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Full text of "Orientalistische Literaturzeitung 18.1915"

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Orientalistische Literaturzeitung 


Monatsschrift 


fir die Wissenschaft vom vorderen Orient 


und seine Beziehungen 


zum Kulturkreise des Mittelmeers 


Herausgegeben 


von 


Felix E. Peiser 


Achtzehnter Jahrgang 
1915 


Mit einer Tafel 


Leipzig 
J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung 


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Inhalts verzeichnis Jahrgang 1915 


. W und Notizen. 


Alt, A.: Bemerkungen zu dem n Skara- 
bäus des Königs Schabako . è TEE 
Böhl, Frans M. Th.: Mayr m 


Ungnad, A.: *!Su-Ge-tum = Santtum : . 

Witzel, M.: Die EE zu Gudea 27 
linder A... 

Wreszinski, W.: Ein neuer Agyptischer König . 

— Eine Statue der 22. Dynastie . . 


Spalte 


73 


361 
268 
353 


20 


312 
340 


211 


Boissier, A.: Sarcophages royaux. . . 4 
Ohristian, V.: Schmied und Ce 138 Besp rechungen. 
Abel, F. M.: Jerusalem s. Vincent, H. 
Olay, A. T.: The Assyrian root nazälu . 176| _ Bethléem 3. Vincent, H. | 
Förtsch, W.: AN.URU.A.TU.A. . . 4 Archaeologloal Survey of Nubia: 1907/8 Vol. II, 
— Der Lautwert dur des Zeichens a 370 1908/9 Vol. I (W. Wreszinski). 
— Der Vater des Gilgameš 367 | Auboyneau, G., et A. Fövret: Essai de biblio- ' 
—.KU = bringen liefern 39 graphie pour servir à l'histoire de deen 
Ottoman (K. Süssheim) . 
= Seck: Ta 230 Bacher, Wilhelm: Tradition ‘und Tradenten 
— Zur 6- giereg da-Weihinschrift des Gimil- (und) Rabbanan (F. Perles) . 
sin von Ur 201 | Baudissin, W. Graf: Zur Geschichte der alttest. 
Gelderen, O. van: Zum aseyrischen Königatitel Religion in ihrer universalen Bedeutung (F. 
dar kiššati . . 265 Perles). . 
Gustavs, A.: Der Stamm eines lykischen Ver- Beöthy,Szolt: Egyptologiai Gyüjteménye(W. Wre. 
wandtschaftswortes in etruskischen Eigennamen 271 szinski) . 
— Mitannistämme im Hatti . . . . . 298] Bissing, F. W. v.: "Denkmäler zur Geschichte der 
Hartmann, R.: Gillik e 235 Kunst Amenophis IV (W. Wreszinski) . . 
Haupt, Paul: Der Korngrünfutterschnittmonat 359 | Bittner, W.: Die heiligen Bücher der Jeden und 
— Hebr. levenä, Tontafel ; 324 Nachtrag (E. Wilhelm). ; 
— Kedorlaomer und Serubbabel . 10| Boeser, P. A. A.: Beschreibung der ägyptischen 
— lat. asinus und semit. atän Eselin . 203 Sammlung Leiden. Die Denkmäler des neuen 
— xabu, amphora . . : 296 Reiches 2. u. 3. Abt. (H. Ranke) s 
Holma, H.: Zum Nabel der Erde i 41 | Canaan, T.: Aberglaube und Volksmedizin im n Zau- 
Hüsing, G.: Amuhitä : 232 ber der Bibel (S. Seligmann) : 
— Arbaka . a e e ee 327 Oapart. J.: Un Roman vécu il ya XXV siècles 
— Gügu (678 643) ae des e er e ee wer dei tee (W. Wreszinski) . 
— Hwahöatara . . 2 2 2 2 202020202. 33.111] Courant, M.: La langue Chinoise parlé (0. Kainz) 
— Kroisos (b56-—-541) . . 2. 2 2 2 ww 0. 17 Charles, R. H.: The Apocrypha and Psendepi- 
— Saduattes .. ..... 2... 205 grapha of the OT (Felix Perles) : 
— Zu Kardunia ; 1| Dalman. G.: Palästinajahrbuch 10. Jahrgang (J. Her- 
Langdon, 8.: Note zu 1914. 246 betr. Sin. idinnam 38 mann) . 
Löw, Imm.: Zu den aramäischen Papirne von Deimel, Ant.: Pantheon Babylonicum (W. Förtsch) 
Elephantine ; 7 Duisburg, A. v.: Grundriss der Kanuri-Sprache 
Meissner, B.: Die Gemahlin Assurbanipals . in Bornu (W. M. Müller) 
— Eine unerkannte Inschrift Naram- Sins 
— Neue Duplikate zur dritten Tafel der Serie ‘barre 136 (Brandenbur go. 
= hubullu. . . 136 | Ebeling, E.: Aus dem Leben der jüdischen Exu- 
Möller, G.: Hettitisch hat — „Silber“? Be es . 8 lanten in Babylon (O. Schroeder) . . 
Müller, W. Max: Steiabohrer in Altbabylonien . 266 — Keilschrifttexte aus Assur n Inhalts. 
Niebuhr, O.: Zur Glossierung im AT. . 56.97 1. Heft (Bruno Meissner) . 
Nielsen, D.: Abstrakte Götternamen . 289 | Ellbogen, J.: Der jüdische Gottesdienst i in seiner 
Peiser, F. B.: parzillu ; 6 geschichtlichen Entwicklg. (F. Perles) 
Perles, Felix: Noch einmal Labartu im AT 179| Fahmy, Mansour: La condition de la femme 


Poebel, Arno: Eine altbab. Abschrift der Gesetzes- 


sammlung Hammurabis aus Nippur 161. 193. 225. 


— Eine sumerische Inschrift Samsuilunas . 106. 
— Zu dem Lautwert ü des Zeichens ul 
Schroeder, Otto: uA = iluA-ma-na 
— belit und belat i DE 
— Hettitisch hat = „Silber“? e e 
— Kanannäisch malania Quartier, Lager 5 
— KuA = pi Mund . . ; 
— Noch einmal Hettitisch hat = = „Silber“ 
— Ueber den Namen des Tamũz von Byblos in 
der Armanazeit . St Nauen E 
— Zu Berliners Amarnatexten i 
— Zum sogenannten 2. Arzawabrief (VAT 342) 
— Zur Amarnatafel VAT 1701 . . 
— Zur kanaankischen Glosse mahziränu ; 
Stummer, Franz: Zur Ursprache der Abikarbuches 
Torozyner, H : Eine talmudische Redewendung in 
altbabylonischen Briefen 
Ungnad, A.: Die Wurzel ND im Babylonischen 
— Ein Altbabyloniscber Brief aus ee Zeiten 
— Manidtusu und Naräm-Sin . . . . ; 


dans l’Islamisme (K. V. Zetterstéen) 
Févret, A.: 
Firth, O.M.: 
Focke, F.: Die Entstehung der Weisheit Salomos 
(N. Poters) 


s. Auboyneau, G 


266 | Funk, Sal.: s. Monumenta Hebraica. 
5 Gallancz. B.: Sepher Mapbteah Shelomo (8. gh 
105 mann) R 


Gandz, Sal.: 
Garbe, R.: 
Schröder). : 
Guthe, H.: Geschichtedes Volkes Israel (W. ‘Staerk) 
Hampel, J.: 


s. Monumenta Hebraica. 
Indien und das Christentum (L. v. 


Die Schichten des Deuteronomiums 


231 (W. Staerk.) j 

174 | Harper, R. T.: Assyrian and Babylonian Letters 
38 belonging to the Kouyounjik Coll. of the Br. M. 
103 X- XI (S. Schiffer) . 


Hein, W.: Südarabische Ine (R. Hartmann) | 


Herbig, G.: Kleinasiatisch - etruskische Namen- 
gleichungen A. Gustavs) . 
Horten, M.: Einführung in die höhere Geistes- 


kultur des Islam (Hans Rust) 


169 


37 d 
173 | Dussaud, R.: Introduction A l'histoire des ‘religions 
CH 


485129 


8. Archaeological Survey Nubia. 


212 


Hudal, A.: Die religiösen und sittlichen Ideen des 
Spruchbuches (N. Peters). . 

Hunger, Joh., und H. Lamer: Altorientalische 
Kultur im Bilde (G. Möller). . . 

Jeremias, A.: Handbuch der altorientalischen 
Geisteskultur (M. Löhr) 
König, Ed.: Die moderne Pentateuchkritik und 
ihre neueste Bekämpfung (I. Herrmann) 
Kowalsky, Thaddäus: Der Divan des Kais ibn 
al Hatim (H. Reckendorf) . . 

Krauss, S.: Geschichte. 1. Tl. Griechen v. Römer 
[Monumenta Talmudica V} (J. LG W) 

— s. Monumenta Hebraica. 

Lamer, H., s. Hunger, J. 

Langdon, St.: Historical and Religious Texts from 
the Temple Library of Nippur (H. H. Figulla) 

Legrain, G.: Luqsor sans les pharaones (E. Bran- 
denburg). 

Leonhard, Richard: Paphlagonia (R. H artm ar D n) 

Massignon, L.: Mission en Mésopotamie (1907 
à 1908) (M. Sobernheim) : 

Mattingly, H.: Outlines of ancient history (0. 
Niebuhr). . 

Möller, G.: Die beiden Totenpapyrus Rhind (w. 
Max Müller) 

Monumenta Hebraica: Monumenta Talmudica 
I, IL, V, (M. Eschelbacher) . . 

Obst, H.: Der Feldzug des Xerxes (M. Pancritius) 

Peters, Norb: Das Buch Jesus Sirach (F. Perles) 

Pfister, Friedrich: Eine jüdische Gründungs- 
geschichte Alexandrias (Carl Niebuhr). 

Polak, J. E.: Deutsch-persisches Konversations- 
Wörterbuch (K. Süssheim) . . 

Preisirke, F., und W. Spiegelberg : Die Prinz 
Joschim Ostraka (W. M. Müller). . 

Roeder, Q.: Aegyptische, Inschriften Berlin VI 
(W. Wreszinski). 

Rossini, Carlo Conti: “Il discorso su Monte Cos- 
cam (J. Schleifer) . . 

Rothstein, J. W. : Hebräische Poesie (M ax Löhr) 

Sax, O, Ritter, von: Geschichte des Machtver- 
falls ‘der Türkei (M. Hartmann) 

Schaich Salih Aschscharif Attunisi: 
qat aldschibäd (R. Hartmann). . 

Schollmeyer, Anastasius: Sumerisch- -babyloni- 
sche nen und Gebete an Samas (H. H. Fi- 
gulla). . 

Schwaab, E.: ` Historische Einführung in das 
Achtzehngebet (F. Perles). . 

Schwaab, M.: Rapport sur une Mission de Philo- 
losophie en Gréce (F. Perles) 

Sohwöbel, Val.: Die Landesnatur Palistinas 2, 
TL (A. Gustave) . e SA 

Soltau, W.: s. Strehl, W. 

Splegelberg, W.: Demotische Texte auf Krügen 
(W. M. Müller) 9 

Streck, M.: Silben- und Ideogrammliste der vorder- 
asiatischen Bibliothek (W. Förtsch) 

Strehl, Willy, und W. Soltau: Grundriss der 
alten Geschichte u. Quellenkunde (C. Niebuhr) 

Studien zur semitischen Philologie und Religions- 
gesch., Wellbausen gewidmet (W. Förtsch) 

Sundwall, Joh.: Die einheimischen Namen der 
Lykier (A. Gustave) e 

Tallqvist, Knut L.: Assyrian Personal Names (A. 
Ungnad). . 

Thalloosy, L. v.: | Stadien zur "Geschichte Bos- 
niens und Serbiens im M-.A. (Carl Niebuhr) 

Thiery, G. I.: De religieuse Beteekenis van het 
Aogyptische Koningschap (Max W. Müller) 

Thomsen, P.: Kompendium der palistinischen 
Altertumskunde (C. Niebuhr) . . 

Vincent, H., et F. M. Abel: Jérusalem (M. Löhr) 


Haqi- 


IN 


Bpalte 
281 
182 

51 


150 


184 
275 


: l Spalte 
Vincent, H., et F. M. Abel: Bothléem. (Max 


Löhr) i 342 
Weidner, B.: Beiträge zur babylonischen Astro- 

nomie (H. Figulla) . e 305 
Wreszinski, W.: Atlas zur ägyptischen Kultur- 

geschichte (Georg Möller) 378 


Verzeichnis der Rezensenten. | 
Brandenburg, E. 21. = Perles, F. 84. 113. 145. 150 


Eschelbacher, M.. 185. 211. 340 
Fi gulla, H. 305. 371. 375 Peters, N. Se 281 
Förtsch, W. 80. 140. 275 | Ranke, H.. . . 16 
Gustave, A. 118. 152. 273 | Reckendorf, H. 247 
Hartmann, M. . 22 Rust, H. . 804 
Hartmann, R. 151. 252.344 Schiffer, S... 138 
Herrmann, J. 278. 303 | Schleifer, J. 122 
Kainz. COC. . 69 | Schroeder, L. v. 91 
Löhr. . 10. 51. 342. 375 | Schroeder, O. . 9 
Löw, I. 118 Seligmann, S. 180. 181 
Meissner, Bruno. . 331 Sobernheim, M. 48 
Müller, W. M. 183. 184. | Staerk, W.. . 209. 277 
208. 216. 247 Süssheim, K. 813. 377 
Möller, G. . 182. 378 | Ungnad, A. 240- 
Niebuhr, C. 115. 186. 309. Wreszinski 16. 20. 49. 50 
337 | Wilhelm, EK. . 87 
Pancritius, M. 307 | Zetterstéan, K. V.. 250 
Sprechsaal. 

Förtsch, W.: Zu OLZ 1915 Sp. 45 60 
Meissner, B.: Zu OLZ 1914, 463 ff. 24 
Altertumsberichte. 

Erwerbungen der Berliner Museen . 124. 380 


Aus gelehrten Gesellschaften. 


Berliner Akademie d. Wiss. 93. 124. 188. 813. — Geo- 
graphische Gesellschaft Wien 93. — Religionswissen- 
schaf. Vereinigung Berlin 124. 217. — Vorderasiat. 
Gesellschaft 157.381.— Numismatische Gesellschaft 157. 
British Academy 157. 217. — Society of Antiquaries 
157. — Society of Biblical Archaeology 157. — Aca- 
démie des Inscriptions et Belles-Lettres 285. 313. 
Heidelberger Akademie der Wissenschaften 314. — 
Deutsche Orientgesellschaft 314. — Gesellschaft fiir ver- 
gleichende Mythenforschung 381. — Berliner Gesell- 
schaft für Erdkunde 381. 


Mitteilungen. 


Turkestan- Expedition 25. — Steinbild des I,ugul-Kisal-si 
60. — Reise im nördlichen Arabien 93. — Reise in 
Galla und Britisch Ostafrika 93. — De Goje-Stiftung 
157. — Reise in Turkestan 157. — Tempel in Aby- 
dos 157. — Juwelenfund bei Lahun 157. — Moder- 
ner „ägyptischer“ Skarabäus im Brit. Museum 188. 
Grabungen bei Gize 188. — Forschungsreise im 
Kaukasus 314. — Aurel Stein 349. 


Personalien. 


309 | Balla, E. 94. — Bergstraesser, G. 314. — Burchardt, M. 


140 
152 
240 
186 
183 


115 
10 


314. — Caspari, W. 124. — Cohn, Leopold 381. — 
Oros 314. — Dalman 94. — Flunck, M. 188. — Gall, 
Frhr. Aug. v., 25. — Geyer, Rudolf 350. — Giese 285. 
— Haas, A. 94. — Hoffmann, K. 94. — Holzmeister, 
Urban 350. — Hrozny 381. — Kiepert 381. — Kloster- 
mann, A. 94. — Le Coq, A. v. 124. — Lehmann- 
Haupt 285. — Mittwoch, E. 188. — Eaunkiär, B. 
285. — Reimpell, W. 60. — Roeder, G. 217. — 
Schlechter 381. — Schroeder, Paul 350. 


Berichtigungen; Sp, 60. 217. 350. 
Zeitschriftenschau: Am Schlusse jeder Nummer. 


5 


Drientalistische 


Literaturzeitung 


Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient 


und seine Beziehungen zum 


Kulturkreise des Mittelmeers 


Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11 


Verlag der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung, Leipzig 
Blumengasse 2. 


18. Jahrgang Nr. 1 


Manuskripte und Korrekturen nach Königsberg. — Drucksachen nach Leipzig. 
Jährlich 12 Nrn. — Halbjahrspreis 6 Mk. 


Januar 1915 


Inhalt. 
Abhandlungen und Notizon Sp. 1—7 
Boissier, A.: Sarcophages royaux 4 
Förtsch, W.: AN.URU.A.TU.A. 4 
Hüsing, Georg: Zu Kardunias 1 


Liw, Immanuel: Zu den aramii- 
schen Papyrus von Elephantine 7 


Harp 


Beöthy, Szolt: Egyiptologiai Gyüjte- 
ménye, bespr. v. W. Wreszins ki 20 
Boeser, P. A. A.: 
ägyptischen Sammlung Leiden. Die 
Denkmäler des neuen Reichs 2. u. 
3. Abt, bespr. v. H. Ranke 16 
er, R. T.: Assyrian and Baby- 
lonian letters belonging to the 
Kouyounjik Collection of the Bri- 


Röder, Günther: Aegyptische In- 
schriften Berlin VI, bespr. v. W. 
Wreszin ia 8186 


Sax, Carl Ritter von: Geschichte des 
Machtverfalls der Türkei, bespr. 
v. Martin Hartmann . 22 

Vincent, H., et Abel, F. M.: Jérusalem, 
bespr. v. Max Löhr 10 


Beschreibung der 


Peiser, F. E.: parzilu 6 : Sprechsaal . . .. . . 24-26 
tish M X— bespr. v. S. e 

Schroeder, Otto: Hettitisch þat Schiffer m at ner, Bruno: Zu OLZ e 
SEN Legrain, G.: Lougsor sans les pharaons, Mittellun = e e ee 25 

Besprechungen . Sp. 8—23 bespr. v. E. Brandenburg 21 p i E ZZ Se 

Archaeological survey of Nubia 1907/8 | Monumenta Hebraica: Monumenta , Orsona len 
Vol. II 1908/9 Vol. I, bespr. v. W. Talmudica I, II,, V., bespr. v. Zeltschriftenschau . . . . 26—32 
Wreszinski d e e EH Max Eschelbacher 8 | Zur Besprechung oingeleufen . 32 


Zu Kardunias. 
Von Georg Hüsing. 


In meinem Beitrage „Kardunias“ in OLZ 
1906 Sp. 663 ff. hatte ich entwickelt, dass das 
Determinativ an vor dunias keine Unterlage ab- 
geben kann für die Annahme eines Gottesnamens 
„Dunias“, da im Namen des Landes kaspisch- 
elamische Rechtschreibung vorauszusetzen ist, 
und in dieser das an auch vor kosmischen 
Begriffen steht. 

Dafür konnte ich damals nur die Achama- 
nidentexte und die Schreibung Nazi “"muru-tas 
aus der Zeit der III. Dyn. selbst anführen. 
Ueber letzteren Namen habe ich inzwischen im 
Memnon IV (1910) S. 23 ff. ausführlicher ge- 
handelt undgezeigt, dassin kaspischer Schreibung 
an als Determinativ vor mara (muru) = „Erde“ 
steht. Wir werden es also auch vorauszusetzen 
haben für „Stern“, „Himmel“, „Horizont“, die 
im kaspischen Glossare unmittelbar hinter den 
Götternamen auftreten, und natürlich ebenso 
für „Meer“. Steht es doch achamanidisch sogar 
vor „gross“. Das gibt aber auch insofern zu 
denken, als dadurch auch im Glossare ange- 
nommene „Götternamen“ z. T. gar keine solchen 
zu sein brauchen. 

Eine Kritik an dem Glossare habe ich im 
Memnon (a. a. O.) bereits geübt; ich will hier 

1 


darauf aufmerksam machen, dass z. B. mirijas 
nicht nur für den Altbabylonier, sondern noch 
für die Anschauungsweise Messerschmidts in 
seinen Mitanni-Studien oder Scheils in seiner 
Behandlung der elamischen Texte, mit irsitum 
übersetzbar wäre, wenn es als „Genitiv“ stand. 
Man denke z. B., ein Text hätte ein kattil! 
miri-ja$ geboten: darin wäre miri funktioneller 
Genitiv, müsste also die zu kattil gehörige Sin- 
gular-Endung nach sich haben. Südelamisch 
würde das etwa kutir muri-ra heissen, und wir 
würden es mit unserem Adjektive übersetzen, 
wenn es muri-rra geschrieben wäre: Possessiv 
und Adjektiv sind nicht trennbar. Von Wörtern 
wie puri (upri), šuri (suri) gilt offenbar genau 
das Gleiche wie von miri: ihr jas gehört zum 
vorangehenden „Nominative“ oder Regens, und 


1 Dieses Wort ist überliefert in dem Namen Pi-li-li- 
kat-til (Revue Archéologique 1911 S. 36—38) der süd- 
elamisch Pirtri-kutsr lauten würde; man vergleiche südel. 
Ruhu-rater (Rihu-rater) mit kasp. Lahu-ratil; kattil ist 
ersichtlich das Wort kat-la (von Del. im Glossare als 
nu-la gelesen) = Sar-ru. Ich erinnere daran, dass südel. 
suru (etwa = ,Schwester“) kaspisch šala lauten würde 
und rutu (ritu, Plur. ritipe) = „Gattin“ kaspisch lata 
sein würde. Bei letzterem denkt man wohl unwillkürlich 
an lykisches lada = Frau, bei šala an das gleich lau- 
tende Mitanni-Wort für „Tochter“. Doch vgl. man Bork, 
Die Mitannisprache S. 43, wo šala als Fem. zu südel. 
šak „Sohn“ erklärt ist, und S. 79 über mit. asti oder 
rũti (= Gattin). 

2 


3 

so auch in Kar duni-jas, das semitisch kon- 
struiert vermutlich als „kara-š duni“ aufzulösen 
wäre. Ich meine nämlich, die „Endung“ ist 
eigentlich nicht als jas, sondern nur als aš an- 
zusetzen und dürfte nur dann mit ia geschrieben 
worden sein, wo ein 2 als Auslaut vorherging. 

Wenn also puri-as mit bel matäte richtig über- 
setzt ist, dann bedeutet puri „Land“. Ist aber ur- 
sprünglich bel Sad“ gemeint, dann bedeutet puri 
„Hochland“ oder „Gebirge“, puri-as ist dann 
der „Gebirgische“, und das gibt der Semit als 
„Herr der Berge“ wieder. Das kaspische „jasu“ 
= „Land“ ist nichts als eine Konstruktion, die 
auch in unserer Zeit noch hätte entstehen 
können, wenn wir kaspische Texte zu entziffern 
fänden. 

Damit sage ich nichts Neues, hoffe aber 
doch, dass es, in dieser Fassung wiederholt, 
manchem einleuchtender erscheine als in OLZ 
1906 Sp. 663 ff. 

Aber ich kann auch für Obiges einen neuen 
Beleg beisteuern: Bei Hommel in Müllers 
Grundriss S. 259 stosse ich auf die Angabe, 
dass in einem Kuri-galzu-Texte (1. R. 4, XIV 2 
und 3) vor UB-DA (= kibratu) das Determina- 
tiv an gesetzt ist: „wo das vorgesetzte an den 
himmlischen, heiligen Charakter dieser Gegend 
andeutet“. Diese Auffassung Hommels ist schon 
richtig, nur wird man das „heilig“ nicht gerade 
unterstreichen dürfen. Die Frage wäre nun, 
was die vier Kibrati eigentlich sind. Hommel 
übersetzt es mit Flussufer, und dass die Orien- 
tierung nicht nach unseren Windrichtungen er- 
folgte, sondern in Beziehung zu den zwei Haupt- 
strömen stand, hat Peiser vor mehr denn 20 
Jahren schon betont. Aber man deute und über- 
setze, wie man wolle: ein kosmischer Begriff 
liegt vor, und wie vor mara steht auch vor 
diesem ein an in einem Texte der III. Dyn. 

Eine weitere Frage wäre nun die, ob kara 
oder karu vor duni-as (vgl. mara und maru) ein 
kaspisches Wort sei und was es bedeute — 
denn irgend welcher Zusammenhang mit dem 
Namen Kassi rinnt uns ja jetzt unter den Fingern 
davon. Südelamisch müsste das Wort Kuru 
lauten, womit ich auch nichts anzufangen wiisste. 
Seit in einem elamischen Texte Sutruk-Nah- 
hunte I (XCI) das Wort karas aufgetaucht ist, 
könnte man aber wohl die Frage aufwerfen, ob 
karasu (= Feldlager) vor der Zeit des Auftretens 
der Kaspier überhaupt bekannt war, und ob 
das Wort nicht „Wall, Umwallung“ bedeutete 
— einerlei wie es sich zu baby]. kāru verhalte. 
Und dann wäre zu fragen, was man in diesem 
Lande eingedeicht hätte oder was für eine Art 
„Feldlager“ durch duni angedeutet sein könnte. 
Mit letzterem Gedanken wüsste ich nicht recht 
auszukommen, da der elamische „Possessiv“- 


Orientalistische Literaturzeitung 191b Nr. 1. 


4 


Ausdruck nicht dem Genitive (z. B. der Latei- 
nischen) entspricht, also Herstellungsweise, 
Stoff, Lage usw. nicht gut darin stecken könnten. 
Mit ersterem aber wäre nur auszukommen, wenn 
das kasp. Suffix aš auf Sachen sich bezöge, 
wie später auch im Südelamischen Sachen und 
Personen beim Adjektive nicht mehr unter- 
schieden werden. Nun, die bekannten Länder- 
namen auf a$ drücken ja auch keine Personen 
aus! Welcher kosmische Begriff kann nun auf 
duni passen? Ich glaube, es bleibt wirklich 
nur eine Bedeutung übrig, die mit „Wasser“ 
zu tun hat, würde mich aber ebenso freuen, 
wenn jemand einen anderen Ausweg wüsste. 
In meinem früheren Beitrage habe ich in 
der Schreibung A-AB-BA, die im Personen- 
namen nicht gut „Meer“ bedeuten kann, eine 
verzwickte Künstelei für eine Verbalform ver- 
mutet, und zwar, da keine „Endung“ folgt, für 
eine 1. Pers., und, wenn tuni = A-AB-BA sein 
sollte, für tunih, das man auch ohne h schreiben 
konnte. Erst später kam mir der Stadtname 
„Dun-ni-SAMAS“ in Erinnerung (Sinacherib 
Prisma IV 51), der vielleicht „Wasser der Nah- 
hunte“ bedeuten könnte, sowie Du-un-SARRI“ 
(Rassam-Engl. V 52), vermutlich , Dunni-sunkik 
zu lesen — vgl. Nahr-malka. 


Sarcophages Royaux. 
Von A. Boissier. 


La découverte des cuves funéraires dans 
le palais d’Assur est interessante (MDOG, 
n° 54, 39). Elle confirme un fait mentionné 
dans les presages, d’apres lequel les rois et 
les princes avaient leurs mausolees dans les 
palais mémes, Ex: K 3671 + 6242 + 13966 
(CT XX, Plate 3) 10: Si le padänu est 
double et qu’entre les deux se trouve une ouver- 
ture (dépression), le prince dans son palais son 
sarcophage sera ouvert. (Rubü ina ekallisu 
qubursu ippatti). 

P. S. T. La lecture nasraptu de E 


proposée par Knudtzon et Meissner (SAI 9280) 
parait certaine d'après un document inédit, 
que je ferai connaître prochainement. 


AN.URU.A.TÚ.A. 
Von Wilh. Förtsch. 


Obiger Ausdruck findet sich Nik. 161 Rev. 
2, 4 und Nik. 163 Rev. 1, 3; erstere Stelle ist 
nach letzterer ergänzt: AN.URU.[A.]T[U].A. 
Bei Analyse der beiden genannten Texte hat 
Nikolskij (S. 35 sub Nr. 161 und S. 36 sub 
Nr. 163) von einer Uebersetzung stillschweigend 
abgesehen. Ich möchte hier einen Versuch zur 
Deutung machen. 


b Orientalistische Literaturzeitung 1916 Nr. 1. 6 


Nik. 161 ist eine Lieferungsliste, Nik. 163 
Opferliste und Lieferungsliste zugleich. Nik. 
161 heisst es nach Aufzählung der Tiere und 
der Personen: (Rev. 2, 2—6) itu ezen bulug-kü 
dingir nin-gir-su-ka AN.URU.[A.|T[U].A gä-udu- 
gud ni-tüm-tüm und Nik. 163 nach der Lie- 
ferungsliste: (Rev. 3, 6—1, 3) udu-kü-a ezen 
bulug-kü sgr nin-gir-su-ka AN.URU.A.TU.A. 
Wenn wir vorläufig den in Frage kommenden 
Ausdruck ausser acht lassen, so haben wir 
Nik. 161 zu übersetzen: „Im Monat des bulug- 
kü-Festes des (Gottes) Nin-gir-su 
wurde es (das vorhergenannte Kleinvieh) in das 
Haus des Kleinviehes und des Grossviehes 
gebracht“, während Nik. 163 lautet: „Kleinvieh- 
Lieferung am bulug-küFest des (Gottes) Nin- 
gir-s uu “. An einen Beinamen “rsruru-a- 
tu-a für Nin-gir-su zu denken ist ausgeschlossen, 
da in einem solchen Falle die Genetivpartikel 
ka erst nach diesem Beinamen stehen würde. 
Offenbar haben wir es mit einer genaueren Be- 
stimmung am Monatsfest bulug-kü zu tun; ich 
würde die Lesung dingir-ri a-tü-a vorschlagen 
und übersetzen „als dem Gott die Wasserspende 
dargebracht wurde,bezw.beider Wasserspendefür 
den Gott“. Die Wasserspende als religiöse 
Zeremonie ist ja in Babylonien sowohl in frü- 
herer wie in späterer Zeit häufig zur Anwendung 
gekommen. Aufeinen Text sei noch hingewiesen, 
der in dieser Beziehung gleichsam das Gegen- 
stück zu Nik. 161 und 163 bildet, nämlich die 
Opferliste CT 32 pl. 12 Rev. 3, 19—4, 6: 1 
&b-mu-2 “eren-lil 1 Aäb-mu-2 dinsir nin-lil 1 áb- 
mu-2 dul-azag 1 gud-mu-3 a-tü-a lugal Sa(g) 
e-ngiren-ki és-é8 ud-sar ud-28-kam „1 zweijäh- 
rige Kuh für den (Gott) En-lil, 1 zweijährige 
Kuh für die (Göttin) Nin-lil, 1 zweijährige Kuh 
für den heiligen Hügel, 1 dreijähriger Ochs bei 
der Wasserspende de Königs (= wenn der 
König die Wasserspende vornimmt); im Tempel 
des (Gottes) En-ki; Opfer am Neumond, am 
28. Tag“. 

Vgl. dazu Nik. 289 Obv. 2, 2—3: ud 
(sic!) “sr lugal-uru-bar-ra-ge a-tü-a-a „am 
Tage des Gottes Lugal-uru-bar-ra als die 
Wasserspende dargebracht wurde“; DP 41 
Rev. 3, 1—2: alneir lugal- uru-bar-ra-ge-a é-8a(g)- 
ga a-ti-a „des Gottes L. bei der Wasser- 
spende für das &-Sa(g)-ga“; DP42 Rev. 7, 3—4: 
dingir Iugal-uru-bar-ra-ge 4 é-Sa(g)-ga- ri a-tü- 
a „des Gottes L. bei der Wasserspende für 
sein &-Sa(g)-ga. 


Hettitisch hat = „Silber“ € 


Von Otto Schroeder. 


Die Hettiterkönige bezeichnen sich in ihren 
Urkunden als „König des Landes der Stadt 
Hatti“; daraus geht hervor, dass die Hauptstadt 


des Reiches Hatti hiess. Während die meisten 
Texte in phonetischer Schreibung Ha-at-ti!, 
Ha-ti oder ähnlich ? bieten, begegnet bisweilen eine 
eigenartige ideographische Schreibung AZ AG. 
VD-ti, d. h. das Ideogramm für „Silber“ ver- 
mehrt um das phonetische Komplement - ti. 
Winckler“, Bericht S. 21 gab das provisorisch 
durch KaSpu + ti wieder; an der dort zitierten 
Stelle wird Puduhepa, die Gemahlin Hattusils 
bezeichnet als „Grosskönigin, Königin von AZ AG. 
VD-ti; dass dies Hatti zu lesen ist, unterliegt 
wohl keinem Zweifel. 
Wie das „Silber“ auf hettitisch heisst, ist 
bislang noch unbekannt. In den zusammen- 
hängenden Texten ist stets das Ideogramm ge- 
setzt und in den Boghazköi-Vokabularen, die 
soeben durch Delitzsch* zugänglich gemacht 
wurden, fehlt eine entsprechende Angabe. Die 
vielen ideographischen Schreibungen der hetti- 
tischen Texte erleichtern deren Verständnis ja 
beträchtlich, verwehren uns aber andererseits 
die Kenntnis der einheimischen Aussprache. 
Was nützt es uns, wenn in den Vokabularen 
die hettitische Kolumne bei häufig vorkommenden 
Worten das längst bekannte Ideogramm (mit 
oder ohne Eudung bzw. phonetischem Kom- 
plement) bietet, wenn z. B. „König“ durch 
LUGA L-uš, „Hirte“ durch lu SIB, „Hand“ durch 
Ü wiedergegeben wird. — Vielleicht bietet 
unser Fall die Handhabe, den hettitischen Wert 
eines der Ideogramme kennen zu lernen. Wenn 
man Hatti mit dem Ideogramm für „Silber“ + ti 
schreiben konnte, so hat gewiss diese Gruppe 
dem um die Endung ti vermehrten hettitischen 
Wort für „Silber“ entsprochen. Mit anderen 
Worten: das „Silber“ dürfte danach auf het- 
titisch hat geheissen haben. 


parzillu. 
Von F. E. Peiser. 


OLZ 1914 Sp. 168 hob ich Wincklers wich- 
tige Angabe hervor, dass Kizwadna als das 
Eisen erzeugende Land bezeichnet wird5, und 
dass Winckler selbst nachgewiesen habe, dass 
dieses Land an der Kiiste des Schwarzen Meeres 
zu suchen sei und sich ungefähr mit dem 
Pontos decke. Von dort also, wo später die 


1 80 2. B. der die Fundnummer 2275 tragende Vertrag 
zwischen Hattušil und Ramses II. Vgl. auch Knudtzon, 
VAB II Nr. 41, 2. 

2 In der Spätzeit kommt sogar Ha-a-ti vor. IIIR 60 
I 38. 46 = Virolleaud, ACh Sin XXXII 33. 41. 

3 OLZ 1906, Sp. 631, Anm. 2. 

* Sumerisch - akkadisch - hettitische Vokabularfrag- 
mente. Berlin 1914. — Es sei mir gestattet, darauf 
hinzuweisen, dass die Stücke VAT 7446 (Nr. 3) und 7449 
(Nr. 8) durch Schriftduktus wie auch Farbe des Tons 
als zu einer Tafel gehörend sich ausweisen. 

5 MYAG 18. Jahrg. Heft 4 S. 61. 


? 


Griechen ihre Chalyber kennen, liegt die erste 
authentische Angabe über Eisenfabrikation vor. 


Wenn nun ‚Eisen‘ bei den Assyrern den 
Namen pareillu trägt, so darf vermutet werden, 
dass der Name selbst über seinen Ursprung 
Aufschlüsse bieten kann. Da zwischen dem 
Pontos und Assyrien in der Zeit, wo das Eisen 
zu den Assyrern kam, das Gebiet der Hatti 
und Mitani lag, so ist es möglich, ich möchte 
sogar sagen wahrscheinlich, dass die Endungs- 
silbe -illu zur Sprache derjenigen Landstriche 
gehört, welche dasProdukt vermittelten. Sowohl 
in der Sprache der Hatti (il in Mitrassil), wie 
in der der Mitani (illan in naprillan) tritt sie 
als Endung auf, und zwar scheint sie eine dem 
Deutschen — isch, wie nord-isch usw., oder — 
lich, wie gött-lich, ähnliche Funktion ausgeübt 
zu haben. Dann wäre parzillu das parz-ische 
(sc. Metall). In Kizwadna hätten also Parz 
gesessen und Eisen gehabt. Wer diese Parz 
gewesen, Götter oder Menschen, ob Brücken zu 
Parzua3 oder gar zu Parsu zu schlagen sind, 
muss ich dahingestellt lassen, ebenso, wenn 
man den Blick nach Westen lenkt, ob etwa 
ein Zusammenhang mit lateinisch ferr-um vor- 
liegen kann. 

Eingewendet könnte freilich werden, dass 
dem assyrischen parzillu hebr. 3M2 entspricht; 
aber letzteres ist wohl erst Lehnwort aus dem 
Assyrischen, und dann dürfte 3 gegenüber dem 
p wie 1 gegenüber dem k in pD = Sarrukin 
betrachtet werden. 


Endlich noch eine Frage. Sollte der Name 
Kizwadna wirklich ganz spurlos verschwunden 
sein? Wenn man movrog evgesvoc, besonders auch 
wegen der Spielerei mit a&sıvos, als griechische 
Volksetymologie ansehen darf, so könnte hier 
sich eine Umdrehung des ursprünglichen Namens 
erhalten haben, dessen Lautbestand k-z-u-dj-n 
oder ähnlich gewesen sein würde. 


Zu den Äramäischen Papyrus vonElephantine. 
Von Immanuel Löw. 

Pap. 55 Z. 4 ro gehört zu neuhebr. 
dug app vu Gaz (jer. Bikk 64°). 

Pap.57 Col. I 2.3—4 [n]n0 prp opp Inp2w 

Fran yan DC 

ist zu übersetzen: „Ich habe dich in der Ver- 
borgenheit des Geheimnisses (= syr. ja) ge- 
lassen, du hast es aber ausgeplaudert. Du 
hast deine Freunde verlassen und bist gegen 
sie erkaltet (33.0). 

ibid. 5—6 ...0 OD Hp Sonn oon ist 
zu ergänzen: PDD „genug“. 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 1. 


Besprechungen. 


Monumenta Hebraica. Monumenta Talmudica. 
Unter Mitwirkung zahlreicher Mitarbeiter herausgegeben 
von Prof. Dr. Karl Albrecht-Oldenburg i. Gr., Dr. 
Salomon Funk- Boskowitz, Prof. Dr. Nivard 
Schlögl-Wien. Fol. 

Erster Band: Bibel und Babel, bearbeitet von Sa- 
lomon Funk. (348 S. m. 1 Karte). 1913. M. 40 —. 
Zweiter Band: Recht, bearbeitet von Salomon Gandz. 
Erstes Heft. (80 Seiten). 1913. M. 10 —. 

Fünfter Band: Geschichte. I. Teil: Griechen und 
Römer, bearbeitet von Samuel Krauss. Erstes Heft. 
(808.). 1914. M. 10 —. Wien u. Leipzig, Orion-Verlag, 
G. m. b. H. Bespr. v. Max Eschelbacher, Düsseldorf. 

Die Monumenta Talmudica sind ein hoch- 
bedeutendes Werk von grossem Zug und eigener 
Art. Sie wollen weiten Kreisen dienen und 
über den Kreis der eigentlichen Talmudisten 
hinaus allen, die an der altrabbinischen Lite- 
ratur Interesse nehmen, einen Zugang zu den 
Quellen bahnen. Sie verfolgen also das gleiche 
Ziel wie die verdienstvollen Uebersetzer des 
grossen Werkes, Pinner, Rawicz, Goldschmidt. 
Während aber diese den ganzen Stoff unverkürzt 
wiedergeben, bieten die monumenta talmudica 
eine Auswahl nach sachlichen Gesichtspunkten. 
Aus den Bruchstücken, die, ähnlich den Frag- 
menten des corpus iuris, das Mosaikbild des 
Talmud zusammensetzen, sind hier die wich- 
tigsten, nach Materien geordnet, zusammen- 
gestellt und kommentiert. Die Auswahl ist sehr 
reichlich. Der erste Band bringt 902, die ersten 
Hefte des zweiten und des fünften Bandes 
214 und 161 Fragmente. Die Herausgeber 
geben also den Stoff zu einem ausgeführten 
Bilde des talmudischen Schrifttums, nicht nur 
zu einer dürftigen Skizze. 

Die grosse Aufgabe soll in sechs Bänden 
bewältigt werden. Dem ersten Bande „Bibel 
und Babel“ folgt II. Recht, III. Theologie, 
IV. Volksüberlieferung, V. Geschichte, VI. pro- 
fanes Wissen. Band I liegt abgeschlossen vor, 
von II und V ist je ein Heft erschienen. 

Der Inhalt des ersten Bandes entspricht nicht 
ganz seinem Titel „Bibel und Babel“. Denn 
das Verhältnis der babylonischen zur biblischen 
Kultur tritt im Talmud, der ja erst um 600 
abgeschlossen ist, wenig hervor. Desto eher 
erhalten wir eine klare, anschauliche und ein- 
gehendeSchilderung von Babylon im ausgehenden 
Altertum, von seiner Geschichte, von Land und 
Volk, von seinen wirtschaftlichen Verhältnissen. 

Der Bearbeiter des talmudischen Rechts, 
Gandz, hat sich eine schwierige Aufgabe gestellt. 
Erbeginnt mitdem öffentlichen Recht, obgleich es 
zur talmudischen Zeit, einige hundert Jahre nach 
dem Untergang des jüdischen Staates, nur noch 
in kümmerlichen Resten existierte. Die Kapitel 
„König“ und „Synhedrion“ reden von Fürsten 
und Behörden der Vergangenheit und hatten 


9 


auch für die talmudische Zeit nur noch 
archäologisches Interesse. Den grössten Teil 
des Heftes nehmen die Verordnungen über die 
Priester ein, die man unter dem Titel „Ver- 
fassungsrecht“ nicht erwartet. Gandz begründet 
ihre Aufnahme mit der Erwägung, dass bei dem 
theokratischen Charakter des jüdischen Staats- 
wesens die Priester die eigentlichen Träger der 
Staatsidee gewesen seien. Auch das gilt nach 
der Tempelzerstörung nicht mehr und traf auch 
vorher vielleicht nicht zu. Was an öffentlichem 
Recht in der talmudischen Zeit lebendig war, 
der Exilarch, seine Gerichtsbarkeit, die Ge- 
meindeverfassung, die verschiedenen Steuern 
usw. ist nicht bei Gandz, sondern im ersten 
Band, bei Funk, zu finden. Die Kraft des tal- 
mudischen Rechts liegt nicht im öffentlichen 
Recht, sondern im Zivilgesetz. Wir sehen den 
weiteren Heften des zweiten Bandes, die dieses 
grosse Gebiet darstellen werden, mit der leb- 
haftesten Erwartung entgegen. 

Krauss bietet (V 1) in systematischer Ordnung 
die rabbinischen Quellen über die römischen 
Provinzen, über Städtegründungen, über die 
Stadt Rom ihre Geschichte, über die vier 
Weltreiche, von denen Daniel spricht, über die 
Griechen und ihre Geschichte seit Alexander 
dem Grossen und ihre Kultur, über das römische 
Reich, seine Kaiser und seine Feldherren. 

Alle Bearbeiter schöpfen ausschliesslich aus 
den ersten Quellen, sie ziehen das gesamte alte 
rabbinische Schrifttum herbei, die beiden Tal- 
mude, sämtliche halachischen und aggadischen 
Midraschim, und der Leser kann sich sein Bild 
völlig aus den originalen, ursprünglichen Quellen 
entwerfen. 

Die Anmerkungen, bei jedem Autor nach 
seiner Eigenart verschieden, erläutern die Texte 
und stellen die Verbindung zwischen einzelnen 
Stellen dar. Sie zeigen zugleich die mannig- 
fachen Richtungen, in denen sich modernes 
Talmudstudium bewegt. Funk gibt als Anhang 
zu „Bibel und Babel* zusammenhängende Er- 
läuterungen, die besonders die geographischen 
Verhältnisse Babylons und des neupersischen 
Reiches klarstellen. Die grosse „Landkarte 
von Babylon nach talmudischen Quellen“ am 
Ende des dritten Heftes, Funks Meisterstück, 
den „Juden in Babylon“ entnommen, ist ein 
wichtiges, dankbar begrüsstes Hilfsmittel. 

Gandz ist unter den Dreien der Literarkri- 
tiker. Er folgt den Redaktoren der Mischna 
und des Talmud auf ihren Wegen und sucht 
aus der jetzigen Gestalt der Texte ihre ur- 
sprüngliche Form und ihre Quellen zu ermitteln. 
Weil aber die Entstehungsgeschichte dieser 
Werke für uns im Dunkel liegt, müssen seine 
Ergebnisse oft Vermutung bleiben. Doch sind 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 1. 


10 


seine Untersuchungen trotzdem höchstinteressant 
und die kurze Darstellung seiner Grundsätze 
im Vorwort (Bd. IIS. XV ungemein anregend. 

Krauss ist Archäologe, dazu ein ausgezeich- 
neter Kenner der spätklassischen Literatur und 
der Kirchenväter. Mit Hilfe dieses weitschich- 
tigen Schrifttums gliedert er in seinen vorzüg- 
lichen Anmerkungen unser Wissen vom Talmud 
in unsere Kenntnis der spätrömischen Welt ein 
und würdigt das Werk der Rabbinen im Zu- 
sammenhang mit der Kultur der ausklingenden 
Antike. 

Das grosse Werk der Monumenta Talmudica, 
das bereits vor acht Jahren in Angriff genommen 
wurde, hat inreichem Masseschon seine Schicksale 
gehabt, und die Vorreden, besonders die zum II. 
Band, sind erfüllt von Anspielungen auf bittere 
Erfahrungen. Die einzelnen Hefte lassen den 
aufmerksamen Leser auch erkennen, wie im 
Laufe der Zeit Plan und Ausführung Aende- 
rungen erfahren haben. Freilich haben auch 
die Herausgeber eine ungewöhnlich mühsame 
Aufgabe übernommen; die Auswahl ist schwierig, 
und Erfahrungen müssen erst gesammelt werden. 
Aber was bis jetzt geleistet und erreicht wurde, 
ist ausgezeichnet; mit allen Mitteln moderner 
Philologie ist nunmehr weiten Kreisen ein neuer 
Zugang zu den Quellen des Talmud erschlossen. 
Möge er viel benutzt werden. 


H. Vincent et F. M. Abel: Jérusalem. Recherches 
de topographie, d’archéologie et d'histoire. Tome I: 
Jerusalem Antique. XII. 196 S. Tome II: Jerusalem 
Nouvelle. Préface par M. de Vogüé. XX, 419 S. m. 
43 Taf. Paris, J. Gabalda, 1914. Bespr. v. Max Löhr, 
Königsberg. 

Das breit angelegte Werk dieser beiden 
Palästinaforscher von hervorragendem Ruf um- 
fasst zwei stattliche Quartbände. Dieselben 
behandeln das Jerusalem vor der Zerstörung 
durch Titus — das alte — und das nach dieser 
Katastrophe — das neue — und sind, abgesehen 
von den Bildern und Skizzen im Text, noch 
mit ca. 100 besonderen Tafeln, die Karten, 
Pläne und photographische Aufnahmen bieten, 
ausgestattet. 

Die Einleitung spricht über Zweck, Plan, 
Methode und Quellen. Der Zweck des Buches 
wird folgendermassen bestimmt: ce qui a été 
voulu est un groupement exact et complet, 
dans la mesure possible aujourd’hui, des faits 
utiles à l’historien pour retraver l'histoire 
proprement dite de Jerusalem, celle qui mar- 
quera son rôle précis dans l'évolution nationale 
et religieuse d'Israël. Wiederholt wird noch 
auf den praktischen Zweck des Buches hin- 
gewiesen; ihm entspricht es, dass an lecteur 
le plus denue de ressources documentaires, les 
elements essentiels de contröle: citations in 


— 


11 


extenso des textes et illustration abondante 
dargeboten werden. 

Unter den Quellen spielt natürlich Josephus 
eine hervorragende Rolle. Das Urteil über 
seinen Quellenwert lautet: Josèphe, écho du 
passe, n’aura absolutement aucune valeur 
meilleure que la valeur de ses sources dans 
la mesure op il ne pourra étre soupconné de 
transmission tendancieuse. Joséphe témoin direct 
sera recu avec une confiance proportionnée A 
la nature de l'information fournie et au degré 
d'indépendance qu'une critique circonspecte fera 
saisir dans l'expression de sa pensée en chaque 
détail de son récit. Als weitere Quellen SE 
Topographie und Archäologie bezeichnet, deren 
Sprache man allerdings ebenso verstehen müsse, 
wie die als Quelle benutzte Schrift eines antiken 
Autors. Das wird nun bei Jerusalem ganz 
besonders dadurch erschwert, dass das Boden- 
profil im Laufe der Jahrhunderte enorme Ver- 
änderungen erfahren hat, und die Neubauten, 
die bis zur Stunde vorgenommen sind und 
werden, mit vielen wertvollen Resten der Ver- 
gangenheitaufgeräumt haben. Eine willkommene 
Unterstützung bieten die Berichte früherer 
Forscher, die natürlich nicht ohne Kritik be- 
nutzt Werden können. Den Schluss dieses Ab- 
schnittes des Werkes bildet eine Uebersicht 
über die bisherige Literatur, wo bei Voll- 
ständigkeit weder den Verfassern möglich, noch 
— dem Zweck ihrer Arbeit entsprechend — 
von ihnen beabsichtigt ist. 

Es folgt im ersten Faszikel des ersten 
Bandes die Topographie, bestehend aus fünf 
Kapiteln: Zunächst ein orographischer Ueber- 
blick, der den Leser äusserst instruktiv über 
die ganze Situation orientiert. Man merkt, 
dass die Verf. in Jerusalem leben und über 
Zeit und Ruhe zu gründlichstem Studium ver- 
fügen. Dann wird die alte, von der Mauer 
Solimans II. umschlossene Stadt, die Vorstädte 
im N. und W., das Dorf Silwän mit seinen 
ruppigen Bewohnern, Oelberg und Kidrontal 
beschrieben, endlich eine Schilderung des Boden- 

rofils der Jetztzeit gegeben. Das zweite 

apitel enthält geologische und klimatische 
Notizen, Steinmaterial, Wasserverbältnisse, 
Wind, Regen. Den grössten Wert messe ich 
in dieser ganzen Partie den gelehrten An- 
merkungen bei, nicht nur der ausführlichen Zitate 
aus den verschiedensten Quellenschriften wegen, 
sondern auch um der Notizen willen, die zu zahl- 
reichen biblischen, besonders alttestamentlichen 
Stellen geboten werden. Mit dem 3.—5. Kapitel 
kommen wir zu dem ältesten Jerusalem und 
damit zu dem Teil des bedeutenden Werkes, 
der ohne Zweifel jedermann am meisten inter- 
essieren muss. Hier werden folgende Themen 


Orientalistische Literaturzeitung 1916 Nr. 1. 


12 


behandelt: Sion et la cité de David und Millo 
et Ophel. Mit Spannung folgt man dem Nach- 
weis der Identität des Tunnels von Ophel mit 
demi sinnör, den Vincent als Kenner der pa- 
lästnischen Ausgrabungen, Canaan d’apres 
l’exploration récente, mit Hilfe des neuesten 
Materiales führt, das ihm an Ort und Stelle 
zur Verfügung ist. Sehr scharfsinnig ist die 
Skizze caractère de Jerusalem jebuseenne; 
dasselbe lag ausschliesslich auf dem Osthiigel, 


isein Lebensuerv war die Quelle — Gichon — 


| 
| 


mit dem Tunnel zu ihr hin. 

Nach dem .Prospekt handelt der zweite 
Faszikel, den ich nicht gesehen habe, über die 
Archäologie der alten Stadt überhaupt, über 
den Tempel und die Geschichte des alten 
Jerusalem. 

Der zweite Band, bevorwortet von de Vogiié, 
behandelt im ersten Teil Aelia Capitolina, 
Hier ist zunächst von der Organisation einer 
römischen Militärkolonie die Rede, von der 
literarischen Bezeugung der Aelia Capitolina, 
dann der archäologischen — ecce — Ges = 
Bogen und von der allgemeinen Physiognomie 
der Kolonie. Des weiteren werden die Ruinen 
des russischen Hospizes Alexander und des 
koptischen Klosters behandelt, das Steinpflaster 
und der antike Bogen in dem russischen 
Etablissement, und wird versucht, die einzelnen 
Stücke chronologisch zu fixieren und das 
Forum der Aelia zu bestimmen. 

Der zweite Teil beschäftigt sich mit der 
Grabeskirche; er gibt zunächst eine Beschreibung 
des Baues in seiner gegenwärtigen Gestalt, 
wobei auf die zahlreiche einschlägige Literatur 
eingehend Rücksicht genommen wird. Ein be- 
sonderes Kapitel ist der Beschreibung des 
Konstantin-Baues bei Eusebius gewidmet und 
versucht, die Ueberreste dieses Bauwerks nach 
nach den Angaben des Kirchenhistorikers fest- 
zustellen. Im weiteren ist eine Geschichte 
des Heiligtums bis auf unsere Zeit geboten, 
wobei der Beschreibung der gottesdienstlichen 
Veranstaltungen an den verschiedenen Stellen 
der Kirche und zu den verschiedenen Zeiten 
ein spezielles Interesse gewidmet ist. Der 
letzte Teil des Werkes handelt von den heiligen 
Stätten des Oelbergs: zunächst von Gethsemane, 
den biblischen Angaben und der Tradition bis 
zur Kreuzfahrerzeit; der Geschichte des Ortes 
bis heute; der durch die Franziskaner aus- 
gegrabenen Kirche und der Grotte. Besonders 
eingehend sind die übrigen Orte behandelt: 
Eleona, Himmelfahrtskapelle, Pater Noster. 
Besondere Abschnitte behandeln auch hier 
den Gottesdienst und die geistlichen Beamten 
dieser heiligen Stätten. Sehr wertvoll sind 
sowohl in der Partie über die Grabeskirche wie 


13 


in dieser über die heiligen Stätten des Oelbergs 
die Zusammenstellungen des diesbezüglichen 
Quellenmateriales, das im Wortlaut abgedruckt 
ist. So wird das Ganze nicht nur zu einem 
dankenswerten Beitrag zur Topographie Jeru- 
salems, sondern auch zu einem reichen Arsenal 
wertvollen Quellenmaterials. 


Assyrian and Babylonian Letters belonging to the 
Kouyounjik Collections of the British Museum by R. 
F. Harper. Parts X—XI. S.1061—1180; 1181—1300. 
8°. Chicago, Illinois, The Chicago University Press. 
Bespr. v. S. Schiffer jun., Paris. 

Es ist ein trauriger Anblick, den die Bände 
X—XI der Harperschen Briefsammlung ge- 
währen. Fragmente, und fast nichts als Frag- 
mente! Unter den hundert Texten des zehnten 
(Nr. 975—1074) und den achtundneunzig des 
elften Bandes (NNr. 1075—1172) findet man 
kaum zwei, die ganz sind (Nr. 1137, 1164) 
und nicht viel mehr als ungefähr ein Dutzend, 
die man mit einiger Sicherheit wiederherstellen 
kann. Diese Operation wird freilich auch im 
allgemeinen bei der Harperschen Textausgabe 
äusserst erschwert dadurch, dass die Lücken 
offenbar nicht mit der unbedingt erwünschten 
Genauigkeit umschrieben sind. Dazu kommt 
noch die irreführende Zählung der Zeilen, bei 
der die fehlenden nicht einmal mutmasslich be- 
rücksichtigt werden. Es ist indes nicht angängig, 
den Verfasser jetzt auf derartige Mängel seines 
Werkes aufmerksam zu machen, welches das 
zu veröffentlichende Material bald erschöpft 
haben wird. Dagegen muss man das Verdienst 
Harpers aufs neue betonen, wenn man die Selbst- 
verleugnung und Ausdauer ermisst, die dic irri- 
tierende Kopierarbeit in diesem Falle als Löse- 
geld gefordert hat. 

Das, was die Briefe jetzt sind, verrät häufig 
den mannigfaltigsten Wert, den ihr einstiger 
Inhalt für uns gehabt hätte. So begegnet man 
in Nr. 1016, 1029 Tafeln, die weitere Beiträge 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 1. 


14 


offenbar die Führer jener Partei in Babylonien, 
die zu Asurbänipal hielt. In Nr. 1131 wird 
dem Könige mitgeteilt, dass Nabüusallim, Sohn 
Marduk-apla-iddin’s sich auf dem Wege nach 
Bit-Jakin an der Spitze einer elamitischen 
Armee befinde. 

Nr. 1000 berichtet sehr wahrscheinlich Bêl- 
ibni über ein Engagement mit aramäischen und 
anderen Stämmen, die unter Führung von Nabü- 
bél-Sumate assyrisches Territorium geplündert 
hatten. Von einem Einbruche der Puqudu in 
Uruk erzählt Nr. 1028 und von Intrigen dieses 
Stammes mit Bit-Jakin Nr. 1052. In dieselbe 
Epoche gehören Nr. 1129 und 1136. In Nr. 
1030, 1095 und vielleicht auch 1024 ist von 
Marduk-apla-iddin, König von Babylonien die 
Rede. 

In Nr. 1168 hat man den Verlust eines 
wesentlichen Teiles eines Berichtes zu beklagen, 
in dem, wie es scheint, ein Einfall der Kimmerier 
ins Herz Assyriens selbst geschildert war. Sie 
wurden jedenfalls prompt zurückgeworfen, denn 
der priesterliche Schreiber findet den Gleichmut, 
im Rev. die günstigen Tage im Monat aufzu- 
zählen, vgl. Nr. 1140. In Nr. 1161 wird eine 
Bedrohung der Stadt Me-in-da-a seitens der 
Kimmerier gemeldet. Nr. 1109, wo Rev. 9 
mat Man-nu-a-a (= Man-na-a-a) zu lesen ist, ge- 
winnt an Bedeutung dadurch, dass er den Namen 
des Schreibers des von L. Waterman veröffent- 
lichten eingehenden Berichtes über die Position 
der Kimmerier und der gegen sie zu beobach- 
tenden Manöver! mit ziemlicher Sicherheit fest- 
zustellen gestattet. 

Es ist dies Bél-u-[bal-lit], der Verfasser un- 
seres Briefes, und nicht wie Waterman vermutet, 
Nabü$arusur. Dies geht aus den folgenden vier 
Tatsachen hervor: 1. Anwendung in beiden 
Fällen babylonischer Charaktere. 2. Vollstän- 
dige Identität der Adresse und der Begrüssung: 
a-na Sar mätäte be-li-ia arad-ka ™4Bél-u-[bal- 


zur Geschichte Sargons II. geliefert hätten. Es lit], /*Bel ¿Nabû u Samas ong Sarri be-li-ia 
ist bemerkenswert, dass in der erstern der ba-jlik-ru-bu/. 3. In beiden Fällen folgt auf die 
bylonische Schreiber QiSti-Marduk den König Adresse eine astrologische Betrachtung. 4. Das 
Sar Babili Sar mätäte tituliert, ohne Assyriens | Unterstreichen der ersten zwei und je einer oder 
zu gedenken. Nr. 1014 erwähnt eine Statue mehrerer der folgenden 8—9 Zeilen, die nicht 
Sargons (Rev. 14). — Neue interessante Auf- dem eigentlichen Gegenstand gewidmet sind. 
schlüsse über die politischen Beziehungen Elams! Nr. 977 enthält einen Gruss an die zwei 
zu Assyrien und dieser beiden Staaten zu Ba- Söhne Asürbänipals, ASfr-mukén-palé-ia und 
bylonien unter Asürbänipal geben trotz ihrer Ašûr-šarrâni-[iq]-bi. 

starken Beschädigung die Briefe Nr. 998, Der militärische Rapport Nr. 1009 über den 
1007, 1022, 1105, 1106, 1114, 1131, 1151. In Bestand der Garnison einer Ortschaft zeigt, 
Nr. 998, dessen Verfasser Bél-ibni zu sein scheint, |aus wie heterogenen Elementen das Heer der 
handelt es sich um einen Verrat Assyriens an Sargoniden zusammengesetzt war. Die drei 
Elam seitens eines assyrischen Beamten. Nr. ee 
1105, das 39 lange Zeilen im Obv. und 27 IM Letters and related Texte, Chicago, 1912 pp. 3 E 20 29. 
Rev. umfasst, führt uns mitten in die Erhebung S. auch meine Besprechung in OLZ 1914 Sp. 399 ff. 
unter SamasSumukén hinein. Die Verfasser sind ? Vgl. I. c. p. 22. 


15 


Divisionen, über die der Schreiber das Kommando 
hat, umfassen mehr als ein Dutzend verschie- 
dener Nationalitäten und Stämme, darunter 
Aramäer und Kilikier. Vielleicht sind in den 
Sa-mir-na-a-a (Rev. 2—3) deportierte Hebräer 
aus Samarien zu erblicken!. 

Astrologische Rapporte von Balasi liegen 
in Nr. 993 und 1006 vor. Aus astrologischen 
Kreisen rührt auch Nr. 1164 her, einer der 
zwei ganz erhaltenen Texte. Das anonyme 
Schreiben ist recht mystisch. Es handelt von 
der Venus (Istar) des Morgens in ihrer Eigen- 
schaft als Kriegsgöttin, vor der der König sich 
hinzustrecken hat, cf. Rev. 3— 5: a-ki-e Sarru 
be-li ina libbi päni 84 d Istar / i-ma-qut ina muhhi 
Su-u / a-na Sarri béli-ia a-sa-ap-ra. Hierher 
gehört auch Nr. 1096, wo dem Könige Auskunft 
über den Ursprung einer die Mondfinsternis be- 
treffenden Tabelle (u- il ti Sa atalũ Sin) erteilt wird. 


In ein Liebesabenteuer weiht uns Nr. 1162 
ein. Ein Anhänger der action directe hat seine 
Geliebte entführt und sie — der Fall ist lehr- 
reich — ohne Zustimmung ihres Vaters zu 
seiner rechtmässigen Gattin (assatu) gemacht. 
Er erhält hierauf von seinem Vater oder von 
einem Richter den folgenden lakonischen Bescheid: 
i-na éli assät-ka / Sa tas-pù-ra / a-du-u al- ta- 
par / a-na "Ilu-pi-i-usur / aSSat-ka u-tar / i- 
nam-dak-ka / „Betreffs deiner Frau — weswegen 
du gesandt hast — sende ich nunmehr (folgenden 
Bescheid): Ilu-pi-usur sollst du deine Frau 
zurückbringen; er möge sie dir (dann selbst) 
geben" (Obv. 1—7). 

Von besonderem Interesse ist auch Nr. 992, 
wo Itti-Samas-balatu gegen die assyrerfeindliche 
Haltung des Ik-ki-lu-uͤ, der den Hafen der phö- 
nikischen Stadt Simirra in seiner Gewalt hat, 
Beschwerde führt. 

In OLZ, 1912, Nr. 8, Sp. 360 habe ich auf 
Nr. 923 (ABL IX) aufmerksam gemacht, wo 
der Schreiber die wahrscheinlich aus einem 
Hymnus herausgenommenen gereimten Verse pi- 
i-Su el-li la mus-pi-li verwendet (Obv. 2). In 
Nr. 1051 liegt ein ähnlicher Fall vor. Hier 
flossen einem Kiinstler die folgenden zwei ge- 
reimten Zeilen aus seiner poetischen Ader: 
sal-mu Sarri 84 mi-si-ri / a-na-ku e-te-si-ri / 
(Obv. 4—5). 

In 976 Obv. 2 ist hinter Arad-ili T über- 


flüssig. Zu streichen ist auch << in 1151 


Obv. 1. In 1085, 9 sq. wird vielleicht: ahi-sü 
šú-u-tu / e-du-šú-nu (anstatt e-du-ma-nu) ina 
lib-bi / Rev. kam-mu-su i-sab-tu „seinen Bruder 


1 Vgl. über diese des Unterzeichneten: Keilinschrift- 
liche Spuren der in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts 
von den Assyrern nach Mesopotamien deportierten Sa- 
marier (10 Stämme) Berlin 1907, Beiheft zu OLZ. 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 1. 


16 


allein haben sie dort gebunden festgenommen“ 
zu lesen sein. 


Aegyptische Inschriften aus den Königl. Mu- 
seen zu Berlin. VI. Heft: Inschriften des Neuen 
Reiches: Stelen, Reliefs, Särge und Kleinfunde. Be- 
arbeitet von Günther Roeder. 96 S. in Autogr. 
gr. 4°. M. 11 —. Leipzig, J. C. Hinrichs, 1914. Bespr. 
v. Walter Wreszinski, Königsberg i. Pr. 

Das neue Heft der verdienstvollen Inschriften- 

8 des Berliner Museums weist dieselben 
orzüge auf wie das vorangegangene, das ich 

OLZ. 1913, 497 angekündigt habe. Inhaltlich 

ist es so bunt wie nur möglich. (Grössere, 

bisher unpublizierte Inschriften enthält es zwar 
wenig, aber die kleinen Fragmente, wie sie in 
allen Museen zahlreich herumliegen und ihrer 

Unansehnlichkeit halber kaum je aufmerksam 

betrachtet werden, bieten, von Roeder sorg- 

fältig kopiert, namentlich dem, der sich für 

Namen undTitel interessiert, wertvolles Material. 

Gerade um diesen Kleinigkeiten willen, die 

sonst wohl ewig unveröffentlicht geblieben 

wären, ist das Heft besonders wichtig. 


P. A. A. Boeser: Beschreibung der ägyptischen 
Sammlung des Niederländischen Reichs- 
museums der Altertümer in Leiden. Die Denk- 
mäler des neuen Reiches. Zweite Abteilung: Pyra- 
miden, Kanopenkasten, Opfertische, Statuen. IV, 15 8. 
mit 80 Fig. u. XVI Taf. Fol. M. 34 —. Haag, M. 
Nijhoff, 1918. | 

Desgl.: Dritte Abteilung: Stelen. IV, 16 S. m. Abbildgn. 
u. XXVIII Taf. Fol. M. 42.60. Ebd. 1913. Bespr. 
v. H. Ranke, Heidelberg. 


Diese beiden im vergangenen Jahre erschie- 
nenen Bände der Leidener Museumspublikation 
stehen in Anlage und Ausführung auf derselben 
Höhe wie ihre Vorgänger. Der erste von ihnen 
bringt ausser den in seiner Ueberschrift ge- 
nannten Gegenständen eine Nachtragstafel zum 


| vorhergehenden Bande (Tafel XXVIIIe), auf der 


die Pferde haltenden Asiaten mit ihrer eigen- 
artigen Haartracht und ihren Aermelgewändern 
(vgl. OLZ 1912 Sp. 517) in grösserer Aufnahme 
noch einmal wiedergegeben sind — eine sehr 
dankenswerte Zugabe! — Der zweite Band ent- 
hält neben den gewöhnlichen Texterläuterungen 
zu den einzelnen Tafeln noch einen Appendix, 
durch den seine Benutzung ganz wesentlich 


erleichtert wird: ausführliche Verzeichnisse der 


auf den Stelen vorkommenden Götternamen, 
Ortsnamen, Personennamen, Titel usw. Die 
Lichtdrucktafeln sind wieder vorzüglich und 
bringen die grossen Schätze der Leidener Samm- 
lung, die auch in diesen Bänden enthalten sind, 
voll zur Geltung. Für ein bequemeres Lesen 
der Texte wäre freilich mehrfach das Verteilen 
einer Stele auf zwei Tafeln (so bei Nr. 1) 
wünschenswert gewesen. Leider fehlt von 
einigen Stücken die photographische Wieder- 


17 


gabe: 2. Abt. Nr. 1, 18, 24, 27, 33, 34. 3. Abt. 
Nr. 58, 59. 

Bemerkungen: 2. Abteilung. 1. Die Worte 
„Taf. I“ sind im Text zu streichen. 3b (Taf. 16). 
Man beachte das Blumenbukett hinter Atum 
und das Lebenszeichen unter der mit Uräus 
versehenen Sonne im Zeichen Q. Beides er- 
innert an die Kunst von Tell-Amarna und ihre 
religiösen Zusammenhänge mit Heliopolis. 4. 
(Taf. 14). Aus Memphis, wie Berlin 2276. Man 


beachte die vierfache Aufschrift U dee auf 


Brust und Armen des Ober-Graveurs, durch 
die dieser ala zum Besitz des Ptahtempels ge- 
hörig bezeichnet wird, vgl. Nr. 7. 5. Aus Mem- 
phis. 6. Die Photographie zeigt in derSchreibung 


von 'b-dw (Abydos) nicht I sondern eineschlechte 
Form des zu erwartenden Zeichens Was 


bedeuten die Titel des Mannes? 7. Derselbe 
Name wie in Nr. 4, der Mann ist aber nur 
„Graveur“. 8— 10. Nicht „Ausflussrinnen“, 
sondern Vertiefungen für flüssige Spenden. II. 
Der Mann ist Schatzhausvorsteher des Herrn 
der beiden Länder, wie der Mj von LD III, 
240—242, der Name der Frau ist bei beiden 
(vgl. LD Text I, 183) der gleiche, an ihrer 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 1. 


18 


21. Die em BE HE 
T:-r-n-Hr (Wevuers) ist offenbar in viel späterer 
Zeit auf die Gruppe des n. R. gesetzt worden 
— sie hat also recht lange Zeit im Tempel 
gestanden. 24. Der Mann ist Ptahpriester. 
Die Inschrift der linken Seite („Fig. 64“) schliesst 
an die von „Fig. 62“ an. In der Rücken- 


inschrift lies E anstatt at 25. Interes- 


sant als unvollendete Statue: die obere Hälfte 
ganz ausgearbeitet, die untere noch ganz im 
Rohen. 26. Ob mur ‘mr n Pth ein Priester- 
titel ist, weiss ich nicht — jedenfalls gehört 
der Mann, wie die Inschnft auf seinen Ober- 
armen zeigt, zum Besitz des Ptahtempels; die 
Statue stammt also aus Memphis. Die In- 
schriften auf der Vorderseite des Schreines so- 
wie auf der Treppe der Ptahstatue hätten in 
Faksimile wiedergegeben werden sollen. 27. Der 
Mann heisst Z%-nfrj-m-hb, vgl. T:-nfr.j, Lieb- 
lein 2544 (S. 1004, 151) und Z:3-n-hbj, Lieblein 
2439. 28. Der Mann heisst Jwjw, nicht Jwsp. 


Was bedeutet der Titel CO (so!?) Esc 
A. x ? 29. Die Frau hält in der linken wohl 
nicht einen Knoten, sondern das „Tuch“; sie 


Aufschrift eines 


— — — — 


Identität ist also nicht zu zweifeln. Vgl. auch War „Amme des Rönigs“. 30. In den Händen 
Berlin 2089, 15. Der Gegenstand, den der die Symbole von Osiris und Isis. 31. Beachte 
„Oberarzt“ in der linken Hand hält, dürfte in der Opferformel an Hathor, auf der rechten () 


genauer beschrieben sein; er scheint Spuren 
von Bemalung zu tragen. 16. Der Verstorbene 
ist „grosser Vorsteher der königlichen Rekruten 
von Memphis“. 17. Der Mann heisst 'n-hr 
(nicht gr) - #w.t.f („Schön in seinem Amte“ ?), 
so deutlich auf Tafel XVI. 19. Der Mann ist 
nicht „ein Schreiber des Königs“, sondern 
Schatzvorsteher des Herrn der beiden Länder“ 
und „Vorsteher des Königlichen Harims von 
Memphis“, also ein hoher Beamter, dessen Grab- 
stein sich übrigens in der Berliner Sammlung 
(Nr. 7305) befindet. Auffallend ist es, dass 
am Rücken und auf der Basis der Statue die 
Namen zweier Untergebener des vornehmen 
Mannes eingeschrieben sind: „sein geliebter Ge- 
hilfe, der Schatzschreiber des Fiskus im Ptah- 
tempel (namens) Chons“ und „der Schreiber 
des Fiskus im Ptahtempel (namens) Wppw (?)- 


Pth“. Der letztere ist als „verstorben“ be- | 


zeichnet. Ein „Vorlesepriester seines Herrn 
Nh-n/r, der noch lebt“, hat seinen Namen unter 
Opferformeln für den Har-Min auf den Seiten- 
wänden des Naos einmeisseln lassen. 20. Die 
zwischen den Händen befindliche Inschrift hätte 
wiedergegeben werden sollen, da die Photo- 
graphie nicht alles zeigt. Man erkennt noch 
.... Imn-htp, also den Vollnamen des in der übri- 
gen Inschrift Hj (nicht Hwj) genannten Mannes. 


Seite der Basis die Variante A (so!) für; lies 


md und vgl. AZ 45, 92? Der aus einer Sol- 
datenfamilie stammende Offizier, der alle seine 
Söhne Geistliche werden lässt, hat die Gruppe 
in einen Tempel — anscheinend den des Ptah 
von Memphis — gestiftet, um „jeden Tag ge- 
lobt“ zu werden, Warum er aber sich und 
seine Frau gerade von der Hathor beschützt 
darstellt? 32. Ob Bk-n-nfw in dem Namen 
von „Fig. 86“ steckt? 

3. Abteilung. 1. Die beiden Wp-wue.t 
werden, wie auch sonst, als W. von Ober- 
ägypten und W. von Unterägypten unterschieden, 
vgl. AZ 41, 103. Der Mann ist nicht „Wedel- 
träger“, sondern wie sein Vater „Obergraveur“ 
(Z. 3f.), er verfertigt die Bilder der aufgezählten 
Götter. Zu Thot von Tue (Z. 11) vgl. jetzt 
Thot als Gott der Fremdländer bei Sethe in 
ran Sahuré' II, Text S. 83, 88. Die 
Inschrift dieser Stele erheischt eine eingehende 


Bearbeitung. 4. Hier steht zweimal 
anstatt ECO | A; vgl. )? 9. ? Der Mann 


ist „Vorsteher der Rinder(herden“) der Nr. t- 
irj“, also der Gemahlin Ramses des Zweiten. 
10. DerMann ist „oberster Königlicher Schreiber 
und Briefschreiber (also Privatsekretär) des 


19 


Herrn der beiden Länder“. 13. Der Grabstein 
mit seinen künstlerisch hervorragenden Reliefs 
in Tiefschnitttechnik gehört offenbar in die Zeit 
kurz vor Amenhotp IV. Vgl. die an den Tell- 
Amarnastil erinnernde Zeichnung der männ- 
lichen und weiblichen Figuren, besonders der 
Gesichter, ferner die Falten am Hals des Osiris 
und den Ohrring, den der Verstorbene im 
oberen Register trägt. Der letztere ist zugleich 
ein Beispiel für die bisher noch nicht häufig 
belegte Vereinigung von Doppelknopf und Ohr- 
reif, vgl. Möller in Schäfers Goldschmiede- 
arbeiten“ S. 60. 14. Der Verstorbene, der die- 
selben Titel wie der Besitzer von Nr. 13 trägt, 
heisst Hk:-nht.w und gehörte zur persönlichen 
Bedienung des Königs. P:-imrd (Var. P:-ird), 
der „Verwalter des Bierhauses“, der den Stein ge- 
setzthat, und auf dessen Namen die ‘Opferformel’ 
geht, ist wohl sein Sohn. 15. Die Beischrift 
zu dem Vater, der vor dem als „Zepter“ dar- 
gesteliten Anubis opfert, findet sich auf 8. XV. 
Beachte den Ausspruch des Verstorbenen: „Ich 
bin beschuht mit silbernen Sandalen“ 
Die Darstellung zeigt keine Sandalen. 16. Es 
ist amüsant, dass der Sohn, der diese Stele 
seinem Vater und Onkel gesetzt hat, unter den 
zahlreichen dargestellten Kindern nur sichselbst 
als „sein lieber Sohn“ bezeichnet. 19. Der 
Mann ist Oberpriester des Thot von mag 
die Stele stammt also wohl aus Eschmunén. 
22. Der Verstorbene, der unter einem längeren 
Gewande den Soldatenschurz trägt, ist „Grosser 
der Matoi und Oberster der pd.t-Truppe von 
‘Zaru’ (Var. Trr!) sowie „Fürst h:.tj-) von 
Trr“. 24. Der Mann ist „Fährmann der Rinder- 
(herden) des Amon“. 25. Der Mann betet nicht 
zu Osiris, sondern zu Ré und Séth! 43. 
Später als Dynastie 19! 44. Die Göttin, vor der 
Sethos I. opfert, ist die „das Getreide mehrende“ 
Rnn.t und ist, wie es sich bei dieser Ernte- 
göttin auch sonst findet, mit Schlangenkopf 
dargestellt. In der Inschrift nennt Sethos sich 
gleichzeitig einen Sohn des Getreidegottes Npj 
(Npr). 45. Der vor Osiris Betende heisst Hor. 
46. Der zweite Beter vor Osiris ist nicht der 
Vater des ersten (der heisst Arj), sondern ein 
„Schreiber des Korrespondenzbureaus“ Mrj-R*, 
über dessen Verhältnis zu dem ersten wir nichts 
erfahren. 47. Sehr hübsch ist die Figur des 
sitzenden Verstorbenen, der das von der Göttin 
Nut ihm gespendete Wasser in den hohlen 
Händen auffangt. 60. Die Ausmeisselung der 
Figur des Hrj-Hr sowie des ersten Teiles (!) 
seines Namens auf dieser Stele sind m. W. 
noch nicht befriedigend erklärt worden. Wiede- 
manns Versuch (AZ 23, 83f.) reicht besonders 
fiir das letztere nicht aus. 56. Der Mann 
heisst woh! Z/rj-pd.t (so auch Boeser im Namen- 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 1. 


20 


index). 59. Die zu III gegebene Inschrift ge- 
hört zu II und umgekehrt. 


Bedthy Zsolt: Egyiptologiai Gyüjtemenye (Katalog 
der Sammlung Beöthy Zsolt in der kgl. Universität 
Budapest) von Eduard Mahler. 280 S. mit zahlr. Abb. 
im Text und 4 Taf. Budapest 1913. Kr.10—. Bespr. v. 
Walter Wreszinski, Königsberg i. Pr. 

Die Sammlung Beöthy Zsolt, die jetzt als 
Universitäts-Lehrsammlung dient, ist von einem 
Laien zusammengebracht worden und enthält in- 
folgedessen eine nicht unbeträchtliche Zahl von 
Fälschungen. Stücke hohen Ranges sind nicht 
dabei, und so wird es Mahler keine grosse 
Freude gewesen sein, den Katalog zu machen. 
Er hat, um der in Ungarn noch fast unbekannten 
Aegyptologie Anhänger zu werben, ihn zu einem 
Abriss derKultur- und Kunstgeschichte gestaltet 
und in diesen Rahmen die Objekte der Samm- 
lung hineingestellt. Die Fälschungen sind im 
Text als solche bezeichnet, dass er sie z. T. 
abgebildet hat, erscheint mir überflüssig, sogar 
verderblich. Denn jeder, der nicht Ungarisch 
kann, — und das dürfte die Summe der Fach- 
genossen sein, — wird geneigt sein anzunehmen, 
dass Mahler die Gegenstände für echt ge- 
halten hat. 

Im Budapester Nationalmuseum befindet sich 
eine hübsche, etwas grössere Sammlung von 
Aegyptiacis; es wäre sehr wünschenswert, wenn 
Mahler sie publizieren wollte, aber wenn die 
Bitte gestattet ist, in deutscher Sprache und 
mit grösseren Abbildungen. 


The archaeological Survey of Nubia. Report for 

1907/8 Vol. II: Report on the human remains von G. 
Ellioth und F. Wood Jones. Textbd. 378 S. und 6 
Pläne, Tafelbd. 49 Taf. 4°. Cairo 1910. 
Report for 1908/9 Vol. I: Report on the work of the 
season 1908/9. Catalogue of the graves and their 
contents. Von C. M. Firth. Textbd. IV u. 2118, Tafelb. 
65 Taf. 20 Pläne. 4°. Cairo 1912. Bespr. v. Walter 
Wreszinski, Königsberg i. Pr. 

Der erste Band des Survey of Nubia, den 
Reisner verfasst hat, ist OLZ 17, 3 von mir 
besprochen worden. Ich habe dort hervorge- 
hoben, dass Reisner aus den Funden eine der 
ägyptischen nachgebildete und an sie angelehnte 
Chronologie zur Geschichte Nubiens etabliert 
hat, damit hat er den Verfassern aller folgenden 
Reports den Rahmen geschaffen, in den sie ihre 
Ergebnisse einfügen können. Das hat Firth 
auch getan. Er hat die Ergebnisse seiner Gra- 
bungen, die die Strecke Ginari-Kalabsche- 
Koschtamne umfassten, zu einem ausführlichen, 
chronologisch orientierten Abriss verarbeitet, 
der Reisners grundlegende Arbeit ergänzt und 
erweitert. Drei Anhänge enthalten Bemerkungen 
über die Geschichte der Grabplünderung, geben 
griechische Inschriften aus einer Nekropole und 


21 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 1. 


22 


präzisieren die Beschreibung von Pottery nach 
Material, Form und Dekoration, hauptsächlich 
zur Festlegung der Begriffe für die Beschreibung 
in dem folgenden „Catalogue“, aber darüber 
hinaus verdient gerade dieser Aufsatz Beachtung, 
denn er scheint mir eine gute Grundlage für 
eine allgemeinanzuwendende Terminologiezuent- 
halten. — Das darauffolgende „Verzeichnis der 
Gräber und ihres Inhaltes* ist ganz nach 
Reisners Vorgang angelegt. Indices schliessen 
den Band ab, den die zahlreichen und gut aus- 
geführten Tafeln wirksam illustrieren. 


Die Publikation von Smith und Jones steht 
inhaltlich dem Aegyptologen ferner, sie behandelt 
die anthropologisch-anatomische Seite der Reis- 
nerschen Ausgrabungen. Doch ist sowohl die 
Diskussion des Rassenproblems wie das Kapitel 
über die Bestattungsarten und die Behandlung 
des Leichnams lesenswert, und Becketts Beitrag, 
eine Uebersicht über die Literatur zur Geschichte 
von Nubien mit der Inhaltsangabe eines jeden 
Werkes, ist sogar von grösstem Nutzen. 


G. Legrain: Louqsor sans les Pharaons. 224 8. 
100 Abb. gr. 8°. Paris u. Brüssel, Verlag von Vromant 

& Co., 1914. Bespr. v. E. Brandonburg, Florenz. 
Der Verfasser, Direktor der Ausgrabungen 
von Lugsor, hat dort über 20 Jahre gelebt 
und neben seinem eigentlichen Berufe sich noch 
eifrig dem Studium der Araber und Kopten, 
ihrer Gebräuche und Anschauungen, Legenden, 
Lieder und Märchen gewidmet. Die Früchte 


dieser Arbeit bringt das vorliegende Buch; z. B. die Nr. 8, 55, 62, 100 u. a. 


bringt Volkslieder, die Legrain so sinngetreu 
wie möglich übersetzt hat, um ihre Originalität 
nicht abzuschwächen. Es sind Gesänge bei der 
Arbeit auf dem Feld und bei den Ausgrabungen, 
Liebeslieder und Totenklagen, die zwar von den 
„literarisch Gebildeten“ verachtet werden, in 
ihrer natürlichen Einfachheit oft aber von ge- 
radezu packender Wirkung sind (z. B. p. 220 
Le Voile u. p. 222 Garde des Tombeaux). — 
So wird denn nicht nur der „wirkliche“ Rei- 
sende, d. h. der in Aegypten noch manches 
andere gesehen hat, als es Baedecker usw. vor- 
schreibt, das Buch mit Vergnügen lesen, sondern 
auch der Ethnologe usw. werden in ihm in- 
teressantes Material und Anregung finden. 
Der Verfasser hat nun zwar, wie jetzt ge- 
bräuchlich, den Stoff mit mehr oder minder dazu 
passenden Bildern illustriert, wir können ihm 
aber hierin nicht uneingeschränkt dieselbe An- 
erkennung wie für den Text selber zollen. Wir 
sind heute zu verwöhnt, als dass uns Repro- 
duktionen von Fotos, die jeder dort kaufen 
kann und mitbringt, genügen; ganz abgesehen 
davon, dass eine hundertköpfige Menschenmenge 
auf einer Bildfläche von e 4x9 cm einfach 
nicht wirken kann (z. B. Nr. 25). Es wäre 
schöner gewesen, wenn er nur wenige seiner 
eigenen Aufnahmen, die weit künstlerischer als 
die der Berufsphotographen sind, gross, in einem 
der neuen Verfahren (etwa brauner Mattdruck; 
vorbildlich ist dafür geradezu der „Italienische 
Sommer“ von Preconi) gebracht hätte, wie 
Dadurch 


einer seiner Hauptvorziige ist, dass sein Inhalt | würde eine dem Werte des Buches bei weitem 


unediertes Material ist, wie Legrain besonders 
betont. — Die erste Hälfte handelt von den 
verschiedenen Legenden der islamischen und 
christlichen Heiligen dort. Nicht nur, dass 
Legrain dieselben sorgfältig gesammelt und auf- 
gezeichnet hat, sondern er weist auch stets auf 
ihren Ursprung hin und zeigt, dass ihnen oft 
noch alte ägyptische religiöse Anschauungen 
zugrunde liegen. Hervorzuheben ist das Ka- 
pitel über die Ausgrabung eines Heiligtums der 
Göttin Sekmet, die die Araber zu einer Menschen- 
fresserin gemacht haben, worin er beschreibt, 
wie sich auch noch in der Gegenwart unter den 
abergläubischen Leuten Legenden bilden können. 
Für den Religionsgeschichtler und auch Ethno- 
logen ist der Abschnitt über den Bissglauben 
wichtig, nach welchem manche Menschen die 
Seele eines Biss (= Wildkatze) haben, die des 
Nachts in dieser Gestalt umherstreift und Unfug 
anrichtet, während der menschliche Körper leblos 
daliegt. — Auf Seite 127—157 ist das Zere- 
monial der Haarschur gelegentlich der Be- 
schneidung und Hochzeit, die dabei gesungenen 
Lieder usw. beschrieben. — Seite 166 — Schluss 


entsprechendere ästhetische Wirkung erzielt 
worden sein. 


Carl Ritter von Sax: Geschichte des Machtver- 
falls der Türkei bis Ende des 19. Jahrhunderts und 
die Phasen der „orientalischen Frage“ bis auf die 
Gegenwart. Zweite, bis zum Konstantinopeler Frieden 

(29. September 1913) ergänzte Auflage. XXII, 654 S. 
gr. 8°. M. 10.70; geb. M. 12.80. Wien, Manz, 1913. 
Bespr. v. Martin Hartmann, Hermsdorf b. Berlin. 

Diese zweite Auflage ist bis S. 543 mit der 
ersten völlig identisch; sie unterscheidet sich 

von ihr nur durch den Nachtrag S. 545—654. 

Ich habe also der ausführlichen Anzeige in OLZ 

1909 Sp. 384—391 nur einige Worte über diesen 

Nachtrag hinzuzufügen. Er schliesst an die 

acht Abschnitte der ersten Auflage folgende 

weitere an: 9. Ergänzungen zum Schlusskapitel 
des siebenten Abschnitts (1898 — 1908); 10. Fort- 

setzung der Geschichte von 1908 bis Oktober 1912; 

11. Skizze des (ersten) Balkankrieges und der 

Verhandlungen bis zum Präliminarfrieden vom 

30. Mai 1913; 12. Das türkische Reich betref- 

fende Hauptereignisse zwischen dem Londoner 

Präliminarfrieden und dem Konstantinopler 


23 


Frieden vom 29. September 1913; 13. Schluss- 
betrachtungen über die durch die Verträge von 
London, von Bukarest und von Konstantinopel 
geschaffene Lage. Dem Verfasser ist es haupt- 
sächlich um Schilderung der äusseren Ereignisse 
zu tun, namentlich der kriegerischen, sowie der 
internationalen Beziehungen. Die innerpoli- 
tischen Kämpfe werden berührt, aber nicht mit 
der Sorgfalt behandelt, die sie verdienen. Die 
Folge der verschiedenen Kabinette und ihr 
Charakter tritt nicht scharf genug hervor (S. 591 
wird vom Kabinett Said Pascha gesprochen, 
ohne dass dessen Bildung erwähnt wurde). 
Nichts ist zu finden von der intimen Entwick- 
lung, d. h. den inneren treibenden Kräften, deren 
Kenntnis freilich eine liebevolle Beschäftigung 
mit den Aeusserungen der verschiedenen Gruppen 
auf Grundlage vollkommener sprachlicher Ge- 
schultheit erfordert. Man erfährt nichts von 
den heissen Kämpfen, die Osmanismus, Panis- 
lamismus und Panturkismus in verschiedener 
Gruppierung miteinander führten, und doch 
lässt sich nur aus Kenntnis dieser Momente ein 
Urteil gewinnen über die Fähigkeit der gegen- 
wärtigen türkischen Gesellschaft zu neuem na- 
tionalen Leben, zu einer Wiedergeburt. Von 
welcher Bedeutung ist z. B. das Eindringen 
zahlreicher, intellektuell und erziehlich hoch- 
stehender russisch-islamischer Elemente in die 
Gesellschaft von Stambul. Auch die Energie, 
mit welcher die tiirkische Frau um ihr Recht 
kämpft und an den öffentlichen Angelegenheiten 
teilnimmt, ist der höchsten Beachtung wert. 
So bedarf denn der Nachtrag selbst einer Er- 
gänzung. Beistimmen kann man wohl dem 
Schlussurteile des Verfassers, dass man hinsicht- 
lich der weiteren Schicksale des osmanischen 
Reiches einstweilen auf seine so oft bewährte 
Zähigkeit vertrauen kann. Auch die zweite 
Auflage entbehrt des Index, der in solchen 
Werken referierenden Charakters nicht zu 
missen ist. 


Seit der Niederschrift obigen Referats hat 
die Türkei einen neuen Anlauf genommen, der 
höchst beachtenswert ist. Es scheint zu einem 
militärischen Aufschwung zu kommen, der eine 
erhebliche Mehrung politischer Macht mit sich 
bringen wird. Es ist abzuwarten, ob sich dem 
ein kultureller Aufschwung gesellt, ob nament- 
lich die einseitig religiöse Orientierung so weit 
wird zurückgedrängt werden können, dass aus 
dem Osmanischen Islamstaat ein Rechtsstaat 
in modernem Sinne wird. Nur bei einer 
solchen Wandlung ist dauernde Stärkung zu 
erwarten. 


Orientalistische Literaturzeitung 1916 Nr. 1. 


24 


Sprechsaal. 
Zu OLZ 1914, 465 ff. 


Von Bruno Meissner. 


OLZ 1914, 463ff. hat Rerr Reimpell meine kleine 
Schrift „Grundzüge der altbabylonischen Plastik“ einer 
freundlichen Besprechung unterzogen. In mehreren 
Punkten bat er zweifellos meine Ansichten berichtigt 
und gefördert, wie das bei einem erfahrenen Museums- 
beamten gegenüber einem Manne, der gezwungen ist, in 
der Provinz nach Reproduktionen zu arbeiten, nur na- 
türlich ist. Ueber einzelne seiner Erklärungen wird man 
streiten können; z. B. ob die untere Darstellung des 
Familienreliefs Ur-Ninas etwas mit seiner Expedition, 
Hölzer zu sammeln (?), zu tun bat, und ob die Sieges- 
stele aus Tello auf ihrer Rückseite die Rückkehr des 
Heeres bebandelt. Manche seiner Aufstellungen haben 
mich allerdings nicht überzeugt. Da mir die Sache 
wichtig genug scheint, bringe ich meine Bedenken hier 
noch einmal vor; huffentlich findet Herr Reimpell nach 
glücklicher Rückkehr von der Front Zeit und Musse, 
sich seinerseits auch noch einmal zu dem Gegenstande 
zu äussern. 

Prinzipiell muss ich zuerst bemerken, dass ich trotz 
der Kenntnis des Buches von Fechheimer mit voller 
Absicht die archäologische und historische Methode für 
die Darstellung der altbabylonischen Plastik gewählt 
habe. Bei unserer noch so lückenhaften Kenntnis der 
altbabylonischen Kunst halte ich es für geradezu ge- 
fährlich, das ganze Material nur nach rein künstlerischen 
Gesichtspunkten zu betrachten und die Archäologie ganz 
oder fast ganz aus dem Spiele zu lassen. Bei dem heu- 
tigen Stande unserer Wissenschaft kommt es m. E. vor 
allem darauf an, eine archäologische Beschreibung der 
Kunstwerke zu geben, ihre charakteristischen Stilunter- 
schiede und Stilübereinstimmungen herauszufinden und 
danach Zusammengeböriges zusammenzufassen und Ver- 
schiedenes zu trennen. 

S. 2 (). Die von mir Abb. 27—28 reproduzierten 
kupfernen Votivfigurinen sind durchschnittlich 0,10 m 
hoch, also kaum sehr schwer und kostbar. Da sie sich 
ausserdem in ziemlicher Anzahl gefunden haben, glaubte 
ich sie als „Volkskunst“ bezeichnen zu dürfen. — Dass 
die sogenannten Blauschen Denkmäler Fälschungen sind, 
glaube ich nicht. Ich glaube vielmehr, dass! anfangs 
der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts ein 
Fälscher gar nicht in der Lage war, so richtige archaische 


Zeichen wie z. B. für II. al, Gel, » [IE 


usw.“, die vielfach noch ältere Formen aufweisen als 
die lnschriften Ur-Ninas und Eannadus, zu geben, weil 
die Vorlagen damals noch absolut fehlten. Dass das 
British Museum sie als Fälschungen bezeichnet, besagt 
nicht allzuviel. Das hettitische Siegel des Tarkutimme 
wurde dort auch als Falsifikat bezeichnet und leider nicht 
angekauft. Es kommt hinzu, dass King in seiner Hi- 
story of Sumer and Accad S. 65 zwar angibt, dass das 
British Museum die Blauschen Tafeln als Fälschungen 
erworben habe, sie aber trotzdem abbildet und bespricht. 
Auch der so besonnene und kenntnisreiche Thureau- 
Dangin hat keinen Zweifel an der Echtheit der Tafeln, 
sondern benutzt sie in seinen REC (vgl. S. IX) aus- 
giebigst. — 8.14. Da das Kleidungsstück des Gottes 


1 Die Tafeln wurden zuerst im Jahre 1885 von 
Ward in den Proceedings of the American oriental so- 
ciety publiziert. Da er sie gelegentlich einer Reise in 
Babylonien kennen gelernt hat, sind sie wohl in der 
ersten Hälfte der achtziger Jahre des vorigen Jahrbunderts 
zuerst aufgetaucht. 

