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Full text of "Orientalistische Literaturzeitung 17.1914"

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Bibliotheque de la Faculte 
de Theologie 


Les Fontaines - CHANTILLY | 


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Orientalistische Literaturzeitung 


für die Wissenschaft vom vorderen Orient 


und seine Beziehungen 


zum Kulturkreise des Mittelmeers 


Herausgegeben BIBLIOTHÈQUE S. J. 
Les Fontaines 
60 - CHANTILLY 
von 


Felix E. Peiser 


Siebzehnter Jahrgang 
1914 | 


Mit 3 Tafeln 


Leipzig 
J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung 


Inhaltsverzeichnis Jahrgang 1914 


Abhandlungen und Notizen. Spalte 
| Spalte | ze SEN neue 9 von 8 n 
. Zu den Achikarpapyri . . 248, 295. 348 | Z ela Pr kalga oder esi(g)-ga?. . _ 
bene Ce Die hebr&ischen Duale“ G and Splegelbers: W.: Aegyptisches wir — hebr. An 
WARE 7 5 4 ,) „Strick“ . 424 
Brandenburg, E.: Die Bedeutung der Fels- E 
architektur . . . 10 Sellin, E.: Antisamaritanische Auslegungen im 
Buchner, V. F.; Ekbatana-Hagbatana . 301! Texte des Amosbuches 155 
Ohristian, V : Über einige Körperteilnamen 394 | Stummer, F.: Zu den altaramäischen Achikar- 
Olay, A. T.: The site of Marad 110 |. Pontenzen. <; 262 
— À Sumerian Prototype of the Hammurabi Code Ungnad, A.: Ein Statthalter ven Mari .. 343 
Ember, A.: Egyptian hw „to proclaim, an- Weidner, E. F.: Sumerische Apotropaia . 304 
«— Heb = Arabi p= Zum babylonischen Lexikon . . 496 
F | Weissbach, F. H.: Zu den Massen des Tempels 
Erbt, W.: Bemerkungen zu E. Stuckens Buche Esagila und des babylonischen Turmes . 193 
über den Ursprung des Alphabets. . 203 | Witzel, M.: Nochmals das sumerische -ages 
Figulle, H. H.: maggaru Mangal. . . 458 „wegen“, „weil“ . Be d ce ee x 3 
Förtsch, W.: Die Lokalgottheit von Giš- HÜ 56|— HUM-ta = „weil, aus Anlasst . . . . . . 59 
— Zum Eëbanna-Tempel Ses-gar 399 — Zum sumerischen Infix ne. 112 
Frank-Kamenetzky, J.: Eine altarabisch- 2 
höbräisch-Agyptische Metapher. 354 Ist das Verbalpräfix FAE bi zu lesen? 346 
— Beiträge zur Geschichte des Amonkultes und — Zum sumerischen Infix e. 0. 449 
seiner Priesterschaft . 289 
— Der Papyrus Nro 3162 des Berliner Museums 97. 145 B 
Grimme, Hubert: Eine südarabische Monats- esprechungen. 
darstellung 337 | Addaï Scher sieb Patrologia orientalis. 
Haupt, P.: Diealtbabylonische Invasion Aegyptens 342 Albrecht, K.: Neuhebräische Grammatik (D. 
— Assyr. iStänu, Nord-hebr. ais, Bürengestirn 421 Künstlinger) : 12 
— Sumer. me ülter als ge. : 404 | Anneler, H : Zur Geschichte der Juden von Ele- 
Holma, Harri: Miscellanea . 494 phantine (H. Grimme) . 406 
Hrozny, F.: Zur Bierbrauerei der alten Babylonier 201 | Anrich, Gustav: Hagios Nikolaos (C. Fries). 475 
Hüsing, G.: Astuwega II. 553— 550 . 60 Archaeological Survey of Nubia. Report for 
— Lakti-Sipak von Bit-Karzias-ku? 156 1907/08. Vol. I (W. Wreszinski). 123 
— Die Sattaguden . | 299, B&edeker: Egypt and the Südän. Ed. 7 (w. 
— Zum Bronzetexte des Silbak- Inguginak e 460 M. Müller) 320 


Klamroth, B.: Zu Richter VIII 18f. 


65 Baillet J. Indroduction à Tétude: des idées 


Enudtzon, J. A.: Zu den El-Amarna-Tafeln 483 morales dans l'Egypte antique, (u.) 
Küthmann, O., Zur Schädelbildung bei den — Le régime pharaonique dans ses rapports avec 
Statuen der Amarnazeit | E l'évolution de la morale en Egypte (A. Wiede- 
Langdon 8.: The compound verb zag-uš . 417 mann) . 22 
Meissner, B.: Das Antimongebirge . ; 52 | Baraize, B.: Plan des nécropoles Thébaines (W. 
— Der Anfang des zerbrochenen Prismas Asar- Wreszinski). . 432 
haddons restauriert . 344 | Bardowioz, L : Die Abfassungszeit der Baraita 
— Jakinli von Arwad . . 422 der 32 Normen für die Auslegung der ge 
— Kin babylonischer Fischereivertrag : 481 Schrift (J. Löw) . . 409 
Möller, H.: Der indogermanisch-semitische Name Barth, J.: Die Pronominalbildung in den semi- 
des Plejaden . 62 tischen Sprachen (M. Bittner) 2b 
Müller, W. M.: Ein historischer Text des Äthi- Barton, G. A.: The origin and development of 
openkönigs Schabako : 49 Babylonian Writing 1 (T. G. Pinches). 14 
— Ein ägyptischer Beitrag zur Geschichte Palästi- Beoker, F. sieh Dalman. 
nas um 1500 v. Ch. : . 103 Berchem, Max van, et Edmond Fatio: 
— Die Stadt Lachisch in Hieroglyphen : 202 Voyage en Syrie I 1,2 u. II 1 (R. Hartmann) 468 
— Zur Aussprache des Buchstaben Ain. i 247 | Bergsträsser, G. sieh Scholz. 
— Zur Obeliskenübersetzung des Hermapion . . 353 v. Bissing, F. W.: TongefásseI(A. Wiedemann) 174 
Niebuhr, O.: Ein Motiv der Rhampsinitlegende 105 — Vom Wadi es saba rigále bei Gebel Silsile 
Pancritius, M.: Babylonische Tierdarstellungen 160 (W. M. Müller). 404 
Peiser, F. B.: A&ur-itil-ili-mükin-apli 05 | Brière, Maurice, sieh Patrologia orientalis. 
— Ein neues Datum zur altassyrischen Geschichte 308 | Brooks, E. W., sieh Patrologia orientalis. 
Perles, F.: Etimmu im AT und im Talmud. 108 | Budde, K.: Das Buch Hiob (F. Perles). . 178 
— Zwei unerkannte semitische Lehnwörter im Bulanda, E.: Bogen und Pfeil bei den Völkern 
Griechischen A 8 des Altertums (E. Brandenburg) . 87 
Pilter, W. T.: The word NINN and its cognate Bulletin de la Comm. Archéol. de l'Indochine 
forms . . 66 (E. Brandenburg) 216 
Poebel, A.: Gold und Silber in altbabylonischer Zeit 241 | Butler, A. I.: Babylon of Egypt (R. Hartmann) 509 
— Der Name der Mutter des Gilgameš. . . . 4|Oharles, J. F.: Les lettres de Hammurapi à - 
— Die Negation li im Sumerischen à 158 Sin-idinnam (H. H. Figulla) . 176 
Röck, F.: Zu Ferdinand Borks „Neuen Tierkreisen“ 385 Cheminant, P.: Les prophéties d'Ezéchiel contre 
Scheil, V.: Choses de Larsa 245 Tyr (S. Landersdorfer) 407 
Schileico, W.: Ein Brief Hammurabis aus der Olay, A. T.: Business documents of Murashu 
Kais. Eremitage zu St. Petersburg 112 Sons of Nippur (H. Pick) , . 227 


Oontenau, G.: La déesse nue babylonienne (W. 
Reimpell). . 

Corpus Inscriptionum Semiticarum Pars 
1V, Tom. II, Fasc. I (S. Schiffer) . à 

Ozermak, W., sieh Junker. 

Dalman, G., u. F. Becker: Exkursionskarte von 
Jerusalom und Mittel-Judäa (A. Friedmann) 

Delaporte,L.: Epigraphesaraméens(S.Schiffer) 

Delitzsch, F.: Bemerkungen zu Professor Meeka 
zweisprachigen Fragmenten (H. Holma) 

Döhring, A.: Etymologische Beiträge zur grie- 
chischen und deutschen Mythologie (E. Lewy) 

Duff, A.: History of the OT criticiam (J. Herr- 
mann) . 

Dussaud, R.: Les monuments palestiniens et 
judaiquos (E. Brandenburg). . 

Bhrlich, A. B.: Randglossen zur hebräischen 
Bibel. Bd. V, VI (J. Herrmann) . . 

Enzyklopädie des Islam I (J. Horovitz) 

Farina, G.: Gramm. araba per la lingua letteraria 
con un app.suldialetto Tripolitano(H. Grimme) 

Fatio, Edmond, sieh Berchem. 

Frank, O.: Babyl. Assyr.Kunst(E. Brandenburg) 

Gandz, S.: Die Mu uae des EEN (H. 
Reckendorf) 

Ganlis, Georges: 
Süss heim) 

Gollanozg, H.: 
berg). . 

Gressmann, H.: Mose und seine Zeit (J. Hunger) 

de Groot, J.: Palestijnsche Masseben (P. Thom- 
sen). . i 

Gunkel, H.: Genesis 3. Aufl. (W. Erbt) . 

Haase, F.: Literarkrit. Untersuchungen zur orien- 
tal.-apokryplien Evangelienliteratur (B. Violet) 

Haefeli, Leo: Samaria und Peräa bei Flavius 
Josephus (S. Klein) 

Halévy, J.: Précis d'allographie assyro- -baby- 
lonienne (M. Witzel). . 

Hebn, J.: Die biblische und ‘die babylonische 
Gottesidee (3. Landersdorfer) . . 

Heinrich, P.: Das Buch der Weisheit (S. Landers- 
dorfer) . 

Hess, J. J.: Die Entzifferung der thamüdischen 
Inschriften (H. Grimme) 

Holma, H.: Kleine Beiträge zum assyrischen 
Lexikon (B. Landsberger). 

Hommel, F., sieh Mercer. 

Hopfner, Theodor: Der Tierkult der alten Ae- 
gypter (W. Wreszinski) . 

Jakob, G., Die Herkunft der Bilhouettenkunst 
(J. Rodenberg) . 

Jastrow jr., M : Die Religion Babyloniens und 
Assyriens (M. Pancritius) . 

Jelitto, J.: Diepeinl.Strafenim Kriegs-und Rechts- 
leben der Babylonier und Assyrer (R. Heinze) 

Johann Georg, Herzog zu Sachsen: Der 
heilige Spyridon (E. Brandenburg) . . 

Jordan, H.: Armenische Irenäusfragmente (B. 
Violet) 

Junker, H., und W. Ozermak: Kordofántexte 
(W. Max Müller) 

Kahle, P.: Masoreten des Ostens (H. Grimme) 

Kaufmann, O. M.: Handbuch der christlichen 
Archäologie (P. Thomsen) 

Lammens, H.: Le berceau de l' Islam (M. Hartman n) 

Langdon, CR Babylonian proverbs (H. H. Figulla) 

Leipoldt, J.: Sinuthii archimendritae vita et 
opera omnia IV (W. Spiegelberg) . 

Lepsius, R.: Donkmäler aus Aegypten und Aethi- 
opien, Bd. V und En: Lief. 4 = Wiede- 
mann) . . — d 


La ruine d'un ‘empire (K. 


The book of protection (A. Mo- 


Spalte 


505 
29 


116 
208 


362 
262 
473 

85 
358 
120 
508 
129 


474 
217 


125 
430 
261 


505 


230 


III 


Leroy, L., sieh Patrologia orientalis 
Lieblein, J.: Recherches sur l'histoire etc. de 
l'ancien Egypt, Fasc. 3 (W. Max Müller) 
Marestaing, P.: Les écritures Egyptiennes et 
l'antiquité classique (A. Wiedemann) 
Maxudiang, M.: Le parler Armenien d'Akn 

(J. Karst) 

Meillet, A.: Altarmen. Elementarbuch (J. Karst) 

Meek, T. J.: Cuneiform bilingual hymns, prayera 
and penitential psalms (H. Holma) . 

Meissner, Bruno: Grundzüge der altbabyloni- 
schen Plastik (W. Reimpell) . . 

Mercer, S. A. B.: The oath in Babylonian and 
Assyrian literature. Mit einem 8 von 
F. Hommel (J. Hehn) 

Meyers Reisebücher: Aegypten VI. Aufl. 
Wreszins ki) 

Miedema, R.: Der hl. Menas (A. Wiedemann) 

Miller, W.: The Ottoman empire 1801 — 1813 
(K. Süssheim) . 

Möller, G.: Mumienschilder (W. Spiegelberg) 

Montgomery, J. A.: Aramaic incantation texts 
from Nippur (A. Moberg) A 

Nau, F.: sieh patrologia orientalis. 

Neville, siehe Lepaius. 

Neugebauer, P. V.: Tafeln für Sonne, Planeten 
und Mond (E. F. Weidner) , 

Norden, H.: Josephus und Tacitus über Jesus 
Christus (H. Vogelstein) . 

Oldenberg, Herm.: Buddha (J. v. Negelein) 

v. Oppenheim, M.: Inschriften aus Syrien, Meso- 
potamien und Kleinasien II. (H. Reckendorf) 

Oriens Ohristianus III—- VIII u. N. 8. kas 
(B. Violet). . i e 

Otto, W.: Herodes (C. Niobuhr) v g 

5? Jahrgang 8 (J. Herrm aan an) 

9 (J. Herrmann) . 

Patrologia Orientalis V, ö; VI. 1 u. vn, b; 
VII, 1; VIII, 1—2 (A. Moberg) 

Peiser, F. E.: Hosea. Philologische Studien zum 
AT (F. E. Peiserj. . 

Plessis, J.: Les Prophéties d’Ezöchiel contre 
l'Egypte (S. Landersdorfer) . . 

Poulsen, F.: Der Orient uud die frübgriechische 
Kunst (E. Brandenburg) . 

Prooksch, Otto: Die Völker Altpalästinas 
(Arnold Gustavs) 

Randall-Mao Iver, D. and 0. L. Wolley: 
Buhen (W. Wreszinski) e 

Reook, Doris: O weh! Türk. Drama von Ahmed 
Midhat, ina Deutsche übersetzt (K. Stissheim) 

Reisner, siehe Archaeol. survey of Nubia. 

Saad, Lameo: 16 Jahre als Quarantünearzt in 
der Türkei (E. Braudenburg) . 

Schaefer, H.: Aogyptische Kunst (E. Branden- 
burg). 

PIE J.: Das Schlingen- und Netz- 
motiv (W. Schult) , ; 

Soheil, V.: Esagil (O. Schroeder). , 

Schlatter, A.: Die hebräischen Namen bei Jo- 
sephus (J. Löw). . 

Schmidt, W.: Der Ursprung der Gottesidee 
(M. Pancritius) ; 

Schmidtke, A.: Neue Fragmente und Unter- 
suchungen zu judenchristl. Evangelien (J. Löw) 

Scholz, H.: Abriss der hebr. Laut- und Formen- 
lehre. 9. Aufl. (B. Vandenhoff) ; 

Schwally, F.: Beiträge zur Kenntnis des Lebens 
der mohammed. Städter, Fellachen und Be- 
duinen im heutigen Aegypten (W. M. Müller) 

Schwöbel, Valentin: Die SE 
(Arnold Gustavs). 


(w. 


Sir Galahad: Im Palast des Minos Ve Branden- 


burg). 

Soltau sieh Strehl. 

Spiegelberg, W.: Die demotischen Papyri 
Hauswaldt (F. Ll. Griffith) . . 

Staerk, W.: Die Ebed-Jahve Lieder (M. Löhr) 

Steindorff, G.: Das Grab des Ti (W. W reszinski) 

Strehl, W., u. W. Soltau: Orientalische und 
griechische Geschichte (C. Niebuhr) . . 

Stucken, B.: Der Ursprung des Alphabets und 
die Mondstationen (W. Schultz). . 

Székely, S.: Bibliotheca Apocrypha I (B. Violet) 

Thorning, Hermann: Beitr. z. Kenntnis des 
islam. Vereinswesens (K. Süssheim) . . . 

Tisserant, E.: Le calendrier d'Abo nis 
(H. Recken dorf) . . 

Vogelsang, F.: Kommentar zu den Klagen des 
Bauern (G. Maspero). . 

Waterman, L.: Some Kouyunjik Letters and 
related Texts (S. Schiffer). e 

Winckler, Hugo: Vorderasien im zweiten Jahr- 
tausend (F. E. Peiser) . 

Winkler, H.: Zur Völkerkunde von Ost-Europa 
(H. H. Figulla) ; 

Wolley, O. L. sieh Randall-Mac iver. 

Wreszinski sieh Lepsius. 

Wurz, B.: Der Ursprung der i LE E 


— LV 


Spalte Spalte 
Rothstein, SC W.: Zu ne 1913 Sp. 548. 133 
444 | Schlögel, : Entgegn o 134 
Staerk, We Zu OLZ 1914 Sp. 133 f. 186 
Stumme, H.: Zu OLZ Sp. 458 . . 610 
354 | Ungnad, ' A.: Zum Petersburger Brief Hammurapis 232 
313 Weidner, E. F.: Zu OLZ 1914 Sp. 56f. . . . 136 


306 


Altertumsberichte. 


82 | Erwerbungen der Berliner Museen 39. 88. 186. — Mec- 


210 
314 


472 
274 
169 
399 
163 


schen Säulen (E. Brandenburg) 412 
Verzeichnis der Rezensenten. 
Bittner, M. . . 26 | Moberg, A. 32. 315. 425 
Brandenburg, E. 87.127. | Müller, W. M. 38. 390. 
223. 276. 357. 412. 444. 404. 474. 505 
508 | Negelein, J. v.. . 476 
Erbt, . + 68 | Niebuhr, C. . 82. 369 
Pigalle H. H. 176. 261. | Pancritius, M. 75. 358 
375 | Peiser, F. E. 163. 254 
Friedmann, A.. 412 | Perles, F.. i 178 
Fries, C. . . . 475 | Pick, H. 227 
Griffith, F. Ll. . 354 Pinches, T. G.. . 14 
Grimme, H. 37. 217. 362 Reckendorf, H. 113. 274. 
406 319 
Gustavs, À. 364 | Reimpell, W. 463. 602 
Hartmann, M. . . 435 Rodenberg, J. 8b 
Hartmann, R. 468. 509 Schiffer, B 29. 116. 399 
Hehn, J. 310 | Schroeder, O. 424 
Heinze,R. . . . 120 | Schultz, W. . 131. 210 
Herrmann, J. 116. 216. | Spiegelberg, W. 403.506 
312. 373 | Süssheim, K. 39. 444. 
Holma, H. . 20 472. 510 
Horovitz, J.. 182 Thomsen, P.. 12b. 258 
Hunger, J 116 | Vandenhoff, B. . 465 
Karst, J. 374. 442 | Violet, B. 122. 265. 314 
Klein, 8. .. . 433 | Vogelstein, H.. . 410 
Künstlinger, D. . 72 | Weidner, E. F. . 216 
Landersdorfer, S. 73. | Wiedemann, A. 22. 174. 
262. 366. 407 230. 406. 507 
Lewy,E. . . . . 320 | Witzel, M. . 223 
Lóhr, M. . 813 W reszinski, W. 123. 274. 
Löw, J. 179. 367. 409 356. 432. 473. 606 
Maspero, G.. . 169 
Sprechsaal, 


Clay, A. T.: Zu OLZ 1914 Sp. 110 f. 
Förtsch, W.: Zu Lu-gal-an-da-nu-ku-mal . 
Güterbock, B.: Beric tigung . . . 
Jirku, A.: Etimmu und D'UN - 


Löw, J.: Berichtigung zu OLZ 1913 Sp. 487 . 

Meissner, B.: Nochmals Br. M. 86 . 

Perles, F.: Noch einmal etimmu im AT und i im 
Talmud Ww necu Uu Ce Aer a . 


Folk-Lore Society 


Denkmal für J. H. Haynes 4 


quenem in Susa 39. — Ausgrabungen des Inst. franc. 
in Aegypten 39. — Grabungen der DOG in El-Amarna 
186. — Grabungen in Tulul-Akir 187. — Sikulerstadt 
bei Syrakus 186. — Kolossalfigur aus Rom 186. — 
Entdeckung von Sichem 233. — Ausgrabungen der 
DOG in Assur 233. — Franz. Expedition nach Ekba- 
tana 233. — Grabungen der DOG in Warka, Babylon 
und Kar-Tukulti-Ninib 277. — Grabungen in Aegypten 
278. — Pyramide beim Flusse Fayum 323, — Steindorffs 
Grabungen bei Assiut 323. — Totenstadt beiMontefiore 
823. —KeilschrifttafelninEl-Amarna 377.Marmorstatuen 
in Kyrene 377. — Das goldene Haus des Nero 377. 


Aus gelehrten Gesellschaften. 

40. — Académie des Inscriptions et 
B.-L. 40. 89. 137. 239. 279. 324. 377. — Vorderasi- 
atische Gesellschaft 41. 88. 138. 186. 280. — Gesell- 
schaft für vergleichende Mythenforschung 41. 88. 187. 
326. — Berliner Akademie der Wissenschaften 89. 
186. 234. 280. 446. — Royal Numismatic Society 233. 
— Society of Biblical Archaeology 234. 326. — Hel- 
lenic Society 234. 324. — Deutsche Kolonialgesell- 
schaft 235. — Société des Antiquaires de France 279. 
— Gesellschaft für Islamkunde 280. — Bayerische Aka- 
demie der Wissenschaften 280. — Asiatic Society323. — 
Archaeological Instituteof America 378. — Gesellschaft 
für Anthropologie 445.— Orientalische Gesellschaft 445. 


Mittellungen. 

41. — Ausgabe der Boghaz- 
köi-Texte 42. — Orientalistenkongress 1915 42. — 
Evangelienhandschrift aus Akhmim 42. — Byzan- 
tinische Ausgrabungen in Konstantinopel 42. — Aurel 
Steins Forschungsreise in Innerasien 89. — Ev. Mader 
in Palästina 90. — „Quellen der Religionsgeschichte* 
90. — E. Banses Expedition in die Lybische Wüste 
138. 281. — Forschungen in Jemen 138. — Sammlung 
von Zeitschriften und Zeitungen in arabischer Sprache 
187. — H. King in der Lybischen Wüste 235. — 
Omnibusverkehr Bagdad-Beirut 235. — Corp. Scr. 
Christ. Or. 281. — Orientalisches Seminar für England 
281. — Neue griechische Dichtertexte 282. — Capt. 
Shakespears Ritt durch Arabien 326. — Koslovs Ex- 
pedition nach Tibet 326. — Bagdadbahn 327. 
Ausgrabungen in Assur 327. — Zum 17. Internatio- 
nalen Orientalistenkongress 380. — Internationaler 
Kongress für allgemeine Religionsgeschichte 381. — 
Schenkung Peitel an den Louvre 381. — Altertume- 
fund bei Cadiz 414. 


Personallen. 


Bacher, W. 90. — Barth, J. 477. — Breteux, .A. 381. — 


Driver, 8. R. 138. — Ehrenreich, P. 236. — Flemming, J. 
445. — Hartmann, Richard 382. — Hommel, Fritz 382 

— Horovitz, J. 881. — Kahle, P. 328. — Klauber, Ernst 
611. — Lewkowitz, A. 328. — Mahler, Ed. 398. — 
Martin, Fr. 90. — Maspero, G. 328. 445. — Perrot, 
d. 328. 381. — Rösch, Fr. 445. — Rothstein, J. W. 
382. — Schäfer, H. 381. — Schwally, Fr. 187. — 
Smend, R. 44. — Spiro, J. H. 236. — Steuernagel, C. 
381. — Thierry, G. J. 44. — Troeltsch, E. 881. — 
Tschudi, R. 446. — Ungnad, A. 328. 381. 


Zeitschriftenschau: Am Schlusse jeder Nummer. 


e 


Orientalistische Literaturzeitung 


Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient 


und seine Beziehungen zum 


Kulturkreise des Mittejmeers 


Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11 


Verlag der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung, Leipzig 
Blumengasse 2. 


17. Jahrgang Nr. 1 


Manuskripte und Korrekturen nach Königsberg. — Drueksachen nach Leipzig. 
Jährlich 12 Nrn. — Halbjahrspreis 6 Mk. 


Januar 1914 


Inhalt. 
Abhandlungen und Notizen Sp. 1—14 
Bauer, H.: Die hebräischen „Duale“ 
Bay und DANY . 7 
Brandenburg, E.: Die Bedeutun 
der Fels architektur 10 
Clay, A. T.: A Sumerian Prototype 
of the Hammurabi Code. 1 
Ember, A.: Egyptian hw „to proclaim, 
announce“ = Hebrew M, Arabic 


v. M. Bittner 


"9 0 D D e 0 e . 
Perles, F.: Zwei unerkaunte semi- v. S. Schiffer 
tische Lehnwörterim Griechischen 8 
Poebel, A.: Der Name der Mutter 
des Gilgames UC 4 v. H. H 
Witzel, M.: Nochmals das sumerische 
-ageë „wegen“ „ „weil“ 
Besprechungen . . . . Sp. 14—39 
Baillet, J.: Introduction à l'étude des 
Idées morales dans l'Egypte an- 
tique, u 


H. Grimme 


Baillet, J.: Le régime pharaonique 
dans ses rapports avec l'évolution 
de la Morale en Egypte, bespr. v. 
A. Wiedemann. . 22 

Barth, J.: Die Pronominalbildung in 
den semitischen odi. bespr. 

e 2b 


Barton, G. A.: The origin "and deve- 
lopment of Babylonian Writing I, 
bespr. v. T. G. Pinches. 

Corpus Inscriptionum Semiticarum 


sul dialetto ap hend: sis v. 


Gollanez, H.: The Book of protection 
bespr. v. A. Moberg . . 82 


Meek, T. J.: Cuneiform Bilingual 
Hymns, Prayers and Penitential 
Psalms, bespr. v. H. Holma. 20 


Miller, W.: The Ottoman Empire 
1801—1013, da v. K. Süss- 
heim . . . . 89 

Schwally, F.: Beitrage zur i Konin 
des Lebens der mohammedanischen 
Städter, Fellachen u. Beduinen im 


14 heutigen Aegypten, ESTE v. W. 
M. 


6 Pars IV, Tom. II, Fasc. I, bespr. Müller . . 38 
* 2 Altertumsberichte . . . . . . 39 
elitzsc emerkungen zu Pro 

Moeks zweispr. Fragmenten, berg Aus gelehrten Gesellschaften . . 40 
olma . . 20 | Mittellungen . . . . . . . 41 
Farina, G.: Grammatica sabe per la | Personalien . . ...... 44 
lingua lett di Le 

ingua letteraria con un appendice Zeitschriftenschau 4 


- 37 | Zur Besprechung eingeisufen 46—48 


A Sumerian Prototype of the Hammurabi TUKUNDI-BI If (a man) 
Code. DUMU-SAL GALU push(?) the daughter of 
A. T. Clay. ZAQ-AN-US a man, 
It is now quite clear from a tablet in the GAR SAG-GA-NI a Rene of 
Yale Babylonian Collection, not only that the 
Code of Hammurabi was preceded in point of A- IH. RU. RV make to let fall, 


time by a Sumerian code or codes, as has hitherto 
been maintained, but, also as has been naturally 
inferred, that the Babylonian law-giver actually 
based his laws upon existing codes. 

The tablet referred to, which will appear 
in a forthcoming volume of the Yale Oriental 
Series, is said to have been found at Warka. 
Unfortunately it is not dated, but it is written 
in a script which makes it appear to belong 
to a time prior to Hammurabi. 

The tablet while containing laws bearing 
i certain ones in the Sumerian family laws, 

ich had come down in an Assyrian garb, 
but which are quite distinct, bear also upon 
the injury of pregnant women, (cf. § 209 of the 
Code), the hire of boats, and cattle, even making 
provision if a lion kills a hired ox (cf. § 244 of 
the Code). A striking parallel to the Hammurabi 
Code follows: 

1 


10 GIN AZAG-UD he shall pay 10 shekels 
NI-LAL-E 


TUKUNDI-BI If (a man) 

DUMU[-SAL]GALU strike the daughter of 
BA-AN-SIG a man 

GAR SAG-GA-NI (and) the possession of 

her interior 

A-IM-RU-RU make let fall, 

13 MA AZAG-UD he shall pay 1/3 of a 
NI-LAL-E mine of silver. 


These two laws seem to be combined in $ 209 
of the Hammurabi Code: „If a man strike the 
daughter of a man (amélu), and cause a mis- 
carriage, he shall pay ten shekels for that which 
is of her interior (ša libbi-ja)." The penalty, 
namely, the payment of ten shekels, is taken 
from the first mentioned, in the Sumerian code, . 
where accidental injury is referred to, but the 

2 


of silver. 


3 Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 1. 4 


act im- a- ag- ma, striking with intentional injury, 
of the Hammurabi Code, is in the second section 
of the Sumerian, expressed by ba- an-sig, and 
is more severely dealt with. 


Nochmals das sumerische -ages 
„wegen, weil“. 
Von P. Maurus Witzel. 


Die Bemerkungen A. Porsezs in OLZ 1913, 
Sp. 353 ff. treffen nach meiner Ansicht noch 
nicht ganz das Richtige. PoEBEL lässt in seiner 
(ohne Zweifel richtigen Uebersetzung) das bar 
aus, auch TmgunEAv-DaNaiN hat damit nichts 
anzufangen gewusst!. Es dürfte ziemlich sicher 
sein, dass dieses bar mit dem folgenden -e$ zu- 


zufassen ist (beachte die gezwungene Erklürung 
PokBRLS l. c. Sp. 355). 

Dasselbe bar-ka müssen wir, wenn es nicht 
bei Sätzen, sondern nur bei Nomina steht, etwas 
anders übersetzen. „Wegen“ trifft nicht so gut 
den Sinn wie „für, anstatt“. So kommt bar-ka 
Ofters vor Urukag., Kegel B, z. B. 3, 19. 
THUREAU-Dangm übersetzt: „in Ermangelung (?)* 
und verweist (SAKIS.47 Anm. m) zur Erklärung 
des bar auf die Verneinungsform ba-ra, was 
indessen nicht angeht. Es ist zu übersetzen: 
„(Die Schafhirten der Wollschafe brachten) 
anstatt weisser Schafe (entsprechendes Geld)“. 

Bar-ka und bar-a-ge-es sind jedenfalls iden- 
tisch. Bei ersterem ist an das Genitivelement 
die Postposition -a getreten, im zweiten Falle 


sammengehórt und mit demselben den Begriff| (das mit -a oft synonyme) -eš, resp. -šú. 


„wegen, weil“ bildet, Auf eine ähnliche Be- 
deutung des bar mit folgendem (Genitiv-)ka, aber 
ohne -es, habe ich schon im meinen „Unter- 
suchungen über die Verbalpräformative im Su- 
merischen“ (BA VIII 5) hingewiesen. Siehe 
dort S. 31 Z. 42 (zu Urukag., Ovale Platte 4, 1ff.). 
Hier sei noch auf einige andere Stellen hinge- 
wiesen. Entemena, Kegel 2, 27 heisst es: bar 
Se-bi nu-da-su(d)-su(d)-da-ka. Dieses möchte 
ich übersetzen: „Um dieses Getreide nicht zu 
schicken“, oder vielleicht besser: „weil er dieses 
Getreide nicht schickte“ (d. i. „nicht schicken 
wollte“) 2. Eine andere Stelle findet sich Geier- 
stele, Vorders. 3, 2 ff. Glücklicherweise ist in 
dem sehr verstümmelten Texte der in Frage 
stehende Satz erhalten geblieben; ich möchte 
transkribieren: ? SIR-BUR-LA" 3bar nig-ni 
ba-dü(g)-ka * gab-bi 5$u-e-ga-ma-u3. Dann wäre 
etwa zu übersetzen: „weil er Lagas mit (seiner) 
Streitkraft? überflutete*, wollte ich ihn angreifen 
(d. i.: machte ich mich auf, ihn anzugreifen).“ 

Da dieser sumerische Ausdruck für ,wegen, 
weil* (bar-ka, bar-a-ge-e$) eigentlich „auf (von) 
Seiten“ bedeutet, ist auch sofort verständlich, 
wie in beiden Fällen das Genitivelement auf- 


1 Als diese Notiz sich schon in den Händen der Re- 
daktion befand, erhielt ich von Fr. Th.-Dangin einen 
Brief, in welchem er sich gleichfalls für die Zusammen- 
gehórigkeit von bar- ages ausspricht. 

2 Das Vorausgehende dürfte zu übersetzen sein: „ An, 
‚Getreide der Niná' (und) an ‚Getreide Nirgirsus‘ *'ein 
kari "die Leute von Umma, ?*als Abgabe lieferten sie 
ein (Bar- ni-kü; vgl. dazu BA VIII 6, S. 9, Z. 16 fl.; 
8. auch ALLOTTE DE La Fues in RA 1912 S. 145 Anm. 2); 
#als Tribut war es ihnen aufgelegt. 240 Saren grosser 
kari * brachte er heim“. Es folgt der obige Satz; dann 
heisst es weiter: „Ur-LUM-ma, *Patesi von Umma, 
siaus dem Grenzgraben Ningirsus (und) *'dem Grenz- 
graben Ninas entfernte er das Wasser“ (und begann 
die Feindseligkeiten). 

5 Vgl. Br. 8362 IM (ni) = émuqw. 

* Zu dü(g) „überschütten“ u. dgl. s. BA VIII 5, S. 10 
Z. 24, 8. 29 2. 45, S. 95 Z. 40. 


Der Name der Mutter des Gilgames. 
Von A. Poebel. 


Der Name der Mutter des Gilgameš findet 
sich in den bis jetzt bekannten Fragmenten des 
aus Assurbanipals Bibliothek stammenden Gil- 
gameSepos nur in mehr oder minder zerbrochenen 
Stellen, von denen für die Wiederherstellung 
des Namens lediglich die folgenden drei in 
Betracht kommen: 

Tafel I Kol. 6, 29. 30 (nach der Kopie Haupts 
in Jeremias, Izdubar-Nimrod, Blatt III f.) 


E ]-LIL mu- da- at ka-la-ma i- di 
izaga’-ra ana mâri-$a 
e EE ]-LIL mu-da-at ka-la-ma i-di 


izaqa'-ra ana *GIS-GÍN-mas 
Tafel II Kol. 3, 47. 49 (Haupt, NE, S. 82) 
4 [u]m-mu *GiIS-GÍN-ma$ m[ul-da-at ka-la- 

ma i-di]? 
48jzaqa'-ra [...... 
49sinnistayj-mat ‘nin- 
Tafel IV Kol. 1a, 22—24 (l. c. S. 20) 
al és i-]ni-il-li-ka a-na é-gal-mah 
23 


dniln-sun Sar-ra-ti rabi-ti 

ee ete ] mu-da-at ka-la-ma i-di usw. 

Indem man die erste und zweite der zitierten 
Stellen kombinierte, hat man geschlossen, dass 
der Name der Mutter des Gilgames "»»išto ri- 
mat-‘nin-lil sei, was Jensen, Ungnad und Thu- 
reau-Dangin sodann in *"#yj-Sat-¢nin-lil ver- 
bessern zu können glaubten!. Der Umstand 


1 Jensen, Das Gilg. Ep. in der Weltliteratur I, S. 7 
Anm. 2: „So (Röschät-Belit), nicht Rimat-Bélit, zu lesen 
empfiehlt sich wegen solcher Eigennamen wie A-A-ri- 
scha-at“ usw. Ungnad, der Jensens Lesung übernimmt, 
bemerkt dazu in Ungnad und Gressmann, Gilg. Ep. S. 79: 
Die Unrichtigkeit der Lesung Rimat des ersten Bestand- 
teils dieses Namens wird durch Schreibungen wie ri-ë4- 
at- lu Aja (Cuneiform Texts VI 15 Kol. III 6) erwiesen. 
Diese Lesung wurde &uch von Thureau-Dangin RA 1912 
S. 118. 119 übernommen. 


b Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 1. 6 


schliesslich, dass in der dritten der zitierten 
Stellen die Göttin Ninsun erwähnt wird, gab 
Anlass zu der Folgerung, dass diese vermeint- 
liche Rimat- oder RiSat-Ninlil hier als Magd 
der Ninsun bezeichnet werde, womit sich die 
weitere Annahme verband, dass sie Priesterin 
der Ninsun sei. 

In der von Thureau-Dangin veröffentlichten 
Inschrift des Utu-hegal von Uruk! wird jedoch 
Gilgames als Sohn der Göttin Ninsun bezeich- 
net, und obwohl Thureau-Dangin in den An- 
merkungen zu dieser Inschrift daran festhält, 
dass die Mutter des Gilgames im Epos die sterb- 
liche Priesterin Risat-Ninlil sei und darum an- 
nimmt, dass die Inschrift des Utu-hegal und das 
Epos auf verschiedenen Traditionen fussten, so 
war es doch von vornherein wahrscheinlich, dass 
angesichts der durch Utu-hegals Inschrift ge- 
sicherten Tradition der lediglich erschlossene 
Name Rimat-Ninlil oder RiSat-Ninlil falsch sein 
müsse. Das wird nun in der Tat durch die im 
Philadelphier Universitätsmuseum befindliche 
zweite Tafel der altbabylonischen Version des 
GilgameSepos bewiesen?. Diese Tafel erwähnt 
die Mutter des Gilgames gewöhnlich nur als 
um-mi ‘GIS(-BIL-ga-mes) mu-da-at ka-la-ma 
oder als um-ına-Su usw.; an der Stelle aber, wo 
von dem Kampf zwischen Gilgameš und Enkidu 
die Rede ist, sagt der letztere zu Gilgames: 
ki-ma i$-te-en-ma um-ma-ka u-li-id-ka ri-im-tum 
$a zu-bu-ri ?nin-sun-na „als einen (d. i. als einen 
einzigartigen) hat dich deine Mutter geboren, 
die Wildkuh der Umwallungen Ninsunna“. Man 
sieht hieraus, dass auch in dieseraltbabylonischen 
Version des Epos tatsächlich die Göttin Ninsun 
die Mutter des Gilgames ist; zugleich aber ergibt 
sich aus der mitgeteilten Stelle, dass in der 
assyrischen Version *"“trj-mat3 nicht Teil des 
Eigennamens, sondern appellativeBenennung der 
Mutter des Gilgames ist. Vorausgesetzt, dass 
in Haupts Kopie die Zeichen ‘nin richtig sind“, 
haben wir also zu lesen “mlitnrj.mat ee 
usw.] „die Wildkuh Ninsun“ usw., während in 
TafelIV Kol.1, 23 Ninsun nicht Genetiv zu einem 
vorangehenden amat, sondern Nominativ ist und 
den Namen der Mutter des Gilgameš darstellt. 
Dass in dem seither bekannten Text des Epos wir 
die endungslose Form rimat anstelle von rimtu 
haben, ist für eine assyrische Dichtung nicht 
im geringsten auffällig; im Gilgamesepos selbst 
findet sich bekanntlich *"™**Sam-hat wechselnd 


! RA 1912 S. 111 fl. 

* Die Tafel wird von mir demnüchst veróffentlicht 
werden. 

* Das ist nicht ganz sicher, da Haupt ausdrücklich 
sagt, dass die erhaltenen Teile von Kol. 3 ausserordent- 
lich schwer zu lesen seien. 

* So ist also statt ri-Sat zu lesen! 


mit Aan gam-hat-tu. Hinsichtlich der Bezeich- 
nung „Wildkuh“ vergleiche z. B. Craig, Rel. 
Texts I p. 15, 7, wo Ištar als ri-im-tum mu- nak- 
ki- pat kib-ra-a-ti bezeichnet wird. Der längere 
Titel rimtum Sa supüri „Wildkuh der Umwal- 
lungen“(?) soll Ninsun vielleicht als die starke 
Verteidigerin derUmwallungen von Städten (oder 
von Hürden?)! bezeichnen. Was es mit den 
zwei Zeichen LIL? auf sich hat, die Haupts 
Kopie der ersten oben zitierten Stelle bietet, 
lässt sich vor der Hand noch nicht sagen. 
Oktober 1913. 


Egyptian kw „to proclaim, announce“ = 
Hebrew im, Arabic >. 


By Aaron Ember. 

In a number of passages in Old Egyptian, 
especially in the Pyramid Texts, we find a verb 
hw (X^) in the signification of to proclaim, an- 
nounce. The following are the more important 
passages in which this verb occurs. 

Urk. 1 38, ll. 2—3 hw wd N- x pw E. mrj (read 

mrj R) 
rdjtw nj rwt nt inr 

„May this thy kz (person), beloved of Re‘, 
proclaim and command? that there be given me 
a false door of stone.“ 

Pyr. 2120b hw(j) $3) 3h bj 

T proclaim that my excellent son has ap- 
peared !.“ 

Pyr. 253 c—d tsj inw-f bt Sin(w)-f 

hww-$n n dsr rmn hr izbt-t 

„His messengers hasten, his couriers run; 
they announce to him who leans on his right 
side on the eastern horizon.“ 

Pyr. 153a—b Sts nb-ht isjj hw n nirw im 

3hw-sn ist 
ij rf CP] pn 3h thm sk 

„O Set and Nephthys! hasten and announce 
to the gods of the South (upper Egypt) and 
their spirits This Unis comes as an imperishable 
spirit 5." 

Pyr. 886a hw 3 it tw R 

„Proclaim that a son of a king art thou, 
O Re.“ 

1 Speziell wohl von Uruk supüri bezeichnen. 

* Bietet das Original etwa sum? 

Egyptian wd „to command“ is, as is well known, 
identical with Heb. my and Arab. eat cf. my paper on 
Semito- Egyptian Sound-Changes in AZ, vol. 49, p. 92, 
and my paper on The Relation of Egyptian and Semitic 
in vol. 5U of the same journal, p. 89, n. 3. 

* This passage may also be rendered: „Let it be 
proclaimed that my excellent son has appeared". 

* Literally as a spirit which cannot set. The (mag 


$k are the circumpolar stars. For my combination of 
Eg. & „to set" with the Heb. stem EC see AZ 60, 


p. 89, § 7. 


7 Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 1. 8 


Similarly Pyr. 155, 157, 159, etc. 

From this verb we find a nisbe formation 
hwtj which means „herald“, e. g., 

Pyr. 140b isj inw-k bt hwtjw-k hr it-k hr itm 

Thy messengers hasten, thy heralds run, to 
thy father, to Atum.“ Similarly Pyr. 159c, etc. 

Hw „message“, „order“, occurs in Urk. I 
109, 1. 11. 

There can hardly be any doubt that this 
Egyptian stem is identical with Heb. ap „to 


announce“, and Arab. „>, „to reveal, inspire to 
dispatch a messenger“. 


Die hebräischen „Duale“ p's% und "x. 
Von H. Bauer. 

In Nr. 3 dieses Jahrganges S. 338ff. betont 

Caspari mit Recht die temporale Bedeutung 

von p, auch seine Emendation von Jes. 5, 12 


ist sehr ansprechend. Nicht minder richtig hebt 
der Verfasser daselbst hervor, dass die Auf- 
fassung von d' als einer wirklichen Zweiheit 
zu unerträglichen Künsteleien führen muss. Aber 
trotzdem meint er, dass in O'27y eine regel- 
rechte Dual-form vorliegt, wenn sie auch nur 
auf einem durch die Verbindung mit pa ver- 
anlassten ,Formenspiel^ beruht. Diese letztere 
Ansicht ist aber m. E. ganz unhaltbar; denn C'2"y 
ist von ONY nicht zu trennen, hier steht aber 
immer der „Dual“, obwohl die Form niemals 
mit p3 verbunden ist. Ein apodiktischer Gegen- 
beweis ist überdies Z. 1b der Mesainschrift, wo 
wir ebenfalls Gem lesen. Wäre dies eine Dual- 
form, so müsste Ds stehen. Ich glaube, dass 
wir zur Erklärung von DOMY und OMS einen 
ganz anderen Weg einschlagen müssen und dass 
es vor allem zwei Erwügungen sind, die uns die 
richtige Lósung an die Hand geben. 

Erstens wechseln auf hebráischem Sprach- 
ebiete mehrfach dialektisch ai und à, wobei bald 
le eine, bald die andere Form als die normale 

sich durchgesetzt hat. Man denke nur an jx 


„Wo?“, aber PXA „woher?“, ferner an die Orts- 
namen O°") neben Dy, pma neben Ir: auch der 
seltsame Plural op „Häuser“ neben Ma stammt 
wohl aus einem Dialekt, der ai zu à verschob. 
Ueberhaupt ist ja das Hebrüische keineswegs 
80 einheitlich, wie man gewóhnlich annimmt, 
sondern es liegen in ihm wie füglich in jeder 
Sprache mannigfache Dialektmischungen vor. 
Darnach dürfen wir also auch annehmen, dass 
Dm und ony Varianten von Dm und OF 
darstellen in der Bedeutung „ihr (Plur. masc.) 
Abend, ihr Mittag“. Dass es neben ECO „ihr 
Pferd“ auch ein D'OYO gegeben hat, befremdet 
nicht, sondern ist ganz selbstverständlich, wenn 
wir bedenken, dass süsäm auf *susa-im aus *süsa- 


him zurückgeht gleichwie süsö auf susa-hu. DZ 
und DANS stellen somit nur ältere Formen dar, 
in denen aus ganz bestimmten weiter unten an- 
zuführenden Gründen die Verschiebung zu Gm 


und dmx nicht erfolgt ist. 


Die andere Erwägung ist die, dass im Se- 
mitischen sehr oft Zeitbestimmungen mit dem 
Possessivpronomen verbunden werden, wo sie 
bei uns ohne ein solches stehen, 80 dass man 
also z. B. sagt: ,sie kamen an ihrem Abend, 
an ihrem Mittag", d. h. ,sie kamen abends, 
mittags". Diese Erscheinung ist besonders im 
Arabischen und Assyrischen (vor allem bei „Tag“ 
und „Nacht“) so häufig, dass wir auf die An- 
führung von Belegen verzichten dürfen. Nun 
liegt es aber nahe, dass solche Verbindungen in 
der besonders häufig gebrauchten 3. Person er- 
starren und dann auch für die erste und zweite 


gebraucht werden wie das syrische miss ;=!. 


Als eine solche erstarrte Pronominalver- 
bindung erklären sich mithin auch Ga und 
p". Der Umstand, dass man sich des ur- 
sprünglichen Charakters der Endung nicht mehr 
bewusst war, hat es ermöglicht, dass sie nicht 
zu Day und Dm verschoben wurden und in 


der Folge als Dualformen, denen sie ja ähnlich 
sehen, aufgefasst werden konnten. 

In diesem Zusammenhang sei auf eine Stelle 
der Mesainschrift hingewiesen, wo eine ähnliche 
Erscheinung noch nicht als solche erkannt zu 


sein scheint. Z. 14, 15 lesen wir: 7553 nn 


m2 cmd „und ich kam in der Nacht und 
kämpfte mit ihm“. d kann nach der Orthographie 
von Mesa nur Pronomen der dritten Person masc. 
sein, also eigentlich „in seiner Nacht“. „Sein“ 
kann man da entweder auf Israel beziehen oder, 
was mir wahrscheinlicher dünkt, es ist bereits 
erstarrt und geht auf den Sprecher (Mesa). 


Zwei unerkannte semitische Lehnwörter im 
Griechischen. 
Von Felix Perles. 


I. opédas. 


Das schon bei Homer? vorkommende Wort 
für „Schemel“ ogédac hat trotz seines gut 
griechischen Klanges keine befriedigende Ety- 
mologie. Die von Prellwitz s. v. angeführten 
Entsprechungen? genügen nicht begrifflich. Da 
es sich um einen Gebrauchsgegenstand handelt, 


1 Aehnliche Fälle liegen übrigens auch in unseren 
Sprachen vor. So wird lat. „suo tempore“, deutsch „seiner 
Zeit“ für alle Personen gebraucht; desgleichen holländische 
Ausdräcke wie „op zyn Duitsch“ usw. 

? e 231. o 394. 

* altind. phálakam Brett, phdlati birst, kirchensl. 
polica Brett, russ. pol Diele, altnord. Gol Brett. 


9 Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 1. 


der samt seinem Namen leicht von einem Volk 
zum andern wandert, hat die Annahme fremden 
Ursprungs schon von vornherein viel für sich. 
Nun bietet der semitische Stamm 55% „niedrig 
sein* nicht nur eine passende Grundbedeutung, 
sondern im Babylonischen! wie im Syrischen? 
kommt ein Derivat des Stammes direkt in 
der Bedeutung ,Schemel“ vor. Allerdings 


kann weder 3upalu noch fleas die Grundform 


ewesen sein, aus der sich opédac ableiten liesse. 

och ist aus dem Vorkommen dieser speziellen 
Bedeutung in den genannten Sprachen der Schluss 
zu ziehen, dass dieselbe Sach in anderen semi- 
tischen Sprachen vorlag und uns nur zufällig 
nicht überliefert ist. Da das Hebräische sowohl 
bay „Niedrigkeit“ als auch ody „Niederung“ 
bietet, dürfen wir annehmen, dass eines dieser 
Worte auch in jener konkreten Bedeutung ge- 
braucht wurde und das Prototyp für géie 
abgab. Auch eine volksetymologische Anlehnung 
an den begrifflich allerdings weit abliegenden 
Stamm ogaddw mag bei der Bildung des Wortes 
mitgewirkt haben. 


II. xadpsia. 


Der Name des bekannten Minerals xad psia 
(xadpía, lat. cadmea, cadmia, daher auch Galmei) 
ist bisher noch nicht auf seinen Ursprung unter- 
sucht worden. Da Dioscorides? und Plinius“ 
ausdrücklich berichten, dass die Heimat der 
besten xadueia Cypern ist’, liegt die Vermutung 
nahe, dass auch die Bezeichnung (wie bei ver- 
schiedenen anderen Mineralien5) aus dem semi- 
tischen Orient zu den Griechen drang. Als 
Grundwort bietet sich ungezwungen jüdisch- 
aramäisch NYP, syrisch 124.57 „Asche“. Nach 
Blümner® verstanden die Alten unter xadpeia 


Zinkoxyd und bezeichneten es geradezu als ono- 
dös. In Bestätigung und Ergänzung von Blüm- 


t gupalu (in Verbindung mit sépu „Fuss“). Die Be- 
deutung ,Schemel^ ist durch das Determinativ is, das 
einen Gegenstand aus Holz bezeichnet, gesichert. Siehe 
Muss-Arnolt 1085 s. v., wo auf Peiser, Babylonische 
Verträge, 92, 11. 148, 2. 121, 9. 127, 9 verwiesen wird. 

? fleas PSm 4265 (nur aus Bar Bahlul belegt. 

* V 84. 

* XXXIV 108. 

5 Blümner, Technologie und Terminologie IV 93 
bemerkt dazu: Auf Cypern wird noch heute Galmei ge- 
wonnen, s. Unger, Die Insel Cypern 8. 18. 

* Vgl. Lewy, Die semitischen Lehnwürter im Grie- 
chischen 53 ff., wo freilich vieles unsicher. 


7 Marsa) o 183} Geoponica 70, 29 ist nicht mit PSm 
3679 als terra in qua mixti sunt cineres zu erklären, sondern 
geht auf Palladius X 4 solum cretosum zurück, bezeichnet 
also Kreide- oder Tonboden (Freundliche Mitteilung von 
L Löw). Bekanntlich ist xadusia als {ao 0 wieder ins 


Syrische zurückgewandert (PSm 3497). 
‘a a. O. 92 ff. 171 fl. 


10 


ners Angaben teilte mir Herr Dr. W. Hommel, 
Clausthal i. H. auf eine Anfrage freundlichst 
mit: „Im Altertum wurde cadmia bzw. xadpsia 
so gut wie ausschliesslich für das beim Schmelzen 
von Kupfererzen verflüchtigte Zinkoxyd ge- 
braucht. Erst später wurde von der „cadmia 
fornacum“ eine „cadmia fossilis“ unterschieden, 
deren Existenz jedoch bis zu AgricolasZeiten leb- 
haft umstritten wurde. Nun ist es aber sehr wohl 
denkbar, ja so gut wie sicher, dass die syrischen 
Schmelzer das verflüchtigte Oxyd als Asche 
des Erzes bezeichneten, wenigstens den schwe- 
reren Teil desselben, welcher sich zusammen 
mit der Holzkohlenasche am Rande des Schmelz- 
tiegels und am Boden ansammelte. Dioscorides 
und Plinius bezeichnen dieses unreine Oxyd als 
spodos. Ja, Plinius! sagt sogar direkt: Aliqui 
id quod sit candidum levissimumque pompho- 
lygem dixere et esse aeris ac cadmiae favillam. 
Unreine, zinkhaltige Erze finden sich im tau- 
rischen Gebirge in grosser Menge. Sie wurden 
am Oberlauf des Tigris verschmolzen, z. B. in 
Amida, Ársinia u. a. a. O. Diese Schmelzstätten 
waren eine der Hauptkupferquellen von Assur 
und Babylon. Diese „ketma“ wird sich dann 
auch beim Umschmelzen des unreinen Kupfers 
wiedergebildet haben*. 

Wenn also sachlich kein Bedenken gegen 
die Annahme besteht, dass ein semitisches Wort 
für „Asche“ im Griechischen zur Bezeichnung 
der xadpeía wurde und dass dieses Wort gerade 
dem Aramäischen entlehnt wurde, so kommt 
noch ein rein sprachliches Moment zur Unter- 
stützung dieser Annahme dazu. Im Lateinischen 
findet sich nämlich, wie der Thesaurus angibt, 
neben der gebräuchlichen Form cadmea, cadmia 
auch die Form catimia (auch casmia). Wir müssen 
also annehmen, dass ursprüngliches xarueia aus 
euphonischen Gründen, vielleicht auch infolge 
volksetymologischer Anlehnung an Kaduos, zu 
xaðusiæ wurde. | 


Die Bedeutung der Feis-Architektur. 
Von E. Brandenburg. 


Ich habe in der OLZ schon öfters über Funde 
im Gebiet der F. A. berichtet, die ich in Anatolien 
gemacht hatte; sie stehen mit ähnlichen aus 
Etrurien, Sizilien, Mazedonien und auch Syrien in 
entwicklungsgeschichtlichem Zusammenhange !. 
Durch mehrjähige Beschäftigung mit dieser 
Materie ist es mir jetzt wenigstens einiger- 


1 XXXIV 128. (Vgl. dort die ganze Stelle 128—130.) 

* Eine diesbezügliche grössere und Zusammenfassende 
Arbeit wird im nächsten Jahr in den MVAG erscheinen. 
Ein näheres Eingehen auf meine letzten Funde in Syrien 
ist an dieser Stelle nicht möglich, da die Publikation 
der Palästina Forschungs Gesellschaft, in deren Auftrag 
die Reise gemacht wurde, zusteht. 


11 E 


massen möglich geworden, die Abhängigkeit der 
verschiedenen Regionen und ihre wechselseitigen 
Beziehungen zu ermitteln; ich weiss natürlich 
sehr gut, dass noch grosse Lücken vorhanden 
sind, die auszufüllen, wenn es überhaupt je 
ganz möglich sein sollte, noch manches Jahr 


Arbeit nötig wäre. Das gilt auch speziell von 
Persien, und überhaupt dem vorderen Orient, wo 


nochvielzufindenwäre. Hoffen wir, dass Herzfeld, 
der diese Gegenden gut kennt, uns bald etwas 
darüber bringt. Vor allem muss man sich darüber 
klar werden, dass es sich um ein relativ ganz 
neues Gebiet handelt, dessen systematische 
Bearbeitung kaum vor Anfang dieses Jahr- 
hunderts, — und dann immer nur beschränkte 
Bezirke umfassend, begonnen hat. Aus diesem 
Grunde ist das Spezialfach der F. A. (mit Aus- 
nahme der Katakomben, von denen aber die 
eigentlichen kaum dazugehören) in grösseren 
Kreisen wenig bekannt. Seinen Wert und seine 
Wichtigkeit an der Hand der bisher gewonnenen 
und, wie schon gesagt, allerdings noch durchaus 
nicht abschliessenden Ergebnisse darzulegen, 
soll die Aufgabe des Folgenden sein. 

Allein schon die schematische Aufzählung 
des Stoffes zeigt das in gewisser Weise; wir 
können ihn einteilen in 

1. Grotten zu Wohn- Kult- und Grab- 
zwecken. 

2. Kalehs, d. h. natürliche Festungen, 
mit verschiedenen Einrichtungen zu Verteidi- 
gung, Flucht, Gängen usw. Den Uebergang 
zwischen beiden bilden die sog. Fluchtgrotten. 

3. Felsfassaden meist im Zusammenhange 
mit Gräbern, wobei die eigentliche Grabkammer 
öfters aber mehr „nebensächlich“ behandelt ist. 
Sie imitieren hauptsächlich Holzarchitektur; 
andere sind auch mit figürlichen Darstellungen 
geschmückt. Hierher würden auch Felsaltäre 
und Felsreliefs gehören, die Götter usw. dar- 
stellen. 

Die Grotten hatte man bisher meistens in 
Bausch und Bogen als Gräber betrachtet, wurden 
sie näher untersucht, so war dies hauptsächlich 
in der Erwartung geschehen, in ihnen Kleinfunde 
zu machen, ihre „Inneneinrichtung“ wurde kaum 
beachtet. Grotten, die von Uergüb z. B., galten 
mehr als Reisekuriosität. Und doch bieten ge- 
rade sie, wenn man eine grössere Anzahl ge- 
sehen und studiert hat, ein anschauliches Bild 
einertroglodytischlebenden uralten Bevölkerung: 
gewisse Details kennzeichnen sie deutlich als 
Wohnstätten, als Ställe; andere haben zum Kult 
gedient, von dem sonst nur Spuren noch in 
alten Sagen vorhanden sind. ir können be- 
rechnen, wieviel Vieh man dort unterstellte, 
wie gross also der Besitzstand der Bauern war, 
wieviel in einem Felsdorf zusammenlebten; die 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 1. 


12 


Kalehs boten Schutz in unruhigen Zeiten gegen 
feindliche Einfälle. Zu ihrer Anfertigung und 
Verteidigung war ein Zusammenwirken aller 
nötig. So ergibt sich aus diesen anscheinend 
so unbedeutenden „Löchern“ usw. nicht nur ein 
Bild der religiösen Anschauungen (Kultgrotten) 
sondern geradezu die Rekonstruktion des Lebens 
und der sozialen Verhältnisse einer weitver- 
breiteten Bevölkerung vor etwa 4000 Jahren!. 

Die Gräber wurden etwas näher untersucht, 
besonders als Ergänzung der äusseren Fassade; 
Hirschfeld und später Leonhard bereisten zu 
diesem Zweck Paphlagonien, Perrot Phrygien; 
ihm folgten Ramsay und Reber, Benndorf ar- 
beitete in Lykien. Allerdings galt das Haupt- 
interesse aller dieser, mit Ausnahme von Leon- 
hard, mehr dem äusseren Schmuck und rein 
stilistischen Fragen, man kann sie gewisser- 
massen als Vorläufer betrachten. Die folgende, 
jüngere Generation fasste das Problem weiter, 
mehr entwicklungsgeschichtlich auf: Lehmann- 
Haupt sprach als erster nach seinen Reisen in 
Armenien und Griechenland vom Kulturkreis 
der Felsenbauten, Leonhard stellte die Frage 
nach Herkunft des griechischen Tempels in einer 
Weise, wie man es vorher nicht gewagt hatte. 
Macalister und Vincent untersuchten Kultgrotten 
in Syrien, Dalman erschloss Petra der Wissen- 
schaft, ohne allerdings die weiteren Vergleiche 
und Konsequenzen zu ziehen. Ich arbeitete in 
Anatolien und Italien usw. und konnte letzteres 
Land auch dem Kulturkreis der F. A. angliedern. 
Nach meiner letzten Reise in Syrien bin ich 
auch zum Schluss gelangt, dass dieses Land was 
den Kult anbelangt, viel stärker von Klein-Asien 
abhängig ist, als man bisher annahm. Malta, 
Sardinien, Sizilien und auch Teile von Italien 
(d. h. dem Festlande) wären noch genauer zu 
untersuchen; es existieren zwar eine Reihe von 
Arbeiten darüber, die aber in kleinen Lokal- 
publikationen verstreut und deshalb schwer 
benutzbar sind. 

Ehe wir nun zu den Resultaten der oben . 
erwühnten Forscher übergehen, noch kurz ein 
Wort, warum gerade die F. A. so gutes, die 
übrigen Zweige der Archäologie umfangreich 
ergänzendes Material liefert, und nicht etwa 
bloss ein steriles Spezialgebiet ist: Es liegt in 
ihrer Eigentümlichkeit, d. h. dass der lebende 
Fels als Stoff verwendet wurde, dass sich die 
so geschaffenen Grotten, Felsaltäre und Reliefs 
besser erhalten haben, als freistehende Bauten 
etwa, die, wenn sie aus Stein waren, zerstört 


1 Aus technischen Gründen glaube ich mit ziemlicher 
Gewissheit schliessen zu können, dass der Beginn der 
Grotten-Architektur in Anatolien etwas nach 2500, in 
Syrien etwas früher anzusetzen ist. Im übrigen verweise 
ich auf die in der ersten Anmerkung erwähnte Arbeit. 


18 


oder zum Aufbau anderer benutzt wurden; von 
den natürlich viel schneller vergänglichen Holz- 
bauten in Kleinasien würden wir ohne die phry- 
gischen und lykischen Fassaden überhaupt nichts 
mehr wissen. Tempel konnten durch den Fa- 
natismus einer neuen Religion niedergerissen 
werden, Kultgrotten sind ausser etwa durch 
starkes Erdbeben, fast unzerstörbar. Felsreliefs 
werden sich besser erhalten, als Platten oder 
Statuen, besonders auf dem Hochplateau von 
Anatolien, das nicht wie z. B. Aegypten vieles 
im trockenen Lande erhalten konnte. 

So ist denn ein relativ grosses, wenn auch 
noch nicht im nötigen Umfang genügend be- 
achtetes Material vorhanden, das Leonhard er- 
laubte, die Frage des griechischen Tempels um- 
fassend anzuschneiden; das Lehmann-Haupt die 
Beweise und Gegenstücke zu den sprachlichen 
Hypothesen Ficks finden liess. Ich dehnte das 
auf Etrurien aus und fand so eine Bestätigung 
der wohl angefochtenen, aber bisher noch nicht 
widerlegten Ansichten Modestows über die Her- 
kunft der Etrusker. Meine letzten Funde in 
Syrien zeigen den weitgehenden Einflussreligiöser 
Ideen der Hettiter bis nach Palästina und wohl 
auch bis nach Petra hinab, in Wechselwirkungen 
mit ägyptischen. Die Schlüsse, die man auf 
Leben und soziale Verhältnisse einer bronze- 
zeitlichen Bevölkerung in einer Epoche, von 
der keine Kunde zu uns gedrungen ist, machen, 
sie sogar rekonstruieren kann, sind oben kurz 
gestreift worden. Aus den Wohngrotten und 
Kalehs ist das ableitbar; die Kultgrotten zeigen 
uns den Dienst einer Gottheit, die wir wohl als 
Magna Materbezeichnenkönnen. Diephrygischen 
Fassaden überliefern uns getreu die verschiedene 
Holzarchitektur, ergänzen sich mit den paphla- 
gonischen und deuten auf die Heimat einer der 
sublimsten Bauformen der Griechen hin. Die 
Felsenskulpturen und Inschriften gaben den 
ersten Anstoss zur Erforschung der Hettiter, 
die in den epochalen Funden Wincklers gipfeln; 
durch sie sind indirekt die Grabungen von Sen- 
dschirli, Tell Halaf u. a. angeregt worden, die 
uns, wenn vollständig bearbeitet, erst assyrische 
und frühgriechische Kunst vollständig erklären 
werden, mit ihrem Einfluss auf die klassische 
(Poulsen), deren Wirkungen sich bis auf unsere 
Zeit erstrecken. 

Das sind in gedrängtester Kürze die Haupt- 
resultate dieses relativ neuen Spezialfaches, sie 
alle ausführlich aufzuzählen geht weit über 
den Rahmen dieser Zeilen hinaus. Natürlich 
sind noch viele Fragen gar nicht oder halb 
gelöst; trotzdem kann man aus dem Angeführten 

ie Wichtigkeit dieser Disziplin ersehen, und 
dass es dringend not tut sich damit in Zukunft 
noch weit intensiver zu beschäftigen, als es bisher 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 1. 


14 


geschehen ist, indem Forscher auch mancher un- 
scheinbaren Grotte und nicht nur effektvollen Aus- 
grabungen usw. ihre Aufmerksamkeit schenken. 
Wenn diese Zeilen eine kleine Anregung dazu 
wären, so ist ihr Zweck erfüllt. 

Neapel, Okt. 1913. 


Besprechungen. 

Geo. A. Barton: The Origin and Development of 
Babylonian Writing. Part. I, A genealogical table 
of Babylonian and Assyrian signs with indices. (Bei- 
träge zur Assyriologie und Semitischen Sprachwissen- 
schaft IX, 1. Hälfte.) VI, 3008. Lex. 8°. Leipzig, J. C. 
Hinrichs, 1918; Baltimore, the Johns Hopkins Press. 
M. 20—. Bespr. v. Th. G. Pinches, London. 

So modest a title as „a genealogical table“ 
disarms criticism, even if one were desirous of 
indulging in fault-finding. Such a subject as 
the development of the Assyro-Babylonian sign- 
list is one which, in its details, offers many 
possible explanations, and (again in the details) 
more than one explanation may be correct. 
To all appearance Prof. Barton has realized 
this, and it is probably for this reason that 
the same character appears under different head- 
ings, and therefore with different „genealogy“. 

The work begins, as is right, with a historical 
introduction, in which the progress of the study 
is outlined. He seems rightly to deprecate the 
attempted explanation offered by Prof. Friedr. 
Delitzsch, who was of opinion that the hiero- 
glyphio origin of 19 signs only had been proven, 
and notwithstanding the respect which we all 
have for this past-master in Assyriological 
studies, there is no doubt that the Author is 
right. Prof. Barton states that Prince's and 
Langdon's works show that Delitzsch's theory 
still dominates our text-books, and if this state- 
ment be correct, that theory must have resulted 
in & set-back for the study—a set-back which, 
however, has not apparently lasted too long. 
It fell to the lot of a lady-student, Dr. E. S. 
Ogden, to show that some at least of the GUNU- 
signs were originally pictures of wholly dissi- 
milar objects. A comparison with the archaic 
forms undoubtedly confirms this view, and the 
author is incen d right when be says, that 
„with the break down of the theory of Gunus 
the whole theory of the construction of signs 
from abstract motifs vanishes“. 

From the Introduction we gather, that the 
book with which we are at present dealing 
embodies the results of the researches of the 
Semitic Semin of Bryn Mawr College in 
1901— 1902, with, as we may suppose, the results 
of his own studies since that date. 

There is no doubt that the present work is 
one that is much wanted, and ıt will be wel- 
comed on that account, notwithstanding certain 


15 


shortcomings, mainly due, possibly, to tools, 
medium, and exigences of space. 

An examination of the 144 pp. devoted to 
the forms of the characters, with their variants, 
including the two Appendices of late rare and 
early rare and unidentified signs seems to indi- 
cate, that all the really important forms at the 
different periods are included. In this portion 
the system of Amiaud and Méchineau has been 
followed, and the forms appear in chronological 
sequence. Assyrian script, 5 is represen- 
ted by its latest forms in the same list with 
the Babylonian. Variants of the Seleucid period 
are not given. 

The ,genealogy“ of the Assyro-Babylonian 
Signlist, therefore, may be well traced, and the 
first 103 pp. enable the student to control the 
identifications of the more hieroglyphic forms 
given on pp. 174—186. These are classified 
under 22 feadings (A to V), the last being two 
„Unknown Objects“. 

A. The Human Body and its Parts. Here 
we meet with many old friends, and it is satis- 
factory to see en, „lord“, defined as „Hand 
holding sceptre“. The queried suggestion that 
gab is a „pair of knees“ (p. 175) seems to be 
less acceptable. Under 3ag (= libbu), Prof. Barton 
accepts the generally received opinion that this 
is the picture of a heart, but why should it 
not be turned on its side, like the other cha- 
racters? When this is done it suggests rather 
the middle-portion of the body outside-the navel 
and its surrounding part. 

Under the heading „Arms and hands“ (p. 175) 
we may pass over da and id as being somewhat 
uncertain. Lul, nar (no. 312) is difficult to re- 
cognize as coming under this designation — may 
it not be a musical instrument (? harp) — the 
distinctive sign of asingeraccompanying himself? 

The line-form of mah (no. b6) bears such a 
close likeness to gub (no. 99) that it might 
be placed under the heading „Arms and hands“, 
but the author has good reasons for classing 
this character with the „Genitals“. With regard 
to ad, ,father*, the analogy of ama, ,mother", 
would lead one to expect an ideograph of the 
same nature. May the line-form of ad not 
depict & kind of tent? 

B. Mammals and parts of Mammals. The 
identification of no. 400 (gir) goes excellently, 
like many other characters, with its general 
shape, and if it be really an animal’s (? deer’s) 
head 1, the reference to III 4 of the E. A. Hoffman 
tablet (p. 295) would place it beyond a doubt. 
The strange thing, however, is, that this should 


1 This is supported also by the signs for ram, goat, 
&nd ibex (674, 476, and 113). 


Orientalistische Literaturseitung 1914 Nr. 1. 


16 


have become the common character for foot. 
TSBA., VI, plate facing p. 454, shows the 
diffieulty which the Babylonians had in identi- 
fying it. Their most noteworthy attempt would 
seem to be that marked a on p. 103, which 
makes it a toe and claw. Other forms are 
more doubtful but 400b is of importance, as 
it seems to represent a pair of fetters. Alto- 
gether the Babylonians (or Assyrians) have 
handed down four very dissimilar forms, possibly 
due to their own imaginative fancy, but perhaps 
not without value. The toe and claw (no. 400 a) 
would indicate a wild animal; the bracket and 
the pedestal (nos. 400 and 400c) — if such they 
be — suggest strength, as does also the fetter, 
and — last but not least — „foot“, „wild ani- 
mal“, „fetter“ (kurzá), and „strength“, are four 
of the principal meanings of the character in 
question. 

The suggestion that no. 420 (according to 
the lists of characters = the Assyr. piš or kiš 
humsiru and piazu) is a skin I pass by. 
That no. 82 (gun) may represent a tail erect, 
however, isreasonable, and therefore acceptable. 
No. 373 (lit) 1 have always regarded as pos- 
sibly an animal's head — that of a cow (littu), 
and this I offer as an alternative to vulva. My 
identification would naturally point to a hornless 
breed, which is probably against it. 

No. 204 (aragub-3essik) seems to be rightly 
described as a foot — it is no. 207 (du), with 
additions — but what are the additions which 
the four „cornerwedges“ indicate? Wings, 
typitying swift movement, which is one of the 
character’s meanings? The numerous fanciful 
forms of du in Cuneif. Texts, V. 7 are appa- 
rently far from helpful, as they seem to show 
various shapes of pedestals. But perhaps du 
was a pedestal as well as a foot. 

In the section ,Udders and teats“, nos. 139, 
220, and 161 are apparently rightly identified, 
but I should prefer to regard 275 (ga = sizbu) 
as a vase for milk, hence its common meaning. 
Cp. also nig-ga, ,household utensil“, probably 
originally = ,crockery“. 

„Carcases opened.“ This may apply to usu 
(184), but kur, pat (429), looks as though it 
might be another form of the character for 
„heart“, in which case the same remarks con- 
cerning its original form might apply also to 
this (see above). 

C. Birds and Parts of Birds. These are 
ropably among the most certain of the identi- 
cations, and as such, are well known to all 

Assyriologists. Noteworthy is no. 80, „Chick 
emerging from egg", which has ended in maš- 
duga expressing the idea of „increase“ in general, 
inoluding „profit*. Probably the author has 


17 


some special reason for regarding zu (no. 311) 
as a Kies of a wing as well as a hand (cp. 
p. 175). 

D. Fishes and Parts of Fishes. Here, too, 
the identifications are probably correct — indeed, 
their forms are so suggestive that one could 
with difficulty go astray. In part II. the 
author has something to say about nun, which, 
having the same Semitic rendering as kua (ha), 
namely, nünu, would seem not to have been a 
really distinctive name. Nun-ha = asugaru, 
however, as designating a fish!, might stand 
for the eel, or for some mythical creature. 
Another character for fish (probably of some 
special kind), in given in Amherst Tablets, vol. 
I., pp. 2 and 3. Whether I am right in regarding 
this as one of the characters which has deve- 
loped into nim, remains to be seen. This fish 
was Der? one of the rarer kinds. 

The Author has duly inserted under this 
heading the „fish in an enclosure“ (no. 473), 
but a more usual character, that standing for 
Nina, which might be similarly described, appears 
under I, ,Buildings and their Parts". 

E. Insects. The four characters under this 
heading are good suggestions, at least until evi- 
dence to the contrary is found. Is Sar with aš 
inside (no. 364a) certainly derived from the 
line-form accompanying it? 

F. Trees and Plants. These have been for 
the most part well compared, and doubtless 
the sequel will contain some more precise identi- 
fications. Tar I have always regarded as some 
cutting instrument (? adze). In the case of gi, 
a log of wood, it is to be noted that a cylinder- 
seal impressed on a tablet in the possession of 
Mrs. Pinches (mark H. P.) has, in the group 
for „chariot“, the sign gis with an additional 
vertical wedge. A comparison with Cuneiform 
Texts, V. 7, Obv. III 1, where this character 
x) da with a ring in the middle?, suggest 
a log with a lopped-off branch, which would 
naturally leave a rough circle on its surface. 

G. The Heavens, heavenly Bodies, and Clouds. 
In all probability but few Assyriologists have 
realized that there were so many characters 
representing the sun, and one would naturall 
ask, whether they are all rightly identified. 
Their discussion would occupy too much space, 
but no. 365 (u), seems likewise to represent & 
vault of some kind — including, probably, the 
vault of the heavens; whilst 266, which cer- 
tainly indicates fruit, elsewhere stands for the 
moon (see PSBA., May 1904, p. 163 and the 


1 Without za, Hrozný translates, doubtfully, „whale“. 
ar! p. 13, Tafel III, I. 32). 

* The characters in this column of the fragment 
seem to be gis, mal, gan, and en — cf. Sa 63—71. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 1. 


18 


passage there referred to). No. 127, (si) seems 
rather to be the rectangularized horn of an ox 
than a picture of the moon, and such connection 
as it may have with the moon would be se- 
condary. 

H. Earth and Water. Does no. 95, íur, 
really represent a cave? "Turned with the point 
upwards, it suggests some monument — perhaps 
a tomb, or the earthly abode of a god. As 
rings have a tendency to become lozenges, it 
seems not improbable that ki „land“, was ori- 
ginally a circle representing the earth as seen 
from a height, the lines — we may assume 
that they were at first vertical — being furrows, 
as are likewise, possibly, the lines in the rectan- 
gular character gan, „eld“ (no. 119), but when 
turned on its side, they are horizontal instead 
of vertical. Should not e, (kur Te), and 
rad have been included de the heading of 
„Wells and irrigating-channels?* 

I. Buildings and their Parts. These are 
naturally numerous, and with most of them the 
reader will agree. But what are the special 
things represented by na, nir, ma, ti, šeg 
(? plans of brick fortification), and others? All 
will admit the possibility of the identifications, 
but we need more light. (For 77b (bar, mas), 
see note on P. below.) 

J. Boats and their Parts. Under this heading 
we find en (in A, p. 175, col. IT, a hand holding 
a staff or baton) accompanied by a query. This 
is followed by the usual sign for boat or ship, 
and two characters identified with sm. Both 
these the author regards as sails. | 

L. Ovens, Fire, etc. I doubt more than the 
author the equivalence of U+mu=udun, „oven“, 
and aka, „to love“, etc. (fire within the breast). 
Udun might be explained as a compound repre- 
senting prepared food (mu) under the covering 
in which it was baked — the oven. 

M. Religious Symbols, Implementsand Offerings. 
Here, again, are many strange things which need 
explanation. Amar (no. 392) resembles the head 
of a grown calf without horns, but Prof. Barton 
may be right in regarding it as a sacred symbol. 
No. 327 has been explained as the head of a 
serpent, which seems probable, but the tongue 
below — if such it be — is too elaborate. This 
identification, though perhaps not the exact 
form, would, however, be supported by 325a 
— that is, if the line-form be rightly assimi- 
lated to sir, bw. The former resembles the 
curious eared reptile on certain cylinder-seals. 

N. Clothing and Jewelry. With regard to 
the subheading „Garments and rugs“, one is 
tempted to ask „Which is which?“ No. 270 
(the character for „priest“) might represent some 
distinctive (priestly) high hat. The „Loin-cloths“ 


19 


are admittedly doubtful, but most of the „head- 
coverings“ accord with received ideas. 

O. Weapons. Is it certain that the cha- 
racter for „short sword", „dagger“, comes from 
the picture of an arrow-head? The suggestion 
that nos. 160 and 504 may represent a double- 
headed ax seems good, but will this fit in with 
the meaning? Its connection with wine (texts 
of Lugal-anda, Uru-ka-gina, etc.) or intoxicating 
drink in general, suggests something different. 
Moreover, the variant in the Blauinscription 
indicates that it should be turned on its side, 
in which case the little character resembling 
kaskal in its left-hand (i. e. top) triangle might 
indicate dregs in the upper part of a strainer. 

P. Implements of Agriculture and Trade. Here 
are again some satisfactory identifications — 
the plough in Hommel’s at, the irrigation- 
channels indicated by ra (can this be described 
as & machine?), and (in all probability) the 
shepherd's crook (no. 77a). This last, however, 
as it was used in connection with plans (of 
fields, etc. — see Thureau-Dangin in the 
Revue d'Assyriologie, 1897, p. 14), could also 
be used to express the idea of ,angle^ — 
which, in fact, it represents. Al (no. 260) as 
the picture of & pickax seems good, but is not 
the right-hand wedge (suggesting a blunted tip) 
against it? The ,carpenter's tool, nangar (no. 
503) may be a picture of a drill. 

Q. Nets and Traps. With the exception of 
sa (no. 118), which is certainly netted work, 
and bara (no. 244), more light is wanted. U 
or, zam is probably placed here on account of 
the straightness of its lines, but its meaning 
suggests rather ,tangled vegetation". 

. Pottery. Here, too, where we have vases 
for wine, mead, and honey are some successful 
identifications. Lower down are the possible 
jar for salt (mun, no. 108), the small jar (no. 190), 
and the large irregular-shaped receptacle (nos. 
418, 613) for grain — or 1s this latter a sack? 
No. 213 (gistin) is apparently not regarded by 
the author as a combination of gi$ or kaš 
with the vine-leaf (F, no. 425), but as a special 
shape of vase for the intoxicating liquor which 
it represents. This suggestion weakens the 
identification of tin with ,leaf“, and indicates 
that it isa picture of a cup similar to those held 
by ASSur-nasir-äpli and AßSur-bani-äpli in the 
libation-scenes. Ought su, „body“, „skin“, to 
be here? What kind of vessel is (n)umun = seru? 
Turned on its side, it looks as though it might 
be a seedling. One may agree, however, with 
all the identifications in this division on p. 186. 

S. Writing Tablets. Here it is only needful 
to say that gii, „wood“, might have been in- 
cluded, as this rectangular sign would represent 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 1. 


a table or tablet as well as a log. In the matter 
of inscribed documents, it would be interesting 
to know how it is that im (no. 358) stands for 
„Clay“ and for „tablet“. Is it due to the con- 
fusion of two archaic forms, or was the character 
at first a wind-bag, then „envelope“ in general, 
and finally that of a cased tablet, hence „a 
letter?" Perhaps. 

T. Musical Instruments. The line-form of 
hul, „joyful“, and kindred ideas, suggesting, as 
it does, a harp, is a good comparison, but dub 
(no. 309) is to my mind not so clear, in spite of 
the great probability that it is rightly classed. 

U. Lines and circles. V. Unknown Objects. 
Standing, as these do, for numerals and similar 
things, they are easy to explain, and may be 
left to the specialists. Apart from their values 
as numerals and expressions of quantity, the 
Author is right in describing bar (no. 77) and 
a3 (no. 298) as „unknown“. 

A useful feature of the book is the addition 
of index-lists of characters in chronological 
order, embracing the periods Ur-Nina to Man- 
istu-su, Sargon to Gudea, the dynasty of Ur, 
the first dynasty of Babylon, the Kassite period, 
the neo-Babylonian, and lastly the Assyrian. 

As far as it goes, the work is very com- 
plete, and if it contains imperfections, such are 
inevitable at the present moment, when we are 
still feeling our way in the matter of the origin 
and the first signification of the greater part 
of the Babylonian syllabary, especially the 
less-used characters. The author is to be con- 
gratulated upon the accomplishment of a long 
and tedious task — one which has, let us hope, 
brought students of the syllabary in general 
one step farther on their way. Perhaps, in 
the sequel, he may be able to deal with the 
question of possible action and reaction, loan 
and borrowing, between the hieroglyphic system 
in use in Babylonia and those of the nations 
around — the Elamites, the Egyptians, and 
the so-called Hittites. 


Th. J. Meek: Cuneiform Bilingual Hymns, Prayers 
and Penitential Psalms. Autographed, translite- 
rated and translated with notes from the original 
tablets in the British Museum, und 

Fr. Delitzsch; Bemerkungen zu Professor Meeks 
zweisprachigen Fragmenten. (Beiträge zur As- 
syriologie. Bd. X. Heft 1. 1468. 8°. M. 9 —; kart. 
M. 10—. Leipzig, J. C. Hinrichs, 1918. Bespr. v. 
Harri Holma, Helsingfors. 

Die von Prof. Meek in diesem Buche ver- 
öffentlichten Fragmente, die er in London in 
den Jahren 1907 und 1908 kopierte, bilden eine 
nicht unwichtige Nachlese zu den von King, 
Reisner, Macmillan, Langdon, Gray, 
Schollmeyer u. a. veröffentlichten und bear- 
beiteten Hymnen und Gebeten. Sie zeigen von 


— 


21 


neuem, wie wichtig es ist, auch die kleinsten 
Bruchstücke nicht zu übersehen, sowie was bei 
systematischer Arbeit immer noch aus den 
Schätzen der Niniveh-Kollektionen zutagekommt. 
Eine typische Illustration bildet der Text n. 1, 
der aus fünf kleinen Fragmenten fast lückenlos 
hergestellt werden konnte Für das Lexikon 
bieten die Texte natürlich auch manches neue. 

Leider entspricht die Bearbeitung der Texte 
keineswegs dem jetzigen Standpunkte derassyrio- 
logischen Wissenschaften. Dass die Kopien nicht 
immer zuverlässig sind, kann bei dem fragmen- 
tarischen Zustande der Tafeln kaum wunder- 
nehmen. Zu bedauern ist aber, dass die Ueber- 
setzung auf jeder Seite Anlass zu Anmerkungen 
gibt. Vage Deutungsversuche da zu geben, wo 
nur ein paarZeichen erhalten sind, ist entschieden 
als misslungenzubezeichnen. Der Verfasserhätte 
vom Fragezeichen viel mehr Anwendung machen 
müssen. Vor allem hat aber der Verfasser von 
der einschlägigen und allgemein-assyriologischen 
Literatur viel zu wenig Notiz genommen. Daher 
ist der Kommentar ziemlich dürftig ausgefallen 
und nicht selten sogar irreführend. 

Wir müssen daher dem Herausgeber der 
Beiträge dafür dankbar sein, dass er das Buch 
mit eingehenden Corrigenda und Addenda ver- 
sehen hat, zumal sich diese auf neue Kollation 
stützen. Die Brauchbarkeit der Arbeit wird 
dadurch natürlich beträchtlich erhöbt, wenn auch 
diese Art der Bearbeitung für den Benutzer 
keineswegs bequem ist. 

Die folgenden kurzen Anmerkungen, die sich 
ausschliesslich auf das semitische Material be- 
schränken, setzen diejenigen von Langdon (ZA 
28, 104 ff.) und Meissner (Deutsche Lit. Ztg. 
1913, 1630 f.) als bekannt voraus. 


Nr. 4 Obv. 4/5: bei riqqu wäre ein Hinweis 
zu Küchler, Medizin 79 angebracht gewesen. 
Zum Kommentar über die letzten Worte dieser 
Zeile (s. jedoch auch D.s Anm.) vgl. vielleicht 
Craig, Rel. Text I 6, 23: etapla zaqiqu ultu pán 
Nabi bêlišu. Auch im AT offenbart sich der 
Gott im Gewitter. 13/14 vgl. noch Langdon, 
Psalms 228, 29: be-lum e-mu-qan pu-gu-[la-tu]. 
— Nr. 6, 9. 11. Die Lesung ša-þiš-šu ist mehr 
denn unsicher. Eventuell zwei Wörter. Die 
Uebersetzung ist nicht gelungen. — Nr. 7 ist, 
wie Langdon schon bemerkt hat, ein Duplikat 
zu K. 4609. Für kalitu in diesem Sinne, Obv. 


an-ni "Ba-a-lum ul-dan- ni. Für den mir an dieser 
Stelle unerklärlichen Körperteilnamen s/sappu 


a a. a. O. 160. Nach Landsberger vielleicht 


etymologisch = arab. Gi. „Schweinborsten“. 
Die schwierige Rückseite spottet jeder Ueber- 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 1. 


22 


setzung. — Nr. 11 Rev. 19/20. Zu lab/pu, das 
sicher hier nicht vorliegt, vgl.einstweilen Körper- 
teilnamen 135. 157. — Nr. 14 Obv. 9 1. si statt 
si. — Nr. 20 Rev. 6/7. Ist nicht burgullu hier 
und in K. 4815 einfach das Schreibinstrument? 
8/9 te-li--e ist sicher eine Verbform. — Nr. 21 
Obv. 11/12. Zu den verschiedenen hálu- Wörtern 
des Assyrischen s. Kórperteilnamen 804, 100° 
und Nachtr. sowie Kleine Beiträge 9. — Nr. 22 
Rev. 14/15. náru „schreien“ (wovon nicht nur 
närtu „Sängerin“, sondern auch die masc. Ent- 
sprechung nâru [M.-A. náru 3, DHWB nachzu- 
tragen] abzuleiten sind) gehört natürlich zu 
hebr. . I, wovon 9) III (vgl. y) und ny?) 
nicht zu trennen (wegen „der Rauhheit der 
Stimme bei beginnender Pubertät“). — Nr. 23 
Obv. 15/16. Zur Form pursu vgl. SAI 411. 
— Nr. 24,9. Für kunsu und halluru s. schon 
Hroznyin OLZ 1913, 52 undLangdon. Neben 
balluru und halru ist übrigens auch die Form 
hallurtu zu belegen. Vgl. die kommentarähn- 
liche Omentafel K. 3068 Obv. 10f. (CT XXX 
25): kima hal-lu-ur-ti (11) kima GU. TUR (das 
folg. mas-ti ist wohl inhaltlich zu trennen). Z. 12 
uhülu vgl. Küchler 106. Z. 13 1. nach SAI 
4659 hier wohl gif-ni-e und vgl. für die Ety- 
mologie Küchler 94. 147 sowie AJSL XXIV 
33810. — Nr. 26 Rev. 3—6 vgl. IV R? 60* 
Rev. 9 und 22 Nr. 2, 18—19!. — Nr. 30 Obv. 
4 und 6 f. folgen auf das Trennungszeichen leider 
weggebrochene Glossen. Z. 5 vgl. Br. 9737. 
Z. 8/9 sicher nicht b/pu-di-ia?, weil SAR. DA 
nie Ideogramm dafür. Eher mit Delitzsch 
sir-di-ta. Nr. 34 Obv. 1/2 Ende wohl ie-ziz(!), 
vgl. Z. 4/5. — Nr. 35 (Samai-Hymn!) Obv. 1/2 


erg. etwa [ana nu]-u-ra u ....... ; vgl. BÍR 
in Z. 1. — Nr. 38 Obv. 4 erg. etwa [ilu oder 
bêl tu]-wb-bi-8u là it — Nr. 43 Obv. 7 
vgl. DHWB 524b. Z. 13 jedenfalls eine Form 
von eféqu zu ergänzen. 


Das Verzeichnis von „new or rare assyrian 
words“ ist ziemlich willkürlich zusammengesetzt 
und dem oben Gesagten gemäss zu berichtigen. 


Jules Baillet: Introduction à l'Étude des Idées 

morales dans l'Égypte antique. 213 S. 8. Paris, 
P. Geuthner, 1912. 
— Le Régime pharaonique dans ses Rapports 
avec l'évolution de la Morale en Egypte. XV, 
8108. 8°. Paris, P. Geuthner, 1913. Bespr. v. A. Wiede- 
mann, Bonn. 

Im Jahre 1891 hatte die Pariser Akademie 
als Preisaufgabe eine Behandlung der Entwicke- 
lung der moralischen Ideen in Aegypten gestellt. 
Der Preis wurde damals Amélineau für eine 
später veröffentlichte Studie zuerkannt, während 


! Vgl. auch Jastrow, Die Religion II 130, Anm. 1. 
* Vgl. OLZ 1918, 14 f. 


23 


eine Arbeit von Baillet lobende Erwähnung 
fand. Letztere blieb zunächst ungedruckt, doch 
verlor der Verfasser, dem wir eine Reihe von 
Untersuchungen, besonders über religiöse Vor- 
stellungen im Nilthale verdanken, das Thema 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 1. 


24 


Man habe kein Recht, im Niltale das moralische 
Ideal an den Anfang zu stellen, es sei vielmehr 
im Laufe der Zeit ein Fortschritt in der Aus- 
bildung der moralischen Ideen zu erkennen. 
Man dürfe ferner den Gebalt der ägyptischen 


nicht aus den Augen. Er verfolgte in den seither | Moral, welche stets auf das Innigste mit der 


verflossenen etwa 20 Jahren die neu zutage 
tretende antike und moderne Literatur über die 
betreffenden Fragen und suchte besonders über 
staats- und privatrechtliche Sitten und Anschau- 
ungen, welche mit den moralischen Vorstellungen 
in irgend welcher Beziehung standen, in das 
Klare zu kommen. Das Ergebnis dieser lang- 
jährigen Arbeit hat er jetzt in den beiden oben 
genannten Werken, deren erstes als These bei 
der Sorbonne gedient hat, zusammengefasst. 
Der Verfasser strebt dabei danach, die be- 
rührten einzelnen Fragen möglichst erschöpfend 
zu behandeln und dementsprechend in der Li- 
teraturbenutzung vollständig zu sein, sowohl in 
bezug auf die Angaben der antiken Texte und 
Inschriften selbst wie im Hinblick auf deren 
wissenschaftliche Bearbeitungen. Die Zitate 
zu den einzelnen Angaben sind infolgedessen 


Religion verbunden blieb, nicht unterschätzen, 
wie das seinerzeit die Kirchenväter in ihrer 
Polemik gegen das Heidentum getan hätten. 
Den fraglichen Lehren komme im Gegenteil ein 
hoher Wert und eine grosse Bedeutung für die 
Geschichte des menschlichen Denkens zu. 
Eine eingehende Besprechung ist naturgemäss 
bei einem so umfangreichen und derart zahl- 
reiche Einzelfragen erörternden und streifenden 
Werke, wie es die vorliegende Publikation bildet, 
an dieser Stelle nicht möglich. EineHervorhebung 
seiner einzelnen Punkte und deren Erörterung 
in zustimmendem oder kritischem Sinne würde 
sich selbst zu einem neuen Buche ausgestalten. 
Wir werden uns daher mit eine knappe Skizze 
des Inhaltes begnügen müssen. Der Einführungs- 
band schildert zunächst den Zweck des Buches, 
die Quellen und besonders das Fehlen einer 


sehr umfangreich gegeben und enthalten jeweils | systematischen Darstellung der Moral aus dem 


alle erforderlich erscheinenden Belege. 
dem werden ausgedehnte Literatur-Uebersichten 
über verschiedene Denkmälergruppen gegeben, 
welche analogen Inhaltes sind, ud die daher als 
Ganzes ihren Hauptwert besitzen, wie die Bio- 
graphien, Hymnen, Briefsammlungen, usw. Diese 
Uebersichten sind teils dem Werke selbst ein- 
gefügt worden (so besonders IntroductionS.20 ff.), 
teils bilden sie Tabellen an seinem Ende 
(Régime S. 659ff.). Vor allem letztere Ver- 
zeichnisse werden vielfach Nutzen zu stiften 
vermögen. Es fehlt an einer ägyptologischen 
Bibliographie, welche auch die neueren Werke 
enthielte; dasNachsuchen in deneinzelnen Jahres- 
berichten ist, vor allem wenn man über das 
Erscheinungsjahr des gesuchten Werkes nicht 
unterrichtet ist, sehr zeitraubend. Baillet bietet 
eine Ergänzung dieser Lücke, wobei er sich der 
Gesamttendenz seines Werkes entsprechend, 
nicht auf die Moral-Literatur im engeren Sinne 
des Wortes beschränkt, sondern auch an- 
schliessende Gebiete mit berücksichtigt. Ab- 
gesehen von Indizes der in den Werken be- 
handelten Einzelpunkte findet sich ein nach den 
behandeltenantiken Persönlichkeiten, Ortschaften, 
Denkmäler-Fundorten, Papyrusbezeichnungen, 
usw. geordnetes Verzeichnis (S. 659—729) und 
ein zweites, welches unter dem Namen der Ver- 


usser- ügyptischen Altertume. Dann folgen die Moral- 


lehrer, wie sie in den Zusammenstellungen von ' 
Sprüchen und Lebensregeln zu Worte kommen, 
der Zusammenhang dieser Sprüche mit religiósen 
Vorstellungen, die Bedeutung der Moral und die 
Belohnung der Erfüllung ihrer Anforderungen 
auf dieser Erde und im Jenseits, die Ausdrucks- 
weisen der moralischen Anschauungen im Verkehr 
mit dem Mitmenschen und ein Hinweis auf den 
Einfluss, den die ügyptischen Gedankengünge 
auf die Vorstellungskreise anderer Vólker aus- 
geübt haben. 

In dem Hauptwerke soll vor allem der Zu- 
sammenhang der Entwickelung der moralischen 
Ideen mit derjenigen der pharaonischen Ver- 
waltung, wie sie in dem Verhältnisse zwischen 
König und Untertanen zum Ausdrucke kam, 
verfolgt werden. Um dieser Aufgabe gerecht 
zu werden, wird eine möglichst vollständige 
Darstellung des Königtums (S. 1—362) und 
dann eine solche der ägyptischen Untertanen 
(S. 363—621) gegeben, woran sich endlich einige 
allgemeine philosophische Erórterungen (S. 623 
bis 658) anschliessen. Im Verlaufe der Dar- 
stellung werden beim Könige seine Göttlichkeit, 
seine Pflichten gegen die anderen Götter, seine 
Vorrechte und Pflichten gegen die Untertanen, 
seine kriegerischen und seine friedlichen Auf- 


fasser die wichtigere ägyptologische Literatur gaben, besonders seine Stellung als Richter und 


überhaupt verzeichnet (S. 731—758). 
Der Grundgedanke Baillets war zu zeigen, 
dass der ägyptischen Moral gegenüber der Ent- 


die Gunstbezeigungen, über die er zu verfügen 
hatte, besprochen. Bei den Untertanen kam in 
Betracht die göttliche Verehrung, die sie alle 


wickelungsgedanke seine Berechtigung findet.| dem Könige schuldeten, und die Liebe zu ihm, 


die sie zu betätigen hai 1, die Pflichten der 
Grossen dem Herrscher un 1 ihren Untergebenen 
gegenüber, die Stellung und Pflichten der unteren 
Beamten, der breiten Menge des Volkes, der 
Arbeiter und Sklaven. Jeder dieser Punkte 
wird in seinen verschiedenen Verzweigungen bis 
in das Einzelnste hinein untersucht; die bei- 
gefügten Belege ermóglichen und erleichtern eine 
Nachprüfung der Schlüsse des Verfassers und 
eine Weiterführung der Forschungen. 

Die Art der Bearbeitung ist eine sorgsame 
und kritisch objektive. Wenn man den Aus- 
führungen auch bisweilen eine gewisse Sympathie 
für das ägyptische Volk anmerkt, so geht diese 
persónliche Vorliebe doch nicht so weit, dass sie 
dem Verfasser den Blick für die Fehler des 
Aegyptertums getrübt hätte. Die Durchführung 
ist, trotz der Fülle des herangezogenen Materials, 
welche vielfaches Eingehen in Einzelfragen der 
verschiedensten Árt und damit Abschweifungen 
von dem Hauptthema eintreten liess, übersichtlich 
und in gut lesbarer Weise erfolgt. Ueber zahl- 
reiche Kapitel der ügyptischen Kulturgeschichte 
gewinnt man aus ihr eingehende und zuverlässige 
Auskünfte. Das gut ausgestattete und sorgsam 
gedruckte Werk wird sich daher nicht nur für 
den ägyptologischen Fachmann, sondern auch für 
den Historiker nutzbringend und belehrend er- 
weisen. 


Jacob Barth: Die Pronominalbildun den se- 
mitischen Sprachen. XV, 183 8. M. 10—; 
geb. M. 11 —. Leipzig, J. C. Hinrichs, 1913. Bespr. 

. v. M. Bittner, Wien. 


Dass auch dieses Buch Barths, wie jedes 
Werk aus seiner gelehrten Feder, dem sprach- 
wissenschaftlich sich betätigenden Semitisten nur 
wieder reiche Anregung gewährt und so das 
vergleichende Studium der semitischen Sprachen 
neuerdings um ein Beträchtliches vorwärtsbringt, 
ist eigentlich selbstverstündlich. Die diesmal 
vorliegende Monographie des Verfassers, die das 
semitische Fürwort im weitesten Sinne in allen 
seinen Árten und Formen zum Gegenstande hat, 
darf seiner jedem Fachgenossen bestbekannten 
Nominalbildung gewiss würdig zur Seite gestellt 
werden. Sie bietet eine Fülle von gelungenen 
Lósungen und wohldurchdachten Lósungsver- 
suchen für jene grosse Zahl von Problemen, 
welche gerade die Pronomina der semitischen 
Einzelspr&chen in ihren Bildungen und Funk- 
tionen bis jetzt offen liessen und die sich nur 
so, wie Barth es getan, durch fortwährendes 
Nebeneinanderstellen und Vergleichen der pro- 
nominalen Elemente aller semitischen Sprachen 
und Mundarten erklären lassen. Mögen dabei 
auch manche Hypothesen auf den ersten Blick 
zum Widerspruch reizen, so handelt es sich dann 
eben um solche Erscheinungen, die der befrie- 


in 
9. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 1. 


26 


digenden Deutung ganz besondere Schwierig- 
keiten entgegensetzen. Aber selbst in solchen 
Fällen müssen wir dem Verfasser für seine mühe- 
volle Arbeit dankbar sein. Denn in so über- 
sichtlicher Art hat wohl noch niemand die Für- 
wörter der semitischen Sprachen vor Augen 
geführt. Barth behandelt zuerst die persönlichen 
Pronomina der Reihe nach, jede Person für sich, 
dann die Demonstrativa, dıe Interrogativa, die 
Relativa und endlich die Indefinita in durchaus 
erschöpfender Weise, indem er immer alle er- 
reichbaren Formen, selbst nur vereinzelt in 
Dialekten vorkommende, zusammenstellt, das 
Gemeinsame heraussucht, dieses in einzelne Ele- 
mente zerlegt und dann wieder diese selber 
ebenso wie die vollen Formen in ihrer Entstehung 
und auch in ihrer Funktion sich zu erklären 
versucht. So kann jeder Semitist aus diesem 
wertvollen Buche Barths noch vieles lernen. 
Mich selber hat die vorliegende Fachschrift umso 
mehr interessiert, als ich erst vor kurzem meine 
„Studien zur Laut- und Formenlehre der Mehri- 
Sprache in Südarabien“ ! nun auch in bezug auf 
das Pronomen zum Abschlusse gebracht habe 
und so in der Lage bin, aus diesem sonderbaren 
südsemitischen Idiom einiges zu notieren, das die 
Ausführungen Barths auch auf diesem Gebiete 
vervollständigen und bestätigen dürfte. Ich halte 
mich an die Reihenfolge, die Barth innegehalten 
hat, und erlaube mir auf folgendes aufmerksam 
zu machen: 

Zu „Persönliche Pronomina“, $2 „Ich“. Den 
von Barth nicht besprochenen Mehri-Ausdruck 
für „ich“, nämlich hu (hà, ho, hô), der sich 
auch in den beiden anderen Mahra-Sprachen 
d. i. im Shauri und Sogotri wiederfindet — als 
he, resp. ho — móchte ich doch für semitisch 
halten und zwar móchte ich ihn mit dem -ku 
von anäku, S. 4 sub c. f) identifizieren. Die- 
selbe Erklärung gibt auch L. Reinisch in „Das 
persónliche Fürwort und die Verbalflexion in den 
chamito-semitischen Sprachen“, S. 155, wo er zu 
hu = ku das Perf.-S der 1. P. S. des Amhari- 
schen -hü vergleicht. — 8 4 „Du“, S. 10, j: Mehri 
hét „Du“ (auch hit, eig. gen. c.) lässt sich nur aus 
bett, hent, ent erklären — sowohl h im Anlaut 
(statt Hamza), als auch Aufgeben der Doppel- 
konsonanz gegen Ersatzdehnung sind echt meh- 
ritisch und durch verschiedene Analogien zu be- 
legen. Aus hét entstand im Shauri het du (fem. 
hit), und im Soqotri, das ein solches h im Anlaut 


! Davon bis jetzt erschienen I. Zum Nomen im en- 
geren Sinne, II. Zum Verbum und III. Zum Pronomen 
und zum Numerale, Wien 1909, 1911 und 1913 in den 
Sitzungsberichten der Kaiserlichen Akademie der Wissen- 
schaften Wien. 

? Kaiserliche Akademie der Wissenschaften, Schriften 
der Sprachenkommission, Band I, Wien 1909. 


27 


für Hamza nicht kennt, wurde, indem die Sprache 
das auslantende -t, wie ein Feminin -t schwinden 
liess, aus dem höt (und hit) des Mehri einfach 
ê du (m.) und 1 du (f.). — § 5 „Ihr“, S. 11, d, 
letzter Satz: Mehri têm „ihr“ (m.) und tên 
„ihr“ (f) erklären sich aus (a)tém respektiv 
(a)tén für attém (attén) aus antém (antén), 
indem sich auch für den Abfall eines voka- 
lischen Anlautes viele Beispiele erbringen 
lassen; im Shauri m. etüm (mit ú) und f. etén 
(mit &), im Sogotri m. und f. einfach ten (oder 
tin), also beide Formen auf n auslautend. — 
87 „Er, Sie“, S. 17 g. Wie verhält sich Shauri 
Be „er“ zu Mehri he „er“? — ebendort, i: Am- 
harisch eren, f. ersow-A möchte ich mit L. Reinisch, 
l o., lieber nicht zu äthiopisch re’s stellen, 
um so mehr als dieses mit Pronominalsuffixen 
als „selbst (sich)“ nicht im Nominativ vorkommt, 
obwohl andererseits in anderen Sprachen Aus- 
drücke für „selbst (sich)^ auch in dem von Per- 
sonalpronomina gebraucht werden, cf. türkisch 
kendisi „er selbst“, Akk. kendisini nicht nur 
„sich selbst“, sondern auch „ihn“, armenisch 
inkhn „selbst“, modern einfach „ihn“ u. dgl.!. 
— 88 „Sie (Plur.)“, S. 21, h: da im Mehri, wie 
im Aethiopischen, e aus u und i hervorgegangen 
sein kann, muss das f. sen den Vokal nicht vom 
m. hem genommen haben. — S. 22, oben zu dem 
Eingeklammerten vgl. auch Reinisch, 1. c. § 9 
„Suffixe. Allgemeines“, S. 23, sub b, gegen 
Ende: das Mehri kann seine pronomina personalia 
separata wie Substantive in Genitivverbindung 
setzen — als Genitiv-Exponent fungiert das 
Relativum, Sing. da (de, di — Plur. la (le, li); 
ohne Substantivum gebraucht, vertreten solche 
Bildungen, wie z. B. da-hü, di-hét usw. frei- 
stehende Possessivpronomina (der meinige, der 
deinige). NB. Im Sogotri, wo der Gebrauch der 
Pronominalsuffixe sehr restringiert ist (wohl 
werden sie allgemein objektiv an Verba gehüngt, 
aber als Stellvertreter eines Genitivs kommen 
sie nur in wenigen bestimmten Fällen vor, spe- 
ziell an alten, gemeinsemitischen Verwandt- 
schaftsnamen), treten solche Genitivverbindungen, 
und zwar vor dem Substantivum, als Pronomina 
possessiva auf z. B. di-hó bébe ,mein Vater" 
u. dgl. — 8 10a ,Bindevokale*. Eine Fülle 
von eigentümlichen Regeln für die Anfügung 
der Suffixe bieten die drei Mahra-Sprachen, be- 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 1. 


nicht ein Ganzes, sondern sind abzutrennen; es 
ist also zu schreiben Shäbirem tey „sie fragten 
mich“, spabirem téhem „sie fragten sie“, yinäkäm 
teh „sie kommen zu ihm“. Dass dem so ist, 
ersieht man dort, wo Verbalformen vorkommen, 
die einen eigenen Status pronominalis (vor Pro- 
nominalsuffixen) bilden: man sagt z. B. Shabe- 
ret-h „sie fragte ihn“, aber Shaberöt téh u. dgl. 
— $ 20. Suffixe „Euer, euch“, d.: zu -kem, 
fem. -ken vgl. ad § 8, S. 21, h, ebenso zu § 21, 
S. 67, dritter Absatz (hem-sen). — An dieser 
Stelle móchte ich mir gestatten, noch einige 
Beitrüge aus dem Soqotri zu verzeichnen. Dieses 
besitzt, im Unterschiede vom Mehri u. Shauri, 
im Bereiche der persönlichen Fürwörter, sowohl 
der selbständigen, als auch der suffigierten, auch 
Dualformen und zwar für alle drei Personen, 
also auch für die erste. Diese lauten: (sepa- 
rata) 3. P. yhi sie beide, 2. P. ti ihr beide, 
1. P. ki wir beide — (suffixa) 3. P. -hi, 2. und 
1. P. -ki Am interessantesten sind wohl ki 
„wir beide“ und -ki „unser (auf zwei bezogen)“, 
in welchen Formen Analogiebildungen mit dem 
nominalen Dual-i vorzuliegen scheinen. 

Zu „Demonstrative“, S 23 hä: dieses Wört- 
chen kommt auch im Mehri mit Pronominalsuf- 
fixen bekleidet vor, im Sinne von „da! (hast) du“ 
— von diesem ha- möchte ich hät(i) trennen und 
für einen Imperativ halten und zwar von einem 
Kausativum (mit h statt °) von ty, also hati = 
ha’ti (dann a+” = à). — § 28 tü:ti, Anm. 2. 
Das im Mehri vorkommende Element ta (te) 
ist entschieden nicht pronominalen Ursprungs, 
sondern bestimmt = hattä „bis“ und zwar aus 
einem attä (= hättä) so entstanden wie têm „ihr“ 
aus attem (antem), indem ‘a im Anlaute von 
“até einfach abgefallen ist. NB. wird im Mehri 
zu einfachem ', Doppelkonsonanzen gibt es eigent- 
lich nicht. Was die Bedeutung von ta betrifft, 
so heisst es einerseits „bis“, andererseits „sobald 
als“ und ist in Beispielen wie te k-sóbeh als Kon- 
junktion zu fassen, wörtlich „sobald als es am 
Mori (war)“. In diesem Falle liegt ein präg- 
nanter Verbalsatz vor. — 8 45, e S. 116 die 
Mehri-Demonstrativa auf -k und -kem(e) erkläre 
ich mir einfach als „der da bei dir, der da bei 
euch“. — § 47a das arabische dû mit folgendem 
Genitiv gilt für mich als ursprüngliches Rela- 
tivum, nicht als Demonstrativum, und zwar weil 


sonders das Mehri, vgl. Studien III, 8 8—31.|ja doch auch die Genitivverbindungen imSyr. und 


— Die den Akkusativ der Personalpronomina 
vertretenden Verbindungen vontemitPronominal- 
suffien im Mehri (daneben oft auch diese 
letzteren allein) gelten der Sprache eigentlich 
als nicht enklitisch — sie bilden also mit den 
Verben, von denen sie abhängig sind, zusammen 


1 Vgl. WZKM 1908, S. 426. 


Aeth. sowie im Mehri und Soqotri mittelst des 
Relativpronomens hergestellt werden (cf. auch in 
eranischen Sprachen den Gebrauch des Rela- 
tivums als Exponenten für den Genitiv d. i das 
-i der Izafet auch = Verbindung von Subst. und 
attr. Adj., im Kurdischen noch deutlich 1 = Re- 
lativum, daselbst sogar noch freie Genitive, z. B. 
der Personalpronomina, wie îtô „der deinige“). — 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 1. 


80 


S 49. S, 121 unten sub h) die Formen für den 
Plural lióm und lió sind gegen Jahn voneinander 
zu trennen und beide gen. c., ersteres zum Sing. 
dóme — f. dime, letzteres zu dà — f. di gehórig. 

Zu ,Fragepronomina", 8 63, S. 145, Ende 
des Absatzes 1: Im Mehri kommt eyy ,welcher?* 
nicht vor, wohl entspricht ihm und ist mit ihm 
etymologisch identisch das Wörtchen he, das aber 
nur „was?“ bedeutet; „Welcher, was für ein?“ 
hingegen ist hê$en min (eig. eyy Sey(in) min) 
„was von . . “, cf. S. 149 zu „Relativa“. 

§ 69 y. Der Artikel als Relativ. Das Mehri 
besitzt ein Element hal (hel), das talequale (aber 
auch mit folgendem, relativem de) als verallge- 
meinerndes Relativum verwendet wird. Neben 
hal (hel) kommt auch al (el) vor. Ob dieses 
Wörtchen nicht mit dem arabischen Artikel 


identisch ist? Ganz genau stimmt das sab. be, 
das Barth in 8 71 erwühnt. 

8 77 b, 3. Abschnitt (S. 168, Mitte). Das 
Mehri und das Soqotri wenden tatsüchlich das 
Relativum als Genitiv-Exponenten an und zwar 
steht der Singular de, wenn der Genitiv von einem 
Singular abhüngig ist, sonst wird der Plural le- 
gebraucht. 

§ 81 g, Anm. (S. 175). Ebenso wird auch 
im Mehri das gemeinsemitische Zahlwort 'áhad 
in der Form von häd und gewöhnlich hád, mit 
sekundärer Längung des a-Vokals im Sinne von 
„irgendeiner, jemand“ verwendet. Ganz ver- 
stümmelt und mit dem relativen d- komponiert 
steckt es hingegen in dem den drei Mahra- 
Sprachen gemeinsamen Ausdruck für die Zahl 
1, námlichtád (ausd-häd, wörtlich, welcher einer“). 

Zu „Indefinita“, § 78 ff, besonders S. 175, 
Anmerkung: Das ursprüngliche ahad kommt auch 
im Mehri als häd (für häd, had) im Sinne von 
„jemand“ vor, als Zahlwort nur in der Form 
von tád (aus d’+häd). Für „etwas“ wird $i 
gebraucht = ar. Say. Interessant ist, dass das 
ursprüngliche kull im Shauri und zwar als kell 
nicht bloss „jeder, all“, sondern auch „jeder, 
der“ bedeutet, also als relatives Pronomen 
gebraucht wird. 

Möge das ausgezeichnete Buch Barths jedem 
Leser so viel Genuss bereiten und Nutzen bringen, 
als es von seinem Verfasser an Sammelfleiss 
und Eindringen in die Materie gefordert hat! 


Corpus Inscriptionum Semiticarum Pars IV. 
Inscriptiones himyariticas et sabaeas continens. Tomus 
IL Fascioulus L Parisiis e Reipublicae typographeo, 

u ee (Tabulae I—VII). Bespr. v. 8. Schiffer 
jun., Paris. 

Das Material der phönikischen, aramäischen, 
hebräischen und südarabischen Epigraphik in 
einem Corpus zu sammeln, war ein ebenso glück- 
liches wie verdienstvolles Unternehmen der Pa- 
riser Akademie. Die Herausgabe dieses standard 


work’s, das einen der glänzendsten Ruhmestitel 
der Akademie bilden wird, nimmt ungeachtet 
der zahlreichen Schwierigkeiten und Opfer, mit 
denen sie natürlicherweise verbunden ist, ihren 
ruhigen Lauf. Der vierte Teil des Corpus ist 
den himjarischen und sabäischen Inschriften ge- 
widmet, deren Publikation J. und H. Derenbourg 
begonnen (Fsc. I—II), H. Derenbourg (Fsc. 
III—IV bis ca. Nr. 337) und M. Lambert (Nr. 
337 u. fig.) fortgesetzt haben. Das obige Heft 
ist das erste des zweiten Bandes und enthält 
die Inschriften Nr. 363—412. 

Schon im vierten Hefte des ersten Bandes 
wurde der geographische Gesichtspunkt in der 
Anordnung der Inschriften zugunsten eines re- 
ligionswissenschaftlichen aufgegeben, indem dort 
die Texte vereinigt wurden, die auf den ham- 
danischen Gott T’alab Bezug haben. Der Ver- 
fasser setzt die Gründe hierfür im Vorwort aus- 
einander, die man billigen wird. In der vor- 
liegenden Sammlung ist eine mpodx-Serie be- 
handelt, an die sich solche der andern Gottheiten 
und Numina anschliessen sollen. Der dritte 
Band ist für die minäischen und katabanischen 
Inschriften bestimmt. 

Die südarabische Epigraphik war seit jeher 
in etymologischer und grammatikalischer Be- 
ziehung das Schmerzenskind der orientalistischen 
Wissenschaft. Es gilt hier einen sonst völlig 
unbekannten Dialekt zu erforschen. Nicht selten 
muss auf die Erschliessung des Sinnes ge- 
rade der wesentlichen Stelle verzichtet werden, 
während Vokalisation und Formenbildung im 
allgemeinen unsicher bleiben. Die alleinigen 
Hilfsmittel beim Erklárungsversuch, Sprachver- 
gleichungundinhaltlicherZusammenhang, können 
trügerisch sein und werden obendrein häufigdurch 
den fragmentarischen Zustand eines Textes illu- 
sorisch gemacht. Der Verfasser ist also berufen, 
sich mit einer ungleich schwierigern Aufgabe 
abzufinden als seine Kollegen vom Corpus und 
man wird ihm deher für die Lösung derselben 
um so mehr die gebührende Anerkennung zollen 

Neben einer Auswahl von Originalproben in 
vorzüglicher Heliogravure sind die Faksimiles 
offenbar mit peinlichster Genauigkeit hergestellt. 
Die vorgeschlagenen Ergänzungen bekunden 
eingehende Vertrautheit mit dem inschriftlichen 
Material. Im Kommentar herrschen Literatur- 
kenntnis, kritische Methode und  wohler- 
wogenes Urteil. Hier würde sich der Verfasser 
seine mühevolle Arbeit erleichtern, wenn er 
Ansichten, die sich längst als falsch erwiesen 
haben, oder deren Unrichtigkeit auf der Hand 
liegt, nicht zitieren würde. In der Uebersetzung 
wird man natürlich nicht überall das letzte ge- 
sprochene Wort erblicken können. Es würde 
sıch daher auch empfehlen, sich bei Inschriften, 


3 


deren Interpretation noch sehr problematisch 
ist, vorderhand auf den Kommentar allein zu 
beschränken und die Uebersetzung für einen 
spätern Ergänzungsband vorzubehalten, in dem 
möglicherweise die Ergebnisse erneuter For- 
schungen mit Nutzen Verwertung finden könnten. 

Der Verfasser gibt auf pp. 1—3 dieGeschichte 
des Problems, wie der Name des südarabischen 


Gottes npodx, dpd zu deuten und zu lesen 
sel, und entschliesst sich am Ende für eine Auf- 
lösung in 5x (n. pr.) + © (Mimation) + V op 
= arab. Sy „fortis fuit^ (?). Diese Auffassung 
hat den Vorzug, das Rätsel der Endung . (oder 
N, aus der Welt zu schaffen, das bestehen 
bleibt, wenn man, der Tradition El-Hamdänis 
folgend, in dem Namen eine Form Almak SA) 


„glänzend“ (= Venus) erblickt, oder ihn sonst- 


wie anders interpretiert (npo + 5x, nach Osiander 
und Nielsen) Es wäre allerdings möglich, dass 
das 1, wie Osiander vermutet hat, eine Nomi- 
nativendung sei, die zur Zeit der Bildung des 
Namens noch ausgedrückt wurde. Ich möchte 
dann an den nabatäischen Namen der Göttin 
nm) erinnern, wo das 1 am Ende nicht mit 
dem arab. tanwin korrespondieren kann. Bei 
dem Vorschlage des Verfassers fragt es sich 
aber, ob ein nicht mit einem Appellativum zu- 
sammengesetzter Gottesname mit indefinitem m 
gebildet sein könnte. Soweit ich sehe, ist dies 
z. B. bei “NÄY, DIN nie der Fall. In YTY, 
moon, “ands kann das m ein praeformatives 
sein. Andererseits hat J. Halévy auf die in- 
teressante Erscheinung aufmerksam gemacht, 
dass zusammengesetzte Gottesnamen mit ^w als 
erstes Element nicht zu finden seien?. Der 
Hinweis auf hebr. va 5x ist nicht stichhaltig. 
Wenn aber der Verfasser dennoch mit seiner 
Vermutung Recht behalten sollte, so wäre doch 
wohl eher, im Hinblick etwa auf die äthiopische 
Bildung von Ureigenschaftswörtern, wie z. B. 
gájódé „geschickt“, säjâfé „stotterig*?, Ilum- 
kahe(a)w und Ilumkah denn Îlmakah(ô) zu um- 
schreiben. 

In Nr. 369, 2 wird besser zu übersetzen 
sein: (H., Sohn des A., hat ein YIyN) von zwei 
~ d.h. ein Zehntel des Grabes gemacht. Sanh, 
Sohn des Tha id, Ham athat, Sohn des Har ahar, 
(Zeugen?) usw. | 

In Nr. 380, 3 scheint die vorgeschlagene 
Bedeutung von D"wx als „fundus, solum“ durch 
das assyr. aSru gesichert. In der Umschrift 
fehlt das m am Ende. 


1 Vgl. G. A. Cooke, A Text-book of North-Semitic 
insoriptions (Oxford, 1903), p. 217. 

* Vgl. Rev. sémitique, 1910 p. 479. 

3 Vgl. Dillmann, Lexicon Linguse aethiopicae, Sp. 
1199 u. 1310. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 1. 


- 
In Nr. 397, 4 (vgl. 398, 3) wird der Titel 


des npoow: YO, 100 aon in mas yw bya 
aufzulösen und darin ein Nomen by! mit prä- 
figiertem, pluralbildendem x (vgl. z. B. ON) 
mit der Bedeutung „Tag, Tagesdauer“ zu er- 
blicken sein, vgl. äthiopisches wa ala „diem agere, 
transigere, morari“!. Der „Herr der Tage von 
Sirwäh“ erinnert dann an den phönikischen 
Göttertitel: D 5922. 

In Nr. 398, 7 ist zu @Y WY hebr. Ram 
„sich fürchten“ vor jmd. (8.G.B.) zu vergleichen. 

In Nr. 371, 1 u. 398, 11 steht Y für N. In 


Nr. 375 ist in der Transkription (p. 27) der 
Name Wey in Dm verschrieben. 
Schliesslich möchte ich noch den Wunsch 
aussprechen, dass dem rein epigraphischen In- 
teresse noch etwas mehr Rechnung getragen 
werde, indem Unregelmässigkeiten in dur Schreib- 
weise des einen oder andern Buchstaben im 
Kommentar vermerkt werden. Man ist sonst 
in solchen Fällen wie z. B. in den Bustrophedon- 
inschriften Nr. 386, 1: NO, Nr. 387, 1: 
aſ im Zweifel, ob das “ und F abweichende 
Schriftfreiheiten des Schreibers, der sonst m und 
N schreibt, oder Druckfehler seien. Aehnliche 
Fälle liegen in Nr. 375 und 409, 2—3 vor. An 


ersterer Stelle steht gegen Ende Job = ^w272, 


an letzterer ‘Oty? für Om, wiewohl diese In- 
schriften sonst regelmässig N und © haben. 


H. Gollanez: The Book of Protection being a col- 
lection of charms now edited for the first time 
from Syriac Mss. with translation, introduction, and 
notes by —. With 27 illustrations. LXXXVII, 103 8. 
8°. London, Henry Frowde, 1912. Bespr. v. Axel 
Moberg, Lund. 


Das Buch bedeutet eine willkommene Be- 
reicherung unserer Kenntnisse syrischer Zauber- 
formulare. Zugrunde liegen, ausser zwei Ma- 
nuskripten im Besitze des Herausgebers — A 
bzw. B bezeichnet —, über die schon beim XI. 
Orientalistenkongresse berichtet wurde (Actes 
du XI* Congrès ... II 77—97), ein Manuskript 
der Universitätsbibliothek in Cambridge, Add. 
3086 — Codex C — sowie ein Manuskript des 
Brittischen Museums. Letzteres bietet wesent- 
lich dieselbe Sammlung Beschwörungen wie Cod. 
A. Aus ihm werden darum nur die betreffen- 
den Varianten sowie einige zusätzliche Formu- 
lare in einem Appendix mitgeteilt. Aber auch 
die drei vollständig gegebenen Manuskripte bieten 
viele Parallelen oder dochStücke, die miteinander 
eng verwandt sind. Uebrigens besitzt die Königl. 
Bibliothek zu Berlin zwei Manuskripte (Sachau, 
Verzeichnis. . . Nr. 107 und 345), die dem Cod. 


! Vgl. Dillmann, I. c. Sp. 928—924. 
* Vgl. die Inschrift bei Cooke p. 68 Z. 4. 


33 


A noch näher zu stehen scheinen als das Ms 
des Brit. Mus. 

Sämtliche Beschwörungen sind christlicher 
Form, die meisten prophylaktisch gegen Krank- 
heiten, Gefahren und Unannehmlichkeiten jeder 
Art gerichtet, vor allem selbstverständlich gegen 
den bösen Blick. Einige sind bei schon vor- 
handenen Krankheiten oder Unglück zu brauchen, 
einigever helfen zu Jagdglück, Hausfrieden, 
reichem Ertrag von Weinberg und Feld usw. 
Vereinzelt steht unter den besprochenen Texten 
das letzte Stück von Cod. A da, das eine 
Anleitung bringt zur Diagnose, Behandlung (durch 
Beschwórung) und Prognose einer Krankheit 
durch Benutzung der Zahlwerte der Namen 
des Kranken und seiner Mutter.  Derartige 
Berechnungen sind wohlbekannt; Sachaus Ver- 
zeichnis der Handschriften der Berliner Biblio- 
thek bietet zahlreiche Proben derselben einfachen 
Art wie das vorliegende „Prognostikon“, und 
ein mit diesem sogar identisches Stück wurde 
schon von J. H. Hall in JAOS XV, 137—42 
herausgegeben. 

Die meisten, wenn nicht alle diese Beschwó- 
rungen sind aufzuschreiben und als Amulette zu 
tragen. Dadurch erklären sich die in den Ma- 
nuskripten vorhandenen und in der Ausgabe wieder- 
gegebenen Bilder — sie sollen ebenfalls zur Ver- 
stärkung der magischen Wirkung auf den zu 
tragenden Papier- oder Pergamentstreifen ge- 
zeichnet werden und stellen entweder das zu be- 
kämpfende Uebel, den Dämon, die Waffen, 
die wilden Tiere, den Richter usw. dar oder den 
Helfer, den angerufenen Heiligen, oder endlich 
den Kampf zwischen beiden. Ein so hergestelltes 
syrisches Phylakterion beschreibt W. H. Hazard 
in JAOS XV, 284—96, das uns um so mehr 
interessiert, als es aus Formularen zusammen- 
gesetzt ist, die uns auch in den vorliegenden 
Texten, vor allem in Cod. B, begegnen oder ihnen 
nahestehen. 

Die Krankheiten und sonstigen Uebel werden 
natürlich in der Regel auf Dämonen zurückge- 
führt und als Dämon wird auch der böse Blick 
in Wort und Bild dargestell. Was alles von 
uraltem Gut sich in diesen Beschwörungen fin- 
det, darüber kann hier nicht gehandelt werden. 
Aber bemerkenswert ist z. B. das häufige Vor- 
kommen der „sieben verfluchten Brüder“, „sie- 
ben bösen und neidischen Nachbarn“ oder kurz- 
weg „Sieben“, die übrigens auch mit dem bösen 
Blick in Verbindung gebracht werden. R. C. 
Thompson hat schon (Devils and evil spirits I, 
XLIV, Semitic Magic S. 50f.) auf ihre Verwandt- 
schaft mit den aus babylonischen Beschwörungs- 
texten wohlbekannten Sieben hingewiesen. Sehr 
interessant ist auch eine vielnamige, kinderwür- 
gende (der Labartu ähnliche) Dämonin und die 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 1. 


34 


Erzählung (Cod. B $ 7, Cod. C § 25, auch JAOS 
XV, 287f.), wie Mar Abdiso sie zwingt, ihm 
ihre zwölf (richtiger vierzehn) Namen zu offen- 
baren. Ganz so verfährt der Erzengel Michael 
mit einer Dämonin bei Reitzenstein, Poiman- 
dres S. 298f. und bei Pradel, Griech. u. süd- 
ital. Gebete S. 28, vgl. auch S. 23 f. sowie die 
von Worrel nach Allatins wieder mitgeteilte Le- 
gende ZA 23,168 ff. Zu bemerken ist, dass auch 
in den syrischen Texten mehrere Namen dieser 
Dümonin auf -os ausgehen, ein Name 
(„Geos“) könnte vielleicht in der JAOS a. a. O. 
gebotenen Form ws direkt mit der wohlbe- 
kannten Gyllo in Verbindung gebracht werden, 
wie sicher die (ANE ÎLoals Lol mit der bei 
Hoaworvixgia Worrel a. a. O. Verwandte Texte 
sind übrigens nicht nur griechisch vorhanden, 
sondern in verschiedenen Sprachen, koptisch, 
äthiopisch, arabisch. Andere christlich-syrische 
wurden schonvon Badger, TheNestorians 1238 ff. 
in Uebersetzung mitgeteilt. Die in verschiede- 
nen aramäischen Dialekten vorkommenden Texte 
auf Beschwörungsschalen haben zwar eine an- 
dere, mehr offensive Verwendung, dienen aber 
demselben Zweck wie diese Phylakterientexte 
und stehen ihnen innerlich nicht allzu fern. 
Bei der Herausgabe solcher Schriftstücke nun 
hat man sich ihre Eigenart und Bestimmung zu 
vergegenwärtigen. Zwar sind sie in der Regel 
wohl nach schriftlichen Vorlagen abgeschrieben. 
Aber die Abschrift steht in einem ganz anderen 
Verhältnisse zur Vorlage, als es bei literarischen 
Texten normalerweise der Fall ist. Wird die 
Vorlage hier getreu wiedergegeben, so ist das ja 
gut. Wenn nicht, ist das vielleicht nicht prin- 
zipiell, für die magische Wirkung, wohl aber 
praktisch, für die Verwendung des herzustellen- 
den Phylakterions, von sehr geringer Bedeutung. 
Es lässt sich gewiss auch so irgend einem armen 
Teufelaus der Nachbarschaftanschwindeln.Darum 
steht ein Herausgeber solchen Texten gegenüber 
in einer anderen Stellung als gegenüber litera- 
rischen Texten. Eine Beschwörung ist eben eine 
Beschwörung. Ihre richtige Textform ist (für 
uns) eben die tatsächlich vorliegende Form. Ob 
sie nach einer anderen Beschwörung verfertigt 
ist und ob sie von diesem Vorbilde auf Grund 
willkürlicher Aenderungen, Schreibfehler oder 
irgendeines sonstigen Zufalls mehr oder weniger 
abweicht, das ist zunächst und für den Heraus- 
geber ziemlich gleichgültig. Solches interessiert 
den, der den Sinn, die Entstehung und die Ver- 
wandtschaftsverhältnisse der Beschwörung stu- 
dieren will. Demgemäss empfiehlt es sich, bei 
einer Ausgabe den Text diplomatisch zu ge- 
ben und, wenn man emendieren will, die Emen- 
dationen am Rande mitzuteilen. Die vorliegende 


86 


Ausgabe schwankt in dieser Hinsicht, folgt bis- 
weilen dem hier angedeuteten Grundsatz, bis- 
weilen aber dem bei andersartigen Texteditionen 
herkömmlichen Verfahren. Daraus entsteht aber 
nicht selten eine Unklarheit. Man weiss nicht, 
ob eine Lesung der Ausgabe auf der Handschrift 
beruht oder auf einem Druckfehler, besonders da 
hier die Druckfehler (vor allem Verwechselungvon 
a und a, a und o,; und ;, = und o, ound , 
usw.) nicht selten sind. 

Mit der in Emendationen und Uebersetzung 
sich kundgebenden Auffassung des Textes kann 
man sich im allgemeinen einverstanden erklären. 
Die Uebersetzung schliesst sich, wie es in Fäl- 
len dieser Art notwendig ist, dem Text sehr ge- 
nau an. Von Kleinigkeiten kónnte bemerkt 
werden, dass, wenn ein syrischer Zaubertext die 


hebräischen Wörter crac] za] crac], A, aei; 
Leis, bietet, diese selbstverständlich nicht mit 


übersetzt, wie hier durchgehends geschieht („I 
Am That I Am“ usw.), sondern in ihrer he- 
bräischen Form beibehalten werden sollten. Ihre 
magische Bedeutung liegt ja eben darin, dass 
sie Fremdwörter, und zwar hebräische Wörter 
sind. Aehnlich ist es wohl in der Regel ver- 
lorene Mühe, magische Formeln wie in Cod. A 
8 19 einen Sinn abgewinnen zu suchen. Je sinn- 
loser, je wirksamer. Nicht ganz selten glaubt 
der Uebersetzer etwas ergänzen zu müssen (was 
dann sorgfältig in Klammern eingeschlossen wird), 
wo sich der Text doch zur Not übersetzen lässt. 
Als Beispiel führe ich an Cod. B 8 6 Uebers. 
S. LXVII die letzten Zeilen f. ,... Lady Mary 
asked... that.. , yea exceedingly. [Thus did 
she speak] O my Lord.. . [I pray] for the 
barren ...^ Da man an diese Texte ohne alle 
stilistischen Ansprüche treten muss, darf man 
ohne weiteres übersetzen: ,Lady Mary asked... 
that... and specially (LIN), O my Lord... 
for the barren ...^ mit Uebergang aus Erzählung 
in direkte Rede. In Cod. A S 8 (Mitte) über- 
getze ich „and protect me from all the enemies 
of my name and humble under me all those 
who would lift themselves up against me. And 
those sitting before me and around me (d. h. die 
Richter und sonstigen Anwesenden) may be hel- 
pers and redeemers and protectors unto me“ usw. 
Cod. A 8 10, C $ 12 Tee darf man getrost 
mit Wright ,lumbago“ übersetzen. „Hüftweh“ 
(odermitSachau, Verzeichnis d. syr. Handschriften 
S. 368a „Hexenschuss“) darf in einem haus- 
medizinischen Vademecum dieser Artkaum fehlen; 
vgl. übrigens Maclean, Dictionary z. W. und z. 
Oz? S. 40*. Cod. A § 12 ist nicht „The Ana- 
thema of Mar Thomas“ sondern „of Mar Tam- 
sis“, wie derselbe Name Cod, B $ 5 (S. 53, 16), 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 1. 


Cod. C § 4 (S. 80, 8) wiedergegeben wird, (S. 
VI, bzw. wiedergegeben werden sollte (vgl. 
auch JAOS XV S. 292f). In Cod. A 8 36 ist 


es, (durch Druckfehler steht S. 22, 24 ei.) 
nicht „the chambers of the one who“, sondern 
„around the one who“, Cod. B 5 5 ist e. 
nicht „his uncle“ (Uebers. S. LXVI), sondern 
das bekannte Nom. propr., «nosas aj nicht 


Mar Cudau, sondern Mar Cudähoë, der Stifter 
des hier eben erwähnten Klosters Beth Hale 


(vgl. Justi, Iran. Namenbuch z. W.), ,assoa 
Wao}, „Simon, der Stylit^ (nicht „of Estuma*), 
124343» Leds ae MarShalita of Reshaina* (nicht 


„of Rashina“), jason Sa» laas «jo „Mar Joh. 
aus Dailem“ (nicht „of Ilumaya“), X. «jo 
(a^ Mar Joh. nicht „of Liyaya“, sondern (wohl 


für WS), „aus Dälija“, vgl. Hoffmann, Aus- 
züge aus Akten pers. Märt. S. 165f. Eine durch- 
gehende Unklarheit zeigt die Uebersetzung in 
der Auffassung der Wörter jaca) und Wan, 
Diese Wörter treten in der Regel zusammen auf 
und in Verbindung mit Krankheitsnamen. Zu 
Cod. A § 13 wird (sand (4303) mit „pain“ 
oder „aches“ wiedergegeben, sonst aber mit 
„sounds“, sogar „musical sounds“, „noises“, 
„knocks“, „pulsations“ und einmal „to beat“. Das 

S. 13, 1; 80, 10 von den Zähnen wird 
mit „chattering“ bzw. „chatter“ übersetzt. Es ist 
hier überall eine Krankheit gemeint, Kopfweh, 
Zahnweh usw., ganz besonders, auch wo kein 
Zusatz las» vorhanden ist, Kopfweh, vgl. auch 
Payne Smith Sp. 2466 z. W. lacs. Für das 
andere Wort IN, (Y steht Cod. A $ 13 
dreimal ,maladies^, zweimal wieder „sounds“, 
sonst an verschiedenen Stellen „creakings“ und 
,noises^ und nur Cod. C $ 1 (zweimal) „pain“ 
(in the head) mit Verweis auf talmud. NHD. Zu 
diesem Worte bieten schon die Lexica (Payne 
Smith, Brockelmann) die richtige Uebersetzung 
„Kopfweh“. An die griechische Entsprechung, 
nuixgavov, erinnert die Erklärung bei Bar Bahlul 


1668, 3 ff. Le ee? > yal Majo Loon Warde 
lass und die bei Audo 376b — leon 15e 
Län, sowie in den vorliegenden Texten S. 77, 20 
(dud . 

Die Emendationen des Herausgebers sind im 
allgemeinen recht wohl annehmbar. Nicht ein- 
leuchtend ist die Korrektur von LI S. 79, 17. 
22; 83, 13 in {pou}, das mit ,prefects“ wieder- 
gegeben wird. Es handelt sich allerdings offen- 


87 


bar um „prefects“ in irgend einer Weise. Die 
Textform ist aber wahrscheinlich nur eine ortho- 


graphische Variante für L Aga's, das in ähn- 
lichem Zusammenhang S. 83, 6 wirklich vor- 
kommt. Aehnlich scheint S. 83, 4 auto so- 


viel als ja. S sein, vgl. ebenda Z. 1. Dass 
Së aùse (S. 84, 6) in So, flaco zu verbessern 


sei, glaube ich kaum. Vielleicht ist C e 
„in deiner Allmacht" zu lesen. | 
So liessen sich wohl allerlei Einzelheiten bei- 
bringen zur Deutung der Texte. Besonders dürfte 
dureh Heranziehung verwandter Stücke viel zu 
gewinnen sein. Dem Herausgeber gebührt aber 
voller Dank für die Veröffentlichung und Er- 
g dieser in vielen Hinsichten sointeressanten 
Dokumente alten Aberglaubens. 


Giulio Farina: Grammatica araba per la lingua 
letteraria con un' sppendice sul dialetto Tri- 
politano (Metodo Gaspey-Otto-Sauer]. VIII, 388 8. 
8°. Heidelberg, J. Groos, 1912. Geb. M. 8 —. Bespr. 
v. H. Grimme, Münster i. W. 


Der Vorderorient hat etwas, um das ihn der 
Okzident beneiden muss: eineeinheitlicheSchrift- 
sprache. Dem Klassisch-Arabischen nüchstver- 
wandt, unterscheidet sie sich von ihm vor allem 
durch zahlreiche Neologismen, wie sie die Be- 
dürfnisse des modernen Lebens geschaffen und 
besonders die Zeitungen in Umlauf gesetzt haben. 
Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass für 
die neuere Schriftsprache der I:räb ganz un- 
wesentlich ist, so dass sie ihn nach Belieben ver- 
wenden oder beiseite lassen kann. Kommt einmal 
die Zeit, da die Zeitungen sich der lateinischen 
Schrift bedienen, dann wird ohne Zweifel der 
I:räb als ein überflüssiger Zopf ganz abgeschnitten 
werden. 

Für den Verfasser der vorliegenden Gram- 
matik des neueren Schriftarabisch bedeutet der 
I:räb noch etwas für die Sprache Wesentliches; 
so führt uns seine Formenlehre nicht über das 
Gebiet des Klassisch-Arabischen hinaus, und 
nur die auf die Konversation zugeschnittenen 
Uebungsbeispiele verraten, dass wir uns auf dem 
Boden des neueren Orients befinden. Dabei 
versetzt uns der Verfasser meistens nur unter 
Leute, die sich die alltäglichsten Dinge sagen; 
von dem Strome moderner Ideen, wie er durch 
die heutigen Zeitungen rauscht, lässt er uns 
recht wenig ahnen. Wieviel hier noch zu sagen 
gewesen wäre, kann ein Blick in Washington- 
Serruys’ ,L'Arabe moderne“, ein noch viel zu 
wenig beachtetes Büchlein, lehren. Im übrigen 
entspricht Farinas Werk allen Ansprüchen, die 
man billigerweise an eine in die Praxis des ele- 
mentaren Arabischschreibens und -Lesens ein- 
führende Grammatik stellen wird; in der Glie- 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 1. 


88 


derung des Stoffes zeigt sich der Verfasser als 
Pädagoge, in der Ausdrucksweise als wissen- 
schaftlicher Fachmann. Dazu kommt, dass der 
Druck von störenden Fehlern fast ganz frei ist; 
die Schreibung des Artikels und des Anlautes 
des siebenten und achten Verbalstanımes mit 
Alif hamzatum scheint auf jetziger orientalischer 
Schreibgewohnheit zu beruhen. Dagegen muss 
als fehlerhaft bezeichnet werden, wenn Farina 
nach dem jä des Ausrufes den Pluralis fractus 
mit der Nunation versieht, also jà 'aulàdun, jà 
talàmidatun schreibt; die Verwendung der Dual- 
form in Fällen wie wagnata-Ibinti-Ihamrawäni 
latifata-Imanzari (S. 64, 65) erscheint zum min- 
desten pedantisch. 


In keinem inneren Zusammenhange mit dem 
Hauptthema des Buches steht die als Anhang 
gegebene Skizze des tripolitanisch-arabischen 

ialektes, die wohl nur darauf berechnet ist, 
eine gewisse Neugier der Italiener bezüglich 
des Idioms ihrer neuen Kolonie zu befriedigen. 
Man findet in ihr nichts, was nicht ebensogut 
oder besser bei H. Stumme stände; die Schreibung 
der Diphthonge mit zwei Längen und zwei Ak- 


zenten (6i, óú usw.) ist wohl auf Verkennung 
von Stummes ei, ou usw. zurückzuführen. 


Friedr. Schwally: Beiträge zur Kenntnis des 
Lebens der mohammedanischen Städter, Fel- 
lachen und Beduinen im heutigen Aegypten. 
(Sitzungsber. Heidelb. Akad. d. Wissensch., Phil. hist. 
Klasse, 1912, Nr. 17.) 448. 8°. Heidelberg, C. Winter. 
M. 1,50. Bespr. v. W. Max Müller, Philadelphia, Pa. 

Wer sich im Orient länger aufgehalten hat, 
weiss, ein wie reicher noch und wenig ausge- 
beuteter Schatz von nützlichen Beobachtungen 
in dem Alltagsleben der Orientalen verborgen 
ist. Das von Schwally Mitgeteilte bildet einige 
willkommene Ergänzungen zu Lanes bekanntem 

Buch, doppelt dankenswert, weil die Verhältnisse 

Aegyptens sich neuerdings in viel rascherem 

Tempo verändern als seither. Der Aufsatz ist 

recht leserlich geschrieben ; er würde nach voller 

Uebersetzung der teilweise sehr interessanten 

Auszüge aus arabischen Zeitungen — auch viele 

Orientalisten lassen sich das Studium derselben 

gerne erleichtern, glaube ich — und Verdeut- 

lichung mancher Ausdrücke (nicht jeder kennt 


z. B. den Unterschied zwischen dem oe 
Fez des Stádters und dem (weichen!) des Be- 


duinen, S. 32) weitere Kreise interessieren. 


1 Die Mädchenbeschneidung als „heidnischen Brauch* 
(13) zu bezeichnen, ist mir bedenklich; sie ist doch in 
Arabien selbst sehr alt verfolgbar. Die Verneinung durch 
Schnalzen (27 „Salzlecken“ sagt man scherzend im Sudan) 
ist nicht sebr höflich ; feiner ist Seitwärtsschüttela des 
Zeigefingers und mildert das Schnalzen zuweilen. 


39 


William Miller, M. A.: The Ottoman Empire 1801 
—1918. Cambridge Historical Series edited by G. 
W. Prothero. Cambridge, University Press, 1913. 
Bespr. v. K. Süssheim, München. 

Eine sehr schätzenswerte Darstellung der 
Geschichte der christlichen Balkanstaaten von 
Anbeginn des 19. Jahrhunderts an mit gebüh- 
render Hervorhebung der entscheidenden Aktion 
der europäischen Mächte in den Fragen des 
nahen Ostens. Die inneren Geschicke und Partei- 
kämpfe, sowie die äusseren Kriege der jungen 
Balkanstaaten, besonders Griechenlands, werden 
mit grosser Liebe und zuweilen sehr eingehend 
erörtert, während die türkischeinnereund äussere 
Politik nur gelegentlich und dann auch nur kurz 
zur Erwähnung gelangt. Der türkischen Staats- 
männer, der türkischen Reformbestrebungen im 
19. Jahrhundert wird kaum gedacht: kurz, ein 
Buch, an dem alles gut ist mit Ausnahme des 
Titels, der etwa lauten sollte: The Balkan 
Peninsula. 


Altertums-Berichte. 
Museen. 


Die Aegyptische Abteilung der Königlichen 
Museen zu Berlin hat im Monat Oktober 1913 folgende 
Erwerbungen gemacht: Vergoldete hölzerne Brusttafel 
mit eingelegten Darstellungen aus Halbedelsteinen; Neues 
Reich. Kopfstütze aus schwarzem Granit; Altes Reich. 

(Amtl. Ber. Kgl. Kunstsamml., Dez. 1913). W. 


Susa. 

Mecquenem, der Nachfolger Morgans in der Leitung 
der Ausgrabungen in Susa, der im Begriffe ist, eine neue 
Kampagne in Susa zu eröffnen, hat in einer der letzten 
Sitzungen der Académie des Inscriptions über die Re- 
sultate der dortigen Ausgrabungen im Jahre 1913 be- 
richtet. Der Palast des Darius, der seit 1908 erforscht 
wird, ist weiter freigelegt worden. Eine Gesamtdar- 
stellung der bisher gewonnenen Resultate wird demnächst 
von dem Architekten Pillet gegeben werden. Die Aus- 
grabungen auf der alten Akropolis von Susa haben zu 
sehr wichtigen Funden geführt: es handelt sich um eine 
po Anzahl weiterer sogenannter protoelamischer 

afeln, um eine Reihe ausserordentlich wertvoller ar- 
chaischer Zylinder und um zahlreiche Kleinfunde. In 
der eigentlichen Stadt wurde ein elamisches Heiligtum 
aus der Zeit um 1200 v. Chr. entdeckt, von höchstem 
archäologischen Interesse wegen der ganz neuartigen 
Ziegelreliefs, auf denen unter anderem Menschenkipfe 
wit Tierohren dargestellt sind. In dem Stadtteile der 
Künstler wurden zahlreiche emaillierte Vasen und ara- 
bische Fayenzen gesammelt. Zum Schlusse kündigte 
Mecquenem eine epigraphisch-archäologische Arbeit über 
die protoelamischen Tafeln an. 

(Chronique des Arts, 22. Nov. 1913). W. 


Aegypten. 


Die Ausgrabungen des Institut francais zu Cairo in 
Aegypten haben sich während der Kampagne 1912/13 
auf zwei Hauptpunkte beschränkt. In Abu-Ruach wurden 
wichtige Monumente aus der Zeit der Pbaraonen und in 
Bauit aus byzantinischer Zeit entdeckt. In der Umgegend 
von Abu-Ruach hat man sich besonders mit einer Pyra- 
mide aus der Zeit der 4. Dynastie beschäftigt. Sie be- 
steht in der Hauptmasse aus rotem Granit, Porphyr und 
anderen kostbaren Steinarten und ist leider bereits von 
Eingeborenen ausgeplündert worden. Nur die Grabka- 


Orientalistische Literaturseitang 1914 Nr. 1. 


40 


pelle, die übrigens nur aus Ziegeln und Bruchsteinen 
gebaut ist, fand man glücklicherweise unversehrt. Unter 
den Grabbeigaben fallen zahlreiche Tongefüsse und etwa 
20 Lampen von phönizischem Typus auf. Etwa eine 
Stunde nördlich von Abu-Ruach hat man eine Reihe von 
Nekropolen entdeckt, darunter mehrere aus der 3. Dy- 
nastie. In den letzteren sind die Toten in Hocker- 
stellung beerdigt; ganz in der Nähe liegen einige Mas- 
tabas aus der 4. Dynastie, in denen die Toten ausge- 
streckt liegen. In einer Nekropole ruhen die Leichen 
in Särgen aus Tonziegeln. 


(Chronique des Arts, 8. Nov. 1913). W. 
Aus gelehrten Gesellschaften. 
Am 18. Juni sprach 


Folk-Lore Society (Lon ee 
Dr. Westermarck über: The Moorish conception of 
Holiness. Die baraka „Heiligkeit“ (eig. „Segnung“) sei 
eine mystische Kraft hauptsächlich wohltätigen Charak- 
ters. Sie mache die von ihr beherrschte Person fähig, 
Wunder zu vollbringen. Die höchste Stufe der baraka 
wird dem Koran und den islamischen Riten zugeschrie- 
ben. Der heiligste Mann sei Mohammed, der den sürfa, 
den Nachkommen seiner Tochter, die b. vermittelt habe. 
So sei denn auch das Grab des Srif von Wazzan eine 
bedeutende Pilgerstätte. Der Sultan sei als der Vize- 
regent Gottes auf Erden, von der b. erfüllt. Diese könne 
übrigens von Heiligen auch auf andere Personen über- 
tragen werden. So spiele der Begriff der b. im Leben 
des Mauren eine fundamentale Rolle, der nur die der 
Idee der bösen Beeinflussung gleichkomme. Sch. 

Académie desInscriptions et Belles-Lettres. 
1913. Am 11. Juli liest Dieulafoy im Namen Professor 
Wrangels von der Universität in Lund (Schweden) eine 
Monographie über die dortige Kathedrale, die aus dem 
12. Jahrhundert stammt. Diese Kirche sei von Archi- 
tekten und Skulpteuren aus Norditalien erbaut worden. 
Auf zwei Kapitälen sei die Darstellung des Gilgameë zu 
sehen. Nur umfasse hier der babylonische Herkules den 
emblematischen Adler von Lagaš, anstatt Löwen zu 
würgen. Dieses Sujet sei auf demselben Wege vom 
Orient nach Skandinavien gewandert, auf dem die sassa- 
nidischen Drachmen von Persien aus dahin gelangt seien. 

Am 18. Juli spricht Dieulafoy von dem Modell- 
rhythmus im Mausoleum von Halikarnass, in der Trophäe 
des Augustus und im Tempel Bel-Marduks in Babylon. 

Referent zeigt, dass der salomonische Tempel nach 
einem ähnlichen Entwurfe errichtet worden sein müsse. 

Am 1. August teilt P. Monceaux den Inhalt einer 
christlichen Mosaikinschrift aus Timgad mit, die aus dem 
4. Jahrhundert stamme und sehr verstümmelt sei. 

Am 13. August liest P. Monceaux über eine In- 
schrift, die jüngst in Djemila (Algerien), nordöstlich von 
Sétif auf einem Kapitäl entdeckt worden sei. Den Inhalt 
bilde ein Psalmvers. Man habe bereits eine ganze Serie 
ähnlicher Inschriften in Afrika gefunden. Sie spielten 
in den afrikanischen Kirchen dieselbe Rolle, wie die Ko- 
ranverse auf den Moscheen. (Noch näher läge es an die 
Psalmverse in den jüdischen Synagogen zu erinnern! Sch.) 

Am 22. August liest Cagnat eine Mitteilung von 
A. Bel über eine von ihm in der Nachbarschaft der Ru- 
inen der alten Festungsmauer von Agadir gemachte Ent- 
deckung eines arabischen Keramikateliers. Dasselbe dürf- 
te aus dem 10. oder 11. Jahrhundert stammen. 

Am 29. August teilt Cordier ein Schreiben von 
R. Gauthiot aus Piskon (Yaguob) mit, in dem dieser 
davon spricht, daß das yaguobi durch die Naturbeschaffen- 
heit des Landes gegen ein Eindringen des persischen ta- 


jiki (gespr. in den Gouvernements von Taschkent und 
Samarkand) geschützt sei. Er habe zwei verschiedene 
Dialekte der Sprache feststellen und ihre natürlichen 
Grenzen genau bestimmen können. — De Pachtère 


Paul GEUTHNER, 18, rue Jacob — PARIS. 


Pour paraitre incessamment : 


LES JUIFS 


DANS I. 


EMPIRE ROMAIN 


LEUR CONDITION JURIDIQUE, ÉCONOMIQUE ET SOCIALE 


PAR 


JEAN JUSTER 


Docteur en droit 


Avocat a la Cour d'Appel 


2 vol. gr. in-8 raisin, de xx, 820 pages, 1911 


EN SOUSCRIPTION jusqu'au 31 Janvier 1914 . . 30 francs 


PARIS 
LIBRAIRIE PAUL GEUTHNER 


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Paul GEUTHNER, 13, rue Jacob. PARIS (VIe) 


Gelte œuvre interessera en premier lieu les juristes ; car c'est 
l'étude d'une centaine de lois romaines négligées ou mal connues. 
Rien que par leur nombre ces lois méritaient une monographie. Mais, 
elles l'exigeaient aussi par leur importance. Grice à elles, et aux docu- 
ments qui les complétent, écrits rabbiniques, papyrus, monuments 
épigraphiques, elc., on découvre des cólés ignorés du droil romain, 
public et privé. 

L'Aistorien. y trouvera Fhistoire du peuple juif pendant une 
période de 7 à 8 siècles : sa situation sociale, morale, politique el éco- 
nomique. 

Le théologien y trouvera traitées, relativement à la condition juri- 
dique des Juifs, une foule de questions dont, sans préparation spéciale, 
il était obligé, jusqu'à ce jour. de chercher lui-même la solution. Une 
centaine de pages traitent de l'autonomie judiciaire des Juifs, tant en 
Palestine que dans la Diaspora, et une attention spéciale a été accor- 
dée aux procès relatés dans le Nouveau Testament ; des chapitres spé- 
ciaux sont consacrés à la polémique antijuive, à la lutte de l'Église 
contre l'influence des idées juives, aux Juifs dans la liturgie chrétienne, 
à l'influence des Pères de l'Eglise sur la législation relative aux Juifs 
des empereurs chrétiens, etc. 

Cet ouvrage s'adressant à des catégories si différentes de lecteurs 
cl étant basé sur des documents puisés à des sources si variés, est pré- 
cédé d'une importante introduction, qui, en même temps qu'elle con- 
tient un examen critique des sources, fournit les informations les plus 
complètes sur les Juifs dans les littératures païenne et chrétienne, sur 
leur dispersion géographique et sur leur importance numérique. 

Les documents eux-mémes, qui se trouvent. dans des endroits si 
peu accessibles et si différents, sont mis sous les veux du lecteur. 
Celui-ci aura donc, en méme temps que leur commentaire, le recueil 
des principaux textes littéraires, épigraphiques, et surtout le recucil 
complet des textes législatifs concernant les Juifs. Il retrouvera facile- 
ment les uns et les autres, à l'aide du volume supplémentaire de 
tables des textes et des matières. La table des matières permettra, 
notamment, de suivre, ville par ville, la destinée des Juifs de la Dias- 
pora. 


Tot le, IMP POU NN. ii. 


41 


bandelt über eine jüngst in Ain-Temouchent (das alte 
Albulae), in der Nähe von Oran, entdeckte Inschrift, in 
der von der Etablierung eines Postens durch die cohors 
prima Flavia Musulamiorum auf der Route die Rede sei, 
die im zweiten Jahrhundert von Trajan bis auf Hadrian 
die große Verteidigungslandstrasse der Provinz Mauri- 
tanien gebildet hat. 

Am 6. September teilt Cagnat von seiten des In- 
spekteurs der Altertümer in Tunis, L. Poinssot, den In- 
halt einer lateinischen, in Koudiet-es-Souda entdeckten 
Inschrift mit, die von einer Opfergabe an sieben ver- 
schiedene Gottheiten seitens des pagus Veneriensis (Ver- 
einigung römischer Bürger) handelt, die aus sieben ver- 
schiedenen Tieren bestehe. 

Am 12. September wird auf drei von Merlin seitens 
Leynaud eingesandte, jüngst in Sousse entdeckte In- 
schriften aufmerksam gemacht. — H. de Villefosse 
legt eine in Tebourba, unweit von Carthago gefundene 
Inschrift vor. T. sei als das Thuburbo minus von den 
Verfassern des CIL erkannt worden. In dem. neuen 
Denkmal tritt eine Aelia Celsinilla auf, die vielleicht die 
Tochter des Senators Aelius Celsinus sei, den Septimus 
Severus zu Beginn seiner Regierung töten liess. Aelia 
erscheine als eine vom „ordo“ zur „patrona perpetua“ 
erwählte. Es sei dies ein Titel, dem man auch sonst in 
Afrika begegne, so namentlich in Utika und Vaga. Man 
erfahre in der Inschrift, dass Thuburbo eine Kolonie ge- 
wesen sei. — Chavannes berichtet über die Ergebnisse 
seiner Studien der chinesisch-buddhistischen Inschriften 
vom Defilé von Long-men. 

Am 19. September berichtet H. Cordier, nach einem 
Briefe von R. Gauthiot, über die linguistischen Studien, 
die der Schreiber im Laufe seiner Forschungsreise in 
Asien machen konnte. 

Am 26. September legt Couyat-Barthoux die Er- 
gebnisse seiner Forschung im Isthmus von Suez dar. 
Der Referent zeigt seine Karte von dieser Gegend, die 
die antiken Punkte genau fixiert. Das Niveau der grossen 
Seen hier sei viel niedriger gewesen als das des Roten 
Meeres. Zur Zeit Ramses’ durchkreuzten Routen dieses 
Gebiet. C.B. hat im Sinai ein Castell Saladins entdeckt. 

Am 3. Oktober liest M. Croiset eine Notiz von Lefeb- 
vre, die sich mit drei neuen griechischen Inschriften 
befasst. — A. Merlin berichtet über die Ergebnisse der 
untermeerischen Ausgrabungen bei Mabdia im Frühjabr. 
Es sei dies die sechste Campagne gewesen, die einen 
weiteren Teil der Schätze an den Tag gefördert habe, 
die hier zu Beginn des ersten Jahrhunderts v. Chr. mit 
einem Schiffe untergegangen seien. Man habe jetzt eine 
sehr hübsche, bronzene Hermesstatue, eine Nikebüste 
und eine solche einer Bacchantin eine tanzende Satyr- 
figur, zahlreiche Môbelfraymente, Vasen, Koffer, Blei- 
stangen mit lateinischen Merkzeichen versehen, aus dem 
Meere gezogen. — F. Cumont unterbreitet eine Ton- 
platte aus Damaskus, auf der ein Kamel zu sehen ist, 
das zwei Figuren trägt. Die Araber an der syrischen 
Grenze hätten oft das Kamel den Göttern geopfert. Hier 
scheine ein solches Bilder von Gottheiten in einer Pro- 
zession herumzuführen. Man könnte vielleicht an die 
„zwei Glücksgöttinnen“ denken, von denen die orien- 
talischen Astrologen des Mittelalters sprechen. Sch. 

In der Dezembersitzung der VAG sprach G. Weil 
über Die Grundlagen des grammatischen Denkens der 
Araber. : 

In der Dezembersitzung der GVM war Erörterungs- 
abend über das Motiv der jungfräulichen Geburt. 

W. 


Mitteilungen. 


À monument erected to the memory of John Henry 
Haynes Sc. D., by scholars, friends, and admirers was 
unveiled at North Adams, Mass., on the bth of December. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 1. 


j€————————————————————————— . ——— — MUR MM. a ic Aiii — U a a EEE 


42 


It is & reproduction of the Black obelisk of Shalmaneser, 
and contains a relief of the Nippur ziggurrat, which was 
sketched by Mr. C. 8. Fisher, the architect of the last 
Nippur Expedition. 

Dr. Haynes was & member of the Assos Expedition, 
the Wolfe Expedition, and the four Nippur Expeditions. 
He was given full charge after Dr. Peters resigned. 
Dr. Haynes was the Director also of the final campaign, 
and to him alone belongs the credit for the discovery 
of the Nippur Library at that time. 

The speakers at the unveiling exercises were; Prof. 
J. A. Montgomery of the University of Pennsylvania, 
Prof. D. G. Lyon of Harvard. University, Prof. Franklin 
D. Garter of Williams College, the Rev. Dr. J. B. Nies 
of New York, and Prof. A. T. Clay of Yale hg ud 

A. T. C. 


Dr. H. H. Figulla ist im Auftrage der Deutschen 
Orientgesellschaft nach Konstantinopel gegangen, um die 
dort befindlichen Boghazköi-Texte zur Publikation vor- 
zubereiten. W. 

Der nächste Orientalistenkongress findet im 
September 1916 in Oxford statt. W. 

Aus Akhmim, dem alten Panopolis, wo schon 188 
ein „apokryphes Evangelium* zutage gefördert wurde, 
stammt auch eine Evangelienhandschrift, die vor einigen 
Jahren von C. L. Freer in Kairo erworben wurde und 
sich jetzt in Washington befindet. Sie ist frei von Inter- 
polationen und Korrekturen; die kritische Durchsicht 
aber ergab, dass der Text des 16. Kapitels des Markus- 
evangeliums nach Vers 14 einen Passus von 16 Zeilen 
enthält, der in keiner anderen Evangelienhandschrift 
vorkommt. Er spricht von der „Macht des Teufels“ in 
dieser zeitlichen Welt und schliesst mit dem Hinweis 
auf die Sünder, die „erben möchten den geistigen und 
unvergänglichen Ruhm der Gerechtigkeit im Himmel“; 
darauf folgt die bekannte Aussendung der Jünger zur 
Weltbekehrung. Das Manuskript ist auf Pergament ge- 
schrieben und deshalb sehr gut erhalten. Der Deckel 
besteht aus Holz und ist mit den Bildnissen der vier 
Evangelisten geschmückt. Wahrscheinlich ist das wert- 
volle Dokument im 5. Jahrhundert geschrieben. 

(Berliner Tageblatt, 28. Nov. 1913). 


Seit einigen Wochen ist die Konstantinopeler 
Stadtpräfektur, die schon einen Teil des am Fuss des 
alten Burghügels von Byzanz gelegenen Geländes in 
einen modernen Öffentlichen Park verwandelt bat, eifrig 
damit beschäftigt, auch den Nordostabhang der Akropole 
mit Anlagen zu schmücken. Es war vorauszusehen, dass 
jeder Spatenstich in diesem Boden mit einer mehr als 
2000 Jahre alten Geschichte Reste der Vorzeit an den 
Tag bringen würde. Und so ist es denn auch gekommen. 
Es kamen zunächst beim Abbruch einer der Stütamauern 
aus junger, türkischer Zeit, die die unterhalb der Goten- 
säule des Kaisers Claudius gelegenen Terrassen begren- 
zen, drei hohe Säulen aus byzantinischer Zeit zutage zu- 
gleich mit den daneben liegenden Kapitellen. Leider 
waren diese Ausgrabungen, die in Anbetracht des Wertes, 
den jener Erdenfleck zwischen Bosporus, dem Goldenen 
Horn und der blauen Marmara für die menschliche Kul- 
tur besessen hat, die Aufmerksamkeit des gebildeten 
Europas in hohem Maße verdienen, mit dem Schleier 
des Geheimnisses umgeben. Die Stadtpräfektur, die sich 
weniger für Altertümer interessiert als für die Moder- 
nisierung der Stadt, wollte sich nicht von der Museume- 
verwaltung in der Ausführung ihrer Nivellierungspläne 
stóren lassen, und so kam es, dass bei den wichtigen 
Grabungen kein archäologischer Fachmann zugegen war. 
Die Spaten der kurdischen und türkischen Erdarbeiter 
zertrümmerten daher unbarmherzig die kostbaren Reste 
der Vergangenheit. So wurde das Gemäuer zerstört, das 
von den erwähnten Säulen getragen wurde. Eine Vase 
mit Werken der frühbyzantinischen Kleinkunst wurde 


48 


gerettet. Sie befindet sich jetzt auf der Stadtpräfektur. 
Vor einigen Tagen aber wurde eine zweite Vase zer- 
trümmert, und wenn die Museumsverwaltung kein offenes 
Auge hat, wird im Laufe der Ausgrabungen, die sich 
noch über einen Zeitraum von zwei Monaten erstrecken 
sollen, mancher von der Mutter Erde getreulich gehütete 
Rest der Vorzeit vernichtet werden. Es ist jedoch an- 
zunehmen, dass es dem Museumsdirektor Halil Bey, der 
gegen die kunstfeindlichen Modernisierungsbestrebungen 
der Stadtprüfektur schon öfter protestiert hat, gelingen 
wird, bei diesen Ausgrabungen seinen Ansichten Aner- 
kennung zu verschaffen. 

Kurze Zeit nach der Auffindung dieser byzantinischen 
Reste wurde nun eine Reihe von acht Säulen blossgelegt, 
die von den hiesigen Griechen sogleich als Reste der 
altberühmten Kirche des heiligen Demetrius in Anspruch 
genommen wurden. Von türkischer Seite wurde der 
griechische Ursprung dieser Säulen entschieden bestritten, 
und es liegt keine Veranlassung vor, in diesen Resten 
etwas anderes zu sehen als die Ueberbleibsel eines der 
grossen kaiserlichen Kioske aus den Tagen Selims III. 
und Mahmuds IL, welche Baulichkeiten bei der grossen 
Feuersbrunst des Jahres 1828 und vielleicht noch später 
bei derjenigen des Jahres 1862 ein Raub der Flammen 
geworden sind. Das Gelände hat hier in der jüngsten 
türkischen Zeit viele Veränderungen erfahren, besonders 
durch den Bau einer Karerne in der dichtesten Nähe 
der Gotensäule durch Abdul Hamid II. 


Hoffentlich wird sich die Zahl der byzantinischen 
Funde vermehren. Wir werden uns dann von dem Aus- 
sehen des Nordostabhangs der byzantinischen Akropole 
ein klares Bild machen können. Das aber steht schon 
heute fest, dass die aufgefundenen byzantinischen Säulen 
nicht zur Kirche des heiligen Demetrius gehören können. 
Diese lag viel weiter unten am Fuss des Hügels neben 
dem Gleise der Orientbahn. Das ist durch die dort ge- 
fundenen Baufragmente bestätigt worden. Unterhalb der 
Fundstätte liegt das Plateau, auf dem sich der Pharos 
erhob. Dieser wurde durch den bauliebenden Kaiser 
Basilios I., den Makedonier, durch einen marmorgepflaster- 
ten ,Peripatos“ mit der Kirche Johannes des Theologen 
verbunden. Dieser Kaiser hat seine Bautätigkeit nicht 
nur auf der Südostseite des Berghügels ausgeübt, sondern 
wird sich auch an dieser Stelle als Bauherr betätigt haben. 


Bisher ist eine Bestimmung der aufgefundenen Al- 
tertümer noch nicht möglich gewesen. Es wurde be- 
hauptet, eine Inschrift sei gefanden worden; möglicher- 
weise wurde sie von den Spaten der Kurden zerschlagen. 
Da bei Gelegenheit der Anlage eines zweiten Gleises auf 
der Orientbahnstrecke schon die Fundamente eines grossen 
byzantinischen Palastes blossgelegt worden sind, lässt 
sich wohl annehmen, dass bei der Fortsetzung der Ar- 
beiten nach der Seraispitze hin weitere interessante Fun- 
de gemacht werden. Hier lag das Tor der heiligen Bar- 
bara, und in der Nähe die von Kaiser Leo dem Philo- 
sophen (886—912) begründete Kirche gleichen Namens. 
Vielleicht dringt dann auch der Spaten in die tieferge- 
legene Schicht der hellenisch-römischen Kultur. Auf der 
Seraispitze, dem Promontorium Bosporium, landeten die 
ersten griechischen Kolonisten von Byzanz, Hier grün- 
deten sie den Tempel der Athena Ekbasia, weil sie, wie 
Gyllius sagt, gleich bei der Landung für das neue Vater- 
land zu kämpfen hatten. Die Stadtpräfektur, an deren 
Spitze ein Mann der Wissenschaft, der Chirurg Dschemil 
Pascha, steht, hätte keinen Grund, die Spuren der alt- 
hellenischen Kultur, die ja doch zur Stadtgeschichte ge- 
hören, auszuwischen und zu vernichten. Trotz aller Wir- 
kungen der Tagespolitik nimmt bei den heutigen Türken 
das Verständnis für die griechischen Altertümer ihrer 
Hauptstadt zu, und der Generaldirektor der Museen, Halil 
Bey, zeigt durch sein Beispiel, wie man die hellenisch- 
byzantinischen Ueberreste liebevoll hüten und pflegen 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 1. 


44 


kann, ohne sich gegen die altmohamedanischen Denk- 
mäler zu versündigen. (Voss. Zeitung, 15. XII. 1913.) 


Personalien. 


G. J. Thierry wurde in Leiden zum a. o. Professor 
ernannt, und ihm die Vertretung der neuerrichteten 
Professur für Assyriologie übertragen. 

R. Smend in Göttingen starb am 27. Dezember 1913 
im 63. Lebensjabre. 


Zeitschriftenschau. 
* — Besprechung; der Besprecher stebt in ( ). 


Acad. d.Insor.etBelles-Lettres.Compt. Rendus. 1913: 
Mars-Avril. A. Merlin, Découvertes à Utique. — Capitan 
et autr., L'art des cavernes. 

Juin. J. Maspero, Rapport sur les fouilles entreprises à 
Baouit. — M. Dieulafoy, Le rythme modulaire du temple 
de Salomon. — Picard et Avezon, Les fouilles de Thasos 
1912). 

American Journal of Arohaeology. 1913: 
XVIL 1. W. H. Buckler — D. M. Robinson, Greek in- 
scription from Sardes II. — Notes on recent excavations 
&nd discoveries. 

2. Gisela M. A. Richter, Grotesques and the Milne. — 
D. M. Robinson, Inscriptions from the Cyrenaica. 

3. W. H. Buckler — D. M. Robinson, Greek inscriptions 
from Sardes III. — Archaeological News. 


Annales Universitaires de lAlgérie. 1913: 
II. 5. *H. Carbou, La région du Tchad et du Ouadai 
(R. Lespés). — *F. Stuhlmann, Ein kulturgeschichtlicher 
Ausflug in den Aures (Atlas von Süd-Algerien) (G. Y ver). 
Anthropos. 1913: 
VIII, 6. Marie Pancritius: Die magische Flucht, ein 
Nachhall uralter Jenseitsvorstellungen. — F. Hestermann: 
Kritische Darstellung d. neuesten Ansichten über Grup- 
pierungen u. Bewegungen der Sprachen u. Völker in 
Afrika. — W. Koppers: La deuxième Semaine d’Etbuo- 
logie religieuse. — *H. Webster: Rest Days; a sociolo- 
gical study (W. Koppers). — *E. Fischer: Die Rehobother 
Bastards u. das Bastardierungsproblem beim Menschen 
(W. Schmidt). — *F. X. Geyer: Durch Saud, Sumpf u. 
Wald. Missionsreisen in Zentralafrika (W. Schmidt). — 
*A. W. Nieuwenhuis: Die Veranlagung der malaiischen 
Völker des Ost indischen Archipels (W. Koppers). Bork. 
Bull. de l'Institut franc. d'Aroh. Orient. 1913: 
XI 1. L. Massignon, Notes sur le dialecte arabe de 
Bagdad. — G. Daressy, Les costumes d'Aménóthes III, 
Sarcophags d'El Qantarah. — P. Montet, Les poissons 
employés dans l'écriture hieroglyphique. — H. Gautier, 
Index aux notes géographiques sur le nome Panopolite. 
— H. Masse, Ibn el-Cairafi. Code la Chancellerie d'Etat. 
Burlington Magazine. 1913: 
XXIV, Nov. O. Cresswell The origin of the Persian 
Double Dome. W. 
L'Bthnographie. 1913: 
Nouvelle Série 1. Cl. Huart: Superstitions et Rites popu- 
laires des Arabes anté-islamiques. — Jean Brunbes: 
Ethnographie et Géographie humaine. — Ch. Moynac: 
Homére et la Race noire. — H. Guérin: Nécrologie: E. 
Révillout. — *Jivanji Jamsbedji Modi: Anthropological 
papers (Cl. Huart). — R. Anthony: Sur l'homme fossile 
de la Quina. Bork. 
Internationales Archiv f. Ethnographie. 1913: 
4/6. *R. Maciver und C. L. Woolley, E. B. Coxe, Expe- 
dition to Nubia, vol. II. Churches in Lower Nubia (P. 
A. A. Boeser). 
Katholischen Missionen. 1913: 
11. Das Palästinaprojekt Julius’ III. Ein Beitrag zur 
Missionsgeschichte der Gesellschaft Jesu und des Heiligen 
Stuhles. — Nachrichten: Die Schulen der deutschen 
Lazaristen in Obergaliläa. 


45 


Loghat el-Arab. 1913: 

4. Les Garmacites, Djarmaces ou Djarämikeh. — K. 
Dodjeily: le Cheikh Othmän ben Sanad al-Bisry. — I. M. 
Patchatchy: le vieil ivrogne. — I. Hilmy: Soleimanyeh 
— Comment les Arabes defigurent les mots étrangers. 
— M. Faïq Guiläny; Notre situation actuelle. — M. Baqir 
Chébiby: Toutes mes affections sont pour Paris. — Notes 
lexicographiques. — Questions et réponses. — Biblio- 
graphie. — Chroniques du mois. 

b. S. Dékhil: Aperçu historique et géographique sur l’Ara- 
bie. S. Dékhil: Les premiers émirs de Nedjd. — Mo- 
hammed Hachimy: La langue arabe et les Turcs. — 
Choukri Fadhly: Les Kurdes actuels. — I. M. Patchatchy: 
Cherchez à vous rendre immortels. — K. Dodjeily: Les 
travaux des bateliers en Mésopotamie. — L'abbé Narsès 
Sayeghian: Famille Bedros agha Kurkdji Bachi à Bagdad. 
— M. F. G.: L'image de la pureté. — Notes lexicogra- 


phiques. — Questions et réponses. — Bibliographie. — 
Chronique du mois. Bork. 
Memnon. 1913: 


VII. 1/2. O. Fleischer: E. astronomisch-musikalische Zeichen- 
schrift in neolithischer Zeit. — H. Winkler: Kaukasische 
Sprachen. — Th. Kluge: Beiträge zur Mingrelischen 
Grammatik. — C. Fries: Odvoodws Zyedia. — R. v. Lichten- 
berg: Bucbstabenreihe und Mythos. — *P. Boschy Gimpera: 
La civilizació créticamicénica (v. L.). — SA. Ungnad: 
Syrische Grammatik (R. Geyer). — *H. Anneler: Zur Ge- 
schichte der Juden von Elephantine (v. L.). — *N. Peters: 


Die jüdische Gemeinde v. Elephantine-Syene (v.L.). Bork. 
Missionary Review. 1913: 
9. *St. Watt, Life among African Savages. A diary 


10. *Comparative Religion for Moslems (S. M. Zwemer). 
— News: Among Jews in Palestina. Moslem University 
at Mecca. 

Mitteil. d. Sem. f. Orient. Spr. Berlin. 1912: 

XV. Abt. 2. Seminarchronik von Oktober 1911— August 
1912. — Rescher: Weitere arabische Handschriften der 
Kóprülü-Bibliothek nebst anderen der Jeni Gàmi' und 
Nür-i- otmanije. — I. Dimitroff: Bulgariens politische und 
wissenschaftliche Literatur. — N. A. Bees: Neue Version 
mittelgriechischer Vulgärtexte aus Handschriften der 
Meteorenklóster. — 8. Fuchs: Talmudische Rechtsur- 
kunden. — G. Raquette: Eastern Turki Grammar. — A. 
Maovtovea: Þwvnrixà xol opdoypayıxa týs Neosddnvexy: 
(G. N. Hatzidakis). 
1913: XVI, Abt. 2. Seminarchronik von Oktober 1912 
bis August 1913. — K. Ziemke: Die Dragomanatsassistenz 
vor den türkischen Gerichten, mit besonderer Berück- 
sichtigung der von den Konsulaten d. Deutschen Reiches 
ausgeübten Praxis. Ein Beitrag zum Kapitulationenrechte. 
— E. Mittwoch: Abergläubische Vorstellungen und Bräuche 
der alten Araber. Nach Hamza al-Isbahäni. — G. Kampff- 
meyer: Weitere Texte aus Fes und Tanger. — J. K. 
Kalitsunakis: Mittel- u. neugriechische Erklärungen bei 
Eustathius. — G. Raquette: Eastern Turki Grammar. — 
A. Thumb: Handbuch der neugriechischen Volkssprache 
2. Aufl. (J. E. Kalitsunakis). — G. N. Hatzidakis: Sıalskıs 
nel tov xortexov noA&uov (1645—1669) (J. E. Kalitsunakis). 
— J. B. Aufbauser: Das Drachenwunder des hl. Georg 
(J. E. Kalitsunakis). Bork. 

Revue Oritique. 1913: 
42. *J. Hunger u. H. Lamer, Altorientalische Kultur im 
Bilde; *J. Thierry, De Religieuse Beteekenis van het 
Aegyptische Koningschap; L. Borchardt, Die Pyramiden, 
ihre Entstehung und Entwicklung als Erläuterung zum 
Modell des Grabdenkmals des Königs Sahü-re bei Abusir 
(G. Maspero). 

Revue de l'Orient Chrétien. 1913: 

2 ser. Bd. VIII, 3. F. Nau: Documents trouvés en Asie 
centrale. Un formulaire de confession mazdéen: Le 
Khuastuanift. — P. Asbath: Catalogue sommaire de mss 
arabes (suite) avec un appendice sur les Vies syriaques 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 1. 


46 


de saint Basile. — J. Babakhan: Essai de vulgarisation 
des Homélies métriques de Jacques de Saroug (suite). — 
F. Nau: Résumé de monographies syriaques: Barsauma; 
Abraham de la Haute-Montagne; Siméon de Kefar ' Abdiu; 
Yaret l’Alexandrin; Jaques le reclus; Romanus; Talia; 
Asia; Pantaléon; Candida. — S. Grébaut: Les miracles 
de l'archange Ragou’él. — F. Nau: La version syriaque 
de l'histoire de Jean le Petit (suite). — S. Grébaut: Un 
tableau de lectures monacales; Hymne à Jésus-Christ: 
Notice sur Matthieu l'évangéliste; Lex dix canons d'Eu- 
sebe et d'Ammonius; Exhortations aux anachorétes. — 
F. Nau: Encore les pierres tombales du Musée Guimet; 
Le synaxaire éthiopien. — F. Nau: Un martyrologe et 
douze ménologes syriaques (S. Grébaut). — Les méno- 
loges des évangeliaires-arabes (S. Grébaut). Bork. 
Theologische Literaturzeitung. 1913: 

16. *G. Dalman, Palästinische Forschungen Bd. II: Neue 
Petra-Forschungen (M. Lidzbarski). — *Friedländer, Die 
Chadirlegende und der Alexanderroman (Gressmann). — 
*Stumme, Die Bedeutung R. Simons für die Pentateuch- 
kritik (C. Steuernagel). — *W. Bacher, Die Prooemien 
der alten jüdischen Homilie (Strock). — *F. Schulthess, 
Umajja ibn Abi’s-Salt (Frankenberg). — Schmidt, Die 
religiöse Lyrik im Alten Testament. — Erklärung: St. 
H. Langdon, Zu Jensens Anzeige der Neubabylonischen 
Königsinschriften. 

17. *N. Söderblom, Tieles Kompendium der Religionsge- 
schichte (Bousset). — *Heinisch, Das Buch der Weisheit 


(Volz). — *Krausz, Talmudische Archäologie Bd. II 
(Strack). — *Cumont, die Mysterien des Mithra. 
18. E. Lehmann, Textbuch zur Religionsgeschichte 


(Bousset). — *E. König, Geschichte der alttestamentlichen 
Religion (W. Nowack). — Mitteilungen: M. Maas, Neue 
koptische Apokryphen. 

19. Zimmern, Sumerische Kultlieder aus altbaby- 
lonischer Zeit I (B. Meissner). — *E. Sellin, Der alt- 
testamentliche Prophetismus (Meinhold). — *Trabaud, 
L'Introduction à l’Ancien Testament dans sa Phase ac- 
tuelle I (C. Steuernagel). — *Pfister, Der Reliquienkult 
im Altertum, 2. bd. (v. Dobschütz). — *Corpus Scriptorum 
Christ. Orient. Scriptores Syri (Diettrich). 


Zur Besprechung eingelaufen. 
* bereits weitergegeben. 


*R. H. Charles: The Apocrypha and Pseudepigrapha of 
the Old Testament in English with introductions and 
critical explanatory notes to the several books. I, 
II. Oxford, Clarendon Press, 1913. XII, 684; XIV, 
871 S. 4 3—. 

A. von Duisburg: Grundriss der Kanuri-Sprache in Bornu 
(Archiv f. d. Stud. Deutscher Kolonialsprachen XV). 
Berlin, G. Reimer, 1913. 185 S. M. 5 —. 

*Izzet Melyh: Leila. Türkische Familienszene. Ueber- 
setzt von E. Oesterheld. Berlin, Priber und Lam- 

mers, 1913/1914. 80 S. M. 

Schwab: Livre de comptes de Mardoché Joseph (Ms. 

hébréo-provencal) Tiré des notices et extraits des 

Mss de la Bibliothéque Nationale et autres biblio- 

théques T. XXXIX. Paris, Imprimerie Nationale, 

1913. 38 S. Fr. 2—. 

Mitteilungen des Seminars f. Orient. Spr. a. d. Kgl. 
Univers. z. Berlin. Jahrgang XVI. Berlin, G. Reimer, 
1913. IX, 219 S. 

O. Franke: Dighanikaya, das Buch der langen Texte 
des buddhistischen Kanons (Quellen d. Religions- 
geschichte Gr. 8) in Auswahl übersetzt. Göttingen, 
Vandenhoeck und Ruprecht, 1913. LXXX, 360 S 
M. 14 —. 

A. Hillebrandt: Lieder des Rgveda (Quellen d. Religi- 
onsgeschichte Gr. 7). Göttingen, Vandenhoeck und 
Ruprecht, 1913. XII, 152 S. M. 5 —. 


*M. 


4 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 1. 


48 


*Joh. Sundwall: Die einheimischen Namen der Lykier | *G. A. Barton: The origin and development of Babylo- 


nebst einem Verzeichnis kleinasiatischer Namen. 
(Klio, Beiheft I). Leipzig, Dietrich, 1913. VI, 369 S. 
M. 14— 


M. Bittner: Die heiligen Bücher der Jeziden oder Teufels- 
anbeter (Kurdisch u. Arabisch) Herausgegeben, über- 
setzt u. erläutert nebst e. grammatischen Skizze u. 
Nachtrag: Die kurdischen Vorlagen mit e. Schrift- 
tafel. (Denkschr. d. Ak. d. Wissenschaften. Wien. 
Pbilos.-hist. Kl. Bd. LV, 4, 5). Wien, A. Holder, 
1913. 98 S.; 5 S., 14 Bl. Facsimiles. 

*W. T. Pilter: Some Amorite Personal Names in Genesis 
XIV: Bera, Birsha, Shinab, and Sheme'ber (Proc. 
Soc. Bibl. Arch. 1913. Novbr.). 

*W. T. Pilter: Supplementary Note on the equivalence 
of Hammurapi and Amraphel. (Proc. Soc. Bibl. 
Arch. 1913). 

*Lamec Saad: Sechzehn Jahre als Quarantänearzt in der 
Türkei. Berlin, D. Reimer, 1913. VIII, 339 8. M. 8 —. 

*Sir Galahad: Im Palast des Minos. München, Albert 
Langen, (1913). XVI, 120 8. 1 Plan. 

A. Haefeli: Samaria und Peraea bei Josephus (Biblische 
Studien XVIII, 5). 

M. Bittner: Vorstudien zur Grammatik u. zum Wärter. 
buche der Soqotri-Sprache I. (Sitzungsber. d. Ak. 
d. Wiss. Wien. Philos.-bist. Kl. 173, 4). Wien, A. 
Hölder, 1913. 36 8. M. 0.85. 

Fr. Focke: Die Entstehung d. Weisheit Salomos (Forsch. 
zur Rel. u. Lit. d. A. u. NT. Neue Folge 5). Göt- 
tingen, Vandenhoeck u. R., 1913. 132 8. M. 4.80. 

R. G. Bhandarkar: Vaisnavism, S'aivism and Minor Re- 
ligious Systems (Grundr. d. Indoarischen Philologie 
u. Altertumsk. III, 6). 

Indices to the poetical citations in the Kitab al-Amali 
of Abu ‘Ali Iema‘il ibn al-Kasim al-Käli I. Names 
of Poets by F. Krenkow. Rhymes by A. A. Bevan. 
Leyden, E. J. Brill, 1913. 89 S. 

G. Levi della Vida: Il Califfato di Ali secondo il Kitäb 
Ansab al-Adraf di al-Baläduri (S.-A. aus Rivista degli 
Studi Orientali VI) S. 427—507. 

Patrologia Orientalis. Freiburg i. B., A. Herder, 

IX, 4. Le synaxaire éthiopien II. Les mois de 
Nahasé et de Paguemén édités par I. Guidi, tra- 
duits en français par S. Grébaut. S. 239—488. Fr. 15. 
IX, 5, *Barhadbesabba, Arbia, Histoire ecclésiastique 
(II). Theodore de Mopsueste: une controverse avec 
les Macédoniens. Textes syriaques édités et traduits 
par F. Nau. S. 489—678. Fr. 11.40. 

X,2. Les ménologes des évangeliaires coptes-arabes 
éditós et traduits par F. Nau. 8. 164 —244. F. 4,75. 
X. 3. *Le calendrier d’Aboul Barakat. Texte arabe 
édité et traduit par E. Tisserant. S. 245—286. 

S. Daiches: Babylonian Oil Magic in the Talmud and in 
the later Jewish Literature. (Jews' College. Pub- 
lication 5). London, 1913. 42 8. 

*Journal of the Manchester Egyptian and Oriental Society. 
1912—1913. Manchester, 1913. X, 788. M. 5 —. 

B. Brüne: Flavius Josephus u. 8. Schriften in ihrem Ver- 
bältnis zum Judentume, zur griechisch-römischen Welt 
u. zum Christentume mit griechischer Wortkonkor- 
danz zum NT u. I Clemensbriefe nebst Sach- u. 
Namen-Verz. Anhang: Inhalt nebst Sachregister zu 
„Josephus, der Geschichtsschreiber“. Gütersloh, C. 
Bertelsmann, 1913. VII, 308, XI S. M. 9 —. 

* W. Bousset: Kyrios Christos. Geschichte des Christus- 
glaubens von den Anfängen des Christentums bis 
Irenaeus. Göttingen, Vandenhoeck u. Ruprecht, 1913. 
XXIV, 474 8. M. 12 —. 

*Loghat el-Arab. 1913. III, 6. 


nian Writing, Il. A. Classified, liat of simple ideo- 
graphs with Analysis and discussion. (Beitrüge 'z. 
Assyriologie IX, 2). Leipzig, J. C. Hinrichs, 1913. 
IV, 300 S. M. 29 —. 

*W. H. Roscher, Die hippokratische Schrift von derSieben- 
zahl in ihrer vierfachen Ueberlieferung (Stud. z. 
Gesch. u. Kultur d. Altertums. VI, /). Paderborn, 
F. Schoeningh, 1913. XII, 175 S. M. 7—. 

*M. Th. Houtsma u. a.: Enzyklopädie d. Islam. Lief. 18. 

*Doris Reeck: O weh! Türkisches Drama von Ahmed 
Midhat zum ersten Male ins Deutsche übertragen. 
Türk. Bibl. Bd. 15). Berlin, Mayer u. Müller, 1913. 

I, 77 S. M. 4—. 

*H Thorning; Beiträge zur Kenntnis d. islamischen Ver- 

einswesens auf Grund von Bast Madad et-Taufiq 

Türk. Bibl. Bd. 16). VIII, 288 S. M. 10 —. 

aulis- V. Bérard: La ruine d'un empire. Abd-ul- 

Hamid, ses amis et ses peuples. Paris, A. Colin, 

1913. XI. 307 S. Fr. 4—. 

*Anthropos. 1913. VIII, 6. 

Sphinx. 1913. XVII, 6. 

*The Museum Journal. 1913. IV, 2. 


*A. J. Storfer: Marias jungfráuliche Mutterschaft. Ein 
völkerpsychologisches Fragment über Sexualsymbolik. 
Berlin, H. Barsdorf, 1911. III, 204 8. M. 5—. 

C. Wessely: Die Wiener Handschrift der sahidischen Acta 
Apostolorum (Sitzungsber. d. Wiener Ak. Philos.-hist. 
Kl. 172, 2). Wien, A. Hölder, 1913. 123 S. M. 2,90. 

E. Bischoff: Elemente der Kabbalah. II. (Geheime Wissen- 
schaften III). Berlin, H. Barsdorf, 1914. VIII, 229 8. 
M 


*. 


H. Holma: Karl Fredrik Eneberg. Orientalisti ja assyri- 
ologi (Finnisch mit schwedischen Beilagen). 61 8. 
(Sonderabdruck. Ylipainos Jouka-Maisesta XIV). 

*Al-Machriq. 1913. XVI. 12. 

Martin Hartmann: Reisebriefe aus Syrien. 
Reimer, 1913. XXX, 123 8. 

Demotische Texte aus den Königlichen Museen zu Berlin. 
Bd. I, Mumienschilder, bearbeitet von Georg Möller. 
Leipzig, J. C. Hinrichs, 1913. II, 48 8. M. 21 —. 


Berlin, D. 


Neuester Verlag von Ferdinand Sehöningh in Paderborn. 


Roscher, Dr. H. W.: Die hippokratische 
Schrift von der Siebenzahl in ihrer vier- 
fachen Ueberlieferung zum erstenmal 

herausgegeben u. erläutert. (Studien zur 
Geschichte u. Kultur d. Altertums. VI. Bd. 


3/4. Heft) 187 S. gr. 8. br. M. 7—. 
Die Schrift erhebt den Anspruch, die erste voll- 
ständige Textausgabe zu sein. 


Paffrath, Dr. P. Tharsicius, O. F. M.: Zur 
Götterlehre in den altbabylonischen 
Kónigsinschriften. Mit einem ausführ- 
lichen Register der auf die altbabylonische 

Götterlehre bezügl. Stellen. (Studien zur 

Geschichte u. Kultur des Altertums. VI. Bd. 

5/6. Heft.) Mit 8 Abbildungen. 242 S. 

gr. 8. br. M. 9 — 

Zu haben in allen Buchhandlungen. 


Mit je einer Beilage von Paul Geuthner in Paris und der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung in Leipzig. 


Verlag u. Expedition: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig, Blumengaase 2. 


— Druck von Max Schmersow, Kirchhain N.-L. 


Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser Königsberg L Pr., Goltz-Allee 11. 


Drientalistische 


Literaturzeitung ` 


Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient 


und seine Beziehungen zum 


Kulturkreise des Mittelmeers 


Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11 


Verlag der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung, Leipzig 
Blumengasse 2. 


17. Jahrgang Nr. 2 


Manuskripte und Korrekturen nach Königs 
Jährlich 12 Nrn. — 


berg. — Drucksachen nach Leipzig. 
Halbjahrspreis 6 Mk. 


Februar 1914 


Inhalt. 
Abhandlungen und Notizen Sp. 49—68 


Förtsch, W.: Die Lokalgottheit von 

dis- Hl. 56 
Hüsing,G.: Astuwega II. 553—550 60 
Klamroth, E.: Zu Richter VIII 18ff. 65 
Meissner, B.: Das Antimongebirge 52 
Möller, H.: Der indogermanisch- 

semitische Name des Plejaden 62 
Müller, W. M.: Ein histor. Text 

des Aethiopenkönigs Schabako 49 
Peiser, F. E.: ge 


Besprechungen 
Albrecht, K.: Neuhebräische Gram- 


e cet de berg 


Ein historischer Text des Aethiopenkönigs 
Schabako. 
Von W. Max Müller. 


Im Provinzialmuseum zu Toronto (Ontario), 
fand ich kürzlich einen Text, der ungesäumte 
Veröffentlichung verdient. Er ist auf einem 
sehr grossen Skarabáus (9 cm lang, 6,8 cm breit) 
aus grünlich weiss glasiertem Speckstein in 
ungewöhnlich schönen und klaren Hieroglyphen 
eingraviert. Herr Direktor Corelli gab mir an, 
dass er den Skarabäus Nr. 1718 im Mai 1910 
in Jerusalem erwarb. 


SAPs 
NE 
WEA SALAMA 

LIRE s EA 
dene SF ga 
m mE P UE A 
m AP LE 


417,234 


E. Brandenbur 


Landersdorfer 
Jakob, G.: Die Herkunft der Sil- 
houettenkunst, bespr. v. J. Roden- 


Schmidt, W.: Der Ursprung der Gottes- 
idee, bespr. v. M. Pancritius 76 


Strehl, W. u. W. Soltau: Orientalische 
u. griechische Geschichte, bespr. v. 


matik, bespr. v. D. Künstlinger 72 C. Nieb uur 82 
Bulanda, E.: Bogen und Pfeil bei den | Attertumsberichte. . . . . . 68 
Volk des Altertums, bespr. v. 

1 g.. id 87 Aus gelehrten Gesellschaften . . 68 

Gunkel, H.: Genesisübersetztu.erklärt, | Mitteilungen . ...... 
3. Aufl, bespr' v. W. Erbt . 68 | ^ nangen ud 
Hehn, J.: Die biblische u. d. baby- | Personalien . . . . . . . . 90 
lonische Gottesidee, bespr. v. = Zeitschriftenschau 90—95 
rkunft der Zur Besprechung eingelaufen. 95 


85 


2 1 fehlt?) 

Z. 2) (der Herr der zwei Diade)me, der die 
beiden Lánder beglückt, der Horus, Eroberer 
von Ombos, der die zwei Länder beglückt!, 

(Z. 3) der Kónig von Ober- und, Unter- 
ägypten, Nefer-ka-ré, der Sonnensohn Sa-ba-ka, 
der Lebensspender, 

(Z. 4) geliebt von Amon mehr als alle Könige, 
die existierten, seit die Erde 

(Z. 5) gegründet ward. Er hat getötet die, die 
gegen ihn sündigten, im Süden wie im Norden, 

(Z. 6) in allen Ländern. Die Sandbewohner 
(Hrw-3 y[w]), die sich empörten 

(Z. 7) gegen ihn, sind gefallen unter seinen 
Streichen. Sie kommen 

(Z. 8) selbst als Gefangene (d. h. gaben sich 
selbst in die Gefangenschaft) und 

(Z. 9) einer von ihnen schlägt den Andern, 
weil er getan hat 

(Z. 10) das Beste für seinen (göttlichen) Vater 
gemäss der Grösse der Liebe, die er ihm er- 
wiesen hat. 

Der Text bewegt sich im vagsten Stil der 
Prunkinschriften, enthält aber doch eine An- 
deutung von historischem Wert in Z. 6, in der 
Erwähnung der Asiaten, der Sandbewohner, 
wörtlich der auf dem Sand, mit merkwürdigem, 
doppeltem Ausdruck der ,Nisbe", vgl. mein 


1 Sbk: beglücken, ist Wortspiel mit dem Königs- 
namen, zumal das Meroitische nur einen Sibilanten hatte. 
60 


51 


Asien, S. 129, über diesen Ausdruck. Eine 
Schwierigkeit liegt nur darin vor, dass es auch 
möglich wäre, diesen Namen genetivisch zum 
Vorhergehenden zu ziehen und das folgende 
Verb abzutrennen („in allen Ländern (der) Sand- 
bewohner. Die, welche sich empórten^ usw.) 
Damit würde sich der Sinn ganz bedeutend ändern. 
Die Schilderung von Siegen, Ergebungen und 
selbstmörderischen Kämpfe der Feinde wäre 
dann nicht auf die Asiaten allein zu beziehen, 
sondern auf des Königs Gegner im allgemeinen, 
also wohl zunächst auf die Gegner in Aegypten. 
Somit bedenke ich mich, die Möglichkeit des 
Zusammenhangs, wie er in der oben zuerst er- 
wahnten zusammenhängenden Uebersetzung an- 
gegeben ist, als ganz sicher hinzustellen und 
die Verhältnisse Syriens darin beschrieben zu 
finden. Aber auf jeden Fall bleibt die Erwähnung 
der Asiaten sehr beachtenswert. Ich weiss wohl, 
dass der Charakter einer solchen Prunkinschrift 
uns warnt, solche Andeutungen von Siegen allzu 
wörtlich zu nehmen. Gleichwohl wollen solche 
Redensarten einigermassen beachtet sein; ganz 
obne Anhaltspunkte konnten doch die Schreiber 
nicht so oft dem König politische Verwickelungen 
im Ausland nachsagen oder auch nur wünschen. 
Der häufige Fall, dass Verhältnisse der Vorgänger 
auf einen König übertragen werden, liegt hier kaum 
vor. Zum mindesten ist also daraus zu schliessen, 
dass der politische Himmel unter der Regierung 
des Schabako (Sabakon, Herod., Manetho) nicht 
immer klar war, soweit es sich um die asiati- 
schen Beziehungen handelte. Die Möglichkeit, 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 2. 


52 


zahlreiche Gelegenheiten zu Verwickelungen in 
Asien. Diese Möglichkeiten ausführlicher zu 
erwägen oder die Frage nach der Stellung des 
So’—Sib’e! neu aufzurollen, ist hier nicht an- 
gebracht. 


Das Antimongebirge. 
Von Bruno Meissner. 

Antimon war in Babylonien schon in sehr 
alten Zeiten bekannt. Zwar besteht die bekannte 
Tafel aus Khorsabad nicht, wie man früher 
zweifelnd vermutete (z. B. Lyon, Keilschriftt. 
Sargons S. 27) aus Antimon, sondern aus Mag- 
nesit?. Aber in Tello ist das Fragment eines 
doch wohl der Gudeazeit angehórenden Ge- 
fässes aus reinem Antimon gefunden (BERTHELOT 
a. a. O. 223), das in reinem Zustande sonst nur 
noch in Transkaukasien als Material für Ge- 
fässe beobachtet sein soll. Daneben diente es 
vielleicht auch schon in früher Zeit neben Zinn 
und Blei mit dem Kupfer auch zur Fabrikation 
der Bronze (THureau-Danain RA VI 142). 

Bekannter noch wird der Antimonglanz 
(Schwefelantimon Sb, S,) gewesen sein; denn 
die Babylonier werden jedenfalls, wie ihre aegyp- 
tischen Kollegen, sich schon früh die Augenlider 
und -brauen gefärbt haben. Schon auf den 
ältesten Köpfen aus Tello berühren sich nach 
dem orientalischen Schönheitskanon aller Zeiten 
immer die Augenbrauen über der Nase, und das 
wird meist nur erreicht, indem man mit Augen- 
schminke der Natur nachhilft. Und der Asphalt, 
der die in die Statuen eingesetzten Augen am 


dass sogar wirklich kriegerische Verwickelungen Rande abschliesst (z. B. bei der Statue des 


in Asien hinter den Andeutungen unseres Textes 
zu suchen sind, ist immerhin zuzugeben. 
Darin haben wir nun einen sehr beachtens- 
werten Wink. Früher, als man Schabako mit 
dem den Assyrern feindlichen „So’, dem König 
von Aegypten“ (2. Kön. 17, 4) gleichsetzte, 
nahm man es als selbstverständlich an, der 
äthiopische Eroberer Aegyptens, der Begründer 
der 25. Dynastie, habe gleich nach Asien über- 
egriffen. Winckler betonte dagegen bei seiner 
ennung des Schabako von dem biblischen So’, 
dem keilschriftlichen „Sibi, Turtan von Musri“, 
dass Schabako mit dem König von Assyrien im 
freundschaftlichen Geschenkaustausch lebte, den 
sein in Nineveh gefundener Siegelabdruck be- 
weist (MVAG III, 1898, 29). Ob das aber 
immer so blieb, ist doch nicht so sicher. Die 
genaueren Verhältnisse Aegyptens und Syriens 
zur Zeit der äthiopischen Eroberung kennen wir 
ja nicht. Schabako sollte wohl mit der Bändigung 
der Deltafürsten seine Hände längere Zeit zu 
voll gehabt haben, um nach Asien erobernd 
vorzudringen, aber die Möglichkeit ausländischer 
Hilfe für jene Kleinfürsten usw. lieferte doch 


Manistusu, Délég. en Perse X Pl. I und dem 
schönen Kopf bei Banks Bismya 256), zeigt 
uns, dass man damals wie heute noch auch die 
Augenlider schminkte. 

Ebenso sehr war das Schminken der Augen 
auch in Aegypten Mode? Die Schminke, die 


1 Man hat noch immer nicht die von Lagardes 
Septuagintatext zu „Adrammelech“ entstellte Gruppe re- 
konstruiert, welche eine gelehrte Rezension der Königs- 
bücher,derjenerSeptuagintabearbeitung zugrundeliegende 
hebrüische Text, für den Namen So’ einsetzte. Dieser 
Text beabsichtigte: der Statthalter (oder ähnl.; kaum 
einfach "*2y) des Königs von Aethiopien. Könnte man 
das erste Wort dieser in Adpauusiey 6 Zäre verderbten 
Glosse sicher wiederherstellen, so wäre vielleicht die 
Frage gelöst, was Sib’e war. 

* BertTaeLor, Introduction à l'étude de la chimie des 
anciens et du moyen age S. 221; vgl. noch Havrr, OLZ 
1913, 493. Nach den inschriftlichen Angaben und dem 
Befund der Tafeln (vgl. DeLrrzscu AW 49 f.) scheint abéru 
das Wort für Magnesit gewesen zu sein. Ob auch MN; 


N iN von IN zu unterscheiden ist? 


* Erman, Aegypten 315. Allerdings soll die Analyse 
von Resten schwarzer Augenschminke in einer alten 
Schminkbüchse durch Vırcuow (Verhdlg. der Berl. anthrop. 
Gesellsch. 1888, 674 ff.) im wesentlichen nur Schwefelblei, 


e Fi 
v 


st: È 


ER 


53 Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 2. 54 


hierher aus den Somaliländern eingeführt sein 
soll!, hiess altägyptisch msdmt, ein Wort, das 
dann als orsuws ins Griechische und itmid ins 
Arabische gewandert ist. 

Daneben aber existierte im alten und neuen 
Orient noch ein anderer Name und wahrschein- 
lich auch ein anderer Provenienzort für dieses 


Kosmetikum: hebr. bm>, aram. Sue, arab. MX, 


aeth. kuehl, assyr. guhlu, bekanntlich das Wort, 
woraus auch unser gutes Wort Alkohol ent- 
standen ist? Das assyrische g gegenüber 
sonstigem k erklärt sich daraus, dass im Assy- 
rischen ein k in der Sprache des gewöhnlichen 
Lebens als g gesprochen wird, wenn in dem 
Worte eine Liquida steht; vgl. mein Supplement 
24 und kurzgefasste assyr. Grm. 8 15. Ein 
Synonym dieses guhlu ist im Assyrischen sadidu, 
das ZIMMERN schon Busspsalm. 45 mit aram. 


le, = Stibium zusammengestellt hat. Weitere 


Synonyma scheinen im Assyrischen zu sein: 
amamü und egü. 


Das Ideogramm für alle diese Synonyma ist 
SIM-BI-ZI-DA (Br.5181f.; SAI 3546f.), dessen 
Determinativ den Gegenstand als etwas Parfüm- 
artiges, Kosmetisches bezeichnet. Auch SIM-ZI- 
DA scheint vorzukommen; wenigstens emptängt 
Tukulti-Ninib (Ann. 77 ed. Schein) von dem 
Könige von Hindänu oberhalb von Ana am 
Euphrat neben (Jam) sa-di-du® auch 8 Minen (aban) 
SIM-ZI-DA. Diese Stelle ist besonders dar- 
um wichtig, weil das Determinativ (aban) zeigt, 
dass das Kosmetikum ein mineralisches Pro- 
dukt war. Phonetisch geschrieben treffen wir 
guhlu häufig unter den Tributgegenständen as- 
syrischer Könige‘. gu-uh-lum erwähnt Sargon 
unter den erhaltenen Geschenken. Bei Sanherib 
liefert ihn Hiskia von Juda,5 und Asurbanipal 


daneben kohlensauren Kalk und Eisen, aber kein Antimon 
ergeben haben. Mitteilung Dr. RorpEns. 

1 Hivrzz, Handbuch der Mineralogie I, 1 Abt. 116 
Anm. 2. Herrn Geheimrat Hinrze verdanke ich nicht 
nur diesen Hinweis, sondern er hat mich auch sonst bei 
dieser Arbeit freundlichst unterstützt. Vielen Dank für 
seine Bemühungen! 

2 Vgl. z. B. DIS, Die Entdeckung des Alkohols 
(ABAW 1913), der dort auch nachweist, dass bis zum 
18. Jahrhundert bei den Arabern das Wort keineswegs 
unsere moderne Bedeutung gehabt hat; Hıurr OLZ 
1913, 492. e 

® Merkwürdigerweise hat das Wort hier das De- 
terminativ (sam), das es als etwas Pflanzenartiges charak- 
terisiert. (aban) sa-di-d[u?] (Harper Lettr. no. 1300 Re. 2) 
ist unsicher. 

* Unsicher in der Bedeutung erscheirt das Wort 
gublu Reisner, Hymn. 118, 49 (SAI 1648). 

* Das daneben genannte dag-gas-si möchte Haupt 
neuerdings OLZ 1913, 492 als sumerisches Lehnwort im 
Sinne von abnu hepitu = gepulverte Metalle auffassen. 
Möglich! Doch darf man folgende Bedenken nicht ver- 
schweigen. Soweit ich weiss, ist im Sumerischen die 


legt seine Lieferung dem Könige von Arabien 
als Tribut auf. 

Es erhebt sich nun die Frage, woher die 
Babylonier und Assyrer das Antimon bezogen 
haben. Obwohl die erwähnten Tribute im wesent- 
lichen westländischer Provenienz waren, ist die 
Annahme doch nicht wahrscheinlich, dass alles 
dieses Stibium aus Aegypten herstammte, schon 
weil wir das Vorhandensein von Antimon in 
Babylonien in so hohes Altertum hinaufverfolgen 
können. Die Antwort auf unsere Frage gibt 
uns eine bisher übersehene Stelle aus den 
Annalen Samsi-Adads! (—825 —812), der uns 
II 59 ff. erzählt: a-na (mát) Gi-eil-bu-un-da a-lik 
(al) Ki-na-ki ak-Sud ap-pul ak-kur ina išâti ašr- 
up šad-e (aban) SIM-BI-ZI-DA? lu-6 abbalk-it = 
Nach dem Lande Gizilbunda ging ich; die Stadt 
Kinaki eroberte, zerstörte, verwüstete, ver- 
brannte ich mit Feuer. Das Antimonsteingebirge 
durchzog ich. Nach weiteren Heldentaten im 
Lande Gizilbunda zieht der König gegen Medien. 
Das Antimongebirge muss also in oder in der 
Nähe, vielleicht östlich von Gizilbunda gelegen 
haben. Oberst BıLLErBEcK hat auf seiner Karte 
des Sandschaks Suleimania (Das Sandschak 
Suleimania Lpz. 1898) das Gebirge, das er wie 
seine Vorgänger Bisbizidagebirge nennt, schon 
lokalisiert. Er verlegt eswestlich vom Tschagatu, 
dem Hauptzuflusse des Urmiasees von SO. her. 
Indes ist zu bemerken, dass das von BILLER- 
BECK eingetragene Gebirge nach den mir zur 
Verfügung stehenden Karten, auch auf der 
KIEPERTSCHEN Nouvelle carte générale des pro- 


Aussprache tag, dag für abnu bis jetzt nicht nachge- 
wiesen (vgl. CT XII. 47, 77b ff.). Sodann ist hier und 


sonst das Zeichen rat „nicht HN geschrieben. 


Andrerseits zeigt CT XXIII 37, IV 9: (aban) dag-gas, 
dass daggassu ein Stein ist. Hiernach wird vielleicht 
auch Jonns Deeds no. 937, II 8: 2 (aban) (/) dag-gas-si 
zu emendieren sein, zumal in der ganzen Tafel von 
Steinen die Rede ist Harrer Lettr. no. 847 Rs. 3 
wird dag-gas (aban) igi-zag-ga erwähnt; vgl. auch ib. 
no. 1283 Rs. 4: dag-gas. Zu trennen von unserm 
Worte ist wohl tak (PER) -ka-su (CT XXI, 238, 1; 


VS VI, 129, 2, 10) und da-kas-si (MVAG IIL 228, 10). 
! Derselbe König macht uns noch eine wertvolle 
Avgabe über die Provenienz von Steinen: III 37, wo er 
erzühlt, dass er auf dem Rückwege von Sagbita durch 
das Gebirge des musu-Steines gezogen sei. BILLERBECK 
lokalisiert es auf seiner Karte des Sandschak Suleimania 
südlich von dem Afschar-Gebirge. STRECK will es ZA 
XV 371 viel tiefer südwürts oder südwestwürts verlegen. 
Leider wissen wir nicht, welchem Stein der musu-Stein 
gleichzusetzen ist, trotzdem er sich noch sonst nach- 
weisen lüsst (CT XIV 16, 19 ab). 
Der Name wurde bisher (KB I 180; Srrecx ZA 
XV 299) Bi-is-bi-zi-da gelesen; indes ist bi-i$ natürlich 
ein Zeichen #im. Das Personendeterminativ davor muss 
auf irgend einem Versehen beruhen. Entweder gehórt 
es noch zu dem &im, oder es ist zu dem Zeichen Cr 
zu ziehen, dessen letzter Keil hier merkwürdiger Weise 
nicht gebrochen ist. 


65 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 2. 


vinces asiatiques de l’empire ottoman, die 
BILLERBRCK im wesentlichen der seinen zu- 
grunde gelegt hat!, nur aus unbedeutenden 
Höhen zu bestehen scheint, während Gizilbunda 
nach Sargon (TuureEAu-Danem, Relation de la 
8 e campagne de Sargon 64) „eine Provinz ist, 
die in entfernten Gebirgen an einem fernen Orte 
gelegen ist und die Seite des Landes der Man- 
nüer und des Landes der Meder wie ein Riegel 
abschliesst“; und dann stimmt auch zu der An- 
setzung schlecht, dass Antimon in dieser Gegend 
m. W. jetzt nicht vorkommt. Aus diesem Grunde 
möchte ich das Antimongebirge etwas weiter 
östlich in den Gebirgen der heutigen Landschaft 
Afschar suchen, woAntimonglanz besonders reich- 
lich, 4—5 Meter mächtig im Kalk in der Nähe 
der sehr alten Silber- und Bleierz-Gruben von 
Afschar 18 Kilometer von Takht - i-Soleiman 
vorkommt 2. 

So löst sich das Dunkel immer mehr um 
die Fragen, woher die Babylonier ihre Metalle 
bezogen?. 


Asur-itil-ili-mOkin-apli. 
Von F. E. Peiser. 
In der Revue d’Assyr. et d’Archéol. orient. 
X Nr. 4 (1913) p. 197 f. veröffentlicht Scheil 
den Text eines kleinen Steintäfelchens, der un- 
emein interessant ist. Ich gebe nach ihm die 
ranskription: 
na-ku A&ur-e-til-ili-mükin-apli 
Sar kissati Sar (mätu) Assur 
apil Sin-ahi-riba 
Sar kissati Sar (mätu) Assur 
apil Sar-ükin 
Sa]r (mätu) Assur ma 
banu]-u (?) bit (ilu) Assur 
u] E-sag-gi 
ina B]áb-ili (ki) 
mu]-ud-dis 
es- ri- e · te 
Sa ma-ha-zi 
mu-Sak-lil 
par-gi 
1 Hierauf hat mich Herr Prof. LEONHARD aufmerksam 
gemacht. Daneben benutzte B. besonders noch Harris, 
A journey in Persian Kurdistan im Geogr. Journ. 1895 
Bd. VI no. b; pe Morcan, Mission scientifique en Perse 
und die mir nicht bekannte russische Karte 6. 79). 
* Zeitschrift f. praktische Geologie 1898, 430, wo 
über den Originalartikel von Hezwaacxer, Engin. and 


min. Journ. Juli 1898 berichtet wird. Ebendort wird 
auch erwähnt, dass in Persien mehrere Gebirgenach dem 


09 
Antimonglanz & den Namen Kuh-i-Surmeh führen, 
also derselbe Name wie sadé guzli. 

* Für das Gebirge, woher die Assyrer das Silber 
herbezogen haben s. OLZ 1912, 145 ff, 246f. Eine 
wichtige Nachricht über die Provenienz des Eisens findet 
sich WiNCELER, Vorderasien im 2. Jahrt. S. 61. 


mu-kin sa-dug 

Sa ilâni rabüti 

ana-ku-ma. 
Scheil nimmt an, dass der König mit Ašur- 
itil-ili, dem Sohne Asur-bani-pals identisch sei, 
und wundert sich, dass der König seine beiden 
Vorgänger verschweigt. Leider scheint er den 
Nachweis Wincklers in seinen Altorientalischen 
Forschungen, zweite Reihe S. 53 ff. und S. 183 ff. 
übersehen zu haben, dass ASur-itil-iläni-ukin-ni 
= dem Namen ASur-itil-mukin-aplu ist und beide 
Namen von Ásarhaddon zeitweise geführt worden 
sind. Der neue Text zeigt, dass der volle Name 
ASur-itil-ili-mükin-apli war, jene beiden Formen 
also nur Abkürzungen desselben Namens sind, 
ferner, dass Winckler mit seiner ldentifikation 
vollkommen recht gehabt hat. Asarhaddon 
hat, wie Winckler durchaus richtig erschlossen 
hat, gerade in seiner Beziehung zu Babylon den 
langen Namen erhalten. Sehr auffällig wäre 
es, dass Asarhaddon in Babylon einen Tempel 
Assurs gebaut hat; bezieht sich „in Babylon“ 
etwa nur auf Esaggil? Es bleibt, schon wegen 
der Bruchstelle, hier eine kleine Unsicherheit. 
Auch dass Sargon nicht als Sar kissats bezeichnet 
wird, ist auffallig. Jedenfalls beweist der neue 
Text, dass Asarhaddon seinen zweiten Namen 
auch noch nach dem Tode Sanheribs, wenn auch 
vielleicht nur kurze Zeit, gefiibrt hat; insofern 
ist Wincklers Ansicht ein wenig zu modifizieren. 
Aber im ganzen hat er doch mit genialem Blick 
das Richtige getroffen. Darum freue ich mich, 
diese posthume Bestätigung einer seiner vielen 
Neuaufstellungen zur Dokumentierung seines 
überragenden Wertes als Althistoriker vorlegen 
zu Können. 


Die Lokalgottheit von Gis-HU. 
Von Dr. Wilhelm Förtsch. 

Die Fürsten von Gir-su besitzen neben Nin- 
gir-su, dem Gott ihrer (ursprünglichen) Haupt- 
stadt und ihres Gebietes, noch spezielle Schutz- 
gottheiten (Ureshanna - Dynastie: Dun- PA- 
AMAS1; Urukagina: Nin-Subur; Urba’u: Nin- 
á-gal; Gudea: Nin-gi$-zi-da). Auch bei den 
Herrschern der Stadt und des Gebietes Gis-HU 
findet sich neben der Lokalgottheit eine Schutz- 
gottheit. So ist nach Urukagina, Tontafel Riicks. 
3, 11—4, 1 die Göttin Nidaba die spezielle 
Schutzgottheit des Patesi Lugalzaggisi von Ghi- 
HU, welch letzterer Fürst auf den Bruchstücken 


ı REC 230, der zweite Bestandteil dieses Namens 
Dun-x, sieht zwar aus wie eine Verkürzung von gür (= karü 
„Kornspeicher“), dürfte aber trotzdem wohl PA-AMASoder 
AMAS-PA sein; siehe Hommel bei Förtsch, Die Götter- 

rappen in den altbabylonischen Königsinschriften (Münch. 
oa aaa vom 30. Juni 1911). Kirchhain N.-L., 1912. 
: . 1. 


57 


verschiedener Vasen sich selbst (1, 7—8) sowie 
den früheren Patesi Ukus von Gis-HU, seinen 
Vater (1, 11—12), als „Propheten (?) der Ni- 
daba“ bezeichnet. Der Name der Lokalgottheit 
von Gis-HU dagegen ist nach der zuletzt ge- 
nannten Inschrift (2, 38—40)! und nach der Va- 
riante des Datums des 9. Jahres des Gimilsin 
von Uri? das Zeichen REC 458. Die Lesung 
des Namens (und des Zeichens) ist unbekannt. 
Hommel? vermutet HAB-RUD; diese Lesung sei 
im folgenden als hypothetisch angenommen. 
Für die Frage nach dem Wesen der Gott- 
heit HAB-RUD sind die beiden folgenden 
Steininschriften des Gimil-Sin von Bedeutung. 
CT 32 pl 6 Nr. 103353: ‘sr HAB-RU 
?nir-gál an-na ?dumu ki-ág *eeitninni 5ad-da- 
ni-ir- 6dingir Su- dingir en-zu Slugal kal-ga ®lu- 
gal urí*-ma ?lugal an-ub-da-4-ba-ge !?é-Sa(g)- 
gi-pa(d)-da 116 ki-ág-gà-ni !?nam-ti(l)-la-ni-$ü 
'8mu-na-di „i Dem HAB-RUD, ?dem Helden des 
Himmels, dem geliebten Kind ‘der Ninni, 5sei- 
nem Vater, 6hat Gimilsin, "der mächtige König, 
8der König von Uri, „der König der vier Welt- 
gegenden, !?das &-Sa(g)-gi-pa(d)-da, !!seinen ge- 
liebten Tempel, !?für sein Leben erbaut“; CT 
32 pl. 6 Nr. 103 354: !dinerHAB-RUD 2nir-gal 
an-na ?dumu ki-ág *dreirninni 5ad-da-ni-ir 4er 
Su-3in&ir en-zu J. ]-na 8 -UD 9äingtren. 
lil 199587 nin-lil . .. "fol dingir-gal-gal-e-[n]e 
P [juga] ?»sire[n]-]i]-li !3&i-ág !"*Sa(g)-ga-na 16 in- 
pa(d) ‘*s[i]b kalam-ma-Sü '"lugal kal-ga ‘Slugal 
urí*-ma !9lugal an-ub-da-4-ba-ge 2°ud bad mar- 
tu ?! mu-ri-ik ?*ti-id-ni-im ??mu-dü-a ?*à néi mar- 


tu 25ma-da-ni-e 26 ne- in-gi-a ?'é-Sa(g)-gi-pa(d)-da | 
Bé ki-ág.gà-ni ?° nam-ti(1)-la-ni-8ü °° mu-na-di | 


el Dem HAB-RUD, ?dem Helden des Himmels, 
3dem geliebten Kind ‘der Ninni, ‘seinem Vater, 
s hat Gimilsin js .] 8[. . ] ?En-lil, io Nin- lil ii und 
die (?) grossen Götter, ‘’der König, welchen En- 
lil als Geliebten itin seinem Herzen 1b ausge- 
wählt hat, ts der Hirte des Landes, !'der mäch- 
tige König, isder König von Uri, der König 
der vier Weltgegenden, *?als er die Mauer von 
Amurru, ?!(genannt) mu-ri-ik 2?Ti-id-ni-im, 2er- 
baut ?*und die Macht von Amurru ?*in ihr Land 
zurückgetrieben hatte, “das 6-8a(g)-gi-pa(d)-da, 
? seinen geliebten Tempel, ?9?für sein Leben 
zo erbaut“. 

! Gib 
Stadt des Gottes x". 

* RTC 209 und 429; Thureau-Dangin, Königsinschr. 
S. 824 A. 1 (RA VII 190). E-dingirx gi$-HU X! „Tempel 
des Gottes x von Giš- HÚ“. 

3 Bei Förtsch, a. a. O. 8. 27 A. 1 und bei Mercer, 
The oath in babylonian and assyrian literature (Paris 1912) 
S. 61 und 52 A. 1. 

* Zu né (nicht ner) siehe Thureau-Dangin, Königs- 
inschr. S. 18 A. d. 

Diese beiden Inschriften auch übersetzt CT 32 S. bf. 
— Zu bád mar-tu ,Mauer des Westens" vgl. die Daten 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 2. 


——À — — — ——— 


klgru-ki-ág dingirx-ge , Git -C. die geliebte | 8 


58 
Aus diesen Inschriften ergibt sich, dass HAB- 
RUD nieht, wie zuweilen angenommen, eine 
weibliche!, sondern eine männliche Gottheit 
darstellt?, da er Held und Vater genannt wird 
— Bezeichnungen, die keiner weiblichen Gott- 
heit zukommen können. Damit fällt natürlich 
auch die von vornherein unsichere Annahme 
Hommels*, in der Kegelinschrift des Entemena 
sei unter EShanna die Gottheit von Gis-HU zu 
verstehen. 


Eine nahe Verwandtschaft zwischen HAB- 
RUD einerseits und Nidaba und EShanna an- 
drerseits ist indes zu konstatieren, und zwar aus 
dem Wesen dieser Gottheiten und aus den Be- 
zeichnungen ihrer Tempel. Nidaba (neusum. mit 
Sibilierung des d-Lautes Nisaba) ist, wie ihr 
Name (— Getreide) beweist^, die Getreidegóttin, 
während Eéhanna in den historischen Inschriften 
häufig nin-en „Herrin der Feldfrucht* und nin 
in-dub-ba „Herrin der Getreide-Aufschüttung“ 
genannt wird (z. B. Gudea, Backstein H 1, 1—3; 
Dungi, Steintafel B 1—3). Dieses nahe Ver- 
hältnis der beiden Góttinnen findet auch darin 
seinen Ausdruck, dass Nidaba von EShanna bei 
Deutung von Gudeas Traumgesicht als, Schwester“ 
bezeichnet wird (Zyl. A 5, 25). Zugleich sei 
hier auf den weiter unten zu beachtenden Um- 
stand hingewiesen, dass Nidaba und Eshanna 
Erscheinungsformen der Ninni darstellen, welch 
letztere ja als Göttin der Vegetation eine grosse 
Rolle spielt‘. Das Ideogramm für HAB-RUD 
(NIGIN „Kreis“ mit eingeschriebenem SIG, grün“) 
weist ebenfalls auf eine Vegetationsgottheit. 

Weiterhin deuten die Namen der Tempel für 
die erwühnten Gottheiten auf eine Verwandt- 
schaft zwischen ihren Besitzern. Wasden Tempel 
des HAB-RUD betrifft, so heisst derselbe nach 
den beiden oben behandelten Inschriften é-8a(g)- 
gi-pa(d)-da bzw. é-8a(g)-gi-pa(d)-da, während 
Eshanna nach Entemena, Türangelstein F, 19 


4 u. b des Gimilsin bei Thureau-Dangin, Kónigsinschr, 
S. 324 u. A. f u. b. 

1 Hommel, Grundriss d. Gesch. u. Geogr. des alten 
Orients. S. 354 f. — Auch ich selbst hielt, wie noch 
Hommel bei Mercer, a. a. O. S. 51, HAB-RUD zuerst für 
identisch mit Nidaba, demnach für eine weibliche Gott- 
heit; siehe meine „Göttergruppen“, S. 35. Vgl. jedoch 
die folgende Anmerkung und Hommel bei Mercer, a. a. O. 

101. 


* Bereits in meinen „Göttergruppen“ 8. 27 A. 1 bei 
der Korrektur noch eingefügt. 

* Die Bezeichnung dumu liesse an und für sich nicht 
auf einen männlichen Charakter schliessen, da auch 
manchen Göttinnen dieses Attribut beigelegt wird; vgl. 
z. B. Urba’u, Steintafel 1, 5—7, wo die Göttin Ben „Kind 
des Himmels (dumu an-na)“ heisst. 

4 Grundriss S. 635 und bei Mercer, a. a. O. S. 51. 

* Siehe Hommel, Sumerische Lesestücke S. 49 A. 2 
and S. 69 A. zu 2. 49 ff. 

* Vgl. ATAO S. 107 fl. 


69 


ein é-Sa(g)-pa(d)-da besitzt 1. Die vornehmste 
Tochter der EShanna ist Nin-mar-ki 2. Der Tempel 
der letzteren, welcher éš-gú-túr Haus des Randes 
des Hofes“ genannt wird, hat (Urban, Statue 
5, 11) den gleichen Namen wie der Tempel des 
HAB-RUD, also é-8a(g)-gi-pa(d)-da. Für HAB- 
RUD finden wir daher auch die Bezeichnung 
Nin-Sa(g)-gi-pa(d)-da in der Opferliste AO 5482 
aus Drehem?. Hier wird in einer grösseren 
Göttergruppe nämlich erwähnt (Obv. 1, 13—17): 
Gimilsin, Nin-Sa(g)-gi-pa(d)-da, Ur-gimilsin‘, 
Nun-gal, Nin-azag-nun-na. Bemerkenswert ist 
dabei, dass HAB-RUD in einer Reihe mıt seiner 
Mutter Ninni5 steht. 

