrit arabe du Kamil-ut-tarikh. —
id., Rapport sur les fragments d'un coran coufique
envoyés à l'Académie de Bonder- Bouchir. — Ob.
Salemann, Manichaeische Studien VIP ^ Rapo — es
Musei Asiatici Petropolitani Notitia
de Mr. Salemann sur un mémoire de Mr. О 7
intitulé: „Iberica“. — ye de Mr. d'Oldenburg
sur une Publication de de Ja Vallée Poussin,
intitulé: „Texte tib6tain du Madhyamakävatärs,
du d hilosophe Candrakirti*.
Nécrologie: I. Oppert ре Mr. Kokov-
Re — ty de Spiegel par alemann, — 8.
E apport sur l'édition du Mahābhārata.
— W. Radloff, Einleitende Gedanken zur Darstellung
der Morphologie der Turksprachen (Rapport) —
Rapport de Salemann, C. Salemann et P. Ko-
kovtzov, Musei Asiatici Notitiae IX et XI. — Ва port
de Mr. Salemann, C. Waeber, Musei Asiatici Notitia
X. — Rapport de Mr. Salemann sur un mémoire de
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219 [No. 4]
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1907.) 220
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l'Epiphanie (fin). — Un ancien traité sur le Cadran
Solaire, avec Appendice, édités par le P. L. Cheikho.
Nach einer Hs. der Schule „zu den drei Monden*
der orthodoxen Griechen Die Hs. gehört etwa dem
7. Jahrh. H (12. Jabrh. Chr.) an. Über den Vert,
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b. Jahjä ag-Siqli, weiss man sonst nichts Näheres. —
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14. L I. Lanz-Liebenfels, Der Affenmensch der
Bibel (Verf. macht auf die Zoa baziati, udumi auf
dem schwarzen Obelisken Salmanassars II und die
pagutu auf dem Relief Assurnassirbals aus Nimrad
aufmerksam). — id. Anthropozoon Biblicum; id. The-
ozoologie oder die Kunde von den Sodoms-Aefflingen
und dem Götter - Elektron, besp. v. — L. Ziegler,
Das Wesen der Kultur besp. v. — Morgenlündische
Bücherei hrsggb. v. E. Bischoff, 1904—06 Bd. I.—V.
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Zimmern, Mathematische Zahlen bei Plato und
den Babyloniern. Z. bespricht einige Ergebnisse des
Bandes XX, 1 der ty Harem ition of the Univ.
en pid 3 und Divisions-
isten aus Nippur sind nur vom Sexagesimalsystem
ans verstbndli . Die Nvil ist noch unbekannt, wird
aber gelegentlich durch einen Zwischenraum ersetzt.
In den Divisionslisten liegt überall 604 = 12960000
als Dividend nde. Diese Zahl bringt Hilprecht
mit der gleichen, aus Platos Republik 5 546, B—D)
aus ibren Faktoren su berechnenden Zahl in Verbin-
dung, die dort als ,Herr besserer und schlechterer
Geburten* bezeichnet wird und mit der dort ebenfalls
genannten Zahl 216 — 12960000:6000. Die 216-
Zeg Periode der embryonalen Entwicklung ist, wie
es H. Winekler als Grundelement der babylonischen
Weltanschauung in Anspruch genommen hat, die Ent-
eprecnung m kleinen, ша irdischen Massstabe su der
n Weltära von 12960000 Tagen (= 86000
ahren). Als Dauer des menschlichen Lebens setzt
Plato (X 615, B) 100 Jahre (— 86000 Tage) an, so
dass also ein Tag der menschlicben Lebenszeit einem
Jahre der Weltseit entspräche. Hiermit ist ein neues,
bestätigendes Moment für die lange vermutete histo-
rische Verkntip swischen altbabylonischen und
platonischen Spekulationen gefunden.
Wochenschr. f klass. Philol 1907.
4. A. Jeremias, Das alte Testament im Lichte
des alten Orienta, 2. Aufl., bespr. v. C. Fries.
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Zentribl. f. Bibliothekswesen. 1907.
24, II. G. Weil, Die ersten Drucke der Türken.
— K. Krumbacher, Die ee pue im Dienste der
Geisteswissenschaften besp. v. W. Maledorf.
Berichtigung.
Ich möchte hiermit die verehrten Abon-
nenten dieser Zeitschrift bitten, in der An-
merkung meiner Abhandlung auf Sp. 117
der diesjährigen Märznummer der OLZ2.
folgende Zeilen zu tilgen, da, wie ich
nachträglich zu meiner Freude bemerke,
der darin von mir gemachte Vorwurf
nicht den Tatsachen entspricht: ,,Ausgr. in
Sendschirli І S. 21 Anmerkung steht, dass
die auf dieser Seite gegebene Skizze der
Beizeichen eines stelenförmigen Fels-Reliefs
(Nische) bei Bavian nach Layard so gegeben
ist, dass die Zeichnung der Vorlage genau
beibehalten ist. Dem ist aber ganz und gar
nicht so, wie ein Vergleich dieser Skizze
mit Layard-Zenker Tf. VIII G lehrt“.
Arthur Hermann.
ber: F. E. Pelser, Königsberg 1. Pr., Schönstr. 18 a L
Verlag u. Expedition: Wolf Peiser Verlag, Berlin 8., Brandenburgstr. 11.
Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel Kirchhain N.-L.
Orientalistische
Litteratur-Zeitung.
Herausgegeben
von
Erscheint
am 15. jedes Monats.
Bestellung
handlungen und Postimter (unter Nummer 6101). —
Е. E. Peiser.
Berlin.
Wolf Peiser Verlag.
Abonnementspreis
vierteljährlich 3 Mk.
en nehmen entgegen: die Verlagsbuchhandlung, Berlin 8., Brandenburgstr. 11, sowie alle Buch-
serate die zweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei
Wiederholungen und grösseren Anzeigen Ermässigung.
10. Jahrgang.
15. Mai 1907.
№ 5.
Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender
Adresse erbeten:
Redaktion der O. L. Z., Wolf Peiser Verlag, Berlin 8. 42, Brandenburgstr. 11.I.
Die Zahl „meines Namens“ in Sargons
Zylinderinsehrift.
Von Fritz Hommel.
Da wo der Assyrerkónig Sargon vom
Bau der Mauer von Khorsabad, bezw. seiner
neuen Residenz Dür-Sarru-ukin, spricht, sagt
er, dass er das Mass seiner Mauer A A
A A TT Te III Hui TT ЕТТЕ
d. i. 4 Baren == 4 >< 3600 = 14400
8 Neren = 3 < 600 = 1800
1 Soss = 60 — 60
3 Rohr = 3 x 6 = 18
2 Ellen — 2= 2
Summa 16280 Ellen
gemacht habe, und zwar nibit jumia d. i.
„als Nennung meines Namens".
Das alte, wie wir sehen werden auch hier
vorliegende „Rohr“ (% W) hatte sechs Ellen,
wührend es in neubabylonischer Zeit sieben
Ellen hatte. Letzteres setzt F. E. Peiser,
Studien zur orient. Altertumskunde, III,
S. 50 (Mitt. der vord. Ges., 1900, S. 92 f.)
ein, so dass er statt 16280 vielmehr die
Gesamtsumme 16283 Ellen erhilt.
Wie kommt nun aus der betr. Massangabe
die Zahl Sargons heraus? Peiser hat am
gleichen Ort einen geistreichen Versuch zur
Lösung dieses interessanten, weil für die
ganze Anschauungsweise der Babylonier und
typischen, Problems gemacht, in dem
er als Grundlage eine Schreibung
das wäre „[Gott Ašur) den König (da-ar)
setzte er ein (u-ki-i-in)* postulierte und als
12 +] 4. 1000. 3 + 11 (ar = 3i + ni). 7. 10 ku
was er nicht als 10 >< 60, sondern als 10 + 60
erklürt) 5. 10 analysiert, wodurch er
(12 + 4) >< 1000 = 16000
3 (scil. >< 60) = 180
10 + 1 = 11
Tey = 7
10 + 60 «EI = 70
dra = 6
10(-— m) = 10
Summa 16283
als Resultat gewinnt.
Dagegen erheben sich aber nun doch eine
ze Reihe von Bedenken, so vor allem,
dus promiscue der wagrechte Keil dem senk-
rechten gleich gesetzt wird, dass 3a-ar statt
Jarra stehen soll, dass (JET als 10 + 60
deutet wird, dann die ungewöhnliche
chreibung «-ki-i-in statt i- bi- in und endlich
die Annahme einer volleren Form Adwr-Sarra-
ukin; die Vorlage des Namens war gewiss
Sargäni-3ar-ali („mein Schmuck ist der Gott
227 [No. 5.)
Sar-ali^, vgl. ath. sargawa?), was dann als
Hypocoristicum einfach zu Sargäni (hebr.
Sargon) verkürzt und volksetymologisch als
Sar ga-ni „König des Rohres“ (daher in
den Ominatafeln, wo von Sargon und Nara-
nisin die Rede, stets Sarru gi- na) zurechtgelegt
wurde. Zu des Assyrerkónigs Sargon Zeit
waren die beiden weiter aus $arru-gi-na um-
gedeuteten Formen Sarru-kinu ,der treue,
(bezw. richtige, rechtmässige) König“, Ideogr.
lugal-gi-na (also genau wie Sargon von Agade
in den Omina geschrieben wird), und Sarru-
ukin „der König (Nom.! vielleicht mit An-
spielung auf den Gott 3ar-ali, den babyl.
Melkart) setzte fest“, Ideogr. lugul- . Dass
letztere Form (sumerisch eher lugal-gub als
Jugal-gin, trotzdem der Name aus Lugal-
gi-na umgebildet ist, vgl. gub-ba = ukaian
4. R. 15, 18 und 39 Rev.) die üblichere
war, sieht man besonders deutlich aus einer
statistischen Untersuchung der in Bezold’s
Catalogue verzeichneten Stellen der Schreibung
des Namens Dur-Sarrukin in den assyrischen
Briefen und Berichten: auf 21 Stellen mit
(S ukin) kommen da nur 7 Stellen mit
gi-na (= kinu), während phonetische Schrei-
bungen, wie Dür-Sarru(-ru)-xi, Dür-sarru-uk-
xi, Dür-Sarru-uk-ku, Dür-Sar-ru-ku und Dûr-
Sarru-u-ki-ni ebenfalls mehr auf sarru-ukin
(zu Sarrüki, Sarrukki abgeschliffen, vgl. me-
sopot. Sii aus Sin, N 1. Chron. 5, 26 aus
pn) als auf Sarru-kinu hinweisen.
Wenn wir nun der Frage nach der end-
gültigen Lósung der Zahl Sargons, die baby-
1.
lonisch etwa Yn CA) (4. 31. 20 а.
4 Saren 31 Sossen und 20 = 16280) aus-
sehen miisste, niher treten, so muss die
Fragestellung vor allem lauten: gibt es fiir
Зағғи „König“ Schreibungen, die von vorn-
herein eine Zahl darstellen, und gibt es feruer
für ukin (sum. -a, also gib - ba, gub) eine
solche?
Da stehen uns nun für Sarru gleich zwei
solche Schreibungen zu Gebote: nämlich
einmal ((, 20, bezw. 20 >< 60 = 1209 (zu-
gleich die Zahl des Samas, wozu man die An-
schauung, dass der König der Stellvertreter
des Samas, ja der fleischgewordene Samas
war, vergleiche), womit wir aber für unsern
Fall nichts machen können, und zweitens
ІІ «6 200 oder 12000
Eine ganz ähnlich geschriebene Zahl,
AK CCE 150 oder 9000, ist das Ideogramm
für Sumelu „links“, sumerisch sonst gub,
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
` [Mai 1907.) 228
III. Da nun eine Ideogrammenver-
wechslung bei den Babyloniern etwas ganz
gewöhnliches ist, „eine Spielerei, welche dem
babylonisch-assyrischen Kulturkreis wohl
zuzutrauen wäre“ (welche Worte Peiser
а. а. О. von seinem oben skizzierten Lösungs-
versuch gebraucht hatte), so ist man sofort
versucht, mit diesen beiden Zahlen, TTT««
(lugal, Sarru) und <<< (gub, Sumélu, aber
hier dann auf gub = ukin übertragen) die
Probe fiir 16280 zu machen.
Addiert gelangt man zu keinem Resultat,
wohl aber, wie es ja in ähnlichen Fällen
sehr beliebt ist), ineinandergeschoben:
TY
was der Zahlenstellung nach genau den 4
Saren, 3 Neren, 1 Soss (oder was dasselbe:
31 Soss statt З Neren 1 Soss) und 20 Ellen
entspricht. Das kann kein Zufall sein und
ist also gewiss das vom Assyrerkönig Sargon
in seiner Zylinderinschrift beabsichtigte.
München, 2. April 1907.
Valeur archaique des signes
eel =l rael
Von P. Dhorme.
Il est trés intéressant, pour la lecture
des anciens noms propres babyloniens, de
déterminer la valeur syllabique attachée aux
signes de l'écriture archaïque. Alors que
сев signes représentent généralement la méme
syllabe que dans l'écriture postérieure, il
en est qui offrent une prononciation parti-
culiere. De ce nombre sont les trois signes
que nous allons examiner.
1) II. Ce signe apparait fré-
quemment dans les noms propres. On lui
a donné tantôt la valeur sub, tantôt la va-
leur karibu etc. . . . Une hypothése, émise
par Hilprecht et reprise par Thureau-Dangin,
lui attribue la valeur bá (cf. ISA, p. 108,
n. 9; p. 233, n. 11; p. 293, n. 4). Un
examen des noms propres de l'obélisque de
Ma-an-i$-tu-su confirme plainement cette hy-
) Vgl. 8» 1094 Df und = zu
>>
STIER], oder S 116 ond n7 EQ [TT
und “ТТ. bezw. LJ zu =- МЕТІ und zu
ее nn
229 (Ко. 5
pothése. Voici les noms ой figure le signe
en question.
A-bá-lum ou .A-bá-nám (B, П, 3). La
seconde lecture nous parait préférable (cf.
infra I-bá-nám). La valeur num du signe
LUM, HUM, est incontestable (cf. da-num
dans les inscriptions de Sar-ga-ni-Jar-ali et
de Narám-(ilu) Sin, et Ba- i- num dans la
stèle de Bá-šá-(ilu) Susinak, Ш, 14).
Bá-an Da-gan (A, V, 8). La forme bán
est l'état construit, employé sans complément,
du participe du verbe baná.
Ba-ba (B, I, 9). Méme nom dans RTC,
126, face, II, 10, 6.
Bá-ba-lum (A, IV, 15, 19).
232.
Bá-be-lé (C, XVII, 16). Cf. Ba- bi- lun
(au lieu de Ba- bil- lum) dans Ranke, E. B.
P. N., p. 72 et le nom féminin Ba- di- li- tum
(ibid., p. 184).
Ba-su-G]. L'élément GI est ou nom
divin (Scheil, Textes élamites- sémitiques, I,
p. 20, n. 1). La syllabe su répond au suffixe
е la troisième personne. Quant à bá, nous
inclinerions å y voir une abréviation de ban,
de méme que lon à Bi-ga-ni-Sar-ré pour
Bi-in-ga-ni-sar-ri dans RTC, 94, face, 2.
Bá-3á Е-а, Bá-3á-(ilu) Za-mà-mà, etc...
Lire ainsi tous les noms en Karibu 54. Cette
forme bá-3á appartient au verbe ba36 «exister».
Cf. le verbe бай dans lonomastique Ham-
mourabienne. L’on a basä au lieu de bak,
comme оп а J-da-ilu pour I-di-ilu, I3-má-ilu
pour I3-me-iu eto. . .
Bá-iá-ru-um (C, XII, 1). Rattacher à
un verbe Wa ou We. Le méme nom dans
RTC, 134, revers, I, 5.
I-bd-nim (A, XIV, 14), plutôt que I-bá-
lum. Cf. A-bá-núm et les noms propres
composés avec ibani «il crée» dans Ranke.
op. , p. 243. Notre nom est hypoco-
. ristique.
S-tub-bá (D, VII, 9). Du verbe 3atápu
qui reparait dans le code de Hammourabi
(Sátip) recto, IV, 38.
La-gi-bá (D, XIII, 11). Déjà N
de La-gi-íb et La-gi-bu-um par Thureau-
Dangin, dons ISA, p. 252, n. 4.
Hab. ba (C, X, 10 ete. . .). Ici bá est
un pur complément phonétique de l'idéo-
gramme rabü «grand».
Ríé-bá (D, XII, 6). Cf. inf. sur la va-
leur ri du signe URU. Rapprocher des
noms Ri - ba-· ja et Ri- ba- am- ili de Ranke,
ор. laud., p. 139. Le féminin Ri-ba-tum
est aussi un nom propre (ibid., p. 193).
Cette série d'exemples suffit, je crois, à
Du verbe
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Mai 1907.) 230
fixer définitivement la valeur bá pour le
signe КА --50. Il faut transporter cette
valeur dans les noms propres en KÁ.àá de
Ranke, op. laud., p. 11b ss. Joignons-y
Bá-la-lí de RTC, 116, face, 12; Ba- i- (ilu)
Adad, ibid., 80, face, 11.
2) — |I. La lecture rí pour ce signe
URU a été proposée par Thureau-Dangin,
dans ISA, p. 244, X, I, 2 et p. 240, m,
II, 1. Cette identification permettrait de
lire Ma-rí le nom de ville qui figure dans
E. un- na- tum, galet А, VI, 22, et d'y voir
la méme ville que Mar-(ki) comme par le
nom de la déesre Nin-Mar-ki. Revenons à
l'obélisque de Ma-an-i3-tu-su.
Ar-rí-àn (A, X1V, 20).
I-rí-i$-be-li. (C, XVII, 24).
Ni-ba-ri-im (А, X, 26) ou 3-ba-ré-im.
Ri. bai. Cf. sup.
Sur-ri-ri (C, IV, 9). Impératif руе! de
~as. Nous y ajouterons les noms de villes
suivants:
Dan-ni-rt-i$-tim (A, X, 11).
Tbi- ri (ki): A, XV, 20.
Bar- ri- im (ki): C, XVIII, 31.
Nous pourrions citer encore Tri- tum dans
RTC, 127, revers, IV, 16. La locution
DA-ER-i3 se lira da-rí-i3.
Deux noms surtout vont, à ce sujet, nous
offrir des constatations intéressantes. Ce
sont les noms célèbres de Sar-ga-ni-sar-ali
et Bi-in-ga-ni-Sar-ali. Nous n'hésitons pas
à lire le second nom Bi- il- ga- ni-Sar- ri. ie
ment Ga-ni est un nom divin (Scheil, Textes
élamites-sémitiques, I, p. 16, n. 3). La pre-
mière parti du nom bi- in n'appartient pas
à une racine IO mais å un “Ð ou Cp Nous
avons, en effet, le parfait de notre verbe
dans le nom propre U-bi-in-Sar-r# (Obélisque,
A, XV, 5, 11), qui doit se rapprocher de
U-li-id-i-lum (D, V, 8). Il est incontestable
que, dans ce dernier nom, nous avons affaire
au parfait ülid de . On chercherait, en
vain, un verbe |2 auquel rattacher notre
ubin. Mais nous connaissons la forme «bil
employée dans le nom propre U-bil-(3-tár de
ISA, p. 242. Si l'on songe & l'alternance
des lettres | et n dans lum et num, par
exemple, on n'aura pas de peine à lire Übil-
Sarrt dans U-bi-in-Sar-ri. Mais alors Bi- in-
ga-ni-jar-rí а pour premier élément bil im-
pératif régulier de 9.
Un raisonnement analogue nous permettra
1 Sur ga · ni · Sar- ali. Lisons seule-
ment Sir - ga · ni- zar ri. Comment entendre le
281 (No. 5]
monosyllabe šir? Il existe un nom propre
I-sir-3ar-ré dans RTC, 127, revers, IV, 3.
La forme (Gr est évidemment le parfait du
verbe "w^, comme übil était le parfait de
521. L’imperatif sera šir, comme bil était
l'impératif. Nous traduirons donc Sir-ga-ni-
zar- ri par: «Sois juste, ô Gani, mon roi» et
1-sir-Sar-ré par: «Mon roi a été juste». De
méme J1-il-ga-ni-Sar-ré par: «Apporte, ô
Gani, mon roi, comme U-biM-iar-rí par:
«Mon roi а apporté» et U-bi-(3-tár «lstar
& apporté».
3) AE. Ce signe а, en babylonien,
la valeur syllabique bi. Delitzsch a proposé
dans ВА, П, p. 626, d'attribuer la méme
valeur a ce sigue dans le nom de roi I-bi-
(ilu) Sin. Pour appuyer cette hypothèse
jajouterai au nom de pays I-bi-ri-im déjà
nommé et au nom propre Ba-bi-lum, cité à
pronos de Bá-be-lí, des noms comme Ilu-ra-
e RTC, 98, face, 8 (cf. Ilu-ra-bi dans
Ranke, op. laud., р. 105), (ilu) Šamaš-ra-bí
de RTC, 133, revers, 9 (cf. (ilu) Samas-ra-bi
dans Ranke, op. laud., p. 147), Šarru-i-bí
«dis, 6 roi» de RTC, 79, face, 2. Signalons
encore A-bf i-Sir de RTC, 169, ІП (cf. sup.
1-8ғ Sar-ri) et A-bi-dim de RTC, 137, face,
I, 6.
L'obélisque de Ma-an-iS-tu-su augmentera
ces exemples. Citons I-bí (ilu) Sin (A, IV,
1), I-bí-apoá (C, IV, 2), I-bf-s-lum (D, XIV,
18), Tbi-bi (A, XV, 9), A-bi-da qui rappelle
singulièrement notre A-bí-dim de tantôt, 1g-
bí-GI «GI a dit» (C, XVII, 25) dans lequel
GI est un nom divin, comme nous l'avons
vu plus haut. L'un des plus intéressants
est Na-bi-um (А, XVI, 8) qui n'est autre
ue l'interprétation sémitique de GÜ-DE-A
(of. King, Hammurabi, Ill, p. 186, 10 et
p. 184, 7).
Jérusalem.
Zur altbabylonischen Datierungsweise.
Von Hermann Ranke.
Es ist bekannt, dass die alten Kulturen
am Nil und Euphrat eine von einem be-
stimmten Anfangspunkt ausgehende Zeit-
rechnung nicht besessen haben. Die älteste
überlieferte Art, ein Jahr zu bezeichnen, war
die, dass man es nach einem Ereignis be-
nannte und diesen Namen des Jahres dann
zur Datierung von Urkunden verwendete,
In Aegypten können wir noch verfolgen,
wie aus der Datierung von Ereignissen
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Mai 1907.) 232
Schritt fiir Schritt die Datierung nach Jahren
des regierenden Königs sich entwickelt hat t).
In Babylonien tritt die Datierung nach
Königsjahren unter der Fremdherrschaft der
Kassiten, wie es scheint unvermittelt?), auf
und beruht also wohl auf fremdem Einfluss.
Während der Zeit der sogenannten Ham-
murabidynastie (um 2000 v. Chr.) ist es
noch durchaus üblich, nach Ereignissen die
J&hre zu benennen.
Man nahm früher teilweise an, dass ein
solcher Jahresname sich auf ein Ereignis
des vorhergegangenen Jahres beziehe, dass
also 2. B., wenn in ein bestimmtes Jahr die
wer wichtige Zerstörung einer Stadt fiel,
as folgende Jahr den Namen bekommen
habe „Jahr, in dem die Stadt zerstört
war“3).
Ich habe dagegen kürzlich wahrscheinlich
zu machen gesucht, dass die Jahresnamen
sich auf Ereignisse des betreffenden Jahres
selbst bezogen, indem ich darauf hinwies,
dass eine grosse Anzahl solcher Jahresnamen
Unternehmungen des Königs erwähnen, die
willkürlich im voraus geplant werden konnten,
wie der Bau einer Stadtmauer oder eines
Tempels, das Graben eines Kanals, die
Weihung eines Götterbildes oder sonstigen
Kultgegenstandes *).
Nun beziehen sich aber eine Anzahl von
Daten auch auf historische Ereignisse, deren
Eintreten man nicht im voraus angeben konnte.
War meine Ánnahme richtig und wurde wirk-
lich am Ende jedes einzelnen Jahres der
Name festgesetzt, den das folgende vom
ersten Nisan an tragen sollte, so müsste man
schliessen, dass in gewissen Fallen dieser
Name, einem wichtigen historischen Ereignis
zuliebe, im Lauf des Jahres geündert werden
konnte. Dass dies wirklich geschehen ist,
lisst sich nun für einen bestimmten Fall
noch nachweisen.
Das 16. und 17. Regierungsjahr des Königs
Sin-muballit, des Vaters von Hammurabi,
haben, nach der gleichzeitigen Datenliste, die
folgenden Namen:
1) Vgl. Sethe, die Entwicklung der Jahres-
datierung bei den alten Aegyptern (= Untersuchungen
zur Geschichte und Altertumskunde Aegyptens, Band
ПІ), Leipzig 1903.
*) Dass auch іп der zwischen die Hammurabi-
Dynastie und Kassitendynastie fallenden „zweiten
Dynastie von Babel“ nach der alten Weise datiert
u. hat Arno Poebel neuerdings gezeigt (cf. Z. A.
232).
) Vgl. Lindl, B.A. IV, 345. Во auch noch
neuerdings A. Poebel in Z.A. XX.
*) Vgl. meine Ausführungen mit Angabe der өіп-
schlägigen Literatur in B.E. VI, 1, Seite 11—18.
288 [No. б.)
16) MU GISH.GU.ZA BABA &). МАН
DINGIR . LUGAL. GU. (TIG) DU.
GAB). A KI]!)
Jahr, in dem der Thronsessel des
Allerheiligsten (?) des Gottes , Konig von
Kutha*?) . . . ..
17) MU J.SI.IN. NA. KI IN.DIB?)
Jahr, in dem die Stadt Isin einge-
nommen wurde.
Aus diesen beiden Jahren sind uns Kon-
trakte erhalten‘). Nun existiert aber auch
ein Kontrakt aus der Zeit Sin-muballit's5)
(Bu. 88 — 5 —12, 345 = С.Т. IV, 14), dessen
Datum lautet
MU USH.SA GU.ZA BARA (?). MAJ
DINGIR.LUGAL GÜ.DÜ.A.[KI]*)
Folgendes Jahr, nach dem, in welchem
der Thronsessel des Allerheiligsten (?)
des Gottes „König von Каћа“ ....
Da die gelegentlich geübte Sitte, Jahre
als ,folgendes nach dem Jahre so und so*
zu bezeichnen, gerade in dieser Zeit häufig
belegt ist, so kann dies nichts andres sein,
als der am 1. Nisan dekretierte Name des
17. Jahrs von Sin-muballit.
Die so datierte Urkunde ist am 6. Nisan”)
geschrieben worden. Die einzige andere bisher
bekannte Geschäftsurkunde dieses Jahres,
die nach der Zerstörung von Isin datiert ist,
stammt vom 13. Ajaru. Wir ersehen hieraus
also deutlich, dass der ursprüngliche Name
des 17. Jahres von Sin-muballit auf Grund
der in dasselbe fallenden Einnahme von Isin
umgeändert worden ist).
Beiläufig können wir hiernach auch das
Datum der historisch so wichtigen Einnahme
1) Die Ergänzung ist einem noch anveröffent-
lichten Kontrakt des Berliner Museums (V.A.T. 1478)
entnommen, dessen Datum lautet: MU GISH . GU. 24
DINGIR.LUGAL.GU.DÓ.A ... Ев fehl MU.
UN.NA.DIM.MA oder ähnlich, vgl. das Datum des
17. Jahres von Apil-Sin.
*) Offenbar ein Beiname des Gottes Nergal von
Kutha. Auch die Uebersetzung „Herr von Kutha“
ist möglich. Für Nergal als „Gott von Kutha“ auf
altbabylonischen Siegeln vergl. Personal Names,
201 f., n. 5.
ғ) Vgl. King, Letters, III 228, n. 39.
*) Vgl. King, Letters, Ш 228, n. 89 und den
oben zitierten Kontrakt der Berliner Sammlung.
) Dass er in diese Zeit gehört, beweisen die
Namen einiger als Zeugen auftretenden Personen.
Dass die von Pinches angegebenen Spuren
wirklich so zu ergänzen sind, bestätigt mir eine von
Dr. King mir freundlich übersandte neue Kopie des
Datums.
7) So ist B.E. VI, 1, 8. 13, Anm. 1 natürlich
beidemale zu lesen, anstatt Addaru!
H Dass diese zweite Fassung später in den offi-
ziellen Datenlisten bevorzugt wurde, ist nicht weiter
verwunderlich.
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Mai 1907) 284
von Isin ziemlich genau festlegen. Sie muss
im ersten oder zweiten Monat des 17. Jahres
von Sin-muballit stattgefunden haben.
Miszellen
von G. Hüsing.
9. Annubani — Annubani-ni.
Mit Freuden begrüsse ich Ungnads Aus-
führungen über Bani (in der März-Nummer
dieser Zeitschrift) als einen Beleg dafür, wie
auch in „babylonischen“ Kreisen die Uber-
zeugung durchschlägt, dass einerseits echt
babylonisch aussehende geschriebene Wörter
nicht immer so zu erklären sind, wie sie
schrieben stehen, und dass andrerseits =
Studium der Eigennamen eine Sprachwissen-
schaft für sich bedeutet. Denn das sind, wie
ich den kurzen Beitrag betrachte, die wesent-
lichen neuen Gedanken, auch wenn Ungnad
sie noch nicht so ganz scharf gefasst haben
sollte.
Ich möchte bei diesem Anlasse einige
Kleinigkeiten wieder in Erinnerung bringen,
weil ich mich überzeugt habe, dass sie von
interessierter Seite wieder vergessen oder
seiner Zeit übersehen worden sind, und weil
ich davon eine gewisse Förderung der Bani-
Frage erhoffe, die ja jetzt durch neuen Stoff
in ein anderes Licht gertickt worden ist.
Bereits 1900 hatte ich in der OLZ. (Sp. 83 f.)
einen Artikel ,Reduplikation und Iteration
іп elamischen Eigennamen“ gebracht, dessen
Ausführungen durch die weiteren Funde der
Délégation en Perse durch viele Hunderte
von Beispielen als vollkommen zutreffend
erwiesen worden sind. Eine kleine Auswahl
stellte ich dann 1902 (Sp. 46) zusammen.
Dann habe ich — soviel mir bewusst, zuerst
1903, Sp. 401 — auch die Namen An-nw-
ba-ni-n$ und An-ba-ni-ni!) als elamisch redu-
lizierte Namen gedeutet, d. h. als Weiter-
bildungen einer Form Annubani, die damals
noch nicht belegt war; jetzt ist sie (bei
Clay, Bd. XV) gefunden, leider in einem
noch unveröffentlichten Texte C. B. M. 11 820.
Ebenda und später mehrfach hatte ich den
Namen mit Bit Hanban in nicht nur etymo-
logischen, sondern auch historischen Zusam-
menhang gebracht: die Dynastie nannte sich
nach ihrem Gründer, wofür ja die Beispiele
1) Bei meinen Ausführungen über die Zusammen-
gehürigkeit dieser beiden Namen ist mir von einem
Vor, e Hommels nichts bekannt gewesen. Vgl.
0. Weber OLZ Sp. 188 (April 1907).
235 [No. 5.)
zahlreich genug sind, und der Gründer war
eben der Lullu-Kónig „Hannubani“. Wer ап
der Zugehörigkeit des H zum Namen noch
zweifelte, findet jetzt bei Clay Namen wie
Ha- an- bu (Ha-am-bu), Ha-an-bi; Ha-ni-bu,
Ha-ni-bi; Ha-an-na-bu, Hu-un-nu-bu, Hu-un-
nu-bi, Hu-un-bi; Hu-na-bi.
Aber selbstverstindlich ist ,Hanubani*
kein eigentlicher Personenname, sondern eine
Kurzform, deren zweiter Bestandteil
fehlt, denn „Hanubani“ ist ja der Name der
Gottheit, und eben darum wird die letzte
Silbe redupliziert, die nochmalige Verlän-
gerung ist ja das Zeichen dafür, dass Kurz-
formen vorliegen, wie Silha-ha aus Silhak-
Insusnak usw. Der Mensch darf keinen
Gottesnamen führen, auch der Muskikónig
heisst Midas (Mi-ta-a, nicht Mi-tu!), sein Gott
aber Midas.
Vielleicht lohnt es sich nun, der Frage
einmal etwas gründlicher nachzugehen, ob
wirklich іп den Kassi-Texten Bel-bani, Ilu-
bani, lli-bami!) (vielleicht Li-li-baniꝰ? vgl.
Li- li- ir- tus) usw. zu lesen seien! , En-bani*
könnte leicht eine Nebenform von , 4п-Бапі“
sein; der Name Ahu-hu ist elamisch überliefert
und braucht nicht semitisch zu sein. Gott
IM wird in Susa verehrt und Insusnak soll der
NIN-IB von Elam sein; für DIL-BAT ein
IStar zu lesen ist von Clay wohl auch über-
flüssige Weisheit. Und endlich — dass man
einen Sonnen- und einen Mondgott auch in
Elam verehrt hat, wissen wir ja. Vielleicht
ist also vielmehr Si- bar [oder Si-pak]- bani
und Sah-bani zu lesen?
Aber nun einen Schritt weiter.
„Undasi“ ist ein König von Elam, aber
Adasi ein solcher von Assur. Ist dieser
Name etwa semitisch? Sein Sohn heisst
E N-bani, ist das jetzt auch noch semitisch?
Oder wenn wir neben EN-kab-kubi einen
EN-kabi finden, d. h. die einfache Form
neben der iterierten, ist das semitisch?
Und ist vielleicht EN — I-GUR, das dann
schwerlich I-gur zu lesen sein würde?
Ausser Adasi (= elam. Ah-tas) wird der echt
elamische Name Sw-li-li genannt (vgl. Sa-li-li,
Ku-ul-li-li usw. in den Kontrakten von Mal-
Amirl)
Das Ergebnis lautet: Die alten Herr-
scher von Assur tragen elamische
Namen.
10. Hammurabi — Ammurapi.
Die ,Rassam'sche Königsliste“ (vgl. De-
litzsch, Die Sprache der Kossüer, S. 19 ff.)
1) Vgl. auch Otto Weber, OLZ. Sp. 149 An. 1.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Mai 1907.] 236
übersetzt den Namen Ha-am-mu-ra-bi mit
Kim-ta-ra-pa-a3-tum und Am-mi-di-dug-ga als
Kim-tum-ket-tum. Damit ist nicht viel zu
machen. Wir wissen nicht, ob das di im
zweiten Namen irgend eine Berechtigung hat
und ein Rütsel aufgibt. Wir wissen nicht
mit Sicherheit, ob das Kim in den beiden
Übersetzungen richtig ist, und weiter nicht,
was die Übersetzung bedeuten soll.
Sicher ist nur, dass die beiden Namen
etymologisch als semitische erklürbar sind
und ohne Zweifel auch erklárt wurden, ander-
seits aber, dass daneben die Anschauung
bestand, sie seien nicht babylonisch.
Nun hat ja der Abschreiber unseren Be-
griff „semitisch“ nicht gekannt, aber dass er
gerade rabi durch rapastum ersetzt, könnte
sich vielleicht auch noch einmal in ganz
anderer Weise erklüren, wenn wir uns erst
an anderen Beispielen darüber klar geworden
sein werden, was es mit diesen Namenüber-
setzungen überhaupt auf sich hat. Die
„Übersetzung“ könnte ja auch falsch sein,
das Empfinden aber, dass eine Fremdname
vorliegt, der der gleichen Sprache angehört
wie Lu- ur- gal zu, Sim-bar-si-pak !) usw. könnte
sehr richtig sein.
Ich weiss nicht, wie man bei Beurteilung
dieser Frage ständig den in der gleichen
Liste genannten Namen Nim-gi-ra-bi hat
übersehen können. Das heisst doch geradezu
den Kopf in den Sand stecken! Und wenn
Nim-gi-ra-bi ein Fremdname und zwar ein
Kurzname ist — denn dahinter stehen Nin-
girabi-Sah und Nirgirabi-Burjas?) —
dann dürfte doch wohl auch Hammurabi
von vornherein als Fremdname und Kurz-
name der gleichen Sprache zu betrachten
gewesen sein! Dass die Namen der Liste
nicht spezifisch kassisch-nordelamisch sind,
wissen wir heute zur Genüge; sie sind eben
elamisch. Nun mag ni»girabi wohl der Wort-
bedeutung nach dem e-di-ru entsprechen, aber
ganz gewiss nicht der grammatischen Form
nach, denn die Struktur der fremden Sprache
ist ja eine völlig andere, und Nixgirabi-Salı
bedeutet ganz gewiss nicht , E-te-ru-Sama3*!
Dass nun seit der Zeit des grossen Königs
sein Name überallhin gekommen ist und
einen so guten Klang hatte, dass man sich
Hammurabi-lü-däri oder wohl auch Hammu-
rabi nannte, ist begreiflich.
Otto Weber hat in der vorigen Nummer
1) Die Lesung . . . 8i-hu ist end
durch die Schreibweise Me-li-si-pa-[ak]
Bd. XV 190 VI Z. 165).
*) Vgl. deu Nim-gi- ra- bi (ilu) x im Kudurru des
Bitiljaà.
ltig beseitigt
ilprecht-Clay,
237 (No. б.)
der OLZ. (Sp. 146 ff.) den Namen zwar fiir einen
fremden, aber für einen stidarabischen
erklárt. Bei der augenblicklichen Verteilung
der Kenntnisse in den Sprachen des alten
Orients ist zu erwarten, das noch auf
längere Zeit als das Einleuchtendste gelten
wird, denn was einem ferner liegt, das wiegt
nicht schwer. Vielleicht kommt aber bereits
jetzt hier und da ein Historiker auf den
Gedanken, dass es in der Zeit einer elami-
schen Oberhoheit nicht auffallen kann, wenn
auch die Unterhoheiten in Babel wie in Assur
elamische Namen führen. Vielleicht fällt es
dann auch noch mehr auf, dass gerade in
unserem Namen und in Sumu-hammu das
vermeintliche by mit h geschrieben wird,
denn sumu ist auch elamisch. Und mag die
zweite babylonische Dynastie nach oder neben
der ersten regiert haben, so führt doch ihr
zweiter König den Namen Itti-(»*»)Nibi,
wobei man an Ittih von Alla-p-ri und Nibe
von Elli-p denken шбде!). Der 6. Name
beginnt doch wohl mit Sun-ki, und ob viel-
leicht der Vollname der ersten Man-
sumkik gelautet habe — und in der ersten
Dynastie Sumuabi-suwkik — das sind Fragen,
die nicht dadurch getriibt werden diirfen,
dass man übersieht, wie leicht bei elamischen
Namen Kurzformen und Sprossformen auf-
treten und wie wenig fest die Namenform
selbst in offiziellen Urkunden ist. Gott Man
ist übrigens aus Mal-Amir bekannt.
Mir ist es noch immer sehr wahrschein-
lich, dass unter den ratselhaften Namen der
zweiten Dynastie in Wahrheit kein einziger
sumerischer ist — wortiber an anderem Orte
mehr.
Nur wenige Zeilen noch tiber die Schrei-
bung Am-ma-ra-pi. Dass im 14. Kapitel
der Genesis das 5 vom Namen ,Ашгарһе1“
abzutrennen und zum nächsten Worte (2555)
zu ziehen ist, hatte À. Jeremias auf meine
briefliche Mitteilung hin (Im Kampfe um
Babel und Bibel) veröffentlicht. Ich erfahre,
dass den Anstoss eines Assyriologen
erregt habe, der diese selbstverstindliche
Sache energisch bestritt. Da ich nicht weiss,
wo das geschehen ist und die betreffende
Stelle nicht gelesen habe, beschrinke ich
mich auf den Hinweis auf den Anfang des
ESmunazar-Textes. Wenn mir jemand nach-
weist, dass das wider den althebrüischen
Sprachgebrauch sei, den beneide ich um seine
Kenntnis der Texte, die uns leider verloren
gegangen sind. Vielleicht lohnte es, einmal
!) Sowie an Nibi-Sipak!
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Mai 1907.) 238
Stellen wie I. Kön. VI 1 und ähnliche ge-
nauer zu prüfen und unter einander wie
mit dem Gebrauche synonymer Ausdriicke
zu vergleichen.
Zu 61. 1302.
Zu dem Aufsatz ,Siidarabisches“, den
M. Hartmann in No. 1 dieses Jahrganges der
OLZ. Sp. 19ff. veröffentlicht hat, möchte ich
heute nur einige Bemerkungen machen, da
ich ohnehin in Bälde Gelegenheit habe, die
ganze Inschrift neuerdings zu behandeln.
1) Zu Z. 2. H. Winckler schrieb mir
unterm 22. Sept. 1902: „Ich habe Ihnen
schon lange mitteilen wollen und tue es jetzt,
weil ich zufällig im Exemplare blättere: Gl.
1302 ist “971 "DoD doch wohl: „als Kebir
war S. über M. M. zweimal“ und im
folgenden: „pro gratia S. etc. gentis, cui
praefuit diese zwei Male“. Aegypt.-arab.
rig] (Fuss) = mal, cf. hebr. nyB.“
2) Zu Z. 3. fr gleich Fu zu setzen
ist natürlich ganz unmöglich. Der Monat
heisst auch im Minäischen MY. Zu allem
Ueberfluss kommen beide Worte in derselben
Inschrift, Gl. 1083, in nächster Nachbar-
schaft vor:
2.8: | »azy | AD] w | wr | no | 3n [оор |52
. Jm
7.9: ...[]mu|mapwenioxown
3) „Sabäismen“ іп minäischen Texten
gibt es, soviel ich sehe, nicht, wohl aber
sind sie im Katabanischen keineswegs unge-
wöhnlich. Minäisch und katabanisch ist eben
überhaupt nichts weniger als identisch. Das
Katabanische hat vielmehr, soviel lässt sich
aus den wenigen Texten ersehen, die wir bis
jetzt haben, eine ganz eigenartige Grammatik
und namentlich Orthographie. Der König Sahir
Jagul (во ist nach Glaser zu lesen) Tulse ib
ist ein Katabaner. Desgleichen ist die
Inschrift Derenbourg, Nouvelles Textes Yeme-
nites (Revue d'Assyriologie usw. 1902, No. 4)
II katabanisch, ebenso auch Gl 1119. Am
wenigsten Glück hat aber Hartmann mit
seinem „Sabäischen Outsider“ mn in Gl.
1302, der ja auch in den verwandten Text
Gl. 1155 G. 4) eingedrungen ist und auch
in Hal. 169,2 angenommen werden müsste,
wenn nicht alles dagegen spräche.
Ich beginne mit Hal. 169. Darin lautet Z. 2:
D | борт | mpiro | xpo» | М. N.
989 (Мо. б.)
Indem ich die Inschrift sonst jetzt auf sich
beruhen lasse, beschrünke ich mich auf das
Wort gpn; das Fragezeichen über dem 7
stammt von Halévy; es wird im Original
wohl әр, dann natürlich als Intensivform
mit Kausativbedeutung zu lesen, gestanden
haben. Nur so kann die Form | 30%)" | D
іп Gl. 1302,4 aufgefasst werden (vgl. meine
Studien II 33). Trotz der Bedenken Mordt-
manns (Beitrüge S. 4) halte ich es auch bei
den so häufigen Phrasen der El-Öla-Texte:
и | amend | m | 39122
oder ähnlich, für wahrscheinlich, dass vm
als Intensivform mit kausativer Bedeutung
aufzufassen ist, gebe aber zu, dass der frag-
mentarische Zustand aller dieser Texte eine
Entscheidung nicht zulásst.
In Gl. 1155 und 1302 erklürt sich aber
die Form nwm pn, an deren korrekter Ueber-
lieferung ein Zweifel nicht müglich ist, vóllig
befriedigend als Inf. Nif al für own pon.
Als Nif'alform ist ja doch sicher auch Gppz
in Hal. 237,4
" |y mm | > зе | ven | wenn | nov | w2v/
und vielleicht auch der Personenname in der
minüischen Warkainschrift "n1, aufzu-
fassen. Jedenfalls müssten ganz andere
Gründe geltend gemacht werden, ehe man
gich өре дебет ürfte, derartige Sabüismen
in gutminäischen Texten anzuerkennen.
4) Dagegen lässt sich über die Auffassung
des PN. nnyew streiten. Zunächst bemerke
ich, dass, soweit ich sehe, kein einziger Per-
sonenname in südarabischen Texten belegt
werden kann, der eine Schaphelform aufwiese
und ferner, dass in allen Personennamen, die
mit einer Kausativform beginnen, ein Verbum
prima als 1. Komponent auftritt. Das sind
ausser Dip die Namen PP, e
und mp, Unsicher ist die Lesung іп ME.
LXVI (Mordtmann, Beiträge S. 62), wo statt
ynmoy (stomm
jedenfalls herzustellen sein wird
ynmoy? | «n
Warum in den PN. mit einem Verbum
primae 1 als erstem Bestandteil die Kausativ-
form durchaus, aber auch nur in solchen,
mit N gebildet worden ist, weiss ich nicht.
Die Erklärung für diese wohl nur ortho-
graphische Abnormität muss in Zusammen-
hang stehen mit der so offenkundigen Be-
schränkung ihrer Anwendung auf eine be-
stimmte Wortklasse.
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Mai 1907.) 240
Wenn man aus dieser Namenorthographie
historische Schliisse ziehen will, so kónnen
sie sich m. E. nur in folgender Linie be-
wegen. Wir besitzen kein Mittel, minüische
und sabäische Personennamen auseinander
zu halten. In dem einzigen Falle, in dem
die &ussere Form für die Zuweisung ent-
scheidend sein kónnte, bei den Namen mit
Kausativformen, ergeben sich „sabäische“
oder besser Formen hier ebenso wie dort.
Diese Beobachtung kann nur zu dem Schlusse
führen, dass der gesprochene Dialekt in
Main ebenso wie in Saba nur n-Formen
gehabt hat und zwar nicht nur in den Per-
souennamen, sondern überhaupt. Während
nun die Personennamen einen Charakter
indelebilis haben und also auch den ortho-
graphischen Regeln des literarischen Stils
nicht unterworfen sein können, ist der sonstige
Text der Inschriften in seiner Formulierung
an das sanktionierte Herkommen gebunden.
Gesprochen haben auch die Minäer der
Zeit, aus der wir Inschriften haben, sicher-
lich ebensogut die h-Sprache, wie die Sabäer
und Katabanen. Aber die Minäer waren die
Träger der alten Ueberlieferung, deren heiliges
Organ die s-Sprache war und diese mussten
sie beibehalten, solange sie ihre anderen
heiligen Institutionen, Götter und Kulte bei-
behielten, solange sie überhaupt in der Lage
waren, Ueberlieferungen zu erhalten und
weiter zu geben, sie konnten erst mit diesen
Institutionen und diese hinwiederum erst mit
den politischen Organisationen zugrunde gehen.
Wie bei den Міпйегп, so besteht auch
bei den Katabanen und wohl auch bei den
Hadramotiten der Zwiespalt zwischen der
Orthographie der Namen und der sonstigen
Wörter, die Kausativformen aufweisen. Also
werden wohl auch Katabanen und Hadra-
motiten die h-Sprache gesprochen und die
s-Sprache nur geschrieben haben. Sicherlich
aus denselben Gründen wie die Min&er, wenn
auch vielleicht nur infolge ihres politischen
Zusammenhangs mit diesen, was die Unregel-
müssigkeit der Anwendung erklüren würde.
Für die Sabäer hat nie eine Nötigung vor-
gelegen, sich in ihrenInschriften ders-Sprache
zu bedienen, weder in ihren Ueberlieferungen
noch in ihrer politischen Stellung. Ich finde
dafür keine andere Erklürung als die, dass
sie bei ihrem Autkommen ein durchaus neu-
artiges Element auf dem politischen Schau-
platz in Südarabien waren, dass sie zu dem
minüischen Reiche dieselbe Stellung ein-
nahmen wie auch sonst die Nomadenvölker
an den Grenzen alter Kulturzentren, dass
sie im Laufe der Zeit zur Macht und Ueber-
241 (Хо. 5.)
macht gelangt, wohl die Errungenschaften
der vorgefundenen überlegenen Kultur sich
dienstbar machen, aber doch ihr eigenes
Wesen und ihre eigene Ueberlieferung zur
Geltung und mit den technischen Mitteln,
die sie vorfinden, zu schneller Entfaltung
bringen, ohne sich in die Schranken zu fügen,
die ihren Vorbesitzern gezogen waren.
Neuburg a. Donau, Ende Januar 1907.
Otto Weber.
Südarabisches III.
Von Martin Hartmann.
Burchardt 3') hat folgende Masse: Länge
des ganzen Steines 106 cm, Linge des be-
schriebenen Teiles 95 cm, Breite des Steines
21 cm, Höhe der Buchstaben 3 cm. Den
Stein fand Burchardt in dem von ihm in
Sanaa Januar 1907 bewohnten Hause am
Tore des Hinterhofes eingemauert. Er ist
gebrochen und das Stück mit Z. 19—24
schliesst nicht genau an das Oberstiick an?).
Dieses ist links defekt, wenn nicht der Rand
überkalkt ist, das Unterstück ist rechts und
links vollstándig, nur Z. 21—24 sind rechts
beschüdigt. Die Inschrift lautet nach der
Foto, eingegangen den 15. Marz 1907 mit
Brief d. d. Sanaa 10. Febr. 07, so:
ЛАЙЫ);
WR | 177227 | о
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pn | oon | 33
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x] | von | vorne
O oo >» м н
кі һа ` ka
no Fa ©
кА а һа ` ke
a DS & U
!) Ich záble Burchardt 1 — Lidzbarski, Ephe-
meris 1221 f., Burchardt 2 = Lidzb., Eph. 2,93 ff.
2) Der Bruch war wohl schon vor der Einmauerung
erfolgt, und die Bemühung, mit der man die Stücke
zusammengesetzt hat, lásst vermuten, dass ein solcher
Stein aus der vorislamischen Zeit des Landes als eine
Art Talisman für das Haus gilt.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEL1UNG.
[Mai 1907.) 242
ол) 1 warns | уз 17
AR | ^| vpn 18
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20 | Хил уулс 20
3| von myt | cle 21
Tox Loy | Dmg 22
onw [N 23
pon | оомо llo 24
Zur Textgestalt: Die Zeilen haben
zwischen 12 und 14 Zeichen. Die Ergänzungen
sind überall sicher; nur іп Z. 11 befremdet
das Vacuum &m Ende, das dadurch entsteht,
dass das) von 1079 auf Z. 12 gesetzt ist).
Eine Anomalie zeigt twn: dem m Z. 11
Anfang geht deutlich der Trenner vorher, der
da nichts zu suchen hat; er ist wohl für x
verschrieben, für das am Ende von Z. 10
nicht recht Platz ist. — Zu der Ergünzung
bud Z. 7f. siehe den Komm. zur Stelle.
Zu beachten ist die Schreibung des 0: sie
unterscheidet sich deutlich von der des x:
dieses hat überall, wo es hier vorkommt
(ue, 0°, sy) den Mittelstrich durchge-
zogen bis unten, das © hat den Knopf mit
Strich aufsitzend. Ich vermute, dass mehr-
fach die anomale Schreibung w statt © in
den Halévy-Inschriften (z. B. wn statt TWN
504,0) sich aus einem Uebersehen der kleinen
Differenz durch den Kopisten erklärt.
Kommentar: 1. “yx: Wohl zu denken
als ili sa‘d „Mein Gott ist Glück“ oder ili
saad „mein Gott hat glücklich gemacht“ 2).
1) Die 5 te beim ) scheint beson-
ders beliebt, в. hier 2. 9/10. 11/12. 0. М, 6, 7/8.
*) In Ergánzung und Berichtigung meines ,Zur
Inschrift von Namära“ OLZ. IX (1906) Sp. 573 ff. be-
merke ich, dass ich zwar an der Deutung der letzten
Worte 7751 4 -yb als Personenname + sein Sohn
testhalte, dass ich aber in dem ersten Teile des
Namens nicht mehr di} (bel) sehe, sondern bi il (vgl.
Surahbil, das doch wohl = Surah ЫЙ); dass das x
ausgefallen, erklärt sich durch die Zusammenwerfung
mit dem bil (bel), das die Araber von den aramkisch
sprechenden Syrern hörten; auch in der Auffassung
des Namens mag das Ursprüngliche durch die Häufig-
keit des bi in den gehörten Namen der Fremden aus-
elóscht worden sein. Das Zusammenwirken mehrerer
aktoren zur Erklärung einer sprachlichen Erscheinun
hier heranzuziehen erscheint unbedenklich. Durc
Ergänzung eines sæd oder érh oder eines ähnlichen
Wortes werden auch zu erklären sein die so häufigen
Namen mit 2 in den safatenischen Inschriften, aus
deren nächster Nachbarschaft ja die Namära- Inschrift
stammt (s. über diese Namen Lidzbarski, Ephe-
meris 2, 391), — Zu saad „hat beglückt“ vgl. die
stehende Formel mpi „weil er sie beglückt hat“
und die Ausfübrungen Vollers, Volkssprache und
243 (Мо. Б.)
Zu ili als erster Namenbestandteil ist heran-
zuziehen cp Hal. 389,3. 6, d.i. lliqawim
oder Iligauwäm im Sinne von „Gott ist stetig“
(vgl. АЛ stl „ in der Ajat alkursi). Der
Name ist wichtig, weil er in dem oft be-
sprochenen Se einer nabatiischen In-
schrift und der palmyrenischen Inschrift von
132 n. Chr. zu suchen ist!) Darin das
nordar. „i zu sehen, ist zwar bequem, aber
nicht eben empfehlenswert. Dass in den
aramäischen Kreis ein südarabischer Gott
eingedrungen, hat freilich auch Schwierig-
keiten, zumal сурох allein Personenname ist.
Es ist aber hier mit у verbunden; auch
schliesst das Vorkommen als PN in Hal. 389
den Gebrauch als Gottesname in den ara-
mäischen Inschriften nicht aus. Besonders
ist zu beachten, dass der Setzer der palmy-
renischen Inschrift Reiter war im Kastell
und im Lager von ‘Ana und dass ‘Ana zur
Einflussspháre von Hira gehórt, wo auch
wohl schon vor den Lachmiden südarabische
Araber die Herrschaft übten (dann gewinnen
wir ein zweites Beispiel südarabischen Ein-
flusses in Bebylonien, wie eines schon in der
Warka-Inschrift vorliegt). Die palmyreni-
schen Offiziere, die lüngere Zeit in süd-
arabischer Umgebung in Garnison lagen, ge-
rieten in deren Vorstellungswelt. Damit
hüngt der Synkretismus zusammen, der in
ganz Vorderasien so seltsame Bildungen schuf.
Ihm ist auch das Vorkommen im nabatäischen
Schriftsprache S. 108 ff., die durch das südarabische
»
drw = dew gestitzt werden.
1) Die Literatur über die Inschriften und eigene
Behandlung gab Lidzbarski, Eph. 1,332 und 34b.
8. 332: „Der Gottesname Capo) ist wohl ёе
* „der Beistand der Leute“, vielleicht speziell
ein Karawanengott“. Gibt man dem 5x die Be-
deutung des nordarab. Artikels, so wird sich für стр
o TE
immer noch mehr als өз die Lesung * im Sinne
62
von c empfehlen, und wir hätten dann für das
&-
koranische "Xd (cf. ағаш. Сур Dan. 4,23. 6,27 u. a.)
ein Präcedens im benachbarten Kreise. Wie aber
ХАЛ nur Beiwort ist, so mag auch hier der Haupt-
name des Gottes in dem үүр gesehen werden. Der
Zusammenstellung mit Elsa (bei Lesung sud) stehen
so grosse Bedenken entgegen, dass ich eie hier mit
aller Reserve vorlege (über die ganze Suwa -Frage
an anderm Ort).
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Mai 1907.] 944
Kreise zu verdanken. — 4. Соро v2: dieser
Familienname scheint sich in den Inschriften
sonst nicht zu finden. TA gibt (7,232):
„band bagi eine Sippe (haij) von Al'azd;
man heisst sie auch bagi‘): (Komm.) in der
Gamhara heisst es wörtlich: im Stamme
Al’azd gibt es eine Sippe, die бадї genannt
wird; das sind die banũ baqil’“ (vgl. Ibn
Doraid 297). Es ist keineswegs gesagt, ja
sogar höchst unwahrscheinlich, dass die
Bauernfamilie Bàqil oder Baql, die unsere
Inschrift gesetzt hat, etwas mit jenen bant
bägil zu tun hat. Ihre Glieder Ilisa d und
Ilisarah und Söhne nennen sich hier „Leute
(Pächter, Hörige) der Banü Suchaim“. Ueber
айат als Plural zu ‘abd und seine wirtschaft-
liche Wertung s. mein „Die Arabische Frage“
(im Druck). — б. cmn 2: entsprechend
dem ädam in Z. 4 am Schluss (Z. 22 f.) als
„Herren“ (атта) der Banu Bagil genannt,
also eine Adelssippe, d. h. wahrscheinlich
Feudalherren mit Territorialgewalt. Es wird
sich nie mehr mitSicherheit ausmachen lassen,
welche Sippen des jemenischen Adels eine
grössere Selbständigkeit als Territorialherren
besassen. In der älteren Zeit (Minäer-Zeit)
scheint die Bezeichnung mit 5, Pl. e kenn-
zeichnend zu sein; in der späteren finden
wir ein so gewaltiges Geschlecht, wie das der
Banü Hamdan (Bani Bata) nur mit banu (das
od scheint in Verbindung mit hamdän (bata )
nicht vorzukommen). Die Adelsfamilie Su-
chaim begegnet noch Hal. 4,3 (lies Ш | 12),
63,8 (desgl). 87,2. 140,2. In ОМ 221
scheinen die Herausgeber Cp für den Sippen-
Namen zu halten; an dieser Stelle ist aber
durchaus ein Personenname zu erwarten;
dass es ОЁ vn gibt, spricht gerade dafür,
dass Suchaim auch als Einzelname vorkommt,
wie Paul, Martin, Wilhelm zugleich Per-
sonen- und Familien-Namen sind?) — 7,
Das pay bya erscheint hier nach 25wn neben
rao w СІН 37,1 genau so wie “y 25wn
Dap Glaser 869,1 (= Berliner Mus. 2683)
neben dem häufigeren nyan 5y3 2»wn. —
10 f. wm | means won: für solche An-
wendung des Stammes "of scheinen sich
1) pa als Appellativum („Gemüse“) scheint in
den Inschriften nicht belegt; doch ist zu ihm "e
Hal. 151,9 zu stellen: ,er (Mutabnatj&n) liess Früchte
grünen 113 Feddàn*.
*) So auch Hizfir sowohl Personenname wie Hal.
650,1 als auch Sippenname (mit 4) wie Hal. 615,17.
245 [No. 5.)
Parallelen іп den Inschriften nicht zu finden;
er wird hier bedeuten: ,preiswiirdig sein“.
Zu dem Masdar Àiràjat vgl. das MPN bezw.
map, das allein (nicht pn! s. Lidzbarski,
Eph. 2,106) zu pn gestellt werden darf;
also АЛАЙ gesichert als Masdar der Verba
tert. jāt) Zu wn vgl Os. 4,17 gl ody
„das Zeichen, das er gesehen hat“; wn
„sehen lassen“ sc. ein Wahrzeichen ; Os. 4
und unsere Inschrift gehören demselben Kreise
&n; es ist nicht ohne Bedeutung, dass beider
Stifter unter dem Eindrucke von göttlichen
Zeichen (05у) stehen?) — 12. 127772: da
Os. 4,17 mit 3 der Ort des Sehens ange-
geben ist, erwartet man zunächst auch hier
eine lokale Bestimmung; die dürfte aber in
2n rn kaum zu finden sein; so wird 2 hier
Beziehungsausdruck sein: „über das ta-
harub (tahrib, sthirab)“, d.h. über den Kampf(?).
— 13. nnn: dabei wird es bleiben, so be-
fremdlich es ist, da die Monatsnamen in der
Regel mit 7 beginnen, в, OM 8. 51; die
Analogie verleitete zu der Annahme ad OM
12,13: „Vermutlich ist vorher [vor gl ein
1 ausgefallen“. Unsere Inschrift gewährt
einem "| keinen Platz; so ist der Wm | rr
gesichert als zweite Ausnahme neben “3Y TT
mu» Hal. 188,14 (5) — 13 ff. ү2 IMON
Отог | ja Dayan: scheint bisher nicht be-
legt zu sein als Eponymus.
Uebersetzung: 1. llisad und sein
Bruder Rijäb (Rabäb) 2. und seine Söhne 3.
IliSarahb und Ahsan und Abikarib, 4. aus der
Sippe Báqil, Diener 5. der Sippe Suchaim,
weihten 6. ihrem Patron Ta’lab 7. Rijäm, dem
Herrn von Zabjän, 8. diese Statue, weil 9. er
sie gehütet hat durch seinen Schutz, 10. und
weil er sich preiswert gezeigt hat, indem er
1l. sie ein Wahrzeichen schauen liess 12.
über den Kampf im Monat 13. Data’ des
) Zur Konstruktion dN Pm vel pp
mn Hal. 349,10f. Sie ist sehr beliebt in diesen
Urkunden.
*) Os. 4,16 f. „wegen des Wahrzeichens, mit dem
versehen wurde (gezeichnet wurde соуг) ба dlah,
des Waehrseiche das er gesehen im Tempel des
Umagah“; auch in den qatabanischen Inschriften
spielt das Coon eine grosse Rolle: в. Gl. 1606,17.
23, und dazu Gl. Altjem. Nachr. 1,189. — Beachte
die Schreibung w* Os. 4,17, wie auch Hal. 448,2(?),
neben unserm wi: sie zeigt, dass die Aussprache
ra d, nicht ға а) (ға ai) war, und dass man sich ge-
legentlich von der etymologischen Schreibart eman-
zipierte; in ww ist an ihr festgehalten, obwohl
man auch da gewiss hard sprach (auch für kiri
wäre die Regel va gewesen).
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Mai 1907.) 246
Jahres des Iliwahab 14. Ben Tubba karib
15. Ben Juhashim, und weil er 16. sie wohl
erhalten hat und wohl erhalten hat 17. ihr
Gesinde und alles, 18. was sie erworben
haben, und weil er 19. sie errettet hat von
Uebel 20. und von Bedrückung und Schänd-
lichkeit eines 21. Hassers und weil er sie
beglückt hat 22. mit seinem Wohlwollen und
dem Wohlwollen 23. ihrer Herren, der Sippe
Suchaim. 24. Bei Ta’lab Rijäm!
Ergebnisse: Die Inschrift Burchardt
3 ist unediert. Sie lehrt uns kennen: 1)
eine neue Bauern-Sippe, die Bani Bagqil; 2)
in ihr eine neue Pächterschaft der Banü
Suchaim; 3) einen neuen Eponymus: Iliwahab
Ben Tubbakarib Ben Juhashim; 4) „Herr
von Zabjän“ als Beinamen Ta’labs, das sich
aus einem schon bekannten „in Zabjän“ er-
schliessen liess, ist gesichert.
Bespreehungen.
K. Sethe, Urkunden der 18. Dynastie, 11. Heft.
(Historisch-biographische Urkunden aus der Zeit
Thutmosis III. Urk. des ass eli гонаш IV, 11)
75 autogr. 8. 4°. Leipzig (Hinrichs) 1907. 6 M.
Besprochen von W. Max Müller.
Das ursprünglich nur für gewisse Schul-
zwecke angelegte Unternehmen nimmt mehr
und mehr den Charakter eines Korpus an; es
bringt hier unter anderem die bekannten grossen
Listen eroberter Länder und Städte, stark
den ursprünglichen Plan der „Urkunden“
verlassend. Jedenfalls wäre es ein grosses
Glück, wenn ein recht erschöpfendes Korpus
erwachsen würde; die Zersplitterung des
Inschriftenmateriales wird in der Aegyptologie
von Jahr zu Jahr ein schlimmerer Uebel-
stand, durch zersplitterndes, plan- und sinn-
loses Wiederholen von Texten immer mehr
vergróssert. Wer nicht einer sehr grossen
öffentlichen Bibliothek nahe sitzt oder sehr
reiche Mittel zum Bücherkaufen hat, kann
einfach nicht mehr mitkommen. Ich wieder-
hole nur meinen öfter geäusserten Wunsch:
das vorliegende nützliche Unternehmen möge
doch etwas mehr die Vergleichung der
Originalausgaben überflüssig machen, um
seinen Zweck ganz zu erfüllen; manchmal
liesse sich mit ganz geringen Mitteln darin
viel erzielen, z. B. durch Beibehaltung
der ursprünglichen Schriftrichtung von
oben nach unten wenigstens bei kleineren
oder leicht abzuteilenden Texten (so z. B.
bei den geographischen Listen) oder durch
etwas weniger ,Schlichtheit^ beim Auto-
graphieren.
247 [No. Б.)
Das vorliegende Heft enthált manche be-
sonders wichtige Texte in dankenswerten
Kollationen!), auch einiges interessante Neue,
wie die eben auch in den PSBA. erschienene
(dort leider durch Druckfehler stark ent-
stellte) Inschrift von Wadi Halfa, S. 806,
auch manches aus der Brosamenkategorie?).
Alles in allem ein recht nützliches Heft.
Philadelphia.
Friedrich Sarre, Sammlung F. Sarre. Erzeugnisse
islamischer Kunst. Mit epigraphischen Beiträgen
von Bugen Mittwoch. Teil I Metall. Mit 10
Tafeln und 54 Textabbildungen. Berlin 1906.
Kommissionsverlag von Karl Hirsemann, Leipzig.
Besprochen von M. Sobernheim.
Professor Friedrich Sarre hat vor zwei
Jahren seine reiche Sammlung von islamischen
Bronzen, Fayencen und Teppichen dem Kaiser
Friedrich- Museum als Leihgabe in gross-
herziger Weise zur Verfügung gestellt und
durch die Pracht dieser Erzeugnisse sowie
ihre äusserst geschmackvolle Aufstellung die
bereits bestehende Abteilung islamischer Kunst
in Stand gesetzt, mit den Sammlungen in
Paris und London in eine Reihe zu treten.
Zu seiner Sammlung verfasst Professor
Sarre einen Katalog, dessen erster Teil die
Erzeugnisse in Metall behandelt. Dieses mit
grosser Sorgfalt bearbeitete Werk soll zu-
gleich auch eine Art praktisches Handbuch
für arabische Kunst bilden und beginnt deshalb
mit der Angabe der bereits vorhandenen
allerdings recht spärlichen Literatur. Da
viele der Metallerzeugnisse mit Inschriften
geschmiickt sind, war es notwendig, einen
Arabisten hinzuzuziehen ; dieser Teil der Arbeit
wurde Herrn Privatdozenten Dr. Mittwoch
anvertraut, der ausser der eigentlichen Ent-
zifferung der Inschriften noch in einem An-
hang wertvolle epigraphische Beitrüge ge-
liefert hat.
Von vorislamischen Erzeugnissen (p. 4, 5)
finden wir ein altorientalisches Feldzeichen,
das nicht, wie man früher glaubte, parthisch,
sondern babylonisch ist, einen Tischfuss, an-
scheinend aus altpersischer Zeit und zwei
sassanidische Henkelkannen. Dann kommt
!) Was für Zweck hat aber die Hervorhebun
einer solchen, S. 814, wo keine neue Lesung vorliegt?
Bei manchem habe ich etwas abweichende eigene
Lesungen, wie man an der grossen Naharinliste (S. 788)
sehen kann, die ich kürzlich herausgegeben babe
(Egyptological Researches). Diese Abweichungen zu
vergleichen ist hier nicht móglich, zu 781, No. 3,
aber hütte S. Sayce-Wilbour zitieren und in OLZ. 5,
1902, 136, die abschliessende Lesung finden sollen.
) Nicht immer zur Bezeichnung ,historisch-bio-
graphisch“ passend.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Mai 1907.) 248
der Verfasser auf die frühislamischen Árbeiten
(р. 5—8), die zwar mit Gravierung und
Relief geschmiickt, aber noch nicht tauschiert
sind. Sie sind meist gegossen und von
ziemlich roher Ausfiihrung; die Zeit ibrer
Ausführung ist infolgedessen schwer zu be-
stimmen, zumal datierte Inschriften ihnen
fehlen; doch erstrecken sich die Arbeiten
bis ins 16. Jahrhundert und sind wohl grossen-
teils in Turkestan angefertigt.
Die Arbeiten des 12. und 13. Jahrhunderts
(p. 8 —12) sind spärlich mit Kupfer und Silber
tauschiert und zwar ist das Silber bei denen des
12. Jahrhunderts nur in schmalen Streifen in
vorher gerauhte Furchen eingehümmert, bei
denen des 13.Jahrhundertsim vertieften Grunde
eingelegt. Zu dieser Gruppe, deren Merk-
male in hohem Relief herausgearbeitete Lowen
und Vögel sind, gehören hauptsächlich senk-
recht gerippte Kannen. Damals begann auch
die Darstellung von Menschen, es kommen
als Schmuck von Medaillons Tänzer, Musi-
kanten oder Zecher sowie die symbolischen
Repräsentanten des Tierkreises vor. Diese
Gruppe zeichnet sich ganz besonders durch
die schlichte Schönheit ibrer Formen aus;
als Ort ihrer Anfertigung nimmt Sarre die
armenischen und persischen Hochlande an.
Datierte Inschriften weisen diese Kannen
nicht auf. Merkwürdig ist in der Eigen-
tümerinschrift No. 16 das Beiwort py
das eigentlich dem Khalifen selbst zukommt,
wührend es sich hier nur um einen Würden-
triger handelt; die Punkte zwischen den
beiden Worten O und doll sind zu
streichen, da sich bei Nachprüfung heraus-
stellte, dass die Worte unmittelbar auf-
einander folgen.
Die Tauschierung des Kupfers hórt bei
den Arbeiten des 13.—14. Jahrhunderts
(p. 12—22) auf, doch wird die Silbereinlage
reicher, die Buchstaben werden mit Silber
ausgelegt und mit Menschenköpfen und Fi-
guren von Jügern zu Pferd und Polospielern
geschmückt. Die Erzeugnisse dieser Periode
stammen hauptsächlich aus Persien und Meso-
potamien. Es sind bauchige Kannen, kugel-
formige Becken mit gezacktem Rande und
Leuchter mit Kegelfuss und hoher Kerzen-
hülse. Unter ihnen befindet sich die ülteste da-
tierte Gefüssinschrift(No. 19) dieserSammlung,
eine der ültesten, die wir überhaupt kennen:
sie stammt aus der Regierungszeit eines
mesopotamischen Fürsten zu Anfang des 13.
Jahrhunderts.
Reicher in der Ausschmiickung sind die
silber- und goldtauschierten Gefässe per-
249 [No. 5.)
sischer Abkunft aus dem 14. Jahrhundert
(p. 22—27), charakteristisch di^ Vorliebe für
Pflanzendekoration und Stilisierung. Da-
tierte Inschriften fehlen.
Besonderen Aufschwung nimmt die Technik
zur Zeit der Mamlukenherrscher, besonders
unter Sultan Qaláün und seinen Nachkommen:
in Egypten und Syrien im 14. und 15. Jahr-
hundert (p. 27—37). Als Merkmale nennt
Sarre aus Buchstaben zusammengesetzte Ro-
setten, fliegende Enten, einzeln und zu Mustern
vereinigt, sowie das Betonen des Ornamen-
talen und der Buchstaben im Gegensatz zum
Figürlichen. Hierin zeigt sich m. E., wie
auch auf dem Gebiete der Kunst die schon
von den Seldjugeusultanen unterstützte sun-
nitische Reaktion den Sieg über die freiere
ersische Geistesrichtung errungen hat. Dass
fässe dieser Periode Be reich an
historischen Inschriften sind, ist für die Zeit
der Mamlukensultane charakterisch, wie ja
auch die zahlreichen arabischen Inschriften
verschiedenen Inhalts hauptsächlich auf ihren
Bauten in der Hauptstadt Kairo und den
Residenzen ihrer Statthalter Jerusalem, Da-
maskus, Hama, Tripolis und Aleppo ge-
funden werden. Aus Kairo, SE und
Aleppo stammen nach Sarre auch die meisten
dieser Erzeugnisse und nicht aus Mosul,
wiewohl der Name Mosulbronzen fiir alle
Arten islamischer Bronzen ununterschiedlich
gebraucht wird.
Die Tauschierung wird bei den Erzeug-
nissen des 16.—18. Jahrhunderts persischer,
zentralasiatischer und ügyptischer Herkunft
(p. 37—42) seltener; die Gefässe sind oft
mit persischen Versen und Koransprüchen
geziert, wie sich auch Eigentümerinschriften
häufig finden.
Ein grosser Abnehmer für die orien-
talischen Kunsterzeugnisse war Italien, im
besonderen Venedig. Deshalb liessen sich
dort arabische Handwerker nieder, von denen
wir drei durch Meisterinschriften auf Gegen-
ständen der Sarreschen Sammlung mit Namen
kennen lernen. Charakteristisch für diese
Arbeiten (p. 43, 44) sind die Silbertauschie-
rungen auf dünnen Linien, das Fehlen von
figürlichen Darstellungen und Inschriften
ausser den Meistermarken, die eigenartigen
Medaillons und Kartuschen. Später macht
sich bei diesen Bronzearbeiten der Einfluss
des Renaissancestiles geltend, und auch die
strengen Formen wandeln sich.
Die Metallarbeiten in Indien (p. 46—49)
sind seit dem 16. Jahrhundert in Form,
Dekoration und Technik von Persien ab-
hängig, 2. B. in betreff des Tauschierungs-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Mei 1907.] 250
verfahrens bei der „Kuftarbeit“. Als für
Indien charakteristische Gefüssformen nennt
Sarre die Huka, den geschweiften Untersatz
für Wasserpfeifen und die Lota, ein bauchiges
Gefüss mit engem Hals, das den Hindus zu
kultuellen Zwecken dient.
Von verschiedener Technik sind eine
Reihe von Gegenständen (p. 50—57), die
teils dem christlichen Kult, teils als Schmuck-
und Gebrauchsgegenstánde dienen. Wührend
zum Teil für den christlichen Kult sogenannte
Mosulbronzen verwandt wurden (s. No. 21),
finden wir auch gegosseue Arbeiten früh-
christlicher Zeit (No. 141—145). An einigen
liturgischen Metallgeráten aus einer Kirche
Kleinasiens (No. 146, 147) zeigt Sarre, dass
die für den christlichen Kult nótigen Ge-
‚räte teils aus dem Abendlande eingeführt,
teils nach abendländischen Mustern im Orient
gefertigt wurden. Die folgenden Schmuck-
und Gebrauchsgegenstünde beweisen, dass
der Orient auch bis in das 19. Jahrhundert
hinein noch vortreffliche Arbeiten nach älteren
Mustern hervorgebracht hat.
Bei Beschreibung seiner Waffensammlung
(p. 57—68) lenkt Sarre darauf die Auf-
merksamkeit, dass die Waffenschmiedekunst
in Persien die höchste künstlerische Blüte
erreicht habe, die Stücke der Sammlung sind
auch grösstenteils 5
Im epigraphischen Anhang (p. 67—82)
weist Mittwoch auf die Bedeutung der histo-
rischen Inschriften hin. Die wichtigste dieser
Inschriften ist die des mesopotamischen
Fürsten Mahmüd (No. 19), die infolge der
sorgfältigen Ausführung der Buchstaben zu-
erst eine ein wandsfreie Lesung des Protokolls
der Zengiden lieferte. Auf Basis dieser
Lesung konnte die älteste „kufisch“ ge-
schriebene Inschrift des Begründers der Dy-
nastie in Baalbek sicher entziffert werden.
Statt der Uebersetzung „König der Emire
des Ostens und Westens“ (malik umar& al-
sharq wa-l-gharb) möchte ich „Oberstemir
(Statthalter) des Ostens und Westens“ vor-
schlagen, da malik nicht „König“, sondern
„Fürst“ bedeutet. Der Titel „malik al-umará*
im besonderen hat sich bis zum Schluss der
Mamlukenzeit erhalten und bedeutet „Oberster
der Emire einer Provinz“ d. h. „Statthalter“.
Der Titel „Malik“ im Singular ist ausser-
halb dieser Verbindung stets mit einem
ehrenden Beiwort begleitet und bildet eine
Art Ehrennamen für die Herrscher und die
Prinzen von Geblüt. Ihn konnte nur der
Khalif verleihen, der erste, der ihn von dem
abbassidischen Khalifen erhielt, war ein Sel-
djuqensultan. Dann wurden die Prinzen dieser
251 (Мо. 5]
Familie und ihre Atabeken (Bezeichnung fiir
die fast unabhüngigen Lehensfiirsten der
Seldjugensultane), später auch die Familien
der Ayyubiden und Mamlukensultane da-
durch ausgezeichnet. Der fatimidische Cha-
life verlieh ihn seinen Veziren, die auch tat-
sächlich die weltliche Macht in den Händen
hatten. Mit al-Malik ohne Beiwort wird nie
ein muhammedanischer Prinz bezeichnet,
gleichwie man den englischen Adelstitel „Sir“
stets in Begleitung des Vornamens anwendet.
Später nennt man manchmal in Chroniken
und auf Gefässinschriften einen Beamten ge-
nerell „al-maliki“ d. h. „zu der Hofhaltung
eines Sultans oder Prinzen von Geblüt“ ge-
hörig. Charakteristisch ist, dass die arabi-
schen Schriftsteller die fränkischen Könige
nur mit al-malik bezeichnen, wie ja auch
heute noch im türkischen Amtsstil die christ-
lichen Herrscher weit geringere Titel als
die muhammedanischen erhalten. Die übrigen
Titel dieser Inschrift sowie der anderen er-
wähnten Herrscherinschriften stammen mit
gerin ügigen Aenderungen aus dem Protokoll
er Seldjuqensultane und ihrer Atabeken.
Ueber den Ursprung der Gruppe der Ge-
füsse mit den an nemen Herrscherinschriften
stimmt das Urteil Sarres und Mittwochs
überein: jener nimmt aus kunsthistorischen,
dieser aus philologischen Gründen Persien
als Heimat dieser Erzeugnisse an. In der
Tat können Gefässe mit so fehlerhaften ara-
bischen Inschriften nicht aus einem Lande
arabischer Sprache kommen.
Dass die Beamteninschriften so häufig
anonym sind, erklärt Mittwoch mit Recht
aus praktischen Gründen: da solche Ge-
fässe von verschiedenen Personen gleichen
Ranges benutzt werden konnten, wurden sie
auf Vorrat gemacht und waren leichter ver-
käuflich.
Zu den Segenswünsche und Ruhmesworte
enthaltenden Inschriften hat Mittwoch ein
gutes Glossar gemacht, ebenso nützlich ist
auch sein Verzeichnis von Künstlernamen.
So haben Sarre und Mittwoch ein Werk
verfasst, das in jeder Beziehung, auch in
Ausstattung und Illustration, über den Rahmen
eines einfachen Kataloges hinausgeht. Die
Verfasser haben ihr Ziel eine Art kunst-
historisch-philologisches Handbuch arabischer
Kunst zu schreiben in dem vorliegenden
ersten Teile erreicht, und wir können nur
hoffen, dass die Fortsetzung diesem muster-
gültigen Anfange entspricht.
Berlin.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUNZ EITUNG.
[Mai 1907.) 252
Karl Gtiterbock, Byzanz und Persien in ihren
diplomatisch- völkerrechtlichen Beziehungen im Zeit-
alter Justinians. Ein Beitrag zur Geschichte des
Völkerrechts. Berlin 1906. (Besprochen von
Felix Holldack.)
Der gelehrte Verfasser, der alle, die sich
für die geschichtlichen und rechtlichen Ver-
hältnisse Vorderasiens interessieren, schon
durch seine meisterhafte Studie: „Römisch-
Armenien und die römischen Satrapieen im
vierten bis sechsten Jahrhundert“ gefesselt
hat, unternimmt es nunmehr, ein bis jetst
wenig geklärtes Gebiet: Die Beziehungen
zwischen Ostrom und Persien um das sechste
Jahrhundert zu erhellen. Wird der Blick
des Historikers an den Ereignissen des
zweiten und dritten römisch- persischen Krieges
und besonders an den Kämpfen um Daras
haften bleiben, so wird ihn weiter gefangen
nehmen der welterobernde Plan Khosraus
durch Ausdehnung seines Reiches über die
karthwelischen Kaukasuslünder hin bis zum
schwarzen Meere eine wirksame Operations-
basis zum Sturz Ostroms zu gewinnen (S. 53),
oder das Verständnis des Grosskönigs für
die werbende Macht der griechischen Kultur,
das ihn die Bewohner des eroberten Anti-
ochiens zur Gründung einer gleichen Stadt
an dem Tigris in der Nähe von Ktesiphon
[4vvioxeía j Xoogdov] führen liess (S. 82).
Dann aber nimmt vornehmlich das Interesse
des Juristen der Nachweis des Verfassers
in Ánspruch, dass zahlreiche Institute unseres
heutigen Völkerrechts bereits damals teils
in den Zusammenstössen der beiden Welt-
reiche, teils als Folgeerscheinungen der
Konflikte der erbitterten Rivalen in so
analoger Form entwickelt worden sind, dass
sie als Quelle und Vorbild für manche
moderne Erscheinung angesehen werden
müssen (S. 5). Namentlich die in der Nähe
von Daras durch Spezialkommissionen zur
Beendigung des zweiten Krieges geführten
Verhandlungen, und der Friedenstraktat von
662 haben dem scharfsinnigen Rechts-
historiker reiche Ausbeute zur Geschichte
des Völkerrechts geliefert. Dem Diplomaten
unserer Zeit muss aber die Geschichte dieser
römisch- persischen Kriege, in deren Verlauf
sich die Kräfte beider Reiche derart er-
schöpften, dass dann das Sassanidenreich
dem Ansturm der Araber erlag, und und die
Siegerin Byzanz ihre besten afrikanischen
und asiatischen Provinzen verlor (S. 38),
wieder von neuem die Wahrheit vermitteln,
dass ein tiefliegender Antagonismus zweier
staatlichen Rivalen durch keine vélkerrecht-
lichen Verträge, durch kein Pergament und
Siegel beseitigt werden kann, dass allein
953 |Мо. 5.)
das blanke Schwert die ,ultima ratio regis“
ist und auch immer sein wird, mag auch
dem Völkerrecht die hohe Aufgabe zufallen,
die gegebenenfalls beiderseitig aufrichtigen
Bestrebungen zur Vermeidung kriegerischer
Konflikte zu beleben und fórdern. Nicht
ohne Mitgefühl wird man der lebendigen
Schilderung Güterbocks von den anschwel-
lenden Schwierigkeiten durch die gleich-
zeitige Bedrohung der Ost- und Nordgrenze
.und der italischen Provinzen folgen, Not-
lagen, denen die Kaiser dadurch zu steuern
suchten, dass sie, so vornehmlich auch
Justinian und Tiber, durch dauernde Gold-
zahlungen Waffenruhe von den Persern er-
kauften. Beweist auch Justins selbst-
herrliches Verhalten dem Grosskönig gegen-
über (S. 110), dass die geschickte Nach-
1 Dg ait seines Vorgángers damals sicher-
ich die richtigste Politik gewesen ist, so
geht doch aus der herben Kritik der öffent-
lichen Meinung an des Kaisers Tribut-
zahlungen wiederum hervor, dass selbst die
wohlmeinendste und durchdachteste Politik
der Regierung einer wachsenden Abneigung
des Volkes gegenüber einer fremden Nation
schwerlich Zügel anlegen kann. Aber nicht
nur dem Historiker, dem Juristen und dem
Politiker weiss Güterbock teils neue, nie
geschaute, teils lehrreiche Bilder zu zeigen,
sondern auch speziell noch den Kaufmann
lässt er einen tiefen Einblick in die Ver-
hältnisse des damaligen Welthandels tun
(S. 71).
Wenn endlich die Oberhoheit über Swa-
netien (S. 60 u. 106) eine nicht unbedeutende
Streitfrage der Politik der Weltmächte
bildete, so darf man sich vielleicht der
lockenden Hoffnung hingeben, dass uns die
byzantinischen und persischen Geschichts-
schreiber noch manchen Aufschluss iiber die
Geschicke der heute nur noch an den Ober-
läufen des Zchenes-zchali und des Ingur und
deren Seitentälern lebenden Swaneten ver-
mitteln kónnen.
Zur Hebung solcher Schätze des hohen
Kaukasus wäre kein zweiter in gleichem
Masse berufen, wie Güterbock.
Charlottenburg.
Nikan Nathan Adler, About Hebrew Manuscripts.
Oxford (Henry Frowde) 1906. 7/6 sh. Bespr. von
F. Perles.
Der vorliegende Band, nach Ausstattung
und Inhalt eine würdige Festgabe zum 90.
Geburtstag Moritz Steinschneider's, vereinigt
eine Reihe bisher zerstreuter und teilweise
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Mai 1907.) 254
noch unveröffentlichter Aufsätze des Ver-
fassers, der, obgleich von Beruf Jurist, wahre
Schütze hebráischer Handschriften und Drucke
mit verständnisvollem Eifer gesammelt und
zum Teil selbst bearbeitet hat. Der wert-
vollste Bestandteil der Sammlung ist das
Original von Sirach 7, 29—12, 1, das hier
im Faksimile wiedergegeben und seit seiner
ersten Veröffentlichung (Jew. Quart. Review
XII 466 ff.) lüngst bearbeitet und in die
verschiedenen Ausgaben aufgenommen ist.
Besonderes Interesse für weitere Kreise
haben auch die drei populüren Vortrüge:
„Jewish Literature and the Diaspora.^ „The
Humours of the Hebrew Mas.“ „The Ro-
mance of Hebrew Printing.“ Namentlich der
letztgenannte Vortrag enthält eine anziehende
und lehrreiche Plauderei über die Anfünge
des hebräischen Buchdrucks. Zu p. 130, wo
die ältesten hebräischen Drucke in England
erwähnt sind, fehlt ein Hinweis auf die in
London 1679 erschienene Ausgabe des 310 npo
von Abraham Jagel (mit lateinischer Ueber-
setzung), die der Herausgeber Ludovicus
de Compiegne de Veil dem damaligen Erz-
bischof von London Henr. Compton ge-
widmet hat!). — Ein ungerechtes Urteil tiber
Josephus soll hier nicht unwidersprochen
bleiben (p. 90): So far as Hebrew is con-
cerned he was quite illiterate. Selbst wenn
wir die prahlerische Schilderung seiner früh-
zeitig erworbenen jüdischen Gelehrsamkeit
(Vita 2) auf ihr richtiges Mass zurückführen,
werden wir ihn doch als Kenner des He-
brüischen gelten lassen müssen, wofür seit Ge-
senius?) alleKritiker eintreten?). DenSchluss
des Bandes bildet ein Artikel von Bacher
über neun jüdisch-persische Handschriften
aus der Sammlung Adler’s, unter denen sich
u. a. ein grosses Fragment des Diwans von
Sáib aus Isfahan in hebräischer Schrift
sowie auch sonst verschiedene nicht jüdische
Dichtungen befinden.
Königsberg i. Pr.
Oppert, Gustav. Die Gottheiten der Indier
[Separat-Abdruck aus der Zeitschrift für Ethnologie].
Berlin 1905, 8°. 1088. Bespr. v. I. Scheftelowitz.
Im ersten Teil werden die wesentlichen
Gottheiten der arischen Indier kurz be-
sprochen. Interessant sind die Bemerkungen,
1) Das Werk ist auch in der Bibliotheca со.
Judaica von J. Jacobs und L. Wolf (London 1888)
nicht erwähnt. In meinem Besitz findet sicb ein
Exemplar, in dem bloss der Schluss der Dedicatio feblt.
) Gesch. d. hebr. Sprache und Schrift 80—82.
) Literatur bei Schürer Geschichte“ I 103.
255 [No. 5.
die Oppert an die Göttin Aditi anknüpft.
Aditi wird nämlich im Rgv I 89, 10, Atharv
ҮП 6, 1 folgendermassen charakterisiert:
,Aditi ist der Himmel, Aditi ist der Luft-
raum, Aditi ist die Mutter und der Vater,
Aditi ist alle Götter, Aditi ist die fünf-
klassige Menschheit, Aditi ist alles, was
geboren ist und geboren ward.“ Oppert
macht nun darauf aufmerksam, dass ein ähn-
liches trinitarisches Dogma sich sonst nicht
im Rgveda vorfindet und führt folgende ausser-
indische Parallelen an: „Ausser den lokalen
und regionalen Triaden kennt die ügyptische
und babylonische Gótterlehre auch solche
von Vater, Mutter und Sohn, wie z. B. die
von Osiris, seiner Schwester Isis und ihrem
gemeinsamen Sohn Horos in Aegypten oder
die babylonische von Ea, dem Gotte der
Wasser, von der Erdgóttin Davki und dem
Sonnengott Merodach oder Tammuz, dem
Sohne beider. Der Unterschied zwischen
diesen Trinitäten und der in Aditis Person
vereinigten Dreiheit liegt aber darin, dass
erstere drei verschiedene Personen zu einer
Triade verbindet, letztere dagegen eine Per-
воп іп drei verschiedenen Gestalten erscheinen
lüsst. Ein sprechendes Vorbild der Aditi
überliefert uns die 6000 Jahre alte sumerische
Inschrift auf dem Zylinder von Gudea, in
der Gottheit Вай, der Göttin der weiten
Leere, vergleichbar dem biblischen Bohu.
Вай, die Repräsentantin des unermesslichen
Raumes, charakterisiert ihr Wesen in folgen-
den Worten: 'Ich habe keine Mutter, meine
Mutter bin ich, die Tochter; ich habe keinen
Vater, mein Vater bin ich, die Tochter; mein
Ausfluss ist der Geist, dessen Ausdruck das
Wort ist, das (gesprochen) in Nichts zurück-
sinkt“ (p. 58).
Die КЕ Halfte der Arbeit behandelt
sehr eingehend und instruktiv die heutigen
südindischen Gottheiten, die nach Opperts
Ansicht die religiösen Anschauungen der
nichtarischen Ureinwohner Indiens wider-
spiegeln. Besonders ausführlich sind darin
die Ortsgottheiten („grämadevatäs“) be-
arbeitet.
Kónigsberg 1. Pr.
Arnold, B. Vernon.
Vedic Metre, Cambridge 1906.
8*. 335 S. Bespr.
v. I. Scheftelowitz.
Es wird darin eine Uebersicht über die
charakteristischen Formen und Worte des
RV. gegeben, das Metrum behandelt und auf
Grund sehr fleissiger statistischer Unter-
suchungen werden aus dem Metrum die ur-
sprünglichen Sandhi- Verháltnisse erschlossen,
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Mai 1907.] 256
welche von der Textiiberlieferung zum Teil
verwischt sind, Sehr eingehend behandelt
Kap. V die „Syllabic restoration". Ferner
wird die Frage untersucht, welche Endvokale
metrisch eine ursprüngliche Lange erfordern.
Eine Anzahl Formen, die in dem Rk-Codex
teils mit kurzem Endvokal, teils mit langem
Endvokal überliefert sind, sind nach der
Arnoldschen Untersuchung durchweg als lang
anzusetzen. Ebenso wird der Quantitäts-
wechsel der Vokale im Wortinlaut behandelt.
Königsberg i. Pr.
Fr. du Pre Thornton u. R. A. Nicholson, Ele-
mentary Arabic: First Reading-Book. Cambridge,
University Press. 1907. 6 sh.
Dies Buch, der zweite Band eines Unterrichts-
werkes (vgl. OLZ. 1906, Sp. 42 f.), enthält nach einer
wortreichen Einleitung 30 Seiten Qorantexte mit
grammatischer Analysis, ferner vier Geschichten über
arabische Krieger, sieben historische Stücke über
Muhammed, ‘Ali usw. und ein Wörterverzeichnis. Die
Zusammenstellung verschiedener Alphabete S. 78f.
dürfte auch bescheidenen Anspriichen kaum geniigon.
Damig-ilisu contemporain de Sin-muballit?
par F. Thureau Dangin.
Dans l'avant-dernier n? de cette Revue,
Ranke adopte l'hypothése proposée par Hil-
precht, suivant laquelle la 17° année de Sin-
muballit (année de la prise d’Isin) coinciderait
avec la 23° et dernière année de Damic-ilisu,
c.-À-d. avec la chüte de la dynastie d'Isin.
Le vainqueur serait Rim-Sin, roi de Larsa,
assisté de son vassal Sin-muballit.
Delitzsch dans BA IV 406 a déjà montré
ue l'hypothèse d'une action commune de
Rim-Sin et de Sin-muballit contre Isin offre
peu de vraisemblance. Tout porte à croire
que c'est à un roi de Larsa que Sin-muballit,
la 17° année de son régne, enleva la place
forte d'Isin. Nous savons que 3 ans aupa.a-
vant il avait „défait par les armes l'armée
d'Ur“. Que faut-il entendre раг „armée d' Ur“
sinon l'armée du roi de Larsa? Ur était au
pouvoir du roi de Larsa. D'ailleurs une
autre formule, peut-étre simple variante de
la précédente, désigne l'une des années du
régne de Sin-muballit comme celle ой ce
roi ,défit par les armes les gens de Larsa“ 1).
Isin ne resta pas longtemps au pouvoir
!) mu ugnim arar-(ki) (gis)-ku ba-sig
2 1648 inédit, serment par Sin-muballit) — Méme
ormule abrégée sur Bu. 91 — 5 — 9, 2181 (cf. King,
Ham. letters p. 229 n. 41 et CT II). Formule oom-
plète, mais sans la mention du roi Sipp. 172 (Friedrich,
BA V 415).
957 (Мо. 5.)
des Babyloniens: & une date qui ne peut
біте postérieure 8 la Ze année de Hammn-
rabi Rim-Sin la leur reprit!. Mais des la
7° année de son règne Hammurabi l'en
chassa?), Ainsi en l'espace d'onze ans, de
la 17* année de Sin-muballit à la 7* de
Hammurabi cette ville aurait changé trois
fois de maitre.
Les faits s'expliquent donc sans recourir
à l'hypothése proposée par Hilprecht et Ranke.
П semble inutile de supposer un synchro-
nisme d'environ cent ans entre la fin de la
dynastie d'Isin et le début de la dynastie
de Babylone et Meissner parait avoir vu juste
en distinguant de Lipit-Istar roi d'Isin le
personnage de méme nom qu'un contrat,
probablement contemporain de l'un des pre-
miers rois de Babylone, désigne comme ayant
été ,chassé par Amuru“ (cf. ci-dessus pp.
133 sqq.).
Assyriologische Miscellen.
Von M. Streck.
(Fortsetzung).
12. Die Ideogrammgruppe SAL-SI+ UM
bezw. SI + UM.
Diese ideographische Gruppe ist bis jetzt
vor allem in den Annalen Assurbanipals
nachweisbar; vgl. Rassam - Cyl. II 57, 66,
71, 79; ІП 22; Cyl. B II 48 (= IIIR 30);
II 73 (= ПІК 30 = К 1779, Zl. 2 = Wincklers
Keilschrifttexte Assurban. S. 57); III 107
(= ПІК 31 = К 17168, 21.5 = Winckler, a. a.
O. S. 64). Ausserdem begegnet dieselbe, so-
viel ich sehe, nur noch in der mythologischen
Götterliste IIR 54, No. 3, Zl. 17, sowie in
dem assyrischen Kontrakte Johns, Deeds
No. 828. Das an allen Assurbanipal-Stellen
dieser Zeichengruppe beigefügte phonetische
Komplement u-ti (Genetiv, weil von ana ab-
hüngig) lehrt, dass hier ein Abstraktum auf
-ütu vorliegen muss. Da nun SI-UM als
Ideogramm für tukultu bezeugt ist?) so
1) La prise d'Isin marque une ére de laquelle
sont comptées au moins trente années du régne de
Rim-Sin. Or Rim-Sin fut définitivement vaincu la
31е année de Hammurabi.
) cf. AO 4481 (inédit; serment par Hammurabi):
mu unu(g)-(ki) à 1-si-in-(ki) ba-an-dib , année
de la prise d'Uruk et d'Isin“ = 7e année de Hammurabi.
*) Vgl. Brünnow No, 9432; Delitzsch, HW. 706.
SI L UM fungiert übrigens keineswegs nur in Eigen-
namen als Aequivalent für tukultu, sondern auch
sonst; vgl. Bezold, ZA XV 425. Statt SI -+ UM findet
sich hin und wieder auch SI T DUB geschrieben
d. h. der zweite Bestandteil des zusammengesetzten
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG
Mai 1907.] 258
läge es nahe, hier tnklütu (für *tukulütu)
zu lesen!); so lesen auch tatsüchlich S. A.
Smith, Keilschrifttexte Assurbanipal’s Bd. I
(a. d. betr. Stellen) und Langdon im Journal
of Americain Oriental Society vol. XXIV 97.
Nun besitzt aber tukultu keine derartige
Bedeutung, die sich ungezwungen in den Zu-
sammenhang der Assurbanipal-Stellen fügen
würde. Der letztere erfordert nümlich ganz
offenbar eine Bedeutung wie ,die Stellung
bezw. die Eigenschaft eines Nebenweibes,
einer Konkubine“. Man könnte nun ver-
muten, dass hier ein von dem gewöhnlichen
assyrischen Worte tukultu abzutrennendes,
gleichnamiges zweites vorliege.
Empfehlenswerter erscheint mir aber eine
andere Erklärung. Schon Delitzsch, Hand-
wörterb. 161 hatte für die in Rede stehende
ideographische Gruppe eine Wiedergabe mit
ittütu vorgeschlagen, das er fragend mit
„Beischlaf“ übersetzt. Diese Umschrift ba-
siert auf dem Umstand, dass ŠI + UM als
Ideogramm für ittu (ebenso wie für das
synonyme barû; s. Brünnow No. 9428) belegt
ist; vgl. Br. No. 9429. Nur wird Delitzsch
kaum im Rechte sein, wenn er ittûtu liest
und dieses Wort zu einer Wurzel nrw stellt.
Es liegt m. E. viel näher, die Abstraktform
von ittu = „das Sehen“, mithin itûtu, zu
wählen?). Dieses itûtu bedeutet zunächst:
„die Eigenschaft des Sehens bezw. Erkennens“,
„die Erwählung“, dann, wie in analogen
Fällen, auch konkret: „Erwählter, Beru-
fener“; vgl. die Belege bei Delitzsch, H.W.
156b. Diese Bedeutung würde nun aller-
Ideogrammes weist das von UM nur durch das Vor-
handensein eines vierten senkrechten Keiles ver-
schiedene Zeichen auf. In Anbetracht dieser mini-
malen Differenz werden UM u. DÜB nicht selten ver-
wechselt, wie sie ja auch in der neuassyr. und nou-
babylon. Schrift teilweise sogar zusammengefallen
sind, während die altbabylonische Schrift noch den
Unterschied zwischen beiden Zeichenformen schärfer
hervortreten lässt. Da SI UM = tukultu, wenn als
Bestandteil eines Eigennamens dienend, in den
meisten Fällen in der mit dem Personalpronomen der
1. Person versehenen Form tukulti gebraucht wird,
so kommt neben SI + UM auch SI -- UM — ТІ = tu-
kultu (i) vor; s. Br. No. 9034; TI ist hier natürlich
als ein auf die semitische Lesung hinweisendes pho-
netisches Komplement aufzufassen.
! Wenn von femininalen Wörtern Abstrakta
auf -ütu gebildet werden, so fällt die Feminendung
weg. Vgl. z. B. harimätu zu barimtu, 858061 zu азаи
und 8. Ungnad in OLZ. IX 636.
*) Asurb. Rm. col. IX 75 entscheidet nichts für
die Lesung von SI+UM als itu, wie Winckler,
Forsch. I 252 meint; denn der Text der betreffenden
Stelle ist allem Anscheine nach verderbt; am wahr-
scheinlichsten dürfte me-i-tu zu lesen sein. [cf. auch
meine Studien zum Babyl. Rechtswesen Z. A. ІШ
S. 78f. F. E. P]
259 [No. 5]
dings fiir die Assurbanipal-Stellen nicht
assen. Aber itütu kann recht wohl se-
kundär eine Bedeutung im sexuellen Sinne
angenommen haben und als ein Ausdruck
für „Beischlaf“, dann auch für die „Eigen-
schaft (Rolle, Stellung) einer Konkubine“
und schliesslich auch konkret für Konkubine
selbst bezw. als Kollektivum für „Konkubinen,
Kebsweibervolk*!) im Gebrauche gewesen
sein.
Die Hauptstütze für die Postulierung
einer derartigen sekundären Bedeutung von
atü bezw. ittu, itütu bildet die Tatsache, dass
sich gerade bei den Verben für „Sehen, Er-
kennen“ im Semitischen eine ganz parallele
Bedeutungsentwicklung konstatieren lässt.
So wird im Assyrischen idd im sexuellen
Sinne (und zwar vom Weibe) gebraucht;
vgl. Hammurabi-Kodex § 130, desgleichen
lamádu (vom Manne): Hammurabi - Kodex
5 154 —156 und vgl. weitere Belege bei Muss-
Arnolt, Diction. 486 а. Bekanut ist der
Gebrauch von hebr. YT in diesem Sinne;
dazu gesellt sich ferner die analoge Ver-
wendung von вуг. ae und arab. S
Die gleiche Erscheinung ist im Indoger-
manischen zu beobachten; dort dienen z. B.
ysyvowxery und cognoscere als euphemistische
Ausdrücke für „beischlafen“.
Zu Tukultininib-King.
Tukultininib-King Rev. 14 ist von dem
Herausgeber als íkal me-hi-ra bit kis-3a-ti
Su- bat 3arru-ti-ia ab-ni gefasst und a palace
corresponding to the size thereof, a
mighty house, I built for my royal
habitation übersetzt worden.
bit kissatt könnte zwar als „Haus der
Macht* gefasst werden; aber schwerlich
würde diese Verbindung lediglich an Stelle
eines bitu rab, dannu usw. verwendet worden
sein, ohne bestimmte Absicht. Sehr schwer-
fällig mutet obendrein das vorhergehende
Жай míhira an. Dies etwa dem {Каі mehirtu
gleichzusetzen, dürfte nicht angehen. Daher
1) Die Abstraktnomina auf -ütu nehmen ja zu-
weilen Kollektivbedeutung an; das bekannteste Bei-
spiel ist avélütu = Menschheit, Menschen. Kollek-
tivischen Sinn muss die fragliche Zeichengruppe in
Johns No. 828 besitzen, wo SAL-SI + UMmes steht;
dieses SAL bezw. 84151 + ОМ хоз deckt sich seiner
Bedeutung nach also im wesentlichen mit 5SAB meš
und 3alUNmes,; über diese beiden Ideogramme und
ihre wahrscheinliche Umschrift vgl. man meine Be-
merk. in ZA XIX 239ff.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Mai 1907.] 260
möchte ich vermuten, dass [-GAL-Mf-SAR-RA
bit kiššatė zu lesen und als Í-GAL-MÍ-
SAR- RA, (das ist) das bit xissati, baute ich
zu meiner königlichen Residenz zu fassen ist.
Hierbei bleibt noch eine kleine Schwierig-
keit, nämlich das MÍ. Wenn es nicht in
anderer Weise erklärt werden kann, etwa
als Rest der Uebernahme eines anders ge-
arteten Namens, welcher mit dem Namen
bit ki3sati ausgeglichen werden sollte, müsste
das МІ als ein Bildungselement angesehen
werden. Па GAL-MI = bugs Thron, so
wäre hier allerdings eine Hindeutung auf
einen anders gebildeten Namen zu finden.
Dass T. N. I, der Sar kissati, in oder bei
Ašur ein bit kiššati baut, dürfte nicht Wunder
nelimen.
Im äusserlichen Anschluss an diese Notiz
móchte ich darauf hinweisen, dass Zeile 29
nicht lu - ud- zi gelesen werden kann, da viel-
mehr die Form li- id-hi erwartet werden
müsste. Es ist also eine Form O, anzu-
nehmen; und als solche möchte ich lu-ut-ti
vorschlagen = lu-u’attt d. i. möge er seine
Tage verfinstern.
F. E, Peiser.
Ekimmu und Utukku = Igigi und
Anunnaki.
Schon Friedrich Delitzsch hat in seinem
Handwörterbuch S. 57® und 157* die beiden
aus S^ БІ und 53 sowie aus den bilinguen
Beschwörungsformeln bekannten Ideogramme
für den ursprünglich wohl harmlosen Schatten-
geist ekimmu, sum. gigim und den meist als
böse bezeichneten wtukku-Dümon richtig als
1/; Iš-tar und / 13-tar analysiert. Man kann
aber, da das Ideogramm für 1/, eigentlich 20,
scil. Sechzigstel und das für ?/, eigentlich
40, scil. Sechzigstel, bedeutet, ebensogut 20
Is-tar und 40 IS-tar setzen, was, da die
heilige Zahl der Istar 15 ist, also 5 und 10,
bezw. 300 und 600 für die beiden Geister-
klassen als symbolische Zahl ergibt; übrigens
ist, auch wenn man bei 5 und 10 als Deutung
bleibt, ganz gut der Ausdruck Sosse ergänzbar
(vgl. z. B. 20 = Samas, womit gewiss 1200
gemeint ist), so dass wir also auch dann
300 gigim und 600 utuk hätten.
Es ist nun wohl kein Zufall, dass nach
der babylonischen Anschauung (vgl. zuletzt
meinen Gruudriss S. 234 zu Hrozny, ferner
S. 325 und S. 370, A. 1) die Igigi (eigentlich
5 gigi, vgl. das Ideogramm Wry und dazu
261 (Ко. 5.)
die 5, bezw. 5 >< 60 gigim) oder Engel des
Himmels ebenfalls 300 und die bésen Anun-
naki oder Engel des Abgrunds 600 waren!)
Da für Anunnaki auch die Formen Enukki
und Anukki bezeugt. sind (vgl. Jensen, К.
B. VI, 1, S. 7, A. 9 und Zimmern, K. A. T.3,
452), so ist gewiss auch der Anklang von
Utuk (etwa gar aus Unuk und dies aus
Anuk? vgl. sumerisch ana und ta „was“
u. a. Beispiele) an Anuk eine beabsichtigte
Spielerei, während die Beziehung der 300
Igigi zu den 300 Gigim ja auch lautlich
sich sofort aufdrüngt. Da іш Gilgamis-
Epos, Gesang 12, Kol. 3, Z. 28 utukku vom
zitierten Totengeist des Eabani gebraucht
wird, so war vielleicht die Anschauung die,
dass die,Geister der frommen Abgeschiedenen
unter die Igigi (oder die grossen Götter,
Grundr. S. 370, A. 1), die der Gottlosen
aber unter die bösen Anunnaki aufgenommen
worden sind; vgl. die analoge Anschauung
85 Gem Aegyptern, Erman, Die ügypt. Rel.,
Da gerade von der Góttin Istar und ihrer
Zahl 15 (bezw. auch 900, das wäre dann
300 + 600) die Rede war, so möchte ich
zum Schluss auf die Stelle 2. R. 57, 13°
hinweisen, wo es heisst [Istar] 5а imna (ge-
schr. 16, so lies natürlich statt 14) u Suméla
(geschr. |1444, 150) gam-rat, „welche das
rechts und das links vollendet“; es folgen
Z. 14 die Igigi. Auch ist zu beachten (zu
Grundr. S. 370, А. 1), dass die Zahlen der
7 Planeten (30, 20, 10, 15, 50, 11, 14) genau
150 ergibt, wührend die grosse Gótterdreiheit
Anu, Bel, Ea (60, 50, 40) ebenfalls 150 aus-
macht. Dürften wir für die letztere 6, D, 4
d. i. 15 setzen, so hütten wir dann rechts
= Anu, Bel und Ea und links die 7 Planeten
(150); auch ist daran zu erinnern (als be-
redtes Zeugnis für das Alter der Zahlen-
symbolik, in welche nur immer neuer Inhalt
gegossen wurde) dass der dominikanische
Rosenkranz 15 Paternosterperlen und 150
Marienperlen enthält.
München, 2. April 1907.
Fritz Hommel.
1) Weiteres über die Zahlen der Igigi (Ogdoas)
Anunnaki (Enneas) habe ich in meinem Aufsatz
t. Kultur, II. Die acht
emnon, Bd. I, 1907,
und
„Zum babyl. Ursprung der
3 des Sonnengottes“
8. 82—85 beigebracht.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Mai 1907.] 262
Noch einmal GI. SA.
Von À. Ungnad.
In der Februar-Nummer der OLZ. hat
Streck die bei Friedrich, Urkunden aus
Sippar, häufige Zeichengruppe, die ich in
zb G 60, S. 696 als GI.SA bestimmte,
mit MÁS. KAK angesetzt. Meine Bedenken
dagegen sind folgende:
1. Bei KAK gehen in der altbabylonischen
Kursivschrift die beiden Horizontalkeile
nicht parallel, sondern stehen in spitzem
Winkel zueinander, wie sich das aus der
Entstehung des Zeichens erklärt, Parallel
gehen sie dagegen bei SA und TAB, was
gleichfalls auf der Entstehung der betreffenden
Zeichen beruht. Die Parallelstellung der
Keile in KAK ist erst im Assyrischen durch-
КЕЛТЕ; wo sie sich іш Altbabylonischen
nden sollte’), ist sie eine Ausnahme, nicht
die Regel, wie in der fraglichen Zeichengruppe.
2. Findet sich einmal ein GI.SA in ganz
entsprechender Stelle wie die fragliche
Zeichengruppe, was auf VAT 3860 der Fall
ist?), so ist kein Zweifel mehr, dass GI.SA
zu lesen ist.
Die Bedeutung von GI.SA, das nach
Meissner, Seltene Ideogramme 1509, viel-
leicht 52943) zu lesen ist, dürfte , Rohrbiindel“
oder &hnlich sein. Ganz entsprechend ist in
neubabylonischen Kontrakten der Gebrauch
von gusullu Vgl. Strassmaier, Nabon.
453, 14. 16, wo x gwsw(!1).lum $a kané zu
lesen ist; ebenso bei Labasi-Marduk No. 1,
1 und 43: x gu-su(!)-ul-lum ša kané. Ob gu-
zullum oder gusullum richtiger ist, bleibt
fraglich. Möglich wire es sogar, dass GI. SA
das Ideogramm für gus(e)ullum ѓа kané ist;
doch kann man sich darin sehr irren, da ja
die Sprache der neubabylonischen Kontrakte
in gewissen Ausdrücken so stark von der
altbabylonischen abweicht, dass man von der
einen Gattung keine Schlüsse auf die andere
machen kann. Wie verschieden der Ausdruck
ist, zeigt besonders anschaulich die Urkunde
Rt) 86, wo Z. 2 e- gu- ub ka-ni-ki-Su ganz genau
einem neubabylonischem elat 48345) ent-
spricht.
1) Ich habe kein paläographisch sicheres Beispiel
von KAK, in dem die Keile parallel geben, im Ge-
dichtnis.
d Eine Publikation dieser ganz Karen und ganz
den Friedrich’schen Texten enteprechenden Tafel hielt
ich für überflüssig.
) Lehnwort aus GI. 8A?
*) Ranke, Legal and Business Documents,
5) Die Schreibung w-H-tum statt w-AN-tim findet
sich bereits Strassmaier, Nabon. 720, Z. 11. [siehe
Peiser, Babyl. Verträge, S. 360. D. R.]
263 [No. 5.)
Die beiden Basalt-Potwale von Kileh
Schergat.
Von Paul Haupt.
In dem soeben ausgegebenen Aprilhefte
des American Journal of Semitic Languages
habe ich in einem Aufsatze Der assyrische
Name des Potwals (Band 23, S. 203—203)
gezeigt, dass assyr. náriru, Blaser, Spritzer
den Potwal oder Kaschelot bezeichnet. Tiglath-
pileser I. erlegte um 1100 v. Chr. bei
Arvad in der nordóstlichen Ecke des Mittel-
meeres einen Potwal, ebenso wie der Kaiser
vor einigen Jahren auf einer seiner Nordland-
fahrteu an einer Walfischjagd teilnahm. Auch
derı Ungeheuer in der Mythe von Perseus und
Andromeda und der Legende vom Heiligen
Georg sowie dem Walfisch in der saddu-
züischen Parabel vom Propheten Jona liegt
ein in grauer Vorzeit bei Jaffa gestrandeter
Potwal zugrunde. ASsur-n&cir-pal (885 —
860) sagt, dass er zwei Potwale aus ad.bar-
Stein an den Toren der Paläste der alten
Reichshauptstadt Assur aufgestellt habe.
Dies wird man bei der in No. 26 (S. 53)
der Mitteilungen der Deutschen Orientgesell-
Schaft besprochenen Zusammensetzung der
Skulpturen-Bruchstücke in Assur berück-
sichtigen müssen. Die kolossalen Köpfe
und die elfenbeinzahnbewährten Unterkiefer,
ebenso die Schwanzflossen der beiden Pot-
wale sollten unschwer zu erkennen sein.
Auf derselben Seite 53 wird gesagt, dass auf
der Inschrift 4199* názi[(r| vorkommt. Ad bor
(oder ad-ma3) scheint nach S. 56 Basalt zu
sein. Eine nähere Bestimmung der Basalt-
art ist wünschenswert. Basaltlava sagt nicht
viel. Jeder Basalt kann schliesslich als
Basaltlava bezeichnet werden. Wichtiger
ist es zu wissen, ob die Basaltbruchstücke
aus grauem Dolerit oder dem dunkleren
Anamesit usw. bestehen.
Altertums-Berichte
aus dem Kulturkreise des Mittelmeers.
Afrika.
86. Da die Ruinen Carthagos, die bereits viele
wertvolle Funde aus phönizischer und römischer Zeit
geliefert haben, in steigendem Masse durch „Barbaren“
bedroht sind, nämlich einmal durch die Eingeborenen,
welche ihnen Steine zum Bau ihrer Häuser und ar-
chüologische Funde zum Verkauf an die Fremden
entreissen, und auf der andern Seite gewisse Unter-
nehmer, die ап dem wundervoll gelegenen Platz ein
Seebad errichten und damit zugleich die historische
Bedeutung des Ortes ausnutzen wollen, die ferner
moderne Bauten unter Benutzung der vorhandenen
alten Mauern aufführen, — so sieht sich die ,Gesell-
schaft der Künste und Wissenschaften von Tunis“
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Mai 1907.) 264
veranlasst, die gesamte wissenschaftliche Welt von
Frankreich zur Rettung Carthagos aufzurufen: ,...In
wenigen Monaten sind zahlreiche Reste von Palästen
und Öffentlichen Gebäuden, deren Mauern sich noch
vier bis fünf Meter hoch über den Erdboden erboben,
und die sich über das alte Forum ausdehnten, unter
den поке der machtlosen Verwaltung zerstórt wor-
den“. Unternehmern und Eingeborenen solle unter-
sagt werden, ihre neuen Bauten auf den Ruinen zu
errichten usw. (Nationalzeitung.) M.
87. Bei Bauarbeiten in Rom auf dem Grund und
Boden der italienischen Kommerzbank stiess man in
einer Tiefe von 11 m auf eine Galerie. Nach einigen
Tagen wurde eine wohlerhaltene, wundervolle Niobi-
denstatue aus parischem Marmor zutage gefördert.
(Der Tag 1907, No. 155.) F.
88. Metapontion. Aus Neapel wird berichtet:
Auf der grossen Ebene, die einst das Weichbild der
Stadt Metapontion darstellte, entdeckte man bei der
Vornahme von Bodenregulierungsarbeiten Fragmente
und Fundamente, die auf das Vorhandensein grie-
chischer Gräber und Gebäude hinzuweisen schienen.
Auf Veranlassung des Ministeriums begab sich Prof.
Spinazzola an die Ausgrabungsstätte und untersuchte
die ans Licht gebrachten Ueberreste aus dem Alter-
tum. Er entdeckte Gräber und nahm infolgedessen
im Norden und im Süden der alten Stadt weitere
Augrabungen vor. Die Gräber, die aus der grie-
chischen Zeit stammen, befinden sich auf sumpfigem
Gebiete in einer Tiefe von mehr als einem Meter
unter der Bodenfläche. Einige sind mit grossen
Ziegeln bedeckt, andere mit zylinderförmigen Ziegeln,
noch andere mit Steinen. Ein Grab, das der Ruhe-
platz einer hervorragenden Persönlichkeit zu sein
scheint, ist aus grossen und schweren Steinplatten
bergestellt; auf einer der Schnittflächen sieht man
eine Anzahl griechischer Buchstaben; im Grabe liegen
neben dem Skelett kleine Vasen und andere Gegen-
stände. Alle Funde sind gut erhalten. Die Schädel
sollen nach Neapel gebracht und dort gemessen
werden; die Schädelbildung lässt aber schon jetzt
keinen Zweifel über den griechischen Ursprung der
Skelette, und man kann mit Sicherheit annehmen,
dass die Grüber aus dem vierten Jahrhundert v. Chr.
stammen. An einer anderen Stelle der Stadt fand
man ein grosses Fundament von Steinblicken, die
zu der Annahme führten, dass sich hier einst ein
Tempel befunden habe. Prof. Spinazzola stellte je-
doch fest, dass es sich um Reste der alten Stadt-
mauer handelt. Die Ausgrabungen werden eifrig fort-
gesetzt. (Deutsche Tagesztg. 1907. М. 136.) F.
89. Die letzten Ausgrabungen der franzósischen
Schule in Athen vom April bis zum September 1906
auf Delos erstreckten sich auf den Tempelbezirk,
auf die Stätte des Theaters, auf die Umgebung des
Klubs der Poseidoniasten und auf den heiligen See.
Die architektonische Ausbeute war beträchtlich. Ein
grosses Säulentor nördlich vom Heiligtum mit dem
Namen des Antigonos Gonatas; ein kreisrundes Monu-
ment, das Athener ihren Vorfahren geweiht hatten,
und verschiedene Hüuser wurden aufyedeckt; das
vollständigste war das „Haus der Kleopatra*. Die
dort entdeckte Inschrift besagt, dass Kleopatra, die
Tochter des Adrastos aus Attika, eine Statue ihres
Gatten Dioscurides errichtet habe. Nach dem ebenfalls
angegebenen Namen des Archonten Timarchos ist
das Bauwerk iu das zweite Jahrhundert v. Chr. zu
265 [No. б.)
datieren. Die ganze stattliche Villa ist jetzt ans
Licht gebracht mit ihren dorischen Säulen, іп schönster
Lage auf einer Anhöhe. Selbst die Bewohner, oder
wenigstens ihre Bilder, sind noch da, die Statue der
Frau so an ihrem ursprünglichen Platze. Die
Frauengestalt steht da in einfacher, eleganter Haltung,
den rechten Arm unter den linken geschlagen; der
Kopf fehlt. Die Statue des Mannes ist weniger voll-
ständig und konnte daher nicht wieder aufgebaut
werden; beide erhoben sich jedenfalls nebeneinander
auf dem grossen Piedestal, das die Inschrift trägt.
Unter den Funden an plastischen Werken ist der
merkwürdigste der von fünf Kolossalfiguren von Löwen
in Marmor von der Hand Naxos, die in regelmässigen
Zwischenräumen aufgestellt waren und gleichsam
Wache hielten. Die Figuren sind 1,73 Meter hoch
und haben ein archaisches Gepräge. Sie sind einzig
in ihrer Art, und nach der ziemlich rohen und naiven
Technik zu schliessen, können sie auf das 7. Jahr-
bundert v. Chr. zurückgeben, es sei denn, dass sie,
wie Salomon Reinach vermutet hat, einen Teil eines
Weibgeschenks gebildet hätten, das Krösus, dessen
mythologischer Ahne ein Löwe war, gesandt hat.
Aus der archaischen Epoche wurden auch noch ein
mykenisches Grab, das etwa aus dem 12. Jahrhundert
v. Chr. stammt, und zahlreiche Scherben von sehr
alten Vasen gefunden. Die anderen plastischen Werke,
die die letzten Ausgrabungen ergaben, waren sehr
viel jüngeren Datums. Zu den hervorragendsten
Funden dieser Art gehört ein schöner Überlebens-
Ақы Marmorkopf, den man fir einen Dionysos
alt; der Typus erinnert an die Arbeiten des Skopas.
Ferner wurde eine grosse Statue der Polybymnia,
gleichfalls in Marmor, eine ausgezeichnete Kopie des
im 2. Jahrhundert von Philiskos von Rhodos aus-
geführten Werkes, entdeckt, von dem auch das Ber-
liner Museum und der Louvre römische Kopien be-
sitzen. Die Falten des schweren Tunikastoffes fallen
tief und kräftig; während der feinere Mantelstoff den
Oberkórper und die übereinander geschlagenen Arme
einhüllt. Der Kopf und die Hände sind verloren.
Von einer Terrakotta-Statuette des jungen Herkules
is& nur der 6—7 Zentimeter messende Kopf erhalten;
er stammt zweifellos aus Smyrna. An Terrakotta-
arbeiten ist Delos besonders reich; seit dem Beginn
der Ausgrabungen hat man über 860 Stücke gefunden,
nicht nur Köpfe, sondern auch Masken, Vasen in
Form von Füssen, Lampen in Form von Barken. U. a.
hat man ein prüchtiges und fast vollständig erhaltenes
Kohlenbecken mit wundervollen Blumendekorutionen
und Ornamenten gefunden. Schliesslich haben dic
Ausgrabuugen eine reiche Ausbeute an Münzen, Bronze-
stücken, Drachmen, Tetradrachmen und Hemidrachmen
in Silber ergeben. (Hamburg. Corresp. 1907, ge 130.)
90. In Sparta hat das englische Institut im
vorigen Jahre Ausgrabungen begonnen. Man fand
Ruinen aus römischer Zeit, in denen sich Marmor-
tafeln fanden mit Weihungen an die Artemis Orthia.
Geweiht wurde der Göttin die Strigilis der turnenden
Jugend, welche in einer Vertiefung des Marmors be-
festigt wurde. Іп grösserer Tiefe fand man Mengen
von korinthischen Scherben, Figuren aus Bronze und
Elfenbein, endlich mehr als hundert lebensgrosse
Masken aus Terrakotta. Noch tiefer lagen geometrische
Scherben und Bronzesachen, zahlreiche Spangen mit
vier Spiralen und Bleifiguren, welche Reiter, Hopliten,
Frauen, auch Krünze darstellen. Nicht weniger als
3000 solcher Bleifiguren und 7000 Bleikrünze sind
bisher gezählt, alles Weihgeschenke für die Artemis.
Die Ausgrabungen sollen auch anderen Teilen des
alten Spurta zugute kommen. Auch im Theater sind
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Mai 1907.] 266
inschriftliche Funde geglückt, darunter eine Ehren-
inschrift für den Kaiser Florianus und ein kultur-
historisch sehr wichtiger Stein mit dem Reglement
für die Feier der Leonideia, spartanischer Wettspiele.
Endlich ist die antike Stadtmauer weithin verfolgt
worden. Sie bestand aus Luftziegeln, die auf steinerner
Grundlage ruhten und von richtigen Dachziegeln mit
der Fabrikmarke „von der öffentlichen Mauer“ über-
deckt waren. (Hamb. Corr. 6. III. 07.) F.
Die griech. arch. Ges. hat sich im Jahre 1906
mit beachtenswerten Ausgrabungen und Restaurations-
arbeiten beschäftigt. Wie bei der jüngsten Jahres-
versammlung Kavvadias ausführte, wurden folgende
Ausgrabungen vorgenommen:
91. In dem bei Огоров belegenen Amphiareion
legte Leonardos eine antike Quelle und Wasserbecken
in situ, sowie ein grosses Gebäude frei, das allem
Anschein nach als Unterkunft für die zu den Festen
nach dem Heiligtum strömenden Fremden diente und
die auf Inschriften erwähnten Kaufläden enthielt.
92. (vgl. 40). Іп Sunion wurden von Herrn Steis
zwei kolossale archaische Statuen von dem Typus
der sogenannten Apollofiguren, sowie die Basen
nebst den Füssen zweier ühnlicher Statuen aufge-
deckt. Diese Funde stammen aus einer nach den
Perserkriegen vorgenommenen Aufschiittung.
93. Auf Eubóa hat Papavassilion іп der Nühe
von Chalkis zahlreiche Grüber, ühnlich den auf den
Cyxladen und in Mykenü entdeckten, freigelegt; die-
selben enthielten sehr viele Vasen.
94. Auf Naxos setzt Stephanos die Durchfor-
schung der ältesten Nekropolen der Stadt fort und
legte zahlreiche Grüber frei.
90. In Aetolien und Lokris wurden von Soti-
riadis topographische Untersuchungen vorgenommen,
eine sehr alte Ansiedlung aus der neolithischen
Periode entdeckt und ein Temenos, welches Gräber
aus vormykenischer Zeit bedeckte, aufgegraben.
96. In Korinth wurden von Skias Spuren der
von Pausanias erwähnten beiden Strassen aufgefunden,
welche nach dem Markt führten, sowie einige Teile
der westlichen langen Mauer. Durch diese Funde
wird die Lage der alten Agora genau bestimmt.
97. In Lykosura wurde von Kuruniotis im Heilig-
tum der Despoina gegraben und der Platz in der Nähe
des Megaron erforscht. Aus den Ausgrabungen er-
gibt sich die Tatsache, dass das Megaron dem Altar
von Pergamon ähnlich ist.
98. In Epidauros nahm Kavvadias Ausgrabungen
zur genaueren Feststellung einiger schon früher ent-
deckter Gebäude vor.
99. In Phigaleia dauerten die Arbeiten zur
Wiederaufrichtung des Apollotempels vermittelst dos
erhaltenen antiken Materials fort. Die Tempelwände
sind fast vollständig aufgerichtet, desgleichen die
Halbsäulen im Innern des Heiligtums. Im laufenden
Jahre wird mit der Festmachung des Tempelunter-
baues begonnen und sollen einige Epistylblöcke an
ihren ursprünglichen Platz gelegt werden.
100. Neu begonnen wurden die Arbeiten zur Stützung
des baufälligen Tempels in Alt-Korinth. Durch die
bisherigen Arbeiten wurden mehrere Epistyle gestützt.
Ausserdem erstreckten sich die Arbeiten noch auf
die von der amerikanischen Schule aufgedeckte
Quelle Peirene, die infolge grosser Regengüsse Schaden
gelitten hatte und der Ausbesserung bedurfte.
101. Endlich wurden unter Aufsicht des Herrn
Adamantion die Denkmäler von Mistra einer gründ-
lichen Prüfung unterzogen und gesäubert. (Vossische
Ztg. 1907 N. 121.) F
267 [No. 5.)
Hus Gelehrten Gesellsehaften.
In der Sitzung der Vorderasiatischen Ge-
sellschaft am 10. April sprach E. Brandenburg
über: Religion und Totenkult in Phrygien. Die un-
sicheren Ueberlieferungen beiseite lassend und sich
nur auf die Denkmäler stützend, führte der Vortr.
zunächst die Voll-Darstellungen von Göttern vor (am
Arslankaja und der Niobe), sodann die eigentümlichen
Abkürzungen solcher in den „Stufen“-Denkmälern.
Der Grabkult war zugleich ein Götter- und ein Heroen-
kult. Die bekannten Fassaden sind ursprünglich sicher
Gräber (gegen Kórte). Später wurden an die Vorder-
seiten auch Gótterbilder gemalt und bei diesen Kult
abgehalten. Dem Charakter des Volkes entsprechend,
war der Gottesdienst hauptsächlich Verehrung der
Naturvorgiinge. Die Fruchtbarkeitsgottheit, Kybele,
stand im Mittelpunkt. — Darauf gab H Winckler
eine Besprechung und Uebersetzung des Vertrages
zwischen dem König von Kizvadna und Chattusil,
König von Chatti. Das Land K., wohl im östlichen
Kleinasien gelegen, gehórte nach dem Vertrag früher
zu Chatti, ging danu aber zu den Charri über, die
in Syrien sitzen müssen, da sie nach einer andern
Inschrift Karchemisch erobert haben usw. Von diesen
hat sich jetzt aber K. wieder getrennt, und Sunasura,
sein König, schliesst mit Chaitusil, oder der „Sonne“,
wie dieser einfach genannt wird, ein Schutz- und
Trutzbündnis. Die ,Sonne* erscheint als der Bundes-
herr, dennoch aber vorkehren beide auf dem Fuss
der Gleichheit. Der Vertrag bestimmt, dass wenn 8.
zur Sonne kommt, deren ganzer Hofstaat vor 8.
aufstehen muss. Bittet die ,Sonne* den S. zu sich,
dieser will aber nicht kommen, so soll er seinen Sohn
senden. Welchen seiner Sdhne 8. zum Nachfolger
bestimmt, den soll die „Sonne“ schützen. Dann
folgen dieselben Bestimmungen, nur umgekehrt, für
den andern Teil. — Feinde des einen sollen auch
die des andern sein. Es folgen Bestimmungen über
Behandlung von Rebellen u.s. f. Zum Schluss folgt
eine Gebietsteilung mit Nennung vieler Ortsnamen.
In der Sitzung der Archäolog. Gesellsch. zu
Berlin vom 5. März legte Winnefeld die „Karten
von Leukas* des Hauptmanns von Marées vor.
Die Anregung zu dem Unternehmen ist von W. Dórp-
feld ausgegangen. R. Weil sprach über die Gold-
medaillons von Ábukir. Aus dem grossen Gold-
fund von Abukir, über den 1902 die ersten Nach-
richten nach Europa gelangten, sind fünf prüchtige
Medaillons von dem Münzkabinett der Kóniglichen
Museen in Berlin erworben worden, und Direktor
H. Dressel hat kürzlich diese Stücke in den Abh. d.
Berliner Akad. d. W. unter dem Titel ,Fünf Gold-
ınedaillons aus dem Funde von Abukir* (mit 4 Tafeln,
Berlin 1906) eingehend behandelt. Denkmäler dieser
Art hatte bisher nur das Cabinet des médailles in
Paris aufzuweisen; es waren die drei prachtvollen,
1862 bei Tarsos in Cilicien gefundenen Stücke, die
A. de Longpérier als militärische Dekorationen (pha-
lerae) erkiürt hat. Erst jetzt, da durch den ügypti-
schen Fund gleich 20 solcher grossen Medaillons zu-
tage gekommen sind, ist voller Aufschluss über die
Herkunft und Bestimmung dieser Denkmäler gewonnen
worden. Diese Medaillons, die 5—6 cm im Darch-
messer haben, tragen Porträts Alexanders d. Gr. oder
doch Darstellungen, die mit ihm in Beziehung stehen.
Eins erwähnt eine Olympienfeier des Jahres 274 akti-
scher Aera — 242/43 n. Chr, und der französische
Numismatiker und Archäologe Robert Mowat hat
daraus scharfsinnig geschlossen, dass damit die
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
Mai 1907.) 268
Alexander d. Gr. zu Ehren veranstaltete Olympien-
feier in der makedonischen Stadt Beroia gemeint ist.
Die Medaillons sind einst als Siegespreise den Siegern
ausgehändigt worden. Sie gehören der Zeit an, da
die römischen Kaiser die hellenische Kultur des Ostens
vor dem parthischen und neupersischen Reiche schützen
und damit das Werk des grossen Makedonenkönigs
Гогіззігеп wollten. О. Puchstein sprach dann über
pompejanische Theaterbilder und zwar im An-
schluss an die Dissertation v. Cubes: ,Die rómische
scenae frons in den pompejanischen Wandbildern
vierten Stiles“ (ersch. i. d. von C. Garlitt herausg.
Beitr. zur Bauwissenschaft, Berlin 1906). Cube ist
mit seiner Arbeit einem Gedanken Puchsteins, dass
eine kleine Anzahl schóner Wanddekorationen aus der
letzten Zeit Pompejis zweifellos Bühnenfronten dar-
stellt, vom Standpunkte des Architekten aus weiter
nachgegangen. Er hat zum graphischen Beweise,
dass diese Auffassung der nach sorgfältigeu Kopien
Соһев zum Teil zum ersten Male veröffentlichten
Bilder die richtige ist, durch Grundrisse und Rekon-
struktionen veranschaulicht, wie die den Malern vor-
schwebenden Motive in monumentaler Architektur
aussehen würden. Bei der Vorführung von Licht-
bildern nach diesen Cubeschen Zeichnungen demon-
strierte Puchstein besonders an der Gestalt der Pro-
skenien oder Rampen, an den Tabernakeln oder
Prostasen mit Bildnischen, endlich an der Verteilung
und Ausbildung der drei (bezw. fünf) Türen, dass die
Absicht der pompejanischen Maler, Bühnenfronten
darzustellen, durch den Vergleich mit wirklichen
Bühnen, wie der des grossen Theaters in Pompeji
selbst oder der des Theaters von Arpendos, zur Evi-
denz erhoben werde. Auf die Deutung und Bedeutung
des in den pompejanischen Theaterbildern dargestell-
ten Personals ist Cube als Architekt nicht eingegangen,
doch könnten auch in dieser Beziehung Rückschlüsse
auf die zu einer bestimmten Zeit bei der römischen
Bühne übliche Art der Inszenierung, insbesondere
des Agierens der Schauspieler, gemacht werden.
(Voss. Ztg. 1907, No. 144.) Е,
Mitteilungen.
Ueber dekorative Kunst im Bronzezeit-
alter Kretas während der minoischen Epoche, hat
Fräulein Edith H. Hall, die an den amerikanischen
Ausgrabungen auf dem Isthmus von Hierapetra be-
teiligt ist, in den „Transactions“ des „Department
of Archaeology“ der Pennsylvania-Universitat eben
eine Studie veröffentlicht (Bd. 2, Teil 1). Ihre Unter-
suchungen erstrecken sich über eine künstlerische
Entwicklung von etwa 2000 Jahren, vom 8. bis ins
1. vorchristliche Jahrtausend hinein. Jener Zeitraum
wird eingeteilt in eine frühminoische, eine mittel-
minoische und eine sp&tminoische Periode, deren
jede wieder in drei Unterperioden (I bis III) zerfülit.
Zu Beginn fühlte sich der Sinn für Gleichgewicht,
Rhythmus und Harmonie durch das einfachste ge-
ometrische Linienornament, besonders durch die
Zickzacklinie, befriedigt. Der nachgewiesene Gebrauch
des Pinsels beeinflusst dann die Umbildung dieses
geradlinigen Ornaments in ein Ornament mit krummen
Linien, und in der frühminoischen Periode III folgen
viele Versuche in der Krummlinien-Ornamentik. Es
finden sich darunter Motive, die wirklichen Gegen-
stánden gleichen und dem primitiven Sinn für nach-
ahmende Kunst Genüge tun. Konventionelle natura-
listische Zeichnungen, die dort gelegentlich beginnen,
setzen sich mit wachsendem Realismus durch die
mittelminoische Periode II fort; typischer für sie ist
269 (Ко. 5.)
aber die nicht nachabmende Ornamentik. Manche
Zeichnungen erreichen eine hohe künstlerische Stufe,
wührend andere roh und phantastisch sind. Das
Vorherrschen dieser Art von Zeichnungen geht der
Anwendung der Mehrfarbentechnik parallel. [n der
mittelminoischen Periode ІП überwiegen rein na-
turalistische Zeichnungen die nicht nachahmenden.
Teilweise sind sie Agyptischem Einfluss zuzuschreiben;
aber kretische, infolge langer Uebung in künstlerischer
Anwendung von Linie und Farbe geschickte Zeichner
sind imstande, sowohl natürlichere als auch mehr
dekorative Wirkungen zu erreichen als ägyptische
Künstler. In der Zeit der grossen Paläste in Knossos
und Phaistos ersetzen konventionelle Blumen teil-
weise die naturalistischen Motive, und es ist der
Beginn einer Neigung, die Flächen in kleine Felder
zu teilen, wahrnehmbar. In der spätminoischen Pe-
riode III endlich werden verschlechterte Formen
naturalistischer Motive verständnislos kupiert; es ist
des Kiinstlers Hauptzweck nur der, die Felder oder
Zonen, in die er seine Flächen teilt, mit Ornamenten
zu bepacken. Ein solches Dekorationssystem beweist
picht nur einen Mangel an künstlerischer Originalität,
es ist auch der Vorläufer eines rein geometrischen
Stils. (Vossische Ztg. 1907. N. 165.) F.
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Tanit à El-Kénissa, bespr. v. А. Schulten.
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III. 1 u. 2. F. Tillmann, Der Menschensohn.
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Stein, Die Stellvertretung im Oberkommando von
Aegypten, besp. v. J. P. Waltzing. — L. Hahn, Rom
und Romanismus im griechisch- römischen Osten. besp.
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römischen Litteratur, bespr. v. J. Hubaux. — E.
Windisch, Die altirischen Heldensagen, besp. v. V.
Tourneur. — M. Schanz, Geschichte der römischen
Literatur, 3. Aufl, bespr. v. — Fr. Cumont, Les reli-
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Kultur in ihren Beziehungen zu Judentum und Christen-
tum, besp. v. Deissmann. — Ermengildo La Terza,
Atharvaveda, trad. e comment, besp. v. H. Ulden-
berg. — S. A. Kapadia, Die Lehren des Zoroaster
und die Philosophie der Parsen-Religion. Aus d.
Eugl. übers. v. A. M. Heinek, bespr. v. —
13. О. Stählin, Clemens Alexandrinus 2. Bd.,
bespr. v. H. Lietzmann. — Fr. Zange, Das Johannes-
evangelium od. Christentum und Griechentum, bespr.
v. W. Soltau. — Mehmed Tevfiq, Ein Jahr in Kon-
stantinopel; Ahmed Hikmet, Türkische Frauen, bespr.
v. P. Horn. — Dichtergrüsse aus dem Osten Japanische
Dichtungen, übertragen von K. Florenz, bespr. v. —
14. A. J. Polak, Die Harmonisierung indischer,
türkischer und japanischer Melodien, besp. v. A.
Thierfelder. — H. Hirt, Die Indogermanen, ihre Ver-
breitung, ihre Urheimat und ihre Kultur. 2. Bd.,
bespr. v. O. Schrader.
15. L. Grünhut, JNA YI), Abhandlungen und
Aufsütze wissenschaftlichen Inhalts, bespr. v. W.
Bacher. — Н. L. Strack, Hebräische Grammatik.
9. Aufl, bespr. v. —. — K Güterbock,. Byzanz und
Persien in ihren diplomatisch-völkerrechtlichen Be-
ziehungen im Zeitalter Justianians, bespr. v. J. Kohler.
16. C. Bezold, Zur Babel-Bibel-Frage.
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XXIX, 7. E. Voigt, Die Heimat der Urgormanen.
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1. F. Paulsen, Eine neue Schrift Hermann
Gunkels (Elias, Jahve und Baal).
The Expoeitor. 1907.
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Chronology. — Th. Barns, The Number of the Beast:
a Warniog against Mithras Worship. — A. R. Gordon,
Job II. — J. R. Harris, Irenaeus on the Apostolical
Preaching. — J. H. A. Hart, The Scribes of the
Nazarenes. W. M. Ramsay, Pisidian Antioch.
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on the Babylonian Monuments? — A. A. Brockington,
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J. Moffatt, The Date of Galatians. — A. Deissmann,
The New Testament in the light of recently disco-
vered texta» of the graeco-roman world. — А. Glyn
Leonard, The Lower Nigor and its Tribes, besp v. —.
Hume, Dialogues Concerning Natural Religion; J F.
Genung, The Hebrew Literature of Wisdom; A. Mac-
laren, Expositions of Нсіу Scripture; W. Ewing,
Arab and Druze at Home; J. B. Mayor, The Epistle
of St. Jude and the Second Epistle of St. Peter;
Т. G. Tucker, Life in Ancient Athens; A. Lyall,
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Notes on the Book of Judges. — W. Ewing, The
Mount of Transfiguration. — M. D. Gibson, The Story
of Lazarus, A. Souter, The Relationship between Titus
and Luke.
Frankf. Ztg.
61. 1. Mrg.-Bl.
83. 1. Mrg.-Bl.
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E. Gutbrod, Durch Phónizien.
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Illustr. Ztg. 1907.
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fernsten Grenzmarken des Zarenreiches. I. Vom russisch-
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Zarenreiches. II. Kaukasien und Russisch-Zentralasien.
Jhrsbr. üb. d. Frtschr. d. kl. Altortw. 1907.