? Siehe die betreffenden Formen bei Thureau- 
Dangin REC. 


25 


Abb. 17 vorn offen zu sein scheint, glaubte ich es als 
einen um den Körper gelegten Mantel auffassen zu 
sollen. — S. 24. Die Statuette mit der Inschrift Lugal- 
kisal-si's halte ich wegen der Abwesenbeit der Kopf- 
bedeckung nicht für eine Gottheit. Hommel teilte mir 
seinerzeit privatim mit, dass auf der Schulter die Zeichen 


zu sehen seien. Stimmt das, so wäre die Be- 


ziehung dieser Statuette auf die Göttin Engur natürlich 
unmöglich. — ib. Den semitischen Kopf aus Bismya 
möchte man gewiss nicht zu früh ansetzen. Da er aber 
einerseits wohl älter als die Hammurapidynastie ist, an- 
dererseits während der sumerischen Dynastien des Südens 
für diesen Semiten nicht recht Platz ist, wird kaum 
etwas anderes übrig bleiben, als ihn an den Schluss 
der Sargonidendynastie zu setzen. — Abb. 49 ist nach 
de Sarzec, Découvertes 6 bis 12 0,47 m hoch. Darf 
man ein solches, nach Abzug des Sockels ungefähr J¼ 
lebensgrosses Denkmal Statue bezeichnen? Wo hört die 
Statue auf und wo fängt die Statuette an? — Ich halte 
den in mehreren Exemplaren vorkommenden Frauentyp 
von Abb. 66 für eine Dame, nicht für eine Göttin: ebenso 
Heuzey Cat. 226. Beachte, dass z. B. die Göttin Bau 
auf dem bekannten Relief (Abb. 76) als Abzeichen der 
Gottheit eine Hörnerkrone trägt. — Bei Abb. 77 ist 
Reimpell ein Missverständnis passiert. Wenn ich über 
altbabylonische Plastik rede, so verstehe ich unter Sar- 
gonidenzeit natürlich die Dynastie Sargons I., des Königs 
von Akkad. Um später solche Missverständnisse un- 
möglicb zu machen, werde ich diese Zeit nach einem 
Vorschlage des Herausgebers der OLZ akkadische Zeit 
nennen. — Die Vermutung Reimpells, dass Abb. 108 
der König mit der Linken den hingesunkenen Feind 
an einem durch dessen Lippen gezogenen Bande empor- 
reisst, ist sehr verführerisch, vor allem, weil sie die 
Häufung der Waffen (Axt und Lanze) vermeidet. Aber 
der Gegenstand ist so dick und steif, dass man ein Band 
darin kaum erkennen kann. Auch Genouillac, der 
erste Herausgeber des Denkmales, erklärt ihn RA. VII, 152 
als Lanze. — Nach Koldewey, Babylon S. 271 Abb. 
203 zeigt die von mir Abb. 111 reproduzierte Terrakotie 
„altbabylonische Fassung“. Womit begründet Reimpell 
seine gegenteilige Ansicht? 


> 


Mitteilungen. 

Prof. Machatschek, der auf seiuer zweiten Turkestan- 
Expedition in Kysylkum auch den Resten einer wahr- 
scheinlich vormuhammedanischen Kultur mit grossartigen 
Bewässerungsanlagen besondere Beachtung geschenkt 
hatte, ist jetzt in Taschkent interniert. 


Personalien. 


Prof. Dr. Aug. Frhr. v. Gall in Giessen wurde dort 
zum a. o Prof. der alttest. Exegese ernannt. 


Zeitschriftenschau. 


Besprechung; der Besprecher steht in (). 


Analeota Bollandiana. 1914: 
3. P. Peeters, RaZden le Persan. — P. de Labriolle, 
Les sources du Montanisme (H. D.). — *F. Martinez, 
L’axétisme chrétien pendant les trois premiers siècles 
(V. d. V.). — *Melanges de la Faculté Orientale VI, 1913 
(P. P.). — E. A. W. Budge, Coptic apocrypha in the 
dialect of Upper Egypt (P. P.). 

Byzantinische Zeitschrift. 1914: 
XXII 3 u. 4. R. Asmus, Pamprepios, ein byzant. Ge- 
lehrter u. Staatsmann d. 6. Jahrh. — H. J. Bell, the 
relations between the empire and Egypt froma new 
Arabic source. — *Mariano San Nicoli, ägyptisches Ver- 
einswesen zur Zeit der Ptolemäer und Römer I (Albert 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 1. 


26 
Stickle). — *Jean Maspero, organisation militaire de 
l'Egypte byzantine (Matthias Gelzer). — *dapetos 


Bagere, Exxiynoractinn totopia ano tou xuptou nuwv Incou 
Xptotou HEN twv xad npac ypovwv (Ph. Meyer). — Jean 
Tolstoi, monnaies byzantines III—IV (K. Regling). — 
*Gustave Lefebvre, Recueil des inscriptions grecques- 
chrétiennes d'Egypte (A. Rehm). — Mahmoud Fathi, 
la doctrine musulmane de l’abus desdroits (Karl Süssheim). 


Deutsche Literaturzeitung. 1914: 
46/47. Mirza Muhammed, The tarikh-i Jahän- Guelba 
edited (C. F. Seybold). 
48. *Johannes Duhm, Das Buch Jesaja. 3. Aufl. (J. 
Meinhold). — *Carlo Conti-Rossini, Il convento di TSsana 
in Abessinia e le sue laudi alla vergine (J. Schleifer). — 
Berichtigung Bruno Meissners zu Sp. 2241 ff. 
Expositor. 1914: 
July. H.R. Makintosh, Studies in Christian Eschatology. 
— A. E. Garvie, Notes on the fourth Gospel. — J. T. 
Dean, A Plea for the four trumpets. — W. D. Allen, Papias 
and the Gospels. — A. Souter, Interpretation of certain 
N. T. Passages. 
August. E. König, Old Testament and Babylonian Lan- 
guage. — H. R. Mackintosh, Studies in Christ. Escha- 
tology. — A. E. Garvie, Notes on the fourth Gospel. 7. 
The Upper Room. — J. Moffatt, Exegetica. 
September. E. König, Old Testament and Babel, Langu. 
— C. van Gelderen, Who was Nimrod? 


Islam. 1914: 
V 2/3. W. H. T. Gairdner, Al-Ghazäli’s Mishkät al- 
Anwar and the Ghazali-Problem. -- Th. W. Iuynboll, 
Die „Sarèkat-Islam“-Bewegung auf Java. — Th. Nöldeke, 
Die Tradition über das Leben Muhammeds. — G. Wiet, 
Une inscription d'un vizir des lkhšidites. — J. Ruska, 
Cassianus Bassus Scholasticus und die arabischen Ver- 
sionen der griechischen Landwirtschaft. — F. Sarre, Die 
Kleinfunde von Samarra und ihre Ergebnisse für das 
islamische Kunstgewerbe des 9. Jahrh. — E. Herzfeld, 
Mitteilung über die Arbeiten der zweiten Kampagne von 
Samarra. — H. Lammens, Le berceau de l'Islam (Th. 
Nöldeke). — A. Wesselski, Der Hodscha Nasreddin; 
Kerimée Hanoum, Machoulé, die Erzählerin; D. Reeck, 
Im Reiche des Islam (Th. Menzel). — M. Horten, Be- 
merkungen zu „Islam“ III S. 404 ff. — K. Wulzinger, 
Drei Bektaschi Klöster Phrygiens (F. Taeschner). — *H. 
Grothe, Vorderasien-Expedition 1906 u. 1907 (E. Graefe). 
— E. Graefe, Einiges über das Ha3is-Rauchen. — E. 
Graefe, Schach Ali Yüsuf und die Anfänge des „Mu'aiyad“. 
— *Abül-Barakät Ibn al-Anbari, Die grammatischen 
Streitfragen der Basrer und Kufrer, hrag. v. G. Weil 
(G. Bergsträsser). — J. Ruska, Arabic and Chinese trade 
in walrus and Narwhal ivory. — W. Barthold, Publi- 
kationen der Landschaften von Ufa. — M. Horten, Die 
Metaphysik des Averroes (T. J. de Boer). — C. H. Becker, 
Karstedts islampolitische Aufsätze. — J. Horovitz, Zwischen 
Himmel und Erde. — G. Jacob, Hamam. — Kritische 
Bibliographie. 
Journal Asiatique. 1914. 

2. René Basset, Chronologie des rois de Harar — R. 
Weill, monuments et histoire de la période comprise 
entre la fin de la XIIe dynastie et la restauration thébaine 
(suite). — G. Faure-Biguet et M. G. Delphin, les séances 
d’6l-Aouali, textes arabes en dialecte maghrébin. — Paul 
Pelliot, Mo-ni et Manichéens (gegen Nau J. A. 1913 
p. 451—453). — *Paul Casanova, Mohammed et la fin 
du monde (Cl. Huart). — *V. Minorsky, materiali dlia 
izutenia persidskoi sekti „aiudi istin“ ili ali-ilachi I 
(Trudi de l’Institut Lazareff) (Cl. Huart). — *Leone 
Caetani, chronographia islamica 2. fasc. (Cl. Huart). — 
„O. Beccari, rerum aethiopiarum scriptores inediti a 
saeculo XVI ad XIX vol. XIII (A. Guerinot). — Carlo 
Rossini, schizzo del dialetto Saho dell‘alta Assaorta in 
Eritrea (A. Guérinot). — D. Sidersky, un passage astro- 


27 


nomique du livre de Job (sucht in XXVI 7 die Angabe: 
il incline le pôle nord (ow l'axe du monde) sur le vide 
(espace) (Winkel der Ekliptik und des Aequators). 
Journal des Savants. 1914: 
XII, ö. I. Martha, la langue ötrusque(Schluss)(R. Gauthiot).— 
Notes et documents publiés par la direct. des antiqu. 
et arts. Protectorat francais. Gouvern. tunisien, fascic. 
I—VI (Maurice Besnier). — *W. Wreszinski, der Londoner 
medizinische Papyrus (George Foucart). 
6. *St. Gsell, histoire ancienne de l'Afrique du Nord I 
(F. G. de Pachtere). — Henri Dehérain, lettres de William 
Henry Waddington sur son voyage archéologique en 
Syrie en 1861 et 1862. 
7. St. Gsell etc. (Schluss aus 6). — *Ulrich Karstedt, 
Geschichte der Karthager von 218— 146 (René Dussaud). 


Journal of the Gypsy Lore Society. 1914: 
VII 2. C. F. Lehmann-Haupt, Die Zahlwörter der Zi- 
geuner von Van in Ostarmenien. — F. G. Ackerley, The 
dialect of the Nomad Gypsy Coppersmiths. 


Literarisches Zentralblatt. 1914: 
40. Bernhard Pick, Jesus in the Talmud (Gerhard 
Kittel), — *Heinrich Zimmerer, Sumerische Kultlieder 
II. Reihe. 
41. »Fritz Baer, Studien zur Geschichte der Juden im 
Königreich Aragonien während des 13.und 14. Jahrhunderts. 
42. *Norbert Peters, Das Buch Jesus Sirach (E. Herr). 
43. *E. Sellin, Einleitung in das Alte Testament (J. 
Herrmann). — *Eug. Tisserant, Specimina codicum orien- 
talium (J. H). 
44. *Otto Procksch, Die Genesis (J. H.). — *Carl Wessely, 
Neue Materialien zur Textkritik der Ignatiusbriefe (alte 
koptische Uebersetzung) (Junglas). 
4b. *E. Hahn, Von der Hacke zum Pflug (A. Vierkandt). 
— *F. Ll. Griffith, The Nubian texts of the Christian 
period (Giinther Roeder). 
46. *Edouard Naville, Archaeology of the old Testament 
(and) ders., Archéologie de l'Ancien Testament (und) 
Morris Jastrow Jr., Hebrew and Babylonian traditions 
Lee Anton Jirku, Materialien zur Volksreligion Israels 
(F. M.). 
Felix E. Peiser, Hosea (Max Löhr). — Walter 
Otto, Herodes (Arthur Rosenberg). — Gerardo Meloni, 
Saggi di filologia semitica (F. B.). 
48. Emile Durkheim, Les formes élémentaires de la 
vie religieuse (K. Breysig). 

Mémoires de la soc. d. ling. de Paris. 1913: 
XVIII A A. Meillet, de la composition en Arménien. — 
J. Vendryes, inscriptions cypriotes en langue inconnue. — 
Maurice Delafosse, mots soudanais du moyen âge (nach 
den arabischen Autoren). 

5. R. Gauthiot, avestique morezu. — A. Meillet, hypo- 
théses sur quelques emprunts de l'arménien au latin. — 
A. Meillet, arménieu ciwkh; la prononciation de e en- 
védique; sur la notation de 3 en vieux perse. 

XIX 1. A. Meillet, Persica. 


Mitteilungen aus der histor. Literatur. 1914: 
4. Georg Wilke, Kulturbeziehungen zwischen Indien, 
Orient und Europa (und) W. Schulz-Minden, Das ger- 
manische Haus in vorgeschichtlicher Zeit (W. Martens). 
— *J. V. Prášek, Geschichte der Meder und Perser bis 
zur makedonischen Eroberung. 2. Bd. (Carl Winkelsesser). 
— *Siegmund Feist, Ausbreitung und Herkunft der Indo- 
germanen (H. Lessmann). 


Mitt. d. Geogr. Ges. Wien. 1914: 
67,7. Norbert Krebs, morphologische Beobachtungen in 
den Wüsten Aegypten». 


Mitt. d. Inst. f. österr. Geschichtsforsch. 1913: 
XXXIV 4. Ferdinand Chalandon, les Comnéne (u.) Paul 
Marc, zum Corpus der griech. Urkunden (u.) derselbe, 
Corpus der griech. Urkunden des Mittelalters und dor 
neueren Zeit (E. Gerland). 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 1. 


28 


Mitt. deutsch. Arch. Inst. Athen. 1913: 
XXXVII 3. u. 4. Fr. W. v. Bissing, ägyptische Bronze- 
und Kupferfiguren des mittleren Reiches (am Schluss ein 
Verzeichnis der fest oder doch annühernd fest datierten 
figürlichen Bronze- (und Kupfer-) Figuren, die von dem 
Verfasers der archäischen bis zur Ramessidischen Zeit 
ausser den oben besprochenen bekannt sind). 

Museum. 1914: 

10. *A. Meyer, Das Weihnachtsfest, seine Entstehung 
und Entwicklung (H. U. Meyboon). 

Neue kirchliche Zeitschrift. 1914: 

XXV 10. Ed. König, Die gegenwärtige Krisis in der 
Pentateuchkritik (gegen Dahses gleichnamigen Bericht). 

Norsk Teologisk Tidsskrift. 1914: 

3. K. Vold, Nyere gammeltestamentlig literatur. — S. 
Michelet, Litt gammeltestamentlig literatur. 

Numismatic Ohronicle. 1914: 
4th. S. No. 54. H. W. Codrington, Coins of some kings 
of Hormuz. 


Palestine Exploration Fund. 1914: 
XLVI. July. Pietro Romanelli, the jewish quarters in 
ancient Rome (translated from the Bulletino dell’ 
Associazone Archeologica Romana June 1912). — Joseph 
Offord, coincidences of hebrew and cunéiform literature. 
*Vincent et Abel, Bethleem (C. M. Watson). — *Publi- 
cations Princeton Univ. Exped. to Syria. II, III. (J. D. 
C.) — *Meianges de la faculté orientale VI Beyrouth 
(E. J. Pilcher). 

Petermanns Mitteilungen. 1914: 
Oktober. P. Borchardt: Im Nordosten der Libyschen 
Wüste; die Oase Baharia. 

Philologus. 1914. 
LXXIII 2. Edwin Müller-Graupa, Mapalia („eine kultur- 
geschichtliche Untersuchung", die bis auf den etymo- 
logischen Schluss recht umsichtig und brauchbar ist; 
statt der Versuche mapalia von mappa, das ursprüng- 


lich punisch sei und magalia von Ha? abzuleiten, hätte 
wohl ein Blick auf Winckler A Ok I S. 452 ff. und S. 553 
gelohnt! D. R.) 

Proceedings of the Soc. of Biblic. Arch. 1914: 
6. A. H. Sayce, The Origin of the Meroitic Alphabet. 
— C. H. W. Johns, The Chronology of Asurbänipals 
roigu. — S. Langdon, A preliminary account of a Su- 
merian legend of the flood and the fall of man. — R. 
C. Thompson, An Egyptian relief at Wadi Sarga. — A. 
Wiedemann, Notes on some Egyptian monuments. VII. 
— W. T. Pilter, The Amorite Personal Names in Genesis 
XIV. „The names of the Confederates of Abraham and 
of Melchisedek“. (Forts.). 

Recueil de Travaux. 1914: 
XXXVI 1—2. Hermann Kees, pr-dw:t und db3t! — G. 
Maspero, Sallier II, p. 1, 1. 8. — Alan H. Gardiner, 
notes on the story of Sinuhe (sixth article). — Hermann 
Kees, das Felsheiligtum des Min bei Achmim. — Georges 
Legrain, recherches sur la famille dont fit partie Mou- 


touemhat (suite). — Fr. W. von Bissing, Bemerkungen 
zum Atonhymnus. — B. Touraieff, note additionelle sur 
le Xe nome de la Haute-Egypte. — G. Daressy, une 


stèle de Hawara. — Raymond Weill, monuments égyptiens 
divers, par Raymond Weill. — Amélie Ilertz, einige Be- 
merkungen tiber den Thronwechsel im alten Reich, wie 
er auf dem Stein von Palermo dargestellt ist. — Jean 
Clédat, notes sur l'isthme de Suez (monuments divers). 

Revista di Filologia española. 1914: 
I 1. Asin Palacios, el original arabe de la „Disputa 
de Asno contra Fr. Anselmo Turmeda“. 

Revue archéologique. 1914: 
IVS. t. XXIII. t. Bobrinskoy, le kourgane de Solokha. — 
Sophie Polovtsoff, une tombe de roi scythe (tumulus de 
Solokha, russie méridionale). 

Revue de l'Art ancien et moderne. 1914: 
XXXV. 202. Ch. Diehl, La Basilique d’Eski-djouma, a 


29 


Salonique, et sa décoration en mosaïques. — E. Cha- 
vannes, Mission archéologique dans la Chine septentrio- 
nale (G. Migeon). 
Revue d’Assyriologie. 1914: 

XI 2. Woldemar G. Schileico, téte d’un démon assyrien 
à l'Ermitage imp. de St. Petersbourg. -- Derselbe, notes 
présargoniques. — Victor Christian, weitere Beiträge 
zum Brüsseler Vokabular. — Hans Ehelolf, zwei weitere 
Duplikate zum Briisseler Vokabular. — A. Schollmeyer, 
einiges zur aitbabylonischen Briefliteratur. — F. Thureau- 
Dangin, fragment d'un poème relatif a Anudat. — Der- 
selbe, notes assyriologiques: XXIV. une inscription datée 
du règne de Naräm-Sin. (vgl OLZ 1914 Sp. 110). XXV. 
une inscription sémitique de Kudur-Mabuk. XXVI. un 
barillet d’Asarhaddon. XXVII. la lecture du préfixe 


verbal Fr XXVII. -T (E 


Revue Biblique Internationale. 1914: 
Juillet. P. Dhorme, La langue de Canaan (Schluss). — 
H. Vincent, Gézer et l'archéologie palestinienne après six 
ans de fouilles. — Mélanges: G. Migeon, Qesejir Amra. 
— R. Burtin, Un texte d’Eutychius. — H. Vincent, Chro- 
nique: I, Jerusalem. Glanures archéologiques. II. Un 
hypogée cananéen A Béthanie. — *E. Norden, Agnostos 
Theos (F. M.-J. Lagrange). — * C. S. Kekelidze, Un ri- 
tual hiérosolymitain du VII e siècle (F. M. Abel). — Bulletin. 


Revue épigraphique. 1914: 
N. S. II 1. A. Reinach, a propos de l'origine de l'alphabet — 
A. R., inscriptions cypriotes en langue indigéne (Verweis 
auf J. Vendryes Publication in Mém. de la Soc. de 
Linguistique XVIII 271 ff.). 

Revue des Etudes juives. 1914: 
134. M. Liber, W. Bacher. — 8. Krauss, Etudes de 
terminologie talmudique. — J. Levi, Une apocalypse 
judéo-arabe. — N. Porges, Fragment d'un glossaire hebr.- 
franç. du XIIIe siècle. — *Bouché-Leclercq Hist. des 
Séleucides (Ad. Reinach). — Salomon Gandz, monu- 
menta talmudica II (L. Freund). 

Revue Historique. 1914: 
Juillet-Aoüt. *A. Bernard, Le Maroc (A. Dreux). — *E. 
Plantet, Moulay Ismaël, empereur du Maroc et la prin- 
cesse de Conti; A. Savine, Dans le fers du Moghreb (A. 
Dreux). 


Revue de linguistique. 1914: 

XLVII 1. S. Ferarés, les lois malgaches et le penta- 
teuque. — Kluge, die indogermanischen Lehnwörter im 
Georgischen. — P. Ravaisse, les mots arabes et bispano- 
morisques, du „Don Quichotte“. 

Revue des Questions Historiques. 1914: 
XLVIII, 190. *P. Allard, A propos de l'arc de triomphe 
de Constantin. *F. Helmolt, Weltgeschichte, herausg. 
v. A. Tille. Vorgeschichte — Ostasien 2. Aufl 1. (J. 
Guiraud). 

Rheinisches Museum. 1914: 

2. G. Friedländer, Kritische Untersuchungen zur Ge- 
schichte der Heldensage. — Th. Birt,” Ayvworos Feol und 
die Areopagrede des Apostels Paulus. — E. Bickel, Zum 
christlichen Fischsymbol. 

3. Oskar Viedebantt, antike Messungen der Landenge 
von Suez. 

Sitzungsberichte d. K. Pr. Akad. d. Wies.1914: 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 1. 


30 


schriftsteller und die ägyptischen Denkmäler (A. Wiede- 
mann). 

Theologische Literaturzeitung. 1914: 
13. *B. Meissner, Die Keilschrift (A. Ehelolf). — *E. 
Köster, Die Schlange in der griechischen Kunst und Re- 
ligion (P. Wendland). — *F. Ulrich, Die Vorherbestim- 
mungslehre im Islam und Christentum (F. Schwally). — 
*F. Zorell, Einführung in die Metrik und die Kunst- 
formen der hebräischen Psalmendichtung (W. Staerk). 
— *L. W. Batten, A critical and exegetical commentary 
on the books of Ezra and Nehemiah (M. Löhr). — *B. 
Brüne, Flavius Josephus und seine Schriften (A.Debunner). 
— *G. Graf, Des Theodor Abü Kürra Traktat über den 
Schöpfer und die wahre Religion. Uebersetzt (Horten). 
14. *J. Abelson, Jewish Mysticism (u.) R. A. Nichollon, 
The Mystics of Islam (S. Goldziher). — *W. Franken- 
berg, Der Organismus der semitischen Wortbildungen 
(F. Schwally). — *R. Kittel, Die Oden Salomos überarbeitet 
oder einheitlich? (H. Gunkel). — Mitteilung: M. Maas, 
Ein koptisch-christlicher Fluchpapyrus. 
16. A. Causse, Les prophètes d'Israel et les religions 
d'Orient (u.) G. Hölscher, Die Propheten (n.) A. C. 
Kundson, The beacon lights of prophecy (H. Gressmann). 
— *J. Friedmann, Der gesellschaftliche Verkehr und die 
Umgangsformen in talmudischer Zeit (L. Blau). — SO. 
Roth, Rom und die Hasmonäer (O. Holtzmann). — F. L. 
Griffitb, Nubian Texts of the Christian Period (Zettersteen). 
16. »Die Welt dea Islams I (Horten). — Jakob Barth, 
die Pronominalbildung in den semitischen Sprachen 
(Fr. Schwally). E. G. King, The poem of Job (Volz). — 
Ritter Grünenbergs Pilgerfahrt in das Heilige Land 1486. 
Ausg. u. übers. v. J. Goldfriedrich u. W. Fränzel (8. 
Keller). 
17. F. Steinleitner, Die Beicht im Zusammenhang mit 
der sakralen Rechtspflege in der Antike I Wendland). 
— *H. Wiener, Pentateuchal Studies; J. Dahse, Wie 
stehts um den Pentateuch; J. Weismann, Talion und 
öffentliche Strafe im Mosaischen Recht (H. Holzinger). — 
*R. Brünnow, Arabische Chrestomathie. 2. Aufl. v. A. 
Fischer (F. Schwally). 
18/19. *O. Proksch, Die Genesis (H. Gunkel). 
20/22. *Owen, The infancy of religion (S. Wobbermin). 
— *8. Hurwitz, Root-determinatives in Semitic speeches 
(E. König). 
22/23. -*Alfred Jeremias, Handbuch der altorientalischen 
Geisteskultur (Erich Bischoff). — Harold M. Wiener. 
The pentateuchal text (und) *Eduard König, Die mo- 
derne Pentateuchkritik usw. (H. Holzinger). — *Norbert 
Peters, Das Buch Jesus Sirach (und) *W. O. E. Oesterley, 
The wisdom of Jesus the son of Sirach (Beer). — J. 
Scheftelowitz, Das Hörnermotiv in der Religion (Alfred 
Bertholet). — *J. Benzinger, Bilderatlas zur Bibelkunde 
(Schuster). 


Theologische Rundschau. 1914: 

6. Neues Testament, Apostelgeschichte und apostolisches 
Zeitalter (W. Bauer). — Kirchengeschichte. Altchrist- 
liche Literatur II (E. Klostermann). 

7. *H. Mandel, Der Wunderglaube. 

8. Systematische Theologie. Zur Religionsphilosophie 
(E. W. Mayer). 

9. 5 Theologie. Geschichtsphilosopbie (K. 

eth. 


XXXII. Oppenheim, M. Frhr. v., u. Gärtringen, Fr. | Beth 


Frhr. Hiller v.: Höhleninschrift von Edessa mit dem 
Briefe Jesu an Abgar. 

XXXVIII. H. O. Lange, Eine neue Inschrift aus Her- 
monthis (wichtiger Opfervertrag — Hieroglyphic texts 
from Egyptian stelae part. 1 taf. 55, aber nach Photo- 
graphie neu herausgegeben). 


Sphinx. 1914: 
Juillet-Aodt. C. Autran, La morale des Egyptiens à propos 
d'un livre récent de M. Ballet — F. Zimmermann, 


Die ägyptische Religion nach der Darstellung der Kirchen- 


Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. 1914: 
XXVIII 1. Adolf Grohmann, Reste einer neuen Kind- 
heitsgeschichte. Jesu in den Ta’ämra ’Iyasüs. — Rudolf 
Růžička, nochmals zur Frage der Existenz des g im 
Ursemitischen. (Gegen Königs Artikel XXVII 6öff.) — 
Heinrich F. J. Junker, Iranische Parerga. — Edmund 
Küttler, einige vorderasiatische Beteuerungsformeln und 
dazugehörige Gebräuche. — E. G. Klauber, politisch- 
religiöse Texte aus der Sargonidenzeit (V. Christian). — 
Monumenta hebraica. Monumenta talmudica I. II. (M. 


31 


Schorr). — *E. Cosquin, la légende du page de Sainte 
Elisabeth de Portugal et les nouveaux documents orientaux 
(und) les Mongols et leur prétendu röle dans la trans- 
mission des contes indiens vers l'occident européen (J. 
Kirste). — *Deutsche Aksum-Expedition I and LV (N. 
Rhodokanakis), 

W ochenschrift f. Klassische Philologie. 1914: 

40. *G. Leroux, Les origines de l'édifice hypostyle (Ernst 
Fiechter). — P. S. Landersdorfer, Die Kultur der Ba- 
bylonier und Assyrier (C. Fries). 
48. René Dussaud, Les civilisations préhelléniques dans 
le bassin de la mer Egée 2. ed. (P. Goessler). — *Paulys 
Realencyclopädie der klassischen Altertamswissenschaft. 
16. Halbband (Franz Harder). — *C. H. Vosen und Franz 
Kaulen, Kurze Anleitung zum Erlernen der hebräischen 
Sprache. 20. u. 21. Aufl. (Reinhold Wagner). 

Wörter und Sachen. 1914: 

VI 1. Rud. Meringer, Nachtrag zum Omphalos (W. u. 
S. V S. 43ff.) (aus Anlass von Roschers Buch). 

Ymer. 1914. 

2. A. Wallen, Mesopotamiens hydrografi i forntiden och 
i framtiden. — A. Hrdlička, The natives of Kharga 
Oasis, Egypt (G. Backman). 

Zeitschrift f. d. Alttestamentl. Wiss. 1914: 

2. E. Weber, Vorarbeiten zu einer künftigen Aus- 
gabe der Genesis. — G. Richter, Untersuchungen zu 
den Geschlechtsregistern der Chronik. — P. Haupt, Die 
Psalmverse in I Chr. 25, 4. — L. Köhler, Archäologisches. 
— C. H. Cornill, Genesis 14. — Ders., Numeri 22, 27 ff. 
— Bibliographie. 
3. W. Baumgartner, die literarischen Gattungen in 
der Weisheit des Jesus Sirach. E. Weber, Vor- 
arbeiten zu einer kiinftigen Ausgabe der Genesis II. — 
J. M. Powis Smith, sw xv. — A. S. Kamenetzky, der 
Rätselname Koheleth. — P. Haupt, zum Deborahliede. 
Miscellen: R. Frankh, zur Bedeutung von ony. — Fr. 
Praetorius, Dagesch forte dirimens. — Ed. König, 
Jorob’am oder Jarobsam? — J. Herrmann, Neues 
Material zur Pedita. 

Zeitschrift d. Deutschen Morgenl. Ges. 1914: 
68,2. H.H.Spoer und E. N. Haddad, Volkskundliches 
aus el-Qubébe bei Jerusalem. — Friedrich Schulthess, 
zu Agnes Smith Lewis’ „Horae Semiticae IX“. — Hubert 
Grimme, Semitische P-Laute. — Erich Gräfe, Zurufe an 
Tiere im Vulgärarabischen (mit Beiträgen von Hans 
Stumme). — A. Fischer, die Quitte als Vorzeichen bei 
Persern und Arabern und das Traumbuch des :Abd 
al-Rani an-Näbulusi, Ed. Mahler, ein alter 
jüdischer Grabstein im ungarischen Nationalmuseum. — 
Vincent A. Smith, the Indian travels of Apollonius von 


Tyana. — J. Bartb, die Etymologie von arab. Wl 


„nicht“, u „nicht sein“. — H. Bauer, semitische 
Sprachprobleme. — N. Rhodokanakis, zur Allegorie des 
Alters, Qoheleth, Kap. 12. — Berthold Cohn, die Stunden- 
teile im jüdischen Kalender. — O. Rescher, kütüb-)ä- 
n6-i-Feizij6 (in der Nähe der Fätih-Moschee) und Air 
Efendi. — *Rhuvon Guest, the governors and judges 
of Egypt (G. Bergsträsser). — L. Strack, Talmud Baby- 
lonicum cod. bebr. Monacensis 95 (Immanuel Löw). — 
Wissenschaftlicher Jahresbericht, von H. Torczyner, H. 
Pick, F. Praetorius, G. Roeder. — E. Leumann, Körösi- 
Duka-Aurel Stein. — H. Stumme, Zu den von K.M. v. 
Beurmann erwähnten Partikeln buk und not des Tripo- 
litanischen. — H. Pick u. W. Schubring, Chronik der 
Reisen, Ausgrabungen und Erwerbungen. 

Zeitschrift f. Neutestamentl. Wissensch. 1914: 
XV 2. J. Rendel-Harris, on the name “son of god“ in 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 1. 


32 


Nortbern Syria. — P. Corssen, die Zeugnisse des Tacitus 
und Pseudo-Josephus über Christus. 

3. A. Mingana, Quelques mots sur les odes de Salomon. 
I. — W. Lüdtke, Bemerkungen zu Irenäus. 


Zur Besprechung eingelaufen. 


* bereits weitergegeben. 


*American Journal of Archaeology. 1914. XVIII, 3. 

M. Streck: Silben- und Ideogrammliste, im Einverständnis 
mit der VAB bearbeitet. Leipzig, J. C. Hinrichs, 
1914. 20S. M. 0,80. 

A. Ungnad: Babylonische Briefe aus der Zeit der Hammu- 
rapi-Dynastie (VAB 6). Leipzig, J. C. Hinrichs, 
1914. IV, 450 8. M. 15 —. 

W. Kirfel: Briefwechsel zwischen A. W. von Schlegel 
und Chr. Lassen. Bonn, F. Cohen, 1914. VII, 248 8. 
M. 4.80. 

Festschrift Ernst Windisch zum siebzigsten Geburtstag 
am 4. September 1914 dargebracht von Freunden 
und Schülern. Leipzig, O. Harrassowitz, 1914. VIII, 
380, 16 S., 1 Taf. M. 15 —. 

P. Volz: Die biblischen Altertümer. Calw u. Stuttgart, 
Vereinsbuchhandlung, 1914. VIII, 556 8. 32. Taf. 
M. 6 —. 

L. von Schroeder: Arische Religion I. Leipzig, H. Haessel, 
1914. VIII, 618 S. M. 10 —. 

Benzion Kellermann: Die Kämpfe Gottes von Lewi ben 
Gerson. Ubersetzung u. Erklärung des handschriftlich 
überlieferten Textes I. (Schriften d. Lehranst. f. d. 
Wissensch. d. Judentums III, 1—3). Berlin, Mayer 
u. Müller, 1914. XVI, 309 S. M. 8 —. 

Hugo Grothe: Deutschland, die Türkei und der Islam 
(Zwischen Krieg und Frieden Heft 4). Leipzig, 8. 
Hirzel, 1914. M. 0,80. 

Joh. Hunger und Hans Lamer: Altorientalische Kultur 
im Bilde (Wissenschaft und Bildung 103). Leipzig, 
Quelle & Meyer, 1912. Geb. M. 1.25. 

Steward Dick: Les arts et métiers de l'ancien Japon 
(re vu et adapté de l'anglais etc. par Raphael Petrucci). 
Bruxelles, 1914. 

Rivista degli studi orientali 1913. V. VI f. 3. 

*T, Canaan: Aberglaube und Volksmedizin im Lande der 
Bibel (Abhdign. d. Hamburgischen Kolonialinstitute 
Bd. XX). Hamburg, L. Friederichsen & Co., 1914. 
M. 6 —. 

F. Stuhlmann: Die Mazigh- Völker. Ethnographische 
Notizen aus Süd- Tunesien (Abhdign. d. Ham- 
burgischen Kolonialinstituts Bd. XXVII). Hamburg, 
L. Friederichsen & Co., 1914. M. 5—. 

Sphinx XVIII 3, 4. 


Verlag der J. C. Hinrichs schen Buchhandlung in Leipzig. 


Socben erschien: 
Atlas zur altägyptischen Kulturgeschichte 
VonDr. Walter Wreszinski, Königsberg 


Zweite Lieferung. 20 Tafeln auf etwa 
40 Blatt. Subskriptionspreis M. 7.50 
Zunächst sind zwei Bände mit je zehn 

| Lieferungen in Aussicht genommen. 


Prospekte auf gefl. Verlangen 
Probelieferung durch ‚jede Buchhandlung sur Ansicht 


Mit einer Beilage von der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig. 


Verlag u. Expedition: J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig, Blumengasse 2. 
F. E. Pelser, Königsberg I. Pr., Golts-Allee 11. 


Verantwortlicher Herausgeber: 


— Druck von Max Schmersow, Kirchhain N.-L, 


Orientalistische Literaturzeitung 


Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient 
und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers 
Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11 
Verlag der J. ©. Hinrichs’schen Buchhandlung, Leipzig 


18. Jahrgang Nr. 2 Manuskripte 


Inhalt. 


Abhandlungen und Notizen Sp. 33—45 
Alt, Albrecht: Bemerkungen zu 
dem „historischen“ Skarabäus des 
Königs Schabako . . . 43 
Förtsch, Wilh.: KÜ = bringen, 
liefen 39 
Holma, Harri: Zum „Nabel der 
Erde“ . . 11 
Hüsing, Georg: Hwahšatara I. 33 


Langdon, S.: Note zu 1914, 246 
botr. Sin-idinnam . . . 38 


Meissner, Bruno: Die Gemahlin 
Assurbanipals . 37 


Blumengasse 2, 


und Korrekturen nach Königsberg. — Drucksachen nach Leipzig. 


Jährlich 12 Nrn. — Halbjahrspreis 6 Mk. 


Schroeder, Otto: Zur kanaanä- 
ischen Glosse mafzirdnu . . 38 


Besprechungen . Sp. 45—60 


v. Bissing, F. W.: Denkmäler zur Ge- 
schichte der Kunst Amenophis IV., 
bespr. v. W. Wreszinski 49 

Capart, Jean: Un roman vécuilya XXV 
siècles, bespr. v. Wreszinski 50 


Courant, Maurice: La langue Chinoise 
parlé, bespr. v. C. Kainz. 59 
Dussaud, R.: Indroduction à l'histoire 
des religions, bespr. v.E.Branden- 
burg Dé 
Jeremias, Alfred: Handbuch der alt- 
orientalischen Geisteskultur, bespr. 
v. M. Löhr. . "D 


Februar 1915 


Massignon, Lonis: Mission en Méso- 
potamie (1907—1908), bespr. v. 
M. Sobernheim. ... . 46 

Scheil, V.: Le prisme d’Assarhaddon, 
bespr. v. Otto Schroeder . 

Sprechsaal . . . 60 


Förtsch, W.: Zu OLZ 1915 Sp. 4f. 60 


Berichtigung . uss . 60 
Mittellungen . ...... 60 
Persenallen . ...... 60 
Zeitschriftenschau . . 60—62 


Zur Besprechung eingelaufen 62—64 


HwahSatara l. 
Von G. Hüsing. 


Herodotos berichtet (I 103 ff): 

„Nach dem Tode des Fraortes war Kuaxares 
König, der Sohn des Fraortes, der des Dejokes 
Sohnwar. Diesersollnoch vielmächtigergewesen 
sein als seine Vorfahren. Er war der erste, 
der seine Völker in Asien in Scharen und Haufen 
abteilte und der die einzelnen Waffengattungen 
sonderte, die Speerträger, die Bogenschützen 
und die Reiter; vordem war alles ohne Unter- 
schied durcheinander. — Und er brachte alle 
seine Untertanen zusammen und zog gegen die 
Stadt Ninos, weil er für seinen Vater Rache 
nehmen und die Stadt zerstören wollte Und 
er hatte die Assyrer in einem Treffen geschlagen 
und war gerade dabei, Ninos zu belagern, da 
zog ein grosses Skuten-Heer gegen ihn heran. 
Führer desselben war Maduas, des Protothuas 
Sohn.“ 

Die Skuéen bleiben nun gegen 28 Jahre im 
Lande, dann gewinnen die Meder die Herrschaft 
wieder über alle Völker, dieihnen vorheruntertan 
waren, und gewannen Ninos!. 


1 Die Meder — unter welchem Könige, sagt Hero- 
dotos nicht; nach Berossos ist es ASdahak-Astyages, d. i. 
Astuwega I. 

83 


Der Zug dieses Hwahsatara-Kuaxares fällt 
zunächst vor 606, wenn in diesem Jahre Ninua 
fiel. Wie viel Jahre die Meder brauchten, um 
ihre Herrschaft wieder herzustellen, erfahren 
wir nicht. Der Eroberer von Ninua ist Astu- 
wega I., der als Aosvayns, des Kva&apns Sohn, 
bei Herodotos (I 107) dem Hwahsatara folgt; er 
ist der Schwiegervater des Königs Kambujija I. 
von Anésqan. 


Nun soll dieser Kuaxares, der also zweifel- 
los HwahSatara I. ist, — nicht der zweite, der 
553 stirbt — nach Herodotos 40 Jahre regiert 
haben, käme also spätestens 646 zur Regierung, 
und zwar um so viele Jahre früher als Astu- 
wegas Beginn vor das Jahr 606 fällt. Diese 
Zahl wäre dann nach unseren bisherigen Quellen 
nicht ermittelbar. Doch soll in seine Regierung 
die Herrschaft der Skuten fallen, und: zwar 
nach I 106 mit allen 28 Jahren. 


Wann aber diese 28 Jahre fallen sollen, ist 
bei Herodotos möglichst unklar, denn es sieht 
so aus, als begönnen sie unmittelbar mit der 
Einwanderung der Saken über den Kaukasos, 
und während sie um 670 längst in Nairi sitzen, 
kann doch vor der Niederwerfung Elams durch 
Assurbanapal, also vor 645, keine Rede von 
einer Herrschaft der Skuéen über Vorderasien 
sein, gar der Gestalt, dass sie bis an die Grenzen 


e 


35 


Aegyptens gekommen wären, wo damals Psa- 
metik regierte. 

Nun sind aber vom Ende Assurbanapals 
bis zum Falle von Ninua noch 20 Jahre, und 
von den letzten „10—15“ Jahren Assurbanapals 
wissen wir auch nichts — offenbar, weil aus 
dieser Zeit keine Ruhmestaten zu verzeichnen 
waren. Diese Unglückszeit Assyriens, die bald 
nach 645 beginnt, bietet uns also den Raum 
für die von Herodotos vermeldete Herrschaft 
der Skucen, die etwa von 643 bis 615 gereicht 
haben könnte und wohl so ziemlich mit dem 
Zuge Hwahsataras gegen Ninua begonnen hätte. 
Ihr Begründer Maduas war der Sohn des Par- 
tatua der 70er Jahre des 7. Jahrhunderts und 
leitete vielleicht ein Recht auf Ninua davon 
her, dass er der Enkel des Königs Assurahiddin 
war, der Sohn einer assürischen Königstochter. 

Treffen Herodotos’ Angaben zu und deute 
ich sie richtig, dann wird man sich wohl ent- 
schliessen, in jenem U-ak-3a-tar, den ich vor 
15 Jahren nach Billerbeck ans Licht zog (OLZ 
1899 Sp. 139) lieber den eben behandelten 
Hwahsatara zu sehen und diesen für den ersten 
seines Namens zu halten, als, wie ich damals 
tat, aus dem Namen Kar-Sarrukin auf die Zeit 
vor Sinaherib zu schliessen. 

Und wenn ich an verschiedenen Orten ent- 
wickelt habe, dass der Name W®eaogrys bei 
Herodotos nur durch eine Verwechslung der 
beiden Namen des medischen Empörers von 520 
an die Stelle des allein als Thron-Namen ge- 
sicherten Namens HSatarita getreten sein kann 
und muss, so wäre unser Hwahsatara I. der 
Sohn des aus den Anfragen an Samas wohl- 
bekannten „Kastarita“, des Zeitgenossen Par- 
tatuas. 

An Regierungsdauern bietet Herodotos: 


Deiokes 53 Jahre 
Fraortes 22 ` & 
Kuaxares I. 40 „ 
Astuages I. 35 


Die Herrschaft der Meder soll aber 156 
Jahre gedauert haben (I 130), was doch wohl 
Angabe einer anderen Quelle ist, und da sie 
bis 550 reicht, so hätte sie nach dieser Quelle 
706 begonnen, was schon richtig sein könnte. 
Dass die Einzelzahlen falsch sind, lässt sich 
durch die Rechnung: 53 + 22 = 75, 40 + 35 = 75, 
75 + 75 = 150 wahrlich nicht beweisen, es ist 
aber selbstverständlich, da sie viel zu hoch sind. 
Sie sind überhöht, weil Herodotos in dieser 
Rechnung den zweiten Kuaxares und den zweiten 
Astuages (vgl. I 73) mit ihren beiden gleichnami- 
gen Vorgängern zusammen geworfen bat. Nun ist 
aber 557, das Jahr der Sonnenfinsternis-Schlacht, 
bereits das 6. Jabr des Krieges zwischen Hwa- 
hSatara II. und Walweiates (1 74), also sind für 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 2. 


36 


Kuaxares II. (bis 553) bereits zehn Regierungs- 
jahre belegt, und dazu kömmt Astuages II. mit 
drei Jahren. Das wären allein schon über 163 
Jahre statt 150 oder 156, und ausserdem wissen 
wir nicht, ob nicht nach Astuwega I. noch ein 
„Arpaka“ als Zeitgenosse Nabukudrossors II. 
regiert hat, der berühmte „Arpaksad“, der na- 
türlich bei Herodotos keinen Raum finden konnte, 
da er den ersten Astuwega mit dem letzten 
zusammen fasst. Das geschah zufolge einer epi- 
schen Quelle, die, wie ich an mehreren Orten 
zeigte, den Mythos von Frédiin und Azdahak 
auf Kuros II. und Astuages I. und II. über- 
tragen hatte. Irgendwelche verwandtschaftlichen 
Beziehungen mögen zwischen dem letzten Meder- 
könige und dem persischen Sieger immer noch 
bestanden haben, denn wir sehen ja, dass so 
ziemlich alle vorderasiatischen Fürstenhäuser 
dieser Zeit untereinander verwandt sind, aber 
es fragt sich, ob man nach damaligen iranischen 
Anschauungen solche Verwandtschaft noch an- 
erkannte, und so kann Ktesias vollkommen recht 
haben — seinen Grossvater hat der König von 
Ančan nicht mehr vom Throne stossen können. 
Nur wäre es nicht ausgeschlossen, dass das 
s. Z. — ein anderer getan hätte, ein Usurpator 
aus dem Hause der Arbakijan? Beliebt kann 
der König wohl nicht gewesen sein, den die Sage 
mit der Schlange Dahäka zu verselbigen wagte, 
und die Feindschaft des „Arpagos“ gegen den 
letzten Meder aus des Dahjuka Stamme scheint 
ja auch durch den babylonischen Bericht be- 
stätigt zu werden. 


Wenn ich das Vorstehende nach langem 
Zögern endlich veröffentliche, so geschieht das, 
weil es doch einmal sein muss. Ich bin mir 
vollkommen klar darüber, dass ich damit gegen 
die Herodotos-Theologie verstosse. 

Die Annahme von einschneidenden Ueber- 
arbeitungen unserer Handschriften in alter Zeit 
ist verboten. Die Annahme von grossen Ver- 
wirrungen und Verirrungen des Herodotos selbst 
ist aber auch verboten. Und trotzdem glaube 
ich nicht, dass ein Mederkönig, der vor der 
Zerstörung von Ninua stirbt, nach 606 noch 49 
Jahre leben könnte oder um 670 geboren und 
553 gestorben wäre. Oder dass ein König, der 
Zeitgenosse des ersten Mermnaden ist, auch 
Zeitgenosse des letzten sei. Der „Sohn des 
Fraortes“ kämpft nicht mit Aluattes, und der 
in meinem ersten Abschnitte durch einen Strich 
ersetzte Satz „Er ist auch derselbe, der wider 
die Lüder stritt, damals, als mitten im Kampfe 
Nacht ward aus dem Tage, und der ganz Asien 
oberhalb des Halus unterwarf“ kann meines 
Erachtens nur eine Glosse sein, die ich dem 
Herodotos nicht zutrauen möchte, obgleich er 


87 


sie heraus gefordert hat. Und ebenso ist in 
1 73 der Zusatz „der Sohn Fraortes, des Sohnes 
des Deiokes“ zu streichen, denn hier ist von 
Kuaxares II. die Rede. In I 103 aber von Ku- 
axares I., und darum steht in diesem Zusammen- 
hange auch nichts von der Finsternis-Schlacht, 
von den Lüderkämpfen, von Nabunetos von 
Babylon und einer Verschwägerung mit 
Kroisos. Diese fällt 556/555, und unsere Stelle 
handelt von der Zeit um 640. Da aber Hero- 
dotos nichts darüber sagt, dass das ein anderer 
Kuaxares sei, so musste das jeden, der die 
beiden für einen ansah, zu solchem Zusatze 
reizen. Ich leugne die theoretische Möglichkeit 
nicht, dass das auch für Herodotos selbst galt, 
der gewiss nicht die Meinung hatte, es seien 
zwei verschiedene Könige. Wer es aber ihm 
selbst in die Schuhe schieben will, dass er 
solche „Glossen“ gemacht hätte, der wird auch 
annehmen müssen, dass er an derartigen Stellen 
ziemlich unverändert und sehr undurchdacht 
den Text seiner Quellen wiedergab. Auch das 
ist dann möglich, und vielleicht ersteht uns aus 
Aegypten noch einmal ein freundlicher Papyros- 
streifen, der die Frage entscheidet: an unserer 
historischen Erkenntnis in den vorstehenden 
Fragen wird er aber wohl nicht viel ändern 
können. 

Zweifellos schiebt sich mit I 107—129 eine 
andere Quelle ein, während I 130 mit den 35 
Jahren für Astuages 1. vielleicht eine zutreffende 
Angabe enthält. Das scheint die gleiche 
Quelle zu sein, aus der auch der Woaogrys 
stammt, denn es folgt die Angabe über den 
Aufruhr der Meder gegen Dareios. 


Die Gemahlin Assurbanipals. 
Von Bruno Meissner. 


In Assur ist unter anderen Königsstelen 
auch die der Gemahlin Asurbanipals gefunden 
worden; s. Andrae, Die Stelenreihen in Assur 
S. b ff. Das nur schlecht erhaltene Relief zeigt 
uns die Dame auf einem Throne sitzend und 
mit einer Zinnenkrone geschmückt. Das volle, 
runde Gesicht hat eine offenbare Aehnlichkeit 
mit der in der bekannten Gartenszene Assur- 
banipals dargestellten Königin. Offenbar sind 
beide Frauen identisch. Eine Beischrift unserer 
Stele gibt den Namen der Königin: er lautete: 
[(al.Jal) SAG-ER d. i. (al) Assur. . . .; es 
folgt dann noch ein verstümmeltes Zeichen, das 
der Anfang von 3e sein könnte nebst einem 
senkrechten Keil. Wie der Name zu ergänzen 
ist, wagt Andrae nicht zu entscheiden; De- 
litzsch a. a. O. S. 8 Anm. 1 weiss ebenfalls 
keinen Rat und auch Tallqvist buchtin seinen 
Assyrian Personal Names S. 32 nur den ver- 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 2. 


38 


stümmelten Namen. Unter diesen Umständen 
ist es vielleicht empfehlenswert, darauf hinzu- 
weisen, dass Ylvisaker, Zur bab. u. assyr. 
Grm. S. 30 f. den aus III R. 16 Nr. 2 bekannten 
Brief (= Harper, Lettr. Nr. 308), der von 
Winckler, Altor. Forsch. II 53; Klauber, 
AO XII 2, 20 behandelt ist, von neuem über- 
setzt und zum ersten Male richtig gedeutet 
hat. Hier schreibt die Prinzessin Seru’a-eterat, 
die Tochter Asarhaddons, augenscheinlich wegen 
Rangstreitigkeiten in sehr grober Weise an die 
AsSur-Sarrat, die Hausherrin (belit bits) des 
Kronprinzen Asurbanipals. Dieser Name A33ur- 
Sarrat (d. i. die Stadt Assur ist Königin) ist 
also gewiss auf unserer Stele einzusetzen!. 


Note. 
By S. Langdon. 


Professor Scheil, in the Orientalistische Lite- 
raturzeitung 1914, 246 has made a valuable 
correction to a date formula in Strassmaier, 
Warka 101, which mentions Sin-idinnam. We 
had hitherto supposed that this date belonged 
to the reign of Sinidinnam but Scheil’s text 
makes it evident that we need not suppose 
this to be true. 

The corrected date should read, , Year when 
he built the temple of d Bara-ul-gur-ra? in 
Adab and fashioned a statue of gold of Sini- 
dinnam king of Larsa“. On the other hand 
M. Fr. Thureau-Dangin in RA II 93 men- 
tions the following date, , Year when he build 
the temple of ‘Ishkur in Larsa and the temple 
of 4 Bara-ul-e- gar- ra in Sebillumma? and caused 
the statue of Warad-Sin the king to be brought 
into Egalbarra“. This latter date belongs to 
Rim-Sin and there is no reason why the former 
date may not belong to him also. At any rate 
we cannot assign this date to Sinidinnam with 
any certainty. 


Zur kanaanäischen Glosse mahsirdmu. 
Von Otto Schroeder. 


Abdihiba von Jerusalem klagt in seinem 
Briefe VAT 1644 (VAS XI Nr. 163) über die 
Unterstützung, die gegen sein Land gerichtete 
Unternehmungen der Habiri bei Nachbarstaaten 


ı Mit dem Namen der auf Stele 4 (s. Andrae 
a. a. O. S. 10) angeführten Frau (?), die in irgend welchen 
Beziehungen zu Sanherib gestanden hat, kann ich auch 
nichts anfangen. Die bekannteste Gemahlin Sanheribs, 
die bis zu Asurbanipals Zeit auch in der Politik eine 
Rolle gespielt bat, ist die Nakia-Zakitu; vgl. MVAG 
VIII 96 ff.; IX 236. MDOG 21, 12 wird noch Tasmétum- 
Sarrat als Palastdame Sanheribs erwähnt. 
ı So Strassmaier, 101; Scheil, d Bara-ul-e-gar- 
CT 24,26. d Bara-ul-li-gar-ra. 
e Thus Sebillumma and Adab must be identified. 


ra; 


39 


finden: !#a-mur "u Gag-ri™ mäin AS-ga-lu-na® 
Iù au Li a- i- Sli l i-din-nu a- na sd-su-nu “aka- 
le u Samné™ ù mi-im-ma ma- ah-⁊i- ra- mu. 
Winckler sowohl wie noch Knudtzon fassen 
unter Ausserachtlassung des schrägen Keils 
mimma undmahzirämu zusammen, während dieser 
doch ein deutlicher Hinweis ist, dass das auf 
ihn folgende Wort Glosse zu dem Voraufgehen- 
den ist. Winckler deutet KB V S. 20* mah- 
zirämu als "mp + âm und sagt (ibid. S. 307 
Anm.): „Popp = yonn Dt. 15, 8. Ri. 19, 20, 
wenn an diesen Stellen nicht YOM zu vokali- 
sieren ist“. Diese dem Konsonantenbestande 
völlig gerecht werdende Deutung ist, soweit ich 
sehe, überall! angenommen worden; trotzdem 
bleibt noch eine Schwierigkeit: an allen? Stellen 
des AT lautet das Wort Popp (mit ö-, nie mit 
i-Vokal; der Umstand, dass so gar kein Schwanken 
vorkommt, macht doch stutzig. 

Auch den Vokalwechsel vermeiden wir noch, 
wenn anstelle von mern „Bedarf“ "rue 


„Zehnter“, „Tribut“ als Grundlage angesehen 
wird; h kann ja ebensogut ein hebräisches pr 
wie y wiedergeben (vgl. zuru-uh für vr im 
gleichen Briefe). Zudem passt das Wort wo- 
möglich noch besser; denn die Lieferungen an 
die Habiri waren gewiss keine „Liebesgaben“, 
sondern stellten einen Tribut an sie dar; da 
die landesiibliche Form desselben der Zehnte 
war, war “Wyn der gegebene Ausdruck. Gegen 
eine Gleichsetzung von maheirdmu mit ru: 
(-&ämö = m=) ist also weder sprachlich noch 
sachlich etwas einzuwenden. Die Uebersetzung 
der Stelle muss danach lauten: „Siehe: Gezer, 
Askalon und Lakišhabenihnen gegeben Nahrungs- 
mittel, Oel und allerlei [„Zehnten“]“. 


KU = bringen, liefern. 
Von Wilhelm Förtsch. 

An den meisten Stellen in den Wirtschafts- 
texten aus der Zeit, des Lugalanda und des 
Urukagina kann KU unmöglich „essen“ be- 
deuten; schon Witzel hat in seinen „Unter- 
suchungen über die Verbal-Präformative im 
Sumerischen (Leipzig 1912)“ S. 9 A. 1 darauf 
hingewiesen. Letzterer vermutet für KU die 
Bedeutung „liefern“. Diese Annahme ist zweifel- 
los richtig. Der a. a. O. angeführte Ausdruck 
é-gal-la ni-KU (Nik. 131 Obv. 1, 6—2, 1 und 
Nik. 137 Rev. 1, 2—3) ist dort mit „haben 
in den Palast geliefert“ übersetzt. Ich möchte 
im folgenden einige Beweisstellen für KU = 
bringen anführen. 


1 Vgl. Zimmern in KAT” S. 663. Böhl, Sprache 
der Amarnabriefe S. 86. Knudtzon, VAB II S. 866. 

? Vgl. Mandelkern, Veteris Testamenti Concor- 
dantiae ed. minor 8. 243. 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 2. 


40 


Das eben erwähnte é-gal-la ni-KU hat ganz 
genau dieselbe Bedeutung wie é-gal-la ni-tüm, 
z. B. Nik. 271 Rev. 1, 4. Wir dürfen noch 
einen Schritt weiter gehen und ni-KU = ni-tüm 
= $u-a-ne-gi setzen; denn Nik. 265 Rev. „die 
Fischer haben es gebracht (mu-tum), En-ig-gal 
hat es in den Harem eingeliefert (é-sal-a Su- a- 
negi)“ steht Su- a- ne· gi für ni-tüm, wie aus 
RTC 36 oder Nik. 269 Rev. ersichtlich ist 
„die Fischer haben es gebracht (mu-tüm), En- 
ig-gal hat es in den Harem eingeliefert (é-sal-a 
ni-tum)“. Aus Parallelstellen in den Opfer- 
listen lässt sich gleichfalls erkennen, dass KU 
nicht „essen“ bedeuten kann. RTC 47 Obv. 
1, 6— 2,1: kür-kür gir-su&'-ta SIR-BUR-LA"-8u 
gin-ni ba-KU kann doch nur heissen „die Frau, 
welche vonGirsu nach Lagaš kam, hat sie (voraus 
ist von der Darbringung eines Lammes und eines 
Schafes die Rede) abgeliefert“, besonders wenn 
wir folgende Stellen dazu vergleichen: RTC 47 
Obv. 3, 3—7 kür-kür SIR-BUR-LA“-ta gin-ni 
ka é-pa-ka-ta ni-tüm „die Frau, welche von 
Lagas kam, hat sie (die vorausgenannten Opfer- 
tiere) an den Eingang des &-pa eingeliefert“, 
RTC 47 Rev. 2, 7—10 kür-kür eshanna®-ta 
gin-ni ni-tum „die Frau, welche von EShanna- 
ki kam, hat es (1 Lamm) abgeliefert“, RTC 
47 Rev. 3, 4—7 kür-kür SIR-BUR-La*-ta gin-ni 
ni-tum „die Frau, welche von Lagaš kam, hat 
es (1 Lamm) eingeliefert“ oder DP 53 Obv. 
1, 4—6 sal gir-su*'-ta gin-ni ni-tüm „die Frau, 
welche von Girsu kam, hat es (1 Zickchen) 
eingeliefert“. Ferner hat auch gis-bt-tag ähn- 
liche Bedeutung wie ni-KU; z. B. DP 53 Obv. 
2, 14—17 sal SIR-BUR-LA*-ta gin-ni ka 6-pa- 
1 [gis-bli-[tlag „die Frau, welche von 

agas kam, hat es (1 Lamm) am Eingang des 
e-pa geopfert“ und Nik. 23 Rev. 4, 5—7 sal 
SIR-BUR-LA k. zu gin-ni gis-bi-tag „die Frau, 
welche nach Lagas kam, hat es (1 Sack Mehl, 
1 Lamm) geopfert“. 

Ein unveröffentlichter Text, der eine Lie- 
terung von Rinderhäuten (X -gud) darstellt, hat 
als Verbum (2, 4) ba-KU; hier dürfte doch 
wohl niemand an eine Uebersetzung „hat man ge- 
gessen“ denken. Die beiden Götterfeste (für Nin- 
girsu bzw. Eshanna) ezen Ae- KU und ezen bulug- 
KU sind zu verstehen als „Fest, wo (für die 
Gottheit) Gerste eingeliefert wird“ und „Fest, wo 
Malz eingeliefert wird“. Das in den Wirtschafts- 
texten so häufig vorkommende KU-a ist Sub- 
stantiv und muss als „Lieferung“ gefasst werden. 
So werden RTC 47 Rev. 5 bei der Summierung 
„14 Schafe, 5 Lämmer, 2 Ziegen, 9 Zickchen“ 
genannt und als udu-KU-a en-azag-kam „Klein- 
vieh-Lieferung durch En-azag“, gleich hernach 
„3 Zickchen bar-tug* als KU-a ur-dul sahar-kam 
„Lieferung durch Ur-dul, den Beamten“ be- 


— 


41 


zeichnet. Von den vielen Text-Stellen, wo 
KÜ-a=Lieferun g ist, sei nur noch TSA 45, DP 
164, 165, 166, 168, 169, 170, Heuss. 48 erwähnt; 
hier werden nämlich die gelieferten Mengen von 
kas-kal „Lieferung des Amar-kis, des Brauers“ 
KÜ-a amar-kis® la-K AS + NINDA (-ka-kam) ge- 
nannt. Vgl. dazu die Anwendung des Ausdruckes 
ntg-gis-tag-ga „Opfer“ als Unterschrift am Schluss 
von Opferlisten und DP 436 Rev. 8, 9—10 
K U. a- bi e-ta-zi „seine Rechnung (Lieferung) ist 
getilgt“. 

Zur Bedeutung „liefern“ für KU vgl. auch 
Alotte de la Fuye, RA IX 145 ff. und 
Förtsch, MVAG 1914, 1 S. 87 A. 5 u. S. 183. 


Zum „Nabel der Erde“. 


Von Harri Holma. 


In seinem neuerschienenen Buche „Omphalos, 
eine philologisch-archäologisch - volkskundliche 
Abhandlung über die Vorstellungen der Griechen 
und anderer Völker vom ‚Nabel der Erde’ (Ab- 
handlungen d. k. Sächs. Ges. der Wiss. Bd. 
XXIX Nr. IX, 1913) hat Roscher das ein- 
schlägige Material möglichst erschöpfend zu- 
sammengetragen. Dass sich hie und da, be- 
sonders in den Abschnitten, die den nicht- 
griechischen Völkern gewidmet sind, Ueber- 
sehenes gelegentlich nachtragen lässt, ist bei 
der ungeheuren Umfassung des in Frage kom- 
menden Materials nicht wunderzunehmen. 


Die Araber nennen bekanntlich des öfteren 
eine zwischen Bergeshöhen belegene Landschaft 
Djöf, d. h. „Höhlung“, „Bauch“ usw. Diesen 
Namen trägt z. B. die Landschaft N. von Sana 
in Jemen, ferner eine Gegend zwischen Medina 
und Mekka. Am bekanntesten ist jedoch die 
Ortschaft Djöf in Nord-Arabien an der Grenze 
der arabischen Wüste, im SO.-Ende der Oase 
Wadi Sirhän. Was wir von diesem, wegen 
seiner vorzüglichen Datteln berühmten Orte 
wissen, stammt hauptsächlich aus den Berichten 
der dort gewesenen Forschungsreisenden: Hu- 
bers, Lady Blunts und Palgraves. 


Nun scheint es zweifellos, dass die Ort- 
schaften, die die Araber Djöf nennen, diesen 
Namen in erster Linie ihrer topographischen 
Lage verdanken. Es liegt aber andererseits 


O s 
nahe anzunehmen, dass man, wegen arab. S 


= „Magen“, „Bauch“, an diesen Namen auch 
(sekundär?) die Vorstellung vom „Magen, Nabel 
der Erde“ knüpfte und in dem betr. Orte den 
Mittelpunkt der Erde erblickte, was bekanntlich 
dieser Vorstellung zugrunde liegt. Psycho- 
logisch erklärt sich ja das Erhöhen des eigenen 
Wohnsitzes zum Mittelpunkte der bekannten 
Welt ohne weiteres, auch kann ein von zirkel- 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 2. 


42 


förmigen Gebirgen umgebenes Tal wirklich mit 
einem grossen „Magen“ verglichen werden. 

Was das nordarabische Djöf betrifft, so lässt 
sich das Gesagte mittels literarischer Quellen 
tatsächlich sichern. Inwieweit man aber den 
folgenden Worten Palgraves (Central and Eastern 
Arabia p. 40)! irgendeine Stütze für diese Auf- 
fassung entnehmen kann, bleibt allerdings un- 
sicher: „Partly to this central position 
(vorher näher beschrieben) and partly to its 
own excavated form, the province owes its 
appropriate name of Djowf, or, belly“. Jedoch 
scheint es mir, dass Palgrave die lokale Vor- 
stellung vom Djöf als dem „Magen der Erde“ 
— wie wir sie noch kennen lernen werden — 
nicht ganz unbekannt geblieben ist, 

Ganz deutlich kommt dagegen diese Vor- 
stellung zum Ausdruck im Reiseberichte des 
verwegenen finnischen Forschungsreisenden G. 
A.Wallins. Es ist vielleicht weniger bekannt, 
dass sich Wallin während seiner langen Arabien- 
Reise in den Jahren 1845—46 einen ganzen 
Sommer, genauer gesagt mehr denn drei Monate, 
in Djöf aufhielt und reiches Material zur Be- 
leuchtung der Geschichte und der kulturellen 
und wirtschaftlichen Verhältnisse dieses Ortes 
sammelte. Leider war es ihm nicht vergönnt, 
sein Material zu Hause wissenschaftlich zu be- 
arbeiten; wir kennen es nur aus seinen in 
schwedischer Sprache geschriebenen Briefen und 
Tagebüchern, die später von anderer Hand 
herausgegeben wurden?. 

Was nun den Namen des genannten Ortes 
betrifft, so finden sich in Wallins „Rese- 
anteckningar“ (herausgegeben von S. G. Elm- 
gren) zwei Notizen, die an Klarheit nichts 
übriges zu wünschen lassen, und die ich hier 
in verdeutschter Form abdrucke. Es sind 
Bd. III 163: „Ich befinde mich jetzt hier im 
Bauche der Welt, wie man Gof nennt. 8, 
und ibid. 186: „Man nennt diesen Ort Gof 
Aldynja, unter dem Vorwande, er liege in 
der Mitte der urbar gemachten Welt, als ob 
er den Bauch der Welt bildete“. | 

Dass diesen an Ort und Stelle gemachten 
Aufzeichnungen eine lokale Vorstellung von 


1 Hubers Reisebeschreibung stand mir hier nicht zur 
Verfügung. 

2 Leider ist der von Prof. Tallqvist in seiner in 
schwedischer und finnischer Sprache abgefassten Bio- 
graphie Wallins ausgesprochene Gedanke, die Reise- 
berichte und Briefe Wallins müssten in verkürzter Form 
in einer grösseren Kultursprache einem weiteren Kreise 
zugänglich gemacht werden, noch nicht realisiert. — 
Meinerseits habe ich schon vor mehreren Jahren das 
sprachliche Material des Nachlasses Wallins gesammelt 
und lexikalisch geordnet, obne bis jetzt Zeit zu finden, 
es in gedruckter Form herauszugeben. — Für die lite- 
rarische Tätigkeit Wallins siehe den Beitrag von Prof. 
Tallqvist in der Festschrift für Goldziher. 


43 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 2. 


44 


Djöf als dem „Magen, Nabel der Welt“ zu- 
grunde liegen muss, ist obne weiteresersichtlich!. 


Bemerkungen zu dem „historischen“ Skara- 
bäus des Königs Schabako. 
Von Albrecht Alt. 


Der „historische“ Text des Königs Schabako 
auf dem Skarabäus Nr. 1718 des Provinzial- 
museums zu Toronto, den W.M. Müller kürzlich 
in dieser Zeitschrift behandelt hat?, ist schon 
lange bekannt. G. Maspero hat ihn vor acht 
Jahren in den Annales du Service des Anti- 

uités de l’Egypte veröffentlicht?” An der 
dentität des Skarabäus kann kaum ein Zweifel 
sein. Aus Syrien bekam Maspero vor 1906 
die Nachbildung, auf der seine Publikation be- 
ruht‘; in Jerusalem wurde 1910 der Skarabäus 
fiir das Museum in Toronto erworben. Mas- 
eros Angaben über die Grösse des Stückes, 
ie nicht genau sein können und wollen, lassen 
sich mit den von Müller am Original genom- 
menen Massen leicht ausgleichen. Und vor 
allem stimmt bis auf verschwindende Kleinig- 
keiten? der Wortlaut der Aufschrift in Mas- 
peros und in Müllers Wiedergabe völlig über- 
ein, desgleichen die Abteilung der Zeilen, die 
Verstümmelung des Textes am Anfang, der 
Schreibfehler in einem der letzten Wörter. 

Die „ungesäumteVeröffentlichung“ desTextes, 
die Müller besorgen zu sollen glaubte, wäre 
also nicht mehr nötig gewesen. Wohl aber 
hätte man, da sie geschah, von Müller gern 
eine Frage beantwortet gesehen, die Maspero 
bei der ersten Veröffentlichung aufgeworfen hat. 
Gewisse Eigentümlichkeiten der technischen 
Ausführung des Skarabäus, die Maspero an 
seiner Vorlage beobachtete, liessen ihn nämlich 
vermuten, es könne sich um eine Fälschung 
handeln. Doch wagte er kein endgültiges Urteil 
abzugeben, da er das Original nicht prüfen 
konnte Müller kommt auf die Frage der 
Echtheit überhaupt nicht zu sprechen, und das 


1 Es ist schwer zu entscheiden, inwieweit die weit- 
berühmten Obstgärten Djofs — mitten in der endlosen 
Wüste! — auf die Entstehung dieser Vorstellung ein- 
gewirkt haben. Wallin erzählt, er habe nirgends auf 
seinen langen Reisen solche Datteln gegessen wie in 
Djöf, und dasselbe wird durch die Aussage Palgraves be- 
stätigt. Die süssen Datteln in Djöf legten — nebenbei 
bemerkt — bei Wallin den Grund einer Leberkrankheit, 
die ihn zu früh ins Grab bringen sollte. 

2 1914, Sp. 49—52. 

* Tome 7 (1906), p. 142. 

t Das Original hat Maspero nicht gesehen. 

5 Von solchen sind nur ein paar Unterschiede in 
der Stellung der Schriftzeichen (z. B. der Pluralstriche) 
und ein Druckfehler in Masperos Text (nicht in seiner 
Uebersetzung) der sechsten Zeile zu nennen: Ze e statt 
des richtigen gt 


Wenige, was er über die Beschaffenheit des 
Skarabäus sagt, ist nicht danach angetan, die 
Entscheidung herbeizuführen!. Die genauere 
archäologische Prüfung des Steines sollte un- 
bedingt nachgeholt werden. Und ebenso müsste 
die Aufschrift, die allerlei Anstösse gramma- 
tischer und sachlicher Art bietet, noch einer 
gründlicheren philologischen Kritik unterworfen 
werden. Man erinnert sich eines anderen Skara- 
bäus mit einem ähnlichen, nur noch umfang- 
reicheren „historischen“ Text, dessen Unechtheit 
vor einigen Jahren gerade auf philologischem 
Wege schlagend erwiesen worden ist: ich meine 
den Skarabäus mit dem Bericht über die Um- 
segelung Afrikas unter Necho?. Die Anwendung 
des gleichen Verfahrens auf den Skarabäus von 
Toronto wird freilich kaum zu einem so zwin- 
genden Ergebnis führen können; denn seine 
Aufschrift ist viel kürzer und viel weniger 
eigenartig, sie bewegt sich, wie Müller bemerkt, 
„im vagsten Stil der Prunkinschriften“. Aber 
mit dieser allgemeinen stilistischen Beobachtung 
ist eben die Aufgabe der philologischen Kritik 
nur formuliert und nicht erledigt. Ein „histo- 
rischer“ Text von solchem Stil und von solchem 
Umfang auf einem Skarabäus, der aus dem 
achten Jahrhundert v. Chr. stammen soll, ist 
an und für sich schon eine viel zu auffällige 
Erscheinung, als dass man seine Echtheit un- 
geprüft annehmen dürfte. 

Auch wenn es gelingen sollte, alle archäo- 
logischen und philologischen Bedenken als un- 
begründet zu erweisen, bliebe freilich der ge- 


|schichtliche Wert des Textes ganz gering. 


Darauf hat ja auch Müller schon hingewiesen, 
Selbst mit dem scheinbar eigenartigsten Element, 
mit der Erwähnung der „Sandbewohner“ unter 
Schabakos Feinden wäre nicht viel anzufangen; 
denn diese Bezeichnung der Nachbarn Aegyptens 
auf der asiatischen Seite wäre für Schabakos 
Zeit unter allen Umständen ein Archaismus, 
dessen geschichtliches Verständnis uns erst durch 
andere Angaben erschlossen werden miisste‘. 
Für die übrigen Angaben des Textes gilt das 
Gleiche. Es wird also nach wie vor dabei 
bleiben, dass wir unsere dürftige Kenntnis von 
Schabakos Regierung und besonders auch von 
seinen politischen Beziehungen zu den vorder- 
asiatischen Staaten aus anderen Quellen schöpfen 


1 In den „ungewöhnlich schönen und klaren Hiero- 
glyphen“ der Aufschrift, die Müller besonders hervor- 
hebt, könnte man fast ein neues Verdachtsmoment finden. 

? A. Erman und H Schäfer, Sitzungsberichte der 
Berliner Akademie 1908, S. 956 — 967. 

® Zeile 5. 

t Maspero dachte bei dem Ausdruck an die Be- 
duinen der Sinaihalbinsel, Müller wıll ibn auf die Be- 
wohner Palästinas deuten. Das eine ist ebenso möglich 
und so unbeweisbar wie das andere. 


45 


miissen. Ueber diese weiss ich ebenso wie 
Müller nichts Neues zu sagen!. 


Besprechungen. 


Louis Massignon: Mission en Mésopotamie (1907 
bis 1908). Tome II. Epigraphie et Topographie hi- 
storique, als 31. Band der „Mémoires publiés par les 
membres de l'Institut francais d’archéologie orientale 
du Caire“ sous la direction de E. Chassinat. VIII. Le 
Caire, Imprimerie de l'Institut francais d’archéologie 
Orientale. Leipzig, O. Harassowitz 1912. 144 8. mit 
28 Tafeln. Bespr. v. M. Sobernheim, Berlin. 


Das französische archäologische Institut in 
Cairo hat sich grosse Verdienste um die ara- 
bische Epigraphie und Archäologie erworben. 
Wir verdanken ihm die Ausgabe eines Corpus 
Inscriptionum Arabicarum für Aegypten, 
Syrien und Klein-Asien, den ausführlichen Be- 
richt von van Berchems und Fatios archäolo- 
gischen, geographischen und epigraphischen 
Forschungen, eine Uebersetzung und eine Aus- 
gabe der Khitat des Magrizi, im grossen Stil, 
deren Vollendung noch einige Jahre in An- 
spruch nehmen wird. Hierzu gehört die wissen- 
schaftliche Mission, die Louis Massignon, einem 
Mitgliede dieses französischen Instituts, für 
Mesopotamien anvertraut wurde. Massignon 
hat seine Reise zu verschiedenartigen Aufnahmen 
und Studien benutzt. Die rein archäologischen 
Resultate hat er im 28. Bande dieser ,Mémoi- 
res“ niedergelegt, seine philologischen Beiträge, 
„Studien über den Baghdader Dialekt“, im 
Bulletin des Instituts Band XI, 1912 mitgeteilt. 
Daran schliesst sich eine Reihe von Artikeln 
bibliographischen historischen, folkloristischen 
Inhalts (s. Mémoires XXXI Einleitung p. VIII), 
sowie die Textausgabe eines Werkes des Mysti- 
kers al-Hallädj. Der hier vorliegende 2. Band 
seiner Mission besteht aus einem epigraphischen 
und einem topographischen Teil. 

Im epigraphischen Abschnitt sind die In- 
schriften der Madrasa Mirdjäniya am wichtig- 
sten. Sie waren bis auf zwei unediert. Ein- 
heimische ältere Kopien konnte Massignon be- 
nutzen, doch bei der bekannten Ungenauigkeit 
der Orientalen auf dem Gebiete der Epigraphie 
haben diese Abschriften nur für solche Stellen 
einen besonderen Wert, wo die Inschriften jetzt 
nicht mehr erhalten sind, zur Zeit der ersten 
Abschreiber aber noch vorhanden waren. Von 
den Inschriften sind I und XV (nicht XII, 
wie durch Versehen steht) von Dr. van Berchem 
in der archäologischen Reise im Euphrat- und 
Tigris-Gebiet* (von F. Sarre und E. Herzfeld) 
bereits herausgegeben; III— VIII bilden eine 
einzige grosse Stiftungsurkunde. Die Inschriften 
sind im ganzen sorgfältig abgeschrieben und 


1 Vgl. meine frühere Erörterung: Israel und Aegypten 
(1909), 8. 72 ff. 


Orientalistische Literaturzeitung 191b Nr. 2. 


46 


sinngemäss übersetzt. Unnötig war es m. E., 
sämtliche Abschreibefehler des Herrn Nu’män 
und Shukri (beide aus der Familie al-Alüsi) an- 
zuführen, zumal deren Werke nicht gedruckt 
vorliegen. Andererseits hätte Massignon im 
allgemeinen präziser übersetzen sollen. Abge- 
sehen von kleinen Ungenauigkeiten! hat der 
Verfasser nicht immer wortgetreu übertragen 
und dadurch unwillkürlich den Sinn an manchen 
Stellen verändert. In Inschrift II handelt es 
sich darum, dass die Immobilien der Stiftung 
nur auf ein Jahr vermietet werden dürfen. 
Deshalb soll der neue Mietvertrag vor dem 
Ablauf des ersten Vertrages nicht erneuert 


werden: O dial} „Last dus Ble! diay X, 
statt dessen übersetzt Massignon „stipulation 
qu’on ne saurait éluder en divisant la location 
prolongée sur des contracts distincts.“ In In- 
schrift IV hat ein kleiner Zusatz einen falschen 
Sinn in der Uebersetzung gebracht: 5 


ls . C Lë Lei Lag 
NJ An „Et il a constitué en wagfen 


faveur de cette madrasa, ainsi qu'il est exposé 
dans sa charte que voici et quia été scell&e des 
sceaux des gadis de l'Islam.“ In Wirklichkeit 
steht „Er hat für ihre Unterhaltungs- 
kosten gestiftet, wie es in der Stiftungsur- 
kunde, die mit den Unterschriften der Qadis 
des Islams versehen ist, auseinandergesetzt ist.“ 
Das bezieht sich natürlich nicht auf die vor- 
liegende Steininschrift, die weder Siegel noch 
Unterschriften aufweist, sondern auf die im 
Diwan des Shaikhs al-Islam oder auf den beim 
Nazir der Moschee aufbewahrten Wagfbrief. 
Die Inschrift hat übrigens, wie die Abbildung 
zeigt, 5 Zeilen, die 5. beginnt hinter „AN. 
In der Inschrift VI Z 5 ist „u statt pod 
(gs, Abbildung Tafel IX) zu lesen und mit 
Pachtzins zu übersetzen. Massignon wollte 
vielleicht mit seiner Uebersetzung „des produits 
de leur terres“ auf „Naturalabgabe“ hinweisen. 
Z. 6 ist im Anfang die Copula , überflüssig; 
vor NI (s. Abbildung Tafel IX) steht 
‚de. Der Oberrichter soll dem über das Waqf 
gesetzten Verwalter bei Bewahrung der dem 


1 Unter anderem: In Inschrift I steht im Bittgebet 
in der Uebersetzung die erste Person statt der 3. des 


Textes. In Inschrift II Z. 1 ist „ ich habe ans- 
gedungen durch „et le donateur a décidé“ wiederge- 
geben; aU Aic „SD ist statt nach van Berchems Vor- 


gange durch „Frevler vor Allah“ durch „tyran devant 
Dieu“ wiedergegeben; Z 3. fehlen versehentlich die Worte 


séi (5 hinter Le. (vergleiche van Berchem |. o, 
p. 49). 


47 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 2. 


48 


Waqf gebührenden Rechte zur Seite stehen. 


Statt „gulli; „Eis ist zu lesen pgall 5 vil 
(die beiden Alifs von % und mee sind deut- 


lich sichtbar). In Inschrift VIII Z. 1 ist . 


mit „emplacements“ übersetzt. Es ist viel- 
leicht an Weideflächen zu denken. Schwierig- 


keiten bieten die Ausdrücke mel lat und 
ól, beides dürften Eigennamen sein; jeden- 
falls kann man nicht Te „chacun selon 


sa destination“ übersetzen. Ich möchte lieber 
Ko „Ebene“ lesen, das für einen Ortsnamen 


assend scheint. Mit Inschrift VIII schliesst 
ie grosse Stiftungsurkunde, die nos III — VIII 
umfasst. Beide Urkunden (no I, II und no. 
II- VII) bereichern unsere Kenntnis, insofern 
sie durch ihren grösstenteils klaren, deutlichen 
Text die Erläuterung anderer bereits bekannter 
Dokumente der Mamlukenzeit stützen. So die 
Bestimmung, dass die Besitztümer des Waqf 
niemals an einen einflussreichen Mann! oder 
einen Soldaten vermietet werden dürfen, (vergl. 
Matériaux pour un Corpus Inscript. Arab. II 
Syrie de nord, inscript. de Tripoli 57), weil der 
āzir weder bei Qadi noch beim Militärver- 
waltungsrichter (Hädjib) gegen sie Recht 
finden würde. Leute üblen Leumunds (i. d. 
Insr. „Leute, deren Temperament zu Furcht 
Grund gibt) sind ebenfalls ausgeschlossen. Im 
Wagftext (no VI Z. 4) wird noch hinzugefügt, 
der Pächter müsse ein Muslim sein, der seiner 
Beschäftigung am Wohnort? des Wali nach- 
geht, damit er zum Gerichte dieses Bezirkes 
zuständig ist; auch sollen solche Leute ausge- 
sucht werden, die für die Pachtsumme gut 
sind. Die Zeit der Verpachtung ist auf ein 
Jahr normiert (in einem Stiftungsbrief in Qal'at 
al-Hisn ist die Pachtzeit auf höchstens 3 Jahre 
bemessen CIA. II no. 12). Der Grund für 
all diese Vorsichtsmassregeln ist die Furcht, 
dass sonst die verpachteten Aecker ganz in 
den Besitz des Pächters übergehen könnten 
(s. Beckers Artikel im Islam I p. 96). Die 
Madrasa soll ausschliesslich zur Benutzung 
den Gelehrten reserviert sein und nicht etwa 
zu Sitzungen des geistlichen oder des Ver- 


P 
waltungsgerichtes dienen. (Zu O/o Jie vergl. 
P : 
bei Dozy Lag ie). Ausser dem kurzen, 
ı 8. L. Massignons Commentar p. 27. 
3 Massignon liest oly G Obwohl (s. 
Abbildung pl. IX) Lei steht, möchte ich der Ver- 


besserung zustimmen. An eine besondere Alla» zu 
denken ist nicht nötig, da es sich um den ein- 
fachen Pachtzins Leó handelt. Jalea (s. Dozy) ist 


jemand, der ein Geschäft betreibt oder der (an einem 
Ort) seinen Wohnsitz hat. 


aber brauchbaren Kommentar fügt Massignon 


noch eine Uebersicht über die Besitztümer der 


Stiftung sowie ein Ortsverzeichnis an. In der 
Grabinschrift des Muhammed al- Aqui gibt er 
eine Biographie des Gelehrten sowie ans- 
fiihrliche Aufschlüsse über das Quartier, in 
dem das Mausoleum sich befindet. 

Der zweite Abschnitt dieses Bandes (3iéme 
serie) ist der historischen Topographie Bagdads 
gewidmet, und zwar als ein Materialbeitrag, da 
Massignon nicht lange genug dort geweilt hat, 
um eine vollkommene Topographie zu geben. 
In einer bibliographischen Einleitung berichtet 
Massignon über den Stand der Frage sowie 
über die vorhandenen Vorarbeiten und teilt 
uns aus zwei arabischen Manuskripten t be- 
merkenswerte Angaben über die Heiligengräber 
und Moscheen mit. Die Lage derartiger Denk- 
mäler soll ihm feste Punkte als Basis für die 
Topographie Bagdads geben. Eine zweite Stütze 
könnten die Stiftungsbriefe und die Kataster- 
eintragungen gewähren; doch da jene im Laufe 
der stürmischen Zeiten zerstört und diese nicht 
übersichtlich aufbewahrt und dadurch nicht zu- 
gänglich sind, so hat er sich die Mühe ge- 
nommen, mit einem ortskundigen Führer lange 
Strecken zu reiten und die Namen der Besitzer 
der Parzellen zu erfragen. Aus den Namen 
konnte er mancherlei Schlüsse ziehen. Weiter 
stellt er die Gräber auf den Friedhöfen, die 
Lage und Namen der Brücken und der Märkte 
fest (deren Ort, wie er scharfsinnig bemerkt, 
stabil bleibt) und untersucht die Reste der 
Stadttore und der Mauern. Seine Resultate 
sind in zwei Plänen von Bagdad und Umgebung 
dargestellt, die Benutzung des reichen Materials 
für spätere Forschung durch Indices erleich- 
tert; eine Reihe guter Illustrationen ermöglicht 
die Kontrolle der Inschriften der Mirdjäniya 
und stellt die Schrifttypen in der Aqüliyya- 
Grabmoschee dar. 

Es ist höchst anerkennenswert, welche Sorg- 
falt im Druck und in der Abbildung das 
„Institut francais d’Archeologie* in Kairo auf 
die Ergebnisse der Studienreisen seiner Mit- 
glieder verwendet und ihnen ermöglicht, alles, 
was sie sehen, sammeln und aufnehmen, in so 
schöner Weise zu veröffentlichen. 


V. Scheil: Le prisme S d’Assaraddon, roi d’As- 
syrie 681—668. [Bibliothèque de l'École des Hautes 
Etudes. Fasc. 208]. 57 S. m. 7 Taf. 8°. 5 fr. Paris, 
H. Champion 1914. Bespr. v. Otto Schroeder, Berlin- 
Steglitz. 

Das neue Asarhaddonfragment S bietet 


eine Fülle von Ergänzungen und Varianten 
! Das erste ist die Uebersetzung eines türkischen 


Werkes von . H., das zweite eine arabische 
moderne Arbeit von Shaikh al-"Alüsi s. oben. 


49 


zu den bekannten Texten. 
wenige Einzelheiten aufmerksam gemacht, wie 
die Liste phönizischer Ortschaften (III 8 fl.), 
die vor Prisma A III 9 eingeschobene Auf- 
zählung arabischer Gottheiten (IV 10f.; er- 
halten sind "e Da- a- a, ** Nu-ha-a-a, (ke E-bi-ri-il- 
lu, fe A-tar qu-ru-ma-a-a), die chronologische 
Bestimmung der Enthauptung des Abdimilkutti 
und Sanduari (III 36 f.; TeSrit bzw. Adar eines 
und desselben Jahres). Ferner sei besonders 
hervorgehoben, dass der Text auch lexikalisch 
von grossem Wert ist. 

In vier Anhängen berichtet Scheil dann 
noch über neue Texte des ASurbanipal (Anh. 
I. II), ASur-etil-iläni (III; vgl. OLZ 1914, 55 f. 
136) und Sin-Sar-iskun (IV; mit Autographie). 


v. Bissing: Denkmäler zur Geschichte der Kunst 
Amenophis’IV. Sitzungsber. d. Bayr. Akad. d. Wiss. 
Philos.-philol. u. hist. Klasse 1914. 19 S. m. 10 Taf. 
M.2—. Bespr.v. Walter Wreszinski, Königsbergi.Pr. 

Fiinf von den zehn Tafeln enthalten Dar- 
stellungen aus dem Grabe des Ramose (Schech- 
abd el Gurna Nr. 55 nach Aufnahmen von Dr. 
Kees), die jeder Besucher kennt, die aber bisher 
unpubliziert geblieben sind; ausserdem gibt der 
Verfasser ein sehr schönes und wichtiges Stück 
aus seiner eigenen Sammlung, einen Türsturz 
mit dem Namen Tutanchamons, ferner das Relief 
von dem Granitblock hinter dem Katarakthotel 
in Assuan, — er publiziert es zwar nicht als 
erster, aber zum ersten Male mechanisch, — 
einige Aufnahmen aus Gräbern von Tell el 
Amarna füllen die übrigen Tafeln. Das neu 
dargebotene Material ist also sehr beträchtlich, 
und die Form, in der es dargeboten wird, ist 
mit nur geringen Vorbehalten zu loben. Prin- 
zipiell möchte ich es vermieden wissen, wenn 
die Umstände es irgend gestalten, ganze Figuren 
nur teilweise abzubilden. So wunderschöne Ge- 
stalten wie die auf Taf. IV sollte man ganz 
wiedergeben, ohne Rücksicht darauf, ob in der 
vorliegenden Abhandlung die unteren Partien 
diskutiert werden oder nicht. Bei Taf. V und 
VI mag der Zustand des Grabes die Gesamt- 
aufnahmen gehindert haben, bei Taf. IV war 
es gewiss nicht der Fall, — ich habe die ganzen 
Figuren selbst aufgenommen. — Ebenso empfinde 
ich auf Taf. VIII das unnötige Abschneiden 
der unteren Extremitäten als fatal, und schliess- 
lich durfte auf Taf. I der obere Rand der Inschrift 
nicht fehlen. — Immerhin sind das aber Klei- 
nigkeiten, die Aufnahmen sind sonst gut und 
die Lichtdrucke auch. 

Bissings Text enthält zuerst eine genaue 
Analyse des Granitreliefs von Assuan, der ich 
zwar nicht in allem beistimmen kann, — s0 
z. B. scheint es mir mindestens schief ausge- 


Orientalistische Literaturzeitung 1916 Nr. 2. 


50 


Hier sei nur auf|drückt, dass Amenophis IV. in dem Stil dar- 


gestellt ist, „wie ihn S. Majestät selbst gelehrt 
hatte“, — die aber alles wesentliche und damit 
die bisher nicht vermutete Wichtigkeit des 
Stückes klarstellt. Vielleicht wäre Bissing bei 
erneuter Betrachtung auch darauf aufmerksam 
geworden, wie bei aller erstrebter Symmetrie 
der jüngere Meister seine eigene Figur doch 
ganz anders hingestellt hat, als die seines Vaters 
dasteht; während Menes’ Figur ganz aus der 
Zeit Amenophis’ III. stammt, gleicht die des 
Bok absolut den Gestalten der Notabeln aus 
den ältesten Amarnagräbern. 


Den Bildern aus dem Grabe des Ramose 
widmet Bissing nur wenige Seiten; er behandelt 
nur ihre künstlerische Eigenart, obgleich der 
Leichenzug für den Nichtägyptologen doch 
vielleicht auch einiger erklärender Worte bedurft 
hätte. .Was Bissing aber sagt, ist gut, und 
die eine Bemerkung, die er über den Berliner 
Modellkopf macht, trifft sich mit einem Gefühl, 
das mich früher gelegentlich auch überkam, 
wenn ich das Original betrachtete. Inzwischen 
bin ich allerdings wieder davon abgekommen. 
Ebenso trifft die Beurteilung der Rundplastik zur 
Amarnaperiode m. E. das richtige, es scheinen 
wirklich niemals Statuen von Privatleuten imaus- 
gesprochenen Amarnastil hergestellt worden zu 
sein. — Den Schluss der Abhandlung bildet eine 
kurze, klare Besprechung des schon erwähnten 
Türsturzes, der mit Koiloreliefs aus Tutancha- 
muns Zeit bedeckt ist. Auf der linken Seite ist 
der König vor Ptah dargestellt, beider Köpfe sind 
durchaus konventionell. Rechts steht der König 
vor Amon, und hier findet sich der alte Satz 
Masperos bestätigt, dass den Götterbildern 
gelegentlich die Züge der regierenden Könige 
verliehen werden. Beider Gesichter sind durchaus 
im Amarnastil ältester Periode wiedergegeben, 
als er sich bewusst vom Stil der Zeit Ame- 
nophis’ III. fort entwickelte; hier zeigt sich 
das Zurücklenken auf den geraden Weg, das 
die gleichen Uebergangsformen schafft. 


Jean Capart: Un roman vécu il ya XXV siècles. 
918. 8°. Brüssel, Vromant & Co., 1914. Bespr. von 
Walter Wreszinski, Königsberg i. Pr. 

In dem Stile, nur mit grösserer Freiheit, 
als sie Maspero in seinem altbekannten Contes 
opulaires sich genommen hat, behandelt Capart 
die von Griffith in den Rylands Papyri ver- 
öffentlichte Geschichte des Streites einer Familie 
mit der Priesterschaft des Amontempels einer 
mittelägyptischen Stadt um gewisse Einkünfte, 
die eigentlich beiden Parteien nicht gehören. 

Einem weiteren Publikum wird die geschickt 

gemachte Uebersetzung eine sehr anschauliche 

Schilderung namentlich der corrupten Gerichts- 


51 


verhältnisse um die Mitte des ersten vorchrist- 
lichen Jahrhunderts bieten, so dass die Lektüre 


des sehr hübsch ausgestatteten Bändchens recht 


empfohlen werden kann. 


Alfred Jeremias: Handbuch der altorientalischen 
Geisteskultur. Mit 215 Bildern nach den Monu- 
menten und 2 Sternkarten. XVI, 366 S. m. 1 Bl. Er- 
klären, Lex. 8. M. 10 —, geb. M. 11,20. Leipzig, 
J. C. Hinrichs, 1913. Bespr. von Max Löhr, Königs- 
berg i. Pr. 

Jeremias will in dieser zusammenhängenden 
Darstellung der altorientalischen Geisteskultur 
seine im ATAO aufgestellten Thesen noch ein- 
wandfreier formulieren und seine Deutungen 
verbessern. In der Tat ist alles mit grösster 
Präzision und Verständlichkeit dargestellt, die 
Ausführungen durch eine Fülle von Abbildun- 
gen und zwei Sternkarten illustriert, so dass 
man sich zurzeit über die in Betracht kommen- 
den Probleme nirgends besser Belehrung holen 
kann. Ueber die lange und heiss umstrittene 
Frage nach dem Alter der astronomischen 
Wissenschaft bei den Babyloniern vgl. jetzt 
noch Jeremias’ Anzeige von Jastrows jr. „Reli- 
gion Babyloniens und Assyriens“ in ThLZ 
39, 193 fl. 

Der ganze Stoff ist in 20 Kapitel eingeteilt, 
deren erstes die Einleitung und Leitsätze ent- 
hält. Der „Geheimwissenschaft über Himmel 
und Erde“ liegen u. a. folgende Ideen zugrunde: 

1. Die Erscheinungen des Kosmos und des 
Kreislaufs sind Stoffwerdung der Gottheit. 
Im Kosmos liegt die Immanenz, im Kreislauf 
die Transzendenz des Göttlichen. 

2. Alles irdische Sein und Geschehen ent- 
spricht einem himmlischen Sein und Geschehen. 
Alle Teilerscheinungen vom Grössten bis zum 
Kleinsten sind Spiegelbilder des Ganzen und 
Spiegelbilder voneinander. 