Von den Vegetationsgattheiten ist Nidaba 
Gemahlin des Lugal-ki-di-a®; letzterer Gott darf 
wohl als gleichbedeutend mit ASnan betrachtet 
werden’. Als Gemahl der Nin-mar-ki ist nach 
mehreren Opferlisten aus Telloh der Gott Nin- 
Ninni-bar anzusehen*. HAB-RUD, der Lokal- 
gott von Gi$-HU, stellt also eine männliche Ve- 
getationsgottheit dar und ist der Gemahl bzw. 
Bruder einer mit Ninni in enger Beziehung 
stehenden Vegetationsgöttin, wohl der Nidaba 
bzw. der Nin-mar-ki. 

Zum Schlusse sei noch auf Entemena, Kegel 
1, 5-6 hingewiesen, wo HAB-RUD in engster 
Verbindung mit Nin-gir-su steht: #eeirnin-gir-su 
ding: ITA B- RU D-bi „Nin-gir-su und HAB-RUD“. 


HUM-ta = „weil, aus Nnlass““. 
Von Dr. P. Maurus Witzel. 


P£racaup transkribiert eine Stelle eines 
Di-til-la-Textes folgendermassen: Ni-ti-dam 


1 In den Wirtschaftstexten aus Telloh, vor allem in 
den Opferlisten, führt Eshanna häufig die Bezeichnung 
von §u(g)-pa(d)*, z.B. DP 45 Obs. 1, 10. In den historischen 
Inschriften aus Telloh nennt eich der jeweilige Patesi 
oft áatg)-pa(d)-dadingir eShanna „Herzenserkorener der 
Eöhanna“, z. B. Eannatum, Geierstele Rückseite 5, 03—54. 
Vgl. auch Hommel bei Mercer a. a. O. S. 101. 

* Vgl. Urba'u, Statue 6, 10. 

* Publiziert von Genouillac, Tablettes de Drehem, 
Paris 1911, pl. VI. 

Die Ergänzung [ur]-dingir $u- [dingir en-zu] ist sicher 
auf Grund von AO 5482 Obv. 2, 8: &a(g) é-ur-dingir zu- 
dingir en-zu „im Tempel des Urgimilsin“. 

* Zu Nin-azag-nun-na = Ninni siehe meine „Götter- 
gruppen“ S. 12. 

4 5 Trilingue Götterliste bei Hommel, Sum. Lesestücke 

. 48. 
' Aënan und Nidaba auf einem Siegelzylinder (Musée 
Guimet Nr. 71); Krausz, Die Götternamen in den baby- 
lonischen Siegelzylinderlegenden. S. 75. 

8 Ausführliches hierüber in meinen „Religionsgeschicht- 
lichen Untersuchungen“ MVAG 1914, 1. 2. Teil. l 

* Aus den Ausführungen Thureau-Dangins in 
RA X S. 94 Anm. 1 sehe ich jetzt, dass HUM-ta nicht 
„weil, aus Anlass“ bedeutet, sondern nach, nachdem“. 
Auf diese Bedeutung konnte ich nach den mir bisher 
bekannten Stellen nicht schliessen; doch steht nunmehr 
fest, dass es sich nicht um eine Kausal-, sondern um 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 2. 


60 


dam arad-da-ge hum-ba-gur-ra-ta und übersetzt: 
„Imtidam femme d’esclave, que nous soyons ren- 
voyés par (le tribunal), dans sa parole on la 
confirme!.“ DE GENOUILLAC? hat Recht, wenn 
er gegen die Uebersetzung geltend macht, dass . 
der Urteilspruch des Gerichtshofes damit nicht 
übereinstimme: sie kehrt nicht mit ihren An- 
gehörigen zu Abaizidim zurück, sondern wird 
im Gegenteil dem Käufer Anahani zugesprochen. 
Indessen dürfte Dg GENOUHLAC nicht Recht 
behalten mit seiner Transkription und Ueber- 
setzung: Im-ti-dum dam-arad-da ingar ba-gur- 
ra-ta „(contre) Im-ti-dam la femme de l’esclave 
qui s’etait tournée contre le mur (il prouva son 
dire)“ Pénacaups Transkription wird schon 
das Richtige treffen. Doch wie ist zu über- 
setzen? Ich habe schon an einer anderen Stelle? 
nachzuweisen gesucht, dass hum-ta die Bedeutung 
„weil“ haben müsse. Setzen wir diesen Wert 
hier ein, so ergibt sich ein vollständig zufrieden- 
stellender Sinn: „weil Imtidam, die Frau des 
Sklaven, Einspruch erhoben hatte.“ Die Vor- 
anstellung des Subjektes kann nicht befremden, 
da sie im Sumerischen sehr gebräuchlich ist. 
Zur besseren Orientierung geben wir noch die 
ganze Uebersetzung, soweit sie in Frage kommt: 
„Der Sklave Tinini, seine Frau Imtidam und 
ihre Söhne und Töchter, welche Anahani, der 
nu-banda, von Abaizidim für !/, Mine Silbers 
gekauft hatte, sind, weil Imtidam, die Frau des 
Sklaven, Einspruch erhoben hatte, auf seine 
Aussage hin (ihm) zugesprochen worden!. Sklave, 
Magd, Söhne und Töchter sind dem Anahani 
zugesprochen.“ Der Einspruchs der Sklavin 
nützte nichts, es genügt die blosse Aussage des 
Kaufherren, um denselben zu entkräften. 


Astuwega Il. 555—550. 
Von G. Hüsing. 


Vor sieben Jahren hatte ich in dieser Zeit- 
schrift (1907 Sp. 23) in aller Kürze ausgeführt, 
dass als Datum der Schlacht mit der Sonnen- 


eine Temporalpartikel (öfters freilich mit Kausalbedeutung 
gebraucht) handelt. — Thureau-Dangins Ausftihrungen 
sind ein Beweis für die wesentliche Richtigkeit meiner 
Auffassung der folgenden Stelle (Korrekturzusatz). 

! Babyloniaca III S. 108, XIII 9. 

2 RA 1911 S. 6. Ofr. Anm. 2. 

* BA VIII 5, S. 97, 4 ff. 

4 Beachte ba-ni-gi-in, wegen des vorausgehenden 
dü(g)-ga-na „in verbo suo;“ cfr. BA VIII ö, S. 6 ff. 

* Zu gur „Einspruch erheben, anfechten“ vgl. Br. 
3364. Auch das in sumerischen Briefen öfters begegnende 
na(m)-mi-gur-ri ist gewiss in diesem Sinne aufzufassen: 
„wolle nicht Einspruch erheben“, nicht wie De Genouillac 
übersetzt (La trouvaille de Drehem, p. 20): ,sans ré- 
ponse (?)“. Da die in Frage stehenden Texte mir nicht 
zugänglich sind, habe ich mir durch meinen Freund Dr. 
P. Anast. Schollmeyer bestätigen lassen, dass diese Ueber- 
setzung an allen ihm bekannten Stellen recht wohl passt 
(Korrekturzusatz). 


61 Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 2. 62 


finsternis (zwischen dem Leder und dem Meder) sachlich Haupts Uebersetzung, denn wenn die 
nur der 19. Mai 557 (höchstens der 1. Nov. 556) Unterredung mit Marduk 557 stattfindet, dann 
in Betracht kommen kann. wäre von da an der 3. Tag des nächsten Neujahrs- 

Dabei schrieb ich auch „Der Ausdruck des | festes gemeint, und das wäre sechs Jahre zu früh. 


Textes ina Salulti Satti (im dritten Jahre) ge- Es bleibt also aus rein sachlichen Gründen 
stattet keine andere Beziehung als auf den wohl kaum etwas anderes übrig, als dass, wie 
Mederkönig, und hinter šatti ist šu (seinem) weg- ich vor sieben Jahren ausführte, 550 das 3. 


gelassen, da es in usatbuni-3u-ma folgt". [Statt Jahr des zweiten Aëtywega, des letzten Meder- 
šu wollte der Herr Herausgeber der OLZ viel- königs, ist. 


mehr ša Sandtisu o. á. ergänzen.] 

Nach den Ausführungen von Paul Haupt in 
OLZ 1913 Sp. 532, der vielmehr übersetzen 
will „am Dritten (Tage) des Jahres“, konnte 
er schreiben: „Dass die Feindseligkeiten zwischen 
Astyages und Kyros im Jahre 533 begannen, 
steht also keineswegs fest“. 

Das mag wohl sein, aber schon nach meiner 
eben erwähnten Auffassung würde das Jahr 553 


Meine Bestimmung des Datums der Halys- 
Schlacht ist davon ganz unabhängig, zeigt aber, 
dass um 557 noch Kyaxares 1l.-Hwahsatara 
regierte. Astuwega II. kam also nach 557 erst 
zur Regierung, und wir werden diese so kurz 
wie möglich anzunehmen haben, wenn er in der 
Kyrupaidie vollständig verschwinden konnte. 
Es ist also von vornherein glaubwürdig genug, 


nicht den Beginn der Feindseligkeiten bezeichnen, ce engl en en Le ont gr 
der nach der Nabuned-Kuras-Chronik vielmehr unsere Stelle des Nabuned-Zylinders von Abu- 


auf 660 fällt, denn der erhaltene Text sieht Habba Kol. I 28 uns die „inschriftliche“ Be- 
gewiss nicht so aus, als hätten in der Lücke 
vorher schon weitere Kämpfe zwischen den 
Beiden gestanden. Ist also die bisher übliche i : 155 

Uebersetzung „als das dritte Jahr heran kam“ Der indogermanisch- semitische Name der 
richtig, dann muss man fragen: wessen drittes Plejaden. (Zu OLZ XVI, Sp. 13 f.) 
Jahr war das Jahr 550: Das des Nabuned Von Hermann Möller. 

ist es nicht, es ist vielmehr sein 6. Jahr nach : 

der Nabuned-Kurai-Chronik. Das dritte Jahr Chr. Bartholomae hat in den Indogerm. For- 
des Kuraë ist zwar unbekannt, doch kann nach | schungen XXXI35 ff. aus dem awest. paoiryaëinyas 
dem Wortlaute von ihm nicht die Rede sein. (Ca), das er nach dem Vorgange von P. de La- 
Und selbst wenn die Stelle nicht mehr zur Mit- |8arde (1868) mit dem neupers. Namen der Ple- 
teilung des Marduk gehörte, fiele ein 3. Jahr Jaden parvin verbindet und für das er die Be- 
von dieser an gerechnet ja zusammen mit der deutung ‘Plejaden’ erweist, unter Heranziehung 
Rechnung nach Nabuneds Regierungsjahren — anderer neuiranischer Benennungen, und dem 
wenigstens so nahe, dass das 3. Jahr nicht 550 | griech. Elelddes einen indogerm. Namen der 
sein könnte. Also von wann an ist 550 das|Flejaden erschlossen. "n 

dritte Jahr? Bliebe nur noch möglich, entweder . Fr. Hommel, der bereits in seinem Grund- 
eine neue Bedrohung Harräns durch die Umman- riss I (1904) S. 222 Anm. 1 das griech. Heid des 
Manda auf das Jahr 553 zu verlegen — das|mit den iran. Wörtern zusammengestellt hatte, 
geht aber wieder nicht, denn von allem anderen |aber in der Weise, dass er das griech. Wort als 
abgesehen kann wobl Marduk im Jahre 557|Lehnwort aus dem Iran. betrachtet, hat oben 
wissen, was drei Jahre spüter geschehen wird, OLZ 1913 Sp. 13 noch den arab. Namen der 
wenn aber die Angabe darüber noch mit in den | Plejaden purajia hinzugefügt, indem er die Frage 
Ausspruch Marduks gehörte, dann würde Na- aufwirft, ob nicht gar der Ursprung desindogerm. 
buned behaupten, dass er das 557 auch schon Sternnamens im alten Heimatlande der Astro- 
gewusst hätte. Das wird er aber in seinem logie, in Ostarabien, zu suchen sei. 

Texte denn doch nicht haben behaupten wollen, Das arab. und das indogerm. Wort stammen 


státigung dafür liefert. 


und das war wohl auch der Grund, weshalb von der gleichen ;-Ableitung der gleichen drei- 
Peiser (in KB III 2 S. 99) lieber annimmt, dass | konsonantigen Wurzel p-r-y (europäisch p-l-y) 
es sich hier um eine Aussage Nabuneds, nicht | viel sein’. Das arabische Wort ist, wie Hommel 
Marduks, handelt, und dazu stimmt auch die bemerkt, ein Deminutiv von parua; aus ursem. 
Form der Erzählung: „Als das 3. Jahr heran|paruaj-. Dieses semit. p-ru-;- könnte dem neu- 
kam". Die Verkündigung Marduks lautet nur: | pers. parv ‘Plejaden’ (Bartholomae a. a. O. 43, 
ul $ba33i; er ist nicht mehr, für Marduk ist er 45, zweifellos aus *parwi-) und den verschiedenen 
bereits abgetan, für Nabuned und andere Sterb- | indogerm. Weiterbildungen zugrunde liegen, her- 
liche freilich erst sechs Jahre später. übergenommen zu einer Zeit vor dem Uebergang 

Mir scheint aber, damit erledigt sich schon | des r in | zwischen den Labialen im Europäischen 


63 


(s. Verf., Semit. u. Indogerm. 1907 § 4), ebenso 
wie z. B. das altslav. tiki, tlümaëi ‘Dolmetsch’ 
Lehnwort aus dem semit. *t-rg"-, t-rg"-m- ist 
(das g“ im Aethiop. erhalten) in assyr. turgumanu, 
targumänu usw. ‘Dolmetsch’ (s. Verf., Vgl. indo- 
germ.-semit. Wörterbuch 1911 S. 244), herüber- 
genommen vor der Verschiebung der nicht em- 

hatischen Medien b, d, g, g" im Indogerm. in 

enues p, t, k, k* und der Wandlung des r in 
l vor dem labiovelaren g" > k* im Europäischen. 
Aber da die Wurzel, von der das arab. Wort 
stammt, semit. p-r-u- ‘viel sein’, in ebenderselben 
Bedeutung auch indogerm. gewesen ist, und da 
die Herleitung des Namens der Plejaden von 
der Wurzel dieser Bedeutung ‘viel (sein) mir 
auch fürs Indogerm. viel näher zu liegen scheint 
als Bartholomaes Herleitung der indogerm. Wör- 
ter von p-lu-j- (so europäisch, im Iran. würde 
das ? durch r vertreten sein) in der Bedeutung 
'Staub' (lat. pulvis), so betrachte ich den Namen 
der Plejaden in der zugrunde liegenden Form 
als gemein-indogerm.-semitisch. Wenn auch der 
Name an éinem Punkt aufgekommen ist, was 
immerhin innerhalb des sem. Zweiges der Ur- 
einheit geschehen sein mag, so konnte doch das 
Wort zu der Zeit, wo es sich weiter verbreitete, 
der Bedeutung seiner Wurzel nach noch ver- 
standen werden, so dass es nicht als Lehnwort 
im Indogerm. zu bezeichnen ist. 

Semit. p-r-u- viel sein (werden), das ein- 
mal durch Hinzutritt einesursprünglich suffixalen 
* aus älterem zweikonsonantigem *p-r- hervor- 
gegangen ist!, liegt nach J. Barth, Etym. Stud. 
S. 12 vor in hebr. 115 an den in Gesen. Hwb. 
unter Kal b) angeführten Stellen, wie in Gen. 
1, 22. 28 Imp. p‘ru (u-r‘bu) ‘werdet zahlreich’. 
Im Arabischen ist das aus dem p hervorgegangene 
f vor dem labialen un zu p geworden?, b-r-w-, 
Perf. bard ‘became many, much’, 4 afra ‘he 
was (became) abundant in cattle or other pro- 
perty’, baryatun ‘a great number (of men, cattle 
or other property), a great quantity (of property)’, 
woneben faruatun ‘abundance, richness’ u. a. 
(s. Lane I 335), = europ. p-l-u- (indoiran. *p-r-4-). 
Diese Wurzel liegt sicher vor in griech. nAovrog 
‘Reichtum’, ioo ‘reich’, ausserdem, wie ich 


1 Dasselbe %- ist andererseits auch an erster Stelle 
vorgetreten in arab. q-f-r- viel sein’ (vgl. Sem. u. Indo- 
germ. 8. 6 unten nach Barth, Etym. Stud. S. 12). Das 
indogerm. Adj. sanskr. purt- gr. moAvs ist eine y-Ableitung 
der durch den Laryngal A- erweiterten Wurzel (*p-r-A-), 
s. u. Note 3. 

* Ebenso wie vor den Labialen b und m, wie in arab. 
palima (m-Erweiterung von zweikonsonantigem *p-l- 
= indogerm. 'p-l- ‘brechen’, Vgl. Wörterbuch 196) ‘it was 
(became) broken in its edge, war (ward) schartig’, balama 
‘machte schartig’, s. Brockelmann Grundr. I S. 232, wo 
„„ andere Beispiele; vgl. auch Hommel oben 13f. 

ote 2. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 2. 


64 


glaube, in lat. plus (altlat. im SC. de Bacc. plous 
aus *pleus)t. 

Von dieser Wurzel haben wir die ;-Ableitung 

semitisch *paruai- (arab. barua; f. applied to 
a woman ‘possessing much cattle or other pro- 
perty), wovon das Deminutiv der Form gutazl- 
arab. burai;à (nach Hommel eigentlich etwa kleine 
‘Vielheit’), ab-buraziä ‘die Plejaden' (und danach 
buraiiä auch ‘a cluster of lamps, generally rest- 
ing in holes in the bottom of a lantern’). 

= iranisch paru-;- (aus *perue;-), mittelpers. 
*paru neupers. parv ‘Plejaden’ (Bartholomaea.a.O. 
42 unten), awest. paoiryaëinyas (so vor -Ca, Plur. 
eines Feminins auf -atni-, wegen welcher Endung 
s. Bartholomae 35ff.), woraus mittelpers. *paruen 
neupers. parvin (s Bartholomae 35 f.), afghan. 
pérüne (nach B. 37. 40 aus *paru(i)iani-), kur- 
disch peirou = perü (aus parui- mit dem häufigen 
Nominalausgang -d, B. 46 f.), überall bedeutend 
‘Plejaden’. 

= europäisch pleu-;- in griech. Hierde, 
Die Endung betrachtet Bartholomae als Analogie- 
bildung nach 'Yadss. Die abweichende Stellung 
des Vokals nach der Liquida im Gegensatz zur 
Stellung vor der Liquida im Iranischen, meint 
Bartholomae, erkläre sich möglicherweise aus einer 
geschehenen Umdeutung, Anknüpfung des Wortes 
an 7Aéw schiffe (wie sie tatsächlich stattgefunden 
hat, s. B. 42) oder an ion. rrAetog ‘voll’ (welche 
Anlehnung sachlich gar nicht in verkehrter 
Richtung leitete, wenn Held des von einer Wurzel 
der Bedeutung ‘viel (sein stammte?). Die ge- 
schehene Anknüpfung bestreite ich nicht, wohl 
aber diegeschehenelautliche Umgestaltung, deren 
Annahme auch Bartholomae selbst S. 41 oben 
als unnötig erkennt, denn p-l-y-, p-lu- (- deutet 
die Stellung des Vokals an) wechselte ursprüng- 


1 Lat. plus lässt sich in keiner Weise lautgesetzlich 
mit dem Komp. sanskr. práyas- avest. prayah- gr. niwy 
altirisch. ia (wozu lat. pleör- im Carmen Sal. und *ples- 
in plérique) vereinigen, daher meistens (mit J. Schmidt, 
Kuhns Zs. 38, 44f.) Umbildung der Endung in *pleus nach 
der Analogie von minus angenommen wird: diese An- 
nahme ist aber völlig unnötig, wenn das u in *pleus gleich 
dem in minus wurzelhaft gewesen ist. Das got. filu und 
ebenso avest. parav- könnten (als Positiv za lat. plüs) 
von derselben Wurzel tertiae 4 stammen, doch wird man 
filu nicht von griech. zodvs und noch weniger avest. parav- 
von sanskr. puráv- trennen wollen, welche Formen y-Ab- 
leitung der oben in Note 1 angeführten Wurzel tertiae 
gutturalis *p-r-A- sind (Plur. episch xo , = sanskr. 
purdvas aus pH), deren Hochtonform europ. plé- (é aus €’) 
indoiran. prá- im oben angeführten Komparativ vorliegt. 

? Die beiden Wurzeln plé- trans. ‘füllen’, wovon att. 
ahéws (aus Fos), ion. nieios, lat. plenus usw., und pié- 
im Komp. iur, del waren, wie ich auf Grund der 
Vergleichung mit dem Semitischen (ois. ‘füllen’ ist = 
semit. m-l-A-) glaube, ursprünglich verschieden (s. Vgl. 
Wörterbuch 162. 199: der Unterschied beruhte auf einem 
uralten Wechsel, s. Sem. u. Idg. S. 76 f.), aber für das 
gemeinindogerm. Sprachgefühl und für das der Griechen 
bestand kein Unterschied. 


Orientalistische Literaturzeitang 1914 Nr. 2. 


lich mit pl-y-, wie denn im Indogerm. in allen 
dreikonsonantigen Wurzeln je nach der ursprüng- 
lichen Betonung ein solcher ursprünglicher 
Wechsel stattfand. — Das neugriech. 7 Hoi 
‘die Plejaden’ erklärt Bartholomae48 überzeugend 
durch „Anschlussan ovdvs viel“ (mit dem Komp. 
movdsotegos neben 7rÄsöregog für altgriech. zléwr, 
nâsiwv). Diese junge Form spricht noch für 
die Zugehörigkeit des Namens der Plejaden zur 
Wurzel der Bedeutung ‘viel (sein). 


Zu Richter Vill 18 ff. 
Von E. Klamroth. 


Richter 8, 4—21 zühlt man mit Recht zu 
den áltesten und daher wertvollsten Stücken 
des AT. Nur eine hässliche Störung unter- 
bricht die klare schöne Erzählung: V 18f. Die 
Schwierigkeiten, die uns das Verständnis des 
heute vorliegenden Textes unmöglich machen, 
sind folgende. 

1. Gideons Frage: wo sind die Männer? 
steht mit der Antwort der Midianiterfürsten in 
keinem Zusammenhange. Die Uebersetzung des 
nbw mit wie beschaffen ergibt abgesehen von 


der sprachlichen Schwierigkeit auch keinen Sinn; 
denn abhanden gekommenen waren die Brüder 
Gideons und ein anderer als die Midianiter- 
fürsten kam für die Tat nicht in Frage. 

2. Recht gezwungen und nur von der 
Verlegenheit eingegeben ist die Behauptung!, 
Gideon rede im Schmerz oder im Zorn: gebt 
mir meine Brüder von den Toten wieder! und 
die Fürsten übergingen kurzerband seine Frage 
um ihre Todesverachtung zu zeigen. Auch wird 
diese Auskunft durch V. 19 abgeschnitten, wo 
Gideon auf die Ermordung seiner Brüder die 
Todesstrafe setzt, aber bis dahin offenbar mit 
der Möglichkeit gerechnet hat, die Midianiter 
hätten sie am Leben gelassen. In diesem Falle 
hätte er sie mit einer leichteren Strafe ge- 
troffen. War aber die Ermordung seiner Brüder 
für ihn noch nicht unbedingt gewiss, so kann 
GEO V. 18 nicht urprünglich sein. 

3. Endlich stehen V. 18 u. 19 zueinander 
sichtlich im Verhältnis von Ursache und Folge, 
wie es ganz die Art der guten alten Erzählungen 
ist. Dem werden die üblichen Erklärungen nicht 
gerecht. 

Das richtige Verständnis des Textes verbaut 
man sich selbst dadurch, dass man Gideons Zug 
von vornherein unter den Gesichtspunkt der 


1 Wäre es Gideon darum zu tun, die Leichen der 
Seinen zu erhalten, so erhielte er auf seine Frage auch 
weiterhin gar keine Antwort. Den Ausdruck DEIN wäre 


in diesem Falle auch nicht denkbar; ferner ist es merk- 
würdig, dass die Leichen verschleppt sein sollen; und 
wären sie es, so würde auch kein Suchen helfen, 


Blutrache rückt. Der Einfall der Midianiter, 
ein gewöhnlicher Streifzug der Beduinenstämme, 
sollte nur Beute bringen; am Morden selbst 
hatten sie nicht das geringste Interesse. Sie 
schleppten mit, was sie nur in die Hände be- 
kamen; die Gefangenen verkauften sie oder 
gaben sie gegen hohes Lösegeld wieder frei. 
Getötet wurde nur, wer hartnäckigen Wider- 
stand leistete. Einen solchen Beduinenraubzug 
schildert uns trefflich 1. Sam. 30; auch hier 
hat nicht etwa „nur Habsucht“ (Budde), sondern 
eine gewiss uralte Praxis „die Amalekiter be- 
wogen, die Bewohner von Siklag... am Leben 
zu lassen“ und fortzuschleppen. Da wahrschein- 
lich Gideons Brüder noch nicht volljährig ge- 
wesen sind, so hat er gewiss gehofft, sie noch 
lebendig den Ráubern wieder abjagen zu können. 
Daher seine Frage: wo sind die Männer? und 
die unverkennbare Gefühlsaufwallung V. 19, 
als er von ihrem Tode erfährt. Jetzt erst fällt 
er das Urteil; jetzt tritt die Blutrache ein: 
meine Brüder, die Söhne meiner Mutter sind 
sie. So begründet Gideon den Todesspruch, wie 
es scheint, fast ungern, da jene wetterharten 
Gestalten ihm Achtung einflössen. Aber die 
Rücksicht auf seine Blutsverwandten zwingt 
ihn dazu. Ein Leser hat nun aus den Worten: 
„meine Brüder, die Söhne meiner Mutter sind 
sie“ auf eine Personalbeschreibung in V. 18 
geschlossen und danach den Text geändert. Die 
Antwort der Midianiterfürsten muss von der 
tapferen Gegenwehr der jungen Leute berichtet 
haben, und wie dadurch ihr Tod notwendig ge- 
worden. Infolge der so entstandenen Verwirrung 
schrieb man nun V. 18 Gr ws anstatt „die 
ihr weggeschleppt habt“, oder eines ähnlichen 
Ausdrucks. 

Auf eine Wiederherstellung des Textes wird 
man gut tun, überbaupt zu verzichten, da man 
nicht weiss, ob der masoretische Text noch 
irgendwelche Anhaltspunkte bietet. 

Vielleicht tut unser Versuch der schönen 
alten Erzählung Genüge, da er den vorliegenden 
Bericht, wie wohl er ihn dramatischer gestaltet, 
dennoch wesentlich vereinfacht. 


The word N Max and its cognate forms. 
By the Rev. W. T. Pilter. 


The repeated occurrence of the word NNN 
in the Aramaic documents from Elephantine 
suggests a fresh inquiry into the derivation of 
it and its various forms. 

The simple word („Tempel“) is used very 
frequently in the first of the three Elephantine 
papyri primarily published by Professor Sachau, 
and in the corresponding places in the second 
document, while, in the third (the report of 


67 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 2. 


68 


what took place in Palestine), the word is avoided | evident by the Cappadocian tablets bearing Se- 
and NMI" M2, or NMI alone, is used in its | mitic inscriptions in the cuneiform script which, 
stead. It is also employed in the Sayce-Cowley as. Thureau-Dangin has shown!, date from a 


documents E 14 and J 5; while in the list of 
personal names in papyrus 21 (P 13480), 1. 9 
e occurs. In the Targums, NX „altar“ 


(Hosea VIII 11, and other passages) signifies 
idolatrous altars; whereas the verb (738), means 


„to hire, pay wages, recompense“ (as in Deut. 
XXIII 4, Judges IX 4, XVIII 4); and the nouns 
TN, NPW „hired servant“ (as in Lev. XXV 53); 
other forms also are in use in the Talmud. 
Hebrew, too, furnishes its quota; e. g., N 


(1. Sam. II 36), which is translated „piece“ (that 
is, a small piece, of silver); Agur (UN, „col- 
lector, compiler“, Prov. XXX 1) from the verbal 
stem "IN (also Deut. XXVIII 39, Prov. VI 8, 


X 5) „to gather-in* grapes, etc. Then we have 
the Greek «yoga, „an assembly of people“, 
which has no cognate form in Latin, and pro- 
bably is a deverbal from the word last quoted. 

A consideration ofthe various examplesabove 
given shows us that two quite different, meanings 
are derived from the root of the word. The 
first is represented by the verb signifying „to 
hire, pay wages“, which occurs frequently in 
the Targums; in the Old Testament in 1. Sam. 
II 36, Deut. XXVIII 39 and in the Book of 
Proverbs; to this group the Greek done might 
be referred. For both this group and the other 
forms of different meaning an ultimate onoma- 
topoetic root "à, „to make a noise“ has been 
assigned, it being employed to designate the 
sound of a gathering of people (so ofthe market, 
wagepaying, or of a political or social assembly); 
and of things, as a harvest. If from this same 
root came the second meaning, that of an , altar“, 
are we to suppose that both Greeks and Cana- 
anites got the words we have been discussing 
from Asia Minor, where the altar was the centre 
of Corybantic rites? 

Such a supposition appears to call for rejec- 
tion because of the existence in Semitic Baby- 
lonian of such words as igru, „wages, pay“, as 
the verb agaru, ,to acquire, hire & person", 
agiru and aggaru, „a hired labourer“, agru „a 
hireliug“; also perhaps might be added egirtu, 
„a letter“ (if that means a message for which 
igru is paid); and because also all these words (ex- 
cept the last) are found in Hammurapi’s Code (for 
instance, in X 4; XXX VI 40; XI 55; XXXVI40; 
X 3). Whence we infer that whether the Greeks 
obtained their «yoga from Asia Minor or not 
the word which we may presume lay at its 
root is certainly of Semitic origin, iud that of 
a very early period. Yet that the word might 
have been borrowed thence in ancient days seems 


century before the beginning of the first dynasty 
of Babylon; probably, however, the Greek loan- 
word comes from a very much later time than that. 

The original idea of the root seems to be 
more nearly indicated by the Babylonian nouns 
igaru (masc.) and agurru (fem.), meaning „a wall, 
enclosure^, and the like, and from which the 
meanings of both ,altar^ and ,assembly“ are 
easily derivable, although they do not appear 
to have been in usein Babylonia. The tri-literal 
Semitic stem is Wm, whence the Hebrew m, 
„girdle“, and Arab. , „a prohibited place“, 


in the plural: „wall, enclosure, dam“. But as 
the derived idea of ,gathering“ becomes so 
obvious in Deut. XXVIII 39 and in the Book 
of Proverbs, this signification would appear to 
be peculiarly Canaanite, and the probability 
is, therefore, that the Greek ayoga was derived 
from the Phoenicians. 


Besprechungen. 


Hermann Gunkel: Genesis übersetzt und erklürt. 
Dritte neugearbeitete Auflage mit ausführlichem Re- 
gister von Paul Schorlemmer. CIV, 510 S. gr. 8°. Preis 
M. 11 —, in Lwdbd. M. 12 —, in Halblederbd. M. 13 —. 
Góttingen, Vandenhoeck u. Ruprecht, 1910. Bespr. 
v. Wilhelm Erbt, Neumünster. 

Gunkels Genesiskommentar liegt in dritter 
Auflage vor, vielfach umgearbeitet, aber nicht 
veründert. Schon im Vorwort bemerkt der Ver- 
fasser, dass er Jensens Gilgameschepos in der 
Weltliteratur und Vólters Aegypten und die Bibel 
nicht gebucht habe. Warum nicht? Der sach- 
kundige Leser werde es verstehen! Es ist merk- 
würdig, wie oft ich einer solchen Wendung be- 
sonders gegen Jensen in den letzten Jahren be- 
gegnet bin. Ein Mann, der jahrelange Arbeit 
aufgewendet hat, ist doch wahrhaftig kein Narr, 
den man achselzuckend stehen lüsst. Warum 
raffen sich die Theologen nicht zu einer Wider- 
legung auf? Der sachkundige Leser dürfte ver- 
muten, dass ihnen die Sachkunde zu ernsthafter 
Widerlegung fehlt. 

Gunkel hat sich in einer Anmerkung gegen 
Stucken, Winckler, Jeremias und mich gewandt 
(S. LXXVIIIf.). Er führt zunächst gegen un- 
sere Deutung der Genesiserzählungen an, „dass 
die Sagen der Genesis, besonders in ihrer Ur- 
gestalt, nicht den haarspaltenden Scharfsinn und 
den Geist der Gelehrsamkeit zeigen, den man 
ihnen zumutet, sondern dass sie die frischen und 
natürlichen Erzeugnisse eines kräftig empfinden- 
den Volkes sind.“ Was die Genesis bietet, 


1 La Date des Tablettes Cappadociennes, Rev. d' Ass. 
VIII (1911) pp. 142 ff. 


sollen also Volksdichtungen sein! Der deutsche 
Schreibtischmensch, der „das Volk“ nur an Sonn- 
und Feiertagen und als Ferienreisender besucht, 
der es nur von weitem kennt, glaubt natürlich 
an das Dasein einer Volksdichtung. In diesem 
Glauben liegt ein Erbteil Rousseau’scher Natur- 
betrachtung vor. Aber jeder, der aus dem „Volke* 
die Fähigkeit zur Gestaltung in sich fühlt, sucht 
ängstlich die Anlehnuug an das Muster der Ge- 
bildeten. Wenn er aber wirklich nach im „Volke“ 
lebenden Mustern gestaltet, so mögen diese Formen 
dem Gebildeten der Gegenwartdörfisch unddarum 
„natürlich“, „frisch“, „vulkstümlich“ erscheinen; 
aber einmal sind diese Formen, wie die soge- 
nannten Volkstrachten, Erzeugnis der Gebildeten 
gewesen, nur dass diese inzwischen vorangekom- 
men sind und sie nicht mehr als Eigentum an- 
erkennen mögen oder können. Der heutige Ge- 
bildete begrüsst die vom Volke bewahrten Aus- 
drucksformen einer vergangenen überholten Kul- 
turstufe deshalb als „frisch“ und „natürlich“, weil 
er, eingeschränkt durch die komplizierter ge- 
wordene Gegenwart, Natur zu sehen glaubt, wo 
nur Altertümlichkeit vorliegt, Frische, wo nicht 
derjenige gelehrte Aufwand getrieben wird, den 
er täglich gewohnt ist. 

Und welchen angeblich haarspaltenden Scharf- 
sinn und welchen Geist der Gelehrsamkeit muten 
wir den Genesiserzühlungen zu? Gunkel selbst 
zeigt z. B., wie die Genesis Namen in einer 
Weise erklärt, die die heutige Sprachwissenschaft 
als Wortwitze belächelt. Er nennt diese Er- 
klärungsweise volkstümlich. Aber wie, wenn das 
einst Gelehrsamkeit, vollständiggültiges Verfahren 
der Wissenschaft einer vergangenen Zeit gewesen 
ist, die „das Volk“ vielleicht heute noch übt? 
Gunkel endet mit dem Schlagwort „volkstüm - 
lich“; und die Sache, auf die es ankommt, die 
erklärt werden muss, bleibt dunkel wie zuvor. 

Ferner sollen die Genesiserzählungen „ur- 
sprünglich wiealle Volkserzählungenals einzelne 
Geschichten bestanden haben, darum dürfe man 
in ibnen kein umfassendes System suchen“. Zu- 
nächst interessiert uns der gegenwärtige Bestand 
der Genesis, nicht die hypothetischen „einzelnen 
Geschichten“. Jener ist das unmittelbar und 
tatsächlich Gegebene, diese bestehen zunächst 
nur in der Theorie Gunkels. Und diese Theorie 
ist noch lange nicht so gesichert, wie sie sich 
gibt. Wer weiss, was die Zukunft zu unserer 
Quellenscheidung sagen wird! Ansätze zu einer 
neuen Betrachtungsweise sind vorhanden. Aber 
ganz abgesehen von diesen Zukunttsmüglichkeiten, 
warum soll nicht den hypothetischen „einzelnen 
Geschichten* eine bestimmte gemeinsame Welt- 
anschauung zugrunde liegen? Gunkels Schluss 
ist durchaus unlogisch. Wenn eine Baulichkeit 
auch von einem Sachverständigen nicht als ein 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 2. 


70 


einheitliches Ganzes angesprochen werden kann, 
warum sollen die einzelnen Ziegel deswegen 
sämtlich uneinheitlich sein, aus denen sie er- 
richtet ist? Sie können sehr wohl aus einer 
Form stammen und aus gleichem Stoffe sein. 
Jenes behauptet ja selbst Gunkel. Was ver- 
sucht er denn anders, als eine solche einheit- 
liche Form, „ein umfassendes System“ nachzu- 
weisen, wenn er ein Kapitel über die Kunstform 
der Sagen der Genesis schreibt? Und gibt 
er damit die einheitliche Form der „einzelnen 
Geschichten“ zu, so versteht man es nicht, wie 
er es ungeheuerlich finden kann, wenn wir auch 
den Stoff auf seine Einheitlichkeit hin unter- 
suchen. Er begnügt sich mit der Frage nach 
der Darstellungsweise. Wir fragen nach dem 
Geiste, der allen einzelnen Teilen ge- 
meinsam ist. Er hat die Teile in seiner Hand, 
fehlt leider! nur das geistige Band. Er hat sich 
selbst in das Glashaus gesetzt, das er uns ein- 
werfen móchte. Er móchte den Teufel der ein- 
seitigen Literarkritik austreiben, die mit Hilfe 
der Form den Geist der Zeit, die geistige Ent- 
wickelung erfassen wollte. Aber er treibt den 
Teufel mit Beelzebub aus, indem er sich ürger 
auf die Darstellungsform wirft, als es die Lite- 
rarkritik getan. Gunkel wird vielleicht hinter 
die Griffe und Kniffe der alten Erzähler kommen, 
vielleicht, sage ich — aber ihres Geistes hat er 
keinen Hauch verspürt. 

Drittens sei „es ebenso unbeweisbar wie un- 
wahrscheinlich, dass die hebräischen Erzähler 
in astronomischen Gedanken babylonischer Her- 
kunft gelebt haben“. Inwiefern es unbeweisbar 
und unwahrscheinlich sein soll, sagt uns Gunkel 
leider nicht. Für ihn existiert noch kein Amarna, 
keinBoghazköi. Für ihn istPalästina noch immer 
die weltabgeschiedene Inselim brandenden Völker- 
meer, wie zu Zeiten Wellhausens, als man es nicht 
anders wissen konnte. Zu dieser These brauche 
ich heute kein Wort mehr zu verlieren. 

Endlich sei „es eine schwer begreifliche, ja 
groteske Einseitigkeit, dieErklärung aller Mythen 
in dem Kalender zu suchen?“ Was ist behaup- 
tet worden? „Die Grundgedanken deralten Welt- 
anschauung sind Himmelsbild = Weltenbild, Ma- 
krokosmos = Mikrokosmos, die Gestirne sind die 
vornehmste Offenbarung des göttlichen Waltens 
im Himmel und auf Erden mit bezug auf Ma- 
krokosmos wie Mikrokosmos“ (OLZ 1909 Sp. 525). 
Jene Formulierung, die Gunkel dieser These ge- 
geben hat, muss dem unsachkundigen Leser aller- 
dings beim ersten Hören grotesk klingen, zumal 
sich der Durchschnittseuropäer vom Kalender 
keine rechte Vorstellung machen kann, weil er 
nichts von der Kalenderwissenschaft versteht. 
Aber man schlage nur einen katholischen Ka- 
lender mit seinen Tagheiligen auf, um sofort zu 


71 


sehen, welche Bedeutung der Kalender für die 
Religion haben kann. Oder man denke an die 
römischen Fasti. 

Schliesslich führt Gunkel noch ein paar aus 
dem Zusammenhang gerissene Behauptungen 
Stuckens und Wincklers an. Es ist das eine be- 
liebte Methode, uns zu bekämpfen, wie sie neuer- 
dings auch ein gewisser Dibelius anwendet. Ich 
mache mich anbeischig, auf diese Weise Gunkel 
aus seinem Genesiskommentar zuironisieren, dass 
er sich nicht wiedererkennt. Ich frage alle Welt, 
ist das eine sachliche Kampfesweise? Wird 
man einem Buche, wie den Astralmythen Stuckens 
gerecht, wenn man aus ihnen anmerkt: ,Wie 
Etana, nach dem babylonischen Mythus vom Adler 
zum Himmel emporgetragen, auf die Erde her- 
abschaute, so schauen nach Stucken auch Abra- 
ham und Lot von Bethel ins Land, so blickt Abra- 
ham zum Himmel und auf Sodom“? Einen Gegner 
soll man lieber als Riesen, nicht aber als Zwerg 
behandeln. Man soll ihn klüger nehmen, als er 
ist, nicht aber ibn als Narren vorführen. 

Gunkel schliesst mit dem Satze: ,Man darf 
von dem gesunden Sinne der Zeitgenossen er- 
warten, dass das ganze ‘System’ demnächst ver- 
dientermassen zusammenbricht“. lch bedaure 
es, diesen Satz in einem Buche, das Anspruch 
auf wissenschaftliche Behandlung der Probleme 
erhebt, zu lesen. Ihn hat die Aufregung über 
die Fortschritte geschrieben, die die Sache der 
vier Angegriffenen macht; er soll mir aber wert 
sein als das offene Eingestündnis der Ohn- 
macht, aus eigener Kraft die neue Wissen- 
schaft zu überwinden. 

Verlassen wir diese Seite des Buches! ,My- 
then sind Góttergeschichten", belehrt Gunkel den 
Leser, ,im Unterschiede von den Sagen, deren 
handelnde Personen Menschen sind.“ Diese Er- 
klärung berücksichtigt eine Aeusserlichkeit und 
dazu noch in höchst unglücklicher Weise. Wenn 
eine Erzählung von ihrem Helden behauptet, zwei 
Drittel von ihm seien Gott, ein Drittel Mensch, 
ist sie ein Mythus. oder eine Sage? Wenn eine 
Geschichte die göttliche Zeugung ihres Helden 
berichtet oder seine Geburt aus einer Göttin, ist 
sie ein Mythus oder eine Sage? Der von Gunkel 
belehrte Leser wirddiese Fragennicht beantworten 
können. Aber „für die Genesis brauche er keine 
ausführliche Auseinandersetzung über Ursprung, 
Art und Ursion des Mythus*, erhält er zum Trost 
als Antwort. Hier liegt die Schwäche des Gun- 
kelschen Buches.. Sein Verfasser ist sich 
über Mythus und Sage selbst nicht klar. 
Darum vermag er uns nicht zu folgen, die wir 
die hinter Mythus und Sage stehende Weltan- 
schauung festzustellen unternehmen, darum kann 
er uns nurablehnen undzur Ablehnung empfehlen, 
nicht aber widerlegen. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 2. 


|Boden verdammt. 


72 


Was Gunkel seinem Leser als Trost für die 
Nichtbeantwortung der Hauptfrage bietet, sind 
wieder nur einige Aeußerlichkeiten. „Manche 
Mythen antworten auf Fragen und wollen be- 
lehren.“ Jawohl, das hat man aber schon vor 
Gunkel angenommen. Aber woher nehmen sie 
dasRecht zu solcher Belehrung, aus welcher Welt- 
anschauung herausbeantworten sie Fragen? Dieses 
Problem drängt sich auf, wenn man sich bei Gun- 
kels Worte, ,in der Schópfungs- und Paradieses- 
geschichte lägen Anfänge der Theologie und Phi- 
losophie vor“, etwas denken soll. 

Ich habe es schon einmal ausgesprochen, dass 
die ganze Betrachtungsweise Gunkels aus der 
Germanistik herübergenommen sei. So ist ihm 
jetzt ein Aufsatz von Olrik „Epische Gesetze 
der Volksdichtung“ aus der Zeitschrift für deutsches 
Altertum Eideshelfer. „Wer Olriks Aufsatz mit 
dem oben Vorgetragenen vergleicht, wird zu sei- 
ner eigenen Verwunderung bemerken, wie richtig 
Olriks Behauptung ist, dass es bestimmte epi- 
sche Gesetze aller Volksdichtung gibt, die in 
der gemeinsamen Geistesanlage' der primitiven 
Völker begründet sind“. Wenn man statt „Volks- 
dichtung“ Erzeugnisse einer für uns über- 
holten Kulturstufe und statt „gemeinsame 
Geistesanlage der primitiven Völker“ — man 
freut sich ordentlich, unter diesem neuen Namen 
dem vertrauten Gesichte von Bastians „Völker- 
gedanken“ wieder zu begegnen — gemeinsamer 
Geistesbesitz der auf jener Kulturstufe 
stehengebliebenen Völker sagt, so trifft man, 
was Gunkel bei uns vier Leuten in Grund und 
Er hat auf das alte Kleid der 
Literarkritik, die sich nur mit der Form des 
Alten Testaments beschäftigte, einen neuen Tuch- 
lappen, seine „ästhetische Sagenanalyse“ zu setzen 
versucht. Gewiss hat er im einzelnen manche 
gute Beobachtung beigebracht, wie ja auch die 
Literarkritik ihre unbestreitbaren Verdienste hat. 
Aber solange die Form noch nicht den Stoff be- 
deutet, wird jede einseitige Beschäftigung mit 
ihr einen engbegrenzten Gesichtskreis besitzen. 


K. Albrecht: Neuhebráische Grammatik auf Grund 
der Mišna bearbeitet. (Clavis linguarum semiti- 
carum edidit Herman L. Strack. Pars V.) VI, 136 8. 
8°. München, C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung, 
1913. M. 4 —. Bespr. v. Da v. Künstling er, Krakau. 


Diese Grammatik bietet ein sehr gutes Hand- 
buch für Semitologen und Theologen. Der Ver- 
fasser, der die einschlägige Literatur beherrscht, 
hat in Kürze fast alles, was zur Sache gehört, 
gründlich in dieser Arbeit benutzt. Nur das 
öftere Etymologisieren sollte aus der Gramma- 
tik ausgeschieden worden sein. 80 (S. 7) n 
wechselt mit y, vgl. U eigentlich Gebeugtsein 
yn2. Das Beispiel ist nicht zutreffend, da ro 
eher dem si entspricht, (S. 8) miënisch nyt 


73 Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 2. 74 


bh. in sollte auf Ezech. 13, 10, (S. 63) wen | geschichtlichen Forschung für seine Zwecke her- 
auf Gen. 47, 26, (S. 64) mbox auf I Reg. 19, 8 | anzuziehen. Freilich insofern Babylon auch in 
verwiesen werden. Wäre oW künstliche Unter- religiöser Beziehung eine überragende Stellung 
scheidung von CY = Gott, wie Verfasser (S. 13. in Vorderasien einnahm und die babylonische 
24. [s. Brockelmann, Grundr. d. vgl. Grammatik Gottesidee tatsachlich wenigstens dem Wesen 
d. sem. Sprachen I 503] 59) meint, so könnte nach auch die der meisten kulturell von Baby. 
man nicht nt n"zy cw sagen (S. 24). pisos RE abhängigen Völker gewesen, ist der Titel 


A : ; auch formell gerechtfertigt. 
5 88) Se wig pans pm 200 Babe Verfasser Bringt inn Stoff in sechs, zum 
nur c winge e eu e D am e » a - Ld . e. 
batsabend“, soll, wie (S. 36. 59) „Abend vor | 1 EU sehrumfangreichen Kapiteln zur Darstellung, 


! à Be: von welchen sich die beiden ersten ausschliess- 
Sabbat“ — pan = an ge lich mit der babylonischen Religion und ihrer 
nısse verrä e Uebersetzung (8. pn 


Stellung zum Monotheismus beschäftigen. Daran 
Nw "mp WN „Wenn er über alle gesprochen reiht sich eine Darlegung über das Verhältnis 
hat bon, so ist er frei“. 52nw' ist hier keine Be- | der übrigen Völker Vorderasiens zur babylonisch- 
dingung, sondern die Bezeichnung der Benediktion àssyrischen Religion und zum Monotheismus. 
1979 mmi banw. Es muss somit übersetzt werden: Kapitel 4 und 5 bringen eingehende Unter- 


»Wenn man über allerlei Früchte den Segens- 
spruch ong: (st. anderer speziell vorgeschriebe- 
ner Segenssprüche) gesagt hat, so hat man Ge- 
nüge geleistet“. (S. 40) ...w pw? en ist nach 
(S. 115) zu korrigieren. (S. 42 u.) MN vz 
ist erz MD zu lesen und nach (S. 30) „So viel 
(Zeit) zur (ehelichen) Verunreinigung (der Frau) 
genügt“ zu übersetzen. In Gittin 3, 3 (S. 44) 
ist nicht Cp, sondern Cp „lebend“ zu lesen. — 


Zum bequemern Gebrauch der Grammatik wird 
wohl der Verfasser bei der zweiten Auflage 
dieses Buches, die recht bald erscheinen mag, 
wenigstens die Paradigma der Pronomina und 
Verba tabellarisch zusammenstellen. 


Johannes Hehn: Die biblische und die babyloni- 
sche Gottesidee, die israelitischo Gottesauf- 
fassung im Lichte der altorientalischen Reli- 
gionsgeschichte. XII, 436 S. m. 11 Abbilgn. 8°. 
M. 9—, geb. M. 10—. Leipzig, J. C. Hinrichs'sche 
re UE 1913. Bespr. v. S. Landersdorfer, 


ttal. 

Während der Verfasser, der sich das Grenz- 
gebiet zwischen Bibel und Assyriologie zum 
speziellen Forschungsgebiet ausgewählt zu haben 
scheint, in seinen früheren Publikationen nur 
einzelne mehr untergeordnete Materien in die- 
ser Hinsicht behandelt hat, wagt er sich in der 
vorliegenden Arbeit an „das Problem der alt- 
testamentlichen Wissenschaft“, dem dasAT über- 
haupt seine weltgeschichtliche Bedeutung ver- 
dankt, an die israelitische Gottesidee, und be- 
leuchtet sie in grosszügiger Weise unter Auf- 
gebot einer umfassenden Literaturkenntnis mög- 
lichst allseitig durch die Forschungsergebnisse 
der altorientalischen Religionsgeschichte. Dem 


reichen Inhalt des Werkes wird eigentlich nur: 


der Untertitel vollauf gerecht, denn Verfasser 
beschrünkt sich keineswegs auf das von der 
Assyriologie dargebotene Material, sondern sucht 
nac 


| der 


suchungen über die Geschichte und Entstehung 
der verschiedenen biblischen Gottesbezeichnun- 
gen. DasSchlusskapitel endlich skizziertin klarer, 
verstándlicher Weise die Grundzüge der israeli- 
tischen Religion gegenüber der babylonischen. 
Es würe Vermessenheit, am Gesamtergebnis 
gewaltigen Arbeit rütteln zu wollen, auch 
fällt es mir nicht ein, durch kleinliche Nórge- 
leien das Urteil über dieselbe zu beeinträchtigen t, 
es sei mirnur gestattet, ein paar Bemerkungen an- 
zufügen, die sich mir bei der Lektüre, haupt- 
sächlich der Kapitel 4 und 5, aufgedrängt haben. 

Im Gegensatz zu Lagrange u. a. sucht Hehn 
den Nachweis zu führen, dass ilu oder él nicht 
Eigenname eines ursemitischen Gottes sei, son- 
dern ein Appellativname, der nichts anderes be- 
deute als „Herr“ oder „Führer“ (von der Wurzel 
MIN „vorne sein“) und noch von den babyloni- 
schen Semiten als Aequivalent von „König“ oder 
„Machthaber“ gefühlt worden sei. M. E. kann 
diese Frage wenigstens auf Grund des vorliegen- 
den Materials überhaupt nicht entschieden werden; 
denn das in Betracht kommende inschriftliche 
Material ist so verschiedenartig, dass es jeder 
der beiden Ansichten hinreichend Belege bietet, 
man vergleiche nur, was Hehn selbst über den 
Gott Dee bei den Südarabern sagt (S. 197 f.). 
Das letzte Wort hat hier wohl überhaupt nicht 
die Philologie oder Etymologie, sondern die Völ- 
kerpsychologie zu sprechen, und da scheint es 


|mir doch recht fraglich, ob ein abstrakter Be- 


griff 5x = Gott entstehen konnte ohne Anlehnung 
an einen konkreten Gott dieses Namens. Auch 
wenn man annimmt, dass es sich hier um einen 
allgemeinen Begriff handelt, der von den mensch- 


! Nur ganz nebenbei möchte ich auf die hebräische 
Schwurformel via pw hinweisen zum Vergleich mit der 


Namenbildung mittels Summa la S. 169f. Zu 8. 270 Er- 


Möglichkeit, die gesamten nur irgendwie! klärung des ' bw) wären vielleicht die Tempelttirme 


in Betracht kommenden Ergebnisse der religions- | heranzuziehen. 


75 


lichen Verhältnissen auf den Gott übertragen 
worden ist, ähnlich wie ya, so steht dem wieder 
die Tatsache gegenüber, dass andererseits ge- 
rade bei den Semiten die Neigung herrschte, 
Eigennamen zu Appellativbezeichnungen abzu- 
schwächen (vgl. wew, Hehn S. 144 f.). 

Aehnlich dürfte es sich mit der Gottesbe- 
zeichnung Jau verhalten, die Hehn in genialer 
Weise mit „Wesen, Existenz“ erklärt (S. 242 ff). 
Meine frühere Auffassung, wonach Jau Gottes- 
name ist, und zwar bereits in vormosaischer 
Zeit (vgl. Bibl. Zeitschr. X 24ff.), bedarf aller- 
dings einiger Modifikation oder wird vielmehr 
dadurch nur ergänzt. Denn dass auch Jau wie 
ilu schon in ältester Zeit appellative Bezeich- 
nung des göttlichen Wesens ist, hat Hehn zur 
Evidenz nachgewiesen. Ob aber die Bedeutung 
auch tatsächlich die ursprüngliche ist, wird nach 
wie vor fraglich bleiben. Namen wie un Jau-bidi 
(Gottesdeterminativ!) scheinen doch nahezulegen, 
dass Jau auch als Eigenname gefasst worden 
ist. Sei dem, wie ihm wolle, mag nun Moses 
einen bereits vorhandenen Gottesnamen oder 
eine allbekannte, dem semitischen Orient ge- 
läufige Bezeichnung des göttlichen Wesens her- 
genommen haben, um sie zum Eigennamen des 
israelitischen Nationalgottes zu stempeln, es ist 
und bleibt höchst interessant, dass die Deutung, 
die er ihm gibt, sich sachlich deckt nicht nur 
mit der etymologischen Bedeutung von iau, son- 
dern auch mit der des vielumstrittenen Namens 
Ja'we-ilu, falls hier, wie Breitschaft gegen meine 
oben zitierten Ausführungen nachzuweisen sucht 
(Bibl. Zeitschr. X S. 238f.), Ja'we wirklich 
Verbalform sein sollte. 

Auf zwei Tatsachen móchte ich aber zum 
Schluss noch hinweisen, einmal, dass sich die 
Verbalform ia we bisher noch in keinem süd- 
arabischen Namen gefunden hat, dann dass die 
appellative Gottesbezeichnung iau noch nicht 
mit dem Pronominalsuffix nachgewiesen werden 
konnte. 


W. Schmidt: Der Ursprung der Gottesidee. Eine 
historisch-kritische und positive Studie. Historisch-kri- 
tischer Teil. 510 S. gr. 8°. M. 7.60; geb. M. 10 —. 
Münster i. W., Aschendorff, 1912. Bespr. von Marie 
Paneritius, Königsberg i i. Pr 

In dieser historisch-kritischen Uebersicht über 

die Religionsforschung seit dem Anfange des 19. 

Jahrhunderts legt der Verfasser das Hauptgewicht 

auf die Betrachtung der von den Ethnologen auf- 

gestellten Theorien über die Anfänge der Re- 
ligion und bespricht in lebhafter, stellenweise 
auch ironischer aber durchaus sachlicher, den 

Vorzügen der bekümpften Aufstellungen gerecht 

werdender Polemik die von der Forschung schon 

überholte Theorie Lubbocks, den Manismus Spen- 
cers, in besonders aufmerksamer Betrachtung 


Orientalistische 75 Orientalistische Litersturseitung 1914 Nr. 2. — — — — 16 1914 Nr. 2. 


76 


und grosser Ausführlichkeit den Animismus Tylors 
und seiner Gefolgschaft, die im wesentlichen 
seinen eigenen Anschauungen entsprechende 
präaniwistische Theorie A. Langs, die Auf- 
stellungen der Gegner derselben und schliesslich 
die präanimistischen Zaubertheorien von Guyau, 
King, Marett, Hubert und Mauss, Preuss, Leh- 
mann, Vierkandt und Hartland. 

Den theologischen Kreisen im allgemeinen 
macht Verfasser den Vorwurf der Gleichgültigkeit 
diesen neuen Anschauungen gegenüber; er selbst 
bewertet das von der Ethnologie aufgehäufte 
Tatsachenmaterial für die Erforschung von Ur- 
zuständen sehr viel höher als ,innere^ Gründe 
und ideologische Ursprungstheorien. Weil vor 
dem 5. Jahrtausend v. Chr. überall primitive 
Zustände geherrscht haben müssen!, erkennt 
P. Schmidt die Zustände der äusseren Kultur 
der Naturvölker als erstarrte Vorstufen der 
Entwickelungsstufen der Kulturvölker an, will 
aber noch in diesem Werk eine von den herr- 
schenden Anschauungen merklich abweichende 
Antwort auf die Frage geben, wie das Verhältnis 
der Naturvölker zu den Kulturvölkern in Hinsicht 
auf die innere, geistige Kultur aufzufassen ist 
(S. 15 A. 1). Und dies scheint mir der springende 
Punkt zu sein. Denn ging bei vorschreitenden 
Völkern nicht die geistige Kultur der äusseren 
voran, während wir bei den heutigen Primitiven 
das Entgegengesetzte sehen? Sind von uns aus 
gemessen ihre Werkzeuge nicht zweckmässiger 
als ihre Vorstellungen verständig sind? Ist nicht 
ihr technischer Apparat wirklich die organisch 
gewachsene Vorstufe des unsrigen, während ihre 
Gedankenwelt etwas Verschobenes, schwer Er- 
klärbares hat? Inihrem Wirtschaftsbetrieb scheint 
sich die zweckmässige Tat junger Kulturschöpfer, 
in ihrer Vorstellungswelt aber der in schwachen 
Gehirnen verkümmerte Rest von Hause aus 
jedenfalls verständlicher Ideen erhalten zu haben. 

Bei der gegenwärtigenLage der Dinge müssen 
wir indessen P. Schmidt recht geben, wenn er 
das Hauptgewicht auf die Erforschung primitiver 
Völker legt (S. VII), denn auf den hier beob- 
achteten Zuständen sind die Theorien aufgebaut, 
mit denen sich der Religionsforscher zunächst 
abfinden muss. Allein ich bestreite, dass die 
hier gewonnenen Resultate vorzugsweise ge- 
eignet wären, ur- und vorgeschichtliche Zustände 


1 Das 5. Jahrtausend scheint mir als Grenze einer 
die heutigen Primiti ven übersteigenden Kultur zu niedrig 
gegriffen. Haben doch schon die jungdiluvialen Jäger in 
ibrer Kunst viel vor jenen voraus, und es wäre doch ein, 
wenn auch spiraliger Fortschritt zu erwarten. Ferner 
scheinen mir Motive der altbabylonischen Kunst — wie 
der Adler von Lagaš — dafür zu sprechen, dass — wie 
der weitblickende Hugo Winckler schon sah — der baby- 
lonischen Kultur noch andere höhere Kulturformen voran- 


gingen, 


78 


11 Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 2. 


zu beleuchten. Nicht die Oberschichten der|fassen könnte. Wie konnte der Diluvialjüger, 
Kulturvólker, nicht ihr Schrifttum sondern ihr! dessen Hóhlenmalereien Totemismus verkünden, 
Volkstum, ihr Jugenderinnerungen bewabrendes das Tier, das er jagte, dessen er sich bemächtigte, 
Folklore müsste befragt und von dem von der über sich stellen? Und wenn es noch ihm damals 
Ethnologie gegebenen Anstoss aus erforscht | vielleicht unbezwingliche Tiere wie der Hóhlenbür, 
werden. Wenn auch der rezente primitive wie der Höhlenlöwe gewesen wären, nicht Ziege, Rind, 


der geistesschwache Mensch dem Kinde nahe 
steht, so ist er doch kein Kind; die Kindheits- 
erinnerungen intelligenter Völker werden wie die 
intelligenter Menschen lebhafter und weniger 
verschoben sein als die von schwach begabten 
Individuen und Rassen. Und wo es sich um eine 
Kulturleistung wie die Religion handelt, können 
diese nicht die Hauptzeugen sein, wenngleich 
ihr Zeugnis durchaus nicht verworfen werden 
soll. Spuren von Anschauungen der rezenten 
Primitiven bei Kulturvölkern müssen nicht ohne 
weiteres so gedeutet werden, als ob diese einstens | 
getreue Abbilder jener waren, als ob Totemismus, 
Animismus usw. notwendig Begleiterscheinungen 
ganzprimitiverZuständegewesenseinmüssen, 
sondern man soll ihr eigentliches Wesen zuerst 
bei den Kulturvölkern zu erforschen suchen. 
Von der eigenartigsten Erscheinung in der 
Vorstellungswelt der Primitiven, dem Totemismus, 
treffen wir bei denKulturvölkern deutliche Spuren. 
Auch europäische Helden- und Fürstengeschlech- 
ter leiten ihren Ursprung vom Tiere her. Ein 
Bär wurde Stammvater eines dänischen Königs- 
geschlechts!, der Vater Sigurds lief als Wolf 
umher, und das Geschlecht der Wälsungen 
stammt von einem Wolfsgott. Die Schweins- 


|Pferd, in Altamira hauptsächlich die Hirschkuh. 


Nur den Elementargedanken ausschliessende 
Umwege konnten zu jener Anschauung führen. 

Nachdem er zu jagdlicher Ueberlegenheit 
gelangt, machte der Mensch die Beobachtung, 
dass das Tier nicht schutzlos seiner Willkür 
preisgegeben sei’, Als Ausdruck der Schutz- 
mittel des Tieres schuf er eine Reihe von Ge- 
stalten, die Vorbilder Engidus, des Riesen von 
Brecheliande (Artussage), des slawischen Wolfs- 
hirten und der unendlichen Reihe der die Märchen 
belebenden Tierherrscher, deren Entstehen aus 
den Erscheinungen der Jagd und der Psyche 
des Jägers zu erklären und deren historische 
Entwickelung vorzuführen, ich mir hier versagen 
muss. Dader Gottesgedanke, wie wirnoch erörtern 
wollen, jungdiluvialem Totemismus weit voran- 
gegangen zu sein scheint, so liegt die Vermutung 
nahe und wird durch die diluviale Kunst auch 
bestätigt?, dass mit dem höheren Jägertum eine 
Jägerreligion — wie später mit dem Ackerbau 
eine agrarische Religion? — sich herausbildete, 
und dass jene Schutzmächte der Tierwelt in 
tierischer Erscheinungsform — wovon Engidus 
Stierhaare, die Borsten der Merovinger, die Eber- 
gewehre und Eulenaugen des Riesen von Breche- 


borsten, die der Sage nach den Merovingern auf liande noch Reste — eine Rolle darin spielten. 


dem Rücken wuchsen, die gerade von den ältesten | 


Adelsgeschlechtern im Wappen geführten Tiere, 
ferner Stammsagen, nach welchem z. B. in Mittel- 
italien die Samniten von einem Stier, die Hir- 
piner von einem Wolfe, die Picenter von einem 
Specht in ihre Wohnsitze geführt wurden, Tier- 
namen bei arabischen Stämmen? Speiseverbote 
bei Kulturvölkern, alles sind Varianten dieses 
Motivs. Und dass vor langen Zeitläuften Tote- 
mismus das geistige Leben der Blütezeit europäi- 
scher Urkultur beherrschte, zeigt die Tatsache, 
dass man auf den Höhlenwänden andere Tiere 
darstellte, als man auf der Jagd erbeutete“. 
Jägervölker, deren Lebensaufgabe die Natur- 
beobachtung war, wussten, dass der Mensch nur 
vom Menschen, der Bär vom Bären, der Wolf 
vom Wolfe abstammen konnte. Und nun sollten 
sowohl Vorfahren der Naturvölker als auch ur- 
zeitliche europäische höhere Jäger den, Elementar- 
gedanken“ gehabt haben, dass der Mensch vom 
Tiere abstammen, und dass ein Völkerkreis 
Menschen verschiedenster Tierabstammung um- 
1 Afzelius: Volkssagen Schwedens II S. 180 ff. 


* Vgl. Hórnes: Natur-u. Urgesch. d. Menschen IIS. 583. 
s Cartailhac et Breuil: La caverne d'Altamira S. 139. | 


Und von diesen göttlichen Gestalten, nicht 
von den Tieren, leitete der Mensch — als sie 
ihm in religiósem Kult aus feindlichen Gewalten 
vertraute Jagdgótter wie der finnische Tapio und 
sein weibliches Gefolge geworden waren — 
seinen Ursprung her; sie- wurden Stammgötter, 
Väter, Führer, ihre — in heiligen Herden ge- 
pflegten tierischen Vertreter — soweit sie sich 
dazu eigneten — Haustiere. Dass es die Gott- 
heit, nicht das Tier war, klingt aus dem tote- 
mistischen Nachhall in Europa deutlich heraus. 
Neben dem Wolf Siegmund steht als Stammvater 
der Wolfsgott Odin, die Schweinsborsten der 
Merovinger stimmen zu dem in germanischen 
Landen nachweisbaren Kult des Ebergottes Fräi 
Auch dürften die zahlreichen zum Hirsch in 
Beziehung stehenden weiblichen Sagengestalten 
und die so häufig als Ernährerin ausgesetzter 
Kinder und somit als Stammutter auftretende 

1 Vgl. auch: Deutsche Jigerzeitung 1909 Bd. 53 S. 180 ff. 
„Aus ritterlichem Geschlecht.“ 

? Cartailbac et Breuil: La caverne d’Altamira, S. 230. 


* Deren Abhängigkeit vom Monde die Ausgrabungen 
des jüngeren Steinzeit bestätigen. (s. von Spiess: Prähi- 


storie und Mythos). 
* Vgl. Grimm, D. Mytb.* S. 325 auch 176. 


79 


Hindin ein Nachklang der Hirschkuh von Alta- 
mira und die anfangs religiöse, später mytholo- 
gische Umdeutung der Tatsache sein, dass von 
der leitenden Hindin die Sicherheit des Rudels 
abhängt, die Schutzmacht der Hirsche also eine 
weibliche war. 

Im Laufe vieler Jahrtausende und vielfacher 
einstens durch Länderbrücken ermöglichter 
Wanderungen konnten Anschauungen, die bei 
den Kulturvölkern zu Hochgöttern einerseits und 
zur Haustierzucht andererseits führten, bei unter 
ungünstigen Daseinsbedingungen zurückgegan- 
genen oder in niedrigeren Völkern aufgegangenen 
Volksteilen zu dem erstarren, was man heute 
Totemismus nennt. Ich würde darin also den 
fossilen Rest einer an der Wende der Urge- 
schichte stehenden Jägerreligion sehen’. 

Mag man die hier obne Vorführung des 
Tatsachenmaterials und mit Auslassung von 
Zwischengliedern vorgetragene Ansicht auch 
ablehnen, jedenfalls glaube ich gezeigt zu haben, 
dass man europäischen an die Gottesidee doch 
anklingenden Totemismus — und den Totemismus 
überhaupt? — nicht allein von den rezenten Pri- 
mitiven aus beurteilen kann, da doch seine 
Schöpfer sich anders als jene entwickelten und 
sie schon in ihren Kunstleistungen übertrafen?. 

Dass für die Entstehung der Gottesidee der 
als Leistung des Animismus aufgefasste Geist- 
begriff* nicht notwendig ist, hat P. Schmidt, auf 
A. Lang gestützt, nachgewiesen. Reinen Ani- 
mismus sieht er mit Recht in E. Sieckes das 

! Auch F. Bork ist im Verlauf seiner Studien zu Er- 
gebnissen ähnlicher Richtung gekommen. Er hält den 
Totemismus für altweltliches Kulturgut, dessen Aus- 
strahlungsgebiet Europa war. (Orient. Archiv III S. 161 ff.; 
vgl. aber auch MVAG 1913, 3 Vorwort.) 

flanzentotemismus stammt wohl von dem Arbeits- 
felde der diluvialen Frau. Hierüber an anderer Stelle. 

* Hörnes: Natur- und Urgesch. II 8. 655. — Ein 
ähnliches Schauspiel wie Kultur- und Naturvólker bieten 
bei den Kulturvölkern selbst die führenden Kreise und 
die trotz Schulung und Disziplinierung mit jenen nie 
Schritt haltender Massen. Auch bei diesen leben — 
besonders auf religiósem und medizinischem Gebiet — 
einst vernünftige Erkenntnisse häufig in verzerrter Form 
fort. Daher auch der Gegensatz zwischen ,dem religiósen 
Dämmerlicht der Kathedralen^ und „den schreckhaften 
und grotesken Skulpturen an heiligen Gebäuden“ (S. 155). 
Es dürfte auch zum Vorteil der Primitiven sein, wenn, 
— wie P. Schmidt verlangt (158) — auch hier Individual- 
forschung intensiver betrieben würde. 

* Auch der Totenglauben führt noch nicht ohne 
weiteres zum Geistbegriff. In der indianischen Sage 
(Boas: Indianische Sagen von der Nord-Pazifischen Küste 
Amerikas. Berlin 1895 S. 110f. u. a. m.) wird im Toten- 
lande nicht ein Geist, sondern der tote Mensch, der leblose 
Körper, als Wolf, Werwolf, wieder belebt; auch die in die 
Unterwelt herabgesunkene Idun ist kein Totengeist, und 
das ihr im Rabenzauber herabgesandte Wolfsfell nimmt 
sie während ihres Aufenthaltes in der Unterwelt als 
Zeichen derselben an. Hingegen sind die einem Isländer 


am Traum erscheinenden Wölfe Menschen seelen. 
(Golther: Germanische Mythologie S. 84). 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 2. 


80 


religiöse Element ausschaltender Auffassung von 
der Entstehung des Himmelsmythos (S. 55). 
Hätten wir dann aber überhaupt diesen Mythos? 
Was wir in den Märchen und Sagen aller Völker 
deutlich erkennen, weist doch auf eine feste — 
priesterliche — Tradition hin, welche nur an 
einer Erscheinung anknüpfen konnte, von welcher 
sich der Mensch in irgendeiner Beziehung ab- 
hängig glaubte. Und die Abhängigkeit vom Monde 
zeigt in aller Deutlichkeit noch das moderne 
Folklore. 

Dass der Gottesgedanke nichtaus dem Zauber- 
glauben stammt, zeigt P.Schmidt an den religiösen 
Anschauungen südostaustralischer Stämme, bei 
denen die Idee eines höchsten Wesens, aber auch 
üppig entwickelter Zauberglaube zu finden ist. 
Nicht aber finden wir auf den ältesten Stufen 
den kräftig entwickelten Zauberglauben und 
schwache Ansätze zur Bildung der Gottesidee, 
sondern im Gegenteil, die Entwickelung des 
Zaubergedankens wird immer üppiger und die 
Gestalt des höchsten Wesens verschwindet immer 
mehr, je jünger die Stufen sind (S. 405). Ver- 
fasser lässt wie King die Zauberei aus dem 
Anblick von Neuem, Ungewohntem entstehen, 
das sich mit auderem schon klar Erkanntem in 
keine Verbindung bringen lässt, das aber zu 
bedeutsam ist, um einfach vernachlässigt werden 
zu können (S. 481). Ich hingegen glaube nicht, 
dass Zauberei je ein selbständiges Dasein führte. 
Die Religionsgeschichte zeigt oft genug den 
Uebergang vom Kult zum Zauber; gesunkene 
Gebete werden Zanberformeln, Kultübungen 
Zauberriten und die Namen vorschollener Götter 
Dämonennamen. Die unendlichen Zeiträume 
der Menschheitsgeschichte müssen von „Götter- 
staub“ erfüllt sein. 

Den von P. Schmidt (S. 51) adoptierten Auf- 
stellungen P. Kuglers gegenüber möchte ich auf 
die Ausführungen E. Weidners! hinweisen, doch 
glaube auch ich nicht an den babylonischen Ur- 
sprung von über die Welt verbreiteten Ideen. 
Gegen ihre Verbreitung durch Handel, Wandel 
und Krieg sprechen noch im Völkerverkehr der 
Gegenwart zu beobachtende Erscheinungen; und 
Völkerwanderungen sind in diesem Falle zu 
langsame Träger, abgesehen davon, dass Baby- 
lonien — soweit sich die Völkerbewegung ver- 
folgen lässt — immer ein Wanderziel, nicht 
ein Land, von dem man abwanderte, war. 

Den Schwerpunkt der eigenen Forschung 
hat P. Schmidt — als Ethnologe Vertreter der 
kulturhistorischen Methode — auf den zweiten . 
Teil verlegt; doch enthält diese kritische Ueber- 
sicht bemerkenswerte Untersuchungen über die 
religiösen Zustände südostaustralischer Völker. 


1 Babyloniaca VI 1912, S. 129ff., S, 221 ff, 


81 


Der Urkultur mit der Vorstellung eines höchsten, 
im Himmel wohnenden, mit Donnerstimme 
sprechenden, mit sittlichen Ideen verbundenen 
Wesens (399) folgt die Bumerangkultur, deren 
mythologischer Held der Mond als erster, sterb- 
licher Mensch ist, die Totemkultur mit Sonnen- 
mythologie, die Zweiklassenkultur mit dem 
Brüderpaar Hellmond-Dunkelmond, eine Misch- 
kultur mit Falken-Krähenmythen und eine Acht- 
klassenkultur als Rückschlag zur Totemkultur. 
Die Freilegung des höchsten Wesens von dem 
mythologischen Dickicht und die Scheidung der 
mythologischen Strömungen scheint mir im 
grossen und ganzen geglückt zu sein. Die bisher 
auch von mir geteilte Ansicht, dass alle Sonnen- 
mythen ursprünglich Mondmythen waren, gebe 
ich angesichts des Motivs von der verdeckten 
Feuergrube aufi. Diese durch den Horizont 
verdeckte Grube, in welche jemand hineinfällt, 
ist ein echtes Sonnenmotiv; der gealterte Sonnen- 
gott (S. 343f) kann einmal mit dem meistens 
alten, in nordeuropäischen und nordindianischen 
Märchen in die Feuergrube stürzenden Unhold 
identisch gewesen sein. 

Die Vorstellung eines höchsten Wesens führt 
Verfasser auf das Kausalitätsbedürfnis und den 
Persouifikationstrieb zurück. Die dieser Auf- 
stellung entgegentretende, , oft ausgesprochene 
Ansicht, dass der Kulturmensch nicht imstande 
sei, den Gedankengängen des Urmenschen nach- 
zugehen, rührt doch nur daher, dass man den 
Ursprung so wunderlicher Vorstellungen wie 
Totemismus .und Zauberei bei den Primitiven 


suchte, Anfänge sah, wo nur verkümmertes | 


Erbe war und daher das Denken dieser Völker 
für ein uns unerklärliches, krauses, verworrenes 
hielt. Wäre dem so, dann müsste jede Ver- 
ständigung zwischen dem Hochkulturmenschen 
und dem Tier ganz und gar ausgeschlossen sein, 
und doch sind Jäger und Hund „zwei Seelen 
und ein Gedanken, dennoch lernen Tiere Worte 
der Sprache verstehen, zu deren Ausbildung 
der Mensch viele Jahrhunderttausende brauchte, 
und der Kulturmensch versteht die Laute und 
Geberden selbst des wilden Tieres?. Es werden 


1 Nach Ansicht virginischer Indianer brennen die 
Seelen böser Menschen in einer am Untergang der 
Sonne gelegenen Grube (143). In einer Emu-Mythe 
der Wiradjuri (Australien) ist die Sonne ein morgens 
von Geistern entzündetes Feuer, dessen beim Untergang 
übrig bleibende rote Kohlen von Geistern zur Anzündung 
des neuen Holzstosses mit Wolken bedeckt werden. 
(374 vgl. auch 342). 

* So erzählt der frühere Präsident der Vereinigten 
Staaten in seinen „Afrikanischen Wanderungen" (S. 171), 
dass Kermit Rooseveld von einem den Menscben als Helfer 
herbeirufenden Honigvogel zu einem Bienenstock geführt 
wurde. Nach Ansicht des Erzühlers der interessanteste 
Zwischenfall in diesem Lager der erfolgreichen Löwen- 
und Rhinozerosjagden. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 2. 


82 


also auch von Mensch zu Mensch Brücken 
führen, und die nach unseren Begriffen einfachste 
Denktätigkeit wird man dem Urmenschen — 
dem Tatmenschen, wie Verfasser hervorhebt 
(431 u. m.) — eher zutrauen dürfen als „Ur- 
dummheit“ und verworrene Ideen von unpersön- 
licher Zauberkraft und tierischen Stammeltern. 
Dass die Idee von einem höchsten himmlischen 
Wesen tatsächlich zu den ältesten Vorstellungen 
der Menschheit gehört, bezeugt seine weltweite 
Verbreitung. Auf den Höhen und in den Tiefen 
der Kultur finden wir diese häufig schon starr 
gewordene, manchmal von jüngeren Göttern! 
verdeckte Gestalt?. 

Eine Karte von Südostaustralien und ver- 
schiedene Register dienen zur Orientierung. 


Willy Strehl und Wilhelm Soltau: Orientalische und 
Griechische Geschichte. (Grundriss der alten Ge- 
schichte und Quellenkunde. Zweite vermehrte und 
verbesserte Auflage, I. Band.) X, 608 S. kl. 8°. 
M. 6.40; geb. M. 7.20. Breslau, Verlag von M. & H. 
Marcus, 1913. Bespr. v. Carl Niebuhr, Berlin. 


Aus dem schlanken Bändchen, das Strehl 
vor zwölf Jahren erscheinen liess, ist jetzt ein 
umfangreiches Werk geworden, bei dem übrigens, 
wie das Vorwort kundgibt, der erste Bearbeiter 
für den Orient die nachassyrische Zeit, für Hellas 
einzelne Abschnitte beigesteuert hat. Soltau, 
dessen historische Kritik sich allgemeiner Hoch- 
schätzung erfreut, leistete also die Hauptarbeit, 
und es kam dabei ein vortreffliches Lehrbuch 
zustande. Sein Inhalt deckt die Bedürfnisse der 
Studierenden wie der Lehrer an höheren An- 
stalten reichlich, ervermag auch dem Geschichte- 
treibenden, sofern dieser nicht gerade das gleiche 
Feld beackert, mancherlei Nutzen zu stiften. 
Schon das Kapitel über die Stämme im Mittel- 
meergebiet zur Urzeit ist unter gebührender Vor- 
sicht doch ziemlich präzisentworfen ; eine kürzere 
Bemerkung zum deet Stande der Orts- 
namenforschung, die auch ausserhalb des Orients 
noch Jahmt, wäre erwünscht gewesen. Was dann 
über Hammurabi gesagt wird, entspricht, dem 


! Da der von D. Nielsen 1 1913 S. 241ff.) als 
Mondgott angesprochene, gleich dem sumerischen Himmels - 
gott Anu im Kult zurückgetretene und dennoch seine 
hohe Bedeutung verratende gemeinsemitische Gott Il 
auch Gewittergott war (249), so wird er — da das Ge- 
witter zam Monde nicht gehört, wohl aber überall dem 
Himmelsgott unterstellt ist — der in die Kreise der 
Mondreligion gezogene alte Himmelsgott sein. 

* Ich weiss nicht, ob schon darauf aufmerksam ge- 
macht wurde, dass nach Prokop (vom Gothenkriege 3. 14) 
Slawen und Anten nur einen Gott, den Blitzenden, den 
Herrn der ganzen Welt anerkennen (Schwenk: Mythol. 
d. Slawen S. 35). Lasicz meldet, dass Preussen und Litauer 
einen hóchsten Gott hatten, einen Gott, dessen Name 
„der Allerhöchste“ bedeutete. Doch hatten sie auch einen 
Donnergott und eine Mutter des Blitzes und des Donners 
(S. 107). Vielleicht ist diese letzte mit der richtenden, 
blitzenden Zarin des russischen Märchens identisch. 


83 Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 2. 84 


— — — — — — — Ve ee —— — — E — 


Zwecke des Ganzen gemäss, der augenblicklich Wenn Referent in Beziehung auf die Vor- 
geltenden Auffassung; ein behutsameres Urteil geschichte der Perserkriege gegen Hellas von 
aber begönne erst mit der Erwägung, wie viele seiner vor geraumer Zeit in MVAG. IV, 3 ent- 
Könige vor- und nachher die Staatsgesetze ko- wickelten Ansicht nicht abweicht, so bestärkt 
difiziert, d. h. unter dem eigenen Namen beurkundet ihn darin Soltaus Art, das Strafdrama des Phry- 
haben mögen. Für jeden Eroberer war das eine nichos heranzuziehen. Die Sache lag eben um- 
selbstverständliche Handlung, denn seine Mannen gekehrt, — wie immer, wenn Herodot ärgerlich 
konnten nicht ausserhalb des Rechtes bleiben. oder sentimental wird. Auch der Literatur- 
Ziemlich eingehend beschäftigt sich Soltau mit übersicht zu Alexander und den Diadochen wäre 
Aegypten; hier bekommen wir sogar Einblick ein Hinweis auf die Merkwürdigkeit von Vorteil 
in verschiedene z. Z. schwebende Auseinander- gewesen, dass es ausnahmslos römerzeitliche Be- 
setzungen, was auf besonders enge Fühlung- richte, in einem wichtigen Punkt revidierte Aus- 
nahme mit solchen Strömungen deutet. Darum züge sind, die uns den tatsächlichen Verlust der 
wird denn auch nicht jedermann überall bei- reichen zeitgenössischen Literatur ‚ersetzen‘. 
stimmen, sondern den Standpunkt bisweilen ver- | Näheres vgl. in ‚Zeiten u. Völker’ 1913, Heft 11, 
waschen finden. Dem folgenden Ueberblick der S. 261 f. Zur Kritik des Alexanderzuges im ent- 
Kultur in den ältesten Staaten fehlt das Prä- fernteren Osten konnte das Dasein von Ch. Mücke: 
ludium; ohne einen Gegensatz, sei er auch kon- |, Vom Euphrat zum Tiber‘ wenigstens erwähnt 
struktiv, macht die aufrichtigste Bewunderung | werden; nicht nur die Tradition, sondern auch 
dieser Kultur nur ungenügenden Eindruck. Bei die gerade herrschende Meinung darüber muss 
AmenophisIV. heisst es, er wäre ein aufgeklärter | Untersuchung vertragen. W. Soltau, dessen 
Herrscher und (nach Breasted) der erste Weise ! wissenschaftliche Courage so vielfach erhärtet 
gewesen; S. 68 kommt es noch dichter. Er war ist, hat diesmal ein paar Gelegenheiten dazu 
der erste uns bekannte König, der sich in eine entschieden versäumt. S. 398, oben, gründet 
solche Galeere gesetzt hat, die schon vor seinem ; Alexander Alexandreia. Zeuge ist Strabon, nach 
Vater bereitstand; Amenophis III. aber war ein S. 386 gutunterrichtet, was generell unbestritten 
erfahrener Regent gewesen, der einen soliden 'ist. Doch dann müsste die sogenannte Satrapen- 
Thron dem überschwenglichen Göttersitz im stele des für Alexanders Biographie ja erst 
Sonnendogma vorzog. Mehrfach scheint es,|recht glaubwürdigen ersten Ptolemäers lügen; 
als halte Soltau die Priester des hóheren Alter-|sie wurde im siebenten Jahre nach Alexanders 
tums bereits für vollwertige Zielobjekte des Tode errichtet und schreibt Ptolemäos selbst 
écrasez l'infame, was ein vokabularer Irrtum sein | die Stadtgründung in honorem Alexandri zu. 
würde. Berufspriester sind wohl erst mit den Ra- Die Sachlage ist in Helmolts ‚Weltgeschichte‘ 
messidenzahlreich geworden; bis dahin bedeuteten III, 671 erörtert worden, und Soltau hat aus 
sie schon deshalb weniger, weil die = dem ersten Abschnitt dieses Bandes wiederholt 


Pfründen meist nach Art der heutigen protestan-|zitiert. Unmöglich konnte ihm bei seiner Acht- 
tischen Dompräbenden verliehen wurden, also samkeit aufAegypten entgehen, dass auch dessen 
einen Pensionsfonds bildeten. Sich daran unter! Geschichte dort behandelt war, in einem seiner 
dem Vorwande einer Reformation (S. 67) ver-|historischen Anschauung wohl nicht durchweg 
greifen, war mithin viel weniger ein kirchen- fremden Sinne. Hat er sich die Benutzung ver- 
olitischer Fehler als ein Verstoss wider die bieten lassen? Oder bestand vielleicht die Gegen- 
ealpolitik. So belohnt denn auch der gegen leistung für fachdienliche Hinweise in der treuen 
seine souveränen ‚Brüder‘ draussen recht knicke- | Beachtung eines abwehrenden Winkes? Es macht 
rige Pharao die Anhänger der ‚Lehre‘ daheim kein Vergnügen, solche Fragen aufzuwerfen, aber 
mit dem gesparten Golde. Aber es blieben Trink- man überwindet sich in einem derartigen Falle 
gelder gegenüber der vormaligen Praxis. denn doch leichter als sonst dazu. Er beweist 
Wie schon angedeutet, kommt Soltau für abermals, dass auch bedeutsamehistorische Wahr- 
solche gelegentlichen Anschauungsmängel nicht heiten, längst für Hinz und Kunz kein Geheimnis, 
allerwegen direkt auf. Wo er sein eigenes Ur- dennoch von einem Konzern aus dem Verkehr 
teil mitsprechen lässt, z. B. bei der Geschichte ferngehalten werden können. 
Israels, befriedigt die Darstellung in der Regel. Selbstverständlich trifft dieser Vorwurf nicht 
Vielleicht könnte hier der Hinweis statthaft Soltaus eigne Stellungnahme. Gehört er doch 
sein, ob man Samuel nicht am richtigsten für | nicht zu den hierbei interessiert Einverstandenen, 
den regierenden Vertrauensmann der Philister sondern hat sehr wahrscheinlich nur unter der 
nehmen sollte. Seine Schlacht bei Ebenezer Maske wissenschaftlicher Bedenken eine Probe 
(1. Sam. 7) ist reine Textgeschichte, hat aber vom Lauf der Welt verabreicht erhalten. Seine 
auch mit der Lade nichts zu schaffen, wie Sol- Sinzerität steht gar nicht in Zweifel. 
tau meint. Der ‚Grundriss‘ bleibt eine Leistung, die 


85 


ihrem grösseren Benutzerkreise diebesten Dienste 
tun wird. Darum kann sie Hinweise für später 
bequem ertragen. 


G. Jakob: Die Herkunft der Silhouettenkunst 
(ojmadschylyk) aus Persien. 11 S. M. 1.20. Berlin, 
Mayer u. Müller 1913. Bespr. v. J. Rodenberg, Leipzig. 

In einem in Erlangen gehaltenen Vortrag 
»Oestliche Kulturelemente im Abendland“ (ersch. 
Berlin 1902) hat G. Jakob gezeigt, wie stark 
die Abhängigkeit des Westens vom Osten gerade 
bei den wichtigsten und einschneidendsten Kultur- 
errungenschaften hervortritt. Es steht auch 
ausser Frage, dass die fortschreitende orientali- 
stische Wissenschaft noch weitere Entlehnungen 
aus dem Osten feststellen wird!. Ich möchte 
beispielsweise auf Dürers Theorie der schönen 
Buchstaben (im 3. Buch seiner Unterweisung 
der Messung) hinweisen: Die im Anhang dazu 
beschriebenen Konstruktion gotischer Buchstaben 
geht m. E. auf die Schriftsysteme der arabisch- 
persischen Kalligraphenschulen zurück, nur dass 
bei Dürer (nach Vitruv-Lionardo) das Quadrat, 
bei den Morgenländern der Rhombus zugrunde 
liegt?. 

Wie unsere Buchstabenschrift und die arabi- 
schen Ziffern, — die von der klassischen Philo- 
logie bisweilen verfochtene Abhängigkeit des 
Abendlandes vom Hellenismus in diesen Dingen 
hat sich, wie Jakob betont, als irrig erwiesen — 
80 hat man auch dieSilhouettenkunst auf helleni- 
schen Ursprung zurückführen wollen. Ihre Ent- 
stehung im Orient steht aber jetzt fest, wenn 
auch ihre Herkunft aus Persien, wie sie Jakob 
in seinem anregenden Büchlein erweisen will, 
von Karabacek in einer soeben erschienenen 
Publikation (Kap. 6, S. 40—48)3 auf Grund 
reicheren Materials bestritten wird. 


Dem Namen nach sind uns vier persische 
Silhouettenkünstler bekannt: Abdalläh, ein Sohn 
des Mir 'Ali, des Schöpfers des nasta liq und 
Zeitgenossen Tamerlans, dessen Sohn Dóst Mo- 
hammed, des letzteren Schüler Seng AliausBadach 
schän und schliesslich der berühmteste, Abdalláh 
der Ausschneider (Lu, aus Herät. Danach 


! Vgl. auch seine „Geschichte des Schattentheaters“ 
Berl. 1907, u. a. 

* Man vergleiche das gotische i bei Dürer etwa mit 
dem Alif des nasta'liq. Vgl. Cl. Huart, Les Calligraphes 
et les Miniaturistes de l’Orient Musulman. Paris 1908 
Dazu erinnere ich an Dürers zweimaligen Aufenthalt in 
Venedig und an die Rolle, die diese Stadt im Mittelalter 
im Verkehr mit dem Orient spielte. Vgl. auch Jakobs 
zitierten Vortrag S. 6 (oben). — Beiden gemeinsam ist 
auch die Zuhilfenahme der mathematischen Figur für die 
Konstruktion des Buchstabens. 

5 J. v. Karabacek, Zur orientalischen Altertumskunde. 
IV. Muhammedauische Kunststudien — Sitzungsberichte 
der kaiserl. Akademie d. Wissenschaften in Wien. Philos. 
Histor. Kl. 172. Bd. 1. Abh. Wien 1913 (Juli). 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 2. 


86 


füllt, wenn wir Abdallah b. Mir Ali als den 
Begründer der Silhouettenkunst ansehen, ihre 
Entstehung etwa in das erste Viertel des 16. 
Jahrhunderts (Tamerlan starb 1405). Für Ka- 
rabacek ist nun aber der erstgenannte Abdalläh 
mit Abdallah dem Ausschneider aus Herat, 
dessen Kunst in die erste Hälfte des 16. Jahr- 
hunderts fällt, identiseh!. Er spricht daher von 
einer „Heräter Kunst“ und setzt infolgedessen 
ihre Entstehung auch ein volles Jahrhundert 
später an als Jakob. 

Karabacek führt (nach dem Menägib-i-hüner- 
verän) noch einen vierten (fünften) persischen 
Ausschneidekünstler an: Mewlana Mohammed 
Bagir; nach Jakob (S. 8) ist das aber nur ein 
anderer Name für ‘Abdallah b. Mir Ali?. Ausser 
diesen persischen Künstlern kennen wir noch 
den berühmten türkischen Ausschneider Fachri, 
der aus Brussa gebürtig war, und einen gewissen 
Muhammed Táhir, der vielleicht auch Türke war 
(S. 8; Karabacek S. 45, 46)°. 

Was dieAusführungen Jakobs von vornherein 
ungünstig stellt, istder Mangel an Material. Jakob 
selbst kennt aus eigener Anschauung nur ein 
einziges kleines ausgeschnittenes Blattornament 
(abgebildet S. 10), dessen Alter nicht feststeht. 
Auch die ganz allgemeine gehaltene Feststellung 
S. 10: „für das 17. Jahrhundert weisen das weisse 
Papier auf farbigem Grund, die Motive und die 
Verwendung als Buchschmuck auf einen Zusam- 
menhang [mit dem Abendland] hin“ berechtigt doch 
noch nicht, gerade auf die persische Herkunft zu 
schliessen. Ausserdem haben wir, wie wir aus 
dem von Karabacek angeführten Material sehen, 
durchaus nicht immer nur weisses Papier auf 
farbigem Grund, wie es ja im 17. Jahrhundert 
bei den abendländischen Silhouetten üblich war. 
(Taf. III, IV u. V bei Karabacek). 

Die oben genannten persischen Ausschneide- 
künstler waren in erster Linie berühmte Kalli- 
graphen*. “Abdallah b. Mir Ali führte geradezu 
den Beinamen Chékérin-Qalém („a la plume 
sucrée“: Huart S. 208). 

Auch steht ibre Ausschneidekunst ganz im 
Dienst ihrer Kalligraphie. Für diese Ausschneide- 
kunst in rein kalligraphischem Sinne nimmt auch 
Karabacek persischen Ursprung an, aber er 
macht an macht an Fragmenten aus dem Uschmuneiner 

b auf Grund des Menägib-i-hünerverän (türk. Hs. 
der Hofbibliothek in Wien), ist nicht ersichtlich. 

? Hier wie im Vorhergehenden handelt es sich wohl 
um eine abweichende Ueberlieferung des Mirza Habib 
und des Mustafá ibn Ahmed ‘Ali, Verfassers des Künstler- 
lexikons Menáqib-i-hüneverán (vgl. Karabaceks Kritik an 
ersterem S. 35 u. a. St. der erwähnten Publikation). 

* S. auch Aufsatz von J. H. Mordtmann in „Zeitschr, 
d. deutsch. Morgenl. Ges.“ Bd. 67, H. 3; 1913. 

* Daraus erklürt sich m. E. auch Huarte Urteil über 


Seng ‘Ali (8. 325): „La délicatesse de sa découpure pro- 
vient de la puissance de sa plume“ (s. Jakob, 8. 9, Anm. 1). 


87 


Fund! (11. Jahrh. n. Chr.) deutlich, dass die 
Ausschneidekunst als solche erheblich älter als 
die von den persischen Kalligraphen geübte und 
jedenfalls nicht persischer Herkunft ist. Er 
modifiziert daher die Jakobsche These dahin, | 
„dass die Ausschneidekunst in Leder und Papier 
nicht spezifisch persischen Ursprungs sein kann, , 
sondern auf Grund traditioneller Fortpflanzung 
in Persien ihre höchste Vollkommenheit erreicht 
hat.“ (S. 48.) | 


P. Bulanda: Bogen und Pfeil beiden Völkern des 
Altertums. Aus den Abhdig. des Arch.-epigraph. | 
Seminars der Universität Wien. Neue Folge, II Heft. | 
1913. IV, m. 136 S.; 85 Abb. Lex.8°. M. 6.80. Wien, 
Wien, A. Hölder. Bespr. v. E. Brandenburg, Neapel. 

Die Arbeit behandelt im I. Abschnitt auf 

66 Seiten Bogen und Pfeil, deren Formen und 

Arten bei den alten Vólkern Vorderasiens, im 

II. Abschnitt auf 61 Seiten den griechischen 

Bogen, und endlich im III. auf knapp 3 Seiten 

die „Bogen der Völker des Westens“. Schon 

aus dem Umfang der einzelnen Teile, besonders | 
des II., kann man ersehen, dass die Arbeit unter 
dem Einfluss der „klassischen“ Archäologie, die 
sich notgedrungen in letzter Zeit auch mit Vorder- 
asien intensiver zu beschäftigen anfängt, ar 
standen ist. Bei der Lektüre wird dieser Eindruck | 
sich bewahrheiten, man fühlt deutlich Vorteile 
und Nachteile dieser Auffassung heraus. In 
ersteren wäre eine genaue Anführung und Be- 
schreibung des Materials zu rechnen, was wir 
durchaus anerkennen wollen. Mebr kann man 
allerdings kaum hervorheben, denn eine tiefer- 
gehendere Analyse ist kaum vorgenommen und 
die Synthese fehlt ganz. Das heisst mit anderen 
Worten, dass man heutzutage ein solches Thema 
nicht mehr ohne Berücksichtigung von Kultur- 
und Entwickelungsgeschichte und Ethnologie 
behandeln kann, falls die Arbeit nicht nur Wert 
als Materialzusammenstellung haben soll. Das 
alles vermissen wir aber hier fast gänzlich; un- 
wichtigste Dinge sind dagegen mit Sorgfalt aus- 
geführt; (so z. B. p. 34f. die genaue Beschreibung 
einer an und für sichganznebensächlichen, späten 
rómischen Reiterstatue, deren Details mit Aus- 
nahme des allein vorhandenen Kóchers nicht das 
geringste mit dem Thema zu tun haben, auf 
über einer halben Seite enggedruckter Anmer- | 
kung!) Wie ungleich eingehender und wertvoller 


ist z. B. die kleine Arbeit von Buchner über die 
Aeginetischen Bogenschützen (Z. f. E. 1908, p. 
845 ff.), die der Verfasser zwar zitiert, ohne näher 
darauf einzugehen. Auch die Abhandlungen von 
Frobenius, Porsild u. a. wären zu berücksichtigen 
gewesen. 

Der III. Teil, netto gerade 2Seiten umfassend, 


! Papyrus Erzherzog Rainer. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 2. 


88 


ist fast dürftig zu nennen. Er handelt vom sardini- 
schen, etruskischen undrömischen Bogen;letzteren 
ist nur 1/, Seite gewidmet! 

Wir können zusammenfassend sagen, dass 
die Arbeit als Materialsammlung wohl für den 
mehr dazu berufenen Ethnologen von Wert sein 
könnte, um den Stoff eingehend zu bearbeiten 
und manches kulturhistorische Problem zu lösen, 
was Bulanda doch wohl nicht ganz geglückt ist. 


Ritertums-Berichte. 


Museen. 

Die Kóniglichen Museen zu Berlin haben im 
Monat November 1913u.a. folgende Erwerbungen gemacht: 
Antiquarium: Bronzetisch, angeblich aus Ba albek. Rö- 
mischer Reliefbecher mit Jagdszene aus Spanien. Spiel- 
oder Zauberwürfel aus schwarzem Stein, gefunden bei 
Bärwalde. —AegyptischeA bteilung: Sämtliche Funde 
aus dem Atelier des Bildhauers Thutmes, aufgefunden 
bei den Grabungen der DOG im Winter 1912/13 in El- 
Amarna. — Vorderasiatische Abteilung: Ein bron- 
zener Armreifen und ein Spinnwirtel mit zwei Haken- 
kreuzen, beide aus der Umgebung von Killis. — Isla- 
mische Kunstabteilung: Syrische Moscheeampel aus 
Glas, emailliert und vergoldet, mit Inschrift auf den 
Mamlukensultan Mohammed en-Nacr (1292—1341). W. 


Aus gelehrten Gesellschaften. 


Vorderasiatische Gesellschaft. Die diesjährige 
18. Generalversammlung der VAG fand am 6. Januar 
statt. Der Vorsitzende, Herr Geheimrat Luschan, be- 
richtete über die Tätigkeit d. Gesellschaft im Jahre 1913 
und widmete dem verstorbenen Gründer d. VAG, Hugo 
Winckler, einen letzten warmen Nachruf. Ferner teilte er 
mit, dass der von derJ.C. Hinrichs’schen Verlagsbuchhand- 
lung vorgelegte Kassenbericht von den Herren Dr. Hahn und 
Hauptmann Kollm nachgeprüft und für richtig befunden 
worden ist, und dass die Zahl der Mitglieder sich augen- 
blicklich auf 495 belaufe. Ein Antrag Jeremias-Strauss, 
Herrn Dr. Neugebauer aus den Mitteln der Gesellschaft 
500 Mark zur Fortsetzung seiner „Sterntafeln“ zu ge- 
währen, wurde angenommen. Dagegen wurde über einen 
erst während der Sitzung eingebrachten Antrag des Herrn 
Professor v. Lichtenberg, nämlich zu bestimmen, wie es 
mit den anastatischen Neudrucken der MVAG gehalten 
werden solle, kein Beschluss gefasst; es wurde aber eine 
Kommission gewäblt. Im Anschluss an die Sitzung hielt 
Herr Professor Meissner einen Vortrag über die „Grund- 
züge der altbabylonischen Plastik“ (mit Lichtbildern) W. 

Gesellschaft für vergleichende Mythenfor- 
schung. Generalversammlung am 3. Januar zu Berlin. 
Nachdem der Schriftführer der Gesellschaft, Herr Less- 
mann, den Rechenschaftsbericht vorgelegt hatte, wurde 
ein Antrag des geschäftsführenden Ausschusses, die Haupt- 
kasse von Leipzig nach Berlin zu verlegen, angenommen. 
Dagegen wurde ein Antrag Hüsing, den bisherigen ge- 
schüftsführenden Ausschuss in einen kleineren Haupt- 
ausschuss und einen grösseren Nebenausschuss zu teilen, 
abgelehnt. Der Versammlung wurde mitgeteilt, dass 
Herr Seler in den Ausschuss zugewählt worden war, und 
dass eine Minderheit des Ausschusses dagegen Einspruch 
erhoben hatte. Vor d. Wiederwahl des bisherigen Aus- 
schusses erklärte Herr Lessmann (Schriftführer), auf eine 
Wiederwahl verzichten zu müssen, und später legte 
auch Herr Hüsing (Schriftleiter d. Mythol. Bibl.) sein 
Amt nieder. Es wurde Herr Siecke zum Schriftführer 
gewählt, während sich Herr Hüsing bereit erklärte, die 
Drucklegung der bereits angenommenen Arbeiten zu 


89 


überwachen. Ein neuer Schriftleiter soll von dem Aus- 
schusse bestimmt werden. Im Anschlusse an die ge- 
schäftliche Sitzung hielt Herr Siecke einen Vortrag über 
das Thema: „Der Vegetationsgott“. W. 
In der Gesamtsitzung der Berliner Akademie der 
Wissenschaften machte Seckel einige vorläufige Be- 
merkungen über einen neuerworbenen juristischen Pa- 
pyrus der Sammlung des Berliner Museums. Derselbe 
nimmt unter allen juristischen Funden eine erste Stelle 
ein. Er ist das einzige erhaltene Beispiel eines Liber 
mandatorum, eines Instruktionsbuches für einen hohen 
Beamten. In dem Buche instruiert Kaiser Augustus den 
Idiologen, dass heisst den Kultusminister und Minister der 
besonderen Finanzangelegenheiten für Aegypten. Fast alle 
118 Paragraphen des Rechtsbuches bringen uns neue 
Kenntnisse. Der Papyrus soll baldmöglichst mit Kommen- 
tar von W. Schubart, G. Plaumann und E. Seckel als fünfter 
Band der Berliner griechischen Urkunden erscheinen. 
(Berliner Tageblatt, 19. Dez. 1913.) 


Académie des Inscriptions et Belles-Lettres. 
Am 17. Oktober 1913 berichtet Wiet über die von ihm 
aufgenommenen arabischen Inschriften in Aegypten. Die 
wichtigsten darunter seien elf Dekrete aus der Epoche 
der Mameluken-Sultane (13.—14. Jahrhundert). 

Am 31. Oktober 1913 liest Ch. Diehl eine Abhandlung 
über die Basilika von Eski-Djuma in Saloniki (5. Jahr- 
hundert). — Lacau berichtet über die Arbeiten des In- 
stitut frangais in Cairo. 

Am 7. November 1913 handelt de Mecquenem 
über die letzte Campagne in Susa. Es sei Pillet gelungen, 
den Bauplan des Palastes Darius' aufzunehmen, von dem 
die Tee Ge nur einen Teil ausgemacht habe. Vasen, 
Zylinder, Backsteine mit Reliefs, in denen bisher noch 
nicht bekannte Sujets behandelt seien, neue Inschriften 
und proto-elamische Tafeln seien ans Licht gefördert 
worden. Ein neues Sanctuar sei entdeckt worden, dessen 
Freilegung d. Aufgabe d. nächsten Campagne sei. Sch. 


Am 21. November 1913 berichtete Pillet über die 
Ausgrabungen im Palaste des Darius zu Susa während 
der Kampagne 1912/13. Der Palast hat eine Breite von 
160 m und eine Länge von 216 m; er umfasste nicht 
weniger als 110 Zimmer, deren Bestimmung im einzelnen 
festzustellen sehr schwierig ist, da fast das ganze Inven- 
tar verloren gegangen ist. Wichtig ist der Fund, den 
man in einem kleinen Zimmer machte, nämlich ein grosses 
Ziegelrelief, das eine Reihe persischer Gardisten in der 
bekannten Ausführung darstellt. W. 


Mitteilungen. 


Im August des Jahres 1913 hat Sir Aurel Stein 
eine neue, auf 2½ Jahre berechnete archäologisch- 
geographische Forschungsreise durch Inner- 
asien angetreten. Wie er im Geographical Journal vom 
Dezember mitteilt, war er bemüht, auf seinem Wege von 
Kaschmir nach Chinesisch-Turkestan möglichst unbekannte 
Gegenden zu berühren. Als Topographen begleiten ihn 
zwei Inder. Stein besuchte von Kaschmir aus zuerst die 
Täler von Darel und Tangir, die in alten Berichten 
chinesisch-buddhistischer Pilger erwähntsind, und studierte 
in Darel unter anderem die Reste befestigter Siedlungen 
aus vorislamischer Zeit, die durch ihre Lage auf ge- 
sicherten Felsgraten mit sorgfültig angelegten Terrassen 
und durch andere Eigentümlichkeiten an die zahlreichen 
verfallenen Niederlassungen aus der buddhistischen Periode 
der Tüler von Swat und Peschawar erinnerten. Eine 
Grabung ergab Reste eines buddhistischen Friedhofs mit 
Graburnen und Metallornamenten. In den Dórfern fanden 
sich noch Ueberbleibsel einer ziemlich hohen Zivilisation, 
darunter die geschickt und solid angelegten Bewüsserungs- 
kanäle, und an Häusern, Moscheen und Gräbern schöne 
Holzschnitzereien. Durch Tangir gelangte dann Stein 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 2. 


90 


nach Yasin, wo er sich auf der historisch wichtigten, 
die kürzeste Verbindung zwischen Oxus und Indus dar- 
stellenden alten Pilgerstrusse befand, und wo viel zentral- 
asiatischer Einfluss zu bemerken war. Weiter überschritt 
er den Gletscherpass von Darkol, den — eine bemerkens- 
werte militärische Leistung 747 n. Chr. — eine chinesische 
Heeresabteilung, welche die in Yasin und Gilgit einge- 
fallenen Tibeter vertreiben sollte, benutzt hatte, und 
ferner den Mintakapass, womit Chinesisch- Turkestan 
erreicht war. Er zog schliesslich über Taschkurgan und 
die Landschaft Sarikol. Diese ist nahezu wüst; die Spuren 
eines grossen, jetzt verlassenen Kanals aber, die Stein 
über 60 km weit verfolgte, bewiesen ausgedehnten Anbau 
in älterer Zeit. Den gegenwärtigen Winter bringt Stein 
in Chinesisch-Turkestan zu. Dann will er seine Arbeiten 
bis zum östlichen Tienschan und auf die Umgebung der 
alten Strasse Sutschou-Liangtschou ausdehnen. 
(Berliner Tageblatt, 20. Dez. 1913.) W. 


Evarist Mader hat Forschungsreisen durch Pa- 
lästina ausgeführt, um vor allem die vorisraelitischen 
Kultstätten und die Dolmen, von denen er etwa 60 auf- 
gefunden und untersucht hat, zu studieren. Ferner stellte 
er namentlich im Süden 26 Kirchenruinen aus byzan- 
tinischer Zeit fest. Manches Licht scheint von den Unter- 
suchungen Maders auf die in der Via Euthymii genannten 
Oertlichkeiten zu fallen. (N. d. Voss. Zeitung.) Bork. 


Die neu gebildeteReligionsgeschichtlicheKom- 
mission der K. Ges. d. Wiss. zu Göttingen lässt im 
Verlage von Vandenhoeck u. Ruprecht und J. C. Hinrichs 
eine Sammlung „Quellen der Religionsgeschichte“ er- 
scheinen, deren erste drei Bünde der eingegangenen 
Sammlung „Religionsurkunden der Völker“ entstammen. 
In Aussicht genommen sind die religionsgeschichtlichen 
Quellen 1. der europäischen Arier, 2. der Aegypter und 
Semiten (den Sumerern wird kein besonderer Platz 
gegönnt), 3. der Juden, 4. des Islams, 5. der altaischen 
und arktischen Völker, 6. der Iranier, Armenier, Klein- 
asiaten und Kaukasier, 7. der Inder, 8. des Buddhismus, 
9. der Ostasiaten, 10. der Afrikaner, 11. der Amerikaner 
(angekündigt wird u. a. eine Uebersetzung und Textaus- 
gabe des Popol Vuh von Seler) und 12. der ,primitiveu“ 
Religionen Südasiens und Oceaniens. Programme ver- 
sendet Prof. Dr. A. Titius, Göttingen, Nikolausberger 
Weg 66. Bork. 


Personalien. 


Wilhelm Bacher ist am 26. Dezember 1913 im 
64. Lebensjahre in Budapest gestorben. 

Frangois Martin, Professor des Assyrischen und 
des Aethiopiscben am Institut catholique in Paris, ist am 
27. Mai 1913 gestorben. (Wir bedauern, diese Nachricht 
erst jetzt bringen zu können, da sie uns vorher entgangen 
war. D. R.) 


Zeitschriftenschau. 
* — Besprechung; der Besprecher stebt in ( ). 

American Historical Review. 1913: 

XIX. 1. *Breasted, Religion in Ancient Egypt (N. 
Schmidt) — *Déchelette, Manuel d'Archéologie (F. N. 
Robinson). — *Lybyer, The Ottoman Empire in the Time 
of Soleiman the Magnificent (H. D. Jenkins). 

Amtl. Ber. a. d. Kgl. Kunstsammlungen. 1914: 
XXXV, 4. Januar. Schäfer, Aegyptische Abteilung. Sonder- 
ausstellung der Funde aus der Bildhauerwerkstatt des 
Thutmes in Tell el-Amarna (um 1375 v. Chr.). W. 

Annal. du Serv. d. antiquités de l'Égypte. 1913: 
Tome IIII, fasc. 1. G. Daressy, A travers les koms du 
Delta. (II el-Bendarieh; Chouni) — G. Lefebvre, A 
travers la moyenne-Egypte, documents et notes (IX, la 
dédicace du temple d'Amenébis. Les noms de ville Êsis 


91 


et Tchonemyris. X, Un sarcophage du Moyen Empire 
(Assiout) et le nom propre féminin Sntwert\. — E. Ba- 
raize, Compte rendu des travaux exécutés à Deir- 
el-Médinéh (avec liste des principaux objets trouvés 
dans le déblaiement) — G. Daressy, Graffiti de la 
Montagne Rouge. — A. Reinach, Corrigendum à lar- 
ticle Parthénios, fils de Paminis. — L. Reutter, Analyses 
des parfums égyptiens. — J. Clédat, Le temple de Zeus 
Cassios à Péluse. — Daressy, Le nom d'Horus du roi 
Chechanq III. — Lefebvre, Egypte gréco-romaine (Thea- 
delphie; Isis Sachypsis; dédicace aux Dioscures; stèle 
gróco-égyptienne; un nemeseion). 12 Tf. M. 

Archaeological Journal. 1913: 
LXX. 277. *H. G. Spearing, The childhood of art (R. 
Munro). — *J. C. E. Falls, Three yaars in the Libyan 
desert (D. G. Hogarth). 

Archiv für Anthropologie. 1913: 
2. H. Treidler, Alte Völker der Balkanhalbinsel. 
3. C. Seyffert, Totengebräuche und Todesvorstellungen 
bei den zentralafrikanischen Pygmäen, den Buschmünnern 
und Hottentotten. 

Atene e Roma. 1913: 
XVI. 171—172. S. Lambros, Movimento archeologico 
nei paesi greci. 

Baessler-Archiv. 1913: 
IV 1. A. v. Le Coq, Bemerkungen über türkische Falk- 
nerei. — A. Bernhardi, Frühgeschichtliche Orakelknochen 
auch Obina. 

Bibliofilia. 1913: 
XV. 7. Notizie: Gli arabi e le biblioteche d'Alessandria. 


Bibliothèque de l'Ecole des Ohartes. 1913: 
LXXIV. 3—4. *H. de Castries, Les sources inédites de 
l'histoire du Maroc, I: Dynastie saadienne (G. Jacqueton). 

Bolletin de la Real Acad. de la Historia. 1913: 
LXIII. 1—2. F. Codera, Documento árabe traído de Melilla. 


Bull. d. Commiss. Archeologica di Roma. 1913: 
XL 4. O. Marucchi, I monumenti Egizi et i monumenti 
Ohristiani sistemati nel museo Capitolino. — U. Antonielli, 
I] culto di Mitra nelle coorti pretorie. 
Bulletin de Correspondenoe Hellénique. 1913: 
I—VI. A. Delatte, Etudes sur la magie grecque. 
Oritica. 1913: 
XI, 3. B. Croce, Intorno alla Storia della Storiografia. 


Gazette des Beaux-Arts. 1913: 
Dec. G. Migeon, Notes d'archéologie musulmane. 
quisitions nouvelles du Musée du Louvre. 

Geographical Journal 1913: 
6. F.G. Clemow, A visit to the rock-tombs of Medain- 
i-Salih, and the southern section ef the Hejaz Railway. 
— A. Stein, Sir Aurel Stein’s new expedition in Central 
Asia. — *A. Bernard, Le Maroc (A. G. O.). — Mr. Rick- 
mers' new expedition in Central Asia. 

Göttingische gelehrte Anzeigen. 1913: 
10. *E. Norden, Agnostos Theos (W. W. Jaeger). — *J. 
Lesquier, Les Institutions militaires de l’Egypte sous les 
Lagides (W. Schubart). 
11. A. S. Yahuda, Al-Hidäya, ‘ila faräid al-qulüb des 
Bachja Ibn Jósef Ibn Paquda (W. Bacher). 


Islam. 1913: 
IV, 4. P. Kahle, Die Aulad- Ali-Beduinen der Libyschen 
Wüste. — A. Wiener, Die Farag bx d a3-Sidda-Literatur 
(Schluss). — S. Flury, Samarra und die Ornamentik der 
Moschee des Ibn Tülün. — R. Hartmann, Hans von MZik's 
Uebersetzung von Ibn Battüta. — J. Friedländer, Die 
Chadirlegende und der Alexanderroman (J. Horovitz). — 
*L. Bouvat, Les Barmécides (J. Horovitz). — E. Littmann, 
Das Schicksal des Schéch el-Matbüli. — *S. M. Zwemer, 
The Moslem Christ (M. Heepe). — Kritische Bibliographie. 


Journal of the Gypsy Lore Society. 1913: 
VI 4. F.G. Ackerley, The Dialect of the Nomad Gypsy 
Coppersmiths. — G. F. Black, The Gypsies of Armenia. 


Ac- 
W. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 2. 


92 


Klio. 1913: 
XIII, 3/4. O. F. Lehmann-Haupt, Zur Herkunft der jo- 
nischen Säule. — G. Plaumann, Bemerkungen zu den 


ügyptischen Eponymendatierungen aus ptolemüischer Zeit. 
— L. Mitteis und U. Wilcken, Grundzüge und Chresto- 
mathie der Papyrusurkunde (H. J. Bell u. P. Vinogradoff). 


Kunstchronik. 1913: 
XXV. Nr. 14 und 16 (26. Dez. 1913 und 9. Jan. 1914). 
M. Maas, Archäologische Nachlese. W. 
Mélanges d'Archéologie. 1913: 
XXXIII 1/2. R. Massigli, Un manuscrit inédit de l'Evan- 
gile du Pseudo-Mathieu. 
Musée Belge. 1913: 
XVII. 4. A. Delatte, Un bas-relief gnostique da Br. Mus. 


Museum. 1913: 
XXI, 2. *A. Gercke und E. Norden, Einleitung in die 
Altertumswissenschaft, 2. Band (J. S. Speyer). — *J. 
Dahse, Textkritische Materialien zur Hexateuchfrage, I: 
Die Gottesnamen in Genesis (F. M. Th. Böhl.) 


Norsk Teologisk Tidsskrift. 1913: 
4, B. Kristensen, Mysteriereligion i oldtiden. — *H. 
Gressmann, Die Schriften des Alten Testaments in Auswahl 
(S. Michelet). 

Numismatio Ohronicle. 1913: 
II. 60. L. Weber, The coins of Hierapolis in Phrygia. 


Polybiblion. 1913: 

LXXVIIL 6. *F. Valente, Linguae hebraicae grammatica 

institutio. 

7. *K. J. Khairallah, La Syrie (J. L.). 

8. *L. Botte, Au coeur du Maroc; A. Navarre, Un voyage 

au Maroc (H. Froidevaux). — *A. Rambaud, Études sur 

l’histoire byzantine (A. Baudrillart). 

9. *E. Cavaignac, Histoire de l'Antiquité II, Athènes 
180—330); E. Meyer, Histoire de l'Antiquité, trd. par 
avid (A. Baudrillart). 

Revue Afrioaine. 1913: 

LVII. 289. A. Dournon, Kitab Tarikh Qosantina, par 

El-Hadj Ahmed El-Mobárek. — Cagnat, Inscription nou- 

velle de Djemila. — *H. Carbou, La rógion du Tchad 

et du Ouadaï. Études ethnographiques. Dialecte toubou 

(G. Yver). 

Revue d'Assyriologie. 1913: 

X. 1/2. V. Scheil, De l'exploitation des dattiers dans l'an- 

cienne Babylonie. — V. Scheil, Documents relatifs à 

l'Histoire de l'Assyriologie. — E. Ebeling, Altbabylonische 

Briefe. — L. Legrain, Collation Louis Gugnin: Textes 

cunéiformes, catalogue, transcription et traduction. — H. 

de Genouillac, Vocabulaire Suméro-Babylonien à l'usage 

des devins d'Ourouk datant de l'époque des Séleucides. 

— H. de Genouillac, Texte de Sargon le jeune, provenant 

des fouilles de'El-Ahymer. — L. Delaporte, Le cylindre 


royal du Musée de Péronne. — F. Thureau-Dangin, 
Notes assyriologiques. — H. de Genouillac, Inscriptions 
diverses. — *A. Clay, Business documents of Murasbu 


sons of Nippur (H. G.). — P. Dhorme, Les pays et 
l'Assyrie (H. G.). — *C. Frank, Babylonisch-assyrische 
Kunst (H. G.). — *A. Clay, Personal names from cunei- 
form inscriptions of the Cassite Period (H. G.). — *F. 
X. Kugler, Sternkunde und Sterndienst in Babel (H. G.). 
— A. Deimel, Veteris testamenti Chronologica (H. G.). 
— *L. Delaporte, Epigraphiques araméens, étude des 
textes araméens sur des tablettes cuneiformes (H. G.). 
3. E. Ebeling, Altbabylonische Briefe. — M. Witzel, 
Neue Uebersetzungsversuche sumerisch - babylonischer 
'l'amuzlieder. — V. Scheil, Documents relatifs à l'histoire 
de l'assyriologie. — J. Halévy, Précis d'allographie as- 
syro-babylonienne (F. Thureau-Dangin). 

4. V. Scheil, Inscriptions des derniers rois d’Assyrie. 
— W. Riedel, Weitere Tafeln aus Drehem. — B. 
Meissner, Bemerkungen zu dem Brüsseler Vokabular. — 
F. Thureau-Dangin, Distances entre étoiles fixes d'après 


une tablette de l’époque des Séleucides. — *J. Kohler 
u. A. Ungnad, Assyrische Rechtsurkunden (P. Dhorme). 
Revue Bénédictine. 1913: 
XXX. 3. *G. Foucart, Histoire des religions et méthode 
comparative (D. M. Fastugière). — E. Podechard, L'Ec- 
clésiaste (D: H. Höpfl). — *E. Sellin, Der alttestament- 
liche Prophetismus (D. H. Hópfl.). 
Revue Belge de Numismatique. 1913: 
4. F. Alvin, La danseuse Salomé et la numismatique. 


Revue des Études Greoques. 1913: 
Juillet-Sept. F. Greif, Études sur la musique antique. 
— A. Reinach, Trophées macédoniens. — A. de Ridder, 
Bulletin archéologique. 

Revue Sémitique. 1913: 

XXI. Avril. J. Halévy, Recherches bibliques (suite). — 
J. Halévy, L'inscription punique berbère du temple de 
Massinissa. — J. Halévy, Epitre de saint Paul aux Ga- 
lates. — A. de la Fuye, Correspondance sumérienne. — 
J. Halévy, Les innovations de M. M. Witzel. — M. Chaîne, 
Histoire du règne de Johannes IV, roi d’Ethiopie. — A. 
S. Yahuda, Prolegomena zu einer erstmaligen Herausgabe 
des Kitab al-Hidaja ila Faraid al Qulub, von Bachja ibn 
Josef ibn Paqüda (J. Halévy). 

Juillet. J. Halévy, Recherches bibliques. Le livre d’Isaie 
(suite). — J. Halévy, Le nom sémitique du cheval. — 
J. Halévy, Analyses sumériennes. — J. Halévy, Les in- 
novations de M. M. Witzel. — J. Halévy, Épitre de saint 
Paul aux Galates. — J. Halévy, Les mots sumériens dans 
la bible. — J. Halévy, Recherches de M. Th. Nöldeke 
sur le roman d'Achikar. — *S. Poznański, Die karäische 
Familie Firuz (J. H.). — M. Chaîne, Catalogue des 
var ds éthiopiens de la collection Antoine d'Abbadie 
(J. H.). 

Octobre. J. Halévy, Recherches bibliques (suite). — J. 
Halévy, Glanures hébraïques. — J. Halévy, Les innovations 
de M. M. Witzel. — J. Hulévy, La vérité à propos d'un 
compte rendu de M. Thureau-Dangin. — A. Boissier, 
Mythes et fables. — *Revue hébraïque de Hongrie III, 3, 
1913 (J. Halévy). — *S. Poznański, Allegorische Gesetz- 
auslegung bei den älteren Karäern (J. H.). — *K. Albrecht, 
Neuhebräische Grammatik auf Grund der Mischna (J. H.). 
— D. Argentieri, La saluzione del gravissime problema 
della cronologia biblica nel periodo dei re in base ai 
dati della Biblia (J. H.). — *M. Schwab, Le manuscrit 
hébreu N. 1408 de la Bibliothèque nationale (J. H.). — 
*F. Boll, Die Lebensalter; E. Küster, Die Schlange in der 
griechischen Kunst und Religion; M. M. Rapaport, Das 
religiöse Recht und dessen Charakterisierung als Rechts- 
theologie: K. Albrecht, Die Mischna. Seder Zeraïm, 9, 
Traktat Challa; W. Windfuhr, Seder Nezekin. I. Traktat 
Baba qamma; W. Nauman ntersuchungen über den 
apokryphen Jeremiasbrief; C. W. Westrup, Stat og Borger i 
det gamle Babylonien; J. Jelitto, Die peinlichen Strafen 
in Kriegs- und Rechtswesen der Babylonier und Assyrer; 
E. Gärtner, Komposition und Wortwahl des Buches des 
Weisheit; P. Koschaker, Babylonisch-assyrisches Bürg- 
schaftsrecht; R. C. Thompson, A new decipherment of 
the Hittite hieroglyphies (J. Halévy). 

Rivista di Filologia. 1913: 

XLI, 4. A. Beltrami, Spiritio giudaico e specialmente 
essenico della Silloge Pseudofocilidea. — P. L. Ciceri, 
Il capitolo De Nilo flumine nel De nature rerum di Isidoro. 
— *V. Inama, Omero nell’ età Micenea (C. O. Zuretti). 

Revue Oritique. 1913: 

93. "D. T. Evans, The principles of Hebrew Grammar; 
*K. Albrecht, Neubebräische Grammatik auf Grund der 
Mischna (A. L.). — E. Stucken, Der Ursprung des Alpha- 
bets und die Mondstationen; *H. M. Wiener, Penta- 
teuchal Studies; A. B. Ehrlich, Randglossen zur hebrä- 
ischen Bibel; *P. Cheminart, Les prophéties d'Ezechiel 
contre Tyr; *G. Richter, Erläuterungen zu dunklen Stellen 
im Bueh Hiob (A. Loisy). 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 2. 


94 


43. *F. Schulthess, Umajja ibn Abi s Salt, die unter 
seinem Namen überlieferten Gedichtfragmente, gesammelt 
und übersetzt (Cl. Huart) — *L. Bosse, Au coeur du 
Maroc (H. de Ourzon). — *Th. Fischer, Mittelmeerbilder, 
2. Aufl.; *R. Dedreux, Der Suezkanal (B. A.). 

Theologische Literaturzeitung. 1913: 
20. *G. Roeder, Aegyptisch (Wiedemann). — *Staerk, 
Die Ebed-Jahwe-Lieder in Jesaja 40 ff. (K. Budde). — 
*E. Ziemer, Jesaias 53 in der neueren Theologie (A. 
Zilleften). 
21. *A. Ungnad, Hebräische Grammatik. — *A. Ungnad, 
Praktische Einleitung in die hebräische Lektüre des AT 
(C. Steuernagel). — *Hunt, Oatalogue of the Greek Papyri 
Vol. I (Deissmann). 
22. *F. X. Kugler, Sternkunde und Sterndienst in Babel 
(B. Meissner). — *Holzhey, Kurzgefasstes Lehrbuch der 
Einleitung in das AT (C. Steuernagel). — *B. Stade, 
Biblische Theologie des AT 2. Band (Nowack). — *Spitta, 
Die synoptische Grundschrift in ihrer Ueberlieferung 
durch das Lukasevanglium (R. A. Hoffmann). — *Scher- 
mann, Aegyptische Abendmahlsliturgien des ersten Jahr- 
hunderts. — Gibson, The Commentaries of Isho dad of 
Merw (Diettrich). — *Holzhey, Kurzgefasste hebräische 
Grammatik. 

Theologische Rundschau. 1913: 
8. *A. Baumstark, Die christliche Literatur des Orieuts; 
*B. Violet, Die Esra Apokalypse; J. Kurst, Eusebius, Die 
Chronik aus dem Armenischen übersetzt (E. Klostermann). 
9. *AltesTestament: H. M. Wiener, PentateuchalStudies; 
J. Dahse, Textkritiche Materialien zur Hexateuchfrage I; 
E. Sellin, Die biblische Urgeschichte, 2. Aufl.; R. Smend, 
Die Erzählung des Hexateuch; H. Gunkel, Die Urgeschichte 
und die Patriarchen nebst Einleitung in die fünf Bücher 
Mosis und in die Sagen des 1. Buches Mosis; O. Procksch, 
Die Genesis übersetzt und erklärt; F. E. Robbins, The 
Hexaémeral Literature (G. Hölscher). 


Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. 1913: 
3/4. Ch. Bartholomae, Mitteliranische Studien IV. — 
O. Rescher. Zum Diwän des Abd'l-Aswad ed-Du' ali. — 
A. Vardanian, Der Briefwechsel zwischen Proklos und 
Sahak. — M. Bittner, Die heiligen Bücher des Jeziden 
ohne Teufelsanbeter (M. Grünert). — F. C. Jean, Les 
Lettres de Hammurapi à Sinidinnam (H. Torczyner). — 
H. Abel, Eine Erzählung im Dialekt von Ermenne (H. 
Schuchardt). — B. Liebich, Verhüllung der jungen Ehe- 
frau vor dem Schwiegervater. 

Wörter und Sachen. 1913: 
V 1. F. Karpf. Ueber Tiermasken. 
2. R. Meringer, Einige primäre Gefühle des Menschen, 
ihr mimischer und sprachlicher Ausdruck. 


Zeitschrift d. Deutschen Morgenl. Ges. 1913: 
3. J. H. Mordtmann, Türkische Papierausschneider. — 
P. Schwarz, Traum und Traumdeutung nach 'Abdalgani 
an-Näbulusi. — J. Barth, Arab. läta „es ist nicht“. — 
H. Bauer, Wie ist die Reihe der Buchstaben im Alphabet 
zustande gekommen? — *A. Ungnad und H. Gressmann, 
Das Gilgamesch-Epos (P. Jensen) — *Al-Hidaja ‘ila 
Farä’id al-Qulüb des Bachja ibn Jösöf ibn Paquda, herausg. 
v. A. S. Yahuda (J Goldziher). — *Abü Hanifa ad-Dinaweri, 
Kitab al-ahbär at-tiwàl. Préface, Variantes et Index 
par J. Kratchkovsky (C. F. Seybold). —  *Corp. Script. 
Christ. Or.: Syri. Textus. Ser. II. Tom. LXVI: Theodorus 
bar Koni Liber Scholiorum, ed. Addai Scher (C. Brockel- 
mann). — *M. D. Gibson, The Commentaries ef Jsho'dad 
of Merv (C. Brockelmann). — *Sbornik materialov dl'a 
opisanija méstnostej i pl'emen Kavkaza Bd. 42 (J. Nómeth). 
— *Loghat el-Arab I, II (G. Bergstrüsser). — *G. Dalman, 
Petra und seine Felsheiligtümer (G. Beer). — *H. Bauer, 
Die Dogmatik al-Ghazzalis (M. Horten). — *St. Langdon, 
Die Neubabylonischen Königsinschriften. Aus dem engli- 
schen übersetzt von R. Zebnpfund (A. Ungnad). — *H. 
Holma, Kleine Beiträge zum assyrischen Lexikon (H. 


96 Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 2. 96 


Torczyner). D. Nielsen, Das sabüische Orakelgebot. — 
F. Praetorius, Zum Chronicon Edessenum. — A. Marmor- 
stein, Zu ZDMG 67 S. 268. 

Zeitschrift f. Neutestamentl. Wissensch. 1913: 
4. K. G. Goetz, Die ursprüngliche Fassung der Stelle 
Josephus Antiqu. XVIII, 3, 3 und ihr Verhältnis zu Tacitus 
Ann. XV, 44. — P. Corssen, Der Altar des unbekannten 
Gottes. — H. Achelis, Altchristliche Kunst III. 

Zeitschrift d. Vereins f. Volkskunde. 1913: 
4. J. Seheftelowitz, Tierorakel im altjüdischen Volks- 
glauben. 

Zeitschrift für wissenschaftl. Theologie. 1913: 
3. W. Bötticher, Der alttestamentliche Stühnopfer- 
gedanke im N. T. — A. Deissmann, Ein sprachliches 
Zeugnis für die Hellenisierung des Christentums. — 
Literarische Rundschau: O. Scheel, Kirchengeschichte; 
W. Staerk, Altes Testament; E. Klostermann, Neues 
Testament. 


Verlag der J. C. Hinrichs sehen Buchhandlung in Leipzig, 


Soeben erschienen: 

Bretz, Adolf: Studienu.Beiträge zuAsterios 
von Amasea. (IV, 124 S.) Gr.8°. M. 4 — 

(Texte und Untersuchungen usw., Band 40, Heft 1.) 

Delitzsch, Friedrich: Grundzüge der su- 
merischen Grammatik. (XXV, 158 S.) 
Gr. 8°. M. 16.75; geb. M. 17.50 

(Hilfsbücher z. Kunde d. AO, 5. Band.) 

— Kleine sumerische Sprachlehre für 
Nichtassyriologen: Grammatik, Voka- 
bular, Textproben. Mit einem Titelbild. 
(VIII, 142 S.) 8° M. 7.50; geb. M. 8.50 

Grass, Karl Konrad: Die russischen Sekten. 
2. Band: Die Weissen Tauben oder Skopzen 
nebst Geistlichen Skopzen, Neuskopzen u. a. 
2. Hälfte: Geschichte der Sekte bis zur 
Gegenwart. Darstellung der Sekte. (S. 449 
— 1016 und I—IV mit dem Bilde des Stifters.) 
Gr. 8°. M. 14.50 
2. Band vollst. M. 23 —; geb. M. 24.50 


Hölscher, Gustav: Die Profeten. Unter- 


suchungen zur Religionsgeschichte Israels. 
VIII, 486 S. Gr. 8. M. 9 —; geb. M. 10.20 
Kittel, Gerhard: Die Oden Salomos — über- 
arbeitet oder einheitlich? Mit 2 Beilagen: 
I. Bibliographie der Oden Salomos. II. Sy- 
rische Konkordang der Oden Salomos. (IV, 
180 S.) Gr. 8. M. 5—; geb. M. 6 — 
(Beiträge s. Wissenschaft v. Alten Testament, Heft 16.) 
Knudtzon, J. A.: Die EI-Amarna- Tafeln. 
15. Lfg. [Anmerkungen zu Brief 293—358 
(Schluss) von Otto Weber und Glossar a-kir- 
rizeu von Erich Ebeling.] (S. 1345—1440) 
Gr. 8°. M. 3 — 
(Vorderasiatische Bibliothek, 2. Stück, 15. Lfg.) 
Wutz, Franz: Onomastica Sacra. Unter- 
suchungen zum Liber Interpretationis No- 
minum Hebraicorum des hl. Hieronymus. 
I. Hälfte: Quellen und System der Ono- 


mastika. (672 S.) Gr. 8°. M. 21 — 
(Texte und Untersuchungen usw., Band 41, 1. Hälfte.) 


Zur Besprechung eingelaufen. 


* bereits weitergegeben. 


*Veröffentlichungen der Ernst von Sieglin-Expedition II. 
Das Grab des Ti, von Georg Steindorff. Leipzig, J. 
C. Hinrichs, 1913. M. 50 —, geb. M. 57 —. 

*Keleti Szemle. 1918. XVI, 1—2. 

"Proceedings of the Society of Biblical Archaeology. 1918. 
XXXV, 7. 


M. Fahmy: La condition de la femme dans la tradition 

et l'évolution de l'islamisme. Paris, F. Alcan, 1913. 
V, 167 S. Fr. 4,60. 

F. Zorell, 8. J.: Einführung in die Metrik u. die Kunst- 
formen der hebräischen Psalmendichtung. München, 
Aschendorff, 1914. IV, 528. M. 2—. 

*A. H. Gardiner and E. Weigall: A Topographical Cata- 
logue of the Private Tombs of Thebes. London, 
Quaritch, 1913. 45 S. 15 Taf. Fol. 

E. Griffini: I manoscritti arabi della Biblioteca Ambrosiana. 
II. Roma, Casa editrice italiana, 1913. S. 73—120. 

R. Afanasieff, Erster Anhang zu 100 Kaukasusgipfel. 
München, J. Lindauer, 1914. S. 195 —207. 

*A. Schiefner: Kalewala das National-Epos der Finnen. 
München, G. Müller, 1914. VIII, 482 8. M. 12—. 

*American Journal of Archaeology. 1913. XVII, 4. 

* Archivio Storico per la Sicilia Orientale. 1913. X, 9. 

*Loghat el-Arab. 1913. III, 6. 

*G. Dalman: Palästinajahrbuch d. D. evangel. Inst. zu 
Jerusalem. Berlin, E. S. Mittler u. Sohn, 1913. 
168 8. M. 3—. 

*Fr. Delitzsch: Kleine sumerische Sprachlehre für Nicht- 
assyriologen. Leipzig, J. C. Hinrichs, 1914. VIII, 
142 S. M. 7,60. 

*L. Frobenius: Unter den unstráflichen Aethiopen. Berlin, 
Vita, (1914). XXIV, 508 S. 

H. Oldenberg: Buddha. Sein Leben, seine Lehre, seine 
Gemeinde. 6. Aufl. Stuttgart u. Berlin, J. G. Cotta, 
1914. VIII, 442 S. M. 9—. 

H. Junker und W. Czermak: Kordofán-Texte im Dialekt 
von Gebel Dair. (Sitzungsber. d. Wiener Akademie. 
Philos.-hist. Kl. 174, 3). Wien, A. Hölder, 1913. 76 8. 

*Iamar Elbogen: Der jüdische Gottesdienst in seiner ge- 
schichtlich. Entwickelung. Leipzig, G. Fock, 1913. 
XVI, 619 8. M. 12 —. 

*Al-Machriq. 1914. XVII, 1. 

*W. W. Graf Baudissin: Zur Geschichte der alttestament- 
lichen Religion in ihrer universalen Bedeutung. 2 aka- 
demische Reden. Berlin, G.Stilke, 1914. 568. M. 1 —. 

*E. Chavannes: Les documents éhinois découverts par 
Aurel Stein dans les sables du Turkestan oriental 

ubli6s et traduits. Oxford, Humphrey Milford, 1913. 
XIII, 232 S. XXXVII Tafel. E 3, Sh. 3. 


Mit einer Beilage von A. Marcus und E. Webers Verlag in Bonn. 


In Kürze werden erscheinen: 


Delitzsch, Friedrich: Sumerisches Glossar. 
(Etwa 17 Bogen.) Gr. 8° Etwa M. 30 — 
Neugebauer, Paul V.: Tafeln für Sonne, 
Planeten und Mond nebst Tafeln der 
Mondphasen für die Zeit 4000 v. Chr. bis 
3000 n. Chr. Zum Gebrauch für Historiker, 
Philologen u. Astronomen bearbeitet. (XXX, 


117 S.) Gr. 8°. Etwa M. 6 — 
(Neugebauer, Tafeln s. astr. Chronologie, II. Heft.) 


Verlag u. Expedition: J. C. Hinriehs’sche Buchhandlung, Leipzig, Blumengasse 3. — Druck von Max Schmersow, Kirchhain N.-L, 
Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Pelser Königsberg 1. Pr., Golts-Allee 11. 


Drientalistische Literaturzeitung 


Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient 


und seine Beziehungen zum 


Kulturkreise des Mittelmeers 


Herausgegeben von Professor Dr. Y. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11 


Verlag der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung, Leipzig 
Blumengasse 2. 


17. Jahrgang Nr. 3 


Manuskripte und Korrekturen nach Königsberg. — Drucksachen nach Leipzig. 
Jährlich 12 Nrn. — Halbjahrspreis 6 Mk. 


März 1914 


Inhalt. 
Abhandlungen u. Notizen Sp. 97—113 


Clay, A. T.: The Site of Marad 110 
Frank-Kamenetzky, J.: Der Pa- 
pyrus Nr. 3162 des Berliner Ma- 
ums 97 bräischen Bibel. 


M.: 


Müller, W. Ein SE v. J. Herrmann 
Beitrag sur Geschichte Palästinas 
um 1500 v. Chr. . . 103 


Niebuhr, 0.: Ein Motiv der Rhamp- 
sinitlegende 1 
Perles, F.: Etimmu im AT indi im 

Talmud . . . Vox 108 
Schileico, W.: Ein Brief Hammu- 
rabis aus der Kais. non zu 
St. Petersburg 112 


Witzel, M.: Zum EE Infix 
-ne on Ey e. di 112 


Heinze. 


Der Papyrus Nr. 3162 des Berl. Museums. 


Von J. Frank-Kamenetzky. 
Mit 2 Lichtdrucktafeln. 


Der Papyrus Nr. 3162 des Berl. Museums, 
der mir von der Verwaltung der Kgl. Museen 
freundlichst zur Bearbeitung überlassen worden 
ist, lässt sich schon durch die Vignetten auf 
seinem oberen Rande als ein Totenpapyrus er- 
kennen. Er gehórt wohl in die Gruppe kleinerer 
Schriftstückefunerären Inhalts, diein der Spützeit 
häufig gewissermassen als Ersatz für das Toten- 
buch angefertigt worden sind, und deren Inhalt 
sicherlich auf viel frühere Quellenzurückgeht, die 
man zum Teil im Totenbuch selber, zum Teil 
in Inschriften auf Grabsteinen und Särgen des 
mittleren und neuen Reiches zu suchen hat. 

Geschrieben ist der Re „= für € 


SÉIER se) 


Der Name des Mannes ist d auch 


"d NES: geschrieben (4, 7; 6, 1), wo vi 


o als Variante des Namens Dhwtj erscheint, 


Archaeological Survey of Nubia. Re- 
port for 1907/08. Vol. I, de 

. W. Wreszinaki 123 
Delaporte, L.: Epigraphes araméens, 
bespr. v. S. Schiffer. 
Ehrlich, A. B.: Randglossen zur he- 


Gandz, 8.: Die Mu allaga des Imrul- 
qais, bespr. v. H. Reckendorf 113 


mente, bespr. v. B. 
Kaufmann, C. M.: Handb. d. christl. Ar- 
cháologie, bespr. v. P. Thomsen 125 


. Sp. 113—132 Poulsen, F.: Der Orient und die früh- 
griechische Kunst, bespr. v. E. 
Brandenburg 127 


Scheftelowitz, J.: Das Schlingen- und 
Netzmotiv im Glauben und Brauch 
der Völker,bespr.v.W.Schultz131 


Sprechsael. . . . . Sp. 134—138 
Löw, I: Berichtigung zu OLZ 1913 
Sp. 437 . . 132 
Rothstein, I. W.: Zu OLZ ees 
Sp. 548 . 133 


115 


Bd. V, VI, bespr. 
116 


Gressmann, H.: Mose u. seine Zeit, Schlögl, N. : Entgegnung . . 134 
bespr. v. J. Hunger . . 116 | Weidner, E. F.: Zu OLZ 1914 
Jelitto, J.: Die peinlicben Strafen im Sp. 56 f. 0... 136 
Kriegs- und Rechtsleben d. Baby- | gitertumsberichte . . 138 
lonier und Tran bespr. v. 120 Aus gelehrten Gesellscheften . 137 
Jordan, H.: Armenische Irenäusfrag- Mitteilungen . 138 
Violet. 122 | Personallen "m 138 

Zeitschriftenschau . 138—143 


Zur Besprechung eingelaufen 143—144 


was ich aber sonst nicht belegen kann. 


Der 
Name der Frau heisst 2, 7 E os | A woraus 


sich auch für den zweiten Bestandteil desNamens 
die richtige Lesung ergibt: die Frau hiess offen- 
bar Mit mn-tj „Mwt ist bleibend“. Dem Namen 
des Verstorbenen sind keine Titel beigegeben, 
und dass er kein besonders vornehmer Mann 
war, ersieht man auch aus der Dürftigkeit der 
Beigabe, aus der Flüchtigkeit, mit der die Vig- 
netten gezeichnet sind und vor allem aus dem 
geringen Umfang des Papyrus. 


Dieser besteht nämlich nur aus acht Seiten 
zu je sieben Zeilen bei einer Blatthöhe von 
16 cm. Der obere Rand in der Höhe von 6 cm 
ist von den Vignetten eingenommen; die Länge 
der Zeilen beträgt auf den ersten zwei Seiten, 
die beide einen zusammenhängenden Abschnitt 


, bilden, 25 cm; auf den folgenden Seiten, die je 


einen Abschnitt enthalten, beträgt dieZeilenlänge 
nur 20 cm. Die Konservierung des Papyrus 
ist recht gut; nur auf der letzten Seite sind 
wenige Zeichen leicht verwischt; hier findet 
sich auch in der ersten Zeile eine kleine Lücke 
inmitten des Namens des Verstorbenen; wie man 


a baer Ni Name wird zitiert von Stern, Ä.-Z. 1884, 55. aus den zahlreichen Varianten des Namens 


97 


98 


99 


ersieht, kann in der Lücke nichts gestanden 
haben; danach muss das Loch im Papyrus älter 
sein, als seine Schrift. 

Was wir aus dem Inhalt unseres Papyrus 
über das Schicksal des Verstorbenen im Jenseits 
erfahren, ist uns auch sonst aus der Totenlite- 
ratur gut bekannt. Er erwacht in Gestalt desOsi- 
ris und findet sich von den Gottheiten umgeben, 
die dem Osiris am nächsten stehen; sein Sohn 
Horus, seine beiden Schwestern Isisund Nephthys 
(auch dr-tj genannt) und seine Mutter Nwt sind 
ihm in jeder Weise hilfreich. Die anderen 
Götter, die „Mannschaft des Horus“ und die 
„Bewohner desHorizontes“ begrüssen ihn freudig 
und jubeln ihm zu. Anubis sorgt für seine 
Balsamierung und die grossen Götter Nwn, Amon 
und Chons-Schow von Theben (s. 3, 4 und Anm.) 
spenden ihm ein Totenopfer. Nur vorübergehend 
ist die Rechtfertigung des Toten in der „Halle 
der beiden Wahrheiten“ erwähnt (2, 7; 4, 5). 
Ferner wird dem Verstorbenen versichert, dass 
sein Körper wohl erhalten bleiben wird, dass 
die Seele sich mit ihm vereinigen und niemals 
von ihm weichen wird, und dass er über alle 
seine Glieder mächtig sein wird (Seite 4). 

Eingehender befasst sich unser Papyrus mit 
den verschiedenen Gestalten, in denen die Seele 
des Verstorbenen im Jenseits erscheinen kann. 
Davon handeln die letzten fünf Abschnitte des 
Papyrus, und zwar ist in jedem Abschnitt von 
je einer Verwandlung die Rede; der Tote kann 
die Gestalt eines Falken, eines Phönix, eines 
Wurms (wovon drei Formen genannt sind: 


d bes M, m und S WA), eines Kro- 


kodils und die eines Widders annehmen. Von 
denselben Verwandlungen ist auch im Totenbuch 
(ed. Nav. Kap. 77. 78. 83. 85. 87. 88) die Rede, 
wobei jedoch hervorgehoben sei, dass die ge- 
nannten Kapitel des Totenbuches inhaltlich von 
den entsprechenden Abschnitten unseres Papyrus 
völlig verschieden sind. Der gemeinsame Erfolg 
der Verwandlungen ist der, dass sie dem Ver- 
storbenen eine besondere Kraft den feindlichen 
Mächten gegenüber verleihen, die ihn im Jenseits 
bedrohen. Daneben hat manche Verwandlung 
noch einen besonderen Vorteil: als Phónix kann 
der Verstorbene zum Himmel emporfliegen und 
als Krokodil befáhrt er die Gewässer des Toten- 
reichs. 

Ein besonderer Zug unseres Papyrus, den 
er übrigens mit dem „Ritual der Balsamierung“ 
gemeinsam hat, ist die Erwähnung des Toten- 


ll e (3, 7) welches am 


* 


10. Tage des 2. Monats der SG Jahreszeit ge- 


1 Vgl. Brugsch, Diet. Géo. 1103. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 3. 


100 


feiert wurde; an diesem Tage pflegte Amon die 
Thebanische Nekropole zu besuchen, wobei er 
„seinem Vater und seiner Mutter“ ein Opfer 
darbrachte (Mariette. Pap. de Boulaq. Nr. 3. 
S. 2. Zeile 22 f.). Der Vater des Amon ist Osiris, 
mit dem der Tote identifiziert wird (vgl. Maspero. 
Pap. du Louvre S. 75 f£). Ferner empfüngt der 
Tote die Libation von Amon-ipt jeden 10. Tag 
(Boulaq. Pap. Nr. 3 loc. cit. Im Einklang 
damit heisst es auch in unserem Papyrus, dass 
der Verstorbene das Totenopfer von Amon 
zur Zeit des Nekropolenfestes empfángt und 
ihm die Libation von Amon-ipt alle zehn 
Tage gespendet wird (3, 5—7). Auch Nwn 
opfert ihm alle zehn Tage (2, 2) und in den- 
selben Zusammenhang gehört auch der Passus 
<> D o, CG — H a = 
el eo iii ve | O Ne Awe 
(2, 4), wo dem Amon also nachgeriihmt wird, 
dass er den Eltern gegeniiber die Pflicht erfiillt. 


Besonders hervorzuheben ist noch die lange 
Titelreihe des Amon auf Seite 1, (wo er haupt- 
sächlich als Sonnengott geschildert ist): „Der 
Herr der Ewigkeit, der sich mit dem Horizonte 
des Westens vereinigt hat, der geliebte, ehr- 
würdige, der die Götter erzeugt hat, der Fürst 
des Himmels, der Herrscher auf Erden, der 
grosse König im Gemache der Unterwelt, Götter- 
könig in Karnak, grosser Fürst in seiner Re- 
sidenz, der Geist, der mit seinen wd3-t- Augen 
leuchtet und der sich seiner ntr-t-Augen freut“. 
Hierher gehören wohl auch die folgenden Verse 
(2, 3 5), die als weitere Prädikate des Amon 
anzusehen sind: „Der Herr des Lichts, der die 
Strahlen der Nacht vertreibt, der den Eltern 
die Opfer darbringt, der hoch ist durch die 
hd-t-Krone, der Herr der 3tf-Krone, der zahlreich 
an Uräen ist schon im Leibe seiner Mutter“. 


Die mehrfache Erwähnung des Amon, wie 
auch des Thebanischen Nekropolenfestes weist 
deutlich auf Theben als den Entstehungsort 
unseres Papyrus hin. Aber an zwei Stellen 
(6, 2; 8, 5) heisst es auch ausdrücklich, dass 
der Verstorbene in der Thebanischen Nekropole 
EN i AA D O 

GE 4 e | 
die Datierung des Papyrus finden wir keinen 
anderen Anhaltspunkt als den Charakter der 
Schrift; diese weist grosse Aehnlichkeit mit der 
des Papyrus Leiden J. 32 auf, der in die Mitte 
des 1. Jahrh. n. Chr. gehört (s. Möller, Paläogr. 
III, S. 12); danach dürfen wir unseren Pap 
auch in das erste nachchristliche Jahrhundert 
versetzen. | 

Charakteristisch für diese späte Schrift ist 
die reichliche Verwendung von „diakritischen“ 
Punkten, die sich in unserer Handschrift bei 


) bestattet worden ist. Für 


101 


folgenden Zeichen finden: I Kir ) AN | 


À, A 1; alle diese Punkte sind in der Tran- 


H 
b tion weggelassen. Dagegen habe ich den 
Punkt, der häufig über den Zeichen () und & 
steht, auch in der Transkription wiedergegeben; 
er ist wohl als complementum vacui anzusehen, 
denn er fehlt regelmássig da, wo die Gruppierung 
der Zeichen keinen Raum für ihn übrig lässt. 


Der „horror vacui" macht sich auch sonst 
in unserer Handschrift stark geltend, indem er 
in üblicher Weise die Orthographie beeinflusst?; 
hiervon seien einige Beispiele angeführt: 


1. Ueber dem Suffix «—^ steht häufig ein 
Füllzeichen (transkrib. =.) hinter Wörtern, bei 
denen es nicht als Determinativ aufgefasst 


werden kann, so bei on 1, 7; 2, 5; 


— | 
all tt S). Lu 4, 3; 5, 3 usw. Bei 


denselben Wörtern fehlt das genannte Zeichen, 
wenn das => unter der Zeile steht; vgl. 


IK am 3, 2; SIRE 1; 6, 5; aS) 6, 5. 


2. Aehnlich verhalt es sich mit dem anderen 
Füllzeichen (11) über der Buchrolle häufig im Infin. 


von dreirad. Verbenz. B. 1 1 Kë 2, 9; puit EUR 
5, 1; 6, 1: 7, 1; || J Ed 4, 6; 7, 2 usw. 


3. Das Wort nb RES (masc.) ist immer 
geschrieben z. B. 2 EC L2 — 


1 D zi 2, 3 usw. (vgl. dagegen So c 1, 5). 
4. Das Verb. dj in der sdmf-Form ist 4— 
geschrieben: 1, 2. 6; 3, 6. 
5. Die Femininendung t ist häufig doppelt 


oder sogar dreifach geschrieben: ( | 


A 
13 DS 


OS .n4doao 
Du ze 
E 241. 


afa 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 3. 


102 


geschrieben ist; (meistens stehen hinter dem 


'| Dual auch Pluralstriche). 


Ein vorgesetztes | findet sich in | d 
8 


in | AW 0 m 2, 3. Zu erwähnen ist auch die 
Schreibung O für den Artikel p, so in O ]3 


(note) 6, 4; „Ia (nen) 4, 6; 5, 5 und | e 
für die Präp. r 5, 6. 7; 6, 2; 8, 4. 

Häufig findet sich in unserem Papyrus das 
aktive Partizip der intransit. Verba auf e (Erm. 


Nag. Gr. 8 256 ff.); in dieser Form erscheinen 
die Verba hpr (8, 5) und mn (2, 6; 4,3; 6, 6; 
8, 4), die bei Erman (8 257) unter einer grósseren 
Anzahl von Verben genannt sind, welche gern 
diese Form annehmen; ausserdem noch die Verba 
ër (4. 7; 7, 5; 8, 5) und rwd (4, 5; 5, 4). 

Unerklärlich ist es, wenn die Präp. m, die 
im Ausdruck ir hprw m „sich verwandeln in“ 
dreimal richtig steht (6, 2; 7, 3; 8, 2), zwei 
andere Male (4, 2; 5, 2) durch » ersetzt ist; 
dass dies in beiden Fällen vor einem folgenden 
b geschieht, ist um so auffälliger. 

Es ist schliesslich noch einiges über die 
Vignetten desPapyrus zu sagen; dass sie flüchtig 
gezeichnet sind, ıst oben schon erwähnt worden, 
auch passen sie nicht immer zum Inhalt der 
betreffenden Seiten. Auf Seite 1 ist der Ver- 
storbene auf der Totenbahre dargestellt, zu 
beiden Seiten Isis und Nephthys, bei der Bahre 
vier Canopen in der üblichen Form; ferner Osiris. 
Auf Seite 2 finden wir den 53 des Toten, der 
von einem tierköpfigen Dämon Libation empfängt; 
ferner Chons (?); die Darstellung gehört eigent- 
lich auf die folgende Seite, wo die Libation, 
wie auch der Gott Chons erwähnt sind. Da- 


3 gegen finden wir auf Seite 3 die Göttin Buto 


sh abgebildet ohne irgend- 


welchen Zusammenhang mit dem Inhalt des 
Papyrus. Zutreffend ist es, wenn auf Seite 4—6 
je ein Falke, ein Phönix und eine Schnecke 


und das Zeichen 


Auffallend ist die Schreibung des Dualis, mit einer anderen, die aus der Erde kriecht 
wobei neben dem doppelten Determinativ auch (x) abgebildet sind, entsprechend den Ver- 
das Wortzeichen zweimal geschrieben ist z. B. wandlungen des Verstorbenen, von denen auf 


ew o 


SE 2 [TA 1 1 2.3; 
ferner RMI |, [j 1, 7 und | 
1, dé 


1 Für die entsprechenden hieratischen Zeichen stehen 
mir keine Typen zur Verfügung, vgl. aber die Repro- 
duktion des Pap. auf den beigegebenen Tafeln. 

* Vgl. Möller, Paläogr. II, S. 1. 


diesen Seiten die Rede ist. Daneben finden wir 
noch auf Seite 4 einen affenkópfipen Dämon 


a |und Osiris; auf Seite 5 eine Sykomore (? wohl 
x-. | der Lebensbaum von dem die Verstorbenen leben, 
= 2, 4, wo das ganze Wort zweimal vgl. Erman, Religion S. 109) und das Zeichen 


; auf Seite 6 den 63; auf Seite 7 ist ein ge- 


ügelter Skarabäus abgebildet und auf Seite 8 
der Verstorbene auf der Bahre, über ihm schwebt 
sein 53. (Schluss folgt.) 


108 


Ein ägyptischer Beitrag zur Geschichte 
Palästinas um 1500 v. Chr. 
Von W. Max Müller. 


Die prächtige Veröffentlichung der Peters- 
burger Papyrus unter der Leitung W. Gole- 
nischeffs und Mitwirkung A. Gardiners (Les 

apyrus hiératiques de l’Ermitage Impérial à 
St. etersbourg. 1913) bietet einen Beitrag zur 
Geschichte und Geographie Palästinas, den ich 
es für nötig halte, zum Besten der Nichtägyp- 
tologen ungesäumt auszuziehen. 

In Rechnungen ägyptischer Beamter aus der 
mittleren Regierungszeit Thutmosis III., also 
etwas nach 1500 v. Chr., erscheint (Pap. 116 A, 
verso 67 ff.) zweimal eine Liste von Zahlungen 
an fremde Gesandte. 

Verzeichnis des Getreides, geliefert den Edlen 
(Ma- ra- y- na) von Sa-hi, 

(68) Der Bote des Fremdlandes von Ma-k(e)-ti (Me- 
giddo), Bier 1 (Krug), Getreidemass 1 ()), 

Der Bote von K(e)-n (! emendiere Ki)-n-na- 

ra-tu (Kinneroth), Bier 1 (Krug), Ge- 
treidemass 1 (?), 

(70) Der Bote von Y(!)-ka-si-pu (Akschaph?), 
Bier 1 (Krug), Getreidemass 1 (?), 


Der Bote von [Sa-]ma-tu-na (Schabbathon), 
Bier 1 (Krug), Getreidemass 1 (?), 

Der Bote von [Tal- a-na-ki (Ta anak), Bier 
1 (Krug), Getreidemass 1 (?), 

Der Bote von [ Ru?-|3a-'à-ra (Rosch-el?), Bier 
1 (Krug), Getreidemass 1 (?), 

Der Bote von Ti-n-ni, Bier 1 (Krug), Ge- 
treidemass 1 (?), 

(75) Der Bote von [Sa]-ru-na (Scharón, vgl. die 

Amarnatf.), Bier! (Krug), Getreidemass 1 (?), 

Der Bote von '(E)-s-ka-ru-na (Aschkelón), 
Bier 1 (Krug), Getreidemass 1 (?), 

Der Bote von Hu-su(! s. u.) -ra (Hasór). 

Der Bote von! Ha-tu-ma, 3 Krüge, 4 Korn- 
masse. 


Wiederholt Z. 183 ff. 
Verzeichnis des Getreides . . . . 
(184) Ha-ti-tu-ma (Det. fremder Mann!), Bier, 
tägliche Ration 10 Krüge, Getreidemasse 7 
(+ » + x?) 
(185) Der Bote von Ma-k(e)-ti, Dito. Sa-ru-na, 
Bier 1 Krug, Getreide 1 Mass + x. 
(186) Der Bote von K(e)-n-na-ra-tu, Dito. 
’(E)-s-ka-ru-na. 

(187) Der Bote von Y-ka-s(e)-pu, Dito. Hu- 
su(!)-ra. 

(188) Der Bote von Sa-ma-du-[na]. 


| ! Die hieratische Gruppe scheint mir hier nichts als 
kühne Abkürzung und Ligatur des gewöhnlichen Wortes 
für „Bote“, die der Schreiber sich zum Schluss erlaubte. 
Sonst wäre „der Fürst“ möglich. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 8. 


104 


(189) Der Bote von Ta- a-na-[ki?]. 
(190) Der Bote von Ti-n-ni. 


Die Fehler (kn statt ki 69, sw statt ga- u) 
sind alle nur durch schriftliche Vorlagen zu er- 
klären; die Rechnung ist also eine Abschrift. 
Die asiatischen Namen gehen auf eine ursprüng- 
lich sehr gute Vorlage zurück, deren Wieder- 
gabe namentlich der Vokalisation Verständnis 
zeigt; jetzt ist sie freilich sehr verderbt. Die 
Umschreibung des sonst (vgl. MVAG XII 1907, 
23) Sa-b-tu-na geschriebenen Namens Schabbaton 
ist merkwürdig!. Eine Keilschriftvorlage, deren 
ba in ma verlesen wurde, scheint mir als Er- 
klärung des m für b weniger wahrscheinlich 
als die stark stimmtonige Aussprache des bb, 
die anderswo ja öfter zur Dissimilierung der 
Verdoppelung biet (mb = bb). Ich warne davor, 
die Entstellung des ursprünglichen ga- in sw 
im Namen Hasor für die Aussprache der Sibi- 
lanten irgendwie zu verwenden; der Fehler 
Scheint, wie gesagt, rein graphisch?. So erklüre 
ich auch den unmóglichen Ánlaut des Namens, 
der korrekt 'A-ka-si-pu oder ähnlich lauten 


sollte; die starke Abkürzung des Zeichens 
ist zu [| verlesen worden. Sonst ist kein Ueber- 


gang von Aleph in Jodh nachweisbar, nur der 
umgekehrte Fall. (Gemeint ist wohl die Stadt 
Akschaph in Ascher, nicht Akzib, trotz der 
merkwürdigen Vokalisation. Man vergesse nicht, 
wie schwer es ist, auf diese barbarıschen Vo- 
kalisierungsversuche zu bauen. Oder sollten 
Akschaph und Akzib vermengt worden sein? 
Merkwürdig ist, dass auch die grosse Thut- 
mosisliste (Nr. 40, vgl. MVAG XII 16) in ihrem 
" A-k-sa(?)p einen besonderen Vokal in der letzten 
Ir in schwer verständlicher Weise ausdrücken 
will). 

di den drei scheinbar neuen Namen ist 
wenig anzufangen. Ob Rosch-el „Gottesgipfel“ 
als Variante zu dem häufig genannten Rosch- 
k(o)desch „heiliger Gipfel“ (in Galiläa?) ange- 
sehen werden darf, ist mir recht zweifelhaft. 
Ich warne vor Vergleichung von Ti-n-ni mit 
Dan vor allem wegen der Verdoppelung des n; 
auch die Vokalisation mit, besonderem +“ vad 
XVII 264) spricht dagegen. Wenn zu emen- 
dieren, läge *73-p(u?)-n?, Daibon (in Juda ?), am 
nächsten. Das Hatuma der ersten Stelle ist 
das zweite Mal durch eine Dublette entstellt; 
Hatituma(!) wird als Mannsname missverstanden 


! Hieratisch wird rw zu selten r-u geschrieben, als 
dass die Lesung Sa-ma-r(?)u-na == Samaria der Heraus- 
geber wahrscheinlich wäre. Auch historisch ist sie kaum 
möglich. 

* Vgl. MVAG XVII 26, oben. Der Grund, warum 
man die einfache Schreibung u vermeidet, scheint mir 
einfach kalligraphisch. 


105 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 3. 


106 


und an eine irrige Stelle gesetzt. Im Original 
muss es der letzte Name der Liste gewesen sein 
mit folgender Summierung der täglichen 11 Ra- 
tionen. Dass der Schreiber nicht einmal letztere 
Zahlen richtig kopierte, zeigt, wie namenlos 
liederlich seine Abschrift ıst, und wieviel wir 
emendieren müssen. Danach wäre es nicht un- 
möglich, den neuen Namen als verderbt aus dem 
Hu-ma der grossen Liste (Nr. 118) anzusehen, 

Alle Namen sind wohl in Palästina zu suchen; 
es handelt sich um eine Karawane Gesandter, 
die zusammen nach Aegypten kam, ursprünglich 
im Norden gebildet und auf dem Weg durch 
den Anschluss z. B. des Gesandten von Askalon 
verstärkt. Interessant ist, dass diese Boten in 
der ersten Stelle „Edle“ genannt werden; ist 
das auch richtig? Oder hätten auch gewöhn- 
liche Depeschenträger sonst Anspruch auf Ver- 
pflegung durch die ägyptische Regierung gehabt? 
Lehrreich ist die Verwendung des Namens Sa- 
hi für Palästina; ich habe wohl Asien, S. 176, 
ihn zu eng als „Phönizien“ gefasst. In Wahr- 
heit ist er wohl so vag wie der Name Kana an, 
dem er ziemlich zu entsprechen scheint. Das 
Wichtigste scheint mir, dass wir hier die Mittel- 
punkte von 11 kleinen Reichen bezeugt haben, 
denn Berichte und Tribut schickten doch nur 
die Fürsten, keine Unterbeamten derselben. In 
dieser Hinsicht ist die neue Quelle weit wert- 
voller als die Prunkinschriften auf Stein. Sie 
stimmt zu der Ortsaufzählung der grossen Pa- 
lästinaliste, deren Namen wohl meist Fürsten- 
sitze darstellen. Dass Megiddo als wichtigste 
Stadt voransteht, finden wir auch in den Prunk- 
listen; sonst ist aus der Anordnung der Namen 
kaum etwas zu schliessen. 


Ein Motiv der Rhampsinitiegenden. 
Von Carl Niebuhr. 

Aus Herodots Beiträgen zur ägyptischen Ge- 
schichte lässt sich unschwer eine umfangreiche 
Bestätigung des Erfahrungssatzes entnehmen, 
dass derjenige, so da viel fragt, auch viel Ant- 
wort bekommt. Und obgleich fast durchgängig 
‚die Priester‘ in unsicherer Mehrzahl als Gewührs- 
männer auftreten, zeigt der Inhalt des zweiten 
Buches doch das Obwalten einer subjektiv ge- 
färbten Erzählungsmanier, also Anschluss an die 
Darstellungsweise einer Einzelperson. Verschie- 
dene Indizien, so namentlich Her. II 112—120, 
wo Helena mit grossem kritischen Apparat nach 
Aegypten disloziert wird, deuten auf einen 
dauernd am Nil eingebürgerten Hellenen hin, 
der es auf sich nahm, dem wissbegierigen Lands- 
mann ausgiebig zu übermitteln, was alles in den 
Tempelkollegien zu erfahren sei. Vermutlich 
gehören sogar einige skeptische Zusätze bei He- 
rodot schon diesem Berichterstatter an, der 


zugleich ein gutes Gefühl für solche Entwick- 
lungen und Verknüpfungen besessen haben muss, 
die eine hellenische Hörerschaft am ehesten 
fesseln konnten. Genug: Herodot hátte, wiewohl 
er keine besonders authentische Geschichtskon- 
struktion davontrug, leicht übler fahren mógen. 
Seine Erzählung schlug durch und verdiente 
ihren Erfolg auch in mehrfacher Hinsicht. 

Eine der generellen Zurichtungen für das 
griechische Publikum ist in den Anekdoten zu 
erblicken, die ägyptische Königstöchter auf 
möglichst sensationelle Art mitwirken lassen. 
Die Reihenfolge ihrer Abenteuer ergibt eine kleine 
Literarstatistik. So darf denn auch König 
Rhampsinitos, bei Herodot entschieden der ab- 
sonderlichste unter den Pharaonen, nicht ohne 
eine Tochter auftreten. Sie muss sich preis- 
geben, um den Dieb des Kónigsschatzes zu ent- 
decken. Dieser kommt im Nachtdunkel wirklich 
zu ihr, die Hand seines toten Bruders unter 
dem Himation verborgen haltend, erzáhlt, was 
sie wissen will, und entspringt, indem er der 
Zugreifenden die  Leichenhand  unterschiebt. 
Lángst hat man gesehen, dass die Vorgeschichte 
dieser Szene eine Kopie der griechischen Sage 
von Trophonios und Agamedes darstellt, die 
dem bóotischen Hyrieus das ebenso eingerichtete 
Schatzhaus bauen und dann als Diebe sich tragisch 
verfangen. Trophonios als Brudermórder in ex- 
tremis aber sinkt zur Unterwelt und wird Orakel- 
gott; Herodot scheint (vgl. VIII 134 f.) bereits, 
dem Zusammenhange nach, das Orakel zu Le- 
badeia als schaurige Státte zu kennen. Das 
Nachtbegebnis mit Rhampsinits Tochter quali- 
fiziert sich daher als Unterweltsvorgang. 

Ist dies der Fall, dann finden wir dasselbe 
mythologische Thema unmittelbar im Anschluss 
(II 122) abermals erörtert, und zwar jetzt in 
derkompakteren Lesart. Sie,nämlich diePriester, 
erzählen, dass Rhampsinitos in den Hades ge- 
stiegen sei, dort mit Demeter gewürfelt habe 
und als Gabe von ihr bei der Rückkehr ein 
76100 Maxtooyv xyovoeov mitbrachte. Man feiere nun 
in Aegypten diese Katabasis als Jahresfest, 
wozu Herodot wieder einen Zweifel anbringt, 
weil ihm dieZurüstung dafür nicht triftig scheint. 
Er hat also tatsächlich nicht herausgemerkt, 
dass, wenn der an diesem Tage zum Isis- oder 
Hathortempel gesandte Priester in ein eigens 
gewebtes Totenlaken (gages) gehüllt und mit 
verbundenen Augen entlassen wird, hier der Dieb 
seines vorhergehenden Abschnitts markiert ist, 
wie er zur ‚Königstochter‘ geht und heil zurück- 
kehrt. Nur das goldene Cheiromaktron des 
Rbampsinit fehlt bei Beschreibung der Zeremonie, 
ein Umstand, der Herodots Zweifel an der Be- 
ziehung verstärkt haben mag. Man übersetzt, 
‚Handtuch‘ in Gemässheit späterer Bedeutung 


Am 


10? 


des Wortes, aber kaum im Sinne Herodots, der | 
es IV 64 nochmals braucht. Dort schildert er 
die barbarische Sitte der Skythen, Feindesskalpe 
aufzureihen: Ze zeg ër nAstora déquara ysigó- 
uaxtoœ xn, avne d,, % odros xéxgvro:. Ja, 
man mache sogar ganze Kittel von Kopfhäuten, 
d. h. künstliche Ehrenpelze aus Feindeshaar. 
Waren diese Skalpe aber Auszeichnungen, so 
konnten sie nicht als Wischlappen dienen, und 
man muss Yeôpaxrooy mit ,Handschuh' über- 
setzen. Wer noch keinen Ehrenkittel beisammen 
hat, trägt wenigstens Fäustlinge dieser ekel- 
haften Sorte, oder lässt sie doch am Zaumzeug 
seines Rosses paradieren. Gleichviel, ob solch’ 
ein Gräuel wirklich geübt oder nur zum Schrecken 
der Umwohner vorgegeben wurde, — Herodots 
Begriff davon ist völlig klar. Er meint folglich 
auch, Rhampsinitos sei mit einem goldenen 
Handschuh wiedergekommen, und somit haben 
wir die Parallele gewonnen zu der Totenhand 
in der Diebesgeschichte. Die Hand des zweiten 
Schätzediebes war golden, wie der Finger des 
Mägdleins im Märchen vom Marienkind (vgl. 
Grimms Märchen, Reclam, I S. 17). 

Wie aber kam Herodots Gewührsmann dazu, 
einen zwar falsch eingeordneten, jedoch ganz 
deutlich historisch gemeinten König derartig zu 

thologisieren? Es braucht nicht sein eigen 
Werk gewesen zu sein. Allein der Mann ge- 
stattete sich mancherlei kritische Freiheit (II 
124 ff. zu vgl, wo sicherlich der nationalen 
Tradition entgegengewirkt wird) und folgte auch 
hier wahrscheinlich einer volkstümlichen Le- 
gende, die jedenfalls nicht in den Tempeln gelehrt 
worden ist. Den Besuchern Aegyptens freilich 
musste schon damals beteuert werden, so und 
nicht anders kündeten es die Priester. Wir 
haben aber gerade um des fehlenden Cheiro- 
maktron willen anzunehmen, dass jene Fest- 
zeremonie richtig beschrieben ist, und müssen 
Herodots Zweifel erweiternd billigen: dieser 
Unterweltbesuch in ritueller Form bezog sich 
auf keinen ‚Rhampsinitos‘, sondern ist erst po- 
pulär auf ihn zurückgedeutet und dann in einen 
bunteren Zusammenhang untergesteckt worden. 

Man sieht, dass bei Annahme dieser Schlüsse 
und ihrer Voraussetzungen gar kein besonderer 
Spielraum mehr übrig bleibt: wir erfahren durch 
Herodots Rhampsinitosmythos II 122 mit der 
Gegenprobe des Diebesmärchens II 121 von der 
Existenz einer ätiologischen Legende zu den 
überbliebenen Denkmälern Amenophis’ IV. Der 
reichste aller Kónige Aegyptens musste es ge- 
wesen sein, den man noch das Gold zum Fenster 
hinauswerfen sah; und wie das kam, ersah man 
aus den goldenen Götterhänden, die ihm neue 
Gaben zureichen oder nach denen er betend zu 
greifen scheint. Eine so drastische Anregung 


Orientalistische Biteraturzeitung 1914 Nr. 3B. IO 1914 Nr. 3. 


108 


gab der Phantasie zu tun und erfuhr bald ihre 
kunstgerechte Ausprügung; auch die Aufnahme 
von Resten einer direkten Nachhallslegende 
über Chuenaten wäre denkbar. Der ‚goldene 
Handschuh' als góttliches Geschenk, das unend- 
lichen Reichtum verbürgt oder schafft, gestaltet 
sich zum Leitmotiv ; es kann inhaltlich ein ziemlich 
grosser Unterschied zwischen der Volkserzühlung 
und der hellenisierten Novelle vom Meisterdieb 
gewaltet haben, wie sie Herodot aufnahm. Denn 
die Totenhand Herodoteischer Version bedeutet 
nur einen leeren Trick, während ein gelungener 
Raub der schätzespendenden Goldhand den er- 
zühlerischen Apparat der (natürlich erst sekundär 
entstandenen) ägyptischen Diebstahlssage allein 
rechtfertigen könnte. 

Soweit liessen sich die Vermutungen er- 
strecken. Zur Entstehung oder Wahl des Namens 
Rhampsinitos fehlen vorläufig die Anhaltspunkte. 


Etimmu im Aiten Testament und im Talmud. 
Von Felix Perles. 


Den zahlreichen aus dem Babylonischen ent- 
lehnten Begriffen und Bezeichnungen der jü- 
dischen Dämonologie ist auch efimmu ! zuzuzühlen, 
der namentlich in den Beschwürungstexten ge- 
läufige Ausdruck für „Totengeist“. Er ist sowohl 
im AT als auch in den rabbinischen Quellen 
nachzuweisen, und dass er so lange unerkannt 
bleiben konnte, ist ein lehrreiches Beispiel dafür, 
wie viel noch für eine erschöpfende sprach- und 
religionsgeschichtliche Verwertung der Resultate 
der Assyriologie zu tun übrig ist. 


Zuerst seien hier die rabbinischen Stellen 
besprochen, da sich das Wort nicht nur häufiger 
dort findet, sondern auch mit noch grösserer 
Sicherheit identifizieren lässt als im AT. In 
der speziellen Bedeutung „Totengeist“ findet 


es sich in dem Ausdruck? ‘22 pow DR 
ON „diejenigen, die die Geister der Toten be- 
fragen“, ferner in? XDD NIN, Totenbeschwörer“ 
und endlich in! N°90 ‘5 „Haus, in dem sich 
ein noch unbeerdigter Toter findet“. Noch häu- 
figer kommt es in der auch im Samaritanischen 
belegten Bedeutung ,Totengebein" vor, nämlich 
in der bekannten Verwünschungsformel 5 pnw 
Kpop (auch Nov pnw) „dessen Gebeine zer- 
malmt seien“ und in dem an verschiedenen Tar- 


+ Vgl. Jastrow, Die Religion Babyloniens und As- 
syriens. Ind. s. v. ekimmu. A. Jeremias, Handbuch der 
altorientalischen Geisteskultur 318 ff. 

2 Tanchuma Mikez Anf. = Tanch. ed. Buber I 95b. 

` bBerakoth 59a.. Schabbath 152b. Targ. Jer. I 
zu Deut. 18, 11 (vielleicht immer w*ptoN N zu lesen?). 

* bBerakoth 6b. 

5 S. Levy, NhWb II 166a. Kohut, Ar. compl. 

IV 42b. 


H 


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~ Li ie P` 
e L d à 
- Y E x 


bw + 


109 Prientalistische Litératurzeitung 1914 Nr. 3. 


` + 


110 


gumstellen vorliegenden Ausdruck! sp XDD, 
womit eine „Leiche“ bezeichnet wird. An allen 
diesen Stellen liegt zweifellos efimmu vor, und 
die Verkürzung des Stammes? erklärt sich 
ungezwungen aus einer begrifflich sehr nahe 
liegenden volksetymologischen Anlehnung an 
den Stamm nov „unrein sein“. Doch auch 
in ungekürzter Form finden wir das Wort 
an einer tannaitischen Stelle: MOholoth 17, 3 
masya nmaa xd. wann (Varr. Nour, 
Supp, Tos. ibid. gut ND (in zwei 
Worten) Das kann nach dem Zusammenhang 
und nach der übereinstimmenden Erklárung aller 
mittelalterlichen Kommentatoren seit Hai nur 
bedeuten: ,wer einen Haufen Totengebeine 
aufgräbt“, und das daneben stehende nYaysz 
Dou, das übrigens in der Tosiphta fehlt, ist 
lediglich eine in den Text gedrungene erklürende 
Glosse. Die überlieferte Form dyn (oder Nd 
statt ND findet also gerade durch die Ableitung 
von efimmu eine unerwartete Bestätigung‘. 


In der Form dw liegt nun das Wort auch 
Jes. 19, 3 vor: 5e DYRT Dem Don ow vom 


ony an MONT. Ein Wort ox, als dessen 
Plural man bisher ON angesehen hat, findet 
sich weder im Hebräischen noch in sonst einer 
verwandten Sprache und hat auch noch keine 
befriedigende Ableitung gefunden. Jede Schwie- 
rigkeit schwindet, wenn wir es als efimmu er- 
kláren, das ausgezeichnet in den Zusammenhang 
passt. Der Ursprung des Wortes muss bald 
vergessen worden sein. Denn wie MT zeigt, 
gebrauchte man OX als Plural, da man nicht 
mehr wusste, dass C' zum Stamme gehört“. 


Auch die gekürzte Form nov liegt Deut. 
26, 14 vor N202 up rm? x5). Die masore- 
tische La. nova ist grammatisch sehr auffallend. 
LXX hat oùx éxcdenwoa an’ avrov» eig axd- 
Sagrov, las also NU up MAYAN wn. Das 
ist sicher die richtige La., bedeutet jedoch: 


1 Belege bei Levy Trg Wb I 306b, wo mit Recht 
vor Verwechslung mit bibl. hebr. pj Ny gewarnt wird. 


? Beim Uebergang griechischer Worte ins Rab- 
binische ist ein solcher Silbenschwund im Anlaut übrigens 
gar nicht selten, vgl. Krauss Lehnwörter I 123. 

* So in der Romm’schen Alfasi-Ausgabe. Zucker- 
mandel hat wr nr. 

t Natürlich ist, wie pysyn DNA und Pw» 
zeigt, als ursprünglicher Text anzunehmen Avy ND. 
Als nun die zwei Worte irrig in eines zusammengezogen 
wurden, liess man das eine h, das anscheinend überflüssig 
war, fort. Dadurch erledigt sich das von Levy Trg Wb 
I 307b erhobene Bedenken gegen die Lesung in zwei 
Worten. 

5 Auch griechische Worte auf « (für sov) sind im 
Rabbinischen als Pluralformen behandelt worden, vgl. 
Krauss, Lehnw. I § 323 (p. 182—183). 


„und ich habe nichts davon verbrannt! für 
einen Totengeist“. Das unmittelbar folgende 


mod 1200 nn wb ist also weiter nichts als eine 
durchaus sinngemässe Glosse, die dann in den 
Text aufgenommen wurde. Die Aenderung von 


Nod in Nbg stellt einen Versuch dar, dem 
unverständlich gewordenen Satze einen Sinn ab- 
zugewinnen. Demselben Bestreben entsprang 
die Aenderung von rm? in NYI, die durch 
das Vorkommen von ^ry2 in V. 13 besonders 
nahe gelegt war. 


The Site of Marad. 
Albert T. Clay. 


Within the past three years a number of 
duplicate copies of the truncated cylinder of 
Nebuchadrezzar, which had been translated by 
Winckler KB III 2, p. 66 (see also Langdon 
VB IV, p. 78), found. their way into several 
museums and private collections, one of which 
is in the Babylonian Collection of Yale Uni- 
versity. 

The inscription is similar to that translated 
by Winckler, KB III 2 p. 3883—45 (see Langdon 
VB IV, p. 70f.), but contains in addition an 
account of the rebuilding of the temple at Marad, 
which follows: „At that time for Lugal-Maradda, 
my lord, his temple in Marad, which from 
distant days its old foundation stone no pre- 
vious king had seen, its old foundation stone 
I sought for, I beheld, and upon the foundation 
stone of Narâm-Sin, king, my ancient ancestor, 
I laid its foundation. An inscription with my 
name I made, and placed in the midst of it“. 

This is followed by a prayer to Lugal-Ma- 
radda. 

The place of discovery was declared to be 
Wana-Sedoum, a site on the Euphrates almost 
due west of Nippur, and a little south of the 
west of Daghara. See Kiepert Ruinenfelder der 
Umgegend von Babylon, where the site is called 
Wannet es Sa dûn. 

In the spring of this year another inscription 
was added to the Yale Babylonian Collection, 
which was also reported to have been found 
at Wana-Sedoum. The text of this inscription 
will shortly appear in a volume of the Yale 
Oriental Series, but the translation and trans- 
literation follow: 


1 Bis jetzt sind freilich nur Libationen und nicht 
Brandopfer für einen etimmu belegt, was aber noch kein 
Beweis dafür, dass es nicht doch solche gab. 

? ^^y2r1 vom Verbrennen eines Opfers wie 2. Chr. 
28, 3 N= YD DN Nen. Der Piel ist in dieser Be- 


deutung nicht belegt, denn Jes. 40, 16 4y 3 7 |" pio 


spricht nicht vom Opfer, sondern nur vom Brennholz zum 
Opfer. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 8. 


111 
Na-ra-am Naräm- 
*Sin d Sin, 
da-num the mighty 
Sar king 
ki-ib-ra-tim of the four 
5 ar-ba-im quarters, 
Sa-ir the subduer 


10—1 KAS-LIGIR 
ina Satti 1 


of nine armies 
in one year, 


i$-tum when 
10 KAS-LIGIR KAS- those 
LIGIR 
su-nu-ti armies 
LAM +KUR-ar-ru he overcame, 
ù and 
Sar-ri-su- their three 
nu III kings 
15 i-ik-mi-ma he bound, and 
mah-ri-i3 before 
a En- lil Enlil 
u-sa-ri-ib brought, 
in u-mi-su in that day 
20 Li-be-it- Libet- 
i-li ili 
mári-su his son, 
a-te-si patesi 
arad-da® of Marad, 
bit built 
25 *Lugal-Marad-da the temple 
in Marad-da* of Lugal-Maradda 
ib-ni in Marad. 
duppam Whoever 
sü-a alters 
30 u-za-za-ku-nu this inscribed stone 
4Samas may the god Shamash 
ù rd 
a Lugal- Lugal- 
Marad-da Maradda 
isdé-su tear out 
35 li-zu-ba his estate, 
ü | and 
zéra-su exterminate 
hi-fl-gu-da his seed 


The inscription enables us to behold one of the 


foundation stones of Naräm-Sin, which Nebu- 
chadrezzar says he saw several thousand years 
later. It gives us the name of another son of 
Naräm-Sin, who was patesi of Marad, namely, 
Libet-ili. By its help several lines of the in- 
scription published by Scheil DEP VI, p. 2, 
can be accurately restored. But especially does 
the inscription enable us to state definitely, 
that Wana-Sedoum, where it was found, re- 
presents the ancient city Marad, because it 
refers to the building of the temple of Lugal- 
Maradda at Marad, and because the inscription 


of Nebuchadrezzar, which was also found at 


112 


Wana-Sedoum, gives an account of the resto- 
ration of that temple. 


Ein Brief Hammurabis aus der Kaiserlichen 
Ermitage zu St. Petersburg. 
Von W. Schileico. 


Dieser Brief, der am 29. April 1898 von 
der Kais. Ermitage erworben worden ist, trägt 
die Inventarnummer 9648. Für die Erlaubnis, 
ihn hier zu veröffentlichen, sage ich Herrn Ober- 
conservator E. Pridik meinen ergebensten Dank. 

Der Brief lautet: 


* À-ng ia Sin-i-din-nam | ? ki- bé- ma | um- ma 


Ha-am-mu-ra-bi-ma | * dub-bi an-ni-a-am i-na a- 
ma-ri-im | 5a-na Bâbili“ al-kam-ma | ® it-ti I- 
l[u-8]a- !'* Me-ir|? la tu-la-ap-pa-tam |? ar-hi-is 


| 9 zi-in-ga-am. 

„Zu Sin-idinnam sprich: also sagt Hammu- 
rabi. Nachdem du diese Tafel gesehen hast, 
komm mit Iluscha-Mör nach Babylon. Zögere 
nicht, eile schleunigst!" 

Die hier erwähnte Iluscha-Mör („Ihr Gott 
ist Mêr“, Bildung wie Ilusa-Hegal), vielleicht 
eine amoritische Favoritin des Königs, ist, 
meines Wissens, sonst unbekannt. 

Petersburg 1913. 


Zum sumerischen Infix se. 

Von P. Maurus Witzel, O.F.M. 
Wie Fr. Tuureau-Danem schon richtig 
erkannt hat! und ich in den „Untersuchungen 


Sur les préfixes du verbe sumérien, ZA XX S. 880ff. 


113 


über die sumerischen Verbalpr&formative* ! dar- 
gelegt habe, kommt dem Infix ne die Bedeutung 
des Dativ Pluralis zu. Während mu-na, ba-na, 
e-na (usw.) „ihm“ heisst?, bedeutet mu-ne, ba-ne, 
e-ne „ihnen“. Gegen diese Tatsache, die man 
nicht länger mehr in Zweifel ziehen sollte, spricht 
eine Inschrift des Ottomanischen Museums (Nr. 
744), die De GENOUILLAC in RA 1911 S. 3f. 
bearbeitet hat, wenigstens nach der dort ge- 
botenen Uebersetzung. Arad ni-ne [Ur-] Sahar- 
d Ba-4-ge-ne ba-ne-gi-in übersetzt DE GEN.: „les 
esclaves à Ur-“Sahar-“Ba-u lui sont confirmés“, 
wührend der Sinn ist: ,Der Sklave wurde den 
Erben Ur-Sahar-Baus zugesprochen“. DE Gen. 
hat den ganzen Text nicht richtig aufgefasst; 
sagt er doch selbst (S. 4): „Ce document n’est 

as clair“. Der Kürze halber soll hier nur die 
U.beracteuhé nach unserer Auffassung gegeben 
werden: „Seskalla, der Sohn Ur-Lamas sagt aus 
(ne-in-du(g))3, dass er nicht zugebe (nu-u-ME- 
LI*), Sklave Ur-Sahar-Baus zu sein. Dass Ur- 
Lama, dem Vater des Seskalla, der Getreide- 
und Wolle-Teil durch die Hand des Schreibers 
Alla für den Sklavendienst gegeben worden sei, 
und dass Ur-Lama den Seskalla als Sklaven in 
das Haus (?) Ur-Sabar-Baus gebracht habe (an- 
ni-tu(r)-da; wenn nicht vorzuziehen ist: „dass 
Ur-Lama den Sklaven Seskalla im Hause (?) 
Ur-S.-B. gezeugt habe, an-ni-tu(d)-da’), das be- 
schwören Ludugga und der Bäcker Dudu. Der 
Sklave wurde den Erben® Ur-Sahar-Baus zu- 
gesprochen“ “. — Es heisst somit ba-ne auch hier 
„ihnen“, nicht „ihm“. 


Besprechungen. 


Salomon Gandz: Die Mu’allaga des Imrulqais. 
Uebersetzt und erklärt. Sitzungsber. d. K. Akad. d. 
Wiss. in Wien. Philos.-hist. Klasse. 170. Band, 4. Abh. 
125 S. gr. 8°. M. 2.73. Wien, A. Hölder, 1913. Bespr. 
v. H. Reckendorf, Freiburg i. B. 

Die Mu allaka des Imrulkais weist ausser in 
ihrem Anfangsverse Binnenreim noch in drei 
anderen Versen auf. Letztere stehen jedoch 
nicht am Anfange der Teile desGedichts, sondern 
in deren Innern. Hierdurch kann der Verdacht 


! BA VIII 5, S. 48f. — Zu den wenigen Fällen, in 
denen das Infix ne nicht einem na entspricht, siehe ibid. 
S. 49, Z. 11 ff. * BA VIII 5, S. 46 ff. 

* BA VIII 6, S. 30 Z. 30 ff. 

* BA VIII 5, S. 93 Z. 15 ff. 

5 BA VIII 6, S. 6 Z. 32ff. Dass das Infix ni soviel 
wie das lat. „in“ bedeutet, sollte auch nicht länger mehr 
in Frage gestellt werden. Wenn aber für eine Anzahl 
von Prüformativen eine Uebersetzung möglich, ja nach- 
gewiesen ist, warum sollte das dann nicht bei allen 
möglich sein? 

* Es liegt hier gewiss das Wort -i) (a) vor, das 
Thureau-Dangin in RA X, S. 93 ff. bespricht. 

* Vgl. z. B. in Nr. 746 (S. 4): ,Der Sklave wurde 
von (dem Besitze des) Ur-Bau dem Aëagga zugesprochen 
(ba-na-gi-in), d. h. er wurde dem Ur-Bau ab-, und dem 


Aëaggs zugesprochen. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 3. 


| deutet „(ein Geheimnis) mitteilen“. 


114 


rege werden, dass es sich bei dieser Mu'allaka 
nieht um eine Aneinanderschiebung geschlos- 
sener Gedichtsstiicke, sondern um eine Kompi- 
lation von einzelnen Versen handle. Ein Ver- 
gleich der Mu'allaka mit den übrigen Diwan- 
gedichten, für den der Verfasser mit grossem 
Fleisse das Material zusammengetragen hat, 
zeigt nun überdies, dass sich die grüssere Hälfte 
der Mu allaka in anderen Gedichten des Imrul- 
kais wiederfindet. Ein Zufall ist hier ausge- 
schlossen; die Mu allaka scheint centoartig zu- 
sammengesetzt zu sein. Das eigentümliche Ver- 
hältnis der Mu'allaka zu den anderen Gedichten 
des Imrulkais ist längst beobachtet worden; der 
Verfasser hat aber die These von dem sekundären 
Charakter der Mu allaka erneut mit Nachdruck 
vertreten; er hätte allerdings von Vers zu Vers 
die Frage der Priorität eingehender untersuchen 
dürfen. Der Uebersetzung kann man zustimmen. 
Im Kommentar sind zahlreiche Parallelstellen, 
die das Verständnis fördern, zusammengetragen; 
jedoch verrät der Kommentar eine gewisse 
Neigung zum Dozieren. 

Einige Verbesserungsvorschläge: Vs. 9: lies 
„Tage, an dem ich schlachtete“. „ ist wohl 


(also = LS). Vs. 17: „So machs gelinde“. 
V. 18: Eine 4. Konjug. von zé gibt es nicht; 
j ist Fragepartikel. V. 22: Die LA 6 ist 
vorzuziehen. Auch bestreitet der Verfasser für 


manche Stellen mit Unrecht, dass A be- 
S. 43 Z. 8 


und 10: lies und streiche die Klammern 
bei „fallen“. Z. 17: Die Trauben glänzen na- 


türlich nicht „in ihrer Blüte“; * bedeutet auch 
„reif werden“. S. 45 Z. 3 v. u.: Me Le kann 


nicht übersetzt werden „ich habe keinen Aus- 
weg“, sondern nur „was ist mein Ausweg?“. 
In der Imrulkaisstelle ist die erste der beiden 
vom Verfasser erwogenen Uebersetzungen die 
richtige; also etwa: „du bist nicht bei klarem 
Verstand“. Der den Verfasser störende Pa- 
rallelismus ist nicht so ganz strenge; die erste 
Vershälfte bezieht sich auf die Gegenwart, die 
zweite auf die Zukunft. S. 70 Z. 7 v. u.: 85909 


ist Zustaudssatz. Vs. 45: ds übersetzt man in 
solchen Fällen gewöhnlich am besten mit „lauter“ 
(„mit lauter festgedrehten Stricken“). Vs. 61: 
„gleichzeitig“ ‘ist missverständlich; besser „un- 
mittelbar hintereinander“ (also in einem einzigen 


Ritt). 


116 


Louis Delaporte: Épigraphes araméens. Étude des 
textes araméens gravés ou écrits sur des tablettes 
cunéiformes. pp. 86. 8°. Paris, P. Geuthner, 1912. 
Bespr. v. 8. Schiffer jun., Paris. 

Der Titel des Buches beschreibt deutlich 
genug den Inbalt, aber in der Einleitung erfährt 
man nichts darüber, ob hier etwa neue Funde 
oder die Ergebnisse eigner Kollationen ver- 
öffentlicht werden. Es handelt sich weder um 
das eine noch um das andere. Der Verfasser 
wollte lediglich, nach dem Vorgange J. Steven- 
sons! das namentlich durch die verdienstvolle 
Publikation in CIS I 1 (1888—1889) weiteren 
Kreisen bekannt gewordene und zuletzt vom 
Unterzeichneten verwertete? Material in selb- 
ständiger und handlicher Buchform herausgeben. 
Dies ist mit Geschick ausgeführt. Besonders 
beachtenswert ist die sorgfältige Wiedergabe der 
archaischen Charaktere. Dagegen erfordert so 
manches, was die Bedeutung und den Inhalt 
der Inschriften anlangt, eine Richtigstellung. 

Der Verfasser wiederholt (p. 12) die über- 
lieferte Ansicht, dass diese auf den Keilschrift- 
kontraktenmanchmaleingetragenen, aramäischen 
Vermerke Registraturzwecken gedient hätten. 
Ich glaube hinreichend bewiesen zu haben, dass 
diese Randnoten aus einer besondern, aramä- 
ischen Kanzlei stammen, wo der aba (mät) armaia 
im gegebenen Falle dem aramäischen Teilneh- 
meram Kontraktedessen Inhaltzu verdolmetschen 
und lediglich zum Zeichen des Geschehens einen 
beliebigen, aramäischen Vermerk auf der Tafel 
zu machen hatte?. Damit verlieren natürlich 
diese Dokumente die ihnen allgemein beigelegte 
Beweiskraft für die Verbreitung des Aramäischen 
in Ássyrien und Babylonien als Volkssprache. 
Dass „Aramäer“ im Assyrischen ar*mu lautete, 
puisqu'il est indifféremment orthographié aramu, 
arimu et arumu“ (p. 28), trifft nicht zu, 1. weil 
der sing. arimu niemals vorkommt, 2. weil ein 
Schewa nicht durch ein u wiedergegeben worden 
wäre. DasBelegmaterial zeigt vielmehr, dass der 
Name ursprünglich arumu lautete, und sich spüter 
zu aramu entwickelte*. Die in meiner Arbeit sich 
findende Feststellung, dass in dem Kontrakte CIS 


I, Nr. 42 die Präposition 5y eine irrtümliche 
Uebersetzung des assyr. istu pän sei5, hat der 
Verfasser nicht vergessen zu verwerten (p. 
13, 14), aber mit Unrecht betrachtet er die Geni- 


1 Assyrian and Babylonian Contracts with Aramaic 
Reference Notes, Chicago. 

2 S. Die Aramäer. Historisch-Geographische Unter- 
suchungen. Mit einer Karte. Leipzig, Hinrichs, 1911, 

. 39 8q. 

ge Vgl.KeilinschriftlicheSpuren derin derzweiten Hälfte 
des 8. Jahrhunderts von den Assyrern nach Mesopotamien 
deportierten Samarier, Berlin 1907 (Beiheft I z. OLZ) 
p. 31 und Die Aramäer pp. 39sq. 46, 179. 

* Vgl. S. Schiffer, Die Aramäer p. 14. 

5 Vgl. Die Aramüer p. 42 Anm. 1. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 3. 


116 
tivpartikel 5 vor Eigennamen, wie z.B. in onınb1, 
als Präposition (p. 27). S. 60 ist Šamšai anstatt 

ama&ai zu umschreiben und Bêl-Sum-ibni (p. 64) 


nicht Bêl a créé un nom, sondern besser Böl a 
créé un fils zu übersetzen. Zu der Druckfehler- 
liste ist hinzuzufügen: TOR (p. 17), UND 
(p. 18), NWR (p. 27), pen (p. 35), pp (p. 44), 
o NWD (p. 57), yD (p. 64). 


A. B. Ehrlich: Randglossen zur hebräischen Bibel. 
Textkritisches, Sprachliches, Sachliches. 5. Band: 
Ezechiel und die Kleinen Propheten. 363 S. 6. Band: 
Psalmen, Sprüche und Hiob. 344 8. Leipzig, J. C. 
Hinrichs, 1912. 1913. Je M. 12 —. Bespr. v. J. Herr- 
mann, Rostock. 

Ein Vergnügen ist es nicht, Ehrlichs Rand- 
glossen zur hebräischen Bibel zu lesen. Dieses 
zusammenhanglose Aneinanderreihen von Einzel- 
heiten, unablässig und in dicken Bänden, erscheint 
uns öde, und als einen besonderen Nachteil 
empfinden wir es noch, dass eine solche Glossen- 
sammlung keine gleichmässige und lückenlose 
Behandlung der Texte bietet, sondern nur zu- 
fällige Bemerkungen, und dass sie also in be- 
liebiger Weise versagt. Aber es wäre verfehlt, 
wenn man sich dadurch von der Benutzung des 
Werkes abhalten liesse. Tatsächlich hat Ehrlich 
besonders auf textkritischem und sprachlichem 
Gebiete eine grosse Menge Beachtliches und Wert- 
volles zu sagen. Freilich ist das Wertvolle mit Ge- 
ringwertigem und Wunderlichem vermischt, aber 
im ganzen erweist sich das Werk doch, wenn man 
sich an die Arbeitsweise des Verfassers gewöhnt 
bat, als ein Ort, an dem man viel lernen kann 
und zu dem man deshalb trotz allem immer 
wieder zurückkehrt. 


Hugo Gressmann: Mose und seine Zeit. Ein Kom- 
mentar zu den Mose-Sagen (Forsch. zur Relig. u. Lit. 
des Alten u. Neuen Test., herausgeg. v. Bousset und 
Gunkel. Neue Folge, 1. Heft). VIII, 485 8. gr. 8°. 
geh. M. 12. —, geb. M. 13. —. Göttingen, Vandenhoeck 
u. Ruprecht, 1913. Bespr. v. Joh. Hunger, Leipzig. 

Da der Verfasser seinem Buche ein Vorwort 
nicht beigegeben hat, hat er sich auf Wunsch 
des Verlags in einem Prospekte über seine Ab- 
sichten und Ziele ausgesprochen und hebt dabei 
hervor, der Doppeltitel solle sagen, sein Werk 
trage einen Doppelcharakter, indem es Erklärung 
und Untersuchung zugleich biete. Das soll wohl 
heissen, Gressmann will nicht bloss einen Kom- 
mentar im gewöhnlichen Sinne fortlaufender Er- 
klärung des Textes geben, sondern nach dieser 
notwendigen, gleichsam analytischen Arbeit 
will er den Gesamtertrag dieser Einzel- und 

Kleinarbeit nach verschiedenen Gesichtspunkten 

geordnet vorführen. Das leistet das Buch auch, 

man wird es deshalb viel leichter und lieber 


1 Vgl. Keilinschriftl. Spuren p. 40 und l. c. p. 178. 


117 


lesen als sonst einen Kommentar, zumal nur 
die Sagen, die sich um die Person des Mose 
ppieren, behandelt sind, der gesamte gesetz- 
iche Stoff aber ausgeschieden ist. 
Naturgemäss am umfangreichsten (344 S.) ist 
der 1. Teil, die Analyse der einzelnen Mose- 
Sagen von der Aussetzung bis zum Tode des 
Moses. Hier sei nur auf zwei interessante Er- 
gebnisse verwiesen; bei der Beschneidungssage 
vertritt Gressmann die Meinung, Zippora habe 
mit der abgeschnittenen Vorhaut ds Moses 
die Scham Jahves berührt (S. 56 ff.); den Te- 
raphim erklärt er als eine Maske, die ursprünglich 
von Moses beim Orakelgeben angelegt worden 
sel, um die Gottheit selbst darzustellen (S. 246 ff.). 
Weil die Hauptaufgabe erst beginnt, wenn die 
Text- und Quellenkritik erledigt ist, hat Gress- 
mann alle diesbezüglichen Erórterungen in Form 
von Anmerkungen der betreffenden Einzelsage 
vorangeschickt; es kommt ihm vor allem auf die 
literargeschichtliche Untersuchung der Sagen an, 
auf Feststellung ihres Umfanges, Aufdeckung 
ihrer Urgestalt, ihrer Erweiterungen und even- 
tuell ihrer Verstümmelung. Dadurch werden 
in der Tat, wie Gressmann verspricht, ,die 
Mose-Sagen wieder lesbar, gewinnen Blut und 
Farbe und erwachen zu neuem Leben.“ Der 
2. Teil des Buches fasst die literargeschichtlichen 
Ergebnisse zusammen, behandelt zunächst die 
ültesten Stücke, die Lieder, dann die Sammlung 
der Sagen, ihre Verknüpfung zu Sagenkrünzen, 
erörtert das Verhältnis zwischen Sage und Ge- 
schichte und klassifiziert die Einzelsagen als 
Kult-, Helden-, Wander-, Ortssagen usw. Die 
beiden letzten Teile fassen die aus den Sagen 
gewonnenen geschichtlichen Ergebnisse zusam- 
men, der 3. die profangeschichtlichen, der 4. die 
religionsgeschichtlichen. So bespricht der 3. 
Teil den ägyptischen Aufenthalt israelitischer 
Stämme in Gosen (Wadi Tumilat), die Kata- 
strophe der Aegypter am sogenannten Schilf- 
meer, das Gressmann im Golf von Akaba (nicht 
von Suez) wiederfindet; den Untergang der Ver- 
folger denkt sich Gressmann vor allem durch 
einen vulkanischen Ausbruch des Sinai ver- 
ursacht ; diesen Berg möchte er am Nordostrand 
des Golfes von Akaba lokalisieren. Endlich wird 
der wichtige Aufenthalt von Kades behandelt; 
Gressmann nimmt an, dass Hebräer schon vor 
der ägyptischen Episode am Südrand Palästinas 
als Halbnomaden gesessen hätten, vielleicht in 
Kades selbst; das scheint ihm der geschichtliche 
Ertrag der Genesissagen vom Leben der Patri- 
archen zu sein; deshalb werden diese hier kurz 
gestreift. Der Schlussteil endlich zeichnet zu- 
nächst ein Bild der ursprünglichen hebräischen 
Religion, einerpolytheistischen El-Religion,einer 
Naturreligion, und bebandelt dann die von Mose 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 3. 


118 


gestiftete neue Religion, durch die an die Stelle 
einer Göttermehrheit der midianitische Sinaigott 
Jahve, dessen Hilfe Israel am „Schilfmeer“ er- 
lebte, als Volksgott tritt. Dann spricht Gress- 
mann vom Kultus dieser Jahvereligion, so von 
der Lade als dem Thron des Gottes, von dem 
Zelt, in dem sie ruht, und das zugleich Orakel- 
stätte ist, von der ehernen Schlange, die als 
ein Schlangenstab und als identisch mit dem 
Zauberstabe des Moses aufzufassen sei, von 
Beschneidung, Sabbath, Priestertum usw. Als 
Vorzug der mosaischen Religion wird gerühmt, 
dass ihr nur noch wenig Zauberhaftes eigne, 
dass der Kult zentralisiert ist, sofern es eben 
nur das eine Heiligtum, das Zelt der Lade, 
gibt, und dass er bildlos sei. Keimhaft sind 
also nach Gressmann Dinge, die im vollen Sinne 
erst die Propheten erkämpft haben, schon in 
mosaischer Zeit vorhanden; Israel würde danach 
in Kanaan zunächst in mehrfacher Hinsicht 
(Vielheit der Heiligtümer, Stierbilder usw.) Vor- 
züge seiner Religion verloren haben. AmSchlusse 
spricht Gressmann noch über Religion und Sitt- 
lichkeit in der mosaischen Zeit, von der Um- 
bildung des midianitischen Naturgottes in einen 
Gott der Geschichte, betont dabei die sittliche 
Bedingtheit dieser neuen Jahvereligion und be- 
spricht bei der Rechtsordnung auch die ver- 
schiedenen Dekaloge; zu dem jahvistischen in 
Ex. 34, den er in Ex. 23, 13b—19 nochmals 
findet, und dem elohistischen in Ex. 20 hat er 
noch einen dritten in Dt. 27, 14—26 heraus- 
gefunden; den elohistischen möchte er in seiner 
Urgestalt wohl für mosaisch halten. Endlich 
folgt noch eine Art Charakteristik des Moses. 
Bei der literargeschichtlichen Behandlung der 
Sagen zeigt Gressmann eine geschickte Hand 
uud einen scharfen Blick. Man mag im Einzelnen 
manchmal Zweifel hegen und Bedenken haben, 
doch gewinnen, wenn man von den Endergeb- 
nissen aus zurückschaut, seine Resultate an. 
Wahrscheinlichkeit. Man kann bei der Um- 
setzung von Sage in Geschichte keine mathe- 
matischen Beweise verlangen; es entscheidet 
dabei, wie Gressmann auch selbst sagt (S. 367), 
im letzten Grunde Geschmack und Takt des 
Bearbeiters; das historische Gesamtbild muss 
glaubwürdig erscheinen. Ob man also in allen 
Einzeldingen Gressmann folgen will oder nicht, 
jedenfalls bietet sein Buch eine interessante 
ektüre und reiche Belehrung. Lobenswerter- 
weise ist dem Buche eine vom Verfasser ent- 
worfene, übersichtliche Doppelkarte der Sinai- 
halbinsel (mit Einzeichnung der Wüstenstrassen) 
und Palästinas beigegeben, ebenso ein Register. 
An diesem gefällt mir nicht, dass vieles nur 
unter Sammelbegriffen eingereiht ist; sehr 
praktisch ist das nicht, wenn es auch das Re- 


119 Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 3. 120 


gister kürzt. Auch mit den 9 einzelnen Bibel- Die Sprache des Buches ist glatt, es liest 

stellen am Anfang des Registers weiss ich nicht | sich leicht. Gressmann fürchtet, es möchte ihm 

viel anzufangen. als „Fehler“ vorgeworfen werden, dass sein 
Einige Versehen sind mir aufgefallen. S. 429 Buch, obwohl streng wissenschaftlich, doch lesbar 

sind im Texte falsche Nummern für die Anm. | geschrieben sei und dass es in deutschen Lettern 

stehen geblieben (statt 1—6 im 2. Abschnitt gedruckt sei (so am Schlusse des erwähnten 

müssen 3—8 stehen); auf S. 318 gehört zu 2|Prospektes); ich kann beides nur anerkennen. 

(bei „ammonitische Sage“ Z. 6 v. o.) als Anm. Freilich, das Bestreben, einen lesbaren Text zu 

nur die Angabe: Dt. 3, 11; die Anm. 2 würde bieten, hat im ersten Teile die kritischen Be- 

dann als Nr. 3 zu „Gestell“ (Z. 7 v. o.) zu|merkungen zum Text der Einzelsagen in die 

stellen und die beiden folg. Anm. als 4 u. 5 zu Anm. verbannt; diese scheinen mir doch manch- 

bezeichnen sein. S. 9 (Z. 16 v. o.) lies „gebar“ | mal etwas zu knapp gehalten zu sein. Andrerseits 

(statt „empfing“), S. 433 (Z. 1 v. o.) Atmosphäre |stört es freilich auch, wenn anlässlich einer 

(statt Athmosphäre), S. 308 (letzte Z.) Sered | Polemik gegen Smend die Anm. 4 auf S. 369 

statt Jabbok; auf derselben S. Anm. 5, Z. 2 v. u. sich über die ganz textlosen Seiten 370f. hinzieht 

soll es doch wohl Moabiter statt Ammoniter und erst auf S. 372 endet. Ich möchte es auch 

heissen. Auch S. 304, Anm. 2 (gegen Ende) lobend hervorheben, dass Gressmann ohne über- 

muss bei der Textáuderung wx hinter CU?! ge- |triebene Ehrfurcht vor dem Bibeltexte auch mal 

stellt werden, das "y stört aber doch, trotz des ein kräftiges und deutliches Wort findet (S. 227: 

Hinweises auf Num. 23, 18. geschmacklos; S. 363, Z. 10 v. u.: fast bis zum 
Ferner scheint mir die Abkürzung JE für | Ueberdruss; auch S. 372 in d. Anm. unter Nr. 3). 

„Jahvist und Elohist“ nicht praktisch und un- Dagegen stört mich ein Ausdruck wie „Be- 

nötig; mit J und E ist ebenso auszukommen; | gehungen* (S. 395); und wenn Gressmann (laut 

so aber ist man immer in Versuchung, „Jehovist“ Prospekt) sagt, er habe, wo die Sage oder das 

(als Zusammenarbeitung von J und E) zu lesen, Lied sich zu höherem Schwunge erhebt, die 

was aber Gressmann nicht meint (s. z. B. S. 368). Ausdrucksweise gewählt, die dessen würdig ist, 

Bei Verweisen auf spätere Teile des Buches (80 S. so finde ich, er hat S. 9 davon recht reichlichen 

243 Anm. 6, 236 Anm. 2, 234 Anm. Zu. a.) möchten Gebrauch gemacht, wenn er den Kasten den 

doch die genauen Seitenzahlen (z. B. S. 450, ganzen Euphrat hinab „bis an die Mündung des 

S. 450, S. 352 in den drei genannten Fällen) Stromes“ schwimmen lässt, wo ihn „im letzten 

eingesetzt werden. Auf S. 350, Z. 3 konnte Augenblick“ Akki auffischt; davon sagt die Ge- 

Gressmann auf die Arbeitslieder der altägypti- burtssage Sargons nichts. 

schen Bauern und Hirten verweisen bei Erman, Doch das sind Quisquilien! Wer zu dem 

Aegypten u. ägyp. Leben im Altert., S. 515. Buche Gressmanns greift, der wird darin sicher 

Warum S. 16, Anm. Z. 11 sich Ex. 2, 16 u. 19 eine reiche Fülle von Belehrendem und In- 

widersprechen sollen, ist mir nicht klar; was teressantem finden. 

die Madchen geschöpft haben, trinken, mindestens 

zu einem Teile, die Tiere der sie verdrángenden 

Hirten; Mose, der diese wiederum vertreibt, 

muss dann für die Tiere der Jethrotóchter von 

neuem schópfen; mir scheint, die Situation ist 

klar, wenn auch knapp erzählt. Wenn Gress- 

mann (S. 440) die Inthronisation Jahves durch 

Ueberführung der Lade, des midianitischen 

Heiligtums, vom Sinai nach Kades erfolgen lässt, 

so dass sie nun israelitisch wird, so scheint er 

mir die Midianiter für sehr zuvorkommende und 

gutmütige Leute zu halten. Wenn er S. 441, 

Anm. 1 sagt, „eine Nachbildung tat dieselben 

Dienste, sei es für Israel oder für Midian“, so 

ist doch von vornherein wahrscheinlicher, dass 

Israel sich mit der Nachbildung begnügen musste. 

Denn im Unterschied zu den beiden zitierten 

Kult- und Heiligtumsübertragungen der Magna 

Mater und des Asklepios nach Rom fehlte doch 

Israel die Superiorität über Midian, wie sie 

Rom damals in Griechenland und Kleinasien 

besass. 


Jelitto, J.: Die peinlichen Strafen im Kriegs- und 
Rechtsleben der Babylonier und Assyrer. XII, 
70 8. Diss. Breslau 1913. Bespr. v. R. Heinze, 
Münster i. W. 

Der Verfasser bietet in dem Hauptteile seiner 
Arbeit eine dankenswerte Zusammenstellung und 
Erklärung des gesamten assyrischen und baby- 
lonischen Materials über die Todes- und sonstigen 
peinlichen Strafen. Damit erfüllt er eine Auf- 
gabe, die er sich in dem Vorwort gesetzt bat, 
leider aber nicht die Erwartung nach einer Ver- 
arbeitung und Verwertung des Stoffes. In der 
Einleitung entwickelt er einige Gesichtspunkte 
zur Beurteilung der harten Strafweise im Rechts- 
und Kriegsleben. Die Grausamkeit der Krieg- 
führung will er zunächst aus dem stolzen und 
selbstsüchtigen Charakter der Assyrer und Baby- 
lonier erklären. Hinsichtlich der Assyrer mag 
er damit recht haben; für die aus weicherem 
Stoffe geformten Babylonier wohl aber nicht. 
Die ,Greueltat^ Nebukadnezars (Jer. 39, 6. 7) 
und die Strafbestimmungen des babylonischen 


Orientalistische Literaturzeitung 1919 E Tafel I 


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121 


— un. — 


Gesetzes, die ja oft nur symbolischen Charakters 
sind, können mit den vielen gutbezeugten Grau- 
samkeitender Assyrernichtgleichgestellt werden. 
Wenn Jelitto weiter die rohe Kriegführung der 
Assyrer auf das ‚aggressive und unbotmässige 
Verhalten der Nachbarvölker, wie der Aramier, 
Suti, Urartäer u. a., zurückführt, so schuldigt er 
damit diese Völker zu unrecht an. Sie haben 
sich wohl mehr ihrer eigenen Haut gewehrt, als 
die gefürchteten Assyrer angegriffen. Bei der 
Behandlung des Kriegswesens hätte Jelitto auch 
berücksichtigen müssen, dass rechtlich eingrosser 
Unterschied besteht zwischen einem Eroberungs- 
kriege und einem Kriege gegen eine schon unter- 
worfene, aber vertragsbrüchige Völkerschaft. 
Ein Krieg letzterer Art fällt in das Gebiet des 
Strafrechtes und die Härte desselben erscheint 
nach der damaligen Gewohnheit durchaus als 
gerechtfertigt. Die harte Strafsitte im Rechts- 
leben begründet Jelitto mit dem stammesrecht- 
lichen Ursprunge der Strafbestimmungen, der 
Ungleichheit, in der Strafzumessung nach den 
verschiedenen Volksklassen, der niederen Rechts- 
stufe der Frau und der bevorzugten Stellung des 
Familienvaters. Jelitto hätte jedoch bei diesen 
Punkten eingehende Belege aus den Gesetzes- 
bestimmungen geben müssen; denn ohne solche 
ist nicht einzusehen, wie obige Tatsachen die 
Härte der Strafsitte begründen sollen. 

S. 18 ff. bietet Jelitto eine neue Erklärung 
dafür, dass im Strafrecht der Babylonier die 
Verbrennung und Ertränkung bevorzugt wurden. 
Er möchte die Häufigkeit dieser Todesstrafen mit 
der Bedeutung von Wasser und Feuer, wie sie 
sich in dem Zauber- und Beschwörungszeremo- 
niell zeigt, zusammenbringen. — Gegenüber 
DH Müller legt er S. 21ff. durch Heranziehung 
von Parallelstellen dar, dass in 8 143 des Cod. 
Ham. das „ins Wasser werfen“ nur als Todes- 
strafe aufgefasst werden könne, nicht als blosses 
Schreck- und Warnmittel. — Eine längere Ab- 
handlung ist der Erklärung des Ausdruckes 
,8situ^ gewidmet. S. 46 kommt Jelitto zu der 
Ansicht, dass mit dem Worte asitu ein Bestand- 
teil der Stadtmauer gemeint sei, und gibt seine 
Bedeutung mit „Turm, Bastion“ wieder. Das 
unsichere Verbum „magagu“ übersetzt er mit 
„ausbreiten“. 

Welche Art von Todesstrafe unter dem im 
Cod. Ham. angedrohten „id-da-ak“ gemeint ist, 
lässt Jelitto S. 31 im Ungewissen. M. E. liegt 
die Vermutung nabe, dass in allen Fällen, wo 
die Todesstrafe ohne nähere Angabe der Todes- 
art verhängt wird, eine Ablösung durch das 
Blutgeld eintreten konnte. Da in $ 8 besonders 
erwähnt ist, dass die Todesstrafe nur dann ein- 
treten soll, wenn der Dieb nicht in der Lage ist, 
den festgesetzten Ersatz zu leisten, so darf man 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 3. 


122 


annehmen, dass in den übrigen Fällen analog 
verfahren wurde nur mit dem Unterschiede, dass 
hier die Höhe der Ablösung im Gesetze nicht 
normiert ist. Die nähere Begründung für diese 
Ansicht hoffe ich in einer späteren Untersuchung 
geben zu können. 


Hermann Jordan: Armenische Irenäusfragmente 
mit deutscher Uebersetzung nach Dr. W. Lüdtke, zum 
Teil erstmalig berausgeben und untersucht. (Texte 
und Untersuchungen zur Geschichte der altchristl. 
Literatur, herausg. v. A. Harnack und C. Schmidt. 
Bd. 36, Heft 3.) X, 2228. 8° M. 10 —. Leipzig, 
J. C. Hinrichs, 1913. Bespr. v. B. Violet, Berlin. 

H. Jordan hat uns hier ein Buch von un- 
gewöhnlichem Werte für die altchristliche Lite- 
ratur geschenkt, ein Werk, welches eine allseitig 
forschende Gelehrsamkeit und zugleich eine bis 
ins Allerkleinste gehende Genauigkeit erweist. 

Er bietet von diesem „Vater der Theologie der 

Tatsachen“, der dem ausgehenden II. Jahrhundert 

angehört, im ganzen 32 Fragmente, darunter 

einige Dubletten und einige von zweifelhafter 

Echtheit; sie sind aus den allerverschiedensten, 

entlegensten Quellen geschöpft, wobei die Mit- 

arbeit und Hilfe armenischer Forscher wie des 

Bischofs Lic. Dr. Karapet Ter-Mékérttschian in 

Etschmiadsin und des P. Nerses Akinian in Wien, 

naturgemäss von grösster Bedeutung war; bei 

der Uebersetzung beriet ihn Herr Dr. W. Lüdtke 
in Kiel. Das Buch ist so angeordnet, dass 
zunächst die armenischen Texte mit kritischen 

Anmerkungen geboten werden und dann jedes 

Fragment seine Uebersetzung und Einzelunter- 

suchung erhält. Es sind Fragmente aus der 

Schrift des Irenäus adv. haereses (gegen die 

gnostische Aeonen- und Emanationslehre— Nr.1, 

gegen Satorninos — Nr. 10 usw.), aus dem ar- 
menischen „Erweis des Glaubens“, aus "tegt 
miotews, aus dem Ayo reg TS oixovouias vob 

Zw:700c, dem Aóyoc meds Satogvivoy, dem Aoyos 

moog KoAaoßov, aus zwei Predigten (?) und aus 

unbekannten Schriften. 


Nicht nur armenische Fragmente werden uns 
geboten, sondern auch arabische, übersetzt von 
Hell und Horten, und äthiopische, übersetzt von ` 
Littmann. Das Vorkommen des Irenäus von 
Lyon in allen diesen Sprachen, dazu im Sla- 
vischen und natürlich auch im Lateinischen, 
erweist wieder die Gemeinsamkeit des Denkens 
in der ganzen Kulturwelt der ersten nachchrist- 
lichen Jahrhunderte, wie dies auch sonst noch, 
und besonders bei der Esra-Apokalypse fest- 
gestellt werden kann. 

Die Stücke sind zum Teil dogmengeschicht- 
lich (für die Christologie und die Entstehung 
des Symbols), kirchengeschichtlich (Stellung des 
römischen Bischofs!) und kulturgeschichtlich von 
höchstem Werte. Philologisch merkwürdig ist 


123 


neben vielem anderen z. B. die Namensnennung. 
Irenäus wird in den arabischen Abschnitten 


zweimal sl,» genannt. Da bei dem zweimaligen 


Vorkommen ein Schreibfehler ausgeschlossen ist, 
so möchte ich an Durchgang des Namens vom 
Griechischen durch das Koptische (Sahidische) 
ans Arabische denken, wobei sich ana (= 71770) 


oder gar der Artikel TT, (wenn dies bei einem 
Eigennamen denkbar ist), in arabisch © ver- 


wandelt hatte. Ebenso kommt der Name Lug- 
dunum in den seltsamsten Umformungen vor, 
nämlich H, auch e, statt „Aa, "Edom, 
Agön, Logon usw. 

Die Uebersetzung der armenischen Stücke 
übertrifft an Wortwörtlichkeit (so sagt Jordan 
selber!) das Menschenmögliche — und m. E. das 
Erlaubte. So begreiflich es ist, dass die Ueber- 
setzer Jordan und Lüdtke das griechische Ori- 
ginal auch in der undeutschesten Wortstellung 
und Ausdrucksweise erkennen lassen wollen, 
so muss doch dieses Ziel wohl auf andere Weise 
erreicht werden, nämlich in den Anmerkungen, 
wo Jordan auch selber meist den vermatlichen 
griechischen Urtext angibt. Wie man wörtlich 
und doch gut deutsch übersetzt, zeigt besonders 
Littmann in denkleinenäthiopischen Abschnitten. 


Jedoch beeinträchtigt diese gutgemeinte Ueber- 
treibung den Wert des vortrefflichen Buches nicht 
in dem Grade, dass man ihm nicht volle An- 
erkennung und unbedingtes Lob spenden dürfte. 


The Archaeological Survey of Nubia. Report for 
1907%08. Vol. I: Archaeological Report by George Reisner. 
Textband V, 373 S. Tafelband 23 S., 73 Tafeln, 30 Pläne. 
Gr. 4°. Kairo, National Printing Dept, 1910. Bespr. 
v. Walter Wreszinski, Königsberg i. Pr. 

Die Erbauung des Staudammes von Assuan 
hat zur Folge, dass das lange, schmale Flussbett 
oberhalb des eigentlichen Staubeckens, das die 
Archäologen Unternubien nennen, in einer Länge 
von ungefähr 250 km die Hälfte des Jahres hin- 
durch unter Wasser gesetzt wird. Das bedeutet 
für die zahlreichen Ueberbleibsel alter Kulturen, 
die sich in dieser ältesten Provinz des Pharaonen- 
reiches aus allen Jahrhunderten finden, den mehr 
oder weniger schnellen, sicheren Untergang. Es 
war infolgedessen eine unabweisliche Pflicht der 
ägyptischen Regierung, bevor die Wissenschaft 
zugunsten der Volkswirtschaft diesen kostbaren 
Besitz preisgab, alles daranzusetzen, den Verlust 
so gering wie möglich zu machen. Dieser Auf- 
gabe suchte sie dadurch gerecht zu werden, dass 
sie einmal die Tempel und freiliegenden Denk- 
mäler durch alle Mittel der Technik möglichst 
widerstandsfähig berrichten, und durch Gelehrte 
genau aufnehmen, ausphotographieren und publi- 
zieren liess, dann aber stellte sie die Mittel dazu 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 3. 


124 


bereit, dass das ganze von der Ueberschwemmung 
bedrohte Gebiet auf Nekropolen und Siedelungen 
untersucht und mit grösster Sorgfalt ausgegraben 
würde. 

Von den Resultaten dieser letzteren Unter- 
suchung war der gelehrten Welt erst nur durch 
„Bulletins“ etwas bekannt geworden, nunmehr 
liegen aber auch schon eine Anzahl Bände vor, 
die die Ergebnisse endgültig zusammenfassen. 
Der erste Teil der ganzen Serie ist Gegenstand 
des Referats. 

Reisners Name bürgt für die Soliditát des 
Reports. Er hat in mustergültiger Weise vor- 
gelegt, was die Grabungen von Schellal bis Bab 
Kalabsche ergeben haben. 