XXXIV, 9/10. W. Liebenam, Bericht über die
Arbeiten auf dem Gebiete der römischen Staatsalter-
tümer von 1889 — 1901 (1904) (Fortatzg.) — P. Viereck,
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Journal des Savants. 1907.
3. G. Perrot, Histoire de l'art depuis les premiers
temps chrétiens jusqu'à nos jours. — E. Kalinka, An-
tiko Denkmäler in Bulgarien, bespr. v. В. C. —
W. Wundt, Völkerpsychologie, besp. v. S. R.
Klio. 1907.
VII, 1. J. Beloch, Die Könige von Karthago. —
Mitteilungen u. Nachrichten: Die vorjährigen deutschen
Ausgrabungen in Aegypten, v. L. Borchardt.
Literar. Zentralbl. 1907.
12. A. Mischlich, Wórterbuch der Hausasprache.
I. Hausa-Deutsch, bespr. v. H. Stumme.
13/14. Fr. Maurer, Völkerkunde Bibel und
Christentum. L, besp. v. M. Chr. -- L. Hahn, Rom
und Romanismus im griechisch-rómischen Osten, besp.
v. A. Stein. — W. G. Holmes, The age of Justinian
and Theodora, besp. v. E. Gerland. — Atharva-Veda
Samhita. ‘Translat. by W. D. Whitney edit. by Ch.
К. Lanman, hesp. v. Ggr. — B. Faddegon, Camkaraé
Gitäbhäsya, besp. v. Htl.
15. С. Schaarschmidt, Die Religion, besp. v.
C. C. — O. Strauss u. P. Deussen, Vier philosophische
Texte des Mahäbhäratam, besp. v. R. Schmidt. —
K. Sethe, Urkunden der 18. Dynastie. 8. Heft; G.
Steindorff, Urkunden des ügyptischen Altertums. IV.
Abtlg. 8. Heft, bespr. v. J. Leipoldt. — H. V.
Hilprecht, Explorations in tbe Bible Lands during
the 19th Century; id., Die Ausgrabungen der Uni-
versität von Pensylvania im Bél-Tempel zu Nippur,
bespr. v. C. B. — L. Wenger, Die Stellvertretung im
Rechte der Papyri, besp. v. Preisigke.
16. F. Küchler, Die Stellung des Propheten
Jesaja zur Politik seiner Zeit, bespr. v. -rl-. — K.
Güterbock, Byzanz und Persien in ihren diplomatisch-
völkerrechtlichen Beziehungen im Zeitalter Justinians,
bespr. v. G. Kr. — A. Ungnad, Babylonisch- assyrische
Grammatik, bespr. v. O. Weber. — H. Junker,
Grammatik der Dendoratexte, bespr. v. J. Leipoldt.
378 (Мо. 5]
Al-Maohriq. X. 1907.
No. 4 (15. Febr). P. L. Jalabert, Les principales
découvertes de papyrus. — M. Alouf, La Triade de
Baalbek. — Р. d Lammens, Causeries góographiques
sur la Syrie (suite): La position de la Syrie. — L'abbé
T. Goqq, Les Supérieurs de la branche alépine de
lordre Basilien (1829—1907). — P. L. Oheikho, Un
témoin oculaire de la vie des Péres du désert (Palla-
dius). — Un traité sur les noms fóminins irréguliers
par Nour ed- Din al-Hoseini. Hrsg. v. L. Chelkho.
Der Vf., Nor ad-Din b. Ni mat Allah al-Husaini al
Gasá'iri ist ein später Schriftsteller. Besprechungen:
Semitic Study Series I (Tabari-de Goeje) und VI
(Bupári-Torrey); Duval, Littérature Syriaque Be ed.;
Littmann, Modern Arabic Tales.
No. b (1. Mürz). Em. Khacho, Monographie du
Liban. — P. L. Cheikho, Histoire de la Littérature
persane ido Sie M. G. Browne. — Quelques chapitres
d'hygióne d'un ancien médecin, aus einer etwa 200
Jahre alten Hs. herausgegeben von P. Cheikho. Der
Verf. war nicht zu ermitteln. — Besprechungen: Moh.
ben Cheneb, Proverbes arabes de l'Algérie et du
Maghreb P. [I; Kampffmeyer, Liste ar. Werke.
No. 6 (15. Mürz). P. L. Chetkho, La Littérature
arabe au XIXe siócle. — L’abbé C. Charon, Les
sièges ts de Tyr; St. Jean d'Acre. — Dr. Н.
Daraouni, Le Ribés. Ueber die Pflanze ribás (ribes).
— Discours religieux du Patr. Elia ІП (Хе siöcle).
Aus 2 Hss. arab. herausgegeben. — P. H. Lammers,
Causeries géographiques sur la Syrie (suite). — Deux
documents arabes attribuós à Aristote, édités par
le P. L. Chelkho. Aus der Hs. 408 der Vaticana
herausgegeben. 1 = Wastjat Aristatalis lil-Iskandar.
2 = Ri Aristätälis Иа 'l-Iskandar fi 't-tadbir.
Uebersetser ist wahrscheinlich Hussain b. Ishaq
Jedenfalls ist die Uebersetzung ülter als 377 H., da
ein Stück von No. 2 sich würtlich im Fihrist findet.
Das griechische Original konnte nicht nachgewiesen
werden. — Em. Khacho, Monographie du Liban (suite).
— Besprechungen: Musil, Karte von Arabia Petraea;
тасу Amborst of Hackney, Sketch of Egyptian History.
— Varia: Ein Brief von Frangois Pétis de la Croix
an den баў Naufal al-Häzin vom J. 1713.
Ко. 7 (1. April). Р. L. Chelkho, La Semaine
Sainte dans les rites orientaux. — P. Anastase O. C.,
Restes des monuments ‘abbasides à Bagdad. — Deux
Documenta (vgl. oben No. 6), Schluss. — Em. Khacho,
Monographie du Liban (suite). — Professeurs de la
Faculté Orientale, Bulletin d'Écriture Sainte. Lite-
raturbericht über 1906. — Besprechungen: Hall, Coptic
and Greek Text; Chaine, Gramm. Ethiopienne. .-
Varia. Une nouvelle copie de la poésie de Samaoual.
Mit Beziehung suf Maäriq IX 482 und 674. Arab.
herausgegeben.
Mittell aus d. Histor. Litt. 1907.
2. H. Winckler, Die babylonische Weltschüpfung,
(u.) М. Löhr, Alttestamentliche Religionsgeschichte.
Mittell. u. Nachr. d. Dt. Pal.-Ver. 1907.
lu 2. E. Baumann, Bericht über Revue biblique
. 1905. — Kurze Mitteilungen: Hidschäz-
n.
х? 1. J. Pascoe, odino byzan
.J. oire gli tine de 527 à
847, bespr. v. F. G i
Nature. 1907.
No. 1968. E. Smith, The art of embalming in
ancient Egypt, bespr. v.!
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Mai 1907.) 974
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Lit.
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besp. v. J. J. — M. Calvary, Die Geburtstagsfeier des
Monarchen bei den Griechen und Römern.
Neue Philolog. Rundschau. 1807.
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bei Kunaxa, besp. v. R. Hansen.
1. J. Geffcken, Aus der Werdezeit des Christentums,
besp. v. G. Fr. — G. Hölscher, Der Sadduzäismus,
besp. v. * * — Carton, Le sanctuaire de Tantt à el
Köénissa, bespr. von А. Schulten.
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962. А Colvin, Egypt to-day. — Lady Thompson,
A Ride through Bosnia &nd the Hercegovina.
Nuova Antologia. 1907.
847. R. Ottolenghi, J. „Falasha“ (in Abessinien).
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Marokko.
Protestantenblatt. 1907.
12. K. Budde, Geschichte der althebrüischen
Literatur; A. Bertholet, Apokryphen und Psendo-
epigraphen, besp. v. K. Kautzsch. — A. Huck, Synopse
der drei ersten Evangelien, besp. v. —
18. W. Fr. Der Walfisch des Jona (besp. Hans
Schmidts „Jona“, eine Untersuchung zur vergleichenden
Religionsgeschichte). — Dr. Menzel, Meine Reise nach
Jerusalem, besp. v. —
Protestantische Monatshefte. 1907.
XI, 3. K. Stier, Paulus ther die Sünde und das
Judentum seiner Zeit, — P. Wendland, Die Hellenistisch-
Römische Kultur in ihren Beziehungen za Judentum
und Christentum, bespr. v. L. Kóhler.
La Rev. de l'Art Апо. et mod. 1907.
XXI, 121. G. Mendel, Les Figurines de terre
cuite du musée de Constantinople i
Rev. des Bibliothéques. 1906.
XVI, 9—12. E. Deville, Les Manuscrits de
l'ancienne Bibliothéque de l'abbaye de Bonport (6 I.
Bibles Complétes; 8 II Parties de Bibles;
Bibles. Livres séparés. Ancient Testament; § IV.
Nouveau Testament; $ V. Interprötes de l'Écriture.
(Ancient Testament).
Revue Bleue. 1907.
XIV. M. Lair, Le Chemin de Fer de Bagdad.
XV. Marins-Ary Leblond, Une capitale militaire
saharienne au XIIe siécle Merrakech la Rouge.
Revue Oritique. 1907.
11. H. Hirt, Die Indogermanen, ihre Verbreitung,
ibre Urheimat und ihre Kultur, besp v. V. Henry.
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Pentateuque; C. — A. Briggs and Fr. v. Hügel, The
Papal Commission and the Pentateuch; F. C. Burkitt,
The Gospel history and its transmission; H. L. Jackson,
The Fourth Gospel and some recent German criticism,
besp. v. A. Loisy. — Nicole, Catalogue des Vases
Cypriotes du Musée d'Athénes, besp. v. A. de Ritter,
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besp. v. À. Meillet.
14. A. V. W. Jackson, Persia past and present,
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Plastik, besp. v. 8. Reinach. — C. Guignebert, Mannel
275 (Мо. 5.)
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54. 8. M. Recon, Le Shintofsme (suite). — А.
Cabaton, Raden Pakr випап de Giri. Légende mu-
sulmane javanaise — A. Lods, La croyance à la vie
future et le culte des morts dans l'antiquité israélite
besp. v. В. Dussaud. — В. G. Frazer, Adonis, Áttis,
Osiris besp. v. A. van Gennep. — J. Wellhausen,
Einleitung in die drei ersten Evangelien; id., Das
Evangelium Lucae übersetzt und erklürt besp. v. A.
Loisy. — A. ai Le quatriéme évangile besp. v. E.
v. Faye. — 8. Minocchi, Storia dei Salmi e dell'idee
Messianice; id., Salterio Davidico; Salmi Messianici;
Salmi oradotti dal testo triginale e commentati IL
ed. besp. v. T. André. — A. van Gennep, Mythes et
légendes d'Australie besp. v. N. W. Thomas. — W.
H. Roscher, Die Hebdomadenlehren der Griechischen
Philosophen und Aerzte besp. v. A. J. Reinach. —
R. Ottolenghi, Voci d'Oriente besp. v. id. — Sinuthii
archimandritae vita et opera omnia edt J. Leipoldt
adjuv. W. Crum besp. v. L.-B. Chabot. — A. Souter,
A. Study of Ambrosiaster besp. v. Ch. Guignebert. —
W. Engelkemper, Die religionsphilosophische Lebre
Saadja Gaons über die hl. Schrift besp. v. F Macler.
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l'étude de la langue russe besp. v. М. Koschkine. —
H. Guyot, Les Hémiuiscences de Philon le Juif chez
Plotin besp. v. E. Bréhier.
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Doctor Labortano Joannnes d'Etcheberri (1712) besp.
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stige aus dem in Arbeit befindlichen umfangreichen
Werk des G. Popescu-Ciocanel) — Н. Dreyfus, Les
Behals et le mouvement actuel en Perse. — A. Le
Chatelier, Les Musulmans des Philippines. — A. Cabaton,
Notes de bibliographie Indo-Néerlandaises. — L. Bou-
vat, Notes ot nouvelles. — L. Bouvat, La presse
musulmane (Auszüge). — L. Bouvat, Les livres et les
revues: Lalibrairie Terbiyete; Türkische Bibliothek 4,6;
Les derniers publications du docteur G. Jacob; Les
derniers publications du docteur Eilhard Wiedemann;
Orientalische Studien, Nöldeke gewidmet; Bibliographie
égyptienne; Bibliographie musulmane russe.
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ҮШ. IX. X. K. Schmidt, Der І. Clemensbrief
in altkoptischer Uebersetzung.
XI. XII. XII. F. W. K. Müller Neutestament-
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Есей presso Addis-Abeba. — H viaggio del dott.
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палестнискаго общества 1906.
XVIII 3) W. A. Solowjeff, Volkstümliche Redens-
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und Palästina. — N. Pomeranzeff, Aus Griechenland.
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279 [No. б.)
ORIENTALISTISCHE LITTERATURNZ EITUNG.
[Mai 1907.) 280
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Messerschmidt.
Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg 1. Pr., Schönstr. 18 a I.
Verlag u. Expedition: Wolf Peiser Verlag. Berlin S, Brandeuburgstr. 11
Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel, Kirchhain N.-L.
Orientalistische
Litteratur-Zeitung.
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am 15. jedes Monats.
Е. E. Peiser.
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Bestellungen nehmen entgegen: die Verlagsbuchhandlung, Berlin 8., Brandenburgstr. 11, sowie alle Buch-
bandlungen und Postämter (unter Nummer 6101). —
serate die sweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei
Wiederholungen und grösseren Anzeigen Ermässigung.
10. Jahrgang.
Adresse erbeten: Redaktion der 0. L. Z., Wolf
15. Juni 1907.
Alle für die Redaktion bestimmten Sendun
J£ 6.
en, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender
eiser Verlag, Berlin 8. 42, Brandenburgstr. 11.I.
Suri.
Von Hugo Winckler.
Die seiner Zeit von Nóldeke aufgestellte
Erklärung des Namens Syria als Abkürzung
von Assyria ergab sich durch die Zusammen-
hänge der geschichtlichen Verhältnisse, wie
wir sie jetzt feststellen können, sowie durch
eine Reihe von neu bekannt gewordenen
Tatsachen als a ben. Es bedurfte aber
eines sehr kräftigen Hinweises!), um die Auf-
merksamkeit der Forscher überhaupt darauf
zu lenken, dass man nicht mehr sich auf
jene jetzt unhaltbaren Anschauungen stützen
бопе. Es handelt sich dabei nicht nur um
eine Namenserkli , sondern um eine ge-
schichtliche Entwicklung des Landes Ee
geographischen Begriffes tiberhaupt und da-
mit um eine wichtige e der altorienta-
lischen Geschichte, die auch fiir die biblische
Kritik von Bedeutung ist.
Jetzt hat Ed. Meyer eine Kritik an
meinen Aufstellungen geübt 2), im Anschluss
an seine Erürterung der Begriffe Mugri und
Melua’) und in genau derselben Weise, indem
er kurzweg meine Ausführungen als aus der
Luft gegriffen wieder ausschalten zu können
glaubt. Da er selbst geneigt ist, seine eigenen
Anschauungen als auf methodisch richtigem
1) F. If S. 412 ff,
*) Die Israeliten und ihre Nachbarstämme 8. 469.
*) S. darüber: Die jüngsten Kümpfe wider den
Panbabylonismus: (Im Kampfe um den alten Orient
No. 2. Leipzig, Hinrichs 1907).
Wege gefunden anzusehen, ich umgekehrt
mich anheischig gemacht habe, in Füllen,
wo mein Urteil von dem anderer Forscher
sich unterscheidet, nachzuweisen, dass der
Grund zunächst nicht aus einer verschiedenen
Betrachtungsweise, sondern in der Kenntnis
von Tatsachen beruht, welche von jenen
nicht berücksichtigt werden!), so ist da ein
Fall an dem die Probe gemacht werden
kann. Ich gehe deshalb Meyers gesamte
Ausfiihrungen durch und werde sachen dabei
festzustellen, was von meinem Standpunkte
aus tiber die Frage beigebracht werden kann.
Meyer sagt:
»,Anhangsweise bespreche ich noch einen weiteren
geographischen Namen, den Winckler in die assyrische
Geographie Vorderasiens eingeführt hat, das angeb-
liche Land Suri.“
Ich habe meine Ausführungen im Zu-
sammenhange der gesamten geschichtlichen
Entwicklung Vorderasiens gemacht, wie ich
sie auch im folgenden machen werde. Nur
werde ich dabei die biblischen Stellen über
Assur — Syrien (d. h. das Seleukidenreich)
bei Seite lassen. Meyer geht auf diese Seite
der Sache gar nicht ein, sondern glaubt sie
mit der Ausschaltung des Namens Suri ver-
mutlich auch erledigt. Es ist deshalb miss-
lich, dass wir nicht erfahren, wie er denn
über die von mir angezogenen Tatsachen
!) AOG 8. 6.
888 (Мо. 6.)
denkt, welche ich aus meinem Suri heraus
erkläre Da ich nicht allein ,assyrische*
geographische Angaben verwendet hatte,
so hätte er mit mir den Gesichtskreis
etwas weiter fassen und auf den gesam-
ten Zusammenhang eingehen sollen. Denn
geschichtlich - geographische Fragen sollen
doch wohl im Zusammenhange der geschicht-
lichen Entwicklung beurteilt werden. Wir
werden sehen, von welcher Wichtigkeit das
für die Subari-Frage ist, dass er meine Aus-
führungen darüber nicht kannte und darum
auch meine Beurteilung der Zusammenhänge
nicht richtig erfasste.
,Es ist nach ihm die umfassende Benennung des
ganzen Gebiets von Anzan (das er mit Medien iden-
tifiziort) bis nach Syrien und Kleinasien, einschliess-
lich Mesopotamiens; die Namen der Syrer und Leuko-
syrer sollen aus ihm hervorgegangen sein.“
Es sei nur kurz bemerkt, dass selbst-
verständlich die Angabe Anzan = Medien
ganz allgemein gehalten und von Meyer wohl
auch so verstanden wird. Ich habe gesagt,
dass Suri da anfüngt, wo Anzan westlich
aufhört und Medien als das Land genannt,
welches in einer bestimmten Zeit am besten
bekannt ist. Die Bedeutung von Anzan
kommt zwar hier nicht in Betracbt, wohl aber
sein Verhältnis zu Suri Ich habe darauf
hingewiesen, dass es zeitweilig und zwar in
ültester Zeit als politisch mit Suri zusammen-
hórig angesehen wird. Das geht aus der
| Nennung eines „Königs von Anzan und Suri“
in dem n Omenwerke hervor. Das hat
sich Meyer nicht klar gemacht, denn er hätte
sonst seinen Begriff Subari nicht so ein-
schränken können, wie er es tut. Wir werden
sehen, dass er sich über diese ältesten Ent-
deckungen nicht unterrichtet hat (s. unten),
denn er würde sonst nicht einfach von einer
Erwähnung „neben Anzan“ gesprochen haben.
Wenn zwei Gebiete einen König haben, so
sind sie ein einheitlicher politischer Begriff.
Ich habe das verwertet, um das Mederreich
als eine Wiederherstellung des alten „Anzan
und Suri“ — das seinen Grenzen nach ent-
spricht — aufzufassen, in besonderer An-
lehnung an die uralten Ueberlieferungen,
welche das 6. Jahrhundert noch kannte. !)
Alle diese Dinge wollen im Zusammenhange
meiner Auffassung verstanden sein, die Meyer
unbekannt geblieben ist.
"Ег findet den Namen in dem bekannten aus
drei Zeichen bestehenden Ideogramm, das sonst all-
gemein Su.edin-ki gelesen wird. Strassmaier Z. Keil-
schrift f I71 hat auf grund zweier Syllabare die
Vermutung aufgestellt, das Zeichen kónne auch -ri
!) S. Е. ПІ 8. 315. Helmolt, Weltgeschichte III
B. 132. 134. Auszug B. 82.
ORIENTALISTISOHK LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juni 1907.) 284
gelesen werden, und daraufhin für Su-edin-ki
(ki ist das bekannte Lünderdeterminativ) die Aus-
sprache Su-ri vorgeschlagen, die Winckler aufge-
nommen hat. Sicher ist die Lesung, für die mir ein
weiterer Beleg nicht bekannt ist, (Anm.: „Denn was
Messerschmidt [MVAG 1896, 41] dafür anführt, bat
noch weniger Ueberzeugungskraft als die Kombi-
nationen Strassmaiers“. — Es folgt in der Anm. das
unten über armenisches Sdra angeführte), keineswegs;
und man wird besser tun, einstweilen bei Suedin zu
bleiben.
Es ist so ziemlich jeder Satz i Su-
edin-ki ist nicht „sonst allgemein gelesen“,
und Meyer nimmt das in den folgenden selbst
nicht an. Denn er erklärt die drei Zeichen
z richtig als Ideogramm, ein Ideogramm
iest man aber nicht seiner Aussprache nach.
Man schreibt auch nur „sonst allgemein“
Su-EDIN, d. h. man erklärt, dass man die
Aussprache oder den Lesewert des zweiten
Zeichens nicht kenne. Eine Schreibung und
Lesung Suedin, bei der Meyer verharren
möchte, ist unmöglich, denn sie müsste be-
deuten, dass der Name so gelautet hätte.
Das meint Meyer aber selbst nicht, wenn er
es für ein Ideogramm erklärt.
Er hält die Gründe Strassmaiers, der zu-
erst den Namen Syrien damit in Verbindung
bracht hat, für die Lesung ri des zweiten
eichens nicht für beweisend. Sie waren in
der Tat noch anzweifelbar!) und andere
kennt Meyer nicht. Und Messerschmidt
führt solche von „noch weni Ueber-
zeugungskraft an". Messerschmidt, der der-
selben Meinung ist wie ich, führt aber
überhaupt keine Gründe an und ver-
weist einfach darauf, dass der Lautwert o
festgestellt ist und führt die Stellen an,
wo das geschehen ist: Zimmern Busspsalmen
84 und bei Briinnow’) List 11484 /85. Aus
den dort angeführten Stellen geht hervor:
1. Das Ideogramm A. RI. A (= rib) findet
sich V R 46 ab 46 mit „der phonetischen
Schreibung“ A EDIN.
2. Dieses ist also = a- ri (, übrigens ist
a-ri wohl besser mit Vokalharmonie — e: ri
zu sprechen,“ Zimmern) zu lesen, was weiter
bewiesen wird — durch folgende Stellen:
II R 56, 59 hat das Ideogramm iltu
A.EDIN d. i. nach V R 44, с 34 = Sar
panitu) die Glosse d. h. die Angabe der
Aussprache erum.
V R 62, Z. 17 in der zweis dan PE
Inschrift Sama$-$um-ukin’s, wird der an
1) So auch Weissbach ZDMG 53, 663, der riet
aber nicht mehr zu tun als zu zweifeln auf grund
der Belege Strassmaiers. Auch er kennt die übrigen
Beweise nicht.
2) Und ebenso ist bei Brünnow 4528/24 darum
als Lautwert ri, ru gebucht.
285 [No. 6.)
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juni 1907] 286
Name (Beiname, wie Er) derselben | lässt völlig ausser Acht, dass wir es mit
Göttin geschrieben („sumerisch“
lonisch"):
Ша A. EDIN- u-a = Ша e-ru-u-a.
Hier ist durch das im Sumerischen hin-
e u mit Sicherheit angegeben, dass
auch dort e-rw gelesen werden soll.
8. V R 39 ab 43, wozu zu vgl. 42 ef 51,
und ,baby-
ist angegeben SAL + UD + EDIN hat die
Aussprache mu-ru{m), wenn = emu гаһй.
Wenn danach noch ein Keilschriftkundiger
der Meinung sein sollte, dass der Lautwert
тм oder ri des Zeichens EDIN „nicht sicher“
Bei, so müsste ich diesem gegenüber den
Zeitpunkt der Erörterung für erreicht er-
achten, wo man auf weiteren Meinungsaus-
tausch verzichtet. Also EDIN hat den
Lautwert r$ und wenn irgend einer, so kommt
dieser in betracht für unser „Ideogramm“,
wenn sachliche Uebereinstimmung mit Syria
vorhanden. Doch Meyer fährt fort:
„Aber gesetzt auch, sie sei völlig zweifellos, so
würde daraus doch die Existenz eines Landesnamens
Suri in keiner Weise folgen. Denn dies (d. h.!) Su-
edin-ki) ist nur ein Ideogramm, das nach den be-
kannten Stellen II R 60 od 40 cd 60 Subartum zu
rechen ist. Wenn wir also nicht von einem Lande
imma und Martu, sondern von Elam und Amurri,
nicht von einem Gotte PA oder U, sondern von Nebo
oder Adad reden, so dürfen wir auch nicht von einem
Lande Suri oder Subartu sprechen."
Die Vorstellungen, die Meyer sich über
die Ideogramme gebildet hat, sind vóllig irrig.
Im en einer wissenschaftlichen Aus-
einandersetzung ist wohl kein Platz zu er-
schépfender Behandlung der Grundbegriffe
der Keilschrift. Schon die Tatsache, dass
die Fachleute — Strassmaier, Winckler,
Weissbach, Messerschmidt, auch Jensen --
die Frage der Möglichkeit der Lesung Su-ri
untersuchten, solite doch Meyer wohl ge-
nügen. Er kann sehr wohl das Ideogramm
„Gott U“ « lesen, wenn er auf „assyrisch“
oder „semitisch-babylonisch“ will, (e V
R 36a A a Де; wé diese Aus-
sprache dafiir п. Er n — es ist
freilich nicht sicher — statt Elamtu wohl
Nim oder Nimma lesen; wie sich Mar-tu
stellt, ist noch zweifelhafter?) aber ein andres
Beispiel: den Gott En-lil kann er ІШІ lesen
ur in Fällen, m wir an Aussprache des
„Ideogramms“ kennen. enn diese Aus-
sprache ist das, was wir gewöhnlich das
„sumerische“ Wort, in unsrem Falle also
den „sumerischen“ Namen nennen. Meyer
ı) Diese Annı. findet sich so in Klammer bei
eyer — er drückt sich so aus, wie oben angeführt.
е) Obgleich es doch wohl zu Amurrũ steht, wie
Subartu zu Subarf oder Elamtu zu Elamü,
einer Kultursprache von etwa drei Jahr-
tausenden zu tun haben, welche ihrerseits das
Erbe früherer Jahrtausende angetreten haben,
und dass durch historische Veberliefsrung
oder Wiederbelebung sich die Niederso
der verschiedensten Zeiten und Völker ın
den verschiedenen Sprachen und Ausdrucks-
weisen finden, welche nun in Keilschrift vor-
liegen. Noch mehr verkennt er aber den Sinn
der „bekannten Stellen“, auf die er sich
stützt. Die betreffende Liste ist kein „Syl-
labar“ und hat nicht den Zweck das Zeichen
zu erklären oder Aussprachen zu geben,
sondern es ist eine geographische Liste,
welche geographische Begrifte erklären will.
Der Zweck ihrer Angeben ist nicht zu п
Su-EDIN — oder wie ich von nun an wieder
schreibe Su-ri — ist Su-bar-tu zu lesen,
sondern es ist der geographische Begriff,
oder es wird so „übersetzt“, d.h. es heisst
Subartu. Also was diese Liste n will,
ist etwa, wie wenn wir erklärten: en
ist Nordbayern о. & Darüber besteht kein
Zweifel mehr bei den Keilschriftkundigen, er
kann auch nicht bestehen, jede Zeile der
Liste gibt es an die Hand. Sie stellt z. B.
unmittelbar unter die Erklárung von Su-ri —
Su-bar-ti die andere: Num-ma-ki = Num-ma-
ki d. h. sie gibt nicht die babylonische
Lesung, sondern sie wiederholt das zu er-
klárende. Das soll bedeuten: Hierfür gibt
es keinen andern historischen Namen,
Num-ma-ki ist Elamtu, und umgekehrt, das
wird nie anders gelesen. Aber für andere
Linder gibt es verschiedene Namen, die je
nachdem ihre verschiedene geschichtliche Er-
klärung finden würden. wird Ti-id-nu
= Amurrfü are leer ев Zei kein
Ideogramm, sondern ein oneti
schriebener Name. Hierauf a hen ps
übrigt sich, ein Zweifel besteht darüber nicht,
ich habe hier nicht diese Liste zu erklären,
Also Su-ri ist ein geschichtlich -
phischer Name, der mit einem anders ker
leichgesetzt wird. Das Missverständnis
SOEN ist ee 5 ich un Germania 2
emagne gleic etzt, Meyer meint: das
sei falsch, ue Geteste ssi Dent chland.
Ich hatte aber von Allemagne und dem Zu-
stacdekommen in dessen Bedeutung ge-
sprochen.
„Es ist das Gebiet des Volksstamms der Subart
cote) der in den älteren Zeiten neben den Kasil,
uti, Lulumi öfter genannt wird, also ein halbsess-
hafter Stamm im Bereich Mesopotamiens, vor allem
wohl am Tigris, und zwar wahrscheinlich derjenige,
der den Assyrern am nächsten stand oder aus dem
diese selbst sich abgezweigt haben.*
987 (Ко. 6.)
Das „also“ ist mir unverständlich. Soll
die Nennung neben KaSsi in den von Meyer
nachher angeführten Fällen, von Kuti und
Lulumi die Halbansessigkeit oder die Lage
in Mesopotamien oder beides bestimmen?
Die Lulumi gehören ап den Westrand Me-
diens, Kuti sind die Nordvölker, also Ar-
menier, und die Kassi in den angegebenen
Fallen die — Kassiten als Herrn von Baby-
lonien, also die ,Babylonier*, die betref-
fenden Inschriftenstellen beziehen sich auf
Фе Kämpfe der älteren Assyrerkönige mit
Babylon. Diese sind wohl nicht halban-
sessig und warum sollen es die Subari sein?
weil sie in Mesopotamien sitzen und dieses
heute den Beduinen verfallen ist? Damals
war es Kulturland und die Völker, die dort
eindringen, wurden ebenso ansessig wie es
die in Babylonier waren.
Und warum sollen „die Assyrer“ von
ihnen sich abgezweigt haben? Die Assyrer,
d. h. die Herrn Assurs in der Zeit, wo
dieses herrschte, sind Semiten, d. h. sie
sprachen eine semitische Sprache: war das
der Fall mit den Subari? In der Zeit, von
der Meyer die Nachrichten anführt, sicher
nicht — wovon auch wir handeln.
Wie sollen wir uns endlich die Dauer
des Namens denken? Schon in Sargons von
Agadi Zeit begegnet er, er ist mit Auzan zu-
sammen ein fester Begriff in ältester Zeit
und wird dann wieder vorgesucht in ver-
schiedenen Zeiten um 1300, um 900 und
endlich nach dem Sturze Assyriens. Also
der Name eines halbnomadischen Stammes
soll zwei Jahrtausende überdauert haben,
nachdem der Stamm inzwischen doch ver-
schollen sein musste? Das soll die Ver-
wandtschaft mit den Assyrern veranlasst
haben, denn nachher meint Meyer, dass die
Benennung Assyriens als Subari (Suri) durch
Nabuna’id, so zu verstehen sei, dass er den
Namen Assur „ersetzt durch den des meso-
otamischen Nomadenvolks, das in der Tat
den Hauptteil der Bevölkerung des eigent-
lichen Assyriens gebildet haben mag!) ja
zu dem die Assyrer gestanden haben kónnten!),
wie die Römer zu den Latinern.^ Wer sind
denn die „Assyrer“? Die Bewohner der
alten Stadt Assur und dann des Landes,
das sich von dort aus zu einem Staat ent-
wickelt hat. Zu Hammurabis Zeit ist Assur
noch eine Stadt wie die andern babylonischen
auch. Es schwingt sich zu einer Macht-
stellung auf — wie Rom zu der seinen —
1) Man beachte: mag nnd könnte! Aber die
Folgerung ist — eine positive!
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juni 1907.) 288
und schafft dadurch ein Land und Volk
Assur. Der Vergleich mit den Latinern
lüsst sich soweit bis zu einem gewissen
Grade hóren, vorausgesetzt, dass die Ver-
mutung Meyers richtig würe. . Woher stammt
sie aber — aus dem spätern Wiederhervor-
suchen! Und doch batte es einen König
von Suri (Subari) längst vor Assurs Glanz-
zeiten gegeben und zwar in einer Verbindung
mit Anzan! Assur wird schon seit Mitte
des 2. Jahrtausends ein selbstündiges Kónig-
reich. Die damalige Bevölkerung von Assur
müsste also frisch von den halbnomadischen
Subari sich abgezweigt haben. Denn wir
sehen, dass diese Vorgänge sich dort in
ein paar Jahrhunderten wiederholen. Aber
über 1000 Jahre vorher ist Subari (Suri)
schon ein politischer Begriff, der in den
Omina neben denen der übrigen Lander und
Reiche steht! Und inzwischen hatte das
Land mancherlei Schicksale zu erdulden und
viele politische Umwülzungen und Einwande-
rungen erfahren! Da hatte Hammurabi das
Land in Verwüstung daniederliegend ge-
funden — wie ich annehme infolge der von
mir amoritisch oder kanaanüisch genannten
Einwanderung — da waren die Kassiten
gekommen und die „Hettiter“ und hatten
das Land überschwemmt. Und erst aus der
Zersplitterung, der Trennung des einst ein-
heitlichen Machtreichs Babylonien hatten
sich die Verhältnisse entwickelt, welche Assur
sein Emporkommen ermöglichten. Und alles
das sollte die Erinnerung an die Verwandt-
schaft mit halbansessigen Nomaden über-
dauert haben? Dass die „Latiner“ lange
vor Roms Anfängen als selbständige Stadt
in ihren Sitzen gesessen hätten, nimmt doch
wohl auch Meyer nicht an.
„Sie gehören im wesentlichen dem nordwestlichen
Gebiet an; genauer in bestimmte Grenzen einzu-
schliessen sind sie bis jetzt so wenig wie irgend eins
der mit ihnen zusammengenannten Völker, wie denn
eine scharfe räumliche Scheidung derselben von
Natur ausgeschlossen ist; wohl aber wird die „weite“
Ausdehnung des Gebietes der Subart oft hervor-
gehoben. Soweit unsere Kenntnis bis jetzt reicht,
hat zuerst Assur-uballit (um 1400) „die Streitkräfte
des weiten Subart vernichtet“. . . . Dann haben
dessen Sohn Bel-nirari und Kurigalzu das Gebiet , von
den Sili!) des Landes Subari bis Kardunias (Babylonien)
zu gleichen Teilen geteilt. Adad-nirari rühmt sich,
die Städte der Kaap, Quti, Lulumt und Subart er-
baut su haben!) Sein Nachfolger Salmanassar I er-
1) Sili ist jetzt als Stadtname sicher.
3) So Meyer noch nach KB. Der (seither) be-
richtigte Text (s. F. I. S. 396) hat: der Begründer
der Städte (d. h. seines Landes), welcher niederwarf
die verheerenden Kaššî etc. (nir dapnüti kai).
289 (No. 6]
wähnt seine Eroberungen gegen Subari und Lalumi,
dessen Sohn Tukulti-Ninip I hat ,das weite Gebiet
der Subari* unterworfen, die mit anderen Stümmen
des Nordwestens wie Qurti', Kummup, Alzi, Puru-
kuszi u. & zusammen genannt werden und führt den
Titel „König von Assur... . König von Subari und
бой und König aller Na’iriländer“. Dann hat mehrere
Generstionen spüter Tiglat-Pileser I. die rebellischen
Subari unterworfen und die Orte ihres früher den
Аввугегп untertünigen Gebietes, welches von 4000
fern (und) Urumäern, ,chetitischen Kriegern“
besetzt waren, wiedergewonnen. Hier sitzen sie also
gans sicher im Nordwesten, etwa im Quellgebiet
des Tigris, nahe dem Bereich der chetitischen Macht“.
[Es folgt die Anführung der Stellen aus den Briefen
Rib-Addis dann:] ,Aus sehr viel früherer Zeit stammt
die Erwähnung des Königs von Subartu (Suedin-ki)?
neben Anzan in den Omina Sargons IV R 34,6b un
in dem astrologischen Werk ІЙ Б 60, 67, 68. In
spüterer Zeit werden sie nur noch einmal bei Assur-
nagi ann. ПІ 120... . in einer Völkerliste nebenbei
erwühnt, gleichfalls neben den nordwestlichen Ge-
birgsländern Na'iri, Qirti*), Nirbi, ferner einmal in
der Titulatur Assarhaddons. Ausserdem braucht
Naboned in der Steleninschrift, welche das Straf-
icht*) über Sanherib und den Untergang Assyriens
erichtet, für Assur sweimal Su-edin-ki d. i. Su-bar-tu.
, Das ist schwerlich Archaismus . . . . vielmehr will
Naboned den verhassten Namen Assur hier tiberhaupt
nicht aussprechen und ersetzt ibn durch den des
mesopotamischen Nomadenvolkes, der in der Tat den
Hauptteil der Bevölkerung des eigentlichen Assyriens
|sic] gebildet haben mag .... dessen Name aber
hier deutlich in verächtlichem Sinne gebraucht wird“.
Das ist alles, was Meyer beibringt. Er
hat das zusammengestellt, was er in den
seit jeher bekannten Inschriften, soweit sie
in der keilinschriftlichen Bibliothek mit-
eteilt sind, fand und noch die neuerdings
urch die von King veröffentlichte Tukulti-
1) So Meyer wie es King wunderlicher Weise
auch hat. Die Schreibung ist (wie bei Tigl. I) Kurti-i
oder Kur-hi-i, für eine Schreibung mit k (q) liegt
natürlich kein Grund vor Hier kann man be-
kanntlich schwanken — die Frage nach der Lesung
mit bi und Gleichsetzung mit КІШІ Assurnasirpals etc.
soll hier nicht wieder behandelt werden Meyer hat
das im folgenden aber durcueinandergeworfen und
aus dem Kir-hi oder Kil-hi Assurnasirpals ein Qirti
[sic!] gemacht.
s) So hier in einem Worte geschrieben.
) sic.
) So Meyer. Von einem Strafgericht über
Sanherib ist dort keine Rede. Die Stele spricht von
der Zerstórung Babylons durch Sanherib ‘soll dus
das Strafgericht sein?) und von dessen Ermordung,
die doch aber kein „Strafgericht“ ist, und auch nicht
als solches hingestellt wird und auch nicht hin-
estellt werden kann, denn Sanherib hat ja nur
en Befehl Marduks ausgeführt, und ist dessen
Werkzeug gewesen. Marduk wusste und brachte
ein Strafgericht über Babylon. Das sind grund-
sätzliche Anschauungen der altorientalischen Welt,
welche auch für das Verständnis der Entwicklung
der biblischen Religion (Jahve lässt die Assyrer
kommen!) von Bedeutung sind. Es ist stets der
zürnende Gott, der sich „abwendet“, welcher den
Feind ins Land kommen lässt.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juni 1907.) 290
Ninib-Inschrift gelieferten Angaben hinzu-
efügt. Das, was von anderen über den
Gai laad beigebracht oder erörtert worden
ist, bat er nicht benutzt. Dabei ist ihm
nicht nur der weitere Stoff entgangen, sondern
er hat sich auch unrichtige Vorstellungen
über längst erledigte Dinge gebildet, über
welche der Tatbestand ihm selbst wohl
keinen Zweifel gelassen hätte, wie keiner
darüber besteht. Er hat das, was ich selbst,
gegen den er sich wendet, über diese Seite
der Frage gehandelt habe, nicht gelesen.
Er hat nur dort, wo ich über „Suri“ sprach
nachgelesen, aber nicht tiber Subari, trotzdem
es auf einer der Seiten steht (F. I 399),
welche er selbst fiir meine Bestimmung von
Suri anführt!) Die betreffenden Dinge sind
von mir in Zusammenhüngen abgehandelt
worden, welche für die ganze umwälzende
Auffassung der mesopotamisch -assyrischen
Geschichte, so wie wir sie auf Grund der
neueren Nachrichten feststellen können,
grundlegend sind.
Ueber das, was Suri und Subartu Sp
bezeichnet, besteht nämlich kein Zweifel un
kann keiner bestehen, wenn man die Tatsachen
berücksichtigt: es ist Gesamtbezeichnung für
Mesopotamien und so habe ich es, wie wohl
jedermann auch gefasst?) nur dass ich eben
1) Israeliten S. 469 Anm. 2. Auf 3. 470 Anm. 1.
Zu der Grenzteilung zwischen Bel-nirari und Kurigalzu
bemerkt Meyer: ,Die Differenz mit den Chron. P.
(Winckler F. I 122f., 128, 153ff.) gehört nicht hierher;
meines Erachtens ist übrigens die synchronistische
Gesch. gegen die Chronik (der Winckler folgt) im
Recht, da auch Adad-nirari den Sieg seines Gross-
vaters Belnirari über die Kossäer und die Erweiterung
seines Gebietes erwähnt. Im gleichen Zusammenhang
wie oben — S 401 Anm. 2 — ist bei der Feststellung,
dass Кай bei Adad-nirari = Babylonien, gesagt:
„ob nun doch (gegen die von Meyer angeführten
Stellen) eine zweimalige Schlacht bei Sugagi anzu-
nehmen ist . . . muss dahingestellt bleiben. Wenn
Meyer von einem Siege über die „Kossäer“ spricht,
also nicht die Babylonier, sondern ein im Gebirge
gesuchtes Stam ојк — auf dieses bezieht er die
Кай noch, wie seine Zusammenstellung mit seinem
Subari beweist — so verkennt er den Kern meiner
ursprünglichen Bedenken. Freilich sollte man meinen,
dass auch er — da er ja auf die synchronistische Gesch.
verweist, Ka3sG = Babylonien annimmt — dann
wird aber seine Zusammenstellung mit dem „Volks-
stamm“ der Subari, der „neben dem Кайёй, Кай,
Lulumi genannt wird“, unverständlich. Er verzichtet
ja auch auf die räumliche Abgrenzung „irgend eines
der mit ihnen zusammengenannten Völker.“
) F. I 8. 399 Anm 4: Suri = Subari. Die
Nabunidstele hat jetzt erwiesen, dass auch gelegent-
lich Assyrien mit in Suri einbegriffen wurde...
Suri wurde danach nicht nur fiir ostkleinasiatisches
Gebiet (wie ich früher zunächst angenommen), sondern
auch für mesopotamisches gebraucht. Vgl. auch
Jensen in KB. IV 8. 382.
291 (Мо. 6.)
noch die Ausdehnung nach Westen bis an
die Grenze von Hattiland, o im Sinne
von Suri = ,Syrien^ даға nehme, denn
wie Suri im Osten an Аптап, so stösst es
im Westen an Hatti an.
Zunächst ist über seine umfassende Be-
deutung also kein Zweifel und alles, was
Meyer von seinem Nomadenstamm spricht,
deshalb falech. Suri und Subartu und dessen
Gentilicium Subaru oder Subari sind uralte
Landesbezeichnungen, die viel ülter sind als
irgend eins der Vólker, welche wir auf ihren
Boden kennen. Sie stehen gleich mit Be-
zeichnungen wie Sumer- , Ànzan, Kuti
(Gutium), Magan und Meluba usw., d. h. sie
gehüren bereits einer vorgeschichtlichen Zeit
an und sind festgeprügt. Sie sind von der
älteren, „sumerischen“ vorgeschichtlichen
Kultur übernommen und en uns von
den ersten Zeiten an bereits fest ausgeprägt.
Sie sind für den Babylonier und Kee
das, was Germania, Gallia, Hellas fiir uns
sind. Daraus ergibt sich, dass diese geo-
graphischen er ethnographisch in den
verschiedenen Zeiten sehr verschiedenen In-
halt gehabt haben. In Verhältnissen, wo
alle paar Jahrhunderte eine neue Völker-
wanderung sich über die Kulturländer er-
iesst, musste also unter diesem geographischen
egriffe, unter dieser Landesbezeichnung
öfter ein anderes Volk verstanden werden.
Dabei wird natürlich nicht nach unserer
Einteilung : ob „Semiten“ oder sonst
etwas ist dem dupsar so gleichgültig wie
der Natur das Linné sche System. Das
Volk, welches jeweilig in dem betreffenden
Lande herrscht, wird von ihm so genannt:
von wo es gekommen, ist ohne jeden Einfluss
darauf, wie es nicht in betracht kommt für
die politische Eolle und Bedeutung in Irak
und Gezire, woher Araber, Seldschucken,
Mongolen oder Othmanen gekommen sind
und was für eine Sprache sie sprechen.
Dem dupsar ist es also sehr gleic ig —
aber ihm n der Gegensatz *
verständlich — in welchem Verhältnis
das betreffende Volk ethnologisch zu seinem
eignen steht. Ihn geht vor allem der poli-
tische Gegensatz an, und er hat nicht die
Absicht, uns ethnologische Angaben zu
machen, sondern spricht einfach vom Stand-
unkt der politischen oder geographischen
inteilung und bedient sich dabei der ur-
alten Begriffe, entsprechend dem historischen
Charakter seines Wissens. Genau so, wie
wir lateinisch — die Bewohner Frankreichs
als Galli oder Frankreich als Gallia be-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Jani 1907.] 292
zeichnen, wie England sich selbst auch
Britannia nennt, so nennt er Subartu das
Land und Subarü je das darin herrschende
Volk, mag es selbst sich nennen, wie es will.
Denn seine Wissenschaft ist ülter und über-
dauert.die Völker — mögen sie Amurru
(Kanaanäer) unbekannten Namens, Mitani-
Hethiter (Aramäer könnten in Betracht
kommen, es trifft für sie aber kein Fall zu,
weil während dieser Zeit der Name, wie
auszuführen, beschränkt wurde) gewesen sein
oder mögen sie sich Assyrer genannt
haben. benso sind die Babylonier für
uns — oder das Reich „Babylon“ für den
sehr verschiedene Völker. Darum
sprechen auch die ältern Assyrerkönige und
dıe Tel-Amarnabriefe umgekehrt von den
Kasi als Herrn Babylons, aber von einem
„König von Babylon“, also Königreich
Babylon als politischen Begriff Selbstver-
ständlich kann eine solche ethnologische
Bezeichnung sich erhalten und nun ihrerseits
historisch werden. Das ist ja schliesslich
der Ursprung dieser Namen überhaupt.
Wenn es also in der noch zu besprechenden
Götterlegende heisst, dass der Subarfi den
Sumer überfallen wird, so ist damit gesagt:
der Bewohner Mesopotamiens den Baby-
loniens — welcher Abstammung beide waren, -
ist dabei so unerheblich, wie für den heutigen
Bürger der Staaten. Im allgemeinen kann
man sagen, dass die Völker geschichtlich
mit Namen bezeichnet wurden, die ihrem
ethnologischen Ursprung nicht genau ent-
rechen: ein ansessiges Volk ist eben das
rgebnis igfaltiger Einflüsse. Darum
auch verschiedene Namen bei verschiedenen
Völkern, d. h. wo verschiedene Ueberliefe-
rung mitspricht. Mita von Muski nennt
Sargon den Phryger Midas der griechischen
Ueberlieferung — ein dupsar Adad-nirari’s I
hätte ihn einen Hattü genannt und ebenso
hätte es vielleicht auch Nabuna’id getan.
Das wird genügen, um klarzumachen,
dass die Frage tiberhaupt anders anzufassen
ist, als Meyer getan hat. Sie war auch
bereits von dieser Seite angefasst worden,
denn gerade tiber die Bedeutung von Subarf
іп den älteren assyrischen Nachrichten war
das von mir ausgeführt worden, wie über
Ка880 in demselben. Es war natürlich eine
Feststellung von weittragender Bedeutung,
dass die Angaben über Ka3$à bei Adad-
nirari sich auf die Kriege gegen Babylonien
und damit auch die gegen die Subart auf
die damaligen Herren Mesopotamiens be-
zogen. Es hängt sehr vi Ver-
998 (Мо. 6]
stándnis der damaligen Zeit davon ab und
man wird sehen, dass vor allem meine Auf-
fassung von der Bedeutung des Begriffes
Suri im engsten Zusammenhange damit steht
(und ja auch im Zusammenhange damit be-
handelt worden ist) Das eine kann man
nicht ohne das andere verstehen und auch
nicht beurteilen.
Gehen wir von den ältesten Erwähnungen
aus und nehmen die des Omenwerkes vor-
aus, so ist für die Behandlung der Frage
ausschlaggebend, dass Meyer diese Angaben
nur ganz nebenbei abtut, während sie einen
wichtigen Ausgangspunkt meiner Bestimmung
bilden. Er вад nur kurz, dass der König
von Suri bei Sargon (von Agade) und im
Omenwerke „neben Anzan“ genannt werde.
Darin sind zwei falsche und eine ungenaue
Angabe. 1. Wird bei Sargon kein Kónig
von Suri genannt, was aber unerheblich für
unsere Frage ist. 2. Wird bei ihm Suri
allein, also nicht neben Anzan genannt;
auch das ist unerheblich. 3. Aber — und
das ist sehr erheblich — wird von einem
„König von Anzan und Suri“ in dem Omen-
werke EE und ich habe mehrfach
betont und es ist ein Ausgangspunkt meiner
Aufstellungen (vgl. oben S. —), dass daraus
die Zusammengehörigkeit der beiden Länder
folgt!) Dadurch ist für mich die Ost-
grenze bestimmt: Suri muss hier an Anzan
ssen haben und da dieses der alte Name
ir „Medien“ — wie gesagt, wir wollen
nicht nüher bestimmen! — ist, so stiess es
eben an dieses und erstreckte sich von hier
an westwürts. Also begann es mit der
Landschaft von Arbela und umfasste das
spütere ,Land Assur und Mesopotamien".
amit ist seine Ausdehnung nach dieser
Seite hin wohl gegeben und wird auch nicht
bezweifelt. Von einem „halbsesshaften
Stamme“ und einem blossen , Volksstamme“
kann keine Rede sein, noch weniger von
einer Beschrünkung auf Nordwest-Meso-
potamien in der Nähe der Tigrisquellen (wo
) F. І 8. 142: „da von einem Könige von
Аптап und Suri gesprochen wird, so müssen beide
als zusammengehörig angesehen sein, sie vertreten
also den inneren Kreis der nördlich der Tiefebene
ensatze su Gutium, welches
n äusseren darstellt (Uratu, Armenien). So ehe
die Nabu-na’id-Stele (und die andern Suri-Assur-
Stellen) bekannt waren, wodurch auch südlicheres
Gebiet noch mit hinzugefügt wurde: ebenda S. 399
Anm. 4; vgl. z. B. Auszug 8. 82. Helmolts Welt,
geschichte 8. 130. 134. F. III 318. — Selbstverständ-
lich können auch beide Länder getrennt genannt
werden. Aber баг Аптап u Suri heisst bekanntlich,
dass beide einen König haben.
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juni 1907.) 294
tatsächlich später der Begriff Subari zu
suchen ist, в. unten). Alles was in diesen
Omina verzeichnet wird, ist fester geographi-
scher Begriff — genau wie unsere „Ger-
mania, Gallia usw.“ — aus älterer Zeit
tiberkommen, das geht schon daraus hervor,
dass das Wort mit einem Ideogramm ge-
schrieben und mit einem Determinativ Ki
versehen wird. Das geschieht nur mit festen
Begriffen der altbabylonischen Wissenschaft,
auf deren Wesen ich hier nicht eingehen
will, um die Frage nicht zu verwirren. Das
Ki be das und sagt auch, was ich hier
meine. eil es ein solcher Begriff ist, des-
halb hat es auch in den göttlichen Büchern
einen Kónig, es ist also ein Land, wie
Sumer und Akkad eines ist. Und als solche
Lander wurden die übrigen im Umkreise
Babyloniens gelegenen aufgeführt. Das
Omenwerk gibt einen Ueberblick über die
gesamte feststehende geographische Eintei-
lung, wie es auch nicht anders sein kann.
Es ist genau derselbe Umkreis, den auch
die — von Meyer ebenfalls hier wie bei
der Meluha-Frage nicht genügend beachtete
Inschrift Assarbaddons angibt und der immer
wieder begegnet: an Sumer-Akkad stösst
östlich „Anzan“ an, westlich an dieses
Suri-Subartu, nördlich davon liegt Gutium,
hinter Anzan die Manda, die ,Skythen.“
Die Kuti und die Manda sind bereits Bar-
baren. An Suri westlich schliesst sich das
Hattiland, das südlich zum Nachbarn Amurru
hat. Letzteres stósst natürlich ebenfalls an
das südwestliche Suri. Magan und Meluba
und Arabien, beide kommen aber im Omen-
werke nicht vor. Mit andern Worten, wir
haben die Lander, wie sie sich dem baby-
lonischen Gesichtskreise darstellen und wie
sie dem Nachbarreiche Babyloniens unter-
liegen, von ihm wenigstens kulturell be-
herrscht worden sind. Denn bezeichnend
ist: alles was nicht dazu gehört, fehlt: vor
allem Aegypten, das eben eine politische
Welt für io ist.
Dasselbe Bild gibt die Geographie der
vier Weltrichtungen in der Tafel 81—7—221):
sata Elamtu Süden Elam
iltenu Akkad Norden Akkad
zadũ mAtu Su-ri u mátu Gu-ti[i] Osten Suri und Gutt
&áru Amurrü mtu Mar- tu Westen Amurrd
ішпей Akkad rechts Akkad
Sumeles’ Elamtu links Elam
ele’ mátu Mar- tu oben (vorn) Amuru
ark63 таба Su-ri u mätu Gu-ti-i hinten Suri und Gutt.
Die zu grunde liegende Orientierung ist
hier nicht zu erklären. Aneinander stossen
1) Pinches in Proc. Soc. Bibl. Arch. 1888, 74.
295 [No. 6]
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juni 1907.) 296
Suri und Guti einerseits, Amurrü und Suri
anderseits.
Ich glaube, dass das Omenwerk den
Gesichtskreis einer etwas jüngeren Zeit als
Sargon!) darstellt. Denn sonst würde Magan
und Meluha nicht fehlen — Dilmun findet
sicb übrigens; obwohl Hattiland noch nicht
darin vorkommt, wenigstens scheint dieses
— was freilich e silentio nicht sicher er-
schlossen werden kann — vor Sargons Zeit
noch nicht da zu sein.
Das ist aber wichtig, sich klar zu machen,
wenn man feststellen will, was er in seiner
Angabe unter Suri versteht. Um das zu
tun, kann man an einem nicht zweifeln:
eher muss es in weiterem als in engerem
Sinne gefasst werden. Das geht aus dem
Umfange von Sargons (und Naram-Sin’s)
sonstigen Unternehmungen hervor. Wer
sich das Land Amurrü mit seinen Küsten-
städten — also den phönikischen Häfen —
auf drei Zügen unterwarf, wer 3 Jahre
„über das Meer“ ging und dort Statthalter
hatte, wer Gut.um unterwarf, der muss auch
Syrien, d. h. das rechtseuphratensische be-
sessen haben und muss bis nach Kleinasien
hineingedrungen sein. Kurz wenn meine
Annahme von der Ausdehnung Suris bis
(ungefähr) an die Halysgrenze richtig ist,
so wird man Sargons Suri auch bis hierher
reichen lassen Dort aber liegt der Mittel-
punkt des Hattilands in Boghaz-kói und —
von Hattiland erwähnt Sargon nichts. Also
sah Hatti zu, lag es untätig in seiner Seite —
wenn er nach Ámurrü vordrang, und liess
er das Gebiet, gegen welches doch später
Assyrien in erster Linie vorging, unbehelligt
oder — gab es noch kein „Hattiland“ und
gehörte dessen Gebiet zu seinem Suri?
(immer vorausgesetzt, dass dieser Begriff
sich als so weit westlich ziehend erweisen
wird).
Die Stelle der Sargon-Omina lautet (IV
Rawl. 34):
[Su]-rix! ina gi-ib-ši-šu it-
büpl.-zu апа kakki ik-mi-su
ma | [Sarru]-gina Ki-Ku-pl (&u-
bäti)-Su-nu u-še-ši-bu ma |
'dikta-| zu-nu im-ha-su ka-
mar- zu- nu i$-ku-nu um- ma- an-
su- nu rabi-ta | — -gi-u u ellá-
Suri in seinor (!)
Masse zogen (!) aus,
zum Kampfe befein-
deten sie ibn. Sargon
besiedelte *) ihre
Wohnsitze, schlug
sie, warf sie nieder.
1) Aber Stellen, wie die wohl auf Nabũ-kuduri-
usur I gehenden sind doch eher als spütere Ein-
arbeitungen aufzufassen und können nicht für die
Bestimmung der Abfassungszeit massgebend sein. Für
unsere Frage ist das übrigens gleichgültig, denn auf
jeden Fall wird mit der älteren Geographie (und
Himmelseinteilung!) gerechnet.
*; Die Uebersetzung ist aus dem Relativsatz in
einfache Aussage gestellt
Ihre Scharen viel |
[zu] seinen [Hi]lfe-
truppen!) und seiner
Streitmacht tat er
hinzu (2), brachte
sie nach Agade.
Die Erklárung der Stelle hat mich seit
Jahren beschäftigt und mir viel Kopfzer-
brechen verursacht — nicht nur die ,philo-
logische^ des Wortlauts, sondern die des
Inhalts. Was ich hier gebe, ist also das
Ergebnis langjähriger Bemühungen. Es ist
nicht meine Gepflogenheit, das zu betonen,
in diesen Auseinandersetzungen haben mich
aber die gemachten Erfahrungen genötigt,
das zu tun. Wenngleich ich bei zweifel-
haften Nachrichten irren kann, so sind
meine Irrtümer doch das Ergebnis von
Arbeit und Nachdeuken, nicht von ober-
flächlicher Kenntnisnahme.
Hier ist also vor allem nicht von einem
König von Suri die Rede, sondern vom
Lande oder Volke. Das beweist, dass es
keinen König gab, dass es kein einheitlicher
Staat war. Denn ebenso wird von Elam
und Amurrü gesprochen, während bei Ka-
salla und Apirak der König genannt wird.
Das gleiche ergibt sich aus den übrigen
Ausdrücken: es sind „die Suri“, welche in
„ihrer Masse“ „ausziehen“. Der letztere
Ausdruck ist ein terminus, dessen Ver-
ständnis die ganze Sachlage beleuchtet. Es
ist der Ausdruck, welcher von den Einfällen
der „Barbaren“ gebraucht wird, wenn sie
in das Kulturland einfallen. So heisst es
stets von den „Manda“, d. h. den Völkern
hinten weit am Oxus: sie werden Einfälle
machen und der Ausdruck ist tebú, der hier
gebrauchte. Das ist also ein bestimmter
terminus, der für das geprägt war, was man
von den „Barbaren“ stets zu erwarten hatte
und was so oft im Laufe der babylonischen
Geschichte sich abgespielt hat: ein Einfall
in das Kulturland, eine Völkerwanderung.
Wenn man das erfasst hat, so erklärt sich
die ganze Stelle, welche sonst eine crux
sondergleichen bildete. Die geschilderten
Ereignisse sind nicht etwa das Ergebnis
eines einzigen Feldzuges, sondern das Er-
gebnis langer Jahre. Das folgt aus den
folgenden Worten über die Besiedlung der
Wohnsitze. Sargon hat Kolonien und
ti-zu u-ka-i-la ana a-ga-dck
u-3e-ri-bu
!) Ich ergünze: [ana ri-] gi-3u; ukaila ist geraten;
der Zusammenhang wäre ungefähr wie beim Assyri-
schen ana kisir &arrüti uraddi. risu als Hilfstruppen
„Socii“ vgl. denselben Ausdruck über die Elamiten ()
als risi Merodachbaladans bei Sargon II und San-
herib (1, 20). (Auch Assurbanipal 8, 84 von den
Arabern usw.).
397 (Ко. 6.)
Festungen im Gebiete von Suri angelegt,
um das von den andrüngenden Barbaren
besetzte Land unterwerfen und behaupten
zu können. Dadurch hat er sie „besiegen“
und „unterwerfen“ können. Er hat dann
eine grosse Menge von ihnen in sein Heer-
eingereiht — ganz wie nu die Assyrer-
könige! — und seine Hauptstadt — wohl
nicht mit ihnen bevölkert, sondern sie dort-
hin als Garnison gebracht. Das ist ein Bild,
welches uns den grossen Eroberer seigt in
einer Rolle, wie sie die Assyrerkönige in
langen Kämpfen später in denselben Gegenden
durchgeführt haben und wie sie die not-
wendige Ergünzung bildet zu dem, was er
in den übrigen Ländern ausführte. Wir
wissen nicht, was früher war — die geo-
Бары та а Begriffe sind da, und
ie Kultur ist alt. Vorher muss auch etwas
gewesen sein. Die ältere Kultur kann nicht
ohne Organisationsformen, ohne ,Кеісһе“
und Staaten bestanden haben. Es ist aber
das erste mal, dass wir ein grossorien-
talisches Reich entstehen sehen. Baby-
lonische Kultur wird auch schon früher
erobert haben. Aber auch das, was wir
hier erfahren, würde viel erklären von dem,
was wir später vorfinden. Wie die baby-
lonische Keilschrift in Palästina, so würde
die Keilschrift in Kleinasien, im Hattilande,
so würde der Einfluss babylonischen Wesens,
der sich im Gebrauch gleicher Götternamen,
als in gemeinschaftlichem Kulte und Pan-
theon, aus dieser Eroberung und Kolo-
nisierung ergeben. Diese Eroberung Sargons
bedeutet für jene Gegenden das, was der
Alexanderzug mit seinen hellenistischen
Folgen für den Orient gewesen ist, und
darum verlohnt es wohl, auf die paar
Zeilen etwas mehr als einen flüchtigen Blick
zu verwenden.
Und noch eins sagt die Stelle: Suri war
damals von einer Völkerwanderung über-
schwemmt worden. Vorher muss natürlich
auch einmal babylonische Kultur dort ge-
herrscht haben, aber damals hatte sich ein
Vorgang vollzogen, wie er so oft seitdem
verfolgt werden kann, wie ihn die „amo-
ritisch-kanaanäische“, die „hetbitische“, die
„aramäische“ und später die arabische —
auch die hellenistische und vor dieser die
kimmerische (und keltische in Kleinasien)
darstellen. Das Ergebnis einer solchen ist
zunächst eine Auflösung der alten Ordnung,
eine Herrschaft des neuen Volkstums in
seiner Ungebundenheit, das dann allmählich
der Zivilisation sich fügt, indem es ent-
weder aus sich heraus die zivilisierten Or-
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juni 1907.] 998
isationsformen entwickelt, d. h. Staaten
und Reiche bildet und dadurch die älteren
unterwirft oder von diesen unterworfen wird.
Das letztere geschieht hier durch Sargon.
Es fragt sich, welche Völkerwanderung
dafür etwa in Anspruch genommen werden
kann. Zwei kommen in Betracht: die ,ka-
naanüische^ und — die „hethitische“, denn
beide finden wir in der Folgezeit auf dem
Plane. Die eine kommt doch wohl von
Süden, von Arabien her, die andere von
Kleinasien und natürlich dessen Hinter-
ländern: Europa. In Mesopotamien treffen
beide auf einander und vermischen sich. So
weit wir bis jetzt etwas wissen, ist die
kanaanäische früher. Die Spuren einer
„hethitischen“ können wir erst nach dieser
feststellen, nicht vor dem 15. und 16. Jahr-
hundert. Da sitzen aber ihre Völker schon
fest, eingewandert müssen sie schon früher
sein. Es ist auch nicht gesagt, dass die-
jenigen ihrer Völker, von denen wir in
dieser Zeit hören, die ersten gewesen sein
müssen. Vor ihnen können, ja werden ihres-
leichen ähnliche Rollen gespielt haben.
Wir haben nur vorerst nichts als die eine
Nachricht Sargons und — die Tatsache der
Zusammengehörigkeit von Suri und Anzan
in der nächsten Zeit.
Wüssten wir, wie wir die Kaššů ein-
zureihen haben, ob ihr Ursprung nach Ost-
asien oder nach dem Westen weist, so hätten
wir vielleicht einen Anhalt. Denn, wenn
sie mit den ,Hethitern^ zusammengehürten,
so hütten wir hier eine vóllige Analogie
der spätern „indogermanischen“ Einwande-
rung, welche das medische Reich „Anzan
und Suri“ wieder errichtete. Aber ich wenig-
stens vermag Anhalte, die das erweisen
würden, noch nicht zu erkennen. Die Mög-
lichkeit ist da, aber auch die andere, und
wir müssen auch von Ostasien her Vorstösse
erwarten. Türken und Mongolen sind sicher
nicht die ersten gewesen, die sich dort
regten.
Wir haben auch keinen Anhalt in Sar-
gons Angaben selbst, woraus wir zunächst
erkennen könnten, wo die Grenze seiner
Eroberungen gewesen ist. Man könnte ein-
wenden, sein Suri sei Mesopotamien. Allein,
dass er Klein-Asien nicht unberührt lassen
konnte, ergab sich als selbstverständlich,
und — wir haben dort die babylonische
Kultur in ihren sprechenden Zeugnissen,
wir haben auch das Zeugnis für die Ueber-
schwemmung Mesopotamiens von Kleinasien
aus und für seinen engen und engsten Zu-
sammenhang unter der Herrschaft der durch
899 (Ко. 6.)
die ,hethitische* Einwanderung geschaffenen
Zustánde. Die Wahrscheinlichkeit scheint
mir also eher für kleinasiatische Zusammen-
hänge zu.sprechen, wenngleich der zeitliche
Abstand noch zu gross ist, um schon einiger-
massen sicher urteilen zu können. Vor
allem aber wird das eine einleuchten: bei
dem Umfange von Sargons mutigen Erobe-
rungen ist von vornherein anzunehmen, dass
er sein ,Suri^ auch nach dem ganzen Um-
fange unterworfen hat, den dieser Begriff je
gehabt hat. Und wir werden sehen, dass
spätere Zeiten ihn so gefasst haben, wie
wir hier annehmen, und dass sie eben damit
jene alten Begriffe wieder hervorgesucht
aben.
(Fortsetzung folgt.)
Ägyptische und semitische Umschreibungs-
fragen.
Von W. Max Müller.
Die von mir, OLZ. VIII, 313 ff, be-
gonnenen Untersuchungen und Vorschläge
zur besseren Wiedergabe zunächst des
Aegyptischen nehme ich hier wieder auf,
obwohl ich mir mehr als je der Schwierig-
keit bewusst bin, gegen das geringe Interesse
an einer präziseren Darstellung lautlicher
Verhältnisse und gegen das Trägheitsprinzip
zu kämpfen. Wir müssen uns damit trösten,
dass die Welt sich schliesslich ja doch be-
wegt, wenn auch sehr langsam; den Fort-
schritt noch zu erleben, darf man nicht
immer hoffen!).
Bei der ägyptischen Dentalreihe, die ich
zunächst nochmals vornehmen möchte, muss
ich von dem Lautwert des d (<=>) ausgehen.
Wie 1. 1. 321, gezeigt, befinden wir uns bei
diesem Buchstaben in einem Dilemma. Die
Semiten haben ihn jederzeit als t © aufge-
fasst (vgl. jetzt noch die neuerdings ge-
fundenen aramäischen Papyri, die den Laut
in der Perserzeit noch besser erhalten zeigen,
als wir erwarten konnten)?), die Aegypter
1) [Seit ich dies schrieb, sind doch mehrere
Anläufe erschienen, sich von der unglückseligen
Schablone zu entfernen, manche unglücklich, abor
doch erfreulich als Zeichen selbständigen Nach-
denkens. Wenn aber bei Spiegelberg (Der Alte Orient
1906) neben selbständigen Bemerkungen die Be-
schreibung des „“ als S steht, so beweist das, wie
notwendig meine Versuche einer genaueren Fest-
stellung sind.
*) Spiegelberg, Aegyptisches Sprach
Orientalische Studien, Nöldekealbum, 1093.
t usw. in
Zu No.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
bunden gewesen |).
[Juni 1907.] 300
dagegen als dem 7 (nicht dem t£!) am nächsten
stehend. Zu dem l. 1. 322, erwogenen Aus-
weg, beide Auffassungen іп d (nicht = yê!)
zu vereinigen, möchte ich trotz des Resultates
aus den griechischen Umschreibungen (d =
nt = d, J. 1. 322) ein Bedenken nicht ver-
hehlen: die Aegypter scheinen bei allen
Dentalen sich gegen den Stimmton gesträubt
zu haben. Man wird ohnedies geneigt sein,
dem semitischen Ohr vor dem sehr groben
tischen den Vorzug zu geben. Am
leichtesten kämen wir also jedenfalls mit der
Annahme einer Art des © für „d“ aus,
irgendwie von dem semitischen stark ver-
schieden. Die Emphase des Lautes wäre
dann nur scheinbar mit dem Stimmton ver-
Jedenfalls stehen wir
82 (S. 1110) ist eine wichtige Verbess
ОЗОР „die Südprovinz“ ist nicht „:- sd ( i) - r(t).
mit einem schwerlich nachweisbaren zdt, sondern
der in demotischen Kontrakten so häufige Ausdruck
Tos-(en)-to-r&s „das Gebiet des Stidlandes*. Also hier
die Aussprache von t als m nach (dem hier assimi-
lierten) n erwiesen, vgl. OLZ. VIII, 321—22. Was die
Griechen als 3 a ten, war den Semiten t, ed — nt.
Das assyrische Bind(?)id(?)i, Mev3nc, ist also sicher
Bintiti zu lesen.
1) Tatsächlich verbindet die Emphase, stark und
besonders weit hinten ausgesprochen, sich sehr leicht
unwillkürlich mit einem leichten Stimmton. Dafür
ist z. B. das $ lehrreich, das entweder direkt durch
den Stimmton іп s übergeht oder (so glaube ich
es z. B. in der Schriftüberlieferung — nicht Umgangs-
sprache — gebildeter Libanesen gehürt zu haben)
ein von s für unser Gehör schwer unterscheid-
barer tónender Laut wird (spiranter als das fester
geschlossene, mehr explosive y$). Darum hat Vollers
bebauptet, t müsse den stimmhaften Lanten suge-
zählt werden; nach meinem Gehör steht es auf der
Grenze zwischen stimmlos und tönend, aber näher
dem ersteren. Aehnliches kann man in der häufigen
Entwickelung des k zu G beobachten. Beim Aegyp-
tischen c—— scheint freilich die griechische Auf-
fassung mit der ägyptischen zusammen gegen die
semitische zu stimmen, und nt = d (genau wie das
Neugriechische den n-Vorsatz zum Ausdruck des
Stimmtones verwendet) spricht stark für den Stimm-
ton des „d“ und die genauere Auffassung als d. Dazu
käme die Verwendung für = schon in alten Lebn-
wörtern, vgl. dg: = ^53" „sehen“, wahrscheinlich
„sich verbergen“ verwandt mit semit. dhl, arab.
„eintreten“, вуг. „sich fürchten“ (urspr., verstecken“ 7),
"ату „Rotstoff (alle schon Pyramidenzeit), dk: „Obst“
(früh im mittleren Reich auftauchend, also wohl in
der besonders starke semitische Einflüsse bringenden
Periode Dyn. 5 — 6 eingewandert?) = op" mit der auch
im griechischen 8éxtvio¢ vorliegenden Uebertragung
des Baumnamens auf die Frucht. Gegen diese noch
zu vervollstándigenden Beispiele kónnte man anfibren,
dass die, LL 321, angeführten Schreibungen für
mm „Schmuck“ einstweilen zu schwankend sind,
um das Entsprechen von d im m. R. zu beweisen;
vielleicht könnte man aus diesem Schwanken gerade
schliessen, dass die Aegypter um 2000 nichts dem 5
zu machen:
801 (Мо. 6.)
hier, ich wiederhole ea, vor einem Dilemma.
Wir miissen entweder das innerügyptische
Verbáltnis des ,d^ zu в durch t a icken
und das teilweise Entsprechen des " darunter
leiden lassen oder umgekehrt. Das ist mehr
Geschmacks- als Wissenssache. Zwar ist
über die Möglichkeit des Lautwertes d viel-
leicht noch anges zu sagen (s. u.), doch
lege ich einstweilen auf die Wahl zwischen
t und d wenig Gewicht. Ich wiederhole
tibri nach 1. 1. 322: als regelmässig zur
Wiedergabe von semitischem ©/1 verwendet,
hatte unser Zeichen im alten Reich eine
ziemlich verschiedene, irgendwie assibilierte,
also von 8 (s. unten) nicht weit verschiedene
Aussprache, die wir ruhig im Dunkeln lassen
kónnen, da wir doch nur die Aussprache am
Anfang des neuen Reiches zugrunde legen
wollen.
Ein positives Resultat kann ich dagegen
nunmehr bei dem 1. 1. 364 #., besprochenen
Buchstaben ===, dem „t“ der AZ., angeben.
Wir können nun kurz prüzisieren: der Buch-
stabe war alt ts (365), später wurde er an-
nühernd (3, eine zuerst vor folgendem i nach-
weisbare Palatalisierung (366) des alten
Lautes!) Ich möchte meinen Umschreibungs-
vorschlag t (368) nun zurückziehen. Der-
selbe erweckt den irrigen Eindruck, als ob
es fir ganz leicht assibiliertes t, also tj,
stünde, wührend doch die Verwendung für
Entsprechendes besassen. Hier ist genauere Unter-
such nötig.
d eu belegt durch Spiegelberg, 1. 1. 1106. —
Die Verwechselung mit d bei dem zu + tibergehenden
Һ welche Spiegelberg, S. 112, belegt (уи = kopt.
Ши) ist auch anderweitig durch Schwanken später
Texte swischen ,d" und § bekannt; lautlich lässt
sich daraus wenig schliessen. — Ich trage hier ein
merkwürdiges Beispiel sur ültesten Wiedergabe des
are Gewöhnlich alt mit d wiedergegeben (1. 1.
, Ànm.); nie mit į!) hat es eine unregelmässige
Entsprechung in ‘n „Ziege“. Daran hat man die
unmöglichsten Vergleichungen (assyr. wneku usw.)
versucht, wührend es doch natürlich nichts ist als
“ins, |y. D. h. das z wird vom Aegypter als
gewöhnliches semitisches s (pj) gehört und erfährt
eine der regelmässigsten Wiedergaben: h für y. Das
ist interessant, weil es zeigt, dass nicht einmal nach
einem mit z susammenstossenden n der Aegypter den
Stimmton berücksichtigte; vgl. das oben über das
Widerstreben gegen tönende Dentale Bemerkte. Im
allgemeinen zeigt es, wie lose und bunt die Laut-
esetze der Entlehnung sind, genau wie z. B. beim
А othiopisehen, wo auch verschiedene Entlehnungs-
schichten zusammenliegen und die Lautgesetze er-
schweren. (Vgl. absolut aus den Lautgesetzen fallende
Fülle wie wh, yh „Mond“ mit h für h, erklärbar
nur als Verstümmelung durch eine ganz fremdeZunge.)
— Für die reguläre Wiedergabe von } vgl. dbh(t)
„Opfer“ = nat (altes Reich). Im neuen Reich ent-
spricht 9 oder t dem 1.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juni 1907.) 802
semitisches D und! beweist, dass es ein ganz
scharfes s enthielt. Dem ülteren Aegypter
fehlte dieser einfache s-Laut gänzlich (seine
s-Laute hatten ja ihre sie von den semi-
tischen trennenden Eigenheiten); er musste
einen , Vorschlag" dabei in den Kauf nehmen!).
Für ts als ein Buchstabe gebraucht aber
die Afrikanistik (z. B. im Hausa) seit lange
ein vorzügliches Zeichen: 4. Das zeigt so-
fort jedem Leser, was damit gemeint ist,
und ist typographisch ganz leicht. Ich rate
also zu dieser praktischen Umschreibung, die,
wenn allgemein eingeführt, den жайла (тра
Verwechselungen дег Semitisten ein Ende
setzen wiirde.
Ist t das assibilierte t, so muss das zu
d im entsprechenden Verhültnis stehende
в (361) assibiliertes „d“ sein (365), also fg
oder de (t oder d, was ja eigentlich zu dz
assimiliert werden sollte, wenn der Aegypter
2 sprechen könnte, s. о.), je nachdem wir
<=> als t oder d auffassen. Zu diesem
schon 1. 1. 363, gewonnenen Resultat habe
ich noch die schon mehrfach (361, 363) er-
wähnte Parallele des äthiopischen Я (s) aus-
zuführen. Ich verdanke L. Reinisch die ge-
naue Beschreibung des letzteren Lautes, den
die Grammatiken sehr ungentigend erfassen.
A ist nach Reinisch in allen modernen
Dialekten nichts als die assibilierte Aus-
rache von t; selbstverstündlich muss auch
die Assibilation in der Emphase dem t sich
anschliessen, d. h. в werden. Darum geht
im Ambharischen altes tg so oft in t über,
ja das ts der alten Schriftsprache wird jetzt
meist t gelesen. Also die vollste Analogie
zum Aegyptischen, das ja ebenso sein altes
в seit dem mittleren Reich zu ,d“ wandelt,
so dass i altes e zu db, ya „siegeln“
wird. ir haben genau den Prozess des
Amharischen: die Ássibilation fällt ab. Wie
beim d/t baben wir auch wieder bei t oder 8
das Dilemma, entweder das innerügyptische
Verhältnis zu t/d zum Ausdruck zu bringen
und auf das Entsprechen mit semitischem 8
zu verzichten oder umgekehrt. Da die Ent-
scheidung zwischen t und d für <=> noch
schwankt und t, d typographisch unmöglich
ist, scheint mir die Wahl nicht schwer: ich
schreibe s nach Analogie des (auch nur
approximativ wiedergegebenen) &. Nicht
1) Wie es ja verschiedene Sprachen gibt, die
einen Vorschlag für die Sibilanten brauchen, be-
sonders solche, die i nur durch & ausdrücken können,
& durch ) (6) usw.
808 (Ко. 6.)
übel wäre ein d, um die Stellung zum „d“
zu veranschaulichen, aber die Bezeichnung der
Emphase zu opfern, scheint mir doch ein zu
schwerer Nachteil. Immerhin würe d auch
raktisch dem verzweifelten „d“ des ,Вег-
iner Systems^ gegenüber ein grosser Fort-
Schritt; wer hat nicht schon mit dem Setzer
bei einzeln stehendem d seine Not gehabt?
Jedenfalls hilft uns nun die Analogie des А
zum Verständnis des ägyptischen s-Lautes
bedeutend!) Zur Feststellung der ältesten
Aussprache des g hilft vielleicht die nahe
Verwandtschaft von s und ‘Ain, nicht nur
bei sehr alten Entlehnungen aus dem
Semitischen, sondern auch im Aegyptischen
selbst. Bisher bekannt war: nem „süss
sein“ = DY), sem (neben dem Nomen smd!)
= yow „hören“, psg „neun“ = ir). Den
Wechsel innerhalb des Aegyptischen hat
man noch nicht beobachtet: mngs(t) „Brust“
neben denomin. mn „die Brust geben,
siugen“3), ng „reiben“ neben ö) „zer-
1) Belbsverstündlich darf die mögliche Verschieden-
heit der &thiopischen und ügyptischen t-Aussprache,
die Möglichkeit, dass ügyptisches 8 vielleicht eine
stimmhafte Analogie zu & bildete und die Ten-
denz (ds, dg М; в. oben) der modernen üthiopischen
Dialekte, die Zischlaute nach vorne rücken zu 'assen
(entgegengesetzt der palatalisierenden ägyptischen),
nicht zu Verwechselungen führen. — Hier einen Exkurs
über :
Ich babe schon früher gezeigt, dass Berpt s mit
Jo weder im lautphysiologischen noch im historischen
Sinn etwas zu tun hat, kann aber nun ein wichtiges
Beispiel hinzufügen, wie der Aegypter Wörter mit
gemeinsemitischem 12 auffasste. Semit. 3% „her-
vortreten (aus einer Grenze“) ist Agypt. th: „über
eine Grenze treten“ (auch im moralischen Sinn), mit
dem gewöhnlichen Uebergang von semit. г in ägypt. x
(etwas weniger häufig als der Uebergang in Jodh).
Dieses schon der ältesten Periode angehörige Lehn-
wort fasst also den Laut ganz der arabischen Ueber-
lieferung ({) entsprechend auf und gibt ihn so
wieder, wie die des ¢ entbehrenden Sprachen ge-
wöhnlich den Lispellaut ersetzen, ohne die Emphase
zu beachten. Nicht ganz analog dazu scheint mir dio
einmalige Wiedergabe mit t im Zahlwort Amt = ursem.
SU, während sonst (in 2 und 6 es als 8, in 8 als
b erscheint). Als Uebergangsform wäre Ant
anzunehmen; das t kónnte von dem Feminin femantt
beeinflusst sein. Spütere Wiedergaben haben natür-
lich 8 entsprechend dem kanaanüi:chen Lauttibergang
in Y und beweisen nichts, als dass die Kanaanüer
35 tateüchlich wie y sprachen und nicht etwa die
Unvollkommenheit der nordsemitischen Schrift einen
Unterschied verdeckt. Die alte Hypothese über P, ge-
gründet auf den Namen Ту us, füllt also.
) Die versuchte Vergleichung von nss „klein“
mit (sR) „müde, schwach“ ist jedenfalls abzulehnen.
) Aelteste Form der Wurzel ist n = hamit.
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juni 1907.) 804
mahlen, fein mahlen“, pn „umdrehen“ (up)
neben fng „Nase“ (urspr. „Gesicht“, OLZ.
IX, 155), w „abschliessen“, ursprünglich
auch „verdecken“, vgl das Nomen 31
„Wolke“, verwandt mit inst „Schurz“ usw.
Man wird bemerken, dass alle diese Wurzeln
ein n oder m aufweisen (mit Ausnahme des
durch ganz unregelmässigen Lautwandel
entstellten pss!), also anscheinend starker
Stimmton das (ältere?) “Ain in g übergeführt
hat. Daraus könnte man nun allerdings eine
sehr starke Wahrscheinlichkeit ziehen, dass
в in ältester Zeit irgendwie tönend war
oder gefühlt wurde! Leider sind die Ver-
hältnisse keineswegs einfach ). Wenig hilft
uns dazu der analoge Uebergang von
(ursprünglichem!) (ё in g (auch k) im
Aramäischen. Das ist gerade der umge-
kehrte Vorgang wie im Aegyptischen, nur
könnte man als lautphysiologische Analogie
hervorheben, dass s auch wie ägypt. s
nüg, nwg (über das ich OLZ. VI, 79 zu Reinisch,
Somaliwörterbuch, 8. 311, gehandelt habe) säugen —
semit. pJ. Das ägyptische Verb enk ist Kausativ
jüngerer Entlehnung von demselben Verb (das uach
den erwühuten Spuren des ж in den übrigen hami-
tischen Sprachen einmal zur Bildung /H gehört
haben muss oder deren Analogie folgte. Oder ist
das Jodh eine Erweiterung des alten Stammes?)
!) Aleph (abgeschwächt aus Ain oder älter als
dieses?) für ursprüngliches Gs liegt vor in der ur-
alten Entlehnung hm:(y?)t „Salz“ aus YGem*. Nahe
läge es, hierher noch zu ziehen: kn’ „in die Arme
fassen“ = MO „in die Faust fassen“ — arab. C..
Leider sind hier verschiedene semitische Wurzeln
durcheinander geraten; hebr. =p „sammeln“, das
man herangezogen hat, scheint arab. = Yaad und
вуг. kmt (?!), während вуг. kb „fest sein“ zwar zu
die richtige lautliche Nachfolge liefert, aber
eine sekundäre Sinnentwickelung repräsentieren
müsste. Wahrscheinlicher wäre eine andere Ver-
gleichung, die den umgekehrten Fall, ägypt. s =
semit. Aleph, illustrieren würde: knd „zornig“ =
NIP (nur müsste das zu erwartende 8 schon im alten
Reich in d übergegangen sein; so weit ist nur d be-
legbar). Man wird beobachten, dass auch diese
problematischen Wurzeln wieder ein m/n enthalten
und der Aegypter dem m widerstrebt, um dessen
willen wohl auch sms = yoy seine Umsetzung er-
fahren bat, während die Verbindung ns sogar
euphonisch scheint. Schlüsse auf den Stimmton
scheinen mir also schwierig. (Nws „sich bewegen,
aufbäumen“ vermag ich nicht sicher in die so ühn-
lichen Wurzeln сіз, yok, , |), einzufügen).
Nicht unmöglich, dass das früher auf Grund einer
falschen Lesung mit Lë? verglichene rh(y? so nach
Spiegelberg) ,,Kleider waschen doch zu jener semi-
tischen Wurzel und in diese Reihe gehört. H für h
ehörte zu den oben mit wh = wr illustrierten.
D orogens koitan y für Aleph würe leicht er-
klärlich.
906 [No. 6.)
ein ténender und emphatischer Laut gewesen
zu sein scheint!) Vielleicht kónnen andere
Genaueres aus diesen Uebergüngen schliessen,
die natürlich zunüchst nur für das Aegyptische
der <esten vorklassischen Periode zeugen,
also nicht notwendig unsere, der klassischen
Periode folgende, Umschrift entscheiden
müssen ?).
(Schluss folgt.)
Seriptio plena des emphatischen la- im
Bebriischen.
Von Paul Haupt.
Am Schlusse von 8 15 meiner Abhandlung
The Hebrew stem nahál, to rest (AJSL 22, 203)
habe ich darauf hingewiesen, dass das pra-
figirte emphatische b (z. В. Koh. 9, 4: 2525 o
Mon ran jo RIN 210 ^m auch plene N? ge-
schrieben wird, ebenso wie wir im Arabischen
J 14 dgsimu (Koran 75, 1) finden. Ich
be dazu Ruth 2, 13 und die JBL 24, 30
besprochenen Stellen 1 S. 14, 30; 20, 9;
Ex. 8, 22 zitiert. Ruth 2, 18: nw wb vom
pr nnw2 heisst: wahrlich ich will sein
wie eine deiner Mägde. Ein weiteres Beispiel
dieses emphatischen Nb = assyr. lû (HW
3730; AG?, § 131; vgl. die Anmerkung ibid.
S. 275) liegt Jer. 49, 25 vor, wo wir
"pnto Ур na к), wahrlich verlassen
!) Im Arabischen mag ja die Aussprache als d
alt sein, doch wage ich nicht, sie dem ursemitischen
zuzuschreiben, da der hebräisch-assyrische Lautüber-
gang und die &thiopische Ueberlieferung zu ihr
schlecht passen (obwohl die Verwandtschaft des süd-
arabischen Schriftzeichens mit dem für t ander-
seits wieder der arabischen Ueberlieferung ziemlich
günstig würe).
зу Das Beispiel anh „Flügel“ = „U (mit einer
späteren seltsamen Dissimilation; „Flügel“, snah
„Arm“, gerade als ob das Arabische eingewirkt
hätte!!) sollte mit seinem Uebergang 1 — ө wieder
ein Zeugnis für den Stimmton des ; sein, ist aber
bis jetzt nur eine ganz vereinzelte Seltsamkeit.
3) Beachte folgende Abkürsungen: AG = De-
litzsch’s Assyrische Grammatik; — AJSL = Ameri-
can Journal of Semitic Languages; — BA = Delitzsch
und Haupt, Beüräge sur Assyriologie; — HW =
Delitzsch’s Assyrisches Handwórterbuch ; — JAOS
— Journal of the American Oriental Society: —
JBL = Journal of Biblical Literature, — KAT =
u. 8 Keilinschriften und das Alte Testa-
; — KB = Schrader's Keilinschriftliche Biblio-
ee — OLZ = Orientalistische Litteratur-Zeitung; —
SBOT = zu в Sacred Books of the Old Testa-
А = Zeitschrift für Assyriologie; —
enländischen
ment;
ZDMG = Zeitschrift der Dan Morg
Gesellschaft.
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juni 1907.) 306.
ist die Stadt der Freuden! lesen müssen.
Das vor xb stehende x ist Glosse, ebenso
das vor frënn Гр stehende nnn 79). Das
Qéré n»nn ist als intensiver Plural zu punk-
tieren; der Intensivplural (OLZ 10, 65)
D'ënn war “wwen geschrieben; vgl. Crit.
Notes on Kings (SBOT) S. 80, Z. 3. Der
Ausdruck owe Pro, die Stadt der Freuden
ist wie (7) DO, Haus der Wonne (Am. 1, 5)
eine Bezeichnung der Stadt Damaskus; auch
PN пуро, Tal des Reichtums bezeichnet den
ager Damascenus, d. i. die reichbewüsserte,
ausserordentlich fruchtbare Umgebung von
Damaskus. Statt jw ist ix = in (vgl. arab.
су) ayn = ef Лаин) zu punktieren; auch
Їх las ОМ. Dem Araber gilt die о,
s gute Dimisg als irdisches Paradies,
die schönste Landschaft auf Erden; vgl.
2. B. Abulfedä’s Geographie, S. ror der
Pariser Ausgabe, unten; auch Wetzstein
in Franz Delitzach’s Genesis! (Leipzi
1872) S. 535 und Jesaia® (Leipzig 1879)
S. 702. Hebr. rm entspricht dem arab.
Ete mánzahe.
Bei der im ersten Teile des Buches Amos
mehrfach wiederkehrenden Drohung ) Nb
ist das x5 ebenfalls nicht Negation, sondern
scriptio plena des em 5 da-; der Aus-
druck bedeutet nicht: ich nehme es nicht
zurück, mache es nicht rückgüngig, sondern
wahrlich, ich werde es thm v.rgelten, ich werde
es eüchtigen! Das emphatische vw wb
steht für W DWN W und hat dieselbe Be-
deutung wie RI 100) DWN ; vgl.
Wright-de Goeje, 2, 191, B; Ges.-
Қай 8 117, x; AG?, S. 146. Hebr.
IDUN ND entspricht. arab. N la-uti-
bánnahu = 0,3 la-utayyibinnahu, assyr.
lü-utäarsü = lá-utár gimillasu. Auch im
Arab. sagt man aye de x9 IE. atäbahu ‘14
‘amalthi, er belohnte ihn für seine Tat; des-
gleichen aye de ges) oder ale de .
Der Ausdruck Ob dreier Frevel von Damaskus
und ob vierer mache ich es nicht stickydngig!
wäre etwas schief. Man könnte wohl sagen
Ob dreier guter Taten, oder auch vier, mache
ich das (beschlossene Strafgericht) nicht rück-
gängig (vgl. Gen. 18, 30: кусх DN NEYN xd
ow >u’ Cw) aber nicht Ob dreier Frevel mache
ich es nicht rückgüngig. Dafür würde Amos
wohl gesagt haben: 19-70) "y PONNI;
vgl. 7, 8; 8, 2.
907 (Ко. 6.)
Uebrigens ist das drei und vier nicht
von wiederholten Freveltaten, sondern von
éinem ganz besonders schweren Frevel zu
verstehen, einer трсаћітріх; vgl. vpwsowrfptoc
(Haupt, Purim, S. б, Z. 11) sowie tpoáð-
26, tplocop.evos, трісрихор, tproxatapatos,
aproxonaviotos &c, auch verpanadaı, schon lange,
eigentlich vierfach lange; тетрахброуо6, vier-
krähig = sehr alt (vgl. бтір тйс хороуос
Beßiwxuig) und «erpóoAov тобт Eom = x-
121751522
Das Suffix in W2'Ww bezieht sich auf
pwn, genauer pwa DY; Damaskus als Volks-
name kann als Masculinum konstruiert
werden, wührend es als Name einer Land-
schaft oder Stadt Femininum ist; vgl. Ges.-
Kautzsch, 8 122 i, sowie Crit. Notes on
Kings (SBOT) S. 172, Z. 14. Wer an dem
Masculinum trotz Jes. 17, 1 (s. unten) An-
stoss nimmt, mag dafür das Femininum
(nid ww xd) einsetzen oder das Masculinum
nach Ges.-Kautzsch, S 135, o erklären.
Mit dem Gebrauch der masculinen Plural-
formen der Suffixe statt der Femininformen
hat es allerdings eine eigene Bewandtnis;
siehe Crit. Notes on Kings (SBOT) S. 171,
Z. 13. Ich glaube, dass Amos sagte:
ушм ND AVIAN pires pp gen
Für Damaskus dreifachen Frevel,
Ja vierfachen, will ich es sücht'gen!
also mit masculinem Suffix wie in V. 13
(wo Y vor pay zu streichen ist) und 2, 1. б.
Die oben angezogene Stelle Jes. 17, 1
ist zu lesen:
поро ai nmm “сло pi» nn
Die erste Halbzeile bezieht sich auf das
Volk von Damaskus; die zweite auf die
Stadt Damaskus; "DD ist von W, züchtigen
abzuleiten; ғр) Ez. 28, 48 ist "o? zu
lesen; yo gehört als Glosse hinter nn";
vgl Jes. 25, 2: 535 Ayo nbi72. wo das
Ņ keineswegs zu streichen ist; dagegen ist
dort statt des zweiten "yo ebenfalls озу?
zu lesen: oy? су! уух, Die Vereiner-
leiung von "Yo und D ist hier ebenso
gedankenlos wie in den von mir in Anm. 13
zu meiner Erklürung von Psalm 68 (AJSL
28, 227) besprochenen Fallen.
Die Drohworte gegen die Philisterstadte
sowie Tyrus und Edom in Am. 1, 6—11 sind
makkabäische Zusätze; vgl. dazu meinen
Aufsatz Eine alttestamentliche Festliturgie für
den Nikanortag in ZDMG 61 und meinen
Artikel The Book of Nahum in JBL 26.
Uebrigens ist statt my Am. 1, 6 on zu
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Jani 1907.] 906
lesen. Die Bewohner von Akk& (Akkö ist
phönizische Aussprache!) sollen gezüchtigt
werden, Mpow n» оу оу, d. b. weil sie
eine Schar, die in Frieden (Uu musá-
liman = Ао сап) kam, gefangen nahmen
(eigentlich als Gefangene abführten) und den
Syrern auslieferten; statt OMN ist DAN zu
lesen wie in Psalm 137, 7; Klagl. 4, 21
(OLZ 10, 63). Der Gebrauch von mòi nbn
im Sinne des вуг. Ny. Naw (зуг. 92293208
= hebr. "922 nx) ist ungewöhnlich, aber
in dieser späten Stelle kaum zu beanstanden;
auch das arabische sabä wird in diesem
doppelten Sinne gebraucht: es bedeutet nicht
nur ғи Gefangenen machen (syal 151 schall um)
sondern auch ins ferne Ausland senden, de-
portieren, sogar exportieren und importieren;
Қалам („> xamr) sabije (oder sabie) heisst
importierter Wein. Der Stamm N ist mit
As verwandt; vgl. meine Abhandlung über
die semitischen Wurzeln gr, kr, zr, AJSL
23, 252. Ebenso heisst äthiop. tee: і5биауа
(für ts siehe BA 1, 263) sowohl ins Exil
führen als gefangen nehmen?)
Die dreifache, ja vierfache Freveltat ist
die 1. Makk. 12, 48 (vgl. auch 18, 12) be-
richtete verrüterische Gefangennahme des
Makkabiers Jonathan im Jahre 148 v. Chr.
Diese Schuld hatte die Stadt Akkä (oi IIvo-
Хройтол) auf sich geladen; bei der hinter
listigen Ermordung Simons und seiner Sóhne
Mattathias und Judas im Jahre 135 (1. Makk.
16, 16) dagegen war die Stadt Jericho nicht
beteiligt. Sieben Jahre vor dem schmäh-
lichen Frevel an Jonathan hatte in Akká
die glänzende Vermählungsfeier Alexander
Balas’ und der ägyptischen Prinzessin Kleo-
atra stattgefunden, die von Jonathan in
salm 45 verherrlicht worden ist; vgl. 1. Makk.
10, 58 und Haupt, Purim, S. 6, Z. 40.
Von Gaza heisst es im ersten Makkabäer-
buche (11, 62) dass Jonathan die Sóhne
1) Ebenso steht En fiir np der Buchstaben-
name "^ für "^ Carthago für Cart-hajo — Qart-
hadsé = Qart-hadsé == Qart-hadas
: sat, assyr. Qarti-
zadasti (Genetiv) KB 2, 148, 23. Vgl. Schröder,
Die phönisische Sprache (Halle 1869) S. 124— 127.
*) Ich habe nachträglich bemerkt, dass schon
der Professor in der katholisch-theologischen Fakultät
der Universität Breslau, J. A. Theiner in seinem
Buche Die swölf kleineren Propheten (Leipzig 1828)
S. 98 im wesentlichen richtig übersetzte: weil es
Befreundete mit sich gefangen führte. J. D.
Michaelis (1782) übersetzte: weil sie in vollem
Frieden Menschen geraubt haben.
909: [No. 6.)
der vornehmsten Familien als Geiseln nach
Jerusalem schickte. Asdod wurde von Jona-
than in Brand gesteckt; siehe ibid. 10, 84;
11, 4; vgl. auch 5, 68; 16,10. Zu Askalon
vgl 10, 86; 11, 60; zu Ekron: 10, 89; zu
den Philistern: 3, 24. 41; 4, 22; 5, 68.
Dass das Drohwort gegen Juda (Am,
2, 4. D) nicht von Amos herrührt, ist be-
kannt; ebenso, dass der Schluss von V. 4
(11 DWM) ein tertiärer Zusatz ist.
Ich bemerke schliesslich, dass die ein-
leitenden Drohungen gegen Damaskus, Ammon
und Moab im ersten Teile des Buches Amos
in drei fünfzeiligen Strophen mit 3+3 He-
bungen abgefasst sind; das Metrum ist also
dasselbe wie in Psalm 137 (OLZ 10, 67)
oder in Psalm 68 (AJSL 23, 238). Auch
die Drohung gegen Israel am Schlusse (Am.
2, 6—16) besteht aus drei fünfzeiligen
Strophen mit 3 + 3 ee e In der letzten
Strophe ist éine Zeile durch die Glossen
we) Bora) man und Ger vun op
(Erláuterung zu o Du AN) verdrängt
worden; auch wn ist sekundär, und rb
oy tertiär. In der ersten Strophe ist
V. 72 eine Glosse zu V. 6b; auch mp und
Dv (V. 7b) sind sekundär; desgleichen
“We OOD und V. 10 in der zweiten Strophe.
Die Halbzeile "gn Deer re "wn gehört
hinter die erste Halbzeile von V. 9.
Die makkabäischen Abschnitte (die wohl,
wie so viele Zusütze zu den Propheten, erst
unter der Regierung des Johannes Hyr-
kanus, 135 —104 entstanden sind, der nach
Josephus, Ant. XIII, 10, 7 nicht nur
Herrscher und Hoherpriester war, sondern
auch die Prophetengabe besass) sind gleich-
falls in Zeilen mit 3 + 3 Hebungen abgefasst,
&ber nicht in fünfzeiligen Strophen. Die
erste Drohung n die Philisterstadte ist
allerdings fiinfzeilig; die zweite gegen Tyrus
(vgl. 1. Makk. 5, 16) hat aber nur drei
Zeilen; die dritte gegen Edom (vgl. 1. Makk.
b, 8. 65) vier. Auch die Drobung gegen
Juda war ursprünglich nur dreizeilig. Die
metrische Analyse des Buches Amos von
Sievers und Guthe (Leipzig 1907) scheint
mir verfehlt.
Südarabisches IV.
Von Martin Hartmann.
Osiander 20 (CIH 95) ist ein Fragment.
Die Weihenden fehlen,.da nur der untere
Teil erhalten. Dieser lautet:
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
|Juni 1907.] 810
w/o | poy I pam I my 1 олат | po I me
| m 1j | ore | m | повр | nmm | үр
m^ (mom | wn 1. 5 I OD | qos
1| |o | ovo | wy | oA 1р
mayen | Grp | »3 | Ae | ww | en
may | рй I 5 1 роуа I yan | 922 | w
mn | crow | wer | ух) | ja 1 отто |
mond | pym | nay I mi | amp | p
pmi onpas | am | ороз | awe I ma
Im Corpus ist folgende Uebersetzung
gegeben: |
[Maudüd et fralres ejus Bakilenses, incolae
“Атға-/
(пі, consecraverunt Ilmakkäho Hirranensi hunc
titulum, quia est]
1. ішіне ipsos, quum primum impetum (есі
(Maudüd) usque ad urbem ‘“Amranum,
oo ad 0 Q M» Co to Fa
ad auri-
. liandum heredi suae Kasbat Marthadensi,
et ex his
ssessionibus usque ad ceteras. Et pergat
Iimakkah Hi-
rrünensis largiri servo suo Maudüdo tutelam
camporum spsius consitorum et
. favorem gratiamque coheredum ipsius Martha-
densium et tribus e- |
orum Baktlensium, incolarum “Amräni, et
protegere servum gu-
. um Maudüdum ab injuria et noxa hostis
cujusque, qui se remo-
vit et qui propius venit; atque quia contigit
et ut contingat vassalis ipsius
. Abyabensibus, potentia et viribus Ilmakkähi
Hirränensis.
Eine Vergleichung mit den anderen‘Amrän-
Tafeln lehrt, dass der Weihende der Familie
angehört, die sich am Schluss nennt: Os. 6, 1
nm nAyaın ja Gen OOK und Z. 9 m
nm 25 pyanı спор) Os. 8, 1 che 0237
йк |2 und Z. 126. erëm mob ^ m5; Os.
18, 1 £ nm uera dxaın maa DÉI
und Z. 11 jw" |29 ^ 775, Also ist auch
hier der Weihende aus der Familie Asjab.
Die Amrän-Tafeln zeigen ferner, dass der
Weihende entweder der herrschenden Sippe
der Martad angehört oder einer Familie von
Hörigen (e, der einzelne uu) der Martad.
Im ersten Falle bezeichnet sich der Weihende
als СУЙО p. Fem, O10 n^ Plural D909 13:
Os. 1, 1. 4, 1. 14, 1. 15, 1. 21, 1. In einem
Falle nennt der weihende Martadite neben
sich die Sippe unter dem Namen poy":
о очо c e mm t
811 No. 6.)
Os. 1, 1 roum отоу eno v3 nnm o2.
Die Hörigen (Bauern) bezeichnen sich gleich
am Anfang selbst als Ob (32) 2 CAN wie
die Banü Arfat Os. 9, 3f, die Banü Kati-
bum Os. 16, 2f., die Banü Wahrän Os. 18, 2f.
und der As ad Faugamän ( |272)) Os. 17, If.
oder sie begnügen sich, das Hörigkeits-
verhältnis zu markieren, indem sie am Ende
der Urkunde den Gott bitten, er möge sie
„beglücken mit der Gunst ihrer Herren
der Banü Martad“. Finden wir nun eine
kopflose Inschrift, die die Formeln enthält:
„der Gott möge dem Weihenden die Gunst
der Banü Martad schenken“ und „auf dass
es wohlergehe den Banü Fulän“, so schliessen
wir mit vollkommener Sicherheit, dass der
Weihende nicht der Sippe Martad angehört,
sondern einer Hörigen-Familie. Es ist daher
ausgeschlossen, dass der Maudüd ein Marta-
dit ist, wie die Herausgeber des Corpus
annehmen (zu Z. б: „Fortasse coheredes
Maududi .... hoc est Marthadenses poten-
tissimi^, zu Z. 9 „Vassali Maudüdi appel-
lantur Banü Asyab“ und Ergänzung des
Anfangs: ,Maudüd .... Bakilenses“ !). Den
Anlass zu der falschen Ergänzung gaben
die Worte WDF Z. 2 und WANN Z. 5.
Z. 2 ist nnm heres sua’, ut proposuerunt
Osiander et Halévy“, und in NWN finden
die Herausgeber die ,coheredes^ des Maudüd
und wundern sich, „quid hoc plurale sibi velit".
Nun ist von vornherein der Gedanke ab-
zuweisen, dass jemand den Gott bittet, ihm
mit dem Wohlwollen seiner Erben oder
auch Miterben zu beglücken. Zudem ist die
Gleichbedeutung mit WN zwingend. Es
wurde übersehn, dass M7), hebr. v^», nicht
bloss heisst „beerben“, sondern auch „erben,
durch Erbschaft in Besitz bekommen“. Die
dn m гар wins ist „seine Erbherrin
Qa3bat Baronin Martadum“ und Z. 5 ist die
Rede von der ,Gunst seiner Erbherren der
Barone Martadum und ihres Stammes Baki-
lum, Stammtei) (193%) Da Аттап“. — Der
Hauptgewinn aus dieser neuen Erklürung
und Ergänzung ist, dass "2y das wie andere
Vermögensstücke durch Erbgang den Besitzer
wechselnde Individuum ist, und GN die ein
Erbstück bildende Familie.
1) Die Hörigen-Familien werden nie als zum
Stamme gehörig bezeichnet; sie waren ja auch ur-
spriinglich Gefangene oder Zugewanderte. Doch kam
es, scheint es, nicht selten vor, dass ein Höriger sich
die Zulassung zum Stamm und die Anerkennung
seiner Familie als Adelsfamilie erzwang.
ORIENTALISTISCHE LITTERATURNZETTUNG.
(Juni 1907.) 812
Zu Gl. 1302 (vgl. Weber hier Sp. 238 fl.):
Die verfehlte Gleichsetzung von ПУМ mit Ir"
(an sich nicht unmöglich, vgl. ел und e»
gab ich selbst lüngst auf, s. hier Sp. 191.
— Vortrefflich sind Webers Bemerkungen
gegen meinen „sabäischen Outsider“ MPN
und seine Aeusserungen über die s- und h-
Sprache. Ich selbst sagte bereits Sp. 22:
"Die Barone, die Saba’ und Qatabàn an-
gehörten, sprachen die à- Sprache“. Der
von mir nicht hervorgehobene Unterschied
ist, dass Qatabaner und Hadramoter regel-
mässig mit der s-Sprache kokettieren infolge
der anhaltenden politischen Abhängigkeit,
dass dagegen die Sabäer es nur gelegentlich
tun, oder besser: die Sabäer kamen früh zu
einer so festen Stellung, dass sie die Rück-
sicht nicht nötig hatten, und zugleich: es
gab wenig Sabüer in den Ma‘inischen Resi-
denzen (z. B. die Barone Däbir in Berägis
Hal. 485). Die Lösung des npn als npn
für MIPIM ist sehr ansprechend. Dass auch
die Minäer in der Zeit ihrer Inschriften die
h-Sprache gesprochen haben wie Weber
annimmt, ist deshalb unwahrscheinlich, weil
in diesem Falle die s-Sprache als rein ge
lehrte (offizielle) Sprache nicht mit solcher
Reinheit durchgeführt ware. Die einzige
Ausnahme, welche die Personennamen mit
haf'al von Verben pr. wäw bilden, ist kein
argumentum, undihrer Verwertung als solches
widerspricht ihre Bezeichnung bei Weber
selbst als „wohl nur orthographische Ab-
normitát^ (Sp. 239 unt). — Von hoher
Wichtigkeit ist die Frage nach dem sozialen
Charakter der Sabüer. Weber Sp. 240:
„. . . dass die Sabüer bei ihrem Aufkommen
ein durchaus neuartiges Element auf dem
рее Schauplatz in Siidarabien waren,
ass sie zu dem minäischen Reiche dieselbe
Stellung einnahmen wie auch sonst die
Nomadenvölker an den Grenzen alter Kultur-
zentren“. Die Sabäer ein Nomadenvolk?
Gewiss nicht. Sie gehórten von allem Anfang
an der sesshaften Gruppe an, genau ebenso
wie die Bevólkerung, die sich um Main
schaart. Die These von der Ursprünglich-
keit des Nomadentums im allgemeinen ist
unhaltbar. Ich sehe keinen Anlass, aus
inneren Gründen die Wandlung der Sabäer
von Nomaden zu Kulturmenschen anzu-
nehmen. Aeussere liegen nicht vor. Im
Gegenteil: die Denkmäler zeigen uns die
Sabäer nicht anders denn als ausgewachsene
Sesshafte. Dass unter ihnen gefährliche
Räuber waren, beweist nichts: man kann
818 [No. 6.)
doch Фе Raubritter des Mittelalters nicht
Nomaden nennen.
Zu Derenbourg П (vgl. hier Sp. 189):
Die Auffassung des угуучу Z. 1 bis 2323
Z. 4 als hal wird, scheint mir, gestiitzt
durch Gl. 1155, 1 Nee) Ayo DIe 550
322 pp y O... 7323 pi) "Ou, Dieser
Passus soll offenbar eine temporale Be-
stimmung für den Hauptsatz geben, der mit
den Namen der beiden Kabire als Subjekt
beginnt und in fala’ wabanà das Prädikat
dazu enthült, und wird zu übersetzen sein:
nals ihre Leute Musr, A Gurt und Eber
Маһтап unter dem früheren Kabir М. N.
(Baron) von Ridà durchzogen hatten“. Dass
in Der. II der Hälsatz ein Nominalsatz, in
Gl. 1155 ein Verbalsatz ist, dürfte eine
Ablehnung der Parallele nicht begründen.
Klein-Asiatische Untersuchungen.
I.
Von E. Brandenburg.
Ich habe bereits an anderer Stelle be-
tont, dass die wissenschaftliche Forschung
im Gebiet des alten Phrygiens noch weit
davon entfernt ist, abschliessende Resultate
eliefert zu haben, welche einer ehrlichen
üfung, die von keinem vorgefassten „Stand-
punkt“ beeinflusst ist, unanfechtbar gegen-
überstehen ). Auf lange Jahre hinaus noch,
1) Aus diesem Grunde kann ich mich auch leider
nicht mit den letzten Sätzen der Besprechung meiner
Arbeit über Phrygien in den Abhandlg. d. Bayr.
Akad. durch Prof. von Lichtenberg im ersten Heft
des Memnon einverstanden erklüren. Er sagt dort:
»Dieser (Brandenburg) erkl&rt nümlich die ganze
phrygische Kultur für hettitisch“. Das habe ich
nicht gesagt, sondern nur, dass sich in ihr zahlreiche
Anslogien und Beziehungen zur hettitischen nach-
weisen lassen, wie das auch kulturgeographisch nicht
anders der Fall sein kann. Ferner: ,... die Haupt-
sache aber wird doch als Thrakisch-phrygisch,
arisch anzusprechen sein“. Da spielt L. sein
»Arierdogma*, dass alle Kultur eigentlich nur arisch
ist, ein Standpunkt, den er mir privat als auch öffent-
lich mehrfach gegenüber betont hat, einen bösen
Streich. Ich frage nur dagegen: was wissen wir in
der Mitte des zweiten Jahrtausend in Kleinasien von
Thrakern, Phrygiern und Ariern? — Weiter: „Darauf
weisen die übrigen Kulturelemente, besonders die
Keramik, mit swingender Gewalt hin“. Welches
sind diese übrigen Kulturelemente in dieser Zeit und
diesen Gegenden? Die Keramik? Darauf kann ich
nur erwidern, dass im Gebiet der phryg. Felsfassaden
bis jetzt noch keine irgendwie nennenswerten kera-
mischen Funde gemacht worden sind, ausser gunz
rohen Scherben, die keine Datierung zulassen. Ich
selbst fand 1902 oder 3 in Jasilikaja eine schón ge-
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juni 1907.] 814
bis der Spaten und unsere sich immer mehr
erweiternden Kenntnisse kleinasiatischer und
besonders hettitischer Geschichte weitere
Ergebnisse geliefert haben werden, muss der
Archäolog sich noch gedulden, um an die
Abfassung eines abschliessenden Werkes
über diese Gegenden gehen zu können.
Einzciarbeiten müssen den Stoff liefern, be-
wältigen, die Mosaiksteinchen liefern, aus
denen sich schliesslich das möglichst lücken-
lose Bild der Gesamtkultur zusammensetzen
lassen wird.
Phrygien ist als Kreuzungspunkt ver-
schiedener Kultureinflüsse besonders inter-
essant, und wir betrachten es deshalb zuerst
kurz kulturgeographisch. Genau wie im
Altertum, weil ganz einfach und natürlich
bedingt durch die Beschaffenheit des Bodens,
seiner Bergketten und Täler, folgen auch
heute noch die wenigen Bahnlinien Anatoliens
den grossen Heerstrassen des Landes, auf
denen der Zug, der Austausch und schliess-
lich auch die Zerstórung von Kulturen ge-
legentlich feindlicher Einwanderungen vor
sich ging. Ganz schematisch dargestellt geht
die eine Linie von N.W. nach S.O., d. h.
von Konstantinopel über Eskischehir nach
Konia, um sich dann als künftige Bagdad-
bahn nach Mesopotamien fortzusetzen. Diese
Linie wird von einer zweiten in der Richtung
O.-W. geschnitten, Angora, Eskischehir,
Afionkarahissar, Smyrna. — Angora aber
ist nun in archäologischer Hinsicht der Brenn-
unkt, in dem sich die Strasden aus Kappa-
okien und Paphlagonien, von Bogaskeuj,
der alten Hattihauptstadt her, von Oejük
und wie alle die hettitischen Zentren heissen,
vereinen. Anderseits ist Smyrna mit seinem,
einen idealen Hafen bildenden Golf die natür-
liche Ausgangsstation zum Wege über die
Inseln, dem Sitze des vierten grossen Kultur-
kreises, des mykenischen, nach Griechenland
herüber. Der Kreuzungspunkt beider Linien
aber ist nun das Land, das wir in Anleh-
nung an die antike Geographie Phrygien
nennen, dessen eigentlicher Name in der uns
interessierenden Zeit, im zweiten Jahrtausend
vor Christus, aber noch nicht bekannt ist.
Wir wissen durch die Historie und Ar-
chäologie, dass die beiden grossen Kultur-
brannte Scherbe, die mir leider verloren gegangen
ist und die ich deshalb nie erwühnt habe. Sie trug
die Darstellung eines Greifen, genau wie in Sendjirli.
Allzu arisch schien mir das nicht zu sein. — Also
nicht mit unbekannten Gróssen operieren, um grosse
Theorien zu stützen, sondern sich vorerst auf Detail-
arbeiten beschränken, muss unsere vorläufig wenig
effektvolle, aber einzig gedeihliche Aufgabe sein.
815 (Мо. 6.)
strassen in der genannten Zeit ausgiebig
benutzt worden sind. Davon soll nun nichts
in Pbrygien hängen geblieben sein, nach
Meinung der ülteren Schule, die sich nicht
von der vorgefassten Meinung des allein
seligmachenden griechischen Einflusses frei
machen kann?! — Das ist doch wohl kaum
&nzunehmen, und man kann dem vielmehr
entgegenhalten, dass die, man möchte fast
n, romantischen Eroberungen eines Alex-
&nder, deren Nachwirkungen naturgemüss
im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Grösse
und unerhórten Plótzlichkeit stehen mussten,
kaum dazu geeignet waren, griechischer
Kultur einen Boden zur gedeihlichen Fort-
entwicklung zu schaffen. Man pflanzt keinen
. Eichenwald, wenn man im Vorbeilaufen
Eicheln aufs Feld streut. So kann man
höchstens irgend ein Unkraut säen, aber
nicht Bäume, die Jahrhunderte überdauern
sollen. Genau so stehts mit der Kultur,
gleich ob griechische oder sonst eine. Grie-
chischer, d. h. hellenistischer Einfluss (mit
Ausnahme der Küstenstüdte) ist daher auch
im Hochland von Kleinasien erst durch die
umsichtige, planvolle und ruhige Kolonisation
der Rómer mit starker politischer Basis zur
Geltung gekommen, nicht durch den stern-
schnuppenartigen Zug eines Alexander oder
gar etwa durch die ewige politische Zer-
rissenheit und Rivalitát griechischer Klein-
staaterei.
So sind denn auch Ramsay und Reber,
wenn auch als „Alte“ in nicht so scharfer
Form wie die „Jungen“, zur Ansicht ge-
kommen, dass Phrygien vom Standpunkt
orientalischer Beeinflussung aus zu betrachten
sei. Erheblich schärfer schliesst sich die
jüngere Generation an: Winckler, Messer-
schmidt, Lichtenberg, Leonhard, Herzfeld
und ich. Diese lehnen mit geringen, zeitlich
späten Ausnahmen griechischen Einfluss
gänzlich ab. Dem gegenüber steht eigentlich
als einziger „Grieche“ Körte nu die
Brüder Körte), dessen diesbezügliches Haupt-
werk Gordion auf die gegnerische Meinung
durchaus nicht überzeugend zu wirken ver-
mocht hat. In vielen dieser Fragen ist ein
ehrliches ignoramus — und leider auch durch
Zerstörung des Materials oft bedingtes igno-
rabimus — besser angebracht, als Tempel-
rekonstruktionen, die sich im „lasterhaften
Kreis“ so lange drehen, bis sie zusammen-
stürzen; als eine Theorie, ein Dogma mit
allen möglichen Hypothesen und Rekon-
struktionen & tout prix stützen zu wollen,
die aus dem eben genannten Grunde oft
jeder reellen und soliden Basis entbehren.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juni 1907.) 816
Die ältesten Zeugen von Kultur in Phry-
gien sind!) die Felsgrotten, die sich in grosser
Anzahl stets da finden, wo steil abfallende
Felswände aus gut zu bearbeitendem Ge-
stein die Flusstüler begrenzen. Das frucht-
bare Schwemmland des Flusses war guter
Boden für Viehzucht und später für Acker-
bau, das höher gelegene Bergland bot dem
Jäger reiche Beute. Die primitiven Wohn-
стонет sind einfache natiirliche Felslécher,
ürftig bearbeitet. Eine weitere Entwick-
lung zeigen dann, jedenfalls bei vermehrtem
Familien- und Viehstand, neue Grotten, um
die erste herum angegliedert, so dass manch-
mal nur noch Pfeiler stehen gelassen sind,
um die Decke zu tragen. Bei einer der-
artigen Grotte ist deutlich ein Impluvium
zu sehen, um nichts von dem in diesen
Gegenden, besonders im heissen Sommer, so
wichtigen nwasser verloren gehen zu
lassen. Den letzten Schritt zur Vollendung
eee Felswobnungen stellen dann An-
lagen dar, die in Räume für Menschen und
Vieh gegliedert sind, deutlich charakterisiert
durch Bänke und Kaniine einerseits, Krippen
für Gross- und Kleinvieh anderseits. Weitere
Details wären dann noch Fackelhalter,
grössere und kleinere Zisternen zur Auf-
bewahrung von Getreide und Wasser. Ferner
Bünke, Borde und Vorratskammern.
Neben dieser gewissermassen friedlichen
Entwicklung, die den Bedürfnissen eines
Bauernvolkes angepasst war, treten noch
Merkmale hervor, die auf vielfache Unruhen
und kriegerische Einfälle schliessen lassen,
wie das ja auch mit der historischen Ueber-
lieferung tibereinstimmt. Man hat Grotten
hoch oben im Felsen angebracht, um sich
dorthin bei feindlichen Invasionen zu flüchten;
es lassen sich ziemlich deutlich Uebergünge
zu den bekannten Kalehs, befestigten Berg-
gipfeln, feststellen, wie sie uns in der Voll-
endung z. B. bei Perrot beschrieben worden
sind. Ich fand mehrere derartige Anlagen
neu auf und bin dadurch zu Mutmassungen
über die strategische Bedeutung der Kalehs
in bezug aufeinander gekommen. Zu er-
wühnen sind noch auf einer kleineren Kaleh
in den lebenden Fels gearbeitete Funda-
mente, die in primitivster Art an die des
„Palastes“ in Bogaskeuj erinnern.
Endlich ist noch zu bemerken, dass neben
) Die folgenden Zeilen sind aus einem Referat
über einen diesbezüglichen Vortrag von mir über
Grotten i. d. Ztschr. f. Ethnlg., Heft 8, 1906, ent-
nommen. Die ausführliche Bearbeitung findet sich
i. d. Abhdlg. der k. Bayr. Akad. 8. КІ. Bd. 23,
Seite 651—667.
817 (Мо. 6.]
der Entwicklung дег Grotten eine solche
des Holzbaues einige Spuren hinterlassen
hat, und wir können sogar eine der Ent-
stehungen des Giebels beobachten, wobei
ich ausdrücklich bemerke, dass ich aus rein
praktischen Gründen die Entstehung dieser
Architekturform unabhüngig &n verschiedenen
Orten für müglich halte und nicht etwa von
diesem einen Fund ableite. Es würde hier
zu weit führen, den Zusammenhang von
Grotten und Holzbau ausführlich zu er-
örtern, und muss ich deshalb auf die Tabelle
in Ábbdlg. d. Bayr. Akad. I. с. p. 666 ver-
weisen. Einen grósseren Wert werden diese
Untersuchungen aber besonders erst dann
haben, wenn auch aus andern Gebieten
Vorderasiens mehr Vergleichungsmaterial
zusammengebracht sein wird. Besonders in
Persien soll noch manches zu finden sein.
(Persónliche Mitteilung Dr. Herzbergs.)
2. wenden wc uns jetzt zu der
„рі e resistance“ der gischen Ar-
chäologie, den Felsfassaden DI. Einteilung
in zwei Klassen, in solche mit figtirlichem
und Méandermusterschmuck (geometrische)
ist bekannt. Eigentlich nur an einer Fassade,
am Arslankaja bei Düwer finden wir beide
Elemente КӨЛЕ Ausser Kórte natürlich,
der annimmt, beide Arten seien gleichzeitig,
und die geometrischen als Kultstütten be-
trachtet, ist die allgemeine Ansicht, dass
die bildlichen Alter sind als die andern,
beide aber hauptsächlich zum Zweck des
Begrübnisses lent haben. Als jüngste
der geometrischen Fassaden habe ich früher
Arslankaja betrachtet, seitdem mir aber
Leonh mehrere Photos paphlagonischer
Fassaden, die leider noch nicht veröffentlicht
sind, gezeigt hat, habe ich meine Ansicht
modifiziert. Ein abschliessendes Urteil kann
ich allerdings dann erst abgeben, wenn ich
diese Fassaden selber gesehen haben werde,
was ich bis jetzt noch nicht konnte. Denn
das weiss jeder Archäologe, der draussen
raktisch gearbeitet hat, dass selbst die beste
afel ein sehr gutes Hilfsmittel nach per-
sönlicher sus ist, diese selbst aber
niemals ersetzen kann. Aus verschiedenen
Gründen glaube ich doch immer mehr, dass
man in Zukunft die phrygischen Fassaden
nur noch unter Hinzuziehung der paphla-
nischen wird betrachten können. Dadurch
ommen wir auch zu einem höheren Alter
der ersteren, denn ihre Entsteh nach
der Kimmererzeit ist aus verschiedenen
Gründen (cf. 1. с. р. 704 ff.) nicht zulässig.
Als Zwischenglied muss dann neben
Arslankaja noch das Grab Japuldag I.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juni 1907.| 818
(Giebel, zwei Stiere, dazwischen ein Phallus)
betrachtet werden. Der Giebel sieht wie
ein Vorläufer der geometrischen Fassaden
aus, der Phallus steht gewissermassen an
Stelle der Giebelstütze, die sich bei Arslan-
kaja schon naturgetreu findet. Anderseits
weist er auf den Phallus vom Bojtik-Arslan-
Tasch mit seinen beiden ebenfalls gegenüber
stehenden Löwen hin. In Arslankaja ist dann
die Fassade völlig ausgebildet; da man aber
doch nicht auf die apotropäischen Löwen usw.
verzichten wollte (ich stehe hier selbstver-
ständlich auf dem allgemein anerkannten
Standpunkt, den nur Körte natürlich nicht
anerkennt, dass die bildlichen Fassaden älter
sind als die geometrischen), brachte man sie
neben der Góttin usw. an. Die Sphingen
von Arslankaja kommen genau so in der
wohl etwas spüteren Sendjirli-Kunst vor
und vor allem in Paphlagonien. Ich er-
innere auch an die bekannte Säulenbasis
von Sendjiri. Zum Quadratmuster von
Arslankaja würe dann endlich noch zu be-
merken, dass auch auf dieses der 1
versuch, die Fassade sei die älteste der
geometrischen, besser passt als meine frühere
Annahme. Wir haben hier wohl noch die
peinliche Imitation von Holz- und Webewerk
vor uns, keine Degenerationsform. Daran
reiht sich Maltasch auf derselben Seite des
die beiden Gruppen trennenden Karabojükdag
(cf. Bayr. Akad. 1. с. p. 639). Man eroberte
zuerst das breite bequeme Tal, durch das
die Route geht, und dann erst das dahinter
liegende Land. Beim Midasgrab sind die
Hauptlinien des Füllornaments auch noch
sauber ausgeführt, die Verzierungen an diesen
selbst aber fehlen. Zu bemerken ist noch,
dass bei allen diesen drei Fassaden der
Grabzweck ziemlich sicher anzunehmen ist,
bei Maltasch absolut. Aus Resten von Farb-
spuren und chemischen Untersuchungen ist
es nun sicher, dass das Relief der Fassaden
noch durch Malerei gehoben war, dann hat
man sich die Sache allmühlich bequemer
macht, wohl erst beim Mi b, wo die
Versisrung des Mäandermusters durch Malerei
erfolgte, und dann bei den stilistisch folgenden
Fassaden, Arezastis und Gordiosgrab, wo die
Reliefbearbeitung des Mittelfeldes ganz ein-
fach durch Malerei überhaupt ersetzt war.
Körte nun meint, die geometrischen
Fassaden seien ausschliesslich Kultstätten
gewesen und erklärt die Schächte, die er
anders nicht wegbringen kann, als Anlagen
zur Feier der Bluttaufe. Er selbst gibt zu,
dass diese Zeremonie des Mithrasdienstes
zuerst aus Rom bekannt und са. 1000 Jahre
319 (No 6.)
spüter als die uns hier interessierende Zeit ge-
feiert worden ist. Ich will nun gar nicht leug-
nen, dass die geometrischen Fassaden neben-
her auch Kultstätten waren, nur war das
nicht ihr ursprünglicher Hauptzweck. Heute
noch verrichten Tausende am Grabe Christi
oder des Propheten ihre Andacht. Warum
soll das nicht auch am Grabe máchtiger
Kónige der Fall gewesen sein, die, nach
orientalischer Anschauung, als Inkarnation
der Gottheit nach ihrem Tode selbst Götter
waren. Das gäbe dann auch eine Erklärung
derganzkleinen Fassaden („Kindergrab“usw.),
als aus dieser Bedeutung derivierte Altäre.
Altäre im Sinne der sog. „Stufen“, über
die gleich noch geredet werden wird, waren
sie keinesfalls. Denn bei fast allen fehlt
die Möglichkeit, irgend welche Opfergaben
riederzulegen, es sei denn mit Hilfe langer
Leitern, was unbequem und wenig wahr-
scheinlich ist. Das hat Körte nicht beachtet.
(Schluss folgt.)
Bespreehungen.
Kuseir ‘Amra von Alois Musil Band I. Text.
8. 1—183. 126 Abbildungen. 4°. Wien 1907.
Preis des Gesamtwerks 210 Mark. Besprochen
von H. Reckendorf.
Ein Jahrhundert nachdem Kuseir 'Amra
von Seetzen gesehen und kurz beschrieben
worden war, ist es von Musil neu entdeckt
worden. Schon Musils Vorbericht über seine
Reise dorthin war interessant (s. diese
Zeitschr. Juni 1902), aber jetzt erst ge-
wahren wir, welche Fülle von kulturge-
schichtlichen Beobachtungen der Reisende
gemacht hat; mancher Wunsch nach mehr
Detail, der damals in uns rege wurde, ist
jetzt erfüllt. Musil besitzt alle Erforder-
nisse zu einer derartigen Forschungsreise,
sein Mut und seine Ausdauer спар вораг
die Bewunderung der Beduinen. Er hatte
seine erste Reise nach Kuseir ‘Amra ab-
brechen miissen, da sich die Folgen der be-
stándigen Anstrengungen und Aufregungen
und der schlechten Ernährung fühlbar
machten. Die Nervosität der türkischen
Regierung gegenüber etwaigen ägyptischen
Wühlereien unter den Beduinen erschwerte
ihm seine Aufgabe, da er wegen seines
engen Verkehrs mit Beduinen in den Ver-
dacht geriet, ein ägyptischer Agent zu sein.
Ueberhaupt hatte er unter den Scherereien
durch Staatsbeamte und Dorfschulzen zu
leiden. Dann wieder macht er unter Lebens-
ORIENTALISTISOHE LITTERATURN ZEITUNG.
[Juni 1907.] 890
gefahr einen beduinischen Raubzug mit; ein
Beduine wird unmittelbar neben ihm vom
Kamel heruntergeschossen, und ein andermal
entgeht er den Kugeln von Kamelräubern
auf ungesatteltem Kamel. Bei einem Ueber-
fall wird ihm einmal ein Sack mit seinen
Notizen geraubt; er erhält ihn zwar zurück,
aber die Notizbücher haben schwer ge-
litten usw. Aber kaum ist der gefahrvolle
Aufenthalt in Kuseir Amra zu Ende und
das dort gewonnene Material durch einen
Boten in Sicherheit gebracht, als er sich
entschliesst, einige weitere Schlösser aufzu-
nehmen, die mit Amra vermutlich in irgend
welcher Beziehung standen; denn es ist ihm
darum zu tun, die Aufgabe, die er sich ge-
stellt hat, möglichst vollkommen zu lösen.
Zum Gelingen seiner Reise trug es we-
sentlich bei, dass er die Beduinen richtig zu
behandeln versteht. Obwohl er selbst die
Zügel der Oberleitung fest in der Hand
halt, fügt er sich doch gehorsam den An-
ordnungen seines getreuen Häjel, sobald
dessen überlegene Sachkenntnis spricht, und
er hat es nicht zu bereuen. Er findet bei
einigen Arabern auch in höchster Not ein
treues Ausharren, das er ihnen denn auch
um so höher anrechnet, als sie dem idealen
wis senschaftlichen Zweck, um dessentwillen
man freiwillig Gefahren trotzt, verständnis-
los gegenüberstehen. Keiner seiner Beduinen
gab während des anstrengenden und gefähr-
lichen Aufenthalts in Kuseir Amra Ursache
zu ernster Rüge. Es gelingt ihm einmal,
sich länger als eine Stunde mit einem Be-
duinen über die Dschinnen zu unterhalten,
während die Beduinen sonst aus Angst vor
der Rache der Dschinnen nur höchst selten
über sie reden. Wir dürfen auf den Inhalt
dieses Gesprächs, wie nicht minder des
längeren Gesprächs über die Blutrache ge-
spannt sein.
Das Werk wird jeden Leser icceressieren ;
wer es aber in beständigem Hinblick auf
die orientalischen Schriftsteller, besonders
die arabischen Dichter, liest, wird es erst
in seinem vollen Werte würdigen. Der
Verfasser hat den richtigen Blick für das,
was wir wissen möchten. Gar manche
Dichterstelle wird jetzt klarer oder erscheint
in neuer Beleuchtung. Die Ergebnisse
der ethnographischen Studien, die er z. B.
während der freien Zeit machte, die ihm
in Kuseir Amra gelassen war, so lange
er seinem Begleiter Mielich nicht in dessen
kunstwissenschaftlichen Aufnahmen beistehen
konnte, sollen selbständig veröffentlicht
werden; auch sollen alsdann die biblischen
821 [No. 6.)
Parallelen hervorgehoben werden, denn vor-
erst enthült sich der Verf. überhaupt aller
Hinweise auf die Typik der orientalischen
Schriftsteller. Uebrigens stehen seine Iden-
tifikazionen mit biblischen Oertlichkeiten 2. Т.
auf schwachen Füssen. Wir rechnen darauf,
dass wir später auch einen ausführlichen
Index erhalten. Interessant sind die Noten-
beispiele zu den Beduinenliedern. Ob die von
Musil gegebene Abteilung der Takte immer
zutreffend. ist? Man müsste das allerdings
gehört haben, um darüber urteilen zu können;
aber man würde doch z. B. Seite 20 Vier-
vierteltakt, und zwar ohne Auftakt, erwarten,
und ferner auf dem siebenten (und vierzehnten)
Ton eine Fermate, also mit Weglassung der
Viertelpause (Das Akzentzeichen auf dem
neunten statt auf dem zwölften Топ ist ge-
wiss nur Druckfehler) Ferner scheint mir
S. 43 Sechsvierteltakt ohne Auftakt vorzu-
liegen. Auch eine Anzahl Texte von Be-
duinenliedern ist mitgeteilt. S. 30 Vs. 6 ist
kutr wol Akkus. der Vergleichung, also
„wie die Menge“. — Die Landschafts-
schilderung ist klar und einfach. Die mehr-
fach eingeflochtenen Szenen aus dem Leben
und Treiben des Kamels sind entzückend.
Das prächtige Schloss, das heute wasser-
los ist und mitten in der Wüste liegt, war
einst mit Hilfe von Staudämmen und jetzt
verschütteten Brunnen von einem wenn auch
wohl nicht breiten, so doch jedenfalls geseg-
neten Kulturgürtel umgeben. Die grosse
Frage ist nun: Wann und von wem ist das
Schloss erbaut und bewohnt worden? In
seiner grosszügigen und von genauer Kennt-
nis der 4 Zustände getragenen Dar-
stellung der Geschichte jener Gegenden bis
zur Abbasidenzeit versucht Musil diese
Frage zu beantworten!) Musil weist auf
eine Agänistelle hin, der zufolge man von
dem ungeführ in jenen Gegenden gelegenen
Wüstenschlosse des Omajjaden Elwelid II.
durch ein offenes Tor auf einen Brunnen
blickte, bei dem Pfeiler standen, und ver-
sichert, das treffe für keines der andern,
ihm dort bekannt gewordenen Schlösser zu,
so dass also Elwelid II. zum mindesten ein
Bewohner 'Amras gewesen würe. Eine
durchschlagende Beweiskraft besitzt dieses
ent natürlich nicht, und dass sich
Elwelids Nachfolger Jezid III. verpflichten
muss, nicht so viel zu bauen, ist auch nur
Die arabischen Beischriften, die von dem
Maler der Wandgemälde des Schlosses herrühren,
sind іп dem Tafelbando und in dem zweiten Teile
des Textbandes reproduziert. Sie beweisen, dass diese
Kunstwerke aus mohammedanischer Zeit stammen.
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juni 1907.] 822
ein recht vager Hinweis auf die baulichen
Leistungen Elwelids. Aber dass omajjadische
Prinzen, und unter ihnen auch Elwelid,
Sehlósser inmitten jener Wiistendistrikte
besassen, steht fest.
Es ist erfreulich, dass Musil in Oester-
reich Verstündnis für seine Bestrebungen fand.
Möchte es ihm ermöglicht werden, immer
wieder in den Orient zuriickzukebren und
uns die dort gesammelten Beobachtungen zu
unterbreiten.
Freiburg i. B.
B. Baentsch, Altorientalischer und israeli-
tischer Monotheismus, ein Wort zur Revision
der entwicklungsgeschichtlichen Auffassung der
israelitischen Religionsgeschichte. Tübingen, J. C.
B. Mohr (Paul Siebeck) 1906. XII u. 120 8. 2, 40 M
Besprochen von Wilhelm Erbt.
Seltsamerweise zeigt sich gerade die
Schule, die auf biblischem Gebiete den Be-
griff der Entwicklung als kennzeichnenden
Namen fiir sich in Anspruch nimmt, gegen-
über dem neuen Material, das der Orient-
kunde beschieden wird, entwicklungsfeindlich ;
sie sträubt sich, aus den neuen Quellen zu
lernen, ja, selbst die neuen Zeugen zu ver-
nehmen. Die Auffassung, die sie sich von
dem Entwicklungsgange der israelitischen
Religionsgeschichte gebildet hat, soll sozu-
sagen vollendet, keiner weiteren Entwicklung
fáhig sein. Man ist einstmals von Hegel
ausgegangen, um sich jetzt, wo wichtige,
neue Schritte verlangt werden, bei der
Illusion des Meisters zu befinden, alles bis-
herigen Strebens erfolgreichen Abschluss er-
reicht zu haben.
Bei dieser Lage der Dinge bedeutet es
ein kühnes Wagnis, wenn man im Gegensatz
zur Schule auszusprechen und zu vertreten
unternimmt, was die veränderten, Mittel,
Wege und Ziele der Forschung verändernden
Zeiten verlangen. Die Einpeitscher der
Schule haben freilich für solches Abschweifen
vom orthodoxen Wege ihre brandmarkenden
Vorwürfe bereit, den Vorwurf ,bedauerlichen
Rückschritts^, ,der Preisgabe miihevoll er-
rungener Positionen", „schlimmster Methode-
losigkeit, die sich über alle sicheren Resultate
leichtfertig hinwegsetzt^. Baentsch, der ein
Wort zur Revision der entwicklungsgesclicht-
lichen Auffassung der israelitischeu Religions-
geschichte sprechen will, hat jenes Wagnis
unternommen; er hat es, wie die eben ange-
führten, vorausschauenden Zitate aus seinem
Vorwort beweisen, dazu noch getan mit dem
| vollen Bewusstsein der Kühnheit seines
828 (Ко. 6.)
Unternehmens und der ihm gewissen Angriffe.
Man setzt nicht gern eine im Wissenschafts-
betriebe einer bestimmten (Gemeinschaft er-
rungene sichere Stellung aufs Spiel, wie er
sie durch seine literarkritischen Arbeiten
innerhalb der religionsgeschichtlichen Schule
besitzt. Um so mehr muss die Bedeutsam-
keit seines Vorgehens hervorgehoben werden.
Der erste Abschnitt der Schrift behandelt
den altorientalischen Monotheismus.
Die Frage nach einer solchen Lehre ist von
Winckler aufgeworfen worden; sie ergab sich
von selbst, al er der altorientalischen Welt-
anschauung auf den Grund ging. Baentsch
zieht besonders die dichterischen Erzeugnisse
der babylonischen Religion heran, belauscht
die sie durchwehende Stimmung und kommt
mit Recht zu dem Ergebnis: „Wäre in
Babylon ein geistesmächtiger Prophet mit
monotheistischer Verkündigung aufgetreten,
er hätte in diesen Hymnen mit ihren ver-
schiedenen summi dei den prächtigsten An-
knüpfungspunkt gefunden.“ Wenn er aber
fo rt: „Aber an einem solchen Propheten
hat es Babylon und Assur eben gefehlt,“ so
behauptet er m. E. zuviel. Wir können nur
en, dass uns bis jetzt Zeugnisse für eine
solche Verkündigung fehlen, dass sie uns
auch wohl in Z nicht beschieden sein
werden. Aber wir haben doch die Pflicht,
uns den Verlauf der Geschichte des alten
Orients nach den allgemeinen Gesetzen
menschlicher Entwicklung vorzustellen, uns
nach dem uns wiederbescherten Vordergrunde
altorientalischen Lebens den notwendig dazu
gehörigen Hintergrund zu erschliessen. Wenn
in Palästina eine Bewegung gegen die
herrschende polytheistische Welt- und Gottes-
erkenntnis einsetzt, so ist man in Babylonien
und Assyrien an diesem Vorgange nicht un-
beteiligt gewesen. Gerade Baentsch, der
endgültig mit der glänzenden Isolierung
Kanaans durch die entwicklungsgeschicht-
liche Auffassung der israelitischen or
geschichte gebrochen hat, wird sich zuletzt
gegen die Anerkennung dieses Schlusses
sträuben. Um uns eine Vorstellung von den
Vorgängen am Mittelpunkte der alten Welt
in jenen Zeiten zu machen, da man sich in
Palästina zu einer höheren Stufe der Religio-
sität und Gotteserkenntnis aufschwang, dürfen
wir nur an das Italien des XIV. und XV.
Jahrhunderts denken, an die dortigen Be-
wegungen, die den Rahmen der Papstkirche
nicht verliessen und doch ein neues Zeit-
alter ankündigten, das aber erst von Witten-
berg aus, einem weit von Rom entfernten
Punkte, Wirklichkeit wurde. Am Mittel.
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Juni 1907.] 894
punkte des grossen Kulturgebiets tauchen
zuerst die grossen weltbewegenden neuen
Fragen, Gedanken und Anregungen auf; dort
aber sind zugleich die Machtmittel der ent-
scheidenden Gewalten so bedeutend, dass sie
die ihnen drohenden Gefahren abzuwenden,
die überschäumenden Gewässer in ein wohl-
abgedämmtes Bett zu leiten vermögen.
Durchaus gerecht wird Baentsch der
babylonischen Religion, indem er streng
Religion und Religiosität auseinanderhält.
Gerade diese Beachtung findet man nicht
überall; ihr Fehlen aber bedingt entweder
eine Über- oder eine Unterschätzung der
offiziellen Lehre, bezw. der individuellen
Frömmigkeit. Bei einer polytheistischen
Religion muss man die Frage nach der Mög-
lichkeit stellen, die durch sie dem einzelnen
zur Befriedigung tiefster Herzensbedürfnisse
gewährt wird, wie man bei einer monothei-
stischen Religion die Grenzüberschreitungen
aufzuzeigen hat, die sich der einzelne Be-
kenner hergebrachtermassen herausnehmen
darf, ohne den Monotheismus aufzugeben.