6. Die Himmelskunde ist die Quelle alles 
Erkennens. Sie zeigt, das Raum und Zeit den 
gleichen Ursprung haben. 

7. Der Wille der Gottheit tut sich in den 
Kreislauferscheinungen kund. „In den Sternen 
steht’s geschrieben.“ Da die Kreislauferschei- 
nungen in Zahlenverhältnissen erkannt werden, 
ist die Zahl heilig. Die Zalıl bildet den Mass- 
stab alles Erkennens. Darum trägt die Religion 
als ein Teil des Wissens den Charakter der 
Gnosis; im besonderen den Charakter einer Er- 
lösererwartungs- und Welterneuerung-Religion. 
Die Mysterienlehre wird für den weiteren Kreis 
materialisiert mit Hilfe der Mythologie, Astro- 
logie und Dämonologie. Auf der Mythologi- 
sierung ruht Kultus und Ritus. Die Religio- 
sität, die auf der Offenbarung im Kosmos und 
Kreislauf ruht, zeigt religiöse und sittliche 
Werte. 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 2. 


52 


Damit sind die Themen des inhaltreichen 
Werkes in aller Kürze skizziert. Ich bekenne 
gern und mit Dank, dass ich aus der wieder- 
holten Lektüre des Buches, was die Babylo- 
niaca betrifft, reiche Belehrung geschöpft habe; 
manche der in Uebersetzung gebotenen Urkunden 
und nicht wenige der Abbildungen, die hier so 
bequem zugänglich gemacht sind, sind äusserst 
instruktiv; nicht zu vergessen der zahlreichen, 
von überall her zusammengetragenen Literatur- 
nachweise. Kapitel, wie die über die Erlöser- 
erwartung, über Tod und Jenseits, über Reli- 
giosität und Sittlichkeit geben dem AT. ler 
reiche Anregung und verdienen gründlichste 
Berücksichtigung. 

Dabei wird man bei dem wissenschaftlichen 
Sinn des gelehrten Verfassers dessen gewiss 
sein können, dass er auch ein grösseres oder 
geringeres Mass von Ablehnung nicht als eine 
Be Invektive auffasst. Ich habe natür- 
ich bei der Lektüre des Buches mein Augen- 
merk besonders darauf gerichtet, für das AT. 
zu lernen. 

Selbstredend wird niemand mehr Beein- 
flussung bezw. Abhängigkeit Israels von baby- 
lonischer Geisteskultur auf den verschiedensten 
Gebieten, des Kultus, der Theologie, des Volks- 
glaubens, des Rechtes, überhaupt des Verkehrs- 
lebens leugnen. Aber es ist doch auch nötig, 
die Unterschiede nicht zu übersehen. Es scheint 
mir verdienstlich, dass Ed. König unlängst auf 
letztere den Finger gelegt hat, vgl. Canaan 
and the babylonian civilization, Exp. Tim. 
24, 546 ff. Jeremias schätzt diese Unterschiede 
zuweilen etwas gering. So sagt er in dem 
Kapitel über den israelitischen Kalender S. 169 
von den vorexilischen Monatsnamen Israels: 
„sie sind vorläufig babylonisch nicht zu be- 
legen.“ Seit dem Exil hat Israel jedenfalls 
die als babylonisch zu belegenden Namen, vor- 
her nicht; vorher auch eine andere Art zu da- 
tieren; vgl. Jes. 6, 1 init. etwa mit Zach. 1, 7. 
— Ferner was den bekannten, viel erörterten 
astral - mythologischen Erzählungsstil betrifft, 
vgl. S. 312, so kommt man doch beim besten 
Willen über ein „Vielleicht“ nicht hinaus. — 
Das gilt mir auch etwa von Gen. 49, vgl. S. 
192. Die Zwölfzahl und die Tierbilder können 
möglicherweise einen astronomischen Hinter- 
grund haben, vielleicht haben sie aber auch 
einen ganz anderen Ursprung. Jedenfalls ver- 
rät das Gedicht, wie Jeremias zugeben wird, 
selbst mit keiner Silbe eine Hindeutung auf 
einen solchen Hintergrund. Also einfach zu 
erklären: Die Sprüche Jakobs symbolisieren 
die 12 Stämme mit Motiven der Tierkreisbilder“ 
ist m. E. exegetisch unzulässig. S. 151 heißt 
es: Joseph träumt, er sei Weltenherr“. Sonne, 


53 


Mond und elf Sterne beugen sich vor ihm, 
Gen. 37, 9. Der nächste Vers zeigt, wie der 
Erzähler diese Aufzählung verstanden sehen 
will. Von einem Weltenherrn kann darum keine 
Rede sein. Nach Gunkel hätte er allerdings 
korrekterweise Sonne, 2 bezw. 4 Monde und 
elf Sterne sagen müssen. Aber angenommen, 
dass auch hier wieder möglicher weise irgend 
etwas Astronomisches im fernsten Hintergrunde 
steht, darf man aus solchen und ähnlichen Mo- 
menten auf das Vorhandensein eines astrono- 
mischen Systems oder gar auf dessen Herrschaft 
im geistigen Leben Altisraels schliessen? — 
S. 34: „In Israel gilt für die ältere Zeit Bethel 
als Nabel der Welt,“ Gen. 28, 17. In Jud. 
9, 37 wird eine der Höhen bei Sichem so genannt. 
An der ersten Stelle ist nicht die geringste 
Andeutung einer derartigen kosmologischen Vor- 
stellung. Man muss sie erst durch verschiedene 
Gedankenglieder hineinbringen, wie z. B. Gun- 
kels Kommentar zeigt: der himmlische Palast 
liegt natürlich im Zenith, unter ihm auf Erden 
Bethel. Bethel ist also der Nabel der Erde, 
der Mittelpunkt der Welt. 


Aber wessen Auge einmal auf diese Dinge 
eingestellt ist, der sieht den Text anders an, 
wie es scheint. Ob mit Recht? — 


So sind für Jeremias die 70 Aeltesten von 
Num. 11 (und verwandte Stellen in Ex.) „Träger 
einer Geheimtradition“, S. 13. „Die priesterliche 
Redaktion hat Adam, Noah, Abraham, Mose 
als die göttlichen Lehrer der Weltzeitalter 
angesehen“, S. 18. Danach würde es vier 
solche Zeitalter geben. Aber S 71, 12 sind 
die bekannten Toledoth = Weltzeitalter. Dann 
gäbe es aber zehn. Diese letztere Stelle sei hier 
als besonders charakteristisch wörtlich mitge- 
teilt: „Die biblische Erzählung berichtet die 
un gemeinte Flut ebenfalls im Stil 

er kosmischen Lehre. Das zeigt sich in der 

Einreibung des Ereignisses in die Weltzeitalter 
oledoth), in der Ausmalung des Noah als 

es Bringers der neuen Zeit“ usw. Zum letz- 

teren Argument ist eine, soweit ich sehe, frag- 
mentarische Anmerkung geboten: „Besonders 
zeigt sich dieses wieder in dem Sonderstück 
das die Motive des Weinbaues, der Trunken- 
heit, der Kastration des Urvaters (das ist Hams 
Verbrechen, das der biblische Bericht retuschiert, 
s. den Beleg bei bin Gorion, Jüdische Sagen 
1230f.)..... [Ein Verbum fehlt.] — Endlich noch 
S. 78: Num. 25, 4 „vor Jahwe im Angesicht 
der Sonne“, was m. E. nur als formales Rudi- 
ment eines Sonnenopfers erklärt werden kann.“ 


An dieser Stelle gehört "mm: zum Verbum, 


wie auch die Akzente zeigen, und zu wown “xb 
vgl. 2. Sam. 12, 12 opp. von “NDJ, also: am 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 2. 


54 


hellen, lichten Tage. Wie wiirde Jeremias 


wohl V. 11 “wm gi und den ganzen Inhalt 
des Verses dazu mythologisch beurteilen? — 

Man wolle mir nun nicht vorwerfen, dass 
ich an Einzelheiten klebe. Auf einer unbe- 
fangenen — oder wie man es immer nennen 
will — Exegese des AT. ruhen doch letztlich 
unsere Gesamturteile über das AT. und über 
die religiösen (im weitesten Sinne) Anschau- 
ungen Altisraels: 


R. Dussaud: Introduction à l'histoire des reli- 
gions. — Bibliothèque historique des Religions. VI, 
292 8. 8°. Paris, E. Leroux, 1914. Bespr. v. E. 
Brandenburg, Floronz. 


Das vorliegende Buch ist die Einleitung 
einer religionsgeschichtlichen Bibliothek; es 
soll den Leser an der Hand der vergleichenden 
Methode dazu bringen, sich selber über die ver- 
schiedenen Fragen ein Urteil zu bilden (p. VI), 
indem es ihm letztere nicht nur vorlegt, 
sondern vor allem auch die Grundbegriffe, mit 
denen die Religionsgeschichte operiert, analysiert. 
Der Verfasser hat hauptsächlich ein „praktisches 
Werk“ schreiben wollen; die erwähnten Begriffe 
werden an typischen Beispielen erörtert. Auf 
diesem Fundament muss dann der Leser seine 
eigenen Studien auf- und weiterbauen. 

Ich glaube nun nach zweimaligem Lesen, 
resp. Durcharbeiten des Buches sagen zu können, 
dass D. nicht nur neue Ideen bringt, die viele 
Probleme ziemlich restlos lösen, sondern die- 
selben auch mit „deutscher Gründlichkeit“ aus- 
gearbeitet und vertieft hat. Klar und über- 
sichtlich ist der Stoff angeordnet und erläutert, 
ohne Aufstellung von „Dogmen“; der Leser 
hat nur sein logisches Denken, seine „reine 
Vernunft“ mitzubringen, um zu selbständigen 
Schlüssen zu kommen. Mir ist der Ausdruck 
„reine Vernunft“ nicht zufällig unter die Feder 
gekommen: wie Kant in seinem Hauptwerk als 
erster die Grundbegriffe festgestellt hat, ohne 
die ein Eindringen und Verständnis der Philo- 
sophie unmöglich ist, ähnlich hat es hier 
Dussaud auf religionsgeschichtlichem Gebiet 
getan, so dass durch die gleiche Grundauf- 
fassung auch gleichwertige Erfolge erreicht 
werden können. 

Bei dem grossen Umfang des Stoffes ist es 
begreiflich, dass man in einigen Punkten anderer 
Meinung wie der Verfasser sein wird, denn 
über vieles kann vorläufig noch nicht ab- 
schliessend geurteilt werden; weder die alten 
Texte sind vollständig entziffert, noch haben 
Archäologie, Ethnologie usw. ihr letztes Wort 
gesprochen. Ueber das aber, was wir heute 
schon wissen können, erhalten wir Aufschluss. 
Da nun aber die eben erwähnten Disziplinen 
heutzutage nicht mehr nebeneinander, sondern 


b5 


im engsten Anschluss und Austausch zusammen- 
arbeiten, so ist D.’s Buch nicht nur für den 
Religionsgeschichtler wichtig, sondern auch 
dem Archäologen, Ethnologen u. a. durchaus 
zu empfehlen, die daraus reiche Anregung und 
Belehrung schöpfen können. Ein flüssiger und 
zugleich prägnanter Stil erleichtert die An- 
eignung des oft schwierigen Stoffes wesentlich; 
zahlreiche Anmerkungen und Zitate weisen auf 
die Quellen für umfassendere Studien hin. 
Nach diesen allgemeinen Bemerkungen eine 
kurze Angabe des Inhaltes der einzelnen Kapitel, 
um wenigstens einen ungefähren Ueberblick 
über den reichen Inhalt zu ermöglichen: 
Kap. I. Naturismus, Animismus, 
Präanimismus. Der Naturismus erklärt 
die Götter als personifizierte Naturkräfte und 
nimmt den astronomischen resp. astrologischen 
Ursprung der Mythen an. Im Animismus be- 
lebt die Seele das Individuum, daher Dualismus 
von Körper und Seele. Der Febler der Theorie 
ist eine zu starke „persönliche Seele“, während 
1900 Marett den Glauben an eine unpersönliche 
Seele, die sich Personen und Sachen mitteilt, 
= Mana der Australier, nachgewiesen hat. 
Kap. II. Soziologische Theorie und 
Totemismus. Erstere von Dürkheim folgender- 
massen definiert: Religion ist ein System von 
Glaubenssätzen und heilige Dinge betreffenden 
Kulthandlungen einer Gemeinschaft; Glauben 
und Kult, die ihre Anhänger zu einer mora- 
lischen Gemeinschaft, der „Kirche“ vereinen. 
Diese Ansicht hat Dürkheim durch den Totemis- 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 2. 


56 


dessen reichem Inhalt Obiges nur ein kiirzester 
Auszug ist, ist überhaupt eins der wichtigsten 
des ganzen Buches. 

Kap. IV. Die Seele. Sie ist ein Teil 
des (totemistischen) mana, das in Personen und 
Sachen vorhanden ist. Glaube an Seele und 
mana hat stets zugleich bestanden (p. 35). Die 
Seele wird im genius und Sav personifiziert. 
Nichts kann ohne mana existieren, daher die 
sogenannten Bauriten, indem man unter den 
„toten“ Bausteinen ein Lebewesen vergrabt usw., 
dessen Seele auf diese übergeht und ihnen so 
Lebenskraft gibt, sie dauerhaft macht. Der 
Lebensglaube aus primitiven biologischen Vor- 
stellungen es z. B. die Seele = Lebens- 
kraft geht mit dem Blut bei schwerer Ver- 
wundung mit diesem davon, daher Blut, Herz, 
Sitz der Seele; ausserdem auch Atem, Auge 
(mal’ occhio). Eine Folge dieser Lokalisationen, 
dass womöglich jedes Organ eine besondere 
Seele hat, hat zu ihrer Vervielfältigung geführt. 
Daher bei den Indern 4, bei den Aegyptern 
ausser dem ka noch ba, rau, khaibit usw., bei 
den Israeliten nefesch, der in der Stele inkor- 

oriert ist, ruah, ähnlich wie edo und duyy. 

er Chinese unterscheidet die materielle un 
spirituelle Seele, dem Yan und Yin ent- 
sprechend usw. 

Kap. V. Die Naturgötter. Dasselbe 
Lebensprinzip, dessen Teil die Seele ist, ist 
auch in umfangreicherer Weise in den Göttern 
vorhanden, die nur eine Personifikation der 
Manifestation desselben in der Natur sind. 


mus zu stützen versucht (p. 15). Gründe da- | Daher die Menge der Geister, Nymphen, Licht-, 


gegen und Kritik der Arbeiten über Totemismus. 

Kap. III. Allgemeine und ursprüng- 
liche Auffassung des Lebensprinzips. 
Aus dem Totemismus ergibt sich die Tatsache, 
dass im Clan und im Totem dasselbe Lebens- 
prinzip (mana) zirkuliert. Der Glaube an das 
mana findet sich bei den Australiern, Negern, 
Indianern, Aegyptern als ka, u. a. Das mana 
ist Gegenstand des Kultes, denn die Stämme 
mit totemistischen Anschauungen suchen sich 
das mana des Totems (da gewisse Totemtiere 
ausgebildetere physische Eigenschaften haben 
als der Mensch) zur Verstärkung der eigenen 
Lebenskraft anzueignen. Entstanden mag dieser 
Glauben dadurch sein, dass der Mensch seine 
Kraft aus der Nahrung, d. i. dem Verzehren 
von Tieren, zieht und sich so ihre Starke an- 
zueignen glaubt. Diese Anschauungen zeigen, 
dass schon die ältesten Völker sich eingehend 
mit transzendenten Fragen beschäftigt haben; 
ein solches Streben, das „Unbegreifliche zu 
begreifen“ (Max Müller), ist einer der wichtigsten 
Faktoren der intellektuellen Entwicklung der 
Menschheit gewesen (p. 32) Kap. III, von 


Fluss- und Erdgötter usw. (Adonis, Istar, 
Tamuz, Demeter u. a.). Wegen mehrerer „Funk- 
tionen“ der einzelnen Götter, Verdoppelung, das 
sind Götterpaare, auch 3, 9, 12. 

Kap. VI. Die Gruppengötter. Wie sich 
das mana in der Natur zu Göttern personifiziert, 
so bilden sich auch als Zusammenfassung des 
vitalen Prinzips geschlossener Gruppen (Familie, 
gens, tribus, Clan usw.) Stammesgötter. Diese 
Konzentration (p. 72) vollzieht sich auch öfter 
unter dem Namen eines Heros (lar familiaris). 
Damit hängt eng zusammen die Bildung der 
Stadtgötter (z. B. Marduk von Babylon) und 
weiter durch die hauptsächliche Ausübung der 
Riten durch den König die Vergöttlichung 
dieses selbst, z. B. Naramsin, Gott von Agade, 
der Pharao Sonnengott, resp. Sohn der Sonne. 
Der Erdgott repräsentiert den ihm heiligen 
Bezirk; so Jehova spezieller Gott von Israel, 
die Kriege werden in seinem Namen, wegen 
seines Besitzes geführt. Durch siegreiche 
Kämpfe ergibt sich seine Suprematie über die 
Nachbargötter, wodurch langsamer Uebergang 
zum Monotheismus (p. 84, 85). In Aegypten 


67 


ist dementsprechend die religiöse Revolution 
Chuenatens die Folge der grossen Eroberungen 
der 17. Dynastie. 

Kap. VII. Materielle Darstellungen. 
Die Frage, warum man Steine, Bäume, Fetische, 
Reliquien usw. verehrte, ist noch nicht voll- 
ständig gelöst worden. Die Beantwortung 
Dussauds, dass man in Steinen und Bäumen 
die in diesen verkörperte Erdgottheit verehrte 
(p. 98), scheint mir die befriedigendste zu sein. 
Ein Heiliger oder Märtyrer hatte mit seinem 
besonders starken mana derart seinen Leib 
durchdrungen, dass auch nach seinem Tode 
etwas davon an der Materie haften blieb, die 
dann verehrt wurde. 

Kap. VIII. Das Heiligtum und seine 
Anordnung. Es ist umfriedigt (tepevoc, haram) 
und steht unter ius divinum; besondere Riten 
sind deshalb bei seinem Betreten und Verlassen 
nötig, da sich durch ersteres der Gläubige 
schon in nähere Beziehung zur Gottheit bringt 
(Ezechiel). Gemeinhin befindet sich dort ein 
Altar; Tempel erst später. Die Riten beim 
Betreten des Heiligtums, die Ueberwachung der 
genauen Befolgung derselben usw. werden einer 
der ersten Anlässe zur Bildung von Priester- 
kasten gewesen sein, die dann auch zu Mittels- 
personen zwischen den Gläubigen und der 
Gottheit werden. 

Kap. IX. Das Opfer. Die „do ut des- 
Theorie“ ist nicht mehr ausreichend, das Opfer 
dient vielmehr als Mittel zur Verbindung 
zwischen dem Opfernden und der Gottheit 
(p. 117, 118). Durch bestimmte Riten wird 
der Opfernde geheiligt und mit dem Opfer ver- 
bunden, identifiziert. Letzteres wird getötet, 
sein Lebensprinzip dadurch befreit, verbindet 
sich (und zugleich das des Opfernden) mit dem 
der Gottheit, die die Quelle desselben ist. So 
profitiert die Lebenskraft des Opfernden, wird 
durch enge Verbindung mit der Gottheit ge- 
stärkt. Beweise dafür im Blutopfer (p. 123) 
und seinen Substitutionen (p. 133) usw. 

Kap. X. Fortsetzung von Kap. IX. 
Opfer der Erstlinge, das unblutige, Feuer- 
opfer usw. Das Prinzip „Leben zum Leben zu 
fügen“ (p. 182) bleibt stets dasselbe; es ist der 
erste Ausdruck biologischer Ideen der Menschheit. 

Kap. XI. Das Gebet. Macht des Wortes, 
seine schöpferische Kraft bei Juden und 
Aegyptern. Daher Wichtigkeit des Personen- 
namens und seine Umschreibung bei Anrufung 
der Gottheit. Das Gebet ist mit Riten ver- 
bunden, die sich bei höherer Zivilisation immer 
mehr entwickeln und Opfer usw. dann ver- 
drängen (p: 185). Es hat denselben Zweck 
wie das Opfer, das mana des Betenden mit 
dem der Gottheit in Kontakt zu bringen; 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 2. 


68 


„prier Dieu pour le toucher“ ist ursprünglich 
wörtlich zu nehmen (p. 187). 

Kap. XII. Der Totenkult. Diesbezüg- 
liche Theorien. In gewissen Fällen soll er die 
Hinterbliebenen vor der Seele des Toten 
schützen, die auch in seinen persönlichen Ge- 
brauchsgegenständen (z. B. Lager) inkorporiert 
ist. Daher Vernichten derselben (p. 202). 
Ferner auf Grund der Idee der Kollektivseele 
der Familie, des Stammes usw. Witwen- 
verbrennung usw. Substitutionen dafür. Ferner 
Vorstellungen durch ein jenseitiges Leben be- 
einflusst;'Untersuchung der Einzelfälle, da die 
Materie äusserst kompliziert und nicht auf 
einzelne Grundbegriffe zu reduzieren ist. 

Kap. XIII. Einreihung und Konse- 
kration. Die Feste; in einigen Fällen werden 
Personen, die in die Gemeinschaft aufgenommen 
werden sollen, als tot betrachtet, d. h. ihre per- 
sönliche Seele vernichtet, damit sie dann durch 
Einflössung des mana des Verbandes zu neuem 
Leben erwachen. (Reste davon in der Auf- 
nahme von Mönchsorden.) Beschneidung, erste 
Haarschur, Salbung usw. 

Kap. XIV. Tabu, Sünde. Das oft aller- 
dings in Aberglauben ausartende Tabu dient 
zum Schutz des mana. Der Begriff der Sünde 
ist oft ein Verfehlen gegen letzteres, weil dann 
dadurch auch die höchste Potenz davon, die 
Gottheitbeleidigtwird; dadurch muss dann Krank- 
heit usw. entstehen. Rolle des asipu (p. 262.) 

Kap. XV. Mythen und Dogmen. Es 
sollen hier nur die Beziehungen der Mythen 
zum Kult untersucht werden, denn die religiöse 
Wichtigkeit des Mythus besteht darin, dass er 
für den Gläubigen Gegenstand des Glaubens 
ist und ibm für die Riten massgebend zu sein 
scheint (p. 267). 

Kap. XVI. Die moralischen Begriffe: 
Glauben und Riten, d. h. Religion umfassen 
das ganze soziale Leben und daher auch die 
Moral; diese, bei primitiven Verbänden sehr 
streng, verfeinert sich später (p. 283). Ueber 
das Prinzip des Guten und Bösen beiBabyloniern, 
Juden, Persern, Confuzius usw. 

Schlusswort. Zu Anfang des Buches 
wurde die Frage gestellt, ob man nicht in den 
verschiedenen Religionen ein gemeinsames, den 
Kult bestimmendes Prinzip finden könne. Dies 
ist die ständige Sorge um die Erhaltung und 
Vermehrung des Lebensprinzips — mana. Eine 
Religion ist die Summe der Glaubenssätze und 
Riten, die das mana des Individuums, des 
Stammes und auch der Natur erhalten und 
fördern soll. Daraus ergibt sich, dass Religion, 
trotz aller Einkleidungen und Umwege im 
letzten Grund auf biologischen Ideen beruht. 


59 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 2. 


60 


Maurice Courant: La Langue Chinoise Parlée, 
Grammaire du Kwan-Hwa Septentrional. 
XXVII, 384 S. 8°. Paris, Ernest Leroux, 1914. Bespr. 
v. C. Kainz, Wien. 

Das Buch soll vermutlich die allgemeine 
chinesische Umgangssprache im nördlichen Dia- 
lekte darstellen, der Verfasser beschäftigt sich 
aber durch 64 Seiten mit einer allgemeinen 
Phonetik, in der insbesondere der Ton Ren- 
trant oder fünfte (eingehende) Ton einen grossen 
Raum einnimmt, obwohl dieser Ton in der 
nordchinesischen Umgangssprache gar nicht 
vorkommt. 


Durch ganze 127 Seiten befasst sich der 
Autor mit der chinesischen Schrift, die wohl 
für die Umgangssprache erst in zweiter Linie 
in Betracht käme. In seinen Erklärungen der 
einzelnen Zeichen ist der Verfasser nicht be- 
sonders glücklich, was vielleicht darauf zurück- 
zuführen sein dürfte, dass er sich zu viel auf 
eigene Forschungen verliess. So z. B. ist das 
Zeichen ,kya“ maison, famille, welches schon 
in der nördlichen Aussprache richtig Ciä lauten 
würde, als ein Schwein in einem Hause als 
Sinnbild der Häuslichkeit gedeutet. Dies dürfte 
dem ästhetischen Sinne eines so feinfühligen 
Volkes, wie die Chinesen es sind, wohl kaum 
entsprechen und wäre es besser gewesen, die 
allgemein übliche Erklärung: „drei Menschen 
unter einem Dache“ zu geben, falls schon der- 
artige Deutungen vorgenommen werden. 


Die Wiedergabe der Laute ist durch ein 
ganz neues Transkriptionssystem bedeutend er- 
schwert und trifft bezüglich der ki und Ki- 
Laute absolut nicht zu. Diese Anlaute werden 
alle im nordchinesischen als či und Či ge 
sprochen. 


In dem 183 Seiten umfassenden gramma- 
tischen Teile sind mit grossem Fleisse alle Er- 
scheinungen des chinesischen Sprachbaues zu- 
sammengetragen worden, welche dem Europäer 
Schwierigkeiten bereiten. Leider wurde auch 
hier zu viel aus dem Wen-hoa (Schriftsprache) 
hereingenommen, was insbesondere beim An- 
fänger Verwirrung schafft. Die Bildung von 
Substantiven aus einer Verbindung zwischen 
Verbum und Objekt, wie zum Beispiele: Ci-fu, 
der den Bezirk Kennende-, der Bezirksvorsteher, 
wurde auch nicht richtig erfasst. Es sind dies 
Partizipialkonstruktionen, bei denen das Parti- 
cipialsuffix ce oder ti ganz einfach weggelassen 
wurde. Eine schöne Sammlung derartiger Bil- 
dungen finden sich in den Ueberschriften von 
Liao-Cai’s „Seltsamen Geschichten“ (in Auswahl 
übersetzt von Giles: „Strange Stories from a 
Chinese Studio“) wie etwa: K’ao-¢’eng-huang der 
zum Schutzgotte einer Stadt Geprüfte, Hoa-pi, 
die an die Wand Gemalte. Aehnliche Bil- 


dungen zeigt übrigens auch das Englische in 
dem Amerikanismus: Pay- as-you-enter- car. 

Das Buch ist jedenfalls sehr lesenswert, da 
es eine allgemeine Orientierung über die haupt- 
sächlichsten Probleme der modernen Sinologie 
gibt und der Verfasser könnte sich ja bei einer 
Neuauflage für eine einheitliche Transkription 
und einen bestimmten Dialekt entscheiden. 

Das Buch wurde mit Unterstützung der 
Handelskammer von Lyon herausgegeben, welche 
auch die Abhaltung von Kursen in chinesischer 
Sprache ermöglichte. 


Sprechsaal. 


Zu OLZ 1915 Sp. 4 f. 
Von Wilh. Förtsch. 


OLZ 1915 Sp. 4 f. habe ich für den in den vorsar- 
gonischen Tafeln begegnenden Ausdruck AN. UR U. A4. 


TU.A die Lesung dingir- ri a- tu- a und die Uebersetzung 
„als dem Gott die Wasserspende dargebracht wurde, 
bzw. bei der Wasserspende für den Gott“ als wahr- 
scheinlich dargelegt. Beim letzten (dritten) Absatz des 
Artikels auf Sp. 6 (einem Korrektur-Zusatz) sind dem 
Setzer einige Versehen unterlaufen, die ich hier berich- 
tigen möchte. 

DP 41 Rev. 3, 1—2 lautet: dingir Jugal-uru-bar-ra-ge 
a é-8a(9)-ga a-tú-a; DP 42 Rev. 7, 3—4: dingir Jugal-uru- 
bar-ra-ge a &-Sa(g)-ga-ni a-tu-a. Hinzuzufügen sind noch 
zwei weitere Stellen, nämlich DP 332 Rev. 3, 5—4, 2: 
itu ezen dingirlugal-uru-bar-ra-ge a é-8a(g)-ga a-té-a und 
DP 410 Rev. 8, 1—2: itu dingirlugal-uru-bar-ra-ge é-8a(g)- 
ga- ni a-tü-a-a. 


Berichtigung. 
Jahrg. 1914, Sp. 484 2.12 v. u. lies: ... be- Ni for 
. .. Sp. 485 2.6 v. u. lies: ... wenn es in Z. 22 vorliegt, 
dort mittels. J. A. Knudtzon. 


Mitteilungen. 

Die Vorderasiatische Abteilung der Kgl. Museen zu 
Berlin hat ein Steinbild des Königs Lugal-kisal-si er- 
worben, welches aus Warka stammen soll und aus 
stilistischen Gründen in die Nähe der Geierstele zu 
rücken ist. [Lugal-kisal-si nach Thureau-Dangin, Vorderas. 
Bibl. Iı S. 157 ungefähr gleichzeitig mit Lugal-zag-gi-si, 
der selbst nach OLZ 1912 Sp. 113 2894—2896 zu setzen 
ist D. R.]. (Amtl. Ber. aus den Königl. Kunstsammlungen, 
4. Januar 1916). 


Personalien. 


Unser geschätzter Mitarbeiter Dr. W. Reimpell ist 
als Leutnant d. R. gefallen. 


Zeitschriftenschau. 
® = Besprechung; der Besprecher steht in (). 


Deutsche Literaturzeitung. 1914: 
49. R. Dussaud, Introduction a l'histoire des religions 
(Carl Clemen). — *Moses Buttenwieser, The prophets 
of Israel from the eighth to the fifth century (K. Budde). 
— *Rhuvon Guest, The governors and judges of t 
by El Kindi (C. F. Seybold). — Rudolf Staehlin, Das 
Motiv der Mantik im antiken Drama (Wolf Aly). — 
*Joseph Dechelette, Manuel d’archéologie préhistorique, 
celtique et gallo-romaine II, 3 iar 1 
50. Albrecht Dietrich, Mutter Erde. 2. Aufl. (W. Kroll). 


61 


— *+Johannes Weiss, Das Urchristentum (E. Hennecke). 
— *Giuseppe Scialhub, Grammatica italo-arabaa (B. 
Geyer), — *Hermann Guthe, Geschichte des Volkes 
Israel. 3. Aufl. 
Katholik. 1914: 
10. Franz Steffen, Die religiösen Zustände und Ver- 
hältnisse der kleinasiatischen Christengemeinden nach 
der Apokalypse, Kap. I-III. 

Literarisches Zentralblatt. 1914: 
49. *Leo Bardowicz, Die Abfassungszeit der Baraita der 
32 Normen usw. (S. Krauss). — *E. Schulz: Ibrahim- 
Manzour-Effendi, Ali Pascha, Tyrann von Albanien (Hans 
Philipp). — *James A. Montgomery, Aramaic incantation 
texts from Nippur (Brockelmann). — *B. Brüne, Flavius 
Josephus und seine Schriften in ihrem Verhältnis zum 
Judentum, zurgriechisch-römischen Weltund zum Christen- 
tame (G. Hei, — Paul Foucart, Les mystères d’Eleusis. 

Monatsschr. f. Gesch. u. Wiss. d. Judent. 1914: 
Juli-August. V. Aptowitzer, Christliche Talmudforschung 
(zweiter Artikel). — Louis Ginzberg, Eine unbekannte 
jüdische Sekte (Fortsetzung). 


Sitsungsb. d. K. A. d. W. i. Wien. Phil.-Hist. Kl. 1914: 
174. B. 5. Abh. Carl Wessely, Sahidische Papyrus- 
fragmente der paulinischen Briefe. 

Theologische Literaturzeitung. 1914: 
24/25. *F. K. Ginzel, Handbuch der mathematischen 
und technischen Chronologie. Das Zeitrechnungswesen 
der Völker. 3. Bd. sowie Nachträge zu den drei Bänden 
(Oscar Holtzmann). — *J. Haury, Das eleusische Fest 
ursprünglich identisch mit dem Laubhüttenfest der Juden 
(Walter Bauer). — Ant. Jirku, Materialien zur Volks- 
religion Israels (Hugo Gressmann). — *Andr. Eberharter, 
Der Kanon des Alten Testaments zur Zeit des Ben Sira 
(Beer). — *Frdr. Blass, Grammatik des neutestament- 
lichen Griechisch (Albert Thumb). — *Eduard Meyer, 
Ursprung und Geschichte der Mormonen (H. Weinel). 
Theologische Quartalschrift. 1914: 

96. 3. Belser, Zu Joh. 4, 20—24 und Hebr. 13, 10. — 
Paul Rieszler, Zur Geographie der Jubiläen und der 
Genesis. — *Rudolf Kittel, Geschichte des Volkes Israel 
(Rieszler). — *Ludwig Levy, Das Buch Qoheleth (Rieszler). 
— *Otto Procksch, Die Genesis (Rieszler). — *E. Goossens, 
Die Frage nach makkabäischen Psalmen (Rieszler). — 
*Walter Otto, Herodes (Belser). — *J. Straubinger, Die 
Kreuzauffindungslegende (K. Bihlmeyer). 


Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. 1914: 
XXVIII 2—3. Theodor Kluge, Die georgische Ueber- 
setzung des Physiologos. — Sylvester Daran Isopescul, 
Uebersetzung und Auslegung des Buches Abdiae — 
Theodor Zachariae, Die Weisheitssprüche des Sanaq bei 
at-Tortüdi. — Jarl Charpentier, Sagengeschichtliches aus 
dem Arthagastra des Käutilya. — G. Rescher, Ueber 
das ‚Geister- und Teufelsbuch’ des Schitli (Cairo 1326). 
— J. Schleifer, Bemerkungen zu Budges Coptic Biblical 
Texts in the dialect of Upper Egypt. — *Georg Möller, 
Mumienschilder 5 Texte aus den Kgl. Mus. 
z. Berlin I) (H. Junker). — Günther Röder, Inschriften 
des neuen Reiches, Statuen, Stelen und Reliefs (Aegpy- 
tische Inschriften aus den Kgl. Mus. zu Berlin V, 
Band 2, Heft 1) (H. Junker). — *J. Halévy, Precis 
d’allogrophie assyro-babylonienne (M. Schorr). — *Ernest 
Lind], Das Priester- und Beamtentum der altbabylonischen 
Kontrakte (M. Schorr). — *E. A. W. Budge, Coptic 
Biblical Texts in the dialect of Upper Egypt (J. Schleifer). 

Zeitschrift d. Deutschen Morgenl. Ges. 1914: 
68, 3. P. Schwarz, Hurmuz. — R. Geyer, Imru'ulqais 
munsarih-qagidah auf isu. — M. Heepe, Zur Aussprache 
der Velarlabialen kp und gb (in den Sudansprachen). — 
M. Heepe, Suaheli -nge- = -ngali-. — H. Bauer, Semi- 
tische Sprachprobleme. — G. Bergsträsser, Bericht über 
meine im Frübjahre und Sommer 1914 auf Grund des 
Socin-Stipendiums unternommene Reise nach Syrien und 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 2. 


62 


Palästina. — *Julius Ruska, Das Steinbuch des Aristoteles 
(C. F. Seybold). — *J. Kohler — A. Ungnad, Assyrische 
Rechtsurkunden in Umschrift und Uebersetzung (M. 
Schorr). — Ernst Georg Klauber, Politisch -religiöse 
Texte aus der Sargonidenzeit (E. Ebeling). — *David 
W.Myhrwan, Babylonian hymns and prayers (E. Ebeling). 
— *Charles Lyall, The diwäns of ‘Abid ibn al-Abras, 
of Asad, and Amir ibn at-Tofeil, of Amir ibn Sasa ah 
(J. Barth). — J. Eisenberg, Zu Samau’al. — G. Jahr, 
Beschwerde (wegen Uebergehungen im Jahresbericht). — 
H. Amedroz, Zur Anzeige Bergsträssers von Rh. Guosts 
Ausgabe des Kitab el-Umarä wa kitab el-Qudäh. — H. 
Pick u. W. Schbubring, Chronik der Reisen, Ausgrabungen 
und Erwerbungen. 

Zeitschrift d Ges. f. Erdkunde z. Berlin. 1914: 
6. Georg Schweinfurtb, Gustav Nachtigal (eine wuchtige 
Verurteilung des Buches von Dr. J. Wiese: Gustav 
Nachtigal, ein deutsches Forscherleben im deutschen 
Erdteil). — Martin Hartmann, Reisebriefe aus Syrien 
(M. Blanckeuhorn). 
10. Albert Hermann, Marinus, Ptolemäus und ihre 
Karten. — *Meyers Reisebücher: Balkanstaaten und 
Konstantinopel (C. Kaszner). 

Zeitschrift für Numismatik. 1914: 
XXXI. 3. u. 4. H. *F. Friedensburg, Die Symbolik der 
Mittelaltermiinzen (J. Menadier). 

Zeitschrift d. Vereins f. Volkskunde. 1914: 
24. J. 2. Athanassias Buturas, Neugriechische Spott- 
namen und Schimpfwörter. — Theodor Zachariae, Das 
kaudinische Joch. 
3. Berthold Kohlbach, Das Zopfgebäck im jüdischen 
Ritus. — Walter Anderson, Tschuwaschische Sagen vom 
Igel als Ratgeber. — Georg Hüsing, Zum Riibenzagel. 
— *Antti Aarne, Leitfäden der vergleichenden Märchen- 
forschung (Johannes Bolte). — *Michu Josef bin Gorion, 
Die Sagen der Juden II (Isidor Scheftelowitz). 


Zur Besprechung eingelaufen. 


* bereits weitergegeben. 


*Anthropos. 1914. IX, 3/4. 

R. Tschudi: Der Islam u d. Krieg (Deutsche Vortr. 
Hamburgischer Professoren. 7). Hamburg, L. Friede- 
richsen, 1914. 18 S. M. 0,60. 

*37. Jahresbericht d. Landesrabbinerschule in Budapest 
1913—14. Vorangeht W. Bacher: Rabbanan, die 
Gelehrten d. Tradition. Beitrag zur Geschichte d. 
anonymen Agada. Budapest, 1914. 104, 44 S. 

*Le Monde Oriental. 1914. VIII, 3. 

O. von Lemm: Koptische Miscellen 1. I—C (1907—1911). 
Neudruck d. Ausg. v. 1911. Leipzig, H. Haessel, 
1914. 320 8. M. 20—. 

Vor Tid. 1914—15. I, 2. 

Jobann Georg, Herzog zu Sachsen: Streifziige durch d. 
Kirchen u. Klöster Aegyptens. Leipzig, B. G. Teubuer, 
1914. X, 80 S.; 109 Taf. M. 8 

C. Wessely: Aus d. Welt d. Papyri. 
1914. 106 8. M. 2—. 

Ceslaus Dier: Genesis übersetzt u. erklärt. 
F. Schöningh, 1914. 386 8. M. 5,60. 

F. Baumgärtel: Elohim ausserhalb d. Pentateuch. Grund- 
legung zu e. Unters. über die Gottesnamen im 
Pentateuch. Leipzig, J. C. Hinrichs, 1914. VIII, 
90 8. M. 3 —. 

R. Kittel: Judenfeindschaft oder Gotteslästerung? E. 
gerichtliches Gutachten. Mit e. Schlusswort: D. 
Juden u. d. gegenwärtige Krieg. Leipzig, O. Wiegand, 
1914. 92 8. M. 1,60. 

H. Güntert: Ueber d. ahurischen u. daévischen Ausdrücke 
im Awesta. Eine semasiologische Studie (Sitzungs- 
ber. Heidelb. Akad. Philos.- bist. Kl. 1914, 13), 
Heidelberg, O. Winter, 1914. 34 S. M. 1 —. 


Leipzig, H. Haessel, 


Paderborn, 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 2. 


M. B. Weinstein: Der Untergang d. Welt u. d Erde (Aus 
Leipzig, B. G. Teubner, 


Natur u. Geisteswelt. 170). 
1914. V, 107 S. M. 1,20. 


*Internationale Monatsschrift f. Wissenschaft, Kunst u. 


Technik. 1914. IX, 5 


„J. Theodor: Bereschit Rabba m. krit. Apparat u. Kom- 


mentar. Lief. VIII. Berlin, 1914. S. 561—640. 


Mitteilungen u. Nachrichten d. 


„Zeitschrift f. Kolonialsprachen. 1914. V, 2. 
P. Fiebig: Der Tosephtatraktat Roš haššana in vokali- 
siertem Text m. sprachlichen, textkritischen u. sach- 


lichen Bemerkungen (Kl. Texte f. Vorl. u. Uebungen. 
130). Bonn, A. Marcus u. E. Weber, 1914. 16 S. 
M. 0,50. 


W. W. Kaplun-Kogan: Der Krieg. E. Schicksalsstunde d. Vereins. Register zu Jahrgang 1895—1912 v. O. 
jüd. Volkes. M. Karte d. jüd. Ansiedlungsrayons in Seitz. Leipzig, J. C. Hinrichs, 1914. 428. M.2—. 
Russland. Bonn, A. Marcus u. E. Weber, 1915. K. Beth: Religion u. Magie b. d. Naturvölkern. Leipzig, 
23 8. M. 0,80. B. G. Teubner, 1914. XII, 238 8. M. 5—. 


Soeben erschien: 


Beiträge zur Neligions wissenschaft hrsg. 
von der Religionswissenschaftlichen Gesell- 
schaft in Stockholm. Zweiter Jahrg. Heft 1. 


(116 S.) gr. 8°. Einzelpreis M. 6 —. 
Inhalt: Hammarstedt: Schwedische Opfer- 
steine. — Risberg: Textkritische u. exegetische 
Anmerkgn. zu den Makkabäerbüchern. — Wetter: 
Die „Verherrlichung“ im Johannesevangelium. 


Müller, Friedrich W., Professor an der 
Univ. Tübingen: Die anthropologischen 
Ergebnisse des vorgeschichtl. Gräber- 
feldes von Abusir el-Meleq. Mit 197 
Abbildungen im Text und 13 Lichtdruck- 
tafeln. (VII, 312 S.) 36>25,5. M.48—; 

gebunden M. 54 —; 


für Mitglieder d.D.O.-G. M. 40 —; geb. M.46 — 
(27. Wissenschaft. Veröff. d. Deutsch. Orient-Ges.) 


In Kürze erscheint: 


Böklen, Ernst: Sneewittchenstudien. 
Zweiter Teil. (Etwa 120S.) 8°. M. 5.25 
(Mythologische Bibliothek VII, 3.) 
— Dasselbe vollstindig. M. 11.25 
I Ehrenreich, Paul: Die Sonne im Mythos. 
Aus den hinterlassenen Papieren, heraus- 
gegeben, bevorwortet und mit Zusätzen 
versehen von E. Sie eke. (Etwa 90 S.) 8°. 
Etwa M. 3.50 
(Mythologische Bibliothek VIII, 1.) 
Hartmann, Dr. Richard, Privatdozent an 
der Universität Kiel: Palästina unter den 


Arabern 632—1516. (Etwa 60 S.) 8°. 


M. — 60 
(Das Land der Bibel. Gemeinverständliche Hefte eur 


Palästinakunde. Band I, Heft 4.) 
Pott, Lic. A., Divisionspfarrer in Königsberg 
i. Pr.: Das Hoffen im Neuen Testament 


in seiner Beziehung zum Glauben. Etwa 


200 8. 8°. Etwa M. 6.50 
(Untersuchungen sum NT hrsg. von Windisch, Heft 7.) 


Neuigkeiten aus dem Verlage der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung in Leipzig. 


Spiegelberg, Wilhelm: Die sog, Demo- 
tische Chronik des Pap. 215 der Bibl. 
Nat. zu Paris, Nebst den auf der Rück- 
seite des Papyrus stehenden Texten. Her- 
ausgegeben und erklärt. Mit 9 Lichtdruck- 
und 4 Steindrucktafeln. (IV, 145 8.) 
32,5><25 cm. M. 60 — 

(Demotische Studien. Heft 7) 


Strack, Professor D. Dr. Herm. L.: Pirgé 
Aboth. Die Spriiche der Vater. Vierte, 
ganz neu bearb. Auflage. (84 S.) 8°. 
(Schriften d. Instit. Judaicum zu Berlin Nr. 6. 
Ausgewählte Misnatraktate nach Hand- 
schriften und alten Drucken veröffentlicht, 
übersetzt und mit Berücksichtigung des 
Neuen Testaments erläutert.) 

M. 1.75 


Unberechnet und portofrei bitten wir zu verlangen: 


Wissenschaftliche Neuigkeiten und Berichte 
aus dem Verlage der J. C. Hinrichs'schen 
Buchhandlung in Leipzig. Nr. 11 Januar 1915. 
(16 S.) 8°. 


Probe-Nummern von der Orientalistischen 
Literaturzeitung. Monatsschrift für die Wis- 
senschaft vom vorderen Orient und seine 
Beziehungen zum Kulturkreise des Mittel- 
meers. Hrsg. von Professor Dr. F. E. 
Peiser. 18. Jahrgang 1915. 

Jährlich 12 Nrn. Halbjährlich 6 M. 


Probe-Nummern von der Theologischen Lite- 
raturzeitung. Begründet v. E. Schürer u. 
A. Harnack. Fortgeführt von A. Titius u. 
H. Schuster. 40. Jahrgang 1915. 
Jährlich 26 Nrn. Halbjährlich 10 M. 


Prospekt mit Inhaltsangabe der Zeitschrift des 
Deutschen Palästina-Vereins Bd. 38, Heft 1. 


Mit zwei Beilagen von der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung in Leipzig. 


Verlag u. Expedition: J. C. Hinricha’sche Buchhandlung, Leipzig, Blumengasse 2. — Druck von Max Schmersow, Kirebhain N.-L. 
Verantwortlieber Herausgeber: F. R. Peiser, Königsberg L Pr, Golte-Allee 11. 


Deutschen Palästina- 


Orientalistische Literaturzeitung 


Monatsschrift fiir die Wissenschaft vom vorderen Orient 


und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers 
Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11 
Verlag der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung, Leipzig 


Blumengasse 2. 


ährlich 12 Nrn. — Halbjahrspreis 6 Mk. 


orrekturen nach Königsberg. — Drucksachen nach Leipzig. 


18. Jahrgang Nr, 3 Manuskripte und K: 


März 1915 


Inhalt. 


Ungnad, A.: nai Oé Oe tom = ša- 
nitum 7 


jüdischen Exulanten in Babylonien, 
bespr. v. Otto Schroeder . 83 


Abhandlungen und Notizen Sp. 65—80 Besprechungen . Sp. 80-93 Ge Parca ee au Gg 
SE So- Bittner, Maximilian: Die heiligen Schroeder . A ... o 
Möller, G.: Hettitisch hat = „Silber“? a „Eugen Wilk ea Aus gelehrten Geselischaften . 93 
Niebuhr, Carl: Zur Glossierung 15 Charles, R. H.: The on. and | Mittellungen . . . . . . » 83 

E E dee tee bea, | Personalien . . >... . . 94 
WEN Teichen a hae en Deimel, Antonius: Pantheon Baby- Zeitschriftenschau . . . . 94—96 


lonicum, bespr. v. Wilh. Förts ch 80 
Ebeling, Erich: Aus dem Leben der 


Schroeder, Otto: Noch einmal 
hettitisch hat = „Silber“ . . 79 


Zur Besprechung eingelsufen . . 98 


Zur Glossierung im AT. 'immer in bedenklichem Lichte da, die matt 
Von Carl Niebuhr durchscheinende sachliche Wichtigkeit der Epi- 
‘sode wird, wie der Schluss schlagend beweist, 
An die Stelle einer hier nur platzraubenden verschwiegen, so dass erstens der triimmerhafte 
methodologischen Auseinandersetzung möge dies- | Zustand der Einleitung kein blosser Zufall mehr 
mal ohne weiteres das illustrierende Beispiel sein wird, und zweitens die kluge Hauptperson 
treten. Es soll und kann zeigen, auf welche Abigail jedwede Bedeutung für die spätere 
Art der Beobachtung es ankommt. Die Ueber- Entwickelung der Dinge einbüsst. Dazu ist 
zeugung am Objekt, unverschanzt durch voraus- aber der Apparat, den die „Quelle“ ihretwegen 
gesandte Verwahrungen und Definitionen, ist bei aufwendet, viel zu umfangreich geraten; auf 
alttestamentlichen Texten nachgerade das allein die Kollision des Berichts mit den sonst inne- 
Wünschenswerte geworden. ‚gehaltenen Spuren Davids zu dieser Zeit sei 
In seinem Kommentar der Samuelisbücher eben nur hingewiesen. So ist denn m. E. zu 
leitet K. Budde 1. Sam. 25 ein mit den Worten: | folgern, dass die noch umlaufende und festge- 
„Das Stück ist von V. 2—42 aus einem Gusse haltene Tradition eine Berücksichtigung dieses 
und vorzüglich erhalten, ein wahres Kabinett- | Stoffes — der stellenweis anders erzählt 
stück guter Erzählung, zweifellos aus der Quelle worden sein dürfte — gebieterisch forderte. 
J, die sich auch in der Sprache bezeugt“. Das Trotz auffassungsgemässer Abneigung ist die 
gleiche Urteil, nur etwas ausführlicher gefasst, | Hand der Quelle J darauf eingegangen und hat 
war schon 1890 in Buddes Ri. u. Sam. S. 230 dann das Dilemma geschickt bewältigt. Jede 
zu finden, und man braucht ihm nicht zu wider- | Aussage hinsichtlich der historischen Konsequen- 
sprechen. Am Durchschnitt alttestamentlicher | zen wurde entfernt oder zerdrückt, der Hauptteil 
Erzählungen gemessen ragt das Kapitel in Stil | des Stoffes aber vermöge achtsamer Durch- 
und Fortführung unzweifelhaft hervor; die |glossierung auf den doppelten Umfang gebracht. 
Quelle J macht sich der Art nach hinreichend | Nun war es eine interessante Liebes- und Gross- 
Rn Den strittigen Punkt bildet lediglich |mutsgeschichte im Wüstenkolorit, dazu warm, 
ie Behauptung, der Vortrag sei aus einem breit und fromm, worin die lästige Abigail aber 
Gusse; unsere Gegenbehauptung fusst letzten ihre Rolle ein für allemal ausspielte i. 
Grundes auf der Frage, was eine Quelle, die 
diesen Namen verdiente, angesichts ihrer sonst 
erwiesenen erzählerischen Zwecke mit dieser 
Abschweifung bezweckte. David steht doch 
65 


1 Ueber die Unmöglichkeit, den Namen ihres Sohnes 
von David (N) wohl sicher ein gentilisisches Apellativ, 
der Anonymität gleichkommend) den Texten zu ent- 
winden, gute Darlegung in Buddes Komm. zu II. Sam. 

66 


67 


Somit liesse sich die David-Abigail-Ge- 
schichte wie folgt lesen (kursiver Satz = Glos- 


sierung): 
Und der Mann X-nabal, Sohn des Maon, 
und sein Geschäft gewaltig zu Karmel, ... war 


der kalebitische .. .!. Der Mann hatte 3000 
Schafe und 1000 Ziegen, und er hatte gerade 
Schafschur eu Karmel. Der Mann aber hiess 
Nabal. Und sein Weib hiess Abigail, und das 
Weib war feinsten Verstandes und schön von 
Gestalt; der Mann aber war grob und bösen 
Willens. Und David hörte in der Wüste, Nabal 
halte Schafschur. Und David sandte aus zehn 
Jünglinge. Und David sprach zu (seinen) Jüng- 
lingen: Ziehet hinauf nach Karmel und geht zu 
Nabal. und fraget ihn in meinem Namen nach 
dem Wohlergehen. Und redet also: „Zum 
Leben! und dir sei Heil, deinem Hause sei Heil, 
und allem, was dein ist, sei Heil? Und jetzt 


3, 2—6 a. Für die Vermutung, dass Absalom zuerst dafür 
gegolten habe, bestände eine Reihe von Anzeichen. 

1 Wie man sieht, wird ein mutmasslicher Sinn von 
Vers 2 nach der Vorlage des J-Glossators noch zu er- 
fassen gesucht, und zwar 1. durch Einschiebung des 
Namens der ursachgebenden Person, 2. durch pya) 


statt og, 3. durch die Umstellung 59955 n, 4. 


durch Heranziehung des Schlusses von Vers 3, der dort 
ganz unorganisch dasteht. — Die Einhelligkeit, mit der 
sonst schar‘sinnige Kommentatoren den Namen 55) (der 
im Hebräischen allerwegen nur Abgiinstiges bedeuten, 
also fiir die ernstliche Verleihung an ein Geschlechts- 
mitglied nicht in Frage kommen konnte) unerörtert 
lassen, muss doch etwas auffallen. Es ist schwerlich 


anzweifelbar, dass bei dem Bedeutungsbestande von b3) 
die Manipulation damit in Vers 25 nicht einmal als 
Wortwitz zieht. Eine Herabwürdigung, die, wenn „der 
Mann“ wirklich Nabal hiess, immer zutage lag, wird 
plump unterstrichen, aber das gerade brauchte J (s. oben). 


Man rät unwillkürlich auf ein Kompositum mit bya- be! 


der ursprünglichen Form, Spann oder sonstwie. — 
Die Stadt Maon im ungefähren Bereich von Gath-Karmel 
existierte nicht; auf das neuerdings in brauchbarer Nähe 
gefundene Ma‘in ist aus Gründen, die mit der nachisra- 
elit. Geschichte der Palästina-Topographie zusammen- 
hängen, nicht zu bauen. Jos. 15, 55 aber hängt ebenso 
von I. Sam. 25, 2 ab wie "o „an I. Sam. 23, 24f. 
Man dürfte sich der entfernteren Moe‘unim getröstet 
haben. Entscheidend wird der Umstand sein, dass Karmel 
schon 25, 40 als eigentlicher Wohnsitz erscheint (es war 
kein unbedeutender Ort). Vgl. II. Sam. 3, 3 und LXX 
dazu. Diese Beobachtung aber schien uns die sub 3. 
unternommene Umstellung als innere Konsequenz zu 
fordern. X-nabal besass Hausmacht in oder über Karmel; 


er war aber zugleich, wenn der Torso 1357 NN herbei- 
zuziehen ist, ein Repräsentant von Kaleb als Stamm. 
Die Abigailgeschichte hat ursprünglich für Davids Empor- 
kommen mehr besagt als den Gewinn von so und soviel 
Broten, Rosinenkuchen und endlich der holden Spenderin 
selbst. Den Beleg dafür fanden wir s. Z. in der Be- 


zeichnung Davids als 555 FN II. Sam. 3, 8. 

? Korrekte briefliche Anrede, wie man sie sich mu- 
tatis mutandis aus den Kurialien der Amarnatafeln 
rekonstruieren kann. Dass V. 6—8 überhaupt einen 
richtigen Brieftext bilden, hat J gesehen und daher noch 
V. 9 hinzugefügt, gleichsam in dem Sinne, als hätten 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 3. i d ' 


68 


habe ich gehört, dass du Schafscherer hast. 
Nun, deine Hirten waren um uns; wir aber 
haben sie nicht geschädigt, und nicht ist das Ge- 
ringste vermisst worden bei ihnen, so lange sie 
zu Karmel waren. Frage deine Jungleute, so 
werden sie dure sagen. So lass auch die(se) 
Jünglinge (hier) Gunst finden in deinen Augen, 
denn wir sind zu einem guten Tage gekommen. 
Gib denn, was deine Hand vermag, deinen 
Knechten und deinem Sohne David. Und die 
Jünglinge Davids kamen und redeten zu Nabal 
ganz nach diesen Worten im Namen Davids; 
dann schwiegen sie. Da antwortete Nabal den 
Knechten Davids und sprach: Wer ist David, 
und wer des Isai Sohn? Heut am Tage sind 
viel der Knechte, die davongehen, jeglicher von 
seinem Herrn. Und ich sollte mein Brot und 
meinen Wein (LXX) nehmen und mein Fleisch, 
das ich für meine Scherer geschlachtet habe, 
und sollte es Männern geben, deren Herkunft 
ich nicht kenne? Und die Jünglinge Davids 
wandten sich ihres Weges und kehrten zurück 
und kamen an und berichteten ihm ganz nach 
diesen Worten. Da sprach David zu seinen 
Leuten: Gürte jeder sein Schwert um, und jeder 
gürtete sein Schwert um, und auch David gürtete 
sein Schwert um und sie zogen hinan hinter 
David bei 400 Mann, und 200 Mann blieben bei 
der Bagage. Der Abigail aber, Nabals Weibe, 
hatte einer von den Jünglingen gesagt: Siehe, 
David sandte Boten aus der Steppe, unsern 
Herrn zu begrüssen, doch er fuhr sie an. Und 
die Leute waren brav gegen uns, und wir sind 
nicht geschädigt worden und haben nicht das Ge- 
ringste vermisst, solange wir mit ihnen umher- 
zogen, als wir im Freien waren. Eine Mauer 
waren sie um uns sowohl des Nachts als bet Tage, 
allezeit, da wir bei ihnen die Schafe hüteten. 
Und nun erkenne und sieh, was du zu tun hast, 
denn fertig ist das Unheil über unsern Herrn 
und sein ganzes Haus. Er aber ist ein Sohn 
der Ruchlosigkeit, mit dem kein Redens ist. 
Da eilte Abigail und nahm 200 Brote und zwei 
Schläuche Wein und fünf zubereitete Schafe 
und fünf Mass geröstetes Korn und 100 Rosinen- 
kuchen und 200 Feigenbrote und legte es auf 
Esel. Und sie sprach zu ihren Jünglingen: 
Ziehet vor mir her; siehe, ich folge hinter euch. 
Aber ihrem Manne Nabal sagte sie nichts. Und 
sie ritt hinab in einen verborgenen Strich des 
Berglandes, und siehe, David und seine Leute 
kamen herab, ihr entgegen, und sie traf auf 
sie. Und David hatte gesprochen: Also vergebens 
bewachte ich alles, was diesem da gehörte, in der 


die mangrels Schreibwerks gesandten Boten jedes Wort 
auswendig gelernt. War aber die ältere Tradition so 
genau, dann mag eine Bittformel für Schafschurfeste 
vorliegen. 


70 


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69 


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Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 3. 


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Steppe, und es wurde von allem, was sein ist, Nabal verlassen hatte, da sagte ihm sein Weib 
nicht das Geringste vermisst, und er erwidert mir; das Vorgefallene, und das Herz starb ihm im 
Böses für Gutes. So tue Gott den Feinden Davids Leibe, und er ward zu Stein. Und es geschah 
und so tue er ferner, wenn ich übriglasse von nach zehn Tagen, da schlug Jahwe den Nabal, 
allem, was ihm gehört, bis zum Lichte des Morgens, dass er starb. Als David hörte, dass Nabal 
was an die Wand pisset. Und Abigail sah gestorben war, sprach er: Gepriesen sei Jahwe, 
David und eilte und stieg herunter vom Esel der die Sache meiner Schmach geführt hat wider 
und fiel vor dem Angesichte Davids auf ihr Nabal, und seinen Knecht abgehalten vom Bösen; 
Antlitz und bückte sich zur Erde. Und sie fiel| die Bosheit Nabals aber hut Jahwe auf sein 
thm zu Füssen. Und sprach: An mir, mir, Haupt zurückfallen lassen. Und David sandte 
mein Herr, ist die Schuld, und lasse doch reden und hielt um Abigail an, sie sich zum Weibe 
deine Magd vor deinen Ohren und höre die | zu nehmen. Und die Knechte Davids kamen 
Worte deiner Magd. (Vers 25— 30:) Nicht achte zu Abigail nach Karmel und redeten zu ihr 
mein Herr auf jenen nichtswürdigen Mann, auf also: David hat uns zu dir gesandt, dich ihm 
Nabal, denn so wie sein Name, soist er, usw. usw.!. zum Weibe zu nehmen. Und sie stand auf, 


So möge dir dieses nicht zum Anstoss, und 
zum Herzensvorwurf meinem Herrn werden, 
sowohl Blut vergossen zu haben ohne Ursache, 
als auch dass mein Herr sich selber Abhilfe 
schuf; tut dann Jahwe meinem Herrn wohl, so 
wirst du deiner Magd gedenken. Da sprach 
David zu Abigail: Gespriesen sei Jahwe, der 
Gott Israels, der dich an diesem Tage mir ent- 
gegensandie, und gesegnet sei deine Klugheit, 
und gesegnet du, die du mich an diesem Tage 
gehindert hast, in Blutschuld zu kommen?, und 
dass meine Hand mir selber Recht schaffte. 
Doch so wahr Jahwe, der Gott Israels, lebt, der 
mich abgehalten, dir Uebles zu tun: so du nicht 
eiltest und mir entgegenkamst, — dass nicht übrig 
geblieben wäre usw. Und David nahm aus ihrer 
Hand, was sie ihm brachte. Zu ihr aber sprach 
er: Ziehe hinauf in Frieden nach deinem Hause; 


und bückte sich mit dem Angesicht zur Erde 
und sprach: Siehe deine Magd als Sklavin, die 
Füsse der Diener meines Herrn zu waschen!. 
Und Abigail eilte und machte sich auf und ritt 
auf dem Esel (s. auch Ri. 1, 13b—15), samt 
den fünf Jungfrauen, die ihrem Fusse folgten, 
und sie ging hinter dem Boten Davids her und 
ward ihm zum Weibe. — 

Das wäre die Uebersicht, nach der man sich 
sein Urteil bilden mag. Mit Ausnahme des 
Herstellungsversuches am Einleitungsverse liess 
sich jeder Eingriff in den Text vermeiden. Alle 
jahwistischen Wendungen und Formeln fallen 
bei der Trennung glatt heraus; es hätte dabei in 
der Macht des Glossators gelegen, künstlerische 
Nähte aufzusetzen, welche die Nachkritik zu 
eignen Behelfen nötigen konnten. Um s0 
klarer charakterisiert sich daher im jetzigen 


siehe, ich habe deiner Stimme gehorcht und | Befunde die Arbeit J.s als Glossierung, und 


dein Antlitz geachtet. Und Abigail kam zu 
Nabal, und siehe, er hatte ein Mahl in seinem 
Hause wie ein Königsmahl, und das Herz Nabals 
war ihm frohgemut und er war sehr trunken. 
Aber sie teilte ihm kein Wort mit, weder Kleines 
noch Grosses, bis zum Lichte des Morgens. 
Und es geschah am Morgen, als der Weinrausch 


Um diese lange, ins Prophetische umschlagende 
Rede Abigails zu retten, ist behauptet worden, im AT 
werde gern die weibliche Zungenfertigkeit reproduziert. 
Das stimmt einmal, nämlich II. Sam. 14, 4—20, geschieht 
jedoch unter fremdem Einfluss. Hier aber handelt es 
sich überhaupt nicht um das Wieviel, sondern um das 


Was; die Glossierung steht nicht auf der Höhe, sondern | - 


verschnappt sich. pg my V. 29 vertritt (im Gegen- 
satz zur Auffassung doch wohl aller Zeiten, die wir im 
AT zu Worte kommend finden) dass die Kalebiten keine 
Jahweverehrer waren; über die Tendenz vgl. das Nachwort 
zum Qbigen. 

2 Fast regelmässig wird bei allen einschlägigen 
Stellen, vom Texte selbst gefördert, die „Blutschuld vor 
Jahwe“ als die Last bezeichnet, während hier einmal die 
Furcht allein vor den Bluträchern zum Ausdruck gelangt. 
Sıe bildete immer die reale Sorge; Götter waren darin 
konziliant. „Nabal“ ist, wie sich mithin zeigt, kein iso- 
lierter Sonderling; sein Mord hätte ihm nahestehende 
Rächer gefunden. ö 


nichts anderes. — Dass der Schluss seiner Vor- 
lage fehlt, ist allein schon aus den mit Vers 
40 anhebenden Vorbereitungen für einen wei- 
teren Höhepunkt des Berichts zu bemerken; 
noch die fünf Mägde gehören zur initiierenden 
Kleinmalerei. Aber die Zeit oder die vorge- 
schrittene Ueberzeugung J.s wollte ausserhalb 
der Zwölfstämme nichts von positiver Bedeutung 
für Juda-Israels Grösse geschehen lassen, und 
so entbehren wir jetzt die Relation, wie David 
durch Abigail zum Haupte Kalebs geworden ist. 
(Schluss folgt.) 


Kedorlaomer und Serubbabel, 
Von Paul Haupt. 


Man nimmt gewöhnlich an, dass die Legende 
von Abrahams Sieg über den Elamiterkönig 
Kedorlaomer und seine Vasallen erst nach 
Abschluss des Pentateuchs eingefügt wurde 


1 Ersichtlich wieder eine feststehende Formel, der 
direkten Anrede an David wegen freilich im Zusammen- 
hange deplaziert. Vielleicht ein Stück aus dem weg- 
gebrochenen Schlusse, der auch die Empfangszene im 
Lager Davids enthielt. 


71 


(Cornills Einl.“ 73). Das wird richtig sein, 
beweist aber nicht, dass das Stück erst nach 
dem Priesterkodex entstanden ist. Ebenso ver- 
fehlt ist die Annahme (Gunkel, Gen.? 289) 
dass dieser Midrasch lediglich zur Verherrlichung 
Abrahams geschrieben sei. Der Zweck des 
Stückes ist vielmehr, wie bei den pseudobaby- 
lonischen Legenden im Buche Daniel, zur Auf- 
lehnung gegen die (persische bzw. seleukidische) 
Fremdherrschaft zu ermutigen. Wie Abraham 
mit seinen 318 Getreuen dem mächtigen Ela- 
miterkönig die Beute abjagte, so soll Serub- 
babel mit seinen Anhängern dem persischen 
Grosskönig trotzen (JBL 32, 108) 1. Gen. 14 
wird zu Anfang des Jahres 519 geschrieben 
worden sein, also um dieselbe Zeit wie Psalm 
110, der, wie ich mehrfach hervorgehoben habe, 
sich auf den Erhebungsversuch Serubbabels 
bezieht (ZAT 34, 145). Eine neue Uebersetzung 
von Psalm 110 wird in ZAT 35, erscheinen. 
Kittels Kommentar zu den Psalmen (Leipzig 
1914) hat die Erklärung dieses Liedes nicht 
gefördert. 


Die Melchisedek-Episode in Gen. 14, 18—20 
ist ein späterer Zusatz, der erst nach Beseitigung 
Serubbabels eingefügt wurde und wohl aus den 
55 Kreisen stammt, die in Sacharjas 

ision von Serubbabels Krönung an Stelle des 
davidischen Prinzen den Hohenpriester Josua 
eingesetzt haben (JBL 32, 114). Melchisedek 
muss aber schon zur Zeit der Abfassung vou 
Psalm 110 eine volkstümliche Gestalt gewesen 
sein. Die Anhänger des jungen Prinzen Serub- 
babel wollten die der persischen Regierung er- 
gebene Priesterschaft mit Josua an der Spitze 
beiseite schieben; Abraham, der siegreiche 
Stammvater, zahlte dem alten Priesterkönig von 
Salem den Zehnten. Jerusalem war schon in 
der Amarnazeit ein berühmtes Heiligtum; ich 
glaube noch immer, dass wir in dem sechsten 
Briefe Abdichibas von Jerusalem übersetzen 
müssen: die Landeshauptstadt namens Jerusalem, 
die Stadt des Ninip-Tempels?, die Königsstadt. 


1 AJSL = American Journal of Semitic Languages. 
— BT = Laz. Goldschmidt, Der babyl. Talmud. — EB. 
Encyclopaedia Britannica, 11. Auflage. — GA = Ge- 
schichte des Altertums. — GB = Gesenius-Buhl, Hebr. 
Wörterbuch. — JBL = Journal of Biblical Literature. — 
MVAG = Mitteilungen der Vorderasiatischen Gesellschaft. 
— PSBA = Proceedings of the Society of Biblical Ar- 
chaeology. — SBOT = Sacred Books of The Old Testa- 
ment. — ZA = Zeitschrift far Assyriologie. — ZAT = 
Zeitschrift far die alttestamentliche Wissenschaft. 

? Das Ideogramm NIN-IP bezeichnet hier einen ka- 
naanäischen (amoritischen) Kriegsgott (pinoy dx). 
Vgl. dazu Ungnad und Gressmann, Das Gilgamesch- 
Epos (1911) S. 78 (unter Ninib). Pinches’ Lesung Nirig 
(PSBA 34, 94) befriedigt ebensowenig wie J ensens Na- 
murtu (GB“ unter Ape). Vgl. auch Jastrow, Aspects 
of Religious Belief and Practice in Babylonia and As- 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 3. 


72 


Siehe dazu die Uebersetzung des Buches Josua 
in der Regenbogenbibel, S. 54, Z. 27; vgl. da- 
gegen Knudtzon, S. 876 und 1343. Auch 
al rubüti in Z. 11 bedeutet doch wohl die hei- 
lige Stadt. Vgl. auch Kohlers Bemerkungen 
in ZA 28, 368; am Schlusse seiner Ausfiihrungen 
auf S. 370 hatte er auf S. 16 von Dillmanns 
(kiirzlich in einem anastatischen Neudruck er- 
schienenen) Chrest. Aeth. verweisen können. 

An meiner auf S. 118 von Balls Genesis 
(SBOT) ausgesprochenen Ansicht, dass die anti- 
quarischen Glossen in Gen. 14 keine späteren 
Zusätze sind, sondern von dem Verfasser selbst 
herrühren, halte ich fest, obwohl Skinner 
(Gen. 272) dies eine somewhat extreme hypothesis 
nennt. Es ist nicht nötig anzunehmen, dass 
der patriotische Verfasser von Gen. 14 ältere 
Urkunden benutzte! oder dass Abraham, wie 
Cornill (ZAT 34, 151) betont, eine geschicht- 
liche Persönlichkeit ist. Die Namen der alten 
Könige können dem Verfasser von Gen. 14 auch 
auf anderem Wege bekannt geworden sein, 
ebenso wie wir nicht voraussetzen können, dass 
Theokrit der hebräische Text des Hohenliedes 
vorlag (Haupt, Bibl. Liebeslieder, S. XIII). 
Die Benutzung der babylonischen Geschichte 
in Gen. 14 steht auf derselben Stufe wie im 
Buche Judith (Haupt, Purim, 7, 35). Sie ist 
nicht genauer als die Verwendung jüdischer 
und christlicher Elemente im Koran. Niemand 
wird wegen der Uebereinstimmung zwischen 
Sure 5, 35 und Snb. 37%, am Ende, oder Sure 
2, 183 und Ber. 9%? (BT 7, 149; 1, 30) be- 
haupten wollen, dass Mohammed die Mischna 
gelesen habe; ebensowenig kann Sure L 63 be- 
weisen, dass der Prophet den Psalter benutzte 
(EB!1 15, 900°. 903°). 

Sacherja erwartete (am 13. Februar 519) 
dass die reichen Juden in Babylonien Silber 
und Gold für Serubbabels Krone (und was damit 
zusammenbing) senden würden (JBL 32, 113). 
Ein literarischer Anhänger Serubbabels mag 
um diese Zeit die Kedorlaomer-Erzählung nach 
Jerusalem gesandt haben, um den Mut seiner 
Gesinnungsgenossen zu erhöhen. Ein fern von 
der Heimat lebender Dichter, der seinem Vater- 
lande zu Beginn eines Freiheitskrieges ein Lied 


syria (New-York 1911) 8. 76. 80 und meine Bemerkungen 
über Morija in ZAT 29, 283. 

! Die Ansicht (MVAG 2, 308) dass Gen. 14 ein auf 
keilschriftliche Vorlagen gestütster Bericht ist, kann ich 
nicht für richtig halten. [Dort ist nur von Verse! und 
den ersten zwei Wörtern von Vers 2 die Rede! F.E.P.] 


NY DN > 
= o noon pa Towo. 

S * DI za! Lal = Son MN W, 
Ps. 27, 11. 


73 


wie die Wacht am Rhein sendet, kann damit 
ebensoviel helfen wie alle aus dem Ausland 
eingehenden Geldbeiträge. Da die Kedorlaomer- 
Legende Abraham erwähnt, reihte man sie später, 
verbessert durch die priesterfreundliche Melchi- 
sedek-Episode, in die Patriarchenlegenden der Ge- 
nesis ein, ebenso wie man das nachexilische Tri- 
umphlied Moses’ in Ex. 15 einfügte. Siehe dazu 
meine Uebersetzung des Meerlieds in AJSL 20, 
152; zu Gen. 14 mag man ausser Ed. Meyers 
GA3 623 auch noch Hommels Bemerkungen im 
Calwer Bibellexikon® 64? sowie Lehmann- 
Haupts Israel (1911) S. 11 vergleichen. Die 
Visionen Sacharjas, der ebenso wie Haggai zu 
den Anhängern Serubbabels gehörte, habe ich 
JBL 32, 107—122 behandelt, 


Nachschrift. — Zu diesem (am 27./4. 1914 
an die Redaktion eingesandten Artikel möchte 
ich jetzt hinzufügen, dass auch Asmussen (ZAT 
84, 40) Gen. 14 ein politisches Flugblatt nennt; 
er meint, dass es zur Zeit des grossen Cyrus 
entstanden sei. Er hätte zu seinen Ausführungen 
Wincklers Vorderasien im zweiten Jahrtausend 
auf Grund archivalischer Studien (Leipzig 1913) 
= 18, 4 anführen können, insbesondere S. 15— 22. 
26. 45. 49 (siehe schon Erb, OLZ 12, 252). Vgl. 
auch PSBA 28, 193; 36, 227. 


— 
— 


* 
si Sú-Ge-tum = sanitum. 
Von Arthur Ungnad. 


In sei Šú-Ge tum (bzw. tim, tam), das im 
Gesetzbuch Hammurapis die „Nebenfrau“ be- 
zeichnet!, kann Šú-Ge nicht phonetisch gelesen 
werden, da sich in Urkunden aus der Zeit der 
1. babyl. Dynastie blosses S- Gi in gleichem 
Sinne findet?. Man könnte glauben, dass Su-G: 
ein Ideogramm für sirritu (serretu) sei, das je 
auch den Begriff „Nebenfrau“ wiedergibt; da 
aber die genaue juristische Bedeutung dieses 
terminus noch nicht ermittelt ist, da ferner 
girritu sonst nie in altbab. Texten begegnet und 
da endlich auch nirgends eine Gleichung Sü- Gi 
oder Sü-Ge = sirritu belegt ist, muss eine der- 
artige Lesung des Ideogramms als höchst un- 
sicher bezeichnet werden. 

Für Šú-Ge und Su-Gi, die beide nach Aus- 
weis der a. a. O. genannten Stellen nur leichte 
graphische Varianten darstellen, sind als pho- 
netische Lesungen vor allem bekannt: 

1. $äbu, 3ibu?; 

2. Jann, Sunnüt. 

Andere gelegentlich belegte Lesungen können 


1 Vgl. Kohler-Ungnad, Hammurabis Gesetz II, 
S. 168, wo das begegnende Material lexikalisch gebucht ist. 

? Vgl. die Hinweise a. a. O. 

® Brünnow 7129. 7130; Meissner 5121. 5122. 

* Brünnow 7132; Meissner 5124. 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 3. 


74 


wir hier ganz unberücksichtigt lassen. Aber 
auch mit šábu und šanú scheint auf den ersten 
Blick nichts anzufangen sein: zäbu, bu muss 
schon seiner Bedeutung wegen („grau werden“, 
„Greis“) von vornherein ausgeschlossen werden. 
Wie steht es nun aber mit Sani? 

Man vergleiche einmal Kodex Rs. VIII 28 ff. 
mit Rs. VIII 65 ff. 
VIII 28 eee a-we-|65 Sum-ma a-we-lum 

um 


asSatam i-hu-uz-ma 48-S4-tam 
i-hu-uz-ma 

méiré™* la ü-Sar- la-ah-bu-um 
8i-Su-ma is-sa-ba-as-zi 

a-na “Su-Ge-tim a · na Sa · ni tim 

a- ha- zi- im a- ha- zi im 

pa-ni-Sü pa-ni-Sü 

iS-ta-ka-an 1S-ta-ka-an 

a-we-lum Su-ü 

so- Ge-tam 

i-ih-ba-az i-ih-ha-az. 


Beide §§ sind durchaus parallel. Der erstere 
($ 146) gestattet die Heirat einer Nebenfrau, 
wenn die Hauptfrau dem Ebemanne keine Kinder 
verschafft hat, der zweite ($ 148), wenn die 
Hauptfrau unheilbar krank ist. 


Während der erste § ideographische Schrei- 
bungen bevorzugt, gibt der zweite $ statt dessen 
phonetische, so statt Dam ds-sd-tam und statt 
sal Ni- Ge· tim: zd - ni· tim. Dies stimmt gut zu den 
oben (unter 2) angeführten Lesungen des Ideo- 
gramms S%-Gi, auch wenn sich bisher nur die 
Bedeutung „mitteilen“ für Si- Gi = Sunni be- 
legen lässt!. 

Ein Vergleich beider §§ zeigt auch, das sal 
in g. Ge blosses Determinativ ist. Ausserdem 
ergibt sich aus dem Kodex, dass Sinnistum Sa- 
nitum lediglich ein „anderes Weib“ heisst (Rs. 
VII 54; X 38; XI 82), während in der Be- 
deutung „Nebenfrau“ einfaches sanitum steht?. 

Noch zweifelhaft ist die genaue juristische 
Bestimmung der märtum Sü-Ge im Kodex (Rs. 
XVI 3, 17: ana märti-sü Sü-Getim). Auch 
CT VIII 2b, Z. 12 wird eine Schwester der 
Braut, die dieser bei der Ehe als Dienerin 
mitgegeben wird, mit Su-Gi-tum bezeichnet. 
Auch hier wird man das Ideogramm mit Sanitum 
wiedergeben können. Es handelt sich wohl um 
Mädchen, die nicht das gleiche Recht hatten 
wie vollbürtige Babylonierinnen, sei es dass 
sie Töchter von Nebenfrauen oder Sklavinnen 


ı F. Delitzsch, Sumerisches Glossar, S. 100; als 
„Nebenfrau“ bedeutet 3anitum ursprünglich jedenfalls 
„die Zweite“. 

? Dieses gegenüber der Anmerkung 1 in Hammurabis 
Gesetz II, S. 50. wo sinnigtum zanitum als Lesung des 
Ideogramms «al Fu- Ge vorgeschlagen wurde. 


75 Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 3. 76 


A EE a — — — — — — ee — — 


waren i. Jedenfalls scheint es nicht Sitte ge- 102 Kol. 3. 15 Y é-mu-us umu, 111 Kol. 3, 15, 
wesen zu sein, dass ein freier Babylonier ein WV e 

solches Mädchen zu seiner Hauptgattin (hirtum) | 74 vergleichen mit T | umuš, 113, 5, und 
machte. Im einzelnen bedarf die rechtliche Lage ;"""™ umuš | Sip-rum „Sendung“, „Weisung“, 
dieser Mädchen noch weiterer Aufklärung. 5 R 48, 17g; T ™ me | la-lu-û-um „Ueber- 


; fluss“, „Fülle“, 102 Kol. 3, 15. f me Sa- 
Zu dem Lautwert ü des Zeichens ud. mu- „Himmel“, 102 Kol. 3, 19 (folgt Z. 20 
Von Arno Poebel. 


Als ich in meiner Arbeit über die sumerischen T me V . ge 1 
Personennamen zur Zeit der Dynastie von Larsam || Sa-mu-u 2 R 50, 19c; T “sila | gu-ü 102 
und der ersten Dynastie von Babylon die Prin- Kol. 4, 13, zu vergleichen mit CT, 11, 16, 17a = 
zipien des sumerischen und des akkadischen qa-a und qu-u'; 1 bad | pi-tu-A-u[m] „öffnen“, 
Schriftsystems behandelte, habe ich bei dem 02 Kol Vu? N 
Nachweis des phonetischen Charakters des su- 102 Kol. 5, 15; ] za | ku-ü-um „dein“, 
merischen Schriftsystems hervorgehoben, dass 102 Kol. 8, 7; Les lau? (= ribbätum „Grimm (?)“, 
den Zeichen, für die ın Vokabularen öfters 111 Kol. 4. 3. und Y aå © lau | ri-ib-ba-tum 
Lautwerte mit einem verlierbaren Endkonso- Nee l , e 
nanten angegeben werden, imsumerischenSchrift-|102 Kol. 4, 1, zu vergleichen mit 1% iech ` 
system, wie es uns in den Inschriften vorliegt, | laus | ri-ib-ba-tum, 161 „ lau, 21 „jau“, 
in Wirklichkeit nur der kürzere Lautwert ohne Weg SE e 
den verlierbaren Endkonsonanten zukommt, also 104 Kol. 3, T Ja-u> | lau? | rib-ba-a-tum 6, Sb 
Kol. 2,82; Į “a (= „zehn“ usw.), 114, Kol. 2, 5; 


den Zeichen — PEI. A, 4] nur die Worte 


dü, dü und ü, nicht die Lautwerte dug, dug, 
ud. Ich habe ferner ebendort ausgeführt, dass 
das zuletzt genannte Zeichen auch in dem ak- 
kadischen System in den Schreibungen von dm, 
umi, ûmešâm usw. als ü-um, û-mi, ü-me-Sam usw.? 
mit dem Lautwert ü vorkommt. Wie richtig 
meine damalige Schlussfolgerung hinsichtlich 
der phonetischen Lesung dieses Zeichens, die 
ich aus den von mir aufgedeckten Schriftprin- 
zipien gezogen hatte, gewesen ist, das zeigt sich 
jetzt ganz deutlich in dem ziemlich ausgedehnten 
Gebrauch des Zeichens ud mit dem Werte ü 
in den von mir edierten und soeben veröffent- 


lichten Nippurtexten. Vgl. Į w- mii | li-it- 
bu-Sum „sich kleiden“, 102 Kol. 3, 6, zu ver- 
gleichen mit | ™ mii, 111 Kol. 3, 12 und 

mu. ; mij | ( su-ba-a-tum) „Kleid“, 5 R 14, 35c; 
T tu· tü | zu-ba-tum „Kleid“, 102 Kol. 3, 7, zu 
vergleichen mit Į * tü, 102 Kol. 3, 13 und Į 
tú tü | zu-ba-a-tum, 5 R 14, 32c; Į ™™3 nám 
| ru-bu-û „Grosser“, „Vornehmer“, „Adliger“, 
102 Kol. 3, 14, zu vergleichen mit nám | ru- 
bu-u, 5 R 13, 44a; Į rees umuš4 | di-e-mu 
„Weisung“, „Befehl“, resp. mi-il-kum „Rat“, 


1 Sowohl in 102 Kol. 4, 13—21 als auch in 111 Kol. 
4, 9. 10 und 121 Rev. 6. 7, sowie in sechs anderen, von 
mir für meine Rekonstruktion des Nippurvokabulars ab- 


geschriebenen Nippurtexten ist für das Zeichen AL] 


nur der Wert Si-la, resp. si-lä, und für das Zeichen e) 


der Wert Si-ta angegeben. Hieraus und vor allem 
auch aus der Tatsache, dass 102 Kol. 4, 13 auch 


für aT — qü den Werts ila angibt, folgt, dass 


der Wert qa des Zeichens =] nicht sumerisch ist, 
sondern von dem semitischen qt, resp. unkontrahiert 
qa’u (oder dgl.) abgeleitet ist. In CT 12, 16, 18a T (ga-a 


| >al | ” | qu-u (= pa-ab-bu)-di-es-Se-ku) liegt dem- 


nach Entlehnung eines Lautwertes, resp. eines Wortes 
aus dem Semitischen vor, wie ja das gleiche Vokabular 


ganz richtig ein paar Zeilen weiter ny [sji-la | sila ” ” 
= pa-ab-bu-di-eš-še-ku) | qu-ü bietet. Das Mass ALT ; 


beiläufig bemerkt, kann hiernach im Sumerischen eben- 
falls nicht qa oder ga geheissen haben, wie gewöhnlich 


vermutet wird; nach 102 Kol. 4, 15 T ‚(d-la) sila | 


me-Se-ir-tum und 104 Kol. 3, 27 Į si-la | sila | mi-še- 


ir-[tum] hiess es vielmehr sila, während die Semiten es 
mêšertum „Zehntel“ nannten. So wurde es offenbar 


genannt als der zehnte Teil des J. CT 12, 16. 17a 
qa-a | ec) | ” | qa-a liegt wohl nur das Zeichen ga vor; 


ebenso wohl HGT 104 Kol. 3,26 Y gaa | SY | ga-[..] 
(oder die unkontrahierte Form ga-[u]?). 


1 Auch die Urkunden CT II 44 und M 89 beleuchten 
diese Verhältnisse. Vgl. Kohler-Ungnad III 2. 3 und 
Schorr, Urkunden 4. 6 (VAB). 


? Statt der sonst üblichen Auffassung als ũm um, = y= <a 
ümimi, imime-gam usw. 3 E 

® Neuer Lautwert! Ein von mir abgeschriebener = N. 
Text bietet hinter den Lautwerten mu-ü und tu-ü em 


“= brecht, 
® Lies so statt lal-u (Br. 10144)! 
* Lies so statt lib-ba-a-tum (Br. 10145)! 


ns-am nam. 
4 Auch kontrahiert us. 


— — —— —-—-¼ — —¼ —¼: — —ę-— t¾½:— — 343 nen a 


77 


T “ra iru (= nasärum „behüten“), 117, 4; T n 
uru (= alum „Stadt“), 117, 21; T an or) (= 
alum „Stadt“), 117, 22; T mn URU + x (= alum 
„Stadt“), 117, 23; [uri™] | â-ru „Ur“ 131, linke 
Kolumne, Z. 11 (vgl. ni-ib-bu-ru „Nippur“ Z. 10, 
und u-ru-uk „Erek“ Z. 12); Surim-gü | ka-bu-û 
al-pi? „Ochsenstall“, 132 Kol. 1, 9 und 2 R 
38, 29g, zu vergleichen mit sig-Surim-gu | li- 
bit-tù ka-bi-e, ibid. 12; Su-ri-im | Surim ka-b[u-u] 
CT 12, 26, 18a; | ” (= ma-ru-un | márun? 
| ka-b[u]-u, CT 12, 26, 17a; Į ma-ru-un | marun 
| [gJa-bu-u 80, 11—12, 9 Rev. Kol. 4, 15 (Br. 
10248); T Beer ] marun | ka-bu-u 2 R 38, 29g. 

a-ra | a-ru-ü-um® „Gang“, „Mal“, 148, 19; 
a-ra-kära | a-ra-ka-ru-ü-um®, 148, 20; [a-rä]-hi 
| a-ra-hu-ü-um®, 148, 21; [la- . . . mu (?) | e-gu- 
mu-ü4, 148, 28; [-...... |... -gJu-[z]u-ü*, 148, 29; 
um-ma-Su-ü-ma „so (sagte) er“, 156 Rev. 3. 
Hinsichtlich des Gebrauches von ü in der 
Schreibung eines sumerischen Wortes siehe ü- 
hi-in 135, 1—9, gisimmar-ü-hi-in K 8240 (Meiss- 
ner, Suppl., Platte 4), 3—7, 2 R. 46, 3, 1(—8), 
AO 2131 (RA VI p. 4) Kol. 2, 14(—27), zu ver- 
gleichen mit gisimmar-u-hi-in, HGT 133 Kol. 2. 

Der ausgedehntere Gebrauch des Zeichens 
ud mit dem Lautwert ü im akkadischen Schrift- 
system gehört der älteren Zeit, d. h. etwa 
der Zeit der Dynastie von Ur an, wie das oben 
zitierte Beispiel aus dem etwa jener Zeit ent- 
stammenden Text 156 zeigt’. Zur Zeit der 
ersten Dynastie von Babylon beschränkt sich 
der Gebrauch von û, wie oben erwähnt, bereits 
auf die Schreibungen fi-um, ü-mi usw. Die 
Tatsache, dass das ü auch auf der aus kassi- 
tischer Zeit stammenden Tafel 1025 vorkommt, 


t URU + UD. 

? Lies so statt ka-bu-ut al-pi, Del. HW; SAI 7768. 

3 Vielleicht barun? 

* Lehnwort aus dem Sumerischen. 

* Beachte in diesem sehr interessanten Texte die 
Stelle Obv. 4. 5 Gänn a-na bi-zu-ri-ša la i-ru-bu 
„Männer sind in ihre Scham nicht eingegangen“, wo 
isaram in der Bedeutung „Mann“ vorkommt; vgl. damit 
i-Sa-ri ri-ha-a il-ta-mad „Mannesbeischlaf hat sie gelernt“ 
DT 67 Obv. 19 (Del. HW.), wo išaru sumerischem mu(š) 
(ES) entspricht, sowie Sc St [g]i-iš | US | US | zi-ka-ru 
„Mann“, ®j-3a-ru „Mann“. In späterer Zeit ist išaru in 
dieser Bedeutung veraltet und kommt nur noch in alter 


Poesie vor. Die gleiche Bedeutung hat in alter Zeit 
auch "Ei im Hebräischen gehabt, wie aus der Bezeich- 


nung der alten Sammlung von Heroengeschichten als 
AI Dp „Buch des (heldenhaften) Mannes“ „Helden- 


buch“ (nicht „Buch des Redlichen“, pip tov evtois 
LXX 2. Sam. 1, 18) hervorgeht. 
Für jene Zeit spricht die öftere Weglassung der 
Mimation (di-e-mu 3, 9, bu-uz-zu-mu 3, 12, zu-up-pi-i-nu 
7, 34, di-ir-ku, ra-ka-a-nu, ra-am-ku 8, 68—60, ab- nu 
8, 62) und der häufige Gebrauch des Zeichens ü (la-wu- 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 3. 


78 


beweist daher, dass die letztere Kopie einer 
alteren Tafel ist, und dass die Zusammenstellung 
des Nippurvokabulars bis in die Zeit der Dy- 
nastie von Ur, wenn nicht in eine noch friihere 
Zeit zurückgeht!. 


Hettitisch hat = „Silber“? 
Von G. Möller. 


Der unter obigem Titel auf Spalte 5—6 
dieses Jahrganges der OLZ abgedruckte Aufsatz 
von Otto Schroeder ist für den Aegyptologen 
von besonderem Interesse. Silber heisst alt- 
ägyptisch hd, neuägyptisch hd (ht), vokalisiert 
wird das Wort schon im Neuen Reich ent- 
sprechend koptischem gar haf gelautet haben. 


Es müsste ein merkwürdigerZufall sein, wenn 
das Wort für Silber im Hettitischen und ägyp- 
tischen gleich gelautet haben sollte: das hetti- 
tische Wort wird aus dem Aegyptischen entlehnt 
sein. Der Umstand, dass Aegypten und seine afri- 
kanischen Nachbarländer im Neuen Reich und 
wohl auch schon früher kein Silber produziert, 
sondern es aus Vorderasien bezogenhaben, könnte 

| Fernerstehende zur entgegengesetzten Annahme 
verleiten. Das ist jedoch unmöglich: es handeit 
sich bei der ägyptischen Bezeichnung für Silber 
um das schon in den ältesten Texten? nachweis- 
bare Wort für „weiss“, für den Aegypter ist das 
Silber also das „weisse Metall“schlechthin. Die 
frühesteninschriftlichen ErwähnungendesSilbers 
gehören der fünften Dynastie an3, es sind: 
Borchardt, Szahu-re Taf. 18 und 61 vgl. Sethes 
Text dazu S. 93; Berlin 20044, Relief aus dem 
Sonnenheiligtum des Ne-user-r& bei Abu Gurab, 
unveröffentlicht. Verarbeitet haben die Aegypter 
Silber schon in mittelvorgeschichtlicher Zeit, es 
sind jedoch aus den vielen Tausend vor- und 
frühgeschichtlichen Gräbern, diein Aegypten frei- 
gelegt sind, soviel ich weiss, nur zwölf Beispiele 
nachweisbar: Petrie, Diospolis parva S. 25, 
Petrie, Naqada and Ballas Taf. 65, 1.2. Text 
S. 45 und 46. Ayrton-Loat, El Mahasna Taf. 
XVI 3, Text S. 16. Petrie, Royal Tombs I 
Taf. XXXVII 77/8. Text S. 28. Reisner- 
Mace, Naq ed Der Taf. XLVIII S. 26. Quibell, 
Archaic Objects (Cat. gen. du Musée du Caire) 
Nr. 14514—14516. Woher das Metall dieser 


ú-um 2,1, ka-lu-ü-um 2, 6, ga-bu-u-um 3, 16, pi-tu-ü-um 
7, 37 usw. 

1 Der sumerische Teil des Vokabulars ist sicher 
bereits von den Sumeriern zum Gebrauch in ihren 
Schulen zusammengestellt worden; die Semiten haben 
dann die Uebersetzung hinzugefügt. Siehe meine Re- 
konstruktion des Nippurvokabulars. 

1 Z. B. den Pyramidentexten. Inschriftlich ältester 
Beleg: Petrie, Royal tombs I, Taf. 22 Nr. 36 (I. Dynastie). 
* Die Lesung „Silber“ in einer Gefüssaufschrift der 
ersten Dynastie (Petrie, Abydos II, Taf. XII, 27g), vgl. 
Ed. Meyer, Geschichte? $ 225 Anm., ist sehr zweifelhaft, 


79 


Orientalistische Literaturseitung 1915 Nr. 3. 


80 


prähistorischen Silberfunde stammt, steht nicht 
fest. Das nubische Gold ist von Natur ziem- 
lich stark silberhaltig, aber die Scheidung von 
Gold-Silbergemengen ist eine Aufgabe, der die 
ägyptische Metallurgie sicher nicht gewachsen 
gewesen ist. Das im späten Altertum geübte 
Verfahren der Verschmelzung mit Schwefel- 
antimon stellt nur eine Prozedur zur Ge- 
winnung von möglichst reinem Gold dar, bei 
der die Silberverbindung — Schwefelsilber — 
Abfall war. Nun erwähnen ganz späte, gewiss 
aber wie so häufig auf uralte Quellen zurück- 
gehende ägyptische Tempelinschriften (z. B. 
Morgan, Kom Ombo I 83) Silber aus Wuer t 
(Unternubien). Man muss danach wohl an- 
nehmen, dass in Nubien in ältester Zeit ganz 
unbedeutende Silberminen vorhanden gewesen 
und frühzeitig restlos erschöpft sind. In ge- 
schichtlicher Zeit ist, wie Bekannt. und schon 
oben angedeutet, der Silberbedarf Aegyptens 
aus Vorderasien gedecktworden. Dieser Umstand 
hat zur Folge gehabt, dass in älterer Zeit das 
Silber für das kostbarste Metall galt: spätvor- 
geschichtlicher oder frühdynastischer Zeit (um 
3500— 3200 v. Chr.) gehört ein Schmuckstück (?) 
aus Gold mitSilberüberzug, einer ArtPlattierung 
an (vgl. Quibell, Archaic Objeots No. 14516). 
Erst unter der 18. Dynastie haben die inten- 
siven Beziehungen Aegyptens zu Vorderasien 
in der Bewertung der beiden Edelmetalle einen 
Wechsel eintreten lassen. 