Im I. Kapitel gibt er eine Darstellung unserer 
Kenntnisse von der Geschichte Nubiens vor 
Beginn seiner systematischen Grabungen. Wir 
haben nämlich bisher von der eigentlichen Ent- 
wickelung Nubiens trotz aller Beziehungen zu 
Aegypten nur eine Periode etwas genauer ge- 
kannt, die nämlich, die Flinders Petrie als durch 
die „pan-graves“ charakterisiert bezeichnet hat. 
Von allem, was davor und dahinter lag, wussten 
wir gar nichts, höchstens einzelne, zusammen- 
hanglose Daten. Jetzt aber machte Reisner 
sich daran, für die Geschichte Nubiens aus 
den Funden einen chronologischen Rahmen zu 
schaffen, wie wir ihn seit langem für die Ge- 
schichte des alten Aegyptens besitzen, grosse, 
deutlich voneinander geschiedene Perioden, die 
sich besonders durch die Verschiedenartigkeit 
der Grabbauten, der Bestattungsarten, der Bei- 
gaben charakterisieren liessen. 

Zur Erfüllung dieser Aufgabe gehörte die 
Beschaffung und eingehendste Klassifizierung 
des Materials, und so gibt Reisner im II. Kapitel 
eine Uebersicht über seine Methode auszugraben 
und die Funde zu bergen; aus seinen Dar- 
legungen gewinnt der, der ihn noch nicht nach 
dieser Richtung kennt, ein unbedingtes Zutrauen 
zu seiner Zuverlässigkeit. — Nach einer kurzen 
zeitlichen Uebersicht über die Arbeiten der Ex- 
pedition folgt der Hauptteil des ganzen Buches, 
die Beschreibung der ausgegrabenen Stätten, 
wobei jede Einzelheit mit grösster Sorgfalt be- 
schrieben wird. Handzeichnungen und Photo- 
graphien geben alles Wesentliche im Bilde wieder. 

Auf Grund dieser Grabungsergebnisse kann 
Reisner sich in den letzten Kapiteln des Buches 
systematischen Untersuchungen zuwenden. Er 
stellt zuerst die Entwickelung der Gräberformen 
und Bestattungsarten an Hand von zahlreichen 
Skizzen fest, und baut dann darauf und auf der 
Betrachtung der Grabbeigaben, speziell der 
Pottery, ein System der nubischen Archäologie 
auf, das dieEntwickelung durch etwa 5000 Jahre 
iu festbegrenzte Perioden scheidet. Hierin liegt 


125 


der Hauptwert des Buches. Ausführliche Indices 
erleichtern die Benutzung. 

Der Tafelband verdient schlechthin das 
Prädikat „ausgezeichnet“. 


Carl Maria Kaufmann: Handbuch der christlichen 
Archäologie. Zweite, vermehrte und verbesserte 
Auflage. Mit 500 Abbildungen, Rissen und Plänen. 
XVII, 814 S. gr. 8°. M. 15 —. Paderborn, F. Schöningh, 
1913. Bespr. v. P. Thomsen, Dresden. 

Acht Jahre sind seit dem Erscheinen der 
ersten Auflage dieses Handbuches verstrichen, 
und in dieser Zeit hat es sich als wertvoller 
Berater in allen Fragen der christlichen Archäo- 
logie erwiesen. Die zweite, mannigfach ver- 
änderte und erweiterte Auflage ist mit grösster 
Freude zu begrüssen; denn auf diesem von 
Jahr zu Jahr umfangreicher werdenden Gebiete 
brauchen wir notwendig ein Handbuch, das nicht 
nur die Entwickelungslinien in grossen Umrissen 
zieht, sondern auch durch möglichst viel Einzel- 
heiten, bibliographische Verweise, Abbildungen 
dem Forscher weitere Wege zeigt. Beides tut 
Kaufmanns Buch in ganz hervorragendem Maße. 
Eine ungeheure Stoffmenge ist in den sechs 
Büchern nicht nur zusammengetragen, sondern 
wirklich verarbeitet. Zunächst werden Wesen, 
Geschichte, Quellen und Bestand der christlichen 
Archäologie erörtert, sodann die altchristliche 
Architektur, die Malerei und Symbolik, die 
Plastik, Kleinkunst und Handwerk geschildert, 
worauf die epigraphischen Denkmäler nebst einem 
Anhange über altchristliche Ostraka und Papyri 
folgen. Mit gutem Rechte beschränkt sich der 
Verfasser auf den Zeitraum bis zum 7. Jahr- 
hundert, und es dürfte kaum eine der in den 
letzten Jahren aufgetauchten Fragen geben, die 
nicht hier gebührend behandelt worden wäre. 
Gerade dem Orientalisten bereitet es einen be- 
sonderen Genuss, Kaufmanns Buch zu lesen, in 
dem, wenn auch hier und da noch mit einiger, 
aber erklärlicher Zurückhaltung, doch offen und 
immer freier die völlige Abhängigkeit des Westens 
vom Osten dargelegt wird, wie sie sich in Stoffen, 
Formen und Gedanken, in Bauten, Bildern, Sym- 
bolen, Geräten zeigt. Die Vorstellung einer 
originalen römischen Kunst, die sich nach den 
Provinzen ausgebreitet haben soll, ist heute nicht 
mehr haltbar; dafür wird die Notwendigkeit, 
die Reste des Altertums im Orient besser zu 
behüten und eingehender zu erforschen, immer 
dringender. 

Ich glaube, meinen aufrichtigen Dank für die 
vielfältige Belehrung und Anregung, die ich aus 
dem grossen Reichtume des Buches erhalten 
habe, nicht besser zum Ausdrucke bringen zu 
können, als wenn ich bei der Lektüre entstandene 
Wünsche und Vorschlüge offen ausspreche. Ein 
wirklicher Mangel ist die Transkription der 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 3. 


126 


orientalischen, namentlich arabischen Namen. Im 
Zeitalter wissenschaftlich bearbeiteter Reise- 
bücher sollte doch auch der Nichtorientalist, statt 
englisch oder französisch zugestutzte Namen zu 
verwenden und dadurch nur Anlass zu Irrtümern 
zu geben, sich um die dem Deutschen verständ- 
liche Nomenklatur bemühen. Aehnliches gilt für 
die sehr dankenswerte Liste der altchristlichen 
Gemeinden, die Kaufmann in seiner Topographie 
der altchristlichen Denkmäler bringt. Zur Verbes- 
serung der nur in spáten lateinischen Notitien ge- 
brauchten Namenformen boten Harnacks Mission, 
sowie meine Loca sancta Gelegenheit. Soweit ich 
es beurteilen kann, ist überhaupt diese Topo- 
graphie nicht genügend, wenn auch zu beachten 
ist, dass Kaufmann als erster eine solche versucht, 
auch der Stand der Forschung häufig nicht mehr 
erlaubt. So hätten z. B. für Palästina die Me- 
moirs des englischen Palestine Exploration Fund 
genannt werden müssen; bei der Literatur über 
die Grabeskirche fehlt ein Hinweis auf die 
Arbeiten von Mommert, Dalman, Heisenberg, bei 
Mädaba auf die ausführliche Beschreibung in der 
Néa Tics, für manche Orte sind nur literarische 
Nachrichten verzeichnet (S. 18 Mambretal siehe 
Ciampini; das Buch erschien übrigens 1693), dafür 
vermisst man gänzlich andere wichtige Funde, 
so die schönen Grabfassaden von Schefa‘amr in 
Galiläa. Ich darf hier auf mein soeben veröffent- 
lichtes Kompendium der palüstinischen Alter- 
tumskunde verweisen, das manche Ergänzung 
bieten wird. Zur Sophienkirche musste die aus- 
führliche Beschreibung von Ayr q genannt 
werden; für armenische Kirchen und Moscheen 
kommt Walter Bachmanns Werk in Betracht. 
Auch die Abbildungen befriedigen nicht immer, 
so grossartig auch die Sammlung als solche ist. 
Von der Schönheit des Jerusalemer Stadtbildes 
auf der Mosaikkarte von Mädäba gibt Abb. 3 
keine rechte Vorstellung. Die Quellenangaben 
für die Abbildungen müssen genauer gefasst sein; 
selbst der Spezialist wird nicht immer wissen, 
wo er zu suchen hat. Basilikenreste des Mittel- 
alters in Palästina (S. 113) sind mir nicht 
bekannt, ebensowenig eine Apostelkirche in Jeru- 
salem (S. 184, wohl Konstantinopel?), oder eine 
Säulenreihe der Grabeskirche, die das Presby- 
terium vom Schiffe trennt (S. 193). Die Geburts- 
kirche in Bethlehem (S. 195 Druckfehler: Jeru- 
salem) kann ich in ihrem heutigen Bestande nicht 
für ein Werk aus einem Gusse halten, sie ist arg 
zusammengeflickt. Zur Entstehung der Türme 
konnte auf die Untersuchungen von Thiersch 
(Pharos) Rücksicht genommen werden, zum 
Symbole des Adlers (S. 286) auf die zahlreichen 
syrischen und palästinischen Monumente, die 
Ronzevalle (Mélanges de la faculté orientale de 
Beyrouth) besprochen hat. Ueberhaupt lassen 


127 


sich für manches (Gewölbe, Kuppelbau, Symbole, 
Nimbus) die Linien der Entwickelung viel weiter 
zurückverfolgen, als Kaufmann andeutet. Das 
später als Christusmonogramm verwendete ge- 
kreuzte P (p) findet sich schon auf Münzen des 
Herodes, Hirsche vielfach auf babylonischen und 
palästinischen Siegeln, Ringe mit Bildern Christi 
und der Maria kamen in Gezer zutage (Excavation 
of Gezer I S. 373 ff), ebenda christliche Ton- 
lampen mit Inschrift (I S. 366 ff). Die palästi- 
nischen Mosaiken verzeichnet am besten nicht 
A. Jacoby (so S. 434 statt Q. Jakoby), sondern 
R. Horning (Zeitschr. d. D. Pal.-Ver. 1909 
S. 113 ff.). Der gewöhnliche Name für das Mosaik 
ist wipwos (fehlt S. 432). Die Besprechung der 
Sarkophage erweckt immer wieder den Wunsch, 
dass endlich einmal die palästinischen Stücke 
gesammelt und beurteilt werden möchten. In 
der Ausbildung der Grabformen ist doch wohl 
ein orientalischer Einfluss (durch das Judentum 
auf dem Wege über die Inseln des Mittelmeeres, 
Sizilien!) in grósserem Umfange wahrscheinlich. 
Eine Glasampulle mit teilweise noch flüssigem 
Inhalte (Blut, Wein? S. 611) sah ich bei Frau 
L. Einsler in Jerusalem. Der epigraphische 
Abschnitt (das Corpus inscr. christianarum fehlt 
leider noch immer) verzeichnet fast keine orienta- 
lischen Steine, auch ein Hinweis auf die von 
Christen gebrauchten Áeren von Beerseba, Gaza 
und Eleutheropolis fehlt. Besonders wertvoll 
ist dagegen die Darstellung der altchristlichen 
Numismatik und die chronologische Hilfstabelle 
am Schlusse, und ausdrücklich móchte ich be- 
tonen, dass die oben gemachten Ausstellungen 
zurücktreten gegenüber dem reichen Inhalte, der 
Besonnenbeit und sicheren Kritik des Verfassers, 
die unbeeinflusst von konfessioneller Engherzig- 
adu Buche die weiteste Verbreitung sichern 
werden 


F. Poulsen: Der Orient und die frühgriechische 
Kunst. VIII, 195 Seiten, 197 Abb. Lex. 8. M. 12 —: 
geb. M. 14 —. Leipzig, Teubner, 1912. Bespr. v. E. 
Brandenburg, Neapel. 


Im Vorwort beloni Poulsen, dass die Arbeit 
kein Kompendium der orientalischen Archäologie 
sei, sondern eine Einführung in die frübgriechi- 
sche, orientalisierende Kunst. Kap. 1—5 ist der 
beeinflussenden orientalischen, und Kap. 6—13 
der beeinflussten frühgriechischen Kunst des 
9.— 7. Jahrh. gewidmet. Um den Ueberblick 
zu erleichtern, wollen wir zuerst in extenso 
den Inhalt der einzelnen Kapitel wiedergeben. 
Die ,orientalischen^ werden dabei, unsern In- 
teressen gemäss, etwas ausführlicher behandelt 
werden. 

Kap. 1l. Die Phóniker als Kunstvolk. 
Nach Poulsen haben wir keine nachweisbaren 
Erzeugnisse der phónikischen Kunst aus dem 


Orientalistische = Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 3. 1914 Nr. 3. 


128 


— — — 


2. Jahrt.; die ültesten und sichersten sind Metall- 
schalen mit Inschriften versehen, die erst nach 
900 auftreten. (Demgegenüber würe einzuwenden, 
dass eine Industrie nicht gleich mit derart voll- 
endeten Produkten beginnt, und ihr Anfang wohl 
früher hinaufzurücken ist)  Eingeteilt werden 
diese Schalen in die ältere Nimrudgruppe mit er- 
kennbar getrenntem ägyptischen resp. assyrischem 
Stil, und eine jüngere Gruppe gemischten Stils. 

Kap. 2. Die phönikischen Schalen aus 
Nimrud. Ueber 40 wurden im Palaste Assur- 
nasirpals gefunden; dieselben werden in diesem 
Kapitel ausführlich behandelt, mit besonderer 
Berücksichtigung gewisser Motive wie Ziegen 
mit Baum, Löwen, (interessant ist der „Haar- 
stern“ p. 11.) Sfingen, Flechtband, Tierreihen usw. 
Eine technische Ueberlegenheit über die assyri- 
sche Kunst ist wohl vorhanden, vor allem eine 
gewandte, leichte Zeichnung, doch fehlt schon das 
kernige der eigentlichen assyrischen Kunst. 

Ka p. 3. Die phönikis chen Metallgefässe 
aus andern Fundorten. Speziell aus Kypern 
und Etrurien. Bei ihnen sind ägyptische Ein- 

| flüsse vorwiegend (p. 29.), die syrisch-hettitischen 

Detailsder Nimrudschalen werden seltener (p.33.), 
was Poulsen mit dem Sinken der betreffenden 
Macht im 8. Jahrh. in Zusammenhang bringt. 
Im Gegensatz zu Dussaud hält er diese Schalen 
nicht für kyprisch. 

Kap. 4 Phónikische und hettitische 
Elfenbeinarbeiten. Eine grössere Anzahl 
kleiner Elfenbeinplaketten, Figurinen, Kämme 
usw. werden stilistisch bestimmt. Bei den nach 
Poulsen hettitischen konstatiert er einen reineren, 
von Aegypten und Assyrien weniger beeinflussten 
Stil als bei den phönikischen (p. 59). 

Kap.5. AndereWerke der phónikischen 
Kleinkunst. Die Tridacnamuscheln. Auch 
hier werden Terrakotten, Fayencen, Goldplatten, 
geschnittene Muscheln usw. unter denselben Ge- 
sichtspunkten erörtert. 

Kap. 6. Die kretischen Schilde. Die 
Einleitung zu diesem Kapitel ist von unserem, 
d. h. dem „orientalischen“ Standpunkt aus, eine 
der interessantesten Stellen des ganzen Buches. 
Sieenthält in nuceeinender wichtigsten Abschnitte 
der orientalischen Kunst- und Kulturgeschichte. 
Poulsen sagt, man könne, da es vor 1000 keine 
phönikische Kunst gegeben habe, nicht von einem 
Einfluss derselben auf den kretisch-mykenischen 
Kreis reden. Wenn einige der Elfenbeinarbeiten 
aus Nimrud Aehnlichkeit mit denen aus Enkomi 
zeigen, so beruht das auf einer gemeinsamen 
Quelle, nämlich der hettitischen Kunst des 2. 
Jahrt. (p. 74.) Ausserdem sind zahlreiche Typen 
gemeinsam, wie die Göttin mit Schlangen, Tauben, 
Löwen usw., Hügelpiedestale der Gottheiten, 
Doppelbeil, die gegeneinander aufgerichteten 


— —ů— — — 


Löwen. Dazu möchte ich nur kurz bemerken, 
dass Evans mir gelegentlich des 3. Arch. Kon- 
gresses in Rom sagte, dass er von dem klein- 
asiatischen Ursprung der minoischen Bevölkerung 
Kretas überzeugt sei, woraus sich viel erklären 
würde. Die Bemerkungen Poulsens über phrygi- 
sche Kunst (p. 75) zu erörtern behalte ich mir 
für eine andere Gelegenheit vor, da es an dieser 
Stelle zu weit führen würde. — Im folgenden 
werden dann die Votivschilde aus der Idäischen 
Grotte behandelt. (p. 77 ein kleiner Irrtum: der 
Tempel mit den Schilden bei Perrot III, p. 410 
ist nicht assyrisch, sondern armenisch in assyri- 
scher Darstellung). Nach Poulsen sind sie schon 
griechisch unter phönikischem Einfluss, was mir 
nicht absolut erwiesen erscheint (p. 77). 


Ueber die nächsten Kapitel können wir uns 
kürzer fassen, da in diesen mehr von dem immer 
stärker hervortretenden griechischen Einfluss die 
Rede ist. Auf die altrhodische Kunst (Kap. 7) 
wirkt er schon ziemlich stark, ebenso auf die 
Elfenbeinfiguren aus dem Ephesischen 
Artemisium (Kap. 8); schwächer auf die grie- 
chisch-geometrische Kunst, wo noch viel 
orientalischer Einfluss vorbanden ist (Kap. 9). 


Kap. 10, die Italischen Funde: Es ist 
merkwürdig, dass Poulsen die etruskische Kunst, 
denn um diese handelt es sich, in so umfang- 
reicher Weise von der früh-griechischen abhängig 
macht. Auch kónnen wir sein Urteil iber Modestow, 
und dass schliesslich nur die sprachlichen Ver- 
wandtschaften (p. 116) für die östliche Herkunft 
der Etrusker beweiskräftig sein sollen, doch nicht 
ohne weiteres gutheissen. Gerade die Hypothesen 
Modestows haben, bis jetzt unwiderlegt, die 
grösste Wahrscheinlichkeit für sich. Interessant 
ist aber immerhin sein Angreifen des Problems 
vom vorderasiatischen Standpunkt aus, und so 
bietet es manche Anregung. 

Kap. 11, die Figuren mit der Etagen- 
perrücke, ist eigentlich eine Abhandlung für 
sich. Poulsen nimmt phönikischen Einfluss an. 
Ueber einige „eckige Figuren“ (p. 139, fig. 153) 
bin ich nicht ganz seiner Meinung und gedenke 
darauf noch bei anderer Gelegenheit ausführlich 
zurückzukommen. 


Kap. 12, die Kretische Kunst des 7. Jahrh. 
Bei ihr weist Poulsen mehr syrischen Einfluss, 
als direkte Ueberlieferung der minoischen Epo- 
chen nach. 

Im Kap. 13 meint Poulsen, dass die Homeri- 
schen Gedichte besser ‘durch die früh- 
griechische Kunst erläutert und illustriert werden 
können, als durch die mykenische. 

Ich habe bei dieser Inhaltsübersicht nur 
wenige auffällige Punkte erörtert; alle strittigen 
im Rahmen einer Besprechung anzuführen wäre 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 3. 


— ee nn —ä—ä — ——— — 


nicht möglich, denn es ist deren eine ganze Au- 
zahl. Der Grund dafür mag wohl darin liegen, 
dass Poulsen manche Grundbegriffe, mit denen 
er operiert, nicht genügend zergliedert, ehe er 
zur Synthese übergeht. So ist bei ihm z. B. 
der Begriff „hettitisch“ gewissermassen eine Ein- 
heit. Man wird mir wohl nicht nachsagen kónnen, 
dass ich die Bedeutung dieses Kulturkreises und 
seinen Einfluss unterschütze, man hat mir ófters 
sogar das Gegenteil vorgeworfen. Trotzdem 
muss ich von dem zu hüufigen Gebrauch, den 
Poulsen davon bei seinen Erklürungen macht, 
abraten, ehe wir über den Begriff, hettitisch“ völlig 
im klaren sind. Weit davon entfernt so einheitlich 
zu sein, wie Poulsen es oft anzunehmen scheint, 
stellt er sich bei tieferem Eindringen der neueren 
Forschungen als immer komplizierter heraus. 
Weder über seine Entstehung, noch über seine 
Arten und Unterabteilungen, Beziehungen zu 
Mesopotamien usw. haben wir bis jetzt einwandfreie 
und sichere Thesen aufstellen können, alles ist 
noch im Fluss. Daher können wir manches 
ahnen und annehmen, aber noch nicht auf solch’ 
unsicherem Fundament aufbauen, wie es Poulsen 
öfter tut. Dazu fehlt vor allem noch eine, wenig- 
stens in den Hauptpunkten abschliessende hettiti- 
sche Kunstgeschichte. Sonst möchte ich noch 
bemerken, dass Poulsens Art manchmal in 
Detailbeschreibungen und Erörterungen, man 
möchte fast sagen sich zu verlieren, ohne dann 
am Schluss jeden Kapitels oder der ganzen 
Arbeiten zusammenfassende „Konklusionen“ zu 
bringen, leicht verwirrend wirken kann, und das 
Durcharbeiten des Buches nichtgerade erleichtert. 

Das alles ist aber eigentlich nur der Schatten, 
den starkes Licht notwendigerweise hervorbringt. 
Und letztes ist reichlich vorhanden. Vor allem 
müssen wir anerkennen, dass Poulsen, der doch 
wohl aus der Schule der klassischen Archäologie 
hervorgegangen ist, in diesem Umfang zum ersten 
Male den starken orientalischen Einfluss erkannt 
und herangezogen hat. Mit anerkennenswertem 
Streben nach Objektivität und Vorurteilslosigkeit 
hat er sich von den zum grossen Teil antiquierten 
Ansichten dieses „Lagers“, zu befreien gewusst. 
Ausserdem bietet das Werk eine Zusammen- 
stellung von Material, die kommende Arbeiten 
wesentlich erleichtern wird. Wir können also 
nicht nur dem klassischen Archäologen, denn für 
diesen ist sie einfach unentbehrlich, die Lektüre 
des Buches dringend empfehlen, sondern auch 
dem vorderasiatischen, der darin viele Anregung 
und manche Erklärung finden wird. 

Der Teubnersche Verlag hat in gewohnter 
Weise für eine würdige Ausstattung des Werkes 
in jeder Beziehung das Seine getan. 

Juli 1913. 


— nn  — 


131 


Isidor Scheftelowitz: Das Schlingen- und Netz- 
motiv im Glauben und Brauch der Völker. 
[= Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten 
XII 2.] 648. 8° Giessen, Tópelmann, 1912. Bespr. 
v. W. Schultz, Wien. 


Hier werden behandelt: Schlinge und Netz 
als Waffe des Menschen, der Götter, als magische 
Waffe, als Mittel zur Verhinderung der Wieder- 
kehr des Toten, zur Heilung von Krankheiten, 
zur Abwehr von Dämonen, zum Schutze gegen 
Tote, zum Schutze des Brautpaares. Ein grosser 
und wertvoller, aber einseitig ausgewählter Stoff 
ist unter diese Abschnitte eingereiht, jedoch nicht 
tiefer dringend verarbeitet. Wozu die ganze 
Zusammenstellung gut sein soll, und welche Ge- 
danken ihn bei ihr leiteten, darüber sagt der 


Orientalistische Literaturseitang 1914 Nr. 3. 


132 


weisse Fäden spinnende Ištar bei R. C. Thompson, 
Semitic Magic p. 165. Schon allein über das 
Fischnetz als Gegenstand des sozialen Rätsels, 
als Mittel zur Berichtigung des falschen Urteiles, 
als Lösung der widerspruchsvollen Aufgabe 
„nicht nackt und nicht bekleidet“, liesse sich 
ohne grosse Mühe ein Bändchen von gleichem 
Umfange wie das vorliegende zusammenstellen. 
Sehr dürftig ist der Hinweis S. 37 auf den 
„Sonnenschlingenfang“; man vergleiche jetzt 
weitere Nachweise in MB VI 2 S. 91f. (eben 
erhalte ich die Anzeige eines Buches von Jna- 
nendra Lal Majumdar, the eagle and the captive 
sun, Calcutta und London 1913, dessen Titel 
weiteres zu diesem Motive verspricht.) Das 


Verfasser im ganzen Buche nichts. Jedoch auf Spinnen-Netz wird bloss S. 9 und 44 im Vorbei- 


S.1 und 3 ist vom primitiven Menschen die Rede, 
auf S. 10 wird der Strick des Todes, der die 
Seele ins Jenseits zieht, als mythologische (!) 
Vorstellung bezeichnet. Das lässt gegründeten 
Zweifel daran wach werden, ob Verfasser sich 
mit Bewusstsein darauf beschränkte, bloss das 
Vorkommen vonSchlinge und Netz (der Ausdruck 
„Motiv“ war dann völlig überflüssig) in Religion, 
Zauberwesen und Aberglauben der Völker zu 
behandeln, oder ob er die reiche Verbreitung 
der Schlinge und des Netzes als Motiv in den 
Mythen der Völker bloss aus Unkenntnis dieses 
Stoffes nicht berücksichtigt hat. Aber selbst 
wenn wir den ersteren, für ihn günstigeren aber 
freilich nach allen Anzeichen höchst unwahr- 
scheinlichen Fall annehmen wollen, können wir 
solchem Verfahren nicht zustimmen. Denn wenn 


gehen erwähnt: die kosmologische Spinne des 
Herakleitos (fr. 67a), sowie irgendwelche Nach- 
weise über das als Leitfossil der elamischen 
Mythenschichte wichtige Motiv von der acht- 
beinigen Spinne mit ihrem Netze (s. Memnon 
V 143—168, der Stoff liesse sich leicht ver- 
doppeln) suchen wir vergebens, obgleich gerade 
hier immer wieder das Religiöse durchbricht. 
Und dass weder Sunahsépa, noch das Netz des 
Hamleth vorkommen, ist jetzt schon selbstver- 
ständlich. 

Mir scheint, dass ein Religionsforscher, der 
mit all diesem Stoffe nicht rechnet, gerade wenn 
er sich, wie Scheftelowitz, aufs Stoffsammeln 
beschränkt, die künftigen Benützer solcher „Ver- 
suche und Vorarbeiten“ auf falsche Bahn bringt. 
Es wird durch solche Zusammenstellungen der 


wir auch mit allem Vorbedachte in der Mythen- | Eindruck gehegt und gepflegt, als kämen reli- 


forschung auf eine reinliche Scheidung zwischen 
Religion und Mythos hindrängen, darf doch der 
Religionsforscher vor dem mythischen Stoffenicht 
grundsätzlich die Augen schliessen, und das vor 
allem dann nicht, wenn gerade erst aus diesem 
wesentliche Gesichtspunkte auch für die Behand- 
lung der religiösen Erscheinungen zu gewinnen 
sind. Das ist bei dem vom Verfasser gewählten 
Gegenstande aber durchaus der Fall, und wir 
wollen daher einiges von dem anführen, was er 
zu beachten verabsäumt hat. 

Wenn man den dänischen Glauben erwähnt 
(S. 19), dass Knoten Lösen guten Wind bringe, 
dann liegt es doch nahe, den umgekehrten Fall 
des zu Aiolos zurückkehrenden Odysseus zu 
vergleichen. Beim Satan oder Drachen, der nur 
gefesselt unschädlich ist (S. 12), Azis Dahaka- 
Prometheus (den gefesselten Riesen im Kaukasus), 
den Fenriswolf und Loki, der selber das Netz 
erfindet (und sich also in der eigenen Schlinge 
fängt), nicht behandelt zu sehen, nimmt Wunder. 
Wegen des Bindens und Lósens der Fesseln 
hätte der erste Merseburger Zauberspruch auf 
S. 9 nicht fehlen dürfen, noch die schwarze und 


gióse Vorstellungen von der Árt der in diesem 
Büchlein verfolgten überall gleichartig vor und 
als würen sie unterschiedlos über die Erde ver- 
streut; denn das allernüchst hinzu Gehórende, 
das ein Verfolgen der Kulturschichten, Wander- 
wege und Umgestaltungen ermöglichen könnte, 
wird geflissentlich übergangen. Und eben darin 
liegt die Gefahr solch „reiner“ Stoffsammlungen, 
dass sie es dem Verfasser gestatten, den Ge- 
legenheiten, bei denen die Enge seines Gesichts- 
kreises offenbar werden müsste, aus dem Wege 
zu gehen und jedem, der noch nicht so fleissig 
Notizen gesammelt hat, durch die Fülle des 
Dargebotenen Dank abzunötigen. 


Sprechsaal. 
Berichtigung zu OLZ 1913, 437. 


Von Immanuel Löw. 


A. Marmorstein behandelt die Redensart "ag YPYP 
und gibt für sie eine weithergeholte Erklärung, die an 
das Ei im Totenkult der Alten anknüpft, aber auf einem 
Missverständnis beruht. Er setzt für ypyp ,eingraben* 
und verwechselt dies mit „vergraben“, mit dem es in 
manchem deutschen Dialekt gleichbedeutend ist. Auch 


183 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 3. 


134 


hochdeutsch decken sich die beiden Verba manchmal: 
Sanders s. v. eingraben 3). 

Auf „eingraben“ führte ihn das biblisch-mischnische 
gleichlautende Wort, das für „tätowieren“ gebraucht 
wird und eigentlich „die Haut kerben“ heisst, damit auf- 
getragene Farbe sich in den Kerben fixiert, also gleichsam 
„gravieren“, ,eingraben“, mischnisch opp. 39> „auf die 
ungekerbte Haut schreiben“. Schon an der eigenen 
Uebersetzung: „da werde ich ihr Ei eingraben aus der 
Welt^ hütte Marmorstein merken müssen, dass seine 
Auffassung unmöglich ist. 

Da vergleichend- mythologische Irrtümer zu ge- 
wagten weiteren Kombinationen verleiten, halte ich es 
für geraten, die Sache richtig zu stellen. 

ypyp heisst mischnisch: „von Grund auf zerstören“. 
Hat jemand einen gestohlenen Balken in ein Gebäude ein- 
gebaut, so lautet die erschwerende Entscheidung: ypyp 


Dr DN (auch man SN ypypp and 515 ran 92) 
TBK X 867, 4, jIX 6d 29, it 47a 68, b öba, Taan 
16a er muss den ganzen Bau von Grund auf zerstören 
um den Balken in natura zurückgeben zu können. Ebenso: 
„von Grund auf zerstören“ opp. =" „zerstören“ Ex. 
r. 30,6. Opp. “aw „zerbrechen“ Jalk. Gen. 236f., 69a 19. 
Beide Stellen auch bei Marmorstein angeführt. 

"ma „testiculus“ Preuss 126. 254. (= aram. NY). 
Jebam. 8, 2, T X 261, 27—30. 252, 5. 6, j VIII 9a 72— 75. 
b 75a. Bech. 6, 6, T IV 539, 4. 6. Tamid 4, 2. Uebertragen: 
„scrotum“ Kel. 19, 8. Danach heisst mg? ypyp ur- 
sprünglich „excidere virilitatem*, figürlich: „mit der 

urzel ausreissen“, „vertilgen“, „alle Nachkommen aus- 

rotten“, daher durch coyn ]D „aus der Welt“ erweitert. 
Richtig Friedmann zu Pes. r. XII f. 50b. 

YUN MINI ovo nu. Daher steht dafür Pes. r. 


XII 53a vorl. Z.: pony by sn wow „Amaleks Nach- 
kommen auszuroden* „mit der Wurzel ausreissen“. Zu 
belegen ist die Redensart folgendermassen: 1. Pes. 14a 
Buber: Gau jp Dës n'3pn ypyp. — 2. Cant. r. 
1, 4f. 20a Romm. — 3. jAz. IV 44a 27: ypypnw “Y 
o»yn pp pg, — 4. Thren. r. Pet. IX p. 8 Buber: 
On p IND ypypD en, — 6. Lev. r. 26, 8 
inva ypypo. — 6. Est. r. Pet. 11 f. 2 Romm.: vor 


DN ow pa. 7. Lev. r. 11, 7. = 8. LA bei 
Benvenisti zu Rut. r. Pet. 6, f. 2c Romm. 

An den letztgenannten Stellen wird die Redensart 
aramäisch wiedergegeben: , ahn, 210] Jad wy2 
nny 523 lyn n. Nach der von Benvenisti bezeugten 
LA wy o ist x 55 yD von wj „excidere“ herzu- 
stellen. 

Weitere Belegstellen: 9. Est. r. 2, 11 f. bd Romm.: 
dyn jo DW ypypnnw. — 10. Rut. r. 7, 15 f. 12d 
Romm.: ga nypypn3 xd. — 11. Pes. r. XII f. 50 b 


Friedm.: wann AN nypypno mn DE wow 
Gagn p Die Belege 1. 3. 4. 9 hat schon Marmorstein 
angeführt. 


Zu OLZ 1915 Nr. 12 Spalte 548. 
Von J. W. Rothstein. 


In Staerks eingehender Besprechung des nt - 
schen Buches über „die EchteBiblisch-Hebräische Metrik“, 
die ich im ganzen für verdienstlich halte, und der ich 
weithin zustimme, findet sich ein Wort über meine rhyth- 
mologisch-kritische Arbeit, das ich nicht stillschweigend 
hingehen lassen kann. Natürlich habe ich nichts dagegen 
einzuwenden, wenn er von seinem Standpunkte aus poe- 
tische Texte des alten Testaments für gut hält, die es 


nach meinem Dafürhalten nicht sind, und wenn er dann 
von der von mir für richtig gehaltenen „Metrik“ als von 
einem „Prokrustesbett“ redet in das ich die Texte ein- 
zwünge. Die Zukunft wird j& wohl lehren, wer recht 
hat. Aber dass ich meine „Metrik* erfunden hätte, 
das soll doch wohl heissen, dass sie nicht das Ergebnis 
langer, jahrzehntelanger Beobachtung und Arbeit sei, 
wie ich in meinen ,Grundzügen" gesagt habe, sondern 
erdacht und willkürlich an die „guten“ Texte heran- 
gebracht sei, das scheint mir doch nicht recht würdig 
zu Sein. In seinem Beitrag zu der R. Kittel gewidmeten 
Festschrift (Heft 13 der Kittelschen Beiträge zur Wissen- 
schaft vom alten Testament) hat Staerk gemeint, den 
Nachweis geliefert zu haben (und darauf stützt sich 
sachlich jenes Urteil über mein Verfahren), dass der von 
mir, aber nicht von mir allein vertretene rhythmologische 
Grundsatz, dass in einer lyrischen Dichtung in dem en- 
geren Sinne, in dem ich in meinen „Grundzügen“ sie 
behandelt habe, alle Verszeilen dem gleichen rhythmischen 
Schema folgten, irrig sei. Die Unrichtigkeit seiner 
Gegenthese vertrete ich aber auch heute noch getrosten 
Mutes. Seit Ende des vorigen Sommersemesters liegt 
eine Arbeit druckfertig vor und harrt der Veróffentlichung, 
die durch ein umfassendes Material aus allen Teilen des 
alten Testaments dartut einerseits, dass meine These 
überall ihre Bestütigung findet, andererseits auch, wie 
übel es oft, zu oft mit der Beschaffenheit der Texte 
aussieht, die Staerk für gute hült. Dort wird sich auch 
zeigen, ob man von meiner ,Metrik" in ihrer kritischen 
Anwendung auf die überlieferten Texte des alten Testa- 
ments als von einer Erfindung“ und einem „Prokrustes- 
bett“ reden darf. Gegenwärtig möchte ich den Einspruch 
gegen jenes mindestens wenig rücksichtevolle Wort nur 
erheben, um zu verhüten, dass dasselbe neues ungerechtes 
Vorurteil gegen meine Arbeit erzeugt. Ich sehe bis heute 
wirklich noch immer keinen Anlass, an der guten und 
sicheren Grundlage meiner rhythmologischen Theorie und 
der Zulüssigkeit ihrer literarkritischen Verwendung in 
meiner Weise zu zweifeln. Jene Schrift wird den Beweis 
von neuem liefern. 


Entgegnung. 
Von Nevard Schlögl. 


Zur Besprechung meiner Biblisch-hebrüischen Metrik 
in der OLZ 1913, 643 ff. seien mir folgende Bemerkungen 
erlaubt. 1. Der verehrte Herr Kollege Staerk sagt 
am Anfang der Besprechung: „Schlögl will nur zwei 
Arten von Silben unterscheiden." Diese Fassung ist 
irreführend. Ich will nicht bloss die zwei Arten von 
Silben unterscheiden, sondern ich und jeder muss sie 
80 unterscheiden, weil es wirklich keine anderen gibt. 


Beim Sew& medium ist dies jedem klar, weil es aus zwei 
flüchtigen Silben nur scheinbar eine macht, wie das Fehlen 


des dagés lene bei folgendem Begadkephath beweist. Bei 
der geschlossenen Endsilbe mit langem Vokal ist die Ein- 
silbigkeit ebenfalls nur Schein, wie das gänzliche Fehlen 
einer solchen Silbe im Inlaut der hebräischen Wörter 
deutlich beweist; denn nach langem Vokal folgt regel- 


mässig Sewä mobile, also flüchtige offene (nach langer 
offener) Silbe. Das ist Tatsache, nicht bloss von mir 
gewollt. 2. Ferner habe ich die hebräischen Verse „Knittel- 
verse“ nicht in „tadelndem“ oder „verächtlichen (sic!) 
Sinne“ genannt, sondern insofern als sie mit den Knittel- 
versen die Zählung der Hebungen bei verschiedener Zahl 
der Senkungssilben gemeinsam haben. Von einem „von 
Sievers mit Recht verspotteten Konglomerate von ge- 
zählten Silbenhaufen* ist keine Rede. Ich widerspreche 
wir daher auch nicht, wenn ich, wie Staerk selbst zu- 
gibt (Kol. 546), „etwas ganz anderes“ als ein solches 
ilbenkonglomerat meine. Den Widerspruch konstruiert 
Herr Kollege Staerk künstlich. Ich habe vielmehr — 


135 Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 3. 136 


wie er selbst zugibt — ganz klar dargelegt, was ich unter 
„Knittelversen“ verstehe; und ich stehe hier nicht alleın. 
Denn Minor (Neuhochdeutsche Metrik) bezeichnet die gunz 
gleich gearteten Verse in Schillers „Wallensteins Lager“ 
auch einfach als Knittelverse, womit er gar keinen Tadel 
ausspricht noch auch aussprechen will. Vergleiche darüber 
meine Ausführungen in dem Artikel„Diebiblisch-hebräische 
Metrik“ in Gottesminne 1905 III, 230ff. Man lese nur 
die dort zitierten Stellen aus Minors Metrik, besonders 
das Lob des Knittelverses S. 238: „Der Knittelvers ge- 
stattet, je nachdem er sich dem regelmässigen Wechsel 
von Hebung und Senkung nähert oder von ihm entfernt, 
einen gleichmässig ruhigen oder einen sehr lebaften und 
raschen Vortrag; er kann sich jeder Stimmung und jedem 
Gegenstand anschmiegen* (Minor l. c., S.293). Ich bedaure, 
dass Kollege Staerk meine früheren Schriften über die 
hebrüische Metrik und auch Minors ausgezeichnete „Neu- 
hochdeutsche Metrik* (Strassburg 1893) nicht kennt. 
3. Wenn Staerk es als den Grundfehler meines metrischen 
Systems bezeichnet, dass ich ,der prinzipiell richtigen 
Erkenntnis vom akzentuierenden Charakter des hebrá- 
ischen Verses durch die Einstellung der Silbenquantität als 
konstituierendes metrisches Element ihre normative Be- 
deutung“ nehme, so ist dies falsch, wie es falsch ist, 
dass Grimme und ich, die wir auf verschiedenem Wege 
zum selben Resultat gelangt sind, nicht davon loskommen, 
„die hebrüische Metrik nach dem Schema der quanti- 
tierenden Verse der klassischen Poesie zu schliessen." 


Es ist doch nicht dasselbe, ob z.B. die Silbengruppe - vv 
zufüllig vorliegt, oder ob ein griechischer oder lateini- 
scher Daktylus gefordert ist. Auch vergisst Staerk 
ganz, dass ich diese Silbengruppen nicht in die hebräi- 
schen Verse heineingesetzt habe, sondern dass sie seit 
der Zeit ibres Entstehens sich darinfinden. Mit Unrecht 
wirft er mir vor, dass ich den hebrüischen Versen Gewalt 
antue, indem ich sie in ein quantitierendes Schema hinein- 
zwinge. Wenn er sagt, es müssen, um die hebrüische 
Metrik zu erforschen, zunächst gute poetische Stücke 
auf ihre Verstechnik geprüft werden, so habe ich ja das 
getan. Ich habe alle poetischen Texte der Bibel unter- 
sucht, und zwar wiederholt untersucht, und alle móglichen 
Gruppierungen der Senkungssilben notiert. Dabei fand 
ich gewisse Regeln, die in vierhebigen Stücken bei einer 
Anzahl von über 90 von 100 Versen gelten, in fünf- 
hebigen Texten bei ca. 67 von 100 Versen, ohne dass 
man den hebrüischen Text zu korrigieren braucht. Dabei 
bin ich selbstverstándlich von guten poetischen Stücken 
und textkritisch tadellosen und richtigen Verszeilen aus- 
gegangen. Freilich wundere ich mich nicht, wenn ich 
auf all dies hin trotzdem aus dem Munde eines Anhängers 
Sievers’, dessen System ich vor Jahren als willkürlich und 
untauglich dargetan habe, eines Tages die Frage zu hóren 
bekomme: ,Lesen Sie auch hebrüische Texte?* Dass der 
Akzent allein im Hebräischen den Rhythmus ausmache, 
ist eine unerwiesene und unerweisbare Behauptung, ein 
Dogma (auf wissenschaftlichem Gebiete!), bei dessen 
Annahme nur Willkür die Zahl der Hebungen bestimmt. 
Und gerade diese Willkür richtet Verwirrung an, wie die 
neuesten Systeme zeigen. Ich gebe zu, dass nicht nur 
Kollege Staerk, sondern auch andere Fachgelehrte, 
katholische auch, nicht nur protestantische, viel gegen 
meine Metrik einwenden. Aber wenn man diese Ein- 
wände alle als stichhaltig annımmt, dann — gibt es 
überhaupt keine Metrik, nicht nur im Hebräischen, 
sondern in was immer für einer Sprache. Uebrigens mag 
gleich ein Einwand Staerks gegen meine Skandierung 
von Ps. 1, 4 als Beispiel dienen. Entweder ist dort und 
überall das Relativpronomen N als unpoetisch zu 


streichen, dann füllt es eben für die Skansion weg; oder 
es ist dort wie auch sonst poetisch zulässig, dann kann 
und darf es auch einen metrischen Akzent tragen. Ein 


drittes gibt es nicht, also füllt die Verbesserung Staerks 


weg. Uebrigens sind Behauptungen, dass gewisse Worte, 
wie 'N, die nota objecti D mit Suffixen u. a., absolut 


nicht poetisch seien, d. h. von Dichtern in Versen nicht 
gebraucht werden dürfen, ebensoviele Dogmen, an die 
ich um so weniger glauben mag, je grösser die Zahl der 
hebräischen Verse ist, die bei solcher Annahme unvoll- 
ständig sind. 

4. Wenn Staerk von den „sehr anfechtbaren sprach- 
wissenschaftlichen Hypothesen“ spricht, erlaube ich mir 
die Frage, warum denn die „Anfechtbarkeit“ dieser 
Hypothesen nicht aufgezeigt wird. Diese scheint Dogma 
so mancher Gelehrten Deutschlands zu sein, denn Ahnlich 
lese ich auch in der Literarischen Rundschau 1913, 415, 
wo diese Hypothesen gleichfalls berührt werden. Ich 
begreife aber ganz und gar nicht, warum man diesen Hypo- 
thesen nicht direkt entgegentritt, sondern vielmehr aus 
dem Wege geht. 


Zu OLZ 1914, Sp. 55 f. 
Von Ernst F. Weidner. 


In der Februarnummer der OLZ hat Priser darauf 
hingewiesen, dass es sich bei dem von Bes, RA X, 
p. 197£. veröffentlichten Texte Asur-e-til-iláni pl-mükin-apli's 
nicht um eine Inschrift des Sohnes Aëurbauipals, sondern 
um eine Inschrift Asarhaddons handle, der zeitweilig 
auch diesen zweiten Namen geführt hat!. Dabei wirft 
er die Frage auf, ob es sich in Zeile 7 wirklich um einen 
A&urtempel in Babylon handle. Ein vollständig erhaltenes 
Duplikat des Textes, das ich vor kurzem bei einem Anti- 
quitätenhändler sah?, gestattet die Frage mit Sicherheit 
zu entscheiden. Dasselbe bestätigt alle Ergänzungen 
Scheils*, nur am Anfang von Zeile 8 ist nicht u „und“, 
sondern épesei „welcher machte“ zu ergänzen“. Die Zeilen 
5—9 sind also zu übersetzen: „der den Tempel ASurs 
baute, der Esagil in Babylon herstellte.^ Mit dem Ašur- 
tempel dürfte Ebarsagkurkurra, das grosse Heiligtum Aëurs 
in der Stadt Assur gemeint sein; denn das Exemplar des 
Textes, das ich sah, stammte nach Aussehen und Schrift- 
typus sicher dorther, und mit dem Exemplare Scheils 
dürfte es wohl die gleiche Bewandtnis haben. 


Altertums-Berichte. 
Aegypten. 


Bei den im November 1913 wieder begonnenen 
Grabungen der DOG in El-Amarna, ist das sehr 
gut erhaltene Haus einer schon längst bekannten Persön- 
lichkeit, die am Hofe Amenophis IV. eine gewisse Rolle 
gespielt haben muss, nämlich des Generals Ramose, 
gefunden worden. Er hatte schon unter dem Vater des 
Königs, Amenophis IIL, gedient; damals trug er noch 


1 [In einer Zusatznote (RA S. 56) hat Scheil inzwischen 
den Sachverhalt ebenfalls erkannt, und zwar ubter Hin- 
weis auf Winckler. F. E. P.] 

Auch die Form des Duplikates ist dieselbe wie 


| die des im Besitze von ScheiL befindlichen Exemplares. 


* Auch am Anfange von Z. 7 ist die Ergänzung 
bündu richtig. 

* Diese richtige Ergünzung war übrigens auch schon 
durch Mrssrrscumipr, Keilschrifitexte aus Assur I, Nr. 54, 
Z. b gegeben. 

[Dort, Nr. 58, ist das genaue Duplikat des Scheilschen 
Textes, nur mit anderer Zeilentrennung; bei der schnellen 
Herstellung der Notiz für die fast fertige Nummer, habe 
ich nicht weiter in der Literatur Umschau gehalten und 
Messerschmidts Ausgabe leider übersehen. Danach sind 
übrigens Zeile 5—9 zu übersetzen: der den Tempel ASurs 
baute, der Esagil und Babylon herstellte. F. E. P.] 


187 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 3. 


138 


den Namen Ptahmose, den er als Amenophis IV. alle 
Götter ausser dem Sonnengotte verpönte, servil in Ramose 
veränderte. Seine unfertige Grabanlage befindet sich, 
seit langer Zeit bekannt, unter den sogenannten Süd- 
grübern im Gebirge bei El-Amarna. Der General ist also 
wohl nach dem Tode — oder dem Sturze — des Sonnen- 
igs wieder nach der alten Residenz Theben zurück- 
g ; vielleicht hat er damals auch seinen alten Namen 
Ptahmose wieder angenommen. 
(Deutsche Literatur-Ztg. 1914, 4.) W. 


Assyrien. 


Da sich die Ausgrabungen in Assur ihrem Ende zu- 
neigen, hat die Deutsche Orient- Gesellschaft in Tulul- 
Akir, dem alten Kar- Tukulti-Ninib, eine neue Ausgrabungs- 
kampagne eröffnet. Es handelt sich hier um die Residenz 
Tukulti-Ninibs I. (un 1300 v. Ohr.), die ähnlich, wie es 
bei El-Amarna der Fall ist, nur einer Laune des Herr- 
schers ihr Dasein verdankte und nach seinem Tode rasch 
verfiel. Gleich die ersten Spatenstiche brachten denn 
auch Fundstücke zutage, die aus der Zeit Tukulti-Ninibs 
herrühren; man hofft daher, hier über diese Periode be- 
sonders gut orientiert zu werden. 


Rus gelehrten Gesellschaften. 


Académie des Inscriptions et Belles-Lettres 
1913. Am 28. November 1913 berichtet B. Haussoullier 
über die Entdeckung griechischer Texte in Avroman (pers. 
Kurdistan) Die Documente sind im Laufe des Jahres 
von dem persischen Gelehrten Sahid-Khan nach London 

ebracht und dann Professor E. G. Browne et M. E. H. 
inns in Cambridge übergeben worden. Es handle sich 
um zwei Verkaufskontrakte, auf Pergament geschrieben 
88 und 22 v.Chr.). Die in ihnen auftretenden Verkäufer, 

er, Bürgen und Zeugen seien alle Iranier. — P. 
Monceaux teilt im Namen Carcopinos (Algier), den 
Inhalt einer christlichen Mosaikinschrift mit, die in Beni- 
Rached, in der Umgegend von Orléansville, entdeckt 
wurde. Das Denkmal stammt ans der Zeit des heiligen 
Augustin. 

Am 5. Dezember 1913 berichtet Cagnat über eine 
ihm von Saumagne übermittelte Inschrift aus Karthago. 
Wie aus derselben hervorgeht, habe sich an der Stelle, 
wo sie entdeckt wurde, ein Tempel der Gens Augusta 
befunden, den ein Privatmann auf eigene Kosten habe 
errichten lassen. Die Inschrift stamme aus der Zeit des 
Beginns des Kaiserreiches. Etwa fünfzig Meter von ihrer 
Fundstätte entfernt habe Saumagne ein Ziegelfragment 
aufgehoben, das den Namen {Pere]li Heduli trägt. Man 
habe bereits fünf gleiche in Karthago gefunden. Es 
handle sich vielleicht bei diese Fabrikanten um denselben 
Perelius, den die erstgenannte Inschrift erwühnt. — 
Gauthiot liest einen Bericht über eine linguistische 
Mission nach Asien, die ihm: namentlich gestatte, die 
Yagnobi-Sprache und ihre Dialekte zu erforschen. 

Am 12. Dezember beginnt Fougéres, Direktor, der 
École frangaise in Athen, den Bericht über die Arbeiten 
der Mitglieder des Instituts wührend der letzten Kam- 
pagne, insbesondere über die auf Delos. Sch. 

Am 16. Januar 1914 besprach Oagnat eine Inschrift 
aus den Thermen von Bulla-Regia in Nordafrika, 
die ihm Carton, der Leiter der dortigen Ausgrabungen, 
mitgeteilt batte. Ferner gab er bekannt, dass es Carton 
gelungen sei, sehr umfangreiche Teile des Gebäudes und 
eine interessante unterirdische Anlage freizulegen. Vor 
dem Gebäude hat man eine sehr schön angelegte Treppe 
von etwa 40 Metern Breite gefunden, welche auf eine 
gut gr Strasse hinabführt. 

n der gleichen Sitzung berichtete Pözard über 
seine Ausgrabungen in Bender-Bouchir am persischen 
Golfe während des Jahres 1913. Es ist mit Bestimmtheit 
festgestellt worden, dass dort die Stadt Liyan gelegen 


hat, eine der am weitesten von der Hauptstadt entfernten 
Festungen Elams. Ausser Urnen und Vasen sind eine 
Menge Ton- und Alabasterinschriften gefunden worden, 
unter denen eine Inschrift des elamischen Königs Hum- 
banumena (Mitte des 2. Jahrtausends) die wichtigste ist. 
Zum Schlusse wies Pézard noch auf die Bedeutung hin, 
welche das Tor von Tahiri am persischen Golfe in der 
Nähe der Bergwerke von Siraf für die islamische Archäo- 
logie hat. 

ar des Arts, 24. Januar 1914). W. 

n der Februarsitzung der Vorderasiatischen 
Gesellschaft sprach Dr. E. Assmann über Babylonier 
und Babylonisches in Etrurien. W. 


Mitteilungen. 


Eine Expedition in die Lybische Wüste hat 
der Orientgeograph Ewald Banse angetreten. Er gedenkt 
von den ägyptischen Oasen aus nach Westen vorzudringen 
und hofft ın dem uns noch völlig unbekannten Innern 
der Wüste alte Wege, Oasen, Trockentäler und Gebirge 
zu entdecken. Durch ein mühsames Literaturstudium 
hat er alle Nachrichten über Wege und Wohnstätten zu- 
sammengestellt, die nach Aussage eingeborener Karawanen- 
führer einstmals im Binnenlande benutzt wurden, ja zum 
Teil noch heute benutzt werden. Das unerforschte Gebiet 
ist weit über zwei Millionen Quadratkilometer gross. 

(Berliner Tageblatt, 24. Januar 1914). W. 

Forschungen im Jemen. Die häufigen Aufstände 
in der südarabischen Landschaft Jemen veranlassten die 
türkische Regierung, den Bau von Eisenbahnen ins Auge 
zu fassen, und sie entsandte zweimal den französischen 
Ingenieur A. Beneyton dorthin. Beneyton ist dabei weit 
im Lande herumgekommen und hat manches Interessante 
beobachtet. Wie er in „La Géographie“ berichtet, sah 
er im Wadi Zebid einen Häuptling mit Impfnarben an 
den Armen, die genau den unsrigen glichen. Bekannschaft 
mit unserer Kuhpockenimpfung war ausgeschlossen, und 
der Häuptling erklärte denn auch, dass man dort die 
Sitte seit undenklichen Zeiten kenne; man schneide die 
Haut ein und übertrage das Virus eines Pockenkranken. 
Häufig konnte der Reisende Altertumsreste untersuchen. 
Im Wadi Arb fand erin vulkanischem Tuff eine himyaritische 
Höhlenwohnung und in der Ebene von Schiraa einen 
Bewässerungsdamm, der von den Bewohnern ebenfalls 
den Himyariten zugeschrieben wird, aber vielleicht doch 
erst aus dem Beginn der türkischen Kolonisation stammt. 
An der Quelle Myriam-Su kopierte Beneyton eine an- 
scheinend vorislamische arabische Feleinschrift. Eigen- 
tümlich ist, dass in diesem Lande Mokkas die Araber 
nur wenig wirklichen Kaffee trinken, vielmehr einen 
Abguss von der getrockneten oder gebrannten Hülse der 
Kaffeebohne. Die Flüssigkeit schmeckt wie starker Tee. 
Von den Juden Jemens behauptet Beneyton, dass viele 
von ibnen in Polygamie leben. 

(Berliner Tageblatt, 5. Februar 1914). W. 


Personalien. 


8. R. Driver, Professor des Hebräischen in Oxford, 
ist im 68. Lebensjahre gestorben. 


Zeitschriftenschau. 
* — Besprechung; der Besprecher steht in ( ). 
Analecta Bollandiana. 1918: 
XXXII 4. *O. Riedner, Der geschichtliche Wert der Afra- 
legende (H. D.). — E. Amélineau, S. Antoine et les 
commencements du monachisme chrétien en te (H. 
D.) — *O. Kekelidze, Sources géorgiennes relatives à 
S. Maxime (P. P.). — C. M. Kaufmann, Handbuch der 
christlichen Archäologie, 2. Aufl. (H. D.) — 8. Clarke, 
Christian Antiquities in the Nile valley (P. P.). — *O. 


139 


v. Lemm, Kleine koptische Studien; *O. v. Lemm, Bruch- 
stücke koptischer Mürtyrerakten (P. P.). — *J. G. Frazer, 
The Golden Bough (H. D.). 

Ancient Egypt. 1914: 
I. To our readers. — R. Engelbach, The jewellery of 
Riqqeh. — P. E. Newberry, Notes on some Egyptian 
nome ensigns and their historical significance. — L. 
Eckenstein, Moon-cult in Sinai on the Egyptian monu- 
ments. — F. W. von Bissing, Three stelae at Graz. — 
W. M. Flinders Petrie, Egyptian beliefs in a future life. 
— W. M. F. P., The mysterious Zöt. — W. M. F. P., 
For reconsideration. — Periodicals. — *J. H. Breasted, 
Derelopment of religion and thought in Ancient Egypt. 
— *E. Naville, Papyrus funéraires de la XXI dynastie. 
Le papyrus hiéroglyphique de Kamara, et le papyrus 
hiératique de Nesikhonsou, au Musée du Caire. — *Somers 
Clarke, Christian antiquities in the Nile Valley. — Notes 
and News. — The Egyptian Research Students’ Associ- 
ation. — W. M. F. P., The portraits. Bork. 

Archiv für Papyrusforschung. 1913: 
VI 1/2. A. Körte, Bruchstück eines Mimus. — M. Hol- 
leaux, Décret des auxiliaires crétois de Ptolémée Philo- 
métor. — E. Lattes, L'epitaffio etrusco del clamyies e 
le Bende tolemaiche di Agram. — G. Plaumann, Probleme 
des alexandrinischen Alexanderkultes. — J. G. Milne, 
Ostraka from Denderah. — V. Martin, Stratéges et basi- 
licogrammates du nome Arsinoite. — G. Plaumann, Die 
Er Agoivoirn avdges Elm,, 6476. — U. Wilcken, Zu den 
saroyoı des Serapeums. — U. Wilcken, Zum Kult des 
Anubis. — A. Körte, Literarische Texte, mit Ausschluss 
der christlichen (Besprechungen). — U. Wilcken, Ein 
römischer Silberschatz in Aegypten. 

Archivio Storico p. 1. Sicilia Orientale. 1913: 
X, 3. P. Ducati: Di una patera bronzea gelese. (In der 
Mitte ist ein Ornament; im weiteren Umkreise 9 Tiere, 
je zwei und zwei einander gegenüber tretend. Der Ver- 
fasser will im Gegensatze zu Orsi die Patera in Gela 
hergestellt sein lassen.) Bork. 


Bollettino di Filologia Olassica. 1913: 

XIX. 12. *V. Inama, Omero nell' età micenea (G. A. 
Piovano). 
XX. 2—3. *P. Wendland, Die hellenistisch-römische 
Kultur in ihren Beziehungen zu Judentum und Christen- 
tum (2. u. 3. Aufl. (V. Ussani). — *G. Quandt, De Baccho 
&b Alexandri aetate in Asia minore culto (O. Tescari). 
4. SO Rothe, Der augenblickliche Stand der homerischen 
Frage (G. À. Piovano). — *P. Monceaur, Histoire litté- 
raire de l'Afrique chrétienne depuis les origines (V. Ussani). 
— *Pauly-Wissowa, Real-Enzyklopädie der klassischen 
Altertumswissenschaft 15. Hibbd. (L. V.) 

Bull.Bibliogr.etPédagog.duMusée Belge. 1913: 
XVII. 6. *F. Cabrol et H. Leclercq, Dictionnaire d’ar- 
chéologie chrétienne et de liturgie XXVIII (J. P. W.). 
6.—7. *Baudrillart, Dictionnaire d'histoire et de géo- 

phie ecclésiastiques IX. 

. *Fr. Preisigke, Sammelbuch griechischer Urkunden 
aus Aegypten I—II; *Fr. Preisigke, Berichtigungsliste der 
griechischen Papyrusurkunden aus Aegypten I (J. P. W.). 

Bull. et Mém. Soc. d'Anthropol. de Paris. 1913: 
IV. 3—4. F. Regnault, Les monstres dans l’ethnographie 
et dans l’art. — F. Regnault, La reine de Pount (bas- 
relief de Déir-el-Bahari, Égypte), n’a point de stéatopygie, 
cest une difforme. — A. Bloch, De l'origine et de l'évo- 
lution des peuples du Caucase à propos des Tcherkesses 
actuellement exhibés au Jardin d'Acclimation. 

Olassioal Philology. 1913: 
VIII, 3. *L. Mitteis u. U. Wilcken, Grundzüge und 
Chrestomathie der Papyruskunde (W. S. Ferguson) — 


*J. Lesquier, Les institutions militaires de l'Égypte sous|... 


les Lagides (W. G. Ferguson). 
4. *J. 8. Mc Intosh, A stud 
Genesis (A. St. Pease). — Si 


of Augustine’s versions of 
E. Stout, The governors 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 3. 


140 


of Moesia (M. B. Peaks). — *A. E. Brooke a. N. Mc 
Lean, The Old Testament in Greek, according to the 
text of Codex Vaticanus III: Numbers and Deuteronomy 
(E. J. Goodspeed). 

Deutsche Literatur-Zeitung. 1913: 
43. *F. Boll, Die Lebensalter. Ein Beitrag zur antiken 
Ethologie (K. Latte). — *F. Magnus, Aegypten(S. Grunzel). 
44. *D. Künstlinger, Die Petichot des Midrasch rabba 
zu Leviticus (W. Bacher). — *H. Lommel, Studien über 
indogermanische Femininbildungen (A. Debrunner) — 
*F. Pfister, Der Alexanderroman des Archipresbyters Leo 
(M. Manitius). 
46. *K. Budde, Das Buch Hiob, 2. Aufl. (J. W. Rothstein). 
— *G. Anrich, Hagios Nikolaos (G. Krüger) — *M. 
Winternitz, Geschichte derindischen Literatur II 1 (R. Fick). 
46. *G. Heinzelmann, Animismus und Religion (C. Clemen). 
— *$. Schechter, Documents of Jewish sectaries; *R. 
Charles, Fragments of a Zadokite work (E. Sachsse). — 
*A. Hilka, Historia septum sapientium (J. Klapper) — 
*L. Caetani, Chronographia Islamica I, II (T. W. Juynboll). 
47. 0. Procksch, Die Genesis (H. Gressmann). — 8. 
Gandz, Die Mu allaqa des Imrulqais (J. Barth). 
48. *P. Wendland, Die hellenistisch-rómische Kultur in 
ihren Beziehungen zu Judentum und Christentum, 2. u. 
3. Aufl. (H. Jordan). — *C. Bezold, Zenit- und Aequatorial- 
gestirne am babylonischen Fixsternhimmel (B. Meissner). 
49. *Beiträge zur Wissenschaft vom Alten Testament, 
hrsg. v. R. Kittel, Heft 13 (J. Meinhold). — *S. Euringer, 
Die Ueberlieferung der arabischen Uebersetzung des Dia- 
tessarons (J. Weber). — *W. Frankenberg, Der Orga- 
nismus der semitischen Wortbildung (K. Albrecht). 
50. J. Meinhold, 1. Mose 14 (A. Bertholet). — SO. 
Holtzmann, Der Tosephtatraktat Berakot (V. Aptowitzer). 

Expositor. 1913: 
XXXIX. 31. J. Skinner, The divine names in Genesis. 
— G. B. Gray, The forms of Hebrew poetry. 
32. J. Skinner, The Samaritan Pentateuch. — G. B. 
Gray, The forms of Hebrew poetry. — D. S. Margoliouth. 
The Zadokites. 
33. W. B. Stevenson, The interpretation of Isaiah XLI, 
8—20 and LI, 1—8. — G. B. Gray, The forms of Hebrew 
poetry. — J. Skinner, The divine names in Genesis. 
34. G. B. Gray, The forms of Hebrew poetry. | 
9b. B. D. Eerdmans, Primitive religious thought in the 
Old Testament. — J. R. Harris, Some notes on the history 
of the Syriac New Testament. — W. A. Curtis, The 
altar of unhewn stone. 
36. A. Carr, The patience of Job (St. James V. IL). — 
A. C. Welch, The present position of Old Testament 
criticism. — G. B. Gray, The forms of Hebrew poetry. 


Indogermanische Forsohungen. 1913: 
XXXII 3—5. H. Zimmermann, Ist die Stadt Rom not- 
wendig als Siedlung des Geschlechts der tuskischen ruma 


zu betrachten? 

XXXII, Anzeiger. *A. Gercke und E. Norden, Einleitung 
in die Altertumswissenschaft (A. Thumb). — *O. Hoffmann, 
Geschichte der griechischen Sprache 15 Thumb). — W. 
Ronzevalle, Les emprunts turcs dans le grec vulgaire de 
Roumélie (A. Thumb). — *G. Herbig, Corpus inscriptionum 


Etruscarum vol. II (A. Zimmermann). 


Journal of Egyptian Archaeology. 1914: 
I, 1. Editorial Statement. — E. Naville, Abydos. — D. 
G. Hogarth, Egyptian Empire in Asia. — A. H. Sayce, 
The date of Stonehenge (Aus dort gefundenen ägyptischen 
Perlen will Sayce als Zeit der Erbauung 1400 v. Ohr. er- 
schliessen). — H. R. Hall, Egyptian beads in Britain. — 
A. H. Gardiner, New literary works from Ancient Egypt 
(Pap. Petersburg 1116 a. Behandelt Lehren, die der König 
von Ober- u. Unterägypten seinem Sohne Mery-ke-ré 
gibt). — T. E. Peet, The year's work at Abydos. — W. 
L. S. Loat, The ibis cemetery at Abydos. — A. M. Black- 
man, The archaeological survey. — W. M. Flinders Petrie, 


141 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 3. 


142 


The British School of Archaeology in Egypt. — H. G. 
Lyons, The law relating to antiquities in Egypt. — 8. 
Gaselee, Bibliography of 1912—1913: Christian Egypt. 
— Notes and News. — Annual general meeting. — *P. 
D. Scott-Moncrieff, Paganism and Christianity in Egypt 
F. C. Burkitt). — *E. Naville, Archaeology of the Old 
estament (M. A. Canney). — *A. H. Sayce, The religion 
of Ancient Egypt (H. R. rai — *W. M. Flinders Petrie, 
G. A. Wainwright, and A. H. Gardiner, Memphis V and 
Tarkhan I (J. G. Milne). — *J. G. Duncan, The explo- 
ration of Egypt and the Old Testament (F. G. Walker). 
— Correspondence. Bork. 
Journal Manchester Oriental Society. 1911: 
Hope W. Hogg: First known inscription of Ellil-bani of 
Isin. — Hope W. Hogg: Relative chronology of the first 
dynasties of Isin and Babylon. — G. Elliot Smith: „Heart. 
and reins“ in mummification. — Hope W. Hogg: „Heart 
and reins“ in the ancient literatures of the Nearer East. 
— M. A. Canney: „Heart and reins“. Furtber notes on 
Hebrew idioms. — L. W. King: „Heart and reins“ in 
relation Babylonian liver divination. — L. C Casartelli: 
„Heart and reins“ in Ancient Iran. — T. W. Rhys Davids: 
„Heart and reins“ in India. — J. G. Frazer: „Heart and 
reins“ and ideas of uncultured races. — Hope W. Hogg: 
— 


Two cuneiform heart symbols. DA and (5 


C. J. Ball: On the compound heart ideogram (LID + SAG, 
Br. 8890). — E. H. Parker: China, Nepaul, Bhutan, and 
Sikkim; their mutual relations as set forth in Chinese 
official documents. — Progress of research. — A. S. 
Peake: Professor Hope W. Hogg. Bork. 
Journ. Manch. Egypt. a. Orient. Soc. 1912—1913: 
Proceedings. — News from excavators. — H. R. Hall: 
The Land of Alashiya and the relations of Egypt 
and Cyprus under the empire. — L. W. King: Kum- 
mukh and Commagene. A Study in North Syrian and 
Mesopotamian geography. — A. H. Gardiner: A poli- 
tical crime in Ancient Egypt. — L. C. Casartelli: Re- 
ligion of the Achemenid kings. — C. L. Bedale: The 
ancient history of the Near East. — M. H. Forbridge 
and M. A. Canney: The word 'abnet in Hebrew. — G. 
Elliot Smith: The rite of circumcision. — G. Elliot 
Smith: The origin and meaning of the dolmen. — 
G. Elliot Smith: The earliest evidence of attempts at 
mummification in Egypt. Bork. 
Loghat el-Arab. 1914: 
IN, 7. Razzouk Issa, Nomenclature des livres d'histoire 
de Bagdad. — M. Hachimy, Le train et l'aéroplane. — 
S. Dékhil, Les districts de la principauté de Se oüd. — 
Ib. M. Patchatchy, La bonne éducation vaut plus que la 
haute noblesse. — Narsés Sayeghian, Quatre familles de 
Bagdad, aujourd’ hui éteintes. — K. Dodjeily. L'européen 
en Mésopotamie, — Courrier littéraire. — Notes lexico- 
graphiques. — Questions et réponses. — Bibliographie. 
Ohroniques du mois. . Bork. 
Mitteilungen zur Jüdischen Volkskunde. 1913: 
1. Grunwald, Rutbenische Judenlegenden. — *E. R. 
Scbnittkind, Die Grundlagen der Besehneidungsoperation; 
*H. Gunkel, Die Urgeschichte und die Patriarchen; S. 
Beilein, Sprichwörter und Redensarten der sibirischen 
Juden (R. Weissenberg). — *A. Landsberger, Jüdische 
Sprichwörter (N.). — *K. Budde, Geschichte der alt- 
hebräischen Literatur (R.). — *E. Sellin, Der alttesta- 
mentliche Prophetismus (M.). 
2. Grunwald, Die Fürther Megilla. — Grunwald, Alt- 
jädisches Gemeindeleben. — *A. Drews, Die Christusmytbe 
(L.). — *W. Bacher, Ergänzungen zur Agada der biblischen 
Amoräer (L.). — *K. Jüger, Das Bauernhaus in Palästina. 
— *E. Degen, Die alttestamentlichen Propheten (N.). — 
*E. Krohn, Moses; *E. Krohn, Amos. — *V. Zapletal, 
Der Schöpfungsbericht der Genesis (L.). — *M. Pines, 
Die Geschichte der jüdischen Literatur (B. N.). — *N. 


Peters, Der Text des AT und seine Geschichte (L.). — 
*W, W. Kaplun-Kogan, Die Wanderbewegungen der 
Juden (M. L.). — *R. Gugenheimer, Kommentar zur 
Hagadah schel Pesach (R.). — *B. Haentsche, Tagebuch- 
blätter aus dem Heiligen Lande (M.). 

3. Löwenstein, Bemerkungen zur „Fürther Megilla“. 


Monatssohr. f. Gesch. u. Wiss. d. Judent. 1913: 
5/6. V. Aptowitzer, Christliche Talmudforschung (Schluss). 
— St. Brassloff, Ein neuentdecktes Grabgedicht einer 
römischen Jüdin. — A. Z. Idelsohn, Die Maqamen in der 
hebräischen Poesie der orientalischen Juden. — 8. Gutt- 
mann, Die Familie Schemtob in ihren Beziehungen zur 
Philosphie. — *W. Bacher, Die Proómien der alten jü- 
dischen Homilie (J. Löw). — *S. Zuckermandel, Zur To- 
sefta und Anderes (M. Fried). 

7,8. S. Funk, Noch einmal die Mitgliederzahl der Ge- 
richtshôfe zur Zeit des zweiten Tempels. — A. Sarsowsky, 
Keilinschriftliches Urkundenbuch zum AT (S. Aschner). 
9/10. A. Z. Idelsobn, Die gegenwärtige Aussprache des 
Hebräischen bei Juden und Samaritanern. — W. Bacher, 
Aus der Bibelexegese Joseph ibn Kaspis. — *M. Cohen, 
Le parler Arabe des Juifs d’Alger (J. Barth). — M. Brann, 
Bibliographische Uebersicht 1912. 

Monde Oriental. 1913: 

VII, 2. O. Rescher, Ueber arabische Manuskripte der 
Laleli-moschee. — O. Rescher, Die Mo'allaqu des Zuhair 
mit dem Kommentar des Ibn el-Anbäri. Bork. 


Oriens Ohristianus. 1913: 

N. S. III, 2. S. Euringer, Die neun Töpferlieder des 
Simeon von Gésir. — B. Vandenhoff, Ein Brief des Elias 
bar Sinaja über die Wahl des Katholikos Iso jahb IV. — 
W. Lüdtke, Zur Ueberlieferung der Reden Gregors von 
Nazianz. — J. Jeannin et J. Puyade, L'octoóchos syrien. 
— C. M. Kaufmann, Archäologische Miszellen aus Aegypten 
II. — A. Baumstark, Zum stehenden Autorenbild der 
byzantinischen Buchmalerei. — Mitteilungen. — For- 
schungen und Funde. — *H, Lammens, Fätima et les 
filles de Mahomet (Jaussen). — J. Schleifer, Bruchstücke 
der sahidischen Bibelübersetzung (Crum). — Literatur- 
bericht. Bork. 


Revue Bénédictine. 1914: 

XXXI. 1. *S. Levi et A. Meillet, Les noms de nombre 
en Tokharien (H. V.). — R. Gauthiot, Le Sutra du 
religieux ongles-longs. Texte sogdien avec traduction 
et version chinoise (D. H. L.). — *K. Holzhey, Kurzge- 
fasste hebräische Grammatik (D. H Hópfel). — C. M. 
b. H. L) Handbuch der christlichen Archäologie. 2. Aufl. 
(D. 3 


Revue Oritique. 1913: 

44. *H. Junker, Vorbericht über die zweite Grabung bei 
den Pyramiden von Gizeh; *A. Wiedemann, Der Tierkult 
der alten Aegypter; *F. Vogelsang, Kommentar zu den 
Klagen des Bauern; *A. Erman, Zur ägyptischen Wort- 
forschung (G. Maspero). 

45. *Provotelle, Étude sur la tamazirt ou zenatia de 
Qalaat es Sened (M. G. D.). 


Revue des Études Anciennes. 1913: 
XXXV, 4 A. Cuny, Questions gréco-orientales: IV. Les 
noms propres lydiens dans les inscriptions grecques de 
Sardes. — University of Toronto Studies. Theban ostraka. 
I. A. H. Gardiner, Hieratio texts. II. H. Thompson, 
Demotic texte. III. J. G. Milne, Greek texts. IV. H. 
Thompson, Coptie texts (P. Jouguet) — *G. Wilke, 
Kulturbeziehungen zwischen Indien, Orient und Europa 
(A. Grenier). — Inscriptions cypriotes en langue inconnue. 


Revue des Éitudes Juives. 1913: 
LXVII. 180. 131. A. Reinach, Noé Sangarion. Etude sur 
le déluge en Phrygie et le syncrótisme judéo-phrygien. 
131. M. Schwab, Le mot c'awob5w. — j G. Frazer, Le 
rameau d'or, trd. par Stiébel et Toutain (J. Lévi). — P. 
Jouon, Etudes de philologie sémitique (M. Lambert). — 


143 


H. L. Strack, Talmud babylonicum codicis hebraici Mona- 
censis 95 (J. Lévi). 
132. A. Reinach, Noé Sangarion. — M. Schwab, Manuscrits 
hébreux de la Bibliothèque Nationale. 

Revue de l'Orient Ohrétien. 1913: 
VIII (XVII), 4. M. Chaine, Repertoire des Salam et 
Malke'e contenus dans les mss. éthiopiens des bibliothéques 
d'Europe. — J. Babakhan, Essai de vulgarisation des 
Homélies métriques de Jacques de Saroug. — F. Nau, 
Documents trouvés en Asie centrale. La mission russe. 
Résumé de monographies syriaques: Barsauma; Abraham 
de la Haute-Montagne; Simeon de Kefar 'Abdin; Yaret 
l’Alexandrin; Jacques le reclus; Romanus; Talia; Asia; 
Pantaléon; Candida. — L. Delaporte, Catalogue sommaire 
des mss coptes de la Bibliothèque Nationale. — F. C. 
Conybeare and O. Wardrop, The Georgian version of the 
liturgy of St.-James. — L. Delaporte, Quelques textes 
coptes de la Bibliothéque Nationale de Paris sur les 
XXIV vieillards de l'Apocalypse. — S. Grébaut, Mélanges 
éthiopiens. — *F. Haase, Literarkritische Untersuchungen 
zur orientalisch-apokryphen Evangelienliteratur (S. Gré- 
baut) — *W. E. Crum, Theological text from Coptic 
papyri (F. N.). Bork. 

Revue de Philologie. 1913: 
XXXVII 2. E. Meyer, Histoire de l’antiquite I. trad. 
par M. David (V. Chapot). — *A. Grenier, Bologne villa- 
novienne et étrusque, VII[e—IV e siècles a. n. è. (A. Ernout). 
— T. Preisigke, Griechische Papyrus der kgl. Universi- 
t&ts- und Landesbibliothek zu Strassburg I, 3 (G. Maspero). 

Revue Sémitique. 1914: 
XXII, 1. J. Halévy, Recherohes bibliques. — J. Halévy, 
La transfiguration de Jésus. — J. Halévy, Notes de 
grammaire sumérienne. — J. Halévy, La postposition 
A-GE-ES. — J. Halévy, Les témoignages védiques sur 
l'âge du Véda. — J. Halévy, M. Fr. Delitzsch et la 


question sumérienne. Bork. 
Zeitschrift für Kolonialsprachen. 1914: 
IV, 2. R. Prietze: Arzneipflanzen der Haussa. Bork. 


Zur Besprechung eingelaufen. 
* bereits weitergegeben. 


*Delitzsch, F.: Grundzüge der sumer. Grammatik. Lpzg.. 
J. C. Hinrichs, 1914. XXV, 158 S. M. 16.76. 
Archives d'Études Orientales, publióes par J.-A. Lundell, 
V, 1. J. Kolmodin: Traditions de Tsazzega et Hazzega. 
Textes tigrina. Leipzig, O. Harrassowitz, 1912. 

XXIX, 270 S. Fr. 8 —. 

*G. Kittel: Die Oden Salomos überarbeitet oder ein- 
heitlich? Leipzig, J. C. Hinrichs, 1914. 180 S. M. 8 —. 

*L'Orient Chrétien. 1913. VIII, (XVIII), 4. 

*G. Demorgny: Essai sur l'administration de la Perse 
Paris, E. Leroux, 1913. XXII, 216 8. 

M. S. Zuckermandel: Gesammelte Aufsütze I, 2. Zur 
Halachakritik. Lief. I Frankfurt a. M., Kauffmann, 
1913. XXVII, 144 8. M. 4 —. 

R. Miedema: Der heilige Menas. Rotterdam. W. J. van 
Hengel, 1913. (Leidener Diss.) IX. 136 S. 

*Oriens Christianus, 1913. N. S. ITI, 2. 

Esagil ou le temple de Bél-Marduk à Babylone. Étude 
documentaire par le P. Scheil. Etude arithmétique 
et architechnique par M. Dieulafoy (Extrait des Mém. 
de l'acad. des Inscr. et Belles-L. Tome XXX). Paris, 
Imprimerie Nationale, 1913, 84 S. Fr. 4.40. 

*E. Tisserant: Specimina Codicum Orientalium (Tabulae 
in usum scholarum 8) Bonn, A. Marcus u. E. Weber, 
1914, XLVII, S. 80 Taf. M. 20 —. 

*S. Jampel: Vorgeschichte Jeraels u. s. Religion. Frank- 
fort a. M., J. Kauffmann, 1913. 260 8. M. 3—. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 8. 


144 


*Hedwig Fechheimer: Die Plastik der A ter, Berlin, 
B. Cassirer, 1914. 59 S., 159 Taf. “10 —. 

Proceedings of the Society of Biblical Archaeology. 
1914. XXXVII, 1. 

Revue Sémitique. 1914. XXII. Janvier. 

A. Sarsowsky: v) und vy»; (G-A. ZATW 1914). 


*A. Sarsowsky: y e pi (S.-A. Riv. Israelitica 1912). 


*Zeitschrift für Kolonialsprachen. 1918. IV, 2. 

Ancient Egypt. 1914., 1. London u. New York, Macmillan. 

A. Herrmann: Die alten Verkehrswege zw. Indien und 
Süd-Ching nach Ptolemüus (S.-À. Zeitschr. Gee. f. 
Erdkunde 1913) 17 S. 

*Répertoire d’Art et d'Archéologie. 1913. IV, 3 (18). 

*Le Monde Oriental. 1913. VII, 2. 

*Fr. Thureau-Dangin: Une texte grammatical sumérien. 
(S.-A. Revue d’Assyriologie. 1914 XI, 1). 

*Das Land der Bibel 1. V. Schwöbel: Die Landesnatur 
Palästinas 56 S. — 2. O. Procksch: Die Völker Alt- 
palästinas 41 S. 

*Loghat el-Arab. 1914. III, 7. ! 

*M. Th. Houtsma u. a. Enzyklopädie der Islam. Lief. 19. 

*W. Spiegelberg: Die demotischen Papyri Hauswaldt. Ver- 
träge der ersten Hälfte der Ptolemäerzeit (Ptolemaios 
II—V) aus Apollinopolis nn) Mit einem rechts- 
geschichtlichen Beitrage von J. Partsch. Dazu 26 
Lichtdrucktafeln in bes. Umschlage. Leipzig, J. C. 
Hinrichs, 1913. VII, 28*, 87 S., 26 Taf. 

*Baedekers Egypt and the Südän. K. Baedeker, 1914. 
CXC, 458 S., 22 Karten, 85 Pläne, 55 Vignetten. 15 sh. 

The Journal of Egyptian Archaeology. 1914. I, 1 London, 
Egypt Exploration Fund (37 Great Russel Street W.C.) 

*N. Herz: The exaggeration of errors in the Massoretic 
(S.-A. Journ. of Theological Studies. 1914). 

*Rendiconti della R. Accad. dei Lincei. Classe di sciense 
morali, storiche e filologiche. Ser. V, Vol. XXII,7—10: 

K. Holzhey: Uebungsbuch zum Hebrüischen. Paderborn, 
F. Schöningh, 1914. 41 8. M. 0,80. 

D. Völter: Der Ursprung von Passah u. Massoth. Leiden, 
E. J. Brill, 1913. 32 8. M. 1—. 

*Al Machriq. 1914. XVII, 2. 

*P. Deussen: Die Philosophie der Bibel. 
Brockhaus, 1913. À 8. 
Publication of the Princeton Expedition to Abyssinia 
III E. Littmann: Lieder der Tigré-Stämme. Migré- 
Text. IV. A. Deutsche Uebersetzung u. Kommentar. 

Leiden, E. J. Brill, 1913. XXIV, 641; X, 587 8. 

*E. Mahler: Beöthy zsolt Egyiptologiai gyüjteménye. 
A. Budupesti kir. Magyar Tudomäny-Egyetemen. 
Budapest, Franklin-Társulat, 1913. VII, 280 8. 10K. 


Leipzig, F. A. 


Verlag der J. C. Hinrichs’ sehen Buchhandlung in Leipzig, 


Soeben erschienen: 


Delitzsch, Friedrich: Sumerisches Glossar. 
(XXVII., 296 S.) gr.8°. M. 30 —; geb. M. 31 — 


Neugebauer, Paul V.: Tafeln für Sonne, 


Planeten und Mond nebst Tafeln der 
Mondphasen für die Zeit 4000 v. Chr. bis 
3000 n. Chr. Zum Gebrauch für Historiker, 
Philologen u. Astronomen bearbeitet. (XXX, 
117 S.) gr. 8. M. 7 —; geb. M. 8 — 
(Neugebauer, Tafeln s. astr. Chronologie, IL Ti.) 


Mit je einer Beilage von Paul Geuthner in Paris, der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung in Leipzig, 
und Alfred Töpelmann in Giessen. 


Verlag u. Expedition: J. C. Hinriehs'sehe Buchhandlung, Leipaig, Blumengasse 3. — Druck von Max Schmersow, Kirchhain N.-L. 


Verantwortlicher Herausgeber: 


F. H. Peiser Königsberg i. Pr., Golts-Alles 11. 


Orientalistische Literaturzeitung 


Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient 
und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers 
Herausgegeben von Professor Dr. Y. E. Heiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11 


Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung, Leipzig 
Blumengasse 2. 


17. Jahrgang Nr. 4 Mesi und Korrekturen nach Königberg. — Drucksachen nach Leg April 1914 


Inhalt. Besprechungen . Sp. 163—185 Winckler, Hugo: Vorderasien im 
v. Biseing, F. W.: Tongefüsse I, bespr. zweiten Jahrtausend auf Grund ar- 


Abhandiungen u. Notizen Sp. 145—163 VA chivalischer Studien, is v. E 
1 


Wiedemann . . 174 E. Peise 
Frank-Kamenetzky, J.: Der Pa- | Budde, K.: Das Buch Hiob, keep v. dab did 
8 PE des Berliner 115 Charles, J. b; T ? d 178 | Sprechsael. . . . ge 185—168 

seums uss) . ; . 145 es es ettres e Ham- 3 2 
Hüsing, G.: Lakti- Sipak von Bit- murapi à Sin-idinnam, SORDI v. H. ee Mie in Zuge ane 185 

Karzias- ku? 156 H. Figulla e 176 Jirku, A.: Etimmu d. D'UN - 185 
Küthmann, 0.: Zur Schädslbildung Enzyklopädie des Islam. I, bespr. v. 

bei den Statuen der Amarnazeit 163 | J. Horovitz. . 182 | Staerk, W.: Zu OLZ 1914 Sp. 133 f. 185 
Pancritius, M.: Babylonische Tier- Schmidtke, A.: Neue Fragmente und | Altertumsberichte . . . . . 188 

darstellungen A 160 Untersuchungen zu judenchristlich. | Aus gelehrten Gesellscheften . 186 
Poebel, A.: Die Negation li im Su- | Evangelien, bespr. v. J. Löw 179 | Mittellungen . . . . . . . 187 

merischen . . 168 | Vogelsang, F.: Kommentar zu den | Personallen . . . . . . . 187 
Sellin, E.: Antisamaritanische Aus- Klagen des Bauern, Deep v. G. | Zeitschriftenschau . . . 187—191 

legungen im Texte d. Amosbaches 155 Maspero . . . . . 169 | Zur Besprechung eingelaufen 191—192 


Der Papyrus Nr. 5162 des Berl. Museums. @ 
Von J. Frank-Kamenetzky. a op CH (LO C Leg e Mr 
(Schluss aus Nr. 3.) “hais ) 44 At N 
„O Osiris, du bist erhoben auf deiner Bahre, —DbOeAAAAbR S 
indem dein Sohn Horus dich stützt, i | 1 
5 Arme deiner beiden Schwestern =. A ff f 7 12 
ich schützen 
une e beiden dr-tj-Göttinnen ihre Arme hinter IR LB AY El pis es 
ich legen. 
Osiris Iwj-Dhwtj, geboren von der Miwi-mn-tj, fis d 6 M 1 his hol 
es begrüsst* dich der Herr der Ewigkeit, wenn "mm 
er 7 0 dem Horizonte des Westens ver- o "n d do fe ot a e o 
einigt hat, | E s 
der geliebte, ehrwürdige, der die Gótter erzeugt JA f ® NEA h 1 
Fürst des Hi T Abel hatt 
der Fürst des Himmels, der Herrscher auf Erden, pa d = 
der grosse König im Gemache der Unterwelt“, seen Sal 
Götterkönig in Karnak, oA EE A NT 
grosser Fürst in seiner Residenz, un sttts° a : de? af 
* Das Vorb. dj (Z. 2) hat nur scheinbar kein Objekt, er d ; 
als solches ist sicher das [|] — von Z. 6 m pate ibd 


zu betrachten. Beabsichtigt war folgende Konstruktion: 


dj nk nb nhh . . AN m w} n R' („Der 

Herr der Ewigkeit .. LE CH EE Hprr .. . begrüssen dich | ein. Inschr. aus m Zeit: E p | J | | 2 
in der Barke des Ré“). Aber durch die lange Aufzäblung OT rim 

der Subjekte, die noch mehrere Nebensätze regieren, O * 
müsste das Objekt zu weit vom Verbum entfernt sein; — | v E 


Subjekt 
e EA 3 nn Page teten Rune ! Das Zeichen sieht wie Î aus, ist aber doch sicher 


+*+ Als Herr der Unterwelt erscheint Amon auch in zu lesen. 
145 146 


Legrain, Ann. du serv. III S. 46. 


147 Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 4. 


der Geist, der mit seinen beiden wd3-t-Augen 
leuchtet 

und der sich seiner ntr-t-Augen* freut; 

der ehrwürdige Käfer, Herr der Kraft, 

der inmitten der Gótterneunheit richtet; 

Hprr, der die Menschen geschaffen hat, 

— sie begrüssen dich in der Barke des Ré, 

und die Bewohner des Horizontes jauchzen dir zu; 

die Mannschaft der Horus in der Abendbarke, 
sie jubelt, 

und Nechbet und Buto beugen sich vor deinem 
Stirnschmuck. 

Deine Mutter Mot schützt deinen Körper, 

ihre Arme beschützen deinen Leib täglich. 

Deine Schwester Isis preist dich 

und Nephthys ebnet dir den Weg durch ihre 
Tüchtigkeit. 

Nwn, der lebende, der Oberste der Gótter spendet 
dir jeden 10. Tag ** 

Es kommen zu dir die beiden Schwestern in 
Freuden und Frohsinn | 

mit frischem Wasser täglich“, 

wenn der Herr des Lichts die Strahlen (?) der 
Nacht vertreibt, 

der den Eltern die Opfer darbringt, 

der hoch ist durch die hd-t-Krone und der Herr 
der 3tf-Krone, 

der zahlreich an Uräen ist schon im Leibe seiner 
Mutter. 

Der Duft deines Grabes ist wie der deiner (!) 
Salbenküche, 

du riechst Weihrauch; 

dein Leib ist gesalbt und all deine Glieder sind 
mit hkn-Oel gesalbt. 

Man gibt dir Wein, Most, Bier, Wasser und Milch 

als tägliche Gabe. 

Du verharrst in derHalle der beiden Wahrheiten, 

indem die Bewohner der Unterwelt dich mit 
Jubel empfangen, 

„du Osiris Iuj-Dhwtj geboren von der Mut- 
mn-tjĂ. 


* Vgl. Br. Wb. Suppl. 708 aus Edfu: Yo * dos 
= 5) 3 "i „der die Welt mit dem 
Glanz seiner beiden nir- 8 erhellt“. 

** Vgl. Einleitung. 

* Zu © = rnb s. Möller, Palkogr. III S. 28 
(Anm. 5) u. 8. 68; in unserem Pap. steht diese Gruppe 
an Stelle von r'nb in der Formel m hrt hwr nt rnb, vgl. 
2, 6; 6, 6. 

! Das Hieratische ist hier verderbt, Anmm-t ist sicher 
gemeint. 


148 


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149 Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 4 


— — 


„O Osiris Iwj- Dhwtj, geboren von der Mwt-mn-tj, 

du lebst, du lebst ewig, dein Leib lebt und 
deine Glieder sind stark. 

Es empfängt dich Anubis von Wt, der Herr der 
Götterhalle und der Herr von 3-dsr. 

Er verleiht dir Dauer in deinem schónen Sarge 
in der schónen Nekropole beim Osiris. 

Du empfüngst Gaben und Opfer und Speisen 
von Chons-Schow in Theben* als tägliche 
Gabe. 

Du empfängst Libation von Amon von Ip-t in 
ZHME jeden 10. Tag, 

und Amon gibt dir ein Totenopfer an Brot, 
Bier, Ochsen, Günsen, Weihrauch, kühlem 
Wasser, Wein, Milch 

und Obst(?) zur Zeit seines Nekropolenfestes 

— dy Osiris Iwj-Dhwtj, geboren von der Mwt- 
mm- tj. 


„O Osiris Iwj- Dhwtj, geboren von der Mwt-mn-tj, 

du nimmst deine Gestalt des göttlichen Falken an 

und erreichst den Himmel, 

die Erde und die Unterwelt, ohne zu ermatten. 

Du dauerst in deinem Sarge, 

und deine Seele ist in deinem Körper, 

ohne sich jemals von dir zu entfernen. 

Du entbehrst es nicht, den Sonnenball täglich 
zu sehen. 

Dein Auge blickt, deine Ohren hören, 

deine Zunge spricht, deine Lippen reden 

und deine Kehle schluckt. 

Du gedeihest in der Halle der beiden Wahr- 
beiten, 

und alle deine Glieder sind gesund. 


ve lee r 
nak, Statue Nr. 385. Dore, Ann. du serv. VII, S. 42. 


Andere Belege für Chons-Schow findet man bei Spiegel- 
berg Rec. de tr. 23 8. 181. 


! Die Zeichen f \ sind klein geschrieben und stehen 
über der Zeile; sie sind offenbar nachträglich eingefügt; 
\ m brw, welches auf den fol- 
genden Seiten immer hinter dem Namen steht. 


gemeint ist das 


1 
150 


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161 Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 4. 


Du nimmst alle deine Gestalten an vor dem, 
der im Westen ist, 

und du bist stark in deiner Falkengestalt, 

du seliger Osiris Iwj-Dhwtj, geboren von der 
Mut-mn-tj.“ 


„Willkommen, Osiris Iwj- Dhwtj, seliger, geboren 
von der Mwi-nn-ij! 

Du nimmst deine Phönixgestalt an 

und fliegst zum Himmel empor; du dauerst auf 
Erden, 

und dein schönes Grab ist dauernd in der 
Unterwelt. 

Deine Seele ist in deinem Leibe, ohne sich 
jemals von dir zu entfernen, 

ohne Vergehen und ohne Verderben, wie R& im 
Himmel. 

Du gedeihest beim Aufgehen und Untergehen 
dessen, der in seinem Sarkophage aus echtem 
Lapislazuli ist. 

Er erhebt dich, indem (?) er deine Flügel hoch (?) 
erhebt“ 

um deine Widersacher zu vernichten, 

um deine Feinde zu töten, 

um deine Feinde zu fällen, 

o Osiris Zwj-Dhutj, seliger, geboren von der 
Miot- mn - tj. 


„Willkommen Osiris Iwj- Dhwtj, seliger, geboren 
von der Miot-mn-ij, 

du verwandelst dich in einen Wurm 

und trittst ein in die Nekropole im Westen von 
Theben; 

du verwandelst dich in den gôttlichen Wurm 

und bist ein s3-t} in der Hölle. 

Der grosse Gott im Westen, er lässt dich dauern 
in der schönen Unterwelt; 

deine gute Balsamierung ist trefflich an deinem 
Leibe. 

Deine Seele ist in deinem Körper, ohne jemals 
in aller Ewigkeit von dir zu weichen. 
Deine Flamme sprüht gegen deine Feinde täglich, 
so dass du sicher bist und deine Feinde daliegen, 
o seliger Osiris Iwj-Dhuwtj, geboren von der 

Mwt-mn-t.* 


* Der Sinn dieser Stelle ist mir vóllig unklar. 


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153 


„Willkommen, seliger Osiris Iwj- Dhwtj, geboren 
von der Mwt-mn-tj. 

Du lebst und deine Seele lebt, 

du bist frisch und dein Leib ist frisch, 

alle deine Glieder sind gesund. 

Du verwandelst dich in ein Krokodil, 
schwimmst eilends einher; 


du 


du tust alles, was dir beliebt, weil deine Kraft | 


80 gross ist. 

Du tótest die Elenden 

und schneidest die Kópfe deiner Feinde ab, 

weil du in all deinen Gestalten bestündig und 
stark bist. 

Du befährst alle Wege, indem du günstigen 
Wind hast, 

und empfängst Gaben an allen Ufern; 

du wählst (?) deine Wege in der Nekropole all- 
täglich, alltäglich, 

o seliger Osiris Iwj-Dhwtj, geboren von der 
Mwt-mn-tj, die noch bei Wohlsein ist.“ 


„O seliger Osiris Iwj-Dhwtj, geboren von der 
Mwt-mn-tj. 

Du verwandelst dich in [einen Widder]. 

Du verschluckst deine Feinde und tótest deine 
Widersacher. 

Deine Glieder sind rüstig gegen deine Feinde, 

indem du dauerst in der schönen Nekropole im 
Westen von Theben, 

und indem du stark bist. 
ist vorhanden 

und du lebst, du lebst für immer und ewig, 

o Osiris Iwj- Dhwtj, geboren von der Mut-mn-tj, 
du blühst, du blühst ewig.“ 


Deine [volle] Kraft 


! Hier eine kleine Lücke von h 
nichts gestanden haben kann; vgl. 


Zur Schädelbildung bei den Statuen der 


Amarna-Zeit. 
Von Dr. C. Küthmann. 

Zu den auffallendsten Zügen der Kunst der 
Zeit Amenophis' IV. gehórt die Kopfform, welche 
die Bildhauer seinen Töchtern geben, und man 
ist geneigt, in den hinten so stark ausladenden, 
fast eitórmig gestalteten Schädeln das Zeichen 
einer krankhaften Deformation zu erkennen, die 
von den Künstlern aus stilistischen Gründen 


cm Breite, in der 
inl. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 4. 


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noch starker betont sei!. Und doch ist sie kein 
Charakteristikum fiir die Tell el Amarnazeit, 
denn fast genau die gleiche Schädelform treffen wir, 


wie der Vergleich mit der aus dem Funde von 
Karnak stammenden Statue lehrt?, bei der Prin- 


= AN 


ber? 


ere 95 


1 v. Bissing- Bruckmann, Denkmäler ägyptischer Skulp- 
tur Taf. 45 A und H. Schäfer, Amtliche Berichte aus den 
Königl. Kunstsamml. 1913. 8. 137. 

? Veröffentlicht bei Legrain, Statues et statuettes 
de reis et de particuliers Taf. 67. 


155 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 4. 


156 


zessin Nofrure', der kleinen Tochter der Kónigin 
Hatsepsowet, welche deren Günstling Senmut 
auf den Knien hält. Wir haben es demnach ent- 
weder miteinem ähnlichen pathologischen Fallezu 
tun oder, was wahrscheinlicher ist, mit einer 
blossen eigenartigen Stilisierung des kindlichen 
Kopfes, die unter Echenaton ihren Höhepunkt 
erreicht. 


Antisamaritanische Auslegungen im Texte 
des Amosbuches. 
Von Sellin. 

In den „Alttestamentlichen Studien“ 1913 
S. 175 ff. bin ich dafür eingetreten, dass in dem 
Texte der vielgedeuteten Stelle Amos D, 26 eine 
spätere Glossierung des ursprüngliches Textes: 
„vielmehr trugt ihr das Zelt eures Königs 
und das Gerüst eures Gottes“ und eine Um- 
deutung desselben auf die Verehrung baby- 
lonischer Gestirngottheiten vorliege, von deren 
Verehrung seitens der Samaritaner der gelehrte 
Glossator gewusst habe. Man hat mir daraufhin 
entgegengehalten, dass, so gut jener Text auch 
in die Gedankenwelt des Amos passen würde, 
eine solche Annahme doch schon wegen der Sin- 
gularität des Falles bedenklich sei. Ich glaube 
aber, dass sich auch sonst noch Belege für einen 
solchen erbringen lassen. 

1. Gehen wir zunächst noch einmal auf 5, 26 
ein. Dass der aus dem Dap herausgelesene 
Sakkut tatsächlich von den Samaritanern verehrt 
sei, hatte man ja auch sonst schon aus 2. Kön. 
17, 30 entnommen. Sobald wir aber annehmen, 
dass Kewan-Saturn nicht mit Ninib, sondern 
ursprünglich mit Nergal zusammenzustellen sei 
(vgl. Hommel, Aufs. u. Abh. S. 377 f., 446 ff. und 
Zimmern in KAT? S. 413), so würde auch die 
Hineininterpretation jenes in den Text des Amos 
sich an 17, 30 anlehnen. 

2. Dasselbe scheint mir nun aber von Amos 
8, 14 zu gelten. Dass in dem TO! NAWN eine 
spätere Textänderung etwa für ursprüngliches 
El Bethel vorliege, wird ja fast allgemein an- 
genommen, die auffallende Femininform sowohl 
wie die sonst unmotiviert erscheinende Aen- 
derung von Bethel in Samarien findet aber 
jedenfalls ihre beste Erklärung, wenn auch diese 
Aenderung stattgefunden hat im Hinblick auf 
2. Kön. 17, 30, mithin im Sinne des Glossators 
zu lesen war: bei der Aschima von Samarien. 

3. Vermutlich aber erklärt sich auch auf 
diesem Wege die Entstehung der alten crux 
interpretum in Amos 4, 3b. Schon Hitzig- 
Steiner haben die Hypothese vertreten, dass sich 
der jetzige desolate Text am besten erkläre aus 


einem ursprünglichen 73199 WI Deyn. Es 
wären lediglich zwei " in zwei N verschrieben. 


Man hat ihnen mit Recht entgegengehalten, 
dass für einen solchen Text in der Zeit des 
Amos der Anknüpfungspunkt fehle. Aber dieser 
Text war schon seinerseits Korrektur eines ur- 
sprünglichen — wir wissen nicht, ob m oder 


cm oder dgl. Wir vermögen aber nachzu- 


weisen, wie dieselbe entstanden ist, nämlich 
ebenfalls in Anlehnung an 2. Kön. 17, 30, wo 
wir wiederum den Adad-melech (so ist zu lesen) 
als samaritanischen Gott finden, der sachlich 
mit Hadad-rimmon identisch ist (vgl. KAT? 
S. 450). 

Absichtlich haben wir betont, dass es sich, 
falls wir es nicht mit einem Manne des 7. oder 
6. Jahrh. zu tun haben, der auf die samari- 
tanischen Verhältnisse seiner Zeit anspielt, 
um einen gelehrten Glossator handelt, er ist 
nicht nur an 2. Kön. 17, 30 gebunden, sondern er 
hat noch anderweitige Kenntnisse. Aber wenn 
wir uns vergegenwärtigen, welchen Klang der 
Name Samarien für die späteren Juden hatte, 
so werden wir uns kaum darüber wundern, 
dass ein solcher in der Schrift des judäischen 
Propheten, der so scharf die Sünden dr Haupt- 
stadt des Nordreiches gegeisselt hatte, auch 
etwas von der Abgôtterei dieser, wie er sie bei 
den Epigonen jener kannte, suchte und — fand 
(vgl. Micha 1, 7). Jedenfalls glaube ich, dass 
es sich nach dem Gesagten empfiehlt, meinen 
Vorschlag zu D, 26 in ernste Erwägung zu ziehen. 


Lakti-Sipak von Bit-Karzias-ku? 
Von G. Hüsing. 


Es sind jetzt 20 Jahre vergangen, seit Peiser 
für KB III 1 Umschrift und Uebersetzung der 
Urkunde gab, mit der Nabukudrossor I. seinen 
Waffengefährten gegen Elam belehnte, dessen 
Namen Peiser damals Rit-ti-Marduk, bel biti ša 
Bit-Kar-zi-ia-ab-ku las und lesen musste. Ge- 
rade Peiser ist es gewesen, der für Namen 
zweifelhafter Herkunft, wenn sie Ideogramme 
enthielten, immer die Möglichkeit einer fremd- 
sprachlichen Lesung offen hielt und von Anfang 
an vor einer voreiligen Semitisierung solcher 
Namen gewarnt hat. Seitdem nun das kaspische 
Bildungselement jas immer deutlicher hervor- 
getreten ist, haben wir in ihm den Anhalt, dass 
der Name des Ländchens, das zu Namri gehört, 
kaspisch ist, denn in der Zeit der 3. Dynastie 
hat AB den Lautwert aš, den wir in unserem 
Falle wohl um so unbedenklicher einsetzen 
kënnen), als noch in einer Stele Sutruk-Nah- 


' Den einzigen mir bekannten Einwand würde die 
Schreibung mar Kar-si-lit-ku (vgl. KB IV S. 88) bilden, 
zu der Peiser anmerkt: „Diese Stelle bestätigt Delitzschs 
Vorschlag, dem Zeichen lid auch den Lautwert ab bei- 
zulegen“. Sollten der Lesung mit aš keine weiteren 


157 


huntes I. von Elam, um 1180, das Wort tassup 
als da-AP-RU (= ta-a3-Sup) geschrieben auftritt 
(Scheils N. LXIX). 

Was das kw hinter dem Namen ausdrücke, bleibt 
freilich noch unklar, aber gerade im Elamischen begegnen 
wir solchen Suffix-Häufungen, und die bei Assurnägir- 
pal III Kol. II 69 seiner Annalen genannte Stadt A-ra- 
si-it-ku gehört dem Zusammenhange nach wohl in das 
gleiche Sprachgebiet, und weiter schliessen sich Namen 
wie Arsas-ku(n) (Obel. Sulmanasars III 43, Monolith II 
48, 62: Ar-sa-as-ku), Mit-qia Assurnäsirpal, Ann. 60), 
Hubus-k(i)a, Anisus-kia (Gebete an Samas N. 35, K. 11439), 
Anit-ku (Tuklatipalesar I Prisma III 66), Sanas-ti-ku 
(Tuklatipalesar IV Ann. 32) an. Diese Namenformen 
zeigen EOM deutlich genug, dass das kw ein besonderes 

18V. 

Dann ist aber auch im Namen des Fürsten 
selbst, der demnach als kaspisch zu gelten hat, 
nicht rit sondern lak zu bevorzugen, weil wir 
dadurch einen ersten Namenbestandteil Lakti 
erhalten, offenbar die gleiche Verbalform (2. Pers. 
sing.) wie im Namen Kasakli-janzi, Kašakti- 
Sugab oder Sagarakti-Surja3. Auch südelamisch 
sind N&men mit einer 2. Pers. sing. überliefert, 
wie Atta-pakkat, Atta-hatet, Amma-hatet und 
zugleich Verbalformen wie kali-kti, tela-kti, hu- 
ma-kti, aber bisher treten diese letzteren Formen 
nicht in Eigennamen auf; sie haben natürlich 
eine andere ,modale“ Bedeutung, und daraus 
wird sich erklären, dass sie in den kaspischen 
Namen an erster Stelle stehen, die einfachen 
Formen auf -{ aber in den südelamischen Namen 
an zweiter Stelle. 

Ist der Name nun kaspisch, dann wäre es 
heute wohl sehr gewagt, den Götternamen, der 
den zweiten Teil bildet, als „Marduk“, nicht 
als Sipak zu lesen. Der Belehnte heisst offen- 
bar Lakti-Sipak und der Zeuge in II 12 des 
gleichen Textes ist ein Nasi-Sipak; der letztere 
Name findet sich auch ‘KB IV S. 60, in III 
Kol. I Z. 10, sowie S. 88 Kol. IV Z. 4. 

Wir wollen hier zum Schlusse daran er- 
innern, dass Thureau-Dangin (Rev.d’Assyr. 1913 
S. 98) gezeigt hat, wie im gleichen Texte Z. 41 
der König Hute-lutus-InsuSnak von Elam genannt 
wird als Hul-te-lu-tis: ein weiterer Beweis dafür, 
dass 1. die Namen gekürzt werden, 2. in dieser 
Zeit die Aussprache bereits neuelamisch ist — 
tuš = (i3, und 3., dass im Elamischen ein zwischen 
t und ! liegender Laut auftritt. 


Schwierigkeiten begegnen, so würde ich annehmen, dass 
in dieser Urkunde aus der Zeit der VI. Dynastie der 
Schreiber den Namen selbst falsch gelesen hatte und das 
Zeichen AB glaubte durch LIT ersetzen zu können. Die 
Möglichkeit einer Lesung Bit Karziap-ku lässt sich na- 
türlich nicht bestreiten; vielleicht könnte man in diesem 
Namen sogar die Pluralform neben der des Singulars 
rechtfertigen. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 4. 


158 


— 


Die Megation li im Sumerischen. 
Von A. Poebel. 

Vor dem verbalen Präfix bi- erscheint im Su- 
merischen die assertive Negation in der Form li. 
In dem Text Nr. 65 meiner Publikation „Histo- 
rical andGrammatical Texts chiefly from Nippur“ 
findet sich Kol. 4, 8. 9 der Satz là- nig- 
na-memuh-a-nalli-bi-in-tuku! „niemand hat irgend 
etwas gegen ihn“, d. i. „niemand hat einen 
Anspruch gegen ihn“?. Die Negation findet 
sich auch Radau BE XXIX 2.3 in der Stelle 
I-tur-tur-ri Su-luh là li-bf-in-(8)à sabar nu-mu-da- 
an-zi-zi-1 „Kanäle und Teiche? macht ein Mensch 
(noch) nicht, den Erdboden? be t er 
damit (noch) nicht“. Dass hier li Negation ist, 
ergibt sich mit aller wünschenswerten Deutlich- 
keit aus dem Parallelismus von li-bi-in-(S)& mit 
nu-mu-da-an-zi-zi-i, sowie aus der Tatsache, dass 
die ganze Stelle von Zeile 7 bis Zeile 12 das 
noch nicht Vorhandensein von gewissen gegen- 
wärtig existierenden Beschäftigungen und Zu- 
ständen schildert?; vgl. z. B. die ganz ühnlich 


gebaute Stelle Z. 8...... kar-ri là nu-...... 
(in) 6B ans Sea t ein Mensch (noch) 
nicht“, wo wir lù nu = „niemand“ haben 


wir hier lü li = „niemand“. Dass an unserer 
Stelle eine Negation vorliegt, hatte schon Radau 
durch Vergleich mit Hrozný, Ninrag S. 10 Z. 19. 20 
erkannt, sieht sie aber in den beiden Zeichen 
li-bi, die er zudem noch in Anschlusse an Hroznf 
und Hommel güb-bí* liest. Die eben erwähnte 
Stelle lautet nibru“-sù bad-du li-bi-in-te-a-da 
= a-na ni-ib-bu-ri ni-si-i8 la di-hi-e = „als er 
Nippur noch bei weitem nicht nahe gekommen 
war“, d. h., „als er von Nippur noch ein gutes 
Stück entfernt war“5. Hier ist li-bi-in-te-a-da 
mit (ina)! là teh& übersetzt, wobei li dem ak- 
kadischen lâ „nicht“ entspricht. Hrozný knüpft 
hieran die Bemerkung (S. 49): LI(= gub) steht 


1 Entsprechend der akkadischen Phrase eli X isû 
„eine Forderung gegen jemanden haben“; vgl. auch nig- 
na-me mub-na nu-tuku, BE VI 2, 14... 

* In deutscher Diktion vielleicht: hatte noch nicht 
gemacht usw. 

® Das ist von Radau und Langdon (Babylonian Li- 
turgies S. 8) vollständig verkannt; Radau z. B. übersetzt 
die oben angeführte Stelle sonderbarerweise als Impe- 
rativ: „The rivulets (canals) make precions (to rise), the 
innocent into dust o do not cast“, obwohl nu niemals 
imperativische Negation sein kann. Langdon andererseits 
übersetzt: „The little canals where men perform hand 
washings, give life to the soil no more“. Langdon fasst 
hier übrigens li als sogenanntes phonetisches Komplement 
zu dem vermeintlichen Lautwert gal’ den er dem voran- 
gehenden Zeichen lü zuschreibt. 

* In Radaus Transkription: güb-bí. 

* Hrozny übersetzt: gegen Nippur hin in der Ferne 
unnahbar. Diese lat | würde jedoch verlangen, 
dass die Postposition Si am Ende der Zeile steht; hin- 
sichtlich der Stellung der Postposition vgl. HGT II, Ka- 
pitel I: The noun governed complexes in Sumerian. 


169 


hier für PII gub = lá, zu welchem VR 11, 
17abc und Hommel, Sumer. Lesestücke S. 57 
zu vergleichen. 5 R 11, 17a lautet nun: te 
| AU (var. D Aaf | la-sa[-a-mu]? 
(var. la-a-sa[-mu])?; das Eme-KU-Wort hüb-dü 
(oder hub-dû), dem das Eme-SAL-Wort hüb-si 
entspricht, ist hier mit lasämu wiedergegeben, 
von dem wir bis jetzt noch nicht mit Sicherheit 
wissen, was es bedeutet, obwohl es wahrschein- 
lich ist, dass es mit lasämu (läsimu, lasmu) „hurtig 
sein“, „sich tummeln“ zusammengehört?. Auf 
jeden Fall aber kann aus der angeführten Stelle 
nicht die Folgerung gezogen werden, dass wir 
hier eine Negation gub vor uns haben, selbst 
in dem Fall, dass das semitische Aequivalent 
tatsächlich, wie Hommel annimmt, ursprünglich 
mit der Negation lä zusammengesetzt sein sollte. 

Andere Stellen, die die Negation li enthalten, 
sind Radau, Hilp. Anniv. Vol. Pl. 1—30, Nr. 
10, 22 sul dingir-ra-na li-bi-in-du-ga-ëù? 12, 15 
Dhu ar qu b li-bi-in-DU; 9, 27 [I. ni 
Su-li-bi-in-kal usw.; desgl. Z. 28—305. 

Der Umstand, dass die assertive Negation 
vor bi li lautet, bietet ein sehr interessantes 
Beispiel für Vokal- und Konsonantenharmonie 
im Sumerischen; denn da diese Negation unter 
gewöhnlichen Umständen nu lautet, die Ver- 
bindung von assertiver Negation und Präfix ba 
jedoch stets la-ba-6, und die Verbindung von 
assertiver Negation und Präfix bi li-bi- ergibt, 
so ist klar: 

1. dass das b der Präfixe ba und bi den 
Anlaut der Negation von n zu | ändert, und 

9. dass der Vokal der Präfixe ba und bi 
den gleichlautenden Vokal in der Negation 
fordert, ba also la, bi li verlangt. 


! Das hochgeschriebene Zeichen DU ist nicht, wie 
Hommel annimmt, Glosse gub zu "Y, was natürlich 


gu-ub gescbrieben sein würde, sondern Glosse du zu dü 
(— À) 

2 Ergänzt nach Duplikaten. 

3 Siehe Meissner, SAI 1766. TUN 

* Ist la-a-sa[-mu] falsche Schreibung, oder ist viel- 
leicht das Partizipium la-a-si-mu zu lesen! 

Bereits von Radau mit obiger Stelle verglichen. 

Witzel in BA VIII ö) Verbal-Präformative im Su- 
merischen) S. 104 will la eine Bedeutung „nicht mehr* 
zuschreiben, die jedoch in keinem der von ibm ange- 
führten Stellen nachweisbar ist. Witzel übersetzt z. B. 
CT 16,43. 72 a- a- ni (sic?) la-ba-an-zu-uë „ihren Vater kennen 
eie nicht mehr*, wo es doch ganz klar ist, dass die Stelle 
lediglich bedeutet: ,ihren Vater kennen sie nicht“, (haben 
ihn auch niemals gekannt). Vor jener Annahme hätte 
Witzel schon die Beobachtung bewahren können, dass 
la nur vor der Silbe ba zu finden ist, und demnach nur 
eine lautliche Spielart einer anderen Form derselben 
Negation sein muss. An einen ursprünglichen Wurzel- 
begriff la „herausreissen“, „entfernen“ zu denken, ist 
schon an und für sich nicht gut möglich. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 4. 


160 


Andererseits aber ist die Negation li auch 
ein weiterer Beweis, dass das Präfix, welches 
mit dem Zeichen NE geschrieben wurde, bi 
lautete, wie ich in OLZ 1913 Sp. 391 nachge- 
wiesen habe; denn wie die Form la der Negation 
durch die Silbe ba veranlasst worden ist, so 
kann auch die Form li nur unter dem Einfluss 
einer folgenden Silbe bi entstanden sein. 

Philadelphia, Oktober 1913. 


Babylonische Tierdarstellungen. 
Von Marie Pancritius. 

Bei Besprechung der BildermappezuJastrows 
„Die Religion Babyloniens und Assyriens“ (OLZ 
1913 Sp. 58) hatte ich einige Tierbilder hervor- 
gehoben, deren Originale nach meiner Ansicht 
weder je in Babylonien einheimisch waren, noch 
durch historisch nachweisbaren Völkerverkehr 
dort eingeführt sein können. Ohne Schlüsse auf 
die Völkerwellen, die diese Tiere — oder ihre 
Bilder — nach Babylonien führten, zu versuchen 
— es würden dabei noch andere Erwägungen 
mitsprechen — möchte ich zu jenen Tiergestalten 
noch einiges sagen. 

Auf Bild 81 tritt uns eine langhaarige Ziege 
als Haustier entgegen. Wenn sie auch ihrer 
kurzen Ohren wegen eine Kaschmirziege sein 
könnte, so scheint ihre Grösse — an dem daneben 
stehenden Schaf gemessen — doch für die A ngora- 
ziege zu sprechen. Immerhin ist um 3000 v. Chr. 
eine kleinasiatische Ziege als babylonisches 
Haustier bemerkenswert. 

Höchst auffällig sind die Schlangendarstel- 
lungen. Schon ihre — an den anderen Figuren 
gemessen — gewaltige Länge und Dicke erlaubt 
nicht an die kleinen unscheinbaren Schlangen 
der nördlich gemässigten Zone zu denken. Und 
es bewahren orientalisches Folklore und alt- 
orientalische Kunst die Erinnerung an eine 
Eigentümlichkeit, die sich nur bei den Riesen- 
schlangen und der auch in der Mittelmeerregion 
auftretenden, ihrer geringen Grösse wegen hier 
aber nicht in Betracht kommenden harmlosen 
Sandschlange findet. Diese Schlangen haben 
eine Andeutung von Füssen, Reste der hinteren 
Extremität. Von zwei dem Auge sichtbaren, 
hornigen stumpfen Klauen ausgehende lange 
Knochen gehen in die Bauchhöhle hinein!. Nach 
arabischer Tradition wurden nach demSündenfall 
der urprünglich als Königin der Tiere geltenden 
Schlange die Füsse genommen?, und auch der 
Fluch Gen. 3, 14: „auf deinem Bauche sollst 
du gehen“ weist auf einen Verlust hin. Eine 
erst spät literarisch festgelegte, in Einzelheiten 


1 Romanes: Darwin und nach Darwin, deutsch von 
B. Vetter. Leipzig 1892. Abb. S. 80 Bd. I. 

? Weil: Biblische Legenden der Muselmänner S. 22 
und 28. 


161 


aber altertümlichere Tradition! berichtet, dass 
diese Schlangenfüsse in den Bauch der Schlange 
hineingingen: „der Schlange habe ich ihre Füsse 
in ihren Bauch eingeschlossen*?. Und die 
Gliedinassenknochen der Riesenschlangen liegen 
allen anatomischen Voraussetzungen entgegen 
nicht ausserhalb sondern innerhalb der 
Rippen, gehen also tatsächlich in die Bauch- 
höhle hinein. 


Eine weitere — Eigentümlichkeit dieser 
Schlangenfüsse ist, dass es sich nur um ein 
Fusspaar handelt. Und die Schlange auf einem 
Siegelzylinder (Jastrow Taf. 52 Nr. 199) — 
auch eine Riesenschlange — hat nur zwei aller- 
dings als vordere Extremität gedachte Füsse, 
doch weiss die spätere jüdische Tradition nicht 
nur, dass die Schlange zweifüssig war, sondern 
auch, dass sie aufrecht stand wie ein Rohr, 
suchte die Schlangenfüsse also noch am 
richtigen Ort. Midr. Ber. v. Par. 20 Gen. 3, 19 
spricht Gott zur Schlange „ich hatte dich mit 
aufrechtem Gang (also mit hinterer Extremität) 
erschaffen... jetzt sollst du auf deinem Bauche 
gehen.“ Aboth de R. Nathan lautet der Fluch 

„Du hast gesagt: Ich will in aufrechter Stellung 
einhergehen, darum sollst du auf deinem Bauche 
gehen“. 


ı Bezold: Die Schatzböhle. Für altertümlich halte 
ich die S. 1 berichtete Schöpfung der von Gudea so 
bervorgehobenen, im Sturmvogel Zu verkörperten Sturm- 
winde, ferner die Zwillingsgeschwister (S. 8) und den An- 
klang an den Baldrmythos in der Erzählung von Lamech 
(S. 11), in welcher der Blinde ohne seinen Willen den 
Kain tötet. Und der Baldrmythos klingt in vielen Einzel- 
heiten an den sumeriscben Vorstellungskreis an (vgl. 
OLZ 1910, Sp. 367 fl.). 


2 Schatzhöhle S. 7. — E. Bóklen (M. B. I. Adam 
und Qain S. 102) gibt sich viele Mühe, diesen Vorgang 
vom Monde abzulesen. Aber konnte der zunehmende Mond 
jemals die Vorstellung von einer ihre Füsse allmählich 
einziehenden Schlange erweckt haben? Ueberhaupt wird 
das Hineindenten der Schlange in die Zustände des Mondes 
nicht nur neuzeitlichen Forschern sondern auch vorzeit- 
lichen Mondpriestern, die dieses Ahnenkulttier in ihren 
Mythos hineinziehen wollten, nicht ganz leicht geworden 
gein. 

5 Ex Oriente lux II S. 31 (199) n. 38f. — Als die 
lebendige Anschauung aufhórte und die Erinnerung sich 
verdunkelte, hat man mit der auf Hinterfüssen gehenden 
Schlange offenbar nichts anzufangen gewusst. Wo sie 
ala bodenständig gewordenes Element in die mündliche 
Tradition neuer Einwanderer hineingezogen und immer 
mehr den bekannten kleinen Arten angeglichen wurde, 
stellte man sie aufrecht und gab ihr Hánde und Flügel 
(Dähnhardt Natursagen 1 S. 207), und wo sie eine uralte 
Erinnerung des Volkes war, wo man sie in ihrer riesigen 
Grósse auf Grenzsteinen usw. immer vor Augen hatte, 
verschoben sich in der bildenden Kunst die Füsse wohl 
aus Zweckmässigkeitsgründen nach vorn — die Schlange 
derSiegelzylindereilt vorwärts. Hatten solche Gründe allein 
ibr zu Füssen verholfen — doch lehrt der Augenschein, 
dass sie sich ohne Füsse sebr schnell bewegt — dann 
hätte man diesem langen Rumpfe wenigstens vier Füsse 
gegeben. Allein solche Spekulationen gibt es in Religion 


Orientalistische 1144 Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 2. 1362 1914 Nr. 4. 


162 


Dieses eine Fusspaar weist auf eine auf 
Naturbeobachtung begriindete Tradition zuriick. 
Wir finden also in der babylonisch-assyrischen 
Kunst und im orientalischen Folklore die Er- 
innerung an eine riesige, mit einem in den 
Bauch hineingehenden Fusspaar aus- 
gestattete Schlange, und eine solche konnte nur 
in Indien oder im tropischen Afrika auf alt- 
weltliche Vorstellungskreise eingewirkt haben, 
denn abgesehen davon, dass sie als Kriegsbeute 
oder Handelsobjekt kaum jemals in Frage kam, 
konnte sie als vereinzeltes landfremdes Exemplar 
die religiöse Ideenwelt des alten Orients nicht 
beeinflussen t. Die riesige Schlange und der um 


und Mythen — wenigstens in den primären Schichten — 
nicht. Die von E. Siecke (M. B. I Drachenkämpfe S. 60) 
als „naturgeschichtlicher Fehler“ aufgefasste goldgehörnte 
Hindin beispielsweise, ebenso der, soweit ich sehe, noch 
überall als Fabel betrachtete Schwanengesang haben eine 
reale Grundlage. Unter den weiblichen Cerviden — das 
Renntier ausgenommen — sind Geweihträger zwar nichts 
Alltägliches, aber auch nichtsUnerhórtes und werdeninjagd- 
lichen Blättern nicht selten gemeldet, sogar eine gehörnte 
Ricke mit regelmässigem, gut ausgelegtem und geperltem 
Sechsergehórn (Deutsche Jügerzeitung 1913 Bd. 60 8.692). 
Auch geweihte Rottiere treten auf (a. a. O. Bd. 61 S. 449 ff. 
465 ff. u. m.). Dass so ausgezeichnete Tiere bei Jäger- 
völkern besondere Beachtung fanden, und dass ein ge- 
kröntes Alttier vorzugsweise geeignet erschien, Begleittier 
der Hirschgóttin und —  urprünglich aber nicht mit 
goldenen Geweih — ihr Urbild zu sein, liegt nahe. 
Auch dem „Schwanengesang“ liegt eine N aturbeobachtung 
zugrunde. Zuverlüssige Zeugen berichten, dass der ver- 
wundete oder in die Enge getriebene Hóckerschwan hóchst 
melodische Tóne vernehmen lüsst. Diese in Ostpreussen 
(Weidwerk 17 Nr. 4 S. 49ff., Neudamm November 1907) 
und in der Herzegowina, in Minnesota und auf dem 
schwarzen Meere (Bd. 18 Nr. 19 S. 349 ff. Juli 1909) ge- 
machte Beobachtung war sehr viel häufiger möglich, als 
der Schwan in viel grósseren Flügen auch auf Binnen- 
gewüssern auftrat und bei der geringen Tragweite der 
Waffen weit häufiger schwer verwundet in Todesfurcht 
und Bedrängnis geriet, als mit sicherem Schusse schnell 
getötet wurde. Töne, die dem verwóhnten Ohr des ge- 
bildeten Europüers ,von einer auffallenden Zartheit und 
Sanftmut“ „als kämen sie irgendwo her aus einer anderen 
Welt, aus hoher Luft oder aus tiefem Wasser“ erschienen, 
von denen er am kurischen Haff schreibt: „sanft, weich 
und klagend kamen die Töne über die stille Wasserfläche“, 
jene „wehmütig anmutenden weltfernen Töne“, die der 
in Minnesota mit groben Schroten heruntergeschossene 
Schwan „leise ausklingen“ liess, müssen auf den nur den 
Klang der Rohrpfeife und der Vogelstimmen kennenden 
vorzeitlichen Menschen noch einen ganz anderen Eindruck 
gemacht haben. Und dass dieser „Schwanengesang‘“ auch 
ein Sterbelied war, verstand sich bei einer solchen Be- 
gegnung des Schwanes mit dem Menschen von selbst. 
Noch manch andere „naturgeschichtliche Fehler“, noch 
manches scheinbare Phantasiegebilde könnten vielleicht 
auf heute nicht mehr mögliche Beobachtungen zurück- 
geführt werden. Zu zusammengesetzten Fabelgestalten 
wird zum Teil die Jagdmaske — eine aus Mensch und 
Tier zusammengesetzte Wirklichkeit — vielleicht auch 
die Vermenschlichung von in Tierform gedachten göttlichen 
Wesen, vorzugsweise aber der Aufbau neuer Religionen 
aus den Trämmern von alten geführt haben. 

1 Dass der auf Kudurru-Steinen als riesige Schlange 
auftretende Schlaugengott Sir einstens eine Hauptgottheit 


163 


sie gewachsene Vorstellungskreismüssen dieselbe 
Heimat haben. 

Der als Gans (?) angesprochene, eine Göttin 
tragende Vogel (Jastrow Bild 86) ist ein Hühner- 
vogel und gleicht am meisten dem seiner ameri- 
kanischen Heimat wegen ausscheidenden Trut- 
hahn und dem Pfau — oder vielmehr, da Krone 
und Schweif fehlen, der nur die Krone tragenden 
Pfauhenne. Auch der Pfau spielt im orienta- 
lischen Folklore eine so hervorragende Rolle, 
dass er zu derselben nicht erst als ein in assy- 
rischer Zeit eingeführter Luxusvogel ! gekommen 
sein kann. Nur in seiner Heimat als Schmuck 
der Wälder, Verkünder des Regens und Ver- 
räter des Tigers konnte er zur Gottheit in Be- 
ziehung treten wie auch unser eine Göttin tra- 
gender Vogel? Aber der vielleicht auch nur 
in handwerksmässiger Darstellung eines kon- 
ventionell gewordenen Motivs abgefallenen Krone 
wegen möchte ich ihn noch nicht ganz sicher als 
Pfau ansprechen 3. 


Besprechungen. 


Hugo Winckler: Vorderasien im 2. Jahrtausend 
auf Grund archivalischer Studien. (MVAG XVIII 
4 1913). 105 S. gr. 8°. M. 4—. Leipzig, J. C. Hinrichs, 
1913. Bespr. v. F. E. Peiser, Königsberg i. Pr. 
Als Winckler starb, war die Vorbereitung 
zur Herausgabe seines grossen Fundes in Bo- 
ghazkói schon tüchtig vorangeschritten. Trotz 
seines schweren langjührigen Leidens hatte er 
selbst die Texte gründlich studiert und „ent- 
ziffert“; handelte es sich doch wieder nicht um 
Bekanntes sondern um Fremdartiges, das langsam 
erkannt und bewültigt werden musste. Auf Grund 


war, zeigt sein Fortleben in Zaubertexten und Eigen- 
namen (vgl. Jastrow: Rel. Babyloniens und Assyriens 
S. 166 u. 189). Im Zauberglauben erhalten sich die 
Regenten verschollener Religionen. Wenn auch Gen. 3, 14 
noch eine dunkle Erinnerung an den einstens mächtigen 
Gott enthält, so liegt in Gen. 3, 15 schon eine Weiter- 
bildung und Anpassung an kleine heimische Giftschlangen 
vor. Anden alten Schlangengott erinnert aber dieSchlange 
ale Königin der Tiere in der arabischen Tradition, und 
und vielleicht auch der die Welt beherrschende Un- 
sterblichkeit verleihende Schlangenkaiser des süd- 
slawischen Mürchens. 

1 Vgl. B. Meissner in OLZ 1913 Sp. 292 f. 

* Vgl. von Spiess: Der Mythos Grundlage der 
Bauernkunst S. 5, nach welchem sich der Pfau, seit ältesten 
Zeiten ein symbolisches Tier, in manchen Stücken mit 
dem Vogel Phönix berührt. Vgl. auch W. Schultz in 
OLZ 1911 Sp. 164f. Melek Taus — König Pfau — hat 
sicher schon lange geherrscht, ehe er bei den Jeziden 
zu besonderem Ansehen kam; darauf, dass er auch in 
seiner Heimat ein König ist — König Buntfarb (Hitopa- 
désa III.) — hat mich Herr Dr. W. Schultz freundlichst 
aufmerksam gemacht. 

* Doch berechtigt mich der Augenschein allein 
schon zu jener von B. Meissner (a. a. O. Sp. 293 A. 1) 
festgenagelten Anmerkung: Der Vogel auf Bild 86 gleicht 
eher einem Hühnervogel — Fasan oder Pfau — als 
einer Gans. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 4. 


164 


seiner Vorarbeiten wird ja nun wohl die Pu- 
blikation unter der Aegide des Berliner Museums 
erfolgen. 

Natürlich wird Winckler auch schon begonnen 
haben, eine umfassende Einleitung für seine 
Ausgabe vorzubereiten. Ein Manuskript, welches 
den ersten Versuch zu ihr darzustellen scheint, 
fand ich bei der Durchsicht seines schriftlichen 
Nachlasses und beschloss aus mancherlei Er- 
wägungen heraus, dasselbe so, wie es vorlag, 
schon jetzt als posthume Publikation abdrucken 
zu lassen. Dieselbe liegt nunmehr als Heft 4 
der Mitteilungen der Vorderasiatischen Gesell- 
schaft vom Jahre 1913 d.i., der 18. Jahrgang, 
hier vor. Wenn ich jetzt ausführlich darüber 
zu referieren gedenke, so tue ich es vor allem, 
um den Lesern der Schrift eine genauere Dis- 
position an die Hand zu geben. Winckler hätte 


jedenfalls vor der endgültigen Redaktion der 


Einleitung selbst wohl manche Umstellungen 
noch vorgenommen. 

Die erste Frage, welche sich aufdrängte, kann 
etwa so formuliert werden: was sind die Tafeln 
und wieso haben sie sich an ihrer Fundstelle 
gefunden? Die Fundstelle bildete ein nicht allzu 
breiter Streifen, der sich von der Höhe des Burg- 
berges bis an den Fuss desselben einen steilen 
Abhang hinabzog. Der Schluss lag also nahe, 
dass bei der Zerstörung der Burg ein Raum 
derselben vernichtet worden ist, in welchem die 
Schriftstücke aufbewahrt waren und welche dabei 
den Abhang hinunterfielen. Nur ein Ergebnis 
sprach dagegen, dass nämlich gerade am Fusse 
des Burgberges unter Resten von Baulichkeiten 
sich ein Nest von zerschlagenen Tafeln fand, 
welches den Anschein erweckte, als ob diese 
Brocken zur  Bodenausgleichung mitbenutzt 
worden waren. Hier konnteimmerhin ein Zweifel 
eintreten, ob dementsprechend die in den höheren 
Lagen gefundenen Reste bei einer jüngeren Zer- 
störung an ihren Platz gekommen waren, während 
die zum Ausgleich des Bodens benutzten durch 
eine frühere Restauration an ihre Stelle geraten 
sind. Der Inhalt der Tafeln scheint freilich für 
diese Erklärung nicht zu sprechen, eine end- 
gültige Entscheidung wird aber erst möglich sein, 
wenn die Ausgabe der Texte vollständig vor- 
liegen wird. In jedem Falle muss die Haupt- 
masse der Tafeln bei der Zerstörung der Burg 
seitlich nach aussen gefallen sein. Diese würden 
also jedenfalls eine zusammengehörige Gruppe 
gebildet haben, welche zu einer bestimmten Zeit 
in einem gegebenen Raume vereinigt waren. 
Sie konnten also etwa das bilden, was man heute 
je nach dem Inhalt eine Bibliothek, ein Archiv 
oder eine Kanzlei nennen würde. Winckler 
macht nun darauf aufmerksam, dass alles, was 
zutage gekommen ist, auf Verhältnisse des Ostens 


165 


und Südens hindeutet, nichts aber nach Westen 
oder Südwesten. Das würde die Wahrschein- 
lichkeit ergeben, dass es sich nur um einen Teil 
des Archives handele, der zur Bearbeitung einer 
oder mehrerer politischer Fragen, welche die 
Ost- und Südmächte betrafen, gebraucht und 
deshalb zusammengestellt wurde. Andererseits 
könnte auch die Möglichkeit vorliegen, dass im 
Westen keine Mächtevorhanden waren, mit denen 
eine gleiche Korrespondenz geführt werden konnte. 

Zuerst bespricht Winckler das Wesen der 
Archive im alten Orient. Er geht aus von dem 
zu Ekbatana, welches Esra 5, 17 bis 6, 3 erwähnt 
wird, weist dann auf dasjenige zu Babylon hin, 
aus welchem wir Aktenstücke der ersten Dynastie 
erhalten haben und schliesst endlich aus der Art 
der Ominatafeln auf ein Archiv zu Agade unter 
Sargon L (um 2870) Dann wendet er sich zu 
dem grössten uns bekannt gewordenen Archive, 
dem von Amarna und zeigt, dass die Schrift- 
stücke, welche dort gefunden sind, als Teil eines 
grösseren dorthin von auswärts gebracht worden 
sind, und zwar a) wegen der Sache „Rib-Addi 
von Gebal gegen Aziru“, b) wegen der Sache 
„Abd-chiba von Jerusalem gegen die Chabiru“, 
c) wegen der Beziehungen zu den nachbarlichen 
Grossmächten (Babylonien, Assyrien, Metani). 

Auf das neugefundene Archiv der Chatti ist 
schon hingewiesen, aber auch die kleineren 
Fürsten hatten ihre Archive, wie aus Sellins 
Funden in Ta’anak hervorgeht, wie durch den 
Papyrus Golenichef literarisch belegt ist, und 
wie schliesslich aus den Zitaten in den Briefen 
des eben erwähnten Aziru für diesen selbst ver- 
mutet werden muss. 

Suchen wir uns nun die aus den in den Ar- 
chiven erhaltenen Schriftstücken erkennbaren 
Beziehungen zu veranschaulichen, so drängt sich 
die Ueberzeugung auf, dass sie sich hauptsächlich 
in der Form eines Staatsprozesses abspielen. 
Und da alle Prozesse im vorderen Orient neben 
der mündlichen Verhandlung auf dem Schrift- 
wesen sich aufbauten, so leuchtet daraus schon 
die Notwendigkeit von Archiven hervor. Wir 
dürfen uns also nicht wundern, schon im Anfang 
des dritten Jahrtausends die ersten Spuren eines 
ausgebildeten Archivwesens anzutreffen. Ferner 
ergibt sich von selbst, dass zur Beherrschung der 
in jedem Falle zugrunde zu legenden Schrift- 
stücke Sachwalter notwendig waren. Diese 
mussten mit der allgemeinen Verständigungs- 
sprache und Schrift vertraut sein, das aber war 
die babylonische Keilschrift und die babylonische 
Sprache. Natürlich mussten sie auch die Sprache 
ihrer Auftraggeber verstehen und imstande sein, 
Schriftstücke, welche in dieser Sprache, aber 
natürlich in Keilschrift, geschrieben waren, zu 
lesen. Solche Sachwalter mussten ferner die 


+ 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 4. 


166 


ganzen einschlägigen Verhältnisse überschauen 
können, sie mussten also die politische Geschichte, 
ferner die alten Verträge und die Rechtsinstitutionen 
kennen. Aber nicht allein daraus hatten sie ihre 
Beweisgründe zu schöpfen, heranziehen mussten 
sie auch die Ueberlieferung der mythischen und 
legendarischen Vergangenheit. Denn bei allen 
diesen Staatsprozessen spielte das göttliche Recht 
eine grundlegende Rolle. In zweiter Reihe kam 
es dann auf Erbschaft von Ansprüchen an, wie 
sie durch Verträge auf friedlichem Wege oder 
durch kriegerische Erfolge erworben waren. 

Spätere Analogien haben wir in den Nabis, 
d. h. den Propheten des Alten Testamentes, deren 
Bedeutung damit freilich nicht ganz erschöpft 
ist, und in den Rhetoren der hellenistischen und 
römischen Zeit, wie sie bei den Gerichtsver- 
handlungen im Orient und dann in Rom selbst 
unter Sulla, Pompejus, Cäsar und dessen Nach- 
folgern aufgetreten sind. Wir können also als 
Parallelen zu den Näbis z. B. Cicero und Nicolaus 
von Damaskus, der im Dienste des Herodes stand, 
heranziehen. Die Arbeiten dieser Sachwalter 
haben vielfach als Quellenschriften der späteren 
geschichtlichen Werke gedient. So können die 
bekannten im Alten Testament verarbeiteten 
Bücher des Elohisten und des Jahvisten als 
solche aufgefasst werden, das gleiche gilt für 
die Werke des Berossus und Manetho. Bei all 
diesen Ausarbeitungen war eine gemeinsame 
Grundlage vorhanden; das war der Komplex der 
alten orientalischen Rechtsanschauungen, denen 
die von den Göttern getroffene Welteinteilung 
als Fundament diente. Danach war jedes Land, 
das einen eigenen Kultmittelpunkt besass, ein 
geschlossenes Ganze, dessen Grenzen nicht ver- 
ändert werden durften. Eine Durchbrechung 
dieser Anschauungen lässt sich zum erstenmal 
bei dem assyrischen König Tiglat-Pileser IV. 
beobachten. 

Aus all diesem geht dieBedeutung des Archiv- 
wesens im alten Orient hervor. Winckler führt 
nun an einigen instruktiven Beispielen aus, wie 
politische Ansprüche auf Grund des geschicht- 
lichen Rechtes nachgewiesen wurden, und wie 
gerade daraus sich ein Teil der historischen Ent- 
wickelung erklärt. Erzeigt erstens die Verwertung 
der Sargon-Legende durch Sargon II. und wie 
diese den assyrischen König zu immer weiterem 
Ausgreifen nach Süden veranlasste bis zur Er- 
oberung von Arabien und Aegypten. Er kann 
zweitens in glänzender Weise die auffällige Er- 
scheinungaufklären, dass Berossusin demBerichte 
über Nabopolassar und Nebukadnezar, die ersten 
chaldäischen Könige von Babylon, das Vorgehen 
Nechos, des Königs von Aegypten, in Palästina 


'als das eines babylonischen Satrapen schildert, 
indem er darauf hinweist, dass die Könige der 


167 


Kaldi-Dynastie die Erben der assyrischen Macht, 
des assyrischen Reiches und somit auch der 
assyrischen Ansprüche waren, und dass deshalb 
der von Asurbanipal eingesetzte Unter-König 
von Sais mit Fug als Satrap der babylonischen 
Könige bezeichnet werden konnte. Sehr fein ist 
dabei seine Bemerkung, dass der babylonische 
Historiker seinem erhabenen Monarchen (Anti- 
ochus Soter) durch diese feine Spitze gegen die 
Ptolemäer in Aegypten noch obendrein gewiss 
eine besondere Freude bereitet haben wird. 
Drittens behandelt Winckler den Anspruch 
auf Phönizien und Palästina, welchen Assyrien 
als Erbe des Chatti-Reiches seit der Zeit Tiglat- 
Pilesers I. erhob. Er zeigt dabei, wie diese 
Ansprüche immer weiter nach Süden ausgedehnt 
werden, und wie hierbei augenscheinlich das 
Hervorsuchen der Ansprüche mit dienen musste, 
welche sich an die in die erste Chattizeit zu 
setzende Zentrale Karchemisch anschlossen, d.h. 
aus jener Zeit stammten, wo die Chatti in ihrem 
ersten Ansturm bis an die engsten Grenzen 
Babyloniens und Aegyptens vordrangen. Zuerst 
war freilich die Grenze respektiert worden, welche 
in dem Vertrage zwischen Ramses II. von Aegypten 
und Chattusil von Chatti am Nahr el kelb fest- 
gesetzt worden war. Je weiter die assyrische 
Macht vordrang, desto weiter dehnte sie die von 
den Chatti herstammenden Ansprüche aus. Dabei 
aber wurden doch deutlich alte Rechts verhältnisse 
respektiert, wie dies bei der durch Tiglat-Pileser IV. 
erfolgten Einziehung Gazas als Provinz zu be- 
achten ist. Denn selbst dieser König, der in 
gewisser Weise durch seine neu inaugurierte 
Staatspolitik viele der alten Rechtsgrundlagen 
fortwischte, gab Gaza wieder frei und stellte es 
als selbständiges Staatswesen wieder her. Für 
Gaza müssen demnach sehr gewichtige Gründe 
geltend gemacht worden sein. Und dass dieses 
mit Recht geschehen ist, geht daraus hervor, 
dass auch unter Sargon II. gerade bei Gaza 
dasselbe Spiel sich wiederholte. In ähnlicher 
Weise dürfte die auffällige Erscheinung zu er- 
klären sein, dass bei der Einziehung Israels als 
Provinz dies in drei Abschnitten erfolgte a) der 
Norden, b) Manasse, c) Ephraim (Samaria). Eben- 
so ist Juda nie eingezogen worden bis in die letzte 
babylonische Zeit. Denn selbst als Jerusalem 
von Nebukadnezar II. erstürmt und zerstört war, 
wurde das Gebiet Juda unter einen selbständigen 
einheimischen Fürsten gestellt, der in Mispa 
seinen Sitz erhielt. Wie die Konstruierung von 
Ansprüchen auf Bodenbesitz, der in legaler 
Weise erworben wurde, zu denken ist, zeigt die 
biblische Erzählung von dem Kaufe der Grab- 
höhle Makpela durch Abraham (bei E in Sichem, 
bei J in Hebron) unter der Oberherrschaft der 
Chatti, wobei gerade auf die Bezeugung des 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 4. 


168 


Kaufvertrages durch die Chatti wesentliches 
Gewicht gelegt wurde. 

Was die Form der Verhandlungen anbetrifit, 
so war schon darauf hingewiesen worden, dass 
es die des mündlichen Gerichtsverfahrens auf 
Grundlage von schriftlichen Urkunden war. 
Diese Urkunden hatten die Form von Verträgen, 
welche entweder zwischen gleichberechtigten 
Mächten, also von Bruder zu Bruder, oder von 
Uebergeordneten zu Untergeordneten, also vom 
Herrn zum Diener, abgeschlossen worden waren. 
Sie waren am Schluss stets durch selbständige 
Fürsten und hohe Würdenträger bezeugt und als 
wertvollste Bezeugung wurden die Götter des 
Reiches, der Staaten, der Gaue und Städte 
herangezogen. Dadurch ist uns die wertvolle 
Nennung der Götter Mitra, Varuna, Indar und 
der Na$atia als Götter des Königs erhalten! In 
der früherbekanntgewordenenKeilschriftliteratur 
waren nur wenige Verträge dieser Art auf uns 
gekommen und auch diese nur in sehr ver- 
stiimmeltem Zustande. Erst das Archiv von 
Boghasköi hat vollständige und in grösserer Zahl 
auf uns gebracht. Dadurch erst konnte das ganze 
Archivwesen des alten Orients in klaren Linien 
erfasst werden und hat so nicht bloss für die 
zweite Hälfte des zweiten Jahrtausends Vorder- 
asiens in helles Licht gesetzt, sondern auch die 
ganze Geschichtsentwickelung des alten Orients 
nach vielen Richtungen geklärt. 

Neben diesem allgemeinen Ergebnis hat aber 
Winckler noch eine Reihe sehr wichtiger gerade 
für das zweite Jahrtausend aus ihnen gewinnen 
können. Hier soll nur kurz hingewiesen werden 
auf die geographische Bestimmung der Gebiete 
südlich des schwarzen Meeres, ferner auf die 
Erklärung der im späteren Armenien als Fürsten, 
Barone und Herren sitzenden Chari gleich den 
Arioi, drittens auf die Konstatierung des ersten 
grossen babylonischen Kultureinflusses in Vorder- 
asien, der unter der Flagge des Gottes Zagaga, 
des Gottes von Kis erfolgte; hier wird das von 
Winckler in seiner Jugend zum erstenmal nach- 
gewiesene Reich der Kissati zur Evidenz erhoben. 
Dann bespricht er die kleineren Gebiete Syriens 
mit ihrem Gottesrecht, und schildert auf Grund 
der neuen Quellen das Entstehen des Aziru- 
Reiches von Amuri, dessen Anfänge, wie wir 
gesehen haben, in den El-Amarna- Tafeln eine 
so wichtige Rolle spielten, und das eine frühe 
Parallele zu dem Reiche der Zenobia von Palmyra 
gebildet hat. 

Ein kleines Nebenergebnis aber von tief- 
greifender Wichtigkeit ist die Konstatierung, 
dass Kizvadna als das Eisen erzeugende Land 
bezeichnet wird. Winckler weist nach, dass 
dieses Land an der Küste des schwarzen Meeres 
zu suchen ist und sich ungefähr mit dem Pontos 


169 


decken muss. Der Brief, um den es sich handelt, 
dürfte vor oder in die erste Zeit Ramses II. 
fallen und zeigt, dass Aegypten sowohl reines 
Eisen wie Eisenwaffen durch Vermittelung des 
Chattikönigs von dort bezog. Damit wird die 
Tradition der klassischen Schriftsteller von den 
Chalybern und ebenso der biblische Bericht von 
Tubal-Kain als erstem Schmied wenigstens in 
gewisser Weise bestätigt und erklärt. 


Wenn ich hierzu einen kurzen Nachtrag an- 
schliessen darf, so möchte ich darauf hinweisen, 
dass Montelius in seiner jüngsten Schrift: Wann 
begann die allgemeine Verwendung des Eisens 
(Prühist. Zeitschrift V 289 ff. 1913) den Nachweis zu 
führen sucht, dass der Beginn der Eisenzeit zuerst 
in Aegypten, und zwar im 13. Jahrhundert zu be- 
obachten sei. In Vorderasien will Montelius den 
Beginn erst nach dem Jahre 1000 zugeben. Die 
neue Quelle zeigt, dass wenigstens für die Ge- 
biete am schwarzen Meer mindestens gleichzeitig, 
wenn nicht früher, als in Aegypten die Fabri- 
kation von reinem Eisen und Eisenwaffen nach- 
zuweisen ist. 

Wäre nun Montelius’ Behauptung, dass die 
aus Aegypten berichteten früheren Eisenfunde 
unberücksichtigt bleiben dürften, weil die je- 
weiligen Fundumstände nicht genügend geklärt 
seien, richtig, dann müsste der Schluss gezogen 
werden, gegen Montelius, dass die Entstehung 
der Schmiedekunst an derSO Ecke des schwarzen 
Meeres zu suchen sei. Aber mehrere Funde 
von Eisenwerkzeugen (nicht Waffen) aus viel 
älterer Zeit sind in Aegypten nachgewiesen, wie 
aus Olshausens Zusammenstellung in ZE 1907 
hervorgeht. Dann wird mit der Möglichkeit zu 
rechnen sein, dass eine gewisse Fähigkeit, Eisen 
zu gewinnen und zu schmieden, in Aegypten 
viele hunderte von Jahren früher vorhanden war. 
Diese könnte nach Vorderasien gekommen und 
dort zur Anfertigung von Waffen aus Eisen 
ausgebildet worden sein. 

Dann bleibt endlich die Vorstellung v. Luschans 
noch immer berechtigt, dass die erste Uebung 
der Eisengewinnung aus Afrika und von den 
Negern herstamme. 


Wie diese Frage, so haben noch viele andere 
durch Wincklers Forschungen neues Licht und 
neue Anstösse erhalten. Auch sein letztes Werk, 
die unvollendete Einleitung zu dem wundervollen 
Archive von Boghaz-köi, gibt dessen Zeugnis. 


Friedrich Vogelsang: Kommentar zu den Klagen 
des Bauern (Untersuchungen zur Geschichte und 
Altertumskunde Aegyptens, herausgegeben von Kurt 
Sethe, Bd. IV). VI, 247 S. Lex.8°. M. 60 Leipzig, 
J. C. Hinrichs, 1913. Bespr. v. G. Maspero, Cairo. 


C'est le complément du volume que M. Vogel- 
sang publia vers 1908, en collaboration avec 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 4. 


170 


Alan H. Gardiner, dans les Hieratische Papyrus 
aus den Königlichen Museen su Berlin. Celui-ci 
contenait le facsimile des textes hiératiques, 
avec leur transcription en hiéroglyphes et un 
premier essai de traduction: voici maintenant, 
en plus d’une transcription nouvelle en hiéro- 
glyphes, un commentaire suivi où le détail du 
conte est analysé minutieusement. L'ouvrage 
se divise, à proprement parler, en trois parties 
de dimensions fort inégales: 1° une Introduction, 
où, après avoir exposé ce que nous savons des 
différents manuscrits qui nous ont transmis le 
texte, M. Vogelsang, les étudiant l'un après 
lautre, recherche les traits de ressemblance ou 
de dissemblance qu'ils présentent, puis examine 
l’œuvre en elle-même et cherche à en déter- 
miner les tendances et la forme littéraire; 2° 
la Commentaire, où le texte est découpé en para- 
graphes plus ou moins longs, pour chacun 
desquels les transcriptions des manuscrits sont 
données, ainsi qu'une traduction littérale suivie 
de notes où les points obscurs sont débattus 
longuement; 3° trois Index, dont le premier 
enregistre d'une maniére générale les questions 
traitées ou les faits cités dans le corps du vo- 
lume, tandis que le second est un véritable 
lexique des mots égyptiens employés parl'auteur, 
non pas en caracteres higroslyphiques mais 
en caractères latins selon le système élaboré 
8 l'école de Berlin, et que le troisième ren- 
erme les mots coptes. C’est là, pour M. Vogel- 
sang, le terme d'un effort considérable soutenu 
patiemment pendant une dizaine d'années. 
Pour l’apprecier à sa juste valeur, il ne 
sera pas inutile de rappeler en quelques mots 
le théme posé par le scribe égyptien. Un pay- 
san, qui descend de l'Ouadi-Natroun de nos jours 
aux bords du Nil avec une pacotille de produits 
de l'Oasis, est dévalisé en route par un certain 
Tahoutinakhiti sous un prétexte des plus fu- 
tiles. Apres avoir vainement réclamé son bien, 
il résoud de s'adresser au grand seigneur, de 
qui ce Tahoutinakhiti dépend, le Maire du palais 
Rinsi, fils de Marou, et il se rend à Héracléo- 
polis qui était alors la capitale du pays. Il 
plaide sa cause avec tant d'élégance que Rinsi, 
émerveillé, le signale au Pharaon, et celui-ci, 
que l'aventure amuse, recommande à son Maire 
du palais de tirer l'affaire en longueur pour 
entretenir aussi longtemps que possible de l'élo- 
que du plaideur. Et de fait, le pauvre 
iable revient huit fois à la charge avec des 
supplications toujours nouvelles: c'est seulement 
après la neuvième qu'il obtient justice, et qu'il 
est dédommagé de ses peines matérielles et de 
son temps perdu. Le cadre anecdotique n'est 
là, comme on voit, que pour fournir un prétexte 
aux discours. Chacune des neuf reprises du 


171 


paysan persécuté est une variation brillante 
sur un motif emprunte aux lieux-communs de la 
rhetorique orientale, les devoirs des grands 
envers les petits, les mérites du juste et les 
responsabilités que l’injuste encoure envers les 
malheureux qu'il persécute, les sommations 
d'avoir à prendre en main la défense du pauvre 
et du faible opprimé. Le développement se 
Bun dans chaque variation par des series 
images empruntées à la religion, à la nature 
de la vallée, aux institutions politiques, aux mceurs 
des habitants, le tout relié par des transitions 
qui, sans doute, étaient parfaitement logiques 
pour les contemporains, mais dont la convenance 
nous échappe le plus souvent. On sait combien 
les modernes sont embarassés parfois lorsqu'il 
s'agit pour eux de suivre le mouvement de la 
pensée chez les écrivains d'un peuple voisin, 
quand méme il s'agit d'hommes qui possédent 
tous, à des nuances près, le même fond d'habi- 
tudes, de doctrines religieuses, de traditions 
gouvernementales, de principes sociaux et philo- 
sophiques: on se figure ce qu'ils doivent éprouver 
d'embarras lorsqu'ils se trouvent en présence 
d'un auteur qui vivait dans une civilisation 
morte depuis des siècles, dont nous ignorons 
presque tout encore, et qu'ils sont forcés de 
reconstituer au moyen de monuments en ruines 
ou d'écrits tels que ces Plaintes du Paysan. 
Le traducteur doit d'abord déméler grammati- 
calement la construction des phrases et dégager 
la signification courante des termes, mais cela 
fait, il n'a trés souvent réussi qu'à substituer 
une Série d'expressions de sa langue à celles 
de la langue ancienne, sans que l'idée qu'elles 
cachent lui apparaisse nette et précise. Le 
mot-à-mot le plus serré ne suffit pas à conquérir 
l'intelligence entière du morceau; il y faut 
joindre le tact et la sympathie, sans lesquels 
la traduction la plus fidéle mécaniquement de- 
meure infidéle littérairement. 
M. Vogelsang a concentré les ressources de 
sa critique sur l'analyse grammaticale. Il a 
pris les phrases l'une après l'autre, et il les a 
désarticulées conformément aux régles de la 
Grammaire d'Erman. Il ne pouvait choisir un 
meilleur guide dans la voie ardue qu'il par- 
courait, mais je crains que, dans plus d'un 
endroit, il ne se soit attaché trop docilement à 
ses pas. La Grammaire d’Erman est avant tout 
un livre élémentaire, destiné à enseigner aux 
étudiants les principes premiers de la langue 
égyptienne telle qu'elle était écrite surtout 
1 le premier âge thébain: elle énonce 
sous une forme dogmatique les règles qu'il con- 
vient d'avoir présentes à la mémoire, lorsqu'on 
veut débrouiller un texte, mais elle n'a pas la 
prétention de prévoir tous les cas qui peuvent 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 4. 


172 


survenir au cours de l'étude, ni de répondre à 
toutes les questions qui peuvent surgir lorsqu'on 
veut pénétrer dans le sens intime. Comme les 
écrivains modernes, ceux des écrivains égyptiens 
qui connaissaient leur métier, — et il saute aux 
yeux que celui qui a composé les Plaintes du 
Paysan était passé maitre danslesien, — avaient 
chacun leur langue, qui, tout en se conformant 
pour le gros aux lois de la langue commune, 
55 ses nuances d'expression et ses tours 
e syntaxe personnels. De méme que les gram- 
maires générales de l’allemand ou du francais 
ne relèvent pas les mille accidents de style 
qui constituent l’individualité de la langue de 
Molière ou de celle de Gothe, ni la Grammaire 
d'Erman, ni le Verbe de Sethe, auxquels M. 
Vogelsang se référe sans cesse, n'enregistrent 
les particularités de lexique et de syntaxe qui 
caractérisent la langue des Plaintes du Paysan. 
M. Vogelsang ne l'a pas observé assez. Chaque 
fois qu'il s'est heurté à l'une de ces tournures, 
et quil n'a pas pu la ramener à l'une de celles 
qui sont cataloguées dans la Grammaire ou dans 
le Verbe, il est resté perplexe et, quand méme 
le sens lui était commandé par le contexte, il 
n'a pas osé le reconnaitre: ou bien il a proposé, 
des explications qui lui permettaient de la 
rattacher subtilement à tel paragraphe de tel 
ehapitre, ou bien il a supposé une faute de 
copiste qu'il & essayé de corriger. Qu'il y ait 
des fautes de copiste, et trés nombreuses, dans les 
manuscrits hiératiques, il n'est que trop évident, 
et nous sommes contraints souvent de recourir 
à la conjecture, pour dégager la lecon réelle, 
mais avant d'en arriver à pareille extrémité, il 
n'est que prudent de se demander si ce qui 
nous parait contraire & la regle du grammairien 
moderne ne serait pas une manière de parler 
personnelle & notre auteur. A vouloir effacer 
ce qui ne répond pas au type que nous nous 
sommes forgé de la grammaire égyptienne, nous 
risquerions de supprimer l'originalité de l'écri- 
vain, et de substituer non-seulement son ex- 
pression mais sa pensée à la nôtre. Il me 
semble que M. Vogelsang est tombé plus d’une 
fois dans cet inconvénient, et que, par trop 
observer les règles énoncées par ses maîtres, 
il a mal entendu des phrases dont le sens était 
clair, pourvu qu’on accordât à un Egyptien de 
la XII* Dynastie de droit d'écrire dans sa lan- 
gue, sans s’astreindre à des conventions de 
grammaire, dont quelques unes au moins n'ont 
existé avec rigueur que dans l'esprit de nos 
savants européens. 

Ce ne sont là heureusement que des excepti- 
ons, et jugeant l’ensemble, on ne se trompera 
pas beaucoup si l'on déclare que M. Vogelsang 
a le plus souvent défini juste la signification 


173 


littérale des phrases prises isolément. Il lui 
est arrivé pourtant de saisir moins bien les liens 
qui les rattachent l’une à l'autre, et quiconque 
en lira la traduction ne manquera pas d’être 
frappé du décousu qu'elle offre par endroits: ce 
sont, chez lui, des propositions sèches et brèves, 
tombant abruptement, comme si le paysan avait 
l'haleine trop courte pour parler autrement que 
par paquets d'une dizaine de mots. Aussi bien 
la syntaxe égyptienne, qui est avant tout une 
syntaxe de position, tient-elle peu de place dans 
la Grammaire, et M. Vogelsang n’a pas osé, 
en pousser l'étude plus loin que ses maîtres 
ne l’avaient fait. Pourtant son auteur y prötait, 
car cette qualité de beau parleur quil avait 
attribuée à son héros nous indique, à priori, que 
chacune des Plaintes était considérée par lui 
comme un modèle d’éloquence, et par conséquent, 
qu'elle renfermait, à côté des phrases haletantes 
par lesquelles l'indignation et la colère s'expri- 
ment, de longues périodes adroitement balancées. 
M. Vogelsang ne l'a pas cru, et, rappelant dans 
son Introduction les appréciations diverses des 
égyptologues qui l'ont précédé il a critiqué celles 
qui reprochaient au scribe égyptien de s'étre 
préoccupé trop peu du fond de son récit et 
trop de la forme. Il n'admet méme pas que 
dans leur ensemble, les Plaintes soient exhalées 
en langage poétique, mais il n'y découvre, en 
fait d'artifice littéraire, que le parallélisme or- 
dinaire à la pensée égyptienne dans ce qui n'est 
pas le parler de la vie courante. La place me 
manquerait ici pour discuter son opinion et pour 
prouver en quoi elle ne me parait pas répondre 
à la réalité des faits: je me contenterai de lui 
rappeler en deux mots que l'Egypte, de méme 
que le reste de l'Orient, employait, à cóté de 
la poésie mesurée strictement, une prose cadencée 
et assonancée oü les phrases sont trés longues. 
Je comparerai volontiers les Plaintes du Paysan 
aux Séances de la littérature arabe: elles sont 
d'une technique moins raffinée, mais elles con- 
tiennent en germes les mémes défauts et les 
mémes beautés, et elles exigent, pour étre 
estimées sainement, la méme familianté avec la 
vie et le caractère du peuple qui les a produites 
et goütées. J'ai souvent admiré, dans mes 
rapports journaliers avec les gens de notre 
Service des Antiquités, la faculté de bien parler 
que les fellahs déploient lorsque leurs intéréts 
sont en jeu: ils révélent en eux, avec une 
adresse instinctive, toutes les parties de l'orateur, 
l'indignation, la colére, la persuasion, la raillerie 
directe, l'ironie. Je sens ces dons naturels dans 
le Paysan, ancêtre lointain de mes ouvriers, et 
des passages, que M. Vogelsang a traduits sans 
en rendre la nuance, s'éclairent pour moi de 
discours entendus sur nos chantiers. L’ironie 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 4. 


174 


surtout lui est familière, et s'il ne m'est pas 
toujours aisé de deviner, après tant de 1 85 
sur quels points elle s'exerce, je crois la perce- 
voir dans plus d’un endroit qui, pris au sérieux, 
n'offre pas de sens satisfaisant. 

J'ai indiqué nettement, je pense, en quoi il 
me parait que l'ouvrage laisse à désirer: pour 
s'étre attardé trop complaisamment à la pure 
grammaire, M. Vogelsang a perdu de vue les 
cótés littéraires, de son texte, et il & proposé 
des traductions qui parfois, sans étre inexactes 
en ce qui concerne la lettre sont inexactes en ce 
12 concerne l'esprit de l’œuvre. Ce malentendu 
réquent entre le traducteur et son auteur in- 
duira, je le crains, der Kee egyptologues A se 
montrer sévères envers lui. Avant de céder à 
leur première impression, ils devront se rappeler 
combien il a eu d'obstacles à surmonter, pour 
arriver au résultat qu'il nous donne, manuscrits 
mutilés et d'une écriture trés rapide, pensées 
à la fois enfantines et alambiquées comme c'est 
souvent le cas chez les Egyptiens, langage 
recherché et précieux oü les mots rares abondent 
ainsi que les tournures de phrases compliquées: 
lorsqu'un texte de cette nature a été publié et 
annoté, il est facile de rectifier les mauvaises 
lectures du premier éditeur et de perfectionner 
sa traduction, mais il faut ne pas oublier ce 
qu'on lui doit, et tout en le reprenant oü cela 
est nécessalre, ne jamais cesser de lui rendre 
justice. Quoi qu'il en advienne par la suite, 
M. Vogelsang aura toujours le mérite d'avoir 
débrouillé, le premier, le sens d'une des œuvres 
les plus obscures que l'Egypte nous ait léguées, 
de l'avoir traduite en son entier, de l'avoir 
commentée avec une multitude d'observations 
grammaticales et avec une richesse inappré- 
ciable de renseignements lexicographiques. 


Fr. W. von Bissing: Tongefässe. I. Tl.: Bis zum Beginne 
des Alten Reiches (Catalogue gónéral des Antiquités 
Égyptiennes du Musée du Caire. Vol. 66.) VII, 53 S., 
m. 7 Taf. M. 20.20. Leipzig, K. W. Hiersemann, 1913. 
Bespr. v. A. Wiedemann, Bonn. 

Mit den zahlreichen in dem ägyptischen 
Museum zu Kairo aufbewahrten Gefässen hat 
sich von Bissing vielfach beschäftigt. Als zuerst 
der Gedanke an eine genaue Inventarisierung 
des Bestandes der Sammlung auftauchte, hat er 
mit Dragendorff eine Untersuchung der Ton- 
gefässe unternommen. Als dann der Druck des 
grossen Kataloges in Angriff genommen wurde, 
hat er sich zunächst der Bearbeitung einer Reihe 
aus anderem Materiale gefertigter Gefässe unter- 
zogen, die Metallgefässe (1901), die Fayence- 
gefässe (1902), die Steingefässe (1904, Einleitung 
1907) erörtert. Mit vorliegendem, schön aus- 
gestatteten Hefte beginnt er in eingehender 
Weise die Behandlung der Tongefässe und legt 


175 


zunächst die ältesten in dem Museum vorhan- 
denen Stücke vor. Er berücksichtigt dabei im 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 4. 


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Tierleben, 2. Aufl. VII S. 149 ff). In dieser 
sah das Altertum ein gefáhrliches Tier, welches 


wesentlichen diejenigen Gefässe, welche bis 1898 in der Tat dem Krokodile gleicht, nur ist sein 


in die Sammlung gelangten unter Ausschluss der 
bereits von Quibell in den Archaic Objects (1904) 
verzeichneten Exemplare. Die Anordnung folgt 
nicht dem chronologischen Systeme, welches 
Petrie aufgestellt hat und welches manche 
Schwierigkeiten und Zweifel bei der Datierung 
darbieten musste. Statt dessen stellt Bissing 
technische Gruppen auf, welche von chronolo- 
gischen Streitfragen unberührt bleiben können. 
Zunächst kommen in Betracht: Rote, schwarz- 
rote (und schwarze) Gefässe: a) ohne gemalte 
Ornamente, b) mit weissaufgemalten Orna- 
menten. Dann folgen Gefässe mit roten Figuren 
auf Tongrund, dann solche mit Tonüberzug, 
dann schwarzgeschmauchte Gefässe, endlich 
Gefässe ohne jegliche Bemalung. In jeder dieser 
Klassen werden, besonders aufGrund der Formen, 
eine Reihe von Unterabteilungen aufgestellt. 
Diese Einteilungsart ist klar und übersichtlich 
und wird sich als Grundlage für die Einordnung 
neu auftauchender Gefässe nutzbringend und 
bequem erweisen. 

Entsprechend der sonstigen Anlage des 
Kataloges wird jedes Gefáss genau nach Farbe, 
etwaigen aufgemalten Darstellungen, Form und 
Grósse geschildert und werden ihm, falls bereits 
Erwähnungen in der Literatur sich finden, ge- 
naue Verweise und Parallelen beigefügt. Auf 
guten, von E. Brugsch hergestellten "Tafeln 
werden alle interessanterenStücke veróffentlicht. 
Eine historische Behandlung der keramischen 
Entwickelung soll erst folgen, wenn der voll- 
ständige Katalog der Tongefässe vorliegt, hier 
sind nur kurze diesbezügliche Bemerkungen ein- 
gefügt worden. Mit manchen Schwierigkeiten 
hatte der Verfasser infolge der mehrfach sich 
ändernden Aufstellung der Gefässe in dem 
Museum zu kämpfen. Die Ueberführung der 
Sammlung von Gizeh nach Kairo, die noch jetzt 
fortdauernden baulichen Arbeiten an den Mu- 
seumsräumen, welche eine mehrfache Verpackung 
der keramischen Gegenstände im Gefolge hatten, 
haben eine Revision der Katalognotizen er- 
schwert und für einzelne Stücke unmöglich 
gemacht. 

Die nicht immer leichte Deutung der auf den 
Gefässen dargestellten Figuren und Gruppen 
ist klar und einleuchtend. Nur in einem Punkte 
möchte ich von dem Verfasser abweichen. In 
einem von oben gesehenen eidechsenartigen Tiere 
erkennt dieser ebenso wie andere Forscher ein 
Krokodil (no. 18805, S. 29). Ich möchte das 
Geschöpf eher als das Landkrokodil der Alten, 
die Waran-Eidechse deuten (vgl. für diese O. 
Keller, Die antike Tierwelt II S. 275 ff.; Brehm, 


Kopf weniger in die Länge gezogen und hat 
mehr die Gestalt eines schiefstehenden Vierecks. 
Die Aegypter scheinen in der Darstellung der 
beiden Tiere in der Zeichnung vor allem den 
Unterschied gemacht zu haben, dass das Krokodil 
<> im Profil, der Waran von oben gesehen 
vorgeführt wurde. Infolgedessen wird man auch 
in dem besonders auf den Horus-Stelen im Profil 
abgebildeten Saurier das Krokodil wieder zu er- 
kennen haben, nicht mit Boussac (Rec. de trav. 


rel. à l'Egypt. XXXI S. 58 ff.) den Waran. 
Wenn das betreffende Tier in naturwidriger 
Weise den Kopf vollständig rückwärtsdreht 
Uz, so handelt es sich dabei um eine über- 
treibende Darstellung des angstvollen Zurück- 
weichens und des im Todeskampfe sich windenden 
und verrenkenden, von Horus schwer verwun- 
deten Geschöpfes. 


F. Charles Jean: Les lettres de Hammurapià Sin- 
idinnam. X u. 280 S. Paris, Victor Lecoffre, 1913. 
Bespr. v. H. H. Figulla, Konstantinopel. 

Dieses unter unerbörter Papierverschwendung 
gedruckte Buch bietet eigentlich mehr, als der 
Titel besagt, insofern als der Verfasser auf den 
ersten 56 Seiten zwei Abhandlungen über assy- 
risch- babylonischen Stil vorausschickt: I. les 
formules dans les textes d'histoire, u. II. le 
caractère théocratique du style assyro-babylo- 
nien. Behandelt wird das Formelwesen der 
babylonischen Annalenliteratur, und zwar hin- 
sichtlich der stereotypen Schilderungen von 
Kriegszügen, Kämpfen, Eroberungen und Plün- 
derungen wie auch der immer gleichbleibenden 
Anrufungen der Gôtter. DieseZusammenstellung 
ist recht interessant und belehrend; leider enthält 
sie Fehler: S. 33 steht Humban-u-das statt 
Hum-ban-un-das (so bei Sinaherba V 69). Ebenda 
liest man Hannirabbat statt Hanigalbat; S. 34 
ist das Urteil über die Moral der Assyrer viel 
zu scharf, unten Anm. 2 ist die Uebersetzung 
von sapsapäte = „testicules“ wohl zu verbessern 
nach Weidner (OLZ 1912 Sp. 207ff) in 
„Kehle“; S. 51 findet man den Gegensatz: Igigi 
sa Samé und Anunnaki ša irsitim, übersetze: „Igigi 
des Himmels“, „Annunaki der Unterwelt* 
nicht „der Erde* (vgl. Istars Höllenfahrt Rs. 
33, 37). S. 58 folgt dann eine Einleitung zu 
den Briefen, die viel zu weit ausholt und zu stark 
feuilletonistisch geschrieben ist. S. 77 beginnen 
die Briefe selbst, die 55 Nummern umfassen. 
Es wimmelt in diesem Teile von Druckfehlern. 
Eine Besprechung der einzelnen Briefe zu liefern 
ist fast unmöglich, da der Verfasser so frei 
übersetzt, dass man von Text zu Uebersetzung 


177 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 4. 


— — äGͤ᷑n —— ͤ—— — UÜ— — . Senn EE Ee 


keine rechte Brücke finden kann. Nicht richtig 
übersetzt ist gleich Nr. 1. Jean übersetzt: et, 
au lieu du tribut qui, le 25 du mois Tisritu, 
arrive ... | à Babylone, | fais-le arriver | à 
Babylone, | le 25 du second Elul. Jean hat 
nicht gesehen, dass in Z. 9 :k-[ka-bu-]u zu er- 
günzen sein wird; die Uebersetzung muss dann 
lauten: „statt dass der Tribut am 25. Tesrit | 
nach Babylon | gelange, wie befohlen, | soll er 
am 25. Schaltelul | nach Babylon | (zu mir (?)) 
gelangen.“ Z. 6 enthält ein passives Verbum: 
lissatir, das Jean aktivisch übersetzt; man kann 
ihm das Recht dazu nicht bestreiten, der Leser 
aber verliert die Kontrolle. Zwei Druckfehler 
in den Anmerkungen zu Z. 9 und 12 sind recht 
hässlich; es muss heissen: 
9. za-na-ku pour sa-na-ku 
12. li-is-ni-ga-am pour l-is-ni-ka-am. 

Als Stichproben weise ich noch auf die Briefe 
18 und 54. In 18 ist die Konstruktion verkannt; 
Jean übersetzt: Z. 10. qu'ils travaillent, | 6. 
180 hommes de corvée avec les ouvriers | 7. de 
Larsa, | 8. et 180 hommes de corvée avec les 


Trunkenheit sich vor allem darin äussert, dass 
der Patient einen heissen, glühenden Kopf be- 
kommt, so wird man mit Vorbehalt für die 
Wurzel 3kr auch die Bedeutung „glühend, heiss 
sein“ erschliessen dürfen, $ikru wäre dann also 
„Glut, Hitze“, und man erhielte einen recht 
passenden Sinn für die fraglichen Worte ana 
$ikir maggari — das Holz wäre bestimmt zum 
Heizen des Schmiedeofens. 

Der Raum verbietet mir ausführlicher zu 
werden, und so muss ich den Leser bitten, mit 
diesen wenigen Andeutungen fürlieb zu nehmen. 


Karl Budde: Das Buch Hiob übersetzt und erklärt 


(Handkommentar zum AT, hrsg. v. W. Nowack. 1). 
2. neu bearb. Aufl. LXIV, 274 S. M. 7.60. Göttingen, 
Vandenhoeck u. Ruprecht, 1913. Bespr. v. F. Perles, 
Königsberg 1. Pr. 

Das Buch Hiob stellt an seinen Erklirer höhere 
Anforderungen als irgendeine andere alttesta- 
mentliche Schrift. Die gründlichste philologische 
Schulung muss hier versagen, wenn sie nicht 
durch logische Schärfe und ästhetisches Fein- 
gefühl unterstützt ist. Budde erfüllt nun in 


ouvriers | 9. de la ville de Rahabu|11. .... qu’ils glücklicher Weise jene selten in einer Person 
aillent! — Die Uebersetzung muss lauten: 180, vereinigten Bedingungen, und daraus erklürt es 


Lasttráger sollen mit den Arbeitern | von Larsa, 
180 Lastträger mit den Arbeitern | von Rahab 
arbeiten! | sollen sie gehen! In Nr. 54 
ist der Sinn der Z. 4—8 nicht erfasst; Jean 
übersetzt: Le bois abba | pour les ouvriers 
du métal, | dans la ville de Där-gurgurri | et 
en quelque endroit qu'ils puissent être, | fais- 
les comparaître devant toi. Die letzte Zeile ist 
die Uebersetzung von limurunikku; unmöglich 
kann das heissen: ,lass sie (wen? die Abba- 
báume!) vor dir erscheinen!*; Z. 12 zeigt ja 
klar, wie die Form aufzufassen ist; dort steht: 
likkisunikku = „sie sollen (die Bäume) für dich 
füllen!^, hier steht: limurunikku = „sie sollen 
(die Bäume) für dich ansehen (aussuchen)*, vgl. 
Z. 18 ff., in denen ausdrücklich befohlen wird, 
nur gutes Holz zu fällen. Es ist also zu über- 
setzen: Abba-Bäume soll man für dich aussuchen 
zum Gebrauche der gurgurru-Arbeiter usw.; es 
fehlen noch die Worte ana Sikir-maggari, die 
den Zweck enthalten müssen, zu dem die gur- 
gurrus das Holz gebrauchen; Jean übersetzt 
die Worte mit ,...^. Nun liegt es nahe, 
maggaru mit naggaru in Verbindung zu bringen; 
naggaru (Schmied) ist ein Synonymon von gur- 
gurru (vgl. Del. HWB. 203b) und maggaru aus 
*mangaru muss etwa „Schmiedeofen“, „Schmiede- 
herd“ bedeuten; 3ikir kann nur von der Wurzel 
$kr = ,trunken sein“ abgeleitet werden; diese 
Bedeutung passt natürlich gar nicht; es ist aber 
nicht schwer, von dieser zu einer andern zu 
gelangen. Bedenkt man, dass šikaru ein „Dattel- 
schnaps“, ein „Feuerwasser“ ist, und dass die 


e ee © „ 


e © 9» „ 


— 
— 


sich, dass sein Werk schon in der ersten Auf- 
lage der Kommentar zu Hiob schlechthin ge- 
worden ist. Die neue Auflage verwertet sorg- 
fältig die seitdem erschienene Literatur und 
weist in Einleitung, Uebersetzung und Kommen- 
tar eine Fülle von Zusätzen und Verbesserungen 
auf. In prinzipiellen Fragen ist dagegen — 
man muss sagen: erfreulicherweise — keine 
tiefgreifende Aenderung zu verzeichnen. In 
drei Hauptfragen werden sich heute immer mehr 
Kritiker auf Buddes Seite stellen: in der Ver- 
teidigung der Echtheit der Elihureden, in der 
geringen Einschätzung des kritischen Wertes 
der LXX zu Hiob und in der Ablehnung der ver- 
schiedenen metrischen Systeme als Mittel der 
Textkritik. Diese Skepsis gegenüber der Metrik 
tällt doppelt ins Gewicht bei einem Forscher, 
der durch die Entdeckung der Rina Strophe sich 
als spruchberechtigt wie kein anderer auf diesem 
Gebiete gezeigt hat, und stimmt ganz zu der 
wohltuenden Besonnenheit, die Budde auch sonst 
in textkritischen Fragen zeigt, während sie ge- 
rade mehrere bekannte Hioberklürer ganz ver- 
missen lassen. In der Einzelerklärung wird man 
natürlich in vielen Fällen von Budde abweichen, 
doch sei hier ausdrücklich hervorgehoben, dass 
der Verfasser uns durchaus nicht seine Meinung 
aufzwingt, vielmehr mit peinlicher Gewissen- 
haftigkeit auch seine Vorgänger zu Worte 
kommen lásst, so dass der Kommentar zugleich 
ein gutes Stück Geschichte der Exegese enthält. 
Einige Budde entgangene lexikalische Bemer- 
kungen mógen hier ihren Platz finden. 


179 


9, 30 Ze ist mit J. Preuss! zu mischnisch 


un, talmudisch Ndw zu stellen und bezeichnet 
ein Seifenkraut, vgl. das parallele n in der 
zweiten Vershälfte. 

36, 27 om 0) yy ^» gehört zu arabisch 
Er „einschlürfen“ 2. Zu vergleichen ist auch, 


wie michChajes aufmerksam macht, M.Schebiith 
4, 10 y?» hy vie w, was im Jer. z. St. (35c 
Z. 24) unter Berufung auf die Hiobstelle erklärt 


wird durch on '»nnwo. 

36, 33 "Cou „Sturm“, wie seit Reifmann 
viele Erklärer für "a Du lesen, ist jetzt auch 
im hebräischen Sirach belegt?. 

37,19 qwh wen Tw) wb ist Jun zu lesen“ 
„Sprachlosigkeit“ von "m vgl. 7, 11 xò 
mp qns; 16, 5 wm DEG "mm: Jes. 58, 1 wp 
qnn ON maa. 


Alfred Schmidtke: Neue Fragmente und Unter- 
suchungen zu den judenchristlichen Evan- 
gelien. Ein Beitrag zur Literatur und Geschichte der 
Judenchristen. (Texte und Untersuchungen zur Ge- 
schichte der altchristlichen Literatur, herausgegeben 
von A. Barnack u. C. Schmidt. 37. Band, Heft 1.) VIII, 
302 S. 8°. M. 10 —. Leipzig, J. C. Hinrichs'sche Buch- 
handlung, 1911. Bespr. v. Immanuel Lów, Szeged. 

„Das Hebräerevangelium und die aramäische 
Matthäusbearbeitung der Nazaräer, seit Hiero- 
nymus für eine und dieselbe Grösse gehalten, 
sind zwei völlig verschiedene Schriftwerke ge- 
wesen. Der nazaräische Matthäustext hat den 
Anlass zur Entstehung der falschen Tradition 
vom hebräischen Urmatthäus gegeben, und auch 
Väter wie Euseb und Apollinaris von Laodicea 
haben ihn als das matthäische Original aner- 
kannt und verwertet. Seine Urheber und Be- 
sitzer, die Nazaräer, bestanden lediglich aus 
dem späterhin abgesonderten judenchristlichen 
Teil der ursprünglich gemischten Gemeinde von 
Beröa in Cölesyrien.“ 

In diese Worte fasst Schmidtke das Ergebnis 
eingehender, mit philologischer Akribie geführter 
Untersuchungen zusammen (S. III und 105. 124). 

Bei den Judenchristen im cólesyrischen Beröa, 
die unter dem ältesten Christennamen „Nazaräer“ 
noch in der zweiten Hälfte des 4. Jahrh. fort- 
existierten, entstand vor 150 eine targumartige 
Uebersetzung des Matthäus in aramäischer 
Sprache und hebräischen Schriftzügen, das VE. 
Diese Bearbeitung hatte das Glück — vielleicht 


1 Biblisch-talnıudische Medizin (Berlin 1911) 481. 
Vgl. J. Löw in OLZ 1912, 556. 

* Perles Jew. Quart. Rev. 1906, 384. B. Jacob 
ZATW 1912, 287. 

* 43, 17 (Marg.) yp neo y. 

Perles a. a. O. 384. Verwechslung von im und 
"wm liegt auch y 88, 19 vor, wo für rin ‘yD zu 


lesen ist Pop oy". 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 4. 


180 


schon bei den Nazaräern selbst (S. 47) —, dem 
griechischen Texte gegenüber in den Ruf der 
Originalitit zu kommen. Papias hat die damit 
gegebene Behauptung, der Zóllnerapostel habe 
sein Werk in „hebräischer“ Sprache verfasst, 
gláubig aufgenommen und vermittelst seiner 
Nachschreiber zum Gemeingut der alten Kirche 
gemacht (S. 41). Abschriften des NE kannten 
der ültere Eusebius und Apollinaris von Lao- 
dicea. Auf den Mattháus-Kommentar des Lao- 
diceners gehen der Randapparat der Evangelien- 
ausgabe Zion, die einschlügigen Angaben des 
Epiphanius und fast alle NE-Proben des Hiero- 
nymus zurück (S. 42). Hieronymus erzáhlt, er 
habe sich eine Abschrift des NE verschafft und 
habe es in das Griechische und das Lateinische 
übersetzt: das gehört nach Schmidtke in das 
Gebiet der von Hieronymus so gern erzühlten 
Märchen (S. 66). Hieronymus schneidet bei 
Schmidtke schlecht ab. „Er war einer der 
schamlosesten und hinterlistigsten literarischen 
Schwindler und Freibeuter, die es gegeben hat“ 
(S. 67 Anm.). In glänzender Weise wird er- 
wiesen, dass Hieronymus seine Kenntnis des 
NE nur von Apollinaris hat (S. 88). Aus dem 
gereizten Ton, in welchem Schmidtke von Hie- 
ronymusspricht, spricht der Aerger über die Mühe, 
welche Hieronymus dem Forscher durch sein Ver- 
halten dem ME gegenüber verursachte. Aber 
schon bei dem freundlicher gesinnten vorletzten 
Biographen des fleissigen Kirchenvaters, bei 
Zöckler (Gotha 1865) fehlt es nicht an ähnlichen 
Ausfüllen gegen den ehrgeizigen Charakter (175), 
die krankhafte Eitelkeit und leidenschaftliche 
Gehässigkeit (260), eitle Prahlerei (103), ge- 
wissenlose Eilfertigkeit (377), lügenhafte Fäl- 
schung oder wenigstens leidenschaftliche Ver- 
kehrung des wahren Sachverhaltes (413). 

Der scharfen Verurteilung des Kirchenvaters 
gegenüber möchte ich doch bemerken, dass das 
Altertum über geistiges Eigentum und literari- 
schen Anstand ganz anders dachte als wir und dass 
wir Hieronymus Unrecht tun, wenn wir unseren 
Massstab an sein Vorgehen anlegen. Glimpflich 
wird übrigens auch „der Wirrkopf Epiphanius“ 
(S. 100) nicht behandelt, wenn es heisst, „er 
erging sich mit grosser Vorliebe in den wildesten 
Kombinationen und Ausspinnungen“ und wenn 
Lipsius vorgehalten wird, er habe des Epiphanius 
„üppige Erfindertütigkeit" nicht stark genug 
betont (S 96 f.). 

Um zu zeigen, wie wesentlich der Fortschritt 
ist, den Schmidtkes Ergebnisse über das Ver- 
hältnis von Hieronymus zum NE bezeichnen, 
sei das Urteil Zöcklers über diese Frage an- 
geführt: 

„Dass Hieronymus das akanonische Hebräer- 
Evangelium der Nazaräer ziemlich hochschätzte, 


es nicht ohne Mühe und Anstrengung ins Grie- 
chische und Lateinische übersetzte, ja, nach 
einigen Aeusserungen zu urteilen, es für die 
authentische Urgestalt des vom Apostel Matthäus 
geschriebenen Evangeliums gehalten zu haben 
scheint, steht nicht im Widerspruch mit seinem 
vorwiegend kritischen Verhalten gegenüber der 
nichtkanonischen Literatur des NT. Denn in 
Wahrheit referierte er nur die Meinung anderer, 
wenn er von ihm als von einer authentischen 
Schrift des Matthäus redete. Ihm selbst galt 
es ohne Zweifel nur seiner Grundlage nach als 
echt, während er in seinen eigentümlichen Zu- 
sätzen judenchristliche Interpolationen erkannte, 
sich aber über das Verhältnis dieses interpolierten 
Textes zum Original bisweilen, namentlich in 
seinen früheren Schriften, etwas unbestimmt 
und missverständlich ausdrückte (S. 360).“ 


Der Unsicherheit Zöcklers gegenüber stellen 
die Ergebnisse Schmidtkes das Verhältnis des 
Hieronymus zu allen Fragen des HE und des 
NE in aller erwünschten Schärfe und Klar- 
heit dar. 

Vom Hebräerevangelium, über welches in 
populärer Form Arnold Meyer (Hennecke, Neu- 
testamentliche Apokryphen S. 19 ff.) orientiert, 
ist das NE absolut verschieden. Erst Hiero- 
nymus hat „in seiner Unkenntnis und Leicht- 
fertigkeit HE und NE identifiziert (S. 166)“. 
Im 6. Abschnitte zeigt Schmidtke in scharf ein- 
dringender Kritik, dass Hieronymus niemals mit 
den Lesern des NE in irgendwelche persönliche 
Berührung gekommen sein kann (S. 253). Er 
Séch auch, wie Hieronymus auf eine Origenes- 
Stelle hin einen apokryphen Jeremias der Naza- 
räer erdichtet (a. O.) und wie seine Behauptung, 
er habe eine Abschrift des NE aus Beröa er- 
halten, nur falsche Vorspiegelung ist (S. 254). 
Wie Hieronymus dazu kam, HE und NE gleich- 
zusetzen, wird in scharfsinniger Weise gezeigt 
(S. 265 £). Der letzte Abschnitt behandelt die 
Varianten des nazaräischen Matthäustextes. 


Die gewohnte Genauigkeit des Verfassers 
vermisse ich nur bei dem Zitate S. 288 Anm. 3. 
Er führt Raschi zu Jes. 8, 3 an, wo nichts 
zu finden ist. Das Zitat stammt aus R. D. 


Kimchi, Jes. 8, 1 zu ı2 vn bbw "nb. Kimchi 
sagt: „Diese Worte sind Wiederholung der Sache 
in synonymen Ausdrücken. Die Wiederholung 
will die Sache bekräftigen und beschleunigen“. 
Er denkt dabei offenbaran Gen. 41,32. Schmidtke 
missversteht die Stelle und übersetzt: „Das Dop- 
elte besteht darin, einen Gegenstand zu packen 
pm) und ihn zu beeilen (Op), d. h. eilends in 
die Gewalt zu bekommen“ 


Die weitere Bemerkung Schmidtkes zurStelle 
erübrigt sich hierdurch, ebenso die Vergleichung 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 4. 


182 
von Kilaim fol. 31b [lies: jKil IX 32b, 16 = 
jTaan IV 68a, 15]. Für ann ist daselbst nun, 
für pm ist pm zu lesen. 


Auch die Angabe über die „um und nach 
135 veranstaltete schriftliche Fixierung der 
Mischnah“ (S. 123) bedarf der Berichtigung. 


Enzyklopädie des Islam. Geographisches, Ethno- 
graphisches und Biographisches Wörterbuch der Mu- 
hammedanischen Vólker. Mit Unterstützung der Inter- 
nationalen Vereinigung der Akademien der Wissen- 
schaften und im Verein mit hervorragenden Orientalisten 
herausgegeben von M. Th. Houtsma, T. W. Arnold, R. 
Basset und R. Hartmann. Band I: A-D. 1136 S. Lex. 8°. 
Geb. M. 66 —. Leiden, E. J. Brill; Leipzig, Otto Har- 
rassowitz, 1913. Bespr. v. J. Horovitz, Alegarh. 

Mit der siebzehnten Lieferung liegt nunmehr 
der erste der auf drei Bünde berechneten Enzy- 
klopädie abgeschlossen vor. Wie das Titelblatt 
andeutet, liefern Personen- und Ortsnamen aus 
allen Zeiten der muhammedanischen Geschichte 
und aus allen Lándern islamischer Zivilisation 
die grosse Mehrzahl der Stichworte. Aber neben 
geschichtlichen, literargeschichtlichen und geo- 
graphischen Namen haben auch die termini 
technici der Theologie (bearbeitet von Goldziher, 

Macdonald, Carra de Vaux) und Philosophie 

(De Boer, Carra de Vaux), des Rechts (Juyn- 

boll), der Mathematik (Suter), der Naturwissen- 

schaften (Nallino, Wiedemann, Hell, Ruska), 
der Medizin, (Lippert, Mittwoch), der Sprach- 
wissenschaft (Schaade) Weil), der Kunstge- 
schichte (Herzfeld, Strzygowski), der Chrono- 
logie (Mahler) der Numismatik (v. Zambaur), 
kurz aller Gebiete, die für das Verständnis der 
muhammedanischen Kultur von Bedeutung sind, 
eingehende Berücksichtigung gefunden. Dem 

Ideal, in knapper Form auf Grund selbstündiger 

Durcharbeitung der Originalquelen und mit 

Berücksichtigung der neueren Literatur zuver- 

lässige und dem Stand der Forschung ent- 

sprechende Auskunft zu bieten, ist die Mehrzahl 
der Artikel, wie es sich bei derZusammensetzung 
des Mitarbeiterkreises von selbst versteht nahe- 
gekommen, und die Anzahl derjenigen ist nicht 
gering, in denen über dieses Ziel hinaus bisher 
überhaupt nichtverarbeitetes Materialausgenutzt 
und der Stoff nach neuen Gesichtspunkten auf- 
gefasst ist. Freilich darf nicht verschwiegen 
werden, dass es auch an Artikeln nicht fehlt, 
die hinter dem, was zu erwarten war, zurück- 
bleiben; sich auf sekundäre Quellen stützen, 
die neueren Arbeiten nicht genügend berück- 
sichtigen, und so das Niveau des Ganzen etwas 
herunter drücken. Mit der ausgezeichneten Be- 
arbeitung der auf Aegypten bezüglichen Artikel 
durch Becker, der zentralasiatischen durch 
Barthold, der nordafrikanischen durch Basset, 
Bel, Cour, Doutté u. a., der spanischen durch 


183 


Seybold, der türkischen durch Mordtmann u. a., 
der syrischen und mesopotamischen Ortsnamen 
durch Streck, können z. B. die indischen Artikel 
keinen Vergleich aushalten. Zwar fehlt es auch 
auf diesem Gebiete nicht an wertvollen Bei- 
trägen, wie Arnolds „Bahora“, „Bhopal“ u. a., 
Irvines „Aurangzeb“, aber die Mehrzahl der 
indischen Artikel steht nicht auf der Höhe; 
typisch ist das Verhältnis von „Dihli* zu 
„Bukhara“, „Cairo“, „Constantinopel“ oder 
„Damaskus“. Die Herausgeber haben ihr bestes 
getan, geeignete Mitarbeiter zu gewinnen, aber 
dabei mit grossen Schwierigkeiten zu kämpfen 
gehabt, und der Tod von Irvine, dem ausge- 
zeichneten Bearbeiter von Manuccis „Storia di 
Mogor“ hat sie des besten Bearbeiters der Ge- 
schichte der Moguls beraubt. Einige Artikel 
waren für die Zwecke der Enzyklopädie zu 
umfangreich, und konnten nur in verkürzter 
Form Aufnahme finden, wie Irvines „Au- 
rangzeb“, der vollständig im „Indian Antiquary“ 
veröffentlicht worden ist. Von den ausführlichen 
Artikeln des ersten Bandes seien hervorgehoben 
Afghanistan (Longworth Dames), Algérie (Y ver), 
Arabeske (Herzfeld), Arabische Schrift (Moritz), 
Arabische Dialekte (Kampffmeyer), Arabische 
Literatur (Brockelmann), Armenien (Streck), 
Arnauten (Süssheim), 'Arüd (Weil), Azhar 
(Vollers), Balötistan (Longworth Dames), Borneo 
(Nieuwenhuis) Bornu (Yver) Bosnien (Kres- 
marik), Bukhara (Barthold), Cairo (Becker), 
China (M. Hartmann), Cingiz Khan (Barthold), 
Constantinopel (Mordtmann), Damaskus (R. 
Hartmann). Die kürzeren Artikel über arabische 
Literatur sind meist von Brockelmann, die über 
türkische von Giese, die über Urdu von Blum- 
hardt bearbeitet. Zahlreiche Artikel über Ab- 
bassidengeschichte steuert Zettersteen, über die 
Omajjadenzeit Lammens bei; die mit dem Leben 
der Propheten zusammenhängenden hat Buhl, 
die über arabische Stämme Reckendorf über- 
nommen. Südarabisches wird von Schleifer und 
mittelalterliche Geschichte Syriens von Sobern- 
heim behandelt. Mit Recht legen die meisten 
Mitarbeiter grossen Wert auf ausführliche Lite- 
raturangaben, die bei dem Mangel an zusammen- 
fassenden Arbeiten auf vielen der in der Enzy- 
klopädie vertretenen Gebiete allein schon ein 
wertvolles Hilfsmittel darstellen. Allerlei Irr- 
tümer und Versehen werden in einer „Vorläu- 
figen Liste“ von Nachträgen und Berichtigungen 
verbessert; ein paar Beiträge zu der endgültigen 
Liste mögen hier Platz finden. 

S. 5a s. v. Abän b. Othman: dass nicht 
dieser, sondern Abän b. “Othman b. Jahjà der 
Verfasser des Kitab al magäzi war, ergibt Tusy, 
List of Shia books (ed. Sprenger) 7/8 und Jaqut, 
Dictionnary of learned men (ed. Margoliouth) 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 4. 


I 35/36. — S. 159 b unten: dass auf indischer 
Seite Afghanen gegen Muhammad b. Sam gekämpft 
haben sollen, berichtet, wie der Verfasser selber 
hervorhebt, nur Firista; dessen Zeugnis, von 
keiner zeitgenössischen Quelle unterstützt, kann 
nicht als vollwertig angenommen werden. — 
Daselbst Mitte (ebenso auch 158 b unten) lies 
„Geschichtsschreiber“ statt Zeitbuchschreiber“; 
auch sonst sind die aus dem Englischen über- 
setzten Artikel nicht frei von Fehlern, wie z. B. 
mehrfach das englische „practically“ im Sinne 
von „tatsächlich“ mit „praktisch“ wiedergegeben 
wird (176b unten, 724b unten). — S. 175b oben: 
Kandahar, das zum erstenmal 676 H. erwühnt 
sein soll, ist doch schon bei Baläduri, Muqad- 
dasi u. a. genannt; ein ähnlicher Irrtum findet 
sich in Ravertys Uebersetzung der Tabagäti 
Nasiri S. 339. — S. 221b unten s. v. Aibeg Kutb 
al-Din: dass der Kutb Minàr nach ihm seinen 
Namen hat, ist zum mindesten sehr zweifelhaft; 
die volkstümliche Benennung bezieht sich wahr- 
scheinlich auf den Heiligen Kutb al-Din Bakhti- 
jar Ka ki. — 267b oben ist von dem „vielleicht 
ursprünglich mit jüdischen Elementen vermisch- 
ten Märchen Häsib Karim al-Din* die Rede; 
diese jüdischen Elemente sind ganz unverkennbar 
s. ZDMG Bd. 55 S. 519 ff. Ibid. wäre für die 
persische Gestalt der Erzühlung von Saif al-Din 
und ihr Verhültnis zum arabischen Text auf 
Westasiatische Studien Bd. VI S. 52 ff. zu ver- 
weisen gewesen. Mit Unrecht wird S. 2694 
Mitte Mardrus französische Uebersetzung von 
1001 Nacht neben Burtons „als vollständigste 
und genaueste“ bezeichnet; sie wimmelt von 
Ungenauigkeiten. — S. 426 b Mitte: das Werk 
des Khatib al al Bagdadi ist nicht ,unvollstündig 
erhalten"; drei vollstándige Exemplare befinden 
sich in Konstantinopel, s. Westasiatische Studien 
Bd. X S. 61 ff. — S. 742 a oben (Bhopal) lies 


„Siddig Hasan Khàn*. — S. 8178 unten: 
Bukhàris Tarikh al-sagir ist 1325 in Allähahäd 
veröffentlicht worden. — 827 b s. v. Buräq: 


über den persischen Ursprung des Wortes s. 
Blochet in Revue de l'histoire des religions Bd. 
XL S. 203 ff. — S. 934a unten s. v. Deibul: 
154 und 934 sind Druckfehler für 15 H. und 
93 H. — S. 962 b oben: lies „Barā rasta‘. — 
S. 963 a oben: lies „Mullädji* für ,Mullàyi*. 
S. 995b Mitte: für Dhahabıs Tarikh wäre auf 
Westasiatische Studien Bd. X S. 9 ff. zu ver- 
weisen gewesen. — S. 997 b unten s. v. Dhär: 
über die dort besprochenen Inschriften vgl. Epi- 
graphie Indo Moslemica 1909/1910. — S. 999 b 
Mitte s. v. Dhimma: es hätte doch etwas über 
die Unechtheit des ,Vertrags Omars^ gesagt 
werden sollen, über die De Goeje, Mémoire sur 
la conquéte de la Syrie (2. ed.) S. 139 ff.) aus- 
führlich gehandelt hat. — S. 1002 b s. v. Dhü 


185 


Kär: man vermisst den Hinweis auf die wich- 
tigen Ausführungen von Nöldeke in der Tabari- 
übersetzung (S. 310 ff) sowie auf Rothstein, 
Lachmiden von Hira S. 120ff. — S. 1013a 
unten: Die Moschee führt den Namen „Kuwwat 
al Islam“, nicht „Kutb al Isläm“. 


Sprechsaal. 


Zu Lugal-an-da-nu-ku-mal. 
Von Wilh. Fórtsch. 


Zu der Notiz Lugal-an-da-(nu-ku-mal) OLZ 1913 
Nr. 7 Sp. 306 sind noch folgende Bemerkungen zu machen. 
Als erster hat Thureau-Dangin auf diese volle Namens- 
form des Lugal-an-da aufmerksam gemacht in Les in- 
scriptions de Sumer et d'Akkad, Paris 1905, S. 319 A. 8.: 
„Forme pleine du nom: Lugal-an-da-nu-SÜ-gà (cf. RTC, 
n? 33).^ Allotte de la Fuye hat darauf hingewiesen in 
dem Artikel „Les sceaux de Lougalanda, patósi de 
Lagash (Sirpourla), et de sa femme Barnamtarra“ in 
RA VI (1907) S. 105—125, wo er die drei Siegel dieses 
Patesi DP 11, DP 12 uud DP 13 bereits publizierte. 
DP 11, DP 12 und DP 13 sind vollstándig gleichlautend: 
!Lugal-an-da-nu-ku-mal *pa-te-si *Sir-bur-la-ki; DP 13 
ist einiges nicht erhalten: '[L]ugal-e&n-[da]-nu-[ku- mal] 
*p{a-te-si] . Allotte de la Fuye sagt 
RA VI 8. 116: „C'est là le nom complet d'un patési 
de Lagash qui sur les tablettes prend le plus souvent 
le nom abrégé de LUGAL-AN-DA“ und im Postskriptum 
S. 125 teilt er mit, dass der von Lichaëev publizierte 
beschriebene Siegelzylinder (siehe OLZ 1913 Nr. ? Sp. 
306 A. 4) ebenfalls denselben Wortlaut enthält. 

Nachtrag bei der Korrektur. Auch DP 200 
(Lieferungliste ans dem 1. Jahr des Lugal-an-da) enthält 
die volle Namensform: Obv. II* Lugal-an-da-nu-ku-mal 
Rev. III! pa-te-si ?Sir-bur-la-ki-ge. 


Etimmu und DYR. 
Von Anton Jirku (Kiel). 


In OLZ 1914 Nr. 3 weist F. Perles in einem Artikel: 
„Etimmu im Alten Testament und im Talmud“ zur Deutung 
des Jes. 19, 3 vorkommenden hebräischen Wortes q 
auf das babylonische Wort etimmu hin. 

Diese Deutung des hebräischen M durch das ba- 


bylonische Wort für ‚Totengeist‘: ,etimmu' habe ich schon 
in meinem vor zwei Jahren erschienenen und auch in 
OLZ von Löhr besprochenen Buche: „Die Dämonen und 
ihre Abwehr im Alten Testament, Leipzig, Deichert 1912“ 
S. 11f. vorgeschlagen. Um so mehr freut es mich, dass 
Perles, ohne meine Erklärung des Wortes CN zu 


kennen, diese durch das beigebrachte talmudische Material 
in neuer Weise stützt. 

Ob in dem na von Dt. 26, 14 das babylonische 
Wort etimmu steckt, wie Perles annimmt, halte ich für 
sehr fraglich, selbst wenn man mit LXX 5 statt 7 liest. 
Wir haben es hier doch mit einem gut hebräischen Texte 
zu tun, bei dem man nicht ohne weiteres den Ausfall 
eines x und eine aramäische Endung annehmen kann. 


Zu OLZ 1914, Sp. 133 f. 
Von W. Staerk. 


Ich bedaure es aufrichtig, dass W. Rothstein sich 
durch meine kurze Kritik seines metrisch-rhythmischen 
Systems gekränkt fühlt und gebe ihm gern die Ver- 
sicherung, dass ich weder die Gründlichkeit noch den 
respektablen Fleiss seiner Untersuchnngen habe an- 
zweifeln wollen. Das hat mir gänzlich fern gelegen. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 4. 


186 


Ich habe nur zum Ausdruck bringen wollen, dass Roth- 
steins Ergebnisse mit den vom überlieferten Text ge- 
botenen Tatsachen unvereinbar sind und sein müssen, 
weil sie auf einer petitio principii beruhen. Wenn Rothstein 
seine Theorie vom durchlaufenden Schema nur durch 
stürkste Eingriffe in den Text behaupten kann, bei 
denen fast ohne Ausnahme das subjektive aesthetische 
Empfinden entscheidend ist, dann liegt der Fehler offen- 
bar nicht in den Texten, sondern in der Theorie, die 
an sie herangebracht wird. Darum habe ich mit Recht vom 
Prokrustesbett einer selbst erfundenen Metrik gesprochen, 
und ich bleibe bei diesem Urteil trotz Rothsteins An- 
kündigung einer neuen Untersuchung über das Problem 
der hebräischen Metrik. 


Altertums-Berichte. 
Museen. 


Die königlichen Museen zu Berlin haben im Monat 
Januar 1914 folgende Erwerbungen gemacht: Anti- 
quarium: Zwei schwarzgefirnisste Tongefässe helleni- 
stischer Zeit mit aufgelegten Reliefs; aus einem Grabe 
im Westen Kretas. Zwei geschnittene altkretische Steine, 
der eine mit Stier, Löwe und Fisch, der andere mit 
einem Stiergaukler, aus dem Westen der Insel. — Münz- 
kabinett: Ein sehr schön erhaltener Libral-As von 
Luceria mit dem Hahn. Grosser Kupferbarren (dem 
antiken Doppelbeil ähnlich geformt), angeblich an der 
kilikischen Küste aus dem Meere gezogen; Gewicht 25, 670 kg. 
— Islamische Kunstabteilung: Teil eines Struck- 
frieses mit eingeschnittener Inschrift in blühendem Kufi, 
Persien, XII. Jahrhundert. Zwei Fragmente lüstrierter 
Fayencegefüsse (sog. Fostat-Keramik), Aegypten, fati- 
midisch. (Amtl. Ber. Kgl. Kunstsamml., März 1914.) W. 


Italien. 


In Syrakus ist Professor Orsi mit der Erforschung 
der nördlich vom Minervatempel gelegenen, heute drei 
Meter tief unter der Erde liegenden prähistorischen 
Sikulerstadt beschäftigt. Ueber dieser Sikulerstadt er- 
hob sich später die griechiche Ansiedlung, von der bereits 
eine Menge Votivsäulen, Elfenbeinfragmente usw. zutage 
traten. Am bedeutendsten ist die Freilegung einer 
Aedikula aus dem sechsten Jahrh. v. Ehr. Die Aedikula 
war mit prächtigen bemalten Terrakotten geschmückt, 
deren sehr viele erhalten sind, darunter ein noch in 
vollem Farbenschmelze leuchtender Medusenkopf. Gleich- 
falls erhalten ist ein das Gebäude umgebender Fries in 
roten jonischen Palmetten. 

Auf der salarischen Strasse bei Rom wurde 
eine sehr merkwürdige Kolossalfigur ausgegraben, nämlich 
die Darstellung eines kämpfenden Kriegers, dessen ver- 
wundetes Weib sich an das Knie des Mannes schmiegt. 
Stil und Inhalt nach ist es vermutlich ein Gegenstück 
zu der im römischen Thermenmuseum befindlichen be- 
rühmten Gruppe des Galliers, der sich über seiner ge- 
töteten Frau ersticht. W. 

(Berliner Tageblatt, 24. Februar 1914.) 


Aus gelehrten Gesellschaften. 


In der Sitzung der Berliner Akademie der 
Wissenschaften am 23. Januar 1914 legte Lüders 
eine Abhandlung von E. Herzfeld „Die Aufnahme des 
sasanidischen Denkmals von Paiküli“ vor, die in den Ab- 
handlungen des Jahres 1914 erscheinen wird. Es wird 
darin über zwei Reisen nach Paiküli und das unterwegs 
gesammelte archäolegische Material berichtet, Es wird 
gezeigt, dass das Denkmal aus der Zeit des Narseh (293 — 
303) stammt, und es wird mitgeteilt, was sich aus dem 
Monument selbst für die Wiederherstellung der zwei- 
sprachigen Inschrift ergibt. w 


In der Märzsitzung der Vorderasiatischen Ge- 


187 


sellschaft sprach Dr. Kohl über „Die Tempel von 
Baalbek“ (mit Lichtbildern). W. 
In der Februarsitzung der Gesellschaft für ver- 
gleichende Mythenforschung sprach Professor Dr. 
Ehrenreich über „Die Sonne im Mythos“. W. 


Mitteilungen. 

Von der Zentralstelle des Hamburgischen Kolonial- 
instituts ist auf Anregung von Professor Becker durch 
Vermittelung des kaiserlichen Konsulats in Beirut eine 
Sammlung vonZeitschriftenund Tageszeitungen 
in arabischer Sprache angekauft worden, die von 
dem Grafen Terrazzi in jahrelangem Bemühen zusammen- 
gebracht worden ist. Die Sammlung enthält von allen 
je ein Exemplar, urd umfasst im ganzen 691 Nummern. 
Vertreten sind sämtliche Arten von Zeitungen, politische, 
wissenschaftliche, ernste und heitere Unterhaltungs- 
lektüre, und besonders auch christliche Blätter. Ein 
ausführlicher Katalog soll später im „Islam“ veröffentlicht 
werden. 455 Nummern sind Tageszeitungen, 239 Nummern 
Zeitschriften. (Berl. Tageblatt, 24. Februar 1914). W. 


Personalien. 
F. Schwally (Giessen) hat einen Ruf als Ordinarius | 
für semitische Philologie nach Kónigsberg angenommen. 


Zeitschriftenschau. 
* = Besprechung; der Besprecher steht in (). 

Amtl. Ber. a. d. Kgl. Kunstsammlungen. 1914: 
XXXV. 6. Mürz. F. Sarre, Figürliche persische Stuck- 
plastik in der islamischen Kunstabteilung. — Plaumann, 
Ein antiker Liebeszauber aus Aegypten. W. 

Archiv für slavisohe Philosophie. 1913: 
XXXV 1/2. E. Hanisch, Das neugefundene altpolnische 
Ezdrasfragment. 

Bibelforskaren. 1912: 
1. K. V. Zetterstéen, Om det jümfórande studiet af de 
semitiska spräken, i äldre och nyare tid. — G. P. Wetter, 
Den historiska situationens betydelse für den profetiska 
förkunnelsen. 

Bollettino di Filologia Olassioa. 1913: 

XX. 4. *Dikaiomata-Auszüge aus alexandrinischen Ge- 
setzen und Verordnungen (C. O. Zuretti). — *Monceaux, 
Histoire littéraire de l'Afrique chrétienne IV (V. Ussani). 
6. *Kahrstedt, Geschichte der Karthager von 218—146 
(A. Ferrabino). 

1914: XX. 7. *Lesquier, Les Institutions militaires de 
l’Egypte sous les Lagides (A. Solari). 

Bulletin Sooléte Linguistique de Paris. 1913: 
XVIII, 2. (61). *A. Meillet, Altarmenisches Elementar- 
buch. *Fr. v. Kraelitz-Greifenhorst, Studien zum Ar- 
menisch-Türkischen (H. Adjarian). — *P. Carolidis, Be- 
merkungen zu den alten kleinasiatischen Sprachen und 
Mythen (A. Meillet). — *J. Barth, Die Pronominalbildung 
in den semitischen Sprachen (M. Cohen) — *C. Conti 
Rossini, La langue des Kemant en Abyssinie (M. Cohen). 
— M. Cohen, Le parler arabe des Juifs d'Alger; M. 
Cohen, Une mission linguistique en Abyssinie (1910—1911) 
(A. Meillet). — *H. Carbou, Méthode pratique pour l'étude 
de l'arabe parló en Ouaday et à l'Est du Tchad (A. 
Meillet). — *C. Meinhof, Die Sprachen der Hamiten (A. 
Meillet). — *F. W. H. Migeod, The languages of West 
Africa II (M. Delafosse). — *H. Carbou, La région du 
Tchad et du Ouadaï (M. Delafosse). 

Facklan. 1914: 

1. H. Selldén, Om 151 psalm. — F. Clark. Sardes, den 
begrafna staden. — Arkeologiskt (Jerikos Murar. Amo- 
ritiska namu i Gen. 14. Thais och Serapion. Expedition 
till Sinai Klostret. Egyptiska reliker). 

2. J. Urquhart, Profeten Elia. — Arkeologiskt (Jesu 
födelseär. Sergius Paulus. En Sumerisk verldshistoria. 
Sumerisk sabbat. Israel i Egypten). 


Orientalistische Literaturzeitang 1914 Nr. 4. 


188 


Göttingische gelehrte Anzeigen. 1914: 
I. M. Cohen, Le Parler arabe de Juifs d'Alger (N. 
Rhodokanakis). — *A. Steiner, Der Fiskus der Ptolemäer 
(A. Berger). 
2. *G. Kawerau und A. Rehm, Milet. Ergebnisse der 
Ausgrabungen (U. v. Wilamowitz-Moellendorf) — *J. 
Schäfers, Die ätbiopische Uebersetzung des Propheten 
Jeremias (A. Rahlfs). 

Hermes. 1914: 
1. U. Wilcken, Plinius’ Reisen in Bithynien und Pontus. 


Jahrbuch d. K. D. Archäol. Instituts. 1913: 

XXVIII. 8. Archäologischer Anzeiger. Archäologische 
Funde im Jahre 1912: in Griechenland und Kleinasien 
(G. Karo), in Russland (B. Pharmakowsky), in Aegypten 
(C. C. Edgar), in Nordafrika (A. Schulten), in Ungarn 
(G. von Finály), in Serbien (N. Valić), in Bulgarien (B. 
Filow), in Rumänien (V. Pärvan). 
4. K. Wulzinger, Byzantinische Substruktionsbauten Kon- 
stantinopels. — Archäologischer Anzeiger. Erwerbungs- 
berichte (Münchener Antikensammlung, Musée du Louvre, 
Britisb Museum, Ashmolean Museum). 


Literarische Rundschau. 1913: 
7. *Diehl, Manuel d'art byzantin (Sauer) — *Kalt, 
Samson (Zapletal) — *Lindemann, Florilegium hebraicum 
(Allgeier). — *Sanda, Die Bücher die Könige (Lippl). 
8. * A. Gercke u. E. Norden, Einleitung in die Alter- 
tums-Wissenschaft (Drerup). — *N. Schlögl, Die Bücher 
der Könige (Lippl). 
9. *C. Brockelmann, Syrische Grammatik, 3. Aufl. (All- 
geier). — *Döller, Das Buch Jona (Hoberg). — *Münz, 
Die Allegorie des Hohen Liedes (Dümmler). — *N. Schlógl, 
Die echte biblisch-hebräische Metrik (Allgeier). 
Literarisches Zentralblatt. 1913: 
39. *E. Reitemeyer, Die Städtegründungen der Araber 
im Islam (Brockelmann). — *G. Maspero, Geschichte der 
Kunst in Aegypten (G. Roeder). — *P. Baur, Centaurs 
in ancient art (H. Ostern). 
40. *H. Lammens, Fatima et les filles de Mahomet (M. K.). 
— *B. Poertner, Die ägyptischen Totenstelen (G. Roeder). 
— *H. Schaefer, Aegyptische Kunst (G. Roeder). 
41. *J. Döller, Das Buch Jona (E. König). — *J. Cohen, 
Wurzelforschungen zu den hebräischen Synonymen der 
Ruhe (E. König). — *A. Gleye, Kretische Studien I. Die 
westfinnische Inschrift auf dem Diskus von Phaestos 
(A. Bäckström). — F. Heinevetter, Würfel- und Buch- 
stabenorakel in Griechenland und Kleinasien (Fr. Pf.). 
42. *R. Weill, Les décrets royaux de l'ancien empire 
égyptien (G. Roeder). — *F. Poulsen, Der Orient und 
die frübgriechische Kunst (H. Ostern). 
43. *D. Cohen, De magistratibus Aegyptiis externas 
Lagidarum regni provincias administrantibus (H. Philipp). 
— P. Carolidis, Bemerkungen zu den alten kleinasiati- 
schen Sprachen und Mythen (Th. Kluge). — *F. Preisigke, 
Sammelbuch griechischer Urkunden aus Aegypten (A. 
Bäckström). 
44. *A. Moberg, Barhebraeus, Buch der Strahlen. Die 
grössere Qrammatik (Brockelmann). 
40. *Ch. Bruston, Les plus anciens cantiques chrétiens 
tradnits sur le texte syriaque (J. H.). — *J. Hehn, Die 
biblische und die babylonische Gottesidee (Beth). — Cl. 
Huart, Histoire des Arabes. Tome II (Brockelmann). — 
*W. Riepl, Das Nachrichtenwesen des Altertums (W. 
5 
46. E. H. Minns, Scythians and Greeks (E. v. Stern). 
— Micha bin Gorion, Die Sagen der Juden. Von der 
Urzeit (F. Strunz). 
47. * 0. Holtzmann, Middot. Von den Maßen des Tempels; 
*J. Meinhold, Joma. Der Versöhnungstag (Fiebig). — 
ZE SE Histoire littéraire de l'Afrique chrétienne 
C. W-n). 
o *A. Steiner, Der Fiskus der Ptolemäer (E. Weiss). 
— *Sami Bey Frascheri, Was war Albanien, was ist es, 


199 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 4. 


190 


was wird es werden? Aus dem Türkischen von À. 
Traxler; *A di San Giuliano, Briefe über Albanien (G. 
Weigand). — *M. Fischberg, Die Rassenmerkmale der 
Juden. — *J. J. Hess, Beduinennamen aus Zentralarabien 
(Th. Nöldeke). 
49. J. Lesquier, Les institutions militaires de l'Égypte 
sous les Lagides (H. Philipp). — *R. Cagnat, L'armée 
romaine d'Afrique et l’occupation militaire de l'Afrique 
(A. Stein). — *P. W. Bierbaum, Streifzüge im Kaukasus 
and in Hocharmenien (Th. Kluge). 
50. *G. Beermann und C. R. Gregory, Die Koridethi 
Evangelien © 038 (v. D.). — H. Böhlig, Die Geistes- 
kultur von Tarsos im Augusteischen Zeitalter (Fiebig). 
— O. Tafrali, Topographie de Thessalonique; O. Tafrali, 
Thessalonique au quatorzióme siécle (H. Philipp). — *P. 
Wiegler, Geschichte der Weltliteratur. 
61/52. *G. Stosch, Das Wesen der Inspiration auf Grund 
des alttestamentlichen Schrifttums (E. Herz). — *W.H. 
Roscher, Omphalos. Vorstellungen vom „Nebel der Erde“ 
(E. Drerup). 

Loghat el-Arab. 1914: l 
8. J. M. Patchahtchy, Le palais de Chosroés. — S. 
Dékhil, Les transactions dans la principauté de Ge oüd. 
— J. Louis, Birs Nemroud, Barsip in Borsippa. — 
K. Dodjeily, Le culte superstitieux des musulmans au 
canon Aboû-Khazzameh. — A. Réfiq, L'impôt étrange 
de l'Iraq, nommé Dhar ah. — N. Sayeghian, Quatre fa- 
milles de Bagdad, aujourd'hui éteintes. — Courrier litté- 
raire. — Questions et réponses. — Notes lexicographiques. 
— Bibliographie. — Chronique du mois. Bork. 


Nachr. d. K. Ges. d. Wiss. Göttingen. 1913: 
Philolog.-hist. Kl. Heft 2. W. Meyer, Ueber die rhyth- 
mischen Preces der mozarabischen Liturgie. — Th. Kluge, 
Materialien zu einer Lazischen Grammatik nach Auf- 
nahmen des Dialektes von Trapezunt. 

Neue Rundschau. 1914: 

März. B. Schröder, Die neuen Ausgrabungen in Tell 
el-Amarna. 

Nordisk Tidskrift for Filologi. 1913: 

8. *E. Norden, Agnostos Theos (H. Roeder). — *F. Baum- 
garten u. a., Die hellenistisch-römische Kultur (H. Roeder). 

Preussische Jahrbücher. 1911: 

Februar. Eissfeldt, Jahve und Baal. — Politische Korre- 
spondenz: Meinhold, Syrien. 

März. W. Soltau, Mythus oder literarische Erfindung in 
der Mieren römischen Geschichte. 


Repertorium für Kunstwissenschaft. 1913: 
N. F. 14/6. A. Birnbaum, Die Oktogone von Antiochia, 
Nazianz und Nyssa. 

Revue Oritique. 1913: 
46. A. Steiner, Der Fiskus der Ptolemäer; F. Magnus, 
Aegypten; *G. Kurth, Mizraim, Souvenirs d’Egypte; *M. 
Burchardt und M. Pieper, Handbuch der ägyptischen 
Königsnamen, 1. Heft (G. Maspero) — *Bulle, Sauer, 
Wiegand, Handbuch der Archäologie, 1. Lief. (A. de Ridder). 
47. *Golénischeff, Les Papyrus Hiératiques no. 1116, 
1116 A et 1116 B de l'Ermitage; O. v. Lemm, Bruch- 
stücke koptischer Mürtyrerakten; O. v. Lemm, Koptische 
Miszellen; O. v. Lemm, Die Thessalion-Legende bei den 
Kopten; F. v. Bissing, Die Kultur des alten Aegypten 
(G. Maspero). — H. Carbou, La région du Tchad et du 
Ouadaï; H. Carbou, Méthode pratique pour l'étude de 
l’arabe parlé au Ouaday et A l'est du Tchad (M. G. D.). 
48. R. Basset, La Banat Sc ad, poème de Ka'b ben 
Zohair; L. Caetani, Ibn Miskaway, The Tajarib el Umam 


M. G. DA 
n *R. Dussaud, Des monuments Palestiniens et Ju- 
daiques (J.-B. Ch.). 

Revue Oritique des Livres Nouveaux. 1913: 
VIIL 8. *A. Moret, Mystéres ógyptiens (S. Reinach). 
10. *G. Jéquier, Histoire de la Civilisation égyptienne 


(S. Reinach). 


Revue des Questions Historiques. 1914: 
XLVIII, 189. M. Besnier, Lexique de Géographie an- 
cienne (P. Allard). 

Rheinisches Museum. 1914: 

1. F. Philippi, Zur Peutingerschen Tafel. — H. Winne- 
feld, Zur Geschichte des syrischen Heliopolis. 

Rivista degli Studi Orientali. 1913: 

VL 2. O. Rescher, La ,Moallaqa^ de Antara avec le 
commentaire d’Ibn el-Anbäri. — B. Motzo, La sorte dei 
Giudei al tempo di Geremia. — C. Conti Rossini, Studi 
su popolazioni dell’ Etiopia. — G. Levi della Vida. Il ca- 
liffato di Ali secondo il Kitab al aëräf di al-Baläduri. — 
*P. Koschaker, Babylonisch-assyrisches Bürgschaftsrecht 
(B. Stakemeier). — *F. Hommel, Geschichte d. A. Morgen- 
landes; S. Landersdorfer, Die Bibel u. d. südarabische 
Altertumsforschung (B. Stakemeier). — *S. Funk, D. Ent- 
stehung d. Talmud; S. Funk, Talmudproben; S. Funk, 
D. Juden i. Babylonien (B. Stakemeier). — *H. de Ge- 
nouillac, Tablettes de Drehem; de Genouillac, La trou- 
vaille de Drehem; S. Langdon, Tablets from the archives 
of Drehem (E. Tisserant). — *G. Farina, Grammatica 
araba (I G.). — L. Delaporte, Epigraphes araméens 
(I. G.). — *H. Lammens, Fatima et les filles de Mahomet 
(G. L. della Vida). — Bollettino (Lingue e letterature 
semitiche). s Bork. 


Scottish Geographical Magazine. 1914: 
XXX. 1. *H. Ch. Lukach, The fringe of the East; A 
journey through past and present provinces of Turkey. 
— R. Hichens, The holy Land. 

Theologischer Jahresbericht. 1913: 

3. Abt. Das Alte Testament, bearb. von Westphal. 


Theologische Literaturgeitung. 1913: 
23. J. Marquart, Die schwarzen Syrer des Philostorgios. 
— *B. D. Eerdmans, Alttestamentliche Studien IV. Das 
Buch Leviticus (H. Holzinger). — *T. K. Cheyne, The 
Mines of Jsajah Re-explored (K. Marti). — *C. F. Seybold, 
Severus ibn al Muqaffa: Alexandrinische Patriarchen- 
geschichte von S. Marcus bis Michael I (H. Duensing). 
— *E. Hahn, Einführung in die biblichen Bücher, 2. Heft 
(Volz). — *W. Bacher, Die Agada des babylonischen 
Amoräer (H. L. Strack). 
24. *H. Grapow, Das 17. Kapitel des tischen Toten- 
buches (A. Wiedemann). — *H. Gunkel, Genesis, 3. Aufl. 
(A. Bertholet). — *G. Richter, Erläuterungen in dunkeln 
Stellen im Buche Hiob (Volz). — *W. Weyh, Die syrische 
Barbara-Legende (Anrich). — Mitteilungen: C. Schmidt, 
Apokalypse des Elias. Ph. Meyer, Neue griechisch-sahi- 
dische Evangelienfragmente. 
25. *Goblet d’Alviella, Croyances, Rites, Institutions; 
*Goblet d’Alviella, De l’assistance que se doivent mutuel- 
lement dans Vhiérologie la méthode historique et la 
méthode comparative (Titius). — *G. Quandt, De Baccho 
ab Alexandri aetate in Asia minore culto (P. Wendland). 
— *. Lehmann-Haupt, Israel; C. Lehmann-Haupt, Die 
Geschichte Judas und Israels im Rahmen der Welt- 
geschichte; C. Lehmann-Haupt, Der jüdische Kirchen- 
staat (G. Beer). — C. Steuernagel, Lehrbuch der Ein- 
leitung in das A. T. (W. Nowack). — A. Reich, Das 
Galiläa bei Jerusalem (J. Benzinger) — E Vacandard, 
Etudes de critique et d'histoire religieuse III Serie 
(Bousset) — J. Mesnage, L'Afrique chrétienne (H. v. 
Soden). 
26. *P. Volz, Der Geist Gottes und die verwandten 
Erscheinungen im A. T. (H. Gunkel) — J. Schäfers, Die 
äthiopische Uebersetzung des Propheten Jeremias (Duen- 
sing) — Corp. Ser. Christ. Or. Syri. Series II, Tomus 
LXVI: Theodorus Bar Kont, Liber Scholiorum, ed. Addai 
Scher (Diettrich). — *H. Junker, Koptische Poesie des 
10. Jahrh. (C. Schmidt). 