Wenn nun im Osten in kultischen Gebeten
und Psalmen eine ergreifende Innerlichkeit
des religiösen Empfindens auftritt, so wird
man bei der Frage nach einem altorienta-
lischen Monotheismus nicht bloss, wie Baentsch
es tut, diese Art in Rechnung zu setzen
haben; vielmehr es wird auch Mass des
Gewührenlassens von seiten des babylonischen
Tempels abzuschätzen sein. Diese Gewäh-
rung eines Spielraums über die Grenzen des
strengen Polytheismus hinaus kann nicht
ohne vorherige Entwicklung, ohne Kämpfe
der offiziellen Lehre mit den Herzensbedürf-
nissen ihrer Bekenner erreicht worden sein.
Zugleich aber wird man, wie Baentsch richtig
hervorhebt, für unser Gefühl die Wirkung
schliesslich zerstörend, in jenen Erzeugnissen
dem Polytheismus irgendwie gerecht. Wir
werden sie daher als Zeugnisse des endlichen
Kompromisses zwischen dem Alten und Neuen
ansprechen müssen. Bei dem Alter der
betreffenden Stücke müssen die Kämpfe, die
so abgeschlossen wurden, bereits in für uns
noch vorgeschichtlicher Zeit stattgefunden
haben. Anderseits aber lag in diesen Stücken
ständig Anregung zu neuen Kämpfen vor.
Auch von dieser Betrachtung aus, die uns
zeigen würde, wie das Zustandekommen
„eines wirklichen begrifflichen Monotheismus"
im Osten verhindert worden ist, werden wir
zu der Annahme gewaltiger Kämpfe im
Zweistromlande geführt, die sich zwischen
offizieller Lehre und den Herzensbedürfnissen
ihrer Anhänger abgespielt haben. Wenn
895 [No. 6.)
uns dann Baentsch noch im Anschluss ап
Winckler und Jeremias einen Einblick in
das System der altorientalischen Welten.
schauung gewührt, um so die Betrachtung
des altorientalischen Monotheismus abzu-
schliessen, so wird die Frage: ,Und der
Monotheismus Israels und des Judentums,
sollte der nun in gar keiner Beziehung zu
dem altorientalischen Monotheismus stehen?"
nicht mehr von der Hand zu weisen sein.
Der Beantwortung dieser Frage im letzten
Abschnitt geht naturgemüss ein Vergleich
zwischen dem altorientalischen Mono-
theismus und der israelitischen Re-
ligion voraus. Baentsch betont zunüchst
die Tatsache der Geheimtradition jeder
hóheren Erkenntnis in Babylon, wührend
sich in Israel die Verkündigung des einen
Gottes an alle wendet; dort nimmt der
Monotheismus den Polytheismus als Voraus-
setzung, hier ist er seine Uberwindung. Man
wird noch den oben entwickelten Gedanken
hinzufügen müssen, dass nämlich in Babylon
nur Kompromiss mit der herrschenden Lehre,
in Kanaan dagegen Revolution möglich ge-
wesen ist. Von diesem Gedanken aus würe
auch die endgültige Frage nach der prinzi-
piellen Verschiedenheit historisch, natürlich
soweit dies möglich ist, begründbar gewesen.
Es ist richtig, in Babylon blieb man streng
innerhalb des astralenSchemas; nur in diesem
Rahmen machte man dem Bedürfnis des
frommen Gemüts Zugestündnisse. In Israel
dagegen gelang eine solche Befreiung der
Gottheit vom astralen System, dass dieses
nur noch als Grundlage des Weltbildes, als
wissenschaftliche Form in Betracht kam.
Der Gott Israels erscheint als die Ver-
körperung des sittlichen Gedankens“ — na-
türlich, soweit er damals — es sei z. B.
an die Frage der Leibeigenschaft und Sklaverei
erinnert — fassbar war. Diese Ethisierun
aber ist in Kanaan möglich geworden; wei
hier im Gegensatze zu Babylonien, Assyrien
und ten die Herzensbediirfnisse nicht
verurteilt blieben, sich mit blosser Stimmungs-
erregung durch Lieder und Betrachtungen
zu begnügen; vielmehr hier erkümpfte man
sich freie Bahn zur Betütigung der frommen
Gesinnung. Man nahm die sozialen Fragen
in Angriff, liess sich durch die Arbeit an den
Problemen der Gesellschaft, nachdem man
sich das Recht darauf erkämpft hatte, zu
einer höheren sittlichen Einsicht führen.
Diese Arbeit ist in Wirklichkeit das Ding,
das Baentsch „den praktischen, allem
Theoretisieren und unnützen Grübeln abge-
neigten Sinn der alten Israeliten“ nennt, der
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Juni 1907.) 896
sie „die Verstandesschwierigkeiten* des
theistischen Monotheismus, ,die das theolo-
ische Denken immer wieder in pantheistische
leise drängen, nicht empfinden“ liess.
Der dritte und letzte Abschnitt wendet
sich dann, das Verhältnis des altorien-
talischen zu dem israelitischen Mono-
theismus untersuchend, zu dem Unter-
nehmen, das Schema der Religionsgeschichtler
von der Entwicklung der israelitischen Religion
mit Hilfe der durch die Orientkunde beige-
brachten neuen Erkenntnisse umzugestalten.
erwunden ist dabei völlig die primitive
Anschauung, die da meint, in Volk
den zu haben, das das Schulbeispiel
er Entwicklung der Religion aus den ein-
fachsten Voraussetzungen bis zur Weltreligion
abgibt; die Begriffe „Beduinen- und Bauern-
religion“ sind aufs Gliicklichste aus der
wissenschaftlichen Betrachtung gestrichen.
Nur vom Standpunkte der Orientkunde liessen
sich einige Ausstellungen an dem von Baentsch
vorgetragenen Entwicklungschema machen.
Es wird noch zuviel Gewicht auf den Begri
»Nationalreligion“ gelegt. Das Wort „Nation“
gehört auch zu der altorientalischen An-
schauung, insofern es den gemeinsamen Ur-
sprung des Volkes und seinen einheitlichen
esitz betont. Es setzt die wissenschaft-
liche Hypothese von der Entstehung der
Völker voraus, wie wir sie in der Bibel auf
Israel selbst angewandt finden. Völker aber
entstehen 2 dor Lende eines а
ekehrt religióse Uberzeugungen en
sich nicht stammtafelartig fort. Wir diirfen
also so einfach nicht aus der Hand der
Alten ihren Begriff, ihre Vorstellungen von
einer ,Nationalreligion^ nehmen, weil wir
damit leich ihre unhaltbaren Voraus-
setzungen dieses Begriffs, dieser Vorstellungen
übernähmen. Einen „nationalen“ Jahwe, der
als „Israels Gott“ den Göttern anderer
Völker entgegengesetzt worden wäre, hat es
nur in der Theorie der Bekenner der Jahwe-
lehre gegeben. Diese Durchgangsstufe der
Entwicklung der Religion auf dem Wege zum
Weltengott Jahwe ist selbst nur eine Kon-
struktion. Jene Zeit, die man so mit der
altorientalischen Wissenschaft und Welt-
anschauung entnommenen Formeln und Be-
griffen charakterisierte, war in Wirklichkeit
die Epoche, in der die schliessliche, in Ver-
ordnungen und Paragraphen fixierte, greif-
bare Form der Lehre um solche Form rang,
die Epoche der Propaganda, wo man das
Nordreich Israel, das Südreich Juda be-
stürmte, sich auf diese Lehre hin staatlich
zu konstituieren, die Epoclıe, wo das Pro-
327 [No. 6.)
mm — vor allem дег Dekalog in seiner
ек І) — selbstverständlich feststand,
wo man aber mit diesem Programm in der
Hand noch um ein Heim zu kämpfen hatte.
Die Frage der „Nationalreligion“ ist
in Wirklichkeit eine Frage der Orga-
nisation. — Ferner glaube ich, dass die
Wendung ,Aufnahme babylonischer Mythen
und Spekulationen in die Jahwereligion“
leicht missverstándlich ist. Wenn Baentsch
durch diese Aufnahme die Herausbildung
eines theoretischen oder begrifflichen Mono-
theismus erklürt, so wird er gewiss mit mir
übereinstimmen, wenn ich die náhere Ver-
umstándung dieses Vorgangs verlange. Man
hat gewiss nicht — das meint sicher auch
Baentsch nicht — aus Lust am Fabulieren
die gesamte altorientalische Wissenschaft
und ihre Mittel herübergenommen; vielmehr
geschah dies aus dem praktischen Bedürfnis
heraus, sich mit den Gegnern auseinander-
zusetzen, aus apologetischem Interesse, das
der Kampf aufnótigte. Wie die christlichen
Apologeten in ihre Religion die griechische
Wissenschaft brachten, so musste man auch
hier die wissenschaftlichen Hilfsmittel der
Gegner benutzen, um sie abzuwehren. Man
war gezwungen, den begeistert verfochtenen,
unmittelbar erlebten Monotheismus zu be-
gründen, man kam zu bestimmten Theorien,
zu festen Begriffen.
So erzielt Baentsch einen neuen Aufbau
der israelitischen Religionsgeschichte. Damit
ist auch von ihm in dankenswerter Weise
die Notwendigkeit neuer Bewegung der
wissenschaftlichen Betrachtungsweise des
Alten Testaments betont worden, nachdem
sie selbst zu dem Ende gekommen war, das
sie einstmals als die letzte Stufe der Ent-
wicklung der israelitischen Religion erkannt
hatte: sie war erstarrt zu einem allgemein
verbindlichen Gesetz. Solch ein Gesetz kann
man als Aussenstehender wohl bestreiten;
mit denen aber, die unter diesem Gesetze
stehen, lässt sich darüber nicht diskutieren:
ihr Gesetz ist für sie indiskutabel. Das
grosse Verdienst, das sich Baentsch erworben
hat, besteht darin, dass er jenes Gesetz, das
sich die wissenschaftliche Betrachtung des
Alten Testamentes selbst gegeben hatte,
wieder diskutabel gemacht hat. Niemand
wird mehr die Erörterungsfähigkeit, die Er-
örterungsbedürftigkeit der entwicklungsge-
schichtlichen Auffassung der israelitischen
Religionsgeschichte ohne Beweis abstreiten,
!) Vergl. meinen Aufsatz im Wissenschaftlichen
RM CREDAS der Philologiae Novitates 1906,
2 8. ;
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Juni 1907.) 828
diese Auffassung als Dogma, auch nicht als
Parteidogma, ausgeben können. Man darf
zuversichtlich von dem Vorgehen von Baentsch
eine Wendung in der alttestamentlichen
Wissenschaft erhoffen.
Posen.
Alfred Jahn, Grammatik der Mehri-Sprache in Süd-
arabien (ans Sitzungsberichte der Wiener Akad.,
Philos. hist. Klasse, Band CL.) 8°. 146 S. Be-
sprochen von W. Max Müller.
Ueber die Wichtigkeit der Mehri-Sprache
für die Sprachwissenschaft brauche ich mich
nicht zu verbreiten, ebensowenig über die
Unbegreiflichkeit, dass unsere Semitisten, die
um einer herzlich harmlosen Inschrift willen
oft so viele Mühe auf sich nehmen, teilnahms-
los so Jange zugesehen haben, wie dieser
Reprisentant nicht nur einer RE sondern
eines ganzen Sprachzweiges dem Untergang
zueilte. Die Rettung dieser Sprachreste ist
zweifellos ein bleibendes Denkmal der óster-
reichischen Expedition und Jahn hat sich als
Pionier dabei ein hohes Verdienst gesichert.
Die vorliegende erste ausführlichere Gramma-
tik folgt in ibrer Einfachheit und Klarheit
sichtlich Reinisch's Vorbild. Freilich ver-
mag ich die Hauptsache dabei nicht zu be-
urteilen: wieweit es dem (Теһбг des Ver-
fassers gelungen ist, die berüchtigten selt-
samen Sprachlaute des Mehri aufzufassen.
Das müssen Leute entscheiden, welche diese
Laute selbst gehórt haben. Jahn scheint sich
wenigstens viel Mühe damit gegeben zu
haben!).
Die Grammatik ist klar und knapp, wie
gesagt. Sie bietet in dem endlosen Wirrwarr
der Pluralformen des Nomens*) und im
Verbum zunächst das vollständige Roh-
1) Ein bodenkliches Streiflicht ist freilich die Be-
hauptung, 8. 6, das heutige Aegyptischarabische habe
kein ‘Ain. Mir fiel diese seltsame Behauptung zu-
fällig ein, als ich letzten Sommer wieder in Alexandria
landete und es um mich von den schönsten Ain nur
so schwirrte. Demnach dürfte die Aufstellung Jahns
über das Fehlen des Lautes im Mehri vorsichtig auf-
zunehmen sein. — Als eii der Umschrift he ·
trachte ich z, wenn das wirklich für t stehen soll,
wie S. Б vermuten lässt, ü für nasaliertes n (n; das
audere ist doch das mouillierte, palatale n so vieler
afrikanischer Sprachen); auch an j für f, g (nach Jahn's
Beschreibung d genau) muss sich der Semitist erst
gewóhnen. Indessen handelt es sich dabei wohl am
Konventionalschreibungen, die auch durch die anderen
Bünde des Wiener Expeditionswerkes hindurchlaufen.
) Die Ausscheidung der Kollektivnomina mit
davon abgeleitetem weiblichem nomen unitatis würde
eine grosse Vereinfachung dieses verzweifelten Kapitels
bedeutet haben (65, 57 usw.).
329 (Мо. 6.)
material; hoffentlich kann man dahinein mit
der Zeit noch etwas mehr Ordnung bringen.
Ob die arabische Schematisierung, an die
sich J. streng hilt, dabei festgehalten werden
kann, ist mir etwas fraglich; die Sprache
scheint mir aus diesem Schema viel weiter
herausgewachsen als das Ge'ez!). Im Streben
nach Kürze hat der Verfasser die historische
Seite nur durch knappe Anmerkungen be-
leuchtet, was um so mehr zu loben ist, als
die Neuheit des Sprachmaterials dazu leicht
verführen könnte, vergleichend endlose „Ge-
lehrsamkeit“ aus den bekannten Eselsbrücken
auszuschreiben. Wenn einmal eine er-
schöpfende Grammatik der verschiedenen
Mehridialekte ausgearbeitet werden sollte,
wird es viel dankenswerter sein, zu zeigen,
was in dieser so arg vom Arabischen über-
wucherten Sprache auf Rechnung der be-
nachbarten vulgärarabischen Dialekte zu
setzen ist, als Formen aufzuzählen, die jeder,
der von der Existenz der Mehrisprache über-
haupt etwas weiss, bei Zimmern usw. selbst
finden wird?). Ueber manches in diesem
sprachvergleichenden Kapitel kann man
natürlich anderer Meinung sein als Jahn?)
Das viele Neue, das nun der vergleichenden
semitischen Grammatik durch die Erschlies-
sung des Mehri zufliesst (z. B. die Diminutiv-
bildung, S. 45 usw., das Anwachsen von l-
an das Imperfekt, 5. 84) und die schwierigen
Fragen, die entstehen (z. B. wie das Schaphel
hier hereinkommt, wo doch Saphel zu er-
!) Dass die Formen von he und le mit Pronominal-
suffixen, S. 70, fehlen (vollständig im Wörterbuch)
oder 8. 29, &ék „jene“ (plur. aus den Beispielen
hinaufgesetzt werden mass, sind kleine Mängel
2) Hier vermisse ich manches Charakteristische.
Z. B. S. 27 sollte doch das hervorhebende -ma und
-kema des бе ez nicht fehlen. S. 74, das entsprechende
Eins des Ambarischen (3 hat im hamitischen sadeh
usw. entfernte Verwandte) usw., Formen, die gerade
wertvolle Winke für die Einordnung des Mehri in
die semitische Sprachfamilie liefern. 27 ist die Illu-
stration des weiblichen sen „sie, eae durch com-
mune oder müunlich gebrauchte hamitische Pronomina
wie sen usw. unglücklich; viel näher läge das assy-
rische sina. Aus ein paar nicht benützten Hamiten-
sprachen liesse sich noch viel Wichtiges zur Ver-
gleichung und Erklärung beibringen, doch genügt J.
in der Heranziehung des Hamitischen billigen Forde-
rungen.
) Z. B. scheint J. im Unrecht, tem, fem. ten
„ihr, vos“ als blosse Verstümmelungen aus antum(m)u,
antunna, anzusehen. Das Mehri hat doch bei allen
anderen Pronomen die Form ohne Prüfixe, also stehen
auch hier genau die uralten präfixlosen Formen, die
wir erwarten müssen und die man in mehreren
Hamitensprechen entsprechend findet. Die k- und t-
Reihe greifen dabei öfter ineinander, also stört das
hier auch nicht.
ORIENTALISl'ISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juni 1907.) 330
warten wäre), kann ich hier nicht aufzählen‘).
Ich bedaure auch, dass ich nicht mehr Arabist
bin, um der Arbeit ganz gerecht werden zu
können. Indessen habe ich andrerseits selbst
schon erfahren, was es heisst, rein nach dem
Gehör wirklich neue Sprachen aufzunehmen.
Wer einmal mit den Schwierigkeiten einer
solchen Aufnahme hat ringen müssen, von
denen der paragraphenwälzende Buchgelehrte
sich keine Vorstellung macht, wird einer
Pionierarbeit, wie der vorliegenden, um 80
lieber Anerkennung zollen.
Philadelphia, Februar 1907.
Walter Wreszinski, А tische Inschriften aus
dem К. К. Hofmuseum in Wien. 4% 215 autogr.
S., 5 Tafeln in Lichtdruck. тера (Hinrichs) 1906.
25 M. Besprochen von W. W. Miller.
Die nicht grosse, aber hiibsche Wiener
Sammlung ist nicht viel unter den Aegypto-
logen bekannt. Die obige Zusammenstellung
der wichtigsten Inschriften daraus enthält
indessen fast lauter Neuherausgaben, deren
Notwendigkeit nicht immer einzusehen ist?).
Die Zusammenstellung des Zerstreuten und
kurze Erláuterung?) lásst aber die Wieder-
holung immerhin als einen Fortschritt er-
scheinen. Es ist manche nützliche erklärende
Randbemerkung in der Arbeit zu finden,
auch ist anzuerkennen, dass der Verfasser
eine sauberere Hand und etwas mehr Sinn
für Paläographie besitzt, als sonst in Deutsch-
) Nicht minder wichtig ist das Mehri für die
vergleichende Erklärung des Hamitischen. Man wird
natürlich an das Somali mit seinen auffallenden Ent-
lehnungen denken, mir scheint aber das Mehri in
viel entlegenere Gegenden und Altere Zeiten ver-
folgbar.
*) Miudestens das Duplikat der Amadainschrift,
S. 89, oder die in einem sehr guten Faksimile in
Reinisch’s Chrestomathie gegebene Stelle, 8. 39 (hier
sogar in Lichtdruck wiederholt) oder so vieles schon
von dem genauen von v. Bergmann gut und teilweise
vollständiger abgedruckte. Sollte dem Verfasser es
wirklich entgangen sein, dass 8. 55 von Reinisch in
den Sechzigern sehr gut abgebildet und ausführlich
kommentiert wurde und 8. 50 sogar ganz spät in
der AZ. veröffentlicht uud anderwürts besprochen
worden ist? Die Wiederholung des zweimal durch
v. Bergmann behandelten Panehemisissarges wäre
dagegen wegen der törichten Kostspieligkeit der Haupt-
ausgabe recht dankenswert gewesen; warum gerade
diese nur im Auszug? Dass man „kurze Bei-
schriften zu Dümoneninschriften von ptolemüischen
Sarkophagen zur Genüge kennt“ ist mir neu, gerade
e jenes Surges hätten manches Merkwürdige ent-
ten.
з) Die jetzt Mode werdende Form einer allge-
meinen Inhaltsangabe kónnte aber oft mit einer eben-
soviel Raum einnehmenden wirklichen Uebersetzung
vertauscht werden, die ganz anderen Wert hiitte.
881 (No. 6.)
land meist üblich ist. Der wichtigste Teil
des Buches sind wohl die Indizes der Namen
und Titel, die es zu einer recht nützlichen
Arbeit machen. Das Sammeln der zerstreuten
Brocken lässt ja immer unerwarteten Ge-
winn zutage treten.
Einige dglossen: 2. Der Name nh(h)-hrf?
— 10, Z. 4 (und 8. 12). „Schuhmacher, 'r- thw? —
12, unten; ee — 25 zu 13. lies Jk und
vergl. S. 38. — 33. Doch fiw statt m/w. — 36. Doch
i „königlicher Schreiber, der das Aktenstück
des Vorsaales hat“. — 38 zu b. „Horus diener“. —
47, 7. Nwy „ich gehöre (Praes.) zu“ doch regelmässig.
— 66 (zu 63 Z. 5). V. Be % (dem Verfasser
anscheinend nicht bekannte) Uebersetzung fasste
Ет sehr ansprechend als „klagen“. — 84 zu Z. 10,
doch ,fest sind deine Knochen, du gehst vor dem
grossen Gott". — 91 zu 10. Enstellt für stwh „ich
balsamierte“. — 117. Noch immer „Bast“ statt Ubastet!
— 128. Zu Kochome vgl. auch 8. 12. — 189 zu Z. 11:
doch einfach „(es spriesst) das Korn durch den Saft
aus ihm." U. s. w.
Urkunden des Agyptischen Altertums, herausgegeben
von Georg Steindorff. Vierte Abteilung, be-
arbeitet von Kurt Sethe. Urkunden der 18. Dy-
nastie (B. 549—986). Heft 8—11. Historisch-bio-
hische Urkunden aus der Zeit Thutmosis III.
12. Historisch - biographische Urkunden aus
der Zeit Thutmosis ШІ. und seines Nachfolgers
Amenophis IL. Leipzig, J. 0. Hinrichs'sche Buch-
handlung, 1906—1907. Preis für jedes Heft- 5 Mk.
Besprochen von A. Wiedemann.
Seit zum letzten Male an dieser Stelle
(Jahrgang IX, Sp. 657) über das grosse
nternehmen Steindorff’s berichtet wurde,
ist eine längere Reihe neuer Hefte in schneller
Folge ausgegeben worden. Sie werden alle
der de EES Tätigkeit бе е verdankt,
der bis jetzt überhaupt der bei weitem
rührigste Mitarbeiter der Urkundensammlung
gewesen ist. In ihnen findet sich die Fort-
setzung der Texte zur Geschichte der 18ten
Dynastie, und zwar zu deren Glanzzeit,
der Regierung Thutmosis IIL, der bereits
ein Teil des siebenten Heftes gewidmet war,
und des Beginnes derjenigen seines Sohnes
Amenophis Die Durchführung der Ar-
beit ist die gleiche wie in den bisherigen
Heften, die einzelnen Inschriften werden
weiter gleichmässig in ihre einzelnen Sätze
zerteilt, in einer jeder beigegebenen kurzen
Einführung über den jesreilicen Fundort und
ültere Publikationen berichtet, im einzelnen
Fállen auch kurze Bemerkungen über ihre
Bedeutung und Paralleltexte gemacht. Das
ua. ist stets auf die korrekte
Wiedergabe des Wortlautes gelegt worden
und gibt dabei Sethe ein durchweg zuver-
lässiges, für die weitere Forschung grund-
legendes, übersichtliches Material.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Juni 1907.) 888
Dem Hefte 8 und dem Hefte 12, mit
denen der zweite und dritte Band dieser
Abteilung enden, ist ein kurzes Inhaltsver-
zeichnis beigefügt. Ich möchte auch an
dieser Stelle dem Wunsche nach einem al-
5 Index der Eigennamen von
öttern, Königen, Privatpersonen, Ort-
schaften usw. wiederholen, der die Benutzung
der Sammlung in hohem Grade erleichtern
würde. Die in diesen Heften verwerteten
Inschriften einzeln anzuführen kann an dieser
Stelle unterbleiben; es fehlt aus der in Frage
kommenden Periode nichts, was von wesent-
licher Bedeutung wäre. Besonderes Interesse
wird die neu kollationierte Ausgabe der
Annalen-Inschriften Thutmosis III., der sie
ergänzenden sogenannten poetischen Stele
und ihres Duplikats, der Listen unter worfener
Länder und Städte und der kleinen Sieges-
texte des gleichen Königs besitzen. Aus
der Uebergangszeit zu der Regierung seines
Nachfolgers ist die revidierte Edition der
Biographie des Amenemheb, einer der wich-
tigsten Privaturkunden des neuen Reiches,
von grossem Werte; ftir sie konnte eine
Abschrift des besten Kenners der Grabtexte
von Schéch Abd el-Kurna, Newberry, be-
nutzt werden.
Bonn.
Limu und udda.
Fragt man sich, was denn der bekannte
Ausdruck limu für Eponymat, Verwaltungs-
jahr eigentlich bedeutet, so ergibt die Be-
deutung Jahr zunächst die von Delitzsch
mitgeteilte Stelle 5 Wörterbuch, S. 137,
vgl. meine Sumer. Lesestiicke, S. 41 und
dazu Aufs. u. Abh. S. 459 f.) K. 4349
40 ud-da-ni li-mu
200 ud-da-ni ar- hu
d. i. 40 (>< 60) uddu = limu 200 nuddu = arbu
da dort dem limu = 2400 uddu deutlich
das Zwölftel davon, der Monat = 200 uddu
entgegengesetzt ist!) Für die Etymologie von
limu gibt das babyl.-assyrische aber, so
merkwürdig es auch auf den ersten Augenblick
scheint, nur das bekannte lim tausend (urspr.
ond, vgl. Hebraica XIII 209, Harper No. 435
1) Delitzsch liest jetzt, H. W. B., 8. 28, Spalte a,
ud-da zal-li MU (= 3atti) und in der nächsten Zeile
ud-da-zal arbi; ich bleibe bei ud-da-ni, da uddazalld
nicht in den Zusammenhang passt. Höchstens könnte
man noch übersetzen (was aber auf das gleiche wie
oben herauskommt): 2400 sind die uddán des limu,
200 die des Monate. |
888 (Мо. 6]
a- du li-i-mi-3u 1000 fach?) einen Anhaltspunkt.
Es muss also neben der Einteilung in Tage.
das Jahr auch eine solche in 1000 Teile
habt haben. Hier kommt aber wohl nicht
12monatliche Jahr, sondern ein Jahr
von zehn Monaten (vgl. die 10 róm. Monate
von Márz bis Dezember und dazu Winckler,
Altor. Forsch. II, S. 355f.) in Betracht,
also etwa Nisan bis Tebet oder Sivan bis
Adar. Nennen wir das Tausendstel dieses
zehnmonatlichen Jahres zunächst x, so
ergibt sich
300 Tage — 1200 x
800 „ = 1000x
30 , = 100x
27 „ = 90 1
9 „ = 80x
6 „ = 20r
5 „ = 16%/,x
4 „ = 187/,х
8 „ = 10x
2 m = 62/, x
1, = 5 x
1, = 3½ x
432 Min. _ 1
(oder 216 baby]. Min.) Ж
Nun vergleiche man das von mir Aufs. u.
Abh. S. 242, А. 2 tiber das uddu eruierte:
e сы = 2400 uddu
„ = 2000 uddu (vgl. oben 1000 x
80 , = 200 , „ „ 100х
72 „ = 180 „ („ , 90 x
9 , = 6 „
6 „ = 4 „
5 „ = 33½ „
4 „ = 26¼ „
3 „ = 20
2, = 14.
1/,, = 10 „
1, = 67%,
210 Min. 1 „ (vgl. ob. 432 Min. 1 T),
so wird man sofort sehen, dass 1 x = 1
Doppeluddu, oder umgekehrt, dass, falls ur-
spriinglich 1 x = 1 uddu war, dann das
uddu von K. 4349 eigentlich ein halbes oder
ein kleines uddu gewesen ist. Nun ist auch
klar, dass die 120 Saren oder 432000 Jahre
der zehn Urvüter mit den 1200 Gross-uddu
des zum 12 monatlichen Jahr vervollständigten
lie irgendwie zusammenhängen. Vgl. auch
meine Ausführungen über das babyl. urspr.
10 monatliche Weltenjahr in meiner Broschüre
Die altor. Denkmäler und das Alte Test.
1902, K Aufl, 1903) S. 30 und gleichzeitig
damit Zimmern in KATS, S. 541 f.
München, 2. April 1907.
Fritz Hommel.
ORIENTALISTISCHR LITTERATUR-ZEITUNG.
(Juni 1907.) 884
Sinimmár.
Von Paul Haupt.
Bei Abschluss einer (demnächst in JAOS
28 erscheinenden) Arbeit über den Namen
Esther = Ištar, worin ich noch immer (wie
ich schon vor zwanzig Jahren in
E-vowel, S. 16 angedeutet habe) ein altes
Femininum zu A3ur (d. h. der Gütige) = lat.
Bona Dea sehe, fühlte ich mich veranlasst,
meine von Schrader, КАТ?, 10, 21 ange-
führten Bemerkungen wiederanzusehen. Ich
habe dazu im Jahre 1886 an den Rand ge-
schrieben: ZA 1, 1. 2. Als ich dies nach-
schlug, fiel mein Auge auf die Notiz ZA 1, 3
unten, wo bemerkt ist, dass der Name
Sinimmdr schon von Kessler in den Per-
handlungendesfünften Orientalisten- Kongresses,
S. 295 [nämlich in der ersten Hälfte des
zweiten Teils) für altbabylonisch erklärt
worden ist. Dies ist zu OLZ 10, 70 nach-
zutragen. Kessler's Erklärung von Sinim-
mir = Sin-immaru, der Mondgott wird
gesehen, ist natürlich unmóglich. Die Zeiten,
wo immaru als Niphal von namdru gefasst
werden konnte, sind glücklicherweise vor-
liber, wenn auch ein hervorragender Assyri-
ologe noch im Jahre 1889 innabit, er floh,
von einem Stamme nabdtu ableitete; siehe
BA 1, 329.
Zu 0917: IX: 224.
Die im Aufsatze von Ungnad erörterte
Ausdrucksweise der Assyrer, wonach die
Bewohner von ,Bit X“ kurz ,Sohn von X“
heissen, hat eine bemerkenswerte Parallele
in der Bezeichnung (7) , die Jesaja 37, 12
den Einwohnern von Bit-Adini [= * ry rz]
ibt. Die Ausführungen Ungnads erhalten
it eine hübsche Bestütigung.
Stuttgart. F. Calice.
Altertams-Berichte
aus dem Kulturkreise des Mittelmeers.
Museen.
Nach dem amtlichen Bericht der Königlichen
Museen zu Berlin wurden in der Zeit vom 1.
Januar bis 31. Mars 1907 erworben:
Vom Mtinzkabinett: 80 orientalische Münzen
usw. darunter als Geschenke von Prof. Moritz eine
Anzahl kufischer Münzen und von Herrn Gerson
Simon ein aus dem Funde von Abukir stammendes
Goldmedaillon (fünffacher aureus) der Kaiser Dio-
cletian und Maximianus: auf der einen Seite die
Brustbilder der beiden Esiser, auf der andorn der
835 |Мо. 6,
feierlicbe Umzug beider Kaiser auf einem mit 4 Ele-
fanten bespannten Wagen.
Von der ägyptischen Abteilung durch
Tausch: zwei Holzschnitzereien spätröimischer Zeit:
die Büste eines Jünglings nit langen Locken, Ammons-
hörnern und dem verkümmerten ägyptischen Götter-
kopfschmuck, ferner ein kleines Krukodil.
Von der Vorderasiatischen Abteilung: ein
cyprischer Skarabäus aus weissem Stein, eine Zauber-
schale mit 14 Zeilen syrischer Schrift, ein persisch-
Agyptischer Siegelzylinder mit der Darstellung des Bes
und der Legende finn.
Von der asiatischen Abteilung des Mus. f.
Völkerkunde durch Geschenk die Photographie einos
ägyptischen Schädäf.
Von der afrikanischen Abteilung: 343 Photo-
graphien aus Abessinien. M.
102. Morso gibt bekannt, dass er in Cannatello
bei Girgenti ein neolithisches Dorf gefunden babe;
darin sei ein gepflasterter kreisförmiger Platz, auf dem
sich vier schornsteinähnliche Bauten aus grossen
Steinblöcken erheben. Man entdeckte auch neoli-
thische Strassen, die die verschiedenen Teile des Ortes
mit dem Hauptplatze verbanden. In der Pflasterung
fanden sich Strohreste wie in Troja. Die Tische für
die Trankopfer gleichen den kretischen.
103. In St. Angelo Muxaro wurde ein Grab mit
45 Vasen entdeckt, die in Bandmanier verziert sind;
einige sind aus Speckstein, sie beweisen die vorgc-
schichtliche Verbindung mit Kreta.
104. Morso hat auch in Caldare Ausgrabungen be-
gonnen. (Lpzg. Neueste Nachr. 1907, No. 113). Е.
106. Auf Delos hat man іп der Nähe des Hafens
eine Marmortafel mit einem delischen Marktgesetze
gefunden. Jeder Hündler, der Holz und Kohlen zum
Verkauf brachte, musste eine doppelt ausgefertigte
Anzeige mit Angabe der Ware, ihres Preises und
Ursprungsortes einreichen, eine für die Steuerbehörde,
eine für die Polizei. Erstere erhob einen Einfuhrzoil
von 2"/. Der Verkauf war nur an Land, auf dem
Markte gegen Bezahlung einer Platzmiete gestattet
Die fremde Ware durfte nur nach delischem Masse
verkauft werden, auch durfte jeder Hündler nur
seinen mitgebrachten Vorrat und nur zu dem ange-
gegebenen Preise veräussern. Der Käufer war ge-
halten, die Ware sofort abzunebmen. So sollten
Massenankäufe durch Aufkäutar verhindert werden.
Die Busse ftr Uebertretungen war sehr hoch (60
Drachmen), zwei Drittel davon erhielt der Angeber.
Aber erst musste man das Geld freilich haben. Da-
та musste der Angeber helfen, indem er vor dem
zuständigen Gerichtshof der 31 Richter die Anklage
vertrat, auch die Geric.ıtskosten vorläufig auslegte.
Das Urteil gegen den auswärtigen Händler war binnen
zehn Tagen vollstreckbar durch Pfändung von Schiff
und Ladung, — wenn beide noch erreichbar waren.
Im andern Falle musste die Agoranomia eidlich er-
klären, dass nichts zu pfünden gewesen sei, und die
weitere Verfolgung der Sache wurde dem Angeber
überlassen, der abwarten konnte, ob der Verurteilte
einmal wieder auf dem delischen Markte erschien.
Am Schluss des Gesetzes liest man noch eine Mil-
derung seiner Bestimmungen zugunsten der Händler,
die auf Grund früherer Verdienste um die Stadt
Delos das Recht der Abgabenfreibeit erhalten hatten.
Ihnen war das Verkaufsgeschäft etwas erleichtert.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
Juni 1907.) 836
Mit der Steuerbehörde hatten sie nichts zu tun, da-
gegen wurde die Anmeldung der Waren bei der
olizei und die Preisangabe auch ihnen nicht er-
lassen. Versäumten sie aber eine dieser Pflichten,
so wurde ihnen die Benutzung der stüdtischen Wage
von Delos verboten, ohne die sie nicht verkaufen
durften, und ausserdem ein Platzgeld von einer
Drachme für den Tag berechnet, von dem sie sonst
befreit waren. (Deutscher Reichsanz. 1907, Dior ad
106 Ein griechischer Steckbrief aus dem
Jahre 449 v. 8 hr. ist kürzlich bei den Ausgrabungen
von Milet gefunden und von Wiegand der Berl. Ak.
d. Wiss. mitgeteilt worden. Die Drkande steht auf
dem grossen Nordmarkt von Milet am Löwenhafen;
sie richtet sich gegen die Mitglieder des Neliden-
geschlechtes, das nach blutigen Bürgerkämpfen für
immer aus Milet verbannt worden war. Nun werden
in diesem Steckbrief Geldprämien auf die Ergreifung
und Tötung jedes Mitgliedes bis zu 100 Stateren
(etwa 2500 Mark) ausgesetzt. Die städtischen Or-
gane werden angewiesen, bei Androhung einer Strafe
von 50 Stateren für das Kollegium und 100 Stateren
für dessen Präsidenten, jeden Neliden sofort hinzu-
richten. Der Steckbrief soll dauernde Gültigkeit be-
halten. (Berl. Tgbl. 1907. No. 203). F,
Afrika.
107. Bei Ain Tunga in Tunis wurde eine grosse
Inschrift (jetzt im Bardo- Museum) über römische Kolo-
nisation gefunden. Inhalt: Landleute bitten die
Prokuratoren um Ueberlassung gewisser Wald- und
Sumpfgebiete zur Bebauung. Die Prok. des Kaisers
Hadrian gewühren das Verlangte. Die Landleute
erhalten das Besitzrecht für sich und ihre Erben
resp. Rechtenachfolger gemüss einem Hadrianischen
Reichsgesetz über die unbebauten Lündereien, müssen
aber ein Drittel des Ertrages dem Staate abliefern.
Doch bleiben die Obstpflanzungen in den ersten 7,
die Oelbaumpflanzungeu in den ersten 10 Jahren
steuerfrei, ebenso wie das zum Hausgebrauch Pro-
duzierte. Die Kolonisten lassen diese V zum
ewigen Gedüchtnis auf Steinen niederschreiben und
aufstellen. (Voss. Ztg.). M.
108. Delattre hat bei seinen Ausgrabungen 33 Frag-
mente einer Inschrift gefunden, welche die Märtyrer
von Carthago nennt (Perpetua, Felicitas usw.) und
die Basilica major topographisch festzulegen mit
Wahrscheinlichkeit erlaubt. Ausserdem wurde ein
zerbrochenes Mosaik entdeckt, welches eine Gazelle,
einen Palmbaum und Blüten erkennen lüsst, sowie
zahlreiche offene Grüber.
(Chronique des Arta). M.
H
109. Tell el Mutesellim: Nach dem letzten
Rechenschaftebericht des Deutschen Palüstina-Vereins
ist derselbe gendtigt gewesen, die Grabung auf dem
Hügel einzustellen, da er keinen Weg sah, die zu
weiteren Grabungen nótigen Mittel flüssig zu machen.
Drei Jahre haben die Untersuchungen gewührt, und
noch zwei bis drei weitere Jahre würen zum volien
Abschluss nótig. M.
110. Sellin bat bei Jericho in Palästina in einer
Tiefe von ein bis zwei Metern Ueberreste alten,
fast ausschliesslich kanaanitischen Kulturlebens:
Mauern, Hüuser, Krüge, Strassen, Waffen usw. ge-
funden. Besondere Beachtung verdient ein Gebäude
von einer Bauweise, wie sie bislang in Palästina
ganz unbekannt war. (Tügl. Rundschau). M.
887 [No. 6.)
111. Im Scientific American, New York, vom 6.4.07
veröffentlicht Banks ein Fragment eines sehr alten
Gefässes (4500 v. Chr. nach ihm?) aus blauem Seifen-
stein, herrührend aus der Grabung in Bismaya.
Die Vase hatte etwa 22 cm Dm. und 20 cm Hohe;
½ davon ist erhalten. Darauf ist eine Szenerie von
13 Personen in altertümlichster Darstell mit den
bekannten riesigen Nasen — zu sehen. scheint
sich um eine Prozession zu handeln, die von 2 Mu-
sikanten angeführt wird, denen man Baumzweige auf
don Weg zu streuen scheint. Ein Teil der Figuren
ist im Knielaufschema dargestellt. Die Kleider waren
durch eingelegtes Elfenbein, die Zweige durch Lapis-
lazuli hergestellt. M.
112. Persien wird demnächst auch für Aus-
grabungen zugänglich sein. Der jetzige Unterrichts-
minister Muchber es Sultane bringt der gelehrten
Forschung volles Verständnis entgegen. Um die
Altertum de in Persien zu fördern, wird beab-
sichtigt, ein Ausgrabungsgesetz zu erlassen.
(Tägl. Rundschau). M.
Aus Gelehrten Gesellsehaften.
In der Sitzung der Akad. des Inscr. vom 10. Mai
wurde mitgeteilt: Clermont Ganneau hat bei seinem
letzten Besuch der durch Ch Breccia, Direktor des
Museums in Alexandria, in den alten Nekropolen
östlich dieser Stadt unternommenen Ausgrabungen
auf der Wand eines Grabes eine gemalte Inschrift
gesehen, die ihm in semitischen Zeichen abgefasst zu
sein schien Seitdem wurde an derselben Stelle eine
andere, ähnliche Inschrift ausgegraben, von der
Breccia soeben eine Pause einsandte. Cl. Ganneau
erkennt darin die Grabschrift eines Mannes, der nach
seinem Namen Akabjah, Sohn des Elivenal (во!)
(= meine Augen sind auf Jehovah gerichtet), un-
zweifelhaft jüdisch sei. Die Schriftzüge erinnern
frappierend an das aramäische Alphabet, welches die
Juden in der Achämeniden-Zeit anwendeten. — Die
Inschrift kann man auf die erste ptolemäische Periode
zurückdatieren. Dieser wertvolle Anhalt erlaubt also
die bisher unbekannte Stelle der alten, vorchristlichen,
jüdischen Nekropole in Ibrahimye, etwa 8 km бей.
von Alexandria, festzulegen. — Zugleich berichtet
Cl. Ganneau zusammenhüngend über die Ausgrabung
dieser Nekropole durch Breccia. (Chronique des
Arts). M.
Nachrichten.
Die Kgl. Preuss. Akademie der Wins. hat
zu wissenschaftlichen Unternehmungen durch die
philosophisch-histor. Klasse bewilligt: Herrn Reg.-
Bauführer E. Herzfeld (Berlin) zur Drucklegung seines
Werkes .Samarra, Aufnahmen und Untersuchungen
zur islamischen Archäologie* 600 M.; Herrn Dr. G.
ler (Kairo) zur Aufnahme der Inschriften von
Hatnub 600 М. М.
Mitteilungen.
Jalabert hat in den Schriften der Univ. Beyrut
Arbeiten über den Aeskulapkult in Syrien wührend
der Römerzeit veröffentlicht. Eins der seltenen Re-
liefs stellt den Gott als römischen Offizier dar, kenn-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juni 1907.) 338
zeichnet ihn aber durch die Schlange. Ein anderes,
kürzlich gefundenes Relief stellt ihn ebenfalls als
Krieger dar. Dieser eigentümliche Militär-Aeskulap
(Aesculapius castrorum) scheint besonders dort ver-
ehrt worden zu sein, wo römische Veteranen ange-
siedelt wurden, also namentlich an den Grenzen des
Reiches. (Rhein.-Westf. Ztg. 1907, No. 360). F.
Personalien.
J. Hehn in Wiürzburg, Fried. Schwally iu
Giessen, Wilh. Spiegelberg in Strassburg sind zu
ordentlichen Professoren ernannt worden.
Zeitsehriftensehau.
Allgem. Missions-Zeitschr. 1907.
5. J. Spieth, Die Ewe-Stimme. Material zur
Kunde des Ewe-Volkes, bespr. v. A. W. Schreiber.
The Am. Journ. of Sem. Lang. a. Lit. 1907.
XXIII, 3. C. C. Torrey, The Story of the Three
Youths. — J. D. Prince, Sumerian as à Language. —
P. Haupt, Der 68. Psalm. — id., Die semitischen
Wurzeln QR, KR, XR. — id., Der assyrische Name
des Potwals. — A. E. J. Holwarda, P. А. A. Boeser,
J. H. Holwarda, Beschreibung d Aegyptischen Samm-
lung des Niederländischen Reichsmuseums der Alter-
tümer in Leiden: Die Denkmäler des Alten Reichs,
bespr. v. J. Н. Breasted. — Н. Hartleben, Cham-
pollion: Sein Leben und sein Werk, bespr. v. id.
The Am. Journ. of Theol. 1907.
XI, 2. Mlle D. Menant, Influence of Max Müller's
Hibbert Lectures in Indis, — Ch. Johnston, Religion
and Mythology in the Old Testament (bespr. K. Marti’s
„Die Religion des Alten Testaments unter den Reli-
gionen des vordern Orients“). — A. Fairbanks, Hel-
lenistic Religion in Egypt (bespr. W. Otto's „Priester
und Tempel im hellenistischen Aegypten“). — C.
Clemen, Was Jesus a historical character? — A. Bauer,
Die Chronik des Hippolytos in Matritensis Graecus
121. Nebst einer Abhandlung fib. d. Stadiasmus
maris magni v. O. Cuntz; J. Leipoldt, Didymus der
Blinde von Alexandria, bespr. v. E. C. Ricbardson. —
F. Wieland, Der Altar der vorkonstantinischen Kirche,
bespr. v. F. Johnson.
Analecta Bolland. 1907.
XXVI, 1. P. Peeters, Une version arabe de la
pun de Sainte Catberine d' Alexandrie (Einleitung,
ext, lat. Uebersetzung). — Eusebius' Werke Bd. IV,
hrsg. v. E. Klostermann, bespr. v. H. D. — N. Marr.
Baptéme des Armeniens, des Géorgiens, par B. Gré-
goire (russisch), bespr. v. P. P 0. v. Lemm,
Iberica (nach koptischen Quellen), bespr. v. P. P. —
B. Turaiev, Legende copte-éthiopienne sur S. Cyr
(russisch), (u.) F. Nau, Histoires d'Ahoudemmeh et
de Marouta suivies du traitó d'Ahoudemmeh sur
l'homme, bespr. v. P. P.
Archiv f. Slav. Philol 1906.
XXVIII, 2/3. A. Sobolevskij, ү in skythischen
Wortern bei Herodot.
The Athenaeum. 1907.
4147, M. Herz Bey, Comité de conservation des
monuments de l'art arabe XXII, bespr. v. ?
839 (Ко. 6.)
Beilg. zur Allgem. Zeitg. (München) 1907.
86. E. Stromer, Ueber die wissenschaftliche
Erschliessung des Fajüm in Aegypten. — 8. Орреп-
heim, Das astronomische Weltbild im Wandel der
Zeit, bespr. v. —rt—.
90. Prühistorisches aus Sizilien.
91. R. Stübe, Die orientalischen Literaturen
(in „Kultur der Gegenwart“).
92. G. Herbig, Zum heutigen Stand der etruski-
schen Frage.
93. Dasselbe (Schluss).
94. Die zoologische Expedition des American
Museum nach dem Fayüm. — Pelliots Mission nach
Ost-Turkestan.
96. G. Escherich, In Audienz bei Kaiser Menelik. —
E. König, Die Internationalität bei den Ausgrabangen
in Palästina.
98. A, Dyroff, Zur Philosophie der Araber. —
O. Weber, Das Gilgamesch-Epos in der Weltliteratur.
101. M. Buchner, Zur Geschichte der Neger.
Beiträge z. Assyr. 1906.
VI, 2. P. Haupt, Purim.
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latine; Fr. de Hummelauer, Commentarius in Parali-
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Abü-l-Husain Ahmed Ibu Fáris, bespr. v. R. Geyer.
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Boscheron, Code de Hammourabi et livre de l'alliance,
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wachen und die evangelische Mission.
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altägyptischer Vorstellung (П). — A. Heilborn, Die
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VII, 4. E. Nestle, Eine nicht ausgenützte Quelle
der neutestamentlichen Textkritik (Hieronymus’ liber
interpretationis hebraicorum nominum).
III, 1. Miscellen: F. Spitta. Der Becher beim
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Mt. 1 und Luc. 3. — E. Nestle, Zu Mt. 2 (die drei
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Zeitsohr. £ Theol. u. Kirche. 1907.
XVII, 1. H. Hackmann, Der Erldsungsgedanke
und seine Voraussetzungen in Buddhismus und Christen-
tum. — 8. Eck, Religion und Geschichte, besp. v.
Herrmann.
Verantwortlicher Herausgeber: Е. E. Peiser, Königsberg і. Pr., Schónstr. 18 a L
Verlag u. Expedition: Wolf Peiser Verlag. Berlin 8., Brandenburgstr. 11.
Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel, Kirchhain N.-L.
Orientalistische
Litteratur-Zeitung.
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bandlungen und Postämter (unter Nummer 6101). —
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10. Jahrgang.
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Е. E. Peiser.
Berlin.
Wolf Peiser Verlag.
15. Juli 1907.
Abonnementspreis
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„Berlin 8., Brandenburgstr. 11, sowie alle Buch-
erate die zweigespaltene Petitseile 30 Pf.; bei
Assigung.
MT.
en, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender
eiser Verlag, Berlin 8. 42, Brandenburgstr. 11.1.
Suri.
Von Hugo Winckler.
(Fortsetzung.)
Damit kommen wir auf die zweite Periode,
in welcher wir von Suri oder Subari er-
fahren und die uns das Land unter dem
Einflusse der durch jene Einwanderungen
herbeigeführten Gegensätze zeigen. Dieser
nsatz ist von jeher bekannt aus der
Geschichte als der zwischen Babylon und
ien. Das Emporkommen Assurs er-
klärt sich aus dieser Zerrissenbeit und aus
diesem Gegensatze. Die Kassitenherrschaft
bedeutet ein fortdauerndes Herabsinken Ba-
byloniens von seiner Vorberrschaft und dem
entsprechend ein Steigen Assyriens. Vorher
aber ist Mesopotamien von der „hethitischen“
Einwanderung betroffen worden und steht
in einem Gegensatze zu Babylonien. Ehe
also Assyrien die Herrschaft hier an sich
reisst, sind jene Völker hier die Herren,
welche durch diese Einwanderung das Land
überschwemmt haben. Für den Babylonier
fallen sie in ihrer Gegensätzlichkeit unter
den Begriff ihres Landes, sie sind ihnen also
Suri — oder Subari — gleichviel wie sie
selbst sich nennen. Als Assyrien an die
Stelle der „hethitischen“ Herren tritt, fällt
dieses natürlich ebenfalls mit unter diesen
Begriff.
Wir haben einige Stimmen aus dieser
Zeit, welche dieses Verhältnis beleuchten.
Zunächst eine, welche wohl die älteste ist.
Sie steht in einem Liede an die Göttin
Mama, das durch Schrift und Sprache ein
verhältnismässig hohes Alter erweist. Man
wird die Aufzeichnung in die Zeit der
ersten Dynastie von Babylon zu setzen haben,
sie gehört also noch vor die Zeit, wo die
»hethitischen* Völker hier herrschen, in eine
Zeit, wo wir sie vordringend oder andrängend
denken können — freilich ebenso gut auch
nn, Auf en wird darin
er Gegensatz ausgedrückt, den wir uns vor-
stellen müssen und auch derselbe, den wir
in der Angabe ns feststellen konnten.
Auch diese Bewohner von Suri drohen mit
Einfällen und Plünderung des Landes —
Babyloniens: 1)
Der Subara verharrt (?) in Plünderung
alljährlich soll er den Sumerer plfindern.
Hier sind es zwei Völker, die sich
nüberstehen, oder zwei Staaten, der
Geet ist der, den eben das Land
bietet: Irak und Gerire, Babylonien und
Mesopotamien, gleich viel welches Volk oder
welche Rasse dort damals herrschte. Aber
) CT. 16, pl. 8. ҮШ 5, 6: &o-bs-ru-u-um ir-
k- id ka-a-za-zi-im-ma | ia; at- ti la am- ma u- mi- ru-· um
li-ik-ta-za-ag-gi doch wohl Кафа abschneiden, zer-
reissen eto.
847 (Ко. 7.)
ORIENTALISTISCHB LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juli 1907.] 348
ein „Nomadenstamm“ sind diese Subarü
nicht, wenn sie Nomaden sind, d. h. wenn
sie diesen Namen hierher gebracht haben
sollten und zum ersten male damit hier
genannt würden — was kaum zutrifft,
wie wir es sehen werden — so wäre ев
eine Benennung wie spüter Áram.
Im gleichen Sinne wird in einer der
„historischen Legenden“ von ihm gesprochen.
Diese реһбгі deutlich der Zeit des ersten
Emporkommens Assyriensan, als dieses anfing,
Babylonien gefährlich zu werden, als es aber
schon die Vorherrschaft über Mesopotamien
besessen haben dürfte. Man kann also an
das 15. Jahrhundert denken!), auch etwas
früher, kurz an die Zeit, von der die ersten
„Verträge“ mit den Kassitenkónigen berichten.
Wegen seiner Bedeutung für den Begriff Su-
ri und sein Verhältnis zu Assur hatte ich
den Text veróffentlicht und entsprechend
verwertet).
— — — — u-jtar
= Tages yy
E
++ — — — — ijn-ni-ib-bub
++—— — — ? pl. u-ka-an
+ t — — — — parakki
tt----- Bu-nu u-tar
+ t— — — — nippur (ki)
-- -- — — Ísin (ki)
i і -- — — — in-ni-ip-pu-u$
T — — — — in-na-ad-di
i + — — — — li-]ib-bi-Zu
-- -- -- -- — — та-а
+ i -- -- -- — — -- ki.
II.
i-na ka- - babili(ki) im von Babylon
e-bi$ ekalli zu- a- zi i-nam-? der Erbauer dieses Palas-
tes soll
rubũ zu- u ma-ru-us-taim- dieser Fürst soll Elend
erleben
nicht frohen Herzens sein.
So lange sein Königtum
währt
sollen Schlacht und Kampf
nicht aufhören,
Während dieser Regie-
rung soll der eine
den andern auffressen,
die Leute ihre Söhne
für Geld verkaufen,
die Länder sich wie eins
erheben.
mar
ul i- ta- ab libbi-Zu
a-di dar-ru-ti-Zu
tabazu u kab-lum
ul ip- par- ra. su
i-na pali zu- a- ti aba ahi-
Бо ikkal
niji märi-Si-na
a-na kaspi ippalu
mát&ti iš-te-niš іп-пі5-ба-а
1) Vgl. Anm.: 4.!
*) Keilschrifttexte. II 8.74. Helmolt, Weltge-
schichte III S. 48. — Jetzt ist der Text auch ver-
öffentlicht CT. 13, 49.
D Man beachte das Auftauchen von Lagaš in
dieser Zeit!
4) (ka-ra-in-] да-а oder [ka-ra-bar-]da-a&. ? Na-
mentlich für die Zeit des ersteren scheinen die zeit-
une gut zu passen (erster Vertrag mit
Assur!).
Ша ardata [iz-z]i-ib
u ardatu iz-zi-ib itla
ummy eli märti bäAbi-ka
id-dil
makkuru babilu (ki)
a-na ki-rib Bu-ri (ki)
u mátu abbur (ki) ir-ru-ub
Bar babili (ki)
а-па rubi aššur (ki) Бабй
ekalli- zu
makkuri-áu a- na ki-rib!)
ud - te- ĩs- loi
8- — — — —
da —? — — — —
Der Mann soll die Magd
verlassen
und die Magt soll den
Mann verlassen,
die Mutter vor ihrer Toch-
ter die Tür verriegeln.
Die Habe von Babylon
soll nach Su-ri (Subari)
und Assyrien kommen,
der Kónig von Babylon
dem Fürsten?) von Assur
die Habe seines Palastes
seinen Besitz nach [Su-ri?]
hinausbringen,
So lange.....
Suri-Subarü erscheint hier in enger Ver-
bindung mit Assyrien, dieses besitzt bereits
die Herrschaft über diesen Begriff. Es wird
vom Lande, nicht von der Stadt Assur ge-
sprochen. Eine Trennung von Suri und
Assur als zwei in betracht kommenden Mách-
ten ist augenscheinlich nicht beabsichti
sodass also eine Zeit angenommen werden
müsste, wo die dort sitzenden andern Völker
bereits besiegt waren. Andrerseits werden
beide als zwei Begriffe behandelt d. h. Assur
hat die Herrschaft über Suri an sich ge-
rissen.
Das gleiche Verhältnis setzt das Epos
oder die Legende vom „Pestgotte“ voraus,
wo es heisst?)
„Das Meer soll das Meer, Su-bar-tu Su-bar-tu*),
Assur Assur
den Elamiter der Elamiter,
den Kaššú der Ка88й,
den Sutd der Boa,
den 1 der Kutá,
den Lullubü der Lullubá,
ein Land das andere, ein Mensch den andern,
der Bruder den Bruder nicht verschonen, einander
niederschlagen.*
Auch. hier erscheint Su-bar-tu neben
Assur — aber wohl getrennt! — und die
Nennung der übrigen Lander weist auf eine
ungefáhr gleiche Zeit hin. Wenigstens
können wir kaum annehmen, dass Assur ein-
mal schon in früherer Zeit — also in der
Mitte des 2. Jahrtausends — eine Rolle ge-
spielt hätte, die es als Land neben den übrigen
erkláren würde. Jedoch ist das für unsere
Frage ohne Belang, wir würden gegebenen-
805 unsere Texte in frühere Zeit zu setzen
aben.
1) [su-ri(k]i) wohl wahrscheinlicher als [mäAtu
abzur (kli), wofür nicht Platz; höchstens [aššur (kli)
(die Stadt!).
) Fürst, nicht König! Vgl. über die Vermutuug
der Anerkennung Assyriens als „Grossmacht“ erst
unter Assur-uballit, also später als Karaindaš. Е. I.
8. 399 Anm. 1.
) KB VI 8. 67.
) Jensen richtig „Mesopotamien“.
849 [No. 7.)
In der Zwischenzeit hatte die „hethitische“
Einwanderung Mesopotamien betroffen. Ausser
dem Zeugnis der Tel-Amarna-Briefe, welche |
den Besitz Ninives durch die Mitani be-
zeugen, haben wir jetzt auch noch die Be-
weise durch die Tontafeln von Viran-Sehir!)
in der Landschaft von Arbela mit ihren
„Mitani- oder Hethiter“-Namen und neuer-
dings noch das Vorkommen von denselben
Namen in Urkunden der Kassitenzeit aus
Niffár?) Also ist eine hethische Bevölkerung
damals zum mindesten bis &n die Grenzen
von Babylonien vorgedrungen und hat das
überschwemmt, was als Suri oder Subartu
und als ,Land Assur“ bezeichnet, wird.
Wenn nun in dieser Zeit von Subar die
Rede ist, so ist nach allem, was wir uns
klar gemacht haben, anzunehmen, dass unter
diesen viel <eren Namen ein neuer In-
halt verstanden werden muss und dass da-
mit nur die damaligen Herren von Meso-
potamien, also das, was wir im Anschluss
an die Tel-Amarna-Briefe Mitani nennen,
gemeint sein kann. Das hatte ich im Zu-
sammenhange mit der Suri-Frage erörtert 3)
und darauf hingewiesen, dass wir in den An-
gaben der Könige von Assur-uballit und
seiner Nachfolger über Eroberungen im Su-
bari-Gebiete die Erklárung des Verschwindens
der Mitani aus Mesopotamien suchen müssen.
Denn im Anfang von Assur-uballits Regie-
rung oder unmittelbar vorher müssen sie noch
im Besitz von Ninive gewesen sein*). Von
Assur-uballit heisst es, dass er die ,Streit-
krafte der Subari versprengt" habe. Seine
Briefe aus Tel-Amarna sind àn Amenophis IV.
gerichtet, wührend die Sendung der Istar
von Ninive durch DuSratta schon an Ame-
nophis III. erfolgt war. Das stimmt also
zeitlich.
Eine neue bedeutsame Angabe über diese Zeit
findet sich in einer der Belehnungsurkunden, welche
in Susa gefunden sind. Darin hat Bitilias, König
von Babylon, die von seinem Vorgünger Kurigalzu,
Sohn Burnaburia#’, verliehene Belehnung erneuert,
welche sich ein Uzub-&ibu durch Verdienste im Kriege
1) OT II 21 (= Bu. 91--5--9, 296), vgl. Meissner
іп OLZ. 1902, 246; в. „Auszug“ 8. 28. [Hierzu kom-
men nun noch die Nummern 106—110 des ersten
Heftes der „Vorderasiatischen Schriftdenkmüler der
Kgl. Museen zu Berlin“. D. RL
3) 8. Bork іп OLZ. 1906, 587. Ob die Tafeln aus
Niffer stammen, kann ich natürlich nicht aus der
Ferne beurteilen.
2) F. 18. 399 (vgl. oben Sp. 290), und F. П S. 47/48
besonders über die Lage von Lubdi und die Be-
deutung von dessen Erwühnung bei Adad-nirari als
Grenze seiner mrobermngen (vgl. unten über Subria).
*) Ebenda 8. 400 .4, wo darauf verwiesen
m rg Assur-uballit wieder am Istar-Tempel ge-
au Я
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juli 1907.) 850
gegen Su-bar-tu erworben hatte’). Dieser Kurigalsu
ist, nach den Ansätzen, die man wenigstens aus den
Nachrichten gewinnen kann, der Vater des Burna-
buried (II) der Tel-Amarna-Briefe, welcher Zeitgenosse
von Assur-ubbalit ist. Was er unter Su-bar-tu ver-
steht, kann daher vor der Hand zweifelhaft sein.
Seine Regierung hat schon den Gegensatz gegen
Assyrien gekannt, mit dem sein Vater buriaš (I)
unter Bugur-Assur V e geschlossen hat. Man
kónnte daher an einen Krieg gegen Assur denk
das als Su-bar-tu erscheine. Jedoch ist vor der Han
wohl eher Mitani anzunehmen, da 1) wohl voraus-
zusetzen wire, dass Assur nocl als Assur und nicht
als ,Mesopotamien" erscheinen würde, solange dort
Mitani herrschte nnd sogar Ninive besass (oder er-
obern konnte), 2) da ein Krieg zwischen Assur und Ba-
bylon unter diesem Kurigalzu in der Vertragsurkunde
nicht erwühnt wird, was doch wohl der Fall sein
würde, wenn einer stattgefunden hätte. Doch ist das
immerhin nicht unbedingt beweisend.
Die Zersprengung der Streitmacht der
Subari durch Assur-uballit bedeutet natür-
lich auch eine Vertreibung aus innegehabtem
Gebiete, Assur-uballit hat Ninive besetzt
und zweifellos auch weitere Teile Mesopo-
tamiens. Wie viel, das kónnen wir uns nur
nach dem Besitzstand vorstellen, den wir
nachher für die Subari oder Mitani fest-
stellen kónnen. Von nun an, aber erst von
nun an wird nümlich dieser Begriff plótzlich
stark eingeschränkt: jetzt ist es mit einem
male auf das nürdliche Mesopotamien, die
Gegend &m obersten Tigris verschoben —
wohlverstanden in den Inschriften der Assyrer-
könige. Daraus folgt: diese verwenden
diese Bereichnung weiter fiir die bisherigen
Herren Mesopotamiens, die sie vertrieben
haben, fiir die „Mitani“. Das ist auch ftir
den Beigeschmack, den diese Benennung
haben musste, zu beachten, denn es muss
etwas vom „Barbarentum“ darin stecken.
Der Assyrer fühlt sich auf jeden Fall als
der Mann ,des Landes", der ,Eingeborene*
— und wird daher spüter nach seiner Ver-
treibung vom Babylonier, dem wahren Mann
des „Landes“, ebenfalls als Subarü bezeichnet.
Für die beiden Nachfolger Assur-uballit’s
verlautet nun nichts von 5 oder
Erfolgen gegen die Subari in der In-
schrift des dritten Nachfolgers Adad-nirari.
Es heisst nur in der Ve kunde (syn-
chronistischen Geschichte), dass von der Stadt
Sili (oder Sa-sili) des Landes Subari bis nach
Kardunia$ das Gebiet zwischen Assyrien
1) Scheil, Mém. Délég. en Perse II 8. 98: u- zu- ub. di-
Ыа) | i-na si-il- tu] | ба su-bar-[tu] | ku-ri-gal-[zu] |
егі -
i- mu- ur zu- [ma] i-ri-im-[fuma] |...... zu
mår bur-ra-bu-ri-ia-a3 | а-па — — — | iš-[ru-uk —
„Uzub-zihu, im Kriege gegen Bu-bar-tu wurde Kuri-
galzu auf ihn aufmerksam, belehnte ihn ... . Kuri-
alzu, Sohn Burnaburiaß, ..... sche[nkte]. — Zu
Bubarta == Mitani an dieser Stelle в. OLZ 1901, 451
= КВ. II 8. 97.
851 (Мо. 7.)
und Babylonien geteilt worden sei. Hier
muss man einen Unterschied machen, denn
der Nebensinn, den Subarü bei Adad-nirari
hat, hat es hier nicht. Hier ist es zunächst
Landesbezeichnung und wenn die poli-
tische Bedeutung der Subari als Mitani
durch Assur-uballit eingeschrünkt worden
war, so ist nicht gesagt, dass die geo-
graphische Ausdehnung des Begriffes hier,
wo Babylonien und
sprechen, ebenfalls in diesem Sinne gehalten
wire. Denn Subari-Mitani (oder dessen
Reste) wäre damals noch unabhängig von
Assyrien, die betreffende Stadt liegt aber in
Subari, kann also nicht als Anfang des
zwischen zwei andern Mächten geteilten
Gebietes genannt werden. Hier steht also
Subari wie Suri in der alten geographischen
Bedeuturg, als „Mesopotamien“.
Dagegen wird von nun an deutlich 7),
dass bei den Assyrern, die immer mehr
vorrücken, das Gebiet der Subari immer
enger gefasst und auf das nördliche Meso-
tamien, die Gegend zwischen oberstem
igris und Euphrat, nördlich und westlich
von bdin eingeschränk wird. Das
tritt uns en n bei Tukulti-Ninib, wird
also der Erfolg der Unternehmungen seiner
beiden Vorgänger, Salmanassar I. und Adad-
nirari І., gewesen sein, welche die Mitani-
Macht endgiltig gebrochen haben müssen,
oder besser, da diese den entscheidenden
Schlag schon durch Assur-uballit erhalten
haben dürften, sie aus dem eigentlichen
Mesopotamien ins Gebirge gedrängt zu
1) Es ist übrigens misslich, aus den uns zu Ge-
bote stehenden Nachrichten schon solche Ent-
wicklungsreiben aufzustellen und man wolle das GK
daher zum teil als façon de parler betrachten.
bleibt zweifelhaft, in wie weit der assyrische Sprach-
gebrauch d. h. die Einschränkung auf einen früheren
surückgeht. Dafür könnte der Gebrauch in Tel-
Amarns sprechen, wo das Subari bei Rib-Addi doch
wohl im gleichen Sinne wie bei den Assyrern zu
versteben ist, da nicht ,Mitani" — wenigstens nicht
als völlig gleichbedeutend — gemeint sein wird.
Dazu kommt jetzt noch aus dem Hatti-Archive eine
— wohl einem aus A ten, jedenfalls von
Ramses II, stammenden Bruchstücke eines Briefes —
Ahnliche Erwähnung (übrigens in der Form Su- ba-ri-i):
wenn ] nicht vorhanden ist, geht er nach
izwadna, [wenn..... ] nicht vorhanden ist, geht
er nach dem Land Hal-ba-a (Aleppo), [wenn .... |
nicht vorhanden ist, geht er nach Subart, [wenn . .
nicht vorhanden ist, geht er nach dem Lande Kinsa
(in Tel-Amarna das Таса des Hethiters Itukama).
Hier kann §u-ba-ri-i deutlich nur ein zum hethitischen
Machtbereiche liegendes Land sein. Zu beachten würe
dazu, dass zur Zeit Hattusils die Mitani durch Assyrien
bereits stark eingeschränkt waren, da Adad-nirari’s
Erfolge bereite voraussusetzen sind.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
Assyrien gemeinsam
[Juli 1907.) 868
haben scheinen. Das wird der Sinn der
Angaben der beiden Könige sein, welche von
Siegen über die Subari neben Кай, Kuti (1),
Lulumi sprechen. Man hat sich also vor-
zustellen, dass durch sie erreicht wurde,
was Tukulti-Ninib I. in seinem Titel und
der Angabe über seine Kriege zum Ausdruck
bringt, die Beschränkung der Subari-Mitani
auf bezeichnete nördliche Gebiet, wo sie
auch bei Tiglat-Pileser I. noch sitzen. Sal-
manassar nennt sie ungefähr in gleicher
Weise wie sein Vater nur als „besiegt“
neben den Lulumi — vielleicht auch Kuti!).
Tukulti-Ninib legt sich den Titel eines Königs
von ,Su-ba-ri-i Ku-ti-i und aller Na'iri* bei.
Hierbei kann man zunächst natürlich den
i n wie man will, aber man muss
in Anschlag bringen, dass er zweifellos die
zurtickgedrangten Subari auch damit meint,
und dass er andrerseits den Begriff Subari
nicht anders fassen wird als seine Vorgünger
d. h. dass das, was er so nennt, nicht
nach Mesopotamien gehört. Dafür spricht
die Zusammenstellung mit Kuti und Na’iri
d. h. den nördlichen Ländern ausserhalb
Mesopotamiens, vor allem aber folgt es aus
der Erwähnungim Kriegsberichte. Hierwerden
Fm die I er, en wir a 2 8 in
er angegebenen nd zwischen Tigris
und Euphrat, also je in der Land-
schaft von Amid und nördlich (westlich)
davon kennen, aufgezählt; „Kur-bi-i, Kam-
muh, Posse, Mumme (= Nimme?), Alzi,
i, Nibani, Alaja, Te-ub(ar?)-zi, Puru-
büzi und das ganze Subari, das ausgedehnte,
zerschmetterte ich".
Hier ist der Begriff auf das Gebiet be-
schränkt, wo Assyrien, der neue Herr von
Mesopotamien, арай dulden will und
kann. Das Gebiet ist kein uraltes Kultur-
land, wo Heiligtümer babylonischer Gott-
heiten in einem mabázu alten, dort könuen
„Barbaren“ geduldet werden. Aber wäre
eine solche Verschiebung möglich, wenn nicht
eine engere Bezieh zwischen der ver-
triebenen Bevölkerung und diesem Lande
bestanden hätte? Dort muss nach der as-
syrischen Auffassung die natürliche Heimat
dieser Völker sein und diese natürliche Hei-
mat sucht man dort, von wo sie einst vor-
edrungen sind. Das würde zum min-
esten dazu stimmen, dass auch nachher die
) кана . . . . Sub-ba]ri-i Lu-ul-[lu-mi-i. (King,
Records of the reign of Tukulti-Ninib I p. 130), wo
vor Subart wohl Kutt genannt sein konnten, da sie
in Rm 2, 606 (ebenda p. 185) genannt werden.
858 (Мо. 7.)
nächsten ,Hethiter^ von dort aus gegen
Mesopotamien vordringen. Wenn das aber
hehen konnte, dann ist es nicht gut
denkbar, dass unsere Mitani oder sonstigen
„hethitischen“ Eroberer den Namen Subari
von den Assyrern aufgezwungen bekommen
hätten, sondern er müsste umgekehrt von
ihnen — oder ihren Vorgängern nach Me-
sopotamien gebracht worden sein.
Also würde sich wieder die Parallele mit
Aram ergeben, das durch die nächste, die
aramäische Einwanderung dorthin gebracht
worden ін. Subarü wäre also ein Gesamt-
begriff, wie Aram, wie „Hebräer“, wie „Ger-
manen“ und „Slaven“: Mitani war natürlich
nur ein Volk darunter, dasjenige, das zur
Tel-Amarna-Zeit gerade herrschte. Vorher
und auch daneben, waren andere gewesen.
Dass es sich nicht um willkürliche Un-
terschiede etwa dieser Zeit handelt, be-
weist die Beibehaltung dieser Bedeutung
in der Folgezeit — eben bei den Assyrer-
königen (anders Assarhaddon, der baby-
lonisch redet) Das zeugt wieder einmal
von der Beobachtung historischer Ansprüche
eier опоо Was damals me.
ich — durch Verträge — festgelegt wurde,
galt natürlich für alle Rechtsnachfolger und
swei und drei Jahrhunderte später wird
deshalb als Subari bezeichnet, was damals
als solches festgesetzt worden war. So von
Tiglat-Pileser und so von Assurnasirpal, selbst
als es ein „Volk“ Subari gar nicht mehr
ibt. Für die Assyrerkönige galt eben, was
ihre Vorfahren an Rechten erworben hatten,
für die Babylonier galt babylonisches Recht.
Deshalb spricht Tiglat-Pileser I. von Su-
bart in ganz derselben nd wie Tukulti-
Ninib, indem er Alzi und Purubézi dazu
rechnet, also zwei Landschaften, welche auch
bei Tukulti- Ninib damit in Verbindung ge-
bracht werden. Der Bericht ist in seinen
Einzelheiten wichtig und muss namentlich
in seiner Bedeutung für das Vordringen von
»Hethitern" gewürdigt werden (II, 89ff.).
„Die rebellischen, unbotmässigen Subart unter-
warf ich. Den Ländern Alzi und Puruhdzi, welche
ihren Tribut und Abgabe verweigert hatten, Jagte
ich das schwere Joch meiner Herrschaft auf.
Assur . . befahl das Gebiet seines Landes zu er-
weitern. 4000 Mann Kaski’) und Urumi, Söldner?)
!) F. III S. 390.
*) Ob Kaski zu lesen, ist bekanntlich fraglich,
da die „Annalen“ anders lesen.
d Die Stelle hat mir viel Mühe verursacht, ich
sr etzt ihre Erklärung zu haben (anders als
. 1 8. 548, wo hatta іп Asdod ebenfalls als „hattisch“
durch Verschiebung des politischen Begriffes in der
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juli 1907.) 354
des Landes oe unbotmässige, welche gewalttätig
(= durch Friedensbruch, ina danäni-Sunu) Stücke
von Subarte, welche Assyrien gehörten, genommen
hatten ergriff wë
en meine Füsse.“
Tiglat-Pileser gebraucht hier Subari
ganz so wie wir festgestellt haben. Das
Land Subarti ist auf jene Gegenden ein-
geschrünkt, es steht unter assyrischer Ober-
hoheit seit Tukulti-Ninib oder, dessen Vor-
güngern. Die ,rebellischen Subari* sind
Alzi und Purubfizi. Diese beiden Gaue
waren seit 50 Jahren von Muski — also
„Hethitern“ besetzt worden, die auch nach
Kummub vorgedrungen und dort im Vorjahre
vernichtet worden waren. Diesmal ist also
&uch das von ihnen schon seit langem be-
setzte Gebiet wieder unterworfen worden,
das sich der assyrischen Oberhoheit nicht
gat illi en wollte, in 50 Jahren hatten
ie Muski hier unter stammesverwandter —
ehemaligen Mitani! — Bevólkerung natürlich
festen Fuss gefasst. Das Land Subartu!)
umfasst noch andere Gaue — s. Tukulti-
Ninib — und von diesen waren einige durch
die Hatti- Truppen durch Friedensbruch,
ohne regelrechten Krieg ihres Landesherrn,
besetzt worden. Diese Mamertiner werden
nach Assur verpflanzt, jene Stüdte also
wieder befreit.
Also hier begegnet Subaru als Sammel-
begriff und für Stämme und Gaue, welche
zu der „hethitischen“ Gruppe gehören. Von
nun an begegnet die Bezeichnung nicht
wieder bis auf Assurnasirpal. Tiglat-Pileser
sieht das Land als assyrischen Besitzstand
an und man muss deshalb beachten, dass
sein Vater Assur-res-i8i, trotzdem ег von
Bieren Assyrerzeit (s. F. ІП S. 320) und allerdings
done appellativisch wie ,kutü" zu fassen ist. Der
Hattâ scheint der Typ des unbeständigen zu sein,
wie der Kut der des räuberischen, unbotmässigen.
Da wir jetzt wissen, dass Tiglat-Pileser anch mit
dem Hatti-Staste noch Krieg geführt hat, so sind in
diesen gabi einfach Truppen der Hatti zu sehen,
also von ihnen gemietete oder in ihre Dienste ge-
nommene andere Völker eben der damals in Bewe-
gung begriffenen Schicht. Das gilt natürlich nur
von diesen 4000 Mann. Ueber die Kasku kann man
kein sicheres Urteil abgeben, weil ihr Name nicht
feststeht. Es ist deshalb nicht sicher, ob sie zu dem
später іп Klein-Asien ansässigen Volk -- das zweifellos
zu diesem Gebiete gehört — gehören. Die Namen
aber stammen aus einem Volke, welches damals in
der Nachbarschaft seine Sitze eingenommen hat,
denn Assurnasirpal (III, 13) kennt sie als Nachbarn
von Bupria (vgl. unten), also am Tur-Abdin, in eben
der Gegend, welche in Betracht kommt. Sie sind
also Angehörige der Te&ub-VOlker (Hatti, Mitani usw).
!) Hiermit sind meine früheren Bedenken (Gesch.
Bab. Anger В. 331 Е. I 154 Anm. 5) — vgl. auch
Weissbach ZDMG 58, 663), wonach ich glaubte,
Subart und Subarti trennen zu müssen, erledigt.
855 [No. 7.)
Niederwerfung der Kuti spricht, nichts von
Subarü sagt.
Die Erwähnung bei al aber
hat einen eignen Sinn. Er nennt Subari
in einer Aufzählung!) der unterworfenen
Länder, in welcher er den Umfang seiner
Eroberungen angibt, aber nicht nur einmal
in den Annalen, sondern auch in der in so
vielen Stücken erhaltenen „Standard-
Inschrift“. Jedesmal jedoch nur in einer
zusammenfassenden Uebersicht?) während
in den einzelnen Berichten von Subarf keine
Rede ist, trotzdem diese doch alle Züge
nz genau in ihrem Verlaufe verfolgen
Daraus folgt für uns, die wir nun
einigermassen mit dem Brauche , historischer"
Ausdrucksweise bei den Assyrern vertraut
sind, dass der historische Name hier ein
mit einem oder mehreren andern Namen in
den Berichten bezeichnetes Gebiet decken
muss. Da wir wissen, an welcher nd
er nach assyrischem Staatsrechte ete,
da Assurnasirpal mit seinem Ausdruck hier-
auf, d. h. auf die erworbenen Rechte seiner
„Väter“ bezug nimmt, so können wir auch
aus seinen Berichten die betreffenden Gaue
und Ereignisse ungefähr feststellen. Eine
Abgrenzung gegen den Nachbarbegriff Na'iri?)
ist dabei im einzelnen natürlich nicht mög-
lich. Da überhaupt von Subari seitdem
weniger die Rede ist, auch Es Urartu
hier vordrang, so wird wohl anzunehmen
sein, dass der geographische Begriff Subarü
im assyrischen Sinne seitdem der Vergessen-
heit verfiel, und dass nur noch von Neri
gesprochen wurde. Nam ist ursprünglich
mehr nórdlich und óstlich als dieses Subarü
legen und die Subarü-Lünder wären also
lejenigen, welche zuerst durchzogen oder
unterworfen werden mussten, wie es auch bei
Tiglat-Pileser der Fall ist. Hierher würde
also Nummegehören, mit dessen Unterwerfung
Assurnasirpal seine Züge beginnt. Es wird das
Mumme ti-Ninib’s sein, da der Wechsel
zwischen m und n in „Hethiter“-Namen
auch sonst bezeugt ist: Nappigi = Mappik
(Mabbük, Membidj), Numni auch neben Nummi.
1) Nicht in einer „Völkerliste“, wie Meyer sagt.
*) Der Wortlaut ist beidemale der gleiche.
Die betreffende Uebersicht ist stets in die verschie-
denen Inschriften eingearbeitet worden: „ .. . ich
donnerte über die pw der Länder Na'iri, Kirhi,
Bubart, Nirbi wie Адай, der Wettergott.“ Vorher
sind die Lulumt genannt.
Die Geographie der Nairi-Länder mit allen
Einzelbelegen s. bei Streck: Zeitschr. Assyr. XIII.
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juli 1907.) 856
Die übrigen in Betracht kommenden Gaue
würen natürlich die benachbarten, die ebenso
gat auch als Na'iri gelegentlich erscheinen
Snnen. Es sind vor allem die am Tur-
Abdin, dem Kasiar-Gebirge der Assyrer, ge-
legenen, an welches auch Nirbu anstósst,
das neben Subarü genannt wird.
Hier. am Kašiar- Gebirge kennen nun
Assurnasirpal, Salmanassar einen Gan, der
dann auch wieder bei Assarhaddon be-
et. In der Zwischenzeit war bekanntlich
ganze Gebiet, nachdem wir zunächst
unter Adad-nirari III. nichts hören, ganz
unter den Einfluss von Urartu nn
und musste erst von Tiglat-Pileser III.
zurückerobert werden, von dem wir keine
Angaben über Einzelheiten aus jenen Ge-
nden haben. Er wird das Land ohne
chwierigkeit besetzt haben, nachdem er
einmal Sarduris tiber der Euphrat zariick-
trieben hatte. Aber die Rolle, in der der
treffende Gau bei Assarhaddon erscheint,
beweist, dass er sich als Einheit erhalten
hatte, und die Namen seiner Fürsten be-
weisen, dass auch die Bevólkerung die
gleiche, also eine „hethitische* geblieben
sein muss. |
Dieser Gau führt den Namen Supria
oder Subria (Апр. II 8). Er liegt höher
als die Stadt һа!) und in unmittelbarer
Nachbarschaft von Nirbu und Urume (Sp. 353).
Zu Assurnasirpals Zeit ist dort König An-
I (II 13). Derselbe regierte noch in
almanassars fünftem Jahre, wo er sich noch
empört hatte und unterworfen wurde (Ob.
52—54). Die nd ist genau die gleiche,
die Bevölkerung ist auch die gleiche. Der
Name Subarü verschwindet — oder viel-
mehr ist schon verschwunden, denn Assur-
nasirpal gebraucht ihn nur historisch. Er
braucht ihn auch für dieses Gebiet mit.
ollte man da, dem Gleichklang zum Trotze,
keinen Zusammenhang der beiden Namen
annehmen? Subria wäre dann nichts weiter
als die einheimische Form des assyrischen
Subarü, welche von jetzt an für den Rest
der ehemaligen Subard - (Mitani-)Hethiter
braucht wird, der sich im Tur-Abdin sein
olkstum erhalten hatte.
Dass sie zu der Gruppe der Völker
hörten und sich als solche erhielten — also
in unmittelbarster Nachbarschaft aramüischer
Stämme und Gaue (wie Bit-Zamäni, wo
unter Assurnasirpal der Fürst Ammi-ba‘al
1) Mon. 52 empfängt A. den Tribut von Subi-ri-e
in Damdamusa!
857 (Мо. 7.)
heisst) — beweisen die Namen!) ihrer Fürsten
unter Assarhaddon, also zwei Jahrhunderte
ter. Damals war, nachdem Urartu von
iglat-Pileser III. und Sargon niedergeworfen
worden war, Assyrien doch nicht wieder
nach Norden vorgedrungen, und unter Sanherib
hatte sich hier ein besonderes Königreich
Subria bilden können, das unter Assarhaddon
eine feindliche Stellung zu Assyrien .ein-
nahm und im Jahre 674 erobert wurde.
Da es in unmittelbarer Nähe von Lubdi
erwühnt wird, dieses aber der Grenzpunkt
ist, von dem aus Adadnirari die Grenzen
seiner Eroberungen angibt, so spricht auch
das für die Gleichsetzung von seinem Šubarů
und diesem Subria?).
Als Hauptstädte dieses Subria nennt
Assarhaddon Ubbume und Kullimeri?). Diese
wurden damals zu assyrischen Stüdten um-
gewandelt. Unter Assurbani versuchte
Andaria, der ,pebá^ von Lubdi sich ihrer
durch Handstreich zu bemüchtigen, kam
&ber dabei um. Er war wohl kein Assyrer,
sondern ein Einheimischer, der nur die
assyrische Paschawürde erhalten hatte,
also unter assyrischer Oberhoheit stand
und es so trieb, wie — die Kurden jetzt“.
Der Name Subarü ist in dieser Zeit also
in Ássyrien verschwunden. Eine lebendige
Bedeutung hat er nur in der älteren Königs-
zeit, eben als Adad-nirari I. bis Tukulti-
Ninib ihn auf jene nördlichen Gegenden be-
schränkt und ihn deutlich als Gegensatz
zu Mesopotamien, das er vorher umfasst,
eingeführt hatten. Wenn Supria als ein-
heimisches Land und als Name eines Volkes
sich durchsetzte, so war das wohl auch nur
möglich, wenn die assyrischen Archive mit
jener alten Bezeichnung — nachdem inzwischen
das ganze Gebiet verloren gewesen war —
nicht mehr gebrauchten.
(Schluss folgt.)
1) Der eine der Söhne des Königs heisst . . . -in-gi-
Tesub! Tezub ist der Gott der Mitani, der älteren
Bevölkerung von Urartu (vor der dung der
Dynastie Sarduri’s mit dem Haldia-Kultus), der Hatti
usw. в. über die Unterscheidung einer Tezubgruppe
RL
*) Die Texte Assarhaddons usw. tiber Subria
(Supria) в. F. II S. 28-52; Lubdi ebenda 8. 49.
*) Beide weist Marquart (in persdnlicher Mit-
teilung) nach bei Johannes von Ephesus als Apovhudum,
(Pham) und Kelimar.
*) 8. sonst a. a, O.
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Juli 1907.) 358
Ägyptische und semitische Umsehreibungs-
fragen.
Von W. Max Müller.
(Schluss.)
Móge mein Notschrei nach einer genaueren
Untersuchung des Lautwertes der koptischen
Laute Ж und & doch endlich einmal bei den
Spezialisten im Koptischen Gehór finden!
Einstweilen könnte ¢ für & auch als Notbe-
helf für das Koptische gelten; hoffentlich
können wir dafür und auch bei & (& oder 87)
einmal Präziseres sagen. .Unbegreiflich,
dass die Koptologen kein Bedürfnis nach
genauerer Erfassung des späteren Laut-
systems haben und noch immer kritiklos alte
Irrtümer nachschreiben!
Zu der Trennung der zwei innerägyp-
tischen Laute |! s und —*— g habe ich nichts
hinzuzufügen. Sollte g sich als typographisch
unpraktisch erweisen, so könnte man auch
den Strich darüber setzen. Die Verwechselung
mit Hommel's Zeichen 8 für das südarabische
Doppelschin würde nicht viel Schaden an-
richten. Ich weiss wohl, dass Hommel selbst
(ohne irgendwelche Beweise zu haben) tat-
sächlich den ägyptischen und südarabischen
Laut vergleichen wollte; weil x eine unbe-
kannte Grösse und y eine unbekannte Grösse
ist, folgt bekanntlich nicht: x — y. Ich ge-
stehe, mit 8 und 8 nicht zufrieden zu sein,
kann aber, solange wir über die Natur
der zwei altügyptischen Laute so günzlich
im Dunklen sind, keinen besseren Vorschlag
machen, wie ich auch bei unseren gegen-
würtigen geringen Kenntnissen das unglück-
selige: (= х neben °!) stehen lassen muss.
Móge ich doch nicht zu lange mit meinen
Untersuchungen allein stehen!
Ich wende mich bei dieser Gelegenheit
zu einer rein semitistischen Frage, nümlich
der Aussprache des v. Von jeher hat man
sochwankt, ob die arabisch-syrische Ueber-
leferung в ursprünglicher ist oder Ше öst-
lich-hebrüische (ts), welche sich mit der
äthiopischen (в. о.) zu decken scheint. Dazu
würde nun auch das ügyptische t in die
Wagschale zu fallen scheinen. Jedenfalls
ist die äthiopische Aussprache mit „Vor-
schlag“ sehr alt, nicht nur schon "Toten der
Bilingnis des Aeizanias = (log bezeugt den
Vorschlag, sondern dasselbe Wort Торо auf
dem Monumentum Adulitanum führt ihn ins
1. Jhrh. n. Chr. zurück. Im Arabischen
dagegen steht die andersartige Ueberlieferung
der Grammatik fest; alle alten und jungen
859 (Мо. 7.)
Umschreibungen sichern ,je als eine Art в
ohne Vorschlag, j& schon die Darstellung
des Buchstabens іп der „sabäischen“ Schrift
durch ІН scheint es ausdriicklich als empha-
tische Form des s (r^) zu behandeln. Die
Verwendung des % (schon des syrischen 9?)
für persisches С( e die Olshausen, Monatsber.
Berlin. Ak. 1879,569—70, und danach Haupt
(Beitr. I, 261) anführt, ist also schliesslich
kein genügender Beweis dagegen; es ist
nichts als ein Notbehelf, basiert auf eine sehr
entfernte Lautühnlichkeit. Haupt will eine
dem € ähnliche Aussprache des в im Assyrisch-
Babvlonischen mit der Form Nabukradara
(Olshausen 568) beweisen, aber auf diese
Approximativwiedergabe eines unpersischen
Lautes (des s) lásst sich durch andere Um-
schriften die Probe machen. Е. Bork machte
mich auf Hiising’s Dissertation aufmerksam,
die &hnlichen Ideen zugunsten des persischen
¢ nachgeht, aber gerade das entgegengesetzte
Resultat liefert: die Babylonier haben so
wenig etwas dem ¢ Entsprechendes, dass sie
in persischen Namen regelmässig V/ = 6
schreiben müssen. Die Umschrift € für У be-
steht also die Probe nicht. Eher noch künnte
die offenbar weit ältere persische Wieder-
gabe von semitischen Mugri mit Mudraja für
ein 8 mit Vorschlag gebraucht werden. Ich
will nicht behaupten, dass die Aussprache
mit „Vorschlag“ auf babylonisch-assyrischem
Gebiet nicht schliesslich vorgekommen wire,
für die älteste Zeit aber steht der Schrift-
gebrauch derselben Zeichen für z/s/s ihr
nicht sehr günstig gegenüber, und die obige
vereinzelte Auffassung des s als Doppellaut
im persischen (bei Mudraja wohl schon im
elamitischen) Ohr braucht nichts weiter zu
sein als ein Versuch Fremder, die unaus-
sprechliche Emphase als durch den nächst-
verwandten Laut, also einen Dental, wieder-
zugeben. Dasselbe ist dem hebrüischen Sade
in der Diaspora begegnet; dieselbe Er-
scheinung wiederholt sich also auf fremdem
Boden. Ich stimme hier ganz mit E. Koenig
überein, der, Lehrgebäude, S. 35, das ver-
einzelte Toadn!) im Alphabet der LXX zu
den Lament. nur als Versuch auffasst, die
Emphase des s irgendwie auszudrücken. Alle
sonstigen Umschreibungen und die merk-
würdige Definition des Hieronymus?) be-
1) Die Variante nadn ist einfach eine graphische
Entatellung der ta-Ligatur.
%) Dessen Angabe von „strictis dentibus“ würde
eher zugunsten der mediodentalen Aussprache, wie
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Juli 1907.] 360
weisen das; warum sollten die Griechen, die
später to, 7% so viel verwenden, sich davor
gegenüber dem hebräischen g gescheut haben,
wenn das ein Doppellaut war!)? Ebenso
erscheint das phónizische s stets als s bei
den Westvölkern; gelegentliches ст in punisch-
5 Pflanzennamen ist eben wieder
erselbe Versuch, das 8 als ein besonderes
в zu bezeichnen. Es muss natürlich immer
ein Dental sein, ein t-Laut, dessen Ansatz
das Ohr des Fremden hier und dort zu hören
glaubt, ohne dass der t-Laut selbst tat-
sächlich gesprochen wird. Es wird beim 8
also an mehr wie einem Platz der emphatische
Ansatz zum t geworden sein und von einem
ursemitischen Laut des 8 zu reden, scheint
gewagt; wahrscheinlich ist s schon in der
urültesten Zeit auf verschiedene Art ge-
Sprochen worden (ähnlich Olshausen) Aber
immerhin ist der Laut t auf rein semitischem
Boden nicht nachweisbar; die ägyptische
wie die äthiopische und die aschkenazisch-
hebräische Aussprache sind Versuche Fremd-
sprachiger oder von fremder Sprache Be-
einflusster, sich den schweren Laut mund-
erecht zu machen, die immer auf das gleiche
sultat hinausliefen, weil von gleichen
Bedingungen ausgehend. Daran wird wohl
nicht viel geändert werden, wenn man einmal
den Vorschlag auf rein semitischem Boden
nachweisen sollte?).
Klein-Asiatische Untersuchungen.
I.
Von Е. Brandenburg.
(Schluss.)
Im Anschluss hieran noch ein Wort über
die fast überall in Kleinasien vorkommenden
eben erwähnten „Stufen“ Man kann den
Grundsatz aufstellen, dass alle Reste von
sie Jahn, Gramm., S. 5, im Mehri von der arabischen,
supradentalen, trennen will, sprechen; bei ihr nei
man dazu, die Oberzühne su zeigen, wenn ich sie
recht verstehe. Doch ist das wenig sicher.
1) Vgl. Olehausen, I. 1. 561. —
wunderlichen Angaben der hebrüischen Grammatik
von 1539, die Nestle, ZDMG. 68, 1904, 610, abdruckt,
laufen auf Flunkereien eines Mannes hinaus, der ein
bischen Arabisch als Punicum, Vandalicum (= Nord-
afrikanisch!) und Arabicum prahlend anbri aber
offenbar fast nichts davon versteht. D te, ts,
als arabisches Sad anzusetzen, geht nicht an; die
Stelle belegt nur die aschkenazische Sadeaussprache
auch für Italien.
H L auch die Bemerkung Reinisch’s, Chamir-
sprache, S. 20, wonach das 6 (t) den А rache
ursprünglich fehlte (ebenso ja allen übrigen tischen
Bprachen).
e
Е
*
P
I
Å‘
”
ымы Google
11 Google
861 (Ко. 7.)
Bearbeitungen des lebenden Felsens, die
nach umfassender Prüfung nicht erkennen
lassen, dass sie irgend einem praktischen
Zweck dienten, wohl nur zu Kultzwecken
egt waren. Das trifft nun aber de
bei den Stufen ein, wenn wir nicht die Er-
klärung Belks gelten lassen wollen, der
meint, die Leute in Armenien hätten an
> 1 oo ein d Sen
á orkommen Zeugnis a А
Als Versuch einer Erklärung möchte Eh
sagen, dass ich sie im letzten Grunde für
eine „Abbreviatur“ des sitzenden Bildes der
Göttin halte. Wenn man die einzelnen
Stufenaltäre usw. bei Perrot und anderen
vergleicht, so lässt sich eine Art Entwick-
lungsreihe darstellen. An der Spitze steht
das naturalistisch ausgeführte Bild der
Göttin, als dessen Proto wir etwa die
bekannte ,Niobe“ am Sıpylos betrachten
köunen, cf. Tafel I. Dann würde etwa die
„Kybele“ folgen, die Ramsay bringt (bei
Perrot hist. de l’art Bd. 5 p. 151); hier
muss wohl auch Malerei angenommen werden,
denn die plastische Ausführung der Fi
ist recht summarisch, Tafel II Fig. 1. Das
Gesicht ist durch einen Kreis ersetzt und
ebenso Knie und Füsse durch stufenartige
Bearbeitung des Steins. Deutlich erkennbar
sind die e, am Ende des einen ein
runder Gegenstand, etwa eine Schale, um
die Opfergaben zu empfangen. Noch verein-
fachter ist dann die folgende Darstellung
B. Akad. I. c. p. 696, Fig. 52), Tafel II Fig. 2.
er resp. die Köpfe, denn es handelt sich
hier um das Götterpaar, die grosse Göttin
mit ihrem Gemabl, sind noch in den Umriss-
linien dargestellt, Brust, Knie und Füsse
aber in ähnlicher Abkürzung wie bei Fig. 2
einfach als Stufen gebildet. Dass es sich
hier wirklich um Köpfe handelt, wird durch
ein zweites Exemplar bewiesen, das sich da-
neben befindet (І. c. Fig. 51), bei dem die
langen Halse unter den Köpfen deutlich
erkennbar sind. Im ganzen ähnlich wie
Fig. 2 ist 3 (der bekannte „grosse Altar“
auf dem Plateau der sog. Midasstadt). Doch
ist hier die Umrisslinie der Köpfe dreifach
und an den Enden aufgerollt, beides charak-
teristische Kennzeichen der hettitischen Kunst.
Die vereinfachte Form der Umrissdarstellung
zeigt dann Fig. 4 (ebenfalls an der Midas-
stadt, B. Akad. 1. c. Fig. 53). Man hat
hier nur eine Fläche am Fels geglättet und
darauf die Umrisse der Köpfe gemeisselt ).
1) Gelegentlich eines Vortrages fiber dies Th
den ich in der V. A. G. hielt, wies Lichtenberg a
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITONG.
[Juli 1907.) 862
Ich bringe diese Abkürzung und Stilisierung
nur deshalb, weil sie den schlagenden Be-
weis liefert, dass diese ganzen Darstellungen
nicht Verzi der Lehnen von Götter-
thronen sind. as sollte wohl eine Lehne
hoch oben am FIs ohne weitere Sitzgelegen-
heit? Aber noch anders hat sich die Form
entwicke.t: wie man schon aus Fig. 2 und 4
sieht, ist der Fels um die „Kopfform“ herum
abgerundet. Daraus entwickelt sich nun
schliesslich ein oben abgerundeter Block auf
einer Basis von Stufen, wie es Fig. 5 und 6
zeigen. (Aus Perrot, 1. с. p. 149, Fig. 103,
104.) Zum Deponieren der Opfergaben
dienten wohl die beiden Vorsprünge rechts
und links neben dem runden Block, gewisser-
massen als letzte Abkürzung der Hände i).
Doch kehren wir zu den Fassaden zurück
und zwar jetzt zur älteren Klasse der bild-
lichen. Bei ihnen ist durch die vorhandenen
Kammern der Grabzweck klar ersichtlich.
Die Ausschmückung durch Tierbilder hat
apotropäische Bedeutung, sie sollen den
Störer des Grabes abschrecken und so zur
Ruhe des Toten beitragen. Das Hauptmotiv
sind Löwendarstellungen; sie sind es, die
eine Stilkritik zulassen und dadurch diese
Darstellungen gleich hinter die hettitische
Kunst von Bogaskeuj reihen, mit der sie
Linienführung und Art der Herstellung ge-
meinsam haben. Beziehungen und Einflüsse
von Mykene ber anzunehmen, halte ich für
verfehlt, eher könnte der umgekehrte Weg
eingeschlagen worden sein (of. B. Akad. l. c.
p. 668 ff.). Böjük Arslan Tasch lag an der
one? Heerstrasse und es ist nicht unmóglich,
ass die Kunde dieses gewaltigen Herrscher-
abes bis nach Griechenland herüber ge-
ngen ist. Jetzt noch, z. T. arg verwittert
und Doen ädigt, macht es einen gewaltigen
imposanten Eindruck; wieviel mehr muss
das zur Zeit seiner Vollstündigkeit, als die
Skulptur wahrscheinlich noch durch Malerei
analoge Darstellungen in Südfrankreich hin. Er
meinte damit wieder Kulturbeziehungen, immer im
Anschluss an seine Arierhypothese, gefunden su
haben. Ich halte das doch Ar etwas zu weit her-
eholt, denn soviel ich mich erinnere, kommen ähn-
iche Stilisierungen auch in der Kunst primitiver
Völker (ich glaube der Neger) vor. Wie würden
die „Arier“ schreien, wenn man mal den Spiess um-
kehren würde und behaup dass die Zeichnungen
in Frankreich von Hettitern herstammten!
1) Mit diesen wenigen Formen, die hier nur einen
Ueberblick geben sollen, ist diese Frage noch nicht
erschöpft, es lassen sich noch Beziehungen zu den
so mer igen „Altären“ und „Theatern“ usw. fest-
stellen. Ich gedenke später, wenn ich hoffentlich
noch mehr Material beisammen habe, dies Thema
ausführlich zu bearbeiten.
363 [No. 7.)
gehoben, markanter wirkte, der Fall gewesen
sein. Wohl einer späteren Zeit gehört das
„Zerbrochene Grab“ an und bildet den Ueber-
gang zum ,hettitisch-assyrischen* Stil. Ich
muss hier betonen und auf meine diesbezgl.
Ausführungen hinweisen (l. c. p. 680 f£) —
teilweise im Gegensatz zu Reber —,
die Darstellungen des Z. Gr., besonders
Innenrelief, vor seiner völligen Freilegung
mit irgendwelcher Sicherheit stilkritisch nicht
herangezogen werden können. Endlich ist
noch zu bemerken, dass der Reiter vom
Löwengrab zu Jasilikaja wohl nach einer
Mitteilung Dr. Herzfelds die erste Dar-
stellung eines Reiters ist, die wir in der
Kunstgeschichte kennen, Die eigentümliche
Stell der Beine wird erklärlich, wenn
man mit Professor Peiser als Vorlage für
derartige primitive Darstellungen Schatten-
risse annimmt.
Natiirlich haben die phrygischen Fassaden
zu denen in Paphlagenien, die zuerst Hirsch-
feld, dann aber in letzter Zeit Leonhard
besonders untersucht hat, Beziehungen; einige
können vielleicht gleichaltrig, die Mehrzahl
wohl jünger sein. Das ist z natürlich,
denn dei е Gebiete, was bisher noch nicht
beachtet worden ist, berühren sich: die west-
lichste zur paphlagonischen Gruppe zu rech-
nende Fassade liegt nur wenige Meter ent-
fernt von der östlichsten mit geometrischem
Muster am Ufer des Pursak, einige Kilometer
stromaufwärts von der Station Gótachekissi
Auch ist es noch eine offene Frage, ob nicht
Gerdekkaja, im Doganludere bei der Midas-
stadt eine Ueberarbeitung, gewissermassen
eine Modernisierung einer ülteren zum pa-
nischen gehórigen Fassade ist.
ze > Die pl der — würde
sprechen. Die plum vorausgesetzt,
dass Il) "Säulen wurden schlanken grie-
chischen umgearbeitet, und dem ein eben-
solcher Giebel hinzugefügt. Technisch steht
dieser — wie ich ausdrücklich betone —
Vermutung nichts im Wege, und sie würde
den merkwürdigen Umstand erklären, dass
man hier in später Zeit ein Grab vorfindet,
das dem ganzen Grundprinzip nach, wenn
man von dem rein äusserlichen Schmuck
absieht, eigentlich in eine viel frühere Zeit
gehört. |
Endlich ist noch zur Lage der Fassaden
in bezug zur umgebenden Landschaft zu sagen,
dass die Architekten, die sie entwarfen und
die Anfertigung leiteten, durch die Wahl
des Platzes ein grosses üsthetisches Ver-
stándnis für die Wirkung ihres Werkes
zeigten. Fast alle liegen во, dass sie schon
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
_von der Pischmis
[Joli 1907.) 864
von weit her sichtbar sind, wenn man dem
Zug des es fo Da man nun mit
ziemlicher Sicherheit Bemalung annehmen
cone so muss die Wirkung früher noch pos
| weitem grossartigere gewesen sein,
sie es heute ist. Niemand, der dort war,
wird z. B. den 3 Eindruck ver-
gessen, den das Midasgrab immer von neuem
auf den Beschauer ausübt. Wenn auch
durch ganz andere Mittel und auf ganz
andere Weise, so wirkt dies Monument nicht
weniger als etwa das Parthenon oder sonst
ein Zeuge grosser Vergangenheit. Das gleiche
gilt von Arslankaja und Böjtik Arlan Tasch.
Auch sonst noch finden sich einige Spuren,
die den Einfluss des hettitischen Kultur-
kreises in diesen Gegenden zeigen: einige
Felsreliefs. Ich möchte nur den sogenannten
Priester von Jasilikaja nennen, sowie die
daneben befindlichen Mantelfiguren, die aller-
dings leider sehr verwittert sind. Die
wenigen erkennbaren Reste aber zeigen
deutlich hettitische Art, wie sehr sich auch
Körte dagegen sträuben mag. Das gleiche
ilt von dem Arm mit dem Hammer, den
ich in einer Grotte dicht beim B. А. Т. fand
(B. Akad. 1. c. р. 718). Endlich sei noch
auf ра oft recht гоһеп, darum aber nicht
minder interessanten, Figuren hingewiesen,
die sich nicht wie die ebengenannten auf
Felswünden, sondern auf Steintafeln befinden.
Es gibt deren drei, die J ne auf
den Flanken des sogenannten Widders von
Kümbet, eine Jagd- und Kampfazene eben-
falls aus Ktimbet, endlich ein Relief aus
Kunduslu. Alle dret, besonders das zweite,
haben Aehnlichkeit mit hettitischen
Skulpturen der spüteren Zeit. — Skulpturen
ronde bosse“ sind aus diesen Gegenden
meines Wissens nach nur vier bekannt: der
yon ecd Widder, ein kleinerer aus
Aivali, ein Torso einer drei Meter
Statue, die man anscheinend von der Platt-
form der Midasstadt herabgestürst hat und
die dadurch in zwei Teile serbrochen ist.
Endlich ein Kopf aus Serdjoa im Türkmendag,
dessen Gesicht sehr einem andern ähnelt,
das zur 5 einer Spitze ist, die
Epigraphisch Material steht
i isches Materi t uns so gut
wie nicht zur Verfügung, denn die wenigen
hettitischen Inschriften und Zeichen, die wir
aus Phrygien haben, sind noch nicht ge-
deutet. ie Inschriften in phrygischen
Charakteren, besonders am Mi b und
Arezastis, kommen für unsere Zwecke auch
nicht in Betracht, denn aus verschiedenen
Gründen ist es ziemlich gewiss, dass sie erst
865 [No. 7)
nach Anfertigung der Fassaden entstanden,
fir die Datierung derselben also nicht zu
brauchen sind. Es ist anzunehmen, dass
sie gelegentlich einer späteren Renovierung
oder sonst bei einer Gelegenheit hinzugefügt
worden sind, denn nur dadurch erklärt sich
der Umstand, dass sie an den beiden ge-
nannten Fassaden dem Muster ausweichen
und sonst auch recht regellos sind. Die
Anfertiger der Fassaden mit ihrem Gefühl
für strenge Ornamentik hätten sich ihr Werk
nicht so bekritzelt, sondern die Schrift viel
eher ornamental verwandt. Aus dem Inhalt
der ift am Midasgrab können wir an-
nehmen, dass sich hier das Grab des Midas
befunden habe, ein indirekter Beweis für
die Deutung der geometrischen Fassaden als
Gräber. | |
lch glaube aber, dass — wie beim Tumulus
von Beykeuj — noch manche Inschrift unter
der Erde liegt und dass planmássige Gra-
bungen auch in dieser Beziehung noch viel
zutage fórdern kónnten. Es ist durchaus
nicht undenkbar, dass sich in den tiefern
Schichten der Schutthalden von Jasilikaja
noch Tontefeln wie in Bogaskeuj finden
lassen. Um griechische Ueberbleibsel aus-
zugraben, die schliesslich doch nur Dubletten
sind und von denen für die grosse Ent-
wicklungs- und Kulturgeschichte kaum noch
erhebliche Resultate zu erwarten sind, werden
jährlich Tausende und Abertausende ausge-
geben. In einem der interessantesten Ver-
mittelungsgebiete und Zentrum uralter Kultur,
im Gebiet der Felsfassaden, ist bis jetzt
noch nicht das geringste geschehen, keine
irgendwie nennenswerten Arbeiten sind unter-
nommen, die man als systematische Grabung
bezeichnen künnte. Das ist durchaus nicht
wunderbar, denn bis jetzt hat ja jeder
Гола archäologische Arbeiten in Klein-
asien, die sich nicht in bis zum Ueberdruss
ausgetretenen Bahnen und vorgefassten An-
schauungen bewegten, nur mit den grüssten
Sehwierigkeiten aus privaten Mitteln auf-
getrieben werden können.
Endlich sind noch eine Reihe späterer
Fassaden in Japuldag, Kümbet und beson-
ders Ajasin zu erwähnen. Ich werde ver-
suchen, sie gelegentlich einer späteren Reise
zusammenzustelen. Wenn sie auch keine
direkte 55 der uns bier inter-
essierenden Zeit haben, sind sie doch be-
achtenswert, weil sie bis in späte Zeit manch’
altes Element erhalten haben, das eventuell
noch Aufschlüsse für die Entwicklung der
Kunst und vergleichende Kunstgeschichte
dieser Gegenden geben kann.
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Juli 1907.] 886
Zur Frage der militürischen Disziplin im
alten Orient.
Von Marie Pancritius.
Von ihrer unsicheren Grundlage abge-
sehen, ist die Ueberlieferung über die Perser-
kriege zur Beleuchtung altpersischer Heeres-
einrichtungen schon deshalb wenig geeignet,
weil die Griechen in dem Invasionsheer nur
einen Áusschnitt des Perserheeres sahen und
von ihrem eigenen Kriegswesen aus die Er-
scheinungen einer höheren Entwicklung
schwer beurteilen konnten 1).
Das hochentwickelte assyrische Kriegs-
wesen hatten die Arier übernommen, viel-
leicht auch schon — da sie im 9. Jahr-
hundert mit 2 Waffengattungen auftreten —
eigene Heereseinrichtungen besessen und fort-
gebildet. Da das Herrschervolk zu gerin
an Zahl war und inmitten der Geelen
weissen, höher kultivierten Bevölkerung
Westasiens auch nicht den Schutz der Kaste
hatte, der in Indien arische Rasse und Kultur
erhielt, so konnte diese Herrschaft nicht von
Dauer sein. Die mit der wachsenden Grösse
des Reichs zunehmende Verdünnung des
zur Zählung des Heeres ldaten in eine
10000 M. fassende U i inéintreiben liess. —
Auch die von Delbrtick (Perser- und B derkriege)
mit militärischen Gründen bewiesene Unmöglichkeit
der Zahlenangaben springt schon bei Betrachtung
der politischen Sachlage in die Augen. Ein zur
Verteidigung seines Raubes dauernd zum Kriege ge-
zwungener t von gewaltiger Griese
und lockerem Gefüge kann zu einem weiteren Vor-
stoss im wesentlichen nur verfügbar gewordene
Truppen in den Grenzprovinzen mobil machen. Man
wird dabei, auf die eigene höhere Kriegstechnik ver-
trauend, über die dem Gegner zu Gebote stehenden
Streitmittel nicht hinausgehen, ja, man kann hinter
denselben zurückgeblieben sein, weil ein Angriff auf
eine freiheitsliebende Bevölkerung hä;
ins Leben
1) Hierzu Herodots Erzähl : , 00), dass der
le Bs
ungeahnte
Selbst wenn Griechenland
auf dem Zuge nach dem Westen nur als Etappe in
Aussicht genommen war, wäre ein grösserer mili-
tärischer Aufwand nicht notwendig gewesen, denn
in der kriegerischen Uebung mehrerer Jahrtausende
hatten die Eroberungsstaaten des alten Orients ge-
lernt, die Operationsbasis vorzuschieben und die
Kräfte eroberter Landstriche zu verwenden. Die
Anwesenheit des Königs und seines Gefolges mag
dem Invasionsheer einen bunteren Anstrich gegeben
haben, erhöht aber nicht die Wichtigkeit des Feld-
zuges, zog doch Artaxerxes II. in das unwirtliche
d der Kadusier. Orientalische Herrscher be-
richten gern, dass sie in Länder gekommen, die von
den Königen, ihren Vätern, keiner gesehen hatte.
War nur eine Flaggenbissung beabsichtigt, und stiess
man statt auf nationale Zersplitterung auf ein einiges,
tapferes, anscheinend genial geführtes Volk, so gab
man die Expedition auf; wurde mdglicherweise durch
ES Verwicklungen in diesem Entschluss
estärkt.
867 [No. 7.)
nationalen Elements musste sich auch іп der
Armee fühlbar machen. Was diese anfangs
an Zahl gewann, verlor sie in der Qualität,
und später mag auch der Verwaltungsapparat,
der die Massen mobil machen sollte, immer
mehr versagt haben, so dass die Macht
Artaxerxes’ П. der des Xerxes nicht gleich
kam, und Darius II. ein Heer, wie es Artaxerxes
gegen Kyros ins Feld stellte, gegen Alexander
nicht mehr aufbieten konnte. Wir haben
daher unter den Achämeniden keine weitere
Entwicklung des altorientalischen Kriegs-
wesens, dessen letzter Reformator Kyros
war, zu erwarten und dürfen zur Aufklürung
der Zeit der griechischen Freiheitskriege
frühere und spätere Nachrichten als Schein-
werfer verwenden.
Von den Gebirge, Wüste und Meer über-
schreitenden Feldzügen des alten Orients, dem
hochentwickelten Festungs- und Ingenieur-
wesen, den gefüllten Zeughüusern, der Manuig-
faltigkeit der Waffen, des Gegners, des
Bodens, der Kampfesform, der auf Vernich-
tung des Gegners ausgehenden Verfolgung,
von alledem geben uns primáre Quellen in
grosser Zahl ein einheitliches Bild, und
später schildert uns ein militärisch begabter
und gebildeter Grieche aus eigener An-
schauung das einem, über grossen Anhang
gebietenden Prütendenten entgegengestellte
persische Reichsheer mit seinen gewaltigen
aus Linieninfanterie gebildeten Karrees und
den zum Oeffnen geschlossener Infanterie-
massen bestimmten Sichelwagen i), welche
ersichtlich machen, dass die Perser nicht nur
in Griechenland auf schwere Infanterie ge-
stossen sind. Dem gegenüber lässt sich die
1) Man könnte vermuten, dass die Perser für die
schwindende kriegerische Kraft Ersatz in zerstören-
den Maschinen suchten. Der Sichelwagen ist aber
kein Automat und musste aus einer Zeit stammen,
in der es noch Leute gab, die ihn in feindliche
Linieninfanterie hineinführten. Assyrische Inschriften
nennen dieses auffällige Kriegsgerät noch nicht.
Wahrscheinlich löste es den Streitwagen ab, als die
arischen Reitervölker die Oberhand gewannen. Man
bevorzugte die vom Gelände weniger abhängige
Reiterei, wollte aber in der Feldschlacht auf die
Stosskraft des Wagens nicht verzichten und gab ihm
jene furchtbare Ausrüstung. Xenophon nennt Kyros
als seinen Erfinder. Kyrup. VII, 1, 47 rühmt er die
Erfolge der Sichelwagen und VIII, 8, 24 die Tapfer-
keit der Wagenlenker jener Zeit. Der Sichelwagen
muss sich in früheren Kämpfen bewährt haben, sonst
hätte sich der jüngere Kyros damit weiter keine
Mühe gegeben. Da Xenophon bei der Parade vor
Epyaxa von dieser erstaunlichen Kriegsmaschine
noch nichts sagt, scheint sie auf späteren Zuzügen
dem kyreischen Heere zugeführt worden zu sein. —
Die Elephanten treten bei Kunaxa vielleicht nur
deshalb nicht auf, weil der König die indischen
Truppen nicht mehr an sich ziehen konnte.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
Juli 1907.) 368
Ansicht, dass das Perserheer zu irgend einer
Zeit nur aus Reiter- und Schützenschwürmen
mit geringer Marschdisziplin bestanden hätte,
schwerlich aufrechterhalten ).
Disziplinierte Reiterei, wirkliche Kaval-
lerie hat nach Delbrück das Altertum nicht
vor Alexander d. Gr. gehabt?). Die ersten
Nachrichten über Verwendung der Reiterei
im Kriege finden wir im 9. Jahrhundert’),
Assurnäsirpal, Salmanassar II. und Šamši-
adad III. sprechen von eigenen und fremden
Reitern. In Assyrien und Syrien scheinen
anfangs die Reiter als Deckung an die Streit-
wagen gebunden gewesen zu sein, auch schon
eine gewisse Disziplinierung. Die Arier
hatten damals bereits unabhängige Reiterei;
in der Schlacht auf dem weissen Berge (III,
33) werden 120 bzw. 140 medische Reiter
— keine Streitwagen — gefangen genommen.
Die, von denen sie eingefangen wurden,
können auch nicht an den Streitwagen ge-
klebt haben. Die Reiterei gewinnt dann
immer mehr an Bedeutung — auch der
König trennt sich, wenigstens zeitweilig, von
dem traditionellen Streitwagen“) — bis sie
unter den Ariern ganz in den Vordergrund
trat; dass Kyros sie auf den Schild erhob,
erzählt Xenophon.
Das Prinzip der Geschlossenheit ist durch-
aus nichts spezifisch Europäisches, im Orient
haben wir die Abbildung einer Phalanx aus
dem Anfange des 3. Jahrtausends v. Chr.).
In unaufhörlichen Kriegen, in denen Gross-
staaten entstanden und zerfielen, musste dieses
Prinzip immer mehr zur Geltung kommen
und auch auf neue Waffen Anwendung finden.
Die Reiterei bildete — anfangs in Verbindung
mit Wagen — die königliche Leibgarde 5). Hier
vereinigt sich Disziplin — welche man sich in
einem Militärstaat mit monarchischer Spitze
immer straff denken kann — mit dem Ge-
horsam, den ein absoluter Monarch, ein Er-
wühlter der Götter, fordert. Viel früher als
in Makedonien wurde im Orient der kónig-
1) в. Delbrück, Gesch. d. Kriegskunst I S. 377.
und 88. In Perser- und Burgunderknege 8. 43
spricht D. den Persern die Bildung taktischer Körper
überhaupt ab. Für Marschdisziplin vgl. Kyrup. V,
3, 36ff. und VIII, Б, 16.
%) Kr. I S. 141 und Perser- und Burgunderkr.
8. 41, vgl. ebend. S. 76f.
*) Assyrische Darstellungen aus derselben Zeit
zeigen mit Speeren bewaffnete Reiter auf der Büffel-
jagd, ein Beweis für die hohe Ausbildupg von Mann
und Pferd.
) ABSurbanipal meldet, dass er reiten lernte.
5) Geierstele v. Telloh, de Sarzec.
) Vgl. meine Dissertation: Assyrische Krieg-
führung von Tiglatpileser I. bis auf Samzi-adad ІП.
8. 78.
869 (Қо. 7.)
liche Wille wirksam, der die auseinander-
atrebenden Reiter zusammenhielt 1).
Nun zu Kunaxa. Im Gewoge des Kampfes
verharren die gepanzerten Reiter des Kyros
іп ibrer ursprünglichen Stellung, den Befehl
zum Angriff erwartend. Dann brausen ‘sie
über das Blachfeld und sprengen eine zehn-
fache Uebermacht, eine von einem tapferen
Führer befehligte, durch den Angriff über-
raschte Elitetruppe. Sieht das einem un-
disziplinierten Reiterschwarm ähnlich? Auch
die mit weissen Harnischen gewaffnete Garde
des Tissaphernes, welche durch die Reihen
der sie beschiessenden griechischen Peltasten
hindurchritt, kónnte auf dem Exerzierplatz
ein festeres Gefiige erlangt haben?) Del-
brück*) vermutet, dass bei dem Hellen. III,
4, 13 erzühlten Zusammenstoss griechischer
und persischer Reiter, diese in tiefer Kolonne
die griechische Linie durchbrechen wollten;
ein taktischer Durchbruch ist doch nicht
Sache eines Reiterschwarms.
Die Verhältnisse, welche zur Bildung
eines stehenden Heeres und eines auf Dis-
ziplinierung und Zusammenwirken aller
affen beruhenden Kriegswesens führen,
traten im Orient viel früher als in Europa ein.
Mit der Grösse des Heeres und der
komplizierteren Waffenwirkung wuchsen
natürlich auch die Pflichten der Heeres-
leitung und zwangen den obersten Kriegs-
herrn von der persönlichen Teilnahme am
Kampfe und der Führung einer Heeresab-
teilung abzustehen “). Ein Truppenteil blieb
) Nach der Lagerordnung, welche (Kyrup. VIII,
5, 8) Kyros einführte, lagerten im Kus n den
König und seine Vertrauten die Reiter und Wagen-
lenker (&ppacnaéeyc). Die Motivierung, dass diese, da
sie die ihnen eigentümliche Bewaffnung nicht in Be-
reitschaft haben konnten, den sichersten Platz haben
mussten, ist natürlich nachträglich erfunden, denn
sie hatten doch das Schwert zur Hand, bei einem
nächtlichen Ueberfall die verwendbarste Waffe. So
wird die Gruppierung wohl schon im assyrischen
Heerlager gewesen sein, und der bevorzugte Platz
der Wagenlenker, die Xenophon um ihrer Verdienste
willen geehrt seken will (VIII, 8, 24), auf die soziale
Stellung der Wagenkümpfer, denen der König an-
gehörte, zurückgehen.
Dann haben sie freilich nicht, wie zu er-
warten wäre, die Phalanx in Flanke und Rücken,
sondern das Kyreische Lager angegriffen, doch mögen
sie einen besonderen Auftrag gehabt haben. Aelian
(12, 1) berichtet, dass Aspasia auf ausdrücklichen
Befehl des Kónigs gefangen genommen wurde, auch
kann ee Schriftstücke usw. im Lager des Prütendenten
gegeben haben, die für den König — oder die
Königin — von Interesse waren. Gerade die unter
Tissaphernes' persönlichem Befehl stehenden Truppen
konnten mit einersolchen Aufgabe betraut gewesen sein.
5) Kriegskunst I, 8. 140.
*) Im syrischen Kriege hat Salmanassar II.
120000 М. Infanterie. Vgl. Diss. 8. 21f.
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Juli 1907.| 870
aber unter seinem persönlichen Befehl —
die Garde. Eine das Hauptquartier be-
gleitende und deshalb von der Feldarmee
getrennte Elitetruppe lässt sich schon im
9. Jahrhundert nachweisen. Wiederholt zieht
ASSurnäsirpal mit seinen erlesenen Reitern
und Wagen in Eilmärschen nach einer zum
Sturm vorbereiteten Festung, um bei der
Uebergabe ihr Schicksal zu bestimmen |).
Sargons Begleitung besteht zeitweilig nur
aus Reitern?). Aus Prunkinschrift 97 geht
mit aller Sicherheit hervor, dass die Krieger,
mit denen der König nach Asdod zieht, einen
festen, von der Feldarmee gesonderten Ver-
band bildeten. Diese Truppe, welche, wie
der König sagt, von seiner Seite niemals
weicht, blieb natürlich auch im Gefecht zu
seiner Verfügung — eine durch die Ver-
hältnisse gegebene taktische Reserve.
Bei Kunaxa beobachteten die beiden fürst-
lichen Feldherren, inmitten ihrer Garden
haltend, die in vollem Gange befindliche
Schlacht. Kyros wendete seine Aufmerksam-
keit dem, seinen linken Flügel überragenden
feindlichen Zentrum, auch den auf dem rechten
Flügel siegreich vorgehenden Griechen zu 3).
Erst nach dem Erfolg der Griechen kommt
Bewegung in die den König umgebenden
Truppen. Um jene zu schützen, führt
Kyros seine Reserve in den Kampf und
wirft die vor dem Könige aufgestellte Kaval-
lerie aus ihrer ursprünglichen Stellung).
Die taktische Reserve war wohl schon dem
9. Jahrhundert nichts Neues, für ihre Ver-
wendung in der Schlacht bei Kunaxa haben
wir eine zuverlässige Aussage’).
1) Vgl. Diss. S. “Ж.
*) Ann. 222f. Reiter u. Wagen. Prunki. 85 u.
114 nur Reiter.
*) Xenophon meldet Anab. I, 8,21 dass Kyros,
obwohl erfreut über den Sieg der Griechen, sich
nicht zum Angriff hinreissen liess. Er empfand diese
Zurückhaltung des Kyros und seiner Reiter also als
etwas Ungewohntes.
*) Der Zweikampf der Brüder ist natürlich kein
Eingreifen der Feldherren in den Kampf; auch der
iff der Artaxerxes auf Kyros entsprang persön-
licher Feindschaft.
5) Diese Schlacht hat also doch einige Bedeutun
für die Kriegsgeschichte. Vgl. 01,2. 10, 2, Sp. 76 fl.
Rec. v. C. Niebuhr über: Studien über die Schlacht
bei Kunaxa (Wissenschaftl. Frauenarbeiten, hrsg. v.
Dr. H. Jantzen und Dr. G. Thurau, I, 2). Hierzu
noch Folgendes: Zu der Ansicht, dass diese Arbeit
die Wiederherstellung der alten Ansichten über Kyros,
Xenophon und die ?аМеп bezweckt, ist Rezensent
vielleicht durch das nachträglich auf Wunsch der
Hereusgeber geschriebene Vorwort gekommen. Da
ich mit der für Heft 5 bestimmten Arbeit in letzter
Stunde für Heft 2 eingesprungen bin, so ist mir in
871 |Ко. 7.)
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Juli 1907.] 872
Bespreehungen.
Babyloniaca, Etudes de Philologie Assyro-Baby-
lonienne publiées par ou sous la direction de Ch.
Virolleaud Paris, Paul Geuthner, Année I (1906—
1907) Avec deux Planches hors texte. Bespr. von
Alfred Boissier.
М. Virolleaud a fondé l'an dernier, un
nouveau recueil, intitulé ,Babyloniaca*, dont
der Eile entgangen, dass jener für die Abonnenten
der Sammlung bestimmte Wegweiser von den Sach-
verstándigen als Programm aufgefasst werden kónnte.
Ich habe die Orientalistin durchaus nicht verleugnen
und von dem ,grossen Zusammenbange der Dinge*
absehen wollen, doch kommen wir über Vermutungen
nicht hinaus. Dass die Dinge in Susa anders aus-
gesehen haben könnten als in griechischer Dar-
stellung, habe ich wiederholt hervorgehoben, auch
den Einfluss des Ostens in Erwügung gezogen, denn
die, nach meiner Ansicht sich auch in griechischen
Berichten widerspiegelnden Aufstände (S. 73 ff),
würen — da sie sich weder im Bereich des Vor-
marsches der Grichen noch auf ihrer Rückzugslinie
abgespielt haben können — im Osten zu suchen.
Die Prüfung der Zahlen, die Rez. der darauf
verwendeten Mühe nicht wert erachtet (Sp. 78),
war der Ausgangspunkt dieser Studien; doch kam
es mir nicht allein auf die Schlacht v. K. an. Ich
wollte vielmehr dagegen Front machen, dass alle
Zahlenangaben des Altertums mit dem, was Herodot
nach Hörensagen erzählt, über einen Kamm geechoren
werden. Trotzdem es auf der Hand liegt, dass der
Perserkónig bei unmittelbarer Gefahr für Krone und
Leben im Herzen des Heichs ganz andere Streit-
krüfte aufbieten musste und konnte als zu einem Zuge
nach dem fernen Westen, wird das Reichsheer v.
Kunaxa von denen, die die Zahlen sachkritisch be-
handeln, unter das Invasionsheer des Xerxes herab-
коштоо, und von дер Philologen vermutet Delbrtick
(Kriegsk. I, S. 120 A J), dass sie in den 900000 M.
Xenophons einen Beweis für die Millionenheere der
Freiheitskriege sehen könnten. Zur Abwehr gegen
diese Art zu argumentieren erschien mir die Schlacht
bei K. besonders geeignet, und daher genügte mir
посещ bedingtes Ergebnis дег Zahlenuntersuchung.
(Әр. (8).
Da in dieser Arbeit schon früher geschriebene
und neuerdings als Reaktion auf die Schriften aus-
lündischer Autoren entstandene Studien eilig über-
arbeitet wurden und abschnittweise in den Druck
kamen, so kann von einer auf Effekt hinauslaufenden
Anordnung der Kapitel Xenophon und Kyros nicht
die Rede sein (Sp. 79). Von einem Charakterbilde
des Kyros habe ich aus Mangel an Raum und Zeit
Abstand genommen. Ob Kyros es hätte besser
machen können (Sp. 78), ist, da wir weder die Schlacht
als Ganzes noch den U
kennen, schwer zu sagen; bis auf einen unberechen-
baren Zufall scheint seine Rechnung doch gestimmt
zu haben.
Ich habe Anab. I, 5, 16 nicht ohne Gründe ап-
gefochten (Sp. 78). Zwei Angaben desselben Autors
stehen sich gegenüber, von denen eine falsch sein
muss. Nach Anab. I, 5, 16 musste Kyros, wenn die
Griechen uneinig waren, seine eigenen Truppen
fürchten, und nach I, 9, 14 u. 17 hatte er ein zu-
verlässiges, mit Sorgfalt von ihm gebildetes Heer.
Nur auf dieser Grundlage ist sein Feldzug denkbar,
und die Ergebenheit seiner Reiter sowie die Treue
seiner mit ihm in den Tod gehenden militärischen
mfang der Verschwörung.
le fascicule qui termine le premier volume,
vient de paraitre. M. Langdon, son premier
collaborateur, nous y entretient de la syn-
taxe du verbe sumérien. N’ayant aucune
compétence en ces matières, je me bornerai
seulement à quelques remarques sur le travail
de M. Virolleaud, qui a traduit des textes
со difficiles. Lion peut regretter, qu'il
ne leur ait pas consacré à chacun un com-
mentaire un peu étendu; une réédition de
ces textes était superflue, puis qu'elle n'est
pas basée sur une collation nouvelle. Ces
réserves faites, il faut reconnaitre, que Гап-
teur a en général bien saisi le sens des
documents, sans nier cependant, que dans
plusieurs cas, son interprétation ne peut étre
que conjecturale.
Rm 268 + Rm 2.140 signalé pour la
remiére fois par Sayce (Z. K. 405) est de
a méme famille que K 3985 + K 6690 +
K 11202 + Sm 241; K 7176 etc, etc. Il
faut selon toute probabilité rétablir ainsi le
commencement des premières lignes: [Y i-ba-
ru] ina qaqgad améli etc., etc. П s'agit donc
de ce qui arrivera, si l'on constate, non pas
un (ріш (Virolleaud), mais un tbaru sur telle
ou telle partie du corps. D’aprés K 6473
nous savons que Goar doit avoir un sens
analogue à riphu га yp »tumeur, enflure.*
P. 41 18 napsatu est un singulier, comme
la bien vu Jensen dans Küchler A. B. M.
. 91, ce que l'auteur aurait pu relever. —
b. 9 1 18. Une petite note sur dútu aurait
été la bienvenue. Pour l’idéogramme voir
Maqlü p. 134 (Tallqvist), S. А. Smith Mis-
cellaneous Assyrian Texts p. 23 (K 208
Rev. 13) et les dictionnaires. — Ibid. 1 19
itteninbitu se retrouve dans les textes publiés
par Küchler A. B. M. p. 111. L'on sait
combien la forme IV 3 est fréquente dans
ces textes, voir plus loin. Le point d'inter-
Umgebung bestätigt diese Voraussetzung. Ferner ist
es wahrscheinlicher, dass bei hastig aus Anlass einer
Meuterei in einem zweisprachigen Heere gesprochenen
Worten ein schiefer Ausdruck des Sprechenden oder
ein Missverständnis auf Seiten des gleichfalls
Hörers — Xenophon war vielleicht nicht einmal
Zeuge — vorkommt, als dass der aus I, 9, 14 u. 17
sich ergänzenden Aussage ein zugrunde liegen
sollte. Ich habe also aus Busseren und inneren
Gründen an I, 5, 16 Anstoss genommen und bin er-
staunt, gerade von orientalistischer Seite — wo man
dem geschriebenen Wort nicht soviel Hochachtung
zu erweisen pflegt als bei den Altphilologen — da-
für festgenagelt zu werden. Die „methodische SE
art“ jener Studien, die „streng gelehrte Zurück-
haltung* kommt nicht auf das Konto meiner Lehrer,
ich selbst habe, in dem Glauben, dass freiere Gang-
art einer Frauenarbeit eher als Nachteil angerechnet
werden könnte, die Zügel angezogen.
878 (Ко. 7.)
rogation aprés „liés“ (p. 101) па pas ва |
raison d’être. — Ibid. 1 27 transcrire ga-pir
et non ga- his; pour gapáru voir Jensen K.
B. VI p. 572. — P. 10 1 44 la restitution
de М. Virolleaud „ina masallisju est juste;
өп revanche lire TUK. mes et non UR. mes
& la fin de la phrase. De méme 4 la sui-
vante supprimer le pointillé aprés zuätu,
aucune lacune ne se trouvant lá. Au lieu
de innihas lire innigil IV 1 (nifal) de egelss
lier, méme forme que dans la tablette 4° du
mythe de la création 1 100, qui а embarrassé
M. M. Delitzsch, Zimmern et Jensen, 1
ont proposé innijas et innikud (K. B. VI
389). L'ittanafal (IV 3) de ce verbe se
rencontre dans D. A. p. 257 1 24: Si ses?
artie du corps) sont liés = itteningila. —
. 28. K 141 + K 6682 est de la méme
famille que K 11444 (ce qui a échappé à
M. Bezold). Peut-étre faut-il-joindre aussi
К 9222. — P. 24 1 17—25 parait avoir em-
barrassé l'auteur; pour Japuls voir P. S. B. A.
XXV (1903) p. 36. Les lignes en question
ne présentent cependant aucune Фона
spéciale. Le texte de Reisner que Virolleaud
а reproduit page 81 et qui s'était é au
milieu d'hymnes, aurait 40 біте mentionné
par Küchler dans son livre sur les documents
médicaux, à propos de gudw. Le sens
approximatif en a été établi par Jensen; lors-
quil s'agit de termes anatomiques — C'est
le cas pour d'autres langues que l'assyrien
— on ne peut rien préciser. Je pourrais
citer un grand nombre de passages oü ce
mot figure et, dont l'idéo me transparent
revient SP (A. L3) 56, V R 20, БІ 1; voir
Lenormant T. S. B. A. VI p. 172; Küchler
À. B. M. E 146, Meissner G. G. A. 1904
No. 5 p. 742 et M. V. A. G. 1906, 4, p. 150.
Pour ne citer qu'un des nombreux passages
choisi au hasard dans D. A. 93 1 22:
Y amélu ana аШай-іш gu-dw-ki bi-li
- 3.
(: Si un homme dit à son épouse, ton
gudu avance eto. eto. Dibiru (p. 4) ne signi-
fie pas: consomption; le sens est probablement
abandon; le thème dabäru, code d'Hammou-
rabi § 30, 56 et 8 31, 7 appuie cette acception.
Les textes étudiés par M. Virolleaud sont si
riches au point de vue lexicographique, qu'on
pourrait en disserter longuement. Si j'ai ha-
sardé quelques remarques, c'est pour montrer
combien j'ai été heureux de rentrer en contact
avec de vieilles connaissances. L'auteur a
rendu un réel service en nous faisant part de
ses recherches; nous devons lui en savoir gré.
Le Rivage prés Genéve.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juli 1907.] 874
W. Max Müller, Egyptological Researches. Results
of a Journey in 1904. Washington D. C. Published
by the Carnegie Institution of Washington.
June, 1906. 4. 62 S. 106 Taf. Besprochen von
A. Wiedemann.
Im Jahre 1893 gab Miiller sein , Asien
und Europa“ heraus und stellte darin das
damals üngliche Material für die Be-
ziehungen Al tens zu dem westlich und
nordwestlich gelegenen Auslande in grósster
Vollständigkeit zusammen, ordnete dasselbe
und zog aus ihm eine reiche Fülle von
Schlüssen aufGeschichteundKulturgeschichte.
Seit dieser Veröffentlichung blieb er uner-
müdlich tätig, um dieselbe durch neue Ur-
kunden zu vervollständigen, neue Gesichts-
unkte zu gewinnen, einzelnes schärfer zu
assen, das Gesamtbild klarer und reicher
zu gestalten. Der gleichen Aufgabe ist auch
der vorliegende Band gewidmet, der Mate-
rialien enthält, welche Müller bei einer Reise
nach dem Niltale im Jahre 1904 gesammelt
hatte. In einigen Fällen handelt es sich
dabei um bisher unbekannte Urkunden, im
allgemeinen kam es dem Verfasser wesentlich
darauf an, durch Nachvergleichung der Ori-
ginale bereits veröffentlichter Inschriften einen
zuverlässigen Text herzustellen, die zahl-
reichen und oft sinnstörenden Fehler zu
verbessern, die sich in die Publikationen ge-
rade der bekanntesten Denkmäler einge-
schlichen hatten. Bei der schnell fort-
schreitenden Zerstörung, der ein grosser Teil
der an Ort und Stelle gebliebenen Dokumente
durch die Verwitterung und die Zerstörungs-
lust der Eingeborenen und Touristen aus-
gesetzt ist, erschien eine solche Festlegung
des noch vorhandenen Bestandes von grosser
Bedeutung.
Auf den zahlreichen Tafeln der Publikation
sind abgesehen von 11 photographischen Auf-
nahmen die Abschriften und Abzeichnungen
meist in anspruchsloser, aber klar lesbarer
und übersichtlicher Autographie unter Bei-
fügung genauer Einzelnotizen bei etwaig
schwieriger zu erkennenden Zeichen gegeben.
Im Texte wird der Inhalt der einzelnen
Inschriften und Inschriftteile erörtert und
unter vielfacher Bereicherung der wissen-
schaftlichen Erkenntnis behandelt, Der Fülle
des Dargebotenen gegenüber kann von einer
in das einzelne gehenden Besprechung hier
naturgemäss nicht die Rede sein. Für den
Aegyptologen, der sich mit der auswärtigen
Geschichte des Niltales beschäftigt, wird das
Buch ohnehin unentbehrlich sein, ganz ab-
gesehen von zahlreichen Punkten, an denen
es unser Wissen auch der innerügyptischen
Verhültnisse, das Verstándnis einzelner Worte,
845 [No. 7.)
u. 8. f. fördert. Wir begnügen uns daher
hier mit einer kurzen Angabe des wesent-
lichen Inhaltes der Veróffentlichung.
Von erzählenden historischen Texten
finden sich die grossen Inschriften des Amen-
em-heb und des Königs Merneptah in sorgsam
revidierten Ausgaben neben ee kleineren
Texten der 18. und 19. Dynastie. Ver-
schiedene Darstellungen von Fremden, Asiaten
und Aegäern, sind den Gräbern des Alten
Reiches und der 18. Dynastie entnommen,
Bilder semitischer Gottheiten den Stelen des
Kairener Museums. Von Listen eroberter
Städte und Gegenden in Asien sind solche
Thutmosis’ III., Amenophis IL, Seti’ I,
Ramses’ II. und III. aufgenommen worden;
ausserdem vor allem die grosse Liste Sche-
schonk’ I., welche für die Bibelexegese mit in
erster Reihe in Betracht kommt. Zu diesen
für Asien wichtigen Materialien kommen
eine Reihe von Stücken, welche in anderer
Beziehung interessant sind. Eine bisher
unveróffentlichte Inschrift Psammetich’ II,
eine Darstellung des Gerüst-Kletterns der
Nubier, vielleicht auch eine Inschrift in un-
bekannten Zeichen bereichern unser Wissen
über das Verhültnis Aegyptens zu Aethiopien.
Die grosse, hier zum ersten Male zuverlassig
edierte Inschrift über die Verwaltungsreformen
des Kónigs Horemheb, eine kurze Notiz über
einen Entscheid des Gottes Amon, als ein
Priester wegen Unordnungen in der Opfer-
verwaltung angeklagt worden war, eine Feld-
weihung aus der Zeit Scheschonk’ IV. sind für
ägyptische Rechtszustände von Bedeutung.
Endlich enthalten zwei Tafeln Umrisszeich-
nungen nach Reliefs aus einem der von
Loret erschlossenen Gräber der 6. Dynastie
zu Saqqarah, welche die Vornahme von
chirurgischen Operationen in freilich sehr
schematischer Weise vorführen.
Dabei befinden sich zwei bereits öfters
zitierte, hier aber zum ersten Male durch eine
Veröffentlichung zugänglich gemachte Dar-
stellungen, in denen man die Ausführung
der Beschneidung hat erkennen wollen. Was
man tatsächlich an dieser Stelle sieht, sind
zwei Bilder, in denen von je einer Per-
sönlichkeit eine Handlung an dem Penis einer
zweiten vorgenommen wird. In der ersten
Gruppe wird die Oberseite des Penis mit
einem eiförmigen Gegenstande berührt und
wohl gerieben; die Behandlung muss schmerz-
haft gewesen sein, da ein dritter Mann dem
Patienten die Hände festhält. In dem zweiten
Bilde hält der Operateur ein messerartiges
Instrument mit der Schneide in der Längs-
richtung über der Mitte des Penis, so dass
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juli 1907.] 876
man zunächst an eine Spaltung von dessen
Oberseite denken würde. ie Begleit-
inschriften enthalten nichts Sachliches über
die vorgenommenen Handlungen, so dass
man berechtigt sein wird, der Deutung dieser
Szenen auf eine Beschneidung einstweilen
sehr skeptisch gegenüber zu stehen.