Noch einmal hettitisch Act = Silber. 
(Zu OLZ 1915, Sp. 5f.) | 
Von Otto Schroeder. 


— — ee STE SR ee 


und Prof. H. Schafer verdanke ich den Hinweis 
darauf, dass im Altägyptischen das Silber hd 
heisst (s. Erman, Aegypt. Gr.! S. 190, U 53, 
Roeder, Aegyptisch S. 73b); zwischen diesem 
Wort und dem von mir erschlossenen hettitischen | 
hat dürfte ein Zusammenhang bestehen. Die 
Amarnatexte lehren, dass als spezifisch ägyp- 
tisches Metall das Gold gilt; das Vorherrschen 
des Goldes gegenüber dem Silber zeigen auch 
die Hieroglyphen: die für hd „Silber“ stellt 
eine Weiterbildung der einfacheren für nb „Gold“ 
dar (s. auch Ed. Meyer, GA I 2° $ 225). 
Umgekehrt darf man für die Länder des Euphrat- 
Tigris-Gebietes das Silber als „das massgebende 
Wertmetall“ (so Ed. Meyer, a. a. O. § 424) 
ansehen; mit Recht wird stets darauf hinge- 
wiesen, dass kaspu „Silber“ im Babylonischen 
schlechthin = „Geld“ ist (vgl. Winckler in 
KAT®S. 340, Jeremias, HaoG S. 87). Hieraus 
lässt sich m. E. die Frage beantworten, ob das 
hettitische kat Lehnwort aus dem Aegyptischen 


— 
— 


oder umgekehrt das ägyptische Ad Lehnwort 
aus dem Hettitischen ist. Das Naheliegendste 
ist, dass die Aegypter mit dem Metall auch 
dessen Namen übernommen haben, dass also 
ägyptisches hd Lehnwort aus hettitischem pat 
ist. Man wird im Aegyptischen nunmehr auch 
had lesen müssen. 


Besprechungen. 
Antonius Deimel S. J.: Pantheon babylonicum. 
Nomina deorum e textibus cuneiformibus excerpta et 
ordine alphabetico distributa adiuvantibus Romeo Pa- 
mara +, Jos. Patach C. SS. R., Nic. Schneider. (Scripta 
Pontificii instituti biblici.) XVI, 264 8. u. 35 autogr. 8. 
Lex. 8°. M. 7 Rom, M. Bretschneider, 1914. Bespr. 
v. Wilh. Förtsch, Hetzles bei Erlangen. 

Jeder Assyriologe, Alttestamentler und Re- 
ligionshistoriker wird das vorliegende Buch mit 
Freuden begrüssen. Eine “alphabetische Zu- 
sammenstellung der babyld isch- assyrischen 
Gottheiten mit Quellenangabe t 
Bedürfnis, und es gebührt für 
Arbeit dem gelehrten Professor 
Bibelinstitut in Rom und seinen drei 


Päpstlichen 
itarbeitern 


spricht Deimel zunächst die Quellen ver- 
breitet sich in lesenswerter Weise über K 4349, 


K 171, die Serie: An/uu A- nu- um und die gegen- 
seitigen Beziehungen dieser drei Texte} auch 
einige Schlussfolgerungen zieht er daraus. Weiter- 
hin behandelt er die Entstehung, die Unaterb- 
lichkeit, die Natur, die Wohnsitze, die Xahl 
und Hierarchie der Gottheiten, schliesslich 
„Monotheismus“ der Babylonier und die Paral 
lelen zwischen der babylonischen und israqli- 
tischen Religion. Den Hauptteil des Buchles 
bildet eine alphabetische Liste der Gottheiten. 


Wenn der Verfasser dieser Besprechung 
dem Werke einiges, was ihm beim Durch- 
blättern aufgefallen ist, auszusetzen hat, so soll 
dadurch der Wert des Buches durchaus nich 
verkleinert, sondern nur das Interesse an de 
Wichtigkeit des behandelten Stoffes bekundet 
werden. 

Sumerische Wörterverzeichnisse nach dem 
hebräischen Alphabet anzuordnen, wie dies hier 
sowohl bei der Liste der Gottheiten als auch 
bei der Zeichenliste I geschieht, halte ich für 
nicht angebracht; zudem ist bei der Zeichen- 
liste I zwischen n und 3 auch diese Anordnung 
nicht eingehalten. Sumerische Wörter sollten 
nur nach dem lateinischen Alphabet geordnet 
werden. Die Transkription ist nicht ganz ein- 
heitlich durchgeführt: so findet sich 2750 “Nina 
igi-gäl, dagegen 1720 ¢Kur-ra Si-ik; ferner 
neben itu udu-Su-Se-a (z. B. 2478) auch itu 
udu-zi(d)-Se-a (z. B. 2478). Die Zitation dieses 
Monats mit itu ... Nina®-su (136 u. s.) i~ 


81 Orientalistische P ___________Orienkalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 3. 1915 Nr. 3. 82 


itu udu-Sü-Se-a; was sich daran anschliesst, ist | tum?). — 965: E. von pa-sir-ra (heiliger Kanal?). 
nur eine nähere Bestimmung „(das und das) — 1672: vielleicht besser [Kal vom (Tempel) 
hat Barnamtarra, die Gemahlin des Lugalanda, | sil-sir-sir. — 1720: Kur-ra von igi-gäl; siehe 
des Patesi von Lagaš, im Monat udu-šú-še-a, | bereits oben. — 1734: ki-a-nag (sic!) auch z. B. 
als sie zum Tempel des Neumondes von Nina" de Gen. TD 5482, 5514: k. @Ur-engur. — 2085: 
eine Wallfahrt machte, opfern lassen“. Für | *Mas-igi-gub-bi ist zu streichen; DP 53, 12: 
das Ideogr. lid-ku (z. B. 2490 II 7) ist der|tar-sar-a ‘MaS-igi-gub-bi (wo MAS nur Text- 
Lautwert utul einzusetzen. Warum wird STH fehler für PA ist) heisst: für das tar-sar-a und 
41 immer (z. B. 2478) mit cf. angeführt?|die Gottheit Pa-igi-gub. — 2147: an den zi- 
Uebrigens bildet STH 41 ein Duplikat zu DP 45 tierten Stellen steht nur Mer, also ohne die 
(vgl. RU S. 100) f, so dass zu zitieren wäre STH 41, | Verlängerung ra. — Nach 2310 fehlt @Nannafr) 
x = DP 45, x. Viele weitere Zitate, sowohl é-tür „N. von é-tur, CT 32 Nr. 103407 R. 3, 
aus den Opferlisten der Zeit des Lugalanda | was allerdings unter 2929 II 6 erwähnt wird. 
und des Urukagina (siehe die in RU übersetzten | — 2478: nin-ni-gar-ra ist ein Tempel des Nin- 
Texte) als auch aus den historischen Inschriften |gir-su; siehe OLZ 1913 Sp. 440 ff. und RU 
des Urukagina (siehe RU S. 127 ff.) könnten S. 66 ff. — 2521: Nin-é-tür-kalam-ma ist ein 
durch Textergänzungen gewonnen werden. Bei Beiname der Ninni. — 2584: ‘Nin-ib-gal ist 
DP 54 muss es in der Unterschrift heissen: zu streichen; STH 41, 1 steht Ninni ib-gal. 
[ezen kisal]-la [ezen] *[ba-ü-k]a-ka (siehe RU|— 2616: Entemena, Kegel (Fluchformel) iat 
S. 144), nicht aber: ezen kisal kisal-la-ka, wie Nin-ki wohl gleich Minni; siehe RU S. 27 fl. 
z. B. 2694, 2 steht?. Heilige Gebäude und — 2688: Nin-Ninni ist nur eine Verkürzung 
Kultgegenstände sind, auch wenn sie ohne Gott- | von ‘Nin-Ninni-bar (2690); siehe RU S. 70. — 
heitszeichen in den Opferlisten vorkommen, in dem 2697: @Nin-sar-zag-ga ist zu streichen; DP 53, 8 
Werke unter die Götternamen aufgenommen. Dies ergänze: ¢Nin-tu(d) zag-ga. — 2698: aNin-sar(?)- 
hat ja eine gewisse Berechtigung, ist aber nicht | ama-uru-da-sar-a ist zu streichen: DP 53, 8 
strikte durchgeführt; so fehlen, um nur einige lies: Nin-tu(d) ama uru-da sar-a. — 2708: 
Beispiele anzuführen: é-túr (DP 48, 1; Nik 27 zu *Nin-pa siehe RU S. 8 A. 5. — 2710: 
Obv. 1; DP 60, 1), alan Ur-ANina (TSA 1; Nin-pa-ki-bi ist zu streichen, denn Nik 23, 4 
DP 53, 9; Nik 23 R. 2), du(g)-si(g) (TSA 1; liegt selbstverständlich ein Textfehler vor für 
DP 53, 8; Nik 23 R. 1), giSimmar-urudu (TSA Nin-mar-ki-bi „und Nin-mar-ki“. — 2734: hier 
Ee DP 53, 9), igi-gäl (de Gen. TD 5501) usw. wäre auf @Nin-har-sag nin uru-da sar-a (Gudea, 

Zum Hauptteil, der recht sorgfältig zu re- Statue A 1, 1—2) zu verweisen; siehe RU S. 84. 
vidieren wäre, einige Stichproben. 23 II 7 fehlt — 2749 II 3: nin-in-dub-ba vielleicht „Herrin 
der Hinweis auf 2147. — 130: abzu mah auch | der Getreideaufschüttung“. — 2750, 2751, 2752: 
DP 53, 5. — 136: Ab- ir-nun von ab; siehe igi-gäl, ki-ka-la, Sa(g)-pa(d)-da sind der Nina 
RU S. 76 f. — 271: lies 4A sar-lu-du(g ), da ein | geheiligte Bauten. — 2753: Ses-e-gar(-ra) ist 
Nippur-Text 2 Asar-]u- da(g)- -ga bietet. — 316, 5: ein Tempel der Nina; siehe OLZ 1913 Sp. 440 fl.; 
vielleicht besser gä-udu-ür als (mit Thureau- RU S. 67 fl. und meine Notiz „Zum EShanna- 
Dangin) mal-lu-ür; siehe Kmoskö M., Az embe- | Tempel des- gar OLZ 1914 Sp. 399. DP 
riség elsö irott szabadsäglevele. Budapest 1913. | 198, 7 ist Ses-gar-ra möglicherweise ein Text- 
S. 28 A. 6. — 746 Dub-igi ist zu streichen; fehler für Ses-e e-gar-ra. — 2771 IL 2 ist (dea?) 
Nik 23 R 1 muss heissen: “Asar. — 757: zu streichen; siehe 1812. — 2953: Pa-K A in 
dul auch DP 53, 9. — 758: dul-azag auch CT! DP 53, 8 ist selbstverständlich nur ein Text- 
32 Nr. 103409. — 766: Dumu-zi von abzu. — | fehler für @Pa-sag; siehe RU S. 66 u. S. 107 A. 1. 
767: Dumu-zi von gu (sic!)-en-na. — 788 und In der Transkriptionsmethode ist Deimel, 
789: D. von ab und D. von é-mah sind nicht wie er auch S. VI f. mitteilt, der von Thureau- 
verschiedene Gottheiten, sondern ein- und die- | Dangin in VAB I inaugurierten gefolgt; für 
selbe, die nur in verschiedenen Tempeln verehrt jene Zeichen, die dort nicht vorkommen, hat 
wird. — 957: E. von gi-ka-na (ein Heiligtum). er selbst diese Transkriptionsmethode weiter 
— 958: E. von da-KILI(B). — 963: doch wohl geführt. Hätte man bei letzterem Punkt nicht 
4En-ki sil-dagal E. von sil-dagal („Breite |auch die Umschriftweise von Legrain, Le temps 
— — des roi d’Ur (Paris 1912) berücksichtigen 

‘RU = Wilh. Förtsch, Religionsgeschichtliche können? Die Uebersichtlichkeit in der assy- 


Untersuchungen zu den 1 babylonischsa W ‚riologischen Literatur würde dadurch sicherlich 
I. Hälfte. Leipzig 1914. (= MVAG 1914, 1.) wie zewonnen haben. 

? Ein mit DP 54 im wesentlichen identischer Text ei 
der VAT bestätigt die Richtigkeit der von mir gemachten | Für die Lesewerte wäre Delitzschs vorzüg- 
Ergänzung, liches Sumerisches Glossar besser auszuntitzen 


nicht ganz richtig. Der Monat heisst lediglich | Strasse“). — 964: E. von ki-gis-gi-gid (Heilig- 


83 Orientalistische Literaturzeitung 19150 Nr. 3. 84 


mr gg ine 


gewesen. So fehlt z. B. in beiden Zeichen- |menden Kontrakttafeln; beigegeben ist eine Zu- 
listen der von Delitzsch, a. a. O. S. 205 mit- | sammenstellung aller in den Texten vorkommen- 
geteilte Lautwert ninda für GAR. den jüdischen Personennamen. Da der Verfasser 

Wenn man von Einzelheiten absieht, so eine ausführliche Behandlung des gleichen Gegen- 
muss man sagen, dass das Werk dem Forscher |standes in den „Beiträgen zur Assyriologie“ 
grosse Dienste leisten wird. Nur wer die un- | vorbereitet, möchte ich mir ein näheres Eingehen 
geheuere babylonisch-assyrische Literatur öfters bis zu deren Erscheinen aufsparen. — Ich bin 
nach Götternamen abzusuchen hat, wird diese gewiss, dass schon das vorliegende Heftchen 
mühevolle Arbeit voll und ganz zu würdigen | Alttestamentlern wie Althistorikern sehr will- 
wissen. |kommen sein wird. 

Als Nachtrag noch einige Richtigstellungen. — — 

182: a Al-Sä(g) (auch Nik 2,9; STH 15, 6; R. H. Charles: The Apocrypha and Pseudepi- 
16, 7; 17, 8; 24, 3) ist kein Gottes-, sondern grapha * m Fog ieh Mie 
Personenname und vielleicht besser An-al-Sa(g); TEE books vol. oer. MID 
zu lesen. 290: der wagerechte Keil Nik 25 
dürfte wohl nur Textfehler sein. 465: STH 41 | Clarendon Press, 1913. Bespr. v. F. Perles, Königs- 
R. 5 [ezen še-kú “Nina-ka-ka]; siehe RU S. 96| Perg i. Pr. 


notes to the several books. Vol. I. Apocr.: XII, 
und 99. 539 II 1: für Nin-gu-a-si-a-ra doch Das Haupthilfsmittel für das erste Ein- 


684 p. Vol. II. Pseudepigr.: XIV, 871 p. Oxford, 


wohl Nin-gü-a-dir-ra; siebe RU S. 40. 746: dringen in das Schrifttum der Apokryphen und 
d Dub-igi ist zu streichen; Nik 23 R. 1 muss Pseudepigraphen war bisher das 1900 unter 
es heissen !Asar. 835: siehe das zu 290 Be- Redaktion von Kautzsch erschienene bekannte 
merkte; DP 114 steht nur ein Personenname. Werk, das als erstes seiner Art ein hohes 
862 II 4: hier @En-ki ki-giS-gi-gid, warum dann | Verdienst beansprucht. Seine einzelnen Teile 
964 E. ki-gis-gi-sir? 862 II 8: ‘En-ki gi- waren allerdings von sehr ungleichartigem Wert, 
ka-na ist kein Personenname, sondern gehört indem für verschiedene Bücher die nötigen Vor- 
zu 957. 883: "Ezinu-kür ist zu streichen; arbeiten in textkritischer und religionsgeschicht- 
siehe RU S. 100. 1517 und 1518 doch wohl licher Beziehung fehlten, in einzelnen Fällen 
besser 4Palil-an-na und @Palil-dingir-e-ne. 1559: leider auch die Mitarbeiter nicht ganz auf der 
Ilan-mes-du ist zu streichen; DP 198, 4 muss Höhe standen. Seitdem ist die Forschung auf 
es heissen 4Mes-an-du. 1662 II 7: “Kala(g)- diesem Gebiete rastlos fortgeschritten, und kein 
ga (auch Nik 16, 1) ist nicht Gottes-, sondern | Gelehrter hat an diesem Fortschritt grösseren 
Personenname. 1672: anstatt ‘Kal-tar-sir-sir Anteil als R. H. Charles, der einen Teil ge- 
lies @K. sil-sir-sir; siehe dazu 316 II 5 (é-sil-|rade der wichtigsten und schwierigsten Texte 
sir-sir und sil-sir-sir). 1721: anstatt *Kur-ra | durch kritische Ausgabe, Uebersetzung und Er- 
Si-ik lies 4K. igi-gäl. 1927: SAK 18, 6. 7 ist klärung erst im wahren Sinne zugänglich machte. 
zu streichen; hier heisst es @Lugal-uru. 1927 Hier sei nur auf seine auch an dieser Stelle 
und 1928: zu @Lugal-uru und “Lugal-uru-bar gewürdigte Bearbeitung der Testamente der 12 
siehe RU S. 69. 1940: besser “Lugal-palil- | Patriarchen! und des Buches Henoch? hinge- 
an-na. 2015: lid-lil-azag auch DP 71. 2142: wiesen. Nunmehr hat Charles sein Lebens- 
lies sil-sir-sir-ra anstatt tar-sir-sir-ra und siehe | werk gekrönt und im Verein mit 26 Mitar- 
das zu 1672 Bemerkte. 2441: Nin-GA + gi8 beitern eine Publikation tiber die ganze in Be- 
ist zu streichen; DP 53, 6 ist Textfehler für tracht kommende Literatur vorgelegt, deren 
4Nin-ur. 2934: muss es heissen ‘Sir-sir-ra;|Vornehme Ausstattung dem gediegenen Inhalt 
vgl. das zu 1672 Bemerkte. 2935: ist darauf entspricht und die wohl für längere Zeit ab- 
hinzuweisen, dass Sirara®'-Ssum ein Tempel der schliessend bleiben wird. , 
Nina ist, dass aber alsbald ¢Sirari“-sum als Charles hat auch mehrere bei Kautzsch 
Schwester der Nina bezeichnet wird; siehe RU fehlende Texte aufgenommen, so das slavische 
S. 12. 3198: doch wohl besser “Palil; vgl. Henochbuch, die Pirke Aboth, Ahikar und die 
das zu 1517 und 1518 Bemerkte. von Schechter herausgegebenen Fragments of 
5 a Zadokite Work. Die Aufnahme des letztge- 
Erich Ebeling: Aus dem Leben der jüdischen Exu- nannten Werkes wäre freilich besser unterblieben, 
lanten in Babylonien. Babylonische Quellen, über- da es gar nicht aus dem Altertum stammt, 
VE, singe zam DE sondern, wie Büchler? gezeigt, eine erst aus 
M. 1—. Berlin, Weidmann, 1914. Bespr. v. Otto em 1.—8. Jahrhundert stammende Tendenz- 
Schroeder, Berlin-Steglitz. schrift einer allerdings noch nicht genau be- 
Das Programm enthält die Uebersetzung von 13 l 
53 aus 9 Archive der Firma „Murad und 2 e 9152 1993 55 = 
Söhne“ in Nippur (etwa 425 v. Chr.) stam- ® Jewish. Quart. Rev. New Series III (1913) 429 ff. 


85 


stimmten jüdischen Sekte ist. Jedem übersetzten 
Werk ist eine ausführliche Einleitung voran- 
geschickt, die bei einigen Büchern, so nament- 
lich Tobith und Sirach, zu einer erschöpfenden 
Monographie angeschwollen ist. Diese Ein- 
leitungen bieten nicht nur alle nötigen Angaben 
über den Charakter des Buches, Entstehungs- 
zeit, Ursprache, Komposition, Ueberlieferung und 
Bibliographie, sondern behandeln auch, was be- 
sonders dankenswert ist, den Einfluss des Buches 
auf die spätere jüdische und christliche Litera- 
tur, stellen seine Theologie dar und geben endlich 
wenn nötig einen sorgfältigen Ueberblick über 
seinen griechischen Sprachgebrauch. Die Ueber- 
setzung selbst ist auf breitester und zuverläs- 
sigster textkritischer Grundlage aufgebaut. Der 
Kommentar steht philologisch wie religions- 
geschichtlich gleich hoch und bringt auch reich- 
liche Parallelen aus der sonst so spärlich zum Ver- 
gleich herangezogenen rabbinischen Literatur. 
Durch einen 35 vierspaltige enggedruckte Seiten 
umfassenden Index (von A. Ll. Davies) ist die 
Benutzung des ungeheuren Materials wesentlich 
erleichtert. - 

Bei Besprechung eines so umfangreichen 
Werkes, das eine so vielseitige Literatur um- 
spannt und so viele Mitarbeiter hat, ist es 
schwer, jedem einzelnen Teil gerecht zu werden. 
Auf Grund ausgiebiger Stichproben fand Re- 
ferent, dass die von Charles selbst herrüh- 
renden Beiträge, die mehr als die Hälfte des 
zweiten Bandes (Pseudepigraphen) einnehmen, 
auch qualitativ die erste Stelle einnehmen. Da- 


Orientalistische Literaturzeitung 1916 Nr. 3. 


86 


nach der dritten Auflage zitiert, trotzdem die 
vierte Auflage schon seit 1909 abgeschlossen 
vorliegt. In der Bearbeitung der Psalmen 
Salomos durch Buchanan Gray ist des Refe- 
renten an dieser Stelle! erschienene Arbeit 
„Zur Erklärung der Ps. S.“ nicht berücksichtigt. 

In sachlicher Beziehung ist naturgemäss auch 
manches zu berichtigen. So lässt es Simpson 
in seiner sonst überaus gründlichen und zuver- 
lässigen Bearbeitung von Tobit? offen, ob die 
Grundsprache aramäisch oder griechisch war, 
während es nach den (übrigens von Simpson 
p. 201 angeführten) Untersuchungen von Joh. 
Müller? nicht mehr zweifelhaft sein kann, dass 
das Original hebräisch war. Nicht zutreffend ist 
z. B. auch, was Charles in der Einleitung zu 
Vol. I (p. VII) über den Gebrauch von 13 
in der talmudischen Literatur sagt. Wenngleich 
der Ausdruck Gan OND zur Bezeichnung einer 
bestimmten Klasse aus der Bibel ausgeschlosse- 
ner Schriften nicht vorkommt, ist doch hu an 
mehreren Stellen! in einer Bedeutung belegt, 
die dem Begriff „als apokryph erklären“ min- 
destens nahekommt. Es handelt sich dort zwar 
immer nur um kanonische Bücher (Ezechiel, 
Proverbia, Hohes Lied, Koheleth), die aber aus be- 
stimmten Gründen dem öffentlichen Gebrauch 
entzogen, d. h. wohl beim Gottesdienst und 
Unterricht nicht gebraucht werden sollten“. 
Besonders instruktiv ist in dieser Beziehung 
die Stelle b Sabbat 115a, wo erzählt wird, dass 
man selbst am Lesen des von R. Gamliel III. 
solcherart auf den Index gesetzten Targum zu 


neben verdient besondere Hervorhebung die Hiob Anstoss nahm. 


Bearbeitung von I Ezra (Cook), Tobit (Simp- 
son), Sirach (Box and Oesterley), Jeremias- 
brief (Ball), Pirke Aboth (Herford), Ahikar 
(Harris, Lewis, Conybeare). Natürlich 
sollen damit die hier nicht genannten Teile des 
Werkes keineswegs in ihrem Werte herabgesetzt 
werden, nur hat sich die Prüfung auf sie nicht 
in dem Masse erstreckt wie auf die angeführten. 

In der Bibliographie ist das Werk nicht 
immer ganz auf dem laufenden. Obgleich zu 
berücksichtigen ist, dass der Druck mehrere 
Jahre in Anspruch nahm, also auch vieles nicht 
mehr angeführt werden konnte, was schon vor 
1913 erschienen ist, muss doch auf einzelne 
Mängel und Lücken hingewiesen werden. So 
fehlt in dem Literaturverzeichnis vol. Ip. X— XI 
vollständig Geigers Urschrift und Chwolsons 
Letztes Passahmahl Christi. Die 2. Auflage 
von Webers bekanntem Werk hat nicht den 
Titel „Lehre des Talmud“, sondern „Jüdische 
Theologie auf Grund des- Talmuds und ver- 
wandter Schriften“. Von Bachers Agada der 
Tannaiten ist Bd. I schon 1903 in zweiter Auf- 
lage erschienen, und Schiirers Geschichte wird 


Die Ausführungen von Charles über die 
apokalyptische Literatur (Vol. II p. VII—XI) 
sind im ganzen sehr treffend. Was er aber am 
Schluss über den verschiedenen Charakter der 
in den Apokalypsen und in der talmudischen 
Literatur vorliegenden Ethik bemerkt, ist durch- 
aus verfehlt und wird auch im gleichen Band 
(p. 690) von Herford widerlegt. Gegenüber 
der Meinung von Charles, dass die Ethik 
speziell der Pirke Aboth „very uninspiring“ sei 


ı OLZ 1902, 269 ff.; 335 ff.; 385 ff. Auch im Sonder- 
abdruck erschienen. 

? Eine wertvolle Ergänzung derselben bildet Simp- 
sons im Journ. of Tbeol. Studies, July 1913 er- 
schienener Aufsatz „The Chief Recensions of the Book 
of T.“, der bei Charles in den Addenda to Vol. I 
(p. XI) irrig unter dem Titel „Original Text of T.“ an- 
geführt wird. 

® S. auch die Bemerkungen des Referenten OLZ 1911, 
208—210. 

4 Vgl. namentlich Abot dRNatan Kap. 1 (ed. 


Schechter fol. 1b) .... mm 07703 Dp ν⁰ Sun 
DANN In je). Hier scheint also sogar an eine 


wirkliche Ausschliessung aus dem Kanon gedacht zu sein. 
® Vgl. z. B. König, Einleitung in das AT § 91, 4 
(S. 462/53). 


87 


im Vergleich mit der der Testamente der 12 
Patriarchen oder auch nur des 2. Henochbuches, 
muss bemerkt werden, dass der Vergleich schon 
insofern hinkt, als die Pirke Aboth nicht das 
zusammenhängende Werk eines Verfassers sind, 
sondern eine Sammlung von Aussprüchen ver- 
schiedener Schriftgelehrten aus vier Jahrhun- 
derten. Dann aber sind auch diese Aussprüche 
nach Form und Inhalt so ausgemünzt, dass 
alles Persönliche abgestreift ist, und nur gemein- 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 3. 


88 


Jezidendorf Ba-Adri, dem Wohnsitze des da- 
maligen Oberpriesters dieser: religiösen Sekte, 
der sogenannten Teufelsanbeter, Ali-Bek, der 
inzwischen im Frühjahr 1912 ermordet worden 
ist“. Diese Notiz lenkt von neuem die Auf- 
merksamkeit auf die in der Nähe von Mossul 
hausenden Jeziden, die bei den anwohnenden 
Mohammedanern, Juden und Christen gleich 
übel beleumundet sind, während Reisende wie 
A. V. William Jackson! und Theodor 


gültige Wahrheiten in möglichst knapper und Menzel: sie sittlich hoch stellen, bedeutend 


leichtverständlicher Sprache ausgedrückt werden. 
Dasjenige Element, das Charles „inspiring“ 
nennt, kann also naturgemäss dabei nicht zu 
seinem Rechte kommen, während z. B. die 
gleichzeitigen Sagen und Legenden der Juden 
viel davon enthalten. Es ist also ebenso un- 
logisch, sie mit den im höchsten Sinne indi- 
viduellen Apokalypsen zu vergleichen, wie wenn 
man die Proverbia oder das Buch Sirach mit 
den Reden der Propheten vergleichen wollte. 
Durch die Aufnahme ins Gebetbuch gingen die 


höher als die sie so verachtenden mohamme- 
danischen und christlichen Nachbarn. Im Laufe 
der letzten Jahrzehnte ist eine stattliche Reihe 
von Schriften erschienen, die sich mit dem Leben 
und Treiben der Jeziden, besonders mit ihren 
Geheimlehren beschäftigen. In dieser Hinsicht 
hat sich der Karmeliter Pater Anastase Marie 
in Bagdad, ein geborener Araber, am meisten 
verdient gemacht. Seine jüngste Abhandlung $ 
beschäftigt sich abermals mit seinem Lieblings- 
thema. Er erzählt darin, es sei ihm nach jahre- 


Pirke Aboth mit ihrer zwar nüchternen, aber langem vergeblichen Bemühen gelungen, durch 


reinen und strengen Sittenlehre ins Bewusstsein 
der Menge über, gewannen entscheidenden Einfluss 
auf das Handeln des Volkes und wirkten so im 
höchsten Sinne „inspiring“, d. h. anregend zu 
sittlichem Tun. Diese praktische Betätigung 
darf bei der Beurteilung ethischer Fragen niemals 
als das eigentliche entscheidende Moment ver- 
gessen werden. 

Trotz dieser prinzipiellen Auseinandersetzung 
erkennt Referent gerne an, dass Charles sich 
im ganzen Werke der strengsten Objektivität 
befleissigt und einem besseren Verständnis ver- 
schiedener wenig gekannter und verstandener 
Seiten des Judentums die Wege geebnet hat. 
Schon die Tatsache, dass er die Pirke Aboth 
in seine Sammlung aufgenommen hat, in die sie 
streng genommen gar nicht gehören, zeigt seinen 
ernsten Willen zur Objektivität, der die erste 
Voraussetzung für einen erfolgreichen Betrieb 
der Religionsgeschichte ist. 


Maximilian Bittner: Die Heiligen Bücher der 
Jeziden oder Teufelsanbeter (Kurdisch und Ara- 
bisch). Herausgegeben, übersetzt und erläutert. nebst 
einer grammatischen Skizze. (Denkschriften der Kaiserl. 
Akademie der Wissenschaften in Wien. Philos -Histor. 
Klasse, Band 55, IV.) 98 S. 4°. M. 6.64. Wien, A. 
Hölder, 1913. 

Nachtrag dazu. Die Kurdischen Vorlagen mit einer 
Schrifttafel. (Denkschriften usw. 55 V.) 5 8. 4°. 
M. 1.70. Ebd. 1913. Bespr. v. Eugen Wilhelm, Jena. 
Im Januarheft 1914 von Petermanns Mit- 
teilungen (S. 21, Beilage) berichtet Bachmann 
über seine Reise von Mossul nach Wan fol- 
gendes: ,am 23. Juli 1911 verliess die Kara- 
wane die Stadt Mossul und erreichte am gleichen 

Tage den Fuss des Gebirges bei dem grossen 


Vermittlung eines in die Mysterien seines Kultes 
wohleingeweihten und zugleich hochintelligenten, 
aber abtriinnigen Jeziden, fast photographisch 
genaue Bausen der beiden geheiligten Manu- 
skripte mit den Titeln „Buch der Offenbarung“ 
(Kiteb-i-jälwä) und „Schwarzschrift“ (Mashaf 
räß) zu bekommen. Im „Anthropos“ 1911, VI, 
S. 12—19 und 22—25 hat er diese Bausen in 
Gestalt von Faksimiles veröffentlicht, die uns 
jene völlig unbekannten bizarren Schriftzüge 
zeigen sollen, hinter denen sich die Glaubens- 
wahrheiten und Dogmen des Mäläk Täüs, wie 
der von den Jeziden Angebetete heisst, ver- 
bergen, und zur Kontrolle teilt er uns den Inhalt 
der beiden Schriften nach zwei arabischen Ver- 
sionenmit. P.AnastaseMarie hataberauchden 
Schlüssel für jene bis jetzt völlig unbekannten 
Zeichen gefunden, mittelst welchen die beiden 
heiligen Bücher der Jeziden niedergeschrieben 
sind, ferner die Sprache der Texte als Probe 
eines, wie er meint, älteren, auch von den 
Jeziden nicht mehr gesprochenen kurdischen 
Dialektes bestimmt und eine Transkription, bzw. 
Aussprachebezeichnung in lateinischer Schrift 
und eine französische Interlinearversion zustande 
gebracht. 


! Journal of the American Orient. Society 26, 8. 176 
bis 184. 3. The Yezidis or so called Devil-Worshippers, 
around Tiflie. 

2 Dr. Theod. Menzel in Hugo Grothe: Meine 
Vorderasienexpedition 1906 und 1907. I. Die fachwis- 
senschaftlichen Ergebnisse. 1. Teil. Ein Beitrag zur 
Kenntnis der Jeziden, p. CXXXIX. 

3 „La découverte récente de deux livres sacrés des 
Yezides, par le P. Anastase Marie, O. Carm., Bagdad“, 
Anthropos 1911, Bd. VI, 1, S. 1-39. 


89 


— | o ame 


Orientalistische Literaturzeitung 1916 Nr. 3. 


90 


mn ᷑ ̃ „—— — — —— 


In dankbarer Benutzung und scharfsinnigen Ueber sie äussert sich Bittner in seinem Ar- 
Durchforschung und Ergänzung dessen, was P. tikel: „Die beiden heiligen Bücher der Jeziden 


Anastase Marie für Aufhellung und Erklärung 
der gefundenen Texte geleistet hat, gibt Prof. 
Bittner in der vorliegenden, philologisch 
meisterhaften Arbeit 1. die Jezidi-Texte und die 
arabischen Fassungen parallel nebeneinander 
nebst möglichst wortgetreuen deutschen Ueber- 
tragungen und textkritischen und sachlichen 
Anmerkungen, 2. eine genaue Umschrift der 
Jezidi-Originale und einen sehr ausführlichen 
Kommentar, 3. eine grammatische Skizze des 
erschlossenen Kurden-Dialektes, 4. ein Glossar 
aller in den Jezidi-Texten vorkommendenreinkur- 
dischenundauchderdortalsLehnwörtergebrauch- 
ten arabischen, persischen undtürkischen Wörter 
nach dem arabischen Alphabete geordnet. Vor- 
ausgeschickt werden einige Bemerkungen zur 
Jezidi-Schrift, die sich als Geheimschrift dar- 
stellt und jedenfalls erfunden ist, um Anders- 
läubigen den Einblick in die Glaubensdogmen 
der Teufelsanbeter zu verwehren und das Dunkel, 
das über den beiden Schriften schwebt, noch 
geheimnisvoller zu machen, sodann Bemerkungen 
zur Sprache, zur Transkription, zu den ara- 
bischen Versionen, zur Textkritik und zur Edition. 
Das Kurdisch der heiligen Bücher ist nicht 
das Kurdisch der heutigen Jeziden, von dem 
J. de Morgan! handelt, das sich in Formenlehre 
und im Wortschatze von der Sprache der heiligen 
Bücher sehr bedeutend unterscheidet, sondern 
es steht nur zwei Dialekten des Kurdischen 
sehr nahe, wie Bittner sagt, nämlich der von An- 
gehörigen des Stammes der sogenannten Bebe- 
Kurden im Sendschak Soleimanij je ge- 
sprochenen Mundart und dem Dialekte der 
Mukri-Kurden. P. Anastase Marie wie 
Bittner sind nun der Ansicht, dass das Kur- 
dische der jetzt vorliegenden heiligen Texte einen 
älteren Dialekt aufweise. Ich kann nur finden, 
dass es dem Dialekte der Mukri-Kurden im 
ganzen völlig entspricht, den Oskar Mann in 
seiner ausgezeichneten Arbeit (die Mundart der 
Mukri-Kurden, zwei Teile, Berlin 1906 — 1909) 
uns erschlossen hat. Der Verfertiger der kur- 
dischen Texte, mag er sein, wer er will, ist, 
wie ich vermute, wohl vertraut mit dem Kur- 
dischen, insbesondere mit dem Mukri-Kurdischen, 
und hat das Wenige, was in diesen Texten 
etwa als abweichend vom Mukri-Kurdischen 
angesehen werden kann, vielleicht absichtlich 
so gestaltet, damit das ganze den Anschein 
eines höheren Alters gewinnen soll. Eigen- 
tiimlich berührt die Anwendung einer Geheim- 
schrift mit so absonderlichen Charakteren. 
J. de Morgan, Mission scientifique en Perse, 


Tome V, 1, Etudes linguistiques. Dialectes Kurdes. 
Langues et dialectes du Nord de Ja Perse. 


im Lichte der Textkritik“ (Anthropos VI, 1911, 
S. 631—632) folgendermassen: „Eine grössere 
Anzahl von Verschreibungen in unserem Kur- 
dischen zeigt, dass dieses, ehe es in der Geheim- 
schrift aufgezeichnet wurde, mit arabisch-per- 
sischen Buchstaben niedergeschrieben sein muss, 
dass es also nicht sofort mit jenen sonderbaren 
Charakteren zu Papier gebracht, sondern gewiss 
aus einer mit den Zeichen der arabisch-persisch 
geschriebenen Vorlage in die Geheimschrift 
transkribiert worden ist. Sonst könnten nicht 
die Zeichen für d, r, w oder die für b, t, n und 
y so oft verwechselt worden sein, als es tat- 
sächlich vorkommt: nur die arabischen Aequi- 
valente sehen sich ähnlich und führen leicht zu 
Konfusionen, während die betreffenden Jezidi- 
zeichen zu solchen keinen Anlass geben. Der 
Verfertiger unserer Jezidi-Codices änderte beim 
Umschreiben aus der, wie nochmals betont 
werden soll, mit arabisch-persischen Buchstaben 
geschriebenen Vorlage nichts, sondern setzte 
diese in seiner Gewissenhaftigkeit — oder besser 
— Gedankenlosigkeit samt allen nur aus dem 
Charakter der arabisch-persischen Schrift erklär- 
lichen Verschreibungen in die neu erfundene 
um“. Die Frage, warum man eine Geheimschrift 
anzuwenden für nötig hielt, dürfte sich, wenn 
man nicht andere Zwecke voraussetzen will, 
meines Erachtens nur aus den Verhältnissen, 
in denen die Religionsübung der Jeziden steht, 
erklären lassen. 

Ueber den wissenschaftlichen Wert, der den 
kurdischen Fassungen auch für den Fall zu- 
kommen müsste, wenn sie selber aus arabischen, 
den hier vorliegenden zeitlich jedenfalls vor- 
gehenden Texten übersetzt wären, verweist 
Bittner auf das, was er in seinem eben er- 
wähnten Artikel (Anthropos 1911, S. 628—639) 
gesagt hat und hat nichts Neues hinzuzufügen. 
Er betont nur, dass die kurdischen „Originale“ 
den Schlüssel für die richtige Auffassung so 
mancher Stelle in den arabischen Versionen 
enthalten. Ich möchte dazu folgendes bemerken. 
Wenn es richtig ist, was Menzel a. a. O. 
(Nachwort, p. CLXXXXIII) sagt, „dass die 
Jeziden sich immer in der Behauptung gefallen, 
dass sie urspriinglich Araber waren und seiner- 
zeit von Syrien aus in ihre jetzigen Wohnsitze 
eingewandert seien, und dass ihre Sprache sich 
infolge der Länge der Zeit und der fortgesetzten 
Berührung mit der Nachbarschaft in das Kur- 
dische verwandelt babe, so ist doch vielleicht 
die Annahme nicht ohne weiteres von der Hand 
zu weisen, dass die kurdischen Texte schliess- 
lich auf ein gemeinsames, arabisch verfasstes 
Dokument zurückgehen. 


91 Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 3. 


— a nn 


92 


— — nn 


| 

Bittners ebenso gewisseuhafte als mühe- uns hier endlich die reife Frucht jahrelanger 
volle Arbeit verpflichtet uns zu lebhaftem Dank. Bemühungen. Auch als ein Führer durch 
Seine wertvolle Gabe wird nicht bloss den schwieriges Gelände lässt sich das Buch be- 
Iranisten willkommen sein, sondern auch allen zeichnen. Ein Führer, der sich rasch unser 
denen, die einen Einblick in die religiösen Vertrauen erwirbt. Jede Tendenz ist fern- 
Schriften der Jeziden gewinnen wollen. Nach gehalten; echtes Wahrheitsstreben kennzeichnet 
furchtbaren Verfolgungen, die in den letzten das Ganze. 
Jahrzehnten über diese Gläubigen der Teufels- | Der Inhalt des Werkes ist viel zu reich, 
anbetung unter Abdul Hamids Herrschaft her- als dass ich ihn hier auch nur zu skizzieren 
einbrachen, der ihre Andachtsstätten zerstören, | vermöchte. Ich muss mich auf wenige Be- 
ihre Heiligtümer, die vergoldeten Pfauenbilder, merkungen beschränken. 
wegnehmen liess und durch Anwendung aller" In der wichtigen, viel umstrittenen Frage 
Zwangsmittel die „Teufelsanbeter“ gewaltsam der Beeinflussung unserer Evangelien durch 
zum Islam zu bekehren versuchte, gehen sie| den Buddhismus war Garbe früher zu dem Er- 
jetzt unter dem neuen Wali, wie aus Mossul gebnis gekommen, dass im Neuen Testament 
verlautet, einer besseren Zukunft entgegen und |solche Einflüsse sich nicht nachweisen liessen, 
können als anerkannte Sekte ungestört ihren wohl aber unzweifelhaft deutlich in den so- 


Religionsübungen obliegen. | 


genannten apokryphen Evangelien. Jetzt hat 
er sich dem Standpunkte, den insbesondere van 


Richard Garbe: Indien und das Christentum. Eine den Bergh van Eysinga und Edmunds vertreten, 
Untersuchung der religionsgeschichtlichen Zusammen- in einigen Punkten genähert, indem er bud- 


hänge. Tübingen 1914. Verlag von J. C. B. Mohr 
(Paul Siebeck). Bespr. v. L. v. Schroeder, Wien. 
Das vorliegende Buch ist ebenso gediegen 
wie einzigartig nach Anlage und Durchführung. 
Darum, bei der Wichtigkeit der darin behan- 
delten Fragen, durchaus dazu angetan, dem 
Bedürfnis eines weiten Leserkreises entgegen 
zu kommen, der sich ebensowohl aus gelehrten 
Forschern der verschiedensten Gebiete wie aus 
gebildeten Laien zusammensetzen dürfte. Sie 
alle werden auf ihre Rechnung kommen, denn 
der Verfasser — als Indologe längst hoch an- 
gesehen — zeigt sich ebenso tiefgründig und 
ehrlich bei der Behandlung der zum Teil sehr 
schwierigen und auch heikelen Probleme, ebenso 
umfassend orientiert wie klar und fesselnd in 
der Darstellung, nach Inhalt und Form gleicher- 
massen auf der Höhe stehend. 


Die grosse und vielverzweigte Frage der 
Beeinflussung des Christentums, schon in seinen 
Anfängen, durch die indische Gedankenwelt und 
— vice versa — der indischen Welt durch das 
Christentum, bildet den Inhalt des Garbeschen 
Werkes. In dieser umfassenden, alle Teilfragen 
eingehend berücksichtigenden Weise ist das 
wichtige Kulturproblem noch von niemand be- 
bandelt worden; und nicht genug gerühmt 
werden kann die besonnene, umsichtige, vor- 
sichtige, stets sachkundige und gerechte Art, 
wie solches geschieht. Das Buch hat einen 
zusammenfassenden und zugleich abschliessenden 
Charakter. Es ist organisch erwachsen, aus 
einzelnen Studien, die der Verfasser an ver- 
schiedenen Orten, insbesondere in der „Deutschen 
Rundschau“, in früheren Jahren hat erscheinen 
lassen. Allen Problemen aber ist er rastlos 


dhistischen Einfluss doch auch in mehreren Er- 
zählungen der kanonischen Evangelien für wahr- 
scheinlich hält. Das gilt speziell für die Ge- 
schichte vom alten weissagenden Simeon, für 
die Versuchungsgeschichte, das Meerwandeln 
Petri, das Brotwunder. Auch wer sich nicht, 
oder doch nicht durchweg, überzeugen lässt, 
wird zugeben müssen, dass sehr ernsthafte 
GriindeGarbezu dieser Stellungnahmebestimmen. 

Zu den früher schon festgestellten Beein- 
flussungen der christlichen Legendenliteratur 
durch den Buddhismus treten neuerdings weitere 
dergleichen hinzu. Insbesondere überzeugend 
erscheint die Zurückführung der Legende vom 
heiligen Christophorus auf die Jätaka-Geschichte 
von einem tiergesichtigen, menschenfressenden 
Riesen, der den Bodhisattva auf der Schulter 
| davonträgt, in der Folge aber bekehrt wird. 
Nach einer mittelalterlichen Quelle war der 
nachmalige heilige Christophorus ein Riese von 
zwölf Ellen Länge, mit einem Hundekopf, aus 
dem Lande der Menschenfresser stammend. 
Das Hauptverdienst um die Klärung dieser 
Frage hat sich Speyer erworben. 

Unter den kultlichen Beeinflussungen des 
Christentums durch Indien tritt der schon von 
A.Weber als ursprünglich indisch nachgewiesene 
Rosenkranz auch jetzt noch am stärksten hervor. 
Hier handelt es sich aber um einen ursprünglich 
brahmanischen Einfluss, wie die Zahl und die 
Art der Gruppierung der Rosenkranzkugeln 
beweist (S. 123). Der Name Rosenkranz be- 
ruht auf einem Missverständnis, das sich nur 
aus dem Indischen heraus erklärt. Das Wort 
japamälä „Gebetskranz“ wurde irrtümlich für 
japamala „Rosenkranz“ genommen (japa Gebet, 


weiter fort arbeitend nachgegangen und bietet |japä Rose). 


93 


ee ee a ee w H mn — 


Die von Dahlmann neuerdings so bestimmt 
behauptete Geschichtlichkeitder Thomas-Legende 
und die darauf aufgebaute Theorie von der Be- 
einflussung des Buddhismus in seiner Mahäyäna- 
Form durch das Christentum wird von Garbe, 
mit guten Gründen entschieden abgelehnt. Da- 
gegen vertritt er mit grosser Wahrscheinlich- 
keit eine später stattfindende Beeinflussung des 
Hinduismus durch das Christentum. Sie zeigt 
sich vor allem bei den krischnaitischen Sekten, 
die die „Bhakti“ oder Gottesliebe, hingebende 
Verehrung Gottes, in den Vordergrund stellen; 
und es waren speziell die in Süd-Indien lebenden, 
zu den Nestorianern gehörigen, sogenannten | 
Thomas-Christen, welche solchen Einfluss übten; 
schon früh in Indien eingewanderte, ursprünglich 
persische Christen. Grierson hat hier wichtige 
Aufhellungen geboten. Dagegen kann von einer 
Beeinflussung des Mahäbhärata und speziell 
der Bhagavadgitä durch das Christentum nicht 
geredet werden. Das einzige, was hier allen- 
falls für möglich oder auch wahrscheinlich 
gelten kann, ist eine sehr vage Vorstellung von 
einer nestorianisch - christlichen Gemeinschaft, 
die vielleicht in der vielfach erörterten Erzählung 
von der „weissen Insel“ oder „Insel der Weissen“ 
Cvetadvipa — Mhbh XII, Cap. 337 und 
338 (ed. Calc.) anzuerkennen wire. Garbe 
macht es recht wahrscheinlich, dass es sich 
dabei um eine nestorianische Ansiedelung am 
Balchasch-See handeln diirfte. 


Doch ich breche ab, da diese mageren No- 
tizen doch eine gar zu unvollkommene Vor- 
stellung von dem Reichtum des Garbeschen 
Buches geben, dessen Studium ich hiermit auf 
das wärmste empfehlen möchte. 


Aus gelehrten Geseilschaften. 


Von der Ibn-Saad-Ausgabe der Berliner Akademie 
ist der erste Halbband des Bandes VII in der Bearbeitung 
Meissners in Druck abgeschlossen und zur Ausgabe bereit. 
Von der Biographie Mohammeds I 2 sind 12 Bogen 
gedruckt. Mittwoch hofft den Rest des Bandes bis Ende 
des Sommersemesters 1915 fertigstellen zu können. — 
Vom Wörterbuch der ägyptischen Sprache sind jetzt im 
ganzen 6161 Worte bearbeitet, die etwa 425000 Zetteln 
entsprechen. Die Ausarbeitung des provisorischen Ma- 
nuskriptes, die den Herren Erman und Grapow obliegt, 
ist bis zu 3962 Seiten gefördert. 

55 d. K. Pr. Ak. d. W. Berlin 1915 IV—VI.) 

eographische Gesellschaft, Wien. Am 20. Oktober 
1914 sprach Eugen Oberhummer über Aegypten und den 
Sudan unter englischer Herrschaft. 


Mitteilungen. 


Frl. Gertr. Lowthian Bell hat vom 6. Dezember 1913 
bis 1. Mai 1914 eine Rundreise durch das nördliche Ara- 
bien von Damaskus aus ausgeführt, und zwar über Zizia, 
Teima, Hail, Hayyaniyeb, Lukah und Bagdad, wo sie 
mehrfach neue Kouten zurücklegen konnte. 

Frau Dora v. Eschwege hat in den Monaten Januar 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 3. 


94 


bis Mai 1914 von Dschibuti aus die abessinischen Galla- 
länder und Britisch-Ostafrika bis Mombasa durchzogen. 


Personalien. 


Dr. Hans Haas, ausserordentl. Prof. in Jena, hat 
einen Ruf als Ordinarius der Religionsgeschichte nach 
Leipzig erhalten und angenommen. 

Dr. Konrad H offmann, Mitarbeiter am igyptischen 
Wörterbuch und Bearbeiter des Papyrusfundes von Kahun, 
ist einer schweren Verwundung erlegen. 

Prof. D. August Klostermann ist in Kiel gestorben. 

Prof. Dalman hat nach der DLZ Nr. 6 die Berufung 
an die Univ. Greifswald abgelehnt. 

Lic. Emil Balla ist als a. o. Prof. der alttest. Theol. 
an die Univ. Münster berufen. 


Zeitschriftenschau. 


* = Besprechung; der Besprecher steht in (). 


American Historical Review. 1914: 
October. *Macalister, The Philistine (L. B. Paton). — 
*Frank, Roman Imperialism (W. L. Westermann). 


Annal. du Serv. d. Antiquités de l'Égypte. 1913: 
Tome 13, fasc. 2. (Lefebvre, Egypte Gréco-Romaine, 
No. 19—27.) Daressy, Fragments de décrets de l’Ancien 
Empire. J. Clédat, Les vases de el-Béda (archaische 
Vasen, an der Pilgerstrasse nach Syrien gefunden). C. 
C. Edgar, Report on the demolition of Tell Sheikh Nas- 
reddin (bei Tell Mokdam). J. A. Decourdemanche, Note 
sur les poids Egyptiens (détermination théorique et ordre 
successif d'emploi; nach Weigalls Material). — Ahmed Bey 
Kamal, Rapport sur les fouilles de Said Bey Khachaba 
au Deir el-Gabraoui (kleine Funde des M. R.). Daressy, 
A travers les koms du Delta. Henri Munier, Sur deux 
passages de la Genèse en copte sahidique (Gen. 40 u. 41). 

(Fasc. 3 soll später erscheinen ) 
1914: Tome 14, fasc. 11. A. Ducros, L’arbre ash des 
anciens Égyptiens (sei Taxus baccata?). G. Legrain, Au 
pylone d’Harmhabi à Karnak, 10e pylone (4 Statuen des 
Amenhotep, Sohn des Hapi; 2 des Ramses I. als Be- 
amter!) Ahmed Bey Kamal, Rapport sur les fouilles 
exécutées dans la zone comprise entre Déirout au nord 
et D. el Ganadlah au sud (bes. in Meir). Ernest Mackay, 
Report of the excavations and other work carried out 
in the necropolis of ‘Thebes for the Department of Antiq. 
by R. Mond, Esq. of Combe Bank, Sevenoaks, Kent, 
Englaud, during the year beginning on March 9t 1913 
(meist Reparaturen betreffend). M. 

Bibelforskaren. 191%: 
4. E. Stave, Hvad Gamla Testamentets fromme täukte 
om lidandets gåta. — *O. Schmiz, Die Opferanschauung 
des späteren Judentums und die Opferaussagen des NT 
(E. Eidem). — *O. Ljunggren, Bönen i Gamla Testa- 
mentet (E. Eidem). — *H. Gunkel, Reden und Aufsätze 
(L. B.). 
5. B. Duhm, Das Buch Jesaja; K. Budde, Das Buch 
Hiob (E. SL — *L. Gautier, Introduction a l'Ancien 
Testament, 2de éd. (E. 8.). 
6. E. Stave, Profeternas politiskt-sociale förskunnelse, 
sidan den uppfattats och sidan den är. 

Deutsche Literaturzeitung. 1914: 
51. “Studien zur semitischen Philologie und Religions- 
geschichte, Julius Wellhausen gewidmet, hgb. v.K. Marti 
(W. Staerk). 
52. *Edward G. Browne, Hamdulläh Mustawfi-i-Qazwini, 
the ta’rikh-i-Guzida or „Select History“, with indices 
of the facsimile text by R. A. Nicholson (C. F. Seybold). 
1915: 1. *Isidor Scheftelowitz, Das stellvertretende 
Huhnopfer (Eugen Fehrle). — OC. H. Armbruster, Initia 
Amharica (E. Littmann). 


ı [Erweiterung des Auszugs in Nr. 12 v. J. D. R.] 


95 


— — nn 


2. Morris Jastrow jr., Babylon-Assyrian birth-omens and 
their cultural significance (J. Meinhold). — *C. A. Nallino, 
L'arabo parlato in Egitto (G. Kampffmeyer). 
Deutsche Rundschau. 1914: 
Dezember. F. Hermanin, Die neuesten Ausgrabungen 
und Entdeckungen auf dem Palatin. 
Fortnightly Review. 1914: 
November. H. C. Lukach, Some Aspects of Islam in Turkey. 
Dezember. A. Weigall, Turkey and Egypt. 
Freie Wort. 1915: 
XIV, 19/20, M. Roloff: Der Islam u. d. Weltkrieg. 
Geographical Journal. 1914: 
November. R. Knunke, Eine Forschungsreise in Zentral- 
Afrika, 1911—1912 (H. H. Johnston). — A. J. N. Tre- 
mearne, The Ban of the Bori. — Monthly Record: Survey 
of the Southern Palestine Borderland (bis zur ägyptischen 


Grenze). 
December. De Filippi's Asiatic Expedition (Bericht de 
F.'s aus Turkestan vom 13. August 1914). — S. F. 


Newcombe and J. P. S. Greig, The Bagdad Railway. — 
J. H. Weeks, Among the primitive Bakongo (F. R. C.). 
— Clare Howard, English Travellers of the Renaissance. 
— Monthly Record: An early Visit to the Abor Country 
(Missionar Nick. Mich. Krick 1852/53. Transliteration 
from the Arabic in the Egyptian Survey Department). 
Göttingische gelehrte Anzeigen. 1914: 
IX u. X. K. J. Beloch, Griechische Geschichte, 2. Aufl. 
(M. P. 11 
on der Indogermanen (M. P. Nilsson). 


W. Weber, Die ägyptisch-griechischen Terrakotten 
(W. Schubart). — *P. Bedjan, Homiliae selectae Mar- 4 


Jacobi Sarugensis T. V (C. Brockelmann). 


Historische Zeitschrift. 1914: 
3. F. 18. B. 1. H. *Otto Gilbert, Griechische Religions- 
philosophie (Max Wundt). — *C. Klotzsch, Epirotische 
Geschichte bis zum Jahre 280 v. Chr. (Walter Otto). — 
*Ernst Wilden, Die Orientpolitik des Fürsten Metternich, 
1829—1833 (Adolf Hasenclever). — *Maximilian Fliegen- 
schmiedt, Deutschlands Orientpolitik im eraten Reichs- 
jabrzebnt, 1870—1880 (W. Andreas). — Fr. W. v. Bissing, 
Die Kultur des Alten Aegyptens (W. Spiegelberg). 

Internat. Monatsschrift. 1914: 
IX,5. E. Littmann: Der Krieg u. d. islamische Orient. 
— P. Clemen: Unser Schutz d. Kunstdenkmäler im Kriege. 
— P. Feine: Nation, Kultur, Religion. — C. Mirbt: D. Aus- 
landdeutschtum u. d. christlichen Missionen im gegen- 
wärtigen Weltkrieg. 

Katholik. 1914: 
XIV 11. Franz Steffen, Die religiösen Zustände und Ver- 
hältnisse der kleinasiatischen Christengemeinden nach 
der Apokalypse Kap. I—II. 
12. Franz Steffen, Die religiösen usw. (Forte.). 


Literarisches Zentralblatt. 1914: 
50. H. Trilles, Le totémisme chex les Fän (R. Stübe). 
— *Lamec Saad, Sechzehn Jahre ale Quarantänearzt in 
der Türkei (Brockelmann). — *Stamatios B. Psaltes, 
Grammatik der byzantinischen Chroniken (E. Gerland). 
51/52. Julius Wellhausen, Kritische Analyse der Apostel- 
geschichte (Gerbard Kittel) — *C. Beccari, Rerum 
Aethiopicarum scriptores occidentales inediti a saec. XVI 
ad XIX vol. XI pars I liber II, vol. XII pars I, liber III, 
vol. XIII pars I, liber IV (Nachod). — *Edmund Bulanda, 
Bogen und Pfeil bei den Völkern des Altertums (B. 
Ankermann). 

Literary World. 1914: 
Nov. 5. Voranzeige: E. A. W. Budge gibt zwei Werke 
heraus: „The Literature of the Ancient Egyptians* und 
„A History of the Egyptian People“. — E. J. Rapson, 
Ancient India from the earliest Times to the firat Century. 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 3. 


— S. Feist, Kultur, Ausbreitung und 3 


eee ——— ũ — — — 


Mitteil. d. k. k. Geograph. Ges. Wien. 1914: 
11/12. Meyers Reisebücher: Aegypten und Sudan. 6. 
Aufl. (Dr. E. G.). 

Neue kirchliche Zeitschrift. 1915: 

XXVI 2. Wilhelm Caspari, Die Nachrichten über Heimat 
und Hausstand des Propheten Hosea und ihre Verfasser. 

Nordisk Tidsskrift for Filologi. 1914: 

4. R. III 3. E. Täubler, Imperium Romanum (A. Roeder). 
— F. Fischer, Thucydidis reliquiae in papyris et mem- 
branis Aegyptiacis servatae (H. Roeder). — A. C. Clark, 
The primitive Text of the Gospels and Acts (A. Rass- 
mussen). 

Quarterly Review. 1914: 

December. P. F. Martin, The Administration of the 
Sudan. — G. F. Abbot, A Revolt of Islam? 
Revue des Deux Mondes. 1914: 


Decembre. E. Daudet, La Tanisie. 
Sitzungsber. d. Kgl. Bayr. Ak. d. W. 1914: 
Dezember. von Bissing legt eine Reihe von Ergebnissen 


seiner gemeinsam mit Dr. Kees durchgeführten Unter- 
suchungen: Ueber die Reliefs vom Sonnenheiligtum des 
Königs Rathures (U-noser-re) der V. Dynastie vor. 

Teologisk Tidsskrift. 1914: 
3. R. V 4. *R. Seeberg, Der Ursprung des Christus- 
glaubens (F. Torm). 
Tilskueren. 1914: 

J. Ostrup, Islam og Verdenskrigen. 

Ymer. 1914: 
R. Hennig, Die Hauptwege des Weltverkehrs (8. 
Samuelsson). 
Zeitschrift f. d. Alttestamentl. Wiss. 1914: 
K. Budde, Elä toldoth. — H. Gressmann, Die 
literarische Analyse Deuterojesajas. — 8. Daiches, 
Exegetische Bemerkungen IV. — J. Béhmer, Golgatha 
ein alttestamentlicher Name. — K. Albrecht, Der Juda- 
spruch Gen. 49. 

Zeitschrift fiir katholische Theologie. 1914: 
3. J. Stiglmayr, Synesius von Kyrene, Metropolit der 
Pentapolis. — Uebersichten: Patrologia orientalis, von 


Nov. 


J. Linder. — *L. Murillo, El Génesis (J. Lindner). — *H. 
H. Lammens, Historisch-kritische Untersuchungen über 


die Quellen des Islam (H. Bruders). 


Zeitschrift für Kolonialsprachen. 1914: 


IV 4. H. Rehse, Eigentümlichkeiten in der Sprache der 


Bazinza in Ostafrika. — D. Westermann, Die Grussi- 
sprachen im westlichen Sudan. 

Zeitschrift f. vergl. Rechtswissenschaft. 1916: 
32. B. 3. H. Josef Kohler, Babylonische Briefe. 


Zur Besprechung eingelaufen. 


* bereits weitergegeben. 


'*Arno Poebel: Historical Texts (Univ. of Pennsylv. The 


University Museum. Publications of the Babylonian 
Section Vol. IV No. 1). Philadelphia 1914. 242 8. 

*Arno Poebel: Historical and Grammatical Texts (Univ. 
of Pennsylv. etc. Vol. V). Piladelphis 1914. 126 Pl. 

Arno Poebel: Grammatical Text (Univ. of Penneylv. ete. 
Vol. VI I). Philadelphia 1914. 122 8. 

*Wilhelm Bacher: Tradition und Tradenten in den Schulen 
Palästinas und Babylons. Leipzig, 1914, Gustav Fock. 
XI und 704 8. 16 M. 

Eduard König: Hebräische Rhythmik. Halle a. S., Bach- 
halg. d. Waisenhauses, 1914. VIII und 768. 2 M. 

*Palästinajahrbuch 1914. 10. Jahrg. 3 M. 

*Johannes Hempel: Die Schichten des Deuteronomiums 
(Beitr. z. Kultur- und Universalgeschichte, herausgeg. 
v. Karl Lamprecht. 33. 1) Leipzig, 1914, R. Voigt- 
länders Verlag. XI und 288S. 9 M. 


Mit einer Beilage von der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig. 


Verlag u. Expedition: J. O. Hinriebs’sehe Buchhandlung, Leipzig, Blamengasse 2. — Druck von Max Sehmersow, Kirchhaln N-L. 
Verantwortlicher Herausgeber: F. R. Pelser, Königsberg I. Pr, Gelts-Alles 11. 


Orientalistische Literaturzeitung 


Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient 


und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers 
Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Heiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11 


Verlag der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung, Leipzig 
8 Blumengasse 2. 


Korrekturen 


18. Jahrgang Nr. 4 e una 


nach Königsberg. — Drucksachen nach Leipzig. 
Jährlich 12 Nrn. — Halbjahrspreis 6 Mk. 


April 1915 


Sp. 113—123 


Thomsen, Peter: Kompendium der 


Inhalt. 
Krauss, Samuel: Geschichte. 1. Tl. | Palästinischen Altertumskunde, 
Abhandlungen und Notizen Sp. 97—113 Griechen u. E Net bespr. Carl Niebuhr . 115 
Hütäng, G.: Hwahzatara I . 111 mudica V), bespr. v. J. Löw. 11 

Niebuhr, Carl: Zur Glossierung im | Peters, Norbert: Des Buch Jesus Altertumsberichte . . . . . 124 
AT (Schluss)) 97 Sirach, bespr. v. F. Perles. 113 | Aus gelehrten Gesellschaften . 124 
Poebel, Arno: Eine sumerische | Rossini, Carlo Conti: Il discorso su Personelien 124 

Inschrift Samsuilunas . . . 106 | monte Coscam, bespr. v. J. Schlei- | | 9 
Schroeder, Otto: Kanaankisch ma- OP a a E a a ed tae R 122 | Zeitschriftenschau . . . . 124—127 
a lania = „Quartier, Lager“ e 105 Schwöbel, Valentin : Die Landes- Zur Besprechung eingelaufen 127--128 


natur 


Stummer, Fr.: Zur Ursprache des 
v. Arnold 


Abikarbuches . . ... 1 


alistinas. 2. Teil, bespr. 


03 | Gustave... ey 
EE 


Zur Giossierung im AT. 
Von Carl Niebuhr. 
(Schluss.) 

Es begegnet aber im AT neben der Glos- 
sierung von literarischer Fertigkeit auch eine 
solche von wesentlich bequemerer Art. Das 
Merkwürdigste in diesem Genre hätte, wenn 
anders unsere Beobachtungen darüber zutreffen, 
jemand geleistet, der den Zweiprophetenzyklus 
in den B. B. der Könige auf typische Ziffern 
hin redigierte, was aber, wie kaum erörterungs- 


bedürftig, vor der heutigen Kritik dem Wesen | 


nach als eine skrupellose Glossierung zu be- 
trachten ist. Man stelle sich ein Druckwerk 
vor, worin die meisten der vorkommenden Zahlen 
handschriftlich umgeändert sind. Diese Tätig- 
keit ist in den jetzigen Kapiteln I. Kg. 17 
(von Kap: 18 ab erst zutage tretend) bis nach 
II. Kg. 13 hinein mit grosser Sorgfalt geübt 
worden. Jedoch beschränkt sie sich auf die 
Erzählungen; ob die Arbeit vor Fixierung nun 
vorliegender Gestalt der B. B. d. Kg. geschah, 
bleibe noch unerörtert. Die chronistischen An- 
gaben zu den Königsreihen erweisen sich aber, 
wenigstens dem System des Glossators gegen- 
über, als intakt. 

Die Ziffern dieses Glossators erfordern also 
ihre Nachzählung. Wir bemerkten: 

I. Kg. 18, 4 und 13: Obadja rettet 2 x 50 
Propheten; man fragt sich, .ob einmal in Vers 6 
Achab und Obadja mit je 50 Mann auszogen. 
— 18, 19 und 23: 400 Propheten der Aschera 

97 


(die dann wegtauchen) und 450 Propheten Baals. 
— 19, 8 werden die 40 Tage und 40 Nächte 
zwar Beziehung zu den 40 Jahren Wüstenzug 
optieren, aber die Summe ist 80 und gleich 
der 40 beim Gloss. beliebt. — 19, 18: 7000 
der Rest Israels. — 20, 1: 32 Könige um Ben- 
hadad, des Gloss. „aramäische Zahl“, sozusagen, 
s. weiterhin. — 20, 15: 232 Kawassen der 
Landvögte, nämlich auf Seiten Achabs, wozu, 
wie oben, 7000 Israeliten. Entweder sind hier 
die Zahlen 200 und 32 von ganz verschiedenen 
Stellen her zusammengeraten, oder die 200 war 
ursprünglich gar kein Zahlwort. Der Kampf 
entspricht jetzt auch nicht mehr seinem Pro- 
gramm. Achab sollte wohl allein mit 32 Boten 
seiner „Landvögte“ dem Benhadad und dessen 
32 Königen gegenübertreten, also einen wunder- 
baren Sieg erfechten. — 20,16 u. 24: Nochmals 
Ben-Hadads 32 Könige und ihre Absetzung. — 
20, 29 u. 30: 7 Tage, 100000 Feinde und noch 
ein Rest von 27000 (dies Parallele zu den 7000 
Israeliten?). — 22, 6: 400 Propheten Jahwes. — 
22, 31: 32 aramäische Wagenobersten. 


II. Kg. 1, 9—14; Drei Hauptleute über je 
mit diesen vor Elia. Die Zahl 3 


iten. — 2, 7: 50 Prophetenjünger, 
ebenso V?:16—18. Das Motiv dieser letzteren 
Stelle entspricht dem Geheimnis um Mosis Grab. 
— 2, 25: 42 Kinder von Bären zerrissen (vgl. 
10, 14). — 3, 4: Tribut Moabs 2 * 100000, 
vgl. oben I. Kg. 20, 29—30. — 3, 9: 7 Tage. 
— 3, 26: 700 Mann mit Mesa. — 4, 35: Sieben- 
98 


99 


maliges Niesen. — 4, 42—44: 20 Brote für 
100 Mann. — 5, 5: 10 Kikkar Silber, 6000 
Schekel Gold, 10 Feierkleider (iiber die 6000 
s. unten) — 5, 10: 7mal im Jordan tauchen, 
s. auch V. 14. — 5, 17, 22—23: Starke Ver- 
wendung der Zahl 2. — 6, 25: 80 und 5 als 
Teuerungspreise, dagegen 7, 1: als billigere 2 u. 1. 
(7, 16 ff. eigentümlich torpide Wiederholung des 
schon Erzählten.) — 7, 13: 5 der übrigen Rosse; 
es werden aber in V. 14 zwei Wagen bespannt 
(vgl. Benzinger und Thenius dazu). — 8, 1ff. 
7 Jahre (der Bericht V. 1—6 merkwürdig, als 
sei Elisa inzwischen gestorben). — 8, 9: 40 
Kamelslasten. 

II. Kg. 10 macht, immer unter unseren Vor- 
aussetzungen gesprochen, die Schwierigkeit be- 
sonders deutlich, das Wirken dieses Glossators 
der Zeit, d. h. der literar. Reihenfolge nach, 
zu fixieren. 10, 1: 70 Söhne Achabs, dazu 
V. 6 u. 7. Die Zahl stammt nicht vom Gloss., 
denn — 10, 14: 42 Brüder Achazjas, ganz 
präzis („und liess nicht einen davon übrig“). 
— 10, 17 beweist das Fliessen einer Quelle im 
Text, welche die 70-Affäre nicht kannte. 
Auffassung war von der Kenntnis getragen, 
dass qehu selber von Omri stammte (s. unsere 
„Forschung und Darstellung usw.“, Leipz. 1905, 
S. 22 f.). — 10, 24b: Jehu beordert 80 Mann, 
Zahl des Gloss., der hier aber keine 70 weg- 
korrigiert, sondern frei einfiigt. Die folgenden 
Verse legen sehr nahe, dass die Truppenzahl 
gar nicht mitgeteilt war. Ueber die typische 
Wertung von 42 als Unheilszahl vgl. A. Jere- 
mias, Handb. der altoriental. Geisteskultur, 
S. 1581; auf die 70 kommen wir zurück. — 
10, 30: im vierten Gliede; jedenfalls unrichtig, 
da Jehu erstes Glied bleibt. Kann vom Gloss. 
herrühren, aber auch spätchronistisch sein. 

Mit II. Kg. 13, 7: 50 Reiter, 10 Wagen, 
10000 zu Fuss scheint die Fährte des Gloss. 
zu erlöschen (V. 14—25 bei „dreimal“, „fünf- 
oder sechsmal“ arbeitet er nicht mehr); über- 
dies wird die Struktur der Berichte dann bald 
rein chronistisch. 

Da keine der in diesem Zweiprophetenzyklus 
genannten Zahlen absichtlich übergangen worden 
ist?, so erlaubt eine Prüfung des Gesamtergeb- 


| ı Ebendort ist die astralmythologische bzw. zyklische 

Bedeutung aller dafür in betracht kommenden Zahlen 
dargelegt, — für das obige Thema also weitere Schlüsse 
erlaubend. 

? Genauer ausgedrückt: keine der Zahlen im Glos- 
sierungsbereich, wozu 1 Kg. 17 und 18, 1 noch nicht ge- 
hören. Feruer ist 1 Kg. 18, 30—35 als nachglossatorischer 
Eiuschub zu betrachten. Er ritualisiert das Wunder Elias 
durch die 12 Steine aus Josua 4, 2—9 bei 12maligem 
(3><4) Wasserguss, wobei die herrschende Dürre ganz 
vergessen worden ist. Die 12 Stämme hier überhaupt 
erwähnt zu finden begründet schon an sich starken Zweifel. 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 4. 


Ihre ; 


100 


nisses folgendes Fazit: Der Zahlenglossator 
vermeidet sorgfältig die Zahl 12 samt ihren 
Vierteln 3, 6 und 9, und ebenso ihre Multi- 
plikationen. Nur an zwei Stellen (II. Kg. 1, 
9—14, drei Hauptleute, 5, 5 die 6000 Schekel) 
hatte er versäumt, die Vorlage zu ändern; bei 
13, 14 ff. wäre es dem Zusammenhange nach 
kein Uebersehen mehr, ist also ein Aufhören. 
In Siebenen und Fünfen schwelgt er, bringt 
auch die 40 gern ins Spiel; 100000 ist ihm die 
beim Feinde begehrenswerte Menge. Die 8 wird 
gemieden!, aber sie ist begriffen in den 32 um 
Benhadad. Bei aller Vorliebe für die 50 muss 
Gloss. zu I. Kg. 19, 23 (450 Propheten Baals) 
doch gewusst haben, dass er 9 als Multiplikator 
nahm. Das wäre die gleiche Verwendung in 
pejus wie soeben bei der 8 (4 x 8 = „aramäische 
Zahl“, 9x50 die derBaalspriester). Es empfiehlt 
sich, über die Gründe zu dem grossen Bogen 
um die 12 herum keine einseitige Ansicht zu 
ermutigen. 


Sehr erfreulich und Achtung erweckend ist 
ein Beispiel von Glossierung aus wissenschaft- 
lichem Antrieb, das leider nur einen Text ge- 
ringen Umfanges betrifft. Das Jeremiabuch 
enthält in den Stücken 39, 1—10, 40, 7 ff. und 
41 eine Relation über die Vorgänge in Juda 
nach Jerusalems Fall, wobei Jeremia völlig 
unerwähnt bleibt. Man kann bei gesonderter 
Betrachtung dieses Teils nicht umhin, einen 
exkulpierenden Bericht darin zu erkennen, der 
für Babylon bestimmt war. Keine Spur von 
Sympathie mit Judas Schicksal spricht daraus, 
sondern es wird betont, dass grosse Loyalität 
herrschte, dass namentlich die Führer der un- 
bewältigt gebliebenen kleinen judäischen Be- 
satzungskorps dem Eroberer Treue hielten: eine 
gewagte Versicherung, vgl. dann 43, 2 ff. Die 
den Bericht umlagernde Jeremia-Erzählung lässt 
ihn gelten; um so interessanter ist, dass gerade 
deren Enklave (39, 11 ff, 40, 1—6) die Be- 
freiung des Propheten in zwei einander stark 
widersprechenden Versionen enthält. Ganz ab- 
zuweisen wäre also nicht, dass 40, 2—6 
(V. 1 vielleicht versprengt; Jahwes Wort bleibt 
aus) wegen seiner einleuchtenderen Darstellung 
dem Glossator angehörte, aber die unbefangene 
Ignorierung Jeremias zuvor wie nachher hält 
doch Bedenken gegen solche Annahme wach. 


Die ersten zwei Glossen entsprechen Stellen 
aus der Parallelerzählung am Schlusse von 
II. Kg.; die Daten der Belagerung Jerusalems 
Jer. 39, 1 und 2 kommen hinzu, ferner ebd. 
6 und 7 das Schicksal Zedekias. Die Erwähnung 
des Urteilspruches genügte: sonst, und in einem 


1 80 ist immer als 2 >< 40 gefasst. 


101 


Bericht nach Babel würde man keine Ausmalung 
erwarten. „Im Lande Hamath“ V. 5 glossiert 
eine nähere Orientierung. Sodann ist Jer. 
40, 15 f. bereichernde Glosse zu V. 13f., wo 
Gedaljas eigne Mitschuld an dem Unheil schon 
klargemacht war. Es handelt sich um spezielle 
Rechtfertigung des Jochanan, die auf Kenntnis 
von einem späteren Schriftwechsel in seinem 
Interesse zu führen scheint. — Jer. 41, 1—4 
macht der Vorstellung einige Schwierigkeiten, 
denn eigentlich ergäbe sich ein Heldenstück 
Ismaels. Auch im Original steckte hier ver- 
mutlich die schwache Stelle der wahrhaftigen 
Relation für misstrauische Gewalthaber in der 
Ferne. Die folgende Episode ist bemerkenswert 
wegen Zahlenspiels (V. 8). 80 Mann sind ge- 
kommen und getötet, da kaufen sich noch zehn 
frei, dass nur 70 Tote bleiben. Denn auch 70 
ist eine typische Zahl für umkommende Menschen. 
Wir fanden sie vorhin II. Kg. 10, 1 passim, 
sie erscheint ebenso Ri. 9, 5: „70 Mann auf 
einem Stein“ (getötet), und auf der Panamu- 
Inschrift von Sendschirli Z. 3 (vgl. OLZ 1898, 
Sp. 379 f.). Jer. 41, 9 bietet wiederum eine 
gelehrte Anmerkung: es ist der von König Asa 
gegrabene Brunnen, wo dies geschah. Ebenso 
V. 12: Ismael wird bei dem berühmten Teiche 
von Gibeon (II. Sam. 2, 13) eingeholt; eilige 
Flucht ist in beiden Fällen das Vergleichungs- 
motiv. Mizpas Lage ist zwar nicht genau bekannt, 
aber Ismael wollte schwerlich fechten, sondern 
ostwärts entweichen, und da sieht es nicht aus, 
als hätte er sich ungedeckt nach Gibeon be- 
geben. Aber der Stadtname muss wohl das 
Stichwort für die Erinnerung an den Teich ge- 
boten haben. V. 17 ist Kimhams u (yeßr- 
ow? yapaap) nahe Bethlehem ein Zeugnis des 
gleichen antiquarischen Bestrebens, vielleicht 
eine gute Notiz über den Verbleib oder die 
Ausstattung des Kimham II. Sam. 19, 38. Die 
judäischen Detachements werden überhaupt 
während der Belagerungszeit Jerusalems im 
Süden gestanden haben, und sie sammeln sich 
nun dort. 


Neben einer so schätzenswerten Art der 
Glossierung fehlt im AT nicht deren Wider- 
spiel, die inhaltsleere Stilübung, die einen ein- 
fachen Text durch Wortschwall zu verschönern 
meint. Wir haben ihr umfangreiches Beispiel 
in „Studien und Bemerkungen z. Gesch. d. alten 
Orients“ (Leipz. 1894) S. 30 ff. zergliedert und 
sind heut wie damals überzeugt, dass ihm, — 
es ist Ri. 17—21, — der Preis für Glossierungs- 
breite nicht vorenthalten werden kann!. Die damals 

1 Da ein Grenzstreit über den Bereich der Begriffe 


Glossierung, Redaktion und Quelle nicht ausgeschlossen 
sein wird, so sei zugleich auf S. 1—29 obengenannter 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 4. 


102 


ee u — — — — 


beigefügte Quellenuntersuchung hat so wenig 
Beachtung gefunden wie das ganze Unternehmen; 
daher bedarf es zunächst auch keiner Eilfertig- 
keit in bezug auf Nachkorrekturen, die im 
Laufe zweier Jahrzehnte fällig werden mussten. 
Nur sei bemerkt, dass jetzt die Unbefangenheit, 
mit der wir vom Propheten Hosea schlechtweg 
als einer der Quellen sprachen, nebst einigen 
Konsequenzen davon nicht mehr aufrechtzu- 
erhalten ist. Hier hat sich eine Erweiterung 
des Gesichtsfeldes vollzogen durch F. E. Peisers 
vor kurzem erschienene Studien zu Hosea!, die 
überdies geeignet sind, dem uns augenblicklich 
beschäftigenden Thema eine sachlich sehr will- 
kommene Ausdehnung über rein historische 
Texte hinaus zu gestatten. Freilich können 
wir, an dieser Stelle nur mit mehr oder weniger 
Eigenem aufzuwarten verbunden, Peisers Arbeit 
auch nicht in Form einer Wegebeschreibung 
nachskizzieren, und bis zum ultra Peiserum ` 
sapere wird man wohl überhaupt gute Zeit 
brauchen. Hingegen bietet das kritische Ver- 
fahren des Gelehrten bei der Glossenausschei- 
dung Anlass zu etlichen kurzen Bemerkungen, 
die obne seine Arbeit kaum naheliegen würden. 
Wesentlich anders als im historischen bzw. 
historiographisch gemeinten Teile des AT stellt 
sich die Weise und das Verfahren der Glos- 
sierungen in den spezifisch prophetischen und 
poetischen Büchern dar. Steht in diesen Glossen 
zuweilen — man nehme Peisers „Hosea“ ge- 
rade daraufhin genauer durch — ein gewisser 
Eigengehalt an Ideen oder Vorstellungsbildern, 
so ist das alles doch Mitnahme aus dem Reichtum 
einer daneben vorhanden gewesenen Literatur. 
Wahrscheinlich würden die erprobtesten Mittel 
moderner analytischer Methoden versagen, er- 
zwänge es sich bei einem dieser Texte als ge- 
gebene Möglichkeit, dass ein Grösserer oder 
doch eine stärkere Hand über die ursprüngliche 
Vorlage geraten sei. Wir beharren da bei der 
lücklicherweise seit alterserhärteten Erfahrung, 
ass der Weih sich nicht ins Taubennest setzt. 
Bleibt man jedoch beim Menschen, dem Wandel 
der Zeitläufte und den von letzteren zuweilen 
bedingten Eigentümlichkeiten literarischer Ver- 
lautbarung, dann hätte das AT sogar besondere 
Chancen fürbesagte Anomalie.— Fernerwurdedie 
kleine und entsprechendermassen glossierungs- 
freudige ältere („vorkanonische*) Leserschaft 
der prophetischen usw. Stücke nicht allein durch 
positives Mehrwissen, sondern auch durch ihren 
Sentenzenschatz, selbstihren zufälligen Vorratan 


Arbeit verwiesen, die an Ri. 6—8 u. a. zu demonstrieren 
unternahm, welche Charakteristica mit dem Vorliegen 
ineinanderredigierter, einst aber inhaltlich differierender 
Quellen auftreten. 

2 Vgl. OLZ Juni 1914, Sp. 254 ff. 


103 


Floskeln dazu eingeladen, das betreffende Exem- 
plar nach Lust zu verbreitern. Zahlreich genug 
sind für uns die Einzelstellen, wo eine nunmehr 
indifferente Originalaussage einen zwar ab- 
weichenden, aber an sich ebenso indifferenten 
Nachsatz (Vordersätze sind noch übler)empfangen 
hat, wo eine fernab wieder vorkommende Aus- 
sage hier in „besserer Lesart“, d. h. inhalts- 
voller, pointierter, definierter erscheint. Und 
es werden häufig Glossen sein, die den Kritiker 
notwendig beeinflussen, die ihm zur Logik 
machen, was nur die Voraussetzung des Milieus 
seiner Denkweise ist. 

Im Falle des Hoseabuches konnte Peiser 
dem Ariadnefaden des Metrums nachgehen, das 
die leitenden Gleichris- und Mahnreden inne- 
halten. Spricht irgend etwas für den Wert 
seiner Ergebnisse, so ist es der Umstand, dass 
ihn auch hierbei die gesunde Skepsis keines- 
wegs verliess. Kann der Erfolg am Stoffe mit 
Recht beruhigen und ermutigen, — die gewal- 
tige Menge des Abfalls und der Einschubsätze 
wird noch vielfältiges Nachsieben erfordern, 
wenn für die Jahrhunderte, die der Reihe nach 
in Frage kommen, jede kritische Zuweisung im 
einzelnen vollzogen wurde. 

Das wäre ein Stück der Forschertätigkeit, 
die jener schwierigere Teil des AT in Anspruch 
nimmt, und die unter „gesicherten Voraus- 
setzungen“ überkommener Art nicht befriedigend 
geleistet werden kann. Auch hier aber, hier 
erst recht, besteht die einzige Möglichkeit, über- 
haupt durchzudringen, in Anerkennung des 
Glossatorischen allen Beiwerks und aller ein- 
geschobenen Nebentexte. Selbst wenn einer 
dieser letzteren sich weiterhin als ein Ganzes 
oder annähernd als solches herausstellen sollte, 
— was kein häufiger Fall sein wird, — behält 
das grundsätzliche Verfahren der Textkritik seine 
Giltigkeit. Denn es schützt vor jenen für me- 
thodisch gehaltenen Irrwegen, die, gleich anfangs 
eingeschlagen, in der Regel allen Aufwand von 
Mühe vergeblich machen. 


Zur Ursprache des Ahikarbuches, 
Von Fr. Stummer. 

Seit R. Smend (Theol. Lit.-Ztg. XXXVII 
[1912] 392) und A. Schollmeyer (Theologie 
und Glaube IV [1912] 660 f.) das Vorkommen 
des babylonischen Gottes Šamaš in den von 
Sachau veröffentlichten A hikarfragmenten aus 
Elephantine festgestellt haben, hat die Annahme 
hohe Wahrscheinlichkeit für sich, dass, wie die 
Heimat des Achikarromans Babylonien ist, so 
auch seine urspriingliche Abfassung in der 
Sprache Babels erfolgt sei. Im Nachstehenden 
seien einige Beobachtungen mitgeteilt, die diese 
Vermutung noch weiter stützen. 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 4. 


104 


Scan 22 in Pap. 50, 1. 7 dürfen wir wohl als 
Akkadismus bezeichnen, da das echt aramäische 
Wort für „Tor“ nicht 32, sondern yan ist (so 
Pap. 51, 13 vgl. Dn. 2, 19; 3, 26). 

Pap. 52, 7 wird Abikar als "me N Man be- 
zeichnet. Dies erinnert an die Bezeichnung des 
Eponymus Sin-Sar-usur als aba mati (vgl. die 
Eponymenliste bei C. H. W. Johns in PSBA 
XXXVI (1914) 186. 

Pap. 54, 12 heisst es "pm 5x 7325 p3 NWI. 
Sachau hat (Aramäische Papyrus und Ostraka 
S. 165) ganz richtig übersetzt: „Ueber das Viel 
von Söhnen soll sich dein Herz nicht freuen“. 
Aber die Konstruktion im Aramäischen ist 
hart. Man würde ein Substantiv statt eines 
Adjektivs erwarten. Es sieht so aus, als habe 
der aramäische Uebersetzer den st. c. ma’ad 
von ma’du Menge mit dem Adjektiv ma’adu 
konfundiert. 

Pap. 55, 5 haben wir den Ausdruck Gr 
prox „geliebt von Gott“, „Liebling Gottes“ 1. 
Diese Konstruktion ist im Aramäischen unge- 
wöhnlich, da es für gewöhnlich 5 Cp heisst, 
wie z. B. Pap. 53, 14, wo wir op no lesen. 
Im Syrischen sagt man (e SL asus. Dagegen 
erklärt sich obige Ausdrucksweise, sobald wir 
sie als Uebersetzung des akkadischen narùm 
ilani fassen. 

Pap. 55, 7 haben wir das Wortspiel: rr 


SO lei: mp yD Oy ROD tie sl „Einen 
Löwen gibt es nicht im Meere, darum nennt 


man das Boot? x35“. Im Aramäischen ist das 
Wortspiel zerstört. x gibt zweifellos assy- 
risches labbu wieder. EinHomonym zu letzterem 
Wort, welches „Boot“ o. ä. bedeutet, ist aber 
meines Wissens nicht bekannt?. 

Pap. 55, 15 ist die schwierige Stelle: wx 


min dd NY dy Moy usw. Eine befriedigende 
Erklärung ist noch nicht gelungen. Siehe 
darüber meine Schrift „Der kritische Wert der 
altaramäischen Ahikartexte aus Elephantine 
[Alttest. Abh. V 5, Münster 1914] S. 24 f., wo 
ich Grimmes Erklärungsversuch als den relativ - 
besten bezeichnet hatte. Seine Uebersetzung 
„(Wenn die Augen der Götter auf einem 


2 Oder „geliebt von den Göttern“, „Liebling der 
Götter“, wenn man so will. 

* So möchte ich jetzt mit Montgomery (OLZ XV 
(1912) 536) übersetzen (vgl. ass. kuppu Kasten, und das 


a? no 
modern-babylonische %45), während ich früher mit Ep- 


stein „Flut“ übersetzt hatte. (Der kritische Wert der 
altaramäischen Ahikartexte aus Elephantine [Alttest. 
Abh. V 5, Münster 1914], S. 23.) t 

[* Darf an elippu in diesem Zusammenhang gedacht 
werden? Das würde auf Verkürzung im Munde der in 
Babylonien hausenden Fremden deuten, ferner auf baby- 
lonische Aussprache des p als b. F. E. P.] 


105 


Menschen ruhen,) so durchquert (gp D einer 
einen Wald in der Finsternis“ (OLZ XIV (1911) 
535 f.) würde sich aber nur erklären, wenn man 


annimmt, dass der Uebersetzer mit Tut eine 


Form von assyrischem n>53 IV 1 etwa ibbalkat 
wiedergeben wollte, ein Verbum, das ja vom 
Durchqueren von Gebirgen usw. gebraucht wird 
und in III 1 und IV 2 (auch in IV 1 in Ver- 
bindung mit uşşurtu) losreissen, durchbrechen, 
entzweibrechen bedeutet, während die Grund- 


bedeutung von my eine ähnliche ist: nämlich 
„spalten“. Diese Verwandtschaft der Bedeutung 
der beiden Stämme würde die Wahl des Wortes 


moy bei einem flüchtig arbeitenden Uebersetzer 
wohl erklären. Doch kommen wir hier vorläufig 
über Vermutungen nicht hinaus. 

Pap. 56, 1 lesen wir MTY MD CIR mob. 
Es ist jetzt wohl allgemein anerkannt, dass das 
heisst: „dass ihm nicht etwa Gott zu Hilfe 
kommt“. Aber die Präposition 3 vor "rr ist 
schwierig. Grimme (OLZ XIV (1912) 536) 
vermutete ein sog. 3 essentiae, was aber auch 
nicht befriedigt. M. E. ist diese Konstruktion 
aus dem Aramäischen überhaupt nicht zu er- 
klären. Sie wird aber sofort verständlich, wenn 
wir uns erinnern, dass „zu Hilfe kommen“ im 
Assyrisch-Babylonischen aläku rêşússu heisst. 
resüssu steht für ana resütisu, könnte aber an 
und für sich auch für ina rögütisu stehen. Der 
aramäische Uebersetzer des alten Ahikarbuches 
hat ein in seiner Vorlage stehendes régussu 
fälschlich in ina régutisu aufgelöst und mit 
mya wiedergegeben. 


Kanaanäisch malania = „Quartier, Lager“. 
Von Otto Schroeder. 

In dem Amarnatexte VAT 1679 (VAS XI 
Nr. 187) findet sich zweimal das Ideogramm 
ŠI. MALI. Nach Briinnow Nr. 9311f. ist 
SI.MAL, sumerisch igi-gä(n) zu lesen (De- 
litzsch, Sumerisches Glossar S. 20), = bard, 
häru „sehen“. Hier aber ist beidemal eine 
Glosse beigefügt, die nach Knudtzon (VAB II 
Nr. 337) ma-at-ni-a lautet. Nun ist der Text 
in jenem Typus der Keilschrift geschrieben, 
den wir als „hettitisch“ bezeichnen, und der 
die recht unangenehme Eigentümlichkeit hat, 
dass of und la fast die gleiche Form haben. 
Man vergleiche in meiner Autographie Z. 17 
ji-il-ma-ad mit dem angeblichen of von Z. 21 
(in Z. 9 ist leider gerade der die Unterscheidung 


D Freilich müsste dann dem Uebersetzer auch zu- 
emutet werden, dass er résissu, Acc. bei Verben der 
wegung, mit rösütüsu, loc. wie sadüsu, verwechselt 
habe. Auch dieser Fall würde für ein Studium des Neu- 
sonen im Munde Fremder in Frage kommen. 
. E. P.] 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 4. 


106 


ermöglichende Anfang des Zeichens zerstört), 
dann wird deutlich, dass die Glosse ma-la-ni-a 
lautet. Dieses Wort könnte Wiedergabe eines 
vom Stamme yo gebildeten Wortes ähnlich he- 
bräisch pop, yd sein, also etwa „Unterkunft, 
Quartier, Nacht-) Lager“ bedeuten; pp ist direkt 
militärischer Fachausdruck dafür, vgl. Jos. 4, 
3. 8; Jes. 10, 29. 

Setzt man diese Bedeutung in unserem Text 
ein, so lautet die erste Stelle: — 12 „der König, 
mein Herr hat mir befohlen: Mach Quartiere 
zurecht für die Truppen (pidäti) des Königs 
....“ Hiziri nimmt nun an, dass der Pharao 
selber die Truppen ins Feld begleite; daher 
sagt er: 18—28 „.. .. siehe, so habe ich zurecht- 
gemacht grosse Quartiere für die Truppen des 
Königs 8 

Betreffs des Ideogramms möchte ich noch 
darauf hinweisen, dass VAT 1650 Rs. 6 (VAS 
XI Nr. 168; VAB II Nr. 295) ein . ŠJ, MAL 
vorkommt, der nebst 50 Soldaten zum Schutz 
einer Stadt angefordert wird; also offenbar eine 
Offiziersstellung innehat. Ist vielleicht die auf 
das Ideogramm folgende Erläuterung in bel 
[ma-la-ni-a] = „Wachthabender“ oder dgl. zu 
ergänzen? 


Eine sumerische Inschrift Samsuilunas. 
Von Arno Poebel. 

In meinen soeben erschienenen Historical 
and Grammatical Texts! habe ich unter Nr. 101 
eine sumerische Inschrift Samsu-ilunas ver- 
öffentlicht. Sie lautet in Umschrift und Ueber- 
setzung: 


Kol. 1. 
Anfang fehlt. 

EE alis Sama 
Kam mit seinem strahlenden 
[mu-u]n-Si-[in-] f tees 

bar-Jra-a (?) geblickt hatte, 
egw von Sippara, 


1 Die Publikation, fir die ich den Gesamttitel Histo- 
rical and Grammatical Texts chiefly from Nippur ange- 
setzt hatte, ist beim Ausbruch des Krieges vom Univer- 
sititsmuseum in Philadelphia in drei unfertigen Banden 
unter den getrennten Titeln Historical and Grammatical 
Texts, Historical Texts und Grammatical Texts veröffent- 
licht worden. Mir ist es nicht nur, wie im Vorwort 
angegeben, nicht vergönnt gewesen, die letzte Korrektur 
zu lesen, sondern auch die während der drei ersten 
Kriegsmonate von Eisenach abgesandte vorletzte Kor- 
rektur samt dem darin eingearbeiteten Material ist nicht 
mehr benutzt worden. Dieses letztere, eine Verbesserung 
der überaus zahlreichen, oft sehr störenden Druckfehler, 
Verweise, den Katalog der Tafeln, die Liste der ge- 
brauchten Abkürzungen, den Index der Transkriptionen 
usw. werde ich somit erst nachträglich geben können. 