Wissenschaftl. Beilage zur Germania. 1914: 
8. Jannar. *A. Jeremias, Handbuch der altorientalischen 
Geisteskultur (H. H. Figulla). 


191 


- 


Zentralblatt der Bauverwaltung. 

F. Oelmann, Die Bauwerke von Boghaskói in 
Kleinasien. W. 

Zeitschrift f. vergleich. Sprachforschung. 1914: 

XLVI, 1/2. A.Fick, Aelteste griechische Stammverbände. 

— E. Lattes, Etr. fler® rce oppure fler 9rce o flerdrce? 


Zur Besprechung eingelaufen. 
* bereits weitergegeben. 


*Fr. Delitzsch: Sumerisches Glossar. Leipzig, J. C. 

Hinrichs, 1914. XXVII, 296 8. M. 30 —. 

Mitra. Monateschrift f. vergleichende Mythenforschung, 
hgg. v. W. Schultz. Wien u. Leipzig, Orion-Verlag. 
1914. I, 1. 

H.Grothe: Die asiatische Türkei u. d. deutschen Interessen 

(D. neue Orient 9). Halle, Gebauer-Schwetschke, 1913. 

62 S. 1 Karte. M. 1—. 

Vincent u. F. N. Abel: Jérusalem Recherches de 

topographie, d'archéologie et d'histoire. Jérusalem 

Nouvelle. Préface par M. de Vogüe. Paris, J. 

Gabalda, 1914. XX, 419 S. 43 Taf. 

de Garies Davies: Five Theban Tombs (Arch. Survey 

of Egypt. 21 Memoir). London, Egypt Exploration 

Fund, 1913. XII, 49 8. 43 Taf. 

. Dussaud: Introduction à l'histoire des religions. 

Paris, E. Leroux, 1914. VI, 292 8. Fr. 3,60. 

. Hölscher: Die Profeten. Untersuchungen zur Re- 

ligionsgeschichte Israels. Leipzig, J. C. Hinrichs, 

1914. VIII, 486 S. M. 9—. 

Ll. Griffith: The Nubian of the Christian Period. 

(Abh. d. K. Akad. d. Wiss. 1913, Phil.-hist. Kl. 8). 

Berlin, G. Reimer, 1913. 134 S., 3 Taf. 

A. Uppstróm: Miscellanea, herausgegeben v. W. Upp- 
ström. Upsala, Almquist u. Wiksell, 1914 (Schwedisch 
und deutsch). XVI, 22 S. M. ; 

*Universite St.-Joseph. Beyrouth. Mélanges de la Faculté 
Orientale. VI. Leipzig, O. Harrassowitz, 1913. 528, 
XVI S. M. 17,60. 

*E. Baraize: Plan des nécropoles thébaines. Lf. 1, 2, 3, 4. 
Caire, General Printing Office, 1904, 1906, 1907, 
1913. Fr. 7; 5; 7; 6; 50 —. 

A. Reinach: La civilisation méroitique (Extr. L'Anthro- 
pologie 1913). 

*A. Reinach: Egyptologie et Histoire des Religions (Extr. 
Revue de Synthése Historique. 1913). 

*P. V. Neugebauer: Tafeln f. Sonne, Planeten u. Mond 
nebst Tafeln d. Mondphasen f. d. Zeit v. 4000 v. 
Chr. bis 300 n. Chr. Leipzig, J. C. Hinriche, 1914. 
XXX, 117 8. M. 7 —. 

*Rivista degli Studi Orientali. VI, 2. 

Proceedings of the Society of Biblical Archaeology. 
1914, XXXVI, 2, 3 


*H. 


N. 


F. 


M. Butterwieser: The prophets of Israel. New Tork, 
Macmillan, 1914. XXII, 347. $ 2 —. 

„A. Reinach: Catalogue des antiquités égyptiennes re- 
cueillies dans les fouilles de Koptos. Chälons-sur- 
Saône, 1913. 132 8. . 

*Meyers Reisebücher: Aegypten u. Sudan. 6. Aufl. Leip- 
zig, Bibliogr. Institut, 1914. XIV, 458 8. M. 12—. 

*M. Horten: Einführung in die hóhere Geisteskultur des 
Islam. Bonn, Fr. Cohen, 1914. XV,1128. M. 2,40. 

*Annual Report of the Board of Regents to the Smith- 
sonien Institution 1912. Washington, Government 
Printing Office, 1913. 780 8. 

Fr. W. v. Bissing: Vom Wadi Es S aba Rigale bis Gebel 
Silsile, mit Beträgen v. H. Kees (Bitzungsber. Bayer. 
Akad. d. Wiss. Phil.-hist. Kl. 1913, 10). München, 
1913. 20 8. 3 Taf. 5 Beiblütter. M. 1.20. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 4. 


192 


R. Mecklein: Die finnisch-ugrischen, u. turko-tatarischen 
und mongolischen Elemente im Russischen. ]. Die 
finnisch-ugr. Elemente im Russischen. 73 S. M. 

*P. Marestaing: Les écritures égyptiennes et l'antiquité 
classique. Paris, P. Geuthner, 1913. 147 8. Fr. 7,60. 

*G. Legrain: Louqsor sans les Pharaons. 
chansons de la Haute Egypte. Bruxelles—Paris, 
Vromant u. Co., 1914. 224 S. ; 

M. Rack]: Die Christologie des hl. Ignatius v. Antiochien. 
Die Echtheit der 7 ignatian. Briefe verteidigt gegen 
D. Völter. Freiburg, Herder, 1914. 4188. M. 8—. 

*E. Littmann: Die amharischen Kaiserlieder. Strassburg, 
J. H. Ed. Heitz, 1914. 36 S. M. 1,90. 

*Loghat el-Arab. 1914. VIII, IX. 

E. Dinkelacker: Wörterbuch d. Duala-Sprache (Abhand. 
d. Hamburger Kolonialinstituts m Hamburg, 
L. Friedrichsen u. Co, 1914. VI, 215 S. M. b —. 

M. Asín Palacios: El original árabe de „la disputo del 
asno contra Fr. Anselmo Turmeda". Madrid, 1914 

e Estudios de filología románica). 55 8. 

H. M. Wiener: Studies in the Septuagintal Texts of Le- 
viticus (S.-A. a. Bibliotheca Sacra). 

*Sphinx. 1914 XVIII, 1. 

*Elieser ben Jehuda: Thesaurus totius hebraitatis Bd. IV, 
8, 9, 10, V, 1, 2, 8. 

*Al-Machriq 1914. XVII, 3. 

F. Hrozny: Das Getreide im alten Babylonian. M. einem 
botanischen Beitrage v. F. v. Frimmel: Ueber einige 
antike Samen a. d. Orient. (Sitzungsber. K. Akad. 
d. Wiss. Wien, philos.-hist. Kl. 173, 1). 
Holder, 1914. 216 S. 2 Taf. 

F. Preisigke u. W. Spiegelberg: Die Prinz Joachim Ostraka. 
Griechische u. demotische Beisetzungsurkunden f. 
Ibis- u. Falkenmumien aus Ombos (Schriften d. 
Wissenschaftl. Ges. in Strassburg 19). Strassburg, 

| K. J. Trübner, 1914. III. 69 S. 4 Taf. M. 6,40. 

E. Banse: Das Orientbuch. D. alte u. d. neue Orient. 
Strassburg-Leipzig, J. Singer, 1914. 466 S. 20 Taf. 
7 Karten, 154 Abb. M. 10 —. 

D. Hoffmann: Das Buch Deuteronomium übersetzt u. 
erklärt. Berlin, Poppelauer, 1913. VIII, 402 S. M. 7.—. 

*E. Obst: Der Feldzug des Xerxes (Klio, Beiheft XII). 
Leipzig, Dieterich, 1913. VII, 224 8. M. 10 —. 


Verlag der J. C. Hinrichs sehen Buchkandiung in Leipzig. 


Soeben erschienen: 


Inschriften, Regyptische, aus den Kgl. Mu- 
seen zu Berlin. Hrsg. von der Generalver- 
waltung. VI. Heft. [II. Band, Heft 2.) 
Inschriften des Neuen Reichs: Stelen, 
Reliefs, Särge u. Kleinfunde bearbeitet von 
Günther Roeder. (S. 185—280 in Auto- 
graphie.) 30,5 x 20,5 cm. M. 11 — 

Prášek, Justin V.: Dareios l. (36 S.) 8°. 
(Der Alte Orient, 14. Jahrg., Heft 4) M. — 60 

Orient, Der Alte. Gemeinverständliche Dar- 
stellungen herausgeg. von der Vorderasi- 
atischen Gesellschaft. (E. V.) XIV. Jahrg. 


(4 Hefte) 8°. M. 2 —; geb. M. 3 — 


. Inhalt: 1. Wiedemann, Der Tierkult der alten 
Agypter. — 2. Prášek, Kambyses. — 3. Winckler, 
Nach Boghasköil — 4. Prášek, Dareios I. 


Mit je einer Beilage von C. F. Amelangs Verlag in Leipzig und Alfred Töpelmann in Giessen. 


Verlag u. edition: J. C. Hinricbs'sehe Buchhandlung, Leipzig, 
WOES Verantwortlicher Herausgeber: 


Blumengasse 3. — Druck von Max Sehmersow, Kirchhain N-L. 


F. B, Pelser Königsberg 1. Pr., Goltp-Allee 11. 


Légendes et. 


d a d 


Wien. A. 


Drientalistische Literaturzeitung 


* 8 


Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient 


und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers 
Herausgegeben von Professor Dr. Y. E. Deiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11 
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung, Leipzig 


17, Jahrgang Nr. 5 


Inhalt. 
Abhandlungen u. Netizen Sp. 193—210 


Erbt, W.: Bemerkungen zu E. 
‘ Btuckens Buche über den Ursprung 
des Alphabets. . . 203 


z- Hrozný, F.: Zur Bierbrauerei der 


alten Babylonier . 
Müller, W. M.: Die Stadt Lachisch 
in Hieroglyphen 202 
Weissbach, F. H.: Zu den Maßen 


Blumengasse 2. 


Manuskripte und Korrekturen nach Königsberg. — Drucksachen nach Leipzig. 


Jährlich 13 Nrn. — Halbjahrspreis 6 Mk. 


Dussaud, H.: Les monuments pa- 
lestiniens et judaïques, v. 
E. Brandenburg . 223 

Halévy, J.: Précis d'alloeraohio assyro- 
babylonienne, bespr. v. M. Witzel 

223 

Kahle, P.: Masoreten des Ostens, 
bespr. v. H. Grimme. . . 217 

Lepsius, R.: Denkmäler aus Aegypten 
u. Aetbiopien Bd. V u. Ergänzungs- 


Mai 1914 


Palästinsjahrbuch Jahrgang 8, baer 
v. J. Herrmann . 216 
Stucken, E.: Der Ursprung des Alpha- 
bets u. die 3 Der 
v. W. Schultz . . 210 
Sprechsaal. . . . . Sp p. 232—233 
Clay, A. T.: ZuOLZ19148Sp.110f. 232 
Ungnad, A.: Zum Petersburger Brief 
232 


Hammurapis 
Perles, F.: 


Noch einmal etimmu im 


den Tempels Esagila und des baby- band, Lief. 4, SpE: v. À. us LA AT und im Talmud 233 

lonischen Turmes V Altertumsberichte . . 233 

Neugebauer, P. V.: Tafeln f. Sonne, | Aus gelehrten Gesellschaften 233 

Besprechungen. . . . Sp. 210-232 | Planeten u. Moni nebst Tafeln der | Mittellungen . . . . 235 
Clay, A. T.: Business documents of | Mondphasen f. d. Zeit v. 4000 v. | Persenallen . . . . . . . 

Murashu Sons Le Nippur, bespr. Chr. bis 3000 n. Ces dE v. E. | Zeltschriftenschau . . nn 

ier 227 F. Weidner . 216 | Zur Besprechung eingelaufen 240 


Zu den Maßen des Tempels Esagila und 
des babylonischen Turmes. 


Von F. H. Weissbach. 


Die Wiederauffindung der seit dem Tode 
George Smiths (f 1876) verschollenen Ton- 
tafel mit der Beschreibung des Haupttempels 
von Babylon und seines Stufenturmes ist eines 
der bemerkenswertesten Ereignisse in der Ge- 
schichte der Assyriologie. Dem unermiidlichen 
Fleisse Scheils verdanken wir die erste Aus- 
gabe dieses hochwichtigen Textes, auch die erste 

nskription und vollständige Uebersetzung. 
Die beiden Lichtdrucktafeln, die seiner Ver- 
öffentlichung (Mémoires de l'Académie des In- 
scriptions T. 39 pp. 289 ss. Paris 1913) beige- 
geben sind, ersetzen nahezu das Original und 
ermöglichen jedem Fachgenossen, an der wei- 
teren Erforschung des genannten Dokumentes 
teilzunehmen. Denn darüber darf man sich keiner 
Täuschung hingeben: Obwohl Smith mit glän- 
zendem Scharfsinn die Erklärung des Textes 
angebahnt, Scheil sie jetzt mächtig gefördert 
hat, sind wir noch weit davon entfernt, ihn 
völlig zu verstehen, und es wird noch mancher 
gemeinsamen Arbeit bedürfen, um alle Rätsel 
aufzulösen, die er uns bietet. In folgendem sei 
es mir gestattet, einige Ergebnisse mitzuteilen, 
die sich mir beim Studium des Textes aufdrängten. 

198 


1. Die in den verschiedenen Abschnitten des 
Textes verwendeten Maße sind nicht dieselben. 
In den ersten 3 §§ werden drei Längeneinheiten 
angewendet, die im Verhältnis 3600:60:1 
stehen, und die ich kurz mit ’, und“ be- 
zeichnen will. Die Namen dieser Längenein- 
heiten werden nicht genannt!, aber aus der 
Flächenberechnung des $ 2 ergibt sich, welche 
Längeneinheiten gemeint sind. „Der Hof* der 
Ištar und des Zamama“ ist ein Rechteck von 47; 


Sar Flächeninhalt; seine Seiten sind 10/33” 20% 
und 4'30” lang. Nun sind 33“ 20“ = 331" 
199" oder 2% = 199' = . Die Länge ist also 
105’ = %’. Die Breite ist 4/30” = 44’ = 3’. 
Die Multiplikation $5.3 ergibt = 471. Die 
grosse Längeneinheit’ ist also das lineare Maß, 
dem das Sar als Flächeneinheit entspricht: 
das Gar.3 


1 Vielleicht enthielt der jetzt verstümmelte Schluss 
der l. Zeile eine Andeutung darüber. 

* Anstatt dul ist in dem Texte überall kisallu zu 
lesen. Beide Zeichen sehen einander in der neubaby- 
lonischen Schrift sehr ähnlich und werden gelegentlich 
verwechselt. Vgl. Meissner, Seltene assyrische Ideo- 
gramme 3783. 

3 Dass das Sar das Quadrat des Gar ist, hatte 
Thureau-Dangin bereits 1897 (Revue d'assyriologie 
Vol. 4 p 19) vermutet. Die erste Bestätigung brachte 
mir on SCH Mus. 94—10—-16, 2 (Cun. Texts Part I) 
Kol. I ZZ. 7 


— 
— 


194 


196 


Nun erhebt sich die Frage: Welches Gar 
ist hier gemeint? In neuassyrischer und neu- 
babylonischer Zeit enthielt I Gar 14 Ellen 
(U=ammatu), die Elle 24 Zoll (Su. Si = ubanu), 
während das altbabylonische Gar nur 12 Ellen 
zu je 30 Zoll hatte. Die Tontafel ist im J. 
229 v. Chr. geschrieben, aber mach einer Vor- 
lage, deren Alter sich gegenwärtig nicht beur- 
teilen lässt. Da jedoch das Gar unseres Textes 
streng sexagesimal geteilt ist, halte ich es für 
wahrscheinlich, dass das 12-ellige Längen- 
maß vorliegt. Dessen Sechzigstel würde dann 
eine Fünftel-Elle = 6 Zoll sein, davon wieder 
das Sechzigstel = 7% Zoll. 

Wir können nicht wissen, ob diese nach un- 
serer Auffassung einfachste Annahme auch die 
richtige ist. Denn die Gedankengänge der Baby- 
lonier sind oft seltsam und für uns nicht leicht 
zu verfolgen. Dafür ein Beispiel: Nachdem der 
babylonische Mathematiker in Z. 9 die Multi- 
plikation 10033“ 20“ . 4'80" = 474 (von ihm ge- 
schrieben 47 30) richtig ausgeführt hat, sollte 
man erwarten, dass er die 474 Quadrat-Gar 
einfach — 474 Sar setzen werde. Statt dessen 
macht er noch einen wunderlichen Umweg, mul- 
tipliziert 474 (geschrieben 47 30) mit 18 (bzw. 
1$ = 0,3), erhält richtig 14,25 (von ihm ge- 
schrieben 14-15 = 141$), gleicht diesen Betrag 
mit sich selbst (14 15 ki-; 14 1[5]) und fährt 
dann in Z. 10 fort: nu-zu-& 40 sar 7} sar $e-zir 
i-na 1 Ú rabi-tum min-da-a-ti! kisalli [Tur?] 
„Flächeninhalt 473 Sar Saatgut auf 1 grossen 
Elle. Maße des [kleinen?] Hofes“. Der Ver- 
fasser versucht also, die Oberfläche dieses Hofes, 
den wir uns als gepflastert und ev. mit Gebäuden 
bestanden zu denken haben, in Saatmaß umzu- 
rechnen, vergisst aber, den Betrag des Saatgutes 
und das zugrunde liegende Verhältnis zwischen 
Hohlmaß und grosser Elle mitzuteilen. 

2. Von dem grösseren Hofe (kisallu siru) 
der Tempelanage Esagila handelt $ 1. Die Länge 
dieses Hofes ist 11/33” 20’” = 11$ Gar = 194 Gar, 
seine Breite 9 Gar, sein Flächeninhalt demnach 
(194.9 =) 104 Sar. Der Babylonier rechnet 
aber nur 1024 heraus, das er auf ähnlichem 
Umweg wie bei dem Produkt in $ 2 mit 
Gan 24 Sar oder 1023 Sar gleicht. Hier sind 
zunächst zwei Möglichkeiten: Entweder war 
dieser Hof kein Rechteck, sondern ein schief- 
winkeliges Parallelo m, dessen Flächeninhalt 
kleiner sein musste ale das Produkt seiner Seiten- 
längen, oder der babylonische Rechenkünstler 
hat sich um 14 Sar verrechnet. Letzteres ist 
deshalb anzunehmen, weil die Multiplikation im 

! So lese ich überall statt sal-éd-a-ti. Zum Silben- 
wert min vgl. meine Keilinschriften der Achämeniden 


S. XLVII (Lpz. 1911). Die ideographische Schreibung 
für min- da- a- ti ist Aka. Mei. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 5.. 


196 


Texte ganz richtig angesetzt ist, nämlich 11 33 20 
a-du („mal“) 9; der Unfall ereignete sich dann 
bei der Ausrechnung. Die z. T. verstümmelten 
Angaben der ersten vier Zeilen sind unklar, 
insbesondere auch die Beziehungen, die zwischen 
dem Gebäude Ub-Su-uggin-na und dem zweimal 
genannten Flächenbetrag 23 Sar bestehen. Wollte 
man diese 24 Sar von den 104 Sar abziehen, 
so blieben nur 1014 Sar, aber nicht 1024 Sar, 
wie der Text angibt. 


3. In $ 3 werden die Flächeninhalte der 
beiden Höfe (Kisal.[Me3] ki-lal-la-an) addiert, 
und zwar mit einem neuen Irrtum. Anstatt 
150 Sar, wie sich aus 1023 + 474 ergeben würde, 
schreibt der Babylonier »— Gan 10 Sar, d. h. 
110 Sar. Dieses Versehen erklärt sich wohl 
am einfachsten als Schreibfehler. Das baby- 
lonische Zeichen für Sar beginnt mit vier Winkel- 
haken, und die vorher fehlende 40 müsste eben- 
falls mit vier Winkelhaken geschrieben sein. 
Es liegt also eine Haplographie vor. Will man 
aber den wirklichen Flächeninhalt der beiden 
Höfe zusammengenommen ermitteln, so darf man 
auch den Rechenfehler in $ 1 nicht ausser Acht 
lassen. (104 + 473) Sar ergibt 151; Sar. Eine 
Umrechnung in unser modernes Maß kann, so- 
lange wir über die Länge des dem Texte zu- 
grunde liegenden Gar nicht genau unterrichtet 
sind, nur auf eine angenäherte Schätzung hinaus- 
kommen. Nimmt man das Gar zu 12 Ellen, 
die Elle zu rund 4 Meter an, so würde das 
Gar = 144 Quadratellen = ca. 36 Quadratmeter 
sein. 151,5 - 36 ergibt 5454 Quadratmeter oder 
etwas mehr als 4 Hektar. 


4. In den $$ 6 und 7 sind die Maße einer 
Anzahl von Göttergemächern (pa-pa-ha-a-ni) an- 
gegeben. Die zugrunde liegende Längeneinheit 
ist die Elle, wie bei der Beschreibung des gött- 
lichen Ruhebetts von neun Ellen Länge und vier 
Ellen Breite (Z. 34) ausdrücklich gesagt wird. 


5. $ 8 bringt die Maße der zikkurrat. Diese 
bestand aus sechs ungeheuren massiven Stufen 
von quadratischem Grundriss, die sich nach oben 
zu verjüngten. Auf der 6. Stufe erhob sich, 
gewissermassen als 7. Stockwerk, der eigentliche 
Tempel, der die zikkurrat krónte. Unser Text 
lässt seltsamer Weise das 6. Stockwerk bei der 
Beschreibung weg; da er aber die einzelnen 
Stockwerke zählt und vom 5. gleich zum 7. 
springt, so ist es klar, dass diese Auslassung 
auf einen Versehen des Schreibers beruhen muss. 
Das Gesetz, nach dem die horizontalen Maße 
der Stufen IIT, IV und V abnehmen, hat schon 
Smith erkannt und danach die Gróssenzahlen 
der Stufe VI richtig ergänzt. Die mittleren 
Stufen werden als rik-bi bezeichnet. Das Wort 
ist einmal phonetisch und dreimal ideographisch 


197 


Meissner 1216) geschrieben; es bedeutet viel- 
eicht „Rampe“. Die Maße selbst sind: 


Stufe Länge u. Breite in Gar Höhe in Gar 
I 15 57 
II 13 3 
III 10 1 
IV 84 1 
V 7 1 
[VI 1] 


54 

Das Gebäude auf der Plattform hatte nicht 
quadratischen, sondern rechteckigen Grundriss; 
es war 4 Gar lang, 34 Gar breit und 24 Gar hoch. 
Die Gesamthöhe des Stufenturmes betrug also 
vom Grunde der untersten Stufe bis zam Dache des 
Tempels (54 +3+1+1+1-+1-+24=)15Gear, 
d. h. genau soviel wie die Länge und Breite der 
untersten Stufe.! Er bedeckte einen Flächenraum 
von 15? Quadrat-Gar oder 225 Sar, d. h. fast 
genau das Anderthalbfache der beiden grossen 
Höfe, mit deren Ausmessung sich die ersten 3 88 
des Textes befasst hatten, zusammengenommen. 

6. Die unterste Stufe des Tempelturmes 
ruhte auf einer Basis (kigallu), deren Maße in 
den §§ 4 und 5 behandelt werden. Wegen der 
mehrfachen Beschädigungen des § 5 beschränke 
ich mich auf die erste Vermessung. Obwohl 
auch hier die Zeilenenden verstümmelt sind, und 
manche Angabe einstweilen dunkel bleibt, lässt 
sich doch soviel erkennen, dass die Basis von 
Etemenanki ein Quadrat bildete, dessen Seiten- 


länge ku.ku.ku ina 1U suk-lum „3 ku der suklum- 
Elle“ betrug, während der Flächeninhalt als 
3 Pi 3e-sir i-na 1 Ú ra[bi-tum] „3 Pi Saatgut 
auf 1 grossen Elle“ angegeben wird. Dass ku 
ein Ideogramm für 60 ist, hat Zehnpfund 
(Beitr. z. Assyr. Bd. 1 S. 517. 1890) erkannt, 


und dass suklum (oder U suklum) und ammatu 
(„Elle“) „nicht wesentlich verschieden“ sind, 
haben Meissner & Rost (Bauinschriften San- 
heribs S. 22 unten. Leipzig 1893) ausgesprochen. 
Nehmen wir diese beiden Gleichungen zunächst 
als richtig an, so würde sich als Seitenlänge 
des kigallu ergeben 180 babylonische Ellen 
oder, wenn 12 Ellen ein Gar bilden, 15 Gar. 
Die Maße der Basis würden demnach genau 
denen der untersten Stufe entsprechen, die auf 
ihr ruhte. Das wäre ja nun keineswegs auf- 
fällig; wohl aber befremdet es, dass der Baby- 
lonier eine und dieselbe Länge auf zwei ganz 
verschiedene Arten zum Ausdruck gebracht 
haben, und dass Ü und Ü suklum eine und die- 
selbe Maßeinheit bedeuten soll. Es ist eine 
alte gute Regel, dass zwei verschiedene Namen 
&uch zwei verschiedene Dinge bezeichnen — 
donec probatur contrarium. Versuchen wir also 


! Vgl. meine Bchrift Das Stadtbild von Babylon (Der 
Alte Orient Bd. 5 H. 4) 88. 22 ff. Lpz. 1904. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 5. 


198 


erst noch auf anderem Wege, den wahren Sach- 
verhalt zu ermitteln. Thureau-Dangin hat 
1909 (Journal asiat. X. Série T. 13 p. 86) darauf 
hingewiesen, dass das altbabylonische Zeichen 
Nr. 469 seiner Liste, das später mit dem neu- 
bab. ku zusammengefallen ist, in den von de 
Genouillac veröffentlichten Texten (Tablettes 
sumériennes archaïques. Paris 1909) Nrr. 23 und 
24 das Ideogramm für a3lu sein müsse. Seit 
1906 (Hilprecht, Math., metrol. & chronol. 
Tablets Nr. 30; vgl. Berliner Phil. Wochenschr. 
1908 S. 1215) wissen wir, dass das aslu = 2 
gubban, das gubban aber = 5 Gar, das aslu 
also = 10 Gar ist. Dann wäre 1 ku = 10 Gar 
und 3 kw = 30 Gar, d. h. die Basis von Ete- 
menanki wäre genau doppelt so lang und breit 
als die unterste Stufe und hätte einen viermal 
so grossen Flächenraum als diese bedeckt. Die 
suklum-Elle würde dann die Doppelelle sein. 
Aus bautechnischen Gründen ist mir dies un- 
wahrscheinlich: Welche Absicht sollen die Er- 
bauer des Stufenturmes mit einer solchen zweck- 
losen Verschwendung desZiegelmaterials verfolgt 
haben? Denn wenn das kigallu wirklich unter 
der untersten Stufe des Turmes hervortrat, so 
müsste man es sich als eine Art gepflasterter 
Terrasse vorstellen. War es aber genau so lang 
und breit wie die aufsitzende unterste Stufe, so 
bedeutet es nichts weiter als die Sohle derGrund- 
grube, die das Mauerwerk aufzunehmen hatte. 

Der Ausdruck „3 Pi Saatgut auf 1 grossen 
Elle“, womit der Flächeninhalt der Basis aus- 
gedrückt werden soll, weicht, soviel ich sehe, 
von allen anderen Wendungen ähnlicher Art 
ab. Der Schreiber unseres Textes gibt an- 
scheinend das Verhältnis des Saatgutes zur 
Flächenmaßeinheit an, nicht aber die absolute 
Menge des Saatgutes, die im vorliegenden 
Falle, d. h. für ein Feldgrundstück von der 
Grösse des kigallu, nötig. wäre. Der Zusatz 
„auf 1 grosse Elle“ ist hier ebensowenig ver- 
ständlich, wie am Schlusse von § 1 und § 2, 
wo aber die absoluten Grössen, in wirklichem 
Flächenmaß ausgedrückt (1024 Sar und 474 Sar), 
vorhergehen. Darf man hieraus schliessen, dass 
die 3 Pi an dieser Stelle ebenfalls die absolute 
Grösse der Bodenfläche bezeichnen sollen? 

An sich sind die Mengen Saatgut, die für ver- 
schiedene Feldparzellen von einer bestimmten 
Grösse erforderlich sind, nicht notwendig die- 
selben. Die Qualität des Bodens wird dabei 
von entscheidendem Einfluss gewesen sein. Tat- 
sächlich werden in alten Urkunden ganz ver- 
schiedene Verhältnisse zwischen Saatgut und 
Flächeneinheit genannt, die zwischen 164 ka 
und 56$ ka auf »— Gan (= 100 Sar) variieren 
(vgl. Thureau-Dangin Revue d’assyr. Vol. 4 
p. 18). Der Text Nr. 92 bei Myhrman (Su- 


199 


merian administrative Documents. Philad. 1910) 
ist deshalb interessant, weil er die Verhältnisse 
zwischen Aussaat und Bodenfläche in Gin (= 
#5 ka) und Gar angibt, nämlich 84 Gin auf 1 
Gar und 9 Gin auf 1 Gar (natürlich sind damit 
Quadrat-Gar, also Sar gemeint) oder 144 ka 
und 15 ka auf 100 Sar. Später einigte man 
sich auf einen Durchschnittswert, indem man 
auf »— Gan einfach 4 Pi = 30 ka Saatgut 
rechnete und »— Gan, d. h. ein Quadrat von 
10 Gar oder 120 Ellen Länge und Breite als 
„grosse Elle^ bezeichnete (vgl. Thureau- 
Dangin Revue d’ass. Vol. 3 p. 146). Während 
aber noch der ältere Marduk-aplu-iddin seine 
Belehnungsurkunde mit den Worten beginnt: 
184 Gan Grundstücke, auf »— Gan als grosse 
Elle 4 Pi Saatgut gerechnet, fand man es spüter 
bequemer, den Betrag des Flächenmaßes nach 
dem festen Verhältnis »— Gan = 4 Pi in Saat- 
maß umzusetzen. So spricht z. B. Marduk-nadin- 
abe (King, Babylonian Boundary-stones p. 43) 
von einem Lehngut, dessen Grósse 20 Gur Saat, 
auf »— (Gan als grosse Elle Pi Saat gerechnet, 
war. In Flächenmaß ausgedrückt müsste dies 
20-5-2-100 Sar = 20000 Sar oder 11 Gan 
200 Sar sein. 

In noch jüngerer Zeit begnügte man sich 
oft damit, die Grósse von Feldgrundstücken 
ohne weiteren Zusatz in Saatmaß anzugeben, 
indem man das zwischen SaatmaB und Fláchen- 
einheit angenommene Verhältnis stillschweigend 
voraussetzte. Ein Ausdruck wie 1 Pi Saatfeld 
steht also sprachlich genau auf derselben Stufe 
wie der deutsche 1 Scheffel Feld. Ein Garten, 
den König Sinaherib oberhalb Ninevehs anlegen 
liess, wird einfach auf 3 Pi bemessen (Meissner 
& Rost a. a. O. SS. 14 f), entsprach also wohl 
an Grösse dem kigallu des babylonischen Turmes. 
Inzwischen waren aber die Längen-, Flächen- 
und Hohlmaße, mindestens teilweise, geändert 
worden. DasGar umfasste nichtmehr12, sondern 
14 Ellen, die Elle nicht mehr 30, sondern 24 
Zol. Ein Gur wurde allerdings nach wie vor 
zu 5 Pi gerechnet, aber das Pi enthielt nicht 
mehr 60, sondern 36 ka, das ka nicht mehr 60 
Gin, sondern 10 Sa. Hi. A. Hand in Hand mit 
diesen Aenderungen der Scalen sind wohl auch 
Wandlungen in der Grösse der Maßeinheiten 
gegangen. Wir wissen nicht, ob z. B. das Gar 
verkürzt oder verlängert wurde, ob das neue 
Gur dem alten Gur an Inhalt gleichkam usw. 
Unter diesen Umständen ist es notwendig, zu 

rüfen, wie sich in der späteren Zeit das von 
den Assyrern und den Babyloniern angenommene 
feste Verhältnis zwischen Saatmaß und Flächen- 
maß gestaltet hat. Hierzu bietet sich eine Ur- 
kunde aus dem 5. Jahr Nabu-na’id’s. 

In dem Texte Str. Nbn. 203 (bearbeitet von 


Orientalistische Literaturseitung 1914 Nr. 5. 


Peiser Keilinschr. Bibl. Bd. 4 SS. 222 ff.) 
werden zwei viereckige Grundstücke beschrieben, 
von denen das zweite deshalb besonders bequem 
zu betrachten ist, weil seine beiden Langseiten 
gleich sind, námlich 50 Ellen. Die Schmalseiten 
werden auf 26, bzw. 27 Ellen, der Flächen- 
inhalt auf 4 ka 4 Sa.Hi.A bemessen. Der 
grösste Flächeninhalt, den ein Viereck erhalten 
kann, ergibt sich nun unter der Voraussetzung, 
dass die Figur ein Sehnenviereck, in diesem 
Falle ein gleichschenkliges Trapez ist. Berechnet 
man unter dieser Voraussetzung den Flächen- 
inhalt aus den Seiten (60, 26, 50 und 27 Ellen), 
so ergeben sich 1324,9 Quadratellen. Teilt man 
dies durch 44, so ist der Quotient 30,1 Quadrat- 
elle. Dies wäre also das Maximum des Flächen- 
maßes, dem 1 Sa.Hi.A Saatgut entsprechen 
konnte. Hatte aber die Feldparzelle nicht genau 
die Gestalt eines Trapezes, so war ihr Flächen- 
inhalt geringer, und ebenso natürlich auch das 
Verhältnis zwischen Saatmaß und Flächeninhalt. 
Man darf wohl ohne weiteres voraussetzen, dass 
sich dieses Verhältnis in einer bequemen, runden 
Zahl ausdrücken liess, und dazu eignete sich 
keine besser als die nächstniedrige Zahl, also 30. 
Nehmen wir an, 30 Quadratellen Feld hätten 
dem Saatmaß 1 Sa.Hi.A entsprochen, so wäre 
1 ka Feld = 300 Quadratellen!, 1 Pi Feld = 
10800 Quadratellen und 3 Pi Feld = 32400 
Quadratellen gewesen. Kehren wir nun zu un- 
serem Texte zurück. 3 Pi Saatmaß soll nach 
4 die Fläche des kigallu, über dem sich der 
tufenturm Etemenanki erhob, gewesen sein. 
Da es quadratisch war, müsste jede Seite seines 
Quadrates (falls 3 Pi = 32400 Quadratellen) 


gemessen haben / 32400 Ellen, das sind genau 
180 Ellen. Ich gestehe, dass es mir schwer 
wird, hier an einen Zufall zu glauben, halte 
daher bis zum Beweise des Gegenteilsfiir erwiesen, 

1. dass das suklum oder Ü suklum die einfache 
babylonische Elle und ein reines Synonym von 
ammatu ist; 

2. dass das Verhältnis zwischen Saatmaß und 
Flächenmaß in neubabylonischer Zeit auf 1 ka 
zu 300 Quadratellen normiert war; 

3. dass das kigallu des babylonischen Turmes 
genau denselben Flächeninhalt hatte wie die Unter- 
fläche der auf ihr ruhenden untersten Stufe, nämlich 
15? Sar = 225 Sar oder 32400 Quadratellen. 

Hierzu stimmt nun auch die Angabe Asar- 
haddons, der (vgl. Meissner & Rost Beitr. 
2. Ass. Bd. 8 S. 250 Kol. VI 28 fl. und Berl. 
Philol. Wochenschr. 1908 S. 1215) Länge und 
Breite von Etemenanki mit alu guban = 3 suban 
— 180 Ellen bemisst. Und schliesslich sei noch 
der letzten Worte des $ 4 unseres Textes gedacht, 


! Vgl. auch Berl. Philel. Wochenschrift 1908 8. 1216. 


201 


wo es im Anschluss an die Beschreibung des 
kigallu heisst E-te-me-en-an-ki Gud ki-i pi (ge- 
schrieben ka) Sag [U3] „Etemenanki: Höhe wie 
Länge [und Breite]“, nämlich 15 Gar, wie wir 
oben gesehen hatten. 

Die nächste und wichtigste Aufgabe würde 
darin bestehen, an der noch jetzt erhaltenen 
Ruine von Etemenanki, genannt Sáhan, die aus 
unserem Texte gewonnenen Mafe, soweit jetzt 
noch möglich, zu erproben und so die baby- 
lonischen Längeneinheiten nach ihren effektiven 
Werten zu bestimmen, Nirgends auf dem weiten 
Trümmerfelde von Babylon liegen die Vorbe- 
dingungen zur Lósung dieser Aufgabe so günstig 
als gerade an jener Stelle. Aber hier endet 
die Macht des Assyriologen, und wenn die offi- 
zielle Anschauung, dass man ,den für angeblich 
7 Geschosse des Turmes angegebenen Maßen 
grundlegende Bedeutung nicht beimessen“ darf!, 
ihre Geltung behält, wird er gut tun, sich noch 
für recht lange Zeit mit „schöner Geduld“ zu 
wappnen. Gautzsch, 6. März 1914. 

Nachschrift: Aus Nr. 53 der Mitteilungen der DOG, 
die am 24. April in meine Hände gelangt ist, ersehe ich, 
dass im Sommer 1913 eine „Voruntersuchung“ der Ruine 
Sahan stattgefunden hat. Die Länge der Nordfront ist 
auf 91 m bestimmt worden, die der Ostfront wird mit 
„etwa 92 m“ angegeben. Danach stand das babylonische 
Gar zwischen 6,067 m und 6,133 m. Sollte es so schwierig 
wen. gon aue Messung diese Werte zu verbessern? 


Zur Bierbrauerei der alten Babylonier. 
Von Friedrich Hrozny. 

In meiner soeben erschienenen Schrift „Das 
Getreide im alten Babylonien“, I. Teil (= Sitzungs- 
berichte der Kaiserl. Akademie der Wissen- 
schaften in Wien, phil.-hist. Klasse, 173. Band, 
1. Abhandlung) habe ich mich auch eingehend 
mit der Bereitung des Bieres bei den alten Baby- 
loniern befasst. Ich habe dort unter anderem 
gezeigt, dass sum. bulug, akkad. buklu „Malz“ 
und das Ideogramm KAS+GAR?, das später 
durch SIM+GAR? verdrängt wurde, „Bierbrot“ 
bedeutet. Malz und Bierbrote gehórten zu den 
wichtigsten Braumaterialien der altbabylonischen 
Bierbrauer. Vergleiche z. B. das l. c. S. 162 
behandelte, aus ca. 2800 v. Chr. stammende 
Bierrezept: 

10 migí(n) kas-kal 
imgaga-bi 36 ka 

bulug-b 60 ka 

KAS + NINDA-bi 36 ka 


1 Sendschriften der DOG 6 SS. 190f. Lpz. 1913. 

? Jetzt besser KAS + NINDA zu transkribieren; 
vgl. für GAR = ninda „Brot“, Delitzsch, Sumer. Glossar 
S. 206. 

8 Jetzt besser SEM + NINDA zu transkribieren; 
vgl. für SEM Delitzsch, l. o. S. 263 und für NINDA 
hier Anm. 1. 


Orientalistische Literatarzeitung 1914 Nr. 6. 


202 


d. h. „10 nigi(n) erstklassigen Biers: 
der hierzu (nótige) enthülste Emmer: 36 ka 
das hierzu (nótige) Malz: 60 ka 
die hierzu (nötigen) Bierbrote: 36 ka.“ 
An dieser Stelle möchte ich kurz den noch 
unbekannten sumerisch-akkadischen Namen der 
Bierbrote feststellen. Den akkadischen Namen 
bietet uns zunüchst Cuneif. Text XTI pl. 24, 38129, 
Obv. I 54, wo dem Ideogramm SEM + NINDA 
in der akkadischen Kolumne das Wort bap!-pi- 
rum gleichgesetzt wird. Dass bap-pi-rum „Bier- 
brot“, nicht „Bierbrauer“ (ebenfalls = SEH 
NINDA) bedeutet, geht meines Erachtens aus 
einer bisher übersehenen Stelle der altkappa- 
dokischen Keilschrifttafeln hervor. Golénischeff, 
Vingt-quatre tablettes cappadociennes Nr. 18, 
Z. llf. lesen wir: ba-bi-ra-am ú bu-ku-lä-am 
(Akkus.) bu-ku-lá-am wird unser buklu ,Malz* 
sein, weshalb ba-bi-ra-am nur „Bierbrot“ sein 
kann. Endlich möchte ich auf eine assyrische 
Vokabularstelle hinweisen, die uns Friedrich 
Delitzsch soeben in seinem ausgezeichneten 
Sumer. Glossar S. 61 mitteilt. Nach diesem leider 
noch unveröffentlichten Syllabar (Sb 1) wurde 
SEM+NINDA sumerisch ba-ap-pi-ir (mit b 
geschrieben!?), akkadisch bap-pi-ru gelesen. Das 
Bierbrot LT, hiess somit sumerisch bap- 


pir, akkadisch — hieraus entlehnt! — bappiru! 
Wir dürfen wohl annehmen, dass auch das áltere 
Ideogramm, KAS-4- NINDA, diese Lesungen 
hatte. 

Ich móchte noch auf die kulturgeschichtliche 
Wichtigkeit der oben genannten Stelle aus den 
altkappadokischen Inschriften hinweisen, die uns 
zeigt, dass die babylonische Bierbrauerkunst im 
III. Jahrtausend v. Chr. auch in Kleinasien geübt 
wurde; doch siehe hierzu ausführlicher in dem 
zweiten Teile meiner Schrift, wo ich zu zeigen 
hoffe, dass der gesamte vordere Orient in der 
Bierbrauerei von den alten Babyloniern ab- 
hüngig war. 


Die Stadt Lachisch in Hieroglyphen. 
(Nachtrag zu OLZ XVII, 103). 
Von W. Max Müller. 


Durch ein Versehen meinerseits ist ein Stück 
Manuskript meiner Mitteilung über den Peters- 
burger Papyrus 1116 A nicht zum Abdruck 
gekommen, nämlich die isolierte Angabe,, Z. 2, 
über tügliche Gaben von Bier und Getreide an 


1 Bzw. pap (vgl. weiter unten) Dass das erste 
schraffierte Zeichen nur pap, bap sein kann, hat mir Herr 
Dr. King, der diese Stelle für mich liebenswürdigerweise 
kollationierte, bereits am 28. März 1910 mitgeteilt. 

* Trotzdem dürfte im Akkadischen die Lesung pap- 
pi-ru nicht unmöglich sein, wenn auch bap-pi-ru einst- 
weilen vorzuziehen ist. 


208 


„den Gesandten von Ra-ki-$a.* Wie der Heraus- 
geber richtig erkannt hat, haben wir hier die 
erste hieroglyphische Erwähnung der wichtigsten 
Stadt Südpalästinas, des biblischen Lachisch. 
Merkwürdig genug, dass die ägyptischen In- 
schriften diesen Namen nirgends enthalten. Die 
schöne, nicht dem groben Gehör der Aegypter 
sondern genau der Keilschriftform folgende 
Orthographie scheint aber zu beweisen, dass 
wir nur zufállig bisher von der Stadt inschriftlich 
nichts hórten; ihr Name muss den Aegyptern 
so geläufig gewesen sein, wie ihre Wichtigkeit 
erwarten lässt. 


Bemerkungen zu E. Stuckens Buche über 
den Ursprung des Alphabets. 
Von W. Erbt. 


In seiner Einführung sagt Stucken, er habe 
einen weiten Weg machen müssen, ehe er dorthin 
gelangt sei, wo das Glück ihm die Lösung in 
den Schoss geworfen habe. In der Tat hat er 
alle Angaben über Mondstationen in der Welt 
gesammelt, die irgendwie erreichbar waren, und 
so wieder die seinen Astralmythen nachgerühmte 
Belesenheit bewiesen, die allerdings nicht den 
gleichen Leseeifer geweckt hat. Auf diese Weise 
ist es ihm gelungen, den Ursprung des Alpha- 
bets aus den Mondstationen wahrscheinlich zu 
machen. 

Stucken hat Winckler und Hommel als Vor- 
läufer gehabt. Doch hat jener Beziehungen zu 
den Tierkreisbildern nachzuweisen sich bemüht, 
während dieser „ziemlich wahllos heranzieht, 
was sich dem Vergleiche gerade bietet: baby- 
lonische Sterne, Tierkreisbilder und Mondstati- 
onen“. Im Gegensatz zu ihm achtet Stucken 
auf die Anordnung der Buchstaben. Indem er 
die Reihenfolge der arabischen Mondstationen 
mit der Reihenfolge der Buchstaben verglich, 
fand er überraschende Uebereinstimmung. Ich 
will nun hier nicht einfach seine Ergebnisse 
hersetzen, sondern ich glaube, seiner Sache mehr 
zu dienen, wenn ich sie durch Beobachtungen 
zu ergänzen versuche, die mir nach der Lektüre 
seiner Schrift aufgestossen sind. 

Stucken ist über dem Wege der Mondstati- 
onen zur Frage nach dem Ursprung des Alpha- 
bets gekommen. Jetzt, wo wir von ihm um 
die Beziehung zwischen Alphabet und Mond- 
stationen wissen, dürfte man über ihn einen 
Schritt hinausgelangen, wenn man vom Alphabet 
selbst ausgeht. Es ist schon Dillmann bei der 
Untersuchung des äthiopischen Alphabets auf- 
gefallen, dass unsere Buchstabenfolge aus zwei 
en Reihen von je 11 Gliedern besteht. 

azu hat Wolf den Gedanken ausgesprochen, 
dass das Wort elementa von einer mit l, m, n 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 6. 


204 


beginnenden Buchstabenreihe herzuleiten sei, 
ähnlich unserm „Alphabet“, „A B C“. 

Stellt man diese beiden parallelen Reihen 
nebeneinander, so ergeben sich zwischen den 
entsprechenden Buchstaben gewisse Beziehungen. 
Wenn man dort, wo solche Beziehungen nicht 
nachweisbar sind, auf der anderen Seite eine 
Lücke ansetzt, so erhält man eine doppelte Reihe 
von je 14 Gliedern: 


xn — 5 EE 
2 D Bre 
13 S 
1—0 n — D 
1 — y Desc 
—- — EI ven e 
1— y > 


— n 
Hierzu bemerke ich: now = “mb lernen, Piel 
lehren; assyr. uläpu Band, Zusammenfügung, 


aram. "> zusammenfügen; 'allüph Fürst, ver- 
traut, zahm, lummad abgerichtet, limmud Jünger; 
'eleph Rind, malmad Ochsenstecken. — Die Be- 
ziehung zwischen Haus und Wasser liefert das 
babyl. Lehrgedicht von der Weltschópfung. Auf 
der Wasserfläche fügt Marduk ein Rohrgeflecht 
zusammen und schüttet Erde darauf. Auf diesem 
Grunde erhebt sich das Gótterhaus. — 5m1 reif 
werden (von der Frucht) entspricht p3 sprossen. 
— Tür und Stütze, Pfosten gehören zusammen !. 
— Das Gitterfenster entspricht dem Auge, der 
Quelle. Gen. 7, 11 werden die Quellen der 
Tiefe den Gitterfenstern des Himmels gegen- 
übergestellt. — Haken und Fischerhaken ge- 
hören zusammen. — N-W: zer ddovtwy — F2 
Becher und Schale sind Zaubergeräte MN 
Zeichen machen, Mix das Vorzeichen Gen. 1,14, 
assyr. tü Beschwörung, Zauberformel. — Die 
zweite Reihe betont das Wasser: b, 3, y (Quelle), 
y. So scheint denn den beiden Buchstabenreihen 
der Gegensatz Gen. 8, 22 zugrunde zu liegen: 
die Zweiteilung der Ekliptik in ein Erd- und 
ein Wasserreich. 

In jeder Reihe finden sich drei Lücken. Man 
hat also 28 Glieder auf 22 reduziert. Mit 
Weidner (OLZ 1913 Sp. 151) wird man einen 
Kreis von 28 Mondhäusern als das Ursprüng- 
liche annehmen müssen. Dann bedeutet die Zahl 
22 die Uebertragung des Kreises von 28 Mond- 
stationen auf den elfteiligen babylonischen Tier- 
kreis. Ihn hat Weidner (a. a. O. Sp. 150) nach- 
gewiesen. Daneben muss es aber auch eine 
Uebertragung des 28teiligen Kreises auf den 
zwölfteiligen Tierkreis gegeben haben; denn, 
wie Stucken zeigt, finden sich anderwärts Ver- 
doppelungen der Mondstationen. Man hat also 


1 Sollte diese Zusammenstellung: *1— D nicht richtig 
sein, so würde } und > zusammengehören. ; Waffe, P 


Dolch (s. den Nachweis unten). 


206 


wieder aus dem 24teiligen einen 28teiligen her- 
gestellt. 

Nun hat Weidner 15 babylonische Mond- 
stationen nachgewiesen. Dabei steht wohl fol- 
gende Reihe fest: 1. Sterne des Perseus, 2. Ple- 
jaden, 3. Hyaden, 4. Fuhrmann, 5. Orion, 6. 
Zwillinge, 7. Krebs, 8. Löwe. Stucken hat meine 
Sterndeutungen im Hiobbuch, die ich in meiner 
Schrift „Von Jerusalem nach Rom“ gegeben 
habe, weitergeführt. Vielleicht kann man ihn 
von dem neuen Funde aus ergänzen. 

Zunächst finde ich in den Schlussworten 
Hiobs 31, 35—37 Anspielungen nicht bloss auf 
den letzten Buchstaben n, sondern auch auf 
den ersten X. „Die Zahl meiner Schritte will 
ich ihm anzeigen“, d. h. die von mir zurück- 
gelegten Stationen anfzeigen, „nagid (= 'allüph) 
dabei bleibend bis zur Unterschrift“ (taw), d. h. 
sieghaft von Anfang bis zum Ende (x-N, q-). 
Die Schrift seines Gegners will sich Hiob als 
Krone umwinden, als Mantel um die Schulter 
hängen: gemeint ist ein Bild, wie es die Apo- 
kalypse in dem „Weibe, auf seinem Kopfe ein 
Kranz von zwölf Sternen“, zeichnet: hier also 
der Mondmann, auf seinem Kopfe ein Kranz 
von 22 Sternen, den Mondhäusern. Nun erst 
erhält Jahwes Rede mit der beständigen Frage: 
„Kannst du dies oder das tun?“ einen Sinn: 
der Mond sucht sich nicht selbst seinen Weg, 
sondern ihm wird der Weg von Jahwe vorge- 
schrieben. 

Wenn Stucken S. 25 die Vermutung aus- 
spricht, die Verse 38, 31—33 müssten ursprüng- 
lich am Anfang des Kapitels gestanden haben, 
so wird man ihm zustimmen können. Die Folge 
müsste 1, 2, 3, 32, 33, 31 gewesen sein. Erwähnt 
werden die mazzaröt „die Mondstationen“, die 
rœona g ovgavov und Sitir Samé; daneben Stern- 
bilder des Nordhimmels (vgl. Hiob 9, 9): die 
Bahre, kimä und kesil (Andromeda „die An- 
gekettete“ der Araber?). Ist kesil mit ihrer zu 
lósenden Fusskette „die Ueppige* wirklich die 
Andromeda, so weist uns V. 31 auf Perseus, 
auf die erste babylonische Mondstation. Dann 
liegen in qa$ar und moseköt Anspielungen auf 
zusammenfügen, Zusammenfügung vor. Zum 
Perseus gehört das Medusenhaupt (kimä?) und 
cetus. 

Im Hiobbuche erscheint das Sternbild cetus, 
bei dessen Stern « 1617 v. Chr. der Frühlings- 
punkt lag (man beachte dieses Datum!), als 
infans, wie ich nachgewiesen habe. Erst später 
hat man das doppelsinnige behemót durch Ein- 
schübe zu cetus, „dem Wasserungeheuer“, ge- 
macht. Perseus selbst ist der Ausgesetzte, das 
verfolgte Kind, das, wie die Apokalypse zeigt, 
zu Gottes Thron entrückt wird, um dort den 
Engeln als Spielzeug zu dienen. Der infans 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 6. 


206 


ist der Anfang der „Werke“ Gottes, die erste 
Mondstation. Die Verwandlung des infans in 
cetus, einer mythischen Gestalt in ihren Gegner, 
ist eine gewöhnliche Erscheinung. 

Sonach standen die Verse 40, 15—23 im 
Anfang von Kapitel 38. Hiob wollte seinem 
Gegner die von ihm zurückgelegten Stationen 
aufzeigen; nun aber ist es anders gekommen. 
Jahwe selbst beginnt ihn zu führen: 

Sieh nur den infans neben dir, 

Er ist das erste der „Werke“ dessen, der ihn 
schuf, 

Ein Spielzeug für die Gottessöhne; 

Denn [der Berge Erzeugnis] bringen sie ihm. 

Lotosbüsche überdachen ihn zu seinem Schutze. 

Die Weiden des Baches umfangen ihn. 

Wenn der Strom andringt, so bangt er nicht, 

Dass der Eridanus bis an seinen Mund quillt. 

Durch den Einschub der Verse 15b—18 sind 
19 und 20 nicht heil geblieben. Die LXX hat 
den ursprünglichen Text bewahrt: rsrosmuéroy 
éyxatanailsodas Uno Toy ayyélwy avroð. Was 
der hebr. Text als Korrektur des zerstörten 
Satzes besitzt, ist eine sinngemässe Ergänzung 
der Perseussage: ,er reicht dar sein Schwert“ 
(barbô). So erhalten wir die Harpe, das Sichel- 
schwert, das der Held für den Gorgonenkampf 
bekam. Möglicherweise ist auch bül harim eine 
erklärende Glosse zu dem ursprünglichen kol 
bajjat hassadé: „sie bringen ihm alle Tiere des 
Berges“ (des Paradiesberges, vgl. Gen. 2, 19, 
d. h. die Tierkreisbilder zur Benennung). 

Ist es richtig, dass die babylonischen Mond- 
stationen unserm Alphabet zugrunde liegen, so 
ergeben sich gegen Stuckens Aufstellungen, die 
von den arabischen Häusern ausgehen, einige 
Verschiebungen. 3: der Bau des Weltgebäudes 
(38, 4—7). Hierzu vergleiche man die indische 
Station der Plejaden, die Geflecht (Marduks 
Rohrgeflecht!) oder Brennziegel heisst. In V. 7 
wird man einfach „Sterne des Stieres“ statt 
„Morgensterne“ lesen. — 3: die Geburt und das 
Einwindeln desMeeres; gamal reifen, entwöhnen. 
Die Hyaden gelten als das regenbringende 
Gestirn. — : Riegel und Türen des Meeres; 
der Zügelhalter, der Fuhrmann, ist der Meer- 
bändiger. 

Sehr fein ist der Nachweis des Gilgames- 
Mythus durch Stucken in den folgenden Versen. 
Auch hier wird man statt „Morgen“ einfach 
„Stier“ lesen. Sabar gibt die LXX mit éws- 
pôgos Lucifer wieder. Nach der Ueberwindung 
des Himmelsstiers erscheint Istar auf der Mauer 
von Erech, um die siegreichen Helden zu ver- 
fluchen; sie setzt also den Kampf fort: „hast 
du dem Lucifer (= Attar = virgo) seinen Stand- 
ort gewiesen“. Auch in V. 15 folgt man viel- 
leicht besser der LXX: „Kannst du wandeln 


207 


Ton in ein Lebewesen“ (Plural = Tierkreisbild)? 
hajjot statt bótam. Es wird die Erschaffung 
Eabanis gemeint sein. Dann hat V. 14 vor 
V. 12 gestanden: 

Kannst du wandeln (35nnn) Ton in ein Lebe- 

wesen, 

Dass es dasteht wie bekleidet mit... (Aa- 

uro èni vie LXX)? . 

Hast du je im Leben den Stier entboten, 

Lucifer seinen Standort angewiesen, 

Zu fassen die Sáume der Erde, 

Dass die beiden Frevler (Stucken) von ihr 

abgeschüttelt werden? 

Und entzogen wird den beiden Frevlern ihr 

Licht (Stucken) 

Und der erhobene Arm zerschmettert. 
Eabani (= Orion = 5. Mondstation) wird von 
Aruru aus Lehm gebildet; zugleich wird etwas 
über die Bekleidung seines Körpers ausgesagt. 
Vorausgesetzt ist folgende Konstellation: Stier 
und Jungfrau stehen zugleich am Himmel, also 
die fünf Tierkreisbilder taurus, gemini, cancer, 
leo, virgo. 

Die 5. babyl. Mondstation kann nur Betei- 
geuze gewesen sein; « Orionis ist auch eine 
indische Station. Dieser Stern heisst bei den 
Arabern „Hand“ oder , Achsel des Orion“. Eine 
Variante zur Sage vom zerschmetterten Arm liegt 
in dem arabischen Sternmytbus vomzerbrochenen 
Rückgrat des Orion vor (Ideler, Sternnamen 
S. 245 f.). 

Die „beiden Frevler“ spielen auf die 6. babyl. 
Mondstation gemini () an. Dann müsste cancer 
mit der Krippe und den beiden Eseln folgen. 
An 38, 21 wäre 39, 5—9 anzuschliessen. 

Auch das Stück über den Leviatban stellt 
eine Geschichte dar, wie ich schon festgestellt 
habe. Heute nach Stuckens Ausführungen bin 
ich in der Lage, mehr darüber zu sagen. hakkä 
entspricht "s (40, 25), hö*h "p (40, 26); und zwar 
ist zu qoph (griech. soo) assyr. quppfi, nach 
Delitzsch, Handwörterbuch S. 590 ein Instru- 
ment zum Ausstechen der Augen, zu vergleichen. 
Während hakkä das Sichelschwert (ein riesiger 
Angelhaken) des Gottes im Drachenkampf ist, 
zu dem Strick und Schlinge gehören, ist hó*b 
der Dorn, eine Art Dolch. — Zunächst beschreibt 
Jahwe in der Gestalt von Fragen an Hiob seinen 
Kampf gegen Leviathan (V. 25, 26). Diese 
Beschreibung wird V. 31 fortgesetzt, also folgte 
auf V. 26 V. 31. Dabei erhalten wir in V. 31 
die Anspielung auf ró'$, den Buchstaben und 
die Mondstationen "3. Bis hierher gleicht der 
Kampf gegen Leviathan vollstándig dem Kampfe 
Marduks gegen Tiämat und Kingu. Der V. 32 
bringt weitere Erinnerungen an den babylonischen 
Mythus. Nach ihm haben vor Marduk andere 
Gótter gegen Ti&mat vergeblich anzukümpfen 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. b. 


208 


versucht. Darauf spielt V. 32 an: „Lege nur 
deine Hand an ihn! Gedenke, welch ein Kampf! 
Du wirst ihn nicht noch einmal versuchen.“ 
Jene Götter hofften mit dem Siege die Welt- 
herrschaft zu gewinnen. 41, 1 lautet: „Sieh, 
deine Hoffnung hat dich belogen; schon bei 
seinem Anblick bist du lang hingestürzt“. Tri- 
umphierend fragt Jahve 41, 3: „Wer trat ihm 
entgegen und blieb unversehrt? Unter dem 
ganzen Himmel wer ist es?“ 41, 6 bringt dann 
die Anspielung MW auf den Buchstaben und die 
Mondstation "v. Es folgt weiter eine eingehende 
Schilderung Leviathans. Auch im babyl. Welt- 
schöpfungsepos werden ähnlich die elf Helfer 
Tiämats beschrieben. Unter ihnen wird Kin 


‚|erhöht und zum Götterkönig gemacht. Aehnlich 


heisst es 41, 25. 26: „Keiner auf ‘aphar (Unter- 
welt, Istars Höllenfahrt Obv. 8) ist ihm gleich, 
der geschaffen ist, sich nicht zu fürchten. Auf 
jeden Hohen (Himmlischen) sieht er herab, er, 
König über alle Kinder von Sabas“ (Vulg. filii 
superbiae) An die Schilderung Leviathans 
schloss sich die Erzählung seiner Unterwerfung 
(40, 27 —30)! mit dem Ausblick auf das Schicksal 
des Ueberwundenen in der messianischen Zeit 
(30). Nachdem so das Gericht über die feind- 
lichen Gótter dargestellt ist, fragt Jahwe Hiob: 
» Willst du etwa meinen Richterspruch aufheben, 
mich für ungerecht erklüren, um selbst Recht 
zu behalten?“ D.h. es folgten die Verse 40, 8. 9; 
38, 34. 35; 40, 10—14, die Jahwe als den sieg- 
reichen Donnerer undBlitzeschleuderer „preisen “ 
(V. 14). Solch ein Preislied beschliesst auch 
das babyl. Weltschöpfungsepos. Dabei erhält 
Marduk u. a. auch den Namen „Tu-azag, der 
durch seine reine Beschwörung alle Frevler ver- 
nichtete?. Selbstverständlich spricht Jahwe nicht 
von seiner Beschwörungskunst, wohl aber rühmt 
er seinen Blick, mit dem er die Uebermütigen, 
die Frevler niedergeworfen habe. Der Donnerer 
und Blitzschleuderer führt Beil und Blitzbündel. 
Alles das führt uns auf den letzten Buchstaben 
und die letzte Mondstation: "n. 

Cetus — infans — behemót ist der Anfang 
der „Werke“ Gottes: "x; nach Prov. 8, 22 die 
Weisheit — babyl. Mummu (bit mummi: 'alaph 
lernen, lehren). Nun liegt nach Anm. 2 Levi- 
athan „neben dem Kinde angebunden“. Er be- 
zeichnet zugleich den letzten Buchstaben und 
die letzte Mondstation. Da drängt sich unab- 


Bezieht sich riny) auf nmmn? Plural und Genus 
entsprechen einander; dabei ist Behemot masc.! LXX 
raıdıw. „Kannst du ihn anbinden neben deinem Kinde?“ 
Am Sternhimmel liegt aquarius — Leviathan neben cetus- 
infans-Behemôt. Vgl. auch Plural und Genus bei bajjot 
Sternbild. 

? Vgl. Babel Weltschöpfungsepos IV 62: das Kraut 
der Beschwörung hielt Marduks Hand. 


209 


weisbar und notwendig der Schluss auf: also 
muss liwjatan = aquarius das Ende der „Werke“ 


Gottes sein. In der Tat Hiob 26, 12—14 gibt 
uns Recht: 

Durch seine Kraft brachte er zum Toben! das 
Meer, 


Und in seiner Klugheit zerschlug er Rahab. 

Durch seinen Wind .......... 

Und seine Hand verstümmelte den Drachen 
der Tiefe?. 

Sieh, das sind die Enden seiner „Werke“. 


Zugleich haben wir auch die Bedeutung von 
derek gewonnen: Ekliptik = Gottesbahn. Dem- 
entsprechend bedeutet darak „die Bahn betreten“ 
= aufgehen. Num. 24, 17: Die Bahn betritt 
ein Stern von Jakob aus. Wo liegt das Stern- 
bild Jakob? Es muss doch wohl identisch mit 
dem hebräischen Sternbild infans = behemöt 
sein. Hierzu vergleiche Sellins Deutung von 
Gen. 49, 10: „bis sein Neugeborener erscheint“. 
Wie Sonne, Mond und Planeten ihre Gottesbahn 
haben: so auch der Mensch. ha’el tamim darkö 
„Gottes Bahn ist vollkommen", ein in sich ge- 
schlossener Kreis, heisst es / 18, 31; ähnlich 
Hes. 18, 25. Im Neuen Testament ist mit 0dos 
dieselbe Vorstellung verknüpft, wie ich nach- 
gewiesen habe. 


Wenn wir die Mondstationen anderer Völker 
vergleichen, so liegen einige in den Sternbildern 
Lyra, Aquila, Pegasus. Auf diese Sternbilder 
weisen die Verse 39, 19—30 hin: süs — Pegasus, 
nes = Lyra, neser = Aquila. Möglicherweise 
stellen nes und ne$er die Stationen "D und "Y 
dar: „in die Ferne schauen seine Augen“; süs 
"D (39, 20 das Maul des Pferdes und sein 
Schnauben wird betont). 


Ideler (Sternnamen S. 188) schreibt: „Da 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. b. 


210 


38, 40), "o (Wasserschläuche 38, 37), ^ (Spica?), 
2 (Rabe 38, 41). Mehr wird man darüber erst 
sagen kónnen, wenn die Namen aller baby- 
lonischen Mondstationen bekannt sind. Jeden- 
falls wird man jetzt nicht mehr im Kreise 
unserer Alttestamentler an dem Stern- 
himmel der Hebräer vorübergehen können. 
Und Sätze, wie sie z. B. einer meiner Rezen- 
senten (Theolog. Literaturzeitung 1912 Sp. 369 f.) 
niedergeschrieben hat: ,Wer in den Mysterien 
der altorientalischen Weltanschauung eingeweiht 
ist, wird wahrscheinlich den Gedanken von vorn- 
herein für sehr plausibel halten, dass dem 
Markusevangelium eine Art Kalender zugrunde 
liegt. Wer wie ich dieser Auffassung von Ge- 
schichte und Geschichtsschreibung als ein un- 
verbesserlicher /dió 9c gegenübersteht, wird 
zu Erbts Konstruktion den Kopf schütteln“, 
solche Sätze werden in Zukunft ein bedenkliches 
Geständnis bedeuten. 


Besprechungen. 


E. Stucken: Der Ursprung des Alphabetes und 
die Mondstationen. Lox.-8. IV, 52 S. M. 7.50; geb. 
M. 9—. Leipzig, J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, 
1913. Bespr. von W. Schultz, Wien. 

Von den 52Seiten dieses Buches ist der Frage 
nach dem Ursprunge des Alphabetes kaum eine, 
der Frage nach dem Zusammenhange der ara- 
bischen Mondstationen-Namen mit den Namen 
der Buchstaben des hebräischen Alphabetes nur 
das V. Kapitel (S. 16—19), also vier Seiten ge- 
widmet. Dieser Raum reicht weder aus, das 
Problem zu entwickeln, noch es zu lósen. Daran 
ündert auch nichts, dass das übrige Buch eine 
z. T. sehr wertvolle und wichtige Zusammen- 
stellung der Mondstationenreihen bei den ver- 
schiedenen Vólkern (bei Aegyptern, Sumeriern, 


die südliche Krone das Straussennest genannt | Cinesen, bei Persern, Indern, Polynesiern, Meši- 


wird, so vermute ich, dass ursprünglich die 


beiden benachbarten Sterne o und À im Schützen 
den Namen der Strausse erhalten haben“. Daher 
gehórt der Strauss 39, 13—18 in das Sternbild 
des Schützen, der mit dem Ausdruck ,das Ross 
und sein Reiter“ gemeint ist: ) (die Jungen, 
„Sprösslinge“ des Strausses). 

Stucken hat zu den übrigen Verseu der Kap. 
38 und 39 manche Parallelen aus Mythen und 
Sagen beigebracht. Ich bin hier nicht einge- 


gangen auf "^ (= Wage oder statt der Wage 
Bootes: der gebundene rém, lamad zusammen- 
fügen 39, 10—12?), "5 (— Skorpion, Antares: 
38, 22 — 30), 'n (= Löwe, LXX Drache = Basi- 
likos = Regulus nach Stucken, das Gehege 


t a. a. O. IV 87 ff.: Tiämat gerät von Sinnen, verliert 
den Verstand, schreit heftig und laut. 
2 Winckler, Forschungen III S. 220 f. 


kanern, bei Hebr&ern und — Germanen) bringt, 
in der wieder der Abschnitt über die hebräischen 
Mondstationen im Buche Ijjob S. 20—38 dem 
Alphabetthema am nächsten steht, aber so hy- 
pothetisch ist, dass er kaum als Glied in der 
Beweisführung in Betracht kommt. Und trotz 
dieser ungünstigen Verteilung von Stoff und Be- 
weis enthält es doch auch in Sachen des Alpha- 
betes eine bahnbrechende Beobachtung, welche 
weiter verfolgen muss, wer immer künftig über 
den Ursprung der Buchstabenreihe nachdenken 
wird. 

Stucken geht von der ügyptischen und in- 
dischen Vorstellung aus, dass die Körperteile 
eines kosmischen Menschen einer Reihe von Ge- 
stirnen zugeordnet werden. In einem Texte der 
Peopi-Pyramide werden 24 Gestirne den Kórper- 
teilen von oben nach unten folgend aufgezühlt 
und in einem des Mahäbhäratam in ganz gleicher 


211 


Art 24 nak$atra den Körperteilen von unten nach 
oben folgend. Dass die ägyptischen Gestirne 
wirklich Mondstationen sind, wird dabei in der 
Tat höchst wahrscheinlich. Aus dem Vergleiche 
mit einer koptischen Mondhäuser-Reihe bei Atha- 
nasius Kircher gewinnt Stucken die Aussprache 
co ek für den bisherSrkt oder Selkit gelesenen 


Namen des Gestirnes || , — im Schützen. 


Es folgt eine Uebersicht über die persische und 
arabische Reihe samt den Schutzgottheiten, 
die nach der persischen Seite hin später in dem 
Abschnitte über die meSikanischen Tagesnamen 
(S. 45 f.) sich fortsetzt, ferner eine über die 
Gnesische. Bei ihr bemerkte Stucken, „dass 
zweimal der Mund (5. und 20.), zweimal das Haus 
(17. und 26.) und zweimal das Netz (4. und 11.) 
vorkommt; und ich entsann mich, in der hebrä- 
ischen Grammatik von Gesenius-Kautzsch ge- 
lesen zu haben:, . . so ist sicher nicht zufällig, 
dass zwei Buchstaben, welche eine Hand ab- 
bilden (Jód, Kaph), ebenso [falls Qóph — Hinter- 
kopf], zwei, die den Kopf darstellen, und über- 
haupt mehrere zusammen Gehórendes bedeutende 
Figuren (Mém und Nun, Ajin und P) neben ein- 
ander stehen'.^ Aber noch wendet sich Stucken 
nicht dem Alphabete zu, sondern bringt einen 
Abschnitt über die sumerischen Mondstationen. 
Wie die indischen sollen auch die sumerischen 
Monatsnamen aus einer Mondhüuser-Reihe her- 
geleitet sein, die aber der Cinesischen am nächsten 
stehe. Das wäre eines der bedeutendsten 
Ergebnisse des Buches und mindestens so 
wertvoll wie alles, was über das Alphabet 
darin steht, wenn es heute als genügend 
begründetgelten könnte. Und dass die sume- 
rischen Monate „willkürlich — d. h. dem Stande 
des Vollmondes in einer kurzen Zeitepoche ent- 
sprechend“ aus den 24 sumerischen Mondhäusern 
(von denen uns freilich die Hälfte fehlt) ausgewählt 
worden seien, ist schwer zu glauben. Hier wird 
weiterer Stoff wohl weiter führen, und wir wollen, 
bevor wir Stucken auf das schwanke Gebiet der 
S. 16—38 folgen, noch einmal sehen, was er 
unausgedacht und unbedacht gelassen hat. Vor 
allem vermisst man eine Untersuchung, ob auch 
die ägyptischen Monatsnamen eine Auswahl aus 
den 24 Namen jener Gestirne sind, welche er 
als ägyptische Mondhäuser in Analogie zu der 
ähnlichen indischen Reihe auffasst. Hier läge 
die Möglichkeit einer Probe aufs Exempel — 
und sie ist ausser acht gelassen. Ferner hätte 
doch der Gedanke so nahe gelegen: sind die 
Monate eine Auswahl aus den Tagesnamen, dann 
wäre zu untersuchen, ob nicht die 12 Tierkreis- 
bilder eine Auswahl aus den Mondhäusern sind. 
Durch diese Frage wären auch jene kosmischen 
Menschen für die Untersuchung nutzbar geworden, 


\ 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 5. 


212 


deren Körperteilen zwar nicht die Mondhäuser 
wohl aber die Tierkreiszeichen zugeordnet sind. 
Wir haben durch die schöne Arbeit von F. Röck 
in Memnon VI jetzt einen guten Ueberblick über 
solche Erscheinungen, die ebenfalls bis Amerika 
hinüber reichen. (Vgl. jetzt auch F. Bork in 
MVAG 1913 XVIII 3.) Und endlich wäre die 
Schar der Mythen zu berücksichtigen, in denen 
ein Urwesen zerteilt wird. Stucken kennt sicher- 
lich aus seinen bisherigen Arbeiten den Reich- 
tum — um nicht zu sagen, die Uferlosigkeit — 
dieses Stoffes; und doch kann ein richtiges 
Urteil über die Fragen der Herkunft von Tier- 
kreis und Mondhäusern, über die Beziehung des 
Makrokosmos zum Mikrokosmos und ühnliches 
nur dann gefüllt werden, wenn all das und noch 
viel andres, das im Rahmen einer blossen Be- 
sprechung gar nicht angedeutet werden kann, be- 
rücksicbtigt würde. Das musshervorgehoben wer- 
den,um die Hóhe desZieles einzuschützen, dasetwa 
Bork und Róck mit ihren Tierkreisforschungen 
verfolgen, und um klarzustellen, dass Stucken 
zwar einen wichtigen Schritt in dieser Forschung 
nach vorwürts getan hat, aber eben auch nur 
einenSchritt, derneuerliche Orientierung dringend 
nótig macht. 

Wir versuchen, Stuckens Kernproblem, den 
Ursprung desAlphabetes,einzukreisen und wenden 
uns daher den hebräischen Mondstationen im 
Buche Ijjob zu. Ijjob XXXVIII 5—6 spricht 
von der Gründung der Erde; Stucken sieht darin 
eine Anspielung auf n’2-Haus. In XXXVIII 
8—11 ist das Meer mit Türen verschlossen; 
das soll auf 50) = Flüssigkeit hindeuten. Dass 
es noch näher läge, beim Meere an zu denken, darf 
nicht stören; denn dahinter stebt ja in Gestalt 
der Türen J. Der Damm (pn) soll xn = Gitter, 
Damm verkörpern, wobei die Wolken, das Dunkel 
und die Windel freilich übersprungen werden. 
Dass das „Halt machen“ der stolzen Wellen 
n = Haken entspreche, ist eine reine Willkür, 
und was dann über die D" folgt, erweckt nicht 
das mindeste Vertrauen. Es ist nicht möglich, 
von den Anklängen, die Stucken hier heraus- 
findet, eine Vorstellung zu geben: das muss 
man lesen, um zu sehen, wie zu dem, was er 
übergeht, sich leicht ganz ähnliche Erläuterungen 
geben liessen, die wieder ganz andere Anord- 
nungen von Mondhäusern und Buchstaben nahe 
legen würden. Es ist jene Art astraler Aus- 
legewillkür, welche den Babylonisten schon 
genügend geschadet und ihren Gegnern schon 
zu viel Gelegenheit gegeben hat zu wohlfeilem 
Spotte. Die Stelle Ijjob XL 24 ff. soll die Buch- 
staben und Mondhäuser von y—w enthalten; 
aber auch die Nase, der Strick, der Hamen, die 
Backen, die Spiesse, die Haut u. dgl. böten An- 
halt genug zu ähnlichem Deuten. Stucken hat 


213 


in diesem Abschnitte auch nicht den Schatten 
eines Nachweises von 24 (oder 22) hebräischen 
Mondstationen im Buche Ijjob oder gar den einer 
Uebereinstimmung dieser Stationen mit den 22 
Buchstaben erbracht. Seine „Uebereinstimmung 
der Cinesischen Mondstationen mit den althebrä- 
ischen* (S. 38—42) ist aber grade auf dieser 
falschen Voraussetzung aufgebaut und fällt da- 
her schon aus diesem grundsätzlichen Einwande 
weg; überdies wird ba die astrale Deutung 
mit all ihrem Rüstzeuge noch ein zweites Mal 
bemüht, um Beziehungen herzustellen, deren 
Mehrzahl durch ihre Gezwungenheit abstösst. 
Die weiteren Abschnitte tragen nichts mehr zur 
Alphabetfrage bei, und wir müssen uns ent- 
schliessen, nunmehr an diese heranzutreten. 
Das Wesentliche des V. Kapitels über den 
Ursprung des Alphabetes ist eine Zusammen- 
stellung der arabischen Mondstationen-Namen 
mit den hebräischen Buchstabennamen. Auf sie 
allein gründet Stucken den Satz, mit dem er den 
Abschnitt schliesst: „Ich glaube hiermit 
den Ursprung unseres Alphabetes nach- 
gewiesen zu haben“. Wir treten mit einem 
wohl begründeten ungünstigen Vorurteile an 
diesen „Nachweis“ heran; denn der erste Blick 
auf diesen Abschnitt zeigt bereits, dass Stucken 
keinen einzigen Grund dafür entwickelt, wes- 
halb gerade die Araber jene Namen der kana- 
näischen Mondstationen erhalten haben sollten, 
aus denen sich die Buchstaben erklären, und 
dass er umgekehrt die hebräischen Buchstaben- 
Namen durch die arabischen Mondstationen er- 
läutern will, ohne auch nur einen schüchternen 
Versuch voranzuschicken, durch den die älteren 
Formen der Buchstaben-Namen ausdenerhaltenen 
ermittelt werden sollten. Es fehlt also der hi- 
storische Gesichtspunkt. Auch ist es wunderlich, 


dass dieser wesentliche Abschnitt des Buches |: 


der Frage nach dem Bildwerte der Buchstaben- 
zeichen und den Ursachen der akrophonischen 
Wahl der Buchstaben-Namen nicht einmal 
Erwähnung tut, obgleich ausführliche „Er- 
wähnung“ heute nicht mehr genügen würde, wo 
eine mit Berücksichtigung der gesamten Palaeo- 
graphie angelegte Liste der irgend erreichbaren 
Formen bereits dringendes Bedürfnis wäre. Aber 
schliesslich kann ja auch auf kürzerem Wege, 
durch einen Zufallsfund, ein Zusammenhang zu 
Tage treten, den selbst redlichstes „methodisches“ 
Bemühen nicht gezeitigt hätte — und vielleicht 
lächelte Stucken solches Glück: wir sind also 
sorgsamer Nachprüfung gewiss nicht enthoben. 

Wenn ich aus Stuckens Ueberblick S. 17—19 
heraushebe, was ich als einigermassen disku- 
tabel betrachten kann, und hinzufüge, was sich 
mir geeignet darstellt, seine Auffassung zu stützen, 
so erhalte ich folgende Uebersicht: 


Orientalistische Literaturseitung 1914 Nr. 6. 


214 


22. Haus: — Glück des Schlachtenden 
Buchst.: Alef — Rind 

2. Haus: al-Butáin — Inneres 

Buchst. : Bet — Haus . 

3. Haus: al- Turájjá — Steinbock (2) 
Buchst. : Gimel — Kamel EX 

4. Haus: al Dabarán — 

Buchst. : Dalet — Tür a 

5. Haus: al Haka — Tür (ikku) | f/ 
Buchst. e — Gitterfenster 

6. Haus: al Han'a 

Buchst. : Wàw 

7. Haus: al Dira co? 
Buchst. : Zajin 

8. Haus 

Buchst. : Het — Gehege 

9. Haus: al Tarf 

Buchst. : Tet (ägypt. Hand?) 


Jod, Kaf, Lamed geben bisher noch keinen 
Ertrag. Majim-Wasser ist aber das Element, 
in dem der Fisch schwimmt, dem wir be- 


gegnen im 
14. Haus: al Simák — Fisch 
Buchst. : Nun — Fisch de ee 
15. Haus: — Pfabl | __ 
Buchst. : Sämek — Pfahl Samek 


‘Ajin und Pe liefern keinen Ertrag und scheinen, 
wie Pfahl- Stütze Einschub, der den Fisch vom 
Fischerhaken trennt, und, was die Körperteile 
y und 5 betrifft, eher zu v (Zahn) gehórig. 


18. Haus: 

Buchst. : Säde — Fischerhaken 

19. Haus: al Saula — Stachel SE 
Buchst. : Qof — Hinterkopf 

20. Haus: | CO 
Buchst. Reg — Kopf 

21. Haus: 

Buchst. : Sin 

1. Haus: — Die beiden Zeichen 
22. Buchst.: Taf — Zeichen 


In dieser Uebersicht sind Anklänge im Anlaute 
(Alliteration) durch fette Buchstaben, Berührungen 
im Sinne durch das Zeichen c», Uebereinstim- 
mungen durch = angedeutet. Was da vorliegt, 
ist entschieden mehr und Anderes, als Zufall oder 
späteres Angleichen hätte bringen können, und 
man wird zugeben müssen, dass Stucken tat- 
sächlich einige höchst auffällige Erschei- 
nungen bloss gelegt hat, die im Sinne 
eines Zusammenhanges zwischen den 
Mondstationen und den Buchstaben ge- 
deutet werden können. Ein solcher Zusam- 
menhang ist auch sonst wahrscheinlich und wurde 
mir bereits Memnon II 240—249 und vollends 
später bei der Arbeit an meiner Abhandlung 
„Das Hakenkreuz als Grundzeichen des west- 
semitischen Alphabetes“ (Memnon III 175—200) 
klar; nur wagte ich noch nicht, diese Einsicht 
auszusprechen. Stucken sind diese Untersuchun- 
gen über den Sinn der geordneten Buchstaben- 


! al Tur&jjä sind die Plejaden. Die Frage, ob turähu 
Steinbock hersinepielen und das „Kamel“ begründen 
könne, sei durch obige Zusammenstellung angeregt. 


216 


reihe entgangen. Wenn ich auch heute manches 
von damals in anderem Lichte sehe, so glaube 
ich doch, dass eine Erforschung des Alphabetes 
mit dem dort Gebotenen wird abrechnen müssen. 
Und das hätte für Stucken um so ertragreicher 
werden müssen, als er dabei die Anknüpfungs- 
punkte an Verwandtes leichter hätte finden und 
den in seiner Vereinzelung so absonderlich klin- 
genden Gedanken, dass die Buchstaben Mond- 
häuser-Zeichen sein sollen, tiefer dringend be- 
gründen, dem Verständnisse und der Beachtung 
seines Lesers näher bringen können. So aber 
hat er nichts getan, um seinen Fund auch wirklich 
zu bergen und seine Entdeckung vielmehr in 
ein Gewand gekleidet (ich denke besonders an 
die Art, wie er die Vieldeutigkeit arabischer 
Wörter zur Herstellung von Sinnberührungen 
ausnutzt), das ihr fürs Erste leider fast überall 
stumme Ablehnung sichern dürfte. 


Paul V. Neugebauer: Tafeln für Sonne, Planeten 
und Mond nebst Tafeln der Mondphasen für 
die Zeit 4000 v. Chr. bis 3000 n. Chr. Zum Gebrauch 
für Historiker, Philologen und Astronomen. gr. 8°. 
XXX, 1178. Geh. M. 7 —, geb. M. 8 —. Leipzig, J. C. 
Hinrichs, 1914. Bespr. v. Ernst F. W eidner, Berlin- 
Gr. Lichterfelde-W est. 

Seinen vor zwei Jahren erschienenen ,Stern- 
tafeln^ hat Neugebauer nun den zweiten Band 
seiner „Tafeln zur astronomischen Chronologie“ 
nachfolgen lassen. Es galt diesmal, die Berechnung 
von Positionen der Sonne, des Mondes und der 
Planeten in eine stark abgekürzte und leicht 
fassbare Form zu giessen, um allen Historikern 
und Philologen die Möglichkeit zu geben, diese 
Rechnung mit geringem Aufwand von Zeit und 
hinreichender Genauigkeit selbst auszuführen. 
Diese schwierige Aufgabe hat der auf diesem 
Gebiete längst als erste Autorität bekannte Ver- 
fasser auch diesmal wieder meisterhaft zu lösen 
verstanden. Die Uebersichtlichkeit der Tafeln 
dürfte schwerlich zu überbieten sein, die Ge- 
nauigkeit der Rechnung reicht für historische 
Zwecke mehr als vollkommen aus, die Hand- 
habung der Tafeln ist überaus einfach, die Rech- 
nung selbst in erstaunlich kurzer Zeit zu erledigen, 
alles in allem: auch diese neuen Tafeln sind 
wieder ein unentbehrliches Rüstzeug für jeden, 
den seine Studien in das Gebiet der Astronomie, 
Chronologie usw. führen. Die einleitenden „Er- 
läuterungen zum Gebrauch der Tafeln“ sind fast 
etwas zu populär abgefasst. Indessen wird man 
nicht bestreiten können, dass dazu aller Grund 
vorlag, da ja die mathematischen und astrono- 
mischen Kenntnisse der Gebildeten unserer Zeit, 
soweit sie nicht gerade Mathematiker oder Astro- 
nomen sind, überaus gering zu sein pflegen. 
So wird man dem Verfasser nur Dank wissen 
können, keinerlei Vorkenntnisse bei dem Benutzer 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 5. 


216 


der Tafeln vorausgesetzt zu haben. Dem herz- 
lichen Danke für seine schöne Gabe will ich 
hier noch die Hoffnung anknüpfen, dass es ihm 
recht bald vergönnt sein möge, die weiteren 
Bände seiner „Tafeln zur astronomischen Chro- 
nologie“ vorzulegen, unter denen sich auch eine 
Fortsetzung seiner Sterntafeln befinden wird. 
Vielleicht findet er dann auch die Musse, uns 
ein Hilfsbuch der astronomischen Chronologie 
zu schenken, welches das veraltete und für 
Historiker schwer benutzbare von Wislicenus 
ersetzt. 


Palästinajahrbuch des deutschen evangelischen 
Instituts für Altertumswissenschaft des hei- 
ligen Landes zu Jerusalem. Herausg. v. Prof. 
DDr. Gustaf Dalman. 8. Jahrg. 196 S., 7 Taf., 1 Karte. 
M. 3,60. Bespr. v. J. Herrmann, Rostock. 

Der neue Jahrgang enthält neben dem sehr 
umtänglichen Jahresbericht, der wiederum eine 
Fülle von wertvollen Bemerkungen, besonders 
zur Geographie und Geologie des Landes bietet, 
einen Abschnitt aus dem Bericht über die erste 
Zeltreise der Institutsmitglieder im Jahre 1904 
und mehrere Aufsätze. Unter diesen verdient 
ein Vortrag Dalmans über das heilige Land und 
die heilige Geschichte die Beachtung aller, die 
aus wissenschaftlichem oder persönlichem In- 
teresse das heilige Land als den Schauplatz der 
heiligen Geschichte besuchen. Dalman zeigt hier 
in überzeugender und lehrreicher Darstellung, 
wie einem auch das heutige Palästina, als Land 
der Bibel lebendig werden kann, indem er von 
dem geschichtlich Wechselnden und Zufälligen 
den Blick auf das Bleibende und Wesentliche 
richtet, die Grundbeschaffenheit des Bodens, 
auf welchem sich die heilige Geschichte abspielte 
und aus dem sie erwuchs. Reiches Material 
über die Vogelwelt Palästinas teilt Gustavs mit. 
Die farbenreicheSchilderung des samaritanischen 
Passahs von Linder und die anschliessende 
Abhandlung von Dalman über das Verhältnis 
desselben zum jüdischen geben zuverlässiges 
über den wichtigen wenig bekannten Gegenstand. 
Zu seinen beiden im 6. u. 7. Jahrgang enthaltenen 
Aufsätzen über die moslemischen Heiligtümer 
in Palästina fügt Kahle einen dritten, über die 
dort üblichen Gebräuche, sowie ein ausführliches 
Inhaltsverzeichnis zu allen dreien. Die wert- 
volleMaterialiensammlung, die so zum Abschlusse 
kommt, verlohnt m. E. schon allein die An- 
schaffung der letzten drei Jahrgänge. Das Pa- 
lästinajahrbuch hat sich immer mehr zu einer 
für die gesamte Palästinawissenschaft bedeut- 
samen regelmässigen Publikation ausgewachsen. 
Man sollte meinen, dass es auch genug Freunde 
für das deutsch-evangelische Institut gewinnen 
müsste, die Geld haben und schenken, um dem 
Institut endlich einmal zu einem eigenen Heim 


217 


zu verhelfen, uid man kann das ihm und seinem 
vortrefflichen Leiter nur von Herzen wünschen. 


Paul Kahle: Masoreten des Ostens. Die ältesten 
punktierten Handschriften des Alten Testaments und 
der Targume herausgegeben und untersucht. [Beiträge 
z. Wissensch. vom AT, Heft 15.) Mit 16 Licht- 
drucktafeln. XXX, 240 S. M. 12 —; geb. M. 13 —. 
Leipzig, J. C. Hinrichs, 1913. Bespr. v. H. Grimme, 
Münster i. W. 


Dass in Zukunft die Anhänge kritischer Aus- 
gaben der hebräischen Bibel anders aussehen 
müssen als die von Baer-Delitzsch gegebenen, 
und die hebräischen Grammatiken zahlreiche 
neue Formen zu berücksichtigen haben werden, 
springt jedem in die Augen, der das obige Buch 
durchstudiert. Seine Bedeutung gipfelt darin, 
dass es das, was wir von der Tätigkeit der öst- 
lichen oder babylonischen Masoreten zu wissen 
glaubten, umstösst und ein neues Bild der baby- 
lonischen Bibelrezension liefert, das in den 
Hauptzügen jedenfalls richtig ist. 


Kahles Werk hat einen Vorläufer in der 
1902 erschienenen Studie ‘Der masoretische Text 
des AT nach der Ueberlieferung der babylo- 
nischen Juden'; aber in ihr hatte Kahle seine 
Schlüsse gezogen auf Grund eines einzigen hebr. 
Manuskripts (Berl. Ms. or. qu. 680), was ihre 
Gültigkeit anfechtbar erscheinen lassen konnte, 
wührend dieses neue Buch sie mit der Wucht 
von mehr als 50 handschriftlichen Zeugen stützt. 
Das reiche Material, mit dem Kahle gearbeitet 
hat, brauchte zwar nicht erst entdeckt zu werden: 
die Bibliotheken von Petersburg und Berlin, 
Oxford und Cambridge besassen es schon längere 
Jahre; aber es zusammengefasst und dann er- 
kannt zu haben, dass darin die Quellen der Er- 
kenntnis der babylonischen Masora fliessen, das 
ist Kahles volles Verdienst. 

Lange hat man die Begriffe 'babylonische 
Punktation‘ und ‘babylonische Masora‘ vermischt. 
Kahle hat nun entschieden, dass die Punktation 
noch nichts aussagt für das Wesen der Masora 
unddassim Bereiche derbabylonischenSchreibung 
westliche Masora kaum weniger häufig anzu- 
treffen ist als östliche. Sein Buch hat es einzig 
mit solchen Handschriften zu tun, die mit baby- 
lonischer Punktation echtbabylonische Text- 
rezension verbinden; so schaltet er sowohl den 
Petersburger Prophetenkodex aus wie auch Brit. 
Mus. Or. 1467 und 2363 (wenigstens nach der 
Seite ihrer hebr. Textrezension) und macht nur 
eine Ausnahme mit Brit. Mus. Or. 2373 in An- 
betracht seiner in mehreren Punkten einzig 
dastehenden Vokalschreibung. 

Die Führung unter den Stücken mit der ein- 
facheren babylonischen Punktation behält der 
von Kahle schon früher mit hoher Autorität um- 
kleidete Kodex Berl. Ms. or. 680, wahrend unter 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 5. 


218 


denen mit der komplizierten Punktation nun- 
mehr Cambr. B. 15, 1 und 4, 23 hervorragen. 

Kahles Buch ist ebensosehr Quellensammlung 
wie Studie. Die ersten zwei Abschnitte haben 
es mit den Materialien zu tun, und zwar gibt der 
erste Proben von mehr als 50 verschiedenen 
Handschriften in diplomatisch genauem Ab- 
drucke, wobei aber Zutaten von zweiter oder 
dritter Hand, die in der Regel tiberiensisch sind, 
meist fortgelassen sind. Die Anordnung der 
Stücke richtet sich nach ihrer Reihenfolge in 
der Bibel; dabei kommt es öfters vor, dass der 
gleiche Bibeltext in verschiedener masoretischer 
Rezension zum Abdruck gelangt. Haben wir 
also hier nur eine Auswahl aus dem von Kahle 
als orientalisch erwiesenen Materiale vor uns, 
so bietet das 2. Kapitel ausser der eingehenden 
Beschreibung sämtlicher Handschriften noch 
manches an Formen, was der Kollation grösserer 
Stücke, als hier abgedruckt werden konnten, 
entstammt. In Verbindung mit 16 dem Buche 
beigegebenen Lichtdrucktafeln, die uns besonders 
wichtige Handschriften im Bilde vorführen, 
stellen diese zwei Kapitel einen Anhang zu unse- 
ren hebräischen Bibeln dar, den jeder Exeget und 
Grammatiker zu berücksichtigen die Pflicht hat. 

Es folgen drei weitere Kapitel, in denen 
Kahle den philologischen Gewinn aus den vorher- 
gehenden Nestea zu ziehen sucht. In Kapitel III 
ist von der östlichen Punktation die Rede; ohne 
darauf einzugehen, ob zwischen ihr und der 
tiberiensischen eine innere Verbindung bestehe, 
wird der Werdegang der supralinearen Punk- 
tation unter Heranziehung vieler neuen Einzel- 
heiten beschrieben. So ist es z. B. Kahle ge- 
lungen, das bisher nur aus dem komplizierten 
Systeme bekannte Zeichen als gelegentlichen 
Bestandteil des einfachen (= Patahzeichen) zu 
erweisen. Das ihm in der Form verwandte 
Zeichen * verwenden manche Handschriften mit 
komplizierter Punktation für das o der ge- 
schlossenen unbetonten Silbe, andere für das u 
des unbetonten Wortauslautes, wofür einfach- 
punktierte Handschriften auch wohl gebrauchen. 
Bezüglich Makkef und Pasek steht jetzt fest, dass 
sie den einfachpunktierten Texten ganz fehlen. 
Der Horizontalstrich, der z. B. im Petersburger 
Prophetenkodex — ausser Zeichen für Schwa — 
teils Raphe teils Zeichen der Nichtlautbarkeit 
von X und ni ist, zeigt die erstere Funktion erst 
in späten Handschriften, während ältere Raphe 
durch P (= 5p) ausdrücken. Der horizontale 
Schwastrich ist auch in der Verwendung für 
Schwa quiescens schon recht alt. Von den 
Akzenten gehören der altbabylonischen Punkta- 
tion nur die D’nYV an; erst im komplizierten 
Systeme sind sie zu ständigen Begleitern der 
Worttonsilbe geworden. 


219 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 6. 


220 


Das 4. Kapitel hat es mit den hebräischen 
Formen zu tun, die für die östliche Masora 
charakteristisch sind. Die wichtigsten hatte 
Kahle schon in seiner früheren Studie über Berl. 
or. 680 zusammengestellt, so dass er sich hier 
auf einen Nachtrag beschränken konnte. Da- 
gegen bringt das 5. Kapitel etwas ganz Neues, 
nämlich die Feststellung von Besonderheiten der 
östlichen Targumformen. Vollständigkeit ist hier 
nicht erstrebt; immerhin sind jetzt der Forschung 
scharfe Richtlinien besonders hinsichtlich der 
Vokalisation des Onkelostargums vorgezeichnet. 


Wenn ich in Kahles Buche ein Werk von 
bleibender Bedeutung sehe, so schliesst das 
nicht aus, dass es mich verschiedentlich zum 
Widerspruch reizt. So glaube ich eine arge 
Fehlerquelle entdeckt zu haben in Kahles Auf- 
fassung vom Wesen des babylonischen Vokali- 
sationssystems, des einfachen wie des kompli- 
zierten. Er sieht in den sechs Vokalzeichen des 
einfachen Systems den Ausdruck für sechs fest- 
stehende Vokalqualitäten; was im komplizierten 
Systeme hinzugekommen ist (so bes. die Ober- 
und Unterstriche), wäre nach ihm — wie nach 
seinen Vorgängern — lediglich dazu bestimmt, 
Hinweise auf die Tonverhältnisse der Silben 
zu geben. So muss er es als Inkonsequenz be- 
zeichnen, wenn die Vokale unbetonter Endsilben 
meistens mit den Vokalzeichen der ersten, und 
nicht der zweiten Ordnung bezeichnet werden; 
als weitere Inkonsequenz hätte er es ansehen 
müssen, dass geschärfte unbetonte Silben von 
geschlossenen unbetonten scharf unterschieden 
werden. Seine Anschauung beruht auf einer, 
wie mir scheint, unrichtigen Uebertragung dessen, 
was für die tiberiensischen Vokalzeichen gilt, 
auf die babylonischen. 

Den Schlüssel zum Verständnis letzterer 
bietet uns die hebräische Aussprache der jeme- 
nischen Juden. Kahle erwähnt einmal (S. 163) 
deren Aussprache des Patah unter Berufung auf 
Dalman (Gramm. des jüd. pal. Aramüisch?, S. 84), 
einen in diesem Falle nicht unbedingt mass- 
gebenden Gewährsmann, wie ich auf Grund 
eigener Beobachtungen behaupten und durch 
Phonogramme erhärten kann. Die Jemeniten 
lesen weit mehr Vokale, als ihre Bibelhand- 
schriften Vokalzeichen besitzen. Ohne auf alle 
Einzelheiten einzugehen — wofür ich auf einen 
demnächst in der ZAW erscheinenden Artikel 
hinweise — möchte ich hier nur betonen, dass 
sie bei Patah drei Vokalqualitäten unterscheiden, 
nämlich 1. a (in Ton- und Vortonsilbe), 2. & 
(in nichthaupttoniger geschlossener Silbe), 3. € 


(in geschärfter Silbe): Also DIN = ’äwrähäm, 
mad märkeböt, C377 heddewärim. 
Hirek ist in betonter Silbe ein ziemlich ge- 


— — 
— — 


ar net gegeggemegeggmmngd 


schlossenes i, in geschlossener aber stark offenes 
j (mit ä-Beiklang): also 987 = heëteliäi, 
mam = mjzbé*h. Holem hat den Wert von 9, 
das in betonter Silbe geschlossener klingt als in 
unbetonter: ton = hamór, Mann = 'ghawéhà, 
“35 = rüw (fast ráw). Schurek ist in betonter 
Silbe u, in geschärfter Silbe ung. y, in unbe- 
tonter Endsilbe of: PONN = 'ahewücháà, app 
= m'hämüdd&hä, mp = pihg*. Ein guter 
Beobachter wird — so möchte ich meinen — 
bei den Jemeniten kaum weniger Vokalqualitäten 
heraushören, als das babylonische komplizierte 
Vokalsystem Zeichen hat. Diese vielen Vokale 
tragen wie der Beschaffenheit der Silben so 
auch der Betonungsart Rechnung, ohne dass 
vom Sprecher oder Sänger selber auf den 
Silbencharakter geachtet würde. So wird man 
sich auch den babylonischen Vokalismus zu 
denken haben; er stellt eine Skala von 14 und 
mehr Vokalqualitäten dar, die das einfache 
Vokalsystem mit seinen sechs Zeichen nur all- 
gemein andeutet, das komplizierte aber genau 
festzulegen trachtet. 

Nun liegen von den jemenischen Vokalquali- 
tüten besonders nahe bei einander das Sere und 
Holem der offenen Silbe (e u. $, welch letzteres 
zuweilen geradezu als e gesprochen wird, z. B. 
in W W bai u&béh)9), und das Direk und 
Patah der geschärften Silbe (eu e, welch 
letzteres ich in 13%" geradezu als į gehört habe). 
Hält man sich diese Lautverwandtschaft vor 
Augen, so wird man manche Formen, die Kahle 
als Besonderheiten der babylonischen Formen- 
lehre bezeichnet, für blosse Schreibvarianten 
oder Schreibfehler erklären. Dahin gehört z. B.: 


1. Sere statt Holem in nu (statt Sg) 
1. Sam. 17,4 (22), ^ri (st. mi) Ps. 22,10 (35a), 
"Uy (st. dn) Ps. 101, 3 (350), non (st. npn) 
Prov. 20, 1 (Masoret. Text S. 68), NY (st. non) 
Prov. 1,21 (Mas. Text S. 68). 

2. Holem statt Sere in D" (st. Op) 
Ps. 22, 22 (35a), Qin (st. 0937) 1. Sam. 17, 4 
(22), "wy (st. oy) 2. Chr. 11, 21 (Mas. Text 


S. 77), ny (st. nyn) Prov. 27, 10 (Mas. Text 


S. 82); ja, da zwischen dem Holem der offenen 
und dem der betont-geschlossenen Silbe nur ein 
wenig insOhr fallender Unterschied ist, so móchte 
ich auch folgende Fälle als Schreibfehler ansehen: 


ptn (st. Dry) Ps. 65,5 (35a), "y" (st. W 
1. Sam. 16, 9. 10 (22), vay (st. yz) 1. Chr. 4,9 


221 


(48b), om (st. om, von dessen östl. Betonung 


weiter unten die Rede ist) 2. Chr. 3, 1 (50b) und 
die von Kahle in Mas. Text S. 63 f. als besonders 


auffällig hervorgehobenen ‘Kal’-Formen "y" 
Ps. 107, 25, Hi. 34, 24, cnn Hi. 22,3, naw 
2. Chr. 16, 5, die ich dem Schreiber zur Last 
zu lege und als Hiphilformen mit Sere her- 
Stellen móchte. 

3. Hirek statt Patah in Zu (st. 235) 
1. Sam. 15, 12 (22), 1311122 (st. WDD) Ps. 22, 24 
(Mas. Text S. 79), pd (st. 250) CC. 2, 5 
(Mas. Text S. 82). 

Die auffülige Auflósung von ü in unbe- 
tonter (seltener in betonter) Endsilbe in op, 
wie sie bei den Jemeniten sich findet, wird der 
Grund sein, dass verschiedene Handschriften ein 


solches ü als I (3, d `) schreiben, z. B. in TEN 
(st. Wett) Js. 62, 8 (27), iaw (st. an) Hos. 


14, 3 (27), wn (st. N) Jos. 22, 28 (20a). 

Ich füge noch einige Eigentümlichkeiten der 
jemenisch- jüdischen Aussprache bei, die dem, was 
Kahle ‘babylonische‘ Aussprache nennt, genau 
entsprechen. So lebt es der Jemenit, eine mit 
den Laryngalen x, n, y schliessende unbetonte 
Silbe infolge der Starkaussprache dieser Laryn- 
gale so zu spalten, dass der Anlautskonsonant 
mit einer Art Schwa, der Laryngal aber mit dem 
Vokale der geschlossenen Silbe gesprochen wird, 
also OMIN) = n*'ünábim, mw) = n Aud, GEI 
ni$b*áti, mn% = léhàjáh. Das lässt uns 
Schreibungen verstehen wie "2xn Hi. 8, 13 
(40a, b), erh Mi. 4, 8 (24), Wyn Ps. 25, 5 
(350), voa Ps. 23, 3 (35c), Pour 2. Chr. 2, 13 
(35b), oe Js. 48, 7 (24) usw. 

Wenn ich die Unterscheidung von weit mehr 
als sechs Vokalqualitáten für allgemein baby- 
lonisch halte, so darf wohl über die Verfärbung 
des Holem zu o und bes. das Umspringen 
der Vokale vor Laryngalen nicht gleicherweise 
geurteilt werden: widerstrebt doch — so móchte 
ich meinen — schon das Klima Babyloniens der 
Starkaussprache der Laryngale. Diese beiden 
Lauterscheinungen weisen m. E. unbedingt auf 
Jemen hin. Dann aber muss das Urteil, das 
Kahle über die Stellung Jemens zur babylo- 
nischen Masora fällt, als unrichtig bezeichnet 
werden. Er sagt (S. 163): (In Jemen) hat man 
— im hebräischen Text — jedes tiberiensische 
Segol durch Patah und jedes tiberiensische Hatef 
durch einfaches Schwa wiedergegeben‘ und 
(S. 179) ‘Die [jemenische] Punktation selber hat 
— soweit sie sich auf den hebräischen Text 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 5. 


222 


bezieht — mit der babylonischen Ueberlieferung 
nichts mehr zu tun‘; speziell von der nach ihm 
klassisch-babylonischen Handschrift Berl. or. 
qu. 680 behauptet er (S. XXVII): ‘Dass [sie] 
in Jemen gewesen ist, müsste man aus der in 
ihr vorliegenden Ueberarbeitung schliessen, wenn 
es nicht ausdrücklich überliefert würe. Ebenso 
sicher ist freilich, dass sie in Jemen nicht ge- 
schrieben ist‘. Hiergegen behaupte ich, dass 
Jemen in älterer Zeit — der Zeit der Abfassung 
von Berl. or. qu. 680, von Oxford Ms. Heb. 
d 49, 4.5, Cambrigde A 38, 7, von Oxf. d 37, 
fol. 47—50, Cambr. A 39, 13 (nach Kahle ‘ein 
sehr schönes Beispiel einer alten orientalischen 
Handschrift‘) — in Abhängigkeit von der baby- 
lonischen Masora gestanden hat und erst in 
späteren Jahrhunderten mehr und mehr zur ti- 
beriensischen Masora übergegangen ist, deren 
Spuren teils in der Ueberarbeitung alter Codices 
(z. B. Berl. 680), teils in der Verwendung von 
Handschriften, welche tiberiensische Masora mit 
babylonischer Vokalschreibung vereinigen (z. B. 
Brit. Mus. Or. 1467, 2363, 2221, 2366), zu finden 
sind. Eine ähnliche Wandlung werden auch 
andere Gegenden des Orients erlebt haben, 
wie der Petersburger Prophetenkodex beweist. 
Es ist somit erheblich schwieriger, als Kahle 
annimmt, die Formen der normalbabylonischen 
Bibelrezension festzustellen, da sie dialektische 
Einflüsse erfahren hat. Die dadurch bedingte 
Unsicherheit in der Lesung mancher Formen 
mag dazu beigetragen haben, dass die einheit- 
lichere tiberiensische Masora später den Sieg 
über die babylonische davontrug. 


Schliesslich noch ein paar Kleinigkeiten! 
Kahle entnimmt aus Schreibungen wie cpm oder 
Ci „ ‘dass die Punktatoren uattäköm, uaijàsém 
gesprochen wissen wollten. Sonst hätten sie in 
letzter Silbe ` bzw. eingesetzt‘ (S. 187). Diese 
Annahme ist nicht richtig. Von jemenischen 
Juden. werden solche Formen (wie auch alle 
Segolatformen) so gesprochen, dass die Pän- 
ultima und die Ultima fast gleichstark betont 
werden (uattékom, uajjisém); nichts anderes 
sollen aber die obigen Schreibungen ausdrücken. 


Wenn derPetersb. Prophetenkodex op" schreibt, 
so bedeutet das die Aufgabe des Nebentons der 
Ultima, also eine Verschlechterung der Aus- 
sprache. — S. 165 deutet K. dieSchreibung (statt 
tib. *) dahin, dass * ‘zu einem wohl mit leisem 
Einsatz zu sprechenden i geworden ist. Die 
jemenische Aussprache lehrt nun, dass * (aller- 
dings vorwiegend vor i) den Wert von ji hat 
(m = jihi oder fast jil). — S. 163 wird gesagt, 
dass in jemenischen Handschriften mit der ein- 


223 


fachen Punktation und tiberiensischer Masora 
‘nur Hatef Kames gelegentlich durch * wieder- 
gegeben’ werde. Dazu bemerke ich, dass ge- 
legentlich auch = (nicht etwa =) als Ersatz für 
Schwa wie auch für Vollvokal vorkommt, z.B. bei 


Cup (Ex. 15, 2) in Brit. Mus. Or. 2366 und 2368 


(wofür Or. 2227 nen bietet) und "7 (Ex. 
20, 24) in Or. 2368. 

Diese Ausstellungen ándern aber nichts an 
der Tatsache, dass Kahles ‘Masoreten des 
Ostens‘ ein Buch darstellen, aus dem wir alle, 
Bibelphilologen und Exegeten, sehr viel zu 
lernen haben. Dank daher dem Verfasser und 
Anerkennung der Druckerei, die den schwierigen 
Satz, besonders auch in den abgedruckten Text- 
proben, fast fehlerlos geleistet hat! 


R. Dussaud: Les Monuments Palestiniens et Ju- 
daiques. Publikationen des Louvre, Abteilung der 
Oriental. Altertümer. 1912. VII, 130 Seiten; 1 Taf. 
u. 82 Abb. Bespr. v. E. Brandenbury, Florenz. 

Dussaud, einer der Konservatoren des Louvre, 
hat die Abteilung der Altertümer aus Pa- 
lästina und Judäa neu inventarisiert und be- 
schrieben. Da er diese Arbeit, deren Resultate 
in der vorliegenden Abhandlung zusammengefasst 
sind, mit grosser Gewissenhaftigkeit und Ge- 
nauigkeit ausgeführt hat, so wird sie für jeden 
sich speziell dafür interessierenden von Wich- 
tigkeit sein. Der Stoff ist nach den einzelnen 

Landschaften geordnet (Moab, Jerusalem, Gaza, 

Jaffa, Samaria usw.). Eine Reihe von Nummern 

kommen besonders für den Epigraphiker in 

Betracht, besonders die Stele von Mesa u. a. m.; 

ausser der Transkription ist auch noch vielfach eine 

genaue Reproduktion des Originals beigefügt, 
so dass dadurch auch denen, die die letzteren 
in Paris selber nicht besichtigen kónnen, ein 
genaues Studium möglich wird. Dasselbe gilt 
von den Stücken, die mehr den Archäologen 
angehen, wie Statuetten, Vasen, Sarkophage, 

Keramik, Lampen und sonstige Kleinfunde. 

Auch hier ergänzen die Abbildungen gut den 

Text. Wir können deshalb nur hoffen, dass uns 

der Verfasser noch weitere ebensolche Arbeiten 

über die verwandten Gebiete in Zukunft liefern 
möge. 

J. Halévy: Précis d’allographie assyro-babylo- 


nienne. XXX, 472 S. Paris, Ernest Leroux, 1912. 
Bespr. v. P. Maurus Witzel, Fulda. 


Der Standpunkt des um die orientalischen 
Wissenschaften so überaus verdienten greisen 
Halévy bezüglich des Sumerischen ist ja all- 
gemein bekannt. Wo andere Assyriologen von 
einer sumerischen Sprache reden, spricht Halévy 
von einer ,Allographie assyro-babylonienne. “ 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 5. 


224 


semitique diesen seinen Standpunkt mit zäher 
Ausdauer verteidigt. Er hat schon gleich anfangs 
seine Gegner gefunden, aber trotz dieser „efforts 
faits pour étouffer l'hérésie naissante“ (S. VII) ist 
er keinen Augenblick zurückgewichen. Und nun 
bietet er uns in einem stattlichen Bande eine 
Sammlung der im Laufe der Zeit von ihm ins 
Feld geführten Gründe dar, welche nach Halévys 
Ueberzeugung den semitischen Ursprung des 
„Sumerischen“ dartun. Alles, was irgendwie 
für seine Ansicht über das Sumerische sprechen 
könnte, ist mit bewunderungswürdigem Scharfsinn 
und grosser Sorgfalt ausfindig gemacht und ge- 
sammelt worden. Das muss sich Herr Halevy 
und seine Schule gesagt sein lassen: wenn 
diese Gründe nicht als stichhaltig befunden 
werden, dann dürfte es keine weiteren mehr 
geben, die Anspruch auf Anerkennung machen 
könnten! Und Halevy ist sich dessen bewusst, 
dass seine Gründe gegenwärtig nicht in seinem 
Sinnegewürdigt werden: „J’aifoidanslejugement 
de l'avenir* (S. 2). 

Doch ist das Werk mehr als ein blosses 
Kampfbuch: es ist eine volle Grammatik des 
Sumerischen im Sinne Halévys. Leider — ich 
sage das mit aufrichtigem Herzen — kann ich 
in der sumerischen Frage dem so hochverdienten 
genialen Assyriologen nicht beistimmen. Es 
kann nun aber unmöglich meine Aufgabe sein, den 
Ausführungen Halevys einzeln zu folgen, seine 
Gründe zu nes und Gegengründe an- 
zuführen: da müsste ich ein Buch schreiben, das 
an Umfang dem WerkeHalevys nicht nachstünde! 
Nur einiges, das besonders verfänglich ist und 
gewiss auch den Eindruck bei manchem nicht 
verfehlen dürfte, soll berührt werden. Im An- 
schluss daran sollen einige Gründe für den 
nichtsemitischen Ursprung des Sumerischen an- 
geführt werden, die sich uns beim Lesen des 
Halévyschen Buches besonders aufdrängen; es 
ist selbstverständlich, dass wir damit auch nicht 
imentferntestenalleoder auch nurdie wichtigsten 
anführen wollen, die man gegen Halévys Hypo- 
these ins Feld führen kann. 

S. 25ff. (vgl. schon S. 4) gibt Halevy eine 
Liste von „syllabes cunéiformes avec leurs 
prototypes sémitiques.^ Wenn diese Aufstel- 
lungen richtig sind, dann ist es zweifellos um 
den sumerischen Ursprung der Keilschrift und 
überhaupt um die sumerische Sprache geschehen. 
Doch wie steht es damit? Zunächst findet sich 
in der Liste Halévys eine ganze Anzahl von 
Beispielen, indenensich der „semitischePrototyp“ 
als ein sumerisches Lehnwort zu erkennen gibt. 
Freilich glaubt Halevy nicht an sumerische 
Lehnwörter. Aber es muss doch mehr als auf- 


Es sind schon nahezu 40 Jahre, dass Halévy fällig sein, dass man gerade für diese Wörter 
namentlich im Journal asiatique und in der Revue keine zufriedenstellende semitische Etymologie 


225 


hat! Es sind also Fälle wie al = allu, am — amu, 
an — anum, as — asü nicht in Betracht zu ziehen. 
Was übrig bleibt, wird zum grössten Teile durch 
höchst willkürliche Abkürzungen, Synkopen usw. 
aus dem Semitischen erklärt, z. B. a „Wasser“ 
— ammu, amu, awu „Fluss, Ozean"; ag „tun, 
machen“ = tgaru (agaru) „Mauer“; as = asten, 
isten „eins“; bad „tot“ = abátu „zugrunde 
richten“; bal „verändern“ = abdlu ,wegtragen". 
Freilich kann nicht geleugnet werden, dass sich 
vereinzelte Fälle finden, in denen ein wirklicher 
Zusammenhang zwischen dem Sumerischen und 
dem Semitischen zu bestehen scheint, z. B. 
ar = dru „leuchten, glänzen.“ Aber derartige 
Fälle überschreiten in ihrer Häufigkeit nicht 
das Mass des Zufälligen. Hat man doch auch 
schon Hunderte von semitischen Wurzeln nam- 
haft gemacht, die mit dem Indogermanischen 
übereinstimmen oder doch übereinzustimmen 
scheinen, und doch wird die Annahme einer 
Verwandtschaft zwischen beiden Sprachgruppen 
abgelehnt. Es ist auch zu beachten, dass in 
der Tat eine Reihe von Ideogrammen erst se- 
mitischen Ursprunges ist; dieselben kommen 
dann im Sumerischen in der fraglichen Lesung 
gar nicht vor. Es finden sich auch nicht wenige 
Zeichen, die Halevy trotz alledem nicht kom- 
mentieren kann, 

Wenn Halévy nachweisen könnte, dass einem 
semitischen Worte mit verschiedenen Bedeutungen 
auch im Sumerischen ein und dasselbe Zeichen 
entspricht, und wenn derartige Fälle ziemlich 
häufig begegneten, so wäre das noch vielmehr 
dazu angetan, den semitischen Ursprung des 
Sumerischen zu beweisen. S. 77 werden denn 
auch eine Reihe von homophonen Wörtern 
angeführt, denen das gleiche Ideogramm im 
Sumerischen entsprechen soll. Doch glaube ich, 
dass die Wahl dieser Beispiele den sicheren 
Beweis ergibt, dass die „Homophonie“ eben keine 
Rolle spielt. Das einzige wirklich überzeugende 
Beispiel ist meines Erachtens nur SAB = aribu 
„Rabe“ und „Heuschrecke.“ Und doch müssten 
sich bei dem semitischen Ursprunge der Keil- 
schrift überaus viele derartiger Beispiele finden 
lassen, da gleichlautende Wörter mit verschie- 
denen Bedeutungen im Assyrischen gar keine 
Seltenheit sind. Dass aber das eine oder andere 
derartige Beispiel nichts im Sinne Halevys be- 
weist, liegt auf der Hand. Es wird wohl immer 
in derartigen Fällen so sein, dass die eine der 
Bedeutungen im Sumerischen nicht belegt, also 
assyrischen Ursprungs ist. 

Verwandt mit dem unter ,Homophonie“ Dar- 
gelegten ist das, was Halévy über , Assonance“ 
sagt (S. 79). Doch ist hier naturgemäss noch 
viel mehr Spielraum für Willkür auf der einen, 
und für Zufall auf der anderen Seite. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 6. 


226 


Nach Hal&vyistdasSumerische nur eineSchrift 
(eine „allographie“); aber warum ist nur immer 
die Rede von Eme-sal, Eme-KU usw., von 
einer Sal-Sprache, KU-Sprache? — Ferner, 
muss es nicht sehr auffällig sein, dass wir im 
Norden Mesopotamiens schon frühzeitig semi- 
tische Inschriften finden, während im Süden, 
dort wo die Kunstdenkmäler und anderes auf 
ein nicht semitisches Volk hinweisen, sich die 
„allographischen“ Inschriften zeigen? — Halévy 
glaubt, dass der Lautbestand im Sumerischen 
sich sehr gut decke mit dem des Semitischen. 
Hier kann man aber ganz gewiss verschiedener 
Ansicht sein! Auch der Umstand, dass Lautwerte 
sich nur im Sumerischen, andere nur im Semi- 
tischen finden, beweist, dass Erfinder und Be- 
nutzer der Schrift nicht immer ein und dasselbe 
Volk gewesen sind. — Ich halte es für un- 
möglich, dass die Semiten als Erfinder der 
Keilschrift Zeichen wählten, die mit dem, was 
sie bedeuten sollten, lautlich in gar keinem 
Zusammenhange stehen; für amelu „Mann“ 
konnten sie nicht galu wählen, für bitu „Haus“ 
nicht è. — Die vielen Bedeutungen, die einem 
und demselben Zeichen zukommen, erklären sich 
nicht in zufriedenstellender Weise aus dem 
Semitischen (Polyphonie), ebensowenig wie die 
verschiedenen Schreibweisen für ein und dieselbe 
Silbe (Polysémie). So halte ich es auch für 
unmöglich, dass die Semiten Silbenkomplexe 
bilden konnten wie UD-DU, was à zu lesen ist 
und dann agu „herausgehen“ bedeutet. Das 
Gleiche gilt von ganzen Wortgruppen. — Die 
Semiten, die ja die Erfinder des , Sumerischen* 
sein sollen, hätten keine Sprache erfinden können, 
die so ganz und gar abweicht von dem Charakter 
des Semitischen: das Sumerische kennt im Gegen- 
satz zum Semitischen kein doppeltes Geschlecht, 
weder im Nomen noch im Verbum; es kennt 
keinen Dual; die Wortstellung ist durchaus 
unsemitisch, die Kasusverhältnisse werden ganz 
anders ausgedrückt als im Semitischen; wir 
haben im Sumerischen Postpositionen gegenüber 
den Präpositionen des Semitischen; wir haben 
im Sumerischen die sogenannten Verlängerungs- 
silben, im Semitischen fehlen sie; das Semitische 
weiss nichts von sogenannten vorausgeschickten 
Objekten, während dieselben sich sehr oft im 
Sumerischen finden; das Sumerische redupliziert 
in sehr vielen Fällen die Verbalwurzel, das 
Semitische nicht; das Sumerische hat wesentlich 
andere Verbalbildungselemente als das Semi- 
tische; schon allein das so weit ausgebaute, 
durchaus nicht willkürlich in Anwendung kom- 
mende System der Verbalpräformative ist für 
mich ein mehr als hinlänglicher Beweis dafür, 
dass die „Sumerer“ keine Semiten sind; warum 
haben wir in den sumerischen Inschriften, die 


227 


doch nach Halévy als semitisch zu lesen sind, 
keine semitischen Komplemente, die sich sofort 
da finden, wo uns sicher semitische Inschriften 
entgegentreten? So liessen sich noch andere 
höchst bedeutende, wesentliche Unterschiede 
zwischen dem Sumerischen und dem Semitischen 
anführen. Ich meine, schon die Abfassung von 
offiziellen Dokumenten, die doch gewiss, um 
wenig zu sagen, auch für das Volk bestimmt 
waren, beweist zur Genüge, dass das Sumerische 
eine Sprache war, eine Sprache, die vom Volke 
verstanden und deshalb auch geredet wurde. 

Es tut uns leid, diese Gegengründe, die sich 
uns beim Lesen des Précis d’Allographie be- 
sonders aufdrängten, Halévy entgegenstellen zu 
müssen; wir bilden uns aber natürlich nicht 
ein, Halévy damit getroffen zu haben! 

Glauben wir nun von unserm Standpunkte, 
dass das Buch Halévys und damit ein grosser 
TeilderForschungsarbeiten dieses hochverdienten 
Gelehrten nutz- und zwecklos sei? Durchaus 
nicht! Die Arbeit, die Halévy geleistet hat, 
musste getan werden, die Fragen, die er er- 
örtert hat, mussten aufgeworfen werden. Und 
es ist gut, dass Halévy der Mann war, der die 
sumerischen Probleme entwickelte und von 
seinem Standpunkte aus mit so viel Ausdauer 
und Unverdrossenheit verteidigte: so gründlich, 
wie er, hätte es niemand gekonnt und getan! 
Der Wissenschaft hat Halévy auch von unserem 
Standpunkte aus auch mit seinem Kampfe gegen 
das Sumerische, wie auf anderen Gebieten, einen 
grossen Dienst erwiesen. 

Uebrigens wird derjenige, der nicht auf dem 
Standpunkte Halévys steht, aus dem Buche 
manchen Nutzen auch im Studium des Sume- 
rischen ziehen kónnen, insofern hier viel, viel 
Material zusammengetragen ist. Es ist nur zu 
bedauern, dass uns bei den weitaus meisten 
Partien die Quellenbelege vorenthalten sind. 


Albert T. Clay: Business Documents of Murashu 
Sons of Nippur, dated in the reign of Darius II. 
(University of Pennsylvania, The Museum, Publica- 
tions of the Babylonian Section. Vol. II No. I) 54 8., 
193 Taf. Philadelphia, The University Museum, 1912. 
Bespr. v. H. Pick, Berlin. 

Mit den hier vorgelegten 228 Texten hat 
sich Clay auf einem Sondergebiete, zu dessen 
Erschliessung er schon in mehreren vorange- 
gangenen Veróffentlichungen Bedeutendes ge- 
leistet hat, ein neues Verdienst erworben. Wer 
die früheren Publikationen kannte, war berech- 
tigt, auch jetzt etwas Vorzügliches zu erwarten, 
und der vorliegende stattliche Band entspricht 
durchaus den Erwartungen. Die Texte sind 
angenehm lesbar, machen den Eindruck, dass sie 
genau wiedergegeben sind, ohne dass in neben- 
süchlichen Dingen, wie Umrandungen, Wieder- 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 5. 


228 


gabe von Schrunden und Ritzen an textlosen 
Stellen eine äusserste Genauigkeit vorgetäuscht 
wird, die in Wirklichkeit nicht zu erreichen und 
ausserdem zwecklos ist. In bezug auf den sach- 
lichen Inhalt bringen die Texte, so weit ich ge- 
sehen habe, nichts Neues. Aber sie erweitern 
immerhin den Kreis unserer Kenntnisse und 
werden bei genauerer Durcharbeitung, wie ich 
glaube, hauptsächlich auch nach lexikalischer 
Seite manchen Ertrag bringen. 

Wie schon die früheren Veröffentlichungen 
unseres Herausgebers, legen auch hier die Texte 
die Frage nahe, ob die vielen, zum Teil ganz 
charakteristischen westsemitischen Eigennamen, 
die uns sonst nur als Namen von Juden bekannt 
sind, auch hier wirklich Juden bezeichnen. Die 
Frage kann nicht mit ein paar Worten beant- 
wortet werden und ist überhaupt wohl nicht 
endgültig zu beantworten. Bei ruhiger Neben- 
einanderstellung des Dafür und Dawider werden 
sich wohl beide Seiten die Wage halten. Einen 
Minahim und einen M(B)injamin werden wir wohl 
fürs erste als Juden hinnehmen wollen. Aber 
man wird wieder stutzig, wenn ein solcher 
Benjamin der Sohn eines Bél-ab-usur ist. Denkt 
man aber an die ohne Zweifel echten Juden 
Zerubabel und Mordekai, dann fällt dieses Be- 
denken wieder weg. Ein weiteres Eingehen auf 
diese Frage ist hier aber nicht am Platze. Ich 
wollte darauf nur hinweisen, dass für diese und 
ähnliche Fragen das den Texten vorangehende 
Verzeichnis der Eigennamen reichliches Material 
bietet. Ebenso wie eine Menge unzweifelhaft 
westsemitisch-aramäischer Namen finden wir, 
was bei der Zusammensetzung der Bevölkerung 
des persischen Weltreiches ja nur natürlich ist, 
auch eine grosse Anzahl persischer Namen. 
Aber auch ägyptische Namen kommen vor. 

Das Namenverzeichnis umfasst 43 Seiten und 
gibt männliche und weibliche Eigennamen, Stadt- 
namen, die Namen der Tore und Wasserläufe. 
Daran schliesst sich ein Verzeichnis der Worte 
und Namen, die auf den aramäisch geschriebenen 
Beischriften vorkommen. Die Listen sind zu- 
verlässig. An einigen Stellen sind vielleicht 
Kleinigkeiten zu verbessern. Statt Amurru-ra- 
pa- qa lies Amurra-(ra, phonetisches Komplement) 
paga. Damit wird noch einmal bestätigt, dass wir 
berechtigt sind, dass an dieser Stelle stehende 
^ K UH -& AL Amurru zu lesen. Es muss auch 
Dalatani heissen statt Dalatini. Das erstere 
ergibt eine gute hebräische Form. Hannanja 
der Sohn des Menahem ist Aufseher über das 
königliche Geflügel (issüré), nicht über die Fische. 
Lula - Nabu ist auf Seite 27 einzufügen. Der 
Frauenname Ma- am- mi- tum-tubat ist so geschrie- 
ben. Zu dem Stadtnamen Bistum kommt noch eine 
Bestimmung 3a amél rab uratu. Statt Ha- ri- 


229 


lu-%-a würde ich vorziehen Hatallua, vgl. das 
vorhergehende Hadala. In Hussieti $a Marrah- 
dirutum ist wohl nur ein Druckfehler stehen 
geblieben. Es muss märat heissen. Es sind 
noch ein paar Kleinigkeiten übersehen, die bei 
der sonstigen Zuverlässigkeit nicht ins Gewicht 
fallen. Zu den Flussnamen wie Harri-piqudu 
vgl. schon mein kleines Schriftchen: Assyrisches 
und Talmudisches (1903) S. 12. 

Auf die 228 Texte, die ich alle mehr oder 
weniger genau durchgesehen habe, kann ich na- 
türlich nicht näher eingehen. Es wäre vielleicht 
zu erwägen, ob es nicht angebracht wäre, wie 
es früher wohl hin und wieder geschehen ist, 
kurze Zusammenstellungen der Texte nach dem 
Inhalt zu geben, da die Texte hier ja nur rein 
chronologisch geordnet sind. Das könnte mit 
ganz allgemeinen Angaben geschehen, z.B. Pacht: 
Nr. 16 usw. Freilassung von Schuldhaft Nr. 17, 
21, 23 usw. 

Einige Bemerkungen zu den Texten mögen 
hier Platz finden. Nr. 4, Z. 9 ist ein Fehler 
entweder des Schreibers oder des Herausgebers 
stehen geblieben. Es muss 25 Gur heissen! 
Text 21 gehört mit zu den interessantesten. 
Hier wird Z. 7 ein *""ah-3a-at-ra-panu neben 
amẽt q atianu als Beamter erwähnt. Soweit mir 
bekannt, ist dies ausserhalb der Bibel die erste 
Belegstelle für dieses iranische Wort. In Z. 6 
findet sich hier auch die sehr nachlässige 
Schreibung Sal- la- di- ni für ša la dini. In 53, 3 
wird ein Mann namens Tili-apa als f- ar- 
mi- la- a- a bezeichnet, das ist wohl seine Standes- 
bezeichnung etwa „Taschner“ vgl. das gemein- 
aramäische gp. Aramäischer Plural liegt 
vor in Na- ga- di-in (69, 5). In Nr. 89 lautet 
der Schuldschein auf Datteln, während die ur- 
sprüngliche Schuld in Geld bestand, (Z. 11). 
Die Datteln sind für Geld (ku-um kaspi), welches 
an ihre Aufseher für sie bezahlt wurde. Es 
ist dabei mit der einfachen Schuldforderung 
zugleich eine Art Termingeschäft verbunden, 
sicherlich zum Nachteil des Schuldners. Nr. 106 
behandelt eine Feldpachtung. Ausser dem Felde 
selbst werden hier auch 25 Arbeitsochsen mit- 
verpachtet samt ihren Geräten. Damit sind 
wohl die Wasserräder gemeint. (i-na mi-sir- 
Si-na 25 alpé um-man-nu a-di u-nu-tu-$u-nu). 
Ein gleichartiger Vertrag ist 159. Hier heisst 
es Z. 3/4: Zaq-pu a-na urki-utu Sul-pu ana 
anclirny-Su-tu usw., das mit Bäumen bestandene 
Feld bat er zur gärtnermässigen Bewirtschaftung 
gepachtet, das Sulpu-feld zur ackermässigen. 
Die Bedeutung von šul-pu ist noch nicht ganz 
sicher. Diese und ähnliche Stellen wird man 
aber für die Bestimmung beachten müssen. 
Aufschluss über die gleichfalls noch nicht ganz 
klare Bedeutung der Wurzel maraqu kann viel- 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 6. 


230 


leicht 173, 8 ff. geben. „Für das Einspruch- 
erheben wegen dieser Türen bürgen X, Y und 2. 
Am Tage, da Einspruch wegen dieser Türen 
stattfindet, werden (sich) X, Y und Z in bezug 
auf die Türen vor den Richtern ausweisen und 
sie übergeben“ (*dalate $uate ina pan an dajzjané 
u-mar-raq-(qu)nim-ma ana HRimui-n Ninib inadin ). 

Ich móchte nicht zu ausführlich werden und 
schliesse darum mit dem Hinweis auf Nr. 174. 
Die beiden Schuldner Han-nu-nu und Za-bu-da-a' 
unterzeichnen durch Eindrücken ihres Finger- 
nagels einen Schuldschein, der datiert ist vom 
15. Nissan des ersten Jahres Darius II. 

Der 15. Nissan ist der erste Tag des Passah- 
festes. Es ist darum unwahrscheinlich, dass 
die Genannten Juden sind. 

Die letzten Seiten geben die aramäischen 
Aufschriften der Tontafeln wieder. Jetzt, wo 
so ganz unerwartet etwa gleichzeitige aramäische 
Papyri zum Vorschein gekommen sind, bietet 
diese nützliche Zusammenstellung erwünschtes 
Material für palüographische Studien. 


Rich. Lepsius: Denkmäler aus Aegypten und Ae- 
thiopien. Text. Hrsg. v. Eduard Na ville. 6.(Schluss-) 
Bd. Nubien, Hammamat, Sinai, Syrien u. europ. Mu- 
seen. Bearb. v. Walt. Wreszinski. M. e. Konkor- 
danz f. elle Tafel- u. Textbde. v. Herm. Grapow. 
(VIII, 406 S.) Nebst Ergänzungsbd. Hrsg. v. Ed. Na- 
ville, unter Mitwirkung v. Ludw. Borchardt, bearb. 
v. Kurt Sethe. 4. (Schluss-)Lfg. (15 Lichtdr.- Taf. 
m. IV S. Text.) Leipzig, J. C. Hinrichs, 1913. M. 70 —. 
Bespr. v. À. Wiedemann, Bonn. 

Die genannten beiden Lieferungen bilden den 

Abschluss der Veröffentlichung des Textes und 

der Ergänzungen zu dem monumentalen Tafel- 

werke, welches Lepsius in den Jahren 1850 

bis 1859 herausgab. Sein Plan war es gewesen, 

in dieser Publikation die Ergebnisse der preussi- 

schen Expedition nach Aegypten (1842—1845) 

in ihrem vollen Umfange niederzulegen. Mit 

dem Erscheinen der Tafelbánde brach das Unter- 
nehmen jedoch ab, den zugehórigen Text hat 

Lepsius nicht veróffentlicht und nicht druckfertig 

ausgearbeitet. In seinem Nachlasse fand sich 

aber das Material für eine Bearbeitung desselben 
in Gestalt der von ihm wührend der Reise ge- 
führten Tagebücher vor.  Naville, derjenige 

Schüler von Lepsius, der ihm persónlich am 

nüchsten stand und dem diese Hefte vermacht 

worden waren, stellte sie für eine Veröffent- 
lichung zur Verfügung. Es gelang ihre Angaben 
durch die gleichfalls zur Verfügung gestellten 

Tagebüchereines Begleiters von Lepsius, Erbkam, 

zu ergünzen, und so begann 13 Jahre nach dem 

Tode von Lepsius im Jahre 1897 der lang ver- 

misste Text zu dem Tafelwerke zu erscheinen. 

In fünf umfangreichen Bänden und in einem 

Ergänzungsbande von 63 Tafeln liegt derselbe 

nunmehr abgeschlossen vor. Er zeigt in allen 


231 


seinen Einzelheiten, mit welch ungemeiner Sorg- 
falt Lepsius arbeitete und wie er, wenn ihn auch 
historische und datierte Denkmäler vor allem 
anzogen, doch daneben andersartige Texte, Dar- 
stellungen, topographische Aufschlüsse nicht 
übersah. Eine reiche Fundgrube für die ägyp- 
tische Geschichteund Kulturgeschichte waren die 
Denkmäler aus Aegypten und Aethiopieu seit 
ihrem Erscheinen für Historiker, Archäologen 
und Aegyptologen. Die Textbände machen dieses 
Material nicht nur bequemer und übersichtlicher 
zugänglich und in seinen Einzelheiten und in 
seinen Zusammenhängen verständlicher. Sie 
fügen demselben auch zahlreiche wichtige Ergän- 
zungen, Verbesserungen und neue Tatsachen bei. 
Die Ausnutzung des hierbei Gebotenen wird durch 
eine vonGrapow ausgearbeiteteTabelleerleichtert, 
in welcher dieser einer Liste der Tafeln des 
Denkmälerwerkes und des Ergänzungsbandes 
jeweils die Textseite beigefügt hat, auf welcher 
sich die auf die Tafel bezüglichen Angaben ver- 
zeichnet finden. 

Die Abschluss-Lieferungen beschäftigen sich 
vor allem mit Nubien. Sie gewinnen hierdurch 
gerade jetzt ein besonderes Interesse, in einem 
Augenblicke, in welchem die vollständige Ver- 
öffentlichung der Tempel Unter-Nubiens durch 
den ägyptischen Service des Antiquités erfolgt. 
Zugleich haben jetzt ausgedehnte Ausgrabungen 
in den ägyptisch-äthiopischen Trümmerstätten 
weiter im Süden bis tief in den Sudan hinein 
von neuem das Interesse auf die dort sich ent- 
wickelnden und vergehenden Kulturen des Alter- 
tums gelenkt. Wenn die hier veröffentlichten 
Tafeln für diese Gebiete auch keine ausser- 
gewöhnlich wichtigen neuen Aufschlüsse bringen, 
so gewähren sie doch ein gutes Bild des Zu- 
standes, in welchem sich die Reliefs und Tempel- 
wände in Nubien zur Zeit des Besuches von 
Lepsius befanden und ergänzen in manchen 
Punkten die modernen Bearbeitungen in will- 
kommener Weise. Die in ihnen berücksichtigten 
Trümmerstätten sind Kalabsche, Dendur, Sebua, 
Ellesie, Barkal, Meroe und Naga. 

Der Textband behandelt zunächst Nubien 
von Debot im Norden an nilaufwärts und ver- 
zeichnet in übersichtlicher Weise den Haupt- 
inhaltder Darstellungenin den besuchten Tempeln 
ebensogut wie die Anordnung der Texte und 
Bilder innerhalb der einzelnen Bauten. Aus- 
führlich werden dabei besonders die Tempel- 
anlagen von Kalabsche, Abusimbel, Semne, Soleb, 
Barkal und die Pyramidengruppen bei Meroe 
geschildert, aber auch für die kleineren Tempel, 
Festungen, christlichen Kirchen ergeben sich 
bäufig neue wertvolle Hinweise und Angaben. 
Der zweite Abschnitt des Buches beschäftigt 
sich eingehend mit den Bergstrassen und In- 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. D. 


232 


schriften des Hammamat, der dritte ist der 
Sinai-Halbinsel gewidmet. Dann folgen ver- 
einzelte BemerkungenübereinigesyrischeStätten, 
über welche die Tagebücher nur teilweise vor- 
liegen. Endlich werden Angaben aus Europäischen 
Sammlungengegeben, unter denenein Verzeichnis 
der 1842in London aus der Sammlung d’Athanasi 
für Berlin erworbenen Stücke am wichtigsten ist. 
Leider sind die gezahlten Preise nicht beigefügt 
worden. Dieselben würden, da es sich um eine 
Reihe der interessantesten Stücke des Berliner 
Museums handelt, für die Handelswert-Ent- 
wickelung ägyptischer Altertümer von Bedeu- 
tung sein. 

DerTextbanderscheint in Autographie, wobei 
bis etwa zur Mitte eine flüssige, etwas schief 
liegende Schrift gewählt worden ist. Die weiteren 
Seiten zeigen einen steilen, kräftiger gehaltenen 
und schärfer in die Augen fallenden Schrift- 
charakter. Die sachliche Bearbeitung hat Wre- 
szinski übernommen und sorgsam durchgeführt. 
Er hat dabei im Laufe der Wiedergabe des 
Lepsiusschen Textes vielfach auf anderweitige 
einschlägige grössere Werke hingewiesen, welche 
die Angaben von Lepsius ergänzen. Hierdurch 
ist das Buch leichter benutzbar und gleichzeitig 
ertragreicher für wissenschaftliche Arbeit ge- 
staltet worden. Die vorliegenden Lieferungen 
führen ein wichtiges und für die Aegyptologie 
grundlegendes, vor 63 Jahren begonnenes Werk 
in würdiger Weise zu Ende. Durch die Ver- 
öffentlichung und Zugänglichmachung seiner 
Gesamtheit wird dem Andenken an Richard 
Lepsius das beste Denkmal gesetzt, um welches 
sich die verschiedenen Bearbeiter, jeder von 
seiner Seite, bleibende und dankenswerte Ver- 
dienste erworben haben. 


Sprechsaal. 


Zu OLZ 1914, Sp. 110 f. 
Von A. T. Clay. 


After sending in the article on the „Site of Marad“, 
which appeared in the March number of OLZ, my atten- 
tion was called by Professor Ungnad to the fact that 
Thureau-Dangin in RA IX, p. 84, had advanced the 
theory that Wannah es Sedoum was Marad, owing to 
cylinders of Nebuchadnezzar having been found at that 
site. A revision of the article was sent, but it did not 
reach the editor apparently in time. 


Zum Petersburger Brief Hammurapis. 
Von A. Ungnad. 


In Sp. 112 dieses Jahrganges hat Schileico sich 
das Verdienst erworben, einen neuen Brief Hammurapis 
bekannt gemacht zu haben. 

In der Interpretation ist indes ein Versehen unter- 
gelaufen, das hier berichtigt werden mag, zumal da ge- 
rade diese Zeile sonst Veranlassung zu allerlei Hypothesen 
geben kónnte. 

Es ist Zeile 6, die zu lesen ist: 

st-ti-;[a nJa-an-me-ir ,erscheine bei mir“. 


Für "pn, N-Stamm, in dieser Bedeutung vgl. i ni-in- 
n Vedi King, LIH 105, 14 und Imptv. na-an-me-ra 
ur.), Z. 22. Ä 


Noch einmal efimms Im AT und im Talmud. 
(Vgl. OLZ 1914, 108—110 und 186.) 
Von F. Perles. 


Es tut mir leid, dass mir Jirkus Schrift „Die Dä- 
monen und ihre Abwehr im AT“ (Leipzig 1912) entgangen 
ist, und ich erkenne derselben bereitwillig die Priorität 
für die Entdeckung von etimmu in Jes. 19, 3 CYR 20. 


Jirkus Zweifel an meiner Deutung von Deut. 26, 14 
NPA beruhen jedoch auf einer irrigen Annahme. Das 
M in NDD2 erkläre ich keineswegs als aramäischen stat. 
emphat., betrachte dasselbe vielmehr als zum Stamm ge- 
börig. Das Wort ist eben, wie ich (bei den rabbinischen 
Formen) ausdrücklich bemerke, durch eine nahe liegende 
Volksetymologie mit dem hebr. Stamm wr „unrein 
sein“ zusammengeworfen worden. 

Begriffliche Bedenken gegen die Identifikation 
des rabbinischen yny mit etimmu Kussert Th. Nöldeke 
in einem Schreiben vom 18. Mürz 1914. Er belegt dort 
Mr „Gebein* und wpt? PB, Grab“ auch in zwei alten 
syrisohen Inschriften bei Pognon Inscriptions Sémitiques 
2 und 49, und erklärt es als undenkbar, dass die im 
Rabbinischen, Samaritanischen und Syrischen belegte 
Bedeutung „Totengebein“ aus der babylonischen Be- 
deutung „Totengeist“ sich entwickelt baben könne, 
während das Umgekehrte wohl möglich sei. Man müsse 
also erst das Wort als „Totengebein“ auch im Baby- 
lonischen nachweisen. A 

Da etimmu, wie mir E. Weidner am 16. Aug. 1912 
schrieb, Lehnwort aus sumerisch edim ist, möchte ich 
hier an alle Sumerologen die Ge richten, ob das 
Wort etwa dort in der Bedeutung , Totengebein“ nach- 
zuweisen ist. 


- Altertums-Berichte. 


Palästina. 

Wie gemeldet wird, ist es Sellin gelungen, in Pa- 
lüstina die Stätte der Stadt Sichem zu entdecken, die 
im alten Testament eine grosse Rolle spielt. Sellin machte 
Funde aus der kanaanitischen, der spätisraelischen und 
der hellenistischen Zeit. Etwas Nüheres war darüber 
bisher noch nicht zu erfahren. W. 


Assyrien. 


Die Ausgrabungen, welche die Deutsche Orientgesell- 
schaft in Assur und Kar-Tukulti-Ninib veranstaltet 
hat, sind in der ersten Woche des Monats April nunmehr 
endgültig abgeschlossen worden. Ein soeben erschienenes 
neues Heft der MDOG berichtet über die im letzte 
Jahre dort gemachten Funde ausführlich. W. 

Persien. 

Die französische Expedition unter der Leitung von 
Virolleaud und Fossey, welche seit Februar 1913 an der 
Stätte des alten Ekbatana Ausgrabungen veranstaltet 
hat, ist nach Paris zurückgekehrt. Ihr Zweck hat sich 
leider als verfehlt herausgestellt, da keine Funde von 
irgendwelcher Bedeutung gemacht worden sind. W. 


Aus gelehrten Geselischaften. 


Royal Numismatic Society 1913. Am 18. De- 
zember wurden u. a. die folgenden Münzen vorgelegt. 
Seitens J. G. Milne: Eine Tetradrachme aus Smyrna aus 
der Zeit der Magistratur desHerodotus, mit der Darstellung 
der Cybele auf der Vorderseite und eines kauernden Löwen 
auf der Rückseite. Seitens E. Rogers: Drei jüdische 
Geldstücke aus der Zeit Eleazars, von denen eins den be- 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 6. 


284 


kannten Typus vom ersten Jahre der „Befreiung Jeru- 
salems“ aufzeigt, während durch die beiden andern eine 
bisher noch nicht belegte Gattung von der „Erlösung 
Israels“ bekannt geworden ist. — J. Allan handelt über 
den arabischen Dinar, bekannt als der „mancus of Offa“ 
im Britisch Museum. Das Stück zeige genau den Typus 
eines Dinars des abbasidischen Chalifen al-Mansur im 
Jahre 157 d. H. (= 774), mit der hinzugefügten Legende: 
Offa rex. Der Referent glaubt nicht, dass mancus vom 
arab. mankush ,eingraviert^ herzuleiten sei, und weist 
die darauf gegründeten Theorien zurück. Sch. 
Society of Biblical Archaeology 1914. Am 
JO. Februar liest F. Legge über ,The Greek worship 
of Serapis and Isis“. Das Referat ist ein Nachtrag zu 
dem im Jahre 1911 unter dem Titel „The legend of 
Osiris“ gehaltenen. Legge sucht zu beweisen, dass die 
Osirislegende, wie sie sich bei Plutarch findet, nicht 
eine sondern zwei Quellen habe. Dem Mythos vom 
Kampfe zwischen Horus und Set liege die historische 
Tatsache eines Bürgerkrieges zur Zeit der zweiten Dy- 
nastie zugrunde, während die Episoden vom Leiden, Tode 
und der Wiederauferstehung des Osiris lediglich Varianten 
der Legende vom sterbenden Gotte seien, wie sie bei 
den Völkern an der östlichen Mittelmeerküste anzutreffen 
sei. In der späteren Entwicklungsphase der alexandri- 
nischen Religion sei der höchste Gott androgyn, und selbst- 
zeugend der in einer Einheit die Trinität von Vater, 
Mutter und Kind darstellte. Sch. 


Hellenie Society 1914. Am 10. Februar handelt 
Miss J. Harrison über ,Poseidon and the Minotaur*. 
Die Referentin stellt die folgenden drei Hauptthesen 
auf: 1. Der Poseidonkult ist in Griechenland nicht 
autochthon, sondern von auswärts importiert; 2. Er ist 
dorthin vom Süden und nicht vom Norden her eingeführt 
worden; 3. Er ist minoischen Ursprungs und die Griechen 
haben ihn in mykenischer Form kennen gelernt. Die 
Erscheinungsformen des Gottes als Pontius, Hippius und 
Taureus suchtHarrison nach der modernen psychologischen 
Methode zu erklüren, die nicht suerst fragte, was der 
Gott sei, sondern was die soziale Tätigkeit und die 
wirtschaftlichen Bedingungen des ihn verehrenden Volkes 


seien. Sodann müsse Poseidon als Pontius und Pontomedon 


von einem Fischer- und Schiffer- Volke, als Hippius von einem 
Reitervolkeundals Taureus von einem Hirtenstamm verehrt 
worden sein, der einen Stier zum Totem hatte. Wie nun die 
Inscbriften seines Palastes zeigen, war es Minos von 
Kreta, der seine Schiffe nach Lybien sandte, um von 
dort Pferde und Kriegswagen zu beziehen, wührend sein 
Volk den „Stier des Minos“ verehrte. So stellte der 
»Minotaur* den ursprünglichen point de repère dar, an 
welcher die andern Poseidonfiguren sich IER 


In der Sitzung der Berliner Akademie der 
Wissenschaften am 26. März sprach Löschke über 
„Böotische Vogelschalen*, d. h. für den Totenkult ge- 
arbeitete Vasen in Form eines Vogels. Der brettartige 
Ansatz ist das Rudiment eines Schwanzes, der Henkel 
wird gebildet durch den zur Seite gewendeten langen 
Hals, Kopf und Schnabel. Die Form ist unägyptisch, 
aber nach tischen Analogien, wahrscheinlich in Nau- 
kratis geschaffen. Von dort wird auch die Technik kommen 
und die vegetabilische Ornamentik, die immer stärker die 
geometrischen Muster durchdringt. Die auf der Aussenseite 
der Schalen häufig dargestellten fliegenden Vögel sind 
wahrscheinlich Abbilder von Seelen, die das Gefäss um- 
fliegen, Ahnlich wie sonst die Seelenschlangen esumringeln. 

(Berliner Tageblatt, 3. April 1914.) W. 

Académie des Inscriptions et Belles-Lettres 
1914. Am 6. Februar unterbreitet E. Pottier eine Notiz 
von G. Darier, der mit Nicole und Gauckler die Aus- 


grabungen am Janiculum geleitet hat. Darier erwähnt 
die in einem Sanktuar gemachte Entdeckung eines Idols 


235 


aus Bronze, das von einer Schlange umwunden ist. Man 
dachte anfangs, es mit einer Atargatisfigur zu tun zu 
haben. Nach der Säuberung des Stückes zeigte es sich 
jedoch, dass man eine Gottheit männlichen Geschlechts 
vor sich habe. Pasqui dachte an den Syrergott Hadad. 
— P. Monceaux zeigt im Namen A. Merlins, Direktor 
des Service des Antiquités de Tunisie, die Entdeckung 
von Mosaikbildern und Inschriften im Norden von Kourfa 
(dem alten Curubis), auf der Halbinsel von ne m 


an. ch. 

In der Sitzung am 20. Februar berichtete Homolle 
über die neuesten Forschungen von Oourby am Tempel 
des Apollo zu Delphi. Das in den Jahren 1894/96 frei- 
gelegte Heiligtum ist von neuem aufs sorgfältigste unter- 
sucht und ausgemessen worden. Bekanntlich liegen zwei 
Heiligtümer übereinander. Das untere, das durch einen 
Brand oder ein Erdbeben zerstört wurde, ist zwischen 
648 und 616 v. Chr. erbaut worden. Das obere stammt 
aus dem Ende des vierten Jahrhunderts. Courby hat nun 
festgestellt, dass zweifellos aus religiósen Gründen die 
Grundmauern des ersten Tempels beim Bau des zweiten 
wieder benutzt worden sind, der auch sonst dem ersten 
genau nachgebildet ist. 

In der Sitzung am 6. März legte Pottier im Auf- 
trage von F. Cumont eine in Cumae entdeckte lateinische 
Inschrift vor. Es handelt sich um die Weihinschrift eines 
Sonnentempels, den ein römischer Beamter zur Zeit 
Diokletians erbaut hat. Sie zeigt von neuem die damalige 
grosse Verbreitung des Mithras-Sol-Kultes, des gefähr- 
lichsten Gegners des Christentums. — E. Hebrard be- 
richtete über eine Forschungsreise, die er im Auftrage 
des Ministère de l’Instruction publique zum Studium der 
seldschukischen Denkmäler nach Konia unternommeu 
hatte. Vier sehr interessante Denkmäler sind genau 


aufgenommen worden: die Moscheen Ala Eddin, Karataï | FT 


und Indje Minaret und die Ruinen des Palastes der 
seldschukischen Sultane. Ausgrabungen haben diese Ar- 
beiten vervollständigt. 
(Chronique des Arts, März 1914.) W. 
In der Sitzung der Deutschen Kolonialgesellschaft 
am 23. Februar 1914 sprach G. Röder über „Aegypten 
und den Sudan nach der englischen Besetzung.“ 


Mitteilungen. 

Auf einer Expedition in die Lybische Wüste hat der 
englische Forscher Harding King einige kleine bisher 
unbekannte Oasen entdeckt. Besonders interessant ist 
die Feststellung einer südlich von der Oase Farafrah 
gelegenen Gruppe von drei Quellen, Ain Scheikh Murzuk, 
Ain el Agwa und Ain Khalif mit noch ganz jungen Dattel- 

almen. Rohlfs, der 1874 in unmittelbarer Nähe der 
Quellbrunnen vorüberzog, kennt hier noch keine Nieder- 
lassungen, so dass sie erst in den vierzig Jahrem nach 
der Expedition dieses zuverlässigen Beobachters ent- 
standen sein müssen. Bisher nicht betreten und kar- 
tographiert war ferner die von King östlich von Farafrah 
gefundene Oase Kairewin Hattieh, die wasserreich ist, 
aber nur Buschwerk und wenige Dattelbäume trägt. 
Auch in diesem Wüstenwinkel wandert der Forscher auf 
den Spuren römischer Kultur, woran ihn die Backsteinurne 
bei der unlängst entdeckten Oase Bu Mangur Hattieh 
erinnert. 
Berliner Tageblatt, 6. April 1914.) W. 
nde März 1914 hat die englische Unternehmerfirma 
A. Behm & Co. mit zwölf eigens für den Zweck kon- 
struierten Motoromnibussen den regelmässigen Verkehrs- 
dienst auf der 800 km langen Strecke zwischen Bagdad 
und Beirut eröffnet. Die aus hartgestampften Lehmboden 
bestehende Wüstenstrasse bietet einen vorzüglichen Ver- 
kehrsweg. Während die türkische Post früher für die 
Fahrt von Bagdad nach Beirut 20 Tage brauchte, wird 
die Strecke jetzt in sechs Tagen zurückgelegt. Mit Hilfe 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 6. 


der neuen Autoomnibusse kann man jetzt in zwölf Tagen 
von London nach Bagdad gelangen. 
(Berliner Tageblatt, 17. März 1914.) W. 


Personallen. 


Der verdiente Ethnologe Professer Dr. Paul Ehren- 
reich, Privatdozent an der Berliner Universität, ist am 
14. April an den Folgen eines Herzschlages im Alter 
von 55 Jahren plötzlich gestorben. 

Professor Jean Henri Spiro, Lehrer der semiti- 
schen Sprachen und Literatur an der Universität Lausanne, 
ist dort im Alter von 67 Jahren gestorben, 


Zeitschriftenschau. 
© = Besprechung; der Besprecher steht in (). 

Archivio Storioo p. 1. Sicilia Orientale. 1914: 
XI, 1. *P. Orsi, Gli scavi di Piazza Minerva in Siracusa 
(V. Casagrandi). — *N. Rapisarda, Sul sito di due an- 
tiche citta etnee, Inessa-Aetna ed Ibla Galeotis (V. Casa- 
grandi). Bork. 

Athenaeum. 1913: 
4472. B. Laufer, Descriptive account of the collection 
of Chinese, Tibetan, Mongol, and Japanese books in the 
Newberry library. 
4473. *W. Walter, The Song of Songs, edited as a dra- 
matic poem; *J. T. Pinfold, Songs of the Jewish church, 
an introduction to the study of the psalms; *C. M. Firth, 
The archaeological survey of Nubia (1908—1909). — *E. 
Naville and H. R. Hall, The eleventh dynasty of the 
temple at Deir el-Bahri III. 
4474. *E. A. W. Budge, Coptic Apocrypha in the dialect 
of Upper Egypt. — *E. A. W. Budge, Syrian anatomy, 
pathology, and therapeutics, or „Ihe Boek of Medicines“. 

*E. S Havell, Indian architecture. 

4475. *J. Ellen Harrison, Ancient art and ritual. 
4476. *M. C. Mallik, Orient and Occident. — *E. H. 
Minns, Scythians and Greeks. 
4477. *G. Jéquier, Histoire de la civilisation égyptienne 
des origines. B. Effendi Kerestedjian, Dictionnaire éty- 
mologique de la langue turque. 
4478. *L. Spence, The myths of Mexico and Peru. — 
*R. C. Thompson, A new Decipherment of the Hittite 


bieroglyphics. 
H. Swindler, 


4479. *A. Moret, Mystères égyptiens; 
Cretan elements in the cults and ritual of Apollo. 
4480. *A. H. Gardiner, H. Thompson, a. J. G. Milne, 
Theban Ostraca. — A. S. Geden, Studies in the religions 
of the East; A. B. Macaulay a. J. Brebner, The Vulgate 
Psalter. 
4481. Encyclopaedia of Islam, XIV—XVII, Celebi-Dwin. 

. *G. Maspero, Egyptian art. | 
4488. *C. W. Allen & L. W. Grensted, Introduction to 
the books of the New Testament. 
4484. E. M. Walker, The Hellenica Oxyrhynchia: its 
authorship and authority — *T. W. Arnold, The 
preaching of Islam. 
4485. *J. G. Frazer, The Golden Bough VI. The 
Scapegoat. 

Berliner Philologische Wochenschrift. 1914: 
1. *R. Koldewey, Das wiedererstehende Babylon (B. 
Meissner). 
2. *Publications of the Princeton University. Arcbaeolo- 
gical Expedition to Syria. Div. II, III A. 3 (Hiller von 
Gaertringen) — F. Poulsen, Phöniker oder Kyprier? 
8. W. Theobald, Die Herstellung des Blattmetalls im 
Altertum und Neuzeit (Lattermann). 
4. *F. Preisigke, quiu ccs der griechischen Pa- 

yrusurkunden aus Aegypten I (Viereok). 

b *Aegyptische Urkunden aus den Kgl. Museen. Grie- 
chische Urkunden IV, 4—12 (O. Gradenwitz). — *E. v. 
Hoffmeister, Durch Armenien, eine Wanderung, und Der 


237 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 6. 


238 


Zug Xenophons bis zum Schwarzen Meere, eine militär- | aus Nordsyrien; J. riui. MA Sachsen; Das Katharinen- 


55 Studie (M. Kiessling). — F. Poulsen, Der 
rient und die frühgriechische Kunst (P. en) 
*[E. 1 ier port sur la marche du service du Musée 
en 1912 [Jahresbericht des Alexandriner Museums] (W. 
Crönert). 
7. *J. A. Montgomery, Aramaic Incantation Texts from 
Nipur (H. Gressmann). — *Fr. Behn, Vorhellenische 
Altertümer d. östlichen Mittelmeerlünder(R. Pagenstecher). 
8. *O. Gilbert, Griechische Religionsphilosophie (F. 
Lortzing). — *O. Seiffert, Die Ausgrabungen auf dem 
unteren Teile des Stadtberges von Pergamon (Lattermann). 
— A. Salat, Der Serapiskult in Köln am Rhein. 
9. *J. Oserep, De Pelasgis Etruscisque quid fabulis he- 
roicis doceatur (K. F. W. Schmidt). — R. B. Seager, 
Explorations in the Island of Mochlos (P. Goessler). 
Bulletin d'ano. Lit. et d'Archéol. chrét. 1914: 
IV, 1. *E. Krebs, Das religionsgeschichtliche Problem 
des Urchristentums (H. EX — *P. Gauckler, Basiliques 
chrétiennes de Tunisie (R. C). — *P. Gauckler, Le 
sanctuaire syrien du Janicule (O.). — *H. Hammer, Traktat 
vom Samaritanermessias. Studien zur Frage der Existenz 
und Abstammung Jesu (J. B.). 


Bolletino R. Società Geografica Italiana. 1913: 
IL 7. E. Banse, Tripolis (A. Baldacci). — *Vaocari, 
L'arabo scritto e l'arabo parlato in Tripolitania. — A. 
nd ra Reisen und Forschungen im westlichen Klein- 
asien III. 
8. *A. Bossi, Iu Libia. 
9. 8. Aurigemma, Campagne libiche della Missione ar- 
chaeologica italiana. — *A. Hamilton, Somaliland; H. K. 
W. Kumm, From Hausaland to Egypt. 
10. Th. Biéler-Chatelan, La formazione dei deserti e le 
‚emigrazioni umane. — E. Barbarich, Cenni monografici 
sull isola di Chio. — M. Rondet-Saint, Aux confins de 
l'Europe et de l'Asie; La Palestine. Guide — par des 
professeurs de Notre-Dame de France à Jerusalem. 
11. G. Pinza, Due cosmografie, una egizia ed una sinai- 
tica, in due piatti di bronzo trovati & Nimrud. 

Deutsche Literatur-Zeitung. 1914: 

1. W. W. Graf Baudissin, Zur Geschichte des Mono- 
theismus bei semitischen Völkern. — *G. Foucart, Histoire 
des Beligions et Méthode comparative (R. Otto). — *H. 
Brtinnow, Arabische Chrestomathie, 2. Aufl. von A. Fischer 
(M. Grünert) — O. Bezold, Entgegnung; B. Meissner, 
Antwort. — *H. Endres, Die offsiellen Grundlagen der 
Alexanderüberlieferung und das Werk des Ptolemäus (U. 
Kahrstedt). 
2. *C. v. Orelli, Allgemeine Religionsgeschichte, 2. Aufl. 
(H. Windisch). — A. Jeremias, Handbuch der altorien- 
talischen Geisteskultur (P. Ehrenreich). — *A. Hausrath 
u. A. Marx, Griechische Märchen (O. Weinreich). — *D. 
Cohen, De magistratibus Aegyptiis externas Lagidarum 
regni provincias administrantibus (G. Plaumann). 
3. *G. Beer, Pascha oder das jüdische Osterfest (A. 
Bertholet). — *R. Ganschinietz, Hippolytos, Kapitel gegen 
die Magier (A. Abt). — *J. Kohler und A. Ungnad, As- 
syrische Rechtsurkunden, Heft 2—6 (E. Weiss). 
4. *O. Weinreich, Antike Heilungswunder (E. eg? 
— *0. Eissfeldt, Der Maschal im AT (A. Alt). — *J. 
Maspero, Organisation militaire de l'Égypte byzantine 
(R. oet 
b. *A. Hebbelynck, Les manuscrits coptes-sahidiques du 
„Monastère Blanc“ (C. Wessely). 
6. *W. H. Roscher, Omphalos (M. P. Nilsson). 


Échos d'Orient. 1913: 
XVI 100. 8. Valhé, Formation de l'Église arménienne. 
— F. Sartiaux, Villes mortes d'Asie Mineure: Pergame, 
rani Priène, Milet, le Didyméien, Hiérapolis (S. Sala- 
ville). — G. La Piana, Le Reppresentazioni sacre nella 
letteratura bizantina dalle origini (A. 5 
Johann Georg, Herzog von Sachsen, Tagebuchblätter 


kloster am Sinai (S. Salaville). — M. Landrieux, L'Islam 
(D. Servière). — *Mélanges de la Faculté orientale de 
l'Université Saint-Joseph à Beyrouth V, 2, 1912 (S. Sala- 


ville). 
101. *P. Collinet, Études historiques sur le droit de 
Justinien I—II (D. Servière). — H. Delehaye, Les ori- 
gines du culte des martyrs (S. Salaville). — *D. da Lezze, 
Historia turchesca (Türkische Geschichte 1300—1514) 
(A. Catoire). — *E. Meyer, Histoire de l'antiquité, trd. 
per M. David, I (A. Catoire). — *G. Foucart, Histoire 
es religions et méthode comparative (A. Catoire). 
102. 8. Salaville, Un rite d'ordination en Orient: l'hostie 
dans la main de l'ordonné. — *P. Gauckler, Le sanctu- 
aire syrien du Janicule (D. Serviére). — *E. Lindl, Das 
Priester- und Beamtentum der altbabylonischen Kontrakte 
(H. de Genouillac). 

Journal des Savants. 1914: 
XII, 1. J. Bréhier, Une nouvelle théorie de l'histoire de 
l'art byzantin (bsp. Th. Schmitt, Qu'est ce que l'art by- 
zantin; J. Bróhier, La „Renaissance“ de la peinture by- 
zantine au XIVe siècle). — *W. M. Flinders Petrie, Egypt 
and Israël 3. Aufl. (G. Foucart). 
2. *P. N. Ure, Black Glaze pottery from Rhitsona in 
Boeotia (E. Pottier). — *Naville-Hall, The XIth dyn 
temple at Deir-el-Bahari III (G. Foucart). — F. Hauer- 
field, Ancient town-planning (R. C.). 

Literarisches Zentralblatt. 1914: 
l. *J. Herrmann, Unpunktierte Texte aus dem Alten 
Testament (F. Baum 1). — *M. Gemoll, Israeliten 
und Hyksos (M. B.). — *C. Busse, Geschichte der Welt- 
literatur. — *A. Ungnad, Syrische Grammatik (Brockel- 
mann). — *F. Steinleitner, Die Beicht im Zusammenhang 
mit der sakralen Rechtspflege in der Antike. Ein Bei 
en kleinasiatisch-orientalischer Kulte (0. Wein- 
reich). 
2. W. Naumann, Untersuchungen über den apokryphen 
Jeremiasbrief (J. Herrmann). — *P. Kahle, Masoreten des 
Ostens (Fiebig). — *K. Holzhey, Kurzgefasste hebräische 
Grammatik (E. König). 
3. *G. Beer, Mose und sein Werk (J. H.). — *K. Beth, 
Die Entwickelung des Christentums zur Universalreligion 
(F. Büchsel). — *A. Wirth, Geschichte der Türken (E. 
Gerland). — *Estori Naf Farchi, Die Geographie Palüstinas. 
Bearbeitet und übersetzt von L. Grünhut (F. M.). 
4. *Theologischer Jahresbericht, 30. Band (Schm.) — 
*H. Hagenmeyer, Fulcheri Carnotensis Historia Hieroso- 
lymitana 1905—1127 (F. B.). | 

Loghat el-Arab. 1914: 
IX. Mars. Pratiques superstitieuses des Musulmans de 
Bagdad. — R. Issa, Le mariage chez les Juifs de Bagdad. 
— M. R. Chébiby, Les ruines de Rammahyyeh ,prés de 
Nedjef“. — A. Th., La hausse de terrains à Bagdad. — 
H. Antoun, Les palmiers en Mésopotamie. — S. Dékhil, 
Ce que sont de venus les Taghlabites. — D. Fettou, Les 
mots Kurdes dans le dialecte arabe de Mossul. — A. 
Kasperkhan, Le commerce de Bagdad. — Questions et 
réponses. — Notes lexicographiques. — Courrier litté- 
raire. — Bibliographie. — Chronique du mois. Bork. 


Museum. Maandblad voor Phil. en Gesch. 1913: 

XXI, 3. *D. Cohen, De magistratibus Aegyptiis externas 
Lagidarum regni provincias administrantibus (M. Engers). 
— *R. Quest, El Kindi, Governors and judges of Egypt 
(M. Th. Houtsma). — *G. Appel, De Romanorum preoa- 
tionibus; O. Weinreich, Antike Heilungswunder (K. H. 
E. de Jong). — *H. Böhling, Die Geisteskultur von Tarsos 
im augusteischeu Zeitalter (J. de Zwaan). 
1914: 4. *H. Spiess, Menschenart und Heldentum in 
Homers Ilias (J. v. Leeuven). — *J. Déchelette, Manuel 
d'archéologie préhistorique Il. Archéologie celtique ou 
protohistorique (J. H. Holwerda). — *C. Huart, Histoire 
des Arabes (M. Th. Houtsma). 


239 


Revue Oritique. 1914: 

2. *Die Religionen des Orients und die altgermanische 
Religion. Kultur der Gegenwart I. III. 1. 2. Auflage 
(S. Levi). — *L. Massignon, Kitáb al Tawäsin, par Aboû 
al Moghith al Hosayn ibn Mansour al Hollàj (Cl. Huart). 
8. F. Cumont, Les mystères de Mithra, 3e éd. (M. Besnier). 
4. *E. Wiegand, Die Geburtskirche von Bethlehem (S.). 
6. *G. Ferrand, Relations de voyages et textes géogra- 
phiques arabes, persans et turks relatifs à l'Extróme- 
Orient du VIIIe au XVIIIe siécles. Tome I (J. Bloch). 
7. *P. Jouguet, Papyrus de Théadelphie (My). — *M. 
H. Swindler, Cretan Elements in the Cults and Ritual of 
Apollo (A. de Ridder). 


Revue Historique. 1914: 

XXXIX. Janvier-Février. *J. H. Bernard, The Odes of 
Salomon; The Catholic Encyclopedia XIII—XV ; J. Bricout, 
Où en est l'histoire des religons? II: Judaïsme et christi- 
anisme; P. D. Moncrieff, Paganism and Ohristianity in 
Egypt; P. Wendland, Die hellenistisch-römische Kultur 
in iren Beziehungen zum Judentum und Christentum 
2.—3. Aufl. Die urchristlichen Literaturformen; L. Ollier, 
Les lettres aux sept Églises d'Asie (Apocalypse Il et T 
E. C. Selwyn, The oracles in the New Testament; J. 
Straubinger, Die Kreuzauffindungslegende (Ch. Guigne- 
bert). — Cl. Huart, Histoire des Arabes II (A. Barthé- 
lemy). — *Kaplan-Kogan, Die Wanderbewegungen der 
Juden (Th. Reinach). — *Deremberg et Saglio, Dicti- 
onnaire des antiquités grecques et romaines 48e fasci- 
cule, Tibia-triumphus (C. Pf.). 

Revue de l'Histoire des Religions. 1913: 

LXVIII. 2. *L. R. Farnell, Greece and Babylon (A. 
Reinach). — *J. Mueller, Beiträge zur Erklärung und 
Kritik des Buches Tobit; R. Smend, Alter und Herkunft 
des Achikar-Romans und sein Verhältnie zu Aesop (A. 
Lods). — *M. B. Schwalm, La vie privée du peuple juif 
à l’époque de Jésus-Christ (A. Lods). — *S. Ferards, La 
durée de l'année biblique et l'origine du mot y (A. 
Lods). — Margaret D. Gibson, The commentaries of 
Isho dad of Merv, bishop of Hadatha (c. 850) (F. Macler). 
— *R. Dussaud, Les stèles d'Assour et les pierres dressées 
de Gézer; R. Dussaud, Les fouilles de Jericho; R. Dussaud, 
Fresques, de Tourfan; R. Dussaud, Hypogée gnostique 
(R. D.). — *J. Halévy, Précis d'allographie assyro-baby- 
lonienne (R. D.). 
3. *H. Trabaud, L'introduction à l'Ancien Testament 
dans sa phase actuelle (A. Lods). — *E. Naville, La dé- 
couverte de la loi sous le roi Josias (A. n — *F. 
Albrecht, Challa (Teighebe) (M. Lambert). — *W. Wind- 
fuhr, Baba Kamma (M. Lambert). — *M. Fathy, La 
doctrine musulmane de l'abus des droits (Cl. Huart). — 
*Hedwig Anneler, Zur Geschichte der Juden in Elephan- 
tine (P. Masson-Oursel). — *H. J. D. Astley, Prehistoric 
archaeology and the Old Testament (A. Lods). 


Revue de Linguist. et de Philolog. Comp. 1913: 
XLVI. Juillet. P. Ravaisse, Les mots arabes ot hispano- 
morisques du „Don Quichotte“. — Kluge, Die indo-ger- 
manischen Lehnwörter im Geergischen. 

Octobre. I Decourdemanche, Sur les noms de nombre 
en Basque. — Kluge, Die indo-germanischen Lehnwörter 
im Georgischen. — R. G. Kent, La provenance de quatre 
mots géorgiens. 
Scottish Geographical Magazine. 1914: 
XXX, 2. *C. v. Overbergh, Les Nègres d'Afrique. 
Sphinx. 1914: 
18. Fasc. 1. S. 1. Amélineau, Orthographe et Grammaire 
Coptes Notes et précisions. — 31. Wiedemann, Vampyr- 
vorstellungen (im alten Aegypten, mit anderweitigen 
Parallelen). — 45. *Liverpool-Annales of Archaeology 
T. V (Foucart). 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 5. 


—— áÁÉM 
rg —————— — 


Zur Besprechung eingelaufen. 


* bereits weitergegeben. 
S. 1 Babylonian Magic (S.-A. Scientia. XV (1914) 
r. 34, 2. 


9 

*F. Wutz: Onomastica Sacra. Untersuchungen zum Liber 
interpretationis nominum Hebraicorum des H. Hie- 
ronymus. I. Quellen u. System der Ouomastica. 
Leipzig, J. O. Hinrichs, 1914. 672 S. M. 21—. 
Do r 8 z. Gesch. d. altchr. Literatur 

*Ch. Virolleaud: L' astrologie chaldéenne. Le livre inti- 
tulé ,enuma (Anu) il B6l“. Fasc. 12. 1911. 60 8. 
Fasc. 13. Second supplément. 2. (Ishter, Adad). 
1912. S. 61—136. Paris, P. Geuthner. 

*H. Vincent et F.-M. Abel: Bethléem. Le sanctuaire de la 
Nativité. Paris, J. Gabalda, 1914. 2168.,82 Taf. 25Fr. 

St. Gaselee: Parerga Ooptica II. De Abraha et Melchi- 
sedec. III. Hymnus de Sinuthio. Oambridge, Uni- 
versity, 1914. 24 8. 

A. J. Butler: Babylon of Egypt. A Study of old Cairo. 
Oxford, Clarendon Press, 1914. 64 8. Sh. 4. 6—. 

Ministère de l'Instruction publique et des beaux-arts. 
Mémoires de l'Institut Francais d'Archéologie Orien- 
tale du Caire. M. van Berchem et E. Fatio: Voyage 
en Syrie I, 2 u. II, 1. Cairo, Institut Français, 
1914. XVI, S. 105—344. 78 Pl. 

H. Holma: Die assyrisch-babylonischen Personennamen 
der Form quttulu. Mit besonderer Berücksichtigung 
der Wörter f. Körperfehler. Eine lexikalische Unter- 
suchung (Ann. Acad. Scientiarum Fennicae. Ser. B 
tom XIII, 2). Heleinki, 1914. 97 8. 

*Monumenta Hebraica. Monumenta Talmudica. V. Ge- 
schichte. 1. Griechen u. Römer, bearb. v. S. Krauss. 
Heft 1. Wien u. Leipzig, Orion-Verlag, 1914. 80 8. 

W. Hein: Südarabische Itinerare (S.-A. aus Mitt. d. k. k. 
Geogr. Ges. Wien. 1914). 

M. Asín Palacios: Abumasarra y su escuela. Origines 
de la filosofia hispano-musulmana. Madrid, E. Maestre, 
1914. 1678. 

*K. Gronau: Poseidonios u. d. jüd.-christl. Genesisexegese. 
Leipzig, B. G. Teubner, 1914. VIII, 313 8. M. 12 —. 

L. Homburger: Etude sur la phonétitque historique du 
Bantou. Paris, H. Champion, 1914. IX. 396 8. 

*Al-Machrig. 1914. XVII, 4. 

A. P. Singer: Arabic Proverbs ed. by E. Littmann. Oairo, 


F. Diemer, 1913. XII, 76 S. lo 8. M. 4—. 


*J. Mearns: Canticles Eastern and Western. Cambridge, 
University Press, 1914. X, 1055. Sh. 6 —. 

*Bulletin de la Commission Archöologique de l'Indochine. 
1912, 2; 1918, 1. 

*Archivio Storico per la Sicilia Orientale. 1914. XI, 1. 

*Nonvelles Archives des Missions Scientifiques et litté- 
raires. N. Série, 10. Paris, Imprimerie Nationale, 1918. 

G. Margais: Les Arabes en Berbérie du X[* au XIVe siècle. 
Paris, E. Leroux, 1913. 7718. 

*J. Friedmann: Der gesellschaftliche Verkehr u. d. Um- 
gangsformen in talmudischer Zeit. Berlin, L. Lanım, 
1914. 66 8. M. 2,60. 

*The Museum Journal. 1913. IV, 4. 

V. Scheil: Le Prisme 8 d’Assarhaddon roi d'Assyrie 681 
bis 668. Paris, H. Champion, 1914. 57 S. 7 Taf. 

H. Lammens: Le Berceau de l'Islam. L’Arabie occidentale 
à la veille de l’hegire. I. Le climat — les bédouins. 
Rom, Institutum Pontificium, 1914. XXIII. 871 8. 

R. Garbe: Indien u. das Christentum. Eine Untersuchung 
der religionsgeschichtlichen Zusemmenbünge. Tä- 
bingen, J. C. B. Mohr, 1914. VIII, 801 8. M. 6 —. 

H. Guthe: Geschichte des Volkes Israel. 3. Aufl. (Grundr. 
d. theol. Wiss. XIV). Tübingen, J. C. B. Mohr, 1914. 
XVI, 371 8. M. 9—. 


Verantwortlicher H 


E. Peiser Königsberg i. Pr., Golts-Allee 11. 


Verlag u. Expedition: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipxig. Blumengasse 2. — Druck von Max Schmersow, Kirebhain N.-L, 
erausgeber: F. 


T 


- Drientalistische Literaturzeitung 


Monatsschrift für für die Wissenschaft vom vorderen Orient 


und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers 
Herausgegeben von Professor Dr. Y. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11 
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung, Leipzig 


17. Jahrgang Nr. 6 


Blumengasse 2. 


Manuskripte und Korrekturen nach Königsberg. — Drucksachen nach Leipzig. 
Jährlich 12 Nrn. — Halbjahrspreis 6 Mk. 


Juni 1914 


Inhalt. 
Abbandiungen u. Notizen Sp. 241—254 
Baneth, H.: Bemerkungen zu den 
Achikarpapyri . . . 248 
Müller, W. M.: Zur Aussprache des 
Buchstaben Ain . . . 247 
Poebel, A.: Gold und Silber in alt- 


Besprechungen. . . Sp. 254—278 


Bulletin de la Comm. Archéol. de 
l'Indochine, bespr. v. E. Branden- 
burg. . 276 

de Groot, J.: Palestijnsche Masseben, 
bespr. v. P. Thomsen . . 258 

Holma, H.: Kleine Beiträge zum 
assyrischen Lexikon, bespr. v. B. 


Randall Mac Iver and C. L. Wolley: 
Buhen, bespr. v. W. Wreszinski 
274 

Tisserant, E.: Le calendrier d’Aboul- 
Barakat, bespr. v. H. Reckendorf 
274 


Sprechsaal. . . . . Sp. 276—271 
Meissner,B.: Nochmals Br. M.86378 


babylonischer Zeit . . . . 241 | Landsberger 


202 276 


: i Langdon, S.: Babylonian Proverbs, Altertumsberichte . . . . 277 
Scheil, V.: Choses de Larsa . 245 bespr. v. H. H. Figulla. . 261 | Aus gelehrten Gesellschaften . 279 
Schroeder, O.: Zwei neue „Könige“ | Oriens Christianus III — VIII, u. N. S. Mitteilungen . . . « 281 

von Tuplias . . . . . . 246) I—III, bespr. v. B. Violet. 265 Druckfehler-Berichtigung .. . 282 
Stummer, F.: Zu den altaramäischen | Peiser, F. E.: Hosea. Philologische | Zeitschriftenschau . . . 282—287 
Achikarsentenzen 202 Studien zum AT. Autoreferat 254 | Zur Besprechung eingelaufen 287—288 


Gold und Silber in altbabylonischer Zeit. 
Von Arno Poebel. 


Im Herbst 1912 hatte ich Gelegenheit eine 
Sammlung von Tontafeln aus der Zeit der dritten 
Dynastie von Uri, die einem Antiquitätenhändler 
in Bagdad gehören und in New York zu Verkauf 
stehen, zu untersuchen. Unter den Tafeln war 
besonders eine vonaussergewöhnlichem Interesse, 
weil sie zwei Gleichungen zwischen Gold und 
Silber enthält; mit der Erlaubnis des Herrn Prof. 
Oussani, dessen Verfügung die Tafeln unter- 
stehen, teile ich das Folgende mit. 


(für) ein ......, das in den Tempel ...... 
gebracht (?) worden ist, 
in Uruk“, 


und vier Zeilen oder richtiger Fächer weiter: 
1/, ma-na kü-ru&-a 15-ta 
kü-bi D ma-na 
má$-da-rá-a ?SU-?4sin lugal-e I] Su-ti-a 
»'/s Mine Rotmetall zu 15, 
sein Silber(wert) 5 Minen, 


Tribut (Gabe), die SU-Sin, der Kónig, er- 
halten hat.* 


Der Beamte hat hier in beiden Posten den 


Die Tafel enthält einen Rechnungsbericht des | Betrag des „Rotmetalles“ in Silber umgerechnet. 


Beamten Lukalla in Umma über den Eingang 
und Ausgang von Geld im neunten Jahre AMAR- 
Sin’s von Ur.? Unter den Ausgaben, die in diesem 
Rechnungsbericht gebucht sind, findet sich in 
der fünften Kolumne der Posten: 

5 gin kü-ru$-a 15-ta 

kü-bi 1 ma-na 15 gin 

IM-é-sü-sl-ma-da- // ra 

sa unukl 


„5 Schekel Rotmetall zu 15, 
sein Silber( wert) 1 Mine und 15 Schekel 


Zu dieser Bezeichnung siehe Kap. II (New Lists 
of Kings) meiner in Vorbereitung befindlichen Historical 
and Grammatical Texts chiefly from Nippur, Part. 1. 

? Unterschrift der Tafel: nig-Siti-(5)& kü-ga là-kal-la 
mu en-dnanna-kar-zida ba-SU. 

241 


Nach dem ersten Beispiel sind 5 Schekel des 
ersteren gleichwertig mit 1 Mine und 15 Schekel 
oder 75 Schekel; ein Schekel ,Rotedelmetall* 
ist darum gleich 15 Schekel Silber, ein Verhältnis, 
das der Beamte in beiden Posten auch noch 
ausdrücklich angibt mit den Worten „15-ta“, 
d. h. ,(je ein Schekel Rotmetall) zu 15 (Schekel 
Silber)“. Das Rotedelmetall ist natürlich Gold, 
da es kein anderes rötlichstrahlendes Edelmetall 
gibt, dessen Wert fünfzehnmal so hoch wie der 
des Silbers hätte sein können. ! 

Bis jetzt waren nur zwei ähnliche Gleichungen 
von Gold und Silber aus altbabylonischer Zeit 


! Mit aller nötigen Vorsicht sei auch auf die Möglich- 
keit hingewiesen, dass die semitischen und griechischen Be- 
zeichnungen des Goldes als burasum, barûs, zevoos auf 
dieses sumerische kù-ruëa zurückgehen. 

242 


243 


bekannt. Auf einer etwa der Zeit der Dynastie 
von Agade angehörigen Tafel! findet sich die 
Gleichung 8:1, und auf einer Tafel der Hammurabi- 
zeit? die Gleichung 3:13. Thureau-Dangin und 
Ungnad betrachteten diese Gleichungen als die 
damals gültigen Wertproportionen zwischen Gold 
und Silber schlechthin; allein das dürfte doch 
wohl als übereilt zu betrachten sein, denn ein 
80 bedeutendes Schwanken des Wertes der beiden 
Edelmetalle von 8:1 zur Zeit des Reiches von 
Agade zu 15:1 zur Zeit des dritten Reiches 
von Ur und gar zu 3:1 zur Zeit des Reiches 
von Babylon ist doch nicht gut denkbar, und 
von dem letzterwühnten Verhältnis 3:1 ist es 
zudem auch an sich nicht sehr wahrscheinlich, 
dass es sich auf die Reinmetalle beziehen sollte. 
Es dürfte sich daher, selbst wenn die Möglich- 
keit einer Preisschwankung innerhalb gewisser 
Grenzen unbedingt zuzugestehen ist, die An- 
nahme doch bei weitem empfehlen, dass es sich 
bei den niedrigen Gleichungen 8:1 und 3:1 um 
Goldlegierungen handelt, während das hohe Ver- 
hältnis 15 : 1 sich auf Reingold bezieht oder 
doch wenigstens auf Gold von sehr hohem Rein- 
gehalt. 

Dass die Völker des alten Orients Gold von 
verschiedenem Feingehalt unterschieden, ist ja 
ganz selbstverständlich, lässt sich aber direkt 
aus den ägyptischen Inschriften beweisen, wo 
wir neben nb als allgemeine Bezeichnung für 
Gold das „Feingold“ (nfr), das sogenannte „Zwei- 
drittelgold“ und das „Eindrittelgold“ antreffen, 
die zudem auch fast überall in einer ihrem Werte 
entsprechenden Reihenfolge aufgezählt werden. 
Auch die Israeliten hatten zum mindestens vier 
Bezeichnungen für Gold, nämlich Im, yon, 
OND und d, von denen das letzte sicher „Fein- 
gold“ bezeichnet, also Gold nach seinem Fein- 
gehalt unterscheidet. Aus unserer gegenwärtig 
besprochenen Stelle ersehen wir aber, dass auch 
die Babylonier zwischen KU-GI = gu&kin, „Gold“ 
schlechthin, und kü-rus-a „rötlich strahlendem 
Edelmall“ unterschieden, welches, wie eben ausge- 
führt worden ist, offenbar das Feingold bezeichnet, 
Dieses kü-ru&-a ist natürlich identisch mit dem 
guSkin-ru$-a „rötlichstrahlendes Gold“, auf akka- 
disch hürasum ru&Süm, welches so häufig zu- 
sammen mit Edelsteinen bei der Beschreibung 
von kostbaren Kunstwerken erwähnt wird. Nach 
der Datenformel seines 29. Jahres* liess z. B. 
König Ammiditana Statuen (?) von Schutzgott- 


1 De Genouillac, ITT II No. 4647; besprochen von 
Thureau-Dangin in RA 1911 S. 92. 

? Thureau-Dangin 6:1. 

5 Thureau-Dangin LC No. 101; besprochen von 
Thureau-Dangin OLZ 1909 Sp. 382—384, und Ungnad 
OLZ 1911 Sp. 106. 

* Siehe meine Datenliste BE VI 2. p. 93. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 6. 


244 


heiten, die mit Rotgold und Edelsteinen verziert 
waren, für einen Tempel herstellen, während 
gleichfalls nach einer Datenformel! Kónig Sam- 
suditana Sonnenscheiben? aus Dusüstein, die 
mit Lapislazuli, rotem Gold und KÜ-ME, akka- 
disch KÜ-BABBAR-ME?-E? (oder SI?) pracht- 
voll verziert waren. Aus der letzten Stelle 
ersehen wir übrigens, dass in Babylonien auch 
für Silber verschiedene Bezeichnungen im Ge- 
brauch waren; die wertvollste Silberart, d. h. 
Reinsilber, muss das hier erwähnte KÜ-ME ge- 
wesen sein. 

Ferner aber dürfen wir auch ein Anzeichen, 
dass die Babylonier Gold von verschiedenem 
Werte unterschieden, in der Tatsache sehen, 
dass in den Beispielen aus der Zeit der Reiche 
von Ágade und Ur das Wertverhältnis des in 
Frage stehenden Goldes ausdrücklich bezeichnet 
wird, z. B. auf der Tafel aus der Zeit des Reiches 
von Agade durch die Worte gu$kin-8-ta-3é-a 
„Gold, welches zu 18 (Schekel Silber) käuflich 
ist“, während wir in den oben mitgeteilten Stellen, 
den abgekürzten Ausdruck 15-ta haben; diese 
ausdrücklichen Bezeichnungen würden natürlich 
überflüssig gewesen sein, wenn nicht die Möglich- 
keit vorhanden gewesen wäre, dass es sich um 
Gold von geringerem oder höherem Werte hätte 
handeln können. 

Hinsichtlich des Silbers dagegen scheint es 
sich, soweit es als Zahlungsmittel im Geschäfts- 
verkehr gebraucht würde, stets um Reinsilber, 
oder doch um Silber von einem bestimmten, 
offenbar sehr hohen Feingehalt gehandelt zu 
haben, da in Rechnungsabschlüssen, in Kauf- 
verträgen, bei Umrechnung von anderen Objekten 
in Silber, usw., in der Regel immer nur von 
Silber schlechthin die Rede ist. Zum mindesten 
seit der Hammurabizeit lässt sich die Sitte nach- 
weisen, gewisse Silberstücke mit einem Siegel, 
offenbar dem königlichen oderdemeines Tempels, 
zu siegeln oder stempeln3, eine Gepflogenheit, 
die wie die Prágung des modernen Geldes, ohne 
Zweifel nicht nur dazu diente, das Gewicht der be- 
treffenden Silberstücken zu bezeichnen, sondern 
hauptsächlich und möglicherweise sogar aus- 
schliesslich den Feingehalt des Silberstückes ver- 
bürgen sollte, 

Die oben mitgeteilte Gleichung 15:1 be- 
zeichnet etwa das Mittel der aus verschiedenen 
Perioden für die Kulturländer berichteten Wert- 
relationen zwischen Gold und Silber vor dem 

ı BE VI 2 p. 106. 

? Durch die Gleichung Sa-am-3a-a-tim — [AS-MJE- 
a5-a5-a wie ich bereits im Jahre 1908 ergänzt habe, wird 
die Bedeutung von — ganz sicher als „Sonnenscheibe“, 
„(Sonnen)discus“ festgelegt. 


Kaspum kankum, „gesiegeltes Silber“, z. B. in der 
oben erwähnten Urkunde Thureau-Dangin, LC 101, 1.8. 6. 


245 


grossen Preissturz des letzteren in jüngster Zeit; 
sie entspricht z. B. genau dem Wertverhältnis 
von Münzgold und Münzsilber in Frankreich 
und den Vereinigten Staaten von Nordamerika; 
Herodot gibt für euböisches Gold und euböisches 
Silber seiner Zeit bekanntlich das Verhältnis 
13:1; für Aegypten unter den Ptolemäern hat 
man ein Verhältnis 10:1 berechnet und für die 
Zeit Theodosius II 18:1. Ob es sich bei all diesen 
Gleichungen durchweg um vollwertige Metalle 
und allgemein gültige Wertrelationen gehandelt 
hat, ist jedoch nicht sicher nachzuweisen; aus 
Herodots Angabe, dass das persische Goldgeld 
einen besonders hohen Feingehalt gehabt habe, 
kónnte man versucht sein zu schliessen, dass 
das euböische Gold nicht ganz vollwertig war 
und die Relation zwischen reinem Gold und 
reinem Silber in Griechenland etwas höher als 
13:1 gewesen ist. Immerhin aber lässt sich aus 
den bis jetzt bekannten mit Sicherheit für Schluss- 
folgerungen benutzbaren Daten entnehmen, dass 
seit altbabylonischer Zeit bis vor kurzem das 
Wertverhältnis zwischen Gold und Silber in den 


Kulturländern im grossen und ganzen doch eine | 


beachtenswerte Stabilität gezeigt hat. 

Der zweite oben mitgeteilte Posten des Rech- 
nungsberichtes des Lukalla ist von grossem Inter- 
esse auch dadurch, dass König SU-Sin als der 
Empfänger der Goldgabe genannt ist, obwohl 
die Tafel mit der Formel des neunten und letzten 
Jahres seines Vaters und Vorgängers AMAR-Sin 
datiert ist. Durch die Erwähnung SU-Sin’s 
als König innerhalb dieses letzten Jahres AMAR- 
Sin’s wird nun auch für die altbabylonische Zeit 
die für eine spätere Periode ja genugsam be- 
kannte Gepflogenheit, das erste Jahr eines Königs 
erst vom Anfang des auf die Thronbesteigung 
folgenden neuen Jahres ab zu rechnen, endgiltig 
bewiesen. Leider wird bei den einzelnen Posten 
in unserem Dokument niemals der Monat oder 
Tag angegeben, so dassalso kein Schluss möglich 
ist, zu welcher Zeit innerhalb des Jahres die 
Thronbesteigung stattgefunden haben könnte. Es 
ist wohl kaum nötigdarauf besondershinzuweisen, 
dass unsere Tafel ein wertvolles Zeugnis für die 
Richtigkeit der Angaben der Datenlisten ist. 


Choses de Larsa. 
V. Scheil. 

1. Restitution d’une formule chronolo- 
gique. ll s'agit de celle du No. 101 der Ver- 
tráge aus Warka d. Strassmaier, transcrite 
et traduite par Lindl (Beitr. z. Assyr. IV p. 382), 
suivi par Schorr (Urkunden usw. VAB Sp. 611), 
de cette maniére: 

mu ba an Su ul gar-ra [é] nun-ki mu-un-du-a 
... guskin (ilu) Sin i-din- nam lugal larsam mu- 
un-[dim-ma] 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 6. 


246 


Année où Sin idinnam roi de Larsa a fini 
de construire le temple inachevé, dans Eridu, 
et l’a orné d'or. 

Je puis, avec une nouvelle mention de ce 
genre, sur une tablette ouroukienne qui m’ap- 
partient, restituer cette formule. 

Après une liste de femmes esclaves avec leurs 
rations d'aliments, on lit 

itu $e-kin-kud 

mu é dingir Bara ul é gar-ra 

sag (= lib) ud-nun-ki mu-un-du-a 

u alam guskin (ilu) Sin i-din-nam 

lugal Larsa (ki)-ma mu-un-dim-ma 

Mois d’Adar. 

Année où il construisit le temple du dieu 
Bara ul é garra au milieu de la ville d’Adab, 

et où il fabriqua la statue d'or, Sin idinnam 
roi de Larsa. 

Le dieu Bara ul é garra est nommé en va- 
riante Bara ulli garra (CT XXIV pl. 13. 55), 
avec son fils Pap nigin garra (cf. var. ibid. pl. 
26. 104) et sa femme Nin pap nigin garra (ibid. 
pl. 26. 106). 


2. Un nouveau roi de Larsa. Un petit 
acte de vente apporté de Warka du même style 
que le précédent, et m’appartenant, se termine 
comme suit 

itu aš a ud 6 kam 

mu l-lu-ni lugal 

D'où un nouveau nom royal: Iluni ou Iluli. 


Zwei neue „Könige“ von Tuplias. 
Von Otto Schroeder. 


In den vonThureau-Dangin(VABIS.174f.) 
gesammelten Inschriften der Herrscher von 
Tuplias nennen sich diese stets patesi; ein mir 
in Photographie vorgelegter neuer Text lehrt 
uns nun auch zwei „Könige“ dieses Landes 
kennen. Ich gebe den Text hier in Umschrift 
und Uebersetzung. 

[Ana Un TiSpak] 

nu Da-du-[um 

3mär '*I-bi-ik-!" A dad 

Sar AB. NUN. NA 

a-na I-li-ib-si-na 

ê marti-Su iS-ru-uk 
d. i. ,! Dem Gotte Tispak ?hat Dadum, Sohn 
des Ibik-Adad, König von Tuplias, für Ili- 
ibsina, $seine Tochter, (dieses) geweiht“. 

Bisher besassen wir eigene Urkunden von 

Ur-Ningiszida ! 
I-bal-pel 
Belakum 

o... -mašu 


1 Zu einem angeblichen Ur-Ningirsu s. Ed. Meyer, 
GA I 2? S. 555 (§ 413 Anm.). 


247 


Das Siegel Ur-Ningiszidas nannte noch einen 
Sohn dieses Patesi, namens Irrabani, von dem 
aber nicht feststeht, ob er seinem Vater auf 
dem Throne folgte. In Rechtsurkunden werden 
dann noch erwähnt 

I-tu-ri-a (AO 4691 Rs. 2, vgl. Thureau- 
Dangin in RA VII S. 186) und 
Kal-la-mu (5493 Vs. 5, vgl. Genouillac, 

Tablettes de Drehem pl. IX und S. 20). 
Alle diese sind ‚patesi‘ von Tuplias; indes gibt 
es einen, bereits publizierten Text, in dem auch 
von einem ‚sarru‘ die Rede ist, und diesen Text 
kann man mit Hilfe des eingangs mitgeteilten 
fast völlig wiederherstellen. Es ist der Text 
VA 3134, den Ungnad VAS I Nr. 113 ver- 
öffentlicht hat (s. seine Bemerkungen |. c. S. 
Al, Da er wohl ein reines Analogon zu dem 
neuen Text ist, hat man ihn folgendermassen 


zu ergänzen: 
ia [-bi-1k-!" Adad] 
Slar [ ? ] 
3[$jar AB.NUIN.NA®] 
eon Die ita [Tišpak] 
6 


a-na Dja-du-[um ] 
märi-Su iS-ru-uk]. 

In dem neuen Texte macht Dadum, Sohn 
Ibik-Adads, eine Weihung für seine Tochter; 
in dem Fragment VA 3134 wird für Dadum 
selbst geweiht. Der Schluss liegt nahe, dass 
der Weihende der Vater des Dadum, also Ibik- 
Adad ist. Wir haben somit zwei aufeinander- 
folgende „Könige“ von Tuplias: Ibik-Adad und 
seinen Sohn Dadum. Zum Schluss möchte ich 
noch auf einen in der Revue Sémitique 19 (1911), 
S. 338f. veröffentlichten Siegelzylinder hinweisen, 
auf dem Z. 3 ein h I-bi-ik-!" Adad genannt wird. 
Der epigraphische Befund spricht dafür, auch 
diesen Zylinder in Tuplias zu lokalisieren, die 
Wahrscheinlichkeit ist somit recht gross, dass 
der Ibik-Adad hier und der dort eine und die- 
selbe Person ist. 


Zur Russprache des Buchstaben Rin. 
Von W. Max Müller. 


Ich entnehme einem grósseren afrikanistischen 
Manuskript eine Einzelheit, die mir von einigem 
Interesse für die Semitisten scheint. — Durch 
Vermittelung des H. R. Prietze, z. Z. in Kairo, 
erhielt ich Proben, wie ein Därfürneger, der 
erst in Aegypten arabisch schreiben und lesen 
lernte, seine Sprache mit arabischen Buchstaben 
wiederzugeben suchte. Diese ganz individuellen 
Versuche bieten in ihrer primitiven Selbstándig- 
keit manches Beachtenswerte. Z. B. » (deutsches 
ng als ein Laut; englisch ng in sing) wird 
schwankend wiedergegeben: meist durch ein- 
faches n G. selten durch n + g (G), öfters 


Urientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 6. 


248 


durch £ Z. B. nun Ey Daraus sieht man, 


wie der fremdartige Laut des ‘Ain leicht einen 
nasalen Eindruck auf das Gehör des Nichtarabers 
macht (besonders vor i, glaube ich). So erklärt 
sich nun aber die Behandlung des hebräischen 
y als ù bei den europäischen Juden i, die man, 
soviel ich weiss, immer als unverständliche Selt- 
samkeit aufgefasst hat. Die vollkommen un- 
abhängige Parallele auf afrikanischem Boden 
zeigt, wie die ursprüngliche gute Aussprachs- 
überlieferung auf fremdsprachigem Boden sich 
entwickelte. 


Bemerkungen zu den Achikarpapyri. 
Von D. H. Baneth. 

Durch Nóldekes Untersuchungen zum Achikar- 
roman ist die Achikarforschung einen bedeu- 
tenden Schritt weitergekommen, aber noch lange 
nicht abgeschlossen. Vor allem bedürfen die 
Beziehungen des Buches zur biblischen Weis- 
heitsliteratur einer genauen Untersuchung (diese 
würde wohl einen Ausblick auf das Verhältnis 
der altaramäischen Literatur überhaupt zu der 
biblischen eróffnen), dann aber auch die Entwick- 
lung, die von der ältesten uns vorliegenden Ge- 
stalt zu der den verschiedenen Versionen zu- 
grunde liegenden geführt hat; schliesslich muss 
diese selbst hergestellt werden. Bevor aber all 
dies mit Erfolg in Angiff genommen werden kann, 
müssen der Text und die Erklärung der Papyri 
weit sicherer gestellt werden, als sie es bis jetzt 
sind. Dazu sollen die folgenden Blätter einen 
kleinen Beitrag liefern. 

1. Pap. 49, Z. 1—2a: D Mow aPN *5.... 
NAS DEN creditos (moi can "me en 
'* mm od. Ich möchte ungefähr so ergänzen: 
En " mm CN Oeo Dev AP NN lo now] 
ZG mw Ch NID e [D DVT... MID NON no 
— [Folgendes sind die Wo]rte Achikars, 
eines weisen und tüchtigen Kanzlers, mit 
denen er seinen [Adoptiv]sohn unterwies 
[ ... den er aufgezogen hatte, indem] er 
dachte: er wird mir ein Sohn sein. Wenn 


bn dd, was allerdings am nächsten liegt, sich 
nicht allein auf den Kern des Buches, die Weis- 
heitssprüche, bezieht, sondern auch auf die vor- 
angehende Erzählung, so muss man i132? On " 
mit MNN in Verbindung setzen (dies sind die 
Worte Achikars ...... , der seinen Adoptiv- 
sohn unterwiesen hat); es ist aber viel wahr- 


scheinlicher, dass der Relativsatz sich auf datz 


! Nach einigen Hebraisten mehr bei den sephardischen 
Juden; sie ist aber auch im Osten weit verbreitet, so 
viel ich weiss. 

* ln] oder Ölen] allein füllen den Raum nicht; 


binn Sn] scheint schon etwas zu viel. 


249 


bezieht, dieses Wort mithin im engeren Sinne 
hier zu nehmen ist (s. auch Bem. 2). — Trotz 
Nöldekes Annahme, Nadin sei in den Papyri 


Achikars leiblicher Sohn, ergänze ich N°] 7135 
[n^2. Raum für die Erwähnung der Adoption, 
freilich ohne die ausschmückenden Zusätze der 
Versionen, ist Z. 6f. (s. unten Bem. 5); die 
Sprüche Pap. 56 I 14 f. sind der Eindringlich- 
keit wegen etwas übertrieben gehalten (vielleicht 
gehóren sie einer Literatur von Strafpredigten 
an, die älter als Achikar ist, sind also nicht auf 
Nadin gemünzt, sondern allgemeinen Inhalts; ohne 
die Annahme einer solchen Literatur ist es m. E. 
nicht zu verstehen, dass diese Mahnredeninebenso 
festen Formen wie die belehrenden Sprüche auf- 
treten); N27 72 Pap. 50,2 lässt auch eine andere 
Auffassung als die bisherige zu (s. unten Bem. 6). 
Andererseits wird ohne die Annahme einer Adop- 
tion nicht nur Z. 2 Anf. (er dachte: er wird 
mir ein Sohn sein) unverständlich, sondern 
auch in Z. 12 das im Hinblick auf Pap. 50,14 


ziemlich sichere! [n]32 wa 7729, das sich doch 
im Munde des Königs in diesem Augenblick ge- 
wiss nicht auf die spätere Undankbarkeit Nadins 
beziehen kann. Auffallend ist der st. emph. in 
x13; doch findet sich gerade im Achikarbuch 
eine Anzahl Fälle, wo dieser gegen die ganz 
strenge Regel steht. 

2. Das. Z. 2b..n PMN . . . 90 nep 
Im zweiten Worte erkenne ich mit voller Sicher- 


heit vllt: im nächsten Worte ist der Buch- 
stabe vor N, nach der scharfen Biegung des kleinen 
Restes zu urteilen, nicht *? oder  (Sachau, 
Ungnad), sondern eher ), der erste Buchstabe 
nicht x (Halévy), in welchem Falle vom rechten 
Längsstrich noch etwas sichtbar sein müsste, 
sondern vermutlich y, also y. Ist dies richtig, 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 6. 


260 


sprechend eingeleitet wird. Dem steht aber ent- 
gegen, dass ein Substantiv "pp = Anfang bis- 
her nicht nachweisbar ist. Ich komme daher 
auf die schon oben (s. Bem. 1) besprochene 


Möglichkeit zurück, dass dan hier im engern 
Sinne die Sinnsprüche bezeichnet, die Achikar 
seinem Adoptivsohne eingeschärft hat, wonach 
zu übersetzen wäre: Vor seinen Worten 
(Sprüchen) hob Achikar an und sprach. 
Wir brauchen nun dem Worte Pop keine neue 
Bedeutung mehr beizulegen, und es ergibt sich 
so auch eine ungezwungene Auffassung von 
can " in Z. 1. 

3. Das. Z. 3b —4a: Ich ergänze etwa: 05 "st 
DORE mnm Don Drop . . .. . 0 wn] NO 192 
mp Po = Ich [hatte aber] keine Kinder |.... 
und auf meinem Rate] und meinen Worten 
beruhte Sanherib. Wir haben hier ganz 
denselben Ausdruck wie Pap. 50,12; 51,12; 52 I 
7 und 12—13 (s. Epstein Z. A. W. 1913 Nr. 3) 
mit dem prägnanten imn. Die Gedanken ver- 
bindung liegt in der treuen Fürsorge Achikars 
für das Reich: hat er keinen gleichwertigen 
Nachfolger, so steht der König verlassen da. 

4. Das. Z. 4b—ba dürfte wohl — der An- 
fang mit Halévy — so zu ergänzen sein: "pls 
memos [mans op ans jo nf nm 
12 NOW. 

D. Das. Z. 6. SDN 339 559 ME 
AER Dis ee vas Hier ist m. E. der 
Bericht über die Adoption Nadins enthalten. 
Ich ergänze ganz ungefähr: .... njw [MD] 
mow m ajon 525 Inc = [als ich nun] alt 
[wurde. , adoptierte ich meinenSchwester- 
sohn [Nadin]. Da, wie bereits angedeutet, 
Achikar hier nicht (wie in den Versionen) aus 


(E E „ 6 


so muss nach ^p'nw unbedingt Tool gelesen | egoistischen Gründen Nadin zu adoptieren scheint, 


werden. Da der Papyrus nur " gibt, so nehme 
ich an, dass der Schreiber vergessen hat, das 
Zeichen zu & zu vervollständigen. Ich lese also: 
TOR PIN My NI Dorp und übersetze mit 
Vorbehalt: Anfang seiner Worte. Achikar 
hub an und sprach. Schon Halévy (Rev. 
sém. 1912 Nr. 1) und Montgomery (OLZ 1912 
S. 535) haben nn"? als „Anfang“ gedeutet und 
Halévy hat Amos1,2alsParalelleherangezogen; 
aber ein zum Teil noch genauer entsprechendes 
Analogon haben wir innerhalb der altaramäischen 
Literatur selbst Dan. 7,1—2, wo nach einer all- 
gemeinen Ueberschrift, ähnlich wie wir sie hier 


Z. 1—2a haben, die Worte stehen: pon UN? 


N Ty &. Es liegt nahe anzunehmen, 
dass hier die direkte Rede Achikars ganz ent- 


1 Eine andere annehmbare Ergänzung zu finden, 
war mir wenigstens nicht möglich. 


sondern um ihn zu seinem Nachfolger zu machen, 
so dürfte das Ende der Zeile etwa ?nmw[2no^] 
[noy pn oder [N22 223] *nmo[pn5] zu er- 
günzen seien. 

6. Pap. 50, Z. 2 xan ma rev jo x[n]. Hier 
ist N21 nicht als Adjektivum (837 der älteste), 
sondern als Verbum (zer ist herangewachsen) 
zu lesen; nur so schliesst sich der folgende Satz Yn 
‘nom einwandfreian. In der Zeit unseres Papyrus 


1 Dass p? und sa: zu lesen ist, nicht 13:5 und Nb. 


hat bereits Epstein gesehen. 

* Sachau und Ungnad lesen Y statt h und vermuten 
nm 725; allein die Biegung des dritten Buchstaben 
macht Pe viel wahrscheinlicher als op, Sachaus Er- 
gänzung von Pap. 50,9 ist also doch nicht so leicht von 
der Hand zu weisen. , 

5 nm" ist am wahrscheinlichsten, Y Ip! wohl 
ausgeschlossen. 


251 


und früher schon konnten die Verba NO bereits 
wie "9 flektiert werden (vgl. Pap. 10,12 pon 
dor neben 13,4 3n25 woo! und Sayce-Cowley 


Pap. A Z. 13 7m53 neben Z. 10 N°5; über 
NU s. Sachaus Edition S. 263). Daher ist die 
umgekehrte Schreibung N27? für M27 leicht zu 
begreifen. 

7. Pap. 51 Z. 1—2 ist wohl zu ergänzen 
^ Ion... ] WAN) NON 790 ANTIK n3y] 
[N] von ond " zw vn j^. Der Ausdruck “M 
DN C27 yO charakterisiert sich als Zusatz des 
Erzühlers (in der Fiktion Achikar), der damit 
eine Person zum ersten Male einführt; die fol- 
genden Worte sollen offenbar durch den Hin- 
weis auf die nahen Beziehungen Nabusumiskuns 
zu Achikar dessen Rettung vorbereiten; Z. 2 mit 
Nöldeke dem Könige in den Mund zu legen, 
scheintmirsachlichnicht angängig. Sehrschwierig 
ist aber das Wort ‘27, das gewiss nicht von dem 
im folgenden häufig wiederkehrenden az ge- 


trennt werden darf 2. Da [72w] 5x ond auf 
eine dienende Stellung hinweist, ein Dienst bei 
Achikars Vater aber notwendig in Nabusumis- 
kuns Jugeud fallen muss, so darf man darin 
vielleicht das gewöhnliche targumische 29 
-Jüngling“ sehen und annehmen, dass dies 


wie oy zur Bezeichnung einer Art Dienerschaft 
gebraucht wurde,möglicherweisejedochinhöheren 
Gesellschaftskreisen, also etwa Knappe, Page. 
Diese Erklürung, die sich für Z. 2 geradezu auf- 
drüngt, hat jedoch an den folgenden Stellen die 
schwersten Bedenken gegen sich (Alter und un- 
abhängige Stellung Nabusumiskuns), wenn man 
sich nicht dazu versteht, N dort nur als Ab- 
kürzung des Ausdrucks’2x 3 }9 “zu betrachten, 
dessen ganzer Inhalt dem Leser durch dieses 
eine Wort immer wieder in Erinnerung gebracht 
werden sollte. 


8. Das. Z. 3 n2vinn MIN YUAN ry2n. Es 
ist wohl am natürlichsten, ya als Imperativ 
von Yan zu fassen: Suche ihn (oder vielleicht: 
fordere ihn vor Gericht, zur Bestrafung), 
wo du nur kannst. 


9. Das. Z. 10 AMS pir wn ..... NID 2020122. 
Vor yi2 erkenne ich an geringen, aber sicheren 


! In dieser Phrase ist tsch — ass. libbátu „Zorn“, 
das mit dem Verbum malü in ganz gleicher Konstruktion 
gebraucht wird (s. die Lexika). Mein Vater Dr. E. Baneth 
wacht mich darauf aufmerksam, dass derselbe Ausdruck 
auch an der viel misshandelton Stelle Ez 16,30 N "1^ 
4025 „Wie bin ich voll desZornes gegen dich“ 
vorliegt. 

? Kin „Beamter“ kann Nab. doch nicht wohl bei 
Achikars Vater gewesen sein. Wollte der Aramäer das 
assyrische rabü wiedergeben, wie Ungnad annimmt, so 
lag doch gewiss das inhaltlich und sprachlich entsprech- 
ende N5 am nächsten. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 6. 


252 


Spuren N DD, davor kann kaum etwas anderes 
als 1 gestanden haben. Hier liegt keine Mög- 
lichkeit vor, Nod als „Schlachten“ oder 
„Kriege“ aufzufassen. Dasselbe Wort findet sich 
sicher noch an zwei Stellen: Pap. 52 I 8 ist die 
Ergänzung mi N22 vor N p durch Z. 13 im 
Verein mit den Spuren völlig gesichert, so dass 
ein Wort „Schlachten“ zusammenhanglos wäre; 
ferner vermisst man sehr ein überleitendes Wort, 
denn der Fortgang der Handluug kann nicht in 
einem Satze, der sofort Subjekt und Prüdikat 
bringt, ausgedrückt werden. Pap.52111 steht 
Sp zwischen einigen an Nabusumiskun von 
seinen Degleitern gerichteten Worten? (s. Bem. 
13) und Az) sl poron "uh, wieder ohne 
einen Anlass zur Erwähnung von „Kämpfen“. 
Sämtliche Stellen aber klären sich sofort auf, wenn 
wir ND2^p als Adverbium der Zeit auffassen, 
etwa „bald darauf, darauf“. Es ist wohl der 
Akkusativ des Feminins von 2p als Adverb ge- 
braucht worden; vielleicht aber 1st ein Substantiv 
wie NDYV' zu ergänzen. Jedenfalls ist bemerkens- 
wert, dass gerade von den altaramäischen Ad- 
verbien sich spüter nur wenige erhalten haben. 
Uebrigens hat N p möglicherweise auch am 
Anfang von Z. 14 und 17 gestanden. 

10. Das. Z. 13. Es ist doch wohl am ein- 
fachsten, XDN als Adverb gleich dem in Pap. 
30, 7 bezeugten MN zu nehmen = und ferner, 
ja noch mehr. N und MN haben jedenfalls im 


Altaramäischen nebeneinander gestanden wie ND 
und ?2 (fast ständige Variante zwischen Pap. 1 


| und 2), xy und 5y, wohl auch 4*2 und 2, Rz 


und yo; später hat sich nur die kürzere Form 
durchgesetzt. 
(Schluss folgt.) 


Zu den altaramäischen Achikarsentenzen. 
Von F. Stummer, Berlin. 
Pap. 54 Z. 7 PD jo n.s2 "mum Seidel 


(ZAW XXXII (1912) S. 295) ergänzt DIY und 
übersetzt: ,Schneller ist sein (des Kónigs) Zorn 
als Blitz“. Dazu bemerkt er: "vy! „klein, winzig, 
gering“ kann sich ebenso wie op, Op zu der Be- 
deutung „schnell“ entwickelt haben. Die Lesung 
D scheint mir durchaus richtig zu sein. Aber 
yt kann nicht die Bedeutung „schnell“ haben. 


1 yw [2] (Nöldeke) ist nach meinem Dafürhalten aus- 
geschlossen. 


* Das Vorurteil, & p müsse „Schlachten“ bedeuten, 


bat Epstein zu der Konsequenz geführt, mit einer eigen- 
artigen Umdeutung des Wortzusammenhangs diese Rode 
als an Achikar gerichtet zu erklären. Aber abgesehen von 
der Unangebrachtheit einer solchen Aeusserung nach 
Nabusumiskuns Ankündigung seines Rates und der Un- 
geheuerlichkeit, dass Nab. antwortet, scheitert seine Auf- 
fassung daran, dass die Ergänzung MPN statt [=] 


nicht mit den Spuren übereinstimmt. 


253 


Auf die Analogie von 5p und 55p kann nicht 
verwiesen werden; denn die Grundbedeutung 


der Wurzel bbp ist offenbar „leicht“ und daraus 
hat sich sowohl die Bedeutung „gering“ wie 
„flink“ entwickelt. ^y: hängt wohl mit dem 


arabischen 50 zusammen, dem es lautlich ent- 
spricht. yee bedeutet „schrecken“, in „Furcht 


setzen“ -. Das entsprechende syrische 
je bedeutet allerdings transfixit, pupugit aber 
auch increpavit, laesit, vexavit (Payne-Smith, 
s. v.). Doch konnte der Stamm im Ursemitischen 
eine Bedeutung gehabt haben, aus der sich 
sowohl die syrische wie die arabische entwickeln 
konnte, "y! hiesse dann „furchterregend, fürch- 
terlich“. Zur aktiven Bedeutung der Pe ilform 
vergleiche 37 „gedenkend“ (syr.} Z „ver- 
trauend u. a. Ich übersetze die Stelle demnach: 
„Fürchterlicher ist sein Zorn als Blitz*. 

Pap. 55. Z. 1 und 2. 2mN nehme ich weder 
mit Nöldeke (Untersuchungen zum Achikar- 
roman S. 14) als „Schutzgenosse“, noch mit 
Epstein (ZAW XXXII (1912) S. 135) als „im 
Hause aufgenommen“, sondern mit Grimme (s. 
diese Zeitschrift Jahrg. XIV (1911) 533) als 
Abstraktum, aber nicht in der Bedeutung „Bei- 
sasse sein“, sondern im Sinne von , Ansässig- 
sein“. Dann muss Z. 1 den Gegensatz dazu 
enthalten haben. Der Buchstabenrest am unteren 
Rande der zerstörten Stelle gehört m. E. zu 
einem 2. Das liesse auf einen Infinitiv schliessen, 


etwa do vom Stamm z „verbannt sein“ oder 
"39 von SU „im fremden Lande leben“. Sollte 
vielleicht 2MN ein Schreibfehler für 2pmp (= Ann 
bzw. Ann inf. pal cf. pi f. pop in Z. 10) sein? 
Dann wäre zu übersetzen: „Ich habe getragen 
usw. .... und nichts gibt es, was schwerer 
wäre als [verbannt zu sein], ich habe getragen 
usw. ... und nichts gibt es, was leichter wäre 
als ansässig (sesshaft) zu sein“. 

Pap. 56 I8. Man scheint darüber einig zu 
sein, dass die erste Hälfte zu übersetzen ist: 
„Man setzt dem Lügner einen Thronsessel“. 
Das t" — dahinter wage ich nicht zu ergänzen, 
möglich ist Epsteins wv „er schmäht“ (LAW 
XXX (1913) S. 230). Aber jn ist nicht zu ni 
zu ergänzen, sondern heisst einfach „wenn“. 

Zu "X vergleiche F. Schulthess, Homo- 
nyme Wurzeln im Syrischen (Berlin 1900) 
S. 74 f. und Nöldekes Besprechung des Buches 
in: ZDMG LIV (1900) S. 154. Hier ist die 
zweite Bedeutung anzunehmen („anzünden“) 
und zu lesen hh part. pil, wie schon 


Sachau (S. 170) vorschlug. tor ja jn = 
wenn seine Lügen angezündet werden (— ans 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 6. 


264 


Licht kommen). Einfacher wäre es, wenn die 
von Nöldeke a. a. O. zitierte Stelle des in 
ZDMG XXVIII 618 V. 843 publizierten Textes 


a, N eh wirklich zu übersetzen ist: „es 


flammte auf, es stieg herab der Chor („der 
Himmlischen“) . om ist von Epstein zu 


Unrecht beanstandet worden. Die Stelle heisst: 
„aber zuletzt, wenn seine Lügen ans Licht 
kommen, dann (1!) speit man ihm ins Gesicht“. 

Pap. 57 I Z. 10 hat Perles richtig mit Jer. 
23, 19 zusammengestellt (s. diese Zeitschrift 


XIV 503). "opp fasse ich im Anschlusse daran 
als hithpälel vom Stamm òm „sich drehen, 
wirbeln“. Formen wie wy? für vb (von vÒ) 


sind freilich erst später belegt (s. Dalman, 
Gramm. des jüd.-pal. Aram.? (1905) S. 327), 


doch könnte auch Defektivschreibung für D 
vorliegen. Bei pnw nehme ich Dittographie 
des ) an und kombiniere es mit dem Stamm 
ina „wüste sein“ (davon Lat Wüste). Viel- 
leicht ist es ein plurale tantum mit abstrakter 
Bedeutung („Wüstheit“) mu ist entweder mit 
Sachau (S. 175) zu yy’ „ausbreiten“, „hin- 
strecken* zu stellen, aber dann als inneres Passiv 
zu fassen, oder mit Nöldeke (Untersuchungen 


z. A.-R. S. 18) mit arab. leo (s. neigen) und 


hebr. yx (s. legen) zu kombinieren. Vor jw > 
denke ich mir ein Substantiv wie „Stadtmauer“ 
o. & Versuchsweise übersetze ich: [Die Stadt- 
mauer?] der Gottlosen — am Tage des Sturmes 
| wirbelt sie davon und in Wüstheit werden liegen 
ihre Tore (portae eius) Ein ähnliches Bild 
siehe bei Ez. 13, 11. 


Besprechungen. 

F. E. Peiser: Hosoa. Philologische Studien zum Alten 

Testament. IX, 87 S. (mit einem Bilde H. Wincklera). 