Das neueste Werk von Müller bildet, um
zum Schlusse unsere Ánsicht über dasselbe
zusammenzufassen, eine grundlegende Arbeit
für eine Reihe hóchst wichtiger ügyptischer
Texte, zunüchst für die Beziehungeu des
Niltales zu den Mittelmeerländern und Syrien,
dann aber auch für Fragen der Rechts- und
sonstigen Kulturgeschichte. In den Er-
láuterungen zu den Inschriften sind wert-
volle Winke für ihr Verstándnis und für die
Forderung der Lósung der einschlügigen
wissenschaftlichen Fragen gegeben. Dem
Verfasser und der Carnegie-Institution, welche
seine Forschungsreise nach Aegypten und
die Veröffentlichung dieses Werkes ermöglicht
hat, ist die Aegyptologie zu grossem Danke
verpflichtet.
Bonn.
Diedrich Westermann. Wörterbuch der Ewe-
Sprache. (I. Teil, Ewe-Deutsch, 36 * u. 603 8.,
II. Deutsch-Ewe. 235 S. gr. 8°. Berlin, D. Reimer,
1906. Bespr. von W. Max Müller.
Andere Völker sprechen von linguistischen
Missionärarbeiten immer mit mitleidigem oder
entschuldigendem Lächeln, und haben manchen
Grund dafür; die Deutschen können stolz
darauf sein, dass stets die Arbeiten ihrer
Missionäre einen hohen Rang einnahmen.
Davon liefert die vorliegende Arbeit einen
glänzenden Beweis; es ist die wissenschaftlich
genaueste, mit allen Finessen der Linguistik
ausgeriistete, Aufnahme einer herzlich schwie-
rigen Sprache, die man sich denken kann.
Ja ich fürchte, der Verfasser rechnet in der
kurzen Einleitung nur auf Leser der höchsten
Bildungsstufe oder gar Linguisten von Fach.
Doch wird das Wörterbuch selbst auch von
Kaufleuten und Beamten im Togogebiete mit
mehr Nutzen verwendet werden können als
die üblichen Elementarskizzen, die von dem
Lernenden erwarten, dass er die ungenaue
Wiedergabe nach und nach selbst vervoll-
kommnet; nur müssen die Benützer sich hier
erst an das phonetische System gewöhnen |).
) Bei der Umschrift ist nur h für deutsches ch
recht irreleitend und für ny uls ein Buchstabe sollte
ein Zeichen gebraucht werden. Bei den Lautbe-
schreibungen habe ich immer die Schwierigkeit, bei so
vielen analogen „deutschen“ Lauten nicht zu verstehen,
welche der vielen Aussprachen des Deutschen gemeint
877 (Мо. 7.)
Die Arbeit bietet manche interessanten Mit-
teilungen, 2. В. 31* über eine von ferne
importierte Geheimsprache, in der Uebersicht
tiber die Nachbarsprachen, dann in demreichen
Material des Worterbuches selbst mit seinen
Gebrauchsbeispielen, Sprichwértern und Sach-
erklärungen. Die Ewe-Sprache scheint zuerst
in ihrer hoffnungslosen Verschliffenheit ganz
interesselos; wer sie zu vergleichenden Stu-
dien benützen will, muss jedenfalls sehr tief
graben und sich weiter umsehen ). Dafür
bietet sie aber die interessantesten Beispiele,
wie eine zur Einsilbigkeit und beinahe zum
Verlust aller Grammatik abgenützte Sprache
sich wieder eine Grammatik mit den ein-
fachsten Mitteln aufbaut und die Entwicklung
zur „flektierenden Sprache“ von neuem
durchmacht; man kann daran die Hinfällig-
keit der üblichen Spracheneinteilung in flek-
tierende usw. Sprachen besonders gut stu-
dieren. Die Intonationsverhültnisse usw. sind
lehrreich.
Nochmals dem Verfasser alle Hochachtung!
Philadelphia.
Wilhelm Wägner, Unsere Vorzeit I. Germanische
Göttersagen in Schilderungen für Jugend und Volk.
In 8. Auflage neu bearbeitet von G. H. Leipzig,
Otto Spamer 1907. 396 8. Besprochen von .
Lessmann.
Der Begriff einer Jugendschrift ist ein
dehnbarer Begriff. Im Spamerschen Ver-
lage sind eine Reihe von Schriften er-
schienen, unter denen neulich die Neu-Auf-
lage von Oppels Wunderland der Py-
ramiden hier kurz besprochen wurde,
Bücher, die zwar unter der Gesamtbezeich-
nung ,Jugendschriften^ im Kataloge stehen,
die sich aber nach ihrem Inhalte wie nach
der Form der Darstellung nur wenig ent-
fernen von dem Typus des „Alten Orients“.
Sie sind um eine Stufe populärer geschrieben
und illustriert. Die Anschaulichkeit ist
ist. Wenn finales w — wu sein soll (18 ), wäre eine
Bezeichnung des einfachen w als selbständige Silbe
(vgl. 19 *) praktisch. Sehr interessant wire es, zu
wissen, ob nicht (stimmhaft gb) eine gewisse
Analogie zum Athiopischen p bietet. Heil dem Setzer,
der die schwierigen Akzente bewältigen kann! Auch
phisch ist das Buch eine Riesenarbeit.
„) Als wenig mit dem hier in Betracht kommenden
Teil Afrikas vertraut, habe ich die 8. 33 * gegebenen
Notizen über die Logba- und Adele-Sprachen mit
grossem Interesse begrüsst: Das sind offenbar Semi-
bantu-Sprachen. Damit gewinnt die besonders von
i oa vertretene Anschauung, dass alle die ver-
enen Sprachen der Guineakiste verkommenes
Banta sind, einen starken Stützpunkt. Das könnte
sogar auf das Ewe ausgedehnt werden.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juli 1907.) 878
stärker betont, und es sind keine dünnen
Heftchen, sondern Bücher von einem Durch-
schnittsumfange von 400 Seiten.
Dass derartige Bücher für das Fach, das
sie behandeln, ein wichtiges Hilfs- und Werbe-
mittel darstellen, ist selbstverstündlich, und
diese Literatur ist um so wichtiger, als sie
unter der Flagge „Jugendschriften“ sich an
die Schüler der Oberklassen wendet, an das
empfünglichste Alter, und ihren Besitzer in
die Studienjahre, wie überhaupt ins spätere
Leben begleitet. Nächst dem Oppel ist für
den Orientalisten Gólls Illustrierte My-
thologie (in der 8. neubearbeiteten Auflage)
nach dieser Richtung von Werte. Neuer-
dings ist aber auch in Gestalt des I. Bandes
von ,Unserer Vorzeit" eine volkstümliche
Darstellung der germanischen Mythologie
neu herausgekommen, die in mehr als einem
Sinne auch für die Orientforschung von Be-
deutung ist. Einerseits handelt es sich um
die allgemeinen Grundsätze mythologischer
Forschung und um die Ergebnisse, die man
mittels derselben erreichen kann, anderer-
seits macht der Bearbeiter den Versuch,
gerade das besonders herauszuarbeiten,
was nicht in historisch bekannter Zeit aus
dem Oriente nach Mittel-Europa getragen
worden ist, sondern im wesentlichen als
altes Besitztum jener Völkergruppe anzu-
sehen ist, zu der in erster Reihe die euro-
päischen wie die asiatischen Arier zu rechnen
sind, und dabei zeichnet sich das Buch vor
ähnlichen wieder dadurch aus, dass es nicht
einfach das Germanische mit dem Indischen
vergleicht und die Edda aus dem Veda er-
klärt, sondern entsprechend dem geschicht-
lichen und geographischen Zusammenhange
von dem hier gewählten Mittelpunkte der
Betrachtung, d. h. also von dem germanischen
Mythenschatze aus, zunächst die verwandten
Sagen der Nachbarvölker berücksichtigt und
von den asiatischen Ariern infolgedessen
hauptsächlich iranische Mythen zum Ver-
gleiche heranzieht.
Was das Allgemein-Mythologische,
die Methode, die Erklärung und die Auf-
fassung über die Entwickelung betrifft, so
ist mit Fug und Recht nun endlich das
Schwergewicht wieder mehr auf die Märchen
gelegt worden, aus deren Vergleichung mit
in früherer Zeit niedergeschriebenen Ueber-
lieferungen sich ergibt, dass die sogenannte
nordische Mythologie eigentlich überhaupt
nur ein zufälliger Begriff ist, der sich aus
der Eigenart der germanistischen Forschung
und ganz besonders aus dem Ueberwiegen
der literarhistorisch-philologischen Forschung
879 (Мо. 7.)
ebenso naturgemüss heraus entwickelt hat,
wie er an sich unnatiirlich ist. Trotz mannig-
facher Irrgänge hat die Märchen vergleichende
Richtung für die praktische Forschung doch
noch mehr Ergebnisse aufzuweisen gehabt
als die lediglich auf die sprachliche Er-
klärung der Texte und ihre einzelnen Aus-
drücke sich zurückziehende nordische Phi-
lologie. Die oft unglaublichen Misserfolge
E. H. Meyers auf vergleichendem Gebiete
hatten dem germanischen Mythologen vol-
lends den Mut genommen, die vergleichende
Forschung weiter zu führen. Der neuerliche
Umschwung in der Gesamtanschauung vird
nun auch der germanischen Mythenforschung
zu gute kommen, und es ist an der Zeit,
dass endlich zusammengefasst wird, was sich
bisher von diesem Standpunkte aus unseren
Ueberlieferungen etwa abgewinnen lässt.
Dass das gerade in einer Jugendschrift ge-
schieht, dürfte kein Fehler sein, um so
weniger, als eine solche durch ihren Gesamt-
charakter vor allzu grossen Spitzfindigkeiten
von vornherein bewahrt bleibt, wenn sie
als Jugendschrift überhaupt noch brauchbar
sein soll.
Das dürfte von dem vorliegenden I. Bande,
der nunmehr den Titel ,Germanische
Göttersagen“ erhalten hat, mit gutem
Rechte noch behauptet werden dürfen, ob-
gleich, wie der ungenannte Bearbeiter selbst
bemerkt, zur Zeit diese Aufgabe noch eine
recht schwierige ist, gilt es doch zugleich
einen gewissen Kampf gegen die bisher den
Markt beherrschenden Anschauungen, und
natürlich kenn dieser Kampf nicht in einem
Buche für die reifere Jugend geführt werden.
Andrerseits durfte er aber auch nicht ganz
fehlen; denn Eltern und Lehrer sollen ein
derartiges Buch empfehlen, müssen also
selbst den Eindruck baben, dass es sich hier
gegenüber sogenannten Lehrbüchern nicht
um aus der Luft gegriffenes Phantasiewerk
handelt, sondern um wohlbegründete Ergeb-
nisse, deren Begründung nur eben nicht in
diesem Buche zusammengetragen und aus-
eführt werden durfte. So enthält das Buch
enn mancherlei Stoff, der für den wirklich
reiferen Leser zum Teile die Begründungen
andeutet, die am anschaulichsten, wenn auch
nicht immer am beweisendsten wirken können,
und so, vorläufig wenigstens, das Gefühl er-
wecken mögen, dass hinter dem Eindrucke,
den sie hervorrufen wollen, sich noch etwas
mehr verbirgt.
Bis dahin reicht wohl etwa unser allge-
meines Interesse an dem Buche. Was sich
für den Orient besonders aus ihm ergibt, ist
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juli 1907.) 890
zunüchst das Vorhandensein einer in sich
geschlossenen Mythenschicht, die keine ba-
bylonische Weltanschauung kennt, ja eigent-
lich überhaupt nicht mit Weltanschauung
arbeitet, die 1m Gegensatze zu dem, was der
Orient später nach Europa gesandt hat, nicht
auf dem Sonnen-, sondern auf dem Mond-
kalender sich aufbaut (einerlei, woher dieser
stammen mag), und dass die arischen Volker
von Europa bis nach Indien hin die Trager
dieses Mythensystemes und gleichzeitig die
eigentlichen wirklichen Besitzer desselben
sind. Zu bedauern ist, dass zur Zeit das
Wignersche Werk den slawischen Mythen-
Schatz noch kaum streift und so noch immer
einen reichen Stoff, der auch für den ge-
schichtlichen Zusammenhang von grosser
Bedeutung sein muss, noch unbeachtet
liegen lässt.
Auf Einzelheiten müssen wir hier natür-
lich verzichten, glauben aber behaupten zu
dürfen, dass der Orientalist kein geeigneteres
Buch finden kann, wenn er sich zum Ver-
gleiche mit asiatischen Stoffen einen Ueber-
blick über die germanische Mythologie
schaffen will.
Charlottenburg.
Miscellanea.
Von Fritz Hommel.
1. Zu Me-Sarra.
Als ich auf Sp. 259f. Peiser’s zweifel-
los den Nagel auf den Kopf treffende Er-
klärung Tuk.-N., ed. King, Rev. 14 ekal
ME-SAR-RA [=] bit ki3-3a-t$ las, fiel mir so-
fort der bekannte Gottesname En-me-Sär-ra
als Analogie ein. Das entsprechende Feminin
Nin-me-Sar-ra erklären die Babylonier als
beltu za kullat pargi Herrin aller Befehle
oder aber aller Gemächer (vgl. dazu Jen-
sen’s Kosmol. S. 485, А. 2) und En-me-3ár-
ra selbst als bel &-та-% K. 48, rev. 6, was
Delitzsch HWB. S. 93 zweifelnd durch „Herr
der Schöpfung“ (vgl. auch 5 R. 47, 19/20°
u-ma-3 = KAK-mu, d. i. vielleicht kalamu)
wiedergibt. Auch »»Y Me-Sär-gal = Ningal
(letzteres die Gemahlin des Sin) ist wohl
heranzuziehen, und speziell für me (sonst ja
allerdings = parşu Befehl) noch — ] Me-
gim-du = ša kullati und me-gim = bi-
natu, wie auch me-su-ab = Sarpanit und
Nin-me-zu-ab = Damkinna. Auch das Ele-
ment me іп den mancherlei mit En-me be-
ginnenden Priestertiteln (vgl. z. B. meine
881 (Ко. 7.)
Sumer. Lesest., S. 97, 2. 18--24 und dazu
noch En-me-Dür-an-ki von Sippar) könnte
besser Gemach als Gebot bedeuten, so dass
also me-ddr-ra eigentlich „Gemach der Ge-
samtheit“ wäre, wozu auch noch K. 68, rev.
1 En- me · zär· ra, bel ir- i- tim (Herr der Unter-
welt), rubu ša Ағай, bel ašri u mat lâ tå-
rat, dadü ša Апиппаї zu vergleichen ist;
me-3dr-ra = Kiššatu (auch Unterwelt, vgl.
meinen Grundr. S. 388, A. 4?) ist dann ein-
fach Syn. von ul-šár-ra = Kiššatu und von
Ki-šár-ra = Kiššatu, falls nicht geradezu
bit Қ Зай (nicht kiššati allein) die Uebers.
von те-дағ-ға (vgl. dann me = bitu in der
Berliner Marduk-hymne) darstellt. Eine
honetische Schreibung scheint in dem P. N.
un- gi- me- gar (vgl. den andern Namen Dun-
gi- vis) vorzuliegen, ZA. XII, S. 338. Ganz
ausgeschlossen scheint mir eine Uebersetzung
„einen Palast nach dem Muster (me-þi-ra,
wofür man mihrit oder doch zum mindesten
me- hi- ir erwarten müsste) von Bit Kiš-ša-ti
erbaute ich als Wohnsitz meiner Majestät“;
die Stelle Nabop. Hilpr. 3, 19 Ма mihrit
(Ideogr. gab-ri) Е ra, die man dazu heran-
zuziehen versucht sein könnte, handelt über-
dies von einem Tempel-, nicht von einem
Palastbau.
2. Zu |І (4 „König“.
Es ist mir wohl bekannt, dass die Ba-
bylonier 5. Rawl. 30 (C. T. 18, 29) 5* statt
қ vielmehr [<<< (das wäre 210 statt
durch garru König erklärten; dass ап
€ betr. Stelle wirklich 3 (>< 60) + 80
gemeint ist, geht aus der beigefügten Glosse
i3-3e-bu (d. i. i aus gus drei, und Jebw aus
185 dreissig) deutlich hervor. Aber daneben
gab es sicher ein ЇЇ] = darru, wie schon
Delitzsch, HWB. 692 durch den Hinweis
auf die Ominatafeln, z. B. 3. R. 61, 10 und
22 (in letzterer Zeile sogar zweimal) fest-
gestellt hat. Dass in letzteren kein Fehler
vorliegt, beweist die weitere ae К. 867
Shae cate Reports No. 191) Z „wenn
n des Löwen (in dem ja der
„Königsstern“ sich befand) , 80 wird
der König (das und das tun)“, І1 mit
der eigens beigefügten Glosse e a- nal), oder
1) áa-na, bezw. nin-na ist als Zahlwort für „vier“
aus 8> 52 Ф-һ-м, Tv Ir. zii ni· bs „vierzig (sechzig-
stel)" bekannt, wo nénnab und das daraus entstandene
пі 40 A eer 80 gebildet ist wie 1280 80 oder wie
5 50 und musud (aus vusub) 80; neben-
er lief ktisch eine жерді wohl ältere Reihe,
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juli 1907.] 882
wie ich vorziehe zu transkribieren, es- nin - na,
d. i. es drei (Sossen) + vier, nämlich Hände!)
= 180 + 20 = 200. Den eben angeführten
Stellen kann ich aber noch drei weitere
beifügen, nämlich Rass, 155, Z. 1, К. 13947
(diese beiden ebenfalls aus sog. Forecasts
und von Boissier, Choix, p. 252 und Note
706 angeführt) und Sp. I, 181 (2. А. VI,
241 Ж), Obv. 82 a- mar "m« (3arrs) und
Mate adn Glosse ІІ АЯ Apt (also: І1Ч
p stehen also einer einzigen, aus einem
lexikalischen Text stammenden Stelle für
ІІІ («Кӛлік sechs aus zusammenhängenden
Texten stammende Stellen (nebst zwei jeden
Zweifel nehmenden Glossen) gegenüber, so
dass meine Verwertung des ldeogrammes
ITI«< für die Erklärung der Zahl Sargons
(oben Sp. 225—228) vollkommen gerecht-
fertigt sein dürfte.
3. dd und inninat.
A. T. Clay hat im Am. J. of Sem. Lang.
XXIII, 1907, d 269—279 den hóchst glück-
lichen Nachweis erbracht, dass die Baby-
lonier den Gott En- lil, Tuvos des Damas-
cius, stets #91, aram. 55x, dagegen den
>>] —II (ohne eM = = Marduk von Babel
Bélu, Bij los genannt haben. Dazu ich
ein weiteres Beispiel, nümlich aus Pater
Scheil’s Sippar, No. 68 den Р. N. >>! al
(Samas) · il li- l , d. i. Samas-Mil-ilt (Samas
ist der Enlil der Götter). Auch meine
Grundr. 348, A. 4 ausgesprochene Vermu-
tung, dass es neben En-il-ki (En- lil-Ort)
eine Form Ti- en- lil (Ort des Enlil) für Nip-
pur gegeben, vulgär etwa Ti- illin, Killin,
woraus dann das bibl. 7352 geworden, wird
durch Clay's Nachweis weiter gestützt.
Nun möchte ich noch die Frage aufwerfen,
ob nicht auch der Titel der Istar, én-nén-
na-at 44т (K. 3447, Perry, Нушпеп und
Gebete an Sin, S. VI) auf ein zu Willu als
Fem. gehörendes nin-lillat zurückzuführen
20 die Zehner durch n weitergebildet See gasan
gush wi GE (aus sete) изын
80, vgl. 2D MS. We
1) Auch der EEN niš der Ziffer «4 dürfte
aus wën vier (Hände) entstanden sein; vgl. auch eri
= тіп und 5 В. 30 (0. Т. 18, 29), 38 >>] (-gai
= >>] Nin-gal. Der Lautwert man dagegen wird
Differenzierung aus min zwei sein.
383 [No. 7.)
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juli 1907.) 884
sein dürfte; vgl. dann auch In-ni-na und
Irnina Grundr. S. 281. — Zu ЯШ, Fem. innin
vgl. auch noch die ganz gleiche Differenzierung
in sum. gur Knecht, gin Magd; türk. Kyl
Knecht, Kyng Magd; sum. urin (aus usin)
Bruder, nin Schwester; nir Held, nin Herrin;
Masai ol-ala$e Bruder, eng-anase Schwester.
Zu du Kur- gal = Amurru, aram. N
(Clay a. a. O., p. 273, Note 8) ist vielleicht
auf Il-lu-ru-ki = Dür-Kur-gal 2 R. 52, 525,
was dann als d Gott und uru = Kurgal zu
zerlegen wire, zu verweisen. Dagegen
möchte ich die von Clay p. 278 aufgeführten
Namen Allammalak und Anammäläk nicht
mit ihm auf Ellil-malik und Anu-malik zu-
rückzuführen, sondern, genau der massore-
tischen Vokalisation folgend, die Götter
Allamu (vgl. Almu und Allamu = Sin und
Nergal) und Alim (Widder, aus „As, wozu
gewiss auch der ág. Widdergott Hnum mit
ügyptischem — = ghain zu stellen ist)
vergleichen.
4. Agyptisches h = ghain.
Ausser dem eben angeführten Gott Hnum
vergleiche man noch hp: Nabel — arab.
ghärat (ersteres dann verhärtet aus ghawer,
letzteres kontrahiert aus ghawarat), womit
vielleicht auch * „belly“ verwandt ist;
ferner $hr melken, eer Melkgefüss; shr
bestreichen, vergolden, уу beschmieren, be-
streichen; m:h brennen, ya rot; hms krüm-
шеп, ys (von den Sternen) untergehen
(eigentl. sich beugen, verwandt babyl. ka-
main); hnm Besitz ergreifen, mis sich be-
mächtigen, 2 bereichern; hr unten, >
Senkung, Depression; hnm Krug, ye Eimer
(vgl. énb gesund = Мм); hrj-t Anteil, In-
halt, N Genüge; hsj elend, une elend,
schwach, verächtlich; zum Diener, КҮ: :
hn-t Schlauch, МЕ] „Тһе skin became filled“
п. a. mehr. `
Wenn Nathaniel Reich, Agypt. Studien
П, Zur Geschichte der starken frikativen
Kehllaute im Aegyptischen (WZKM. XX,
1906, S. 386 ff.) auf S. 389 das äg. h, das
seiner Zeit Steindorff als besonderen Laut
neben b — Ё nachgewiesen, als „urspr.
stimmlos, ähnlich dem ch im deutschen ich“
definiert, weshalb es in alter Zeit gern mit
8 wechselt (vgl. babyl. paháru = NIGIN,
und pa-3i-ru = NIGIN, ferner EPE =
hir und Sir), во passt das ja auch trefflich
zum Ghain. Beachte zu letzterem Wandel
auch noch hiw-t See, Sumpf und 3: See;
wenn Sethe, Verbum, I, § 262, S. 157 dem
Buchstaben ж-<> urspr. den Wert 3:, dann
erst h vindiziert, so möchte ich umgekehrt
vermuten, dass das Zeichen C urspr. hj
lautete, und dann erst zum Buchstaben-
zeichen 8 wurde, während *— bloss den
Buchstabenwert h (bezw. Ghain) gehabt haben
wird. Schreibungen, wie L3? erklüren
Sich auch bei dieser letzteren Annahme auf
das Beste.
Durch die von vornherein einleuchtende
Gleichsetzung
GOI b,»
wozu man bei den Zischlauten
1 b, c die seinerzeit von mir ent-
deckte Unterscheidung von
she
ull.
, Ur
| snm
— У, E : :
cx3$, 3 & vergleiche.
м-- Y) Ё
wird даз Altügyptische dem Semitischen |
wiederum um einen bedeutenden Schritt
näher gerückt.
5. Südarab. masnad und babyl. santakku.
Beide Wörter bedeuten „Schrift“, beide
haben als Wurzel - Anlaut. Samech, dann
beide n und als dritten Radikal beide einen
Dental, der im babyl. erst aus d verhärtet
sein dürfte. Zur Weiterbildung auf -akku
vgl. meinen Grundriss, S. 153, zu йір in
tikip santakki (in den Unterschriften der
Bibl. Asurbanipal’s) vgl. man nicht bloss
aram. ^n Ger sein, sondern im besonderen
auch nabat. npn Vollmacht (und dann wohl
&uch Urkunde) Die Tragweite dieser wich-
tigen Gleichsetzung von masnad und santakku
für die stidarabische Kulturgeschichte kann
sich jeder Einsichtige nun selbst ausdenken.
6. Zum südarabischen Nif al.
Zu den oben Sp. 239 angeführten Formen,
deren Erklärung als Nifal das besondere Wohl-
gefallen Martin Hartmann's gefunden haben
885 [No. 7.)
(oben Sp. 312), vgl. meine Aufs. u. Abh. S. 39
A. 1 (also bereits 1891 hebr. hinkabil, kikkabel
zu min. hinhifä3 von mir verglichen) und 231
(min. hikkinajat aus hinkinájat). Ebenda S. 24 f.
steht schon das gleiche über die s- und h-
Sprache wie oben auf Sp. 239 f. (vgl. dazu
Sp. 312); also hätte auch hier Hartmann
mich zitieren müssen.
SIR-BUR-LA = Lagaš.
Von Bruno Meissner.
Das Ideogramm der Stadt, welche heut-
zutage durch den berühmten Ruinenhiigel
Tello reprüsentiert wird, ist schon seit langer
Zeit Lagaš gelesen worden. Diese Lesung
stiitzte sich indes, soweit ich sehe, nur auf
den einen Text, CT. XVI, 36, 5, wo [SIR]-
BUR-LA-KI durch La-ga-»— wiedergegeben
wird. Da »— aber mehrere Lautwerte hat,
war eine Lesung Lagarum, Lagadil nicht
unmöglich. Deshalb hat Eduard Meyer
nicht unrecht, wenn er Sumerer u. Semiten
in Babylonien S. 34 Anm. 1 dass die
Lesung Lagaš für SIR-BUR-LA noch nicht
ganz sicher sei. Die Lósung dieser Frage
bringt ein bisher übersehenes Duplikat
des oben genannten Textes, Reisner,
22 по. 81 (S. 126) ). Hier wird Z. 4/5
[SIR-BUR-LA]-KI durch La-ga-EE- über-
setzt. Die Lesung Lagaé hat also seine Richti
keit. Das Ideogramm bezeichnet die Stadt
wohl als die ,Rabenstadt“.
Der zwölfte König der ersten Dynastie
von Isin.
In der in „The Babylonian Expedition of
the University of Pennsylvania“, Series А,
Vol. XX, Part. 1, pp. 46 ff (cf. Pl. 30, No.
47, Reverse, und Pl. XV, No. 17, Reverse)
von mir veróffentlichten neuen chronologischen
Liste der Herrscher von Ur und Isin sind
leider die Zeilen 16-21 so verstümmelt,
dass sich mit Sicherheit nur der Name auf
Z. 18 Bélbáni ergänzen liess. Es blieben
somit vor der Hand 5 Könige von Isin un-
bekannt, für deren Keren Lesung wir
über mehr oder weniger hypothetische Vor-
schlüge kaum hinauszukommen schienen.
!) Anmerkungsweise füge ich die Bemerkung
an, dass der unmittelbar vorhergehende Text Reisner
Hymn. no. 80 (S. 126) ein Duplikat zu BA. V, 674, 184.
ist. Er bestätigt meine Verbesserung (OLZ. 1906,
549) von Z. 22 in ta- i- hi (!).
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juli 1907.] 386
Auf p. 51 meiner Einleitung sprach ich die
Vermutung aus, dass sich die fehlenden
Königsnamen mit Hülfe der erhaltenen Keil-
schriftspuren wohl noch auf den unedierten
Tafeln der Nippur Sammlungen mit der Zeit
nachweisen lassen würden. Für den zwölften
König der Isin- Dynastie, welche ich im
Unterschiede von der PA-SHE (= Isin)
Dynastie, als die erstere dieses Namens be-
zeichne, hat sich meine Hoffnung über Er-
warten schnell erfüllt.
Gelegentlich meiner diesjährigen Organi-
sations-Arbeiten im Archäologischen Museum
zu Konstantinopel beschäftigte ich mich
kürzlich mit einer Anzahl meist unvollständig
erhaltener Nippur-Tafeln, die ich in früheren
Jahren aus Mangel an Zeit nur oberflächlich
und im allgemeinen bestimmt und für eine
spätere eingehendere Untersuchung zur Seite
gelegt hatte. Es fanden sich darunter zwei
neue datierte Texte aus der Regierungszeit
des Bél-báni (elften Königs der Isin-Dynastie),
einer aus der Zeit Königs ¢Ur-4NIN-IB,
-und eine kleine Tafel aus ungebranntem Tone,
die den Namen des meines Wissens bisher
unbekannten Königs Zambia enthält.
Diese letztgenannte Tafel führt die Re-
gistrationsnummer ,M.I.O., Ni 102“, ist
3,7 om lang und breit und 1,8 cm dick, und
nur von mir bereits früher nach Fundort
und. Schriftzeichen der zweiten Hälfte des
dritten Jahrtausends zugewiesen worden.
Die beschädigte Vorderseite enthält in 5
Zeilen eine Angabe über eine gemachte Lie-
ferung, während auf dem untern Teil der
Rückseite nach Art vieler kleiner, aus der
Zeit der Larsa-Könige stammender Nippur-
Tafeln nur das Datum sich befindet. Es
lautet, Z. 1: arhu GAN-GAN-UD-DU (=
nn umu 17kan Z. 2: shattu dZa-am-bi-ia
ugal.
Das vor dem Königsnamen stehende
Determinativ ilu ist in Uebereinstimmung
mit den auf p. 51 meiner Einleitung zu Vol.
XX fiir die Namen der Isin-Herrscher ge-
machten Beobachtungen. Das erste Zeichen
„Za“ (die Götterdeterminative fehlen be-
kanntlich in der neuen Liste) ist in der
Königsliste noch vollständig erhalten. Die
geringen Spuren des von mir fraglich als
„me (?)“ wiedergegebenen zweiten Zeichens
sind vielmehr die ersten beiden nahezu hori-
zontalen Keile des Zeichens „am“. Das
dritte Zeichen ist in der Liste ganz weg-
brochen, während vom Zeichen „ід“ noch
er letzte Teil, von mir sachgemäss als frag-
liches „e (?)“ bezeichnet, erhalten ist. Es
kann nach dem Gesagten keinem Zweifel
887 No. 7.)
unterliegen, dass wir in dem Кӛпіре 4-7ат-
biia der datierten Nippur-Tafel den nur frag-
mentarisch in der Liste erhaltenen zwölften
Kónig der ersten Isin-Dynastie, der nur 3
Jahre regierte, zu erkennen haben.
Zambiia ist ein hypokoristikon und unter
der Form Za-ab-bi-ia den Assyriologen bereits
von einer datierten Tafel aus der Regierung
Sin-muballit's durch Rankes , Early Babylonian
Personal Names“ (= B. E., Series D, Vol.
III, p. 178) bekannt. Der vollstándige Text
des wichtigen Täfelchens wird mit den andern
in Nuffar gefundenen datierten Tafeln der
Isin Dynastie in Vol. IV von Series A des
Philadelphia Inschriftenwerkes veróffentlicht
werden.
Konstantinopel, 5. Juni 1907.
H. V. Hilprecht.
Кіп Datum Libit-Istars, Königs von Isin?
Von Ernest Lindl.
In No. 3 dieser Zeitschrift (S. 112 u.
113) wollte Ranke wie Meissner in den
Worten des Kontraktes CT. IV, 22, 116:
„MU ба Li-bi-it-IStar A-mu-ru-um it-ru-du-us“
ein Datum erblicken. Ranke identifizierte
diesen Libit-Istar mit dem gleichnamigen
König von Isin, wogegen bereits Meissner
(ib. S. 114) geschichtlie e Gründe anführte
des Inhaltes, dass „es so gut wie aus-
schlossen ist, dass unser Libit-Istar mit
em König von Isin zusammenzustellen sei.“
Wie Ranke glaubte aber auch Meissner in
den fraglichen Worten eine Datierung, näm-
lich: „das Jahr, in dem (die Stadt) Amuru
den Libit-IStar vertrieb“ erkennen zu können.
Dagegen möchte ich folgende Einwände
erheben. Zunächst schon wäre die äussere
Form!) mit MU ба ganz neu. Alle bis-
herigen Datierungen setzen nach MU niemals
dieses als etwaiges Relativum aufzufassende
ба; selbst die rein semitisch abgefassten
Datierungen lauten stets ohne Sa: Sanat dir
Sippar Sumuliel Sarru ipusu, oder Sanat nâr
aSuji Immerum ibrü, ferner Sanat Sabum
ana bit abisu irubu (BA. IV, S. 362/3) und
noch sanat bitil Ištar ..... Apil-Sin ipusu
(ib. S. 365). Weiterhin wäre es auch vom
grammatikalischen Standpunkte aus hóchst
sonderbar, wenn der nur eine Zeile vor
diesen Worten in unserem Kontrakte mit
mi-im-ma §u-u-um-[ma] beginnende Satz keine
Vollendung finde. Ich glaube deshalb gerade
diese drei Zeilen 10 und 11 wie 12 als
1) Auch stehen die eigentlichen Datierungen
immer erst nach den Zeugennamen.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Juli 1907.) 888
einen einzigen Satz fassen zu sollen, wobei
aber fiir das strittige MU nicht die Bedeu-
tung ,Jahr", sondern die zweite mógliche
Uebersetzung-, Namen“ hier zu wählen ist.
Demzufolge würde zu übersetzen sein: „Al-
les, was es immer war, hat namens
des Libit-Istar Amurum gerichtlich
beigebracht.“
Zur näheren Erläuterung diene die Kazen
tr dieses ganzen Kontraktes. „35/
Minen 7 Sekel өреге hat von Kaia-Samas
und Awil-Nannar Ia-an-ti-in-Ilu 1
NE ma-hir-Su) für [Br. 4601] das Vieh (cf.
Del. H. S. 143) erhalten, womit er (nämlich
Amurum) das Feld, das früher seinem Bruder
gehörte, bezahlt hatte (= ša едаш ša pa- ni
КЦ-- irsitu] Ka(?)-tim ša а--ба i- di- nu).
Nach den wenigen vorerst noch unklaren
Zeichen folgen dann die bereits erwähnten
Worte: es, was es immer (nämlich das
,asu“) war, hat namens des Libit-Iätar [des
Samaspriesters!] Amurum [der Bruder des
Iantin-Ilu, der wohl wegen des Verkaufes
der Tiere prozessierte] gerichtlich bei-
gebracht. Zur Rechtfertigung der Ueber-
setzung von „it-ru-du-us“ mit „gerichtlich
beibringen“ verweise ich auf Kontrakt Str.
Warka 30 (= M. A. P. No. 43 und KB.
IV, S. 22), woselbst das gleiche Verbum
sich findet: ,daini . . . itrudu&unuti^, d. h.
die Richter sagten: zu uns und den Aeltesten
hat man sie verwiesen, also gerichtlich bei-
ebracht. Dass es sich hier nur um eine
erichtssache handeln kann, wird auch
durch die Person des Libit-IStar bestätigt.
Wie auch Meissner richtig gesehen (OLZ.
ib. S. 115), ist unser Libit-Iätar nicht bloss
mit jenem von CT. VIII, 29, 15b; 190;
49, 40a, wo er ohne n&here Benennung an
erster Stelle steht, itlentisch, sondern wie
ich demnüchst an anderer Stelle noch aus-
führlicher darlege, vor allem mit dem in
CT. II, 3 und VI, 46 gleichfalls an erster
Stelle als Samas priester bezeichneten zu-
sammenzustellen, damit auch entsprechend
unser Text CT. IV, 22 in diese Periode
Ende der Regierung des Sabum und Anfan
Apil-Sins einzureihen. Endlich glaube ic
unsern Amurum mit dem von CT. IV, 48 =
Sohn der (?) Dammagtum (cf. auch Ranke,
OLZ. ib. S. 112 Anm. 1) identifizieren zu
sollen, da hier auch, wie öfters in anderen
Kontrakten, an erster Stelle der Zeugen,
der (dritte) Bruder AN-MAS-TI-IM, Sohn
der(?) Dammagtum erscheint.
Miinchen, Ostern 1907.
889 [No. 7]
Altertums-Berichte
aus dem Kulturkreise des Mittelmeers.
Afrika.
118. Merlin, directeur des Antiquités de Tunisie,
telegraphiert, dass im Verlauf der Ausgrabungen in
der punischen Nekropole von Bordjedid bei Carthago
eine ägyptische Vase gefunden wurde, die eine Car.
touche des Amasis trigt. Dasselbe Grab enthielt auch
punische Goldmünzen und zahlreiche Möbel.
Nach einer Mitteilung des Abbé Leynaud wurde
bei den Katakomben von Sousse ein Hypogäum ent-
deckt, welches luschriften und Malereien enthilt.
M.
114. Boni hat im Innern der Trajanssäule zu
Rom ein vermauertes Gemach und dahinter ein Grab-
peace mit den Resten einer Grabtafel gefunden.
eber den letzteren waren Löcher in der Wand,
worin vermutlich Klammern verankert gewesen sind,
die zwei Urnen gestützt haben. Nunmehr erscheint
es endlich als sicher, dass das Bauwerk das Grabmal
des Trajan und der Plotina ist. Ausgrabungen in
der N&he legten ültere Schichten frei, u. a. die Reste
einer Tuffmauer aus dem 4. Jahrh. v. Chr. Damit
wird die Annahme, dass an dieser Stelle ehemals ein
Hügel gewesen ist, endgültig widerlegt. B.
Griechenland.
a
115. In Thessalonich wurde eine lateinische In-
schrift gefunden, die bestimmt war für ein Monument,
das ein masedonischer Fürst zur Erinnerung an seine
beiden Nichten, Viktoria und Valeriosa, zwei junge
Gallierinnen, errichtet hatte.
(Chronique des Arts, 25. Mai.) M.
116. Die Ausgrabungen des engl. arch. Inst. in
Sparta vgl. No. 21,90 haben die vordorischen Ansiede-
lungen Pitane, Limnae, Mesoa und Kynosura freigelegt.
Eine davon konnte bis in die tiefsten Schichten aus-
graben werden. Man fand prähistorische Geräte,
errakotten und geometrische Vasenscherben von
900—600 v. Chr. arta wurde schon im 3. Jahrh.
v. Ohr. von einer auf steinernem Fundamente ruhen-
den Lehmziegelmauer umgeben. Man hat auch die
Umfassungsmauer der Akropolis freigelegt, ist aber
noch nicht bis ins Innere vorgedrungen. Dagegen hat
man in Limnae den Tempelbezirk der Artemis Orthia
ausgegraben. In den tiefsten Schichten fanden sich
geometrische Vasenscherben, Bronzegeräte und Elfen-
beinschnitzereien, darüber Votivfiguren aus Bronze
und Blei, Darstellungen der Artemis und Athena,
Krieger, Tiere, Geräte, Krünze, Siegel aus Elfenbein,
korinthische Scherben und viele Tonmasken mit ver-
zerrten Gesichtaztigen. Mykenische Kunstware fand
sich nicht. (Koln. Ztg. 1907. Ко. 625.) B.
Europ. Türkel.
117. I. L. Heiberg hat in Konstantinopel ein
etwa aus dem Jahre 900 stammendes Palimpsest einer
Schrift des Archimedes entdeckt. Nach der Ansicht
der Herausgeber muss Archimedes bereits die Inte-
gralrechnong gekannt haben. (Voss. Ztg. 1907. WE E
Se oe
Paläetina.
_ 118. Prof. E. Sellin hat Ausgrabungen auf dem
Ruinenfelde von Jericho, bei dem Dorfe Er-Richa,
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juli 1907.) 390
veranstaltet (в. No. 85, 110) und reiche Funde gemacht.
Schon die obersten Schichten gehören der vorisraeliti-
schen kanaanitischen Periode (2500—1800 v. Chr.) an.
Der nördlichste der sieben Hügel, der zuerst systema-
tisch untersucht wurde, enthielt eine gut erhaltene,
grosse, kanaanitische, in drei Stockwerken aufgeführte,
aus 17 Zimmern bestehende Burg. Die Seitenwände
der meisten Zimmer, die Oefen, die steinerne Treppe,
die vom Erdgeschoss durch die Stockwerke auf das
Dach führte, waren noch erhalteu. Auf dem zweiten
Hügel wurde ebenfalls eine Burg vorgefunden, deren
Ecke bis jetzt freigelegt ist. Sie ist scheinbar noch
massiver gebaut. Zwischen beiden Hügeln wurde die
Stadtmauer konstatiert, eine 4 m hohe, 3 m dicke,
auf steinernem Fundament ruhende Ziegelmauer, die
ап oiner Stelle noch unversehrt war. Hinter diesen
fanden sich in geringer Tiefe die Fundamente kana-
anitischer Privathäuser, in denen die grossen Oel-
krüge usw. noch in geordneten Reihen dastanden. —
Sehr viele Einzelfunde wurden gemacht, besonders
an Erzeugnissen der Keramik. Wichtig sind 3 Scherben
mit Reliefdarstellungen von Gazellen und sie ver-
folgenden Löwen, ein Krughenkel mit Löwenstempel,
ein anderer mit Stempel in althebräischen Buchstaben;
eine Anzahl Tontafeln, die offenbar zum Beschreiben
bestimmt, aber nicht verwendet waren. 8. will die
kaum einmonstige und doch so erfolgreiche Arbeit
im nüchsten Winter in grossem Masestabe fortaetzen.
(D. Litt.-Ztg., 25. Mai.) M.
119. Im Gebiet des syrischen Waisenhauses in
Jerusalem wurde durch Angehörige der dortigen
evangelischen Mission eine interessante Grabanlage
der hellenistischen Zeit gefunden Bei der 8 pag
fand man zuerst in den Felsen gehauene Stufen and
ein kleines Wasserreservoir, dann in einer Tiefe von
ca. 2 Metern ein Felsengrab, dessen Eingang durch
eine in Steinangeln laufende Tür verschlossen war.
Aussen trug sie einen gut erhaltenen eisernen Ring,
innen zwei eiserne Griffe. In der Mitte hatte sie
einen Schlitz, in dem wohl ein hölzerner Riegel zum
Oeffnen und Schliessen bewegt worden war. Als man
die Tür öffnete, fand man in dem Grabraum 8 Paare
von Troggräbern, je 2 auf jeder Seite der Kammer.
In zweien dieser Troggrüber lagen Bleisärge noch
mit ihren Deckeln bedeckt und mit Gebeinen gefüllt,
die gesammelt und begraben wurden (!) Die Blei-
sürge sind stark oxydiert. Einer, der durch seilartige
Linien in Felder geteilt war, in denen Genienpaare
(geflügelte Knaben) in Flachrelief dargestellt waren,
zerfiel beim Herausnehmen vollständig. Der andere
blieb in seinen Hauptteilen erhalten. Bei ihm sind
die Felder von bandartigen Linien eingefasst und
zeigen 8 lateinische Kreuze in Relief. Zur Zeitbe-
stimmung kann dienen ein in dem Grabe gefundenes,
diinnes, ca. Lem breites Goldband, das vielleicht za
einem Stirnband gehörte, da es an den Enden je ein
Loch hatte. In dieses Band ist ein mit einem Helm
bedeckter menschlicher Kopf eingeprügt von etwa
1,1 cm Durchmesser. Er gleicht in Grösse und Helm-
art auffallend der Büste einer römischen Besterze
und ist ausserordentlich deutlich. Ausserdem fanden
sich eine Tonlampe, eine kleine silberne Gürtelschnalle
nebst Schlussverzierung, und eine 9,5>xb om grossa
Knochenplatte mit roher Schnitzerei einer nackten
münnlichen Figur, die in der Rechten eine Taube
hochhült. — Etwa 50 m von dem Grabe entfernt
waren im letzten Jahre die Reste des wahrscheinlich
zugehörigen Hauses und eine kleine Zisterne entdeckt
worden. (Voss. Ztg.) М.
391 (Ко. 7.)
190. Die Grabungen in Boghazkði (Kappadozien)
wurden im Mai von dem türkischen Museum unter
der Leitung von Macridy Bey wieder aufgenommen
und haben bereits wiederum eine grössere Anzahl von
'l'ontafeln ans Licht gebracht. Auch Hugo Winckler
ist wieder dort eingetroffen. M.
121. Das archäologische Institut der Univ. Liver-
pool hat eine Expedition nach Kleinasien entsandt, um
das Gebiet der Chetiter zu erforschen und um Aus-
grabungen an einigen in der Nähe einer alten Han-
delsstrasse gelegenen Trümmerstätten zu veranstalten,
wo H. Winckler jüngst die hettitischen Funde ge-
macht hat. Sc
Mesepotamien.
122. Nach dem 33. Heft der Mitt. der Deutscheu
Orient-Ges. wurde in Babylon das sehr komplizierte
Mauersystem in der Nordwestecke und am Westrande
der Südburg des Kasr weiter untersucht. Verschiedene
sich kreuzende Mauerzüge verschiedener Bauperioden
laufen hier durcheinander. Interessant ist ein aus
dem massiven Mauerwerk herausgehauener Raum, der
einem grossen babylonischen Tonsarkophag Unter-
kunft gibt, und ein durch das Mauerwerk gearbeiteter
Wasserdurchlass, der aus Asphaltquadern gebaut ist.
Im Westen des Hügels fand sich ein gut erkennbares
Gebäude aus persischer Zeit („Perserbau“ genannt),
das, nach vielen herumliegenden Fragmenten zu ur-
teilen, mit Fayence-Steinen reich geschmückt war. —
Ein ost-westlicher Stichgraben westlich davon, bis
zum Dorf Kuérich hin, zeigte, dass das Befestigungs-
system aus grossen, dicken Mauern westlich auch über
den Kasrhügel hinausreichte. Die weitere Verfolgung
der hier gefundenen Mauern wurde auf später ver-
schoben.
198. In Assur wurde das Gebiet der Nordwest-
ecke des Ruinenhügels weiter durch forscht und hier
wie bisher Strassenzüge, Privathäuser und Gräber
mit Kleinfunden, sowie das Festuugsmauersystem fort-
schreitend aufgedeckt. Ferner wurden die Befesti-
gungswerke am Westrande des Hügels auf etwa 150 m
Länge südlich des Gurgurritores untersucht. Erst
von der Weiterführung dieser Grabung ist ein genaues
Bild über die Bedeutung der bierbei freigelegten
Mauerzüge zu erwarten. — Das wichtigste Ergebnis
der Grabungsperiode war aber die Freilegung des bit
akit séri, des Neujahrsfesthauses Assure, wie mehrfach
gefundene Inschriften das betr. Gebäude bezeichnen.
Dasselbe wurde in der Ebene nordwestlich und 200 m
weit von dem eigentlichen Ruinenhügel Assur avf-
gedeckt. Es ist bau- und religionsgeschichtlich hoch-
interessant. Abweichend von allen früher bekannten
Bauten bestehen die Fundamente ganz aus regelmüssig
behauenen Steinquadern von gewaltigen Dimensionen.
Ausserdem zeigt der rechteckige grosse Innenhof des
(rechteckigen) Gebäudes parallel den Längswänden
eine Gliederung seines Raumes durch zwei Reihen
quadratischer Pfeiler, etwas für Babylonien-Assyrien
ganz Ungewöhnliches. Ferner ist das ganze Gebäude
aussen von Gartenanlagen umgeben, die auch einen
Teil des Innenhofes erfüllen und, soweit noch er-
halten, ca. 17 300 qm Fläche bedecken. Diese An-
lagen machen sich erkennbar durch in regelmässigen
Reihen angebrachte, zum Teil in den Felsboden ge-
hauene ca. 1'/, m tiefe Pflanzgruben. Die einzelnen
Gruben sind wieder durch Kanüle verbunden, so dass
ein regulüres Bewässerungssystem entsteht. — Klein-
funde sind zahlreich wie immer: Tontafeln ver-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Juli 1907.) 392
schiedener Art, Grabbeigaben, Tongefässe, Kupfer-
ringe, Rosetten, Siegelzylinder usw. M.
194. In der Sitzung der Acadómie des Inscrip-
tions vom 24. Mai wurde eine Pause de Morgans vor-
gelegt, die von einem neuen in Susa gefundenen
Fragment griechischer Keramik gemacht ist. Es ist
ein Stück einer grossen Vase, die geschmückt ist mit
den Figuren kimpfender Hopliten. Die Umrisse der
Porsonen sind in Weiss angegeben. Es handelt sich
zweifellos um Linien, die in das Schwarze eingerissen
sind. Der Stil würde demnach entsprechen dem der
attischen oder jonischen Amphoren des 6. Jahrhunderts.
Die Vase ist danach ein Beweis für Handelsbeziehungen
zwischen Griechenland und dem persischen Reich in
jener Zeit, wenn man nicht annehmen will, dass gie
aus Plünderungen jonischer Stidte durch die Armee
des Darius stammt.
(Chronique des Arts, 1. Juni.) M.
Mitteilungen.
Der XV. Orientalistenkongress wird im
August 1908 in Kopenhagen tagen. Es sollen
folgende 7 Sektionen gebildet werden: eine indo-
germanische, eine indo-iranische, eine ostasiatische,
eine semitische, eine ügypto - afrikanische, eine
griechisch-orientalische, eine ethnographisch-folklor-
istische. Der Vorsitzende ist V. 1 homsen (St. Knuds
Vej 36), der Schatzmeister I. Glückstadt (Holmens
Kanal 12). Der Mitgliedsbeitrag beträgt 20 or
Hus Gelehrten Gesellsehaften.
In der Versammlung der Americ. Oriental Society
(Philadelphia, April) sprachen Prof. M. Bloomfield
über den Rigveda, Prof. L. H. Mills über den Ein-
fluss der Ahuna Vaizya-Lehre auf das christliche Logos-
dogma, Prof. M. Jastrow über die auf der Leber-
schau basierende babylonische Wissenschaft der Di-
vination, Fri. M. Morris über Verbindung zwischen
Magie und Moral auf Borneo, Prof. Johnston über
babylonisches Postwesen und babylonische Privat-
briefe, Prof. P. Haupt über das Wort ,Cabinet*
(das er aus dem Semitischen ableitet). Sch.
Am 6. Juni hielt in der Gesellschaft Orient and
Occident in Breslau Prof. Nickel einen Vortrag über:
„Hammurabis Gesetzbuch und sein geschichtlicher
Hintergrund“. M.
Personalien.
Dr. F. Stählin hat sich an der Universität Basel
für alte Geschichte habilitiert.
Prof. H. Oort an d. theol. Fakult. (AT) Amster-
dam ist in den Ruhestand getreten. Zum Nachfolger
ist der Prof. an der Univ. Groningen Dr. G. Wilde-
boer ernannt worden.
Ernest Lindl in München ist dort zum Extra-
ordinarius fir semitische Sprachen ernannt worden.
898 [No. 7.)
Zeitsehriftensehau.
The Academy 1907.
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siligue de Meidfa, & Carthage.
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l'Épypte, Tome 7, fasc. 2.
A. Barsanti, Rapport sur les travanx exécutés à
Edfou [Kom Ombo, el-Kab] en 1902--5, réparations
et consolidations (6 Tf.); ders., Sur la découverte des
restes d'un petit couvent Copte prés de Zaouyet el
Aryan; Sobhi Effendi Arif, Découverte d'une tombe
chrétienne près de Samallout [koptisch, wertvolle
Statue, Tf]; S. Effendi Arif [Nekrolog]. G. Da-
ressy, Un poignard du temps des rois pasteurs (Ті;
der berühmte Dolch mit dem Namen Apop, Neb-
chopsch (?) -r£]; A. E. P. Weigall, Report on the ex-
cavation of the funeral temple of Thoutmosis III at
Gurneh, [genannt Hnkt- nh; wenige Inschriften].
G. Maspero, Sur un scarabée de Sabacon [in Syrien
gefunden; mit Auspielung ап? asiat. Kriege]. C. С.
Edgar, Tombs at Abou Billou [römisch]. . Breccia,
Note epigrafiche |griech.]. E. Baraize, Sur quelques
travaux de consolidation exécutés en février et mars
1906 [in Deir el Bahri] G. Elliot Smith, An ac-
count of the mummy of a priestess of Amen, suppo-
sed to be Ta-usert-em-suten-pa (incorporating a de-
tailed account of the wrappings by А. С. Mace and
some archaeological notes by G. Daressy), [interessante
Feststellung der Einbalsamierungsmethode]. G. Le-
grain, Notes d'inspection: 37, Sur le temple Manakh-
ir-ri-heng-ankh (oben von Weigall ausgegraben],
sur le premier prophète d'Amon Harmakhoati et
quelques-uns de ses contemporains [Dyn. 25].
Fasc. 3. G. Schweinfurth, Die Entdeckung des
wilden Urweizens in Palästina [des wilden Emmers].
C. O. Edgar, Report on an excavation at Toukh el
Qaramous, [bedeutende Nachlese des Gold- und Silber-
fundes]. G. Lefebure, Une chapelle de Ramses П à
Abydos. E. Breccia, Un gruppo di Dionysos e fauno
rinvenuto in Alexandria. G. Legrain, Deux stóles
inédites [Jahr 8 des Tandamani іп Theben!] Legrain,
Sur quelques monuments d'Amenóthes IV provenant
dela cachette de Karnak. Ahmed Bey Kamal, Rap-
ort sur quelques localitós de la Basse Egypte:
lieh = Ehw ou Rhw-(ntr?) Hermopolis; Tell el
Mokdam = Léontopolis; Mahallah el-Kobra; Toll-
Faraoun. — L. Barry, Notice sur quelques pierres
gnostiques (mit Zaubersprtichen). W. Spiegelberg.
achlese zu den demotischen Inschriften des Cata-
logue général etc. (Bilingue aus Karnak etc.). (Mas-
ero u.) А. Barsanti, Fouilles de Zaouiet el Aryän
(Gebäude eines Königs Nefer-ka, Dyn. 2 oder 3;
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Elias, J ahve und Baal de Are tliche Volke-
bücher II, 8), bespr. v. F
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Sitsgsber. d. К. Pr. Ak. d. W. 1907.
A. Harnack, Ueber die 1 in der Apostel-
eschichte des Lukas. — A. Erman, Zur ägyptischen
5 ung:
K. Müller, Die „persischen“ Kalender-
iiie im chinesischen Tripitaka (mit Tafel).
Sphinx. 1907.
X. 8—4. 8. 141. Pellegrini, Piccoli testi copto-
ва idici del Museo archeologico di Firenze (17 Ostraka,
2 kleine Papyri, vermutlich aus Theben). — 160.
Foucart, erches sur les cultes d'Heli
(über das Sonnenheiligtum von Abusir und die en-
barken). — 226. Besprechungen: Foucart eingehend
über von Bissing, Denkmäler üpyptischer Skulptur
Lieferung 1—8 (sehr elobt). — 239. Deuxiéme
Congrés international d’Archéologie (in Kairo 1909).
Stimmen aus Maria-Laach. 1907.
4. A. Steinmann, Die Abfassungszeit des Galater-
briefes bespr. v. J. Knabenbauer. — D. Mercier,
eee I. Bd. Uebers. v. L. Habrich beepr. v.
Theolog. Lit.-Berioht. 1907.
6. Palistinajabrbuch, hrsg. v. Dalmann, 2. Jahrg.,
bespr. v. Oettli. — W, Bousset, Die Religion des Juden-
tums im neutestamentlichen Zeitalter, bespr. v. Riggen-
bach. — E. König, prop eta осон паа
tum, bespr. v. Oettli. — A. Schlatter, ichte
Israels von Alexander dem Grossen bis Hadrian,
2. Aufl, bespr. v. Jordan. — H J. Holtzmann, Das
messianische Bewusstsein Jesu, bespr. v. Barth.
Theol. Lit.-Blatt. 1907.
16. А. Klostermann, Beiträge zum Verständnis
des Pentateuch I.
17. A. Klostermann, Beiträge zum Verständnis
des Pentateuch П. — О. Procksch, Das nordhebrüische
Sagenbuch, die Elohimquelle, übersetzt und unter
sucht, bespr. v. H. Stocks.
897 (Мо. 7.)
18. EE ere für protestantische Theo-
logie, 8. Aufl. Band 18, bespr. v. N. Bonwetsch. —
S. Kennedy, The note-line in the hebrew scriptures,
commonly called Paseq, bespr. v. Ed. König.
Reoueil de Travaux, vol. 19, liv. 1—2.
G. Jéquier, Notes et remarques. Le roi Sa- -U.
(— Zoser?), Une haute fonction sous l'ancien empire
(Оппа 40 = chef de ceux quiportent les 2 attributs
nobiliaires —??]; Karabina = Ouady Rayan [??].
La stàle de Tanontamon, note additionelle [zu Я
27,170]. — J. Baillet, Les noms de l'esclave en 6
tien. — Raymond Weill, Notes sur les monuments de
la période Thinite: „Siti“ est-il bien un nom royal
KS König der 1. Dyn. „Gebirgsmann‘“ sei = Den];
erabsen et Sekhemab sont deux Horus différentes.
Le nom royal de Sekhemab [,Perenmat"?) L'Horus
„Narou“ == roi Mer. L'Horus „Zer“ = roi Ka. For-
mes anciennes du „Titre d'or". Evolution primitive
du protocole pharaonique. Le titre [þtmy stn]. Olas-
sification monumentale des Thinites. Le nom du
,viguoble sacré“ sur les cylindres [Zusammenstellung].
Le titre [hry-s:]. — W. Spiegelberg, Zur Geschichte
des Tempels des Harkentechthai zu Athribis [erwähnt
Harris I, 59, 8; dazu:] Bemerkung zu ,Jwj-mjkj"
‚schützen u. schirmen“ von Tempelimmunität]. —
Moret (et L. Boulard), Donations et fondations en
droit ógyptien (commentaire des inscriptions de Mten;
acte de fondation par un dignitaire, de la cour de
“А travers la vocalisation tienne (la vocalisation
multiple des infinitivs égyptiens). Maspero, Notes
sar le conte du naufragó [die Schifferausdrücke darin].
C. Mauss, La colonne du temple élamite de Chouchinak.
Revue Bleue. 1907.
20. F. Dubief, Le chemin de fer de Bagdad.
24. F. Dubief, Le chemin de fer de Bagdad.
Revue Oritique. 1907.
15. A. Grotenfeld, Geschichtliche Wertmassstäbe
in der Geschichtsphilosophie bei Historikern und im
Volksbewusstsein, bespr. v. E. Tzz. — E. Kalinka, An-
tike Denkmäler in Wén ініден bespr. v. R. Cagnat. —
K. Bücher, Die Entstehung der Volkswirtschaft; L.
M. Hartmann, Ueber historische rigide, tcn
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A. Jahn, Agyptolog. Miszellen: it und ¿tf „Vater“
Ersteres sei Defektivschreibung]. Die Gruppe „swtn
(du) hip“ [das „du“ sei Determ.]. Lautwert der
Hieroglypben (Jodh und Aleph]. Das hieroglyphische
Aequivalent für das koptische uém usw. „manducare“
[веі alt wn, später „Im“!]. Die ägypt. Fragepartikel
"b (sei wie arab. és in „was?“ -+ Ding zu zerlegen!!]. —
&thaniel Reich, Aegyptolog. Studien. Eine neue
Bezeichnung der 1. Pers. sing. masc. gen. im Aegypt.,
zugleich ein neuer Beweis für die prothume Nieder-
schrift des Pap. Harris No. 1 [die Mumie!!| — Zur
Geschichte der starken frikativen Kehllaute im
Aegyptischen [(h und b; h sei alt „g oder g“, b „ё
oder £^ gewesen!].
Zeitschr. £ Bildende Kunst. 1907.
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zur Kenntnis des Karmels. — E. Nestle, Gebratener
Fisch und Honigseim. Eine Anfrage. — E. Nestle,
Auf der Suche nach Salim. — C. Mommert, Der
Teich Betsaida beim Pilger von Bordeaux. — F. H.
Weissbach. Die Inschriften Nebukadnezars II. im
Wadi Brisa, bespr. v. R. E. Brünnow. — C. Brockel-
mann, Semitische Sprachwissenschaft, (u.) G. Graf,
Die christlich- arabische Literatur bis zur fränkischen
Zeit, (u.) Palüstinajahrbuch des Dtach. Ev. Instituts
für Altertumswissenschaft in Jerusalem I, bespr. v.
Н. Stumme. — Palüstinajahrbuch des Dtsch. Ev. Inst.
in Jerusalem II. (u.) H. H. Graf von Schweinitz, In
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Zeitschr. f. d. Dtsch. Unterricht. 1907.
ХХІ 4 und b. J. К. Brechenmacher, Friedrich
der Grosse und der Müller von Sanssouci (leitet den
Ursprung der Sage aus den orientalischen Erzáhlungen
über Chosroes I in Iácüt's Wörterbuch her).
Zeitschr. f. Ethnologie. 1906.
XXXVIII, 6. F. v. Luschan, Bericht über eine
Reise in Südafrika (speziell über die Hottentotten,
ihre etwaigen Beziehungen zu den Hamiten usw.,
ferner über die Altertümer von Rhodesia mit ener-
gischer Widerlegung des Peter'schen Standpunktes,
besonders durch den von Prof. Schüfer geführten
Nachweis, dass die in Südafrika gefundene Ägyptische
Figur eine der vielen Fälschungen ist). — Heinrich
Schäfer, Die angebliche ägyptische Figur aus Rho-
desia (zugleich mit dankenswerten Ausführungen
über Pewenet und Schös). — Im Anschluss an den
Luschan’schen Vortrag ausführliche Diskussion, in
der unter anderem gegen die Verwertung des Namens
„Hamitisch“ protestiert wurde. Sofern dieser Pro-
test sich gegen die Verwendung der Namen
Ham und Japhet als Spracheponyme richtet, ist er
ja prinzipiell berechtigt, wir haben aber noch keine
andere Terminologie! D. f.). — А. v. Schweiger-
Leschenfeld, Werden und Vergehen im Völkerleben,
bespr. v. Ed. Hahn.
Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg 1. Pr., Schónstr. 18 a I.
Verlag u. Expedition: Wolf Peiser Verlag, Berlin S., Brandenburgstr. 11.
Druck von Мах Schmersow vorm. Zahn & Baendel, Kirchhain N.-L.
Orientalistische
Litteratur-Zeitung.
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bandlungen und Postämter (unter Nummer 6101). --
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erate die zweigespaltene Petitseile 80 Pf.; bei
Assigung.
Wiederholungen und grösseren Anseigen Erm
| 10. Jahrgang.
Adresse erbeten: Redaktion der 0. L. Z., Wolf
15. August 1907.
Alle für die Redaktion bestimmten Sendung Briefe
M8.
en, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender
eiser Verlag, Berlin 8. 42, Brandenburgstr. 11.I.
Suri.
Von Hugo Winckler.
(Schluss.)
Anders stand hierzu Babylonien. Das
war seit eben jener Zeit von diesen Gegenden
etrennt und stand deshalb politisch in
einen Beziehungen dazu. Die Blüte As-
syriens hat Mesopotamien von ihm los-
8 Was assyrische Ansprüche und
erträge besagten, galt natürlich nicht für
Babylon, ganz im Gegenteil. Dort also
hatte man keine Veranlassung, einen Gegen-
satz zwischen assyrischem Anrecht auf
Mesopotamien, und einem auf den Norden
beschränkten Subarũ anzuerkennen. In seiner
Geographie — denn seine Archive hatten
sich nicht damit zu beschäftigen — blieb
also Subartu oder Su-ri das, was es vorher
gewesen war und behielt seine alte aus-
gedehnte Bedeutung. Das tritt uns zunächst
ın Assarhaddons Königstitel entgegen, in
welchem er seinen ganzen Machtumfang
angibt, indem er sich dabei der völlig un-
gebräuchlichen altbabylonischen Bezeichnun-
gen bedient. Er tut damit, was ungefähr
eine Wiederannahme der alten deutschen
Herrschertitel durch einen jetzigen deutschen
Kaiser gewesen wäre. hat es getan,
indem er die alte Reichsherrlichkeit eines
Sargon und Naram-Sin wieder aufnehmen,
und indem er sein Reich zu einem baby-
lonischen machen wollte. — Er spricht
dabei also als Babylonier.
Nach dem Falle Assyriens war die
natürliche Politik der neuen Chaldäerfürsten
von Babylon naturgemäss die herkömmliche:
sie waren die Befreier vom Joche einer
Fremdherrschaft. „Befreit“ hat jeder neue
Herr im Orient und auch sonst, denn die
Römer haben es von den Griechen über-
nommen und Omar hat schliesslich die
Kopten vom byzantinischen Joche „befreit“
usw. Im Sinne babylonischer Anschauung
musste Nabopolassar die altbabylonische
Herrlichkeit herstellen, wie es Assarhaddon
1) Vgl. über Assahaddons Poliük AOG. 8. 80
(auch Е. П S. 189: seine Frau eine Babylonierin).
Der Titel lautet: zar kiššati gar Aššur in Bél
Allur..... iakanak Babili zar Sumeri u Ak-
kadı..... nibit Ištar usw. usw. zar Su-ri Amurri
Hatti тарабы . . . Sar] sarrfoi Dilmun Magan Me-
luba бағ kibrat irbitti, (Die Inschriften, in welchen
er sich so nennt und von der Herstellung Babylons
und der Tempel spricht, sind aus dem Anfang seiner
Regierung!; eine Deutung des Titels бағ Suri (Subart)
auf das Unternehmen gegen Subria (im Jahre 674)
ist also nicht nur durch den deutlichen Sinn des
Titels, welcher die altbabylonische Bedeutung
des Landnamens vorausseizt, sondern auch durch die
Chronologie ausgeschlossen.)
403 (Ко. 8.)
getan hatte. Die Renaissance zeigt sich
schon im Stil: Schrift und Sprache werden
im Geiste der Zeit der ersten Dynastie ge-
handhabt). Nabopolassar spricht also nur
aus diesem Geiste heraus, wenn er von der
Vernichtung Assyriens als von einer der
Subarü spricht. Denn auch ег nennt
diesen d „(der) den Subarü?) unter-
warf, sein Land in Trümmerhügel und Acker-
land verwandelte.“
Nabopolassar spricht also gerade so wie
man es erwarten müsste. Der Assyrer ist
ihm der Herr des Landes flussaufwärts, zu-
gleich aber liegt darin, dass er ein fremder
Eindringling gewesen ist, denn die Subarü
sind „Barbaren“, und zwar setzt er folge-
richtig den Namen des Volkes, welcher
den Gegensatz von Babylonien ausdrückte,
nicht den des Landes (Su-ri).
Auch Nebukadnezar gebraucht nun den
Namen im gleichen Sinne, wo er die von
ihm beherrschten Völker aufzählt, nur dass
er dabei ebenso folgerichtig den Namen des
Landes, in welchem keine Nebenbedeutung
von Barbarentum liegt, setzt, also Su- ri 4).
Er zählt die Gebiete auf, welche zum Bau
des Tempels in Babylon beistenerten®):
Pukudu usw. (der verschiedenen Chaldäer-
Staaten Babyloniens, das Festungsgebiet
von Kardunias, Dur-ilu, Agade, Arapha,
Labiru, alle Länder und Leute vom Ufer
des Meeres], die Statthalter . . . . der Län-
1) Bereits Gesch. Bab. Assyr. 8. 320 ausgeführt.
*) Wie der berichtigte Text (Hilprecht, Babyl.
Exp. I pl. 32/33) zeigt, der KB ІП 2 8. 3 noch nicht
benutzt werden konnte; vgl. Е. I 8. 108, wo man
aber noch nicht wissen konnte, dass damit Assyrien
gemeint war (und wo es deshalb auf Nordmesopo-
tamien allein bezogen ist), denn das ergab sich
erst aus der Stele Nabun aids E I S. 399 Anm. 4)
anders in der Inschrift von der völligen Nieder-
werfung Assyriens — als er dieses also noch als
Staat anerkennen musste: aššurû (Weissbach, Mis-
zellen S. 20): abzurd ša ulta Amt rüküti kullat niät
ibllu ma ina niri-zu kabti u-Sa-[az-zi-ku] ništ mfti
anaku ...... ultu akkadi $óp-Sunu aprus ma nir-
šu-nu ušaddî: der Assyrer, welcher seit langer Zeit
alle Leute unterworfen, mit einem schweren Joche
die Einwohner des Landes (! d. h. Babyloniens!) be-
drückt hatte — ich habe....... ibren Fuss von
Akkad fern gehalten, ihr Joch abwerfen lassen.
5) su-ba-ru-um &-na-ru.
*) Wenn ich in der Grenzteilung zwischen Medien
und Assyrien eine Wiederherstellung des alten , Anzan
und Suri durch Medien finde, so ist natürlich dabei
Suri im Subard-Sinne, d. h. als ausserhalb des eigent-
lichen Euphratbereiches zu fsssen, also ein nórdlicher
Strich von Medien nach Kleinasien hinüber. Meso-
5 ist an Babylonien gekommen — wie auch
usa, denn es gehört zum „Lande“ zum altbaby-
lonischen Bestande.
% Vgl. für Deutung im einzelnen F. ПІ 8. 318.
Den Text bei Meissner in Mitt. VAG. 1904. 3 8. 12.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[August 1907.) 404
der. . . vom [oberen M]eere bis zum
5 M]eere, das Land Su-ri, der König
erner Gegenden im oberen Meere (Mittel-
meer, Lesbos gemeint?), der Konig fernerer
Gegenden im unteren Meere (Dilmun), die
Statthalter von Hat, dem Ufer des Euphrat
nach Westen hin.“
Als dritter reiht sich dann Nabuna’id
in der Stele an. Er hat Sanherib bei der
Schilderung der Zerstörung Babylons als
den „König von Suri“ bezeichnet, denn zum
Schlusse heisst es: „der König von Su-ri,
welcher infolge des Zornes Marduks das
Land verwüstet hatte, sein Sohn erschlug
ihn.“ Er spricht also mit der Ausdrucks-
weise, wie sie während der ganzen Dauer
des neubabylonischen Reiches eingeführt
war und wie sie, als ob Assur nicht ge-
wesen, an die älteste Zeit wieder anknüpft.
Das kann man aus den Inschriften der
Assyrer und Babylonier entnehmen. Über
die Ausdehnung des Begriffes nach Westen
hin ist damit noch nichts bestimmtes gesagt,
d. h. nichts, was unmittelbar aus den In-
schriften sich selbst ergábe. Auch ergibt
sich daraus noch nicht, ob die Aussprache
Su-ri im praktischen Gebrauche gewesen ist,
so dass wir annehmen könnten, in ihr den
Ursprung von „Syria“ zu finden. Denn
man könnte ja aus den phonetischen Schrei-
bungen bei Nabopolassar und sonst schliessen,
dass man nur Subarü gesprochen habe, dass
Su-ri also eine nicht gebräuchliche sumerische
Lesung gewesen sei.
Für die Aussprache Bon im Sinne einer
im Volksleben gebräuchlichen habe ich auf
die Schreibung Su-u-ra in den armenischen
Inschriften verwiesen t). Meyer bemerkt
darüber nur (S. 469 Anm. 3):
Mit dem Lande Sura, das in den armenischen
Inschriften vorkommt (48, 8. 48, 6. 51, 8. 9 ed. Sayce),
als Teil des armenischen Reiches, hat Suedin offenbar
nicht das mindeste zu tun. Es ist dies aber der
einzige Anhalt, auf Grund dessen Winckler sein Suri
1) Gesch. Bab. Assyr. S. 331 Aum. 33, wo das
Sfra der Vaninschriften dem Begriffe Subart bei
Tiglat-Pileser I. gleichgesetzt ist, und vgl. auch
bereits ebenda 8. 172, wo die ,Hethiter“- Völker
Muski usw. mit Ббгі und dem Vorkommen des
Namens „Syrer“ in Kleinasien in Verbindung gebracht
sind Auf diese Stelle der „Gesch.“ bezieht sich
wohl M. im obigen, die Zusammenhinge, welche
F. I 8. 462. II S. 115ff. entwickelt sind, bertick-
sichtigt er nicht, sonst kónnte er nicht den „einzigen
Grund“ angeben, wie er tut. Denn diese Zu-
sammenhänge, d. h. die sachliche Uebereinstim-
mung, die Einheitlichkeit der Bevölkerungen sind —
vgl. unten — der Hauptgrund. Diese ethnologischen
Zusammenhünge sind dann wieder entwickelt bei
Helmolt, Weltgeschichte ІП 1 S. 110ff., und Messer-
schmidt, Die Hethiter (Alter Orient).
406 (No 8.)
bis nach Kleinasien (Kappadokien) und gar bis nach
Byrien ausgedehnt und die Namen der Syrer und
Leukosyrer топ ihm ableitet.
Die kurze Versicherung, dass etwas
„offenbar“ nicht der iem um bis ich pias
langwierige zusammenbüngende Untersuchun-
sees d Originalurkunden herausgelesen
babe, ist für mich nicht überzeugend. Unter-
sucht hat Meyer die Frage nicht, sonst
würde er gefunden haben, dass Sfra bei
den Kénigen von Urartu nur die Gegend
bezeichnet und bezeichnen kann, welche sie
vor allem den Assyrern abgenommen hatten,
und die wir eben als Subarü-Land іш as-
syrischen Sinne festgestellt haben. Um das
zu igen, muss man aber die Titulatur
der Van-Könige ir ihrer Anlehnung, 4. h.
in ihrer bewussten Gegensätzlichkeit
zu der assyrischen berücksichtigen.
Der erste, der seine Inschriften noch
assyrisch setzen lässt (Sarduris, Sohn Lu-
tipri's), nennt sich Sarru dannu баг kissati
Sar Na’iri, d. h. sein Titel entspricht dem
der assyrischen Könige und setzt Na’iri, wo
diese haben. Das haben die fol-
den beibehalten, nur dass sie mit dem
brauche der einheimischen Sprache statt
Na’iri Biaina setzen: Sarru Dannu Sar al-
gu- i- ni (statt kiššati) Sar Mätu Bi-i-a-in-
na-ne. die Nachfolger in der Regel.
Grössere Erfolge gegen Assyrien hat
von diesen Ispuinis, der Sohn Sarduri's I.
gehabt. Dieser nennt sich in der Kelisin-
Stele Sarru Dannu Sar Mátu Na-ra-u-e
a-lu-si Mátu Su-ra-e a-lu-si Alu Tu-us-pa-e.
Also neben der Hervorsuchung von Na’iri
die Betonung von Sura.
Seine grósste Bedeutung hat der Staat
von Urartu kurz vor Tiglat-Pileser III. ge-
habt unter Argistis und dessen Sohn Sar-
duris II. Der letztere war es, der von
Tiglat-Pileser aus Nordsyrien, wo Árpad sich
ihm angeschlossen hatte, und aus dem Ge-
biete von Kummuh auf dem linken Euphrat-
ufer vertrieben wurde — also aus dem Ge-
biete der ,Subari". Sein Vater Argistis
berichtet (43, 18) Eroberungen am Flusse
Da-i-na-la-ti-(ni-ni) und Bauten in Sura,
und Sarduris nennt sich (47) Sarru alsuini
Sar Mátu Su-ra-u-e Sar Mátu Bi-a-i-na-u-e
Sar Saráni-u-e alüsi Alu Tu-ui-pa-e und (51)
Sarru Dannu Sar al-su-i-ni Sar Mata Su-ra-
u-e Sar Mátu Bi-ai-na-u-e Sar-e bu-la-u-e
alüsi Alu Tu-uS-pa-e.
Da er derjenige war, der das betreffende
Land Assyrien bestritt, da Sura sicher nicht
ORIENTALISTISCHF, LITTERATUR-ZEITUNG.
[August 1907.) 406
zu Urartu gehórt, sondern ein neben diesem
iaina, Малгі) beanspruchtes ist, so folgt
ir mich, dass es eben nicht ein beliebiges
Gebiet war — denn solche werden ebenso
wenig wie die übrigen unterworfenen Lander
von den Urartukönigen in ihren Titeln ge-
nannt — sondern eins, das eine besondere
politische Bedeutung hatte und zwar eine,
welche einen Königstitel verlieh, der Assy-
rien — oder älteren Herren — abgenommen
war. Also Sura der Urartäer ist das uns
beschäftigende Gebiet, das kann ich nur
wieder folgern, wie ich es vor 16 Jahren
gefolgert habe. Armenisches Süra der Van-
inschriften entspricht also genau dem Subaru
oder Subarti der Assyrer. Diese Bezeich-
nungen zu trennen ist daher unmüglich oder
mit andern Worten: wir haben in der einen
Ueberlieferung die ,sumerische* Aussprache,
in der andern die, semitische“ als das gebrüuch-
liche bezeugt, genau so wie der Englander
Germany, der Deutsche Deutschland sagt (vgl.
Sp. 291). Der armenische Brauch erhält aber
seine Erklürung dureh den gleichen der
Hatti. Auch in den Tontafeln von Boghaz-köi
findet sich das Land Su-u-ra erwähnt. Das
Schriftwesen der Urartu-Bevölkeruug hängt
aber mit dem der Hatti zusammen und zeigt
entsprechende Ueberlieferungen. Gehórt doch
Urartu zum Gebiet der ,hethitischen", der
Tesub-Völker.
Damit ist der wahre und ausschlag-
bende Grund berührt, warum einerseits
er Begriff Suri von mir westwärts bis etwa
an den Halys ausgedehnt — selbstverständ-
lich als Gesamtbegriff, immer Einschränkung
in bestimmten politischen Fällen vorausgesetzt
— und andrerseits mit dem Namen „Syrer“
in Beziehung gebracht wird.
Es hat sich uns ergeben, dass er, da,
wo er von den Assyrern eingeschränkt wird,
auf das Gebiet der „hethitischen“ oder Te-
sub- Völker angewendet wird; dass diese Völker
auch vorher den Gegensatz zu den baby-
lonischen bilden; dass die Bezeichnung Süra
bei den Urartéern — dann doch auch im
Sinne der Hatti — sich mit dem assyrischen
Gebrauche deckt, ja unmittelbar darauf Bezug
nimmt. Endlich bilden alle Völker des nórd-
lichen Kleinasien bis westlich an den Halys
tatsächlich eine Einheit. In ältester Zeit
scheint noch kein Hatti- Reich zu bestehen,
dann muss Suri notgedrungen bis hierhin
gereicht haben. Das Bestehen des Hattireiches
mit der Hauptstadt in Boghaz-köi würde aber
ап der ethnologischen Bedeutung des ja
älteren Begriffes auch nichts ändern, sondern
407 (Хо. 8.)
nur ап der zeitweiligen politischen. Vor allem
wird wohl nicht bezweifelt die Einheitlichkeit
aller Völker etwa von der Halysgegend bis
zum Subarf-Lande im assyrischen Sinne und
dann auch bis an die babylonische Grenze
vor dem Emporkommen Assyriens. Die Be-
deutung von Subria, Subarà und Sfra beweist
das und der Zusammenhang mit den Muski,
den schliesslichen Erben der Hatti. Also
ist hier derselbe Begriff — manchmal ein-
coon und manchmal im allgemeinen
inne — auf die Lander mit einheitlicher
Bevölkerung bezogen, welche ebenfalls, wie
wir jetzt aus den Tafeln der Hatti ersehen,
einen einheitlichen Mittelpunkt hatten, also
eine Reichseinheit im babylonischen Sinne
bildeten. Und wenn nun der Name, der eben
die Bezeichnung dafür ist, Süri, sich auch
in diesen Gegenden findet, so wird man ihn
eben vom selben Ursprunge herleiten. Er
findet sich aber für die Bevölkerung des
Pontus und Kappadokiens, also folgere ich
aus alle diesem — und aus dem noch an-
zuführenden —, aber nicht aus einem Gleich-
klange mit einer irgend wie unbekannten
armenischen Landschaft, den Zusammenhang
dieser Benennungen.
Und das, was sich so als vermutliche
Entwicklung des Begriffes ergibt, wird durch
die Begriffsbestimmung, wie sie uns von der
Ueberlieferung gegeben wird, einfach be-
státigt. Um diese zu verstehen, muss man
sich noch eins klar machen: Wir sehen sy-
risch und aramäisch als gleichbedeutend an,
und zeitweise ist tatsächlich „Aram“ unge-
fähr dasselbe wie „Syria“ in allen seinen
Bedeutungen — sei es das eigentliche Sy-
rien, Koilesyrien, Mesopotamia (Syria) usw.
Den Grund hierfür kennen wir auch: Die
Ueberschwemmung dieser Länder durch die
aramäische Einwanderung etwa seit der
ersten Hälfte des 2. Jahrtausends. Seitdem
sind jene Suri-Länder also ebenso. „ara-
mäisch“ geworden, wie sie vorher „hethi-
tisch“ waren. Deshalb ist im gleichen Sinn
Aram = Suri Aber die Uebereinstimmung
ht weiter: das Land Arimi im engern
inne ist zur selben Zeit, wo Subarü von
den Assyrern eingeschränkt wird, auf eben
jene Gegend begrenzt. Es gibt zwar Ara-
mäer überall in Mesopotamien, aber das Land
Arimi, gegen das Salmanassar I. zieht, ist
am Tur-Abdin (Kasiar) gelegen. Also Aram
= Suri (oder Subaru) im assyrischen Sinne.
Aram hat dann dieselbe ausgedehnte Bedeu-
tung ebenso wieder erhalten wie Sfri-Subara.
Denn nach dem Sturze Assyriens war die
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[August 1907.] 408
Bevólkerung des wieder h lten ganzen,
grossen Suri aramäisch, also wieder Aram
= Suri auch im babylonischen Sinne.
Wenn also іп der späteren Zeit Aram
= Syrien erscheint, so ist das einfach ein
anderer ethnologischer, den Verhältnissen
der damaligen Zeit entsprechend, in die alte
Form gegossener Inhalt. Den bessern An-
spruch darauf „Syrer“ oder „Surer“ zu
heissen, hátte das, was icb bis jetzt ,Hethi-
ter^ (als Völkergruppe) genannt habe,
denn in der Tat scheint das der altbabylo-
nische Name für diesen Begriff — die Stamm-
verwandten der Hatti — gewesen zu sein.
Man muss sich nun, um die weitere Ent-
wicklung der Dinge zu verstehen, den ge-
schichtlichen Vorgang vergegenwürtigen. Auf
das Perserreich folgte Alexander mit seinem
Versuche der Wiederbelebung des Welt-
reiches Babylon. Dessen Erben in Ba-
bylonien, die Seleukiden, verfügten tiber die
alte babylonische Ueberlieferung. In ihrem
Auftrage ist die einzige zuverlässige Dar-
stellung altbabylonischer Geschichte und
Kultur, die es wohl in griechischer Sprache
gegeben hat, geschrieben worden, das Werk
Berossus. les, was wir von diesem bis
jetzt nachprüfen können, ist zuverlässig und
erweist wörtliche Uebereinstimmung mit den
Inschriften. Die Ueberlieferung der Seleu-
kiden war also zuverlässig und archivalisch
getreu — was sie auch sein konnte, wenn
man noch Chroniken in Keilschrift führte,
wie die uns erhaltene beweist. Wo wir also
eine Ueberlieferung haben, welche sich jetzt
wieder als mit den alten Tatsachen in Ueber-
einstimmung stehend, herausstellt, da werden
wir sie aus solcher Quelle abzuleiten und
demnach als zuverlüssig anzusehen haben.
Und das trifft zu über das, was diese Ueber-
lieferung über die Ausdehnung des Namens
der „Syrer“ sagt (Strabo 731):
„Es scheint sich der Name der Byrer rüng-
lich (to radawv) zu erstrecken von Babylonien bis xum
Busen von Iasos, und von diesem bis zum schwarzen
Meere. Die beiden Teile der Kappadokier, die am
Tauros und die am Pontoe, hiessen bis jetzt Leuko-
syrer'), als ob es auch schwarze gübe; das sind nām-
lich die ausserhalb des Tauros — diesen rechne ich
aber bis zum Amanos. Die Geschichtsschreiber,
welche von einer syrischen Herrschaft erzählen, wenn
sie berichten, dass die Meder von den Persern, die
Syrer &ber von Medern gestürzt worden seien, meinen
) Die ich als Lukki-Syrer erklärt habe (F. I.
8. 462), da doch wohl der Gegensats der ,weissen
und schwarzen“ nur aus der falschen Etymologie
entnommen ist. Denn man kann nicht an solche
Benennungen von Völkern und Horden (Bussen,
Turkstämme) denken, weil gar nicht gesagt wird,
dass „schwarze Syrer“ als Name sich finde.
409 [No. 8
damit keine andern als die Erbauer der Königs-
burgen von Babylon und Ninive. Zu ihnen gehörte
Ninos, der Ninive in Assyrien (Aturia) gründete und
seine Frau und Nachfolgerin Semiramis, welche Ba-
bylon gründete. Diese aber herrschten über Asien usw.
Der zweite Teil enthält die Erklärung
der ktesianischen Anschauungen, auf welchen
Rücksicht genommen werden musste, da sie
verbreitet waren. Die Verbindung wird her-
tellt durch den Sprachgebrauch, welchen
u-ri oder Subará in der neubabylonischen
Zeit von Nabopolassar bis Nabuna id wieder
hat. Der erste Abschnitt bezeugt das, was
wir aus den Inschriften für die alten Verhält-
nisse selbst entnehmen mussten. Es ist ge-
nau die Bestimmung, welche man auch heute
etwa wieder herstellen würde. Welcher
Grund läge also vor, sie zu verwerfen?
Und wenn man sie verwirft — welche
Erklérungen hatte man dafür? Denn aus
der Entwicklung der gesamten Verhiltnisse
hergeleitete Anschauungen hätten doch wohl
den Anspruch aus gleichen Urspriingen heraus
und unter Begriindung einer andern Auf-
fassung der betreffenden Verhältnisse be-
zweifelt zu werden.
Aus alledem kann ich nur wieder das
gleiche schliessen, was ich bereits daraus
geschlossen hatte: dass der Name Suri von
Babylonien oder von Medien bis etwa an
den Halys gereicht hat, und dass er wieder
aufgenommen worden ist, als der Hellenis-
musaltbabylonische Erbschaft antreten wollte.
Denn das dann unsere Stelle deutlich,
dass hier ein Anspruch auf die Einheitlich-
keit des ganzen Gebietes erhoben wird und
man sucht natürlich unwillktirlich den Grund
zu der Betonung dieser Verhältnisse in der
Zeit, wo die Seleukiden ihr babylonisches
Reich zu einem syrischen gemacht und
das durch die Verlegung der Hauptstadt
nach Antiochia besiegelt hatten. Dabei hatten
sie alle Veranlassung, die alten Suri-Ueber-
lieferungen hervorzusuchen.
Hiermit ist die Aufgabe erledigt aus
dem, was wir in den Inschriften und der
Ueberlieferung finden, die Folgerungen für
den Ursprung des Namens Syrien und sein
Verhältnis zu einem alten Suri zu ziehen.
Anhangsweise mag noch ein Versuch —
also diesmal eine „Hypothese“ — erörtert
werden, den Uebergang von Süri zu Subarü
zu finden. Ich tue es mit Zögern, denn die
Frage wird dadurch auf Gebiete gespielt, wo
nur derjenige noch ein Urteil hat, der in die
engsten Zusammenhänge des Keilschriften-
wesens eingeweiht ist, und schliesslich werden
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[August 1907.) 410
dabei Fragen gestreift, über die noch keine
Klarheit herrscht. Ueber das gegenseitige
Verhältnis „sumerischer“ und „semitischer“
Wortformen zu sprechen, hat seine Bedenk-
lichkeiten und ich lasse mich nur ungern da-
rauf ein, die Lautphysiologie von Sprachen
zu behorchen, welche in ihrem Lautbestand
so wenig festgestellt werden können. Man
wolle also im folgenden die gebräuchlichen
Voraussetzungen gelten lassen und keine
weiter tragenden Folgerungen für strittige
Fragen daran knüpfen.
Ich habe bisher gesagt, dass Suri die
„sumerische“ Aussprache für Subartu sei
und die rein geschichtlich - geographische
Frage ist damit so ziemlich erledigt. Eine
andere aber ist, ob nicht noch ein Zusammen-
hang zwischen beiden besteht, denn — da
das t der Endung ausscheidet, so wäre sehr
wohl denkbar, dass eine Form Sûr aus einem
Subr entstanden wäre, also die „jüngere“
Form gegenüber einer älteren darstellte, also
das was man gewöhnlich den jüngern Dia-
lekt des Sumerischen zu nennen pflegt.
Das Wesen der Keilschrift, wie der
ganzen babylonischen Wissenschaft, beruht
nicht auf Eindeutigkeit, sondern Vieldeutig-
keit. Das Wortspiel ist der Inbegriff dieser
Weisheit. Die Ausführungen darüber muss
man durchgedacht haben, wenn man auch
das folgende richtig würdigen will. Es ist
sehr wohl möglich, dass neben Su-ri, wenn
dies die „jüngere“ Form war, auch eine
andre der vorauszusetzenden „älteren“ näher-
stehende möglich und dann gebräuchlich war.
Also genau wie man SA „sumerisch“ gar
und dialektisch mar las, oder das SI = Auge
ige oder ide, so ,sumerisch^ Subr statt
dialektisch Sfri. Die weitere Entwicklung
hätte dann einfach an beide Formen an-
geknüpft.
Die dazu nötige Lesung und damit
eine „sumerische“ Form Su-bir für Su-EDIN
hat Thureau-Dangin!) nachgewiesen, denn
Brit. Mus. 93042 (C T 12, 27) hat gehabt:
bi-ir E[DIN . ...
e-din EDIIN .....
Das Zeichen edin hatte also auch den
Lautwert bir und man kann lesen Su-bir.
Damit haben wir den Uebergang zu den
beiden andern in den Listen?) überlieferten
Schreibungen Su-gir (Sépu!) und Sa(!)-gir.
Der Uebergang wird einerseits in „sumerisch“
g = ,dialektisch* m (v), andrerseits in dem
1) In
» II
ersönlicher Mitteilung.
50, cd. 49, 60; V R 16 ab 17, 18.
411 (Ко. 8.)
Lautwert bar!) von nir, gir gefunden werden.
Der weitre zu Sür ergibt sich dann aber
ebenfalls ohne Schwierigkeiten, denn wir
hatten eine gleiche Erscheinung wie in gir
(ardu)-ra (Diener und Gottesname) zu eri
oder uru (Pestgott).
Auch das Subria oder Supria Assur-
nasirpals und Assarhaddons ist unter diesem
Gesichtspunkte zu betrachten. Es hat eine
eigne, freilich noch nicht klare Bewandtnis
mit dem pi der Mitanisprache, das man weder
als p noch als w anzusehen wagt und das
doch beide Т::бепвсһайеп vereinigen muss.
Wenn man noch den Lautwert w von PI
dazu nimmt, so hat man wohl die Zusammen-
hänge im Sinne der babylonischen Weisheit,
wenn auch nicht die Erklärung. Man wird
sich vorzustellen haben, dass Uebergänge
von ph, bh (f) zu v vorliegen und dass PI
sowie dieb-Zeichen (ib usw.) verwendet wurden
wie lateinisch v (= v und u), mitanisch ip-
ri = urartüisch e-u-ri).
Nur angedeutet werden können einige
weitere Beziehungen, die in die babylo-
nischen Weltvorstellungen hinübergreifen
und nur in grösserem Zusammenhange völlig
klar gestellt werden können. Was von den
Ländern, gilt auch von der Welt und von
den Tempeln. Es gibt ein kosmisches Subarü
und es gibt darum auch ein Subar in den
Tempeln, die jede ein kleiner Kosmos sind.
Die Beschwörungsformeln?) bringen den
aSipu in Zusammenhang mit „Eridu und
Subaru“: „Ich bin der Wipu, der іп Eridu
geboren ist, der in Eridu und §u-ba-ri ge-
zeugt ist, bin ich". Der àsipu ist der Arzt
oder er ist Marduk, der in die Unterwelt,
zu Ea hinabgestiegen ist, um mit Eas Wissen
— der ,Formel^ — ausgerüstet wieder zu
erscheinen. Es ist das Bild des wieder er-
erstehenden Neumonds, der die Macht der
Finsternis besiegt. Also ist Eridu = Unter-
welt und $ubari muss doch wohl in Zu-
sammenhang damit stehen.
Aus Eridu entsteht die Welt, іп ihm
wurzelt also das „Paradies“. Su-bar-tu wird
auch = hu-bur gesetzt); dieses ist im Schöp-
fungsepos (mumu hubur) = tiamat also =
Unterwelt oder Finsternismacht. Subartu ist
Mesopotamien, in Mesopotamien, liegt eins
der bet-Eden. Suri liegt „binten* d. h.
1) Jensen in ZAI. 196; Br. 9179.
3) CT 16,6, 238—41.
*) IIR 50.51; V 2 16, 19 (1. hu-bur). Vgl. zum
obigen die Ausführungen von Jensen in K B VI 1
S. 307, wo aber ohne Anschauung vom Weltbilde und
seinen Zusammenhüngen gesprochen wird.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[August 1907.] 412
östlich — nach der Weltrichtung, welche
vor Marduk regiert — ев gehórt also der
Unterwelt an, insofern Nord und West die
Oberwelt nach dieser Kibla darstellen.
Subárü (nisbe!) bedeutet bei Sargon und
Salmanassar П. die Abhüngigkeit (also ,Mi-
nisterialen^) von den Heiligtümern und dem-
gemäss heisst es:
sabi zunuti Anu о Bel u Ea iláni rabuti АБЫ ša-
mé u irgiti ina pubri-&u-nu zu- ba- ra- zu- nu ukinu:
Diese Leute, Anu Bel und Ea, die grossen Götter,
welche Himmel und Erde bewobnen, bestimmten in
ihrem Rate deren Dienstbarkeit.
Also ist Subaru — Dienstbarkeit — Ab-
hängigkeit usw., das Subaru-Land ist das Land
der Sklaven oder Diener, am Himmel oder
im Kosmos ist es die Unterwelt oder das
Reich der Finsternis. Also liegt hier die
leiche Anschauung zu grunde, welche in
E biblischen Verteilung von Sem, Ham und
Japhet (Dreiteilung mit Einschiebung von
Kanaan, sodass es Vierteilung wird), Ham
den Vertreter der Uzterwelt zum Diener
macht t).
Der Mond als Symbol der Auferstehung
und Unsterblichkeit auf pannonischen
Grabsteinen.
(Einfluss orientalischer Weltanschauung auf den
Okzident).
Von Ed. Mahler.
Im Jahre 1901 kam die Altertumsabteilung
des Ungar. Nationalmuseums in den Besitz
eines zu Csabánka im Pester Komitat gefun-
denen rómischen Grabsteines, dessen oberster
Rand abgebrochen ist und der oberhalb der
4-zeiligen Inschrift, die uns Nachricht gibt,
dass es der Grabstein eines im Alter von
10 Jahren gestorbenen Mädchens namens
Nemoratta war?), folgende eingravierte Zeich-
nung (Fig. 1) tragt:
Ganz dasselbe Motiv fand sich a&uf einem
andern, bereits vor vielen Jahren ins Ungar.
Nationalmuseum gebrachten Grabsteine vor,
den man der Comiumara, einer im Alter von
36 Jahren gestorbenen Frau setzte®). Bei
1) ASO. 8. 20.
) Corpus Inscript. Latinarum, III, 10571.
D ibd. 3690.
418 (Ко. 8]
dem primitiven Charakter, welcher der
ganzen Ausführung dieser Steine anhaftet,
ist es nur natürlich, dass man in der halb-
kreisfórmigen Linie und den beiden darunter
sich befindenden rechtwinkeligen Figuren
Torquets und Hánde einer in primitiver Weise
ausgeführten menschlichen Figur vermutete,
deren Kopf wahrscheinlich auf dem fehlenden
Rande in gleichfalls primitiver Weise durch
ein paar eingravierte Linien angedeutet war t).
Nun ist aber vor etwa fünf Monaten die
Sammlung des Ung. Nationalmuseums mit
zwei zu Csákberény (Com. Fejérvár) gefun-
denen Denkmalsteinen bereichert worden, die
dieses Motiv in etwas anderem Lichte er-
scheinen lassen. Der eine Stein ist der Grab-
stein eines im Alter von 60 Jahren ge-
storbenen Mannes, dem seine Tochter den
Grabstein errichten liess. Oberhalb der acht-
zeiligen Inschrift?) die uns dies berichtet,
ist folgende Zeichnung eingraviert (Fig. 2):
«У
E d
Da ist es also nicht mehr ein Stiick eines
Kreisringes, sondern eine Mondsichel. Auch
ist auf dem Steine oberhalb jener in Betracht
gezogenen Figuren noch geniigender Raum
für etwaige Darstellungen, und dennoch ist
nicht die geringste Spur von irgend einer
Zeichnung oder eingravierten Linien zu ent-
decken, die eventuell den Kopf der darzu-
stellenden menschlichen Figur darstellen
sollten. Auch die beiden rechtscheitartigen
Figuren sind etwas schärfer dargestellt. Dass
diese aber nicht die vielleicht nur in primi-
tiver Weise dargestellten Hinde einer mensch-
lichen Figur sein kónnen, lehrt der zweite
zu Csákberény gefundene Stein. Da ist ober-
halb der fünfzeiligen Inschrift’), welche uns
Nachricht gibt, dass es der Grabstein einer
im Alter von 30 Jahren gestorbenen Frau
namens Sibulla war, das gar nicht schlecht
ausgeführte Reliefbild der Verstorbenen in
Form eines Medaillons angebracht, und erst
über demselben befinden sich die zwei
rechtwinkeligen Figuren, die wir auf dem
frühern Steine unter der Mondsichel und auf
1) Joseph Hampel, Ókori világ Magyarhonban.
(Jelentés a Magyar Nemzeti Mázeum 1906. évi álla-
potáról. Budapest 1906) p. 222—223.
Diese lautet: DM | ONVLDI. FI | AN. LX |
LVBACOI | VGEVIM | BRIFILIA. | AN L F PAT | RI.
) Diese lautet: SIBVLLA | IOPARI. FI} | ANNO-
RVM | XXX TITVLVS | POSITVS |.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[August 1907.] 414
den beiden eingangs erwähnten Steinen
unterhalb des halbkreisfórmigen Ringes sehen.
Es ist also völlig ausgeschlossen, dass
dies die Hände einer in primitiver Weise
entworfenen menschlichen Figur sein können.
Dann dürfte aber auch die Erklärung für
den andern Teil der Darstellung (betreffend
den halbkreisformigen Ring oder die Mond-
sichel) nicht mehr haltbar sein; da muss
nach einer andern Erklärung für die ent-
worfenen Figuren gesucht werden. Und ich
glaube, dass wir uns viel mehr der Wahrheit
nähern, wenn wir die Annahme zulassen,
dass jene halbkreisförmigen und sichelartigen
Figuren, denen wir auf den betrachteten
Grabsteinen begegnen, die Mondsichel dar-
stellen, also den Mond zur Zeit des
Neulichts, und dass dies ein Symbol —
und zwar ein schönes und tiefdurchdachtes
Symbol — der Auferstehung und des
Wiedererwachens nach dem Tode sei.
Die Römer hatten ja so manches aus dem
Kulturleben des Orients übernommen. Ich
erinnere bloss als Beispiel an den Serapis-
Dienst, der nichts anderes war als eine Ver-
schmelzung des Osiris- und Apiskultes der
Aegypter und der — wie dies Erman erst
vor kurzem !) nachgewiesen hat — noch im
V. Jahrhundert auch von den Germanen ge-
übt wurde. Auch der römische Mithraskultus,
den wir zur Genüge auch in Pannonien vor-
finden, war orientalischen Ursprungs.
Und dabei muss bemerkt werden, dass die
Römer schon lange den Kultus von Isis und
Serapis ausübten, als ihnen die Mysterien
des Mithras noch fremd waren. Die ältesten
lateinischen, dem Mithras geweihten Wid-
mungen stammen aus der ersten Hälfte des
2. Jahrhunderts. Auch waren die Orientalen
in den römischen Truppen, besonders in den
Hilfstrappen, sehr eich, und daher
kommt es zunächst, dass in der Religion der
Römer, insbesondere in dem Kult der Luna,
Juno, des Sol und Mithras das orien-
talische Element sich geltend macht?) Die
Grundlage des religiósen Kultus war aber
hier eine astrale. Sonne und Mond waren
in ihren Erscheinungen himmlische Ab-
bildungen vom irdischen Leben des Menschen.
Die Morgensonne und auch die Sonne zur
Zeit des Wintersolstitiums, ebenso aber auch
der neue Mond repräsentierten das neu-
geborne Kind; das erste Mondviertel (also
der Halbmond) und auch die Sonne im Früh-
1) Zeitschrift für Agypt. Sprache u. Altertums-
kunde XLII, 110.
3) Vgl. auch Hampel, Arch. Értositó XXVI, 238.
415 No. 8]
lings&quinoktium entsprachen dem Jünglings-
alter; der Vollmond und ebenso die Sonne
im Zenith und die Sonne zur Zeit des
Sommersolstitiums waren der gereifte Mann
in der Vollkraft seines Lebens und Wirkens;
die Sonne im Herbstäquinoktium und der
Mond im letzten Viertel entsprachen dem
Menschen im Greisenalter, wührend endlich
der Sonnenuntergang und ebenso die wahre
Konjunktion des Mondes oder der wahre
Neumond als Bilder des Auslóschens der
letzten Lebenskraft oder als Symbol des
untergehenden Lebens des Menschen erachtet
wurden. Insbesondere waren es die Phasen
des Mondes, in denen der Mensch — und im
Altertum eher als heute — ein Abbild seines
eigenen Lebens erkannte. Doch wenn auch
die Sonne abends untergeht, am folgenden
Morgen erscheint sie in neuem Glanze wieder;
und wenn der Mond zur Zeit der wahren
Konjunktion erlischt, nach wenigen Tagen
kommt er als Neulicht wieder zum Vorschein.
Und so gab man das Bild der fliegenden
Sonne oder das der Mondsichel auf den
Grabstein, um in sinnlicher Weise auf das
Wiedererwachen zu neuem Leben anzu-
spielen: wie der Mond, der zur Zeit der
Es erloschen ist, nach kurzer Zeit
wieder als Neulicht erscheint, so wird auch
der Hingegangene einst zu neuem Leben
wiedererwachen.
Und der Glaube an die Unsterblichkeit
der Seele war auch den Römern nicht fremd.
Sicher ist, dass die Gläubigen des Mithras,
sowie die der Luna und des Sol an die
Auferstehung der Toten glaubten!) Und
eben, weil dem so ist, finden wir unter dem
Bilde der Mondsichel noch zwei einander zu-
ekehrte rechtscheitartage Abbildungen, also
2
ы ist dies die symbolische Darstel-
lung des Himmelstores. Aufgang
der Gestirne (also auch der der Sonne und
des Mondes) war nach Auffassung des Alter-
tums ein Eintreten dieser Weltkörper in die
Himmelsregion durch das óstliche Himmels-
tor. Der
Heraustreten derselben aus der himmlischen
Region durch das westliche Tor und ein
Herabsteigen in des Reich der Unterwelt.
Und somit bedarf es wohl nicht vieler Worte,
um das auf den Grabsteinen entworfene
Bild Fig. 2 seiner vollen Bedeutung nach
erklären zu können. Ев sollte damit die
Einkehr des Verstorbenen in das
1) Vgl. Rosoher, ausführl. Lex. d. griech. u. rom,
Mythologie II, 8055. uo & %
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
ntergang der Gesürne war das .
[August 1907.] 416
Himmelreich symbolisch zur Darstel-
lung gelangen.
Es ist vielleicht auch von einigem Inter-
esse, wenn ich auf ein Analogon hinweise,
das auf den Denkmälern der Aegypter gar
nicht selten ist. Da wird der Horizont
durch die Hieroglyphe (О) ausgedrückt,
welche eigentlich ein Emporsteigen er Sonne
aus den Bergen oder ein Hinabsteigen der
Sonne zwischen die Berge ausdrückt. Von
da zur Gruppe ГО; und һО, oder
umgekehrt ist wohl nur ein Schritt. Und was
fiir die Sonne galt, musste natiirlich auch fiir
den Mond seine Giiltigkeit erlangen und 80
entstand das Bild Fig. 1 und 2. Berührungs-
punkte zwischen Orient und Okzident gab es
schon in vorchristlicher Zeit in reichlichem
Masse, und als Folge davon zeigen sich bei
den Griechen und Römern gar viele Kultur-
elemente, welche diese Völker von denen
Vorderasiens oder Aegypten übernommen
haben. Für gewisse Erscheinungen, die sich
nicht auf Erden, sondern am el ab-
spielen, ist es gar nicht notwendig, an eine
ebernahme des einen Volkes vom andern
denken zu müssen. Diese sind in einer allen
Völkern gleichmässig zugänglichen Sprache
und Schrift am Himmel vermerkt und können
sonach von jedem Volke in voneinander
völlig unabhängiger Weise vom Himmel
direkt abgelesen werden. Aber wenn wir
dies für den vorliegenden Fall gar nicht
elten lassen wollen und eine Entlehnung
ür möglich oder gar notwendig halten, ist
es auch nicht schwer, den leitenden Faden
zu finden. Heute wissen wir bereits, dass
wir in mehr denn einer Beziehung den Ur-
sprung griechischer oder römischer Kultur-
erscheinungen (und jener Europas überhaupt)
im Orient zu suchen haben. Mancherlei
Fäden verknüpfen diese Kulturen unterein-
ander. Schon in frühester Urzeit bildete die
Landenge vonSuez die Volkerbrücke zwischen
Afrika und Asien. Früh, lange bevor die
Hyksos im Nildelta sich niederzulassen ver-
suchten, haben ganze Völkerscharen ihre
Urheimat in Asien verlassen und sind, ihren
Weg iiber die Landenge von Suez nehmend,
im Niltale eingebrochen. Vor allem gilt dies
von den Aegyptern selbst, von denen wir
heute wohl wissen, dass sie nicht
autochthon waren in Afrika. Ebenso war
wieder Vorderasien ң geg vere u
Kriegszüge ägyptischer Könige, die dann
ihre Machtsphäre bis nach Naharina oder
417 (Ко. 8.)
das Zweistromland einerseits, und nach Klein-
asien anderseits erstreckten. Bekannt sind
die langjührigen Zwistigkeiten zwischen den
Chethitern und den Aegyptern, denen nur
ein zwischen Ramses II. (dum grossen Pharao
des 16. Jahrhunderts v. Chr.) und dem
Chethiterfürsten abgeschlossener Vertrag ein
Ende machte, Unter den Seevölkern, die
als Verbündete der Chethiter Palästina und
А ten heimsuchten, führen die Inschriften
auch die Joner an. Auch steht fest!) dass
den Libyern, gegen die Mernephta im 5. Jahre
Beiner ierung zu Felde ziehen musste,
neben den Ly kern noch die Akaivas (жоі),
die Turs 5 und die Sardin, von
denen ein Teil später Sardinien besiedelte
und benannte), als Bundesgenossen zur Seite
standen. Dies alles hatte zur Folge, dass
in Kleinasien nicht nur verschiedene Völker-
stämme, sondern auch verschiedene (insbe-
sondere tische) Kulturzustände vertreten
waren. lese verbreiteten sich von hier
nach Kreta und von d& nach Griechenland.
So sind schon in früher, mykenischer Zeit
also etwa um die Mitte des 16. Jahr-
underts v. Chr.) oo Sitten and Ge-
bräuche nach Griechenland getragen worden.
Um die Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr.
wurde der Verkehr zwischen Aegypten und
Griechenland ein enger. Psammetik, der
Stifter der 26. Königsdynastie, hatte nur
mit Hilfe von jonischen und karischen Miet-
truppen den Thron Aegyptene gewonnen und
das in der Nähe des Meeres gelegene und
daher für die griechisch-persischen Fremd-
völker leicht gliche Sais zur Hauptstadt
gewählt. Den karischen und jonischen Miet-
truppen wurden ausgedehnte Ländereien an-
provo und Psammetik trat in Handels-
iehu zu den Griechen. Von da an
wurde n der Hellenismus mächtig in
Aegypten, aber anderseits wurde auch iigyp-
tische Kultur nach Griechenland verpflanzt.
Und so ist es sehr leicht möglich, wenn
auch nicht notwendig, dass in der astralen
Bedeutung der
tische Motive sich wiederspiegeln. Ich sage
mit Absicht: „wenn auch nicht notwendig“,
da es — wie ich bereits oben bemerkte —
bei gewissen Erscheinungen, die direkt vom
Himmel ablesbar sind, nicht notwendig ist,
eine Entlehnung des einen Volkes vom andern
Volke voraussetzen zu müssen.
1) Hommel Fr., Grundriss der Geographie und
ichte des alten Orients I, 98, |
3) Ља. Anm. б.
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
griechischen Götter und der
Religion Griechenlands insbesondere ügyp-
[August 1907.] 418
Und .ganz solchermassen lässt sich der
orientalische Einfluss auf die rómischen
Kulturverhültnisse erklüren. Ist es doch
eine allseits anerkannte Tatsache, dass in
der römischen Mythologie fremde Elemente
vorkommen, die auf die Etrusker (die Turs
der ägyptischen Quellen!) und in letzter
Linie auf Kleinasien, die frühere Heimat der
Etrusker, zurückgehen. Damit ist aber auch
schon der Faden gefunden, der vom Orient
nach Mittelitalien führt. Wir brauchen aber
nicht soweit zurückzugreifen. Die Aus-
ehnung der römischen Weltherrschaft über
Afrika und Vorderasien brachte es mit sich,
dass die Religion der Römer sich allmählich
zu einem t verschiedener Götter-
systeme und gottesdienstlicher Gebräuche
tete. So wie durch Numa Pompilius
zu dem ursprünglichen lateinischen Elemente
sabinische und etruskische Gottheiten und
Gebrauche hinzugetreten waren, die dann
durch die Tarquinier mit hellenischen An-
schauungen verschmolzen wurden, so sind
im 1. Jahrh. v. Chr., nachdem bereits Asia,
Cilicia, Bithynien und Syrien römische Pro-
vinzen waren und Kappadoxien, Co ne,
Kleinarmenien und Palüstina die rómische
Oberherrschaft anerkannt hatten, nicht allein
durch das Heer, sondern auch durch den
Handelsverkehr orientalische Kulte verbreitet
worden. Als nun auch (30 v. Chr.) Ae
ten eine rómische Provinz geworden,
begann der orientalische Gestirndienst, ins-
besondere jener der Sonne und des Mondes,
&uch in Rom einzudringen und hat sich all-
mählich über das ganze römische Reich ver-
breitet.
So erklärt es sich, dass wir auch in
Pannonien Denkmäler haben, die in den
ae des orientalischen Götterkultus ge-
ören.
Erst vor kurzem erhielt das Ung. Na-
tionalmuseum eine ganze Gruppe von Steinen,
die uns den Gestirnkult veranschaulichen
und insbesondere einige astrale Elemente des
einst in Pannonien geübten Kultus vor Augen
führen. Einen schönen Beitrag zur Recht-
fertigung dieser Anschauung liefert ein Stein,
der im Oktober 1906 auf der Puszta Somodor
(Komorner Kom.) ausgegraben und im Juni
l. J. ins Nationalmuseum gebracht wurde.
Hier ist im oberen Teile des Steines ein
Kreis eingraviert, unter diesem eine mond-
sichelartige Figur und unter dieser wieder
ein dem früheren kongruenter Kreis. Пав
ganze zeigt folgende Anordnung: |
1) ibd. pag. 63.
419 (Ко. 8]
Da kann wohl sind hier die drei
kaum an eine pri- grossen Welt-
mitive Darstel- korper: Erde,
lung einer MondundSonne
menschlichen Fi- veranschaulicht,
nicht aber etwa
deshalb, uin den
gur gedacht wer-
den. Hier ist KL
ganz gewiss ein
Gegensatz der
astrales Bild dar- beiden Reiche(des
gestellt, dessen irdischen als das
Bedeutung viel- derUnterweltund
leicht gar nicht des himmlischen
so schwer zu ent- als das der Selig-
raten ist. Es keit) zum Aus-
drucke zu bringen, sondern um die Stetig-
keit des Weltreiches und den innigen Zu-
sammenhang zwischen Erd- und Himmelreich
auszudrücken, um gleichsam darzustellen,
dass es zwischen diesen beiden Reichen keine
Zwischenscheide gebe, dass also Himmelreich
und Erdenreich ein ganzes bilden und sonach
das Scheiden vom irdischen Dasein oder der
Tod nur ein Hinübergleiten von der irdischen
in die himmlische Sphäre sei. Es ist also
hier der Glaube an die Unsterblichkeit der
Seele oder die Unendlichkeit der Zeit durch
ein astrales Bild — wenngleich in primitiver
Ausführung — zur Darstellung gebracht.
Dasselbe Motiv finden wir auf zwei anderen,
gleichfalls auf der Puszta Somodor gefun-
denen Grabsteinen; sie bildeten die Längs-
seiten eines Steingrabes, das dem 4. Jahr-
hundert n. Chr. angehörte, und müssen so-
nach einer viel früheren Generation — aus
vielfachen Gründen dem 1. Jahrh. n. Chr.
— апреһбгеп. Den einen derselben!) hat
Lafitus seiner im hochbetagten Alter ge-
storbenen Mutter Vinedia Germana ge-
setzt. Der Stein ist mehrfach beschädigt,
aber sowohl die Inschrift, als auch das im
oberen Felde angebrachte Relief, das uns
die Mondsichel mit darüberstehendem Stern
— oder Sonnenbilde veranschaulicht, sind
ziemlich gut erhalten.
O
24
Das Reliefbild erinnert ganz an die Dar-
stellung, die auf der Reversseite mehrerer
Münzen angebracht ist?) Es ist dies um
1) Dessen Inschrift lautet: Vinedia | Germana
Aln](norum) | LXXXX Lafitu[s] | f (ilius) t (itulum)
P (osvit). —
2) Vgl. Gobl Ödön: Szarmata érmek a római
császárság korából (Sarmatische Münzen aus der
Zeit d. röm. Kaisertums); Numism. Közlöny III.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-Z EITUNG.
achtete,
[August 1907.] 420
so lehrreicher und interessanter, als die be-
treffenden Münzen Amulette sind, die auf
der einen Seite rohe Kopien von Kaiser-
köpfen tragen, die sonst auf Münzen aus
dem 3. und 4. Jahrhundert vorkommen,
auf der andern Seite das Bild von Mond
und Sternen, wie wir es auf dem Grabsteine
der Vinedia vor uns haben. Nachdem aber
— wie dies bereits Herr Gohl!) hervorge-
boben hat — das Bild von Mond und Stern
auch auf griechischen und römischen Münzen
und zwar sowohl auf denen aus der Zeit
der Republick als auch auf jenen der Kaiser-
zeit vorkommt, so müssen wir dieses Motiv
nicht gerade als ein nur dem 3. und 4.
Jahrhundert angehörendes Element ansehen.
— Eine nach grössere Aehnlichkeit mit dem
auf den Münzen entworfenen Bilde zeigt der
zweite Stein, der Grabstein der Madena,
Tochter des Las cius, die im Alter von 60
Jahren das Zeitliche gesegnet hat?). Das
oberhalb der Inschrift befindliche Relief zeigt
insofern eine Abweichung von dem des
früheren Steines, als oberhalb der Mondsichel
nicht wie früher eine, sondern drei Kreis-
flächen sichtbar sind, wodurch die Aehnlich-
keit mit dem auf den Münzen entworfenen
Bilde eine noch grössere und schärfere ist.
Eine Frage bleibt noch zu erörtern übrig.
Die erwähnten Denkmalsteine gehören näm-
lich, wie dies die auf denselben vorkommen-
den Personennamen lehren, nicht Römern,
sondern Kelten an. Es fragt sich nun, ob
wir solche Motive, wie die hier erörterten,
auch den Kelten, die ja Barbaren waren,
beilegen können? Da ist vor allem zu be-
denken, dass der Ausdruck „Barbare“ nicht
in dem uns geläufigen Sinne zu nehmen ist,
denn ethnologisch kann ein Volk wohl ein
Naturvolk sein (zum Unterschiede von
Kulturvolk), niemals aber Barbare. Und
dann dürfen wir nicht ausser acht lassen,
dass es keiner allzu hohen Kulturstufe be-
darf, um Beziehungen, wie die hier ent-
worfenen, dem Himmel ablesen zu können.
Der Mensch sieht, dass man zuerst ein Kind,
dann ein Jüngling, endlich ein Mann in der
Vollkraft seines Lebens, dann wieder ein
Greis wird und schliesslich das Zeitliche
segnet. Gleiche Verhältnisse zeigt der Mond
in seinen verschiedenen Phasen, die man im
Altertum — eben mangels anderer Zeitbe-
stimmungsmethoden — viel genauer beob-
als dies heute der Fall ist. Und
% Ibd.
*) Die Inschrift lautet: Madena | Lasci f (ilia) |
an (norum) LX h (ic | sit (a) est fil (ius) | p (osuit)
t (italum) m (emoriae).
421 [No. 8.)
endlich dürfen wir nicht vergessen, dass,
wenn auch die betreffenden Personen, denen
die hier in Betracht gezogenen Grabsteine
gestellt worden sind, Kelten waren, so waren
sie um diese Zeit doch schon ganz in den
Sitten und Brüuchen sowie Kulturanschau-
ungen der Romer aufgegangen. Am besten
zeigen dies die Inschriften auf den Grab-
steinen selbst, denn diese sind in Schrift und
Sprache der Römer abgefasst. Wenn wir
es also auch mit Kelten und nicht mit Voll-
blutrómern zu tun haben, so waren ihre
Sitten und Kulturgebráuche schon ganz
rómische. — Und wie die Rómer zu den
astralen Anschauungen des Orients gekommen
sind, ist des Nühern bereits erórtert worden.
Die betrachteten Grabsteine sind also
von grósster Bedeutung, auch schon deshalb,
weil sie einen schönen Beitrag liefern zur
Erweiterung unserer Kenntnisse über die
Kosmologie und die religiósen Anschauungen
im 1. Jahrhundert unserer Zeitrechnung.
Budapest im Mai 1907.
Nachtrag.
Eben war ich bereit, den vorliegenden
Artikel an die Redaktion der OLZ. abzu-
schicken, da erhielt ich von der Hinrich'schen
Buchhandlung eine kleine Broschüre im Auf-
trage des Verfassers zugestellt, die den
Titel führt: „Die Panbabylonisten. Der Alte
Orient und die Aegyptische Religion. Von
Alfred Jeremias". Ich habe dieselbe natürlich
mit grósstem Interesse gelesen und möchte
hier — ohne der näheren Besprechung, die ich
diesem „im Kampfe um den Alten Orient“
verfassten Schriftchen demnächst gerne
widmen will, vorzugreifen — zwei Sätze aus
demselben zitieren, die mit unserem Gegen-
stande in innigstem Zusammenhange stehen.
Auf pag. 29: ,Der Mond, der nach drei
Tagen aus der Unterweltmacht hervorbricht,
ist Auferstehungsgestirn.^ Pag. 59: ,Der
Mond ist also auch hier, wie in Babylonien,
Auferstehungsgestirn*. Mahler.
Ber Ausgang der Perserherrschaft in
Aegypten.
Von W. Max Müller.
W. Spiegelberg hat soeben eine neue
Publikationsserie mit einer hóchst bedeut-
samen Arbeit eingeleitet: Schriften der wissen-
schaftlichen Gesellschaft in Strassburg, No. 1
(der Papyrus Libbey, ein ägyptischer Heirats-
vertrag, 12 S., 3 Lichtdrucktafeln, 4 9, Strass-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(August 1907.) 422
burg, Trübner 1907. Ich füble mich ver-
pflichtet, darauf sofort aufmerksam zu machen.
Der unermüdliche Strassburger Gelehrte
hat sich Photographien eines nach Amerika
(Toledo, Ohio) verschleppten Papyrus!) ver-
schafft und demselben ein wichtiges historisches
Resultat entnommen. Es ist ein demotisch
geschriebener Heiratsvertrag, datiert: „Jahr 1,
Monat 3 des Pharao Hbb3“, also des von der
sogenannten Satrapenstele (Brugsch, AZ. 9,
1871, 1; Mariette, Monuments divers, pl. 14)
und seinem Apissarkcphag des Serapeums
bekannten Rebellen gegen die persische Herr-
schaft Chabebsch(a) Chabsch(a). Das Schrift-
stück ist, wie der Herausgeber scharfsinnig
bemerkt hat (S. 3), von demselben Notar
unterzeichnet, der auf einem Aktenstück vom
Jahr 9 Alexanders des Grossen erscheint;
der sehr ungewöhnliche Vatersname sichert
die Gleichheit der Personen. Damit fällt
aber die Zeitbestimmung des Chabebsch, auf
die alle Aegyptologen sich schliesslich ge-
einigt hatten, nämlich, dass er der Führer
der Herodot 7, 5, 7 erwähnten Revolution
gegen Darius I. gewesen sei und Xerxes
bald nach dessen Thronbesteigung (486 v. Chr.)
unterlegen wäre). Zwischen 324 v. Chr. und
486 ist der Zeitraum natürlich zu gross. Sp.
stellt auch fest, dass die etwas dunkel ab-
gefasste Satrapenstele den Chabebsch und
Xerxes nicht klar als Zeitgenossen nennt,
vielmehr so zu verstehen scheint, dass „der
Frevler Hérys“, den die Götter zur Strafe
für seine Einziehung eines Tempelgutes „aus
seinem Palaste vertrieben mit seinem ältesten
Sohne“ dem Chabebsch, (nicht dem Vizekönig
Ptolemäus, wie man zuerst meinte!) als war-
nendes Exempel von den Priestern vor-
gehalten wird, also vor Chabebsch gelebt hat).
Diese Angabe der Satrapenstele erklärt Sp.
durch Verwechselung von Xerxes und Arta-
xerxes, die unter den Griechen öſter belegbar
ist. Demnach sei „jener Frevler^ Arta-
xerxes III., Ochus, der ja bekanntlich gegen
Aegypten sehr streng verfuhr und mit seinem
ältesten Sohne von Bagoas ermordet wurde.
Chabebsch sei also nach Ochus’ Tod, 339
v. Chr., anzusetzen‘).
1) Entgegen der Angabe über Erwerbung in Luxor
(Vorwort) wurde mir im letzten November von dem
bekannten Händler Ralph Blanchard in Kairo erzählt,
dass er Mr. Libbey den Papyrus verkauft babe.
*) So Wiedemann, Gesch. Aeg. von Psammetich I.
usw., S. 246; Gesch. Aeg. 685; E. Meyer, Gesch. Aeg.
392; Maspero, Histoire ІП 715; Petrie 368 usw.
3) Nach Wilcken's Vorgang, AZ. 35, 80.
4) S. 5 u. 6, daneben 341 oder 342 als obere
Grenze genannt, was nicht zu Sp.'s Theorie stimmt,
also lapsus calami ist.
423 [No. 8.)
Dass die betreffende chronologische Ап-
gabe der Sa*rapenstele nicht in Ordnung ist,
versteht sich, aber die griechische Analogie
scheint mir hiernichtzugelten. DieVermengung
der zwei Namen ist doch nur dem Fremdnamen
in untibertrefflich „klassischer“ Weise verhun-
zenden Griechen möglich, dem zudem Xerxes
als typischer Popanz und Grosskönig gilt.
Bei den Aegyptern fallen beide Entschul-
digungen für ein Zusammenwerfen von Chsch-
ane () und Artachschatra d) weg. Wir
aben also in der Satrapenstele einfach einen
ganz unentschuldbaren Schnitzer, der in be-
dauerlichster Weise uns zeigt, was selbst in
einem so bedeutenden Tempel wie dem von
Buto an Geschichtskenntnissen vorhanden
war. Indessen mag es weniger der Mangel
an Geschichtsbüchern gewesen sein, als die be-
kannte, liebenswiirdig-leichtsinnige Aegypter-
art. Geschichtswerke in unserem Sinn hatte
man im Tempel von Buto natürlich keine,
aber sicher Kónigslisten, um Datierungen von
ülteren Dokumenten einigermassen zu kon-
trolieren. Die nachzuschlagen, um den
Chabebsch in die persischen Fremdherrscher
einzufügen, war der mit der Ábfassung einer
so wichtigen Inschrift betraute Hierogrammat
zu faul Offenbar rechnete er gar nicht auf
aufmerksame Leser seiner öffentlich aus-
zustellenden Inschrift, obwohl er die histori-
schen Ansprüche des Tempels auf ein Grund-
stück nachweisen sollte. Die Priester aller
Zeiten haben ja in solchen historischen
Begründungen Ihrer „Rechte“ fleissig Miss-
geschick gehabt, dass aber 312 v. Chr. bei
einer solchen Gelegenheit man die persischen
Synchronismen der Zeit nach 342 nicht mehr
ausrechnen konnte (oder eher mochte), über-
trifft die bei anderen Völkern belegbaren
Priestersünden beträchtlich. Eine echt ägyp-
tische Leistung! Demnach wird aber auch
auf die Bemerkung im versöhwommensten
Orakelstil über „die Vertreibung aus dem
Palast mit seinem ältesten Sohne“ nicht zu
bauen sein; ich halte sie für wertlos,
wenn auch (zufällig?) das Orakelrätsel etwas
auf Ochus’ Ende angewendet werden könnte.
Das chronologische Resultat Spiegelberg’s
bleibt jedenfalls bestehen. Die Zeit vor der
Unterwerfung Aegyptens durch Ochus scheint
zu weit besetzt, und solche Notarposten sind
kaum ein Menschenalter in einer Hand. Wir
haben also die überraschende Tatsache: nach
jener angeblich unerhört grausamen Unter-
werfung durch Artaxerxes Ochus sind noch-
mals die Perser aus ganz Aegypten vertrieben
worden, und der Rebellenfirst hat noch
mindestens das zweite Jahr seiner Regierung
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[August 1907.] 424
angetreten. Die Perserherrschaft scheint doch
noch viel wackeliger gewesen zu sein, als
selbst die pessimistischsten Schilderungen
annahmen; dass solch ein Reichsgebilde über
200 Jahre sich behaupten konnte, wird immer
verwunderlicher.
Ueber Person und Emporkommen des
Chabebsch(a) sind vielerlei Vermutungen auf-
gestellt worden, denen Spiegelberg eine neue
Hypothese hinzufügt. Aus dem gänzlich
unägyptisch aussehenden Namen hat man
geschlossen, er sei ein abtrünniger persischer
Satrap gewesen (Birch, TSBA I 24 — dazu
passen seine Titel nicht), ein Libyer (Stern,
ÄZ. 1882, 25; das Altlibysche hat aber kein
h und würde schwerlich diese Nominalbildung
gestatten); ein Araber (Revillout, Chronique,
біп Rev. Egypt.). Eine Ableitung vom
semitischen Intensivstamm wird nun der auch
in der neuen Urkunde mit bb, also wahr-
scheinlich mit Vokal zwischen den zwei b,
geschriebenen Name schwer sein (Sp., S. 4).
Sp. will darin einen Aethiopen sehen. Wiefern
der Name an Schabaka, Schabataka, Taharaka
anklingen soll, ist mir unerfindlich. Wenn
aber der Name auch vielleicht ,üthiopisch"
(d. h. hamitisch oder halbhamitisch wegen
des b, aber nicht nubisch!) sein könnte, so
ist doch Sp.'s darauf gebaute Hypothese, Ch.
sei ein Aethiopenkönig gewesen, der Aegypten
erobert habe, unmöglich. Sp. hat offenbar
den Thronnamen des Ch. übersehen: „Bild
des Ptah, erwählt von Tanen“. Der König
bezeugt damit doppelt, dass er in Memphis
gekrónt wurde. Kin Aethiopenfürst von Na-
pata hätte seine fertigen Titel mitgebracht
und keineswegs in Memphis sich neue Namen
zugelegt. Die niemals aufgegebenen äthiopi-
schen Ansprüche auf Aegypten gingen be-
kanntlich auf Theben zurück und waren zu
alt, um irgend welche memphitische Legitimi-
sie zu brauchen. Auchwar dasschwäch-
liche Aethiopenreich gegen Ende der Perserzeit
besonders schlecht daran, — vgl. den Bericht
der Satrapenstele über einen Zug des Pto-
lemäus Soter gegen die Blemmyer. Chabebsch
wird also ein Söldneroffizier fremder Herkunft
ewesen sein; in jenen unruhigen Zeiten
Jühte bekanntlich in dem bei allem rebelli-
schen Geist nicht sehr kriegerischen Aegypten
das Gewerbe ausländischer Condottieri ge-
waltig und gewährte Gelegenheit selbst auf
die Krone. Ích gestehe, dass ich den Namen
(trots der Unwahrscheinlichkeit!), dass er die
1) Aber nicht Unmöglichkeit. Der Aegypter
durohbrach manchmal der Deutlichkeit wegen seine
Orthographieregeln bei fremden Namen. Vgl. den meist
mit Doppel-s geschriebenen Namen Assur.
485 (Ко. 8.)
Bildung fa di darstellt, s. o.) am liebsten in
das Gebiet der wenig bekannten südsemitischen
Sprachen verweisen michte.
Spiegelberg's Schrift bietet auch sonst
manches Beachtenswerte sur Kenntnis der
Ehekontrakte, auf das ich vielleicht ander-
wärts zurückkommen kann!)
Geographisches IV.?)
Von G. Hüsing.
Im ersten soeben erschienenen Hefte des
Memnon bringt E. Herzfeld einen sehr dankens-
werten ikel ,Untersuchungen (über die
historische Topographie der Landschaft am
Tigris, kleinen Záb und Gebel Hamrin“, der
mich veranlasst, auf eine Kleinigkeit auf-
merksam zu machen.
S. 141 kommt Herzfeld hier auf das
Palaestine des Plinius (VI 132) zu sprechen,
halt Arbeletis dieser Stelle für Verwechslung
mit Apolloniatis und für vielleicht verschrie-
ben, spricht aber bei Palaestine von einem
Missverstündnisse.
Der Satz bei Plinius lautet: Inter has
Mesenen Sittacene est, eadem
Arbelitis et Palaestine dicta. Es werden
also drei Namen fiir eine Landschaft auf-
geführt, die doch nicht zur gleichen Zeit
alle drei Namen führte. Sie heisst zur Zeit
der letzten Quelle des Plinius Sittacene,
hiess vorher ,Arbelitis“*) und in der Vorzeit
(mahai) also тоң. Das wird natürlich ver-
schrieben sein, zwischen 2 und т fehlt ein
Vokal, denn keine ültere Sprache dieser
Gegend kennt anlautendes Der aus-
5 Vokal wird. vermutlich i sein, da
ieses Zeichen am leichtesten übersehen wer-
den konnte. Wenn aber die Landschaft
später Sictabene heisst, so führt das auf per-
sisches Sitakän, und davon ist nur Sita
Stamm. Das eben erschlossene *Sitina als
ültester Name wire also zagrisch-elamisch,
1) Meine Vermutung, dass „die Bekleidete, Ver-
hüllte* = ,Verlobte" sei, scheint mir durch die Be-
mer S. 7 nicht widerlegt. Jene Bezeichnung
kann nicht gans synon mit „Ehefrau* gewesen
sein; wenn in einem ogen Kontrakt ihr nun wirk-
lich das Wort „Ehefrau“ entspricht, so wird bei
anderen Völkern dieselbe Bezeichnung für die Ver-
lobte gebraucht. Die Verlobte ist vielfach vollständig
der Ehefrau gleich, nur dass sie noch nicht in das
Haus des Ehemannes gezogen ist. Diese Art des
Verlöbnisses würde hier vorztiglich passen; bei ihr
wäre Fürsorge für das Erbrecht der Kinder ganz in
der Ordnung.
*) Vgl. OLZ. 1901, Sp. 32C.
D Ist das Artemitis? oder Apameitis?
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[August 1907.) 496
und in dieser Sprache wäre na die Endung
und Siti Stamm. Siti entspräche älterem.
бий, denn die alten i werden zu e, die alten
u zu i.
Dass des Strabon 0 AOMHNH vielmehr
AOAOMHNH ist, habe ich in der April-
nummer erwähnt; die Assyrer würden *Lwllu-
me-na geschrieben haben wie Sipir-me-na.
Supiritis deutet darauf hin, dass zum
mindesten neben Suparte ein Supirtu bestanden
hat. Der Stamm ist Su, der Landname davon
Su-ti, der Einwohner heisst im Singular
Su-ri, im Plurale Sups; das ,Supi-ische Land“
ist Su-pi-r-H, genau entsprechend Halla-
pi-r-ti. Das letztere halte ich zugleich für
die richtige Form statt Xadranstic; das 0
wird ausgelassen, dann übergeschrieben, dann
falsch hereingezogen, und da ein Xadgarestic
nicht einleuchtete, in * verlesen worden sein.
Dazu dürfte, besonders für das erste Aus-
lassen des o, der Reim mit Gr ge-
kommen sein, in das allerdi ein 0 gehürt,
sowenig wie in Su-ti, und Namen wie dọ-
Zeie werden nachgeholfen haben, den Namen
zu grüzisieren. Gleichwohl bleibt es mir
zweifelhaft, ob nicht in Arrollavıa-sıg und
ähnlichen noch das alte kaukasisch-zagrische
Landnamensuffix ti wieder aufgelebt ist.
Man denke nur an Namen wie 2ap-fa-tas
(Sang(i)-ba-ti), Macca-fa-vos, vgl. Kilam-ba-t,
Lullu-ba-ti
Die geographischen Namen sind schon bei
den Griechen, noch mehr bei den Rómern 8o
heillos verschrieben, und nicht nur bei Pto-
lomaios und Plinius, dass nur durch Vergleich
mit einheimischen Namen Luft geschaffen
werden kann, und das wiederum ist unmig-
lich ohne Studium der einschlügigen Sprachen.
Ich glaube &ber, dass auch die klassische
Philologie für die Frage der Verlesunge-
möglichkeiten einen ganz allgemeinen Nutzen
aus derartigen Studien werde ziehen können.
Die Buchstaben waren ja doch für geographi-
sche Namen keine anderen als für griechische
Wörter. In OLZ. 1899 hatte ich Herodots
Zroovgarss als Agovyatss erklärt. Marquart
(Unterh. II, S. 234) erklärt Zręayyaç als
Agayyas, auf dem Wege über Хоаууас, das
dann beim Diktieren als 5тоаууас nieder-
geschrieben wurde. Wie hier das с mit a
verwechselt wird, so muss es in A ten
offenbar ein Zeichen für w ben haben,
das man später als o las; darüber später
mehr. Man vergesse nicht, dass wir die
griechische alte Schrift, wie sie in Hand-
schriften angewendet wurde, noch heute sehr
spärlich kennen. Als des Timotheos „Perser“
gefunden wurden, rechnete Wilamowitz mit
497 (Ко. 8.)
der Méglichkeit, dass jemandem davor grauen
könnte, dass uns ein Buch aus der Zeit des
Demosthenes erhalten sein sollte. Wie sahen
nun die Zeichen bei Herodotos aus? —
Wir wollen hier noch einmal an die
Unsitte erinnern, Namen nichtgriechischer
Abkunft, die nur auf handschriftlichem Wege
sich erhalten konnten, mit den Akzenten und
Bogen der späteren spiritushaltigen Schrift
zu verzieren. Es gibt keinen Harpagos und
keine Atossa, keinen Otanes und Hystaspes,
ja der Spiritus ist so konsequent falsch ge-
setzt, dass man fasst glauben könnte, es
müssten einmal zwei entgegengesetzte Systeme
nebeneinander bestanden haben und dadurch
die Verwirrung entstanden sein. Ebenso ist
aber auch Hagbatána, Hareia, Harachosia zu
lesen, und umgekehrt hat es nie ein Volk
der ,Uxier^ gegeben. Es ist Ообо statt
ОдЕюь zu lesen, wie umgekehrt MeyaflvEoc
für Msyagvioc. Пав $ ist natürlich als J (dz)
zu sprechen und gemeint sind die Bewohner
des heutigen Chuzistän, die noch früher (um
500 v. Chr.) Hwajtja hiessen, in einheimischer
Aussprache damals wohl Haéija, wie die
elamischen Achamanidentexte erschliessen
lassen. Die Pluralform dazu war also (zu
damaliger Zeit) Наб/ор, und das konnte
der Grieche nur durch A tonss wiedergeben,
was mit Spiritus asper zu versehen wäre.
Da dieser nicht eg VE ie wurde, hat der
Name das Prototyp für die somes ab-
gegeben.
Wenn nun bei Ptolemaios (VI 4, 3) ein
Volk der Sovfasos überliefert ist, so kann das
zwar mit Хорса nichts zu tun haben, kann
aber auch von den Ovlıos nicht getrennt
werden. Die Form stammt aus anderer Quelle,
hat vielleicht ein babylonisches Prototyp,
aber das 2 ist neuer Ces vermutlich
in Ptolemaios’ Quelle beim Diktieren aus
dem Akkus. Plur. herübergekommen. Um-
gekehrt wird es an der gleichen Stelle kaum
Paysos gegeben haben, sondern vermutlich
ist in apostrophloser Zeit ein 4оа)лов in
Расулов aufgelöst worden, und das gleiche gilt
von der Stadt Pawa (VI 2, 18).
Ahnlich ist bei Plinius (VI 95) ein Tav-
dagetey (Gandara) in убу dagtey zerlesen,
als eine Landschaft ,Daritis^ aufgetaucht,
nicht zu verwechseln mit ege des Pto-
lemaios, das am Elburs liegen soll!)
Die Silices und Sitrae des Plinius (VI 118)
hat Marquart (Unterh. П, S. 23 ff) als S.
dixe ünd Ziyges erkannt, entsprechend den
Sidexeg und der Landschaft 2sygsavexy des
1) Herod. III 92 kennt die Zagera:.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(August 1907.] 428
Ptolemaios (VI 2, 6). Marquart will hier ,je
zwei voneinander rüumlich getrennte Ab.
teilungen derselben Völkerschaften“ annehmen.
Das wäre gewiss möglich, denn wir kennen
ähnliches aus der germanischen Vélkerwan-
derung, und die Berichte können ja aus ver-
schiedener Zeit stammen, die Völker gewandert
sein. Vielleicht liegt es aber noch weit
näher, dass Ptolemaios sich stark verrechnet
hat, 2. B. infolge einer doppelten Ueber-
lieferung des Namens XweopusPenv_, — oder,
dass die Stelle arg verderbt wäre.
Es ist sehr schade, dass für Marquart,
der bis China hinüberlangt, gerade die Keil -
schriftforschung nicht vorhanden ist. Sarrukin
führt in seinen Annalen (73 und 84) die
Landschaft Si- ig- ri-is auf, und nach der be-
riibmten „Mederliste“ zu schliessen, hiess
die Hauptstadt Si- ig- ri- na, und der Fürst
E(9))parnua. Sigris wird zusammen mit Sa-
parda und Uriakki (an beiden Stellen) er-
wähnt, 73 ist noch Urigatu'!) dazu gestellt,
84 aber noch Upparia und Bet - Sangibuti,
d. h. die Sapfaras (Ptol. VI 1, 2), was jeden-
falls für Plinius spricht. In der Mederliste
wird Uppuria genannt — also etwa „ Upporia“
zu sprechen — dessen Fürst Satarpant heisst;
der Fürst von Uriaku heisst Arpite (vgl.
OLZ. 1899, Sp. 140). Zu diesen kommen
noch in beiden Annalen-Stellen das Land
des „oberen Kanales“ (von Aranzies) und des
„unteren Kanales“ (von Bit- Ramatua?) — unter
Tiglatpilesar III. ist Ramateja der Fürst von
Arazias! Die Stadt wird Erinzias genannt —)
und alle diese Länder gehören zur Pro-
уіп? Harbár, also wird Plinius recht haben!
Streck hat kürzlich (MVA G 1906, 3) die
Lesung Hatallu für Harilu begründet; Plinius
(VI 26) kennt die Attali latrones, Arabum
gens, also wieder mit Spiritus asper zu lesen.
Stidarabisches IV.
Von Martin Hartmann.
Meine Bemerkungen zu No. 2 der Now-
veaux Textes Yéménites Inédits Derenbourgs
im Aprilheft d. J. (Sp. 189f.) stiitzten sich
auf die Annahme, dass der von Deren-
bourg gegebene Text der sprachlich-histo-
rischen Behandlung eine sichere Unterlage
1) Die Mederliste nennt einen Uarsan von U-kov-
ut-ti; sollte in Tafel 6 bei Winckler U-þu-qa-tu zu
lesen soin?