? Möglich wäre vielleicht auch [igi-hül-lja[-na]. 


bald-bi dü-ü-de 
Zeie e 
[ki-b]i- gi-gi-de 
[IGI-]E-n{i}r-gigun- 
na-mah-a-ni 
[sag]-bi an(a)-gim 
il-i-de 
dut]u 480 -nir-da- bi 
Vi dur-azag] !- ne- 


ne- 


10 


B ]. E-bab- 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 4. 


der. . . Stadt, seinem 


die Mauer zu erbauen, 
E-babbara 
wiederherzustellen, 
die Ziqqurrat, sein hei- 
liges Giguna 
himmelgleich auf- 
zurichten (und) 
amas und Aua 
inihre heilige(n) Wohn- 
stätte(n) 
zu Jubel und Herzens- 
freude einzuführen 
durch sein unwandel- 
bares Gebot mir be- 
fohlen hatte, 
damals 


e 2 © @ © © „% @ © „% © © „% „„ o o 
e è „ ọọ e © 8 8 @ @ où O o @ @ @ „ 
e e „% ù >è © © >ù o o © 99o oo 


Ende der Kolumne fehlt. 


Kol. 2. 
Anfang der Kolumne fehlt. 


suhus-bi kalam-[ta] 
he-im-mi-[..... ] 


kur-gü-gi-[a] 
du-ga-ma hu-mu- 
[ni-....] 
10 ni d-ul-li-a-[ta] 
sig-é-babbar-[ra] 


ba-dim-m[a-a] 
lugal-igi-r[& 3-mu-] 
ne[-ir] 
15 lugal-na-[me] 
dutu ba-ra-mu[-na- 
an- |Si-in-Se-ga-a 4 
bad-zimbir(u) k. 
hu - mu - un- na- ta- 
an (?)-dü(?) 
sa-am-su-i-lu-n[a] 
ki-äg(a)-utu 
dSe-nir-da-[bi] 
lugal-kal(a)-ga 


20 


meine Feinde, fürwahr, 

mit Stumpf und Stiel 
vertilgte ich ausdem 
Lande, 

alle Länder, fürwahr, 

machte ich meinem Ge- 
bote gefügig. 

Was seit alters, 

da der Backstein von 
Ebabbara 

gemacht worden war, 

unter den Königen, 
meinen Vorgängern, 

keinem Könige 

Šamaš je gestattet hat, 


nämlich dass er die 
Mauer von Sippar 

ihm (neu) baue(?), 

(mir,) Samsu-iluna, 

dem Liebling desSamas 

und der Aua, 

dem gewaltigen Konig, 


— 


lugal-kä-dingir!- 
ral 
25 [lugal i ub-dſa-lim- 


mu- ba 


108 


König von Babylon, 


König der vier Welt 
gegenden, 


Ende der Kolumne fehlt. 
Kol. 3. 
Anfang der Kolumne fehlt. 


8 mlu- ni 
zlimbir(u) n 
bad-bi 
[mi-]ni-[dū] 
5 é-babbar-ra [ki-bi] 
im-mi-[gi] 
:  IGI-E-nir-gilgun- 
| na-]mah-ne[-ne] 
sag-bi an(a)-|gim| 
mi-ni-[il] 


dutu-dingir-..[....] 


dSe-nir-da-b[i] 
ki - dur - azag - ne- 
n[e-a] 
asilal-Sä-hül-hlül- 
la-bi-[sü] 
mi-ni-[tü] 
e-babbar-r[a] 
“Jama-Sa-ga-| bi]! 
im-mi- 
20 su-dutu-dingir 
4§6-nir-da-[bi] 
du-ga-ra im- mi- 


10 


15 


25 ki. bi-zü im- mli- gif 
bad-ba[.....-. IE 

sa-am-su[-i-lu-na] 

nam-nilr-gal 


© oœ o % © O W Y o 2 oo @© © 2 


erbaute ich, 

E-babbara stellte ich 
wieder her, 

die Ziggurrata, ibr 
erhabenes Gigunû, 

richteteichhimmelhoch 

auf, 

Samas, meinen (?). 
Gott, 

und Aua 

in ihre heilige(n) Wohn- 
stätte(n) 

zu Jubel und Herzens- 
freude 

führte ich hinein. 

E-babbaras 

gute Schutzgottheit 
liess ich darin.... 

und Ajja 

angenehm zu sein be- 
fleissigte ich mich (?), 

dieEinkünftedesSamas 

stellte ich wieder her; 

Dieser Mauer (Name 
ist): | 

„Samsuiluma, 

ee Herrschaft 


e % % O „% „% „ „„ „ 


Ende der Kolumne fehlt. 


Kol 


Anfang der Kolumne fehlt. 


[s*] geSdar-nig-si- sa 
5 [klalam- gi-en - gi- en 


ejätukul-kal(a)-ga 
....)gaz-lü-kür-e-ne 


[nam-e]n-ub-da- 
limmu-ba 


ein Szepter der Ge- 
rechtigkeit, 

welches das Land be- 
herrscht, 

eine gewaltige Waffe, 

die die Feinde zer- 
schmettert, 

die Herrschaft der vier 
Weltgegenden 


1 Azag vielleicht ausgelassen. 
? Vielleicht -ma. 

Oder 
Oder 


1 Vielleicht dlama-Sä-ga-[mu?] 
3 Oder wohl bad-[ba] mit ausradiertem, in der Mitte 
der Zeile stehenden ba. 


alil statt igi-rá. 
a-ra-mu[-un-]ši-in-š0-ga-a. 


109 


du-ri-]su ä-de 

Su (?)]-ni-Ssü hat er ihm 
10 |mu-|na-an-si verliehen. 

Von Samsuiluna ist bisher nur eine, sowohl 
in sumerischer als in akkadischer Sprache ab- 
gefasste Inschrift, welche von der Wiederher- 
stellung von sechs Kastellen handelt, veröffent- 
licht worden!. Hilprecht hat sodann Mitteilung 
von einem Terrakotta-Kegel Samsuilunas aus 
Nippur gemacht, dessen Inschrift sich auf den 
Bau der inneren Mauer von Nippur bezieht?. 
Ich selbst habe im Jahre 1909 eine genaue 
Kopie eines in der Bibliothek des Herrn 
J. P. Morgan in New York befindlichen Frag- 
mentes . einer Zylinderinschrift Samsuilunas 
für Herrn Dr. Johns in Cambridge angefertigt, 
welche letzterer meines Wissens bis jetzt noch 
nicht veröffentlicht hat. Bereits im Jahre 1906 
hatte ich ferner einen im Universitätsmuseum 
zu Philadelphia befindlichen fragmentarischen 
sumerischen Samsuilunatext in Hymnenform 
kopiert, zu welchem ich im Mai 1914 ein gut 
erhaltenes Duplikat fand, das später Dr. Lang- 
don zu veröffentlichen unternommen hat. In 
OLZ1914 Sp.501 Anm. 2 hat schliesslich Weidner 
auf ein vorzüglich erhaltenes Prisma Samsui- 
lunas aufmerksam gemacht, in dem der König 
berichtet, dass er 26 Usurpatoren bezwungen 
habe3. Die gegenwärtig besprochene Inschrift, 
welche uns auf einer aus Nippur stammenden 
Tontafel erhalten ist und die also die Kopie 
einer Originalinschrift vorstellt, ist demnach die 
zweite bisher veröffentlichte Inschrift Samsui- 
lunas. Sie handelt von der Erbauung der Mauer 
von Sippar und der Wiederherstellung des Tem- 
pels E-babbara und seines Stufenturmes. 

Diese zwei Ereignisse werden auch in den 
Datenformeln des 16. und 18. Jahres Samsui- 
lunas berichtet. Die erstere Formel lautet, so- 
weit sie bis jetzt bekannt ist: mu sa-am-su-i- 
lu-na lugal-e bäd-an-da-sä-a-zimbir(u)*.... UL-e 
mu-un-dü-a „Jahr, da Samsu-iluna, der König, 
nachdem er die mit dem Himmel (an Höhe) 
wetteifernde Mauer von Sippar erbaut 
hatte, — — —*t; die des 18 Jahres lautet: 
musa-am-su-i-lu-nalugal (Var. lugal- e) é-babba(r)- 
ra é-‘utuge zimbir“-ta Su-gibil bi-in-à (Var. bí- 
in-4-a) IGI-E-nir-gigun-na-mah-a-ni sag-bi an-šù 


dauernd auszuüben, 


1 Semitisch: Winckler, Altbabylonische Keilschrift- 
texte 74, LIH 97; sumerisch LIH 98 und 99. 

? BE Scr. D Vol. I: The Excavations in Assyria and 
Babylonia, 8. 480— 482. 

Die Nachricht stimmt vorzüglich zu dem bewegten 
Bilde der Regierungszeit Samsuilunas, das ich in BE 
VI 2 Kapitel VI (Outline of the Political History from 
Sin-muballits seventeenth Year to the End of the First 
Dynasty) auf Grund der von mir ebenda in Kapitel IV 
zusammengestellten Datenliste entworfen habe. 

* Siehe BE VI 2 S. 74 (Datenliste). 


Orientalistische Literaturseitung 1915 Nr. 4. 


110 


mi-ni-in-uS-sa „Jahr, da Samsu-iluna der König, 
nachdem er E-babbara, das Haus des Samas zu 
Sippar, erneuert und dieZigurrat, sein erhabenes 
gigunû, zum Himmel emporgerichtet hatte, —“ 1. 
Der Bau der Mauer von Sippar hat hiernach 
im Laufe des 15. Jahres Samsu-ilunas statt- 
gefunden, während die Wiederherstellung des 
Tempels E-babbara im 17. oder, was wahr- 
scheinlicher ist, im 16. und 17. Jahre gleich im 
Anschluss an den Bau der Stadtmauer von Sippar 
stattgefunden hat. Unsere Inschrift fällt dem- 
nach entweder gegen das Ende des 17. oder 
besser wohl an ës Anfang des 18. Jahres, wie 
wir gleich sehen werden. 

Besondere Beachtung verdient die Ueber- 
einstimmung der Reihenfolge der Aufzählung 
der beiden Ereignisse in der Inschrift mit der 
durch die Datenliste festgelegten chronologischen 
Reihenfolge. Diese Uebereinstimmung ist von 
grossem historischen Wert, insofern als sie uns 
das Prinzip der Verfasser der altbabylonischen 
Königsinschriften beweist, die in den letzteren 
erwähnten Ereignisse in ihrer chronologischen 
Reihenfolge aufzuzählen. Hieraus ergibt sich 
dann ohne weiteres, dass Samsunilunas Anspie- 
lung auf die Ausrottung seiner Feinde aus Baby- 
lonien (Kol. 2,5—7)? und auf die Unterwerfung 
ausserbabylonischer Länder (Kol. 2,8—9)3 sich 
auf Ereignisse vor dem 15. Jahre beziehen 
müssen. In der Tat meldet ja unter anderem 
die Datenformel des 11. Jahres die Zerstörung 
von Ur und Uruk (in dem Kampfe mit Rim-Sin), 
die des 13. Jahres die Unterwerfung von Kisurra 
und Sabum, die des 14. die Unterwerfung eines 
Usurpators, unter dessen Führung sich die Ak- 
kader, d. h. die Bewohner Nordbabyloniens, 
gegen Babylon empört hatten, wie andererseits 
auch die Datenformel des 12. Jahres die Unter- 
werfung von Fremdländern berichtet, die von 
Samsuiluna abgefallen waren. Hinsichtlich des 
letzteren Ereignisses beachte man, dass in un- 
serer Inschrift wie in der Datenformel des 12. 
Jahres der gleiche Ausdruck kur-gü-si-a vor- 
kommt, wie ja überhaupt die Datenformeln hin- 
sichtlich der Ausdrucksweise eine weitgehende 
Uebereinstimmung mit den sich auf den gleichen 
Gegenstand beziehenden königlichen Inschriften 
bekunden. Vergleiche z. B. noch IGI-E-nir- 
gigun-na-mah-a-ni in unserer Inschrift und in 
der Datenformel des 18. Jahres. Der eben er- 
wähnte Umstand beweist, um dies beiläufig zu 
bemerken, dass auch zur Zeit der altbabylo- 
nischen Könige genau wie später zur Zeit der 
Assyrerkönige die Hofschreiber einen gewisser- 
massen offiziellen Annalentext der Ereignisse 


1 Siehe ebenda 8. 76. 
’ Kalam „das Land“ = Babylonien. 
Kur „Länder“ = „fremde Länder“. 


111 


eines jedes Jahres schufen, dessen Wendungen 
sie auch mehr oder minder getreu bei der Ab- 
fassung der Inschriften verwendeten. Wirwerden 
aus eben diesem Grunde aber auch annehmen 
dürfen, dass die Ereignisse, welche in unserer 
Inschrift nach der Wiederherstellung des Tem- 
pels berichtet sind, nämlich die Einführung des 


amas und der Aua in ihre Wohnstätten im 
Tempel, die Etablierung der guten Schutzgott- 
heit in E-babbara, und die Wiederherstellung der 
Einkünfte des Tempels, auch in der Fortsetzung 
der Datenformel des 18. Jahres berichtet waren. 
Möglicherweise ist die feierliche Einbringung 
der beiden Gottheiten gar das Ereignis, das 
am Neujahrstage des 18. Jahres stattfand und 
das daher dem Jahre seinen Namen gab i. 

Die Erbauung der Stadtmauer von. Sippar 
und die Wiederherstellung des Tempels Ebabbara 
setzt voraus, dass Stadt und Tempel vorher 
zerstört waren. Dies ist wohl im Laufe des 
Aufstandes in Akkad geschehen, von welchem 
die Datenformel des 14. Jahres berichtet. 

(Schluss folgt.) 


Hwahsatara Il. 
Von G. Hüsing. 


Wie wir im vorigen Abschnitte? zeigen 
konnten, handelte die für Herodotos I 103 ff. 
benützte Quelle von Kuaxares I., der vor 606 
bereits gestorben ist, während I 73 den gleich- 
namigen vorletzten Mederkönig meint, den Zeit- 
genossen des Walweiates von Lüdien. Sie sind 
miteinander zu einem Könige ausgeglichen durch 
den Ein- und Unfug, dass der zweite Kuaxares 
in I 73 als Sohn des Fraortes, Sohnes des 
Deiokes“ glossiert wird, während die ent- 
sprechende Glosse in I 103 von Kuaxares I. 
behauptet, er sei derselbe, der die Sonnenfinster- 
nis-Schlacht gegen die Liider schlug. 

Was erfahren wir nun also von Kuaxares- 
Hwahsatara II. aus Herodotos I 73? Zunächst 
die Geschichte von den Skuten, die als Schütz- 
linge zu ihm kommen — ihre „Herrschaft“ über 
Asien ist ja vorüber —, und die endlich einen 
der Mederknaben, die von ihnen die Sprache 
der Skuten () und das Bogenschiessen erlernen 
sollten, dem Könige gebraten vorsetzen und 
dann zu Walweiates fliehen. Dessen Weigerung, 
sie herauszugeben, führt dann zum Kriege 
zwischen Hwahsatara II. und Walweiates. 

Die Geschichte mit den Skuten wird niemand 
ernst nehmen können, da der gebraten dem 
Könige vorgesetzte Knabe in einer anderen 
Quelle (I 119) als Sohn des Arpagos vom Meder- 


1 In diesem Falle müsste die Inschrift an den An- 
fang des 18. Jahres fallen. 
” OLZ 1916 Sp. 33 ff. 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 4. 


112 


könige dem Vater gebraten vorgesetzt wird und 
auch sonst aus dem Mythos zur Genüge bekannt 
ist. Ihr Witz musste darin liegen, dass der 
Knabe der Sohn des Kuaxares selbst wäre, und 
der Skuten, von denen hier die Rede ist, waren 
wohl nur drei, nämlich drei Brüder, oder gar 
nur zwei, und natürlich Fürsten, vielleicht 
Nachkommen des Maduas. Doch berührt uns 
hier diese Frage nicht weiter: möglich, dass 
man sich solche Geschichte als äusseren Anlass 
zum Kriege erzählte, möglich auch, dass in 
diesen Anlass wirklich Skuten verwickelt waren 
— wir können keine Weltgeschichte daraus 
prägen. 

Eher ist zu glauben, dass dieser Krieg schon 
fünf Jahre gewährt hatte, als im 6. Jahre eine 
Schlacht wegen einer Sonnenfinsternis ins 
Stocken geriet und abgebrochen wurde. 

Diese Finsternis würde uns also das Datum 
der Schlacht sichern, und es ist kein Wunder, 
dass man immer wieder und zwar schon im 
Altertume gesucht hat, das Jahr dieser Finster- 
nis zu bestimmen. Dieses Problem war ein 
Lorbeerbaum, der jederzeit Früchte trug, und 
spätere Geschlechter werden sich die Frage 
vorzulegen haben, warum man ihm eine so be- 
merkenswerte Kritiklosigkeit entgegenbrachte, 
und ob der Ausdruck Thukydides-Theologen 
nicht doch zu enge gefasst war. 

Herodotos, unsere einzige Quelle, berichtet 
I 74, dass der dieser Schlacht folgende Friede 
durch Aaßvynros von Babylon gestiftet wurde. 
Dann kann natürlich nur „Nabunetos“ gelesen 


|werden, und dieser König kam 556 auf den 


Tbron. Also kann die Schlacht nicht 585 fallen 
und nicht 610. 

Wenn nun die Sonnenfinsternis vom 19. Mai 
557 mittags für das südliche Kleinasien total 
war, so ist damit die Unterlage geschaffen, auf 
der man dem Herodotos seinen Bericht glauben 
kann, und die Sache erscheint dann wohl so 
klar, dass man sich fragt, wie man diese Er- 
kenntnis umgehen konnte. 

Obgleich die Zahlen für die Mederkönige 
bei Herodotos längst als „gefälscht“ anerkannt 
sind, hat man weiter mit ihnen gerechnet. Ob- 
gleich ein vor 606 gestorbener König um 585 
nicht mehr leben kann — er starb wohl auch 
vor 610 — liess man ihn in diesem Jahre eine 
Schlacht schlagen. Obgleich das einzige festere 
Datum bei Herodotos in der Erwähnung des 
Nabuned zu suchen war, deutete man diesen 
hinaus: es konnte nur die Frage sein, ob sein 
Name durch den des Nabupalossor oder des 
Nabukudrossor zu ersetzen sei, je nachdem man 
sich für 610 oder 585 entschied. 

Freilich steht bei Herodotos I 188 heute 
die Glosse zu lesen: „der Labunetos hiess wie 


118 


sein Vater und König war über die Assürer“ 
— eine der deutlichsten Glossen, die mir bisher 
vorgekommen sind. Aber selbst wenn man das 
nicht erkannte: an unserer Stelle ist doch nur 
von einem Könige dieses Namens die Rede, 
und wenn Herodotos deren zwei angenommen 
hätte, darn hätte er doch wohl gesagt, welchen 
von beiden er meine. Aber er kennt über- 
haupt nur einen, der auch I 77 erwähnt wird, 
wo Nabunetos, wie doch Herodotos selbst offen- 
bar geschrieben hat, als Zeitgenosse des Kroisos 
niemand anders ist als — Nabuned. 

Das sind alles Dinge, zu deren Richtig- 
stellung man eigentlich die Keilschrifttexte nicht 
gebraucht hätte, und ebenso wenig das Datum 
der Finsternis. Bereits vor acht Jahren habe 
ich (in OLZ 1907 Sp. 23) aber betont, dass 
Kroisos erst 555 auf den Thron kam und der 
letzte Mederkönig erst 553, nach Ausweis keil- 
inschriftlicher Zeugnisse!. Also regierte Wal- 
weiates bis 555, HwahSatara II. bis 553. Dazu 
stimmt die Angabe des Herodotos, nach der 
beide um 556, wo Nabuned zur Herrschaft 
gelangt, noch leben! Walweiates gibt beim 
Friedensschlusse dem Sohne seines Gegners 
seine Tochter zur Frau: Astuwega II. heiratet 
die Aruanis. Auch diese Angabe ist durchaus 
glaubwürdig, und so wird es auch die der Finster- 
nis-Schlacht sein, und jedenfalls fällt in die 
vorauszusetzende Zeit wirklich die gesuchte 
Sonnenfinsternis. 

Wesentlich anders sieht es mit der Frage 
aus, ob Thales diese Finsternis vorausgesagt 
habe. Wenn er es konnte, dann muss er ein 
Gott gewesen sein. Mir scheint aber, die Stelle, 
die ihm diese Voraussage zuschiebt, ist gleich- 
falls eine in den Text gerutschte Fussnote, 
und solange wir nicht wissen, ob sie wenigstens 
von Herodotos selbst herriihrt, glaube ich sie 
aus dem Spiele lassen zu müssen. Einen Einfluss 
auf unsere Erkenntnis der geschichtlichen Vor- 
gange hat diese Thales- Verfinsterung gewiss 
nicht. 

Das Weiseste aber ist die Zeit, und was 
sie noch nicht heraus gebracht hat, das wird 
sie noch ermitteln. 


Besprechungen. 


Norbert Peters: Das Buch Jesus Sirach oder Eo- 
clesiasticus übersetzt und erklärt. (Exegetisches 
Handbuch zum AT horausg. von Johannes Nikel, 
25. Bd.) M.8—; geb. M.9 20. Münsteri. W., Aschen- 
dorff, 1913. Bespr. v. F. Perles, Königsberg i. Pr. 


Das vorliegende Werk reiht sich würdig 
den früheren auch an dieser Stelle? besprochenen 
Sirach-Publikationen des Verfassers an. 


ı Vgl. OLZ 1914 Sp. 60 ff. 
7 OLZ 1902, 488 fl.; 1905, 454. 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 4. 


ES A 


114 


bietet einen auf durchaus selbständiger Forschung 
beruhenden Kommentar zu ganz Sirach. Die 
eingehende Berücksichtigung der Vetus Latina 
erklärt sich aus der Bestimmung für einen 
zunächst katholischen Leserkreis. Trotz seiner 
verhältnismässigen Kürze stellt es doch gegen- 
über Smends scheinbar abschliessenden Ar- 
beiten einen weiteren Fortschritt namentlich 
in philologischer Beziehung dar und ist ein er- 
freuliches Zeichen für die erfolgreiche Mitarbeit 
der katholischen Gelehrten an der biblischen 
Wissenschaft. Aus der ausführlichen Einleitung 
seien hier nur einige Punkte als besonders beach- 
tenswert hervorgehoben: Die S. XXXVI festge- 
stellten zeitgeschichtlichen Andeutungen 
des Buches, die S. XLI ff. wahrscheinlich ge- 
machte Einteilung des Buches in zwei Partien 
von je fünf Büchern und endlich die Ausführungen 
über „Metrik und Strophik“ S. XLIX ff. 
wonach das Buch zwar keine Metrik, aber eine 
reich ausgestaltete Strophik aufweist. S. LXIII 
ist unter den Entdeckern hebräischer Sirach- 
fragmente Neubauer nicht gerannt, und seine 
Leistung beansprucht um so höheres Verdienst, 
als er damals schon halb erblindet war. 

Nachstehend seien einige Berichtigungen und 
Ergänzungen zum Kommentar gegeben. 

S. 86 (zu 9, 13) G en ènáhğswv nöleev 
gegenüber S „Asus da] ta) s erklärt sich 
ungezwungen aus einem im Original vorauszu- 
setzenden nb, was sowohl „Netze“ als auch 
„Festungen“ bedeuten kann, wie bereits in 
meinen Notes critiques sur le texte de l’Ec- 
clésiastique! z. St. bemerkt. 

S. 106 (zu 12, 5). Dass G eine missver- 
ständliche Wiedergabe von onb 15> darstellt, 
babe ich a. a. O. vor Entdeckung des hebré- 
ischen Originals angegeben. 

S. 149 (zu 17, 32). Sicher stand O Noy 
mm pp! nach Jes. 24, 21 nay Sy Mm pp 
DY AYN. 

S. 168 (zu 20, 26) G dee gegenüber 


8 i erklärt sich, wie schon a. a. O. bemerkt, 
als verschiedene Wiedergabe von N, das H 


in der Bedeutung des arabischen Wäi fasste 2. 


Auch eine bisher noch nicht befriedigend er- 
klärte Variante in einem Zitat Tertullians aus 
Henoch 99, 63 ist aus der Doppeldeutigkeit des 
Stammes d zu erklären. 


* Revue des Etudes juiven XXXV (1897) p. 48—64. 
Auch separat. 

_ ° Ueber den gleichen Fall, dass G einem hebr. Wort 
eine sonst nur im Arabischen belegte Bedeutung vindi- 
ziert, vgl. OLZ 1911, 208 zu Tob. 1, 13 und dortselbst 

om, 1. Weiterer Beleg 2.,Chr. 21, 20 mason nn 
LXX ovs ër Na. 

Siehe Charles, The Book of Enoch (Oxford 191?) 
p. 245 z. St. 


115 


S. 183 (zu 22, 23) G eegoocuväte neben S 
e erklärt sich aus "np, das S richtig 
von WT, G irrig von "mm ableitete. Vgl. Notes 
critiques z. St., wo auf “m 5x MT Hiob 3, 6 
hingewiesen wird. 

S. 271 Z. 6 (in der Ueberschrift) 34, 4—15 
lies 33, 4—15. | 

S. 272 (zu 33, 5) G a&mv orgepopervoc 
neben S jh geht auf hebr. "in 525. „das 
sich drehende Rad“ zurück, wofür S "iM los. 


Siehe Not. cr. z. St. 
S. 296 (zu 36, 17). Peters lässt die auf- 


fallende Variante von S % SS upao gegenüber 
G &sénoov daoy ganz unbesprochen. Sie geht 
auf ein missverstandenes [Oy y Now zurück 


von einem sicher auch Jes. 9, 16 vorliegenden 
nV = Siehe den ausführlichen Nach- 


weis Not. cr. z. St. 


Dr. Peter Thomsen: Kompendium der palästi- 
nischen Altertumskunde. Mit 42 Abbildungen 
nach eigenen Aufnahmen des Verfassers, VIII, 109 S. 
gr. 8°. Geb. M. 4,80. Tübingen, J. C. B. Mohr, 1913. 
Bespr. v. Carl Niebuhr, Berlin. 

In angemessen knapper Form zusammenzu- 
stellen, was der Boden Palästinas für die „ Wissen- 
schaft vom Spaten“ hergegeben hat, war der 
Verfasser seiner Landeskenntnis und meh- 
rerer einschlägiger Vorarbeiten sicherlich der 
geeignete Mann. Es ist nicht nur die Bezeich- 
nung „Kompendium“, die eine gedrängte Be- 
handlung des Stoffes angemessen erscheinen 
lässt, — sondern die Notwendigkeit, sich bei 
. einer Gesamtbetrachtung so kurz und präzis 
wie möglich zu fassen, sie liegt auch im Gegen- 
stande selbst. Ganz gewiss haben uns das 
Zweistromland, Aegypten und neuerdings die 
hethitischen Gebiete stark verwöhnt, so sehr, 
dass kaum einer unter den speziell in Palästina 
Grabenden bisher imstande war, sich von dem 
entsprechenden Eindrucke zu befreien. Nämlich 
in dem sozusagen letzten Sinne, dass jene grossen 
Ergebnisse rundumher keineswegs auch hier als 
stillschweigend anzusetzende Normgelten dürfen. 
Weil man aber, gleichsam unverschuldet, nicht 
recht davon loskommt, so erweckt die ausschlag- 
gebende Mehrzahl der Berichte, auf denen na- 
türlich auch Thomsen fussen muss, zuletzt 
immer das Gefühl, als seien die jeweils erzielten 
Resultate doch etwas überwertet worden. In 
vorsichtiger Fassung deutet denn schon der 
erste Paragraph („Wesen und Umfang der Auf- 
gabe“) die Berechtigung einer Nachkritik an, 
wie sie H. Thiersch laut dortigem Zitat bereits 
eingeleitet zu haben scheint. Abgesehen davon, 
dass die Ergebnisse einiger wichtigen Aus- 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 4. 


116 


grabungen, oder doch solcher an verheissungs- 
volleren Punkten, der Oeffentlichkeit ziemlich 
lange vorenthalten werden, — das „sich Herum- 
wärmen“ mit Funden ist leider auch sonst 
neuerdings zu bemerken, — so entbehren wir 
vollends das freie und darum befreiende Ein- 
geständnis qualitativer Enttäuschung durch das 
insgesamt Vorhandene. Oder wäre zuviel gesagt 
mit der vorläufigen Feststellung, dass auf Grund 
des nunmehr Bekannten die Bodenhergaben 
Palästinas aus Zeiten vor Beginn westlicher 
Einflüsse nicht nur dürftig, sondern auch auf- 
fallend heterogen sind? Darum möchte man 
die Ausdrucksweise Thomsens im Vorwort be- 
anstanden, wo es heisst, die Studenten müssten 
für ein wirkliches Verständnis der Bibel und 
Israels die Denkmäler unbedingt kennen. „Be- 
dingt“, d. h. an Hand vorbeugender Erläuterung, 
würde hier der Sachlage weit besser entsprechen. 
Früher oder später wird die Wissenschaft denn 
auch zu dem ganz formellen Bekenntnis genötigt 
sein, dass es um die archäologische Ausbeute 
auf allen Gebieten nachmaliger Kreuzfahrer- 
staaten annähernd gleichmässig schwach bestellt 
ist, dass sie dort nirgends mehr für ein Bild 
vorrömischer Kultur oder gar früherer geschicht- 
licher Zustände hinreicht. | 

Einen solchen Fortschritt in der grund- 
legenden Anschauung als geboten und bevor- 
stehend angenommen, darf man der Arbeit 
Thomsens schon jetzt das Lob erteilen, dass 
sie ihm den Weg durchaus nicht zu verbauen 
strebt. Dieser Umstand spricht also für eine 
gute Durchdringung dessen, was der allgemeine 
Befund wirklich bietet bzw. nahelegt; natürlich 
würde es weit mehr bedeuten, wenn die Er- 
kenntnis positiv ausgesprochen wäre. Doch kann 
schon einigermassen befriedigen, dass Thomsen 
vermeidet, in den allzu üblicher Ton der Fund- 
relationen einzustimmen und mit dem Wörtchen 
„abschliessend“ zu wirtschaften. Sein Gebrauch 
hat für die jeweils Unbeteiligten etwas Ver- 
stimmendes bekommen. 

Was über die Geschichte der Forschung, 
vorab ihrer älteren Periode ($ 3), gesagt ist, 
erscheint gar zu knapp. Ebenso reicht es für 
das Verständnis der Vorentwicklung unseres 
Wissens nicht aus, was S. 4 über den Einfluss 
verständiger Reisender auf die Palästinakunde 
bemerkt wird. Sachdienlich würde hier die 
Nennung der Hauptbeschreibungen und des Zeit- 

unktes der Autopsie, nicht minder auch eine 

arlegung des Verhältnisses der damaligen 
Leserschaft zu den Reiseberichten gewesen sein. 
Die Anteilnahme war bis vor etwa 60 Jahren 
noch so rege und verbreitet, dass die heutige 
für den Gegenstand kaum dagegen aufkommt. 
Freilich gab sich solch ein Orientfahrer früherer 


117 


Art Mühe um Anschaulichkeit, und ein Kom- 
pendium war in jenen Tagen etwas anderes 
als heute. 

Mit S. 18 gelangt man an das Thema im 
präzisen Sinne: die Siedelungen. Der allgemeine 
Ueberblick ist sehr gut gefasst, aber wiederum 
von fast schneidender Kürze. Die Sorgfalt, die 
sich aus den eigenen Vorarbeiten nicht wieder- 
holen will, auch nicht durch rangierte Auf- 
zählung der Hauptlokalitäten, sie macht zuletzt 
arm. Die Verwahrung, dass eine nur annähernd 
vollständige Liste der verschiedenen Siedelungen 
innerhalb der einzelnen Kulturabschnitte zu 
geben „hier“ unmöglich sei, hat allerdings ihr 
Recht, aber dann müssen eben die Kulturab- 
schnitte ausscheiden. Ein Verzeichnis, nach 
den biblischen Ortsnennungen und weiterhin 
nach anderweit ermittelten Hergabepunkten auf- 
gestellt, wenn auch nicht jede Tonlampe darin 
figurierte, war ohne Zweifel eine Forderung der 
Billigkeit. Wie brauchbar und ausführlich das 
Register des Werkes auch gestaltet worden 
ist: es erweckt jetzt um so lebhafter das Ver- 
langen nach dem eigentlichen Fundstellenpano- 
rama. Voraussichtlich wären dann von der 
Kritik allerlei Lücken oder Verkennungen und 
dergl. moniert worden, vielleicht als Anlass zu 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 4. 


118 


Werkes nicht dahin auslegen, als habe sein 
Walten das tatsächlich Gegebene beeinträchtigt. 
Was sich findet, ist durchdacht und zeugt von 
Urteil; die Förderung des Gegenstandes steht 
nicht in Frage. Die Abbildungen verraten über- 
dies ein geübtes Auge und eine kundige Hand. 


Das Land der Bibel. Gemeinverständliche Hefte zur 
Palästinakunde Im Auftrage des Deutschen Vereins 
zur Erforschung Palästinas herausgegeben von Pro- 
fessor Lic. Dr. G. Hölscher. Band I: 


Heft 3: Valentin Schwdbel: Die Landesnatur Pa- 
lästinas. Zweiter Teil. 528. kl. 8°. M. 0,60. Leipzig, 
J. ©. Hinrichs'sche Buchhandlung, 1914. Bespr. v. 
Arnold Gustavs, Hiddensee. 

Ueber den ersten Teil von Schwöbels Arbeit 
ist OLZ 1914 Sp. 364 berichtet. Der zweite 
Teil behandelt: 5. Die Oberflächenformen, 
a) allgemeiner Charakter und Bodenbildung, 
b) die Täler, c) die Hochflächen und Steilwände, 
d) die Ebenen, e) die Küstenlinie; 6. Die 
Höhenverhältnisse; 7. Gliederung des Landes 
in natürliche Landschaften. Natürlich ist es 
nicht möglich, auf einem so kleinen Raum 
das Thema einigermassen erschöpfend zu be- 
handeln; aber es ist sehr vieltiefgründiges Wissen 
in den wenigen Seiten des Buches zusammen- 
gedrängt. Besonders lehrreich ist es, wie überall 


übertreibendem Tadel, allein die Aussicht auf| die tektonischen Vorgänge und die Arbeit der 


dergleichen berufsgemässe Unannehmlichkeiten 
wird hoffentlich nicht entscheidend gewesen sein. 

Liegt in diesem Falle leider ein Abbruch 
vor, der das Wesen der Sache empfindlich berührt, 
so zeigt sich das dahin neigende Streben nach 
dem Minimum auch sonst, z. B. im Literatur- 
paragraphen. Der Fachmann bedarf seiner nicht 
und wertet die getroffene Auswahl in der Regel 
nur als Symptom; aber sie will dem Studierenden 
dienen. Man sollte denn endlich so barmherzig 
werden, nach der Einsicht zu handeln, dass lauter 
Büchertitel den Anfänger noch nicht bereichern, 
sondern ihm regelmässig Zeitverlust eintragen. 
Er braucht auch weder Verdikte noch empfeh- 
lende Bemerkungen, wohl aber kann ihm die 
Hervorhebung dessen immer sehr nützlich 
werden, was die sachliche Stärke oder den 
Hauptgedanken eines Werkes bildet. Dieser 
Hinweis trifft heute freilich immer einen Mangel 
bei neun von zehn einschlägigen Büchern, ist 
jedoch wohl bei einem Kompendium gerade 
dann angebracht, wenn es gleich dem vorliegen- 
den die Kürze gern bis zur Sparsamkeit treibt. 

Gegen Ende nimmt die Behandlungsweise 
der Materie einen willkommenen Aufschwung 
in den Abschnitten über Zeitrechnung, Masse, 
Gewichte und Münzen; der numismatische Teil 
hat seine besonderen Vorzüge. Ueberhaupt 
wolle man die vorgebrachten Bedenken gegen 
das ökonomische Prinzip des Thomsenschen 


Atmosphärilien zur Erklärung der Oberflächen- 
form herangezogen werden. Beim Lesen wird 
unwillkürlich der Wunsch rege, dass der Ver- 
fasser zu den mancherlei neuen Gedanken, die 
er hier nur andeuten konnte, sich einmal aus- 
führlicher äussert oder uns eine vollständige 
Geographie Palästinas schenkt. Denn eine wis- 
senschaftlich wirklich befriedigende ist bisher 
nicht geschrieben. Schwöbel hat das Zeug dazu. 
Das beweist dieser kleine Abriss, mit dem die 
gemeinverständlichen Hefte des Deutschen Pa- 
lästinavereins sehr verheissungsvoll eingeleitet 
werden. 


— 


Monumenta Talmudica V: Krauss, Samuel, Geschichte. 
1. Tl. Griechen und Römer. XI, 1948. gr. 4°. M. 10 —. 
Wien, Orion-Verlag, 1914. Bespr. v. Immanuel Löw, 
Szeged l. 

Krauss gibt eine reiche Auswahl talmudischer 
und midraschischer Stellen in vokalisiertem 
Text, deutscher Uebersetzung, den nötigen An- 
merkungen und überreichen Registern. 

Die Stellen, welche für die klassische Phi- 
ap viel Interessantes bieten, sind in fol- 
gende Kapitel gruppiert: 

ı Da in der Anzeige der gesamten bisher erschienenen 
Bände der Monumenta Talmudica durch Dr. Eschel- 
bacher Sp. 8 ff., Bd. V nur kurz berücksichtigt werden 
konnte, glauben wir durch die eingehende Besprechung 
Löws unseren Lesern einen wertvollen Nachtrag liefern 
zu können. 


119 


A) Zur Geographie, B) die vier Weltreiche, 
C) Griechen, D) Rom und die Völker, E) Kaiser 
und Feldherren, F) Kaiserverehrung, G) Kaiser- 
recht, H) Verwaltung, I) Verfall. Der spröde 
Stoff ist gut disponiert, obwohl man gewiss 
überrascht sein wird, unter dem Abschnitte 
„Verfall“ die sechs Kapitel: Reichtum, Steuern, 
Verwaltungsschäden, Räuberwesen, Theater, 
Spiele und Gastmahle zu finden. 

Die Uebersetzung strebt den Text genau 
wiederzugeben, die lexikalischen Grundlagen 
der Arbeit sind gut, die Vokalisation ist, von 
einzelnen Versehen abgesehen, einwandfrei. 

Zur Uebersetzung möchte ich bemerken: 

S. 5 Nr. 8a po Ruhebetten 1. Kotzen. 

Die drei letzten Zeilen dieser Nummer sind 
missverstanden. Nicht die Leute werden ins 
Wasserbecken geworfen, sondern Wasser wird 
hineingeschöpft, aber durch das Charybdiswasser 
verschlungen. Die Leute schöpfen Wasser, bis 
ihre Schultern sich loslösen (nicht: verdeckt 
werden) und sie zugrunde gehen. 

S. 49 Nr. 88. Z. 3 ist für M02 zu 1. Un 
und danach zu übersetzen: woran man etwas 
verdienen kann. Die Stelle wird mit Recht 
als Bäräjtä bezeichnet. Mech. 51a Friedm. 
Krauss selbst zitiert die Stelle p. X Anm. 

S. 69 Nr. 132 Z. 4. Korb l. Sack. Nr. 129 b 
Anm. 2 Schwager l. Stiefsohn. 

S. 70 Nr. 135a Z. 4: „Troll dich fort, Ha- 
drianus!“ Lies: Die Adria ist zu Ende. S. 79 
Nr. 158 aufgebraucht lies: Do, das Feuer 
verzehrt sich auf ihm. S. 88 Nr. 183. Z. 8. 
Gemüse l. Hülsenfrüchte. S. 107 Nr. 234 l. 
der nicht so früh aufzustehen pflegte. S. 149 
Nr. 349. Z. 5 fehlen nach E acht Textworte. 


Lexikalisches. S. 5 Nr. 8a Anm. 7: Km, 


mandäisch Ni aus syakis Nöld. mand. Gr. 
51. Talmudisch mp, bei Rasi x NxM lies 
mit g. S. Fraenkel 289 tal Lg gA 50, nun 


Hal. ged. Ber. VI 7b, 10 Venedig (neben xp5v), 
korrupt. mp Fraenkel 69: Arab. asb aus 


dem Pers. oder Aram., bei BB 147, 7 zu lial 
= Lerë = piss. Dozy: U le vase ou la 
fosse qui reçoit le suc de ce qu'on presse. 
grand pot de terre vernissée. dëck 
grande cuve pour la teinture. — S. 6 Nr. 11 


AYN ist nicht „Kommagenisch“, sondern 
Däpp „trajanisch“. S. 9 Nr. 16 Anm. 5: Den 


Einfall Jastrows Ft sei aus yow und Eë 
zusammengesetzt, darf man nicht ernst nehmen. 
S. 25 Nr. 46 Z. 2: nmpD „verflochten“ lies: 


schaudern. So neusyrisch „as. Die zuge- 
hörige Anmerkung ist zu streichen. S. 40 Nr. 71 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 4. 


120 


Pm Pfropfreiser l. Ableger. S. 47 Anm. 1 


75332 ist Korruptel von 533%. S. 54 Anm. 
vorl. Z. Sp n. pr. wird durchaus mit j ge- 
schrieben, ist aramäisch und nicht gr. Koope. 
S. 78 Nr. 155a muss das Zitat lauten: jTer 
VIII 9 f. 46b, 11. 0 xò (LA bei Ratner 71: 
mon) lies DIN. Es gehört zu dem von 8 


Fraenkel erkannten Afel von ~as, vituperavit, 


redarguit (Krauss LW II 301 zu Gs ist 
auch syrisch, nicht bloss „gemeinpalästinisch- 


aramäisch“. Vgl. ols — ~ans PSm 2173. 


S. 86. Nr. 175 Anm. 4: D ist kein „merk- 
würdiger“ Ausdruck, sondern, wie schon Levy 


wusste, syr. und hat trotz der LA op 


nichts mit mp = PГ () zu tun. S. 87 Nr. 179 
Anm. 10 mp nicht missliebig, sondern, wie 


(Le: hässlich. S. 99 Nr. 207 Anm.: Up 


heisst nie zertrümmern. ZA 23, 280—283. 
S. 108 Nr. 236: mD, nach Krauss: Ehrengabe 
(Arch. III 18. 251 n. 147). Dieselbe Auffassung 
vertritt Krauss auch jetzt und übersetzt die 


Stelle Lev. r. 9, 4: o 15% nehmet sein Ehren- 
geschenk in Empfang. Das Wort ist aber ver- 
schrieben aus "mp ein Tablett aus Korbgeflecht, 
Präsentierbrett. Dieses Wort behandelt Krauss 
Arch. I 157. 584 n. 399: porn "pp: I 101. 
462 ponm Sw d; I 102. 465: mmo Gitter- 
deckel. Das Verbum “^D II 269. — Ein Riemen- 
sieb aus Lederstreifen heisst in Syrien serid, 
das Geflecht sered ZDPV XIV I ff, schon bei 
G. Löwy, Technol. u. Terminol. d. Müller und 
Bäcker 1898, 16 angeführt. Mielck, Müller 
und Bäcker im islam. Mittelalter 1914, 34 er- 


wähnt den Ausdruck nicht. Neusyrisch: jete 
grossmaschiges cribrum, j sieben, Ia das 
Sieben. — S. 118 Nr. 262 mmo ist allen 


WBB und Krauss zu trotz nicht ein auf / Gë 
(1!) zurückgehendes hap. leg., welches Schemel 
bedeutet, sondern aus } DIX = PE ver- 


schrieben. Krengel 15, Krauss LW I 39. 
Arch. I 385 n. 73. 74. III 180. Das schlecht- 
bezeugte Wort fehlt im Buberschen Texte. — 
S. 118 Nr. 264: pop? Nyy ist ständige Formel: 


wenn da eine Lesart DDO? auftaucht, so muss 
sie emendiert werden. Krauss sucht zu Unrecht 
ovuroowy darin, von dem es 0323 nicht NYY 
heissen miisste. Die Bemerkung ist hier und 
S. 154 Z. 5 v. u. zu str. — S. 109 Nr. 241. 


Für porn bleibt es bei wévavdoy, Speer. Irgend- 
eine Waffe müssen ja die Palastwächter haben, 
auch wenn sie taubstumm sind. Um die Waffe 
auszuschliessen, nennt Krauss die Taubstummen 
in der Anmerkung wiederholt Kretins, was 
nicht angeht. — S. 120 Anm. "E pd „eine 


121 


Anzahl Felder“ zu übersetzen ist ein starkes 
Stück. Das ist ja das häufige syrische „a. 


ii dt be, vomer! S. 127 Nr. 291b. 


Irgendwelche „Andeutungen“ liegen in der 
Schreibang Gap mit ain durchaus nicht! 

S. 128 Nr. 295: Der König gibt n, ed. 
myya, dass man die Gefängnisse öffne. Pes. 
r. 43 f., 177a Friedm. Darin ist nicht mit 
Fürst breve, fg zu suchen. my 2 ist Kor- 
ruptel von ™ 3, chirographum. Hierzu möchte 
ich bemerken: W oo TBk VII 358, 11 Krauss 
Arch. III 159, 316 n. 212 hat S. Fraenkel vor 


Jahren brieflich zu al Zus gestellt. Ich 


hatte ihm über o geschrieben, das Haj Gaon 
= win pl. dhà setzt. Nach Haj sind 13 


Linien in die Kalktünche gezogen: (Gaon. Hark. 
loo Nr. 385. 147. Nr. 314) > gp ma g. 


Ebenso BB: Jul; bäi lra] Zajac. Zu diesem 
Worte hatte ich Lea Zaun gestellt: „Linien 


der Hand“, wie im Daumenabdrucke. 7 12 
hat Fraenkel auch aus einem Briefe an Efrajim 


b. Schemarja aus Fostat um 1020 notiert 
48, 173). > ist nicht griechisch (Posnanski 


a. O. Krauss, Byz. jiid. Gesch. 3 Anm., 
auch PSm 1726 scheint an xi zu denken), 
sondern dem Sprachgebrauch der Samaritaner 
entsprechend. Den samaritanischen Ausdruck 
hat schon Gesenius Carm. Samar. 58 mit dem 
syr. und dem mischnischen "> zusammengestellt. 

S. 139 Nr. 320a Anm. 1. Für pv, Mörder, 
das Krauss mit Recht auffallend findet, haben 
ms Wien und die Ausgaben richtig mg", das 


durch ` "uge bya der Parallelstelle jSota 
IX f. 24b, bei Krauss in der folgenden Nummer, 
bestätigt wird. Daselbst ist "mu op now “Mx 
in “Y2 richtigzustellen; die Uebersetzung: 
„Einer aus der“ Stadt ist auch nach Krauss LA 
unmöglich. 

S. 146 Nr. 342: Bei der Rekrutenaushebung 
rühmen die Eltern ihren Sohn als hochge- 


wachsen, MP „yd. Der Beamte sagt: für euch 
ist er hochgewachsen, ich weiss noch nicht: 
"mp MN ER pyn OT, Das soll nach Krauss 
heissen: „Hier ist das Mass, [sehen wir,] ob 
er den Wuchs hat“. „py in diesem prägnanten 
Sinne nur hier“. ‘Ajin heisst aber auch hier 
durchaus nicht Mass. 
wohl sagen, überraschende Lösung der Schwie- 
rigkeit ist folgende. 

Militärmass heisst in der bei Krauss Nr. 341 
behandelten älteren Quelle "mom, das ist, wie 
Krauss (LW s. v.) erkannt hat, 2yxoupa, en- 
comma, incomma. Der spätere Midrasch, von 

dem die Rede ist, hat das Fremdwort aus der 


Orientalistische Literaturzeitung 191d Ñr. 4. 


122 


älteren Quelle übernommen und hat uns die 
richtige Lesart "op aufbewahrt. Er hatte 
ursprünglich No1psyn N „hier dasMilitärmass!“ 
Das unbekannte Wort wurde unter Einfluss 
des vorhergehenden zweimaligen dp in zwei 
Teile geteilt: mdp }y und der unverständliche 


Ausdruck durch die Glosse: M d ON ungeschickt 
ergänzt. Eine an derselben Stelle einsetzende 
andere Glosse hat schon Buber erkannt und in 
Klammern gesetzt. Man darf sich diesen Sach- 
verhalt zur Würdigung des kritischen Wertes 
von Paralleltexten merken. 

S. 147 Nr. 343b. Das vielumworbene mo 
hält Krauss jetzt für zusammengefallenes prae- 
toriani = Wiwa. Das ist absolut unmög- 
lich, obwohl auch Ben Jehuda, Millon 623 dieselbe 
Erklärung bietet. Die Lösung ist einfacher. 
Praetorium, avdq heisst n, Ilp und prae- 
torianus heisst hun, was aus 75 weiterge- 
bildet ist. Jastrow 193 sagt schon: palace = 
soldier, denom. of g, allerdings ohne zu be- 
tonen, dass das Wort dem lat.-griech. praeto- 
rianus nachgebildet ist. 

S. 149 Nr. 3480 Anm. Es ist ganz unmög- 


lich, dass p den Trompeter bedeute. Das 
Wort gibt es mit r gar nicht. S. 150 Nr. 351: 
wD ist weder Widder, noch Einbrecher (!), 
sondern wie p, welches dadurch wiedergegeben 
werden soll, Sturmrampe, agger. ichtig 
Jastrow 616. — S. 150 Nr. 352 ist statt 720 
das speziell für Schleusen gebrauchte "Cp in den 


Text zu setzen. REJ 33, 249 OLZ 1910, 102 
sekiru, der die Schleusen zumacht; 1913, 490. 
993: abdämmen, von Flüssen und Kanälen. 
Mischnisch "20, "20, talmudisch Sum X520, 


arabisch 


S. 160 Nr. 379: DDM ist nicht Zegarıxodg, 
sondern, wie auch Krauss früher annahm: 
dtadoyoc. Dies bestätigt Midr. Tann. 17, 4 Hoffm. 
DDMS. 


Carlo Conti Rossini: Il discorso su monte Coscam 
attribuito a Teofilo d'Alessandria nella ver- 
sione ethiopica (Rendiconti della Reale Accademia 
dei Lincei, Vol. XXI, fasc. 6). 798. 8°. Roma, 1912. 
Bespr. v. J. Schleifer, Wien. 

Nach der koptischen Legende soll die hei- 
lige Familie bei ihrer Flucht vor Herodes auf 
dem Berge Coscam (ath. fy gs) in der Provinz 


Die richtige, ich darf| Asyüt in Aegypten Aufenthalt genommen haben. 


Ueber diesen Aufenthalt der heiligen Familie 
zu Coscam und über die dort von Jesus ver- 
übten Wunder handelt eine dem Patriarchen 
von Alexandrien, Theophilus (385—412 n. Chr.) 
zugeschriebene Homilie, die uns in einer ara- 
bischen Version, von der sich mehrere Hand- 
schriften in der Vaticana zu Rom und in der 


123 


Bibliothéque Nationale zu Paris befinden, und 
in je einer aus dieser erfolgten Uebersetzung 
ins Syrische (vgl. F. Nau, La version syriaque 
de la vision de Théophile sur le séjour de la 
Vierge en Egypte in Revue de l’Orient chrétien 
1910, S. 125—132) und ins Aethiopische er- 
halten ist. Den Text der äthiopischen Ueber- 
setzung, die höchstwahrscheinlich gleich meh- 
reren anderen äthiopischen Uebersetzungen aus 
dem Arabischen gegen die Mitte des vierzehnten 
Jahrhunderts im Kloster al-Muharraka bei 
Coscam angefertigt wurde, legt uns jetzt Conti 
Rossini nach einem sehr guten Kodex der König- 
lichen Bibliothek zu Berlin mit anschliessender 
wortgetreuer ital. Uebersetzung und erläutern- 
den Anmerkungen vor. Die Orthographie des 
Textes, der wegen seines klaren Stils und 
mancher älterer Formen, so 3. l: für 4. l.: 


(S. 29, Z. 478), E · Mn. . für enne: u. a., 
auch vom philologischen Standpunkt beachtene- 


wert ist, ist beibehalten: das Wort gef: 
(circa) wird immer - £»: geschrieben (ebenso 
AAR: für RE. S. 24, Z. 352); der Guttural 
ist verlängert in N- MT :, dagegen kurz in 
ahn für 3 n. 1 (scriba); nur evidente gram- 


matische oder orthographische Fehler sind vom 
Herausgeber verbessert. 


Einzelheiten: S. 9, Z. 16 l. neh- : für 


eng: (vgl. S. 17 Z. 204/205 NN 
Oéië :), S. 10, Z. 34 1. wohl HANA NL: 
für MANA? NL 1, S. 11, Z. 65, PAAR: 
für ę Ack :, S. 15, Z. 145 FT ı awher.: 
Arch: sonst whee: (pl.), S. 27, Z. 439 
A.A: für HR. TH“ 1. S. 31, Z. 530 
HAFNA XK 07637 e, Dillmann, Lexikon 


s. v. % hat hier nach einer anderen Hand- 
schrift der Homilie gay, für get der ganze 


Ausdruck wird dort durch „nisi Jabor et mo- 
lestia“ wiedergegeben, die Lesung des Berliner 
Manuskripts ga: (-o jr i) und die Ueber- 


setzung von Conti Rossini „ortica e giaggiulo* 
verdienen aber wegen des vorhergehenden 


h. E. EA : OAT: PLEna ı den Vorzug. 
S. 32, Z. 543 3, ho- C: für h- :, ebenso 
Z. 556 R. EhU -C. für A H -C. 7, S. 34 Z. 600 
I. nu · m Lahde: fir hu · m Henn: 
S. 35, Z. 611 Tg R. ey: für peng? 2, S. 39, 
Z. 719 Gett: für ett: ebenso Z. 720 
h. LAL T : für MALALT 1, S. 46, Z. 870 
(mho ı) nn. E (Sic) ANANA? 
ist Zitat aus Psalm 104, 14 (WiN mee meer m). 


Orientalistische 23 Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 124 1915 Nr. 4. 


124 


Altertums-Berichte. 
Museen. 


Die vorderssiatische Abteilung der kgl. Museen zu 
Berlin hat ein Stück einer grossen Basaltschale mit Re- 
liefdarstellung der Göttin Nidaba und Weihinschrift des 
Königs Entemena erworben, tber welches 0. Weber (in 
den Amtl. Ber. aus den kgl. Kunstsammlungen XXX VI 
Nr. 6 = März 1915) berichtet. 


Aus gelehrten Gesellschaften. 


In der Versammlung der 5 
Vereinigung zu Berlin am 19. Januar hielt Gressmann 
einen warmen Nachruf für Dr. Reimpell. 

In der Gesamtsitzung vom 4. Februar der Akad. d. 
Wissensch. Berlin sprach Eduard Meyer über einige 
ägyptische Dokumente aus der Perserzeit. Im Anschluss 
an Spiegelbergs Werk „Die sogenannte demotische 
Chronik * wurden die in dieser enthaltenen Prophezeiungen 
über die Geschichte Aegyptens in der Perserzeit näher 
erläutert und ihre Analogie zu Daniel und anderen alt- 
testamentlichen Prophezeiungen besprochen, ferner der 
auf der Rückseite stehende Erlass des Kambyses und 
die Gesetzessammlung des Darius, deren Eingang hier 
erhalten ist. — Erman legte einen Aufsatz vor: Unter- 
schied zwischen den koptischen Dialekten bei der Wort- 
verbindung. 


Personalien. 

Prof. Dr. Albert von Le Coq ist zum Direktorial- 
assistenten am Berliner Museum für Völkerkunde ernannt 
worden. 

D. Dr. Wilhelm Caspari, Priv. Doz. in Erlangen, 
hat einen Ruf als a. o. Prof. d. ATlichen Theologie nach 
Breslau erhalten. 


Zeitschriftenschau. 
=: Besprechung; der Besprecher steht in (). 


American Journal of Archaeology. 1914: 
XVIII 4. Howard Orosby Butler, Fifth preliminary report 
on the American excavations at Sardes in Asia Minor. 
— A. L. Frothingham, a syrian artist author of the 
bronze doors of St. Paul’s, Rome. [Der Name des sy- 
rischen Künstlers ist nach der Zeichnung bei Agincourt, 
storia dell’ Arte schwer zu entziffern; es könnten ja 
Fehler des Zeichners anzunehmen sein. In der letzten 
Zeile hat er tatsächlich das n von nekre fortgelassen, 
dafür dem folgenden Wort negalle ein n noch vorgesetzt. 
Die Schrift ist nestorianisch, Ahnlich dem Typus rund 
1200, s. Eutings Schrifttafel in Nöldekes Grammatik. 
Immerhin möchte ich die Vermutung aussprechen, dass 


der Name Abe zu lesen wäre, etwa = cruciatus dei 


im Sinne von ſe l tadas; das würde dann doch dem 


griechischen Staurachios so nahe kommen, dass beide 
Namen als gleich, der griechische dann wohl als über- 
tragen angenommen werden könnten. F. E. P.] 

Willard H. Robinson jr., a newly discovered inscribed 
mosaic near Mt. Nebo (verbesserte Ausgabe der in Re- 
vue biblique XI 1914 112—115 und Nea Zim XIV 1914 
113—116 veröffentlichten Inschrift). 

Athenaeum. 1914: 
Oct. 3. Ancient Egyptian Frescoes. 


(Voranzeige von: 


A. Gardiner und R. Mond, Wall Decorations of tian 
Tombs). 
Oct. 10. *R. B. Tollinton, Clement of Alexandria. — 


Bemerkungen von H. Gollancz und dem „Reviewer“ zu 
des ersteren Buch „Sepher Maphteah Schelomo*. — N. 
W. Thomas, Anthropological Report on Ibo-Speaking 
Peoples of Nigeria. 


125 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 4. 


126 


Oct. 17. H. P. Smith, The Religion of Israel: an Histo- 
rical Study. — *E. G. O'Donoghue, The Story of Beth- 
lehem Hospital, from its Foundation in 1247. 

Nov. 14. *A. Della Seta, Religion and Art: a Study in 
the Evolution of Sculpture, Printing, and Architecture. 
Nov. 21. *P. White, Cairo. — Old Embroideries of the 
Greek Islands and Turkey (Ausstellung aus der Zeit des 
18. Jahrh.). 

Berliner Philologische Wochenschrift. 1915: 

1. Fr. W. v. Bissing, Die Kultur des alten Aegyptens (P. 
A. A. Boeser). . 

3. A. Bouché-Leclerq, Histoire des Seleucides (Adolf 
Bauer). 

4. *J. Partsch, Papyrusforschung (P. Viereck). 

5. *Franz Wutz, Onomastica sacra (Hugo Gressmann). — 
*J.G. Frazer, The golden bough 3. Ed. P. IV (O. Gruppe). 
— *G. Legrain, Lougsor sans les Pharaons; C. Lagier, 
l'Egypte monumentale et pittoresque (Fr. W. v. Bissing.) 

Deutsche Literaturzeitung. 1915: 

3. Johann Wilhelm Rothstein, Der hebräische Pentateuch 
der Samariter. — *Richard Hartmann, Al-kuschairis Dar- 
stellung des Süfitums (J. Goldziher). — T. J. Arne, La 
Suéde et l’Orient (Sigmund Feist). 

4. *Franz Skutsch, Kleine Schriften, hrsg. v. Wilhelm 
Kroll (Gust. Herbig). 
6. Enno Littmann, Die heilige Zahl Vierzig (Nachträge 
zu W. H. Roschers Arbeiten). — *Jobann Georg, Herzog 
zu Sachsen, Streifzüge durch die Kirchen und Klöster 
Aegyptens (C. M. Kaufmann). 

6. *A. V. Williams Jackson and Abraham Yohannan, 
a catalogue of the collection of Persian Manuscripts etc. 
(C. F. Seybold). — *Carlo Conti Rossini, schizzo del dia- 
letto Saho del Alta Assaorta in Eritrea. — *T. Canaan, 
Aberglaube und Volksmedizin im Lande der Bibel (A. 
Eulenburg). 
. *Bernhard Pick, Jesus in the Talmud (P. Fiebig). — 
*Arthur Ungnad, Babylonische Briefe aus der Zeit der 
Hammurapi Dynastie (Bruno Meissner). — *F. A. Can- 
nizzaro, Il capitolo georgico dell’ Avesta. Vendidäd III. 


Geographische Zeitschrift. 1915: 

9. 10. W. J. Beckers, Das rätselhafte Hochgebirge des 
Altertums, die sogenannten Rhipäen. [Scharfsinnige 
Klarlegung der wechselnden Vorstellungen, nur für den 
Ausgangspunkt fehit Berücksichtigung der babylonischen 
Faktoren. D. RL — *Karl Baedeker, Konstantinopel, 
Balkanstaaten, Kleinasien, Archipel, Cypern. 2. Aufl. 
(H. Zimmern). — *H. Magda Ohnefalsch-Richter, Grie- 
chische Sitten und Gebräuche auf Cypern (H. Zimmern). 
— *W. Barthold, Die geographische und historische Er- 
forschung des Orients mit besonderer Berücksichtigung 
der russischen Arbeiten. Aus dem Russischen von E. 
Ramberg-Figulla (K. Kretschmer). — *Hermann Schmidt, 
Das Eisenbahnwesen in der asiatischen Türkei (und) 
*Ewald Banse, Auf den Spuren der Bagdadbahn (H. 
Zimmern). — *Valentin Schwoebel, Die Landesnatur 
Palkstinas 1. Teil (H. Zimmern). — Arthur Boucher, 
L’anabase de Xenophon (H. Zimmern). — W. Schmidt, 
Das stidwestliche Arabien (Schwöbel). — *Meyers Reise- 
bücher, Aegypten und Sudan. 6. Aufl. (L. Neumann). 
11. *Meyers Reisebücher, Balkanstaaten und Konstan- 
tinopel (Anatolische und Bagdadbahn). 8. Aufl. (N. Krebs). 
— *Becker und Dalman, Exkursionskarte von Jerusalem 
und Mitteljudäa (Schwöbel). — A. Woeikof, Le Turkestan 
Russe (Max Friederichsen). 

12. *OttoProksch, Die Völker Altpalästinas (H. Zimmerer). 


Literarisches Zentralblatt. 1916; 
1. *Gustav Hölscher, Die Propheten (J. H.). — Traugott 
Mann, Der Islam einst und jetzt (Brockelmann). — Carl 
Wessely, Aus der Welt der Papyri (Hans Philipp). — 
Franz Stuhlmann, Ein kulturgeschichtlicher Ausflug in 
den Aures (Hans Stumme). 


2. *Heinrich Hammer, Traktat vom Samaritermessias | 


(Gustav Pfannmäller). — A. Wirth, Der Gang der Welt- 
geschichte (E. Herr). — *M. Rikli, Natur- und Kultur- 
bilder aus den Kaukasusländern und Hocharmenien. — 
*Rudolf Pagenstecher, Die griechisch-ägyptische Samm- 
lung Ernst von Sieglin (Otto Waser). 
4. *Fr. W v. Bissing, Die Kultur des alten Aegyptens 
(Günther Roeder). — *Ewald G. Browne, The Press and 
Poetry of modern Persia (Brockelmann). — *Monumenti 
an Ben per cura della R. Accd. dei Lincei (U. 
v. W. M.). 
5. Louis Siret, Questions de chronologie et d' ethno- 
graphie iberiques (K. H. Jacob). 

Mitt. z. Gesch. d. Med. u. d. Naturw. 1916: 
Nr. 60. Hugo Winckler, Vorderasien im zweiten Jahr- 
tausend (Sudhoff). — Ludwig Dennefeld, Babylonisch- 
assyrische Geburts-Omina (Sudhoff). — Wilhelm Förtsch, 
Religionsgeschichtliche Untersuchungen zu den ältesten 
babylonischen Inschriften (Sudhoff). — V. Pensuti, Ba- 
bylonia e la medicina Ippocratica (Sudhoff). — *B. Kübler, 
Antinoupolis (Schöppler). — *F. Lieblein, Recherches 
sur l'histoire et la civilisation en Egypte 3. Fasc. (Sud- 
hoff). — Karl Sudhoff, Beiträge zur Geschichte der 
Chirurgie im Mittelalter (G. Sticker). 

Petermanns Mitteilungen. 1914: 
Dezember. J. Bergbauer, Das Itinerar des Münchener 
Orientreisenden Hans Schiltberger. Alois Musil, 
Historisch- geographische Glossen zum ersten Band der 
„Enzyklopädie des Islam“. — O. Kreutzbruck v. Lilienfels, 
Die Hauptverkehrslinien der Balkanhalbinsel in Vergangen- 
heit und Gegenwart (Schluss, siehe Septemberheft 167 ff. 
und Oktoberheft S. 205). 
1916: Jannar. Adolf Dirr, Die Zukunft Kaukasiens. — 
Ernst Oehlmann, Die Zahl der Mohammedaner auf der 
Erde. — Hans Fehlinger, Die Mohammedaner Britisch- 
Indiens. — *E. Bulanda, Bogen und Pfeil bei den Völkern 
des Altertums (F. Graebner). — Gottfried Simon, Islam 
und Christentum im Kampf um die Eroberung der ani- 
mistischen Heidenwelt. Beobachtungen aus der Mo- 
hammedaner-Mission in Niederländisch-Indien (G. Kurze), 


Wochenschrift f. Klassische Philologie. 1914: 
49. *Wilh. von Christ, Geschichte der griechischen 
Literatur, 5. A., 2. Teil, 2. Hälfte: von 100 bis 530 nach 
Christus (Reinhold Wagner). — *Bulletin annuel d’épi- 
graphie grecque publié par A. Reinach (W. Larfeld). 
51. *J. Sundwall, Ueber die vorgriechische lineare 
Schrift auf Kreta (P. Goessler). — *Skevos G. Zervos, 
Beitrag zur vorhippokratischen Geburtshilfe (Meyer- 
Steineg). — *Jean Juster, Les Juifs dans l’empire Romain 
(C. Fries). 
62. *Friedrich Lübkers Reallexikon des klassischen 
Altertums 8. Aufl., herausgeg. v. J. Geffcken und E. 
Ziebarth (H. Gillischewski). 
1915: 1. E. J. Goodspeed, The Freer Gospels (W. Lar- 
feld). 


Zeitschrift für Assyriologie. 1914: 
XXIX 1.—2. H. F. L. Bernstein, Des Ibn Kaisän Kom- 
mentar zur Mu allaka des Imru’ulkais. — W. G. Schileico, 
Das sechsseitige Tonprisma Lugal-uäumgal’s aus der 
Sammlung Lichatschew. — W. H. Worrell, Studien zum 
abessinischen Zauberwesen (Forts. o Schluss). — A. Walther, 
Die Umschrift der Keilschriftzeichen (unabhängig von 
Strecks Vorschlag). — M. Kmoskö, Eine uralte Beschrei- 
bung der „Inkubation“ (Gudea Cyl. A. VIII, 1—14). — 
Carl Frank, Verbesserungsvorschläge zu Stephen Langdons 
Babylonian liturgies. — Eekhard Unger, Tempelweihin- 
schrift des Gimil-Sin aus Gi3-Ühki (Umma). — E. Unger 
und F.H. Weissbach, Ein Fragment der neubabylonischen 
Inschrift Nebukadnezars vom Nahr el-Kelb. — Hubert 
Grimme, Spuren von Kinderopfern in Südarabien. — 
C. Frank, Bemerkungen zu den sumerisch-babylonischen 
Fischnamen. — C. Frank, uppu afi. — C. Frank, Zu 
kal und kurgarrü und ihren Kultgeräten. — P. Schwarz, 


——— — ——— — LEE ss ss e e a m m ER 


Haijin? — A. von Hoonacker, Bethel TQM. — *Thaddäus 
Kowalski, Der Diwan des Kais ibn al Hatim (Th. re 
— R. F. Harper, Assyrian und Babylonian letters ; 
XIII (Bruno Meissner). — *Monumenta Talmudica I 1—4 
(F. Steinmetzer). — A. T. Olay, Personal names from 
cuneiform inscriptions of the Cassite period (H. H. Figulla). 
— *A. T. Clay, Business documents of Murashu sons of 
Nippur, dated in the reign of Darius II (H. H. a 
— A. T. Clay, Babylonian records in the library of I. 
Pierpont Morgan (L. W. King). 


Zur Besprechung eingelaufen. 
* bereits weiter gegeben. 


B. Laufer: Chinese Clay Figures. I. Prolegomena on the 
history of defensive armor. Field Museum, Publica- 
tion 177. Chicago, 1914. 315 S. LXXII Taf. 

*H. W. Fischer: Katalog d. ethnogr. Reichsmuseums. Bd. 
VIII Batakländer. Mit Anhang: Malaiische Länder an 
d. Nordostküste Sumatras (Sumatra II). Leiden, E. 
J. Brill, 1914. XXXI, 179 8. XII Taf. M. 4,26. 

*H. H. Juynboll: Katalog d. ethnogr. Reichsmuseums. 
Bd. IX. Java. I. Leiden, J. E. Brill, 1914. XX, 
209 S. XIV Taf. M. 4,76. 

M. Heydrich: Afrikanische Ornamentik (Beiträge z. Er- 
forschung d. primitiven Ornamentik u. z. Geschichte 
d. Forschung.) (Internat. Archiv f. Ethnogr. Supple- 
ment zu Bd. XXII.) Leipzig, C. F. Winter, 1914. 
84 S. XI Taf. M. 12 —. 

American Journal of Archaeology. 1914. XVIII, 4. 

F. Pfister: E. jüd. Gründungsgeschichte Alexandrias. Mit 
e. Anhang über Alexanders Besuch in Jerusalem 
(Sitzungsber. Heidelb. Akad. Philos.-hist. Kl. 1914, 
11). Heidelberg, C. Winter, 1914. 32 S. M. 1 —. 

Mitteilungen d. Sem. f. Oriental. Sprachen zu Berlin. 
Hrsg. v. E. Sachau. 1914. XVIII, Abt. II: West- 
1 Studien. Berlin, G. Reimer, 1914. VIII, 

A. Eberharter: D. Ehe- und Familienrecht d. Hebräer, 
m. Rücksicht auf d. ethnologische Forschung dar- 
gestellt. Münster i. W., Aschendorff, 1914. X, 205 8. 


M. 5,60. 

Th. Fitzhugh: Iudoeuropean Rhythm. University of Vir- 
ginia. Bull. School of Latin 7. Charlottesville, 
Anderson Brothers. 202 8. 

H. Möller: La preposizione tedesca gegen. Bologna, 
Accademia delle Scienze dell’Istitute, 1916. 9 8. 

H. Möller: Sul problema della parentela delle lingue. 
Lettera ad A. Meillet. Bologna, Accademia delle 
Scienze dell’Istituto, 1915. 8. 

E. Mittwoch: Deutschland, die Türkei und der Heilige 
Krieg. (Kriegsschriften des Kaiser- Wilhelm-Dank 
17). Berlin, Kameradschaft, 1915. 30 8. M. 0,30. 

*Richard Hartmann, Palästina unter den Arabern (Das 
Land der Bibel I, 4). (63 S.) Leipzig, Hinrichs, 1915. 


M. —.60. 

D. K. Pétroff, Abü-Muhammed-Ali-ibn-Hazm al-Andalusi: 
Tauk-al-Hamäma publié d'après l'unique manuscrit 
de Ja bibliothèque de l'université de Leide. E. J. 
Brill, Leiden, 1914. M. 8—. 

W. Bang und J. Marquart, Osttürkische Dialektstudien 
(Abhdign d. K. G. d. W. Göttingen, philol.-hist. Kl. 
Neue Folge Bd. XIII Nr. 1). Berlin, Weidmannsche 
B., 1914. M. 40 —. 

W. Bousset, Jüdisch-christlicher Schulbetrieb in Alexandria 
und Rom (Forschungen zur Religion und Literatur 
des Alten und Neuen Testaments. Neue Folge, 6. 
1 Göttingen, Vandenhoek & Ruprecht, 1915. 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 4. 


128 


*Sphinx. Vol. XVIII, fasc. V. 

Franz Cumont, Die orientalischen Religionen im römischen 
Heidentum. Deutsch von Georg Gehrlich. B. G. 
3 Leipzig und Berlin, 1914. M. 5 —, geb. 


Richard Leonhard, Paphlagonia. Reisen und Forschungen 
im nördlichen Kleinasien. Berlin, Dietrich Reimer. 
1915. M. 20 —. 

Vor Tid. Tidskrift for videnskab og kritik. 1. Jahrg. 
(1914—15) Heft 3. 

Sigmund Mowinkel, Zur Komposition des Buches Jeremia. 
(Videnskapsselskabets skrifter II. hist. filos. Kl. 1913 
No. 5). Kristiania, in Komm. bei Jacob Dybwad, 1914. 

Beiträge zur Religionswissenschaft herausgeg. von der 
religionswissenschaftlichen Gesellschaft in Stockholm 
2. Jahrgang (1914/16). Heft I. Albert Bonnier, 
Stockholm u. J. C. Hinrichs’sche B., Leipzig, 1915. 


Neuigkeiten aus dem Verlage der 
J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung in Leipzig. 


Soeben erschien: 


Die El-Amarna-Tafeln. Die Akkadischen 
Texte der Kgl. Museen zu Berlin, nach den 
Originalen kopiert von Otto Schroeder. 
(IV, 184 S.) 36,5 * 26 cm. M. 16.50; 

kart. M. 17.50 
(Vorderasiatische Schriftdenkmäler Heft XI) 

Böklen, Ernst: Sneewittchenstudien. 

(284 S.) 8°. M. 11.25 
(Mythologische Bibliothek III, 2 u. VII, 3.) 

Brandenburg, Erich: Über Felsarchitektur 
im Mittelmeergebiet. Mit 40 Abbildungen. 
(96 S.) Gr. 8°. M. 4— 

(Mitteilungen d. Vorderasiat. Ges. 19. Jahrg. 1914. H. 2.) 

Klopfer, Fritz [Prof. Hs. Stumme]: Fünf 
arabische Kriegslieder. Tunisische Me- 
lodien mit arabischem und deutschem Text. 
(11 S.) 20,5 >< 25 cm. M. 1— 


Schwöbel, Dr. Valentin: Die Landesnatur 


Palästinas. Zwei Teile. (108 S.) 8°. M. 1.20 
(Das Land der Bibel. Band I, Heft 1 u. 3.) 
Strack, D. Dr. Herm. L.: Berakhoth. Der 
Mißnatraktat „Lobsagungen“. Mit Voka- 
bular und drei Registern. (56 S.) 8°. M. 1.20 
(Schriften des Institutum Judaicum in Berlin Nr. 44. 
Ausgewählte Misnatraktate nach Handschriften und 
alten Drucken veröffentlicht, überseist und mit Be- 
rücksichtigung des Neuen Testaments erläutert. Hrsg. 
von H. L. Strack.) 
In Kürse erscheint: 


Keilschrifttexte aus Assur religiösen 
Inhalts. Erstes Heft. Autographien von 
Erich Ebeling. (80 S.) 36,5 x 25,5 cm. 

M. 12 —; kart. 13 — 

(28. Wissenschaftl. Veröff. d. Deutsch. Orient.-Ges., 1. H.) 


Mit je einer Beilage von G. Reimer in Berlin und der J. C. Hinriche’schen Buchhandlung in Leipzig. 


Verlag u. Expedition: J. C. Hinriehs’sehe Buehhandlung, Leipzig. Blumengasse 2. — Druck von Max Scitmersow, Kirchhain N.L. 
Verantwortlieber Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg 1. Pr., Goltz-Allee 11. 


Orientalistische 


Literaturzeitung 


Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient 
und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers 


Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11 
Verlag der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung, Leipzig 


Blumengasse 2. 


18. Jahrgang Nr. 


5 Manuskripte und Korrekturen nach Königsberg. — Drucksachen nach Leipzig. 
Jährlich 12 Nrn. — Halbjahrspreis 6 Mk. 


Mai 1915 


Inhalt. 
Abhandlungen und Notizen Sp. 129—140 
Christian, V.: Schmied und Zimmer- 
mann 138 
Meissner, Bruno: Neue Duplikate 
sur dritten Tafel der Serie barra 
= hubullu 136 


Poebel, Eine sumerische 


Schwaab, Emil: 


Arno: 


Inschrift Samsuilunas (Schluss) 129 


Besprechungen 
Ellbogen, Ismar: Der jüdische Gottes- 
dienst in seiner geschichtlichen Ent- 
wicklg., bespr. v. Felix Perles 145 
Hein, Wilhelm: Südarabische Itine- 
rare, bespr. v. R. Hartmann 151 


führung in das Achtzehngebet, 
bespr. v. Felix Perles. 
Studien zur semitischen Philologie 
u. Religionsgeschichte, Julius Well- 


Sp. 140—157 hausen gewidmet, bespr. v. Wilh. 
Förtsch 140 
Sundwall, Joh.: Die einheimischen 
Namen derLykier, bespr. v. Arnold 
Gustavs 152 
187 


167 


Aus gelehrten Gesellschaften 
Mittellungen 
Zeitschriftenschau . . . . 


Historische Ein- 


. 160 


Eine sumerische Inschrift Samsuilunas. 
Von Arno Poebel. 
(Schluss.) 


Einzelanmerkungen. 
Kol. 1 
Zu der Ergänzung von Z. 1—3 vgl. %igi- 
zäl-ga-ne-ne-a Bi hu-mu- i- in- bar- ri-es = 85 jn bu- 
ni-zu-nu na-wi-ru-tim ®lu ip- pa- al- su- nim „mit 
heiterem Antlitz blickten sie auf mich“, Samsu- 
iluna, LIH 97/98, 99; 11 . . . . 5igi-bül-la-ne- 
ne-a ®in-Si-in-bar-ri-es-a = !i-nu .... ha- di- is ip- 


a-al-su-sum „als sie mit fröhlichem Antlitz auf 


ihn blickten“, ibidem; 26igi-hül-sag-ki-zäl-ga-na 
27... . hu-mu-Si-bar „(Enlil) fürwahr hat mit 
freudigem Auge und heiterer Stirn auf mich 
geblickt“, Burnaburias, OBI 68 Kol. 1. Ueber 
die Reihenfolge Substantiv — Adjektiv — Pos- 
sessivpronomen — Beziehungswort siehe meine 
Ausführungen in Grammatical Texts, Kapitel I1. 
In älterer Sprache lautet die Phrase nicht igi- 
x-a—Si-bar, resp. sag-ki-x-a—Si-bar, sondern nur 
igi-x—Si-bar undsag-ki-x—8i-bar; vgl. id ‘inanna- 
ge ‘igi-nam-ti-la)-ka-ni 1®mu-Si-bar-ra-a „als 
Jnanna mit ihrem Auge des Lebens auf ihn 
blickte“, Gudea, Statue C Kol. 2; ®sag-ki-zal- 
ga-ni "mu-Si-in-bar „mit heiterem Antlitz blickte 
er auf mich“, Text aus der Zeit der Dynastie 
von Isin“, HGT 74 Kol. 1; *igi-nam-ti-la-ka- 


1 Ebenso ki-dur-azag-ne-ne-a 1,14; 3,13 — kidur + 
asag + (a)nene + a; du -ga-nu-kur-ru-da-na 1,17 = duga 
+ nukurruda + (a)ni + a. 

129 


ni *mu-Si-in-bar-[ra] „als er mich mit freudigem 
Antlitz anblickte“, Warad-Sin, Tonnagel A 
Kol. 1. Die Konstruktion mit Lokativ -a ist 
sicher dem Einfluss des Akkadischen zuzu- 
schreiben !, da sie sich auch zur Hammurabizeit 
nur bei Zusammensetzungen von igi, resp. sag-ki 
mit Adjektiv (oder Genetiv) und Possessivpro- 
nomen findet, nicht aber in der einfachen Formel 
(also igi-Si—bar, nicht igi-a—si-bar). Die Grund- 
bedeutung von igi-Si—bar ist „das Antlitz leuch- 
ten lassen auf jemanden hin“, genau entsprechend 
dem hebräischen 728 139 nm W. Num. 6,25. 

Als sumerische Lesung für die Zeichen ud- 


kib-nun™ gibt 5 R 23,29f zi-im-bir. Da in- 


dessen der Genetiv ebenfalls ud-kib-nun® ge- 
schrieben wird (vgl. z. B. bäd-ud-kib-nunk!, Kol. 
2,18; Hammu-rabi, LIH 58 Kol. 1,10), so muss 
der Name der Stadt auf einen Vokal geendigt 
haben. Das gleiche folgt aus der Tatsache, 
dass die Lokativform als ud-kib-nun®-a und 
nicht ud-kib-nun®-ra geschrieben ist vgl. z. B. 
ud-kib-nun™-a é-babbar mä-a-kam „in Sippar 
E-babbar ist mein“, HGT 157,4, gegen (ong. 
ga „in Erek“, ?2uri*'-ma „in Ur“, 101. si- in Lna „in 
Isin“, ibidem. Ferner aber beweist die Schrei- 
bung des Lokativs mit a, dass als schliessender 
Vokal des Stadtnamens nur u oder i, nicht a 
in Betracht kommen kann, da bei einem auf a 
endigenden Stadtnamen die Hinzufügung des 


1 Vgl. die oben zitierte Uebersetzung in bu-ni-Su-nu 
na-wi-ru-tim (in = -a). 
130 


131 


Lokativ-a überflüssig ist; vgl. z. B. 3kadingirra™! 
(= TIN-TIR*),,in Babylon“, 7adaba™ ‚in Adab“, 
Ukullabah „in Kullab“, Saratta&(?) „in Surrip- 
pak“; dagegen ®upi®-a „in Upi“, %a-ga-de™!-a 
„in Akkad“ !?2ubme*!-a (und umma*) „in Umma 
(Ubme)“, 13gir-suti-a „in Girsu“, HGT 157. Der 
sumerische Name von Sippar wird demnach 
zimbiru* oder zimbiri (neben dem verkürzten 
zimbir™) gelautet haben. 

Der Anfang von Zeile 5 ist wohl nach 
bäd-an-da-sä-a-zimbir®-a(?)-UL-e in der oben 
zitierten Datenformel des 16. Jahres Samsuilu- 
nas als [a?]-UL zu ergänzen. Die Bedeutung 
des letzteren ist aber nicht bekannt. 

Zu dem Partizipium Passivi Su-PES-a vgl. 
vielleicht die Verbalform Su-mi-ni-in-pes-pes-u 
in der Datenformel Samsu-ilunas HGT 100 
Kol. 4, 38. 

Zimbir(u)*-[. . . .] UL-ki-Su-PES-a-ni bäd-bi, 


Z. 4—6, heisst wortlich: ,Sippar, sein...... 
Ort, seine Mauer“, d. h. in deutscher Fassung: 
„die Mauer von Sippar, seinem ....... Ort“. 


Nach strengerer Regel sollte das antizipierte 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 5. 


132 


heit, wie ja auch in den Datenformeln des 36. 
Jahres Hammurabis und des 22. Jahres Samsu- 
ilunas die Ziqqurat von E-mete-ursagga direkt 
als Wohnsitz des Zamama und der Ninni be- 
zeichnet wird: IGI-E-nir-ki-dür(u)-mah 4za-ma- 
mä ‘inanna(-ge), H-r 361; IGI-E-nir-ki-dür(u)- 
mah @za-mä-ma ‘inanna-bi-da-ge, S-il 222. 

Statt E Z. 18 ist vielleicht 
zu ergänzen [ma- Ini-dũ - ga-a oder mit Dativinfix 
der dritten Person [mu- na- ]Jni-dũ-ga-a „als er 
ihm befohlen hatte“. 

Die Zeilen 19—25 bedeuten vielleicht: 


„Damals dass des Samas für den 
ort (?), wo Enlil ....... des Tempels Ebabbar 


das Schicksal bestimmt, fertigte ich an für 
ihn (nämlich Šamaš): (2) und stellte es darinnen 
auf (?)“. 

Kol. 2. 


Zu Z. 5. „Feind“ heisst sumerisch entweder 
erim d. h. „Böser“, oder lü-erim-ma „Mann des 
Bösen (neutrisch)“, in welch letzterem erimma 
Genetiv von erim (= erim(m) + ak) ist“. 

Zu der Phrase „den Grund jemandes her- 


zimbir(u) samt dem dazugehörigen Attribut im ausreissen“ = „mit Stumpf und Stil ausrotten“, 


Genetiv vorangestellt sein, also zimbir 
(<(a)ni+ a(k)) lauten, allein zur Zeit der ersten 
Dynastie von Babylon wird diese Regel nicht 
mehr befolgt und der antezipierte Genetiv als 
Nominativ oder genauer als Absolutus voran- 
gestellt; vgl. z. B. noch IGI-E-nir-gigun-na- 
mah-a-ni sag-bi statt IGI-E-nir-gigun-na-mah- 
a-na sag-bi, Z. 101. Daher ist wohl auch in 
Kol. 2, 5 lü-erim-m[a-mu] und nicht lü-erim- 
m[a-mä] zu ergänzen. Auch diese Abweichung 
vom klassischen Sumerisch ist wohl dem Einfluss 
des Akkadischen zuzuschreiben. Nur in der 
Phrase bad-ba mu-bi-im ,Jener Mauer 
Name ist 4, Kol. 3, 26, ist die alte Regel, 
wohl der Formelhaftigkeit der Phrase wegen, 
noch bewahrt. 

Zur Lesung é-babba(r)-ra mit Lautwert babba 
statt babbar für AT siehe 4] ba-ab-ba-ra ET 


| si-it Sam-81, 2 R 39, 16e. Der Name bedeutet 
„Haus des Sonnenaufgangs“. 


Die Ziqqurat des Tempels E-babbara wird 
in Z. 10 als das gigunü des Samas, in 37 als 
das gigunü des Samas und der Ajia bezeichnet, 
womit wieder zu vergleichen ist die Bezeichnung 
des gigunû als Wohnsitz der Gottheit, z. B. in 
Warad-Sin, Zylinder, Kol. 1: ®gigu(n)-na-azag 
10kj-dür(u)-nam-ur-sag-gh-ni „das heiligeGigunü, 
ihr (= Inanna’s) Heldenschaftswohnsitz“. Die 
Ziqqurat galt demnach als Wohnsitz der Gott- 


1 Als Ersatz für das fehlende Genetivelement, resp. 
um die Genetivbeziehung deutlich zu machen, wird 
jedoch beim Verbum das Infix ni eingefügt. Siehe zu 
Kol. 3, 4. 


. 5, vgl. 42¢utu 43 suhus-a-ni “he-bé-du = 
|4145amas “2SUHUS-su #li-zu-uh „Šamaš möge 
sein Fundament ausreissen“, HGT 34 Kol. 3. 4; 
24den-Iil 254utu-bi 26suhus-sa-ni 27. 8he-pad-du- 
ne = 2den-lil 244 25d$amas 25SUHUS-su ?7]i-zu- 
ha „Enlil und Samas mögen sein Fundament 
ausreissen“, ibid. Kol. 28. 27; SUHUS ba-ra- 
ab-si in UKU ELAMk i-zu-ub-ma „Barahsi 
rottete er aus mit Stumpf und Stil aus den 
Völkern von Elam (aus dem Lande Elam)‘, 
Rimus, AO 5476 (RA 1911 p. 136), ähnlich 
auch Sam-kur-gi-A]-na ür-bi ü-me-ni-BU i- sid 
kur-ka-ni-e u-suh-ma, 4 R 26, 42. 43b. Neben 
ba-d..., pad(d), gid und BU(r) = nasahu ver- 
gleiche auch zi = nasähu; welches Verbum hier 
zu ergänzen ist, muss vorläufig unsicher bleiben. 

Betreffs der ersten Person der Präterital- 
formen he-im-mi- 2, 7, hu-mu-[ni-... .] 
Z. 2, 91, [mi-]ni-[dü] 3, 4, im-mi-[gi] 3, 6, mi- 
ni-(il] 3, 10, mi-ni-[tü] 3, 16, im-mi-. .[. .] 3, 20 
siehe meinen Nachweis in Kapitel III meiner 
Grammatical Texts. 

Zu kur-gü-si-a 3, 8 vergleiche ??gú-si | nap- 
ha-ru | usw.; | 24gu-si | ki-el-la-tüm | usw., Bogh. 


7478 Kol. 25; 9gü-si [..... usw.]; 4gü-si-si | 


I.. . . naljp-ha-ri | [[.. . .]; gü-si-kur[-ra] | [nap- 
1 Siehe meine Datenliste BE VI 2 S. 67, zu ver- 
gleichen mit Scheil, RT 1912 p. 106. 
2 BE VI 2 8. 76. 
* — mu- na]-dim. 


* Korrigiere danach Br. 4604, SAI 3108 und Delitzsch, 
Sum. Glossar, welch letzterer lù in lü-erim-ma lediglich 
als Determinativ ansieht. 

s Delitzsch, Sumerisch-akkadisch-hettitische Voka- 
bularfragmente 8. 21 und 23. 


133 


har] ma-ti | usw., ibid. Kol. 3; sowie die Daten- 
formel mu sa-am-su-i-lu-na lu-gal-e | kur-gü-si-a 
an-ga-äm mu-un-da-bal-es-a „Jahr da Samsu- 
iluna der König, nachdem er sämtliche Länder, 
die sich gegen ihn empört hatten, ........ p 
Ni. 9238 (vgl. BE VI 2 S. 73), Datum des 12. 
Jahres Samsuiluna’s. 

ba-dim-m[a-....], Z. 12, ist zu ba-dim-ma-a 
oder vielleicht zu ba-dim-ma-ta zu ergänzen. 
Im ersteren Fall würde der Satz sig-e-babba(r)- 
ra ba-dim-ma-a an ü-ul-li-a-ta angelehnt sein: 
„seit alters, da der Backstein von Ebabbara 
gemacht worden ist“; im anderen Falle würden 
wir einen selbständigen Satz haben: „seitdem 
der Backstein usw. gemacht worden ist. Das 
erstere scheint mir das Wahrscheinlichere zu 
sein; auch im zweiten Falle würde es wohl 
zweifelhaft sein, ob die Schreiber Samsuiluna’s 
nach f-al-li-a-ta ein zweites -ta gesetzt haben 
würden, da in dem Satze 2°Q@-‘inanna .. . 27ki- 
en-gi-ki-uri 28 nam-en-bi ä-de 29. 3°mu-na-an-si- 
ma-ta 3:SÜ-KA-bi 328u-ni-Si 3%bi-in-si-a „seit 
dem Tage, da Inanna die Herrschaft über Sumer 
und Akkad auszuüben ihm verliehen und ihre 
Zügel in seine Hand gelegt hatte“, Hammurabi, 
LIH 61, das nach bi-in-si-a zu erwartende -ta 
weggelassen ist!. 

Obwohl Ass. 25592 Kol. 2, 1-3 IGI-ARAGUB 
in der Bedeutung a(Saredu], alık[pani] und alik 
mahlri] mit der Glosse pa-li-il versehen ist und 
die gleiche Glosse in der Schreibung pa-al-lil 
sich auch K 26 (= CT 19, 48) Kol. 2, 23 in 
IGI-SU-RA pa-al-lil ERIM „(= il-lat(?)) 84 
[sabe ri] findet, so ist doch hier an der Lesung 
igi-ra für IGI-ARAGUB, Z. 13, festgehalten im 
Hinblick auf igi-rä(-ra) = a-lik mah-ri K 5009 
(CT 16,27—29) 48. 491, wo ra sicher ursprüng- 
lich Glosse wars. Ebenso beweist auch der 
Umstand, dass die Lesung palil sowohl IGI- 
ARAGUB als IGI-SU-ARAGUB-ERIM zuer- 
teilt ist, dass wenigstensursprünglich einmalganz 
phonetisch igi-ra und igi-Sü-rä gelesen worden 
ist. Daneben gibt es auch das Verbum igi-šù- 
gin „an der Spitze marschieren“, wie aus igi- 
erim-na-Su i-gin-na-a „an der Spitze seiner 
Truppen marschierend“, Datum des 31. Jahres 


1 Indessen ist es sehr gut möglich, dass hier wie 
in der ähnlichen Inschrift LIH 62 das ta vielleicht 
nur aus Versehen statt hinter das letzte Verbum binsia 
bereits hinter das erste Verbum munansima gesetzt ist; 
in diesem Falle wäre wiederum das Semitische, welches 
natürlich iätu „seit“, oder ina „an“ vor das vor dem 
ersten Satz stehende ümi (= in ümi, in der ähnlichen 
semitischen Inschrift LIH 84 i-nu) setzen würde, die 
Veranlassung zu diesem Versehen gewesen; auch d — a-ta 
statt d — . . 2a ist nicht ganz korrekt Sumerisch. 

$ Siehe Delitzsch, Sumerisches Glossar S. 23. 

* Also nicht, wie Delitzsch in Sum. Glossar S. 23 
erklärt, igi-ir-ra mit angenommenem Lautwert ir für 


ARAGUB. 


Orientalistisehe Literaturzeitung 1915 Nr. 5. 


134 


Hammurabis!, hervorgeht. Welche von den 
Lesungen igi-ra, igi(-Sü)-gin oder palil jeweils 
erforderlich ist, wird sich nur durch genaue 
Beobachtung des sumerischen Sprachgebrauches 
feststellen lassen; auch im Deutschen haben wir 
die Synonyma Vorgänger, Vorläufer und Vor- 
fahren, die ursprünglich alle die gleiche Grund- 
idee ausdrückten, jetzt aber verschieden nüan- 
zierte Bedeutung haben. Was palil anlangt, 
so wird diese Lesung hier vielleicht kaum in 
Betracht kommen, da es „Erster“, „Oberer“ 
bedeutet?; denn etymologisch ist es identisch 
mit pasis, das in der Schreibung pa-siS mit aSaredu 
(Meissner, SAI 686, Br. 1199) gleichgesetzt ist, 
in den Inschriften Sarru-kins, verglichen mit 
der Abschrift des sogenannten Cruciform Mo- 
nument, RA 1910 p. 180, mit pa- sis? wechselt 
und auch in dem akkadischen Lehnwort pasisu 
= QM .- vorliegt‘. Zu dem Uebergang von 
Š in l vergleiche man das Zahlwort dis, dili 
„eins“, sowie ges-tü, gestu und geltan „Ohr“, 
„Verstand“ (hier allerdings vor t). 
Lugal-igi-r[a4-mu-]ne[-ir] ist in lugal + igi- 
ra-+mu-+ene+r(a) zu zergliedern; Reihenfolge: 
Substantiv Adjektiv - Besitzanzeigendes Pro- 
nomen — Pluralelement — Beziehungswort; siehe 
dazu meine Ausführungen in Kapitel I meiner 
Grammatical Texts; ebenda, S. 14 unter 2a 
über die Verschmelzung von u-+ene zu une. 
Die Postposition r(a) ist ergänzt nach der 
ähnlichen Stelle in der Inschrift Hammurabis: 
(ni) 36@-ul-li-a-ta 7lugal lugal-e-ne-ir 38ba-ra- 
an-dim-ma = 405a iS-tu ü-um si-a-tim 4tšarrum 
in Sar-ri (la ib-ni-u „was seit alters kein König 


1 Siehe meine Datenliste, BE VI 2 p. 63. 


? Vergleiche das oben zitierte IGI-SU-RA-ERIM = 
„Anführer des Heeres.“ 

> Vgl. paà-Sis AN „Pa3iäu des Anu“, HGT 34 Kol. 
7, 21; pa-5i3 AN, RA 1910 p. 180 Kol. 1, 4. 