M. 3,60. Leipzig, J. C. Hinrichs, 1914. Autoreferat. 

Als Herausgeber dieser Zeitung und Autor 
des oben benannten Buches befinde ich mich 
in einer etwas eigentümlichen Lage. Theore- 
tisch kónnte natürlich jeder meiner Mitarbeiter 
das dornenvolle Amt übernehmen, das vorlie- 
gende, sehr schwer zu lesende Werkchen mit 
Mühe durchzuarbeiten und das verdiente Lob 
und den wahrscheinlich noch reichlicher ver- 
dienten Tadel mit unparteiischen Händen vor- 
zulegen. Und ebenso glauben mir gewiss viele 
Leser der OLZ, die sich durch all die Jahre 
von meinem Streben nach Unparteilichkeit über- 
zeugt haben, dass ich auch in diesem mich so 
nahe berührenden Falle von jeder persönlichen 
Beeinflussung abgesehen hatte. Um aber auch 
Fernerstehenden jede Möglichkeit der Miss- 
deutung zu nehmen, habe ich mich entschlossen, 


255 Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 6. 256 


selbst mein Buch meinen Lesern in aller Be- dass eine längere Beischrift, die zu Obadia 
scheidenheit zu empfehlen. Vers 3, 4 gehört, in das letzte Kapitel von Amos 
Nach einem kurzen Vorwort und einer Ein- Vers 2, 3 gekommen ist. Die Uebernahme er- 
leitung, die unten abgedruckt, für sich selbst folgte demgemäss vor der Durchführung der 
spreche, gebe ich im ersten Kapitel den Text Anordnung von G, füllt also in eine frühere 
von MT, unvokalisiert und ohne Akzente, nach Zeit. Nun wäre nötig, festzustellen, auf welche 
der Kittelschen Ausgabe und stelle ihm den Kolumnengrössen und Zeilenlängen die ent- 
rekonstruierten Text gegenüber. Alle ausge- sprechenden Handschriften zurückgehen; danach 
sonderten Glossen sind letzterem am Rande bei- wären dann MT = G und MT :G zu datieren. 
gefügt und in den Anmerkungen kurz charak- Diesen Teil der Aufgabe aber, der als Voraus- 
terisiert. Eine Uebersetzung des neu gewonne- setzung eine Durchführung wie bei Hosea er- 
nen Textes steht unter ihm. Im zweiten Ka- fordert, kann ich jetzt ebensowenig wie für 
pitel behandle ich die Entstehungsgeschichte Hosea selbst vorlegen (sieh S. 83); die hier 
des rekonstruierten Textes, der sich als israe- noch zu leistende Arbeit verlangt mehr Zeit, 
litisch ausweist, bis zu seinem Uebergange in als ich im vergangenen Jahre neben meinen 
den jüdischen Literaturbetrieb in der ersten sonstigen Betätigungen aufbieten konnte; sie 
Hälfte des fünften Jahrhunderts. Im dritten wird mich voraussichtlich in der Zukunft noch 
Kapitel verfolge ich kurz seine weitere Ge- lange in Anspruch nehmen. 
schichte, wobei ich drei Stadien aussondern Ich beschränke mich deshalb hier auf den 
kann, 1. den Anfang der judäischen Benutzung |ersten Teil der Aufgabe, welche nach drei Rich- 
in der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts, |tungen charakterisiert werden kann: 1. negativ: 
2. die Lehrtätigkeit von Interpretatoren bis nicht zu „emendieren“, wo etwas nicht zu 
zum dritten Jahrhundert, 3. die darauf fol-|stimmen scheint, sondern festzustellen a) wie 
gende Zeit bis zur Fixierung des Textes durch | das Korrekte etwa lauten müsste, b) worin die 
die Masoreten. In einem kurzen vierten Ka- Abweichung sich zeigt; 
pitel stelle ich die für die Metrik wichtigen 2. positiv zu eruieren, worauf das Nicht- 
Ergebnisse zusammen. stimmende hindeutet. Die Ursache feststellen; 
Es folge nunmehr die 3. die gefundene Ursache weist auf den als 
Einleitung. früher vorauszusetzenden Zustand; dieser also 
Unter dem Namen „Kleine Propheten“ sind |muss hergestellt werden. 
im Alten Testament eine Reihe ganz disparater Es könnte nun wunderlich erscheinen, dass 
Geisteserzeugnisse vereinigt. Die Vereinigung | Texte eine solch verzwickte Geschichte gehabt 
und die Anordnung muss vor der Zeit erfolgt|haben sollen, wie dies in Kap. II und III dar- 
sein, welche der Uebertragung der hebräischen | gestellt ist. Aber erstens geht aus dem Wesen 
Schriften ins Griechische entspricht. Dafür|der Literatur und ihrer Bestimmung schon 
aber, dass die Anordnung noch nicht ganz fest|hervor, dass derartige Geschicke des Textes 
zu jener Zeit gewesen ist, dass also Umstel- | vermutet werden können. Zweitens bin ich in 
lungen noch möglich waren, spricht die Tat-|der Lage, eine Analogie aus einem ganz ande- 
sache, dass in der Septuaginta (G) auf Hosea|ren vorderasiatischen Literaturbetriebe vorzu- 
Amos und nicht Joel folgt. Bestätigt wird legen, welche beweist, dass meine Vorstellung 
diese Annahme durch die Beobachtung, dass von der Textgeschichte jener Zeiten und Kul- 
eine Glosse, welche im masoretischen Text (MT) turprovinzen durchaus nicht unerhört ist. Ich 
aus Joel Kapitel 1 nach Hosea Kapitel 13 ge-|meine damit die Keilschriftliteratur und will 
kommen ist, in G fehlt. Dagegen zeigt eine im folgenden zeigen, dass meine Glossentheorie 
zweite Beobachtung, dass nämlich eine andere |sich auch bei der Behandlung der babylonischen 
aus Hosea nach Joel gekommene Glosse sowohl | Epen als nützlich erweisen wird. 
in MT wie in G sich findet, dass entweder Als Beispiel mögen Stellen der Sintflutge- 
dieser Vorgang vor die Trennung der Ueber- schichte dienen. Ich drucke Jensens Trans- 
lieferung zu setzen oder als spätere Verbesse- |kription und Uebersetzung nebst den Anmer- 
rung Gs aufzufassen ist. Aus der ersten Be- kungen (bis auf eine unwesentliche) aus KB 
obachtung ist der Schluss zu ziehen, dass auch VI hier ab: 
nach der Trennung der Textüberlieferung von Jensen KB VI S. 238/9 
MT und G in MT weitere Zufügung von Glossen Zeile 128. 6 ur-ri u mu-&a-a-tí 
erfolgte. Für G lässt sich eine solche weitere 129. il-lak $a-a-ru a-bu-bu mí-hu-u 
Zufügung von Glossen ebenfalls belegen, sieh 10j-sap-pan mátu 
z. B. S. 52x, 56g. - l V Var.: /ijl-lak ša-a-ru ra-a-du mi-bu-u af-bu-bu]. 
Andererseits geht aber wie in der zweiten | Ra-a-du en Das letzte Zeichen in Z. 129 
Beobachtung G mit MT konform in dem Punkt, | kann NUM sein. 


— 


257 


130. si-bu-u ümu(-mu) i-na ka-Sa- di 
Mjt-ta-rak me-hu-u!! a-bu-bu 
kab-la 

Sa im-dah-su ki-ma ha-a-a-al-ti 
i-nu-uh tämtu us-ha-ri-ir-ma im- 
hul-lu a-bu-bu ik-lu 12 


Sechs Tage und Nächte 

geht dahin der Wind, die Sturm- 
flut, der Orkan fegt das Land 
nieder. 

Wie der siebente Tag heran- 
kommt, wird der Orkan, die 
Sturmflut, der Schlachtsturm 
(nieder)geschlagen, 

die wie ein(e) 
hatten. 

Es ward ruhig das Meer und der 
Unheilssturm ward still, die Sturm- 
flut hörte auf. 


Dass die Häufung und Wiederholung der 
Ausdrücke unerträglich wirkt, dürfte wohl all- 
gemein zugegeben werden. Wenn sie danach 
nicht als ursprünglich angesehen werden kann, 
erhebt sich die Frage, wie sie entstanden ist. 
Einen Fingerzeig bietet die Variante in An- 
merkung 11: ittari S (abübu kabla). Die von 
Jensen für šu-u zur Wahl gestellten beiden 
Erklärungen befriedigen nicht. Erinnern wir 
uns aber, dass die Babylonier in ihren Sylla- 
baren philologische Gleichungen durch 34 aus- 
drücken, dann sehen wir eine Möglichkeit au 
abübu als eine Glosse auf Grund einer Sylla- 
barstelle aufzufassen. Der Glossator hatte also 
wohl ein Syllabar vor sich, in welchem termini 
der Sintflut zusammengestellt waren, etwa in 
der Form mihü | abübu oder ähnlich, und 

$4 | abübu 

brachte seine Weisheit erst mal zwischen den 
Zeilen an, von wo sie dann bei einer Abschrift 
in den Text gezogen wurde. Liegt eine solche 
Entwickelung hier vor — und die Zufügung 
von rädu in der Variante 10 bestärkt unsere 
Annahme — dann darf als ursprünglicher Text 
vermutet werden: 

128. 6 urri u musati 

129. illak Saru isapan mata (radu) abubu och: 

130. sibu ümu ina kasadi ittarak mehū (Gu) 

abubub kablac 

131. ša imdahsu kima hajalti kabla* (in? 

132. inüh tamta usharirma imhullu abubue 


131. 
132. 


128. 
129. 


130. 


131. 


132. 


iklu à 
u Var.: /tt(?)-ta(?)]-rik(?) Su- u. Su- u zu sity — „Süd- 
wind", Synonym von miu oder = „er“ (der Orkan)? 
— 1 Var. - 


a alle drei Wörter wohl Glossen zu Säru. 
abubu Glosse zu mehü. 
nachgetragen. d wie c. 


b Bü + 
$ in 131 ausgelassen, am Rande 
e Glosse zu imbullu. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 6. 


258 


128. 6 Tage und Nächte 

129. gehtdahin der Wind, fegt über dasLand. 

130. Als der siebente Tag kam, hörte auf 
der Orkan. 

131. Die gekämpft wie ein Heer, stellten 
ein die Schlacht. 

132. Ruhig ward das Meer, indem der Sturm 
sich legte. 


So hergestellt sind 129—132 reguläre Vier- 
heber. Von 147 an treten aber Dreiheber auf, 
die bis 153 inklusiv reichen. Die zwischen 
132 und 147 stehenden Verse dürften daher 
entweder Vierheber oder Dreiheber sein. Sehen 
wir uns unter dieser Voraussetzung 141, 142 
an. Sie lauten bei Jensen: 

141. a-na (Sadü) Ni-sir i-ti-mid!$ (isu) ilippu 

142. Sadü(-u) (Sada) Ni-sir (isu) ilippu iş- 

bat-ma a-na na-a-si ul id-din 


Hier mache ich darauf aufmerksam, dass is-bat 
ebensogut iz-ziz gelesen werden kann. Danach 
schliesse ich, dass elippu izziz ursprünglich 
Glosse zu itiziz elippu war, ebenso das zweite 
(Sadi) Nisir zu Sadi. Dann erhalten wir die 
zwei Dreiheber: 

141. ana Nisir itezig elippu 

142. $adà ana nasi ul iddin 

141. Am Nisir stand still das Schiff, 

142. der Berg liess es nicht mehr weiter- 

tragen. 

Dass die Sintflutgeschichte auf Parallelfassun- 
gen zurückgeht, die in Dreihebern resp. in Vier- 
hebern geschrieben waren, zeigen Fälle wie die 
Verse 160, 161, wo zuerst der Dreiheber ilàni 
isinu irisa und dann der Vierheber dont isinü 
iri$a taba steht. Hier liegt deutlich eine Naht vor. 


Bei der Durchsicht des eben angelangten 
Buches stiess mir ein böser Druckfehler auf, 
der nach dem Imprimatur von dem Setzer ver- 
schuldet worden ist. S. 55 letzte Z. des re- 


konstruierten Textes Con lies Gaam. S. 74 
ist durch ein Versehen Z. 7 v. u. V a—k für 
V a—x gedruckt. Endlich möchte ich nachtra- 


gen, dass die Lesung bende für "em S. 45g 
schon von Jensen Gilgamesch I 570 vorgeschla- 
gen ist, wie ich nachträglich in Gesenius, HW !5 
S. 96a fand; ich bedauere, diese Notiz über- 
sehen zu haben und weise deshalb hier darauf hin. 


Joh. de Groot: Palestijnsche Masseben (opgorichte 
Steenen). Academisch Proefschrift. XII, 95 S. m. 3 
Tafeln. Groningen, J. B. Wolters, 1913. Bespr. v. 
P. Thomsen, Dresden. 

Die Frage der Masseben, d. h. künstlich auf- 
gestellten Steinpfeiler oder Säulen, ist in letzter 

Zeit, namentlich infolge der Berichte über die 


5 An und für sich möglich auch til, - is, auch bi 


269 


palästinischen Ausgrabungen, bei denen die Leiter 
wiederholt solche Kultsteine gefunden zu haben 
meinten, öfter erörtert worden, ohne dass eine 
Klärung dieser recht schwierigen Angelegenheit 
erreicht worden wäre (vgl. vor allem die Aufsätze 
von Sellin und Budde in OLZ 1912 und 1913). 
Es ist deshalb sehr erfreulich, dass de Groot 
in seiner Dissertation eine genaue Untersuchung 
vorlegt, die das gesamte Material, heute noch 
vorhandene Steine, Angaben der Inschriften und 
Texte, sowie die heutigen Bräuche, sorgfältig 
prüft und mit ruhiger Besonnenheit und um- 
fassender Kenntnis bespricht. Ein Aufenthalt 
in Palästina und die Teilnahme an einem Kursus 
des deutschen evang. Instituts in Jerusalem er- 
möglichten ihm, mit den Vorstellungen der 
heutigen Bewohner des hl. Landes bekannt zu 
werden und mehrfach an Ort und Stelle Nach- 
prüfungen vorzunehmen. 

Kap. 1—3 bringen eine wertvolle Zusammen- 
stellung der in Betracht kommenden Steine mit 
kritischen Bemerkungen. Von den 42 Nummern 
(davon 29 imOstjordanlande) scheiden diemeisten 
aus, da sie Reste zerstürter Dolmen ( Amman), 
natürliche, durch Verwitterung gestaltete Fels- 
blócke (‘ Edün), Bausteine (Kal at el-ghüle), Teile 
von Oelpressen oder nicht genügend beschrieben 
sind. An zwei Stellen (Artif und Chirbet subie), 
die de Groot selbst untersucht hat, rechnet er 
mit der Möglichkeit, dass alte Masseben später 
zu einer profanen Anlage umgewandelt worden 
sind. Ebenso können unter den Funden bei den 
Ausgrabungen nur die Säulenreihen von Gezer 
und ‘En schems als Masseben angesehen werden, 
da sich für alle anderen so bezeichneten Steine 
ein profaner, praktischer Zweck als möglich 
erweisen lässt. Die Mehrzahl der Steine erklärt 
de Groot so: Ursprünglich war nur ein Stein 
vorhanden (in Gezer Nr. II), dem allmählich 
im Laufe der Jahrhunderte die anderen zur Seite 
gestellt wurden. Diese sind (vgl. die ähnlichen 
Vorgänge 1.Sam. 4; Richt.18) aus unterworfenen 
Ortschaften geraubte Masseben, also Darstel- 
lungen der besiegten Götter, die man zum Ruhme 
der heimischen Gottheit bei ihrem Symbole auf- 
richtete. Die Angaben des Alten Testaments 
lassen deutlich verschiedene profane, oder besser 
halbreligiöse Arten unterscheiden: Erinnerungs- 
steine (Jos. 4, vgl. Serabit el-kadem, die heutigen 
Meschähid), Siegessteine (1. Sam. 7, 12; auch 
ay) 1. Sam. 10, 5 u. 6. bezeichnet nicht den 
Statthalter oder Posten der Philister, sondern 
ihre Siegessäule), Grenzsteine (Jes. 19, 19), 
Bundessteine (Gen. 31, 44; Exod. 24, 4), Grab- 
steine (Gen. 35, 20; 2. Sam. 18, 18), Ehrensteine 
(Jes. 56, 5; die Stelenreihen in Assur) und 
Eingangssteine (Türpfosten 1. Kön. 7, 15). Die 
kultischen Masseben (nicht nur 723, sondern 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 6. 


260 


auch "oO vgl. 2. Kön. 23, 8 genannt, während 
Ca nur grosse Steine bezeichnet) lassen sich 
bei kanaanitischen und bei israelitischen heiligen 
Plátzen nachweisen und sind nicht (auch Gen. 28,10 
nicht) Wohnung der Gottheit, sondern ihre Re- 
prüsentation und kennzeichnen also den Platz 
als Heiligtum (réuevos). 

Bei der Deutung der Masseben (Kap. 4) 
geht der Verfasser davon aus, dass hinter den 
israelitischen, kanaanitischen u. a. Religionen 
eine Welt gemeinsemitischer Sitten und 
Gebräuche liegt, die zum Teil noch heute fort- 
leben. Einer der zähesten ist der Glaube an 
Dämonen und Geister. Von ihnen müssen die 
alten Semiten angenommen haben, dass sie bei 
auffallenden Steingebilden hausten oder diese 
aufgerichtet hätten. Um sie zu besänftigen, übte 
man allerlei religiösen Brauch bei diesen Steinen 
(Blut ausgiessen, íawüf, u. a.), um sie an Ort 
und Stelle festzuhalten, errichtete man Steine. 
Wie die Geister, so brauchen die Toten Speise 
und Trank, deshalb wird auch auf Begräbnis- 
plätzen ein Malstein aufgestellt. Hatte dann 
später eine Gottheit den Dämon verdrängt, so 
brachte man die Steine mit ihr in Verbindung 
(kultische Massebe). Ursprünglich mögen die 
Steine ganz roh gewesen sein, später sind sie 
zugespitzt worden, oder man hat versucht, sie 
durch kleine Merkmale menschenähnlich zu 
machen (ein Beispiel dafür der sonderbare Stein 
aus Jericho). Wäre man wirklich der Meinung 
gewesen, dass der Stein die Gottheit selbst sei, 
so bätte man wohl nicht gewagt, ihn zu be- 
arbeiten. Doch ist die Möglichkeit nicht aus- 
geschlossen, dassgelegentlich Bild oder Wohnung 
mit der Gottheit identifiziert worden sind, da, 
wie de Groot richtig bemerkt, es bei allen solchen 
bis in die Urzeit zurückreichenden Dingen töricht 
wäre, eine für alle Zeiten giltige, gleichmässige 
Erklärung geben zu wollen. In Petra gibt es 
sepulkrale(meistzugespitzte) und kultische Pfeiler 
(zibb ‘atuf wird wohl ein unlósbares Rätsel 
bleiben). Die Pfeilergruppen (manchmal zu 2 
oder 3, auch 6 und 10 vereint) stellen Gótter 
(Duschara, Allàt u. a.), nieht Menschen dar. 
Phallusdienst lässt sich für die alte Zeit nicht 
nachweisen, Masseben sind keinesfalls Phalli, 
kónnen aber sekundár dazu umgestaltet sein 
Die Bekämpfung der Masseben (im Deutero- 
nomium) war nótig, weil man noch die Erinnerung 
hatte, dass sie mit Geisterglauben zusammen- 
hingen, dass auch andere Gótter als Jahwe damit 
bezeichnet wurden, also die Gefahr des Syn- 
kretismus nahe lag. Uebrigens hat schon die 
mosaische Religion mit der Betonung des Brand- 
opferaltars diesen Weg betreten. 

Ich kann hier nicht alle die wertvollen An- 
regungen und Bemerkungen (zu semitischen In- 


261 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 6. 


262 


schriften, zum Textedes Alten Testamentsu.a.m.) Harri Holma: Kleine Beiträge zum assyrischen 


besprechen, die das fesselnd geschriebene Buch 
enthält. Mag man auch hier und da anderer 
Meinung sein, so haben wir doch allen Grund, 
dem Verfasser aufrichtig dankbar zu sein, dass 
er als erster den Versuch gemacht hat, das 
Massebenproblem von Grund aus und vom 
richtigen Punkte aus zu untersuchen. Nur auf 
eins móchte ich aufmerksam machen. Nach 
Blanckenhorns Untersuchungen stammen Dolmen 
und Menhirs aus spätneolithischer Zeit (4000 
bis 2000 v. Chr.). Derselben Zeit gehören die 
ganz gleichartigen Denkmäler in Frankreich und 
anderwärts an. Da dort keine Semiten gesessen 
haben, aber für Palästina und Syrien im 4. Jahr- 
tausend eine arische Bevölkerung angenommen 
werden muss, so ist der Schluss unausweichlich, 
dass diese Steine und Steinbauten nicht von 
Semiten herrühren, sondern von der arischen 
Urbevölkerung, und dass wir, wenn der ur- 
semitische Sinn der Menhirs festgestellt wird, 
damit noch keineswegs den ursprünglichen 
Sinn dieser eigenartigen Sitte ergründet haben. 
Auch ist mir der Uebergang von der Beziehung 
der Masseben zu Dämonen, die mir völlig richtig 
erscheint, zu einem Zusammenhange mit einer 
Gottheit durch de Groots Ausführungen nicht 
genügend geklärt. 


Stephen Langdon: Babylonian Proverbs (SA aus 
AJSL XXVIII, 4. Juli 1912). Bespr. v. H. H. Figulla, 
Konstantinopel. 

Vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den 
von Martin Jäger in BA II S. 274ff. behan- 
delten Sprichwörtern und Rätseln. Da seither 
durch neue Fragmente die Texte dieser Art 
erheblich vermehrt wurden und ferner unsere 
Kenntnisse der sumerischen Sprache weit fort- 
geschritten sind, so bedeutet diese Arbeit L.s 
natürlich einen bedeutenden Fortschritt gegen- 
über Jäger. Trotzdem hätte der bedauerliche 
Ausfall gegen Jäger auf S. 218 lieber unter- 
bleiben sollen, wenigstens wäre das taktvoller 
gewesen, zumal da auch Langdon nicht ohne 
Fehle ist. Das Wesen des Sprichwortes scheint 
ihm immer noch nicht ganz klar zu sein und 
noch weniger das des Rätsels und die wechsel- 
seitige Verbindung derselben; sonst hätte er 
z. B. die Auffassung der von ihm in $ 27 ge- 
gebenen Stelle als Rätsel nicht so kurz von der 
Hand gewiesen, auch wenn seines Vorgängers 
Deutung in philologischer Hinsicht falsch ist. 
Im ganzen verdient die Arbeit alle Anerkennung, 
und im besonderen ist dem Verfasser zu danken 
für die Zusammenstellung der hierher gehörigen 
Textein autographischer Wiedergabe am Schlusse 
des Aufsatzes. 


Lexikon. [Annales Acad. Scient. Fennicae. Ser. B. Tom. 
VII2.] 1033. Lex. 8. Helsingfors, 1912. Leipzig. O. Har- 
rassowitz. M. 3.50. Bespr. v. B. Landsberger, Leipzig. 
Den überaus reichen, in Texten und Listen 
enthaltenen Wortschatz des Assyrischen nach 
einzelnen Bedeutungsklassen zu sichten, ist 
eine sehr verlockende Aufgabe, welche uns die 
Bab.-Assyrer selbst durch Anlage von Wort- 
listen, sowie durch Einhalten einer gewissen 
Systematik in der Reihung von Wörtern er- 
leichtert haben. Den Weg der monographischen 
Behandlung einer abgegrenzten Gruppe von Be- 
deutungen hat der Verfasser seit langem zum 
ersten Male in seiner umfassenden Untersuchung 
über die „Namen der Körperteile im Assyrisch- 
Babylonischen“ beschritten. Das stete Gegen- 
wärtighalten der begriffsverwandten Wörter des 
Assyrischen, sowie der eventuell zur Vergleichung 
in Betracht kommenden der übrigen semitischen 
Sprachen ermöglichte ihm eine methodischere 
Erforschung des Wortmaterials, die auf möglichst 
viele Wortgruppen auszudehnen, nur wünschens- 
wert sein kann. In der hier zu besprechenden 
Arbeit hat sich der Verfasser in gleicher Weise 
mit folgenden drei Gattungen von Wörtern 
befasst: 1. Namen für Hautkrankheiten (besser 
wäre vielleicht „Abnormitäten der Körperober- 
fläche“), 2. Fischnamen, 3. Pflanzennamen (in 
Auswahl). Der benützte Wortschatz beruht auf 
umfassender Ergänzung der Lexika. Manches 
interessante Ergebnis, namentlich auf Grund 
glücklicher etymologischer Kombination, wobei 
freilich im einzelnen vielfach die Stütze durch 
philologische Instanzen noch abzuwarten bleibt, 
wurde hierbei erzielt. Als Vorzug der Arbeit 
ist hervorzuheben, dass im 2. und 3. Abschnitt 
auch die Traditionen aus dem klassischen Alter- 
tum, die mehrfach auf Babylonien als letzten 
Ausgangspunkt hinweisen, verwertet wurden. 
Am wertvollsten in dieser und anderer Hinsicht 
ist wohl der von den Fischnamen handelnde 
Teil. Um einige Proben zu geben, so wird 
zwischen dem assyrischen Fischnamen 3énu und 
unserem „Scholle“ (aus lat. solea „Sandale“), 
zwischen sinänu und „Schwalbenfisch“ eine Ver- 
bindungslinie gezogen?. Auch der sum. Fisch- 
name balgi wird durch eine Reihe anderer 
|Sprachen verfolgt. Aus dem übrigen reichen 
Inhalt Beispiele zu geben, würde zu weit führen. 
Hier sei auf die Lektüre verwiesen. 
Im einzelnen sei noch folgendes bemerkt: 
Mehrfach möchte Referent in der etymologischen 


1 Vgl. dazu auch einen gedruckt vorliegenden Vortrag, 
den der Verfasser 1912 vor der finn. Akad. der Wiss. 
gehalten hat, in finnischer Sprache, mit deutschem Resume. 

? Zu letzterem s. jetzt auch Weidner, Babyloniaca 
VI 147ff.; an der zweiten hier angeführten Stelle übrigens 
zu lesen: ku-lip-tu um-tas-sir „eine Schuppe lässt“. 


263 


Trennung homonymer Wörter nicht so weit gehen 
wie der Verfasser. Kann sowohl umsatu als 
bubu’tu, beides bekannte Wörter für „Mangel 
an Speise“, auch etwas den Körper Bedeckendes 
sein, so möchte Referent zunächst eine gemein- 
same Bedeutung wie etwa „eingefallene Stelle 
am Körper“, „Schrumpfung“, „Narbe“, „Runzel“ 
vorschlagen. Die Etymologie, die allen Be- 
deutungen von umsatu gerecht wird, liefert wohl 
die bereits vom Verfasser herangezogene arab. 
Wurzel pas» II „dörren“, V „vernarben“ (von 


der Wunde), „runzlig werden“, VIII „mager 
werden“ (Kamus IV 383)!. Sonach wird man 
für das yx 2) bei Delitzsch, HWB ein emesu 
„dürr werden“ anzunehmen haben?, wofür noch 
weitere Umstände sprechen (s. im folg.). Ein 
ferneres Synonym (dies zeigt schon das Ideo- 
gramm G UG, das auch für umsatu gebraucht 
wird) ist pindu oder pindu (S. 16 f.), das seiner- 
seits Referent nicht von ^""pindü etymologisch 
trennen möchte, da auch für diesen das [deogramm 
aban UG besteht. Da ^""pindu = aban i gat ist, 
so liegt es nahe, darin eine Weiterbildung von 
pendu = pentu „glühende Kohle“ zu vermuten, 
wie bereits Torczyner, ZDMG 67 (1913), 569 
getan hat. * du wäre dann ein rotglánzender 


Stein, wofür auch dasIdeogramm HAR.GUN.NT, 
sowie die Ideogrammgleichheit mit samitu „Rot- 
stein“ spricht. Das pindu der Haut wäre gleich- 
falls eine Narbe oder ähnlich, eigentlich Ver- 
sengung®. Eben der Begriff des „Versengens“, 
„Verdorrens“ scheint dem Zeichen GUG ur- 
sprünglich zu eignen“, s. Streck, Babyloniaca 
II 192ff. Daraus erklärt sich zwanglos, dass 
Ü.GUG, bzw. GÜG Ideogramm für eine Reihe 
von Pflanzennamen ist (s. S. 87 ff.), wobei wohl 
der Begriff der Dürre, eventuell auch die Ver- 
wendung als Breunmaterial zugrunde liegt*. S. 
noch unten. Kamünu und katarru (S. 5, Anm. 3) 
der Hand würden dann gleichfalls Versengungen 


! Nichts zu schaffen hat unser Wort mit arab. 
NLA. (wohl für L) „Fontanell*, denn dieses ist, 
wie schon Dozy s. v. SE sicher nomen unit. zu 
gae „Kichererbse“, so benannt nach der Form des 


Fontanelle, zu dessen Bildung man gewóhnlich Erbsen 
in die künstlich erzeugte Wunde legte. 

* Anstatt YOR 1) ist dagegen mésu ,gering sein“ 
zu setzen. 

* Dem Einwand, dass doch gelegentlich die Schreibung 
péntu für diese Bedeutung sich finden müsste, kann durch 
den Hinweis auf das bereits von Torczyner herangezogene, 
bedeutungsverwandte sindu „Mal“ (so stets später, da- 
gegen Kod. Hamm. noch šimtu) begegnet werden. 

Es steht für die Wurzeln == und Op. 

5 Eben wegen des Ideogramms wird der Pflanzen- 
name umgatu (S. 55) nicht von umsatu „Dürre“ zu 
trennen sein. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 6. 


264 


sein und von den Wurzeln ot, bzw. "pp Co 
abzuleiten. — Zu S. 12: Ob man nicht an allen 
Stellen mit 1. mali „schmutziges Kleid“, das 
nach des Referenten Ansicht durchaus zu Recht 
besteht?, 2. malü „mit Hautkrankheit bebaftet 
(sein)* auskommt, soll, da eine Diskussion aller 
Stellen hier unmöglich, nur dabingestellt bleiben. 
Beachte jedenfalls, dass es an keinerStelle heisst: 


T ina (Körperteil) mala šakin, sondern im Gegen- 
satz zu dem voraufgehenden pindü (bzw. umsatu): 
Y kakkadu . . . mala (bzw. mali) K. 2063, 2 (bzw. 


Sm. 1419, 4) bei Bezold, Cat. — Zu S. 22: ma- 
šādu ist nicht „drücken“, sondern vielmehr 
„streichen, wischen“, wie der genaue Parallelis- 
mus mit kuppuru (s. die bei Delitzsch, HWB 
sub "53 II angeführte Stelle, sowie die Gleich- 


heit des Ideogramms mit diesem Worte (SU. 


GUSUR.GUSUR, auch GUSUR.GUSUR) be- 
weist. — Zu S. 26 ff.: Eine Exzerption der in 
den „vorsargonischen“ Urkunden derSammlungen 
Likhatscheff, de la Fuye usw. vorkommenden 
Fischnamen wáre immerhin noch lohnend. Auch 
eine von Zimmern in VS X als Nr. 199 veróffent- 
lichte Hymne, bezeichnenderweise an die Góttin 
NINA, enthält eine bemerkenswerte Aufzählung 
sumerischer Fischnamen (Rs. II 1ff.). — ZuS.64: 


An der Lesung 3e'üriu für SE. BAR möchte 
Referent nicht mehr festhalten, da die Stelle 
CT XXIX 18a, Z. 14 zu unsicher ist. — Zu 
S. 66: Die Belegstellen für ass. büşu „Byssos“ 
hat Verfasser in dieser Zeitschrift, Jahrg. 1913, 
292 nachgetragen. Referent scheint das Assy- 
rische auch eine ungezwungene Etymologie des 
Wortes zu liefern, die er gegenüber der neuer- 
dings vertretenen Annahme einer Entlehnung 
aus dem Indischen zur Diskussion stellen möchte. 
Der gewöhnliche Ausdruck für das Bleichen des 
Linnens ist im Ass. pussä (z. B. Nbd. 115, 10; 
492, 8), der entsprechende Berufsname mupassü 
oder pusa a (fem. pusatu), z. B. Nbd. 117, 6: 
ki-tu-u ....ana...."pu-sa-a-a iddin. Sonst 
im gleichen Zusammenhang meist ideographisch 
GAD = kitü, nicht, wie die Wörterbücher irr- 
tümlich lesen, 184. Letzteres pugd a stellt nun 
nichts anderes dar als eine Nisbe-Bildung zu pen 
(büsu), ba. bes. die Schreibung »u-us-a-a Nbd. 
237, 15). Ueberdies ist pūşu als Bildung von 
pisü bezeugt durch SAI 5905: SE.UD.E.NE 
— $e-im pu(bu)-si. Es liegt also einer Ableitung 
von püsu (büsu) aus dem Assyrischen selbst als 


Ba. hebr. U? „Brandmal*. 


3 S. jetzt Ehelolf bei Jensen, ZDMG 67 (1913), 510. 
* Innerhalb des Semitischen ist die älteste Stelle für 
das Wort m. W. Kalamu-Inschrift Z. 12 (Ende des 9. Jahrh. 


v. . 
S8. die Stellen bei Tallqvist, Sprache der Kontrakte 118. 


265 


„das Gebleichte“ nichts im Wege!. — Zu S. 77, 
Anm. 1: Gemeint ist wohl EX. Frankel, 


Fremdw. 48. — Zu S. 87 ff.: Der Nachweis des 
Verfassers, dass urbannu und dessen Synonyma 
Schilfarten bezeichnen, wird vollauf bestätigt 
durch den Umstand, dass *"urbannu nunmehr als 
Schreibmaterial belegt ist, nämlich bei Klauber, 
Polit.-relig. Texte Nr. 26, also urbannu = Pa- 


pyrus, ganz wie das syrische usi. Uebrigens 
erwühnt auch Plinius den Gebrauch des Papyrus 


in Babylonien, Nat. hist. XIII 22. Da Ü.GUG 
nicht nur für Subbatu, sondern auch für andere 
Ableitungen der Wurzel 223W Ideogramm ist, 
so wird wohl auch der Pflanzenname von diesem 
„brennen“ bedeutenden Stamme herzuleiten sein. 
S. bereits oben. Ist dann das CT XXIII 34, 34 
(Holma S. 89) erwähnte ¿šatu urbate doch ein 
„Schilffeuer*? Wie verhält sich jedoch arab. 
$obb = Scirpus littoralis (Schweinfurth, Ara- 
bische Pflanzenn. S. 80) etymologisch zu unserem 
Worte? 

Abschliessend sei die Erwartung ausge- 
sprochen, dass der Verfasser in gleich lohnender 
Weise auch weitere Gruppen von Pflanzen- und 
Tiernamen in den Kreis seiner Untersuchungen 
ziehen werde. 


Oriens Christianus, Römische Halbjahrshefte für die 
Kunde des christlichen Orients. Mit Unterstützung der 
Görresgesellschaft heraurgegeben vom Priesterkollegium 
des deutschen Campo Santo, Jahrg. III—V (1903, 1904, 
1905) unter der Schriftleitung von Dr. Anton Baum- 
stark. Jahrg. VI—VIII (1906, 1907, 1911) unter der 
Schriftleitung von Dr. Franz Cöln. M. 20 — der 
Jahrgang. Rom, Tipografia polyglota. 

Oriens Christianus, Halbjahrshefte für die Kunde 
des christlichen Orients, begründet vom Priester- 
kollegium des deutschen Campo Santo in Rom. Im 
Auftrage der Görresgesellschaft herausgegeben von 
Dr. A. Baumstark. Neue Serie Bde. I, II, III, (1911, 
1912, 1913.) M. 20— der Jahrgang. Leipzig, Otto 
Harrassowitz. Bespr. v. B. Violet, Berlin. 


Vor einem Jahrzehnt berichtete ich OLZ 
1903, Sp. 470ff. über die drei ersten Halbjahrs- 
hefte dieser gross angelegten Zeitschrift. Seitdem 
hat es, abgesehen von einer Inhaltsangabe, hier 
an einer genaueren Besprechung gefehlt. Wenn 
ich mich anschicke, auf Wunsch der Redaktion 
diese Lücke auszufüllen, so kann ich selbst- 
verständlich nicht den gesamten Inhalt von neun 
Jahrgängen darstellen, sondern muss mich auf das 
beschränken, was mir persönlich als besonders 
wichtig erschienen ist und was, wie ich glaube, 
einen grósseren Leserkreis interessieren kann. 
Damit will ich &ber nicht im Entferntesten ein 


! vu würde sonach den fein gebleichten Stoff be- 
zeichnen gegenüber az, dem rohen, vgl. den Gegensatz 
in der Kalamu-Inschrift. — Möglicherweise ist dann KU. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 6. 


266 


Werturteil ausprechen oder gar die Aufsätze, 
welche ich hier nicht erwähnen kann, als über- 
haupt unwichtig bezeichnen. : 


Schon in dem Wechsel der Schriftleitung, 
die nach einem Interregnum schliesslich wieder 
zu Dr. A. Baumstark zurückgekehrt ist, aber 
auch in den veränderten Untertitel und in dem 
Wechsel des Verlages spricht sich die Lebens- 
geschichte dieses Werkes aus. Am Ende des 
V. Jahrganges erklärte Dr. Baumstark seinen 
Rücktritt aus gesundheitlichen und anderen 
persönlichen Rücksichten; aber es ist zwischen 
den Zeilen jener wehmütigen Mitteilung zu lesen, 
dass dem Werke ausser von Seiten des Prälaten 
de Waal nicht die Unterstützung zuteil geworden 
war, die es zum Bestehen und Gedeihen brauchte. 
Mehrfach ist hervorgehoben worden, dass es ein 
streng wissenschaftliches Unternehmen sein will, 
das bei aller Vorherrschaft der katholischen 
Gelehrtenwelt unter den Mitarbeitern doch 
keineswegs einen konfessionell abgegrenzten 
Charakter haben soll. Dass dieses Bestreben 
niemals ganz ausser acht gelassen worden ist, 
bestätigt der Inhalt des schönen Werkes. 


Naturgemäss liegt der Schwerpunkt des 
Interesses bei den Gegenständen, die der römi- 
schen  Priesterschaft beruflich am nächsten 
stehen, bei Literaturdenkmälern, die in irgend- 
einer Weise dem Kultus gedient haben. Aber 
neben dem Kultus kommt auch die Kultur des 
christlichen Orients in weitester Ausdehnung 
zu ihrem Rechte. 


Dem Kultus dient besonders die Liturgie. 
Daher werden liturgische Erzeugnisse der christ- 
lichen Orientalen in grosser Mannigfaltigkeit 
dargeboten. Diese im Einzelnenhier vorzuführen, 
muss ich mir leider versagen. Statt dessen will 
ich hier eine Ausführung Baumstarks aus Jahrg. 
IV, S. 208f. mitteilen, welche deutlich zeigt, 
wie dieser Gelehrte die liturgischen Texte vom 
Standpunkte der allgemeinen Kulturgeschichte 
aus betrachtet wissen will. Baumstark schreibt 


dort: 

„Die längste Zeit hat man ... Syrisch oder Abessynisch 
gelehrt und gelernt als eine der „semitischen Sprachen“, 
für welche sich der ... Sprachenwissenschaftler und um 
des A. T.’s willen allenfalls noch der eine oder der andere 
Theologe interessierte. In welchem Geist man es tat, 
dafür die folgende selbsterlebte Anekdote! Es war — 
irre ich nicht — im Wintersemester 1592— 1893, als ein 
kleiner Zuhörerkreis bei Krehl in Leipzig Curetons Spi- 
cilegium traktierte. Da bat mich der hochverehrte Lehrer 
eines schönen Tages völlig zusammenhangslos um eine 
Aufklärung über den Begriff des „goldenen Freitags“ der 
Syrer (— Freitag nach Pfingsten, s. g. wegen des Tempel- 
ganges der Apostel Petrus und Johannes und des Apostel- 
wortes Apg. 3 v. 6. Vgl. I 330 dieser Ztschr.), da er 
meine katholische Konfession kannte und voraussezte, 
dass die römische Kirche einen ähnlichen Feiertag besitze. 


UD.(A), Nabopolassar-Weihinschrift (Langdon Nr. 5) Ich würde dies natürlich nicht erzählen, wenn ich glaubte, 


passim, püsu zu lesen. 


dass eine solche Unkenntnis in den elementarsten Dinger 


267 


syrischer Liturgie der Generation Krehls zur Unehre ge- 
reichen konnte. Aber anders ist Dergleichen bei uns@rer 
Generation zu beurteilen. Wir haben gebrochen und 
wir wollen immer mehr brechen mit der Einseitigkeit 
einer Geschichtsbetrachtung, für welche, soweit Christ- 
liches in Frage kam, von der Grenze des Altertums zum 
Mittelalter an wesentlich nur das zentral- und west- 
europäische Abendland existierte. Der christliche Orient 
als Glied in der Entwickelungsgeschichte der menschlichen 
Kultur heischt seine gerechte Würdigung auf allen Ge- 
bieten des Lebens. Jedes Denkmal seiner Eigenart in 
Sitte, Recht, Kultus, Literatur und Kunst ist uns um 
seiner selbst willen wertvoll geworden. Irgendein 
christlich -orientalisches Literaturdenkmal ist uns nicht 
mehr in erster Linie ein Sprachdenkmal desjenigen 
Idiomes, in welchem es zufällig abgefasst ist. Es ist 
uns vor allem das Denkmal einer bestimmten christlichen 
Kultur. Mag der Linguist seine eigenen Wego gehen. 
Wer sich in den Dienst dor Aufgabe stellt, die jungo 
byzantinische Philologie auszuweiten zu einer christlich- 
orientalischen, für den hat das Sprachwissenschaftliche 
nurmehr die Bedeutung eines Mittels zum Zweck. Nicht 
als weiteres Bruchstück einer riesigen Chrestomathie eines 
Nordaramäischen Dialektes wollen wir weiterhin mehr 
einen neu zur Veröffentlichung gelangenden syrischen 
Text hinnehmen. Eingegliedert wollen wir ihn sehen 
dem Gesamtleben der syrischen Nation oder vielmehr 
— was hier die Nation vertritt — des im einzelnen Falle 
in Frage kommenden Sonderkirchentums, und gerade daa | 
Delikateste sind hier liturgische Texte. Sie vollends müssen 
wir nachdrücklichst verlangen als das ediert nnd erläutert 
zu erhalter, was sie wesenhaft sind, d. h. als Stücko einer 
Liturgie, die zuvor auf Grund des bereits zugänglichen 
Materials allseitig gekannt sein will, ehe man ihre Kenntnis 
durch Neuausgaben von Texten glaubt fördern zu können“. 


Diesen Ausführungen entsprechend will die 
Veröffentlichung der verschiedenen syrischen, 
armenischen, äthiopischen usw. Liturgien im 
Oriens Christianus beurteilt werden. Nicht nur, 
was in den einzelnen Zeitabschnitten in den 
Kirchen der orientalischen Länder gebetet und 
gesungen worden ist, sondern wie diese Menschen 
gedacht und empfunden haben, von welchen 
Anschauungen ihr Leben getragen, von welchen 
Sitten esgeregeltwurde, dassollen diese Liturgien 
lehren. Jedoch liegt das Verständnis für solche 
Dinge, infolge des fast völligen Wegfalls einer 
poetisch und musikalisch durchgearbeiteten 
Liturgie im Protestantismus (abgesehen von der 
anglikanischen episcopal church und von den 
geringen Resten auf alt-kursächsischem Boden) 
und wohl auch im Judentum, den meisten Lesern 
dieser Zeitschrift so fern, dass ein genaueres 
Eingehen auf diese Darbietungen des Oriens 
Christianus hier nicht rätlich ist. Hinweisen 
möchte ich unter der grossen Zahl der Aufsätze 
dieser Art nur auf den von DomJ.Jeannin und 
Dom J. Puyade in Neue Serie Jahrg. III (1913) 
S. 82—104. 277—298 L'Octoéchos syrien. 
Es handelt sich hier nicht um das gleichnamige 
Werk Oktoéchos des Johannes Damascenus, 
sondernum das des monophysitischen Patriarchen 
Severus von Antiochia512—519n.Chr., welches 
als Schatz von der syrischen Kirche gehütet 
worden ist. Als Oktoëchos wird die in acht Ton- 


Orientalistische Literaturzcitung 1914 Nr. 6. 


268 


reihen gesetzte Festtagsliturgie von Pfingsten bis 
in die erste Novemberwoche bezeichnet. Die 
Verfasser bieten im zweiten Teile S. 277—298 
eine genaue musikalische Untersuchung, deren 
Schwierigkeit und Bedeutung jeder erkennen 
muss, der sich auch nur ganz oberflächlich ein- 
mal mit der uns Abendländern so fremdartigen 
orientalischen Musik beschäftigt hat. Im ersten 
Teile geben die Verfasser eine historische Studie 
über die Entstehung und Verwendung des Ok- 
toëchos, in der sich S. 87f. und der Biographie 
des Severus durch Johannes bar Aphtonia fol- 
gende merkwürdige Sätze finden: 

„Comme il voyait que le peuple d’Antioche 
se plaisait aux chants, les uns aux chants de 
la tente (théâtre), les autres à ceux des poétes 


d'église, il condescendit (no) donc à cette 
passion, à l'instar d'un père qui balbutie 
(s) avec ses enfants, et ayant établi 


des psaltes, il composa des hymnes et les leur 
donna... il leur donna non point de ces chants 
pervers et efféminés qui conduisent ceux qui 
s' complaisent aux délices de la perte et non 
à la joie spirituelle, mais de ces chants pleins 
de tristesse et provoquant aux pleurs aimés de 
Dieu ceux qui les écoutent ...“ Der Erfolg dieser 
Kompositionen war, dass die Theater verlassen 
wurden und der Kirchenbesuch bedeutend zu- 
nahm. An Tagen öffentlicher Unglücksfälle 
waren die Plätze der Stadt in Kirchen ver- 
wandelt, wo man mit Begeisterung die Hymnen 
des Severus sang“. 

Dem Gebiete der Liturgie am nächsten stehen 
Erzeugnisse kirchlicher Poesie. Aus der 
syrischen Kirche nenne ich hier die Aufsätze: 
Bruno Kirschner „Alphabetische Akro- 
sticha in der syrischen Kirchenpoesie 
VII- 69, VII 254—291. Es sind das sogenannte 


Sogiatha (ka. aw), die man in gewisser Beziehung 


wohl mit den mittelalterlichen deutschen Leisen 
und Wechselgesängen, mit volkstümlichen Weih- 
nachts- und Passionsspielen auf eine Stufe stellen 
könnte; besonders interessant ist darunter die 
Sogitha über die Synagoge und Kirche und die 
folgende über Abraham und Isaak. 
Bernhard Vandenhoffgibt VIII389—452: 
Vier geistliche Gedichte in syrischer und 
neusyrischer Sprache aus den BerlinerHand- 
schriften Sachau 188 und 223. Es sind dies die 
Gedichte „über die Kindheit des Herrn“ in altsy- 
rischer Sprachevon GiwargisWarda ausderersten 
Hälfte des 13. Jahrhunderts und dessen neu- 
syrische Uebersetzung durch Gemaldin aus Telkéf 
(oder Gemdáni) um 1660—1665, das Gedicht 
über den Heilsplan von Priester Jausip aus 
Telkéf, dem Sohn des Gemaldin und ein anderer 
Hymnus des gleichen Priesters Jausip auf die 


269 


Worte und Taten Jesu, beide letzten Gedichte 
neusyrisch. Alle diese sind dialektisch bedeutsam 
(im Urtext von Vandenhoff, Münster 1907 her- 
ausgegeben), weil sie nach Sachau zu den nach- 
weisbar ältesten Denkmäler des Fellichi gehören, 
der Sprache derheutigen Christen desostsyrischen 
Sprachgebiets. Aber sie sind auch inhaltlich von 
Wert. Wer wilde christliche Legeudenbildung 
studieren und die muhammedanische Missachtung 
der christlichen Urgeschichte verstehen lernen 
will, der findet in den zwei ersten reichen Stoff. 
Die beiden zwei letzten Gedichte müssten m. E. 
sachlich darauf hin untersucht werden, aus 
welchen Quellen Jausip von Telkéf schöpfte, 
ob diese merkwürdige Umdichtung der Evan- 
gelien allein der Phantasie und der Theologie 
dieses priesterlicher Dichters entstammte oder 
schon auf ältere, vielleicht sehr alte christliche 
Ueberlieferung zurückgeht. 


Endlich bringt Anton Baumstark „Zwei 
syrische Weihnachtslied er (Neue Serie 1193 
bis 203) zwei merkwürdige Lobgesänge der 
Maria, weilinachtliche Dichtungen von balladen- 
artigem Charakter, in der ersten Person gehalten, 
und Sebastian Euringer „Die neuen Töpfer— 
lieder des Simeon von GéSir (Neue Serie III 
221—286), genannt nach dem Diakonen und 
Töpfer (K,) Simeon: Kükajätha, nach einer 
Handschrift des VIII. oder IX. Jahrhs., Brit. 
Mus. CCCCLI. 


Koptische Poesie des X. Jahrhunderts 
bietet in einer reichen Fülle von kirchlichen 
Liedern Dr. Hermann Junker VI 319 411, 
VII 136—253, VIII 2— 109. Nach einer sehr 
eingehenden Untersuchung über metrische, hy- 
mnologische, philologische und geschichtliche 
Fragen gibt er Text und Uebersetzung eine 
Menge von Gedichten und führt uns damit in 
die Blütezeit der aus dem Griechischen befreiten 
koptischen Literatur ein. Photographien der 
benutzten Handschriften zeigen, welche Schwie- 
rigkeiten zu überwinden waren, um diesen les- 
baren Text und eine so flüssige Uebersetzung ver- 
öffentlichen zu können. 


Wenden wir uns von der Poesie zur Prosa, 
so birgt der Oriens Christianus auch auf diesem 
Gebiete reiche Schätze an neu veröffentlichten 
Texten: 

Hier nenne ich vor allem: Dr. Franz Cöln 
„Der Nomokanon Mihá'ils von Malig* 
Ul bl. Es ist ein Denkmal des kirch- 


lichen Rechts, das uns hier dargeboten wird, 
hervorgegangen aus der koptisch-alexandrini- 
schen Kirche, die auch das berühmteste der- 
artiger Rechtsbücher hervorgebracht hat, den 
Nomokanon des Ibn el 'Assál, deren Ueber- 
setzung Fetha Nagast heute noch in Abessynien 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 6. 


210 


als staatliches Gesetzbuch weiterlebt. Cóln folgt 
in der Ausgabe der vollständigen Karsüni-Hand- 
schrift Cod. Vat. Sir. 134 und bietet die Varianten 
aus zwei arabischen Handschriften am Fusse. 
Diese wichtige Veróffentlichung von Text und 
Uebersetzung samt sachlichen Notizen umfasst 
zusammen über 400 Seiten des OriensChristianus 
und steht Bd. VI 70—237, VII 1—135, VII 
110—229. Die Entstehung des Rechtsbuches 
fällt nach Cóln etwa um 1100 n. Chr. 

Derselbe Franz Cöln hat in Bd. IV S. 28—97 
die anonyme Schrift „Abhandlung über den 
Glauben der Syrer* aus der Berliner arabi- 
schen Handschrift Sachau 43 ediert, welche 
nicht, wie man zuerst vermutet, rein theologisch, 
sondern von bedeutendem kulturgeschichtlichen 
Interesse ist, da sie „einen Einblick in die Tra- 
dition und dasreligiöse DenkendesJakobitentums 
gewährt“. Cöln hält für ihren Verfasser den 
Noe Libaniota, geboren 1451 n. Chr., Bischof 
von Emesa und Phönizien, später Maphriän des 
„Orients“, d. h. Ostsyriens. 

An längeren Prosatexten wären ferner etwa 
zu nennen F. Nau Le texte grec des récits 
utiles à l’äme d’Anastase (le Sinaite) III 
S. 56—90 und eine Reihe von Briefen, so M. 
Chaine Une lettre de Sévère d'Antioche à 
la diaconesse Anastasie, koptisch, Anfang 
des VI. Jahrhs. n. Chr., über die Vachariss Legen de 
Neue Serie III32—58, Briefe des Katholikos 
Timotheus I, veröffentlicht v. Prof. Oskar Braun 
in Ausführung des in der Abhandlung Jahrg. I 
S 138—152 gegebenen Versprechens, Jahrg. IlI 
1—15. Die Briefe dieses Zeitgenossen Hárün er- 
Rasids (geb. 726, gest. 819—820 n. Chr.) enthalten 
so viele interessante Züge, dass sich die Ver- 
óffentlichung der gesamten syrischen Texte mit 
Uebersetzung durchaus rechtfertigte, leider ist 
aus einem mir unbekannten Grunde die Fort- 
setzung bisher ausgeblieben. Eine lateinische 
Uebersetzung des von Karapet Ter-Makartschian 
1896 armenisch herausgegebenen Briefes des 
Johannes v. Jerusalem an den albanischen 
Katholikos Abas (zw. 574 und 577 n. Chr.) 
gibt Aristaces Vardanian Neue Serie II S. 64 
bis 77. 

Ein bisher unbekanntes Werk des 
Patriarchen Eutychios von Alexandrien 
in arabischer Sprache, das Kitáb al-burhán 
bespricht, ohne den Text mitzuteilen, Dr. Georg 
Graf Neue Serie I 227—244, derselbe, der uns 
das Schriftstellerverzeichnis des Abü 
Isháq ibn al Assâl (aus dem XIII. Jahrh. in 
Kairo) Neue Serie II 205—226 übermittelt hat. 

Während die bisher besprochenen Texte 
sämtlich der orientalischen Kirchengeschichte 
entstammen, so beziehen sich die folgenden auf 
die Bibel und die apokryphe Bibelliteratur. 


271 


Griechische und hebräische Bibelzitate 
in der Pentateucherklärung Isödäds von 
Merw veröffentlicht Anton Baumstark N. S. I 
1—19. Sie gelten der Untersuchung, ob dieser 
von G. Diettrich zuerst wieder bekannt gemachte 
nestorianische Exeget des 9. Jahrhs. einen hexa- 
plarischen oder lukianischen Text benutzt hat. 

Besonders wichtig sind Neue griechisch- 
saïdische Evangelienfragmente veröffent- 
licht v. Prof. Dr. Joseph Michael Heer N. S. II 
1—47. Es sind Auferstehungsperikopen der 
Osterwoche von Luc. 24, 3—12 (resp. 1—12) 
24, 36, Marc. 16, 2—20, wohl aus den Funden 
von Ákhmim stammend und dem IX.—X. Jahrh. 
angehórend. Diese bilinguen Texte, über deren 
Geschichte Heer eine wertvolle Uebersicht gibt, 
gewühren in bezug auf den Schluss des Marcus- 
Evangeliums eine wichtige Ergánzung zu Horners 
Ausgabe The coptic version of the New Testament 
usw. 1911. Heer bietet diese Bilinguen in paläo- 
graphisch-getreuer Ausgabe mit zwei Facsimile- 
Tafeln. 

Zitate und Spuren der Petrusapo- 
kalypse in einem üthiopischen Text bringt 
A. Baumstark Jahrg. IV S. 398—405, die er 
dem äthiopischen „Buch der Geheimnisse des 
'Himmels und der Erde“ herausg. v. Perruchon 
(Patrologia orientalis herausg. v. Graffin und 
Nau I, 1) entnommen hat, er führt den merk- 
würdigen Apostelkatalog und die Erscheinungen 
des Auferstandenen andie Apostelals Eucharistie, 
als weisser Kristall, als Schwert, Meer, Wein- 
stock, Stier, Rind, weisse Taube und Tageshelle 
auf die Petrusapokalypse zurück. Ob mit 
vollem Rechte, Eana hier nicht entschieden 
werden. Armenische apokryphe Apostel- 
akten gibt Prof. Dr. Vetter in Jahrg. III 
S. 16—55, 324—385 als Fortsetzung seiner 
Veröffentlichung im I. Jahrg. der Zeitschrift. 

In das weiter unten zu behandelnde Kapitel 
der Archäologie gehört der Aufsatz A. Baum- 
starks: Ein apokryphes Herrenleben in 
mesopotamischen FederzeichnungenN.S. 
1249—271. Er behandelt die Zeichnungen des 
von Redin, Petersburg 1894 veröffentlichten 
Codex Med. Pal. XXXII (heut: Nr. 387), der 
Biblioteca Laurenziana zu Florenz, einer zu 
Mardin 1299 entstandenenarabischen Handschrift, 

Für die Kanonsgeschichte kommen fol- 
gende Aufsätze in Betracht: Der Bibelkanon 
bei Ibn Chaldün von A. Baumstark Jahrg. IV 
393 ff., in dem die Titel ploy 37° und „du 7 
sowie HE besonders merkwürdig 
sind, und der äthiopische Bibelkanon, ein 
Exemplar desselben mit einleitenden Bemer- 


kungen vorgelegt von Dr. Anton Baumstark 
Jahrg. V 162—173. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 6. 


272 


Unsere Kenntnis der apostolischen Väter 
erfährt eine wertvolle Bereicherung durch A. 
Baumstarks Arbeit Der Barnabasbrief bei den 
Syrern N S. II 235 —240, wo er aus dem Katalog 
der Syr. Mss. der Univ. Bibliothek in Cambridge 
und der Karsüni-Handschrift Vat. syr. 133 einige 
Sätze zu Barn. 19 § 1f. 19, 8. 20, 1 darbietet. 


Sehr grosse und inhaltreiche Aufsätze sind 
der Archäologie und der Kunstgeschichte 
gewidmet. Ich nenne davon: A. Baumstark Il 
mosaico degli Apostoli nella Chiesa 
abbaziale di Grottaferrata Jahrg. IV 121 
bis 150 und Cosma Buccola Le feste cen- 
tenarie di Grottaferrata V 198—221 mit 
wundervollen Abbildungen; A. Strzygowski 
Der algerische Danielkamm (aus dem 
IV—VI Jahrh., einen ungeflügelten Engel dar- 
stellend) N. S. I 83—87, Augustin Stegensek 
Die KirchenbautenJerusalemsim vierten 
Jahrhundert in bildlicher Darstellung 
(2 schöne Sarkophagreliefs) N. S. I 272—285. 
Carl Maria Kaufmannn Archäologische Mis- 
cellen aus Aegypten N. S. III 104—110 und 
299—304 bietet Abbildungen einer Pilgerampulle 
aus der Menasstadt (V. Jahrh.), einer Votiv- 
terrakotte (VI— VII. Jahrh.) eines Lámpchens 
mit Heiligenbild (VI—VII. Jahrh.) und eines 
Mumien-Scheinsehmucks sowie faijumitischer 
Frosch-, Króten- und Embryonenlampen. Von 
demselben Verfasser rührt der Aufsatz N. S.I 
88—102 her: MenasundHorus-Harpokrates 
im Lichte der Ausgrabungenin der Menas- 
stadt. A. Baumstark bietet ein spütbyzanti- 
nisches und frühchristlich -syrisches 
Weihnachtsbild N. S. III 115—127, sowie 
den Aufsatz, der zum Teil in die Handschriften- 
kunde gehört: Ein rudimentäres Exemplar 
der griechischen Psalterillustration 
durch Ganzseitenbilder N. S. II 107—119 
aus dem Psalterium “4yiov T&gov 51 Bl. 108 ve, 
die Reue Davids darstellend. Endlich nenne 
ich hier: W. de Grüneisen Un chapiteau et 
uneimporte provenants d'une ville morte 
(aus Tusculum) N. S. II 281—310. 


In das Gebiet der Mythologie fällt der 
umfangreiche Aufsatz von Dr. Willy Hengsten- 
berg „Der Drachenkampf des heiligen 
Theodor“ N. R. S. 78—106, 241—280, wozu 
der Text im gleichen Hefte S. 48—63 gehört: 
Kontakion auf den heiligen Theodoros 
unter dem Namen des Romanos berausg. 
von Dr. Paul Maas. 

Den eben aufgezühlten Aufsützen stehen in 
mancher Hinsicht nahe die folgenden Reise- 
berichte aus alter und neuer Zeit: 

M. Abel Une Eglise à es-Sanamön (im 
Hauran) V 222 —226, 


273 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 6. 


274 


A. Baumstark Die Heiligtümer des by- Le calendrier d’Aboul-Barakat. Texte arabe édité 


zantinischen Jerusalem nach einer über- 
sehenen Urkunde (peregrinatio S. Silviae, 
Ende des IV. Jahrhs. n. Chr.) V 227—289, 

A. Baumstark Eine arabische Palästina- 
beschreibung spätestens des 16. Jahrhs. 
VI 238—299, 

Herzog Georg zu Sachsen: Die griechische 
Kirche in Hama N. S. I 245—248 und die 
Fresken in Deir-es-Surjáni N. S. III 111—114, 

endlich der Bericht über die Tätigkeit 
derorientalisch-wissenschaftlichenSta- 
tion der Górresgesellschaft in Jerusalem 
N. S. II 333—336. 

Zum Schlusse móchte ich noch der maunig- 
fachen Beschreibungen von einzelnen Hand- 
schriften oder ganzen Handschriftensamm- 
lungen gedenken, denen besonders folgende 
Aufsütze gewidmet sind: 

Dr. Theodor Schermann Griechische 
Handschriftenbestände in den Bibliothe- 
ken der christlichen Kulturzentren des 5—7 
Jahrhunderts IV 151—163, der darin Jerusalem, 
Antiochia, Álexandria, Konstantinopel und Rom 
bedenkt, aber leider z. B. Damaskus auslässt, 
über dessen (auch griechische) Handschriften- 
schätze aus alter Zeit nicht nur meine Unter- 
suchung der Schatzkuppel im Hofe der Omaj- 
jadenmoschee wichtiges Material beigebracht hat, 
sondern auch manches andere Wertvolle vor- 
handen ist (für die orientalischen Handschriften 
aber das Buch des Damascener jetzigen Ge- 
lehrten Habib Zajjät „X Kairo 1902). 

M. Kmosko gibt Analecta Syriaca ecodi- 
cibus Musei Britannici excerpta II 33—57, 
III 91—125, 384—415. 

A. Baumstark, der unermüdliche und viel- 
seitige Herausgeber der Zeitschrift, bringt V 
321—331 Mitteilungen über Syrische und 
syro-arabische Handschriften in Damas- 
kus und in fünf längeren Aufsätzen N. S. I 103 
bis 115, 286—313, II 114—136, 318—333, III 
128—136 Die liturgischen Handschriften 
des jakobitischen Markusklosters in 
Jerusalem. 

Füge ich endlich noch hinzu, dass in den 
bisher erschienenen Jahrgängen der Neuen Serie 
ebenso wie in den ersten vier der alten Reihe 
eingehende Literaturberichte nach einer über- 
sichtlichen Stoffeinteilung und verständnisvolle 
Besprechungen besonders von A. Baumstark 
enthalten sind, so glaube ich hinreichend dar- 
getan zu haben, welche Fülle von Stoff und 
welche Vielseitigkeit im Oriens Christianus ent- 
halten ist. Ein genaueres Eingehen auf die 
einzelnen Aufsätze war hier naturgemäss aus- 
geschlossen. 


et traduit par Eugène Tisserant. (Patrologia orientalis 
X 3). 428. Lex. 8°. Paris, Firmin-Didot & Co. Bespr. 
v. H. Reckendorf, Freiburg i. B. 
VorliegendesSynaxar isteinemumfangreichen 
enzyklopädischen Werke entnommen. Soweit es 
sich nicht um allgemein bekannte Texte handelt, 
ist die Ausgabe mit zahlreicheren Anmerkungen 
versehen, als es sonst in der Patr. or. üblich ist. 
— S. 267 [= 23] Z. 3 ist der Zusatz 504442, 


der Hdschr. A vielleicht in ud, zu verwandeln. 


D. Randall-Mac Iver and C. Leonard Woolleys Buhen. 
(Univ. of Pennsylvania, Egyptian Dept. of the Univ. 
Museum, Eckley B. Coxe Junior Exp. to Nubia vol. VII, 
VIII.) Textbd.: X u. 243 S. Tafelbd.: IX, 96 Taf. u. 
7 Pläne. Bespr. v. Walter Wreszinski, Königs- 
berg i. Pr. 

Durch die Munifizenz eines Gónners war die 
Pennsylvania-Universitát in den Stand gesetzt, 
eine eigene Expedition zur Erforschung einer 
Anzahl nubischer Ruinenstätten auszusenden, 
deren Führung Randall-Maciver und Woolley 
anvertraut wurde. Mit diesen beiden haben 
gelegentlichandereGelehrtezusammengearbeitet, 
ihnen gebührt aber das Hauptverdienst an der 
glücklichen Durchführung des Projektes. 

Von den acht Bünden, in denen die Resultate 
der Grabungen niedergelegt sind, sind die beiden 
„Buhen“ genannten die letzten; sie behandeln 
die Ausgrabung der alten Siedelung, deren 
moderner Nachfahre Wadi Halfa ist, der nörd- 
liche Endpunkt der Sudanbahn, als Umschlagsort 
für die Produkte der südlichen Provinzen heute 
noch von Bedeutung. Was das alte Buhen 
gewesen ist, wann es zu einer ägyptischen 
Festung geworden, wie lange es bestanden hat, 
seine späteren Schicksale bis in die ersten Jahr- 
hunderte unserer Zeitrechnung hinein schildern 
die beiden Verfasser höchst anschaulich und be- 
gleiten den Text durch zahlreiche ausgezeichnete 
Bilder. 

Die Stadt liegt auf dem linken Nilufer, un- 
weit des Stromes. Die ältesten nachweisbaren 
Spuren führen bis in die 12. Dynastie zurück. 
Damals ist hier eine Ansiedelung gegründet wor- 
den, wohl auch ein Tempel, dessen Fundamente 
sich unter späteren Bauten nachweisen lassen. 
Eine starke Umfassungsmauer umschliesst diesen 
ältesten, fast quadratisch angelegten Teil. In 
ihm erregt eine grössere Hausanlage besonderes 
Interesse, deren Zweck nicht völlig klar ist; 
es mag der Mittelpunkt, die Kaserne oder das 
Kommandogebäude, der Stadt gewesen sein, die 
völlig den Charakter eines Grenzforts hatte. 

Als nach den Wirren der Hyksoszeit die 
Herrscher der 18. Dynastie die verlorenen Ge- 
biete Nubiens zurückzugewinnen strebten, hat 
Amosis eine neue Stadt Buhen auf den Trümmern 


275 


der alten gegründet und sie mit einer sehrstarken 
Umfassungsmauer umgeben, vor die er noch 
einen Graben zog. Diese neue Stadt ist um 
ein mehrfaches umfangreicher als die Siedelung 
der 12. Dynastie deren alte Umfassungsmauer 
beide Teile voneinander scheidet. Amosis er- 
baut in dem neuen Stadtteil einen Tempel auf 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 6. 


276 


Gegenstände, die jetzt im Universitätsmuseum 
in Philadelphia aufbewahrt werden mit Ver- 
weisen auf die Fundstellen und den Tafelband 
hat mehr lokales Interesse. 

Für den Tafeiband genügt es zu sagen, dass 
er sowohl in bezug auf die Reichhaltigkeit des 
Materials wie in Hinsicht auf die technische 


älteren Fundamenten, den später Amenophis II. Ausführung den höchstgestellten Anforderungen 


ausbessert. 

Auf dem Platze innerhalb der alten Stadt- 
mauer, auf dem die schon als Kaserne oder 
dgl. erwähnte Gebäudegruppe aus dem mittleren 
Reiche steht, hat die Königin Hatschepsut einen 
grossen Tempel erbaut, der mit flachen Reliefs 
von solcher Feinheit geschmückt ist, dass er 
ihrem berühmten Tempel von Der el bahri nicht 
nachsteht. Die Thronwirren zu ihrer Zeit prägen 
sich in den Veränderungen der ursprünglichen 
Tempelanlage und den Auskratzungen, Ver- 
änderungen und Wiederherstellungen der Königs- 
namen auf den Tempelwänden deutlich aus. 

Als die Macht des neuen Reiches sank, mit 
der 20. Dynastie verfiel auch Buhen. Die ägyp- 
tische Bevölkerung starb aus oder verzog sich, 
die Nubier besetzten den ganzen Landstrich. 
In römisch-nubischer Zeit ist wieder eine kleine 
Ansiedelung auf dem Boden des alten Buhen 
nachgewiesen; sie war ohne Bedeutung. Und 
schliesslich hat eine koptische Gemeinde einen 
Teil des Hatschepsut-Tempels zu einer Kapelle 
umgebaut. 

Zu den Ansiedelungen der verschiedenen Peri- 
oden gehören natürlich auch Nekropolen. Sie 
enthalten fast nur Schachtgräber mit geringen 
Hochbauten, sind aber unendlich wertvoll durch 
die Menge an Kleinfunden aller Art, die den 
glücklichen Ausgräbern zuteil geworden ist. 

Die Verfasser geben in dem Textband nach 
einer kurzen, frisch geschriebenen Uebersicht eine 
ausführliche Darstellung von jeder einzelnen 
Anlage, sie diskutieren jedes architektonische, 
künstlerische und historische Detail und fügen 
eine genaue Beschreibung der Darstellungen und 
Inschriften aus der Feder Blackmans bei; dieser 
hat auch die Inschriften auf den Einzelfunden, 
Stelen und Statuenfragmenten bearbeitet. 

Kürzere Abschnitte sind der Besprechung 
der Kleinfunde in der Stadt, einiger Sonder- 
anlagen und der Ueberreste aus römisch-nubi- 
scher Zeit gewidmet. Zum Schluss werden die 
Gräber der Nekropolen einzeln vorgenommen, 
der Grundriss ist jedesmal in Klischee wieder- 
gegeben, die Grössen, Baumaterialien Konstruk- 
tionen und Einzelfunde aufgeführt. Hierzu tritt 
nun alsbesonders wertvolle Ergänzung derReich- 
tum des Tafelbandes: in ihm ist alles, was 
irgend von Bedeutung ist, in ausgezeichnetem 
Lichtdruck wiedergegeben. — Eine Liste der 


entspricht. 


Bulletin de la Commission Archéologique de 
l'Indochine. Je Heft 1, der Jahrgänge 1910—1913. 
— 128, 115, 181, 80 S., sowie das 2. Heft des Jahres 1912 
mit 242 S., mit Abb., Plänen usw. Paris, Imprimerie 
Nationale. Bespr. v. E. Brandenburg, Florenz. 

Aus den vorliegenden Heften gewinnt man 

einen Einblick in die umfangreiche und erfolg- 
reiche Tätigkeit der im Titel angeführten Kom- 
mission. Ausser den Sitzungsberichten derselben 
werdeninteressanteArbeiten überIndochinesische 
Archäologie, besonders, dann aber auch über 
Epigraphik, geographische Lage der Denkmäler 
usw. gebracht. Gut gezeichnete Pläne und 
Karten illustrieren dieselben. Aufdie einzelnen, 
meist kürzeren zahlreichen Aufsätze näher ein- 
zugehen ist hier nicht möglich. Doch dürfte 
diese Publikation wobl für jeden, der sich speziell 
mit ostasiatischer Kunstgeschichte befasst, un- 
entbehrlich sein. 


Sprechsaal. 
Nochmals Br. M. 86378. 


Von Bruno Meissner. 


Herrn Profeasor Cart Bezoup, der auf meine Be- 
sprechung seiner Schrift „Zenit- und Aequatorialgestirne 
am babylonischen Fixsternhimmel“ schon einmal in der 
DL 1914, 27 f. geantwortet hat, ist Jetzt ein neuer Helfer 
erstanden. Frank hat es ZA XXVIII 371 ff. unternommen, 
Brezo.ps Uebersetzungen zu verteidigen und ist der 
Meinung, dass ihm meine „Einwände nicht recht stich- 
baitig und verständlich zu sein scheinen“ „von einigen 
nebensächlichen philologischen Bemerkungen abgesehen“. 

Um nun mit dem letzteren zu beginnen, so ist es 
doch wohl nicht nebensächlich, wenn Bzzorp, der so lange 
Jahre im British Museum ‘l'exte gelesen hat, z. B. neu- 
babylonische Zeichen wie zibbatu (I 10), enzu (I 24 u. ö.), 


edin (1 11 in (il) A-edin), FAQ] (I in —L ES 
-Ap nicht identifizieren kann. Das sind doch allein 


schon schlimme Böcke, abgesehen von anderen Versehen. 

Was die Frage der -ma Sätze anbelangt, so muss 
ich auf meinem Standpunkte beharren, sie im Deutschen 
als Nebensätze aufzufassen. Schon der Umstand, dass 
der Text nicht nur einmal abgefasst ist, sondern in 
mehreren, teilweise ülteren Abschriften existierte, beweist 
m. E., dass es sich hier nicht „um eine ganz nüchterne 
Aussage, um einen astronomischen Bericht, wenn man 
will“ handelt, sondern um ein literarisches Werk, das ewig 
gültige Beobachtungen niederlegen will. Dass man sich 
übrigens nicht deutlich genug ausdrücken kann, zeigt 
Franks Bemerkung zu IV 10ff., wo er mir imputiert, 
ich hätte augenscheinlich übersehen, dass der dort ge- 


1 Auf die beiden letzten Versehen hat mich JENSEN 
aufmerksam gemacht. 


277 


gegebene Satz durch summa eingeleitet ist. Das ist na- 
türlich nicht der Fall, sondern ich meine selbstvorstünd- 
lich den Satz Z. 13 f.: kumaru ... izzizma, den Tuureav- 
Dancin RA X 222 richtig mit si le kumaru ... se tient 
übersetzt. 

Auf FRANKS „kleine Bemerkungen“ möchte ich noch 
folgendes erwidern: Ich glaube, dass mehrfach, wie 
auch Bzzorp übersetzt, Sterne mit Gottheiten identi- 
fiziert werden, wie Hegallai — Bote des Ninlil, Balura 
= Bote des Tispak, Margidda = Ninlil usw. Daher 
erscheint es mir auch sicher, dass I 19 der Stern Musir- 
sarda = Anu gesetzt wird; auch der Nominativ rab-u 
spricht für eine nominativische Fassung. Ich kann deshalb 
FRANK nicht zugeben, dass „Anim mit BEzoLp doch sicher 
als Genitiv zu verstehen“ sei. — Wie ner behaupten 
kann, dass lám nicht mit dem Infinitiv konstruiert wird, 
verstehe ich nicht. Im CH wird lám zwar immer mit 
dem Präsens verbunden, aber gerade in späterer Zeit 
sagt man doch, wie ein Blick in Dxurrzscus HW 378 lehrt, 
ganz gewöhlich: lâm Šamaš asé; lâm Šamaš napähi; lâm 
issuri sabári usw. — Franks Identifikationen der Körper- 
teile kumaru (vgl. noch Jouss Deeds no. 930, 13c; K. 
9794, 9b in CT XXVI 50; RA X 218, 17; VInoLLEAUpD Sin 
no. XIII Sp: Wremer in Babyloniaca VI 223; 235) und 
asidu sind wohl noch recht unsicher, dagegen wird er 
IV 32 mit der Ergänzung /pi/riksunu, die mir übrigens 
auch JENSEN mitteilte, gegenüber Brzorns unmôüglichem 
[a]riksunu gewiss recht haben. — Der Lesung Ussigun, 
nicht Ussi (so Frank), scheint doch dor Vorzug zu geben 
zu sein, weil, wie THureau-Danoin, Lettr. 64 Anm. 3 
nachgewiesen hat, der Name mit dem phonetischen Kom- 
plement -na vorkommt. — Was die Bemerkung Franks zu 
Bzzorp, ZenitgestirneS.56,31 ff. anbelangt, so glaube ich, dass 
der babylonische Schreiber gegenüber BrzoL.p und Frank 
doch recht behalten wird. Die Form inapuha (IV 14ff.) 
ist natürlich Energicus. 


Altertums-Berichte. 


Mesopotamien. 


Das soeben erschienene 53. Heft der MDOG berichtet 
über den Fortgang der von der Deutschen Orient-Gesell- 
schaft unternommenenen Ausgrabungen in Mesopotamien. 
Die Arbeiten auf der Ruinenstätte von Warka sind im 
vorigen Frühjahr abgeschlossen worden, nachdem der 
parthisch- hellenistische Tempel, der in dem markantesten 
der dortigen Schutthügel begraben lag, freigelegt und die 
übrigen Ruinen in anscheinend genügendem Masse unter- 
sucht worden waren. Wegen der Widersetzlichkeit des 
leitenden Architekten (s. Ed. Meyer, Gesch. d. Altertums 
I, 2, 3. Aufl., S. IX) mussten die Grabungen dann vor- 
läufig eingestellt werden, und die Raubgrabungen der 
Araber beginnen von neuem die europäischen und ameri- 
kanischen (vgl. OLZ 1914, Sp. 1) Museen zu füllen. 

In Babylon istan mehreren Stellen gegraben worden. 
Eines der wichtigsten und zugleich interessantesten Er- 
gebnisse war die Feststellung des Grundrisses des „Turmes 
von Babel“; hier wurde eine sehr monumentale, drei- 
gliedrige Freitreppe aufgedeckt, die zur Höhe des ersten 
Stockwerkes hinanfführte. Von der Stadtmauer Nabopo- 
lassars sind die vier Ecken und bisher im ganzen vier 
grosse Tore ausgegraben und damit der Umfang der 
Stadt festgelegt, den sie hatte, ehe Nebukadnezar mit 
seinen gewaltigen Neubauten einsetzte. Bei der weiteren 
Erforschung der Prozessionsstrasse und der Festungs- 
werke auf der Königsburg wurde ausser zahlreichen 
Bruchstücken glasierter Ziegelemaillereliefs das Bruch- 
stück eines grossen Basaltlöwen gefunden. Man hofft 
jetzt, die Ausgrabungen in Babylon bis 1917 beenden 
zu können. 

Gegenüber der alten assyrischen Hauptstadt Assur 
haben Andrae und Bachmann die Stadt Kar-Tukulti- 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 6. 


— — — ¶ͤ—äʒ4—k 


Ninib freigelegt. Der Palast Tukulti-Ninibs I., mehrere 
Tempel und die Stadtmauer konnten bereits erforscht 
werden. Besonders wichtig sind zahlreiche Fresko- 
malereien. 


Aegypten. 


Bei den Ausgrabungen der Expedition der Harvard- 
Universität unter der Leitung von Professor Reisner bei 
den Pyramiden von Gizeh ist im letzten Winter 
wiederum ein grosser Teil eines ägyptischen Totenfeldes 
freigelegt worden, das aus den Zeiten der vierten und 
fünften Dynastie stammt. Zwischendurch wurde im süd- 
lichen Sudan gegraben, wo man auf eine sehr merkwürdige 
ägyptische Ansiedlung gestossen ist. 

Im Auftrage des Metropolitan-Museums in New-York 
hat Lythgoe bei Theben an den bekannten Fundstätten 
neue Grabungen eröffnet und die schon bekannten Denk- 
mäler von neuem aufgenommen. Nach mehrjähriger 
Arbeit ist ihm nun die Aufdeckung gewaltiger Tempel- 
bauten aus der Zeit Amenophis III. gelungen. 

Bei Abydos hat Naville im Auftrage des Egypt 
Exploration Fund gegraben. In der Nähe des Sethos- 
tempels hat er ein ganz eigenartiges unterirdisches Ge- 
bäude freigelegt, in dem er das Grab des Osiris entdeckt 
zu haben glaubt. Auch bei Schech Abade hat der Ex- 
ploration Fund mit Erfolg gegraben und besonders nach 
Papyris suchen lassen. 

Am Grabmal Sesostris II. bei Illahun im Fayum 
hat Flinders Petrie erneut gründliche Grabungen vor- 
genommen und ist dort erst vor kurzem auf einen sehr 
wertvollen Fund von goldenen Schmucksachen gestossen. 

Eine Expedition der Universität Liverpool unter 
Garstang uud Sayce hat im Sudan die bereits 1909 be- 
gonnenen Ausgrabungen der Ruinen von Meroe, der 
einstiren Hauptstadt des Aethiopenreiches, fortgesetzt. 

Was private Unternehmungen betrifft, so lässt Mr. 
Mond thebanische Gräber systematisch öffnen und 
instand setzen und Lord Carnarvon legt einen weiteren 
Teil der Nekropolis von Theben frei. 

Die Ernst v. Sieglin- Expedition, mit Steindorff an 
der Spitze, hat bei Kom-Eschkaf Gräber aus der Zeit 
des mittleren Reiches untersucht und bei dem nubischen 
Dorf Anibe auf dem Westufer des Nils die früher dort 
schon begonnenen Grabungen aufgenommen. 

Die Badische Expedition unter der Leitung von 
Borchardt arbeitet bei dem Dorfe Qarara. Sie bat dort 
einen koptischen Friedhof etwa aus der Zeit vom dritten 
bis siebenten Jahrhundert, und bei el-Hibe Ruinen eines 
Ortes aus der 21. Dynastie und einen Tempel Schoschenks I. 
aus der 22. Dynastie freigelegt. Dort sind auch Papyri 
gefunden worden, und es wird beabsichtigt, im nächsten 
Winter die Forschungen nach dieser Richtung hin wieder 
aufzunehmen. 

Bei der Pyramide von Abu-Roach hat das Institut 
d’Archeologie Orientale unter Lacau in einem Totenfelde 
sehr interessante und künstlerisch hervorragende Funde 
gemacht, vor allem ein Brettspiel mit prächtigen, aus 
Elfenbein geschnitzten Löwenfiguren. 

(Berliner Tageblatt, 6. Mai 1914). W. 

Im Winter 1913/1914 hat Legrain in Karnak bei 
den Aufrüumungsarbeiten vier kunsthistorisch und ge- 
schichtlich interessante Statuen gefunden, die das ägyp- 
tische Museum in Kairo um ein paar Glanzstücke be- 
reichern. Die Statuen standen in einer Reihe, seitlich 
neben einem Koloss vor einem zum Muttempel führenden 
Pylon des Amontempels. Zwei der Statuen sind wichtige 
Seitenstücke zu der bekannten hockenden Statue des 
Amenophis, Sohns des Habu, die 1901 ebenfalls in Karnak 
bei den Grabungen zutage gekommen war. Während 
die eine den Minister Amenophis III. darstellt im Alter 
von 80 Jahren, mit faltigem Gesicht, eingefallenen Zügen, 
in der patriarchalischen Würde des Heiligen und Weisen, 
so wie er im Gedächtnis des Volkes weiterlebte, zeigen 


279 


ihn die beiden neuen Statuen aus grauem (Granit in 
Lebensgrösse, verjüngt um ein halbes Jahrhundert, in 
der charakteristischen Haltung des Schreibers und Ge- 
lehrten, die Beine übergeschlagen, einen halb aufgerollten 
Papyrus auf den Knien, die Finger der rechten Hand 
zum Schreiben geschlossen. 

Die beiden anderen Statuen stellen einen hohen 
Beamten unter Haremheb dar, den „Erbfürsten im ganzen 
Lande, den Stadtvorsteher und Vezier Pa-Ramossu“, 
ebenfalls in der Haltung des Schreibers. 

Diese vier Statuen von Karnak zeigen in Auffassung 
und Arbeit so grosse Aehnlichkeit, dass mun sie, wenn 
nicht demselben Meister, so doch derselben Schule zu- 
schreiben darf. 

Im ägyptischen Museum zu Kairo ist vor kurzem dor 
Deckel des Sarges Amenophis III.-Echnatons ausgestellt 
worden. Die Mumie nnd der Sarg des Königs wurden 
1907 im Tal der Königsgräber bei Theben in einem 
Felsverliess gefunden. Der Konservator Daressy hat 
den Sarg nun soweit wieder hergestellt, dass er das 
Schmuckstück des Kairener Museums werden konnte. 
Der Sarg ist aus Zedernholz gefertigt und passt sich in 
Form und Medellierung dem mumifizierten menschlichen 
Körper an. Das Gesicht ist bedeckt von einer goldenen 
Maske, eine früher wohl bemalte Holzperücke umgibt 
das Haupt. Ursprünglich scheint die ganze Oberfläche 
des Sarges mit einer Stuckschicht überzogen gewesen zu 
sein, die selbst wiederum mit Goldblech bedeckt war. 
Aus der goldenen Verkleidung und dem Stuck wurden 
dann die zur Aufnahme von buntfarbigen Einlagen be- 
stimmten Muster herausgeschnitten. Auf diese Weise 
wurde der breite Halsschmuck hergestellt, der aus sieben 
Reihen verschiedenartiger Muster grüner, weisser, blauer 
und roter Fayenzen bestelıt. Der übrige Teil des Körpers 
zeigt Ornamente. Ein breites Goldband trügt einen 
Text in bunten eingelegten Hieroglyphen. Der Sarg 
Echnatons ist wohl der kostbarste und interessanteste, 
der bisher in ein ägyptisches Museum gekommen ist. 

(Kunstchronik, 1. Mai 1914). W. 


Aus gelehrten Gesellschaften. 


Société des Antiquaires de France 1914. Am 
4. Februar handelt Monceaux über einige Bleistücke, 
die in Karthago gefunden wurden. 

Am 18. Februar zeigt Monceaux einige andere 
Bleistücke aus Karthago. 

Am 6. März legt L. Chätelain Photographien einer 
Aeskulapstatue vor, die er in Masca (Tunis) im Laufe 
seiner letzten Ausgrabungen entdeckt hat. Sch. 

Académie des Inscriptions et Belles Lettres 
1914. Am 13. März liest Dieulafoy eine Abhandlung 
über den von Place in Kujundjik freigelegten Stufenturm 
Sargons. Place hatte die zwei ersten Stockwerke der 
Zikkurat, deren Krone ein Sanktuar bildete, fast intakt 
vorgefunden. Das dritte hatte gelitten und vom letzten 
war nur noch die Basis erhalten. Dieulafoy weist die 
von Place versuchte Rekonstruktion des Denkmals zurück. 
Die Höhe jeder einzelnen Etage desselben müsse kleiner 
gewesen sein als die der ihr vorangehenden. Die grüsste 
Höhe sei auf 5,10 m, die kleinste auf 2,70 m anzusetzen. 
Die rechte Sektion der Pyramide hätte bei weitem nicht 
die Form eines Trapezes sondern die einer Parabel gehabt. 
Der Referent erinnert, dass dasselbe Schema sich treu 
in dem Sassanidenturm von Gur (Persien), in den alten 
Minarets von Samarra und in der brahmanischen Archi- 
tektur erhalten habe. Sch. 

Am 3. April legte Monceaux eine Notiz von M. 
Carcopino tiber ein Grabmosaik vor, das der Abbé Dubosq 
in der Alexander-Basilika zu Tipasa (Algier) entdeckt 
hat. Die beigefügte Inschrift lässt uns einen gewissen 
Renatus kennen lernen, der im 4. Jahrhundert Bischof 
von Tipasa war. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 6. 


280 


Am 8. April berichtete Scheil im Auftrage von M. 
Montet über die Resultate der Ausgrabungen bei Abu- 
Roach in Aegypten. Es sind zwei Mastabas und elf 
Gräber aus archaischer Zeit freigelegt worden. Diese 
sind brunnenähnlich angelegt und entbalten eine oder 
mehrere Grabkammern. Das Innere derselben war zum 
grössten Teile bereits ausgeplündert und wurde in trost- 
losem Zustande vorgefunden. Trotzdem sind doch ein- 
zelne hochinteressante Funde gemacht worden. Abge- 
sehen von zahlreichen Töpfereien stiess man auf einige 
Fragmente von Alabastervasen, Werkzeuge aus Stein 
und Bronzemesser; es fand sich auch eine goldene Perle. 
Auf Topfscherben entdeckte man die Abdrücke von 
Siegeln königlicher Beamter. Diese befanden sich im 
Dienste des Königs Den, den man vielleicht mit dem 
Usaphais der Griechen, also dem vierten Nachfolger des 
Menes, identifizieren könnte. Die Nekropole von Abu- 
Roach würde dann bis in die Anfänge der ersten histo- 
rischen Dynastie Aegyptens hinaufreichen. 

Collignon lenkt die Aufmerksamkeit auf eine jüngst 
vom Louvre erworbene Tonplatte mit einem Relief kre- 
tischen Stils. Es handle sich hierbei um ein Verzierungs- 
objekt eines Denkmals. Sch. 

Am 24. April las Scheil über die letzte Kampagne 
in Susa. Mecquenem ist es gelungen, eine ausgedehnte 
Nekropole aus dem 7. oder 8. vorchristlichen Jahrhundert 
aufzudecken. Die Gräber sind gewöhnlich kleine Ziegel- 
grüfte und enthalten als Grabbeigaben Vasen, Handwerks- 
zeug, Schmuckgegenstände usw. Auf der Akropolis der 
Königsstadt und in den Palästen der Achamaniden sind 
eine Reihe von Schuppen freigelegt worden. Die Arbeiten 
gehen fort. 

(Chronique des Arts 1914, Nr. 14—17.) W. 

Am 6. Mai fand in der Vorderasiatischen Ge- 
sellschaft zu Berlin ein Diskussionsabend über das 
Thema: Die Altorientalische Weltanschauung, eingeleitet 
durch Alfred Jeremias, statt. W. 

In der Märzsitzung der Gesellschaft für Islam- 
Kunde sprach Dr. Karstedt über „Islam und Kolonial- 
politik“. W. 

In der Sitzung vom 7. Mai genehmigte die Berliner 
Akademie der Wissenschaften die Aufnahme einer 
von W. Schulze in der Sitzung vom 30. April vorge- 
legten Abhandlung von Fr. Delitzsch: Sumerisch- 
akkadisch-hethitische Vokabularfragmente in 
die Abhandlungen des Jahres 1914. Unter den Funden 
von Boghaz-Kói sind 26 Tontafelbruchstücke, die sich 
dem Verfasser als Teile sumerisch-akkadisch-hethitischer 
Vokabulare erwiesen haben. Sie lieferten ihm etwa 130 
hethitische Würter (Pronomina, Nomina, Verba, Partikeln); 
bei etwa 70 lässt sich die Bedeutung vollkommen oder 
nahezu sicher feststellen. Die schon seit längerer Zeit 
nicht mehr zweifelhafte Identität der Sprache der beiden 
Arzawabriefe des Amarnu-Fundes mit dem Hethitischen 
wird durch die Vokabularfragmente bestätigt. Der indo- 
germanische Charakter des Hethitischen aber scheint trotz 
der bestehenden Wörter für „mein“, „dein“, „sein“: mis, 
tis, Sis, (Nom.); mi, ti, si, (Dat.); min, tin, šin (Akk.) 
im Hinblick auf den sonstigen hethitischen Wortschatz 
äusserst fraglich. Verwandtschaft mit der in Mesopo- 
tamien gesprochenen Mitanni-Sprache hält der Verfasser 
für ausgeschlossen. 

(SBAW 1914, XIX). W. 

In der Sitzung der Bayerischen Akademie der 
Wissenschaften am 7. März legte Bissing die von 
Dr. Kees und ihm im Winter 1913 besorgten Aufnahmen 
einiger Skulpturen aus Gräbern in Amarna und Theben, 
sowie eines Felsreliefs von Assuan vor, die auf das Ver- 
hältnis der sogenannten Amarna-Stiles zum reifen the- 
banischen Stilo der letzten Jahrzehnte der 18. Dynastie 
Licht werfen. Er machte ferner die Reliefs von einer 
Tür bekannt, die nach den darauf dargestellten Göttern 


281 


wohl aus Theben stammt und die Königin Onchus Amon 
neben ihrem Gemahl Tuotonchamun in Verehrung vor 
Amon und Mut, Ptah und Sechmet zeigt. Der Name 
des Herrschers ist ausgekratzt, aber sicher entzifferbar. 
Grössere Denkmäler dieses Herrschers, die nicht von 
Harmais überarbeitet sind, sind selten. Das Münchener 
Relief zeigt das Fortleben des Amarnastiles, freilich in 
mancher Hinsicht gemildert. 

Rothpletz legte eine Abhandlung von Dr. E.Stromer 
von Reichenbach: Die Topographie und Geologie der 
Strecke Gharag-Baharije nebst Ausführungen über die 
geologische Geschichte Aegyptens, vor. Der Verfasser 
beschreibt unter Vorlage von Karten und Abbildungen 
seine im Winter 1910/11 mit Unterstützung der Akademie 
unternommene Reise von Fayum nach der Baharije-Oase 
unter besonderer Berücksichtigung der geologischen Be- 
funde. Er weist in Baharije in fluviomarischen Schichten 
der mittleren Kreidezeit eine mannigfaltige, bisher un- 
bekannte Fauna von Hai-, Lungen- und Ganoidfischen, 
Plesiosauriern, Schildkróten, Krokodilen, Schlangen und 
Dinosauriern nach. Mit diesen Schichten, die auch 
Austern und Reste von Süsswasser- und Landpflanzen, 
besonders von Baumfurnen enthalten, beginnt nach ihm 
die grosse Transgression des Mittelmeeres in Aegypten. 
Er erórtert im Anschlusse daran den Charakter und die 
Verbreitung der wichtigsten Formationsstufen Aegyptens 
und die jeweilige wahrscheinliche Verbreitung von Land 
und Meer, das Vorhandensein ehemaliger Flussmündungen, 
die klimatischen Verhältnisse sowie das geologische Alter 
einzelner Stufen speziell auf Grund ihrer Wirbeltierfaunen 
von der mittleren Kreide- bis zur jüngsten Tertiärzeit. 
Im einzelnen berichtet er noch über mehrere geologische 
Fragen, wie über gewisse eigenartige Verwitterungs- 
erscheinungen und über die Entstehung abflussloser 
Kessel in der libyschen Wüste. 

(Deutsche Literatur-Zeitung 1914, 14.) W. 


Mitteilungen. 


Die katholischen Universitäten in Louvain und 
Washington haben die weitere Publikation des Corpus 
Scriptorum Christianorum Orientalium übernommen. Sch. 

Das lange geplante orientalische Seminar für England 
soll nun im nächsten Jahre eröffnet werden. Das neue 
Institut wird der Londoner Universität mit besonderen 
Privilegien angegliedert; es wird auch bedeutende ethno- 
logische und politische Abteilungen enthalten. Als Lehrer 
werden 16 englische und 16 eingeborene Dozenten be- 
schäftigt werden. 

(Berliner Tageblatt, 9. Mai 1914.) W. 


In OLZ 1914, Sp. 138 wurde über dia Absicht des 
Geographen Banse berichtet, eine Expedition durch 
die libysche Wüste zu unternehmen. Ueber den 
Verlauf dieser Reise wird jetzt Einiges bekannt. Banse 
hatte in Alexandria eine Karawane ausgerüstet und war 
mit ihr auf der Mariütbahn gen Westen gefahren. Am 
Endpunkte angelangt, erreichte ihn ein Telegramm, dass 
der Regierung wegen der noch unsicheren Verhältnisse 
im Binnenlande die Weiterreise über Siwah hinaus uner- 
wünscht sei. Trotzdem beschloss Banse, in gerader 
Linie auf Siwah loszumarschieren. Er ging sieben Tage 
lang durch eine noch völlig unerforschte und vollkommen 
wasserlose Wüste gen Südwesten und erreichte ein auf 
den Karten noch nicht verzeichnetes Gebirge, das mit 
einer vielleicht 200 m hohen Steilwand zu einer viel 
tiefer gelegenen Wüste abfiel, zu der grandiose Täler 
hinunterliefen. Leider war es trotz anderhalb Tage 
langem Suchen nicht möglich, für die Kamele einen 
Abstieg zu gewinnen, und Banse musste sich entschliessen, 
nach dem nächsten Brunnen an der Mariütbahn zurück- 
zukehren, da die Schläuche nur noch für zwei Tare 
Wasser enthielten. In zweieinhalb Tagemärschen wurde 


Urientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 6. 


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282 


der Brunnen Fuka erreicht. Von dort ging Banse nach 
Kairo und erfuhr auf der Regierung, dass sie aus poli- 
tischen Gründen jegliches Vorgehen in das Herz der 
Libyschen Wüste verbiete. Banse begab sich dann nach 
Tripolis, um auch von dort aus einen Versuch zu machen, 
doch ist zu befürchten, dass einem Vordringen von hier 
aus seitens der Italiener Schwierigkeiten gemacht werden. 

(Berliner Tageblatt, 25. April 1914.) 

Grenfell und Hunt haben bei Oxyrhynchus in Ober- 
ügypten ein Gedicht der Sappho entdeckt, das für 
unsere Kenntnis der lesbischen Dichterin ausserordentlich 
wertvoll ist. Es ist ein Hymnus auf die Liebe von 
wundervoller Zartheit und grossem Wohllaut. 

Bei Antino& in Oberägypten ist ein unbekanntes 
Manuskript Theokrits gefunden worden. Es enthält Verse 
in sanfter poetischer Art, ist gut erhalten und hat einen 
beträchtlichen Umfang. Vor einiger Zeit war bei Oxy- 
rhynchus das Fragment seiner 13. Idylle aufgefunden 
worden, das durch den neuen Fund fast völlig ergänzt 


wird. (Berliner Tageblatt, 6. u. 20. Mai 1914.) W. 
Druckfehler-Berichtigung. 
Sp. 195 Z. 28 lies 14 15 st. 14-16. 


Z. 41 
Sp. 196 Z 


„ Tempelanlage st. Tempelanage. 
26 v. u. lies Sar — 144 Quadratellen st. 
Gar = 144 Quadratellen. 

auf einem Versehen st. auf 


Z. 7 vw. 


8 n 
einen V. 


Zeitschriftenschau. 


* Besprechung; der Besprocher steht in (). 


Allgemeine Missionszeitschrift. 1914: 
1. Kuhlmann, Götter- und Geisterglaube der Herero. — 
E. Casalis, Märchen der Basuto. 

American Brewe:'s Review. 1914: 
April. John P. Arnold, Das Getreide u. Bier im alten 
Babylonien (Ausführl. Bericht über F. Hrozny’s Getreide 
im alten Babylonien I). 

American Historical Review. 1914: 
XIX 2. A. A. Macdonell, The early History of Caste. — 
*Faye, Gnostiques et Gnosticisme (F. A. Christie). 
*P. Darıustaedter, Geschichte der Aufteilung und Koloni- 
sation Afrikas Bd. 1. 

Archiv für Anthropologie. 1914: 


N. F. XIII 1. Bofe, Die Poesie der Duala-Neger in 
Kamerun. 

Athenaeum. 1913: 
4486. *R. H. Charles, Studies in the Apocalypse; A. H. 


Sayce, The religion ‘of ancient Egypt; B. H. Alford, 
Jewish history and literature; J. G. Burtholomew, A lite- 
rary and historical atlas of Africa and Australasia; A. 
Evans, The nine Minoan periods; B. Gotto, The history 
of sculpture. 

4487. *E. F. Gerald, Khayyam (Omar), Rubaiyät, rendered 
into English. 

1914: 4497. *J. Frazer, The Golden Bough. 34 edit. 
VII. Balder the Beautiful, the Fire-Festivals of Europe 
and the Doctrine of the External Soul. — *J. Martha, 
La langue étrusque; M. Schwab, Le manuscrit hébreu 
no. 1408 de la Bibliothéque Nationale (Das MS stamme, 
wie es scheint, aus dem 13. Jahrh. und habe wahrschein- 
lich Eliezer ben Yoel Halevy zum Verfasser. Es befasst 
sich mit dem Ritualwesen, ist aber von grossem lin- 
guistischem Interesse). 

4500. *G. Edmundson, The Church in Rome in the first 


century. 
Bibliofilia. 1914: 

Gennaio-Febbraio. Notizie: Biblioteche turche. 
Expositor. 1914: 


XL. 39. M. Jones, Harnack on the dates of the acta and 
synoptic gospels. — B. W. Bacon, The „single“ eye. 


283 


Geografisk Tidskrift. 1913: 
4. *B. Raunkiaer, Gennem Wahhabiternes Land (G. 
Hatb). — *G. Ricchieri, La Libia (O. Olufsen). 
Gazette des Beaux-Arts. 1914: 
Avril. 8. Reinach, Courrier de l'art antique. 

Islam. 1914: 
V l. Th. Menzel, Das hóchste Gericht. Zwei jungtür- 
kische Traumgesichte. — J. Horovitz, Zur Muhammad- 
legende. — A. J. Wensinck, Zur Entstehung der mus- 
limischen Reinheits - Gesetzgebung. — C. H. Becker, 
Steuerpacht und Lehnswesen. Eine historische Studie 
über die Entstehung des islamischen Lehnswesens. — 
E. Graefe, G. Jacob, P. Kahle und E. Littmann, Der 
Qarräd. — R. Tschudi, Hermann Vambéry. — J. Gold- 
ziher, Vietor Chauvin. — *E. Meyer, Ursprung und Ge- 
schichte der Mormonen. Mit Excursen über die Anfänge 
des Islams und des Christentums (J. Pedersen). — J. J. 
Hess, Weitere Bemerkungen zu Eutings Tagebuch einer 
Reise in Inner-Arabien. — G. Jacob, Bemerkungen zu 
Shanfara’s Lámijat al- Arab. — R. Mielcke, Eine Sammlung 
arabischer Zeitungen u. Zeitschriften. 

Journal of Philology. 1913: 
65. W. R. Hardie, The Doom of the Argonauts. 

Loghat el-Arab. 1914: 
X. Avril Abdur-Rahmän al-Bannä, La belle de la 
pensée. — M. Háchimy, Vers l'Égypte. — A. Kasperkhan, 
Statistique des marchandises exportées de Bagdad et 
importées à la méme ville. — A. Mirzà Khalil, A mes 
freres les Arabes. — La Rédaotion, La péche en Méso- 
posue et son attirail. — Choukri Fadhly, Les proverbes 

rdes. — J. Louis, Tell Ibrahim. — J. A. Gerges, Le 

palmier aprés sa floraison. — J. M. Patchatchy, L'homme 
de bien. — S. Dékhil, Teymä. — Narsès Sayeghian, Les 


W. 


mots arméniens dans le dialecte vulgaire. — Courrier 

littéraire. — Notes lexicographiques. — Questions et 

réponses. — Bibliographie. — Chroniques du mois. 
Bork. 


Mitteilungen zur Jüdischen Volkskunde. 1913: 
4. *F. Wilke, Die politische Wirksamkeit der Propheten 
Israels (R.). 
Neue kirchliche Zeitschrift. 1914: 
4. F. Wilke, Neue Forschungen über Mose und seine 
Zeit. — W. Caspari, Alttestamentliche Propheten als 
Sachwalter und als Keilschriftverstündige. 


Nordd. Allg. Zeitung. (Unterhaltungsbeil.). 1914: 
119. C. N., Aus der Vorgeschichte des Bibelwortes (Ueber 
die Zeit und die Bedingungen der Entstehung des alt- 
testamentlichen Kanons und namentlich über die Frage 
der Anordnung des hebrüischen Textes im Verhültnis zu 
der des griechischen. Im Anschlusse daran Besprechung 


: des eben erschienenen Buches von F. E. Peiser: Hosea. 


Philolog. Studien zum AT. Leipzig). 
Nordisk Tidskrift for Filologi. 1914: 

4. R. II. 3. E. Norden, Agnostos Theos; F. Baumgarten 
u. &., Die hellenistisch-römische Kultur (H. Roeder). 

Palest. Explor. Fund. Quart. Statement. 1914: 
XLVI, January. W. E. Jennings Bramley, The Bedouin 
of the Sinaitic peninsula. — Ch. M. Watson, The desert 
of the wanderings. — J. G. Hill, The Dead Sea. — J. D. 
Crace, The Damascus Gate, Jerusalem. — G. B. Gray, 
An inscribed jewish ossuary. — W. F. Birch, The site of 
Gibeah. — J. Offord, A new inscription concerning the 
Jews in Egypt. — J. Offord, Jewish notes. 


Proceedings of the Soo. of Biblic. Aroh. 1913: 
XXXV 7. A. H. Sayce, The Attys-Priest among the 
Hittites. — A. Wiedemann, Notes on Some Egyptian 
Monuments. — H. Thompson, Demotic Tax-Receipts V. 
— A. H. Gardiner, Notes on the Story of the Eloquent 
Peasant. — S. Langdon, Lexicographical Notes. — N. de 
G. Davies, The Tomb of Sennem, Brother of Senmut. — 
*J. Theis, Sumerisches im AT (W. T. P.). 

XXXVI. 1. A. H. Sayce, Pictographic inscription from 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 6. 


284 


Babylonia. — J. Capart, A naval Standard-Bearer of 
Amenhotep III. — H. Plunket, The month when the star 
Barsag sets. — A. H. Gardiner, Notes on the story of 
the eloquent Peasant. — S. Langdon, A new inscription 
of extraordinary importance for history and philology 
(Bespr. v. Thureau-Dangins „Une relation de la haitiéme 
campagne de Sargon). — P. E. Newberry, Egyptian 
historical notes. — *E. Naville, Archaeology of the Old 
Testament. Was the Old Testament written in Hebrew? 


(A. W. A. L.). 
2. A. H. Sayce, Egyptian notes. — A. Wiedemann, Notes 
on some Egyptian monuments. — L. W. King, A new 


fragment of the Gilgamesh Epic. — A. H. Gardiner, 
Notes on the story of the eloquent Peasant. — *A. Deimel, 
Vocabularium Sumericum ad textus archaicos (W. R.). 
Revue d'Assyriologie. 1914: 

XI I. F. X. Kugler, Distances entre éteiles fixes d’après 
une tablette de l'époque des Séleucides. — A. Boissier, 
Miscellanées. — H. de Genouillac, Contrat en forme. — 
P. Koschaker, Observations juridiques sur „ibila-ablum“. 
— F. Thureau-Dangin, Un texte grammatical sumérien. 
— F. Thureau-Dangin, Note lexicographique. — V. Scheil, 
Note additionnelle. — Bibliographie, par P. Dhorme. 


Revue Biblique. 1914: 

XI. 1. B. Allo, Le premier cavalier du chapitre VI de 
l'Apocalypse. — Dhorme, La langue de Canaan. — F. M. 
Abel, Notes d'épigraphie palestinienne. I. Inscriptions 
latines. II. Les inscriptions du Sinaï. III. Inscriptions 
en mosaïque à El-Mehayiet. — R. Savignac, Inscription 
palmyrénienne. — *G. Richter, Erläuterung zu dunkeln 
Stellen im Buche Hiob (Dhorme). — *R. H. Charles, The 
apocrypha and pseudoepigrapha of the Old Testament 
(Lagrange). — *A. W. Streane, Jeremiah and Lamen- 
tations; J. Strahan, The book of Job; 8. R. Driver, Notes 
on the Hebrew text and the topography of the books 
of Samuel; F. Ch. Jean, Jérémie, sa politique, sa théo- 
logie; J. Baillet, Introduction à l'étude des idées morales 
dans l'Égypte antique; J. Hehn, Die biblische und baby- 
lonische Gottesidee; L. Haefeli, Samaria und Peraea bei 
Flavius Josephus; Pestalozzi - Pfyffer- Becker- Dalman, Ex- 
cursionskarte von Jerusalem und Mittel-Judäa. 


Revue de l'Orient Chrétien. 1914: 
1. M. Chaine, Catalogue des mss óthiopiens des bibliothèques 
et musées de Paris, des départements et de coll. privées. 
— 8. Grébaut, Les mss éthiopiens de M. E. Delorme 
(suite). — F. Nau, La version syr. de l'histoire de Jean 
le Petit (fin). — L. Delaporte, Quelques textes coptes de 
la Bibliothöque Nat. de Paris sur les XXIV vieillarde de 
l'Apocalypse (suite). — J. Babakban, Essai de vulgari- 
sation des Homélies métriques de Jacques de Saroug 
(suite). — E. Porcher, La premiere homélie cathédrale 
de Sévére d'Antioche (texte copte et trad.) — A. Périer, 
Lettre de Pisuntios, évéque de Qeft, à ses fidéles. — 
Mélanges. (Darunter: F. Nau, Note sur la date de la 
vie de Cheikh Adi, chef des Yézidis). — E. Tisserant, 
Specimina codd orientalium (F. Nau). — *F. Nau, Bar- 
hadbeëabba ‘Arbaia (M. Brière). Bork. 

Revue Sömitique. 1914: 
Avril. J. Halévy: Recherches bibliques. Le livre d’Isaie. 
— J. Halévy: Quelques fonctions des consonnes H, 3,9, 
J, I dans les langues sémitiques. — J. Halévy: La 
Schriftlehre sumérienne de Delitzsch. — J. Halévy: Lettre 
d'un rabbin de Palestine ógaróe dans l'évangile (Es 
handelt sich um einen Teil des Jakobusbriefes). Lettre 
d'un missionnaire essónien ógaróe dans l'évangile (Ja- 
kobusbrief C. IV—V). — J. Halévy: Quelques textes 
nouveaux. — J. Halévy: Contribution à la démonologie 
judéo-babylonienne. — *M. Vernes, Les emprunts de la 
Bible hebraique au grec et au latin (J. Halóvy). Bork. 

Revue de Synthöse Historique. 1913: 
Décembre. The Cambridge medieval bistory. Tome Il: 
The rise of the Saracens (L. Halphen). 


286 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 6. 


Je E EE 2.3 


Smithson. Inst. Ann. Rep. Board of. Reg. 1912:| — Miszellen: J. Barth, Zu yig? „Flut“. — O. Schroeder, 


C. Keller: The derivation of the European domestic 
animals. — E. Sapir, The history and variety of human 
speech. — E. Oberhummer, The Sinai problem.  Bork. 


Theologische Literaturzeitung. 1914: 

1. *G. Faber, Buddhistische und neutestamentl. Er- 
zählungen (H. Oldenberg). — J. M. P. Smith, W. H. 
Ward, and J. A. Bewer, A critical and exegetical Commen- 
tary on Micah, Zephaniah, Nahum, Habakuk, Obadiah 
and Joel (W. Newack). 

2. *E. Mittwoch, Zur Entstehungsgeschichte des isla- 
mischen Gebets und Kultus (M. Horten). — *Alttesta- 
mentliche Studien, Rud. Kittel zum 60. Geburtstag (W. 
Nowack). — *R. H. Charles, The Apocrypha and Pseud- 
epigrapha of the OT (G. Beer) — *A. Stern, Jesus 
Christus und sein Stern. Eine chronol. Untersg. (O. 
Holtzmann). — *Kautzsch-Holzinger, Die heilige Schrift 
des AT, 3. Aufl. (Volz). 

3. *T. J. Meek, Cuneiform Bilingual Hymns, Prayers 
and Penitential Psalms (A. Ungnad). — *P. Cheminant, 
Les Prophéties d'Ezechiel contre Tyr; J. Plessis, Les 
Prophéties d'Ezéchiel contre l'Égypte (W. Nowack). — 
*K. Budde, Das Buch Hiob, 2. Aufl. (Volz). — *H. Schmidt, 
Die Geschichtsschreibung im AT (A. Bertholet). — *E. 
Weigand, Die Geburtskirche von Bethlehem (J. Benzinger). 
— *P. D. Scott-Moncrieff, Paganism and Christianity in 
Egypt (P. Wendland). — Corp. Ser. Chr. Or. Script. 
Syri. Textus. Ser. II. Tom. XCI: Anonymi Autoris Ex- 
positio officiorum ecclesiae, ed. R. H. Connolly (Diettrich). 
4. *A. S. Geden, Studies in the Religions of the East 
(H. Oldenberg). — *H. Mitchell, J. M. P. Smith and J. 
A. Bewer, A Commentary on Haggai, Zechariah, Malachi 
and Jonah (W. Nowack). — *S. Herner, Die Opfermahle 
nach dem Priesterkodex (A. Bertholet). — *H. Anneler, 
Zur Geschichte der Juden von Elephantine (G. Beer). 
— *A. Rohner, Das Schöpfungsproblem bei Moses Maimo- 
nides, Albertus und Thomas (Horten). 

b. *E. Stucken, Der Ursprung des Alphabets und die 
Mondstationen (E. Bischoff). — *L. Curtius, Studien zur 
Geschichte der altorientalischen Kunst. I. Gilgamesch 
und Heabani (B. Meissner). — *A. Bertholet, Die Eigen- 
art der alttestl. Religion (W. Nowack). — *S. Székely, 
Bibliotheca apocrypha (G. Beer). — *K. Linck, De anti- 
quissimis veterum quae ad Jesum Nazarenum spectant 
testimoniis (H. Windisch). — *O. Bardenhewer, Geschichte 
der altkirchlichen Literatur 1. Bd., 2. Aufl. (A. Harnack). 
— *Al-Hidaja ‘ila Fara‘id al-Qulüb des Bachja ibn Josef 
ibn Paqüda, hrsg. v. A. S. Yahuda (Horten). 

6. *Oriens Christianus 1912 (Ph. Meyer). — *K. Sethe, 
Sarapis und die sogen. xaroyos des ER (A. Wiede- 
mann). — N. Schlögl, Die echte biblisch-hebräische 
Metrik (W. Nowack). — *J. Straban, The Book of Job 
K. Budde). — *Judaica. Festschrift für H. Cohen (G. 

er). — *C. W. H. Johns, Ancient Babylonia (A. Ungnad). 
— *G. Rauschen, Neues Licht aus dem alten Orient (A. 
Ungnad). 
T’oung Pao. 1913: 

‘Décembre. *A. Herrmann, Ein alter Seeverkehr zwischen 
Abessinien und Südchina bis zum Beginn unserer Zeit- 
rechnung (P. Pelliot). — B. Laufer, Turquois-mines in 
Russian Turkistan. 


Zeitschrift f. d. Alttestamentl. Wiss. 1914: 
1. E. Sachsse, Die Etymologie und ülteste Aussprache 


des Namens by. — E. König, Die Gottheit Aschima. 
— J. Boehmer, Wieviel Menschen sind am letzten Tage 
des Hexaömerons geschaffen worden? — H. Asmussen, 
Gen. 14, ein politisches Flugblatt. — F. Praetorius, Zum 
Texte des Amos. — O. Fischer, Chronologische Studien 
zum Alten Testament. — G. Beer, Einige Bemerkungen 
zur hebräischen Gramm. — E. Albert, Zur Umschrift und 
Aussprache von } und y. — A. Sarsowsky, ) und "Tr 


Zu Psalm 19. Versuch einer Erklärung von Ps. 68, 146, 16. 
No = ma-la-bu-um? Zur Vokalisation von "tz, — 
K. Kobler, Diop und Mak&m. — Bibliographie. 


Zeitschrift für Assyriologie. 1914: 
XXVIII 2—4. M. Horten, Das Buch der Ringsteine Fárábi's. 
Die philosophischen Ansichten des Emir Ismá'il el Ho- 
seini el Fäzäni. (Arab. Text.) — H. Holma, Lexikalische 
Miszellen. — S. Pincus, Die Scholien des Gregorius Abûl- 
farag Barhebräus zum Buche Numeri (Syr. Text, Anhang). 
— K. Dyroff, Deuteronomium 33, 2—6 und die Lage des 
Sinai. — Th. Nöldeke, Ali Baba und die 40 Räuber. — 
A. Poebel, Anmerkungen zu dem Synonymenvokabular RA 
10, 81 und CT 19, 13. — E. Littmann, Zu den naba- 
täischen Inschriften von Petra. — R. Růžička, Zur Ety- 


mologie von E. — R. Růžička, Zu ZA XXVIII 83. 


— W. G. Schileico, Fragment einer sumerisch-assyrischen 
Liste von Steinnamen. — W. Riedel, Die altbabylonischen 
Monatsnamen. — A. Ember, Several Semito-Egyptian 
Particles. — J. Barth, Assyrisches is, hebr.-aram. t als 
Adverbialendung. — H. Bauer, Die Etymologie von Adam 
und Verwandtes. — C. C. Torrey, A Possible Metrical 
Original of the Lord's Prayer. — O. Bonner, A primi- 
tive marriage-custom in the Kebra Nagast. — C. Frank, 
Elamische Götter. — C. Frank, Zu H. Holmas Lexi- 
kalischen Miszellen (s. o.). — A. von Hoonaker, Elé- 
ments sumériens dans la livre d'Ezéchiel? — G. Förster, 
Diebstahl und Raub im Gesetze Hammurabis. — F. Boll, 
Neues zur babylonischen Planetenordnung. — A. Kopff, 
Aus einem Briefe des Herrn Prof. August Kopff an C. 
Bezold (Astronom. Text, Brit. Mus. 86378). — J. D. 


. Be M . 
Prince, Has + A the value tik in Sumerian? — K. 


Kohler, Die Malkisedek-Episode in Genesis 14. — O. 
Frank, Nochmals Br. M. 86378. — J. Halévy, Précis 
d’Allographie assyro-babylonienne (R. E. Brünnow). — 
*M. Jastrow, Bildermappe zur Religion Babyloniens und 
Assyriens (L. W. King). — *Al-Hidaja 'ilä fara’id al-qulüb 
des Bachja Ibn Josef Ibn Paqüda aus Andalusien, herausg. 
v. À. S. Yahuda; A. J. Yahuda, Prolegomena zu einer 
erstmaligen Herausgabe des Kitäb al-hidäja (J. Löw). — 
— *F. Thureau-Dangin, Une relation de la huitième 
campagne de Sargon (C. Bezold). — *A. Ungnad, Keil- 
schrifttexe der Gesetze Hammurapis; J. Kohler und A. 
Ungnad, Hammurabis Gesetz. Bd. II—V; J. Kohler und 
A. Ungnad, Hundert ausgewählte Rechtsurkunden aus 
der Spätzeit des bab. Schrifttams; J. Kohler und A. 
Ungnad, Assyrische Rechtsurkunden (C. Bezold). — 
Bibliographie. 
Zeitgeist (Beilage zum Berliner Tageblatt). 1914: 
11. Mai. E. F. Weidner, Die Weltanschauung des Alten 
Orients (Besprechung vou A. Jeremias, Handbuch der 
altorientalischen Geisteskultur). W. 
Zeitschrift für Kolonialsprachen. 1914: 
IV, 3. P. A. de Clercq: Vingt-deux contes Luba. Bork. 
Zeitschrift für bildende Kunst. 
49. Jahrgang, Heft 7. E. Kühnel, Sizilien und die is- 
lamische Elfenbeinmalerei. W. 
Zeitschrift d. Deutschen Morgenl. Ges. 1913: 
4. J. Németb, Die Rätsel des Codex Cumanicus. — J. 
Wellhausen, Zum Koran. — A. Marmorstein, Ueber das 
Gaonat in Palästina (980—1160). — H Torczyner, Zur 
Geschichte des semitischen Verbums. — E. König, Mose, 
der Medizinmann. — A. Fische, Die Quitte als Vorzeichen 


bei den Persern. — H. Bauer, Die :05-Inschrift aus 
Sendschirli. — A. Fischer, Zu arab. l&ta. Arab. dati. — 
*Deutsche Aksum-Expedition. Bd. IV: E. Littmann, Sa- 
büische, griechische und altabessinische Inschriften (Th. 
Nöldeke). — *P. Brónnle, Commentary on Ibn Hisham's 
Biography of Muhammad according to Abu Dzarr's Mss. 
(A. Schaade). — *G. Jahn, Die Elepbantiner Papyri und 


287 Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 6. 288 


+ 


die Bücher Esra— Nehemja (J. W. Rothstein). — K. Revue Sémitique. 1914. XXII, Avril. 
Albrecht, Neuhebräische Grammatik (S. Krauss). — *J.|J. Lesquier: Grammaire égyptienne d’après la troisième 


Friedlánder, Die Chadirlegende und der Alexanderroman édition de la grammaire d'Ad. Erman (Publications 
(R. Hartmann). -- F. C. Burkitt, Euphemia and the Goth de l'Institut Francais, Bibliothéque d'Etude VII). 
with the Acts of Martyrdom of the Confessors of Edessa ‚Le Caire, Institut Francais d'Archéologie Orientale, 
(C. Brockelmann). — *A. T. Clay, Personal Names from 1914. 200 S. 

Cuneiform Inscriptions of the Cassite Period (H. Tor-| Ministere de l'instruction publique et des beaux-arte. 
czyner). — J. Cohen, Wurzelforschungen zu den hebri- Bulletin de l'Institut Francais d'Archéologie Orien- 
ischen Synonymen der Ruhe (H. Torezyner). — Th. Nöl- tale publié sous la direction .de P. Lacau. Tome 
deke, Zum Achigar. — G. Bergsträsser, Zu ZDMG 67. Xl, 2. Le Caire, Institut Francais d'Archéologie 
551. — H. Bauer, Zur Reihenfolge der Alphabetbuch- Orientale. 1914. S. 122—243. Pl. IV VIII. 


staben. — Socin-Stipendium. — Fondation De Goeje. Revue de l'Orient Chrétien. Ser. II tome IX (XIX, I). 
Zeitschrift f. Neutestamentl. Wissensch. 1914:| Die Mischna. Text, Uebersetzung und' ausführliche Er- 


XV 1. E. Nestle, Die Zinne des Tempels. — E. Nestle, klärung. Giessen, A. Tópelmann, 1914. 
Act. 17, 11. — E. Nestle, Zum Judaskuss. — E. Nestle, ISeder. Zeraim. 4. Traktat. Kil'ajim von K. Albrecht, 
Matth. 6, 16. Giessen. VI, 87. M. 4,80. 
Zeitschrift d. Vereins f. Volkskunde. 1914: II Seder. Moëd. 8 Traktat. Rosch ha-schana. Von 
1. B. Ilg, Maltesische Legenden von der Sibylla I. — P. Fiebig. VII, 127 S. M. 6,75. 
*M. J. Ben Gorion, Die Sagen der Juden Bd. I (J. IV Seder. Neziqin. 10 Traktat. Horajot. Von W. 
Scheftelowitz). Windfuhr. V, 35 S. M. 2,16. 
l — J. H. Mordtmann: Türkischer Lehensbrief a. d. Jahre 1682 
i : (S.-A. aus ZDMG. LXVIII). 13 8. 
Zur Besprechung eingelaufen F. von den Velden: Die Zugehörigkeit der Bantusprachen 
* bereits weitergegeben. zur Ursprache der alten Welt. Bonn, C. Georgi, 
*H. Grothe: Das albanische Problem. Halle a. S., Ge- 1914. 63 S. M. 1,50. 
bauer u. Schwetschke, 1914. 30 S. M. — 60. M. Jastrow jr.: Babylonian-Assyrian Birth-Omens and 
*Zeitschrift f. Kolonialsprachen. 1914. IV, 3. their cultural significance (Religionsgeschichtliche 
*V. Christian: Weitere Beiträge zum Brüsseler Vokabular Versuche u. Vorarbeiten. XIV, D). Giessen, A. 


*H. Ehelolf: Zwei weitere Duplikate zum Brüsseler Voka- | *Al-Machriq. 1914. XVII, 6. | 
bular (S.-A. aus Revue d’Assyriologie. 1914.) *Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium. Scriptores 

Répertoire d'Art et d'Archéologie. 1913. IV. 4 (19). Syri. Textus. Ser. II. Tom. XCII. Anonymi auctoris 

*A. Schollmeyer: Altbabylonische Briefe. (S.-A. aus Baby- expositio officiorum ecclesiae. Accedit Abrahae Bar 
loniaca. VII, 1.) Lipheh Qatarensis interpretatio officiorum. Ed. H. 

*A. Schollmeyer: Einiges zur altbabylonischen Brieflite- Conolly. Leipzig, O. Harrassowitz, 1913. 180 8. 
ratur (S.-A. aus Revue d’Assyriologie. XI, 2.) Fr. 16 —. | 

*Loghat el-Arab. 1914, X (avril). *Aegyptische Inschriften a. d. Kgl. Museen zu Berlin, 

*American Journal of Archaeology. 1914. XVIII, 1. hrsg. v. d. Generalverwaltung. Heft VI (Bd. II, 2). 

L. Massignon: Quatre textes inédits relatifs à la bio- G. Roeder: Inschriften des NR. Stelen, Reliefs, 
graphie d’Al-Hosayn-ibn Mansour Al-Halläj. Paris, Särge und Kleinfunde. Leipzig, J. C. Hinrichs, 1914. 
P. Geuthner, 1914. 8, 86 *S. Fr. 20 —. S. 185—280. M. 11—. | 

*B. Meissner: Grundzüge der altbabylonischen Plastik (Der | *G. Contenau: La déesse nue babylonienne. Etude d’ico- 
Alte Orient XV, 1. 2.) 64 S. M. 1,20. nographie comparée. Paris, P. Geuthner, 1914. 133 S. 

W. Caspari: Die israelitischen Propheten (Wissenschaft Fr. 8 —. | | 
u. Bildung 122). Leipzig, Quelle u. Meyer, 1914.|*Th. Hopfner: Der Tierkult d. alten Aegypter nach grie- 
166 S. M. 1, 25. chisch-römischen Berichten u. den wichtigeren Denk- 

E. Sellin, Einleitung in das AT (Evangel.-Theolog. mitlern (Denkschr. d. K. Akad. d. Wiss. in Wien. 
Bibliothek). Leipzig, Quelle u. Meyer, 1914. XV, Philos.-histor. Kl. 57, 2). Wien, A. Hölder. 1914. 
168 S. M. 3,20. 201 S. M. 11,90. 

A. Schulte: Beiträge zur Erklärung und Textkritik des |J. Döller: Das Gebet im AT (Theolog. Stud. d. österr. 
Buches Tobias (Bibl. Studien. XIX, 2). Freiburg i. B., Leo-Ges. 21). Wien, Reichspost, 1914. VIII, 67 S. 
Herder, 1914. VIII, 146 S. M. 4.60. Kr. 3,50. 

*A. Hudal: Die religiösen u. sittlichen Ideen des Spruch- 
buches (Scripta Pontificii Instituti Biblici. Hom, 
Päpstl. Bibel Institut, 1914. XXVIII, 261 S. L 4.50. 

J. V. Prášek: Dareios 1 (Der Alte Orient. XIV, 4). 36 5. 
M. 0,60. 

Karapet: Siegel des Glaubens (armenisch). 

*M. Courant: La langue chinoise parlée. Paris, E. Leroux, 
1914. XXVII, 384 S. 

Mitra. 1914. I 2—4. 

J. Scheftelowitz: Das stellvertretende Huhnopfer mit bes. 
Berücksichtigung des jüdischen Volksglaubens (Re- 
ligionsgesch. Versuche und Vorarbeiten XIV, 3). 
Giessen, A. Tópelmann, 1914. 66 S. M. 2,40. 

K. Peucker: Karte von Südost-Europa mit Teilen von 
Oesterreich-Ungarn bis Wien u. Budapest, sowie mit 
Rumänien. Wien, Artaria, (1914). M. 1,50. 


Mit einer Beilage von Paul Geuthner in Paris. 


Verlag der J. C. Hinrichs sehen Buchhandlung In Leipzig. 


Socben erschicnen: 


Meissner, Bruno: Grundzüge der altbaby- 
lonischen Plastik. (64 S. mit 117 Abbil- 


dungen.) 8°. M. 1.20 
(Der Alte Orient, 15. Jahrgang, Heft 1—2.) 


Peiser, Felix E.: Hosea. Philologische 
Studien zum Alten Testament. (IX, 87 S.) 
gr. 8°. M. 3.60 


(S.-A. aus Revue d'Assyriologie. 1914.) Töpelmann, 1914. VI, 86 S. M. 3,20. 


Verlag u. Expedition: J. C. Hinriebs’sche Buchhandlung, Leipzig, Blumengasse 2. — Druck von Max Schmersow, Kirchbain N.-L, 
Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser Königsberg 1. Pr., Goltz-Allee 11. 


Orientalistische Literaturzeitung 


Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient 


und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers 
Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11 
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung, Leipzig 


Blumengasse 2. 


17. J ahrgang Nr. 7 Manuskripte und en Ban eg ie nn nach Leipzig. Juli 191 4 


Inbalt. Döhring, A : Etymologische Beiträge 
re ag u. Notizen Sp. 289—310 zur grieehischen u. deutechen My- 
Baneth, D. H.: Bemerkungen zu den thologie, bespr. v. E. Lewy 320 


Achikarpapyri. (Fortsetzung) 290 | Duff, A.: History of the OT Criticism, 


v. Oppenheim, M.: Inschriften aus 
Syrien, Mesopotamien u. Kleinasien 
II, bespr. v. H. Reckendorf 319 

Patrologia Orientalis V, 5; VI, 1 u. 


„ V. F.: Ekbatana- iu^ bespr. v. J. Herrmann. . 312 in ae 1; VIII, 1—2; ; bespr. 
Prank: Kane enetzky, J.: Beiträge H ee F.: 5 oo. Staork. W.: 11 1 Jahve Lieder, 
zur Geschichte des Amonkultes u. C'!!! EA bespr. v. M. Löhr. . . 313 


soner Pijesterechufi 289 kryphen Evangelienliteratur, bespr. 


Peiser, F. E.: Ein neues Datum zur v. B. Violet. . . . . . 3M 
altassyrischen Geschichte . 308 | Laufer, B.: Dokumente der indischen 
Häsing, G.: Die Sattaguden. 299 | Kunst, T, ee v. E. Branden- 
Weidner, E. F.: Sumerische Apo- burg 2 321 
tropaia (4 Abb) . . . 304] Mercer, S. A. B.: The Oath i in Baby- 
Besprechungen . Sp. 310—323 lonian and Assyrian Literature. 
Baedeker: Egypt and the Südän, Ed. Mit e. Anhang v. F. Hommel, 
7, bespr. v. W. M. Müller 320 bespr. v. J. Hehn. . . 310 


Székely, S : Bibliotheca poupee I, 
bespr. v. B. Violet ; 314 
Altertumsberichte . . . . . 323 
Aus gelehrten Gesellschaften . 323 
Mitteilungen . . . . . . . 326 
Personalien . . . . . . . 328 
Zeïitschriftenschau . . . 328—334 
Zur Besprechung eingelaufen 335—338 


Beiträge zur Geschichte des Amonkultes Die Uebersetzung aller drei Kapitel lautet 


und seiner Priesterschaft, folgendermassen: 
Een ibi Kap. 7/8. I!5 , Vernichtet ist der Frevler an 


lies n statt m) Theb 
1. Ein Dokument über die Wiederherstellung des Zn. der Herrin der Städte ist 


Von J. Frank-Kamenetzky. 


Amonkultes nach dem Tode des Ketzerkônigs!. fortgerafft. 

Der Pap. Leiden 1350 enthält in einer Nieder- 14 [Theben ist] die glänzende .... des 
schrift aus ramessidischer Zeit Texte, deren Ab- Herrn des Alls, 
fassung zum Teil in die zweite Hälfte der 18. DasGötteraugedes A tom, das Auge des R. 
Dynastie zu setzen ist. Er ist in Faksimile von Stärker ist Theben als jede Stadt, 5 
Leemans und in Transkription und Uebersetzung Sie hat die Erde dem einzigen Herrn 
von Gardiner (AZ. 1905, 12 ff) veröffentlicht 15 durch ihren Sieg gegeben. 
worden, sachlich aber hat ihn noch niemand, — Als man den Bogen ergriff und den Pfeil 
bis auf wenige Bemerkungen bei Gardiner, — auflegte, 
behandelt. Und doch verdient er es, denn drei konnte man nicht mit ihr kämpfen weil 


sie so 16 Stark war. 
Jede Stadt erhebt ihren Namen, 
Denn sie ist die Herrscherin, mächtiger 


Teile, die sog. Kapitel 7—9, des aus den ver- 
schiedensten Stücken zusammengesetzten Textes 
beziehen sich auf den Untergang des Atonkultes 


und das Wiederaufkommen von Theben und als jene. — 10 
seinem Gotte Amon. Als R eintrat in ..... 17. 
Die Kapitel 7 und 8 weisen einen recht ver: der Gott, als er begann, — 


„Theben erlebt die beiden Grenzen der 
Vergangenheit und Ewigkeit!“ 

So sprach er in bezug auf sie. 

Die Unterwelt [ist ‘8froh, denn keiner 
bedrängt sie, 15 

Der Himmel [frohlockt, denn keiner] naht 


stümmelten Text auf, oft ist bis zur Hälfte der 
Zeilen verloren; es ist nicht einmal möglich, 
beide Teile mit Sicherheit zu trennen. Kapitel 9 
dagegen ist vortrefflich erhalten. 


— — EE 


! Bei der Uebersetzung des Textes hat mich Herr 


Dr. Wreszinski freundlichst unterstützt, auch hat er das ihr. keiner zerstört sie 

Manuskript vor dem Druck durchgesehen und in Einzel- Di ee d 19[f ; ‘chi. d 
heiten verändert, wofür ihm hier mein verbindlichster lé Hóhle es Nun | reut sich], denn 
Dank ausgesprochen sei. keiner entschleiert sie. 


290 


291 


Das Gewölbe der beiden löwenköpfigen 
Götter (d.i. derLuftraum desSchow und 
der Tefene) jubelt, 2°[denn keiner 

Sie 


Nun..... BI octo ela E oo 
Su rab seinen Feind 

Der Gegner der Flamme ist zur Asche 
geworden, 

Die sich befindet in ..... 239 5 Ka 
des Lebens. 


Es ist die Seele (bz) des Re, seines 
heiligen Gottes, 
Sie hat erneuert“ 

T seine Statuen tragen 
Bei seiner Erscheinung [als] mächtige 


Seele (b3) 


e e e + 8 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 7. 


das Nest des Königsfalken, 
22 20 


Umsich niederzulassen auf?5 [seinem Thron]. 


seit seinem Königtum 

Er fuhr stromaufwärts nach Theben, um 
die Opfer darzubringen. 

Amon 26 [begrüsste ihn o. A.], Theben 
erhob seine Schónheit. 

Atum überantwortete ihm seinen Ka, 

Amon ..... NEN 

Dargebracht ward ihm [die Würde o. ä.] 
des Königs von Aegypten, 

Wie es dem Re getan war in der Urzeit. 

II,! „Amon ist die Wahrheit“, so sagte 
man im Palaste. 

Der Herr beider Länder empfing Nahrung 
von seinem Besitz. 

Jubel war in .... und Re war zufrieden, 

Der Gott, grösser an Kraft als [alle] Götter, 

?Denn er ist der einzig Eine, 

Der Göttliche, dessen Name verborgen 
ist unter den acht Göttern. 

Kap. 9. Die neun Götter, die aus dem Ur- 

gewässer gestiegen sind, 


Sie sind vereinigt dich 3zu sehen, du Starker. 


Der Herr der Herren, der sich selbst ge- 
schaffen, 

Der Herr der Herrinnen, — er ist der Herr. 

Die in Dunkelheit waren, er ‘erstrahlt 
ihnen, 


Um ihre Antlitze in einem anderen (neuen) 


Dasein zu erleuchten. 

Seine (d. i. Jedermanns) beiden Augen 
leuchten, seine (d. i. jedermanns) beiden 
Ohren sind offen, 

Alle Glieder sind bekleidet, 5wenn sein 
Strahl kommt. 

Der Himmel ist aus Gold, das Gewässer 
aus Lapislazuli 

Die Erde strahlt von Malachit, wenn 
er auf sie leuchtet. 

Die Götter sehen, ihre Tempel sind 
geöffnet. 


30 


35 


40 


45 


50 


Die Menschen werden sehend durch ihn. 


292 


Alle Bäume belauben sich vor seinem 
Antlitz, 

Sie wenden sich "zu seinem Auge und 

ihre Zweige blühen. 

Die Fische springen in der Flut, 

Sie [schiessen einher] in ihrem Gewässer 

8aus Liebe zu ihm. 

Alles Kleinvieh hüpft vor ihm, 

Die Vögel schlagen mit ihren Flügeln, 60 

Wenn sie ihn wahrnehmen zu seiner 

3gchónen Zeit. 

Sie leben, weil sie ihn täglich sehen. 

Sie sind in seiner Hand, verschlossen 

mit seinem Siegel, 

Kein Gott löst sie ausser seine Majestät. 

10 Nichts geschieht ohne ihn, 

Den grossen Gott, das Leben der Götter- 

neunheit. 

Der Inhalt des Textes ist durchaus klar. Zu 
Anfang wird von der Vernichtung der Frevlers 
an Theben gesprochen und von dem Sieg, der 
„dem Herrn des Alls“ die Herrschaft über die 
Erde gegeben (will sagen: zurückgegeben) hat. 
Dann ist von einem Fürsten die Rede, der süd- 
wärts gefahren und bis Theben gelangt ist, dort 
als König Aegyptens proklamiert wird und sich 
schliesslich in feierlicher Form zum Amon be- 
kennt. Schliesslich findet sich in Kapitel 9 
ein Hymnus auf den Sonnengott, wohl Amonre, 
der in merkwürdiger Weise Elemente aus alten 
Sonnenhymnen mit solchen aus dem Hymnus 
auf Aton vereinigt. 

Es kann nach alledem nicht zweifelhaft sein, 
dass man eine poetische Verherrlichung des 
Untergangs Amenophis’ IV. und des Rücktritts 
Tutanchamons zum alten Glauben vor sich hat, 
alles in der Form dreier Hymnen auf Theben 
und den Amonre. 

Betrachtet man unter diesem Gesichtspunkt 
die einzelnen Verse, so bekommt ihr Inhalt 
einen beziehungsvollen Sinn. Was dem Unbe- 
fangenen als Phrase erschien, wird jetzt auf 
einmal zur lebendigen Schilderung. Es gibt da 
Sätze, die den Untergang des Atonkultes in den 
Zusammenhang des allgemeinen Geschehens 
stellen, — ganz anders als er bisher für uns 
ersichtlich war. 

Die Anfangszeilen von Kapitel 7 geben 
in einer wirkungsvollen Antithese den Grund 
zu dem ganzen Jubelliede an: ein furchtbarer 
Feind ist besiegt, Thebens Stellung, die durch 
ihn erschüttert war, ist nun befestigt. Sie und 
ihr Gott hat sich stärker erwiesen als jede 
andere Stadt und deren Gottheit. Amon ist 
wieder der Herr der Erde. 

Echt semitisch ist die Anschauung, dass dem 


Gotte seine Anhänger die Herrschaft über die 


besiegten Feinde verschaffen; verhilft er ihnen 


293 


zum Siege, so erweitern sie seine Herrschaft, 
das ist Leistung und Gegenleistung, die Grund- 
lage des Verhältnisses zwischen der Gottheit 
und ihren Bekennern. 

Uebrigens könnte man den Versen 5—10 
noch eine weitergehende Deutung geben. Die 
Gründung von Achet-aton fiel zeitlich mit dem 
Zusammenbruch des vorderasiatischen Kolonial- 
reiches zusammen und stand damit auch in einem 
ursächlichen Zusammenhang, insofern als Ame- 
nophis IV, soviel man heute urteilen kann, in 
der äusseren Politik gänzlich untätig geblieben 
ist. Nun ist es ein Hauptverlangen an jeden 
Gott, dass er seinen Anhängern den Sieg über 
die äusseren Feinde verleiht; die Zuversicht auf 
seine Macht hält die Gläubigen bei ihm. Der 
Amon hatte als Schützer der grossen Eroberer- 
könige zu Beginn der 18. Dynastie sich stets 
als starker Helfer erwiesen, unter seiner Aegide 
war das Reich unendlich gewachsen. Der Aton 
dagegen hatte versagt; bezeichnend dafür ist 
die Stelle aus der Inschrift des Tutanchamon 
(Rec. 29, 162, Zeile 8—10): .... „die Götter 
hatten sich von diesem Lande abgewandt. Wurde 
ein Heer nach Syrien gesandt, um Aegyptens 
Grenzen zu erweitern, so hatte es keinen Erfolg; 
wurde ein Gott angerufen, um ein Orakel von 
ihm zu erfragen, so kam er nicht...., befragte 
man eine Göttin, so kam sie ebensowenig. Ihre 
Herzen waren verärgert über ihre Geschöpfe, 
und sıe zerstörten ihre Werke“. Die letztere 
Angabe von der Weigerung des Orakels und 
dem Zorn der alten Götter zeigt, wie deren 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 7. 


294 


ist. Ein anderes sinnverwandtes Bild geben die 
beiden parallelen Glieder V. 23/4, wo von 
der Flamme, die die Uraeusschlange gegen die 
Feinde des [Amon-] Re speit, die Rede ist, frei- 
lich ist der genaue Sinn der Stelle nicht festzu- 
stellen. 

Der zweite Teil, der wohl mit dem Kap. 8 
zu identifizieren ist, enthält nach einer allgemein 
gehaltenen Einleitung eine klare Erzählung von 
dem Auszuge des Königs, der zwar nicht bei 
Namen genannt ist, aber kein anderer als Tut- 
anchamon sein kann, aus Achet-aton und seiner 
Uebersiedelung nach Theben. Dort wird er von 
Amon und seinen Georg ovvvaoıg gekrönt, und er 
bekennt sich feierlich (V. 37) zum Amon. Dass 
dieser in dem Zusammenhang gleich daranf der 
Einzigeine genannt wird, eine Eigenschaft, die 
er dem Aton entlehnt hat, wäre unter Umständen 
auch nur durch den weitgehenden Synkretismus 
zu erklären; wahrscheinlicher ist diese Eigen- 
schaft ihm aber durch die Rivalität mit dem 
Aton zugekommen. 

Haben wir in den beiden eben behandelten 
Stücken gewissermassen Siegeslieder zu sehen, 
so zeigt uns Kap. 9, dass der Atonkult nicht 
spurlos untergegangen ist, sondern dass sein Be- 
sieger, der Amonkult, manches von ihm über- 
nommen und sicheinverleibthat. DerschöneHym- 
nus auf den Amonre beginnt zwar in der Weise 
der alten Sonnenhymnen; die Gótter, die dem 
Urgewüsser entstiegen sind, spielen in ihm eine 
Rolle, der Sonnengott selbst ist der Selbster- 
schaffer und der Führer der Neunheit, — alles 


Priesterschaften mit jedem Mittel gegen den | Requisiten aus voratonischer Zeit, sonst aber 


Atonkult gekämpft haben; wenn ein Gläubiger 
sich in der Not vom neuen Gotte an die alte 
angestammte Gottheit um einen Wahrspruch 
wieder zurückwandte, so wurde er mit der Be- 
gründung abgewiesen, die Gottheit weigere ihm 
den Rat. — So schien der Aton dem Reiche so 
gut wie dem Einzelnen gegenüber zu versagen, 
und ganz folgerichtig wandte das Volk sich den 
alten Göttern wieder zu, die ihnen solange 
Helfer und Schützer gewesen waren. Vor allem 
gewann der Amon seine Stellung wieder, und 
die schliessliche Rückkehr auch der Könige zu 
ihm ist gewiss nicht nur ein politisch gebotener 
Schritt, sondern auch eine Sache der Ueberzeugung 
gewesen. So versteht man auch den fingierten 
Ausspruch des Re iiber Theben (Z. 13), das im 
sicheren Schutze seines Gottes ewig bestehen 
werde, während der Aton seine Kultstätte vor 
schnellem Verfall nicht hatte schützen können. 

Von den folgenden Versen, in denen die 
Freude der ganzen Welt über den endlichen Sieg 
Thebens geschildert wird, ist V. 19 besonders zu 
beachten, wo Theben das „Nest desKönigsfalken“ 
d. h. als die wahre Residenz des Pharao genannt 


weicht er inhaltlich von allem weit ab, was man 
in älteren Sonnenhymnen zu lesen gewöhnt ist, 
vielmehr steht er den Liedern auf den Aton in- 
haltlich wie formal ganz nahe. Es wäre zuviel 
gesagt, wenn man von Entlehnung spräche, ob- 
gleich V. 57—62 sehr dazu herausfordern; rich- 
tiger ist es wohl, den Hymnus Amenophis’ IV. 
und den vorliegenden als Ausfluss des religiösen 
Empfindens des Volkes der Zeit aufzufassen, das 
natürlich mannigfache einander ähnliche Formu- 
lierungen fand. Und gerade weil er das religiöse 
Gefühl der Menge wiedergab, ist der Lobgesang 
von den Amonspriestern übernommen worden; 
sie bewiesen damit eine sehr kluge Anpassung an 
die religiösen Anschauungen der Menge und er- 
leichterten ihr den Rücktritt zum alten Glauben. 

Es wäre aber falsch, anzunehmen, dass dieser 
Hymnus mit seinem neuartigen Inhalt wirklich 
nur der Spekulation der Priesterschaft seine 
Entlehnung verdankte. Etliche Verse sind so 
anschaulich und ursprünglich, dass sie gewiss 
aus einer echten Empfindung entstanden sind. 
Sie stehen den rührend naiven Gebeten der ein- 
fachen Leute nicht fern, deren schöne Interpre- 


295 


tation wir Erman verdanken, und mit ihnen zu- 
sammen zeigen sie uns, dass unter der verstei- 
nerten Schale der Rituals, wie wir es aus den 
Darstellungen auf den Tempelwänden kennen, 
ein frischer, saftreicher Kern verborgen gewesen 
ist, eine wahre hingebende Frömmigkeit, ohne 
die der Kultus des Amon sich gewiss nicht die 
vielen Jahrhunderte hätte erhalten können, von 
denen die Denkmäler uns Kunde geben. 


Bemerkungen zu den Achikarpapyri. 
Von D. H. Baneth. 
(Fortsetzung aus Nr. 6.) 

11. Pap. 52 I 6b—7a: "nx v ob Iran bx 
753 "nw MON. Das vermeintliche W hat zu 
viel verschiedenen Vermutungen geführt. Sieht 
man genau auf die Tafel, so erkennt man, dass 
zu lesen und einfach wll zu ergänzen ist: 
Fürchte dich nicht, mein Herr Achikar, 
Vater von ganz Assyrien. 

12. Das. Z. 9b: NAVY Dh WON NN NY. 2 
Maw dom. ... Die beiden ersten Worte sind 
wohl vg hp] zu lesen. © und von „y sind 
etwas ineinander geraten; aber X oder ? allein 
lässt sich doch wohl nicht lesen, weil die Biegung 
nach unten fehlt. Das Wort vor nty! mag ^on 
gelautet haben; daher der st. emph. von SD, 
der Ungnad aufgefallen ist. Also: Tretet heran 
zu mir, und ich werde euch meinen Rat 
mitteilen; es ist ein guter Rat. 

13. Das. Z. 10b—11: 2000123 j^ "ow c5 Die 
DONO MY RMDP “e d DI. 1.899 
b wow ond pm ln, Ich ergänze MN] % 
Piya nm! Nox und übersetze: Sage uns 
doch, Knappe Nabusumiskun, was du zu 
sagen hast, und wir werden auf dich 
hören. Darauf (s. Bem. 9) hub der Knappe 
Nabusumiskun an und sprach zu ihnen. 
Hóret mich. Zu N DIN 1 p We vgl. ausser 
zahlreichen Wendungen dieser Art in mehreren 
semitischen Sprachen Pap. 55, 11 (s. Bem. 30) 
Slip n 72 NV. 

14. Das. Z. 14b—15: p Dj. = 
Mee "mmh om pns 5 mue pan. mò.. .250 
on Novy "al «ono v n....... `| = Und wenn 
der König [später] andere Männer uns nach 
schicken wird, um den Leichnam dieses 
Achikar in Augenschein zu nehmen, dann 
[sollen sie sehen den Leichnam jenljes 
Eunuchen, meines Burschen. Nach Mm" 
ist nw Sy (= später) zu vermuten, das Wort 
hinter nou” Nh nicht PANN, sondern PANN 
(nach uns) zu lesen, hinter We endlich qn 
ud zu ergänzen. Das meiste hat bereits 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 7. 


296 


Epstein richtig erkannt; aber bei der Lesung 


mns schwebt ind in der Luft. Interessant 


ist, dass "MN schon so weit verblasst ist, dass 
es zur blossen Einführung des Nachsatzes dient. 

15. Pap. 53, 1: xn[1]2 993 en yo ın yon [n]. 
Es handelt sich hier wohl um eine Scherzfrage 
wie Pap. 55, 7 um eine scherzhafte Etymologie, 
beides schwerlich Bestandteile des Originals, 
wenn dies zur Achikarerzählung gehörte. „Was 
ist stärker als ein schreiender Esel? Die 
Last“ (unter der er sich krümmt und von der 
er sich mit all seinem Geschrei nicht befreien 
kann). Dass NM2 Last bedeutet, scheint mir 
aus Z. 12 (s. Bem, 19) fast mit Sicherheit her- 
vorzugehen; einen etymologischen Beleg habe 
ich dafür nicht gefunden. Die Rätselfrage mutet 
allerdings recht sonderbar an; um so verblüf- 
fender wirkt die hübsche Lösung. Aus diesem 
Satze mag Spruch 8 der syrischen Version durch 
Fehler (z. B. N für gh und erfinderische 
Kombinationen entstanden sein. 


16. Das. Z. Ba: DoD. . N2 Daf en. Sehr 
genaue Vergleichung der Reste ergibt, dass die 
von Sachau als möglich bezeichnete Lesung 
Wed allein in Betracht kommt. Da ON doch 


wohl Fessel bedeutet, so scheint MIN irgend- 
ein Haustier! zu sein. Die Versionen setzen dafür 
übereinstimmend den Esel. 

17. Das. Z. 6: H. D . . 5 map d. . D Ay np. 
Nach dem von Wensinck und Epstein vorzüglich 
hergestellten Anfang (Om MEN "mp Ay MP) 
scheint mir für den Rest die Lesung [n]o3o WD 
fast sicher: ,Wer einen flüchtigen Sklaven, 
eine diebische Magd kauft, lässt seine 
Habe fahren (gibt sie freiwillig auf). 


18. Das. Z. 7. Da andere Deutungen sehr 
wenig passen, so scheint mir die Lesung des 
w in Rm als i, die Nöldeke als möglich an- 
heimstellt, eine Notwendigkeit. Das Wort ist aber 
nicht in der Bedeutung Verderben zu nehmen, 
sondern als übler Geruch, ein Prüdikat, das 
ja der Semite dem schlechten Namen besonders 
gern beilegt. Die Stämme MD überhangen 
und verwesen, die bei Ges.-Buhl noch mit 
Unrecht vereinigt sind, sind also endgiltig zu 
trennen. 

19. Das. Z. 12—13a: 5209 w^ wen pav 


1 Arab. UU camela kommt als Deverbale wohl nicht 
in Betracht. In dem von Epstein angezogenen noch nicht 
genügend klaren Ostrakon (u. a. bei Lidzb. Eph. II 236) 
steht stan vielleicht für NDO), falls jay = kneten, 
70) = begiessen und Mom = Fruchtwein (ms: 
— und bringt sie). Sicher ist nicht von der später 
genannten Sklavin die Rede, da up N zu einer neuen 
Angelegenheit überleitet. Könnte span der Name der 
Sklavin sein? 


297 


I. . . . dn siv gon ww[—]nnj» jo ma wv» 
Y nom o. Ich adoptiere Seidels Er- 
klärung von 720, Epsteins überzeugende Deutung 
von NDA py, kann mich aber der Auffassung 
beider von Mia als „Schande“ nicht anschliessen, 
weil dieser Begriff hier, wo es sich nur um Ver- 
mögensnachteile handeln kann, unpassend ist 
und zu gezwungenen Deutungen führt!. Ich 
möchte hinter MNJ etwa woz2wo RUN van 4 
[nov cy n] wo" ergänzen: Vernachlässigt 
jemand einen Esel und füttert ihn nicht, 
so wird dieser eine Last nehmen von einem 
anderen, [der ihn füttert]; er wird also 
eine fremde Bürde tragen [ausser der ei- 
genen] und so eine Kamelladung zu tragen 
haben? Diese Ergänzung ist im einzelnen 
unsicher; soviel aber scheint mir gewiss, dass 


nn p2 und now NY korrespondieren, sich also 
auch MD und N22 ungefähr decken müssen. 
In xv‘) muss dann [& Den Subjekt sein. Es 
liegt hier eine Inkonzinnität der Konstruktion 
vor, wie sie sich besonders in der Mischna so 
überaus häufig findet, vielleicht im Geiste des 
Aramäischen begründet (vgl. auch Pap. 55, 4). 

20. Das. Z. 15b—16a: mmm n» an 
np... TION nnezm . . . . N wen nw M 
o. Der Schluss hat wahrscheinlich M3) 
mince Vp. gelautet. Das führt darauf, am Anfang 
wow chp mnaona) YP’ mais zu ergänzen. Die 
Lücke ist dann ungefähr ebenso gross, wie man 
sie in Z. 11 vermutet (s. Ungnad), die Ein- 
leitung des Spruches entspricht der des vorher- 
gehenden teilweise, und der auf das Weintrinken 
bezügliche Teil steht wie dort an erster Stelle. 
Ist dies aber richtig, so muss N ein Schreib- 
fehler für sein. 

21. Das. Z. 16b: .nnn2. Rou W— DD 
—n NN. Die ersten Worte sind vermutlich 
pow wo zu lesen. Sollte der Inhalt etwa sein: 
Vom Himmel her [empfingen] die Völker 
ihre Weisheit (fr IN] z. T. nach Ungnad), 
die Gótter [haben sie ihnen verliehen?? 

22. Pap. 54 Z. 1:.5.....29 n mi] JN AN 


! Auch etymologisch ist die Erklärung von Paz = 
hebr. ' mehr bestechend als wahrscheinlich; denn da 
nicht nur das Aramäische, sondern auch das Arabische 
in dem entsprechenden Stamm als mittleren Radikal 
ein ™ hat, so ist anzunehmen, dass die Form mit * aus- 
schliesslich kanaanäisch ist. 

2 Nehmen wir mit Epstein bap hier in seiner ge- 
wöhnlichen Bedeutung (belasten), was auch nicht von 
der Hand zu weisen ist, so kommen wir zu folgender 
Auffassung: Lässt jemand einen Esel unbeladen, 
so wird dieser von einem andern eine Last auf- 
nehmen, er wird eine fremde Last 
tragen, [der andere wird ihn nicht schonen] 
und ihm eine Kamelslast aufbürden. 


ooe ee ee ey 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 7. 


298 


RWI IP 292 DN ow eva vr. Ich würde 
etwa mon [n]? [y] Wy ergänzen und über- 
setzen: Auch bei den Göttern ist sie ge- 
ehrt, bis [in Ewigkeit gehört] ihr die 
Herrschaft, im Himmel ist ihre Stätte, 
denn der Herr der Heiligen hat [sie] er- 


hoben. Allerdings sollte man statt 593 eher N° 
erwarten. 

23. Das. Z. 3: D.. „ OTN. Die Er- 
gänzung des mittleren Wortes zu [DD (Ungnad) 
scheint nach den Spuren nicht möglich. Ich 
möchte daher vorschlagen, myo = targ. Vy, Dyb, 
syr. TY zu lesen. 

24. Das. Z. ba: jn JD “INN TORN . b 
. . . XD. Mindestens ebenso gut wie d |n ist 
die Lesung op möglich. Vielleicht hilft dies 
zum Verständnis dieser bisher nicht in befrie- 
digender Weise erklürten Stelle. Ich vermute 
übrigens, dass das erste Me nur durch Ditto- 
graphie entstanden ist. 

25. Z. 6b. pod jo ın mp pov on ep po 
.. DD. Die von Epstein unter Nóldekes Beifall auf- 
gestellte Deutung pow = glatt passt hier nicht, 
weil man an dieser Stelle parallel zu mm den 
Gegensatz zu 729 erwartet. Die von Epstein 


herangezogene Stelle pow 225 (Pap. 14, 3) 
zwingt aber geradezu, mit Sachau und Halévy 
zerreissend, schneidend zu erklären. Am 
Schluss ist vermutlich DD zu ergänzen: schnei- 


dender und härter alseinzweischneidiges 
Messer (MB nnn). 
26. Das. Z. 9. PD nam Poy pwann dx. 


Nach dem Bilde vom brennenden Feuer "lh 
(n mp? passt NON nicht. Es ist wohl mam 
zu korrigieren: Entzünde es nicht gegen 
dich, so dass du dirdieFinger verbrennst. 
Undeutlich geschriebene D und ! sind in dieser 
Schrift schwer zu unterscheiden. 

27. Z. 13. yo [in maa np Ae ara Wn .. 


noy ow " Cp mp cw " m. Die ersten 
Worte geben so, wie sie da stehen, gar keinen 
Sinn. Auch mit der Streichung des 2 von jor» 
(Torezyner) ist nicht viel geholfen; denn man 
begreift nicht, warum gerade der barmherzige 
Kónig eine laute Stimme haben und unnabbar 
sein soll. Diese beiden Prüdikate passen nur 
dann ganz, wenn sie von einem zornigen Könige 
ausgesagt werden. Ein Spruch dieses Inhalts 
wird sich auch sehr gut an die Lehren von 
Z. 6—10 anschliessen. Daher scheint es mir 
notwendig, GO in "mn "2 zu korrigieren. 
Der Schreiber hat offenbar für J das täuschend 
ühnliche ^ gelesen! und nun das unverstündliche 


! (crade an dieser Stelle ist die Aehnlichkeit so gross, 
dass ich lange Zeit glaubte, wirklich 175 lesen zu müssen. 


299 


n°2 in das bekannte map ändern zu müssen 
geglaubt: Wenn ein König zürnt und seine 
Stimme laut wird, wer kann dann vor 
ihm bestehen, es sei denn, dass ein Gott 
ihm beisteht. 

28. Das. Z. 15: . . h 112292 nbn .D5 26 Im 


KO npe) Wa. Zu lesen ist nieht Yan jw 


(Perles), sondern sicher “an Wh}. 
(SchluB folgt.) 


Die Sattaguden. 
Von G. Hüsing. 

Der Name dieses Volkes ist uns in schrift- 
licher Wiedergabe durch Texte in der Sprache 
von vier verschiedenen Völkern überliefert: 
persisch als Fatagus, wobei zu beachten ist, 
dass die Schrift keine Verdoppelung des ¢ ge- 
stattet, elamisch als Sattakus, wobei man be- 
achte, dass k und g in der Schrift nicht unter- 
schieden werden, babylonisch als Sattagü, worin 
der Babylonier unter Weglassung des $ sich 
eine ,Nominativ^-Form schuf, und griechisch 
bei Herodotos III 31 als Nom. Pl. Zerreyvóoi 
für das Volk, während die drei anderen Formen 
das Land bezeichnen. 

Wenn Bartholomae im Altiran. Wórterbuche 
Sp. 784 erklärt, der Name sei „zunächst Volks- 
name“, so fragt man sich wohl zunächst, woher 
man das wissen könne. Das griechische Jatra- 
yvdas, in dem, wie bei allen Namen im Hero- 
dotos, das v als u zu sprechen ist, ist doch 
wohl eine offenbare Weiterbildung einer Form 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 7. 


800 


den Namen führte ,Hundertrinderbesitzend"? 
Und würde solch ein Name — als Volksname gar 
— nicht als *Xatayavos überliefert worden sein? 

Hätten wir nur die griechische Form, dann 
kónnte man eher Brunnhofer beipflichten, der 
ein sanskrit. Asatra-wida vorschlug (Iran und 
Turan S. 130), und auf die Saroe-ıdas verwies, 
die in der gleichen Gegend auftreten. 

Daraus wäre aber ein Fatagus oder Sattagus 
denn doch schwer erklärbar; sogar die Möglich- 
keit, im ersten Teile ein kSatra (iran. h3apra) 
wieder zu erkennen, in dem tr zu tt verschliffen 
wäre, scheitert daran, dass dann kein T oder 
S, sondern Š (oder K) zu erwarten wäre. Auch 
sakisch wäre die Form dann nicht, weil sie 
sonst mit Zagra- beginnen müsste, und so wäre 
auch gu für wi schwer denkbar!, und selbst aus 
einem guda würde man keinen Ländernamen 
auf gus ermöglichen können. Also kann man 
aueh die Saremsdas (Dion. Perieg. v. 1096) nicht 
zum Vergleiche in Betracht ziehen, es sei denn, 
dass der Name etwa dort aus einem Zarraidas 
verschrieben wäre. 

Die Möglichkeit, dass der Name mit sata = 
„hundert“ begann, bleibt gleichwohl bestehen. 
Ein Landname „hundertströmig“ z. B. wäre 
nichts Unwahrscheinliches, und mit seiner Er- 
klärung von Lovra-deodog als „hundertquellig“ 
hat Brunnhofer (Vom Pontus bis zum Indus 
S. 20) einen guten Treffer getan. Ein Wort 
(oder Name) „guda“ kommt als Bezeichnung 
eines Wasserlaufes im 15. Jast vor (27), wozu 
Bartholomae skrt guda = „Darm“ stellt. Damit 


Zarrayvs, aus der die Quelle des Herodotos erst | ist möglicherweise die richtige Erklärung des 


einen Volksnamen abgeleitet hat; und wenn 
Bartholomaes „eigentliche Bedeutung: hundert 
Rinder besitzend“ richtig wäre, dann hätte der 
Grieche fälschlich einen Stamm Sarrayvd an- 
gesetzt, hätte also offenbar den , Volksnamen“ in 
seiner echten Gestalt nie gehört!. Woher weiss 
also Bartholomae, dass esursprünglich Volksname 
sei? Lediglich aus seiner Etymologie, denn wenn 
auch Namen von Bevölkerungen eines Landes? 
sonst gewöhnlich mit einem :-Suffixe aus den 
Namen der Länder abgeleitet werden, so gilt 
das doch nur für arische Namenbildung. Iranier 
aber haben im Lande Fattagus doch wohl niemals 
gesessen, eher schon Inder, in deren Sprache 
der Name freilich, wenn die übliche Etymologie 
richtig wäre, in einer Form erscheinen würde, 
aus der sich die vier obigen Wiedergaben ebenso 
erklären liessen wie aus dem Iranischen. 
Aber nun lege man sich die Frage vor: Ist es 
irgendwie wahrscheinlich, dassein Landoder Volk 


1 Ein Name „100 Rinder besitzend“ hätte ja nie 
auf d endigen können! 

? [m Gegensatze zu Namen von Volksstämmen, nach 
denen ein Land benannt ward 


Namens gefunden. Wäre das u im Namen lang, 
was aus awestischen Schreibungen nie mit 
Sicherheit erschlossen oder bestritten werden 
kann, dann könnte man vielleicht auch an güþa 
denken = „Kot“ (skrt gütha Exkremente, neu- 
pers. guh, bal. gib, kaëm. gūs). In beiden Fällen 
bliebe die Frage offen, ob der Name iranisch, 
sakisch oderindisch wäre. ObeinName „hundert- 
kotig^ abzulehnen wäre, d. h. ob 100 auch in 
Verbindung mit Stoff-Ausdrücken belegt ist als 
Steigerung, kann ich z. Z. nicht genügend nach- 
prüfen und wäre jedem dankbar, der mir durch- 
schlagende Nachweise erbrächte. Bloss mit 
Hülfe der Wörterbücher wird die Sache nicht 
zu entscheiden sein, da der Verfasser dann un- 
willkürlich die Uebersetzung so wählt, dass die 
Stoffnamen umgangen werden. Aber vielleicht 
wären Wörter wie skrt Satasukha, das Capeller 
mit „hundertfaches Glück“ wiedergibt, und ähn- 
liche heranzuziehen, wie salawäja „hundert 
Kräfte gebend“. 

Eine andere Frage ist es aber, ob der Name 


! -gu für wi ist nur belegbar, wo sakischer Einfluss 
vorliegt. 


301 


überhaupt arischer Herkunft sein mag, selbst 
dann, wenn er aus arischer Sprache erklärbar 
ist. Dass ein Satagus im Sanskrit vorkommt, 
das „hundert Kühe besitzend“ bedeuten soll, 
dass auch im Iranischen wie im Griechischen 
solche Bildung ebenfalls möglich wäre, beweist 
für unseren Namen nichts; und so könnte auch 
die schönste Etymologie daneben hauen in einem 
Falle, wo wir von den früheren Sprachen des 
Landes noch so gar nichts wissen. 

Vor allem aber möchte ich Verwahrung ein- 
legen gegen ein Verfahren, bei dem die Freude 
über die Entdeckung der rein sprachlichen Mög- 
lichkeit der Wortbildung jede Rücksicht auf 
die sachliche Wahrscheinlichkeit so ganz bei 
Seite lässt. Das von mir oben herangezogene 
Wort kommt nur einmal, eben im 15. Jast 27, 
in der Akkusativform gudom vor, was ebenso- 
gut auf einen Stamm gud zu beziehen ist wie 
auf das bisher angenommene guda. Der Nomi- 
nativ könnte dann schwerlich anders lauten als 
gus, und da das Wort ja nicht „Darm, After“ 
bedeutet wie indisch guda, so steht wohl einer 
anderen Stammbildung erst recht nichts im 
Wege. Eine genauere Bestimmung der Lage 
des Landes ist leider nicht möglich, so lange 
der Name nicht in anderen Quellen neu gefunden 
wird. Auf der heutigen Karte könnte man nach 
einem Namen *Saghul, *Silghul, *Sargi oder 
ähnlichen suchen, wenn der Name noch am 
Leben sein sollte und — mit „Hundert“ begönne, 
was freilich auch nicht sicher ist, nicht einmal 
in dem Sinne, dass man nur an eine iranisierte 
Namenform dächte, die gar nicht ursprünglich 
iranischer Herkunft wäre. 


Bei dieser Gelegenheit will ich noch auf eine 
Kleinigkeit aufmerksam machen: nach v. Erckert 
bedeutet im Tabasseranischen thatagus so viel 
wie Pfau, neben dem sonst im Kaukasos üb- 
lichen thaus, thavus und cachurischem tütükus 
und Dzekischem thauskus. — Diese Formen sind 
dadurch nicht erklärt, dass man sie als „ara- 
bisch-persisch-türkisch“ bezeichnet. 

Ein zweites kaukasisches Wort für den Pfau 
ist abchazisch parsavang, georgisch farsavang(i). 
Dieses Wort klingt iranisch, doch kenne ich 
bisher keine Erklärung. Sollte darin das A westa- 
wort parswanika (14. Jast 15) erhalten sein, 
das man als „mit gesprenkelter Vorderseite“ 
übersetzt? Der Ausdruck wird von einem Eber 
gebraucht. 


Ekbatana-Hagbatana. 
Von V. F. Büchner. 
Die Dezembernummer 1913 der OLZ brachte 
Sp. b37 einen Aufsatz G. Hüsings über die 
griechische Namensform der alten Mederhaupt- 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 7. 


302 


stadt, wozu ich einiges bemerken und nachtragen 
möchte. 

Was die Nebenform 'Exßarava« angeht, so 
stimme ich mit dem Verfasser hierin überein, 
dass sie vielleicht einer Volksetymologie, die 
den Namen mit einer Ableitung des Verbums 
éxBaivesy zusammen brachte, ihre Entstehung 
verdankt. 

Was aber den Vokal der vorletzten Silbe 
betrifft, so haben hier bekanntlich die Dichter 
ein kurzes a, wie aus dem Metrum hervorgeht 
(Aisch. Perser, 16; Aristoph. Acharn. 64; 613; 
Eq. 1089; Wespen 1143). Wir werden also wohl 
anzunehmen haben, dass die Griechen wenigstens 
AyBatava oder Exgd ra (so schon Aristophanes) 
mit kurzem « sprachen. Ob und wie das erklärt 
werden kann, werden wir sogleich sehen. Zuerst 
wäre zu fragen, ob wir wirklich Ayßarava, mit 
Spiritus asper, zu schreiben haben, d. h. ob 
wirklich die Griechen zur Zeit der Perserkriege 
Hagbatana gesagt haben. Ich glaube es nicht. 
Wenn wir die gr. Wiedergabe altpersischer 
Wörter betrachten, sehen wir öfters, wie ap. h 
griechischer Spiritus lenis entspricht. Es lassen 
sich Beispiele für die drei Vokale a, i, u beibringen: 

ap. haxamani$ = gr. ‘dyaspévys 

ap. hi(n)dav- = gr. "Ivdos 

ap. (h)uläna- = gr. Otarns 
Der Hauchlaut scheint also im ap. sehr schwach 
gewesen zu sein l. 

Die orientalischen Formen (zusammengestellt 
bei Pauly- Wissowa s. v. Ekbatana, cf. auch 
Hübschmann, Arm. Gramm. I S. 17 und Mar- 
quardt, ErànSahr S. 70) weisen für die ap. 
Grundform langes à aus, wie die Bisutün-Inschrift 
denn auch schreibt. Dass der bab. Text hier 
kein à hat, verschlägt bekanntlich nichts, über 
die elamische Transkription traue ich mir kein 
Urteil zu. Ich móchte noch hervorheben, dass 
aram. NN wohl nur scheinbar einem Stat. 


Emphat. gleicht, vielmehr langes, nasaliertes à 
wiedergibt: für analoges aus dem neupersischen 
cf. Horn im Grundriss der iran. Phil. 8 23, 3, 
s.f. Zu den syrischen Formen (bei Hübschmann, 
J. I.) ist zu bemerken, dass die Pesittä-form 
Cheth hat, gegen das spätere Hé (das erste in 
direkter Anlehnung an den Grundtext?); auf- 
fallend in LXX Aua9& ohne Guttural. Die 
Semitisten von Fach mógen entscheiden, ob im 
Ezrabuche für Cheth Hé zu schreiben sei: be- 
kanntlich hat die pahlavi-Schrift für beide Laute 
dasselbe Zeichen. 

Dass die np. Form Hamadan keine regel- 


rechte Fortsetzung des ap. Hagmatäna sei, be- 


! h wird bekanntlich oft nicht geschrieben, vor u 
sogar nie. Cf. Bartholomü Gr. I. Ph. § 270, 5 und 6; 
Schwund des À (allerdings im Inlaut): ap. amiy = jaw. 
ahmi, ebenso plur. amahy: ibid. § 285. 


303 


zweifle ich. Die Ausführungen des Verfassers 
haben mich nicht eines andern belehren können. 
Wir brauchen nur die Gleichung ap. *à-gmata- 
nam: np. àmadan = ap. hagmatana: np. hama- 
dàn aufzustellen i. 

Dass das ap. Wort das h einmal ganz ver- 
loren, und später (im sassanidischen pahla vi und 
np.) wieder erhalten habe (cf. Note 2 und noch 
Horn G. I. Ph. $ 42, 7a), braucht man nicht 
anzunehmen: es genügt auf Doppelformen wie 
np. hand und and (ap. ha(n)tiy) zu verweisen. 
Formen ohne h hätten wir dann in den semi- 
tischen und griechischen Wörtern, mit h noch 
in dem jxnbn des Bundahisn?. 

Die Etymologie unserer Form ist ziemlich 
schwierig. Am liebsten möchte ich einfach ver- 
weisen auf Bartholomä s. v. und auf die dort 
zitierte Literatur; wenn ich aber wählen müsste, 
so würde ich mit Bartholomä den Vorzug geben 
dem *hagma-täna, das dann zu deuten wäre 
aus *hagmata-tàna, woraus (haplolog. Silben- 
schwund!) hagmatäna geworden wäre; für *tana 
wäre dann die (sekundäre) Bedeutung , Volk“ 
anzusetzen, so dass man etwa übersetzen konnte: 
„Conventus populi“. 

Ich werde jetzt versuchen, das kurze « der 
gr. Formen zu erklären. Die einfachste An- 
nahme wäre wohl, dass der Name uniranisch 
sei: Wenn zwei verschiedene Sprachen sich ein 
Wort aus einer dritten mundgerecht machen‘, 
wird es kaum auffallen, dass die Quantität der 
Vokaleschwankt. Auch gibt es mehrere Sprachen, 
die keinen Unterschied zwischen „ein-“ und 
„mehrmorigen“ Vokalen kennen (auch auf idgerm. 
Gebiete, vgl. das Armenische, wo aber wohl 
kaukas. Einfluss vorliegt). Sehr unwahrschein- 


1 Wenn das Wort iranısch ist, was Bartholomä s. v. 
zu bezweifeln scheint, wäre ap. ha(n)gmatàna anzusetzen, 
wie man es auch gewöhnlich tut. Der Nasal muss aber 
schwach gewesen sein, wie aus der ap. Schreibung sowie 
aus den gr. Formen hervorgeht. Hübschmann, Neupers. 
Lautlehre § 143 nennt das Schwinden von gm in np. 
Hamadän „scheinbar“, und lässt es aus phl. Ahm(atän) 
über * Hahmatän entstehen: „bier also ap. gm (im Inlaut) 
zu hm geworden“. Cf. auch ibid. $ 107b. Wieder anders 
Andreas bei Pauly-Wissowa s. v. Apobatana. Ich glaube 
aber, dass die pahlavi-Schreibung Ahm(atän) (auf Münzen) 
rein aramäisch ist, während das Hamatän des Bundahiën 
die rein-mittelpersische Form darstellt, aus der das np. 
Hamadän hervorging. Dann brauchen wir auch Andreas’ 
Deutung nicht anzunehmen, wie wohl sie die Form 
Botay bei Isidor sehr schön erklärt. 

* Sem. rj und =) muss dann spirantisches g wieder- 
geben. 
s Cf. Barth. s. v. (h)utäna; *tàna zu ai. tana und 
tana; wegen des Bedeutungsüberganges liesse sich ai. 
jana vergleichen. 

* Merkwürdig ist aber auch, dass das ai. bisweilen 
gr. & mit d umschreibt (also nur zwei Sprachen!): cf. 
Wackernagel, Altind. Grammatik $3 Anm. Hier aber war 
die Ursache ein Unterschied in der Klangfarbe zwischen 


w 


ai. d und gr. &, cf. Macdonell: Vedic Grammar 8 6. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 7. 


304 


lich wäre freilich, dass die gr. Formen unver- 
mittelt aus einer autochthonen Sprache Irans 
stammen sollten. 

Besser ist es anzunehmen, dass die ap. Form 
durch kleinasiatische Vermittelung ins Grie- 
chische gekommen ist. Ohne Zweifel wurde 
sie von der ionischen Logographie den Griechen 
Europas übermittelt!. 

Weil wir aber heutzutage noch sehr wenig 
von den einheimischen Sprachen Kleinasiens 
wissen, kann ich wenigstens nicht weiter gehen: 
nur möchte ich auf die Tatsache hinweisen, dass 
ein von Ioniern übernommenes Hagmatäna, mit 
langem à mindestens *4yßarnva ergeben hätte, 
cf. M7doı < Mada, Sten (FE < xSayarsa. 

Wir haben also festzustellen, dass ungeachtet 
der echtpersischen Form Hagmatäna die Griechen 
ein *Agbatäna übernahmen, dass sich einbür- 
gerte, und deshalb eben griechisch war, wie man 
z, B. auf deutsch Florenz sagt und nicht Firenze. 

Wie Ktesias, der in Persien war, geschrieben 
hat, ist aus den Exzerpten nicht mehr zu er- 
sehen. Hat er aber wirklich Ayßarava oder 
ähnliches geschrieben, so war das eine „gelehrte“ 
Schreibweise, wie deren mehrere gerade von ihm 
belegt sind, z. B. Aorvıyas, Aaosıaos (cf. Hüsing: 
Krsaaspa im Schlangenleibe usw. S. 30)?. 


Sumerische Rpotropaia. 
Von Ernst F. Weidner. 


Babylonien ist wohl als das Land derstárksten 
Ausbildung des Aberglaubens zu betrachten. 
Ueberall wähnte sich der Babylonier von bösen 
Dämonen bedroht, zu deren Abwehr die zahl- 
reich uns erhaltenen Beschwörungstexte verfasst 
sind. Dem persönlichen Schutze des Einzelnen 
dienten die Amulette, die man an einem Bande 
um den Hals trug. Einige Beispiele einer neuen 
Art von Apotropaia kann ich nun heute hier 
vorlegen. Es handelt sich um vier Tafeln, die 
eine kreisförmige, nach oben und unten gewölbte 
Form haben; ihr Durchmesser beträgt etwa 7 cm. 
Die Rückseite ist mit einem kurzen innen ausge- 
höhlten Stile versehen, woraus sich mit Sicherheit 
ergibt, dass die Texte irgendwie an die Wand 
eines Hauses oder Tempels angesteckt waren. 
Da die Aufschriften sich ohne weiteres als die 


! In den Fragmenten der ion. Logographen kommt 
der Name m. W. nicht vor. Doch kann ich nicht 
glauben, dass Aischylos (der den ältesten Beleg gibt) 
die iranischen Namen anders als aus literarischen Werken, 
also eben den ion. Historikern, kannte — ungeachtet des 
Umstandes, dass er bei Marathon mitgekümpft haben soll. 

? Der grosse Dareios wird aber bei Kt. Z«g&ioc ge- 
schrieben, Sagsıaıos sind der Bruder des Artaxerxes I. 
und Dareios II. Interessant wäre es, dem nachzugehen, 
ob er verschiedene Quellen benutzt hat. Wie ist Jagd- 
bei Aischylos (Perser 661 und 662, in der Totenbe- 
schwörung) aufzufassen ? 


305 


Anfangszeilen von Beschwörungstexten zu er- 
kennen geben, so sollten die Tafeln sicher als 
Schutz gegen das Walten böser Dämonen dienen. 
Wir können wohl mit grosser Wahrscheinlichkeit 
annehmen, dass sie die Wände babylonischer 
Privathäuser zierten, wo sie entweder immer 
befestigt waren oder nur in Fällen angesteckt 
wurden, wenn Unheil (Krankheit usw.) drohte (in 
diesem Falle könnte man annehmen, dass sie dann 
je nach Bedarf aus dem Besitze des Tempels 


éi 
T HT 
i LU D 
A : unu 
E 775 


d (on p 
i 14 105 


requiriert wurden). Vielleicht ist beides richtig, 
indem Apotropaia allgemeinen Inhalts immer die 
Wand s chmückten, Apotropaia speziellen Inhalts 
nur in besonderen Fällen dort befestigt wurden. 

Sind die vorliegenden Texte schon als neue 
Art von Hausamuletten von grossem Werte, so 
geht ihre Bedeutung doch noch weiter. Sie stellen 
nämlich wohl die ältesten, zurzeit bekannten 
Stücke der Beschwórungsliteratur über- 
haupt dar. Dem sicheren Kriterium der Schrift 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 7. 


306 


zufolge stammen sie nämlich aus der Zeit der 
Dynastie von Ur (etwa 2400 v. Chr.) und 
sind deshalb auch noch rein sumerisch ab- 
gefasst. Von besonderer Wichtigkeit ist aber 
der unten an erster Stelle behandelte Text P 374. 
Es ist ja bekannt, dass die Babylonier gern 
literarische Stoffe in Beschwörungen einfügten; 
ich verweise nur auf die sogenannte Legende vom 
Zahnschmerzwurm (CT XVII 50 und MEISSNER, 
MVAG 1904, 3, S. 40ff.). Hier ist nun in den 


P 375. 


P 376. 


Beschwörungstext eine Tierfabel einge- 
arbeitet worden. Unsere Kenntnisse von der 
babylonischen Tierfabelliteratur sind ja heute 
noch so überaus dürftig !, dass jedes neue Stück, 
wenn es auch noch so klein ist, überaus will- 


! Bisher waren nur einige Fragmente von Tierfabeln 
aus ASurbanipals Bibliothek bekannt; sie sind veröffentlicht 
in CT, XV pl. 31—38 und bearbeitet von Jounston, AJSL 
1912, p. 818. Vgl. auch Weber, Literatur, S. 303 ff. und 
Boissier, Revue sémitique 1913, p. 439 ff. 


307 


kommen ist. Hier ist aber bei dem hohen Alter 
des neuen Textes besondere Freude am Platze. 
Es ergibt sich daraus mit Sicherheit, dass auch 
die semitisch-babylonische Tierfabelliteratur auf 
sumerische Originale zurückgeht. 

Bevor ich nun zur Besprechung der einzelnen 
Texteübergehe, möchte ich nicht verfehlen, Herrn 
Professor Peiser, in dessen Besitze sie sich be- 
finden, für die liebenswürdige Erlaubnis, sie 
veröffentlichen zu dürfen, auch hier meinen 
herzlichsten Dank auszusprechen. 

Ich beginne mit dem Texte P 374, der, wie 
bereits erwähnt, ein Stück einer Tierfabel ent- 
hält. Die einmal wiederholte Inschrift lautet 
folgendermassen: 

1. ka-a pi-bi al-gig 
2. gir-bi al-lum-e 

„Der Fuchs, sein Ohr ist krank, sein Fuss 
ist gebrochen*. 

l. Zur Lesung kà-a des Ideogramms LUL-a s. die 
Glosse zu Th R 103, R. 9. al-gig — máris, s. II R 16, 13 cd. 
Zu den mit al zusammengesetzten Verbalformen vgl. 
Taurkav-Dancın, RA XI, p. 63 und Deurrzscn, Sum. Gramm. 
S. 101f. — 2. Zu lum „brechen, zerbrechen“ s. MEISSNER, 
SAI 8558 (= hamásu ,zermalmen, zerdrücken“) und 8568 
(= kasásu „abhauen“). 

Was mit dem kranken Fuchse weiter geschah, 
ist natürlich unmöglich sicher festzustellen. Die 
Vermutung liegt aber nahe, dass einleitend die 
Geschichte vom Fuchse erzählt war, wie er krank 
war und von der Gottheit geheilt wurde: in 
gleicher Weise möge auch der kranke Mensch, 
so fuhr wohl dann die Beschwörung fort, von 
seiner Krankheit genesen. 

Der Text von P 371 hat folgenden Wortlaut: 

1. gi-dub-ba 
2. gi-gir-gi 

GI- DUB-BA ist bekanntlich = kan duppi 

„Schreibrohr“ (Brünnow 2468). Was aber mit 


GI-GIR-GI gemeint ist, kann vorläufig nicht 
festgestellt werden. Jedenfalls handelt es sich 
aber um ein ähnliches Instrument wie GI-.DUB- 
BA. Das wird auch durch ein Traumbuch 
nahegelegt, in dem die beiden Worte gleichfalls 
nebeneinander vorkommen. In Sm 801, Kol. III 
12f. (BorssreR, Choix de textes II, p.24 f.) lesen wir: 

12. - GI-DUB-BA iddin- Su id-dah- 

413. -GI-GIR-GI iddin-3u su-mi-ra-tu-Su 
tkassad 

12. Gibt man ihm (dem Träumenden) ein 

Schreibrohr, so 

13. Gibt man ihm ein GI-G1R-GI, so wird 

er seinen Wunsch erreichen. 

Boıssıer (a. a. O., p. 25) will GI-GIR-GI 
als GI husäbi „tige de dattier“ fassen. Das ist 
aber kaum ängängig. In jedem Falle ist es 
aber unmóglich, aus den beiden obigen Zeilen 
von P 371 irgendwelche Rückschlüsse auf den 
Inhalt des ganzen Textes zu ziehen. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 7. 


e sal Scope en ] :8-kun iSt 


308 


Ich gehe jetzt zu P 375 über; hier lesen wir: 
1. en me ad azag 
2. en- ^Inanna 

„Herr der Beschwórung, glänzender Vater, 


en-? Inanna*. 

Zu en- d Inanna vgl. Wırzeus Studie über en- d Ningirsu 
in OLZ 1912, 3, Sp. 97ff. Ich glaube nicht, dass WiırzeL 
mit seiner Uebersetzung „Bildnis des Ningirsu“ recht be- 
halten wird. Meines Erachtens haben wir etwa zu über- 
setzen: „göttlicher Vermittler des Ningirsu“; mit anderen 
Worten: es dürfte damit die Gottheit gemeint sein, die 
zwischen Ningirsu und dem menschlichen Bittsteller ver- 
mittelt (vgl. die katholischen ,Heiligen"), wofür ja die 
Darstellungen der Siegelzylinder zahlreiche Beispiele 
bieten. Ebenso wäre dann hier en- d Inanna zu fassen. 


In P 375 liegt ganz klar der Anfang eines 
Beschwörungstextes vor. Ein Gott, der als 
„Herr der Beschwörung“ angeredet wird, wird 
angerufen, damit er gegen das Walten der bósen 
Dämonen zu Hilfe eile. 

Der vierte Text ist endlich P 376; er hat 
folgenden Wortlaut: 

1. gis-bansur En- lil l- ca 
2. da- gal- la 

„Der Opfertisch Enlils ist da“. 

Hier hat es sich sicher um einen Ritual- 
oder Beschwörungstext gehandelt. Irgendwelche 
Zeremonien werden vorgenommen, um die Be- 
schwörung vorzubereiten. Das Aufstellen von 
Opfertischen ist ja gerade aus Beschwörungs- 
texten wohl bekannt (vgl. Zimmern, Beitr. zur 
babyl. Religion, S. 94). 

Da ich über den Zweck dieser Texte bereits 
einleitend gesprochen habe, bleibt jetzt nur noch 
eine Frage zu behandeln. Bei allen vier Texten 
ist die zweizeilige Aufschrift einmal wiederholt. 
Warum wohl? Nun, die Antwort dürfte nicht 
schwer sein. Die doppelte Setzung der Inschrift 
sollte als Verstärkung dienen, um das Walten 
der bösen Dämonen um so sicherer fernzuhalten. 
Was aus anderen semitischen Sprachen längst 
bekannt ist, nämlich dass Doppelsetzung eines 
Wortes als Verstärkung des Begriffes gilt, tritt 
unshierauchim Babylonischen entgegen, übrigens 
durchaus nicht zum ersten Male. Bei ThR 
lesen wir Nr. 246 E, 3f. an leider stark ver- 
stümmelter Stelle: —kakkabu im-3á-uh im-3u-[uh 
. Und ebenso 
finden wir in dem Briefe 83, 1—18, 1, 5—7 
(Waterman, AJSL XXIX, p. 3 und 20ff): 
—müsi Sa- ri r quti i$- kun 13-kun-ma im-sur im- 
sur-ma 18812" zziz" -ma ip-ru-ud tp-ru-ud-ma. 


Ein neues Datum zur altassyrischen 
Geschichte. 
Von F. E. Poiser. 
In den mir soeben zugegangenen MDOG 


Nr. 54 berichtet Dr. W. Andrae über seine 
letzten grossartigen Inschriftenfunde und gibt 


— 


309 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 7. 


als Abb. 8 eine Goldplakette aus der Cella des 


Ischtar-Tempels. 


Da diese eine wichtige chro- 


nologische Angabe enthält, gebe ich im folgen- 
den sofort Transskription und Uebersetzung, 
soweit es nach der Zinkotypie möglich ist. 


Tukulti-Ninib 
— [Sar kissati sar dan-nu dar 
mt Assur 


ni-ëit Aëéur šangū Aëëor 
re'u ki-nu na-mad Ištar 


6 mu-Sik-nis mt Ku-ti-i 
a-di ,pa-at gim-ri 
apil Sulmänn-asaridu šan- 
gu Aššur 
apil Adad-nirari Zangü 
Ass ur- ma 
ũ- ma bet [Star as - Su- ri- ti 


10 belti-ia ša i-na pa- na 
Ilu-zum- ma a-bi Sangũ 
Azur 
Sarru a- lik pa- ni- ia epu- zu 


XIII zu- zi Sanäti 
il-li- ka- ma bitu Su- u 
15 e- na- ah-ma 
la-be-ru-ta il-lik 
i-na ü-me-šu-ma i-na ur- ru 
šarrū-ti-ia an-hu- su 
u-ni-kir dan-na-su 
20 ak-sad EME 
bit par-si 
Su- bat hi-da-ti-Sa 
E-AN-NA parak la-li-áa 


ad-ma-na ra-Sub-ba 
25 ša eli mah-ri-i kud-me-ëu 


Su-tu-ru epu-uá-ma 
ki-ma &u-bat Same-e u- 
be-ni 
is-tu uš-še-šu a-di 
gab-dib-be-Su 
30 u-Sik-lil na-ri-ia 
aë-ku-un rubü arkü ü-ma 


bitu Bu-u u-Sal-ba-ru-ma 
e-na-bu lu- dis 


lu-ni-me-ir na · ri-ia 


35 šamni lip- zu- ub ni-ka-a 


lik-ki ana as- ri- zu- nu 
la-te-ir Ištar 


ik-ri-be-Su i-Se-me 
mu-ni-kir zit · ri- ia 


40 Sami-ia látar belti 
kakki-Su lië-bir ana kati 


nakirẽ -C zu Io me- li- zu 


Tukulti-Ninib 

der König der Scharen, der 
mächtigeKönig, derKönig 
von Assur 

der Geliebte Asáurs, der 
Priester A&Surs, 

der legitime Hirte, der Lieb- 
ling Iätars 

der unterwarf Katü 

vollständig, 

der Sohn Salmanassars, des 
Priesters ASsurs, 

des Sohns Adad-nirari’s, des 
Priesters Aëâurs. 

Als — das Haus der assyri- 
schen Istar 

meiner Herrin, das dereinst 

lluóumma, mein Ahn, der 
Priester Aëëurs, 

dervormirwandelndeKönig, 

gebaut hatte, 
13° Schock Jahre 


310 


liegenden Kalksteinblock gefunden und liest 
dort die unserer Zeile 13 entsprechende Stelle 
neru II šu-ši sanate = 720 Jahre. Auch in 
unserer Inschrift würde man zuerst ebenso 
lesen wollen. Nun ist aber zu erwägen, dass, 
wenn zwischen Tukulti-Ninib und Ilu-Summa 
720 Jahre verflossen sein sollten, andererseits 
zwischen den Königen Erisum und Salmanassar I 
nach der Angabe MDOG Nr. 21 739 Jahre, dann, 
da Ilu-summa der Vater des Erisum und Sal- 
manassar der Vater des Tukulti-Ninib ist, die 
beiden Angaben einander widersprechen würden. 
Deshalb ist es nótig, eine zweite Móglichkeit ins 
Auge zu fassen, námlich so zu lesen wie oben, 
so dass wir als Differenz die Zahl 780 erhalten. 
Dann fügen beide Angaben sich gut zusammen. 

Wenn Tukulti-Ninibs erstes Jahr nach 
meiner Vermutung OLZ 1912 Sp. 109 auf 1254 
angesetzt wird, käme Ilu-Summa auf 2034, 
Erisum auf + 2000. 


Besprechungen. 


hingebrachthatte,jenesHaus ! Se A. B. Mercer: The Oath in Babylonian and 


verfallen war, indem 

es alt geworden war, 

damals im Anfang 

meines Königtums trug ich 

sein Verfallenes ab, erreichte 

seinen festen Grund. E-ME, 

das Haus des Gesetzes 

den Wohnsitz ihrer Freuden 

E-ANNA, das Gemach ihrer 
Fülle, 

die hehre Stätte, 

deren Front(?) über die 
frühere 

großartig war, baute ich und 

wie Himmelswohnsitz 
machte ich glänzend, 

Vonseinem unterstenTeilbis 

zu seinen Zinnen 

vollendete ich. Meine Zu- 
schriften 

stellte ich auf. Ein späterer 
Fürst, wann 

dies Haus alt geworden ist 

und verfällt, möge (es) er- 
neuern 

und erstrahlen lassen, meine 
Inschriften 

mit Oel salben, Opfer 

spenden und (sie) an ihren Ort 

zurückbringen; dann wird 
Ištar 

seine Gebete erhören. 

Wer da meine Schrift und 
meinen 

Namen vernichtet, dessen 
Waffen 

möge IStar, die Herrin zer- 
brechen und in 

die Hand seiner Feinde 
ihn geben. 


Andrae hat dieselbe oder ähnliche Inschriften 
auf Bleiplatten und dem riesigen darüber 


Assyrian Literature. Mit einem Anhang von Fritz 
Hommel: Die Schwurgöttin Esch-ghanna und 
ihr Kreis. XII u. 120 S. 8°. Paris, P. Geuthner, 1912. 
Preis fr. 6 —. Bespr. v. J. Hohn, Würzburg. 

Ein etwas merkwürdiges Buch, insofern der 
von F. Hommel beigegebene „Anhang“ (S. 47 
bis 116) die Abhandlung, die dem Ganzen den 
Titel gibt, um ein gutes Stück an Umfang über- 
trifft. Der Sache selbst tut dieses äussere Ver- 
hältnis keinen Eintrag, weil beide Schriften ganz 
unabhängige Gegenstände behandeln. Mercer 
betrachtet seine Untersuchung als Beitrag zu 
einer wichtigen Seite der Religionsgeschichte 
und sieht in der allgemeinen Idee des Eides, 
ein góttliches Wesen zur Bekrüftigung der 
Wahrheit anzurufen, die heute noch wesentlich 
die gleiche ist wiein der babylonisch-assyrischen 
Zeit, einen Beweis dafür, wieviel von der baby- 
lonisch- -assyrischen Religion für alle Zeiten grund- 
legend gewesen ist. Dass jene Religion so reich 
an Eiden ist, erklärt Mercer mit dem Hinweis, 
dass damals die Götter mit dem Leben aufs 
innigste verbunden waren, die Handlungen der 
Menschen unmittelbar überwachten und die Ver- 
letzung des Eides straften. 

Der Autor stellt die in den Kontrakten, 
Verträgen und Gesetzen vorkommenden Eides- 
formen sorgfältig zusammen, wobei er die chro- 
nologische Ordnung beobachtet (K. I—III). 
Daran schliessen sich Schlussfolgerungen über 
die allgemeine Natur und eine Darstellung des 
allgemeinen Rituals des Eides bei den Baby- 
loniern und Assyrern (K. IV und W). Eine 
Schlussfolgerung fasst das Ergebnis kurz zu- 
sammen (K. VI). 


311 


Wenn Mercers Verdienst darin besteht, dass 
er das Material übersichtlich ordnet, so besteht 
das seines Lehrers Hommel in der Aufrollung 
zahlreicher weittragender Probleme, zu deren 
Aufhellung seine Studie wichtige Fingerzeige 
gibt. Der „Anhang“, als nachträgliches Ange- 
binde Léon Heuzey zum achtzigsten Geburtstage 
gewidmet, enthält viel mehr als der Titel er- 
warten lässt. Zunächst weist Hommel nach, 
dass die bisher Nina gelesene mit dem Ideogramm 
„Haus“ (e$) und eingeschriebenem „Fisch“ (ha) 
bezeichnete Göttin in Wirklichkeit Es-ha(n)-na 
(zuweilen ist das phonetische Komplement bei- 
gefügt) auszusprechen ist. Von der Hammurapi- 
Zeit ab wird die alte ideographische Schreibung 
durch die phonetische Es-ha-ra bezw. IS-ha-ra 
abgelöst. Hommel bringt für seine These eine 
Reihe von Beweisgründen bei, so dass an ihrer 
Richtigkeit kaum ein Zweifel übrig bleibt. Die 
weiteren Ausführungen dienen der allseitigen 
Klarstellung des Namens, des Charakters und 
der Bedeutung der Göttin, wobei verschiedene 
neue und recht interessante teilweise aber auch 
etwas kühne Beziehungen aufgezeigt werden. 
Als eine der merkwürdigsten Entsprechungen 
der ESbanna nennt Hommel die ägyptische Göttin 
Hat- Hor, deren Ideogramm („Haus“ mit ein- 
geschriebenem kr d. i. Hor, Horus) auf die gleiche 
Vorstellung vom Haus als Mutterschoss zurück- 
gehen soll, so dass neben der Verwandtschaft 
im Wesen auch ein formeller Zusammenhang 
anzunehmen wäre. Nach Hommel „weisen die 
zahlreichen unmöglich auf Zufall beruhenden 
Uebereinstimmungen der südarabischen und der 
in noch viel ältere Zeit zurückführenden alt- 
ägyptischen Mythologie mit der babylonischen 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 7. 


312 


des Sonnenauf- und -Untergangs identifiziert. 
„Aus diesen beiden Bergen hat sich dann die Vor- 
stellung eines Weltberges oder Götterberges 
entwickelt Der architektonische Ausdruck 
dieser uralten Idee ist bei den Babyloniern der 
Stufenturm..... und die davon abgeleitete, 
ebenfalls ursprünglich siebenstufige Pyramide“ 
(S. 90). Auch unsere Kirchtürme sollen in letzter 
Linie auf dieses Kegel- und Dreieckssymbol 
zurückgehen (S. 92) Aus der Zweigeteiltheit 
des Zodiakallichtkegels erklärt sich die Vor- 
stellung der Babylonier, dass der Weltberg 
zweigipflig sei. Abgedruckt wird ferner das 
Résumé eines von Hommel am 8. April 1908 
in Alexandria beim 2. internationalen Archäo- 
logenkongress gehaltenen Vortrags: , Die astro- 
logischen Vorlagen des Alexandrinischen Pharos*, 
in welchem dargelegt wird, dass das Vorbild 
des Pharos, ,der sich in den Minareten der 
ügyptischen Moscheen fortsetzte, in den baby- 
lonischen Stufentürmen, speziell in dem als 
Leuchtturm an den Himmel versetzten Stufen- 
turm beim Sternbild des Widders zu suchen ist* 
(S. 96). Während aber der Turm am Widder mehr 
ein Pharos oder Leuchtturm war, war der Turm 
am Gegenpunkt, unterhalb von Wage und Skor- 
pion von Haus aus mehr als Feueraltar und 
Tempel gedacht (S. 96f.). 

Diese wenigen Auszüge sollten bloss zur 
Charakteristik des geistvollen und sehr gelehrten 
Beitrags von Hommel dienen, aus dem jeder 
Leser, auch wenn er mit seiner Zustimmung 
zurückhält, reiche Anregung schöpfen wird. 
Den Inhalt völlig zu skizzieren ist unmöglich. 
Hommel schlägt Brücken zwischen entfernt 
liegenden Völkern und Zeiten — mancher wird 


mit gebieterischer Notwendigkeit nicht etwa auf Bedenken tragen, der Tragkraft der Brücken 


Babylonien selbst, sondern vielmehr auf daswest- 
lich vom Euphrat an Babylonien angrenzende 


zu trauen und dem kühnen Gedankenfluge zu 
folgen, zumal auch die Darstellung infolge der 


Gebiet der alten Paradiesesstrôme, also auf| Schwierigkeit der Probleme und der Fülle der 


Chaldäa und Ostarabien“ (S. 80). 

Es ist unmöglich, die Fülle der Einzel- 
beobachtungen Hommels hier nur anzudeuten, 
geschweige darauf einzugehen. Erwähnt sei, 
dass er einen bereits am 15. April 1910 in den 
„Münchener Neuesten Nachrichten“ veröffent- 
lichten Artikel über „Das Tierkreislicht in der 
Symbolik des alten Orients“ hier nochmals ab- 
druckt, weil er an jener Stelle den Fachgenossen 
nicht leicht zugünglich ist. Im Anschluss an 
Hermann Gruson, dem der Aegyptologe H. 
Brugsch begeistert zustimmte, wird die Kunst- 
form der Obelisken und Pyramiden aus den am 
klarsten im Februar-März am Abendhimmel und 
im September-Oktober am Morgenhimmel als 
Begleiterscheinung der Dämmerung sichtbaren 
kegelförmigen Lichtpyramiden erklärt. Mit 
diesen beiden Lichtkegeln werden die beiden Berge 


immer aufs neue auf Hommel eindrängenden 
Gedanken von dem Leser eine anstrengende 
Geistesarbeit verlangt. 


Archibald Duff: History of OT Criticism. 152 8. 
8°. London, Watts & Co., 1910. Geb. M. 15 —. Bespr. 
v. J. Herrmann, Rostock. 

Duff hat auf engem Raume eine sehr inter- 
essante Darstellung eines umfangreichen Stoffes 
gegeben. Er nimmt den Ausgangspunkt im 
AT selbst, handelt dann von der Behandlung 
des AT in der alten Kirche und im Judentum 
bis auf Spinoza, führt von da den Weg zu 
Astruc weiter und gibt endlich einen Ueber- 
blick über die wissenschaftliche Bearbeitung des 
AT seitdem bis an die Gegenwart. In diesem 
letzten Abschnitt und im ersten ist natürlich 
seine eigne Position innerhalb der kritischen 


313 


Orientalistische Literatnrzeitung 1914 Nr. 7. 314 


Bibeltorschung am deutlichsten für die Dar-|noch nicht gelungen ist“, die Stimmen auf das 

stellung bestimmend. Charakteristisch ist die allein Richtige zu einigen, nämlich Kollektiv- 

Auswahl der Porträts, die beigegeben sind: auffassung des Ebed-Jahwe und alles, was mit 

Lagarde, Wellhausen,Cheyne,B.W.Bacon, Duhm, diesem Dogma zusammenhängt. 

Spinoza, Astruc, Vatke, Stade, Colenso, Hupfeld, „55 

de Wette, Kuenen, Karl David Ilgen, Budde Stophanus Székely: Bibliotheca apocrypha Intro- 

Heinrich Ewald. W brand le} : ductio historico-critica in libra apocrypha utriusque 
einricn Fwa, Wie erwünscht sind uns solche) Testamenti cum explicatione argumenti et doctrinae. 

Darstellungen disziplingeschichtlicher Aıt! Fürs| Vol. I: Introd. generalis, Sibyllae et Apocrypha Vet. 

AT haben wir doch eigentlich nur Diestels] Test. antiqua. VIII, 512 S. gr. 8". M. 11—; geb. 


` : ee M. 12,40. Friburgi, Brisgoviae, B. Herder, 1913. 
noch immersehrwertvollesWerk. Wiebeidiesem, Felix Haase: Literarkritische Untersuchungen 


so zeigt sich auch bei Duff, dass das Interesse zur orientalisch-apokryphen Evangelienlite- 

disziplingeschichtlicher Arbeiten weit über die] ratur. IV, 92 S. 8. M. 3 —. Leipzig, Hinrichs, 1913. 

bloss historische Orientierung hinausgeht. Bespr. v. B. Violot, Berlin. 

W. Staerk: Die Ebed-Jahwe-LiederinJesaia 401f. d Diese 2. Schriften * nn. 
Ein Beitrag zur Deuterojesaja-Kritik. III, 142 S. 8°, | der Literatur, welche sich Zur alis in einer Han 
Leipzig, J. C. Hinrichs 1913. M. 4,50; geb. M. 5,50. begegnen, haben einen völlig entgegengesetzten 
Bespr. v. Max Löhr, Königsberg i. Pr. Charakter. Während die Untersuchung von 

Staerks Ansicht über Inhalt und Entstehung Haase absichtlich dasjenige in der apokryphen 
der Ebed-Jahwe-Lieder in Jes. 40ff. ist kurz Evangelienliteratur bespricht, was an literar- 
folgende: Als erste entstanden bald nach 586 kritischen und anderen Fragen darin noch un- 
die drei Lieder 42, 1—4. 49, 1—6. 50, 4—9, geklärt, strittig und zweifelhaft ist, die gesicherten 


ihr Held ist eine prophetische Idealgestalt. Dazu Resultate dagegen nur kurz angibt oder gar 
kam später das vierte Lied 52/53, dessen Held übergeht, will die Bibliotheca Apocrypha des 
eine Herrschergestalt — der König Jojachin — | katholischen Theologieprofessors Székely um- 
und ihr Geschick — Demütigung und Erhöhung | gekehrt in erster Linie das Gesicherte, Fest- 
— ist. Deuterojesaja hat den Komplex c.40—48, | stehende, Unbezweifelte dem gelehrigen Schüler 
die Jakob-Israel-Hymnen gedichtet und den darbieten. Demgemäss ist die Darstellung bei 
Ehrennamen „Knecht Jahwes*, der ihm aus den Haase sprunghaft, genaue Einzelkenntnisse vor- 
oben erwähnten Liedern bekannt war, auf Israel aussetzend, eine wertvolle Weiterführung für 
übertragen, vor 538, dann schuf gleich nach | Sachverständige, währendSzékelys Arbeit ihren 
Erlass des Freiheitsediktes ein zweiter Dichter | Wert in Lückenlosigkeit und weiter Umfassung 
die Zion-Jerusalem-Hymnen 49, 8—55 fin. End- des gesamten Stoffes besitzt, auch eine bis in 
lich hat ein Redaktor die beiden Hymnen-Zyklen | die jüngste Gegenwart herabreichende genaue 
vereinigt, die Lieder eingefügt und durch Zusätze | Literatursammlung bietet. 
sozusagen kommentiert. Im einzelnen enthält Szekelys Bibliotheca 
Ob diese Hypothese in allen Einzelheiten das | Apocrypha 1. eine Introductio generalis S. 1—114, 
Richtige trifft, lasse ich dahingestellt. Von | welchezunüchstGebrauchsgeschichte, Einteilung, 
wesentlicher Bedeutung an der Staerkschen | Wert, Entstehung und Erhaltung, sowie eine 
Arbeit aber scheint mir der Nachweis oder, wenn | Charakteristik der Apokryphen lehrhaft darbietet, 
ich ganz vorsichtig im Ausdruck sein soll, der|sich dann aber von S. 22 an zu genaueren 
erneute Hinweis darauf, dass erstens die vier | Untersuchungenüber Apokalyptik, denLehrgehalt 
sog. Ebed-Jahwe-Lieder im Zusammenhang |und die Eschatologie der Apokryphen, die Ent- 
Fremdkörper sind; sie könnten fehlen, ohne dass | stehung und Verwandtschaft ihrer Anschauungen 
eine gedankliche Lücke empfunden würde, dass erweitert und endlich eine Sammlung der Text- 
zweitens der Ebed-Jahwe der Lieder kein|zeugen und Kataloge, sowie eine allgemeine 
Kollektivum ist. Diese, wie Duhm mit Recht | Bücherschau gibt. Von da an werden zunächst 
sagt, oberflächlichste aller Auskünfte ist von|2. die Sibyllinen, dann 3. die Apocrypha Vet. 
Staerk aufs neue unterstrichen; dass drittens Test. antiqua besprochen. Letztere sind ein- 
das „wir“ von 53, 1, vgl 52, 15, nicht die geteilt in Apocalypses apocryphae: Henoch (aeth. 
Heiden sein müssen. Ich hätte gern gesehen, slav.) Assumptio Mosis, Ap. Baruch syr., IV Esra; 
wenn die teilweis ja gar nicht zu behebenden|apocryphi historici: Jubilaeen, Epist. Salomonis, 
textlichen Schwierigkeiten dieses vierten Liedes | III Esra, III Maccab.; apocryphi morales: testa- 
und die sich aus dieser Lage der Dinge er- menta XII patriarcharum, Psalmen Salomos, 
gebenden Schwierigkeiten des Verständnisses | Oratio Manassae, IV Maccab., apocrypha varia ac 
noch stärker betont worden wären. deperdita, worunter ausser der Ascensio Isaiae 
Natürlich werden Staerksdiesbezügliche Aus- | noch das Noahbuch, Jannes und Jambres, Eldad 
führungen, S. 56 —102, allen denen recht un-|und Modad usw. sowie die Elias- Apokalypse 
bequem sein, die es „beklagen, dass es bis heute | verstanden werden. 


315 


Jedes einzelne Buch ist mit einer genauen 
Untersuchung bedacht, die, soweit ich nach- 
prüfen konnte, zuverlässig und vollständig ist. 
Von den meisten Büchern wird eine längere 
Textprobe dargeboten, ein sehr empfehlens- 
wertes Verfahren. Auf Einzelheiten einzugehen, 
ist hier nicht der Ort, doch werde ich nicht 
verfehlen, mich in meiner Ausgabe der Esra- und 
Baruch-Apokalypsen, deren zweiter Band bald in 
der Kirchenväter-Sammlung der Berliner Akade- 
mie erscheinen soll, mit den diesbezüglichen An- 
sichten des Verfassers auseinanderzusetzen. Hier 
möchte ich besonders auf die vorher erwähnten 
Kapitel der generalis introductio hinweisen, in 
denenSzékely Lehre und Eschatologie, Ursprung 
und Verwandtschaft der Apokryphen bespricht. 
Die Leser der OLZ wird besonders $ 12 (SS. 92 
bis 109) interessieren, in denen die Beziehungen 
zu anderen Religionen, besonders zu Babyloniern 
und Persern behandelt werden. 

Den Schluss bilden eine chronologische Zusam- 
menstellung der besprochenen Bücher, in der ich 
die Anordnung Baruch Esra durch die entgegen- 
gesetzte Esra Baruch ersetzen würde, ein alpha- 
betisches Wörter- und Sachenverzeichnis und 
eine Inhaltsübersicht. Es ist ein gross angelegtes 
und besonders, aber nicht allein, für Katholiken 
empfehlenswertes Buch. 

Die Untersuchungen Felix Haases, deren 
allgemeinen Charakter ich oben bezeichnet habe, 
beziehen sich auf das koptische Aegypter- oder 
Ebionitenevangelium, wobei Haase in der Polemik 
Jakoby-Schmidt sich auf die Seite des Letzteren 
stellt, auf das Evangelium des Gamaliel (gegen 
Revillout), dem ein äthiopisches Fragment neben- 
gestellt wird, auf das koptischeEvg. des Bartholo- 
mäus, das Evg. der Zwölfapostel, das von 
C. Schmidt 1895 herausg. Fragment „ein an- 
gebliches Petrusevangelium*, das Thomasevg., 
das arabische Kindheitsevg., das Protevangelium 
desJakobus, diearabische GeschichtedesZimmer- 
manns Josef, die Pilatusakten und endlich den 
Transitus Mariae, auch Dormitio Mariae genannt. 
Jeder der elf Abschnitte enthält am Kopf ein- 
gehende Literaturnachweise. 


Patrologia Orientalis. Paris, Firmin-Didot et Cie., 
Freiburg im Breisgau, Herder. 8°. | 
Tome V. Fasc. 5. Recueil de Monographies III. Les 
Légendes syriaques d'Aaron de Saroug, de Maxime et 
Domèce, d'Abraham, maitre de Barsóma, et del'empereur 
Maurice. Texte syriaque, editó et traduit par F. Nau. 
Les Miracles de Saint Ptolémée. Texte arabe, édité 
et traduit par L. Leroy. S. 693—808. fr. 4,30. 
Tome VI. Fasc. 1 und Tome VII. Fasc. 5. James of 
Edessa, The Hymns of Severus of Antioch and others. 
Syriac version edited and translated by E. W. Brooks. 
S. 1—179. 180—391. fr. 10,70 bzw. 12,60. 
Tome VII. Fasc. 1. Traités d'Išaï le Docteur et de 
Hnana d'Adiabéne sur les Martyres, le Vendredi d'Or 
et les Rogations suivis de la Confession de foi à réciter 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 7. 


316 


Textes syriaques 


pat les évéques avant l'ordination. 
S. 1—91. 


publiós et traduits par Addai Scher. 
fr. 5,50. 


Tome VIII. Fasc. 1. Recueil de Monozraphies IV. 
Jean Rufus, Plerophories. Témoignages et révélations 
contre le concile de Chalcédoine. Version syriaque 
et traduction française éditées par F. Nau. 8. 1—208. 
fr. 12,35. 


Tome VIII. Fasc. 2. Les Homiliae cathedrales de 
Sévére d'Antioche. Traduction syriaque de Jaques 
d'Édesse (Suite). Homélies LVIII à LXIX éditées et 
traduites en français par Maurice Brière. S. 209—396. 
fr. 11,20. Bespr. v. Axel Moberg, Lund. 

Die unter der Bezeichnung Recueil de Mono- 
Dee III zusammengestellten Legenden sind 
weder sprachlich noch inhaltlich dazu geeignet 
eine grössere Aufmerksamkeit zu erregen. 
Brauchbare geschichtliche Notizen wird man 
in ihnen nicht suchen, eher dürfte man erwarten, 
dass sich das Eine oder das Andere in folk- 
loristischem oder sonst kulturgeschichtlichem 
Interesse verwenden lassen möchte. Doch in 
dieser Hinsicht bewegen sich die Wunderge- 
schichten in altgewohnten Pfaden und die 
Dämonen geben wie gewöhnlich für die strafende 
Tätigkeit der Heiligen das nötige Objekt ab. 
Sympathisch, aber keineswegs vereinzelt, steht 
der heil. Maximos da, welcher einem blinden 
Kalb die Augen öffnet oder eine halb ver- 
schlungene Schlange aus dem Leibe einer 
grösseren Ihresgleichen herauszieht und ihr so 
das Leben rettet. Bedeutender sind die anderen 
syrischen Originaltexte, die im Tome VII. 
Fasc. 1. von dem bekannten chaldäischen Erz- 
bischof zu Söörd herausgegeben sind. Ueber 
den Inhalt dieser Texte sowie die von ihnen 
vertretene Schriftgattung „de causis festorum“ 
überhaupt hat Baumstark in Or. christ. Bd. 1, 
S. 320ff; besonders 330ff. gehandelt. Ueber 
die beiden Verfasser, von denen der Eine, ISai, 
früher sehr wenig bekannt war, gibt der Heraus- 
geber in einem Vorworte S. 5—10 wertvolle 
Aufschlüsse, denen sich einige Bemerkungen 
über eine Anzahl eigentümlicher Zitate aus 
dem Matthäus- und Lukas-Evangelium an- 
schliessen, deren Herkunft nicht festzustellen 
war. Der Textausgabe liegt eine HS der erz- 
bischöflichen Bibliothek zu Söörd zugrunde. 
Bedeutender als diese Originalwerke sind die 
Uebersetzungen aus dem Griechischen in Rec. 
d. Monogr. IV. Die ,Plerophorien“ des Jo- 
hannes Rufus, Bischoff in Maiuma, wurden be- 
sonders durch die Arbeiten von F. Nau zur allge- 
meinerem Kenntnis gebracht, der in dem Pseudo- 
dionysischen Werke ziemlich umfangreiche Aus- 
züge davon vorfand und in dem MS Add. 14631 
des Brittischen Museums eine bisher übersehene, 
fast vollständige Kopie des sonst nur durch 
ein einziges MS (Add. 14650) bekannten Werkes 
entdeckte. Zu diesem Material kommt noch 


317 


die Chronik des Michael Syrus, in der fast 
das ganze Werk Aufnahme gefunden hat und 
die nach der Einleitung Nau’sS. 6 ebenfalls für die 
Ausgabe berücksichtigt wurde. Aus allen diesen 
Textzeugen werden Varianten mitgeteilt, leider 
ohne dass wir überdie Grundsätze etwas erfahren, 
gemáss denen das Material verwendet worden 
ist. Wenn nun ein Werk wie die Patrologia 
zunüchst keinen sprachwissenschaftlichen Zielen 
nachgeht, wáre man doch dafür dankbar ge- 
wesen, irgendwo eine Andeutung darüber zu 
finden, wie die mitgeteilten Varianten aufzu- 
fassen sind, z. B. darüber dass die angeblichen 
Varianten aus dem Michael Syrus zwar an und 
für sich richtig sein können, aber doch von 
seinem wirklichen Text, so wie er in der Aus- 
gabe Chabots vorliegt, keine Vorstellung geben. 
Das wirkliche Verhältnis wird dadurch noch 
mehr verschleiert, dass einige Auszüge aus 
den Plerophorien, die in einer abweichenden 
Form in einer Berliner HS aufgefunden wurden, 
eben wegen der beträchtlichen Abweichungen 
ihres Textes in einem Anhange besonders mit- 
geteilt werden. Wie schon bekannt ist das Werk 
eine Sammlung von Offenbarungs- und Traumge- 
schichten, Heiligenlegenden und dgl., diesichgegen 
die Synode in Chalcedon richtet. Sie zeigt 
sehr anschaulich wie man in jener zeitungs- 
losen Zeit die öffentliche Meinung beeinflussen 
konnte. Und über den Erfolg belehrt die Ge- 
schichte Palästinas und Aegyptens. Relief und 
Leben erhalten diese oft fanatisch zugespitzten 
Geschichten durch genaue Lokalisierung, Angabe 
des oder der Gewährsmänner, Darstellung von 
Nebenumständen jeder Art und das alles lebens- 
voll und mit einer ruhigen Sachlichkeit, die 
den angenehmsten Eindruck von Glaubwürdig- 
keit macht. Und dieses Beiwerk ist es vor 
allem, das das Buch zu einer sehr beachtens- 
werten Quelle unserer Kenntnis jener Zeit und 
jener Gegenden macht. Mir scheint, es verdient 
auch seiner ganzen Form und Darstellungsweise 
wegen die Beachtung derer, die sich für die 
literarischen Abhángigkeitsverhültnisse der is- 
lamischen Traditionsliteratur interessieren. Einige 
„Textes complémentaires“, besonders griechische, 
und gute Indices zu den Nomina propria, den 
fremden oder sonst bemerkenswerten Wörtern so- 
wie ein Sachregister erhöhen den Wert des 
Werkes. 

Die von Duval in Angriff genommene Aus- 
gabe der syrischen Uebersetzung der Homiliae 
cathedrales des Severus wird von M. Briere 
weitergeführt. Der von Duval veröffentlichte 
Teil, die Homilien LII—LVII umfassend, findet 
sich jetzt, der eigentümlichen Publikationsweise 
der Patrologia orientalis gemäss, mit Ausgaben 
von griechischen und koptischen Papyrus, 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 7. 


318 


syrischen, arabischen, griechischen und äthio- 
pischenChroniken zusammengeworfenin Tome IV. 
Die jetzt als Tome VIII Fasc2. erschienene Fort- 
setzung bringt nun in einer ebenso buntverschie- 
denen Umgebung den syrischen Text der Homilien 
LVIII—LXIX- nach denselben Handschriften 
und denselben Grundsätzen hergestellt. 

Inwiefern die in diesem Heft gebotenen 
Predigten den Theologen von besonderemInteresse 
sein können, darüber steht mir als Laien kein 
Urteil zu. Aber auch wer sich hauptsächlich 
für Sprache und Kulturgeschichte interessiert, 
wird jede neue Veröffentlichung ausdersyrischen 
Uebersetzungsliteratur mit Freude begrüssen. 
Nur so wird einmal die Zeit kommen, wo ein 
Berufener sich daran wagen kann, der Ueber- 
setzungstätigkeit der Syrer und besonders den 
Uebersetzungen aus dem Griechischen eine 
Sonderuntersuchung zu widmen. Für die Sprach- 
und Stilgeschichte des Syrischen wird eine solche 
Arbeit von grundlegender Bedeutung werden, 
und in gewisser Hinsicht, für die gelehrte Ueber- 
setzungstätigkeit, wird selbstverständlich dem 
Jacob von Edessa ein Ehrenplatz eingeräumt 
werden müssen. Für ihn charakteristisch und 
dazu von hervorragendem Interesse ist seine Aus- 
gabe der durch einen Paul von Edessa an- 
gefertigten Uebersetzung der Hymnen desSeverus 
von Antiochia. Hier wurden die Wörter, die 
nach Jacob ohne direkte Entsprechungen in dem 
ihm vorliegenden griechischen Texte nur zur Aus- 
füllungdesMetrumsdienen, durchroteTintekennt- 
lich gemacht. Zu Stellen, die sich sonst dem Ori- 
ginal nicht eng genug anschliessen, gibt Jacob 
über der Zeile die wörtliche Uebersetzung. So 
bietet diese „kritische“ Ausgabe Jacobs neben 
dem an sich grossen Interesse als einziger Er- 
satz eines verlorenen griechischen Originals 
einunvergleichliches Mittel zur Wiederherstellung 
dieses Originals. Ueber die Bedeutung der 
Hymnen an sich hat Baumstark, Festbrevier 
und Kirchenjahr der syrischen Jacobiten S. 45ff. 
gehandelt. Endlich gibt Jacob zu Anspielungen 
auf biblische Aussagen am Rande den Stellen- 
nachweis und den vollstándigen Text der frag- 
lichen Stellen. Dieser Text geht nicht immer 
auf die Peschitta zurück, bisweilen ist er der- 
jenige des Theodotion oder der Septuaginta, 
bisweilen sogar einer bis jetzt nicht festgestellten 
Uebersetzung entnommen. 

Bei der Herausgabe dieses unschätzbaren 
Werkes nun kam es vor allem darauf an, das 
kritische Beiwerk zu dem eigentlichen Texte 
der Uebersetzung, das nur in einer einzigen 
Handschrift auf uns gerettet worden ist, zur 
Geltung kommen zu lassen. Dies ist auch dem 
Herausgeber und der Redaktion der Patrologie 
vorzüglich gelungen. Für die Feststellung des 


319 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 7. 


320 


Textes selbst wurden andere Handschriften be- 
nutzt. Doch legte sich der Herausgeber mit 
Recht und zum Vorteil des Ganzen eine ge- 
wisse Zurückhaltung auf. Die Handschriften, 
welche (mehrere oder wenigere) Hymnen des 
Severus enthalten, sind zahlreich, und viele 
gewiss als für praktische Zwecke bestimmt 
nur mit grösster Vorsicht als Textzeugen für 
die „kritische“ Ausgabe Jacobs zu verwenden. 
Es berührt eigentümlich, dass die Anfangszeilen 
vieler Hymnen in dem alten von den Haupthand- 
schriften gebotenen Inhaltsverzeichnisse anders 
wiedergegeben werden als später in der eigent- 
lichen Uebersetzung. Leiderstehen die(modernen) 
Indices zu diesem Werke noch aus und werden 
erst der zu erwartenden Ausgabe der Briefe 
des Severus angeschlossen werden und somit 
Gott weiss in welchen Band der Patrologie 
versetzt. 


Inschriften aus Syrien, Mesopotamien und Klein- 
asien. Gesammelt im J. 1889 von Max Freiherrn 
v. Oppenheim. II. Syrische und hebräische Inschriften. 
Bearb. von Bernh. Moritz und Jul. Euting. IV, 23 8. 
gr. 8°. Leipzig, J. C. Hinrichs 1913. M. 2 —. 
v. H. Reckendorf, Freiburg i. B. 

Das Glanzstück dieser Sammlung ist die 
Inschrift von Serrin, nicht sowohl wegen ihres 
Inhalts, als weil es die älteste bisher entdeckte 
syrische Inschrift ist (74 n. Chr.). Einiges harrt 
darin noch richtiger Lesung und Erklärung. 
In Z. 8 scheint es mir nach der Photographie 
nicht ausgeschlossen, Ny (hinter ho) zu lesen. 
In Z. 3 wird 772 ^2 eben doch als Apposition 
zu dem unmittelbar vorhergehenden Eigen- 
namen gehören. Das merkwürdige Suffix der 
3. Pl. on, das Moritz S. 163, 35 verzeichnet, 
kann ich in der Inschrift nicht entdecken. In 
Z. 6 bildet Der den Gegensatz zu n2w „wer 
einen Lobpreis spricht“ (Z. 5). Es würde also 
eine Ableitung von De ,verfluchen^ passen, 
und zwar müsste es Etpaal sein, da kontra- 
hierte Etpeele nicht vorkommen; das Reflexivum 
vor aräru kommt im Assyr. im Sinne des Tran- 
sitivs vor (Delitzsch WB). Np ra (S. 167 u.) 
könnte „Haus auf die Dauer“ bedeuten. 

Der posthume Beitrag Eutings bringt u. a. 
eine verbesserte Ausgabe der grossen arabisch- 
hebräischen Synagogeninschrift von Tädif. Die 
Worte sm YT END mM... SP cun 
cm 23 Gronn übersetzt Euting, indem er 
\ 32 hinter sm ergänzt: „Der Herr begnade 
ihn ...., und es móge erfreuen sein Herz sein 
Ersehnter, sein Geliebter [Sohn], und dieser 
móge ihn erleben [schauen] lassen [seine Sóhne] 
und deren Söhne usw.“. Es ist aber unwahr- 
scheinlich, dass in diesem Zusammenhange das 
Subjekt von "mm und WNT ein anderes als 
„Gott“ ist. Man lese (lz statt 125 mit Um- 


Bespr. | 


schreibung des Akk. durch 5, was im späteren 
Arab. (bzw. Hebr.) nicht ungewóhnlich ist und 
ergänze dann nicht 1192 sondern) D32. Also 
„der Herr begnade ihn .... und erhalte seinen 
Sohn am Leben . .. und lasse ihn Kinder 
schauen usw.". 


Baedeker: Egypt and the Südán. Handbook for 
travellers. 7. remodelled ed. CXC, 485 S. m. 22 Karten, 
86 Plänen u. 55 Vign. M. 15—. Leipzig, K. Bae- 
deker 1914. Bespr.v. W. Max Müller, Philadelphia Pa. 


Von meinen Bemerkungen zur 7. deutschen 
Ausgabe des inhaltsreichen Handbuches (OLZ 
XVI 364) muss die Mahnung zu grösserer Ver- 
ständlichkeit für das ungelehrte Publikum bier 
doppelt betont werden. Gerade bei demreisenden 
Publikum englischer Zunge sollte der weniger 
Gebildete einigermassen berücksichtigt werden; 
er wird sich besonders stossen an den teilweise 
französischen Karten, an der Betonung des 
Altertumsinteresses, an vielen unpraktischen 
Umschreibungen!. Aegyptologische Hypothesen 
hier aufzunehmen, ehe sie Ablagerung und Ver- 
breitung gefunden haben, ist gefährlich?. Von 
praktischen Verbesserungen wäre die wich- 
tigste vollere Angabe über die schwierigen Unter- 
kunftsmöglichkeiten in den kleineren Plätzen. 
Was soll der Reisende z. B. in , Tell-el-Amarna* 


anfangen?? 


A. Döhring: Etymologisehe Beiträge zur grie- 
chischen und deutschen Mythologie. Beilage zu 
dem Programnı des Königlichen Friedrichs-Kollegiums 
(Ostern 1907). Königsberg i. Pr., Hartungsche Buch- 
Rares 1907. Bespr. v. E. Lewy, Lichtenrade 

. Berlin. 


Durch Schuld des Referenten ist die Anzeige 
dieses Heftes so lange unterblieben, dass eine 
Auseinandersetzung damitinderTatfastnicht 
mehr nötig ist; denn die letzten Jahre haben 


so lebhafte Erörterungen der Prinzipienfragen, 


! Wo eine griechische Umschreibung einigermassen 
bekannt ist (wie z. B. Sethos — was ist aber Sethy?), 
ist sie ein guter Ausweg aus den verzweifelten Um- 
schreibungsschwierigkeiten. Wo sie aber nur der Ge- 
lebrteste kennt und sie gar fraglich ist (wie Harmais 
statt Har-em-heb), ist sie unpraktisch. Für den durch 
das Bibelinteresse fast allen englisch redenden Lesern 
wobl geläufigen und philologisch unanfechtbaren Namen 
Merne(so!)ptah eine solche griechische Entstellung 
„Amenephthes“ einführen zu wollen, ist besonders un- 
geschickt. Jemand, der Fühlung mit englischer Literatur 
hat, sollte hier herangezogen werden. 