?) Nur in Tafel 6 bei Winckler erhalten, aber im
unkollationierten Teile, vielleicht auch hier Ra-ma-
te-ia zu lesen?
489 No. 8.)
biete. Ich wurde in jener Annahme be-
stärkt dadurch, dass auch Lidzbarski den
Lesungen Derenbourgs gefolgt war. Diese
meine Ánnahme hat sich als irrig erwiesen.
An mehreren Stellen ergiebt die Prüfung
des Lichtdrucks, dass die als möglich hin-
gestellte Lesung fraglicher Zeichen unmöglich
ist. Es war eben bei der Konstituierung des
Textes ein Verfahren eingeschlagen, das auf
ein Denkmal des klassischen Altertums kaum
noch angewandt werden dürfte, das aber in
der orientalistischen Epigraphik, wie sich
hier zeigt, immer noch e die Nicht-
beachtung der äusseren Indicia. Ein Bei-
spiel solcher Nichtbeachtung ist die Er-
gänzung des Anfangs von Zeile 4. 2. 3
schliesst mit 3, Z. 4 beginnt mit einigen un-
deutlichen Zeichen, denen ein Silbentrenner
folgt. Die Entfernung des Silbentrenners
von der rechten Randlinie, die scharf durch
die rechten Schenkel des 2 von Z. 5 und 2. 7
markiert wird, betrigt 17 Millimeter. Wo
man nun auch das Mass ansetzt, es fasst
mit 17 mm drei volle Zeichen von einem
Trennungsstrich aus gerechnet; zwei Zeichen
fülen von einem Trennungsstrich aus nie
mehr als 11 mm. Es ist ausgeschlossen,
dass &uf Z. 4 dem ersten Trennungsstrich
nur y2 vorhergeht, und dass dieses y2 mit )
von Z. 3 zusammen y2) ergibt. Alle Speku-
lationen über die Bedeutung von pop ya)
sind also pro nihilo. Dazu kommt ein
anderes. Zweifelhafte Zeichen sind unter
verschiedensten Beleuchtungen (sehr wirksam
ist die bei Lichtquelle von links und schrüger
Haltung der Tafel rechts vom Beschauer),
mit allen technischen Hilfsmitteln und bei
verschiedener Disposition des Forschers zu
betrachten. Mit Anwendung dieser Mittel
konstatiere ich folgendes: Der Buchstabe vor
dem Trennungsstrich ist vielleicht ein y,
vielleicht aber auch ein 1; der ihm vorher-
gehende Buchstabe ist sicher kein 2: das,
was der linke Schenkel des 2 zu sein scheint,
der übrigens für einen solchen zu weit nach
links ausbiegen würde, gehört zu dem Bug
ruch) im Abklatsch, der durch eine
unklere Linie markiert ist; dagegen ist
deutlich eine Bearbeitung des Steines &n der
Spitze des rechten Schenkels des Pseudo-2
zu erkennen, und eine Vergleichung mit den
anderen in der Inschrift vorkommenden 50)
zeigt, dass ein 5(1) vorliegt. Diesem 50) geht
vorher ein Zeichen, das man zunächst als 3
ansprechen möchte; das kann es aber nicht
sein, denn sein unterer Teil füllt nicht mit
der Randlinie zusammen, sondern steht etwas
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[August 1907.) 480
einwürts, fast über der Mitte des 2, das die
Zeile darunter beginnt; jener untere Teil
(Träger) hat genau die gleiche Länge wie
er Träger des п von Ww іп Z. 1; man
erkennt auch den auf dem Träger sitzenden
Kelch; es ist also 7 oder П zu lesen und,
n an
wenn Z. 3 mit 3 schliesst: yon oder Gu.
Wir haben dann ein nif‘al bezw. inf dl;
nun würde man in dieser qatabanischen
Inschrift mit grundsätzlicher s- Sprache
hinfäl erwarten (vgl. Hommel, Chrestom.
§ 27), ich sehe aber bei der offensichtlichen
Unregelmässigkeit unseres Stückes in der
Orthographie kein Hindernis, hier inf dl an-
zunehmen. Welcher von den Lesungsmöglich-
keiten ут), Уго, yams, yx" (und ent.
sprechend mit \ am Ende) der Vorzug zu
geben ist, lasse ich dahingestellt.
Auszuschalten ist die Lesung 2110 in Z. 4.
Einzig der Buchstabe 3 hat Wahrscheinlich-
keit für sich. Was zwischen ihm und dem
Trennungsstrich nach Cp steht, ist ganz
unsicher; es scheint, dass auf den Trennungs-
strich ein y oder ! folgt; ein ) würde ein
zweites Verbum von gleichem locus gram-
maticus wie 27) einleiten.
Ueber N..... Dam in Z. 6 und dessen
Umschreibung mit |79) 1/07 wird fortge-
gangen mit den Worten: „Remarques dans
ee l'orthographe pleine du suffixe.“
Lidzbarski umschreibt psy ҮШУЛ und
bemerkt zu dieser Umschreibung nichts.
lch gebe zu, dass die Tafel dieses Bild zeigt
und dass eine andere Lesung schwere Hinder-
nisse bietet. Schon wan statt 22 wire eine
Anomalie; und nun soll gar "252 dastehen?
Es war in jedem Falle diese Seltsamkeit
hervorzuheben.
Wem es kleinlich scheint, dass das
ya) durch Messen des Raumes eliminiert
wurde, der bedenke, dass schon oft auf
falsche Lesungen gewaltige historische Kon-
struktionen gebaut worden sind. diesem
Falle war das tiber зор y2) Vorgetragene
unnütz.
Zur Erklärung: Zu wp Z. 8 ist jetzt
heranzuziehen Gl. 1600 (Nielsen, MVAG
1906, 249 ff.), 4 f. „ег [Jada ab Dabjän, Sohn
des Sahir, Mukarrab von Qatabän] baute
und erneuerte das Haus des Waddum und
Atirat und Machtan des Königs [? des
(Gottes) Molech? vgl. 1. Reg. 11, 7 u. o.,
auch Malik oder Milk КАТЗ 469] in Qulai*.
Derselbe Jada ab Dabjàn wird in unserer
Inschrift angerufen, nur dass hier der
481 (Ко. 8.)
Weihende bzw. Bauende nicht er, sondern
ein Kultdiener ist. Sicher ist auch das
Qulai hier dasselbe wie in Gl. 1600. Der
Mukarrab Jada'ab baute die Gotteshäuser
in Qulai; unter dem König Jada abt) wird
ein Opfer gebracht, weil Haukam „Qulai
beschiitzt hat“, d. h. die Gotteshüuser dort.
Dass als Bau in Qulai „das Haus des
Waddum“ genannt wird (in Gl. 1600), spricht
für die nahe Beziehung: auch Wadd ist der
Mondgott und im Grunde identisch mit
‘Amm und Haukam, mit Warach und Harman.
Zu Tempeln mit verschiedenen Namen des-
selben Gottes vgl. „Jesus“-Kirche, „Christus“-
Kirche, „Erlöser“-Kirche u. dgl. — Zur
zeitlichen Ansetzung der Inschriften liegt
kein sicherer Inhalt vor. Doch sei erwähnt,
dass möglicherweise der Sahirum, der in
unserer Tnschrift 2. 8 als Sohn des Jada-
‘ab Dabján und mit ihm zusammen „König
von Qatabän“ genannt ist, identisch ist mit
dem ,Sahir Jagül, Sohn des Jada"ab, Mu-
karrab von Qatabän“ in Der. 32), und dass
derselbe Sahir Jagül auch identisch ist mit
dem Sahir Jagül Juhargib, als dessen Sohn
in Gl. 1402 Waraw’il Ghailän Juhau‘im,
König von Qatabän, genannt wird, und der
am Schluss von Hal. 504 angerufen wird.
Nun ist nach Hal. 504 Sahir Jagül Juhargib
ein Zeitgenosse der Minäerkönige Wagah’il
Jäti und seines Sohnes Ilijafa Jasür. Sein
Sohn Warawil ist nach Hommel ZDMG.
53, 101 (mit Bezugnahme auf die Sirwäh-
Inschrift, Gl. 1000) ein Zeitgenosse des Mu-
karrab von Saba’ Kariba il Wätir. Dadurch
ist das Nebeneinanderbestehen eines Königs
von Ma'In, eines Königs von Qatabün und
eines Mukarrabs von Saba’ erwiesen. Auf
das Vorkommen des Qatabaners in Hal. 504
wies auch Nielsen hin (a. a. O. 264). Die
Gleichzeitigkeit mit dem Mukarrab von Saba’
wurde in diesem Zusammenhange, soviel mir
bekannt, bisher nicht beachtet. Der König
von Matin Waqshil Jar ist in Otto
Webers Liste (MVAG 1901 S. 59 f.) No. 13.
In der ganzen Liste liegt nur für einen
ı) „König“ ist er auch in Gl. 1581 (Nielsen
a. a. О. 281), 6 „bei Jada’ab Dabjän, Sobn des
Sahtr, König von Qatabàn".
5) Einen Einwand gegen die Gleichstellung aus
der verschiedenen Namensform (Der. 2 pang’, sonst
srw) herzuleiten, ist nicht berechtigt. Könnte man
den qatabanischen Redaktoren Sorgfalt zutrauen, so
8
würde man in Qr vgl A sehen, in ri etwa
322?
* (vie yee),
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
{August 1907.) 482
König eine Zeitbestimmung vor: Abijada
Jàti wird in Gl. 1155 gendnnt, Екпе
also um 525 (Meder(Perser) - Ei in
Egypten; er ist No. 8; No. 13 fällt ca. 100
Jahre nach ihm, wenn die Klassierung richti
ist (bei Mordtmann sind sie No. b un
No. 10) Das Zusammentreffen der drei
Fürsten wird zwischen 450 und 400 anzu-
Setzen sein. Wie man dann all die vielen
Namen unterbringen soll? Mit der einfachen
Erwügung, dass Schliisse von der Regierungs-
zeit der Könige in andern Ländern auf Jemen
unzulässig sind. In Jemen herrschten be-
sondere Verhältnisse: das Königtum war
schwach und ein ausgedehntes Kondominium-
System bestand. Es wurden viel mehr
önige verbraucht als anderswo. Die Haupt-
stütze der Hinaufriickung der Міпбег in
1500 v. Chr. und höher ist damit ausge-
schaltet. Für „Könige von Qatabün" ist
noch ein weiter Spielraum; setzen wir die
Reihe Jada ab Dabjän bis Waraw eil um
400 an, so haben wir für weitere Könige
noch etwa vier Jahrhunderte; denn Qatabün
erscheint als bündnisfühige Macht noch in
Gl. 1359/60, beim ersten Aufsteigen des
Sternes der Hamdaniden, und von da an
bis zur Annektierung von Dū Raidän-Himjar,
mit welcher die Schaffung des Reiches
Saba'-Dü Raidin und wahrscheinlich der
Untergang des Geer Qatabün zu-
sammenfallt, durch die Hamdaniden, sind
etwa 60 Jahre. Die Umwandlung des Reiches
„Saba“ in das Reich „Saba und ра Raidän*
dürfen wir um den Anfang unserer Zeit-
rechnung setzen. Da haben ausser der
Königsreihe von Gl. 1119 noch ein paar
Dutzend anderer „Könige“ von Qatabän
Platz. Werden uns die Abklatsche Glasers
oder neue Funde Kunde von ihnen bringen?
Bespreehungen.
Otto Weber, Die Literatur der Babylonier
und Assyrer, ein Ueberblick mit 1 Schrifttafel
und 2 Abbildungen. Ergänzungsband II zum „Alten
Orient“ (gemeinverständl. Darstellungen . v. d.
Vorderasiatischen Gesellschaft) Leipzig, J. C. Hin-
richs'sche ae aE XVI und 312 Seiten,
Pr. 4,20, іп Leinen geb. b M. Besprochen von
W. Erbt.
In seinem Aufsatze ,Babel und Bibel —
Bibel und Babel* hat Winckler eine Er-
klärung für die tiberraschende Tatsache,
„dass gerade das, was Delitzsch in seinem
bekannten Vortrage ausgeführt hat, Gegen-
stand einer Flut von ert des
wurde“, in der Unbekanntschaft mit Tat-
488 (No. 8.)
sachen gesucht, „welche das Ergebnis etwa
der letzten zehn Jahre darstellen". Gewiss,
eine neue Welt ist entdeckt worden; aber
sie stellt nicht ein Goldland dar, das von
selbst einen Strom von Wanderern anzieht.
Dieses Neuland wird als Grossmacht ohne
eigenes Zutun nur dann beachtet werden,
wenn es fremde Kreise stórt. Und doch
muss es im Interesse aller liegen, die das
neue Gebiet bebauen, dass sie nicht als
Friedenstórer verschrien werden, dass man
ihnen den ihnen gebührenden Platz an der
Sonne zugesteht. Es ist daher ein glück-
licher Gedanke gewesen, den Weber mit
seinem Buche verwirklicht hat. Er hat so-
zusagen einen Reiseführer geschaffen, an
dessen Hand man die neuentdeckte Welt
ohne umstündliche Reisevorbereitungen durch-
wandern kann. Jetzt wird es ungleich
schwerer sein, die Leserwelt mit billigem
Spott über die unbequemen Grossmachts-
bestrebungen des ihr unbekannten Neulands
zu unterhalten.
Von den Vertretern der Orientkunde wird
ernste Klage darüber geführt, dass ihre
Ergebnisse von der alttestamentlichen und
klassischen Philologie zum Schaden der
Wissenschaft nicht beachtet werden, dass
man jeden Uebergriff auf ihr Gebiet als un-
berechtigte Einwirkung abweist. Hartnückig
hált man dort die Hypothese vom Auto-
chthonentum Israels, Griechenlands und Roms
fest. Dienatürliche Folge dieserStellungnahme
der Alten ist eine üngstliche Wahrung der
von ihnen zu erziehenden Jugend vor jeder
Berührung mit der Orientkunde; ja, gewisse
Anzeichen sprechen dafür, dass man dia
Schüler, um die eigene Tradition zu schützen,
scharf macht und aufbietet gegen das Neue,
das sich trotz aller Anfeindungen immer
mehr Bahn bricht. Diesen Jungen gibt
Webers Buch, ohne viel Aufhebens von der
eigenen Sache zu machen, einen Einblick in
das Material, gegen das zu zeugen oder das
zu ignorieren man sie anzuhalten im stillen
bestrebt ist. Dieser Einblick wird in bester
Weise so gewührt, dass überall Hilfsmittel
benannt werden, die zu seiner Vertiefung
benutzt werden kónnen.
Weber hat unter grossen Schwierigkeiten
ein bisher unzureichend angebautes Feld in
Angriff genommen. Nach meiner Meinung
wire dem Buche ein günstiges, wohlver-
dientes Geschick beschieden, wenn es in
weiteren Auflagen allmählich die im Er-
scheinen begriffene , Vorderasiatische Biblio-
thek“ des rührigen J. C. Hinrichs'schen Ver-
lags überall zur Voraussetzung nehmen
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[August 1907.] 434
kónnte. Dann würe durch Ersparung der
allerdings jetzt noch notwendigen Textproben
genügend Raum gewonnen, um Fragen zu
erörtern, die jetzt noch unberührt bleiben
mussten, und um den Fortschritt zu re-
gistrieren, der ja auf diesem Gebiete sich
oft überraschend schnell vollzieht.
Posen.
Kaiserliche Akademie der Wissenschaften. Arabia
Petraea. Von Alois Musil. I Moab. Topo-
graphischer Reisebericht. Mit 1 Tafel und 190 Ab-
bildungen im Texte. XXIII und 443 S. Wien
1907. Preis 15 M. 60 Pf.
Reckendorf.
Wie das andere grosse Werk des Ver-
fassers (s. das vorige Heft dieser Zeitschrift) !),
so ist auch dieses von der Wiener Akademie
als selbständige Publikation unter der Auf-
sicht der nordarabischen Kommissiou heraus-
egeben. Hochgestellte weltliche und geist-
fiche Persónlichkeiten, Privatpersonen und
wissenschaftliche Institute haben die Reisen
Musils in freigebiger Weise unterstützt. Das
Buch beruht nümlich auf den Ergebnissen
der sechs Forschungsreisen, die er in den
Jahren 1896—98 und 1900 —1902 unternahm;
man sieht, wie unverdrossen sich der Rei-
sende immer wieder sofort in seine schwere
Aufgabe stürzte. Wir haben hier eine wert-
volle Ergánzung zu dem Werke von Brünnow-
Domaszewsky, einen Bericht über Selbst-
esehenes, vermehrt um die Angaben
der alten und mittelalterlichen Quellen,
wogegen die neuere Reiseliteratur beiseite
gelassen ist; man findet sie ja bereits bei
Brünnow-Domaszewsky vollstandig verwertet.
In der Hauptsache ist es ein Itinerar, das über
Sitten und Gebräuche nur vereinzelte kurze
Mitteilungen enthält. Allem Anschein nach
sind aber die ethnographischen Ergebnisse
der Reise bedeutend und werden uns hoffent-
lich nicht allzu lange vorenthalten. Ausser-
dem werden uns Beschreibungen und Photo-
graphien der von Musil besuchten Schlösser
sowie sonstige Photographieen dargeboten.
Die Schilderung beschränkt sich auf die
Reisen des Verfassers in Moab; die Schilder-
ung der Reise nach Petra z. B. bricht in
dem Moment ab, wo die Südgrenze Moabs
Besprochen von H.
1) In Folge eines Versehens ist in meiner Be-
EE von Musils Kuseir Amra (im vorigen Hefte
Ihrer Ztschr.) gesagt, Seetzen habe Kuseir Amra zu-
erst gesehen, wihrend er nur von einem Damaskener
davon erzühlen hórte. Demnach gebührt Musil der
а als erster Europüer das Schloss besucht zu
aben.
435 (No 8.)
am Wadi el-hsa überschritten wird. Durch
die klare Darstellung auf S. 1—17 erhalten
wir einen wirklichen Einblick in die im
Grunde einfache, hier aber zum ersteu Male
einheitlich erfasste Konfiguration des Gebirgs-
landes im Osten des toten Meeres. Unter
„Moab“ versteht Musil das zum Wassergebiet
des alten Arnon gehórige Hochland am Ost-
ufer des toten Meeres. Das ist jedoch eine
Definition, die missverstanden werden könnte.
Denn im Westen gehört nach Ausweis der
Karte (s. u.) der grössere Teil des nördlichen
Gebiets und fast das ganze südliche Gebiet,
wo die Wasserscheide hart am Arnon ver-
läuft, nicht zu dessen Wassergebiet. Erst
im Hinterlande des moabitischen Randgebirges
greift das Flusssystem des Arnon mächtig
bis in den äussersten Norden und Süden aus.
(Als „moabitisches Randgebirge“ ist hier der
bisher namenlose, von Musil aber definitiv
als Einheit erwiesene, westlichere der beiden
Gebirgszüge im Osten des Toten Meeres be-
zeichnet). Wenn nun auch von den zusammen-
hängenderen anbaufähigen Gebieten, deren
es anscheinend vier sind, drei im Flusssystem
des Arnon liegen, und zwar in der Mitte
und im Süden, so liegt doch das grosse nörd-
liche Kulturgebiet von Mädaba ausserhalb
des Arnonsystems.
Einzelne Teile des Buches sind Wieder-
holungen des in dem grossen Werke über
Kuseir ‘Amra mitgeteilten Reiseberichts, ent-
halten jedoch auch Ergänzungen. Wie dort
so begegnen auch in dem Moabwerke Lokali-
sierungen biblischer Ortsnamen, die, wenn
auch wohlerwogen, doch zum Teil unsicher
sind. Indes ist all das in die Anmerkungen
verwiesen; im Texte werden biblische Fragen
nicht bebandelt, oder klingen doch nur leise
an, wie in der stimmungsvollen Schilderung
der Aussicht vom Nebo S. 335 unten und
namentlich S. 336 unten. Bei der Benutzung
des Buches hat man Gelegenheit die Genauig-
keit und Lesbarkeit der Karten kennen zu
lernen, die der Verf. kürzlich vorangeschickt
hat; das gilt namentlich für das verwickelte
erste Blatt. Die Einleitung enthält auf S. VII
interessante Angaben über das Zustande-
kommen dieser Karte.
Die gruppenweise Unterbringung der An-
merkungen erweist sich nicht gerade als
praktisch (S. XVII unten ist 381 statt 387
zu lesen). Im übrigen entspricht die gediegene
Ausstattung dem Inhalt, und so erregt denn
jede neue Veróffentlichung des Verf. in uns
den Wunsch nach Mehr; er kann stets un-
seres Dankes sicher sein.
Freiburg i. B.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[August 1907.) 496
Aus
Kleine Midraschim zur spüteren legendarischen
Literatur des Alten Testaments zum ersten Mal
übersetzt. I. Band (1. Hälfte). Leipzig (Ed. Pfeiffer)
1907. Bespr. von F. Perles.
Wünsche hat seiner Uebersetzung der
Hauptmidraschim und der haggadischen
Bestandteile beider Talmude nunmehr auch
eine Uebersetzung eines Teiles der kleineren
(grósstenteils in Jellinek's Bet ha-Midrasch
gesammelten) Midraschim folgen lassen. In
der vorliegenden ersten Lieferung sind 8
Stücke !)enthalten, die sämtlich dem Religions-
historiker wie dem Folkloristen ein reiches,
bisher wenig verwertetes Material ег-
schliessen. Jedem Stück ist eine kurze In-
haltsangabe mit Hinweis auf die etwa vor-
handenen Quellen bezw. Parallelstellen bei-
gegeben. Die Veróffentlichung ist entschieden
verdienstlich. Nur ware zu wünschen, dass
der Verfasser bei den weiteren Lieferungen
die Korrekturbogen einem Fachmann zur
Durchsicht übergibt. Denn so anerkennens-
wert der Fleiss ist, mit dem sich Wünsche
in die schwierige Materie eingearbeitet hat,
besitzt er doch noch nicht die Vertrautheit
mit dem Spracbgebrauch, die eben nur den
jüdischen in dieser Gedankenwelt heimischen
Gelehrten eigen ist. Die dadurch ent-
standenen Fehler und Irrtümer sind um 80
bedauerlicher, als doch seine Uebersetzung
in den meisten Füllen statt des Originals
als Quelle benützt werden wird. Wir haben
hier wieder einen Beweis dafür, wie not-
wendig es wäre, dass ап den deutschen
Universitäten Sprache und Schrifttum des
nachbiblischen Judentums als Lehrfach ver-
treten würden. Selbst die von jüdischen
Gelehrten in deutscher Sprache verfassten
und an leicht zugünglicher Stelle veróffent-
lichten Arbeiten auf diesem Gebiete werden
bisher viel zu wenig beachtet. So ist z. B.
die von Wünsche S. 9 hervorgehobene
Parallele zu der Sage von Schemchazai und
‘Azazél aus Kazwini schon vor 30 Jahren
von Grünbaum?) ausführlich behandelt
worden, wie denn überhaupt die einschlägigen
Aug. Wünsche, Israols Lehrhallen.
1) I. Das Leben Henochs (Jellinek IV, 129—132).
— П. Schamchazai und 'Azaél (ibid. IV, 127—128).
— ПІ. Abraham und Nimrod (ibid. I, 25--84). —
IV. Abrahams Geburt und Jugendgeschichte (Ch. M.
Horowitz, Sammlung kleiner Midraschim I, 43—46).
— V. Abrahams Geburt. Andere Rezension (Jell.
118. 119). — VL Wie Abrahams Errettung aus dem
Feuerofen auf seine Umgebung wirkt (Tanchuma x5}
26 ff. Ausgabe Wien 1863). — VIII. Das Leben Moses
(Jell. II, 1—11).
) ZDMG. XXXI (1877), 226 ff. (= Gesammelte
Aufsätze 61 ff.).
487 [No. 8]
Arbeiten von Grünbaum!) auch zu den
sonstigen in der vorliegenden Lieferung ent-
haltenen Legenden mannigfaches Material
enthalten.
Im Nachstehenden seien eine Reihe von
Berichtigungen gegeben, bei denen ich immer
die hebrüischen Textworte in Klammern an
die Spitze stelle, da die Originale vielen
nicht zugünglich sind.
р. 14 (om ANN вот join Bon m mm
D27) „Dieser König war geschickt und
weise und sah in der Wissenschaft der
Sterne“. Das von W. durch „geschickt“ über-
setzte Nn bedeutet vielmehr „Astronom“,
vgl. non „Astronomie“.
p. 28 (“on “200 mmn “оз лоо maw AN)
„Je mehr er auf das Schwert schlug, desto
mehr wurde es schadhaft“. Richtig: Je
mehr er mit dem Schwerte (auf ihn) schlug,
desto mehr zerbrach er das Schwert.
p. 35 (mon ox Gem о: поо opten bx)
„Huldigt nicht den Toten und von ihren
Werken lernet nicht“. Obgleich ory Ps.
106, 28 einmal als Bezeichnung der Götzen
vorkommt, geht hier aus dem Zusammenhang
hervor, dass ono hier Menschen bezeichnet,
die sich wie Nimrod als Götter verehren
lassen. Also: „Werft euch nicht nieder vor
Sterblichen.
S. 47 (ye n5» mo) „band ihn und
krümmte ihn zur Erde*. Wünsche hat
hier ro „binden“ mit поо verwechselt.
Die Synonyma “py und rb» kommen auch
sonst nebeneinander vor, vgl. Levy, NhWb.
JI, 391°, wo der Unterschied derselben be-
Sprochen wird.
S. 48 oben. S. 26 ff lies fol. 26° ff.
S. 52 (nr) ,Hurtigkeit^, richtiger
„Eifer“, „Dienstwilligkeit“. Die gleiche Un-
genauigkeit findet sich übrigens, was zur
ntschuldigung W.'s angeführt werden muss,
bei Levy I, 563, wo r^t mit allen Ableitungen
als „schnell“, „hurtig“ erklärt wird.
S. 54 (1200 ö” nbw) „dass sie nichts
von ihm annahmen“. Richtiger: „dass sie
nicht auf ihn hörten“. (Wie häufig im
Aramäischen.)
S. 55 (mown) des чл) „einen schönen
und rühmenswerten Berg“. mwm ist im
Neuhebr. zu einem Adjektiv geworden, in
dem nicht mehr der Begriff des Rühmens
liegt, also einfach: „herrlich“.
S. 61 (555 учоо nenn «nw лоо mamm 723
Daso wat). W. übersetzt richtig: „In der
!) Ausser den in den ,Gesammelten Aufsätzen“
vereinten Arbeiten kommen hier namentlich die
„Neuen Beiträge zur semitischen Sagenkunde* (Leiden
1893) in Betracht.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[August 1907.) 438
andern Schale befand sich nur ein Lamm,
und es wog alle Aegypter auf". Das Lamm
passt hier jedoch nicht recht in den Zu-
sammenhang. Aus der Deutung des Traumes
geht vielmehr hervor, dass statt dessen ein
Kind hier stehen muss. Ich vermute nun,
dass unser Midrasch auf ein aramüisches
Original zurückgeht, wo n‘5o stand, das
sowohl „Lamm“ (so immer im Targ. Jer.) als
auch ,Kind“ bedeutet. Der hebr. Ueber-
setzer hat nun irrtümlich die erste Be-
deutung angenommen und dp dafür gesetzt.
S. 66 (pvb 3321 nb 122) „schwefeligen
Mundes und schwefeliger Zunge“ jeden-
falls nur Druckfehler für ,schwerfalligen
Mundes und schwerfälliger Zunge“.
S. 68 Z. 5 v. o. ist vor beharrte ein-
zufügen: nicht.
S. 69 (mmo Mwyd Ton w") „Der König
befahl, Fussbänke zu machen“. Seit wann
tiberschreitet man einen Fluss auf Fuss-
bänken? Vielmehr bedeutet das Wort wie
schon 2. Chr. 2, 15 „Flösse“. Die von
Levy IV,463 angeführte Stelle aus Tanchuma
Bereschit 3°, wo ae nach dem Zusammen-
hang „Fussbänke“ bedeuten soll, steht ohne
Parallele da, so dass z. B. Kohut ben
(блолбдю») dafür lesen will.
S. 73 (erer? мо ANN русхо un солим Оу
omy) „Ueber die Früheren grämten wir uns,
und du kommst und fügst zu ihnen hinzu
(nämlich deine Familienangehörigen)“.
Der häufig angeführte Satz hat einen ganz
andern Sinn, als der von W. in Klammern
gegebene Zusatz ausdrückt. Es ist vielmehr
gemeint: Nachdem schon so viele gesündigt
haben, sündigst auch du noch.
S. 75 Z. 15 v. o. (mn) „Schläge“ richtiger
„Plagen“ (also synonym mit dem voran-
gehenden o'yi)). Im folgenden übersetzt
übrigens auch W. лоо immer richtig mit
» Plage".
S. 76 Z. 2 v. o. (per) „Säuglinge“
richtig „Kinder“ wie stets im Neuhebr., spez.
jn m by mpwn die Schulkinder.
S. 76 (wa vow ymw weii NINN ody wan
w*35 mybro vy naan „Heuschrecken,
deren Zähne wie die Zähne der Heuschrecke
und deren Zermalmer wie die Zermalmer des
Löwen waren“. W. hat übersehen, dass
hier ein fast wörtliches Zitat aus Joel 1, 6
vorliegt und natürlich das zweite DAN aus
man verschrieben ist.
8.47 (mw оу sw dy) „Steige herauf, Ochs,
steige herauf, Ochs“. Ein geradezu komisches
Missverständnis! Um den im Nil verborgenen
Sarg Josephs zu ermitteln, schrieb Moses
439 (Ко. 8.)
mm auf und warf es in den Nil.
Ausserdem schrieb er die Worte ^w ‘dy, die
im Jakobssegen Gen. 49, 22 in einem Joseph
geltenden Vers vorkommen, auf. Wünsche
hat das nicht bemerkt und las darum “iw y
für "ep h! Abgesehen von der inhaltlichen
Unmöglichkeit dieser Lesung — wie sollte
Moses Joseph gerade als Ochsen anrufen!
— hätte schon die Form », die ja nur bei
einem Femininum stehen könnte, W. zeigen
müssen, dass hier kein zu ^w gehöriger
Imperativ vorliegen kann.
S. 78 (3 ponm ^n Dei nn Vu WN)
„der dem lebendigen Gotte dankte und an
ihn glaubte“ richtiger ,der Gott aner-
kannte* usw.
Kónigsberg i. Pr.
das Tetragra
W. Spiegelberg. Der Papyrus Libbey, ein ügyp-
tischer Heiratsvertrag. (Schriften der wissensch
lichen Gesellschaft in Strassburg. I). Strassburg,
Verlag von Karl J. Trübner, 1907. 4. 128. 8 Tafeln
in Lichtdruck. — Preis: 4 М, — Besprochen von
A. Wiedemann.
Der von Spiegelberg hier in vorziiglichem
Faksimile veröffentlichte demotische Papyrus
ist als Geschenk des Herrn Libbey an das
Kunstmuseum in Toledo (Ohio) gelangt. Er
wurde in Luxor erworben und stammt, da
eine der den Akt abschliessenden Persönlich-
keiten Pastophor des Amon von Karnak war,
sicher aus Theben. Es handelt sich in ihm
um einen Heiratskontrakt, der aus dem
ersten Jahre des Königs Chabbasch datiert
und der in eigenartigen Formen abgefasst
ist. In analogen ptolemäischen Texten, von
denen Spiegelberg ein gutes Beispiel in einem
Strassburger Papyrus vom Jahre 53 des
Ptolemáus Euergetes II. mit verdffentlicht,
verpflichtet sich der Ehemann der Frau,
falls er sie verstossen sollte, ein Reugeld
auszuzahlen und wird der älteste Sohn als
Erbe eingesetzt. Hier und in einem Berliner
Papyrus aus dem Jahre 30 des Darius ist
von dem zu erwartenden Sohne keine Rede.
Der Mann gibt der Frau wie üblich ein
„Frauengut“, eine Art Mitgift, — das Ver-
zeichnis einer solchen gibt Spiegelberg aus
einem Strassburger Ostrakon auf Taf. III —
dann aber wird nicht vorausgesetzt, dass er
die Frau verstossen kónne, sondern die Frau
verpflichtet sich, falls sie ihn als Gatten
verstösst, ihrerseits ein Reugeld zu zahlen.
Mit Recht hebt Spiegelberg hervor, man
kónne aus diesen Beispielen zunüchst keine
allgemeinen Schliisse auf eine Umkehr der
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[August 1907.) 440
Eheverpflichtungen mit dem Beginne der
hellenistischen Zeit ziehen. Von grossem
Interesse ist aber auf alle Fälle das Präpon-
derieren des weiblichen Geschlechtes, das uns
hier in der voralexandrinischen Periode ent-
gegentritt und das mit den Angaben der
Klassiker über die bevorzugte Stellung der
Frauen im alten Niltale übereinstimmt.
Neben dieser kulturgeschichtlichen Be-
deutung besitzt der Papyrus Libbey auch
für die politische Geschichte grossen Wert.
Der König Chabbasch, aus dessen Zeit er
stammt, war bereits früher durch einige
Denkmäler bekannt geworden. Man hatte
ihn meist an den Anfang der Regie des
Xerxes gesetzt, nur Evers und Wilcken
hatten eine andere Auffassung und wollten
ihn am Ende oder nach der gierung des
Xerxes herrschen lassen. Spiegelberg ftihrt
aus, dass die sog. Diadochenstele für letztere
Ansicht spreche und weist darauf hin, dass
der Name des Notars, der den Papyrus
Libbey unterschrieb, der gleiche ist wie der
des Unterzeichners einer Strassburger Ur-
kunde vom Jahre 324 v. Chr. Damit wird es
naturgemäss unmöglich, Chabbasch in die Zeit
um 485 v. Chr. zu versetzen. Wenn auch die
beiden notariellen Unterschriften in den von
Spiegelberg gegebenen Faksimiles nicht völlig
kiche handschriftliche Züge zeigen, so ist
kg Name des Vaters, der fiir den Notar mit
angegeben wird, so wenig verbreitet, dass an
einer Identität der beiden Unterschreiber
nicht wohl gezweifelt werden kann. Die
Inschrift eines Sarkophages, den Chabbasch
in seinem zweiten Regierungsjahre einem
Apisstiere weihte, widerspricht dem zeitlichen
Ansatze nicht, sie erinnert an Denkmäler
aus der Periode Nectanebus’ II. Wir werden
den König demnach mit Spiegelberg und im
Gegensatze zu der bisher herrschenden An-
sicht in die Zeit nicht lange vor Alexander
dem Grossen zu setzen haben.
Der Name Chabbasch (Chababasch) klingt
unägyptisch. Stern hatte ihn für libysch ge-
halten, Revillout ibn für arabisch, Birch für
persisch erklärt. Spiegelberg findet Anklänge
an die Königsnamen der 25. äthiopischen
Dynastie und vermutet, es handle sich bei
ihm vielleicht um einen Aethiopen, der den
Niedergang der Persermacht zu einem Ein-
falle nach Aegypten benutzte und auf mehrere
Jahre die Herrschaft des Landes gewann.
Er schlägt weiter vor, in dem Namen des
Xerxes in der Diadochenstele eine irrtüm-
liche Angabe an Stelle des Namens des Ar-
taxerxes zu sehen, man habe wohl an Arta-
хегхев ПІ. Ochus zu denken,
441 (Чо. 8.)
LetztereAnnahmescheint miraufSchwierig-
keiten zu stossen. Die Diadochenstele ist
ein offizielles Dokument, das, wie uns jetzt
Spiegelberg gelehrt hat, hier von Ereignissen
spricht, die sich nur wenige Jahrzehnte vor
seiner Abfassung abgespielt haben. In einem
solchen Falle konnte eine Verwechslung der
beiden Persernamen weit weniger leicht statt-
finden wie bei spüteren griechischen Áutoren
und Rhetoren. Auch der äthiopische Ur-
rung des Chabbasch wird zunüchst fraglich
bleiben müssen. Unmöglich wäre er an und
für sich ja in keiner Weise, ев wäre aber
trotz des geringen Materiales, welches für
die letzten Jahrzehnte der Perserherrschaft
in Aegypten vorliegt, immerhin auffallend,
wenn eines so einschneidenden Ereignisses,
wie einer mehrjährigen Aethiopenherrschaft
tiber das Niltal, in der klassischen Literatur
nirgends gedacht würde. Näher scheint es
mir fiir jetzt zu liegen, in Chabbasch eine
ähnliche Erscheinung zu sehen wie in dem
Amyntas, der nach der Schlacht zu Issus
eine Zeitlang in Unterügypten als Herr auf-
trat Wenn unsere alexanderfreundlichen
Quellen diesen Gegner des Makedonenkónigs
auch als eine Art Räuberhauptmann hinzu-
stellen suchen, so erkennt man doch auch
aus ihnen, dass seine Bedeutung eine ver-
hältnismässig grosse gewesen sein muss. Aber
wie dem auch sei, es handelt sich bei diesen
Punkten nur um Vermutungen, die den An-
nahmen Spiegelbergs, deren hypothetischen
Charakter er selbst betont, gegenübergestellt
werden könnten. Sichere Lösungen für diese
Fragen werden hoffentlich bald weitere
demotische Papyri bringen. Wie viel diese
neues zu lehren vermögen, das zeigt wieder
einmal der Papyrus Libbey, den Spiegelberg
in seiner Bedeutung erkannt und der Wissen-
schaft zugänglich gemacht hat. Er hat damit
der langen Reihe seiner grundlegenden Ar-
beiten über die demotischen Rechtsurkunden
eine vortrefflich durchgeführte wichtige Unter-
meee hinzugefiigt.
onn.
Le Page Renouf. The life-work of Sir Peter Le Page
Renouf. First Series. Volume IV. The Book of the
Dead, Translation and зовоод continued and
completed by Prof. E. Naville. Biography of Sir
P. Te Page Kenouf. Paris. Ernest Leroux. 1907.
CLVII und 398 S, 72 Tafeln. 8. Besprochen von
A. Wiedemann.
Als sich Renouf nach ausgedehnten Vor-
studien Ende 1891 dazu entschlöss, eine
Uebersetzung des ägyptischen Totenbuches
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[August 1907.] 442
herauszugeben, war er sich der Schwierig-
keiten der Aufgabe wohl bewusst. Es war
zwar durch die epochemachende vergleichende
Sammlung der vorhandenen Texte aus der
Thebanischen Periode durch Naville ein Aus-
gangspunkt geschaffen worden. Die Her-
stellung derjenigen Rezension des im Laufe
der Zeit vielfach umgestalteten Werkes, welche
für uns die wichtigste ist und die auch
Renouf seiner Arbeit zugrunde zu legen ge-
dachte, war ermöglicht. Aber der Wert dieser
Rezension selbst war ein sehr verschieden-
artiger. Bereits in der thebanischen Zeit
war das Verstündnis zahlreicher der magi-
schen Formeln, aus denen sich die Kom-
pilation zusammensetzte, den Schreibern
entschwunden, sie kopierten mechanisch ültere
Vorlagen und bei der Achtlosigkeit der
Aegypter in allen für die Toten bestimmten
Texten war die Häufigkeit sinnstörender
Schreibfehler selbstverstándlich. бо blieb
trotz einer langen Reihe vorliegender Ab-
schriften für ein und dasselbe Kapitel die
Gewinnung einer wirklich korrekten Lesart
nicht selten unmöglich. Wenn der Text fest-
stand, dann erhoben sich lexikale Schwierig-
keiten. Auch bei bekannten Worten war es
notwendig, ihre Nuancierung für die religióse
Sprache aufzufinden, die abstrakte Bedeutung,
für welehe historische Inschriften nur selten
genügende Anhaltspunkte ergeben. War die
wortgetreue Uebersetzung gewonnen, 80 er-
gab sich daraus noch immer nicht der Ge-
dankeninhalt der Formeln. Wie es unmüglich
ist, trotz aller Wörterbücher einen griechischen
Mediziner oder Technologen sinngemüss zu
übersetzen, wenn man von Medizin und Technik
nichts versteht, so ist auch die verstündnis-
volle Wiedergabe eines religiósen ügyptischen
Textes nur möglich, wenn man von Religion
überhaupt und insbesondere von der ägypti-
schen sich eine klare Vorstellung gebildet
hat. In allen diesen Punkten ist und war
besonders vor nunmehr 16 Jahren das ägyp-
tologische Wissen ein sehr lückenhaftes.
Renouf war sich daher vollkommen da-
rüber klar, dass er kein absolut abschliessen-
des Werk werde geben kónnen, wie das auf
Jahrzehnte hinaus noch ausgeschlossen sein
wird, dass sich manche Stelle gar nicht oder
nur vermutungsweise werde wiedergeben
lassen, dass die fortschreitende Forschun
manches an seinen Deutungen schärfer un
richtiger fassen werde. Andererseits aber
erkannte er, dass sich nur im Streite der
Meinungen die Wahrheit ergeben würde, dass
es vor allem geboten sei, scharf zu be-
tonen, was deutlich erkennbar sei, um dann
448 [No. 8.)
von dem Gewussten zum Unbekannten, von
dem Sichern zu dem noch nicht Festgestellten
fortzuschreiten. Um eine solche Basis für
fernere Forschung zu schaffen, war Renouf
berufen wie kein zweiter. In der Arbeit
eines Menschenlebens hatte er bei der Be-
schüftigung mit indogermanischen und semi-
tischen Religionen und der Geschichte des
Christentums seinen Blick für die Beurteilung
religiöser Fragen überhaupt geschärft. Ein-
dringliche kritische Studien hatten ihm den
relativen Wert ägyptischer Texte und die
Ursachen ihrer Unzuverlässigkeiten und Fehler
eigt. Mit Geschick und Glück hatte er
dis Feststellung der lexikalen Bedeutung von
Worten und ihrer Nuancierungen in zahl-
reichen Einzelfüllen durchzuführen vermocht.
So trat er denn mit der Bescheidenheit des
echten Gelehrten und doch dem wohlberech-
tigten Bewusstsein, ein voll und ganz auf
der Hóhe der Wissenschaft seiner Zeit stehen-
des Werk zu schaffen, an die Aufgabe, das
gesamte thebanische Totenbuch zu übersetzen,
eran
Der Abschluss und die Veróffentlichung
der Arbeit schritten langsamer voran, als die
Fachgenossen wohl gewünscht hätten, denn
Renouf sah sich gezwungen, in steter sorg-
fülüger Arbeit der Uebersetzung kritische
Erórterungen über einzelne Worte und Ge-
dankengänge beizufügen, und diese veran-
lassten oft langwierige und zeitraubende
Voruntersuchungen. Als er 1897 die Augen
fiir immer schloss, war er erst bei dem Ka-
itel 139 angelangt. Das Werk wire ein
Torso geblieben, hätte nicht Naville in auf-
opfernder Arbeit mit dem ganzen Wissen,
das ihm die eigene scharfsinnige und erfolg-
reiche jahrzehntelange Beschäftigung mit dem
Totenbuche gebracht hatte, die Arbeit im
Sinne Renoufs fortgeführt und zu Ende ge-
bracht. Die Uebersetzung erschien zunächst
in einzelnen Abschnitten in den Proceedings
der Society of Biblical Archaeology, dann
wurde sie in Buchform ausgegeben. Diese
Ausgabe wurde aber schnell vergriffen und
so entschloss sich Lady Renouf in dem Life
Work, dem Denkmale, welches sie zum
Frommen der Wissenschaft dem verewigten
Gelehrten gewidmet hat (vgl. für dasselbe
OLZ. VI Sp. 69 f£; VII Sp. 232 f.; IX Sp.
43 ff.), einen erneuten Abdruck zu geben.
Auf Einzelheiten der Uebersetzung und des
Kommentars kann hier nicht eingegangen
werden. Darüber, dass Renouf mit seiner
Totenbuch - Uebersetzung der Aegyptologie
ein хтўра êç dei geschenkt hat, sind ohnehin
alle diejenigen einig, die sich mit Verständnis
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[August 1907.) 444
für die ägyptische Religion mit dem Werke
beschüftigt haben. Es wird dauernd zu Rate
gezogen werden und den Ausgangspunkt .
neuer Studien bilden. Für den Religions-
forscher auf dem Gebiete des alten Aegyptens
wird es zum unentbehrlichen Rüstzeug bei
seiner Arbeit gehüren.
Der Uebersetzung hat Lady Renouf eine
Biographie ihres Gemahls vorangeschickt,
welche in warmer anschaulicher Weise sein
dusseres Leben und seine religióse Entwick-
lung, die ihn vom Protestantismus zum Ka-
tholizismus geführt hatte, darlegt. In nahezu
4ljühriger Ehe hatte sie, eine geborene
Brentano, mit ihm die frohen Stunden des
wissenschaftlichen Erfolges und die schweren
inneren und äusseren Kämpfe mit durchlebt;
sie war die Berufene, um sein Leben mit
vollem Verständnis für seinen Kern zu schil-
dern. Den meisten Fachgenossen neu wird
die Rolle sein, welche Renouf in den sich an
das Unfehlbarkeits- Dogma anschliessenden
Kümpfen und als Gegner der altkatholischen
Bewegung gespielt hat. Nicht nur für die
Gelehrtengeschiohte, auch für die Geschichte
der modernen religiósen Bewegungen besitzt
diese Lebensbeschreibung vielseitiges Inter-
esse.
Bonn.
Le „panier à tablettes“
par Fr. Thureau-Dangiu.
M. Likhatscheff!) vient de publier d'in-
téressants documents appartenant à la méme
collection que les tablettes publiées RTC 2°
série (voir VAB I p. 224 n. i). Parmi ces
documents figurent des bulles d'argile affec-
tant à peu prés la forme de segments sphé-
riques. Па surface convexe porte soit un
sceau, soit quelques lignes d'écriture. La
Section plane garde nettement l'empreinte
d'un clayonnage de roseaux.
Les inscriptions débutent par le terme
ER! Б |||]. Le premier élément HI, avec
la lecture pisàn (— pisannu) avait le sens de
„Caisse“ ou „boite“ (cf. ZA XVII p. 185 n. 1);
dans les inscriptions de Gu-de-a pisan-(gs3-)
ù-šub signifie „boite (servant de) moule à
briques“ (voir p. ex. Statue ЕП 12, VAB I
р. 82. Or Құ) = pisan est fréquemment
précédé du déterminatif gi „roseau“ (cf. Meiss-
ner, SAI n* 1575 sqq. et n° 3742); donc ce
1) Древнъйшія буллы и печати Ширпурлы. Saint-
Petersbourg 1907.
445 [No. 7.)
terme pouvait désigner une ,,boite еп ro-
seaux“, un „panier“. Pisän-dub serait alors
le „panier à tablettes“ ).
oici, à titre d'exemple, la traduction de l'un
de ces documents (Likhatscheff р. 21 n° 39).
Col. I:
Era Le panier aux tablettes
(concernant) les poissons
de redevance
Ba-bandur-ra”) ITU-da*) et les poissons „de table“
(apport és)mensuellement
éw-ba ab‘) (dingir-)ba-4&- (par) les vom de mer
ne’) de la déesse Ba-u
Col. II:
һа-ға-21 + ZI-a-ka (et concernant) Jes pois-
zu- ha a-du(g)-ga-ge-ne °)
e-da-gál*) 4°)
ons
(apportée par) les pécheurs
d'eau douce
est ici. 4* (année).
!) Dans Rm. 2,27 l. 8 (OT XIV pl. 46) on trouve
pi qui est le méme terme avec le déter-
minatif en plus. Le sens de „panier à tablettes“
convient ement à pisdn-dub-ba, Reisner Tempel-
urkunden nos 164 1--6, 164% Barton Cuneif. Tablets
nos 118 et 144, Lau Old Babyl. Temple Records no 162.
Par contre RTO по 287 П 2 (= VAB I p. 148 no 18),
no 809 rev. 2, Tempelurkunden по 130 rev. 21,
no 14717, no 162 X 26, CT 12915 IV 1 eto., pi-
sàn-dub-ba est employé comme nom de fonction et
désigne peut-être „l'archiviste“.
) Les termes d et banšur reparaissent Cône B
d'Uru-ka-gi-na V 20, IX 2, X 19. П est à noter que
ce texte est en étroit rapport avec la classe de ta-
blettes à laquelle appartient RTO 2e série. Certains
passages obscurs peuvent étre éclaircis par la com-
ison avec les tablettes. Ainsi ki-swm-ma (cf. Col.
10 et 15) a, autant qu'il me semble, sur quelques
tablettes inódites (collection Allotte de la Fuye) le
sens de „lieu (plants) d'oignons“; on doit donc tra-
duire Col. IV 9 sqq.: „les boufs des dieux étaient
employée à l'irrigation de l’oignonidre du patési: dans
les bons champs des dieux était l'oignoniére, le lieu
de joie du patési". Les expressions 3e-gwb-ba (Col.
III 15) et sangu-nig (Col. V 22) reparaissent dans les
tablettes, mais leur sens reste obscur (sur une tab-
lette inédite, AO 4188 rev. III 2, le sangu-nig est
mentionné à côté du sangu (dingir-)dumu-si ou „prêtre
de Tammus") Pour égi-nu-dé (Col. VII 20,24) voir
1 proporce par Allotte de la Fuye Journal
9 ITL. da signifiant „mensuellement“ est fréquent
dans les tablettes, voir p. ex. RTO no 61. Comparer
ITU-ITU-da = 5 Samsu-iluna bil. 1. 90
King Hammurabi vol. p. 204). Peut-étre da est
complément phonétique (cf. le nom propre gal-
ITU-da RTC no 108 face 5 et по 189 rev. 6) et doit-
on lire id-da.
*) Pour ab signifiant „mer“ cf. VAB I p. 46 note e.
*) Lorsqu'il s'agit de personnes, le pluriel peut
біте marquó par me ou par me. Dans ЕТО Ze série
cee deux déeinences sont nettement distinguées: la
premiére est employée lorsque le nombre des per-
воппев est défini, la seconde lorsque ce nombre est
indéfini. Voir p. ex. RTC по 82 face III 2 zu- a- ab-
ba-me (il s'agit des deux pécheurs mentionnés П 1 et
ІП 1) et ibidem rev. II 6 šu- -ba-ge-ne (il s'agit
des pécheurs de mer en général).
ORIENT ALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[August 1907.) 446
Cette inscription était donc placée sur
un panier contenant des tablettes relatives
à des réceptions de poissons!) On peut voir
dans les documents de ce genre, comme le
conjecturait ingénieusement le Colonel Allotte
de la Fuye?), de véritables étiquettes de
classification.
Erklärung
zu Hommels Miscellanea nr. 6 (oben Sp. 884 ff).
Der Tadel wegen mangelhafter Ziti richtet
sich an eine falsche Adresse. Hartmann sich in
dem betr. Abschnitt (oben Зр. e? lediglich mit
meinen Ausführungen (Sp. ff.) beschäftigt und
ausschliesslich diese im Auge gehabt, ohne die Mög-
lichkeit in Betracht zu ziehen, dass das eine oder
andere, was ich sage, schon vorher und von anderer
Seite behauptet worden sein könnte. Ich bedaure,
dass meine Ausfübrungen so gehalten waren, dass
sie den Eindruck hervorriefen, als hätte ich іп den
beiden von Hommel für sich mit Recht reklamierten
Thesen (minäisches Niph'al und s- und h- Sprache)
keinerlei Vorgünger cahabt Der Schuldige bin also
ich, nicht ann. Zur Sache selbst bemerke ich
folgendes: Die Erklärung von n»n als Dien habe
ich zuerst (18987) bei Hommel! im Kolleg gehört.
Ich habe sie seither als anerkanntes „Gemeingut der
Wissenschaft“ betrachtet und anch ohne irgend ein
Zitat in meiner Ausgabe von Gl. 1808 verwertet.
Diese Bearbeitung hat als Münchner Dissertation
Hommel vorgelegen, der damals keinerlei Hinweis
auf seine Priorität veranlasste. Ich hätte also auch
meine eigene Arbeit zitieren können, wenn ich in dem
betr. Aufsatz nicht überhaupt auf jederlei Zitat ver-
zichtet und mich ausschliesslich auf sachliche Fest-
stellungen beschränkt hätte. Ich hätte dann auch
darauf hinweisen müssen, dass das minäische Niph'al
in der Form wenn bereits i. J. 1875 von Halévy
(Et. Sabéennes S. 38) festgestellt worden ist.
Anders verhält es sich mit der s- und h-Sprache.
Hier war ich wirklich des guten Glaubens, etwas
vollständig Selbsterarbeitetes zu geben. Die Stelle
in Hommels Aufs. und Abh. war mir auch nicht im
geringsten gegenwärtig. Uebrigens ist es nicht ganz
richtig, wenn Hommel s dass „das gleiche über
die s- und h- Sprache wie oben auf S. 289 f.“ bei
ihm stände; bei mir steht denn doch auch einiges, was
bei ihm nicht zu finden ist.
So V es ist, wenn ein Autor
seine Priorit& te geltend machen muss, so hat
D mot à mot „il + dans + être“. J'ai cherché
(ZA XX pp. 395 sqq.) à dégager les règles qui déter-
minaient e choix du préfixe sujet devant un verbe
exprimant une action. [cile verbe rime un état:
les régles devaient étre quelque peu différentes. Voir
p. ex. RTC n» 22 face in 2 mu- gal qui signifie sans
doute comme 6-gál „est, existe“, mais avec une nuance
de sens qui m'échappe. Dans les textes postérieurs
on trouve ni-gál, cf. Reisner Tempelurkunden
164 1, 8, 4, 6, 8 et Barton Cuneif. Tablets no 118 et 144.
D Pour cette notation cf. VAB I p. 224 n. 4.
1) Quelques tablettes de ce type sont publiées
RTC п 30—37.
) Dans une communication à la Société Asiati-
que, séance du 8 Février 1907.
447 [No. 8.)
die Sache doch auch eine gute Seite — wenn es
sich nicht um peewee Verschweigen handelt —.
Die These gewinnt an Vertrauen, wenn es sich her-
ausstellt, dass sie von verschiedenen Seiten in selb-
ständiger Schlussfolgerung gewonnen worden ist.
Neuburg, den 20. Juli 1907.
Otto Weber.
Altertums-Berichte
aus dem Kulturkreise des Mittelmeers.
Aegypten.
125. Unter Schreibers Leitung wurden Alexan-
dria und Umgegend nach hellenistischen, rómischen
und frühchristlichen Denkmälern durchforscht. Man
fand Kipfe, Masken, Statuetten. Tiere aus verschie-
denem Material, Geräte und Figuren aus Bronze,
Tonlampen, altigyptische Gefüsse aus Marmor und
Alabaster, Mumienbilder auf Holz und Ton; Webereien
koptischen Ursprungs u. a. m. Besonders ergiebig
war die Katakombe Kom-el-Schugafa. Nach drei-
jähriger Arbeit kehrte die Expedition zurück. Sieglin,
der die Mittel zu den Ausgrabungen hergegeben hatte,
schenkte die Sammlung dem Könige von Württemberg.
(Voss. Ztg. 1907, No. 263). B.
Turkestan.
126. Im Jahre 1904 hat Le Coq die Ruinenstadt
Kara Chodja in Chines.-Turkestan durchforscht. Ein
anscheinend nestorianisches Kloster lieferte syrische
Inschriften. Eine andere Ruine zeigte das Bildnis
Maniks. Ев wurden zahlreiche christliche und ma-
nichäische Inrchriften gefunden, die buddhistischen
waren von den Eroberern vernichtet worden. In einem
Raume lagen die manichäischen Mss. meterhoch,
waren aber alle verfault. Viele Buddhafiguren wurden
entdeckt, riesige Bibliotheken und viele Wandgemälde.
In einem Kloster, das vou der Ruinenstadt weiter
abliegt, fand man u. a. sehr viele Bildnisse. Manche
stellten Männer mit blauen Augen und rothlondem
Haar dar, teilweise mit den Zügen von Vorderasiaten
und auch deren Kleidung. 178 solcher Bildnisse
wurden nach Berlin geschickt. Sie sind von hohem
Werte für die ostasiatische Kunst. Drei gewaltige
Buddhasäulen waren aus vergoldetem, mit Hücksel
vermischtem Lehm gefertigt.
Weiterziehend entdeckte man in Klostertempeln
viele schöne Handschriften, syrische, türkische in
Runen, manichäische in türkischer Sprache, Hand-
schriften in Sanskrit und anderen indischen und in
noch unbekannten Sprachen.
20 km nördlich von Turfan fand man in einem
Kloster christliche Hymnen und Predigten, einen Brief
in syrischer Sprache; einen Teil des Lukasevangeliums,
des Galaterbriefes und der Helenalegende іп sogh-
discher Sprache.
In einer Moschee wurde ein Inschriftstein chine-
sischer Art, aber mit ttirkischer Inschrift, gefunden,
sowie ein Saal mit 72 Säulen, dessen Ornamente
sich an diejenigen der ültesten Fürstengrüber und
Tempel anschlossen.
ir beglückwünschen den erfolgreichen Reisenden
zu seinen Entdeckungen, die für die Beziehungen der
mesopotamischen Kulturen zu der ostasiatischen von
ausserordentlicher Bedeutung zu sein scheinen. (Tügl.
Rundschau, 1907. No. 260). B.
Klein-Asien.
127. E. Brandenburg ist von seiner diesjährigen
Reise in Kleinasien a spec. Phrygien zurückgokehrt.
Ausser neuem Material im Zentrum der Felsfaesaden
ORIENTALISTISCBE LITTERATUR-ZEITUNG.
[August 1907.) 448
hat er interessante prühistorische Grottenfunde der
macht, unter anderm eine ganze Höhlenstadt bei
Bajad — grosse Höhlenklöster bei Seidilev.
[Bajad — Setdilev.]
Personalien.
Franz Kaulen, Prof. in Bonn, Verfasser der
vortrefflichen Kompilution „Assyrien und Babylonien“,
ist gestorben.
Zeitsehriftensehau.
Academy. 1907.
1828. P. Watson, The Future of Japan, bespr.
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1829. F. Courtland, Wanderings East of Suez,
bespr. v. —.
2831. H. N. Wright, Catalogue of Coins in the
Indian Museum. Calcutta. II. Muhammedan Coins,
bespr. v. —.
1833. W. 8. Blant, Secret history of the Eng-
lish occupation of Egypt, bespr. v. ?.
Arohiv f. Kulturgesoh. 1907.
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Wort und Bild. — F. Baumgarten u. a., Die helle-
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18. Peintures et Sculptures japonaises au Musée
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Classical Review. 1907.
XXI. 4. T. G. Tucker. Life in Ancient Athens,
bespr. v. W. C. F. A. — W. Crónert, Studien zur
Paläographie und Papyruskunde No. VI: Kolotes
und Menedemos; L. Mitteis, Griechische Urkunden
der Papyrussammlung zu Leipzig I, bespr. v. H.J. Bell.
449 [No. 8.)
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оп the Neurotic Theory of the Miracles of Healing.
— J. B. Harris, Marcian and the Canon. — F. Blass,
The Origin and Character of our Gospels (Il) —
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Life of Jeremiah. — Evangelist. — A. Н. Sayce,
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Enowledge of the Life of Jesus, tibers. v. Ph. Green,
bespr. v. —. D. G. Manuel, Eastern Impressions,
bespr. v. —. H. Нӧрӣ, 2. Kor. IV 8, 4. — C. H. W.
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6. C. D. Bruce, A. Journey across Asia from Leh
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ritish Empire: Northern India; P. R. T. Gurdon,
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Kunst des Einbalsamierens der Leichen im alten
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nachtsfestes in Konstantinopel. — Novitätenschau:
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Histor. Ztschr. 1907.
II], 1. J. Ribera, Lo cientifico en la Historia,
bespr. v. K. Haebler. — Kultur der Gegenwart 1, 7.
Die orientalischen Literaturen mit Einleitung: Die
Anfünge der Literatur und die Literatur der primi-
tiven Vëlker, bespr. v. W. Nowack. — id. I, 3, 1:
Die orientalischen Religionen. I, 4: Die christliche
Religion. Mit Einschluss der israelitisch-jüdischen
Religion, bespr. v. Rade. — M. Friedlünder, Die
religiósen Bewegungen innerhalb des Judentums im
Zeitalter Jesu, bespr. v. D. — K. Bücher, Die Ent-
stehung der Volkswirtschaft, -bespr. v. G. v. Below.
Keleti szemle. 1907.
ҮП, 3. B. Munkácsi, Die Weltgottheiten der
wogulischen Mythologie. — G. Mészáros, Ozmán-
török babonák (Materialien zum osmanischen Volks-
glauben).
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451 (Ко. 8.)
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(August 1907.] 45%
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Sprache, bespr. v. W. Horn.
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5. F. Maurer, Völkerkunde. Bibel und Christen-
tum, bespr. v. H. J. Heyes. — K. H. Cornill, Einleitung
in die kanonischen Bücher des Alten Testaments
6. Aufl., bespr. v. G. Hoberg. — Ancient records of
Egypt — — by J. H. Breasted vol. I—IV, bespr. v.
Heyes. — B. Niese, Grundriss der Rómischen Ge-
schichte nebst Quellenkunde, 3. Aufl., bespr. v. M. Seibel.
Literar. Zentralbl. 1907.
23. Ch. Н.Н. Wright, Daniel and its critics, be-
spr. v. -rl-- — Ch. Bartholomae, Zum altiranischen
Srterbuch, bespr. v. P. Horn.
24. W. Möller, Die messianische Erwartung der
vorexilischen Propheten, bespı. v.-rl-- — J. Braun,
Die liturgische Gewandung im Occident und Orient,
bespr. v. B. — Die Eisenbahnen Afrikas. Denk-
schrift des Kolonialamtes für den Reichstag, bespr.
v. ? — R. Duval, Isö'yabb patriarchae III liber epis-
tularum (Corp. Script. Christ. Or.), (u.) L. Sedlatek
et J. B. Chabot, Dionysii bar Salibi commentarii in
Evangelia (Ebenda), (u.) K. Conti Rossini, A acta S. Ba-
galota Mika öl et S. Anorswos (Ebenda), bespr. v. S-y.
25. H. J. Holtzmann, Das messianische Bewusst-
sein Jesu, bespr. v. G. H-e.
Mercure de France. 1907.
240. M. Buber, Die Geschichten des Rabbi
Nachman, bespr. v. —.
Mitteil. des kais. deutsch. Archäolog.
Inst. (Athen. Abteil.) 1907.
XXXI, 3. K. Michel u. A. Struck, Die mittel-
byzantinischen Kirchen Athens
4. Fr. Poulsen, Eine kretische Mitra.
Monatssohr. f Höh. Schulen. 1907.
VL 6. H. v. Soden, Urchristliche Literatur-
eschichte, (u.) J. Erbach und V. Steinecke, Biblische
Geschichte des alten und neuen Testaments, bespr.
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Monde Moderne. 1907.
20. J. Hardy-Lenormand, La vie en Chine.
Die Musik. 1907.
VI, 16. G. Capellen, Exotische Rhythmik, Melo-
dik und Tonalität als Wegweiser zu einer neuen
Kunstentwickelung. (Arabien, Indien, Japan).
Natur u. Offenbar. 1907.
LIII, b u. 6. J. Wimmer, Altägyptisches Pflan-
zenleben.
Nineteenth Oentury. 1907.
864. Ameer Ali, The Unrest in India — its
Meaning. — E. B. Havell, Indian Administration and
‘Swadeshi’. — E. König, The Wandering Jew. —
W. Miéville, Britain's Task in Egypt. — W. Tweedie,
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Petermanns Mitteilungen. 1907.
53, 6. А. F. Stahl, Reisen іп Nord- und West-
persien.
Philatelist. 1907.
3—6. D. J. Rommel, Marocco, seine Post und
seine Postwertzeichen.
Philologus. LXVI, 2. A. Hoffmann-Kutschke,
Iranisches bei den Griechen. (Beachteuswerte Auf-
stellungen!) — E. Nestle, ABCD (ursprünglicher als
ABC-Alphabet).
Protestantische Monatshefte. 1907.
X, 5. W. Soltau, Kannte Lucas das erste Evan-
gelium ?
Review of Religions. 1907.
VI, 6. The Purity of the Text of the Holy
Quran: 5. The Collection of the Quran. — The Babi
or the Bahai Religion, I. — Miracles of Healing in
nt — Plague Mortality in the Punjab. —
Political Unrest in India, — In the Name of God,
the Merciful, the Compassionate v. Mirza Ghulam
Ahmad.
Rev. de l'Art ano. et mod. 1907.
123. W. Blake. Vol. I: illustrations of the Book
of Job, with a general introduction by L. Binyon,
bespr. v. P. A.
Revue Oritique. 1907.
2. H. Strack, Hebräische Grammatik mit Uebungs-
buch, 9. Aufl.; id. Hebr. Vocabularium, 8. u. 9. Aufl.,
bespr. v. R. D. — G. Kroll, Catalogus codicum astro-
logorum graecorum, bespr. v. My. — Handb. d.
Klass. Alt.-Wiss, hrsggb. v. J. v. Müller. XII. Bd.:
Geschichte der römischen Literatur bis zum Gesetz-
сарқ werk des Kaisers Justinian v. М. Schanz,
. Aufl., bespr. v. E Thomas — Minerva, Jahrbuch
der gelehrten Welt, 1906 — 1907. hrsggb. v. К. Trübner,
bespr. v. A. C.
Revue de Linguist. 1907.
April. A. Meillet, L'état actuel des études de
linguistique générale, bespr. v. J. Vinson. — Revue
du monde musulman I 8—4, bespr. v. id.
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the Great on the rock of Behistün in Persia. Prin-
ted by order of the Trustees of the British Museum,
0 R. C. Thompson, Late Babylonian letters, (u.)
. 8. Margoliouth, Umayyads and Abbasids. Being
the fourth part of Jarji Zaydan’s history of Islamic
civilization. Translated, (u.) El-Khazrejiyy, The peari-
strings, a history of the Resuliyy d of Yemen.
Translated by J. W. Redhouse, ed by E. G. Browne,
bespr. v.?
Sphinx. 1907.
XI, 1. S. 1. Lefébure, L'abeille en Égypte (über
Biene, Honig, Wachs, besonders im Altertum). — 26.
Moret, Varia. (Der Ritus des Umarmens des Königs
durch einen Gott, die Formel „Königliche Opfer-
варен, der Titel ,Goldhorus*). — 47. Dévaud, Ваг
estcar VI. 7 (bnu bedeute hier ,Gegenstand*). —
63. Andersson, Notices. 8 1. A propos des deux
questions (hált gegen Moret an seiner Uebersetzung
von sechenu im Berliner Ritualbuch durch „Thron“
fest). —- e de 8. 36 Breasted, Ancient
Records of Egypt II (anerkannt, aber zahlreiche
Einzel-Ausstellungen von Foucart); 50. Sethe, Ur-
kunden des Alten Reiches I (kritische Bemerkungen
von Andersson gegen die ,Berliner ügyptologische
Schule* und einzelne Punkte des Werkes).
Stimmen aus Maria-Laach. 1907.
b. W. Fell, Lehrbuch der allgemeinen Einleitung
in das Alte Testament, bespr. v. —. J. B. de Gla-
Deng, Les Commencements au Canon de l'Ancien
Testament, bespr. v. —. J. Charles, Les Luttes d'In-
fluence dans le Golfe Persique, bespr. v. —.
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Theol. Lit-Blatt. 1907.
19. H. Winckler, 5 und ge-
schichtlicher Orient, (u.) B. Baentsch, Altorienta-
as ae israclitischer Monotheismus, bespr. v.
21. J. Geffcken, Zwei griechische Apologeten,
bespr. v. J. Leipoldt.
22. J. M. Price, The ancestry of our english bible,
bespr. v. E. Neistle.
28. 8. Gelbhans, Propheten und Psalmisten, be-
spr. v. v. Orell. — H. Appel, Die Exo des
&thiopischen Henochbuches, bespr. v. H. Stocks.
N. A. Pott, Der Text des Neuen Testaments
nach seiner geschichtlichen Entwickelung, bespr. v
Eb. Nestle.
Theolog. Liter..Zeit. 1907.
11. ©. H. Cornill, Das Bach Jeremia erklürt,
bespr. v. F. Giesebrecht. — J. Sedlatek et J.-B.
Chabot, Dionysii bar Salibi Commentarii in Evan-
elia (Corp. Script. Christ. Or.), bespr. v. E Nestle. —
ГА Schneller, Nicáa und Byzanz, Welt- und Kirchen-
geschichtliche Streifzüge, bespr. v. Ph. Meyer.
12. E. Behrens, Assyrisch-Babylonische Briefe
kultischen Inhalts aus der Sargonidenzeit, (u.)
K. Frank, Bilder u. Symbole rg nisch-assyrischer
Götter, E v. F. Küchler. — R. H. McKim, The
problem of the Pentateuch, bespr. v. C. Steuernagel. —
A. Lods, La croyance à la vie future et le culte
des morts dans l'antiquité Israélite, bespr. v.
A. Bertholet.
18. A. Klostermann, Der Pentateuch, bespr. v.
С. Steuernagel. — С. A. Briggs, A critical and exe-
tical commen to the book of psalms, bespr. v.
rankenberg. — Bolland, Het eerste Evangelie in
het licht тап oude gegevens, (u.) Derselbe, Gnosis
en Evangelie, bespr. v. H. Holtzmann.
Theolog. Quartalsohr. 1907.
8. J. Rohr, Schichten in der Apokalypse? —
К. Lübeck, Die Dornenkrönung Christi, bespr. v. Belger,
— G. A. Weber, Die rdmischen Katakomben, bespr.
v. Funk. — Archiv f. Religionswissenschaft. 8. Bd.:
Beiheft gew. H. Usener, bespr. v. W. Koch. —
K. Fruhstorfer, Mensch und Tier vor Jahve eins?
Theolog. Rundschau. 1907.
5. A. Bertholet, H Gunkels ,Israelitische Lite-
ratur — A. Jeremias, Das Alte Testament im
Lichte des Alten Orient 2. Aufig.; H. Winckler,
Religionsgeschichtlicher und geschichtlicher Orient;
E. Konig, Altorientl. Weltanschauung; H Gress-
Wincklers Altoriental. Phantasiebild; J. Köberle,
Zum Kampf um das Alte Testament; В. Baentsch,
Altorientl. u. israelt. Monotheismus; J. Hehn, Sünde
und Erl nach bibl. und babyl. Anschauung;
J. Köberle, Sünde und Gnade im religiösen Leben
des Volkes Israel bis auf Christum; Fr. Bennewitz,
Die Sünde im alten Israel; W. Staerk, Sünde und
Gnade nach der Darstellung des älteren Judentums
bes. d. Dichter d. sogen. Busspsalmen; J. Herrmann,
Die Idee der Sünde im Alten Testament; H. Gress-
mann, Der Ursprung der israelit.-jüdischen Escha-
tologie; B. Stade, Bibl. Theologie des Alten Testaments.
L Bd. Die Religion Israels und die Entstehung des
Judentums; K. Marti, Die Religion des Alten Testa-
ments unter den Religionen des vorderen Orients;
M. Löhr, Alttestamentliche Religionsgeschichte —
bespr. v. Nowack. — M. Kohlhofer, Die Einheit der
Apokalypse; P. Th. Clemens, L’apocalypse devant
la tradıtion et devant la critique; L. Fonck, Das
sonnenumglänzte und аи ау Weib in d.
Apk.; L. Prager, Die Offenbarung Johannis auf Gr.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[August 1907.) 454
d. h. Schr. eingehend erkl.; G. A. Barton, The
Apocalypse and Recent Criticism; E. C. Selwyn,
e Christian Prophets and the Prophetic Apocalypse;
Е. W. Benson, The Apocalypse; В. В. Warfield, The
Millenium and the Apocalypse; H. Grattan-Guinness,
Schlüssel z. d. Apocalypse. Uebers. v. Gräfin v.
Gröben; E. W. Bullinger, Die Apocalypse oder der
Tag des Herrn. Uebers. v. M. Stolle. — Hastings
Dictionary of the Bible; W. M. Ramsay, Letters to
the seven churches of Asia; P. Gorssen, Noch einmal
die Zahl des Tieres in d. Apk.; C. Clemen, Die Zahl
des Tieres Apok. 13, 18; C. Bruston, La téte égorgée
et la chiffre 666; J. Gwynn, The „Pape of St
John, in Syriac Version hitherto unknown; H.
Goussen, Studia Theologica I; J. Clédat, Revue de
l'Orient Chrétien IV; Delaporte, Fragments sahidiques
du N. T. Apocalypse; J. Haussleiter, Beitrige zur
Würdigung der Otkenbarung Johannes und ihres
latein. Auslegers Victorinus v. Pettau — bespr. v.
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Quellen, bespr. v. G. A. van den Berch van Eysinga.
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Septuagint and the other Greek versions of the old
Testament IL, bespr. v. H. О. — A. Neubauer & A.
E. Oowley, Catalogue of the Hebrew Manuscripts in
the Bodleian Library II, bespr. v. id. — Fr. Brown,
with the cooper of S. R. Driver a. Oh. A. Briggs, A
Hebrew and English Lexicon of the old Testament,
bespr. v. id. — Е.Н. van Leeuwen, Bijbelstudién,
bespr. v. id. — A. Wünsche, Der Sagenkreis vom
geprellten Teufel, bespr. v. A. Klaver.
XLI, 9. In memoriam von Adolf Hilgenfeld. —
E. Hatch a. H. A. Redpath, A concordance to the
Septuagint, (u.) A. Neubauer a. A. E. Cowley, Cata-
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library II, (u.) F. Brown, A hebrew and english
lexicon of the old testament, bespr. v. Н. 0.
XLI, 8. A. W. Groenman, Het vasten bij Israël,
bespr. v. M. Th. Houtema. — G. J. P. J. Bolland,
Het eerste evangelie in het licht v&n oude gegevens;
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theüsevangelie en de Overlevering, bespr. v. H. O. —
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lichen Grundlagen mexikunischer Mythen (Nachweis
der Rolle, welche der Mond neben Sonne und Morgen-
stern spielt. — Eduard Hahn, Ueber Entstehung
und Bau der ältesten Seeschiffe. — Paul Sarasin,
Ueber die Entwicklung des griechischen Tempels aus
dem Pfahlhause. — Julius Teutsch, Zur Charakteristik
der bemalten neolithischen Keramik des Burzen-
‚andes, — Hubert Schmidt, Beiträge zur Kenntnis
und zum Verständnis der jungneolithischen Gefäss-
malerei Südost-Europas, Ein Duplik (gegen den vor-
stehenden Artikel Teutsch's, zugleich mit Polemik
gegen М. Hoernes). — G. Schweinfurth, Steinzeit-
liche Forschungen in Südtunesien. — Carl Meinhof,
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Okzident und Orient, bespr. v. Schnütgen.
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Zeitschr. f Kath. Theol 1907.
ХХХІ, 2. Fr. Х. Kortleitner, Archaeologiae bib-
licae summarium, bespr. v. U. Holzmeister. — 8. Hai-
dacher, Drei unedierte Chrysostomus-Texte einer
Baseler Handschrift. — J. Hontheim, Eine neue
Uebersetzung von Job 19, 25—27.
Zeitschr. f. Kirchengesch. 1907.
i XXVIII, 2. P. Drews, Ueber altigyptische Tauf-
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Zeitschr. f. Neutestm. Wissensch. 1907.
VIII, 2. J. Kreyenbuhl, Der Apostel Paulus und
die Urgemeinde. — H. v. Soden, H. V. Sodens Aus-
gabo "in Neuen Testaments. — A. Harnack, Zu Mc. 5,
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2. F. Panzer, Mürchen, Sage und Dichtung,
bespr. v. A. Bernt. — A. Schaube, Handelsgeschichte
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Ende der Kreuzzüge, bespr. v. J. Loserth.
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XII, 3. J Hart, Tierkultus und Tierfabel. Der
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stufen, bespr. v. O. v. Hovorka. — К. Mischke,
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Europe et les migrations Argennes, bespr. v. Buschau.
— A. Zimmermann, Ueber den Ursprung des Huf-
eisens in Beziehung zu den magyarischen Funden
der Arpadenzeit, (u.) G. Sebestyén, Das Kerben und
die Kerbschrift, bespr. v. v. Bátky.
Zentralbl. f Bibliothekswesen. 1907.
XXIV, 6. J. Lutz, Eine verschollene Handschrift
der sogen. Biblia pauperum. — V. Chauvin, Notes
pour l'histoire de l'imprimerie à Constantinopel.
Z. D. M. G. 1907.
LXI, 1. Angelegenheiten der Gesellschaft. —
M. Löhr, Zwei Beispiele vom Kebrvers in den Pro-
en... des alten Testaments. — 8. Herner,
eurteilung der grossen Konkordanz von Mandelkern.
— J. Goldziher, Die dogmatische Partei der Salimijja.
— H. Grimme, „Ein Schauspiel für Kemosch“ (Mesa-
Inschrift). — F. Prätorius, Ueber eine sabäische In-
schrift. — Shihabuddin Khuda Bakhsch, Maulana
Mu’min Husain of Yazd. — H. Vogelstein, Bemer-
kungen zu Ed. Königs Aufsatz „Kalenderfragen im
althebrüischen Schrifttum“. — Sch. Ochser, Sidra di
Nischmata. Transkribiert, übersetzt. — A. Fischer,
Eine interessante algierisch-marokkanische Genetiv-
umschreibung. — C. S. Hurgronje, Kugejr Amr und
das Bilderverbot. — W. Barthold, Iltatmys (zu Hart-
manns Bemerkung in OLZ. 9. Jahrg. Sp. 304). —
P. Haupt, Die Etymologie von Aram. — E. Nestle,
Ein aramäisch-hebräisches Wortspiel des Jeremia. —
J. G. Wetzstein, Die Liebenden von Amasia. Ein
Damaskener Schattenspiel. Aus dem Nachlass hregg.
v. G. Jahn, bespr. v. Th. Nöldeke. — P. Kokowzoff,
Nouveaux fragments syropalestiniens de la Bibl. Imp.
Publ. de St. Peterbourg, (u.) Н. Duensing, Christlich-
palestinisch-aramäische Texte und Fragmente, bespr.
v. F. Schulthess. — Kaiserliche Akad. d. Wiss.,
Kusejr ‘Amra, bespr. v. Th. Nöldeke. — Carra de
aux, Avilenne, bespr. v. M. Horten. — A. Fischer,
Noch einmal das Geschlecht der Infinitive im Ara-
bischen. — A. Fischer, Miscellen. — Wissenschaft-
licher Jahresbericht: C. Brockelmann, Das Semitische;
Е. Praetorius, Die abessinischen Dialekte und das
Sabäo-Minkische; G. Beer, Alttestamentliche Studien.
2. Angelegenheiten der Gesellschaft. —
P. Haupt, Eine alttestamentliche Festliturgie für den
Nikanortag. — Sch. Ochser, Sidra di Nischmata,
transkribiert, übersetzt und mit Anmerkungen ver-
sehen. — F. H. Weissbach, Ueber die babylonischen,
assyrischen und altpersischen Gewichte, — V. A. Smith,
The Sakas in Northern India. — A. Wittstein, Die
von Ibn Jünis in Kairo beobachteten Mond- und
Sonnenfinsternisse. — A. Fischer, Arab. basır „scharf-
sichtig“ per antiphrasin = „blind“. — C. C. Uhlen-
beck, Zur Eskimogrammatik. — Ibn Saad, Biographien
Muhammeds, seiner Gefährten, Bd. I, 1; Biographie
Muhammeds, hrsg. v. E. Mittwoch, Bd. V: Biogra-
phien der Nachfolger in Medina, hrsg. v. K. V. Zetter-
stéen, Bd. IV, 1: Biographien der Muhàágirün und
Ansäi, hrsg. von J. Lippert, bespr. v. J. de Goeje.
— D. H. Müller, Die Mehri- und Sogotri-Sprache I.
II, bespr. v. N. Rhodokanakis. — Kleine Mitteilungen:
Ed. König, Zu 35) niknas; E. Nestle, ,Beesisch";
A. Fischer, Marokk. ummuima „meine Grossmutter“.
Verantwortlicher Herausgeber: Е. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Schönstr. 18 a J.
Verlag u. Expedition: Wolf Peiser Verlag, Berlin S, Brandenburgstr. 11.
Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel, Kirchhain N.-L.
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10. Jahrgang.
15. September 1907.
J 9.
Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender
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DEE
Zum Prozesswesen des alten Babyloniens.
Von F. FE.
In seinen Babylonian legal and business
documents from the time of the first dynasty
of Babylon (= Babylonian Expedition of the
university of Pennsylvania VI 1) hat Her-
mann Ranke einen Text in Keilschrift und
Phototypie veröffentlicht, welcher allge-
meineres Interesse bietet, besonders, wie ich
anuehmen möchte, für Juristen. Ranke
freilich hat ihn in der Einleitung zu seinem
Buche ausführlicher behandelt, weil er eine
besondere Bedeutung für historische Fragen
in ihm zu finden glaubte. Dies aber, weil
er annahm, dass neben dem Herrscher von
Babylon, Hammurabi, in der Schwurformel
auch ein assyrischer König, Šamši-Adad,
genannt sei. Diese Annahme ist jedenfalls
irrig, wie sich aus der Behandlung des
Aktenstiickes сгреһеп wird, welche ich hier
vorlegen will.
Es lautet in Transskription und Ueber-
setzung:
1. Be-el-ta-ni ара Arad-ku-bi 2. Za-si-ia
а-па Кі-ві-іш za mu-ti-áa 3. iz(s)-za-ad(t, t)-ma
DI-TAR-MES Babili 4. DI-TAR Sippar (MES)
б. di- nam i-di-nu-Su-nu-ti-ma 6. Za-si-ia i-na
biti (ilu) Marduk 7. Be-el-ta-ni u-bi-ir-Su-ma
8. mi- im ma mu-ti-ja 9. ša Arad-ku-bi u-ul
ib-ba-3i 10. U-KUR-SU MULU-MULU-RA
11. GU-NU-MAL-MAL-A MU (ilu) Marduk
12. Ya-am-mu-ra-bi u (ilu) Šamaš 3i(?) an (?)
Peiser.
im(?) 13.—24. Zeugennamen 25. $a mab-ri-
Su-nu ...... 20. Za-si-ia i-na bít (ilu)
Marduk 27. u-Sa-as-ti-rra 28.—29. Datum.
1. Die Beltani, die Schwester des Arad-
kubi, 2. hat der Zasia für den Beutel(?)
ihres Mannes 3. in Anspruch genommen.
Die Richter von Babylon 4. das Recht der
Sipparenser 5 als Recht entschieden für sie.
6. Den Zasia im Haus des Marduk 7. hat
Beltani verklagt: 8. Was immer ihres Mannes
war, 9. soll dem Arad-kubi nicht gehóren.
10. Dass für spütere Zeiten einer den andern
11. nicht verklage, [haben sie] mit Anrufun
Marduk's, Hammurabi’s und Samai’s ....... 8
[gesprochen]. Die Zeugen, 25. vor denen
dass asia hat schreiben lassen.
Bemerkungen.
Zeile 2. а-па ki-si-im ist unsicher; kisu
heisst der Beutel, es könnte damit das Ver-
mögen an Wertmetallen im Gegensatz zu
Landbesitz, Haus, Vieh usw. gemeint sein.
Andererseits wäre es nicht unmöglich, in
ana kisim einen Terminus wie „für die
Schuld* usw. zu sehen.
Zeile 3. Ich schlage vor, sezad zu lesen
und diese Form als entstanden aus i3dad
anzusehen, also wie usahharuma für ustah-
a, cf. Kohler u. Peiser, Hammurabi
S. 138 f. 73dad wäre mit isaddad (Meissner,
459 (No. 9.)
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[September 1907.) 460
Beitr. е. Altbab. Privatrecht S. 141) zu-
sammenzubringen, welches dann wohl von
šadâdu, imperf. isdud zu trennen wäre; cf.
auch die von Meissner, Supplement zitierte
Form Sadid.
Zeile 4. DI-TAR kann nicht dem DI-TAR
in Zeile 3 gleichgesetzt werden, da das
Pluralzeichen nicht dahinter steht; dafür
steht dieses Pluralzeichen hinter dem Stadt-
namen. Deshalb wird in Zeile 4 DI-TAR
durch dínu zu transskribieren sein.
Zeile 12. Für Si(?) scheint nach der
Photographie auch das Zeichen Sik als
möglich ins Auge gefasst werden zu dürfen;
dann wire der Name Ibik-(ilu) Rammán zu
vermuten.
Zeile 8-9 gibt die Entscheidung des
Gerichtshofes, und zwar zu Ungunsten des
Arad-kubi, also zu Gunsten des Zasia, der
demgemiiss die Entscheidung vor den Zeugen
aufschreiben liess. Verklagt war Zasia von
Beltani, welche also ein Anrecht ihres Bruders
auf Vermögensteile ihres Mannes geltend
ag hatte. Wir dürfen daraus schliessen,
s ihr Mann tot oder dauernd abwesend
war. Sie hatte die Klage aber erst erhoben,
und zwar im Hause des Marduk, d. h. in
Babylon, nachdem die Richter von Babylon
entschieden hatten, dass der Rechtsstreit nach
dem Recht der Sipparenser entschieden
werden sollte. Wir haben es also mit
P dese in Babylon zu tun, wobei vor-
Шайр noch dahingestellt bleiben muss, ob
beide Parteien oder nur eine als Sipparenser
galten, und welche. Nachdem aber der
Sachverhalt soweit klar gestellt ist, muss die
Schwurformel genauer ins Auge gefasst
werden. Es handelt sich um einen Rechts-
streit in Babylon und um Leute aus Sippar.
Von Assyrien ist in keiner Beziehung die
Rede. Für Babylon ist angebracht der Schwur
bei Marduk, dem Gotte, und Hammurabi,
dem Könige Babylons; für Sippar wire an-
gebracht der Schwur bei Samas — und so
ist deshalb auch u (ilu) Šamaš aufzufassen.
In den folgenden drei Zeichen sollte nun
eigentlich das Wort itmũ stecken = sie haben
gesprochen. Leider ist der Anfang der fol-
genden Zeile abgebrochen, so dass die Mig-
lichkeit zugegeben werden muss, dass jenes
Wort, oder die Ideogramme dafür, an der
abgebrochenen Stelle gestanden haben.
Wahrscheinlich wäre es freilich nicht, da
dann kein Platz für den Anfang des ersten
Zeugennamens übrig bleibt. Andererseits
kann nicht bestritten werden, dass die baby-
lonischen Schreiber bei formelhaften Sätzen
der Kürze halber etwas wegliessen, was als
selbstverständlich zu ergänzen war; das Wort
(mg konnte also in unserm Text ganz fehlen.
Ist dies der Fall, во würde noch möglich sein,
in Si(?)-(ilu) IM einen Namen, und, falls für
Si das Zeichen šik gelesen werden kann, den
Namen Ibik-(ilu) Rammán zu erkennen; dann
würe zu schliessen, dass Ibik-Rammán ein
Stadthalter o. A. von Sippar war.
In jedem Falle wird schon durch die An-
rufung des Gottes Šamaš bewiesen, dass die
Anrufenden nach Sippar gehören; und da
die Anrufenden gleich der unterlegenen Partei
sind, so ist dadurch bewiesen, dass Frau
Beltani und ihr Bruder als Sipparenser zu
betrachten sind. Der Prozess wurde in
Babylon geführt, aber nach dem in Sippar
geltenden Recht zu ihren Ungunsten ent-
schieden; die Urkunde, welche uns vorliegt,
stammt augenscheinlich aus Sippar, sie ist
dorthin, sei es von der unterlegenen Partei
gebracht, sei es von der siegreichen gesandt
worden.
Es geht aus dem Vorstehenden hervor,
dass das Recht von Babylon sich von dem
Recht von Sippar unterschied. Worin der
Unterschied lag, ist nicht festzustellen. Die
Entscheidung lehrt nur, dass ein Anspruch,
der von seiten der Familie der Frau geltend
опаси worden war auf Vermügensteile(?)
es Mannes, zurtickgewiesen wurde. Ob der
Prozess vor Hammurabis Promulgierung
seines Kodex fällt? Wahrscheinlich. Leider
ist der Teil, welcher die einschlägigen Para-
graphen enthalten haben wird, bislang noch
nicht gefunden worden.
Die Urkunden aus Tel Sifr, welche von
Strassmaier veróffentlicht sind, geben kein
Material für Konstatierung einer etwaigen
Differenz (in der aus der vorgelegten Urkunde
ersichtlichen Rechtslage); aus Babylon selbst
sind noch keine einschlägigen Texte bekannt,
ebensowenig aus Nippur.
Jedenfalls ist es aber interessant, dass in
einer Stadt nach dem Recht einer anderen
entschieden werden konnte.
Meissner a. a. O. No. 41 lehrt, dass einer
Entscheidung der Richter gemäss ein An-
spruch ina írib Sippar erhoben werden soll;
die dort genannten Richter auch a. a. O.
No. 107 in Funktion. Dieser Text dürfte
freilich nach Sippar gehören, da bei ihm
Zeugen fungieren, welche in anderen Urkunden
vorkommen, die wahrscheinlich aus Sippar
stammen (CT. VIII;, = Bu. 88, 5—12, 158,
CT. VIII, = Bu. 88, 5—12, 223, CT. IV,
= Bu. 88, 5—12, 216). Hier würde also an
461 [No. 9.)
swei Instanzen in derselben Stadt zu denken
sein, eventuell in zwei verschiedenen Quar-
tieren.
Meissner a. &. O. No. 43 wird ein Prozess,
der im Tore des (ilu) Nin-marki ausgefochten
war, fortgeführt und vor (den Gerichtshof)
im Tor des (ilu Marduk verwiesen. Diese
aus Tel Sifr stammende Urkunde wird auch
nur so zu deuten sein, dass es sich um zwei
Instanzen in derselben Stadt handelt. Es
kann sich, da zwischen den beiden Stadien
des Prozesses der Sieg Hammurabi's über
Rim-Sin liegt, freilich um eine Systemünderung
seitens des babylonischen Königs handeln.
Doch könnte diese sich auch nur darauf
beschränkt haben, den Tempel des Marduk,
des Gottes von Babylon, in der Stadt, deren
Ruinenhügel Tel Sifr ist, als Gerichtsstitte
bestimmt zu haben, wofür der von dort
stammende Text Meissner a. a. O. No. 45
sprechen würde. In diesem Falle war früher
der Tempel der Nin-Marki als solche zu
betrachten, und Tel Sifr vielleicht mit einer
Stadt Mar (ki) zu identifizieren, deren Lage
dann danach zu bestimmen würe, cf. hierzu
Hommel, Grundriss der Geogr. u. Gesch. des
Alten Orients 254 und 394; andererseits käme
such die alte Stadt Girsu in Frage. Doch
ist dies an anderer Stelle zu untersuchen.
Auffällig ist der Mangel der Filiations-
angaben bei den Kontrahenten; dieser ist
auch sonst zu beobachten. Ob hier ein
prinzipieller Grund vorliegt oder ob die Er-
scheinung sich aus einem Wunsche nach
Zeitersparnis bei Auszügen und Abschriften
erklärt, ist noch zu untersuchen. Für unsern
Text muss diese Frage also noch als un-
gelöst betrachtet, die Erscheinung bei weiterer
ehandlung vorläufig ausser Anschlag ge-
lassen werden.
Der zehnte König der Dynastie von Isin.
Von Arno Poebel.
Nachdem kürzlich Hilprecht in No.7 dieses
mes der OLZ den Namen des zwölften
Königs der Dynastie von Isin aus einer in Kon-
stantinopel befindlichen Tafel als Za-am-bi-ia
ergänzt hat, sei mir der Versuch gestattet,
den Namen eines anderen noch unbekannten
Königs dieser Dynastie aus dem Datum einer
Tafel im Archäologischen Museum der Uni-
versität von Pennsylvanien zu ergänzen.
Das betreffende Datum lautet: itu gü-
APIN-GAB-s | mu “sin-i-ki-Sa[-am Jugal-e] |
alam guskin kü-babbar “babbar-ra | mu-na-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [September 1907] 462
dim „im Monat Marcheswan des Jahres, da
Sin-ikisam, der König, ein Standbild von
Gold und Silber für Šamaš angefertigt hatte.
Die Tafel tragt die Katalognummer 11107.
Durch das Datum ziehen sich zwei Sprtinge.
Der abschliessende senkrechte Keil des ša
und der Rest der Zeile sind weggebrochen,
doch sind noch die unteren Enden der senk-
rechten Keile des e von lugal-e erkennbar.
Das zweite babbar-Zeichen wird oben von
dem Ende eines schiefgehenden Keiles ge-
troffen, der offenbar der Rest eines weg-
gebrochenen am ist.
Für die Ansetzung des hier erwähnten
Königs böten sich, nach dem Charakter der
Tafel zu urteilen, nur die beiden Möglich-
keiten, ihn entweder in die Larsam- oder in
die Isindynastie einzureihen. Das Fehlen
oder Nichtfehlen des Gottesdeterminativs vor
dem Königsnamen kann hier keine Ent-
scheidung herbeiführen, da das erste Element
des Namens ein Gottesname ist!). Indessen
scheinen mir die folgenden Beobachtungen
für die Isindynastie zu sprechen:
1. Die Tafel ist von einem Ur-‘-ninni
nu-es | dumu d-ninni gesiegelt. Auf einer
anderen Tafel, deren Datum weggebrochen
ist, die aber wegen des Vorkommens ein und
desselben Namens ungefübr derselben Zeit
angehürt wie die obige Tafel, finden sich die
beiden Siegel: |
ur-i-ninni nu- es
dumu ағад-4-піппі
mulu - i· si- in
ki
Der Name Mulu-Isin, Mann der als gött-
lich verehrten Stadt Isin?) in Verbindung
mit den hüufigen sumerischen Namen auf
diesen Tafeln weist, wenn auch nicht mit
absoluter Sicherheit, so doch mit grosser
Wahrscheinlichkeit in die Zeit der 'Isin-
dynastie, wie sich der obige Name auch auf
einer im Jahre 1905 von mir gesehenen Tafel
Bur-Sin's von Isin befindet.
und
1) Vgl. denselben Fall bei @Ellil-ba-ni (so statt
Bél-bani zu lesen) und 4Sin-ma-gir.
*) Vergleiche zur Verehrung von Städten den
oo Tem a rg sip : -ki Ranke BEA VI
lla 1 1 usw. die Anführung von bar-sag-
kalam-ma-i 1 dem Verseichnis von Lieferungen für
463 [No. 9.)
2. Der Name des zehnten Königs der
Isindynastie auf der Königsliste bei Hilprecht
ВЕа XX 1, 47 Rev. 17 beginnt mit “еп uud
endigt mit ёа. Von dem vorletzten Zeichen
scheint nach Hilprechts Kopie nur ein unterer
wagrechter Strich vorhanden zu sein, wäh-
rend die beigegebene Photographie noch
Spuren eines abschliessenden senkrechten
Keiles, von zwei oder mehr mittleren wag-
rechten und eines oberen schiefgehenden
Keiles sehen lässt, die sich demnach zu einem
(E! ergänzen lassen.
Hiernach werden wir berechtigt sein,
in die Liste Sin-ikisa als zehnten Konig
von Isin einzusetzen. Da dieser nach der
Liste nur sechs Monate regierte, so müsste
das oben mitgeteilte Datum natürlich dem
ersten Jahre des Königs angehören, und es
könnte somit auffällig erscheinen, dass das
Datum eine über die gewöhnliche Formel
mu X lugal-e hinaus erweiterte Fassung
zeigt. Aber die in der Datenliste A mit-
geteilten Formeln für das erste Jahr Sumu-
lails: mu su-mu-la-il(u) lugal-e ida ?3-utu
(? Samas) -he-gal mu-un-ba-al, für das erste
Jahr Abil-Sins: mu a-bil-!sin lugal-e bad
2" ba-du] und für das erste Jahr Sin-
muballits:mu ‘sin-mu-ba-li-it lugal-e bad ru (?)-
ba-tum ba-du beweisen, dass solche erweiterte
Fassungen keineswegs auffallen dürfen, be-
sonders wenn es sich herausstellen sollte,
dass dieser Konig zeitlich vielleicht nur wenig
von Sumulail entfernt ist. Von mehr Gewicht
kónnte jedoch sein, dass unser Datum in den
achten Monat fällt. Da Sin-ikisa nur sechs
Monate regiert hat, so dürfte der Zeitpunkt
seines Regierungsantrittes hinter dem Nisan
liegen, an dessen erstem Tage sonst gewóhn-
lich die Benennung des Jahres stattgefunden
zu haben scheint. Indessen ist der Beweis
bis jetzt noch nicht erbracht, dass vor dem
Aufschwung Babylons und des Mardukkultus
mit seinem &m ersten Nisan gefeierten Neu-
jabrsfest der Nisan überall in Babylonien
das neue Jahr begann. Der Anfang des
Jahres in Lagas mit dem Feste der Bau
zur Zeit Gudeas muss wegen des Charakters
dieses Festes als Hochzeitsfest allerdings
ursprünglich wohl auch in den Frühling
Cer sein, wenngleich nach Br. 13879
er Monat des Festes der Bau mit Du-azag,
dem siebenten Monat, identisch ist. Wenn
aber in der Tat ganz Vorderasien im dritten
und zweiten Jahrsausend v. Chr. von der
babylonischen Kultur überzogen war, so
dürfte auch der Anfang des altisraelitischen
Jahres im Herbst vielleicht seinen Ursprung
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[September 1907.| 464
in Babylonien haben, wie ja auch der Name
taSritu, Einweihung (desJahres) noch deutlich
erkennen lässt, dass mit dem später siebenten
Monat einmal das Jahr begann. Aber selbst
wenn das Jahr zur Zeit der Dynastie von
Isin mit dem Nisan anfing, so konnte doch
jederzeit die Benennung resp. Wiederbe-
nennung des Jahres ausnahmsweise in einem
anderen Monat als dem Nisan stattfinden, so
vor allem, wenn ein Usurpator, wofiir wir
auch den zehnten Konig der Dynastie an-
sehen miissen, die Regierungsgewalt an sich
riss.
Nach all diesem bliebe aber immer noch
die Möglichkeit offen, dass unser König der
an neunter Stelle genannte König sein könnte,
von dessen Namen ja so gut wie nichts er-
halten ist, falls nicht das Zeichen су с welches
Hilprecht Ses = e ^« liest, vielmehr am = Fa
ist. Alsdann würde eine Ergünzung Sin-
ikisam jedenfalls nicht unmöglich sein, aber
ebensogut auch eine Ergánzung Sin-i-ri-ba-am,
der Name des von Scheil in OLZ. 1905, 350
besprochenen Königs. Uebrigens aber lassen
Anfang und Ende des zehnten Königsnamens
kaum eine andere Ergänzung als Sin-ikisa
zu, und darum können wir unbedenklich,
solange nicht triftigere Gründe dagegen
sprechen, an unserer Ansetzung Sin-ikisas
als zehnten Königs von Isin festhalten, und
solange keine erneute Prüfung des Originals
der Königsliste von Nippur stattgefunden
hat, für die Ergänzung des neunten Königs-
namens Sin-iribam in Aussicht nehmen.
Bel-5tmanni,
Ein neuer König Babylons und der Länder.
Von A. Ungnad.
Der von mir in den Vorderasiatischen
Schriftdenkmälern 7) (abgek. VS.) III No. 180
publizierte neubabylonische Kontrakt VAT
4044 macht uns mit einem neuen König be-
kannt: er ist datiert: Bar-sipki arab [......
Sanat rés šarrůt IIBël- Si- man · ni] Sar Babsliks
и тайай. Der hier genannte König Bêl-
Simanni führt also den gleichen Titel wie die
bekannten Perserkönige und unterscheidet
sich dadurch von dem in der Behistun-In-
schrift genannten Empörer Nidintu-Bél, der
sich unter dem Namen Nebukadnezar den
1) Vorderasiatische Schriftdenkmäler der Königl.
Museen zu Berlin. Herausgegeben von der Vorder-
asiatischen Abteilung, Leipzig 1907 ff.
465 (Ко. 9]
Titel Kónig von Babylon belegt und aus
dessen Regierungszeit!) wir eine grössere
Anzahl Kontrakte vom 14. IV. seines Re-
gierungsanfangsjahres an bis zum 16. (oder
na 27.) VII. seines ersten Jahres besitzen).
бі
imanni nimmt also eine gleiche Position
ein wie der bereits bekannte? Samai-erba,
der in VS. ПІ durch die Texte 178 und 179
vertreten ist und den Winckler“) unter
Xerxes ansetzen möchte, wohl nur, weil eine
andere Zeit nicht in Betracht za kommen
schien. Indes könnte auch Šamaš- erba
der Zeit des Darius angehören, was bei
Bél-3imanni aller Wahrscheinlichkeit nach
der Fall ist. Beide Nebenregierungen fallen
dann spüter als die Errichtung der Behistun-
Inschrift.
Zur zeitlichen Bestimmung des Bél-5imanni
dienen die auf VAT. 4944 verzeichneten
Personennamen. Von diesen finden sich die
folgenden, so viel ich bisher sehe, auch auf
nderen Urkunden.
I. Rímát- Bêl, Sohn des Iddina-Nabü, Sohnes
des Ma|[rduk- .
1) VAT 4951 (= VS. III 178), datiert:
25. VI. 05) Samai-erba,
2) VAT 4990 (?) 5), datiert: 3. XII. 1. Xerxes.
II. Nabá-u3allim?), Sohn im Nabé-ablu-iddina,
Sohnes des Laku 8);
1) VAT 4943, datiert ^ Ш). 15 Darius,
: VAT 4909, 5 28 IV (2). 1
. 5044 (= VS. 130), * dine 14. —.
1
4) VAT 4953, datiert: 7. VII. 27. Darius,
5) VAT 4975, „ 15. II. 28 (2). „
6) VAT 4964, 16. VIII. 28.
7) VAT 5027 (= VS. III 144), datiert: 16(?).
—. 28 Darius,
8) VAT 5029, datiert: 4. VIII (?). 30 Darius,
9) ira (= VS. ПІ 149)9), datiert: 16.
08,
3) Wir sind indes bei keinem der erwähnten
Kontrakte sicher, ob es sich um Nebukadnezar III
(= Nidinta-Bél) oder Nebukadnezar IV (= Arabu,
dem Armenier) handelt; beide behaupteten ja, Nebu-
E Sohn Nabunaids, zu sein.
8. 415, i) VgL n meine Bemerkungen in ZA. XIX (1906),
1,
М "Vgl. xc L. Tallqvist, Neubabylonisches
Namenbuch, 8
*) KAT.*, a^ 119.
5) = Janat ves sarráti.
) Er heisst hier Sohn des Iddin& (geschr. 18E-
na-a). Dies wird Kurzname für Iddins-Nabü sein;
weniger wahrscheinlich is& es, dass hier eine andere
Person vorliegt.
) VAT 4922 geschrieben: Ni AG-u-sa-al-li-im.
в) VAT 4944 hat der Tafelschreiber rw susgelassen.
D Hier wird gleichzeitig (Z. 8) sein Sohn Nabû-
musétiq-urri als Gläubiger genannt,
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[September 1907.) 466
10) VAT 4965 (= VS. III 157), datiert: 16.
I. 35 Darius,
11) VAT 4976 (= VS. III 161), datiert: 5.
VIII. 35 Darius,
12) VAT 4969 (= VS. III 162), datiert:
24 (2), VIII. 35 Darius,
13) VAT 5037 5 Mi ІШ 177), datiert:
27.!)
14) VAT 4929, datiert: 29. VIL. 0 Samas-erba,
15) VAT 497 1, А III. 1 enon
16) VAT 4929, Ж
Der König Bél-Fimanni wird sick auf dem
Fragment VAT 403 genannt, das ich in einem
der spüteren Hefte der Vorderasiatischen
Schriftdenkmäler geben werde. Es gehört in
dieselbe Reihe von Tafeln, von denen Peiser?)
die meisten bereits ubliziert hat. VAT 403
stammt wohl aus Difbat, wie die Erwähnung
des Anu-Tempels E.IM.NE zeigt. Hier
wird Z. 8 arab Ulülu sanat r&3 Sarrüt I WBél-
i- man - ni] erwähnt. Datiert ist das Stück:
[arab] Ulülu amu f kam запа 83 3ar[rüt I ü Bêl-
Si- man- ni (?)] zar Bábili ..., worauf nicht Sar
mätäti, sondern wohl iät[enen tla-[a-an il· u- u]
folgt. Auf diesem Kontrakt werden zwei
bekannte Personen erwähnt:
I. Nabu- (ah) · ittannu, Sohn des Ura3-kägir,
Sohnes des Dábibi.
Dieser findet sich auch
*1) VAT 70 (= PA. 8)dat.: 28. VI. 18 Darius,
2) VAT 73 (= PA.12) , 17.IV.32 „
*3) VAT 74 (SPA. 13) „ —. IV. 32 ,
14) n 75 abe VS. ПІ 153) datiert: 25. V.
3 Dari
*5) VAT "C (= VS. Ш 156) datiert: 9. VI(?).
34 (2) Darius
*6) VAT 76 (= PA. 15) dat.: —. —.34 Darius,
7) VAT 40 SE Ne III 160) datiert: 22.
VI. 35 D
*8) VAT 78 (С. YS III 165) datiert: 13.
VI.
86 D
*9) VAT 79 (— = PA’ 19) dat.: 22. VI. 86 Darius.
П. Iddina-Naba, Sohn des Nabá-3[um]-w[sur],
Sohnes des Éa-ibni, der Sahrelber det
sich ausser in den soeben genannten Ur-
kunden, die mit versehen sind, noch
VAT.71(=PA. 9) datiert: 28. IT. 17 Darius.
Alle Urkunden, die die in Frage kommen-
den Namen von VAT 403 tragen, gehóren
der Zeit des Darius an; ев wäre demzufolge
ein merkwürdiger Zufal, wenn VAT 3
allein aus der Zeit des Xerxes stammen
sollte. So ist es durchaus wahrscheinlich,
!) Der Schreiber hat hier entweder das Jahr
ganz ausgelassen, oder UD ist ein Schreibfehler für MU.
*) Keilinschriftliche Aktenstücke aus Babyloni-
schen Städten. Brrlin, 1889. Abgekürzt PA.
467 (Ко. 9.)
dass Bél-Simanni ein Gegenkönig gegen Da-
rius zu Ende der Regierung desselben war.
Ueber das Verhältnis des Bél-Simanni zu
Samas-erba dürfte sich vorläufig noch nichts
Sicheres ermitteln lassen.
Zum Lautwerte des v.
Von 9. Hüsing.
W. Max Müller ist in seinen Ausfiihrungen
über die ägyptische Umschrift (Sp. 359) auch
auf die Frage des wirklichen Lautwertes
der assyrisch-babylonischen 8 zu вргесһел
gekommen und führt d&bei auch die ein-
schlägigen Bemerkungen aus meiner Disser-
tation an. Da hierbei ganz wesentliche Dinge
zu kurz kommen oder überhaupt übersehen
wurden, so ist es nicht wunderbar, dass W. M.
Müller zu dem Ergebnisse kommt, ich hätte
gerade das Entgegengesetzte bewiesen von
dem, was ich beweisen wollte. In diesem
Falle ist es also meine Pflicht, zu der An-
gelegenheit das Wort zu nehmen.
Ich muss zunächst bekennen, dass ich bis
jetzt nicht gewusst hatte, dass bereits Paul
Haupt aus der iranischen Wiedergabe Nabu-
kudračara den Lautwert ё des babylonischen
$ abgeleitet hatte; ich bin völlig unabhängig
von Haupt auf das Gleiche verfallen; nach
langem Wagen und Vergleichen war mir diese
iranische Schreibung als der erste Baustein
in der Hand geblieben.
Die allgemeine Entwickelung ist bekannt-
lich die, dass ein 6 immer weiter verschliffen
wird, nicht aber die, dass sich aus anderen
Sibilanten ein 4 entwickelte, das vielmehr
das übliche Ergebnis der Palatalisierung eines
k ist. Damit sind aber von vornherein alle
Berufungen auf spätere Aussprachen, die
schwächer sind als &, als zu leicht wiegend
beiseite gesetzt. Für unsere Frage ist es
daher belanglos, ob um 500 v. Chr. noch in
irgend einer anderen semitischen Sprache
ein & vorhanden war. Bisher aber lässt sich
solches Fehlen des 6 nicht einmal für eine
um 1000 Jahre jüngere Zeit beweisen. Wer
das aber doch zu kónnen glaubt, der
halte damit nicht hinter dem Berge!
Wie in den allermeisten Fragen der Laut-
bestimmung sind auch hier die Wiedergaben
durch fremde Völker die erste Grundlage,
was auch W. M. Müller durch sein eigenes
Vorgehen anerkennt.
Ich stimme ihm auch durchaus bei, wenn
er betont, dass fremde Völker, die einen
dem arabischen — aber bisher auch nicht als
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(September 1907.) 468
„semitisch“ nachweisbaren -- $ entsprechen-
den Laut nicht besassen, übereinstimmend zu
einer Wiedergabe durch einen mit Dental be-
ginnenden , Laut“ kommen mussten. Aber wir
müssen die Sache doch näher ansehen.
Zunächst ist selbstverständlich, dass von
den verschiedenen Lauten, die im Babyloni-
schen durch die e Zeichen — etymologisch! —
geschrieben wurden, auch kein einziger dem
iranischen & wirklich gleich geklungen haben
wird; W. M. Müller hat die e richtig
präzisiert: „f-Vorschlag oder nicht?“ Wir
müssen aber weiter erwägen, dass ё auch
kein ¢ + ist, dass das і darin nicht explo-
diert, sondern auch nur als vorhanden em
funden wird. Daher hat die iranische Keil-
schrift für diesen Laut auch ein einheitliches
Zeichen, wie die Nagari und das Pahlawi.
In dieser Richtung würde also der Unter-
schied nicht mehr so gross erscheinen; dafür
ergibt sich ein anderer, den W. M. Müller
eigentlich selbst anführt. Wenn nämlich die e
Babylonier keine Laute mit t-Vo
haben, der Iranier das babylonische $ mit ё
ausdrückt, warum schreibt der Babylonier
dann das iranische é nicht als g, sondern als 3?
Dass ich die Antwort darauf bereits ge-
. geben habe, scheint Müller übersehen zu
haben: es gab auch im Iranischen eine Aus-
sprache des é als 3 (S. 37) (wie eine solche des
J als 2), ja man schreibt direkt 3ijätis für či-
7445, der Lautübergang ist durch die Ortho-
graphie selbst belegt. Der Verfasser der
babylonischen Bagistan-Inschrift wird ja wohl
auch gewusst haben, dass man Cišpiš auf
babylonisch mit w schrieb, d. h. er traf keine
neue Entscheidung. Ich glaube daher im
Rechte zu sein, wenn 1ch das Gewicht
nicht auf die babylonische Wiedergabe
iranischer Laute, sondern umgekehrt
auf den einzigen Fall lege, wo ein У
durch Iranier wiedergegeben wird.
Ich bezeichne das als einzigen Fall,
denn Mudrája geht nicht auf babylonische
Form zurück, und bei Madija wissen wir auch
nicht, welches der drei Völker die originalere
Form hat.
Der Vergleich von iran. Nabukudraéara
mit bab. Sispi$ u. a. m. scheint mir aber
noch einen anderen, recht wesentlichen Schluss
zu gestatten. W. M. Müller hat vielleicht
übersehen, dass ich das babyl. g für meinen
Zweck mit с, nicht mit &, umschrieb!). Der
1) Damit will ich nicht gesagt haben, dass man
nicht in manchen Gegenden des ba товюоар »Sprach-
gebietes“ auch noch & gebraucht hätte.
469 (Мо. 9]
Iranier braucht sein & als nächstähnlichen
Laut, ein c hat er nicht, und umgekehrt hatte
vermutlich der Babylonier kein A und um
das in diesem liegende, ihm charakteristisch
klingende 3 zum Ausdruck zu bringen, ge-
braucht er sein w, um so mehr und lieber,
als man dieses auch im Iranischen'selbst für
é einsetzen konnte. Ich weiss bis heute
keine &ndere Lósung des scheinbaren
Widerspruches und kenne auch keinen
anderen Lósungsversuch. Ob nicht die
Umschrift & für 1 in gewissem Sinne doch
die Probe besteht? Jedenfalls ist es nicht
richtig, wenn Müller meint, auf diesen
Approximativversuch liesse sich durch die
bab lonischen 3 die Probe machen.
ielleicht aber durch andere. Vor mir
liegt eine Berossos-Ausgabe, das Exemplar
Gutschmids; sie gibt den Ptolem. Kanon
wieder: Naßovvalapov neben Nafovacagov.
Sollte nicht das с an Stelle des ¢ eingesetzt
worden sein, als man F als с sprach? Würde
die entsprechende Form nicht ,Мафоуходос-
dagovꝰ utet haben müssen? Der alte
griechische Ersatz für & ist A oder 29
(ZxvOoi, Auna dye, Tärgrecl: wie aber sollte
man с anders wiedergeben als durch 02 Das
ware schon eher eine Probe, und wenn auch
keine durchschlagende, so doch eine in der
Richtung, in der Müller sie wünschte, denn
ein 26, t wäre für ältere Zeiten ja nicht
nötig. Aber Müller leugnet ja auch das
Bestehen einer Aussprache mit Vorschlag auf
babylonischem Gebiete nicht — assyrisch ist
sie wohl nicht — nur meint er, für die äl-
teste Zeit stehe der Schriftgebrauch derselben
Zeichen für s, 3, s ihr nicht sehr günstig
gegenüber.
Ich gestehe, dass ich mir dieses Schwanken
nicht anders erklüren kann, als durch die
Annahme zweier Aussprachen in verschie-
denen Gegenden, die sich noch werden fest-
Stellen lassen.
Hauptsächlich wechseln 1 und s. Wie ist
das möglich, wenn die Laute so verschieden
wären, wie man es annimmt? Sie können
doch nur wechseln als schärfere und lindere
Ausprägung des gleichen Lautes, also wie b
und p, d und tf. War etwa ein ds (ds) und
У ein із, dann ist dieser Wechsel begreiflich.
War aber anderwärts das ! zu s geworden,
das У zu s, dann begreift sich auch der
Wechsel mit O, von dem man nach dem
griech. F fast annehmen möchte, es habe ur-
sprünglich einen k-Vorschlag gehabt.
Die Entwicklung wird im Semitischen
keine andere gewesen sein als in anderen
Sprachen, die Zischlaute werden z. T. aus
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[September 1907.) 470
k-Lauten entstanden sein. Nur so erklären
sich auch aramäische Kehllaute als Vertreter
der Sibilanten; der emphatische Ansatz ist
der letzte Rest dieser bekannten Entwickelung,
nicht aber der Ausgang. Ich habe den Ein-
druck, als ob auch W. M. Müller im Ganzen
mehr für diese Auffassung vorgebracht hätte,
als gegen sie.
Lautgesetze sind Naturgesetze und sind
die gleichen bei allen Völkern, wenn — die
Laute die gleichen sind. Bisher kennt die
: semitische Grammatik nur Buchstabengesetze,
und die so dankenswerten und notwendigen
Vorstösse W. M. Müllers finden noch wenig
bereiteten Boden, noch wenig gesammelten
Stoff. Auch für die Assyriologie hat bisher
kein Bedürfnis nach genauerer Erfassung
des Lautsystems vorgelegen. Es gab genug
anderes zu tun, und die Orthographie ist zu
etymologisch. Aber allmählich wäre doch
auch hier ein Notschrei am Platze; ich er-
innere nur an die vielbeliebten Iskueds und
„Ansan“, von denen wir sicher wissen, dass
nicht 1, sondern ¥ zu lesen ist.
Bespreehungen.
Arthur Ungnad, Babylonisch-assyrische Grammatik
mit Uebungsbuch (in Transkription). Klein 8°
und 168). München, Beck, 1906. Preis М. 3,50.
Bespr. von Н. Grimme.
Ungnads Buch empfiehlt sich allen, die
sich in transkribierte Keilschrifttexte ein-
lesen móchten sowie überhaupt eine Kenntnis
der bab.-assyr. Sprache anstreben. Es gibt
in knapper Form das Hauptsächlichste der
Grammatik, dazu ein Uebungsbuch, das von
Formen und Sätzen zu zusammenhängenden
Lesestücken vorwiegend historischer Art
übergeht, endlich ein kleines Wörterverzeich-
nis. Das Ganze legt Zeugnis ab für das
pädagogische Geschick des Verfassers, bekannte
Materien schulgerecht zu formen. Dabei
möchte U. aber nicht darauf verzichten,
auch der Wissenschaft Neues gelegentlich
anzubieten und liefert in dieser Beziehung
besonders in den Kapiteln von der Nominal-
flexion, die er in historischer Entwicklung
darstellt und in dem vom Status determi-
natus schöne Früchte eigener grammatischer
Forschung.
Keinen wesentlichen Fortschritt gegenüber
dem früheren bedeutet die Darstellung der
Lautlehre bei U., obwohl gerade hier Neuerun-
en recht sehr am Platze wären. Eine be-
enkliche Unklarheit zwischen den Begriffen
Schrift und Laut herrscht in den SS b und
471 (No. 9]
6, die von der Wandlung der Laute handeln
sollen. Hier heisst es u. &: „Kurze un-
betonte Vokale werden zwischen Konsonanten
oft ausgestossen“: das ist doch offenbar eine
Schrifteigentümlichkeit, aus der für die Laut-
lehre zu schliessen wäre, dass es im Bab.-
Assyr. Vokale geringster Qualität, d.h. Schwa,
gegeben habe, wozu auch das Nebeneinander-
vorkommen von Formen wie adannu und
dannu, zakipu und zikipu, isbatü und isbutü,
ferner die Entwicklung von kalbu im Stat.
constr. zu kalab (spr. kelab), vor allem auch
das Auftreten von zahlreichen Schwa in den
bab.-assyr. Lehnwörtern des Hebräischen mit
Notwendigkeit führt; „b wechselt oft mit p“:
die mittelhochdeutsche Grammatik hat aus
der gleichen Erscheinung für ihr Gebiet
auf stimmlose Aussprache von b geschlossen;
„m (gespr. w) entsteht in späterer Zeit se-
kundär nach 0“: der w-Laut muss doch
jedenfalls als primär genommen werden;
„w wird später im Anlaut zu :, zwischen
Vokalen zu m“: der zweite Teil dieser Regel
schlägt in die Schriftlehre, da solches m doch
nur graphischer Ausdruck für w sein wird;
„sekundär entsteht Doppelkonsonanz oft nach
betontem kurzen Vokal, ibállut aus ibälut“:
hier ist sicher nicht an gesprochene Doppel-
konsonanz zu denken. Bei der Aufzählung
der Arten der Silben wird nichts von der ge-
schärften gesagt; wo sonst von ihr die Rede ist,
bleibt unklar, wie weit die bab.-assyr. Fälle
von Gemination den allgemeinsemitischen ent-
sprechen. Bei den Regeln über den Wortakzent
scheinen Fälle wie Sanän, alküt ausser acht
gelassen zu sein; ist (nach U.) {prusu zu be-
tonen, dann doch auch wohl ikbu, welches
aber U. auf der Ultima betont sein lässt.
Sehr bedenklich scheint mir die Regel: „Lange,
nicht durch Kontraktion entstandene Vokale
werden іш Auslaut verkürzt, vergl. Íprusü ).“
Bei diesem Beispiele ist unbeachtet gelassen,
dass seine Endsilbe jedenfalls einen eer
trug, der keine Vokalverkürzung der Silbe zu-
lässt; aber auch die angeblich kurze Endsilbe
in märu „Kinder“ möchte ich so lange für un-
gekiirzt nehmen, bis einmal eine Form mit
elidiertem Endvokal auftauchen wiirde. U.
lässt Vokalfolgen wie йа, âi, ia, iâ mit einge-
schobenem Aleph (das er gegen jeden sem.
Brauch durch : transkribiert) gesprochen
worden sein: er befürwortet also die schwie-
1) U. bezeichnet gekürzten Vokal mit dem wage-
rechten Strich — ein nicht nachzuahmendes Ver-
fahren, da dieser Strich der Bezeichnung der nicht
hauptbetonten Länge reserviert bleiben sollte, falls
man die hauptbetonte durch übergesetztes Hütchen
bezeichnet.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZELTUNG.
|September 1907.) 472
rigste Aussprache, die selbst in Sprachen,
welche die Gutturale noch ziemlich rein er-
halten haben (z. В. in verschiedenen aramä-
ischen Dialekten) sich nicht hat halten können.
Ueber die Aussprache des assyrischen j und
w ist nichts angemerkt; vermutlich gelten sie
U. als Halbvokale; aber ob ein w, das sich
aus m entwickelt bat, nicht richtiger als
Spirans zu definieren sein dürfte?
In der Formenlehre wird an zahlreichen
Stellen die Anschauung vorgetragen, als ob
der Imperativ und in abgeleiteten Formen
auch das Partizipium vom Präteritum aus
gebildet sei. Das ist sprachgeschichtlich un-
richtig und könnte zu der ganz unhaltbaren
Ansicht führen, dass eine Vorstufe der bab.-
assyr. Sprache wohl ein Präteritum, aber
keine Imperative und Partizipien gehabt hätte.
Eine stichhaltige Erklärung gewisser Aehn-
lichkeiten der Vokale dieser Formen unter-
einander ist nur auf der Basis der ursem. Ver-
balbetonung zu gewinnen: Uebereinstimmung
im Tone bedingte einmal solche der Vo-
kale. Die Bezeichnung des Modus relativus
als Subjunktiv ist irreführend; denn der Sub-
junktiv, wie er sonst im Semitischen auftritt,
meidet gerade das Gebiet der Relativsätze.
Auch die Imperfektsbildung mit auslautendem
А Energikus zu nennen, hat keine innere
Berechtigung; man mag sie etwa als Ver-
bindungsform bezeichnen, da sie in den weit-
aus hüufigsten Füllen vor folgendem Objekt
auftritt. 8 61 sagt mit Unrecht: ,Subjunk-
tionen, d. h. unterordnende Redeteile, wie
deutsches ,als^ hat das Bab.-Assyr. nicht";
ist denn z. B. die Entwicklung von bab.
énu nicht der von deutschem ,weil^ ganz
analog?
Eine Anzahl dieser Ausstellungen trifft
mit U. auch seine Vorgänger. Wenn ich als
nichtzünftiger Assyrologe sie vorgebracht
habe, so hat mich dabei der Wunsch geleitet,
die bab.-assyr. Grammatik möge von ihrer
Vorzugsstellung im Kreise der semitischen
Grammatiken, die ihr das Alter ihres Gegen-
standes und die Neuheit ihres Entstehens
gewähren, rechten Gebrauch machen und
ihre Begriffe und Ausdrucksweisen einzig
der modernen Sprachwissenschaft entnehmen.
Dann könnte vielleicht einmal die bab.-
assyr. Grammatik reformierend auf die übrigen
semitischen einwirken, ähnlich wie die bab.-
assyr. Altertumswissenschaft der Sauerteig
für die Wissenschaft vom alten Orient ge-
worden ist.
Freiburg, Schw.
478 (Ко. 9.)
Heinrich Zimmern, Zum babylonischen Neujahrs-
fest. (Abdruck aus den Berichten der phil.-hist.
Klasse der Kgl. Süchs. Gee. der Wissenschaften.
LVIII. Bd., S. 126—156). Bespr. von Н. Grimme.
Das grósste und wichtigste der babyloni-
schen Feste, das Neujahrsfest, gibt uns be-
züglich seines Ursprungs und seiner Ent-
wicklung noch sehr viel zu raten auf. So
sehnt man sich nach Texten, die uns näheren
Aufschluss darüber geben könnten. Einiges
Neue erfahren wir nun aus Zimmerns vor-
liegendem Beitrage, wenn auch die darin
gebotenen Texte lediglich das Fest betreffen,
wie es in spät-babylonischer und -assyrischer
Zeit gefeiert e.
Der erste (K. 3476) verdient trotz seiner
schlechten Erhaltung besondere Beachtung.
Hatte Z. ihn unlüngst vermutungsweise als
babylonisches Neujahrsfestspiel bezeichnet,
so erklärt er ihn jetzt als Kommentar zu
einer Neujahrsfestzeremonie, die es mit dem
Weltschópfungsmythus zu tun habe. Diese
Erklürung dürfte aber zu eng genommen sein.
Die Symbolik dieser Zeremonie geht nämlich
nicht nur auf Marduks Weltschöpfung bezw.
Tihamatkampf, sondern auch auf andere
Episoden aus Marduks Heldenleben. So führt
uns der Anfang (V. 1—7) anscheinend ein.
Abenteuer aus seiner frühen Kindheit vor;
in V. 8—17 (oder vielleicht V. 8—19) er-
scheint der Gott als Besieger von Kingu und
Tihamat. Daran schliesst sich nun die sym-
bolische Darstellung seines Kampfes mit den
Plejadendämonen. Ueber die nähere Deu-
tung dieses letzten Stückes ist in meiner
Studie „Das israelitische Pfingstfest und der
Plejadenkult“ auf S. 79—82 die Rede. Ge-
mäss diesem Texte wird man somit anzunehmen
haben, dass neben dem Tihamatmythus auch
der Plejadenmythus von Bedeutung für die
Neujahrsfeier war — allerdings nur in Ba-
bylon; denn da in Assyrien während seiner
Grossmachtperiode die Plejaden bezw. Sieben-
götter kultfähig geworden waren, so hörte da-
mit ihre Gegnerschaft zu Assur, der in Assy-
rien die Rolle des Marduk übernahm, von selbst
auf. Ja, sie wurden hier sogar unter die Götter
gerechnet, welche Assur in den Tihamatkampf
begleitet hätten. Einen daraufbezüglichen Text
gibt Z. unter No. 3 (K. 1356); im Gegensatz
zu Meissner-Rost (Bauinschriften Sanheribs
8. 98 ff.) findet er, dass er im Zusammenhan
mit dem assyrischen Neujahrsfest steht und
den Tihamat T in assyrischer Umdeutung
zum Gegenstand hat. No. 2 (hier zuerst
ganz veröffentlicht) ist ein Rezitiertext für
die Feier des Neujahrseinzuges von Bel und
Belit von Nippur in Babylon; verschiedene
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[September 1907.] 474
seiner Stellen bleiben leider wegen der Doppel-
sinnigkeit des Gottesnamens Bel unklar.
Endlich vereinigt Z. unter No. 4 fünf kleinere
Textstücke, die in verschiedener Beziehung
zum Neujahrsfest stehen.
Alles in allem, ein kleiner Schritt näher
zur Erklärung des Neujahrsfestes. Möchten
uns bald Texte geschenkt werden, die uns
das Akitufest vorführen, wie es in der älteren
Zeit oder auch ausserhalb Babylons und
Assurs gefeiert wurde, damit besonders klar
werde, ob der Marduk des Tihamatkampfes
oder der des Plejadenmythus innerhalb der
Neujahrsfeier der ursprünglichere sei, oder
ob vielleicht gar alle beide sich erst nach-
träglich in dasselbe eingedrängt haben.
Freiburg, Schw.
V. Scheil, Textes élamites-anzanites III. (Mémoires
de la Délégation en Perse. Bd. IX.) Paris. E.
Leroux. 1907. Besprochen von Ferdinand Bork.
Eine neue Uberraschung hat uns der
unermüdliche Scheil bereitet. In dem vor-
liegenden Bande veróffentlicht er 298 neu-
susische Tontifelchen, vermutlich aus der
militärischen Intendantur zu Susa. Er weist
sie dem Ausgange des elamischen Reiches zu.
Es sind meistens Quittungen oder dergl.;
eins (Nr. 88) ist, was Scheil übersehen hat,
wie es aus den Zeichenresten der ersten
Zeilen X na- an twm-[rw-())3 F. šak Z.] mit
Sicherheit zu erschliessen ist, ein Brief (vgl.
B. A. V 401 ff).
Der Fund ist von grósster Wichtigkeit
für den Historiker, dem er unerwartete Ein-
blicke in die Nationalitütsverhültnisse der
alten Susiana in einer bisher nahezu urkun-
denlosen Periode und ausserdem bedeutsame
Fingerzeige für die ältesten Zeiten der Schrift-
kultur gibt. Den Iranisten wird ein sa-(h)ar-pi
genannter Gegenstand, den Scheil mit ca-
goe gleichsetzt, erfreuen. Die grösste Be-
deutung hat der Fund selbstverständlich für
die elamische Sprachforschung. Hoffentlich
wird durch ihn das Studium der neususischen
Briefe einen müchtigen Anstoss erhalten.
Wie wichtig der Fund auch für die
bekannteren Achamanidentexte zu werden
verspricht, mag ein Beispiel zeigen. Zweimal
kommen in unseren Texten — Sa-lal(mes)-ip
(das andere Mal -pe) іа8-бир-ре >< Un-sa-ak-
pe-ip-pa vor. An einer dritten Stelle werden
.... ig ) ta- e tassuppe >< Unsak-pe-ppa')
1) Von manchen Eigennamen wird in diesen
Texten eine Art von Clannamen mit der Pluralendung
476 [No. 9]
genannt. Dass taššu-ppe „Leute“ bedeutet,
ist mir ohne weiteres klar. Ich halte des-
wegen Scheils mit Zurückhaltung ausge-
sprochene Vermutung, das achamanidische
tas· u- tum - pe sei tas- Su- ip pe zu lesen, für
einen guten Gedanken. Es dürfte ein spre-
chender Beweis für die Erstarrung der ela-
mischen Rechtschreibung zu jener Zeit sein.
Wer einmal selber Gelegenheit gehabt
hat, ähnlich liederlich geschriebene und an-
nähernd schlecht erhaltene Urkunden zu
studieren, der wird Scheil das höchste Lob
spenden. Es steckt in dem Bande viel mühe-
volle und zeitraubende Kleinarbeit, um die
Gestalt und die Lesung der Zeichen festzu-
stellen und den spröden Stoff inhaltlich zu
erfassen. Freilich sind die Schwierigkeiten
so gross, dass Scheil es selber betonen muss,
dass fiir Urkunden dieser Art die Kraft
eines. Mannes nicht ausreicht. In seinem
Vorwort hat er schon auf manche Punkte
hingewiesen, die der Aufhellung bediirfen.
Wir sind ihm zu grossem Danke verpflichtet,
dass er seine vorbereitenden Studien rasch
entschlossen beendet und das neue Material
-pe gebildet, z. B. von »- Un-sa-ak, »— Hu-ban-haltas,
>< Hate, < Cari: < Un-sa-ak-pe < Hu-ban-
hal-tai-pe »- Ha-ti-pe » Ca-ri-pe. In No. 142 heisst
es 1 piti annukir-na (gis) nihi (mes) e Kutu-p
[Gk-ka]-ka punka-k (erg. nach Nr. 100). Danach sind
die obengenannten Verbindungen Genitive mit weg-
elassenem e „Haus“, ,Clan“, welches als persönliches
Kollektivum die Pluralendung p verschuldet hat
(vergl. Нйвіпр, Zur elamischen Genitivkonstruktion
OLZ. 1906) In Nr. 117 werden neben der Stadt
> Ha-ra-an die Familien — Tu-ul-li-ip-pe, — Tan-
ki-ip-pe, pe- (i) k- Sin pi genannt. In solchen Aus-
drücken verschmilzt die Endung -pe vollständig mit
dem Stamme, und es entstehen die Komplexe
>< Unsakpe, — Hatipe usw., die gelegentlich sogar
als Adjektiva bei Stoffnamen u. dergl. verwendet
zu werden scheinen, um die Herkunft, die Mode usw.
zu bezeichnen, vgl. Nr. 131 u. 161, 3 f. [X] dito
> Sala-ppe [X] dito »< Pariini-ppe.
Soll dagegen bei Personen die Angehörigkeit
oder Herkunft bezeichnet werden, so treten die
Endungen Sg. -ra, Pl. -p- an; so heisst Unsakpe-ra
„ein Unsakmann“, Unsakpe-ppa „Unsakleute“, genau
so wie man Itali-ra, Itali-p von Bewohnern von
Hidalu bildet.
Die Bildung dieser Ausdrücke ist nicht immer
ganz durchsichtig; so wird - Ap-po-la-a-a gebildet:
>< Ap-po-la-a-a-ir-ra-pe-ra,, von »< Ра-пі-ті:
> Pa-ni-(uym-$r-ra-p[e-ra] und auch wohl >< Ru-h-
pa-(s)8-8a- (i) r- [r a] · ꝓxe- (i- a von >< Ru-h-pa-as-8a(?).
Die Namenforschung dürfte aus den 10 Seiten
Material reichen Gewinn ziehen.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[September 1907.] 476
durch seine schnelle Veróffentlichung den
Forschern zur Verfügung gestellt und dadurch
wie auch schon durch seine früheren Bünde
eine immer wichtiger werdende Wissenschaft
ausserordentlich bereichert hat.
Auch Herrn J. E. Gautier, der die In-
schriften nach den Originalen gezeichnet hat,
wird man die Anerkennung nicht versagen
können, dass er den Duktus getroffen hat.
Die nächste Aufgabe der elamischen
Forschung wird es sein, das Syllabar dieser
neuen und weiterhin aller neuelamischen
Urkunden aufs neue zu untersuchen, da es
es sich um Hauptergebnisse unserer Wissen-
schaft handelt. Infolge der Besonderheiten
der Schriftentwicklung muss die elamische
Forschung ihre eigenen Wege gehen und
die Strasse der Assyriologen meiden.
Schon Rawlinson hatte den Gedanken
ausgesprochen, dass die elamische Sprache
den Unterschied zwischen Tenuis und Media
nicht kenne. Diese wichtige und annähernd
richtige Erkenntnis ging in der Folgezeit :
verloren und musste erst langsam wieder
erarbeitet und erweitert werden. An sich
liegt die Sache so klar auf der Hand, dass
sie jeder Unbefangene sehen muss. So hat
nachträglich Scheil darauf hingewiesen und
in seinen Glossaren Pund B, Fund D, K,
Q und G zusammengetan.
Das ist freilich nicht das einzige Rätsel
der neuelamischen Schrift — denn um
diese handelt es sich zunächst. Nach einer
wenigstens zwei Jahrtausende umfassenden
Geschichte war aus dem übernommenen
Syllabar ein System mit einer besonderen
Entwickelungsrichtung entstanden. „Die
neususische Schrift ist keine Sylbenschrift
mehr, sondern auf dem Uebergange zur
Lautschrift begriffen“, das ist die Formel,
in die Weissbach dieses Entwickelungsgesetz
gekleidet hat. Gewisse Silbenschliesser wie
um, ul, ut, 43, ir sind zu reinen Schluss-
konsonanten geworden, die sich an jeden
Vokal anlehnen können. Dafür liefern die
neuen Texte Belege in Menge. — Ist es
nun schon im höchsten Masse verwirrend,
wenn man in den älteren Texten ta-ak-ki-me
neben da-ak-ki-me, hu-ut-tak neben hu-ud-dak,
hu-ud-da-ga neben tum-ru-un-ka, La- ga-
mar neben ™? Га-0а-тағ u. v. a. sehen
muss, so springt die Sinnlosigkeit der kon-
ventionellen Umschreibungsmethode in den
neuen Texten erst recht in die Augen, vgl.
>< Ka-ir-ki, >< Ka-ut-tan, ha- bu- is, gu- ip,
gi- ul xa (lies Karki, Kattan, hakus, sup, &ilka).
Die landläufige babylonistische Umschrei-
471 (Ко. 9.)
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[September 1907.] 478
bungamethode ist nicht nur eine lästige
Zwangsjacke, sondern auch eine Scheuklappe,
die den Weg zur Erkenntnis verdeckt. Des-
halb muss sie fallen.
Es f sich nur, welches Aequivalent
des Keilschriftsystems &n ihre Stelle treten
soll. Damit greifen wir das dritte Problem
der neuelamischen Schrift an, nämlich die
Frage, wie weit die Schreiber mit der Aus-
merzung der Dubletten gegangen sind, ob
ihre Arbeit nur negativ geblieben ist, oder
ob sie auch sich positiv bemüht haben, die
Schrift dem Lautstande der Sprache, vor
allem dem Vokalismus, anzupassen. Diese
Frage hat Hüsing in seiner Dissertation
„Die iranischen Eigennamen“ uud in seinen
„Elamischen Studien I“ durch die Auf-
stellung des Fünfvokalsystems endgültig
5 Heute noch ein paar Be-
merkungen ;
Das Zeichen EI der Täfelchen (Weiss-
bach, Achämen. Inschr. zw. Art. S. 34 No. 13)
ist gegenüber der konventionellen, von Scheil
verwendeten, Lesung lu von Hüsing als li
bestimmt worden. Er hat es als Verein-
fachung des alten li erkannt. Dieses wird
durch die Uebergangsform Sch. LXXXVI
Z. 9, 14 usw. als richtig erwiesen, die Scheil
selber li liest. Ausser dieser Tatsache
kónnen wir heute noch andere indirekte und
direkte neue Beweise für Hüsings Lesung
beibringen. In vielen Füllen, wenn die
ältere Sprache и hat, hat die spätere 1.
Für diesen lüngst gesicherten Lautübergang
hat Scheil neue Belege beigebracht, wie riii
(< rutum), sihi (< suhs)?). Wenn es nun
aber schon in der älteren Sprache > Li-
ja-an-ir-ra, — Sil-hi-te (Sch. LXII) heisst,
so wird man erst recht in den jüngeren
Täfelchen nur (**9Sa-ti — () Li-ja-an-ra und
> Sil-li-(u)t lesen müssen. Wenn ferner in
den neuen Texten ti- pi- ka (vgl. altes ti-pu-h),
lak-ki-tk, lak-ki-ka, lik-ki-ik, mač-či-ka, mač-
bi- ip, po-ri-i3-ta, [ša]-h-ši-ka, Sa- i- ira —
sämtliche mit i als Stammauslaut — als
Lesungen sicher sind, so hat man doch wohl
1) Gegenüber den letzten Vertretern der ela-
mischen iftforschung von Weissbach an hat
Jensen eine ablehnende Stellung eingenommen und
hat einige Male sugunsten der handgreiflich un-
mih Vor babylonistischen Umschreibungsmethode
seine Stimme erhoben, ohne aber etwas zu erreichen.
Seine letzten Gründe (ZDMG. LV 8. 223 ff.) hat Foy
zurückgewiesen. Ich kann mir also wohl die Mühe
sparen, noch einmal dasselbe zu sagen.
) Vgl. zu altem ucéunta jüngeres 484-6-іа Nr. 188.
(Siehe dazu Hüsing, Elam. Stud. I 8. 21.)
genügenden Anlass, für — Ha-man-tal-k-ka
(vgl. altes ta- al- lu· i), ma-li-ka, la- li· is, la-li-ka
einzutreten. Eine Bestätigung des letzteren
durch gelegentliches la- li- ik nimmt man
dankbar an, ebenso auch die Tatsache, dass
auf li niemals un oder uk, sondern in und 45
folgt, z. B. — Ha- li- ik- ra, >< La- li· in- tas,
>< Ak-8-in-ki-li-ik, >< Li-n-lak-ka . . .., Li-
ik(?)-me-8.
Mit dieser nunmehr endgültigen Fest-
legung des Lautwertes li für „EI fallt,
wie es schon Hüsing ausgeführt hat, der
Wert li des Zeichens Weissbach No. 84
(a. a. O. S. 36), das, wie mir Hiising brief-
lich mitgeteilt hat, ri3 zu lesen ist.
Eine grosse crux war bisher das Zeichen
Weissbach Nr. 108 (a. a. O. S. 37). Hiising
las es wegen Bg. І 6 verglichen mit I 8 hip.
Dass es hier auf -p ausgehen muss, hat er
bewiesen (vgl. K. Z. N. F XVIII S. 255 fl.),
oder aber es gibt überhaupt keine Beweise
in unseren Wissenschaften. Deshalb kann
ich Scheils Versuch‘), es als kit, sah, lil auf-
zufassen, nicht annehmen. Der Vergleich
von 108-maé-ti mit ke-(u)t-maé-ti scheint die
Hauptstiitze dieser Hypothese zu sein.
sei hier dankbar anerkannt, dass Scheil die
schwache Stelle seiner Begriindung offen zu-
tage legt, indem er mehrfach bel ti-li-
maé-ti und wl-li-maé-t$ daneben t. Ver-
mutlich wird es noch andere mačti-Arten
geben. Ausserdem scheint 108-maé-ts und
ke-(u)i-maö-4 in verschiedenen Verbindungen
aufzutreten. Auffällig oft folgt das Zeichen
auf eine auf | ausgehende Silbe, und in einer
fast gleich grossen Zahl von Fallen folgt dar-
auf ein Silbenschliesser, der in einem sicheren
Falle eine bestimmte Vokalqualität « hat.