Die Erklärung von pasisu als pasiäu „Gesalbter“ 
sollte endlich aufgegeben werden; der Pasisupriester 
wird als „Erster“, „Oberer“ bezeichnet, genau wie sein 
höherer Kollege, der Išakku; auch die letztere Bezeich- 
nung ist aus dem Sumerischen, und zwar aus nisag = 
aSaredu entstanden; vgl. A ni-sag nisag „(= i-tu-gu- 
nu-ú)) | ni-sag-gu, CT 12, 7. 32, ni-sak-ku, RM 341 (CT 
11.39) Rev. 8; a-8a-ri-du CT 12, 7. 36, RM 341 Rev. 12. 
Beiläufig sei hier bemerkt, daß dieses sumerische nisag 
„erster“ neben dem Lehnwort (n)isakku auch als Lehn- 
wort nisannu, nisänu, ins Akkadische übergegangen, und 
in dieser Form zum Namen des ersten Monats Nisan 
geworden ist; vgl. ny ni-sag nisag „(= i- tu- gu- nu- u) 
ni-sa-an-ni CT 12, 7, ni-sa-an-nu CT 11, 39. Zu der Um- 
gestaltung von nisag in nisänu, nisannu vergleiche, daß 
auch ur-sag zu ur3änu „Held“ und hur-sag zu bur3änu 
„Gebirge“ geworden ist; das letztere Wort ist also nicht, 
wie durchweg in den Wörterbüchern angegeben wird, 
von einer semitischen Wurzel wm abzuleiten, und ist 
nur irrtümlich im späteren Babylonisch als Plural auf- 
gefasst worden (siehe bereits meine „Sumerischen Eigen- 
namen“, 3. 15 Anm. 2). 


135 


Orientalistische Literaturzeitung 1916 Nr. 5. 


136 


unter den früheren Königen je getan hatte“, 
LIH 58. 57; zu dem eigentümlichen Gebrauch 
der Postposition -r(a) in diesem Falle vergleiche 
auch °dingir-a-nun-na-ge-ne-ir t0mu-mah-a mi- 
ni-in-šà-eš-a = in ĉa-nun-na-ki 1?Su-ma-am si-ra- 
am i-bi-u-šu, „(als Anu und Enlil) unter den 
Anunnaki ihn mit erhabenem Namen genannt 
hatten“, LIH 98. 99/97. (Samsu-iluna). 

Z. 16. Zur Bedeutung „niemals“ der Nega- 
tion bara siehe meine Besprechung der Unter- 
suchungen Witzels über die sumerischen Ver- 
balpräfixe. 

Das Infix ta „seit“ in hu-mu-un-na-ta-an(?)- 
du(?) bezieht sich auf den Satz Z. 10—12 zurück. 

Der Genetiv von “utu-Se-nir-da-bi „Samas 
und Ajia“ 2, 21. 22, 3, 20. 21 sollte “utu-se- 
nir-da-bi-da (= utu + Senirda + bid + a(k)) sein; 
doch steht in den Fallen, wo kein weiteres 
vokalisch beginnendes Element auf das Genetiv- 
element folgt, zur Zeit der ersten Dynastie, in 
der Regel das einfache bi (< bid). 

In dem Titel lugal-*ubda-limmu-ba sind die 
Himmelsrichtungen als Götter aufgefasst; vgl. 
dazu die gleiche Vorstellung in der vedischen 
Religion, sowie die Beherrschung jeder der vier 
Weltgegenden durch einen Engel in den christ- 
lichen Apokryphen. Limmu-ba ist der Genetiv 
von limmu-bi „ihre Vierzahl* (= limmu + bü 


+ a(k). 
Kol. 3. 


Das Infix ni in mi-ni-[dü], Z. 4, und mi-ni- 
[il], Z. 10, soll die Beziehung von bäd-bi zu 
zimbir“, resp. von sag-bi zu IGI-E-nir verdeut- 
lichen, gewissermassen als Ersatz für das feh- 
lende Genetivelement hinter dem antizipierten 
zimbir™ und IGI-E-nir); also wörtlich: „Sippar, 
seine Mauer baute ich daran“, „der Stufenturm, 
sein Haupt hob ich daran empor“. Die 
gleiche Beziehung wird auch durch das Thema 
immi-LAL ausgedrückt, welches offenbar auch 
das Element ni „darin“, „daran“ enthält; vgl. 
2, 5 lü-erim-m[a-mu] suhus-bi . . . . he: im- mi- 
ae ] „meine Feinde, ihr Fundament, für- 
wahr, habe ich an ihnen herausgerissen“?. In 
mi-ni-[tü], 3, 16, dagegen bezieht sich das ni auf 
den Lokativ ki-dur-azag-ne-ne-a Z. 13 zurück. 

Das Verbum in Z. 19 scheint im-mi-TU[R- 
TUR] zu sein. 

Zu der Lamassu von E-babbara, Z. 18, vgl. 
a-na uruk™ Se-e-du-u-Su a-na é-an-na la-ma-sa 
ša da-mi-iq-tim u-te-ir „der Stadt Uruk gab ich 


1 Wird in OLZ erscheinen. 

? Die gleiche Verwendung des Infixes ni, resp. des 
Themas immi-LAL, findet sich z. B. in der Inschrift 
Hammurabis betreffend den Kanal Hammurabi-nuhus- 
niši, LIH 68/67: Kol. 1, 13 he-im-mi-fl, 1,15 hu- mu- ni- 
nigin = lu-uS-ta-a3-bi-ir-su, 1, 20 hu-mu- ni- u = lu-u- 
um-mi-su. 


ihren Sédu, dem Tempel E-anna seine gute 
Lamassu wieder“, Nebuk. Grotet. Kol. 2, 55. 
Kol. 4. 

Dem Partizipium gi-en-gi-en, Z. 5, ist wie 
beim Verbum finitum das von ihm regierte 
Objekt vorangestellt; zu een „beherrschen“, 
resp. „unterwerfen“ vgl. gü-un-kur-kur-ra-ge 
mi-ni-in-gi-na „der die Gesamtheit der Länder 
unterworfen hat“, Lugal-anna-mundu, HGT 75 
Kol. 1, 7, BE VI 2 Nr. 130, 6! und 13e-ta-na 
“lü.... 15....-kur-ra mu-un-gi-na(?), Etana, 
der die Gesamtheit(?) der Länder unterwarf“, 
Königsliste, HGT 2 Kol. 1. 

Das Partizipium [..... Less, Z. 7, ist als 
Nomen behandelt und deshalb seinem Objekte 
lü-kür-e-ne vorangestellt, welches zu ihm im 
Genetivverhältnis steht (= lü-kur-ene-(k)). 

Ob der erhaltene Rest von Kol. 4 noch zu 
dem Namen der Mauer von Sippar gehört, 
lässt sich gegenwärtig nicht feststellen. Sehr 
wahrscheinlich ist es nicht, da gewöhnlich die 
Phrase mu-bi-im „ist sein Name“, hinter dem 
Namen steht; allerdings würde dann das Infix 
der dritten Person in Z. 10 [mu-]na-an-si „er 
gab ihm“ statt der zu erwartenden ersten Person 
etwas auffällig sein. 


Neue Duplikate zur dritten Tafel der Serie 
harra = hubullu. 
Von Bruno Meissner. 


In meinen Assyriologischen Studien VI 10 f. 
habe ich aus zwölf Fragmenten die dritte Tafel 
der Serie harra = hubullu zusammengesetzt 
und auf diese Weise ungefähr A des ganzen 
Textes wiederherstellen können. Die neu er- 
schienenen Historical and grammatical texts 
von Poebel, die uns so viele Ueberraschungen 
gebracht haben, erlauben uns nun auch, unsere 
Tafel in einigen Punkten zu ergänzen. 

Vol. V Nr. 133 und 134 (Pl. LXV; LXVI) 
bieten zwei Fragmente je eines Vokabulars, die 
sich mit der Dattelpalme beschäftigen und sich 
als Duplikate der dritten Tafel der Serie harra 
= hubullu herausstellen?. Ich zähle im folgenden 
die Varianten und Ergänzungen auf, die wir 
diesem neuen Dokumente verdanken, indem ich 
Poebel Nr. 133 mit Nr. 13, Poebel Nr. 134 
mit Nr. 14 und meinen textus receptus mit A 
bezeichne. 


1 Die vorhergehende Zeile dieser Inschrift lautet: 
mar-ha-siki en li- Im u-te-ir ]j-um-[3]ü gur-ru-dam „der Mar- 
habi in Lehm (oder in einen Steinhaufen?) verwandelte“: 
ich verweise auf meine spätere Behandlung dieser wich- 
tigen Inschrift. 

* Ich bemerke, dass Poebel gemäss persönlicher 
Mitteilung auch die Identität dieser Texte mit den von 
Thureau-Dangin RA VI 129 und Pinches PSBA 
1%2, 109 publizierten erkannt hat. 


137 


Nr. 13, I entspricht A, IV 28 ff. Z. 5 lautet 
das Ideogramm [giS-gisimmar-su]-huS-tur(!) 
= su-huš-šú, während Nr. 5 das tur weglässt. 
Die neue Lesart wird aber auch gestützt durch 
Nr. 6, 9, wo noch: .... tur = su-h/uS]-$ü er- 
halten ist. — Z. 20 wird wohl mit Nr. 5 di(!)- 
i(!)-šu zu lesen sein. 

Nr. 13, II ist = A IV 73 ff. Interressant 
ist, das hier das Ideogramm immer giš-gišim- 
mar-ü(!)-bi-in geschrieben wird, während die 
anderen Texte ut(!)-hi-in haben. — Z. 6 und 
7 sind in A umgestellt. — Z. 11 lautet 
ebenso wie in Nr. 14, II 4: giS-giSimmar- 
gün-gün-nu = bur-rumu. — Z. 13 ist ebenso 
wie in Nr. 14, II 6 zu lesen: a-ruk(!)ba-Hl. — 
Hinter Z. 15 fehlt ebenso wie auf Nr. 5; 14 
A V 88. 

Nr. 13, III ist = A V 11ff. Z. 7 lautet 
das Ideogramm für našbatu: gis-pa-us-sa- 
gisimmar anstatt gis-pa-Eud-da-gisimmar 
von A. — Z. 12 ff. weichen von dem hier un- 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 5. 


188 


gis-ka-gu-la-gisimmar 
gis-ka-rü-rü-gisilmmar 


ur-tu-t. 


YW] 


Schmied und Zimmermann. 
Von V. Christian. 

In OLZ 1914, 458 kommt Figulla zu dem 
Schlusse, dass ass. naggäru „Zimmermann“ ur- 
sprünglich „Schmied“ bedeute, wobei er von 
der angeblichen Grundbedeutung „heiss sein“ 
für ar. ausgeht. Nun bedeutet aber 
ursprünglich „tönen“, abgeleitet von der Wurzel 

„tönen“, vgl. z. B. ass. nagägu „schreien, 


sprechen“, daher im Aeth. 372 „(tönen)), 


55 „ im Arab. „(tönen machen)) schlagen, 
(Feuer schlagen?) brennen) heiss sein)) durstig 


sein“, = „Hitze“, we „heisser Stein“, je 


„Durst“, schliesslich: „schlagen ) spalten“ (vgl. 


— P 
we 


sichern Haupttext ab. Sie lauten auf Nr. 13: dei „schlagen, spalten, hervorbringen“), daher 


giš-ka- -giš-sar-gišimmar = im-bu-ü 
giš-ka-tur-ra-gišimmar = JY 

e ra-gisimmar = rik-bu 
e gisimmar = 


Nr. 14, I ist = A IV 28 ff. 
Nr. 14, II ist = A IV 81 ff. — Z. 9 ff. re- 
staurieren A VI ff. und zeigen, dass Z. 1f. 
von mir ganz richtig ergänzt war: 
gis-gisimmar-lul = sa-ar-ri 
[gi8-gisimmar]-sal = rak-ku 


18 giSimmar]-nä-a = ni- i- lu 
is-gisimmar- -an- -nja - = e-lu-ú 
EU ee = ka-ad-du 
ae ei ee = la-ku-ú 


= 11% 
[gis-Sag (?)- gisimmar = libybi is-si. 
So wäre damit die Lücke am Anfang von A V 
ausgefüllt. 
Nr. 14, III stimmt am Anfange nicht mit 
A überein. Vielleicht ist eine Umstellung vor- 
genommen, so dass die Zeilen 5—9 eventuell 
in die Lücke gehören, die in A V zwischen 
Z. 39 und 47 klafft. — Von Z. 9 ab ist Nr. 14 
ein willkommenes Duplikat von A V 29 fl., 
das die unsicheren Angaben von Nr. 11 be- 
stätigt und ergänzt: 
gis-ka-gisimmar = zu! 
gis-ka-sig-ga-gisimmar = 


YY ka -at-ta- 
nu (?)-tú 
gis-ka-pès-gisimmar = TT nap-šú-tú 
giš-ka-peš-ak?-a?-giš<immar = JJ 
t Damit wird meine Lesung A V 29 bestätigt. 


? Für ak-a wäre Nr. 14 auch die Lesung gišimmar 
möglich. 


* „Wurzel, Natur, Ursprung, Abkunft“, da- 
gegen in der Bedeutung CH Holz behauen, ab- 
hobeln“, * „(das Zubehauen)) Gestalt, Farbe, 


Ansehen, Ruf, Wertschätzung“, E „Zimmer- 
mann, Tischler“ mit Fraenkel, Aram. Fremd- 
wörter im Arab. S. 254 f. gewiss als Lehnwort 
aus dem Aram. und somit (s. Jensen bei Brockel- 
mann, lex. syr. s. v.) in letzter Linie als solches 
aus dem Assyr. zu betrachten. Den übrigen 
semitischen Sprachen ist dieser Ausdruck für 
Zimmermann, entgegen Figullas ausdrücklicher 
Behauptung, unbekannt. Im Aram. bedeutet 
"00 „(geschlagen )) gedehnt, lange sein“, wogegen 
vielleicht im Hebr. der Stamm “33 als Ableitung 
der Wurzel u zu betrachten ist, wiewohl auch 
hier mit einer Bedeutung „geschlagen ) getrieben 


werden, eilen“ (vgl. pos „eilen“), beziehungs- 
weise — „schlagen ) treiben“ sich das Auslangen 
finden liesse. Im Ass. kommt unserem Stamme 
die Bedeutung „schlagen, behauen“ zu; daher 
naggäru „einer der behaut, Zimmermann“ „ viel- 
leicht auch nägiru „Vogt“ eig.: „einer, der 
schlägt, antreibt“, wofür zu sprechen scheint, 


1 Vgl. Jú „reden, sprechen“ eig.: „tönen“, wie as 
„tönen, stammeln; (tönen machen)) bewegen, erschüt- 
4; daher JS auch „schlagen, töten“, davon abge- 
leitet durch eingefügtes t Kä „schlagen, töten“. 


? Beachte hierzu KE „(schlagen )) zusammen- 
treiben, aufjagen, aufregen; Feuer (schlagen )) anzünden“. 


139 


dass sein Ideogramm (SAI. 4951) auch debu 
„stossen“ (SAI. 4949) gleichgesetzt wird. Un- 
sicher, ob hierher gehörig, ist SAI. 312: TAR 
(ta-ar) = na-ga-rum „schlagen, zerstören“, da 
es sich um einen bab. Text handelt, so dass das 
Wort auch als nagäru angesetzt werden kann. 


Da sich ferner die Schreibung px | J 


für den Metallarbeiter gurgurru sehr leicht er- 
klären lässt als „einer, der Erz behaut, formt“, so 
zwingt uns nichts zu Figullas Schluss, dass es 
ein „ursemitisches Doppelhandwerk des naggaru 
(= Zimmer- und Schmiedehandwerk)* gegeben 
habe, eine Annahme, der auch sonst nicht viel 
innere Wahrscheinlichkeit zukommt. Das einzig 
Gemeinsame der beiden Handwerke ist, dass sie 
durch Schlagen ausgeübt werden; dagegen unter- 
scheiden sie sich wesentlich im bearbeiteten 
Stoff und in der Art seiner Bearbeitung. 


Was schliesslich FigullasBehauptung betrifft, 
„eine Alterspriorität des einenHandwerks gegen- 
über dem andern ist nicht wahrscheinlich“, so 
muss ich auch dem widersprechen. Fasst man 
nämlich „Handwerk“ im Sinne eines Können, 
so muss ohne Frage der Zimmermannskunst 
das höhere Alter eingeräumt werden; denn Holz, 
Stein u. dgl. wurden allerorts früher bearbeitet 
als Metall Versteht man aber unter „Hand- 
werk“ die gewerbsmässige Ausübung eines 
Könnens, so möchte ich gerade der Schmiede- 
kunst den Vorzug geben, da diese wie kein an- 
deres Handwerk Vorrichtungen benötigt, deren 
Beschaffung für jeden Hausstand unökonomisch 
wäre. Darum erscheint es mir wahrscheinlich, 
dass gerade hier die Arbeitsteilung zuerst in 
ihre Rechte trat; dass dabei die gewerbsmässige 
Ausübung eines Handwerkes als unwürdige 
Beschäftigung eines Herrenvolkes erachtet und 
daher der unterjochten Bevölkerungsschicht 
überlassen wurde, hat mannigfache Parallelen, 
und wir verstehen nun, warum vielerorts das 
Schmiedehandwerk ein verachtetes ist. Dazu 


passt gut, dass arab. , das eigentlich „der 
Geringe, Sklave“ bedeutet, auch für „Schmied“ 
gebraucht wird. 

In diesem Zusammenhang scheint mir nun 
auch die biblische Erzählung vom Brudermord 
des Kain beachtenswert, dessen Name schon 
zum arab. „45 gestellt wurde (s. Ges. Buhl, 


8. v.). Seine Beziehung zur Schmiedekunst wird 
noch klarer, wenn wir beachten, dass sein Nach- 
komme Thubalkain als Erfinder der Schmiede- 
kunst bezeichnet wird (Gn. 4, 22). So meine 
ich denn, dass nichts näher läge, als in Kain, 
dem „Schmied“, den eigentlichen Stammvater 
der Schmiedekunst zu erblicken und in der 
Geschichte von der Ermordung seines Bruders 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 5. 


140 


und der hierdurch bedingten Aechtung einen 
Versuch zur Erklärung der Tatsache zu sehen, 
dass die Schmiede verachtet sind. 


Besprechungen. 


Studien zur Semitischen Philologie und Reli- 
gionsgeschichte. Julius Wellbausen zum 70. Ge- 
burtstag am 17. Mai 1914 gewidmet von Freunden und 
Schülern und in ihrem Auftrag hrsg. von Karl Martı. 
(Beiheft zur Zeitschrift für die Alttestamentliche 
Wissenschaft 27.) VII, 388 S. m. Bildnis. M. 18 —. 
Giessen, A. Töpelmann, 1914. Bespr. v. Wilh. Förtsch, 
Berlin. 

Zu Wellhausenssiebzigstem Geburtstag haben 
sich 22 seiner Freunde und Schüler zusammen- 
getan, um dem Begründer der modernen Penta- 
teuchkritik „die Dankbarkeit zu bezeugen“, wie 
K. Marti sich ausdrückt, „welche die gesamte 
Wissenschaft vom semitischen Orient, und ganz 
besonders die alttestamentliche Wissenschaft, 
für ihren anerkannten Meister und glücklichsten 
Förderer hegt“. Die Arbeiten, meistenteils dem 
Gebiet des AT angehörend, bringen viel Inter- 
essantes und Neues, so dass ıhr Erscheinen 


nur freudig begrüsst werden kann. 


K. ALBRECHT behandelt „Die fünfte Pforte 
aus Mose ibn ‘Ezras Buch der Tegnis“. Mose 
ibn “Ezra (geb. ungefähr 1070), ein mittel- 
alterlicher jüdischer Dichter, ist Meister in der 
Behandlung einer Dichtungsform, welche die 
hebräische Metrik der arabischen entlehnt und 


nachgebildet hat und welche den Namen G. 


führt. (jist ist etwa dasselbe, was unsere 


Meistersinger als „rührende Reime“ zu be- 
zeichnen pflegten. Das Werk, welches Mose 
ibn Ezra hinterlassen hat — der Name ‘Anaq 
oder Taršiš rührt nicht vom Verfasser her —, 
ist schon früh viel interpoliert und man hat 
bereits vor längerer Zeit den Versuch gemacht, 
aus inneren Gründen eine Anzahl Strophen 
als unecht zu erweisen. ALBRECHT schlägt 
einen anderen Weg ein; da das Werk streng 
alphabetisch angeordnet ist, liegt nach seiner 
Meinung bei denjenigen Strophen, welche sich 
dieser Anordnung nicht einfügen, der Verdacht 
der nachträglichen Einschaltung vor. Den Text 
der „Fünften Pforte“ stellt er nach drei hete- 
rogenen Handschriften her, von denen zwei 
näher zusammengehören. Die angekündigte 
Untersuchung weiterer „Pforten“ wird lehren, 
ob ALBRECHTS Ansicht zu Recht besteht. 
G. BEER wirft in seinen Bemerkungen „Zur 
Zukunftserwartung Jesaijas“ die Frage auf, 
wie die schwankende Haltung des Propheten 
(1—39) gegenüber der herrschenden assyrischen 
Weltmacht zu erklären sei; bald erwartet Je- 
saja ein siegreiches Vorgehen der Assyrer nach 
Westen, bald erhofft er den Sturz Assurs. Die 


141 


moderne Kritik nimmt einstimmig an, dass Je- 
sajas Zukunftshoffnung widerspruchsvoll und 
unausgeglichen sei. Demgegenüber sucht BEER 
zu beweisen, 1. dass Jesaja zu aller Zeit in 
den Assyrern die Zuchtrute in der Hand des 
Weltenherrn Jahwe geseben habe, und 2. dass 
darum die Antiassurstücke, für deren Unecht- 
heit noch andere gewichtige Gründe sprechen, 
nicht Eigentum Jesajas sein können. Die Zu- 
kunftserwartung Jesajas ist nicht wechselnd, 
sondern es ist zu unterscheiden zwischen der 
Zukunftserwartung des Jesaja und der späteren 
Umbildung derselben in dem jetzigen Jesaja- 
Buche. A. BERTHOLETHS „Textkritische 
Bemerkungen zu Deuterojesaja“ "gründen sich 
hauptsächlich auf LXX, ferner auf die Be- 
obachtung des Metrums. Sehr ansprechend 
sind z. B. die Vorschläge: 41, 27 Cat für 


N); 42, 8 durch Einsetzen von Min?’ und 
oben aus dem 1. Stichos zwei Stichen 
zu bilden; 44, 11 wm bzw. mam für CNY; 
51, 8 2057 für das zweite con’; 54, 2 Pow 
in PON CH aufzulösen. A. A. BEVAN be- 


richtet über , Mohammed's ascension to heaven“ 
Einiges bietet dariiber der Koran; weiteres er- 
zählen Ibn Ishak, Ibn Sad, Al-Bukhäri und 
At-Tabari. Der Glaube an die Himmelfahrt 
des Gottesgesandten ist eng verbunden mit dem 
Dogma von dessen göttlicher Sendung. K.BUDDE 
liefert Untersuchungen „Zur Geschichte des 
Buches Amos“. Er weist auf die Bedeutung 
hin, welche Am. 7, 10—17 für die Gesamt- 
untersuchung des Buches Amos hat. Mit der 
Vertrauenswürdigkeit dieses erzählenden Ab- 
schnittes geht aber Hand in Hand dessen rätsel- 
haftes Verhältnis zum übrigen Buch und die 
eigentiimliche Bruchstücknatur. Offenbar ist 
7, 10—17 durch Weglassen des Einganges und 
des Schlusses aus einem vollständigen Zusammen- 
hang herausgenommen; verschiedenes spricht 
nun dafür, dass diese Stelle in der Lücke vor 
1,3 bzw. 1, 2b gestanden hat. F. BUHL „Die 
Bedeutung des Stammes y oder y9 im He- 


bräischen“ führt an, dass das alttestamentliche 
1135 (dementsprechend yn) eine Person bedeutet, 


die etwas Heiliges oder heilig sein Wollendes 
auf frivole Weise verspottet. Der Talmud, die 
syrische Version, das Targum, die späteren 
griechischen Uebersetzungen und meistens auch 
die Vulgata bringen dieselbe Uebersetzung. Die 
alexandrinische Uebersetzung führt dagegen eine 
wesentlich andere Reihe von Begriffen vor. Für 
die echte, Bedeutung des alten y? ist besonders 
die griechische Wiedergabe des Wortes im Buche 


Sirach wichtig: „(uneongavos, öh or e) über- 
mütig, zügellos, frech u. ähnl.“; dieselben Be- 


Orientalistische 111 Oirientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 5. 


142 


griffe begegnen auch in der griechischen Ueber- 
setzung der Sprüche. Prv. 21, 24 mwmw v? Dm 
kann als Definition von y? betrachtet werden. 


Der Uebergang von der Bedeutung „frech“ auf 
die spätere „Spötter“ ist natürlich sehr einfach. 


poop, Dolmetscher“ und myon „Rätsel“ werden 
aber mit dem besprochenen Stamm vi: oder Yap) 


nichts zu tun haben. C. F. BURNEY „The 
topography of Gideon’s rout of the Midianites“ 

behandelt kritisch die vielfach als ungenau 
und dunkel angesehene Stelle Jde. 7, 22b. 
C. H. CORNILL gibt Erörterungen „Zum 
Segen Jakobs und zum jahwistischen Dekalog“. 

I. Genesis 49: Gen. 49, 12 (eine Parallelstelle 
zu Prv. 23, 29) wird offenbar von den üblen 
und verhängnisvollen Folgen des übermässigen 


Weingenusses geredet; dadurch, dass an 
ODY nicht „funkelnd die Augen“ (von Gunkel 
vorgeschlagen, angenommen von Gressmann und 
Sellin), sondern ,umflorten Blickes“ zu über- 
setzen ist, gilt eine eschatologische Deutung 
für ausgeschlossen. Sellin gegenüber weist 
CORNILL noch darauf hin, dass er die Worte 
„weiss die Zähne von Milch“ nicht übersehen 
habe; Juda sei in seinem Gesamtcharakter nicht 
Acker-, sondern Weideland. Was das formal- 
metrische Moment betrifft, so gehört z. B. 49, 26 


Sy van PIX Duc nach dem Strophenbau als 
Parallelglied mit Cm) O sw DO zusammen 
und muss einen Parallelgedanken dazu bringen. 
Für den Judaspruch wird das Schema 4: 8 + 8 


— 
postuliert, also V. 22 als Ueberrest eines ur- 
sprünglichen Vierzeilers angesehen; und V. 10b 
ist nur ein später zugesetzter Teil des Juda- 
spruches. Als Ganzes ist der Jakobsegen un- 
zweifelhaft nordisraelitischen Ursprungs. II. 
Exodus 34: In diesem Abschnitt war ursprüng- 
lich ein Dekalog mitgeteilt. V. 23 ist über- 
flüssig; denn es lassen sich deutliche Spuren 
einer paarweisen Gruppierung der Gebote er- 
kennen. V. 19a lautete daher wohl ursprüng- 
lich 9 main cm neo 59. Der Festkalender 
des jahwistischen Dekalogs deckt sich mit 
dem deuteronomischen. H. J. ELHORST „Die 
israelitischen Trauerriten“ glaubt, dass die 
israelitischen Trauergebräuche aus zwei Ge- 
danken zu erklären sind, und zwar zunächst 
aus dem Gedanken der Fürsorge für den Toten 
und zweitens aus dem Gedanken, dass das Haus 
eingenommen ist von einer Macht, die man zu 
Nutz und Frommen sowohl des Lebenden als 
des Toten zu begütigen hat und deshalb verehrt. 
W. FRANKENBERG tritt in seinem Beitrag 
„Die Determination im Semitischen“ der herr- 
schenden Anschauung entgegen, dass die Deter- 
mination auf rein mechanische Weise zu er- 


143 


klären sei. Nach ihm sind Determination und 
Indetermination nicht absolute, sondern relative 
Grössen, die eine ganze Stufenfolge bilden, und 
zwar besteht die Entwicklung darin, dass durch 
wechselnde und bleibende Determination die 
Wiedergabe syntaktischer Verhältnisse (Kasus) 
und, ausserhalb des Satzganzen, die Bereicherung 
des nominalen Gebietes ermöglicht wird, sowie 
der Unterschied zwischen Verbalem und Nomi- 
nalem vertieft wird. A. v. GALL „Ueber die 
Herkunft der Bezeichnung Jahwes als König“ 
untersucht, inwieweit und in welchem Sinne 
schon in vorexilischer Zeit Jahwe als König 
angesehen wurde und wie diese vorexilische 
Bezeichnung dann in ihrem ursprünglichen Sinn 
mitwirkte auf die starke Ausbreitung dieses 


Titels in nachexilischer Zeit. Jahwe kann 79% 


nur als König einer Stadt genannt werden, eine 
Gottesbezeichnung, die lediglich auf kanaanä- 
ischem Boden von den Israeliten übernommen 
worden sein kann. Der Titel „König“ ist von 
dem kanaanäischen Stadtgott von Zion, , 


aufJahwe übergegangen. G.B.GRAY „Children 
named after ancestors in the Aramaic papyri 
from Elephantine and Assuan“ bringt Unter- 
suchungen über die bei der jüdischen Kolonie 
in Elephantine herrschende Gewohnheit, den 
Kindern den Namen eines der Vorfahren, be- 
sonders aber den des Grossvaters beizulegen. 
H. GUTHE „Zeichen und Weissagung in 
Jes. 7,14—17“. Die Verbindung eines Zeichens 
mit einer Weissagung ist geradezu als eine 
Kunstform der prophetischen Rede zu betrachten. 
Bei dieser Stelle ist das Zeichen in V. 14 und 
15, die Weissagung in V. 16 und 17 enthalten. 
Weil die Weissagung das Zeichen veranlasst, 
deshalb ist sie durch ? mit dem Zeichen ver- 


bunden V.16; das Zeichen ist mit starker Be- 
tonung in den Anfang gestellt. Der Grund- 
gedanke des kleinen Stückes entspricht dem 
Motiv der göttlichen Vergeltung, das die Pro- 
9 in ihren Reden so häufig anwenden: 

oran man gesündigt hat, daran wird man 
bestraft. P. HAUPT „Die Schlacht von Taanach“ 
behandelt kritisch das sog. Debora-Lied. An 
die Uebersetzung schliessen sich zahlreiche An- 
merkungen, zum hebräischen Text wird eine 
Anzahl von Bemerkungen gegeben. H. HO L- 
ZINGER „Ehe und Frau im vordeuteronomischen 
Israel“ Da das Hammurapi-Gesetz bezüglich 
der Ebe und vor allem der Stellung der Frau 
eine weit höhere Stufe einnimmt als das Recht 
bei den alten Hebräern, so folgt daraus, dass 
die babylonische Kultur ein ihren Bedürfnissen 
gemässes Recht ausgebildet, das primitivere 
hebräische Altertum zunächst ein seinen Be- 
dürfnissen gemässes gehabt hat. Die weitere 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 5. 


144 


Entwicklung des hebräischen Rechts ist jeden- 
falls rein babylonisch. Das babylonische Ehe- 
recht wird fast ausschliesslich von vermögens- 
rechtlichen Gesichtspunkten geleitet, von Wirk- 
samkeit eines höheren sittlichen Eheideals kann 
kaum die Rede sein. Wenn sich nun im Juden- 
tum ein besseres Ideal durchgesetzt hat, so 
kann dabei das Hammurapi-Gesetz natürlich 
keine Rolle gespielt haben, sondern es müssen 
andersartige Momente wirksam gewesen sein. 
Gen. 24, das teilweise J?, teilweise E angehört, 
beweistbereitseinebemerkenswerte Verschiebung 
der eherechtlichen Anschauungen. In ver- 
mögensrechtlicher Beziehung lassen vielleicht 
1. Kön. 9, 16 und Jos. 15, 18 f. sowie Jde. 
1, 14 f., ferner 2. Sam. 3, 13 f. Aenderungen 
der ursprünglichen Gewohnheit erkennen. Die 
Forderung der Monogamie ist in den Patriarchen- 
geschichten nicht erreicht, doch erscheint es 
als zweifellos, dass deren Ideal sich ankündigt. 
Bezüglich der Rechtsanschauungen lässt sich 
erkennen, dass das israelitische Recht die Ehe- 
sachen über die Kaufehe hinausführt. Auch 
in der Ehescheidung tritt eine Umbildung von 
länger her in Erscheinung. Die Motive der 
fortschreitenden Entwicklung sind, abgesehen 
von der allgemeinen Hebung der Kultur, die 
Rolle, welche verheiratete Frauen als Prophe- 
tinnen in der Oeffentlichkeit spielen, und vor 
allem die Beeinflussung der Rechtsideale durch 
die ethische Religion. L. KOHLER „Zum he- 
bräischen Wörterbuch des Alten Testaments“ 
bringt eine Reihe scharfsinniger Bemerkungen, 
Verbesserungen und Konjekturen zum hebrä- 
ischen Wörterbuch. Hier näher darauf einzu- 
gehen verbietet der mangelnde Raum. L. LODS 
„L'ange de Yahvé et l’‚äme extérieure'“ ver- 
breitet sich über den „Engel Jahwes bzw. Elo- 
hims“, der bald als ein von Jahwe verschie- 
denes, bald als ein mit dem Gott Israels iden- 
tisches Wesen angesehen wird. K. MARTI 
„Die Zweifel an der prophetischen Sendung 
Sacharjas“. Die rein nachexilischen Schriften 
weisen schon äusserlich einen viel einheit- 
licheren Charakter auf als die Bücher, deren 
Grundstock vor dem Exil entstanden ist. Letz- 
tere zeigen auf Schritt und Tritt die Spuren 
von aufeinander folgenden Bearbeitungen und 
Redaktionen und weisen zahlreiche Stücke und 
Beifügungen auf. Aber auch bei ersteren kommen 
häufig Textverbesserungen und Verschiebungen 
ganzer Textteile vor, viel seltener jedoch ab- 
sichtliche theologischeKorrekturen; so hat aller- 
dings Sach. 1—8 in einem wichtigen Punkt eine 
nachträgliche Korrektur erfahren. Der ur- 
sprüngliche Text sprach von einer Krone für 
Serubbabel, den Sacharja als den kommenden 
Fürsten ansab, neben dem Josua nur als Priester 


145 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 5. 


146 


zu fungieren hatte, während nach dem gegen- 
wärtigen Text die Krone für den Hohenpriester 
Josua bestimmt ist. Anstelle Serubbabels, des 
damals lebenden Davididen, ist die allgemeiner 
lautende, geheimnisvolle Bezeichnung „Spross“ 
getreten. Die Korrektur ist jedenfalls vorge- 
nommen worden, weil die Geschichte anders 
verlief, als der Prophet erwartete. Mit dieser 
Textkorrektur sind wohl auch Sach. 2, 13 und 
15, ferner 4, 9 und 6, 15 in Beziehung zu 
setzen; auch hier verfolgen Korrektur und 
Interpretation denselben Zweck, nämlich die 
prophetische Mission Sacharjas zu verteidigen. 
In der Zeit von Ezra und Nehemia mögen diese 
Korrekturen entstanden sein. Der Grund für sie 
liegt darin, dass die Propheten in nachexilischer 
Zeit Vorhersager der historischen Ereignisse 
wurden und das Gesetz als kanonische Kodi- 
fikation des Willens Gottes betrachtet wurde. 
J. MEINHOLD „Zur Frage der Kultuszentrali- 
sation“. Der Sinaj ist alleiniger Wohnsitz des 
Wüstengottes Jahwe, da alle Quellen (Ji, J?, 
E, P) die Gesetzgebung dorthin verlegen; zudem 
ist der Sinaj nicht weit von Qadesch zu suchen. 
Später ist die Lade der Sitz Jahwes, der Kult- 
ort der wandernden israelitischen Nomaden, und 
zwar der einzige. R. W. ROGERS „Senna- 
cherib and Judah“ bespricht das schon des 
öfteren behandelte Problem der Beziehungen 
zwischen dem Assyrerkönig Sennacherib und 
dem Staate Juda. G.STEUERNAGEL „Jahwe, 
der Gott Israels. Eine stil- und religionsgeschicht- 
liche Studie“. Die in manchen Teilen des AT ziem- 
lich häufig vorkommende Gottesbezeichnung mm 


"wm lan gehört, wenigstens teilweise, den 
älteren Quellen an und ist ein zunächst in 
Sichem gebrauchter lokaler Kultname. Der in 


Jerusalem verehrte "mm heisst Dën vin cn 
im Sinn des genuin israelitischen mm und im 
Unterschied von dem auf den Höhen des Nord- 
reiches verehrten ethnisierten mm. Das „Ver- 
zeichnis der Schriften Julius Wellhausens“ ist 
von A. RAHLFS angefügt. 


Beigegeben sind der Festschrift Stellenre- 
gister für das AT, die Apokryphen, andere jü- 
dische Schriften, das NT und den Koran, ferner 
ein Sachregister, sowie ein Register der be- 
handelten hebräischen und aramäischen Wörter; 
sämtliche von K. MARTI gefertigt. 


Ismar Elbogen: Der jüdische Gottesdienst in 


seiner geschichtlichen Entwicklung. XVI, 
619 8. gr. 8°. M. 12 —; geb. M. 13.25. Leipzig, 
Buebh. G. Fock, 1913. Bespr. v. F. Perles, Königs- 
berg i. Pr. 
Das zu besprechende Werk bildet einen Teil 
des „Grundrisses der Gesamtwissenschaft des 
Judentums“, den die Gesellschaft zur Förderung 


der Wissenschaft des Judentums seit 1906 her- 
ausgibt, und nimmt unter allen bisherigen 
Schriften dieser Gesellschaft ebenso durch die 
Grösse seines Gegenstandes wie durch seinen 
wissenschaftlichen Wert die erste Stelle ein. Der 
Verfasser hat sich schon durch seine „Geschichte 
des Achtzehngebetes“ und seine auch an dieser 
Stelle! gewürdigten „Studien zur Geschichte des 
jüdischen Gottesdienstes“ als gelehrten Kenner 
der jüdischen Liturgie gezeigt und legt nun- 
mehr zusammenfassend das Resultat seiner mehr 
als zehnjährigen Studien auf diesem reichen 
und verhältnismässig so selten bearbeiteten Ge- 
biete vor. 

Der erste von den drei Hauptabschnitten 
des Werkes gibt eine genaue Beschreibung 
des jüdischen Gottesdienstes. Zum Ver- 
ständnis dieses Teiles ist natürlich eine gewisse 
Vertrautheit mit dem Stoffe, d.h. mit der hebrä- 
ischen Liturgie, unerlässlich. Zur vollen Würdi- 
gung der hier vorliegenden Leistung gehört sogar 
fachmännische Kenntnis, wie sie auch in jüdi- 
schen Kreisen sich nur selten findet und in christ- 
lichen Kreisen wohl überhaupt kaum anzutreffen 
ist. In unendlich mühseliger Kleinarbeit an einer 
weit zerstreuten, zum Teil nur handschriftlich 
vorhandenen Literatur ist hier ein vollständiges 
Bild des Gottesdienstes in allen seinen Teilen 
geboten. Sowohl die eigentlichen Gebete, als 
auch die Schriftvorlesungen und die synagogalen 
Poesien werden nicht nur in ihrer heutigen Ge- 
stalt beschrieben, sondernauch auf dieältesteuns 
bekannte Form zurückgeführt sowie in ihren ge- 
schichtlichen Wandlungen bis auf unsere Tage 
verfolgt. Leider lässt sich die Untersuchung 
nur bis zu einer gewissen Grenze weiterführen. 
Denn wie der Verfasser (S. 11) treffend bemerkt, 
ist die Zeit wirklicher Entwicklung der 
Stammgebete verhältnismässig kurz und liegt 
fast völlig jenseits der Grenze unserer Quellen. 


Während der erste Abschnitt in Art eines 
geschichtlichen Kommentars die liturgischen 
Texte behandelt, also im wesentlichen literar- 
geschichtlicher Art ist, kommt im zweiten Ab- 
schnitt das religionsgeschichtliche Mo- 
ment zu seinem Rechte. Hier erhalten wir 
nämlich eine Geschichte des jüdischen 
Gottesdienstes von seinen ersten Anfängen 
bis auf unsere Zeit. Seit Leopold Zunz, derin 
seinen beiden grossen Werken die Hauptseiten 
des jüdischen Gottesdienstes mit tief eindringen- 
der Kritik darstellte, ist der Gegenstand nicht 
mehr in so umfassender Weise bearbeitet worden. 
Trotzdem die Zunzsche Darstellung in allen 
wesentlichen Punkten noch heute unerschüttert 
dasteht, stellt doch Elbogens Arbeit einen 


3 OLZ 1908, 548 fl. 


147 


bedeutenden Fortschritt dar, und zwar ebenso 
in inhaltlicher wie in formeller Beziehung. 
Schon die Tatsache, dass Elbogen über ein 
viel reicheres Material — vor allem aus den 
Schätzen der Geniza in Kairo — verfügen konnte, 
setzte ihn in Stand, über eine Reihe von wichti- 
gen liturgischen Fragen neue Aufschlüsse zu 
geben. Von prinzipieller Bedeutung ist nament- 
lich seine Entdeckung der Ueberreste des pa- 
lästinensischen Ritus, der schon im Mittel- 
alter dem babylonischen Ritus hatte weichen 
müssen!. Formell hat Elbogen sich ein be- 
sonderes Verdienst erworben, indem er eine 
fortlaufende, auch für den nicht spezialistisch 
gebildeten Theologen und Religionshistoriker, 
ja teilweise auch für den gebildeten Laien ver- 
ständliche und interessante Darstellung bietet, 
während er die Quellennachweise und alles 
sonstige gelehrte Rüstzeug in die Noten am 
Schlusse des Bandes verweist. Die Lesbarkeit 
ist dadurch in solchem Masse erhöht, dass man 
die damit einhergehende Unbequemlichkeit in 
der Benutzung gern in den Kauf nimmt. Der 
Abschnitt zerfällt selbst wieder in drei Teile: 
die Zeit der Stammgebete (bis 600 n. Chr.), 
die Zeit des Piut (600—1800), die Zeit der 
Kritik. Da wir noch keine jüdische Religions- 
geschichte besitzen, kann dieser Teil des Werkes 
in gewissem Sinne als vorläufiger Ersatz gelten. 
Denn da der synagogale Gottesdienst seit 70 n. 
Chr. die einzige sichtbare und greifbare Form 
der jüdischen Religion war,muss eine Darstellung 
seiner Geschichte ein getreues Spiegelbild aller 
Entwicklungsstufen des Judentums während 
dieses Zeitraums enthalten. 


Der dritte Abschnitt ist der Organisation 
des jüdischen Gottesdienstes gewidmet. 
Er behandelt die äusseren Erfordernisse des 
Gottesdienstes, die Gebäude und ihre Einrich- 
tung, die Gemeinde, ihre Verwaltung und ihre 
Beamten sowie deren Tätigkeit beim Gottes- 
dienste. Hier ist also an Stelle des religions- 
geschichtlichen Gesichtspunktes der archäolo- 
gische getreten. Auch dieser Teil des Werkes 
ist für weitere Kreise berechnet und lehrt die 
fremdartig anmutende äussere Form des jüdi- 
schen Gottesdienstes in ihren geschichtlichen Be- 
dingungen verstehen. 

Diese Dreiteilung des Werkes machte es 
möglich, den ersten am wenigsten geniessbaren 
Abschnitt von den beiden anderen zu trennen, 
die ebenso durch ihren Gegenstand wie durch 
ihre fliessende Darstellung sich an ein grösseres 
Publikum wenden. Es muss aber doch die 
Frage aufgeworfen werden, ob die Oekonomie 
des ganzen Werkes nicht darunter gelitten hat, 


! Vgl. namentlich S. 266 ff. 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 5. 


| 


148 


indem bald Zusammengehöriges auseinanderge- 
rissen, bald derselbe Gegenstand mehrmals be- 
sprochen werden musste. Doch ist dieser Nach- 
teil durch die ausführlichen, 39 Seiten um- 
fassenden Register weniger fühlbar gemacht. 

Wenn einzelne Partien des Werkes besondere 
Hervorhebung verdienen, so ist vor allem die 
Darstellung des Piut! und des Minhag? zu 
nennen. Hier werden zwei wenig bekannte und 
schwer verständliche Begriffe recht instruktiv 
in ihrer geschichtlichen Bedeutung klar gelegt. 
Auch das Kapitel über den Einfluss der Mystik? 
ist in hohem Masse aufklärend. Kulturgeschicht- 
lich bedeutsam sind die Ausführungen über die 
Folgen der Buchstabenanbetung* und nament- 
lich auch die Darstellung der Reformbestrebungen 
des letzten Jahrhundertss. 

Das Werk beschränkt sich ausdrücklich auf 
den Synagogengottesdienst, schliesst also so- 
wohl das alte Opferritual als auch das grosse 
eine besondere Darstellung erheischende Gebiet 
der Privatandacht und endlich auch das Ritual 
bei allen ausserhalb der Synagoge stattfinden- 
den religiösen Feierlichkeiten aus. Auffallen- 
derweise hat jedoch der Verfasser — und Re- 
ferent erblickt darin den einzigen prinzipiellen 
Mangel des Werkes — auch dem Gebet in den 
Apokryphen und Pseudepigraphen kein Wort 
gewidmet, obgleich dieselben nicht nur durch ihr 
Alter von Bedeutung für die Geschichte des 
Gebets im Judentum sind, sondern auch nach- 
weislich auf die Liturgie Einfluss geübt haben. 
So bildet Sirach cap. 50, wie schon Rapoport® 
gezeigt, die Quelle für eines der bekanntesten 
Stücke der Aboda, und auch das Buch Henoch 
mit seiner eigenartigen Mystik bat starke Spuren 
in den Gebeten der Synagoge zurückgelassen, 
die noch einer eingehenderen Untersuchung be- 
dürfen”. Hoffentlich wird eine neue Auflage 
diese Lücke ausfüllen. 

Einige meist untergeordnete Punkte be- 
treffende Bemerkungen mögen hier ihren Platz 
finden. 

S. 11ff. Die Namensform Abudraham 
müsste endlich aus den Büchern verschwinden. 
Der Name kann nur Abudirham (2,0 Y 


oder Abudarahim (pS, al) gelautet haben. 


S. 59 Z. 18 up Dim findet sich schon 
1. Chr. 29,13. 

S. 130. Das Gebet DDN Sy zeigt noch an 
einer anderen Stelle den Einfluss des ersten 
Makkabäerbuches. Denn die Worte JON pc 


ı S. 280ff. 2 S. 355ff. 

$ 8. 376/77. S. 394 ff. 

* Bikkure haittim X 116. 

7 Speziell die Keduscha, doch auch andere Stellen 
des Rituals zeigen den Einfluss von Henoch, vgl. OLZ 
1913, 487 zu Hen. 83,11. 


*S. 377ff. 


149 | Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. B. 150 


PN P Carla gehen auf Gore Zrudeäég. (bei Krauss II 545°) auch im rabbinischen 

das tov vóuov xai allakaı navıa te dızasönare | PLII? vorliegt. Das auffällige 5 statt des 

zurück (Zunz, Gottesdienstl. Vortr. 26 Anm. bb). zu erwartenden 3 zeigt übrigens auch ME 
S. 210 am ist genauer mit „Ausgang“ zu = xgaßarroc. 

übersetzen Le s>). S. 613 Z. 6 v. u. (s. v. Down) 35 J. 36. 


S. 241 Z. 9 v. u. bis 1 Chr. 29,10. 

S. 257 Z. 18 bemerkt der Verfasser „Neue 
religiöse Gedanken hat jene Zeit (gemeint ist 
die tannaitische) nicht hervorgebracht“. Mit 
diesem Urteil geschieht jenem Zeitalter, dem 
z. B. ein Akiba angehört, bitteres Unrecht. So 
kam, um nur ein Beispiel herauszugreifen, der 
Gedanke des Kiddusch haschem erst durch 
die hadrianische Verfolgung zur konsequenten 
Entwicklung. Die neuen Gedanken dieser Zeit 
werden nur deswegen nicht gebührend gewürdigt, 
weil sie uns nirgends in zusammenhängender 
Darstellung, sondern nur eingebettet in die 
Massen haggadischer Deutungen überliefert sind. 

S. 314 Z. 6 lies Kallıpon. 

S. 315 Z. 12 v. u. PINN J. ass. Auch im 
Register S. 604 zu verbessern. 


Emil Schwaab: Historische Einführung in das 
Achtzehngebet. (Beiträge zur Förderung christl. 
Theol. XVII, 5.) 8°. 169 8. M. 3.60. Gütersloh, C. 
Bertelsmann, 1913. Bespr. v. F. Perles, Königs- 
berg i. Pr. 

Referent hatte schon wiederholt auch an 
dieser Stelle über den Dilettantismus Klage zu 
führen, mit dem manche christliche Theologen 
Religion und Schrifttum des rabbinischen Juden- 
tums behandeln. Desto aufrichtiger ist seine 
Freude, die vorliegende Arbeit anzeigen zu 
können, die ebenso durch Gründlichkeit und 
Objektivität wie durch selbständiges Urteil aus- 
gezeichnet ist. Der Verfasser bezeichnet sich 
zwar (S. 16) bescheiden als einen Anfänger in 
Judaicis, hat jedoch keineswegs nötig, eine be- 
sondere Nachsicht in Anspruch zu nehmen. Viel- 
8. 338 Z. 18 statt 1254 l. 1244. mehr bewahrt ihn eine wohltuende Besonnen- 
S. 358 Z. 11 v. u. Lusena l. Lucena. heit vor Ausdehnung seiner Untersuchungen 
S. 367 Z. 16 westlichen l. östlichen. auf ein ihm nicht mehr zugängliches Gebiet. 
S. 394 Z. 4 v. u. spricht der Verfasser von Schon die der Arbeit vorangeschickte, 5 eng- 


dem „Dogmatismus, der die jüdische Religion gedruckte Seiten umfassende Literaturüber- 
das ganze Mittelalter hindurch beherrscht hatte“. sicht zeigt die Gewissenhaftigkeit, mit der sich 
Wenn hier nicht ein blosser Missgriff im Aus- Schwaab für seine Aufgabe vorbereitete. Die 
druck vorliegt, wäre es ein geschichtliches Fehl- | Untersuchungen des Verfassers haben ihren 


urteil, das nicht unwidersprochen bleiben darf. | Wert weniger in greifbaren neuen Resultaten 
Denn gerade in dem Zeitraum, der die Herr- als in der sicheren Methode, mit der er in die 


haft d ti : Probleme einführt und die von Früheren gewonne- 
SS EE nen Resultate schärfer formuliert, oder in ein- 


waren die Juden die einzigen, die eine dog- En S 
matische Bindung sich nicht auferlegen liessen. zelnen Punkten auch modifiziert. In ausführ- 


Nicht ihr Denken, sondern ihr Tun beschränkte licher Beweisführung zeigt er, dass das Gebet in 


das Relic; tz. Statt D ti üsste | Pharisdischen, ausgesprochen antisadduzäischen 
= az Be Er hr SES Urteil Ritualismus Kreisen in vorchristlicher Zeit, vielleicht schon 


heissen. unter der Regierung der Alexandra entstanden. 
S. 448 Z. 17 v. u. lies ud 1 ist. Besonders beachtenswert sind seine Aus- 


S. 556. Ueber den Begriff n> „Andacht“ führungen über die Motive, die Gamliel zur 


3 á Einfügune der Dm MDW bewogen haben 
vgl. Leop. Löw. Ges. Schr. II 74ff.; IV 267 ff. | PT gung a ae 
279. Perles Bousset.... kritisch untersucht können (S. 160 ff.). Von prinzipieller Bedeu- 
97 ff. tung ist das, was der Verfasser S. 14 über die 


S. 575 (zu $ 50,1). Die Erklärung von Unmöglichkeit sagt, die Gebetsfrömmigkeit jener 
rev als timisia rührt von Zunz (Z. Gesch. Zeit in ein System zu fassen. Hier könnte 
u. Lit. 522) her, wie bei Krauss Lehnwörter mancher Fachgenosse von Schwaab, der mit 
II 30 richtig angegeben. 5 a E des 
8. 576 50,4 ; ; ; egenstandes herangeht und auf den Spuren von 
(zu § 50,4) d ep Var. nber Weber sich ein System oder einen „Durch- 
schnitt“ der Frömmigkeit konstruiert hat, wichti- 
ges lernen. | 
Unzutreffend ist es, wenn der Verfasser an 
verschiedenen Stellen? von einem Achtzehn- 


nn —é—o— a a nn 


jer Megilla 73d neben "Ep genannt, muss 
nach dem Zusammenhang ein Synagogenmöbel 
bezeichnen. Im Gegensatze zu Löw und Bacher 
(8. bei Elbogen) vermute ich, dass das Wort ur- 
sprünglich 7YHD>P lautete, woraussich die beiden 
angeführten Varianten ohne Schwierigkeiten er- 1 Der ungenannte Verfasser des S. 11 erwähnten, 
klären. Es wäre dann von xga@ßaragıov abzuleiten, in der MGWJ 1886 erschienenen Vortrages, Ein Wort 


das im ayrischen I- und nach S. Fraenkel Ver, g. 24, 20, 21, 24. 55 res een, Breslau. 


151 


bittengebet spricht. Das Gebet besteht viel- 
mehr aus achtzehn Benediktionen (M272), und 
ein Teil derselben, nämlich die drei ersten und 
die vorletzte, enthalten durchaus keine Bitte. 

S. 91 Anm. 3 wären als Quellen über 
Raschi statt der dort genannten Autoren vor 
allem Zunz und Berliner zu nennen und auf 
Jewish Encyclopedia X 324ff. hinzuweisen. 

Zu der S. 125 ff. besprochenen Stelle Tos 
Ber. 3,25 ist zu bemerken, dass dort Own) 
„Abtrünnige“ bedeutet, vgl. die Ausführungen 
des Referenten OLZ 1913, 73—74. 

Am Schlusse seiner Arbeit betont der Ver- 
fasser die Notwendigkeit wissenschaftlicher Mit- 
arbeit und nennt die Aufgaben, die hier dem 
Forscher winken. Nach der von ihm gebotenen 
Leistung steht zu hoffen, dass er selbst an der 
Lösung dieser Aufgaben sich mit Erfolg be- 
teiligen wird. 


Wilhelm Hein: Südarabische Itinerare (S.-A. aus 
den Mitteilungen der k. k. Geographischen Gesellschaft 
in Wien. 1914. Heft 1—3. S. 32—58). Bespr. v. R. 
Hartmann, Kiel. 


Unsere dürftigen Kenntnisse von Hadramüt 
und den umliegenden Gegenden beruhen vor 
allem auf den Berichten der wenigen Reisenden, 
die dort eingedrungen sind: von Wrede (Reise 
in Hadhramaut, Braunschweig 1873), Hirsch 
(Reisen in Südwestarabien, Leiden 1897), Bent 
(Southern Arabia, London 1900), sowie den 
Mitteilungen, die holländische Gelehrte wie van 
den Berg und Snouck Hurgronje von Südarabern 
in Hollandisch-Indien gesammelt haben. So ist 
denn jeder Beitrag, der unsere Kunde dieser 
dunkeln Landstriche vermehren kann, hochwill- 
kommen. l 

Dr. W. Hein, der 1902 im Auftrag der 
Wiener Akademie in Gischin inzwischen von 
D. H. Müller herausgegebenes sprachliches Ma- 
terial gesammelt hat, hat diese Gelegenheit 
benützt, dort und nachher in Wien von ver- 
schiedenen Eingeborenen Nachrichten über ihr 
Heimatland einzuziehen. Nach seinem vorzei- 
tigen Tod hat nun seine Witwe den in kurze 
Paragraphen eingeteilten mit einer Art Index 
versehenen Stoff ohne weitere Bearbeitung her- 
ausgegeben. Naturgemäss ist das von Arabern 
erfragte Material mit Vorsicht zu benutzen, wie 
z. B. schon eine Vergleichung von § 34 mit 
Hirschs Erkundung über die Lage von Bör, 
Sibam, Terbeh (doch wohl Hirschs Täriba), 
Sewün (Hirschs Saiün), Terim ergibt. Geo- 
graphisch am wertvollsten sind wohl die aus 
verschiedenen Quellen stammenden, teilweise 
recht eingehenden Notizen über Wädi Masila 
(A III und BI, vgl. noch § 22 ff), wenn auch 
verschiedene Schreibung der Namen bisweilen 
die Vergleichung erschwert (Esm in § 127 = 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 5. 


re a LS SE A e 


152 


‘asam in § 61 und sonst, aber im Index unter 
“agam fehlend). 

Nicht viel Neues haben die Erkundigungen 
Heins über die besonderen Merkwürdigkeiten 
des Landes erbracht, wie über den Bahr as- 
Safi (§ 36; vgl. von Wrede, S. 241 ff.; Hirsch, 
S. VIII), über Qabr Hûd und Berhüt. 

Deutlicher als bisher tritt uns aber die 
Machtverteilung im Innern des Landes ent- 
gegen: vgl. besonders die Angaben über das 
Machtgebiet der Tamîmi (§ 23—33, 60— 66 usw.). 

Beachtenswert sind auch die Mitteilungen 
über die ackerbautreibenden „ahdâm“, deren 
Stellung der der sonst gelegentlich erwähnten, 
»da if* (Hirsch, S. 53 f.; Snouck Hurgronje in 
Zeitschrift für Assyriologie, XXVI 223) zu ent- 
sprechen scheint. Das von von Maltzan (Reise 
in Südarabien, S. 182 ff.) gezeichnete Bild der 
„Pariakaste“ der Achdäm erweckt freilich einen 
andern Eindruck, ist aber wohl stets nur mit 
Vorsicht beizuziehen. Nach $ 76 werden die 
ahdäm (nur die von Gischin?) als „Diener des 
Sultan ben 'afrär“, d. h. offenbar (s. Hirsch, 
S. 71) des Sultans ‘Ali... b. Tuwa ri (Täu’eri) 
b. Afrir (Afrar) von Gischin (vgl. § 10-12 
und Anhang unter 4. Febr.) bezeichnet. Nach 
derselben Quelle sollten sie abessinischen Ur- 
sprungs und etwa seit 280 Jahren im Lande 
sein. Diese Behauptung hat für uns natürlich 
kein entscheidendes Gewicht. Immerhin könnte 
man an die Theorie erinnern (Hirsch, S. 53), 
die die Mehri-Leute mit den Abessiniern in 
Beziehung setzt, während Hirsch sie übrigens 
lieber für eine südarabische Urbevölkerung 
halten möchte. 

Alles in allem bringen die „Südarabischen 
Itinerare“ zwar keine grosse Bereicherung ge- 
sicherter Kenntnisse, aber — und das ist 
gewiss genug — mancherlei Anhaltspunkte und 
Winke für die der Zukunft vorbehaltene wirk- 
liche Erschliessung jenes dunkeln Erdteils. 


Job. Sundwall: Die einheimischen Namen der 
Lykier nebst einem Verzeichnisse kleinasi- 
atischer Namenstämme. (Klio, Beiträge zur alten 
Geschichte. Herausg. von C. F. Lehmann-Haupt und 
E. Kornemann. Elftes Beiheft.) VIII, 309 S. 8°. 
M.14—. Leipzig, Dieterich, 1913. Beepr. v. Arnold 
Gustavs, Hiddensee. 

Wie bahnbrechend Kretschmers Darlegungen 
über kleinasiatische Namen in seiner Einleitung 
in die Geschichte der griechischen Sprache sind, 
dafür ist Sundwalls Buch ein neuer Beweis. 
Denn es bietet nichts weniger als eine grossar- 
tige Anwendung des Satzes Kretschmers, dass 
alle kleinasiatischen Stämme ausser den einge- 
wanderten indogermanischen Stämmen unterein- 
ander verwandt sind, auf das gesamte in Frage 
kommende kleinasiatische Namenmaterial. Als 


153 Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 5. 164 


Ausgangspunkt wählt S. Lykien, von der doppel- herein methodisch bedenklich, die lykischen 
ten Erwägung ausgehend, dass allein in dieser Namen als Schlüssel zu den übrigen kleinasia- 
Landschaft eine hinreichend grosse Zahl von tischen Namen zu benutzen, und man müsste 
Namen in einheimischer Form vorliegt und dass es fast als ein Verhängnis bezeichnen, dass uns 
für die lykischen Inschriften bereits eine abge- |nicht von einem anderen Volke, dessen Sprache 
schlossene Publikation vorhanden ist. Das erste ursprünglicher war als das Lykische, genügend 
Kapitel bringt eine Liste der lykischen Namen | Namen in epichorischer Form überliefert sind. 
mit Angabe der Belegstellen, der griechischen | Tatsache ist, was auch Sundwall S. 268 teil- 
Bilinguen und anderweitiger griechischer Aequi- | weise einräumt, dass die lykischen Namen 
valente. Daran schliesst sich eine erschöpfende |sehr wenig Beispiele zu Kretschmers Regeln 
Zusammenstellung über die Deklination der|(-»da; -ooo¢ und oer Lallnamen) liefern. Aber 
Eigennamen, über die Endungen der Demotika diese Schwierigkeit ist nur eine scheinbare. Wie 
und der Personal-Adjektive. Im zweiten Kapitel | wenn die überseeischen Einwanderer mit den Ur- 
will S. versuchen, die lykischen Namen nach |lykiern stammverwandt waren! Sie gehörten 
ihren Bestandteilen, Stämmen und Suffixen zu doch wahrscheinlich zu den vorgriechischen Be- 
sondern. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, |wohnern des ägäischen Archipels, deren Zu- 
zieht er in diese Untersuchung alle ihm erreich- | sammenhang mit den Kleinasiaten Fick dargetan 
baren kleinasiatischen Namen, d.h. die griechisch |hat. Dann hätten die Sprache der Solymer und 
überlieferten Namen kleinasiatischen Ursprungs, |die der Termilen sich nur unterschieden wie 
mit hinein, weil dieselben ein grösseres Ver-| zwei enger oder entfernter verwandte Dialekte, 
gleichungsmaterial gewähren und zu sicherer Be- und die Sprache der lykischen Inschriften, die 
stimmung mancher Namenstämme dienen können. |das Ergebnis der Mischung von Solymern und 
(S. 42). Als Ziel ist also eine Zerlegung der Termilen ist, muss noch genügend gemeinsame 
lykischen Namen angegeben. Aber die lyki-; Merkmale mit den übrigen kleinasiatischen 
schen Namen bilden nur einen verschwindend | Sprachen aufweisen. Dass dialektische Unter- 
Kleinen Teil dieser vergleichenden Liste. Diese |schiede zwischen den einzelnen Landschaften 
bietet in der Hauptsache eine Zurückführung der Kleinasiens bestehen, ist nur natürlich; die 
griechisch überlieferten kleinasiatischen Namen |zwischen dem Lykischen und Karischen hat 
auf lykische (grösstenteils erst erschlossene) Sundwall Klio XI, 1911, S. 464ff. behandelt. 
Formen. Im dritten Kapitel bringt S. allge-|Mir hat sich nach genauer und wiederholter 
meine Bemerkungen zu der Namenliste; erhandelt | Durchmusterung der Sundwallschen lykisch- 
u. a. darüber, ob Anzeichen der Mutterfolge in | kleinasiatischen Namengleichungen die Ueber- 
den lykischen Namen vorhanden sind, weiter zeugung aufgedrängt, dass durch diesen um- 
über die Bildung der Personennamen und über fassenden Versuch die Verwandtschaft der lyki- 
ihre Bedeutung. Besonders beachtenswert er-|schen Namen mit den übrigen kleinasiatischen 
scheint mir, was er S. 277 ff. über die Erweite- Namen trotz vorhandener Unterschiede erwiesen 
rung einsilbiger Primärstämme und über die ist. Bleiben wir nur bei den wirklichen Ent- 
Suffixe sagt. sprechungen zwischen lykischen und griechisch 
Den Hauptteil des Buches nimmt das zweite | überlieferten Namen und lassen Sundwalls er- 
Kapitel ein. Ich sehe auch den Hauptwert von |schlossene lykische Namenformen ganz ausser 
Sundwalls Arbeit in diesem Versuch, alle klein- | Acht, so finden wir unter etwa 60 Gleichungen 
asiatischen Namen in lykische Formen umzu- | ungefähr zwei Drittel, bei denen das griechische 
ragen oder besserrückzuübersetzenundauf diese | Aequivalent nicht allein in Lykien, sondern 
eise bezüglich Kretschmers Grundgedanken |auch in anderen Landschaften belegt ist; nur 
einmal die Probe aufsExempel zumachen. Daher | einige Beispiele: maka — Mayag (lyk. kibyrat. 
ist dieser zweite Teil, so reich an hypothetischen |lykaon. pisid.); pikre — Hirens (lyk. kar.), 
Aufstellungen er naturgemäss sein muss, doch [/7]syeos (isaur.-lykaon.), Hsxeys (kar.); pttra — 
mehr als blosse Geistesgymnastik und verdient Mataga (lyk.), eege (kappad.), Matyoas (kil.- 
eingehende Prüfung und Beachtung. Wenn freilich | isaur.-lykaon.); trqqiiti — Tagxovdag (kleinasiat.), 
E. Kalinka recht hat mit der Behauptung, dass | Tegxavdos (pisid.), Teaxovdas (kil.), Teoxovda 
die Lykier ein Mischvolk sind aus alter klein- |(phryg.), Teoxovdas (lyk. pisid.); [ulwe — Oa 
asiatischer Binnenbevölkerung (Solymer) und (pisid.), (ee (pisid. isaur.), Ovws (isaur.-kil.), 
überseeischen Einwanderern (Termilen) und dass | Lys (kil.). Von den in Bilinguen auftretenden 
daher das Lykische eineMischsprache sei, „die in Namen (ca. 30) findet sich bei neunen die grie- 
ihre Elemente aufzulösen uns derzeit schlechter- |chische Form auch noch ausserhalb Lykiens; 
dings unmöglich ist“!, dann wäre es von vorn- z. B. ecatamla = Exatopves, auch in Karien als 
TAM I 8. 10, und Neue Jahrbücher für das | Zratouvws; hla = Aas, auch in Kilikien als Aas, 
klassische Altertum III (1899) S. 682f. Aas, Acıos; mula = Moie, auch in Pampby- 


=> 


156 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 5. 


156 


lien und Pisidien als Modus, in Lydien als MovAag, 
in Lykaanien als Movdsc, in Kilikien als Muds, 
MvAn. Bei diesen genau sich entsprechenden 
Namen könnte man hie und da noch Verdacht 
auf blosse Entlehnungen haben. Das ist aber 
dann nicht mehr möglich, wenn einzelne Namen- 
elemente in verschiedenen Gegenden in anderer 
Stellung und Form, mit anderen Vor- und Nach- 
silben sich finden. Da ist Entlehnung ausge- 
schlossen; da kann essich nurum Verwandtschaft 
handeln. Darum hat Sundwalls Liste auch dort 
noch starke Beweiskraft, woerbeider Behandlung 
der einzelnen Grundstämme den kleinasiatischen 
Namen nur konstruierte lykische Namen gegen- 
überstellenkann. Eine ganze Anzahl derletzteren 
muss man als sehr glücklich gewählt bezeichnen. 
Sehr oft wird man freilich auch andrer Meinung 
sein, da vielfach mehrere Möglichkeiten zur 
Auflösung der Namen vorhanden sind. 

Ich möchte da die Aufmerksamkeit nur auf 
einen Punkt lenken, der bisher kaum Beachtung 
gefunden hat. Unter den kleinasiatischen Namen 
begegnen wie verirrte Blöcke hie und da solche, 
die deutlich Mitanni-Gepräge an sich tragen. 
Ich habe bereits in einer Untersuchung über 
die Mitanninamen (OLZ 1912 Sp. 241ff.) eine 
Anzahl von kleinasiatischen Namen mit Mitanni- 
Stämmen in Verbindung gebracht und will hier 
noch auf Folgendes hinweisen: 

Eines der häufigsten Namenelemente Klein- 
asiens ist ap, das sich sowohl als erster als 
auch als letzter Bestandteil findet. Sundwall 


führt dies Element überall, wo es auftritt, auf | 


lykisch ara zurück, das er Klio XI, S. 473f. 
als „frei“ erklärt. Es fragt sich, ob nicht bei 
einem Teil dieser Namen die Mittanniwurzel 
ari = „geben“ vorliegt. doe, Agios habe ich 
ZATW 33 (1913) S. 202 mit den Mitanninamen 
A-ri-ia identifiziert. Auch in Taexvagıs, Tooxo- 
agıc, Tooxorpßaoıs, Poxpßaoıs, Kolapßaoız dürfte 
man wohl eher ari vermuten; in den drei letzten 
Namen deutet das -8- auf den Desiderativ-Stamm 
von ari (vgl. OLZ 1912 Sp. 350f.). Die sämt- 
lichen eben angeführten Namen sind kilikisch. 
An Beziehungen zwischen Namen aus Kilikien, 
das ja dem eigentlichen Gebiet von Mitanni 
noch ziemlich nahe liegt, und Mitanni hat Ed. 
Sachau bereits 1892 gedacht. In seinen Be- 
merkungen zu Cilicischen Eigennamen ZA VII 
bringt er Tl.adis mit Gilia und Gi-lu-he-pa, also 
mit dem Mitannistamm kel- zusammen (S. 99). 
Mit noch mehr Recht kann man Namen wie 
Kıllos (kil.), Kıla, Kılns, Kıldıs (isaur.), Keddy, 
K. Aae (pisid.), Aid, Kılaßas (kil.) u. ä. auf 
kel- zurückführen (vgl. auch F. Bork OLZ 1912 
Sp. 264). Den ersten Bestandteil von Tedıagız 
kombiniert Sachau mit Tadu-hepa (S. 102), also 
mit dem Mitannistamm tat- „lieben“. Wahr- 


scheinlich gehören hierher die zahlreichen vom 
Typus TA, TATA gebildeten Lallnamen, die 
in allen Landschaften vertreten sind (s. Kretsch- 
mer, S. 347—349; Sundwall, S. 203f.); z. B. 
Tara, Tatas, Tarsıs, Tarıs, Tatros, Tatta, Terre, 
Terns, Tarıas, Tariavog u. a. Es ist sehr wohl 
möglich, dass das Mitanniwort tat- ein Lallwort 
ist und dass die eben angeführten Namen etwa 
„Liebling“ oder ein ähnlichesKosewort bedeuten. 
Zu T'edıagıs kann man wohl Tearegıs (phryg.), 
Terapıov (kar.) stellen. Ich möchte diese Namen 
auf ein Verbalkompositum *tat-ari: „lieben + 
geben“ zurückführen. Derartige Bildungen sind 
im Mitanni nicht selten. (Vgl. Bork, Die Mitanni- 
sprache, MVAG 1909, S. 60 f.) 


Den Namen des Lyderkönigs Scdvarys ! gibt 
Sundwall durch *zadu-wa-ta wieder (S. 244). 
Aber durch das griechische Gewand leuchtet 
hier ganz deutlich die Mitanniform hindurch. 
Das zweite Kompositionsglied ist der Lallname 
Arts, der als Gottesäquivalent dient. Die 
erste Hälfte begegnet in Sa-di-"Te-sub. (Bei 
Tiglatpileser I, Col. II, 44), Sa-du-Se-en- ni (cf. 
Clay, Personal Names from Cun. Inser. of the 
Cassite Period, 1912, S. 128), Sa-ti-ja (Amarna, 
Kn. No. 187,3), Sa-at-ti-ja (Vorderas. Schrift- 
denkm. I, No. 111; aus Z. 2, 8, 10, 13 zu ge- 
winnen), Sat(Sa)-tu-a-ra (Steintafelinschr. Sal- 
manassar L Col. II, 20). In diesen sämtlichen 
Namen liegt wahrscheinlich das Verbum Satt- 
vor, das etliche Male im Mitannibrief des Tus- 
ratta vorkommt. Iedvarıns und *Sadi-Tesup 
sind also auch dem Bau nach echte Mitanni- 
namen: an erster Stelle ein Verbum, an zweiter 
ein Gottesname (Vgl. OLZ 1912, Sp. 304 f.). 
So möchte ich Sadvarırs wiedergeben mit Sadi- 
Attes, oder um nach den Regeln zu verfahren, 
die ich in meinen Bemerkungen zur Bedeutung 
und zum Bau von Mitanninamen angewandt 
habe: *Sat-i-Attai (letzteres das Mitanniwort 
für Vater). 

Es scheint danach, dass der Bereich des 
Mitanni in früherer Zeit einen grossen Teil 
Kleinasiens umfasst hat. Diese Vermutung 
hatte ich schon OLZ 1912, Sp. 352 ausge- 
sprochen; sie hat sich mir bei der Beschäftigung 
mit Sundwalls Namenliste weiter bestätigt. So 
wird man im einzelnen von Sundwalls Ergeb- 


1 Paul de Lagarde, Gesammelte Abhandlungen S. 270 
hält Sadvarrns neben ’Alvarzns und Mvdrrys für semitisch, 


weil sie sich wie Sons von sddweos unterscheiden. 


Aber auch im Mitanni steht der Gottesname an zweiter 
Stelle. Auch Carl Pauli, Vorgriech. Inschr. v. Lemnos I 
S. 67 sucht den Nachweis zu fiihren, dass die ersten 
Bestandteile semitische Wörter sind und erklärt Zac - 
als op „mächtig machen“. Meine Gleichsetzung mit 
Sadi- dürfte wohl einleuchtender sein. Gegen de Lagarde 
schon Kretschmer, Einl. S. 387. (Korrekturzusatz.) 


157 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 6. 


158 


nissen vielfach abweichen müssen. Das hat 
seinen ganz natürlichen Grund darin, dass Sund- 
wall die gesamten kleinasiatischen Namen 
unter ein und demselben Gesichtswinkel ansieht, 
nämlich vom Lykischen aus. Das ist eine Ein- 
seitigkeit, die sich im weiteren Verlaufe der 
Forschung korrigieren wird. Und so berechtigt 
es ist, die Kleinasiaten aus sich selbst heraus 
zu verstehen (S. 3), so wird man es doch gar 
nicht umgehen können, auch nach den Ver- 
wandten dieses Volkstums zu fragen. Diese 
Ausstellungen sollen jedoch den Wert von Sund- 
walls Arbeit nicht einschränken. Dasselbe wird 
vielmehr allein schon durch die praktische Zu- 
sammenstellung des Materials die Forschung 
anregen und fördern und allen, die auf diesem 
Gebiete arbeiten, unentbehrlich sein. 


Aus gelehrten Gesellschaften. 


In der Februarsitzung der VAG Berlin 
Martin Hartmann über den Dschihad. 

In der Märzsitzung der Numismatischen Gesellschaft, 
Berlin, sprach Friedrich Marschner über die im 
Mahdi-Aufstand im Sudan von den Mahdisten ausgegan- 
genen Münzen. 

British Academy. Sitzung vom 28. Jan., 1. u. 
4. Febr. 1915. van Hoonacker: A Judaeo-Aramean 
Community at Elephantine in Egypt in the sixth and 
fifth Centuries B. C. 

Sitzg. 10. März. Charles über: An Attempt to 
recover the original Order of the Text of Revelation 
XX 4— XXII. 

Society of Antiquaries. Sitzg. 25. Febr. H.R. 
Hall und H. Burchardt über ein Bronzeschwert vom 
Shardana-Typus, gefunden in Philistia, jetzt im Brit. Mus. 

Sitzung der Soc. of Bibl. Arch. 10. Febr.: Dr. 
Gaster read: „Samaritan Pbylacteries and Amulets“. 

Sitzung 10. März. Dr. Daiches: „Lord Kitchener 
and his work in Palestine“. 


sprach 


Mitteilungen. 

De Goje-Stiftung: Bericht aus dem Jahre 1914. 
Ausgabe des Kitab al-Fäkhir von al-Mufaddal, durch C. 
Storey. Unterstützung an J. Bergsträsser zu einer sprach- 
wissenschaftlichen Untersuchung in Syrien und Palästina. 

Dr. F. de Filippi ist im Januar von seiner Reise in 
Turkestan zurückgekehrt. 

Prof. Naville hat in Abydos ein Bauwerk ausge- 
graben, das im Stil nur mit dem Tempel der Sphinx in 
Gizeh vergleichbar und wahrscheinlich desselben Alters 
(3000 v. Chr.) ist. Naville identifiziert das Bauwerk mit 
dem „Memnonium“ des Strabo. 

Bei Lahun hat Prof. Petrie einen sehr kostbaren 
Juwelenfund gemacht, der zu den ältesten seiner Art 
aus Aegypten gehört. Der Schatz wurde in einer Grab- 
nische bei der Pyramide des Usertesen II. gefunden. 


Zeitschriftenschau. 
® — Besprechung; der Besprecher steht in (). 


Arohiv für Anthropologie. 1915: 
N. F. XIII 4. 8. Weissenberg, Armenier und Juden. 
5. E. Bürgi, Sammlung von Ewe-Sprichwörtern. 
Berliner Philologische Wochenschrift. 1915: 
6. *Franz Boll, Die Lebensalter (Johannes Moeller). — 
E. Bulanda, Bogen und Pfeil bei den Völkern des Alter- 
tums (K. Tittel). 


EEN 


7. *Paul Foucart, Les mystères d’Eleusis (O. Gruppe). 
8. Josef Keil und Anton v. Premerstein, Bericht über 
eine dritte Reise in Lydien und angrenzenden Gebieten 
Joniens (F. Hiller von Gaertringen). 
13. *Erich Küster, Die Schlange in der griechischen 
Kunst und Religion (Sam Wide). — *Albert Grenier, 
Bologne Villanovienne et Etrusque (P. Goeszler). 
Deutsche Literaturzeitung. 1915: 
8. Leopold von Schroeder, Arische Religion I. (H. Olden- 
berg). 
9. Ernst Gerland, Das bosnisch-hercegovinische Institut 
fir Balkanforschung in Sarajevo (ein Gedenkblatt zur 
Feier seines 10jährigen Bestehens): Schlägt am Schluss 
ein ähnliches Institut der deutschen Wissenschaft für 
den Orient mit dem Sitz in Konstantinopel oder Thessa- 
lonich vor. — “Luigi Salvatorelli, Introduzione biblio- 
grafica alla scienza delle religioni (Carl Clemen). 
10. Hermann Reich: Antike Romane, Novellenkränze und 
Schwankbücher I (zieht aus Anlass der im vorigen Jahr 
erschienenen dritten Auflage von Erwin Rohdes „grie- 
chischen Roman“ das Fazit dieses nun als verfehlt er- 
wiesenen Buches). — *Ceslaus Dier, Genesis (Karl 
Holzhey). — Gustav Dalman, Palästinsjahrbuch 10. Jahrg. 
— *C. Jireček, Albanien in der Vergangenheit (Nikos 
A. Bees). 


Historisches Jahrbuoh. 1914: 
35. B. 4. H. Anton Seitz, Das Christuszeugnis des Jo- 
sephus Flavius. — G. Schnürer, Neuere Arbeiten zur Ge- 
schichte der Kreuzzüge. 

Jahrbuch des K. Deutsch. Arch. Inst. 1914: 
XXIX 4. L. Malten, Das Pferd im Totenglauben. 

Jahrbücher f. Nationalökonomie u. Stat. 1916: 
III 49, 2. *Jean Iuster, Les Juifs dans l'empire romain 
(E. v. Stern). 


Literarisches Zentralblatt. 1915; 
3. René Dussaud, Introduction à l'histoire des religions 
(Ed. König). 
6. *Franz Wutz, Onomastica sacra (E. Klostermann). — 
*C. F. Seybold, Severus ibn Muqaffa, Alexandrinische 
Patriarcbengeschichte v. S. Marcus bis Michael I 61—767 
(R. Geyer). 
8. *Karl Beth, Religion und Magie bei den Naturvölkern 
(Fr. R. Lehmann). — J. Kracauer, Urkundenbuch zur 
Geschichte der Juden inFrankfurtam Main von 1150—1400. 
9. *Ismar Elbogen, Der jüdische Gottesdienst in seiner 
geschichtlichen Entwicklung (S. Krauss). — *Max Horten, 
Einführung in die Geisteskultur des Islam (Brockelmann). 
— *Tom v. Prince, gegen Araber und Wahehe. 

Mnemosyne. 1915: 
N. S. XLIII, I. P. H. D., Boomerangae usus apud gentes 
Europaeas (Nachtrag zu XXXVIII p. 225 f.) 

Ostasiatische Zeitschrift. 1914: 
3. Arthur Wachsberger, Stilkritische Studien zur Kunst 
Chinesisch-Turkestans I. Die Wandmalerei. 

Revue de l’Orient Ohrétien. 1914: 
2. F. Nau, Résumé de monographies syriaques: Barsauma, 
Abraham de la Haute Montagne, Siméon de Kefar ‘Ab- 
din, Yaret l'alexandrin, Jacques le Reclus, Romanus, 
Talia, Asia, Pantaléon, Candida (suite). — E. Porcher, La 
premiere Homélie cathédrale de Sévère d’Antioche (fin). 
— Fred. C. Conybeare and Ol. Wardrop, The georgian 
version of the Liturgie of Saint-James (fin). — S. Grébaut, 
Les manuscrits éthiopiens de E. Delorme. — J. Françon, 
La didascalie éthiopienne (suite). — E. Tisserant, Note 
sur le manuscrit Borgia arménien 9. — F. Nau, L’homélie 
de Moyse bar Cépha sur les confesseurs du Vendredi. 
— 8. Grébaut, Dix proverbes éthiopiens (fin). — S. Gré- 
baut, Un fragment de ménologe éthiopien. — F. Nau, 
Préceptes anonymes et histoire d’Ahigar, d’après le ms. 
de Berlin Sachau 162. — *Asin y Palacios, I. Abenma- 
sara y su scuola. II. el original arabe de la disputa del 
asno contra Fr. Anselmo Tormeda, José A. Sanchez 


159 


Perez, Particion de herencias entre los musulmanos del 
rito malequi, W. Wajnberg, Fekkare Yasus, S. Gaseler, 
Parerga coptica (F. N.). 

Rheinisches Museum für Philologie. 1915: 
N. F. 70. B. 1. H. A. Abt, Die älteste Darstellung eines 
Skeletts (zu Bissing, AZ. 1912 S. 63—65). 

Römische Quartalschrift. 1914: 

28. Jahrg. 4. A. de Waal, Zur orientalischen Kunst auf 
altchristlichen Sarkophagen Roms (gegen Baumstarck’s 
Hypothese S. ö ff. im ersten Heft). 

Wochenschrift f. Klassische Philologie. 1915: 
3. Hermann Schneider, Der kretische Ursprung des phöni- 
kischen Alphabets. Die Wanderungen und Wandlungen 
der Sintflutsage. Der herrschende Rassenbegriff und die 
Tatsachen der Erfahrung. (P. Goessler). 

4. *Charles Hadaczek, La colonie industrielle de Koszylowce 
de l'époque énéolithique. (P. Goessler). 

b. *Theodor Plüss, Apollonios von Tyana auf dem Nil 
und der unbekannte Gott von Athen (Martin Dibelius). 
8. *Albert T. Clay, Babylonian records in the library of 
Pierpont Morgan (Friedrich Delitzsch). — Alexander 
Leigh, The kings of Lydia (Philipp). 

13. *Alfred Jeremias, Handbuch der altorientalischen 
Geisteskultur (C. Fries). 

Zeitschrift d. Deutschen Morgenl. Ges. 1914: 
68,4. Ernst Herzfeld, Hatra. — Ed. Mahler, Die chrono- 
logische Bedeutung von 8.0 und aa (zu OLZ 
1913 Sp. 337 ff. und 1914 Sp. 7). — St. Mladenov, Ein 
Beitrag zum türkischen Sprichwörterschatz. — Rudolf 
Asmus, Julians Autobiographischer Mythus als Quelle des 
Julianusromans. — Deutsche Aksum- Expedition, heraus- 
gegeben von der Gen.-Verw. d. Kgl. Museen zu Berlin. 
Bd. I—IV (Ditlef Nielsen). — K. P. Jayaswal, On the 


origin of „Melchchha“ (will dies schon in den Satapatha 
Brähmana vorkommende Wort für einen Fremden auf 


hebr. 729 zurtickftihren. Die Stelle scheint aber recht 


dunkel zu sein D. R.) — R. Geyer, Zu Imru’ulgais’ Mun- 
sarih-Qasidab auf su. — E. Baneth, Zu ZDMG 68, 326 ff. 
und 875. — Samuel Poznański, Zum Datum des jüdischen 
Grabsteins usw. ZDMG 68, 327. — H. Pick und W. Schub- 
ring, Chronik der Reisen, Ausgrabungen und Erwerbungen. 

Zeitschrift d. Ges. f. Erdkunde z. Berlin. 1915: 
1. F. W. Bierbaum, Streifzüge im Kaukasus und in 
Hocharmenien (G. Merzbacher). 


Zeitschrift d. Deut. Palästina-Vereins. 1914: 
XXXVII 2. Theodor Kühtreiber, Bericht über meine 
Reisen in Palästina im Jahre 1912. 2. Teil. — G. Schu- 
macher, unsere Arbeiten im Ostjordanland. — G. Dalman, 
Inschriften aus Palästina. Inschriften aus Petra. 
R. E. Brünnow, zu Dalman, Inschriften aus dem Ostjordan- 
land. — Karl Wigand, palästinische Vasen in nord- 
deutschen Museen. — P Schroeder, vier Siegelsteine 
mit semitischen Legenden (aus seinem Besitz); der erste 
ist das bekannte Siegel des may). — Peter Thomsen, 
Bericht über Geographie und Topographie des alten 
Palästina für 1910—1913. 

Zeitschrift für romanische Philologie. 1914: 
XXXVIII 4. H. Schuchardt, die arabischen Wörter in 
Meyer-Lübkes Rom. Etym. Wb. — K. A. Fokker, quel- 
ques mots espagnols et portugais d’origine orientale ae 

Zeitschrift d. Vereins f. Volkskunde. 1914: 
4. Th. Zachariae, Rätsel der Königin von Saba in Indien. 
— *Johannes Bolte und Georg Polivka, Anmerkungen zu 
den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm 
(v. d. Leyen). 

Zoologische Annalen. 1914: 

VI 4. C. B. Klunzinger, Erinnerungen aus meinem Leben 
als Naturforscher und Arzt zu Koseir am Roten Meer. 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 5. 


160 


Zur Besprechung eingelaufen, 


* bereits weiter gegeben. 


M. Bloomfield: On talking birds in Hindufiction (Windisch- 
Festschr. 8. 349—362). 

A. Mayr: Ueber die vorrömischen Denkmäler d. Balearen 
(Sitzungsber. Bayer. Ak. d. Wissensch. Philos.-hist. 
Kl. 1914, 6). 688. m. 14 Fig. u. XII Taf. M. 4—. 

M. Bittner: Studien zur Laut- und Formenlehre d. Mehri- 

Sprache in Südarabien IV. Zu den Partikeln. (Mit 

Nachträgen u. Indices.) (Sitzungsber. Ak. d. Wissensch. 

Wien, Philos.-hist. Kl. Bd. 174, 4.) Wien, A. Hölder, 

1914. 81 S. M. 1.88. 

Bittner: Dasselbe V (Anhang). Zu ausgewählten 

Texten 1. (Sitzungsber. usw. Bd. 176, 1.) Wien, A. 

Hölder, 1914. 85 8. M. 1.90. 

J. Hell: Die Religion des Islam I. Von Mohammed bis 
Ghazäli (Religiöse Stimmen d. Völker). Jena, E. 
Diederichs, 1915. XIX, 154 S. M. 4 —. 

Scheich Salih Aschscharif Attunisi: Haqiqat aldschihäd. 
Die Wahrheit über den Glaubenskrieg. Uebersetzt 
v. K. E. Schabinger. Mit e. Geleitwort von M. Hart- 
mann. Berlin, D. Reimer, 1915. 18 S., 1 Taf. M. 1 —. 

J. Pedersen: Der Eid bei den Semiten (Stud. z. Gesch. 
u. Kultur d. islamischen Orients . Strassburg, 
K. J. Trübner, 1914. IX, 242 S. M. 12 —. 

F. Klopfer: Fünf arabische Kriegslieder. Tunisische Me- 
lodien m. arabischem u. deutschem Text. Leipzig, 
J. C. Hinrichs, 1916. 118. M. 1—. 

Rendiconti d. R. Acc. d. Lincei, classe di scienze morali, 
oo. EE Ser. V. Vol. XXIU. Fasc. 
5—6, 7—10. 


M. 


Neuigkeiten aus dem Verlage der 
J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung 
in Leipzig. 


Soeben erschien: 


Ehrenreich, Professor Dr. med. u. phil. Paul: 
Die Sonne im Mythos. Aus den hinter- 
lassenen Papieren herausgegeben, bevor- 
wortet und mit Zusätzen versehen von Ernst 
Sie eke. Miteinem Bildnis Paul Ehrenreichs. 
(X, 82 S.) Lex. 8°. M. 4— 


(Mytholog. Bibliothek, hrag. v. d Ges. f. vergl. Mythen- 
forschung VIII, 1.) 


Hussey, Mary Inda, Ph. D.: Sumerian 


Tablets in the Harvard Semitic Museum. 
Part. II: From the time of the Dynasty of 
Ur. Copied with synopsis of the tablets 
and indexes. (VIII, 48 S. u. 76 Tafeln) 
31 x25 cm. M. 20 — 
(Harvard Semitic Series. Vol. IV.) 

Karte des Ostjordanlandes, im Auftrage des 
Deutschen Vereins zur Erforschung Palästinas 
aufgenommen von Baurat Dr. G. Schumacher 
in Haifa, herausg. von dem D. P.-V. 1: 63360. 
Blatt A 1/2 (Doppelblatt) 61 > 57 m dette 

. 15 — 
für Mitglieder d. Palästina-Vereins M. 13.50 
Subskriptionspreis M. 8 — 


Verlag a. Expedition: J. C. Hinrichs’sehe Buchhandlung, Leipzig, Blumengssse 2. — Druck von Max Schmersow, Kirchhain N.-L. 
Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Golts-Allee 11. 


rientalistische Literaturzeitung 


Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient 


und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers 
Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11 
Verlag der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung, Leipzig 


Blumengasse 2. 


18. Jahrgang Nr. 6 Manuskripte und oe Ee VVV nach Lelpzig. Juni 1915 
Inhalt Ungnad, Arthur: Ein altbaby- | Spiegelberg, Wilhelm: Demotische 

SSC lonischer Brief aus . Texte auf Krügen, Kee v. un 

Abhandlungen und Notizon Sp. 161—180 Zeiten . 169 e Moor Su a 
alléczy, v.: Studien zur 8 
Ge A. T.: The Assyrian root 176 Besprechungon es . œ $p. 180—188 schichte Bosniens und Serbiens 
ia . ° 1 Canaan, T.: Aberglaube und Volks- im Mittelalter, bespr. v. Carl 
ising, Georg: Kroisos (655—541 ) medizin im Lande der Bibel, bespr. Niebuhr . . . 186 
v. S. Seligmann . . 181 | Thierry, G. J. :Dereligieuze Beteekenis 
Meissner, Bruno: Eine caine Gollancz, Hermann: Sepher Maphteah van het Aegyptische Koningschap, 
Es 5 . DEE CH Shelomo, bespr. v. S. Seligmann bespr. v. W. Max Müller. 183 
im AT 1 . pati 1 179 Hunger, Joh., und Hans N Fe Aus gelehrten Gesellschaften 188 
Poebel, ‚Arno: Eine altbabylonische orientalische Kultur im Bilde, bespr. | Mitteilungen . . . 188 

Abschrift der Gesetzessammlung v. G. Möller 182 

Hammurabis aus Nippur. . 161 Schwaab, Moise: Rapport sur une C 18 188 
Schroeder, Otto: Zur Amarnatafel mission de Philologie en Gréce, Zeltschriftenschau . . . . 188—192 
VAT 1704. ...... 174 bespr. v. F. Perles . 185 | Zur Besprechung eingelaufen. . 192 


Eine altbabylonische Abschrift der Gesetzes- als H 4 bezeichnete, durch das Fragment einer 


sammlung Hammurabis aus Nippur. assyrischen Abschrift wenigstens der Hauptsache 
Von Arno Poebel nach bekannt gewesen ist, lauten in Umschrift 


en ; und Uebersetzung: 
In meinen Historical and Grammatical Texts 


ist als Nr. 93 eine grosse aus Nippur stam- — = 

mende Tontafel veröffentlicht!, die einen Teil 

der Gesetze Hammurabis enthält. Trotz ihres Anfang ne 

sehr zerbrochenen Zustandes ist die Tafel von ae TEN VVV 
hohem Werte, einmal, weil die ersten zwei Ko-| |..... as] Ka SU. rare EE 
lumnen und der obere Teil der dritten Kolumne ES FREUE -an 8 
Gesetze enthalten, die in die grosse Lücke des BEER ..utaar-]) ..... soll man ihm zu- 
Textes auf der Stele im Louvre fallen; sodann ru-Sum rückgeben. 

aber auch deswegen, weil die Kolumnen 3, 9 G 2. 


bis 12, welche den Kolumnen 1, 1—10, 77 (=< +) 


auf der Riickseite der Stele entsprechen, eine [um- ma talmkaru- Wenn ein Tamkar Ge- 


zam? i 
grosse Anzahl von Varianten bieten, die neben 5 3 habe. Tide ae leiht 
anderem uns besonders einen Einblick in ge- dji-in i 


wisse orthographische Gepflogenheiten der Ham- : : fi 
murabizeit gewähren. Die Tafel ist nicht datiert, a 855 1 m ieo 9 0 5 dee 


doch geht aus der Schrift und den eben er- ETTER 

wähnten orthographischen Eigentümlichkeiten e W Ains 
hervor, dass sie entweder zur Zeit Hammurabis ne E wenner dedau iach 
5 Sie ee Nachfolger ge- GE hubullim id- leiht, R 


di-in 
Die neuen Gesetze der ersten drei Kolumnen, 
von denen bisher nur eines, nämlich das hier 1 Zu den Bezeichnungen der Gesetze als G 1, H 1, 
FE I 1 usw. siehe später. 
1 Die Kopie der Tafel ist in genau den gleichen ? Versehen des Schreibers für Se'a-am! 
„Kaumverhältnissen wie das Original angefertigt. ® Beabsichtigt war wohl a-na 1 SE-GUR-E 1 sibtam. 