* Besonders eine so allgemein abgelehnte Theorie 
wie die Gleichzeitigkeit des „Nastesen“ und des Kambyses. 

* Ueber Entgleisungen wie S. 430, Z. 21—23 (die 
Sudanstämme) oder ägyptologische Versehen wie die nun 
veraltete Falschlesung des Götternamens „Tefnut“ möchte 
ich mich nicht verbreiten. Ueber die Akzentuierung des 
Arabischen habe ich mich zur deutschen Ausgabe ge- 
äussert; ei für € zu schreiben, würde ich nicht raten, da 
das der ohnedies dem englisch Redenden allzu geläufigen 
Diphthongisierung des & Vorschub leistet. 


321 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 7. 


322 


die die Mythenforschungbetreffen, gebracht, dass 
sich als Fehler dieser (Beiträge) dadurch klar 
ergeben haben muss: dass in ihnen bei der 
Deutung der mythologischen Namen vielfach 
doch noch mehr von der Lautform dieser Namen 
ausgegangen ist als von den mit diesen Namen 
verknüpften Mythen. Unter den geistreichen 
Einfällen, die in verschwenderischer Fülle mit- 
geteilt werden, sind sicher viele ernster Prüfung 
werte, und wir wünschen nur, dass der Herr 
Verfasser selbst sie ausführlichst aus den Mythen 
heraus entwickelt. In jenem künftigen aus- 
führlichen Werke, zu der das vorliegende viel- 
leicht als ein Entwurf anzusehen wäre, werden 
auch einzelne Schönheitsfehler, Unscharfheiten, 
Widersprüche, Versehen, beseitigtsein ;besonders 
wäre auch, wie es die Weiterarbeit auf dem 
Gebiete der Sprachwissenschaft verlangt, die 
Bedeutung der Worte, die dasselbe Suffix 
tragen, zu berücksichtigen, sowie die Möglichkeit 
der Gräzisierung fremder Suffixe, besonders in 
den Ortnamen. 


B. Laufer: Dokumente der Indischen Kunst. I Heft, 
Malerei. Das Citralakshana. Nach dem Tibetischen 
Tanjur herausgegeben und übersetzt. XI, 193 
Lex. 8". Leipzig, O. Harrassowitz 1913. M. 15 —. 
Bespr. v. E. Brandenburg, Florenz. 

Vorwort: Die wenigen Dokumente über in- 
dische Kunstgeschichte sind nur im tibetischen 
Tanjur zu finden. Aus diesen Texten ergibt 
sich, dass Indien, ehe es vom Westen her be- 
einflusst wurde, „eine in alte Zeiten zurück- 
gehende Tradition der Malerei besessen und eine 
theoretische Konstruktion des Malens geschaffen 
habe“ (p. VIII u. IX). 

Diesem Vorwort, hier nur in extenso wieder- 
gegeben, folgt eine 66 Seiten umfassende „Ein- 
leitung“, inder „diehauptsächlichsten Ergebnisse, 
die sich aus dem Studium des Textes aufdrängen, 
kurz zusammengefasst sind.“ Im Tanjur näm- 
lich finden sich vier kunsthistorische Schriften 
1. Plastische Darstellung Buddhas, 2. Kom- 
mentar über die Grössenverhältnisse der Buddha- 
statue, 3. Citralakshana=Theorieder Malerei, 
4. Theorie der Grössenverbältnisse der Statuen. 
Sie sind aus dem Sanskrit ins Tibetische übersetzt, 


der Sekten der Ajiraka und Jaina, von denen 
die letzteren in der indischen Kunst eine be- 
deutende Rolle spielten. Es waren die Asketen, 
die etwas früher und zugleich mit dem ersten 
Buddhisten lebten. Im Gegensatz zu diesen 
gingen sie nackt, was insofern von Wichtigkeit 
ist, als im Citralakshana die Anweisungen für 
die Wiedergabe des nackten Körpers nieder- 
gelegt sind, weshalb wir auch nicht griechische 
usw. Einflüsse heranzuziehen brauchen, um das 
Nackte in der indischen Kunst zu verstehen. 

Die nähere Zusammensetzung des Citralak- 
shana können wir hier übergehen, es sei nur 
so viel erwähnt, dass es aus drei Kap. besteht, 
von denen Kap. 1 die sagenhafte Entstehung 
der Malerei schildert, Kap. 2 bringt die Götter- 
bilder in Zusammenhang mit dem Opferkult. 
Kap. 3 bringt hauptsächlich Masse, gewisser- 
massen den Kanon der menschlichen Ideal- 
gestalt; ausserdem Beschreibung der Details, 
wie Nägel, Zähne, Haare usw. Es wird emp- 
fohlen, das Schöne darzustellen, hässliche Ein- 
drücke aber zu vermeiden. Frauen sollen züchtig 
und ehrbar erscheinen. Daran schliessen sich 


8. dann noch interessante Bemerkungen des Ver- 


fassers über die nicht ausschliessliche Rolle, 
die die Religion in der alten indischen Malerei 
spielte, sie sollte hauptsüchlich den Künstler 
zu hóheren Leistungen anspornen, gewisser- 
massen sein Werk vergeistigen; ferner der Ein- 
fluss dieser Lehren auf den Lamaismus usw. 

Die dann (p. 42ff.) folgenden philologischen 
Auseinandersetzungen den Text betreffend, wer- 
den mehr für den Spezialisten in Frage kommen. 
Der Text selbst umfasst p. 67—126, und die 
Uebersetzung p. 127—183. 

Laufer schreibt im Vorwort, dass die vor- 
liegende Arbeit in einer Auflage von nur 200 
Exemplaren „pro domo“ für den engeren Kreis 
der Fachgenossen gedruckt sei. Allerdings ist 
die Lektüre trotz des flüssigen Stils nicht leicht, 
viele philologische Anmerkungen, Abschweifun- 
gen usw. komplizierén sie, ebenso wie manchmal 
eine vielleicht nicht ganz übersichtliche Dispo- 
sition. Dennoch ist aber gerade in der „Ein- 
leitung“ eine solche Fülle von Stoff enthalten, 


und die Originale verloren gegangen; auch ist (zu erwähnen wäre noch besonders die Ent- 


über die Zeit der Abfassung genaueres nicht zu 
ermitteln. Im Vorliegenden bringt Laufer Text 
und Uebersetzung von Nr. 3, die von 1. 2. und 4. 
werden später folgen. Im Gegensatz zu ihnen 
ist Nr. 3 kein buddhistisches, sondern ein brah- 
manisches Werk, wurde aber wohl trotzdem in 
den buddhistischen Tanjur aufgenommen, da 
dieser Literatur ein dementsprechendes Werk 
fehlte. Es ist keine vorbuddhistische Arbeit, son- 
dern mehr dem Einfluss einer speziellen religiósen 
und Kunstrichtung zuzuschreiben, nämlich dem 


wickelung der tibetischen Malerei und ihre Be- 
ziehungen zur indischen) wird auf so manches 
Gebiet der indischen Kunstgeschichte ein helles 
Licht geworfen werden, so viele interessante 
Fragen erórtert, dass wir zwar nicht unbedingt 
jedem das Buch empfehlen aber dringend das 
folgende desideratum aussprechen: Der Verfasser 
móchte nach Erscheinen der p. 2 angeführten 
anderen Werke in der bisherigen Art seine so 
wichtigen Resultate in einer mehr gemeinver- 
ständlichen Arbeit zusammenfassen; über älteste 


323 


indische Kunstästhetik und die sie beeinflussen- 
den Faktoren wäre sie etwa zu benennen. Wer 
den detailierten Begründungen nachgehen will, 
könnte ja die oben besprochene und die ange- 
kündigte Arbeit nachschlagen. In der neuen 
Form aber würden die Studien und Ergebnisse 
Laufers hauptsächlich ein grösseres Publikum, 
als es die „engeren Fachgenossen“ sein können, 
unstreitig zu grossem Dank verpflichten. 
Juli 1913. 


Altertums-Berichte. 


Aegypten. 


An der Mündung des ägyptischen Flusses Fayum 
hat Flinders Petrie eine wichtige Entdeckung gemacht. 
Er hat eine Pyramide aus dem dritten vorchristlichen 
Jahrhundert entdeckt, in der in einer kleinen Nische die 
Totenkammer einer ägyptischen Prinzessin mit ihrem 
Schatz gefunden wurde. Da lagen ein poliertes Gold- 
diadem unbekannten Musters, zwei Brustechilder von 
Gold, eingelegt mit Lapislazuli, Ketten aller Art, goldene 
Vasen und Pendants und viele tausend ganz kleine Gold- 
perlen, schliesslich ein Rasierzeug mit goldenen Griffen. 
Einer früheren, wahrscheinlich räuberischen Oeffnung ist 
der Schatz in der Nische entgangen. Die Kostbarkeiten 
wurden nach dem Museum in Kairo gebracht. 

(Berliner Tageblatt, 21. Mai 1914.) 

Bei den Ausgrabungen, die unter Leitung von 
Steindorff Ende 1913 und Anfang 1914 am Ostufer des 
Nils, etwas südlich von der grossen Provinzialstadt Assiut, 
auf dem Boden des alten Antiäpolis vorgenommen 
wurden, fand man Gräber aus dem vierten vorchristlichen 
Jahrtausend. Inschriften waren allerdings so gut wie 
gar nicht zu entdecken. Dagegen waren die Felsreliefs 
und Inschriften aus der ersten Hälfte des dritten Jahr- 
tausends recht interessant. Aber auch Funde aus weit 
späteren Epochen wurden gemacht. So grub man Leichen 
aus, die in Stein- oder röhrenförmigen Tonsürgen be- 
stattet waren. Weitere Ausgrabungen nahm wan in 
Anibe, einer ganz alten Gräberstadt, vor. Hier stiess 
man auf die Reste der nubischen Kultur aus den Jahren 
1900 bis 1700 vor Christus. In Steinkreisen befand sich 
hier das eigentliche Grab, das meist aus ungebrannten 
Ziegeln hergestellt war. Der Tote, der seinen vollen 
Schmuck trug, lag in der Regel auf der linken Seite und 
hatte die Knie hochgezogen. Sein Gesicht war der auf- 
gehenden Sonne zugewandt. Die Funde sollen an die 
einzelnen wissenschaftlichen Institute Deutschlands verteilt 
werden. (Ebenda, 21. Mai 1914.) it 


Italien. 

In Montefiore bei Ancona ist eine grosse archaische 
Totenstadt entdeckt worden. Unter den zahlreichen 
Gräbern ist besonders eines bemerkenswert, welches das 
Skelett eines jungen Mädchens enthält. Um das Skelett 
ist ein aus kleinen Elfenbein-, Glas- und Ambraringen 
gebildeter Mantel ausgebreitet. Ausserdem ist es mit 
Spangen, Ringen und Steinen geschmückt. Ein anderes 
Grab entbält das Skelett eines gepanzerten Kriegers, 
über dem ein bronzener Kriegswagen aufgestellt ist. 

(Ebenda, 8. Juni 1914.) 


Aus gelehrten Gesellschaften. 


Asiatic Society 1914. Am 7. April liest K. A. C. 
Creswell über „The history and evolution of the Dome 
in Persia“. Persien spiele in der Entwickelungsgeschichte 
der Kuppel eine bedeutende Rolle. Diese Art der Haus- 
bedeckung sei in Aegypten bereits zur Zeit der zehnten 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 7. 


324 


Dynastie bekannt. Ein Hausmodell, das in Rifeh frei- 
gelegt wurde, und das aus jener Epoche stamme, trage 
drei kleine Kuppeln. In Babylonien wurde die Kuppel 
im siebenten Jahrhundert v. u. Z. konstruiert. Hier wie 
in Aegypten ist sie von geringer Höhe und erscheint auf 
Gebüuden zweiter Ordnung. Erst die Perser hätten sie 
ausgebildet und verbreitet. Das älteste Modell sei hier 
in dem Palaste zu Firuzabad zu finden, wo dasselbe 
eine Höhe von 45 Fuss erreiche. Der Referent nimmt 
an, dass dieses Schloss älter sei als das mit drei Kuppeln 
versehene von Sarvistan. Es stamme aus der Zeit vor 
230 v. u. Z. Es berühre sich eng mit den architekto- 
nischen Schópfungen dieser Art in ältester Zeit, während 
der Bau zu Sarvistan vielmehr als das Prototyp der meso- 
potamischen Konstruktionen aus dem 6.—9. Jahrhundert 
anzusehen sei. Da die Erfindung der Kuppel ihren Ursprung 
im Holzmangel habe, so ist Creswell anzunehmen geneigt, 
dass seine eigentliche Heimat Ostpersien sei, das an Holz 
ganz besonders arm sei. Der Vortragende bespricht 
sodann die Kuppeln der gr. Moschee zu Kum, der Kala- 


i-Sang zu Kerman, der Mausoleen Sanjars zu Merw, 
Mohammed Khudabundas zu Sultanieb und der des Timur 
und seiner Gattin. Er verfolgt den Kuppelbau bis nach 
Indien (Humajun-Mausoleum). Sch. 
Hellenie Society 1914. Am 6. Mai liest Rid- 
geway eine Untersuchung über ‚The early Iron Age in 
the Aegean Area‘. Ridgeway verwirft die bis 1896 von 
den Archäologen verfochtene Annahme, dass die my- 
kenische oder Bronzezeit-Kultur in das Basin des ügeischen 
Meeres von aussen her eingedrungen sei. Dieselbe sei 
vielmehr von einer Rasse entwickelt worden, die hier 
seit der neolithischen Epoche einheimisch gewesen sei. 
Dies bestätigen namentlich die Entdeckungen A. J. Evans’ 
in Cnossos. In den schlanken, blonden Achäern oder 
Hellenen Homers, deren Kultur Schliemann und andere 
mit der mykenischen identifiziert haben, möchte Ridgeway 
einen keltischen bzw. teutonischen Stamm erkennen. 
Dieser sei in Griechenland um das vierzehnte Jahrhundert 
v. u. Z. eingedrungen und hätte sich zum Herrn der 
autochthonen Bevölkerung gemacht, die bei den Griechen 
unter dem Namen „Pelasger“ erscheine. Die Pelasger 
seien mit den dunkelfarbigen, autochthonen Thrakiern 
aufs engste verwandt, eine Ansicht, die die thrakische 
und thessalische Archüologie bestütigen. Der gegen diese 
Pelasger-Theorie von Wace und Thompson (Prehistoric 
Thessaly pp. 250—53) erhobene Einwand, dass die Po- 
terien der älteren Bewohner von Argolis verschiedene 
Kunstrichtungen aufweisen, spreche höchstens für eine 
Vielheit der Stämme, aber nicht gegen eine Einheit der 
Rasse. Der Referent geht dann auf andere von Wace, 
Thompson, A. Lang und A. Evans vorgebrachten Ein- 
würfe ein. Sch. 
Académie des Inscriptions et Belles-Lettres 
1914. Auf dem 52. Congrès des Sociétés Savantes 
de Paris et des Départements, der vom 14—18. April 
in Paris tagte, gelangte u. a. eine Mitteilung A. Bel's 
zur Vorlesung, wonach in Agadir bei Tlemcen archaische 
Poterien und Faiencen entdeckt worden seien. Sch. 
Am 1. Mai berichtet H. Cordier über die bisherigen 
Ergebnisse der Forschungsreise von Bonnel de Mézières. 
Er habe am 18. Februar Qualata verlassen und sich nach 
dem östlich von Nema gelegenen Gumbu begeben. Hinter 
dem Palmenpark dieser Ortschaft habe er die Ruinen 
einer sehr alten Stadt entdeckt. Etwa 30 km südlich 
von Nema, in Sailé, sei er auf Ruinen einer bedeutenden 
Kapitale gestossen, die zahlreiche Totenkammern aus 
Steinbergen, von denen manche bis 10 ın lang, 5 m breit 
und 1,50 m hoch sind. Etwa 8 km westlich von Nema, 
in El-Gbába oder Gbäba-Mumu, wo er dus alte Ghana 
wiederzufinden geglaubt hatte, habe de Mézières Spuren 
einer alten Stadtlage bemerkt. Auf dem Marsche von 
Ghânata oder Ghana nach Kumbi, etwa 2'/, Tagereisen 


826 


nordwestlich von Nema, seien die Spuren alter Dörfer 
bemerkt worden. Das alte Ghänata bilde heute nur ein 
weites Terrain, von Scherben und Mauerresten bedeckt. 
Kumbi, das auf einem Hügel gelegen ist, gelte bei den 
Einheimischen als die ehemalige Residenz der Könige 
des Landes. Man könne hier noch die Ruinen einer 
Stadt unterscheiden, die aus Stein aufgebaut war. 

Collignon unterbreitet einen von Fougeres, Direktor 
der Ecole d'Athènes, eingesandten Bericht von Macridi 
bey, Konservateur am kais. Museum zu Konstantinopel, 
und von Ch. Picard über die Ergebnisse der auf der 
Stütte des „Hieron“ des Apollo Claros in Colophon im 
Jahre 1913 geleiteten Ausgrabungskampagne. Die Arbeiten 
hätten gestattet, die genaue Lage des im Tale und in 
der Nähe des Meeres errichtet gewesenen Haupttempels 
festzustellen, während die berühmte prophetische Grotte 
sich im Gebirge befunden habe. Eine reiche Serie von 
Inschriften sei zutage gefördert worden, die von 
grossem historischen Interesse seien. Man erfahre hier 
u. a. die Namen der Städte, die Gesandtschaften an 
Apollo Claros absandten. 

Collignon liest einen Bericht Courby's über seine 
in den Ruinen des Apollotempels zu Delphi im Jahre 
1913 vorgenommenen Untersuchungen. 

Chavannes weist auf die Bedeutung der von Dr. 
Ségalen in der chinesischen Provinz Chen-si gemachten 
archäologischen Entdeckungen hin. Es sei namentlich 
auf eine steinerne Pferdestatue aufmerksam zu machen, 
die vor dem Grabe eines im Jahre 117 v. u. Z. gestorbenen 
Generals errichtet ist. Das Denkmal sei um 2½ Jahr- 
hunderte älter als die ältesten, bisher bekannten Monu- 
mente chinesischer Skulptur. 

Am 8. Mai legt Collignon einen an Fougéres von 
Ch. Picard und Avezon gerichteten Bericht über die im 
Jahre 1913 in Thasos von ihnen geleiteten Ausgrabungen vor. 
Bei der weiteren Freilegung der Stadtmauern wurde ein 
neues Tor entdeckt. In der Nähe der Kirche Haghios- 
Nikolaos fand man die Grundmauern eines Gebäudes, 
welches wahrscheinlich zur Agora gehörte, und nicht 
weit davon einen reliefgeschmückten Altar der Kybele. 
Eines der wichtigsten Resultate ist die zweifelsfreie 
Feststellung, dass ein schon von Miller entdecktes Ge- 
bäude das Prytaneum ist. 

(Chronique des Arts 1914, 20.) + 


Am 15. Mai macht H. de Villefosse im Namen 
Dr. Cartons einige Mitteilungen über die von letzterem 
in Bulla-Regia (Afrika) unternommenen Ausgrabungen. 
Carton hat namentlich ein altes Gebäude mit korintbischen 
Säulen entdeckt, in dem sich Hunderte von grossen mit 
Getreide, Mandeln und Bohnen gefüllten Amphoren be- 
finden. Wegen eines dort gefundenen, mit Silber über- 
zogenen Bronzekreuzes dürfe man annehmen, dass dieser 
aus der Heidenzeit stammende Bau spüter in eine Kirche 
verwandelt worden sei. Sch. 


In der Sitzung vom 26. Junilegte Thureau-Dangin 
ein neues hochwichtiges Dokument zur altbabylonischen 
Chronologie vor. Es ist dies ein rechteckiges Tonprisma 
von etwa 30 cm Höhe, welches auf der ersten Seite die vier 
ersten Könige der Dynastie von Larsa aufzählt mit Angabe 
der Regierungszeiten, doch sind die Zahlen fortgebrochen. 
Die Namen sind Naplanum, Emisum, Samüm, Zaba. Es 
folgen auf ihr dann einzeln aufgeführt die 27 Jahre 
Gungunum’s, die 11 Jahre Abisare's und die Jahre Sumu- 
ilu's bis zum 2D. Jahre. Die zweite Seite ist abgebrochen. 
Die dritte und vierte enthalten das 6.— 60. (letzte) Jahr 
Rim-Sin’s. Das 25. und 30. Jahr Rim-Sin’s sind datiert 
nach einer Einnahme von Isin. Thureau-Dangin nimmt 
an, dass die erste Einnahme den Fall der Dynastie 
herbeiführte, ihr Endjahr also dem 24. Rim-Sins ent- 
sprach. Da nun das 60. Jahr Rim-Sin's = dem 30. Ham- 
murabi's, also das 24. = dem 96. der ersten babylonischen 
Dynastie war, so begann die Dynastie von Isin 22&—96 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 7. 


326 


— 129 Jahre vor der ersten babylonischen Dynastie. 
Aber auch die Dynastie von Larsa wird ziemlich zur 
gleichen Zeit begonnen haben, da Gungunum, der b. König 
von Larsa Zeitgenosse Eannadu's, Sohns des Isme-dagan, 
4. Königs von Isin war. Endlich macht Thureau-Dangin 
darauf aufmerksam, dass nach einem Kontrakt des 
Louvre auch Sin-igisam, den man bis jetzt zur Dynastie 
von Isin gerechnet hatte, in die Dynastie von Larsa ge- 
höre, wahrscheinlich zwischen Sin-idinnam und Arad-Sin. 


Society of Biblical Archaeology 1914. Am 
13. Mai liest W. T. Pilter über ‚The names of the 
Confederates of Abraham and of Melchizedek'. Pilter 
glaubt, dass die behandelten Namen amoritisch seien. Sch. 

Jn der Maisitzung der Bayerischen Akademie 
der Wissenschaften sprach Wenger über eine Reihe 
noch zu lósender Probleme der gráko-ügyptischen Rechts- 
geschichte, darunter besonders über die Fortexistenz des 
nationalen Rechts in den Zeiten der Fremdherrschaft 
und des Rechts in den koptischen und spütgriechischen 
Urkunden Aegyptens. Sodann wurde der Plan zur Her- 
stellung eines Index zu den griechischen Novellen und 
theologischen Schriften Kaiser Justinians vorgelegt. Durch 
einen solchen Index wird u. a. erst die vergleichende 
Untersuchung des gesetzlichen und des in den Urkunden 
erscheinenden „lebendigen“ Rechts ermöglicht werden. 
Aus ibm dürften Papyrusforschung und justinianische 
Rechtsgeschichte gleichermassen Nutzen ziehen. 

(DLZ 1914, 21.) H 

In der Sitzung der Gesellschaft für verglei- 
chende Mythenforschung am 19. Juni fand eine 
Erörterung über Apollons Geburt statt, eingeleitet durch 
Prof. Siecke. i 


Mitteilungen. 


Für die Redaktion der OLZ bestimmte 
Sendungen, besonders eingeschriebene, 
bitten wir ausschliesslich Redaktion 


Königsberg i. Pr, Goltz-Allee 11 zu 


ses Se sb sb (CD "D dp GR gn op ep e ep UND CD GD Gh GR UD CD GD Gh CD ep er en UD en en LE LL ep en gem op er ee 


adressieren, ohne Beifügung eines Na- 
mens, da sonst oft Weiterungen und Ver- 
zögerungen entstehen. Die Redaktion. 


Der britische Vertreter in Koweit, Capt. Shakespear, 
ist nach einem Ritt von 3½½ Monaten, der ihn quer 
durch Arabien von Koweit nach Suez geführt hat, 
glücklich in Suez angekommen. Shakespear war auf 
seinem Ritt nur von eingeborenen Trügern begleitet und 
hat Riad, Bureida und Janfalamar passiert. Er hat 
zwischen Bureida und Janfalamar einen bisher unbe- 
kannten Karawanenweg entdeckt. Capt. Shakespear wird 
über seine Expedition vor der Londoner Geographischen 
Gesellschaft und spüter in Buchform berichten. 

(Berliner Tageblatt, 11. Juni 1914.) + 

Der russische Oberst P. Koslow tritt Ende Juli eine 
neve Expedition nach Tibetan. Sie soll von Kjachta 
aus quer durch die Mongolei an Charachoto vorüber, 
den Kukunor im Westen liegen lassend, nach Zaidam 
und von hier in die Cinesischen Provinzen Kansu und 
Setschuan führen. Der Rückweg ist noch nicht festgelegt. 
Die Reise wird zwei Jahre dauern und wird im Auftrage 
der kaiserlichen geographischen Gesellschaftunternommen. 
Die Reisegefährten haben bereits früher Koslow begleitet; 
unter ihnen befinden sich ein Geograph, ein Botaniker, 
ein Ethnograph, ein Orientalist und ein Burjate, Offizier 
des Transbaikal-Kosakenheeres. Die Expedition soll eine 
Reihe von Fragen, die auf der letzten Reise entstanden, 


327 


endgültig lösen und das wenig bekannte Gebiet karto- 
graphisch erkunden. 
(Ebenda, 16. Juni 1914.) H 


Am 2. Juni 1914 ist der Bahnhof Bagdad eröffnet 
worden. Gleichzeitig wurde die Teilstrecke der Bagdad- 
bahn von Bagdad nach Sumike, die 62 Kilometer lang 
ist, abgenommen und dem Betrieb übergeben. Grosse 
technische Hindernisse sind, wenn erst die noch be- 
stehende Tauruslücke geschlossen ist, beim Bau der 
Bagdadbahn überhaupt nicht mehr zu überwinden, so 
dass mit der baldigen Vollendung des grossen Werkes 
bis nach Bagdad zu rechnen ist. Was die Reststrecke 
Bagdad-Basra betrifft, so hat sich England nach dem am 
14. Juni unterzeichneten Bagdad-Abkommen mit ihrem 
Bau durch Deutschland unter der Bedingung einverstanden 
erklärt, dass England durch zwei Verwaltungsratsmit- 
glieder Einfluss auf die Tariffestsetzung gewinnt. Die 
deutsche Gesandschaft ihrerseits hat die Verpflichtung 
übernommen, dass Basra als Endpunkt der Bahn zu 
gelten hat, diese also nicht, wie anfänglich gedacht ge- 
wesen, bis Koweit am Persischen Golf fortgeführt werden 
darf. (Ebenda, 3. und 16. Juni 1914.) 


Die Deutsche Orient-Gesellschaft veröffent- 
licht in dem soeben ausgegebenen Heft 54 ihrer Mit- 
teilungen die Berichte über die Ausgrabungen in Assur 
vom März 1913 bis zum April 1914, wo das grosse Werk 
der systematischen Ausgrabungen der ältesten Hauptstadt 
des assyrischen Weltreiches abgeschlossen worden ist. 
Das letzte Jahr der Grabung hat noch besonders schöne 
Erfolge gezeitigt und das vorliegende Heft wird überall 
das grösste Interesse erwecken. Besonders zwei Ergebnisse 
sind ebenso überraschend wie bedeutungsvoll: Die Auf- 
findung von Königsgrüften und die Freilegung eines 
hocharchaischenIschtar-Tempels mit Bildwerken, 
die bis in den Ausgang des vierten vorchristlichen Jahr- 
tausends zurückdatiert werden müssen. Besonders die 
letztgenannte Entdeckung ist geeignet, unsere bisherige 
Auffassung der vorderasiatischen Geschichte sehr stark 
zu verändern. Die archäologischen Funde zeigen alle 
Merkmale der ältesten sumerischen Kultur, wenn auch 
bis jetzt noch nicht feststeht, ob es gerade Sumerer waren, 
die um 3000 v. Chr. in diesem ältesten aller bis jetzt 
ausgegrabenen Tempel ihre Gottheiten verehrt haben. — 
Eine alte Klage der Archäologen ist, dass noch kein 
assyrisches Königsgrab gefunden wurde. Die deutschen 
Grabungen in Assur haben kurz vor ihrer Beendigung 
im Südflügel des Palastes nicht weniger als fünf Königs- 
grüfte aufgedeckt. Trotzdem die Grüfte offenbar schon 
in parthischer Zeit zerstört und ausgeraubt worden sind, 
lassen sich einzelne der aus ungeheuren Monolithen aus- 
gehauenen Sarkophage wieder herstellen und es ist dem 
Grabungsleiter Dr. Andrae gelungen, drei von den fünf 
Grüften zu identifizieren. Sie gehören den Königen 
Asurbelkala (um 1100), Samsiadad V., dem Gatten der 
Semiramis (um 820) und — der schönste und mächtigste, 
der 3,87><1,88><1,60 m misst — dem berühmten Asurna- 
zirpal III. (um 860) an. — Zum Schluss sei noch hinge- 
wiesen auf die ausserordentlich interessanten Ergebnisse, 
die die Freilegung verschiedener Bauurkunden brachte. 
Unter der untersten Schicht des grossen Tempelturms 
des Asur-Tempels fand sich ein Perlen- und Muschol- 
polster, in dem Metallscheibchen mit Inschrift eingebettet 
lagen. In der Cella der Göttin Dinitu fand sich im Stein- 
fundament eine beschriftete Steinplatte in den Massen 
1,70><1,04><0,35 m und im Gewicht von 1500 kg. Auf dieser 
Platte lag eine ebenfalls beschriftete Bleitafel von 500 kg. 
Zwischen der Bleitafel und der Steinplatte lagen in einer 
Perlenschicht zwei kleine Täfelchen aus Gold und Silber, 
alle mit gleichlautenden Inschriften Tukulti-Ninibs I, 
über den Bau. Mit berechtigtem Stolz auf das in mehr 
als 11jähriger, mühevollster methodischer Arbeit durch 
Dr. Andrae und seine Mitarbeiter Geleistete überreicht 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 7. 


—— K 


328 


die Deutsche Orient-Gesellschaft diesen letzten vorläufigen 
Bericht über die Grabungen in Assur ihren Mitgliedern. 
Es besteht begründete Hoffaung, dass das große ab- 
schliessende Publikationswerk jetzt in rascher Folge er- 
scheinen wird. 

Voss.-Ztg. 30. 6. 1914. 


Personalien. 


G. Maspero, der hochverdiente Gelehrte und Di- 
recteur général du service des Antiquités d'Égypte, wird 
sich im kommenden Oktober aus gesundheitlichen Gründen 
von seinem Amte zurückziehen. Zu seinem Nachfolger 
ist P. Lacau, Directeur de l'Institut français d'archéo- 
logie orientale du Caire, ausersehen. Sch. 

P. Kahle, Privatdocent in Halle, ist als Ordinarius 
nach Giessen (an Schwallys Stelle) berufen worden. 

Ed. Mahler, bisher E. O. in Budapest, ist ebenda 
zum Ordinarius ernannt worden. 

À. Lewkowitz ist als Dozent für biblische und 
talmudische Disziplinen an das jüdisch-theologische Se- 
minar zu Dreslau berufen worden. 

Der Archäologe G. Perrot ist in Paris im Alter 
von 82 Jahren gestorben. 

A. Ungnad soll nach einer Nachricht der Vossischen 
Zeitung endgültig zum Professor der orientalischen Philo- 
logie in Philadelphia ernannt worden sein. 


Zeitschriftenschau. 
* Besprechung; der Besprecher steht in (). 
Anthropos. 1914: 


IX, 1/2. Srinivas Jyengar, Did the Dravidians of India 
obtain their culture from Aryan immigrant? — F. Bork, 
Tierkreisforschungen: 1. Indonesisch-indische Tierkreise. 
2. Der Totemismus von T3audyo. 3. Ein Tierkreis aus 
Westafrika. — Das Problem des Totemismus (Arbeiten 
von W. Schmidt, J. R. Swanton, W. Wundt). — *J. Hehn, 
Die bibl. u. die babylon. Gottesidee (W. Schmidt). Bork. 
Archives suisses d'Anthropol. générale. 1914: 
I, 1—2. Mai. E. Pittard, Contribution à l'étude anthro- 
pologique des Grecs. — E. Naville, Le passage de la 
pierre au métal en Egypte. — A. Boissier, Les mystéres 
babyloniens. — E. Naville, Fouilles à Abydos. — *G. 
Montandon, Au pays Ghimirra, récit de mon voyage à 
travers le massif éthiopien. — "S. Reinach, Répertoire 
de l'Art quaternaire. 
Athenaeum. 1914: 
4501. H. Baerlein, Abu] Ala, the Syrian; H. V. P. Num, 
The elements of New Testament Greek. 
4502. *C. J. Ball, Chinese and Sumerian; D. Carruthers, 
Unknown Mongolia. 
4503. *A. Nairne, The faith of the Old Testament; H. 
Wh. Robinson. The religous ideas of the Old Testament; 
G. F. Moore, The literature of the Old Testament; L. 
W. Batten, À critical and exegetical commentary on the 
Books of Ezr& and Nehemiah. 
4604. *J. Hastings, Encyclopaedia of religion and ethics 
VI. — *E. Naville, Archaeology of the Old Testament: 
Was the Old Testament written in Hebrew? — *W. Sh. 
Caldecott, Herod's Temple. — *Agnes S. Lewis, Light on 
the four gospels from the Sinai palimpsest. 
4506. *S. A. B. Mercer, Extra-biblical sources for Hebrew 
and Jewish history. 
4607. *E. E. Sikes, The anthropology of the Greeks. 
Bayer. Hefte f. Volkskunde. 1914: 
I, 2. Robert Eisler: Eine altorientalische Sühnefeier am 
Isarufer in München (beschreibt den jüdischen Brauch 
des Taslik-Machens und zeigt den altorientalischen Ur- 
sprung desselben). 
Bibelforskaren. 1914: 


2. 0. Procksch, Genesis (K. S). — P. D. Scott-Moncrieff, 


329 


Paganism and Christianity in Egypt (G. W.) — *E. Au- 
relius, Palüstinabilder (E. 8.) 

3. E. Stave, Folkmakt och kungamakt i Israel. — *E. 
Stave, Inledning till Gamla Testamentes kanoniska skriften 
(K. V. Zetterstéen). 

Oicerone. 1914: 

VI, 9. Mai. O. Grautoff, Die Sammlung Arthur Sambon 
(enthält u. a. ägyptische Skulpturen). — W. Bombe, Die 
Neuorduung des etruskischen Museums in Perugia. + 


Deutsche Literatur-Zeitung. 1914: 
4. *F. Wilke, Die politische Wirksamkeit der Propheten 
Israels (F. Resa). — *Dikaiomata. Auszüge aus alexan- 
drinischen Gesetzen und Verordnungen, herausgegeben 
von der Graeca Halensis (G. Plaumann). 
8. *Volksschriften über die jüdische Religion. I 3 u. 4: 
B. Jacob, Die Thora Moses (H. Mee 
9. *N. Peters, Das Buch Jesus Sirach oder Ecclesiasticus 
K. Holzhey). 
1. *F. Wohlgemuth, Das jüdische Religionsgesetz in 
jüdischer Beleuchtung Heft 1 (P. Fiebig). 
12. *G. Jéquier, Histoire de la Civilisation égyptienne 
(N. Reich). — *A. H. Gardiner u. &, Theban Ostraca 
I—IV (G. Möller). 
13. *W. W. Baudissin, Zur Geschichte der alttestament- 
lichen Religion in ihrer universalen Bedeutung (K. Budde). 
— *M. Maxudianz, Le parler arménien d’Aku (J. Karst). 
— *Sami Bey Frascheri, Was war Albanien? Uebersetzt 
von A. Traxler (E. Gerland). 
14. *R. Cirilli, Les prötres danseurs de Rome (F. Geiger). 
— *E. Gärtner, Komposition und Wortwabl des Buches 
der Weisheit (F. Feldmann). — *Th. Schermann, Aegyp- 
tische Abendmablsliturgien des ersten Jahrhunderts (E. v. 
d. Goltz). — *A. Erman, D. Hieroglyphen (W. Spiegelberg). 
16. W. Schencke, Die Chokma in der jüdischen Hypo- 
stasenspekulation (H. Gunkel). — *A. Harnack, Judentum 
und Judenchristentum in Justins Dialog mit Trypho (O. 
Weinreich). — *L. W. King, Catalogue of the Cuneiform 
sn in the Kouyunjik Collection. Supplement (C. 
ezold). 
16. *M. H. Swindler, Cretan Elements in the Cults and 
Ritual of Apollo (N. M. P. Nilson). — *M. Cohen, Le 
parler arabe des Juifs d’Alger (J. Goldzieher). — *V. 
Schröbel, Die Landesnatur Palästinas I. Teil; O. Procksch, 
Die Völker Altpalästinas (M. Löhr). 
17. *Zeitschrift für Aegyptische Sprache und Altertums- 
kunde Bd. 51 (0. Lange). 
18. K. Sethe, Sarapis und die sog. Karozo: des Sarapis 
(W. Spiegelberg). 
19. *C. Clemen, Der Einfluss der Mysterienreligionen 
auf das Alteste Christentum (W. Brandt). — *H. Jordan, 
Armenische Irenäusfragmente (S. Weber). — *R. Koldewey. 
Das wiedererstehende Babylon; V. Scheil et M. Dieulafoy, 
Esagil ou le temple de Bél-Marduk à Babylone (F. H. 
W eissbach). 
20. W. Schubart, Ein Jahrtausend am Nil (G. A. Gerhard). 
21. *C. Beccari, Rerum aethiopicarum scriptores occi- 
dentales, Vol. XIII, P. I. 1 (F. Praetorius). — *Mahmoud 
Fathy, La doctrine musulmane de l'abus des droits (M. 
Hartmann). 
29. C. Bezold, Die Religion Babyloniens und Assyriens 
(*M. Jastrow). — F. W. v. Bissing, Die Kultur des alten 
Aegypten (N. Reich). 
Éohos d' Orient. 1914: 
XVII. 104. S. S., Fouilles archéologiques à Constantinople. 
— *G. de Jerphanion, Carte du bassin moyen du Yéchil 
Irmaq (R. Janin). — *E. Foord, The Byzantine Empire 
(J. Noel). — *K. J. Basmadjian, Essai sur l'histoire de la 
littérature ottomane (S. Salaville). 
English Historical Review. 1914: 
XXIX. 113. *P. D. Scott-Moncrieff, Paganism and christi- 
anity in Egypt (A. 8. E — *W. Miller, The Ottoman 
Empire, 1801—1913 (G. B. H.). 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 7. 


330 


Gazette des Beaux-Arts. 1914: 

À Arménag Bey Sakisian, Un „Brasero“ de 
Duplessis au Vieux Sérail de Stamboul. 

Geographical Journal. 1914: 
XLII. 3. C. M. Firth, The Archaeological survey of 
Nubia (F. A. Edwards). — *H. A. Junod, The life of a 
South African Tribe (F. R. C.). — *C. Crossland, Desert 
and water gardens of the Red Sea (J. St. Gardiner). —. 
A visit to Jarabub, the Senussi Mecca. 

Glotta. 1914: 
VI. 1. P. Kretschmer, Die erste thrakische Inschrift. 


Göttingische gelehrte Anzeigen. 1914: 

4. *E. Lindl, Das Priester- und Beamtentum der alt- 
babylonischen Kontrakte (M. Schorr). 

Hermes. 1914: 

2. E. Lattes, Per l'interpretazione del testo etrusco di 
Agram. 

Internationales Archiv f. Ethnographie. 1913: 
XXII 1. *C. L. Woolley and D. Randall-Maciver, Karandg. 
The Romano-Nubian Cemetery; C. L. Woolley, Karandg. 
The Fown; F. Ll. Griffith, Karandg. The Meroitic In- 
scriptions of Shablül and Karandg (P. A. A. Boeser). 


Journal of Egyptian Arohaeology. 1914: 
April. No. 2: Hunt, Papyri and Papyrology. Milne, 
Graeco-Romen leaden tesserae from Abydus; The sana- 
torium of Dör-el-Bahri; Antony and Cleopatra? Gardiner, 
New literary works from ancient Egypt (Schluss). King, 
Some new exemples of Egyptian influence at Niniveh. 
Hall, The relation of Aegaean with Egyptianart. Lucas, 
The use of natron by the ancient Egyptians in mummi- 
fication. Bibliography of 1912/3: Griffith, Hellenistic 
Egypt; Bell, Graeco-Roman Egypt; Tod, Greek inscrip- 
tions from Egypt. Notes and news. Notices of recent 
publications. 


Klio. 1914: 

1. G. A. Wainwright, Alashia — Alasa; and Asy. — 
K. Regling, Dareikos und Kroiseios. — L. Borchardt, 
Die diesjáhrigen deutschen Ausgrabungen in Aegypten. 
1912/13. — C. F. Lehmann-Haupt, Gesichertes und 
Strittiges: 1. Rusas I. von Urartu. 2. Zur Semiramis- 
Sage. — A. Jülicher, Ein Wort zugunsten des Kirchen- 
historikers Rufinus. 


Kunstchronik. 1914: 
33. *Clay, Babylonian Records in the Library of J. 
Pierpont Morgan II (Fr. Hommel). 
36. F. Sarre, Ein neues Museum muhammedanischer 
Kunst in Konstantinopel. 


Literarische Rundschau. 1914: 
1. Orientalisches Archiv II (E. Weigand). — R. S. A. 
Macalister, A History of Civilization in Palestine; C. H. 
W. Johns, Ancient Assyria; P. Dhorme, Les Pays Bibliques 
et l'Assyrie; P. Dhorme, La Religion Assyro-Babylonienne 
(A. Dunkel). — *A. Ungnad, Aramäische Papyrus aus 
Elephantine; E. Meyer, Der Papyrusfund von Elephantine 
(Landersdorfer). 
2. *H. Gressmann, Mose und seine Zeit (A. Allgeier). — 
*E. Norden, Agnostos Theos (A. Wikenhauser). 
8. *F. Kaulen, Einleitung in die Heilige Schrift, b. Aufl. 
(Schade). — *B. Walde, Die Esdrasbücher der Septuaginta 
(E. Bayer) — *Troels-Lund, Himmelsbild und Weltan- 
schauung im Wandel der Zeiten, 4. Aufl. (Walter). 
4. *S. Székely, Bibliotheca Apocrypha (E. Bayer). — 
*S. Langdon, Die neubabylonischen Königsinschriften, 
deutech von R. Zehnpfund (S. Landersdorfer). 


Literarisches Zentralblatt. 1914: 
5. *G. Grützmacher, Synesios von Kyrene (G. Kr.). — 
*W. Soltau, *Orientalische und Griechische Geschichte 
(K. Hónn). — A. Bouché-Leclercq, Histoire des Séleucides 
(H. Philipp). — *A. Boucher, L’Anabase de Xenophon, 
avec un commentaire historique et militaire accompagné 
de 48 cartes (F. Bilabel). 


331 


6. *G. Focke, Die Entstehung der Weisheit Salomos 
(Fiebig). 
7. *C. Steuernagel, Lehrbuch der Einleitung in das AT 


(J. Herrmann). — A. Ludwich, Apollinarii metaphrasis | 1 


psalmorum (H. O.). — M. Dieulafoy, Geschichte der 
Kunst in Spanien und Portugal (H. Kehrer). 

8. *G. Kittel, Die Oden Salomos (Brockelmann). — *J. 
Weiss, Das Urchristentum (E. Herr). — *St. Gsell, Histoire 
ancienne de l'Afrique du Nord (U. Kahrstedt). — M. L. 
Gothein, Geschichte der Gartenkunst. I. Von Aegypten 
bis zur Renaissance. — *R. Koldewey, Das wiederer- 
stehende Babylon (F. B.). 

9. *G. Faber, Buddhistische und neutestamentliche Er- 
zühlungen (Fiebig). — *E. Preuschen, Griechisch-deutsches 
Handwörterbuch zum NT; *F. Zorell, Novi Testamenti 
Lexicon Graecum; *H. Ebeling, Griech.-deutsches Wörter- 
buch zum NT; *O. Schmoller, Handkonkordanz zum NT 
4. Aufl. (C. R. Gregory). — *G. J. Thierry, De religieuze 
beteekenis van het aegyptische Koningschap. — *Demo- 
tische Texte aus den K. Museen zu Berlin. I. Bd.: G 
Möller, Mumienschilder (G. 5 

10. H. Lietzmann, Handbuch zum NT IV. 1 (P. Krüger). 
11. Maulavi Abdul Mugtadir, Catalogue of the Arabic 
and Persian Mss in the Library at Bankipore. V. III: 
Persian Poetry (Brockelmann). — *D. Randall-Maciver 
and C. L. Woolley, Buhen (G. Roeder). 

12. J. B. Bury, The Imperial Administrative System in 
the Ninth Century (E. Gerland). — „G. Trieremberg, 
Togo. — *A. Jeremias, Handbuch der altorientalischen 
Geisteskultur (B. Meissner). 


13. x. Ilanayéweyios, Eioaywyn sis 17» Tahacav AiaS yum | L 


(W. Schonack). — *P. Asdourian, Die politischen Be- 
ziehungen zwischen Armenien und Rom von 120 v. Chr. 
bis 428 n. Chr. (E. Gerland). — *Al-Hidäja ’ila Fara id 
al-Qulüb des Bachja Ibn Josef Ibn Paquda, herausg. von 
A. 8. Yahuda (Brockelmann). 

14. *A. Rambaud, Études sur l'histoire byzantine (E. 
Gerland). 

15./16. *R. Smend, Die Erzählung des Hexateuch auf 
die Quellen untersucht (J. H.). — *A. Drews, Geschichte 
des Monismus im Altertum (G. E. Burckhardt). 

17. *Die Religion in Geschichte und Gegenwart. Hand- 
wörterbuch. Bd. V (S. Leipoldt). — J. Nikel, Exe- 
getisches Handbuch zum AT (J. H.). 

18. *Weltgeschichte von Helmolt, 2. Auflage Bd. I u. Il 
(Westasien) (E. Herr). — The Ta rikh-i-Sabán-Gushá of 
"Alan 'd-Din Atá Malik-i-Suwayni. Part I. ed. by Mirza 
Muhammad ibn Abdu'l-Wabhab-i-bazvini (Brockelmann). 
— *A. Bretz, Studien und Texte zu Asterios von Amasea 
(C. W—n.). 

19. M. Ritter, Das Hohelied von Salomo (J. Herrmann). 
— *H. Achelis, Das Christentum in den ersten drei Jahr- 
hunderten (V. S). — »The Kitab al-Ansäb of Abd al 
Karim ibn Muhammad al-Sam'äni, reprod. with an intro- 
duction by D. S. Margoliouth (Brockelmann). 

21. *R. Eckardt, Der christliche Schöpfungsglaube (Beth). 
22. Konstantin der Grosse und seine Zeit. Gesammelte 
Studien, herausg. v. J. Dölger. — *The Tajärib al-Umam 
or History of Ibn Miskawayh, reprod. by L. Caetani 
(Brockelmann). 


Loghat el-Arab. 1914: 
XI. Mai. M. Hachimy, La porte Wostäny ou centrale 
de Bagdad. — J. N. Serkis, Une page oubliée de l'histoire 
de Bagdad. — A. R. Banna’, Le minaret de Song el-Ghazl. 
— M. Ridha Chebiby, Grosse erreur d'un biographe. — 
J. Monib Patchahtchy, Le monde et moi. — 8. Dékhil, 
La principauté d’Ibn Réchid. — A. Kasperkban, Mouve- 
ment commercial à Bagdad pendant l'année 1913. — M. 
Hasan, La langue. — H. A. Gerges, Les qualités des 
Dattes en Mésopotamie. — J. Monib Patchathchy, Sâdiq 
et Fatehy. — K. Dodjeily, Les bibliotheques de Nédjef. 
— Courrier littéraire. — Notes lexicographiques. — Ques- 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 7. 


| XXXI. 2. *St. Székely, Bibliotheca Apocrypha. 


332 


tions et réponses. — Bibliographie. — Chroniques du 
mois. Bork. 
Mitteilungen u. Nachr. d. D. Pal.Ver. 1914: 
E. Baumann, Sprichwórter und Redensarten (Jeru- 
salem und Eugene) 

2. E. Baumann, Sprichwörter und Redensarten (Schluss). 
— Die neuen Funde von Samaria. 

3. H. Guthe, Beiträge zur Ortskunde Palästinas. 


Monatsschr. f. Gesch. u. Wiss. d. Judent. 1914: 
1/2. A. Zweig, Der Pentateuch-Kommentar des Joseph 
Bechor-Schor zum 6. Buche Moses (Forts.). — L. Vene- 
tianer, Psalm XX in der synagogalen Liturgie. — *M. J. 
Hussey, Sumerian Tablets in the Harvard Semitic Museum 
(H. Pick). 

Monde Oriental 1913: 
VII, 3. H. Bauer, Miszellen (1. Was bedeutet labbaika? 
2. Die „Tochter Zion“. Der Ausdruck verdanke seine 
Entstehung einem sprachgeschichtlichen Zufalle. Er ent- 
stamme einer Mundart, die altes ai in d verwandelt. "s n° 


bedeute „Haus Zion“. 3. Die Herkunft des hebräischen 
p» — P. Leander, Nachtrag zu meiner Ausgabe der 


Durra des Ibn Habib. — *E. von Döbeln, Svensk orien- 
talisk bibliografi för ären 1911 och 1912 (K. V. Zetter- 
stéen) — * P. Thomsen, Kompendium der palästinen- 
sischen Altertumkunde (H. V. Zetterstéen). — *C. Brockel- 
mann, Grundriss d. vergl. Grammatik d. semit. Spr. In. 
C. Brockelmann, Kurzgefasste vergl. Gramm. d. semit. 
Spr. (P. Leander). Bork. 


Polybiblion. 1914: 

Avril. *L. Gautier, Introduction à l'Àncien Testa- 
ment 2e édit; Mirande, Le code d’Hammourabi et ses 
origines; S. G. Mezzacasa, Il libro dei Proverbi di Salo- 
mone. Studio critico sulle aggiunte Greco-alessandrine; 
H. Hammer, Traktat vom Samaritanermessias; O. Neu- 
schotz de Jassy, Le Cantique des cantiques et le mythe 
d'Osiris-Hetep (E. Mangenot). — *G. Montandon, Au 
pays Ghimirra. Récit de voyage à travers le massif 
éthiopien; A. F. Legendre, Mission A. F. Legendre. 
Au Yunnan et dans le massif du Kin-Ho (H. Froidevaux). 


Revue Bénédiotine. 1914: 
Intro- 
ductio historico-critica in libros apocryphos (H. Höpel). 
— B. Ubach, El Sinai Viatge per l'Arabia Petrea (de 
Bruyne) — *A. Baumstark, Das christlich-aramäische 
und das koptische Schrifttum; A. Baumstark, Das christ- 
lich-arabische und das äthiopische Sehrifttum und das 
christliche Schrifttum der Armenier und Georgier (J. C.). 
— ZO. Stählen, Die christliche griechische Literatur (H. L.). 
— *J. Jeannin, Le chaut liturgique syrien 2 (H. V.). 
Revue Oritique. 1914: 
8. *K. Brugmann, Grundriss der vergleichenden Gram- 
matik der idg. Sprachen 2. Bd., III. Teil (A. Meillet). 
10. *W. Frankenberg, Der Organismus der semitischen 
Wortbildung (M. Cohen). — *Neugebauer, Sterntafeln 
von 4000 v. Chr. (My). 
12. *S. Gsell, Histoire ancienne de l'Afrique du Nord 
T. I (A. Merlin). — *M. Delafosse, Traditions historiques 
et légendaires du Soudan occidental; J. Ribera y M. Asin, 
Manuscritos arabes y aljamiados (R. Basset). 
18. *C. Crossland, Desert and Water Gardens of the 
Red Sea (M. G. D.). 
15. *O. Bardenhewer, Geschichte der altchristlichen Lite- 
ratur, Bd. III (M. D.). 
16. *W. H. Roscher, Ueber Alter, Ursprung und Be- 
deutung der hippokratischen Schrift von der Sieben- 
zahl (My). 
17. *F. E. Robbins, The Hexaemeral Literature, a Study 
of the Greek and Latin Commentaries on Genesis (M. D.). 
— *F. Pfister, Der Reliquienkult im Altertum I, II (M. D.). 
19. *R. Cagnat, L'armeé romaine d'Afrique et l'occupation 
militaire de l'Afrique sous les empereurs; A. Manaresi, 


338 


L’impero romano e il christianesimo (M. Besnier). 
— au d'histoire contemporaine: C. Jonnart 
, L'Afrique du Nord (B. Auerbach). 


erus Oritique des Livres Nouveaux. 1914: 


1. *Cl. Huart, Histoire des Arabes, T. II (S. Reinach). 
2, *V. Bérard, La mort de Stamboul (C. Mirvalle). 
5. *G. Hanotaux, La Guerre des Balkans (J. Dureng). 


Revue d'Histoire et de Littérature Relig. 1913: 
5. A. Loisy, Isis et Osiris. — *A. B. Ehrlich, Rand- 
glossen zur hebrüischen Bibel IV.—V. (A. Loisy). — E. 
Balla, Das Ich der Psalmen (P. Alfaric). — *G. Richter, 
Erläuterungen zu dunklen Stellen im Buch Hiob; E. 
Podechard, L'Ecclésiaste; L. Levy, Das Buch Kobeleth; 
R. H. Charles, The Book of Enoch; O. Holzmann, Die 
Mischna: Berakot; M. Beer, Pesachim ; W. Bacher, Die 
Proómien der alten jüdischen Homilie; J. Hehn, Die 
biblische und die babylonische Gottesidee; M. Haller, 
Der Ausgang der Prophetie; E. Klamroth, Die jtidischen 
Exulanten in Babylonien; P. Volz, DasN eujabrafest Jahwes; 
P. Humbert, Le Messie dans le Targum des prophétes; 
N. Mueller, Die jüdische Katakombe am Monteverde zu 
Rom; S. Krauss, Talmudische Archäologie III; C. Clemen, 
Der Einfluss der Mysterienreligionen auf das Alteste 
Christentum; E. Klostermann, Die neuesten Angriffe auf 
die Geschichtlichkeit Jesu; À. Goethals, Jésus à Jéru- 
salem; À. Schweitzer, Geschichte der Leben-Jesu-For- 
schung; E. deFaye, Gnostiques et gnosticisme; W.Koehler, 
Die Gnosis (A. Loisy). 

*A. Loisy, Mithra. — *L. Vouaux, Les Actes de pie 
et ses lettres apocryphes (A. Loisy). — W. Weyh, Die 
syrische Barbara- Legende; E. Meyer, Ursprung und Ge- 
schichte der Mormonen (A. Loisy). 


Remus de l'Histoire des Religions. 1914: 
LXIX. 1 . Cumont, La double Fortune des Sémites 
et les dos à dos de chameau. — A. Reinach, 
L'origine de deux légendes homériques. — R. Dussaud, 
Les tarifs sacrificiels carthaginois et leur rapport avec 
le Lévitique. — *A. Poebel, 1 The Babylonian story of the 
creation and the earliest history of the world (L. Dela- 
porte). — G. A. Barton, The tablet of Enkhegal (L. D.). 
— *G. Norden, Agnostos Theos (H. Jeanmaire). — *J. 
Meinhold, Josua (Der Versöhnungstag). Text, Ueber- 
setzung; 0. Holtzmann, Middot, (Von den Maßen des 
Tempels) (M. Lambert). — *M. Schwab, Le manuscrit 
hébreu No. 1408 de la Bibliothèque Nationale; M. 
Schwab, Le Livre de Mardoch6 Joseph (R. Basset). — 
*Passadoro, Le Aberrazioni dell’ Islamismo (R. Basset). 
. Horovits, Bab& Ratan, the Saint of Bhatinda 
(R. Basset). — ^F, Cumont, Catalogue des sculptures 
et inscriptions. antiques des Musées royaux du Cin- 
quantenaire; S. Grébaut, Qalémentos, version éthiopienne. 
I-II; Encyclopédie de TIslam XVIII (R. D.). 


noue de Métaphysique et de Morale. 1914: 
XXII. H. Baerlein, Abol Ala, the Syrian. 

GE des Traditions Populaires. 1914: 
1. J. Desparmet, Contes maures recueillis à Blida. 
2. J. Nippgen, Le Cyclope, version albanaise du mythe 
de Polyphème. 
3. J. Dospatuidh Contes maures (Forts.). 


Rivista di Filologia. 1914: 
1. F. Pfister, De codicibus ,Vitae Alexandri 1 vel 
„Historiae“ quae dicitur „de preliis“. — I. Krohmeyer 
und G. Weith, Antike Schlachtfelder: III 1. Italien. 
2. Afrika (V. Costanzi). — *R. Cagnat, La frontière mili- 
taire de la Tripolitaine à l'époque romaine; K. J. Beloch, 
Griechische Geschichte Bd. I (C. Lanzani). — *F. Cumont, 
Les mystères de Mithra, 3me éd. (D. Bussi). 

Rivista d'Italia. 1914: 
XVII. 2. *G. Ricchieri, La Libia. 


Römische Quartalssohrift. 1913: 


4. *G. Tafrali, Thessalonique an quatorzième siècle; 


Orientalistische o Literaturzeitung 1914 Nr. 1. 


834 


— —— 


G. Tafrali, Topographie de Thessalonique; A. Baumstark, 
Oriens Christianus Bd. XII (d. W.). 

Theologische Literaturzeitung. 1914: 
7. *M. Jastrow, Die Religion Babyloniens und Assyriens. 
Deutsch. Bd. II und Bildermappe (A. Jeremias). — *H. 
T. Fowler, A History of the Literature of Ancient Israel 
K. Budde). — *Die Mischna. Text, Uebersetzg. u. Erklg. 

. Holtzmann, Berakot; G. Beer, Pesachim ; K. Albre t, 
Challa; W. Windfuhr, Baba qamma (E. Bischoff). — *A. 
Harnack, Judentum und Judenchristentum in Justins 
Dialog mit Trypho (R. Knopf). 

Theologische Rundschau. 1914: 
1. W. Nowack, Altes Testament. Religionsgeschichte 
Israels I; J. Hehn, Die bibl. u. d. babylon. Gottesidee; 
À. Bertholet, Die Eigenart der alttestl. Religion; R. 
Kittel, Gesch. d. Volkes Israel; G. Behr, Mose und sein 
Werk; G. Diettrich, Mose d. Prophet; Alttestamentl. 
Studien, Rud. Kittel dargebracht; A. Jirku, Die Dämonen 
im AT; P. Volz, Das Neujahrsfest Jahves). 

Teologisi Tidsskrift. 1914: 
3. R. V. 1. E. Sellin, Einleitung in d. AT; C. H. Cornill, 
Zur Einleitung in d. AT; E. Sellin, Zur Einleitung in d. 
AT; C. H. Cornill, Einleitung i in die kanonischen Bücher des 
AT. 7. Aufl.; E. - Balla, Das Ich der Psalmen; G. Richter, 
Erläuterungen zu dunkeln Stellen im Buche Hiob; K. 
Budde, Das Buch Hiob, 2. Aufl. (H. Mosbech). 


Zeitschrift f. osteurop. Geschichte. 1913: 
IV 2. R. Pelissier, Bericht über eine Sprachforschungs- 
reise in Russland. 

Zeitschrift d. Deut. Palästina-Vereins. 1914: 
1. Th. Kühtreiber, Bericht über meine Reisen in Pa- 
lästina 1912. — P. E. Mader, Megalithische Denkmäler 
im Westjordanland. — G. Schumacher, Unsere Arbeiten 
im Ostjordanland. — G. Schumacher, Zur Verkehrs- 
geographie Palästinas. — G. Dalman, Zu „Arabische 
Vogelnamen von Palästina und Syrien“ ZD PV 1913 8. 165. 
— P. Thomsen, Kompendium der palästinischen Alter- 
tumskunde (K. Wigand). — H. Vincent et F. M. Abel, 
Jérusalem (R. E. Brünnow). — B. Brune, Josephus, der 
Geschichtsschreiber des heiligen Krieges, und seine Vater- 
stadt Jerusalem (P. Thomsen). — *Orientalisches Archiv, 
Bd. II u. III (H. Stumme). — *A. Langmesser, Palästina. 
Wanderskizzen (S. Benzinger). 


Zeitschrift d. Deutschen Morgenl. Ges. 1914: 
68. 1. A. Grohmann, Die im Aethiopischen und Kop- 
tischen erhaltenen Visionen Apa Schenutés von Atripe. 
II. Die arabische Homilie des Cyrillus. — O. Rescher, 
Notizen über einige arabische Handschriften aus Branaer 
Bibliotheken. Nebst Manuscripten der Selin Aga. 
F. Schwally, Zum hebräischen Nominalsatz. — 8. Poz- 
panski, Zur Geschichte der palüstinensischen Geonim, — 
J. H. Mordtmann, Türkischer Lehensbrief aus dem Jahr 
1682. — G. Jahn, Antwort auf die Besprechung meiner 
Schrift über die Elephantiner Papyri. — B. Vandenhoff, 
Zu den von G. Bickell Z. D. M. G. 27 veröffentlichten 
Gedichten des Syrers Cyrillonas. — *E. A. W. Budge, 
Coptic Apocrypha in the Dialect of Upper Egypt (W. E. 
Crum). — *Syrian Anatomy, Pathology and Therapeutios 
or „The Book of Medicines*. Text with an English 
Transl., by E. A. W. Budge (C. Brockelmann). — *Monu- 
menta "Telmudica: I. S. Funk, Bibel und Babel. II. S. 
Gandz, Recht (S. Krauss) — 8. A. B. Mercer, The 
Oath in Babylonian and Assyrian Literature; H. Tor- 
czyner, Altbabylonische Tempelurkunden; F. X. Kugler, 
Sternkunde und Sterndienst in Babel (C. Frank). 
*W. Bacher, Die Proómien der alten jüdischen Homilie 
(F. Perles). — J. Barth, Zu arab. rahman und buhtàn. 
— J. Eisenberg, Zur Quitte und Traumdeutung. — C. 


Frank, Der sumerische Gott KIL + SIG. — H. Bauer, 
Nachtrag zu meinem Aufsatz über die Kä Inschrift. 


Zur Besprechung eingelaufen. 


* bereits weitergegeben. 


*Revue Sémitique. 1914. XXII, Avril. 

*C. Ritter von Sax: Geschichte des Machtverfalls der 
Türkei bis Ende des 19. Jahrh. u. d. Phasen der 
„orientalischen Frage“ bis auf die Gegenwart. 2. Aufl. 
Wien, Manz, 1913. XXII, 664 S. Kr. 12,60. 

H. Gressmann: Das Weibnachtsevangelium. Göttingen, 
Vandenhoeck u. Ruprecht, 1914. 46 S. M. 1,20. 

Ostasiatische Zeitschrift. 1914. III, 1. 


CRU qune! ga. Cairo 1913. 2 Bde. faf, 
fv S. 


*Ministry of Finance. Egypt Survey Department. 
Archaeological Survey of Nubia. 

*Report for 1907—1908. Vol. I. Archaeological Report 
by G. A. Reisner. Cairo 1910. V, 3738. L. E. 2. 
Dasselbe, Vol. II. Report on the human remains 
by G. Elliot Smith and F. Wood Jones. Cairo, 1910. 
378 S. 6 Karten. 

Dasselbe. Report for 1908—1909 by C. M. Firth. 
Vol. II. Plates and Plans accompanying volume I. 
Cairo, 1912. 16 S. 56 Taf. 20 Karten. 

*Proceedings of tho Society of Biblical Archaeology. 
1914. XXXVI, 4. 

*Le Monde Oriental. 1913. VII, 3. 

*3. Langdon: Tammuz and Ishtar Oxford, Clarendon Press, 
1914. 196 S. 6 Taf. 

*W. Strehl u. W. Soltau: Grundriss d. Geschichte u. 
Quellenkunde. Bd. II. Römische Geschichte. 2. Aufl. 
Breslau, M. u. H. Markus, 1914. XII, 6998. M. 7,20. 

Loghat el-Arab. 1914. XI, Mai. 

„J. Lieblein: Recherches sur l'histoire et la civilisation 
de l'ancienne Egypte. Fasc. 3. Leipzig, J. C. Hinrichs, 
1914. S. 385—476. M. 

*Al Machriq. 1914. XVII, 6. 

*M. Th. Houtsma u. a.: Enzyklopädie des Islam. Lief. 20. 

*Oesterreichische Monatsschrift f. d. Orient. XL, 1/2. 

*H. Radau: Sumerian Hymns and Prayers to God Dumu-zi 
or Babylonian Lenten Songs (Babylonian Expedition 
Ser. A. XXX, 1). Erlangen, R. Merkel, 1913. XIII, 668. 
9 Taf. M. 14—. 

D. Künstlinger: Die Petichot des Midrasch rabba zu 
Genesis. Krakau, Selbstverlag, 1914. 61 S. | 

Th. Kowalski: Der Diwän des Kais ibn al Hatim. rig aa 
O. Harrassowitz, 1914. XXXVI, 97, 20 8. M. 

H. M. Wiener: The Pentateuchal Text. A reply to Dr. 
Skinner. London, Elliot Stock, 1914. S. 218—268. 6 d. 

H. Löwe: Führer durch den Lesesaal. C. Judentum, 
Orientalia. (Schriften z. Einführung in d. Benutzung 
d. Berliner Univ.-Bibl. Heft 4). Berlin, G. Reimer, 
1914. 23 S. M. 0,50. 

*Max van Berchem et E. Fatio: Voyage en Syrie. Tome I, 1. 
Le Caire, Institut Frangais d'archéologie orientale. 
1913. 104 S. 9 Karten. 

*Rendiconti della R. Accad. dei Lincei. 1913. Ser. V. 
Vol. XXII, 10—12; XXIII 1—2. 

*Anthropos 1914. IX, 1/2. 

F. Bork: Tierkreisforschungen. (S.-A.aus Anthropos. 1914.) 

*E. G. Klauber: Polit.-religióse Texte a. d. Sargoniden- 
zeit, bespr. v. V. Christian (S.-A. a. Wiener Zeitschr. 
Kunde d. Morgenl. 1914). | 

J. Surdwall: Ueber die vorgriechische lineare Schrift auf 
Kreta. Ein Beitrag z. Geschichte d ügüischen Ge- 
bietes im 2. Jahrtausend v. Chr. (Ofversigt af Finska 
Vetenskap - Societens Förhandlingar. 1913—1914. 
Bd. LVI, 13, 1.) 36 S. 


The 


Örientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. ?. 


836 


R. Eisler: Der Fisch als Sexualsymbol (S.-A. aus Imago 
III. S. 166—196. 1914). 

*J. Euting: Tagebuch e. Reise i. Innerarabien. Herausgeg. 
v. E. Littmann. Leiden, J. Brill, 1914. 304 S. 
1 Karte. M. 9 —. 

*G. Herbig: Kleinasiatisch-etruskische Namengleichungen 
(Sitzuagsber. K. Bayer. Ak. d. Wiss. 1912). M. — 80. 

*R. Dussaud: Les civilisations préhelléniques dans le 
bassin de la Mer Égée. 2e édition. X, 482 S. 
320 grav. 18 pl. Paris, P. Geutbner, 1914. Fr. 24 —. 

P. de Labriolle: Les sources de l'histoire du montanisme. 
(Collectanea Friburgensia. N. S. XV). Paris, E. 
Leroux, 1913, CXXXVIII, 282 S. 

Studien zur semitischen Philologie u. Religionsgeschichte, 
Julius Wellhausen zum 70. Geburtetag gewidmet 
(Beiheft z. Zeitschr. f. Alttest. Wiss.). Giessen, A. 
Tópelmann, 1914. X, 388 8. M. 18 —. 


Verlag der J. C. Hinrichs sehen Buchhandlung In Leipzig. 


Soeben erschienen: 


Peiser, Felix E.: Hosea. Philologische 
Studien zum Alten Testament. (IX, 87 S.) 
gr. 8°. M. 3.60; geb. M. 4.40 

Schomerus, H. W.: Das Geistesleben der 
nichtchristlichen Vólker und dasChristen- 


lum. Eine Aufforderung zur Auseinander- 
setzung der beiden Gróssen miteinander. 


(95 S.) 8°. M. 1.80 
Weidner, Ernst F.: Alter und Bedeutung 
der babylonischen Astronomie u. Astral- 


lehre nebst Studien über Fixsternhimmel 


und Kalender. (VIII, 96 S. mit 1 Tafel.) 
8°, M. 2 — 
(Im Kampfe um den Alten Orient, 4.) 


DEES 
Verlag von Eduard Pfeiffer in Leipzig. 


Soeben erschienen: 


Untersuchungen zur Geschichte der Hebräer 
Hen2= 0 7 


Jesus 
Die Entstehung des Christentums 


dargestellt von 
| Wilhelm Brbt. 
VIII, 192 Seiten 8°. Preis 8 Mark. 


Das Buch bedeutet eine Umwälzung unserer An- 
schauungen von Jesus und der Entstehung des Christen- 
tums, einen entscheidenden Vorstoss in ein bisher dunkles 
Gebiet der Menschheitageschichte. 


— on 


— 


Verlag u. Expedition: J. C. Hinriebs sche Buchhandlung, Leipzig, Blumengaase 2. — Druck von Max Schmersow, Kirchhain N.-L. 


Verantwortlicher Herausgeber: 


F. E. Peiser Königsberg 1. Pr., Goltz-Allee 11. 


E 


Orientalistische Literaturzeitung 


Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient 


und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers 
Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Heiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11 


Verlag der J. C. "m Buchhandlung, Leipzig 


17. Jahrgang Mr. 8 mire e E pa Aalen Pres a Le 


August 1914 


Inhalt. 
Abhandlungen u. Notizen Sp. 337—354 


Banetb, D. H.: Bemerkungen zu den 
Achikarpapyri (Schluss) 348 
Grimme, H.: Eine südarabische 
Monatsdarstellung (1 Taf.) . 337 
Haupt, P.: Die altbabylonische In- 
vasion Aegyptens . . . 342 
Meissner, B.: Der Anfang des zer- 
brochenen Prismas Asarhaddons 


Jastrow, M. jr.: 
Pancritius 
bespr. v. 


Land u Bibel I, 
Gustavs 


restauriert . 344 
Müller, W. M.: Zur Obeliskenüber- 
setzung des Hermapion 353 


Ungnad, A.: Ein Statthalter von 
343 


Witzel, M.: Ist das Verbalpräfix Niebuhr 


EA] bi zu lesen?. . 846 


Eine südarabische Monatsdarstellung. 


Von Hubert Grimme. 


(Mit einer Tafel.) 


Im neuen kaiserlichen Museum zu Konstan- 
tinopel befindet sich seit geraumer Zeit ein aus 
Südarabien stammendes Steinrelief (Fragment, 
rechts abgebrochen, 0,68 cm hoch, 1 m breit), 
wozu der Katalog vom Jahre 1895 bemerkt: 
*Nr. 216. Bas-relief représentant une forteresse 
ou un autre édifice, avec murs crénelés et trois 
tours à deux étages, couvertes d'un toit conique, 
avec fenêtres et balcons. Daraufhin ist das 
Denkmal lange unbeachtet geblieben, bis vor 
kurzem Krencker, einer Anregung Weissbachs 
folgend, im 2. Bande des Berichtes der Deutschen 
Aksum-Expedition es nach seiner ornamentalen 
Seite in Vergleich gestellt hat mit den altäthi- 
opischen Monolithen und dabei die Meinung 
vertritt, es ahme ein Bauwerk, vielleicht gar 
die Burg Gomdán in Sand nach. In längerer 
Ausführung über seine architektonischen Einzel- 
heiten werden Wandsysteme mit dreifachen 
Pfeilervorlagen und fensterähnlichen Vertiefun- 
gen, Turmsysteme mit je einem Machiculi und 
Firstbekrönungen von eigenartiger Form an- 
genommen. 

Mir selbst war das Relief im Jahre 1912 bei 

337 


Besprechungen. . . 

Heinisch, P.: Das Buch der Weisheit, 
bespr. v. S. Landersdorfer 365 

Hess, J. J.: Die Entzifferung der 
thamüdischen Inschriften, 
v. H. Grimme MM 

Die Religion Baby- 


Maxudiauz, M.: Le parler arménien 
d’Akn, bespr. v. J. Karst . 
Otto, W.: Herodes, 


Palästinajahrbuch IX (1918), beepr. 
v. J. Herrmann . 373 


Sp. 354—376 Schlatter, A.: Die hebräischen Namen 
bei Josephus, bespr. v. I. Löw 367 
Spiegelberg, W.: Die demotischen 
Papyri Hauswaldt, bespr. v. F. Ll. 
Griffith ..... 354 
un G.: Das Grab des Ti , bespr. 
. W. Wreszinski . 306 
Winkler, H.: Zur Völkerkunde von 


bespr. 
362 


l dA b v. M. 
oniens un MDC. espr. v 2 Ost-Europa, bespr. v. H. H. Fi- 
Kunstgeschichte in Bildern I, II, gulla ........ 976 
E. Brandenburg 357 Sprechsaal. . . . . Sp. 376—377 


1, 2, bespr. Ke Güterbock, B.: Berichtigung 376 


Altertumsberiohte . . . . . 377 
Aus gelehrten Gesellschaften. 377 
NL io I 
Personalien . . . . + 981 
Zeitsehriftenschau . . . 382—383 
Zur Besprechung elngelaufen 383—394 


374 
bespr. v. C. 
369 


einem Besuche des Museums in Konstantinopel 
so sehr aufgefallen, dass ich eineZeichnung davon 
anfertigte. Aus dieser und einer mir nachher 
von der Museumsverwaltung gütigst zur Ver- 
fügung gestellten Photographie wurde mir bald 
klar, dass es sich um mehr als eine bloss archi- 
tektonische Darstellung handele; bei näherem 
Studium wurde mir das, was ich gleich anfangs 
vermutete, zur Gewissheit, dass nämlich ein Stück 
des sabäischen Kalenderwesens aus dem Bild- 
werke zu uns spricht. 

Die in der genannten Aksumpublikation als 
besonders rätselhaft bezeichneten ‚Firstbekrö- 
nungen’ dienten mir als Führer zum Verständ- 
nisse des Ganzen. Es sind Bukranien: Hörner, 
Stirnhaare und einen keilförmigen Stirnaufsatz 
teilen sie mit den anderen uns überlieferten 
sabäischen Bukranien, z. B. den fünf neben- 
einander dargestellten des in OLZ 1908 Nr. 6 
veröffentlichten Reliefs, den beiden der Zauber- 
tafel des Wiener Hofmuseums (Nr. 24) und denen 
des Bulawayo-Steines. Eigentümlich ist bei 
unseren Bukranien die nach unten gehende py- 
ramidale Verlängerung; ich führe sie auf den 
zufälligen Umstand zurück, dass esgalt, dieStier- 
köpfe mit den darunter liegenden breiteren 
Mauerfeldern als zusammengehörig erscheinen zu 
lassen. 

338 


889 


Die südarabischen Bukranien haben sym- 
bolischen Wert. In erster Linie wird man sie 
auf diejenige Gottheit beziehen, die sich dem 
Auge am Nachthimmel in Hörnerform zeigt, 
also auf den Mond, genauer gesagt, auf den 
wachsenden Mond. Dafür kann man sich auf 
sabäische Münzen (z. B. Wiener Hofmuseum 
Taf. XIV, 26, 27) berufen, die das Bukranion mit 
einer darüber gesetzten Mondsichel kombinieren. 
Findet sich gelegentlich neben einem grösseren 
Bukranion ein kleineres, so ist kaum zweifel- 
haft, dass jenes als Mondsymbol zu gelten hat; 
ob das kleinere sich etwa auf einen anderen 
Himmelskörper bezieht, der verschiedene Phasen 
oder auch Helligkeitsgrade zeigt, wie z. B. die 
Venus, oder ob es ebenfalls den Mond bedeutet, 
aber im Stadium des Abnehmens oder als Reprä- 
sentanten eines ‘hohlen’ neunundzwanzigtigigen 
Monats, das auszumachen liegt abseits von 
unserer Aufgabe. Wo mehrere Bukranien in 
gleicher Grösse nebeneinander dargestellt sind, 
wird man sie am wahrscheinlichsten als Sym- 
bole mehrerer Monate nehmen. Mit dieser 
Deutung werden wir dazu kommen, die Einzel- 
heiten unseres Reliefs als Züge einer Darstellung 
des Verlaufes eines Monats zu erklären. 

Der obere Rand des Reliefs zeigt zwischen 
dem ersten und zweiten, ferner zwischen dem 
zweiten und dritten Bukranion je 27 senkrechte 
Stäbchen, die oben eine kleine Scheibe tragen 
(also nicht, wie die Aksumpublikation es 
darstellt, vierkantig abschliessen). Dieselben 
Stäbchen zeigen sich auch hinter dem dritten 
Bukranion; doch lässt sich wegen der fragmen- 
tarischen Erhaltung des Steines nicht sagen, 
in welcher Zahl sie hier einmal vorhanden 
waren. In der Mitte des Längsstreifens, der 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 8. 


840 


Die Länge einer Lunation beträgt etwas mehr 
als 291/, Tage (genauer 29,530588 Tage); eine 
Folge von Mondmonaten ergibt für die Kalender- 
praxis abwechselnd solche von 30 und 29 oder 
auch von 29 und 30 Tagen. So kann der Mond- 
monat für sich allein genommen mit Abrundung 
nach oben zu 30 Tagen angesetzt werden, wie 
es z. B. in der Epaktenrechnung der Fall ist. 
Solches scheint auch auf unserem Relief ge- 
schehen zu sein. 

Wenn diese Dreissigzahl durch die Stäbchen 
in 27+3 Einheiten zerlegt ist, so bedeuten 
jene die 27 Tage, da in Mittelmeerbreiten und 
südlicher der Mond mehr oder weniger sichtbar 
ist, diese die drei Tage, da man ihn nicht 
wahrnimmt, d. h. den 1¼ bis 1½ Tage dauernden 
Zeitraum, da die alte Sichel vor der wahren 
Konjunktion unsichtbar ist, und den 1!/, bis 
1!/, Tage dauernden Zeitraum der wahren Kon- 
junktion, da die junge Sichel noch nicht ge- 
sehen wird. Als deutlichen Hinweis auf diese 
beiden Perioden nehme ich es, wenn 27 Stäbchen 
unseres Reliefs eine Scheibe, d. h. die Mond- 
scheibe tragen, drei andere aber ohne eine solche 
dargestellt sind. 

Die Züpfchen sollen gemáss ihrer verschie- 
denen Gruppierung gewisse Teilungen des Monats 
ausdrücken. Zunächst diejenige in Hälften. 
Die natürliche Halbierungsscheide des Monats 
ist der Tag, an dem der Mond voll wird: bis 
zu diesem führen uns die D + 12 Zäpfchen der 
ersten beiden Felder. Die zweite Hälfte des 
Monats vom Eintritt des Vollmonds bis zum 
scheinbaren Verschwinden der alten Sichel sehe 
ich durch die 2 + 11 Zäpfchen des dritten und 
vierten Feldes ausgedrückt. Die Ungleichheit 
der beiden Hälften hat ihren Hauptgrund darin, 


von einem Bukranion gedeckt wird, stehen auf|dass in die erste die drei Schwarzmondtage mit 


einer Art Riegel drei dickere Stäbchen, die 
nicht in Scheiben auslaufen. Die verschiedenen 
Längsstreifen, in welche das Relief gegliedert 
ist, vertiefen sich stufenförmig, wobei sich in der 
mittleren Rille rechteckigeZäpfchen zeigen, deren 
Zahl von Streifen zu Streifen auffällig wechselt. 
Unter dem Bukranion sind es 5, in dem rechts davon 
laufenden Streifen 12, weiter 2, endlich 11. Diese 
Zahlen wiederholen sich auf dem Felde zwischen 
dem ersten und zweiten Bukranion wie auch 
auf dem zwischen dem zweiten und dritten; hinter 
diesem letzten finden sich noch einmal die 5, 12 und 
2 Zäpfchen — weitere sind offenbar abgebrochen. 

Es ist wohl nicht zufällig, dass die Zahl 
der Stäbchen wie der Zäpfchen auf dem Raume 
von einem Bukranion zum anderen die gleiche 
ist: nämlich 30. Diese Dreissigzahl nehme ich 
mit Bezug auf die darüberstehenden Mondsym- 
bole für die in doppelter Weise dargestellte 
Zahl der Tage eines Mondmonats. 


einbegriffen sind, während die zweite ganz aus 
Tagen besteht, an denen der Mond sich dem 
Auge zeigt. Nach Abzug der drei Schwarz- 
mondtage verbleiben der ersten Hälfte 2 + 12 
Tage, so dass sie der zweiten Hälfte von 2+11 
Tagen so weit entspricht, wie es bei einer für 
die Praxis des gewöhnlichen Lebens bestimmten 
Monatsteilung überbaupt möglich ist. 

Auffällig ist der am zweiten Tage hinter 
der jungen Sichel und hinter dem Vollmonde ge- 
machte Zeiteinschnitt. Es ist mir nicht klar, 
ob er in Beziehung steht zur bürgerlichen Zeit- 
rechnung oder Kultus des Mondgottes. Immer- 
hin müssen wir mit der Tatsache rechnen, dass 
die Südaraber oder speziell die Sabäer den 
Monat in vier verschieden lange Abschnitt zer- 
legten, was eine Teilung des Monats oder Jahres 
in Wochen von konstanter Länge wohl aus- 
geschlossen hat. 

Es muss noch auf eine Schwierigkeit hin- 


841 


gewiesen werden. Das Mondjahr zeigt in regel- 
mässigem Wechsel eineFolge von vollen (dreissig- 
tägigen) und hohlen (neunundzwanzigtägigen) 
Monaten; der Fall, dass einhohlerMonatzwischen 
zwei vollen als voll gerechnet wird, kann — 
wie z. B. das jüdische Jahr lehrt — zwar ein- 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 8. 


343 


fünf Epagomenen eines Sonnenjahres gewühlt 
hátte. Aber mit dem Sonnenjahre für Südara- 
bien zu rechnen, verbieten Wohl die vorstehenden 
Ausführungen; auch sieht man nicht recht ein, 
weshalb der Träger eines so kurz wührenden 
Amtes seine Ernennung durch eine Tempelur- 


treten, ist aber äusserst selten. Da nun auf|kunde zu verewigen getrachtet haben sollte. 


unserem Relief zwei Monate von je 30 Tagen 
nebeneinander dargestellt sind, so wird man es 
kaum für ein Bruchstück einesJ ahreskalenders 
halten dürfen. Es soll wohl nur den zu 30 
Tagen angesetzten Normalmonat darstellen, 
dessen Wiederholungen bloss dekorative Be- 
deutung haben. 

Was das vorliegende Relief über die Natur 
der südarabischen Monatsrechnung zu lehren 
scheint, ist also folgendes: Als Monat galt der 
Zeitraum einer Lunation; als sein Anfang wurde 
.der Tag des Verschwindens der alten Sichel, 
als grösster Einschnitt in denselben der Tag des 
Vollwerdens des Mondes genommen; kleinere 
Teilungen wurden nach dem zweiten Tage der 
jungen Sichel und nach dem zweiten Tage des 
Vollmonds gemacht. 


Keine Antwort gibt unser Stein auf die Frage, 
ob das südarabische Jahr den Charakter eines 
reinen oder eines gebundenen Mondjahres gehabt 
babe. Dass aber letzteres der Fall gewesen 
sei, lässt sich aus anderen Zeugnissen ziemlich 
sicher entnehmen, vor allem aus den zahlreichen 
Monatsnamen, die auf Jahreszeiten oder Natur- 
erscheinungen, die in bestimmte Jahreszeiten 


fallen, hindeuten, nämlich x075 Frühlingsmonat 
(OM 12, 13), p^ 'Sommermonat' (Gl. 618, 26, 
27), prp 'Herbstmonat' (Arn. 3, 4), W Frost- 
monat’ (Gl. 618, 17), WH (so wohl zu lesen statt 
xn?) ‘Griinmonat’ (Hal. 188, 4), vielleicht auch 


"Ww" 'Früchtemonat(?) (Hal. 51, 10 u. ö.). 
Dann ist auch wahrscheinlich eine Monats- 

schaltung inschriftlich auf der Votivtafel von 

:Amrän CIS IV 83 bezeugt mit den Worten: 


apn enm 3 cwm 
Do qim npeox 
nup wzi py 
jnaewn pa 09 

... . DIMOY AAD 


Watar™ von der Sippe Martad™ hat dem Ilmakhu 
von Hirran diese Weihinschrift zugeeignet, 
weil (?) er proklamiert wurde (?) zum Musahhir 
zwischen den zwei Jahren im Jahre des Suma- 
karib ...’ 

Ein Musahhir hatte jedenfalls mit dem Monat 
(Sahr) etwas zu tun. So hält ihn H. Winckler 
für einen Interrex, den man für die Dauer der 


War aber, wie ich annehme, der Musahhir der 
eponyme Beamte eines Schaltmonates, der nur 
alle drei Jahre einmal eintrat, so begreift sich 
die Tatsache der Beurkundung seiner Amts- 
übernahme schon leichter. Da dem Ausdrucke 
MuSahhir noch ein erklärender Zusatz ‘zwischen 
den zwei Jahren’ folgt, so ist wohl nicht daran 
zu denken, dass der südarabische Musahhir ein 
berufsmüssiger Interkalator gewesen sei. 

Es spricht somit manches dafür, den alten 
Südarabern das gebundene Mondjahr als Form 
ihrer Jahresrechnung zuzuschreiben. Sind die 
dafür beigebrachten Gründe auch nicht unbedingt 
durchschlagend, so dürften die Hypothesen, 
wonach der südarabische Kalender nach anderen 
Grundsützen festgelegt gewesen sei, jedenfalls 
eine weit ungenügendere Begründung aufweisen. 


Die altbabylonische Invasion Aegyptens. 
Von Paul Haupt. 

W. Max Müller hat mich (am 19./9. '13) 
auf seine Darlegungen über Asiaten in Aegypten 
vor der XI. Dynastie inMVAG1912 aufmerksam 
gemacht. Er meint damit seine Abhandlung Die 
Spuren der babylonischen Weltschrift in Aegypten 
(Leipzig 1912) = MVAG 17, 3. Am Schlusse 
dieser Arbeit (S. 86) sagt Müller, dass er die 
Frage, wie die politischen Machtverhältnisse 
Babyloniens im dritten Jahrtausend synchro- 
nistisch zu seinen Ergebnissen stimmen, bei der 
Unsicherheit der älteren Chronologie Aegyptens 
wie Babyloniens nicht untersucht habe. Auf 
S. 84 meint er, dass den Aegyptern die Keil- 
schrift anscheinend nicht direkt aus Babylonien, 
sondern durch ihre nächsten Nachbarn, die 
Kanaanäer bekannt geworden sei. Nach meinen 
oben(1913Sp.488ff.)gegebenen Andeutungen wird 
man der Annahme einer direkten Beeinflussung 
anders gegenüberstehen. Im übrigen passen 
Müllers Ausführungen durchaus zu meinen 
Annahmen; man vergleiche besonders S. 50°. 53°. 
63". 67", 81. 83. 88! der Müllerschen Schrift, 
auch seine Bemerkungen über Weltverkehr im 
dritten Jahrtausend (S. 73) und über die Ver- 
besserungen im Schiffswesen der Aegypter in 
der V. Dynastie (S. 81°). Man lese dazu auch 
die Ausführungen W. M. Flinders Petries 
in seiner History of Egypt from the Earliest 
Times to the XVIth Dynasty (London 1895) 


‘a zz unten, 
* 


843 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 8. 


944 


pP. XVIII—XX. Einer der hervorragendsten 

eutschen Aegyptologen, der anfänglich meiner 
Annahmeeinerbabylonischen Invasion Aegyptens 
gegen Ende der Regierung Pepis II. sehr skeptisch 
gegenüberstand, ist jetzt von der Richtigkeit 
meiner Ansicht ganz überzeugt; nach einem un- 
veröffentlichten Papyrus, der demnächst heraus- 
gegeben wird, soll es ganz unzweifelhaft sein, 
dass zwischen Dyn. VI und Dyn. IX wirklich 
eine semitische Invasion Aegyptens stattge- 
funden hat. 


Ein Statthalter von Mari. 
Von A. Ungnad. 


In dem neuesten Heft der MDOG (54), S. 23 
bespricht Andrae eine im Iätartempel zu Assur 
gefundene Siegellegende eines Statthalters von 
Ma-ri (Andrae Ma-er), dessen Namen Andrae 
I-gi-"Da-gan liest. Dies ist zweifellos ein Ver- 
sehen für I-si-"Da-gan; denn Ge ist ein in 
„westsemitischen“ Namen häufig begegnendes 
Element i. 

Was diesen Namen aber besonders interessant 
macht, ist sein Vorkommen in dem altbabylonischen 
Brief CT IV 1.22. Hier wird berichtet (Z. 13 fl.), 
wie ein gewisser Ja- di-ri, der Sohn des Js-s1- 
ilu Da- gan, und sechs Leute aus Hanat einem baby- 
lonischen Beamten (einem Pa-Mar-Tu) von einer 
Verschwörung gegen die babylonische Herrschaft 
Mitteilung machen. Wenn wir nun im gleichen 
Briefe (CT IV 2, Z. 19) hören, wie der Ab- 
sender klagt 

19 na tu-uk-ku-ul-ti an-nu-ü-tim ha-al-ku-tim 
2084 iS-tu ma-ri* i-tu-ru-nim 
#parakkam Sá '"marduk ra-i-mi-ka ü-88-al-pi-tu 

d. i. „Im Vertrauen auf jene Flüchtlinge, die 
aus Mari zurückgekehrt waren, rissen sie 
die Kapelle Marduks, der dich liebt, nieder“ —, 

wenn wir auch hier eine Verbindung zwischen 
Issi-Dagan und Mari konstatieren können, so 
ist es immerhin wahrscheinlich, dass beide 
Personen identisch sind. 

Der Brief CT IV 1. 2 gehört der Schrift 
nach höchstwahrscheinlich in die Zeit Ammi- 
ditanas. Ist die Identifizierung der Person richtig, 
so wäre damit die Zeit der Schicht, in der jener 
Siegelabdruck gefunden wurde, bestimmt. 

Gleichzeitig ergibt sich, dass i-si in Personen- 
namen dieser Art als issi zu fassen ist, wie ja 
überhaupt in der Hammurapi-Zeit 2: häufig für 
si steht (vgl. Namen wie Zi-ja-tum). 

Zu der interessanten Inschrift S. 16, die die 
Gleichzeitigkeit Bár-Sins von Ur mit Zariku, 
dem Statthalter der Stadt ASSur zeigt, sei be- 


1 Vgl. H. Ranxs, Pers. Nam., S. 25. 
* Vgl.F.Paiser, MVAG 1901,S. 144 ff.; ferner A.Unenap, 
Babyl. Briefe (im Druck) Nr. 238. 


merkt, dass diese Stadt zweifellos dem Lande 
angehörte, das man als Subartu bezeichnete. 
Bür-Sin führt den Titel „König der vier Welt- 
teile“ nicht als Herrscher Nordmesopotamiens, 
sondern weil er die vier Weltteile Babylonien 
(= Sumer-Akkad), Elam, Subartu und Amurru 
beherrschte i. 


Der Anfang des zerbrochenen Prismas 
Asarhaddons restauriert. 


Von Bruno Meissner. 

Der sog. zerbrochene Zylinder Asarbaddons 
(III R. 15), der in seinem Anfang über die auch 
aus der Bibel her bekannten Thronstreitigkeiten 
bei seinem Regierungsantritte berichtet, ist in 
letzter Zeit durch eine ganze Reihe neugefun- 
dener Fragmente ergänzt worden, die uns vor 
allem in den Stand setzen, die Berichte des Be- 
ginnes seiner Regierung fast vollständig zu 
restaurieren: 

1. Ungnad, der den Text III R. 15, I, 1 f£. 
bei Gressmann, Altor. Texte und Bilder I 122 f. 
übersetzte, gab „wertvolle Ergänzungen“ eines 
unveröffentlichten Fragments des Berliner Mu- 
seums, die den Anfang von Col. I und II ver- 
vollständigen. 

2. Delitzsch hat in ALS 79 augenscheinlich 
nach einer andern im Berliner Museum befind- 
lichen Inschrift (VA 3458) den Text von IIIR. 
15 Col. I unten um 5 resp. 7 Zeilen erweitert. 

3. In DEP XIV, 36 ff. hat Sch eil drei, merk- 
würdiger Weise in Susa gefundene Fragmente 
publiziert, die er gleich richtig Asarhaddon zu- 
schrieb. a) Das erste mit Resten von zwei Ko- 
lumnen hat die Anfänge von Kol. I und II er- 
halten. b) Das zweite repräsentiert wohl Reste 
von Kol. III und IV oder IV und V. c) Das 
dritte, dreikolumnige Fragment gibt Teile von 
Kol. I, II und VI? 

4. Recht bedeutende Fragmente eines sechs- 
seitigen Prismas Asarhaddons hat Scheil dann 
neuerdings leider nur nach Abklatschen seines 
Bruders Sebastian in einer besonderen Publi- 
kation, Le Prisme S d'Assarhaddon, roi d'Assyrie 
(Bibliothéque de l'école des hautes études Nr.208) 
dem Studium zugünglich gemacht. 

Aus diesen verschiedenen Quellen lässt sich 
nun gerade der Bericht über die Ereignisse, die 
Asarhaddons Thronbesteigung vorangingen und 
der Ermordung seines Vaters unmittelbar folgten, 
fast lückenlos wiederherstellen. 


t Vgl. A. Unenan, BA VI 6, S. 18, bes. Anm. 3 (und 
auch 8. 13). 

? Scheil hält sie DEP XIV, 44 zweifelnd für Kol. V. 
Da sie aber die letzte Kolumne ist, auch Nr. 4 sechs 
Kolumnen bat, wird es sich auch hier gewiss um Kol. VI 
handeln. Gibt es überhaupt fünfkolumnige Prismen 
assyr. Herrscher? 


846 


Den Anfang des Zylinders bildete Name und 
Titel des Königs. Er ist erhalten Nr. 3a I, 
1—4 und Nr. 1, 1 4—7, wo nur die Enden der 
Zeilen erhalten sind. Dieser Abschnitt schliesst 
mit anäku! — ich, womit Nr. 4, I, 5 einsetzt. 

Es folgt nun Nr. 4, I, 6—31 die Erzählung 
von der Huldigung Asarhaddons als Thronfolger 
im Nisan (welchen Jahres?) und dem Unwillen 
seiner Brüder darüber. Die Enden der Zeilen 
sind auch Nr. 1, I, 8 ff. erhalten, ja sie reichen 
sogar noch 10 Zeilen weiter; doch lässt sich 
mit diesen Resten nicht viel anfangen. 

Vermutlich klafft hier eine kleine Lücke, in 
die Nr. 3e I hineingehóren muss. Vielleicht 
waren am Anfang die Namen der aufrührerischen 
Brüder genannt; das  Personendeterminativ 
scheint noch erhalten zu sein. Im weiteren Ver- 
lauf wird dann erzählt, dass die Aufrührer, die 
sich empört (issih[uü]) und, um die Herrschaft 
auszuüben, den König Sanherib getötet hatten 
(ana epe3 Sarfrüti Sin-ahé-riba Sar (mát) Assur] 
ina ru), von den Göttern nicht unterstützt wurden. 

Nach kurzer Lücke setzt dann III R. 15, I, 
1 ein, am Schlusse ergänzt durch Nr. 2. Nach 
der Entscheidungsschlacht in Hanigalbat, erzáhlt 
Asarhaddon, „traten sie (die Truppen) auf meine 
Seite, indem sie aufstanden, und hinter mir her 
wie junge Lämmer weideten? und um Herrschaft 
baten“. 

An den Schluss dieses Textes schliessen sich 
nun Nr. 4, II, 1 ff. und Nr. 3a, II, 1 ff. direkt 
an; denn auch auf der ersten Nummer wird 
Z. 3 nach Nr. 2, 32 zu lesen resp. zu ergänzen 
sein: ana mát là id-4 innabtü = sie flohen nach 
einem unbekannten Lande. Darauf wird dann 
die Rückkehr Asarhaddons erzählt, die am 8.* 
Adar stattfand, und die Rache an seinen Fein- 
den. Zum Schlusse tritt als Duplikat wieder 
Nr. 1, II hinzu, wo die Anfänge von sechs 
Zeilen erhalten sind. Ungnads Uebersetzung 
ist aber wichtig, weil sie zeigt, dass Nr. 4, II, 
14 nicht mit Scheil a-na nakré-ia, sondern wie 
das Klischee auch bietet a-na ah£-ia zu lesen ist. 
Auch in der folgenden Zeile wird Scheils Er- 
gänzung ki-ma epiri () /us-tab] -hi-it-ma nicht 
richtig sein, vielmehr scheint nach Nr. 1: ki-ma- 
13-ten dazustehen. Die Zeilen sind also zu über- 
setzen: Was die aufrührerischen Soldaten anbe- 
langt, [die, um die auszuüben] die Königsherr- 


1 Merkwürdig ist Nr. 1, I. 7 das vor „ich“ stehende 
„der kleine“. Das will nicht nicht recht in die Titulatur 
hineinpassen. 

Delitzsch gibt unsicheres ku (i- ta- xa - æu), aber 
auch III R 16, I, 27, das allerdings sehr schlecht erhalten 
ist, hat lu. 

* Es ist natürlich ü-sal(l)-lu-u zu lesen. 

* Nach der babylonischen Chronik III 38 fand die 
Thronbesteigung Asarhaddons am 18. Adar statt. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 8. 


846 


schaft von Assyrien, für meine Brüder einen 
bösen [Plan ausgeson|nen hatten, ihre Menge 
habe ich gleichmässig... Schwere Strafe legte 
ich ihnen auf und vernichtete ihre Nach- 
kommenschaft. 

Hiermit schliesst Asarhaddons Bericht über 
seine Thronstreitigkeiten, und es folgt die Auf- 
zählung seiner Tempelbauten besonders in Ba- 
bylon. Einige nicht unwichtige Kleinigkeiten 
fehlen uns noch zur Vervollständigung des Bil- 
des, aber im ganzen und grossen gewinnen wir 
durch die neuen Veröffentlichungen einen fast 
vollständigen Text, der, wie ich hoffe, in Bälde 
von anderer Seite philologisch und historisch 
behandelt werden wird. 


Ist das Verbalprafix AE öt zu lesen? 
Von P. Maurus Witzel. 


Aus einer Anzahl von Stellen, in denen 
dem Verbalpräfixe 6: in genauer Parallele ein 


rar] entspricht, hat A. Poebel! den Schluss 


gezogen, dass das in Frage stehende Zeichen 
bi gelesen werden müsse. Ich hatte schon BA 
VII 5 S. 27 die Frage diskutiert, ob NE in 
dem vorliegendem Falle bi zu lesen sei: „Aus 
dem Umstande, dass ne zuweilen mit bi wechselt, 
einerseits, und andererseits aus der Tatsache, 
dass NE auch den Lautwert bi hat, könnte 
man versucht sein, den Schluss zu ziehen, dass 
NE als Präfix bi zu lesen sei“. Poebel verweist 
auf diese Stelle, nimmt aber keine Stellung 
gegen die von mir dort angegebenen Gründe. 
Da es sich um ein überaus häufiges Präfix handelt, 
kann es nicht gleichgültig bleiben, welches die 
richtige Lesung sei. Es sei mir deshalb erlaubt, 
die Frage nochmals in aller Kürze zu behandeln. 
Ich könnte noch einen weiteren Grund für 
die Lesung bé (gegen ne) angeben: es folgt auf 
das eigentliche Präfix Ne niemals (wenigstens 
soviel mir bekannt ist) ein en, sondern immer 
in (also immer NE-in, niemals N E-en), während 
auf das Infix NE, da wo es für na zur Be- 
zeichnung des Dativ Plural steht, en folgt. 
Daraus könnte man den Schluss ziehen, dass 
NE-in bi-in, NE-en aber ne-en zu lesen ist. 
Aber trotzdem glaube ich nicht, dass die 
Lesung bi richtig ist. „Bewiesen“ wird sie 
jedenfalls aus den angeführten Gründen nicht. 
Denn wenn aus dem Umstande, dass mit NE 
ein bi wechselt, folgen müsste, dass für N.E bí 
gelesen werden muss, dann müsste mit derselben 
Notwendigkeit auch der Schluss gezogen werden, 
dass die Nominalsuffixe -bi, ba, welche oftmals 
in genauer Parallele mit ag, -na stehen (Vari- 


ı OLZ 1913, Sp. 391. 
' Siehe BA VIII b S. 85 Anm. 2. 


347 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 8. 


348 


anten ein und desselben Textes bieten die 
verschiedenen Affixel), ní und na zu lesen seien 
(oder auch umgekehrt), was doch niemand be- 
bauptet. Auch das andere, eben angeführte 
Argument kann nicht verfangen; es folgt daraus 
nur, dass das Präfix ne und das Infix ne, 
welche ja ganz verschiedenen Charakter haben, 
nicht genau gleichlautend gesprochen wurden. 
Nimmt man an, dass das Präfix ne etwas heller, 
mehr nach ni klingend, ausgesprochen wurde 
(eine solche Annahme kann im Sumerischen, 
wo derartige Vokalübergänge sicher eine be- 
deutende Rolle spielen, nicht befremden), so 
erklärt sich vollständig, wie auf das Präfix 
ne ein in, auf das Infix ne aber ein en folgen 
kann. 

Aber warum wehren wir uns gegen die Lesung 
bí? Weil hauptsächlich zwei Beobachtungen 
dagegen sprechen. Wenn NE als grammati- 
kales Bildungselement den Wert bi hätte, dann 
wäre es doch mehr als auffällig, dass es diesen 
Wert nur als Verbalpräformativ haben sollte, 
während doch sonst bi niemals mit dem Zeichen 
NE geschrieben wird. 


Noch durchschlagender aber und nach unserer 
Ansicht absolut beweisend für die Lesung ne 
ist folgendes: In späterer Zeit finden sich (bei 
ungenauer Orthographie) Verbalpräfixgruppen 
mit dem Bestandteile NE, die nach Ausweis 
der älteren Formen und auch einzelner Vari- 
anten sicher ein #5 enthalten müssten. So kommt 
z. B. sehr oft in-mi-in-íu(r) („er brachte es 
hinein“) vor; dafür steht dann zuweilen: in-ne- 
en-tu(r)!. Somit kann doch im letzten Falle 
nicht in-bí-en-tu(r) gelesen werden. Freilich 
kónnte man hiergegen den Einwand erheben, 
dass diese Lesung hier ausgeschlossen sei, 
einmal durch das vorausgehende in, sodann durch 
das folgende en. Doch es finden sich auch 
andere Beispiele von Verwechslungen zwischen 
ni und ne, wo dieser Einwand nicht gemacht 
werden kann. So findet sich igi-ba ne-in-dü-e, 
was wohl in igi-ba-ni-in-dü-e zu verwandeln 
ist, wie eine Variante desselben Textes tatsächlich 
hat. Jedenfalls zeigt diese Parallele, dass im 
ersten Falle nicht igi-ba bi-in-du-e zu lesen ist?. 
Hier kann man nicht einwenden, dass ni und 
bí ähnlich wechseln könnten wie bei den No- 
minalsuffixen. Denn bi und mi wechseln tat- 
sächlich bei den Verbalpräfixen nicht mitein- 


! Da es sich hier nicht um das eigentliche Präfix 
NE handelt, sind derartige Stellen keine Instanz gegen 
obige Aufstellung, dass auf das eigentliche Präfix NE 
kein en, sondern immer nur in folge; tn-ne-en — in-ni-in 
lautete in alter Zeit e-ni-(in). 

? Andere Fälle dieser späten ungenauen Schreib- 
weise siehe BA VIII 6 S. 49. Dort auch die Quellen- 
angabe für obige Beispiele. 


ander!; auch liegt es ja auf der Hand, dass es 
sich in diesen späten Texten nur um ungenaue 
Schreibweise ein und desselben Lautes handelt?. 


Bemerkungen zu den Achikarpapyri. 
Von D. H. Baneth. 
(Schluss aus Nr. 7.) 


29. Pap. 55, Z. 4. MONON MID NIM wi vow 


"30 Ny) möchte ich so übersetzen: Wenn ein 
kleiner Mann grosse Worte macht, so 
fliegen sie über ihn hinaus. “07D nehme 
ich als Tonwort für den Flügelschlag (vielleicht 
darf man üthiopisch $4 = fliegen vergleichen). 


Zur Konstruktion s. o. Bem. 19. Das Bild würe 
ühnlich wie Pap. 04,4: dem geringen Manne 
wachsen seine eigenen zu grossen Worte über 
den Kopf und er kann sie nicht mehr zurück- 
nehmen; sie sind davon. Die Fortsetzung lautet 
wohl: x mòs "hän mop naaa "2: Denn 
schon das Oeffnen seines Mundes ver- 
treibt die Gótter*. Allerdings erwartet man 
eher Wyrm. 

30. Das. Z. 10b —13a: pnun — u by Sin NIT 
'2—— MIR po xy. H) T NU D? TION) NON y 
:5—5—yb3 ip anmnnao) Hô NYD N.N "v2 ND 


pb 3535 ND 772 x5. Alle wesentlichen 
Einzelheiten dieser Fabel und ihrer tiefernsten 
Moral sind bereits erkannt; aber die Verknüpfung 
des Ganzen muss noch in klares Licht gestellt 
werden. Dies soll hier in einer Uebersetzung 
versucht werden (das Original entsprechend zu 
ergünzen, ist ebenso leicht wie unsicher): Der 
Bär ging hin zu den Läm[mern. Ersprach: 
Gebt mir eines von euch, so] werde 
ich mich zufrieden geben. Die Lümmer 
antworteten und sprachen zu ihm: Nimm 
dir von uns, was du nehmen magst*; wir 
[sind ja in deine Hand gegeben. Eben- 
so sind die Menschen in die Hand der 
Gótter gegeben]. Denn nicht in der Macht 


! Siehe BA VIII 6 S. 27. 

* Im übrigen hat es uns sehr gefreut, dass Poebel 
betreffs der Bedeutung des Verbalpräfixes ne zu den 
gleichen Resultaten gekommen ist, wie wir (trotz aller 
Verschiedenheit in der Auffassung des eigentlichen Wesens 
der Prüfixe. — Aus dem lehrreichen Aufsatze Poebels 
(„Die Datenformel des 31. Jahres Hammurabis“) möchten 
wir besonders auf die sehr geistreichen Ausführungen 
über die sumerische Kopula bi (bi-da, bi-da-ge) hinweisen. 
Wir können Poebel nur voll und ganz beistimmen, wenn 
er als eigentliche Gestalt dieser Kopula did annimmt. 

* Da hier polytheistische Vorstellungen vorliegen, 
80 muss wbx doch wohl auch dem Sinne nach als Plural 
angesehen werden. Wenn das Wort im st. abs. erscheint, 
so ist es wohl ähnlich wie die Eigennamen aufgefasst 
worden. 

Es ist ganz sicher N n zu lesen. Die Phrase 
ist viel ausdrucksvoller, schicksalsbewusster als uyl[2in Y. 
Vgl. auch Bem. 13. 


349 


der Menschen liegt es, ihren Fuss auf- 
zuheben oder niederzusetzen ohne [den 
Willen der Gótter. Ueberhebe dich nicht;] 
denn es hüngt nicht von dir ab, ob du 
deinen Fuss hebst oder niedersetzt!. 


31. Das. Z. 15: m x NIWM jpy Hv uw 
—num 93 NZ N 333 WIND. Es ist wohl das 
Natürlichste, am Ende (M>|Mv™ zu ergänzen, da- 
hinter vielleicht noch [90pm]: Wer im Dunkeln 
Holz spaltet, ohne zu sehen, gleicht dem 
Dieb, der in ein Haus einbricht und [er- 
tappt(undgetötet) wird]. DerSinnist wohl: man 
soll sich nicht um geringen Vorteilswillen in Gefahr 
begeben. Mit dem ersten Teil des Satzes stimmt 
die erste Hälfte eines Spruches in Hunain ibn 
Isháqs leider nur hebräisch vorliegenden "sp 


oban überein? (S. 42 Nr. 12 ed. Löwenthal 
unter den Sprüchen des DOWN): WIND nn ON 


PE NOW no yopa nyana. Hier ist der 
oben vermutete Sinn deutlich. 

32. Pap. 561 Z. 4—6: sm AT "23 m DIN 
Nero .. TOY 7229 JM Hoer DINN " «nem 
pov nor An... an N ... . 21 ID) mp 
e.. . . NN...) ON N qve» 
'5 Rip Dm 3...2. Sonderbarerweise 


scheint noch nicht bemerkt worden zu sein, 
dass hier dieQuelle für einen Spruch der jüngeren 
Rezension vorliegt, der wie so vieles am besten 
in der armenischen Version erhalten ist (Nr. 69b). 
Er lautet nach Conybeares Uebersetzung : ,I have 
lifted salt, and I have lifted lead, and it was 
not heavier than is debt (vgl AMP’ xna). 


For though I ate and drank (vgl. yawn 52wn v), 
I could not rest, until I repaid the debt (vgl. 


RMB... "y OWN ON qb) now) Den Grund- 
stock dieses eigenartig zusammengesetzten Satzes 
bildet, wie man sieht, Np D Wegen des 
gemeinsamen Begriffes Vp’ wurde in der spütern 
Rezension diese Sentenz zu den durch Ver- 
wechslung zusammengezogenen Sprüchen Pap. 


65, 1—2 mp n mn xd nop ner Non wv) 
m bp m pn Nd) MD Maou jn MU); . . bb 
(amin gestellt, denen sich auch — wegen der 


1 Nóldekes Emendation smimmsn) am Schlusse 
scheint mir zwingend; dagegen móchte ich Z. 12 in dieser 
im Singular gebräuchlichen Redensart (vgl. Z. 13 und 
Gen. 41, 44) für das überlieferte C7 73 nicht gern Granat 
einsetzen, was wohl als Dual empfunden worden würe, 
sondern eber HDD als mechanische Verschreibung 
für mnn ansehen. 

* Sollte dies und die versprengten andern Achikar- 
sprüche in diesem Buche nicht auf eine alte griechische 
Achikarrezension zurückgehen, die mit dem von Smend 
postulierten Pseudo-Demokrit identisch würe? (Ich habe 
mir noch notiert p. 30 Nr. 8b L. = Syr. Nr. 9; N 39 
Nr. 4 = Syr. Nr. 25 (vgl. dazu Sir. 36, 24); p. 32 Nr. 9 
vgl. Syr. p. y (Gleichnis 27). 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 8. 


350 


in der Tat ähnlichen Form — der Spruch Pap. 
54, 11 (x Pon N .. . Rip Sir AN nbyo 
may jp M v nm) angereiht hatte, vielleicht 
ursprünglich angereiht war (auf dem Papyrus 
steht er sicher an falscher Stelle). Unser Satz 
musste in den Versionen gemäss dem Zusamment 
hange, in dem er dort steht, notwendig in die 
Ichform umgewandelt werden, wobei die Worte 
der AIM [n As AIN ON nm? n qp (wie Ep- 
stein ergänzt) wegfielen, der Satz 5x "pp pow 
«ner: [own] ay Own eine andere Wendung er- 
hielt und, was am merkwiirdigsten ist, noch 
ein Teil des ersten Spruches (Bu 52wn ) in 
anderem Sinne eingeschaltet wurde. — Fiir 
unsern Text ergibt sich aus dieser Vergleichung, 
dass in NM SEIL so bedenklich es aussieht, 
ND als Prädikat zu ND aufgefasst werden muss 
(vgl. Pap. 49,2 und oben Bem. 1 Ende), mög- 
licherweise davor noch [N Y Cl oder ähnliches! 
zu ergänzen ist. Epsteins Ergänzung ] “Y 
[Down] speit ist dem Sinne nach richtig; aber 
mit Rücksicht auf die Grósse der Lücke vor 
Srel und darauf, dass das folgende Wort auf n 


oder 5 endigt, möchte ich lieber xnalt Down] y 
ergänzen und annehmen, dass darauf ein neuer 
Satz etwa mit "xp gët NN] beginnt, der 
einen Vergleich enthält: [Wenn du in Not?] 
bist, o mein Sohn, borge Getreide und 
Weizen soviel, dass du essen,satt werden 
und deinen Kindern abgeben kannst 
(quod edas...). Schwerer [als Blei] sind 
Schulden, und von einem bósen Manne 
borge (überhaupt) nicht. [Und wenn] du 
etwas borgst, gónne dir keine Ruhe, bis 
[du die Schuld bezahlt hast. Die Rück- 
erstattung]desGeborgtenistsüss wie.... 
und seine Bezahlung füllt? das Haus. 

33. Das. Z. 7. Am Anfang könnte gestanden 
haben Pen gn de 2020 wi = Leihe 
einem Lügner nicht dein Ohr. 

34. Das. Z. 8: W.. So sam 107 [—] 
eg PM "Or Paw qpn....w . Am An- 
fang ist sicher 25 zu lesen, das dem be- 
reits erkannten [m]x Dm gegenübersteht. In 
dem nicht mit Sicherheit zu entziffernden t ... 
ist wohl das Verbum des Satzes zu suchen. 

35. Das. Z. 9. Für op m hat Epstein be- 
reits eine treffende Parallele aus dem Talmud 
gebracht. Im Wortlaute steht noch etwas näher 
als yup w eine Stelle im Midrasch Echa rabb. 


1 Mein Vater vermutet dagegen [nn Sx]: [Nimm 
kein] drückendes Darlehen [auf], und von 
einem [harten] Manne borge überhaupt nicht. 

* Mit Nöldeke. 


3 Nbr beruht wohl auf einem Schreibfehler. 


851 


(Abschnitt 12), wo ein Athener, weil er die 
Kombinationen seines jüdischen Sklaven für Er- 
findungen hält, in die Worte ausbricht: Sta 


"mp "2m". Die Bedeutung der Redensart be- 
darf aber noch der Aufklärung. 

36. Pap. 57 12: ri jnow ay v^w nv nz] 
[ojm pe Sy pm Hier ist Oy prägnant ge- 
braucht (— im Beisein, unter dem Bei- 
stande); in derselben Bedeutung wie ſo kann es 
keinesfalls gebraucht werden. Es ist hier wie 
an so vielen Stellen der Gedanke ausgedrückt, 
dass der von den Góttern Beschützte vor allen 
Gefahren sicher ist. pe ist wie targ. und syr. 
xX = Nachtunterkunft. Die Sicherheit in 
der Nacht wird wegen ihrer besonderen Wich- 
tigkeit oft hervorgehoben; zu vergleichen ist 


besonders Ps. 91,1 (pwry mw 5x2). Auffallend 


ist aber die Präposition by: es scheint geradezu 
an das Nachtlager gedacht zu sein. Am Schluss 
ist die Lösung m sicher; aber das Wort gibt 
keinen befriedigenden Sinn, nicht einmal, wenn 
man an hebr. à (= Körper) denkt. Daher 
darf man wohl die ganz geringfügige Aenderung 
in [Ol wagen, die durch die zahlreichen bib- 
lischen Parallelen, nach denen Gott die Frommen 
mit seinem Flügel schützt, empfohlen wird. 
Allerdings liegt eine Vermischung der Bilder vor, 
die besonders in dem störenden 5y zutage tritt. 
Ich übersetze: Was braucht sich ein Mensch 
zu hüten, wenn die Götter bei ihm sind, 
was sich zu schützen unter dem Obdach 
ihres Flügels? 

37. Das. Z. 5—6a. Ich stimme in der Lesung 
und z. T. in der Ergänzung mit Epstein über- 
ein, fasse aber so zusammen: do WN [yv wb] 
Nen mind ax 26 23 mim] vm n» 223 
[nmw]23 ney m5» [ox = [Es weiss nie]mand, 
was ein anderer im Schilde führt. Wenn 
nun ein guter Mann einen schlech[ten 
unterwegs sie]ht, soll er sich ihm [nicht 
auf seinem Wege] anschliessen. 

38. Das. Z. 6b: o no nw? NO ax Sym 
2d. 25. Hier könnte NW einen zwei Häuser 
verbindenden Bau bedeuten (wie bei Sayce- 
Cowley Pap. A) oder einfach ein gemeinsames 
Dach, so dass wie so oft in der Spruchliteratur 
vor einem bösen Nachbar gewarnt würde. Ist 
diese Deutung, die der Schluss h Of] 26 733 
[n> nahelegt, richtig, so muss man das vorher- 
gehende nb mit Nöldeke als dat. eth. zu n 
wie in Z. 3 erklüren. 

39. Pap. 57 II Z. 3—4: 

DCH NTIN ANDI "PG 
ride npm Ton npaw 


Wie die Trennungsstriche anzeigen, gehören 


* 9.9» 0 @ @ 6€ © 


Orientalistische Literaturseitung 1914 Nr. 8. 


852 


die beiden Zeilen zusammen. Das ist wohl 
nur dann möglich, wenn sie Parallelen bilden, 
in denen das beiden gemeinsame Verbum par 
die Gegenüberstellung bewirkt und zugleich ein 
Wortspiel darstellt: Ich habe dich im Schutze 
der Zeder gelassen und [dich] umkreist! 
[wie ein Adler seine Jungen?], du hast 
deine Pietát gelassen und [dein Herz] ver- 
hürtet. Diese Gegenüberstellung machtes wenig 
wahrscheinlich, dass mit Halévy und Nöldeke 
xx] Porn zu ergänzen ist In ganz ähn- 
lichem Parallelismus (Entgegensetzung von Achi- 
kars Wohltaten an Nadan und dessen schänd- 
lichem Verhalten gegen ihn z. T. in bildlicher 
Form) ist übrigens der Anfang der Strafreden 
Achikars in den Versionen gehalten. 
40. Das. Z. 5—6. 
. . . DD ym N° v n AM 
....D DB Hep 2 Sonn On 


Epsteins kundiger Blick hat in dem an der 
Spitze stehenden Worte das syr. Wim (= er- 
mahnen, strafen) erkannt; zugleich hat er 
bemerkt, dass die beiden Zeilen nicht getrennt 
werden dürfen. Danach möchte ich folgende 
Ergänzung vorschlagen: Wer den ermahnt, 
der nicht weiss, was er ie ist ein Tor. 
Nicht nötig ist bei einem] weisen [Manne] 
Reden; denn das Auftun des Mundes ver- 
[steht? er schon]. Nur inhaltlich entspricht 
Nr. 40 und 41 des syrischen Achikar?. Es sind 
eben die alten Sprüche durch bekanntere und 
drastischere ersetzt worden. 

41. Pap. 58. Z. 8: m AMID v) 
den. b Dap say. Am Anfang ist nicht w), 
sondern WD zu lesen; danach möchte ich etwa 
wolw op win pow N°] ergänzen. Die beiden 
letzten Worte lauteten wohl "loi Jeun: 
[Es erhált nicht Recht vor Scha]masch in 
seinem Streite, wer an seinem Herrn 
schlecht gehandelt hat. Schamasch tritt hier 
am deutlichsten als Gott des Rechtes und der 
Gerechtigkeit auf (vgl. auch Pap. 57, 13—14). 

42. Das. Z. 9: (m NN .... Die Ergänzung 
des ersten Wortes zu SOS liegt sehr nahe, 
und man kombiniert leicht, dass das femininische 
Subjekt etwas ist, was die Beute des Wolfes wird. 
Nun findet sich im syrischen Achikar (Nr. 36) 
der Spruch: 82877 gp AMIS jac" KW "2 
xin. Die Wahrscheinliehkeit, dass hier ein 
Bruchstück dieses Spruches vorliegt, wird dadurch 
fast zur Gewissheit, dass sowohl in den Versionen 
wie auf dem Papyrus dieses Stück innerhalb einer 


LA AAA 


J. nono u. vgl. Deut. 32, 10—11. 


2 Die am nächsten liegende Ergänzung [nb JD ist 
orthographisch nicht wahrscheinlich. 
* Vgl. zum Sinn auch Spr. 9, 7—10. 


Reihe von Sprüchen über das Verhältnis von 
Herr und Diener steht. 

43. Das. Z. 14—15: rg n Gin SON won] 
map pn [Alam Toy [2978] 
me wo mom MN 30021 = [Jemand eh 
eines [Tages]! zum Wildesel: [Lass mich 
auf dir [reiten], so werde ich dich ver- 
pflegen. [Der Wildesel antwortete: Be- 
halte du] deine Verpflegung und dein 
Futter, ich mag deinen Sattel nicht. Die 
Enträselung dieser interessanten Stelle verdanken 
wir Seidels Scharfsinn. Dass das früher n3)» 
gelesene Wort am Ende sicher kein N hat, ist 
bereits von Epstein bemerkt worden; mir scheint 


nur x möglich. Dann kann aber nur Tu? 
(zum Wildesel) gelesen werden, wodurch zu- 
gleich Seidels Deutung sich glänzend bestätigt; 
denn der Wildesel ist in der Bibel wie in der 
äsopischen Fabel der Typus des vom Menschen 
nicht gebändigten Tieres. Dieser lehnt hier die 
Aufgabe der Freiheit gegen die Beköstigung 
durch den Menschen ab. 7337 bedeutet ver- 
mutlich das Reitzeug. Das Aktivum von nm 


scheint in dd N° den Sinn zu haben, den das part. 
pass. MM (= geeignet, würdig) voraussetzt: 
ausersehen, dann Gefallen finden, für gut 
halten. Analog ist in der Mischna nw" in der 
Phrase up rm ANT = jemandes Worte für 
richtig halten; vgl. sach im syrischen Achikar 
Spruch 47: AMS 9273 AY nmm PR“. 

44. Pap. 59 Z. 2: l. "noy? 1 ın NN, am 


Ende vielleicht [pP]. 


Zur Obeliskenübersetzung des Hermapion. 
Von W. Max Müller. 

A. Erman hat, Berl. Sitzungsber. Ak. W. 
1914, 245, eine Ehrenrettung der Obeliskenüber- 
setzung des Hermapion (bei Amniarus Marcel- 
linus 17, 4) unternommen, die wohl allgemeine 
Beistimmung finden wird. Jene Uebersetzung 
gibt uns einen ganz achtungswerten Eindruck 
von den Kenntnissen der spätägyptischen Hiero- 
grammaten, wenn wir nicht gerade den Massstab 
der allermodernsten philologischen Methode an 
sie anlegen. 

Erman (253, 257) wundert sich, dass bei 


Hermapion die Göttin m;'i sonst richtig, mit 
Den: Wahrheit, übersetzt wird, im Thron- 
namen des Ramses II (Wer- m3 t- v) aber stän- 
dig mit”Apng; er möchte den letzteren Namen in 


&AñBeux emendieren. Zu dieser Emendation liegt 
keine Notwendigkeit vor. Der Uebersetzer hat 


! Herr Dr. J. N. Epstein wendet mir gegen diese 
Ergänzung mit Recht ein, daB j.-a. und syr. xpp "n. 
wovon ich dabei ausging, Erzählungen nicht einleitet, 


sondern fortführt. Er schlägt vor ap pb SYN). 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 8. 


854 


offenbar ^ gelesen, als männliche Gottheit. Ares 


ist in Aegypten nach griechischer Gleichsetzung 
„der Kämpfer“ ’An-horet, griech. Onuris, „der hoch- 
fedrige“ auch genannt!. Die Form seines Feder- 
schmucks stimmt allerdings nicht ganz; es sind 
2—4 Federn statt der einen Straussfeder der 
obigen Hieroglyphe. Aber diese enge zusam- 
menstehenden Federn werden z. B. Lanzone, 
Dizionario, tav. 34, zu einem Busch vereinigt, 
dem Aegypter kann eine hieratische Abschrift des 
Obelisken vorgelegen haben, in der diese Einzel- 
heit undeutlich war usw. Die Verwechselung 
der zwei Götterzeichen scheint also ganz klar. 

Ich veröffentliche diese Berichtigung nicht, 
weil diese kleine Beobachtung an sich von Wert 
ist. Sie scheint mir aber ein gutes Streiflicht 
auf zwei wichtige Tatsachen zu werfen. Die 
philologischen Kenntnisse der Spätägypter sind, 
wie oben gesagt, als nicht ganz so unbedeutend 
zu betrachten, wie die Aegyptologen eine zeit- 
lang annahmen. Hierogrammaten, die geläufig 
hieroglyphische Texte lesen konnten, gab es bis 
zum Ende des ägyptischen Heidentums (solange 
man demotisch schreiben konnte; die verwickelte 
demotische Schrift ist ja ohne Kenntnis der 
Hieroglyphen nicht verständlich). Dagegen sah 
es mit den historischen Kenntnissen traurig aus. 
Die Priester spätrömischer Zeit mochten in 
vielen Tempelbibliotheken noch Kônigslisten 
haben, wie die nach denen Manetho gearbeitet 
hat, aber nicht einmal die volleren Namen und 
Titel des grössten Erbauers unter den Pharaonen 
waren ihnen geläufig. Sein durch Diodor als 
Osymandyas erhaltener Name ist also nur durch 
eine Lokaltradition glücklich bewahrt worden, 
eine Tatsache, die wir kaum erwartet hätten. 
Das mahnt uns wieder zur strengsten Kritik 
gegenüber der angeblichen Ueberlieferung älterer 
Königsnamen, wohl auch schon bei Manetho. 


Besprechungen. 


Wilhelm Spiegelberg: Die demotischen Papyri 
Hauswaldt. Verträge der ersten Hälfte der Ptolem&er- 
zeit (Ptolemaios II—IV) aus Apollinopolis (Edfu), heraus- 
gegeben und übersetzt. Mit einem rechtsgeschichtlichen 
Beitrag von Josef Partsch. VII, 28 u. 87 S. mit 26 
Lichtdr.-Taf. Fol. M. 60—. Leipzig, J. C. Hin- 
richs'sche Buchhandlung, 1913. Bespr. v. F. Llewellyn 
Griffith, Oxford. 

It is seldom that a year goes by without a 


large volume of new demotic material appearing 


! Das folgende RE hat der Aegypter als synkretistische 
Erklärung des „Ares“ verstanden, darum weggelassen. 
Ich hoffe auf den Text des Hermapion später einmal 
ausfübrlicher zurückzukommen; er bietet noch manche 
Anregung. Ist nicht (Erm. 266) tyéwnoav (ms) zu emen- 
tieren statt ix(uxcav? Ich habe den Eindruck, dass ver- 
schiedene Obeliskeninschriften durch Vergleichung su- 
sammengearbeitet sind,so dass wir nie das genaue Ori- 
ginal finden werden. 


355 


from the skilled hand of Professor Spiegelberg. 
In the present memoir the material hardly 
rivals in interest the literary texts which be has 
given us from time to time: it consists of the 
usual classes of contracts which form the staple 
of every collection of demotic papyri. But we 
welcome the appearance of a new local group, 
the Edfu group, to be added to the groups of 
Elephantine, Gebelen, Thebes, Tehneh, Tebtunis 


and Socnopaeus, offering as it does much that | 


is new in the way of personal names and titles 
and also of geographical nomenclature. All of 
this has been dealt with by the editor with his 
usual success so that few of the new verbal 
complexes have been left unread. The collection 
is rich too in the names of eponymous priests 
of Alexandria. 

The work that has been done on the contracts 
of sale of land and the marriage contracts since 
Revillout’s early pioneering has gone far towards 
fixing the precise etymological meaning of the 
formulae. Spiegelberg has gone over the ground 
again with the new documents in consultation 
with Sethe, availing himself also of the technical 
knowledge of the jurist Partsch. Prof. Sethe, 
whose arrival on the demotic field is most wel- 
come, promises a special study of the Egyptian 
conveyance of land; for the evidence for one 
piece of translation (the phrases $ 16—17 on 
pp. 6*, 8*, 8 9—10 on pp. 9*, 10*) which looks 
somewhat hazardous at first sight, Spiegelberg 
refers to Sethe's forthcoming work, and we must 
wait for that to appear before judging of its 
correctness. 

In & special chapter Dr. Partsch discusses 
the various legal aspects of the contracts of 
sale, and especially the two forms of noci; and 
arsooracıov which together constitute the com- 
plete Egyptian sale of land in Ptolemaic and 
early Roman times. One gathers that the Egyp- 
tian jurists had produced & legal division the 
precise object of which is very far from clear 
when the numerous formulae composingthese two 
are closely considered, although their separation 
doubtless had a practical utility in the business 
of mortgaging, etc. The old interpretation of the 
two as representing respectively the agreement 
for sale and the cession no longer fits exactly. 
From the phrases by which the seller protects 
the vendor against attacks on his title Partsch 
seeks to reconstruct some portions of legal pro- 
cedure, the claim and counterclaim, the ad- 
ministration of the oath ete., but the glimpses 
as yet vouchsafed of a process in the lawcourts 
are faint. Partsch’s work is very instructive 
to the mere demotist; it shows how useful a 
publication of all the pre-Ptolemaic documents, 
would now be to the historian of legal institutions. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 8. 


356 


Amongst the descriptions of the parties in 
the present collection of papyri from the south 
end of Egypt we find a certain Pabus „reckoned 
to the people of Philae“, that is probably in 
origin a Nubian of the Dodecaschoenus, as 
Preisigke has pointed out; there is also Harmais 
„a Blemmy born in Egypt“, another Nubian. 
It is natural therefore to conclude, as Spiegel- 
berg has done, that an individual described as 
„a Mhbr (so rather than Mhbl) born in Egypt“ 
was of Nubian extraction; in fact we can go 
further and recognise in Mhbr the demotic form 
of the name of the Meyaßapcı who according 
to Strabo XVII 786, 819 dwelt like the Blem- 
myes as nomads on the east of the Nile in 
Nubia, cf. also Diod. Sic. III 33. 


Veröffentlichungen der Ernst von Sieglin-Ex- 
puros 2. Band. Georg Steindorff: Das Grab des 

i in 143 Lichtdrucktafeln u. 20 Blättern. 12 S. Text. 

gr. 4*. Leipzig, J. C. Hinrichs, 1913. M. 60 —; geb. 
M. 57 —. Bespr. v. W. Wreszinski, Königsberg i. Pr. 

Die Publikation des Ti-Grabes verdient den 
Dank aller derer, die sich in irgendeinem Sinne 
mit der Kultur und Kunst des alten Aegyptens 
befassen, denn abgesehen davon, dass wir ausser 
Caparts „rue de tombeaux“ und Bissings „Gem- 
nikai“ keine grössere, mit guten, mechanisch 
reproduzierten Tafeln ausgestattete Veröffent- 
lichung von Privatgräbern des alten Reichs 
besitzen, werden nur wenige künftige Publika- 
tionen 80 reiche Fundstätten für Kulturstudien 
aller Art bieten, wie dieses Riesengrab mit seinen 
meist so vortrefflich erhaltenen Reliefs. 

Auf den wenigen einleitenden Seiten gibt 
Steindorff eine Uebersicht darüber, wie oft seit 
seiner Entdeckung das Ti-Grab von Gelehrten 
aller Nationen besucht und teilweise kopiert und 
veröffentlicht worden ist. Es ist sonderbar, dass 
keiner von ihnen allen es gewagt hat, eine 
Gesamtpublikation vorzunehmen, übrigens hat 
es den meisten wohl auch an den erforderlichen 
technischen Hilfsmitteln gefehlt. Ferner gibt 
Steindorff an Hand eines von Hölscher neu 
bearbeiteten Planes eine Beschreibung der Ge- 
samtanlage, verspart sich eine Besprechung der 
Reliefs aber für einen künftigen zweiten Band, 
von dem man nur wünschen kann, dass er nicht 
zu lange auf sich warten lässt. | 

Die 143Lichtdrucktafeln, die alle Inschriften 
und Reliefs des Grabes mit nur zwei Ausnahmen 
wiedergeben, sind technich meist recht gelungen, 
etliche leiden an der Verwendung von Spiegelung, 
wodurch die Konturen immer unsicher heraus- 
kommen und der Farbton unschón kalkig wird. 

Steindorff hat die 13/18- und 18/24 Platten, 
die ibm der Photograph geliefert hat, in ihrem 
Originalzustande abgedruckt. Dieses Verfahren 
bietet zwar die Gewähr für die unverfälschteste 


357 


Wiedergabe des Originals, aber andererseits 
erlaubt man dadurch bei der Zusammenstellung 
der Tafeln, der Grössenwiedergabe und der 
Teilung in Abschnitte dem Zufall eine zu grosse 
Rolle zu spielen. Der Photograph ist durch 
die räumlichen Eigentümlichkeiten gezwungen, 
seine Aufnahmen ohne Rücksicht auf sachliche 
Zusammenhänge zu machen: er muss in den 
schmalen Korridoren sich begnügen, wenige 
Figuren auf die Platte zu nehmen (Taf. 28, 30ff.), 
und zwar in einer Grósse, die in keinem Ver- 
hültnis zu ihrer Wichtigkeit steht; in breiteren 
Räumen geht er natürlich mit der Kamera weiter 
zurück und nimmt sehr viel mehr auf einmal auf, 
unter Umstünden so viel, dass die Erkennung von 
Einzelheiten schwierig oder nicht möglich ist 
(Taf. 4—6, 24, 83, 84). Wie gesagt, für ihn 
bedingen rein örtliche Verhältnisse die Auf- 
nahmen, sie brauchen nur so zu sein, dass sie 
zur Verarbeitung daheim verwendbar sind, der 
innere Zusammenhang des auf den Wänden Dar- 
gestellten geht ihn nichts an. 

Gerade dieses letzte Moment hätte aber, 
dünkt mich, die Anlage der Publikation be- 
stimmen müssen; für sie musste als Ziel gelten, 
densachlichen InhaltderGrabwändeübersichtlich 
vorzuführen. Und wir sind heute technisch weit 
genug, dass ohne die geringste Einbusse an 
Authentizität die einzelnen Teilaufnahmen zu den 
ganzen Szenen zusammengesetzt, vergrössert oder 
verkleinert und als Uebersichtstafeln hätten 
gegeben werden können, wozu dann die Original- 
aufnahmen oder, wo nötig, Vergrösserungen zur 
Wiedergabe der Détails hätten treten müssen. 
So wären dem Betrachter die einzelnen Vor- 
gänge auf dem Gute des Ti lebensvoll entgegen- 
getreten, er hätte wirklich ein Bild von der 
Kultur des alten Reiches bekommen. Das ist 
bei der Publikation in der vorliegenden Gestalt 
schwerlich der Fall (vgl. Taf. 46 und 49, wo 
eine ganz kleine Szene, die bequem durch Kom- 
bination zweier Originalaufnahmen zu einer Tafel 
hätte gemacht werden können, in zwei horizon- 
talen Streifen wiedergegeben wird). Hoffentlich 
holt Steindorff im versprochenen zweiten Bande 
diese Versäumnis durch gute, grosse Uebersichts- 
blätter nach und bringt dadurch die Publikation 
zu der Vollendung, in der das hervorragendste 
Grabmal der 5. Dynastie herausgegeben zu 
werden verdient. 


Kunstgeschichte in Bildern. I. Heft: H. Schaefer, 
Aegyptische Kunst; 5 Seiten Text, 27 Seiten Bilder, 
1 Tafel. — II. Heft: O. Frank, Babyl.-Assyr. Kunst; 
4 Seiten Text, 27 Seiten Bilder, 1 Tafel. Lex. 8°. Je 
M. 1.20. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig. Bespr. 
v. E. Brandenburg, Florenz. 


Wir wollen ohne weiteres anerkennen, dass 
die Intentionen des Unternehmens gut sind und 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 8. 


368 


auch das, was in einem derartigen Rahmen ge- 
leistet werden konnte, sowohl in bezug auf Text 
als auch Abbildungen geleistet worden ist, so- 


‚weit man nach den vorliegenden beiden ersten 


Heften urteilen kann. (Einige kleine Ausstände 
wie Zeitansetzung, z. B. „kappadokische Kunst“ 
um 2400 v. Chr.(?), können wir übergehen.) Es 
ist nun aber doch fraglich, ob das Werk — 
wenigstens was den Vorder-Asien betreffenden 
Teil anbelangt — wirklich nutzbringend sein 
kann. Diese kondensierte Art Kunstgeschichte 
zu schreiben mag wohl ein Hilfsmittel für den 
diesbezüglichen Unterricht auf höheren Schulen, 
wo „klassische Kunst“ gelehrt wird (die diese 
behandelnden Hefte folgen noch), abgeben; die 
vorderasiatische ist aber m. W. noch nicht auf 
den Lehrplan gesetzt worden. Ohne Erläuterung 
des Lehrers aber, ohne seinen zusammen- 
hängenden Vortrag, eben weil ein so umfassendes 
Material derart zusammengedrängt gebracht 
wird, werden Text und Abbildungen für den 
Lernenden „lettre morte“ bleiben. Für den 
Studenten auf der Universität reicht es nicht 
aus, und vollends noch weniger für den Fach- 
gelehrten, der darüber arbeitet. Wir können 
also zusammenfassend sagen, dass das Werk 
für die schon populärer gewordenen Gebiete der 
Kunstgeschichte ein ganz gutes Hilfsmittel sein 
mag, in bezug auf die noch weniger bekannten, 
wie Vorderasien, dürfte das aber kaum zutreffen. 
März 1914. 


Morris Jastrow, jr.: Die Religion Babyloniens und 
Assyriens. 944 S. gr. 8°. M. 39.50; geb. M. 47 —. 
Giessen, A. Töpelmann, 1912. Bespr. v. Marie Pan- 
critius, Königsberg i. Pr. 

Schon einmal haben wir uns hier (1910 
Sp. 199 ff, 252 ff.) mit dem uns nun als vol- 
lendetes Ganzes vorliegenden Werke beschäftigt; 
und was wir damals an demselben zu rübmen 
fanden — solide Forschung und ausserordent- 
lichen Reichtum an Material — dürfen wir auch 
jetzt als besonderen Vorzug desselben hervor- 
heben. 

In der sumerischen Frage hat Verfasser 
seinen Standpunkt insofern geändert, als er 
die babylonische Kultur jetzt als eine Schöpfung 
der nebeneinander lebenden Sumerer und 
Semiten betrachtet. Doch lässt sich m. E. die 
Staatenentwickelung der geschichtlichen Zeit 
nur verstehen, wenn der durch Einwanderung 
bedingten semitischen Kleinstaaterei ein grosses 
sumerisches Reich vorausging, auf welches spä- 
tere semitische Ansätze zum Grossstaat zurück- 
greifen. Weil die Semiten — nach mancherlei 
Anzeichen zu schliessen — schon im Beginn 
der Einwanderung eine eigene, spätere Scharen 
schon eine höher entwickelte Kultur mitbrachten, 
so erklärt es sich, dass das spezifisch semitische 


359 


Element sich im ganzen Verlauf der babylonischen 
Geschichte bemerkbar macht. 

Ebenso gründlich wie die Leberschau, be- 
handelt Verfasser die Himmelsschaukunde. In 
Mond- und Sonnenkult will er Animismus — 
ein nach seiner Ansicht in der Entwickelung 
der Religionen des Altertums nicht zu ent- 
behrendes Moment — sehen (S. 419). Allein 
Kulte, bei denen — besonders beim Mondkult — 
agrarische Elemente deutlich hervortreten, sind 
nicht mehr primitiv. Als der Mensch den Blick 
zum Monde erhob, fand er einen Zeitmesser; 
die Segnungen und Schrecken der Sonne konnten 
ihm auch nicht verborgen bleiben. Er fühlte 
sich von beiden Gestirnen abhängig; und Ab- 
hängigkeitsgefühl führt zur Religion, nicht zum 
Animismus. 

Wie eine theologische Spekulation wie die 
Astrallehre das Volk durchdringen und zur Auf- 
lösung alten Volksglaubens führen konnte, stellt 
Jastrow gut dar (S. 452 ff.), allein können wir 
von einem Gegensatze zwischen Volksglauben 
und Priesterreligion sprechen? Es ist doch 
nur die Aufeinanderfolge von alt und neu. Man 
nennt Volksreligion eine Religion, die noch im 
Volke lebt, deren Entstehung in führenden 
priesterlichen Kreisen man nicht mehr beobachten 
kann. Ebenso sind die ,Bauernregeln“ kein 
Gegensatz zu der „wissenschaftlichen Theorie“ 
der Hofastrologen (731); altorientalische Bauern- 
regeln waren in ferner Vorzeit auch einmal 
Wissenschaft. Die im Gegensatz zur Himmels- 
schau als Ausfluss primitiven Volksglaubens 
betrachtete Leberschau (418) war auch eine 
priesterliche Leistung, wohl einer Zeit ent- 
stammend, in der die religiöse Entwickelung zur 
heiligen Herde und zur Haustierzucht führte. 

M. Jastrow kann Recht haben, wenn er im 
Sterndienst eine für das Zweistromland neue 
Religion sieht; gilt das aber auch für die ein- 
gewanderten Semiten, denen die Sterne Weg- 
weiser und Zeitverkünder waren? 

In bezug auf das Alter der babylonischen 
Astronomie P. Kugler folgend, hebt Verfasser 
hervor, dass er bei der Durchmusterung des 
Materials nur sehr wenig fand, was auch nur 
im Entferntesten an wirklich astronomische 
Kenntnisse anknüpft (S. 703) 1. Weitläufige Um- 
schreibungen statt wissenschaftlicher Ausdrücke 
sprechen allerdings gegen wissenschaftliche 
Kenntnis; doch darf man auch den Einfluss des 
konservativen Elements gerade auf religiöse 
Ausdrucksweise nicht unterschätzen. 


1 Vgl. dazu E. Weidners: „Die Entdeckung der Prä- 
zession, eine Geistestat babylonischer Astronomen“ (Ba- 
byloniaca VII 8.-A. und zu dem babylonischen Ur- 
sprunge des Tierkreises (Jastrow S. 428) F. Borks und 
F. Röcks einschlägige Arbeiten. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 8. 


360 


Ob die Tierbilder auf sogenannten Grenz- 
steinen nicht erst von diesen aus an den Himmel 
projiziert wurden? Nach walachischem Hirten- 
brauch und den Aussagen nordischer Märchen 
zu urteilen, scheinen diese Steine, bevor sie 
Privateigentum begrenzten, Jagd- oder Weide- 
reviere gegen Tierseuchen und andere böse — 
gleichfalls in Tierform verkörperte — Einflüsse 
geschützt zu haben. Mit Recht also vermutet 
M. Jastrow in den auf Grenzsteinen dargestellten 
Tieren Totemismus (S. 441). 

Die Stellung des die Sturm- und Wettervor- 
zeichen regierenden Adad will Jastrow von der 
Himmelschau herleiten (S. 706), doch scheint 
ihm die Verbindung von Adad und Samas, den 
„Herren der Weissagung“ nicht an der Astro- 
logie anzuknüpfen. Das scheint auch mir richtig; 
schon weil diese Verbindung bei den das Se- 
mitentum besser wahrenden Assyrern mehr zu- 
tage tritt, also altsemitisch ist. Mit neuer 
stammverwandter Einwanderung traten auch 
die von der höheren bodenständigen Kultur 
zurückgedrängten Götter wieder in den Vorder- 
grund, und dass sich gerade Orakelgötter wieder 
durchsetzten, dafür sorgten schon die durch 
die Sesshaftwerdung von den Fortschritten des 
öffentlichen Lebens ausgeschlossenen Frauen. 
Vielleicht sehen wir in Adad den uralten, in 
altertümlicher afrikanischer Kultur auch noch 
erkennbaren Himmelsgott!, dessen Stimme über- 
all der Donner, dessen Gabe der Regen war. 
Der Sturm hingegen scheint in der sumerischen 
Religion eine Hauptrolle gespielt zu haben. 
Ansprechend ist die Vermutung, dass die Natur- 
grundlage der brutalen Teilnehmerschaft Nergals 
an Ereskigals unterirdischem Thron das Erd- 
beben war (S. 712). 

Die schon zurückgedrüngte, einen ganz pri- 
vaten Charakter zeigende Oelwahrsagung hält 
Verfasser für uralt. Da die dabei hervortre- 
tenden Gefässe — Becher, Schale (S. 755) — im 
Mondmythos eine Hauptrolle spielen, so kónnten 
m. E. Oel- und Wasserwahrsagung auf dem 
Boden der Mondreligion erwachsen sein. Ob die 
mit den Tieromina verbundenen Vorstellungen 
anders wanderten als mit den wandernden 
Völkern? Die Tierwelt ist auch unter gleichen 
Himmelsstrichen bei verschiedenen Bodenver- 
hältnissen in Art und Lebensweise verschieden; 
man konnte also Tiervorzeichen nicht ohne 
weiteres wie Leber- und Himmelsvorzeichen von 
fremden Völkern übernehmen. Wie für Leber- 
und Himmelsschau, so glaubt Verfasser auch für 
die Geburtsomina — für welche er nicht nur 
reiches Material bringt, sondern sich auch in 
der medizinischen Literatur umgeschaut hat — 


1 W.Schmidt: Der Ursprung der Gottesidee. Münster 
1912. S. 137 ff. 


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361 


babylonischen Einfluss auf die übrige Kultur- 
welt nachweisen zu können. Auf die kühnen 
Vergleiche zwischen tierischen und menschlichen 
Physiognomien und Körperteilen will er nicht 
nur den Glauben an Mischgestalten — Ken- 
tauren, Faune (S. 874, 892 ff., 942 ff.) — sondern 
auch Tierkult und, wie S. 945 angedeutet, Tote- 
mismus zurückführen. Er glaubt, dass babylo- 
nische Priester — von solchen Erscheinungen 
auf Anfänge in der Urzeit zurückschliessend — 
eine Art naiver Deszendenztheorie entwickelt 
und an den Beginn der Zeiten jene in der baby- 
lonischen Kosmogonie als erste Lebewesen auf- 
tretenden Mischwesen gestellt hätten (S. 894). 
Allein, was den babylonischen Ursprung der 
Mischwesen anbetrifft, so strandet diese neue 
und gut entwickelte Hypothese schon daran, 
dass bereits auf den Höhlenwänden von Alta- 
mira menschliche Gestalten mit Tierköpfen er- 
scheinen t, Mischwesen also schon der Madeleine- 
zeit nichts Neues waren. Und sollte man diese 
auf schon in die Eiszeit fallende Beobachtungen 
von Atavismus zurückführen wollen? Wir 
wollen nicht in den durch Entzifferung der Keil- 
inschriften und diluviale Höhlenfunde schon 
mehrfach richtiggestellten Fehler der Unter- 
schätzung uns unerreichbarer Zeiten verfallen, 
geben auch zu, dass schon die führenden Ele- 
mente vom Ende der Eiszeit keine ganz primi- 
tiven Menschen — wie E. Siecke sie noch für 
die Metallzeit, die Zeit der goldenen und sil- 
bernen Götterattribute, voraussetzt — gewesen 
sein können; dennoch möchten wir so modern 
aninutende Spekulation nicht in eine Urzeit ver- 
legen, glauben auch nicht, dass in kleineren 
Horden Missgeburten u. dgl. ausreichendes Ma- 
terial als Grundlage geboten hätten. Nur die 
Fülle der in einem alten Kulturlande aufge- 
häuften Beobachtungen und Vergleiche hätte 
dazu führen können. Und die Begründung des 
Tierkults liegt im Tiere selbst. Was waren 
dem Menschen die Gestirne als Zeitmesser, was 
die Mineralien als Werkzeugmaterial im Ver- 
gleich zum Tier als Lebensmittel-, Kleidungs- 
und Werkzeuglieferant, als allein intelligentes 
Wesen in der Natur und als grösster Schrecken 
derselben? Mischgestalten entstanden wohldurch 
Vermenschlichung der tierischen Erscheinungs- 
form göttlicher und dämonischer Wesen und 
durch Zusammenfallen bodenständiger und ein- 
gewanderter Vorstellungen. Es dürfte dabei 
auch die einst im Jägerleben eine Hauptrolle 
spielende, bei rezenten Jägervölkern, auch beim 
europäischen Jäger noch auftretende Jagdmaske? 


! Cartailhac et Breuil: La caverne d'Altamira S. 56 f. 
* Doch möchte ich die tierköpfigen Menschengestalten 
von Altamira nicht als Jagdmasken ansprechen. Dagegen 
spricht schon die Kleinheit der Köpfe. Selbst die in 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 8. 


362 


mitgesprochen haben; bei dem von Jastrow eben- 
falls auf jene Tiervergleiche zurückgeführten 
Verwandlungsglauben (S. 945) auch jene durch 
Beschaffenheit der Luft oder physische bzw. 
sychische Disposition des Jügers herbeige- 
ührten Sinnestäuschungen, die auch dem mo- 
dernen Weidmann schon zu seinem Unheil die 
Hand geführt haben, und von dem vorzeitlichen, 
an Stelle des scheinbar gestreckten Wildes einen 
blutüberstrómten Menschen findenden Jäger 
sicher als böser Verwandlungszauber aufgefasst 
wurden. 

Nicht als Vorform, eher als Nachhall von 
Tierkult und Totemismus könnten babylonische 
Geburtsomina vielleicht betrachtet werden: doch 
kann Verfasser recht haben, wenn er die bis in 
die Zeit Lavaters reichende pseudo-wissenschaft- 
liche Physiognomik auf Beobachtungen und 
Deutungen babylonischer Priester zurückführt 
(S. 933 ff). 

Stellenverzeichnisse, Wort-, Namen-, Sach- 
und andere Register erleichtern die Orientierung 
in dem über seine ursprünglich ihm vorgezeich- 
neten Grenzen weit hinausgewachsenen Werke. 


J. J. Hess: Die Entzifferung der thamüdischen 
Inschriften. 24 Seiten m. 6 Tafeln. 4°. M. 7—. 
Freiburg (Schw.), Univ.-Buchh., 1911. Bespr. v. H. 
Grimme, Münster i. W 

Wenn sich bestátigt, was J. J. Hess von 

Beduinen des oberen Negd vernommen hat, dass 

die dortigen Felsen über und über mit Graffiti, 

d. h. wohl thamudischen Inschriften bedeckt seien, 

80 kann dem thamudischen Zweige der semitischen 

Epigraphik noch eine bedeutende Zukunft be- 

SE sein. Aber auch jetzt schon wird kein 

Semitist achtlos an ihm vorübergehen dürfen: 

vermittelt er uns doch die einzig zuverlässigen 

Zeugnisse für die Kulturgeschichte Nord- und 

Mittelarabiens vom Untergange des Nabatäer- 

reiches an bis hart an die Zeit der klassisch- 

arabischen Dichter. Um die Entzifferung des 

Thamudischen haben sich Halévy, Littmann und 

Lidzbarski bemüht, ohne jedoch mit den Ele- 

menten des Alphabethes ganz zu Ende gekommen 

zu sein. Was J. J. Hess in obiger Studie 
bietet, dürfte den Abschluss dieser wichtigsten 

Vorstufe der Entzifferung bilden. Hess hat seine 


bezug auf Zeichenkunst an Madeleinejäger nicht heran- 


reichenden rezenten Wildvölker stellen die Köpfe mas- 
kierter Jäger den Verhältnissen entsprechend vergrössert 
dar. Ferner steben auf jenen Menschenleibern nicht die 
durch Geweihe, Hörner usw. leicht kenntlich zu machenden 
Köpfe jagdbarer Tiere, sondern Köpfe von unbestimmtem 
Charakter, allenfalls der Familie der Marder ähnlich, also 
Tieren, die der Jäger durch eine Maske nicht täuschen, 
auch nicht anderen Tieren vortäuschen kann. Es wäre 
also eher an die unbestimmte Vorstellung von misch- 
gestaltigen dämonischen Wesen als an eine auf bestimmte 
Tierarten eingerichtete Jagdmaske zu denken. 


363 


Untersuchungen auf zwei Inschriftengruppen 
beschränkt, deren erste das Eigentumsrecht ein- 
zelner Personen auf gewisse Nutztiere (Kamele, 
Pferde, auch Steinböcke) beurkundet, während 
die zweite — eingeleitet von DJ, d. i. nach Hess 
‘von’ = |? — nur Eigennamen bietet. Mit ihrer 


Hilfe konnten abgesehen von den schon bekannten 
Zeichen die thamudischen Aequivalente von à, 


c l, Y und J mit Sicherheit bestimmt und 


für & (vgl. Nr. 78) ein entsprechendes Zeichen 
wenigstens gemutet werden. Die Schrifttabelle, 
die alle bisher bekannten thamudischen Buch- 
stabenformen vereinigt und dabei die Scheidung 
zwischen horizontal und vertikal gerichteten 
Zeichen durchführt, ist ein Muster von Genauigkeit. 

Weiter hat Hess die von ihm entzifferten 
Personennamen darauf hin sorgfältig untersucht, 
ob sie noch irgendwo im Semitischen zu belegen 
seien, wobei besonders der Namenschatz der 
heutigen Negdbeduinen herangezogen wird. Den 
Arabisten wird das Vorkommen von 2 und 
den Hebraisten das von (Hiob), „5 
(Nadab) und og „p? (Ben Hadad) besonders 


interessieren. In pon (Nr. 112), das Hess 
mit JUGS vergleicht, möchte ich lieber 755 D'N 


(Diener des Gottes M-l-k") sehen; auch scheint 
es mir nicht zulässig, das aus dem Sabäischen 
und Nordarabischen bekannte y von Nr. 132 
in Io D zu zerlegen. 

Der hebräische Satz muss der Druckerei 


wenig geläufig gewesen sein: so ist bei M und N 
mehrmals (z. B. Nr. 120, 140, 141) der dia- 
kritische Strich fortgelassen und haben sich 
Verschreibungen eingeschlichen wie: Nr. 16 n 


st. h, Nr. 31 noy) "om st. Doan noy 5, 
Nr. 34 jo bonn st. 5 pom, Nr. 92 D) D) st. 


2 D), Nr. 106 f. nyn2 st. nyn» c, Nr. 125 * 
st. Y, Nr. 139 x p st. W). Auf Tafel III fehlt 


Inschrift 96 und wiederholt Nr. 81 versehent- 
lich Nr. 82. 


Manche in die Erklärung eingestreuten Be- 
merkungen über Sprachschatz und Realien der 
Negdbeduinen lassen erkennen, wieviel Neues 
uns der Verfasser über diese Materien zu sagen 
weiss; so möchten wir mit dem Dank für das 
Gebotene die Hoffnung aussprechen, dass Hess 
uns recht bald die ganze Summe seiner Samm- 
lungen und Forschungen auf dem Gebiete der 
Beduinensprache und -poesie zukommen lasse. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 8. 


364 


Das Land der Bibel. Gemeinverstándliche Hefte zur 


Palästinakunde. Im Auftrage des Deutschen Vereins 
zur Erforschung Palästinas herausgegeben von Professor 
Lic. Dr. G. Hölscher, Band I: 


Heft 1: Valentin Schwöbel: Die Landesnatur Pa- 
lästinas. Erster Teil. 56 S. kl. 8°. M.0,60. Leipzig, 
J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, 1914. 


Heft 2: Otto Procksch: Die Völker Altpalüstinas. 
41 S. kl. 8°. M. 0,60. Leipzig, J. C. Hinrichs’sche 
Buchhandlung, 1914. Bespr. v. Árnold Gustavs, 
Hiddensee. 

In den Veróffentlichungen des Deutschen 
Palästinavereins sind mit dem Jahre 1913 einige 
wichtige Aenderungen eingetreten. Die „Mit- 
teilungen und Nachrichten“ erscheinen nicht 
mehr selbständig; ihr Inhalt soll in die „Zeit- 
schrift* übernommen werden. Ausserdem soll 
die Zeitschrift durch teils jährlich, teils in 
grösseren Zeitabschnitten erscheinende zusam- 
menfassende Referate über die Fortschritte auf 
den verschiedenen Gebieten der Palästina- 
forschung erweitert werden. So berichtet im 
Jahrgang 1913 H. Thiersch über die archäolo- 
gischen Unternehmungen und Funde, H. Fischer 
über die moderne Topographie, Siedlungs- und 
Verkehrsgeographie, F. Bleckmann über grie- 
chische und lateinische Epigraphik. Neben der 
Zeitschrift sollen jährlich zwei Hefte heraus- 
gegeben werden, die auf wissenschaftlicher 
Grundlage, aber in einer für weitere Kreise ver- 
ständlichen Form Themata allgemeineren Inter- 
esses aus der Palästinaforschung behandeln. 
Die beiden Hefte des I. Bandes liegen nun vor. 


1. Schwöbel, der ausser einer Reisebeschrei- 
bung im I. Bande des Palästinajahrbuches (1905) 
bereits zwei wertvolle Studien zur Geographie 
Palästinas geliefert hat („Die Verkehrswege und 
Ansiedlungen Galiläas in ihrer Abhängigkeit von 
den natürlichen Bedingungen“, ZDPV XXVII, 
1904; „Die geographischen Verhältnisse des 
Menschen in der Wüste Juda“, PJ III, 1907), 
behandelt die Landesnatur Palästinas in den 
vier Abteilungen: Abgrenzung des Landes und 
allgemeine Charakteristik, der geologische Auf- 
bau, die klimatischen Verhältnisse, die hydro- 
graphischen Verhältnisse. Ein zweiter Teil soll 
die Arbeit abschliessen. Man merkt es dem 
Heftchen auf jeder Seite an, dass der Verfasser 
neben tüchtiger geographischer Vorbildung einen 
im scharfen Beobachten geschulten Blick besitzt. 
Seine Darstellung ergibt wirklich anschauliche 
Bilder. Nur will mir scheinen, dass für die 
meisten der Leser, für die das Buch bestimmt 
ist, die Anschaulichkeit noch gewinnen würde, 
wenn Blanckenhorns geologische Karte von Pa- 
lästina, die Schwöbel vielfach zitiert und zu der 
er etliche Ergänzungen angibt (z. B. S. 20 über 
die Laven bei dschelbön und im wädi el-mäleh), 
dem Hefte beigefügt wäre. Das wäre für spätere 


366 


Auflagen zu erwägen, wenn es obne erhebliche 
Preissteigerung möglich ist. 

2. Der nicht leichten Aufgabe, von der bunten 
Völkerwelt Altpalästinas mit wenigen Strichen 
eine hinreichend deutliche Skizze zu geben, die 
einerseits alles Wichtige darstellt, andererseits 
auch nicht überladen ist, sondern „gross ge- 
sehen* wirkt, ist Procksch in glücklichster 
Weise gerecht geworden. Er gruppiert den Stoff 
unter folgenden Ueberschriften: 1. Die Urzeit: 
a) das Steinzeitalter, b) die Kanaanäer; 2. Die 
ägyptische Herrschaft: a) das Neue Reich, 
b) der hethitische Kreis, c) der amoritische 
Kreis; 3. Die Hebräer: a) die Anfänge, b) die 
Israeliten, c) die Nachbarstämme. Die heute 
herrschende Meinung, dass Arabien der Ursitz 
der Semiten sei, erscheint Procksch sehr un- 
wahrscheinlich. „Soweit wir neue Semitenzüge 
im Altertum beobachten kónnen, kommen sie von 
Norden her, so dass die arabische Bewegung, die 
nordwürts geht, nicht als originale Bewegung, 
sondern als Rückschlag der in Arabien gestauten 
Massen wird aufzufassen sein" (S. 11) Er 
schliesst die alten Kanaanäer und die baby- 
lonisch-assyrischen Semiten zu einer Haupt- 

ppe zusammen, „die sprachlich und kultur- 
geschichtlich den von diesen Kulturländern ein- 
geschlossenen Zentralsemiten, zu denen die He- 
bräer, Aramäer und Araber, aber wohl auch 
die Amoriter gehören, deutlich gegenübersteht“ 
(S. 12). Gegen die Theorie von der semitischen 
Völkerkammer Arabien richtet sich ja auch die 
Anschauung, die A. T. Clay in seinem Buche 
Amurru, the Home of the northern Semites ent- 
wickelt; nur dass Clay Syrien und Palästina 
als die Heimat der Amoriter ansieht, während 
Procksch den Ursitz der Amoriter in den Vor- 
bergen des armenischen Taurus sucht, in der 
Gegend, wo Tigris und Euphrat die Taurus- 
ketten durchbrechen (S. 25). Der Satz, „dass 
auch in den Hethiterstaaten Kleinasiens und 
Nordsyriens indogermanische Namen begegnen, 
die mit den Göttern Mithra, Varuna, Indra zu- 
sammenhängen“ (S. 21 unt.) ist missverständlich; 
in den Urkunden von Boghasköi, an die wohl 
gedacht ist, treten diese indischen Gottheiten 
nicht als Namenelemente auf, sondern sie werden 
als Schwurzeugen aufgeführt. 


Paul Heinisch: Das Buch der Weisheit, übersetzt 
und erklärt. (Exegetisches Handbuch zum Alten Testa- 
ment, Bd. 24.) LVII, 345 S. M. 6,80, geb. M. 7 —. 
Münster i. W., Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, 
1912. Bespr. v. P. S. Landersdorfer, Ettal. 

Der vorliegende neue Band des „Exegetischen 
Handbuches zum Alten Testament" schliesst 
sich dem ausgezeichneten Werke von Sanda 
über die Bücher der Kónige, wodurch sich das 
grossangelegte Unternehmen so vorteilhaft ein- 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 8. 


866 


geführt hat, würdig an. Der Verfasser, der 
bereits als Autoritüt auf dem Gebiete der alt- 
testamentlichen Weisheitsliteratur rübmlichst 
bekannt ist, bietet hier einen voll und ganz auf 
der Hóhe stehenden Kommentar dieses vielleicht 
merkwürdigsten Buches des alten Testamentes 
mit all dem wissenschaftlichen Zubehör, das 
man zu einer gerechten Würdigung und zum 
vollen Verständnis nötig hat. 

Die Anlage des Werkes ist ähnlich wie in 
dem bereits genannten ersten Bande des Hand- 
buches. Zunächst behandelt eine 57 Seiten um- 
fassende Einleitung alle in den Bereich der Ein- 
leitungswissenschaft fallenden Fragen mitausser- 
ordentlicherGründlichkeitundgediegener Wissen- 
schaftlichkeit. Besonders erwähnt sei daraus 
die Frage nach der Ursprache, nach der Ab- 
fassungszeit sowie nach der Einheitlichkeit des 
Buches. Für letztere tritt Heinisch mit Nach- 
druck ein, obwohl es ihm nicht recht gelingen 
will, alle dagegenstehenden Bedenken zu zer- 
streuen. Auf seinem ureigensten Gebiet bewegt 
sich der Verfasser in dem Abschnitt über den 
Begriff der Weisheit, deren hypostatischer Cha- 
rakter eingehend gewürdigt wird. Wie in seinen 
früheren Arbeiten hält er auch bier den auto- 
chthonen Ursprung der jüdischen Weisheitslehre 
gegenüber den schon oftmals wiederholten Ver- 
suchen, eine Entwickelung aus der griechischen 
Philosophie zu erweisen, grundsätzlich fest, ohne 
damit die Herübernahme von Einzelheiten mehr 
formaler Natur gänzlich in Abrede stellen zu 
wollen. 

Den Kern des Buches bildet der Kommentar, 
der unter Zugrundelegung einer inhaltsgemässen 
Einteilung für die einzelnen Abschnitte eine 
deutsche Uebersetzung nach dem kritisch be- 
richteten Texte bringt sowie eine eingehende 
sprachliche und sachliche Erklärung, die bei aller 
Steng der Darstellung das gesamte in Be- 
tracht kommende Material in erstaunlicher Voll- 
ständigkeit miteinbezieht und mit besonnenem 
Urteil verarbeitet. Sehr wertvoll sind die dem 
Kommentar eingefügten Exkurse über wichtige 
Einzelfragen, denen auf diese Weise eine tiefer- 
greifende Behandlung zuteil werden konnte, 80 
über den messianischen Charakter von 2, 12ff., 
ferner über den Einfluss der griechischen Philo- 
sophie auf die Lehre von der Weisheit im An- 
schluss an 7, 22ff., eine Ergänzung zu den Aus- 
führungen in der Einleitung, endlich über das 
interessante Problem einer mehrfach angenom- 
menen Berührung der Schilderung der Weisheit 
in 8, 3ff. mit der Darstellung der personifizierten 
Tugend in der bekannten Erzählung des Prodikus 
von Herkules am Scheidewege, die uns bei Xeno- 

hon, Mem. II 1, 21ff. erhalten ist. Während 
der Verfasserfrüher(GriechischePhilosophie32 ff.) 


367 


eine literarische Abhängigkeit des Hagiographen 
d. h. eine Benutzung der griechischen Sage durch 
denselben annehmen zu müssen glaubte, spricht 
er sich jetzt — und das wohl mit Recht — 
gegen eine solche Annahme aus. 
Bedauerlicherweise hat Heinisch dem Bande 
kein einziges Register beigegeben. Das Werk ist 
so reich an treffenden Beobachtungen und be- 
merkenswerten Einzelheiten, dass nur ein ein- 
gehender Sach- und Personenindex deren Fülle 
ganz erschliessen könnte. Man darf bei einem 
so grosszügig angelegten Werke, wie es das 
exegetische Handbuch darstellt, doch nicht nur 
mit solchen Benutzern rechnen, welche die ein- 
zelnen Bände vom Anfang bis zum Ende durch- 
arbeiten, sondern mindestens ebenso sehr mit 
jenen gelegentlichen Interessenten, die, auf 
anderem Gebiete arbeitend, sich auch über den 
einen oder anderen hier einschlägigen Punkt 
oder Ausdruck orientieren wollen und müssen. 


A. Schlatter: Die hebräischen Namen bei Jo- 
sephus. (Beiträge zur Förderung christlicher Theologie. 
17. Jahrg. 3/4. Heft.) 1328. 8°. M.3.60. Gütersloh, C. Ber- 
telsmann, 1913. Bespr. v. Immanuel Löw, Szeged. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 8. 


ist zu erinnern, dass Navy aus der Sept. stammt 
und mit Gesenius für ein Korruptel zu halten 
ist, Neviyov aber eine Kontamination von }% 
durch das geläufigere "3 Naxos ist. Die Vor- 
schläge Schlatters verdienen den von Niese ak- 
zeptierten Lesarten gegenüber sorgfältige Be- 
achtung. Seine Identifikationen bezeichnen, an 
Boettgers topogr.-hist. Lexikon zu Josephus ge- 
messen, einen wesentlichen Fortschritt. Wenn 
ich nicht irre, fehlen bei Schlatter: Tages Boettger 
126, Tagdag 151, Maodmowr 179, Psyya 212. 

Die Ortsnamen der mischnischen Zeit sind 
eingehend berücksichtigt, was ja bei Schlatter 
zu erwarten war. Eine Schrulle Schlatters ist 
es, die mischnische Literatur mit dem Worte 
„Rabbinat“ zu bezeichnen (S. 10 Anm.). Irrig 
wird S. 32 Anm. xmn durch „Sykomore“ statt 
durch „Maulbeerbaum“ übersetzt. Zu m m2 
hätte meine Abhandlung: Der biblische 'ézób 
(Sitzber. d. Wiener Akademie 1909) S. 2 Be- 
rücksichtigung verdient. 

Bei Verwertung des talmudischen Schrift- 


tums sind Schlatter bedauerliche Entgleisungen 


zugestossen, auf die ich aber hier nicht eingehen 


Josephus stellt in der Form der hebräischen | Will. Aber auch einzelnes Geographische bedarf 
Namen in seiner Archäologie die Aussprache | der Berichtigung. So ist z. B. Byoage Vita 118 


des Hebräischen dar, die er um die Mitte des 
ersten Jahrhunderts in Jerusalem gelernt hat. 
Freilich zeigen die Namen „für den ersten Blick 
eine Unsumme von Willkür und Unverstand“ 
(S. 6). Hier will Schlatter durch kritische 
Arbeit nach sicherer Methode zu sicherem Re- 
sultat gelangen. Die wichtigsten Handhaben 
seiner Kritik sind: 1. Mechanische Verletzungen 
durch Verwechslung ähnlicher Schriftzüge, Um- 
stellungen und Verschmelzungmitden Buchstaben 
benachbarter Wörter, 2. Entfernung der aus der 
Septuaginta in den Text gedrungenen Formen, 
3. Ablösung der von Josephus absichtlich an- 
gefügten griechischen Endungen und der oft 
auftretenden Doppelendungen. 

Schlatter führt die Untersuchung mit grosser 
Sorgfalt durch. Wo es irgend angeht, stellt 
er die Lesart des massoretischen Textes her und 
kommt zu dem Schlusse: die lange Liste, die 
Josephus gibt, biete wenig Varianten zum he- 
bräischen Text und zeige, dass auch die Lese- 
regeln, auf denen unsere Massora beruht, schon 
ziemlich stabil waren (S. 122). 

Schlatterhebt die UebereinstimmungJosephus 
mit dem Ketib (Aurrady 48, Iayslas 62) und 
dem Kere (Zafovda 44) hervor, und erkennt 
nur ausnahmsweise Varianten des hebräischen 
Textes an (2oONN2 51, popu 64, n3 79). Zu Nun 
bemerkt er S. 122 „dass sich die einheitliche 
Schreibung für den Namen Josuas mm (masso- 
retisch}2!) noch nicht durchgesetzt hat“. Dagegen 


jüngst von S. Klein mit Grp m2 identifiziert 
worden. (Zur Palästinakunde, Berlin 1913 S. 6f.). 
S. Klein ist es (a. a. O. S. 3) gelungen, auf Grund 
einer glänzenden Kombination ww, ody 
Schlatter S. 109 mit der Burg Alexandreion, 
in welcher Salome Alexandra ihre Kostbar- 
keiten aufbewahrte, zu identifizieren. Nach ibm 
trägt die Burg den Namen der Königin: Salome. 
Genauer lautet allerdings dieser Name nicht 
nov und auch nicht, wie Schlatter 110 hat: Nh . 
Er ist auch nicht aus dem späten Lev. r. 35, 10, 
sondern als w). (LA 109% Midr.-Tann. 35, 17 
[falsch: Sifre I 42, f 80a: vil und 254 ed. 
Hoffm. Sifra 110d Weiss, daraus R. Hillel ms 
bei Friedm. zu Sifre: "wow. wan lies auch 
für now Koh. r. 7, 11 und nyndw Lev. r. a. O. 
Trotz des aus Jerusalem inschriftlich bezeugten 
Namens ago (Jew. Enc.1443) halte ich wodw = 
Selewypsw l]. mit dem lat. salampso ohne ; 
(Schlatter 110) für die ursprüngliche Form des 
Namens der Königin und pu für spätere volks- 
etymologische Erweiterung, die auch in ai 
und seinen Varianten (Meg. Taan. X = Neubauer, 
Chron. II 16. 17 Anm. 20 pu, vov, prob 
Sabb. 16a, Taan. 23a bei Toss zu Sabb. a. a. O.) 
vorliegen dürfte. 

Zur Schlusssilbe W vgl. Nin u. wy D. H 
Müller, Palmyr. Inschr. 1898 S. 17. so'n Euting 
bei Pick, Talmud. Glossen zu Delitzsch HWB 15 


369 


Zu S. 46 Ovlaÿa in der Gegend von Anti- 


schia ist auf NN nom ZA 21, 211 Anm. 2 
und REJ 45, 39 zu verweisen. 

Ausser den Eigennamen hat Schlatter auch 
52 Appellativa, die Josephus hebräisch anführt 
und erklürt, aufgenommen. Von diesen ist nur 
yeıcıoy, yssoov Arch. 8, 95 „die Umzäumung, — 
l. Umzäunung — die den für die Priester vor- 
behaltenen Raum abgrenzt, gr. voíryoc^ nicht 
identifiziert und wird von Schlatterals verdächtig 
bezeichnet. Dem Zusammenhange nach kann 
das nur mD sein: Midd. 2, 3, Joma 16a = XID 
Meg-Taan. VIII, Neubauer, Chron. II 13 (ms 
Parma MD). Graetz III? 417. 420. 

Der auffallendste Missgriff des Büchleins 
findet sich auf S. 115: „Arch. 3, 172 «7 oaxgago 
Boravn, eg d dxyago Boravn, lat. accaro. Es 
scheint dy in der Nähe zu sein; nur ist die 
Verwendung des Worts „die Wurzel“ als Eigen- 
name einer besonderen Pflanze nicht belegt.“ 

Josephus beschreibt, wie ich Jewish Enc. 
X 73b hervorgehoben habe, die Pflanze, die bei 
den Griechen vooxvapos, bei uns he heisst. 
Den aramäischen Namen ga für Bilsenkraut 
hat schon Havercamp z. St. erkannt und auch 
Nestle hat vor einigen Jahren die Identifikation 
wieder betont. 

lic;24 Pflanzennamen 381 BHebr. List 106 


ed. Gottheil. Geop. Gal. Honein (BB 47). BA 
u. BB geben es durch voox. und e? wieder. 


Walter Otto: Herodes. Beiträge zur Geschichte des 
letzten jüdischen Königshauses. V S. u. 254 Spalten. 

. 8°. M. Stuttgart, J. B. Metzlersche Buch- 

handlung, 1913. Bespr. v. Carl Niebuhr, Berlin. 

Legt der Greifswalder Historiker hiermit 
seine Herodeer-Beiträge zu Pauly-Wissowas 
REKLAW unter geringfügigen Abänderungen 
als Sonderausgabe vor, so ist esihm im Vorwort 
gelungen, diesen Entschluss zu. rechtfertigen. 
Der Mangel an neueren Bearbeitungen des 
Themas kann es in der Tat wünschenswert 
machen, dass auch die Theologen bedacht werden, 
für die der ganze Pauly nicht immer erschwing- 
lich ist. Allerdings befremdet neben solcher 
Einsicht wiederum, wenn es dann weiter heisst: 
‚Man erwarte jedoch nicht, hier auch die beiden 
Agrippa behandelt zu finden, da auch der ältere 
von ihnen den Namen Herodes niemals geführt 
hat. Dabei erkennt schon der erste Satz des 
Vorworts die Notwendigkeit an, dem weiteren 
Kreise die Mitglieder des Hauses nebst voll- 
ständigem Quellenmaterial näherzurücken, worin 
ja zugleich dasMotiv des Neuabdrucks überhaupt 
begriffen ist. Vermutlich lag das Hindernis 
anderswo, und nach etwaigen Internis zu forschen 
hätte die Kritik keine Befugnis. Aber sie darf 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 8. 


870 


sich erlauben, alles heranzuziehen, was sich aus 
einem Buche über die eigentliche Denkweise 
seines Verfassers ergibt. Und da muss bemerkt 
werden, dass es doch einer nach Willkür schmeck- 
enden Ausflucht ähnelt, wenn „Herodes“ als 
schier unorganischer Obertitel gewählt bzw. 
hinzugesetzt wurde, nur um nachher die höchst 
formelle ‚Begründung‘ zu ermöglichen, dass die 
zwei Agrippa als Namensfremde exkludiert 
worden seien. 

Gewissermassen entschädigt wird man so- 
gleich durch Ottos Geständnis, er wäre mit 
diesem Buche nicht eben zufrieden, weil es 
garkeins sei. Freilich nicht, dieweilorientierende 
Artikel aus einem deutschen Fachlexikon eher 
das Gegenteil von Büchern sind, in Anbetracht 
des Zweckunterschiedes und der literarischen 
Vorbedingungen. Was geschehen konnte, war 
die Zugabe eines historisch-kritischen Ueber- 
blicks der Gesamtmaterie. Auch wer seine 
Spezialkenntnis erst aus dem oft überwältigend 
angelegten Inhaltsreichtum der Studie erworben 
hätte, käme wohl kaum in Verlegenheit, sollte 
erangeben, wie solch’ ein entschieden wünschens- 
werter Ueberblick disponiert werden musste. 
Es handelte sich um die Frage des letzten Ver- 
ständnisses Herodeischer Interessen, wobei die 
Nachfolger des grossen Herodes! nur als Epi- 
gonen in Betracht kommen. Nämlich: was hat 
das Judentum bzw. seine führenden Schichten 
gegen Herodes so unversöhnlich gemacht? Ist 
die auswärtige Politik des Königs bei aller 
Verschlungenheit der Ereignisse und den wieder- 
holten Katastrophen doch klar und in ihrer 
Pfiffigkeit geradezu imponierend, so tappen wir 
im Dunkel über die Erfolglosigkeit des Herr- 
schers bei den Religiosen. Konnte uns ein 
zusammenfassender Ueberblick das Rätsel nicht 
lósen, — gut, dann liess sich wenigstens eine 
Aufklärung über die daran hindernden Umstände 
erwarten. Am Ende auch eine in ihrer Art 
begründete Vermutung über den Sachverhalt. 
Solche ttt Hypothesen braucht niemand zu 
akzeptieren, und ihr Urheber kann bei hin- 
reichender Furcht oder ein wenig Humor selber 
davor warnen. Aber sie haben die Eigentüm- 
lichkeit, den historischen Sinn zu wecken bzw. 
zu fördern, und niemals gab ea einen Geschichts- 
forscher, der mehr oder gar besseres zu tun 


! Seine Bezeichnung © péyas bei Josephus nimmt 
Otto (Sp. 149 ff.), wohl nach Ewalds Anregung, als = 
major der Römer. Aber das Fehlen des Zusatzes auf den 
Münzen genügt höchstens als Beweis, dass Rom ihm eine 
solche Bereicherung seines Titels nicht zugestanden hatte. 
Man denke sich einen Brief des Herodes an Augustus, 
worin er sich selbst als ó u£yac bezeichnet hätte! Das 
wäre vermutlich als Anknüpfung an Pompejus verstanden 
worden und dem Schreiber übel bekommen. Dem in- 
ländischen Gebrauch stand hingegen nichts im Wege. 


371 


vermochte. 
verstehen wir schon nicht mehr, aber Taines 
Ansehen wächst fortwährend. Dabei könnte man 
nurwenige Wahrheiten des Engländersbestreiten, 
dem Franzosen bisweilen jeden Satz. Beispiele 
aus der Nähe vermeiden wir, denn das Vaterland 
ist schonungsbedürftig. Es liegt nicht am Vater- 
lande. Eher am Klima. 

Nun ist jedoch bei Otto ein Abschnitt da: 
‚Herodes als Mensch und Regent‘. Hier wird in 
dem Bestreben, Endurteile über diese Erscheinung 
zu gewinnen, aus der quellenscheidenden Gelehr- 
samkeitsbetätigung zuvor, die kein Verschnaufen 
kannte, das Wesentliche zusammenzufinden ver- 
sucht. Denn auch der nachgerade ermüdende 
Leser, dem vielleicht die Einzelentscheidungen 
des Verfassers sehr oft peremptorisch vorkamen 
hinter all der Stellenmühsal, er wird gestehen, 
selten einer so im eigentlichen Sinne gelehrten 
Arbeit begegnet zu sein. Es ist, gutem Anschein 
nach und bei gelegentlichen Stichproben bewährt, 
das gesamte Material für jeden Schritt heran- 
gezogen worden. Da auch ein sorgfältiges 
Sachregister nicht fehlt, so empfängt der Mann 
der Wissenschaft ein für seine Zwecke tatsäch- 
lich wertvolles Buch, die Real-Enzyklopädie 
ein Kompliment, der Autor des Artikels die 
gebührende Anerkennung. Der Erfahrungssatz 
jedoch, dass man durch vieles Schmieden zum 
Schmied wird, hat seine zwei Seiten, und die 
andere davon zeigt der Inhalt dieses Abschnittes 
vom Menschen und Regenten. Otto verläuft 
sich hinter dem Einleitungssatz jeder Alinea 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 8. 


372 


Macaulays Ruhm von ehegestern |,Licht und Schattenseiten“ einer antiken Per- 


sönlichkeit nachzuverteilen, obenein auf Grund 
einer allzu oft mechanisch angestellten, nur die 
Quelle und nicht das Indicium erspürenden Text- 
kritik. Herodes verfügte über ein natürliches 
Verständnis für die Lebensaufgaben, die ihm 
nach und nach erwuchsen, d. h. er besass Urteils- 
kraft, und ausserdem Energie. Das gibt und 
gab noch jedesmal einen grossen König oder, 
mutatis mutandis, einen brauchbaren Menschen, 
gleichviel wie die Mitwelt oder die Geschichte 
mit ihnen umgehen. Das Schicksal des Herodes 
in der Tradition! zeugt von einem ursprünglich 
schon recht lebhaften Widerstande abweichender 
Interessen, nachmals aber vom Weiterwirken 
dieses Gegenanstosses bis ins Anekdotische, 
Legendarische und zuletzt rein Typische hinab. 
Was also bewog die soziale Oberschicht der 
Judäer, den regelrecht in die verbrauchte Has- 
monäerdynastie eingeheirateten Staatsmann und 
Krieger, dessen persönliche Beziehungen zu 
Idumäa wahrscheinlich weit lockerer und äusser- 
licher waren als die Davids zu Moab und den 
Philistern, ewig anzufeinden? Denn es gibt 
garkeine Untat des Gereizten, die dem Verdacht 
ganz fremd wäre, dass sie von langer Hand 
verursacht worden war. 

Die Einsicht, deren Bekundung Herodes und 
seinen Staat so oft vor der Uebermacht römischer 
Willkür gerettet hat, hing mit seiner nicht- 
priesterlichen Herkunft zusammen. Er ist einem 
dringenden Gebot der Zeitumstände gefolgt, 
indem er das Hasmonäische Priesterkönigtum 


— es sieht fast aus, als hätten alle diese Sätze | verwarf und auch darauf verzichtete, etwa im 


schon vorher gleich Ueberschriften festgestanden 
— in neue Details, die implicite fürabgeschlossen 
erklärte Tätigkeit geht unversehens weiter, und 
es berührt nun schon ungemütlich, daran er- 
innert zu werden, dass noch ‚manche Funde 
ganz zurückgestellt‘ worden sind. Kurzum, man 
beendet diesen Abschnitt, der den Ausschlag 


unterirdischen Verfahren die Juden der Diaspora 
zu besteuern. Rom hat die Loyalität solcher 
Politik erkannt und gewürdigt, indem es dem 
Könige ein neues Gebiet nach dem andern unter- 
stellte, zu reichlicher Entschädigung für den 
Ausfall. Israel kann wieder Seehandel treiben, 
und Salomos Nachfolger gebietet über Striche 


geben sollte, gleichsam unter dem Eindruck | jenseit der kühnsten Idealzone des A. T. Hatten 


mancher leibhaftigen Parlamentsverhandlung: 
vor lauter Unruhe im Saal war nicht zu ver- 
stehen, was vorging. Dabei kann es dem Ver- 
fasser selbst nicht viel besser ergangen sein. 
Fängt er doch ganz am Schlusse (Sp. 162 
unten) von vorn an; jetzt soll mit Gewalt bei 
der Sache geblieben werden. Aber der Faden 
bricht nach dreissig Zeilen definitiv ab, und eine 
so unerwartete kleine Erheiterung versöhnt für 
den Moment. 

Wie man sieht, ist der Nachweis, dass ein 
besonderer historisch-kritischer Ueberblick nicht 
fehlen dürfte, etwas umständlich geraten, darin 
dem Wesen der Ottoschen Arbeit notgedrungen 
konform. Es wäre schliesslich nur taubes Mora- 
lisieren auf ungenügenden Tatbestand hin, die 


früher der Tempeladel und die Parteien, die 
man fast ,Orden' nennen kónnte, den Vorteil, 
die Hasmonäer als ihre Spitze aber den Nachteil, 
und zwar den des Blitzableiters, gehabt, so stand 
es nun umgekehrt: den Frommen waren die 
Fleischtópfe Aegypti, die Beiträge aus Sinear 
und Kir empfindlich hoch gehängt, der König 
hingegen war jene politische Unmöglichkeit los- 
geworden, woran die Vorgänger gescheitert sind. 
Aber er hatte einen schleichenden inneren Krieg 
dafür eingetauscht, der ihm grausam zusetzte 
und den ebenso auszuhalten seine Nachkommen 
nicht mehr fähig waren. 


! Ein paar Worte über den Namen selbst wären den 
theologischen Lesern sicher willkommen gewesen. 


373 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 8. 


374 


Bei Archelaos, mit dem das Herodeische |östlichen Vorterrasse eines Hügels, der damals 


Königtum zu Jerusalem ein Ende nimmmt, 
kommt Otto trotz eingehend philologischer 
Untersuchung, die er dann sub voce ,Antipas' 
fortsetzt, über den Anlass der Einziehung Judäas 
nicht ins Reine, dennerversáumtden — allerdings 
modernen — Rückschluss von der Tragweite 
dieser Massregel auf ihren Zweck. Der Kaiser 
muss überzeugt worden sein, dass er künftig in 
Jerusalem von sich aus zu kontrollieren habe, 
ob die Kollekten im Reiche auch ferner unter- 
blieben. Sie waren offenbar wieder betrieben 
worden, von Archelaos seit den Aufständen für 
ihre Bewilligung ! nicht mehr genügend gehindert. 

Die glänzende Seite der ‚Beiträge‘ ist ihr 
Reichtum an Einzelheiten. Dass er nicht für 
ein historisches Fazit zureichen sollte, hätte 
befremden und den Spürsinn anregen müssen. 


Palästinajahrbuch des deutschen evangelischen Instituts 
für Altertums wissenschaft des heiligen Landes zu Je- 
rusalem. Herausg. von Prof. D. G. Dalman. 9. Jahrg. 
(1913.) 6, 168 S. m. 8 Bildertafeln, 2 Plänen, 1 Karte. 
M. 3—, geb. M. 4—. Berlin, E. S. Mittler und Sohn, 
1913. Bespr. von J. Herrmann, Rostock. 


nach Josephus Assyrerlager hiess, ein anstei- 
gendes Gebiet von etwa 200 m Lünge und 150 m 
Breite, welches etwa dem Quartier zwischen der 
Christenstrasse, el-chänka, chän ez-zet und dem 
muristan entspricht. Der genaue Ort der Kreu- 
zigung lüsst sich nicht mehr ermitteln, wahr- 
scheinlich wird das Kreuz in der Gegend der 
Kreuzfindungszisterne gestanden haben. Was 
die Frage der Echtheit des bei den Grabungen 
Konstantins gefundenen Grabes Christi anlangt, 
so kommt Dalman zu dem Ergebnis, dass zwar 
einige Zweifelsfragen bestehen, dass aber kein 
einziger zwingender Grund gegen die mögliche 
Echtheit des Grabes vorgebracht werden kann. 
Der historischen Untersuchung des Befunds der 
Grabung Konstantins fügt Dalman Angaben über 
die heutigen Reste bei, soweit er selbst fest- 
stellen oder zuverlässige Mitteilungen bekommen 
konnte. Wenn Dalman fragt, woher die in der 
Lutherbibel übliche Form Golgatha stammt, so 
Scheint er nicht daran gedacht zu haben, das 
Luther die Form natürlich aus der Vulgata 
übernommen hat. Golgatha wird durch regres- 


Der Jahresbericht des Leiters, der wie immer | sive Assimilation aus Golgotha entstanden sein, 


das Jahrbuch eróffnet, wüchst sich immer mehr 
zu einer wertvollen Lese von Beitrügen zur 
historischen Geographie Palüstinas und zur Pa- 
listinakunde überhaupt aus, wobei auch für die 
alttestamentliche Exegese die Geschichte, Kul- 
tur- und Religionsgeschichte Israels allerhand 
abfällt. Schon um dieses Abschnittes willen 
dürfen die Fachleute aus den einschlägigen Diszi- 
plinen an dem Jahrbuch nicht vorübergehen. 
Auch der Reisebericht von Gustavs am Ende 
des Bandes, sehr anziehend geschrieben, ist 
lesenswert. Den übrigen Inhalt bilden Ar- 
beiten aus dem Institut. Sprenger erklärt fein- 
sinnig und lehrreich die Säe- und Erntegleich- 
nisse Jesu von den palästinischen Ackerbauver- 
hältnissen aus. Thomsen, der sich um die 
archäologische Sammlung des Instituts verdient 
gemacht hat, berichtet über deren Inhalt. Hans 
Schmidt teilt in einem Aufsatze über die Kunst 
der Volkserzählung bei palästinischen Bauern 
interessantes und instruktives Material mit. 
Dalman endlich hat die Fragen betreffs Gol- 
gotha und des Grabes Christi neu behandelt. 
Golgotha, nach glaubwürdiger Jerusalemer 
Ueberlieferung (Eus. vit. Const. III 26) an der 
Stelle des Bezirkes eines Aphroditetempels im 
rômischen Jerusalem, wo die Grabeskirche steht, 
eigentlich Golgoltha, war die Bezeichnung der 


‘ Das wird (vgl. bei Otto Sp. 167 u. 179) in der 
Tradition, die hier umschreiben muss und will, einmal 
besonders deutlich. Man sammelte ja trotz allem unter 
der Hand weiter, wohl auch nach 70 v. Chr. für bessere 
Zeiten, bis Hadrian zur üussersten Massnahme griff. 


wozu G. Herbig mich auf J. Vendryes Recherches 
sur l'histoire et les effets de l'intensité initiale 
en Latin, Paris 1902 $ 77 aufmerksam machte 
und mir weiteres aus seinen Sammlungen mit- 
teilte (vixillum, butumen, fedelis usw.). — Ein 
dringendes Bedürfnis ist die Beigabe eines 
Index, der bei dem Reichtum der verstreuten 
Einzelseiten notwendig ist; möchte er beim 
10. Bande nicht fehlen! 


M. Maxudianz: Le parler Arménien d’Akn (Quartier 
bas). XI, 141 S. gr. 8°. Paris, P. Geuthner, 1912. 
Bespr. v. J. Karst, Strassburg i. E. 

Die 10000 Armenier der zur Hälftetürkischen 
Stadt Akn (spr. Aken oder Akyn)-Egin am 
Kara-Su, Vilayet Charput, werden gewöhnlich 
als Ansıedler vom Van-See betrachtet, weisen 
aber ihrer Sprache nach eher nach dem Ani- 
Distrikte hin. Diese Akn-Mundart — Verfasser 
beschränkt sich, übrigens ohne grösseren Nach- 
teil, auf den Dialekt des unteren Stadtviertels, 
der von dem der oberen Stadt nur unbedeutend 
abweicht — zu beschreiben, ist die vom Vardapet 
Machudianz, einem Schüler Meillets, dem das 
Buch gewidmet ist, ebenso verständnisvoll als 
erfolgreich unternommene Aufgabe. 


Hauptgewicht legt Machudianz auf dieLaut- 
lehre. Dabei verrät er sich als gewiegter 
Kenner nicht nur seines Heimatdialektes, sondern 
der armenischen, zumal der westarmenischen, 
Mundarten überhaupt. Seine Darstellung ist denn 
auch keine der hergebrachten öden Zusammen- 
stellungen von reinen Lautentsprechungen, keine 


375 


trockene geistlose Materialhäufung. Sondern 
sie ist von historisch-vergleichendem Standpunkte 
aus gemacht, unter fast steter Zurückführung 
der modernen Spracherscheinungen auf ihre 
mittel- bzw. altarmenischen Correlata, sowie 
unter Mitberücksichtigung der anderen neueren 
Dialekte. 

Die Morphologie fasst in knappen Zügen 
das wesentlichste heraus und weiss es anschau- 
lich und im historischen Rahmen der Sprach- 
entwicklungen darzustellen. Namentlich inter- 
essant sind für Kenner des Kleinarmenischen und 
Mittelarmenischen die Pluralbildungen dieses 
Dialektes; nicht das sog. klassisch-altarmenische 
Idiom, sondern das kilikisch-mittelarme- 
nische darf danach als Muttersprache dieses 
und vieler anderer neuwestarmenischen Dialekte 
gelten: hier wie dort dieselben Pluralsuffixe: 
vi-, di, vədi, höchstens in der neueren Sprach- 
phase mit erweiterndem Zusatzsuffix. 

Von einer Skizzierung des Satzbaues 
(Syntax) sieht Machudianz ab. Dagegen bietet 
er als wertvolle Zugabe zu seinem Buche ein 
Glossar des, grösstenteils türkischen, Lebngutes 
im Akn-Dialekt (p. 107—137). 

Verdient so das Werk des gelehrten, orien- 
talisch und okzidentalisch gründlich wissen- 
schaftlich geschulten Etschmiadziner Vardapet- 
Archimandriten hinsichtlich seiner Ausführung 
schier uneingeschränktes Lob, so ist es besonders 
noch begrüssenswert, dass Machudianz gerade 
diesen sprachgeschichtlich höchstwichtigen Dia- 
lekt, der gleichsam eine Mittelstellung zwischen 
Syrisch-Kilik-Armenisch und Aniensisch-Arme- 
nisch einnimmt, zum Objekt seiner Forschung 
gewählt hat. Seine Arbeit tritt dem besten 
bisher auf diesem Gebiet gelieferten völlig eben- 
bürtig an die Seite und verdient in ihrer Me- 
thode und ihrer Ausführung als Muster für 
dergleichen, nochrechtzahlreich zuwünschenden, 
EE von Einzeldialekten hingestellt zu 
werden. 


Heinrich Winkler: Zur Völkerkunde von Osteuropa. 
40 S. Lex. 8°. Breslau, Hirts Sort., 1912. M. 1.50. 
Bespr. v. H. H. Figulla, Konstantinopel. 

Mancher Leser wird sich wundern, dass 
er ein solches Buch in der OLZ besprochen 
finde. Den Orientalisten sei aber ausdrücklich 
die Lektüre dieser kleinen Schrift empfohlen, 
obwohl sie keineswegs abschliessend ist, sondern 
nur der Vorl&ufer eines grósseren Werkes; denn 
im letzten Kapitel besprichtder Verfassermannig- 
fache Einflüsse, die vom vorderasiatischen Kultur- 
gebiete aus auf finnischem Boden sich geltend 
machen, und weiter lässt er auch hier wieder 
seine bewährte und vorbildliche Methode auf 
anthropologischem Gebiete ins Feld rücken. Den 
Orientalisten ist leider bis jetztdie Anthropologie 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 8. 


376 


ein Stiefkind der Wissenschaft gewesen, und es 
würe nur wünschenswert, wenn sich bald Jünger 
tänden, die Winklers Methode auch für den Orient, 
und besonders den alten, auszunutzen verständen. 
Es genügt ja nicht, lediglich als Anatom oder 
Sprachforscher oder Historiker die Entwickelung 
der Menschheit zu betrachten, sondern nur 
wenn man durch methodische Vereinigung von 
Anatomie, Sprachwissenschaft, Kultur- und Pro- 
fangeschichte an die Sache herantritt, kann man 
auf einen erspriesslichen Erfolg rechnen, und 
Winkler besitzt solche erfolgverheissende Me- 
thodik. Die vorliegende Schrift besteht aus drei 
Teilen: 1. handelt über die finnischen Völker, 
ihre gegenseitigen Beziehungen und ihre geo- 
graphische Anordnung (S. 1—17); 2. über die 
Rassenverhältnisse im Gebiete der finnischen 
Völker (S. 18—31); 3. über das äussere Leben 
der finnischen Völker (S. 32—40). Zum ersten 
Teile ist nichts zu bemerken. Der zweite ist 
der interessanteste der ganzen Arbeit. Winkler 
postuliert mehrere weisse Rassen und stellt aus 
dem zur Zeit noch nicht übersehbaren Gewirr 
neben die altbekannte Rasse der Arier zunächst 
als zweite die der Ariner, deren Hauptmerk- 
male in dolichokephalem Schädel, auffallend 
hellen Augen, weisslichem Blondhaar, mittlerer 
(oder noch niederer), untersetzter Gestalt usw. 
bestehen, und als dritte die der Ainu, die anthro- 
pologisch und sprachlich durchaus von den 
beiden ersten abweicht. Natürlich sind von 
keiner dieser Rassen mehr absolut reine Bestand- 
teile vorhanden, tiefgehende Mischungen haben 
die Unterschiede verwischt. So fand Winkler 
bei zahlreichen Magyaren bei überaus breiten 
Gesichtern geradezu dolichokepbale Schädel, 
während im allgemeinen der magyarischeSchädel 
brachykepal ist; dabei sind auch diese Leute 
hauptsächlich hellhaarig und helläugig. 

Wodurch der dritte Teil besonderes Interesse 
erweckt, habe ich bereits vorweg genommen; 
es ist sehr wahrscheinlich, dass bei eingeben- 
derem Studium der Kultur der altaischen Völker 
sich noch weit innigere Beziehungen mit dem 
alten Orient werden feststellen lassen. 


Sprechsaal. 


Berichtigung. 


Das in Nr. 6 der OLZ (Sp. 277) abgedruckte Referat 
über die Grabungen der Deutschen Orient- Gesellschaft 
in Warka enthält Missverständnisse und irrige Angaben, 
die eine Berichtigung erfordern. Es könnnte daraus 
gefolgert werden, dass diese Grabungen durch eine 
Anordnung des Vorstandes vorzeitig geschlossen worden 
wären. lu Wirklichkeit sind diese Ausgrabungen, die 
der Leiter durchaus der ihm zugegangenen Instruktion 
gemäss unter ungewöhnlich schwierigen Umständen vor- 
trefflich und erfolgreich durchgeführt hat, nicht früher 
beendet worden als beabsichtigt war. Dass gerade bei 
dem Hineingreifen in die tieferen Schicbten die erwarteten 


877 


Funde aus älterer Zeit ausgeblieben sind, kann dem 
Leiter in keiner Weise zum Vorwurf gemacht werden. 
Auch darf man von einer Versuchsgrabung auf einem so 
&usgedehnten Ruinenfelde nicht erwarten, dass sie den 
Raubgrübern nichts mehr zu tun liesse. 
Der Schriftführer der Deutschen Orient-Gesellschaft, 
Bruno Güterbock. 


Altertums-Berichte. 


Aegypten. 


Bei den Ausgrabungen der DOG in El-Amarna 
sind im letzten Winter in einem Privathause zwei Keil- 
schrifttafeln gefunden worden. Die eine ist ein Frag- 
ment einer Liste der Zeichen von Sa (vgl. Delitzsch, 
AL®, S. 114 £), die andere ein ausführlicher Bericht über 
den Kriegszug eines hohen ägyptischen Offiziers gegen 
die Stadt 55 Besonders das letztere Dokument 
ist von grosser Wichtigkeit und seine baldige Veröffent- 
lichung dringend erwünscht. fr 


Nordafrika. 

Auf der Stätte des antiken Kyrene in Libyen fanden 
Pioniere der italienischen Besatzuug bei der Suche nach 
unterirdischen Brunnen die Marmorstatue einer stehenden 
Venus von grosser Schönheit. Sie stammt ohne Zweifel 
aus dem Apollotempel von Kyrene, leider fehlen der Kopf 
und beide Arme. An derselben Stelle wurden ausserdem 
22 Marmorstatuen ausgegraben. (Lit. Ztrbl. 1914, 23). + 


Italien. 


Der römische Archäologe Munoz hat in Rom in dem 
Trümmerberge des goldenen Hauses des Nero erfolg- 
reiche Ausgrabungen vorgenommen. Aus den Gewölben 
der Trajansthermen bei dem Kolosseum gelangte der 
Forscher nach einem herrlich ausgemalten, riesigen Saal. 
An den Wänden dieser Halle, wo einst die Laokoongruppe 
stand, prangen schöne Fresken aus der Ilias und der Odyssee 
(Hektors Abschied, Parisund Helena usw.). Daran schliesst 
sich ein Kuppelsaal in Form eines Pantheons und zahlreiche 
andere Säle voll leuchtender Landschaftsgemälde und 
Blumenornamentik. (BT. 29. Juni 1914). 


Aus gelehrten Gesellschaften. 


In der Académie des Inscriptions et Belles- 
Lettres versuchte Scheil am 15. Mai zu beweisen, dass 
der Gobryas, welcher in Xenophons Kyropädie als Erzieher 
des grossen Kyros und Begleiter auf dem Feldzuge gegen 
Babylonien genannt wird, und der Gubarru der Keilin- 
schriften die gleiche Person seien. Scheil verfolgte die 
Laufbahn des Gubarru auf Grund zweier babylonischer 
Texte, von denen der eine schon bekannt, der andere 
noch unveröffentlicht ist. Die Angaben Xenophons stimmen 
mit den neuen Angaben vorzüglich überein, woraus zu 
schliessen ist, dass sich Xenophon auf gut orientierte 
Quellen gestützt hat. 

Am 22. Mai zeigt A. Bénédite ein Messer aus Kiesel- 
stein, dessen Griff aus Elfenbein geschnitzt ist. Auf der 
einen Seite sieht man Aegypter und Libyer, die mit- 
einander kämpfen. Das Kriegsbild wird durch zwei einander 
entgegengesetzte Flotten vervollständigt. Auf der anderen 
Seite ist eine Wüstenszene dargestellt. Eine Herde wilder 
Tiere, über der ein zwei Löwen bändigender Heros steht. 
Diese Figur weist nach Babylonien hin. In der Tat sind 
in den Szenen noch andere Elemente zu erkennen, die an 
die Geierstele erinnern. Sch. 

Am 29. Mai berichteteR. Weil überdie Ausgrabungen, 
die er im Auftrage desBaronsE. de Rothschild in Jerusalem 
in der sogenannten Davidsstadt, der alten kanaanäischen 
Akropole, unternommen hat. Er bat dabei die Reste einer 
arg zerstörten königlichen Nekropole freigelegt, auch den 
Zug der archaischen Ummauerung festgestellt. Die Quelle, 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 8. 


om 


378 


welche die primitive Stadt mit Trinkwasser versorgte, und 
die unterirdischen Wasserleitungen, durch welche das 
Wasser über das Gebirge zu einem gegen Angriffe ge- 
schützten Bassin geleitet wurde, wurden untersucht. Unter 
den zahlreichen Inschriften, welche von grosser Wichtigkeit 
für die Geschichte der judäischen Stadt in der Römerzeit 
sind, ragt besonders eine in griechischer Sprache abgefasste 
Weihinschrift hervor, welche sich auf eine Stiftung „für 
die Fremden“ bezieht. Diese Stiftung bestand aus einer 
Synagoge, einem Bad und einer Gasthofsanlage. 

Am 5. Juni legte Collignon im Namen von L. 
Mariani Reproduktionen der Statue der Aphrodite vor, 
die kürzlich in der Kyrenaika entdeckt worden ist. Die 
Göttin ist stehend dargestellt; neben ihr erblickt man 
einen Delphin, auf den sie ihr Gewand geworfen hat. — 
Th. Reinach sprach über zwei unveröffentlichte klein- 
asiatische Münzen, die sich im Besitze von B. Pick, 
Konservator am Museum zu Gotha, befinden. Die eine 
ist die einzige bisher bekannt gewordene Münze, die 
im Auftrage des Koinon von Klein-Armenien geschlagen 
worden ist; sie zeigt den Kopf Trajans und trägt ein 
doppeltes Datum (43 — 17 Trajans). Die andere ist eine 
Silberdrachme mit dem Namen des Königs Attalus 
Epiphanes und scheint sich auf einen König Attalus von 
Paphlagonien zu beziehen, der im Jahre 44 von Pom- 
pejus eingesetzt wurde und im Jahre 41 starb. + 

Am 12. Juni setzt Weill seinen Bericht über die 
Ausgrabungen in Ophel fort. Er beschreibt diesmal 
genauer die Kanalisation Jerusalems, wie sie nach den 
neuen Entdeckungen sich feststellen lüsst. An der hier- 
auf folgenden Diskussion beteiligen sich Clermont- 
Ganneau, M. Croiset, Monceaux und Babelon. Sch. 

Am 19. Juni sprach Dieulafoy noch einmal über 
die spätbabylonische Tafel, die eine Beschreibung des 
Tempels Esagil und seines Stufenturms enthält und von 
ihm und Scheil publiziert worden ist. Er zeigte, dass 
die Resultate der deutschen Grabungen im Norden und 
Süden des Stufenturms, über die Koldewey soeben so- 
eben berichtet hat, mit den Angaben der Tafel voll- 
kommen übereinstimmen und eine schöne Bestätigung 
seines Rekonstruktionsversuches bilden. 

(Revue critique 1914, 25—27). at 


Archaeological Institute of America 1914. 
In der Sitzung &m 2. Januar 1914 liest S. B. Slack 
über ,Had any Roman and Semitic legend a common ori- 
gin?“ Slack weist auf die ältesten Verbindungen zwischen 
óstlichen und westlichen Mittelmeervólkern und meint, 
man könne hierdurch bestimmte Parallelen in der Ge- 
schichte der Hebräer und der Römer erklären. 

J. Moulton behandelt „The painted Tombs of 
Palestine“. Die Arbeit beschäftigt sich hauptsächlich 
mit dem in Beit Jibrin entdeckten Grabe. Der Plan 
desselben, seine Dekoration und die Poteriefragmente 
lassen auf ein Werk der byzantinischen Epoche schliessen. 
Man müsse hierbei von einem bemalten Figürchen ab- 
sehen, das angeblich hier gefunden worden sein soll. In 
derselben Lokalität wurde ein Grab aus der hellenistischen 
Zeit wiedererkannt. Moulton spricht in einem zweiten 
Vortrage über „The School at Jerusalem“. Das für den 
Bau der American School of Oriental Research bestimmte 
Terrain liege nicht weit ausserhalb der Nordmauer von 
Jerusalem und grenze an das Etablissement des franzö- 
sischen Dominikaner. Man habe hier übrigens Fragmente 
eines alten Baus an den Tag gefördert. 


Dr. Margaret C. Waites widmet eine Betrachtung 
dem „Etruscan and Roman House“. Waites bekämpft die 
Ansicht, dass das atrium Tuscanicum eine alte oder gar 
die älteste Form des Hauses sei. 

H. J. Rose untersucht „The gradation of daimones“. 

R. Traquair sucht „The Original form of the 
Church of St. Andrew in Krisei, Constantinople“, fest- 
zustellen. 


379 


Am 3. Januar beschreibt P. V. O. Baur „The 
Stoddard Collection of Greek vases at Yale University“. 
Diese von Dr. P. Arndt in München erworbene Samm- 
lung umfasse 676 Specimina, die 95 Stilarten repräsen- 
tieren und in 43 Gruppen einzuteilen seien. Der Archäo- 
loge habe hier eine seltene Gelegenheit, die Geschichte 
der antiken Poterie seit der prähistorisch-ägyptischen 
bis zur spät-römischen und früh-christlichen Zeit zu durch- 
laufen. Es befänden sich in der Kollektion auch Exem- 
plare von hohem künstlerischen Werte. 


Ph. B. Whitehead spricht über „Conversion of 
pagan buildings into christian churches in the city of Ro- 
me“. Whitehead nimmt an, dass nur sehr wenige Tempel 
in Rom selbst in Kirchen verwandelt worden seien, und 
dies auch erst in sehr später Zeit. Das älteste Beispiel 
in diesem Prozess sei das Pantheon im Jahre 608. Die 
Kirchen in den Tempeln von „Fortuna Virilis^, Mars 
Ultor, Antoninus und Faustina usw. datieren erst vom 
9.—11. Jahrhundert. Der Grund, dass die heidnischen 
Sanktuarien nicht viel früher zu christlichen Kultur- 
stätten gemacht worden seien, liege darin, dass man 
zuerst private römische Häuser, dann kaiserliche Paläste, 
später städtische Bauten und ganz zuletzt die Tempel 
in Angriff genommen habe. Whitehead behandelt dann 
die Kirchen von 8. Croce in Gerusalemme und SS. Cosma 
e Damiano und legt Zeichnungen vor, die das Verhältnis 
der alten Bauten zu den Kirchen illustrieren. Dem 
konservativen Geiste der römischen Kirche sei es zu 
verdanken, dass sich von den ersteren so viel bis auf 
unsere Tage erhalten hat. 

C. D. Lamberton handelt von „Early Christian 
painting and the Canon of Scripture“. 


G. J. Laing referiert über „The cults of the city 
of Rome as seen in the Inscriptions“. Laing hat seiner 
Studie die im sechsten Bande des Corpus, in den 
Notizie degli Scavi und andern Zeitschriften veröffent- 
lichten Inscriptiones sacrae zugrunde gelegt. Er sucht 
festzustellen, inwiefern diese Inschriften Belege für den 
Fortbestand der Kulte der di indigetes zur Zeit des 
Kaiserreichs liefern, da griechische und orientalische 
Religionen in Rom Eingang fanden. Laing zieht auch 
die von Wissowa (Religion und Kultus der Römer) ge- 
gebene Liste der di indigetes heran. Von den hier 
aufgeführten Göttern sei mehr als die Hälfte in den 
Inschriften der Stadt Rom nicht erwähnt. Wo der 
eine oder andere Name der di indigetes hier vorkommt, 
werde er mit einer jüngeren Entwicklungsstufe des 
Kults in Verbindung gebracht. Ein Beleg hierfür seien 
die Lares. Eine Prüfung der auf diese sich beziehenden 
Inschriften zeige, dass es zweifelhaft ist, ob auch nur 
eine einzige vom ursprünglichen Kulte handle. So be- 
fesse sich ungefähr die Hälfte dieser Inschriften mit den 
von Kaiser Augustus eingeführten modernen Lares Augusti. 
Zwei derselben (CIL VI, 671 u. 692) stehen sogar mit 
der Caesaranbetung im Zusammenhang, während die 
übrigen wahrscheinlich eine spätere Entwicklungsstufe 
des Kultes repräsentieren, wiewohl hier Entstehungszeit 
und verschiedene Details nicht so klar sind wie bei den 
Lares Augusti. Uebrigens sei selbst die Erwähnung 
einer Gottheit missleitend. So sei unter Ceres, der 
einige Inschriften gewidmet sind, nicht die Göttin zu 
verstehen, deren Name unter den diindigetes figuriert, 
sondern die hellenistische. Ferner zeigt unter der 
grossen Zahl von Widmungsinschriften, die den Namen 
Liber tragen, nur eine Spuren des ursprünglichen Be- 
griffes dieser Gottheit (CIL VI, 564). Auch diese ver- 
rate aber den Einfluss des Dionysos-Kults, auf den in 
der Tat die andern Liber-Inschriften Bezug nehmen. Was 
Mars anlangt, so finde man, wenn der ursprüngliche 
Charakter dieser Gottheit als der eines Vegetations- 
gottes anzunehmen sei, in diesem Material keinen Finger- 
zeig auf die ursprüngliche Bedeutung seines Kultes. Da- 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 8. 


880 


gegen begegne hier Mars häufig als der Kriegsgott. 
Anderseits gebe es allerdings in den Inschriften Belege 
für die Fortdauer bestimmter originell-römischer Riten 
während des Kaiserreiches. So namentlich der Kult der 
Penaten, der Vesta, des Genius, der Juno, des Jupiter, 
der Flora, des Tellus, der Dea Dia, des Janus, einiger 
„Sondergötter“, wahrscheinlich auch des Vulcan u. a. 
Die Zahl dieser Belege sei jedoch verschwindend gering 
im Vergleich zu der der Dedikationen an die di no- 
vensiles und die orientalischen Gottheiten. 

W. Peterson handelt über , The Deification of the 
Roman Emperors". Peterson zeigt, wie aus der primi- 
tiven religiósen Gedankenwelt der ersten Ansiedler Roms 
mit der Organisation des Stadt-Staates der Begriff der 
religiösen Einheit des Staates entsprungen ist, dessen 
Symbol der Tempel des Jupiter Capitolinus dargestellt 
babe. In der göttlichen Verehrung des Inhabers der 
Staatsgewalt dürfe man einen Versuch erblicken, das 
Volksgefühl für die Anbetung des „Jupiter, des Besten 
und Grössten“ als des besonderen Beschützers Roms und 
des römisches Reiches aufs neue zu beleben. Deshalb 
habe Augustus die ihm erwiesenen quasi göttlichen Ehren 
trotz seines bescheidenen Sinnes zu Recht anerkannt. 
Bald stellten sich Kunst und Hofpoesie in den Dienst 
der Botschaft vom Kaiser-Gott und der Gebrauch ver- 
breitete sich, den Herrscher in Gestalt einer Gottheit 
zu idealisieren. Der Höhepunkt nach dieser Richtung 
hin sei in der Apotheose des Antoninus Pius und der 
Faustina erreicht. Die bier erscheinenden begleitenden 
Adler, ebenso wie der Vogel, der bei der Verbrennung 
des vergótterten Kaisers zum Zeichen seiner consecratio 
fortfliegt, seien, wie Cumont gezeigt hat, orientalische 
Motive. Der Adler sei im vordern Orient der Vogel 
Ba als, der „seinem Herrn“ diejenigen wiederbringt, die 
auf der Erde seine Diener waren. Die pantheistische 
Sonnenverehrung des Orients sei von den römischen 
Kaisern als der weltweit verbreitete Kult propagiert 
worden. Der Kaiser ist das Ebenbild der Sonne auf 
Erden, gleich ihr „unbesiegbar und ewig“ (invictus, 
aeternus) Wie der Stoicismus habe diese kosmische 
Anbetung dazu beigetragen, die alten lokalen Kulte zu 
verdrängen und den Weg zu einer Universalreligion 
frei zu machen. Die orientalische Betonung des mo- 
narchischen Prinzips und die griechische Heldenvergót- 
terung haben bei dem Prozess ihren besonderen Eiufluss 
ausgeübt. Rein römisch sei darin der Gedanke der 
Fortuna urbis und des fatum imperii. Der Kaiser 
wird das sichtbare und göttliche Symbol der Majestät 
und Einheit des Staates und es sei vielmehr die durch 
ihn verkürperte Idee, der der nationale Geist huldigt. 
Die Juden, Christen und auch die Druiden mussten die 
Vergütterung der Kaiser bekämpfen, weil sie mit dem 
monotheistischen Glauben unvereinbar gewesen sei. Ihre 
Spuren finden sich jedoch noch in den mittelalterlichen 
Begriffen vom „Heiligen Römischen Reiche“ und vom 
„Göttlichen Rechte der Könige“. Auch das Papsttum 
habe davon profitiert und die Kanonisation gehe auf 
jenen römischen Paganismus zurück. 

S. B. Murray behandelt die „Hellenistic architec- 
ture of Palmyra“. 

H. R. Fairclough liest über „Some aspects of 


city planning in Ancient Rome“. Sch. 
Mitteilungen. 
Zum 17. Internationalen Orientalisten- 


Kongress, der vom 11.—18. September 191b in Oxford 
tagen wird, sind soeben die Einladungen verschickt 
worden. Der Kongress wird danach nach dem vorläufigen 
Plane folgende acht Sektionen umfassen: 1. Allgemeine 
Sektion (Anthropologie, Vergleichende Religionswissen- 
schaft und Archäologie). 2. Assyriologie. 3. Zentral- 


881 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 8. 


882 


und Ostasien. 4. Aegypten und Afrika. 5. Indien. 
6. Islamische Sprachen, Literaturen usw. 7. Semitische 
Sektion (mit Ausschluss des Islams). 8. Westasien und 
Iran. Kongresssprachen sind Englisch, Französisch, 
Deutsch und Italienisch. Die Mitgliedschaft kann für 
20 M. (25 Fr.) erworben werden, die zu senden sind un 
den Treasurer, Congress of Orientalists, Lloyd’s Bank, 
Oxford. Die Anmeldungen selbst sind zu richten an 
F. E. Pargiter, Secretary of the International Congress 
of Orientalists, Indian Institute, Oxford, der auch die 
gesamte übrige Korrespondenz erledigt. Der Präsident 
des Kongresses ist der Earl Curzon of Kedleston, Kanzler 
der Universität Oxford, der Chairman of the Organizing 
Committee Professor A. A. Macdonell. 

Der nächste Internationale Kongress für allgemeine 
Religionsgeschichte findet 1916 in Heidelberg statt. H 

M. Ivanny Peitel hat dem Louvre eine grosse 
Schenkung von antiken und modernen Kunstwerken 
überwiesen. Darunter befinden sich: ein ägyptisches 
Räuchergerät, das einen aus Bronze gegossenen Krokodil- 
kopf darstellt und mit Gold ausgelegt ist; eine bemalte 
Kalkbüste aus der thebanischen Epoche; eine griechische 
Vase mit schwarzen Zeichnungen, eine klinische Szene 
darstellend; eine grosse hellenistische Gruppe aus Rhodos, 
darstellend Eros und Psyche; ein persischer Teppich aus 
dem Mittelalter mit Darstellungen von Tierkämpfen; ein 
grosser mit Gold inkrustierter Eisenschlüssel vom Grab- 
denkmal des Barkuk; eine mit Schlüsseln geschmückte 
spanisch-maurische Schale und weitere wertvolle musli- 
mische Kunstgegenstände. (Chron. des Arts 1914,24.) + 


Personalien. 


Am 31. Juli feierte Herr Professor Dr. Fritz 
Hommel in München seinen 60. Geburtstag. Ihm zu 
Ehren wird zu Anfang des Jahres 1916 als ein Heft der 
Mitteilungen der Vorderasiatischen Gesellschaft eine 
Festschrift erscheinen, welche Beiträge von folgenden 
Gelehrten umfassen wird: Bork, Dhorme, Dyroff, Ebeling, 
Förtsch, Göttsberger, Grazl, Haffner, Hehn, Hilprecht, 
Hiising, A. Jeremias, Landersdorfer, Lindl, Luschan, 
Mayrhofer, Meissner, Musil, Niebuhr, Nielsen, Paffrath, 
Pinches, Róck, Sayce, Scheil, W. Schultz, Steinleitner, 
Streck, Thureau-Dangin, Weber, Weidner, Witzel, Wutz 
und Zimmern. 

J. Horovitz, Professor des Arabischen am Mo- 
hammadan Anglo-Oriental College in Aligarh (Indien) 
ist als Ordinarius für semitische Sprachen an die Uni- 
versität Frankfurt berufen worden. 

Richard Hartmann hat sich an der Universität 
Kiel für semitische Sprachen habilitiert. 

E. Troeltsch ist als Ordinarius für Religions- 
geschichte an die philosophische Fakultät der Universität 
Berlin berufen worden. 

H. Schüfer ist an Stelle Ermans, der zurückgetreten 
ist, Direktor der ägyptischen Abteilung der Berliner 
Museen geworden. 

A. Bricteux, Chargé de cours an der Universität 
zu Liège, ist mit den vom verst. Prof. Chauvin ge- 
haltenen Vorlesungen über die orientalischen Literaturen, 
moslemisches Recht und arabische Sprache beauftragt 
worden. 

G. Perrot, Mitglied und Secrétaire perpétuel der 


Académie des Inscriptions et Belles-Lettres, ist am U 


30. Juni in Paris gestorben. 

J. W. Rothstein (Breslau) ist als Ordinarius nach 
Münster berufen worfen. 

C. Steuernagel (Halle a. S.) hat den Ruf als Or- 
dinarius an die Universität Breslau angenommen. 

Einer neuen Nachricht der Vossischen Zeitung zu- 
folge hat A. Ungnad den Ruf nach Philadelphia nicht 
angenommen. 


Zeitschriftenschau. 
© = Besprechung; der Besprecber steht in (). 


Babyloniaca. 1914: 

VII, 1. E. F. Weidner, Die Entdeckung der Präzession, 
eine Geistestat babylonischer Astronomen. — St. Langdon, 
The Sister of Tammuz. — *Ch. Jean, Les Lettres de 
Hammurapi à Sin-idinnam (E. Klauber). — A. Scholl- 
meyer, Altbabylonische Briefe. — St. Langdon, Miscellanea 
Assyriaca (I. Date Formulae of Larsa). — M. Witzel, 
Bemerkungen zu der Siegesinschrift Utuhegals von 
Uruk. + 


Bull. de l'Acad. d. Sciences. (St.-Pétersbourg). 1914: 
VI. 5. N. Marr, Les éléments japhétiques dans les 
langues de l'Arménie. — V. V. Barthold, Notice mar- 
ginale dans un manuscrit persan à propos d'une am- 
bassade russe. 

7 u. 8. O. v. Lemm, Koptische Miszellen. 


Chronique des Arts. 1914: 
6. Collection R. Jameson, I. Monnaies grecques antiques. 
II. Monnaies impériales romaines (T. R.). 
7. E. Rodocanachi, Les monuments de Home après la 
chute de l'empire (T. R.). 


Échos d'Orient. 1914: 
XVIII. 106. S. Salaville, Un document géorgien de topo- 
graphie et de liturgie palestiniennes. — G. Graf, Die 
arabischen Schriften des Theodor Abü-Qurra, Bischofs 
von Harrán; C. Güterbock, Der Islam im Lichte der 
byzantinischen Polemik (M. Iugie). — *J. Maurice, Numis- 
matique constantienne (R. Janin). 
106. *S. Salaville, Un peuple de race turque christianisé 
au XIILe siècle: les Comans. — Baudrillart, Dictionnaire 
d'histoire et de géographie ecclésiastiques IX—X: Am- 
bassadeurs-Ampére; Cabrol-Leclercq, Dictionnaire d’ar- 
chéologie chrétienne et de liturgie XXVIII—XXXI 
(Serviére). 

Mesrop. 1914: 
I. Juli-August. P. Rohrbach, Die Armenier als politischer 
und kultureller Faktor im Orient. — J. Lepsius, Die ar- 
menischen Reformen. — R. Sartarian, Die sieben Singer. 
— Das folgende armenisch: J. Greenfield, Ueber unsere 
Tätigkeit. — L. Nasariantz, Die Zahl der Armenier in 
der Türkei im 19. Jahrhundert. — R. Darbinian, Be- 
trachtungen über das gegenwärtige Deutschland. — Ge- 
dichte von Rabindranath Tagore übersetzt v. H. Khan 
Massehian. — Gedichte von Aw. Issahakian. — Caesar 
Flaischlen, Im Kahn (übersetzt). Bork, 


Mitteilungen u. Nachr. d. D. Pal-Ver. 1914: 
4. H. Guthe, Beiträge zur Ortskunde Palästinas (Forts.). 
— G. Dalman, Die Grabungen nach dem Tempelschatz 
zu Jerusalem. — Die Arbeiten an unserer Karte des Ost- 
jordanlandes. 
6. H. Guthe, Beiträge zur Ortskunde (Forts.). — E. Bau- 
mann, Sprichwörter und Redensarten (Nachtrag). 
6. H. Guthe, Beiträge zur Ortskunde (Forts). — L. 
Bauer, Zwei seltene Getreidearten Palästinas. 


Monde Oriental. 1914: 
VIII, 1. R. Sundström, Some Tigrö texts with trans- 
literation and translation. — E. Mattson, Tülit il umr, 
texte arabe vulgaire transcrit et traduit avec introduction, 
notes et commentaire. — O. Bescher, El-maqàma el- 
husaibije [des Qàdi er-Reëid]. — *Miscellanea ed. W. 
ppström I (K. V. Zetterstéen). — G. Kittel: Die Oden 
Salomos überarbeitet oder einheitlich? (P. Leander). — 
Cl. Huart, Histoire des Arabes I, II (K. V. Zetterstéen). 
— H. Kazem Zadeh, Relation d'un Pélerinage à la 
Mecque en 1910—1911 (K. V. Zetterstéen). — P. Schwarz, 
Zum Verständnis des Makrizi (K. V. Zetterstéen). Bork. 


Musées de Franoe 1914: 
2. G. Migeon, Une plague d'ivoire musulman au Musée 
du Louvre. 