Man vgl. — Nebensüchliches lasse ich weg —
> Hal-108-mi-ra-5i, >< Наі-108-(), >< Hal-
108-ға, >< #й-108-(0#, >< Sa-ma-al-108-
(u)m-pe, >< Te-ir-hal-108-($)3, 108-(i)p-lak-ks,
> Su-ul-108-uk-ke. Es liegt also wohl das
Zeichen lu vor. Da dieses auch den Wert
tip hat, so dürfte es auch für Bg. I 6 passen.
Die Herleitung der Zeichenform aus altem
ТЕП ist verglichen mit der entsprechenden
Entwickelung des (ET. У, TET, EE recht
einleuchtend“).
!) Ich vermute, dass Scheil Hüsings Bestimmung
nicht gekannt hat, da er sie nicht erwühnt.
*) Endgültig ist die Frage freilich nicht abgetan,
da, wie Bg. II 49 anzudeuten scheint, auch Hüsings
479 (Ко. 9.)
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[September 1907.] 480
Eine Uebergangsform des !u-Zeichens mit
beginnender Durchdringung der wagerechten
Keile findet sich mehrmals in der auch
wegen des älteren li wichtigen Inschrift
Sch. LXXXVI.
Eine sehr erwünschte Probe auf die
Richtigkeit meiner Bestimmung liefert das
jetzt LU-NITA (meš) „Lamm“ zu lesende
Ideogramm, das Scheil auf Grund seiner
Lesung sah scharfsinnig, aber nicht über-
zeugend als SAH-NITA (mes) „Schweine“
zu erklüren versucht hatte. Auf seine Hypo-
these, mit der er die Verwechslung von
TTT und EICH begründet, komme
ich noch zurück.
(Fortsetzung folgt.)
Le diwän d' Al-ahtal, reproduit par la photolitho-
graphie d’aprés un manuscript trouvé au Yémen
avec préface, glossaires, tables, renvois, variantes,
et notes par le Dr. Hugento Griffini (Milan).
Beyrouth, Imprimerie catholique 1907. Besprochen
von H. Reckendorf.
In der gleichen Ausstattung, wie die
Salhanische Reproduktion der Bagdader
Handschrift sie aufweist (s. diese Zeitschr.
Febr. 1906), legt uns Griffini hier eine Re-
roduktion einer südarabischen Hdschr. vor.
Wir haben also jetzt eine Veröffentlichung
der Gedichte Ahtals nach einer Petersburger,
einer Bagdader und einer jemenischen Hdschr. `
Diese neue photolithographische Herausgabe
unterscheidet sich jedoch von der Salhanis
dadurch, dass kommentierende Bemerkungen
beigegeben sind, die sich allerdings zumeist
nur auf das Aeussere der Textgestalt beziehen.
Ferner enthält sie ein alphabetisches Ver-
zeichnis der im Scholion besprochenen Wörter,
Eigennamen usw. (aber nicht ein Verzeichnis
sämtlicher in den Gedichten vorkommenden
Eigennamen). Die falsche Anordnung und
Paginierung der Blätter, die infolge von
Vertauschung der Blätter beim Binden der
Hdschr. entstanden war, ist beibehalten.
Die Hdschr., die nach Griffini um die Wende
des fünften Jahrhunderts d. H. geschrieben
ist und Verbesserungen von einer etwas
jüngeren Hand trägt, enthält 176 Verse, die
sich in den beiden andern Handschriften
nicht finden. Für den Benutzer der Salha-
nischen Photolithographie war es eine An-
nehmlichkeit, dass die dort neu hinzugekom-
menen Verse unmittelbar als solche kennt-
lich gemacht waren, was bei Griffini nicht
Bestimmung zu recht bestehen kann. Vielleicht
sind zwei Zeichen zusammengeflossen.
der Fall ist. Leider entbehren gerade diese
Verse fast völlig des Kommentars. Im
Kommentar S. 20 (zu S. 4a, 10) ist ЦЬ zu
lesen, falls man nicht mit den andern Zeugen
Ch schreibt; in der zweiten Vers-
hälfte l. Lal Der Vers enthält nichts
Tadelndes, auch | ist nicht in tadelndem
Sinne gemeint. Die zweite Vershälfte ist zu
übersetzen „Nicht wird er das Opfer eines
betrügerischen Geschäfts, dessen Rückgängig-
machung er dann verlangt“ (er ist zu stolz
dazu). Der Strich über dem А S. te, 6
(Komm. S. 13) ist das Kesra zu dem dar-
überstehenden ply». S. 40, 16 (Komm. 8.
20) ist zu übersetzen „Der Dunst lässt sie
gross erscheinen; sie tauchen ein wenig darin
unter, dann spaltet sich der Nebel wieder“.
Dankbar seien die Bemühungen an-
erkannt, die Griffini dem Zustandekommen der
Textveröffentlichung, der Beschreibung und
Deutung der Textgestalt und der Anferti-
gung der Indices hat zu Teil werden lassen.
Es sei aber doch darauf hingewiesen,
dass das in den letzten Jahren nun schon
einigemale eingeschlagene Verfahren Texte
„herauszugeben“ an die Augen und die Ge-
duld des Lesers unnötige Zumutungen stellt.
Vielleicht erfreut uns Griffini selbst durch
eine wirkliche Ausgabe und Erklärung der
neuen Ahtalverse seiner Publikation.
Freiburg i. B.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. Von Dr.
Oarl Wessely, korresp. Mitgliede der kaiserl.
Akademie der Wissenschaften. (Mit 2 Tafeln.)
[Sitzungsberichte der kaiserl. Akademie der Wissen-
schaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse.
155. Band, 1. een DUE L Vorgelegt in der
Sitzung am 23 Mai 1906. ien 1907. In Kom-
mission bei Alfred Hölder. 195 8. — Bespr. von
Dr. Nathaniel Reich.
In der Einleitung dieser ausgezeichneten
Textbearbeitung gibt uns Wessely!) ein
genaues und ausführliches Verzeichnis der
einschlägigen Literatur. Mit Recht hat sich
der Verf. „bei der in jedem Falle angegebenen
adnotatio critica grundsätzlich nur auf die
Varianten innerhalb der sahidischen Psalmen-
übersetzung“ beschränkt. Der kritische
1) W. ist bekanntlich von Haus aus eigentlich
klassischer Philologe und Paläograph und ist offen-
bar auf dem Umwege der griechischen Paläographie
beim Koptischen gelandet.
481 [No. 9.)
Apparat ist vorbildlich sowohl bezüglich
der Methode wie auch der Genauigkeit.
K 1231—1238 (Kap. 119—125 der Psal-
men) bestehen aus 9 ineinandergelegten
Doppelblüttern, wie die Paginierung As des
auswendigen Blattes zeigt und stammen nach
Ws Schätzung aus dem 6. Jahrhundert. Sie
zeigen uns eine schöne, regelmässige Unzial-
schrift und sind in grammatischer Hinsicht
am interessantesten. W. bespricht und kata-
logisiert hier wie bei den übrigen Handschrif-
ten ihre sprachlichen und orthographischen
Eigentümlichkeiten, von denen ich das Ver-
.walten des e in unbetonten Silben (anstatt
der charakterisierenden Vokale; eine Aus-
nahme bildet davon merkwürdigerweise anon)
sowie die Vereinfachung der Doppelvokale
hervorheben móchte. Doch stehen diesen
und ähnlichen Verschleifungen der Sprache
auch Konservierungen álterer Formen gegen-
über wie der Gebrauch des mit $ vokalisier-
ten Artikels.
KG 9907 – 9972 (enthält mit Unter-
brechungen Ps. 24—67). „Durch die so zeit-
raubende Zusammenstellung der Fragmente
ergab sich ein Bild über die Art und An-
lage der Handschrift.“ Sie bestand aus an-
einandergehefteten Doppelblättern. W.datiert
ihre Abfassung in das 4. Jahrhundert. Jedem
griechischen Psalm folgt ein koptischer.
K 9864—9867 stammen nach W. aus
dem 7. oder 8. Jahrhundert und sind auf
Pergament geschrieben. Sie sind im Unter-
schied zu den besprochenen nicht stichisch
abgeteilt.
. Aus dem 7. Jahrh. (nach W.) sind K 9855,
9865, 9857, ebenso К 98615, 9873, 9862,
9861, 9860.
Ferner veröffentlicht W. noch andere
Handschriften aus dem 5., 7. und 8. Jahr-
hundert mit ebenso genauem kritischen
Apparat, welcher einen trefflichen Ueberblick
über alle Lesarten bietet. Zwei wohlge-
lungene Photographien geben eine klare Vor-
stellung von K 1238 und den von W. zu-
sammengesetzten Papyrusfetzen КӨ 9968,
9971, 9925, 9959, 9, 9940, 9913, 9970
und lassen uns erst die Schwierigkeit einer
solchen, die Geduld des Gelehrten auf die
hürteste Probe stellenden Arbeit ermessen.
Von solchen Zusammenstellungen kleiner
Papyrusteile, durch welche eigentlich erst
der Text für die Bearbeitung erobert wer-
den muss, móchte ich ausser dem genannten
noch hervorheben das Blatt IX des KG
Textes, welches aus 6 Fragmenten 99365,
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[September 1907.) 482
9936", 99495, 9949», 9945 + 9988 von W.
zusammengesetzt wurde.
Blatt XIII aus 9918, 9951, 9919, 9950, 9954
Blatt X XI aus 9920, 9911, 9932, 9941, 9971*,
9945
Bl. XXIV aus 9929, 9916 a, 9918, 9916 b,
9969 und viele andere.
Schade dass W. nicht von jeder Hand-
schrift eine photographische Probe beige-
geben. Dies wäre, da die Handschriften —
wie wir gesehen — aus den verschiedensten
Zeiten stammen, zugleich in paläographischer
Hinsicht instruktiv gewesen.
Es kann nicht genug rühmend hervor-
gehoben werden, wie beispielgebend der Ver-
fasser das geistige Eigentum Professor
Krall's wahrt, mit welchem gemeinsam
Wessely die Psalmenfragmente hatte publi-
zieren wollen. ,Die Sammlung Papyrus
Erzherzog Rainer bewahrt auch die Notizen
auf, die von Professor Kralls Hand stammen;
sie sind alle hier reproduziert zu den ein-
zelnen Stücken, zu denen sie gehören (S. 6)".
Wien.
Miscellanea.
Von Fritz Hommel.
7. nubattu Nachtlager, Hochzeit.
Die von Emil Behrens, Ass.-babyl.
Briefe kultischen Inhalts, S. 101—107 ge-
gebene Ausführung, besonders aber die S.
104 zitierten Stellen (nu-bat-tw ul i- bi- it · tu,
nu-bat-tum ul ta-ba-at, d. 1. n. ul ibit, n. ul
tabät) nebst der von Behrens eruierten Be-
deutung von nubattu Abend, Ruhe, Rast
(und höchstens sekundär Trauer) machten es
meines Erachtens zweifellos, dass nubatiu
aus mubätu entstanden ist und zu arabisch
bäta, jabitu „die Nacht verbringen“ gehört.
Das Nachtlager des Marduk mit der Sarpanit
am 3., 7. und 16. des Monats ist dann natür-
lich als eine Art Hochzeitsfeier aufzufassen.
8. Sapattu aus sabadtu?
Dass der йти ѓа pat-ti!) oder Sapattu
der 15. des Monats — Vollmondstag ist, und
lautlich wie sachlich nichts mit dem Wort
Sabbat zu tun hat, ist jetzt wohl allgemein
zugegeben. Ist es nun Zufall, dass bei den
Aegyptern (siehe Brugsch, Die Aegypto-
logie, S. 333 und dazu Erman, Aeg. Glossar,
1) da patti könnte auch irgendeine uns unbe-
kannte babyl. Volksetymologie (patiu Umkreis =
Vollmond? vgl. battubatti, batabati Umkreis) sein,
483 (Ко. 9.)
S. 114) gerade der 15. Tag émd-t hiess?
Falls hier, was doch sehr nahe liegt, ein
Zusammenhang besteht, dann entspräche
dieses äg. $md-t am ehesten einem babyl.
Sabadiu, aus welchem ѓарайи erst durch
Verhärtung des b zu p und durch Assimi-
lation des d an das Fem.-t entstanden wäre.
9. Zwei bisher unerklärte Götterideogramme.
In dem in Weissbach's Miscellanea No.
XII publizierten Text, wo eine lange Reihe
von Gottheiten, welche Anu-Ea erschaffen
hat, aufgezühlt werden, begegnen Z. 35 zwei
das Epithet mu-kil nin-da-|bi-e] „Träger des
Getreideopfers“ führende Götter
du U-mu-ta-a-an-ki
Йи U-mu-ta-a-an-nak.
Hammurabih nennt sich in seinem Gesetz-
buch 3, 38 „Festsetzer von Speise und Trank
für Sirgulla und Gireu^ und dann in un-
mittelbarem Anschluss daran 3, 44 mu- ki- id
nin-da-bi-e E-so ,der den (in Girsu befind-
lichen) Tempel Fiinfzig mit Opfern versorgt".
Weissbach hat die den Schluss dieser zwei
Götternamen bildenden Ideogramme kú
„essen“ und nak „trinken“ nicht erkannt.
Nun heisst der Bücker (mu) von E-sag-illa
2. R. 56, 16 cd ilu Mi- na- a i-kul bei „was
soll mein Herr essen“ und der Mundschenk
(bi. is, bezw. šim vgl. Brünnow 8927 nach
Strassmaier) von E-sag-illa du Mi-na-a Gi
de-li „was soll mein Herr trinken“ (vgl.
5 Frage stehen 2 das sind
aber die zwei in e stehende Ideogramme
in semitischer Wiedergabe! Wörtlich etwa:
Beli-minä-ma-ekul (bezw. 484) Damit ist
natürlich jede andere Erklärung (ich dachte
früher wegen des іп-а-ап ап ein Zahlwort,
dann etwa u-dún „neun“ statt des 5. R. 37,
26 bezeugten t-lim-mu) definitiv aufzugeben;
zu ta = mind „was“ vgl. meine Sumerischen
Lesestücke, S. 142 and oben Sp. 261, 2. 9,
wozu ich noch bemerke, dass sich ta zu
einem vorauszusetzenden ata ebenso verhält
wie na == ma-la ,alles was^ CT. XVI 44,
Z. 110 (Var. a-na) zum volleren ana (tiir-
kisch né „was?“).
10. GET = Kniestück der Kanalróhre.
Am 31. Marz 1906 teilte mir Kollege
Peiser eine auf einer Kanalróhre befind-
liche Inschrift folgenden Wortlautes mit:
Gu-de-a
Pa-te-si
Sir-bil-la-gi
gullu E-50-gi in- V- a
LA-E GI-LUL-BI-ka
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. (September 1907.) 484
d. i. Gudea, Patesi von Sirgulla, welcher
den Tempel Fünfzig erbaut hat; Kanalröhre
aus dem gi-lul-bi-Material. Zu la-e vgl. CT.
XII 32 (38181), oben 11
la-e | -E— | semit. leider abgebrochen
und Scheil, Mémoires II, p. 63 (Bá-id-Su&i-
nak), II 1f. 1 la Silber, 1 la Kupfer und
II 6 la-e-bi „dieses ta“ (offenbar ein gebogenes
Stück Metall welches dem Kniestück einer
Kanalröhre glich). Zu wb vgl. 5 R. 26,
101. = kablu und Iw bw: vielleicht ist aber
gi-lul-bi „Rohr von Lullub“, hier irgend
einer Aehnlichkeit nach eine bestimmte Art
Ton, aus der Kanalróhren gemacht wurden.
Das Ideogramm EL, dessen alte Form
ist, bezeichnete offenbar das Knie-
1 Stück!) einer Kanalróhre. Zu la =
[а-а (aus lal?) und i- ka (urspr. zig)
vgl. auch noch Hilprecht, Babyl. 8
ol. XX 1, p. 12, wo dazu CT. 8, Co.
2, 1 3i-ka = ha-ag-bi Топре ав, ig - hi- - u
„Flosse“ (Meissner, GGA. 1904, S. 751),
[а-а = la-lw-«, u- la, la-a zitiert wird.
11. Eine babylonische Diminutivbildung.
K. 2061, Kol. 2, 5f. lesen wir
e-sir = su-u-ku Strasse
e-sir sig = su-ka-ku-u kleine Strasse?)
Ganz ähnlich ist gis-ma = ийи Feige, fem.
von tinu, und gif „ET (Br. 4192) gid-ma =
ti-na-nu-« „kleine Feige“ (vgl. Zimmern,
ZDMG. 58, S. 953) Also von séku ein
sukäkiu und von tinu ein fínániw, das wäre
eine Form ДЕН (beachte auch die interes-
sante an die hebr. Polel-form erinnernde
Ml. bildung von sog. hohlen Stémmen) zum
Ausdruck der Verkleinerung. Vielleicht
entstand das arab. Diminutiv /май, ји
durch Epenthese aus einem vorauszusetzen-
den (Jlas, wozu man die so beliebten Formen
215, N eto. vergleiche. Beachte
auch Mahri wukatén „kurze Zeit“ (Jahn,
Gramm. 8. 45) und babyl. noch hi-is (-sar)=
ha-as-su Lattich, aber fi-is-TUR (sar), kleiner
Lattich* = gu- sa- su (Delitzsch, H. W. B., S.
195), also deutlich fw‘# mit Deminutiv-Be-
deutung.
1) Vgl auch die instruktive Abbildung eines
solchen Kniestücks aus Terracotta bei Hilprecht,
Die Ausgrabungen іш Bel- Tempel zu Nippur, 8. 66,
Abb. 51 rechts.
з) Vgl. arabisch sük und sukdk, letzteres — Gasse.
485 [No. 9.)
12. Der vermeintliche Assyrer-König Sulili
= Sumu-la-ilu von Babel.
Hadad-nirár III. (812—783 v. Chr.)
nennt sich in seiner Steinplatteninschrift
(1. R. 35, No. 3 = KB. I 1, S. 188/9 =
Delitzsch, Ass. Lesest. 4. Aufl, S. 52f)
Nachkomme (kb-bal-bal) des Tukulti-Nin-ib,
des Königs von Assur, des Königs von Su-
mir und Akkad (gemeint ist T.-N., c. 1250
у. Chr.), Spross (lib-lib-bs) des Sulman-asarid,
des mächtigen Königs (= Salm. I, c. 1300
v. Chr., Vater des Tukulti-Nin-ib) und end-
lich „Spross (lib-li-bi) des Bel-kap-ka-pi, des
früheren Königs (hier wohl einer der Patesi
dieses Namens gemeint), der noch vor der
Vorzeit (ku-ud-mu) des Königtums des Su. li-li
regierte“.
Nun wissen wir aus dem eben erschiene-
nen Buche L. W. King’s, Studies in Eastern
History II und III = chronicles concerning
early Babylonian kings I und II, dass
nach einem Chronikfragment der alte Patesi
Ils-3u-ma (Vater des Irizu) Zeitgenosse des
Babylonierkönigs Su- a- be war, welch letzteren
King zweifellos richtig mit dem ersten König
der Hammurabih-Dynastie Su-mu-a-bs identi-
fiziert, der ja auch schon in Datierungen
als Su-a-bu (aus Suvu- abu) bezeugt war.
Dann aber ist der obige Sulili, der bisher
E als alter Patesi von Assur (auch
nicht durch die Berliner Ausgrabungen, die
doch so viel neue bisher unbekannte Herr-
scher gerade der ältesten Zeit ans Licht
brachten) nachzuweisen war, gewiss kein
anderer als der eigentliche Begründer) der
1. Dyn. von Babel, der 2. Kónig derselben,
Sumu-la-ilu, der einmal auch in der Schrei-
bung Su-mu-l-el (also Suvulil) CT. VI 49°
(Bu. 91—5—9, 2514) begegnet. 54-14;
(gen. eines Nom. Sulilu) ist genau so aus
mu-lil entstanden, wie Su-abu aus Sumu-
abu! Dass Hadad-nirari zur chronologischen
Bezeichnung des uralten Bel-kapkapu einen
alten berühmten Babylonierkónig nennt, ist
nz in der Ordnung, zumal die Anfänge
es assyrischen Reiches doch in der gleichen
Rich zu suchen sind wie die der urspr.
westsemitischen Hammurabih-Dynastie?).
1) Man beachte, dass die genealogische Reihe
von Vater auf Sohn, Enkel, Urenkel usw. erst mit
Sumu-la-ila (d. i. ,Sumd fürwahr ist Gott", süd-
arabisch etwa sumu-hu-la-ilu) beginnt.
) Zu Hammurabib (d. i. Ha-am-mu-ra-bi-ib) vgl.
die von C. H. W. Johns in den PBAS. XXIX 1907,
p. 177 ff. verdffentlichte Urkunde von Mesopotamien,
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(September 1907.] 486
Einige Gegenbemerkungen zu OLZ.
X. 191—196.
Von Maximilian Streck.
Herrn Hiising hat der Umstand, dass ich
auf S. 35, Anm. 1 meiner Schrift , K eil-
inschriftl. Beiträge zur Geographie
Vorderasiens*, L, einen besonders krassen
Fall der von ihm beliebten Sprachmengerei
gerügt hatte, Anlass zu einer Rezension ge
geben, in der er mir die Nichtbeachtung der
Ergebnisse der elamischen Forschung vorwirft.
Darauf erlaube ich mir, folgendes zu er-
widern.
Ich leugne nicht im mindesten, dass sich
unter den von mir behandelten Namen auch
einige, wie Ganguhtu, Gurasimmu, Kusitai,
Lakabra, Sangillu, UShai befinden, deren
Typus einigermassen unsemitisch anmutet.
Es ist sogar wahrscheinlich, dass wir es hier
mit nichtsemitischen Namen zu tun haben,
die dann wohl in erster Linie als elamisches
Sprachgut zu beurteilen wären. Aber sicher
ist dies keineswegs; deshalb habe ich auf
eine reinliche Ausscheidung des semitischen
und eventuell nichtsemitischen Bestandes der
Nomenklatur von vornherein verzichtet.
Und en EE E hielt ich s für
angezeigt, bezüglich der Erklärung von Namen
nal Hallatal und Lubfiatu einen
Ausflug ins elamische Sprachgebiet zu unter-
nehmen. Wie Hüsing diese Wörter mit ab-
soluter Sicherheit zu elamischen stempeln kann,
bleibt mir völlig unverständlich; mehr als
die Möglichkeit elamitischer Provenienz kann
doch unter keinen Umständen behauptet
werden.
Was nun den von Hiising getadelten
Mangel an Vertrautheit mit dem derzeitigen
Stande der elamischen Forschung anlangt,
so involviert dieser Vorwurf bei dem von
ihm inkriminierten Stellen im wesentlichen
eine Ignorierung von vermeintlich sicheren
Resultaten seiner elamischen Studien. Hüsing
mutet den Keilschriftforschern etwas viel zu,
wenn er der Meinung lebt, dass dieselben
verpflichtet seien, den Inhalt seiner elami-
schen Artikel ohne weiteres als gesichertes
Erträgnis der neuesten wissenschaftlichen
Ernte einzuheimsen und demgemäss ent-
sprechend zu respektieren. Insbesondere habe
ich bei aller Mühe für zwei seiner Lieblings-
die nebenbei bemerkt, fast schon ganz neuassyrisch
eschrieben ist (was Winckler seiner Zeit von den
itanni-Tafeln, с. 1400, festgestellt hat). Кару ist
ein westsemitisches Wort für „weit“, vgl. ra-
baha, rabagha, rafaha und rafugha, daher die babyl.
Uebers. Kimtu-rapasiw.
487 [No. 9.)
dogmen, fiir die ег energisch Anerkennung
fordert, auch nicht den Schatten eines wirk-
lichen Beweises zu entdecken vermocht,
nämlich für die Behauptung, dass 1) bei
einem Uebergange von a in u im Elamischen
dessen gelegentliches Vorkommen nicht geleug-
net werden soll, auch lokale Unterschiede
mitspielen bezw. dass einem südelamischen u
ein nordelamisches a gegenüberstehe, 2) dass
fürs Elamische ein Wort ti (ta, tu) = „Land“
anzusetzen sei.
Damit erledigen sich Hüsings Deutungen
von Halla-ti als „Halla-Land“, Kusi-tai als
Kassiland in südelamischer Form, Lulu-ta
als Lullu-Land.
Hüsing hat Scheil kürzlich (in BA V 410)
vorgeworfen, dass derselbe überall semitische
Wörter in Elam wittere. Dass Scheil in
mancten Fallen mit der Annahme von Semi-
Damen im Elamischen vielleicht zu schnell
bei der Hand war, soll nicht bestritten
werden. Aber in der Hauptsache ist besagter
Vorwurf entschieden ganz ungerechtfertigt.
Die französischen Ausgrabungen in Susa
enthüllen uns in stets steigendem Masse den
überaus grossen und kontinuierlichen Einfluss,
den die babylonische Kultur ausübte, ein
Moment, dass Hüsing, dessen mit elamischer
Brille bewaffnetes Auge überall ein „made
in Elam“ entdecken will, ganz ausschaltet.
Susa und Elam entpuppen sich im Lichte
der neuen Funde in kultureller Hinsicht
immer mehr als eine dekadente Provinz Babels.
Und schliesslich meine ich, hatte es Hiising
am allerwenigsten nótig, sich über eine ver-
meintliche Semitomanie Scheils und anderer
Assyriologen aufzuregen, da er selbst an
einer ganz bedenklichen Elamomanie leidet,
von der er besonders in den letzten Jahren
sprechende Proben abgelegt hat. Der Raum
verbietet es mir hier, auf Einzelheiten ein-
zugehen. Lediglich als ein Ausfluss dieses
Panelamismus begreift es sich, wenn Hüsing
selbst für die Erklärung von Namen wie
Idiba'ili das Elamische mobil macht)).
So heisst námlich einmal ein arabischer
Stamm, dann ein arabischer Gaufürst (Idiba'ilu)
und endlich im A. T. ein Sohn Ismaels
(окат), also gleichfalls Araber. Dieser fiir
ene Kenner semitischer Sprachen voll-
ommen durchsichtige Name wird von Hiising
zu einem verkappten elamischen (Idi’baili sei
Semitisierung von Idibiri!) gestempelt. Der
1) Nach all dem wird es niemand mebr in Staunen
setzen, wenn Hiising jetzt dabei angelangt ist (s. OLZ.
X 235 ff.), auch die alten Herrscher von Assur fiir
Flam zu reklamieren und wenn er auch fiir die
Hammurabi-Dynastie das elamische Netz bereit halt.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[September 1907.) 488
Umstand, dass der Stamm Idiba’il ráumlich
sehr weit von Idibiri (Jatbur) getrennt ist,
indem ersterer in Nordwestarabien, letztere
Landschaftim babylonisch-elamitischenGrenz-
lande lokalisiert werden muss, stórt Hüsing
bei seiner Kombination nicht im mindesten.
Was Jad(t)bwr betrifft, so wird man es
von Ja-a-di-bi-ri (Sarg. Annal. 284) und dem
bei Tiglathpileser III. begegnenden Namen
Idibirina == Dibirina in Assurbanipals An-
nalen kaum trennen diirfen; dann ist aber
das Nächstliegendste, in Jadbur eine durch
Synkope von i (hinter d) entstandene Form
zu erkennen; eine Zurückführung von Jádi-
biri (Idibirina) auf eine ursprünglichere Form
Jadbur erscheint viel weniger berechtigt.
Jädibiri bezw. Jadbur dürfte dann aus *Jadi-
birina, Idibirina (Dibirina) abgekürzt sein;
dieser letztere Name zeigt charakteristischen
aramüischen Typus mit der alten Endung
ina des sogen. plural. absol.). Ми Jädibiri
— Jadbur wird die babylonischen Ortsnamen
Aburé, Ibuli (ё) und Jaballu?) nur derjenige
kombinieren wollen, der bestrebt ist, alles
auf eine Formel zu bringen, was ja, nótigen-
falls mit Anwendung des prokrustischen
Rezeptes, nicht allzu schwer ist.
Sp. 194 findet es Hüsing auffallig, dass
ich einen eventuellen Zusammenhang von
Luhüatu (Lihüatai) und Li'táu (Litämu) nicht
in Erwügung gezogen habe. Dass sich ein
solcher aufdrüngt, wird man wohl nicht ohne
weiteres behaupten kónnen. Was mich aber
abhielt, einen derartigen Konnex auch nur
zur Diskussion zu stellen, war der Umstand,
dass in den zwei Stümmelisten Tiglath-
pilesersIII. Li'táu und Luhüatu nebeneinander
vorkommen und die Annahme, dass dort ein
und derselbe Name in zwei Spielformen auf-
!) Man vgl. dazu schon Rost, Tiglathpileser III.,
p. XIII Anm. З und meine Bemerk. in Klio VI 219!.
*) Dass für das Zeichen — auf Grund von
Haupt, ASK T р. 175 No. 9 auch ein Wert búl an-
gesetzt wird, ist mir wohl bekannt; die Stellen, wo
die Anwendung desselben geboten erscheint, stehen
aber so vereinzelt da, dass überall in erster Linie
und speziell auch in geographischen Eigennamen, bei
denen eine Lesung du} nicht durch grammatikalische
Regeln erfordert wird, besagtes Zeichen mit bal um-
schrieben werden muss. Infolgedessen liegt die Au-
nahme eines Druckfehlers bei Ros t nahe. Beabsichtigte
derselbe aber wirklich, wie Hüsing (Sp. 193) glaubt,
und zwar im Hinblick auf die Existenz eines babyloni-
schen Ortes Ibuli, die Lesung Jabullu was mir
sehr unwahrscheinlich dünkt — doch darüber mag
sich Rost vielleicht selbst äussern —, so musste er
Y. zum Unterschiede von dem gewöhnlichen
Zeichen bul KA, genauer durch МЫ umschreiben.
489 [No. 9.)
gezühlt wird, so gut wie ausgeschlossen
erscheint.
Zu Sp. 195. Ich erkenne gern an, dass
Hiising die Gleichung Ubullu = Ubulla schon
vor mir ausgesprochen hat und bedauere
ich, seine Prioritüt nicht hervorgehoben zu
haben. Ich selbst hatte mir diese nahe-
liegende Kombination schon seit Jahren no-
tiert, ohne dass ich davon wusste, dass
Hiising sich (wo?) in gleichem Sinne äusserte.
Und schliesslich würde auch Hüsing in
diesem Punkte die Palme der Prioritát doch
nur in relativem Sinne, nümlich mir gegen-
liber, zuerkannt werden dürfen. Denn es
ist wohl ihm, wie auch mir früher, gänzlich
entgangen, dass Glaser der allererste war,
der die in Rede stehende Zusammenstellung
in seiner , Skizze der Gesch. u. Geogr.
Arab.“, II, 189 vertrat, derselbe Gelehrte,
der auch a. a. O. S. 372 die Identität von
Ophir und Apir-ti aussprach, welche Hüsing
13 Jahre später (in OLZ. 1903, S. 372) von
neuem zu entdecken beschieden war!) Und
so hat beispielsweise auch de Goeje (in
ZDMG 39, 16) schon lange vor Hüsing
(в. OLZ. VI 401) das keilinschriftliche Halüle
fragend mit dem Galülá' der mittelalterlichen
arabischen Autoren identifiziert?) ohne dass
ich damit behaupten will, dass Hüsing von
de Goejes Bemerkung Kenntnis hatte. Es
kann eben durchaus nicht auffallen, wenn
eine naheliegende Identifikation von zwei
1) Die Bearbeiter des Gesenius'schen Wörter-
buches seien auf letzteren Punkt behufs Verwertung
bei einer Neuauflage besonders aufmerksam gemacht;
denn in der 14. Aufl. (8. 16) figurieren Hommel und
Hüsing als Urheber der Gleichung Ophir = Apir-ti.
Wie weit diese selbst berechtigt ist, soll bier nicht
untersucht werden.
*) Freilich mit dem von Hüsing a. a. O. postu-
lierten elamischen Ursprunge des Namens Haldle ist
es wieder einmal nichts. Halálé, auch Halültna ge-
nannt (mit der alten aramäischen Endung des plur.
absol.), wird sicher als semitisch zu erklären sein.
Das Wort bedeutet, wie Haupt schon vor vielen
Jahren im Andover Review (Mai 1886) — vgl. auch
Delitzsch, Hdwbch. 277a — ausgesprochen hat,
„Höhlungen“ (вуг. ља = „Höhle“) und eiue der-
artige Benennung erklürt sich ganz treffend aus der
physikalischen Beschaffenheit der in Betracht kommen-
den Landschaft; s. dazu Billerbeck, MVAG III 67,
Anm.; analoge Ortsnamen sind Mearré (syr. — Höhlen)
bei Nisibis; s. Hoffmann, Auszüge 171 und viel-
leicht Kabrina; s. ZA 19, 248. Beachtenswert er-
scheint ferner die Tatsache, dass der Name Jalil
auch in einer Gegend wiederkehrt, nach der sich
wohl nur kühne, elamische Waghülse auf die Enten-
jegd begeben dürften, nämlich іп Nordwestmeso-
otamien, auf echt aramäischem Boden; s. Johns,
oomsdaybook No. 9, col. III 7; No. 11, col. II 5.
Vgl. noch Til-ha-lu- li- na: Johns, Deeds No. 742, Ov. 48
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[September 1907.] 490
verschiedenen Seiten. und ganz unabbüngig
von einander geliefert wird.
Endlich noch ein paar Worte zu dem von
Hüsing (in Sp. 195) gebrandmarkten „locus
classicus^ meiner Schrift (S. 8), wo ich das
Verbrechen begangen habe, von „assyrischen“
Namen der Scheichs vom Flusse Tubulias
zu sprechen. Es handelt sich zunüchst um
drei in ganz gewóhnlicher assyrischer Manier
durch eine zwei- bezw. dreigliederige Ideo-
grammgruppe ausgedrückte Namen. Dass für
dieselben nur eine semitische Umschrift in
Betracht kommen kann, lehrt sehr einfach
der Umstand, dass bei zweien dieser Namen
das dritte Ideogramm (KAK bezw. GAL)
noch mit phonetischem Komplemente, nämlich
US bezw. SI versehen ist, so dass einzig und
allein die Lesung ёроё bezw. ibassi denkbar
erscheint.
Und angesichts dieses Tatbestandes wird
Hüsing wohl nicht länger den Mut haben,
mir eine elamische Auflósung der betreffenden
Namen zu empfehlen! Eine solche würde
selbst dann, falls nicht, wie in unserem Texte,
die alleinige Berechtigung der assyrischen
Wiedergabe absolut sicher stände, keineswegs
ernsthaft in Konkurrenz kommen. Die uns
bekannten Namen von Scheichs der Nomaden-
stämme Babyloniens und des angrenzenden
elamitischen Gebietes — ich spreche nicht
von Elam schlechthin. — zeigen alle ent-
weder aramäischen oder assyrischen Typus ).
1 Man vgl. die in meiner Schrift 8. 7—8 mit-
geteilten Namen. Nachzutragen würen dort eventuell
noch: A- a- dia- (u): K 94 = . No. 287, Zl. 5a,
Name eines Ru’äers, (vgl. zu diesem Hommel,
Grundriss 96'), ferner *Am-ma-la-din; К 10 =
Harp. No. 280, 14a, Name eines Scheichs der Jádian
und Da- la- a- u, Sohn eines gewissen Ab- ia- di-
im gleichen Briefe (K 10, Zl. 15) wie der vorher-
gehende erwähnt und offenbar ebenfalls ein An-
gehöriger des JASian-Namens. Der Name Amma-
ladin erscheint auch als Ammuladi (V Е 8,15) bezw.
Ammuladin (Asurb. Cyl. B) in den Assurbanipaltexten;
ihn führt der König von Kidri (Kedar) in Arabien.
Ich möchte auch noch an den Araber A-wmé-K-'-ti
erinnern, der in dem kriegerische Verwick en mit
Arabien behandelnden Briefe Rm. 77 = Нар, o. 414,
Zl. 31 begegnet; man hat auch mit der Möglichkeit
zu rechnen, dass besagter Amili'ti dieselbe Persön-
lichkeit ist wie der Ammuladi(n) der Annalen Assur-
banipals. Sachau verglich in ZA XII 44 mit Ammu-
ladi passend den in einer alten Glosse erhaltenen
6
Namen Als, 2132, Im ersten Bestandteil dieses
Namens ist jedenfalls der alte Gottesname ‘Amm zu
erkennen; die Dentung des zweiten Gliedes (ladin,
ladi = li'ti?) bleibt vorläufig noch unsicher; denn
egen Grimmes ja an und für sich ansprechende Er-
kl&rung — s. dessen „Mohammed“ (1904) 8. 88 —
als „Amm ist mein Erzeuger“ bestehen erhebliche
. formelle Bedenken.
491 (Мо. 9.)
Und es wird eben nichts anderes übrig bleiben,
als in ihnen Semiten zu erblicken, eine An-
nahme, die auch durch alles, was wir sonst
von diesen Nomaden wissen, tützt wird.
Besteht nun eine zwingende Notwendigkeit,
gerade die Scheichs vom Flusse Tubulias, die
noch dazu in assyrischer Sprache korrespon-
dieren, zu den Elamiten zu werfen? Warum
soll jedesmal gerade diejenige Ansicht, für
die der Boden am wenigsten geebnet ist,
auf den Schild erhoben werden? |
Was nun den Namen Nudurru betrifft,
den gleichfalls einer der Scheichs vom Tubu-
lias-Flusse führt, so hält mir Hüsing wegen
meiner Charakterisierung desselben als ,ав-
syrisch“ entgegen: „Und dass Kudurru nicht
aens als semitisch gelten kann, wird sich
treck wohl selbst sagen.“ Dass Kudurru
semitisch ist, habe ich nicht behauptet.
Assyrisch und Semitisch sind aber bekannt-
lich durchaus nicht Begriffe, die sich völlig
decken. Das assyrische Lexikon weist eine
stattliche Zahl von Wörtern auf, bei denen
niemand an semitische Herkunft denken wird.
Ich meine natürlich in erster Linie die vielen
sumerischen Lehnwörter, von denen nicht
wenige früh rezipierte, wie z. B. ékallu hégallu
innerhalb des yrischen so volkstümlich
geworden sind, dass man ihnen doch wohl,
ohne sich eines groben Fehlers schuldig zu
machen, das Prädikat „assyrisch“ wird bei-
legen dürfen. Und zu denjenigen Fremd-
wörtern, die in Babylonien volles Bürgerrecht
erlangten, wird man ruhig auch den Personen-
namen Kudurru, der sehr wahrscheinlich eine
Assyrisierung von elamisch Kutur (Kutir)
darstellt, rechnen können 1). Die Beliebtheit,
1) Kutur (Kutir) ist in elamischen Eigennamen,
deren zweiter Bestandteil aus einem Gottesnamen be-
steht, sehr gebräuchlich. Kutur (Kudurru) allein
wird demnach eine Kurzform darstellen und muss
etwa eine Bedeutung wie ,,Diener, Knecht" — dem
semit. ardu in Mer пей On Personennamen
entsprechend — besitzen. Nun gibt es im Assyrischen
zwei offenbar verschiedene Wörter kudur(r)u, nämlich
ein kudur(r)s I = „Grenze, Gemarkung u. Kr und
ein kudur(r)u [auch ka(i)dwr(r)u] П = eigentlich
„Frohnkappe“, dann ,,Frohndienst". Dass die Assyrer
das elamische Kutur mit kudur(r)u I verknüpften,
darf wohl als ausgeschlossen gelten; es lag aber ge-
wiss für sie nahe, sich das Fremdwort als das ihnen
geläufige kudurru II — „Frohndienst“ zurechtzulegen;
man durfte nur kudurru (analog heb. D3) konkret
als „Frohnarbeiter, Sklave“ fassen. Dieser Bedeutungs-
übergang ist allerdings ftir kudurru durch keine Beleg-
stelle ausdrücklich bezeugt; Tallqvists e
eines 5 kudurru — „Diener“ (s. dessen „Neu-
babyl. Namenbuch" 318 im Worterverzeichnis,
von dem, wie es 8. 800! heisst, aussersemitische
Wörter ausgeschlossen sind) erscheint ungerechtfertigt.
Noch verkehrter ist es freilich, wenn er auch
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[September 1907.) 492
welcher sich dieser Name in der ne ischen
undneubabylonischen Periode erfreute, spricht
deutlich dafür, dass man den fremden Ur-
sprung desselben nicht mehr merklich fühlte.
Denn es geht denn doch nicht an, alle die
zahlreichen Triger des Namens Kudurru, die
z. B. in den neubabylonischen Kontrakten
auftreten, zu Elamiten zu stempeln! Und
wenn ich daher an der von Hüsing bean-
standeten Stelle meiner Schrift, wo es mir
aufdie Hervorhebung des Gegensatzes zwischen
aramüischer und spezifisch assyrischer Namen-
régung &nkam, Kudurru der assyrischen
Rubrik beigesellte, so wird mir daraus doch
niemand im Ernste einen Strick des Vor-
wurfes drehen wollen?
Ich bin für eine wirkliche Belehrung
durchaus nicht unzugänglich, aber die mir
von Hüsing am Schlusse seiner Rezension
wohlwollend erteilten Ratschläge oder, andera
ausgedrückt, die Zumutung, mir bei zukünf-
tigen Arbeiten seine Methode zu eigen zu
machen und auf diese Weise „mehr in die
Tiefe zu dringen“, muss ich entschieden
zurückweisen, selbst auf die Gefahr hin, auch
fernerhin in Hüsings Sinne „ dsätzliche
Irrwege“ zu wandeln. Nichts liegt mir ferner,
als für meine Untersuchungen einer „lin-
guistischen Grundlage“ entraten zu wollen,
aber ich verzichte auch ebenso bereitwillig
auf jene zweifelhafte Art „linguistischen
Apparates“, mit dem Hüsing die Behandlung
der Eigennamen verbrämt wissen will, ins-
besondere auf für unser Thema fruchtlose
Spekulationen über Funktionen und Patho-
logie einzelner Buchstaben; das horazische
„est modus in rebus^ gilt, wie überall, so
eben auch in der Verwertung der Ergebnisse
дег Lautforschung !).
Strassburg i. E., 12. Juni.
= „Grenze“, das er von kudurrs = „Diener“ nicht
zu trennen scheint, in Eigennamen wie Ea-kudurro-
ibni, Kudur-Bél feststellen will. Ob (übrigens die
beiden assyrischen xudurru im letzten Grunde wirk-
lich semitisch (und nicht vielmehr sumerisch) sind,
dies wird man einigermassen anzweifeln dürfen.
[Korrektur-Zus.: Das KA-(D)UR der Hammurabibriefe
(в. King, lett. and inscript. III 24") ist wohl ka-
durru (= kudurru II) zu lesen u. konkret als
„Frohndienstverrichter“, etwa ,Leibeigener*, zu
fassen; в. dazu Nagel, BA. IV 482.)
Man vgl. die Belege bei Tallqvist, Namen-
buch 92. In altbabylonischen Texten kommt Kudurru,
so viel ich sehe, noch nicht vor.
1) Dass das klippenreiche Meer der Phonetik
nicht ohne den Kempass wirklicher Kenntnis der in
Betracht kommenden Sprachen befahren werden darf,
darüber ist sich alle Welt einig. Es liegt auf der Hand,
498 [No. 9.)
Antwort.
Die vorstehenden „Gegenbemerkungen“
Strecks sind wohl geeignet, jedem unbe-
fangenen Leser zu zeigen, dass die Zusätze
su meiner Besprechung wirklich die
wunden Punkte der Tütigkeit Strecks ge-
troffen haben. Des Zeuge ist nicht nur das
lebhaft bewegte Temperament, das die
»Gegenbemerkungen“ diktiert hat, sondern
dieselben zeigen auch, dass bei Streck bisher
alle Grundbedingungen für das Verstehen
meiner Ausführungen fehlen. Es wäre schade,
wenn er sich etwa durch persönliche „Rück-
sichtnahme“ auf meine Besprechung und seine
Entgegnung erst recht die Wege zu einem
anderen Eindrucke von der Sachlage ver-
bauen sollte. Wir arbeiten nun einmal für
eine ideale Sache, die je nach den Vor-
kenntnissen des einzelnen in anderem Lichte
erscheinen wird. Um so mehr ist es not-
wendig, dass man verstanden hat, was der
andere sagt, ehe man über ihn herfällt.
Dass davon bei Streck mir gegenüber keine
Rede sein konnte, ergab sich ja aus meiner
Besprechung, und darum waren „Gegen-
bemerkungen“ eigentlich ganz unangebracht:
sie konnten ja nur einen weiteren Beleg für
meine Ausstellungen erbringen. Dass das
geschehen ist, bedeutet also durchaus keinen
neuen Vorwurf gegen Streck.
Dass jemand, der die in Susa gefundenen
Texte nicht kennt, wissen könnte, dass sie
nur % (später 4) enthalten, dass also іп der
Tat lokale Unterschiede vorliegen, konnte
ich nicht verlangen. Ein Wort (vgl. auch
OLZ. 1906 Sp. 663) % = „Land“ habe ich
nie angesetzt, habe nur an verschiedenen
Stellen Belege für das Suffix ti zusammen-
getragen; dafür, dass hier ein Ländernamen-
Suffix vorliegt, habe ich bisher nur vollste
Zustimmung erfahren, es ist auch wirklich
kein Zweifel möglich t).
Einstweilen stelle ich fest: Maximilian
dass es bei einer rein Ausserlichen sprachlichen Be-
5 nicht ohne arge Missgriffe abgehen
kann; ich erinnere nur an seine Bemerkung іп OLZ.
ҮП 89, Anm.: „Man vergleiche das Verhältnis von
Mäl-Amir zu Apir (den einheimischen Namen von
Elam).“ Natürlich ist Mal al-Amir arabisch und be-
deutet „Eigentum des Fürsten“.
) Auf Einzelheiten des Elamischen einzugehen
ist hier nicht mehr der Ort, und solange nicht ein
Fachmann auf diesem Gebiete überhaupt die „in-
kriminierten“ Ergebnisse bestritten hat, verlange ich
in der Tat vom Nichtfachmanne, der sich um diese
Fragen überhaupt nicht bekümmert hat,
dass er meine Ergebnisse nicht als „nichtvorhanden“
. Damit spiele ich nicht auf den Anstand
an, sondern nur auf den Nutzen oder Schaden, den
die Sache davon baben kann.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[September 1907.] 494
Streck schreibt im Jahre 1907: ,Damit er-
ledigen sich Hüsings Deutungen von Halla-ti
als „Halla-Land“ usw.“ Die Zukunft wird
entscheiden.
Ferner wirft mir Streck ,Elamomanie*
vor. Der objektive Inhalt dieses Vorwurfes
lisst sich etwa in folgende Form fassen:
„Nachdem ich — gleich anderen, wie z. B.
H. Winckler — die Bedeutung Elams für
die Geschichte des alten Vorderasiens erkannt
habe, ziehe ich nun auch den unvermeidlichen
Schluss, dass diese Bedeutung grósser ge-
wesen ist, als das — gelinde gerechnet —
Hundertstel erkennen lässt, das wir bisher,
als allerersten Anfang, von Funden aus Elam
kennen. Ich ziehe den Schluss, dass Elam
zum allermindesten die kulturelle und poli-
tische Bedeutung gehabt hat, die die Baby-
lonier und Assyrer selber ihm zuweisen.“
Es ist belanglos, ob man das „Elamomanie“
oder „einen Ansatz zu historisch richtigerer
Perspektive“ nennt, Hauptsache: es ist richtig,
sich auf diesen Standpunkt zu stellen |).
Überflüssig, für mich wenigstens, waren
Strecks erneute Ausführungen über Idiba'ilu
usw. Das Material ist mir bekannt Es
bleibt also nur übrig, dass ich geographische
Namen, die weit auseinanderliegende?) Ge-
biete bezeichnen, unter Umstünden in ety-
mologischen Zusammenbang unter einander
bringe. Wie weit man darin gehen dürfe,
darin glaube ich etwas Schulung zu besitzen
— von nichtsemitischen Völkern her. Im
übrigen gedenke ich auf die Frage der Her-
kunft assyrisch-babylonischer Namen nicht
mehr einzugehen, bevor ein gewisses Kapitel
von mir gedruckt sein wird ).
Die Vorlesung, die mir Streck (über
Prioritätsfragen hält, scheitert an OLZ. 1904
Sp. 87f. und war überflüssig; aus meinem
Wortlaute ersah jeder, warum ich auf die
Sache aufmerksam machte.
1) Das Fehlhauen der Semitomanie Scheils ist
um Punkt belegbar, chologisch erklürlich
und durch sprachwissenschaftliche Vorkenntnisse nicht
eingeengt; dieser Sachverhalt ist Streck offenbar un-
bekannt, und ein selbstindiges Urteil erlanben ihm
seine Vorkenntnisse nicht. war insofern unnötig,
dass er diese Frage in seine Entgegnung aufnahm.
oder in einer Liste neben einander genannte.
Dass ein Schreiber, der selber einen fremden
Namen semitisch auflóst, ihn auch mit entsprechend
phonetischem Komplemente versieht, ist mir sehr be-
greiflich. Wer aber behaupten will dass die „in
ganz gewöhnlicher assyrischer Manier* gehaltenen
Namen semitisch seien, den muss ich doch bitten,
erst festzustellen, seit wann, unter welchem Fremd-
einflusse die dreigliedrigen Namen bei Semiten über-
haupt vorkommen! Besonders interessant ist dafür
die Zeit vor Kutur-Mapuk, sowie die „Rassamsche
Rönigsliste“, wie Delitzsch sie genannt hat.
495 [No. 9.)
Den Namen Hallé habe ich zwar niemals
für elamisch angesehen, wie mir Streck unt.r-
schiebt, aber im Lande des KopfaBoc, des
E-lagabalus, des bit-hilani, in einer Gegend,
zu der das Statthaltertum von Suhi eine noch
wenig beachtete Etappe bilden dürfte, würde
mich auch ein elamischer Ortsname nicht
wundern. Nicht unmöglich, dass dort einmal
kühne, elamische Waghülse auf die — Ele-
fantenjagd gegangen sind! So etwa vor
4100 Jahren!
Die Frage, um die es sich handelt, ist die:
sind die von Streck behandelten Gebiete und
Namen rein semitisch oder spielt allerlei
Elamisches hinein? Von ersterem kann keine
Rede sein — man vgl. die 6 von Streck selbst
angeführten Namen! — also gehóren zu
einer wissenschaftlichen Behandlung
dieses Gebietes elamische Sprachkenntnisse
sowie zweifellos das, was ich weiter auf-
geführt habe. Daran können keinerlei
„Gegenbemerkungen“ etwas ändern. Ueber
sein Versehen mit dem bul braucht sich
Streck nicht zu grämen, das kaan vorkommen
und wird bei bescheidenerem Tonfalle gewiss
nicht verübelt, aber — verschleiern soll man’s
hinterher auch nicht!
Breslau. G. Hüsing.
Zur südarabischen Grammatik.
Von A. Ungnad.
Vor kurzem hat D. Nielsen!) zwingend
erwiesen, das " im Minäischen unter keinen
Umstünden etwas anderes bezeichnen kann
als ein a. Es liegt also hier der gleiche
Vorgang vor wie im Hebräischen: man be-
zeichnet Vokale durch die ihnen am nächsten
stehenden schwachen Konsonanten, d. h. i-
haltige durch *, w-haltige durch 1 und a-
haltige durch ^. Im Hebräischen werden
die Vokalbuchstaben nur zur Bezeichnung
ursprünglich langer Vokale verwendet: so
erklärt es sich auch, dass N hier nur am
Wortende vorkommt, da ja jedes inlautende
lange й zu д geworden war, demnach also
mit | als lang bezeichnet wurde. Wenn sich
n im Auslaut auch nach 4 und ё findet, so
liegen hier orthographische Eigentümlich-
keiten vor, die im System ihre Wurzel
haben: man deutet damit nur an, dass eine
solche Form in Verbindung mit einem Ver-
bum n'5 steht; denn ein phonetischer Unter-
schied zwischen einem stat. constr. 77% (aus
1) MVAG 1906, 4, S. 49 ff.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[September 1907.) 496
*sadaj) und einem stat. constr. 'QYO aus *süsaj
besteht nicht; ebenso bezeichnet in n äh
genau in derselben Weise ein å wie es äj
in Formen wie ph (d. і. süsäkä) tut. Das
Minäische hingegen verwendet die matres
lectionis, wie Nielsen zeigt, auch für kurze
Vokale; in ihrer Verwendung herrscht indes
eine ähnliche Willkür wie im Hebräischen.
Dieses ^ findet sich im Minäischen nun
auch wiederholt im stat. constr.; dass es auf
den Genetiv beschränkt zu sein scheint, kann
Zufall sein, da, wie Nielsen gezeigt hat,
die Verwendung des 7 eine fakultative ist,
somit auch Nom. und Akk. eine Endung a
gehabt haben können. Den sprachgeschicht-
lichen Folgerungen Nielsen’s kann ich mich
nun nicht anschliessen; es ist zunächst un-
möglich, anzunehmen, dass irgend eine semi-
tische Sprache sich durchweg auf zwei Kasus
beschränkte, einen Nominativ und einen obli-
uen Kasus auf a. Die Behauptung, dass
a3 Assyrisch-Babylonische die Kasus „bunt
untereinander“ wirft!) gilt nur für die Spät-
zeit; im Altbabylonischen sind die Regeln
ebenso streng wie im Altarabischen?). Das
Hebräische hatte gleichfalls ursprünglich
Kasusendungen, wie sich z. B. aus Dehnung
von a der zweiten Silbe in à in Formen wie
27 zeigt, die nur auf dabar + Vokal zurück-
gehen können. Indes sind im Hebr. alle
auslautenden kurzen Vokale abgefallen, во
dass wir es nicht für weitere Untersuchungen
gebrauchen können?). Auch das Aethiopische
hatte drei Kasus, einen Nominativ FTZ”
aus *nugüsu, einen Genetiv FTA” aus *nugüsi
und einen Akkusativ FTP aus nugusa;
der Genetiv kann hier nie gleich dem
Akkusativ gewesen sein.
Aber diese Fragen nach den Kasusen-
dungen haben überhaupt keinen Wert für
die Beurteilung des stat. constr. Denn dieser
war ursprünglich endungslos ). Nur wo die
Endungslosigkeit mit den Lautgesetzen in
Konflikt kommen musste, wird ein Hilfsvokal
angenommen; dieses Gesetz hat sich vor
allem im Altbabylonischen erhalten. Auch
das Hebr. lässt die alten Verhältnisse noch
durchschimmern; denn während einerseits
) 8. 62.
*) Vgl. auch meine ee 20.
) Auch das jj lokale ist kein alter Akkusativ,
da eine Dehnung eines kurzen auslautenden a za 4
ganz beispiellos wäre. Für die Erklärung des n, vgl.
Chr. Sarauw, Der hebrüische Lokativ (ZA XX,
8. 183 ff.).
*) Vgl. WZKM XX 174 ff.
497 [No. 9.)
Formen wie migdas- durch ihr kurzes а
beweisen, dass sie von Anfang an geschlossen
endigten, deuten Formen wie p'gíd- mit
ihrem langen 4 auf einen auslautenden Hilfs-
vokal. Im Aethiopischen nahm man als
Hilfsvokal vorzugsweise a, das sich dann
als allgemeine stat.-constr.-Endung auch auf
Formen übertrug, wo ein Hilfsvokal nicht
nótig war. Noch schematischer verwendet
das Altarabische die Kasusvokale als Hilfs-
vokale im stat. constr., was keineswegs als
etwas Altertiimliches betrachtet werden darf.
Hieraus ergibt sich, dass die Verwendung
eines @ im stat. constr, den das Minüische
mit dem Aethiopischen gemeinsam hat, durch-
aus nichts Auffülliges ist; vor allem aber
bat es mit der gemeinsemitischen Akkusativ-
endung gar nichts zu schaffen.
Zu OLZ. 1906 Sp. 638.
Le mot énigmatique du titre de l'ouvrage
astrologique de Fadhl ben Naubakht (OLZ.
1906, Kol. 638), d ӘҺЛ coUe», ne
serait-il pas tout simplement une déformation
graphique de | slag} = les neuf
sphéres célestes» expression persane bien
connue repondant à une conception gene-
rale du monde céleste chez les Orientaux
e par exemple, Mas‘ofidi, Prairies d'or,
186)? Le titre serait alors «Le livre des
neuf spheres concernant les génitures».
Il serait, en l'espéce, parfaitement approprié
au contenu de l'ouvrage, un de ceux que
Fadhl avait dQ traduire du persan pour le
calife Hároün er-rechid. La confusion du
q&f et du noün final est fréquente sous le
qalam des copistes. Quant au mim para-
sitaire il a pu naître accidentellement par
suite d'une mauvaise jonction du hé et du ta.
Clermont-Ganneau.
Bethefte
zur Orientalistischen Litteratur - Zeitung.
Nachdem die OLZ in zehnjähriger Arbeit
und stetem Wachstum einen Stand erreicht
hat, den sie nicht überschreiten könnte,
ohne dass ihre materiellen Grundlagen ge-
ändert würden, und da sich immer wieder
die Notwendigkeit herausstellt, Arbeiten zu-
rückzuweisen, welche den Rahmen zu sehr
sprengen würden, soll nunmehr eine Ein-
richtung getroffen werden, welche auf der
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[September 1907.) 498
einen Seite die OLZ entlastet, insofern zu
umfangreiche Artikel vollständig erscheinen,
auf der andern Seite aber den Abonnenten
ermöglicht, diese selbständigen Artikel zu
einem sehr ermässigten Preise zu beziehen.
Als erstes dieser Beihefte erscheint
gleichzeitig mit dieser Nummer:
8. Schiffer, Keilinschriftliche Spuren der in der
zweiten Hülfte des 8. Jahrhunderts von den Assyrern
nach Mesopotamien deportierten Samarier (10 Stämme).
In diesem Hefte sucht der Verfasser nach-
zuweisen, dass in Urkunden, deren erste in
der OLZ 1905, weitere 15 in den „Vorder-
asiatische Schriftdenkmäler der Kgl. Museen
zu Berlin“, Heft 1, Leipzig 1907, J. C. Hin-
richs’sche B., erschienen sind, Jahweverehrer
auftreten, stellt ihren Wohnsitz fest und
gibt ein lebendiges Bild des allgemeinen Zu-
standes, welchen die Texte voraussetzen
lassen.
Bezugsbedingungen siehe auf der 3. Seite
des Umschlags.
Altertums-Berichte
aus dem Kulturkreise des Mittelmeers.
128. Ueber Benndorfs und Humanns Aus-
grabungen in Ерһевов orientiert ein Folioband:
Forschungen in Ephesos, veröffentlicht vom
österreichischen archäologischen Institut, Band I,
Wien, Alfred Hölder. F.
129. Evans hat seine Ausgrabungen im prü-
historischen Palast von Knossos fortgesetzt.
Nördlich von dem bereits früher aufgegrabenen Ter-
rain wurden kyklopische Mauern und Grüber aus der
Zeit der Dorier aufgedeckt, die um 800 v. Ohr. einen
rossen Teil der Insel erobert hatten. In den Grübern
&nd man Schwerter aus Eisen und Fragmente von
Tonvasen, von denen viele geometrische und andere
Muster, mit unverlóschlicher Farbe aufgemalt, zeigen.
Unter einem ausgegrabenen Steinpflaster aus Jüngerer
Zeit wurde ein ringsummauerter Platz freigelegt, eine
Art Wasserbehälter, der einer der 15. ägyptischen
Dynastie entsprechenden Zeit angehört. Nach Evan's
Ansicht haben wir hier eine Art von Aquarium vor
uns, und die darin gefundenen Versteinerungen von
Krebsen und anderen Seetieren scheinen ihm Recht
zu geben. An der Nordseite des Palasthofes wurden
verschiedene Reste von Wandmalereien entdeckt,
auf denen Frauengruppen dargestellt sind. Interessant
ist, dass sich unter den verschiedenen, dem Kult der
Gottheit geweihten Gegenständen auch ein Marmor-
kreuz befindet. (Voss. Ztg. 1907 No. 371).
180. In einem vorlüufigen Bericht der Athen.
Mitt. stellt W. Dörpfeld die diesjährigen Ergebnisse
der vom deutschen archüologischen Institut in Athen
unternommenen (trabungen zusammen. Dörpfeld war
immer der Ansicht, dass das homerische Pylos nicht
bei der heutigen messenischen Stadt dieses Namens,
sondern weit nórdlicher, in Triphylien in der Nühe
von Samikon zu suchen sei. Bei Zacharo, einem Dorf
499 (Хо. 9.)
südlich von Samikon, Marmara und Kalidona fand
man antike Baureste, die sich als mykenische Kuppel-
grüber herausstellten. Das Grösste von ihnen hatte
einen Durchmesser von 12—13 m. Die Kuppel dee
ersten Grabes scheint etwa 12 m hoch gewesen zu
sein. Ausser zwei Vasenscherben wurde im Innern
des Schachtgrabes, das sich auf dem Boden dieses
ersten Kuppelgrabes befand, nichts entdeckt. Ausser-
balb des Schachtgrabes fand man Knochen, Bern-
steinperlen und kleine Gegenstände aus Gold, Bronze
und Elfenbein. Interessant ist eine flache, lebendig
modellierte Króte von Gold (2, 3 cm lang, 2 cm
breit). Zahlreich sind besonders die Bernsteinfunde.
Aus bläulichem Glasfluss ist ein kleiner Stier in durch-
brochenem Relief Alle Fundstücke tragen durchaus
inykenischen Charakter. — Ferner wurden die Mauern
eines grösseren und einiger kleineren Räume auf-
gedeckt. In einem der letzteren fanden sich 6
Pithoi mit verkohlten Feigen. Unter dem grösseren
Raum entdeckte man einen plattenbedeckten Kanal.
— Zwischen Samikon und Lepreon setzte man nach
Strabon die Burg Nestors an und gerade zwischen
diesen beiden Orten auf einem Hügel, der die Ebene
von Samikon bis Kyparissia beherrscht, fand man die
obigen Baureste. Also ist vielleicht Nestors Hoch-
barg, jedenfalls aber ein mykenischer Herrensitz
entdeckt worden. F
Aegypten.
131. Stücke des griechischen Diktysromans
sind der Frankfurter Zeitung zufolge (26. VIII.) von
Grenfell und Hunt in den Tabtunbpepyri gefunden
worden, womit die Frage, ob der lateinische Dictys
Cretensis nur angeblich oder tatsächlich auf eine
griechische Vorlage zurückgehe, definitiv gelöst ist.
E. Patzig und F. Noack hatten das Richtige voraus-
esehen. Das Fragment enthält die Episode vom
Mod des Achilleus (cf. de bell. Troi. IV 11).
132. Im letzten Winter wurde in Susa von de
Morgan und J. E. Gautier ausser zahlreichen In-
schriften eine Alabasterstatue des Königs Manistusu
(4000 v. Chr.) und ein prachtvolles bemaltes Ton-
gefüss ausgegraben, das vor das 4. Jahrtausend zu
datieren sein und zu den ältesten Erzeugnissen der
Töpferkunst gehören soll.
Geologische Untersuchungen ergaben, dass in
der Quartärzeit Iran, Armenien und der Kaukasus
ein einziges Eisfeld gebildet haben, das mit den nor-
dischen durch den kaspischen See zusammenhing.
Wenn sich dies bestätigt, so dürfte es von grösster
Bedeutung für die Geschichte der asiatischen Kultur
und für die Herkunft der europäischen Rassen sein.
(Freision. Ztg. 1907. No. 168). B.
Aus Gelehrten Gesellsehaften.
In der Sitzung vom 18. Juli der K. Pr. Ak. d.
Wiss. legte Diels den Nachtrag 1 zu den „Hand-
schriften der antiken Aerzte“ und П vor. —
Pischel legte vor: O. Franke, Eine chinesische
Tempelinschrift aus Idikutsabri bei Turfan übersetzt
und erklärt. — Der Vorsitzende legte den Jahresber.
Puchsteins über die Tätigkeit des K. D. Arch.
Inst., und G. Helmreich, Galen über die Kräfte
der Nahrungsmittel II 21—71. Ansb. 1907 vor.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Beptember 1907.] 500
In der Sitzung vom 25. Juli berichtete v. Wila-
mowitz-Möllendorf über P. Jacobsthals Reise
nach Chios und der benachbarten Küste. — Sachau
sprach über drei aramäische Papyrusurkunden des
gl Mus. zu Berlin. Die ersten beiden enthalten
ein Schreiben der jüdischen Gemeinde zu Elephantine
an den Statthalter von Judäa und sind datiert vom
Jahre 407 v. Ohr. Die Schreiber ersuchen ihn um
Hilfe zur Erlangung der Erlaubnis für den Wieder-
aufbau ihres 41U zerstörten Gotteshauses. Die dritte
Urkunde berichtet von dem Erfolge der Bittschrift.
Es werden sprachliche und sachliche Parallelen zu
Esra und Nehemia nachgewiesen. — W. Schulze
legte F. N. Fincks Mitteilung über die samoanischen
Personal- und Possessivpronomina vor. B.
Personalien.
Professor Dr. K. Geldner zu Berlin hat einen
Ruf als Ordinarius nach Marburg angenommen.
K. Sethe in Göttingen ist zum ordentlichen
Professor ernannt worden.
Zeitsehriftensehau.
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[September 1907.) 512
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Göttersymbole des Nazimaruttas-kudurru von H. Zim-
mern, bespr. v. C. Fussey. — E. Behrens, Assyrisch-
babylonische Briefe kultischen Inhalts aus der Sar-
gonidenzeit, bespr. v. id. — O. Weber, Die Literatur
der Babylonier und Assyrer (Alte Orient, Ergnzgsbd.
II) bespr. v. id. — Fr. Delitzsch, Assyrische Gram-
matik mit Uebungsstiicken und kurzer Literatur-
Uebersicht, 2. Aufl, bespr. v. id. — E. Fraenkel,
Griechische Denominativa in ihrer Entwicklung und
Verbreitung, bespr. v. My. — C. W. Wish, The an-
cient World, bespr. v. A. L. — G. Beer, Saul, David,
Salomo (Religionsgeschichtliche Volksbücher), bespr.
v. id. — H. Weinel, Jesus im 19. Jahrhundert, bespr.
v. id. — E. Grafe, Das Urchristentum und das Alte
Testament, bespr. v. id. — F. J. Bonnassieux, Evan-
giles synoptiques de s. Hilaire de Poitiers, bespr. v.
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bespr. v. id. — R. Dussaud, Les Arabes en Syrie
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sur la langue turque de l’Asie-Centrale (Academie
Budapest, Bd. Ill), bespr. v. J. K. — E. Mahler,
Babylonia és Assyria (Gibt einen Ueberblick über die
Resultate der keilinschriftlichen Forschung mit 43
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bespr. v. Ch. Diehl. — A. B. Hersman, Studies in
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Verantwortlicher Herausgeber: Е. E. Peiser, Königsberg і. Pr., Schönstr. 18a 1.
Verlag. u. Expedition: Wolf Peiser Verlag. Berlin 8., Brandenburgstr. 11.
Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel,
N.-L.
Orientalistische
Litteratur-Zeitung.
Herausgegeben
Erscheint
am 15. jedes Monats.
Bestellungen nehmen entgegen: die Verlagsbuchhandlu
bandlungen und Postümter (unter Nummer 6101). —
Wiederholungen und grösseren Anzeigen Ein
Berlin.
Wolf Peiser Verlag.
von
Е. E. Peiser.
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Berlin S., Brandenburgstr. 11, sowie alle Buch-
poem die zweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei
Bssigung.
10. Jahrgang.
15. Oktober 1907.
AZ 10.
Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender
Adresse erbeten: Redaktion der 0. L. Z., Wolf Peiser Verlag, Berlin 8. 42, Brandenburgstr. 11.I.
Zum ägyptischen Wörterbueh.
Von W. Max Müller.
A. Erman veröffentlicht Sitzungsber.
Berl. Akad. XXI, 1907, 400 ff. unter dem
Titel „zur ägyptischen Wortforschung“ einen
Bericht über das geplante ägyptische Wörter-
buch, zu dem nach 9jührigem Sammeln die
Verarbeitung beginne, und sucht das Material
zu charakterisieren. Viele der ausführlich
geschilderten Schwierigkeiten des Lexiko-
grapben kehren in allen Sprachen mit tiber-
wiegend poetischer Literatur wieder (z. B.
S. 402), beachtenswert ist aber besonders
manche Bemerkung über die, bekanntlich be-
sonders verwickelte Schrift des Aegyptischen.
Ich hoffe, dass nun über die Unvoll-
kommenheit gerade der ältesten Schrift in
Berlin bald Ansichten durchdringen werden,
die ich lange vergeblich verfochten habe ).
Ich b e, S. 11, die endliche Annahme
einer Orthographieregel, die ich 1891 zum
he germ der „Schriftgelehrten“ auf-
stellte, als gutes Symptom. Es werden noch
andere schlimme Schriftmängel sich weiter-
hin ergeben, die man jetzt gläubig übersieht.
Ich hoffe einige demnächst zu zeigen, lege
aber weniger Gewicht auf Einzelheiten als
auf die Auffassung der Schrift im allge-
meinen. Eine Zeitlang herrschte unter den
jüngeren Gelehrten in der Freude über neu-
5) Z. 18. 412, zu „ft“, wo ich statt E.'s ver-
schiedenen hypothetischen Wortformen nur ver-
schiedene Schreibungen einer Form sah und sehe.
entdeckte ausfiihrliche Texte des alten Reiches
das Streben, darin ,klassische*, d. h. ohne
viel Kritik aufzunehmende Sprach- und
Schriftformen zu sehen. Nach meiner An-
sicht hat dagegen die ägyptische Schrift es
nie verleugnen kénnen, dass sie aus einem
unbehilflichen Bilder- und Rebussystem her-
vorgegangen ist, ursprünglich wohl nicht
vollkommener als die Maya- oder aztekischen
Hieroglyphen. Für das, was ein Volk zu-
erst aufzeichnet, d. h. Geschiftsnotizen,
brauchte man ja keine phonetische Dar-
stellung der Sprache, nur Andeutungen. Die
ersten Versuche phonetischer zu schreiben
(uns noch wenig bekannt), haben dann als
Norm auf alle folgenden Perioden hindernd
eingewirkt. Man versuchte oft zu reformieren,
aber meist ungeschickt und niemals durch-
greifend, schaffte also nur Verwirrung. Am
lehrreichsten ist der Ballast an unverstandenen
uralten Unvollkommenheiten, den sogar noch
(das sonst vielfach kühn reformierende) Neu-
demotisch und Spätdemotisch manchmal mit-
schleppte. Darum gilt es (wie man an Erman’s
Beispiel für Мод, S. 413, sieht), aus den
spätesten und scheinbar wildesten Schrei-
bungen Material für die richtige Herstellung
der Wort- und Wurzelformen beizubringen.
Doch darüber später mehr’).
1) Einstweilen kaun ich eine Berichtigung nicht
unterdrücken. Zu den beliebtesten Axiomen der
515 [No. 10.)
Eines vermisse ich noch bei E., nämlich
die Erkenntnis von der künstlichen Auswahl
und Beschränkung des Wortschatzes, welche
die Hierogrammaten zu allen Zeiten ver-
sucht haben. E. wundert sich, dass Worte
„ohne Grund in unseren Texten nicht vor-
kommen“ und zitiert als Beispiel zufälligen
Belegs kopt. héme „Fährlohn, das nur 2mal
erscheint, einmal gegen 3000 v. Chr, das
zweitemal nach 2000, um dann im Koptischen
(und Demotischen) vollständig erhalten zu
sein. Das mag wirklich Zufall sein, bei
vielen anderen Worten aber, die älter sind
als die älteste Hieroglypheninschrift, ist es
der launische Ausschluss aus der „höfischen
Sprache“, der sie ganz oder teilweise unter-
drückt. E. polemisiert gegen die „sehr be-
denkliche ere Vergleichung“ i) von smhj
„links“ mit Dep, die nunmehr „ganz un-
möglich“ werde, da das Wort nur in der
Vulgärsprache des neuen Reiches für kurze
Zeit auftauche. Das beweist natürlich nur,
dass dieses uralte Wort für unelegant galt;
da es kaum eine Neubildung ist undi dà
dieser Form weder aus dem Semitischen
noch aus afrikanischen Sprachen entlehnt
sein kann, würde es wenig Unterschied machen,
auch wenn wir es erst nach Herodots Asmach
belegen kónnten. Dagegen erweist die Form
es als der ältesten Schicht des echten Aegyp-
tischen angehórig?. Der Germanist weiss,
Aegyptologie gehört es, dass kopt. kelle „Türschloss“
auf ein altes, k:ri gewöhnlich geschriebenes, Wort
zurückgeht, und auch Erman führt dieses Axiom
wieder an (8. 418). Und doch glaube ich, dass es
ein Irrtum ist. Erst um die 19, Dynastie taucht ein
Wort kr’ ,metallenes Türschloss“ auf, natürlich aus
w53 entlehnt. Nach der Bedeutung und der Voka-
lisation ist nun das = kopt. kelle, nicht jenes
ältere Wort, mit k, mit einer auch sonst vermutlich
gans anderen Konsonantenaussprache und leicht ab-
weichender Bedeutung („hölzerner Türriegel“). Die
Sache wird nur dadurch schwierig, dass die Spät-
Agypter die zwei Ähnlichen Wörter in so wilder Weise
vermengen, wie es E. bei anderen Wörtern belegt.
Und solche Fragen gibt es ohne Ende.
1) Ich hatte sie E. brieflich im Herbst 1891 mit-
geteilt, jedenfalls unabhängig von möglichen anderen.
*) Ein Aegyptologe kann natürlich nicht wissen,
dass das Wort uralte, gemeinhamitische Lautgesetze
aufweist und durch mehrere Hamitensprachen ver-
folgt werden kann. Es gehdrt noch der Periode an,
in der das Aegyptische, und wahrscheinlich das ganze
Hamitische, kein | besass. So alt einige, sogar durch
andere Hamitensprachen durchgehende Wärter mit
1 sind, so werden sie doch wohl einer etwas späteren
Schicht semitischer Einflüsse angehören. Darum das
Striuben gegen den fremden Buchstaben in der
Schri ei las „Zunge“, dessen Approximativ-
schreibung ms das tische Schrifttum bis ans Ende
der Hieroglyphenschrift mitschleppt (mit 1 erst neu-
demotisch), fehlte ein brauchbares Synonym, sonst
hätten die Hierogrammaten gewiss das las überhaupt
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Oktober 1907.) 516
dass einzelne іп modernen deutschen Dia-
lekten (oft nur in einem Lokaldialekt!) er-
haltene Wörter nur im ältesten Deutschen
oder sogar im Gotbischen der Schriftsprache
angehörten usw. Dazu sollte das Koptische
ganz besonders gute Analogien liefern und
liefert sie aucb, wenn ich mich nicht irre.
Schon die schwierige Schrift führte den ägyp-
tischen Schreiber zur Beschränkung seines
Wortschatzes. Kurzum, so wenig wie die
Schrift mechanisch und ohne Kritik be-
trachtet werden darf, so wenig darf man
beim Wortschatz во hastig urteilen, wie oben
zeigt. Es ergibt sich nur wieder die grosse
Wichtigkeit aller Schriftstücke, in denen die
Sprache des täglichen Lebens durchdrang t),
für das alte Reich, besonders der Bilder-
beischriften mit ihren ungezwungenen Satz-
brocken.
Die sehr missverständliche Bemerkung
411—12 über Vergleichung mit dem Semi-
tischen führt mich zu dem Wunsch: möge
aus dem Berliner Wörterbuch wenigstens die
aus der Kindheit der Aegyptologie stammende
und neuerdings leider Gottes wieder auf-
blühende (S. 412!) „Sprachvergleichung“ weg-
bleiben, die mit einem alten Lexikon He-
braicum arbeitet, anstatt mit dem ganzen
Apparat der semitischen und noch mehr der
hamitischenSprachen. Auf indogermanischem
Gebiet nimmt heutzutage niemand mehr eine
Vergleichung des Deutschen und des Sanskrits
mit Ausschluss der anderen Glieder des Indo-
germanischen an, mit dem armen Aegyp-
tischen aber ist dergleichen vollkommen
tiblich. Der Gewinn einzelner richtiger Ver-
leichungen wird dabei hundertfach durch
die Verwirrung aufgewogen, welche man bei
der Masse anrichtet, die von erythrüischen
Sprachen nichts weiss oder besser auch wirklich
kein Somaliwórterbuch in die Hand bekommt.
Es wird Jahrzehnte dauern, bis die neuer-
dings eingerissenen Irrtümer über die sprach-
liche Stellung des Aegyptischen, verschuldet
durch das oben charakterisierte System, aus
den Köpfen verschwinden wird; möge das
System an dieser Stelle fehlen!
Indessen verspricht E. Schlichtheit und
als „nicht gut schreibbar“ (wie die Griechen sagten)
ausgeschlossen, und die Aegyptologen könnten über
die seltsame und offenbar unglaublich späte Nen-
bildung des Koptischen sich auslassen.
1) Man vergesse auch nicht, dass neuägyptisch
und Volkssprache des neuen Reiches nicht ganz das-
selbe sind. Das Neukgyptische hinkt lexikalisch,
grammatisch und phonetisch von vornherein stark
nach, wie ja meist derartige Reformen über dem
Kampf gegen die alte Schablone den Anschluss an
die lebende Sprache verpassen.
517 (No. 10.)
noch Vorsicht dazu, die beste Methode bei
einem Buch, das durch einen gliicklichen
Spatenstich zu einem grossen Teil veralten
kann. Und so wünsche ich dem mit Spannun
und grossen Hoffnungen erwarteten Wer
guten Fortgang, baldiges Erscheinen, prak-
tische 5 (Umschriftsreform!),
nicht allzu subjektives Urteil (wenn die ägyp-
tologische Literatur ausserhalb der Original-
denkmäler überhaupt herangezogen wird, Un-
parteilichkeit, die heutzutage der Aegyp-
tologie zugunsten der Reklame rasch a
handen kommt!) und — — — Erschwing-
lichkeit.
Zur Sprache der neubabylonischen Briefe.
Von A. Ungnad.
Die in CT. XXII (No. 2 bis 246) von
R. C. Thompson publizierten und von
demselben später übersetzten ) neubabyloni-
achen Privatbriefe pa bei ihrem im all-
gemeinen recht unbedeutenden Inhalt doch
mancherlei sprachlich Interessantes. Es
möge hier auf einige Erscheinungen hin-
gewiesen werden, die Thompson entgangen,
aber wegen ihres häufigen Vorkommens von
Wichtigkeit sind, da ihre richtige Erklárung
mehrfach den Schlüssel zum Verständnis der
d der Regel noch dazu lückenheften Texte
ietet.
I. Vulgärformen von pv.
Auf S. 9 Anm. seiner Uebersetzungen
konstruiert Thompson ein Verbum ind „to
send“, für das er im Glossar (S. 207) 11 Be-
legstellen anführt. Bei näherer Betrachtung
stellen sich diese Formen als Ableitungen
von |7) heraus, das allerdings hier von
seinen Radikalen nur noch den dritten auf-
weist. Die betreffenden Formen erklüren
sich durch eine einfache lautphysiologisch
leicht verstándliche Assimilation des dentalen
d &n das gleichfalls dentale m und sind
durchweg Imperative. Man flektiert also den
Imperativ von Pu:
2. m. sg. idin,
2. f. sg. inni aus idni,
2. pl. c. innä aus idná.
Dazu kommen noch zahlreiche Formen
der 2. m. sg. mit Suffixen, die Thompson
meist von NU) ableitet.
!) Late Babylonian Letters, London 1906.
(Luzao's Sem. Text and Transl. Ser. XVII).
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Oktober 1907.) 518
Die sich findenden Belege sind:
І. idin: 1) i-di-in 127, 19; 184, 17;
2) d-din 19, 20; 39, 39; 51, 5. 9; 56, 17;
66, 24; 72, 18; 86, 7; 88, 7; 92, 7. 11;
93, 4; 143, 7; 144, 19; 162, 8; 179, 7;
190, 9; 218, 5; 219, 7; 221, 13; 233, 7;
236, 6; 243, 17; 3) i-din* 166, 18; 4) i-din-
vielleicht 70, 7.
II. inni: in- ni-i 40, 10.
ПІ. innâ: 1) in-na- 5, 16; 16, 12; 31, 8;
33, 12; 73, 14; 126, 22 (?); 131, 29; 192, 20;
2) іп-па--та 14, 11; 3) in-na-ma 20, 12;
131, 16.
Mit Suffixen:
І. idin m. Suff. d. 3. m. sg. innaššū aus
idnaššū: 1)$n-na-a3-3u 60, 8; 74, 24;.190, 12;
215, 14; 243, 9. 12. 281); 2) in · na- as- i
(i statt u) 98, 14; 104, 15; 3) in- na- as- Si-
im- ma 184, 19; 4) fraglich ist ім-па-4и-
148, 16.
II. idin m. Suff. d. 3. m. pl. in- na- as. zu-
nu-tu 57, 16.
ПІ. innd m. Suff. d. 3. m. sg. in-na-ni-
18-3 13, 25; tn-na-nis-sim-ma 115, 18.
IV. innâ m. Suff. d. 3. m. pl. ín-na-ni-i3-
$u-nu-iu 116, 19.
In van 37, 12 ist die Assimilation
unterblieben, da diese Form für iddinu steht.
Auch i- din uu 149, 25 und i- di- ni- is · u
193, 22 sind keine Imperative, wie Thompson
annimmt, sondern stehen für iddinu, bezw.
tddinass@; bei ersterem zeigt auch die Ne-
tion ul, dass kein Imperativ vorliegen
ann.
II. jana.
Durch die richtige Auffassung des Im-
perativs von |1) wird auch die Bedeutung
von jáná erschlossen, das mit „wo nicht,
sonst, andernfalls“ zu übersetzen ist. Am
klarsten zeigt sich diese Bedeutung im Briefe
des Kasir (Хо. 98), wo es heisst: °™Pur-su-u
а-па ! рёпі-Ка it-tal-ku ° u-il-tim ° ša 1 gurri
3 PI 5 BAR (5а ina muh-bi-ja ii mu-
bur-Su 11 d SE. BAR a’ ! 1 gurri 3 PI
M ір-па-а8-51 15 la tu-še-ti-iq-šu 19 ja-a-nu-u
SE. BAR " ina Bâbili™ i-mah-har-an-ni, d i.
»Pursi kommt zu Dir; einen (Schuld)schein
tiber 13/, Gur Getreide zu meinen Lasten
nimm von ihm entgegen und gib ihm das
Getreide in Höhe von 13/, Gur. Verabsäume
es nicht?)! Andernfalls (d. i. wenn Du es ihm
1) in-na-as-éu-’ Z. 20 ist dagegen N-Form von
5.
3) Ob die Phrase so richtig gefasst ist, bleibt
noch zweifelhaft. Man erwartet zum mindesten
tûšettig (Gramm. $ 474).
519 [No. 10]
nicht gibst) muss er in Babylon für mich
Getreide kaufen.“
No. 57 wird der Empfänger, wohl ein
Vorgesetzter des Schreibers, aufgefordert,
den Leuten des letzteren die ihnen zu-
kommende „Kost“ (kurummatu) zu geben.
Darauf folgt: ja- a- nu -u man- ma it · ti ja ul
i-lam- ma- „andernfalls wird niemand bei
mir aushalten (?).^ Am Rande steht noch
die Bemerkung: Ja- a-nu-u dul-lu i- bat · fi- il
„andernfalls (d. i. wenn Du nichts gibst)
wird die Arbeit stillstehen.“ Weitere Be-
lege: 11, 26; 46, 11; 62, 18; 71, 18; 100, 15;
105, 14; 144, 22; 196, 34; 199, 15; zweimal
findet sich ja-a-nie (5, 14; 176, 16), das
wohl nur eine schlechte Schreibung 1861).
Einmal findet sich ki-i a- a- nu-u (58, 13)
geschrieben; bisweilen ist das hervorhebende
-mā zugefügt: ja- a- nu- um- ma (112, 16; 159,
15?) und ja- a- nu- um- mu (56, 18). Natürlich
sind јани und jänü identisch und unter-
scheiden sich nur durch den Akzent; das
erstere negiert die Existenz eines Subjektes
(„ist nicht vorhanden“), das letztere negiert
die Existenz einer zu ergänzenden Handlung
(„ist es nicht so“). Aus dieser Bedeutung
ergibt sich dann die scheinbar adverbiale.
III. pisku = pirku.
Mehrfach begegnet die Phrase pirki da-
bábw iti „jem. Schlechtes nachreden, jem.
verklatschen*, so besonders 210, 5ff.: ö mi-
па-а aS-me-e pir-ku ®it-ti ™Mu-ra-nu i-na
а-пі béli-ja °id-dib-bu-ub ?man-ma pir-ku
i-na 19ра-пі béli-ja 11 it- ti- Su la i-dib-bu-ub
1284 din-Su it-ti !5* Mu-ra-nu !“ i- ba- as · zu · u
18 jt-ti 16m Mu-ra-nu 1 bêl li- is- pur-· im- ma is i- na
ра-пі 19 amel di Animes 20 f- gan- na dib-bi-Su-nu
!lJi-iq-tu-; d. i. „Was habe ich gehört!?
Man verklatscht Muränu bei Ihnen)!
Niemand soll ihn bei Ihnen verklatschen!
Schicken Sie den, der gegen Muranu zu
klagen hat, mit Muranu her, damit hier vor
Gericht ihre Sache ein Ende nimmt.“ Weitere
Belege: 66, 7; 74, 20 (pi- ir- vi); vgl. auch
201, 12.
Damit identisch ist gewiss die Phrase
[p]iš-ki it-t i... id- da- ab- bu- [ub] (73, 17);
) In der Bedeutung des prüdikativen „ist nicht
vorhanden“ wird stets a- a- nu geschrieben; vgl. 45, 32;
46, 27 (7); 57, 7. 9; 75, 6; 106, 7; 107, 7; 117, 7;
139, 13; 141, 21; 169, 7; 182, 13; 196, 30; 202, 22;
209, 15 (в. Add); 212, 12; 213, 29; 214, 24;
227, 22 (7).
*) Als Hdflichkeitsform kann man bélu am besten
mit ,Sie* übersetzen. Es handelt sich hier durchaus
nicht um einen Vorgesetzten, sondern um einen
Gleichgestellten, wie die Anrede apa (Z. 8) beweist.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Oktober 1907.] 520
es liegt also hier ein neuer Fall des Ueber-
gangs von r in & vor * vor. Ob auch pi-
48-і (29, 7) hierher gehört, lässt sich bei
dem schlechten Zustand des Textes nicht
feststellen.
Bespreehungen.
V. Schell, Textes élamites-anzanites III. (Mémoires
de la Délégation en Perse. Bd. IX.) Paris. Е.
Leroux. 1907. Besprochen von Ferdinand Bork.
(Schluss).
Auch für die Weissbachsche Ansetzung
des » als ni, die Scheil unbeachtet gelassen
hat, finden sich neue Bestütigungen in F'ülle.
Da, wie oben ausgeführt, ti-pi-ka usw. als
Lesung sicher ist, so müssen wir auch sa-
ni-ka (sa-h-ni-ka) umschreiben. Wenn .erner
„er gibt“ schon in den alten Texten dw-ni-i3
heisst, so muss man erst recht in den jüngeren
tu · ni & ta, >< Huw-ban-iu-ni-i$, — Са-ёа-а-а-
ta-ni-ip-pe lesen. Wegen bekannter assy-
rischer Wiedergaben muss es lauten: Um-
ban · ni · las, >< Hu · ban · ni· das und weiterhin
>< U-ni-kad, C U-pu-u-ni-kas, >< Ku-tur-
ni-kas, >< Mar-tu-ni-kas (vgl. >< Mar-tu-tu,
>< Mar-tu-na-ap-pi-ra). Da ferner — Ра-рі-
li- ra, — I-ta-li-ra, »- Sa-e-ul-li-ra unumstöss-
lich richtig ist, so wird man sich auch nicht
gegen > Ha-ta-ni-ra, — La-e-ni-ra sträuben
kónnen.
Die Tatsachen drüngen fórmlich zu der
Annahme, dass das neuelamische Syllabar
kein ти kennt. Ob dies Zeichen entbehrlich
war, ist freilich eine andere Frage. Wie
hátte sich z. B. ein Schreiber helfen sollen,
wenn er die Silbe nuk wiedergeben wollte?
Doch nur indem er eine seit alter Zeit für
diesen Zweck gebrauchte Verbindung e
+ uk festhielt. In den vorkommenden Fällen
an-ni-uk-ir, ha-ni-uk-kur-ru usw. lige also
eine Art von historischer Schreibung vor.
Jedenfalls sprechen sie nicht gegen Hüsin
System. Noclı belangloser in dieser Hinsicht
ist Gen Ca-ni-ni-o-na, das sich verglichen mit
йа) Ca-ne-ne als harmloses Kompositum
erweist.
Augenscheinlich wührend der vorliegende
Band gedruckt wurde, hat Hüsing und gleich-
zeitig mit ihm Peiser den richtigen Lautwert
lip des konventionell en gelesenen Zeichens
521 [No. 10.)
bestimmt (OLZ. 1906, Sp. 605) ). Die dadurch
entstehende Lücke des Hüsingschen Systems
fülle ich durch ein Zeichen aus, das Scheil
zweifelnd als hup bestimmt hat. In Wahrheit
ist es eine jüngere Entwicklung des aus
Sch. LXXXV A, 5 (Hw-up-Se-en), B, 5 (Hu-
ban]-im-me-en-na-ri) aus Sch. LXXXVI und
den Malamirtexten (2. B. Sch. LXIII 2
ki-te-en(!)) bekannten en-Zeichens, das in
der jüngeren Gestalt auch in den Briefen
und in Dar. Pers. f. 2. 23 vorkommt. Іп
den neuen Täfelchen folgt es, von Füllen
wie en-pi abgesehen, stets auf Silben-
zeichen, die auf e oder i ausgehen, vgl.
>< I-Se-en-pu-tas, >< Uk-se-en-pu-tas, >< At-
ta-te-en, Ca Am-ma-te-en, (4?) Te-en-ru-uk-ku-
ra- ir- ra, [ Te]-en-tur, >< Pa-ak-si-en-ta,
me(?)-me-en-ke, hu te- en, u- ri-en (Nr. 158).
Die Zahl der Silbenschliesser unserer
Texte übertrifft die des malamirischen Syl-
labars um die Zeichen ar?), im, us. Aber
diese drei kommen in dieser Eigenschaft
sehr selten vor, und im?) wird in zu- (i) m-
ta-na bereits als silbenschliessender Копво-
nant verwendet. Ob Aa in den Táfelchen
ausser (a3 und lik auch wr heissen kann,
müsste erst untersucht werden. Wahr-
scheinlich ist es gerade nicht, da beispiels-
weise nur (acht mal!) die Schreibung mu-
(Ü)r-ri-(u)m vorkommt.
Schell fügt diesen Zeichen, freilich zwei-
felnd, noch d hinzu. Ich gebe zu, dass die
Formen des alten d aus Sch. LXIX u. LXXI
diese Ánnahme zu rechtfertigen scheinen.
Aber die malamirischen Formen, die oben-
drein noch z. T. in den gleichen Wortern
auftauchen, widersprechen dieser Herleitung
nachdriicklichst. Sie führen auf eine ältere
Form zurück, wie sie Weissbach (Anzan.
Inschr. Tafel VI) unter el bucht. Dieses
Zeichen ist aber von Hiising (Elam. Stud. I
S. 7) als lam (tam) bestimmt worden. Diese
Lesung wird in den neuen Täfelchen durch
$a-13-3a-lam-ma-na-ma, sa-lam-ma-ak, pe-lam-
m[a] bestätigt. А
weimal hat dies Zeichen іп den neuen
Texten, wie Scheil gesehen hat, einen wage-
rechten Keil am Schlusse mehr: in Nr.
118, 4 sieht es wie eine Zusammensetzung
von pe und wm aus, in Nr. 106 R. 5 ebenso,
vermehrt um einen kleinen Winkelhaken,
der über der Verbindungsstelle der beiden
oberen wagerechten Keile steht.
1) Von Scheil übersehen.
3) Vgl. OLZ. 1904 Sp. 437.
D Vielleicht ist іп Nr. 117 R. 6 kii- u- te im - ma
von dem Schreiber beabsichtigt gewesen.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Oktober 1907.) 522
Die neuen Texte liefern den bekannten
Namen - Nappu-(i)n-na-car, dessen Laut-
gestalt durch Nafovalag(ov) des ptolemäischen
Kanons bestitigt wird. Die Richtigkeit der
von Hiising begriindeten (Elam. Stud. I S. 14)
Lesung des letzten Zeichens wird hierdurch
sicher gestellt. Scheil umschreibt es kon-
ventionell mit sir.
Höchst eigentümliche Tatsachen ergibt
eine Untersuchung der Ideogramme und
Determinativa. Auf Grund einiger seltsamer
Schreibungen, wie EI El: für EI ЕЈ,
(ITU) sl (= PAR) für (ITU) ETE-T
(= BAR), (TU) &» (= KAM) für (ITU)
— (= KAN), denen sich minder sichere,
wie (gis) „ET D (es könnte nämlich kat-ta3
gelesen werden!) für (gii) E Ї (bezw.
EY CID = таш, SO - TT 9). für
«Б- ЕП», anschliessen, gibt Scheil seiner
Ueberzeugung Ausdruck, dass in Elam das
Sumerische studiert worden sein muss. ,Les
scribes élamites rendaient parfois les idéo-
grammes des Babyloniens par des signes
qui n'avaient de ces idéogrammes que le
son. Il existait donc des endroits ou l'on
épelait ce qu'on appelle ,le Sumérien*, ne
fut ce que dans les écoles.“ Wenn er die
Widergabe des Sumerischen nach dem Gehör
für wahrscheinlich halt, was durch Тү ЕТ
nahegelegt wird, во wäre doch wohl zu er-
warten, dass die elamischen Schreiber wie in
diesem Beispiele so auch in den anderen die in
ihrem Syllabar vorkommenden und lautlich
ähnlichen oder gleichen Zeichen verwendeten.
Das ist aber nicht der Fall Welche Er-
klürung sollte man wohl dafür finden, dass
sie das in der jetzt schon ziemlich umfang-
reichen elamischen Literatur vóllig unbe-
kannte ff)) statt des so häufigen >?-
wühlen? Welche Erklürung dafür, dass sie
statt des wohlbekannten Zeichens kan (Weiss-
bach, a. a. O. S. 35 Nr. 63), das auch in den
neuen Táfelchen belegt ist (Nr. 166 Z. 19,
20, 21), das lautlich nicht zu rechtfertigende
A. genommen haben? Hier versagt Scheils
Deutung; sie scheitert auch an dem häufigen
Vorkommen und der festen Orthographie der
Ideogr&mme.
1) Die Form dieses Zeichens ist nicht die ge-
wöhnliche assyrische, sondern ist das Endglied einer
abweichenden Entwicklungsreihe aus dem gleichen
Apfangsgliede (Thureau-Dangin, а. а. О. Nr. 426).
628 [No. 10.)
Mir erscheint die Annahme nüher liegend,
dass in Elam neben der gewóhnlichen
sumerischen Tradition eine abwei-
chende, unbabylonische von alters
her gepflegt worden ist, deren Reste
sich zum mindesten bis in die neu-
elamische Zeit hinein lebendig er-
halten haben dürften. Hier taucht mit
einem Male das Problem der protoelamischen
Tafelchen (Scheil, Mémoires de la Délégation
en Perse Bd. VI) in voller Schirfe, aber in
anderer Gestalt auf. Es sei auch noch
darauf hingewiesen, worauf Scheil an anderer
Stelle aufmerksam macht, dass das Zeichen
für den Ululs nicht das gewöhnliche (ЕП
sein kann. Ferner führt anscheinend der
Таӛғін den unbekannten Namen Ra-hal.
Von meiner Annahme aus, macht auch
EI El keine Schwierigkeit. Es wäre eben
ein uraltes Lehnwort aus dem Sumerischen,
das von den Elamiern nicht mehr als solches
gefühlt und darum nicht mehr mit dem ideo-
grephischen Zeichen geschrieben zu werden
rauchte
Mit der Hypothese von der Widergabe
des Sumerischen nach dem Gehör werden
wir auch wohl einige Folgerungen daraus
ablehnen müssen, u. a. seine geistreiche Ver-
tauschung des SIG (pa) Zeichen mit =
SIG (endu)-Zeichen. überdies das
liche elamische Zeichen schwerlich aus 4.
һегуо gen sein kann, so werde ich die
va Scheil wenigstens in Erwägung gezogene
ra3, die im Rahmen unserer K
ennt-
= bleibt, bevorzugen.
Ebensowenig kann ich mich mit seiner
scharfsinnigen Deutung des Gottesideogramms
><> Insusinak befreunden. Seiner
Meinung nach ist es gleich dem assyrischen
>< ET (SU) und ist mit dem richtigen
SUG, P EI, dem Ideogramm für den Gott
InsuSinak, verwechselt worden. Gegen die
Herleitung des elamischen Ideogramms aus
>< ET spricht vor allem der zweite an li
ahnende Teil desselben. Es müssen, wie
die analoge Entwicklung bei li, te, mu, pu,
tah (kap), taha lehrt, mehrere Winkelhaken
in der Mitte der Urform des Zeichens vor-
handen gewesen sein. Vor allem kann ich
nicht recht einsehen, weshalb in der älteren
Literatur der neuelamischen Zeit (vgl. Sch.
LVIII, LIX, LX, LXII) das richtige Ideo-
gramm > ET steht, in diesen Tontäfelchen
dagegen die eigentiimliche Verwechselung
ORIENTALISTISCHE LITTERATUB-ZEITUNG.
[Oktober 1907.) 594
eingetreten sein soll. Es ist пап einmal
eine Tatsache, dass die elamischen Schreiber
ti verwickelte Zeichen so rück-
sichtalos vereinfacht haben, dass gewiegte
Keilschriftkenner sie nicht mehr wiederer-
kennen, wie х. B. das k-Zeichen. Sollte das
reichlich komplizierte Ingusinak-Ideogramm
sich diesem Entwicklungsgesetze entzogen
haben? Ich glaube, nein.
Nr. 22 beginnt mit den Worten: 29 ><
RAB-E-GAL (mes) tu-(s)§, die Scheil richtig
mit „29 (pièces que) le chef du palais a
fournies" übersetzt. Daraus ergibt sich die
Tatsache, dass meš an dieser Stelle kein
Pluralzeichen ist. Noch klarer ist Nr. 145, 8
>< Ha-ri-»a RAB-E-GAL (mes) tu- (id. Eine
Reihe von Stellen besagen dasselbe, so Nr.
131 R 1 1 (gi) kar-ik (042) erini (med)-na usw.
„ein karik aus Cedernholz“, Nr 58 ½ [gis]
ba-h-w (mes) ,!/, kiš Eisen (is, 1 éa-par-ru
(тей) „ein [kis] Kupfer“, Nr. 41 1 ma-na šin-ti
ме?) „eine Mine ий“. Abgesehen davon,
hier der Plural sinngemäss unmöglich
ist, handelt es sich noch um Materialien,
die der Schmied und der Zimmermann ver-
arbeitet. Das Elamische kennt aber nur
einen persönlichen Plural (vgl Heinrich
Winkler, die sprache der zweiten columne
der rachigen inschriften und das
altaische)'). Es fehlt dieser Sprache jede
Empfindung dafür, dass gächliche Nomina
(oder gar Stoffnamen !) überhaupt einen Plural
bilden kónnen. Mithin würe jede Andeutung
desselben ein Unding. Scheil hat übrigens
S. 98 angedeutet, dass er die abweichende
Natur des те? gesehen hat, ist aber der
Sache nicht weiter nachgegangen, vgl. Jensen
a. а. O. S. 235.
Nach meinen Zusammenstellungen scheint
meš in erster Linie zur Kennzeichnung
von sumerischen Ideogrammen zu
dienen. Das ist vor allem seine Verwen-
dungeart in den Achamanideninschriften,
und zwar ist es hier, wie es bereits Sayce
gesehen hat, das Zeichen Weissbach Nr. 100
(а. а. О. S. 37).
Nun hat das meš in unseren Täfelchen
aber eine erweiterte Bedeutung, deren An-
fünge sich übrigens schon in die ältere Zeit
hinein (vgl. Sch. LXXI Лии (те))) ver-
1) In meinen Kaukasischen Miszellen sind dureh
ein bedauerliches Versehen in letzter Stunde die sinn-
entstellenden Wörter „für möglich gehaltenen“ 8. 22
Z. 19 in den Text geraten. Ich bitte die Besitzer
meines НеҢев, sie zu tilgen. Gerade Heinrich
Winkler hat die Verwandtschaft des Ela-
mischen mit den kaukasischen Sprachen auf
das stärkste betont.
525 (Мо. 10.)
fo lassen, indem Wörter der gleichen
eutungsart damit versehen werden. Nach
Analogie von AN-BAR (mei), KU-BABBAR
(те), GUSKIN (mei) erhielten es auch
ba-h- (med) da-par-ru (mes) u. A., wegen
ANSU-KUR-RA (mei) auch ku-tu (mes) und
ра-ш-ит (med) (Sch. LXXXVI) u. а. m.
In den neuen Täfelchen wird eine geradezu
ungeheuerlich grosse Zah! von Wörtern
damit verbunden, und wohl noch häufiger
tritt das Determinativ 042 auf, oft so
zusammen mit mes, wie auch in der acha-
manidischen Schrift (vgl. Weissbach a. a. O.
S. 84 Nr. 81)!).
Diese Tatsache nótigt mich, all die Wórter,
die zwar im Babylonischen einen ideo-
graphischen Wert haben oder haben kónnten,
im elamischen Texte aber ohne Determina-
tivum stehen, gegen Scheil als elamische
Ideogramme abzulehnen, so im?) pirpir3),
pir, toto, li, liman, lirak, kurrak*), ras. Eine
weitere Folgerung ist, dass ein Determinati-
vum selber determiniert werden muss, wenn
es ideographischen Wert erhalten soll. So
glaube ich, Nr. 166 Z. 8 ITU (so!) (те?)
(sol) and AN (meš) auf der grösseren Mala-
mirinschrift von Kul-i-Fir‘aun deuten zu
können, wie auch Jensen a. a. O. S. 235.
In semitischen Namen werden die Götter-
namen ohne Determinativ geschrieben, z. B.
>< Mar-tuk-ar-ra-an, >< Nappu-(s)n-na-<ar,
wie es auch in den Achamanideninschriften
der Fall ist (vgl. meinen Aufsatz „Elamisches“
B. A.). Von elamischen Ideogrammen scheinen
nur ||| und Ef» von Haus aus deter-
minativlos gewesen zu sein.
Eine mehr den Historiker angehende
Frage ist die nach der Herkunft der neu-
1) Deutet schon die ganze Art des persischen
iftalphabets auf ein elamisches Vorbild hin,
so mag der uss der susischen Schrift an Deter-
minativen den Géck Ae der persischen Keilschrift
auf die folgerichtige g eines einheitlichen
Worttrenners gebracht haben.
*) Es ist nicht ausgeschlossen, dass am, wie өв
z. B. in No. 97, 1 vorkommt: 1 am kapar-na >< М.
nur eine abweichende Schreibung darstellt. Jeden-
falls hat diese Stelle mit dem Namen (war) Am-kapar
nichts zu tun.
5) Einmal hat ein Schreiber (Nr. 47) versehentlich
hinter pirpir ein mes gesetzt, weil, wie Scheil bemerkt
hat, ihm das Wortbild SAB (mes) vor die Seele
trat; er hat es aber bezeichnenderweise sogleich aus-
*) Ich bin der Ansicht, dass so und nicht GIR
zu lesen sein wird, da in Nr. 284 ker das Ende der
einen Zeile einnimmt. Beweisend ist dies freilich
nicht, da auf einigen Exemplaren der Inschrift Sch.
LXII das Ideogramm für Inäulinak zerlegt erscheint.
OBIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Oktober 1907.) 526
elamischen Syllabare. Trotz ihrer grossen
Verwandtschaft mit den ülteren finden sich
doch derartige Verschiedenheiten, dass man
den Gedanken an parallele Entwicklungs-
reihen nicht gut von der Hand weisen kann,
Die unbabylonische Art der Ideogramme,
die umfassende Ausbildung des Determinativ-
Systems, die eigentümliche Umdeutung des
me3, alles dieses deutet auf eine lange und
selbstándige Entwicklung in einem unbe-
kannten Teile des Landes hin. Ich bin der
Ansicht, dass nur eine weitgehende Unab-
hüngigkeit des Trägers der Schriftentwicklung
die Voraussetzung der letzteren sein kann.
In der achamanidischen Schrift werden
muru(n) „Erde“ und kk „Himmel“ mit dem
Determivativ "^? versehen. Die gleiche
Schreibung findet sich sehr oft in dem
Namen des Kassu-Königs on Nass muri; tas
(,N. hat das Land gemacht“). Von den
babylonischen Schreibern wird also
eine Eigentümlichkeit der elamischen
Rechtschreibung übernommen. Dass
-wir von der letzteren jüngere Dokumente
besitzen, tut nichts zur Sache, da die
innerliche, auf laager Entwicklung beruhende
Selbständigkeit der elamischen Schrift sicher
ist. Die Tatsachen, auf die es ankommt,
sind also wohl erheblich älter als unsere
Urkunden. Daran mógen vor allem die
denken, die dem unmöglichen Gotte Dunijas
noch immer Altäre bauen.
Ich muss hier darauf Nachdruck legen,
dass die elamischen Funde in Susa die von
Hüsing immer wieder zur Sprache gebrachte
Verwandtschaft des Elamischen und Kassi-
schen immer mehr bestätigen. Die vollkom-
mene Gleichheit der Namenbildung in beiden
Dialekten kann heute noch erheblich schärfer
betont werden als früher. In dem oben
genannten Kassu-Namen z. В. ist kein Wort
nichtelamisch; sogar ein Gott Na- si- it ist
bekannt. Wenn ferner in diesen Tontäfelchen
ein >< Atta-ten und (0 Amma-ten zu schon
bekannten Atta-me-Ten, Tak-me-Ten hinzu-
treten, so wird man förmlich dazu gezwungen,
kassisches Meli-Sipak, Purra- Surija3 mit
Meli-mi-Timsir und Purra-mi-Timsir (Hil-
precht-Clay, Bd. XIV Nr. 12 Z. 5 u. 6) zu
vergleichen. Andeuten will ich ferner noch,
dass in der bunt zusammengewürfelten Be-
vólkerung der Hauptstadt auch die Haupt-
mundarten, also die nórdliche a- und die
südliche ui)-Mundart, zu spüren sind. Ich
stelle ein paar Belege zusammen, die sich
mir bei flüchtiger Durchsicht ergeben haben:
annukir — hanakkır (zweifellos identisch,
527 [No. 10.
во auch Scheil, der es mit plomb(?) wider-
geben möchte); шат — halmu(s) „Haus“;
Uksen-putas — ( Aksi-marti, »< Aksin-kilik,
> Paha-r-Aksi-ri; >< Kurras — »« Karasa.
Namen mit sanzi scheinen zu sein: >< Ani,
»« An-ci-ka-par (vgl. Am- ta- par und ><
Hu-ban-kap-ra). Sicher kassisch ist der Name
>< Ka-mu-ul. Beachtenswert sind auch
Schreibungen wie hu-ra-ap fiir hu-la-ap, ferner
>< La-a-h-pi und Ye) Na-a-h-pi. Die Frage
der dialektischen Verschiedenheiten der
Sprache wird immer brennender. Schrei-
bungen wie Umman, Huban, Umba liefern
ebenso sichere Anhaltspunkte wie von Assy-
rern gebotenes Imbappi und Umbahabua.
Ob es ferner angängig ізі >< Ht-(u)t-ka-
bi(?)-ka$ und [>< Hw]-ban-tu-ni-ià- bi-ka$ zu
lesen, ist noch sehr die Frage. Ich halte
es für wahrscheinlicher, dass 5 in der
neuelamischen Schrift in allen Fällen kad,
ka3, kas zu umschreiben sein wird!) Ich
wenigstens kenne keinen Fall, wo es bi ist.
Sogar » -. in- ra erweist sich als mit dem
auf unseren Tafeln nach drei- und vierlautigen
Zeichen regelmässigen :-baltigen Silben-
schliesser geschriebenes » Ка-ӛа-ап-ға (Nr.
247). So wird auch >< Nappw-(i)n-na-éar
>< Nappu-(in-ne-ne geschrieben, obgleich das
u der zweiten Silbe sicher ist.
Die Schriftform der neuen Täfelchen
weicht erheblich von der achamanidischen
und malamirischen ab, stimmt aber zu der
der neususischen Artaxerxesinschrift. Be-
weisend für die Zusammengehörigkeit der
susischen Syllabare sind die Formen der
Zeichen ға, ak, ma, li, še, pu. Eine Eigen-
tiimlichkeit dieser Gruppe und vielleicht
&uch der anderen neuelamischen scheint es
zu sein, dass der Vokal der dreilautigen
Zeichen gelegentlich vóllig verstummt ist.
So vertritt 44 in der Artaxerxesinschrift in
áa-^&-ri nur Фе Lautverbindung (kr). Etwas
Aehnliches scheint in ulam — halmu (halmi)
vorzuliegen, das eine Aussprache ulm —
halm wiedergeben mag, und in an- ni-ul- (ihr
— ha-na-ak-ki-ir, das als annukr gedeutet
werden könnte.
Unsere bisherigen grammatischen Kennt-
nisse dürften durch die neuen Texte nicht
wesentlich bereichert werden; immerhin aber
) Vgl. (sap) Man-tas-tas (Nr. 26).
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Oktober 1907.] 528
wird man sich über Bestätigungen ge-
wonnener Erkenntnisse freuen. Für die
Iteration ist, abgesehen von den Eigennamen,
einiges Neue hinzugekommen, so ka-ka-h-Ca-ki,
kak-éa-ka, kak-Ca-ma-ak neben kaé-éa-ak, ka-
(1)&-Ca-ak, ta- at- li-ma-ra. Ausser ta-ka, ta-ak
kommt gelegentlich ta-at-ta-ak vor, so in Nr.
142. Das häufig da vorstehende ma gehört,
was Scheil nicht erkannt hat, als Lokativ-
suffix zu dem vorangehenden Worte und
deutet die Verwendungsart des betreffenden
Gegenstandes mit deutlich durchschimmern-
der lokaler Grundbedeutung an: 8 kamsu
sihi-kak(me3)-na ANSU- K UR. RA( mes) - nia
tatta-k „8 Trensen (? Scheil: harnais) aus
Bronze(?) für die Pferde sind gemacht worden".
Häufig hört man in assyriologischen
Kreisen die Ansicht, Elam sei nichts als eine
Kulturprovinz Babyloniens!) Diese An-
schauung wird man auf Grund unserer heu-
tigen Kenntnisse sich abgewöhnen müssen.
In den älteren elamischen Inschriften finden
sich etwa 3 Lehnwörter aus dem Babylo-
nischen, wie es Hüsing („Semitische Lehn-
wörter im Elamischen“ В.А.) festgestellt
hat; in unseren neuen Texten anscheinend
einige mehr. Es sind aber alles Einfuhr-
gegenstände?). Ebensowenig wie man
aus Wortern wie Rosine, Korinthe, Mandel,
Kirsche, Pfirsich, Bronze, Kupfer, Silber,
Kabeljau, Kakao, Myrrhe, Zeder, Mahagoni
die innerliche Unselbstündigkeit der modernen
deutschen Kultur beweisen kann, ebenso-
wenig sind billigerweise fapranim, murrim,
егіпіт, lipanat u. a. m. von irgend welcher
Bedeutung für die Wertung der elamischen
Kultur. Hóchstens kónnen sie über Handel
und Verkehr zwischen Elam und Baby-
lonien einigen Aufschluss geben. Die Tat-
sache allein, dass kein einziges ela-
misches Verbum als sicheres baby-
lonisches Lehnwort zu bezeichnen ist,
spricht Bande. Man vergegenwartige sich
einmal die Zeit, als Deutschland eine Kultur-
provinz Frankreichs war. Wie viele fran-
zösische Verben wurden damals der deutschen
Umgangssprache einverleibt!
Ich glaube, mit dem Obigen die hohe
Bedeutung dieses Fundes aus Susa gekenn-
zeichnet zu haben und schliesse mit dem
Wunsche, dass der vorbereitete neue Band,
der zu der Hatamti-Hapirti-Frage die Ab-
bildungen bringen soll, recht bald erscheinen
1) Ein typisches Beispiel sind Strecks ,Gegen-
bemerkungen* in der September- Nummer der OLZ.
) Bei manchen wird man obendrein die Frage
nach der der Herkunft offen lassen müssen.
529 [No. 10,
ınöge. In Paris sollen sich unveröffentlichte
Achamanideninschriften befinden (Weissbach,
а.а. O. S. 10). Herr Professor Scheil würde
des Dankes aller Forscher sicher sein, wenn
er sich dieser vergessenen Urkunden annehmen
und sie der Wissenschaft zugánglich machen
würde.
Königsberg, 31. Juli 1907.
A. Jeremias und H. Winckler, Im Kampfe um
den Alten Orient. Wehr- und Streitschriften. Leip-
zig, J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung.
1. Alfred Jeremias, Die Panbabylonisten. Der
Alte Orient und die Aegyptische Religion, 1907.
65 S., 6 Abbildungen. Pr. 0,80 М.
2. Hugo Winckler, Die jüngsten Kämpfer wider
den Panbabylonismus, 1907. 79 S. Pr. 1 M.
Besprochen von W. Erbt.
Von jedem der beiden Herausgeber der
Sammlung , Wehr- und Streitschriften* liegt
ein Heft vor. Jeremias bringt zuerst
eine Aufzählung derer, die im Gegensatze
zu dem bisherigen Unternehmen, die antike
Welt und ihre Aeusserungen mit Hilfe mo-
derner Begriffe und Denkweise zu ver-
stehen, eine uns ,zunüchst fremdartige orien-
talische Gedankenwelt“ anerkennen und ihr
Verständnis zu erschliessen sich bemühen.
Es ist. selbstverständlich, dass nur der grosse
Grundgedanke die Aufgezählten, die sich
wohl noch vermehren liessen, eint, dass in
einzelnen Fragen, besonders in ihrer theolo-
gischen Stellung, soweit sie Theologen sind,
ibre Ansichten weit auseinandergehen.
Auch in Beurteilung der Grundlagen der
Mythologie erscheinen auf den ersten Blick
bedeutsame Unterschiede. Doch sind hier
die Differenzen nicht so, dass die Aufge-
zühlten nicht sámtlich gegenüber den Ver-
tretern modern-abendländischer Auffassung
der alten Welt eine geschlossene Ein-
heit darstellen.
Wenn von einer Gruppe nämlich der
Ausgang aller Mythologie im Monde und
seinen Erscheinungen gefunden wird, so
scheint mir dieser Nachweis doch nur die
allerdings bemerkenswerte Bedeutung zu
haben, dass eben darauf aufmerksam ge-
macht worden ist, wie die leicht und oft zu
beobachtenden Mondphasen der Mythologie
anschauliche Ausdrucksmittel und Begriffe
für den Kreislauf alles Himmlischen und
Irdischen geliefert haben. Wenn also z. B.
die Anschauung von Hermes mit der halb
weissen, halb schwarzen Mütze, von der am
Herbstpunkte erscheinenden Wage auf den
Mond zurückgeht, so hat man der am Himmel
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Oktober 1907.| 530
am auffälligsten sich darstellenden Mond-
schrift diese Ausdrucksmittel und Begriffe
entlehnt. Sie sind schliesslich gebraucht
worden, ohne dass man an ihren Ursprung
dachte, wie auch wir für Ideen Begriffe ver-
wenden, ohne erst uns klar werden zu müssen,
wie sie zu solchen Namen gekommen sind.
Da erscheint dann in der Prophetenlegende
ohne weiteres die wunderbare Speisung in
der Wüste (= Unterwelt), das sich selbst-
tätig vermehrende Brot, bei der Witwe (n3oow
mit Andeutung der Unterwelt) der sich immer
wieder füllende Mehlkasten oder Oelkrug.
Man darf aber nicht meinen, dass man mit
dem Nachweis des Ursprungs solcher Aus-
drucksmittel auf eine Mondlehre als
letzten Grund aller Mythologie gekommen
sei, wie es wohl schon formuliert worden ist:
„Es wird eben nötig sein, alle Anschauungen
über den Ursprung der Gottheiten zu revi-
dieren; es gibt eben nur en
und alle diese sind vom Monde ausgegangen“
(Philologiae Novitates, 1907, П, S. 71). Der
Mond lässt den Forscher in vielen Fällen
im Stich. Man kann die Mondschrift am
Himmel in ihrer Bedeutung für die Sprache
der Mythologie etwa mit der ähnlichen Be-
deutung der semitischen Sprachen vergleichen,
die mit ihren oft vieldeutigen Stämmen die
Motivaufstellung in den Erzählungen begün-
stigt haben: Höhle, Unfruchtbarkeit, Ent-
blössung, Blindheit (MAYO "учу Vy уу)
deuten auf die Unterwelt hin. So ist eine
eigenartige Ausdrucksweise fiir die Mytho-
logie entstanden, die doch wieder nur Dar-
stellungsweise einer grossen, ge-
schlossenen Weltanschauung ist, de;
Weltanschauung, die die alte Kulturwelt von
der um ein Weltbild ringenden Gegenwart
unterscheidet.
Im zweiten Teile seines Heftes prüft
Jeremias, ob nicht auch der Panbabylonis-
mus das Rätsel der ägyptischen Religion
löst. „Die hinter dieser stehende Ideenwelt
ist nichts anderes als einer der Dialekte der
Sprache des Geistes, für die der Name Pan-
babylonismus von uns akzeptiert worden ist.“
Die Untersuchung schliesst sich an Ermans
Buch über die ägyptische Religion an. Von
Hüsing ist bereits der Versuch gemacht
worden, mit der Mondlehre Aegypten zu
entrütseln. Aber ich glaube, dass auch hier
das oben Gesagte gilt. Jeremias weist unter
anderem auf 42 als die charakteristische
Zahl für den Unterweltshalbkreis hin. Dem-
nach verspotten 42 Knaben Elisa — Mond,
als er, aus Jericho — Unterwelt kommend,
auf dem Wege nach Bethel ist, das den Tier-
631 No. 10
kreis darstellt (2. Kön. 2,, „Elia Elisa
Jona“ S. 56), und 42 jerusalemische Prinzen
werden in den Brunnen (= Unterwelt) von
Bét-eqed gestürzt (2. Kön. 101). — Sach.
1211 kann sich, wie Jeremias annimmt, nicht
auf Josia beziehen. Ich habe bereits Hebräer
8. 189 darauf hingewiesen, dass die Stadt
Megiddó, nicht Megiddón hiess. Jedenfalls
kenn man, nachdem in jenenSacharjakapiteln
ein doppelter Text, die Bearbeitung einer
ülteren Vorlage durch einen Jahweapokalyp-
tiker, gezeigt ist, nicht mehr gut die alte
Deutung auf Josia, der zudem nicht einmal
etwas mit Megiddo zu tun gehabt hat
(Winckler) ohne erneuten Gegenbeweis auf-
rechterhalten.
Wenn sich Jeremias am Schlusse seines
vorläufigen Versuchs, Aegypten alszurgrossen
orientalischen Gesamtkultur zugehörig zu er-
weisen, von der Zukunft aus den vorhan-
denen Monumenten neue überraschende Ent-
hüllungen verspricht, auch über die Be-
ziehungen Aegyptens zur biblischen Religion,
so verweise ich auf die Anknüpfungspunkte,
die ich in „Elia Elisa Jona“ angedeutet
habe!). Ich habe dort eine gegensätzliche
Ausrichtung in zwei parallelen Schriften ge-
Ғапдеп, nachdem schon Winckler auf den
Sinai im Jabwisten und Horeb im Elohisten
hingewiesen hatte. Die Orientierung nach
Süden muss darnach im alten benjaminitischen
Gebiete gegolten haben; dort tritt uns ein
Jaminismus als geschlossenes Weltbild ent-
gegen gegenüber der Ausrichtung nach Nor-
den, die Elohist und Deuteronomium zeigen.
Es lässt sich auch die Einteilung des Landes
nach diesem Jaminismus feststellen. Im
alten benjaminitischen Gebiete haben
wir also sozusagen ein Abbild Aegyp-
tens innerhalb Palästinas. Es ist nicht
zufällig, dass man in Jerusalem diese Auf-
fassung gerade zur Zeit Hiskias (im Jah-
wisten) betont hat, als man mit Aegypten
pon gegen Assyrien rechnete, da San-
erib seinen ägyptischen Vorstoss plante,
wührend noch Ahas (im Elohisten) die gegen-
teilige Orientierung vertreten, wührend nach
meiner Meinung (vergl. Sicherstellung des
Monotheismus S. 9f.) Hiskia selbst noch eben
mit Hilfe der einen Quelle des Deuterono-
miums seine Reform durchgeführt hatte, die
den einen Kultort, aber Ausrichtung nach
Norden hatte. Nun hatte aber Hiskia durch
Sanherib im Jahre 701 einen bedeutenden
) Vergl. auch die hierher gehörigen Bemer-
deu іп Winckler, Altoriental. Forschungen ІП
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Oktober 1907.] 632
Landverlust erlitten. Wenn er sich bei der
Móglichkeit, mit Aegypten gemeinsame Sache
gegen Assyrien zu machen, sozusagen ügyp-
tisch einrichtete, so ist es klar, dass er da-
durch eine Wiederherstellung des status quo
zu erreichen hoffte. Nach ügyptischer Tra-
dition muss also zu Jerusalem mehr Gebiet
gehórt haben, als es Hiskia augenblicklich
besass. Worauf vor allem hatte darnach
Jerusalem Anspruch? Bei demStreit zwischen
Nord- und Südreich nach der Reichsteilung
(1. Kón. 14,,) hat es sich um ephratitisches,
benjaminitisches Gebiet GT wie die
schliessliche Lósung des Konflikts durch
Damaskus zeigt (1. Көп. 15,,). In Jerusalem
hat man also gegeniiber der Entscheidung
Aegyptens unter Sesong, nach der Benjamin
wenigstens teilweise, besonders Bethel, an
den Norden gefallen war (1. Kön. 12,,), sein
Recht auf Benjamin verfochten. Diese po-
litische Auffassung muss aber schon aus der
Amarna-Zeit überkommen sein, wenn mein
in den Hebräern S. 45 gegebener Nachweis
richtig ist, dass ,Rehabeam, Jerusalems
König, in die diesem Stadtfürsten von Abd-
hibas Zeiten her zukommende Stellung eines
hazánu Aegyptens heruntergedrückt wurde."
Bei der Grenzfeststellung hatte man also
n&ch der Meinung des ,streitenden", d. h.
(mit Winckler) am ägyptischen Hofe gegen
das Nordreich prozessierenden Rehabeam ihm
zu wenig Gebiet, nümlich nicht ganz Ben-
jamin, vor allem nicht Bethel gegeben. Je-
rusalem hat also, sofern es sich
Aegypten unterwirft, sich in seiner
Staatslehre als integrierenden Be-
standteil Misraims (Musri) begreift,
geschichtlich begründetes Recht auf
Benjamin. So muss auch Abdbibas Reich
ausgesehen haben. In der Tat interessiert
sich dieser Fürst für Zilü und das Gebiet
Séri. Diese Namen aber entsprechen nach
Zimmerns Vorschlage Sela, resp. Se ir. In
der Tat finden wir Sela’ und Seir in Ben-
jamin (vergl. „Elia Elisa Jona“ S. 76ff).
Endlich beklagt sich Abdhiba hei Aegypten
über den Verlust von Bit-Ninib, ,einer Stadt
des Gebietes von Jerusalem“. Bit-Ninib
würde den Ort als die Státte des Ninib zu-
kommenden Nordpunktes, als den „Нӧһе-
unkt“ des Mikrokosmos Benjamin bezeichnen;
asselbe aber sagt die Genesis von Bethel
aus. Bit-Ninib ist also Bethel. Die Situation
Abdbibas gleicht mithin vollkommen der
Hiskias. Man vergleiche hierzu weiter die
in „Elia Elisa Jona“ gegebene Geschichte
des benjaminitischen Gebietes im 9. und 8,
688 (Ко. 10]
Jahrh. Von Abdbibas Zeiten an bis Jehu
und darüber hinaus zunüchst bis Hiskia ist
damit Klarheit über Südpalüstina gewonnen.
Immer wieder handelt es sich in Jerusalem
um Wiederherstellung des Reiches Abdhibas,
sobald man sich ägyptisch einrichtet, während
der Elohist weitergehende Ansprüche auf
den Norden Palästinas erhebt. Weiter aber,
geht die im Jahwisten niedergelegte Politik
von der Zeit Chuenatens aus, so ist hier der
deutliche Nachweis erbracht für den Zu-
sammenhang zwischen Palästina und Aegypten
(Misraim — Musri), auch in religiöser Be-
ziehung; denn Religion und Politik hängen
eng zusammen. Hier wird man die Wieder-
kehr der Namen Se'ir und Petra (Sela ent-
sprechend) in Musri zu beachten haben. Ist
so eine Beziehung zwischen Aegypten und
Jerusalem nachgewiesen, so wird man dies
bei der Zurückführung des Judentums auf
seine Quellen zu beachten haben. — Da
durch die Arbeiten Wincklers weiter in die
nachexilische Geschichte Klarheit gebracht
ist, so wird man nicht mehr im Zweifel sein
kónnen, wer für Nord- und wer für Süd-
ausrichtung, bezw. für die so markierte
Weltauffassung gewesen ist. Die ,Davidi-
деп“ haben die traditionelle Vorliebe für
den Norden; der von Amos, Ahas und zu-
nächst auch Hiskia vertretene Gedanke des
Davidreichs beweist dies. Dagegen die Auf-
fassung, die mit dem Jahwisten beginnt und
folgerichtig im Priesterkodex gipfelt, betont
den Süden. So wird auch der Messias ben
Joseph und ben David seine Erklärung finden
(vergl. Jeremias BNT S. 39ff). Es wird
zu untersuchen sein, wie die Makkabäer sich
zu diesen Fragen gestellt haben. Jedenfalls
haben sie wohl den Gedanken des David-
reiches erneuert, zugleich aber auch die
hohepriesterliche Tradition festgehalten. Auf
diese Weise wird endlich auch Licht auf
die Ursprünge des Christentums fallen, das
sich ja, wie Winckler betont hat, nach Osten
orientiert, das aber doch in Erfüllung des
Gesetzes und der Propheten Jesus sowohl
als Davididen als auch als Sohn Josephs
bezeichnet. — Die Andeutung der Probleme,
die durch eine Heranziehung Aegyptens
und Musris entstehen, móge zeigen, wie
wichtig die Bearbeitung und Klarstellung
der ägyptischen Lehre ist, mit der Jeremias
in dankenswerter Weise begonnen hat.
Winckler benutzt zwei Versuche, seine
Aufstellungen als haltlos zu erweisen, zwei
»Pamphlete, die vergessen worden wiren,
wie so viele andere gleichartige Anathemata“,
um das Verfahren seiner Gegner zu kenn-
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Oktober 1907.] 584
zeichnen, ,das Wesen der Wissenschaft so,
wie sie ist, ‚nicht wie sie sich dünkt, zu
beleuchten". Nicht etwa haben Hugo Gress-
mann und Friedrich Küchler neues Ma-
terial herbeigeschafft, das Winckler wider-
legt hütte, auch haben sie nicht das bisher
bekannte Material neu zu deuten auch nur
leise versucht, um seine Schlüsse stürzende
Aufstellungen zu erzielen. In eigenartiger
Sprache, die, planmässig durchgeführt, gro-
tesk wirkt — so wird jeder, der die von
Winckler gewonnenen Ergebnisse für sein
eigenes Arbeiten benutzt, unbesehenWincklers
Schüler; so stellt sich Gressmann in der
Haltung des überlegenen Alten vor den
„Jüngeren“ Erbt, der zufällig älter als der
jüngere Alte ist — ausgerüstet mit einer
erstaunlich geringen Kenntnis ihres Gegners,
vielleicht also eine gründliche Orientierung
über den Gegner als eine wissenschaftlichem
Ernst nicht wohl anstehende Spionage be-
trachtend, endlich mit einer eigens für solche
Zwecke konstruierten Logik gehen sie vor.
So wird aus einem Worte, das irgendwo
und wann gefallen ist, das die entfernte
Möglichkeit eines Doppelsinnes besitzt, eine
Behauptung widersinniger Art formuliert,
die nun mit den wütenden Peitschenschlägen
anscheinend berechtigter Kritik bearbeitet
wird. Winckler hat irgendwo einmal den
Ausdruck „aus den Sternen abgelesen“ ge-
braucht. Daraus macht Gressmann die Be-
hauptung: „Der ‚Alte Orient‘ hat die Ge-
schichte aus den Sternen abgelesen.“ Nun
ist es leicht, den Gegner zu erschlagen, der
Dinge deshalb für glaubwürdig erklärt, weil
sie aus den Sternen abgelesen sind, der noch
heute sozusagen die Astrologie für eine
Wissenschaft hält, — nicht bloss zu er-
schlagen, nein, das ist nicht der Zweck,
sondern unsterblich lächerlich zu machen.
Winckler hat sich über das Verhältnis der
Propheten zur Politik geäussert. Diese
Aeusserungen zieht Küchler zu der These
zusammen, „Jesaja babe seine Inspirationen
von Ninive aus erhalten“. Nun ist es na-
türlich leicht, den theologischen Feldzug
gegen eine solche Degradation eines Pro-
pheten zu unternehmen. Mit Hilfe eines
solchen Verfahrens lässt sich alles ad ab-
surdum führen, alles als Phantasiestück hin-
stellen, alles lächerlich machen. Das ist
nicht mehr einen Fortschritt der Erkenntnis
suchende Kritik eines Gegners, ernsthafte
Widerlegung seiner für einen Irrtum ge-
haltenen Schlüsse; das sind Produktionen,
die nicht eingeweihte Leser abschrecken
sollen, den Gegner kennen zu lernen.
535 [No. 10]
ORIENTALISTISCHE LITT ERATUR-Z EITUNG.
[Oktober 1907.) 536
Winckler hat einmal von der Jagd ge-
sprochen, die zum Kesseltreiben wird. Ich
habe zuerst geglaubt, er sehe zu schwarz.
Aber wenn man am eigenen Leibe erfährt,
dass die Zustimmung zu seinen Schlüssen
und Aufstellungen sofort eine klipp und
klar Gesagtes verzerrende Logik, absicht-
liches Missverstehen, die Behauptung un-
klaren Ausdrucks, unübersichtlicher Disposi-
tion erzeugt, wenn man dazu den hier von
Winckler gegebenen Nachweis nimmt, dass
diese ganze Art der Bestreitung immer
wiederkehrt, dass sie nicht bloss eine tradi-
tionelle Methode ausgebildet hat, sondern
auch eine eigene Sprache führt, dann ver-
lernt man das Zweifeln. Es wäre eben 80
schön gewesen, wenn die Bibel forschung den
bisherigen Weg hätte fortsetzen können, der
bereits so weit zum Ziele gefübrt zu haben
schien, dass man mit populären Darbietungen
glaubte hervortreten zu können. Solche
Störung verzeiht die deutsche Studierstube
nicht. Getreu ihrem Wesen bringt sie Me-
thode in den Kampf gegen den Störenfried.
Dann ist sie getröstet, und getröstet raunt
man der naiven Leserwelt zu, dem bösen
Störenfried seien „kräftige Worte ins Stamm-
buch geschrieben“ worden. Ach, in diesen
Stammbuchworten leben nur die altbabylo-
nischen Beschwörungen gegen den Hexen-
meister auf, die sich ja auch nur gegen ein
selbstgemachtes Bild, nicht aber gegen den
Mann, wie er wirklich ist, richten. Der
bleibt frisch trotz der verbrannten Karri-
katur und — spottet ihrer.
Zu einer Einzelheit eine Bemerkung.
Gressmann hält sich über Hüsings, von
Winckler angenommene Lesung in Gen. 14
auf, die das 1 von Amraphel zum folgenden
Worte zieht. Die Konstruktion von mm
mit folgendem ^ с. Inf. wird, abgesehen von
dem Hinweis Hüsings selbst in dieser Zeit-
schrift 1907 S. 237 der „bebr. Grammatik“
vielleicht einleuchtender, wenn man beachtet,
worauf ich Hebräer S. 62ff. hingewiesen
habe, dass zwei Quellen vorliegen. In der
einen hat gestanden: 7505 vm. Nach den
strengen Regeln der „hebr. Grammatik“
übersetzt: ,Es war im Begriff, Kónig über
Sin'ar zu werden Arjok.“ Gemeint wäre
also das Jahr der Thronbesteigung.
Winckler hat den Anlass benutzt, um
noch einmal die Musri-Meluha-Frage einer
Prüfung zu unterziehen. Die Einwände Ed.
Meyers, Jensens und last not least Küchlers
haben nirgends den bisherigen Stand der
Angelegenheit zu verschieben vermocht.
Einstmalige Lösungen, deren Unzulänglich-
keit gegenüber gerade eine neue Deutung
des Materials unternommen wurde, werden
bloss durch ihre einfache Wiederholung nicht
schon wieder zur Geltung gebracht. Welche
Wichtigkeit die von Winckler aufgerollte
Musri-Frage besitzt, ist schon oben ange-
deutet worden. Man wird daher jeder
Erörterung dieses Problems, auch wenn sie
nur zur Abwehr ungenügender Einwände
geschieht, mit grösstem Interesse folgen.
Der Fortschritt in der Wissenschaft voll-
zieht sich herkömmlich durch Rede und
Gegenrede. Wenn die Gegenrede schwach
ausfällt, so ist das ein Zeichen dafür, dass
man nichts Stichhaltiges entgegenzuhalten
vermag. Wincklers Streitschrift ist also ein
günstiges Zeichen für den Panbabylonismus.
In ihrer vornehmen Haltung, in ihrer meister-
haft schlagfertigen Art wird sie auch der
mit Genuss lesen, der aufrichtig die darin
gegeisselten Erscheinungen bedauert, die den
Fortschritt noch nachträglich des Schweisses
der Edlen wert zu machen sich bemühen.
Posen.
J. H. Breasted, Ancient Records of Egypt. The
University of Chicago Press 1906. (Vertreter: O.
Harrassowitz, Leipzig). Vol. I—IV, vol. V Iudices
(von O. A. Tofteen). 17 Dollar. und
J. H. Breasted, A History of Egypt.
Hodder & Stoughton. 1906. 20 М.
von Günther Roeder.
Die Erforschung der politischen Ge-
schichte Aegyptens hat durch Breasted in
dem vergangenen Jahre eine Förderung er-
fahren, wie sie nur selten einer Wissenschaft
zuteil zu werden pflegt; um die Bedeutung
seiner Arbeit abzuschützen, bedenke man die
Schwierigkeiten ihrer Abfassung.
Die literarischen Quellen für die von B.
berücksichtigte Zeit (von der ültesten bis an
die persische Eroberung 625 v. Ch. heran)
sind über zwei Jahrtausende verstreut; sie
sind von mannigfacher Art und für den
Historiker von verschiedenem Werte. Die
grösste Zahl der Inschriften verdanken wir
den Tempeln. In der Priesterschaft herrschte
eine Tradition, die einmal festgestellte
Formeln durch Jahrtausende bewahrte, so
dass den Texten ihr Alter nicht ohne
weiteres anzusehen ist. Die Priester sind
in Aegypten zu allen Zeiten die Gelehrten
des Landes gewesen und ihre Anschauungen,
ihre dogmatische Redeweise finden wir in
der ganzen ägyptischen Literatur, auch
wenn sie nicht unmittelbar den Tempeln
London,
Besprochen
587 (Мо. 10.)
angehört. Das erschwert dem Historiker
die Arbeit bis aufs äusserste; wer den In-
schriften Tatsachen entnehmen will, muss
schwülstige Phrasen erst mit vieler Mühe,
oft vergeblich, durchdringen. Die Macht
der Geistlichkeit hat es bewirkt, dass uns
die historischen Ereignisse zum grossen Teil
nur in der von ihr gewünschten Färbung
überliefert sind. Die grossen Staatsbauten
in Aegypten sind seit alter Zeit die Tempel,
und wenn ein Herrscher seine erfolgreiche
Expedition nach dem Wunderlande Punt
oder glückliche Feldzüge gegen Syrer,
Libyer und Nubier verewigen wollte, dann
liess er die Darstellung seiner Taten mit
schönen Beischriften dazu an die Tempel-
wände meisseln. So kommt es, dass der
Pharao nur siegt, weil ihm sein göttlicher
„Vater“ das Schwert in die Hand gegeben
hat und damit der dankbare „geliebte Sohn“
die Gefangenen und eine zahlreiche Beute
in den Tempel weihe. Diese und verwandte
Vorstellungen ziehen durch alle Inschriften,
um die nüchternen Tatsachen in eine höhere
Sphäre zu heben — aber dem modernen
Historiker wäre zuweilen Sachlichkeit lieber.
Gegen die Herrlichkeit des göttlichen Königs
würde es auch allzusehr verstossen, wenn
die offiziellen Texte Aegypter anerkennen
würden, die Gegner des „leiblichen Sohnes
der Sonne“ sind; wie sie die Ausländer nur
„elende Barbaren“ nennen, und wäre es auch
der dem Pharao gleichberechtigte Hethiter-
fürst, so gibt es in Aegypten nur treue und
gehorsame Untertanen seiner Majestät. Ganz
selten wird auf innere Kriege angespielt;
wäre es nicht von vornherein wahrscheinlich
und wüssten wir es nicht gelegentlich aus
anderen Quellen — die offiziellen Texte
liessen es kaum erkennen, wie viele der
Herrscher, denen die Götter angeblich „den
Thron schon im Mutterleibe bestimmt“ hatten,
sich ihn mit Waffen und Blut und Ver-
schwörung eroberten.
Zum besten Material gehören die Ur-
kunden aus der Königlichen Kanzlei, da sie
die sachliche Sprache der Akten reden.
Zuerst die Annalen, in älterer Zeit knap
und vieldeutig, in späterer ausführlich und
voll wichtiger Tatsachen. Ein Zufall hat
uns auf dem „Palermostein“ einen Teil der-
selben für die ersten Dynastien erhalten, in
denen man anfangs die Regierungsjahre noch
nicht zählte, sondern wie in Babylonien nach
bedeutungsvollen Ereignissen benannte. Auch
ein Staatsvertrag: der zwischen Ramses II.
und den Hethitern, dessen assyrische Vor-
lage nun wirklich gefunden ist. Ferner
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Oktober 1907.] 588
Stelen u. &, die der Herrscher nach einem
Feldzug oder einer Expedition in fremde
Länder anfertigen liess, oder wenn er sich
mit einer fremden Prinzessin verheiratete,
oder wenn ein Brunnen in der Wüste ge-
funden wurde u. a. m. Dann die Erlasse
des Kónigs: über den Regierungsantritt und
die Verwendung der grossen Titulatur; über
Verwaltungsreformen; über Steuerfreiheit
einzelner Stüdte usw. Sogar eigenhündige
Privatbriefe des Herrschers an seine ver-
trauten Günstlinge sind uns erhalten; zwar
nicht Originale, aber Wiederholungen des
Textes in den Grabinschriften der erfreuten
Empfänger.
on dem zweifelhaftesten Werte ist eine
dritte Gruppe, die Privatinschriften. Die
prächtigen Gruber und die Statuen, die sich
reiche Beamte, oft durch königliche Gnade
unterstützt, herstellen, sind zunächst für
ihren Totenkultus bestimmt; aber der
Aegypter lässt sich die Gelegenheit nicht
scher. um die eigene Person in recht
helles Licht zu setzen. Zwischen religiösen
Formeln erscheinen die Autobiographien,
die oft genug unsere einzige Quelle für
geschichtlich wichtige Vorgänge bilden. Aber
der Ort, an dem diese Berichte stehen,
sagt schon deutlich genug, dass auch der
treueste Diener mit ihnen nicht nur der
Ehre des Königs dienen wollte; und so findet
sich auf ihnen von den Ereignissen denn
auch nicht viel mehr erwähnt, als was für
den dort Bestatteten schmeichelhaft war.