161 162 


168 


a-na 1 siqil kaspi- 


ım 
10 IGI-6-GAL 5 SE 
sibta-am 
i-li-ik-ki 


zum-ma a-w(i-ljum 

ša hu-ba-ul-lalm 
ER ].-u! 

kaspam a-na tu-[ur- 
ril-im 

15 [l]a i-Su Se-a-am-ma 

[i-Su] 

zum- ma si-im-da[-at 
Sarrim] 


[.- . - -] 
i]-li-[ik]-ki 
3ulm-matamkarum 


u-wa-at-t[e-ir-ma 

il-te-ki i-na mli- im- 
ma] 

Ba id-di-nu i-t[e- 
el-li] 


Sum-ma tamkarum 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 6. 


so darf er fiir je einen 
Sekel Silber 

ein Sechstel Sekel und 
fiinf Korner 

Zins nehmen. 


Wenn jemand, 

der in einer Zinsver- 
pflichtung steht, 

GeldzumZurückzahlen 


nicht hat, aber Getreide 
hat, 

so soll, wenn es der 
königlicheFiskusist, 
dieser 


nehmen; 

wenn es ein Tamkar 
ist, so soll er 

3 1K 


234) ein Sechstel Sekel d 


6 Körner 
nimmt er 
mehr, so soll er des 

ganzen Betrages, 
den er geliehen hat, 

verlustig gehen. 


Wenn ein Tamkar Ge- 


Se ſa-am ù kaspa- alm treide oder Silber 


a-na sibat s[ibtim (?) 
id-di-in-m]a 
sibat m[a-la] 


Se-e-im? kaspi-i[m 
3 


30 [ill-te-ki-m[a(?) wa- 


ar-ka-n]u-ulm-ma (?) 


Seu-um ù kalspu- 


auf Zinseszins(?) aus- 
leiht und 
den Zins des gesamten 
Betrages 
an Getreide oder Silber 
3 
erhalten hat, später 
aber behauptet; 
„das Getreide, resp. 
das Silber 
. nicht 


e „ % © 8 o 


Fortsetzung weggebrochen. 
Kolumne 2. 
H 1. 
Anfang weggebrochen. 
J4 


e ọ 0 o ọọ ọ „„ Ò oo „ „ 2 


! Zu ergänzen vielleicht i-šļu-u „(welcher) bat“, oder 


il-klu-u „(welcher) übernommen hat“. Sonst lautet die 
Redensart ša hubullum elisu ibassũ. 

2 Hier ist wohl sicher ù zu ergänzen. 

® Wohlzuergänzensaid-di-nu „denerausgeliehen hat“. 

* Das Gesetz begann zweifellos mit den Worten 
Sum-ma tamkarum Se’a-am (ù kaspa-am?) a-na 
id-di-in-ma usw.“. 


Geld?) auf 


leiht usw.“. 


e è è e o è 


» Wenn ein Tamkar Getreide (oder 


u-lu So[a-am N 
ma: la im- hu- ru (?)]° 

la u · ta- ah · ri · is- 
mla 

tup-pa-am e- -es-Sa- 
am la is-du-ur 

5 u-lu si-ba-tim a-na 

qaggadim 

ut-te- ih- hi 

tamkarum Su- u Se'a- 
am ma- la il-ku-u 

us ta · Sa an na- ma 
u-ta-a-ar 


164 


entweder? das Getreide 
He 

soviel er erhalten hat, 

nicht in Abrechnung 
bringt 

und keine neue Ur- 
kunde schreibt 

oder wenn er die Zinsen 
zum Kapital 

hinzuschlägt, 

so soll dieser Tamkar 
das Doppelte 

des erhaltenen Betrags 
an Getreide zurück- 
erstatten. 


H 2 


Sum-ma tamkarum 


de' a- am ù kaspa-am 


10 a- na hu-bu-ul-li-im 
id-di-in-ma 

i- nu-ma a-na hu- 
bullim id- di- nu 

1 i]-[nJa 
ab-ni-i/m] mje]- 
[d]i-tim 5 

ù Se’a-am i-na GIS- 
MAŠ ma-di-tim 

id-di-in 

15 di-nu-maim-b[u]-ru 


kaspa-am i-na alb]- 
SG [mra-bi-tim] 
Se’a-alm i-na GIS- 
MAS ra-bi-tim] 


Wenn ein Tamkar Ge- 
treide oder Geld 
auf Zinsen leiht und, 


wenn er es auf Zinsen 
leiht, 

das Silber nach kleinem 
Gewicht, 


resp. das Getreide nach 
kleinem Mass 

leiht, 

dagegen, wenn er in 
Zahlung nimmt, 


dasSilber nachgrossem 
Gewicht, 
das Getreide nach 


grossem Mass 


im-hu-ufr tamka- in Zahlung nimmt, so 
rum Su-u] soll dieser Tamkar 
i-na mli-im-ma id- des ganzen von ihm 
di-nu] ausgeliehenen Betra- 
20 i-[te-el-li] ges verlustig gehen. 
H 3. 


Sum-ma [tamkarum 
a-na hu-b[u-ul-li-im 
id-di-in-ma] 


Wenn ein Tamkar.... 


id-di-in gibt, 
25 i-na mi-im-m[a ijd- so soll er des ganzen 
di-nu von ihm geliehenen 


Betrages 


i-te[-e]]-li verlustig gehen. 

1 Da in Z. 7 nur von Getreide die Rede ist, so darf, 
vorausgesetzt natürlich, dass in Z. 7 ù kaspa-am nicht 
irrtümlich ausgefallen ist, hier wohl auch nicht ù kaspa- 
alın] ergänzt werden; vielleicht ù sibaz-zu? 

? Falls noch ein u-lu vorausging, „oder das Ge- 
treide usw.“ 

* Vielleicht ist ill-ku-u] zu ergänzen. 

* SAG-DU. 

Vielleicht ein anderes Adjektivum zu ergänzen? 


165 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 6. 


H 4. 


Sum-ma awi-lum 
se a- am ù kaspa- am 
it-ti tamkarim 

ıl-ki-e-ma 

Se’a-am ù kaspa-am 
a- na tu-ur-ri-im 

la i- zu- u 

bi-Sa-am-ma i-Su 


30 


mi-im-ma Sa i-na 
ga-ti-Su 

1-ba-aS-Su-u 

ma-har Si-bi ki-ma 
ub-ba-lu 

a-na tamkari-Su 
i-na-ad-di-in 

tamkarum u-ul u- 
pa-az i-ma-ha-ar 


35 


Wenn jemand 

Getreide oder Geld von 
einem Tamkar 

leiht und 

Getreide oder Geld 
zum Zurückzahlen 

nicht hat, 

dagegen bewegliche 
Habe hat, 

so darf er, was immer er 


besitzt, 
vor Zeugen 


seinem Tamkar in 
Zahlung geben; 

der Tamkar muss ohne 

Weigerung annehmen. 


Kolumne 3. 
11. 
Anfang weggebrochen. 


se © © ee e ep ee „ „ eo oe „„ 


soll getötet werden. 


I 2. 


Sum-ma a-wi-lum 
a-na a-wi-lım 
kaspa-am a-na tap- 
pätim id-di-in 


5 ne-me-lam ù bu-tu- 
ug-ga-am 
Sa ib-ba-Su-u ma- 
har ılım 
mi- it-ha - ri- is i- zu- 
uz- zu 


Wenn jemand einem 
anderen 

Geld zwecks gemein- 
schaftlicher Geschäf- 
te leiht, 

so sollen sie den ent- 
standenen 


[si-ba-a-at kaspim 
ma- la ıl-k]u-u 


ü-mi-Su i-ma- an- nu- 
u-ma] ! 

[tamkar-Su i-ip-pa- 
al] 

S[um-ma a-Sar il- 
li-ku] 

ne-m[e-lam la i-ta- 
mar] 

kasap [il-ku-u] 

uS - ta-Sa[-an 2-na- 


20 8 


166 


so soll er die Zinsen 
des erhaltenen Geld- 
betrages 

und, 

indem man seine Tage 
zählt!, 

seinen Tamkar be- 
zahlen; 

wenn er an dem Orte, 
wohinergegangenist, 

Gewinn nicht findet, 


so soll er, der Samalla, 
den doppelten Betrag 


m]a des 
Samallum al ua tam- erhaltenen Geldes dem 
kari-i]m Tamkar 
i-na-[ad-di-in| zahlen. 


Was den Inhalt der neuen Gesetze anlangt, so 
bebandeln zunächt die Gesetze G 2—H 4 das 
einfache Leihverhältnis auf Zinsen, für welches 
die Babylonier den terminus technicus hubullum 
gebrauchten. Ob Gesetz G 1, von dem nur 
wenige Spuren erhalten sind, und andere vor- 
angehende Gesetze zu diesem Abschnitt gehören, 
lässt sich nicht mit völliger Sicherheit sagen; 
da indessen in Gesetz G 3 die beiden Fälle unter- 
schieden werden, dass die Zinsverpflichtung ent- 
weder gegenüber der simdat Sarrım, d. h. dem 
königlichen Fiskus?, oder gegenüber einem tam- 
karum besteht, so dürfen wir wohl annehmen, 
dass erst einige Paragraphen das Zinsverhält- 
nis gegenüber dem Fiskus behandelten, ehe mit 


Gewinn oder Verlust Paragraph 2 zu Bestimmungen, die speziell dem 


vor einem Gotte 
gleichen Teilen 
teilen. 


zu 


I 3. 
Sum-ma tamkaru-um Wenn ein Tamkar 


a-na Samalli-im 
10 SR a-nla] .. 


...].[...].-ri-[im] ! 

id-[di-Jin-ma 

a-na harranim it- 
ru-uz-zu 

Samallüm i-na har- 
ranim 


[sum-ma a-Sar] il- 
li-ku 
[ne-me-lam]i-ta-mar 


? Vielleicht zu erginzen: a-na...... 


einem Samalla, 
Geld für 


übergibt und 

ihn auf eine Reise 
schickt, ` 

so soll(?) der Samallü 
wahrend der Reise 


wenn er an dem Orte, 
wohin er gereist ist, 
Gewinn findet, 


lu ?] pla?-Sla?- 


ri-im „zum Ankauf (2) und Vertrieb (von Waren:); 
möglich wäre auch z[u-ud-d]u-ri[-im]. 

? Vielleicht gehören die Zeilen 14—16 noch mit zu 
dem Bedingungssatz, der in Z. 8 beginnt. 


tamkar betreffen, übergegangen wird. Man be- 
achte hierzu, dass auch sonst im Kodex das 
Prinzip besteht, Bestimmungen, die fiskalisches 
Eigentum oder mit der Regierung irgendwie in 
Zusammenhang stehende Personen betreffen, 
vor den private Verhältnisse berührenden zu 
behandeln. Ein Anhaltspunkt für unsere obige 
Annahme darf auch darin gesehen werden, dass 
am Ende von Gesetz 1 das Verbum utarrusum 
„man soll ihm zurückgeben“ indemunbestimmten 
Plural steht, was ja beim Fiskus, da dieser 
nicht aus einer bestimmten Person besteht, er- 
forderlich ist. 


t Vielleicht Versehen für i-ma-an-nu-ma „(er soll) 
zählen und“. 2 Nach Kol. 2, 8. 

3 Simittum hat hier wie Stele Vs. 14,64 nicht die Bedeu- 
tung „Tarif“ (so auch noch Ungnad in Kohler und Ungnad, 
Hammurabis Gesetz), sondern bezeichnet die einem Landbe- 
sitzer usw. dauernd auferlegte Abgabenverpflichtung usw. 
an das königliche Krongut. In abstrahierendem Sinne für 
die Behörden gebraucht, die mit der Einforderung dieser 
Verpflichtungen betraut sind, entspricht es daher im all- 
gemeinen unserem Begriff Fiskus; a-na pi si-im-da-at 
Sarrim Stele Vs. 14, 64 bedeutet daher „entsprechend 
(dem Umrechnungsverhältnis des Sesam in Geld, das 
bei) dem königlichen Fiskus (üblich ist). 


167 


Gesetz G 2 bestimmt zunächst die Höchst- 
grenze des Zinses, den der Tamkar nehmen 
darf, und zwar setzt es diese auf ein Fünftel 
des geliehenen Betrages Test) Wir werden 
daher annehmen müssen, dass die besonderen 
Zinsverhältnisse, die in den Urkunden erwähnt 
werden, wie z. B. der Zins des Šamaš (sibat 
dSamaS, VAT 727, 2), sich unterhalb der Zins- 
grenze von 20% hielt, während der mäs-gi-na 
und die nicht weiter bezeichnete sibtu der durch 
das Gesetz als normal anerkannte Zinsfuss von 
20% ist?. Als zinsfähige Leihobjekte werden 
lediglich Getreide und Silber genannt, d. h. die 
vom Staate als kursfähig anerkannten Zahlungs- 
mittel. Das Getreide ist hier wie sonst im 
Kodex, wo es zusammen mit Silber genannt 
wird, vor dem letzteren genannt, offenbar weil 
es im bürgerlichen Geldverkehr das gewöhn- 
lichere und leichter zu beschaffende Zahlungs- 
mittel war. Ebenso wird auch in Empfangs- 
bescheinigungen das Getreide in der Regel vor 
dem Silber erwähnt. Aus unserem Paragraphen 
lässt sich der Grundsatz entnehmen, dass ohne 
besondere Vereinbarung das geliehene Getreide 
samt dem darauf zu zahlenden Zins in Getreide, 
das geliehene Geld und sein Zins in Silber 
zurückzuzahlen ist. 


Mit Rücksicht auf diesen Grundsatz trifft 
Gesetz G 3 eine Bestimmung für den Fall, dass 
es dem Zinspflichtigen nicht möglich ist, in 
Silber zu bezahlen, wohl aber in Getreide. Der 
umgekehrte Fall, dass jemand nicht mit Ge- 
treide, sondern nur mit Silber bezahlen kann, 
wird von dem Gesetz gar nicht ins Auge gefasst, 
weil für Silber als das bessere Kursmittel stets 
Getreide zu haben war, resp. weilSilberanstands- 
los für Getreide genommen wurde, ähnlich wie bei 
uns Gold für Silber. Die Bestimmungen für die in 
einem solchen Falle vorzunehmenden Umrech- 
nungen sind leider nicht genügend erhalten; sie 
sind verschieden je nachdem der Fiskus oder 
der private Tamkar der Gläubiger ist. In- 
teressant ist aber die Straf bestimmung für den 
Tamkar, der bei der Umrechnung ein über das 
gesetzlich festgelegte Mass hinausgehendes Um- 
rechnungsverhältnis anwendet; er geht des 
ganzen geliehenen Kapitals verlustig und damit 
natürlich auch der sonst an ihn zu zahlenden 
Zinsen; das letztere ist nicht besonders gesagt, 
ist aber selbstverständlich, da bei Nichtbesitz 
des Kapitals dem Tamkar auch keine Zinsen 
zustehen können. 


j T = 60 sila = I gur; } Sekel + 6 še = 14,3, 
Sekel — 4 Sekel. 

? Die Angaben Schorrs in „Urkunden des altb. Zivil- 
und Prozessrechts“ S. 66 sind darnach zu berichtigen. 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 6. 


—— 


Für den Fiskus wird eine | 
derartige Strafbestimmung nicht gegeben, da 


168 


dieser als Teil der Regierung theoretisch un- 
bedingt nach dem Rechte verfährt. 

Mit der eben besprochenen Strafbestimmung 
ist der Uebergang zu weiteren Strafandrohungen 
gegen den Tamkar für ungesetzliches Verhalten 
hinsichtlich der sich aus dem Leihverbältnis 
ergebenden Geschäftshandlungen! gegeben. 
Gesetz G 4 ist leider nur ganz fragmentarisch 
erhalten; doch lässt sich noch ersehen, dass 
es gegen den Tamkar gerichtet ist, der nach 
Empfang des Zinses offenbar zum Schaden des 
Zinszahlers in Abrede stellt, dass die erhaltene 
Summe den Zinseszins (oder dergleichen) mit 
einschlésse. Wie weit dieses Gesetz auf der 
Tafel reichte, lässt sich nicht feststellen; wahr- 
scheinlich sind noch ein oder zwei andere Ge- 
setze zwischen G 4 und dem nächst erhaltenen 
von uns als H 1 bezeichneten Gesetze anzu- 
nehmen. 

Die Strafbestimmung in H 1 richtet sich 
gegen betrügerische, den Zinszahler schädigende 
Manipulationen des Tamkars bei der Buchung 
des empfangenen Zinses. Soweit das Gesetz 
erhalten ist, werden unter Strafe gestellt die 
beiden Fälle, dass der Tamkar eine empfangene 
Zahlung nichtin Abrechnungbringt2, oder den Zins 
zu dem später zurückzahlenden Kapital hinzuad- 
diert 3. In beiden Fällen wird der Zinszahler um den 
Betrag seiner Zahlung geschädigt, weshalb auch 
die Strafe die gleiche ist, nämlich Zurücker- 
stattung des doppelten Betrages der Zahlung. 
Das Kapital selbst aber geht nicht verloren, 
wie es bei dem in G 4 behandelten wucherischen 
Verhalten des Tamkars der Fall ist, vielleicht 
weil in einem derartigen Fall nicht immer 
Absicht des Betrugs vorlag oder es sich nicht um 
ein im Kaufmannsstande so tief eingewurzeltes 
Vergehen handelte. 

Dagegen wird nach H 2 wiederum Verlust 
des Kapitals und somit auch der Zinsen bestimmt 
für die betrügerische Verwendung von zweierlei 
Mass und Gewicht bei Auszahlung und Rück- 


1 Bis zu Gesetz H 3. 

? In der Bedeutung „abrechnen“ findet sich I 1 von 
þarâgum oder haräzum Stele Vs. 11, 24—29: i-na Se-ri- 
iq-ti-8a ma-la tir-ha-ti-Sa i-har-ra-as-ma „so kann er den 
Betrag ihres Mehlschatzes von ihrer Mitgift abrechnen 
und usw.“; III 2 (wie an unserer Stelle) Thureau-Dangin, 
Lettres ot Contrats 15: l is-tu ma-la li-ki-ku '?u3-ta-ah- 
ri-z[u] 10 SIQLU kaspim e-li-Su 14 ar-zi- i- ma „nachdem 
ich alles, was ich erhalten habe, abgerechnet, behielt ich 
noch eine Forderung von 10 Sekel Silber an ihn“ 
(Ungnad in Altbabylonische Briefe 207 übersetzt ungenau: 
als ich darauf alles, was ich bekommen hatte, genau nach- 
rechnete“ usw.; es handelt sich in dem Briefe nur um eine 
einzige Abrechnung, nicht, wie Ungnad annimmt, um 
eine Abrechnung im Tempel, und eine darauffolgende 
nochmalige Prüfung der Abrechnung durch den Schreiber 
des Briefes). 

» Ut-te-ip-hi = II 2 von tehüm, wörtlich ES „zu 
etwas hinzugehen lassen“. 


169 


nahme des geliehenen Kapitals und der Zinsen. 
Auch hier scheint es sich um ein sehr häufiges 
und tief eingewurzeltes Vergehen zu handeln; 
wobl aus diesem Grunde ist es nach Stele Kol. 
2, 15—25 der Schankwirtin überhaupt nicht 
gestattet, das grössere Silbergewicht bei Ent- 
gegennahme der Zahlung anzuwenden, wohin- 
gegen aus unserem Gesetz hervorgeht, dass 
dem Tamkar der Gebrauch des grossen und 
kleinen Gewichtes wie auch des grossen und 
kleinen Masses freistand. In Städten, wo nicht, 
wie beispielsweise in Nippur, ein bestimmtes 
Mass oder Gewicht üblich war, wird deshalb 
das Mass oder Gewicht, nach dem gerechnet 
werden soll, ausdrücklich angegeben; vgl. z. B. 


in Sippar das Mass und Gewicht des Samas i. 

Auch Gesetz H 3 bedroht ein bestimmtes 

Vergehen des Tamkars mit Verlust des ganzen 

geliehenen Kapitals; infolge des fragmentarischen 

Zustandes des Gesetzes ist es aber gegenwärtig 

nicht möglich, das Vergehen näher zu bestimmen. 
(Fortsetzung folgt.) 


Ein altbabylonischer Brief aus kriegerischen 
Zeiten. 
Von Arthur Ungnad. 

Der hier mitgeteilte Brief BJ? 84, der vor 
kurzem im Antiquitätenhandel für das Orien- 
talische Seminar der Universität Jena erworben 
wurde, gehört unstreitig zu den interessantesten 
altbabylonischen Briefen, die bisher bekannt 
geworden sind. Lässt er uns doch einen Blick 
in politische Verwicklungen werfen, wie es 
höchstens noch der Brief AO 1631 des Louvre 
tut, den Thureau-Dangin in AAS», S. 161 ff. 

ı Vgl. 3 SE-GUR cis seat dšamaš, CT 8, 33b, 1; 54 
Siqil kaspim aban dšamaš, CT 6, 3b. 8. 9; ähnlich Seat 
dmarduk VS 7, 98, 1 usw; das grosse Gewicht wird CH 
Stele Rücks. 2,18 (i-na abnim ra-bi-tim) erwähnt. 

Seit der Kassitenzeit erscheint das ze'atu rabitu sehr 


häufig in der Schreibung cis GAL, und zwar bezeich- 
net es dasjenige Mass, bei welchem das * = 10 aT 
ist. Wie Torczyner, Altbab. Tempelrechnungen S. 1 ff. 
nachgewiesen hat, ist 45 Mass identisch mit der 
Mass bezeichnung „1 Mass“; die übliche Lesung 
ls bar ist darnach unrichtig, denn das altbabylonische 
Masszeichen ist U, 2 und nicht L, Lë Ebenso 
schreibt auch unsere Tafel rye mit dem Zeichen J. 


Die Lesung zelatum (Torezyner, |. el nach %Ś N 
— {= | D. . . J. 2 R 44 Nr. 7, 2 ist nicht 
sicher, aber nach dem hebräischen Myo und dem NYO 
reap. st. const. AND der aramkischen Tafelaufschriften, 


welches dort tatsächlich dem babylonischen ryt. ent- 
spricht, sehr wahrscheinlich. 

® BJ = Babylonische Altertümer — Jona. 

® Aseyriologische u. archäologische Studien, Hermann 
V. Hilprecht gewidmet (1909). 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 6. 


—— ———ůů ͤ Leere ml e nr e a a nn — — mn man m nn nn 


170 


behandelt hat!. Letzterer Brief zeigt uns, wie 
der König Samsuditana sich in kriegerischer 
Zeit darum bemüht, dass die für die Verpflegung 
der Stadt Sippar dienenden Erntevorräte vor 
dem Feinde in Sicherheit gebracht werden. 
Thureau-Dangin vermutete (fragend), dass 
es sich hier um den Einfall der Hettiter han- 
dele, der bekanntlich der Regierung Samsudi- 
tanas und gleichzeitig der ersten babylonischen 
Dynastie ein jähes Ende bereitete. Da aber 
kriegerische Ereignisse Babylonien immer wieder 
in reicher Fülle heimsuchten, muss es hypo- 
thetisch bleiben, ob der Brief tatsächlich auf 
den Einfall der Hettiter zu beziehen ist. 

Erheblich besser steht es mit der Datierung 
unseres Briefes. Schon der Schriftduktus würde 
uns mit seinen festen schönen Zeichen die Zeit 
Hammurapis als Abfassungszeit des Briefes ver- 
muten lassen. Diese Vermutung wird zur Ge- 
wissheit erhoben durch die Erwähnung der 
Kakmäer (awel ka-ak-mu, Z. 8. 16) als eines 
der feindlichen Völker, die damals Babylonien 
heimsuchten. Diese Kakmäer werden nun auch 
im Datum der Urkunden MAP 47? und P 143 
erwähnt. Der erste Text bietet als Jahresformel: 

mu ha-am-mu-ra-pi lugal ugnim tu-ru-uk-ku 
ka-ak-mu-um™ u su-edin !F-bi-ta 

„Jahr, da König Hammurapi die Streitmacht 
von Turukku, Kakmu und Subartu (besiegte).“ 

Weniger ausführlich bietet P 14: 

mu ha- am- mu- ra- xi ugnim tu-ru-ulk-k]um ka- 
a- mu- um (?) 

„Jahr, da Hammurapi die Streitmacht von 
Turukku und Kakmu (besiegte).“ 

Da in der von Scheil veröffentlichten Liste 
der Jahresnamen der Regierung Hammurapis 
das 37. Jahr den Namen mu ugnim tu-ru-uk-ki 
führt, fiel der Einfall der Turukkäer, Kakmäer 
und Subaräer spätestens in den Anfang des 37. 
Jahres, wahrscheinlich aber noch etwas früher. 


Während an den genannten Stellen neben 
den Kakmäern die Turukkäer und Subaräer 
genannt werden, finden wir in unserm Brief die 
Arraphäer (awél ar-ra-ap-hu-um®, Z. 8. 16) 
erwähnt. Wie erklärt sich das? Es scheint 
mir das Wahrscheinlichste zu sein, dass die 
Begriffe Arraphu und Subartu sich zum Teil 
decken, und zwar so, dass Subartu der allge- 


1 Jetzt auch in meinen Babylonischen Briefen 
(Leipzig 1914), Nr. 88. 

1 Meissner, Beiträge zum altbabyl. Privatrecht 
(1893). 
3? Poebel, Babylonian Legal and Business Documents 
(1909). 

“So wohl zuerst von Schorr, Urkunden des alt- 
babylonischen Zivil- und Prozessrechts (1914), S. 592 
richtig erkannt. 

5 Mémoires de l’Académie, Paris 1912, Tome XXXIX 
p. 111 ff. 


171 


meinere, Arraphu der speziellere Begriff ist. 
Wissen wir doch, dass man mit Subartu das 
Gebiet nördlich und nordöstlich von Amurru, 
vom späteren Mitannireich an bis über den 
Tigris nach Assur und bis ins persische Rand- 
gebirge hinein bezeichnete!. Die Gegend des 
heutigen Kerkuk hat ja bekanntlich zahlreiche 
Urkunden mit sog. Mitanni-Namen, die man 
richtiger als subaräische Namen bezeichnen 
sollte, zutage gefördert?. Nun ist aber Arraphu 
gerade das Gebiet dieser Stadt?, wenigstens 
nach den Angaben der Keilschrifttexte, die für 
uns allein massgebend sind, während ja Pto- 
lemaeus (VI I, 2) die Aopanextrıs viel nördlicher 
lokalisiert. Ferner ist die Tatsache zu be- 
achten, dass in den Kerkukurkunden der Eid 
bei Adad und Samas geleistet wird‘: nun wird 


in der Siegesstele eines unbekannten Königs5 
berichtet, wie den Göttern Adad und Samas im 
Lande Arraphu Opfer dargebracht werden. 
Somit scheint der Kult des Wettergottes 
und des Sonnengottes für Arraphu besonders 
charakteristisch zu sein. Wir gehen deshalb 
gewiss nicht fehl, wenn wir Arraphu als den 
Teil des Landes Subartu bestimmen, der etwa 
zwischen der Mündung des kleinen Zab und 
der heutigen Stadt Suleimanije gelegen ist. Die 


1 Vgl. BA VI 5, S. 8 ff. 

2 Vgl. die kleine Auswahl VS I 106—110 und die 
Bemerkung BA VI 5, 8. 83. 

° Vgl. zuletzt de Genouillac, RA VII 5, S. 164. 

4 So auch VS I 109, 18. 

5 De Genouillac, RA VII, S. 153 fl. 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 6. 


172 


Kakmäer und Turukkäer scheinen den genannten 
Stellen nach nicht zu den Subaräern zu gehören, 
ebensowenig wie die Kassiten, die ja auch aus 
diesen Gegenden hervorbrachen, um (15 Jahre 
später) einen Einfall in Babylonien zu wagen!. 

Der Brief BJ 84 lautet in Umschrift und 
Uebersetzung: 

1a-na i-li-a-we-lim-ra-bi ?ki-bi-ma s um-ma 
nu marduk-na-si-ir-ma 4! u marduk- ni- Su õ ki- a- am 
ik-bi-a-am um-ma Su-ü-ma sa- na bitaét™= saki- 
nütim wes: 754 ga-ti-ja Sawel ka-ak-mu ù awél 
ar- ra- ap- hu- um ki 9it-ta-du-ú !%i-nu-ma a-na bi- 
tati™-si-nu li wéléè mei Su-nu-ti izid-du-ù nik- 
kassa-Su-nu 18 ga- ab- tu-u-ma !4i-na bäb-ilik wa- 
áš-bu 15 -nu- um- ma tup-pi us-ta-bi- la- ak- Kum 
‘6awél ka-ak-mu ù awél ar-ra- ap- hu- uml i i- na 
bitatirun Säkinütim met Su-nu-ti 183u-zi-i. 


e iert 
Lë rk RT - 
ji ag een 


Zu Ili-awélim-rabi 2sprich: 3also (sagt) 
Marduk-näsir: *Marduk-nisu 5hat folgender- 
massen zu mir gesprochen: also (hat) er (gesagt): 
„6In die Häuser der Gärtner, "die mir unter- 
stehen, Shat man Kakmäer und Arraphäer %ge- 
worfen. % Nachdem man in ihre Häuser !!jene 
Menschen ‘?geworfen hat, haben (die Gärtner) 
ihre Kassenbestände !3genommen und ich 
darauf in Babylon niedergelassen“. 15Jetzt 
übersende ich dir hiermit (diesen) meinen Brief: 
16die Kakmäer und Arraphäer 7. 18jage aus 
den Häusern jener Gärtner hinaus! 


1 Vgl. BA VI 56, S. 21 ff. 
Für Nu-Gis-Sar = sdékinum s. VS VII 37, 16, 
verglichen mit Kod. Hamm. § 64. | 


173 


Der Inhalt des Briefes ist wohl ziemlich 
eindeutig: von den Feinden sind Soldaten in 
die Häuser babylonischer Gärtner gelegt worden, 
was jedenfalls nicht ohne Gewalttaten ablief. 
Die Gärtner hatten noch Zeit, ihre Barbestände!| 
an sich zu nehmen und nach der Landeshaupt- 
stadt zu flüchten. Der Empfänger des Briefes 
wird nun darum ersucht, für die Vertreibung 
jener Feinde Sorge zu tragen?. | 

Ueber die im Briefe genannten Personen 
lässt sich, soviel ich sehe, nichts Sicheres er- 
mitteln. Marduk-nisu ist jedenfalls der Ober- 
gärtner und Marduk-näsir der Gutsverwalter 
des Adressaten, Ili-awélim-rabi. Die bisher 
bekannte altbabylonische Literatur gibt keinen 
Anhalt, etwas näheres über jene drei Leute 
auszusagen. Daher ist es auch schwierig oder 
ganz unmöglich, den Ort, um den es sich hier 
handelt, zu bestimmen. Möglich wäre dies nur, 
wenn wir noch andere Briefe aus dem Archiv 
des Ili-awélim-rabi fänden, die Anhaltspunkte 
gewährten. Aus Sippar wird der Brief jeden- 
falls nicht stammen, da jetzt keine Antiquitäten 
von dort auf den Markt kommen, aus Babylon 
stammt er gleichfalls nicht, da der Inhalt zeigt, 
dass weder der Empfänger (vgl. Z. 14) noch 
der Absender dort wohnen. Wir müssen also vor- 
läufig verzichten, näheres feststellen zu wollen. 


l 


Eine unerkannte Inschrift Naram-Sins. 
Ven Bruno Meissner. 


In seinen Materialien zur älteren Geschichte 
Armeniens und Mesopotamiens (Abh. d. kgl. 
Gesellsch. d. Wissensch. zu Göttingen, Neue 
Folge IX Nr. 3) hat C. F. Lehmann S. 6 Nr. 2 
das hier wieder abgedruckte? Fragment einer 
altbabylonischen Inschrift auf einem Doleritstein 
veröffentlicht. Er ist in Nebi Junus erworben 
und soll auch daher stammen. Da diese An- 
gabe indes nicht nachzuprüfen ist, wird man 
weitgehende Schlüsse daraus nicht ziehen können. 
Lehmann wollte a. a. O. S. 7 die Inschrift in 
die Zeit Dungis setzen; das ist aber gewiss 
zu spät; denn die Schrift zeigt eine solche Aehn- 
lichkeit mit Dokumenten aus der Zeit der Dy- 
nastie von Akkad, dass man sie schon nach diesen 


1 nikkassu — Abrechung, aber auch die nach erfolgter 
Abrechnung bleibenden Bestände. [Hierfür, wie für die 
Lesung des Ideogramms, ist auf Peiser Bab. Vertr. S. 236 
und Nachtrag dazu S. 360 zu verweisen. D. R.] 

? Die einzige philologische Schwierigkeit könnte die 
Bedeutung des Verbs nadu (Z. 9—12) bieten. Die schein- 
baren Nominative in Zeile 8 könnten verleiten, das Verb 
intransitiv zu fassen (= Wohnung aufschlagen, sich 
niederlassen). Indes zeigt die oblique Form zu-nu-ti in 
Z. 11, dass Z. 8 und 11 Objekteakkusative darstellen. 

° Für die giitige Ueberlassung des Klisches zum 
Abdruck gebührt der Kgl. Ges. d. Wiss. wärmster 
Dank. D. R. 


Orientalistisehe Literaturzeitung 1915 Nr. 6. 


äusserlichen Merkmalen in die Zeit Sargons I. 
und seiner Nachfolger setzen möchte. 

Diese Annahme wird jetzt bestätigt durch 
die von Poebel HGT V Nr. 34 ff. veröffent- 
lichten Abschriften von Denkmälern der Kö- 
nige Sargon I., Rimus, Manistusu und Naram- 
Sin, die ein fleissiger Tempelschüler in Nippur 
gemacht hat. Poebel hat selbst schon nach- 
gewiesen (a. a. O. IV 1, 205), dass das von ihm 
als Nr. 35 publizierte Fragment die Vorlage 
von dem Nr. 34, XXVI 47 ff. gegebenen Ma- 
nistusutexte ist. Unser Dioritblock ist nun 
wieder das Original der Nr. 36, Rs. II ver- 
öffentlichten Inschrift Naram-Sins. 

Von der ersten Kolumne sind noch Reste der 
Titulatur: 1. [$arrum da-njim 2. Äech 3. [Kis] 
erhalten. Die zweite Kolumne ist identisch mit 
Poebel HGT V Nr. 36 II 14 ff. (behandelt ib. 
IV 1, 213): 1. [kt-t]b-ra-tum 2. ar-ba-um 3. 
i3-ti-ni-[i3] [A. i-ha-ni-sü-ma] = die vier Welt- 
gegenden beugten(?) sich zusammen. In der 
dritten Kolumne werden die Zeichen gewiss zu 
ergänzen sein: 1. a- ſti-ma/, 2. tſi· a- um- tim / 
3. a-li-[tim] = bis zum oberen Meere; für ähn- 
liche Ausdrücke vgl. Poebel a. a. O. Nr. 34, 
IV 55; VIII 49 ff. usw. 


Zur Amarnatafel VAT 1704. 
Von Otto Schroeder. 

Dass eine erneute genaue Durchsicht der 
Berliner Amarnatafeln schwerlich viele und 
wichtige Verbesserungen des von Winckler 
und Knudtzon festgestellten Keilschrifttextes 
ergeben würde, durfte man voraussehen; so 
weicht denn auch tatsächlich meine Neuausgabe 
in VAS XI und XII nur in wenigen Fällen 


175 


vom Bisherigen ab. Einige der wichtigsten 
Stellen mögen hier mitgeteilt werden: 

VAT 152, 11 (VAS XI Nr. 5) haben W 
und Kn fa-a-bu am Zeilenschluss übersehen. 

VAT 335, 28 f. (VAS XI Nr. 145) lautet: 

28 e. di ip-še-it-šú Sa 

29 1 Mil-ki-li muhhi-ia 
Die beiden Zeichen šú und ša fehlen bei W und 
Kn; dadurch wird die eigenartige Konstruktion 
verwischt. 

VAT 1646, 28 (VAS XI Nr. 166) ist noch 
ganz deutlich [.. . ti *"Gin-t[i*] zu erkennen. 

Doch genug davon. Ich möchte hier nicht 
über die Briefe, sondern über den Text VAT 
1704 reden, der zuerst von Knudtzon als Nr. 
341 umschrieben und übersetzt wurde. Den 
Keilschrifttext gebe ich erstmalig VAS XII 
Nr. 192. 

Die Tafel VAT 1704 ist 4,2 cm hoch, 6,4 
cm breit und 2,2 cm dick; der Ton ist von 
hellgraubrauner, erdiger Färbung. Die Schrift 
ist sorgfältig und zierlich; die Zeilenhöhe“ 
schwankt zwischen 0,2 und 0,25 cm. Der Schrift- 
typus ist der sog. „hettitische“ und gleicht durch- 
aus dem der 1913 neugefundenen 1.Tafel von , gar 
tamhari“ (VAS XII Nr. 193), über die ich in 
MDOG Nr. 55 vorläufig berichtete. 

Nachstehend meine Notizen: 

Z. 2 ist vielleicht am Anfang zu erganzen 
[-iS-pa-ra-Jak-ki. Zur Form vgl. VAS XII 
Nr. 193, Vs 8, 15. 

Z. 3 gab-pa-$[ü-nu]; pa vollständig und der 
Kopf des untersten Wagerechten von šú zu sehen. 

Z. 4 und 8. Den von Knudtzon Ki-is-& 
gelesenen Namen darf man vielleicht Ki-mil-lim 
(= gimillu) lesen. 

Auf Z. 4 folgt ein freier Raum in Höhe 
etwa einer Schriftzeile; da unser Bruchstück 
vom rechten Tafelrand stammt, also die Zeilen- 
enden enthält, ist es nicht ausgeschlossen, dass 
am Zeilenanfang einige Zeichen standen; man 
tut daher gut, den leeren Raum als Z. 5 zu 
rechnen. Die nach dem Trennungsstrich ste- 
henden Zeilen haben danach bei mir die Ziffern 
6—12 (Knudtzon: 5—11). 

Z. 6. Vor šú-nu-ti ist noch du (Rest der 
Verbform) zu sehen. 

Z. 7. Lies /e-Jbi-ra; zu sehen sind unten 
auf der Zeile Reste zweier paralleler Senk- 
rechter. — Ich lese die Zeile: 

.. . e-]bi-ra a- na gäti" ani. Gab Kd. Gal an ni 
= mtu ht abulläni am. ni 
Hierzu ist zu bemerken: 

1. I. Gab. — „Oeffnen“ heisst im Sumerischen 
dù oder tug’ (vel. Delitzsch, Sumerisches 
Glossar (S. 142. 164); das Partizipium kann 
unter Vorsetzung des sog. Subjektsprifixes ge- 
bildet werden (vgl. Delitzsch, Sumerische 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 6. 


176 


Grammatik § 123). Bislang ist nur belegt ni-dù 
(s. Briinnow, Nr. 5351 f.); theoretisch könnte 
auch jedes andere Subjektspräfix als ni, also 
auch das — allerdings seltene (s. Witzel, Ver- 
bal-Präformative S. 81, 6) — 1 verwendet 
werden. Auch darauf mag hingewiesen werden, 
dass ni auch den Lautwert i hat, so dass wo- 
möglich nur eine graphische, keine lautliche 
Verschiedenheit vorliegt!. Jedenfalls muss man 
die Gleichung: I. Gab = Ni.Gab = petü „Pfört- 
ner“ im Gedächtnis behalten. 

2. Kd. Gal u ™ = abullant. — Als Plural 
von abullu „Tor“ war bisher nur abullé bekannt; 
das phonetische Komplement ni zeigt aber, dass 
auch die Form abullänı möglich ist. Vgl. dé 
tlani, salme : salmäni, mahaze : mahäzanı. 

Z. 8. us-sur 1 Ki-mil-lim. Knudtzons 
Uebersetzung „geschützt wird K.“ kann m. E. 
überhaupt nicht in Frage kommen; us(s)ur ist 
Imperativ I 1; also: „schütze den K.!“ oder 

„schütze! o K..... 

2. 9. Vor du sind zwei schrage Spuren, 
die zu ul passen; ſu/l-du = ultu. Vgl. VAS 
XII 193, Vs 15 und namentlich 22 (ul-du ir- 
ru-bu aklu .. ., wie bier: ul-du .... i-ša-ak- 
ga-nu). Die ganze Zeile lautet: f... uJl-du 
itu Šamaš te-im-ma i-ša-ak-ga-nu; te-im-ma=téma; 
also „seit Samas Befehl erteilt.“. 

Z. 10 scheint das letzte Zeichen nicht te 
zu sein; ich glaubte, a-na zu sehen, dahinter 
vielleicht il. 


The Assyrian root nazâlu. 
By A. T. Clay. 


Scholars have followed Delitzsch Prolegomena 
p. 142, Zimmern KAT? p. 628, and others in 
holding that the Hebrew mbps, the Phoenician 


5m the Syriac les the Mandaic NMNONDND, 
and the Arabic ki are borrowed from the 


Babylonian manzaltu, which is from the root 
nazazu, cf. Gesenius Handwörterbuch 15 ed. 
p. 407, etc. 2 

Since there is a root in Arabic, V „to 
alight“, „to encamp near“, it would seem that 


dis „Awelling“, „station“ is from that root. 


That this is correct, and that manzaliu is also 
from a root nazdlu, and not nazdzu, is deter- 
mined by the passage ma-as-za-al-ti az-zu-ul-ma, 
found on a cylinder of Nebuchadnezzar II, which 


1 Vgl. Sa I 18—20. — Vor kurzem hat, wie ich 
nachträglich sehe, Thureau-Dangin den Beweis dafür 
erbracht, dass i die richtige Lesung des Verbalpräfor- 
mative NI ist. Vgl. RA XI S. 101 f. 


177 


will sbortly appear in a volume of the Yale 
Oriental Series. | 

The word ma-az-za-a8-ti found in King Letters 
of Hammurabi UI, p. 281, is construed as the 
same word, from the root nazdeu; see also 
Ungnad Babylonische Briefe p. 337. Mauss- 
Arnolt Dictionary p. 573, however, and Holma 
Acta Societatis Scientiarum Fennicae XLV 3 
p. 29, make the root nasäru. The meaning is 
clear, namely „post“ or „station“, and it is 
obviously from the same root, namely nazdlu. 

The Babylonian word mazzastu from maezaltu, 
seems to show that the Assyrian l occasionally 
passed into Sin Babylonian; cf. iltänu, written 
iStänu in Babylonian (Talmudic sms: kultäru, 
written kuStaru in Babylonian; and also on the 
basis of DMW Kaldu should have been written 


KaSdu, as has been inferred. This change does 
not seem to have been noted by the grammars. 


Kroisos (555—541). 
Von G. Hüsing. 


Im 6. Jahre des Nabuned, 550, zog Astu- 
wega II. gegen Kuraš II. von Ančan, ward 
diesem ausgeliefert, und im gleichen Jahre er- 
obert KuraS Hagmatäna und führt die Beute 
von dort nach Ančan. So will es die Nabuned- 
Kuraš-Chronik in Uebereinstimmung mit dem 
Zylinder Nabuneds. 

Vorher kann Kroisos nicht gefallen sein. 

Die gleiche Chronik berichtet auch über den 
Fall Babels, nur dass wir hier aus anderen 
Quellen erst das Jahr feststellen müssen, in 
den sie ihn setzt. Es ist 539, also das 17. Jahr 
des Nabuned. 

Vorher muss Kroisos gefallen sein. 

Damit scheiden für das Ende des Kroisos 
die Ansätze von Volney (557), G. Rawlinson 
und Maspéro (554) aus. Zugleich aber die von 
Duncker (549), Winckler (548), E. Curtius (547), 
Grote, Gelzer, Diels (547), Meyer (546), da der 
Untergang Babels nur wenige Jahre nach dem 
von Sardis fallen kann; und so wird man auch 
Clinton, der 545 zugibt, wie auch Lenormant, 
zu streichen haben. Nicht minder aber Bosan- 
ques, der mit 534 zu weit herabgeht. 

In Betracht kommen nur Haigh (542) und 
Büdinger (541/40). Das Marmor Parium (Z. 57) 
spricht für 541. AuchFloiglstimmtder Rechnung 
Büdingers grundsätzlich bei bis auf seine neue 
Aufstellung, dass der Krieg des Kuraš gegen 
Nabuned schon 546 begonnen habe: diese Zahl 
gei für 539 einzusetzen, und Sardis falle dann 547. 

Das war gestützt auf die Behauptung, dass 
in der obigen Chronik Kuraš im 9. Jahre Na- 
buneds, 547, nach Lüdien gezogen sei, da zwischen 
das 6. und 10. Jahr keine andere Eroberung 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 6. 


178 


des Kuras falle. Und im 10. Jahre sei nach 
der Chronik Kuras von Elam aus nach Akkad 
gekommen. 

In letzterer Angabe ist, Kuras“ und „kam“ 
Ergänzung, und wir wissen nicht, ob Kuras 
damals überhaupt aus Elam kommen Konnte, 
das vielleicht einen eigenen König hatte — 
damit kann man nicht arbeiten. Aber wäre 
die Ergänzung auch richtig, dann wäre damit 
für den Fall des Kroisos nichts zu gewinnen. 
Nicht irgend eine Bedrohung von Akkad, das 
wohl seit 550 sich ständig bedroht fühlte, sondern 
die Einnahme Babels folgt auf den Untergang 
des Kroisos-Reiches. Und Floigl hätte seinen 
Schluss nicht gezogen, wenn er nicht von der 
Angabe für 547 ausgegangen wäre, dass Kuras 
ein Land erobert, dessen Name leider fehlt, 
den Floigl aber als „Sparda“ lesen oder er- 
gänzen wollte, d. h. Westkleinasien. 

Pinches las den Anfang des Namens als Is. 
Da aber die Babylonier Saparda schreiben, die 
iranische Bagistan-Inschrift S(a)parda, die ela- 
mische Schreibung aber, die allein mit einem 
Is-Zeichen beginnt, nur ein Sparta meint, ist 
die Ergänzung des Namens in diesem Sinne 
nicht möglich. Winckler bietet zudem statt 
eines Senkrechten zwei; es beginnen vieleZeichen 
mit den gleichen Keilen, die ein is ergeben, 
und wir hätten von vornherein kein Recht, 
gerade is zu lesen. Die wahrscheinlichste 
Ergänzung ist wohl die zu U, und so mag es 
sich um das Land Urartu (UraStu) handeln, wie 
| der Babylonier damals wohl fiir ,Armenien“ 
sagte. Kuras überschreitet unterhalb Arbelas, 
das nicht am Tigris liegt, diesen Fluss: wenn 
von Osten her, dann galt der Zug wohl einem 
in Mesopotamien entstandenen Reiche, wie 
Winckler wollte. Hätte er bis Sardis gereicht, 
dann würde unser Text wesentlich anders aus- 
sehen! Ich vermute aber, der Tigris ward 
von Westen her in der Richtung auf Arbela 
überschritten, und in diese Zeit dürfte doch 
wohl die Eroberung von Armenien fallen müssen. 
Und sie konnte in der babylonischen Chronik 
doch nicht fehlen. Da aber Kroisos im Bunde 
mit Nabuned stand, die Lüder seit Gügu den 
Assyrern wohlbekannt sind, ihr Land ohne lang- 
wierige Eroberung Armeniens aber kaum für 
einen Heereszug erreichbar war, auch das fol- 
gende Jahr, 546, nichts von solchem Zuge weiss, 
so könnte dieser gar nicht vor 545 fallen. Von 
dem Berichte über dieses Jahr fehlt der Schluss; 
es folgt eine Lücke (544—541), die bis ins Jahr 
540 hinein reicht: an dessen Schlusse ist von 
den Königen des Meerlandes — es kann nur 
das Mittelländische Meer gemeint sein — die 
Rede, und vorher steht das Wort „Fluss“: es 
handelt sich um die Ueberschreitung wohl des 


179 


Purat. Das dürften Ergebnisse der Nieder- 
werfung des Kroisos sein, die ja in die Lücke 
fallen muss. 

Kurz, die Einwände Floigls sind unhaltbar 
und waren nur ermöglicht durch seinen Abstand 
von der Keilschriftforschung und seine mangel- 
haften Unterlagen (z. B. Oppert, Le peuple et 
la langue des Médes). 

An sich hätten wir die Wahl zwischen 542 
(höchstens!), 541 und 540, welch letzteres wohl 
zu nahe an den Fall Babels streift: die grösste 
Wahrscheinlichkeit hat 541, und da das Marmor 
Parium dazu stimmt, wird an dieser Zahl nicht 
weiter zu zweifeln sein. 

Da Kroisos 14 Jahre (und 14 Tage) oder 
15 Jahre regiert haben soll — ersteres nach 
Herodotos, letzteres nach Afrikanus, so kam 
er also 555 auf den Thron, und bis dahin re- 
gierte sein Vater Walweiates, der also zwei 
Jahre vor seinem Tode die Schlacht mit der 
Sonnenfinsternis schlug. 


Noch einmal Labartu im Alten Testament. 
Von Felix Perles. 

Vor 12 Jahren habe ich an dieser Stelle! 
71229 Threni 4, 10 als Plural von Labartu 
erklärt: „Liebevolle Frauen haben mit eigener 
Hand ihre Kinder gekocht, sind ihnen zu La- 
bartu’s geworden“. Trotzdem die Labartu-Texte? 
den deutlichsten Kommentar zu unserer Stelle 
geben, und ausserdem durch diese Auffassung 


von Md alle grammatischen Schwierigkeiten be- 
seitigt sind, lehnt Jastrow® meine Erklärung 
ab, die nach seiner Meinung schon daran 
scheitert, dass die von mir angenommene Plural- 
form im Assyrischen nicht vorkommt und bei 
einem Fremdwort es kaum anzunehmen ist, 
dass ein hebräischer Schriftsteller diese Form 
für sich gebildet hätte. 

Dieser SchlussJastrowsist jedoch unrichtig. 


Denn auch von Lilü und Lilitu (davon bb, 
schon Jes. 34, 14) haben die Juden Plural- 
formen (& 0b, 19595) gebildet, die sowohl in 
der syrischen Baruchapokalypse! als auch im 
Talmud® und in Aramäischen Beschwörungs- 
texten® belegt sind. Im Bewusstsein der Juden 


ı Jahrg. VI (1903) 244/45. 

? Siehe Myhrman, Zeitschr. f. Assyriol. XVI 141 
bis 200, vgl. dort speziell 162/63. 

Die Religion Babyloniens und Assyriens I 333 
Anm. 4. 

“10, 8 (MASS parallel Sele und N. 

è? bErubin 18b ponhi prei pr. Ebenso im 
Targum (Belege bei Levy, TgWb I 410a). 

Montgomery Aramaic Incantation Texts from 
Nippur (Phil. 1913) p. 75 ff. Besonders charakteristisch 


Nr. 8, 2 app ND uam ba, 


Orientalistische Literaturzeitang 1915 Nr. 6. 


180 


scheinen überhaupt Lilith und Labariu fast 
zusammengefallen zu sein. Der Midrasch! 
berichtet nicht nur von Lilith, dass sie ihre 
eigenen Kinder fresse, sondern an einer bisher 
unbeachteten Stelle? sind, wie mich L. Ginz- 
berg aufmerksam machte?, beide Dämoninnen 
direkt nebeneinander genannt. 

Eine weitere Parallele dafür, dass ein heid- 
nischer Göttername bei den Juden zu einem 
nomen appellativum geworden und im Plural 
gebraucht wurde, bietet OD und map, von 
deren Singular allerdings auch im Babylonischen 
Pluralformen belegt sind. 

Endlich sei auch noch auf die Vermutung Hugo 


Wincklers4 hingewiesen, dass n1537) Cant 
6, 4. 10 aus Fri (Plural von Nergal) verlesen 
sei, was einen guten Parallelismus zu pa, 
713253 ergäbe. 


Besprechungen. 


Hermann Gollancz: Sepher Maphteah Shelomo. 
(Book of the key of Salomon.) An exact facsimile of 
an original book of magic in hebrew. Oxford, Uni- 
versity Press, 1914. Bespr. v.S.Seligmann, Hamburg. 

Im Jahre 1903 teilte Gollancz in einer kurzen 

Broschüre mit, dass er im Besitze eines ca. 

200 Jahre alten hebräischen Manuskriptes sei, 

das von einem noch älteren Manuskript abge- 

schrieben ist, und das den Titel ,Sepher 

Maphteah Shelomo“ (Salomos Schlüssel) führt. 

Dieses Buch, das im Zauberwesen eine sehr 

grosse Rolle spielt, erschien in verschiedenen 

Uebersetzungen mit mehr oder weniger Zusätzen 

und Verstümmelungen. Der ursprüngliche he- 

bräische Text schien verloren zu sein, bis es 

Gollancz durch seinen Fund glückte, denselben 

dem Studium zugänglich zu machen. Er hat 

11 Jahre lang gewartet, bis er jetzt den ge- 

treuen Facsimileabdruck dieses 157 Quartseiten 

starken Manuskriptes mit seinen zahlreichen 
interessanten Siegeln und kabbalistischen Zeichen 
herausgab. Leider ist der begleitende Text nur 
sehr dürftig. Gollancz beschränkt sich darauf, 
einige Gebete, magische Formeln und „Experi- 
mente“ oder „Operationen“, d. h. Beschwörungs- 
riten zu übersetzen, und verspricht, in einer 
dritten Veröffentlichung endlich eine vollstän- 


dige Uebersetzung des ganzen Manuskriptes zu 


1 Bemidbar R. 16, 25 pyw ND mm miba 
moa Sy nomin sm oo. 

„ Mir. Abba Gorion 20a mp macy wad 
nybıb pa). was Ginzberg treffend in 4599 
mbsb emendiert. 

Brief vom Sept. 1911. 
* Altor. Forsch. I 293. [vgl. III 240, wo es ala die 
vier übrigen Planeten (neben Mond, Sonne, Venus) ge- 


deutet wird, aber ohne Aenderung des J in 5. D. R.] 
KAT ' 414. 


181 . 


geben. Hoffentlich lässt er uns nicht wieder 
elf Jahre darauf warten. | 


T. Canaan: Aberglaube und Volksmedizin im 
Lande der Bibel. (Abhandlungen des Hamburgischen 
Kolonialinstitutes. Bd. XX [Reihe B. Bd. XIII.) XII, 1538. 
Lex. 8°. ; geb. M. 8 —. Hamburg, L. Friederich- 

sen & Co., 1914. Bespr. v. S. Seligmann, Hamburg. 


Canaan war als Arzt und Kind des Landes 
besonders geeignet, die palästinensische auf 
Aberglauben beruhende Volksmedizin zur Dar- 
stellung zu bringen. Der intime Verkehr mit 
den Bewohnern des Landes, wie ihn die ärzt- 
liche Praxis mit sich bringt, ermöglichte es ihm, 
tiefe Einblicke in die so schwer zugängliche 
Volksseele zu tun und sich eine Sammlung von 
Amuletten anzulegen, die das grösste Interesse 
des Arztes, des Ethnologen, Folkloristen und 
Religionshistorikers erwecken muss. Nach einer 
kurzen Einleitung über das Klima und die 
Lebensverhältnisse in Palästina beschreibt 
Canaan die Krankheitsursachen. Als solche 
führt er an die übernatürlichen Kräfte(Dämonen, 
böser Blick, böse Seele), äussere Einflüsse 
(Physiologie und Anatomie des menschlichen 
Körpers, das Blutsystem, das Lymphsystem, 

„die Winde“), und andere Krankheitsursachen 
(angeborene Krankheiten, Froschgeschwulst, 
Menstruation, abergläubische Ursachen). Dann 
bespricht er die Diagnose und Prognose, die 
Zeichen einer baldigen Genesung und eines na- 
henden Todes. Es folgt ein Kapitel über den 
Behandelnden und schliesslich die Prophylaxe 
(was gesagt und was getragen wird, Schutz- 
mittel gegen die bösen Geister, den bösen Blick 
und andere Krankheiten), die Gelübde und die 
Behandlung (Amulette, Einfluss der Zahlen und 
Gestirne, Talismane, Beschwörungsmittel, Be- 
handlung der durch bösen Blick verursachten 
Krankheiten, Behandlung anderer Krankheiten, 
Perlen, Steine, Metalle, Amulette aus der Tier- 
und Pflanzenwelt, Rezepte). 

Den meisten Widerspruch i in den sonst treff- 
lichen Darlegungen dürfte die strenge Unter- 
scheidung hervorrufen, die der Verfasserzwischen 
dem bösen Auge ‘ain und der bösen Seele nafs 
macht. Diese Unterscheidung dürfte doch zu 
künstlich konstruiert sein, denn der Araber 
macht tatsächlich keinen Unterschied zwischen 
diesen beiden Begriffen. Nafs wird gewöhnlich 
mit „Hauch“ oder „Seele“ übersetzt. Damit 
ist aber noch nicht "gesagt, dass die „Abson- 
derung“ dieser Seelenkraft, wie sie bei der 
bösen Seele sich vollzieht, nur durch den Hauch 
des Mundes vor sich geht, wie Canaan annimmt. 
Die Geschichte des bösen Blickes lehrt uns, 
dass derartiger Hauch oder Geist (spiritus) 
immer durch die Augen ausgestrahlt wird, und 


Orientalistische ‘alistische Literaturzeitang 1915 Nr. 6. 


182 


die Aufstellung einer neuen Krankheitsursache 
verwerten, wie es die „böse Seele* entschieden 
sein würde. Als ferneren Beweis für den Sonder- 
begriff der bösen Seele führt Canaan die Ver- 
schiedenheit der Behandlungsweise an. Aber 
auch hierin kann man ihm nicht folgen, denn 
als Hauptschutzmittel gegen die böse Seele nennt 
er die Hand, ein Symbol und Amulett, das doch 
zu den allerbekanntesten und verbreitesten 
Mitteln gerade gegen den bösen Blick gehört. Die 
Anführung dieses Mittels allein dürfte schon 
genügen, um gerade das Gegenteil zu beweisen, 
dass nämlich ‘ain und nafs tatsächlich identisch 
sind. Auch die Behauptung, dass die böse 
Seele nur bewusst, das böse Auge dagegen nur 
unbewusst und unwillkürlich schaden kann, be- 
rechtigt nicht zur Aufstellung zweier getrennten 
Krankheitsursachen, denn es gibt, wie Canaan 
an anderer Stelle selbst ausführt, bewusste und 
unbewusste Faszinierende. Und die letzte Be- 
hauptung, dass die böse Seele nur direkt, der 
böse Blick dagegen auch indirekt wirkt, dürfte 
ebenfalls Widerspruch finden und nicht all gemein 
gültig sein, auch die böse Seele wird jemanden 
schaden können, der gerade nicht anwesend ist. 
Schliesslich ist doch auch von einer indirekten 
Wirkung des bösen Blickes nur selten die Rede. 

Der Verfasser führt ferner die Froschge- 
schwulst an und behauptet, das bekannte Frosch- 
amulett werde gegen diese Krankheit getragen. 
Er setzt sich mit dieser Behauptung jedenfalls 
in Widerspruch zu der allgemeinen Annahme, 
dass das Froschamulett, ebenso wie die Hand, 
ein Schutzmittel gegen den bösen Blick ist. 
Es wird übrigens in derselben Absicht auch 
von den Italienern getragen. Erwähnen wir 
schliesslich noch, dass wohl durch ein Versehen 
eine Erklärung des auf S. 88 genannten Wortes 
mahlab (gemeint ist jedenfalls die Frucht von 
Prunus Mahaleb L.) vergessen ist, dass auf 
S. 108 der hebräische Gottesname mit drei anstatt 
mit vier Buchstaben geschrieben ist, und dass 
nicht erwähnt worden ist, zu welchem Zweck 
die auf Taf. IV 1b abgebildete Kapsel mit 
Teer gebraucht wurde, so dürfte alles angeführt 
sein, was an diesem vortrefflichen Buche über- 
haupt zu monieren ist. Schmerzlich bedauert 
habe ich allerdings noch das Fehlen der Be- 
schreibung hebräischer und kabbalistischer Amu- 
lette, die im hl. Lande doch eine ebenso grosse 
Rolle spielen wie die arabischen hidschäbät. 


Joh. Hunger und Hans Lamer: E E 
Kultur im Bilde. (Wissenschaft u. Bildung 103.) 
IV, 64 S. m. 90 Tafeln. 8°. M. 1—; geb. M. 1,25. 
Leipzig, Quelle & Meyer, 1912. Bespr. v. G. Möller, 
Berlin. 


Die ägyptische Kultur durch rund 90 Bilder 


daher lässt sich dieser Einwurf wohl nicht für|zu veranschaulichen ist keine leichte Aufgabe, 


183 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 6. 


184 


gleichwohl darf behauptet werden, dass Hunger | Und so wäre noch manches, über das man an- 


sie im wesentlichen gut gelöst hat. Einige 
Irrtümer und Halbrichtigkeiten des überaus 
knapp und klar gehaltenen Textes hervorzubeben 
verlohnt kaum, zumeist bandelt es sich um Un- 
wesentliches. Bei einer Neuauflage, die dem 
Werkchen bald zu wünschen ist, würde es sich 
vielleicht empfehlen, das ägyptische Kunstge- 
werbe seiner Bedeutung entsprechend etwas 
ausgiebiger zu berücksichtigen: die ägyptischen 
Fayencearbeiten — die Technik ist bekanntlich 
eine ägyptische Erfindung — ist überhaupt nicht, 
die Goldschmiedekunst nur durch ein getriebenes 
Kännchen aus dem Zagaziq-Funde (Abb. 65) 
vertreten, dessen künstlerischen Wert Hunger 
meines Dafürhaltens doch wohl erheblich über- 
schätzt. Für die Kunsttischlerei wären z. B. 
aus dem Grabfund des Juia und der Tuju 
schönere und charakteristischere Vertreter er- 
reichbar als das Gruppenbild von Möbeln des 
Berliner Museums (Abb. 67) bietet. 

Bezüglich der Abschnitte über die baby- 
lonisch-assyrische, die hethitische, phönikische, 
persische Kultur, die von Hunger und Lamer 
bearbeitet sind, steht mir ein Urteil nicht zu, 
doch möchte ich darauf hinweisen, dass ein 
tadellos erhaltener assyrischer Helm, der die}|————— 
charakteristische Form jedenfalls klarer erkennen 
lässt als das auf Abb. 119 wiedergegebene Exem- 
plar des Britischen Museums, in der Universi- 
tätssammlung zu Manchester aufbewahrt wird. 
Es ist von Petrie in Aegypten auf der the- 
banischen Westseite gefunden und in seinen 
Six temples at Thebes (London 1897) auf Taf. 21 
veröffentlicht. 


G. J. Thierry: De religieuze Beteekenis van het 
Aegyptische Koningschap. 1. De Titulatuur. Gr. 8°. 
XII u. 140 8. Leiden, Brill, 1913. Bespr. v. W. Max 
Müller, Philadelphia. 


Diese Leydener Doktordissertation fusst 
auf Morets Arbeit über das altägyptische 
Königtum und Frazers Idee vom religiösen 
Ursprung des Königtums im allgemeinen. In 
der Entwickelung können wir das freilich im 
alten Aegypten wenig mehr beobachten (8) und 
Frazers Folgerungen direkt bestätigen. Andern- 
teils ist es bekannt, wie die Auffassung des 
Königtums als von Gottes Gnaden dort mehr 
auf die Spitze getrieben wurde als irgendwo 
im Altertum. Schade, dass Thierry meinen 
Nachweis aus den Königsnamen, dass jeder 
Pharao sogar direkt als inkarnierter Gott gelten 
wollte, ganz missverstanden hat (83); er hätte 
sich den Irrtum ersparen können, dass „der 
Kronprinz erst durch die Krönung zum Gott 
wird“ (139). Der Prinz enthüllt doch der Welt 
durch die Krönung nur seine volle Göttlichkeit, 
die bis dahin in ihm verborgen schlummerte. 


derer Ansicht sein kann!, doch ist die Arbeit 
als fleissige und in mancher Hinsicht nützliche 
Materialsammlung zu empfehlen?. 


Wilhelm Spiegelberg: Demotische Texte auf 
Krügen. (Demot. Studien hreg. von W. Spiegel- 
berg, Heft 5.) 23 S. u. S. 25—81 in Autogr. m. 9 
Tafeln. Fol. M.36—. Leipzig, J. C. Hinrichs, 1912. 
Bespr. v. W. Max Müller, Philadelphia. 


Ich bedaure, diese Arbeit nur mit an die 
Rezensionssitten der guten alten Zeit erinnernder 
Verzögerung anzeigen zu können, weil es sich 
dabei um eine sehr wichtige Veröffentlichung 
handelt. Scherben als billigstes Schreibmaterial 
sind in den Schulen des alten Aegyptens viel 
benützt worden, um die Studenten die beste 
Literatur als Stilmuster abschreiben zu lassen?, 
und so hat dieses elende Material bisweilen 
sehr wichtige Texte bewahrt. Spiegelberg, der 
schon oft eine sehr glückliche Finderhand gezeigt 
hat, ist es gelungen, mehrere grosse, in dieser 
Art mit Texten aus der schönen Literatur be- 
schriebene Krüge zu erwerben, zusammenzu- 
setzen und ziemlich weit zu entziffern. Aus 
diesen bat sich wieder ergeben, dass die grie- 
chischrömische Zeit Aegyptens höchstens religiös 


ı 2. B. für. den Königstitel, der das Anrecht auf die 
zwei alten Hauptstädte und Beschützung durch ihre zwei 
Göttinnen ausdrückte (aber nie Gleichheit des Königs 
mit diesen, S. 62 — eın König kann nie einer Göttin 
gleichgesetzt werden), ist doch nbty eine abkürzende und 
sinnlose Notlesung der späteren Aegypter, die gar nichts 
für die ursprüngliche (jedenfalls sehr wortreiche) Er- 
Klärung beweist; S. 61, A. 6, ist Ermans nach einem 
Sinn strebender Lesungsversuch nbty-y missverstanden. 
Ebenso ist bei dem angeblichen Titel „Goldhorus“ (64) 
nichts darauf zu geben, dass die Aegypter schon früb- 
zeitig (wie hier in dankenswerter Weise dargestellt wird) 
diese Kurz- oder Notlesung benützten. (Man vergleiche 
die zum Schrecken aller Philologen in Deutschland sich 
neuerdings nach amerikanischem Muster einbürgernden 
Kurzaussprachen bei Firmennamen wie Hapag, Bugra 
usw., hebräische und andere Analogien). Gut, dass da- 
gegen die einfach unglaubliche Erklärung des Ideogramms 

„Biene = Unterägypten oder König von U.“ abgelehnt 
wird, als habe jener König „der Bienenzüchter“ ge- 
heissen oder die Biene sei sein Totem. Ich sehe in der 
Biene hier ein einfaches Lautzeichen für by}; ob danach 
der König „der Mächtige“ hiess oder „der Träger der 
honigfarbenen d. h. gelbroten, Krone“, bleibt zu unter- 
suchen. — Die spätere Scheidung des Gottes Haroeris 
vom Harsiesis ins Altägyptische zurückzuführen (23, 30), 
kann ich nicht billigen. Die Verbindung des Königs mit 
dem Totenreich (34) hätte nicht auf den lebenden König 
angewendet werden sollen; sie tritt eret bei dem ver- 
klärten König ein usw. 

Se Z. B. der Exkurs über das Gold als heiliges Metall, 

6. 

® Das ist auch hier der Fall, und die Schüler treiben 
nicht, wie Spiegelberg meint, Aufsatzübungen. Die 
Fehler (wie A 19 der Pronominalwechsel nes statt nei, 
20 pes statt pci) scheinen doch nur erklärlichb, wenn die 
Schüler abschrieben. Sie taten das bloss recht hastig, 
weniger nachmalend als sonst, wegen der grossen Länge 
der Texte. 


185 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 6. 


186 


eine Zeit geistiger Oede war; literarisch hat man also auch keinen strengen Massstab anlegen 
das Einströmen vielerlei fremder Motive ausser- darf, muss das Urteil leider doch wenig günstig 


ordentlich befruchtend gewirkt. So ergibt sich 
hier eine ganz neue Erzählungsart (Geschichten 
im Rahmen von fingierten Briefen) und ein sehr 
reicher Schatz von Motiven. Neben Varianten 
schon bekannter Erzählungen, z. B. des Setne- 
zyklus i, steht allerlei ganz Neues, als Wich- 
tigstes die Erzählung vom kleinen Vogel, der 
das Meer mit Ausschöpfen bedrohte, weil es 
seine Eier wegnahm. Dem Herausgeber ist der 
Nachweis vollständig geglückt, dass diese Ge- 
schichte aus dem Pantschatantra entlehnt worden 
ist. Wir haben hier also, im 2. Jahrh. nach 
Chr., den ältesten unzweifelhaften Beleg für 
den Siegeszug dieses berühmten indischen Buches 
nach dem Westen, einen Fund ersten Ranges 
für die Literaturgeschichte. Anderes wird erst 
durch weitere Erschliessung der wie gesagt 
sehr reichen spätägyptischen Literatur oder 
Vergleichung mit dem Geschichtenschatz anderer 
Völker seinen vollen Wert gewinnen. So darf 
man wünschen, dieses Buch möge über den 
Kreis der wenigen Aegyptologen, die sich mit 
der demotischen Schrift beschäftigt haben, hin- 
ausdringen. Für den erwähnten Zweig der 
Aegyptologie bringt es manche Förderung, 
namentlich in einem nützlichen Glossar:. 


Moise Schwab: Rapportsur une Mission de Philo- 
logie en Grèce. Epigraphie et Chirographie (Nou- 
velies Archives des Missions scientifiques et litteraires, 
Nouv. Série, Fasc. 10), 167 p. Paris, Imprimerie Nationale 
1913. Bespr. v. F. Perles, Königsberg i. Pr. 

Die vorliegende Arbeit behandelt jüdische 
Texte in griechischer Sprache. Sie wendet sich, 
wie in der Einleitung ausdrücklich gesagt ist, 
nicht in erster Linie an die Fachgelehrten und 
strebt auch keine Vollständigkeit an. Wenn 


1 [ch kann den Verdacht nicht unterdrücken, dass 
„der Syrer H(n)imnii“ aus dem Zyklus der Dodekarchie 
stammt. Der Lamintu bei Assurbanipal hat freilich eine 
andere Stadt (Himuni) als hier (Pr-nb, das in der assy- 
rischen Quelle dem Tefnaht gehört); die Bezeichnung 
als „Syrer“ allerdings wird öfter auf die meist eigentlich 
libyschen Teilfürsten jener Zeit angewendet. 

? Natürlich bleibt bei diesen nur durch die ver- 
zweifeltsten Emendationen verständlichen Texten nach 
der hier geleisteten Pionierarbeit manches noch zu raten. 
2. B. A. 8 lies msy: Buch (statt ssy), 12 ändere giy iu 
tgy: Anpflanzung. (A. 2 wh? aber: Brief wie sonst). 
B. 8 hat offenbar der jugendliche Held in der Schule 
den Schulmeister „gepackt“ (mht), nachdem der ihn 
gestraft hatte (die Personen sind wieder verwirrt). Z. 10: 
(die Hungersnot wird so arg, dass die Eltern) ihre 
Kinder(?) preisgeben sie (den Leuten) auf(ladend), bittend: 
ernähre (wie A. 7) sie! nicht lass uns sorgen (um sie)! 
0.9 glm: Kranz, oder git: Brandopfer? B. 9 hfty: feind- 
lich (wie C.). A. 13 ist šp ein Nomen (Geschenk, 
Bakschisch?). Nr. 49 scheint kopt. er-uö: antworten. 
— Auf den angeblichen Namen eines arabischen(?) 
Fürsten darf man kaum viel bauen; auski führt doch 
wohl nur auf eine griechische, mit Eu- anlautende Urfom. 


lauten. Namentlich der erste Abschnitt Lingui- 
stique Judeo-Hellöene wimmelt von philologischen 
Verstössen und wird nach keiner Richtung dem 
Gegenstand gerecht!. Brauchbarer ist schon 
der zweite Abschnitt Epitaphes et Dedicaces. 
Hier wird eine grosse Anzahl von Inschriften 
aus 42 Ortschaften mitgeteilt und besprochen, 
und wenn auch wenig selbständige Kritik zu- 
tage tritt, ist doch die Zusammenstellung des 
reichhaltigen, an vielen zum Teil schwer zu- 
gänglichen Stellen zerstreuten Materials als 
verdienstlich anzuerkennen. Neues Material 
bringt nur der dritte Abschnitt Liturgie. Derselbe 
besprichtzunächstdiemittelalterlichevonHesse- 
ling herausgegebene jüdisch-griechische Jona- 
Uebersetzung und die 1547 in Konstantinopel 
in hebräischen Lettern erschienene und 1897 
ebenfalls von Hesseling in griechischer Rück- 
transskription herausgegebene Pentateuchüber- 
setzung und teilt dann einen bisher unbekannten 


jüdisch-griechischen Pizmon für Purim mit. 


Die Edition des Textes auf Grund von zwei 
Manuskripten mit Uebersetzung und kritischem 
Kommentar besorgte Hubert Pernot. Den 
Schluss des Buches bilden einige Mitteilungen 
überkaräischeLiteraturingriechischerSprache. 
Die wenigen interessanten Proben aus dem 
heutigen Dialekt der in Hasköj bei Konstanti- 
nopel lebenden Karäer machen den Wunsch 
rege, dass dieser dem Aussterben nahe Seiten- 
zweig des Vulgärgriechischen eine baldigegründ- 
liche Untersuchung durch einen Spezialisten 
erfahre. 


Ludwig von Thallöczy: Studien zur Geschichte 
Bosniens und Serbiens im Mittelalter. Ueber- 
setzt von Franz Eckhart. Mit Kartenskizze des Ducatus 
S. Sabae. XII, 479 Seiten. gr.8°. M. 12 —. München, 
Duncker & Humblot, 1914. Bespr. v. Carl Niebuhr, 
Berlin. 

In der zutreffenden Voraussetzung, dass die 
Historiker mit recht wenigen Ausnahmen ge- 
nötigt sind, sich über Slawisches aus zweiter 
Hand zu informieren, hat der ungarische Unter- 
richtsminister Graf Joh. Zichy das Erscheinen 
dieser Studien auch in deutscher Sprache ver- 
anlasst. Das ist um so verdienstlicher, als 
diese Arbeiten sich mit Gebieten und Zeiten 
beschäftigen, in denen Ungarn dort zwar viel- 
fach eingreift, aber nur zur Festigung seiner 
Aussenperipherie. Die Bedeutung der Urkunden, 
die Thallöczy hier vereinigt hat, entschied allein, 
und so können wir mit grosser Befriedigung 
auf ein ‚gutes Beispiel behördlichen Verständ- 
nisses für wissenschaftsfördernde Bestrebungen 


1 Siebe 2 B. die Etymologien 8. 12—13. 


187 


hinweisen. Denn was nützen Fleiss und Scharf- 
blick des Einzelnen, wenn seinen Leistungen 
die Resonanz abgeht? 

Gewiss braucht man den Inhalt des vor- 
liegenden Bandes nicht in dem Sinne zu be- 
handeln, als sei dadurch die gesamteuropäische 
Geschichte nunmehr um wichtige Erkenntnisse 
bereichert worden. Dergleichen könnten die Berg- 
täler der Sawe und Drina in dem Vierteljahr- 
tausend nach 1250 nicht bieten, selbst wenn 
sie ihre letzten Geheimnisse hergäben. Aber 
es handelt sich mehr oder weniger um einen 
weissen Fleck der historischen Kartographie, 
und hierzu lässt sich jetzt eine entschiedene 
Verringerung unseres Nichtwissens feststellen. 
Das bisher fassbare und verwertete Material 
über Serbien und Bosnien, selbst über Dalmatien, 
im ausgehenden „Mittelalter“ ist so bescheiden, 
dass die Sachkenner unwillkürlich ihren eignen 
Vortragston danach einrichten, und dass — eine 
angenehme Eigentümlichkeit — hier kein Fach- 
jargon entstehen konnte. Man vermag allen 
Darlegungen auch ohne besondere Vorkennt- 
nisse zu folgen; hier wandelt der Forscher eben 
noch omnia sua secum portans. Wenn freilich 
die Ausbeute an Unpubliziertem so fortschreiten 
sollte (v. Thallöczy bringt an hundert Urkunden 
bei), dürfte sichs damit leichtlich ändern. Die 
Archivalien, die in diesen Studien zur Wieder- 
gabe gelangen, entstammen dem alten arrago- 
nesischen Kronarchiv zu Barcelona in vicem 
Neapel, dem Wiener Staatsarchiv, dem Buda- 
pester usf., in gewisser Zahl aber auch öster- 
reichischen und ungarischen Familienarchiven. 

Selbstverständlich geriet dasInhaltsverzeich- 
nis nun in starke Abhängigkeit von den sich 
zufällig als leitend ergebenden Gegenständen. 
In bunter Reihe folgen biographische und gene- 
alogische Studien über den bosnischen Prinzen 
Radivoj, den Stammbaum der Branković, be- 
sonders aber über die Herzöge von Sankt Sava 
(etwa = der Herzegowina) aus der Familie Ko- 
sata. Voran steht eine Prüfung über den Ursprung 
des bosnischen Banats, wozu namentlich die Ur- 
kunden im Körmender Archiv dienlich werden. 
In slavischer Sprache abgefasst, hatten sie sich 
lange der Aufmerksamkeit entzogen. Den Schluss 
der Studien selbst bilden südslavische Heral- 
dica, speziell Bosniens, von den nötigen Text- 
abbildungen begleitet. 

Bei alledem fehlt der Thallöczyschen Samm- 
lung von Untersuchungen, zu denen die neuen 
Urkunden, wie gebräuchlich, einen Anhang für 
sich bilden, der rote Faden keineswegs. Er 
wird auch einmal (S. 66 ff.) ganz ohne Beiwerk 
behandelt, und zwar als „Die Kotromanlegende“. 
Auf Grund der positiven Aussage eines ita- 
lienischen Chronisten soll der erste Kotroma- 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 6. 


188 


nidische Banus (f um 1313) ein deutscher Ad- 
liger gewesen sein, und man ist neuerdings auf 
eine steirische Familie mit gleichem Wappen 
als die Mutter dieses Stefan Kotroman verfallen. 
Referent ist nicht in der Lage, hier Partei zu 
nehmen, und würde es darum für unwissen- 
schaftlich halten, seinen allgemeinen Eindruck, 
der auf unzureichenden Beobachtungen ruheu 
könnte, in Worte zu kleiden. Wenn jener Stefan 
vielmehr dem altbosnischen Hause der Prijezda 
angehörte, was die historische Sachlage verein- 
fachen wird, dann bedürfte der Beiname Kotro- 
man, der mit ihm auftaucht, noch der Herleitung. 
Diese zu versuchen, böte sich wiederum in der 
betreffenden steirischen Gegend eine topogra- 
phische Handhabe. Die Frage verharrt also 
dem Anschein nach vorerst bei der Kritik des 
Wappenwesens, d.h. auf einem geräumigen Felde. 


Aus gelehrten Gesellschaften. 


In der Sitzung der Phil. hist. Kl. der Berl. Ak. d. W. 
vom 29. April legte Erman eine vorläufige Mitteilung 
Dr. Grapows „Ueber einen ägyptischen Totenpapyrus 
aus dem frühen Mittleren Reiche“ vor. (Nach einigen 
Papyrus, die in einem Grabe aus dem Ende des dritten 
Jahrtausends gefunden und in der gewöhnlichen „hie- 
ratischen“ Buchschrift geschrieben sind.) 


Mitteilungen. 

In der Wochenschrift für klassische Philologie Nr. 17 
macht Wiedemann auf einen „ägyptischen“ Skarabäus 
aufmerksam, den sich Baron Paul Weisz anfangs der 
80. Jahre in Aegypten mit seinem in Hieroglyphen ge- 
schriebenen Namen hatte herstellen lassen. (Dieses oder) 
ein von dem Arbeiter noch extra hergestelltes Exemplar 
kam in die Sammlung der Lady Meux in London und — 
wurde von Herrn E. A. Wallis Budge, keeper of the 
Egyptian and Assyrian Antiquities, British Museum, nicht 
erkannt, wie der von ihm hergestellte Katalog (1893, 
2. Aufl. 1896) beweist. 

Nach dem Museum of Fine Arts Bulletin Boston, 
April 1915, sind die amerikanischen Grabungen bei Gize 
von grossem Erfolg gewesen. Eine Reihe Mastabas aus 
dem Gräberfelde bei der Chefrenpyramide lieferten kost- 
bare Rundplastiken, darunter mehrere mit ausgesproche- 
nem Negertyp und andere mit Gesichtszügen, die vorder- 
asiatisches Blut verraten, meist wohl Kinder von asiatischen 
oder Negerfrauen, die als Mitglieder des kgl. Harems an- 
zusprechen sind. Die Zahl der gefundenen Statuen 
beträgt 8; durch ihre genaue Datierung bilden sie einen 
bedeutsamen Zuwachs zu dem Material, auf das sich die 
Kunstgeschichte Aegyptens gründen wird, die nicht nur 
nach grossen Perioden klassifizieren, sondern die Ent- 
wickelung Schritt für Schritt verfolgen soll. 


Personalien. 


Prof. Dr. Eugen Mittwoch in Berlin ist zum 
a.ord. Prof. ebendort ernannt worden. 

In Innsbruck starb der ord. Prof. des Bibelstudiums 
und der semitischen Sprachen Mathias Flunck. 


Zeitschriftenschau. 


® = Besprechung; der Besprecher steht in (). 


American Journal of Semitic Languages. 1914: 
October. C. Gaenssle, The Hebrew Particle sy I. — 


189 Orientalistische Literaturzeitung 1916 Nr. 6. 190 


J. D. Prince, Delitzsch’s Sumerian Grammar. — D. D. Branos. 1914: 

Luckenbill, Notes on some Texts from the Cassite Period. | XIV A B. Risberg, Nagra kritiska anmärkningar till 
— H. Vincent et F. M. Abel, Jérusalem nouvelle (G. | ställen i Iudits bok. 

A. Barton). Expositor. 1916: 

1915: January. J. D. Prince, Robert Francis Harper, January. S. Margoliouth, Healing on the Sabbath Day. — 
1864—1914. — C. Gaenssle, The Hebrew Particle „x J. Moffatt, Prophets and Kings (zgog7ta: xal dixasos; 
II. — J. D. Prince, Delitzschs Sumerisches Glossar. — | mọ. xal Baosdeics). — R. Harris, Once moce the Cretans. 
*M. Schorr, Urkunden des altbabylonischen Zivil- und Geografisk Tidskrift. 1914: 


Prozessrechtes (D. D. Luckenbill). |8. A. Christensen, Lidt persisk Folkepsykologi. — O. 
Anthropos. 1914: Olufsen, Tunisiske Landskaber under det fransk Herre- 
IX 3/4. E. Cozzi, Credenze e superstizioni nelle Mon- demne. 


tagne dell'Albania. — E. Mangin, Les Mossi (Sudan). — 
J. Bran, Notes sur le Tarikh-el-Fettach. 21 

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crypha: their Origin, Teachiug and Contents. 
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Translated by A. 8. Johns. — *H. J. Wicks, The Doc- 
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Aus dem Brief eines „wellknown Egyptian“). — Notes Journal of Roman Studies. 1914: 


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The Ottoman Empire, 1801—1913. — A. T. Clark, The 
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Journal of the R. Asiatio Soolety. 1914: 

"IA H. F. Amedroz, An Embassy from Baghdad to the 
Emperor Basil II. — 8. Lévi, Central Asian Studies. — 
A H. Sayce, Hittite Vocabularies from Boghaz Keui. — 
*W. A. Wigram and E T. A. Wigram, The Cradle of 


zumeist den Krieg betr.). — M. Rostovtseff, Antichnaja Decorationaja Zhivopis na 


February. J. H. Linton, The Moslem World. — *C. H. Jug6 Rossii (F. Haverfield). — *G. L. Bell, Palace and 
Robinson, Dictionary of the Hausa Language, 3rd. ed.; | Mosque at Ukhaidir (A.). 


70. H. Robinson, Hausa Grammar 4th ed. (G. P. B.). Katholik. 191b: 
March. J. E. Padfield, The Dravidians and their Lan- 95. J. 2. H. A. Weber, Israels ältester Schlachten- und 
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11. Hermann Reich, Antike Romane, Novellenkränze | März. P. Donders, Durch Ruanda (Forts). 
und Schwankbiicher (Forts.): behandelt die Arbeiten von Literaturbl. f. Germ. u. Rom. Philologie. 1916: 
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H. Reckendorf). — *H. W. Schomerus, Das Geistesleben | Schulen Palästinas und Babyloniens (Fiebig). 

er nichtchristlichen Völker und das Christentum (K. 11. Samuel Krauss, Talmudische Archäologie III (S. 
Beth). — H. L. Strack, Pirg& aboth (Josef Mieses). Landauer). ' | 

12. Hermann Reich, Antike Romane, Novellenkränze|j9, ` J. Schmidlin, Die Katholischen Missionen in den 
und Schwankbiicher (Schluss). — *C. F. Seybold, Fleischers | deutschen Schutzgebieten. 
Briefe an Hassler aus den Jahren 1823—1870 (J. Gold- Missionary Review. 1915: 
ziher). — *Wolfgang Schultz, Rätsel aus dem hellenischen | January. The „Holy War“ of Islam. — Tho Association 
Kulturkreis (A. Abt). Movement of Turkey. — News of the Arabian Mission. 

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ment of the Ottoman Empire in the Time of Suleiman | namen der Karäer und der Krimtschaken. — *Der Pinkas. 
the Magnificent; Ahmed Emin, The Development of Jahrbuch for der geschichte van der jüdischer literatur 
Modern Turkey (D. C. Hogarth). — R. C. Thompson, un sprach, for folklor, kritik un bibliografie. Erster 
A new Decipherment of the Hittite Hieroglyphics (B.)'jabrgong 5072. Wilna (S. Weissenberg). 


191 Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 6. 192 


Museum. 1914: Dörtärskel i indoeur.-sem. 2 Plejadernes indoeur.-sem. 
October. *F. Lübkers Reallexikon des Klass. Alt., 8. Aufl. | navn). — F. Le Sage de Fontenay, Kulturens Historie. 
(C. W. Vollgraff). — *F. Blass, Grammatik des neu- E. F. Weidner, Alter und Bedeutung der babylonischen 
testamentl. Griech., 4. Aufl. (Van de Sande Bakhuyzen). | Astronomie und Astrallehre (G. Howardy). 

— D. Völter, Wer war Mose; D. Völter, Der Ursprung Zeitschrift d. Deut. Palästina-Vereins. 1914: 
von Passah und Mazzoth (Böhl). — *O. Meltzer, Ge-|3. Hugo Klein, Das Klima Palästinas auf Grund 
schichte der Karthager. 3. Band von U. Kahrstedt (H. der alten hebräischen Quellen. Erster Teil. — Lydia 
van Gelder). Einsler, geb. Schick, Das Töpferhandwerk bei den 

Neue Jahrbücher f. d. klass. Altertum. 1915: | Bauerfrauen von Ramallah und Umgegend. (Vor- 
18. Jahrg. 2. Heft. Ernst Samter, Ein naxischer Hoch- | treftliche Schilderung einer wohl uralten Hausindustrie, 
zeitsbrauch. — * Willy Strehl und Wilhelm Soltau, Grund- | die dem Aussterben verfallen ist). — G. Schumacher. 
riss der alten Geschichte und Quellenkunde 2. Aufl. Unsere Arbeiten im Ostjordanlager VI. — P. Dieckmann, 
1. Bd. (Emil Herr). Die Zweiglinie 'Affule-Jerusalem der Hedschazbahn; 

Nordisk Tidsskrift for Filologi. 1916: Nachricht für Reisende auf der Hedschazbahn. — G. 
4. R. III, 4. F. Lübker, Reallexikon des klassischen | Dalman, Zum Waschen und Baden in der Talmudischen 
Altertums, 8. Aufl. (J. L. Heiberg). — *H. Usener, Kleine | Archäologie von 8. Krauss. 


Schriften III (J. L. Heiberg. — *E. Samter, Die Religion Zeitschrift d. Ges. f. Erdkunde 2. Berlin. 1915: 
der Griechen (M. P. Nilsson). 3. Fritz Machatschek, Aus Russisch-Turkestan. 
Norsk Teologisk Tidsskrift. 1914: Zeitschrift f. hebräische Bibliographie. 1914: 
December. L. Naess, Rytmen i den hebraiske tekst. XVII 4/6. M. Steinschneider, Jüdische Aerzte (Forts.). 
Nordisk Tidskrift. 1916: — William Zeitlich, Bibliographisches Verzeichnis der 
1. O. Montelius, Sfinxen i forna tiders konst. I. — S. | hebräischen dramatischen Literatur (Originale und Ueber- 
Oestrup, Den hellige krig. setzungen) von der Mitte des XVII. Jabrh. bis 1913 
2. O. Montelius, Sfinxen i forna tiders konst II. (Schluss). — Löwenstein, Register zu Nepi-Ghirondi 
g Nuova Antologia. 1915: ES l ` Sys 0183 . 
1° Gennaio. B. Pace, Divagazioni sull’ Ellenismo. Vi-| Zeitschrift f. Neutestamentl. Wissensch. 1914: 
aggio in Graecia. : XV. 4. P. Corssen, Das Martyrium des Bischofs Cyprian. 
Nuovo Bullettino di Arch. Ohristiana. 1915: 11. — E. Hommel, Maran atha. — H. Lietzmann, H. 


XXI 1—2. Giorgio Schneider Graziosi, La nuova sala yop Sodens Ausgabe des Neuen Testaments. Die drei 
gindaica nel museo christiano lateranense. Rezensionen. — A. Baumstark, Hippolytos und die ausser- 
Preussische Jahrbücher. 1910: kanonische Evangelienquelle des äthiopischen Galiläa- 


B. 159. H. 3. E. Huber, Kultur- und Wirtschaftsleben Testaments. — A. Marmorstein, Einige Bemerkungen 
im ältesten Babylonien. f . zum Evangelienfragment in Oxyrhynchus Papyri, Vol. V 
B. 160, H. 2. Die Religionen des Orients und die alt- n. 840. — P. Corssen, Zed Oe zu Briuaros. 


germanische Religion, 2. Aufl. (H. Gürtler). 
Römische Quartalschrift. 1914: 
29. J. 1. H. Onorio Fasiolo, Ein Lampenhandgriff im 
Museum des deutechen Camposanto in Rom (Geschenk 
an einen Wagenlenker der friihchristlichen Zeit). — 
*Franz Boll, Aus der Offenbarung Jobannis (d. W.). 
Sitzungsber. d. K. Pr. Akad. d. W. Berlin. 1915: 
X. Adolf Erman, Unterschiede zwischen den koptischen 
Dialekten bei der Wortverbindung. 
Sphinx. 1914: l 
18. 5. S. 167. Wiedemann, Varia § 18—24 (Totenehe, 
Kamel in Aegypten, Okapi, Smaragdsäule zu Tyrus, usf.). 
— 186. Montet, Remarques sur le livre de M. H Sottas, 
La préservation de la propriété funéraire dans l’ancienne 
ypte. 
Theologisches Literaturblatt. 1915: 
8. *Otto Procksch, Die Septuaginta Hieronymi im Do- 
dekapropheton (Gerhard Kittel). Thomas Fitzhugh, The origin of verse (University of 
Theologische Literaturzeitung. 1914: Virginia. Bulletin of the school of Latin. No. 8). 
6. R. Dussaud, Les Monuments palestiniens et judaiques | Hermann L. Strack, Berakhot. Der Mißnatraktat „Lob- 


Zeitschrift f. die österr. Gymnasien. 1914: 
7. *Siegmund Feist, Kultur, Ausbreitung und Herkunft 
der Indogermanen (A. Walde). 

Zeitschrift f. osteurop. Geschichte. 1914: 
IV 4. Zeitschriftenschau: M. K., 9. Jahrhundert. Drei 
Zentren der alten Rus (IA XVIII, 2 1913 S. 79—87 von 
WI. Parchomenko)- — R. S., zur Geschichte der Chasaren 
(Jew. Quart. Rev. 19:2 S. 181—219 von S. Schechter, 
an unknown Khazar document (u.) Journ. des Minist. d. 
Volksaufkl. 1913 S. 150—172, P. Kokovcov, Anzeige 
davon). 


Zur Besprechung eingelaufen. 


* bereits weitergegeben. 
*American Journal of Archaeology. XIX, 1. 


—— — E EE a 


(H. Guthe). — *B. Walde, Die Erdrasbücher der Septua- sagungen“. Leipzig, J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung 
ginta (Beer). — *Corpus Script. Christ. Or. Scriptores 1915. (Schriften des Institutum Judaicum in Berlin. 
Syri. Ser. II. Tom. XCI et XCII. Anonymi auctoris. Nr. 44). M. 1.20. 


Expositio officiorum ecclesiae Georgio Arbelensi vulgo | Rendiconti d. R. Accad. dei Lincei. Cl. di scienze mo- 
adscripta. Ed. R. H. Conolly (Diettrich). — *Knieschke, rali, storiche e filologiche. Serie V. Vol. XXIII. 


Das heilige Land im Lichte der neuesten Ausgrabungen Fasc. 5—6. 

und Forschungen (M. Brückner). Francesco Schupfer, Gaeta e il suo territorio. Studii 
Theologische Rundschau. 1915: sul diritto privato gaetano dal seculo nono a tutto 

Febr. W. Bousset, Literatur und Religion des Spät- il decimoterzo. Roma, ‘lipografia d. R. Accad. dei 

judentums und des rabbinischen Judentums. Lincei 1915. (Memorie d. R. Acc. dei Lincei. Classe 
Teologisk Tidsskrift. 1915: di scienze morali, storiche e filologiche anno CCCXII. 


3. Raekke VI 1. J.C. Jacobsen, Eftervirkninger i Israels Serie quinta. Vol. XV. Fasc. I.) 
tandsliv af de ældste Skriftprofeters Forkyndelse (Univer- | G. Schumacher, Karte des Ostjordanlandes Blatt A 1, 2; 


sitetstale). heransgeg. vom Deutschen Verein zur Erforschung 
Vor Tid. 1914/10: Palästinas. Leipzig, J.C. Hinrichs'sche Buchhandlung. 
I. 1. H. Moller, Indoeuropäisk-semitiske Misceller (1. M.15—;f. Mitgl.d.D.P.-V.M. 13 — ; Subskr.-Pr. M. 8 —. 


Mit einer Beilage von der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig. 


Verlag u. Expedition: J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig. Blumengasee 2. — Druck von Max Schmersow, Kirehhaln N.-L. 
Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11. 


Orientalistische 


Literaturzeitung 


Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient 


und seine Beziehungen zum 


Kulturkreise des Mittelmeers 


Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Heiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11 


Verlag der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung, Leipzig 
Blumengasse 2. 