383 


Museum. Maandblad voor Phil. en Gesch. 1914: 
XXI, 6. *S. B. Psaltes, Grammatik der byzantinischen 
Chroniken (D. C. Hesseling). — *J. Friedländer, Die 
Chadhirlegende und der Alexanderroman (A. J. Wensinck). 
— *F. Cumont, Astrology and religion among the Greeks 
and Romans (K. H. E. de Jong). 

7. *A. Moret, Mystères égyptiens (P. A. A. Boeser). — 
8. *D. S. Margoliouth, The Kitab al-Ansab of ‘Abd al- 
Karim ibn Muhammad al-Sam'äni (M. Th. Houtsma). — 
9. E. G. Klauber, Politisch-religiöse Texte aus der 
Sargonidenzeit (F. M. Tb. Böhl). — *G. Wissowa, Religion 
und Kultus der Römer (H. M. R. Leopold). 

Welt des Islams. 1914: 

II, 1. Schippel, Dokumente des heutigen Islams. — 
Mitteilungen. — Literatur. — Bibliographie. it 


Zur Besprechung eingelaufen. 


* bereits weitergegeben. 


*F. K. Ginzel: Handbuch d. math. u. techn. Chronologie 
Bd. III. Leipzig, J. C. Hinrichs, 1914. VII, 445 S. 
M. 16 —; geb. M. 19 —. 

*J. Capart: Un roman vécu il y a 25 siécles. Histoire d'une 
famille sacerdotale égyptienne au Vile et VIe siècles 
av. J. C. par Pétéisis fils d’Essemten. Brüssel-Paris, 
Vromant u. Co. 91 S. 

A. Herrmann: Alte Geographie des unteren Oxusgebietes 
(Abh. d. Gótt. Ges. der Wiss. Philol.-histor. Kl. XV, 4) 
Berlin, Weidmann, 1914. 57 S. M. 4—. 

*W. Erbt: Jesus. Die Entstehung des Christentums (Unter- 
suchungen z. Gesch. d. Hebrüer 2). Leipzig, E. Pfeiffer, 
1914. V,1918. M. 8—. 

*L. von Thaloczy: Studien z. Geschichte Bosniens u. Ser- 
biens im Mittelalter. Uebersetzt von Fr. Eckhart. 
München u. Leipzig, Duncker u. Humblot, 1914. XII, 
478 8. 1 Karte. M. 12 —. 

J. Dahse: Die gegenwärtige Krisis in d. alttestamentlichen 
Kritik. Giessen, A. Töpelmann, 1914. 30 S. M. — 40. 

*Keleti Szemle. 1914. XIV, 3. 

*Loghat el Arab. 1914. 12. 

F. Crawford Burkitt: Jewish and Christian Apocalypses 
British Academy. London, Humphrey Milford, 1914. 
VII, 80 S. Sh. 3 — 

* F. Sättler: Deutsch-persisches Konversationswörterbuch 
(Kunst d. Polyglottie 111) Wien u. Leipzig, A. Hart- 
leben (1914). 178 S. M. 2—. 

Seyyéd Ali Mohammed dit le Bab: Le Beyan Persan. 
Trad. du persan pas. A.-L.-M. Nicolas. Bd. II, III, 
IV. Paris, P. Geuthner, 1913, 1913, 1914. 174; X, 
162; 185 S. Fr. 3,50; 3,60; 3,60. 

Les Temples immergés de la Nubie. 

*A. M. Blackman: The Temple of Derr. Cairo, Institut 
Français 1913. 131 S. 68 Taf. P. T. 231, 4. 

*H. Gauthier: Le temple d’Amada. Cairo, 1913. XXXII, 
208 S. 42 Taf. P. T. 250, 6. 

*G. Roeder: Der Tempel von Dakke. II. Cairo, 1913, 
VIII, S. 147 Taf. P. T. 231, 4. 

Bibliotheque d’&tude. G. Maspero: Les enseignements 
d’Amenembait I à son fils Sanouasrit I. Cairo, In- 
stitut Francais, 1914. VII, 138 S. 

*Ibn ‘Abd al Hakam: Le livre de la conquête de l'Égypte, 
du Magreb et de l'Espagne, édité p. H. Masse. Cairo, 
Institut Français, 1914. VII, 82 S. 

*Proceedings of the Society of Bibl. Archaeol. 1914. 
XXXVI, 6. 

C. H. Vosen u. Fr. Kaulen: Kurze Anleitung zum Erlernen 
d. hebr. Sprache. 20. u. 21. Aufl. von J. Schumacher, 
Freiburg, Herder, 1914. XII, 183 S. M. 2,20. 

*M. L. Pillet: Le palais de Darius Ier à Suse. 
P. Geuthner, 1914. 107 S. Fr. 5 —. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 8. 


— — EE 


384 


* Répertoire d'Art et d'Archéologie. 1914. V, 1. Nr. 21 

W. Schmidt: Das südwestliche Arabien (Angewandte 
Geogr. IV, 8) Frankfurt a. M., H. Keller, 1913. VII, 
136 S. 1 Karte. Geb. M. 3.60. 

A. Bertholet: Die israel. Vorstellungen vom Zustand nach 
dem Tode (Samml. gemeinverst. Vortr. u. Schr. a. 
d. Geb. d. Theol. u. Religionsgesch. 16) 2 Aufl. Tü- 
bingen, J. C. B. Mohr, 1914. 68 8. M. 1,50. 

W. Meyer: Die Preces der mozarabischen Liturgie (Abh. 
d. Gótt. Ges. d. Wiss. Philol.hist. Kl. NF. XV, 3). 
Berlin, Weidmann, 1914. 119 S. M. 8—. 

J. Wellhausen: Krit. Analyse d. Apostelgesch. (Abh. d. 
Gótt. Ges. d. Wiss. Philol.-hist. Kl. NF. XV, 2), Berlin, 
Weidmann, 1914. 56 8. M. 4—. 

E. H. Hall: Excavations in Eastern Crete. Vrokastro 
(Univ. of. Pennsylvanien. The Museum. Anthropo- 
logical Publications III, 3). Philadelphia, Univ. Mu- 
seum, 1914. S. 76—186, Taf. XVII—XXXV. 

W. Andreas: E. unbekannte Relation über d. Türkei (1567) 
(Sitzungsber. d. Heidelb. Akad. d. Wiss. Philos.-hist. 
Kl. 1914, 6). Heidelberg, C. Winter, 1914. 138. M.0,60. 

Archives d'études orientales. Vol. 8. 

*(No. 9 de la série): J. T. Arne: la Suéde et l'Orient. 
1914. Upsala K. W. Appelberg. 

Kultur der Gegenwart: Teil II, Abteilung VII, 1. Hälfte. 

Allgemeine Rechtsgeschichte mit Geschichte der 

Rechtswissenschaft. Inhalt: 1. Die Anfänge des 

Rechts u. das Recht d. primitiven Völker: J. Kohler. 

II. Das Recht d. orientalischen Völker: J. Kohler. 

III. Das Recht d. Griechen u. Römer: L. Wenger. 

Leipzig, B. G. Teubner, 1914. VIu. 302 8. Geh. M.9 —. 

W. Rothstein: Hebr&ische Poesie. Ein Beitrag zur 

Rhytmologie, Kritik u. Exegese d. AT. (Beitr. z. 

Wiss. vom AT. 18.) Leipzig, J. C. Hinrichs, 1914. 

VIII, 110 S. M. 3, 75. 

R. Tschudi: Das Vilâjet-nâme des Hädschim Sultan. 
(Türk.-Bibl. 17). Berlin, Mayer & Mtller, 1914. XV, 
107 S. M. 8—. 

*Fr, W. v. Bissing: Denkmäler z. Geschichte d. Kunst 
Amenophis IV E T ae d d. Bayer. Akad. d. Wiss. 
Philos.-histor. Kl. 1914, 3). München, J. Roth, 1914. 
19 S. 10 Taf. M. 2—. 

A. von Harnack: Die Entstehung d. NT. u. d. wichtigsten 
Folgen d. neuen Schópfung (Beitr. z. Einleitung in 
d. NT. VI) Leipzig, J. C. Hinrichs, 1914. VIII, 
152 S. M. 4 —. 

Mesrop, Zeitschr. d. Deutsch-Armenischen Ges. 
DAG, 1914. L Juli-August. 

W. Reose: Die griechischen Nachrichten über Indien bis 
zum Feldzuge Alexanders d. Gr. Leipzig, B. G. 
Teubner, 1914. 106 S. M. 3—. 

F. L. Bernstein: Des Ibn Kaisán Kommentar zur Mu allaka 
des Imru'ulkais (S.-A. aus Zeitschr. f. Assyr. XXIX). 

F. Boll: Aus der Offenbarung Johannis. Hellenistische 
Studien zum Weltbild der Apokalypse. (2roczea 1). 
Leipzig, B. G. Teubner, 1914. VIII, 151 8. M. 5 —. 

E. Ebeling: Aus dem Leben der jüdischen Exulanten in 
Babylonien (Berliner Programm). Berlin, Weidmann, 
1914. 32 S. M. 1—. 

F. Studniczka: Das Symposion Ptolemaios II nach der 
Beschreibung des Kallixeinos wiederhergestellt (Abh. 
d. Süchs. Ges. d. Wiss. XXX, 2). Leipzig, B. G. 
Teubner, 1914. 188 8. 55 Abb. 3 Taf. M.9—. 

*E. Brandenburg: Bericht über eine Reise in Syrien u. 
Palästina. (Ges. f. Palüstinaforschung 5). Berlin, 
S. Calvary, 1914. 41 S. 

*Al-Machriq. 1914. XVII. Juillet. 

*Journal of American Archaeology 1914. XVIII, 2. 


*J. 


Berlin, 


Paris, | G. Marçais: Les Arabes en Berbérie du XIe au XIVe 


siècle. Paris, E. Leroux, 1913. 771 S. 


Mit einer Beilage von der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig. 


Verlag u. Expedition: J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig, Blumengasse 2. — Druck von Max Schmersow, Kirehbain N.-L 


Verantwortlieher Herausgeber: F. E. Pelser 


Königsberg L Pr., Golts-Allee 11. 


Orientalistische Literaturzeitung 


Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient 


und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers 
Herausgegeben von Professor Dr. Y. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11 
Verlag der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung, Leipzig 


Blumengasse 2. 


17. Jahrgang Nr. 9 


Inhalt. 
Abhandlungen u. Notizen Sp. 385—399 


Christian, V.: Ueber einige Körper- 
teilnamen. . 394 
Förtsch, Wilh.: 
Tempel Ses- gar. 


v. I. Löw. 


zo Eshanna- 


399 Ww 


Bardowicz, L.: Die Abfassungszeit 
der Baraita der 32 Normen für 
die Auslegung der hl. Schrift, Sop 

; 409 


Bissing, F. W. von: Vom Wadi es 8 Aba 
rigäle bei Gebel Silsile, bespr. v. 
M. Müller 


Manuskripte und Rorrekturen nach Königsberg. — Drucksachen nach Leipzig 
Jährlich 12 Nrn. — Halbjahrspreis 6 Mk. 


September 1914 


Norden, E.: Josephus und Tacitus 
über Jesus Christus, Ke v. H. 
Vogelstein . . 410 

Plessis, J.: Les Prophéties à Pus 
contre l'Égypte, bespr. v. 
Landersdorfer 

Saad, Lamec: 16 Jahre als Quaran- 


407 
404 


Frank- Kamenetzky J.: Eine alt- : : BER 
} Cheminaut, P.: Les Prophéties d tänearzt in der Türkei, bespr. v. 
er -hebräisch-ägyptische Me Ezéchiel contro Tyr, Se v. S | E Brandenburg. . . . 412 
Röck, F.: ° Zu Pordinand Borks Landersdorfer . . 407 | Waterman, L.: Some Kovyunjik 


„Neuen Tierkreisen“. . . 38d 
Schroeder, O.: Kala- 82. kal- Iga oder 
esi(g)-ga? . 398 


Dalman, G.und F. Becker: Exkur- 
sionskarte von Jerusalem und Mittel- 

Judäa,bespr.v.A.Friedmann 412 
Marestaing, P.: Les écritures 


Letters and related Texts, bespr. v. 
S. Schiffer : 399 
Wurz, E.: Der Ursprung der kretisch- 


Égyp- mykenischen Säulen, se à v. 12 
i . . . 412 


Besprechungen. . Sp. 399-413 tiennes et l'antiquité classique, Brandenburg. 

Anneler, H.: Zur Geschichte der |  Pespr. v. A. Wiedemann . 405 | Mitteilungen . . . . . . . 414 
Jaden von Elephantine, bespr. v. Möller, G.: Mumienschilder, aD, Zeitschriftenschau . . . 414—416 
H. Grimme . . . 406| v. W. Spiegelberg 403 | Zur Besprechung eingelaufon . . 416 


Zu Ferdinand Borks ‚Neuen Tierkreisen“. 


(MVAG 1913, Heft 3.) 
Von F. Röck. 


Der Verfasser, der schon wiederholt wertvolle 
Bausteine zur Tierkreisforschung zusammenge- 
tragen hat, erfreute uns jüngst mit einem Buche, 
das der Wissenschaft wiederum eine reiche Fülle 
neuer Stoffe zuführt und eine Reihe wichtiger 
Aufschlüsse und Anregungen für weitere Unter- 
suchungen auf diesem immer umfassender und 
für die menschliche Kultur- und Geistesgeschichte 
bedeutsamer werdenden, zugleich aber auch im- 
mer schwieriger überblickbaren Forschungsge- 
biete zu geben vermag. Ein Rückblick auf das 
schon Erarbeitete mit gleichzeitiger Scheidung 
des Sicheren von dem bloss Erschlossenen nebst 
einem Ausblicke für die nächste Zukunft dürfte 
daher wohl wünschenswert, ja notwendig sein. 


Mit Recht bezeichnet der Verfasser der 
„Neuen 'Tierkreise* die Tierkreisforschung als 
den wichtigsten Teil der vergleichenden Chro- 
nologie. Die folgenden Andeutungen sollen bloss 
flüchtig zeigen, dass manche der hier in Betracht 
kommenden Fragen auch für weitere Kreise nicht 
ganz ohne Belang sind. Vorerst einige Worte 
über die Arbeits-Methode. 

385 


Während die neuere Tierkreisforschung, zu 
welcher F. Bolls „Sphaera“ den Anstoss gab 
und den ersten Grund legte, bisher fast aus- 
schliesslich in einer systematischen Vergleichung 
des Stoffesinnerhalb seines kleinsten Ausschnittes 
bestand, was die Aufstellung eines willktirlichen 
und unorganischen Systems zur Folge hatte, das 
nach rein äusserlichen Merkmalen geordnet und 
anfgebaut war, auf die innere morphologische 
Verwandtschaft aber keine Riicksicht nahm, 
daher auch die Verbindung mit den Realien so 
ganz vermissen liess, ähnlich dem von Linné 
aufgestellten botanischen Systeme im Vergleich 
mit dem natürlichen Pflanzen-Systeme, ringt sich 
endlich die entwicklungsgeschichtliche Anschau- 
ung des Stoffes auf breiterer Grundlage durch. 
Man hat bisher den Umstand ausser acht 
gelassen, dass die Tierkreise doch auch 
zu praktischen, zu kalendarischen und 
zu astrologisch-mantischen Zwecken be- 
nützt wurden und ist an der Tatsache 
einfach vorübergegangen, dass es ganze 
Instrumente gab, aus denen noch die 
Anhaltspunkte für die Anordnung der 
einzelnen Bilder gewonnen werden kön- 
nen und dass auf diese Weise von der 
Seite der Realien her eine feste Grund- 
lage geschaffen ist. Ermöglicht ward die 

386 


387 


organische Anschauung des Stoffes durch 
Heranziehung eines grösseren Materials, 
ganz besonders aber durch die metho- 
dische Erkenntnis, dass man zunächst 
die Form der uns meist unbekannten 
zyklischen Instrumente wiederherstellen 
müsse, ein Grundsatz, der zu gleicher Zeit, 
aber völlig unabhängig, von Bork und mir be- 
tont wurde, was sozusagen eine gewisse Ge- 
währ für die Richtigkeit der Methode bieten 
dürfte. 


Eine nicht unwichtige Aufgabe künf- 
tiger Einzeluntersuchungen wirdes sein, 
solche Formen von Tierkreis- Instru- 
menten in noch breiterem Rahmen nach- 
zuweisen, als dies bisher gelungen ist. 
Beispiele solcher Instrumente sind die von mir 
zuerst herangezogenen sogenannten „Achtstäbe- 
Tierkreise“ in den astrologischen Kalendern der 
Malaien, wie wir sie durch die vortreffliche 
Studie von Alfred Maass (ZE42, 1910, S.750 ff.) 
kennen. Das Vorkommen dieser Instrumenten- 
Gattung und ihre Verwendung im Wahrsage- 
wesen steht jetzt seit Borks richtiger Beobach- 
tung, dass das altbabylonische archaische Wort- 


bild < X für Siptu „Beschwörung“ (Thureau- 


Dangin, Recherches, Zeichen Nr. 258) nichts 
anderes darstelle als das Gerippe eines Acht- 
stäbe-Tierkreises mit daneben gestellter abneh- 
mender Mondsichel, genau in der Form, wie wir 
es bei den Malaien von Inner-Sumatra heute noch 
finden, auch für babylonisches Kulturgebiet vóllig 
ausser Zweifel. Dasselbe Instrument liegt wohl 
auch dem folgenden, auf den Grenzsteinen vorkom- 


menden Bilde zugrunde, das seiner- 
seits wiederum zur Hand der Fatme 
(Su-an-na?) und dem Keph Mirjam, 
sowie zum türkischen Halbmonde 
hinüberleitet. 

Bloss eine andere Ausprägung derselben In- 
strumentenform ist das bei A. Kircher, Oedipus 
Aegyptiacus II, 472 abgebildete Wahrsagerad, 
die rota divinatoria Aegyptiorum, ein Planeta- 
rium, angeordnet in einem Kreisringe. Diese 
Gattung, die durch Einsetzen der vier auch 
selbständig auftretenden Richtungstiere in den 
Innenkreis zu zwölfteiligen Instrumentenformen, 
wie z. B. der Dodekaoros und ihrer zahlreichen 
Spielarten geführt hat, verrät durch die Anzahl 
der Bilder, dass sie in jenem Kulturkreise ent- 
standen sein dürfte, für welchen das auf der 
Achtzahl aufgebaute Zahlensystem eigentümlich 
ist. Als ältesten uns bekannten Ausstrahlungs- 
mittelpunkt müssen wir nach unseren heutigen 


Erfahrungen das alte Elam und seine Nachbar- 
länder ansehen. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 9. 


388 


Auch anders gebaute Instrumente, darunter 
besonders stern- und blumenförmige sind uns 
mehrfach bekannt geworden, was hier bloss 
darum erwähnt sei, um ferner Stehenden, die 
bisher den falschen Eindruck gewinnen mochten, 
dass wir die jeweilige Instrumentenform rein 
willkürlich gewählt hätten, zu zeigen, dass un- 
sere Ergebnisse keineswegs aus bloss Hypothe- 
tischem abgeleitet sind. Weiteres zur Frage 
der Instrumente will ich bei anderen Gelegen- 
heiten anführen. 

Da die Verwendung der Instrumente in 
der Astrologie, im Zauber- und Wahrsagewesen 
die frühere Verwendung als zyklisches Instru- 
ment zur Ablesung der Zeiten voraussetzt, also 
zweifellos erst etwas recht Spätes und Sekun- 
däres ist, so dürfen wir uns natürlich nicht 
allein damit begnügen, bloss auf die Form des 
verwendeten Instrumentes zurückzugreifen. In 
meiner Abhandlung „Tierkreise“, die in der Zeit- 
schrift Mitra erscheinen soll, habe ich an der 
Hand eines umfangreichen, zum grössten Teil 
unbekannten Stoffes den Nachweis zu führen 
gesucht, dass der Ursprung der ältesten Tier- 
kreise nicht in der Astronomie und Astrologie 
zu suchen ist, wie bisher allgemein irrtümlich 
angenommen wurde, sondern dass er im Mythos 
liegt, dass also ein Tierkreis ursprünglich nicht 
notwendig an eine Planetenreihe oder an be- 
stimmte Sterngruppen des Fixsternhimmels an- 
zuknüpfen braucht. 

Neben den astralen Tierkreisen gibt 
es also auch solche nicht astraler Natur. 
Für die vergleichende Chronologie kommen 
allerdings bloss jene in Betracht, dagegen sind 
die der zweiten Gruppe u.a. für die Aufdeckung 
alter Kultur-Beziehungen, für das Verständnis 
der kosmologischen Weltbilder, der Lehre von 
der Seelenwanderung, der göttlichen Inkarna- 
tionslehre, des Kasten- und Ständewesens, der 
sogenannten „totemistischen“ Stammesordnungin 
Verbindung mit exogamischen Vorschriften und 
nicht minder für die Genealogie mythenhaltiger 
Ueberlieferung von grösster Wichtigkeit. Für 
diese grundsätzliche Scheidung zwischen astralen 
und nicht astralen Tierkreisen, die nicht nur für 
die vergleichende Chronologie selbst, sondern auch 
für die Kenntnis der astronomischen Vorstel- 
lungen, des an diese anknüpfenden Festkalenders, 
des religiösen Gestirn- und Tierdienstes und 
seines Rituals, der Unterscheidung verschiedener 
Mysteriengrade, gewisser Gebräuche bei Puber- 
tätsweihen und Beschneidungsfeierlichkeiten, ge- 
wisser Geheimbünde und Maskentänze, der ver- 
schiedenen Brettspiele, schliesslich der Wahr- 
sagereiund Tagwählerei, Chiromantie, Geomantie, 
der Leberweissagung, des Werwolfglaubens usw. 
von einschneidender Bedeutung ist, haben uns 


389 


die Tierkreisforschungen Borks manchen wert- 
vollen Baustein geliefert, wenn gleich diese 
grundsätzliche Scheidung bei Bork nicht immer 
in der wünschenswerten Klarheit hervortritt. 
In zahllosen Fällen werden wir geradezu vor 
die Notwendigkeit gestellt, das Astrale von dem 
Nichtastralen, Kosmologisch - mythologischen 
scharf zu scheiden; eine Prüfung des Verhält- 
nisses der Tierkreise beider Gruppen zu ein- 
ander ist daher unerlässlich. 


Das Ergebnis dieser Prüfung — so weit 
wir ein solches schon jetzt gewinnen können — 
scheint mir nun das zu sein, dass die 
. Beziehung zu bestimmten Planetenreihen 
oder Fixsternen und Sternbildern meist 
eine jüngere Stufe in der Entwicklung 
der Tierkreise, die Anknüpfung an die 
verschiedenen Gestalten des Mondes aber 
die ältere Stufe darstellt. Ja wir können 
den Satz aufstellen, dass mit dem Ueberhand- 
nehmen des astralen Elementes, d. h. mit der 
bewussten Anknüpfung an Auf- und Untergänge 
oder an Kulminationszeiten einzelner Gestirne 
des nächtlichen Fixsternhimmels und ähnliche 
astronomische Beobachtungen geradezu notwen- 
dig die allmähliche Zersetzung und das schliess- 
liche Absterben des Mythos Platz greifen musste. 
Diese Erkenntnis erklärt von selbst das Herein- 
reichen mythischer Stoffe in das Gebiet der 
Tierkreise. 


Nun einiges zu dem neuen Stoffe bei Bork. 
Da scheint mir besonders das merkwürdige 
Zahlensystem des Goliat-Zwergvolkes im Süden 
von Niederländisch-Neu-Guinea von Wichtigkeit 
zu sein, das auf einem Mondhäuser-Systeme 
beruht, dessen Beziehungen zu menschlichen 
Körperteilen offenbar die bekannte Vorstellung 
vomkosmischen Menschen voraussetzen, wieschon 
Bork richtig gesehen hat. Eine Parallele zu den 
aus den Namen der Körperteile der linken 
Körperhälfte gebildeten ersten 14 Zahlen des 
genannten Volkes sind die tungusischen Monats- 
namen von Ochotsk, von denen gerade sieben, 
also die Hälfte der obigen Zahl aus Namen der 
Körperteile der rechten und linken Seite gebildet 
sind, wozu man meine Ausführungen im VI. 
Bande des „Memnon“ (S. 173—176) vergleiche. 


Noch auf eine zweite auffallende Parallele 
sei hier aufmerksam gemacht, welche die Herr- 
schaft der 20 me$ikanischen Tageszeichen über 
einzelne Teile des Mikrokosmos betrifft. Zum 
meSikanischen Himmelsmanne, über den ich am 
Schlusse meiner Memnon-Abhandlung Näheres 
ausgeführt habe, hat uns der Interpret der 
Bilder-Handschrift des Codex Vaticanus A (Nr. 
3738) ausführliches überliefert: „Dieses sind 
die 20 Tageszeichen oder Figuren, die sie (die 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 9. 


890 


alten MeSikaner) für alle ihre Zählungen (der ita- 
lienische Ausdruck bedeutet zunächst ,Zahlen“, 
erinnert also an das Zahlensystem aus Neu- 
Guinea) gebrauchen und von denen sie sagen, 
dass sie über den Menschen die Herrschaft aus- 
üben, wie es hier dargestellt ist, und auf diese 
Weise kurierten sie, wenn jemand erkrankt war 
oder an irgendeinem Teile des Körpers Schmerz 
fühlte... Es folgen darauf die Namen der 
Tageszeichen mit genauer Angabe des Herr- 
schaftsgebietes im Mikrokosmos: 


1. sipaktli, Krokodil Leber 

2. Soëitl, Blume Brust 

3. ollin, Bewegung Zunge 

4. Kauhtli, Adler rechter Arm 
5. kozkakauhtli, Geier rechtes Ohr 
6. toctli, Kaninchen linkes Ohr 
7. tekpatl, Feuerstein Zähne 

8. eèkatl. Wind Bauch 

9. osomätli, Affe linker Arm 
10. itzkuintli, Hund erz 

11. malinalli, Kraut Eingeweide 
12. kuetzpalin, Eidechse Gebärmutter 
13. oselotl, Jaguar linker Fuss 
14. kouatl, Schlange mánnliches Glied 


Wie die beigefügten arabischen Ziffern an- 
deuten, sind von den 20 Tageszeichen nur 14 
zu menschlichen Kórperteilen in Beziehung 
gesetzt, genau so viel, wie bei den Goliat- 
Zwergen. Es müsste also auch das System der 
20 Tageszeichen ein altes Mondhäuser-System 
sein, was ich seit Jahren aus anderen Gründen 
annahm und was jetzt auch Bork, allerdings 
bloss in Form einer Vermutung ausspricht (S.24). 


Ich befinde mich heute bereits in der glück- 
lichen Lage, die 20 Tagesnamen der alten Me- 
Sikaner und Maja restlos als Namen von Mond- 
häusern nachweisen und auch ihre genaue Lage 
am Sternenhimmel angeben zu können. In astro- 
nomischen und chronologisch-astrologi- 
schen Dingen istes mir heute nicht mehr 
möglich, das alte Mesiko und das Gebiet 
der benachbarten Kulturen als selbstän- 
digen Kulturkreis anzuerkennen. Die den 
Fortschritt stark behindernde Geltung 
der sogenannten Monroe-Doktrin in der 
Wissenschaft wird endlich besserer Er- 
kenntnis weichen müssen. Wir können 
heute Monroe-Doktrin und Bastian’s 
Völker- und Elementargedanken getrost 
und ohne Gewissensbisse zum alten Eisen 
werfen! Ich betone dies, weil ich selbst 
noch vor fünf Jahren Anhänger des Ba- 
stianschen Völkergedankens war und 
unter anderem einen in diesem Sinne ge- 
schriebenen Aufsatz „Völkergedankliche 
Parallelen zwischen babylonischer und 
meSikanischer Mythologie“, der in der 
Zeitschrift „Globus“ bereits angekündigt 
worden war, nicht mehr in Druck geben 


391 


konnte, da ich mittlerweile durch ein- 
gehende Beschäftigung mit den altmesi- 
kanischen Bilderhandschriften, vorallem 
mit dem Tonalamatl zu gegenteiliger 
Ueberzeugung gelangt bin. Den Nachweis 
der amerikanischen Tagesnamen als Mond- 
stationen werde ich in nächster Zeit in meinem 
Buche über Tierzyklen und Mondhäuser bringen. 
Im Rahmen eines Zeitschrift-Artikels ist es ganz 
ausgeschlossen, zumal der Raum fehlen und der 
Nachweis in gedrängter Kürze nicht so über- 
zeugend wirken würde, wie es die Wichtigkeit 
der Sache erforderte. An dieser Stelle nur 
einige Worte zu Bork’s Aufstellungen über die 
altweltliche Herkunft des mesikanisch - mittel- 
amerikanischen Kalenders, die er bereits erwiesen 
zu haben glaubt. Wenn ich auch in den Einzel- 
heiten nicht in jedem Falle beistimmen und mit 
Bork’s Gleichungen nurin zwei von zwölf Fällen, 
nämlich beim fünften und zehnten Tageszeichen, 
bei Hund und Schlange übereinstimme, so muss 
ich doch die von Bork ausgegangenen vielfachen 
wertvollen Anregungen dankbar anerkennen, 
vor allem aber seine Auffassung der amerika- 
nischen Tagesnamen alsMondhäuser, unter denen 
auch die Tiere der Dodekaoros vertreten sind, 
im allgemeinen als unbedingt richtig bestätigen. 

EduardStucken hat jüngstin seinem Buche 
über den Ursprung des westsemitischen Alphabets 
beachtenswerte Uebereinstimmungen zwischen 
Mondhäusern und Buchstabennamen, sowie deren 
Reihenfolge aufgezeigt. Nun wurden die Buch- 
staben in alter Zeit auch als Zahlzeichen ge- 
braucht, so z. B. die des westsemitischen, des 
griechischen, des arabischen und des Runen- 
Alphabetes. Der Zasammenhang zwischen Mond- 
häusern, Alphabeten und Zahlensystemen wird 
also von verschiedenen Seiten her wahrscheinlich 
gemacht. 

Bork ist es aufgefallen, dass einzelne Tier- 
kreiszeichen des von mir im Memnon wieder 
abgebildeten mittelalterlichen Aderlassmannes 
auf mehr als ein Körperorgan einwirken können, 
und er kommt auf die Zahl 20, die auch die 
Zahl der amerikanischen Tagesnamen ist. Eine 
Bestätigung für die Richtigkeit dieser Beob- 
achtung gibt der bei A. Kircher, Oedipus 
Aegyptiacus, II 358 abgebildete kosmische 
Mensch (typus sympathicus microcosmi cum 
megacosmo), der tatsächlich von einem Kranze 
von gerade 20 Feldern umgeben ist, in denen 
die für die einzelnen Körperteile heilkräftigen 
Pflanzen aufgezählt sind. Die 20 weist auf ein 
altes System von Tagesnamen, das es auch in der 
alten Welt einmal gegeben haben muss. In der 
Tat habe ich ein solches System von Tages- 
namen, das deutlich auf eine Mondstationen- 
reihe zurückgeht, daher auch die Tiere der 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 9. 


392 


Dodekaoros enthält, in einem aus der Bibliothek 
Assurbanipals stammenden keilinschriftlichen 
Omentexte von den Stimmen des Wettergottes 
Adad gefunden, über den ich mir vorbehalte, 
ausführlich zu schreiben. 


Von grosser Bedeutung ist Bork’s Entdeckung 
der Reihe von acht Planeten. Solche liegen u. a. 
auch den acht Regionen der Inder und den auf 
diese zurückgehenden malaiischen Acht-Stäbe- 
Tierkreisen zugrunde, welche als achten Planeten 
den Schwarzmond haben. Auch Neunplaneten- 
reihen weist Bork nach. 


Zu den kambodschischen, aus der Reihe der 
Mondhäuser ausgewählten Monatsnamen bei 
Leclere (REES 1909, S. 159ff.) halte man die 
von den Nak$atra hergenommenen indischen 
Namen der zwölf Monate in dem schon erwähnten 
Buche vonStucken(S. 14), die aus den arabischen 
Namen unserer Tierkreiszeichen gebildeten mada- 
gassischen Monatsnamen (Etudesarche&ol.linguist. 
et histor. dédiées a. C. Leemanns, S. 174—176), 
ferner die aus einem den Cinesischen Siu nächst 
verwandten Mondhäuser-Systeme stammenden 
alttürkischen Monatsnamen bei Al-Birüni, die 
orphischen Monatsbilder der scala duodenarii 
orphica bei Agrippa von Nettesheim (De 
occulta philosophia II) und die sumerischen 
Monatsnamen, welche Stucken, S. 13—15 als 
Mondhäuser anspricht. Von meinem Stoffe aus 
vermag ich bisher freilich bloss zwei der Namen, 
nämlich „Haus* im Skorpion und „Rind“ im 
Steinbock als zweifellose Mondhäuser zu be- 
stätigen; vgl. übrigens A.Jeremias, Handbuch, 
S. 102, A. 5. 


Den Tagesnamen der Senjiresen stehen wohl 
nicht nur geographisch am nächsten die 30 so- 
genannten Rejangs der Malaien (vgl. Skeat, 
Malay Magic, p. 664), ferner die Namen der 30 
Siebenerwochen, welche den 210tägigen Wuku- 
Zyklus der Malaien bilden (s. ZDMG 10, 161), 
dessen einzelne Wochennamen nach dem Fürsten 
Watu Gunung, seinen zwei Gemahlinnen und 
deren 27 Töchtern benannt sind, wobei der ge- 
nannte Fürst und seine Frauen als die drei 
Sterne des Pfluges, d. i. als Gürtelsterne des 
Orion gedeutet werden, wie mir H. Dr. Bohatta 
vor Jahren freundlichst brieflich mitteilte t. 
Ausser den Rejangs und den Wuku-Namen ist, 
abgesehen von den kambodschischen Mond- 
häusern, noch an die durch 27 Tierbilder ver- 
tretenen Mondhäuser auf dem Hindu-Tierkreise 


1 Die Erzählung von dem Fürsten Watu Gunung 
und seinen Frauen und Töchtern ist offenbar indischen 
Ursprunges und zu der bekannten Legende von den 27 
an den Mond verheirateten Daksa-Töchtern zu stellen, 
die schon im Mabábbáratum vorkommt; vgl. dazu G. 
Hüsings Iranische Ueberlieferung, S. 20 und 186. 


393 


aus Choultry an der Südostküste Indiens (ab- | Arbeit entgegenbracht habe. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 9. 


394 


Das Buch hat den 


gebildet bei F. K. Ginzel im Weltall 1911,|vom Verfasser beabsichtigten Zweck, „durch 


S. 189), an die Mondhäuser der Singhalesen 
(ebenda, S. 186 und 187 abgebildet) und an die 
tamulischen Nacetrons zu erinnern, deren Tier- 
namen (bei Dupuis, Origines des tous les cultes 
II 292) mit denen von Choultry sehr nahe 
verwandt sind. 

Dem für die kambodschische Reihe ange- 
nommenen Lesefehler: „Nashorn“ für „Schlange“ 
und dem daran geknüpften Gedankengange 
Borks über die schlaugenartig zusammengerollte 
Schnecke vermag ich nicht beizustimmen, zumal 
ja die Abbildung bei Leclère beide Male nicht 
ein Nashorn, sondern in Uebereinstimmung mit 
der tamulischen Mondhäuserreihe und der Tier- 
kreisdarstellung aus Choultry deutlich einen 
Elefanten zeigt und zudem das indische Wort 
nága sowohl den Elefanten, als auch dieSchlange, 
bzw. einen Schlangendämon bedeutet. 

Der Wächter der Elefantenwelt (kambodsch. 
Nr. 13 S. 9) ist der indische Welthüter Wirüd- 
baka, der Beschützer der Südseite des Welt- 
berges Sumeru. Danach können wir als weitere 
Richtung den Süden und als zugehórige Farbe 
dunkelblau ergänzen. 

Zu den von Bork als verstümmelte Reihe 
von ursprünglich 32 Tagesnamen gedeuteten 
28 oxnuera vov xoouov wären die 32 Seelen- 
wanderungsformen der verschiedenen Diebe im 
brahmanischen GesetzbuchedesManu (G. Bühler, 
Laws of Manu, p. 497 f.) und die Ueberlieferung 
der Katharer zu vergleichen gewesen, nach 
welcher Paulus durch 13 oder aber durch 32 
Körper gewandert sei, bevor er von Gottes 
Gnade erreicht wurde (Bertholet, Seelenwan- 
derung, S. 45). 

Gab es wirklich jemals einen Monat von 
36 Tagen oder ist nicht vielmehr an die 36 
Dekangestirne zu denken? 

Zu anderen Stoffen, so zur Farben-Ueber- 
lieferung werde ich in meinem Buche weiteres 
Material zusammentragen. 

Bei Bork im Oriental. Archiv III 2, S. 9 
ist auf dem Tanzbrette der Sunji die Richtung 
„unten“ zur weissen Farbe in Beziehung gesetzt, 
dagegen steht in Borks weiteren Verbindungs- 
linien, S. 155 und 165 bei dieser Richtung die 
schwarze Farbe. Hier oder dort ist also wohl 
ein Versehen untergelaufen; was ist nun das 
Richtige?! 

Diese ausführlicheren Bemerkungen mögen 
dem Verfasser des dankenswerten Buches das 
lebhafte Interesse bezeugen, dass ich seiner 


t Beide Ueberlieferungen sind halb richtig, die Farbe 
der Unterwelt ist schwarz-weiss. Ein vor einiger Zeit 
an den Mitra gesandtes Ms behandelt auch ae Aree 

or 


seine Beiträge die ins Stocken geratene Tier- 
kreisforschung zu beleben und ibr neue Ziele 
zu weisen", reichlich erfüllt. 

Wien, 21. Juni 1914. 


Eine altarabisch-hebräisch-ägyptische 
Metapher. 


Von J. Frank-Kamenetzky. 

Von dem arabischen Dichter Umajja ibn 
Abi s Salt sind uns zahlreiche Fragmente einer 
grossen Dichtung erhalten, die unter anderem 
eine Kosmogonie enthalten hat. Darin findet 
sich ein Vers mit der poetischen Umschreibung 
der Befruchtung der Erde durch den Regen 
durch das Bild von der Begattung zweier le- 
bender Wesen: „Und Gott hat die Erde nieder- 
knien lassen (wie eine Kamelstute) dem Wasser 
zur Begattung“. (XXV 10 nach der Ed. 
Schulthess, Beitr. Assyriologie 1912.) In meiner 
Dissertation über Umajja (Kgb. Inauguraldiss. 
1911) habe ich zwei Zitate aus der rabbinischen 
Literatur angeführt, die die gleiche Vorstellung 
wiedergeben, (weitere Quellenangaben bei Krauss, 
Talmud. Archäologie II 532 Nr. 13). Spuren 
derselben Vorstellung im AT sind in Jes. 45, 8 
und 55, 10 enthalten, worauf in den rabbinischen 
Quellen Bezug genommen wird. 

Eine ganz ähnliche Vorstellung findet sich 
aber auch in der ägyptischen Literatur. Im 
Pap. Leiden 1350 V 21 (nach Gardiners Publ. 
AZ. 1905, 38) liest man: Sein Leib ist Nun (der 
Gott des Urgewässers), was in ihm ist, ist der 
Nil, der alles schafft, was existiert, und alles 
zum Leben erweckt, was besteht; Sein 
Weib ist die Glänzende (die Erde), er schwängert 
sie, sein Same ist der Baum des Lebens, sein 
Ausfluss ist Korn ..... 

Hieraus ergibt sich mit Wahrscheinlichkeit, 
dass Umajja in diesem Ausdruck nicht sowohl 
eine Entlehnung jüdischen Gedankengutes vor- 
genommen hat, als dass es sich dabei vielmehr 
um eine allgemein semitische Vorstellung handelt, 
die von jedem der genannten Völker gemäss 
ihrer Eigenart und der Lebensbedingungen um- 
gebildet worden ist. 


Ueber einige Körperteilnamen. 
Von Viktor Christian. 

In AJSL XXX S. 77 hat Langdon ein Vo- 
kabularbruchstück mit Körperteilnamen in Um- 
schrift und Uebersetzung veróffentlicht, zu dem 
ich mir hier wegen der Wichtigkeit des be- 
handelten Gegenstandes einige Bemerkungen er- 
lauben móchte. Vor allem entging es Langdon, 
dass das von Martin in Rec. d. Trav. XXVII 125 


395 


zur Kenntnis gebrachte kleine Syllabar B mit 
seiner Vorderseite(?) zu unserem Texte von 
Zeile 16 der Vorderseite an ein Duplikat bildet, 
das besonders ab Z. 24 von Belang wird. Nun 
im Einzelnen. 

Vs. Z. 10: UZU.ZAG.LU.A.RI.A = ni- 
is-bu i-mit-tum, desgleichen UZU.KA.ZAG. 
LU, dieses wieder unter anderen = nag-la-bi, 
worunter man gewöhnlich (siehe Holma KT. 57) 
die Weiche versteht, Langdon jedoch ,hip(?)*. 
Gegen letzteres scheint jedoch das Ideogramm 
zu sprechen. Denn KA bedeutet in der Lesung 
sila, wie Langdon a. a. O. zeigt „Höhlung“, also 
KA. ZAG. LU „Höhlung des rechten (Schenkels)“, 
in welchem Sinne wohl auch nishu imittu zu ver- 
stehen ist (von nasähu „ausreissen“); das passt 
doch wohl eher auf die Weiche als auf die Hüfte. 
Auch Z. 16 UZU.SAG.BAR.KA = kak-ka-du 
naglabi (mit dieser Zeile setzt das Martin’sche 
Duplikat ein) und Z. 17 UZU.SUH.BAR.KA 
(das Duplikat fügt m hinzu) = hur-ha-zi-in-nu, 
was Langdon „top of the hip (?)“ bez. „bottom 
of the hip(?)“ übersetzt, widersprechen nicht 
der Auffassung naglabu — „Weiche“. 

Z. 18—23: das Duplikat liest i$-qu-bi-tu; 
das Ideogramm der ersten Gleichung ist leider 
auch bei Martin nicht klar (vgl. Holma KT. 142). 
Z. 19 wird durch das Duplikat verbessert zu 
UZU.GU. BAL. GIS (). KAK(!). A (ö), Z. 20 
zu UZU.GIS(), KAK(!). A). für UZU. KA. 
DI.A der Z. 21 bietet Martin [UZU . K]A. 
KAK.A und für UZU.KA.ME.GAN der 
Z. 22 [UZU.K]JA.HI.A.Z.24: UZU.MÄL. 
LA. TUM = &à-*» d. i. mál-la-tum; für ein Ge- 
rät * mallatu „Napf“ s. Jensen KB VI (I) 437. 
Langdon fälschlich: kat-tum „form“. Diese Zeile 
fehlt übrigens im ,Duplikat, das sofort die 
Gleichung [UZU. MAL. LJA . TUM = me-nu(!)- 
tu folgen lässt. Die Anordnung der folgenden 
Zeilen (26 und 27) hat Langdon nicht verstanden. 
Es liegt hier nichts anderes als die ziemlich 
häufige Zusammenziehung zweier Zeilen in eine 
vor; die Umschrift muss also lauten: (26) UZU. 
GIS.ÁS = ditto d. i. mi (Var. me)-nu-tum (Var. 
tu); UZU.SAG.ÁS = ditto. (27) UZU . ME. 
AS = ditto; UZU. KA.GAL = ma-la- (Var. fügt 
-a- ein) -lu (so nach Martin!) Das Duplikat 
enthält von den ersten drei Ideogrammen nur 
mehr je das letzte Zeichen. Langdon menütu— 
„form“. Aber mir erscheint es unwahrscheinlich, 
dass in einem Vokabular mitten unter Körper- 
teilen ein allgemeiner Ausdruck wie „Gestalt“ 
behandelt werden sollte, vielmehr dürften menütu 
und sein Synonym mallatu jedenfalls bestimmte 
Körperteile bezeichnen. Was malälu betrifft, 
so könnte man wegen seines Ideogrammes KA. 
GAL („grosse Héhlung“) an „Brustkorb“ denken; 
jedenfalls passte dies nicht schlecht zur folgenden 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 9. 


gehen 


396 


Zeile (Rs. 1), UZU.TI = si-(i)-lu „Rippe“ Z. 2: 
UZU.TI.TI = a$-ba(?)-a-ti, an Stelle dessen das 
Duplikat [] = ditto (d. i. si- i- lu) bietet; Langdon 
übersetzt „floating ribs(?)“. Bestätigt sich diese 
Lesung, so könnte man aber unter den „blei- 
benden* kaum etwas anderes als die sogenannten 
„wahren“ Rippen verstehen. Beachten wir je- 
doch, dass das Duplikat doch wohl für das 
gleiche Ideogramm [UZU.TI.TI] ditto di. silu 
bietet, so muss unser a$-ba(?)-a-ti etwa dasselbe 
bedeuten wie silu, und es drängt sich daher die 
Vermutung auf, ob es nicht vielleicht nur aus 
si(?)-la(?)-a-ti, einem fem. pl. zu sélu, verlesen ist. 

Z. 3. UZU.KAK.TI = [sik]-kat si-li „breast 
bone“! (So auch von Holma KT. S. 50 an der 
Stelle CT XIV 5. K. 4368 I 24 gefasst). Diese 
Uebersetzung lässt jedoch unberücksichtigt, dass 
dieser Körperteil paarweise und in grösserer 
Anzahl vorkommt. Man beachte Klauber PRT 
Nr. 115 Rs. 6: Summa KAK.Ti Sa imitti halgat, 
ebenso Nr. 122, 12, 15: Summa KAK.TI Sa 
imitti qassat; ferner Boissier, Div. 103, mit 
verschiedenen Aussagen über KAK.TI Sa imitti 
bez. Sa Sumeliti; schliesslich Klauber a. a. O. 
S. LIV. K. 6720 etc., wo gewiss zu lesen ist: 
ina Vl-ta-a-an KAK.TI(!) Sa imni u Sumeli, 
ebenso K. 3978 col. II 17 f. (zitiert in Anm. 2): 
it-ti is-da-at KAK.TI Sa imni u &uméli. Ich 
möchte daher auf Grund dieser Stellen unter 
dem ,Pflock der Rippe“ eher den knóchernen 
Teil der Rippe gegenüber dem knorpeligen ver- 
stehen, eine Annahme, die vielleicht durch die 
unmittelbar auf KAK.TI folgende Gleichung, 


UZU.KAK.TI. TUR = na-as-pa-du, eine Stütze 
erfahren könnte. Denn dieses möchte ich mit 
"EN hb. „sich zusammenziehen“, nh. „zusammen- 
ziehen“, arab. Wo ,festbinden* (Ges. Buhl s. v.) 


zusammenstellen und wörtlich als „Bindemittel“ 
übersetzen, eine für den Rippenbrustknorpel ganz 
geeignete Bezeichnung. Das Ideogramm würde 
ihn im Gegensatz zum knöchernen Teil der Rippe, 
dem „Rippenpflock“, als „kleinen Rippenpflock“ 
benennen. 

Z. 5: UZU.KAK.ZAG.GA = kas-ka-su 
„sternal cartilage“, wozu Langdon bemerkt: 
» Lhe word means properly the cartilages which 
connect the short ribs to the’sternum*. Wie 
will aber Langdon mit dieser Uebersetzung das 
Ideogramm KAK.ZAG.GA „Pflock der Vorder- 
seite“ vereinen? Dieses weist doch vielmehr auf 
die Bedeutung „Brustbein“ und in der Tat 
scheinen die bei Klauber a. a. O. LV. zusammen- 
gestellten Aussagen über kaskasu dieser 


! Falls der Martin’sche Text, der hier [ ]=kal-ma-tu 
bietet, dasselbe Ideogramm hatte, also kalmatu ein Syno- 
nym zu sikkat séli darstellt, so darf danach vielleicht 
K. 4368 I 24 zu [UZU.KAK.TI = kal-ma]-tum — sik-kat 
si-li ergänzt werden. 


397 


Auffassung nicht zu widersprechen. Daun könnte 
CT XIV 5 K. 4368 I 26 zu ergänzen sein [UZU. 
KAK.ZAG.GA = kas-ka-|su = ditto d. i. 
ti-iq! ir-tum „das Abgehauene der Brust“, eine 
Benennung, die insofern zu verstehen wäre, als 
das Brustbein in der Tat durch seine Kürze 
gegenüber dem gesamten Brustkorb auffällt. 

Z. 6. Ob ka-tap-pa-a-tum gerade wie seine 
Entsprechungen in den übrigen semitischen 
Sprachen (s. Holma KT. 51) „Schulter“ bedeuten 
muss, erscheint mir fraglich; der Zusammenhang 
würde eher auf ,Schlüsselbein“ führen. Aber 
das bleibt natürlich unsicher. 

Z. 8. Si-li ditto d. i. ir-tum ,carity of the 
chest“ lässt sich wohl nicht aufrecht halten; 
denn warum sollte das Zeichen ni hier plótzlich 
li zu lesen sein? Also muss es wohl bei Si-ni 
ir-tum bleiben. Und da Holma a. a. O. 40 die 
Gleichung irtu = „Lunge“ selır wahrscheinlich 
gemacht hat (vgl. auch im Deutschen „Brust“ für 
„Lunge“), so könnten mit $i-ni ir-tum die beiden 
Lungenflügel gemeint sein. Das Ideogramm 
scheint übrigens nicht ganz sicher zu sein und 
ich möchte daher für PA das Zeichen JT ver- | 
muten. 

2. 9: UZU.AB.GAB =Si-i-ri nap-Sa-ri „flesh 
of...“ und Z. 10: UZ U. AB. TIR bez. 11: UZU. 
ÁB.DUN — pir-u „womb(?)“. Wegen des fol- | » 
genden abunnatu „Nabelschnur, Nabel“ (s. d.) 


möchte ich in den beiden Worten gleichfalls | 


Ausdrücke für die Nabelschnur erblicken; man | 
beachte Si-i-ri nap-Sa-ri „Fleisch der Lösung“ 
und piu „Abgetrenntes“ und . dazu 


abrab. e" ,Nabelschnur* zu 


schnur abschneiden“ Kä „geheimhalten“ (eig: 


„trennen von . . .). 

Z. 12: Der Körperteil abunnatu dürfte den 
Nabel bezeichnen. Dafür spricht Holma a. a. 
O. 150 und besonders 157 (da LI.DUR nach 
unserem Vokabular = abunnatu), wo davon die 
Rede ist, dass die Gedärme ina LI. DUR-su 
wa-zu-ü „bei seinem LI. DUR herauskommen“. 
Wenn von LI. DUR imitti, by. Suméli gesprochen 
wird (Sm. 1636, CT 28, 27, 12£), so muss dies 
gefasst werden, wie es Holma a. a. O. S. 72 z. B. 
bei papän libbi zeigt, nimlich ,rechts (bzw. 
links) vom Nabel*. Da abunnatu auch als Sy- 
nonym von tur-r[u], ri-ik-su, nap-ha-ru, ka-lu- 
ma einerseits, e-zi-im-tum, kul-la-tum andrerseits 
erscheint (CT 12, 10, 92691 II 7—10), wo es 


! gitqu (Delitzsch HWB 69 5. 6: Sitku) von &atáqu 
„abhauen“; daher ditiq Sadi „das Abgehauene des Ber- 
ges“ — „das aus dem Berge Gebrochene“. Der Name 
$tq stellt eine durch infigiertes t abgeleitete Form von 

z A „spalten“) dar. 


5 (arab. Cr 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 8. 


398 


mit Jensen KB VI (1) 312 wohl als „Gesamtheit“ 
zu fassen ist, so bedeutet es vielleicht ursprüng- 


Ši- | lich unter Annahme einer Grundbedeutung „bin- 


den, verbinden“ (wie riksu von rakäsu) als 
Körperteil die Nabelschnur, dann erst den Nabel. 

Z. 14f.: UZU.MA.UR.RA = ku-tum lib-bi 
„Bedeckung des Inneren“, so wohl zu fassen, 
obzwar Holma a. a. O. 74 Anm. 2 die pho- 
netische Lesung als kaum wahrscheinlich anführt. 
Für sie spricht aber entschieden das folgende 
dik$u, das gleichfalls = UZU. MÀ.UR.RA, aber 
auch = UZU.MÀ.SAG(?)! „Behältnis des In- 
neren“ d. i. „Bauchhöhle“, „Bauchdecke“. Jeden- 
falls als willkürlich abzulehnen ist Langdons 
Lesung zi-tum lib-bi, da kein Grund vorliegt, 
ku an unserer Stelle zi zu lesen. 

Z. 16: UZU (mu: ru) HAR(?) — mi-i-ri „womb“, 
dazu die Anmerkung: miru is surely connected 
with the root &rü (ny „to lay bare“ cf. miránu 

„nakedness“), wobei sich Langdon auf die Gleich- 
ung muru(b) = üru „womb“ beruft. Nun ist 
aber Br 6701 = muru(b) = qablu und dieses 
nach Holma KT 59— „Leibesmitte, Mitte, Hüfte“, 
was im Zusammenhang mit dem Vorangehenden 
(Z. 13 nen „Lende“ ]) sehr gut passte. Auch 
etymologisch liesse sich eine derartige Ueber- 
setzung von miru durch Ableitung von marü 

„fett sein“ rechtfertigen. 

Z. 17f.: Hier sind natürlich wie oben, Vs. 

26 f., die Zeilen aufzulösen: UZU.SAG = 
lib-bi, UZU.SAG = kar-š ‘Su, (18) UZU.SAG = 
kir-bi, UZU.SAG = ir-ri. 

Z. 20: UZ U. SAG. MAH — ir-ri kab-ri „large(!) 


| intestines“, im Gegensatz zu [UZU. SAG.|SIG= 
— „die Nabel- ditto kat-ni 


„small intestines“, nicht wie Lang- 
don will ir-ri "kab-ri „intestines of the abdomen“. 


Kala-ga, kal-ga oder esi(g)-ga? 
Von O. Schroeder. 

In der bekannten Phrase nita& KAL-ga wird 
KAL-ga meist auch kal-ga gelesen (so von 
Thureau-Dangin VABI passim); dagegen liest 
Delitzsch esi(g)-ga, weil im Vocabular K 4368 
Col. II 83 der Stein * KAL die Glosse e-si 
trägt (vgl. HWB S. 1442), dann aber auch wegen 
K 55, 14 ff, wo das als Lehnwort zu betrach- 
tende isikku neben a$tu und dannu steht, also 
wohl ein Synonym zu diesen ist (vgl. Sume- 
risches Glossar S. 36). Die Berechtigung der 
Lesung will ich nicht bezweifeln, hinweisen 
möchte ich aber auf VAT 603, einen Text, den 
Zimmern in VAS II Nr. 79 veröffentlicht hat. 
Die beiden ersten Doppelzeilen lauten: 


! So, SAG $ (), vermutete ich für Langdons SAG Bl, 


da wir vor dem ditto-Zeichen den Trenner erwarten. Vgl. 
Vs. Z. 26. 


399 


iur-s{[a 
dimmer Sit-lam-t[a-é’-a - - - -] 
3ur-sag ù-mu-u[n 
ikal-la-ga-mu mu-lu àg-gi-rfa - - -] 
Da Z. 1 und 3 (ur-sag) einander entsprechen, 
wird naturgemäss dasselbe in Z. 2 und 4 der 
Fall sein, Z. 4 also ein Epitheton des in Z. 2 
angeredeten Gottes Nergal enthalten. Dann liegt 
es nahe, kal-la-ga-mu als phonetische Schreibung 
für KAL-ga-mu „mein Starker“ zu betrachten. 
Demnach wird man KAL-ga künftig besser mit 
kala-ga als mit kal-ga wiedergeben. 


Zum Eshanna-Tempel ses-gar. 
Von Wilh. Förtsch. 


In meinen soeben erschienenen „Religions- 
geschichtlichen Untersuchungen zu den ältesten 
babylonischen Inschriften, I. Hälfte“ (= MVAG 
1914, 1) habe ich S. 66ff. gezeigt, dass von den 
beiden Attributen nin-ni-gar-ra und $eë-e-gar-ra, 
welche in manchen Opferlisten aus der Zeit des 
Lugalanda und des Urukagina dem Gott Ningirsu 
bzw. der Göttin EShanna beigelegt werden, ersteres 
einen Tempel des Ningirsu, letzteres einen solchen 
der Eshanna darstelltt. Ich habe dort nachge- 
wiesen, dass dieser Ningirsu-Tempel auch in den 
historischen Inschriften von Lagas (Ur-Es- 
hanna, Tafel A) als nin-gar sich findet. Die S. 67f. 
angeführten historischen Inschriften, welche 
von dem Eshanna-Tempel 3e$-gar berichten, 
stammen indes von Königen aus der Dynastie 
von Ur. 

Hier móchte ich nun als Ergánzung den 
Beleg dafür bringen, dass 3e3-gar auch in den 
historischen Inschriften der Patesi von Lagas 
vorkommt, und zwar ebenfalls bei Ur-EShanna. 
Letzterer sagt nämlich von sich sowohl auf der 
dreieckigen Platte II 9—10, als auch auf dem 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 9. 


400 


Königs Asurbanipal, und eine Proklamation der 
Kónigin- Witwe Zakütu. Diese Texte nebst vier 
Briefenhat der Verfasser auch transkribiert, über- 
setzt und erläutert. Als Anhang sind ,,Textual 
Notes on the Letters of the Sargon Period“ 
beigegeben, die gleichfalls bereits in AJSLL. 
XXVIII 2 erschienen sind, und wo der Ver- 
fasser die Ergebnisse seiner Kollationen einer 
Reihe von Briefen mitteilt, die bei Harper, Assy- 
rian and Babylonian Letters, veröffentlicht sind. 

Das Hervorholen ansTageslicht dieser Tafeln 
ist um so verdienstvoller, als eine Reihe derselben 
nicht nur, wie das zumal bei Briefen zu erwarten 
ist, neues Material für Lexikon und Grammatik 
liefert, sondern sich noch viel mehr durch inbalt- 
lichen Wert auszeichnet. Es hätte sich denn 
auch der Mühe verlohnt, sämtliche Texte in 
den Bereich der philologischen Untersuchung 
einzubeziehen. Allein, die Schwierigkeit ihrer 
Interpretation, die durch eine abweichende Stil- 
art erhöht wird, mögen den Verfasser von einem 
weitern Vordringen auf diesem Gebiete abge- 
schreckt haben, während das Ergebnis seiner 
gewissenhaften Kopistenarbeit ihm bereits eine 
Genugtuung gewähren konnte. Da eine Behand- 
lung dieser Korrespondenz von mir demnächst 
erscheinen wird, so möchte ich mich hier nur 
auf die wichtigsten Bemerkungen beschränken. 

Nr. 1 (83—1—18, 1) ist das Schreiben eines 
Kommandanten der assyrischen, gegen die Kim- 
merier mobilisierten Armee an den König. Der 
erstere, dessen Name nicht erhalten ist, dürfte 
wohl NabüSarusur sein, wie der Verfasser ver- 
mutet. Dagegen könnte der Empfänger ebensogut 
Asarhaddon, der Rev. 24 erwähnt wird, wie 
Asurbanipal sein. Der Schreiber entwickelt dem 
Könige eingehend seinen Feldzugsplan, der die 
Ausführung des Befehls, das ganze Armeekorps 


Familien-Basrelief C 8 11: šeš-gar mu- du „er er- in das Gebiet der Mannäer einrücken zu lassen, 


baute das Ses-gar“. Thureuu-Dangin VAB I1 
S. 4 u. 8 transkribiert URU-NIG. Doch ist 
die Lesung 3e3-gar durch die Form Se3-e-gar-ra, 
wie die Lesung nin-gar durch die Form nin-ni- 
gar-ra gesichert. 

S. 182 Zusatz zu S. 80 A. 3 muss es Z. 2 
heissen ,ZDMG 68 (1914) S. 227°. 


Besprechungen. 


The University of Chicago. Some Kouyunjik Letters 
and related Texts by Leroy Waterman, Reprinted 
from The Amer. Journ. of Semit. Langu. and Literat. 
XXVIII, 2; XXIX, 1, 1912. 8°. pp. 143. Bespr. v. 
S. Schiffer, Paris. 

Eine Originalherausgabe von siebzehn im 

British Museum kopierten Texten, die mit Aus- 

nahme von dreien Briefe sind. Die anderen ent- 

halten zwei Orakelgesuche, wahrscheinlich des 
1 Siehe auch bereits meinen Artikel „NIN-gar und 
SES-gar* OLZ 1913 Sp. 440ff. 


unmöglich mache. Dieser hohe Offizier steht 
offenbar den astrologischen Kreisen nahe. So 
streut er in sein Schreiben Naturbeobachtungen, 
Wahrsagung und Orakelspruch ein, die den 
Triumph der Assyrer über den Feind verkünden. 


Gleich auf die Adresse folgt (Obv. 3—4): 
ana kakkab sir' "ti-pa-ri istu sit 4Samsi isarrur- 
ma ina eréb *Sam$i irrub!) ummán nakri ina 
müsi idi Sumgqut™. Obgleich das Original 
- bietet, was den Verfasser mi-til- 
Sa zu lesen veranlasst, so scheint es doch 
kaum zweifelhaft, dass hierin die Ideogramme 
MI = mûšu und SUR-nadü zu erblicken 
sind. Verfasser übersetzt: When the con- 
stellation Virgo shines forth from the sunrise 
like a torch and in the sunset fades away, 


1 Es ist bei beiden Verben eher das Präsens als mit 
dem Verfasser das Präteritum zu lesen. 


401 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 9. 


402 


the troops of the enemy will be severely|dem Texte mit keinem Worte auf eine Ver- 


smitten. Das sagt der Assyrer nicht. 
was da steht, kann nur lauten: „Wenn über 
der Virgo die Fackel der aufgehenden Sonne 
erstrahlt, | so geht sie (doch) mit Sonnenunter- 
gang (wieder) unter! Wirf also das Feindes- 
heer während der Nacht nieder, mache es stürzen!“ 
Zum eigentlichen,sachlichenInhalt, derim grossen 
und ganzen richtig aufgefasst ist, möchte ich 
hier nur noch bemerken, dass Obv. 11—13: 
amêl sabe Sa bit-hal-la-a-ti | ù ^è dak-ku-u 
li-ru-bu e Gi-mir-a-a ša iq-bu-ü um-ma etc. 
nicht: „Let the cavalry and the Dakkü in- 
vade the Gimirai“ etc. zu übersetzen, sondern 
mit Gi-mir-a-a ein neuer Satz zu beginnen sei. 
In die Leiber der Kimmerier hineinzumarschieren, 
könnten wohl selbst dieAssyrer schwerlich fertig 
bringen. 

Nr. 3 und 4 (81—2—4,48 u. 83—1—18,199) 
sind Orakelgesuche, die mit den Worten: an 
ma an la ha ar ba nu (ni) beginnen. Einer 
Suggestion Prof. Chr. Johnstons folgend, liest 
der Verfasser diese Zeile: il ma-an (=mannu) 
la-ha-ar (/ Nr) ba-nu (ni) — ,O god, whomsoever 
it is good that I supplicate“. Es ist mir un- 
erfindlich, welchen Grund J. und der Verfasser 
gehabt haben, das sonst in gutem, priesterlichem 
Assyrisch abgefasste Gebet zu quälen, während 
die richtige Lesung: ilu-ma ilu la ha-ar-ba-nu 
„O, Gott, der du ein nicht zerstörender Gott 
bist!“, ihnen doch fraglos gleichfalls nahe ge- 


legen haben wird. Die | 27r, arb. “>> hat 
ursprünglich die transitive Bedeutung von 
„löchern“ d. h. etwas „zerstören“. 

Eine dankenswerte Publikation ist Nr. 7 
(83—1—18,45), wo wir ein ganz eigenartiges 
Dokument von hoher historischer Bedeutung 
kennen lernen. Zakütu, die Frau! Sanheribs, 
Mutter Asarhaddons und Grossmutter Asurbani- 
pals, fordert hierin Samassumuken, seine Brüder, 
den Hof und das gesamte Volk auf, nicht gegen 
ihre, der Z., „Satzungen [uud Eide“] (adê [mam- 
mé]té) zu sein und gegen Asurbanipal nicht zu 
konspirieren. Asurbanipal erhält zunächst 
nur den familiären Titel: liblibbi $a hiduti 
„Enkel der Freude“, dann aber wird er wieder- 
holt sar = Assür bélkunu „König von Assür, 
euer Herr“ genannt. Dass es sich hier etwa 
um eine Krönungsurkunde handle (vgl. l. c. p. 
28—29), ist nicht wahrscheinlich. Es ist in 


! Aus dem Ausdruck amtu „Magd“ („des Sanherib“) 
ist nicht zu schliessen, dass Z. eine „concubine“ ge- 
wesen sei (l. c. p.29). Es wäre vielmehr echt orientalisch, wenn 
sie sich selbst nur neben dem Namen ihres Mannes als 
seine ,Dienerin“ bezeichnete. Sie tut dies indes auch 
da, wo der Name Sanheribs nicht folgt, vgl. Obv. 9. Ganz 
offenbar will sie damit ihren Rang betonen. Man darf 
daher schliessen, dass amtu hier im Sinne von „Königin- 
Witwe“ steht. 


Das leihung der Königswürde oder Intronisation 


angespielt. Man wird darin vielmehr eine Prokla- 
mation der Königin-Wittwe zu erblicken haben, 
die versucht, mit der Macht ihres Ansehens 
die bemerkbare Gährung nach der Thronbe- 
steigung Asurbanipals zu bannen. Zakütu ist 
längst unter dem Namen Ni-iq-a bekannt. 
Niq& „Reine“ ist eine aramäische, metaphras- 
stische Uebertragung des assyrischen zakütu 
„Freiheit“, „Reinheit“, vgl. Alm. aram. np) 
„rein sein“ und die männlichen Personennamen 
„pz, Np, M. Scheni V, 56%, Snh. 43*. Diese 
Doppelnamigkeit ist ein neuer Beweis für den 
weitgehenden Einfluss der Aramäer in Assyrien 
bereits zur Zeit Sanheribs. 


Von der Verleihung des Zepters ist hin- 
gegen in dem Briefe Nr. 15 (83—1—18,249) 
die Rede, der deshalb alles Interesse verdient, 
von dem der Verfasser jedoch nur die Kopie 
gibt. Das Schreiben ist anonym, d. h. es ent- 
hält weder Adresse noch Unterschrift. Es be- 
ginnt mit den Worten: ina libbi âme ™ Sa 
immer nigê pa-ni-a-ti ina pân E-Sar-ra ti-pu-Su- 
ni | ** Ha-am-ma-a amêl kal-la-pu Si-pir-ti a-na 
ka-8i a-na Sul-mi-e-ka as-sap-ra, Am Tage, an 
dem du die ersten Opfer in ÉSarra dargebracht 
hast, sende ich dir die Hammä und den kalla- 
pu Sipirti zu deiner Begrüssung. Dass der An- 
geredete kein Priester sein kann, geht aus dem 
Schluss des Briefes hervor, der lautet: “ hatti 
Sarrü'-ti sa kitti la-di-na-ka Si-pir-ti Sá aš- 
pur-ak-ka-ni 84 ki-it-ti Si-i „Ein rechtmässiges 
Zepter der Königsherrschaft, will ich dir ver- 
leihen, die Sipirtu, die ich dir gesandt habe, ist 
rechtgültig^. Es erhellt hieraus, dass der 
Schreiber ein König, also einer der Sargoniden, 
und der Empfänger ein Kronprinz sein muss. 
Sipirtu ist offenbar die an diesen vor seiner 
Thronbesteigung und anlässlich der oben er- 
wähnten, sonst vom Könige zu vollziehenden 
Zeremonie, gerichtete, offizielle, königliche 
„Botschaft“. Der geheimnisvolle kallapu Sipir- 
ti, der sonst noch in den Briefen K 560 (Rev. 
1) und K 663 (Rev. 2; ABL 227 u. 322) auf- 
taucht, ohne dass man jedoch diesen Stellen 
etwas Näheres über seine eigentliche Funktion 
entnehmen könnte, ist dementsprechend der 
„Cabinetsbote“ des Königs. er anonyme 
Charakter einer solchen Botschaft ist leicht zu 
erklären. 


Von den anderen Briefen ziehen noch die 
folgenden eine besondere Aufmerksamkeit auf 
sich. In Nr. 17 (K 8379) beklagt sich ein 
Babylonier Marduk-apla-iddina beim assyrischen 
König, dass sein Heer den mit seinem eigenen 
vereinbarten Waffenstillstand in hinterlistiger 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 9. 


404 


CT — — —b — EE 


Weise zu einem Ueberfall benutzt hätte. Da 
der Schreiber den König mit bélia „mein Herr“ 
anredet, so wird er jedenfalls nicht der be- 
kannte babylonische König sein. Nr. 2 (83 — 
118, 125) verrät jemand dem Könige, dass 
der babylonische König einen Gesandten mit 
reichen Geschenken empfangen habe. Wie es 
scheint, handelt es sich hierbei um den Rev. 5 
genannten Kudurru. Nr. 9 (83—1— 18,361) 
ist der Brief anscheinend eines Priesters an 
Asurbanipal. Die Adresse steht am Ende an- 
statt am Anfang. Nr. 1 (83—1— 18,53, vom 
Verfasser behandelt) ist ein an den König ge- 
richteter Verzweiflungsschrei der von den Pu- 
qudu und Gurasimmu hart bedrängten Bewohner 
(wahrscheinlich) der Stadt Ur. Man sieht, der 
Verfasser hat seine Texte gewählt und wir 
können von der Sammlung nur sagen, dass sie 
all right ist. 


Demotische Texte aus den Königl. Museen zu 
Berlin. Erster Band. Mumienschilder, bearb eitet 
von Georg Möller. II 48 S. M. 21 —. Leipzig, J. C. 
Hinrichs, 1913. Bespr. v. W. Spiegelberg, Strass- 
burg i. E. 


Die Verwaltung der Kgl. Museen zu Berlin 
fährt in erfreulicher Weise fort, auch die de- 
 motischen Denkmäler der Berliner Sammlung 
der Wissenschaft zugünglich zu machen. Nach 
den demotischen Papyrus sollen jetzt auch die 
kleineren Denkmäler veröffentlicht werden, und 
Georg Möller hat damit einen guten Anfang 
gemacht. Er hat die Mumienschilder, jene 
Täfelchen, die als Ersatz des Grabsteins am 
Halse der Mumie befestigt waren und gleich- 
zeitig als Begleitadresse für den Transport der 
Leiche dienten, veröffentlicht und bearbeitet. 
Die demotischen Texte sind aus guten Gründen 
— die mir bekannten photographischen Reproduk- 
tionen sind meist recht unbefriedigend — nach 
Gelatinepausen autographiert, die paläographisch 
weniger wichtigen griechischen Texte in Um- 
schrift mitgeteilt worden. Vielleicht hätten hier 
undda wenigstens einigecharakteristische Proben 
griechischer Aufschriften, namentlich von genauer 
datierten Stücken, in Faksimile gegeben werden 
können. Aber im grossen und ganzen war es 
gewiss richtig, von der Faksimilewiedergabe 
der griechischen Texte abzusehen. 

Die Einleitung orientiert vortrefflich über 
alle Fragen, die mit den Mumienschildern zu- 
sammenhángen, über Zweck und Herkunft so- 
wie die Datierung der Täfelchen, und ergänzt 
die Litteraturverweise der letzten Arbeiten. 
In einem besonderen Abschnitte sind die Texte 
der Mumienschilder bearbeitet, sowohl die de- 
motischen wie die griechischen. Die Alters- 
angaben, die Speditionsvermerke, die Eigen- 
namen und die Genealogien sind übersichtlich 


zusammengestellt. Ueberall sind die Ergeb- 
nisse der früheren Arbeiten gut zusammgefasst, 
und manche neue Beobachtunghinzugefügtist. Die 
Uebersichtslisten lassen das reiche Material, vor 
allem die Personennamen, sehr bequem über- 
sehen. So bedeutet das Heft eine sehr wertvolle 
Bereicherung der demotischen Literatur, ist aber 
auch für den griechischen Papyrologen von 
grossem Interesse. — 

Aus den Schildern 67 und 71 ergibt sich, 
wie ich glaube, die folgende (Genealogie 

Psenthotes (?) + Senthotes (?) 
nn ne? 


Pa-h& + Te-werte 


Sn, men a? 

Kolluthes 
Der Name des Vaters der Te-werte ist in 71 
unrichtig mit Auslassung eines Zeichens ge- 
schrieben. Ob in diesem Thot steckt, wie ich 
zweifelnd gelesen habe, lasse ich dahin gestellt. 


Es sieht aus wie ^), aber Pachrates oder 


Senchrates (für den Namen der Frau) móchte 
ich nicht vorschlagen. Te-werte führt in beiden 
Täfelchen einen Titel, den ich & S(t) n sfi 
„die Harz-Bereiterin (?)“ lese, mit der bekannten 
Gruppe ca „Person“. Meine frühere Lesung, der 
sich Möller (Seite 7) angeschlossen hat, ist 
jedenfalls unrichtig. 


Fr. W. von Bissing: Vom Wadi es-s‘aba rigälebei 
Gobel Silsile (mit Beiträgen von Dr. H. Kees). Sitzungs- 
ber. d. Kgl. Bayer. A. d. Wissensch., Jahrg. 1913, 10. 
Abh. 20 S., 3 Tf.; 5 Beiblätter. 8°. M. 1.20 München, 
G. Franz. Bespr. v. W. Max Müller, Philadelphia Pa. 

Die viel besprochenene Felsbilder vom , Wadi 
der sieben Männer“! werden hier in dankens- 
werten Photographien mitgeteilt, welche zeigen, 
dass diese Bilder auch kunstgeschichtlich recht 
bemerkenswert sind (wie S. b gesagt). Die Tafeln 
bieten dann einige der benachbarten Graffiti. 

Speziell besprochen wird daraus der unleserliche 

Königsname „Hotep“ (?).? Bei dem historisch 

ebenfalls etwas schwierigen grossen Felsbild gibt 

von Bissing zu, dass „es erlaubt sein wird, einmal 
der Phantasie weiteren Spielraum zu lassen.“ 

Demgemäss betont er die strategische Wichtig- 

keit der Lokalität; dort sei eine Entscheidungs- 

schlacht zwischen den Fürsten von Hermonthis 

(Mentuhotep) und Theben (Antef) geschlagen 


worden, auf die hin der letztere sich unterworfen 
habe. Ich gestehe, dass es mir sehr schwer fällt, 
in der friedlichen Darstellung die Andeutung von 


! So offenbar (vgl. S. 1). 
saba (statt sab a) durch. 

* Nach der Photographie, B. 1, möchte man Ra... Apr 
lesen, im ersten Namen NO (Gold)-A, oder ühnl, aber 
das illustriert wohl nur, wie wenig man mit einer einzelnen 
photographischen Aufnahme sicheres gewinnen kann. 


Hier geht die Entgleisung 


406 


etwas Derartigem zu sehen. Die einfachste Deu- 
tung scheint mir die: der Schatzmeister Achto 

liess sein Bild dort einmeisseln, ihn | 
wie er seinem König M. loyal huldigt. Dabei 
hatte er den Anstand, auch einen Mann könig- 
lichen Blutes namens Antef zu verewigen, offen- 
bar einen blossen Pensionär ohne Amt, der im 
dortigen Bezirk wohnte, ausgezeichnet durch 
einen noch wenig verständlichen Ehrentitel („der 
vom Gott geliebte Gottesvater?“) und durch den 
Königsring. Regiert hat diese in ziemlich beschei- 
dener Rolle dargestellte Persönlichkeit schwer- 
lich. Ich möchte daraus also gerade schliessen, 
dass die Antef- und Mentuhotepkönige nicht ver- 


schiedenen Häusern angehörten oder zum wenig- 
sten einander nicht bekämpften. Hoffentlich wird 
bald neues Material die schwierigen Probleme 
der beiden Felsbilder aufhellen. 


P. Maresiaing: Les écritures Egyptiennes et l'an- 
tiquité classique 147 S. Preis: 7 fr. 50 cts. 
Paris, P. Geuthner, 1913. Bespr. v. A. Wiedemann, 
Bonn. 

Zu einer klaren Einsicht in das Wesen der 
ägyptischen Schrift sind die antiken Autoren 
nicht gelangt. Im allgemeinen hielten sie die- 
selbe für eine reine Bilderschrift. Die beiden 
uns bekannten ihr gewidmeten grösseren Werke, 
der von Birch bearbeitete, in Bruchstücken er- 
haltene Chaeremon und der von Leemans heraus- 
gegebene Horapollo beschränken sich auf die 
Erklärung von Ideogrammen, wobei letzterer 
freilich gelegentlich Angaben von recht zweifel- 
haftem Werte macht. Die gleichen Gedanken- 
gängesindauchsonstim Altertume vorherrschend, 
nur selten treten daneben genauere Vorstellun- 
gen auf. Den Reisenden musste das Bestehen 
einer oder mehrerer Cursiven neben der Monu- 
mentalschrift auffallen, und diese Tatsache ist 
auch in der Literatur nicht völlig übergangen 
worden. Nur vereinzelt ahnte man, dass die 
Hieroglyphen auch Buchstaben ausdrücken konn- 
ten, eine mangelnde Erkenntnis, welche lange 
Zeit die Entzifferung des Aegyptischen erschwert 
hat. Dass die ägyptische Sprache von der grie- 
chischen abwich, wurde dagegen bald be- 
merkt und haben daher die Autoren nicht selten 
ägyptische Worte in einer meist stark helleni- 
sierten Aussprache ihren Ausführungen über die 
ägyptischen Schriftzeichen eingefügt. Syste- 
matisch sind sie dabei aber nirgends vorgegangen, 
nur in gelegentlichen Notizen kann man ihre 
Ansichten verfolgen. 

Das weit zerstreute antike Material über 
einschlügige Fragen gesammelt zu haben, ist 
das Verdienst von Marestaing. Dieser, Advokat 
am Appelationsgericht zu Paris, hat sich bereits 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 9. 


406 


rel. à l'Egypt. 30 S. 22 ff.) und Clemens Alexan- 
drinus (l. c. 32 S. 8 ff.) vorteilhaft bekannt 
gemacht, in der vorliegenden, seinem Lehrer 
Moret gewidmeten These legt er eine umfassen- 
dere Arbeit vor. Für diese hat er die Angaben 
der Autoren bis in das 5. nachchristliche Jahr- 
hundert hinein in grosser Vollständigkeit ver- 
einigt, die Stellen jeweils im Urtexte abgedruckt 
und eine Uebersetzung beigefügt. Letzteres 
muss dankenswert erscheinen, denn gerade bei 
derartigen Sätzen ist der genaue Sinn des 
Griechischen nicht immer ohne weiteres ein- 
leuchtend und hängt das Verständnis der Worte 
mit dem Verständnisse der Gedankengüuge, 
denen sie in ihrer häufig sehr kurzen Fassung 
Ausdruck geben wollen, eng zusammen. In 
klarer Weise wird im Anschlusse hieran die 
jeweilige Aussage mit dem tatsächlichen Wesen 
der ägyptischen Schrift verglichen und hierdurch 
zur Kritik der einzelnen Autoren wichtiges 
Material an die Hand gegeben. Für die Be- 
urteilung der antiken Schriftsteller über das 
Niltal und zugleich für die Geschichte der Ent- 
wickelung der Kenntnis Aegyptens in ausser- 
ägyptischen Kreisen wird die sorgsame, eine 
Lücke in der modernen Literatur ausfüllende 
Arbeit sehr willkommen sein und sich als die 
Wissenschaft fördernd erweisen. 


Hedwig Anneler, Zur Geschichte der Juden von 
Elephantine. Mit Buchschmuck von Karl Anneler. 
VIII u. 155 8. in 8. Bern, Akad. Buchh.v. M. Drechsel, 1912. 
M. 6.45. Bespr. v. H. Grimme, Münster i. W. 

Vorliegendes Buch bringt mehr, als sein Titel 
besagt; denn es bietet uns ein wohl abgerundetes 

Bild vom Leben und Treiben der Judenschaft 

Elephantines nach den bekannten Papyrusfunden. 

Die Verfasserin, eine Schülerin K. Marti's, hat 

die gesamte einschlägige Literatur herangezogen, 

und sucht nun massvoll sichtend und wägend 
festzustellen, welche Resultate von bleibendem 

Werte sein möchten. Die Darstellung erstreckt 

sich in fast dramatischen Aufbau über alles, 

was aus den Quellen herauszulesen ist; weilt 
aber besonders eingehend bei den Fragen nach den 

Berufen der Juden von Elephantine, der Zeit 

ihrer Ansiedelung, ihrer religiösen Richtung, 

endlich nach den Begleitumständen ihrer Ver- 
nichtung. Hier stossen wir auf Bemerkungen von 
beachtenswerter Eigenart. So erklärt die Ver- 
fasserin die Ansiedelung in Elephantine für eine 
direkte Folge der Zerstörung Jerusalems durch 

Nebukadnezar; die Errichtung des Jahoheilig- 

tums hat nach ihr zur Voraussetzung, dass die 

Juden den Gedanken an eine baldige Rück- 

kehr ins Heimatland aufgegeben hätten. Der 

Gemeindegottesdienst habe auf rein mono- 


durch Einzelstudien über Kircher (Rec. de trav. | theistischer Grundlage gestanden; die neben Jaho 


407 


in der Sammelliste genannten Gottheiten seien 
wohl im „jüdischen Heere“, das auch für nicht- 
jüdische Elemente Platz gehabt, verehrt worden, 
ohne aber im Gemeindeheiligtume kultfähig ge- 
wesen zu sein; die@öttin Anath-Jahowerdewohl, 
zumal sie auch ein eigenes Heiligtum (masgada) 
gehabt hätte, nur von Nichtjuden verehrt worden 
sein, die mit Rücksicht auf den „offiziellen“ Gott 
Jaho sich eine Anath jüdisch umgebildet hätten. 
Die Zerstörung der Jahoheiligtümer bedeute nur 
eine Episode des nationalen Kampfes der Aegyp- 
ter gegen die Perser; Pap. 7, 10, 11 seien kurz 
vor dessen Ausbruch zu setzen; der Euting- 
papyrus zeige, dass ein Verräter unter den 
Persern, Widarnag, gewesen sei, der die Festung 
Elephantine den Aegyptern in die Hände spielen 
wollte; die jüdischen Soldaten widersetzten sich 
so lange, bis der Durst sie zur Uebergabe zwang: 
wehrlos gemacht hätten sie dann mitansehen 
müssen, wie die beutegierigen Soldaten über ihren 
reichen Tempel hergefallen wären; nach der Rück- 
kehr des Statthalters Arscham sei zwar über die 
rebellischen Perser ein strenges Gericht gehalten, 
aber die treu gebliebenen Juden hätten weder 
die Erlaubnis zum Aufbau des Heiligtums be- 
kommen — vielleicht infolge von Hananjas Quer- 
treibereien, noch auch später die Berechtigung 
zur Wiederaufnahme der blutigen Opfer — was 
mit samaritanischen Intriguen zusammenhängen 
könnte. Solches und anderesträgt die Verfasserin 
in ruhig besonnener Weise vor und zieht den 
Leser wie durch das Gewicht ihrer Gründe 
so auch durch die Feinheit ihres Stiles in den 
Bann ihrer Beweisführung. Selten reizt ihre 
Darstellung zum Widerspruch, z. B. wenn der 
Gott Eschumbethel mit Eschmun zusammenge- 
brachtoderdieFassungderägyptisch-aramäischen 
Urkunden ohne Einschränkung als babylonisch 
bezeichnet wird, dem doch schon der Platz, 
den das Datum einnimmt, widerspricht. Immer- 
hin mag von den Ausführungen der Verfasserin 
dasselbe gelten, was sie von den Papyri selbst 
sagt: dass sie die Forschung auf dem Gebiet 
der Geschichte der Juden neu anregen .... 
so dass wir allmáhlich das Wesen dieses merk- 
würdigen Volkes besser zu erkennen vermögen, 
welches, überall verbreitet und doch stets einsam, 
die Geschicke aller Völker miterlebt, mittragt und 
beeinflusst (S. VII). Der stilvolle Buchschmuck, 
den der Bruder der Verfasserinbeigesteuert hat, 
passt sich der Darstellungwirkungsvoll an. 


Cheminant, P.: Les Prophéties d'Ézéchiel contro 
T yr. 10 u. 131 S. gr. 8°. Paris, Letouzey et Ané 1912, und 
Joseph Plessis: Les Prophéties d'Ezéchiel contre 
l'Egypte. 8u. 121 S. gr. 8. Paris, Letouzey et Ané, 
1912. Bespr. v. 8. Landersdorfer, Ettal. 
Die beiden vorliegenden Schriften, Disser- 


tationen der theologischen Fakultät von Angers, 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 9, 


408 


sind als sehr dankenswerte Monographien zu be- 
grüssen auf einem Gebiete, für das sich bei der 
intensiven Arbeit, wie sie jetzt in allen Zweigen 
der Orientalistik geleistet wird, zwar immer 
wieder, zuweilen ganz unverhofft, neue Einzel- 
resultateergeben, dasaber verhältnismässigselten 
durch eine zusammenfassende Darstellung eine 
Gesamtwürdigung findet. Zu diesen von der Wis- 
senschaft etwas stiefmütterlich behandelten Ge- 
bieten gehören so ziemlich die meisten sog. histo- 
rischen Prophetien, besonders die des Ezechiel. 
Es ist darum sehr erfreulich, dass sich die beiden 
jungen Gelehrten gerade diesen Propheten zum 
Gegenstand ihrer Untersuchungen gewählt haben. 
Von den beiden Arbeiten behandelt die eine die 
Prophezeiung gegen Tyrus (Kap. 26 bis 28,19), 
die andere die Weissagung gegen Aegypten (Kap. 
29 bis 32). 

Die Anlage der beiden Arbeiten ist so ziem- 
lich diegleiche,stammensiedochauch ausderselben 
Schule. Zunächst wird in einer historischen Ein- 
leitung die Zeitlage erórtert, in welche die Pro- 
phetien fallen. Daran schliesst sich dann der 
Hauptteil, bestehend in einem ausführlichen 
Kommentarderzubehandelnden Partie. Während 
Plessis die metrischen Abschnitte und ihre Struk- 
tur schon in der dem Kommentar beigegebenen 
Uebersetzung durch den Druck als solche kenn- 
zeichnet, gibt Cheminant zunächst eine wissen- 
schaftliche genaue Uebersetzung und verweist die 
metrische und strophische Gliederung des Textes 
in den Anhang. Der Kommentar ist in beiden 
Arbeiten sehr ausführlich gehalten und äusserst 
sorgfältig unter Heranziehung der gesamten ein- 
schlägigen Literatur, besonders der assyriologi- 
schen und ägyptologischen, durchgearbeitet. Mit 
Glück nimmt besonders Cheminant einige Textes- 
änderungen vor, so verbindet er 26,1 bis 6 mit 
19—21, ebenso 27,1 bis 10 mit 25, 26. Auch die 
zahlreichen Verbesserungen des hebräischen Tex- 
tes an schlecht überlieferten Stellen zeigen von 
anerkennenswerter Besonnenheit und grossem 
Scharfsinn, besonders soweit sie auf Grund der 
Uebersetzungenerfolgen; wo er sich dagegen aus- 
schliesslich auf dieMetrik stützt, dürfte er diesem 
Kriterium doch zuweilen zu grosse Bedeutung 
beigemessen haben. Die literarkritischen Unter- 
suchungen und die historische Würdigung, die 
sich in beiden Arbeiten an den Kommentar an- 
schliessen, verraten gleichfalls eine treffliche 
Schulung und ein sicheres Urteil. Der Haupt- 
sache nachist dieser Abschnitt in beiden Schriften 
der Feststellung der metrischen und strophischen 
Form sowie der Frage nach der Erfüllung der 
Prophetien gewidmet. In letzter Beziehung lässt 
Plessis ein wichtiges und interessantes Problem, 
nämlich die Behandlung von 29, 13ff. leider un- 
erörtert. Cheminant bietet auf S. 116—123 eine 


409 


bemerkenswerte Schilderung des tyrischen Han- 
dels zur Zeit seiner Blüte. 

Zu beanstanden in beiden Arbeiten ist der 
wenig sorgfältige Druck, besonders die Arbeit 
Cheminants wimmelt geradezu von Druckfehlern. 


L. Bardowicz: Die Abfassungszeit der Baraita 
der 32 Normen für die Auslegung der heiligen 
Schrift. VI,110S.8°. Berlin, Poppelauer, 1913. M. 2.50 
Bespr. v. Immanuel Löw, Szeged. 

Es gibt eine Sammlung 32 hermeneutischer 
Regeln, die mit den Beispielen ihrer Anwendung 
in dem ersten Bande der Talmudausgaben zwei 
Folioseiten füllen. Ihre ausführliche Inhaltsan- 
gabe findet man bei Strack, Einl. in d. Talmud: 
123, wo auch die Literatur verzeichnet ist. Die 
Sammlung gilt auch in neuester Zeit als ein 
altes Werk tannaitischer Hermeneutik (L. Ginz- 
berg, Jew. Enc. II 521), und auch die jetzt voll- 
endete hebräische Enzyklopädie ('Osar Jisraél 
VL 101) zweifelt nicht daran, dass in derselben 
tannaitisches Gut vorliegt. In bezug auf 
die Regeln selbst war das Alter der Sammlung 
unbestritten, nur die Beispiele sollten nach 
manchen erst in späterer Zeit zu den einzelnen 
Regeln hinzugekommen sein. Doch hat man 
vielfach auch die Beispiele für älter als unsere 
sonstigen Quellen gehalten, so dass z. B. noch 
Theodor in seiner schónen kritischen Ausgabe 
des Bereschit rabba bei einzelnen Aussprüchen 
auf die in Frage stehende Sammlung als Quelle 
verweist (z. B. S. 208 u. sonst). Demgegenüber 
kommt Bardowicz zu dem überraschenden Er- 
gebnis, dass die Sammlung der 32 Middoth 
erst aus den letzten Zeiten der Hochschule in 
Sura stammt und u. a. in zwei Regeln exe- 
getische Hilfsmittel Saadjas kodifiziert. Ein 
Schüler Saadjas ist der erste, der die Sammlung 
unter dem Namen der „32 Wege“ erwähnt. 
Zitate finden sich später zuerst bei Abulwalid 
(S. 44). Als erster bietet den Text der Karäer 
Jehuda Hadassi (1149: Bacher, Terminologie 
I 101), später teilt ihn Simson aus Chinon mit 
(XIII. Jahrh.) und auch in zwei südarabischen 
Midraschkompilationen (Bacher a. O.) hat er 
sich erhalten. 


In den Ausgaben wird die Sammlung einem 
Tanna des 2. Jahrhunderts, Elieser b. Jöße ha- 
g’lili, zugeschrieben. Bardowicz führt den 
stringenten Beweis dafür, dass sie weder in ihren 
einzelnen Sätzen noch in ihrer Redaktion von 
diesem alten Lehrer herrühren kann. Die sehr 
bestechende Behauptung Bardowiczs, die Samm- 
lung sei nach-saadjanisch, gründet sich auf den 
Nachweis, dass Regel 9 und 11 erst in Saadjas 
Schriftauslegung zu häufiger Anwendung ge- 
langen: für erstere werden 44, für letztere 53 
Beispiele aus seinen Kommentaren angeführt. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 9. 


410 


Ein Schüler Saadjas ist der erste, der die 
Sammlung nennt. Auffallend bleibt, dass der 
„um etwas später“ als dieser Schüler lebende 
Gaon derselben Hochschule, Scharrirä (967 bis 
997), in seinem berühmten historischen Send- 
schreiben die Sammlung nicht erwähnt, obwohl 
er auf die Einzelheiten der hermeneutischen 
Regeln eingeht und 13 von ihnen aufzáhlt. Die 
Lösung, die Bardowicz für diese Frage (S. 49) 
gibt, befriedigt nicht. Er meint nämlich, Schar- 
rira erwähne die Sammlung nicht, weil sie ihm 
noch nicht für tannaitisch gilt. 

Hervorzuheben ist jedenfalls, dass die Zahl 
32 (eine Handschrift hat infolge der Unterteilung 
einer Regel 33) und der älteste bekannte Name 


der Sammlung (Man) 2721 darauf hinweisen, 
dass sie jünger als das Sefer Jesirä ist, denn 
in diesem Büchlein ist die Zahl der 32 wunder- 
baren Wege mn 2'5 ursprünglich: 22 Buch- 
staben des Alphabets + 10 Grundzahlen (Franck, 
La Kabale 145, Uebers. v. Jellinek 105). Diese 


Zahl, deren Buchstabenwert (25 =) „Herz“ 
später viel erklärt wurde (Jehuda b. Barzillaj, 
vor 1140, Comm. zu S. Jezira 106 ff), sollte 
auch für die hermeneutischen Regeln gelten. 
(Vgl. Kirchheim, Ein Kommentar zur Chronik 
aus dem 10. Jahrh., Frankf. a. M. 1874, S. 2 
Anm. 2.) 

Die Untersuchungen Bardowiczs zeigen von 
grosser Literatur- und Sachkenntnis und von 
kritischem Sinne Sie werden die bisher ver- 
nachlässigte Frage in Fluss bringen. 

Einzelne Bemerkungen. Es ist nicht ver- 
wunderlich, dass Scharrirä (S. 45 Anm.) nicht 
vom Gemara (Gemara ist nicht fem.!), sondern 
vom Talmud spricht: der Ausdruck Talmud ist 
ja nur der Zensur zum Opfer gefallen (Bacher, 


Terminologie II 32. 234). S. 46 prom pòp be- 
deutet nicht verschiedene Arten dieser Form 
der Schlussfolgerung, sondern ist Plural wie die 
darauffolgenden MER, Pan, pon. S. 74 
ist zu DWN nicht das aramäische gleichlautende 
Wort zu vergleichen, denn es ist das biblische 
Wort, das hinuntergehörig und mit aramäischer 
Flexion versehen ist: sein Sold und Lohn usw. 
J. mp "ep, , 
Es wäre schade, wenn die amtliche Tätig- 
keit, über deren zeitraubende Schwierigkeit der 
Verfasser in der Vorrede klagt, ihn an der Fort- 
setzung seiner kritischen Studien hindern würde. 
Eduard Norden: Josephus und Tacitus über Jesus 
Christus und eine messianische Propbetie 
(SA. aus dem XXXI. Bande der Neuen Jahrb. f. d. 
klass. Altertum, Geschichte und deutsche Literatur). 
30 S. 1M. Leipzig, Teubner, 1913. Bespr. v. H. 
Vogelstein, Künigsberg i. Pr. 
In der Internationalen Monatsschrift hat kürz- 
lich Ad. Harnack die Frage nach der Echtheit 


411 


der bekannten Josephusstelle über JesusChristus 
von neuem untersucht. Die Arbeit selbst lässt 
die am Anfang ausgesprochenen Zweifel immer 
stärker zurückhalten; am Schlusse erklärt Har- 
nack sich entschieden für die Echtheit. Völlig 
überzeugend dürften seine Ausführungen wohl 
für niemand sein. Goetz (in ZNTW), der ihm 
in einigen Punkten folgt, erhebt in anderen ernst- 
lichen Widerspruch. Die kaum eröffnete Dis- 
kussion dürfte aber endgültig geschlossen sein 
durch Nordens überaus gehaltvollen Aufsatz. 
Norden hat die Erörterung dem Streit der Theo- 
logen entzogen und sine ira et studiostrengphilo- 
logisch behandelt. Er führt den schlüssigen 
Beweis, 1. dass die Josephusstelle das Werk eines 
christlichen Interpolators ist, 2. dass sie nicht 
die Quelle für Tacitus’ Notiz über Christus ist, 
3. dass Tacitus den Josephus überhaupt nicht 
benutzthat. Harnacks Argument von der Neutra- 
lität des Stils widerlegend, zeigt er, dass Jose- 
phus’ Bericht über Pilatus’ Prokuration das Kom- 
positionsschema der alten Annalistik aufweist, 
nämlich eine Serie von Jopvßos. Dieses Schema 
wird durch die Stelle über Christus gesprengt. 
Ueberdies ist der Stil dieser Stelle allein bewei- 
send, dass die Autorschaft dem Schriftsteller ab- 
zusprechen ist. Gegenüber den von Harnack 
betonten Aehnlichkeiten in den Berichten des 
Josephus und des Tacitus zeigt er die Verschie- 
denheiten auf, die Josephus als Quelle für den 
Rómer unbedingt ausschliessen. Sind diese nega- 
tiven Resultate überaus wertvoll, so gibt Norden 
weit mehr durch die positiven Ergebnisse seiner 
Quellenkritik. Er zeigt in dem Aufbau der Jo- 
sephusstelle die Uebereinstimmung mit dem 
apostolischen Symbol. „Was die Perikope an 
Interesse für Josephus verliert, der gewinnt sie 
— für die Geschichte des Symbols.^ Von ganz 
besonderem Interesse ist aber der Nachweis, 
dass die gemeinsame Quelle für das von Jose- 
phus (Bell. VI 312) wie von Tacitus (Hist. V 13) 
ebenso wie von Sueton (Vesp. 4, 5) erwühnte 
Orakel die sibyllinischen Weissagungen sind. 
Als die unmittelbare Quelle für Tacitus und 
Sueton macht Norden den Prokurator Judäas 
Antonius Julianus wahrscheinlich. Seine Aus- 
ftihrungen über den Verschmelzungsprozess des 
Orientalischen und Hellenischen, die Heranzieh- 
ung Vergils und der neutestamentlichen Apoka- 
lypse, die Skizzierung der verschiedenen Auf. 
fassung dieser messianischen Prophezeiung bei 
Juden und Römern bieten eineFülle wertvollster 
Anregungen. Wenn Norden (S. 21) von früh- 
zeitiger Uebertragung der messianischen Idee 
vom geistig-religiósen auf das politische Gebiet 
spricht und in Jes. 2, 1ff. die Weltherrschaft 
Jerusalems unverblümt zum Ausdruck gebracht 
findet so wird er mit diesem Urteil der eigen- 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 9. 


a gege 


413 


artigen Verknüpfung und Verschlingung religiós- 
sittlicherund politischer Elemente in der Messias- 
idee nicht gerecht. Im Laufe der geschichtlichen 
Entwicklung haben, meist durch die politischen 
und sozialen Verhältnisse bedingt, bald die einen, 
bald die anderen Elemente überwogen und zeit- 
weilig den vorwiegenden Charakter der messia- 
nischen Auffassung bestimmt, Aber eine Er- 
örterung dieser Frage ist im Rahmen einer Be- 
sprechung nicht móglich. Für Nordens Arbeit ist 
dieser Irrtum irrelevant, und es würe kleinlich, 
derartige Einzelheiten zu monieren. 


G. Dalman und F. Becker: Exkursionskarte von 
Jerusalem und Mittel-Judäa. 1:100,000472«55 cm. 
Farbdr. M. 3—. Leipzig, Hinrichs. Bespr. v. A. Fried- 
mann - Königsberg i. Pr. 

Die Herausgabe einer solchen übersichtlichen, 
schönen Karte von Jerusalem und Mittel-Judäa 
wird ein jeder Bibelleser und Palästinareisender 
aufs wärmste begrüssen. Wer das Land mit dem 
bisher vorliegenden Kartenmaterial hat bereisen 
müssen, wird die Dalmansche Karte ganz be- 
sonders zu schätzen wissen. Die Karte ist im 
Massstab I:100000 nach den Aufnahmen deseng- 
lischen Palestine Exploration Fund 1872— 1877 
und eigenen Aufnahmen ausgeführt. Die zu- 
sammenlegbare Form ist recht handlich und die 
lithographische Herstellung sehr gelungen. 
Schätzenswert ist auch die Randbemerkung über 
die Aussprache der Namen. 


Lamec Saad: 16 Jahre als Quarantünearzt in der 
Türkei. VII 339Seiten, 18 Tafeln, 1 Karte. M 8—. Berlin, 
D. Reiner, 1913. Bespr. v. E. Brandenburg, Florenz. 

Für jemand, der „amüsante“ Lektüre haben 

will, ist das Buch entschieden langweilig; da- 
gegen wird es jeden, der anatolische Verhält- 
nisse kennt, interessieren. Mutatis mutandibus 
im weitesten Sinne — ist mir beim Lesen oft 
die Aehnlichkeit mit den bekaunten Memoiren 
Saint-Simon's aufgefallen, in bezug auf Lebens- 
auffassung, Urteil und Stil. Wie nun aber Saint- 
Simon's Werk eine der besten Quellen für fran- 
züsische Detailgeschichte des beginnenden 18. 
Jhd. ist, so wird auch das vorliegende Buch 
dauernden Wert haben für jeden, der türkische 
Provinzialverhültnisse unter Abdul Hamid im 
Besondern, und die Ursachen der Revolution 
von 1908 im allgemeinen studieren will. — In 
der Mehrzahl gut ausgeführte Abbildungen er- 
gänzen den Text der Arbeit, der man eine wei- 
tere Verbreitung in den interessierten Kreisen 
wünschen möchte, 


Erwin Wurz: Der Ursprung der kretisch-myke- 
nischen Säulen. — 86 Seiten, 161 Abb. M. 9 —. Verlag 
von Müller und Rentsch, München, 1913. — Bespr. 
v. E. Brandenburg, Florenz. 


Der Grundgedanke der vorliegenden Arbeit 


413 


ist, dass die Palme ein im ausgiebigsten Maass 
benütztes Vorbild gewisser Kunstformen des 
Mittelmeerkreises war, spez. in Kreta und My- 
kene, und in den mit ihnen zusammenhängenden 
Gebieten. Nach W. äussert sich das besondersin 
der Entstehung und Ausschmückung der Säule, 
ihrer einzelnen Teile, und anderen Formen, wie 
Rosetten usw. Unter diesem Gesichtspunkt be- 
handelt er, um die hauptsächlichsten Punkte 
herauszugreifen, die mykenische, die gewundene, 
kannelierte Säule, das Triglyphenkapitell, Ro- 
sette, Halbrosette usw. 


Es kann an dieser Stelle nicht unsere Auf- 
gabe sein auf alle die verzwickten Einzelfragen, 
die oft mehr ins Gebiet der ästhetisierenden 
Kunst als in das der Entwicklungsgeschichte 
gehören, näher einzugehen und sie zu kritisieren. 
Darum sei nur so viel bemerkt, dass W. in vielen 
Punkten recht haben kann und auch anregend 
wirkt, oft aber auch aus einer blossen Hypothese 
ein Dogma macht, schwer oder gar nicht beweis- 
bar, wie die meisten Dogmen. Oder besser ge- 
sagt, ein Procrustesbett, in das alles hineinpassen 
muss. Um nur einen Fall anzuführen: Die Zick- 
zackverzierungen der mykenischen Säule sollen 
aus dem Muster, das die Reste der abgeschnit- 
tenen Blattstiele am Palmstamm bilden, ent- 
standen sein, ebenso die Spiralen der gewun- 
denen Säule. Ich habe nun im Orient häufig 
gesehen, das man hölzerne Säulen mit Stoffen 
schmückt, „cachiert“; nimmt man dazu etwa 
einen Kelim, wie es in der Moschee des Sudja Veli 
Tekke der Fall war, so ergeben die auf diesen 
Geweben meist vorkommenden Muster ohne wei- 
teres das Zickzackornament, bei Umwickeln mit 
Streifen entstehen die „gewundenen Säulen“. 
Auch im italienischen Barock, das doch wohl 
vom mykenischen Zickzackmuster keine Kennt- 
nis hatte, finden sich ganz ähnliche Motive, so 
z. B. in den Krypten der Dome zu Bari und 
Salerno, wenn ich mich recht erinnere. Da nun 
in Mykene sowohl hölzerne Säulen, als auch 
reiche Gewebe vorhanden waren, die Verwendung 
von Vorhängen und Wandbekleidungen im Orient 
wohl auch nicht ungewöhnlich war, so scheint 
mir eine solche Ableitung wahrscheinlicher zu 
sein, als die vom Palmstamm, der selbst wegen 
seiner Strucktur als Säule gar nicht recht zu 
verwenden ist, und so im besten Fall immer 
nur ein „indirektes“ Vorbild war. 


Um zusammenzufassen: Der Archäologe und 
noch mehr der Kunsthistoriker wird zwar in der 
Abhandlung viel interessantes und anregendes 
finden, die aber noch wertvoller sein dürfte, 
wenn W. manches weniger bestimmt ausge- 
sprochen und verallgemeinert hätte. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 9. 


414 


Mitteilungen. 


Altertumsfund bei Cadiz. Am Strande zu 
Santa Maria bei Cadiz ist ein bedeutender Altertums- 
fund gemacht worden. Es wurden mehrere Phönizische 
Grüber bloßgelegt, in denen zahlreiche wertvolle Gegen- 
stände aus vorkarthagischer Zeit entdeckt worden. 

Voss. Zty. 3. 7. 14. 


Zeitschriftenschau. 

* — Besprechung; der Besprecher steht in ( ). 
Acad. d. Insor. et Belles-Lettres. Compt. Rendus. 1914 
Janvier. F. Sartiaux, Recherches sur le site de l’anci- 
enne Phocée. — J. Carcopino, Note sur un fragment 
épigraphique récemment découvert à Constantine. — L. 
Chatelain, Note sur les derniéres fouilles exécutées à 
Mactar (Tunisie). 

Amtl. Ber. a. d. Kgl. Kunstsammlungen. 1914: 
XXXV, 8. Wulff, Neuerwerbungen der altchristlichen 
Sammlung seit 1912. 

10. R. Zahn, Glasierte Tongefüsse im Antiquarium. + 

Annals of Archaeology and Anthropol 1914: 
VI. 3. C. L. Woolley, Hittite Burial Customs. — S. 
Garstang, The Sun God{dess] of Arenna. — J. Garstany, 
The winged Deity and other Sculptures of Malatia. — 
C. J. Seligmann, A Note on the Magico-religious Aspect 
of Iron Working in Southern Kordofan. 

Analecta Bollandiana. 1914. 

XXXIII. 1. *R. H. Charles, The Apocrypha and Pseud- 
epigrapha of the Old Testament in English (H. D.). — 
*C. W. Mitchell, S. Ephraims prose refutations of Mani, 
Marcion, and Bardaisan T. I; F. C. Burkitt, Euphemia 
and the Goth (P. P.). — *J. Bidez, Philostorgius, Kirchen- 
geschichte mit dem Leben des Lucian von Antiochien 
(H. D.). — *A. J. Wensinck, Legends of Eastern Saints 
T. Il; M. D. Gibson, The commentaries of Isho'dad of 
Merv T. IV (P. P.). — "Th. Wiegand, Der Latmos; O. 
Tafrali, Mélanges d'archéologie byzantine (V. d. V.). — 
*C. Bacha, Biographie de S. Jean Damascène. Texte 
arabe; G. Graf, Das arabische Original der Vita des hl. 
Johannes von Damaskus; R. Graffin a. F. Nau, Patro- 
logia Orientalis T. IX, X (P. P.). 

XXXIII, 2. *F. Pfister, Der Reliquienkult im Altertum 
(H. D.). — *K. Steinhauser, Der Prodigienglaube und 
das Prodigienwesen der Griechen (J. B. Poukens) — 
*W. E. Crum, Theological texts from Coptic papyr- 
(P. P.). — V. Beneëevié, Monumenta Sinaitica archaeoi 
logica. II: XLVI exempla codicum graecorum Sinaiti- 
corum (V. d. V.). 

Atene e Roma. 1914: 

XVII, 183—184. V. Constanzi, Storia antica e Archeologia. 

Athenaeum. 1914: : 
4508. *R. A. Nicholson, The mystics of Islam; R. Dozy, 
Spanish Islam. Translated by F. G. Stokes. — *C. 
Crossland, Desert and water gardens of the Red Sea. — 
*A. Neve, Thirty years in Kashmir; Cathay and the Way 
Thither, being & collection of medieval notices of China. 
Translated by H. Yule. — *Adolf Friedrich, Duke of 
Mecklenburg, From the Congo to the Niger and the Nile; 
J. H. Weeks, Among the primitive Bakongo; St. P. Hyatt, 
The old transport road. 

4609. *A. J. Butler, Babylon of Egypt, a study in the 
history of old Cairo; E. Carpenter Intermediate types 
among primitive folk. — New cuneiform texts in tbe 
British Museum (Bespr. v. L. W. King, Catalogue of the 
Cuneiform tablets in the Konyunjik collection of the 
British Museum, Supplement). 

4510. *M. Jastrow, Hebrew and Babylonian traditions. 
— *T. E. Peet and W. L. S. Loat, The. cemeteries of 
Abydos III, 1912—1913. 

4511. *S. Holmes, Joshua: the Hebrew and Greek texts; 
E. G. King, The poem of Job. — *B. P. Grenfell and 


416 


A. S. Hunt, Egypt Exploration Fund Graeco-Roman 
branch: The Oxyrbynchus Papyri X; G. Marçais, Les 
Arabes en Berbérie du Xle au XIV e siècle; A. P. Singer, 
Arabic proverbs edited by E. Littmann. — Margaret D. 
Gibson, The Odes of Salomon. 

4512. *Ethel Braun, The New Tripoli, and wbat I saw 
in the Hinterland. 

4013. *R. A. St. Macalister, The Philistines: their history 
and civilization. — W. Shaw Caldecott, Herod’s Temple. 
— *W. A. Hawley, Oriental rugs, antique and modern. 
4514. *A. V. W. Jackson & A. Yohannan, A catalogue of 
the collection of Persian Manuscripts, including also some 
Turkish and Arabic (Columbia University Indo-Iranian 
Series I). 

4616. *O. Bates, The Eastern Libyans; M. Jastrow, 
Hebrew and Babylonian treditions. — *C. F. Hill, Cata- 
logue of the Greek coins of Palestine (British Museum). 
— *J. G. Frazer, Tbe Golden Bough IV. Adonis, Attis, 
Osiris. — *A. J. Butler, Babylon of Egypt: a study in 
the history of old Caire. 

4516. B. P. Grenfell and A. S. Hunt. The Oxyrhynchus 
papyri — with translations. — *E. Westermarck, Mar- 
riage, ceremonies in Morocco. — *Luzac's Oriental list and 
Book review XXV, nos. 1—2. — J. P. M. Pauly-Wisso- 
wa's Encyclopaedia (Besp. v. vol. VIII). — C. Crossland, 
Desert and water gardens of the Red Sea. 

4517. J. Dahse, A fresh investigation of sources of 
Genesis. 

4018. *R. Harris, The Odes of Solomon. — Gertrude 
L. Bell, Palace and Mosque at Ukhaidir: a study in 
early Mohammadan architecture. 


Anthropologie. 1914: 
XXV. 1—2. Néophytus et Palary, La Phénicie préhisto- 
rique. — *J. P. Johnson, La période préhistorique dans 


l'Afrique du Sud 2e édit. (M. B.). — K. Classen, Les 
peuples de l'Europe à l'époque néolithique. Leur origine, 
leur composition (II. Obermaier). — *E. H. Hall, Exca- 
vations in Eastern Crete (M. B.). — *The archaeological 
survey of Nubia. Report for 1908—1909 (M. B.). — *E. 
Fischer, Rassen und Rassenbildung. — Rassenmorphologie, 
Rassenpathologie. — Rassenpbysiologie (J. Nippgen). — N. 
W. Thomas, Anthropologieal report on the Edo-speaking 
peoples of Nigeria: *N. W. Thomas, Anthropological report 
on the Ibo-speaking peoples of Nigeria (R. Avelot). — *Fr. 
de Zeltner, Contes du Sénégal et du Niger (J. Nippgen). 
— *L. Homburger, Etude sur la phonétique historique 
du bantou (R. Avelot). — *B. Struck, Der Schlüssel der 
Sudansprachen (R. Avelot). — *C. H. Stigand, The land 
of Zinj (R. Avelot). — *Ch. Hose and W. Mc Dougall, 
The pagan tribes of Bornéo (P.). 

Berliner Philologische Wochenschrift. 1914: 
10. *G. Rauschen, Neues Licht aus dem alten Orient 
(Rothstein). 
11. *E. Wurz, Der Ursprung der kretisch-mykenischen 
Säulen (Pfuhl). 
12. *E. H. Minns, Scythians and Greeks (Philipp). 
16. *F. Windberg, De Herodoti Scythiae et Libyae de- 
scriptione (Philipp). — J. Dahlmann, Die Thomaslegende 
(Dahse). — *R. Cagnat, L'armée romaine d'Afrique. 2. A. 
(Regling). — W. Weber, Sarapis cum sua cline. 
16. L. Parmentier, Recherches sur la traité d'Ieis et 
d'Osiris (Gruppe). — *M. Hyamson, Mosaicarum et Roma- 
narum legum collatio (Beseler). 
17. *A. M. Amelli, Liber Psalmorum (Amanar). 
18. *Dikaiomata. Auszüge aus alexundriniscben Gesetzen 
(Koschaker) — *A. Erwan, Die Hieroglyphen (Junker). 
19. *A. Kuhn, Mythologische Studien, herausg. v. E. 
Kuhn. 2. Bd. (O. Gruppo). 
20. *H. Endres, Die offiziellen Grundlagen der Alexander- 
überlieferang und das Werk des Ptolemäus (Philipp). — 


Verlag u. Expedition: J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 9. 


416 


K. Dieterich, Byzautische Quellen zur Länder- und Völker- 
kunde (Gerland). 
21. F. Pfister, Der Alexanderroman des Archipresbyters 
Leo (Bitschofaky).—*D. Cohen, De magistratibus Aegyptiis 
externas Lagidarum regni provincias administrantibus 
(Stähelin). 
22. *G. Semeka, Ptolemäisches Prozessrecht (Beseler). 
— *J. B. Bury, A History of the Eastern Roman Ewpire 
(E. Gerland). — *H. Schneider, Der kretische Ursprung 
des „phönikischen“ Alphabets (Lerfeld). 
Bollettino di Filologi& Classica. 1914: 

XX, 12. *W. Larfeld, Griechische Epigraphik (C. O. Zuretti). 

Bollettino della Reale Società geografica. 1914: 
III. 2. *M. Corsi, A traverso il Gebel (P. Schiarini). — 
*L. Bertholon & E. Chantre, Rechercbes anthropologiques 
dans la Berbérie orientale. Tripolitaine, Tunisie, Algérie; 
St. Gsell. Histoire ancienne de l'Afrique du Nord I. 
3. *G. Ricchieri, La Libia (P. Schiarini). 
4. *B. Raunkiaer, Viaggio nell'Àrabia di Nord-Est. — 
Seconda esplorazione del dott. Machatschek nel Turkestan. 
— *Elena di Francia, Viaggi in Africa (P. Schiarini). — 
*C. Annaratone, In Abissinia (P. Schiarini). 

Olassical Journal. 1914: 

IX, 8. J. B. Bury, A History of Greece to the death 
of Alexander the Great (W. D. Gray). — *Gercke-Norden, 
Einleitung in die Altertumswissenschaft III. Griechische 
und römische Geschichte. Griechische und römische 
Staatsaltertümer 2. Aufl. (E. T. M.). 


Zur Besprechung eingelaufen. 
* bereits weitergegeben. 


Archives d'études orientales. Vol. 8. 

(No. 9 de la série): J. T. Arne: la Suède et l'Orient. 
1914. Upsala K. W. Appelberg. 

*Kultur der Gegenwart: Teil II, Abteilung VII, I. Hälfte. 
Allgemeine Rechtsgeschichte mit Geschichte der 
Rechtswissenschaft. Inhalt: 1. Die Anfänge des 
Rechts u. das Recht d. primitiven Völker: J. Kohler. 
II. Das Recht d. orientalischen Völker: J. Kohler. 
III. Das Recht d. Griechen u. Römer: L. Wenger. 
[VI u. 302 S.] Leipzig, B. G. Teubner, 1914. Geh. 
M 


The babyl. Exped. of the Univ. of Pennsylvania. Series 
A.: Cuneiform Texts. Vol. XXXI. Langdon, St.: 
Historical and religious texts from tbe temple li- 
brary of Nippur. München 1914 (Rudolf Merkel, 
Erlangen). Doll. b —. 

Monographien zur Weltgeschichte 32. Mann, Traugott: 
Der Islam einst und jetzt. Bielefeld und Leipzig, 
Velhagen & Klasing, 1914. M. 4 —. 

The Museum Journal! Vol. V. No. 1. Philadelphia 1914. 

Revue de l'Orient Chrétien 1914 No. 2. 

*Oriens Christianus n. S. 4. Bd. 1. H. 

Deimel, Antonius S. J.: Pantheon Babylonicum (Scripta 
Pontificii instituti biblici) Romae 1914. L. 8—. 
Kapri, Frhr. M.: Zwei Vorträge über: die historische 
und kulturelle Bedeutung des armenischen Volkes. 

Wien 1913. 

Mattingly, H.: Outlines of ancient history. Cambridge, 

University Press, 1914. 10 sh. 6 p. 


*Roscher, W. H.: Omphalos (XXIX Bd. der Abhdl. phil. 
hist. Cl. Sächs. Ak. d. W.) Leipzig 1913. 

"Zeitschrift für Kolonialsprachen 1914 IV 4. 

Nies, James B.: The Conmerang in ancient Babylonia 
(S.-A. aus Americ. Anthropologist Vol. 16 No. 1). 

Zanolli, Almo: frammenti di on florilegio di autori greci in 
un codice armeno-borgiano della Vaticana lioma 
1914 (S.-A. Rend. d. v. a. dei linei 1913.) 


— Druck von Max Schmersow, Kirchbalu N.-L. 


Blumengasse 2. 


Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Pelser, Königsberg 1. Pr., Goltz-Allee 11. 


Orientalistische Literaturzeitung 


Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient 


und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers 
Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11 
Verlag der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung, Leipzig 


Blumengasse 2. 


17. Jahrgang Nr. 10 


Manuskripte und Korrekturen nach Königsberg. — Drucksachen nach Leipzig. 
Jäbrlich 12 Nrn. — Halbjahrspreis 6 Mk. 


Oktober 1914 


Inhalt. 
Abhandlungen u. Netizen Sp. 417—424 
Haupt, Paul: Assyr. éstánu, Nord = 
hebr. ‘ais, Bärengestirn 421 
Langdon, S.: The compound verb 
£ag-us . . . 417 


Meissner, Bruno: Jakinlü von Ar- 
wad . 422 


Besprechungen. . 
Baraize, E.: Plan des nécropoles Thé- 
baines, bespr. v. Wreszinski 
Haefeli, Leo: Samaria und Perüa bei 
Flavius-Josephus, bespr. v. S. Klein 


Lammens, H.: Le berceau de l'Islam, 
bespr. v. Martin Hartmann 435 


. Sp. 424—444 | Reeck, Doris: O weh! Türkisches 
Drama von Ahmed Midhat, ins 

432 Deutsche übersetzt, bespr. v. K. 
Süssheim. . . . . . . 444 


Sir Galahad: Im Palast des Minos, 
bespr. v. E. Brandenburg 444 
Scheil, V.: Esagil, bespr. v. Otto 
Schroeder . . . . . . 424 


433 


e 3 8 Meillet, A.: Altarmenisches Elemen- i : 

Spiegelberg, Wilhelm: Aegyp- | tarbuch, bespr. v. J Karst 442 Aus gelehrten Gesellschaften 445 
: es Montgomery, I. A.: Aramaic incan- Personalien . . . . . . . 445 
tisches wir — hebr. 9M) Lal tation texts from Nippur, bespr. | Zeltschriftenschau . . . 446—448 
„Strick“. 424 v. A. Moberg . . . 426 | Zur Besprechung eingelaufen . . 448 


Ug" Bei einzelnen der folgenden Artikel und Be- 
sprechungen konnte wegen der jetzt erschwerten und 
verlangsamten Postverbindungen keine Autorkorrektur 
abgewartet werden. Die Redaktion bittet deshalb, etwaige 
Uebersehungen entschuldigen zu wollen. 


The Compound Verb zag-us, 
Von S. Langdon. 

The interesting extracts from a Sumerian 
code of laws given by Professor Clay in 
OLZ 1914 p. 1 contains another example of 
the difficult compound verb zag-us. In Baby- 
loniaca II 83 I discussed the only examples 
known at that time and suggested a meaning 
“to place in order (side by side)“. The verb 
is evidently composed of sag side, and uš to 
stand upon, reach, attain (emedu). This meaning 
resorts clearly from Radau, Miscellaneous 
Texts Nr. 2, 53 gis-yu-za zag-u$-us-e-ne-34 am-t, 
Upon their thrones — they being made to sit 
side by side — I caused them to go up“. The 
passage refers to placing seated figures of Nin- 
sianna and Idin-Dagan in the temple at Isin. 


The above is substantially the view taken of 
this passage in my Sum. Grammar p. 199 and 


Pater Witzel obviously has some such 
meaning of this verb in mind when he translated 
2ag-ni-u$-an in Urukagina Cone BVII 11 by “sie 
standen aneinander“, Witzel, Untersuchungen 
über die Sumerischen Verbal- Práformátwe p. 10. 
M.Fr.Thureau-Dangin, in his Die sumerischen 


verb untranslated yet I think we may render 
the passage as follows; — é patesi-ka gan patesi- 
ka-ge' é é-sal gan é-sal-ge! é nam-dumu gan nam- 
dumu-ge! zag ni-uš-uš-an, “The house of the 
patesi and the field of the patesi stood together, 
the house of the harem and the field belonging 
to the harem, the house of the children? and 
the field of the children even so*. 

It will be noted that in both these passages 
zag-us is employed with a dual subject. In fact 
the inherent meaning of the verb,“ stand along 
side“, circumbscribes the nature of the subject 
and limits it to a dual idea. The date formula 
of Nur-Immer Strassmaier, Warka No.1 reads, 
according to King's collation in Thureau- 
Dangin, op. laud. 236, as follows; — mu gis- 
gu- ea zag-bi-uS azag-zi * Babbar-ra i-ni-in-[tur]*- 
ri, with which compare a date cited by Johns, 
PSBA 1910, 281; — mu gis-qu-za zag-bi-us 
urudu ur-mah a-a-bi é %innini tn-ni-in-tu-ri, 
„Year when he caused to be brought into the 
temple of Innini a tbrone at whose side stood 
a great bronze dog and its adornment*“. Here- 
with the troublesome date of Nur-Immer becomes 


1 ge is used here as a co-ordinating conjunction, see 
my Sum. Gr. § 233. Also Th. Dangin obviously regarded 
ge as having the force of a conjunction here. 

* An orphanape? 

8 Omitted by the scribe. 

* a-a-bi = a-la-bi = lali-su or makkuri-su occurs in se- 
veral dates published (Schorr, VAB V611)and unpublished 
tablets from Warka, (Babyloniaca VIII pt. 1). For a-la = 


und akkadischen Kómgsinschriften p. 48 left the | lala v. SBP 6, 27. 


417 


418 


419 


intelligible; “Year when he caused to be brought 
into [the temple] of Babbar a throne at whose 
side stood an azag-zi“. 

zag-uS in all the preceding cases might be 
rendered into Semitic by ina ahi emédu, to arrange 
side by side, and from this idea comes the 
derived sense of *to muster, put in order, take 
charge of“. Thus in Nikolski Nr. 3, a long 
list of employees belonging to the temple estate 
of the goddess Bau, the resumé in column VIII 
of the reverse reads, gim- an-šú 184 galu ama- 
erin! galu ù-rum * Ba-ú Uru-ka-gi-na lugal Lagaš- 
(ki)-ge zag-bé-uš, “Altogether 184 men, skilled 
workmen, human property of Bau; Urukagina, 
king of Lagash has mustered them“. The verb 
appears more often as zag-šù in the inscriptions 
of the early period and has been generally 
misunderstood. The original root of uš = emédu, 
is ussa, ussa, by vowel harmony w33u, and by 


apocopation Sit (Y) An exellent example of 


this verb is Allotte de la Fuye, Documents 
Pré-Sargoniques 98. "This interesting text I 
transliterate in ext»::so. 


Col. I 6 ganam 6 ewes 
4 udu-nitah 4 male sheep 
£ag-ni-Bü have been placed together. 


One ewe. 

One male lamb. 

The lamb is not put with 
(the ewe). 


1 sal-ganam è-li 
1 sil nitah è-li 
sil-bi ag - nu- Bu 


udu dup-kam Sheep of the accounts? 
Col. II udu-dun-a The guard of the sheep 

Kus-ni is Kuëni 

sib-kam the shepherd. 

1 (nitab) dun-gi ansu- One male young ass, 

a has been put with them. 


In the wide tablet it has 
been entered. 

4 (6) ewes, 

One male sheep, 

One male lamb of Elam, 

2 she goats, 


dup-ama-a e-gar* 


4 (6) ganam 
1 udu-nitah 
Col. III 1 silnitah sil nim 
2 us 


3 mai-gab 3 suckling kids, 
zag-ni-Sù have been put together. 
4 ganam 4 ewes, 

4 udu-nitah 4 male sheep, 


1 sil-nitah silnim One male lamb of Elam 


2 sal-ganam é-li 2 ewes . ... 
Col. IV 2 sil nitah è-li 2 male lambs . 
3 úz 3 she goats, 
1 SU+KAR $ag- One female kid just weaned, 
dug 


1 Semitic ummanatu, group of skilled workmen, Br. 
5466, and SBP 156, 44 mulu ama-erin-na — belit umma- 
nätim. Nikolski p. 85 renders ama-erin by mukil subi 
which is certainly false. 

2 I. e., entered in the regular accounts of temple 
property. 

Of. nitab-ansu-dun-gi D. P. 101 I 4. 

* This is the probable rendering after Nikolski 
161 end, 163 end, dup-ama igi-gar-ta nu-ta-zig, From the 
wide tablet which was examined it was not cancelled. 
See also dup-ama nu-gar, it was not entered in the wide 
tablet, ibid 182 R. I; 196 R. III. Cf. Nikolski 198 end. 


Orientalistische 419 — Orientalistische Literatarzeitung 1914 Nr. 10.  — 420 1914 Nr. 10. 


420 


have not been placed to- 
gether. 

Small cattle, a gift to the god. 

Total 


gag-nu-Sù 


udu a-ru-a! dingir 


8u-nigin 
19 ganam? 19 ewes 
sil-bi-ta with their lambs; 


Col. V 9 úz mas-bi-ta 
udu a-ru-a dingir 
dup ama-a nu-gar 


9 she goats with ‘their kids. 
Small cattle a gift to the god. 
It was not entered in the 


wide tablet. 
Lü-pad Lupad 
gir-su-ki to Girsu 
mu-ra caused them to be brought. 
Col. VI 28 ganam síl-bit-a 28 ewes with their lambs 
uz-mas-bi-ta and she goats with their kids, 
sag · ni- Su were placed together. 
udu a- ru -a Small cattle a gift to 
d En-ki Pà-sir-(ki)- Enki of Pasir. 
ka-kam 
Pa-sir-ra In Pasir 
Col. VII Lu-pad Lupad 
mu-tag * left them. 
Lugal-idigna With Lugalidigna 
sangu the secular priest® 
e- da- ig he was housed. 
ra- si· dug Kasidug (72) 
Su- u- ne- gi gi rewarded him. 
sar-ra-bi The scribal work 
Col. VIII Ki-sal-ka Kisalka 
mu-gál has done. 
Uru-ka-gi-na Urukagina 
lugal Lagas-ki king of Lagash. 


A similar tablet concerning sheep is RTC 45 
where we have En- ig-gal mu-banda zag-bé-$ü, 
E. the overseer put them in order. A number 
of examples of #ag-$ù in the same sense will 
be found. in Nikolski p. 96 b below®. 

To return at iast to the Sumerian law cited 
by Clay, we read tunkundi-bi dumu-sal galu 
zag-an-u$ nig Sa-ga-ni a-im-Sub-Sub, “If a man 
jostle against against the daughter of a freeman 
and cause what is in her womb to fall“. The 


1 For a-ru-a, a-ri-a see my Archives of Drehem 
p. 22 note on Nr. 48. For a-ru-a — kistu see RA 10, 71, 36, 
a-ri-a — ki· is. tum. See also Delaporte, RA 8, 187 
Nr. 6 1. 3. 

? To obtain 19 we must read 6 for 4 in Col. II 7. 
Since all the entries in Col. I—II before dup-ama-a-e-gar 
were entered in the great account they do not figure in 
the total here. 

^ KID = eztbu Br. 1410 is to be read tag after 
Sa VI 22. Note especially kisib in-na-an-täg ( kunukkam 
usezibsim), she left her a sealed tablet, Poebel, BE VI 8,8. 
See also KID-sib-su — ezib-su, OT 27, 38, 38 and gig-su 
KLD-su = murussu eszib-8u, his sickness will leave bim, 
Boissier DA 21, 16. 

* On this verb see Thureau-Dangin, MFO p. 6. 

* For the probable sense of šangu a kind of dean 
of the temple and principally an executive of the litur- 
gical school see my Babylonian Liturgies p. XXI. 

e For the verb su-gi to repay, see MFO. I 19 n. 7. 
Also Th. Dangin RTC 69 I 4; II 4 and the title of 
Innini $u-a-gi-gi, she that awards, VAB I 220, f) II 10. 

' Cf. RTC. 45 II. 

* RTC 39 R. 2 zgag-bé-sù is rendered by Witzel. 
ibid p. 30, „er hat (als Zehnten) abgeliefert“, a rendering 
Heus that dinstinguished scholar will probably no longer 
defend. 


421 


phrase refers probably to an accidental collision 
(aham emedu to attain the side) while passing 
in the street. The penalty, therefore, is small; 
only 10 shekels; whereas the penalty for wilful 
injury is 20 shekels according to the second 
law cited by Clay. 


Alssyr. i$tänu, Nord = hebr. ais, Bärengestirn. 
Von Paul Haupt. 


Vor vierzig Jahren besprach Delitzsch 
im achten Exkurse seiner Assyr. Studien die 
talmudischen Windnamen ND, NINOX, NW, 
Nd und die II R 29, 1—4 verzeichneten keil- 
id purs Aequivalente Situ, illânu, šadů, 
axarrü, d. Süd, Nord, Ost, West (genauer 
SO, NW, NO, SW). Vgl. dazu meine BAL 
90, 3; auch AJSL 1, ist” A. 1. Wir wissen 
jetzt, dass statt azarrá vielmehr amurrü zu lesen 
ist (vgl. ALR 29): Satu stellte Delitzsch 
damals mit per) zusammen. Dies ist richtig; 
der Stamm ist aber NW: pe ist eine Bildung 
wie pin von "mt: auch pon ist von DIN abzu- 
leiten; vgl. Haupt, Micah 76 (AJSL 26, 212). 

vin ist Femininum von 8 = méxü (NÉ 140, 
130) und entspricht dem hebr. "em Sturm. 


Die Stürme kamen von Südosten (vgl. dagegen 
engl. southwester). Auch der Sintflutsturm kam 
vom persischen Golfe her (AJP 9, 424). Das 
s in NON statt des assyr. A beruht darauf, 
dass dieses Wort aus der assyrischen Zeit 
stammt, während NM und x “wv erst in der 
babylonischen Zeit entlehnt wurden (vgl. OLZ 
16, 493, unten). 

Bei iltânu = istanu schloss sich Delitzsch 
zunächst der Erklärung Fleischers an, der 
NINON mit IND, Winter zusammenstellte; Prol. 
141 (1886) dagegen leitete er istánu von einem 
Stamm MEN, gerade sein ab (Der Norden ist 
benannt als ‘die gerade Richtung). Selbst in 
seinem Sumer. Glossar (1914) S. 236 erklärt 
Delitzsch im-si-di als gerade Himmelsrichtung. 
Das Wort bángt aber mit hebr. wy, Bären- 
gestirn zusammen, das ausser Hiob 38, 32 auch 
in der Glosse Hiob 9, 9 (als wy) erscheint und 


wohl mit dem syrischen j24S identisch ist, 
obgleich dies als Aldebaran oder Kapella oder 
Orion oder Plejaden erklärt wird. Der Stamm 
könnte C ce, schimmern sein („if Ole 


»Lal fol). Mit , Bahre in Ysa} wlio 
Bärengestirn hängt das Wort wohl kaum zu- 
sammen; man müsste denn (mit Hommel im 
Calwer Bibellexikon ? 716) annehmen, dass 


ı Für die Abkürzungen siehe Band 16 dieser Monats- 
schrift, Kolumne 631. 


Orientalistische 42] — — Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 10. 


432 


ein adaptiertes Lehnwort ist. Berachoth 


58^ am Ende wird wy durch NN erklärt, was 
möglicherweise eine Verkürzung von dry ist 
(vgl. BT 1, 217; RE319, 13, Z. 29). 

Assyr. iitánu C. NS ist von der Feminin- 


form i$tu = Dat abgeleitet, also eine Bildung 
wie hebr. "pn, eherne Schlange, syr. pe, 


weiblich (Nöldeke, Syr. Gr. 2 8 129) oder assyr. 
rasülänu, Gläubiger (hebr. nt) von rasütu, 
Darlehen (vgl. auch lamátánu, la átánu von lami). 
Wenn wy = A äpuros, so ist iSiánu = dp S. 
Die sumerischen Namen der vier Winde 
babe ich in den Verhandlungen des Berliner 
Orientalisten-Kongresses, Afrikanische Sektion, 
S. 29 (Berlin 1882) erklärt. Ich habe dort 
bemerkt, dass im-mar-tu, West, eigentlich Wind 
(Himmelsgegend) der Wohnung des Sonnenunter- 
ganges (assyr. Sar maskan erébi) heisst (vgl. 
AJSL 30, 214) während im-si-di, Nord, eigent- 
lich Wind der Richtung, Himmelsgegend, nach 
der man sich richtet (assyr. 3ár SutéSuri, Stamm 
) bedeutet. Der Nordstern (Polarstern) ist 
der Leitstern (engl. lodestar) nach dem man 
sich auf Reisen zu Wasser und zu Lande 
richtet. Schon in den ältesten Zeiten richteten 
sich die Seefahrer nach dem Bärengestirn. 


Jakinlü von Arwad. 
Von Bruno Meissner. 

Vermutlich zu Anfang der Regierung Asur- 
banipals wird sich nach der Unterwerfung des 
Baal von Tyrus auch der König Jakinlû (ge- 
schrieben Ja-ki-in-lu-u oder Ik-ki-lu-u) von Ar- 
wad unter das assyrische Joch gebeugt haben. 
Zugleich mit seiner Ergebenheitserklärung 
schickte er eine seiner Töchter in Asurbanipals 
Harem (s. Rm. Cyl. II 63 ff.; K. 2675 Rs. 27 
in G. Smith, Ab 75 £.; Winckler, Gesch. 
Assyr. S. 276). Etwas später berichtet der 
assyrische Koenig (Rm. Cyl. II 81 ff.), nach 
Jakinlus Tode (ultu Jakinli Sar Aruadda eme- 
du Saddæu) wären dessen zehn Söhne zu ihm 
gekommen, damit er die Thronfolge regle. Dem 
Azibaal hätte er die Königswürde verliehen, 
die andern aber reich beschenkt entlassen. 

Ob diese grossprecherischen Erzählungen 
stimmen, erscheint fraglich. Jedenfalls wird 
wohl Asurbanipal sehr bald Zeit und Lust ver- 
gangen sein, sich um phönizische Thronstreitig- 
keiten zu kümmern. Seine Autorität über Ar- 
wad wird wohl kaum grösser gewesen sein als 
die der ägyptischen Pharaonen zur Amarnazeit. 
Die schwache Stellung, die der assyrische König 
in Phönizien hatte, scheint auch der Brief eines 
Itti-Samas-Balätu an den König zu beweisen, 
den ich auf unsere Zeit beziehen möchte. Wie 
schon erwähnt, führt Jakinlü in einem andern 


423 


Dokument (K. 2675, Rs. 27) den Namen Ikkilü. 
Da nun der Brief Harper, Lettr. Nr. 992 einen 
Ikkilü! erwähnt, der, obschon nicht König ge- 
nannt, dennoch in einem Hafen die Herrschaft 
an sich gerissen hat und es sogar wagt, Schiffer 
und Schiffe, die am assyrischen Quai angelegt 
hatten, in empörendster Weise zu behandeln, da 
ferner in demselben Briefe (Z. 25) die Stadt 
Simirra? erwähnt wird, die in der Nähe von 
Gebal gelegen hat (s. Winckler, KAT ° S. 55), 
der erwähnte Hafen demnach also doch wohl 
auch in dieser Gegend zu suchen ist, so möchte 
ich beide Ikkilü identifizieren. Die für uns in 
Betracht kommende Stelle lautet (Z. 14ff.): 
Sarru bélu u-du 15) (m) Ikki-lu-ú la &-ra-am-mu 
(is) elippé 16) ina ka-a-ru Sd šarri béli-ia la e-la- 
a-ni-u 17) ka-a-ru gab-bi a- na pa-ni-su us-sáh- 
har 18) Sd a-na pa-ni-$u il-la-kan-ni 19) harrána 
i-na Se pd-Su i-3ak-kan 20) Sa a-na ka-a-ru Sa 
(mát) Ašur (KT) il-la-ni 21) t-du-ak (is) elippa-su 
“-pa-si = Der Herr König weiss: Ikkilü lässt 
die Schiffe nicht los®, dass sie nicht am Quai 
meines Herrn Königs anlegen. Die ganzen 
Quais wendet er sich zu. Wer zu ihm kommt, 
dem macht er keine Schwierigkeiten“; wer aber 
am assyrischen Quai anlegt, den tötet er und 
sein Schiff zerstört er(?)5. 


Aus diesen Angaben möchte ich schliessen, 
dass Asurbanipal nach der Unterwerfung Ja- 
kinlus in Arend einen assyrischen Quai d. h. 
eine assyrische Douane, wo die anlegenden 
Schiffe dem König von Assyrien Abgaben zahlen 
mussten, einrichtete und unsern Itti-Samas-ha- 
latu daselbst als Resident (rábisu der Amarna- 
zeit) einsetzte. Der Phönizier aber kümmerte 
sich so wenig um ihn wie um seinen Souverän, 
sobald er merkte, dass Asurbanipal anderweitig 
beschäftigt sei, sondern suchte den ganzen 
Handel an sich zu ziehen, ja behandelte die 
Schiffer, die an der assyrischen Douane abladen 
wollten, aufs schimpilichste und konfiszierte 
ihre Schiffe. Ueber diese empörende Behandlung 
berichtet nun der Resident, aber es scheint 


t Klauber, der den Brief AJSL XXVIII 110 be- 


handelt, sieht in T + ^ (EI EI EIE gar 


keinen Eigennamen, sondern liest ana ikki li (la uram- 
mu). Aber damit verliert er das Subjekt der folgenden 
Sütze; man weiss nicht, wer die Schandtaten begeht. 

* Wer der „er“ (zu) ist, der in der Stadt Simirsa 
ist und nach Assyrien gehen will, ist mir wegen der 
Lückenhaftigkeit des Textes nicht klar. 

* Ich halte die Form urammu für II 1 von o: 
vgl. dazu Behrens Br. S. 51. Ylvisaker, Zur assyr. u. 
bab. Grm. S. 45; Harper, Lettr. Nr. 1219, 11. 

* Für diese Phrase, die sich besonders in neubaby- 
lonischen Kontrakten und Briefen nicht selten findet, 
vgl. Pognon, RA IX 137 ff. 


* Vgl. zur Bedeutung Klauber, a. a. O. 110; 132. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 10. 


424 


nicht, als ob Asurbanipal noch imstande ge- 
wesen wäre, hier Abhilfe zu schaffen. 


Hegyptisches w:r — hebr. ^» (33) „Strick“. 
Von Wilhelm Spiegelberg. 

Der Bestand an Wörtern der ägypto-semi- 
tischen Sprachverwandtschaft ist in letzterer 
Zeit durch die scharfsinnigen und besonnenen 
Zusammenstellungen von Aaron Ember ausser- 
ordentlich vermehrt worden 1. Ich möchte dieser 
Sammlung eine neue Gleichung hinzufügen, die 
ich für völlig sicher halte, w:r „Strick“ und 


hebr. N: arab. 5» ath. water. Das ägyptische 
Wort ie wir ist einmal als Nomen in der Be- 


deutung „Strick“ speziell „Mess-Strick“ (Brugsch, 
Wb V 384)? und als denominatives Verbum wei 
„zusammenschnüren“ (Berlin 1129) zu belegen. 
Auf dieses Wort geht auch der Lautwert w: 
für den Strick () zurück?, und ebenso wird 
wav: „Vermessungs-Strick* (bei der Grundstein- 
legung) von derselben Wurzel abgeleitet sein. 

Die Lautentsprechungen w= 1:9 und r = 
sind normal (siehe Erman, ZDMG 46 (1892) 


S. 123 ff). Dagegen ist j—n m. W. in 


urverwandten Wörtern neu, wenn auch keines- 
wegs überraschend. Die Wiedergabe von in- 
lautendem altägyptischen f durch & ist durch 
^i^ „Nil“ gesichert, das auf altäg. jírw zurück- 
geht*. Bei dieser Lautgleichung ist zweifellos 
lautphysiologisch ¢ älter als x (), nur der 
N-Laut kann aus der Dentalis entstanden sein, 
nicht umgekehrt. Es liegt also in der neuen 
Gleichung wx = 3M : ,3, wieder einer der Fälle 
vor, wo das durch das Wortzeichen (| t: in sehr 


frühe Zeit (mindestens 4. Jahrtausend) zurück- 
datierbare ägyptische Wort den semitischen 
Formen gegenüber in gewisser Hinsicht bereits 
eine Entartung darstellt. 


Besprechungen. 


Schell, V.: Esagil ou le temple de Bél-Marduk à Babylone. 
tude documentaire par 8. Etude arithmétique et 
architectonique par M. Dieulafoy (Extrait des Mémoires 
de l’Académie des Inscriptions et Belles-Lettres. Tome 
XXXIX). 84 S. m. 4 Tafeln. fr. 4,40. Paris, Imprimerie 
Nationale, 1918. Bespr. v. Otto Schroeder, Berlin- 
Steglitz. | 


! Siehe Aegypt. Zeitschrift 49 (1911) S. 87 ff., S. 93 ff. 
51 (1913) S. 110 ff. und OLZ 17 (1914) Sp. 6. 

* Ein Wort nor (Brugsch, Wb. VI 661) existiert 
nicht, das n ist an der betreffenden Stelle zu streichen 
oder als Dativ n—J zu deuten. 

® Siehe Griffith, Hieroglyphs Seite 45. 

* Auch der gelegentliche Wegfall eines inlautenden 
t im Koptischen (Sethe, Verbum I $ 291) zeigt in der 
sahid. Vokalbrechung die Verflüchtigung des ¢ zu x an. 


42b 


1876 teilte George Smith im Athenaeum 
Auszüge aus einer Tontafel mit, die er im Orient 
gesehen hatte und die nichts Geringeres enthielt 
&ls eine Beschreibung von Esagila, dem Marduk- 
tempel von Babylon. Die Tafel galt seither für 
verschollen; jetzt hat Scheil das Glück gehabt, 
sie im Privatbesitz wieder aufzufinden und dem 
Louvre zu sichern (vgl. OLZ 1913, 5 Sp. 232). 

Die recht gut erhaltene Tafel stammt gemüss 
ihrer Unterschrift aus Erech und ist datiert vom 
26. Kislev des 83. Jahres der Seleuciden-Aera = 
12. Dezember 229 v. Chr., beruht aber auf einer 
älteren Vorlage aus Borsippa. Sie enthält eine 
mit genauen Massangaben versehene Aufzühlung 
aller Kapellen, Tore usw. von Esagila und seinem 
Stufenturm Etemenanki. Die Angabe der Farben 
der sieben Etagen ist insofern bemerkenswert 
als gegen alle Erwartung für 3—5 ein und die- 
selbe Farbe angegeben wird. 


Der Text wird von Scheil in Umschrift und 
Uebersetzung vorgeführt. Leider ist die von 
Toscanne angefertigte Autographie nicht ganz 
zuverlässig; man vgl. die Fehlerliste auf S. 20. 
Gross ist der Schade allerdings nicht, da die 
beiden Lichtdrucktafeln jede Einzelheit vorzüg- 
lich erkennen lassen und die Autographie ge- 
radezu entbehrlich machen. — Als Einleitung 
dienen eine kurzgefasste Baugeschichte des 
Tempels und Mitteilungen über die Auffindung 
der Tafel. In den Anmerkungen wird in dankens- 
werter Weise der wichtige Brief K 499(— Harper 
I Nr. 119) erstmalig in Umschrift und Ueber- 
setzung gegeben. — Den weitaus grösseren Raum 
des Buches nimmt der von Dieulafoy bearbeitete 
arithmetisch-architektonische Teil ein, der die 
Massangaben erst dem Architekten mundgerecht 
macht und gewiss bei der Ausgrabung Esagils 
durch die DOG von Nutzen sein wird. 


James A. Montgomery: Áramaic Incantation Texts 
from Nippur. (University of Pennsylvania. The Mu- 
seum. Publications of the Babylonian Section. Vol. III.) 
326 S. XLIT. Philadelphia 1913.  Bespr. v. Axel 
Moberg, Lund. 

Von den aramäischen Beschwörungsschalen, 
die durch die Ausgrabungen der Expedition der 
Pennsylvania Universitát in Nippur zutage ge- 
fórdert wurden, ist bekanntlich ein Teil nebst 
anderen wertvollen Funden dem Museum jener 
Universitát überwiesen worden. Diese Schalen 
finden, insofern sie nicht zu fragmentarisch sind, 
in dem vorliegenden Werke eine eingehende 
Behandlung, wobei selbstverstándlich auch die 
bezüglichen früheren Veróffentlichungen kritisch 
verwertet werden. Besonders dankenswertist die 
Berücksichtigung des gesamten bis jetzt be- 
kannten Materials in den Namen- und Wörter- 
verzeichnissen, deren Brauchbarkeit allerdings 


Orientalistische 426 5 Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 10. . č — 426 1914 Nr. 10. 


426 


ohne grosse Mühe durch móglichst vollstándige 
Stellen- und Formenangaben noch hätte erhöht 
werden können. 

Eine umfangreiche Einleitung (S. 13—116) 
berichtet über das Material selbst, soweit es in 
dem genannten Museum vorhanden oder durch 
wissenschaftliche Veröffentlichungen bekannt 
geworden ist, über Schrift, Sprache und Magie 
dieserSchalen usw. Hier bietet Montgomery m.E. 
eheretwas zu viel, besonders in dem Kapitel über 
die Magie. Was Montgomery hier zusammen- 
gebracht hat, muss gewiss Kë bekannt sein, 
der sich mit der etwas abseits liegenden Schalen- 
magie befassen will; für ihn wäre es deshalb 
aber doch bequemer, hätte der Herausgeber sich 
im wesentlich darauf beschränkt, das durch die 
Schalentexte Gebotene und für sie Charakte- 
ristische hier kurz und übersichtlich zusammen- 
zustellen. Dem Fachmanne wäre damit gedient 
und der Anfänger wendet sich eben nicht den 
babylonischen Beschwörungsschalen zu. Die 
Ausführungen über den Ursprung und die Ver- 
wandtschaftsverhältnissederSchalenmagiehätten 
auch so ihren Platz behaupten können; sie sind 
interessant und lehrreich und zeigen vielleicht 
noch schärfer als es der Verfasser beabsichtigt 
hat, wie unmöglich es zurzeit ist, eine Schei- 
dung von babylonischen, bzw. jüdischen und 
hellenistischen Elementen in diesem buntge- 
mischten Durcheinander von Ideen und Formeln 
durchzuführen. Dass Juden hier tätig gewesen 
sind, steht ausser Frage — auch wörtliche Zitate 
aus dem AT fehlen nicht — und auf ihre Tátig- 
keit im babylonischen Lande lassen sich gewiss 
auch die hellenistischen (ägyptischen) Einzel- 
heiten zurückführen. Dass die babylonischen, 
abgesehen von den sonst bekannten Resten auf 
dem Gebiet der Magie, anderes und mehr bieten, 
als was füglich aus der Berührung mit dem 
Mandäertum zu erklären ist, lässt sich bezweifeln. 

Neues und Wichtiges bieten diese Schalen 
darin, dass sie wenigstens annähernd datiert 
werden können, und zwar in die letzte Zeit vor 
der islamischen Eroberung, sowie darin, dass 
die Fundumstände eine endgültige Entscheidung 
darüber erlauben, weshalb eben Schalen in dieser 
Magie verwendet wurden. Es wird, wie Mont- 
gomery hervorhebt, die von Hyvernat vorge- 
tragene und von Pognon gebilligte Deutung als 
richtig bestätigt, nach der die umgekehrte Schale 
als Gefängnis zur Einkerkerung der Dämonen 
verwendet wurde. Oft ist darum das Bild eines 
(gefesselten) Dämons im Innern der Schale ge- 
zeichnet. Man könnte vermuten, dass andern- 
falls ein Bild des Dämons in plastischer Aus- 
führung unter die Schale gelegt und mit ihr 
vergraben wurde; von einem solchen Figürchen 
sind allerdings keine Spuren gefunden, dürfen 


427 


aber auch nicht erwartet werden, da als Ma- 
terial nur Teig, Lehm u. dergl. in Betracht kommen 
könnte. Die Auffassung der Schale als Gefäng- 
nis wird noch durch Ausdrücke in den Texten 
selbst gestützt, indem die Schale als „Presse“ 
(zum Niederpressen der Dämonen) oder als Dach 
bezeichnet wird, wie in den von Pognon heraus- 
gegebenen Texten als „Gewölbe“. Dies durfte 
wohl also doch die Grundanschauung sein, aus 
derherausder Gebrauch derBeschwörungsschalen 
überbauptzu verstehen ist. DerGebrauch istaber 
darum noch nicht überall und immer der gleiche. 
Die vier an je einer Ecke des Hauses vergrabenen 
Schalen, die von Montgomery mit den Ziegel- 
kapseln unter der Pflasterung babylonischer 
Gebäude verglichen werden (ob mit Recht?), 
dienen gewiss ein für allemal zur Sicherung des 
Hauses gegen auf dem Bauplatze schon 
befindliche oder sich einschleichende Dämonen. 
Nur ein Sonderfall hiervon ist es wohl, wenn 
die Schalenbeschwörung sich besonders gegen 
den Geist eines Verstorbenen richtet, wie in 
der von Montgomery zitierten Berliner Schale 
bei Wohlstein Nr. 2417 (ZA 9 34), denn der 
Verstorbene wird hier wahrscheinlich als unter 
dem Hause selbst begraben oder doch in dem 
Hause gestorben vorgestellt. Man kann weiter 
auch auf die von Montgomery unter Nr. 25 ver- 
öffentlichte Schale verweisen, wo dies bestimmt 
der Fall ist. Ich möchte zum Vergleich in 
diesem Falle auf die in einer babylonischen Be- 
schwörung (PSBA 28 223) gegebene Vorschrift 
hinweisen, nach der man ein Figürchen („Bild 
des Verstorbenen“) zu verfertigen hat, das dann 
in ein Gazellenhorn eingeschlossen und vergraben 
werden muss. Es mag dahingestellt bleiben, 
inwieweit dabei die Schale selbst eventuell als 
Grab oder richtiger als Sarg bat gelten können. 
Koldewey bemerkt gelegentlich, Das wieder er- 
stehende Babylon S. 242, dass zwei solche 
Schalen, mit den Hohlseiten aneinander gekittet, 
einem kleinen „Doppeltopfgrab“ ähnlich sind. 
Die einfache Schale könnte dann wohl mit einem 
„Stülpsarkophag* (Koldewey a. a. O. S. 269) 
verglichen werden. Auf diese Analogien ist aber 
wahrscheinlich nicht viel zu geben. Montgomery 
will nun aber auch (S. 43) in den von Pognon 
herausgegebenen Schalen, besonders in denen 
mit dem Vermerk 17 mp D versehenen, 
Beispiele ‚von „the worldwide practice of laying 
the graveyard ghosts“ sehen. Aber diese bieten 
inhaltlich einer solchen Deutung keine Stütze. 
Die Texte bestehen aus Gegenbeschworungen und 
die Schalen sollen wohl also die durch feindliche 
Beschwörungen ausgelösten bösen Mächte wieder 
fesseln; die Frage nach dem Anlass dazu, dass 
sie eben in oder unter Gräbern vergraben wurden 
(falls dies der Sinn jenes Vermerks ist, anders 


. Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 10. 


428 


allerdings Lidzbarski, Theol. LZ 1899, Sp. 173, 
vgl. auch einen Vermerk wie M27 Salz man 
p, Pognon Nr. 30) bleibt somit offen. Dann 
wird aber die Schalenbeschwörung auch mehr 
kasuistisch verwendet, bei einem vereinzelten 
Dämonenangriff, der sich in irgendeiner akuten 
Krankheit oder einem sonstigen Unglück be- 
kundet. In diesem Falle richtet sich die Be- 
schwörung gegen einen besonderen Krankheits- 
oder Unglücksdämon oder doch hauptsächlich 
gegen ihn wie in dieser Sammlung Nr. 13, 24, 
36, 39 u. a. (prophylaktisch) gegen Krankheiten 
oderStörungen derSchwangerschaftoder Hinder- 
nisse dafür.  Reinlich liegen allerdings diese 
Typen der Schalenmagie in unseren Texten nicht 
vor. Die vorauszusetzende Auffassung derSchale 
als Gefängnis tritt nicht sehr deutlich hervor. 
Oft, scheint es, enthält die Beschwörung nichts, 
was sie gerade als Schalenbeschwörung kenn- 
zeichnet. Andere Ideen als die des Einkerkerns 
kommen zum Vorschein oder treten ganz in den 
Vordergrund. Vor allem die wohlbekannte Idee 
der Siegelung, aber auch recht häufig die eigen- 
tümliche Vorstellungsreihe, die wir schon aus 
einer von Lidzbarski, Ephemeris I 104, edierten 
Schale kennen,nach der man sich von dem Dämon 
durch Ausstellung eines Scheidebriefes befreien 
kann. Hier tritt also die Bedeutung der Schale 
selbst ganz zurück. Sie liefert nur das (tradi- 
tionelle) Schreibmaterial. Und so kommt es 
endlich dazu, dass sie auch für Beschwörungen 
anderer Art, wenn nicht jeder Art, verwendet 
wird, wie z.B. Nr.28 für eine Liebesbeschwörung. 

Zum ersten Male werden von Montgomery 
auch syrisch beschriebene Schalen ver- 
öffentlicht; von im ganzen 40 Schalen haben 
7 syrische und 3 mandäische Texte. Ein 
und dieselbe Beschwörung kommt „rabbinisch“ 
und mandäisch vor und andererseits sind für 
denselben Klienten ,rabbinische“ wie syrische 
Beschwörungen hergestellt worden. Alles, 
auch die sprachlichen Verhältnisse, deuten auf 
eine Mischbevölkerung niedriger Kulturstufe. 
Die ziemlich einförmigen Formulare sind aller- 
dings darum in sprachlicher Hinsicht nicht ohne 
Interesse, aber man darf sich nicht zu sehr auf 
Einzelheiten verlassen. „Volkssprache“ kommt 
in altererbten Formularen nur sehr undeutlich 
zum Vorschein. Vielleicht sind die Texte so- 
gar paläographisch ergiebiger als sprachlich, vgl. 
die Ausführungen Montgomerys S. 34 f. sowie 
JA08 , 434 ff. über die Abhängigkeit der türkisch- 
manichäischen Schrift in den Turfanfragmenten 
von einer syrischen Schrift, wie sie sonst nur 
aus diesen Schalentexten bekannt ist. 

Die wichtigste Leistung Montgomerys ist 
natürlich die Entzifferung und Erklärung der 
Texte selbst und dazu eine ebenso schwierige 


429 


wie vorzügliche Leistung. Die Lesung bietet 
bei mehreren dieser Schalen sehr grosse Schwie- 
rigkeiten; bei einigen wäre es wohl ohne die 
Hilfe von Duplikaten überhaupt kaum zu einem 
glücklichen Resultat gekommen. Und auch so 
war es nicht überall möglich eine sichere Deutung 
zu erzielen. In dem einen oder anderen Punkte 
lässt sich wohl auch eine andere Lösung vor- 
schlagen als die von Montgomery angenommene, 
und es kann wohl dem einen oder dem anderen 
Auge gelingen, aus den dem Werke beigegebenen 
Faksimiles etwas mehr herauszubekommen, als 
es Montgomery gelungen ist. Wenn Montgomery 
z. B. zu Nr. 26 (S. 209£.) bemerkt: „Unfortu- 
nately the last two lines are to broken and 
obscure to be read“, so lese ich hier ganz klar 
xD DIR NWN NI NT D o£" Doe g 19 (7) 
[|]? nw pan po] TI! nn» OM rm 
MAC AWA ev» DIA new] Towar (8) 
mM nw ROA PONS VND ATMEN 937535 
nom cx] vo erus xd d. h. Hosea 2, 4—6. 
Kleinere Verbesserungen können ziemlich oft 
nachgetragen werden. Je mehr aber die grosse 
Geschicklichkeit anerkannt werden muss, mit 
der Montgomery seine nicht leichte Aufgabe 
gelöst hat, um so mehr befremdet der Mangel 
an Sorgfalt bei der Drucklegung und sogar 
schon bei der letzten Revision des Manuskripts. 
Es muss doch vorausgesetzt werden, dass die 
im Druck vorgelegten Texte eine möglichst voll- 
ständige und richtige Wiedergabe der Schalen- 
texte selbst seinwollen. Die Entzifferunggeschah 
natürlich nach den Originalen. Die dem Bande 
beigegebenen Faksimiles wurden von anderer 
Hand und ohne Kenntnis der Sprache gezeichnet 
und vom Herausgeber erst nach Abschluss 
seiner Arbeit zum Vergleich herangezogen. 
Hierüber gibt Montgomery nun S. 320 nähere 
Auskunft und bemerkt schliesslich „The coope- 
ration of others, expert copyists, with the author 
has thus tended to a full control of the accu- 
racy of the facsimiles and transliterations“. 
Und doch zeigen die transkribierten Texte zahl- 
reiche, wenn auch in der Regel nicht sehr be- 
deutende Abweichungen von den Faksimiles. 
Zum grossen Teil wohl allerdings reine Druck- 
fehler, Verwechslung oder Umstellung von 
Buchstaben, falsche Setzung oder Fehlen von 
Klammern und Punkten, aber auch solche hätten 
bei so kurzen Texten in gewöhnlicher hebräischer 
Schrift vermieden werden sollen. Schlimmer 
ist es jedoch, dass Buchstaben und ganze Wörter, 
die in den Faksimiles deutlich zu lesen sind, 
in den Transkriptionen fehlen. Bei einem Buch- 
staben wie lässt sich das noch begreifen. Aber 
warum steht z. B. 2, 2 XD% in [], die es als 
konjekturale Ergänzung bezeichnen sollen, und 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 10. 


430 


dazu im Kommentar S. 122 die Bemerkung „N-. 
I supply from the parallel inscription“, da das 
Wort doch im Faksimile klar zu lesen ist? 
Nr. 8, 6 bietet die Transkription Teo py], 
das Faksimile hat die Worte (l. sm) mc poy 
DCH PONT RIP PONT ganz deutlich, Z. 11 
fehlt ebenso das 1195 des Faks., das aber in 
der Uebersetzung berücksichtigt wird, Z. 14 
nach WE (YN?) PR steht wohl ww [fx ww nn, 
um hier von weiteren fraglicheren Ergánzungen 
abzusehen. Aehnliche Ungenauigkeiten weisen 
auch die Uebersetzungen gegenüber den Texten 
auf. An sich und sachlich ist die Uebersetzung 
sonst recht zuverlässig, was allerdings bei Texten 
wie diesen die Möglichkeit abweichender Auf- 
fassung in Einzelheiten nicht ausschliesst. Nr. 
16, 7f. ist unter Ergänzung eines N am Ende 
von Z. 7 zu übersetzen „under the throne of 
God, whose name is 77; bound suppressed are 
Devils, gripped likewise evil Spirits etc.“ Ein 
Druckfehler wird S. 264 verbessert. 

Die Faksimiles machen paläographisch einen 
durchaus giaubwürdigen Eindruck und verdienen 
in dieser Hinsicht, soweit man, ohne dieOriginale 
zu vergleichen, über sie urteilen kann, als Re- 
sultate gewiss unglaublicher Mühe und grosser 
Sorgfalt volles Lob. Leider nur werden, 
und das nicht nur durch die Zerlegung des 
spiralförmigfortlaufenden Originaltextesingerad- 
linige Zeilen, die Raumverhältnisse des Originals 
verwischt, so dass z. B. in Nr. 22, 4, wo die 
Kopie den Wegfall von etwa acht Buchstaben 
vermuten lässt, der Herausgeber noch eine Reihe 
von 38 Buchstaben gelesen hat. 

Auch durch den Kommentar hat Mont- 
gomery dem Verständnis dieser Schalen und 
der Schalenmagie überhaupt anerkennenswerte 
Dienste geleistet. Hier nur ein Wort über den 
Gottesnamen 27, der uns in dem Nom. pr. 
maya 2 Nr. 26, 4 begegnet sowie in den 
Worten 27 ow2 in der Berliner Schale VA 
2416 (Wohlstein, ZA 9, 12, Z. 3, Stübe Z. 15). 
Ausführlich wird er von Montgomery S. 210 f. 
behandelt und früher in einer Notiz in dem 
Museum Journal der Pennsylvania-Universität 
1910 Nr. 2, die mir nicht zugänglich war. 
Montgomery sieht darin ein vollausgeschriebenes 
Tetragrammaton „arm = Yahbéh (Jay) = 
Yahweh“ (S. 151). Ich gehe auf die Ausfüh- 
rungen Montgomerys nicht näher ein, stelle 
ihnen nur folgende Auffassung entgegen. An- 
einanderreihung verschiedener Gottesnamen ist 
ebenso wie Reduplikation oder vielfache Wieder- 
holung kurzer Namen in der Magie etwas ganz 
Geläufiges. In unseren Texten z. B. nicht nur 


nn nn, bx Sx, sondern auch nmm", nw wm m 
oder N^ rnm (Nr. 31, 6; Text und Uebersetzung 


431 


haben falsch nur Inns’ „Yähihü“). Ich sehe 
nun in m3m eine ähnliche Zusammenstellung 
von i? und m3. Das letztere ist nicht als 
Gottesname anerkannt, kommt jedoch noch an 
einigen Stellen vor. Es stammt aus dem Text 
des ATs, wo es zweimal vorkommt. Man deutete 
nämlich Jes. 26, 4 Dydy ww mm m 9 als 
„denn BJH Jahwe ist ein ewiger Fels“ und 
Ps. 68, 5 ww m3 als „BJH ist sein Name“. 
Diese Deutungen sind übrigens in der Tat die 
nächstliegenden für den, der nicht wie die 
Kommentatoren unserer Tage die Möglichkeit 
hat, das schwierige Wort einfach zu streichen. 
Dass dieser Name der Magie willkommen sein 
musste, ist leicht verständlich. Dunkel und 
selten, was wäre Besseres zu wünschen! Allein 
kommt der Name ;v2, soviel ich sehe, nur 
Nr. 8, 12 vor, vielleicht jedoch zweimal (72 
rm (?) M2... me) sowie 13, 7 (nam r2 mm). 
Mit verbunden begegnet er uns, bisher nicht 
richtig gedeutet, in der eben genannten Berliner 
Schale VA 2416 (Wohlstein a. a. O. S. 11, 


Z. 8, Stübe Z. 5): mon NON mown „(m 
Namen) des Metatron, des Engels des BJH* 
(falls der Text riehtig ist) und vielleicht im 
vorliegenden Werke Nr. 2, 2. 27, 5 Stro 
(N) m9 „(Kleid) des Hermes (des Engels) 
des BJH*, vgl. S. 124, wo Montgomery auch 
bemerkt, dass Hermes mit Metatron identifiziert 
wurde. Zu diesen beiden Stellen muss ich aller- 
dings bemerken, dass es mir persónlich unmóg- 
lich ist, das betreffende Wort in den Faksimiles 
zu Nr. 2 und 27 anders als N°27 „rein“ zu lesen. 
Weiter entwickelt finden wir denselben Namen 
Nr. 7, 8 mä Ww, das sich zu Y? genau so 
verhält wie das hier in Frage stehende 27 
zu rv. Endlich findet er sich in den Zauber- 
papyri als «afasan wieder, dessen Deutung 
durch L. Blau, Das altjüd. Zauberwesen S. 113, 
133, ich mich also nicht anschliessen kann. 


Ein Appendix enthält unter Nr. 41 einige 
Bemerkungen über einen aramüisch beschrie- 
benen menschlichen Schädel, von dessen beiden 
Texten leider nur einzelne Wörter noch zu 
lesen waren, unter Nr. 42 aber eine Beschwórung 
unbekannter Herkunft. Der Text wurde nebst 
Abschriften und Notizen zu den Schalenbe- 
schwörungen von Prof. R. Gottheil dem Heraus- 
geber überwiesen. Ein Original ist im Museum 
nicht vorhanden. Es wird vermutet, dass der 
Text doch von irgendeiner Beschwórungsschale 
herstammt, weil die Abschrift sich zusammen 
mit solchen betreffenden Papieren fand. Das 
scheint mir allerdings recht unwahrscheinlich. 
Denn es stellt sich beim näheren Zusehen sogleich 
heraus, dass wir hier eine Form der gewöhn- 
liehen Lilithbeschwórung vor uns haben, die 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 10. 


432 


unter den Juden zum Schutze der Wöchnerin 
und des neugeborenen Kindes noch vielfach 
gebraucht wird. Die eigentliche Lilithlegende 
in dem von Montgomery mitgeteilten "Texte, 
d. h. etwa 12 Zeilen (von im ganzen 18), findet 
sich beinahe wórtlich in ein paar solchen Phy- 
lakterien wieder, welche inJewish Encyclopaedia 
I z. W. „Amulet“ abgebildet werden. Die 
Originale sollen eben im Besitz Prof. Gottheils 
sein. Die Uebereinstimmung ist jedenfalls so 
gross, dass es ohne weiteres erlaubt ist, die 
beiden Texte in Einzelheiten zu vergleichen. 
So z. B. betreffs der Ueberschrift, wo der Text 
Montgomerys u. a. die Worte nop mnm cw 


mob wm bietet, die von Montgomery durch 
„Adam YHWH Kadmon Life Lilith“ wieder- 
gegeben werden. Jene Phylakterien haben dafür 
die auch sonst bekannte Formel yn mim cw 


swe mm mob d. h. „Adam und Eva, nur 
nicht Lilith, die erste Eva“. Die verschiedenen 
Namen der Dämonen sind in dem Texte Mont- 
gomerys wie oft in ähnlichen Texten sehr ent- 


stellt. So ist z. B. der Name (o, das Mont- 
gomery S. 274 weiter bespricht, nur der erste 
Teil des von jenen Phylakterien gebotenen 
nn, wie der Name übrigens auch in der 
Vorlage Montgomerys gelautet haben muss. Seine 
Uebersetzung bietet nümlich hinter dem ,Kali* 
noch ein „Batzeh“, das in seinem Text keine 
Entsprechung hat! So begegnen wir also hier 
in einem jüdischen Texte noch den griechischen 
Kalikantsari, allerdings nur in dem Sinne, dass 
sie der Lilith zu einem neuen Namen verhelfen. 


E. Baraize: Plan des nécropoles Thébaines. Lf.1—4. 
17 Blätter. Imp. Fol. Fr. 60—. Cairo 1904—1913. 
Bespr. von Walter Wreszinsky, Königsberg i. Pr. 

Die Herstellung eines Planes der thebani- 
schen Nekropole ist zweifellos ein verdienstvolles 

Unternehmen, und man hat dem Urheber des 

Gedankens, wohl Sir Gaston Maspero, alle Ur- 

sache dafür dankbar zu sein. Leider aber 

wird das langsame Erscheinen der einzelnen 

Lieferungen die Nützlichkeit stark beeinträch- 

tigen, denn während der Aufnahme verändert 

sich das Bild der ganzen Gegend zwischen 

Medinetheben und der Nordspitze von Drah 

abul Negge so erheblich, dass man schliesslich 

ein ganz uneinheitliches Werk vor Augen haben 
wird. Schon heute ist erheblich zu erwägen, 
ob Baraize nicht gut daran täte, etliche der 
erschienenen Blätter durch andere zu ersetzen, 
auf denen die Veränderungen durch Forschungen 
in den letzten Jabren eingezeichnet sind. — 

Ueber Baraizes Arbeit wird zu urteilen sein, 

wenn sein Atlas abgeschlossen ist; vorderhand 

ist ihm nur zu wünschen, dass er schneller vor- 
wärts kommt. 


433 Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 10. 434 


Be 55 . bei „ Zangw ziehe ich die Identif, Guthes (Bibelatlas 

osep us. 10118CD@ udien. erausg. von ror. > : ee Aen 

Dr. O. Bardenhewer in München. XVIII. Bd., 5. Heft.) Nr. ng Deeg dn diesen Ort e Saffa, en 
X, 120 8. 8°. M. 3,50. Freiburg i. B, Herder, 1913. von Modin (nicht weit von Ammaus, vgl. Jos.) 
Bespr. v. S. Klein, Érsekujvár. gleichsetzt. Jäsüf, das Haefeli S. 61 vergleicht, 


A heisst in Tosefta Demaj I 11 (461) 3%" Büchl 
Die vorliegende Doktordissertation schliesst 2 Iu men an S M A. 1) und 


e e e , H 7 
sich den Arbeiten Spiess’, Oehler's und Nestle’s Ai set Name konnte unmöglich mit Sarge 
an, die die topographischen Angaben des Jo- ; 

> wiedergegeben werden. — Zu BrYe£ovße (S. 100) 
sephus betreffs Jerusalem, Galiläa und Judäa „erweise h auf MuNDPV 1919. S. 33f 
zusammengestellt und bearbeitet haben. Somit .. pare qe ded | 
ist das ganze auf Palästina sich beziehende| Wenn ich also den neuen Identifizierungen 
Material des Josephus für die geographische |nicht immer beipflichten kann, so muss ich 
Forschung in entsprechender Weise nutzbar |andererseits die mustergiltige Bearbeitung des 
gemacht. — In der Einleitung orientiert Haefeli Stoffes rühmend hervorheben. Haefeli zeigt 
über die gestellte Aufgabe, ferner über das überall gründliche Vertrautheit mit seinem 
zur Verfügung stehende (im Gegensatz zu Material und wirft auf manche Stellen des 
Galiläa) dürftige und nicht immer genaue Josephus ein ganz neues Licht (z. B. S. 11f.: 
Material (S. 1—4). Er behandelt dann im die Bezeichnung Jovdasa bei Jos., S. 32 was 
ersten Teile seiner Arbeit (S. 5—65) Samaria, |„Tagemarsch“ bei Jos. bedeutet). Es ist nur 
und zwar erstens im allgemeinen (Bewohner, zu wünschen, dass Haefeli seine Studien fort- 
Namen, Grenzen, Bodengestalt, Klima, Frucht- |setze und seine „Geschichte der Landschaft 
barkeit, Strassen); zweitens die Ortschaften |Samarien“, an der er (wie ich aus brieflicher 
(8 Namen) im besonderen (35—62) und fasst Mitteilung weiss) jetzt arbeitet, in ebenso 
am Ende (62—65) seine Ergebnisse kurz zu- griindlicher Bearbeitung bald veröffentlichen 
sammen. Aehnlich ist die Einteilung des auf möge. 
Peräa sich beziehenden zweiten Teiles (66—120).| Zum Schlusse noch einige kurze Bemerkungen, 
An Ortschaften werden da 13 besprochen, die ich mir bei der Lektüre notierte: Die Mit- 
ferner die zwei Heilquellen: Baaras und Kalliroe. teilung des Jos., dass die Palästinenser die 
Aus dieser kurzen Inhaltsangabe geht hervor, Samaritaner Xov9æ0s nennen, wird dadurch 


dass der Verfasser sein Material von allen Nr | 
ET bestätigt, dass in der talmud. Literatur N p 
lich ht kt betrachtet d d FAT 
o M LM A = Samaritaner nur Gen. r. 32 § 10, 81 $ 3, 


— man darf behaupten — auch gründlich be- 
arbeitet hat. Ueberall legt er eine umfassende | 94 S 7 vorkommt, sonst aber stets `M ge- 
Kenntnis der einschlägigen Literatur an den | braucht wird. Zu AIX 143 (S. 11) bietet jer. 
Tag. Soweit die talmudische Literatur in Pesachim 11 (27%) eine interessante Parallele: 
neueren Bearbeitungen vorliegt, zieht er auch PM TO bp: AD pmo Gënz msn b> 
diese mit grosser Gewissenhaftigkeit zur Ver- uam o 12 und 61 sact Haefeli. der Tal 
gleichung herbei. An neuen Identifizierungen „ das ns da dai 
sind folgende zu nennen: Beueoslis = Budoums mud rechne das Samariterland zur yw? "gp 
glaubt Haefeli mit dem Judit 4,6 genannten |(Ausland). Dies ist falsch; die Bezeichnung 
Berousdasu, ib. 154: Barrouaoaiw (heute | E»^mzn yox kommt nur Tos. Mikwaot VII Anf. 
misilie oder mitilie)gleichsetzen zu dürfen (S. 39 f.) 6578) — jer. ‘Aboda zara IV 4 (444) vor, und 
— 8. 40: .govc identifiziert H. mit er-räme, dort wird gerade im Gegenteil gesagt: P 


südl. von Sebaste, indem er Agovs mit hebr. S E 55 . 
DIN” = DMN (wie Ck? = lacs) gleichgesetzt. ui Domon, was für das Ausland nicht gi Se 
Diese Annahme ist aber kaum richtig. Denn (ib. 7820 Dän yw) S. 15 A. 1 sagt Haefeli 
er-räme entspricht einem hebr. d oder MANN (nach Hölscher), der Talmud rechne die Skytho- 
(vgl. meine Schrift: „Beiträge zur Geogr. und |politen zu den Kuthim. Diese Angabe ist un- 
Gesch. Galiläas“ S. 67f) und diesen Namen richtig, sie findet sich nirgends im Talmud. 
würde Jos. mit Pouwa (B III 711) oder 4çovua | Betschean (Skythopolis) hatte in der talm. 
(AX 52), nicht aber mit Aoovs wiedergeben. Zeit neben Heiden stets jüdische Bevölkerung 
Wahrscheinlicher ist die Identifizierung Guthes (nähere Nachweise an anderem Orte) S. 27: 
(Bibelatlas Nr. 14, vgl. auch MuNDPV 1911, ,der Talmud nennt die Umgebung von Sebaste 
S. 81) und Sehlatters (Die hebr. Namen bei den Garten von S.“; lies: „es werden im Talm. 
Jos. S. 116), mit dem heutigen Haris (südl. | —— — — 

von Sichem), das bei mittelalterl. jüd. Reisenden ' Der Irrtum rührt wohl daher, dass Neubauer 
Grp heisst (ZDPVII, 13ff.), womit die hebr. Nd! m2 in dem Abschnitt über Samaria behandelt 
Form von eov; gegeben ist. — Auch für|(S. 174 f.). 


435 


die Gärten von Sebaste (topp MND WD) ge- 
nannt“. — S. 32: nach Jos. Vita 52 waren es 
von Soyavn = suchnin nach Jerusalem drei 
»lagemarsch". Nach einer alten gaonäischen 
Tradition (die ich in „Irael. Monatsschrift“ 
[Beilage zur „Jüd. Presse“]! 1909, Nr. 12 be- 
sprach) waren es von Jerusalem nach Thekoa == 
Merön (vgl. meine „Beiträge“ S. 23ff.) vier 
Tagereisen. Dies stimmt so ziemlich mit Jo- 
sephus. — S. 54 Baläta bei Sichem hängt mit 
„platanus“, im Midrasch ` Dip zusammen 
(ZDPV XXXV, 38f.). — S. 59. Die ursprüng- 
liche La. ist wohl TigaPafae Kä mp („der 


gute Berg“ nämlich: Gerizim, vgl. ZDP Va. a. O. 
np NC). — S. 63 J. noo aD. — S. 88 
"Tp ist Druckfehler nach Neubauer; lies: 
"bp. — S. 89 Zeile 2 ist mit M. Bikkurim I 10 
zu vergleichen: w27) 29M nat YAN MYX prn . 
— §. 99 Anm. 1. TVD hat nicht die Be- 
deutung ,Pantherthal* [Mn x], da die richtige 
La ohne Zweifel Swvaßgıs ist, wie der Name 


in der talm. Lit. beweist: "7238 oder Nn 
(s. meine „Beiträge“ S. 90 Anm. 7). 


Henri Lammens S. I.: Le Berceau de L'Islam. 
L'Arabie Occidentale à la veille de l'hégire. Ier Volume 
Le Climat. Les Bédouins. XXIV und 372 S. Gr. 8. 
Rom, Institutum Bibl., 1914. Bespr. v. Martin Hart- 
mann, Hermsdorf b. Berlin. 


Eine neue Vita Mohammeds: Nichts gerin- 
geres ist das grandiose Werk, das ,Die Wiege 


des Islams“ einleiten soll, und zu dem Lammens | 


bereits in ,Fatima et les Filles de Mahomet* ein 
Präludium gab. Von der „Wiege“ liegt hier 
der erste Teil vor, umfassend das Land und 
die Beduinen, während der zweite Teil die 
sesshaften Bewohner Arabiens behandeln soll. 
Es wird dann eine Reihe von Bänden folgen 
mit dem Leben des Propheten in chronologischer 
Folge bis zum Streiche des Triumvirates, un- 
mittelbar nach dem Ableben Mohammeds. Die 
Zettel zu allem sind da, und es gilt nur, sie 
zu ordnen. Die Perioden sollen je ein Ganzes 
bilden; das Verfahren wird mehr monographisch 
als biographisch sein (VI). Für den Geist der 
Untersuchung bietet Lammens ein neues Pro- 
gramm, das er schon in „Goran et Tradition“ 
entwickelt hatte: Der Islam ist nicht eine 
Religion, die im vollen Lichte der Geschichte 
geboren ist, vielmehr ist alles im Dunkel, so- 
bald wir das künstliche Licht beseitigen, das 
die traditionelle Sira auf die Ursprünge wirft; 
denn diese Sira enthält nichts als Hadit- 
Material, und dieses Hadit ist selbst nur Exe- 
gese und Lehre; das Bild des Lebenslaufes des 
Menschen Mohammed wurde geschaffen in Kon- 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 10. 


436 


kurrenz zu dem Lebenslaufe des Menschen- 
Gottes Jesus der Christen; dazu mussten die 
dunklen Anspielungen des Korans herhalten 
und eben jene Hadite exegetischen und lehr- 
haften Charakters. Aber, meint Lammens (IX), 
es ziemt nicht, nun alles zu verwerfen; es 
finden sich doch Teilchen echter Geschichte; 
es heisst also, den stolzen Bau der Sira ab- 
tragen und Stein für Stein untersuchen. Der 
Behandlung im „Fatima“ hat man Subjekti- 
vismus vorgeworfen als einen Mangel an Me- 
thode. Geschickt verteidigt sich Lammens da- 
gegen; er hat unzweifelhaft recht, dass nur 
der historische Instinkt eine Siebung des un- 
geheuren Materials vornehmen kann, und damit 
ist ein subjektives Moment gegeben (XIII). 
Aber bei dieser Siebung wird mit der gróssten 
Vorsicht verfahren: Es wird vor allem der 
Grossmäuligkeit der alten Renommierpoeten 
auf den Leib gerückt (XIVf); es wird ferner 
das ganze Gewebe von Lügen zerrissen, das 
von der Schi‘a und dann wieder in antischi‘iti- 
scher Tendenz von den Sunniten gesponnen 
wurde (XIIf). Da finden sich Momente in 
Masse, die auf die Enttäuschungen der bunten 
Sira-Literatur vorbereiten. Nur das darf viel- 
leicht gesagt werden, dass in den Arbeiten 
Lammens eine Art Subjektivismus sich häufig 
findet, die man als eine Schwäche wird be- 
zeichnen müssen: der Geist der Feindseligkeit 
gegen den Islam und die daraus geborene 
Sprache, die der Gehässigkeit nicht entbehrt. 
Das ist auf das Tiefste zu bedauern, weil es 
die Muslime von dem Studium dieser verdienst- 
lichen Werke abschrecken wird. C'est le ton 
qui fait la musique, wie Lammens selbst einmal 
sagt. Die starke Sprache, die abstossend wirkt, 
ist nur eine Kehrseite; auch Lammens hat die 
Fehler seiner Vorzüge: die tiefe Menschenkennt- 
nis der in die geheimsten Falten eindringende 
Blick sieht eben klarer die Schwächen und 
Unvollkommenheiten, und gesellt sich dazu die 
Neigung zu beissendem Sarkasmus und ein 
lebhaftes Temperament, so kommt es zu Aus- 
brüchen, die als reine Beleidigungen erscheinen. 
Der Franke soll nicht vergessen, dass er, zumal 
als Christ, den Orientalen ein Vorbild milden 
Urteilens sein soll; gerade unsere kirchlichen 
Gruppen, auch die geistlichen Orden, zeigen 
nur allzu viele Menschlichkeiten, und es ist 
gefährlich, über die islamische Kirche, ihre 
verlogenen Traditionen und die sittlich nicht 
hochstehenden Individuen unter ihren ersten 
Hauptträgern zu spotten, während doch die 
Geschichte der ältesten christlichen Kirche nur 
zu viele unerfreuliche Erscheinungen zeigt und 
die alte Tradition nur zu oft ein Mittel be- 


‚wusster Unwahrhaftigkeit gewesen ist. 


437 


In jedem Falle verdienen die theoretischen 
Ausführungen Lammens’ im Vorwort die höchste 
Beachtuug, und es lässt sich mit ihrer An- 
wendung ein schönes Stück Arbeit liefern. Es 
ist aber das doch nur ein Teil der Arbeit, die 
zu tun ist. Der andere ist die Darstellung 
derarabischen Gesellschaft zur Zeit Mohammeds 
aus anderen Quellen als der altarabischen 
Poesie und der ganz einseitig orientierten 
arabisch-islamischen Tafsir-, Hadit- und Sıra- 
Stickerei. Es gilt, vorzudringen zu den Ur- 
quellen, aus denen Mohammed schôfte. Die 
waren nichtarabisch. Schon die Behauptung 
solchen Ursprungs hätte die von Lammens 
allein benutzten Quellen mit Grauen und Ekel 
erfüllt. Ihre Augen waren gehalten, und die 
der westlichen Forscher waren es auch, Lam- 
mens eingeschlossen. Das, was als erstes 
Mohammed sich anempfand und in einen „ara- 
bischen Koran“ umschuf, waren Litaneien der 
ahl addıkr, von denen die Suren 55 und 56 
ein gutes Bild geben. Das ist die grosse Auf- 
gabe, aus den zahlreichen Nachrichten, die uns 
über die sesshafte Bevölkerung Arabiens vor- 
liegen, die herauszufischen, in denen den Auf- 

assern zum Trotz Gut aus jenem Konventikel- 

reise eingeschmuggelt worden ist, vor allem 
die Stücke des Korans selbst kritisch zu be- 
arbeiten, in denen nach Form und Inhalt der 
nichtarabische Charakter offen zutage liegt. 
Ich wage die These zu formulieren: der Kern 
ist in seinen älteren Bestandteilen ein Stück 


der hellenistisch -jüdisch - christlichen |genommen worden. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 10. 


438 


das Islamproblem aus der Kenntnis des reinen 
Beduinentums ergibt, darf nicht überschätzt 
werden. Natürlich suchte der Beduinengeist 
die sesshaften Elemente in sein Joch zu zwin- 
gen. Es ist ihm nur in beschränktem Masse 
gelungen. Unheilvoll wurde das Beduinen- 
element für den Islam im Wirtschaftsleben: Das 
Staatswohl erforderte unbedingte Ausschaltung 
der Beduinen, d. h. Erzwingung der Sesshaftig- 
keit oder Vernichtung. Da die Beduinen den 
Islam äusserlich annahmen, entgingen sie dieser 
Alternative; sie konnten bleiben, was sie waren, 
denn der Muslim darf gegen den Muslim nicht 
Gewalt anwenden. Das brachte in Arabien 
und in den anstossenden Gebieten mit Beduinen- 
bevölkerung einen Zustand der Unsicherheit 
mit sich, bei dem völlige Verkümmerung des 
Wirtschaftslebens eintreten musste. 
Lammens behandelt in dem ersten Teile 
des einleitenden Bandes über das Land und 
die schweifende Bevölkerung das Land in zwei 
Abschnitten, deren Titel es nur unter dem 
Gesichtswinkel des Klimas darstellen: I. Le 
Climat de l’Arabie Occidentale, II. Le Climat 
de l’Arabie a-t-il changé? Aus der Beschrei- 
bung erwähne ich hier nur die Stellungnahme 
Lammens’ zu der Wincklerschen Hypothese 
von der Austrocknung Arabiens. Wincklers 
Aufstellung, die sich als eine reine Konstruktion 
bei völligem Fehlen von Tatsachenkenntnis 
(die arabischen Quellen waren ihm nicht zu- 
gänglich) herausstellt, war von Caetani auf- 
Es finden sich bei diesem 


pseudepigraphischen Literatur. Soviel im aber nur Ausschmückungen, nicht neues Mate- 


Anschlusse an das Vorwort (V-XVII). 

Die Einleitung (1—5) enthält nur bekanntes, 
oder was bekannt und anerkannt sein sollte. 
Sie ist soziologisch und demokratisch orientiert. 
Mit Recht spottet Lammens über die „Gelehrten“, 
die mit ihrem Wissenskram dem Islamproblem 
und im besonderen dem Mohammedproblem 
beikommen wollen, sich aber nicht um die 
Umwelt kümmern, die daher nicht den Raum 
für die Dinge und die Personen finden. Freilich, 
die Geschichte mit der „unbeweglichen Wüste“, 
aus der wir uns ein Stück „Ruhe und ernste 
Feierlichkeit* holen sollen (S. 3), lässt sich 
nicht halten; unrichtig ist, dass die Haupt- 
anbläser und Hauptpromotoren des Islams in 
der „Wüste“ gelebt haben; nicht einmal die 
Steppe ist durchaus ihre Heimat; die Mekkaner 
und Mediner sind Städter, und die grossen 
Stammeshäupter hatten ebenso feste Residenzen 
wie heute die Ibn Raschid und Ibn Sa'üd, und 
lebten ein wesentlich städtisches Leben, wenn 
sie auch mit den Vorstellungen und Gewohn- 
heitenihrerinZelten wohnendenStammesgenossen 
undAffiliierten in Kontakt blieben. Was sich für 


rial Der Teil von Lammens' Buch, der sich 
mit der Austrocknung Arabiens beschäftigt, 
übrigens in so vorsichtiger Weise, dass man 
eine bestimmte Stellungnahme des Verfassers 
nicht mit Sicherheit herausfinden kann, ist un- 
ergiebig, abgesehen von den als Beiwerk mit- 
gegebenen Tatsachen, die mit jener Austrock- 
nungstheorie nichts zu tun haben. Ungünstige 
Wendungen in den landwirtschaftlichen Ver- 
hältnissen eines Landes können die verschieden- 
sten Ursachen haben und sind keineswegs aus- 
schliesslich die Folge von Naturereignissen. 
Der Haupteinwand bleibt, dass von jener ge- 
waltigen Wandelung in den Boden- und Klima- 
verhältnissen Arabiens in historischer Zeit, 
und gar nur 1300 Jahre vor uns, nicht die 
Rede sein kann. Die Lebensbedingungen Ara- 
biens waren um 600 die gleichen wie heute; 
sie waren sogar vielleicht ein wenig günstiger. 
Es gab auch damals nur zwei grosse Gebiete, 
die man als Wüste bezeichnen kann, in der 
dauernder Aufenthalt wegen Wassermangels 
unmöglich ist: Die grosse Dahnä’ im Süden und 
die kleinere, gewöhnlich Nefüd genannte, im 


439 


Norden (das Zusammenhängen dieser beiden 
grossen Sandbecken durch längere Sandstreifen 
ist jetzt deutlich erkennbar: Der Sandstreifen 
nördlich von Attaisija (S. Welt Is]. I 58) zieht 
sich in südóstlicher Richtung zwischen der 
Küste und dem 'Árid (Rijàd) zu der grossen 
Wiüste im Süden hin und verliert sich in ihr). 
Alles übrige Land ist entweder zum regel- 
mässigen Anbau mit Nutzpflanzen geeignet, 
oder es ist Steppe, die da, wo die Bedingungen 
nicht zu ungünstig sind, Viehzüchtern das 
nötigste gewährt. Die Quoten von Steppe 
und Kulturland in Arabien sind mit den gegen- 
wärtigen Hilfsmitteln nicht sicher zu bestim- 
men. Zu beachten ist, dass nicht bloss Jaman 
und ‘Asir Gebirgsland mit reichlich wasser- 
fübrenden Tälern und ausgedehnten Hochebenen 
sind, sondern dass auch in Hadramöt und 
‘Oman sich ausgedehntes Kulturland findet, dass 
ferner die Flusstäler und Mulden von Madjan 
nur auf fleissige Hände und auf eine starke, 
schützende Regierung warten, um sich mit 
Kulturen zu bedecken, dass endlich das weit- 
ausgedehnte Nadschd mit dem nach den natür- 
lichen Bedingungen zu ihm gehörenden Al- 
’ahsä’ zum weitaus grössten Teil Kulturland ist, 
und dass auch die Strasse zwischen dem Qasim 
und Medina durchaus nicht durch vollkommen 
unkulturfähiges Land führt. Vollers hatteRecht, 
von Feldarabern im Gegensatze zu den Beduinen 
zu sprechen. Daneben steht natürlich der 
andere Gegensatz: Stadtaraber, wobei zuzugeben, 
dass das städtische Gemeinwesen Medina den 
Charakter einer Bauernstadt hat, weil eben in 
der Umgebung anbaufähiges Land war, das 
von diesen Städtern bewirtschaftet wurde. Der 
schwere Irrtum, dass die Banü (Beni)-Gruppen 
sämtlich Beduinen sind, bat die Unterschiede 
verwischt. Auch bei den Bauern und bei den 
Städtern sonderten sich die Sippen unter diesem 
Namen. Ferner trug zu der Irreführung bei, 
dass die ersten Nachfolger Mohammeds haupt- 
sächlich mit dem Beduinen-Elemente arbeiteten, 
gegen das der Prophet eine tiefe Antipathie 
empfunden hatte wegen seiner vollkommenen 
Treulosigkeit und Unzuverlässigkeit. 

Die systematische Darstellung der schwei- 
fenden Bevölkerung Arabiens wird von Lam- 
mens in III Les Bédouins gegeben. Es gibt 
keine Seite ihres Gesellschaftslebens, die von 
Lammens nicht unter voller Ausnutzung der 
Quellen behandelt wäre. Besonders verdienst- 
lich ist die sorgfältige Erforschung des Ge- 
schlechtslebens und alles dessen, was damit 
zusammenhängt (Frau, Familie, Sippe) S. 276 ff. 
Ich nenne hier nur einige der wichtigsten 
Punkte, indem ich zugleich die Auswirkung 
des Sippenwesens in der sozialen Gliederung 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 10. 


440 


miteinbeziehe, bei welcher auch andere Ge- 
sellungsmomente, namentlich das Vorstellungs- 
leben, eine bedeutende Rolle spielen. Weiber- 
gemeinschaft 279ff. Frauenehrung und Christen- 
tum 189. Starke Vermehrung 322. Natür- 
liche Auslese 196. Genealogie 295ff. Ahnen 
200. Sippen und Sippenoberhaupt 307 ff. Sippen- 
dünkel; der Beduine Aristokrat und Demokrat 
zugleich 201. Kein Adel, keine Erblichkeit, 
keine Dynastie, kein Erstgeburtrecht 31öff. 
Kunja und Name des Aelteren 330. 

Das Völkische fälltfast ganz aus. Lammens 
spricht von einem „peuple arabe“. Das kann 
man doch nur in bedingter Weise: Das völ- 
kische Gemeinschaftsgefühl fehlt in Arabien; 
es gibt nur Gruppen, die sich als „Stamm“ 
betrachten, im Sinne einer Grossfamilie, einer 
Summe von Sippen desselben Ahns (heros 
eponymos); sie sind in Wirklichkeit Konglo- 
merationen aus Blutgruppen verschiedener Her- 
kunft und versprengten Einzelindividuen, die 
sich an eine Familie affiliiert haben und die 
zuweilen den Bund sprengen, indem sie die 
herrschende Sippe werden und den ganzen 
Bund nach sich nennen. Das war ja auch 
einmal der Zustand in Europa, und in Albanien 
lebt er heute noch in seiner voller Ursprüng- 
lichkeit; es ist das Land der Stämme, wie 
Algerien von dem Stämmewesen seinen Namen 
„Kabylien“ erhielt (unter dem Druck der Frem- 
den besinnen sich endlich auch diese Völker- 
schaften auf das, was ihnen allein Kraft und 
Widerstand gegeben hätte: auf das nationale 
Band der Sprache). Dieses völkische Gefühl 
richtet sich auf an einer nationalen Tat, an 
der Schaffung eines Denkmals, das in den 
Herzen lebt, sich selbst als Ausdruck des 
Nationalen gebend. Nicht die Lehre ist es, 
die die Araber um Mohammed scharte, son- 
dern dass diese Lehre dargestellt war als „ein 
arabisches Buch“; in der Tat haben sich die 
Araber immer wieder um diesen Imäm geschart; 
nun ist es erklärlich, wie Gott selbst den 
Koran „imäm“ nennt (Qor 36,11). Der Koran 
ist der Leiter der Gemeinde, der sie zusammen- 
hält, wenigstens solange nicht andere Ge- 
sellungsmomente sich stärker erweisen. Für 
die nichtarabischen Völker kommt der arabische 
Koran als Volksgut nicht in Betracht, und 
eine völkisch bindende Uebersetzung wie Martin 
Luthers Bibel gibt es im Islam nicht. 

Mit besonderer Liebe ist das Wirtschaft- 
liche herausgearbeitet. Ich gebe einige Proben. 
Das Stärkeverhältnis zwischen Beduinen und 
Sesshaften 185 (Beduinen weit überlegen an 
Zahl; kaum richtig; es liegen auch gegenteilige 
Aeusserungen vor). Reichtum Bedingung für 


|den Saijid 239#. Steppe und Wachstum 47f. 


441 


Weiden und weidelose Wüsten 56ff. Die Re- 
servate (himä) 60ff.; Nutzpflanzen und Nutztiere 
47 ff., 56 ff., 69 ff., 82ff Die Gruppen der Be- 
völkerung und der Landbau 77 fl., 94 ff. Land- 
bau und Juden 154ff. Omaijaden und Abas- 
siden verschieden in der Fürsorge für die 
Wirtschaft 164 ff., 178 ff. Handel 288. Der 
salük (Strolch) 190f. 

Nun einige Proben aus dem Vorstellungs- 
leben (auch Charakter): Monotheismus 287f. 
Christen 190. hilm (sittliche Reife) 217ff 
Schätzung der Rednergabe 222 ff. Die hohe 
Poesie bleibt versagt 226. Kein soziales Empfi n- 
den 187f. Zähigkeit 194. Tapferkeit 191f. 
Dichter und Journalisten 231. Verrat gebrand- 
markt, doch wohlfeile Niedertracht hoch in 
Ehren stehend 240. Geiz 241. Individualis- 
mus 187 ff. Eitelkeit und Titelsucht 259. Musik 
231. Schwimmkunst 244. Kähin 257. 

Staat (Stadt und Stamm). Von der Ver- 
fassung der Stadt-Staaten ist hier nicht die 
Rede (oder doch nur gelegentlich), da die sess- 
haften Bewohner erst im zweiten Teile der 
„Wiege“ behandelt werden. Mit peinlicher Sorg- 
falt ist alles zusammengetragen, was an Einzel- 
momenten aus dem staatlichen Leben der Be- 
duinen uns berichtet ist. Die Nachweisungen 
Lammens’ bestätigen mir, wofür ich immer ein- 
getreten bin, dass es Gruppen ohne die Spuren 
staatlicher Bildung nicht gibt. Freilich dürfen 
wir uns bei dieser Gesellschaft durch die ge- 
naue Festlegung von Rechten des Gruppen- 
oberhauptes nicht täuschen lassen. Was hören 
wir nicht alles über Schaich und Saijid (208f.), 
über Saijid und Amir (222), über Charakter 
und Funktionen des Schaich (252 ff.), über 
Erblichkeit der Macht (315), und doch ist diese 
Gesellschaft durchaus anarchisch; die Formen 
der Ehrung erblicher Würde sind eine reine 
Komödie, die man nach Laune abbricht; köst- 
lich ist erzählt (L. XVI), wie der schlaue 
Mu’äwija lächelnd, mit halbgeschlossenen Augen, 
den dicken Lügen zuhôrt, die unverschämte 
Bittsteller ihm vortragen (lies übrigens linach- 
da aho statt la S. XVI 6). Das ist echt be- 
duinisch (Lammens verallgemeinert: oriens vult 
decipi) In Wirklichkeit hat der Beduine 
vor nichts Respekt, und er hasst die Autori- 
tät (197 ff., 201). Richtig warnt übrigens 
Lammens S. 202 davor, diese Gesellschaft in 
die Schubfächer stecken zu wollen, die uns 
geläufig sind, und ohne die sich der gesittete 
Bürger die Welt nicht vorstellen kann. Nur 
eines wird von Lammens nicht genügend betont: 
der Respekt des Beduinen vor dem Kapital: 
der Besitz gibt den Adel; 3erif ist, wer die 
grössten und meisten Herden hat.. Bei dem 
treulosen und feigen Charakter der Beduinen 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 10. 


442 


spielen Mord und Totschlag eine grosse Rolle 
(246ff). Die Folgen des Verbrechens sind fast 
immer nur wirtschaftlich 249f. Das Kriegs- 
wesen ist trotz des Lürmens und Grossredens 
wenig ausgebildet; es handelt sich fast immer 
nur um primitive Raufereien; die Kriegskunst 
fehlt; diese Ritter sind Hasenfüsse, die sich 
rühmen, am schnellsten davon zu laufen, und 
deren Hauptmittelchen Táuschung und Hinter- 
halt sind (248). All das hindert nicht, dass 
über die Qualität des Führers ein ganzer Kodex 
aufgestellt wird 307 ff. Beachtenswert sind die 
Ausführungen über das Seniorat 311. 

Mit Spannung sehen wir dem zweiten Teile 
dieser Einleitung entgegen und dem Haupt- 
werke, dem Leben des Propheten. Die neue 
Beleuchtung, in die alles gerückt wird durch 
die der Wissenschaft erworbene neue Auf- 
fassung der sira, wird das Bild des Mannes 
von Mekka nicht unerheblich ändern. Möge 
dem ausgezeichneten Gelehrten, in dem wir 
einen Geschichtsforscher ersten Ranges bewun- 
dern, die Kraft erhalten bleiben, das grosse 
| Werk in der Weise zu Ende zu führen, wie 
die zahlreichen Früchte seiner Feder und auch 
der hier nur kurz skizzierte Band der „Wiege“ 
es erwarten lassen. 


A. Meillet: Altarmenisches Elementarbuch (Indog. 
Bibl. Reihe I, 10). X, 212 8. M. Heidelberg, 
C. Winter, 1913. Bespr. v. J. Karst, Strassburg i. E. 

Verfasser dieses Buches kommt einen drin- 
genden Bedürfnis entgegen, insofern ein für 

Anfánger berechnetes, auf wissenschaftlichem 

Grunde aufgebautes praktisches Lehrbuch des 

Altarmenischen bisher nicht existiert. Weicht 

schon die Disposition dieser Meilletschen Arbeit 

von der herkómmlichen vorteilhaft ab, indem 
wichtige Stücke der Nominal- und Verbalsyntax 

im Zusammenhang mit den entsprechenden Rede- 

teilen der Formenlehre gebracht werden, so ist 

vollends der Geist und die Ausführung des 

Ganzen ein originelles, eigene Bahnen verfol- 

gendes, vielfach neue Gesichtspunkte eróffnendes. 

Namentlich für das lange vernachlässigte 
und in den älteren Grammatiken höchst ober- 
flächlich und mechanisch behandelte Gebiet der 
altarmenischen Syntax ist Meillets neues Werk 
hochbedeutend; in diesem Betreff überschreitet 
er weit den Rahmen eines gewóhnlichen Lehr- 
buches, hier liegt seine Schwerkraft, sein dau- 
ernder wissenschaftlicher Wert, wie ja eben 

Meilet es gewesen, der als der Ersten einer 

durch zahllose Abhandlungen seit Jahren diese 

grammatische Teildisziplin wissenschaftlich an- 
zubahnen sich bestrebte. 

Was den grammatischen Teil des Buches 
belangt, gliedert sich derselbe, abgesehen von 


443 


einer recht brauchbaren literarischen Einleitung, 
in sechsHauptkapitel: 1. Schrift und Aussprache, 
2. Alternationen, 3. Wortbildung, 4. Nominal- 
formen, 5. Verbalformen, 6. Satzlehre. Ueber 
die Ausführung dieser Teile im einzelnen wäre 
fast nur gutes zu sagen; Meillet vermeidet im 
allgemeinen glücklich die allzugrosse Stoffüber- 
ladung, beschränkt sich auf das „Klassische“, 
sieht von den späteren oder gar dialektischen 
Sprachphasen vollends ab. Sein Elementarbuch 
wird dem angehenden Studenten ein sicherer 
Leiter und bequemer Führer, dem Forscher aber 
auch nicht unnütz sein, vielmehr manch neue 
fruchtbare Anregung geben. 

Meillet ist aus der Friedrich Müllerschen 
Schule hervorgegangen; daraus erklärt sich 
manches mehr oder weniger nebensächliche, was 
gegen die Hübmannsche armenologische Theorie 
verstösst;soz. B.umschrieb erdie sogenannten ar- 
menischen Diphthongen auch in prävokalischer 
Stellung nur als uneigentliche, also: awr statt 
aur, ‘100’ t'ewr statt (er, t'iur ‘Tag’, hariwr 
statt hariur ‘schief’. Indessen hat diese Tran- 
skription, wenn auch als allgemein klassische 
Schablone unrichtig, doch wenigstens teilweise 
dialektisch ihre Berechtigung, und dürfte jeden- 
falls nicht benörgelt werden. Ebenso darf dem 
Verfasser wohl kaum ein Vorwurf gemacht 
werden aus dem engen Raume und der mehr 
untergeordneten Stellung, die seine dem Werke 
angehängte Text Chrestomathie einnimmt. Die 
Beschränktheit des Gebotenen wird durch dessen 
Güte einigermassen aufgewogen; denn die ab- 
gedruckten Texte sind vortrefflich ausgewählt 
und werden durch das beigegebene Glossar ein- 
gehend und mustergültig erläutert. 

Dass die armenische Philologie so lange Zeit 
ein Schmerzenskind im Reiche der Wissenschaften 
geblieben, rührt nicht zum mindesten aus dem 
Mangel an geeigneten Lehrmitteln, insbesondere 
eines brauchbaren altarmenischen grammatisch- 
chrestomatischen Lehrbuches her. Ein solches 
ist uns nun geworden durch vorliegende Publi- 
kation, für deren Güte und ausgezeichnete Be- 
deutung schon der Name ihres Verfassers ge- 
nügend an sich bürgt; will dieselbe auch keine 
rein wissenschaftliche Leistung darstellen von 
der Art seiner „Equisse d’une grammaire com- 
parée de l’Armenien Classique“ (Wien 1903), 
so ist sie deshalb nicht minder wichtig, ja 
übertrifft jene noch an praktischer Bedeutung. 
Möge das treffliche Buch recht vielen angehenden 
Jüngern der Wissenschaft ein Leit- und Lehr- 
faden werden in das Labyrinth der armenischen 
Sprache, die als pelasgisch-indogermanisches 
Idiom uns doch noch wohl den sichersten 
Schlüssel bieten wird zum Eindringen in die 
trümmerhaft-epigraphisch überlieferten pelas- 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 10. 


444 


goiden Sprachen des westlichen Kleinasiens und 
des ägäisch-ostmediterranen Beckens. 


Ahmed Midhat: O weh! Türkisches Drama, zum 
erstenmal ins Deutsche übersetzt von Doris Reeck, 
(Türkische Bibliothek. Herausgegeben von Prof. 
Georg Jacob. 15. Band.) XI u. 77 S. gr. 8°. M. 4—. 
1913. Berlin, Mayer & Müller. Bespr. v. K. Süßheim, 
München. 

Das türkische Drama im allgemeinen ist noch 
sehr jungen Datums und seine Geschichte reicht 
nicht über das 19. Jahrhundert hinauf. Das 
Drama „O weh!“ (analysiert bei Paul Horn: 
Geschichtedertürkisch en Moderne, Leipzig, 1902, 
S.15, Nr.7) von dem grossen osmanischen Schrift- 
steller Ahmed Midhat Efendi (gestorben in der 
Nacht vom 27. zum 28. Dezember 1912) schildert 
das Eheleben eines Türken, welcher zu seiner 
älteren später noch eine jüngere Frau heiratet, aber 
von der entschlossenen Frau erster Ehe mit Eifer- 
suchtsszenen gepeinigt, schliesslich gezwungen 
wird, sich von deren jüngeren Rivalin nach 
anderthalbjährigem Zusammenleben zu trennen. 
Die Ehesitten der Muhammedaner mit all ihrem 
Beiwerk und ihren interessanten Eigenheiten 
treten hier in plastischer Gestalt hervor. Sehr 
wertvoll ist am Anfang des Dramas die Ein- 
führung in das orientalische tawla-Spiel, eine 
Art Tricktrack, dessen Einzelheiten : von Dr. 
Tschudi im Vorworte näher erklärt werden. 
Dr. Theodor Menzel hat bei der Uebersetzung 
des Dramas ins Deutsche geholfen. — S. 35, 
Z. 4 von unten ist die Lesart kojajorum fehler- 
haft statt kojijorum oder kojorum. Die übliche 
Aussprache lautet almijor oder almäjor (nicht 
almajor), ebenso dolmijor oder dolmäjor (nicht 
dolmajor; ebenda). — S. 36, Z. 8 von unten 
steht „Freitag Abend.... nach muhammedani- 
scher Auffassung ist unser Donnerstag Abend“. 
Das trifft für die Verhältnisse Konstantinopels, 
von denen hier die Rede ist, nicht zu; allerdings 
ist Freitag Nacht nach muhammedanischer 
Auffassung die Nacht von Donnerstag auf Frei- 
tag, aber Freitag Abend ist in Konstantinopel 
dieselbe Zeit wie in Europa. — S. 62, Z. 3 
von unten sprich: ref atlu. 


Sir Galahad: Im Palast des Minos. XII, 118 S. 
m. 12 Tafeln u. 1 Plan. M. 3,50; geb. M. 4,50. 
München, Alb. Langen, 1913. Bespr. v. E. Branden- 
burg, Florenz. 

Den Fachleuten bringt das vorliegende 
kleine Buch nichts neues, ausser etwa einigen 
Sottisen; für den „Laien“ setzt es zuviel voraus, 
um verstanden werden zu können. Damit 
wäre die Sache nun eigentlich erledigt. Unter 
vieler Spreu aber, die der Verfasser oft in 
einem geradezu unmöglich barocken Deutsch 
bringt, finden sich doch einige, besonders 


445 


kunstästhetische Bemerkungen, die (freilich ein 
wenig zu sehr in Oskar Wildescher Manier) 
ausgezeichnet sind. Man kann deshalb nur 
wünschen, dass der augenscheinlich noch junge 
Autor, der sich hinter dem Pseudonym eines 
Ritters der Tafelrunde König Artus verbirgt, 
zuerst einmal sich in seinem Denken und Stil 
zu der ruhigen Einfachheit durcharbeitet, die 
er so sehr in der Kunst usw. bewundert, ‘alles 
Gekünstelte, Effekthascherische („verspieltes 4 
und serviles* Ornament in seinem Sinne!), das 
er dort so verabscheut, abstreift, um dann auch 
wirklich schlackenlos Gutes und Bleibendes zu 
schaffen. 


Aus gelehrten Gesellschaften. 


16. Juli. In der phil.-hist. Kl. d. Preuss. Ak. d. W. 
sprach Erman über die religióse Reform Amenophis IV. 
Die Reform habe weniger Neues gebracht als Altes be- 
seitigt, so alle Götter außer dem Sonnengott, alles 
Mythologische und Uebernatürliche. Mehrere Entwick- 
lungsstufen seien zu unterscheiden, in denen der Glaube, 
der das nationale Moment fast verloren habe, immer 
radikaler gestaltet worden sei. 

In der Junisitzung der Gesellschaft f. An- 
throp. Berlin hielt Eduard Hahn einen Vortrag über 
die Agrarreligion Aegyptens und die Stellung des Königs 
nach den neuesten Anschauungen. Aus der anschließenden 
Diskussion verdienen folgende drei von G. Schweinfurth 
gestellte Fragen an die mit einer bestimmten Stellung- 
nahme noch zaudernde Aegyptologie besonderes Interesse: 
1. Wenn Aegyptens Kultur ganz selbständig entstanden 
ist, woher kamen dann die asiatischen Elemente: Rind, 
Pflug und Getreide? 2. Wenn diese Elemente direkt 
aus Vorderasien nach Aegypten übergegangen sind, woher 
kommt dann die Isolierung Aegyptens nach W "sowohl 
als nach NO hin? 3. Geben die unleugbar vorhandenen 
südlichen Elemente, wie der Weihrauch, nicht die ein- 
fachste Erklärung für die eigenartige Stellung Aegyptens 
durch die Annahme eines seit langem bestehenden Zu- 
sammenbanges mit Südarabien und Nubien? Treffen diese 
Ansichten zu, so ist der Ackerbau nicht über Palästina 
nach Aegypten gelangt, sondern auf dem längeren Wege 
über Südarabien (Jemen) und das Land (Meroe), in dem 
der Nil noch zweiteilig strömt. 

In der ersten Märzsitzung der Orientalischen 
Gesellschaft München sprach Adolf Dirr über die 
Ubychen, einen aussterbenden Tscherkessenstamm, der 
1864—66 vom Kaukasus in die Ebene östlich von Ismid 
ausgewandert ist. In der Sitzung vom 18. März be- 
richtete Otto Cäsar Artbauer über die Ergebnisse seiner 
mit Franz Mühlhofer im Jahre 1911 durchgeführten Ex- 
pedition durch die Cyrenaica. 

(Nach Petermanns Mitt.) 


Personalien. 


Gaston Maspero ist als Perrots Nachfolger zum 
ständigen Sekretär der Acad. des inscr. et belles lettres 
in Paris ernannt worden. 

Dr. Rudolf Tschudi ist zum Prof. f. Gesch. u. Kultur des 
Orients am Kolonialinstitut in Hamburg ernannt worden. 

Professor Dr. Johannes Flemming, Direktor der 
Handschriften-Abteilung der Kgl. Bibl. zu Berlin, ent- 
schlief am 4. September nach schwerem Leiden. 

Dr. Friedrich Rösch, Assistent beim Archüol. Inst. 
in Kairo, erlag einer schweren Verwundung. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 0. 1914 Nr. 10. 


446 


Zeitschriftenschau. 
= Besprechung; der Besprecher stebt in (). 


Bull.Bibliogr.etPédagog.duMusée Belge. 1914: 
XVIII, 2—3. The Hellenioa Oxyrhynchia, its authorship 
and authority (H. Francotte). — *E. Biedermann, Studien 
zur ägyptischen Verwaltungsgeschichte in ptolemäisch- 
römischer Zeit (N. Hohlwein). — *Theodor Mommsen, 
Gesammelte Schriften VIII. Bd. Epigraphische und 
numismatische Schriften I (J. P. W.). *N. Piret, 
Narr d' histoire générale I—II (A. Dutron). 

. *B. Meissner, Die Keilschrift (J. Prickartz). 
Lübkers, Reallexicon des klassischen Altertums. 8. . Aufl 
herausg. v. Geffcken und Ziebarth (A. Roersch). — *P. 
Demeuldre, Les peuples anciens de l'Orient (A. Fierens). 
— *E. Granger, Petite histoire universelle, des origines 
= nos jours (C. Leclére) — *M. Besnier, Lexique de 
géographie ancienne (J. P. W.). 


Olassical Philology. 1914: 

IX, 2. Margaret C. Waites, The form of the early 
Etruscan and Roman house. — *A. Bonhóffer, Epiktet 
und das Neue Testament (Sh. J. Case). 

Olassical Review. 1914: 

XXVIII. 2. *O. Keller, Die antike Tierwelt IL (J. E 
Sandys) — *W. Leonhard, Hettiter und Amazonen; F. 
Mary Bennett, Religious cults associated with the Amazons 
(X.). — *W. Riepl, Das Nachrichtenwesen des Altertums 
(J. S. Reid). — H. A. Strong, The Syrian Goddess, being 
& translation of Lucian's De Dea Syria (J. E. Harrison). 
*Mary H. Swindler, Cretan elements in the cults and 
ritual of Apollo (J. E. Harrison). 

R. v. Póhlmann, Geschichte der sozialen Frage und 
des Sozialismus in der antiken Welt (F. Granger). 
English Historical Review. 1914: 

XXIX, 114. Bader Lexique de Geographie ancienne 
(H. S. J.). *F. Haverfield, Ancient Town-planning 


(W. A. G.). 


Études. 1914: 

LI. 7. G. de Jerphanion, Deux ouvrages sur l'art du 
moyen âge en Orient. (Bespr. v. Ch. Diehl, Manuel d'art 
byzantin; O. M. Dalton, Byzantine art and archeology). 
8. A. Valensin, Jésus-Christ et l'étude comparée des 
religions (H. Pinard). — E. Grapin, Eusèbe. Histoire 
ecclésiastique V—VIII; IX—X; Sur les martyrs de Pa- 
lestine (A. d'Alés). — *J. A. Heikel, Eusebius Werke 
VI (A. d'Alés). 

10. *A. Causse, Les prophétes d’Israöl et les religions 
de l'Orient; A. Causse, Les prophètes contre la civili- 
sation (A. Boudon). 

11. *W. D. Ferguson, The legal terms common to the 
Macedonian inscriptions and the New Testament (E. P.). 
— H. Hammer, Traktat vom Samaritanermessias. Studien 
zur Frage der "Existenz und Abstammung Jesu (F. P.). 
Journal des Savants. 1914: 

XII, 3. *M. Collignon, Le Parthénon, l'histoire l'archi- 
tecture et la sculpture (G. Perrot). *Th. Schmitt, 
Qu'est-ce que l'art byzantin?; *Th. Schmidt, La , Renais- 
sance“ de la peinture byzantine au XIVe siècle (L. 
Brehier). — *Theodore M. Davis’ Excavations: Biban el 
Molük. The Tombs of Harmhabi and Touat Ankhamonou. 
of the tombs, G. Maspero, 
hamonou; G. Daressy, Cata- 
*R. 


Th. M. Davis, The discover 
King Harmhabi and Touatank 
logue of the objects discovered (G. Foucart) — 
Dussaud, Musée du Louvre. Département des antiquités 
orientales. Les monuments palestiniens et judaiques 
H B. Chabot). 

. *M. Collignon, Le Parthénon (G. Terrot): — J. Martha, 
La langue étrusque (R. Gauthiot). *P. Thomsen, 
Kompendium der palästinischen Altertumskunde (R. 
Dussaud). — *F. Cognasso, Partiti politici e lotte di- 
nastiche in Bizanzio alla morte di Manuele Commeno 
(L. Bréhier). 


447 


Nordisk Tidskrift. 1914: 
2. J. Oestrup, Norden og Orienten. 


Oesterr. Monatsschrift f. d. Orient. 1914: 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 10. 


448 


Zur Besprechung eingelaufen. 
* bereits weitergegeben. 


XL. 1/2. J. Strzygowski, Erworbene Rechte der österr. | Ibrahim-Manzour-Efendi: Ali Pascha, Tyrann von Albanien. 


Kunstforschung im nahen Orient. — J. C. Jireček, Albanien 
in d. Vergangenheit. — A. Musil, Syrien in d. Weltge- 


3. Auflage. (Memoiren Bibliothek V. Serie 6. Bd.) 


Stuttgart, Robert Lutz. M. 4,50. 


schichte. — H. Uebersberger, Zur russischen Politik in | Bergsträsser, Gotthelf: Verneinungs- und Fragepartikeln 


Persien. — R. Geyer, Zur arabischen Bewegung. — F. 
v. Kraelitz, Das osmanische Herrscherhaus n. d. Gründung 
d. osman. Reiches. — E. Wellesz, Orientalische Einflüsse 
in d. Musik d. Gegenwart. — A. Musil, Kulturpolitische 
Berichte aus Arabien (1. Die Engländer am persischen 
Golf. 2. Die Lage in d. arabischen Provinzen d. Türkei). 


und Verwandtes im Kur'àn (Leipziger Semitistische 
Studien V, 4). Leipzig, J. C. Hinrichs'sche B., 1914. 


Goossens, E.: Die Frage vach Makkabäischen Psalmen 


(Alttest. Abhdlgen. V. Bd. 4. H.) Münster, Aschen- 
dorf'sche V., 1914. M. 2,10. 


— Wirtschaftliche Nachrichten. — Zur Zeitgeschichte, | 'Al-Machriq 1914. No. 8. 


Bork. 


Princeton Theological Review. 1914: 
XII, 2. O. Th. Allis, Assyriologica! Research during the 
Past Decade. — *J. Dahse, Textkritische Materialien 
zur Hexateuchfrage (J. D. David). — *R. B. Girdlestone, 
The Building Up of the Old Testament (D. O. Boyd). 


— *R. H. Charles, A Critical History of the Doctrine of 


a Future Life in Israel (G. Vos). 


Revue des Études Anciennes. 1914: 
XXXVI. 2. H. Lechat, Notes archéologiques VIII (Mar- 
bres archaiques de l’Acropole; Le Spinario du Capitole 
Frise du Parthénon; Timotheos; L'Agias de Delphes). — 
*M. Besnier, Lexique de géographie ancienne (G. Radet). 
— A. Reinach, Noé Sangariou (G. Radet). — Fr. Cu- 
mont, Catalogue des Sculptures et inscriptions antiques 
des Musées royaux du Cinquantenaire (G. Leroux). — 
*R. Cirilli, Lea Prétres danseurs de Rome (V. pci 
3. B. Pick, Une monnaie du Zoo Apusrias. — P. 
Roussel, Une inscription funéraire d'Egypte. — *A. Jere- 
mias, Handbuch der altorientalischen Geisteskultur (L. 
Ledrain). 


Sphinx. 18. 2. 
S. D7. Wiedemann, Varia (zu einem Brief der Liselotte 
über Aegypten, kleinere Inschriften). — 65. Farina, 
Minima (zu Texten des Vatikan) — 71. Farina, Sulla 
„preghiera delle offerte“. — 77. Sottas, Sur trois in- 
scriptions récemment publiées (der 22.—23. Dynastie). 
— 87. *Chaine, Sermon attribué à St. Cyrille (Amé- 
lineau). — 91. Miedema, De heilige Menas (Amélineau). 
18. 3. S. 93. Wiedemann, Das Heiligthum des Cyrus 
und Johannes bei Abukir (bei Alexandria). 104. 
Daressy, Gauthier: Le Xe nome de la Haute Égypte. — 
— 121 *Maspero, Essais sur l’Art Égyptien (Foucart). 
18. 4. S. 136. Autran, La Morale des Égyptiens à 
propos d'un livre recent de M. Baillet. 162, 
*Zimmermann, Die ügyptische Religion (Wiedemann). 


Theologische Literaturzeitung. 1914: 

8. *A. H. Sayce, The Religion of Ancient Egypt, 2. ed. 
(A. Wiedemann). — *R. A. Macalister, The Philistines 
(W. Baudissin). — *R. Smend, Die Erzählung des Hexa- 
teach (H. Holzinger). — *W. Schencke, Die Chokma in 
der jüdischen Hypostasenspekulation (Beer) — E. A. 
W. Budge, Coptic Apocrypha in the dialect of Upper 
Egypt (A. Rablfs). 

9. *J. A. Montgomery, Aramaic Incantation Texts from 
Nippur (F. Schwally). — *J. de Groot, Palestejnsche 
Masseben (H. Gressmann). — “Philostorgius, Kirchen- 
geschichte. Mit dem Leben des Lucian von Antiochien, 
hrsg. von J. Bidez (P. Koetschau). — *V. Schultze, Alt- 
christliche Städte und Landschaften I. Konstantiuopel 
(Ph. Meyer). 


— EEN nn Ó— —— 


Verlag u. Expedition: J. C. Hinricbs'sche Buchhandlung, Leipzig, Blumengaase 2. 


Hartmann, Richard: Al-Kuschairis Darstellung des Süfitums 


(Türkische Bibliothek 18. Bd.). 
Müller, 1914. M. 8—. 
Reimers, Julius: Der Lehnsstaat in Georgien (Beiträge 
zur Kultur und Universalgeschichte, 31. H.). Leipzig, 
R. Voigtländer, 1914. M. 2,20. 
Meinhof, Carl: Afrikanische Rechtsgebräuche. Berlin, 
Buchh. d. Berl. evaug. Missionsges., 1914. M. 3 —. 
Stromer, Ernst: Ergebnisse der Forschungsreisen Prof. 
E. Stromers in den Wüsten Aegyptens. I. Die Topo- 
graphie und Geologie der Strecke Gharaq-Baharije 
nebst Ausführungen über die geologische Geschichte 
Aegyptens (Abhdlgen. der K. Bayer. Ak. d. W., 
Math.-Phys. Kl., XXVI. Bd. 11. Abh.). München 1914, 
Doutte, Edmond: En Tribu (Missions en Maroc). Paris. 
Paul Geuthner, 1914. Fr. 25 —. 


Verlag der J. C. Hinrichs’ sehen Buchhandlung in Leipzig. 


Soeben erschienen: 


Bergstraesser, Gotthelf: Verneinungs- und 
FragepartikelnundVerwandtesim Kur’än, 
Ein Beitrag zur historischen Grammatik 
des Arabischen. (IV, 108 S.) 8. M 4— 

(Leipziger semitistische Studien. V, 4.) 

Dennefeld, Ludwig: Babylonisch-assyrische 

Geburts-Omina. (VIII, 232 S.) 49. M. 40 — 
(Assyriolog. Bibliothek. Bd. XXII.) 

Die Tontafeln von El-Amarna. Erster Teil. 

Nach den Originalen neubearbeitet und 


Berlin, Mayer & 


autographiert von Otto Schroeder. 
(104 Seiten in Autographie) 36,52«26 cm. 