So wertvoll alle diese Dinge kulturge-
schichtlich sind, dem Historiker schmilzt
das Material arg zusammen.
Reicher mit brauchbaren Angaben durch-
setzt sind die Inschriften der Beamten, die
mit einem „königlichen Auftrag“ nach einer
anderen Stadt zur Revision oder zur Voll-
ziehung einer Feierlichkeit oder in die
Steinbrüche ausgesandt waren; doch lässt
auch hier der Schreiber überall durchblicken,
dass ein anderer die Befehle seines Herrn
nicht so vortrefflich ausgeführt hätte.
Zu diesen Denkmälern, die für eine Ueber-
lieferung an die Nachwelt bestimmt waren,
treten die mannigfachen Werke des Augen-
blicks, die uns in den Papyrus erhalten sind:
Tagebücher und-Briefe von Beamten, gericht-
liche Protokolle, amtliche Bescheinigungen
und all die anderen öffentlichen und privaten
Schriftstücke. Oft enthalten sie Beziehungen
auf gleichzeitige oder vorangegangene Er-
eignisse. Sogar in der schönen und wissen-
schaftlichen Literatur finden sich Hinweise
&uf Verhültnisse, die uns sonst gar nicht
599 (Мо. 10.]
oder nur іп anderem Lichte bekannt sind.
Freilich wollen volkstümliche Erzáhlungen
und Márchen mit historischem Hintergrund
anders aufgefasst werden als offizielle Ur-
kunden; gibt der Erzáhler doch meist mehr
von seiner eigenen Zeit als von jenen alten
Herrschern, die er seinen Zuhörern inter-
essant machen will So kamen für B.'s
Zwecke naturgemäss nur wenige der Papyrus
in Betracht.
In dieser fast unübersehbaren Fülle des
Materials hatte B. zunächst die hierogly-
phischen uud hieratischen Originaltexte in
richtigen Lesungen herzustellen. Allein aus
den Publikationen würe die Aufgabe nicht
zu lösen gewesen; die meisten älteren und
auch ein Teil der neueren Abschriften be-
dürfen allzusehr der Berichtigung. Diese
nahm B. vor mit Photographien und mit
Abklatschen, die letzteren besonders aus der
alten Lepsius’schen Sammlung in Berlin.
Eine Reise durch die europäischen Museen,
die B. für die Zwecke des Berliner Wörter-
buches der ägyptischen Sprache unternahm,
gab ihm Gelegenheit, selbst Abschriften an-
zufertigen; ferner kopierte er im Museum
von Kairo und in Ober-Aegypten, besonders
Theben und Amarna, vor des Originalen.
Für manchen wichtigen Text blieb aber eine
zuverlássige Herstellung ausgeschlossen, weil
das Original inzwischen stark zerstórt oder
gar vernichtet war.
Dann galt es, die Texte gewissenhaft zu
übersetzen. Die früheren Historiker hatten
sich meist begnügt, den wesentlichen Kern
aus den Inschriften heraus zu holen; B.
machte es sich zur Aufgabe, jeden Satz zu
übersetzen und die literarische Stellung des
Textes zu bestimmen. Dazu gehörte eine
sprachliche Ausbildung, wie sie sich kaum
ein einziger seiner Vorgünger erworben hatte.
Nach einer Tütigkeit von mehr als einem
Jahrzehnt, bei der manches anderen Energie
erlahmt wäre, legt B. nunmehr als Ergebnis
ein Werk von 1571 eng bedruckten Seiten
vor: die Uebersetzungen der Texte; jeder
derselben ist durch kurze historische und
literarische Charakterisierung eingeführt, um
Bedeutung und Wert der Quelle erkennen zu
lassen. Die Uebersetzungen sind lesbar, aber
wörtlich, und der Kommentar erklärt in der
knappsten Form das Ungewöhnliche oder
kennzeichnet andere Möglichkeiten, damit
das Original, soweit es geht, ersetzt wird.
Die Anmerkungen geben vollständige Lite-
raturnachweise in nachahmenswerter Kürze
und Deutlichkeit, sowohl für die Publi-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Oktober 1907.) 540
kationen wie für die Bearbeitungen wichtiger
Stellen.
Der Wert der B.’schen Arbeit liegt in
der vollstáudigen Sammlung aller bisher ver-
öffentlichten historischen Texte in brauch-
baren Bearbeitungen; er hat aufgenommen,
was ,historical document* ist, musste dabei
freilich mehr ausschliessen als etwa Sethe
in den historisch-biographischen „Urkunden“.
Ein endgültiges Abschliessen will B. so wenig
geben, wie es seine Vorgänger in den
wesentlich unvollkommneren „Records of
the past“ tun konnten. So manche Inschrift
wird erst durch sorgfältiges Studium des
Originals oder genaue Durcharbeitung des
Textes im ganzen bestimmt oder in Einzel-
heiten richtig aufgefasst werden; eine un-
endliche Fülle von Inschriften steht un-
ubliziert, obwohl jedem zugänglich, in den
Fempeln und Gräbern; eine grosse Zahl
beschert weiter der Boden Aegyptens in
den alljährlichen Ausgrabungen. Die Berei-
cherung an historischen Inschriften wird
nur noch den Ausbau zu B.’s Werk bilden;
das dauernd beständige Fundament und das
Gerüst des Hauses hat er gebaut. Den
Aegyptologen ist ihre Aufgabe, zuverlässige
hieroglyphische Textausgaben auf Grund der
Publikationen und nach sorgfaltiger Kollation
zu machen, nunmehr wesentlich erleichtert;
hoffentlich erhalten wir in absehbarer Zeit
als Gegenstück durch die gemeinsame Arbeit
anderer Fachgelehrter die Inschriften selbst
in brauchbarer zuverlüssiger Form.
Einer besonderen Hervorbebung bedürfen
die Indices von Tofteen, ein Band von 203
Seiten, der eine Fundgrube für Spezial-
studien jeder Art ist. Leider erschwert die
Trennung in 11 einzelne Abteilungen (Gótter,
Tempel, Kónige, Personen, Titel usw.) das
schnelle Auffinden; auch muss man mit den
Breasted'schen Uebersetzungen vertraut sein,
um die Stichworte zu kennen. Der Index
zu Lepsius Denkmälern wäre durch die Er-
weiterung zu einer Konkordanz mit Rosellini
und Champollion nützlicher geworden.
B. hat aber nicht nur der wissenschaft-
lichen Forschung das Quellenmaterial in
Uebersetzung vorgelegt, er hat zu gleicher
Zeit noch eine auch für weitere Kreise be-
rechnete Darstellung der Geschichte Aegyp-
tens (ebenfalls bis zur persischen Eroberung
525 v. Ch.) erscheinen lassen. Sie behandelt
in erster Linie die politische Geschichte
und nennt eine erstaunliche Fülle von Tat-
sachen; B. hat es verstanden, in solcher
Form diese teils klar auszusprechen, teils
für den Fachmann durchsichtig anzudeuten,
541 (Мо. 10.)
dass seine Behandlung jedes wichtige Er-
eignis nennt, ohne überladen zu sein. Ein
klarer, scharfer Blick hat die kaum zu be-
wültigende Menge der Quellen durchdrungen,
und eine besonuene praktische Anschauung
lásst die Ereignisse in ihrem natürlichen
Zusammenhang erscheinen. Ein besonderer
Standpunkt im Sinne eines der Systeme der
„Geschichtsauffassung“ scheint seiner Be-
handlung nicht zugrunde zu liegen. Seine
Chronologie deckt sich im wesentlichen mit
der von Eduard Meyer und hilt sich fern
von der englischen und franzósischen Auf-
fassung, die alle Könige der alten Zeit bis
zur 13. Dynastie um etwa 1500 Jahre früher
regieren lässt. В. gibt zum erstenmal eine
zusammenfassende Darstellung der Frühzeit,
für die durch die Funde des letzten Jahr-
zehnts aus den ersten Dynastien Material
gewonnen ist.
Besonders interessant ist B.'s Schilderung
durch die fortwährende Berücksichtigung der
geistigen und sozialen Kultur des Volkes.
Ausführlich werden wir mit den literarischen
und religiösen Strömungen bekannt gemacht;
auch wird der Landesverwaltung und immer
wieder der Bauten und der bildenden Kunst
gedacht. Eine ausserordentlich willkommene
Zugabe sind 200 Abbildungen und Pläne
von den Bauten, Skulpturen und Malereien,
Schmuck- und Gebrauchsgegenständen; dazu
Sarge und Mumien, auch Landschaftsbilder.
Noch niemals ist der Oeffentlichkeit die
Möglichkeit gegeben, sich in so bequemer
Weise nach guten, wenn auch nur kleinen
Photographien eine Anschauung‘ von den
wichtigsten Stücken aus der mannigfaltigen
Hinterlassenschaft des ägyptischen Volkes
zu bilden.
Ueberall tritt es hervor, dass B. den
Schauplatz der Ereignisse kennt, dass er
mit orientalischem Leben vertraut ist und
dass er. sich in die Personen und in den
Zeitcharakter der Epochen zu versetzen
weiss; lebendige Bilder von der alten Kultur
ziehen am Leser vorüber.
Berlin.
Adolf Neubauer and Arthur Ernest Cowley,
Catalogue of the Hebrew Manuscripts in the Bod-
"w^ DHT. Vol. II. Oxford 1906. Bespr. von
. Perles.
Gerade 20 Jahre nach dem Erscheinen
des ersten gewaltigen Bandes von Neubauers
Katalog der hebräischen Hss. der Bodleiana
erhalten wir nunmehr den zweiten Band, von
dem Neubauer nur noch einen Teil bearbeiten
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Oktober 1907. 542
konnte, während die Vollendung seinem Schüler
und Nachfolger Cowley zufiel. Mehr als
die Hälfte der hier beschriebenen 316 Hand-
schriftenbande (Nos. 2603 —2918) entstammen
der Genisa in Kairo und enthalten im Ganzen
2675 Fragmente, die in Verbindung mit den
nach Cambridge, London, Paris und Frank-
furt gelangten Fragmenten eine unerwartete
Bereicherung unserer Kenntnisse von der
jüdischen Literatur bedeuten. Der unstreitig
wichtigste und interessanteste Fund sind die
inzwischen lüngst veróffentlichten Teile des
hebräischen Sirach. Doch auch sonst er-
halten wir hier eine Fülle ungeahnter Auf-
schlüsse über die Geschichte und Literatur
der gaonäischen Zeit, über das Privatleben
und Gemeindewesen der ügyptischen Juden,
über die Entwicklung der Liturgie und viele
andere bisher im Dunkeln liegende Gebiete.
Auch die Geschichte der Vokalisation und
Akzentuation erhält neues Licht durch die
Entdeckung eines dritten superlinearen
Systems und auch die Textkritik des Talmuds
bekommt erwünschtes Material eführt.
Die bei weitem ülteste in unserem Katalog
beschriebene Handschrift entstammt indess
gerade nicht der Genisa, sondern ist ein
471/70 v. Chr. in Aegypten geschriebener
aramüischer Vertrag (No. 2918) ), der in-
zwischen von Sayce und Cowley in den
„Aramaic Papyri“ veröffentlicht wurde. Wer
jetzt die zahllosen meist schon identifizierten
ragmente in genauer Beschreibung bequem
katalogisiert findet, ahnt nicht, welche Summe
von Mühe, Scharfsinn und Gelehrsamkeit mit
der Entzifferung und Bestimmung der oft sehr
schwer leserlichen und schlecht erhaltenen
Blätter verknüpft war, und wir müssen
Cowley für die glückliche Lösung seiner
schweren Aufgabe besondere Anerkennung
aussprechen, da er als christlicher Ge-
lehrter nicht im jüdischen Schrifttum auf-
gewachsen ist, sondern sich erst mühsam
hineinarbeiten musste, und seine treffliche
Leistung bildet einen wohltuenden Gegensatz
zu dem Dilettantismus, mit dem manche
niehtjüdische Gelehrte anderwärts sich auf
diesem Gebiete versiindigen. Wie wenig
christliche Gelehrte in Deutschland haben
(und suchen auch) Gelegenheit, sich von
einem Kenner wie Neubauer in das sprach-
liche und sachliche Verständnis der jüdischen
Literatur einführen zu lassen! Besonderen
Wert haben auch die zwei sorgfältig ge-
) Das verwandte Dokument No. 2881 kann
nicht mit Sicherheit datiert werden, ist aber vermut-
lich ca. 460 v. Chr. geschrieben.
548 [No. 10.
arbeiteten Indices, von denen der eine die
Schlagworte fiir die anonymen Texte und
auch alle Eigennamen enthält, während der
zweite die hebräisch-arabischen Buchtitel, die
geographischen Namenund dienochnichtsicher
transkribierten Namen enthält. Diese Indices
liefern auch über ihren nächsten Zweck hin-
ausgehend wertvolle Bausteine zur jüdischen
Namenskunde Wenn wir z. B. s. v. “р
die verschiedenen Schreibungen des Namens
verzeichnet finden und darunter auch bp t),
so legt das die Vermutung nahe, dass der
rütselhafte Name, der schon zu den ver-
schiedensten Deutungen Anlass gegeben hat,
von Kaddsgoon, wie die Griechen Edessa
bezeichneten, abzuleiten ist. Auch früher
schon wurde Syrien als Heimat Kalirs ver-
mutet, und die Bezeichnung seiner Heimat
als 790 map würde nunmehr vorzüglich zur
Gelehrtenstadt Edessa passen. Ueber
Juden in Edessa vgl. Duval, Histoire.
d'Édesse (Paris 1892) p. 16 ff. 2).
Im Folgenden seien einige Ergánzungen
und Berichtigungen zu dem Katalog gegeben:
cod. 2615 14* wb ist vermutlich der
griechische Eigenname Хто фодос̧. Vielleicht
ist gar dbb zu lesen. — cod. 2712 19*
Ind whos ло l. nb. — cod. 2746 1 nov iv
WINNT TANI ist nicht, wie G. Margoliouth
(JQR. XIX 587)3) annimmt, eine Abkürzung
von Sanctus, sondern von senher, der
provenealischen Form für senior. — Das zu
cod. 2769 1* (aus cod. 1984) zitierte приз"
(im Katalog und auch im Index auffallender-
weise unerklárt) ist Briviesca, s. Gross,
Gallia Judaica 125. — cod. 9777 6 win op
N'JD13 272000 ist nicht, wie im Index 532
angegeben, Rumania (Rumänien), sondern
das oströmische Reich. Gemeint ist der
griechische Ritus, в. Zunz, Die Ritus
des synagogalen Gottesdienstes 79 ff.“). —
cod. 2779 fol. 51 pows (auch im Index
1) Das doppelte 5 ist dort durch das Akrosti-
chon gesichert.
) Die Identifizierung von vp und Kalkıppon
ist übrigens, wie ich soeben sehe, nicht mehr neu.
Denn Jellinek von na I Einleitung p. XIII spricht
ohne näheren Zusatz vom Kalirrhoener Elasar,
setzt also diese Ableitung als schon bekannt voraus.
Ich konnte jedoch nicht ermitteln, wo dieselbe schon
vorher ausgesprochen worden ist.
*) M. gibt als Nummer unserer Hs irrtümlich
2741 an.
*) Ein leider defektes Exemplar der 1574 in
Konstantinopel erschienenen äusserst seltenen 2. Aus-
gabe des win amis men moon op befindet sich in
meinem Besitze.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Oktober 1907.] 544
unerklärt) ist das italienische cirusico
„Chirurg“. — cod. 2797 fol. 151® (Cat. 212
Z. 5 v. o.) WOW MD yo lies iyo. Es ist
dort Philo's Schrift леді ysweyiag gemeint.
Der Name einer Besitzerin дег Hs pn,
der (Kat. 215) mit einem Fragezeichen ver-
sehen ist, ist wohl nur das Feminin von
Hóschel, wofür Zunz (Ges. Schr. II 61)
einen Beleg aus dem Jahre 1497 in Regens-
burg bringt, was insofern wichtig ist, als
pen in einem Kaufvermerk vom Jahre 1491
erscheint. — cod. 2852 fol. 995 зо 49 vm
„idee PON findet sich auch in einer
E. N. Adler gehórigen und von ihm (JQR.
X 604/05) beschriebenen aus Persien stem-
menden Hs, vgl. dazu Steinschneider JQR.
XII 147/48, dessen Bemerkungen auch P oz-
nanski in seiner Besprechung von Cowleys
Katalog!) entgangen zu sein scheinen. —
cod. 2872 fol. 36 panid sen phia .
ist nicht, wie im Index zu lesen, Paulen
und Lautern, sondern die bekannte Trias:
Polen, Russland, Littauen. Wahrschein-
lich ist 7305 für ob zu lesen, da sich neben
dem üblichen wn: auch die Form x20°5 findet
(so auch cod. 2761 fol. 177). Das mehrmals
als Heimat des Kopisten und einiger Besitzer
angegebene Map ist nicht Pillau, wo nie
eine jüdische Gemeinde existierte, sondern
der polnische Name Pita?) für das heutige
Schneidemühl (in der Prov. Posen), vgl.
Brann, Geschichte des Rabbinats in Schneide-
mühl (Breslau 1894) 8. Der fol. 179° als
Besitzer verzeichnete Grup 12 pyow aus Königs-
berg ist vielleicht der 1841 in Königsberg
verstorbene syn "a pyow, s. E. Birnbaum,
Die Gräber unserer Lieben), No. 768. —
cod. 28774 n onu (vom Verf. mit Frage-
zeichen versehen) ist vielleicht vuan zu lesen.
Dass damals (1035) eine grosse Anzahl Juden
in Hamadan lebten, ist aus den übereinstim-
menden Berichten des Benjamin von Tudela
und des Edrisi, die allerdings ein Jahrhundert
später schrieben, zu schliessen.
Königsberg i. Pr.
1) Zeitschr. f. hebr. Bibliogr. X 147/48.
) Im geographischen Index zu Steinschnei-
ders Cat. Bodl. ist Pita auch schon verzeichnet.
*) Beigabe zu Vogelstein: Festachrift zum
200 jährigen Bestehen der Chewra Kaddischa. Königs-
berg 1904.
515 (Ко. 10]
Bischoff, Erich, Dr., Babylonisch - Astrales
im Weltbilde des Talmud und Midrasch.
Mit 12 Abbildungen. Leipzig. J. C. Hinrichssche
Buchhandlung. 127 S., broch. 4,50 Mk., geb.
5,40 Mk. (Besprochen von August Wünsche.)
Da die Kultur von Babylon-Assur das
ganze westliche Asien beherrschte, so kann
es nicht Wunder nehmen, dass die Juden
sowohl in Palüstina wie in den Exilen unter
ihrem Einflusse standen und sich dieselbe
in ihrem ganzen Schrifttum wiederspiegelt.
Schon im A. T. ist babylonisch-assyrische
Vorstellungsweise allenthalben verspürbar,
noch mehr aber begegnen wir ihr im neu-
hebrüischen Schrifttum, besonders in den
beiden Talmuden und in der älteren und
jüngeren Midraschliteratur. Herr Dr. Erich
ischoff hat es unternommen, dies an einem
Beispiele schlagend nachzuweisen. Er hat
die babylonische Astrallehre gewählt, also
eines der wichtigsten Kapitel der altorien-
talischen Kulturgeschichte. Der Gegen-
stand hat in unsern Tagen insofern ein ak-
tuelles Interesse, als noch immer der Kampf
um das von Hugo Winckler aufgestellte
babylonische Welt- und Himmelsbild seine
Wogen treibt und die Meinungen einander
schroff gegenüberstehen, zumal keilschriftlich
die Wincklersche Konstruktion noch nicht
nachgewiesen ist. Aus des Verfassers Arbeit
ergibt sich nun, dass die Konstruktion
Wincklers in vielen Stücken seine Richtig-
keit hat, denn Talmud und Midrasch be-
zeugen an zahlreichen Stellen die baby-
lonische Astrallehre. Zwar haben bei ihrem
Uebergange zu den Juden mannigfache Um-
biegungen und Ummodelungen stattgefunden,
doch diese sind nicht der Art, dass nicht
das Urspriingliche noch hervorschimmere
und erkennbar würe. Schon das babylonische
Gesetz der Entsprechung, von welchem der
Verf. ausgeht, lásst sich in Bibel und Talmud
nachweisen. Alles Irdische hat seine Prä-
existenz im Himmlischen. Dies zeigt sich
an Oertlichkeiten, Personen und Dingen.
Weiter bietet die Schöpfung, die Theorie
von den Welten, das Hexaömeron usw. An-
klánge an Babylonisch-Astrales. Am deut-
lichsten aber tritt der babylonische Einschlag
hervor an dem talmudischen Weltbilde mit
seinen Oertlichkeiten und Lebewesen (Engeln
und Dämonen). Der Verf. hätte hier zwar
noch auf manche Stelle hinweisen können,
&ber er hat immerhin ein reiches Material
zusammengetragen, das zum Erweise genügt.
Von hohem Interesse ist das Schlusskapitel,
das die astrale Symbolik behandelt. Hier
wird nachgewiesen, dass im Talmud und
Midrasch das Volk Israel als Mondvolk er-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Oktober 1907.] 546
scheint und einzelne biblische Personen die
Mond- und Sonnenzüge darstellen. Die
Schrift der Verfassers zeigt, welche Bedeu-
tung und welchen Wert das neuhebräische
Schrifttum für die Kulturgeschichte der
Völker des alten Orients, speziell für Ba-
bylon und Assyrien hat und wie dasselbe
sogar als ein Mittel zur Rekonstruktion ver-
loren gegangener, oder noch nicht keilschrift-
textlich nachgewiesener Vorstellungen dienen
kann. Die Assyriologen haben, insofern sie
ihren Scharfsinn nicht nur auf das rein
sprachliche Moment der Texte, sondern auch
auf die in den Texten niedergelegten Ideen-
kreise richten, alle Ursache, die jüdischen
Quellen zur Vergleichung mit heranzuziehen,
sie werden, gleichviel mit welchem Gegen-
stande sie sich beschäftigen, hier auf Aequi-
valente stossen, durch die ihre Forschungen
illustriert werden. Möchte dem interessanten
Werkchen des Verfassers ein zahlreicher
Leserkreis beschieden sein.
Zum Schlusse ein Wort pro domo. Ob-
woh! Dr. Bischoff zu den wenigen christ-
lichen Gelehrten gehört, die selbständig die
neuhebräischen Quellen zu lesen imstande
sind, so hätte es doch wohl die Schicklich-
keit erfordert, dass auf meine Uebersetzer-
arbeit dann und wann hingewiesen worden
wäre, zumal alle in der Schrift aufgeführten
Zitate von mir längst übertragen worden
sind.
Dresden.
Ezekiel XXVII, 28.
The text of this verse was already cor-
rupt in the time of the Septuagint transla-
tors who omit Eden and Saba and read
gro Eursogoi cov after Хаууа. Later com-
mentators have endeavoured to emend the
passage, but without success; all they can
agree upon is that the words Nat“ 74927 have
crept into it from v. 22. The Assyrian in-
scriptions, however, have come to our help,
and I believe it is possible to restore ap-
proximately the original reading of the verse.
Canneh із the Kannu of the cuneiform
tablets and was in the vicinity of Harran.
Contract tablets relating to natives of the
city are in the Museum of Berlin and have
been publishedinVorderasiatischeSchrift-
denkmáler d. Kgl. Museen zu Berlin I.
We learn from one of them (88. 15, 16) that
Au (i. e. the Bab. >! ЕТ] |І, the Aos
of Damascius) was the god of the place.
547 (Ко. 10.)
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Oktober 1907.) 548
,Asshur* must be part of a gloss upon the
name of Eden, the Adennu of Shalmaneser II.
rather than Bit-Adin, the inhabitants of
which are described in Ps. XXXVII. 12 as
being „in Tel-Asshur“. The earlier part of
the gloss has been replaced by the inserted
wav 522.
All attempts to discover the site of Chil-
mad have been in vain. The fact is such
a place never had any existence, and the
original reading must have been 77092, Kul-
madara, the final 7) having been lost before
the initial 5 of the next word. The capture
of Kulmadara is recorded in the Annals of
Tiglath-pileser IV. (1. 144). It lay between
Tarmana-zi (the Tarmanna of Thothmes III.,
and Turmanin) and Khata-tirra (where the
second element in the name is the same as
the -tra of so many towns ‘in Asia Minor
mentioned by the Greek geographers). Kul-
madara itself is a name of Hittite origin,
which appears in classical geography as
Chol-madara a city of Meliténé.
Queen’s College, Oxford.
A. H. Sayce.
„Die weissen Syrer.“
In No. 8 Sp. 408 erwähnt Winckler in
einer Anmerkung, dass er die von Strabo
erwähnten Leukosyrer als Lukki-Syrer
erklärt habe, da doch wohl der Gegensatz
der „weissen und schwarzen“ nur aus der
Etymologie entnommen sei. An solche
Benennungen von Völkern und Ногдеп
(Russen, Turkstämme) könne man nicht
denken, weil gar nicht gesagt werde, dass
„schwarze Syrer“ als Name sich finde.
Den Namen „schwarze Syrer“ kann ich
auch nicht nachweisen; aber von der Ver-
mutung komme ich nicht los, dass zwischen
der bei Strabo erwähnten Bezeichnung und
„Laban dem Aramäer“ der Bibel irgend
ein Zusammenhang besteht. Asvxoovgns ist
geradezu Uebersetzung von läbän hà arammi.
Vgl. Philo: Asvxog reg éounvevstas Aaßav.
Ueber die weissen Syrer um Sinope und im
Irisbecken handelte Nöldeke im Hermes
5, 441, Th. Reinach, Mithridate Eupator 16.
Die Stelle in Nepos, Dat. 1. „partem Ciliciae
iuxta Cappadociam quam incolunt Leucosyri*
verbesserte Ed. Meyer zu „partem Cappa-
dociae iuxta Ciliciam", was J. Marquart (Phi-
lologus 54, 3 S. 493) annahm.
Auch schon der Patriarchenname ru,
Nachor, könnte mit „Weiss“ in Verbindung
gebracht werden.
Erklären kann ich den Zusammenhang
zwischen beiden Beziehungen nicht, aber
hinweisen möchte ich darauf, um zu warnen,
die Mitteilung Strabos leichthin zu ver-
werfen.
Maulbronn. Eb. Nestle.
Der angebliche König Taki(Sad!) von Elam.
In seinem Werke „Une Saison de Fouilles
à Sippar“ (1902) bringt Scheil, S. 105, zu
No. 42 die Bemerkung: Texte de l'époque
de Ammizaduga. Mauvais état; ти Та(?)-
di lugal Elam-tum sigga 55 e dirig) i). Dem-
zufolge hat er in der Délégation en Perse,
Mémoires V (1904), S. XIII aufgenommen:
Sadi ou Такі (?) roi d'Elam, battu par
Ammizadugga, roi de Babylonie.
Dieser König Sadi‘) oder Taki hat dann
auch in Winckler’s Auszug aus der Vorder-
asiatischen Geschichte (2. Aufl. 1905) Auf -
nahme gefunden. (S. 50 und S. 11). Zuletzt
erwähnt ihn King in seinen Chronicles I
S. 144 und 252 (unter Sadi.)
Es kann indes nicht zweifelhaft sein, dass
dieser König nur einer falschen Lesung des
schlecht erhaltenen und vielleicht auch un-
sorgfältig geschriebenen Täfelchens entstammt.
Das Datum ist sicherlich identisch mit dem
von mir (ВА VI 3 S. 34) als As 17 + а be-
zeiehneten Datum, das vielleicht nur eine
Variante des Datums des 13. Jahres ist.
Die Zeichen sind also zu lesen:
AB (statt TA) KI LUGAL GUB (statt
NIM) BA (statt MÀ) ÍB (—TUM) DIRIG. GA.
Es ist hier also weder von einem Taki
noch überhaupt von einem Kónig von Elam
die Rede. Zahlreiche Kontrakte (vgl. BA
а. a. O.), die dieses Datum tragen, beweisen,
dass es so zu lesen ist, wie hier angegeben
ist Die Verlesung ist ganz erklärlich, da
es sich um Zeichen handelt, die in alt-
babylonischer Kursivschrift sehr ähnlich sind.
Berlin. A. Ungnad.
1) Zu No. 48 sagt er: Contrat d'Ammizaduga
(13 lignes), möme date que le no. 42.
549 [No. 10.)
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
{Oktober 1907.) 550
Beiheft I zur OL.
Der Autor dieses Heftes hat, wie das
meist zu gehen pflegt, sofort nach erledigtem
Drucke die jede reine Autorfreude triibenden
Druckfehler gesehen, welche ihm vorher ent-
gangen waren. Da der Druck etwas beeilt
wurde, so ist die Liste ein wenig umfang-
reicher als wiinschenswert. Er bittet die
Leser seiner Schrift, die folgenden Ver-
besserungen zur Kenntnis nehmen zu wollen:
р. 2 VATh 5887 Umschrift Obv. 14, str. d.
Punkt hinter „mfré-zu“.
Uebersetzung Obv. 11. str. d.
Komma hinter „wann“; 12. kleiner
Bindestrich zwischen Atar und
hastis; 14, str. d. Punkt hinter
„Söhnen“.
5 VATh 53% Umschr. Rev. 7, str. 4. Komma
hint. „di-ni-3u*®.
VATh 5392 Umschr. Rd. lies umé.
Uebers. Rev. 15 lies vor und
setze Punkt hinter „Azür-mu-
dammik“.
VATh 5398 Umschr. Rev. 3, str. 4. Binde-
strich zwischen , mist,
VATh 5396 Uebers. Obv. 3, I. „Sohne“.
Obv. 4, ; str. d. Frages. hinter
Rd. fehlt Komma hinter „wird.“
VATh 5400 Ums chr. Obv. 8, str. d. Binde-
strich zwischen „[il]-ki kas-pi“;
тіске die Zahl 10 um eine Linie
herauf, ebenso in der Uebers.;
11, L „din“. Rev. 2, str. d.
Bindestrich wischen „mät-e-ma
i-parrik- u nu“.
Uebers. Obv. 6 fehlt hint. „ab-
gemacht“ d. Punkt.
А-п-ва-Ы-, l. — — dürfte als
yaw -+ pron. suff. eto.
Dûrma-kt-Ištar, 1. „vgl. Man-nu-
ki-ummi*.
Nabä-kuttiba-ugur. 1. „Nabû be-
schütze den Schreiber!“
L „der ihm wie die babyl. Plural-
endung 8 (i) geklongen hätte“.
Ulalaia, »Der im (Monate)
oM .
ia, m. NT)
Anmkg. 5; 1. „Bei dieser Aus-
sprache wäre es in der Tat be-
greiflich etc.
"UO "SS Y Y e
ма
оо
с
p. 25b (bibl. 3341),
p. 292 Anmkg. 8, L „Die Uebrigen*.
p. 81b Anmkg. 1, I. bibl. yyy.
p. 33 К 944 Uebers. Rev. 1. l. „von
p. 36a Anmkg. 7, 1. „Es handelt sich
in — — um einen Pacht-
vertrag“.
. 96b Anmkg. 12, 1. bibl. MID.
p. 87 К 888 Umschr. Obv. 16, str.
d. Komma hinter lu-fu).
p. 39 un Umsohr. Obv. 2, l. bel
Altertums-Berichte
aus dem Kulturkreise des Mittelmeers.
183. Unter der grossen Palastanlage zu P haistos
hat Halbherr eine ähnliche ältere entdeckt. Auch
sie batte viele Vorratekammern, in deren einer eine
Oelpresse war. Unter dieser Anlage wurde eine
Schicht aus der jüngeren Steinzeit vorgefunden.
Der Ort ist also eine uralte Kultstätte gewesen, die
erst nach der mykenischen Zeit von den eingewanderten
Arkadern des benachbarten Gortys überflügelt worden
ist. (Voss. Ztg. 29. Sept. 1907.) B.
Hallen.
134. Bei Corneto Tarquinia wurden (vgl.
(
Pernier in den Notizie degli scavi) 100 etruskische
Gräber aufgedeckt, von denen 84 völlig unberührt
waren. Einige waren zylindrische Vertiefungen, die
mit Knochen und Beigaben gefällt und mit einem
Steindeckel verschlossen waren; andere bestanden
aus einem in die Erde gelassenen steinernen Troge,
der mit einem Deckel versehen war; ferner gab es
monolithische Sarkophage und ein in den Felsen
gehauenes rechteckiges Prunkgrab, das mit einer
mächtigen Platte verschlossen war. Unter den zahl-
reichen Waffen fallen die Bronsehelme durch ihre
schöne herausgestanzte Ornamentik auf. Ausserdem
warden viele Armbänder, verschiedenartige Fibeln,
Terrakotten und anderes Geschirr, sowie Hüttenurnen
gefunden. Alle Funde wurden nach Ort, Fundlage
und Zeit genau verzeichnet.
136. In Fragagnano (Calabrien) entdeckte man
einen wichtigen Münzschatz mit Stücken aus der
republikanischen Zeit. Er ist jetzt im Museum von
Tarent.
136. Bei Palermo hat man unter einer über
1 m dicken Travertindecke eine vorgeschichtliche
Ansiedelung entdeckt. Man fand steinzeitliche Reste,
Aexte, Gefüssspuren und Obsidiansplitter. Die Be-
siedelung Siziliens ist danach uralt.
137. In Rom wurde eine griechische Inschrift
gefunden, die die Nymphe Furrina nennt.
In dem Kalkbewurf der neu aufgefundenen
Zisterne auf dem Palatin fand sich eine Scherbe aus
dem vierten Jahrhundert. Die Befestigungsmauer geht
durch die Zisterne hindurch und macht den Gebrauch
der letzteren unmöglich. Daraus folgt, dass die Be-
festigung des Palatins erst nach dem Galliereinfalle
gebaut worden ist. (Voss. Zeitung. 1907. No. PI)
138. In Kertsch (Pantikapaion) bat Schkorpil
auf der alten Friedhofsstätte Grabsteine mit Reliefs
und Inschriften, Reste eines Holssarkophags mit ein-
gelegter Arbeit in Gold, Schmuckgegenstände u. dergl.
gefunden. Sehr merkwürdig ist өш Verwünschungs-
täfelchen aus Blei (4—3 Jahrh. v. Chr) wegen der
grossen Zahl der Rachegötter.
189. Im Kubangebiet hat Wesselo іп aus-
geplünderten Totenstätten allerlei kleine Schmuck-
sachen gefunden.
140. In Olbia untersuchte P. Pharmakowsky die
alte Stadtmauer und stellte Strassenzüge fest. In
einem Vorratsgraben wurde Hirse den. Ein
Durchstich in der Metropole führte zur Entdeckung
zahlreicher Inschriften und Gefässe und von geschnitsten
Beinplüttchen der skythisch-parthischen Zeit.
661 [No. 10,
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Oktober 1907.) 552
141. In Chersonesos untersuchte Kosciuszko-
Waluzynicz die Stadtmauer und die Gräberstätten,
fand eine römische Thermenanlage und wertvolle
Schmucksachen aus Gold, geschnittene Steine und
goldene Verwünschungszylinder.
142. Auf der Insel Berezani stellte E. v. Stern
eine altionische Ansiedelung fest, deren jüngste
Schicht aus dem Anfange des 5. Jahrh. у. Chr.
stammt. Unter den ausgegrabenen Sachen sind die
Topfreste das Wichtigste. Ein schwarzes Gefäss trug
die Inschrift: „Keiner wird mich stehlen.“ (Voss.
Zeitung. 1907. No. 451.) B.
Mitteilungen.
In dem Journal of. Hell. Stud. wird die
Vermutung ausgesprochen, dass die herodoteischen
Berichte über die Zustände am persischen Hofe auf
Mitteilungen des Zopyros zurückgehen, der, aus alt-
persischen Geschlechte stammend, — sein Ahn war
einer der sieben, die Gaumata beseitigten, — das
Perserreich verlassen und sich zu den Athenern
fitichten musste und spiter in ihren Reihen in Karien
den Tod fand. Daraus dürften sich die Berichte
über das Haus des Zopyros und die eigentümliche
Färbung derselben im Sinne des Gewährsmannes
vortrefflich erklüren. B.
Personalien.
Dr. phil. W. Caspari hat sich für das Alt.
testamentliche Fach an der Universitit Erlangen
habilitiert.
Ch. Diehl, durch seine Forschungen auf dem
Gebiete der byzantinischen Geschichte bekannt, hat
einen Ruf an die Pariser Universität erbalten.
An die Universitat in Leiden wurde der byzan-
tinische Sprachforscher Dr. C. Hesseling berufen.
Sch.
Der bisherige wissenschaftliche Sachverstündige
bei dem Generalkonsulate in Kairo Prof. Dr. Ludwig
Borchardt ist zum Direktor des neubegründeten
Instituts für ägyptische Altertumskunde ebendaselbst
ernannt worden.
Adolf Furtwüngler ist in Athen an einer Dy-
senterie, die er sich bei seinen Ausgrabungen in Aegina
zugezogen hatte, im Alter von 54 Jahren gestorben.
Th. W. Ahlwardt in Greifswald ist vom Halten
von Vorlesungen entbunden worden.
Mark. Lidzbarski, Privatdozent in Kiel, ist als
Ordinarius nach Greifswald berufen worden.
Zeitsehriftensehau.
Abh. d. Kgl. Ges. d. W. Göttingen. 1907.
Philol.-Histor. Kl. Neue Folge IX. 1. J. Gold-
ziher, Kitáb ma' ani al-nafs. Buch vom Wesen der
Seele. Von einem Ungenannten. Auf Grund der
einzigen Handschrift der Bibl Nat. herausgegeben,
mit Anmerkungen und Exkursen versehen.
9. Н, Lüders, Das Würfelspiel im alten Indien.
8. O. F. Lehmann-Haupt, Materialien zur älteren
Geschichte Armeniens und Mesopotamiens. Mit
einem Beitrage: M. van Berchem, Arabische In-
schriften aus Armenien und Diyarbekr.
4. J. Wellhausen, Analyse der Offenbarung
Johannis.
Abh. d. К. 8. Ak. d. W. Leipzig. 1907.
Philol.-Hist. Kl. XXVI 6. K. Brugmann, Die
distributiven und die kollektiven Numeralia der indo-
germanischen Sprachen.
The Academy. 1907.
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its structure and ite history, bespr. v. ? — N. Jorga,
The Byzantine empire, translated by A. H. Powles,
bespr. v. ?
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Helmolt. Vol. V South eastern and eastern Europe,
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Babylonian kings, (u.) F. Thureau-Dangin, Die Su-
1 und Akkadischen Königsinschriften, bespr.
v. 2.
Amer. Journ. of Arch. 1907.
2. A. Walton, An Unpublished Amphora and
an Kye Cylix signed by Amasis in the Boston Mu-
seum. — C. D. Curtis, Coins from Asia Minor. —
Prebistorie Oriental Influence in Northern Europe;
The Origin of Mythological Monsters; The Pumpelly
Expedition of 1904; The Names of the Letters of the
Alphabet; Aramaic Texts on Stone, Clay, and Papy-
rus; Himyaritic Inscriptions; South Arabian Temple
Codes; The Friezes from Susa; Notes on Old Persian
Inscriptions; Parthian Coins with Beardless Faces;
The Earliest History of Cyprus; Ancient Ships. —
Egypt: The Oldest Fixed Date in History; Totemism
in Egypt; The Prehistoric Kings of Abydos; The
Title „Father of the God“; Roman and Egyptian
Legal Formulae; Babylonia and Assyria: Date and
Place of the Code of Hammurabi; Did the Babylo-
nian Temples have Libraries?; A Sumerian Incanta-
tion; The ,Koudourrou*. — Syria and Palestine:
Origin of the Hebrew Alphabet; Palestine before the
Hebrew Conquest; Topography of Jerusalem; The
Location of Golgotha; The Siloam Tunnel; A por-
trait of Antiochus VII; A Weight from Seleucia;
The Architecture of Baalbek; The Fortress of Masa-
da; The Rock Sculptures of Kab Elias, — Asia Mi-
nor: The Ancient Harbor of Chalcedon; The Lion-
Group from Cyzicus.
The Amer. Journ. ofSemit. Lang. a. Lit. 1907.
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Edfu entlehnt]; W. Spiegelberg, Ein Denkstein auf
den Tod einer heiligen Чако [= Rec. Trav. 16,
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Gardiner, Mesore as first month of the tian
year [Verschiebungen der Monatsbenennungen;
wichtig]; K. Sethe, Der Name der Göttin Neith
553 [No. 10.)
[einmal srt geschrieben')]; Sethe, Der Name des
Gottes Eug (0003); Note Gardiner's]; F. Graf Calice,
Zur Entwicklung der Negationen im Neuügyptischen
(kopt. en = noukg. bn = altäg. einfache Negation);
A. Rahlfs, ,Nein“ im Koptischen; J. Leipoldt, Ein
bohairisches Lied zum Preise Schenutes. — W. Spiegel-
berg, Das Diadem der Prinzessin Berenike |im Kano-
pusdekret]; ders., Zu den Hermotybiern [zu ermo =
rem „Mann von“); ders. mns „Königsring“; ders, Zu
Pap. Harris 75, 2 [rwtj „fliehen“); A. Gardiner, The
particle nhm-n; ders., Kjj-bw ,foreigners"; H Junker,
f = /: Schriftirrtum іп Dendera]; A. Ungnad, Der
euerbohrer [= Hierogl. el: J. Capart, Stèle de
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Penns. Ser. A. Vol. XX P. 1.), (u.) J. A. Montgomery,
1) Final t griech. th, wo noch bewusst, dass
Alter te, -W. Z. B. 278, weil alt Setu, später Sete;
vgl. abgeleitet Seto (für Setüy?) „der des S.“ Bei
Muth und Néith wohl andere Erklärung. W.M.M.
..) Vgl. Brugsch, der nur sehr beiläufig erwähnt
wird! W. M. M.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Oktober 1907.) 554
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ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITONG.
(Oktober 1907.) 556
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3 . оопа 2.
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F. " die ucore le nom de Jahvé. — F.
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559 |No. 10.)
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Oktober 1907.) 560
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Е. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Schönstr. 18а I.
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10. Jahrgang.
15. November 1907.
№ 11.
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Redaktion der 0. L. Z., Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandonburgstr. 11.1.
Elamiseh und Kaukasisenh.
Von Heinrich Winkler-Breslau.
Hüsing hat in seinen gründlichen Ar-
tikeln über die elamische Iteration nach-
wiesen, dass Doppelung mannigfacher Art
in der Wort-, Namen- und Formenbildung
des Elamischen eine beachtenswerte Rolle
spielt. Nachdem er von schüchternen An-
fängen ausgegangen war, hat der weitere
Verlauf seiner methodisch mit dem ihm
eigenen Scharfsinn geführten Untersuchung
immer weitere Kreise gezogen. Man kann
schon jetzt behaupten, dass Doppelung im
Elamischen ein bewusst viel angewendetes
Mittel der Formenbildung darstellt. Immer-
hin wird man bei dem qualitativ doch sehr
geringen Umfange des überlieferten elamischen
асаана vielleicht nie eine klare
orstellung gewinnen können von der Ве-
deutung, die diese Erscheinung fiir das
Sprachleben gehabt haben mag.
Da ist es denn von entscheidender Be-
deutung, dass gerade die Sprachen, die mit
dem Elamischen aufs innigste zusammen-
hängen, die kaukasischen (d. h. die Sprachen
des Kaukasus), Doppelung und Wiederholung
wesentlicher Bestandteile, sei es des Wort-
körpers oder der Bildungselemente, im le-
bendigaten Flusse t), in derselben Weise wie
SD
1) Ich bebe nachdrucklich hervor, dass ich bei
der Prüfung und Gruppierung der kaukasischen Fülle
überhaupt ger nicht an das Elamische dachte; fiir
mich handelte es sich lediglich darum, mich davon
im Elamischen, aber noch viel weitergehend,
zeigen; 4. Һ. in einer Weise und іп einem
Umfange, dass man all diese Erscheinungen
als eine unverhiillte Weiterfiihrung des im
Elamischen Nachweisbaren oder leise An-
gedeuteten ansehen darf.
Bork hat in der kleinen, aber an wich-
tigen Ergebnissen reichen Abhandlung „Kau-
kasische Miscellen 1% auf die der elamischen
so ungemein ähnliche, um nicht zu sagen
ihr völlig identische verbale Doppelung im
Sinne des Intensiven, Dauernden . . in nord-
wie südkaukasischen Sprachen aufmerksam
gemacht und solche gedoppelte Formen auch
da nachgewiesen, wo die Wortgestalt zunächst
eine Doppelung kaum ahnen liess; ich ge-
stehe freimütig, dass ich hier grösstenteils
keine solche angenommen hatte. Schon auf
Grund dieser so gebildeten kaukasischen
Continuativa könnte man auf eine recht
zu überzeugen, ob wirklich in diesem Punkte die
kaukasischen Sprachen so auffallende innere Aehnlich-
keit mit dem Baskischen zeigten, wie es auf den
ersten Blick scheinen muss, und so habe ich nur die
baskischen und die kaukasischen Tatsachen im Auge
gehabt. Erst lange nach Beendigung dieser Unter-
suchung kam ich auf den Gedanken, ob nicht viel-
leicht auch in diesem Punkte wie in so ziemlich allen
anderen Anklänge an das Elamische vorhanden
wären, prüfte die mir bis dahin geringfügig er-
scheinenden elamischen Doppelungen und gewann
alsbald ein ganz anderes Bild,
567 [No. 11.)
ähnliche Auffassung іш Elamischen und den
kaukasischen Sprachen schliessen. Aber das
ist doch nur ein kleiner Teil des Umfanges
der so verschiedenartigen und doch einem
Grundprinzip entsprossenen Doppelungen.
Ueberall ist in erster Linie ausschlaggebend
das natürliche Streben, dem Dargestellten
Nachdruck zu geben, den Eindruck des
Dauernden, Intensiven, lebhaft Hervor-
gehobenen hervorzurufen. In diesem Sinne
ist Doppelung jeder Art auf den verschie-
densten Sprachgebieten nachweisbar und na-
türlich, wobei es bald zu einer vollen Dop-
pelung des ganzen Wortkörpers, bald zur
lossen Anlautdoppelung kommt, die im
letzten Grunde vielfach doch auch auf eine
ursprünglich volle, im Lauf der Entwickelung
erstarrte, verkiimmerte Doppelung zurück-
geht. Aber die Art, wie nun dieses sinnlich
beredte sprachliche Mittel auf kaukasischem
wie elamischem Gebiet zur Anwendung
kommt, zeigt eine so überraschende Aehn-
lichkeit, dass man auch in diesem Punkte
eine tiefgehende innere Verwandtschaft fest-
stellen kann.
Die Doppelung auf kaukasischem Boden
ist überaus mannigfaltig. Wir finden hier
die volle Doppelung des ganzen Wortes, um
mit Nachdruck den Begriff uns vor Augen
zu führen, um auf das Sonderbare, Unheim-
liche, Unerwartete aufmerksam zu machen,
um die Intensität eines Eindrucks, die Dauer
oder Wiederholung anzudeuten, um in Nach-
&hmung der kindlichen Auffassung sinnlich
lebhaft oder kosend etwas zu benennen. Es
muss dabei nicht immer wie im Udischen !)
roh der volle Wortkörper gedoppelt er-
scheinen, es genügt oft, dass der eigentlich
wesentliche Teil des Wortes oder doch dessen
erster Teil solche Wiederholung erfährt.
Ebenso aber kann innerhalb eines Wort-
gebildes ein bedeutungsvoller Teil, also ein
besonders hervorzuhebendes Bildungselement,
geradezu in voller Gestalt wiederholt werden,
desgleichen am Ende, wobei sogar eine drei-,
vierfache Setzung desselben Bestandteils mög-
lich und im Südkaukasischen vielfach als
höchst wirkungsvolles Mittel angewendet
worden ist. Doch ist damit die Reihe der
ganz gewöhnlich auftretenden Bildungen
keineswegs erschöpft; zu der Doppelung
treten sehr häufig ebenso wirkungsvolle
Klangfiguren. Diese Klangfiguren, verbunden
) Diese udische Erscheinung ist, wie ich soeben
ersehe, auch Bork „Zur elamischen Iteration“. O.L.
2. III 11 nicht entgangen, aber es ist dies nur eine
unter zahllosen ähnlichen Erscheinungen.
ORIENTALISTISCHE LTITTERATUNZ EITUNG.
[November 1907.] 568
mit mehr oder minder klar durchgeführter
Doppelung oder der klar und bewusst aus-
geprügten Absicht, auch da etwas der Dop-
pelung Aehnliches hervorzurufen, wo die
verwendeten Elemente ganz verschieden sind
und nur annáühernd aneinander anklingen,
sind von unerschöpflicher Mannigfaltigkeit
— aber auch sie sind im Elamischen schon
klar angedeutet; im Kaukasischen ist das
Grundprinzip & outrance durchgeführt; aber
wenn man die leider so wenigen nachweis-
baren elamischen Zeugen der gleichen Art
wie nikunaka$, takatuktine, tippe tah, al-
pipe alpik .. . berücksichtigt, die doch gewiss
nicht allein standen, so kann man an der
Fähigkeit des Elamischen und seiner Nei-
gung, ähnliche Wortbilder zu erzeugen wie
die kaukasischen Sprachen, kaum noch
zweifeln.
Dass Doppelung oder ursprünglich
volldurchgeführte Doppelung zu morpho-
logischen Zwecken in weitem Umfange dem
Elamischen eigen gewesen sein muss, hat
Hüsing und nach ibm Bork nachgewiesen;
ich setze diese Ergebnisse als allgemeiner
bekannt voraus, und bemerke hier nur, dass
die von Bork jüngst für das Chürkilinische
und auch für das Südkaukasische nach-
gewiesenen Fälle sehr bezeichnender verbaler
Doppelung keineswegs allein stehen, sondern
dass Aehnliches in andern kaukasischen
Sprachen ebenfalls vorkommt, und dass die
richtige Erkenntnis dieser Tatsache viele
sonst schwer erklärbare lautliche Erschei-
nungen erklärt. Hier folgen aus der über-
reichen Zahl der Fälle wirklicher meist
voller Doppelung zuerst eine Anzahl Bei-
spiele, die zeigen sollen, dass das in allen
kaukasischen Gruppen vorkommt.
gargar (awar.) = Gespräch, gargar (ta-
bass.) = Gerste, badbad (chürk.) = Ente,
chichi (and., kar.) = Birne, langlang (ud.)
= Falke, thithi (grus.) = Finger, thuthi (laz.)
= Bär, chocho (€e¢.) = Krug, тостоё (tabas.)
— Mund, karkar (tab.) = Messer, mizmiz (tab.,
kür.) = Mücke, damdam (ud.) = Morgen, bübü
(ud.) = Briicke, carcar (chinal.) = blau, gir-
gir (Vark.) = geizig, hurhur (chürk.) = Zügel,
isi (laz.) = Strauch, kaka (vark., kub.) =
Stein, uzuz (aw.) = billig, ratrad (rut.) =
schön, kuaskuas (aw.) = Baumwolle, niza-
niza (ud.) = Sumpf, pilpil (aw., dido) = Pfeffer
(daneben apurpul, pirpil, pirpila . .), fürfür
(tab.) = Sattel, laglag (aw.) = Storch (daneben
laklak, liglig in vielen Sprachen’), sülsül
!) Dieses Wort ist arabisch, zeigt aber gerade
recht deutlich die Vorliebe des Kaukasischen für
569 [No. 11.)
(kai.) = Roggen, kkukku, kkakka (kür.) = Ei,
gugu (kar.) = Eiche, kumkum (cach.) = Kessel,
khukhu (Arti) idem, didi = gross, fast im
ganzen Siidkaukasischen, (nana = Mutter, in
vielen, baba = Vater), palpalut(chinal.) (a-phar-
phar-ia abch.) = Schmetterling, бапбала (ud.)
= Nebel, gurgur-ziv (var.), gulgul-ziv (kub.)
= rund, tevtcv-ipi (suan.) = sauer, a-bor-bor-
ia (abch.) = Spinne [bor-bolia (mgr.), bur-vel-
aj (ingil.)], askwahva (abch.) = weiss, kvar-
kval-ia (gr. = rund, karkal (tab.) = Messer,
gajkoj (kai.) = geizig, barbal (abch.) = Rad,
se id., gorgole id. lingil., mgr. phar-
phal-ik (abch.) = Schmetterling [pharphali id.
(mgr., laz.)], turturce (mgr.) = Lerche, thlath-
laku (dido) = Sieb, kuoal-kuoal-(virdis) (chürk.)
= mähen, kalkali (bd.) = schlafen, bakbaki
(v.) = waschen, phirphili (laz.) = Bart, fir-ful-
kur (agul.) = Buche, paq-bak: (v.) = reinigen,
bog-bogaj und bug-bugaj = Wespe, beides im
ischen, ghara-kari (bd.) — sprechen, go-
gargalu, ligergalu (laz., suan.) id., ughargali
(laz.) id., sursul (kür., tab.) = Roggen, déod-
tone (ud.) = rot, gürgal!) (0 il.) = rund,
kürgirada (cach.) id., gharghili (mgr.)= Grütze,
karkol (ar) = Ei, ghureghal (ag.) id., har-
ahel (ag.) id., farfol (suan.) = Schmetterling,
thvathwi (mgr.) = Pfote, thats (gr.) id., tMer-
{МЯ (And.) = Sattel, thlethlel (Kar.) id., miòi-
moči (kar.) = Knabe, megbagar (čeč.) = eggen,
makka-bakka-beza (éeé.)id., kirkar (ag.) = ongle,
ziv- avi (mgr) = Sperling, žižu (Dido) id.,
ғап-виті (bud.) — messen, thla-thlase (thlin-
thlezi) (aw.) = begiessen, thlithlise (aw.) =
ernten, davdavu (tab.) = Trommel, atuatuara
(abch.) = dreschen. Die folgenden Beispiele
zeigen zwar auch die deutliche Neigung der
Sprache für Doppelung, aber die gedoppelten
beiden Teile sind nicht mehr, wie bisher
meist, ursprünglich wirklich dieselben, sondern
der zweite Teil ist von dem ersten, abge-
sehen von etwaiger Vokalvariation, auch im
Konsonantenbestand bei gleichem Anlaut
mehr oder weniger verschieden; vielfach ist
der Schein einer Doppelung bei tatsächlicher
Grundverschiedenheit der beiden Teile des
Wortbildes künstlieh hervorgerufen worden.
In andern Füllen wieder liegt wirkliche
Doppelung vor, die aber lautlich teilweise
Doppelung, ebenso vorher kaka — Stein, das zweifel-
los &us türkischem kaja gebildet ist.
!) Hier sehen wir schon neben der Doppelung s.
T. sufüllige, s. T. sehr bewusste und wirkungsvolle
Vokalvariation, eine andere Erscheinung, die die
kaukasischen = Аат wie das Elamische in hohem
Grade beherrscht. Ausserdem zeugt für die Neigung
zur Doppelung die Tatsache, dass oft Wortforrien
Doppel: Art umgestaltet werden, um den Schein der
pelung жа erzeugen.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[November 1907.) 570
den Eindruck Моввег Reduplikation im
wöhnlichen indogermanischen Sinne macht.
charchad suan. = Gans, ghorghondzi (mgr.)
id., khunkhur (lak.) = Kessel, $om3ol (and.)
= Klarinette, sims (ingil.) = Pinger šim-
šak (agul.) = Spinne, dčidčala (ak.) = Schlange,
čičíla (laz.) id., teitcimkala (chürk.) — Schmetter-
ling, dčidčon (chinal.) — Peitsche, cical (ingil.)
= Feuer, thlabathlathla (kar.) — achten, kip-
kiridz (dZek.) = angreifen, dtimdéi (aw.) =
Korb, gaZgan (kiir.) — Kessel, guzgun (chinal.)
= Adler, birbis (chiirk.) — nühen, gurgub
(ag.) — schelten, mamali (gr.) — Hahn, mamal
(ingil.) id., mamuli (laz.) id., mamül (suan.),
mumuli (mgr., laz.) 14., dadal (ud., rut., jon,
id., tato (tab.) id., tati (ap.) id, nane (let.
id., tatog (kai) — Henne, dedal (ingil) id.,
kukac (chinal) id., kokoto (od) id., mach-
mareba (gr.) = helfen, damdäd (chürk.) =
Trommel, daldam (kür.) id. daldabu (ab.)
id, baraban (abadz., kab., suan.) id., bala-
ban (ag.) id.
Von den überaus zahlreichen Fallen, wo
zu flexivischen Zwecken, namentlich beim
Verb, Doppelung in mehr oder weniger aus-
geprügter Form eingetreten ist, kann hier in
Kürze nicht gehandelt werden, das würde
bei der oft argen Verstümmelung der Bil-
dungen eine besondere Abhandlung erfordern,
es genüge die nochmalige Verweisung auf
Borks Nachweise sowie die Bemerkung, dass
sie grossenteils den elamischen Formen wie
takatuktine!) ähnlich sind; ein Teil ist
übrigens im Vorhergehenden, soweit es be-
sonders deutlich gedoppelte Bildungen waren,
aufgeführt worden, und nur solche kommen
in dieser kurzen Darstellung der bezeich-
nendsten Fálle in Betracht.
Wie stark die Neigung der kaukasischen
Sprachen für Doppelung ist, ersieht man
am besten daraus, dass auch da, wo von
eegen, desselben Wortes oder Wort-
stammes keine Rede sein kann, mit grosser
Vorliebe Lautgruppierungen und namentlich
Zusammensetzungen gewühlt werden, die
mehr oder weniger den Eindruck hervor-
rufen, als ob Doppelung stattgefunden hätte;
damit verbinden sich gewóhnlich wirkungs-
vole Klangfiguren, die ja auch in einem
Teile der früheren Beispiele eine beachtens-
1) Vielfach weisen gedoppelte kaukas. Verbal-
formen auf ursprüngliche, aber dann stark verstüm-
melte Bildungen hin, die den elamischen Doppelungen
wie taba-taba-3-ne, kitektempe, huttahut, tattah,
kikkiteh auffallend ühnlich gewesen sein müssen; um
von Bildungeu nicht zu reden wie pepraka, peplasta,
eptippa, pepäija, die ihre Analoga hundertfach in
емін Sprachen finden.
571 (No. 11.)
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[November 1907.] 572
werte Rolle spielten; dabei wirken іп
gleicher Weise Konsonanten- und Vokal-
Assimilationen wie Dissimilationen, blosse
Alliteration, ganz allgemeine, ungefähre An-
gleichung des Lautbildes, kurz auch ledig-
lich akustische Faktoren mit. Die Zahl der
Fälle ist Legion, und zweifellos teilt das
Elamische, wie oben angedeutet wurde, die-
selbe Neigung; und, wenn ich die Eigen-
namen, auch die ins Elamische übertragenen,
ins Auge fasse, anscheinend sogar in hohem
Grade 1).
Es folgen aus den kaukasischen Sprachen
wenige bezeiclinende Beispiele. sirdir (and.)
= Angst, vivkiv (v.) = Betrüger, pabrab(r.)
= Sattel, Sarvar (kai, ak., bd., dj, ab.)
= Hose, Salval(gr.)id.; dindar, dindari, didar
(südk.) = reich, chavar-davari = überfallen,
punk-tunk-ithla (kar.) = hören, kiteu-mitcu
(and.) = Schnalle, qite-mate (kar.) id., her-
kimerchhva (kar.) = Lanze, dak-dusa (v.)
= tapfer, cak-ziv (v.) id., hihale (kür.) id.,
gamgille (kar.) = reinigen, adziga-azug(ud.)
= rüchen, rugun-rang (kiir.) = braun?), chine-
chaleko (агёі) = Henne, Zankir-zigirda (arti)
= Gattin, siblage sigabel (Saps.) = Freund,
Calam-kalami (mgr.) = Stein.
Von den mehreren Hundert mir bekannten
Fallen seien nur wenige beliebige heraus-
gegriffen. stricken heisst in den verschie-
denen Sprachen recht verschieden, doch viel-
fach mit ausgepragter Klangfigur, so: deqara-
dindi, dindi-dares, dindi-düqis, Zorab-darib,
verka-veza, barZami$-bola-beza; fahren ёеё.
— vardanga-vacha-veza, sich erinnern — da-
55 ef. noch datta-deza, dechan-
eza, daan-deza, dalan-deza, dekan-deza,
dochkun-deza, vada-veza, vez-veza, veljan-
veza, vizin-veza, jata-jeza, teza-eza, makka-
bakka-beza 3).
D Doch auch sonst begegnen uns viele derartige,
lebhaft an das Kaukasische erinnernde Erscheinungen,
wenn auch so völlig kaukasisch klingende Verbin-
dungen wie zutme áatme (Untas-Humban Susa k)
selten vorkommen; jedenfalls reden Formen wie
niku-nakas, tippe tah, (alpipe alpik) eine deutliche
Sprache, sie zeigen volistandig die unverhüllt auf-
tretende Richtung der kaukasischen Sprachen.
*) Dieser Fall zeigt deutlich, wie solche schein-
bare Doppelungen mit Klangfiguren von der Sprache
gesucht werden, rugun-rang heisst einfach Erd- Farbe,
rugun = Genetiv von rug (Erde), rang = Farbe.
) Klangfiguren kommen natürlich allenthalben
vor, aber die besondere Art und die unaustilgbare
Neigung, überall solche Lautbilder hervorzurufen,
kennzeichnet diese Sprachen vor anderen; ich kenne
ausserdem nur das Baskische, das hierin der unver-
fälschte Zwillingsbruder der kaukasischen Sprachen
ist Ich werde mich bemühen, an anderem Orte
n&chzuweisen, dass das Baskische nicht umsonst in
allen Punkten eine so tiefe innere Aehnlichkeit mit
Auf pronominalem Gebiet kommen Doppe-
lungen weniger häufig vor, doch fehlen sie
weder im Sinne des Reflexiven noch des In-
definiten, und neben reiner Doppelung kehrt
auch Doppelung zugleich mit variiertem
zweitem Teil wieder. So tet. das Reflexiv
= suo-suo, huo-huo, daneben txuo-txẽs, wai-
wes; lakisch tsu-tsau = quisquis, tsi-tsau =
quidquid, tsa-tsa-sa = quicunque.
Recht eigentümlich sind die Doppelungen
oder Wiederholungen von Bildungselementen;
so, wenn im Awarischen bei besonderem
Nachdruck am Possessivpronomen das Ge-
schlechtzeichen ebenso wie das adjektiv-
bildende a doppelt gesetzt wird. dir — Ge-
netiv von ich, auch als Possessiv = pov
gebraucht; daneben davon die rein adjekti-
vische Possessivform dir-a; davon dir-a-u —
9 éuos, dir-a-b = tro &uov, und davon mit
Doppelsetzung von u, (w), b und von a: dir-
a-W-a-u, dir-a-b-a-b, gewissermassen = meiner,
j& meiner, meines, ja meines.
Ganz sonderbar mutet uns im Südkauka-
sischen an, dass dort im Genetivverhältnis
das Genetivzeichen zwei-dreimal gesetzt
werden kann; so dass ein kac-i-si-s etwa s0-
viel bedeutet wie: des Menschen, ja wirklich
des Menschen; (kac-5 allein heisst schon
deutlich des M., die beiden si wiederholen
die Genetivform auf das stärkste noch
zweimal, indem sie deutlich auch den Sinn
des Sein, es ist vertreten. Jedenfalls er-
sehen wir daraus, wie klar die Doppelung
der Vorstellung der Intensität dient).
Dasselbe gilt dort, wo am Verb eine
solche vielfache Setzung der Flexionszeichen
eintritt. cer = schreiben, davon teeri,
ісегіп, tcerini, tcerinin, tcerinini, tcer-i-n-i-n-
den kaukasischen Sprachen zeigt, sondern dass es
wirklich zu diesem Kreise gehört. Man vergleiche
mit obigen Fallen die folgenden baskischen.
tiotia, tontor, zinzur, zinzurzilo, činčosta, činčin-
bare, ufiafia, cistmista, hetemete, hatsapatsaka, hitz-
mitztia, pimpirina, pospolina, barrabilla, koskolla,
haldomaldoka, surmur, tipustapast, Čutčur, turimuri,
&iribiri, Ciréil, (tirtil), durdusi, dindez.
Die meisten dieser wenigen Fälle, die aus einer
ungeheuren Menge ausgelesen sind, machen den Ein-
druck, den angeführten kaukasischen wie ein Ei dem
andern zu gleichen,
1) Gross ist die Aebnlichkeit zwischen Elamisch
und den kaukasischen Sprachen da, wo berichtigend,
wiederaufnehmend statt meiner, mich...
wird: ich meiner, ich mich; überhaupt, wo das
Objekt deutend aufgenommen wird; es ist hier manch-
mal, als ob die kaukasischen Sprachen, z. B. besonders
oft das Abchasische, das Urbild der zu Grunde liegen-
den, im Elamischen schon halb verwiscbten Auffassung
in ihren Neubildungen rein wieder aufleben liessen.
Doch gehóren diese zahllosen Fülle nicht eigentlich
hierher und seien darum nur angedeutet.
578 [No. 11.)
i-n-i-n, im Sinne etwa von schreibe ihn,
ihn, ihn, ibn, ihn.
Etwas derartiges bietet das Elamische
allerdings nicht, wie es ja auch auf kauka-
sischem Gebiet eine auffallende Erscheinung
bildet, aber ich meine, es liegt doch wesent-
lich dieselbe Auffassung vor, wenn die Kurz-
formen der elamischen Eigennamen den letzten
Bestandteil gedoppelt aufweisen, und das
scheint doch sehr häufig zu sein. cf. die
vielen Bildungen wie Tahhihi, Tahhuhu,
Sutruru А Sumumu.
Zur Inschrift des Minlersarges von Kairo.
Von W. Max Miller.
Obwohl ich mit südarabischer Epigraphik
mich selten beschäftigt habe, ist mir doch
die grosse Wichtigkeit der Inschrift auf dem
Holzsarkophag von Memphis!) (sowohl für
die Aegyptologie als für die „Sabäistik“)
stets wohl bewusst gewesen. Weniger weil
auch ich mich einst (WZKM) an der Er-
Klärung selbst versucht habe, als weil ich
erwarte, dass diese einigermassen datierte
und inhaltlich so merkwürdige Inschrift ein-
mal ein besonders wichtiger Stein im Fun-
dament der südarabischen Altertumskunde
werden wird, habe ich also wiederholt mich
in Kairo mit den bisher unentzifferten Teilen
der Inschrift beschäftigt; es ist wohl auch
der kleinste Beitrag zur Lesung vonnutzen.
Z. 1 fängt nur wegen der Unebenheiten
des Holzes ungewöhnlich weit links an; es
fehlt nichts vor dem }PD), dessen n halb er-
raten werden muss.
Z. 2 sieht so aus (kopiert in der Original-
grösse, die Buchstabenabstände genau aus-
gemessen; hier wenig verkleinert). Dazu be-
s ech
merke ich noch: Von dem ersten Zeichen
ist nur die kleinere untere Hälfte erhalten.
Auf den ersten Blick erhält man den Ein-
1) Ed. Golenischeff, dann besprochen von Deren-
bonrg, Halevy, Hommel, D. H. Müller usw. Ich babe
die Literatur gerade nicht zur Hand. M. Hartmann
schickte mir einst eine gute Photographie, ehe ich
das Original studieren konnte.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
t oichtz
Tt
[November 1907.] 574
druck eines p!), aber die Spur oberhalb des
Spaltes ist äusserst zweifelhaft, denn das
Holz ist hier zu tief abgerieben; die schein-
bare Spur links, Mitte, ist nur der Aus-
läufer des Spaltes im Holz, der von rechts
her das Zeichen schneidet; der scheinbare
Kreisrest rechts oben ist die Maserung des
schief abgeriebenen Holzes. Man kann also
auf jedes in einen Strich unten auslaufende
Zeichen (, 3, 5, 1 lagen am nächsten, be-
sonders 7) raten. — Vorher stand kaum
etwas wegen eines Astknorrens.
Das zweite Zeichen ist sicher ein y. Der
scheinbare Vertikalstrich in der Mitte, den
man auf \ deuten möchte, ist seicht, zu
schief und berührt den Kreis unten nicht;
vor allem aber wire das angebliche 1 viel
enger als alle ) der Inschrift. Ein) ist also
kaum möglich.
Die dritte Gruppe ist in einen Buch-
staben + Worttrenner zu zerlegen; sie ist
für irgend eine der auf zwei Schenkeln
ruhenden Buchstaben (b, s usw.) zu breit;
auch verrät die geneigte Richtung des ersten
Striches, dasskein solches Zeichen beabsichtigt
ist. Für s und Aleph zu hoch etc. Also
5, das unsere Inschrift von 3 bekanntlich
kaum unterscheiden lässt?) + Worttrenner.
Resultat: | |52, Das gewonnene 5y
( ??) zu erklären, überlasse ich Leuten,
denen der Wortschatz der südarabischen
Inschriften geläufiger ist als mir.
Bespreehungen.
L. W. King, Studies in Eastern History. II. III:
Chronicles concerning early Babylonian kings.
Vol. I. Introductory chapters. Vol. IL Texts
and translations. London. Luzac and Оо. 1907.
Besprochen von Hugo Winckler.
Ausgrabungen im British Mu-
seum scheinen erfolgreicher als
solche an der Stätte mancher
babylonischen Hauptstadt. King
scheint eine solche veranstaltet zu
haben und hat eine Ausbeute da-
vongetragen, welche neben die
wichtigsten bisherigen tritt. Er
hat die wohl schon lange dort der Wiederent-
deckung harrenden Tontafeln in einer Weise
veröffentlicht und zugleich eine Untersuchung
über die neuen Aufschlüsse gegeben, für
1) Gewöhnlich läuft der Fuss des l auf den Sarg
ebenso schief, doch bietet Z. 3 auch zwei gerade
Exemplare.
) Bei ғ liegt der Kreis höher.
575 [No. 11.
welche ihm uneingeschränkte Anerkennung
gebührt. Wie im ersten Teile der „Studies“,
welche die inhaltsreiche Inschrift Tukulti-
Ninib's I. bot, hat er auch hier einen sehr
freigebigen Gebrauch von den schönen Er-
zeugnissen englischer Papiererzeugung und
Buchdruckerkunst gemacht. Ich bin über-
zeugt, dass der Gehalt seiner Urkunden auch
ohne Staatsgewand geniigt haben wiirde, um
ihrer Bedeutung zur Anerkennung zu ver-
helfen.
Bei einer ersten Ausgabe wird auch bei
sorgsamster Erwägung aller Möglichkeiten
durch den Herausgeber für andere noch
manches zu tun bleiben. In der Feststellung
des Textes wird man allerdings anzunehmen
haben, dass von King bereits alles getan
ist, um diese nicht sehr umfangreichen Tafeln
so zu untersuchen, wie es überhaupt mög-
lich ist. Dafür bürgen seine sonstigen Ar-
beiten wie der Gesamteindruck der neuen.
Für die von ihm gezogenen Folgerungen,
namentlich die Erklárung und Bestimmung
verstümmelter Stellen wird man vielfach
&ndrer Meinung sein kónnen und mit dan-
kender Anerkennung der durch seine Pionier-
arbeit geleisteten Dienste versuchen, ein
Stückchen weiter zu kommen oder Einzel-
heiten genauer herauszuarbeiten. Es sind
fünf unbekannte Stücke von Auszügen aus
Chroniken und eine neue Datierungsliste
der ersten Dynastie von Babylon, die ge-
geben werden; im Zusammenhange damit
sind die sich damit berührenden älteren Stücke
— die Sargon-Omina und die Sargon-Le-
ende — noch einmal behandelt worden.
le Tafeln, auf welchen die neuen Urkunden
stehen, sind verhältnismässig klein und
stammen sicher nicht aus grossen Bibliotheken.
Auch der Inhalt kennzeichnet sie sofort als
Auszüge aus grösseren Chroniken. Es
handelt sich um Stücke, die i» usum pro-
prium geschrieben sind. Ich habe für bibel-
kritische Fragen öfter darauf verwiesen, dass
sich zahlreiche Erscheinungen des altorien-
talischen Büchermachens daraus erklären,
dass der Verfertiger einer Handschrift zu-
nächst an seine besonderen Zwecke dachte
und demgemäss aus eigenem Wissen hinzu-
fügte, was ihm wichtig erschien, und vor
allem wegliess, was er nicht brauchte, ent-
weder weil es ihm nicht wichtig war, oder
— und vielleicht in der Mehrzahl der Fälle,
weil es ihm wohlbekannt und selbstver-
ständlich war. Wer heute einen Gegenstand
nicht im Druck, sondern nur für eigene
Zwecke behandeln will. — etwa um nach
seinen Aufzeichnungen frei darüber zu
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(November 1907.) 576
sprechen oder ein Schiiler, der den Stoff dem
edächtnis nach dem Vortrage des Lehrers
einprägen will — wird ganz entsprechend
verfahren. In den neuen Urkunden haben wir
handgreifliche Beispiele dafür, die also auch
nach dieser allgemeinen Seite hin sehr lehr-
reich sind. Sie enthalten grösstenteils Aus-
züge aus grösseren Werken, welche ganz
deutlich zu besonderen Zwecken angefertigt
sind. Es wird dabei auf eine genaue Wieder-
gabe des Urtextes weniger Gewicht gelegt,
wie z. B. bei den Sargon - Nachrichten, die
infolgedessen vom Text, welchen die Omina
bieten, teilweise stark abweichen; es werden
wichtige Dinge vollkommen übergangen und
es werden manche nur durch die Anfangs-
oder Stichworte angedeutet. Also ganz
wie шап es bei einem Entwurfe oder Aus-
zuge für den eignen Gebrauch macht.
Die Omina Sargons und Naram-Sins
(ТУ. R 34) haben lange Zeit Lindurch fast
die einzigen Nachrichten über jene Zeit ge-
geben, die lange geradezu mythisch er-
schien, bis gleichzeitige Urkunden sie in
greifbare Nähe rückten und zugleich die
allmähliche Ausfüllung der Geschichtslücken
gestattete, sie an ihrer richtigen Stelle ein-
zureihen. King hat jetzt auf einmal gleich
zwei ähnliche Auszüge gefunden. Der eine
ist in Chronikform gehalten und gibt die
betreffenden Nachrichten unter Weglassung
der Omina, der andere enthält in jungbaby-
lonischer Schrift auch die Omina (in ab-
weichendem Texte), die er aber äusserlich
vom erzühlenden Texte durch einen Teil-
strich trennt. Von dieser Tafel ist jedoch
nur wenig erhalten, sodass sachlich aus ihr
kaum etwas Wichtiges zu entnehmen ist.
Dagegen zeigt der 'Text der ersten, der
„Chronik“, teilweise starke Abweichungen
von dem der alten Omina-Tafel aus Assur-
banipals Bibliothek, und diese überraschen
zunüchst um so mehr, da wir bisher bei
Assurbanipals Schreibern die peinlichste An-
gabe von Unklarheiten oder Lücken der
alten Vorlagen festzustellen hatten und ein
leiches Verfahren auch die ,babylonische
hronik" zeigt, welche auch nicht die kleinste
selbstverstándliche Ergänzung vornimmt,
wenn einmal ihre Vorlage „abgebrochen“
war. Man würde daher zunächst bis zum
Beweise des Gegenteiles in jedem einzelnen
Falle die bessere Lesart oder wenigstens
die grössere Gewissenhaftigkeit bei Assur-
banipals Abschriften vorauszusetzen haben.
An deren Herstellung haben doch zweifellos
die besten Kräfte gearbeitet und es ist auf
sie mehr Sorgfalt verwendet worden als auf
577 [No. 11.)
Auszüge für die Zwecke eines Privatmaanes.
Sie sind auch älter als die hier vorliegenden,
die in neubabylonischer Zeit oder noch
später entstanden sind.
Der Aussug-Charakter der neuen ,Chro-
nik“ spricht sich schon deutlich in den ersten
Zeilen aus. Von dem Inhalte der ersten
sechs Abschnitte der Omina werden der
Krieg gegen Elam, die drei Unternehmungen
nach Amurru, ein Vorkommnis mit dem „Adel“
des eigenen Landes nicht erwähnt und nur
die Nachricht über den Stadtbau, der bisher
auf Babylon gedeutet werden musste (в.
unten), wird umgekehrt als hier an den
Schluss seiner Regierung gestellt. Auf
diesen Punkt, der mir sehr viel zu besagen
scheint, ist bei Besprechung dieses Abschnittes
zurückzukommen, hier soll vorläufig festge-
stellt werden, dass die Assurbanipal-Schreiber
den vollstándigeren Text geben und geben
wollen, während die neue Chronik das nicht
ee Damit verliert aber auch ihr
Gewicht als Textzeuge sehr viel. Wenn wir
schon auf biblische Parallelen anspielen
wollen, so erscheint sie als „Chronik“ gegen-
über den Königsbüchern, oder als P gegen-
über JE. Ich habe für mein Teil darauf
gedrungen, dass auch dort mannigmal die
jüngere Quelle gegenüber der ülteren nicht
ganz ausser Acht gelassen werden soll, aber
freilich immer nur wenn beweisende Gründe
vorliegen. Dasselbe hat auch hier zu gelten.
Es ist durchaus begreiflich, wenn man einem
neuen Textzeugen gegenüber schon bekannten
Schwierigkeiten grosses Gewicht beizumessen
versucht ist. King hat sich schon redlich
bemüht, die beiden Zeugen gegeneinander
abzumessen; wenn dabei Ássurbanipal in
einigen Fallen meines Erachtens noch zu
kurz gekommen ist, so scheint mir das nach
diesen Betrachtungen richtig zu stellen zusein.
Das gilt freilich nur zum Teil gleich von
der ersten grossen Abweichung der Chro-
nik. Allerdings gibt hier eine verschiedene
Lesart, die King vorzieht, die Veranlassung,
aber auch wenn man diese gelten lässt, kann
man die betreffenden Angaben nicht so deuten
wie es King tut.
Es ist die Angabe von Sargons Taten
im Bereiche des ,Meeres des Westens“, um
die es sich handelt. Seitdem wir die Nach-
richten der Omina als geschichtlich ansehen
mussten, habe ich diese mir selbst urspriing-
lich unglaubhaft erscheinende Nachricht mehr-
fach scharf betont und darauf gedrungen,
dass man daraus die Folgerungen fiir die
Entwicklung Babyloniens wie fiir sein Ver-
hältnis zu den Mittelmeerlündern zieht. Ich
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. (November 1907.] 578
habe darauf hingewiesen, dass man nicht
annehmen kann, Sargon sei nur etwa bis
Cypern vorgedrungen wie sein assyrischer
Namensnachfolger. Das wiirde wenig be-
deuten, denn Cypern gehórt schliesslich
geographisch mehr zur phönizischen oder
kleinasiatischen Küste — also zu unmittel-
bar „orientalischem“ Kulturboden — als zum
Bereiche der Mittelmeerkultur. Aber von
dreijähriger Eroberung und einem Verweilen
„im Westen“ hätte dann nicht gesprochen
werden können. Ich habe also betont, dass
die betreffende Unternehmung weiter geführt
haben müsste und komme immer wieder dazu,
zu erwägen, ob wir hier nicht etwa die An-
fänge „phönizischer“ Kolonisation in Nord-
afrika anzunehmen haben, welche mir sonst
recht rätselhaft sind (vgl. „Auszug“ 8. 74).
Wir werden sehen, dass der neue Text der
„Chronik“ das geradezu zu bestätigen scheint,
können aber von dieser Seite der Frage ab-
sehen, da die Hauptsache überhaupt die
Ausdehnung babylonischen Einflusses auf
fernere Gegenden des Mittelmeeres bleibt.
Der alte Omentext, den wir jetzt in
einigen Lücken nach der Chronik ergänzen
können, lautet:
Sargon, der unter diesem Vorzeichen
[als Beauftragter der Istar] sich erhob, einen eben-
bürtigen Gegner nicht fand, seine Macht über die
[Länder |
[ausdehnte], das Meer des Westens (ќашќа ša ereb
zamzi) überschritt, drei Jahre im Westen
2... Eroberungen machte, einheitliche Herrschaft
herstellte, seine Bildsäulen im Westen
[errichtete (u&-zi-i]z-zu), ihre Gefangenen ina máti
tamti u&ebira (s. hierüber unten).
Folgerungen, welche ich daraus Bezogen
habe, kann man z. B. nachlesen in „Die
Euphratländer und das Mittelmeer“ (Alter
Orient VII 2) S. 11—13. — Die neue Chro-
nik hat folgenden Text:
Sargon, König von Agade, erhob sich als Beauftragter
der Istar,
einen ebenbürtigen Gegner hatte er nicht, seine
Macht über die Länder
dehnte er aus, das Meer im Osten überschritt er,
elf Jahre das Land des Westens, bis zu seinem Ende
eroberte er
stellte einheitliche Regierung her, seine Bildsäulen
im Westen errichtete er,
ihre Gefangenen ina a-ma-a-ti u&ebira.
Sarru-ukin zar a-ga-dek! ina palin i&-tar i-lam-ma
ва-пі-па u ma-hi-ri ul i-ši $a-lum-mat-su eli mátáti
it-bu-uk tamta ina git zamzi i-bi-ir ша
баба 11 kan mát eréb башбі a-di ki-ti-fu kät-su
ikgud ud
pi-i-zu а-па iš-tin u-kin salmi P! -šu iua eréb &ami&i
18-21-17,
Sal-lat-su-nu ina a- ma- a- ti u-Se-bi-ra.
Die Lesart, auf die es ankommt, liegt in
„das Meer des () Westens“ (!) und „das Meer
579 [No. 11.)
im (1) Osten“. King zieht das letztere
vor und fasst die ganze Nachricht danach:
Sargon will sagen, dass er im Ostmeer,
dem persischen Meere, Eroberungen gemacht
habe, wobei natürlich in erster Linie an
Dilmun zu denken ist, welches die Sargon-
legende auch ausdrücklich unter den Er-
oberungen nennt. Das wäre die östlichste
Ausdehnung seiner Untersuchungen und in
Anknüpfung daran gäbe er auch die west-
lichste an: das Land des Westens bis zu
seinem Ende d. h. bis an die phönizische
Küste. Es sollte also die Gesamtausdehnung
der Eroberungen zusammenfassend angegeben
werden.
Zunächst würde ich dagegen sachlich
nichts einwenden, wenn wir nur den Text
der Chronik hätten. Die Betonung der Be-
rufung!) durch Istar — ebenso wie in der
„Legende“ und die Stellung an der Spitze
des Ganzen könnte als Stütze dafür gewonnen
werden, dass es sich um eine allgemeine zu-
sammenfassende Angabe handelt im Gegen-
satz zu allen folgenden der Chronik, wie zu
den folgenden und voraus gehenden der
Omina (d. h. deren Quelle). Aber da die
Omina — doch vgl. auch die jungbaby-
lonische Tafel — also die Quelle diesen
Abschnitt in die Mitte stellten, so wiirde
man annehmen, dass es sich um ein Ein-
dringen eines spüteren Zusatzes handelte,
der bereits von dieser Quelle der Gelehrten
Asurbanipals missverstanden worden wire.
Und woher sollte in diesem Falle das zu-
gehórige Omen genommen worden sein? Man
müsste dann zunächst annehmen, dass diese
nicht aus alten Aufzeichnungen herrührten,
sondern alle späterer Schwindel wären.
Wenn man also dieser Nachricht im Gegen-
satz zu allen andern die geschichtliche
Glaubwürdigkeit absprechen will, so kann
man freilich auch den Zug über das „West-
meer“ wegerklären, ohne dieses Gewalt-
mittel aber lässt der Wortlaut und Zusam-
menhang keine andere Deutung zu als die,
welche die Omina geben, oder mit anderen
Worten: beide Lesarten besagen dasselbe,
sie meinen ein Unternehmen im Westmeere,
also im Mittelländischen:
1) ina pali: wenn palü den Ring bedeuten sollte
(Bing und Stab!), so würde die Betrauung mit diesem
signe durch die weibliche Gottheit den Gedanken
nahe legen, dass es zugleich das Zeichen der Ver-
mühlung gewesen wäre („Istar gewann mich lieb“).
Sargon war dann „Gatte“ der Istar wie Iäme-Dagan
aus der Isin-Dynastie. Die Vermühlung hat erst
stattgefunden, nachdem Sargon schon geraume Zeit
regiert hatte, und als ihre Besiegelung gilt der grosse
überseeische Erfolg.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(November 1907.) 580
1. Sargon ,überschreitet das Meer im
Osten“ und erobert das ,Land des Westens
bis zum Ende.“ Es ist nicht gesagt, wie
es sonst stets heisst: das Meer des Ostens
(tamta Sa sit SamSi), sondern: im Osten.
Nach demSprachgebrauche kann das zunüchst
nicht das Ostmeer sein, dann aber ebenso
gut von einer Einschiffung im Osten
des Westmeeres gesagt werden, wie im
Deutschen auch. Die Bestimmung ergibt sich
eben durch die Angabe: das ,Land des
Westens.“ Also dieser Zusammenhang nötigt
auch den Text der Chronik auf einen Zug
bis zu den „Säulen des Herakles“ zu deuten.
2. Die Bezeichnung „Land des Westens“,
wenn auf Phönizien gemünzt, wäre ebenso
gegen allen Sprachgebrauch. Die Omina ge-
brauchen dafür Amurru (Martu). Wenn wir
das gewöhnlich als „Westland“ übersetzen,
so ist das eine Nachwirkung der alten Les-
art Aharru, die ja ihre Berechtigung auch
jetzt noch hat, weil Amur den Westen be-
deutet. Aber Amurru „der Westen“ und
„das Land des er&b Samsı“ sind zwei ganz
verschiedene Bezeichnungen, haben also allen
Anspruch darauf auch zwei ganz verschiedene
Begriffe zu umfassen — donec probatur
contrarium. Zum Ueberfluss würde auch das
adi kiti-Su bis zum (äussersten) Ende bei
einer Deutung auf Phönizien ganz zwecklos
sein.
3. Sargon hat die Gefangenen ina amáti
(Chronik) oder ina шай tamti über das Meer
gefiihrt. Dassind die Gefangenen des ,, Landes
des Westen.“ Die miisste er bei der Auf-
fassung Kings nach dem „Meerlande“ ge-
bracht haben (vgl. Il p. 39) — dann wäre
der Ausdruck usébira sinnlos, der nur von
einem Transport über Meer stehen kann.
Also die Gefangenen des Landes des Westens
sind über Meer gebracht worden ina атай
oder ina mati tamti. Sie können nur dort-
hin gebracht worden sein, von wo die Unter-
nehmungihren natürlichen Ausganggenommen
hatte, also nach dem „Osten des Meeres“,
nach dessen Ostküste, nach Phónizien. Das
dürfte denn auch der rátselhafte Ausdruck
ina mati tamti mit seiner Variante (Chronik)
ina amáti bedeuten. Der gleiche liegt nám-
lich, wie man jetzt mit Sicherheit annehmen
kann, wohl noch einmal vor: in der Legende.
Hier heisst es (Zeile 18):
— -ti ti-amat lu-u al-ma-a 3-50
„das des Meeres eroberte ich dreimal“
Es ist wohl noch nicht bemerkt worden,
dass hier eine Uebereinstimmung der Legende
mit den Angaben der Omina vorliegt, denn
diese sprechen von drei verschiedenen Zügen
581 [No. 11.)
nach Amurrfi (Martu). Danach kann es wohl
nicht zweifellos sein, dass das fehlende (oder
hóchstens die zwei) Zeichen am Anfange
ma (oder a-ma) ist, sodass auch hier das
mats tamti oder am&ti von Omina und Chronik
vorliegt, das hier also Phönizien, Amurrü
bezeichnet. Damit ist dann wohl zunächst
der Sinn unserer Angabe erledigt: es bleibt
dabei, dass es sich um eine Unternehmung
im ,Westmeere" handelt und damit bleibt
diese Nachricht eine der wichtigsten und
weittragendsten der Weltgeschichte.
Zur Erklárung der Bezeichnung máti oder amáti
(tamti) für Phönizien oder aber für die Küste des
Meeres möchte ich an das ammat des Schöpfungs-
berichtes denken. Es ist das „feste Land“, das
„Trockene“ der Bibel im Gegensatz zum Meere.
Wenn man dazu die Angabe eines Bruchstückes der
Sargonzeit nimmt, dass ich darum auf Sargons Er-
oberung von Phónizien gedeutet habe (F. III 8. 350),
dass der betreffende König (also Sargon) 32 Könige
des Ufers (abarti tamti) besiegt habe, so ergibt sich
wieder ohne weiteres: nur mati oder amåti = abarti
tamti d. i. das Küstenland, Phönizien. (Erinnert sei
noch &n den Ausdrück des Eponymenkanons 808:
ana eli tamti, wo es wahrscheinlicher ist, dass an
einen Zug nach dem Mittelmeere als nach dem
Persischen zu denken ist).
Vor der Hand weniger erheblich ist die
verschiedene Lesart im Abschnitt über den
Aufstand: nach den Omina waren es die
„Aeltesten des ganzen Landes (Sibüti mati
käli-Su), nach der Chronik: „in seinem Alter
alle Länder“ (arkani§ ina sibfti-Su mátáti
käli-sina), welche sich gegen ihn empörten
und ihn in Agade belagerten. Zunächst be-
sticht die Lesung der Chronik, aber sachlich
scheint mir ein solches Zusammenwirken
„aller (von ihm unterworfenen) Länder“
schwer vorstellbar und man würde auch er-
warten, dass dann dieser Paragraph als
letzter stände während ihm die Berichte über
grosse Kriege folgen.
Beim Berichte über den Krieg gegen
Subartu (Su-ri) ist zunächst unerheblich, ob
Sargon gegen dieses auszog, oder ob von
dort eine der grossen Wanderungen sich in
Bewegung setzte (vgl. OLZ. 1907, 296; Chronik:
ana Su- riki ina gibSi-Su itbi ma, Omina:
Su- ri ki ina gibSi-Su itbũ- Su), aber auch hier
würde mir das ina gibSi-Su sinnlos erscheinen,
wenn die Lesart der Chronik richtig wäre.
Sie hat doch nur einen Sinn, wenn von
Völkermassen, einer Völkerwanderung die
Rede ist. Statt des Ki. Ku der Omina in
der schwierigen Stelle: Subäti- (oder esréti-)
šunu usesibu haben die Chronik und der
neubabylonische Omentext ein Zeichen, das
King wie ein doppeltes šu wiedergibt und
demgemäss als daláju umschreibt (Sarru-
ukin dalähu Suatu (/) usesib). Er bemerkt,
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[November 1907.) 582
dass eine Verderbnis hieraus zu Ki. Ku sich
leicht erklärt. Aber sie erklärt sich auch,
wenn man an Ki. Ku = esirtu denkt und
die Aehnlichkeit des Zeichens für parakk«
mit daláhw berücksichtigt. Im übrigen er-
scheint mir dalähu (oder dilhu) Suatu usesib
als zu verwerfen, denn eine Herstellung ver-
wüsteter Ortschaften konnte doch erst nach
Niederwerfung des Feindes stattfinden, wird
aber hier vorher genannt. Allerdings bleibt
auch zweifelhaft, was die andere Lesart ihrem
eigentlichen Inhalte nach besagt.
Die Angabe der Omina, welche man bisher
auf den Bau von Babylon deutete, wird
durch die Chronik in etwas anderem Sinne
ergänzt. Danach ist Babylon keine Neu-
gründung Sargons, wie man annehmen musste,
sondern hat ebenso wie die übrigen alten
mahäzi schon früher bestanden. Auch hier
wird freilich zunächst noch nicht klar, was
Sargon eigentlich in Babylon getan hat:
„Er hat die Erdmassen der Umwallung (? 8
e-si-e, Omina: epri za Sal. La (rakkat) Bab . Tu. Na)
weggeschafft, neben (ité, vor den Mauern; vgl.
F. III 8. 351) von Agade eine Rivalin (mahiri
auch „Ebenbild“, was auf das gleiche hinauskommt)
von Babylon gebaut, (Omina: noch: und sie [Baby]lon
genannt!)
Diese Nachricht geben die Omina unter
den ersten, während die Chronik sie ans
Ende stellt. Der Grund dafür liegt in der
Wendung, welche die Chronik der ganzen
Nachricht gibt. Sie fügt hinzu — wovon
die Omina nichts haben — dass die Mass-
regel das Missfallen Marduks erregt und
Sargon dafiir seine gerechte Strafe erhalten
habe. Bereits King bemerkt mit Recht, dass
das ganz so anmutet, wie die Urteile der
biblischen Chronik tiber manche in der Ueber-
lieferung ursprünglich ganz anders ange-
sehenen Begebenheiten. Es kommt erst der
Standpunkt einer spüteren Zeit darin zur
Geltung und das Tatsächliche, was darin
enthalten ist, kann deshalb kaum als ge-
schichtlich gelten. Das ist aber von Be-
deutung, weil offenbar ein schlimmes Ende
Sargons berichtet wird, das also kaum ge-
schichtlich war:
„Ueber das Böse, das er getan, zürnte der grosse
Herr Marduk, vernichtete die Einwohner seines
Landes durch Hungersnot, vom Osten bis zum Westen
empörte man sich gegen ibn, Ruheloeigkeit legte er
(Marduk) ihm auf (Ia saläla emid[su].")
Der letztere Ausdruck wird sonst von
der Ruhelosigkeit des edimmu des nicht be-
statteten Toten gebraucht. Alles was hier
über Sargons Missgeschick gesagt wird, ist
wohl Erfindung und wird durch die Thron-
nachfolge seines Sohnes widerlegt.
683 (Мо. 11.)
In der Angabe йһег die Eroberung von
Magan durch Naram-Sin wird der „König“
des Landes Mannu-dannu genannt, wührend
die Inschrift aus Susa den „bélu“ von Magan
Ma-ni-um nennt und der in den Omina er-
haltene Rest auch nur auf diese Lesart
gedeutet werden könnte. Auch das würde
als für eine engere Verwandtschaft des
Omentextes mit der ältesten Ueberlieferungs-
form sprechen.
Einen wertvollen Einblick in die innere
Eutwickelung eröffnet die Nachricht über
Dungi, welche unmittelbar darauf folgt:
„Dungi, der Sohn Ur-engur's, hat Eridu am Ufer des
Meeres grossartig ausgestattet, Bóses ersonnen, die
Schütze von Sagila und Babylon als Beute (?) fort-
geführt, Bel hat .?... seinen Leichnam ? ?“
Wichtiger als selbst die Beleuchtung
des Verhältnisses der beiden Teile Baby-
loniens zu einander, ist das Zeugnis, dass
Eridu damals noch Seestadt war. Das ist
für die Feststellung des Vorrückens der
Küste von grósster Bedeutung. Die von
Dungi getroffenen Massregeln selbst erklären
sich offenbar aus der Stellung des Südens
gegenüber Nordbabylonien als herrschender
Landschaft. Dass die Schütze des Marduk-
tempels verwendet werden um die Stadt seines
Vaters Ea zu heben, hat wohl auch seine kulti-
schen Zusammenhänge und wird verwertet
werden dürfen, um das noch dunkele Ver-
haltnis Marduks zu Eridu aufzuklüren. Der
politische Zusammenhang dürfte sich ohne
weiteres ergeben: Dungi nahm den Titel
„König der vier Weltgegenden“ an, offen-
bar nach Besiegung Nordbabyloniens uud
die Auspliinderung Babylons ist doch zweifel-
los aus dieser Eroberung zu erklären,
Dass Ura-imitti und sein Nachfolger Bel-
bani, von denen der nächste Abschnitt han-
delt, Kónige der Dynastie von Isin waren,
hat mittlerweile Hilprecht (ZA 21 S. 20 ff.)
nachgewiesen. Damit gewinnt die merk-
würdige Nachricht von dum als Konig ein-
gesetzten Girtner vielleicht mehr Interesse
als sie durch die Gleichsetzung mit der von
King herangezogenen Erzählung bei Agathias
hatte. Die näheren Umstände freilich, unter
denen sich das Ereignis vollzogen hatte, lásst
der Áuszugstil der Chronik nicht erkennen
und merkwürdig bleibt die Berührung mit
der Sargonlegende. Wenn man „historische
Kritik* üben wollte, so würde man versucht
sein an das Eindringen eines mythischen —
legendéren — Stoffes in die Chronik zu
denken.
Die Schlusszeile der Tafel bildet die Zeile
Di-&[um]-ma, König von Assur sur Zeit von Su-
a-bu.
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[November 1907.) 584
Damit ist eine wichtige Gleichzeitigkeit für
die älteste assyrische Geschichte gegeben.
Dass dieser Di-Süma der inschriftlich bekannte
Sohn Erisum's sein wird, kann man wohl
ohne weiteres annehmen. Auf eine Herstellung
der Liste der ülteren Herrscher Assyriens
muss ich verzichten, solange die Texte der
Ausgrabungen von Assur nicht veróffentlicht
sind. Dass die Listen, welche man aufge-
stellt hat, nicht richtig sein kónnen, habe
ich (s. Vorwort zum „Auszug‘‘) kurz ange-
deutet, aber eigene Aufstellungen kann man
natürlich nur geben, wenn das Material voll-
ständig vorliegt.
Eine zweite Tafel von der gleichen Art
hat hinter dem Berichte über Ura-imitti
und Bel-bani die Nachricht über Hammurabis
Sieg über Rim-Sin. Es sind jetzt zwanzig
Jahr her, dass ich meine ersten Aufstellungen
über die Bedeutung der altbabylonischen
Königstitel gab (Mitteilungen des Akademisch-
Orient. Vereins zu Berlin. I. 1887.) Dort
heisst es: „Ich ziehe... zunächst den Schluss,
dass die Kónigswürde über Kengi usw....
nur dann erworben werden konnte, wenn
man auch die Oberhoheit über Ur besass
und es liegt nahe anzunehmen, dass (Ur)
für Südbabylonien dieselbe Bedeutung hatte
wie Babylon später für Nordbabylonien und
Assyrien“. In dem neuen Texte heisst es
von dem Siege über Rim-Sin:
„Gegen Rim-Sin, König von Ur, zog er
Ur und Larsa eroberte seine Hand.*
Also der „König von Larsa und Sumer-Akkad“
wird hiernach als Kónig von Ur bezeichnet.
Ich habe jüngst einmal wieder darauf hin-
zuweisen Gelegenheit gehabt, welches Schick-
sal die Frage der Königstitel in der kritischen
Würdigung gehabt hat. Darum wolle man
nicht verübeln, wenn ich den Finger auf seine
Bestätigung durch die Inschriften lege. Was
innerhalb unsrer Wissenschaft möglich ist,
dafür erinnert mich grade wieder unsere
Nachricht an ein klassisches Beispiel. Im
Babel-Bibelstreit gab C. Bezold (Die bab.-
assyr. Keilinschriften und ihre Bedeutung
für das AT. S. 28) folgendes von sich:
„Keine einzige Stelle erweist Ur und Charran
gegenüber andern babylonischen Städten wie
etwa Isin oder Larsa oder Nippur als
„Hauptkultstätten“. Die alttestamentliche
Exegese kann vor den allerneuesten derartigen
Kundgebungen nicht nachdrücklich genug
gewarnt werden“. Das hat die betreffende
Exegese sich denn auch gesagt sein lassen‘),
1) Man vgl. das bei A. Jeremias, Im
führte B
den Alten Orient I 8. 6 ange ispi
pfe um
eispiel.
585 (Мо. 11]
und sich auf solche Stiitzen berufen, um
die gewóhnlichsten Tatsachen bei Seite
schieben zu kónnen. Was ich über Ur und
seine Bedeutung im Jahre 1887 schrieb, war
den Inschriften entnommen, denn es kam
in diesen deutlich zum Ausdruck. Ich weiss
nicht, ob es nun auch für C. Bezold ,in-
schriftlich“ bezeugt ist. Das eine aber weiss
ich: eine sich als besonnen geberdende
Kritik wird es nicht für nótig halten einzu-
gestehen, dass sie nicht gewusst hat, was sie
hütte wissen kónnen und müssen.
Und wenn Ur von den beiden ,Mond-
städten“ jetzt als das erscheint, als was ich
es schilderte, und etwa Harran noch dieser
Bestätigung bedürfen sollte — sintemalen
„inschriftlich“ seine Bedeutung für ältere
Zeit als die assyrische noch nicht belegt sei,
so sei für die, welche damit etwa einen
neuen Beweis liefern wollen, dass ihnen die
Bedeutung und das Wesen eines altorien-
talischen Heiligtumes unbekannt ist, bemerkt,
dass nunmehr der Sin von Harran im 14.
Jahrhundert als Eideshelfer in den Verträgen
zwischen Chatti und Mitani (mesopotamisches
Gebiet!) angerufen wird, genau so wie er
in assyrischer Zeit in Sam’al-Sengirli er-
scheint. Das wäre also wieder einmal ein
inschriftlicher^ Beweis dessen — was man
aus den Inschriften auch sonst entnehmen
konnte.
Einigermassen überraschend wirkt der
nächste Abschnitt, wenn man ihn so zu ver-
stehen hat, wie King es tut. Man muss doch
annehmen, dass Rim-Sin durch Hammurabi
abgetan war. Trotzdem erscheint er unter
Samsu-iluna noch einmal. Wenn die Stelle
so zu fassen ist, wie es King tut, so handelt
es sich auf alle Fälle nur um einen Auf-
standversuch, der nichts Unerhörtes darstellen
würde. Zu beachten ist aber auf alle Fälle,
dass die Stelle verstümmelt und der Zu-
sammenhang nicht vollkommen sicher ist:
13. І [sa-am-su-i-lo-jna zar babili mar I ba-[am-
mu- ra- bi
l4. — — – — — blu ut — — — — — —
e ma
15. -- — -- — — zu па al rim-ilu-sin апа —
— — — illik
16. -- — — — — — kAt-su ıköud ud
bal-tu-ut-su ina ekalli —
King fasst, was das nüchstliegende: Samsu-
iluna zog gegen Rim-Sin, nahm ihn gefangen
und setzte ihn lebendig gefangen (oder: ver-
brannte) ihn in seinem Palaste. Dabei bleibt
aber die Zeichengruppe vor Rim-Sin in Zeile
15 unerklärt und es könnte hier auch ein
anderer Sinn verauszusetzen sein. Man kann
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[November 1907.] 586
an — zu na als das Ende eines Namens
denken und das a alsaplu fassen. Die Chronik
setzt zwar bei der Angabe der Abstammung
Tur = шаға, aber vielleicht wollte sie hier
einen Unterschied machen und арім aus-
drücken. Oder der Wechsel ist Zufall wie
z. B. die Zeichen für Sarru in der Chronik
des 11.—8. Jahrhunderts wechseln. Doch
ist das nicht mehr als ein Hinweis auf eine
Schwierigkeit und sachlich wiirde nicht
viel dadurch geändert, denn ob es der Vater
oder der Sohn war, der einen Versuch machte
den Süden wieder selbstándig zu machen, ist
vorläufig ziemlich unerheblich.
Von grundlegender Bedeutung für die
Aufhellung eines Rätsels, das uns lange
beschäftigt hat, sind aber die folgenden An-
gaben. Es war zwar durch die letzten Be-
obachtungen namentlich von Ranke und
Poebel schon sehr einleuchtend gemacht
worden, dass die erste und zweite Dynastie der
Königsliste von Babylon sich teilweise decken
mussten, aber zu der völligen Annahme einer
zum Charakter der Liste sonst im Wider-
spruch stehenden Erscheinung, konnte man
sich doch nur bei unbedingt sicheren Be-
weisen entschliessen. Jetzt gibt die neue
Chronik das unmittelbare Zeugnis, dass
Iluma-ilu, der erste König der „zweiten
Dynastie“ Zeitgenosse von Samsu-iluna und
Abesu'a war und bestätigt, was man aus der
Benennung von Gul-kisar und einigen andern
Anzeichen entnehmen konnte, dass sie nicht
„Könige von Babylon“, sondern „Könige des
Meerlandes“ waren.
Daraus ergibt sich also zunächst, dass
die Zeit von Abesu'a und seinen vier Nach-
folgern, im ganzen etwa 120 Jahre mit der
der Dynastie des Meerlands zusammenfallen,
dass also die bisherigen Ansätze von Ham-
murabi und seinen Vorgängern um so viel
zu verringern sind. King geht aber weiter
und möchte die ganze Dauer der zweiten
Dynastie, also 368 Jahre in Wegfall bringen,
indem er die Könige der Dynastie, welche
nach dem Ende der ersten regierten, gleich-
zeitig mit denen der dritten, der kassitischen
sein lässt, sodass also die kassitische an die
„erste“ anschlósse. Er gewinnt die Gründe
dafür aus der neuen Angabe Salmanassars I.,
wonach ein Irisu 739 Jahre vor ihm am Tempel
Assurs gebaut hat. Da dieser Irisu als So
von Ili-suma bezeugt ist, so würde deren
Zeit also in die von Iluma-ilu und damit von
Samsu-iluna und Abesu’a fallen. Er glaubt
&uch das Schema von Berosus mit dem so
gewonnenen Ansatz vereinigen zu können
und kommt dabei für den Anfang der „ersten
687 (No. 11.)
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[November 1907.) 588
Dynastie“ auf + 2000 statt des bisherigen
Ansatzes von etwa + 2400.
Das würde eine bedeutende Herabrückung
auch aller vorherigen altbabylonischen Zeiten
zur Folge haben, was natürlich weiter kein
Grund dagegen sein würde. Vom Stand-
punkte der Gleichsetzung Hammurabi =
Amraphel und der biblischen Chronologie
aus wiirde auch der neue Ansatz viel besser
passen. Aber auf во unsichere Angaben hin
wie die — von Assarhaddon bekanntlich
anders angegebenen — Zahlen der altassy-
rischen Herrscher und das selbst der Auf-
klärung bedürftige Berossische Schema hin
kann man sich vor der Hand wohl noch
nicht entschliessen, die Kassitendynastie un-
mittelbar an die „erste“ anzuschliessen.
Dazu müsste doch erst ein Zeugnis vorliegen,
wie es uns die neue Chronik für lluma-ilu
gibt.
Leider gibt nämlich das, was sie an
Angaben über Kassiten und Meerland hat,
nur neue Ritsel auf, die durch alles Hin-
und Herwenden kaum gelóst werden kónnen.
Wir werden deshalb auf irgend einen neuen
Fund warten müssen. Es wird nämlich be-
richtet: „Ea-gamil (der letzte König der
weiland zweiten Dynastie) zog gegen Elam.
Hinter ihm her bot Ulamburfi)as, Bruder
von Bitilia$, der Ка550, seine Krieger auf,
eroberte das Meerland und übte die Herr-
schaft über das Land aus.“ Und dann: „Agum,
der Sohn von Bitilia$, bot seine Krieger
auf, zog gegen das Meerland und eroberte
Dür-Ea.“
King macht darauf aufmerksam, dass die
Königliste als zweiten und dritten König
Bi- til- ia-Si, (er erklärt die Lesung für sicher)
und Agum hat. Wenn man annimmt, dass
aus Versehen die beiden umgestellt worden
sind, so würden wir die betreffenden Persön-
lichkeiten der Chronik haben ). Aber King
selbst will diese Vermutung aufgeben und
in dem Agum der Chronik den Agum kak-
rime der bekannten Inschrift sehen, den
man als siebenten König der Liste in die
Lücke setzt. Alle die Angaben, welche wir
haben, sind aber so zweifelhaft und vieldeutig,
dass ich zu keinem festen Ergebnis kommen
kann. Auch das, was Agum kakrime sagt,
bringt uns nicht weiter, auch nicht das kleine
Bruchstiick K 3992, das ich F. I S. 516
besprochen habe und das hier noch zu
nennen gewesen wäre.
3) In diesem Falle würden also nicht viel mehr
als die 120 Jahre der letzten Könige der ersten
Dynastie wegfallen!
Auf ein paar Punkte sei wenigstens aufmerksam
gemacht: Fir ein möglichst enges Aneinanderricken
der ersten und der Kassitendynastie spricht das Auf-
tauchen von Kassiten etwa seit Samsu-iluna in Baby-
lonien. Nach der Datenliste hat Samsu-iluna in
seinem 9. Jahr einen Kassiteneinfall abgewehrt.
Lässt man den grössten Teil der 2. Dynastie nach
der ersten regieren, so würde es nach deren Ende
noch etwa 250 Jahre gedauert haben, bis die Kassiten
Herren Babyloniens wurden. Das erscheint etwas
lange, solche Völkerwanderungen pflegen schneller
vor sich zu gehen. Jedoch ist allerdings auch denk-
bar, dass sie lange an den Grenzen zurückgewiesen
wurden und sich in Elam und Medien festsetzten.
Die Meder haben mindestens ebenso lange in gleichem
Verhältnisse zu Assyrien gestanden, ehe ein medisches
und persisches Reich entstand.
Wenn man daher nur die eine Gleichzeitigkeit
annehmen will, so gäbe sich vielleicht auch eine Be-
stätigung in einer andern Angabe. Die Gleichzeitig-
keiten sind nämlich danach von Abezu'a bis Samsu-
ditana ungefähr 110 Jahre. Die beiden ersten Könige
der „zweiten Dynastie“ Iluma-ilu und Ki-an-ni-bi
regieren 60 + 55 Jahre. Es würde also wohl un-
geführ das Ende des lctzteren mit dem von Samsu-
ditana zusammenfallen. Nun bezeichnet die Chronik
S in der späteren „Meerlanddynastie* Simmas-sihu
als einen „Mann der Dynastie Damik-iliéu^ und
auch K 3992 spricht von demselben offenbar als
von einer irgendwie hervorragenden Persönlichkeit,
deren Zeit aber lange vor der zu liegen scheint, von
der die Rede ist!) Das würde dafür sprechen, dass
er der Rechtsnachfolger der ersten Dynastie gewesen
ist, d. h. dass diese in Babylon regiert, oder doch
wenigstens das Land beherrscht hat. Würde sie ganz
von der Kassitendynastie gedeckt, so würe auch
schwer einzusehen, warum sie tiberbaupt aufgeführt
wird. Immerhin — wir werden abwarten müssen.
Eine sehr wichtige Angabe ist auch die
kurze Mitteilung:
„Zur Zeit Samaé-ditana’s [kamen] die Hattü nach
Akkad“.
Jetzt, wo wir den Mittelpunkt des Chatti-
Reiches kennen und wenigstens für etwa ein
Jahrhundert mit Urkunden für seine Ge-
schichte einigermassen versehen sind, erhob
sich natürlich die Frage nach dem Woher
dieses Reiches. Ich habe jüngst darauf ver-
wiesen (OLZ 1907, 295—298), dass die Zeit
Sargons von Agade über die Hatti schweigt.
Sie schweigt freilich auch über Aegypten,
immerhin wird man zunächst annehmen
wollen, dass damals noch kein Hatti-Staat
bestand. Unter Samsu-ditana begegnet also
der Hatti-Name zum ersten Male und man
wird annehmen dürfen, dass es sich bei dem
siegreichen Vordringen bis nach Babylonien
um eine Folgeerscheinung einer grossen
Völkerwanderung gehandelt hat. Dass da-
durch eine „hethitische“ Bevölkerung nach
Mesopotamien kam und „hetbitischer“ Einfluss
sich ein paar Jahrhunderte bis an die Grenze
Babyloniens behauptete, war schon vorher
1) Ich habe in meiner Kopie: i umu darũ ќа Damik-
Ш-ба, man könnte zóru vermuten.
589 [No. 11.)
fe lit worden. Durch die neuen Ur-
kunden aus Boghaz-kói erhalten wir ebenfalls
mancherlei Bestätigungen dieser Annahme
einer ersten Ausbreitung der „Hethiter“.
Auch die Chronik, welche nach King
vom 11. bis 7. Jahrhundert reicht, bietet
einige Nachrichten, die um so wertvoller
sind, als sie eine nur sehr lückenhaft be-
kannte Zeit der babylonischen Geschichte
betreffen. Es sind freilich nicht viele Zeilen
vollstándig erhalten und man darf es dem
ersten Herausgeber nicht verübeln, wenn er
nicht in allen Punkten die richtigen Ergán-
zungen der in betracht kommenden Kónigs-
namen getroffen hat. Eben bei der Lücken-
haftigkeit der bisherigen Nachrichten konnte
man leicht von verschiedenen Möglichkeiten
die falsche nehmen. Die Chronik reicht
nicht, wie King annimmt, bis in die Zeit
der Zerstórung Babylons durch Sanherib,
also bis etwa 680 herab, sondern schliesst
schon mit dem Jahre 743. Da ich auch an
andern Stellen den Text in Einzelheiten
anders fasse, so setze ich ihn vollständig her:
3g. .всіһғжеге [Beute]
eroberte er.
4. Marduk-Bapik-zér[-máti . . . machte.
б. ? + 44 Könige der Länder EE
und Ueberfluss sahen sie.
6. Frieden und Freundschaft mit Marduk-böl-kalla,
7
8
9
König] von Assur machte er.
D в der König') aus Assyrien nach Sippar?)
kam.
Adad-aplu-iddin Sohn von Itti-Marduk-balatu die
Aramüer und den?) König von Im. Gi.
Zeie die Städte alle von [Akkad bis nach]
ad-Idiri, Dar-ilu,
10. — sa a warfen sie. Die Sutä erhoben sich,
die Beute von Sumer und A[kkajd
11. in ihr Land n sie. Die Heiligtümer
Marduks .... darinnen....... vollendete.
12. Simmas- Abu, Sohn SC Irb&-Sin, der rid von
13. den Thron des Bél-napbar von E-kur-igi-gal
machte
14. Im Nisan“) des Jahres 5 des Königs E-ul-bar-
zakin-zum
1) Es steht hier das Zeichen nis, man.
1) МЕ. Ut.
*) Ich móchte hier Objekte, nicht Subjekte sehen,
zar Im. Gi. will King entgegen meinem Vorschlage
nicht als Bezeichnung für „König von Chaldaea“
(des „Meerlandes“), sondern als Appellativ: der
„rebellische König“ fassen. Das passt an den Stellen,
wo die Bezeichnung sich findet, ist aber unmöglich,
wenn es hier im Akkusativ steht. Es handelt sich
dann auch hier um den König von „Kaldiland“, der
ja auch sonst mit den „Aramäern“ im Bunde zu sein
flegt. (Uebrigens ist nur Im. Gi. zu lesen, nicht
m. Gi. Da. wie ich in der synchr. Gesch. nach K
1280 (ІП. R. 4, 4) ergänzt hatte. Hier ist statt da
natürlich ба zu lesen: I &u-zu-bu zar Im. Gi ša šar-
ra-ut babili ra- ma- nu-· uũ u-tir-ru.
t) bo ist doch wohl zu fassen, nicht parakku, wie
t.
ORIENTALISTISOHE LIT TERATUR-ZRI TUNG.
den „Elamiten“,
[November 1907.] 590
15. des Jahres 14.
16. des Jahres 4 von A-e-apil-ugur.
17. des Jahres 1 des Königs Nebü-mu-
kin-apli.
18. des Jahres.. . .]
Rand 1 des Jahres]
2. des Jahres . . Р
3. des Jahres . . . des Königs.
abb]i-iddin
На 1ͤĩ Adad-nirarli, König von Assur zur
Zeilt von Samas-mudammijk
eee Zeit von Nabd-zlum-ukin Tukulfti-
inib, König von] Assur
айтар eid: Sohn von Nabũ- um-
kinn
6 Sohn von |Nabw-aple-iddin
Marduk-bel-u-sa[-te
Zur Zeit von Marduk-bala(-su-[ikbi's, Sohnes
von] Marduk-zakir-um,
zwei] Jahre war kein König im Lande
Erba-Marduk, Sohn von Marduk-s&kin-3um
ergriff im zweiten Jahre die Hände Bels
und des Sohnes Bels.
Die Aramäer, welche während der Zeit der
Anarchie?) die Felder der Bürger von Baby-
lon und Borsippa weggenommen hatten,
schlug er, brachte ihnen eine Niederlage bei.
12. Die Felder und Gärten nahm er ihnen ab,
gab sie den Bürgern von Babylon und Bor-
вірра.
13. Im selben [Jahre] іп Sag-ila und Zi-da ...
den Thron Bels stellte er auf.
ee 9 o е е a o
un. S » Y t
—
e
ка
Fa
11100 E E Erba-Marduk nach Babylon
15 ea m8 Erba-]Marduk aus ,
zog aus
I8. oss Nabü.na]sir
Dis 135 там ?
18. [Im dritten Jahre |в, König
Tukulti-apil-esarr
von Assur setzte sich auf den Thron.
19. [Im Б. Jahre Ummanigas, König von Elam]
setzte sich auf den Thron.
Zeile 8: Wie der Widerspruch mit der
synchronistischen Geschichte zu lösen sid
bleibt offen: Adad-aplu-iddin ein Em
kómmling oder der Sohn von Itti-M uk
balatu. Im letzteren wird man doch den
König dieses Namens zu sehen haben, der
aus einer Inschrift des Berliner Museums
(Unters. altor. Gesch. S. 139; Vorderasia-
tische Schriftdenkmäler der Königl. Museen
zu Berlin I S. 96) bekannt ist. Dass er in
diese Dynastie gehören würde, war zu ver-
muten, seine Ejnreihung macht aber nun
eber noch mehr Schwierigkeiten. Wenn
unsere Chronik ein Versehen gemacht hat,
so möchte man ihn zwischen Marduk-nádin-
abi und Marduk-säpik-zör-mäti (der in Wahr-
heit sein Sohn gewesen sein könnte) ein-
schieben.
Zu 16. Ae-aplu-ugur nimmt King als
er eine Dynastie für sich
1) ina Bi-kil-tu u eab-mas-tu; von King irrig als
Lündernamen oe und Sw-bar-ta ust Su-ber-
ta und Babylon en weit auseinander.
591 [No. 11.)
bildet. Dass Nabü-mukin-apli der erste
Kónig der nüchsten Dynastie ist, hat man
nach dem Grenzsteine vermutet, sicher ist
es nicht. Ев ist vorläufig noch mit der
Möglichkeit zu rechnen, dass die beiden die
No. 8 und 4 dieser Dynastie sind, welche
noch frei sind (s. Auszug S. 18). In diesem
Falle würde diese Schwierigkeit wegfallen,
welche im babylonischen Namen des Ela-
miters liegt. Ich möchte aber vor der Hand
Kings Annahme ebenfalls vorziehen, wozu
auch das folgende besser stimmt.
Die Reihenfolge der Könige No. 5 ff. ist
dann:
Samaz-mudammik
Nabfl-zum-izkun
ein unbekannter?
Nabü-aplu-iddin
Der unbekannte würde дег... ahhli-
iddin von Rand 3 sein. Da aber vor Näbü-
aplu-iddin, wie unsere Chronik zeigt, noch
abü-Sum-ukin einzuschieben ist, so muss
der Platz dafür durch Streichen eines der
beiden unbekannten 3 und 4 gewonnen
werden, sodass man also erhält:
Nabũ-mukin-apli
—— onate 12 Tage (Liste)
ein unbekannter
Samaz-mudammik
Раз аша пъ, im Kriege mit Adad-nirari II König
worden.
NabA-3um-ukin, Vater des folgenden. Zeitgenosse Tu-
kulti-Ninib.
Nabü-aplu-iddin, Sohn des vorigen.
Dabei ergibt sich die Gleichzeitigkeit mit
den assyrischen Kénigen zwanglos, denn wir
wissen, dass Nabü-aplu-iddin 854 starb und
mindestens 31 Jahre regiert hat, sein An-
fang fällt also ungefähr mit dem von Assur-
nasirpal (886) zusammen. Sein Vater kann
demnach end mit dessen Vater, und sein
zweiter Vorgänger mit dessen Grossvater
Adad-nirari gleichgesetzt werden. Das be-
stätigt die Ergänzung in
Rs. 3: Tukul[ti-Ninib] nicht Tukulti-apil-
eSarra П, Ururgrossvater von Assurnasirpal,
wie King hat.
[Nabüljaplu-iddin ist zu ergänzen, er ist
der Zeitgenosse Assurnasirpals, dessen Tod
Salmanassar II für 854 berichtet.
Rs. 4.5. Dann ergibt sich ohne weiteres,
dass Marduk-za-kir-Sum der bisher Marduk-
nädin-Sum (Marduk. Ма. Mu) gelesene Sohn
Nabü-aplu-iddin’s ist, dessen Streitigkeit mit
seinem Bruder Marduk-bel-usäte (auch ein
König Im. Gil) Salmanassar die Gelegenheit
zum Eingreifen in Babylonien gab (852/51).
In Zeile 5 ist also der Name Marduk-bel-
usäte zu lesen (King: Marduk-bel-u-Se . . ).
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[November 1907.) 692
Als dessen Nachfolger ist dann Marduk-
balatsu-ikbi, der Zeitgenosse von Šamši-Adad
bekannt. Die einzig denkbare Ergänzung in
Rs. 6 ist doch wohl mar Marduk-zäkir-Sum.
Rs. 7. King hatte an die 8 Jahre nach
der Zerstérung Babylons um 689 gedacht
und damit alles folgende falsch angesetzt.
Man kann mit Rücksicht auf 2. 9 [zwei]
ergänzen, jedoch ist das nicht sicher. Erba-
Marduk ist natürlich derjenige, als dessen
ilittu sich Merodach-Baladan im Berliner
Grenzstein bezeichnet!), also dessen Vater,
der damit nunmehr eingereiht ist.
Rs. 16. Die Ergänzung zu [Nabà-na]sir
ergibt sich von selbst, sobald man die rechte
Zeit hat.
Rs. 17. Einen der folgenden in der Königs-
liste genannten Namen (Nab8-nádin-zér, Nabû-
Sum-ukin, Ukin-zér) kann man nicht ergánzen,
da Z. 18 noch in die Regierung von Nabu-
naşir fällt.
Rs. 18. 19. Der Regierungsantritt von
Tiglat-Pileser und Ummanigas wird genau
so wie in der babylonischen Chronik
berichtet, mit der daher die Verbindung
hergestellt wird.
ie Chronik aus dem 11. Jahrhundert,
welche vorwiegend religióse Angelegenheiten
und portenta berichtet, bietet Teine grosse
eschichtliche Ausbeute. Dass der im An-
ang erwähnte Konig... Sum-li-bur, der
bereits von einem Gewichte bekannte und
als letzter der vierten Dynastie anzusetzende
Nabü-Sum-li-bur ist, hat King selbst nach-
getragen (Proc. Soc. bibl. Arch. 1907, 221).
Die Stelle dieses Königs ist damit festgelegt.
Sonst gehören die berichteten Ereignisse
der Regierung von Nabü-mukin-apli an. Auf
diese Einzelheiten einzugehen, führt zu weit,
Hervorgehoben möge die Angabe über einen
Vorstoss der Aramäer sein (III 6), wobei
das bäb nibiri von Kär-bil-mätäti von ihnen
besetzt werde. Das sieht mir weniger wie
ein ,ferrygate“ als wie ein Brückenkopf
aus, sodass nibiru also hier eine Brücke sein
würde, denn an eine Furt kann man doch
hier kaum denken. Da es darauf unmittel-
bar heisst: „der König ging nicht hinüber.
Маһй kam nicht, Bél zog nicht aus“, so
möchte man vermuten, dass es sich um einen
Fluss- oder Kanalübergang zwischen Baby-
lon und Borsippa handelt. Da das Neujahrs-
fest auch für die folgenden 9 Jahre nicht
1) Der Unterschied, den King in einem Nachtrag
(Proc. Soc. Bibl. Arch. 1907, 221) zwischen dem — von
ihm nach 688 angesetzten — Erba-Marduk und dem
des Entengewichtes machen möchte, wırd dadurch
natürlich hinfällig.
698 (Ко. 11.)
rite gefeiert werden konnte, so war das wohl
eine Folge dieses Streiches der Aramäer.
Die innere Lage im Königreiche Babylon
wird dadurch hübsch beleuchtet.
In einer Angabe (II 14) glaubt King
eine Erwühnung einer Sonnenfinsternis zu
finden, um deren Bestimmung er sich be-
müht hat. Es wäre freilich wohl nur von
Wert, wenn wir das Jahr dieser Sonnen-
finsternis einigermassen geschichtlich be-
stimmen könnten, denn so lange wir für die
Bestimmung der Regierungszeit Nabü-mu-
kin-apli’s keine engen Сева ziehen künnen,
würde uns eine solche Erwühnung kaum
sehr fördern. Aber es will mir nicht ein-
leuchten, dass die Chronik in allgemeinen
Ausdrücken von einem solchen Ereignis
sprechen sollte, statt mit dem feststehenden
terminus. „Samsu atala istakan“ heisst es
für das Jahr 763 in der limu-Chronik mit
dem terminus und diesen müsste man auch
von einer Chronik der portenta erwarten.
Statt dessen meldet die Chronik (II 14).
„am 26 Sivan des 7. Jahres wandelte sich
der Tag in Nacht, Feuer am Himmel.“.
Wenn man an Herodots (I 74) Nachricht
über die von Thales vorausgesagte Sonnen-
finsternis denkt, so fällt freilich die Gleich-
heit des Ausdrucks auf, allein für eine ba-
bylonische Chronik würde ich bis zum Be-
weise des Gegenteils doch eine andere Aus-
drucksweise erwarten und darum hier doch
lieber an ein atmosphärisches Ereignis denken.
September 1907.
Arthur Rosenzweig, Das Wohnhaus іп der Miänah.
Berlin (Louis Lamm) 1907. 2,50 M. Bespr. von
F. Perles.
Die vorliegende Arbeit, mit der der Ver-
fasser sich in der Wissenschaft einführt,
enthält eine fleissige, sachkundige Bearbei-
tung des in der Mischna und den verwandten
tannaitischen Schriften zerstreuten Materials
und ist um so dankenswerter, als bisher die
Realien in der rabbinischen Literatur nur
selten eine 5 Behendlung erfahren
haben. In den Anmerkungen hat der Ver-
fasser eine Fülle von lexikalischen Bemer-
kungen niedergelegt, die allerdings in man-
chen Fällen der Berichtigung bedürfen, wie
nachstehende Beispiele zeigen sollen.
S. 1 Z. 1 v. u. ows 0°55 bedeutet an
der betr. Stelle nicht „schöne Hausgeräte“,
sondern „schöne Kleider“. Diese schon im
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(November 1907.) 594
bibl.-hebr.!) belegte Bedeutung hat eine voll-
kommene Parallele іп агат. wo.
S. 8 Anm. 2 олоо ist zweifellos von
geAoviíg abzuleiten, wie bei Dalman s. v.
richtig angegeben. Beide Worte sind in der
Bedeutung „Schemel“ nachzuweisen. Diese
schon früher von mir gegebene Ableitung
findet eine Stütze u. a. in der Tatsache, dass
yehovis auch Judith 14, 15 vorkommt, also
im jüdischen Griechisch geläufig war.
S. 10 Anm. 2 up ist nicht von run-
cina, sondern genauer von der griechischen
Form óvx&vg abzuleiten.
S. 11 Anm. 8 710 = ‚du findet sich auch
b Aboda zara 75> wn мо (Kohut V 91°.
НатКауу (лг 87 Anm. 2).
S. 15 Anm. 4 5»"mw ist nach Halévy
(Revue Sémitique 1907, 110) von pers. ar-
dikar abzuleiten. Das Wort ist jetzt auch
in den ,Aramaic Papyri“ von Assuan (F 2.
G 2) belegt.
S. 16. Eine andere Bezeichnung für
„Zirkel“ ist Mm = фар тт, wie der Verf.
selbst a. a. St. richtig angibt (S. 23 Anm.
4 Ende).
S. 18 Anm. 2 bobo pw hat nichts
mit ass. palámu zu tun, sondern ist deno-
miniert von dem in der Mischna belegten
nop = rij loud (Krauss Lehnw. II 446°).
S. 19 Anm. 8 kutalla lies kutallu.
S. 43 Anm. 2. Im rabbinischen on
sind zwei griechische Worte zusammen-
gefallen: 1) Yvosos „Schild“, 2) 96 „Fen-
ster“. Letzteres wäre vom Verf. zu nennen
gewesen.
S. 50 Anm. 5 ppm im T zu Prov.
7, 6 ist mit Porges*) von Әоражоу Brust-
wehr“ 3) abzuleiten. Das p ist also nicht
Pluralendung, sondern ist Wiedergabe der
Endung гу, der im vulgärgriechischen regel-
mässigen Verkürzung von sop.
S. 53 Anm. 5 ророр ist nicht direkt
von cancellus, sondern von der griech. Form
xiyxAig abzuleiten.
S. 53 Anm. 7 * lies pe e)
S. 54 Anm. 2 papoda = xsọfixdgiov schon
bei J. Perles Etym. Studien 6 Anm.
S. 56 Anm. 6 nie wie bh. pi geht
nach Haupt (zu 1. Kön. 7, 28) auf assyr.
šulbú zurück.
1) Deut. 22, 5; Sir. 45, 8.
) Zeitschrift f. hebr. Bibliographie 1903, 139.
D Auch das Bereschit Rabba 12, 13 vorkommende
wpn ist mit Löw (bei Theodor z. St.) als Әораша
zu erklären.
595 (Ко. 11.)
S. 59 Anm. 5 y» n „Hof“ ist entlehnt
aus dem gleichbedeutenden assyr. tarbagu.
S. 60 Anm. 10 ^5 ist auf Grund der
Variante n» als лоостас̧ zu erklären,
wie Lów (bei Krauss II 484) überzeugend
nachgewiesen hat.
Königsberg i. Pr.
J. Rosenberg, Phónikische Sprachlehre und Epi-
graphik. Wien, A. Hartleben. o. J. M. 2.
Das vorliegende, sehr wohlfeile Buch ist im
wesentlichen nach Pietschmann, Schröder und Lidz-
barski zusammengestellt. Sein wissenschaftlicher
Wert ist bescheiden. Die im Texte verwendeten
phoinikischen Typen sind nicht gerade glücklich
gewühlt. Für die Aussprache sind wichtige Quellen
wie die Widergaben der Keilschriftliteratur unbertick-
sichtigt gelassen. Trotz dieser und mancher anderer
Müngel ist das Buch doch für den Anfünger, der
sich schnell mit der phoinikischen Sprache und mit
ihren Denkmälern obenhin bekannt machen will, zu
empfehlen, da der Verfasser die Bedürfnisse des
Lernenden in den Vordergrund stellt und mit Weg-
lassung der Einzelforschungen das nach seiner Mei-
nung Gesicherte in kurzer und praktischer Fassung
zu bieten sucht. B
Ein demotisches Ostrakon mit jüdischen
Eigennamen.
Von W. Spiegelberg.
Flinders Petrie!) hat bei seinen Aus-
grabungen in Tell el Jehádije an der Stätte
des Oniastempels ein demotisches Ostrakon
gefunden, welches nicht nur den Demotiker
interessiert. Der Schrift nach gehórt es in
die erste Hälfte der Ptolemäerzeit (etwa
Ptolemaios I—IV) und sein Inhalt ist von
Griffith richtig erkannt worden. Wenn
ich auf den in Lichtdruck und Faksimile
vortrefflich veróffentlichten Text hier noch
einmal zurückkomme, so liegt der Grund da-
rin, dass er an einer dem Nichtägyptologen
nicht leicht zugünglichen Stelle steht, und
dass ich in einem Punkte weiter gekommen
bin als mein Vorgünger. Ich teile zunüchst
Umschrift und Uebersetzung mit.
| WS
| 2.2... tit x]
| Hr- Da- hy tb[.t x]
) Hyksos and Israelite cities — London 1906
Tafel 24 und 27 — Text 8. 26.
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[November 1907.] 606
| Gti (l Se Wi tb[.t x]
| Ыт NL) [tx]
| Hr-hb Dåd-hr 4 х]
| Ре-..?.. [x] Ziegel
| Harchebis, (Sohn des) Teos [x] Ziegel
| Sbti [x] Ziegel
| em [x] Ziegel
| Harchebis (Sohn des) Teos [x] Ziegel“
Das Hauptinteresse dieser Rechnung)
über Lieferung von Ziegeln liegt in den
beiden Eigennamen Z. 4 und 5. In dem
letzteren hat bereits Griffith den jüdischen
Namen Abraham in der Form CS erkannt.
Der erstere ist nun ebenfalls jüdisch, denn
er ist gewiss mit D]) (Esra 10, 15. Neh.
8, 7. 11, 16) identisch. Also waren unter
den 5 Ziegelstreichern 2 Juden. Da das
Ostrakon auf dem Boden des Oniastempels
gefunden ist, an der Stätte einer jüdischen
Ansiedelung, ist dieser Befund nicht weiter
wunderlich,
Altertums-Berichte
aus dem Kulturkreise des Mittelmeers.
143. Vermutlich in der Burg des Nestor zu
Pylos wurde ein kostbarer mykenischer Goldring ge-
funden und beiseite geschafft. Er tauchte in Athen
auf, wo er von dem Kultusminister Stephanopulos ge-
sehen wurde, und ist seitdem verschwunden. Sein
elliptischer Kasten bestand aus einer Goldplatte, die
durch zwei in der Mitte sich kreuzende Schlangen-
linien in vier Abschnitte geteilt war, deren jeder
eine Darstellung trug: einen ruhenden Lówen, eine
Frauengruppe in mykenischer Tracht, eine Männer-
gruppe, einen Altar mit einem Greifen darauf. Da-
vor stehen Frauen mit aufgehobenen Händen, da-
hinter bringt ein Mann eine Opfergabe dar. (Voss.
Ztg. 1907, No. 399.) B.
1) Ein ühnliches demotisches Ostrakon besitzt
auch die Strassburger Bibliothek.
3) Der Name findet sich auch sonst, s. B. Lidz-
barski: Ephemeris I 334 = Jaa datos, ferner als
“ашфа?а106 u. varr. in griechischen Papyrus der röm,
Kaiserzeit. Ueberall dürfte es sich um Juden handeln,
597 [No. 11)
Babylonien.
144. (Vgl. No. 111). Banks gibt in Putnams
Mag. einen Bericht über seine Ausgrabungen in Bis-
maya. Die etwa 40 Fuss hohen Ruinen bestehen
aus einigen parallelen Hügelketten, die 1 engl. Meile
alng und eine halbe breit sind. Sie werden von dem
Bett eines alten Kanals durchschnitten. Die Hügel-
gruppe war über und über mit zum Teil uralten Ton-
scherben bedeckt. Es gelang, einen Tempel aus dem
dritten Jahrtausend zu finden. Weiterhin fand man
eine Platform aus plankonvexen Ziegeln. Man ging
bis 14 m tiefin die Erde vor. Die obersten Schichten
etwa bis zu einer Tiefe von 2½ m sollen nach В.
der Zeit von 2750—4500 v. Chr. angehören. Ge-
fanden wurde ausser zahlreichen Speerspitzen, Pfeilen,
Tontafeln usw. der Kopf semitischen Typus’ einer
Alabasterstatue. Ein Gefäss trägt die Darstellung
eines Zuges grotesker Figuren; es wurde überhaupt
eine grosse Menge von Gefässen aus Onyx und Por-
phyr zutage gefördert. Eine Statue, deren Kopf
que &n anderer Stelle gefunden wurde, war die
eranlassung, dass die Arbeiten eingestellt werden
mussten. Die Araber der Wüste raubten sie. Als
Banks sie auf diplomatischem Wege wieder zu er-
langen suchte, erreichte er es zwar, aber er musste
die Grabungen abbrechen. Ев erscheint sicher, dass
die ältesten Bewohner Mesopotamiens ihre Toten ver-
brannt haben. Banks will eine derartige Brandstütte
in Bismaya entdeckt haben. (Nordd. Allg. Ztg. 1907,
No. 243.) B.
Mitteilungen.
G. Schweinfarth berichtet von einem Eolithen-
funde, den Rutot in der Nühe von Boncelles bei
Lüttich gemacht hat. Es fanden sich Behausteine,
Ambossteine, Messerklingen, Schaber, Hobelschaber,
Durchlocher und Worfsteine in zweckmüssig ausge-
suchten Formen. Die Fundstelle ist einmal ein Tal am
Strande des Meeres gewesen. Letzteres hat dann das
Land überflutet und Sandmassen darüber abgelagert.
6 m über der Fundstelle fand man elf für das obere
Oligozän charakteristische Konchylienarten. Der glück-
liche Finder hat sich am 30. Sept. die Richtigkeit
seines Fundberichtes durch 34 belgische Geologen
und Prähistoriker, die am Fundorte erschienen waren,
bestätigen lassen. Somit ist dieser Fund der Alteste
Zeuge für die Geschichte des Menschengeschlechts.
(Voss. Ztg. 1907, No. 495.) B.
Personalien.
Prof. Dr. P. Schwarz geht vom Orientalischen
Seminar in Berlin nach Leipzig zurück. An seine
Stelle tritt für Arabisch Professor Dr. G. Kampff-
meyer, vorher Privatdozent in Halle. An die Stelle
des verstorbenen Foy tritt fär Türkisch ebendort
Dr. Giese, vorher Privatdozent in Greifswald.
Zeitsehriftensehau.
The Academy. 1907.
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40. F. Cabrol, Introduction aux études liturgiques;
id., Dictionnaire d’archéologie chrétienne et de litur-
gie, bespr. v. P. Lejay. —
41. Ch. Gilliard, Quelques róformee de Solon,
bespr. v. A. Hauvette. —
Revue des Deux Mondes. 1907.
Ier Sept. P. Arminjon, La crise financióre égyp-
tienne.
Revue des Études Juives. 1907.
107. А. Darmsteter, Les Gloses françaises de
Raschi dans Ja Bible. — J. Levi, La colonie juive
d’Assouan au Ve siècle avant l'ère chrétienne. — J.
Lévy, Notes sur la géographie biblique de Josèphe. —
V. Aptowitzer, Mélanges (Sur le nombre dee peuples
de la Bible; Les additions de la Septante dans I
Samuel V, 6, 9; La traduction du té e dans
le Targoum des Proverbs; Sur la lógende de Ja chute
de Satan et des anges; Notes d'histoire littéraire). —
M. Liber, Le commentaire du Pentateuque attribué
à Ascher b. Yehiel et le manuscrit hébreu No. 309
de Dresde. — J. Wellesz, Hayyim b. Isaac Or Za-
rou&. — M. Schwab, Version espagnole des Alphabets
de Веп-Віга. — A. Danon, Quelques Pourim locaux. —
J. Lévi, Le martyre des sept Macchabées dans la
Pesikta Rabbati. — D. Simonsen, Les marchands
juifs appelés ,Radanites"*. — М. Jusselin, Projet,
3 опоо t En un des Ж. dine
ean e Bon. — 8, Eppenstein, Zur igung
der Exegese Joseph Kara's (Avec: W owe wo vorra
ФЕ) pyow оелотр “> тло Yin mp aor] bespr. v.
8. Poznanski
Revue de l'Histoire des Religions. 1907.
LVI, 1. 8. Réville, Les Ae de l'Eucharistie. —
8. Reinach, Mercure ierg ale. — R. Basset, La
connaissance de l'Islam au Moyen Age. — 8. Shaku,
Sermons d'un abbé bouddhiste, bespr. v. P. О. —
M. Lidsbarski, Altsemitische Texte, bespr. v. B. Dus-
saud. — W. v. Landau, Die phönizischen Inschriften,
bespr. v. id. — M. Peisker, Die Besiehungen der
Nichtisraeliten su Jahve, bespr. v. M. Lambert. —
W. Otto, Priester und Tempel im hellenistischen
Aegypten, bespr. v. A. Moret. — H. Oort et G. Wilde-
boer, Platenatlas tot opheldering тап bijbelsche
oudheden, bespr. v. J. Réville. — H. Monnier, La
mission historique de Jésus, bespr. v. id. — S. Aris-
tarchis, ®wtlov sei б bespr. v. J. Ebersolt. —
E. Lunet de Lajonquiére, Ethnographie da Tonkin
septentrional, bespr. v. A. Gabaton. — A. dre,
Les livres sacrós du Cambodge; id. Oambodge. Le
roi, la famille royale et les femmes du palais, bespr.
v. id. — R. H. Charles, The Ethiopio Version of the
608 (No. 11.)
Book of Enoch, bespr. v. R. Basset. — L. Caetani,
Annali dell’ Islam, bespr. v. id. —
Boo. Geogr. Ital. 1907.
VIII 10. A. B. Il commercio della Tunisia nel
1906. — id, La produzione olearia del vilayet di
Tripoli. — 14. Il movimento commerciale del Bena-
dir. — Université Saint-Joseph Beyrouth, Mélanges
de la Faculté Orientale I., bespr. v. I. G.
Le Tour du Monde. 1907.
24. P. Delté, L'irrigation de la vallée du Nil
et le barrage d'Assouan.
26. Ch. Desfontuines, Comment Ja Perse est
devenue une Monarchie Constitutionelle. — Le Voy-
age du Docteur Sven Hedin ап Thibet.
26. Les Juifs repeuplent la Palestine.
28. Le Territoire du Tchad et les dangers qui
le menacent. — Le Recensement de la Tunisie. —
Les Chiens de Constantinople.
29. Ch. Géniaux, Les Industries indigénes en
Tunisie. — La Maladie du Sommeil et la Mission du
Dr. Gustave Martin en Guinée et au Congo.
80. Oh. Géniaux, Les Industries indigènes еп
Tunisie.
81. La Mise en valeur des grandes Oasis égyp-
tiennes du déssert de Libye. — La Mission du capi-
taine А: naud à travers le Sahara.
82. La Rivalité de l'Angleterre et de Ја Russie
sur la frontióre perso-afghane.
84. L'État sanitaire des Arabes en Tunisie. —
35. L. Byram, Une Fête japonaise à Séoul. —
E. Weisgerber, Trois mois de campagne au Maroc,
pr. v. —
86. Le Nouveau Sultan du Maroc et la, Polyarchie*
e. —
87. J. Charles, Les Luttes d'influence dans le
golfe Persique, bespr. v. —
88. L'industrie des Tapis au Maroc. — G. Marcay,
L'Art en Algérie I. bespr. v. —
89. Oh. Alluaud, Voyage au Soudan ógyptien. —
40. P. Richard, Bateliers et Batellerie de la Chine.
41. Les Travaux de la Mission hydrographique du
Магос. — Major Sykes, A travers la Perse orientale,
bespr. v. |
42. Indications pour les voyageurs du Тгарв-
sibérien.
43. W. Altmann, Palast und Wohnhaus im
Altertum.
Umschau. 1907.
XI 26,27. H. Winckler, Die ebnisse der Aus-
grabungen im Gebiete der Keilschriftkultur. (Die
älteren Grabungen kurz berübrend, verweilt er stets
unter Aufrollung des welthistorischen Zusammenhanges
länger bei denen in Niffer, Tello, Bismaya, Assur und
Babylon). Ferner spricht er von seinen Arbeiten in
Boghazkdi, die die Geschichte des Chattireiches in
ein ungeahnt helles Licht zu setzen berufen sind, und
1) Koldewey lässt er unserer Ansicht nach zu viel
Ehre widerfahren. Wir huben schon mehrmals darauf
bingewiesen, dass die Wissenschaft vom babylonischen
Altertume durch fast nur den Wünschen der Archi-
tekten dienende und deswegen die Historiker, Philo-
logen und Archäologen enttäuschende Ausgrabungen
erheblich mehr Schaden als Nutzen hat. Trotzdem
man schon acht Jahre gearbeitet hat, fehlen noch
immer genaue Fundberichte. Die kleinen orientie-
renden Heftchen ersetzen solche keineswegs. D. Red.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[November 1907.) 604
von den Ausgrabungen in Susa, die die gleiche Be-
deutung für Elam haben. So wie Kleinasien das
Bindeglied zwischen der babylonischen und griechi-
schen Kultur gewesen ist, so ist Elam die Brücke
nach dem Osten hin.
Wochenschr. f. klass. Philol 1907.
28. H. Schmidt, Jona. Eine oe une sur
vergleichenden Religionsgeschichte, bespr. v. C. Fries.
29. P. Wendland, Die hellenistisch - römische
Kultur in ihren Beziehungen zu Judentum und Christen-
tum. bespr. v. Soltau.
90. F. J. Engel, Ethnographisches zum Home-
rischen Kriegs- und Schützlingsrecht, bespr. v. C.
Harder.
33/34. C. Thulin, Die etruskische Disciplin.
I. Die Blitzlehre. II. Die Harnspicin, bespr. v. H.
Steuding.
Zeitschr. £ d. Gymn.-Wesen. 1907.
August-September. О. Pfleiderer, Die Entstehung
des Christentums, 2. Aufl, bespr. v. A. Jonas. —
J. Kromayer, Antike Schlachtfelder. IL Die helle-
nistisch-römische Periode, bespr. v. Е. Reuss. —
Jahresberichte des Philologischen Vereins zu Berlin:
W. Nitsche, Zu Xenophons Anabasis.
Zteohr. f Missionskunde. 1907.
7. H. Haas, Das Seelenleben der Japaner. —
E. Littmann. Die Heldentaten des Dom Obristoph da
Gama in Abessinien, bespr. v. H. Haas. — P. Deussen,
Outlines of Indian Philosophy with an Appendix on
the Philosophy of the Vedänta in its Relations to
Occidental Metaphysics, bespr. v. id.
9. H. Haas, Das Seelenleben der Japaner.
Zeitschr. £ d. Österr. Gymn. 1907.
6. Н Gunkel, Elias, Jahwe und Baal, bespr. v.
G. Juritsch.
7. E. Herzog, Das mechanische Moment in der
Sprachentwicklung.
Zeitschr. f. Kirohengesoh. 1907.
XXVIII 3. P. Drews, Ueber altägyptische Tauf-
gebete. — P. Wendland, Die hellenistisch-römische
Kultur in ihren Beziehungen zu Judentum und Christen-
tum, bespr. v. J. Leipoldt. — O. Holtzmann, Neu-
testamentliche Zeitgeschichte, 2. Aufl, bespr. v. K.
Erbes. — F. C. Burkitt, Urchristentum im Orient,
deutsch von E Preuschen, (u.) A. Metzger, Les quatre
évangiles. Matériaux pour servir a l'histoire des ori-
gines orientales du christianisme, bespr. v. J. Leipoldt.
— W. Hess, Jesus von Nazareth, bespr. v. K. Erbes.
— A J. Edmunds, Buddhist texts quoted as acrip-
ture by the gospel of John, bespr. v. K. Erbes.
Zeitschr. 7. Neutest. Wiss. 1907.
VIII 3. J. Kreyenbühl, Der Apostel Paulus und die
Urgemeinde. — F. ©. Conybeare, Epiphanius on the
Baptism. — Eb. Nestle, Zum Mantel aus Kamels-
һаагеп. — id, Zwei griechisch - lateinische Hand-
schriften des Neuen Testaments. — id., Jüdische Pa-
rallelen zu neutestamentlichen Wundergeschichten. —
S. Fraenkel, Zu Alt. 2.
Zeitschr. f. vergl. Spracbforsch. 1907.
Bd. 4i. Н. 3. F. N. Finck, Der angeblich pas-
sivische Charaktar des transitiven Verbs.
Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg L Pr., Schönstr. 188 J.
Verlag u. Expedition: Wolf Peiser Verlag, Berlin S., Brandenburgstr. 11.
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10. Jahrgang.
15. Dezember 1907.
M 12.
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Redaktion der 0. L. Z., Wolf Peiser Verlag, Berlin 8. 42, Brandenburgstr. 11.1.
Stdarabisehes VI.”
Von Martin Hartmann.
Zwei neue Kónige von Saba’ und Da
Raidän und Namendubletten. — Mit
Brief 4. 4. Sanaa 3. Juli 1907 sandte mir
Hermann Burchardt drei Photos von In-
schriften, die ich Burchardt 6, 7, 8 nenne.
Von ihnen hat Burchardt 6 („Länge 32 cm,
Breite 19 cm, Buchstabenhóhe 1!/, cm“) hohe
Bedeutung. Dieses Denkmal löst ein Rätsel,
über das viel Tinte verspritzt wurde. In
Gl. 891, behandelt von Glaser, Abessinier 83f.
und im Anschluss an ihn von Winckler,
Die sabüischen Inschriften der Zeit Alhan
Nahfan’s (Mitt. VAG. 1897 333 und 347 f),
wird ein König von Saba’ und Düraidän
Namens Sá'irum Autar zusammen mit den
beiden Königen von Saba’ und Düraidän
Ilisarah Jahdib und Ja'zil Baijin, Söhne des
Kónigs von Saba’ Fari‘um Janhab genannt.
Man zerbrach sich den Kopf, wie Säirum
Autar, den man nur als Sohn des Hamda-
niden ‘Alhan Nahfän kannte, da so freund-
schaftlich neben seinen bósen Feinden aus
der alten Dynastie vorkommt. Das Miihen
war unnütz. Burchardt 6 lehrt uns, dass
es einen König von Saba’ und Düraidän
namens Sa’iram Autar aus eben jener alten
Dynastie gab. Die Inschrift lautet in Ueber-
1) Durch ein Versehen ist der Artikel „Süd-
arabisches* in der Nummer vom 15. Aug. d. J. als
IV beseichnet. Er war V.
maqah, der Parteifahne
setzung, soweit sie erhalten: ,(1) Sa‘adlat
Aukan und Tah.......... (2) und Ra-
bibum und Kalbum, Banü (3) Tazallud(?),
weihten ihrem Patron (4) Almaqah Tahwän,
Herrn von Ra (5) twän diesen Stier und sein
Ma‘las, (6) weil er ihnen geschenkt hatte die
(7) Gunst ihrer beiden Herren Sa‘irum (8)
Autarund......... , (9) der beiden Könige
von Saba’ und Düraidän, und (10) weil er
seinem Knechte geschenkt hatte das. . (11)
RER und in Ma‘laga (12)tänund......
(13) .. und sie beschenkt hatte mit Gesund-
heit des Leibes (14)..... und sie hützt
hatte vor Schädigung (15)...... Almagafh),
Herr von Ratwän“.
Ich gebe diese Uebersetzung unter Vor-
behalt, und gebe sie schon jetzt nur deshalb,
weil die Hauptsache durchaus sicher ist und
durch die Wiedergabe das unnütze Speku-
lieren über Gl. 891 verhindert wird‘). Denn
wer die Inschriften mit dem Auge des Histo-
rikers, nicht mit dem des reinen Philologen
oder dem des hastenden, an der Oberfläche
haftenden Geschichtskonstruktors betrachtet,
sieht, dass die Erwähnuug des Gottes Al-
er altsabäischen
ı) Bearbeitung mit Beigabe der op. ist in
Vorbereitung. Ueber den Duktus der Schrift hier
pur, dass er, selbst in unscheinbaren Einzelheiten
dem von OM Antiqu. No. 17 gleich ist (а. Tafel
ZDMG XXXIII, 485).
607 (No. 12.)
Dynastie, nicht gestattet, in S&'irum Autar
von Burchardt 6 den bekannten Hamdaniden
zu sehen, sondern nur ein Mitglied eben jener
alten Dynastie, der auch Fari‘um Janhab
und seine Sóhne angehóren. Leider ist der
Name des Mitkónigs in Zeile 8 nicht mehr
festzustellen; es scheint auf Autar zu folgen:
„und Hjw (oder Htw)“, mehr lässt sich nicht
sagen.
Beleuchtet der Inhalt von Burchardt 6
die Inschrift Gl. 891, so gibt sie auch neue
Rätsel auf. In beiden Inschriften sprechen
Hörige. In Gl. 891 nennen sie sich selbst
[mm ко o om, in Burchardt 6
schliesst man das Hörigkeitsverhältnis daraus,
dass sie den König urd die beiden Könige
ihre Herren nennen. In Gl. 891 bleibt die
Schwierigkeit, dass die Hórigen zugleich von
ihren beiden Herren Ilisarah u. в. w., Königen
von Saba’ und Düraidán, und von ihrem
Herrn Sà'irum Autar, König von Saba’ und
Düraidän sprechen. Man könnte immer noch
an eine Feindschaft zwischen diesen beiden
Gruppen denken, wenn auch die Verweisung
der einen in das hamdanidische Lager aus-
eschlossen ist. Aber es liegt keine Nötigung
а vor. Ich ergünze und übersetze Gl. 891
r 2
Söhne des
© >o e о о 6 6 ео
Danke dafür, dass Almagah ihnen [zur Hilfe
EDAM hat] den Sadiq Ben ‘Abd‘attar Ben
(777 und seine Truppen, die Truppen,
die er gerüstet hatte für ihren Herrn (8)
Sà'irum Autar, König von Saba und Da-
raidän, und dass ihnen zurückgeführt hat (9)
sein (ihr) Herr агат Autar, der Köni
von Saba’ und Düraidän, den Sadiq (10) un
[Ma]rsad ‘Abd‘attar und seine Truppen; und
dafür dass ihnen geschenkt hat (11) Almaqah
seine Hilfe im Lande Chaulän, als bestohlen
hatte (12) ‘A...um, Höriger der Band
(Sippe) Mauqisum den Tempel des Herrn der
Au'àl; (13) und damit ihn beglücke Almaqah
mit Früchten und Erträgen in ihrem Ge-
lande (14) Nach] Charif, und damit ihnen
schenke Álmaqah die Gunst und das Wohl-
wollen (15) irer beiden Herren IIisarah
Jahdib und seines Bruders Ja'zil Baijin, der
beiden Könige (16) von Saba’ und Düraidàn,
der Söhne des Fari‘um Janhab, Königs von
Saba und (17) ihrer Qaile Ratad'auwàm
Jazid, Sippe Hubäb, und der Sippe ‘Annänän
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Dezember 1907.) 608
(18) und ihres Stammes Sirwäh, und damit
er sie schütze vor Schaden und Bedrückung
eines Hassers. (19) Bei ‘Attar und Haubas
und Almagah und bei Tor Ba‘alum und bei
Dat Himäjum (20)..... und bei ‘Attar
Sijamum und ihrem Rub‘ und ihrer Sonne“.
Schon die Erwähnung der Ап! von
Sirwäh und des Stammes Sirwäh hätte davon
abhalten sollen, in diese Inschrift die Ham-
daniden einzuführen. Das Denkmal stammt
aus Sirwäh selbst, und es ist bis jetzt kein
Anhalt dafür gegeben, dass in den Kämpfen
der beiden Dynastien die Hamdaniden den
Hauptsitz der alten Dynastie je eingenommen
haben. Doch diese Fragen lassen sich nur
in dem grossen historischen Zusammenhange
behandeln. Es genügt mir hier, die Haupt-
sachen des neuen Materials vorzuführen: 1. es
gibt einen bisher unbekannten Sa‘irum Autar
der alten Dynastie, 2. er hat einen Mitkünig,
dessen Name sich noch nicht bestimmen lässt,
3. der Almaqah, der in dem Kreise ihrer
Hörigen, der Sıppe Tazallud (?), verehrt wird,
hat den Beinamen Tahwän Ba‘al Ratwän;
der Name Tahwan ist bekannt, vgl. Gl. 138,5
und Mars 1,6. 331); der Name Ba‘al Ratwän
scheint neu zu sein. Die Lesung Ratwän
ist sicher.
Von Dubletten-Namen, die Unheil an-
gerichtet haben, nenne ich noch Jarim Aiman.
Da heisst es in OM Antiquités?) No. 17,1
„der beiden Könige von] Saba’, Söhne des
Jarim Aiman, Königs von баһа“. Glaser
druckte Abessinier 70 Z. lf. ab und be-
merkte: „Das kann nur heissen: 1. [,N. N.
und N. N. die beiden Könige von] Saba, die
Söhne des Jerim Aiman, Königs von Saba
2. [weihten ihrem Schutzpatron Ta-lab von
Rijàm die]se Statue“. inckler a. a. O.
S. 2f. druckt das nach, indem er die Er-
gänzung auch in dem Text anbringt: nen
po xn ml. Glasers Ergänzung ist
falsch, weil er nicht die Inschrift zu Ende
gelesen hat. Winckler hat es ebenso
unterlassen. Die Verwertung dieses Jarim
Aiman für die Konstruktion der Geschichte
bei Glaser und Winckler ist unnütz,
schlimmer, verwirrend. Die Kontrole war
gegeben. Die Inschrift lautet weiter:
(2) weihten dem Almaqah dieses] Bild, weil
1) Otto Weber erinnert mich an Gl. 1546
(= ien 5), 27.
) [Mordtmann], Musée Imp. Ottoman, Anti-
quités Himyarites Palmyréniennes — Som-
maire, Constant. 1898; auch türkisch mit Wied
der Denkmäler in arabischer Umschrift, während im
französischen Katalog wegen der Texte verwiesen ist.
609 (Мо. 12.)
er erhért hat auf die Bitte an ihn .. .(?)
5 n TY pou
тадаһ von (gegen?) Dat (6) 8
ihre Errettung in diesem Jahre (7) .... und
Karib‘att der Hanänite...... EK е е
und zum Danke. . . ). Die Ergänzung
„weihten dem Almaqah*, ist dem Sinne nach
sicher; eine andere Gottheit kann nach dem
Vorkommen des Almagah in V. 5 nicht ge-
meint sein. Den Ta’lab Rijämum hier zu
finden, ist unmöglich. Die Könige, von denen
die Rede ist, sind nicht Hamdaniden, und
Jarim Aiman hat nichts mit ‘Alhän Nahfän
zu tun.
Endlich noch eine ketzerische Vermutung:
auch Ilisarah Jahdib von CJH 140 (= Gl. 119,
8. Abess. 105) ist eine Dublette. Auch der
vorsichtige Mordtmann hält in seiner Be-
arbeitung der wichtigen Inschrift WZKM
X, 169ff. daran fest, dass Ilisärah Jahdib
Kabir Agjänum Gl. 119, 1. 6 identisch sei
mit dem Шбагаһ Jahdib der altsabäischen
Dynastie, der gewöhnlich mit seinem Bruder
Ja'zil Baijio zusammen genannt wird. Die
Heranziehung von Os. 35 ist nicht glücklich.
Denn das ist ein ^n des königlichen Bruder-
aares für Ше Ge 11228 akbirä’u aqjánum,
ie Könige gehörten also dieser Sippe nicht
an. Ich fasse kabir agjänum als „Herzog
von Agjän“; der Titel kabir, der übrigens
zeitweilig auch die Bedeutung von „Statt-
halter“ hatte, war als „Herzog“ beschränkt
auf einige wenige Sippen (Ad jan und Chalil)?).
Ilisarah Jahdib ist „Herzog von Agjänum“
und hat neben, vor oder nach [lisarah Jahdib,
König von Saba’ und Dd Raidän, seinen
Platz, wie etwa ein Friedrich Wilhelm,
Herzog von X, seinen Platz hat neben, vor
oder nach einem Friedrich Wilhelm, Kaiser
von Deutschland.
Zu СІН 37 (= G1. 302). In diesem wich-
tigen Denkmal aus Hadaqün scheint mir bisher
der Hauptpunkt nicht erkannt zu sein. Es
ist durchaus die Regel, dass in den Weih-
inschriften die ratio angegeben ist (n2 Cp
u. Ähnlich). Im Corpus ist bemerkt: „Causa
voti nos fagit, quum titulus inferior perierit".
Ich finde die causa in dem Geretteten. Mit
1) Seltsamerweise gibt der Catalogue: „probable-
ment complet en haut et en bas“ (so auch die
türkische Ausgabe). Oben fehit aber wenigstens eine
Zeile, unten mehrere Zeilen.
*) In der spätesten Zeit (Gl. 618) sind diese Sippen
einfache Dis „Barone“, kabir bleibt dem mediatisierten
König von Hadramöt vorbehalten; s. darüber mein
„Die Arabische Frage" Ausführungen 27. 29.94. Kabir
ist, wie, glaube ich, schon andere ausgesprochen, der
suparvos des Periplus.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Dezember 1907.| 610
Z. 7 beginnt eine ganz andere Art von
Schenkern: die Kónige von Marjab und der
Stamm (das eigene Volk des Königs) баш.
Auch ist das 3n2! 2. 7 bei der jetzigen Er-
klärung nicht anzuknüpfen. Die Weihung
erfolgt, weil der König ausserordentlich reiche,
wertvolle Geschenke erhalten hat. Sie ist
natürlich nur eine Komödie, denn der König,
der dem Gott all die schönen Sachen schenkt,
bleibt ihr Verwalter, also ihr Besitzer. Sprach-
lich ist die Verbindung so herzustellen: Z. 7/8
ist zu lesen an TON |172 [m|n] | 32v | np
»die Qaile von Juhaibib, weilihnen geschenkt
haben die Könige von Marjab*. „ihnen“ be-
zieht sich auf den Stifter Juha'in Dabjàn,
mag man in der Wahl des Suffixes eine Un-
genauigkeit sehen, wie sie sich oft findet,
oder mag man darin eine Beziehung auf die
Sippe (oder hier im besonderen die Vorfahren)
finden. m" statt ND scheint mir unbedenklich.
Nun ist das 312! Z. 8 verständlich, das an r^
anschliesst und andere grosse Schenkungen
einführt, denen gegenüber (entsprechend) der
Stifter seinen alten Besitz stiftete. Es darf
nicht unerwühnt bleiben, dass die alte Er-
gänzung 'Dn3[m"|] gegen sich hat 1. das
äusserliche Indicium des Raumes; der ab-
gebrochene Teil umfasste durchaus mehr als
zwei Zeichen, wenigstens drei; er fasst leicht
die von mir ergänzten vier; 2. eine unerträg-
liche Darstellung: „mit den Geschenken, die
geschenkt haben seine Väter und Oheime
— „denen selbst schenkten die Könige“;
dabei schwebt das folgende 2b іп der Luft,
während meine Ergänzung liefert: „weil die
Könige von Marjab und der Stamm Sam“à
ihnen (ihm) geschenkt haben das Mal“ ab“ usw.
Die Auffindung des salomonischen
Gesetzbuches unter Josia.
Von Hubert Grimme.
Fast einhellig hat die neuere alttesta-
mentliche Exege sich dafür ausgesprochen,
dass das im 18. Jahre der Regierung des
Josia aufgefundene Gesetzbuch im wesent-
lichen mit dem Deuteronomium gleichzu-
setzen sei. Dabei ist sie aber bezüglich der
Auffindung selbst recht geteilter Meinung.
Wenn die Bibel (II. Kg. 22, 3 ff.) schildert,
wie der Hohepriester Chilkia eines guten
Tages das Gesetzbuch — nach II. Chron. 34, 14
das Gesetzbuch Jahwes, verfasst von Moses
611 (Ко. 12.,
— im Tempel auffindet und sofort dem
Könige zusendet, wie dieser dann über den
Fund in die grösste Aufregung gerät und
unverzüglich zu einer Reform des Kultus im
Sinne des eben aufgetauchten Gesetzbuches
schreitet, so mutet uns in dieser Darstellung
das Gesetzbuch leicht wie ein deus ex machina
an, und man ist geneigt, an allerlei im Hinter-
grunde wirksam gewesene Kräfte zu denken.
Dementsprechend erblickt eine grössere Zahl
von Exegeten im Auffinden des Buches nur
einen geschickten Trick des Hohenpriesters
Chilkia, um einen von ihm oder seinen Hinter-
männern verfassten Kodex in aufsehen-
erregender Weise zu veröffentlichen; König
und Volk wären dumm genıg gewesen, auf
diesen Priestertrug hereinzufallen. Andere
Forscher nehmen zwar das Auffinden wörtlich,
sind aber davon überzeugt, dass das Gesetz-
buch trotz des Aufsehens, das es in Regie-
rungs- und Volkskreisen hervorgerufen habe,
kein besonders ehrwiirdiges Alter beanspruchen
kénnte, indem es friihestens unter Hiskia,
als dem ersten zu Reformen hinneigenden
Kónige Judas, entstanden wire.
Diese beiden weitverbreiteten Meinungen
sind für unsere neuere Bibelforschung be-
zeichnend. Sie glaubt sich imstande, schon
jetzt mit bohrendem Verstande oder beflügelter
hantasie aller Schwierigkeiten Herr zu
werden, die sich dem glatten, lückenlosen
Verständnisse des Bibeltextes entgegenstellen.
Dass zum altorientalischen Milieu, von
welchem aus der Exeget seine Bibel begreifen
soll, noch viele von uns unentdeckten Einzel-
heiten gehören, wird gern unberücksichtigt
gelassen; dass zu mancher Erkenntnis über-
aupt nur durch einen ganz besonderen
Glückswurf zu gelangen sei, kaum ап-
genommen.
Der ganze stolze Aufbau dieser Deutero-
nomiumforschung wird nun von einem kleinen
Steinchen niedergeworfen, das von der Hand
eines der Exegese fernstehenden Gelehrten
zufällig aufgegriffen und als Geschoss benutzt
mit elementarer Gewalt seinen Weg nimmt.
Oder sollte ich mich über Kraft und Wirkung
dieser Waffe täuschen? Dann möchte ich
wenigstens die Blicke möglichst vieler auf
sie hinlenken, damit so bald wie möglich die
Kritik den richtigen Massstab für ihre Be-
urteilung finde.
Das, worauf meine Bemerkungen binzielen,
ist der von E. Naville im XXIX. Bande
(S. 232—242) der Proceedings of the Soc.
of Bibl. Archaeology veröffentlichte Aufsatz:
„Egyptian Writings in Foundation Walls, and
the age of the Book of Deuteronomium“. In
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Dezember 1907.) 618
ihm zeigt der Verfasser, wie es in Aegypten
eine uralte Sitte gewesen sei, in die Grund-
mauern von Tempeln alte, besonders auf
Ritual oder Recht bezügliche Texte einzufügen.
Er weist dabei vor allem auf eine Inschrift
des Tempels von Denderah hin, die von der Auf-
findung eines durch Kónig Pepi eingemauerten
Ritualtextes seitens Thutmosis III. mit klaren
Worten redet. Im Hinblick hierauf schneidet
dann Naville die Frage an: War das Gesetz-
buch, das unter König Josia im jerusalemischen
Tempel aufgefunden ward, vielleicht auch ein
in die Fundamente oder Mauern vom Grüuder
des Tempels eingelegter Text? Das macht
er in hohem Masse urch glaubhaft, dass
er — meines Wissens zum ersten Male — den
dem Fundberichte des Buches im II. Kg. 22
und II. Chr. 34 unmittelbar vorhergehenden
Bericht über bedeutende Reparaturen am
Tempel mit jenem in engen Zusammenhan
setzt. Die Arbeiten zur Festigung (pjn
des Tempels — meint er — liessen das unter
Salomon eingemauerte Gesetzesexemplar
wieder zum Vorschein kommen. Ich móchte
hinzusetzen: Wenn der Priester Chilkia der
glückliche Finder des Buches war, und nicht
etwa eine der beim Bau beteiligten Personen,
so erklürt sich mir das daraus, dass jener
wohl darauf hinausgegangen war, etwas
Derartiges zu suchen. Um ein solches Suchen
begreiflich zu machen, braucht man nur an
die Passion des babylonischen Königs Naboned
für das Aufstóbern alter Tempelgründungs-
zylinder zu erinnern. Das unerwartete Auf-
treten eines Gesetzkodex aus der Zeit Salo-
mons war nun — nach Naville — wohl da-
nach angetan, beim Hofe und im Volke grosse
Aufregung hervorzurufen, und die sich da-
ran schliessenden Reformen bedeuteten die
Herstellung eines Rechts- und Religionszu-
standes, wie er zu Beginn der Regierung
Salomons bestanden hatte.
Vielleicht wird man Navilles Folgerungen
mit allerlei Einwünden begegnen: ,Was in
Aegypten Sitte war, braucht noch lange
nicht für Israel massgebend gewesen sein;
wäre das Gesetzbuch in den Fundamenten
oder den tieferen Mauerschichten des Tem-
pels entdeckt worden, so hitte die Bibel
solches mit klareren Worten gesagt usw.“
Wie nun aber, wenn in der Bibel selbst zu
lesen stände, dass das Deuteronomium bezw.
der grósste Teil desselben verborgen ge-
wesen und wieder aufgedeckt worden
würe?! Man sehe sich einmal mit dem
Hinblick auf Navilles Ausführungen die
Stelle Deuter. 29, 28 an:
618 (Мо. 12.)
sy wa v5 Gamm woe mind rom
Dap r notho my Ооу
Dieser Vers steht am Ende eines Kapitels
paränetischen Charakters, einer Rede, in
welcher Moses zu getreuer Beobachtung des
geschlossenen, bezw. noch zu schliessenden
Bundes ermahnt. Was nun unsere Exegeten
aus diesem Satze herauslesen, ist in hohem
Masse befremdlich. So übersetzt A. Bertholet
(Kommentar z. Deuter., S.90): „Was (— als
Zukünftiges noch —) verborgen ist, steht
bei Jahwe, unserem Gott; was offenbar ge-
worden ist (= das Vergangene), bei uns und
unseren Söhnen auf ewig (dass wir daraus
lernen mögen), alle Worte dieses Gesetzes
zu erfüllen.“ Formell ähnlich, inhaltlich
gleich fällt die Uebersetzung bei den übrigen
Exegeten aus; eine unbedeutende kleine Ab-
weichung findet sich bei Steuernagel
(Komm. z. Deut., S. 108), indem er aus do y
(„eine Lehre) bis in alle Ewigkeit“ macht.
An einer solchen Wiedergabe ist nun mehreres
zu beanstanden. Wie schlecht passt eine der-
art abgerissene Reflexion des Redners hinter
seine lange Ausführung (v. 9—27), welche
durchaus im Tone der Verwarnung an die
Gemeinde gehalten ist! Vor allem aber
bedeutet 700 nach biblischem Sprach-
gebrauch immer nur „aus dem Zustande des
Verhülltseins heraustreten“ und 90) „in
der Verborgenheit existieren“; letzteres kann
nun unter keinen Umständen als „das Zu-
künftige“ (= Ny oder 7723) genommen, er-
steres nur sehr gezwungen mit i1") identisch
gesetzt werden.
Die genannten Exegeten hatten nicht den
Blick datür, dass V. 28 überhaupt in keinem
organischen Zusammenhange mit dem Vorher-
gehenden stehe. Zu dieser Erkenntnis ge-
langte zuerst F. v. Hummelauer. Nach ihm
hätte man esmiteinem'snspirium redactoris seu
restitutoris textus' zu tun, das so laute: ,Die
Dunkelheiten (dieses Textes) muss ich Jahwe,
unserem Gotte, anheimgeben; was klar ist,
ist uns und unseren Sóhnen gegeben auf
immerdar, damit wir tun alle Worte dieser
Thora“ (vgl. Bibl. Studien VI, 1: v. Humme-
lauer, Zum Deuteronomium, S. 21). Aber
gegen diese Uebersetzung móchte ich ein-
wenden, dass es sehr auffällig wäre, wenn
die reinpersónliche Notiz eines Schreibers
ihren Weg in die offiziellen Texte gefunden
hatte; ein analoger Fall dürfte in der Bibel
bisher nicht nachzuweisen sein. Weiter
finde ich die Wiedergabe von mimo) durch
Textdunkelheiten deshalb bedenklich, weil
das wichtigste Wort — nämlich Text —
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Dezember 1907.) 614
nur auf einer
beruht.
Indem ich also Hummelauers Uebersetzung
des Verses ablehne, stimme ich jedoch seiner
Behauptung bei, die Stelle sei ein unorga-
nischer Zusatz zu Kap. 20. Dass er mit
diesem nicht gleichzeitig sei, schliesse ich
aus zwei Umstünden. Der erste ist die
Schreibung der Worte 33% 19 mit Ober-
punkten: das ist, wie mir u. a. aus der
metrischen Behandlung von Ps. 27, 13 her-
vorgeht, ein Hinweis darauf, dass Textver-
derbnis oder die Vermutung einer solchen
im Spiele ist; erfahrungsmässig enthalten
aber am ehesten nachtrügliche Zusütze bezw.
Randbemerkungen verschriebene oder ver-
lesene Worte!) Weiter vermute ich in dem
Verse einen Verstoss gegen die althebrüische
Wortstellung; denn der Satzteil o.
gehórt dem Sinne nach hinter den finalen
Infinitiv Гуо („damit sie auf immer alle
Satzungen . . . befolgen“), was an aramäische
Wortfolgen wie 772209 МГ (Ezra 5, 9) an-
klingt, also späte Abfassung verrät.
Was will nun dieser unorganische und
a Zusatz sagen? Wörtlich folgendes:
„Das ist, was für Jahwe, unseren
Gott, versteckt gewesen war und für
uns und unsere Kinder wieder aufge-
deckt worden ist, damit wir auf immer
alle Satzungen dieser Thora befolgen“,
oder mit anderen Worten: „So weit geht
der Text des für Jahwe eingemauerten
und für uns und unsere Kinder wieder
aufgedeckten Thoraexemplars, damit
usw.“ Wir haben demnach eine auf die
Auffindung des im Mauerwerke des Tempels
verborgen gewesenen und von Chilkia aufge-
fundenen Gesetzesexemplars bezügliche Be-
merkung vor uns. Sie bestätigt zunächst
Navilles Ansicht von der Auffindung des
Gesetzes. Dem Ausdrucke „versteckt für
Jahwe“ liegt wohl die Idee zugrunde, dass
das, was in den Tempel eingemauert wurde,
als spezielles Eigentum des Tempelgottes galt.
Die Notiz zeigt uns weiter mit wünschens-
wertester Deutlichkeit, wo das Urdeutero-
nomium endet: nämlich nicht mit Kap. 26, 15
oder 19, wie die neuere Exegese mit Vor-
liebe annimmt — auch nicht, wie Naville
will, zu Schlusse des Buches Deuteronomium;
sondern es reicht bis Kap. 29, 27, umfasst
also ausser dem deuteronomistischen Gesetze
Ergänzung des Uebersetzers
1) Die Vermutung Dillmanns und anderer, dass
die Masoreten den punktierten Worten einen be-
sonderen, event. mystischen Nebensinn beigelegt hätten,
hängt vollständig in der Luft.
615 (Мо. 12]
noch allerlei Paränetisches, aber nicht mehr
die Predigt Kap. 30, auch nicht den Bericht
tiber Moses Ende samt seinem Liede und
Segen. Dagegen keine Klarheit erhalten wir
aus der Schlussbemerkung Kap. 29, 28 dar-
über, wo das Urdeuteronomium begonnen
habe: ob mit Kap. 1, 1 oder mit 12, 1. Der
Umstand, dass die gesetzlichen Bestimmungen
nach hinten von einer allgemeineren Betrach-
tung umrahmt waren, macht es mir jedoch
wahrscheinlich, dass sie auch eine lüngere
Einleitung aufgewiesen hütten, weshalb ich
der Anfiigung von Kap. 1,1 11, 32 an
das Urdeuteronomium das Wort reden móchte.
Es ist hier nicht der Platz, auch nur
kurz anzudeuten, welche Folgerungen fiir
die Exegese die Konstatierung nach sich
zieht, dass der Tempel im Zeichen des
mosaischen Gesetzes erbaut worden ist.
Mögen die Bauherren der neueren Bibel-
forschung sich recht bald anschicken, noch
nachtraglich in die Fundamente auch ihres
Bauwerkes die Thora des Moses hineinzulegen!
Die Dynastie von Pase.
Von F. E. Peiser.
In der vorigen Nummer (11) Sp. 590
lässt Winckler den Widerspruch zwischen
der synchronistischen Geschichte und der
neu von King herausgegebenen Chronik be-
treffs Adad-apli-iddin offen, weist aber mit
Recht darauf hin, dass in dem an letzterer
Stelle genannten Kónig Itti-Marduk-balatu
der Kónig dieses Namens zu sehen sein
sein wird, welcher aus einer Inschrift des
Berliner Museums bekannt ist. Dass ein
König Itti-Marduk-balatu in die Pase-Dy-
nastie gehórt, geht aus mehreren Urkunden
in meiner Sammlung hervor, deren Pub-
likation ich schon seit längerer Zeit vor-
bereitet habe, und welche demnächst er-
scheinen werden. An welche Stelle er ge-
hórt, dürfte sich nunmehr festsvellen lassen.
Dazu muss aber das von Winckler aufge-
zeigte Rätsel gelöst werden. Zu diesem
Zwecke sind die beiden Texte mit einander
zu konfrontieren.
Die Stelle K, lautet:
Adad-apli-iddin apil Itti-Marduk-balatu (mt) A-ra-
mu-u баг IM-GI...... 1) ma-ha-zu ka-la da 1)
1) Nach der letzten Zeile könnte ai-ra-at ergänzt
werden, wozu der angegebene Rest des letzten Zeichens
wohl stimmen würde.
) Kardunia$? oder ein Stadtname?
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Dezember 1907.] 616
Di-ri®) Dur-ili (ki) . . . sa-a‘) id-du-u (mt) Su-tu-u
ZI*) ma kul®)-lat (mt) Su-mi-ri а AN i'“) ana
mati-zu u-&í-si aš-rat (Шо) Marduk..... D lib-bi
bride ) [u]&ak-lil.
.)) Das von Winckler ergänzte Paddiri dürfte
hier wohl kaum passen, da es nach Samsiadad (KB I
S. 179 Col. П 7, 8) in Nairi lag. Da Dür-ili (ki),
wenn auch in seltsamer Schreibung, folgt, wird eher
an deren Schwesterstadt Déri zu denken und [(alu)]
Di-ri zu lesen sein.
*) Etwa zu [A-kar]-sa-a, als Abkürzung für Akar-
salu, zu ergänzen?
) ZI = dikü cf. Brünnow 2308.
) Die Lesung zil-lat gründet sich auf die zweifel-
haften Stellen, wo ӛШІсім = iallatw sein soll. Mög-
lich ist sie, doch ziehe ich kullat vor = ganz Sumer
und Akkad.
1) Der Platz ist sehr klein für eine Ergänzung
zu Ak-ka-di-i; etwa Ak-kad-i zu vermuten?
*) Der Rest des Zeichenanfanges würde auf eine
Ergänzung bili-zu führen; dann ina lib-bi-ti-na = in
den obengenannten Stüdten?
) Hier müsste etwas wie „erneuerte er“, also
ud-diá stehen, doch scheinen die angegebenen Reste
nicht zu diesem Worte zu stimmen.
Die Stelle der synchr. Gesch. lautet:
ina tar-gi Azur-bél-ka-la баг (mt) Azur
Marduk-éa-pi-ik-zer-mati ar (mt)] Kar-du-ni-a$ MAT-
ба {[-mid
Adad-apli-iddin apil!) I-sag-gil-Sadu-u-ni apil la ma-
ша-па ...
а-па &arru-u-tí ina íli-šu-nu ié-kun’).....
A&ur-bíl-ka-la zar (mt) А(Ғаг (ki)
marat Adad-apli-iddin zar (mt) du-ni-a’ {-hu-sa
i- tu nu-du.ni-áa ma-'-di а-па (mt) Azur il-ka...
it-ti a- ha- mib i[bj-ba- .. . . .
1) Hier muss etwas fehlen, да auf Ísaggil-šadûni
noch арй manama folgt.
*) Er setzte ein!
Dass die synchronistische Geschichte mit
einer (?) babylonischen Quelle arbeitet, ist
anerkannt!) In der dritten Zeile ist ihr
Malheur passiert, welches auf eine unge-
wóhnliche Fassung der Vorlage zu weisen
scheint. So, wie der Text dasteht, müsste
er übersetzt werden: ,Adad-apli-iddin, der
Sohn des ( ) setzte den Esaggil-Sa-
dáni, den Sohn eines Niemands, in die Kónigs-
herrschaft über sie ein.“ Das kann nicht
stimmen, da nachher gerade Adad-apli-iddin
als Kónig erscheint, soweit bei dem frag-
mentarischen Zustand des Schlusses ein
Urteil möglich ist. Versuchen wir es also
umgekehrt: „Den Adad-apli-iddin, den Sohn
des ( ), setzte Las il-Sadfni, der
Sohn eines Niemands, in die Kénigsherrschaft
tiber sie ein“.
Wie verhält sich nun K, dazu? Dort
wird der Vater des Adad-apli-iddin genannt;
!) Eine Ausführung hierüber, welche eine andere
Unstimmigkeit zwischen synchr. Gesch. und Chron.
P. heilen könnte, muss in die folgende Nummer der
OLZ. verschoben werden.
617 [No. 12.)
dieser, Itti-Marduk-balatu, ist also іп der
synchron. Gesch. unter den Tisch gefallen.
Dahinter ein Mann ohne Namen, nur mit
ethnischer Bezeichnung!); das kónnte Herr
Esaggil-Sadüni ар! manama sein. Dieser
ist Sar IM-GI, das mit Winckler doch wohl
als Titel = Kónig vom Meerland oder Kaldi-
land aufzufassen ist. Wenn nun nach meinen
Vorschlügen ergánzt und ferner als erstes
Zeichen der zweiten Zeile ѓа angenommen
werden darf, so würde Kg besagen, dass
der Árumü, der Kónig von IM-GI, eine
Schreckensherrschaft über Babylonien aus-
geübt hat, schliesslich aber ein „er“ die
heiligsten Güter Babyloniens wiederherstellte.
Auch К, ist ja erst nach älteren Quellen
zusammengeschrieben; dabei erscheinen die
für die Glorie Babylons etwas beschämenden
Facta einigermassen verschleiert worden zu
sein. Beide Berichte würden sich nun ver-
einigen lassen, wenn sie auf eine Quelle zu-
rückgehen würden, die etwa folgendes be-
sagt haben würde:
Der aramäische König Esaggil-Sadüni von
IM-GI überzog Babylonien mit Krieg, als
Marduk-Sapik-zer-mati gestorben war (oder
M. fiel in diesem Kriege. Anlass vielleicht
das enge Verhältnis des Babyloniers zu As-
syrien, cf. die gerade vorher stehende Notiz
von K,: Damals kam der König aus Asur
nach Sipparl) Е, setzte dann Adad-apli-
iddin zum König ein. Mit diesem kam Ašur-
bel-kala wieder in gutes Einvernehmen, also
gegen den aramäischen Königsmacher.
Wenn meine Vermutungen richtig sind,
hätten wir also anzunehmen, dass Itti-Marduk-
balatu vor Adad-apli-iddin, aber auch vor
Marduk -Sapik- zer - mati einzuschieben ist.
Möglich wäre sogar, dass er auch noch vor
Marduk-nadin-ahi zu setzen wäre.
Nun nennt Itti-Marduk-balatu in der
Berliner (von Winckler zitierten) Inschrift
seinen Vater Marduk-kabti-ahi-Su. Auch der
wird, obwohl er ihm nicht den Titel gibt,
als Kénig aufzufassen und vor ihm einzu-
schieben sein. Da wir aber, wenn wir ihn
hinter Nabukudurriusur I und Bel-nadin-aplu
setzen, 12 Könige bekämen, in der Dynastie
jedoch nur 11 gebrauchen können, so ist er
vor sie, an die erste, oder zweite Stelle, zu
setzen. Die Pase-Dynastie würde dann so
herzustellen sein:
oder um-
gekehrt.
[Nabü-kudurri-usur]
1) Diese könnte in K, beabsichtigt sein, ähn-
lich dem Hinweis in K,, der die Hatti betrifft.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Dezember 1907.] 618
Bel-nadin-apli]
Itti-Mardnk-balatu]
Marduk-nadin-a i]
.... [Marduk-Sapik-zir-mati]
XXII [Adad-apli-iddin
Dir Marduk-[abi-irba
XIII Marduk-zir-.....
IX Nabü-$um . .
CXXXI arbu [?] ХІ Sarrani pal Pa-&e
Wir hätten dann anzunehmen, dass Gross-
vater, Vater und Sohn regierten, aber jedes-
mal durch 2 resp. 3 Zwischenregierungen
getrennt. Unmöglich braucht das nicht zu
sein; auch das Lebensalter dürfte keine un-
überwindlichen Schwierigkeiten machen, be-
sonders wenn vermutet werden darf, dass
die Prinzen ihre Väter verloren, wübrend
sie selbst noch in jugendlichem Alter
standen. Daher wiirde sich auch erklären,
dass sie erst spüter, durch irgend welche
Faktionen, auf den Thron kammen. Wenn
sich aber herausstellen sollte, dass Itti-
Marduk-balatu vor Nabf-kudurri-ugur zu
setzen ist, also etwa = dem 2. Konig der
Dynastie und als Nachfolger seines Vaters,
mit Regierungszeit von 6 Jahren, dann
würde Adad-apli-iddin als Mann von min-
destens 63 Jahren zur Regierung gekommen
sein und noch 22 Jahre regiert haben. Auch
das wäre nicht unmöglich, aber doch wohl
weniger wahrscheinlich.
Der Name der Hebräer.
Von Wilhelm Spiegelberg.
Der Gegensatz zwischen Kulturland und
Wüste, der die orientalische Landschaft be-
herrscht, hat auch dem Völkerleben des
Orients eine bestimmende Richtung gegeben.
Die grossen staatenbildenden und staaten-
zerstörenden Kämpfe des Orients stehen von
jeher unter diesem elementaren Gegensatz.
Ueberall erscheint der Bewohner der Wüste,
der Beduine, als der ewige Feind der sess-
haften Bevölkerung des Kulturlandes, das
ihm meist nach angeren oder kürzerem
Ringen zufáll Die Gründung des ägyp-
tischen und babylonischen Staates ist viel-
leicht, der Hyksoseinfall, die Festsetzung
Israels in Kanaan, und die gewaltige Be-
wegung des Islams sind sicher Phasen dieses
uralten und ewigen Gegensatzes. Und über-
al erfüllt sich langsam wieder an dem
Sieger das Schicksal des Besiegten. Auch
der Beduine erliegt der Kultur, und aufs
619 (No 12.]
neue erhebt sich derselbe Kampf im Zeichen
dieses ewigen Gegensatzes von Wiiste und
Kulturland.
Wo wir ibn historisch beobachten Ебппеп,
da hat er auch in der Bezeichnung der feind-
lichen Elemente Spuren hinterlassen.
Wenigstens haben die sesshaften Bewohner
häufig ihre Erbfeinde unter einem zusammen-
fassenden Namen bezeichnet. Die Aegypter
zum Beispiel, um eines der ältesten Kultur-
völker zu nennen, haben für die Wüsten-
bewohner eine Reihe von Namen geprägt!)
unter anderem ,die auf dem Sand", ,die
Sandwandler*. Der leichte Spott, der darin
durchklingt, steigert sich in dem Namen
ssw = np) „Räuber“?) zu Hass und Ver-
achtung, die durch die hüufigen Raubzüge
der Beduinen begründet genug waren. Ge-
legentlich trifft auch der Name die Führer
der einzelnen Stämme. Am bekanntesten
dafür ist der Name Hyksos = hk:w hswt
„Fürsten der Fremdländer“ 3).
Einen solchen zusammenfassenden Namen
möchte ich nun auch in “ay „Hebräer“
sehen. Dass der Name die ,Jenseitigen*
bedeutet, wobei man je nachdem an den
Jordan oder Euphrat denkt, ist mehr und
mehr in Frage gestellt worden. Dagegen
spricht vor allen Dingen die kaum noch be-
zweifelte Identität der 0993y mit den Habiru*).
Dieser Name bezeichnet, wie namentlich
Winckler gezeigt hat, eine grosse Gruppe
von Beduinenstämmen, von denen viele weder
jenseits des Jordan noch jenseits des Euphrat
gezeltet haben.
Die Erklärung, welche ich für den Namen
yy vorschlagen möchte, stützt sich auf
Jer. 2, 6, wo die Wüste, durch welche
Jahwe sein Volk geführt hat, u. a. ge-
schildert wird als
ie n2 DY ко CR
dw DW 207 ко
„ein Land, durch das niemand hindurchzieht,
und in dem niemand wohnt“
Sept. „ev yn 4 où диддеивву dv адхі avn
0092у xal où хатфхүсву аудоөлов ёхєї“.
Hier bezeichnet 72) deutlich im Gegensatz
zu 207) „sitzen, sesshaft sein“, das unstáte
1) Vgl. W. Max Müller: Asien u. Europa S. 130.
*) ib. 131 und dazu Eduard Meyer: Israel und
seine Nachbarstimme S. 324. Der Name entspricht
also der Bedeutung nach ganz dem (Sa)gaz der El-
Amarna Tafeln.
) Nach der Deutung von W. Max Müller:
Mittlgn. der V. A. G. III, 112.
) Am besten orientiert jetzt über die Frage
Knudtzon in seiner Uebersetzung der El Amarna
Tafeln 8. 46 ff.
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Dezember 1907.] 620
Wandern des Nomaden. Diese letztere Be-
deutung scheint mir auch eine vortreffliche
Erklärung für '?2y!) zu geben, welches da-
nach den Beduinen im Gegensatz zu dem
sesshaften Kulturmenschen bezeichnet. Ein
solcher zusammenfassender Name ist, wie
sich aus den einleitenden Bemerkungen er-
gibt, begreiflich genug. Er wird in der
Amarnaperiode, vielleicht auch schon früher,
von der semitischen sesshaften Bevólkerung
Syriens den Wiistenstimmen gegeben worden
sein. Ursprünglich der Name eines grossen
Kreises solcher Beduinenstámme, hat er
spüter, wir wissen nicht wie, den engeren
eis der ,,Kinder Israel“ bezeichnet 2).
Der Name Hebräer (Habiru — 03y)
„ Umherziehender* ist also ursprünglich einer
der vielen Namen, mit welchen der sess-
hafte Kanaanüer den Beduinen bezeichnete.
Dieser selbst scheint in der ältesten Zeit
keinerlei umfassende Bezeichnung gekannt zu
haben. Die Sóhne der Wüste werden ihre
Stammesnamen geführt haben, zu dem sie
sich Freund und Feind gegenüber mit Stolz
bekannten. Die zusammenfassenden Namen
wie ,Sandbewohner*, ,Fürsten der Fremd-
länder“, „Räuber“ (S:s10 = new und (Sa) gas)
sind von ibren Feinden geprägt worden, und
zu diesen Namen gehört auch, wenn ich
recht deute, Habiru = “Ay „Beduine“.
ı) Zu der Form verdanke ich meinem Freunde
Littmann folgende Erklärung, die gleichzeitig den
Namen des Stammvaters "Ou in das rechte Licht
setzt: „Hoebräisches 'éber entspricht arabischem br
(vgl. das abgeleitete 'idri), keilschriftliches abiru
arabisches ‘abir oder 'äbir. Da nun bekanntlich die
fa'tl-Formen häufig in A‘l-Formen übergehen (durch
Vermittlung von A il), so ist lautlich gegen die Gleich-
setzung von habir und 'eber nichts einzuwenden.
Von ‘ibr als dem Kollektivbegriff wäre "rt als
nomen unitatis abgeleitet (wie z. B. im Tigré
Manso‘at von Mansa’), und der Plural 'ibrim würde
dann die einzelnen zur Gattung gehörigen Individuen
bezeichnen. Nun iet im Arabischen das Wort 'ibr
meist adjektivisch: ‘ibru safarin „bold to undertake
journeys“, zu welcher Bedeutung noch “айта зай а
„wayfarer, traveller, one who passes through without
abiding* zu vergleichen ist. Demnach scheint ese,
als ob ‘éber ursprünglich den einzelnen Beduinen be-
zeichnet hat. Aber da unter den Semiten Völker-
schaften oft sprachlich und grammatisch als Singulare
konstruiert (, personifiziert“) werden, so nehme ich
ohne Bedenken auch in diesem Fall an, dass Einzel-
begriff und Kollektivbegriff zusammengefallen sind.
Anderenfalls wäre auch denkbar, dass 'ibrim ur-
sprünglich ein alter Plural von ‘tbr (eber) wire, der
noch ausserhalb der mit eingeschobenem langen
ä gebildeten Plurale stände, und dass ‘sbri erst da-
raus rückgebildet wäre“.
) Die Entwicklung ist also — worauf mich
Littmann hinweist — ähnlich wie in Dutch „Hol-
lander“, das sich aus ,deutsch“ entwickelt hat.
621 (Ко. 12.)
Halluzu II.
Von A. Ungnad.
Der erste Text in VS ГҮ ist wegen seines
Datums von besonderer Bedeutung; es lautet:
arab Arabsamnu amu 20 (kam јани . .... ]
т Hal-lu-3u ša[r . . . .]. Zur Zeit als ich
die in Heft IV veróffentlichten Texte chrono-
logisch ordnete, glaubte ich, es handele sich
um den bekannten На Шаба, der 694 Babylon
eroberte, und daher setzte ich den Text an
den Anfang des Heftes. Doch ist diese An-
nahme nicht haltbar. Vor allem aus fol-
geodem Grunde nicht. Die Tafel gehórt zu
einer Serie von Urkunden, die, wie sich
schon aus den Inventarnummern ergibt, zur
е Zeit vom Museum erworben wurden.
nter diesen entstammen mehrere dem Ar-
chiv eines gewissen 14435 abiliu ša Bél-nágir
abi] amel kudimmu. Auch unsere Tafel ge-
hört zu derselben Reihe, da in Z. 1 noch
deutlich der Anfang von BA (= 1443) erkenn-
bar ist. Soviel ich sehe, gehóren dem Ar-
chiv des Igisa folgende sämtlich in Babylon
datierten Tafeln an, die alle den Іда er-
wühnen:
a VS IV 10 vom 27. VI. 6 Nebukadnezar
VIII. 6
9) VS IV 11 „ 23. VIII.
3)VSII 5 „ 929(?. 1.10 :
4) VSIV18 „ 17. XI. 110) „
5) vs Iv 15 „ 5. II. 21
6) vs IV 16 , 10. XII. 21 :
7) VSIV18 „ 5. ХІ.95 н
8) VS 1180), 257). І. 42 i
Der König Hallusu ist also ein Zeit-
genosse Nebukadnezars.
Die weiteren Fragen, die sich hier er-
heben, bleiben leider noch dunkel, da Ort,
Jahresziffer und Titel des Kónigs auf der
Tafel abgebrochen sind. Hallusu wird doch
wohl König von Elam gewesen sein, wie
sein berühmter Namensvetter; der Kontrakt
ist dann vielleicht in Susa geschrieben?), wie
VS IV 194 (aus der Zeit des Xerxes). Aus
dem Namen des Schreibers Kurigalsu kann
man gewiss keinerlei Folgerungen ziehen;
ein Kurigalsu begegnet noch einmal (Tall-
qvist, Namenbuch 8. 180) als Vater einer
gewissen Silim-Istar. Der Name ist gewiss
ebenso zu beurteilen wie der neubab. Name
1) Wenn auch Z. 2 das fragliche Zeichen eher wie
а Nabû aussieht, kann kein Zweifel sein, dass С ВА
emeint ist. Entweder liegt ein Versehen des
Schreibers vor, oder die Striche, die das Zeichen wie
& Naba erscheinen lassen, sind zufälliger Natur.
*) Iqita hätte dann den Kontrakt von einer Ge-
schäftsreise nach seiner Heimat mitgebracht, um ihn
als Beweisstiick in seinem Archiv zu deponieren.
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Dezember 1907.] 622
Ha-mu-ra-bu (VS IV 2, 2. 6): sie wurden im
Andenken an die berühmten Könige dieses
Namens dem Kinde gegeben.
Wie die franzósischen Ausgrabungen іп
Susa gezeigt haben, gehórte diese Stadt unter
Nebukadnezar und seinem Sohne Amel-Marduk
zur babylonischen Machtsphüre. Es wire
jedoch wohl möglich, dass noch zu Anfang
der Regierung Nebukadnezars Elam (genauer
wohl „Susa“) ein selbständiger Staat war,
dass sich also nach der assyrischen Er-
oberung unter Assurbanipal das Land noch
einmal emporgerafft hatte und erst unter
Nebukadnezar von Babylon abhängig wurde.
Indes wäre es auch möglich, dass Hal-
lu$u II ein Usurpator war und nur kurze
Zeit regierte. Die Frage, in welchem Ver-
hältnis die von Sispis gegründete (?) апба-
nitische Dynastie zu einem eventuellen neu-
elamitischen Reiche stand, bleibt am besten
noch unerórtert, bis sich einmal sichereres
Material als unsere gerade an der Haupt-
stelle beschädigte Tafel findet.
Bespreehungen.
W. Staerk, die jddisch - aramlischen Papyri von
Assuan (Kleine Texte für theologische Vorlesungen
und Uebungen, herausgegeben von Hans Lietxmann
22/23). Bonn, A. Marcus und E. Weber's Verlag,
1907. Bespr. von F. E. Peiser.
Dieses kleine Heftchen vermittelt in vor-
züglicher Weise die Bekanntschaft mit einer
neuen Urkundengattung, welche für dieKultur-
geschichte Vorderasiens von erheblicher Wich-
tigkeit ist. Eine knappe, aber ausreichende
Einleitung orientiert über die bereits stark
angewachsene Literatur, den Fund selbst und
die Zeitumstünde, in dem er heimisch ist.
Der doppelte Apparat, nach philologischen
und sachlichen Gesichtspunkten getrennt,
bucht das Wesentlichste — auch manches
Unwesentliche — und zeigt das Bestreben
des Verfassers, den Benutzern seines Text-
büchleins ein Einleben in die Zeit (der Achä-
meniden) und ihre Denkweise zu ermöglichen.
Sorgfältig hat Staerk den Text vokalisiert,
ein Bemühen, das ihm einige Fexe vielleicht
verübeln werden. In der Tat bildet aber
diese Vokalisation eine Art Kommentar; und
da sie recht gewissenhaft ausgeführt zu sein
scheint — mehr kann Referent nicht sagen,
da er ihr nicht speziell nachgegangen ist —,
so muss ihm Dank dafür gezollt' werden.
Was die Urkunden selbst anbetrifft, so
hätte ihre Würdigung eigentlich in einer Be-
sprechung des monumentalen Werkes zu er-
628 [No. 12.)
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Dezember 1907.) 624
folgen, in welchem Cowlev mit Beihilfe von
Sayce, die, erstmalige па vollständigere
Publikation vorgelegt hat. Dies Werk ist
leider nicht zur Besprechung bei der OLZ.
eingegangen!) Mit dem Ausdruck des Be-
dauerns für diese Tatsache, welche der
Herausgeber der OLZ nicht verschweigen
kann, will er aber seinen Dank für die Publi-
kation als solche in der Weise verbinden,
dass er im Anschluss an das Staerk'sche
Heft einige Erklürungsvorschlüge beibringt.
Zuerst mógen Einzelbemerkungen folgen,
Zusammenfassendes am Schlusse.
Zu A, 5270. Diese Wortgruppe ist schon
von Cowley richtig als Klient erklürt, wenn
er auch die Lesung 971 vorzog. Die richti-
gere Lesung brachte aber die Feststellung
er Bedeutung wieder auf Abwege, so dass
Staerk im Anschluss an Smend (vorher so
schon G. B. Gray in IQR. XI 92 ff) die Be-
deutung „(Angehörige) einer Militürkolonie*
vorzieht. Dazu passt nun allerdings schlecht,
dass dieselben Männer durch 971 zu ver-
schiedenen Personen in Beziehung gesetzt
werden. Auch die Schwierigkeit, auf welche
Cowley aufmerksam macht, dass nümlich
persónliche Beziehungen durch die anzu-
nehmende Zeitdauer auszuschliessen sind, so
dass er lieber daran denkt, dass Stadtviertel
den Namen ihres Vorgesetzten erhielten,
spricht gegen eine Erklürung, welche vom
hebräischen 537 ausgeht (Ueber diese Frage
werde ich unten noch hande.n). Aber dies
bebrüische Wort ist ja, wie Delitzsch wahr-
scheinlich gemacht hat, Lehnwort aus dem
Babylonisch-Assyrischen; und dort findet sich
auch die Erklärung des aramäischen Ge-
brauches. Es ist bekannt, dass ddgil pani
der Untertan heisst; nennt doch Burnaburias,
TA. Winckler (KB. V) No. 7, den Assyrer,
d. i. den assyrischen König, seinen dägil
pani, wodurch er beweisen will, dass der
ügyptische Grosskónig sich nicht mit ihm in
direkte Beziehungen hitten einlassen sollen.
Dann die andern Fälle, wo assyrische Beamte
als 2294 pani des Königs bezeichnet werden,
der juristische Terminus ugadgil u. a. m.
Nun gab es im Babylonisch-assyrischen neben
dem Vollbürger, dem amelu, zwei andere
Gattungen von freien Münnern, 1. die kidini
— Klienten, besonders eines Tempels, 2. die
hubss = Neubürger, Metóken )).
1) Soeben trifft, kurz vor Schluss dieser Nummer,
ein Hezensionsexemplar ein; infolgedessen wird in
der nächsten Nummer voraussichtlich eine Bespre-
chung erfolgen kónnen. D. R.
*) Die Feststellung dieses Begriffes werde ich
Es stehen iu ihrer Rechtsstellung also zu-
einander:
der Kónig — die dagil pani
die Tempel — die kidini
die Vollbürger — die hub3i.
(Bauern und Hirten rangieren darunter; in welcher
Weise, ist in den Epochen verschieden.)
Daraus konnten sich natürlich Verschiebungen
des Wortgebrauchs ergeben; und eine
solche scheint bei dagil (mit Wegfall des
pani) eingetreten zu sein, wahrscheinlich ge-
rade zu Beginn der persischen Herrschaft
über Babylon. Damals konnte für Metóken
der Anlass vorliegen, sich einen privaten
Schutzherrn zu suchen, um innerhalb des
grossen, eben geeinten Wirtschaftsgebietes
fern von der engeren Heimat nicht ohne
Rechtsstellung zu sein. Dann muss ange-
nommen werden, dass nach dem Tode des
Schutzherrn ein anderer gewählt werden
konnte, daneben aber unter Umstünden, die
uns vorläufig noch fremd sind, die alte Be-
ziehung und Bezeichnung wieder hervorgeholt
wurde. Wenn endlich in dem Gegensatz
бу by2 und np 5y3 das zweite Wort den
Vollbürger bezeichnet, so dürfte das erste
ungefähr dem hubi entsprechen und uns
lehren, dass damals im Verhältnis zur Ge-
samtheit der Vollbürger die Klienten die
Stellung von Metóken etwa gehabt haben.
Für өше südarabische Analogie siehe
Wincklers Ausführungen іп OLZ. 1906,
Sp. 144 ff.
А, wee soll = Ueberbau sein; sollte man
mit bab.-ass. igaru = Wand nicht auskommen?
Hierbei handelt es sich allerdings um ein
richtiges Verständnis der Grundstiicksan-
gaben, auf die spüter eingegangen werden soll.
А, mbyb bedeutet hier soviel wie bab.-
ass. (litu, dementsprechend Го (s. b. Bio)
soviel wie bab.-ass. gaplitu. Es handelt sich
also um die vier Himmelsrichtungen. Osten
und Westen werden als wew och und
wow wab = sit Jams und trib ѓатё be-
zeichnet; also entsprechen die andern beiden
dem Siiden und Norden. Wie zu verteilen
ist, lässt sich aus dem bislang vorliegenden
Material nicht erschliessen. Unter der An-
nahme, dass die Hauptflussrichtung mass-
gebend ist, wie ich das fiir Assyrien wahr-
an anderer Stelle geben; sie hängt mit der Ranzen
Geschichtsauffassung Vorderasieus zusammen.
scheinlich deckt sich auch MAS-EN-KAK zum Teil
mit ihm. Ins Hebräische ist das Wort als wan, гл
übergegangen, wonach auch die betreffenden Stellen
zu behandeln sind, hat aber dann selbständig sich
weiter entwickelt,
625 (Мо. 12.)
scheinlich gemacht habe (cf. MVAG. 1897
S. 327 und vergl. die Verbindung: ultu tamti
iliniti ѓа Salam šamši adi tamtim Japliti ša git
Samsi für das mittelländische und das persische
Meer) würde m5y> bedeuten „nach Süden“
und y „nach Norden“.
A; E03 hier = Geld, wie ich es für kaspu
im bab.-ass. gegen Oppert festgestellt habe.
Sollte das zweite 902 mit ^^v dahinter der
assyrischen Verbindung von kaspu und sarpu
entsprechen? Dann = bezahltes Geld.
Ag DDN, das oft so erscheint, einmal, in
Eu, als ON ist doch wohl nicht aus го Fix
entstanden, wie Lidzbarski vorschlägt; eher
kónnte man an eine Zusammenziehung aus
bab.-ass. appunämä denken.
Ais Vom wohl besser als Atar-liu zu
erklären, vergl. einerseits Atar-hasis und
dazu Schiffers Ausführungen іп Beibeft I
der OLZ. S. 19 und andererseits Nabá-li'u,
cf. Tallqvist, Neubabyl. Namenbuch (Lesung
zuerst von mir nachgewiesen in meinen
Keilschriftl. Aktenst.).
A1193) wie oben wohl besser = Nabá-liu.
А ru: vielleicht besser = Bänttu-iri3,
cf. Tallqvist, Neubabyl. Namenbuch.
В, Yay ... mw y siehe unten!
B, NM) natürlich = bab.-ass. amt.
Biz 2718 = altbab. garü; es ist eigen-
artig, dass dieser Terminus altbabylonischer
Rechtsurkunden sich so lange gehalten hat
und hier auftaucht, während er in Babylon
in Abgang gekommen war.
Big 72 70 wohl besser W) YD = Sin-
kisir, cf. Tallqvist, Neub. N.
В, rr zu beachten, dass dieser Herr
ohne Angabe seines Vaters erscheint, nur
mit der Bezeichnung w'022; er spielt also
wohl eine besondere Rolle.
В, pr?b = Verzicht, ebenso pr? = ver-
sichten, Klage zurückziehen. Es wire nicht
unmöglich, dass dies Wort eine sehr alte
aramüische Bildung und Entwicklung vor-
stellt. Dann wäre zu erwägen, ob die eigen-
artigen Formen von maraku, cf. meine Bab.
Vertrüge, Glossar sub voce, etwa von dieser
argmüischen Bildung stammen, die dann in
das neubabylonische entlehnt worden wire.
Die Bedeutung von marakw Оз wäre dem-
entsprechend: den Verzicht (der Kläger) er-
bringen oder nachweisen.
D, monn = bab.-ass. tahumu.
Dr lu ist kein Mass, sondern =
bab.-ass. ina ен, cf. die assyrischen In-
schriften, z. В. Bauinschrift Asarhaddons
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Dezember 1907.] 626
(Meissner-Rost in Beitr. zur Assyriologie III
S. 198f. bit danni Sa XCV ina isten ammati etc.
Dua 239° in Verbindung mit ^ = klagen,
wohl aus bab.-ass. rast, cf. die Verbindung
von pakri, pukurrü mit rasü, ferner (amelu)
radu = Gläubiger etc.
C, nwn = bab.-ass. misihtu, die Ver-
messung, die Masse, von masihu das Mass.
C, namon "ry. Ob das gelten soll,
ist fraglich; dass etwas wie ,versieh es mit
Vieh* darin stecken sollte, glaube ich nicht.
Der Sinn scheint mir eher zu sein: und
statte (das gebaute Haus) aus mit seinen
Einrichtungen. Welcher Art diese Ein-
richtungen sein können, ist mir unklar. Oder
wäre möglich: und statte (es) aus mit ihrer
(der Frau Mibtahjah) Habe? Dann Ez. 7, 11
DOG heranzuziehen?
Cs INN wie záru in der altbab. Rechts-
sprache.
E, Wo = bab. nikasu, cf. meine Babyl.
Verträge, Nachträge zur Lesung von NIN-SIT
= nikasu).
Eu КГК У siehe unten!
Е, Domm, Gz D, wird, wie später,
= Architekt sein; dann aber ist die aus
Brockelmann’s syr. Lexikon (von Jensen?)
stammende Gleichsetzung mit arad ékal
schwerlich richtig. Besonders der Zusatz
коо " in Оз spricht dagegen; ausserdem
ist der Uebergang vom ,Diener des Palastes*
zum „Baumeister“ nicht zu verstehen. Das
т dürfte einen Hinweis auf die vorauszu-
setzende bab.-ass. Form bieten. Keilschrift-
lich wird „Baumeister“ wiedergegeben durch
DIM-GAL, das als dimgallu phonetesch ge-
lesen worden ist. Dies Wort scheint in 2277
zu stecken. Bleibt das schwierige “N zu
erklären. Als eine Möglichkeit will ich auf
urrabu = der Steinmetz hinweisen, dessen ur
Vertretung des Begriffs „Stein“ sein kann.
Ein vorauszusetzendes UR-DIM-GAL wäre
danach = Steinbaumeister, woraus ein urdi-
gallu sich gut erklären liesse.
Ға YM könnte sowohl = bab. Nabû-
rf ua wie = bab. Nab.-risia sein. Die Be-
zeichnung ass.-hebr. bei Staerk ist irre-
führend, ebenso wie bei Nabü-natan.
Oe Fo sollte hier vielleicht ein Schreib-
fehler (durch Aussprache veranlasst(?)) für
nom vorliegen?
Gis MD NOLIN "v = Bett, worin Papyrus
(ist)? So nach den Vermutungen Staerk's.
Gut IV DR " Rm = 4 Gegenstände
von Stein. Welcher Art diese sind, ist nicht
auszumachen. Wenn hier nicht etwa ein
627 [No. 12.
dem ägyptischen Wortscbatz entnommenes
Wort vorliegt (ein Gegenstand der Haus-
wirtschaft), könnte an eine Entlehnung aus
dem bab. - ass. gedacht werden, worauf die
Bildung mit 3 wegen des іп der Wurzel ent
haltenen 2 hinweisen würde.
Gisa 00 DY /// / N pH scheint mir
hinter // 352 zu gehören und damit zu ver-
binden zu sein; also etwa: ein pb, an welchem
zwei Handhaben aufsteigen, indem es steht
auf acht (') Schuhspitzen = ІК о pw, d. i.
wie wir sagen würden, auf acht Füssen. pÐ
also ein grosser Kessel, Truhe, oder dergl.?
Gog n^n 822 = auf einmal, also wie bab.
ina {li istinit rittum, cf. meine Bab. Vertr.
S. 243, und wohl danach gebildet, vergl.
auch zu K,.
Н: pD .... pa "mw. Es wird zu
lesen sein: op = pakaru zurückfordern;
dann auch... p53 zu Mp oder ähnlich zu
ergünzen, also ,Es ist das, was in Zurückforde-
rungsklage ist, und man hat zurückgefordert*
d. i das von Selomim entnommene Gut ist
von einem Intervenienten in Anspruch ge-
nommen und als sein Eigentum zurückge-
fordert worden. Deshalb hat Mabseja es
nicht an Selomim ausgeliefert, sondern zurück-
gehalten. Die Enkel des Selemim strengten
dann eine Klage gegen die Sóhne des Mab-
seja an, müssen sie aber zurückziehen,
wahrscheinlich, weil diese den Nachweis er-
bringen konnten, dass ihr Vater das Gut
entweder dem Intervenienten ausgeliefert
oder sich sonst mit ihm geeinigt hat.
K, n" 5y mx cf. die Parallelen in
meinen Bab. Vertr. No. LXXI und LXXIII,
wo die Lesung rittum für Hand, Handgelenk
nachgewiesen ist Ob der Name auf das
Handgelenk selbst oder auf eine am Hand-
gelenk zu tragende Tonolive geschrieben ist,
scheint mir noch nicht entschieden zu sein,
doch könnte gerade der Papyrus für ersteres
sprechen.
Kis ri] = bab.-ass. adannu.
(Schluss folgt.)
Königsberg i. Pr.
Пав israelitische Pfingstfest und der Pieiadenkult,
ar H. Grimme, professeur à l'Universitó de
ribourg (Suisse), in 8* de VIII — 124 pages:
Paderborn, Schöningh, 1907. (Bespr. v. V. Ermoni).
Ce volume fait partie de la collection:
Etudes pour I histoire et la civilisation de l'an-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Dezember 1907.) 628
tiquité (Studien sur Geschichte und Kultur des
Altertums), publiée, sous les auspices de la
Görresgesellschaft, par les docteurs E. Drerup,
professeur A l'Université de Munich, Н.
Grimme et J.-P. Kirsch, professeurs à l'Uni-
versité de Fribourg en Suisse. Le but de
cette intéressante monographie est clairement
indiqué. L'auteur s'attache à trouver dans
la Mythologie babylonienne les origines de
la Pentecóte juive. Il faut reconnaitre que
les rapprochements sont frappants et que les
documents, quon met sous nos yeux, ont
une signification sur laquelle il serait diffi-
cile de se méprendre.
Les Babylonienz célébraient, sous le vo-
cable Schabattu, le 15° jour du mois. Le
Schabattu porte aussi dans les textes le nom
de: um nuch libbi, «jour du repos du cœur».
C’était une féte religieuse; et comme elle
tombait Je 15 du mois, la divinité, a la-
quelle elle était consacrée, ne peut étre que
la lune. On peut donc rapprocher la féte
babylonienne du sabbat juif. On sait que le
sabbat était, chez les Hébreux, un jour de
repos. Mais Israé] célébrait, outre le sab-
bat hebdomadaire, le 15% jour du mois, ou
la nouvelle lune, II Rois 1У 23; Prov. VII
20. Le mot Hagg, qui désigne 1а nouvelle
lune, ne peut venir du babylonien agu, «pleine
lune», parce que la premiere radicale A
s'y oppose; au contraire le mot sabbat
provient trés probablement du babylonien
Schabattu. Le plus ancien sabbat d'Israël
est celui qu'on célébrait le 15 de chaque
mois. L'étymologie du mot «sabbat» (My=w)
est trés instructive. Ce terme vient de
yaw, «sept» et signifie le «septuple». Or le
nombre sept jouait un róle important dans
la religion babylonienne. Le culte des sept
dieux est des plus anciens. L'auteur cherche
des lors l'origine de la Pentecóte juive dans
le culte babylonien des sept divinités.
Le culte de la Pléiade ou des sept divi-
nités a laissé des traces dans beaucoup de
peuples de l'antiquité. Nous le savons déjà
pour Babylone, oà Marduk s'identifie probable-
ment avecOrion. Les textesnous parlent assez
souvent des sept, lesquels prennent différentes
formes. Ce culte se retrouve dans le Harrän;
il est facile de le découvrir surtout dans les
noms propres. Оп ne savait pas jusqu'ici
comment interpréter la finale Si'e de cer-
tains noms propres araméens. Grimme y
voit le nom des sept divinités. Le babylo-
nien Sibe (à côté de Sibitti) a dà devenir
Siwe [= Si’e] dans les bouches araméennes.
De l'Harran ce culte se répandait dans toute
la contrée araméenne et dans le pays de
629 [No. 12.)
Canaan. Les noms propres l'attestent suf-
fisamment: NDD, Sis*rüà pour Sitios“ rd, «les
sept divinités combattent». Il appareit aussi
dans l'hébreu Rap (Esdr. II 44) et кур
(Nehem. ҮП 47); dans le palmyrénien N.
Peut-étre s’est-il aussi infiltré dans le nom
du roi des Amoréens Sihon (pro = |170).
Il pénétra dans le culte de Mithra. Un
texte publié par A. Dieterich, p. 23, dit
que la porte s'ouvrit et on vit sortir de
labime sept vierges, qui se nommaient les
sept Fortunes (ru. du ciel. Ces sept
vierges ne sont évidemment que les sept pla-
notes.
La Pleiade prend dans la Bible trois
dénominations: d' (Amos V 8; Job IX 9;
XXXVIII 31); yaw, qui apparait dans des
combinaisons nominales: y2v^5w (Exod. VI
23), le nom de la femme ФАагоп, et qui
signifie «Les pléiades sont mon dieu», d'ou
le nom EAsoaßer (Luc. I 7); yawna (II Rois
XI 3); рси, «Iahveh est les sept divinités»;
y2V-w2, «le puits des Pléiades» IL шо
«les astres». (Cf. surtout Juges V 20). La
Pléiade s'exprime également par le pluriel
my2v (Deut. ХҮІ 9; Habac. III 9). Ordi-
nairement on voit là un pluriel du mot
«semaine»; mais à tort: le vrai sens est
celui de Pléiades.
Les étymologies ne suffisent pas. À vrai
dire le culte des sept planétes, originaire
de Babylone, se Sege un peu partout
sous des formes plus ou moins méconnaissables,
mais que la critique ne tarde cependant pas
a deviner et a fixer. Nous venons de citer
uelques exemples et ces exemples sont assez
clairs par eux-mémes. Оп sait que Marduk
est le centre ou le principal personnage de
la Pléiade babylonienne. Or, au temps de
l’époque persane, Marduk, a des fêtes et
ses adorateurs en dehors de la Babylonie et de
Canaan. La fête des Purim porte (II Mach.
XV 30) le nom de «jour de Mardochée,
c'est à dire de Marduk», Magdozaixy 4 uoa,
or l'on peut conclure, d'aprés Esther III 7,
que ce jour de Mardochée appartenait au
cycle des fétes du nouvel an. La Gréce
classique elle-même n'a pas été à l'abri du
mythe babylonien. Pindare nous parle
d'une divinité "Qagíe» F, ) . On est
généralement porté à voir dans cette divi-
nité Orion: c'est probablement le dieu ba-
bylonien :Awár(&) le «dieu aveugle», c'est-
&-dire Marduk, bien que dans certaines in-
scriptions il a représenté la planète Mars
aa Cf H. Winckler, Altorient. Forschungen Ш
р. à
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Dezember 1907.) 680
(Mirrich). Le d Grimme continue la série
de ses rapprochements ingénieux entre le
mythe babylonien des sept planétes et les
fétes du pays d’Huran; et si l'on a le droit
.de repousser ses conclusions, on est obligé
de reconnaitre l'étendue de s& science, et le
sérieux de ses apercus: on sent qu'il est
maitre de son sujet, car il évolue avec une
parfaite aisance dans le domaine si compliqué
et si obscur de la mythologie comparée.
La derniere section de son livre est la
plus importante de toutes; car elle nous met
en face de la Pentecóte juive. Le d" Grimme
rappelle ses conclusions: la Pentecôte, Hugg `
Schabu'oth est un souvenir du culte des
Pléiades. Comme les Pléiades sont des per-
sonalités du ciel, on arrive à se convaincre
que la «féte de Iahveh», Hagg Iahveh, est
étroitement liée à celle des Pléiades.
D'ailleurs les textes (Exod. XXXIV 22; Num.
XXVIII 26) nous y inclinent. Le Septerion
de Delphes est une reminiscence de la féte
деа Pléiades. Il semble difficile de rejeter
complétement la valeur de ces inductions.
Le mythe. babylonien s'est répandu dans le
monde antique. Les Israélites n'ont pas
établi la féte de la Pentecóte; ils se sont
contentés de l'emprunter à un peuple étran-
ger sans lui faire subir de notables change-
ments. Таһчеһ se distingue cependant des
Pléiades: il en est le maitre, et il est au-
dessus d'elles. L'Ecriture l'affirme à diverses
reprises: (Amos V 8, 24; Habacuc III 9).
Après quelques autres considérations du
méme ordre, l'auteur termine par ces mots,
qui contiennent la substance de sa monogra-
hie: «née de l'observation des astres, la
entecóte n’a jamais cessé d'exprimer l'idée
de puissances qui gouvernent le ciel et qui
influent sur la terre et l'humanité. Elle a
contribué à la formation du culte de Marduk,
la plus ancienne fleur du paganisme orien-
tal; dans le Haran, elle devint le principal
appui du culte lunaire, qui marqua dans
l'Orient occidental une importante étape
sur le chemin du monothéisme. Moulée par
le législateur d'Israël en une pure forme
monothéiste, elle & servi de vétement à un
courant d'idées trés intimes du Judaisme
primitif et postérieur, et elle a finalement
recu un contenu chrétien, à savoir que la
consécration par l'Esprit signifie la plénitude
de la religion. La féte de la Pentecöte est
ainsi, plus que tout autre, dans le cycle des
fétes religieuses, une illustration capitale
de l'idée que la religion tend dans son déve-
loppement à une forme plus haute et spiri-
tuelle».
681 [No. 18.
Le livre Фа professeur de Fribourg mérite
vraiment d'étre lu et médité. Il est éminem-
ment suggestif et a un grand prix pour
l'histoire des religions comparées. Pour cette
raison, nous ne pouvons que le recommander
vivement à tous ceux qui s'intéressent à ce
genre de problémes.
Paris.
B. Guthrie Perry [Rev. Dr., Professor am Mani-
toba Presbyterian College in Winnipeg], Hymnen
und Gebete &n Sin. [Leipz. Sem. Studien II 4].
Leipzig 1907, J. C. Hinriche'sche Buchhandlung.
u 50 8. 8? nebst 4 Tafeln in Autographie. Mk. 2—.
Besprochen von J. Hehn.
Für das Alte Testament ist der Stadtgott
von Ur und Harran zweifellos von grösstem
Interesse, die Mitteilung neuen Materials
über Sin also schon von diesem Gesichts-
punkte aus besonders dankenswert. Nur
schade, dass die zugünglichen Texte nach
Zahl und Umfang nicht betrüchtlicher sind.
Der Verf vorliegender Schrift bietet teils
eine neue Bearbeitung der bereits publizierten
Sin-Hymnen, teils veróffentlicht er die Texte
zum erstenmal nach Kopien, die er im Bri-
tischen Museum angefertigt hat. Zur letz-
teren Kategorie gehóren No. 5, 6 u. 7, die
autographiert sind von Weissbach, No. 4
u. 8 finden sich zwar in Reisners Samm-
lung, sind aber hier zum erstenmale be-
arbeitet. Zu dem einzigartigen Hymnus
IV R 9 (No. 1) hat Zimmern die Photographie
des Originals nochmals genau verglichen und
teilt seine Beobachtungen mit, die Texte bei
Reisner hat er, soweit es geschehen konnte,
von Messerschmidt und Ungnad vergleichen
lassen. Was die Zuverlüssigkeit der Kopie
anbelangt, ist also das Menschen Mögliche
getun. Auch die neuen Texte haben sich
bei Vergleichung mit meinen im vorigen
Jahre genommenen Abschriften als durchaus
zuverlüssig herausgestellt. Ebenso ist auf
die Uebersetzung und Erklärung die pein-
lichste Sorgfalt verwendet. Diese sowie die
Ergänzungen der oft defekten Tafeln be-
weisen, dass der Verf. das gesamte Hymnen-
Material gründlich durchgearbeitet hat.
Manche bisherige Schwierigkeit konnte ge-
löst, mancher Fehler beseitigt werden.
No. 3, 4u. 9 sind ganz, No. 8 zum grössten
Teil blos sumerisch. Dass trotzdem fast
kein Wort unerklärt bleibt, zeigt nicht nur
die Geduld und Ausdauer des Verf., sondern
auch die Fortschritte der Assyriologie in den
letzten Jahren. Die Schrift Perrys ist ein
neuer Beweis für die gründliche und exakte
Arbeitsweise der Schule Zimmerns, der auch
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Dezember 1907.) 633
in seinen Schülern als der ausgezeichnete
Kenner der religiösen Literatur der Baby-
lonier erscheint.
In Perrys Schrift ist auch ein in Be-
zolds Catalogue unter den Mondhymnen
aufgeführter und als aolcher von P. kopierter
IStarhymous in Autographie und Umschrift
wiedergegeben, den ich ebenfalls kopierte
und zu dem ich vielleicht einige Bemerkungen
fügen darf. Z. 4 am Ende ist wohl statt
da-na(?)-at(?) zu lesen fa-ba-ti. Z. 8 am Ende
wäre nach meiner Kopie die Lesung ki-gal-
li nicht unmöglich, obwohl das letzte Zeichen
unklar ist. Es wäre dann zu übersetzen:
„Morgenröte, die du den Weg der Unterwelt
aufschliessest." Z. 14 zeigt meine Kopie
statt mus su (?) vielmehr iz di, womit sich
wohl eher ein Sinn in die Z. bringen lásst.
Z. 27 lese ich am Anfang nicht ma-ma,
sondern MA. GAL = dannii.
Ich móchte bloss noch den Wunsch an-
fügen, dass wir in dem Prospekt der LSS
bald einmal eine Sammlung der Ištar-
hymnen angekündigt finden.
Würzburg.
James Alan Montgomery The Samaritans
The Earliest Jewish Sect Their History, The-
ology and Literature. Philadelphia (the John
C. Winston Co.) 1907. Bespr. von F. Perles.
Das vorliegende Werk ist eine entschieden
verdienstvolle Leistung, indem es das ge-
samte an verschiedenen teilweise schwer zu-
gänglichen Stellen zerstreute Material über
die Samaritaner quellenmässig darstellt. Auf
358 Seiten erhalten wir hier ein übersicht-
liches Bild von der äusseren u. inneren Ge-
schichte der Sekte bis zur Gegenwart, und
erfahren das Wichtigste über Sprache, Schrift,
Literatur und noch erhaltene Inschriften.
Es liegt in dem Charakter des Werkes, das
aasVorlesungen hervorgegangen ist, begriindet,
dass wir nur über die Hauptpunkte genau
orientiert werden. Doch bieten reichhaltige
Noten und eine erschöpfende Bibliographie
am Schlusse die nötigen Hinweise für ein-
dringendere Studien. Besondere Kapitel sind
den Samaritanern in der apokryphischen Li-
teratur, im N. T. und bei Josephus, sowie
vor allem im Talmud und den sonstigen
rabbinischen Schriften gewidmet. Der Traktat
Kutim ist ganz übersetzt. Die Brauchbar-
keit des schön ausgestatteten Buches wird
durch zahlreiche Abbildungen, Faksimile's
der Inschriften und eine Schrifttafel sowie
durch mehrere genaue Indices erhöht. Einige
688 (Мо. 12.)
Verbesserungen seien im Nachfolgenden ge-
ben.
e S. 155 2. 5 v. u. nabel l. nobel. — S. 165
die Bezeichnung der Tosefta’s als ,,auxilia
collections“ ist unzutreffend. Es sind viel-
mehr aus andern Schulen hervorgangene
Sammlungen. — S. 166 Ausser Gu und b^3y
ist auch D3) unter den Bezeichnungen auf-
zuführen, für die häufig c^» als Deckwort
gesetzt wurde. — S. 167 die Amoraim sind
nicht die ,,formulators of the Gemara“, sondern
die Gelehrten, die in den Hochschulen Pa-
lüstinas und Babylons von 200—500 die
Mischna lehrten und erklärten. „Formu-
lators“ sind erst die Schlussredaktoren, die
das ungeheure in den Diskussionen nieder-
gelegte Material zu den beiden Talmuden
verarbeiteten. — S. 172 Z. 11 v. u. kosher
J. kasher. — S. 181 Z. 1 v. u. „Kaddishin“
ist niemals Bezeichnung für Weihegaben,
die vielmehr als pa plur. mwipn bezeich-
net werden. — S. 185 Z. 10 v. u. Yibbam
1. Yibbum. — 8. 193 das Zitat aus Erubin
41° ist ganz zu streichen, da nicht nur nicht
von Samaritanern die Rede ist, sondern dy
dort nicht einmal die Götzen diener, sondern
den Götzendienst Ge nay bedeutet. —
ibid. Anm. 95 Sota 22° lies 224, — S. 202 Z.
9 v. u. „Sabbaths“ lies „weeks“, da rot
hier natürlich nur „Wochen“ bedeutet. —
S. 215 Bei der Bezeichnung Gottes als no моз
wäre an das kabbalistische mp rw zu er-
innern. — S. 219 der Engelname узо ist viel-
leicht irgendwie aus Numeri 4, 20 heraus-
gedeutet. Keinesfalls aber darf er mit лозр
in Verbindung gebracht werden. — S. 272
Z. 5 v. u. B. C. lies A. C. — S. 282/83 Bei
Besprechung der verschiedenen Deutungen
von wäi wäre auch auf die (von wem zu-
erst vorgeschlagene?) Ableitung von 725
zu verweisen, — ibid. Auf einem sonder-
baren Missverständnis beruht die Behauptung,
dass die alte von den Samaritanern beibe-
haltene Schrift np» genannt werde. Die
betreffende Stelle!) lautet onw Dep vm
np 2rn23 min „sie lehrten sie (die assy-
rischen Kolonisten in Samaria) die Thora
in abbreviierter Schreibung.^ Diese
abgekiirzte Schreibung der Thora zu Unter-
richtszwecken wird auch unter dem Namen
privo im Talmud erwähnt), und zahlreiche
. Pirke de Rabbi Elieser 38.
) Siehe „Analekten z. Textkritik des A. T.“ 9
und meinen Aufsatz iu , Archiv f. Stenographie* 1902,
45/46. Zu der dort genanuten Literatur ist jetzt hin-
zuzuüfügen: Ginsburg the Text of the Hebr. Bible in
Abbreviation (Journal of Philology XX VIII p. 254 — 270).
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Dezember 1907.] 684
Proben davon finden sich sowohl in Genisa-
ente als auch in den von Sobernheim
und Musil herausgegebenen samaritanischen
Inschriften, die sogar Montgomery (S. 277)
bespricht und teilweise im Facsimile mitteilt.
Kónigsberg i. Pr.
Brnst Biernath, Die Guitarre seit dem III. Jahr-
tausend vor Christus. Eine musik- und kultur-
geschichtliche Darstellung mit genauer Quellen-
angabe. Berlin, A. Haack, 1907. Besprochen von
Ferdinand Bork.
Es gibt im Reiche der Wissenschaft noch
so riesige Urwaldstrecken, dass man jeden
Pionier, der eine solche in Angriff nimmt,
herzlich willkommen heissen muss. Freilich
soll man nicht von den ersten Rodeversuchen
Ergebnisse erwarten, die eine lange Boden-
kultur voraussetzen. So sehr man sich tiber
das vorliegende Büchlein freuen kann, so un-
zulänglich ist es nach vielen Richtungen
hin. Da der Verfasser weder über eine
ausreichende Sprachkenntnis verfügt, noch
mit den Methoden der ethnologischen For-
schung genügend vertraut ist, so ist es ihm
trotzseinesanerkennenswertsicheren, meistens
auf das Wesentliche gerichteten Blickes nicht
immer gelungen, die Hauptpunkte scharf
herauszuarbeiten. Statt in die Tiefe geht
er häufig in die Breite. Wenn er aber
dieses sehr verbesserungsbedürftige Büchlein
als Einleitung zu umfassenderen Forschungen
über denselben Gegenstand auffassen will,
so sind wir gerne damit zufrieden und be-
lückwünschen ihn dazu, dass er einen 80
ankbaren Stoff gefunden hat.
Er hält die Guitarre für ein von den
Sumerern, die er mit den Urkleinasiaten in
einen Topf tut, erfundenes Instrument. Er
beruft sich auf eine aus Nippur stammende
Darstellung eines Hirten, dessen Musik
seinen Hund zu einem steinerweichenden
Gesange begeistert, und auf ein anderes Bild
aus Telloh. In diesem Falle handelt es
sich aber um eine Lyra, in jenem hat er
zu beweisen vergessen, dass ein Sumerer
als Zeichner in Frage kommt.
Ich gebe dem Verfasser darin recht, dass
alle Guitarreformen der Welt auf eine irgend-
wo in Vorderasien entstandene Urform zurück-
gehen. Mit der Sache ist vielfach auch der
Name gewandert, wie lydisches шауадқ und
indisches magudi, kleinasiatisches лаудогос,
italienisches pandora, französisches mandore,
birmanisches patola beweisen. Um die Ur-
heimat des Instrumentes festzustellen, muss
man also den Namen nachgehen. Letztere
е
685 [No. 18]
sind sehr mannigfaltig und undurchsichtig;
sie haften aberan den Formen des Instrumentes,
das sich vielleicht schon in seiner Heimat
differenziert hat.
Es gibt nun zwei Hauptformen der Gui-
tarre. Die eine ist noch heute in Aegypten
und Nordafrika im Gebrauch und besteht
aus einer mit einer tierischen Membran be-
spannten Schildkrótenschalemit langem Halse.
Diese dürfte die von den Alten als festudo
oder уғАію bezeichnete Form sein. Der
Schallkérper derselben dürfte auch in den
5 Ausläufen rundlich geblieben sein.
ierzu gehört selbstverstandlich auch der
ägyptische nefer, wie die Form der gleich-
lautenden Hieroglyphe | unwiderleglich be-
weist, und damit auch das hebräische 52)
(уа Да).
Die andere Hauptform scheint mir die
der heutigen Geige und Guitarre zu sein.
Das Kennzeichnende derselben ist die mehr
oder minder tiefe Einschniirung des Schall-
körpers. An dieser Form wird, wenn wir
unserem Worte Guitarre und armenischem
djinör „Geige“ trauen dürfen, eine Gruppe
von Bezeichnungen haften, dessen Zusammen-
gehórigkeit man längst geahnt hat, und die
auch der Verfasser betont: O, xs»(v)vea,
702 sowie eine ägyptische Entsprechung,
die einem etwas ältlichen Werke entnommen
zu sein scheint. Diese drei Bildungen
scheinen ein * kidnvara oder * kindvara zur
Voraussetzung zu haben. Davon ist aber
mavdovee und die auf kleinasiatisch-syrischem
Boden tanbür (tanbur), auf arabisch-nord-
afrikanischem fumbür lautende Bezeichnung
nicht zu trennen.
Wie die Urformen nun gelautet haben
mögen, so ist weder die des einfachen noch
die des entwickelteren Instruments ihrem
Typus nach sumerisch. Die grösste Wahr-
scheinlichkeit spricht dafür, dass wir es mit
einer Erfindung eines kleinasiatischen, dem
kaukasischen Kreise angehörenden Volkes zu
tun baben. Dazu mag die vom Verfasser
herangezogene Notiz des Clemens Alexan-
drinus stimmen, wonach die уа Да eine Er-
findung der Kappadoker sein soll.
Zum Schlusse möchte ich den Verfasser
auf ein paar zu verbessernde Dinge auf-
merksam machen.
S. 18. Die Verwandtschaft der hethitischen
und der ägyptischen Schrift ist möglich, aber
noch nicht nachgewiesen.
S. 50. Die Septuaginta ist in griechischer
Sprache geschrieben.
S. 52. Es ist 2 statt D zu schreiben.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Dezember 1907.) 686
S. 105# Zu dem Phantasiegemälde der
nordeuropäischen Musik vergleiche man das
hochbedeutende, alte Irrtümer beseitigende
und neue Wege weisende Werk von Trau-
gott Heinrich, Studien über deutsche Ge-
sangsaussprache, namentlich S. 185 ff.
Kónigsberg i. Pr.
Das Jobeljahr.
Von Wilhelm Erbt.
Auf den Zusammenhang zwischen Wochen-
fest und Jobeljahr hat Wellhausen und zu-
letzt Winckler hingewiesen. Man erhält,
wenn man diese Beziehung mit den schon
durch das Alte Testament gegebenen ver-
bindet, fünf konzentrische Kreise: den Tag-
kreis der Siebenerwoche, den Wochenkreis
der sieben Wochen mit dem fünfzigsten Tage
als Abschluss, das Mondjahr des siebenfachen
Wochenkreises mit vier Epagomenen als Ab-
schluss, den Jahrkreis von sieben Jahren und
den Jahrwochenkreis mit dem fünfzigsten
Jabre als Abschluss, oder, in Zahlen aus-
gedrückt, fünf Kreise mit dem Radius 7;
1? genauer 7 »« 7 + 1; 73 genauer 7 2«50 4- 4;
74 genauer 7 ><304; 75 genauer49 >< 354 + 354.
Sehen wir uns die Zahlen an, so hat der
zweite, dritte und fünfte Kreis eine Ein-
schaltung: 1, 4, 354. Diese Einschaltung
fehlt im Grunde auch nicht dem ersten Kreise.
Wenn wir beachten, dass die Siebenerwoche
theoretisch den Monat, den synodischen von
29½ Tagen, teilt, so erhält auch der Halb-
messer des ersten Kreises eine Einschaltung;
eigentlich beträgt er etwa 7 Tage 5 Stunden.
Die Einschaltung fehlt aber dem vierten.
Kreise. Wie könnte sie zustandekommen?
Vorhanden muss sie irgendwie sein; denn
die fünf Kreise sollen ja einander entsprechen.
Wir sehen, die ganze Theorie vom Sabbat
bis zum Jobeljahr ist auf dem Mondjahr
aufgebaut. Da ergibt sich sofort die Frage
nach dem Ausgleich mit dem Sonnenjahr.
Prüfen wir nach, wie ein solcher bei einer
Periode von 50 Mondjahren zustande kommt.
49 Sonnenjahre, also genau 7><7, sind rund
17897 Tage. Das sind aber 607 Monate
eines Mondjahres, wobei diese 9 überschüssige
Tage ergeben, oder 50 Mondjahre mit 7 Schalt-
monaten. Nun haben wir die Einschaltung
beim Sabbatjahr, beim Jahrkreis; es hat
einen Schaltmonat. Der Halbmesser des
betreffenden Kreises hat jetzt also seine Er-
günzung: 7354729 oder + 30. Zugleich
vollendet sich im Jobeljahr tatsächlich eine
887 (Мо. 12.)
Periode; es ізі das Schaltjahr der ganzen
Periode. Dabei hat es selbst 9 tiberschiissige
Sehen wir uns jetzt das jiidische Jobel-
jahr an, so beginnt es nach Lev. 259 am
10. Tage des siebenten Monats. Der Gesetz-
eber hat natürlich die babylonische Reihen-
olge der Monate im Auge, nach der er selbst
noch zählen muss. Er musste ja für seine
Kalenderrechnung einen Ausgangspunkt haben.
Also das Jobeljahr beginnt nicht, wie die
ewöhnlichen Jahre (Lev. 23, 23 ff.), am 1. Tage
es siebenten Monats. Die vorhergehenden
9 Tage sind eben die Epagomenen der ganzen
Periode. Wir stellen also fest, dass die
Kalenderrechnung, die hier vorgeführt wird,
die man wegen der Bestimmungen be-
treffs des Sabbat- und Jobeljahres „als un-
raktische Konsequenzmacherei“ ausgegeben
at, ernst zu nehmen ist. Man steht hier
nicht vor luftigen Theorien, sondern, zumal
sie Aufnahme in der Gesetzsammlung des
Judentums gefunden hat, wird sie auch einmal
praktische Geltung gehabt haben. Man denke
an Hesekiel; er hat nur Vorschlüge gemacht.
Demgemäss steht sein Entwurf nicht in der
Gesetzsammlung, sondern in den Akten zur
Verfassung, die über ihr Zustandekommen
Aufschlusg geben sollen. Allerdings in der
obigen Ansicht ist ein Wahrheitsmoment ent-
halten: die praktische Geltung kann nicht
lange gedauert haben. Wir müssen uns also
zur nachexilischen Zeit wenden, wo man
solche kurzlebigen Versuche wohl verwirklicht
haben kann.
Bekannt ist der Streit über das Verhültnis
Hesekiels zum Heiligkeitsgesetz, das unsere
Kalenderrechnung enthält. Nun hat шап
bebauptet, dass Hesekiel den angeblich alten
Neujahrstag am 10. des ersten Monats habe.
Spáter sei dann Neujahr wegen des Ver-
söhnungstages auf den 1. Tag des Monats
gelegt worden. Winckler hat nun zwar dem-
gegenüber den Versöhnungstag als Endtag
es Neujahrfestes bestimmt. Aber wir müssen
doch berücksichtigen, dass Hesekiel einen
Entwurf für eine neue Zeit vorlegt. Er
muss also am Ende einer nach seiner
Meinung (vergl. „Menschensohn“) und auch
irgendwie äusserlich abgeschlossenen
Periode stehen. Der 10. des 1. Monats —-
bier nicht des 7.Monats, weil dieZeitrechnung
Sesbagars, die Hesekiel nach Winckler in
seinen Datierungen voraussetzt, das Jahr im
Herbste begann — ist aber der Beginn eines
Jobeljahrs. Das folgende Jahr begann dann
die neue Periode. Wenn wir mit Winckler
„die Zeit der Hesekielprophetie" bestimmen,
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Dezember 1907.) 638
so würden „ein Jahr später Zerubabel und
Jesua ihr Amt in Jerusalem antreten.“ Da-
mals also hätte man sich für diese Kalender-
rechnung entschieden. Das Verhältnis, in
dem Hesekiel zum Heiligkeitsgesetz steht,
würde uns zeigen, wie man sich tatsächlich
zum Entwurfe des Propheten gestellt hat.
Begann Herbst 522 mit dem Sturze des
falschen Smerdes eine nene Zeit für Jerusalem
— und bereits im Herbst 523 wird man mit
Hesekiel auf eine bevorstehende Umwälzung
baben rechnen können — so führt uns dieses
Jahr zwei Jobelperioden !) = 98 Sonnenjahre
zurück zum Jahre 620, wo Josia seine Reform
vornahm. Die Jobel-Kalenderrechnung aber
hätte tatsächlich nur kurze Zeit gegolten;
denn wenige Jahre später hätte sie die Езга-
Reform, die Zerubabel (mit kóniglicher Zu-
stimmung) beiseite schob, den weltlichen
Beamten zugunsten des Hohenpriesters ein-
zog, durch etwas Neues ersetzt.
Die älteste Erwähnung des Pferdes.
Der hier mitgeteilte altbabylonische Brief
VAT 6088 ist für die Geschichte des Pferdes
nicht unwichtig. In den zahlreichen Ur-
kunden aus der Zeit der ersten babylonischen
Dynastie (ca. 2232—1933)2) hat sich bisher
1) Vergl. zu dieser doppelten Jobelperiode den
„hundertjährigen Kalender“ (Winckler, Religions-
geschichtleg 8. 62).
*) Kings Ansichten über die babylonische Chrono-
logie kann ich nicht beipflichten. Ich halte es für
ziemlich sicher, dass die auf der neuen Urkunde des
Brit. Mus. erwähnten Herrscher Bitilja und Agam
mit den wegen der gleichen Dauer ihrer Regierungen
vom Verfasser der grossen Königsliste irrtümlich um-
gestellten Könige Agum mahrd und Bitiljaä identisch
sind Auf die assyrischen Angaben über die Zeit des
Irisum ist kein Verlass, wie die ganz erheblichen Ab-
weichungen bei Salmanasser I einerseits und Asar-
haddon andrerseits beweisen. Die Assyrer baben augen-
scheinlich im Gegensatz zu den Babyloniern keine
zuverlässigen Traditionen über die Zeit ibrer älteren
Geschichte gehabt. Auch ist es nicht über jeden
Zweifel erhaben, ob es nicht mehrere ass. Herrscher
des Namens [lušummā gegeben hat. Halten wir da-
gegen die babylonis-hen chronologischen Angaben
во lange für ricutig, bis sie nicht als falsch sich nach-
weisen lassen, so liefern die von King gegebenen
Texte eine schöne Bestätigung der Angaben des Be-
rossus. Gestützt werden die dann gewonnenen Zahlen
dadurch, dass alle übrigen babylonischen chrono-
logischen Angaben in diesen Rahmen hineinpassen.
Indem ich mir die Begründung des n hier
im einzelnen versagen muss, nehmó ich jetzt folgende
Daten an:
2232—1933 Erste Dynastie
(2130—2088 Hammurabi)
2087—1720 Meerlanddynastie
(1894—1840 Girkizar)
1757—1182 Kassitendynastie.
689 (Ro 12.)
noch keine Erwähnung dieses Tieres ge-
funden, und daher schien die Annahme, dass
erst die Kassiten es nach Babylonien ge-
bracht hätten, berechti Unsere Urkunde
indes, die ihrer Schrift und ihrem ganzen
Aussehen nach etwa in die Zeit Hammurabis
oder Samsuilunas gesetzt werden muss, zeigt,
wie vorsichtig man mit Beweisen ex silentio
sein muss: es ist gewiss ein reiner Zufall,
dass das Pferd sonst in altbabylonischen
Urkunden nicht erwähnt wird. Allerdings
spielen die Kassiten schon zur Zeit Samsui-
lunas eine Rolle‘); doch sehe ich nicht ein,
warum sie gerade den „Bergesel“ nach Ba-
bylonien gebracht haben sollten; er kann
dorthin sehr gut schon viel früher durch
Handelsbeziehungen mit den östlichen Völker-
schaften gekommen sein.
Der Text des Briefes VAT 6088 lautet:
V.AT. 6088.
9
d Au e
,
Fer = Leak;
! тана
HE Sete ATT
етан Е
EAI if
Rückseite unbeschrieben.
1 A-na A-hu-ni *qi-bé-ma 3 um-ma Be-la-
nu um- ma *il Šamaš à il Marduk li- ba- al- li- u-
ka 5isten gur Se’im а-па ukulli?) sisi zun 6 þu-
bu- ut- ma 7 sisũ zun li-ku- lu 8 la i-bi-ru - u, d. i.
„Zu Abuni sprich: also sagt Belanum: Šamaš
und Marduk mögen Dich gesund erhalten!
1 Gur Getreide nimm fort als Futter fiir
die Pferde, damit die Pferde zu fressen
haben und nicht Hunger leiden müssen.“
Berlin. A. Ungnad.
Die von mir in ZDMG 61, 716 vor Erscheinen
von Kings Buch angenommenen Daten würen dem-
nach um je 94 Jahre zu erhöhen.
!) Vgl. das Datum des neunten Jahres und dazu
BA VI 8, 8. 29.
*) SAG. GAL.
ORIENTALISTISCBE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Dezember 1907.) 640
Assyrischo Medizinalpflanzen.
Von A. Fonahn.
Ich méchte — als Mediziner und nicht
Philologe — fragen, ob folgende Zusammen-
stellungen von ? ilologischem Gesichtspunkt
aus zulässig sind und weitere Untersuchungen
verdienen. Die Namen sind bei Küchler:
Assyr. Mediz. zu finden.
1) Assyr. um TAR. MUS — arab. ,
mischn. Om, aram. КООР lassan] gr.
Әборос (siehe Löw: Aram. Pflanzenn) =
Lupinus, Lupine.
2) Assyr. P SI. SI — жа, vw, siehe
Löw: A. Pfl., Seite 114 = „eine Art
schlechter Datteln“. — Vielleicht wäre die
Determinierung Sammu hinderlich, obgleich
dieses Wort öfters als ein weiterer Begriff
als „Pflanze“ erscheint.
3) Assyr. Ismjigänu — Ibn Beitár: омы
= Erysimum, Hederich oder Schotendotter.
4) Aseyr. m ТАЕ. HU — , 12%,
таохоУ, Dragun, Estragon (dieser Name so-
gar an der Westkiiste Norwegens!); auch
im Keltischen. = Artemisia Dracuncu-
lus L.
5) Assyr. *"DIL. BAT (oder ВЕ) —
w2b D nd Platanus orien-
talis L. (Auch hier Sammu!).
6) Assyr. **»karan 3élibi „Fuchswein“ —
GA adis, Mitt soy, Ja Gis,
Fuchstraube oder -wein orgvzvocg xynalog =
Solanum nigrum L.
7) Assyr. buttati — nm = Frucht
des Kappernstrauches, Capparis spinosa L.
8) Assyr. "SI. HA (Küchler: K. 71b,
IV 50) = *SI.HU (CT. Part XXIII, Serie:
&numa (?) &mélu muhhi-Su іёёќа u-käl Pl.
43, 9) = tus Löw No. 122: arbor amoena
et infrugifera [Ferr].
9) Hängt *giparu mit & hn, Lee, man-
däisch NND zusammen? Bedeutung viel-
leicht eine Art Palme? (Talmudisch eig.
Palmzweig; arab. „). Viele aramäische
Bezeichnungen für Teile der Palme stam-
men j& aus Babylon.
10) Assyr. * (in CT. XXIII seria citat.:
641 [No. 12.)
1) зидін — із = Cyperus rotundus L.,
C. longus L., Cyperngras.
11) Assyr. abukatu — ND, Löw Seite
114: Seitenschósse, die die Palme zu Anfang
treibt. — "Әм stammt aus Babylon!
12) Assyr. rotes SA.PA — Шел
(Tren, Dioskor. xaposdagys, dessen xag-
no. . s = Ruseus racemosus,
Traubiger Mäusedorn (Sprengel). Plinius:
Viniapervinea. — Dioskor: „Ihre Blätter,
.. . . mit Wein getrunken, lindern das Leib-
schneiden, der Saft .... treibt den Harn“.
18) Азвуг. * (ode m gha — wn, Lae,
Lite, Эбио = Thymus, Thymian.
14) Schon bei Muss-Arnolt *dup-ra-nu
— ie GH möchte hinzufügen zer,
Juniperus, besonders J. sabina L., Seven-
baum, Sadebaum (siehe Löw).
15) RUK. BAT (oder BÉ) — хээ",
232" siehe Löw, Seite 120.
Anhang.
1) Ist das Wort dosaloved bei Diosku-
rides — nach ihm ügyptisch — = Pap.
Ebers, 68, 9: „з | N E өй
um 111
Stern: ,üt'aulen grana quaedam plıoenicia“?
Bei Löw ist dieses Wort unter seinen
„punischen Pflanzennamen“ nicht zu finden.
aosalovgi oder 464440104 hat mehrere Syno-
nymen bei den ,Propheten und anderen*
wie: Fuss des Hermes, Diadem des Osiris,
Sonnenkrone, der heilige Stengel. Identifi-
zierung: @4suog, Atriplex Halimus L.,
Meldenstrauch.
2) Löw: A. Pfl. fragt, Seite 313: Woher
stammt oevovril, caovví, Langk. 4 Vicia
faba L.? [Schweinsbohne]. Man könnte sehr
; : na
leicht an das ägyptische Be д U Snnwt-t
(Pap. Ebers LI 15), oder ^. Y U snw()-t
(Pap. Hearst ПІ 4) denken. Im Aegypti-
schen heisst es von dieser Pflanze, dass sie
„wächst auf ihrem Bauch wie die k:d-t
Pflanze usw.“ Diese Art des Wachsens passt
auf eine kriechende oder kletternde Pflanze,
was wiederum mit der Bestimmung des
oevovvil als Vicia stimmt, obwohl eben bei
V. faba diese Eigenschaft nicht so ausgeprügt
ist. Wenn es weiter in der Beschreibung
der ägyptischen Pfl. heisst, dass sie „Blüte
setzt wie ssn Pfl.“, mit der Lotusblume de-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Dezember 1907.) 642
terminiert, scheint dies dagegen zu sprechen;
indessen wissen wir nicht bestimmt, was ssn
ist (eine Art Lotus?), wie man sich auch
denken kénnte, dass die bekannte Lotus-
Figur wegen ihrer entfernten Aehnlichkeit
— wenigstens in der Schrift — mit einer
Viciabliite mangels besseren Zeichens benutzt
werden könnte. Uebrigens steht in Pap.
Hearst nicht s8n, sondern érd Pf.
Zu dem demotischon Ostrakon mit
jüdischen Eigennamen.
Von W. Spidgelberg.
In meiner Notiz über das demotische
Ostrakon von Tell el Jehüdije im letzten
Hefte dieser Zeitschrift (S. 595) vergass ich
auf die Schwierigkeit hinzuweisen, welche
meine Datierung des demotischen Textes
schafft. Denn wenn man das Ostrakon
spätestens in die Zeit des Ptolemaios IV
Philopator setzt!) so kann es mit dem erst
unter Ptolemaios VI Philometor (um 160
v. Chr.) gebauten Oniastempel nichts zu tun
haben. Will man also nicht annehmen, dass
das Stück durch Zufall?) an die Stelle ge-
raten ist, an der es gefunden wurde, also
von weither dorthin verschleppt worden ist,
so bleibt auch die Möglichkeit bestehen, es
zu einer jüdischen Ansiedelung in Beziehung
zu setzen, die vor dem Bau des Onias-
tempels hier bestanden hat. Denn dass dieser
Tempel in einer schon bestehenden jüdischen
Kolonie des Deltas gebaut wurde, ist a
priori wahrscheinlich. Jedenfalls ist in Er-
wägung aller Umstände — auch abgesehen
von der paläographischen Datierung?), die ich
bei unserer gegenwärtigen Kenntnis der de-
motischen Schrift nicht mit absoluter Sicher-
heit zu geben wage — die Annahme sehr
bedenklich, dass die in dem Ostrakon ge-
nannten Ziegelarbeiter an dem Oniastempel
gebaut haben. W. Spiegelberg.
1) Zu dieser Datierung scheint auch Griffith
zu neigen. „Mr. Griffith agrees that it may be as
late as Ptolemy Philometor, though he would have
been inclined to date it rather earlier, (Petrie im
Text der in Frage stebenden Publikation 8 26).
*) Dafür könnte sprechen, dass in der ganzen
grossen Anlage nur dieses eine Ostrakon zu Tage
gekommen ist.
*) Bie ist mir allerdings sehr wahrscheinlich.
648 (Мо. 12.)
Zu Sari.
Der angenommene Uebergang von Subari
zu Süri dürfte eine Bescätigung erhalten
durch eine Schreibung, auf welche Zimmern
mich aufmerksam gemacht hat. Bei Mac-
millan, Relig. Texts XXX Z. 25/26 (Beitr.
Assyr. V) heisst es іп der Beschreibung
der Reise des Tammuz nach der Unterwelt,
dass ег in die Steppe Su-u')-a-ra = sum.
A Ha. Ki (= Subari в. OLZ. 1907, 411)
kommt. Damit wiirde also eine Zwischen-
ied gegeben sein, welche das b verflüchtigt
at.
Vielleicht liegt eine weitere Bestatigung
in den Tel-Amarna-Briefen vor. Hier ist in
dem Briefe Zimridas (von Sidon?) W. 148
— Knudtzon 145, Zeile 22 nach Knudtzon
nicht Zu-mu-ri, sondern zu--ri (K.: Zu-ub-ri)
zu lesen: ,nicht gelangt der Hauch seines
Mundes zu seinen Dienern, die in Su'ri sind“.
Das würe dann die nüchste Stufe der Ent-
wicklung Subari, Sufri, Suwri, Bn агі, Su ri,
Süri. |
November 1907. Hugo Winckler.
Altertums-Berichte
aus dem Kulturkreise des Mittelmeers.
Й
145. Whrend der diesjährigen А bung in
Numantis hat Schulten die letzten drei Lager Sci-
pios gefunden, eins lag nicht auf der Hügelkette im
Süden der Stadt, sondern am Fusse derselben, un-
mittelbar am Flusse. Das eine Lager wurde ganz,
das andere teilweise freigelegt. An mehreren Stellen
hat man Reste eines noch älteren Lagers, vermut-
lich desjenigen, das Marcellus im Jahre 153 errichtet
hat, entdeckt.
(Köln. Ztg. 1907. No. 1114.) В.
146. Dante Vaglieri berichtet, dass die in Rom
unweit der Lucullusgärten aufgedeckten Mauerreste
einem älteren, inneren, schwächeren Mauerringe an-
gebören, hinter der servianischen Mauer. Zwischen
beiden Mauern hat man Vasen gefunden. Beim Bau
des neuen Hauptbahnhofs musste man einen Teil der
servianischen Mauer abtrayen. Boni fand dabei. dass
die grossen Quadern derselben nicht durch Kalk,
sondern durch eiserne Klammern zusammengehalten
wurden.
(Germania 1907. No. 250.) B.
1) Dass so — das Zeichen, welches = ruhgu ist
— zu lesen, beweist das Duplicat Reisner, Hymuen
No. 80 — als Duplicat erkannt von Meissner. Hier
hat das Original nach Zimmerns Vergleichung tat-
sächlich so.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Dezember 1907.] 644
147. Im Akropolis- Museum zu Athen arbeitet
H. Schrader (Innsbruck) daran, die zabllosen Brach-
stücke archaischer Skulpturen aus Porosstein und
Marmor zusammenzusetzen. Die Ergebnisse sind
glänzend. Eine Reihe von weiblichen Gestalten und
kleineren Gruppen wachsen allmählich aus ihrer Leb-
losigkeit heraus. Letzthin war es Heberdey gelungen,
ein Giebelfeld eines kleinen Tempels mit den daza
gebdrenden Gesimsen so wiederherzust:llen.
(Nordd. Allg. Ztg. 1907. No. 260.) B.
148. Arvanitopulos hat in Pagasai bei der
Freilegung einer alten Mauer etwa vierzig Grab-
stelen und Grabsteinbruchstücke mit ausserordent-
lich gut erhaltenen Malereien gefunden, die etwa
aus dem 3.—2. Jahrh. v. Chr. stammen. Es handelt
sich um Darstellungen aus dem Leben (ein Mann,
der von seiner Gattin Abschied nimmt; ein Jüngling,
dem ein Hund entgegenspringt; ein Gastmahl usw.).
Der Maler Gilleron hat die bedeutendsten Stücke für
die Archäol. Ges zu Athen kopiert. Die Originale
werden in Volo aufbewahrt. Ausserdem hat man
noch Bruchstücke von Inschriften und Statuen u.
dergl. gefunden.
Dresden. Journ. 1907. No. 252.) B.
149. Flinders Petrie hat in Rifeh in der Gegend
von Asiut zahlreiche ägyptische Seelenhüuschen aus-
gegraben, auf grund deren sich die Entwicklung
dieses totenkultiscben Brauchs von prähistorischer
bis in die spätere Zeit feststellen lässt. h.
160. In der Jahresversammlung des Pal. Expl.
Fund berichtete Grenfell über die in Oxyrrbynchos
erfulgte Auffindung eines Evangelienstückes. Es ist
ein Gespräch zwischen Jesus und einem Pharisäer
über das Wesen der Reinigung und wirft ein Licht
auf die unkanonischen Traditionen, die in den christ-
lichen Gemeinden während des dritten und vierten
Jahrhunderts umliefen. — Andere Papyri enthielten
Teile des verlorenen griechischen Originals der Acta
St. Petri und eine unbekannte Version der Acta St.
Johannis mit neuen Wunder- und Legendenerzählungen.
— Ausserdem wurde eine neue Ode Pindars für die
Bewohner von Keos entdeckt und 900 Verse der
euripideischen Tragódie Hypsipyle, die den Inbalt
und den dramatischen Aufbau des Stückes deutlich
erkennen lassen. Die Fragmente sind von hoher
dichterischer Schönheit und dramatischer Kraft.
(Voss. Ztg 1907. No. 539.) B.
161. Eine Expedition der Universitat Liverpool unter
der Leitung Gurstang's hat in der Nähe von Aby-
dos wertvolle Funde gemacht, u. a. Inschriften,
3 Osirisstatuen aus Bronze, ein Nilpferd aus Porzellan,
die höchst künstlerisch ausgeführte Statue einer Ne-
gerin mit Kind und Toilettengegenntände. Es soll
eine zweite Expedition unter Garstangs Führung aus-
gesandt werden.
(Berliner Tagebl. 1907 No. 545) B.
152. (Vgl. 0.1, Z. Juni 1906). In den Mitt. d.
D. O. G. No. 34 berichtet G. Móller über die Aus-
grabungen in Abustr el-Meleq im Jahre 1906.
Es wurden 257 Gräber geöffnet, die von dem pr&-
historischen Volke mit Hilfe von Tonscherben aue-
gehoben sein müssen. Auf einem Hügel fanden sich
nord-südlich gerichtete, gemauerte Gräber mit einigen
Querschwellen aus lufttrockenen Ziegeln, auf denen
die Leiche in Hockerstellung lag. An dem nördlichen
Fussende lagen die Beigaben. Vielfach waren Brand-
spuren erkennbar. Die Funde waren: Ton- und
645 [No. 12.) ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Dezember 1907.] 646
Steingefüsse, Feuerstein- und Obeidianmesser, Haar- An der Universität Berlin ist ein Ind i-
Schminkgriffel, Salblöffel aus Knochen und | sches Seminar eingerichtet worden. Dasselbe wird
feile,
Elfenbein, Armreifen aus Muschelsubstanz, Kupfer,
Knochen und Elfenbein, Schminktafeln. Von selt-
neren Gegenständen seien erwähnt: ein Feuerstein-
messer mit Holzgriff. zierliche Gefässe aus Alabaster
und schwarzem Stein, eine „Pilgerflasche“, ein Siegel-
linder aus Elfenbein mit Tierdarstellung und
"Scheinmehl*. Ee fanden sich auch Nachbestattungen
aus der Hyksoezeit mit Tongefässen ägyptischer und
fremder Arbeit, Skarabien und Kettengliedern mit
Darstellungen, die an kleinasiatische erinnern. — Auf
dem nördlicher gelegenen Bestattungsplatze der Spät-
zeit wurde eine Grabanlage von sieben Kammern
mit 19 Leichen aus der römischen Kaiserzeit gefunden.
Ferner berichtet L. Borchardt über die Aus-
лген auf dem en von Abustr.
er Totentempel des Nefer-er-ke-re wurde voll-
stindig ausgegraben. Man stellte mehrere Вап-
perioden fest. Namentlich hat die Anlage der Py-
ramide des Ne-user-re die grössten Eingriffe in den
Bau bedingt. In der Pyramide des Nefer-er-ke-re
warde nicht viel gearbeitet. In dem Totentempel
fand man einige Papyrus aus der fünften und sechsten
Dynastie, u. &. einen grösseren Brief und Tausende
von Siegelabdrticken von Krug- und Kastenverschlüssen.
Mit Hilfe dieser kann man ‚die vollständige Reihe
der Könige vom Ende der vierten bis sum Anfange
der sechsten Dynastie mit all ihren Titeln und
Namen, den Namen ihrer Grabdenkmäler und Sonnen-
beiligtümer feststellen. — In dem Tempelmagazin
entdeckte man die wiederherstellbaren Reste von
poe Scheingefüssen aus Fayence auf Holz-
ern in verschiedenartiger Technik. — Eine Ver-
suchsgrabung auf dem Sonnenheiligtum Sep-re des
User-kef lieferte zahlreiche Siegelabdrücke aus dem
Anfange der fünften und aus der vierten Dynastie.
— Eine Grabung im Torbau des Sahu-re war sehr
ergebnisreich. "Die Steinmetzzeichen an den Basalt-
blöcken der Pflasterung lassen sich zu einer Inschrift
zusammenfügen. Von grosser Wichtigkeit für die
Kunstgeschichte, namentlich wegen der ausserordent-
lichen Feinheit der Arbeit, sind die gefundenen Re-
liefs. Auf einem wird ein bisher unbekannter alter Gott
dargestellt, dessen Emblem, ein Stierkopf mit rand
nach unten gebogenen Hörnern nunmehr richtig ge-
deutet werden kann; auf einem anderen wird u-
re von der Göttin Nechbet genBugt; auf einem dritten
sertritt der König als Gott Sopdu seine Feinde; auf
einem vierten sieht man eine Reihe von Göttern je
zwei gefesselte Feinde herbeiführen. — Weiterhin
sind Ausgrabungen am Totentempel des Sahu-re be-
gonnen worden. —
163. L. Borchardt berichtet ebenda über eine in
Tell-el-Amarna im Januar 1907 vorgenommene Vor-
untersuchung. Danach soll eine Grabung an dieser
Stelle ausserordentlich aussichtsvoll sein. B.
154. Im Laufe dieses Winters wird eine archä-
ologische Expedition unter Leitung des Vicomte de
Mathuisieulx, der vor einigen Jahren das Hinterland
von Tripolis erforscht hat, nach der Oase Siwa
aufbrechen. B.
Mitteilungen.
Der Benediktinerabt Gasquet hat einen Pealter
aus dem J. 970 in der Bücherei des Herrn Turville
Petre in Bosworth Hall (Leicestershire) entdeckt.
Die Handschrift dürfte vom Britischen Museum er-
worben werden.
daselbst ernannt worden.
von Pischel, Zimmer, Brückner und Schulze geleitet.
Wie die Frankf. Ztg. vom 1. Nov. meldet, trat
der Forschungsreisende Koslow am 31. Okt. an der
Spitze einer Expedition eine auf zwei Jahre berechnete
Reise nach Zentralasien an. Soh.
E. Brandenburg, der momentan zur Untersuchung
von Grotten in Etrurien weilt, hat dort diesbezügliche
Funde gemacht, die interessante Parallelen zu Grotten-
bauten in Kleinasien, seinem eigentlichen Arbeitsfeld,
bieten. Im Anschluss an die Etruriertheorie Evans
und die neuesten Funde Milanis werden sich auch
auf diesem Gebiet BezieLungen zum kleinasiatischen
Kulturkreis feststellen lassen. "E
In der Vereinigung für staatswissenscbaftliche
Fortbildung in Berlin - sprach Kampffmeyer am
22. XI. 1907 über die wirtschaftlichen Verhältnisse
und die neuesten Ereignisse in Marokko. Er schildert
es auf Grund eigener Beobachtungen als ein trots
der unglaublichen Misswirtschaft ausserordentlich
reiches d. Von religiösem Fanatismus ist nicht
viel zu merken; der persönliche Vorteil bestimmt das
Handeln der Marokkaner. Nicht die Europäer sind
im Lande verhasst, sondern nur die Franzosen, die
durch ihr herausforderndes Betragen selber daran
schuld sind. Die Berichte der Dépéche marocaine
über die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse
sind sehr unzuverlässig. Ап der Ausfahr ist Deutech-
land sehr stark beteiligt; der Handel im Innern liegt
5 e 5 3 Die deutsche Post
ilt im e als die beste zaverlissigste.
гі (Voss. Ztg. 1907. No. 651.) B.
Personalien.
Dr. W. Otto in Breslau wurde an Stelle von
O. Seeck als a.o. Professor für alte Geschichte an
die Universitit Greifswald berufen. Sch
І, Scherman in München ist nebenamtlich
sum Vorstand des . Ethnographischen EE
В. Duval, Professor für aramäische Sprache
und Literatur am Collège de France, hat sein Lehr-
amt niedergelegt. Sch.
Zeitsehriftensehau.
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liminary Investigation of the Rains; Aksum, The An-
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647 (Мо. 12.)
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sumption of Excavations, — Jerusalem, A New Holy
Place, — A Greok Inscription found near the Church
of St. Stephen, — Palmyra, Tesserae, — Scythopolis,
Present State of the Ruins; Asia Minor, Anatolia,
Report of a Journey in the Summer of 1906, —
Aphrodisias, Inscriptions, — Boghaz-Ködi, Excavations
in the Summer 1906, — Chirishli Tepe, A Primitive
Shrine, — Cyzicus, New Inscriptions, — Pergamon,
Progress of tbe German Excavations; Samos, Hybla;
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nisme, bespr. v. V. Ermoni. — P. H. Vincent, Canaan,
d’après l'exploration récente, bespr. v. R. L. — L.
Saintyves, Les sainte successeurs des dieux, bespr. v.
V. Ermoni. — P. Azan, Récits d'Afrique: Sidi —
Brahim, bespr. v. R. Lambelin. — А. L. L'émancipation
de l'Egypte, bespr. v. R. L.
Rivista Stor. Ital. 1907.
VI 3. E. Vacandard, Etudes de critique et d’histoire
religieuse, bespr. v. F. Raffini.
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S. 65. Andersson, Mémoire sur Les „Urkunden
des ägyptischen Altertums“ (scbarf ablehnend gegen
Sethe). — 83. Sjoeberg, La stèle du gouverneur et
vizir User (Uebersetzung). — 86. Foucart, von Bissing,
Denkmäler ägyptischen Skulptur, Lief 3 (lobend).
— 98. Madsen, La stèle d'un inspecteur de Nécropole
(Neb-nefer. Bereits vor. Maspero, Rec. trav. rel. à
l’Egypt. If, 180 f. behandelt, gehört iu die 20. Dy-
nastie, sein Grab bei Wiedemann, Proc. Soc. Bibl.
Arch. VIII 228). — 102. Andersson, Mélanges (Be-
rechungen kleinerer Schriften). — 114. Andersson,
ier, Egyptian Antiquities in the Pier Collection (ge-
lobt, aber Ausstellungen im einzelnen). — 116. Con-
grös International des Orientalistes. Copenhague.
Août 1908 (Programm). — 120. Andersson, Naville,
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Die Literatur der Babylonier und Assyrer, bespr. v.
Jensen. — W. Hess, Jesus von Nazareth, bespr. v. P.
Wernle. — P. Fiebig, Pirque 'aboth. Der Mischna-
traktat „Sprüche der Väter“ ins Deutsche übers.,
(u.) Ders., Berachoth. Der Mischnatraktat „Segens-
sprüche“ übers., bespr. v. E. Bischoff. — E. Buona-
jati, Lo gnosticismo, bespr. v. G. Ficker. — Clemens
Alexandrinus, hrsg. v. О. Stählin, bespr. v. G.
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Bibel. II. — W. Nowack, Altes Testament. Religions-
eschichte. III: E. Heilborn, Das Tier Jehovahs, (u.)
. Giesebrecht, Die Degradationshypothese und die
alttestamentliche Geschichte, (u.) M. Haller, Religion,
Recht und Sitte in den Genesissagen, (u.) F. Maurer,
Völkerkunde, Bibel und Christentum, (u.) C. Mom-
mert, Menschenopfer bei den alten Hebrüern, (u.)
J. Meinhold, Sabbat und Woche im alten Testament,
(u.) O. Kluge, Die Idee des Priestertums in Israel-
Juda und im Urchristentum, (u.) M. Dibelius, Die
Lade Jahwes, (u.) H. Gunkel, Die Lade ein Thron-
sitz, (u.) K. Budde, War die Lade Jahwes ein leerer
Thron?, (u.) G. Schiaparelli, Die Astronomie im alten
Testament, übersetzt von Ltidke, (u. W. Lotz, Das
alte Testament und die Wissenschaft, bespr. — H.
Gelzer, Vom heiligen Berge und aus Makedonien,
(u.) E. v. d. Goltz, Reisebilder aus dem griechisch-
türkischen Orient, (u.) К. Beth, Die orientalische
Obristenheit der Mittelmeerlünder, (u.) L. K. Goetz,
Das Kiewer Höhlenkloster als Kulturcentrum des
vormongolischen Russlands, bespr. v. F. Kattenbusch.
9. W. Bousset, Altes Testament. Geschichte,
Literatur und Religion des Sp&tjudentums. II. Die
Literatur: L. E. T. André, Les apocryphes de l'ancien
Testament, (u.) R. Smend, Die Weisheit des Jesus
Sirach, (u.) H. Appel, Die Komposition des &thiopi-
schen Henocbbuches, (u.) H. R. Charles, The book
of Jubilees, ©) J. Geffcken, Die Oracula Sibyllina,
(ol Ders, Komposition und Entstehungszeit der
Oracula Sibyllina, (u.) W. A. Bousset, Sibyllen und
sibyllinische Bücher, (u.) — С. Clemen, Die Himmel-
des Moses, (u.) — Ausgewählte Mischnatrak-
tate in deutscher Uebersetzung . von P. Fiebig;
1—4, (u.) P. Fiebig, Talmud und Theologie, (u.) W.
Bacher, Die Agada der Tannaiten, (u.) R. Т. Her-
ford, Christianity im Talmud and Midrasch, (u.) А.
Wünsche, Schópfung und Sündenfall im jüdischen
und moelemischen Sagentum (u.) Ders., Salomos
Thron und Hip m, Abbilder des babylonischen
Himmelsbildes, bespr. — О. Pfleiderer, Religion und
Religionen, (u.) J. Kreyher, Die Weisheit der Brah-
manen und das Christentum, (u.) О. H. Becker,
Christentum und Islam, (u.) Gwatkin, The more
of God and its historical development, bespr. v. E.
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Theologische Studien (Utrecht). 1907.
За u. 4. J. О. Eijkman, De eenheid en betee-
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oog op de meeningen der jongste critiek. — Н. Th.
Obbink, Worden in het &. 1. de dooden „zielen“
1 — Sh. van Rhijn, Rom. XIII en Openb.
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Lohr, Sozialismus und Individualismus im A. T., (u.) H.
Oort und G. Wildeboer, Platen-atlas tot ophelderi
van bijbelsche oudheden, bespr. v. B. Oort. — сб
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bespr. v. Th. W. Juynboll.
5. Н. Oort, Jodeudom in de Armenische Kerk.
— K. Budde, Geschichte der althebrüischen Literatur,
(a.) A. Bertholet, Apokryphen und Pseudepigraphen,
(u.) W. Bousset, Die Religion des Judentums im neu-
testamentlichen Zeitalter, (u.) A. Noordtzij, Beknopte
Hebreeuwsche spraakkunst, (u. E. Italie, Beknopte
Si eee eric agri 55 (u.) J.
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(u.) J. H. Greenstone, The Turkoman defeat at Faire
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Uiguren. — Traité franco-japonais. — Mis de la
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v. — G. E. Boxal, The Awakeming of a Race. An
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Arabia Petraea. — L. Freund, Bemerkungen zu Pa-
yrus G. des Fundes von Assuan. — М. Berkowics,
рр зараа und Responsion in den Psalmen (nach
D. H. Müllers Strophentheorie. Psalm 3, 18, 44). —
D. Westermann, Grammatik der Ewe-Sprache, bespr.
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XX 8/4. А. Poebel, Das seitliche Verhältnis der
ersten ie von Babylon sur zweiten Dynastie.
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steine Fár&ábi's Mit Auszügen апа dem Kommentar
des Emir Imá'll el Hoseint el Fáránt. — С. Н.
Becker, Das Wiener Kugair ‘Amra- Werk. — Fr.
655 (No. 12.)
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Dezember 1907.] 656
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— А. Fonahn, Eine arabische Zauberformel gegen
Epilepsie. — А. Т. Clay, Notes on some proper
names іп В. C., Vols. XIV and XV. — F. Hrozny,
Sumerisch -babylonisches. 1. Der Name der alt-
babylonischen Stadt GIS. Hk. 2. Der Name des
sumerischen Wettergottes dingir IM. 3. Einige
Syllab ente der Klasse Se — К. Frank,
Nochmals 7845, K 2666. — В. Fraenkel, Zum
Obristlich-Palästinensischen. 1. Zu Schulthess, Lexicon
Syropalaestinum. 2. Zu Duensing, Christlich-palüsti-
nisch-aramäische Texte und Fragmente. — Ders.,
Zu der mandüischen Gnomologie. — A. Fonahn,
Assyrisch- ba-ru-bu = Johannisbrot. — St. Langdon,
Abübu and amäruku. — Th. Nöldeke, Römisch-
Orientalisches. — М. Streck, Supria. — Aapßava
(Aaußava) = Labbanat und Laban. — A. Musil, Karte
von Arabia- Petraea, bespr. v. J. de Goeje. — P
Dhorme, Choix de textes religieux assyro-babyloniens,
bespr. v. R. Brünnow. — Bibliographie.
Z. A. T. W. 1907.
27. I. N. Messel, Die Komposition von Lev. 16.
— А. Noordtzij, 2. Samuel 8, 3-6. — A. Frhr. v.
Gall, Hyksos. — F. Dijkema, Zu Psalm 45. — A.
Marmorstein, Midrasch der vollen und defektiven
Schreibung. — E. Nestle, Alttestamentliches aus den
iechischen Synaxarien. — М. Th. Houtsma, Text-
Kritisches (Jes. 6, 5. Jes. 31, 5. Klagel. 4, 14. Ps.
32, 4. Neh. 2, 13. Neh. 10, 30). — E. König, Be-
zeichnet der Nabi’ in Jes. 3, 2 usw. den „Sachwalter“!
— H. L. Strack, Die Zahl der Buchstaben im hebr&-
ischen Alten Testament. — J. B. Selbst, Zu den NOE-
Münzen von Apamea. — Ch. Bruston, Jérémie fut-il
prophète pour les nations? — K. Cramer, Der Begriff
пру bei Tritojesaia. — C. H. Cornill, Die literar.
historische Methode und Jeremia Kap. I. — Eb.
Nestle, Miszellen. 1. Moses — Moyses. 2. Gen. 14, 11.
3. Epiphanius fiber den Unterschied von Hebriisch
und Syrisch. 4. Seit wann trigt man Obrringe?
5. Esra-Maleachi. 6. Ps. 73, 25. 7. Ps. 98, 2. 8. I.
Macc. I, 24. 9. Zum Schreiben der Thora. 10. Zur
Kapitel- und Verseinteilung des A. T. 11. Zu den
Akrosticha in der Bibel 12. Zu den hebräischen
Finalbuchstaben. 13. Diakritische Zeichen in vor-
masoretischer Zeit. 14. Vom Maggef. 15. Mil'el und
Міга. 16. Zu Mandelkern. — А. Frhr. v. Gall,
Bibliographie.
Zeitschr. £ Ethnologie. 1907.
8. E. Baelz, Zur Vor- und Urgeschichte Japans.
— Leo Frobenius, Ethnologische Ergebnisse der
ersten Reisen der Deutschen Inner- Afrikanischen
Forschungs-Expedition. — Waldemar Belck, Die Er-
finder der Eisentechnik insonderheit auf Grund von
Bibeltexten, dazu Diskussion der Herren Weeren,
Blankenhorn, Olshausen, Kiessling, dazu Nachtrag
des Herrn v. Luschan. — E. Brandenburg, Phrygische
Grotten. — Friedrich Fülleborn, Das deutsche Nyassa-
und Ruwumagebiet, bespr. v. B. Ankermann. —
Matthäus Much, Die Trugspiegelung orientalischer
Kultur in den vorgesclichtlichen Zeitaltern Nord- und
Mitteleuropas, bespr. v. Lissauer. —- R. E. Denett,
At the back of the black man's mind or notes on the
kingly office in West Africa, bespr. v. A. Vierkandt.
Zeitschr. d. Gesellsch. f. Erdkunde. 1907.
6. Asien (Bericht über die Heise des Prinzen
Arnulf von Bayern nach Tianschan) -- A. Bernard
et N. Lacroix, L'Évolution du Nomadisme en Algérie,
bespr. v. Th. Fischer. — A. v. Schweiger - Lerchen-
feld, Kulturgeschichte, Werden und Vergehen im
Völkerleben, 2 Bde., bespr. v. P. Ehrenreich. — A.
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Zeitschr. f. d. Ósterr. Gymn. 1907.
8/9. K. Wessely, Les plus anciens monuments du
christianisme écrits sur papyrus ІҮ, 2, bespr. v. E.
Groag. — Н. Möller, Semitisch und Indogermanisch
I, bespr. v. J. Kirste. — O. Pfleiderer, Religion und
Religionen, bespr. v. G. Juritsch.
Zeitschr. d. Ver. f. Volksk. 1907.
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Armeniern, Nachtrag.
Zeitschr. f. Wiss. Theol. 1907.
L 2. Zu Hilgenfelds Gedächtnis. 1. A. H. Braasch,
Rede am Sarge Hilgenfelds. 2. F. Nippold, Rede im
Namen der theologischen Fakult&t zu Jena. 3. Aus-
wartige Kundgebungen. -- A. Hilgenfeld, Lucas und
die Apostelgeschichte. — В. Kónigsberger, Das Bath-
Ко! (Himmelsstimme). — Eb. Nestle, Biblische Rätsel-
fragen. — Clemens Alexandrinus, hrsg. v. O. Stählin,
(а.) О. Seeck, Die Briefe des Libanius, (u.) Th. Engert.
Die Urzeit der Bibel. I. Die Weltschöpfung, bespr.
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Atlasmythus und Verwandtes, bespr. v. Janker. —
Е. Strunz, Ueber antiken Dämonenglauben, (u.) A.
Wünsche, Die Pflanzenfabel in der Weltliteratur,
bespr. v. F. S. Krauss. — De Baye, Chez les Tatares
de Crimée, bespr. v. Byhan. — J. Mészáros, Aber-
glauben des osmanisch-tiirkischen Volkes, bespr. v. v.
Batky. — Risa, Ueber rituelle Beschneidung, vor-
nehmlich im osmanischen Reiche, bespr. v. Buschan.
— W. Schmidt, Die Mon-Khmervölker, ein Binde-
glied zwischen Völkern Zentralasiens und Austro-
nesiens, bespr. v. F Graebner. — A. Werner, The
natives races of British empire. The natives races
of Central Africa, bespr. v Buschan.
5. Н.А., Das armenische Museum zu Szamosuij vár
(ungarisch), bespr. v. Bátky. — Е. Auerbach, Die
jüdische Rassenfrage, (u.) v. Luschan, Offener Brief
an Herrn Dr. E. Auerbach, bespr. v. Buschan. —
M. Fishberg, Zur Frage der Herkunft des blonden
Elemente im Judentum, bespr. v. E. Roth. — L.
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J. Pilcher, A leaden charm made under the influence
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charms, (u.) W. L. Nash, Hebrew amulet against
disease, (u.) Th. Zachariae, Ein jtidischer Hochzeite-
brauch, (u.) Frankenberg, Israelitische und alt-
arabische Trauergebrüuche, (u.) E. Graf von Mülinen,
Beiträge zur Kenntnis des Karmels, (u.) В. C.
Thompson, The folklore of Mossoul, (u.) Collangettes,
Etude sur la musique urabe, bespr. v. Messerachmidt.
— B. Lauffer, Historical jottings on amber in Asia,
bespr. v. Hagen.
Verantwortlicher Herausgeber: Е. E. Peiser, Königsberg і. Pr., Schönstr. 18 a L
Verlag u. Expedition: Wolf Peiser Verlag. Berlin 8. Brandenburgstr. 11.
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Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel, Kirehhain N.-L.
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