(Vorderasiat. Schriftdenkmüler. XI, 1) M. 9 — 
Förtsch, Wilhelm: Religionsgeschichtliche 
Untersuchungen zu den ältesten baby- 
lonischen Inschriften. (VII, 184 S.) gr. 8°. 
(Mitteilungen der VAG. 1914, 1.) M. 7.50 
Schwöbel, Valentin: Die Landesnatur Pa- 


lästinas. II. Teil. (52 S.) 80 M. — 60 
(Das Land der Bibel. Band I, Heft 3.) 
Siecke, Ernst: Püshan. Studien zur Idee 
des Hirtengottes. Püshan im Rig-Veda. 
(II, 146 S.) gr. 8 . M. 6 — 
(Mythologische Bibliothek. VII, 1/2.) 


— Druck von Max Schmersow, Kirchhain N.-L. 


Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11. 


 Orientalistische Literaturzeitung 


Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient 
und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers 
Herausgegeben von Professor Dr. Y. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11 
Verlag der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung, Leipzig 


Blumengasse 2. 


17. Jahrgang Nr. II te Nm. — Heihjehmupreis 6 Mn. ³ November 1914 


Inhalt. 
Abhandlungen u. Notizen Sp. 449—463 
Figulla, H. H.: maggaru Mangal 
468 


Besprechungen. . . Sp. 463—477 


Anrich, Gustav: Hagios Nikolaos, 
bespr. v. C. Fries . 475 


babyl. Plastik, bespr. v. W. Reim- 
pell e + xoc + 463 
Oldenberg, Herm.: Buddha, bespr. v. 
J. v. Negelein. . . . . 476 
H. Scholz’ Abriss der hebr. Laut- und 
Formenlehre, 9. Aufl., bearb. v. G. 
Bergstrüsser, bespr.v. B. Vanden- 
hoff «. . eg «s 465 
Thorning, Hermann: Beitr.z. Kenntnis 
des islam. Vereinswesens, bespr. v. 


Berchem, Max van, et Edmond Fatio: 
Voyage en Syrie I 1, 2 u. II I, bespr. 

v. R. Hartmann . . . . 408 
Hopfoer, Theodor: Der Tierkult der 
alten Aegypter, bespr. v. W. Wre- 
szinski. . . . . . . . 473 
Junker, H.u. W. Czermak: Kordofán- K. Süsshein . . . . . 472 
texte, bespr. v. W. Max Müller | Personalien . . . . . . . 497 
474 | Zeitschriftenschau . . . 477—480 

Meissner, Bruno: Grundztüge deralt- | Zur Besprechung eingelaufen . . 480 


Förtsch, Wilh.: Ergänzungen zu 
denInschriften des Urukagina 456 
Haupt, Paul: Sumer. me älter 
als ge | E. . . 464 
Hüsing, Georg: Zum Bronzetexte 
des Sülbak- Ingudinak . + . 460 


Witzel, Maurus: Zum sumerischen 
Infix e SC 


Zum sumerischen Infix e. 
Von P. Maurus Witzel. 


gehen, ob derartige grammatikale Texte für das 
Verstündnis der sumerischen Sprache grosse 


In einem der letzten Hefte der RA (XI, i) ver- Bedeutung haben: uns scheint, dass die Beispiele 
J . e 
öffentlicht Fr. Thureau-Dangin einen sumerischen nach sumerischen Texten gesammelt, also rich- 
grammatikalen Text (AO. 5403; s. S. 43) aus tige Formen sind, dass aber die bei der An- 
einer Zeit, die, wie es scheint, vor Hammurapi ordnung leitenden Gedanken, soweit wir solche 
liegt In diesem interessanten Texte, der zu überhaupt herauslesen dürfen, nicht immer das 
einer Anzahl sumerischer Verbalformen die se- Richtige treffen. Das ist picis E 
mitischen Uebersetzungen bietet, wird in ver- 11 5 ne sondern wird "A f an egt dure. t 
schiedenen Füllen die zweite Person von der Je, Kazen rini ein uin di 
ersten dadurch unterschieden, dass für die zweite dem -atbestande in den Inschriften, nur cie 


e : Inschriften können als Hauptquellen für die 
nn. 5 pd OM a e? Erforschung der sumerischen Grammatik ange- 
° n 


; À „„ sehen werden !. 

habe mich Ee ET "nach den Inschriften, auf dio sich 
aus dem Umstande, dass in der von Bertin |J Tb.-Dangin beruft, der Schluss berechtigt, 
(RAS XVII, 1 S. 65 f) veröffentlichten Tabelle dass das Infix e wenigstens vorwiegend zum 
grammatikaler Formen e in Verbindungen wie 15 ene GRE. KEW chi denen N nn nn 
i-ni-e, mi-ni-e zum Ausdrucke der zweiten Per- |8 PCC 

: ; zu müssen. 

Darin den Serfuss, dass das öfters in neu. , Zuvächet ist zu bemerken, dass in den In- 
„ Inschriften vorkommende Infiz-e schriften die aller verschiedensten Präfixe zum 


(in verschiedenen Verbindungen) zum Ausdrucke 5 det i eiten P mos Ee Weg 
der zweiten Person gebraucht werde Zum un e "sin Th. D. ve c 

Erweise dieses Gebrauches führt Th.- Dangin |°U0JeKt im Sinne TB. Dangins im Auge, Ca er 
Beispiele mit folgenden Präfixgruppen an, in 
denen das e die zweite Person bald als Subjekt, 
bald als direktes oder indirektes Objekt be- 
zeichnet: mu-e, ba-e, in-gà-e, mu-e-Si(-in/b), 
nu-mu-un-e-3i-ib, ( bu-)mu-e-da, nu-e-da, -im-mà-e, 


1 Wie gerade Bertins Tabelle in sehr vielen Punkten 
in frappanter Weise die Resultate bestätigt, zu denen 
wir in unseren ,Untersuchungen über die sumerischen 
Verbalpräformative“ gekommen sind, soll an einer anderen 
Stelle gezeigt werden. Diese Tabelle ist vielfach über- 
ga-ba-e-da. | . e . [sehen uud in manchen Punkten auch falsch verstanden 

Wir wollen hier nicht auf die Frage ein- | worden. 

449 460 


461 


für gewöhnlich in den Präfixen nur das Sub- 
jekt erblickt); es erübrigt, Beispiele dafür an- 
zuführen: manche Texte scheinen sich geradezu 
darin zu gefallen, unmittelbar hintereinander 
die bunteste Mannigfaltigkeit zu entfalten. Wenn 
das Infix e also auch zum Ausdrucke der 
zweiten Person dienen sollte, so würde es doch 
nur auf gleicher Stufe mit anderen Präforma- 
tiven stehen. Sodann kommen, und das ist 
besonders wichtig, die Präfixgruppen mit e als 
Infix nicht bloss, ja nicht einmal vorzugsweise, 
bei der zweiten Person zur Anwendung. Dieses 
beweist erst recht, dass die Formen mit e nicht 
mehr dazu angetan sind, die zweite Person zum 
Ausdrucke zu bringen als die übrigen. Hier 
wäre es am Platze, Beispiele herbeizubringen; 
der Kürze halber können wir die Stellen nicht 
anführen, es sei nur auf einige, auf die wir 
gerade gestossen sind, hingewiesen: 

Ba-e: CT. XV, 18, 10. 12; ibid. 22, 1 ff; 
ibid. 25, 2; ibid. 25, 15; Böllenrücher (Gebete 
und Hymnen an Nergal) S. 45, 47; — ba-e-da: 
CT. XV, 21, 8. Diese Stelle führt Th.-Dangin 
für seine Auffassung an; allein es ist wohl mit 
Zimmern (Tamuzlieder S. 224) zu übersetzen: 
„wohin soll ich gehen?“; man beachte das 
vorausgehende me-e- Su., Jedenfalls entbehrt die 
Uebersetzung Langdons (Sumerian and Baby- 
lonian Psalms S. 315) „as for me I will depart 
with thee“ aller Wahrscheinlichkeit; — ba- e- di i: 
CT. XV 15, 14; — ba-e- NE: Pöbel BLB D 57, 15; 
— ba- e- ni: Langdon SBP S. 48, 45; — mu-e 
CT. XV 15, 10 Rev. 7; ibid. 25, 6 (vgl. Langdon 
SBP S. 4 Anm. 6); — ù-mu-e CT xv, 16, 5 
(zwei verschiedene Fälle); — mu- e-da: K. 38 
(Hrozný, Ninrag S. 12) Obv. 19. 21. 23 usw.; 
— ü-mu-da-e: Langdon SBP 48, 43. 

Diese Beispiele genügen, um zu zeigen, dass 
dem Infix e die behauptete Bedeutung gewiss 
nicht ausschliesslich oder auch nur vorzugsweise 
inhüriere. Dass sich überhaupt so viele Beispiele 
für Th.-Dangins Ansicht beibringen lassen, das 
hüngt eben damit zusammen, dass dieses e nur 
in den neusumerischen Texten auftritt, in denen 
die zweite Person eine grosse Rolle spielt. Ferner 
ist zu beachten, dass Th.-Dangin das Infix e 
bald als Subjekt, bald als Objekt (näheres oder 
entfernteres) auffasst, wodurch die Möglichkeit, 
dass e die zweite Person bezeichnet, bedeutend 
erhöht wird. Würde e konsequent nur als Sub- 
jekt (nur hierfür könnte man sich in bestimmten 
Fällen auf die Tabelle Bertins berufen) oder als 
Objekt aufgefasst, so würde das Unzulängliche 
in der Textbezeugung offen zutage liegen. 

Doch müssen wir noch weiter gehen. Das 


ı di steht zuweilen für da, vgl. unsere Ausführungen 
BA 60, 15; auch S. 65, 14. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 11. 


453 


Infix e kann überhaupt nicht, wie es scheint, 
zum Ausdrucke der zweiten Person gebraucht 
worden sein. Schon die Beobachtung, dass dieses 
Prüformativ sich nur in neusumerischen In- 
schriften findet, muss doch den Gedanken nahe 
legen, dass es sich hier nur um ein sekundäres 
Element handeln kann. Es müsste denn sein, 
man lasse alle diese Texte nicht nur erst spät 
redigiert, sondern auch verfasst sein und zwar 
zu einer Zeit, da man das Sumerische ganz und 
gar vergessen hatte (wie auch Th.-Dangin aus- 
drücklich bemerkt, finden sich die in Frage 
stehenden Präfixgruppen nicht in den älteren, 
klassischen Texten). Aber einen derartigen Ein- 
druck machen auch diese späten Texte durch- 
aus nicht: fasst man dieses e in unserem Sinne 
auf, so unterscheiden sich die Präfixgruppen 
dieser späten Zeit in nichts von den älteren. 

Und wie wäre das e aufzufassen? Der Um- 
stand, dass aus dem alten Präfix e sich später 
das Präfix in entwickeln konnte, zeigt, dass 
dieses e, wenigstens in der späteren Zeit, nasa- 
liert ausgesprochen wurde (etwa wie das fran- 
zösische „in“). Nimmt man dieses nasalierte 
e auch in Präfixgruppen wie mu-e, mu-e-da an, 
so erhält man Formen (mu-e*, mu-e*-da, mu- e. di 
usw.), die sich wohl im Laute durch nichts 
von den so überaus oft vorkommenden mu-un, 
mu-un-da, mu-un-$i usw. unterschieden. Wenn 
wir die in Frage stehenden Präfixgruppen mit 
dem Infix e in organischem Zusammenhang mit 
dem übrigen Verb erklären wollen (und das 
müssen wir doch wohl!), so lässt sich nach 
unserer Meinung überhaupt keine andere Er- 
klärung für dieses e finden. 

Lassen sich für diese Ansicht auch positive 
Gründe anführen? Wenn mu-e = mu-un sein 
soll, müssen sich auch Formen mit mu-un usw. 
bei der zweiten Person finden. Solche lassen 
sich denn auch wirklich in beliebiger Anzahl 
anführen; und zwar kommen die verschiedensten 
Verbindungen vor wie: mu-un, mu-un-da, ba-an, 
ba-an-da usw. Ks sei nur eine Stelle angeführt 
wegen der Parallele, in der sie zu einer von 
Th.-Dangin erwähnten (S. 48) steht: vR50, 77 
za-e-da a-mu-un-da-an-gal (CT. XV 10 Rev. 2: 
za-da §a-mu-e-da-gal). Der gleiche Gebrauch des 
Infixes -un- und des Infixes -e- spricht wenigstens 
in etwa dafür, dass beide Infixe identisch sind. 

Viel wichtiger aber ist, dass sich direkte 
Parallelen zwischen den Infixen -un- und -e- in 
Varianten desselben Textes finden. K 4995 
Rev.16ff.1: dim-me-ir an- na mu-un-3i-lab-lah-gi-e3 
= ilani Sa Su-me-e ina ta-ha-zi ie- ra- as · æu· xa. 
K 4618 bietet für mu-un-S-lah-lah-gi-e$ noch die 


E vgl. Böllenrücher, Gebete und Hymnen an Nergal, 


9 


453 


Variante mu-e-3i-3ig-gi-e$. — CT. XV 25, 6: Se 
mu Si- in- ir ni-mu-un-te: „er streckt seine Hand 
nach mir aus und treibt mich in die Flucht.* 
Nach Langdon SBP S. 4 Anm. 6 hat Pinches' 
Text fürní -mu-un-te: ni-mu-e-te. — Siehe noch 
Radau, Sumerian Hymns and Prayers to God 
NIN-ib S. 36, 19: sag-nu-mu-e-[il-la] „der du 
(dein) Haupt nicht erhebst“ und vgl. damit ibid. 
S. 37, 11: á-zu nu-mu-un-il-la „der du deine 
Hand nicht erhebst.^ Solche Beispiele scheinen 
doch im Verein mit den übrigen Erscheinungen 
zu beweisen, dass das Infix -e- identisch 1st mit 
dem Infix -un- (oder besser im allgemeinen mit 
n). Somit konnte dieses Infix unmöglich dazu 
gedient haben, die zweite Person zu charakteri- 
sieren, da n hier blosse Nasalierung ist'. 
Immerhin kónnte man zugeben, dass man 
in ganz spüter Zeit das Infix -e- doch hie und 
da angesehen habe als in besonderer Beziehung 
zu der zweiten Person stehend. Wenn auch die 
aus den Texten gezogenen Beispiele nicht zu 
dieser Annahme nötigen oder auch nur berech- 
tigen, so spricht doch die von Bertin veröffent- 
lichte Tabelle dafür, dass man das unmittelbar 
vor der Verbalwurzel stehende e als Subjekt der 
zweiten Person aufgefasst haben konnte. Zu 
weiteren Schlüssen, wie sie Th.-Dangin für das 
Infix -e- in anderen Stellungen zieht, sind wir 
nicht berechtigt. Uebrigens zeigt einerseits be- 
sonders der Vergleich mit -mi- und -in- (beide 
unmittelbar vor der Verbalwurzel) von denen 
ersteres das Subjekt der ersten, letzteres das 
Subjekt der dritten Person bezeichnen soll, dass 
nicht viel auf diese Aufstellung der Tabelle Ber- 
tins zu geben ist, da sie in den Inschriften durch- 
aus keine Bestätigung findet. Andererseits zeigen 
Formen aus alter Zeit mit e-da, dass auch für 
dieses Präfix e- nicht die zweite Person in be- 
sonderer Weise in Anspruch zu nehmen ist. 
Eine der Formen, wie sie in Bertins Tabelle 
IIT, 27 (e-3á, e-da usw. = a-na ka- a- Si) voraus- 
gesetzt werden, findet sich z. B. Reisner, Hym- 
nen 38, 7: a-ba e-da-sa, „wer kommt dir gleich?", 
wörtlich: „wer gelangt zu dir?“ (ein Parallel- 
text [K 69, ZA X 276 fl.] bietet die semitische 
Uebersetzung [Z. 32]: man- nu 3a-nin-ka). Solche 
Formen zeigen aber auch, dass das Präfix we- 
nigstens nicht immer als Subjekt aufgefasst 
werden darf. Fasst man die Postpositionen 
da, -ra usw. mit dem vorausgehenden Präfixe 
(und dessen Zusammensetzungen resp. Erwei- 
terungen wie mu- un, mu- e) zusammen, so dass 
sich die Bedeutung ergibt: „zu, bei, ihm“ usw., 


1 In etwas älteren Texten findet sich zuweilen ein 
e in der Verbindung ü-mu-e-ni, das mit u-me-ni wechselt. 
Hier ist, wie es scheint, mu-e — mö — me. Etwas 
Aehnliches gilt wohl von Formen mit ba-e (= bó — be) 
in denselben Texten. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 11. 


401 


so wird mit einem Schiage in das Chaos der 
sumerischen Verbalpräformative ein grosses 
Stück Ordnung gebracht. In vielen Fällen ist 
diese Verbindung einfach nicht von der Hand 
zu weisen!, in allen Fällen aber ist dieselbe, 
so weit wir sehen, möglich. Und doch handelt 
es sich gewiss um viele Hunderte von Formen!? 
— Es sei hier auch hingewiesen auf die In- 
konsequenz in der Auffassung Th.-Dangins, was 
die Erklärung von Formen wie nu-e-da angeht: 
einmal erklärt er mu-e-da als „on+tu+dans“ 
(S. 46), dann wieder als „onen toi“ (S. 47). 
Demgegenüber dürfen wir auf die durchaus 
konsequente Auffassung in unserer Erklárung 
(BA VIII, 5 S. 43 ff.) hinweisen. Solange eine 
konsequente Auffassung möglich ist, verdient 
sie gewiss den Vorzug?. 


Sumer. me älter als ge. 
Von Paul Haupt. 


Bei meiner Erklärung des Namens Meluchia 
in OLZ 16, 491 habe ich me, mi als ältere 
Form von ge, gi, gi( k) = dunkel, schwarz auf- 
gefasst. Für gik statt gig vgl. meine OLZ 16, 
403 angezogene Bemerkung ZDMG 64, 705, 
A. 1 (sowie JAOS 32, 12, Z. 4; JBL 32, 139, 
A. 2)*. Auch Delitzsch in seinen Grundzügen 
der sumer. Grammatik (1914) S. 20 (vgl. seine 
Sumer. Sprachlehre, S. 11 und sein Sumer. 
Glossar, S. 100, A. 1) ist jetzt der Ansicht, 
dass die ursprüngliche Form von gik, gi, Nacht, 
me ist. Neuerdings hat auch Thureau-Dan- 
gin in der Revue d’Assyriologie 11, 45, A. 2 
(1914) eingeräumt, es würde sich möglicher- 
weise noch herausstellen, dass das sogenannte 
Neusumerische (eme-sal; vgl. ZA 28, 390 und 
384) ebenso alt ist wie das sogenannte klas- 
sische Sumerisch. Was Thureau-Dangin 


1 Beitins Tabelle beweist noch für andere Fülle die- 
selbe Zusammengehörigkeit; darüber ein andermal. 

? Die drei von Th.-Dangin angeführten Stellen (S. 46) 
beweisen nichts gegen diese Zusammenziehung, weil eben 
das Infix e nicht die zweite Person bezeichnet. — Zu 
dieser Tbeorie von der Verbindung der Präfixe mit den 
folgenden Präpositionen zu einem Begriffe waren wir 
vollständig unabhängig von Bertins Tabelle und Bertins 
Aufsatz RA i gekommen; vgl. unsere „Untersuchungen“ 
(BA VIII, 5) S. 2, 31 ff.; S. 3. Anm. 1. Unsere Auffassung 
findet also in der Tahelle ihre Bestätigung, hat dieselbe 
nicht zur Voraussetzung! 

* Die von Th.-Dangin S. 46 Anm. 6 angeführten 
Stellen, welche beweisen sollen, dass das Präfix mu auch 
Subjektspräfix sein kann, beweisen nichts gegen unsere 
Auffassung, da wir BA VIII, 5 S. 4 Z. 11 ff. ausdrücklich 
gesagt haben, dass das Subjekt im Passive und in Zu- 
standssátzen (von uns „passives Objekt“ genannt) auch 
durch Prüfixe ausgedrückt werden könnte, also auch 
durch mu- (vgl. ibid. S. 42 Z. 13 ff.). Uebrigens kann 
man bei verschiedenen der angegebenen Stellen auch 
anderer Ansicht sein. 

* Für die Abkürzungen sieh oben, Sp. 421. 


455 


sumerien classique nennt, bezeichnet Delitzsch 
als Vulgärsprache. 

Ich habe von Anfang an (seit 1880) ange- 
nommen, dass gar durch die Mittelstufe guar 
aus war = mar hervorgegangen ist, ebenso wie 
Welf, Waibling, Wilhelm im Französischen als 
Guelfe, Gibelin, Guillaume (ital. Guelfo, Ghi- 
bellino, Guglielmo) erscheinen. Auch im Fran- 
zösischen war die ältere Form von guerre, Krieg 
(engl. war) werre (EB 11 11, 106%, 2). Im 
Deutschen entspricht nicht Wehr, sondern Wirren. 
Es geht nicht an, alle französischen Wörter wie 
gácher, gager, gaine, Galles, gambeson, gant, Gap, 
garder, Gardon, garnir, (loup-) garou, Gascon, 
gäter, gauche, gaude, gaufre, gaule, Gaule, Gau- 
lier, Gauvin, gazon, givre, gouache, goupil, qué, 
guêpe, guerdon, guérir, guélre, guide, guigne, gu- 
impe, guinder, guise, die ursprünglich ein w im 
Anlaute hatten, als germanische Lehnwörter 
aufzufassen; bei Gascons == Vascones t oder Gap? 
= Vapincum? ist das ausgeschlossen; vgl. dazu 
E. Philipon in Romania 39, 528 (1910) und 
J. Schwarz in der Zeitschrift für roman. Phi- 
lologie 36, 236 (1912). Den Hinweis auf diese 
beiden Artikel verdanke ich meinem Kollegen 
Edward C. Armstrong, der meiner Auffassung 
des Lautüberganges beipflichtet, auch in Bezug 
auf die Interjektion wehe, engl. woe, lat. vae, 
griech. obal, franz. ouais, aber span. und ital. 
guai, was man doch nicht wohl als germanisches 
Lehnwort ansehen kann (vgl. auch hebr. ), 
SyT. wo, assyr. ua, sum. wa, ue, uae). Für 
das anlautende ow in franz. ouais vgl. ouest ant 
ouate. 

Im Englischen haben wir waffle, wallop, ward, 
warden, warranty, wile, wimble, wise neben gofer, 
gallop, guard, guardian, guaranty, guile, gimlet, 
guise. Die Wörter mit g sind die späteren 
(normannischen) Formen. Die spanischen Fluss- 
namen Guadalquivir und Guadiana hatten auch 
ursprünglich ein % im Anlaute 6 (sols). 
Vgl. auch span. güeno (EB 11 25, 576*) statt 
bueno (bonum) und Güelfos = Welfen. 

Dass der Uebergang von m in g durch ng 
vermittelt wurde, wie Delitzsch (Sum. Gr. 19) 
nach Jensen (ZK 1, 314, A. 2) annimmt, kann 
ich nicht glauben. Man vergleiche dazu meine 
Akkad. Sprache, (1883) S. 3 sowie ZK 2, 268 


1 Die Vaskonen (d. h. Basken; span. Vasconia = 
Baskenland\ waren ein spanischer Stamm, der um 580 
die Pyrenäen überschritt und sich in Aguitania tertia 
(oder Novempopulana) festscizte. Im 7. Jahrh. wurde 
diese Provinz dann Vaseonia (Wasconia) genannt. 

? Hauptstadt des Departements Hautes-Alpes, süd- 
östlich von Grenoble. Von Gap ist Gavotte abgeleitet. 

8 Gegründet von Augustus um 14 v. Chr. 

* Vgl. Delitzschs Sum. Glossar, S. 40; Sum. Sprach- 
lehre, S. 113. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 11. 


456 


und JAOS 13, cexlix (8 3 meiner Prolegomena 
to a Comparative Assyrian Grammar). Zu dem 
Wechsel zwischen m und 4 (v) mag man ausser 
ZA 2, 264 auch Bloomfields Aufsatz The 
Correlation of v and m in Vedic and later 
Sanskrit (JAOS 13, xevii) vergleichen, sowie 
Delitzschs Sum.-akk.-hettit. Vokabularfragmente 
(Berlin 1914) S. 36. 


Ergänzungen 
zu den Inschriften des Urukagink’. 
Von Wilhelm Fórtsch. 


Urukagina, der Fürst von Laga$, wird so 
ziemlich allgemein als religiöser Reformator be- 
trachtet. Wieweit diese Ansicht zu Recht besteht, 
ist nicht so einfach zu sagen; nur die genaueste 
kritische Untersuchung alles diesbezüglichen 
Inschriftenmaterials kann darüber bis zu einem 
gewissen Grade Aufschluss geben. Lediglich 
auf Grund der historischen Inschriften religions- 
geschichtliche Hypothesen zu konstruieren, ist 
sicherlich verfehlt. Bereits in meinen „Götter- 
gruppen in den altbabylonischen Königsin- 
schriften (Kirchhain N.-L. 1912)“ S. 8f. habe 
ich auf einige einschlägige Tatsachen hinge- 
wiesen. So findet sich beispielsweise einerseits 
Nin-Subur, der Schutzgott Urukaginas, noch 
nicht in den historischen Inschriften der 
Ur-eSbanna-Dynastie und anderseits kommt 


Dun-AMAS + PA, der Schutzgott der Fürsten 
aus der Ur-eShanna-Dynastie, in den histo- 
rischen Inschriften des Urukagina nicht mehr 
vor. In den Opferlisten dagegen findet sich 
dieser Unterschied nicht; denn hier wird sowohl 


Dun-AMAS + PA während der Regierungszeit 
des Urukagina als auch Nin-Subur zur Zeit 
der Ur-eShanna-Dynastie angeführt. Nebenbei 
sei darauf hingewiesen, wie ungemein wichtig 
und notwendig eine möglichst umfassende Be- 
arbeitung der zahlreichen Wirtschaftstexte aus 
der Zeit des Lugalanda und des Urukagina 
wäre. 

Die historischen Inschriften des Urukagina 
sind aber ihrerseits häufig recht fragmentarisch. 
Thureau-Dangin ist es allerdings gelungen, 
vieles zu restituieren; trotzdem bleiben noch 
gar manche Lücken. Für einige davon soll 
im folgenden der Text, soweit es vorläufig 
möglich, wiederhergestellt werden. 

Bruchstück eines Backsteins. Zwischen 
4,7 und 5,1 : |nam-ti(l)-Ja-ni-Sü] „für sein Leben“. 


! Diesen Artikel hatte ich bereits im Mai 1913 der 
Redaktion zugeschickt. Zur Beseitigung einiger kleiner 
Versehen verlangte ich ihn alsbald zurück, konnte aber 
erst jetzt (April 1914) dazu kommen, denselben wieder 
einzuseuden, 


457 


Türangelstein. NachThureau-Dangin! 
fehlen zwischen 9 und 12 etwa 2 Fächer, 
zwischen 12 und 16 etwa 3 Fächer und 
zwischen 16 und 20 ebenfalls etwa 3 Fächer:. 
Diese Vermutung ist richtig. Die Lücken sind 
nämlich folgendermassen zu ergänzen: 10 [é- ding 
ba-ü] [mu- du] 12 [dsi glál-alim-ma-ra 13 [&-me- 
hus-gal-an-ki] 14 [mu-na-du] +5 [dingir dun-Sa(g)-ga- 
na-ra] 16 [ki-KU-akkil-li]-ni 17 [mu-na-du] 18 [dinsir 
lama-Sá(g)-ga] 19 [gis-SI-tab-ba-ni é-ni] 20mu-na- 
dû „er erbaute den Tempel der Ba-u; für Gál- 
alim erbaute er das é-me-hu$-gal-an-ki; für 
Dun-Salg)-ga-na erbaute er seine „Wohnung 
der Klage“; für die gnädige Gottheit Lama 
erbaute er ihr gi$-SI-tab-ba, ihren Tempel“. 
Der Schluss der Inschrift ist vielleicht ähnlich 
wie Steintafel, was schon Déc. ép. S. XXX? 
und von Radau, EBH S. 52 A. 43* vermutet 
worden ist. 

Zu Zeile 12 vgl. auch noch EBH S. 51 A. 13: 
„After this line we probably have to supply, 
according to le Clercq, col. III. 3: E-me-gal- 
kiš (or better &u$?)-an-ki.* 

Kegel A. Nach Thureau-Dangin wáre 
noch am Schluss der 1. und am Anfang der 2. 
Reihe je eine Lücke. Text kann indes nur 
an einer der beiden Stellen abgebrochen sein; 
es ist zwischen 1,11 und 2,1 zu ergänzen: 
[ dingit gäl-alim-ma-ra] „für Gál-alim*. Zwischen 
2,15 und 3,1 fehlt: [*^e"he-gir SAL-ME ki-ág 
dingit nin-gir-su-ka-ra é-ni mu-na-dü] „für He-gir, 
die geliebte Jungfrau des Nin-gir-su, erbaute er 
ihren Tempel“. Daran schliesst sich an: 3? 
[sr en-lil-la] *[é]-ad-da [im]-sag-[g]à-ka-ni* mu- 
na-dü „für En-lil erbaute er sein &-ad-da des 
im-sag-ga“. Thureau-Dangin, der 3,2: [diner] 
nina-da [] sag-[g]a-ka-ni liest, hat AD fälschlich 
für NINA angesehen. Von 3,8 ab gestaltet sich 
der Text nach Nouvelles Fouilles de Tello 
S. 213 folgendermassen: 3 8 ka-ba &-|ninnü] 9 ni- 
du] 10 kun- [ba é] - sira[ra u. SUM] i ni-[dü] „an 
seiner Mündung hat er das é-ninnû gebaut, an 
seinem Ende hat er das é-sirara“-Sum gebaut“. 
Zur Uebersetzung vgl. Witzel, Verbal-Präfor- 
mative S. 10 A. 1. Die Ergänzungen von 3,12 
ab sind vorläufig noch nicht möglich. 

Ovale Platte, 5, 1—7 lässt aus der Er- 


bauung des Tempels 6-KAS+NINDA und der 
Anlegung des Kanals pa sr $E-NUN-SÜ-GID. 


KAS-DU schliessen, dass Nin-gir-su gemeint 
ist. Voraus muss daher gehen einer oder 


ı VABI1S. 42. 

? a. a. O. S. 43 versehentlich „etwa 2 Fächer“. 

» „Elle aurait sans doute fini par la même formule 
que la précédente (d. i. Steintafel)*. 

* „Have probably to be supplied according to le 
Clercq, col. IV. 10 and col. V*. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 11. 


458 


mehrere der Bauten ti-ra-4$, an-ta-sur-ra und 
é-gis-pu-ra. Auf 5,23 “8 nin-[gir-su-ka-ra] hat 
zu folgen [é-ni mu-na-dü]; was sich daran an- 
schliesst, ist nicht sicher zu eruierent. 


maggaru = Mangal. 
Von H. H. Figulla. 

In OLZ Nr. 4 Sp. 177 habe ich anlässlich 
der Besprechung von „F. Charles Jean: les 
lettres de Hammurapi à Sin-idinnam“ an 
der Hand des von Jean unter Nr. 54 behan- 
delten Briefes das Wort maggaru als „Schmiede- 
ofen“, „Schmiedeherd“ gedeutet. Heute glaube 
ich noch eine Stütze für meine Deutung bei- 
bringen zu können. Jedermann, der einige 
Kenntnis vom Orient besitzt, weiss vom Man- 
gal, dem transportablen Kohlenbecken, an dem 
man sich bei kühler Witterung mehr schlecht 
als recht wärmt. Von diesem Begriffe „Kohlen- 
becken“ aus ist nun die Geschichte des Wortes 
„Mangal“ zu verfolgen. Der Türke schreibt 


, der Perser Js, während das Wort 
im Arabischen zu fehlen scheint, wenigstens 
fehlt es in den Wörterbüchern. Nun soll das 
türkische Wort aus dem Persischen entlehnt 


sein; das pers. dde = mangal kann aber ohne 
weiteres auf älteres *mangar zurückgeführt 
werden, und damit wäre das Urbild auch des 
babyl. maggaru gewonnen. Im Arabischen 
müsste das Wort als Ableitung von V >= auf- 


gefasst werden, und diese Wurzel kommt aller- 
dings vor (vgl. Belot 805b—806a; Freitag 
IV S. 243), sie bedeutet u. a.: ötre chaud 
(jour), chauffer (l'eau) avec une pierre rougie 
au feu (auch die Bedeutungen: souffrir de la 


soif, E accés violent de soif sind zu beachten) 
D. e 
und BjsXe = pierre rougie au feu pour chauffer 


l'eau. Man sieht, dass auch im Arabischen der 
Zusammenhang des Begriffes „heizen, Hitze“ 
mit der in Rede stehenden Yngr immer noch 
unvergessen ist. 


Warum bedeutet aber die Bildung dai 


dieser Wurzel in fast allen semitischen Sprachen 
den „Zimmermann“, „Tischler“? Das scheint 
mir lediglich eine kulturhistorische Frage zu 
sein, die am einfachsten ihre Lösung dadurch 
finden wird, dass man annimmt, es habe von 


! Bei Paffrath, „Zur Götterlehre in den altbabylo- 
nischen Königsinschriften (Paderborn 1913)“ S. 10 sind 
die Gruppen 4, ö und 7 lückenhaft, da die Ergänzungen 
fehlen. 


459 


Anfang kein Unterschied zwischen „Schmied“ 
und „Zimmermann“ bestanden, erst mit fort- 
schreitender Entwickelung des Handwerks sei 
eine Arbeitsteilung eingetreten, und damit musste 
allerdings auch eine Differenzierung der Be- 
nennungen Platz greifen. Nun wäre noch zu 
erörtern, ob sich die Annahme einer solchen 
Arbeitsteilung auch irgendwie begründen liesse; 
ich glaube: wohl. Zunächst ist wohl nicht zu 
bestreiten, dass das Schmiedehandwerk min- 
destens ebenso primär ist wie das des Tischlers; 
auch die primitivste Kultur kann des Schmiedes 
nicht entraten. Haben also die Semiten von 
Haus aus beide Handwerke getrennt gekannt, 
dann müssen sie auch einheitliche Benennungen 
dafür gehabt haben; haben sie einheitliche Be- 
zeichnungen nicht, dann können sie auch die 
Handwerke nicht gesondert gekannt haben. Das 
Wort nagyaru ist allen Semiticis gemeinsam, 
und bedeutet in den jüngeren Sprachen (Hebr., 
Aram., Arab. und auch schon im Babyl.) den 
Tischler; allerdings muss betont werden, dass 


das Ideogramm für naggaru 5 dasselbe ist, 
4 

das auch im Ideogramm für gurgurru „Kupfer- 

schmied, Erzschmied“ r4 | >< vorkommt, 


also muss eine enge Beziehung zwischen den 
beiden letzterwäbnten Handwerkern bestehen, 
und der naggaru muss in alter Zeit auch der 
Schmied gewesen sein. Als im babyl. Kultur- 
kreise die Arbeitsteilung durchgeführt wurde, 
da erhielt der Schmied eine neue Bezeichnung: 
nappähu. Die Wurzel Ynph ist zwar allen 
Semit. gemeinsam und bedeutet: „blasen“, spez. 
„Feuer anfachen“, aber nur im Babyl. ist von 
ihr die Bezeichnung für den Schmied abgeleitet 
worden. Im Hebr. heisst der Schmied 2 C von 


der /m bearbeiten, schmieden (von Metall, 
aber auch Stein und Holz gebraucht); auch 
diese Wurzel ist den andern Sprachen bekannt, 
assyr.-babyl. eresu == pflanzen; arab. «» 

pflügen; also auch hier nur eine einseitige "n 
wickelung in der Richtung zur Bedeutung: 
Schmied. Das Arab. endlich nennt den Schmied 


ol» von | ds, wiederum eine gemeinsame 


Wurzel (hebr. "mm = scharf sein; babyl. vgl. 
"M II 1, Delitzsch HWB S. 21; uud arab. 


> (i. u) schärfen (Messer); (i) scharf, spitz sein), 
von der nur das arab. das Wort für den Schmied 
abgeleitet hat!. 


1 Leider fehlen mir hier iu Konstantinopel alle Mittel, 
umzurVervollständigung auch noch das Aram. und Aethiop. 
heranziehen zu können; ich muss deshalb auf diese beiden 
Sprachen verzichten; das ist auch kein grosser Mangel, 


Orientalistische Literatnrzeitung 1914 Nr. 11. 


460 


Fassen wir also noch einmal zusammen, 80 
sehen wir: 

1) die semitischen Sprachen haben für den 
Tischler, Zimmermann ein gemeinsames 
Wort, für den Schmied dagegen nicht; 

2) das babyl. Ideogramm für naggaru und 
gurgurru legt eine Verwandtschaft dieser beiden 
Handwerke in dem Sinne: „Schmiedekunst“ 
nahe; | 
3) eine Alterspriorität des einen Handwerks 
gegenüber dem andern ist nicht wahrscheinlich. 

Auf Grund dieser 3 Punkte ergibt sich von 
selbst der Schluss, dass sich von dem alten 
ursemitischen Doppel-Handwerke des naggaru 
(= Zimmer- und Schmiedehandwerk) bei den 
Einzelstimmen sekundär das eine abgelöst und 
eine neue Benennung erhalten hat, Der Tischler 
bezw. Zimmerer hat den alten Namen behalten, 
daher die Uebereinstimmung in den Einzel- 
sprachen; der Schmied dagegen hat den neuen 
bekommen, der in den Einzelsprachen natur- 
gemäss divergiert. 

Jetzt ist aber auch nicht mehr verwunder- 
lich, weshalb der alte Schmiedeofen (maggaru) 
scheinbar von der Bezeichnung des Tischlers 
hergeleitet ist, und die Beziehung zum mo- 
dernen Kohlenbecken, dem Mangal, dürfte evi- 
dent sein. 

Konstantinopel, Mai 1914. 


Zum Bronzetexte des Silhak-Insusinak. 
Von Georg Hüsing. 

Dieser von Scheil unter N. LXXVII be- 
handelte altelam. Text, 9 Kolumnen von je 18 
Zeilen enthaltend, ist der einzige längere voll- 
ständige Text, den wir bisher haben. Aber 
wenn auch diesmal von der Unterlage nichts 
fehlt, so sind doch einzelne Zeichen so ver- 
quetscht, dass für die Feststellung des Textes 
kleine Lücken entstehen, deren Ergänzung 
gerade darum ihre besonderen Schwierigkeiten 
hat, weil die Beschädigungen einer Bronzeplatte 
ganz andere Bilder ergeben als die einer Stein- 
oder Tonplatte; dazu tritt die oft auffallende 
Unregelmässigkeit der Zeichenabstände 

Um meine Veröffentlichung der umschrie- 
benen Texte etwas zu erleichtern, denen ich 
doch keine Rechtfertigung meiner Lesung bis 
ins einzelne beigeben kann, möchte ich hier auf 
einige Berichtigungen aufmerksam machen, die 
ich an anderem Orte jetzt nicht würde begründen 
können. 

Kol. I 8 ist das zweite Zeichen ein 33, 
darauf fehlen drei Zeichen, darauf folgt ra, 


da m. W. das Aram. sich vollständig in das oben ge- 
zeichnete Bild einfügt. 


461 


dahinter pa-hi-ir. Das erste Zeichen, das Scheil 
zweifelnd als ti las, scheint auf pe zu endigen, 
der Raum davor ist aber für die Annahme 
eines ti zu klein, und es kann kaum ein anderes 
Zeichen hier stehen als ein hi, da eben ein :$ 
folgt, also ein h ausgeschlossen wäre. Der 
scheinbare Winkelhaken entsteht dabei aus der 
Schneidung der beiden konvergenten Keile, 
deren unterer wohl ein wenig verdrückt ist. 
Die Reste des dritten Zeichens stimmen zu hu, 
das man hinter hi-i$ erwartet, und die beiden 
noch fehlenden sind dann !u-ur, — auch von 
lu scheinen die Spuren der Keile noch erkennbar, 
von ur vielleicht der untere Wagrechte — und 
die Zeile lautet hi- is hu lu-ur-ra, pa-hi-ir; davor 
tepti, dahinter sunkip-ri. 

Schon Zeile drei und vier schreibt unser 
Text lu-ur-ra statt des sonstigen Lu- ri oder li- ri, 
und an genau entsprechender Stelle schreiben 
andere Texte (LII, LIII, LV) pa-hi-ir hi-i$ hu 
li-ri. Wenn Insusinak der pahir der Könige, 
der „tepli lurra“ von hi$ hu!, und nach dem 
anderen Texte der pahir liri von hi$ hu sein 
kann, dann drückt hiš hu in anderer Form 
das Gleiche aus wie sunkip, also wohl „Dynastie“, 
wübrend wir es bisher in der Bedeutung 
„Name“ kennen. Es wird also wohl nicht 
nötig sein, zwei verschiedene Wörter his an- 
zunehmen, wenn wir in Betracht ziehen, dass 
wir doch wahrscheinlich kein arisches Wort 
haben, das dem elamischen Begriffe genau 
entspräche. — Ich füge gleich eine hinzuge- 
hörende Berichtigung an: 

Kol. VI 6 ist nicht hi-i$ ap-hi-e zu lesen, 
sondern hi-i$ tu-hi-e — Zeichen du statt des 
von Scheil gelesenen ap ist ganz sicher — und 
ist zu vergleichen mit Mal-Amir I 22 und 
II 32, deren berichtigte Lesungen ich in OLZ 
1908 Sp. 338/9 gegeben habe. Durch den 
Bronzetext wird also die Vokabel tuhi auch 
als altelamisch belegt. Die Stelle, die ich be- 


reits 1910 im Memnon (IV S. 15) besprochen | à 


habe, lautet also: 

Tetin ak hi8-umeni ak his, appa aha tallu- 
ha, akka mel-ka-n: ak suku-n -ra ak hi$ 
tuhi-e aha r-ta-talu-n-ra, InSuSinak ir-sira 
ani uččun, hutta + hali-e nappip-e ani tun-pi 
lahti-n-ra, ani pe- ple-n. 

M.-A. 122: Calm : ume mil ka-Sa, his- e ani 
pitte-n-ra, lahte-Sa tuhi.e ani hutta-n-ra. 

M.-A. H 32: Akka talm-ume mil: ka-ma- 
n-ra, X . umi pi-ptu-Sa, his tuhi-e ani pitte- 
ma-n-ra, uttu-x, appa Cahta-ha [ani] laha-ma- 
n-ra. 

Was ist nun (uhi? Man kann in der ersten 
und dritten Stelle wohl konstruieren „das his 


1 oder ist his hulu-rra, huli-ri zu lesen? 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 11. 


|deuten als „benennen“. 


462 


seines tuhi“, denn hinter e bleibt das me weg, 
aber in der zweiten Stelle steht deutlich tuhi 
neben hig; es ist also zu lesen hiš + tuhi. e 
wie kutta + hali-e, d. h. es steht für „hiš. e ak 
tuhi-e“ seinen Namen und sein tuhi. Nach 
dem Bronzetexte kann man sein tuhi „schreiben“, 
nach M.-A. I kann man es „machen, ausüben“, 
wie man sunkime „machen“ kann; nach M.-A II 
kann man es ,pifte-machen“, wie nach M.-A. I 
das hiš. 


Hinter dem Namen steht in unseren Texten 
gewöhnlich der Name des Vaters, dahinter aber 
stets die Titulatur, die Würde, und diese 
kann man niederschreiben und ausüben. Ich 
wüsste nicht, was tuhi sonst bedeuten könnte. 
Prüfen wir nach, was pitte bedeuten möge. 
Im neuelamischen Texte N. LVIII findet es 
sich zweimal (Z. 15ff.) ka-rai- MES - u-mi Tah- 
hi-ri pi-it-le-i3 a-ak li ve Ru-hu-ra-ter 
na-pir-u-ri Sa- ra- at pi-tt.... 

Hier hat also ein gewisser Tahhiri das 
Feldlager des Königs (Atta-hamiti-Insuënak 
pitte- gemacht? und ein zweites Objekt wäre 
das (unbekannte) Sarat. Das könnte aber eine 
Verbalform der 2. Pers. sein und sich auf 
Ruhurater napiruri beziehen (als auf sein Sub- 
jekt), und dann dürfte die ganze Phrase wohl 
einer jener schwülstigen neuen Ortsnamen 


sein, wie sie in der bekannten Stele des Sutruk- 
Nahhunte I (N. LXX) auftreten, 2 B. Z. 23, wo 
— in altelamischem Texte — wieder ein pitte-§ 
folgt: hier kann es kaum etwas anderes be- 
Und den Stempel 
drückt wohl ein Sätzchen der neuel. Sutruru- 


Stele (I 24 ff.) darauf: Ra- al- MES, appa Ar(?)- 
manna pilie-ka, was doch wohl nur heissen 
kann ,das Land, welches Armanna (Hulmanna?) 
genannt ist“. Im neuelam. Texte N. LXXXIV, 


einem Backsteine des Sutruk-Nahhunte H, Z.4 ff. 
finden wir: Sukir Hutelutuá- Insus$nak, sukir 
ilhna-hamru- Lakamar, sukir Hupanimmena, 
man III sukip sir-ma PU pittena und weiter 
ein kukunnum pitte-na sari paha-h. Ich kann 
beide Stellen nicht ganz übersetzen, sir-ma 
heisst vielleicht „in Wahrheit“, dahinter scheint 
wirklich das pu-Zeichen zu stehen — aber, 
sollte nicht auch hier die Bedeutung ,(be)nennen* 
passen? So gut wie zu hi$ und tuhi, wenn 


letzteres = Würden? Bedeutet also / pitte 


„nennen“, dann gibt Sutruk-Nahhunte I in seiner 
schon mehrmals in dieser Zeitschrift behandelten 
Stele (vgl. zuletzt OLZ 1911 Sp. 393 ff.; bei 
Scheil als N. LXX, in meiner Sammlung N. 28) 
an, dass Sime-palar-huppak eine Stadt Ulpuhà- 
ike-pulapmema genannt hat, Pahir iššan aber 
ihr einen anderen Namen gab — weiter will 


463 


ich hier auf diese Stelle nicht eingehen, da die 
Ergänzungen noch zu unsicher sind. Im 
Texte des Humbanumena aber ist dann sijan 
Purkime uk pittemma der „Purkime - ruruk 
heissende Tempel“, also pitte bedeutet nicht 
nur „nennen“, sondern auch „heissen“ — es gibt 
ja kein Passivum, und imma, später inne, ist 
nur die „sächliche Adjektivform“. 

In Kol. H 6 glaube ich eher si-ep-pa-h-& 
zu erkennen statt der in Z. 13 nachfolgenden 
iterierten Form si-is-pa-h, die sich auf die 
Tätigkeit des Silhah-Insusinak bezieht. Da- 
gegen dürfte in Kol. V 1, wo scheinbar pur- 
un- ra- at- ne steht, eine iterierte Form nu-un-ra- 


at-ne (von Ynura vorliegen. Scheils Ergänzung 


des par zu einem pa wird zwar durch den 
Raum nahe gelegt, ergibt aber eine unmögliche 
Form, und mein früherer Versuch, pa-ar-ra-at-ne 
zu lesen, ist mir unwahrscheinlich geworden, 
da das zweite Zeichen doch eher ein un zu 
sein scheint. 

In Kol. IV 3 würde man ein 3a-al-hu-pa-h 
erwarten, da eine 1. Pers. sing. gefordert 
wird, und šal- hupa würde ein Synonym von 
kulla ( = bitten) sein. Ich glaube eher 3a-al- 
hu-pa-an-ka lesen zu sollen, das ja auch eine 
1. Pers. sing. ist. Die undeutlichen Zeichen 
davor dürften kaum anders zu lesen sein als 
mah-tu nu-un. 

Auf andere zweifellose Verlesungen bei 
Scheil, wie sein su-uk in Kol. VII 6, wo deutlich 
su-kir steht, will ich hier ebensowenig eingehen 
wie auf die noch immer zahlreichen Stellen, 
für die eine überzeugende Lesung noch nicht 
gegeben werden kann. Besondere Schwierigkeit 
macht oft die Frage, ob in einer Lücke noch 
ein weiteres Zeichen stand, so besonders in 
Kol. VI Zeile 3 und 7. 

In meiner Sammlung bringe ich den Text 
in Umschrift unter N. 45. 


Besprechungen. 


Bruno Meissners Grundzüge der altbabyloni- 
schen Plastik. Mit 117 Abb. Der Alte Orient. 
16. Jahrgang. Heft 1/2. 64 S. gr. 8°. M. 1,20. Leipzig, 
Hinrichs. Bespr. v. W. Reimpell, Berlin. 

Weihnachten erschien bei B. Cassirer das 

Buch von H. Fechheimer: „Die Plastik der 

Aegypter“; die erste Auflage war nach acht 

Wochen vergriffen (die zweite ist soeben er- 

Schienen) Es beurteilt im Gegensatz zu der 

archäologischen Methode die alte Kunst nach 

rein künstlerischen Gesichtspunkten. BeiKünst- 
lern wie Dürer, Renoir, Cézanne forscht die 

Verfasserin nach, wie ein Kunstwerk entsteht, 

nach welchen Gesetzen der Künstler schafft; das 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 11. 


464 


und kommt erst in zweiter Linie. Eine baby- 
lonische Plastik müsste in der Art dieser „Plastik 
der Aegypter“ geschrieben sein. 

Meissner konnte, als er sein Buch schrieb, 
dieseebenso neue wienotwendige Problemstellung 
und ihre meisterhafte Lösung für die ägyptische 
Plastik noch nicht bekannt sein. So darf ihm 
kein Vorwurf daraus gemacht werden, dass sich 
hiervon bei ihm nichts findet. Entdecken konnte 
sie eben nur jemand, der von den Problemen der 
neueren und neuesten Kunst her an die antike 
herantrat. — Meissner hat das Verhältnis der 
Kunst der Blütezeit Akkads zur archaischen 
Kunst gut herausgearbeitet; die Entwicklung in 
der Folgezeit hätte sich vielleicht noch klarer 
darstellen lassen. 

Einige Kleinigkeiten seien ferner erwähnt, 
die sich leicht abstellen liessen: S. 3: kann 
man die schweren und sicher sehr kostbaren 
Kupferfiguren als „Volkskunst“ bezeichnen? — 
Die Reiteridole (Abb. 2) sind ganz jung; alte 
Darstellungen eines Reiters sind meines Wissens 
nicht bekannt. Die nackte Göttin kommt 
schon in sehr früher Zeit vor; es empfiehlt sich 
nicht, gerade einen der jüngsten Typen (Abb. 3) 
für eine Darstellung der „altbabyl.“ Plastik zu 
wählen. — Die ,Blauschen Denkmäler“ (vgl. 
Abb. 10f.) sind Fälschungen; sie sind auch im 
Schaukasten des Britischen Museums als solche 
gekennzeichnet. — Die Erklärung des Familien- 
bildes König Urninas (Abb. 15) scheint mir nicht 
ganz richtig. Die Inschrift der unteren Reihe 
spricht von einer Handelsexpedition, vordem König 
steht ein Beamter; vermutlich hat er mit dieser 
etwas zu tun. Der Künstler hat hier ein anderes 


„Thema“ dargestellt wie in der oberen Reihe, 
nicht, wie Meissner meint, den König nach der 
dort dargestellten Tempelgrundsteinlegung. Der 
Kronprinz Akurgal trägt nicht „vielleicht“ 
S. 12), sondern sicher aufgebundenes Haar. — 
Der Gott der Nippurtafel Abb. 17 (vgl. S. 14) 
trägt nicht den Mantel, sondern den Rock. — 
Abb. 24, König Esar von Adab, ist ebenso wie 
die Abb. in Banks „Bismya“, unzureichend; bei 
einer Neuauflage muss die gute Photographie 
desosmanischenMuseumszugrundegelegt werden. 
Uebrigens ist die Statue, wie schon aus der 
Kleidung hervorgeht, älter als Abb. 22 (vgl. 
auch Hommel OLZ XVI (1913) Sp. 349f.). — 
Das Berliner Vasen-Bruchstück (S. 24) stellt 
nicht einen Lówen, sondern einen Panther im 
Kampf mit einer Schlange dar. — Die Statuette 
mit der Inschrift Kónig Lugalkisalsis (S. 24) 
halte ich für eine Gottheit, da auf der Schulter 
das Gotteszeichen erhalten ist (der Name selbst 
ist abgebrochen); allerdings scheint die Inschrift 
für die Deutung auf den König zu sprechen. 


Historische und Archäologische ist Beiwerk|— Der Kopf von Bismya (Abb. 36; vgl. S. 24) 


J. C. HINRICHS'scug BUCHHANDLUNG IN LEIPZIG. 


Soeben beginnt zu erscheinen: 


Atlas zur 
Altaegyptischen Kulturgeschichte 


Lichtdrucktafeln 


mit kurzem Text erläutert durch 
Abbildungen von Originalen aus den Museen in Europa und Kairo 


von 


WALTER WRESZINSKI 


2 Bände in je 10 Lieferungen zu je M. 7.50 Subscriptionspreis 


Als im vorigen Jahrhundert die Entdeckung und Hebung der im Niltale seit Jahr- 
tausenden schlummernden Schätze ihren Anfang nahm, stand deren rasche Veröffentlichung im 
Vordergrunde des Interesses. Das überreich hereinströmende Material wurde in umfangreichen 
Werken von buntem Inhalt ın z. T. geradezu abenteuerlichem Format baldmöglichst publiziert. 
Nur Einzelne vermochten auch bald es kritisch zu würdigen und zu sichten. 

Zur Wissenschaft in strengerem Sinne wurde die Ägyptologie erst in der folgenden 
Epoche, als man die den Monumenten abgewonnenen Einzelerkenntnisse systematisch ver- 
arbeitete und damit die Ära der zuverlässigen neuen Textausgaben begann. 

Darüber kam aber die Beachtung der bildlichen Darstellungen zu kurz. Freilich kann 
man sich nicht darüber wundern, daß die Umriß- und Strichzeichnungen der älteren Publikationen 
für die ägyptische Kunst nur geringe Aufmerksamkeit geweckt haben. Solange man darauf an- 
gewiesen war, die Originale durch Handzeichnung zu kopieren und durch Steindruck zu verviel- 
fältıgen, ging fast alles Bildhafte verloren, ferner mußten zu den Subjektivismen der Griffelführung 
sachliche Mißverständnisse treten, und bei der Umzeichnung vergrößerte sich beides oft noch, 
zumal dann, wenn, wie häufig, die Zeichnungen vor den Originalen nur angelegt, nicht ausgeführt 
worden waren. 

Zweı Männern ist es aber doch trotz des vielfach ınkorrekten und formal nicht ge- 
nügenden Materials gelungen, für ihre Zeiten vorzügliche Kulturgeschichten des alten Ägypten 
zu schaffen. Wilkinsons ,, Manners and customs of the ancient Egyptians“ (I. Aufl. London 
1837—41) und Adolf Erman's „Ägypten und ägyptisches Leben im Altertum“ (I. Aufl. Tübingen 


1885) sind, jedes in seiner Weise, nicht zu übertreffende Leistungen und beweisen die überragende 


P 575 


Bedeutung ihrer Verfasser. Wilkinson's Werk beruht auf der ausgezeichneten Kenntnis der 
klassischen Schriftsteller, zahlreicher thebanischer Gräber, sowie einzelner Museen. Bei Erman 
imponiert die umfassende Verwendung und Ausdeutung des Schriftmaterials. Mit feinem Gefühl 
für die Entwicklung eines jeden Kulturzweiges hat er auch die damals erreichbaren Darstel- 
lungen herangezogen. 

Aber auch Erman’s Buch liegt doch noch vor dem großen Sıegeszuge der Photographie 
in die verschiedenen Gebiete der Wissenschaft; betreffs des Quellenmaterials zu kunst- und 
kulturgeschichtlichen Studien kann man erst seit ganz kurzer Zeit überhaupt von Anfängen, die 
sich in Parallele mit der Philologenarbeit stellen ließen, reden, trotzdem die wissenschaftliche 
Photographie nun doch auch schon Jahrzehnte alt ist. Bis heute sind selbst die wichtigsten 
Zeugnisse der altägyptischen Kultur nur vereinzelt in einwandfreien Reproduktionen allgemein 
benutzbar gemacht. Die unzähligen Gemälde ın den ägyptischen Gräbern bewundert zwar 
jeder Besucher, aber wer hat dieses alle Ausgrabungen der letzten 40 Jahre übertreffende und 
für die Kulturgeschichte unschätzbare Material, allein schon aus der thebanischen Nekropole, 
bisher gehoben und ausgewertet? 

Eine neue Kulturgeschichte Ägyptens ist unzweifelhaft an der Zeit; sie muß und kann 
die Vorzüge der Werke von Erman und Wilkinson mit den Fortschritten der modernen Technik 
vereinigen. Zunächst gilt es, alles erreichbare Material zusammenzubringen und der allgemeinen 
Benutzung so zugänglich zu machen, wie es mit den schriftlichen Zeugnissen auf Stein und 
Papyrus zum größten Teil erreicht ist. Damit würde dann auch die dauernd tragfähige Grundlage 
für eine Darstellung gegeben sein, die einem Jeden Nachprüfung und Kritik ermöglicht. 

Unter diesem Gesichtspunkt ist der vorliegende Atlas in die Hand zu nehmen. In ihm 
faDt der Verfasser die Ergebnisse seiner photographischen Expeditionen zusammen Der in 
der Orientalistischen Literaturzeitung, 13. Jahrgang Nr. 7 beschriebene Beleuchtungsapparat 
ermóglichte auch in den dunkelsten Grabgewólben zu photographieren wie bei Tageslicht. Alle 
Tafeln, soweit nicht ausdrücklich etwas anderes vermerkt ist, beruhen auf Dr. Wreszinski's 
eigenen photographischen Aufnahmen; daheim sind sie dann zusammengesetzt und vergróflert 
oder verkleinert, nicht aber in sich verändert worden. 

Welche Fülle des Lebens in Haus und Hof, beim Gelage und in der Küche, bei der 
Körperpflege und seiner Schmückung, auf dem Felde und in der Werkstatt, bei Jagd und Musik, 
bei der Ernte und im Keller, bei Spiel und Sport, beim Bäcker, Fleischer, Bildhauer,Gärtner usw. 
usw. erwacht zu neuem Dasein für den Kulturgeschichtler, Künstler, Historiker! Von den 
Wänden der Tempel sind schon seit längerem photographische Aufnahmen in großer Reich- 
haltigkeit gemacht, deshalb sind Darstellungen religiósen und offiziellen. Inhaltes bereits leicht 
zugänglich und eine Beschränkung in diesem Teilgebiet für den Atlas geradezu geboten. In der 
Einteilung und Anordnung der Tafeln sollen die verschiedensten Gesichtspunkte berücksichtigt 
werden, z. B. werden auch Übersichts- Tafeln zum Studium der Wand-Einteilung neben Blättern 
gegeben werden, die die Betrachtung der feinsten Einzelheiten. gestatten. 

Zur vollen Ausnutzung des Bilderstoffes sind Erläuterungen unerläßlich. Diese 
geschehen hier aber nicht nur durch einen die Darstellungen kurz erklárenden Text, sondern, wie 
bisher wohl noch nirgends geschehen, durch Abbildungen von auf die Gegenwart gekommenen 
Originalen. Hierdurch dürfte eine ganz außerordentliche Belebung des Stoffes erreicht und 
das, was der ägyptische Künstler darstellen wollte, am lebendigsten verdeutlicht werden. Tafeln 
mit einem Dutzend solcher erläuternder Textbilder sind nicht selten. Die Form eines Kleides 
wird z. B. keine Beschreibung so verdeutlichen, wie die Wiedergabe einer zeitgenössischen 
Statuette, die dieses Gewand trägt, und ebenso wird jedes Gerät, jedes Schmuckstück usw. am 
besten durch die Abbildung eines entsprechenden Originals erklärt. Natürlich ist in vielen Fällen 
es nur möglich, einigermaßen ähnliche Gegenstände zum Vergleich heranzuziehen, denn die 
Fortuna des Ausgräbers ist launisch und beschenkt ihn oft mit 20 ähnlichen Stücken, mifgónnt 


ıhm aber das eine, das genau passen würde. Möglichst reichhaltige Literaturangaben weisen den 
Weg zu näherer Information fürs Ganze, wie für Einzelheiten. 

Es dürfte also hier ein Werk auf den Markt kommen von ungewöhnlich 
vielseitiger kulturgeschichtlicher Reichhaltigkeit. 

Die Darstellungen werden sämtlich, also auch die so zahlreichen erläuternden Ab- 
bildungen ım Text, ın feinstem verschiedenfarbigen Lichtdruck gegeben. Die kleinen Feinheiten 
und Einzelheiten kommen dadurch ungleich wirksamer zur Geltung, als es ın Klischees 
möglich wäre. 

20 Tafeln, vielfach zwei- und dreiteilig, also etwa 40 Blatt, bilden eine Lieferung, deren 
Subscriptionspreis trotz der kostspieligen Herstellungsweise auf nur 7.50 Mark festgesetzt ist. 

Ausführliche Register werden die Auswertung des so vielseitigen Inhalts gewährleisten. 

Nach Erscheinen der 10. Lieferung bleibt eine Erhöhung des Preises vorbehalten. 


Leipzig. im Herbst 1914. 
J. C. Hinrichs sche Buchhandlung 


BE STE LL-SCHEIN 


Unterzeichneter bestellt hiermit bei der Buchhandlung 


(aus dem Verlage der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig) 


1 Wreszinski, Atlas zur Altaegyptischen Kulturgeschichte 


: 2 Bände zu je 10 Lieferungen zum Vorzugs -Subscriptionspreis 
: von je Mark 7.50 


| Probelieferung zur Ansicht 


Name, Ort und Datum: 


2000006 08000000 00 


Druck von August Prics in Leipzig. 


Digitized by Google 


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ist jünger, aus der zweiten Hälfte des dritten 
Jahrtausends. — König Naramsin trägt auf dem 
Siegesdenkmal aus Susa (Abb. 38, 39) nicht 
nur den „kurzen Schurz“ (S. 27), sondern vor 
allem darüber einen an der rechten Seite ge- 
knoteten Mantel. Bei der Schilderung der Feinde 
auf der Stele hat Meissner die kühnste Dar- 
stellung übersehen: den herabstürzenden Gegner. 
Unter den Füssen des Königs liegen zwei Tote, 
nicht einer. — Die „Siegesstele* aus Tello 
(Abb. 41) enthält auf ihrer Rückseite nicht 
Kampfscenen (S. 28), sondern die siegreiche 
Rückkehr des Heeres und die Tötung des feind- 
lichen Heerführers durch den König. — Abb. 
49 ist nicht eine „kleine Kalksteinstatuette“, 
sondern, soweit ich erinnere, etwa 50 cm hoch; 
der Mann trägt, wie das Original deutlich zeigt, 
den Rock und einen Gürtel, dessen Enden, wie 
üblich, hinten herabhängen. — Abb. 66 ist nicht 
eine Frau, sondern eine Göttin. — Wenig Bei- 
fall dürfte Meissners Vermutung finden, das 
schöne kleine Relief Abb. 77 stamme aus der 
Sargonidenzeit. Wir haben kein Beispiel, dass 
in dieser späten Zeit jemand imstande gewesen 
wäre, sich so in allen künstlerischen und archäo- 
logischen Einzelheiten in die ferne Vergangen- 
heit hineinzuleben, um ein solches Kunstwerk 
schaffen zu können. Es liegt schier garnichts 
vom Geiste der assyrischen Kunst darin. — 
Der Siegelzylinder Abb. 90 ist eine geschickte 
Pariser Fälschung. Auf dem Gesetzstein 
Hammurapis (Abb. 107) „überreicht“ der Gott 
dem König nicht „Stab und Ring“. Der Gott 
hält zwei Symbole als Abzeichen in seiner Hand; 
ein König trägt sie nie, kann sie auch nicht 
vom Gotte empfangen. — Abb. 108 stellt keine 
„Schlacht“ dar. Dem Feind ein Ring durch die 
Lippen gezogen, an einem Band (es ist keine 
„Lanze“, wie Meissner meint)reisst der König den 
Kopf des Unglücklichen empor und schlägt ihm 
den Schädel ein. — Das Terrakottarelief Abb. 
111 ist jung. 

Trotz dieser vielfachen Wünsche für die 
zweite Auflage, — die hoffentlich recht bald 
nötig sein wird —, sei das Heft empfohlen. 
Es ist das Beste, was wir bisher in dieser Art 
besitzen. Die zahlreichen Abbildungen aufgutem 
Papier werden das ihre dazu beitragen, das er- 
wachte Interesse für den alten Orient zu be- 
leben. Der Preis ist so gering, dass auch 
Studenten es erwerben können. Gerade unter 
ihnen wünsche ich dem Hefte recht weite Ver- 
breitung. 


H. Scholz’ Abriss der hebräischen Laut- und 
Formenlehre. Nach Gesenius-Kautzsch’ Gram- 
matik, neubearbeitet von E. Kautzsch. 9. Auflage, 
umgearbeitet und nach der 28. Auflage der Grammatik 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 11. 


466 


revidiert von G. Bergsträsser. V, 87 8. 8° 2 M. 
Leipzig, F. C. W. Vogel 1913. Bespr. v. B. Vanden- 
hoff, Münster i. W. 


Bergstraesser hat den Áuftrag übernommen, 
die Grammatik von Gesenius-Kautzsch neuzu- 
bearbeiten, nachdem der bisherige Bearbeiter 
Kautzsch 1910 gestorben ist. Vor Erledigung 
dieser grósseren Aufgabe jedoch hat er den 
Scholzschen Abriss umgearbeitet und zum Ge- 
brauche vieler, bei denen derselbe seit langem 
eingeführt war,neu herausgegeben. Obschon Berg- 
straesser bei den notwendigen Verbesserungen 
unerwartet eingreifen musste, so hat er doch 
dieses Mal noch keine, seinen wissenschaftlichen 
und pädagogischen Anschauungen völlig ent- 
sprechende Arbeit liefern können, wie er im 
Vorwort ausdrücklich betont. Er will das 
Fehlende in einer späteren Auflage nachholen. 
Allerdings hat er auch jetzt schon manches, was 
bisher ganz ausgelassen war, in einer Anzahl 
von $8 hinzugefügt, wozu der nötige Raum durch 
zahlreiche kleinere Kürzungen und Streichungen 
gewonnen wurde. — Durch einige Hinweise auf 
verschiedene Punkte möchte ich die Absicht des 
Herausgebers, den Abriss zu verbessern, unter- 
stützen. Die Umschreibung des Segol durch ä 
will mir nicht so gut gefallen (wie die bisher 
übliche durch & oder é. S. 2 8 2 3c), ist „sehr 
häufig“ besser zu streichen. Denn das Kames 
der ersten Silbe der beiden Plurale kodasim 
und SoraSim wird immer wie o gesprochen, wenn 
auch an manchen Stellen statt des Kames hatûf 
das Zeichen Hatef kames steht (s. Gramm. $ 


|9v). S. 3 Z. 7 füge hinzu: (Manche nehmen 


in diesem Falle ein Sewa mobile an, lesen also 
katalte (atte.). S. 5 810, 11 „oder es findet 
sogen. virtuelle Verdoppelung statt, d. h. die- 
selbe wird nicht durch Dag. f. im Laryngal be- 
zeichnet, obschon die vorhergehende Silbe kurz 
bleibt.“ S. 5 813, 1. Offene Silben mit kurzen 
Vokalen bezeichnet man besser als geöffnete, 
insofern die einsilbige Stammform durch Ein- 
führung des Hülfsvokals nach dem zweiten Ra- 
dikal zweisilbig und so die erste Silbe eine offene 
geworden ist. S. 88 14, 3 b) Anm. IJ. „Ur- 
sprüngliches a der Paen. wird meist zu i ver- 
dünnt, z. B. dabar, ... dagegen kanaf, kanfe.. 
(Flügel. Die Regeln S 14, 4 a-c sind rein me- 
chanische Regeln, die wohl dem Gedächtnis 
dienen mógen, aber gar kein Bild von der Ent- 
stehung dieser Formen geben (vgl. Theol. Revue 
8 (1909) Sp. 268), auch sollten die in der Sprache 
nicht vorkommenden künstlichen Formen hier, 
8 31 (S. 16), 8 35, 5 (S. 18) und 37a (S. 19) nur in 
Transskription wiedergegeben sein (vgl. Theol. 
Revue 9 (1910) Sp. 239f.) S. 9 § 15 b) und c) 
sind nicht deutlich genug unterschieden. Die 
Einteilung bei Strack 8 14 III ist besser. S. 9 


467 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 11. 


468 


8 16,2 füge hinzu: „Auch wenn das Nomen mit 
D oder * (ausser vor N und y) beginnt, fallt 
Dag. f. aus.“ S. 10 818, 3 die Anführung eines 
Falles, wie Dip ri» ist in einem „Abriss“ kaum 
zu erwarten; sie ist nur veranlasst durch den 
zweitletzten Satz der 80. Uebung des Uebungs- 
buches von K. Ebenso ist 8 22 wohl nur ver- 
anlasst durch die Beispiele in der 36. Uebung 
des erwähnten Buches. Derartige Wörter werden 
wohl passender Verbaladjektive, als Partizipien 
genannt und besser beim Nomen behandelt. Mag 
auch ein Anfänger imstande sein, nach $ 19 
die in ihre Bestandteile aufgelösten Formen 
zu bilden, so wird er doch an einem vollständigen 
Paradigma sich dieselben viel leichter einprägen. 
S. 13 (§ 23 Nifal 2 a) statt des unregelmässigen Ver- 
bums würde hier besser ein regelmässiges genannt, 
wie “2p „begraben“, Nu 722: begraben werden. 
In 1) 1: das Dag. f. im ersten Stammkonso- 
nanten, das durch Assimilation des ) am Schluss 
der 1. Silbe entstanden ist. S. 14 S 25, 2 auch 
hier stánde an Stelle des unregelmässigen Ver- 
bums besser etwa 729 „König sein“ Hif. Porn 
„zum Könige machen“. $ 26 Anm. füge die 
Bedeutung hinzu, nämlich „befestigt werden, sich 
stärken“ und am Ende ‚er wird sich betrüben, 
trauern“. Ebenso füge hinzu $ 27,3 „wälzen, 
rollen“, Hithpalp. „sich einherwülzen*: 5353 
Pass. zu 5353 „mit Lebensmitteln versehen“. 
S. 17 Z. 4 1. 70 nur in Pausa 722. In $ 31—33 
fehlen die bei Strack § 65 m angeführten Formen 


des Kal und Hifi! nach I consec. § 33 füge die 
Bedeutung hinzu: Dey „senden“ Pi. dass. nDe 


„öffnen“ Nif. Pass. S. 18 Z. 3 l UV» „sich 


nähern“. S. 20 8 39,2 J. 20D „gut machen, 
wohl tun“. § 40 füge hinzu: „hinbreiten (als 
Lager)“. Auch zu S 41,1 vermisst man sehr 


das Paradigma. In 2) S. 21, 1: Nur bilden 
die vu Hof., Perf. Kal und Imperf. Hif. ohne 
Bindevokale. § 43 l. statt des ungebräuchli- 
chen Pi. von xyn etwa N37" ,zermalmen*. S. 


22 § 44, 3 die 1. Plur. Perf. Nif. hat immer 1: 
„niglinu“. Die in 6. Ende des 1. Absatzes an- 
geführte Form x) scheint nicht vorzukommen, 


sondern nur Mj? im Fem. Im 2. Absatz füge 


hinzu zu nby: ,hinaufsteigen* und zum letzten 


Wort: „er mache offen“. S. 26 § 50, 4 1. 
bezw. ... Vollvokal. S. 25 850 Anf. l. „III. 
Nomina mit wandelb. Vokal nur in der zweiten 
Silbe, IV—.... nur in der ersten Silbe.“ So 
ist die Ordnung auch in $ 50, 11—13 und in 
der Gramm. § 93. S. 28 8 51, I. die Dong als 
dritter Radikal haben kein Dag. lene. II 
sagt nichts über die Entstehung dieser Formen 


aus sadaka. Ferner ist § 52 bei YMN und § 
53, 1 bei "mw, wie vorher § 16,4 beim J des 
Artikels nicht erklürt, wie das Segol entstan- 
den ist. 


Max van Berchem et Edmond Fatio: Voyage en 
Syrie. (Mémoires publiés par les membres de l'Institut 
Français d'Archéologie Orientale du Caire). I, 1. 2. 
XVI u. 344 S. u. 3 Karten. Le Caire 1913/14. II, 1. 
78 Tafeln. Le Caire, 1914. Bespr. v. R. Hart- 
mann, Kiel. 


Das vorliegende Werk enthält die topo- 
graphischen und archäologischen Resultate 
einer im Frühjahr 1895 ausgeführten Reise in 
Nordsyrien. Der erste Hauptteil S. 1—98 ist 
der Topographie gewidmet. Kürzere Kapitel 
enthalten die Darlegung der Grundsätze, die 
für die Aufnahme des Itinerars bzw. die Kon- 
struktion der Karten geltend waren, die Be- 
rechnung der Höhenmessungen und meteoro- 
logische Notizen. Dann folgt S. 33—98 das 
knappe, aber sorgfältige Routier zur Illu- 
stration der Karten, die einen bedeutenden 
Fortschritt gegenüber den Vorarbeiten bedeuten. 

Den weitaus grössten Umfang nimmt die 
Behandlung der archäologischen Aufnahmen 
ein. Die Monumente der Architektur sind in 
der Reihenfolge des Routiers besprochen; und 
hierbei (also nicht für die nur im Routier er- 
wähnten Oertlichkeiten) ist in weitestem Mass 
die Literatur beigezogen, sowohl die alten 
abend- und morgenländischen Quellen als die 
neueren Reisewerke und Forschungsberichte. 
In der Vorrede (S. VIII) spricht van Berchem 
den Grundsatz aus, dem er hier wie in seinen 
sonstigen Arbeiten folgt: die Texte zu ver- 
gleichen mit den Denkmälern und diese beiden 
Quellen zur gegenseitigen Erläuterung zu be- 
nutzen. Das Verzeichnis der hauptsächlichsten 
beigezogenen Werke S. X—XVI zeigt van 
Berchems bewunderswert vollständige Beherr- 
schung des Quellenmaterials. Vermisst habe 
ich aus der arabischen Literatur nur Kalkasandis 
Dav’ al-subh (Auszug aus seinem Subh al-’a‘sa), 
gedr. Cairo 1824— 1906, das manche wertvolle 
Notiz zur administrativen Geographie des 
Mamlükenreiches enthält!. Sind die histori- 
schen Exkurse, wie bei van Berchem nicht 
anders zu erwarten ist, ganz ausgezeichnete 
Beiträge zur mittelalterlichen Geschichte Syri- 
ens, 80 liegt der Schwerpunkt des Ganzen 
doch in der Archäologie. Die Verfasser ver- 
stehen es, nicht bloss die Entstehung der ein- 
zelnen Bauwerke zu analysieren und ihre Ge- 


! Der S. XIII aufgeführte und oft benutzte von 
Lanzone herausgegebene „Viaggio in Palestina e Soria 
di Kaid Ba“ scheint von Abu 'l-Baká' b. Jahja b. al- 
dran (s. Brockelmann II 30) zu stammen, vgl. ZDMG 
LXIV 694. : 


469 


schichte oft bis aufs Jahr zu präzisieren, son- 

dern auch aus den Einzelbefunden allgemein- 
ültige Grundsätze zur zeitlichen Bestimmung 
er Kunstdenkmäler abzuleiten. 

Die vorislamischen christlichen Bauten, vor 
allem die des Gebel el-Bära und der Umgebung 
von Kal'at Sim'án, sind, da sie inzwischen von 
Butler eingehend behandelt sind, nur in Photo- 
graphien mit kurzen Erläuterungen vorgeführt. 

Sehr dankenswert sind die Bemerkungen 
über die seltenen arabischen Befestigungsan- 
lagen aus der Zeit vor den Kreuzzügen wie 
die Zitadelle von Salamijje (S. 168f) und die 
von el-Bära (S. 198—200). Die quadratische 
Form der ersten, die übrigens auch bei anderen 
kleinen Festungen vorkommt (vgl. el-Klé'ât, 
S. 131ff.), legt den Gedanken nahe, dass sie 
aus einem römischen Kastell erwachsen sei. — 
In die Frühzeit der arabischen Baukunst führt 
uns auch eine dem Werk am Schluss angefügte 
Abhandlung über die grosse Moschee von Baal- 
bek, die den ursprünglichen Moscheetypus re- 
lativ gut erhalten und vollkommen ausgeprägt 
aufweist. 

Weitaus der grösste Teil der archäologi- 
schen Ausführungen ist aber den Bauten der 
Kreuzfahrerzeit vorbehalten. Er gibt die wert- 
vollsten Winke über vermeintliche oder wirk- 
liche Unterscheidungsmerkmale arabischer oder 
fränkischer Herkunft. Vor allem weist van 
Berchem darauf hin, dass weder die Grösse 
der Quader (S. 191), noch der Randschlag 
(S. 187, Anm. 4; 209, Anm. 2; 282) ein sicheres 
Anzeichen fränkischen Ursprungs sind. 
finden sich unterschiedslos bei arabischen wie 
fränkischen Denkmälern. Andererseits weist 
der Abschluss des Spitzbogens durch einen 
beiden Sehnen gemeinsamen Schlussstein nicht 
notwendig auf orientalische Baumeister (S. 147; 
148, Anm. 1; 271, Anm. 1; 282), während sich 
dagegen die Fuge im Scheitel des Spitzbogens 
nur bei Kreuzfahrerbauten findet (S.321, Anm.2). 
Charakteristisch für die arabische Bauweise ist 
die Verwendung von Säulenschäften oder -Trom- 
meln im Verband des Mauerwerks (S. 106f.; 
282). Sehr wichtig für die Beurteilung ge- 
wisser arabischer Bauinschriften ist der Nach- 
weis, dass diese oft nicht sowohl als Urkunden 
einer Bautätigkeit als vielmehr als Besitztitel 
gemeint sind (S. 186) und ihrem Ursprung 
nach wohl ebenso wie Skulpturen von Schlangen 
und Raubtieren an Portalen und Heiligengrüber 
an Festungseingängen mit weit verbreiteten 
Vorstellungen von magischen Kräften zusammen- 
hängen (S. 215f) Von wichtigen Einzel- 
punkten der syrischen Architekturgeschichte 
seien hier nur noch genannt van Berchems 
Feststellung einer typisch arabischen Form 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 11. 


470 


der Breteschen (S. 143ff; 209ff) die Aus- 
führungen über arabische Steinmetzzeichen (S. 
216ff.), endlich die über hasne oder bait al-mál 
genannten Kuppelbauten in den Hófen syrischer 
Moscheen (S. 174f.). 

Wir lassen nun eine kurze Uebersicht über die 
Reiseroute der Verfasser folgen, die uns zugleich 
zu einigen Anmerkungen Gelegenheit geben wird. 

Das Routier beginnt bei der neuen Brücke 
über den Nahr el-Kelb nördlich von Beirût 
und folgt zunüchst nordwürts im ganzen der 
Meeresküste. Der Weg gibt van Berchem An- 
lass zur historisch-archäologischen Besprechung 
mittelalterlicher Brückenbauten (S. 99ff.). Süd- 
lich von Gebeil wird ein Wacht- oder Signal- 
turm Burg Muhés beschrieben (S. 104), der aus 
der Kreuzfahrerzeit stammen soll. Ist die 
Abb. 32 im Text jedoch richtig, so verraten 
die Schlüsselscharten, die, wie van Berchem, 
S. 114, Anm. 1 selbst betont, die Verwendung 
von Feuerwaffen voraussetzen, zum mindesten 
späteren Umbau. 

Ueber Gebeil (S. 105—113), Batrün und 
ein kleines gut erhaltenes, aber mit den histori- 
schen Texten nicht identifizierbares Kastell el- 
Museiliha (S. 113—116) wird Tarábulus (S. 
116—130) erreicht. Jenseits von Tripolis, etwa 
bei dem quadratischen Kastell el-Klé'át (S. 
131—135)! bogen die Reisenden landeinwärts 
ab. Der weitere Verlauf des Routiers kann 
zur Aufhellung des im 14. und 15. Jahr- 
hunderts begangenen Strassenzugs von Damas- 
kus nach Tripolis beitragen. Die Strassen- 


Sie verzeichnisse in ‘Omari’s Ta'rif (S. 194, Z. 9) 


und Halil al-Záhiri's Zubda (ed. Ravaisse, 
S. 120, Z. 6£)? erwühnen zwischen Kadas am 
See von Hims und 'Arká die Stationen * 
(Halil, Ravaisse: 445!; Halil, cod. Oxon. und 
‘Omari: Jan und N | (so 'Omari) bzw. 2 | 
(so Halt), Das zweite ist offenbar das von 
van Berchem, S. 41 in der Ferne gesehene 
Dorf ,el-Cha ra“, während sich der erste Name 
in dem S. 46 erwähnten ,Nabr el-Qamar“ er- 
halten haben dürfte. 

Ein Abstecher unterwegs hatte die Ver- 
fasser nach der Perle der fränkischen Burgen 
in Syrien, Hisn el- Akräd, gebracht, dessen 
jetziger Zustand mit dem zur Zeit von Reys 
Besuch verglichen und aus dessen Architektur, 


1 Der Platz wird in den Chroniken selten genannt. 
Die Berliner Handschrift von ‘Omari’s Ta'rif fügt indes 
hinter Z. 10 von S. 182 des Druckes bei: Kall, De, 
e, wo der Kontext die Identität des sweitgenannten 
Ortes mit unserem el-KIlé‘ât sogut wie sicher macht. 

* Vgl. hierzu meine Diss. „Die geographischen 
Nachrichten über Palästina und Syrien in Halil ag-Zahiris 
Zubdat kaëf al-mamälik“. 8. 80. 


471 


abgesehen von Restaurationen unter Baibars 
und Kaläwün, auf zwei Haupt-Bauperioden 
Ende des 12. und Anfang des 13. Jahrhunderts 
geschlossen wird (S. 135—164). 

Hims (S. 164—166) wird nur kurz berührt 
mit Rücksicht auf die eingehende Bearbeitung, 
die wir von Sobernheim zu erwarten haben. 
Auch die Frage, ob die Legende von der ge- 
meinsamen Benutzung der alten Johanniskirche 
durch Muslime und Christen nach der arabischen 
Eroberung bier mehr historischen Kern hat 
als bei ihrer Zwillingsschwester in Damaskus, 
bleibt unerörtert. 

Von Hims wandten sich die Reisenden nach 
Nordosten über das ursprüngliche römische 
Kastell el-Mu$rife nach Salamijje [s. o.] (S. 
167 —171), um dann in nordwestlicher Richtung 
über das von den Ejjubiden im Beginn des 


13. Jahrhunderts gebaute Schloss Sumaimis 
(S. 171—173) nach Hamá (S. 173—177) zu ge- 
langen, das wohl aus ähnlichen Gründen wie 
Hims sehr kurz wegkommt. 

Ueber die arabischen Burgen Saizar (S. 
177—188) und Kal'at el-Mudik (S. 188—194) 
und das altchristliche Ruinengebiet des Gebel 
el-Bára wird Ma'arrat el-Nu'mán (S. 201—203) 
erreicht und weiterhin über Sermin und Hán 
Tümän, das übrigens, da schon bei Halil el- 
Zahiri, Zubda, S. 117, Z. 13 erwähnt!, über 
1500 zurückreichen muss, Haleb (S. 207—221). 
Von hier biegt die Reiseroute nach Westen um 
über Kalat Sim'án nach dem in der Haupt- 
sache wohl wie Kal'at el-Mudik auf den Ejju- 
biden von Haleb, al-Záhir Gházi (1186—1216), 
zurückgehenden Schloss Hárim? (S. 229—238). 
Die Orontesbrücke Gisr el-Hadid gibt vor allem 
zu einer Erörterung ihrer Namen Anlass (S. 
238f.); und nach wenigen Worten über Anta- 
kija wendet sich van Berchem zur Unter- 
suchung des vor allem in seinen Türmen frän- 
kischen Ursprung verratenden Schlosses Kal'at 
el-Zau (S. 241—251), in dem schon Martin 
Hartmann das el-Kugair der Chroniken erkannt 
hat. Alteingewurzelten Verwirrungen machen 
die Verfasser ein Ende mit der Erforschung 
des Doppelschlosses el-Sughr wa Bekäs (S. 
251—260); dagegen scheint es mir, mag auch 
die Gleichsetzung der Brücke von Kasfahän 
mit Gisr el-Sughr fraglich sein, schwer an- 
gängig, Tell und Gisr KaSfahän in so unmittel- 
barer Nähe von el-Sughr wa Bekäs, also auch 
nicht am Orontes, zu suchen (S. 260—264) 3. 


1 ed. Ravaisse: v ei E=: cod. Oxon. Wy n v 


Zu Anm. 4 von S. 237 vgl. Kalka&andi (s. o.), S. 296. 
* Schon dass Tell Kaëfahân ein Schloss ist, spricht 
gegen die Lage ganz dicht bei der Doppelburg; vgl. Ibn 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 11. 


412 


Der nächste Punkt der Route, der eingehend 
besprochen wird, ist das Kastell Sahjün, an 
dem Reste von opus reticulatum eine byzan- 
tinische Bauschicht erkennen lassen, das aber 
im ganzen als das beste Beispiel einer fränki- 
schen Feudalburg aus dem 12. Jahrhundert 
gelten kann (S. 267—283). Von Sahjûn wird 
überKal'at el-Mehélbe = Balátunus (S. 283— 288) 
wieder die Küste erreicht. Nachdem Ládhi- 
kijje, Gebele (Heiligtum des 'Ibráhim b. Edhem) 
und Bánijás nur in einigen Einzelheiten be- 
sprochen sind, geht die archäologische Unter- 
suchung weiter zu der Kreuzfahrerburg el- 
Markab, deren Ruinen, abgesehen von späteren 
Renovationen zwei Bauperioden, einmal in der 
Feudalzeit im 12. Jahrhundert und dann in 
der Hospitaliter-Epoche (vor 1212), verraten 
(S. 292—320). Während der Rückreise längs 
der Küste gibt noch Tartüs mit seiner aus 
der Zeit nach Saladin datierenden Mauer und 
Zitadelle und seiner ebenfalls damals wohl nach 
älterem Plan neu aufgebauten Marienkirche 
zur eingehenden Untersuchung Anlass (S. 320 
bis 334). Die Photographien der antiken Reste 
von ‘Amrit werden nur ganz kurz erläutert. 
Die oben erwähnten Ausführungen über die 
Moschee von Baalbek schliessen den ersten 
Band ab. | 

Die äussere Ausstattung des Werkes ist 
glänzend zu nennen. Die Wiedergabe der Photo- 
graphien, die Band II, Heft 1 ausmachen, ist 
vortrefflich. Das ausgezeichnete Buch, von 
dem nur noch die Indices auszustehen scheinen, 
bedeutet eine bedeutende Bereicherung unserer 
Kenntnis des heutigen und des mittelalterlichen 
Syrien. 


Dr, Hermann Thorning: Beiträge zur Kenntnis 
des islamischen Vereinswesens auf Grund 
von Bast Madad et-Taufiq (Türkische Bibliothek. 
Herausgegeben von Prof. Jakob u. Dr. Rudolf Tschudi. 
16. Band.) VII, 288 S. 80. M. 10 —. Berlin, Mayer 


& Müller, 1913. Bespr. v. K. Süssheim, München. 
Das Bast Madad et-Taufîq oder, wie es mit 
seinem ganzen Titel zu Deutsch heisst, ,Die 
Ausbreitung der Hilfe des Erfolges über das 
auf die Ordensregeln Bezügliche“ ist ein arabi- 
scher Traktat über die Brüderschaft Futuwwa, 
eine Genossenschaft, die, auf religiós-muhammeda- 
nischer, immerhin verbältnismässig freier Grund- 
lage organisiert, namentlich im Mittel- und Hand- 


Sihna, ed. Beirüt 1909, S. 177, Z. 8. Vor allem aber 


scheint die Stelle ebd. S. 177, Z. 10: 

[Ibn Saddäd, cod. London: „is, i „may 
vorauszusetzen, dass Kaëfahân am Orontes liegt. — Zu 
2 6 wohl richtiger TESA vgl. M Hartmann, Liwa 
Haleb, S. 70, Nr. 35 u. 39. 


473 


werkerstande die Prinzipien der Ehrbarkeit in 
einer den Ideen unserer mittelalterlichen Ge- 
sellenverbände ähnlichen Art zu beleben und 
zu pflegen suchte. Die Einrichtung der futuwwa 
ist zuerst um 1180 n. Chr. nachweisbar. Die 
älteste Spezialhandschrift, die wir über die Insti- 
tution, soweit bekannt, besitzen (in Tübingen, 
datiert aus dem Jahre 1440, die älteste datierte 
Handschrift über die „Ausbreitung der Hilfe 


des Erfolges“ aus demJahre 1654. Die futuwwa- | 


Bücher scheinen in ihrer heutigen Gestalt auf 
das ‘Iraq zurückzugehen und sind für die Ge- 
schichte der Handwerkerorganisation im Isläm 
von grösster Wichtigkeit, nicht minder für die 
Geschichte der religiösen Derwischorden, deren 
Zeremonien, besonders die der Aufnahme in 
den Orden, entsprechenden Gewohnheiten der 
futuwwa manchmal zum Verwechseln ähnlich 
sind. Thorning hat die literarischen Zusammen- 
hänge zwischen futuwwa, Handwerkerorgani- 
sationen und Derwischorden des Näheren unter- 
sucht und vor allem einer vergleichenden Dar- 
stellungderoftschwer verständlichen Zeremonien 
seine Aufmerksamkeit gewidmet. Freilich gar 
manches bleibt bei der schweren Zugänglichkeit 
der vielfach noch ungedruckten Quellen unklar, 
so die Entstehung und Geschichte der futuwwa 
selbst sowie die der Handwerkerorganisation 
im Islam, auch die verschiedenen Formen, welche 
die futuwwa-Gewohnheiten bei den einzelnen 
religiósen Orden angenommen haben. Vor allem 
läge auch viel an einer Einbeziehung Persiens 
in den Kreis der bisher meist auf das ‘Iraq, 
Syrien, Aegypten und das osmanisch-türkische 
Sprachgebiet beschränkt gebliebenen Unter- 
suchungen. Thorning, der durch die gründliche 
Schule Georg Jacobs gegangen ist, darf sich 
auf jeden Fall rühmen, auf einem sehr schwie- 
rigen Felde bahnbrechende Arbeit geleistet und 
künftigen Forschern neue Wege gewiesen zu 
haben. — S. 34, Z. 2 ist zweimal nicht Mawä- 
Dia sondern Mawälijä zu lesen. Für diese Vers- 
gattungist übrigens auch Hermann Gies: Ein 
Beitrag zur Kenntnis sieben neuerer arabischer 
Versarten, Leipziger Inauguraldissertation 1879, 
S.38—52 zu vergleichen, wo weitere Literaturzu 
findenist. — Die Benennung Muhammedel- Ansari 
(S. 72) ist wohl nicht dahin zu deuten, dass besagter 
Muhammed Nachkomme des Prophetengenossen 
Ejjüb gewesen sei (in diesem Falle sagt man 
el-Ejjübi el-Ansári) sondern irgend eines be- 
liebigen der Medinensischen Bundesgenossen 
(Ansär) Muhammeds. 


Theodor Hopfner: Der Tierkult der alten Aegyp- 
ter nach den griechisch-römischen Berichten 
und den wichtigeren Denkmälern. Denkschr. 
Kais. Akad. Wiss. Wien Phil.-hist. Klasse Bd. 57, 2. 


Orientalistische Literaturzeitang 1914 Nr. 11. 


474 


201 S. 4° M. 11.90. Wien, Hölder, 1914. 
v. Walter Wreszinski, Köuigsberg i. Pr. 

Hopfner gibt eine sehr fleissige Zusammen- 
stellung aller Stellen bei den griechischen und 
römischen Autoren, die vom Tierkult der alten 
Aegypter handeln. Die Notizen sind nach Tier- 
arten eingeteilt und wenn auch nicht übersetzt, 
was zweifellos erwünscht gewesen wäre, so doch 
dem Sinne nach wiedergegeben. Eine Ueber- 
sicht über die angezogenen Autorenstellen und 
ein Register erleichtern die Benutzung dieses 
Teils der Arbeit, der zweifelsohne höchst ver- 
dienstlich und dankenswert ist, und dem man 
dauernde Bedeutung als Nachschlagewerk vin- 
dizieren kann. 

Leider hat Hopfner es aber damit nicht ge- 
nug sein lassen, sondern er hat noch altägyp- 
tische Quellen zur Bestätigung, Berichtigung 
und Ergänzung herangezogen, und damit hat er 
sich auf ein Gebiet begeben, auf dem er nicht 
zu Hause ist. Er kann kein Aegyptisch und ver- 
mag deshalb schriftliche Quellen nur so weit zu 
benutzen, als Uebersetzungen davon vorhanden 
sind. Der Eingeweihte weiss, was das bedeutet, 
qualitativ und quantitativ; während Hopfner auf 
der einen Seite eineMengeLiteraturhatunbenützt 
liegen lassen müssen, hat er andererseits nicht 
selten ungenügende Uebersetzungen verwendet. 
— Auch inarchäologischer Beziehung ist Hopfner 
unbefangener, als recht ist, wenn man ein solches 
Thema behandeln will, und von der ägyptischen 
Religion kennt er zwar eine Menge Einzelheiten, 
aber der Geist des Aegyptertums ist ihm aus 
all den Teilmomenten nicht aufgegangen. Schon 
den prinzipiellen Unterschied zwischen Gótter- 
glauben und Totenkult hat er nirgends betont, 
und demgemáss auch nicht die Verschiedenheit 
der Rollen, die die Tiere in beiden spielen, 
ebensoist nicht davon die Rede, dassder Tierkult 
zu verschiedenen Zeiten verschiedene Gestalt 
und verschiedenen Inhalt gehabt haben könnte. — 

Dabei ist abergar nicht zu leugnen, dassselbst 
mud COR EE gute Zusammenstellung 

ndet. 

Es wäre höchst lohnend für einen Aegypto- 
logen, die Aufgabe, an die sich Hopfner mit 
nicht zureichenden Mitteln gewagt hat, unter 
Verwertung des gesamten ungeheuren Materials 
zu lösen. 


Bespr. 


H. Junker u. W. Czermak: Kordofäntexte im 
Dialekt von Gebel Dair (Sitzungsber. d. Kais. Akad. 
d. Wiss. Wien, Phil.-Hist. Kl., Bd. 174, Nr. 3). 76 8. 
gr. 8°. M. 1.70. Wien, A, Hölder, 1913. Bespr. v. 
W. Max Müller, Philadelphia. 

Eine der wichtigsten Forderungen der Afri- 
kanistik, die Erschliessung der Süddialekte des 
Nuba, beginnt ihre Erfüllung mit dieser Arbeit. 
Jene Dialekte, vor allem wegen ihrer Freiheit 


476 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 11. 


476 


von Arabisierung zum historischen Verständnis |tragen, worauf der Barbar den Heiligen unter 
des Nuba wie der ganzen nilotischen Sprachfamilie Danksagung um Verzeiung bittet, Christ wird 
und zur Entzifferung der altnubischen Texte und eine Nikolaoskapelle baut“. (S. 339), oder: 


von grösstem Wert, waren bis jetzt nur in 
dürftigen und widersprechenden Vokabularen 
bekannt; die Kordofannuba galten als zu 
unbegabt, um mehr von ihnen zu erhalten. Hier 
erweist sich ein durch Missionare mit einer 
guten Bildung versehener „Kolfän“mann als 
ein Schatz für die Linguistik, von dem wir noch 
viel erwarten dürfen. Die vorliegende Arbeit 
gibt einige kleine Texte, eine grammatische 
Skizze und ein doppeltes Wörterverzeichnis, eine 
sehr nützliche Abschlagszahlung, die uns nur 
dringend wünschen lässt, dass die erschöpfende 
Bearbeitung des Dialektes recht bald folgen 
möge l. 


Gustav Anrichs Hagios Nikolaos. Der heilige 
Nikolaos in der griechischen Kirche. Texte 
und Untersuchungen. Band I: die Texte. Mit Unter- 
stützung der Cunitzstiftung in Straßburg. XVI, 464 8. 
gr. 8°. M. 18.—. Leipzig, B. G. Teubner, 1913. Bespr. 
v. C. Fries, Berlin. 

Der durch seine Studien über das antike 
Mysterienwesen bekannte Verfasser hat mit 
grosser Mühe die. erreichbaren Codices des 
Nikolaos gesammeltund kollationiert. Ein eigner 
Zufall wollte, dass gleichzeitig der Erz- 
bischof von Athen, Louis Petit, mit Nikolaos 
beschäftigt war. Anrich erzählt, er habe sich mit 
Petit so geeinigt, dass dieser ihm sein Material 
überliess und sich auf die liturgischen Texte 
beschränkte. So gelangte Anrich noch in Be- 
sitz wertvoller Manuskripte. Betreffs der Edi- 
tionstechnik bekennt er sich zu Krumbachers 
Grundsatz, unter Zuhilfenahme der Photographie 
alle Handschriften zu verwerten oder wenigstens 
kennen zu lernen. Auch in der Behandlung 
der Varianten wird Vollstándigkeit angestrebt. 
Eine reiche Fülle von Wundergeschichten wird 
nun im Urtext mitgeteilt, eingeleitet jedesmal 
von kurzerdeutscher Inhaltsangabe. Als Beispiel 
folgendes: ,Ein heidnischer Afrikaner stellt ein 
bei einem Einfall in Kalabrien von ihm geraubtes 
Nikolaosbild in seinem Zollhause alsSchutzmittel 
auf. Von einer Reise heimkehrend und das 
Haus von Räubern ausgeplündert findend, miss- 
handelt und bedrohte er das Nikolaosbild. Nikolaos 
erscheint den Dieben und veranlasst sie durch 
Bedrohung, alles an Ort und Stelle zurückzu- 


1 Bei Einzelheiten ist z. B. die Feststellung beson- 
derer prükakuminaler Dentalen (S. 9, freilich nicht ge- 
nügend beschrieben) sehr wichtig als eine der vielen 
neuen Verknüpfungen mit der mittelnilotischen Sprachen- 
gruppe. — Die Verwendung des Zeichens fi für die pa- 


„In einem Nikolaoskloster bei Konstantinopel 
lässt ein frommer Mann einen Unbekannten 
beerdigen, den ertot am Wege gefunden. Später 
trifft er den Sohn des Verunglückten und weist 
ihn ins Kloster. Als auf dessen Veranlassung 
das Grab wieder geöffnet wird, ist es voll Gold, 
wodurch der Armut des Klosters abgeholfen ist; 
der vermeintliche Sohn war ein Engel“ (S. 383). 
Ueber das wissenschaftliche, besonders text- 
kritische Verdienst des Werkes ist bei der un- 
endlichen Fülle von Handschriften, die zur Ver- 
fügung standen, sehr schwer zu urteilen, doch 
darf man dem Eindruck höchster Gediegenheit, 
den schon der Name des Verfassers verbürgt, 
wohl ohne weiteres trauen. Inhaltlich ist die 
Gabe neben dem theologischen Interesse für 
die Profanwissenschaft von Wert, insofern der 
Uebergang antiker Mythologie in byzantinische 
Hagiographie hier vielfach beobachtet werden 
kann, und überhaupt in der Menge bunter, 
handlungsreicher Legenden ein starker Beisatz 
von mythologischen Motiven unverkennbar ist. 
Der zweite Band soll umfängliche Prolegomena 
und die historisch - kritische Bearbeitung der 
Nikolaoslegende in extenso bringen. 


H. Oldenberg: Buddha, Sein Leben, seine Lehre 
seine Gemeinde. 6. Aufl. Stuttgart und Berlin, 
Cottas Nachf., 1914. Bespr. v. J. v. Negelein. 

Oldenbergs Werk an dieser Stelle zu emp- 
fehlen, sind wir der Mühe überhoben. Es ge- 
hört zu den verbreitetsten Büchern der gesamten 
orientalistischen Literatur; seine Lektüre gilt 
in manchen Kreisen als Forderung der allge- 
meinen Bildung. Nahezu ein Menschenalter 
hindurch hat es sich gegen eine erhebliche 
Konkurrenz zu behaupten vermocht. Viele 
tausend Leser haben aus ihm Anregung, Hun- 
derte der Intelligentesten und Bildungsfähigsten 
Belehrung geschöpft. Jeder Fachmann konnte 
sich aus ihm bereichern, und hier und da ein 
jugendlicher Schwärmer durch dieses Werk 
sich verführen lassen, dem Verfasser auf jenem 
Wege in das romantische Indien zu folgen, — 
jenem weiten Wege, auf dem es viele Steine 
und wenig Brot gibt. 

Die vorliegende sechste Auflage hat mit 
grosser Sorgfalt und Oldenbergs bekannter 
Gelehrsamkeit in den Noten das in den letzten 
Jahren hinzugekommene bibliographische Mate- 
rial vewertet, ohne im Texte als solchem tiefer- 
greifende Veränderungen vorzunehmen, und so 


latalisierte Form von # (also # nach Reinichs System, A ist denn dem Buche das erhalten geblieben, 
nach dem Standard Alphabet?) wird Verwirrung schaffen, | Was den meisten seiner Leser so lieb war: die 


fürchte ich. 


feinsinnige Psychologie in der Ableitung der 


477 


zu entwickelnden Gedankenreihen; jene der 
Jugend-undLehrkanzelrede eigeneBlumigkeitder 
Sprache; eine unverkennbare, mit der Bemühung, 
den Anforderungen der sachlichen Objektivität 
zu genügen, gepaarte Wärme für den zu be- 
handelnden Gegenstand. Die Hinweise auf 
Griechenland gemahnen noch immer an den 
Jugendlichen Studierenden des klassischen Alter- 
tums; ja selbst ein schwacher theologie-freund- 
licher Nachklang lässt sich vernehmen. — Neu 
hinzugekommen ist in dem eigentlichen Texte 
des Buches mancher Satz, der des Verfassers 
jüngst gewonnene Kenntnis von Indiens Land 
und Leuten verrät. Mit Pischels gleichna- 
miger Arbeit setzt sich O. nirgends auseinan- 
der. Weder seine Fixierung von Buddhas Todes- 
jahr, noch seine Ableitung der Kausalitätsformel 
aus den Lehrsätzen des Samkhyäsystems, noch 
seine Uebersetzung des mettä-Begriffes über- 
nimmt er. So werden von dem Laien wie von 
dem Fachmann die Arbeiten beider Autoren 
gelesen und gegeneinander abgewogen werden 
müssen. 
Königsberg i. Pr. 


Personalien. 


Jakob Barth starb am 24. Oktober zu Berlin im 
64. Lebensjahre. 


Zeitschriftenschau. 
== Besprechung; der Besprecber steht in ( ). 


Beitr. z. Gesch. d. deutsch. Spr. u. Lit. 1914: 
XXXIX 3. Friedrich E. Ettlinger, zu Beschummeln, 
Beschuppen. 

Bibliothèque de l'Ecole des Chartes. 1914: 
LXXV. 1. u. 2. Henry de Castries, les sources inédites 
de l’histoire du Maroc. 1re série: dynastie saadienne. 
Archives et biblioth. des Pays-Bas. t. IV (G. Jacqueton). 

Bulletin de Correspondenoe Hellénique. 1913: 
7—12. Th. Marcidy, reliefs gréco-perses de la région 
du Dascylion. 

Classical Philology. 1914: 
IX 3. W. L. Westermann, apprentice contracts and the 
apprentice system in Roman Egypt. — Otto Rossbach, 
Castrogiovanni, das alte Henna in Sizilien (Oldfather). — 
* Albert T. Clay, personal names from cuneiform inscrip- 
tions of the cassite Period (Luckenbill). 

Deutsche Literatur-Zeitung. 1914: 
32. *Johannes Kolmodin, Traditions de Tsazzega et 
Hazzega (F. Prätorius). — *Ismar Elbogen, der jüdische 
Gottesdienst in seiner geschichtlichen Entwicklung. 
(Ludwig Blan.) 

33. *The Cambridge Medieval history Vol. 2: the rise of 
the Saracens and the foundation of the Western Empire 
(E. Gerland). 

84/36. *Fr. Hrozny, Das Getreide im alten Babylonien I. 
(Br. Meissner). — *Robert Schubert, die Quellen zur 
Geschichte der Diadochenzeit (U. Kahrstedt). — 

96/37. * Aliyyu bnu ']-Hasan el Kbazrejiyy, the pearl- 
strings, edited by Shaykh Muhammad “Asal (C. F. Seybold). 
88/39. *Bernhard Wachstein, Katalog der Salo Cohnschen 
Schenkungen (Ludwig Blau). — *M. Schorr, Urkunden 
des altbabylonischen Zivil- und Prozessrechts (Bruno 
Meissner). 


Orientalistische 477 — — — Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 111. 4% 1914 Nr. 11. 


| 


478 


Glotta. 1914: 

VI 2. P. Wabrmann, Zoerac, opadr (sucht eine grie- 
chische Etymologie zu erweisen; vgl. aber dazu Perles, 
oben Sp. 8. D. R.) 

Hermes. 1914: 

3. J. Geffcken, die Hirten auf dem Felde. — U. v. Wila- 
mowitz-Möllendorf, der Feldzugsbericht des Ptolemaios 
Euergetes. — Th. " Noldeke, ATBATANA. 

Historische Vierteljahrschrift. 1914. 

XVII 1914. Heinrich Nissen, Orientation, Studien zur 
Geschichte der Religion 1. 1906, 2. 1907, 3. 1910 (R. 
v. Scala). 

Jahrbuch d. K. D. Archüol. Instituts. 1914 
XXIX 2. E. Weigand, Baalbek und Rom, die römische 
Keichskunst in ihrer Entwicklung und Differenzierung. — 
P. Friedlünder, die Anfünge der Erdkugelgeographie. 

Journal of the R. Anthropol. Inst. of Gr. 

Brit. und Irel 1913: 
XLIII. July to December. H. H. Johnston, a survey of 
the Ethnography of Africa and the former racial and 
tribal migrations in that continent. — C. G. Seligmann, 
some aspects of the Hamitic problem in the Anglo- 
Egyptian Sudan. — M. W. Hilton-Simpson, some Arab 
and Shawia remedies and notes on the trepanning of 
the skull in Algeria. 

Journal of the R. Asiatio Society. 1914: 
July. A. Berriedale Keitb, the vedic calendar. — K. A. 
C. Creswell, the history and evolution of the dome in 
Persia. — *Charles Lyall, the divāns of ‘Abid ibn al 
Abras and ‘Amir ibn at Tufail (R. A. N.). — *Rhuvon 
Guest, the governors and judges of Egypt or kitab el- 
'umarà' (elwulah) wa kitáb el qudâh of el-kindt (G. 
Wiet). — *Journal of Egyptian archæology 1914 (F. 
L.). J. H. Moulton, Early Zorastrianism (L. A. 
Waddell). — *Gertrude Lowthian Bell, palace and mosque 
at Ukhaidir Pp A. C. Creswell). — "Scheil and Dieulafoy, 
Esagil (T. G. Pinches). — *Stephen Langdon, babylonien 
liturgies (T. G. Pinches). 


Literarisches Zentralblatt. 1914: 
26. R. Miedema, De heilige Menas (C. M. Kaufmann). 
— *E. Meyer, Der Papyrusfund von Elephantine (u.) 
A. Frhr. v. Gall, Die Papyrusurkunden der jüd. Gemeinde 
in Elephantine (G. Herrmann). 
27. A. Bertbolet, Der Lehrstuhl für Religionsgeschichte. 
— 8. Landersdorfer, Eine babylonische Quelle für das 
Buch Job (u. G. Richter, Erläuterungen zu dunklen 
Stellen im Buch Hiob (H. Holzinger). — *L. v. Schróder, 
Die Wurzeln der Sage vom heiligen Grab (H. Hessen). 
— *A. Steiner, Der Fiskus der Ptolemäer (F. Zucker). 
28. "Y. B. Kouyéac, ‘ O Katcaptíac Apebac xal tò Epyov að- 
+05 (O. Stählin). 
29. *F. Focke, Die Entstehung der Weisheit Salomos 
(H. Gressmann). — *M. Wohlrab, Grundriss der neu- 
testamentlichen Psychologie (Fr. Traub). — *J. Charpen- 
tier, Desiderativbildungen d. indo-ar. Sprachen (H. Güntert). 
— R. Lepsius, Denkmäler aus Aegypten und Aethiopien. 
Text, hrsg. v. Ed. Naville. 5. Bd.: Nubien, Hammamat, 
Sinai, Syrien und eur op: Museen, bearb. v. W. Wreszinski 
Ergzgsbd., bearb. v. Sethe. 4. Lieferung (G. Möller) 
30. *P. Kahle, Masoreten des Ostens (L. Blau). 
31. *E. Sellin, zur Einleitung in das A. T. (Alt.). — 
*Radolf Kittel, 'die Psalmen (Ed. Kónig). — *Otto Meltzer, 
Geschichte der Karthager, 3. Bd. (Erich Baaz). — *A. 
G. Ellis and Edward Edwards, a descriptive list of the 
Arabic Manuscripts Brit. Mus. since 1894 (Brockelmann). — 
*Erich Küster, die Schlange in der griechischen Kunst 
und Religion. (?) 
31. E. Böklen, Die ,Unglückszahl^ 13 und ihre my- 
thische Bedeutung (K. Latte). — *Agapius Episcopus 
Mabbugensis, Historia universalis. Ed. L. Cheikho (R. 
Geyer). — Tausend und eine Nacht, übers. v. G. Weil, 
neu hrsg. v. L. Fulda (u.) Die Erzählungen aus den 


479 


tausend Nächten und der einen Nacht verdeutscht 
von C. Th. A. Ritter von Riba (u.) Die köstlichen 
Nächte aus 1001 Nacht, ausgew. v. W. Scherer (E. Gut- 
macher). 

32. *H. M. Wiener, Wie stehts um den Pentateuch, über- 
setzt vou J. Dahso (u.) *Friedr. Stummer, Die Bedeutung 
Lich. Simon’s für die Pentateuchkritik (J. H.). 
Eppenstein, Beiträge zur Geschichte und Literatur im 
geonäischen Zeitalter (S. Krauss). 

33.*W. W. Baudissin, zur Geschichte der alttest. Religion 
(J. Hermann). — *Abdur-Rahim, the principles of Mu- 
hammadan jurisprudence (F. B.). 

34. *Max Burchardt und Max Pieper, Handbuch der 
ägyptischen Königsnamen 1 (Adolf Rusch). — Indices 
to the poetical citations in the Kitab el-Amäli. I. v. F. 
Krenkow II v. A. A. Bevan (Brockelmann). — *il. Allan 
Gardiner and Arthur E. P. Weigall a topographical cata- 
logue of the private tombs of Thebes (Günther Röder). 
35. *Otto Eiszfeldt, Der Maschal im Alten Testament 
(J. H.). — Th. Nöldeke, Untersuchungen zum Achigar- 
Roman (Brockelmann). — M. Maxudianz, Le parler Ar- 
ménien d’Akn (Jos. Karst). 

36. P. Carolidis, Anubis, Hermes, Michael (Fr. Pf.). — 
Ludwig Borchardt, das Grabdenkmal des Königs Sajhu.re . 
IL Die Wandbilder (Günther Röder). 

37. *Karl Budde, Das Buch Hiob (J. Herrmann). — 
"Friedrich Delitzsch, Kleine sumerische Sprachlehre 
(Theodor Kluge). 

38. B. Meissner, die Keilschrift (E. Ebeling). 


Proceedings of the Soc. of Biblio. Arch. 1914: 

XXXVI. 3. F. Legge, The Greek worship of Serapis 
and Isis. — S. Langdon, A fragment of the Hammurapi 
code. — A. Wiedemann, Notes on some Egyptian monu- 
ments. — W. Riedel, The measure Gar. 
4. W. T. Pilter, The Amorite personal names in Ge- 
nesis XIV. II. The names of the Confederates of 
Abraham at Hebron, and of Melchizedek. — E. Mahler, 
The Jackal-Gods of ancient Egyptian monuments. — R. 
C. Thompson, Some notes on & new Hittite inscription 
found at Carchemish. — P. E. Newberry, Egyptian 
historical notes. 


Records of the Past. 1914: 
March-April. A. T. Clay, Inscriptions of Nebuchadnezzar 
and Naram-Sin. — The Jews in Egypt. — *Budge, The 
Papyrus of Ani (F. B. Wright). — *Thomsen, Kompen- 
dium der palástinensischen Altertumskunde. SE 


Revue Africaine. 1914: 

LVIII. 292. R. Basset, Une nouvelle inscription EN 
— E. Levy-Provengal, Note sur un fragment de Cursus 
senatorial relevé à Constantine. — Icard, Station berbère 
d'Ain-Guettar (Maroc). — A. Cour, Note sur une collection 
d’autographes arabes de l'ancien ministre de France au 
Maroc, Charles Féraud. — E. Vidal, Notes sur la pein- 
ture arabe d’après les fresques de la Tour des Dames 
dans l'Alhambra de Grenade. — F. Blanche, Ruines 
berbéres des environs d'Ain-el-Turk (P. Pallary). — L. 
Bertholon & E. Chantre, Recherches anthropologiques 
dans la Berbérie orientale: Tripolitaine, Tunisie, Algérie 
I—II (P. Pallary). — E. Griffini, L'arabo parlato della 
Libia (R. Basser). — *C. A. Nallino, L'arabo parlato in 
Egitto (R. Basset). — *Ben Ali Fekar, Leçons d'arabe 
dialectal marocain (R. Basset). *S. Gsell, Histoire 
ancienne de l'Afrique du Nord (L. . Paysant). — *A. Bel, 
Aboü-Zakariya Yah'ia Ibn Khaldofiu. Histoire des Beni 
"Abd-el-Wád, rois de Tlemcen, texte arabe et traduction 
francaise (M. Bencheneb). 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 11. 


480 


205. *ü. Legrain, Louqsor save les Pharaons, légendes 
et chansons populaires de la haute Egypte (J. F.). 

206. *L. Bréhier, Nouvelles recherches sur l'histoire de 
la sculpture byzantine (J. F.). — C. Lagier, L'Égypte 
monumentale et pittoresque (J. F.). *G. Leroux, 
Lagynos, recherches sur la céramique et l'art ornemental 


— S. | hellénistiques (J. F.). 


Revue Bleue. 1914: 
17. Janvier. *M. Dieulafoy, Histoire générale de l'art: 
Espagne et Portugal (J. Lux). 
14. Février. *D. Mirande, Le code de Hammourabi et 
ses origines (J. Lux). 

Revue Oritique. 1914: 
18. *A. Gercke, Die Entstehung der Aeneis (E. Thomas). 
— Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten 
drei Jahrhunderte. 1. P. Koetschau, Origines! Werke 
b. Bd. De Principiis; II. J. A. Heikel, Eusebius Werke. 
6. Bd. Die Demonstratio Euangelica; IIl. R. Helm, 
Eusebius Werke. 7. Bd. Die Chronik des Hieronymus 
(P. de Labriolle). 
20. G. Perrot, Histoire de l'Art dans l'Antiquité. T. X 
La Gréce archaique (S. Reinach). — *Die Religion in 
Geschichte und Gegenwart, Bd. 4 u. 5 (A. Loisy). — 
*A. B. Ehrlich, Randglossen zur hebräischen Bibel; A. 
Dieterich, Nokyia. Beitrüge zur Petrusapokalypse; C. 
Guignebert, Le Problöme de Jesus (A. L.). 
21. *C. Clemen, Der Einfluss der Mysterienreligionen 
auf das älteste Christentum (L. Loisy). 
22. *Mélanges de la faculté orientale de Beyrouth VI. 
1913 (J. B. Ch.). — *J. Roujat, Le développement du 
langage observé chez uu onfant bilingue (Th. Sch.). 
23. *D. S. Margoliouth, The Kitab al Ansab of “Abd 
al-Karim ibn Muhammad al-Samäni (C. Huart). — R. 
Dussaud, Introduction à l'histoire des religions (Loisy). 
— *P. Kahle, Masoreten des Ostens. Die ältesten punk- 
tierten Handschriften des Alten Testaments und der 
Targume (Loisy). — E. G. King, The poem of Job; 
W. W. Cannon, The Song of Songs (Loisy). 


Zur Besprechung eingelaufen. 
* bereits weitergegeben. 


*Valentin Schwóbel: Die Landesnatur Palästinas. 2. Teil 
(das Land der Bibel. Gemeiuverst&odliche Hefte 
zur Palästinakunde, herausg. v. G. Hölscher Band I, 
Heft 3). Leipzig, Hinrichs, 1914. M. — 60. 

J. Schleifer: Bruchstücke der sahidischen Bibelübersetzung 
(Sitzgs.-Ber. d. K. A. W. Wien, Phil.-hist. Kl. 170. Bd., 
1. Abhdlg.) Wien, Hölder, 1912. M. — 82. 
*Zeitschrift für Kolonialsprachen. 1914. V, 1. 


Verlag der J. C. Hinrichs sehen Buchhandlung in Leipzig. 


Socben erschien: 
Atlas zur altágyptischen Kulturgeschichte 
Von Dr. Walter Wreszinski, Königsberg 


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Mit zwei Beilagen von der J. C. Hinrichs’schen Buchhaudlung in Leipzig. 


Verlag u. Expedition: J. C. Hinrichs’sche Buchhaudlung, Leipzig, Blumengasse 2. 
erausgeber: F. E. Peiser, Königsberg I. Pr, Goltz-Allee 11. 


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— Druck von Max Schmersow, Kirchbain N.-L. 


Orientalistische Literaturzeitung 


Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient 


und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers 
Herausgegeben von Professor Dr. Y. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11 
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung, Leipzig 


Blumengasse 2. 


17. Jahrgang Nr. 12 Manuskripte und 


Besprechungen. . 


Butler, A J.: Babylon of "ern bespr. 
v. R. Hartmann 609 
Conteneau, G.: La déesse nue pas 
lonienne,bespr.v.W.Reimpell502 
La ruine d’un em- 
pire, bespr. v. K. Süssheim 510 


Inhalt. 
Abhandlungen u. Notizen Sp. 481—502 


Holma, Harri: Miscellanea . 494 


Ganlis, Georges: 
Knudtzon,J.A.: Zu den El-Amarna- 


Korrekturen nach Kónigsberg. — Druckaachen nach Leipzig. 
Jährlich 12 Nrn. — Halbjahrspreis 6 Mk. 


Dezember 1914 


Lieblein, J.: Recherches sur l'histoire 
etc. de l'ancien Egypt, Fasc. 3, 
bespr. v. W. Max Müller. 605 

Meyers Reisebücher: Aegypten. VI. 
Aufl., bespr. v. W. Wreszinski 606 

Miedema, R.: Der heilige Menas, 
bespr. v. A. Wiedemann . 607 


. Sp. 502—510 


Tafeln 483 | Johann Georg, Herzog zu Sachsen: Sprechsaal. . . . . . 510—511 

Meissner. Bruno: Ein babyloni- Der heilige Spyridion, bespr. v. Stumme, H.: Zu OLZ 1914 Sp. 458.510 

scher Fischereiverti 481 b. Brandenburg. „ Personalien 511 
Be Leipoldt, J.: Sinuthii archimandritae RTE re 

Weidner, Ernst F.: Zum baby- vita et opera ompia IV, bespr. v. Zeitschriftenschau e > 85 511—512 

lonischen Lexikon 496 W. Spiegelberg : 505 | Zur Besprechung eingelaufen . . 512 


Ein babylonischer Fischereivertrag. 
Von Bruno Meissner. 


Aehnlich wie in der Landwirtschaft, wo der 
Besitzer häufig seinen Grund und Boden nicht 
selbst bewirtschaftete, sondern ihn vielmehr 
Bauern gegen einen Gewinnanteil überliess, war 
auch in vielen andern Beschäftigungen der Gross- 
betrieb eingeführt. So auch in der Fischerei, 
wo der Besitzer der Fischereigerechtsame das 
Handwerk nicht selbst ansübt, sondern eigent- 
liche Professionals mit Fischereigeräten aus- 
stattet und sich selbst nur einen Anteil am 
Fange sichert. Das zeigt uns ein Vertrag aus 
der Zeit Darius IL, der vom 25, Elul des 
fünften! Jahres datiert ist (Cray, University 
of Pennsylvania, Publ. of the Babyl. Sect. II 1 
Nr. 208). Hier lesen wir: 1. ([m])Ma(?)-Kki- 
im-ni- an- ni (ꝰ)ꝰ már? (m.  il)Bél-ab-usur 
m) Bi- · ili- ia mar... a-ha .... 2. (m)I-si-ta 
e tin már? (m) Tab-Sa-lam (m)Za-bad-ia-a- 
ma máru Sa 3. (m)Hi-in-ni--(il) Bêl ina hu- 
ud lib-bi-Su-nu a-na (m) Ri-bat máru Sa 4. [(m. 
al) Bel]-eriba(!) (am.) ardi Sa (m) Ri-mut-(il) 


1 Dass es das 6. Jahr ist, zeigt 2. 7. 

2 Die Namen sind nicht ganz deutlich. Da aber 
fünf Netze (?) verliehen werden, glaube ich, dass auch 
fünf Fischer aufgezählt sind. Der erste ist Makimni- 
anni(?), der zweite Bi'-ilija, bei Išija ist es nicht sicher, 
ob er der Vater des dritten Fischers ist oder dieser 
selbst, dann wäre sein Vater nicht erwähnt; der vierte 
ist Natin, der fünfte Zabadjawa. 

* Merkwürdig, dass máru ohne $a oder su sa steht. 

481 


Ninib ik-bu-ù um-ma 5. 5 5001 Sa- li- tum? à bi-in- 
na-an-[na]-38im-ma 6. 5 me náné tu-uk-ku-nu a-di 
tim 15 KAN ša (arah)Tisritu 7. Sattı 5 KAN 
ni-id-dak-ku ar-ku (m)Ri-bat iš-me-šú-nu-ti-ma 
8. 5 sa-li-tum id-daš-šu-nu-tú úm 15 KAN ša 
(arab) TüSritu 9. nuné-’ 5 me tu-uk-ku-nu i-nam- 
din- 10. Im a-na a-dan-ni-3u-nu nüné- 5 me 
tu-uk-ku-nu 11. [l]a id-dan-nu im 20 KAN $a 
(arah)Tisritu 1 lim nünê 12. [ina]-an-din- ist- 
en pu-ut San-ı ana etéri ma-Sü-u Sa ki-rib(!) 
13. [ilt-tir pu-ut etéri Sa nind-’ 5 me (m. il) Bêl- 
ibni märu sa 14. (m)Apl-a na-si = Makimni- 
anni(?), der Sohn des Bel-ab-usur, Bi'-ilija, der 
Sohn des . Isija, Natin, der Sohn des 
Tabsalam, Zabadjawa, der Sohn des Hinnibel, 
haben aus freien Stücken zu Ribat, dem Sohne 
lides Bel-eriba, dem Diener des Rimut-Ninib, 
folgendermassen gesprochen: Gib uns fünf 
Netze (?), und wir werden Dir dann fünfhundert 
Fische von guter Qualität bis zum 15. Tischri 
liefern. Darauf erhörte sie Ribat und gab ihnen 
fünf Netze (?). Am 15. Tischri sollen sie die 
fünfhundert Fische von guter Qualität liefern. 
Falls sie nicht pünktlich die fünfhundert Fische 
von guter Qualität liefern, so sollen sie am 


1 Zur Ergänzung der Zahl s. Z. 8. 

? Des Wort salitu kann ich sonst nicht nachweisen, 
doch kann es kaum etwas anderes als „Netz“ oder ein 
anderes Gerät des Fischers bedeuten. Ich leite es von 
der Wurzel salú = eintauchen, überschwemmen ab. 
Möglich wäre auch die Lesung (rikis) li-tum. 

Wohl irrtümlich vom Schreiber ausgelassen. 

482 


483 


20. Tischri tausend Fische liefern. Einer haftet 
betreffs der Bezahlung für den andern, dass er 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 12. 


484 


drei (vom dritten nur ganz wenig erhalten) 
Briefe, die sicher an vorderasiatische Unter- 


zahlen wird. Für die Bezahlung der fünfhundert tanen des Aegypterkünigs sind (Nr. 99. 162. 


Fische haftet auch Bél-ibni, der Sohn des Apla. 

Wie wir sehen, schliesst hier Ribat, der 
Diener und Verwalter des Grossbankiers Rimut- 
Ninib, einen Vertrag ab mit fünf aramäischen 
Fischern. Er liefert ihnen fünf Netze(?), und 
sie verpflichten sich, bis zum 15. Tischri, d. h. 
in 20 Tagen, fünfhundert Fische abzuliefern. 
Was sie darüber fangen, ist natürlich ihr Eigen- 
tum und der Preis ihrer Arbeit. Wenn sie 
nicht zur Zeit zurück sind, erhöht sich bis zum 
20. Tischri die abzuliefernde Zahl auf 1000. 
Um ganz sicher zu gehen, muss sich jeder 
Fischer für seinen Kollegen verbürgen, ausserdem 
haftet noch ein gewisser Bêl-ibni für die ganze 
Summe. 


Zu den El-Amarna-Tafeln. 
Von J. A. Knudtzon. 


1. Nr. 12. 


Ich habe als sicher angenommen (EAT! S. 12), 
dass Nr. 12 nicht aus Aegypten stamme, weil 
sie nicht den Schriftcharakter aufweist, der, 
wenn man vom ersten Brief des Amenophis III. 
an Kadasman-Harbe? (Nr. 1) absieht, auf sämt- 
lichen Tafeln, die sicher aus Aegypten stammen, 
vorliegt (vgl. EAT S. 17)5. Mit Bezugnahme 
auf meine Arbeit haben Radau und Weber 
jenen Brief behandelt; siehe des letzteren Anm. 
dazu (EAT S. 1031—1033). Beide halten mit 
mir die „Königstochter“ für eine babylonische 
Prinzessin, meinen aber, dass sie von ihrer 
neuen Heimat, Aegypten, aus einen solchen 
Brief an ihren Vater, den Kónig von Baby- 
lonien, gerichtet habe. Den Grund, den ich 
gegen ügyptische Herkunft der Tafel geltend 
gemacht babe, würdigen sie keines Wortes. 
Betrachten sie ihn etwa wegen der genannten 
Ausnahme für ganz haltlos? Unter solchen Um- 
stánden mag es mir gestattet sein, an folgenden 
Tatbestand zu erinnern. 

Der andere, gewiss jüngere Brief des 
Aegypterkónigs an KadaSman-Harbe?, der vor- 
esa ist (Nr. 5), weist den genannten Schrift- 
charakter auf; ebenso der Brief von Ameno- 
phis III. an den König von Arzawa (Nr. 31); 
ferner die Liste der Geschenke des Aegypter- 
königs (wahrscheinlich Amenophis IV.) an Bur- 
rabu(ra)ria$ (Nr. 14); endlich die zwei bzw. 


! So habe ich schon früher in dieser Zeitung (Jahr- 
gang 1913 Sp. 298) meine Bearbeitung der El-Amarna- 
Tafeln bezeichnet; vielleichthätte ich aber ehor Brockel- 
mann folgen sollen, der (Grundr. d. vgl. Gr.) ab- 
kürzt: Am. 

* Statt Harbe vielleicht eher Enlil zu lesen. 


* Näheres über diesen Schriftcharakter BA 4 S. 327f.|2. 4 und 17 (= Rev. b). 


163), von welchen der erste vielleicht von 
Amenophis IIL, der zweite, ebenso wie ver- 
mutlich auch der dritte, von der Zeit des 
Amenophis IV. herrührt. Also: wenn wir von 
dem Schreiben absehen, das unter den uns jetzt 
bekannten El-Amarna-Tafeln vermutlich das 
älteste ägyptische ist, so liegen solche ägyp- 
tische Schreiben, sie mögen aus der Zeit des 
einen oder des anderen Aegypterkönigs stam- 
men, an selbständige Könige oder an andere 
Fürsten gerichtet sein, uns in einer Gestalt 
vor, die gleichen Schriftcharakter aufweist. 
Dann hätte man aber zunächst doch erwarten 
sollen, das nämliche Verhältnis auch bei einem 
Brief vorzufinden, der wahrscheinlich aus der 
Zeit des Burraburia$-Amenophis IV. stammt 
und eine „Königstochter“ in Aegypten zur Ab- 
senderin haben soll. Folglich müssen meines 
Erachtens zwingende Gründe für die Annahme 
ägyptischer Herkunft dieses Briefes vorgebracht 
werden. 

Den Hauptgrund dafür findet man in dem 
Umstand, dass der Wunsch, der in den zwei 
letzten Zeilen des Briefes auftritt, eben Briefen 
von babylonischen Untertanen der kassitischen 
Könige an ihren Herrn, den König, als eigen- 
tümliches Merkmal angehört. Hieraus soll 
folgen, nicht nur dass die Person, von welcher 
ein Brief wie der vorliegende herrührt, „of 
Babylonian origin“, sondern auch, dass der 
Herr, an den er gerichtet ist, der babyloni- 
sche König sei. Von dieser Voraussetzung 
aus wird dann die vorliegende Tafel entweder 
als eine Kopie (vgl. EAT S. 19) oder als Kon- 
zept angesehen (ersteres nimmt Radau an, 
Weber denkt an beide Möglichkeiten, neigt 
aber zur letzteren). Für diese Auffassung soll 
dann weiter auch sprechen, um mit Radau, 
dem Weber ja in der Hauptsache folgt, zu 
reden, „the hastiness and carelessness in which 
it has been written, cf. e. g., wI-mu for shu-ul- 
mu (R. 6), be-li-c for be-N-ia (R. 14), id for 
i-ddi (R. 9), it-ti for at-ti-nu (Rev. 7)“. Beide 
scheinen indes nur untergeordnetes Gewicht 


-auf das, was sie in dieser Beziehung anführen, 


zu legen, und deshalb hat es gewiss keinen 
Zweck, auf eine Erörterung des wirklichen 
Sachverhalts einzugehen. Da aber Radau bei 
seiner Beurteilung des Textes nicht von dem, 
der von mir geliefert ist, ausgeht und auf der 
vorhergehenden Seite (Note 3) sagt: „Knudt- 
zon differs (l. c., p. 98, No. 12) in the follo- 
wing points! from the translation (and emen- 


1 Alle Abweichungen führt er doch nicht an; siehe 
Wenn er weiter zu meiner 


485 


“, so hält 
er offenbar seinen eigenen Text für richtiger 
als den meinigen. Dazu wäre er aber nur auf 
Grundlage einer erneuten Prüfung des Origi- 
nals berechtigt. 

Was nun aber den Hauptgrund für ägyp- 
tische Herkunft betrifft, so habe ich schon an- 
gedeutet, dass man aus dem Auftreten des 
genannten Wunsches am Schluss unseres Briefes 
kaum ohne weiteres berechtigt ist zu folgern, 
dass sowohl Absender als Empfänger Baby- 
lonier sind. Ich finde es recht gut denkbar, 
um nicht zu sagen natürlich, dass ein Baby- 
lonier (bzw. Babylonierin), der (die) in Diener- 
verhältnis zu einem anderen König (z. B. 
dem ägyptischen) treten sollte, diesem neuen 
Herrn gegenüber eine Formel benutzt habe, die 
dem alten Herrn gegenüber allgemein üblich 
war. Früher meinte ich nun, dass die zwei 
letzten Zeilen unseres Briefes Worte der baby- 
lonischen Prinzessin, die nach Aegypten hin- 
ziehen sollte, enthielten. Dann entstände aber 
folgende Sachlage: mit einem neuen Abschnitt 
führt die Prinzessin den Kidin-Addi (Rammän) 
ein, um sofort auf sich selbst zurückzukommen 
mit einem Wunsch in bezug auf den König. 
Das wäre doch etwas sonderbar. Wenn aber 
Kidin-Addi, der meiner Ansicht nach die Prin- 
zessin nach Aegypten zu begleiten hatte, auch 
am ägyptischen Hof als ihr Diener bleiben 
sollte, so würde er ja in Dienerverhältnis auch 
zum Pharao treten und hätte somit gute Ver- 
anlassung, diesem gegenüber die betreffenden 
Worte in den Mund zu nehmen. Es fragt sich 
nur, ob ein solcher Zusammenhang sich mit 
dem Text vereinbaren lässt. Kann, wie Weber 
meint (EAT S. 1033), Sani mit „setzt dazu“ 
übersetzt werden, so ist die Sache klar. Aber 
davon abgesehen, ob es etwa bedenklich ist, 
i$akni für ein Präsens von 3akánu zu halten, 
so möchte ich, bis sicherer Beleg angeführt 
wird, bezweifeln, dass dieses Verb eine Be- 
deutung wie die genannte gehabt habe. Viel- 
leicht geht es aber, obgleich das Pronominal- 
suffix ni, wenn es in Z. 22 vorliegt, doch mittels 
„Bindevokals“ angehängt worden ist, doch 
an, dieses auch in tišakni zu suchen und den 
vorhergehenden Teil des Wortes von einem 
Nw oder wohl besser pw mit einer Bedeutung 
wie etwa ,anflehen“ oder ,antreiben“ und 


Abweichung in Z. 5 bemerkt: „but cf. Rev. I. 5“, so 
habe ich folgende ganz einfache Erläuterung zu geben. 
Da ich vor dem angenommenen u Z. 5 Spuren gesehen 
habe, die ganz und gar nicht zu den Zeichen, die 2.17 
dem ù vorhergehen, passen, sondern entschieden auf 
a- mi- lu- ti hindeuten, so habe ich selbstverständlich jene 
Stelle nicht nach dieser ergänzen können. arum er- 
gänzt aber Radau nicht nach Z. 17 älural-ka statt bloss 
alu hai? 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 12. 


486 


dann „ersuchen, bitten“ herzuleiten. Dann er- 
gäbe sich jedenfalls eine sehr passende Ueber- 
setzung, nämlich wie: Dein Diener K. ersucht 
mich (zu sagen): Zum dinán 

Nach dem Dargelegten finde ich, dass kein 
zwingender Grund für die Annahme vorgebracht 
ist, dass der Brief aus Aegypten stamme. Es 
kommt nun darauf an, wie grosses Gewicht 
dem Umstand beizulegen ist, dass die Schrift 
den „ägyptischen“ Charakter nicht aufweist. 
Diese Tatsache wäre ohne Bedeutung, wenn 
man den Kidin-Addi selbst für den Schreiber 
halten könnte. Würde er sich aber dann nicht 
als solchen kundgetan haben? Hierfür kann 
vielleicht auch 42,27 geltend gemacht werden. 

Zum Schluss möchte ich dann auf zwei 
Punkte hinweisen, die mir gegen ägyptische 
Herkunft des Briefes zu sprechen scheinen. 
Zuerst finde ich es nicht natürlich, dass die 
babylonische Prinzessin, die dem Pharao zur 
Gemahlin gegeben war, in einem Brief von 
Aegypten, wo sie in diese Würde doch wohl 
schon eingetreten war, an ihren Vater sich 
als „Königstochter“ bezeichnet haben würde. 
Zweitens ist zu beachten, dass die Prinzessin 
wohl sicher eine Tochter von Burraburias ist, 
wenn dieser Name in Z. 7 steht, und das kann 
kaum angezweifelt werden. Soll man denn 
nun wirklich annehmen, dass die Prinzessin 
ihrem Vater Burraburias Begleitung der Götter 
„des Burraburia$^ angewünscht habe. Eine 
solche Angabe der Götter passt doch wohl 
besser in einem Wunsch für jeden anderen als 
eben Burraburias. Ihm gegenüber würde die 
Prinzessin wohl eher gesagt haben: „Deine 
Götter is 


2. Nr. 45—59. 


Die Briefe des Akizzi von Qatna (Nr. 52 
bis 55) haben ihren Platz bekommen nach dem 
Prinzip, das bet der Anordnung der Briefe von 
syrischen Untertanen des Aegypterkönigs in 
der Hauptsache befolgt worden ist (s. EAT 
S. 54); denn Qatna habe ich ja so weit gegen 
Norden wie ungefähr zwischen Hamath und 
Höms (Emesa) gesucht (vgl. EAT S. 1108). 
Aber weder eine so nördliche Lage — ihre 
Richtigkeit vorausgesetzt — noch die engen 
Beziehungen Akizzis zu Ländern wie Nuhasse 
(53, 41; 55, 21) und Nii (53, 42), die wohl noch 
nördlicher zu suchen sind (vgl. a. a. O. S. 1105 
und 1115), hätten den Platz der Briefe be- 
stimmen sollen. Hier wird die Chronologie 
mehr zu wiegen haben (vgl. ebenda S. 56); 
denn Aziru, der schliessliche Besieger des Rib- 
Addi, ist auch dem Akizzi ein gefährlicher 
Feind gewesen (s. 55, 24. 27. 45), und es wirkt 
wohl etwas störend, in die Unruhen, die er 


487 


verursacht hat, einen Einblick zu bekommen, 
ehe wir von all dem Ungemach, das er und 
vor ihm sein Vater Abdi-A&irta dem Rib-Addi 
verschafft hat, etwas gehört haben. Demge- 
mäss wären die Briefe Akizzis erst nach denen 
des Rib-Addi anzubringen, und zwar, da die 
Briefe des Ilirabih von Gubla (Nr. 139 und 140) 
nebst denen aus Berut, Sidon und Tyrus (zu- 
sammen Nr. 141—155) sich doch gewiss am 
natürlichsten denen des Rib-Addi unmittelbar 
anschliessen, erst zwischen denen aus 8 
und denen des Aziru (Nr. 156ff.). Mit den 
letztgenannten passen sie wegen der Nennung 
des Landes Nuhasse ohnehin sehr gut zusam- 
men, da dieses Land gerade in den Briefen 
Azirus und denen, die sich eng daran an- 
schliessen (Nr. 169 und 170), am häufigsten 
auftritt. 

Für die vier Briefe, die ich an die des 
Akizzi angeschlossen habe (Nr. 56—59), gibt 
es kaum einen richtigeren Platz; sie werden 
also diesen mitzufolgen haben. Ob das gleiche 
auch den sieben, die den nämlichen Briefen 
vorhergestellt sind (Nr. 45—51), gelten soll, 
muss vielleicht dahingestellt bleiben. Jedoch 
glaube ich, dass jedenfalls Nr. 51 einen Platz, 
der so weit vorn ist, am richtigsten behält, 
und da 45,35 eine Eigentümlichkeit aufweist 
(mát alu . . ), welche eigentlich vielleicht den 
Hettitern angehört (vgl. 41,2f; 42,10) und 
ausserdem nur noch auf Nr. 44 (Z. 1. 8. 19) 
auftritt, so möchte ich auch Nr. 45—49, die 
kaum voneinander zu trennen sind (vgl. EAT 
S. 1097f. und 1100), ihren Platz behalten lassen. 

Zuletzt ist für die Briefe Akizzis zu be- 
achten, dass das Treiben Azirus, wovon, wie 
schon oben bemerkt, auch einer dieser etwas 
enthält, wenigstens grösstenteils, vielleicht so- 
gar vollständig in die Zeit des Amenophis IV. 
fällt (s. z. B. schon 108, 28ff.). Demgemäss liegt 
es am nächsten anzunehmen, dass die Briefe 
Akizzis oder wenigstens einige darunter der 
nämlichen Zeit angehören. Nun ist aber der 
Brief, wo von Aziru die Rede ist (Nr. 65), 
ebenso wie Nr. 53 an den Aegypterkönig nam- 
mur-ia gerichtet, den ich = Nimmuria (Ameno- 
phis IIT.) gesetzt habe. Vielleicht ist der Name 
aber nav-hur-ia zu lesen und also = Naphuria. 


3. Nr. 67. 


Das Ergebnis, wozu ich in bezug auf die 
Abfassungszeit dieses Briefes vor etwa zehn 
Jahren oder mehr gelangt war (vgl. EAT 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 12. 


488 


werden; habe ich ja auch gefunden, dass der 
Ton von Nr. 266 ganz derselbe zu sein scheint 
wie der von Nr. 62, 65 und 67 (vgl. a. a. O. 
S. 1323 Anm. 2). Ist man aber bei Nr. 67 
nicht an die Zeit des Abdi-ASirta gebunden, 
dann wird die Ansicht Webers (ebenda S. 1145.) 
gewiss die richtige sein. Wenn er aber hier- 
für als etwas, das entscheidend in die Wag- 
schale fällt, anführt, „dass hier ein ‘Mann von 
Kubla’ mit den Feinden des Pharao Bündnisse 
eingeht“, so muss bemerkt werden, dass im 
Brief nicht ausgesagt ist, dass er mit den Fein- 
den des Pharao dies getan hat. Wohl aber 
kann dafür, dass der Brief „nicht von einem 
Nachbar und Gesinnungsgenossen des Abdi- 
Asirta, sondern von einem dem Pharao treu 
ergebenen Vasallen“ herrührt, die Art und 
Weise, worauf der Gegner in Z. 16—17 be- 
zeichnet ist, geltend gemacht werden; vgl. aus 
den Briefen des Rib-Addi Stellen wie 71,17 bis 
21; 91, 5; 108, 26; 125, 40f. 


4. Nr. 145. 


Vor mehreren Jahren war ich eine kurze 
Zeit geneigt, den Absender dieses Briefes für 
dieselbe Person wie Zimrida aus Lakis (288, 43; 
329, b; 333, 6. 9) oder jedenfalls für einen Für- 
sten im südlichen Teil von Palästina zu halten; 
denn unter der, allerdings kaum sicheren, Vor- 
aussetzung, dass zu-uh-ri Z. 22 Eigenname ist, 
habe ich diese Zuhri-Länder mit der Stadt ru- 
uh-ra, die 334, 3 aufzutreten scheint, zusammen- 
stellen wollen, und diese wird, falls sie auch 
325, 3 genannt ist, im Süden zu suchen sein 
(vgl. Webers Anm. zur letztgenannten Stelle). 
Selbst etwas so Unsicheres könnte an und für 
sich die Annahme wohl rechtfertigen, dass 
Nr. 145 aus dem Süden stamme. Die Tafel 
selbst zeigt aber so ziemlich deutlich, dass sie 
nicht von Nr. 144, deren Absender Zimrida 
(bzw. Zimriddi) von Sidon ist, getrennt werden 
kann. Erstens haben nämlich diese zwei Tafeln 
eine ganz gleiche Form von ungefähr ganz 
gleicher Grösse, und die Eigentümlichkeit der 
Form, dass die Höhe kleiner ist als die Breite, 
finden wir verhältnismässig selten wieder bei 
den El-Amarna-Tafeln ; dann ist der Ton beider, 
von der Farbe abgesehen (Nr. 144 hell grau- 
artig braun, Nr. 145 dunkelgrau), nach gütig- 
ster Mitteilung von Messerschmidt gleicher 
Art, und endlich ist ihre Schrift, wenn auch 
nicht genau gleich, so doch sehr ähnlich. Hin- 
zuzufügen wäre vielleicht, dass Nr. 329, deren 


S. 1144f.), beruht wohl eigentlich nur auf Absender Zimrida von Lakis ist, andere Form 


meiner Beobachtung, dass der Ton des Briefes 
ganz derselbe wie der von Nr. 62 und 65 zu 
sein scheint. 
aber kaum so grosse Bedeutung beigemessen 


(mehr hoch als breit) und ganz andere Schrift 
hat. Nun glaubte ich aber, selbst nachdem 


Dieser Uebereinstimmung darf ich jene kurzwierige Ansicht von der Herkunft 


des Briefes Nr. 145 aufgegeben hatte, doch 


489 


immer noch lange Zeit, dass die angenommenen 
Zubri-Länder in der genannten südlichen Ge- 
gend zu suchen seien (vgl. EAT S. 1245 oben), 
indem ich eine Verbindung zwischen dieser 
Gegend und der Stadt Sidon (etwa durch die 
zwei gleichnamigen Fürsten vermittelt) annahm, 
wofür mir Z. 30, wo vielleicht von einem Hin- 
aufziehen von (tiefer liegenden) Ländern die 
Rede ist, einen gewissen Anhalt zu bieten schien. 
Dazu ist aber der Inhalt jener Zeile allzu un- 
sicher, und ausserdem kann es sich ja, wie 
schon oben berührt, fragen, ob wir wirklich 
Länder Namens Zuhri anzunehmen haben. Viel- 
leicht ist mätät(?) zu-uh-ri soviel als „Länder 
des (Berg-)Rückens“ und damit die Libanon- 
Gegenden bei Sidon gemeint. 


5. Ein Verb &ahánu? 


Gegen ein Verb hahänu ist an und für sich 
nichts einzuwenden; denn man hat ja Ana- 
logien in babälu und ähnlichen Verben, kann 
ausserdem vielleicht auch auf Nomina mit hhn 
(vgl. die Wörterbücher von Delitzsch und 
Muss-Arnolt) hinweisen. Die ungefähre Be- 
deutung wäre wohl entweder als „gebeugt sein“ 
oder ,niedersinken“ zu setzen, je nach der 
richtigen Uebersetzung von u$hehin, istahahin, 
iStihahin, i$tuhahin und ähnlichen Formen, die 
in der Eingangs formel mehrerer der El- 
Amarna-Briefe auftreten. Ich möchte nämlich 
der Erwägung anheimstellen, ob nicht diese 
ne von einem solchen Verb herzuleiten 
sind. 

Gewöhnlich leitet man sie von einem nnv 
her. So jedenfalls Bezold (Orient. Diplomacy 
S. 112), Winckler (Wörterverzeichnis S. 30), 
Muss-Arnolt (Concise Dictionary S. 1019), 
Böhl (Sprache der Amarna-Briefe § 32b), 
Ebeling (BA VIII 2 S. 68, vgl. 73) und 
Ges.-Buhls Handwörterbuch (unter HH). 
Dagegen geht Brockelmann (Grundr. d. vgl. 
Gr. I S. 517 oben und 518 unten) vom hebr. 
nw „mit Wiederholung des 3. Radikals* aus, 
welche Wiederholung sich in eine „des 2. Ra- 
dikals“ umgesetzt zu haben scheint. Das kommt 
mir künstlich vor, und eine wirkliche Erklä- 
rung ist auf diese Weise doch nicht gewonnen. 
Wozu braucht man den 3. Rad. 1? Zur Er- 
klärung des » am Schluss jener Formen dient 
er nicht. Die Schwierigkeit dieses n ist je- 
doch auch bei der Erklärung, die von MMW aus- 
geht, meistens unerwähnt gelassen. Böhl hebt 
sie hervor, indem er sagt: „Absonderlich zu 
erwähnen sind die seltsamen, durch n erwei- 
terten Formen des (kanaanisierenden) Stammes 
PPI „sich beugen, sich niederwerfen“ (im Hebr. 
mmw als Nebenform neben MY und nw) in 
den Eingangsphrasen zahlreicher südkanaanä- 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 12. 


490 


ischer Briefe, welche eine Art Analogie haben 
in der gleichfalls noch nicht genügend! er- 
klärten Reflexivbildung vom Pa'lel im Hebrä- 
ischen: MANY“? Aber nur Ebeling hat ver- 
sucht, dieses n zu erklären. Er hält es für 
möglich, dass es mit dem „na energicum“, das 
auf den El-Amarna-Tafeln auftritt’, gleichzu- 
setzen sei, und für die Anfügung an die Ver- 
balform „mittels deit zieht er sogar das Hebr. 
zum Vergleich an. Was hier zu vergleichen 
ist, verstehe ich nicht; doch wohl nicht der 
Auslaut im ,Impf.^ des eben genannten Hit- 
palel? Aber auch die Gleichsetzung des n 
mit dem genannten sa bleibt wohl bedenklich, 
wenn das einfache n bloss in jenen merkwür- 
digen Formen auftritt. Doch, selbst wenn es 
keine Schwierigkeiten machte, jenes n bzw. in 
(en) als ein Anhängsel aufzufassen, wäre denn 
damit erreicht, alle die betreffenden Verbal- 
formen von nw oder Nu aus richtig erklären 
zu können? Dieses Ergebnis habe ich nicht 
gesehen. An einigen der oben genannten Stel- 
len wird auch auf eine solche Erklärung nicht 
eingegangen (bei Winckler und Ges.-Buhl). 
Brockelmann und Bóhl denken, wie wir 
gesehen haben, an eine Art Analogie zum hebr. 
Hitpalel, Bezold fragend an die bab.-ass. 
Form I2. Diese liegt nach Muss-Arnolt und 
Ebeling sicher vor in einigen der betreffenden 
Formen; nach ersterem in allen, die mit ist 
anfangen; nach letzterem nur in denjenigen 
darunter, die kein « enthalten, während er die 
u-haltigen (i$tuhahin und istuhuhin) für „Hith- 
pó:el^ halt. Ueber die Formen ohne das re- 
flexivische £* sagt Ebeling, dass sie „ihrer 
Natur nach noch nicht bestimmbar sind“; von 
Muss-Arnolt werden sie dagegen zu II 2 ge- 
rechnet. Dass diese Formen nicht mit denen, 
die mit ¿št anfangen, zusammengeschlagen wer- 
den Können, liegt auf der Hand. Wie sollen 
sie aber zu einem anderen ¢-Stamm (II2) von 
mmg gehören können? Gehört das schliessende 
^ bzw. in (en) dieser Formen nicht zum Stamm, 
so sind sie ein regelrechtes Präteritum IIIII 1 
von einem hähu oder ha’ähu (ersteres sprach- 
lich wohl besser, vgl. Ges.-Buhl unter min). 


Das Reflexiv dazu würde zunächst ustahih ge- 
lautet haben, wovon die vorliegenden ¢-Formen * 
wesentlich darin abweichen, dass sie mit i an- 
lauten und zwischen den zwei h fast durch- 

1 ? 

? Lies so. 

® Vgl. hierzu auch Brockelmann: Grundr. I S. 558 f. 

* Von der Form, deren Anfang unsicher ist (as-hi- 
hi-en 214, 6), ebenso wie vom he-hi-en (235, 9) abgesehen, 
sind es folgende: us-he-hi-in, us-he-bi-en und us-Bi-hi-en; 
vgl. Böhl § 32c. 

; „ i3-t-ba-bi-in, is ti. zi · hi · in, ib. tu · ba· 

Fu- Fi- 


hi-in, is- iu OO 


491 


gehend a haben (Ausnahmen nur i3tzhihin 302, | geltend gemacht hat“. 


10 und istuhuhin 325, 8). Erstere Abweichung 
ist kaum von grösserer Bedeutung; denn wegen 
der oben genannten hebräischen Verbalform hat 
wohl leicht eine kanaanäische Färbung des An- 
lautes (ist) eintreten können (ist 214, 6 as-hi-hi-en 
richtig, so wird das nämliche wohl auch dort 
vorliegen), und ausserdem könnte der zweimal 
vorkommende Anfang ist (331, 10 und 325, 
8) vielleicht aus wsts entstanden sein. Die 
andere Abweichung macht aber meines Er- 
achtens die Herleitung von einem hähu (oder 
ha d; sehr bedenklich. Will man nun nicht 
die Formen mit dem reflexivischen ¢ von einem 
anderen Verb als die anderen Formen herleiten, 
so dürfte es &m einfachsten sein, ein Verb 
hahánu anzunehmen, wovon in III II 1 und 2 
das Präteritum regelrecht hätte ushahhin und 
ustahahhin lauten sollen. Die erstere Form 
kann leicht zu wshihin geworden sein, und aus 
der letzteren können nach dem vorhin Ge- 
sagten die vorliegenden ¢-Formen sich wohl 
entwickelt haben. Für ein Verb hahdnu kann 
man sich nieht auf he-hi-en 235, 9 berufen; 
denn als vollständige Form würde dies ja ein 
»Permansiv“ (I 1) in der 3. sg. sein, während 
die 1. zu erwarten wäre; am Anfang wird ein 
us versehentlich ausgelassen sein. 


6. Entspricht das erste Fe 254,40 dem 
hebräischen CX in Schwursätzen? 


In der Besprechung meines Werkes, die 
Delitzsch in Memnon III S. 163f. geliefert 
hat, sagt er: „Ganz anders als Knudtzon fasse 
ich den Schluss des Schreibens Labajas Nr. 254, 
der eine genaue Parallele zu den hebräischen, 
durch CN bezw. 8D CN eingeleiteten Schwur— 


sätzen enthält: „Ja! wenn der König nach 
meiner Frau schreibt, wahrlich! ich werde sie 
nicht verweigern. Ja! wenn mich selbst be- 
treffend der König schreibt: 'stosse den kup- 
fernen Dolch in dein Herz und stirb', wahr- 
lich! ich werde ausführen die Weisung des 
Königs“. Der Gebrauch von kê, kí statt des 
sonst in Schwursätzen üblichen Summa erklärt 
sich durch das Zusammentreffen mit Summa 
als hypothetischer Partikel; ähnlich sagt ja 
auch der Hebräer ? „so, wenn" bei Zusammen- 


treffen mit CN.“ 


Diese abweichende Auffassung Delitzsch’s 
ist nach Weber (EAT S. 1317) „schon aus 
sachlichen Gründen vorzuziehen 
. . . wird auch dem allgemeinen Charakter 
der Labaja-Briefe, die sich in Loyalitätsver- 
sicherungen erschöpfen, mehr gerecht als die 
Knudtzons, ganz abgesehen von den gramma- 
tischen Gründen, die Delitzsch a. a. O. für sie 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 12. 


492 


Dies scheint ja not- 
wendig dazu führen zu müssen, dass man sich 
mit Weber an Delitzsch anschliesst. Ja, 
wenn es sich nur mit der sprachlichen Be- 
gründung, die bei dieser Frage wohl die grösste 
Bedeutung hat, so schön verhielte, wie mit der 
sachlichen, welche ohne Zweifel in Ordnung 
ist. So wie aber Delitzsch uns seine Auf- 
fassung dargeboten hat, ruht sie in sprach- 
licher Hinsicht auf schwachen Füssen. Denn 
erstens ist von „grammatischen Gründen“, die 
Weber gefunden hat, kein wirklicher vorhan- 
den, und zweitens hat seine Auffassung zu 
einer Uebersetzung geführt, die meines Er- 
achtens bedenklich ist. Oder ist es etwa ganz 
natürlich, dem Le so verschiedene Bedeu- 
tungen wie „ja“ und „wahrlich nicht“ beizu- 
legen, je nachdem es sich vor oder nach dem 
Vordersatz befindet? Kaum. Nur deswegen 
glaube ich jedoch nicht, dass die Auffassung 
Delitzsc h’s aufzugeben ist; denn sie gestattet 
gewiss, das erstere ki-e in gleicher Weise wie 
das letztere aufzufassen. Worauf es aber 
ankommt, ist aus dem Sprachgebrauche, wo 
möglich, nachzuweisen, dass das babylonisch- 
assyrische À; (kc) dem hebräischen QX in Schwur- 


sätzen entsprechen könne. Nach dem oben 
Angeführten setzt Delitzsch mit vollem Rechte 
fort: „Besonders eingehende Untersuchung wird 
noch dem Gebrauch der Partikeln in den 
Amarna-Briefen zu widmen sein.“ Eine solche 
Untersuchung dürfte nämlich auch für die vor- 
liegende Frage von grösster Bedeutung sein. 


7. Nr. 257— 260. 


Was EAT S. 1320 Anm. mitgeteilt worden 
ist, spricht sehr dafür, dass es richtiger ge- 
wesen wäre, Nr. 260 mit Nr. 317 und 318 
zusammenzustellen, in welchem Falle der Name 
des Absenders von jenem Briefe und der des 
Absenders von Nr. 257—259 zu gegenseitiger 
Deutung voneinander vielleicht nicht verwendet 
werden dürfen. Folglich mag im ersteren Namen 
mi- ir einfach mir zu lesen und ba-lu nicht als 
ba lu zu fassen sein, ebenso wie umgekehrt im 
letzteren An. Im vielleicht nicht mit bau 
wiederzugeben ist. Gegen die Vermutung, dass 
ba lu einfach durch ba-lu ausgedrückt worden 
sel, kann ja auch geltend gemacht werden, dass 
jener Gottesname (ba lu), wo er sonst auf den 
El-Amarna-Tafeln höchstwahrscheinlich in pho- 
netischer Schreibung vorliegt, stets anders ge- 
schrieben wird; siehe die männlichen Porsonen- 
namen ‘pu-ba-ah-la 104, 7, 1mu-ut-ba-ah-lum 
255, 3, !pa-a-lu-ia 165, 9 und vielleicht auch 
1pa-a-lu-u-ma 162, 76. Darf man also den 
Namen !ba-lu-mi-ir (Nr. 260) vielleicht nicht 
heranziehen, wenn es sich darum handelt, zu 


493 


entscheiden, wie der erste Bestandteil des 
Namens ! An.Im-mihir (Nr. 257—258 und 245, 
44) zu lesen ist, so ist man wohl bloss dar- 
auf hingewiesen, zu prüfen, ob sein letzter Be- 
standteil ( = hebr. Pep?) oder die Gegend, wo 


der Träger des Namens etwa zu Hause ge- 
wesen ist (vgl. 245, 43—45), irgend welche 
Anhaltspunkte für die betreffende Lesung dar- 
bieten. 

Die zwei unsicheren Zeichen am Schluss 
von 260, 13, welche in Autographie Nr. 145 
(S. 1005) und zum Teil etwas besser (das letzte 
jedenfalls klarer) in BA 4 S. 321 Anm. TT 
wiedergegeben sind, werden anders zu fassen 
sein, als ich sie in EAT und schon an der 
letztgenannten Stelle getan habe. Bei meinem 
Kopieren der Tafel gelangte ich betreffs des 
letzten Zeichens nach sorgfältiger Prüfung zu 
diesem Ergebnis: „Es wird di sein“. Nachher 
glaubte ich aber wegen der Vermutung, auf 
die ich in bezug auf das vorhergehende Zeichen 
kam (siehe zuerst BA a. a. O.), eher ein frag- 
liches ki annehmen zu müssen. Das geht aber 
gewiss nicht, obwohl das Zeichen drei und nicht, 
wie bei di der Fall hätte sein müssen, nur 
zwei wagerechte Keile zu haben scheint. Nun 
kann aber der oberste von diesen, der nur vor 
dem senkrechten Schlusskeil zu sehen ist, viel- 
leicht von einem vorderen senkrechten Keil (eines 
di) herrühren oder mag kein Schriftzug sein, 
was übrigens vielleicht auch von dem mittleren 
gelten könnte. Am Anfang jenes obersten wage- 
rechten Keils (bzw. Striches) und kurz hinter 
der obersten Spitze des schrägen Keils, womit 
das Zeichen anfängt, scheinen nun weiter auch 
Spuren einer zweiten solchen Spitze vorhanden 
zu sein, und Ai hat an der einzigen Stelle, wo 
es auf der Tafel vorkommt (Z. 6), nur einen 
schrägen Keil; ebenso das einzige ki, das auf 
den zwei oben genannten Tafeln Nr. 317 und 
318 vorkommt (317, 14). An diesen schrägen 
Keil schliessen sich ferner im ersteren ki vier 
und im letzteren anscheinend sechs wagerechte 
an; von diesen sechs rührt aber der nächst- 
oberste wohl eher von einem senkrechten Keil 
her, und die drei unteren sind vielleicht nicht 
alle gültige Schriftzüge; vgl. Anm. zur Stelle. 
Also dürfte das letzte Zeichen in 260, 13 ziem- 
lich sicher als di anzusetzen sein. In bezug 
auf das vorhergehende Zeichen ist sodann viel- 
leicht das zu beachten, was eben von dem kz 
dieser selbigen und dem Ai einer verwandten 
Tafel mitgeteilt ist, wonach nämlich ein wage- 
rechter Keil bisweilen vielleicht an die Stelle 
eines senkrechten getreten ist. Nimmt man 
das für den zweiten oberen wagerechten Keil 
des eben genannten vorletzten Zeichens unserer 
Zeile an, so wird es als bit anzusetzen sein. 


Orientalistische 1398 Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 12. 494 1914 Nr. 12. 


494 


Auf diese Vermutung, die schon EAT S. 1321 
mitgeteilt worden ist, bin ich übrigens durch 
die Ausführungen Webers zu 89, 48—49 (EAT 
S. 1180) gekommen. Sie dürfte, wenndasfolgende 
Zeichen sicher di ist, zur Gewissheit erhoben 
worden sein, und das wird dann weiter für die 
fraglichen Zeichen 148, 42 und 151, 55 gewiss 
von Bedeutung sein (vgl. Web er a. a. O. 
S. 1180 Anm. 2), wenngleich im Zeichen bit 
der Abimilki-Tafel Nr. 147 (BB 29) der be- 
treffende Keil der Regel gemäss senkrecht ist 
s. Z. 46 und 50). Wie es sich an der einzigen 
Stelle, wo bit auf den Abimilki-Tafeln noch 
vorkommt (153, 13), damit verhält, weiss ich 
nicht. 


— 


Miscellanea (vgl. OLZ 1912, 442#f.). 


Von Harri Holma. 
5. ulluhu. 


Dieser Stamm ist uns fast nur aus Sylla- 
baren bekannt (DHWB 662)! und würde uns 
sonst kaum des weiteren beschäftigen, wenn er 
nicht in semasiologischer Hinsicht von Interesse 
ware. ulluhu steht nämlich parallel mit dem 
bekannten Stamme edédu, uddudu (Br. 4234—5) 
„scharf, spitz sein“ , „schärfen“ ? und muss dem- 
nach eine ähnliche Bedeutung wie dieser haben. 
Es scheint mir deshalb wahrscheinlich, ulluhu 


etymologisch m hebr. now Niph. ‚werdorben 


sein“, arab. 2 | | VIII „sauer sein (von der Milch)“ 


zu verbinden. Die Bedeutungen des hebr. und 
arab. Wortes erklären sich ohne weiteres aus 
der wegen ulluhw vorauszusetzenden Grund- 
bedeutung ,scharf sein*: scharfen Geschmack, 
scharfen Geruch haben“ „ d. h. „verdorben. 
sauer u. &. sein“. Eine vorzügliche Parallele 
zu diesem Bedeutungswandel bietet nun assyr. 
daddaru „Geruch“ (erklärt VR 47a 53 durch 
bu-’- ša-nu), das für jeden Fall mit hebr. 9997, 


üthiop. dandar, syr. pl. 255», dorniges Gestrüpp“ 


(wegen seiner spitzen Dornen so genannt), 
3 0 


arab. dd „scharfe Zähne“ 


auch KB VI, 1, 452). Es liessen sich auch 
weitere derartige Beispiele heranziehen. 

Ein blosser Zufall ist es, dass VR 47a 53 
auf daddaris ein Wort u-la-hi$ folgt, das äusser- 
lich zu unserem Stamme zu gehören scheint 
(von DHWB zweifelnd unter ulluhu gebucht). 
Indessen fordert die ganze Struktur des betr. 
Textabschnittes, dass alahi$ als Verbum (1. Pers. 


identisch ist (vgl. 


1 SAI 5602 lies wohl [sJulluhu nach 11036. 
7 Vgl. Ges.-Buu'* 212*. Bezold, Reflexe 28 


(x OLZ 1912, 456). Arab. KES „schärfen“. 


495 


Praesens) gefasst wird, wie dies zuerst Lands- 
bergerinLehmannsTextbuch p.115 erkanntet. 
Der Stamm dieses alahi$ ist wohl derselbe, 
dessen I 2 lit-hu-šú parallel mit kitmusu (kamásu 
I 2) und labün appi steht (DH WB 375b). Also 
etwa „gebeugt sein“. Landsberger: „alt sein“. 


6. ussubu. 


Zu den von mir in meiner Schrift „Die as- 
syrisch-babylonischen Personennamen der Form 
quitulu^ behandelten, anomalische oder sonst 
auffällige Eigenschaften bezeichnenden Adjek- 
tiven der Form gutiuluw möchte ich hier noch 
ussubu (DHWB 141b, ganz unten) hinzufügen. 
Der Parallelismus mit unnubu (s. Quttulu p. 28) 
gibt uns ohne weiteres die Bedeutung: „üppig“, 
„mit üppiger Figur“ o. ä. Stamm esébu „spries- 
sen“; Grs.-BuurL!5 616a, wo Etymologisches. 


Vgl. auch arab. , Z2 „Erwachsene“. 


7. edel mru 
Im Inventaire de Tello I Nr. 1214 kommt 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 12. 


496 


Gewand“, wozu man hebr. hin „Hülle“ zu ver- 
gleichen hat. 

Im Assyr. erscheint der Stamm nn, L4, 
womit hebr. "On, nam, arab. „ usw., alles 


„verbergen“, „bedecken“, urverwandt sind, als 
Verbum wegen Metathesis in der Form pihü 
„bedecken“ (vgl. Quttulu p. 80. Die von M.-A. 
299 (habü 1) und Delitzsch früher (HWB 265f., 
Proleg. 175) für das Verbum habü im Anschluss 
an den arab. Stamm angenommene Bedeutung 
„bergen“ wird sich daher kaum aufrecht erhalten 
lassen. Assyr. habü heisst vielmehr „schöp- 
fen“ (vgl. DAL? 162; ZA XXVII 273) und 
wird mit dem sicher nachzuweisenden Worte 
‘hipu bzw. hapü „schöpfen“ (s. Kleine Beiträge 
p. 39!) zu identifizieren sein; also hapü zu lesen. 
— Ein weiterer Stamm ist bekanntlich häpu 
„reinigen“ (ibid. 38 f.). Endlich hápw „Ufer“ 
(ibid.). 
9. naspadu. 
In der interessanten neuen Liste von Körper- 


unter allerlei Spezereien und Wohlgeriichen auch | teilnamen, die Langdon in AJSL XXX 7E 
ein Wort Simam-ru-um vor. Ich möchte, vor- | veröffentlicht hat und die ich bald an anderem Orte 
läufig mit allem Vorbehalt, in Frage stellen, | einer näheren Besprechung unterziehen werde, 
ob nicht hier die älteste Erwähnung des uns kommt als einer der Namen für , Brust" auch 
in griechischer Form überlieferten Wortes am- „a-as/s-pa-du (Rev. 4) vor. Langdon liest nag- 


bra (mit sekundärem f; > arab. Ag) getan 


worden sei. Was die alten Babylonier unter 
anıru verstanden haben mögen, sei einstweilen 
dahingestellt; dass es aber ein pflanzlicher Wohl- 
geruch — wie ambra meistens auch bei den 
Alten — bezeichnete, zeigt das Determinativ. 
Ich hoffe an anderem Orte auf das Wort zu- 
rückkommen zu dürfen, ich wollte jetzt nur 
auf die frappante sprachliche Uebereinstimmung 
aufmerksam machen. 


8. habü. 


Die Belege für habü „eine Art Gefäss“ 
findet man in den Wörterbüchern. Dagegen 
ist die Etymologie (von dem Versuche Grim- 
mes OLZ 1909, 243 abgesehen), soweit mir 
bekannt, nicht nachgewiesen. Indessen liegt es 


ja auf der Hand, habü mit syr. (az 2, äthiop. 
IAP „amphora“, arab. £x „seria“, -Us 


„vas olei“ etymologisch zu verbinden. Stamm: 
> 
NaN, Ga „verbergen“, verstecken“, „bedecken“ 


(GEs.-BuuL ts 206b). Dazu gehören ferner as- 
syr. nahbü, nahbátu „Köcher“ und habitu „ein 


1 Die verfehlten Uebersetzungen von Martin (Le 
juste souffront) und Landersdorfer (Eine bab. Quelle 
für das Buch Hiob?) sind danach zu ändern. 

? Vgl. auch Levy II 4. 


„endgültigen Erklärung harrt, ist bamätu. 


padu, ohne irgend welche Etymologie dafür zu 
geben. Indessen ist das Wort mit s anzusetzen 
und mit dem Stamme sapddu, "ED „klagen“, 
„trauern“ zu verbinden. Als Grundbedeutung 
‚dieser Wurzel hat man nämlich die im Syr. 


BS „Schlagen“ noch zu erkennende Bedeutung 


„die Brüste schlagen“ > „trauern“ angesehen. 
Dass dies richtig war, lehrt uns nun das neue 
assyr. Wort naspadu „Brust“, urspr. „die Steile, 
die man beim Trauern schlägt“. Die ursprüng- 
liche Bedeutung dieser Wurzel, womit wohl 
(gegen KAT? 6041) GO, Sabátu „schlagen“ ur- 
verwandt ist, scheint also auch im Assyrischen 
fortgelebt zu haben. 


Zum babylonischen Lexikon. 
Von Ernst F. Weidner. 


I. bamätu. 
Ein Körperteilname, der noch immer der 


Die 
bisherigen Deutuugsversuche stützten sich alle 
hauptsächlich auf eine Stelle in den Geburts- 
omina; sie ist zuletzt in CT XXVII, pl. 21, 
e 14f. veröffentlicht und hat folgenden Wort. 
aut: 

14. Summa lahru nésa ülid-ma ba-ma-at-su Sa 
imni *"lipà ku-uz-za-at tu-uh-du ina matt ibassi 

15. Summa lahru né$a àlid-ma ba-ma-at-su ša 
$umeli S&lipà ku-ue-za-at GAB-RI 


497 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 12. 


498 


„Wenn ein Schaf einen Löwen wirft und usw.) der nach III R 53, 6b = CT XXVI, 


sein bamátw rechts (bez. links) mit Fett bedeckt 
ist, usw.“. 

Boissier (Choix p. 24, n. 61) erklärte 
bamätu hiernach als „partie de la tête“, Hunger 
(Tieromina, S. 72) und Fossey (Babyloniaca 
V, p. 54f.) genauer als „Schläfe“. Diese 
Deutung hat Holma (Körperteile, S. 55 
abgelehnt. Er fasste bámáti als Pl. zu bámtu, 
welches = bântu sei und „Bauch“ bedeute. Da- 
gegen hat sich wieder Jastrow (Religion II, 
S. 876, Anm. 7) gewandt (und mit Recht!), 
welcher seinerseits Hunger und Fossey bei- 
zustimmen geneigt war. 

Die wünschenswerte Aufklärung über den 
Sinn von bamätu bringt nun ein umfangreiches 
unveröffentlichtes Vokabular zu den Geburts- 
ominatexten, dessen Kopie mir von befreundeter 
Seite zur Verfügung gestellt wurde. Dort wird 
auch der Text behandelt, aus dem oben zwei 
Zeilen zitiert sind, und für bamdtu die Erklärung 


gegeben: 
ba-ma-a-tu = mes-Iu „Mitte“ (des Körpers 
— Nabel, Bauch!) 
ba-ma-a-tu = si-la-a-nu „Rippen“ 
ba-ma-a-tu = gi-e-ru „Rücken“ 
ba-ma-a-tu — ku-tal-lum „Rückseite“ 


Da hier bamátu mit den vier Hauptteilen 
des Lieibes identifiziert wird, so dürfte es wohl 
ohne weiteres klar sein, dass bamätu eben den 
Leib (d. h. den Körper ohne Kopf und Glied- 
massen) bezeichnet. Diese Uebersetzung passt 
nicht nur vortrefflich für die oben zitierte 


1. 49, S 777,6 auch als Bezeichnung des 
laneten Jupiter im Monat Ab gebraucht wurde’. 
Man hat sich nach dem Vorgange Jensens 
(Kosmologie, S. 121 3 fast allgemein daran ge- 
wöhnt, dem Worte die Bedeutung „ungünstig“ 
beizulegen?. Jensen las es magrü, identifizierte 


)|es mit dem bekannten Worte magrü „günstig“ 


und meinte, dass es hier in euphemistischem 
Sinne gebraucht und mit ungünstig zu über- 
setzen sei. Hommel(Aufs-. und Abhandl., S.450) 
las zwar makrü, legte dem Worte aber dieselbe 
Bedeutung bei wie Jensen. Das ist jedoch 
sicher nicht richtig. Der Planetenname ist, wie 
Hommel schon annahm, tatsächlich makrü zu 
lesen, das bedeutet aber „rot, dunkel“ und hat 
mit „günstig“, bez. „ungünstig“ nicht das 
Geringste zu tun. Der Beweis kann auf 
folgendem Wege erbracht werden. IIR 49,3, 
30 f. lesen wir: 


30. Fark DIR = ma-ak-ru-&á = AL. BA Tau / 


31. IE = me. kit i- zat = | || | 

DIR ist also nach Z.31 = mekit i3át „Feuer- 
brand“ (s. Jensen, Kosmologie, S. 123f.); 
es kommt auch sonst häufigin den astrologischen 
Texten als Adjektivum vor und ist dann immer 
sâmu „rot“ zu lesen. Daraus dürfte schon mit 
einiger Wahrscheinlichkeit der Schluss zu ziehen 
sein, dass makrá eine ähnliche Bedeutung zu- 
kommen muss. Die erwünschte Bestätigung 
dafür bringt eine Angabe in einem unveröffent- 
lichten astrologischen Kommentare; es heisst 


Stelle aus den Geburtsomina, sondern auch |dort: 
für CT XVII, pl. 10, Z. 45 ff., wo sich bamätu | ere? Ma-ak-ru-u = tam-3il "Gira (GIS. BAR); 


noch einmal als Körperteilname in einem Be- 
schwörungstexte findet?. Es ist dort zu über- 
setzen: „Der aSakku stürmt gegen den Menschen 
wie ein Sturm an und schlägt diesen Menschen“, 
ba-ma-as-su im- Si- id „zerschmettert seinen 
Leib“. 

Bamätu wird dann auch in übertragenem 
Sinne in der Verbindung bamät 3adi „Leib 
des Gebirges" = „Gebirgshöhe, Gebirgsrücken“ 
gebraucht und erhält schliesslich auch allein- 
stehend die Bedeutung „Anhöhe, Gebirge“ (s. 
Delitzsch, HW 177). Diese Bedeutungsent- 
wicklung macht weiter keine Schwierigkeiten 
und findet in zahlreichen anderen ihre Analoga. 


2. makrh. 


Ein sehr häufiger Name des Planeten Mars 
ist ab Magen, k)rü (vgl. VACh, Ištar XX, 
98; CT XXIX, pl. 47, K 7646, 2; II R. 49, 3, 30 


! Die Auffassung des Nabels als Mittelpunkt ist all- 
bekannt. Vgl. dazu jetzt die lehrreiche Arbeit von 
H. W. Roscher, Omphalos (Leipzig, Teubner, 1913). 

’ Vgl. Thompson, Devils and Evil Spirits II, 
p. 30f., Holma, Körperteile S. 55. 


Wenn also Makrá hier als ,Ebenbild des 
Feuergottes“ erklärt wird, so dürfte das tertium 
comparationis wohl in der roten Farbe liegen. 
Wenn das nicht ohne weiteres einleuchten sollte, 
so verweise ich auf eine Angabe in der Hemero- 
logie des Astrolabs B, wo es von dem roten 
Aldebaran heisst kakkabu 3uátu * BIL-GI Sa- nin 
„dieser Steru stellt sich dem Feuergotte gleich“ 
(s. mein Handbuch I, S. 85). Dann dürfte sich 
also mit Sicherheit für makrá die Bedeutung 
„rot“ ergeben. Die endgültige Bestätigung 
dafür, zugleich auch für die Lesung makrü 
(mit 2) bringen die verwandten semitischen 
Sprachen. Derselbe Stamm liegt nämlich vor 


in arab. ye „rot sein“ und syr. li cio „Rötel, 
Mennige“ (Brockelmann, Lex. Syr. 185 f.). 


! In S. 777 mit dem Zusatze # ZAL-BAT an, wo- 
durch gekennzeichnet werden soll, dass es sich hier um 
eine Namenübertragung von Mars auf Jupiter handelt. 

* Vgl. aber Jastrow, Religion II, S. 656, Anm. 6. 

5 Zu # GIS-BAR = Gira s. Meissner, OLZ 1912, 
Sp. 117 f. 


499 


Wie sämu zunächst „rot“ bedeutet, aber 
vielfach auch in dem Sinne „dunkel, finster“ 
gebraucht wird, so scheint sich auch bei makrá 
die gleiche Bedeutungsentwickelung zu finden, 
ja hier scheint man von „finster“ noch die 
weitere Bedeutung „unheilvoll* abgeleitet zu 
haben (rot ist ja die Farbe des Unglücks- 
planeten Mars, vgl. lat. ater!) Denn allem 
Anscheine nach liegt doch wohl dasselbe Wort 
makrü vor in dem babylonischen Namen des 
Schaltmonates: arhu makrü ša Adari (III R 55, 
41b). Das kann natürlich nicht heissen „roter 
Monat des Adar“, sondern nur „finsterer = un- 
heilvoller Monat des Adar“. Ich brauche dazu 
wohl nicht weiter an die Tatsache zu erinnern, 
dass der Schaltmonat nach der Anschauung 
zahlreicher Völker als der Unglücksmonat gilt, 
was hier dann auch für die Babylonier belegt 
wäre. 

Als ich die obigen Ausführungen bereits 
geschrieben hatte, stiess ich auf eine Randnotiz 
Wincklers in seinem Exemplare von Muss- 
Arnolt, HWB zu magrü (S. 512); sie lautet: 
„vorher [II R 49, 3, 29] K DN = pisü, also: 
ater, schwarz! Daher der rabe das zeichen 
des Adaru magrû“. Ich kann also zu meiner 
Freude feststellen, dass Winckler der wahren 
Bedeutung von makrů bereits ausserordentlich 
nahe gekommen war. 


3. pillurtu. 


In dem astrologischen Texte VACh, 2. Suppl. 


LXIV lesen wir Kol. I, Z.17—20: Summa ina 3amé* 
mes-hu Sa r šadi ana i amurri Sa #4 iltâni ana 
Sart I King pi-ü-lu-ur-ti is-· xp Sar mats 3uäti 
imät-ma husahhu isabbat II-su-nu kakkabänir 
i-sar-ru-ru „Wenn am Himmel eine Feuerkugel 
von Osten nach Westen (oder) von Norden nach 
Süden wie ein pillurtu aufblitzt, so wird der 
König dieses Landes sterben, eine Hungernot 
wird um sich greifen. Zweimal blitzten Feuer- 
kugeln auf.“ Um nun die Bedeutung von 
pillurtu festzustellen, möge man zu dieser Stelle 
ThR 28, R. 2 f. vergleichen: [$umma] kakkabu iş- 
rurma ki-ma riksi gis-ri [ultu] eréb Sumòi ana sit 
Šamši irbi „Wenn ein Meteor aufblitzt und 
wie ein gewaltiges Band von Westen gen 
Osten verschwindet.^ Da in der Tat der leuch- 
tende Streifen, den ein Meteor hinter sich 
herzieht und der oft längere Zeit sichtbar bleibt, 
den Vergleich mit einem gewaltigen glánzenden 
Bande nahelegt, so móchte ich auch für pillurtu 
die Uebersetzung „Band“ vorschlagen. Dass 
sie richtig ist, zeigen die übrigen Stellen, an 
denen sich das Wort findet. In einem der Ge- 
burtsominatexte heisst es (K 209, V. 1—6 (CT 
XXVII, 25) = K 2977, V. 10—15 (ib. 27) = 
11090, 5—9 (CT XXVIII, 34): 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 12. 


E 


600 


11. Summa is-bu T -ma kima pi-il-lu-ur-ti it-gu- 
ru têm mati išanni"....[| ]-% imát 

2. Summa is-bu T -ma kima pi-il-lu-ur-ü at-gu- 
ru-ma ina kabli-8u- [nu tis]butu 

3. tak-tiit palit tim mati 1$anni**. esitu ina 
mate 1ba33i 

4. Summa 1s-bu I -ma kima pi-il-lu-ur-te it- 
gu-ru-ma kisad-su-nu su-hur-ma rêš-su-nu 

5. iSlánu-ma mätu ana ga-bi-e šarri-ša uššab 

6. Summa is-bu H -ma kima pi-il-lu-ur-ti it- 
gu-ru-ma pt sa-bi-it nin-tu-ú Sarru ahü ina mats 
ibassi 

1. Wenn das Neugeborene doppelt ist und 
sie wie mit einem Bande umschlossen sind, so 
wird die Gesinnung des Landes sich ändern, ... 
ee wird sterben. 

2. Wenn das Neugeborene doppelt ist und 
sie wie mit einem Bande umschlossen sind und 
sie an ihrer Mitte (Taille) sich fassen (zusammen- 
gewachsen sind), 

3. Ende der Regierung, die Gesinnung des 
Landes wird sich ändern, Zerstörung wird im 
Lande sein. 

4. Wenn das Neugeborene doppelt ist und 
sie wie mit einem Bande umschlossen sind, ihr 
Hals abgewandt(?), ihr Kopf 

5. nur einer ist, so wird das Land nach 
dem Befehle seines Königs wohnen. 

6. Wenn das Neugeborene doppelt ist und 
sie wie mit einem Bande umschlossen sind und 
der Mund sich erfasst, nint, ein fremder König 
wird im Lande sein. 

Es handelt sich hier also durchweg um 
Zwillinge, die zusammengewachsen sind. Ihr 
Aussehen legt den Vergleich nahe, sie seien 
mit einem Bande aneinandergefesselt. 

Neben pillurtu findet sich auch die Form 
pallurtu, und zwar in den veröffentlichten 
Texten meines Wissens zweimal. Die erste 
Stelle ist von besonderer Wichtigkeit, da es sich 
um ein Vokabular handelt. Wir lesen II R 39, 
5, 56 e—f die Gleichung: pal-lu-ur-tu = u-sur- 
tu» Da nun usurtu „Umschrankung, Um- 
schliessung* bedeutet (Delitzsch, HW 122) 
und ein Band ja etwas „Umschliessendes“ ist, 
so erhält die Gleichung pi(aJllurtu = „Band“ 
bier eine neue Bestätigung. Auch für die 
zweite Textstelle, die pallurtu erwähnt, passt 
diese Bedeutung vorzüglich. Ich meine VACh, 
1. Suppl. VII 12: summa Sin ina tamarti-5u pal- 
lu-ur-ti kakkabanir! e-pt-ih ina ku[l-la]t (2) må- 

! Vgl. Jastrow, Religion II, S. 845 ff. und 
Fossey, Babyloniaca V, S. 62 f. 

? Aus dieser Stelle hatte bereits Delitzsch (HW 
174a) die der Wahrheit ja sehr nahekommende Ueber- 


setzung „Umgrenzung, Umschrankung“ abgeleitet, ebenso 
Jastrow, Religion II, S. 845, Anm. 6 


601 


tater? ia nakrätir! i$$akaná? „Wenn der Mond 
bei seinem Erscheinen von einem Bande vonSter- 
nen umgeben ist, so werden in der Gesamtheit(?) 
der Länder Feindschaften ausbrechen“. In 
Parallelstellen (vgl. VACh, Samas XX 6 usw.) 
wird von einem tarbas kakkabäni „Ringe von 
Sternen“ gesprochen, was natürlich dasselbe 
ist; da Ring wie Band beide etwas „Um- 
schliessendes*' sind, so erhált die Uebersetzung 
pi(a)llurtu = „Band“ eine neue Stütze. 

Seit langem ist nun schon ein Wort illurtu 
„Band, Fessel“ (Delitzsch, HW 76) bekannt. 
Beide Worte dürften zweifellos identisch sein, 
dergestalt, dass sich illurtu auf dem Wege pillurtu 
(willurtu (illurtu aus pillurtu entwickelt hat i. 


4. LUGAL IM-GI = sarru hammá. 


In ZA XXV, S. 199 ff. hat Zimmern nach- 
gewiesen, dass LUGAL IM-GI „Usurpator“ 
Sarru hammü zu lesen sei. Es dürfte inter- 
essieren, wie die babylonischen Gelehrten das 
Wort LUGAL IM-GI etymologisch erklärt 
haben. In dem bereits erwähnten unveröffent- 
lichten Vokabulare zu den Geburtsominatexten 
lesen wir untereinander die Gleichungen: 


LUGAL IM-GI = iar GE) ha-am-mi-e 


LUGAL Sar („ ) -ru „König“ 
IM = e-mu-ku „Macht“ 
GI = ta-ka-lu „vertrauen, 


[pochen“ 
Der LUGAL IM-GI „Usurpator“ ist also 
ein „König, der auf seine Macht pocht“. Die 


Richtigkeit dieser ‚Etymologie dürfte natürlich | ® 


überaus problematisch sein?. 


5. hupipi. 
In dem Geburtsomentexte CT XX VII, pl. 3,17 
— pl. 4, 9 — pl. 6,4 lesen wir: 
Summa sinnistu Si-kin hu-pi-pi lid Sarru u 
máréP -šu ina ali ussür! 
Wenn eine Frau eine hupipi-Bildung ge- 
biert, so werden der König und seine 
Söhne die Stadt verlassen. 


Während uns diese Stelle über die Bedeutung 
von hupipi nichts sagt, führt uns CT XXVII, 
pl.21, Z. 8 ein Stück weiter. Wir lesen dort: 


! Ein anderes Wort pillurtu liegt jedenfalls Harper, 
Letters 1V, 408, R. 6 und 434, R. 13 vor. Vgl. dazu 
Meissner, ZA XVII, S. 248 ff. 

? Bei dieser Gelegenheit móchte ich auf eine inter- 
essante neue Tatsache aufmerksam machen. In der 
Datenformel Samsuiluna, Jahr 14 heisst es, dass der 
Kónig einen von den Akkadern unterstützten Usurpator 
besiegt habe (vgl. Poebel, BEUP VI, 2, p. 74). In 
einem vorzüglich erhaltenen, inhaltlich Bon gänzlich 
unbekannten Prisma Samsuilunas, das ich bei einem 
Antiquitätenhändler sah, wird nun berichtet, dass Sam- 
suiluna 26 Usurpatoren getötet habe (26 sar ha-am-ma-i 
i-na-ar). Seine Regierung muss also eine politisch sehr 
bewegte Zeit gewesen sein. 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 12. 


502 


8. Summa lahru nesa old ag in hu-pi-pi 
iškun rubü mähira la ira$3is mata nakru 
-šu tkkal 

8. Wenn ein Schaf einen Löwen wirft und 
er das Auge eines hupipi hat, so wird 
der König keinen ebenbürtigen Gegner 
haben, das Land wird sein Feind „auf- 
fressen‘“!. 


Die vorhergehenden und die folgenden Zeilen 
handeln ebenfalls von den Augen des neuge- 
borenen Löwen, und zwar werden sie durchweg 
mit den Augen anderer Tiere verglichen. Daraus 
ist wohl mit Sicherheit der Schluss zu ziehen, 
dass auch hupipi der Name eines Tieres ist. 
Um welches Tier es sich handelt, kann aller- 
dings noch nicht ausgemacht werden. 

Hier möchte ich nur noch darauf aufmerksam 
machen, dass hupipi bereits zur Zeit der Dynastie 
von Ur als Personenname vorkommt (Myrhman, 
BEUP III, 1, 11, 12; 119, 5; 147, 5). Das 
reduplizierte pi lässt nun aber m, E. mit Sicher- 
heit erkennen, dass in dem Worte ein elamisches 
Lehnwort im Babylonischen vorliegt?. 

Vielleicht kónnen hier die Elamisten weiter- 
helfen. 


Besprechungen. 


Contenean, C.: La déesse nue babylonienne. 
tude d'iconographie comparée. Avec 127 figures 
dans le texte. Paris, Geuthner, 1914. 8 fres. Bespr. v. 
W. Reimpell, Berlin. 
Es ist sehr dankenswert, dass die Franzosen, 
augeregt durch die reichen Schätze aus Tello 
nd Susa, neben der philologischen Bearbeitung 
dauernd die archäologischen Fragen im Auge 
behalten. Einzeluntersuchungen, wie die vor- 
liegende, sind dringend nótig, ehe wir daran 
gehen kónnen, uns ein Gesamtbild der baby- 
lonischen Kultur zu machen. Conteneau be- 
handelt zunächst die Geschichte des Problems 
in der neueren wissenschaftlichen Literatur. 
Es folgt die Besprechung der nackten Góttin 
bei Babyloniern, Elamiten, Aegyptern, im 
ügüischen und syrisch-chettitischen Kulturkreis 
und in Kanaan. Bei den Schlüssen aus diesem 
vielseitigen Stoffe zeigt Conteneau eine anzu- 
erkennende Zurückhaltung: er lehnt es ab, 
überall Entlehnung zu sehen, und lässt, soweit 
möglich, die Typen unabhängig voneinander 
entstehen. In einem besonderen Kapitel sucht 
er die nackte babylonische Göttin mit bestimmten 
Gestalten des Pantheons zu verknüpfen. 
Leider hat C. nicht überall klar das Problem 


herausgearbeitet. Die babylonischen Typen 
1 Vgl. Hunger, Tieromina S. 71; Jastrow, Re- 
ligion II, S. 876 
i Vgl. Hüsing, OLZ I 174 ff., 384 ff., II 111, 


WZKM VIII 1904, S. 84 ff. 


503 


hätten eingehender behandelt werden müssen; 
bei der Darstellung der fremden hätte gekürzt 
werden können. Die Abbildungen sind viel- 
fach recht ungenügend. So ist der Gesamt- 
eindruck des Buches wenig befriedigend. 

Im einzelnen sei Folgendes bemerkt: Die 
Siegelzylinder Abb. 31, 33, 35, 87, 88, 97, 126 
sind Fälschungen. Von den übrigen werden 
vermutlich auch nicht alle echt sein; jedoch 
sind die Abbildungen so schlecht, dass ich 
danach keine Entscheidung zu fällen wage. — 
Abb. 2 sind links nicht ,Dienerinnen* (S. 27), 
dargestellt, sondern vornehme Frauen. — Ur- 
Nina und seine Söhne sind nur mit dem Rock 
bekleidet, der Oberkörper ist nackt. Das ist 
nicht „rituelle Nacktheit“ (S. 28), sondern 
primitive Kleidung. Dass die Tochter des 
Königs den Zottenmantel trägt, der nur die 
rechte Brust freilässt, hat C. übersehen. — 
Bei Gilgamesch kann von ,ritueller Nacktheit“ 
(S. 29) keine Rede sein. Einmal sind es keine 
religiösen Szenen, in denen er dargestellt wird; 
und dann ist er überhaupt nicht nackt, sondern 
trägt einen Gürtel aus Bändern, deren Enden 
vorne herabhängen; es ist dieses die einfachste 
Art eines Schurzes, wie wir ihn noch heute 
bei Naturvölkern finden. — Der kriegerische 
Gott, welcher in der Hammurapizeit auf den 
Siegelzylindern auftritt, trägt nicht einen 
„kurzen Schal“ (S. 34), sondern ein Schurz- 
kleid und den an der rechten Seite geknoteten 
Mantel. — Der Ausdruck „Kaunakes“, den 
Conteneau, Heuzey u. a. folgend, für das Plaid 
gebraucht (S. 35), ist unzweckmässig. Grie- 
chische Schriftsteller berichten, Perser und 
Babylonier trügen den Kaunakes. Worin er 
bestand, wissen wir nicht. Wir wissen nur, 
dass in der Perserzeit in Babylonien kein ein- 
ziges Kleidungsstück mehr getragen wurde von 
denen, welche im dritten Jahrtausend v. Chr. 
üblich waren. Unter diesen also darf jedenfalls 
keines als Kaunakes bezeichnet werden. — 
Unter den Darstellungen der nackten Göttin 
von Babylonien vermisse ich unter anderen ein 
hocharchaisches Stück, aus Stein, im Museum 
in Konstantinopel. — Die Chronologie der 
syrisch-chetitischen Siegelzylinder gehört zu 
den schwierigsten Fragen der altorientalischen 
Archäologie. Conteneau rückt die chetitischen 
bis in Hammurapizeit herauf (S. 82ff.), weil 
sie die charakteristischen Typen dieser Zeit 
verwenden. Ich kann dem nicht beistimmen, 
sondern setze sie etwa in die Zeit von 1400 
bis 1100 v. Chr. Der Beweis würde hier zu 
weit führen. Das Vorkommen der Typen der 
Hammurapizeit braucht jedenfalls nur zu be- 
weisen, dass damals ein starker Einfluss Baby- 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 12. 


<q TE 


504 


Da der Einfluss der Kassitenzeit begreiflicher- 
weise nur gering war, haben sich die alten 
Typen hier noch lange gehalten. — Das Be- 
Streben, der elamischen Kultur die Prioritát 
gegenüber der babylonischen zu sichern und 
ihr einen wesentlichen Einfluss auf letztere 
einzuräumen, ist verständlich bei einem, der 
die reiche Sammlung de Morgans täglich vor 
Augen hat. Dass es berechtigt ist, glaube ich 
nicht. Auch sind die Ausgrabungen in Susa 
methodisch so wenig einwandfrei ausgeführt, 
dass einstweilen derartigen Schlüssen gegen- 
über die grösste Zurückhaltung geboten scheint. 
— Was Conteneau (S. 112f.) über das Auf- 
treten der nackten Göttin auf den Zylindern 
der Hammurapizeit sagt, ist richtig; der Typus 
ist nicht fremd, aber dass er damals bevorzugt 
wird, verdankt er fremdem Einfluss. — Für 
die Ausführungen über Legende und Beischrift 
möchte ich Conteneau auf die treffenden Be- 
merkungen bei Prinz, Astralsymbole im alt- 
babylonischen Kulturkreis (Habilitationsschrift, 
Breslau 1910) S. 8 Anm. 9 verweisen. Prinz 
zeigt auch, wie vorsichtig wir sein müssen bei 
dem Versuch (S. 118), Sterne und andere Sym- 
bole mit den dargestellten Göttern zu verbinden 
(Prinz S. 45f.). — Die Unterschrift von Abb. 122 
ist unklar. — Die „coiffure de Ninhar-sag“ tritt 
meines Wissens erst in der Kassitenzeit auf. — 
Zum Schluss noch ein Wort über die 
Teraphim. Conteneau findet sie in den ar- 
chaischen, ganz roh bearbeiteten Steinbildern 
wieder, die in Palästina gefunden sind (S. 94). 
Die israelitisch-jüdische Ueberlieferung be- 
stätigt meines Erachtens diese Auffassung nicht. ! 
Rahel stiehlt den T. ihres Vaters und verbirgt 
ihn, indem sie sich daraufsetzt (Gen. 31, 19. 34f.). 
Michal legt den T. ins Bett und legt ein 
Fliegennetz oder einePerücke zu seinen Häupten; 
die Verfolger glauben, es sei David selbst 
(I. Sam. 19, 13. 16). Im Jahvekult wurde 
der T. ursprünglich neben dem Ephod gebraucht 
(Ri. 17, 5. 18, 14. 17f. 20). Später wurde er 
aus dem Kultus verdrängt (Il. Kön. 23, 24; 
vgl. I. Sam. 15, 23) und nur noch im geheimen 
als Orakelspender benutzt (Sach. 10, 2; vgl. 
Ezech. 21, 26). Das spätere Judentum verband 
mit dem T. keine klare Vorstellung mehr. 
Bemerkenswert ist die Auffassung des Rabbi 
Eliezer ben Hyrkanos (um 100 n. Chr.), der T. 
sei ein Menschenkopf gewesen, der an der 
Wand befestigt wurde und kultische Verehrun 
genoss; er habe Orakel gegeben (s. Buxtorf, 
Lexicon chaldaicum, 1640, Sp. 2661). Die T. 
werden heute meist als Hausgötter aufgefasst. 


[Vgl.: hierzu meine Ausführungen in Sitzungsberichte 
Altertumsgesellschaft Prussia Bd. XXII (1909) S. 442 ff. in 


loniens bis nach Kleinasien hinein stattfand.] meinem Aufsatz: Die Bronzefigur von Schernen. FE P.] 


50b 


re 
en 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 12. 


506 


Gressmanns Auffassung (s. „Mose und seine Zeit“ Exod. IV, 20 (achmim. ed. Lacau) noepwh 


1913), der T. sei eine Kultmaske gewesen, scheint 
der Ueberlieferung mehr zu entsprechen. 


J. Lieblein: Recherches sur l'histoire et la civi- 
lisation de l'ancienne Egypte, Fasc. 3. (Schluss). 
III u. S. 385—476 mit Fig. gr. 8°. M. 5 — (Voll- 
ständig M. 18 —). Leipzig, J. O. Hinrichs, 1914. Bespr. 
v. W. Max Müller, Philadelphia. 


Das vorliegende Bändchen will „l’origine 
et la propagation de la civilisation égyptienne* 
illustrieren. Der schwächste der drei posthumen 
Aufsütze ist der über die Erfindung des Alpha- 
bets, der nützlichste ,l'héritage de la civilisation 
égyptienne passe aux Grecs“, der freilich die 
Beziehungen der ägyptischen Kunst zur grie- 
chischen gerade nur streift. Im allgemeinen 
sind diese Aufsätzchen sehr populär gehalten. 
So wäre es unrecht, hier zu kritisieren, dass 
sie in vielem dem heutigen Stand der Wissen- 
schaft keineswegs entsprechen, dass die bittere 
Antipathie gegen alle jüngeren Richtungen der 
Aegyptologie (vgl. S. 475) die Quellenangaben 
in oft recht bedenklicher Weise verschweigt 
usw. Der, S. 466—476, angehüngte Lebenslauf 
Liebleins 1st dankenswert; er zeigt, dass Lieblein 
sich meist autodidaktisch aus den ungünstigsten 
Verhältnissen emporgearbeitet hat. So versteht 
man seine wissenschaftlichen Schwächen und 
erkennt um so dankbarer an, dass er trotz der- 
selben seinerzeit die Aegyptologie durch manche 
Ideen und Arbeiten gefördert hat. 


Sinuthii archimandritae vita et opera omnia. Ed. Jobs. 
Leipoldt adiuvante W. Orum. Textus. IV. (Corpus 
scriptorum Christianorum Orientalium. Scriptores 
Coptici. Series secunda Tomus V.) Leipzig, O. Harrasso- 
witz, 1913. XVI, 234 S. 8° M. 13.80. Bespr. v. W. 
Spiegelberg, Straßburg i. E. 

Dem in dem 12. Jahrgang dieser Zeitschrift 
(S. 439 ff.) angezeigten ersten Bande der Schriften 
des Schenute ist nach 5 Jahren ein weiterer 
gefolgt, der sich seinem Vorgünger würdig an- 
schliesst. Auch diese Fortsetzung lasstan Korrekt- 
heit des Druckes nichts zu wünschen übrig. Daran 
wird die Mitarbeit E. W. Crum's keinen geringen 
Anteil haben. Inhaltlich bezieht sich der grósste 
Teil der in diesem Hefte veröffentlichten Stücke 
auf das Leben der Mónche des weissen Klosters 
und wird für die Geschichte des Mónchtums von 
grosser Bedeutung sein, wenn diese Texte ein- 
mal übersetzt sein werden. 

Dass der koptische Text nicht selten verderbt 
ist, darüber besteht kein Zweifel, und Leipoldt 
bat mehrfach mit Glück zu heilen versucht. 
Aber einige Male hat er auch ohne Not Text- 
emendationen vorgeschlagen, so in 3726. Dort 
heisst neo owrme „die aus dem Himmel“, 


eine Konstruktion, die bei Schenute (z. B. III 
84* 12216) beliebt ist und auch sonst z. B. 


noh A ro Anno sre =ù baßdos d maga 
vov Jeoù bekannt ist. (Siehe auch Stern: Kopt. 
Gram. $ 229) In 745 ist Tppossme „jedes 
Jahr“ ganz korrekt (siehe Recueil XXXI S. 154). 
Das in der Anm. vorgeschlagene 7Tpossrte würde 
falsch sein, da ja nicht der Artikel, sondern 
das alte tn „jeder“ vorliegt. Auch nerkwre 
in 985 ist in Ordnung. gute hat hier die seltene 
Bedeutung „das Wasserrad drehen“, netrwte 
ist also der Mann am Schôpfrad. — Auch in 
150% 1514, owh miee ernna orroorit EPOOT 
eaa kann von einer Korruptel keine Rede 
sein. ernna ist das relativische Futurum I 
und der Satz ist zu übersetzen „alle Dinge, 
die wir zu tun beginnen werden“. — 1565 
ist may in naar zu ändern (nicht in eaa), 
da nach cuje der Infinitiv mit y steht. — In 
21225 und 21316 ist die Wendung „idoneus 
esse“ (Peyron S. 229) verkannt worden. In 
147% ist natürlich seanepip „Schweinehirt“ 
zu verbinden. 78/, ist ayapom Druckfehler für 
AWAY OA. 84/, ist couje wohl in COUJA 
„viribus deficere^ zu emendieren. 

Der mit grossem Fleiss von Herrn M. A. 
Guidi (Sohn) zusammengestellte dankenswerte 
Index der griechischen Wörter weist einige 
Lücken auf. Ich habe im Laufe meiner Lek- 
türe folgendes bemerkt: Bei doer fehlt die Form 
APHTE 1895 1945, und enesasuıa 1659 ist 
neben den anderen Varr. zu nennen. wneös 
26/,, 24 „Schenkel“ ist irrig unter us eos ge- 
bucht. Ebenso ist œuélss 3914 „gewiss“ von dem 
Verbum dhe zu trennen. g: s 1518 „Rad“ 
und xeuóc 20023 „Angelhaken“ fehlen, ebenso 
wie die Eigennamen Kai» 15718 und EA 
914 cronrta ist Druckfehler für crontia. 


Doch diese kleinen Ausstellungen ändern 
nichts an dem günstigen Gesamturteil. Wir 
haben allen Grund, Leipoldt auch für diese schöne 
Gabe dankbar zu sein. Möchte nun die Ueber- 
setzung der sprachlich und inhaltlich so wichtigen 
Texte bald in Angriff genommen werden. | 


Meyers Reisebücher: Aegypten u. Südán. 6. Auflage 
Mit 13 Karten, 36 Plänen u. Grundrissen u. zahl- 
reichen Abb. XIV, 458 Seiten. kl. 8°. Leipzig, Bibliogr. 
Inst. 1914. Geb. M. 12 —. Bespr. v. Walter Wres- 
zinski, Königsberg i. Pr. 

Der Meyer wendet sich an ein anderes 
Publikum als der Bädeker, sein Niveau ist 
demgemäss ein anderes. Damit soll nichts 
gegen die wissenschaftlichen Mitarbeiter gesagt 
sein, die Kleine Teile des ganzen Buches durch- 
gesehen oder erst verfasst haben, — Kahles 
Aufsatz über den Islam ist sogar sehr lesens- 


507 


wert, — sie haben sich gewiss dem gegebenen 
Rahmen einfügen müssen. Und der ist knapp 
und un wissenschaftlich. Aber für den Reisenden, 
der Kairo in 8 Tagen und Oberägypten in der 
doppelten Zeit „abmacht“, reicht der Führer 
vollkommen aus. 


Rotterdam. W. 
IX, 135 8. Bespr. v. A. 


R. Miedema: Der Heilige Menas. 
J. van Hengel, 1913. 8. 
Wiedemann, Bonn. 

Die Auffindung der Menaskirchen in der 
Mareotischen Wüste durch Kaufmann und die 
zahlreichen dort vorgefundenen Denkmäler haben 
Menas zu einem der für uns interessantesten 
Heiligen der koptischen Kirche gemacht. Be- 
kannt war er bereits früher. Die grosse Zahl 
seiner Eulogia, welche über das ganze römische 
Reich in Orient und Okzident zerstreut ent- 
deckt worden sind und wie deren eine auf einer 
Tafel der Arbeit von Miedema wiedergegeben 
worden ist, haben gelegentlich die Aufmerksam- 
keit der Forscher auf ihn gelenkt. Genaueren 
Aufschluss über die Einzelheiten der ihm gelten- 
den Verehrung, seine heilende Tätigkeit, seine 
Legenden, seine Ikanographie haben aber erst 
die Studien gebracht, welche sich an die Ent- 
deckung des Mittelpunktes seines Kultes an- 
schlossen. Die Resultate der bisherigen Studien 
hat unter Hinzufügung zahlreicher neuer Er- 
gebnisse Miedema in seiner hier vorliegenden 
Doktor Dissertation zusammengestellt. | 


Er geht aus von der eigenartigen Tatsache, 
dass Eusebius des angeblich 295 oder 296 ge- 
töteten Heiligen nicht gedenkt und bezweifelt 
daher die Gründung des Menas-Heiligtums durch 
Konstantin den Grossen. Wenn aber der Ur— 
sprung des Kultes im Dunkeln liege, so stehe 
seine schnelle und weite Verbreitung fest, die 
vor allem in Aegypten eine Stätte fand. Hier 
erhoben sich ausser mehreren Menaskirchen in 
zahlreichen Klöstern kleine Menaskapellen. In 
eingehender Weise verzeichnet dann der Ver- 
fasser die handschriftlichen, griechischen, la- 
teinischen, koptischen, arabischen, syrischen 
und äthiopischen Quellen für das Leben des 
Menas und die sie enthaltenden Codices. Dann 
geht er auf die Ikonographie über, besonders 
auf die Darstellung des Heiligen mit den beiden 
Krokodilen, seine Abbildung als Reiterheiliger 
und die sehr auffallende als Neger. Hierauf 
wird der Inhalt der Lebensbeschreibungen er- 
örtert, welche kurz seine Geburt und sein Leben, 
dagegen ausführlicher sein Märtyrertum, die 
wunderbaren Ueberführungen seiner Leiche und 
seine Wunder enthalten, 

Auf diesem Materiale baut die Untersuchung 
der Frage auf, inwieweit Menas eine histori- 
sche Persönlichkeit sei, inwieweit er als der 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 12. 


508 


Nachfolger und Stellvertreter eines ügyptischen 
Gottes zu gelten habe. Dass über das tat- 
sächliche Leben des Mannes so gut wie nichts 
bekannt ist, wird allseitig zugegeben, von ügyp- 
tologischer Seite ist man aber weitergegangen. 
Buch hatte in ihm einen Harpocrates gesehen 
und ich selbst hatte in einem Vortrage auf 
dem Leydener Orientalisten- Kongress 1885, 
wenn auch nicht die Persónlichkeit des Mannes, 
so doch seine übliche Darstellung auf den 
Typus des Horus mit den bósen Tieren zurück- 
zuführen gesucht. In einer vor wenigen Wochen 
erschienenen Arbeit (Proc. Soc. Bibl. Arch. 36 
S. 115 £) habe ich freilich im Gegensatze zu 
meiner früheren Ansicht dargelegt, warum mir 
angesichts der neueren Ergebnisse der Aus- 
grabungen in der Menas-Stadt ein Zusammen- 
hang zwischen der heidnischen und der christ- 
lichen Darstellung nicht mehr wahrscheinlich 
zu sein scheint. Miedema kommt in ausführ- 
lichen Darlegungen zu dem Ergebnisse, dass 
man zwar nicht völligleugnen könne, dass hinter 
dem Menas-Kulte eine historische Persónlichkeit 
stehen könne, dass aber ein ägyptisch-heidni- 
scher Ursprung der Verehrung an Wahrschein- 
lichkeit gewinne. Zum Schlusse werden eine 
griechische und drei lateinische Lebensbeschrei- 
bungen des Heiligen mit kritischem Apparate 
zum Abdrucke gebracht. 

Die Arbeit von Miedema ist sehr sorgsam 
durchgeführt und verwertet eine reichhalüge, 
in den Anmerkungen genau verzeichnete Lite- 
ratur. Aus diesen Ángaben und aus denen der 
Denkmäler zieht sie vorsichtige Schlüsse, 
welche einen Ueberblick über das für den Heili- 
gen Menas vorliegende Material und seinen 
Wert gewähren. Es wird hierdurch für die 
Kenntnis des frühchristlichen Heiligenkultes in 
Aegypten ein dankenswerter Beitrag gebracht, 
der durch die beigefügten Viten auch die 
hagiographische Literatur bereichert. 


Johann Georg, Herzog von Sachsen: Der heilige 
Spyridon, seine Verehrg. u. Ikonographie. 28 Seiten 
mit 8 Abb. gr.8°. M. 1.50. Leipzig, Teubner, 1913. 
Bespr. v. E. Brandenburg, Neapel. 


In oft nur eine Zeile langen Sätzen, deren 
Stil manchmal an militärischen Kommandoton 
erinnert, wird in Kap. I das Leben Spyridons 
geschildert, von dem „das meiste unbeglaubigte 
Legende ist“ (p. 9). Kap. II handelt über seine 
Verehrung, Kap. III über die Ikonographie; 
ein Anhang bringt Notizen über zwei andere 
Heilige, die, wie Spyridon selbst, stehend im 
Sarge abgebildet und verehrt werden. (Soviel 
ich weiss, ist das heutzutage die Art, in der 
in der Türkei orthodoxe Griechen, die Selbst- 
mord begangen haben, zu Grabe getragen 
werden.) Für jemand, der sich mit Heiligen- 


509 


legenden, Ikonographie usw. beschäftigt, mag 
das vorliegende Schriftchen vielleicht Interesse 
haben, was aber für den Leserkreis der OLZ 
wohl nur in beschränktem Masse zutrifft. 


A. J. Butler:: Babylon of Egypt. A Study in the 
History of Old Cairo. 4 sh. 6 p. Oxford, Clarendon 
Press, 1914. Bespr. v. R. Hartmann, Kiel. 

Der durch seine Arbeiten über die Geschichte 
und Topographie Aegyptens um die Zeit der 
arabischen Eroberung verdiente Autor hält es 
— mit Recht — für der Mühe wert, der Frage 
nach der eigentlichen Bedeutung des Namens 
Babylon, der an einer Stadt oder einem Platz 
in der Gegend des späteren Cairo haftet, eine 
eigene eingehende Untersuchung zu widmen. 
Zwei Thesen sind es vor allem, die er entgegen 
den herrschenden Meinungen vertritt. Die erste, 
die von minder grosser Bedeutung sein dürfte, 
ist die, dass der Name Babylon wirklich von 
einer Ansiedlung von Leuten aus Mesopota- 
mien auf der Höhe von al-Rasad (vgl. den 
auch in der Enzyklopädie des Isläm zum Art. 
Cairo reproduzierten Plan von Guest aus JRAS 
1907) herrühre. Diese These hat er meinem 
Empfinden nach doch nicht über jeden Zweifel 
hinausgehoben. Die sagenhaften Berichte, auf 
die er sich stützt, gehen im einzelnen zu weit 
auseinander, als dass sie entscheidend ins Gewicht 
fallen könnten. Sie lassen sich wohl ebensogut 
als nachträgliche volkstümliche Etymologien 
verstehen, und wahrscheinlicher scheint mir 
immer noch, dass das Babylon oder Babylonia 
der Griechen die Mundgerechtmachung eines 
koptischen Namens ist. 


Wichtiger ist die zweite These, dass der 
Name schon seit der Römerzeit nicht auf einen 
bestimmten Punkt, ein Kastell, beschränkt war, 
sondern einen grossen Stadtkomplex ungefähr an 
der Stelle des späteren Cairo bezeichnete. Den 
Beweis hierfür hat Butler in einer sorgfältigen 
Revue über die einschlägige Literatur meines 
Erachtens erbracht. Gerade für die Zeit vor 
der arabischen Invasion hätte er sich auf den 
aus dem Ende des 6. Jahrhunderts stammenden 
Pilgerbericht des sog. Antoninus Placentinus (s. 
Itinera Hierosolymitana ... bellis sacris an- 
teriora, edd. Tobler et Molinier, I, Genevae 1879, 
S. 116) berufen können. Butler zeigt, dass der 
Stadtname Babylonia erst allmählich verdrängt 
wurde durch den zunächst an einer bestimmten 
Stelle haftenden Namen Fustát und dann schliess- 
lich selbst auf einen speziellen Punkt, die tra- 
janische Festung Kasr al-Scham (nicht al-Rasad) 
beschränkt wurde: dieses Resultat erscheint 
Schon in den arabischen Berichten über die Er- 
oberung Aegyptens. 

Die Untersuchung dieser Hauptfragen gibt 


Orientalistische Literaturzeitung 1914 Nr. 12. 


610 


Butler Gelegenheit zu einer Menge von Richtig- 
stellungen alter Irrtümer und wertvoller Einzel- 
notizen. Erwähnt seien hier nur als Beispiele 
die Zurückführung des Misr von den Arabern 
gelegentlich beigelegten Namens Makedonia 
auf die in Memphis stationierte legio V Mace- 
donica (S.13), die Deutung des als alter Name der 
Ortslage von al-Fustát aufgefassten koptischen 
Aıovs als Verderbnis aus Häov (rois) (S. 17). 
Wenn man auch nicht jedem Urteil und jeder 
Folgerung Butlers beistimmen kann, so bedeutet 
die Schrift doch jedenfalls eine wertvolleKlürung 
des Problems und einen betrüchtlichen Fort- 
schritt der Lósung entgegen. 


Georges Ganlis: La ruine d'un empire; Abd-ul- 
Hamid et ses seuples. Preface de Victor Bérard. 
Librairie Armand Colin. Paris 1913. Bespr. v. k. 
Süssheim, München. 


Georges Ganlis, ein geborener Genfer (ge- 
storben zu Konstantinopel am 12. November 
1912), bat seit 1895 als Journalist in der Haupt- 
stadt wie in den Provinzen der Türkei Gelegen- 
heit gehabt, die mannigfachen Probleme zu 
würdigen, welche die Regierung Abd ül-Hamids 
der europäischen Diplomatie gestellt hat. Gegen 
Ende seines Lebens beabsichtigte Ganlis, auf 
Grund seiner Artikel in französischen Zeitungen 
und Zeitschriften ein Werk über die Türkei 
unter Abd ül-Hamid und unter dem jungtür- 
kischen Regime zusammenzustellen — eine Auf- 
gabe, welche, soweit es der Zustand des Ma- 
nuskriptes erlaubte, nach dem Tode des Autors 
von Victor Bérard mit der Gewissenhaftigkeit 
des Freundes ausgeführt wurde. Gar manches 
kann man in europáischen wie türkischen Werken 
viel präziser und richtiger lesen. Aber ein 
mühsames Quellen- und Literaturstudium wollen 
wir dem Journalisten Ganlis denn doch nicht 
zumuten. Reich ist der Band an treffenden 
Charakteristiken. Meisterhaft ist die zweite 
Orientreise Kaiser Wilhelms (1898) gezeichnet, 
die unbändige Art der Albanesen in der Gegend 
von Usküp und ihre Drangsalierung der dortigen 
christlichen Bevölkerung sowie vieles andere. 

Der zweite, das jungtürkische Regime skiz- 
zierende Band soll bald folgen. 


Sprechsaal. 


Zu OLZ 1914 Sp. 458. 
Ich glaube nicht, dass irgend ein Arabist dem Worte 


em „transportablesKohlenbecken“ eineandere Ableitung 


zuweisen wird als die von der Hai bzw. von U II 
„transportieren“. Vgl. übrigens Dozy, Supplement II, 
717b. Wenn die Türken ai schreiben, so ist dies 
eben ein . Nach Redhouse, A Turkish and English 
Lexicon (Constantinople 1890) wird übrigens auch xlii 
„a mathematical protractor“ im Türkischen ähnlich ver- 


511 p Orientalistische Literaturseitung 1914 Nr. 12. 612 


ich zu alain man Sp. 20070 u. 16638). English Historical Rewiew. 1914: 
5 1 EC co ër pon s "n XXIX. 115. *R. A. 8. Macalister, The Philistines (8. A. 
F Ire y SE 9a, Cook). — E. Cavaignac, Histoire de l'Antiquité. II: 
vulg. mangafa. H. Stumme. Athènes (H. J. Cunningham). — A. C. Cooper-Marschin, 
5 The history of the islands of the Lerins (E. W. Brooks). 
Personalien. — H. O. Taylor, The Mediaeval Mind: A history of the 


| : 8 development of thought and emotion in the middle ages, 
Dr. Ernst Klauber, Privatdozent der Assyriologie 2nd ed. (H. W. C. Davis). — E. Biedermann, Studien 


in Göttingen, fiel als Leutnant der R. der österreichischen zur ägyptischen Verwaltungsgeschichte (A. S. H.). 


Feldartillerie in Galizien. Geographioal Journal. 1914: 
; XLIV. 1. L. Molyneux-Seel, A journey in Dersim (das 
Zeitschriftenschau. Gebiet südlich Erzingan am Kara-Su) und nördlich 
* — Besprechung ; der Besprecher stebt In (). Kbarput. — Gertrude Lowthian Bell, A journey in northern 


| Arabia. 
American Journal of Philology. 1914: sis : 
138. H. v. Soden, Der Apokalypse-Text in dem Kommen- SE = J. de Villiers, Famous Maps in the 
tar-Kodex Messina 99. ` 
September. P. A. Talbot, The land of the Ibibios, 
VII 5 of Archaeology and Anthropol. 1914: Southern Nigeria. — 0. Bates, The Eastern Libyans; 
/2. J. Garstang, Fifth report on the excavations 
F. Strenger, Strabos Erdkunde von Libyen. 
at Mero& in Ethiopia. — C. G. Seligmann, Ethnic rela- Göttingische gelehrte 3 1914: 
tionship ef the vanquished represented on certain proto- » ; 15 
dynastic Egyptian palettes. — C. F. Lehmann-Haupt, 6. "A. v. Salis, Der Altar von Pergamon (G. Lippold). 


: ; — *D. W. Mybrmann, Babylonian hymns and prayers; 
Note ou the ‚nen girdle of Rameses III. — J. G. Milne, A. T. Clay, Business documents of Murashu sons of Nippur; 
The currency of Egypt under the Romans. 


; A. T. Clay, Documents from the Temple archives of 
Annal. du Serv. d. antiquités de l'Égypte. 1914: 


i Nippur (B. Meissner). 
XIV 1. H. A. Ducros, L'arbre Ash des anciens Égyp- 7. *U. Wilcken, Zu den xaroyoı des Serapeums (K. Sethe). 
tiens. — G. Legrain, Au pylône d’Harmhabi à Karnak. 


1 - — *J. Hehn, Die biblische und babylonische Gottesidee 
— Ahmed Bey Kamal, Rapport sur les fouilles excécutées | (F. Steinmetzer). 
dans la zone comprise entre Déirout au nord et Déir-el- g. *G. Herbig, Kleinasiatisch - etruskische Namen- 


Ganadlah au sud (Forts.). — E. Mackay, Report of the gleichungen (E. Littmann). 


excavations in the necropolis of Thebes. Jaarbook d. Rijks-Univ. te Leiden. 1912—1913: 
Archiv für Anthropologie. 1914: B. D. Kerdmans, De Betoekenis van het oude Testament 

N. F. XIII 3. W. Gaul, Das Geschenk nach Form und | voor onze Kennis van de Gedachtenwereld der Oudheid. 

]nhalt im besonderen untersucht an afrikanischen Vólkern. Klio. 1914: 

— Hans Treidler, Die Skythen und ihre Nachbarvölker. XIV 2, Oskar Viedebantt, Eratosthenes, Hipparchos, 


Archiv für Religionswissensohaft. 1914: Poseidonios (ein Beitrag zur Geschichte des 'Erdmessungs- 
XVII 3 und 4. J. Scheftelowitz, die Sündentilgung durch | problems im Altertum. -- *C. F. Lehmann-Haupt, Israel 


Wasser. — Karl Wigand, die altisraelitische Vorstellung | (Hermann Gunkel). 


von unreinen Tieren. Literarisches Zentralblatt. 1914: 

Bull. de l'Institut franc. d'Aroh. Orient. 1914:,39. Eduard König, Die moderne Pentateuchkritik und 

anl : NN ihre neueste Bekämpfung (Max Löhr). — *Hermann 

XI 2. G. Jequier, Les talismans et Q. — P. Montet, Thorning, Beiträge zur Kenntnis des 5 Vereins- 
La chasse chez les Égyptiens. — J. Maspero, Graeco- | wesens (Brockelmann). — P. Scheil, Esagil (F. B.). 
arabica. — J. Maspero, Horapollon et la fin du paga- Neue Jahrbücher f. d. klass. Altertum. 1914: 
nisme égyptien. — H. Gauthier, Les rois Chéchanq. — |7. J. Dräseke, Kaiser Kantakuzenos’ Geschichtswerk. 
S. Guyer, La madrasa al-Haläwiyya à Alep. — G. Da- 


ressy, Sièges de prêtres. — F. W. v. Bissing, Un passage i 
difficile de l'inscription d'Ouni. E Zur Besprechung eingelaufen, 

Comptes Rendus Acad. Paris. 1914: * bereits weiter gegeben. 
Fevr.-Mars. Gaston Daries, note sur l'idole de bronze W. Bacher, Die Agada in Maimunis Werken (SA. aus 
du Janicule (mit 2 Abb. nach der Reinigung desselben, Moses ben Maimon Band Il). Leipzig, Gustav Fock, 
welches männliche Genitalien erkennen lässt). — Ernest 1914. M. 2,10. 
Hébrard, les monuments seldjoukides de Konia (Asie W. Bacher, Zum sprachlichen Charakter des Mischne 
mineure). — Marcel Dieulafoy, la ziggourat de Dour Charr- Thora (SA. wie oben). 
oukin. — N, Slousch, résultats historiques et ópigra-| E. Baneth, Maimonides als Ohronologe und Astronom 
phiques d'un voyage dans le Maroc-Oriental et le grand (SA. wie oben). M. 1,16. 
Atlas. A. Berliner, Zur Ehrenrettung des Maimonides (SA. wie 

Deutsohe Literatur-Zeitung. 1914: oben). 

40/41. Friedrich von der Leyen, Das Märchen (und) Ludwig Blau, Das Gesetzbuch des Maimonides historisch 
*Ernst Bóklen, Sneewittchenstudien I( Friedrich Panzer). betrachtet (SA. wie oben). 
— Berichtigungen zu 38/39 Besprechung von Schorr. Simon Eppenstein, Moses ben Maimon, ein Lebens- und 
42 43. *Gustav Hölscher, Die Propheten (K. Budde). — Charakterbild (SA. wie oben). 

itäb al Ansäb of al Sam'äni. Faksimile [Gibb Memo- | Knut L. Tallqvist, Assyrian Personal Names. Leipzig, 
ris series XX] (C. F. Seybold)!. — Meyers Reisebücher: Otto Harrassowitz, 1914. M. 40 —. 
Balkanstaaten und Konstantinopel (Anatolische und|Sylvius Joseph Mercati, S. Ephraem Syri opera I 1: 
Bagdadbabn). 8. Aufl. (Martin Hartmann). Sermones in Abraham et Isaac, in Basilium Magnum, 


Edda. Nord. Tidskr. f. Litteraturforskning. 1914: in Eliam. Romae, Pontif. Inst. Bibl., 1916. 
2. E. Smith, Dydsbegrepet i den graeske Litteratur. Vor Tid. Tidskrift for Videnskab og Kritik. Udgivet og 
— redigeret af Louis v. Kohl. Oktober 1914. In 
1 [Zu vgl. mit Lit. Zentr. Bl. Nr. 19. D. R.] Kommission bei V. Pios Boghandel, København. 


Mit einer Beilage von der J. C. Hinrich'schen Buchhandlung in Leipzig. 


Verlag u. Expedition: J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig, Blumengasse 2. — Druck von Max Schmersow, Kircbhain N.-L, 
Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Pelser, Königsberg 1. Pr., Goltz-Allee 11. 


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