18. Jahrgang Nr. 


7 Manuskripte und Korrekturen nach Königsberg. — Drucksachen nach Leipzig. 
Jährlich 12 Nrn. — Halbjahrepreis 6 Mk. 


Juli 1915 


Inhalt. 
Abhandlungen und Notizen Sp. 193—208 
Förtsch, Wilh.: Zur &-sa(g)-gi-pa(d)- 
da-Weihinschrift des Gimil-sin von 


lonischen Briefen 
Ungnad, Arthur: Die Wurzel AND 
im Babylonischen . . . . 200 


Torczyner, Harry: Eine talmu- | Focke, Friedrich: Die Entstehung 
dische Redewendung in Rn 
. 203 


der Weisheit Salomos, bespr. v. 
Norbert Peters. . . 212 
Guthe, H.: Geschichte des Volkes 
Israel, bespr. v. W. Staerk 209 
Möller, Georg: Die beiden Toten- 


0 e kd 


lte, ah var em ee: EM ce A 201 Besprechungen e e ` Sp. 208 —216 papyrus Rhind, bespr. v. W. Max 
Haupt, Paul: lat. asinus und semit. Baudissin, Wolf W. Graf: Zur Ge- Müller. . 2. 2 2 2002. 208 
atân Eselin . . .... 203 schichte der alttest. Religion in | Berichtigung 217 
Hüsing, Georg: Saduattes . 205 2 5 Bedeutung, DE Aus gelehrten Gesellschaften 217 
1 ; v. F. Perles 
Poebel, Arno: Eine altbabylonische Duisburg, A. v.: Grundriss dor Ka- Persenallooeenn 217 
Abschrift der Gesetzessammlung nuri-Sprache in Bornu, bespr. v. Teltschriftonschau . . 217—224 
Hammurabis aus Nippur (Forts.) 193 W. Max Müller . . . . 216 Zur Besprechung eingelaufen. . 224 


Eine altbabylonische Abschrift der Gesetzes- 
sammlung Hammurabis aus Nippur. 
Von Arno Poebel. 

(Fortsetzung.) 


Mit dem der Hauptsache nach schon früher 
bekannten Gesetz H 4 dagegen wird wieder 
auf den in Gesetz G 3 angeschnittenen, durch 
die anschliessenden Strafbestimmungen gegen 
den Tamkar unterbrochenen Gedankengang zu- 
rückgegriffen, dass ein Schuldner nicht das 
seinem Falle entsprechende Zahlungsmittel zur 
Verfügung hat. Während aber dort der Fall 
so liegt, dass er mit einem zwar weniger be- 
gehrten, aberimmerhin als kursfähiganerkannten 
Zahlungsmittel zahlen will, handelt es sich hier 
um den Fall, dass der Schuldner weder Silber 
noch Getreide, also keines der beiden kurs- 
fähigen Zahlungsmittel zur Verfügung hat. In 
diesem Falle bestimmt das Gesetz, dass der 
Schuldner die Forderung des Tamkars mit be- 
weglicher Habe befriedigen darf; die Worte 
mimma Sa ina gatisu ibassi .... inaddin sind 
natürlich nicht so zu nehmen, als ob er in jedem 
derartigen Falle seine ganze bewegliche Habe 
dem Tamkar übergeben müsste, sondern so, 
dass er irgend einen Bestandteil seiner Habe, 
der nach billiger Schätzung an Wert der For- 
derung gleichkommt, dem Tamkar geben darf. 
Der Begriff „nach Billigkeit* oder „nach Wert“ 
liegt vielleicht in dem Ausdruck ki-ma ub-ba- 

193 


la (DT 81 ki-ma ub-ba-lum), wörtlich „wie es 
bringt“. | 

Ob die in der Lücke am Anfang von Kol. 3 
zu ergänzenden Gesetze noch zu dem Abschnitt 
über das einfache Leih- und Zinsverhältnis ge- 
hören oder schon wie Gesetz I 2 besondere 
Formen des Leihgeschäftes behandeln, lässt sich 
nicht feststellen. Leider ist auch das als I 1 
bezeichnete Gesetz, welches die Todesstrafe fest- 
setzt, bis auf die letzte Zeile verloren gegangen. 


Sehr beachtenswert ist es, dass die Bestim- 
mungen, die das Leih- und Zinsverhältnis be- 
treffen, im Kodex nicht alle zusammen an einer 
Stelle gegeben sind, sondern teilweise den ver- 
schiedenen Sektionen angegliedert sind, die von 
Feldbau, resp. dem Ackerbauer, von Garten- 
bewirtschaftung, resp. Gärtner, von Familien- 
recht usw. handeln. So wird z. B. Stele Vs. 
13, 71—14, 7 die Frage, ob eine Zinsforderung 
zu zahlen ist, wenn das Feld durch ein Natur- 
ereignis verwüstet wird, und 14, 18—66 die 
Frage der Befriedigung eines Zinsgläubigers 
durch den Feldbauern auf eine andere als die 
vereinbarte Weise im Anschluss an sonstige 
Bestimmungen über den Feldbau behandelt, 
Vs. 17, 2—28(?) ähnliche Fragen im Anschluss 
an den Abschnitt über Gartenbewirtschaftung, 
Rs. 9, 26—60 das Familienrecht berührende 
Fragen des Leihverhältnisses im Anschluss an 
den Abschnitt über die Ehegatten usw. Ganz 
besonders interessant ist hierbei, dass in dem 

194 


195 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 7. 


196 


oben erwähnten Abschnitt 14, 56—66 nur der 
Fall in Erwägung gezogen wird, dass der Acker- 
bauer Sesam statt Silber in Zahlung gibt, obwohi 
der Ackerbauer ausser und statt Sesam doch 
hauptsächlich Getreide zieht und in den voran- 
gehenden Gesetzen darum auch immer die Rede 
von Getreide und Sesam, und zwar stets in dieser 
Reihenfolge ist. Ungnad hat es deshalb als 
zweifellos angenommen, dass Stele Vs. 14, 59 
statt Samassammam vielmehr Ge am ù lu Samas- 
Sammam zu lesen sei!; dass dies indessen ein 
Irrtum und das Getreide in Stele Vs. 14, 56—66 
mit Vorbedacht nicht erwähnt ist, zeigt unser 
neues Gesetz G 3, welches den Fall, dass Ge- 
treide statt Silber gezahlt wird, selbständig 
für sich behandelt, und welches deshalb nach 
Ungnads Ergänzung nur eine Wiederholung von 
Stele Vs. 14, 56 ff. darstellen würde. Dass der 
das Getreide betreffende Fall nicht mit unter die 
Bestimmungen über den Feldbau, sondern unter 
die Bestimmungen über das Zinsverhältnis im 
allgemeinen aufgenommen ist, erklärt sich da- 
gegen daraus, dass das Getreide als kursfähiges 
Zahlungsmittel Bedeutung für jedes Zinsver- 
hältnis und nicht nur für das des Getreide- 
und Sesambauern hat, wie das beim Sesam der 
Fall ist. 

Mit Gesetz I 2 gelangen wir zu den kom- 
plizierteren Leih verhältnissen, und zwar be- 
handelt das erste Gesetz zunächst den allge- 
meineren Fall, dass Geld „auf Genossenschaft“ 
geliehen wird, d. h. für eine Geschäftsunter- 
nehmung gegeben wird mit der Verabredung, 
dass der Geldleiher am Gewinn beteiligt wird. 
Das Gesetz bestimmt, dass in diesem Falle der 
Geschäftsmann und der Geldleiher Gewinn und 
Verlust zu gleichen Teilen tragen; das Kapital 
muss natürlich an den Geldleiher zurückgezahlt 
werden, wenn es auch als selbstverständlich 
in dem Paragraphen nicht ausdrücklich gesagt 
ist. Der Fall der Sozietät, der hier voraus- 
gesetzt ist, hat natürlich nichts mit dem in den 
Urkunden öfters erwähnten, durch die Phrase 
tappütam ipusi gekennzeichneten Fall zu tun, 
in welchem die Kontrahenten offenbar beide 
aktive Geschäftsteilnehmer sind und deshalb 
ebenfalls zu gleichen Teilen teilen. Verglichen 
mit diesem letzteren Fall stellt sich der unsere 
so dar, dass das Kapital des Geldleihers ge- 
wissermassen für ihn selbst, resp. die Zinsen 
seines Kapitals für die von ihm zu leistende 
Arbeit eintreten. Unser Gesetz behandelt nur 
den ganz einfachen Fall, dass der Geldleiher 
das gesamte Geschäftskapital leiht, so dass der 
eigentliche Geschaftsunternehmer nur mit seiner 


1 Kohler und Ungnad, Hammurabis Gesetz II S. 29 
Anm. 1: hier fehlt zweifellos Aeiam ù lu. 


ee 4 • —ẽ——ä.ñ en, 


persönlichen Tätigkeit beteiligt ist. Wie das 
in unserem Gesetz vorgezeichnete Prinzip auf 
die komplizierteren Fälle der Sozietät, wie bei- 
spielsweise auf den Fall, dass einer von zwei 
aktiven Teilnehmern mit einem grösseren Kapital 
als der andere beteiligt war, des näheren an- 
gewendet wurde, lässt sich jetzt noch nicht mit 
Sicherheit bestimmen; hierüber werden uns 
vielleicht künftig die Urkunden Aufschluss geben. 

Die Teilung des Gewinnes wird nach gesetz- 
licher Bestimmung vor einer Gottheit, d. h. 
unter Eidleistung vorgenommen. Offenbar muss 
der Geschäftsleiter eine Art Offenbarungseid 
schwören, damit der Geldverleiher vor falscher 
Buchführung des Geschäftsleiters geschützt wird. 
So wird auch bei der Auflösung eines jeden 
anderen Kompagniegeschäftes nach Ausweis der 
Urkunden und Geschäftsbriefe die Abrechnung 
im Tempel oder genauer im Tempeltor, wo der 
Schwur zu leisten ist, vorgenommen. 

Einen speziellen Fall oder eine Abart der 
Geldverleihung „auf Genossenschaft“ stellt das 
aus diesem Grunde auch im Anschluss an Gesetz 
I 2 behandelte Leihverhältnis zwischen Tamkar 
undSamallü, dem reisenden Händler, dar, welches 
in der Finanzierung der Geschäftsunternehmung 
des letzteren durch den Tamkar besteht, ein 
Fall, der wegen des durch die Reise mit oder 
ohne Verschulden des Samallü sich vergrössern- 
den Risikos sowie der sonstigen veränderten 
Verhältnisse besondere Bestimmungen erforderte. 
Bis auf den Anfang von Gesetz I 3a sind die 
hierher gehörigen Gesetze bereits durch den 
Text auf der Rückseite der Stele, mit welchem 
der unserer Tafel von Kol. 3, 19 an parallel 
läuft, bekannt; leider ist aber auch der Anfang 
von Gesetz I 3a auf unserer Tafel sehr zer- 
brochen, so dass die wichtigen Bestimmungen 
in 3, 10. 11 und 3, 15. 16 nicht mehr mit 
irgendwelcher Sicherheit zu rekonstruieren sind. 

Soweit der Text unserer Tafel dem Texte auf 
der RiickseitederStele parallel läuft, weist er eine 
ganze Reihe von Varianten auf. Die Mehrzahl 
derselben ist zwaransich wedersachlich nochauch 
orthographisch von grösserer Bedeutung, aber 
der Umstand, dass Varianten in dem Umfange, 
wie sie hier auftreten, möglich sind, ist für die 
Beurteilung der babylonischen Abschreibertätig- 
keit von höchster Wichtigkeit, insofern als daraus 
hervorgeht, dass der Kopist seinen Text durchaus 
nicht so sklavisch abschrieb, wie wir das wohl 
erwarten würden, sondern eine gewisse Freiheit 
hinsichtlich der Orthographie hatte, ganz abge- 
sehen natürlich von derabweichenden Anordnung 
des Textes in Zeilen und Kolumnen, die er den 
Raumverhältnissen seiner Tafeln anpasste. Be- 
sonders wichtig aber ist die Beobachtung, dass 
idie orthographischen Abweichungen unserer 


197 


Tafel vom Texte der Stele in der Regel an- 
scheinendganzplanmässigauftreten, ein Umstand, 
der darauf hindeutet, dass der betreffende 
Schreiber seine bestimmten orthographischen und 
sonstigen Schreibgewohnheiten hatte und diesen 
darum auch in seiner Kopie der Gesetze folgte. 
Die Varianten lassen sich daher unter folgenden 
Gesichtspunkten zusammenfassend betrachten: 

1. Für etymologisches si schreibt die Tafel 
auch in den Fällen si, wo die Stele zi bietet; 
vgl. ma-ha-si-im statt ma-ha-zi-im Stele Rs. 
3, 40; wa-si-[ma] statt wa-zi-ma Rs. 7, 701. 
Beachte hierzu umgekehrt auf der Stele auch 
die unetymologische Schreibung i-si-ir, Rs. 17, 18, 
gegen sonstiges i-zi-ir, Rs. 7, 60 usw., sowie 
die anscheinende Verwendung von si mit dem 
Lautwert ze in e-ze-bi-im Rs. 6, 78 und e-ze- 
ib-Sa Rs. 7, 45. 53. 

2. Doppelkonsonanz wird nach betontem 
Vokal in der Regel auch mit Doppelkonsonant 
geschrieben, wogegen die Stele den einfachen 
Konsonanten bevorzugt. Das ist z. B. stets 
da der Fall, wo ein t-Laut mit dem 8 des Suf- 
fixes der dritten Person zu zz (= ss) verschmolzen | 
ist. Vgl. ni-bu-uz-zu statt ni-bu-zu, Stele Rs. 
3, 21; is-ba-az-[zu-ma] statt is-ba-zu-ma, Rs. 
3,16; mu-ut-ta-az-zu statt mu-ut-ta-zu, Rs.5,33; 
mu-uz-za statt mu-za, Rs. 6, 48; 7, 52. 60; 9, 32. 
51. 64 und mu-sä, Rs. 7, 69; aS-Sa-az-zu statt aš- 
Sa-zu, Rs. 6,66; wa-ar-ka-az-za statt wa-ar-ka-za, 
Rs. 7,63; vgl. auch it-ru-uz-zu, Tafel Kol. 3, 12, 
wozu wir keine Variante der Stele haben, und 
umgekehrt auf der Stele noch u-li-zum (< ulid- 
Sum), Rs. 12, 39. 41 usw. Ebenso schreibt 
unsere Tafel aber auch ma-az-za-ru-tim statt 
ma-za-ru-tim Rs. 4, 35; i-ka-az-zu-Si-i-ma für 
u-ka-an-nu-Si-ma, Stele Rs. 2, 23, zu vergleichen 
mit i-ka-zu-Su-ma Rs. 9, 81; i-li-ik-ki statt i-li-ki, 
Rs. 2, 49 (vgl. auch i-li-ik-ki, Tafel 1, 7. 11. 18 
und i-li-ki, Stele Vs. 7, 42. 47. 61; 8, 13 und 
sonst); um-ta-ad[-di] statt um-ta-di Rs. 2, 21; 
i-ta-at-ti-il statt it-ta-ti-il, Rs. 10, 21; i-pa-ad- 
dar statt i-pa-dar, Rs. 4, 3; ki-la-al-lu-Su-nu 
statt ki-la-la-Su-nu, Rs. 9, 59. 

Umgekehrt schreibt unsere Tafel in einigen 
Fällen für Doppelkonsonant nach nicht betonter 
Silbe den einfachen Konsonanten; vgl. i-di-in- 
ma statt id-di-in-ma, Rs. 10, 52. 64? (sonst 
aber auch id-di-in-ma; vgl. Rs. 2, 56; 8, 17 
und Tafel 2, 10); en statt it-ta-ti-il, 
Rs. 10, 21. 

3. In gewissen Fällen, wo es s sich um langen 
Vokal in Tonsilbe handelt, hat der Schreiber 


1 Im übrigen schreibt auch die Stele wie unsere 
Tafel si-ri-im Vs. 8, 35, mu-si-ir Vs. 2, 29; si-nim Rs. 
20, 43 i-si-en-éi Rs. 20, 40, si-ib-tam Vs. 14, 15 usw. 

7 Handelt es sich hier vielleicht um einen anderen 
Schreiber? 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 7. 


198 


unserer Tafel die Gepflogenheit, die Vokallänge 
(und Betonung) in der Schrift durch Einschub 
des betreffenden Vokals zu bezeichnen; vgl. il- 
ki-e-ma statt il-ki-ma Stele Rs. 1, 56 (ebenso 
il-ki-e-ma Tafel 2, 29, il-ki-ma Stele Vs. 14, 20, 
17, (3) und Rs. 16, 20); i-ka-az-zu-Si-i-ma statt 
u-ka-an-nu-Si-ma. Rs. 2, 23 (zu vergleichen mit 
i-ka-zu-Su-ma, Stele Rs. 9, 81); u-ka-an-nu-Su- 
u-ma! statt u-ka-an-nu-Su-ma, Rs. 2, 69; i-Su- 
u-ma? statt i-Su-ma, Rs. 3, 1. 28; li-ki-e-im statt 
li-ki-im Rs. 3, 10; ib-bi-e-[ma] statt ib-bi-ma, 
Rs. 3, 30; ip-te-e-ma statt ip-te-ma, Rs. 4, 11; 
Sa-ni-i-im statt Sa-ni-im, Rs. 6, 44. 62; uš-di- i-ik 
statt us-di-ik, Rs. 9, 64; u-ta-a- ar? (80 auch Tafel 
Kol. 2, 5) statt u- ta- ar, Rs. 10, 59; ſus-ta-Sa-an- 
nla-a-ma! statt us-ta-Sa- an- na- ma Rs. 10, 73. 
Beachtenswert sind auch die Schreibungen u-ul 
i-Su-u statt u-ul i-su, Rs. 3, 37, la i-Su-u (so 
auch Taf. Kol. 2, 30)5 statt la i-Su, Rs. 7, 68, 
während die positive Form stets i-su geschrieben 
ist (vgl. die Phrasen Se’amma iSu und bisamma 
isu, Tafel Kol. 1, 16. 2, 31); hieraus scheint 
doch wohl hervorzugehen, dass die Negation 
vor isu den Ton auf sich zog, so dass auf das 
schliessende u der Nebenton fiel: lá-išù, ul-isu. 
Unsere Tafel schreibt dagegen nach scheinbar 
umgekehrtem Prinzip i- ib-bu-um statt des i-ib- 
bu-u-um der Stele, Rs. 4,9; der Schreiber der 
Tafel hat indessen offenbar die Nominativendung 
Dm im Gegensatz zu der Schreibung der Gene- 
tivendungen Gm und im mit eingeschobenem & 
oder i wohl nicht mit eingeschobenem u ge- 
schrieben, und dies ist auch die sonstige Schreib- 
weise der Stele, wie aus ru-bu-um = rubüm, 
Vs. 3, 55. 4, 32, ri-eS-tu-um = reštûm, Rs. 
27, 83 usw. hervorgeht, so dass also lediglich 
das ib-bu-u-um der Stele eine Abweichung von 
der gewohnten Schreibweise darstellt. 

4. Zur Bezeichnung des Possessivsuffixes 
der 1. Singularis nach DUMU-SAL = märtum 
verwendet unsere Tafel nicht wie die Stele den 
Vokal i, sondern die Silbe ti, schreibt also 
mar(at)-ti statt mar(a)t-i, Stele Rs. 10, 54. 69. 
Die Schreibung der Stele mit angefiigtem i muss 
dem babylonischen Leser eine gewisse Schwie- 
rigkeit geboten haben, insofern als sonst das 
Prinzip galt, dass ein Vokal in der Schrift am 
Ende eines Wortes nur dann angefügt wird, 
wenn dieses auf einen langen, durch Kontraktion 
entstandenen und zweifellos auch betonten Vokal 
auslautet; vgl. z. B. Sa-di-i und Sadi-i „der 


! Dagegen u-ka-an-nu-3u-ma = Rs. 3, 11. 

* Dagegen i-su-ma = Rs. 3, 20. 

* Dagegen u-ta-ar Rs. 3, 14; ebenso u-ba-ar, 
u-ka-an usw. 

t Dagegen uS-ta-Sa-an-na-ma = Rs. 10, 58 und Tafel 
Kol. 2, 8. 

5 Dagegen la i-Su Tafel, Kol. 1, 17. 


199 


Berge“, Sa-me-e und Same-e „des Himmels“. 
Der Schreiber unserer Tafel zog es daher vor, 
nach Analogie der phonetischen Schreibung 
ma-ar-ti märlat)-ti zu schreiben, wobei sich aus 
märat gewissermassen der Lautwert märlat) 
entwickelte; das gleiche Prinzip ist ja derselben 
Schwierigkeit wegen auch in der wohlbekannten 
Schreibung von silli „mein Schirm“ als GE-li, 
d. i. si-li neben si-li angewendet. Für die Schreib- 
weise der Stele mit angefügtem i dagegen ver- 
gleiche noch DUMU-i = märi „mein Kind“, Stele, 
Rs.12, 14 und NA-RU-i „meineStele“, Rs. 25,15 
(letzteres allerdings = näri). 


5. Entgegen der Praxis der Stele, keine 
Kasusendung an ein sogenanntes Ideogramm 
anzuhängen'!, findet sich dieser Gebrauch in sehr 
ausgedehntem Masse bei dem Schreiber unserer 
Tafel. Speziell gilt das für die häufig vor- 
kommenden Worte se'um und kaspum; denn 
während auf der Stele an das Ideogramm SE 
nur einmal die Akkusativendung am und an 
das Ideogramm für kaspum überhaupt nie eine 


— 
— 


Kasusendung angefügt ist, so findet sich auf 


der Tafel das Ideogramm SE niemals und KU- 
BABBAR nur in wenigen Fällen ohne Endung. 
Vgl. se’a-am statt Se’am, Stele Rs. 2, 49; 3, 1. 
5. 12. 19; 4, 12. 13. 20, und ebenso auch Se’a-am 
Tafel Kol. 2, 7. 9. 13. 28. 30; Se'u-um Tafel, 
Kol. 1, 31; kaspa-am satt kaspam, Rs. 1, 56; 
3, 19. 28 und ebenso kaspa-am Tafel Kol. 1, 4. 20; 
2, 9. 12. 16. 28. 30; 3, 4.10; dagegen kaspam 
nur = Rs. 1, 7; 2, 19. 63 und 4, 33 und ebenso 


Tafel, Kol. 1, 8. 14, darunter zweimal (= RS. 


2, 53 und 4, 53) in einer Aufzählung mit Gold 
usw.; kaspi-im statt kaspim, Stele Rs. 1, 22. 62; 
3, 58. 72 und ebenso Tafel 1, 7. 29, dagegen nur 
einmal kaspim = Stele Rs. 3, 49 (nach !/, MA- 
NA). Hinsichtlich des Genetivs von ze um 
siehe später. Besonders wichtig ist wegen ihrer 


Bedeutung für die Syntax der Massbegriffe die | 


Anfügung der Kasusendung am nach SE in 
Tafel 3, 11 = Stele Rs. 2, 49, weil damit be- 
wiesen wird, dass im Akkadischen nach der 


Massangabe EF, und ebenso natürlich auch 
nach == 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 7. 


| Nr. 145) behandelt worden ist. 
die Klausel (Z. 12 f.): 


| t-st-er folgt, gibt: 
„E, T und T nicht der Genetiv, die Umwandung befestigen“. 


200 


kani-im statt maSkanim, Stele Rs. 3, 9 (dagegen 
maskanim 3, 4); tamkaru-um statt tamkarum, 
Stele Rs. 1, 68; Tafel 3, 8 tamkari-im statt 
tamkarim, Stele Rs. 1, 13; tamkara-am statt 
tamkaram 9, 60 (sonst aber häufig tamkarum 
usw.); Samalli-im, Tafel 3, 8 (sonst aber Samal- 
lim, usw.). Es scheint, dass eqlam, bitam, 
siptam von dem Schreiber nach dem gleichen 
Prinzip wie se'am, kaspam, kaspim behandelt 
wurden, doch lässt sich hierüber wegen des ge- 
ringen Vergleichsmaterials nichts Bestimmtes 
sagen; immerhin aber spricht dafür, dass in 


vielen Kontrakten nach A-SA die Kasusendung 
gesetzt wird, wie sie sich ja auch in vielen 
Urkunden nach kaspam usw. findet. In den 
übrigen Fällen handelt es sich dagegen offenbar 
nur um gelegentliche Anfiigung, nicht um einen 
mehr oder minder durchgängigen Gebrauch. 
Ueber die Schreibung des Genetivs von bitum 
als bi-tim siehe später. 
(Fortsetzung folgt.) 


Die Wurzel N im Babylonischen. 


Von Arthur Ungnad. 
Eine Wurzel Nd, die durch das Ideogramm 


| Šú- Uri wiedergegeben wurde, war schon seit 
langer Zeit bekannt?; durch das Brüsseler Vo- 
kabular wird sie als bedeutungsverwandt mit 


Do „bedecken“ erwiesen. Die genauere Be- 
deutung der Wurzel ergibt sich aus zwei Stellen 


der altbabylonischen Literatur, die bisher noch 


nicht richtig gedeutet sind. 
1. CT VIII 23b ist ein Kontrakt betr. 


| Wohnungsmiete, der bereits von Meissner 
Glan Studien III, S. 36), Kohler-Ungnad 
( 


Hamm. Ges. III 512) und Schorr (Urkunden 
Hier findet sich 


u- ra- am i- Si- ir a-zu-ur-ra-am %-da-an-na-an 
Meissner übersetzt: „das Dach soll er in guten 
Zustand bringen und die Grundmauern aus- 
bessern“, wobei er (ar von “Ww” ableitet. 
Schorr, der Meissner in der Deutung von 
„das Gebälk wird er einfügen, 
Bei Kohler- 


sondern der Akkusativ zu setzen, also nicht (mit Ungnad ist die Stelle übersetzt: „das Dach 


Ungnad u. a.) EE Se’im, Stele Rs. 2, 49, vd 


8e im Rs. 22, 95 usw., sondern Se am zu lesen ist. | dieser Z it 
Andere Fälle der Anfügung der Kasusendung 


sind: eqla-am statt eqlam, Stele Rs. 9, 12; 


bita-am statt bitam, Stele Rs. 9, 12; sipta-am, 
Tafel 1, 10 (dagegen siptam Tafel 1, 6); mas- 


‘einige andere Stellen heranzieht, wo ein Verb séru in 


Sie findet sich jedoch in eqlu- um Vs. 12, 5, eqlam 
Vs. 13, 6, öe'a-am Vs. 15, 2, warbi-im Ks. 23 


11. 15 Delitzsch, Hwb. 488 b, Ideogr. 


soll er instand halten (2), das Mauerwerk soll er 
festmachen“. Dass hier nicht . (was im Babyl. 
nicht als i-si-ir erscheinen kann und 


= gusiru. 
? AV 6761; vgl. Brünnow 7172; Muss-Arnold, 


. Vgl. bes. Christian, RA XI, 8. 71, der auch noch 


Syllabaren belegt ist (K 4195, Ideogr. Si und Su; 
Su-Us-Sa). Durch K 


und AL-DA-A-am Rs. 21, 73. 83, welch letzteres eventuell |4195 wird die Bedeutung „bedecken“ (parallel: sahapu, 


aber phonetisch zu lesen ist. 


katämu u. a.) bestätigt. 


201 Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 7. 202 


auch keine trans. Bedeutung hat), sondern d OLZ 1914 Sp. 57 und in meinen „Religions- 
vorliegt, kann um so weniger zweifelhaft sein, geschichtlichen Untersuchungen zu den ältesten 
als das Ideogramm von “NOD zeigt, dass die babylonischen Inschriften, I. Hälfte (= MVAG 
Wurzel eine mit den Balken zusammenhängende 1914, 1), Leipzig 1914, S. 79 A. 2; auch bei 
Bautätigkeit ausdrückt. Man übersetze also:; Deimel, Pantheon babylonicum, Romae 1914, 
„das Dach soll er dicht halten t, das Mauerwerk? S. 161 unter Nr. 1812 findet sich ein kleiner 
soll er festmachen“. Teil davon transkribiert!. Die bei CT 32 pl. 6 
2. Dass “NO gerade vom „Dach“ (úru) ge- Nr. 103354 unvollständig erhaltenen Zeilen 7, 
braucht wird, lehrt eine andere Stelle: CT 29, 8 und 10 lassen sich auf Grund von Ungers 
11a, ein Brief, der auch BB! 114 behandelt Publikation nunmehr ergänzen: 
ist. Auch Ebeling hat den Brief bearbeitet “. 1 [išib an]-na 
Hier heisst es Z. 13 ff.: ú-ru-um si-ir | ù gi-sa- 8 |guda su-lah|-lah 
al-la-am | Sd bitim la-bi-ri-im | [i-ha] (?)-ar-ra-zu 10 diwir nin-li[l-kla 
| [A] _i-si-e-ir u. Man hat also zu übersetzen: Zu der von Unger gegebenen Uebersetzung 
„das Dach wird gedeckt°; auch wird man die ist einiges zu bemerken. Z. 3—4 muss lauten 
Rohrbündel(?) des alten Hauses abreissen (?)$, | „dem geliebten Sohn der Göttin Ninni“, Z. 8 
wenn man deckt“. ee ake . (doch wohl gleichsam eine Parallele zu Z. 7 
Die Phrase üram iser wirft auch Licht auf „Libationspriester des Anu“) „der pasisu reiner 
die genauere Bedeutung der neubabylonischen | Hand“ 2. Für Z. 13—16 halte ich gegen King 
Phrase üru ısanni; denn es kann wohl kein und Unger an der Uebersetzung „der König 
Zweifel sein, dass diese in Hausmietskontrakten welchen der Gott En-lil als Geliebten in seinem 
begegnende Wurzel now’ nur eine spätere Aus- Herzen auserwählt hat zum Hirten des Landes“ 
drucksweise für denselben Begriff ist, der im fest, obwohl man dabei für Z. 15—16 erwarten 
Altbabylonischen durch "xD bezeichnet wird’. würde sib kalam-ma-šú in-pa(d)-da-a3. Eine 
Man übersetze also auch hier „das Dach soll! Weststrasse Madani“, wie Unger Z. 24—25 
er decken“ (oder: „dicht halten“). übersetzt, gibt es nicht; ù né mar-tu ma-da-ni-c 
ne-in-gi-a heisst (so King und ich) „und die 
Macht von Mar-tu in ihr Land zurücktrieb“. 
Die babylonischen Könige hatten des öfteren 


Zur é-sa(g)-gi-pa(d)-da-Weihinschrift des 
Gimil-sin von Ur. 


Von Wilh. Förtsch. 

In ZA 29 (1914) 1 und 2 veröffentlicht E. 
Unger im Sprechsaal S. 179—181 (mit einer 
Tafel) eine Tempelweihinschrift. Da sich der 
Beschaffung wissenschaftlicher Werke in Kon- 
stantinopel naturgemäss grosse Schwierigkeiten 
5 so konnte Unger die diesbe- 
zügliche Literatur selbstverständlich nicht be- 
nützen. Ich möchte dies daher hier nachholen. 

Die von Unger publizierte Inschrift ist ein 
Duplikat zu der Inschrift CT 32 pl. 6 Nr. 103354; 
es muss übrigens mindestens noch eins existieren. 
Uebersetzt ist die Inschrift von King in CT 
32 S. 5f., transkribiert und übersetzt von mir 


1 Wörtlich „bedecken“ (i- si- ir — isa' ir, ise er). 

2 Also asurrü, nicht ašurrů. 

* A. Ungnad, Babylonische Briefe (Leipzig 1914). 

“RA X, S. 28. 

® Permansiv, wie der Nom. trum zeigt, nicht Im- 
perativ. 


mit den Amurräern zu kämpfen, vgl. dazu das 
Datum des Sargäli-Sarri: „Jahr, worauf S. die 
Amurräer in Basar besiegte“ (VAB I S. 225b) 
und sieh auch CT 32 S. 6. 

Eine Verkürzung der behandelten Weih- 
inschrift bildet CT 32 pl. 6 Nr. 103 353; ein Dupli- 
kat zu letzterer habe ich im Handel gesehen. 
Zu dem Tempelnamen (in der kürzeren Inschrift: 
e-Sa(g)-gi-pa(d)-da) ist zu beachten, dass bei 
Ur-ba-ü, Statue 5, 11 das éš-gú-túr der Göttin 
Nin-mar-ki ebenfalls é-sa(g)-gi-pa(d)-da heisst. 
Genouillac, Tablettes de Drehem, Paris 1911, 
AO 5482 Vs. 1, 14 ist unter „% Nin-Sa(g)-gi- 
pa(d)-da indes wohl nicht Nin-mar-ki, sondern 
LAGAB+SIG, der Lokalgott von Umma, 


gemeint!; sieh Förtsch, Religionsgesch. Unters. 
| 


' Hingewiesen auf die Inschrift hat Hommel bei 
ercer, The oath in babylonian and assyrian literature, 


| Paris 1912, S. 101. 


2 Oder vielleicht „der reinigende pasisu“; vgl. 


$ yon „abziehen“ scheint hier in der Bedeutung | Legrain, Le temps des rois d'Ur, Paris 1912, S. 153 


„abreissen“ vorzuliegen; für dieses yon vgl. Kod. Hamm. unter su-luh „qui purifie, asperge (?)“ und siehe dazu 


XI r 29; es begegnet mehrfach in Urkunden und liegt 
wohl auch AO 3010 (= BB 207), 12 vor: té-te ma-la | nach TTT 


Di Bon „licht (rein) machen, reinigen, waschen“ hat 
ie 


li-ki-ku eet ce „nachdem ich alles, was ich er- 
halten hatte, batte abrechnen (abziehen) lassen“. 

in BB gegebene Erklärung ist mir jetzt weniger wahr- 
scheinlich 


Delitzsch, Sum. Glossar, S. 168 f. unter I. lag 2, wo- 
mit der Lesung lub aber auch laf dieselbe 


wie a] mit der Lesung Jah, 
3 Der modus subjunctivus braucht allerdings nicht 


Beispiele für dieses yy bei Muss-Arnold, Ben durch -a ausgedrückt zu werden. 
4 


O 6482 folgt nach Nin-da(g)-gi-pa(d)-da nicht 


203 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 7. 


204 


II. Hälfte S. 179; Hommel bei Mercer, a. a. O. | (1890) S. 385 wird dagegen bemerkt, es sei 


S. 101 und Deimel, a. a. O. S. 220 Nr. 2720. 

Ueber die Gottheit von Umma sieh Förtsch, 
OLZ 1914 Sp. 56 ff. u. Religionsgesch. Unters. 
I. Hälfte S. 78 ff. und 182 Zusatz zu S. 80 A. 3; 
Hommel bei Mercer, a. a. O. S. 101; Deimel, 
a. a. O. S. 161 Nr. 1812. 


Eine talmudische Redewendung in altbaby- 
lonischen Briefen. 
Von Harry Torczyner. 

Die Wortverbindung e-li-tim ù wa-ri-tim 
findet sich an folgenden zwei Stellen der alt- 
babylonischen Briefe: CT VI 19b, Z. 27 ff.: I 
warad-i-li-Süu sa-ba-at-ma kaspam ù ni-mi-li-ti-Su 
sa e-li-tim ù wa-ri-tim Su-us-ki-il-Su-u-ma .. . 
und CT XXXIII 22 Z. 15 ff. ú-ul ta-na-ad-di- 
in-Sum-ma e-li-tim  wa-ri-it (Original: da)-tim 
kaspam w-Sa-aS-ga-la-an-ni. Ungnad in seiner 
trefflichen Neubearbeitung der altbabylonischen 
Briefe vermutet in e-li-tim das Adjektiv eld 
hoch, oberer, und in wa-ri-(it)-tim ein Derivat 
eines Stammes warf (nm?) Vgl. A. Ungnad, 
Babylonische Briefe aus der Zeit der Hammu- 
rapi-Dynastie Nr. 126; 147 und S. 251 und 295 
und ähnlich auch schon Landersdorfer Privat- 
briefe S. 118. 

Die richtige Lösung scheint mir nun aus 
der in der Mischnah häufigen Wortverbindung 
m my sich zu ergeben, welches ëv dia drot, 
eigentlich „bald steigend bald fallend“, für „von 
wechselnder, verschiedener Höhe“ steht. GO 
m Y ist ein Opfer, dessen Höhe je nach 
Vermögen des Opfernden steigt oder fällt, vgl. 
die Lexika. Danach sind auch elitim und wa- 
rittim (für waridtim) Partizipien wie 1 "am 
und die angeführten Stellen sind zu übersetzen. 
CT VI 19 b, 27 ff.: „Nimm den Warad-elisu 
fest, lass ihn das Silber und seinen Handels- 
erlös von grösserer oder kleinerer [Höhe] (d. h. 
ob es nun viel oder wenig ist) darwägen.“ 
CT XXX 22 Z. 15 ff.: „Gibst du (es) ihm nicht, 
(so) wird er — mag es viel sein oder wenig 
— mich das Silber zu zahlen veranlassen.“ 


Lat. asinus und semit. atan, Eselin. 
Von Paul Haupt. 


Man nahm früher an, dass lat. asinus, Esel, 
aus dem semitischen atänu, Eselin, entstanden, 
und dass övog für doves steht; vgl. O. Schrader, 
Sprachvergleichung und Urgeschichte (Jena 1883) 
S. 346. In der zweiten Auflage dieses Werkes 


Gimil-sin, wie Hommel bei Mercer, a. a. O. S. 101 
glaubt, sondern Vs. 1, 15 ist zu ergänzen [ur]-dingirsu- 
[dirgiren-zu], also Ur-gimil-sin; siehe dazu Förtsch; 
Religionsgesch. Unters. II. Hälfte S. 179. 


| kommt von ; 112? von 20 = WD = 


sprachlich und sachlich wahrscheinlicher, dass 
asinus mit dem sumer. ansu, ansı zusammen- 
hänge (vgl. Hehn® 134. 562). Kluge® 998 
sagt: Ein indogermanisches Erbwort für Esel 
gibt es nirgends im Indogermanischen, auch nicht 
im Altgermanischen. Auf S. 229 seines Grund- 
riss der Geographie und Geschichte des alten 
Orients (1904) bemerkt Hommel, dass die Zu- 
sammenstellung von asinus mit sumer. ansu, ans? 
auf ihn zurückgehe, und dass möglicherweise 
auch semit. atänu, Eselin, mit dem sumer. ansi 
zusammenhänge, da atinu Fem. zu einem nicht 
mehr erhaltenen Mask. atinu sein könnte (vgl. 
Dillm.2 $ 129, a; WdG 1, 244, A; zu sumer. 
ansi, anse, ansu, Esel, sieh jetzt Delitzsch, 
Sumer. Gloss. 14). 

Demgegenüber möchte ich bemerken, dass 
ich atánu für ein gut semitisches Wort halte, 
abgeleitet von Mx, willfahren, dessen Imperf. 
Mx? eine intransitive Form wie Go ist (vgl. 
Ji>!; Haupt, Mic. 94). Ich habe Kings (SBOT) 
222, 15; 230, 5 gezeigt, dass dieses Verbum 
nicht bloss Gen. 34, 15. 22. 23 und 2. K. 12, 9 
vorliegt, sondern auch Gen. 23, 8, 13 und 2. K. 
9, 15; 10, 15. Im nachbiblischen Hebräisch 
bedeutet das Nif‘al NIN} er genoss, ebenso wie 


en nicht bloss wollend, willig heisst, sondern 
auch Gefallen, Lust habend. 

Die Grundbedeutung von atdnu ist willig; 
es ist ein Adjektivum auf -ån wie hebr. opp, 
sorglos, håbe, durstig (WdG 1, 135, C; 184, B; 
241. C). Die ursprüngliche Form war wohl 
dtimu, und die erste Silbe ist dann ebenso 
verkürzt worden wie in der Verbindungsform 
Wt von zädön, Stolz. Auch TO, constr. TG 
, und 
ſſex von NY (OLZ 17, 421). Zur Verkürzung des 
anlautenden a in dténu vgl. arab. mddar, 
Wohnungen = aram. mödär, arab. fam, Mund 
= pümi, assyr. pánu, Plur. von pů (ZAT 29, 
284, A. 3). Zu der angeblichen Verkiirzung 
des anlautenden a in arab. anäm dagegen sieh 
ZDMG 68, 288 (auch schon 63, 514, Z. 4). 

Wenn man atdnu im Aramäischen, Hebrä- 
ischen und Arabischen als assyrisches Lehnwort 
auffasst, könnte man als ursprüngliche Form 
des Wortes auch ein hazdtän, lebhaft, annehmen 
(vgl. ZDMG 65, 561, Z. 2) oder wasäam von 
sin: laufen, eilen, mit partieller Assimilation 
des m an den Dental und ¢ für & wie in att 
(CDN) für asi, 7457; sieh Proverbs (SBOT) 51. 
Bauers Auffassung der nota accusativi (ZDMG 
68, 370; FAN ursprünglich ich komme zu dir) 
ist wenig befriedigend. 


205 


Die Erklärung von atanu, Eselin = ätanu, 
willig, von MN ist einer Ableitung von „>, 
lebendig sein (AJSL 23, 228) oder , laufen, 
eilen, jedenfalls vorzuziehen, auch Lagardes 
Etymologie, der das Wort mit g, kommen 
zusammenbrachte. 


Saduattes. 
Von G. Hüsing. 

Kroisos regierte 555—541 t; sein Vorgänger 
und Vater ist Walweiates, der also bis 555 
regiert und 562 der Krieg mit Hwahsatara II. 
beginnt. Er soll nach der Liste des Afrıkanus 
49 Jahre regiert haben, nach Herodotos (I 25) 
sogar noch acht Jahre länger. Die Angabe 
des Afrikanus führt auf 605—556 und ist offen- 
bar richtig, denn sie stimmt zum Marmor Parıum, 
das sich ja auch für Kroisos bewährt. 

Vorher soll ein Sadvarrys mit 15 (Afrikanus) oder 12 
(Herodotos) Jahren regiert haben, also von 621—605 
(625—613); vor ihm Ardus 38 (Afr.) oder 49 (Her) 
Jahre, also von 660—621 (675—625). Also stürbe 
Gugu 660 oder 676, in Wahrheit aber stirbt er, wie 
wir voraus nehmen wollen, um 643. 

Also sind die Angaben der Liste falsch und die des 
Herodotos erst recht. Der Unterschied beträgt 17 
(oder 17 +15) Jahre, wobei wir die Angabe der Liste 
vielleicht noch auf 15 herabsetzen könnten, je nachdem 
sie ihre Regierungsjahre rechnet. Ihr gegenüber 
kömmt Herodotos jedes Falles überhaupt nicht in Frage. 

Nun ist es aber doch merkwürdig, dass 
Ardus, wenn er als Nachfolger des Gugu 643 
begönne und nach Afrikanus 38 Jahre, also bis 
605, regierte, gerade in dem Jahre stürbe, in 
dem Walweiates beginnt — d.h. es wire für 
einen Saduattes gar kein Raum. Und mir 
scheint, es ist auch wirklich keiner; er hat nie 
regiert, oder richtiger, er ist kein anderer als 
Walweiates in anderer Sprachform?. 

Herodotos bringt ihn zweimal, weil er zwei 
Quellen ineinander arbeitet, was man nach 
seinem Kunstücke mit Kvakoons und Aotvayns 
nun vielleicht schon eher für möglich halten 
wird, obgleich es gegen den Herodotismus freilich 
arg verstösst. 

Aber man lese Herodotos I 16: „Als aber 
Ardus 49 Jahre König gewesen war, folgte ibm 
Saduattes, Ardus’ Sohn, und regierte 12 Jahre, 
dem Saduattes aber folgte Aluattes“. 

Damit soll ein König abgetan sein, der in 
verhältnismässig hellem Lichte der Geschichte 
zwölf Jahre regiert habe, und der nach I 17 
Krieg gegen Miletos geführt hätte, da er ja 
Vater und Vorgänger des Aluattes gewesen 


1 OLZ 1916 Sp. 177 fl. 

? Ich denke mir das so, dass Sadvarns ein *Swad- 
wcjatas wiedergeben will, die frügische Form des lü- 
dischen (H)Walwetates. Die Früger erhielten das an- 
lautende S, die Lüder machten aus dem d ein I. Da- 
rüber später. 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 7. 


206 


sein soll, der eben jenen Krieg von seinem 
Vorgänger übernommen hat. 

Und doch wird der Leser den Eindruck 
wohl schwer los werden, dass der Beginner des 
Krieges gegen Miletos vielmehr Ardus war, von 
dem wir ja in I 15 eben erst erfahren hatten, 
dass er gegen Miletos zu Felde zog!. Von Sa- 
duattes wird das aber an entsprechender Stelle 
(I 16) gerade nicht ausgesagt, und erst I 17 
erfahren wir, dass Aluattes-Walweiates seinen 
Krieg gegen Miletos „von seinem Vater über- 
nommen“ habe. Und gerade hier fehlt die An- 
gabe, dass Saduattes dieser Vater gewesen sei. 
Kurz, es sieht nicht so aus, als ob die Quelle 
von I 15 und I 17 einen Saduattes als Vater 
des Aluattes gekannt hätte, erst I 18 wird 
dieser Miletos bekriegende Vater mit dem an- 
geblichen Vorgänger von I 16 vereinigt: sechs 
Jahre von den elf regierte noch Saduattes, Ardus’ 
Sohn, der, den Krieg begonnen hatte, die fol- 
genden fünf Kriegsjahre entfallen auf Aluattes. 

Schon Heinrich Stein hat diese Worte als 
eine überraschende Aufhebung des vorher Aus- 
gesagten, als eine Unterbrechung und deshalb 
als einen Zusatz empfunden, den Herodotos 
nachträglich gemacht habe. Man könnte 
eher den Eindruck haben, dass ein späterer 
Ueberarbeiter den Saduattes erfunden und hinein 
gearbeitet hätte, nur müsste man dann auch 
annehmen, dass 113 ursprünglich die Pythia 
den Mermnaden die Rache im 4. Gliede angedroht 
hätte statt im 5. Da das aber I 91 wieder 
aufgenommen wird, scheint für Herodotos die 
Fünfzahl der Mermnaden doch fest zu stehen, 
und das um so mehr, als sie auch bei Nikolaos 
wiederkehrt; nur heisst bei ihm der 2. nicht 
Ardus, sondern Aluattes. Hier ergibt sich eine 
ganze Reihe von Möglichkeiten, die aber an 
diesem Orte nicht weiter untersucht werden 
sollen. Für diesmal gilt es nur der Frage, ob 
es neben (oder vor) dem Aluattes noch einen 
von ihm zu trennenden Saduattes gegeben haben 
kann. Erst wenn diese Frage beantwortet ist, 
können wir weiter zu ermitteln suchen, wie die 
Fehler in unseren heutigen Quellen aufzuhellen 
sein werden. 

Da will ich denn auf etwas aufmerksam 
machen, was bisher übersehen zu sein scheint. 
Vergleichen wir die Regierungsdauern bei He- 
rodotos und Afrikanus, indem wir die Könige 
einmal nur mit Nummern bezeichnen, um den 
Aufriss deutlicher hervortreten zu lassen: 

I Herodotos 38 Afrikanus 36 


II „ 49 „ 38 
III „ 12 „ 15 
IV „ 57 „ 49 

LV „ 14 „ 15 (= 14) 


ı Wie vorher freilich auch Gugu. 


207 


Regiert V 555—541, während IV im Jahre 605 
begonnen haben soll (nach dem Marmor), dann 
ist die Zahl des Afrikanus die richtige. Steht 
sie auch bei Herodotos, so ist sie bei ihm an 
falsche Stelle geraten, und die Zahlen für III 
und IV sind bei ihm eingeschoben. Unmittelbar 
vorher steht die 38, und bei Afrikanus ist 
zwischen ihr und der 49 wieder eine 15 ein- 
geschoben für den III. König, die also hinaus 
muss. Dann bleibt uns aber für den III. König 
überhaupt keine Zahl, während die für den 
IV. und für den II. in beiden Listen überliefert 
ist. Der König I stirbt um 643. Rechnen 
wir also: 
V mit 14 Jahren 555—541 


IV „ 49 „ 605—5Bb5 
II „ 38 „ 643—605 
I „ 36 „ 680—643 


so kommen wir mit Einstellung nur. der vier 
Könige auf rund 6801 als den Beginn des Gugu 
und befinden uns zum ersten Male in Ueber- 
einstimmung mit dem Marmor und den Keilin- 
schriften, ohne die letzteren weiter gebraucht 
zu haben als für die Endzahl, den Fall von 
Sardis. Das Marmor verbürgt uns nur noch 
die Zahl 605, die 643 haben wir nur dadurch 
gewonnen, dass wir die mit 605 endigende Re- 
gierung auf 38 Jahre ansetzten, weil unter den 
übereinstimmenden Zahlen der Listen eben der 
49 eine 38 voraufgeht. Lassen wir den 80 
fragwürdig gewordenen Saduattes weg, so be- 
zeichnet die Zahl 643 das Ende des Gugu. 
Nach Assurbanapal erfolgt dessen Tod als Strafe 
dafür, dass er dem Psametik Hülfstruppen ge- 
schickt hatte. Das war erst nötig?, als der 
Aegypter von Assurbanapal bedroht wurde, und 
das war von Assur aus erst möglich nach dem 
Tode des Samassumukin, der 647 stirbt. Aber 
in den nächsten Jahren war Assurbanapal 
vollauf mit Elam beschäftigt, und erst 644 wird 
er in der Lage gewesen sein, Psametik bedrohen 
zu können, so dass dieser die lüdische Hülfe in 
Anspruch nahm. Der Lüderkönig muss aber 
bald darauf seinen Tod gefunden haben, wenn 
dieser als Folge seiner Feindseligkeit gegen 
Assur sollte gedeutet werden können. Der Tod 
des Gugu kann also nicht vor 644 fallen, eher 
nach 643, und da wir nicht wissen, wie die 
Listen die Zahl der Regierungsjahre berechnen, 
könnten sie ja auch 642 gemeint haben. Da 
aber Gugu beim Antritte Assurbanapals (668) 
bereits auf dem Throne sitzt, so hat er allein 
gleichzeitig mit ihm 26 Jahre regiert, und wenn 
vor der 38 bei Afrikanus eine 36 steht als Re- 


1 678? 
’ Und geschah gewiss nicht früher! 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 7. 


208 


gierungsdauer des Gugu, so kann auch diese 
Zahl wohl richtig sein. 

Ich gebe zu, dass wir mit meinen Ansätzen 
für die vier Könige einen Durchschnitt von 34 
Jahren erhalten, aber der gleiche käme auch 
bei Herodotos’ Zahlen für die fünf Könige 
heraus. Wenn Gugu jung auf den Thron kam 
und Walweiates ein hohes Alter erreichte, so 
enthalten dieZahlenabernichts Verwunderliches; 
man denke sich z. B. Ardus um 665, Walwei- 
ates um 632 geboren. 


Mit diesem Aufsatze willich nur den Versuch 
machen, den Glauben an den störenden Saduattes 
etwas zu lockern und ihm womöglich den „Ein- 
lassschein ins Hospital für Hypothetische* zu 
schreiben, wie C. Niebuhr sich einmal ausdrückte. 
Ob jemand schon geneigt sein wird, den Schein 
auch abzustempeln? 


Besprechungen. 


Georg Möller: Die beiden Totenpapyrus Rhind 
des Museums zu Edinburg. (Demotische Studien 
hrsg. v. W. Spiegelberg, Heft 6.) 94 S. u. 76 autogr. 
S. m. 20 Lichtdrucktafeln. gr. 4°. M. 60 —. Leipzig, 
J. C. Hinrichs, 1913. Bespr. v. W. Max Müller, 
Philadelphia. 

Die „bilinguen“ Papyri sind für die ägyp- 
tische Philologie und Religionsgeschichte von 
solcher Wichtigkeit, dass sie längst eine Neu- 
herausgabe hätten erfahren sollen. Hier haben 
wir zum erstenmal eine photographische Repro- 
duktion, welche die Lesung der Texte vielfach 
sehr erleichtert. Andererseits versagt die Photo- 
graphie da, wo der Papyrus zu dunkel ist und 
hätte dort (z. B. Tf. 1 und 9) durch autogra- 
phische Zeichnung nach dem Original ergänzt 
werden sollen, wenigstens für das Demotische, 
in dem ja der kleinste Strich eine Sinnänderung 
bedingen kann. Ich fürchte, man muss für solche 
Stellen auf die ganz unauffindbare Erstausgabe 
Rhinds oder Brugschs nicht gerade verbessernde 
Wiederholung zurückgreifen. Nach dieser Seite 
hin braucht die Ausgabe also dringend Ergänzung. 
Die Uebersetzung und kurze Erläuterung führt 
beträchtlich über Brugschs Pionierarbeit (1865) 
hinaus; allerdings ist bei diesen nichts weniger 
als leichten Texten noch manches zu tun!. 
Besonders dankenswert für demotische For- 
schungen ist das modernisierte Glossar, das 


1 Wie schwierig sie für die Aegypter selbst waren, 
zeigt die vollständige Paraphrase in demotischer Schrift. 
So jung sie sind, so brauchen sie schon eine Menge 
Emendationen, die vielfach erst gelingen werden, wenn 
man festgestellt hat, aus welchen alten Zitaten sie zu- 
sammengeflickt sind. Z. B. ist 7,10 wr in mi(r): Zeuge, 
zu verbessern, das unerhörte Wort für „Haremsfrau“ 
(II 5, 3) in ’pt(t) oder staut (? kdtywt?) „Begleiterinnen“ 
nach 6, 4 (wenn nicht das in Note 194 besprochene 
Wort auch hereingemengt wurde) usw. 


209 


zeigt, dass der Herausgeber sich gut in dieses 
Material eingearbeitet hat!. Seine Ansichten 
über die Unmöglichkeit, das Demotische in be- 
friedigender Weise zu umschreiben (S. 6), sind 
richtig, und einzelne Versuche gegen allzugrosses 
Archaisieren darin sind anerkennenswert?. Möge 
er in diesem Feld weiterarbeiten! Das reiche 
Feld des Berliner Museums bietet gute Gelegen- 
heit dazu. 


H. Guthe: Geschichte des Volkes Israel. (Grund- 
riss der Theol. Wissenschaften, 14. Abt.) 3. Auflage. 
373 S. m. 5 Abb. u. 4 Karten. gr. 8°. M.9—. Tä- 
bingen, J. C. B. Mohr, 1914. Bespr. v. W.Staerk, Jena. 


Der Umfang dieses Abrisses der israelitisch- 
jüdischen Geschichte ist von der ersten, 1899 
erschienenen Auflage über die zweite von 1904 
zur vorliegenden dritten nur um 45 Seiten ge- 
wachsen und die Anlage ist dieselbe geblieben. 
Die Neubearbeitung erstreckt sich also auf 
Einzelheiten der Darstellung. Die Literatur- 
angaben vor den einzelnen Paragraphen sind 
i. g. sorgfältig vervollständigt und durch An- 
gaben der Quellen für die darzustellende ge- 
schichtliche Periode erweitert. In § 59 durfte 
Wilkes Schrift über die politische Wirksamkeit 
der Propheten Israels nicht unerwähnt bleiben, 
bei $ 64 fehlt der Verweis auf dessen wertvollen 
Aufsatz über das Skythenproblem (Alttest. Stud. 
S. 222 ff.). Die beigegebenen Karten und Plan- 
skizzen wird man gern als Fortschritt tiber die 
früheren Auflagen hinaus begrüssen. 


Im Interesse der Verbreitung, die Guthes 
Werk gefunden hat, bedaure ich es, dass er 
sich auch diesmal nicht zu einer durchgreifenden 
Umgestaltung des Buches entschlossen hat, durch 
die es den wissenschaftlichen Forderungen, die 


! Schade, dass nicht auch der hieroglyphische Wort- 
schatz in einem Glossar dargestellt ist; in blosser Um- 
schrift hätte er sich auf geringem Raum zusammenfassen 
lassen. Ich möchte raten, bei Glossaren überhaupt nur 
Umschrift zu verwenden und so häufiger Glossare zu 
bringen. 

? Der bedenklichste Irrtum darin ist die Verwirrung 
der zwei Zeichen ; und A, bei deren Trennung wir doch 
dem Gebrauch in korrekten Handschriften folgen müssen; 
nach thebanischen Handschriften, wie es die Rhindpa- 
pyrus sind, kann man nie eine richtige Trennung her- 
stellen. Das Determinativ ist irrig > gelesen in ks: be- 
graben, yt: Grab, bt: reine Stätte. Die Präposition: 
wie, hat kein w, sondern das alte Schriftzeichen my. 
Usw. Kopt. em(bjrehi, amréhe: Asphalt, scheint mir ur- 
sprünglich semitisch (pm) und von altägypt. mrh: Salbe 


(V wrk), zu trennen, obwohl spätere, volksetymologische, 
Vermengung der Wörter möglich ist. Sps heisst: ebr- 
würdig, und: kostbar, ganz analog griech. timos. Klei- 
nere Versehen (wie 8, 2, wo die Photographie deutlich 
m ndy: Sonnenbarke, bietet nicht m dy, und Druckfehler 
(wie I 1, 5) ändern nichts daran, dass hier viele philo- 
logische Arbeit vorliegt (an der auch Spiegelberg mit- 
„ hat). 


Orientalistische 9 Del.rientalistische Literaturseitung 1915 Nr. 7. 


210 


an einen Grundriss zu stellen sind, voll ent- 
sprechen würde. Das hätte nach dem Erscheinen 
von Lehmann-Haupts Werk und Kittels 
grosszügiger Umarbeitung seiner „Geschichte 
des Volkes Israels“ nahe gelegen. Guthes Me- 
thode und Darstellungsweise halte ich für etwas 
veraltet. Er isoliert die politische und kulturelle 
Entwicklung Israels, wenn er Ausschnitte aus der 
altorientalischen Geschichte als disiecta membra 
in seine Darstellung hineinstellt, statt umgekehrt 
Israels Werdegang in den Ablauf der Weltge- 
schichte einzuzeichnen. DieserMangel macht sich 
besondersbei der Vorgeschichte Israelsbemerkbar. 
Man vermisst bei Guthe die zusammenhängende 
Darstellung der politischen und kulturgeschicht- 
lichen Entwicklung Vorderasiens, speziellSyriens 
bis zum Auftreten des historischen Volkes Is- 
rael, aus der allein man ein deutliches Bild von 
den Kräften gewinnt, die diese um ein religiöses 
Ideal geschaarte Nation an diesem Punkte der 
alten Welt haben in die Erscheinung treten 
lassen. Aber auch für die anderen Perioden 
entbehrt man nur ungern dieses wichtigste Hilfs- 
mittel zum Verständnis der politischen Schick- 
sale Israels, so für das Aufkommen des davi- 
disch-salomonischen Einheitsstaates und seine 
Grossmachtstellung in Syrien, für die Jahr- 
hunderte des zunehmenden Niederganges dieser 
Grossmacht in ihrer dualistischen Fortexistenz, 
für die nationalen Katastrophen in ihrem Zu- 
sammenhange mit der imperialistischen Politik 
des assyrischen Militärstaates und der Rivalität 
der alten Weltmächte Aegypten und Babylon. 
Guthe trägt nur Einzelheiten der weltgeschicht- 
lichen Entwicklung an geeigneten Stellen zu- 
sammen, so dass wir statt des geschlossenen 
Hintergrundes ein paar Kulissen zu sehen be- 
kommen. 


Vielleicht entschliesst sich der Verfasser, in 
der nächsten Auflage die alte Darstellungsart 
aufzugeben zugunsten der pragmatisch- welt- 
geschichtlichen Darstellung, die m. E. das erste 
Erfordernis einer wirklich historischen Behand- 
lung des Themas ist. Ein weiteres Desiderium 
wäre dann eine kurze Vorführung und Charak- 
terisierung der Quellen zur Geschichte Israels, 
speziell des alttestamentlichen Sagen-, Legenden- 
und Geschichtsmaterials. Was Guthe in § 1 
und 51 und hin und her in gelegentlichen lite- 
raturgeschichtlichen Bemerkungen bietet, genügt 
nicht, ist auch z. T. durch die neuere Forschung 
überholt. Inzwischen wird die neue Auflage 
neben Kittels ausführlicher Bearbeitung des 
Gegenstandes ihren Weg gehen als ein trotz 
allem brauchbares Handbuch für die Studierenden. 


211 


Wolf Wilhelm Graf Baudissin: Zur Geschichte der 
alttestamentlichen Religion in ihror univer- 
salen Bedeutung. 2 akadem. Reden. (06 S.) gr. 8°. 
M.1—. Berlin, G. Stilke, 1914. Bespr. v. F. Perles, 
Königsberg 1. Pr. 

Die erste der vorliegenden zwei akademischen 
Reden behandelt ,diealttestamentliche Wis- 
senschaft und die Religionsgeschichte“. 
Sie schildert in feinsinniger, von grossen Ge- 
sichtspunkten getragener Darstellung die Um- 
wandlung der alttestamentlichen Theologie in 
Religionsgeschichte und bietet so in nuce eine 
Geschichte der alttestamentlichen Wissenschaft 
während des letzten Jahrhunderts. Unter den 
Faktoren, die fiir die Entwicklung der alttesta- 
mentlichen Religion wirksam waren, wird neben 
der volkstiimlichen Veranlagung und der Fiihrung 
durch religiöse Heroen auch der Einfluss fremder 
Religionen betont, doch mit Recht davor gewarnt, 
den Schlüssel zum Verständnis der besonderen 
alttestamentlichen Religion in Entlehnungen 
zu finden. Die darauf bezüglichen Ausführungen 
(S. 16ff.) haben selbständigen programmatischen 
Wert für alle Untersuchungen auf religionsge- 
schichtlichem Gebiete. Der Verfasser bemerkt 
auch treffend, dass die Erforschung der alt- 
testamentlichen Religionsentwicklung die Be- 
deutung einer Vorschule für religionsgeschicht- 
liche Forschungen überhaupt erlangen kann. 

Die zweite Rede „Nationalismus und Uni- 
versalismus“, die am 3. August 1913 gehalten 
wurde, hat seitdem eine ungeahnte Aktualität 
erhalten. Wie prophetisch klingen die Worte 
(S. 51): „Ein Volk kann sein Nationales nur 
dann mit Berechtigung bebaupten, wenn es 
dessen sich bewusst ist, dass neben ihm andere 
Volksexistenzen ihre Sonderansprüche zu er- 
heben haben. Wo das vergessen wird, treten 
leicht Verirrungen eines nationalen Fanatismus 
zutage, in denen ein Volk mit allen Mitteln 
andere Völker seinen selbstischen Bestrebungen 
unterordnet.“ Baudissin beleuchtet das Ver- 
hältnis von Nationalismus und Universalismus 
auf dem Gebiet der alttestamentlichen Religion 
und entwickelt dabei eine Fülle fruchtbarer Ge- 
danken. Gegenüber der verbreiteten, u. a. auch 
von Kant vertretenen Anschauung, dass im 
AT eine der Fortbildung nicht fähige Einengung 
der Religion in ihr widerstreitende nationale 
Schranken vorliege, wird betont, dass gerade 
die israelitische Religion als Volksreligion ein- 
heitlicher Herkunft allein die Kraft besass, 
Weltreligion zu werden, und diese bedeutsame 
Beobachtung wird dahin erweitert, dass die 
höchste Steigerung des Nationalen, wenn sie 
nicht auf den Abweg gerät, zur Karikatur des 
Menschlichen zu werden, zu seiner reinsten 
Darstellung führt. Wichtig ist auch die Fest- 
stellung, dass Nation und Rasse sehr verschie- 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 7. 


212 


dene Begriffe sind, und dass die Völker, die in 
der Weltgeschichte eine Rolle gespielt haben, 
wobl alle in irgendwelchem Masse eine Mischung 
verschiedener Rassen darstellen, die zusammen- 
gehalten wird durch eine gemeinsame Geschichte. 
Wenn aber der Verfasser meint, dass die Re- 
ligion heute als ein Internationales, oder besser 
gesagt, als ein Uebernationales angesehen werde, 
während im höchsten Altertum aller Völker 
ihre Religion das vielleicht am meisten national 
Bestimmte und fast überall das Band der Na- 
tionalität und ebenso die Scheidewand gegen 
andere Völker gewesen sei, lehrt uns das ge- 
waltige Aufflammen des Panislamismus, dass 
auch in der Gegenwart die Religion fiir einen 
beträchtlichen Teil der Menschheit noch nicht 
diese Bedeutung verloren hat. 

Nicht anschliessen kann sich Referent der 
S. 41 ausgesprochenen Meinung, dass erst die 
Propheten seit dem Untergang des Reiches Juda 
im 6. Jahrh. den Gott des etkischen Willens 
als den Gott der Menschheit gedacht haben. 
Das erste Kapitel von Amos zeigt uns schon 
im 8. Jahrh. Jahwe als den Gott der Menschheit, 
der die gleichen sittlichen Forderungen an alle 
Völker stellt und für ihre Uebertretung ihnen 
allen strenge Strafe androht. 


Friedrich Focke: Die Entstehung der Weisheit 
Salomos. Ein Beitrag zur Geschichte des jüdischen 
Hellenismus. (Forschungen zur Religion und Literatur 
des Alten und Neuen Testaments. Neue Folge. 5. Heft.) 
Gr. 8°. VII, 1328. M. 4.80. Göttingen, Vandenhoeck und 
Ruprecht, 1913. Bespr. v. Norbert Peters, Paderborn. 

Die literarkritische Erforschung der Weisheit 

Salomos stand seit C. L. W. Grimm lange ein- 

seitig unter dem Zeichen der absoluten Einheit 

des Buches. Auch neuere Teilungsversuche 

(K. Lincke, W. Weber, E. Gärtner) haben die 

allgemeine Meinung nicht zu erschüttern ver- 

mocht. Mehr Wirkung wird u. E. die neue 

Schrift Fockes haben. Diese knüpft an die 

kritischen Arbeiten älterer an, insbesondere an 

Ch. F. Houbigant, der c. 1—9 für den älteren und 

ursprünglich hebräisch geschriebenen Teil des 

Weisheitsbuches ansah, während der zweite Teil, 

c. 10—19, von einem anderen Schriftsteller her- 

riihrten, der vielleicht mit dem Uebersetzer des 

ersten Teiles identisch sei. Auf diese letztere 

These Houbigants ist Focke freilich erst nach 

Beendigung seiner Arbeit gestossen. Hätte er 

die auch heute noch recht beachtenswerte Ein- 

leitung in die deuterokanonischen Bücher des 
alten Tübinger J. G. Herbst mit ihrer umfang- 
reichen Bearbeitung der Einleitungsfragen der 

Sapienz (III 159—205) eingesehen, so würde 

ihm das nicht passiert sein. 

Focke untersucht im ersten analytischen 

Teile seiner Schrift methodisch die einzelnen 


213 


grösseren Sinnesabschnitte der Weisheit Salo- 
mons als Ganzes, ihre literarische Form sowie 
ihre Stellung im Zusammenhange, und bemüht 
sich, ihr Verhältnis zueinander unter verschie- 
denen Gesichtspunkten zuillustrieren. Erkommt 
dabei in der Hauptsache zu folgenden Ergeb- 
nissen: 

Das Buch der Weisheit zerfällt in zwei 
Hauptteile: c. 1—5 und c. 6—19. Der zweite 
Teil hat wieder die zwei Unterabteilungen c. 
6—10 und 11—19. Diese beiden Teile sind 
einheitlich gebaut. Freilich tritt die übersicht- 
liche Gliederung im zweiten nicht so deutlich 
hervor, ist aber von Focke erwiesen. Dieser 
Teil (c. 11—19) gehört nämlich der literarischen 
Art der vorzüglich’ für panegyrische Zwecke 
empfohlenen ovyxoscıs der griechischen Rhetoren 
an; die ovyxg:orc verläuft in 8 (7 +1) Paaren 
von Gegeniiberstellungen. In diese grosse ovy- 
xosors ist in kunstvoller Verknüpfung eingelegt 
der selbständige Abschnitt, 11, 15—16, 1, eine 
Predigt über Gottes Allmacht und Milde; in 
diese aber sind wiederum als Digression in einem 
festen apologetischen und polemischen Schema 
unter genauer Benutzung einer Vorlage die 
Götzendienstkapitel 13—15 eingefügt. C.6—19 
bilden aber eine Einheit für sich; sie sind von 
einem alexandrinischen Verfasser und zwar 
griechisch geschrieben. C. 1—5 dagegen sind 
KE und ursprünglich hebräisch verfasst. 

er alexandrinische Autor von c. 6—19 fand 
die Abhandlung von c. 1—5 vor, eine gegen 
die herrschende sadduzäische Partei gerichtete 
Streitschrift; er „übersetzte sie und benutzte sie 
dann als eine Art Einleitung für seine eigene 
Schrift“ (S. 85), in der er unter der Maske des 
weisesten und mächtigsten Königs einen Appell 
an die ägyptischen faordeis richtete, um sie 
zur Weisheit zu mahnen. Das vorliegende grie- 
chische Buch der Weisheit verlegt Focke in die 
Zeit der alexandrinischen Judenverfolgung bei 
der Rückkehr Ptolemäus VIII. Lathyrus(Physkon) 
von seinem Siege über seinen jüngeren Bruder 
Ptolemäus IX. Alexandros und seine Mutter 
Kleopatra III. Kokke im Jahre 88/87 v. Chr. 
Die hebräische Grundschrift von c. 1—5 aber 
sei unmittelbar vorher zur Zeit der Regierung 
des Alexander Jannäus von einem palästinischen 
Pharisäer geschrieben, in den Tagen der Phari- 
säerverfolgung zwischen 88 und 86 v. Chr. 

Jedenfalls hat Focke in seiner Hauptthese 
u. E. recht, dass e 1—5 von c. 6—19 zu 
trennen sind, dass diese Kapitel ursprünglich 
hebräisch geschrieben und von dem griechisch 
schreibenden Autor des zweiten grösseren Teiles 
des Buches aus dem Hebräischen ins Griechische 
übersetzt sind. So findet der formale Zusammen- 
klang der beiden Teile seine völlig befriedigende 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 7. 


214 


— — 


Erklärung, ebenso auch die inhaltlichen Auf- 
fassungsverschiedenheiten. Für dieStatuierung 
des Hebräischen als Ursprache der c. 1—5 beruft 
sich Focke auch auf drei Uebersetzungs- 
fehler (1, 5: éeyynostae = ADM st. Dold; 
2, 6: ws veorgte = Ey st. Graz: 5, 7: 
dverinodnuev = 33820) st. ays). Ueber Mög- 
lichkeiten kommt er aber nicht hinaus. M. E. 
kommt 1, 5, wenn 2A&yxso3aı in der Bedeutung 
„zu schanden gemacht, verworfen werden“ ge- 
nommen wird, ein guter Sinn für den Stichos 
heraus. 2, 6 ist wo v veornte durchaus nicht 
schlecht bezeugt (157. 248. 253. Lat. Syr. 
[om. w¢]) und der Ausfall von EN vor NE nicht 
unverständlich. 5, 7 endlich genügt für éve- 
mhyoFnuevy die Bedeutung des „Sattwerdens“, 
(vgl. Koh. 1, 8 99m parallel yw^), das in 
die Bedeutungsnüancedes „Uebersättigtwerdens“, 
des „etwas satt Habens“ in derselben Weise 
übergeht wie y2Y. Auch die von H. Gressmann 


in der DLZ 1914, 1815 f. als Uebersetzungs- 
fehler erklärten Stellen der Sapienz beurteile 
ich skeptisch, ebenso ein paar Stellen, an denen 
ich selbst an diese Erklärung dachte, so in 2, 5, 
wo Tis telsvrng huo v auf derselben Verwechslung 
von DES mit INAN beruhen könnte, die Job. 
8, 13 und Sir. 32 (35), 22 vorliegt, oder in 3, 14 
wo der Parallelismus mit V.12—13 auf Verwechs- 
lung der gewöhnlichen Bedeutung von ™ mit der 


Bedeutung „Phallos“ führen könnte. Jedenfalls 
lege ich auf die „Uebersetzungsfehler“ nicht 
so viel Gewicht als auf die weitaus grössere 
Zahl von Hebraismen in c. 1—5 als in c. 6—19 
und auf die mit der Annahme einer hebräischen 
Vorlage für c. 1—5 gegebene Möglichkeit, das 
sachliche und formale Verhältnis von e 1—5 
zu c. 6—19 restlos klarzustellen. 


Bezüglich der hebräischen Quellen des 
Weisheitsbuches möchte ich für den Satz des 
alten Herbst, dass sich der in griechischer 
Sprache schreibende Verfasser der Sapienz „zu- 
weilen nach einer bestimmten (hebräischen oder 
auf Hebräischem ruhenden) Vorlage richtete“ 
(S. 187), in weiterem Verfolg der Frage nach 
hebräischen Vorlagen des Verfassers unserer 
Sapienz den Finger besonders auf c. 9 legen. 
Hier haben wir nämlich, was unseres Wissens 
bisher noch niemand gesehen hat, als Grund- 
lage einen hebräischen alphabetischen 
Psalm vor uns. Eine fertig vorliegende Ab- 
handlung über dieses Kapitel wird an anderer 
Stelle demnächst erscheinen. Aber auch sonst 
wird man mit frei verarbeitetem hebräischen 
Quellenmaterial rechnen müssen. 16, 9 ist z.B. 
die Meinung Nachtigalls m. E. immer noch die 
wahrscheinlichste, dass 2%% und TFN von dem 


215 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 7. 


216 


Uebersetzer oder Bearbeiter eines Stückes einer 
hebräischen Vorlage verwechselt sind. Dieser 
hat nach den „Mücken“ von Ex. 8, 12—15, statt 
an die im Pentateuch darauffolgenden „Stech- 
fliegen* (Ex. 8, 16—20), vielmehr schon an die 
„Heuschrecken“ (Ex. 10, 1—20) gedacht und 
so die sachliche Schwierigkeit geschaffen. Dabei 
wird er selber freilich in seiner die Exodus- 
wunder steigernd ausmalenden Darstellung an 
Heuschrecken mit wundersamen Beisswerkzeugen 
gedacht haben, indem er wohl Ex. 10, 17 
(nm nwn) haggadisch ausdeutete.. Denn mag 
immerhin auch die hellenische Form der ovyxgsots 
in c. 10—19 vorliegen, so steckt doch inhaltlich 
jüdisches Midraschgut darin. F. Feldmanns 
Abhandlung über diesen Punkt (Theol. u. Glaube 
1909, S. 178—184) ist Focke nicht bekannt 
geworden. 

Der 2. allgemeine Teil der Studie Fockes 
(S. 86—113) will die Entstehung des Weisheits- 
buches von allgemeineren Gesichtspunkten aus 
klären. Focke handelt hier skizzierend über 
folgende fünf Gegenstände: 1. Griechische Philo- 
sophie in der Sapienz. 2. Juden und Griechen. 
3. Die jüdisch-alexandrinische Religionsphilo- 
sophie. 4. Die Sapienz und ihre Zeit. 5. Stil. 
Die griechische Philosophie benutzt der Verfasser 
nach Focke lediglich als Mittel, um seiner Schrift 
eine möglichst breite Wirkung zu sichern. 
„Einerseits brachte er den griechischen Heiden 
seinen Mosaismus näher, wenn er ihn mit helle- 
nistischem Flitter umhing, andererseits gab er 
den griechelnden Juden Alexandrias Gelegenheit, 
sich wieder einmal in dem Bewusstsein zu sonnen, 
wie herrlich weit sie’s mitihrer Religion gebracht, 
da sie alle fremden Philosopheme in sich schloss“ 
(S. 92). Von dem Verfasser urteilt Focke: 
„EAlmvıxös pév Tv uovov tH dial&xıo, tH de wuxgT 
‘Tovdatocs“ (S. 95). „Von der Sapienz zu Philo 
führen keine Verbindungslinien, die uns dazu 
berechtigten, eine in gradliniger Entwicklung 
verlaufende spezifisch jüdisch -alexandrinische 
Religionsphilosophie zu statuieren. Eine solche 
hat es nie gegeben“ (S. 100). Der Salomon 
des Autors der Sapienz ist gestaltet nach dem 
Vorbild des hellenistischen Ideals des Weisen, 
das hier in die jüdische Gedanken- und In- 
teressensphäre transponiert ist“ (S. 109). „Die 
Stärke des Buches liegt in dem mehr lyrisch 
gehaltenen mittleren Teile, der das Lob der 
Weisheit enthält. Mit edlem, unverfalschtem 
Pathos wird hier ein völkerumspannender Uni- 
versalismus des Intellekts verkündet“ (S. 112). 

Im Anhang schreibt Focke mit der Front 
gegen Grafe und Norden über „Paulus und die 
Sapientia“ (S. 113—126); er leugnet die Be- 
einflussung des Völkerapostels durch die Sapienz. 
In einem Nachtrag (S. 126—131) wird in- 


teressantes Material zu Sap. 7, 3 (das Weinen 
des Neugeborenen) mitgeteilt. 

Alles in allem hat Focke die Weisheits- 
forschung um eine tüchtige, überaus anregende 
Schrift bereichert, an der kein Weisheitsforscher 
vorübergehen kann. Das hier und da störende 
Reden in starken Superlativen wird auch Focke 
vergehen, wenn er älter geworden ist. 


A. von Duisburg: Grundriss der Kanuri-Sprache 
in Bornu. (Archiv f. das Studium deutscher Kolonial- 
sprachen, hrsg. v. E. Sachau, Bd. 15.) 185 S. 8°. 
M. 5—. Berlin, G. Reimer, 1913. Bespr. v. W. Max 
Müller, Philadelphia. 

Dieser Grundriss enthält Grammatik, deutsch- 
kanurisches Wörterverzeichnis, Uebungen, und 
stellt eine verdienstvolle Beistung dar, die in 
vielem über Koelles brave Pionierarbeit hinaus- 
führt i. Das ist doppelt anzuerkennen, weil der 
Verfasser nicht als Linguist, sondern als Ober- 
leutnant der Schutztruppe schreibt. Verbes- 
serungsfähig ist besonders das Kapitel über die 
Anwendung der arabischen Schrift für das Ka- 
nuri; das sollte mit einem Arabisten zusammen 
überarbeitet werden. Man versteht solche Ueber- 
tragungen doch nur von der Basis der klassisch- 
arabischen Orthographie aus. Ein Lesestück 
in arabischen Buchstaben wäre dazu sehr nötig. 
Der Direktion des Seminars möchte ich nahe- 
legen, bei den von ihr herausgegebenen Gram- 
matiken nicht den Verfassern die Umschrift 
gänzlich zu überlassen, sondern eine einheitliche 
Umschrift durchzuführen oder wenigstens An- 
lehnung an irgend ein bekannteres und nicht 
zu unpraktisches System zu veranlassen ?. 


1 Duisburgs Urteil über diese Arbeit (die übrigens 
nicht das einzige Buch über das Kanuri vorstellt) ist 
nicht gerecht. Für den Sprachforscher bleibt Koelles 
Buch noch immer eine nützliche Ergänzung der vorliegen- 
den Arbeit; es ist gewöhnlich genauer in der phonetischen 
Bezeichnung, zuweilen auch ausführlicher in grammatischen 
Einzelheiten. Dass Koelle durch seine Lehrer Irrtümer 
untergelaufen siud, bleibt sehr wahrscheinlich; ich kann 
aus eigener Erfahrung bestätigen. wie leicht ein primi- 
Heer Mensch in der Fremde seine Muttersprache vergisst. 
Indessen möchte ich z. B. die kürzere Pronominalform 
nei: wir, Koelle nach Analogie der anderen Pronomina 
glauben. Wenn z. B. seine Angabe (37) über den uu- 
regelmässigen Plural wura von kura (Duisburg kurra, 
wohl nur um die Kürze anzudeuten?): gross, falsch ist, 
so wäre es besser gewesen, sie ausführlicher als durch 
Stillschweigen zu widerlegen. 

? Der Herausgeber, D. Westermann, begnügt sich, 
auf S. 7 vor „einigen Unebenheiten“ der Umschrift zu 
warnen und überlässt es dem Leser, diese selbst zu 
finden, da er mit dem noch in Adamaua lebenden Ver- 
fasser nicht korrespondieren könne. Verzögerung der 
Dracklegung um ein paar Jahre wäre in diesem Fall, wo 
kein Bedürfnis der Beschleunigung vorlag, besser ge- 
wesen. Des Verfassers Neuerungen (z. B. 5 = linguisti- 
sches s, deutsches £) drohen oft zu Missverständnissen 
zu führen, zumal er nicht alle selbst erklärt. Ob ers. B. 
mit aj einige Male linguistisches ž meint oder einfaches 
sh, habe ich noch nicht ermitteln können. 


217 


Berichtigung 
zu OLZ 1915, 149. 


INN bei Elbogen, der jüd. Gottesdienst 315 ist 


nicht, wie ich irrtümlich annahm, Druckfehler, sondern 
steht so an der betreffenden Stelle bei Kalir (in der 
Keroba fiir den 9. Ab.). Nach Zunz, die synagogale 
Poesie des Mittelalters 422 ist “SNN eine der bei Kalir 


nicht seltenen anomalen Bildungen und steht für DON. 
F. Perles. 


Aus gelehrten Gesellschaften. 


In der religionswissenschaftlichen Vereinigung zu 
Berlin sprach am 18. Mai Prof. Gressmann über die 
amorritisch-phönikische Religion. 

Académie des Inscriptions et Belles-Lettres. 
Sitzg. 15. Jan. 1915: Chabot teilt die Ergebnisse der 
Forschungen Jaussens und Savignac’s in Palmyra mit. 

Sitzg. 22. Jan. Monceaux teilt neue christliche 
Inschriften aus Mdaourouch (Madauros) mit. 

Sitzg. 6. März. Scheil macht Mitteilung über eine 
Tontafel aus der Zeit Neriglissaris von Babylon. Es 
handelt sich um die juristische Freigebung eines von 
seinem Vater in Pfand gegebenen Sohnes. 

Sitzg. 2. April. Scheil legt eine babylonische Ton- 
tafel vor aus der Zeit von etwa 2000 v. Chr. Sie enthält 
ein Gebet an Schamasch, mit einem kontraktlichen Ver- 
sprechen, für den Schutz des Gottes den Wert dreier 
Rinder zu zahlen. 

British Academy. May 5. G. F. Hill spricht 
über „The Ancient Coinage of Southern Arabia“. Die 
ältesten Münzen stehen unter dem Einfluss attischer 
Münzen des 4. Jahrh. v. Chr. 


Personalien. 


Dr. Günther Roeder, Priv.-Doz. der Aegyptologie 
in Breslau, wurde zum Direktor des ägyptologischen 
Pelizäus-Museums und der Kunstabteilung des Roemer- 
Museums in Hildesheim ernannt. 


Zeitschriftenschau. 
== Besprechung; der Besprecher steht in (). 


Allgemeine Missionsgeitschrift. 1915: 
Februar. *B. Gutmann, Volksbuch der Wadschagga-Sagen, 
Märchen und Schwänke. — *T. Canaan, Aberglaube und 
Volksmedizin im Lande der Bibel. 

April. K. Beth, Religion und Magie bei den Natur- 
völkern (J. W.). 

Arohivum Franciscanum Historicum. 1914: 
October. *G. Pullé, Historia Mongolorum. Viaggio di 
F. Giovanni da Pian del Carpine ai Tartari nel 1245—47 
(M. Bihl). 

Archiv für Religionswissenschaft. 1914: 

17. Bd. 3. u. 4. H.! J. Scheftelowitz, Die Sündentilgung 
durch Wasser. — Karl Wigand, Die altisraelitische Vor- 
stellung von unreinen Tieren (ein abwegiger Versuch 
der Erklärung auf „natürlichen“ Grundlagen. D. R.). — 

A. Jacoby, Zum Zerstückelungs- und Wiederbelebungs- 
wunder der indischen Fakire. — Dietrich Fimmen, Zur 
Entstehung der Seelenwanderungslehre des Pythagoras. 
— Hugo Gressmann, Zu Friedländers Buch über „die 
Chadhirlegende und den Alexanderroman“. — *M. Huber, 
Die Wanderlegende von den Siebenschläfern (L. Deubner). 

Archiv für Schriftkunde. 1910: 

1. J. Nr. 1. Reinhold Frhr. v. Lichtenberg, Ursprung 
und Alter der Buchstabenschrift. — Fritz Hommel, Die 
Anordnung unseres Alphabets. 


ı 8.OLZ 1914 Nr. 12; vervollständigter Auszug. D. R. 


Orientalistische II Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 7. 


218 


Art and Archaeology. 1914: 
3. Nov.) L. B. Paton, The German Excavations at Ba’albek. 
4. (Jan. 1915.) W. C. Winslow, Other Discoveries by 
the Egyptian Research Account. — »F. E. Clark, The 
Land of Asia Minor (D. M. R.). 

Athenaeum. 1915: 
Febr. 6. *A. T. Robertson, A Grammar of the Greek 
New Testament in the Light of Historical Research. — 
„A. Andréadés, Deel tis otxovouluns dromiopog rie Enta- 
vnoov ent Bevstuxpatiag. 
Febr. 13. *W. H. C. Price, The Balkan Cockpit. — *C. 
H. W. Johns, The Relations between the Laws of Baby- 
lonia and the Laws of the Hebrew People. — E. Fritz 
Gerald, Rubäiyät of Omar Khayyam. 
Febr. 20. *G. M. N. Davis, The Asiatic Dionysos. 
March 20. *G. W. Bury, Arabia Infelix, or, the Turks 
in Yemen. — *W. M. Nesbit, Sumerian Records from 
Drehem; D. A. Mackenzie, Myths of Babylonia and Assyria. 
March 27. General Joffre, My March to Timbuctov. 
With a biogr. Indroduction by E. Dimnet. — D. A. 
Mackenzie, Osiris and Isis (Erwiderung). 
April 10. *P. M. Sykes, A History of Persia. 
April 17. D. A. Mackensie, Osiris and Isis (Kontroverse 
mit seinem Rezensenten). 

Berliner Philologische Wochenschrift. 1915: 
16. *W. Reese, Die griechischen Nachrichten über Indien 
bis zum Feldzuge Alexanders des Grossen (H. Kallen- 
berg). — *Adolph Reinach, Noé Sangariou (Sam Wide). 
17. Monumenta Talmudica V 1 (J. W. Rothstein). 
18. Paulys Real- Enzyklopädie der klassischen Alter- 
tums wissenschaft. 16. Halbb. (Johannes Tolkiehn). 
Th. Hopfner, Der Tierkult der alten Aegypter (Fr. W. 
v. Bissing). 


Ohurch Missionary Review. 1915: 
April. H. Sykes, The C. M. 8. Palestine Mission, 1816 
bis 1915. — Ch. Ellis, North Palestine thirty Years ago. 
— R. Sterling, South Palestine To- -day. 


Deutsche Literaturzeitung. 1915: 

13. Bruno Meissner, Die babylouischen historischen und 
grammatischen Texte aus dem Museum von Philadelphia 
a Poebels wichtige Publikation). — *Natur- und 

ulturbilder aus den Kaukasusländern und Hocharmenien. 
Von Teilnehmern der Schweizerischen naturwissenschaft- 
lichen Studienreise, Sommer 1913, unter Leitung von 
M. Rikli (Gottfried Merzbacher). — Joseph Würschmidt: 
Dietrich von Freiberg, Ueber den Regenbogen und die 
durch Strahlen erzeugten Eindrücke (E. Krebs). 
14. *Hugo Gressmann, Das Weihnachts-Evangelium auf 
Ursprung und Geschichte untersucht (Arnold Meyer). — 
*Johannes Kolmodin, Traditions de Tsazzega et Hazzega, 
livr. 2 (F. Prätorius). — *Wilhelm Reese, Die griechischen 
Nachrichten über Indien bis zum Feldzuge Alexanders 
des Grossen. 
15. *Die Balkanfrage (Veröffentl. d. Handelshochschule 
München III. H.) K. Dieterich). 
16. *Alfred Gercke, Aristoteles’ Politik (Ueber Vahlens 
Stellungnahme und Margoliouth’ Ausgabe nach den grie- 
chischen und der arabischen Quelle). — *Alfred Wiener, 
Die Farag bad aS-Sidda-Literatur von Madam bis Ta- 
nuht (R. Geyer). 
17. E. König, Hebräische Rhytmik (W. Staerk). 
18. *Friedrich Delitzsch, Grundzüge der sumerischen 
Grammatik; Kleine sumerische Sprachlehre für Nicht- 
assyriologen; Sumerisches Glossar; Sumerisch-akkadisch- 
hettitische Vokabularfragmente (F. H. Weissbach). 
19. *Pierre Marestaing, Les écritures égyptiennes et 
l'antiquité classique (W. Spiegelberg). 
20. *Georg Hiising, Beitrige zur Rostahmsage (Sajjid 
Battal (J. Kirste). — *Ulrich Kahrstedt, Geschichte der 
Karthager von 218—146 (Arthur Rosenberg). 
22. Bruno Mueller, Méyas Osós (Eugen Fehrle). — F. 
Stuhlmann, Die Mazigh-Völker (R. Hartmann). 


219 Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 7. 220 


Deutsche Rundsohau. 1915: of Persian manuscripts etc. (Von A. S. Cochran dem 
Juni. Albrecht Wirth, Panislamismus. Metropolitan Museum of Art New York geschenkte 
Expositor. 1915: Sammlung (Brockelmann). — *Richard Reitzenstein, Eros 


February. E. de Faye, Gnostic Sketsches. — A. van und Psyche in der ägyptisch-griechischen Kleinkunst 
Hoonacker, Connexion of Death with Sin according to | (Otto Waser). 

Genesis II, HI. — E. C. Selwyn, St. Luke and the 14/15. Edward G. Browne, The Ta’rikh-i-Guzida or 
Eclipse. — W. Watson, The New Heaven and the New | „Select History“ of Hamdu ’llah Mustawfi-i-Qazwini Part. 
Earth (nach kanonischen und apokryphen Schriften ältester II (Brockelmann). — Hedwig Fechheimer, Die Plastik 
Zeit bis zur Apokalypse). — A. T. Robertson, A Grammar der Aegypter; N. de Garis Davies, Five Theban Tombs; 
of the Greek New Testament in the Light of Historica! | E. Guimet, Les Portraits d’Antinoé on Musée Guimet; 
Research. — J. H. Moulton, The Vocabulary of the Greek | Jean Capart, Recherches d'art égyptien (Günther Roeder). 
Testament (J. Mottatt). | 18. *H. L. Strack, Berakhot (Fiebig). — *Julius Euting, 
March. E. C. Selwyn, The Trial-Narratives based on Tagebuch einer Reise in Inner-Arabien (Brockelmann). 
the Orakles. — J. Moffatt, Literary Illustrations of Amor. | 17. *Edmund Bayer, Danielstudien (E. Herr). — H. 
April. J. W. Hunkin, Judas Maccabaeus and Prayers !Strathmann, Geschichte der frühchristlichen Askese I 


for the Dead. — A. Mingana, A New Document on (G. H-e). — August Fischer, R. Brünnows Arabische 

Christian Monachism. Chrestomathie aus Prosaschriftstellern in zweiter Auflage 
Fortnightly Review. 1915: völlig neu bearbeitet und herausgegeben (R. Geyer). 

April. Outis, Problems of Diplomacy in the Near East. |18. *Ottmar Dittrich, Die Probleme der Spracbpsycho- 

— Politicus, The Future of Turkey. logie und ihre gegenwärtigen Lösungsmöglichkeiten 
Geographische Zeitschrift. 1915: (Artur Buchenau). 


21. J. 5. H. F. W. Paul Lehmann, Rumänien als Durch- 21. Eduard Meyer, Geschichte des Altertums I. Bd. 
gangsland und Kriegsschauplatz im Mittelalter u. Neuzeit. (C. F. Lehmann-Haupt)“. i 


Göttingische gelehrte Anzeigen. 1915: 22. Hermann Grosch, Der Umfang des vom Apostel 
1. Norbert Jokl, Studien zur albanesischen Etymologie | Matthäus verfassten Evangeliums oder des aramäischen 
und Wortbildung (Albert Thumb). — George Montandon, Matthäus (F. M.). — Eduard Meyer, Geschichte des 
Au pays Ghimirra (E. Littmann). Altertums I. Bd. 3. Auflage (C. F. Lehmann-Haupt) 


2. Monumenta Hebraica Bd. I, Bd. II 1 (Heinrich Laible). | (Forts.)?. — *Tharsicius Paffrath, Zur Götterlehre in den 
3. *G. Salzberger, Die Salomosage in der semitischen Li- | altbabylonischen Königsinschriften (E. Ebeling). 


teratur (E. Littmann). Missionary Review. 1915: 

Hermes. 1915: March. J. L. Barton, The War and Missions in Turkey. 
50. B. 2. H. E. v. Stern, Die politische und soziale Mitt. d. Anthropol. Gesellsch. in Wien. 1910: 
Struktur der Griechenkolonien am Nordufer des Schwarz- XXXXV I. u. 2. Geza Roheim, Drachen und Drachen- 
meergebietes. — E. Lattes, Per l'interpretazione del testo | kimpfer (Rudolf Trebitsch). — *T. Canaan, Aberglaube 
etrusco di Agram III. — Chr. Bliukenberg, Rhodische | und Volksmedizin im Lande der Bibel (V. Christian). — 
Urvölker. *Martin Heydrich, Afrikanische Ornamentik (F. Heger). 

Hibbert Journal. 1915: — F. Stuhlmann, Die Mazigh-Völker (V. Christian). — 


*R. A. Stewart Macalister, The languge of the Nawar 
or Zutt the nomad smiths of Palestine (R. Goyer). 
Museum. 1914: 

Nov. *A. Gercke und E. Norden, Einleitung in die Alter- 
tumswissenschaft, Bd. 3 (J. Vürtheim). — *W. Franken- 
berg, Der Organismus der semitischen Wortbildung (A. 
J. Wensinck). — *H. Usener, Kleine Schriften. 4. Band 
(H. E. de Jong). 

Dez. *H. Bulle, Handbuch der Archäologie (Leopold). 
— M. Besnier, Lexique de Géographie Ancienne (W. Koch). 


January. H. Strong, The Jews as viewed through Roman 
Spectacles. — J. Moffatt, Theological Literature (Burkitt, 
Jewish and Christian Apocalypses u. a.). — *S. Minocchi, 
Origini del Christianesimo (T. K. Cheyne). 
April. A. C. Headlam, The Miracles of the New Testa- 
ment (J. M. Thompson). — *C. H. W. Johns, The Re- 
lations between the Laws of Babylonia and the Laws of 
the Hebrew People (St. A. Cook). 

Historische Zeitschrift. 1915: 
8. Folge. 18. B. 2. H. H. G. Zeuthen, Die Mathematik : 
im Altertum und Mittelalter (Kultur der Gegenwart) 1915: Jan. *Mignatraktate, hrag. v. Beer und Holtzmann: 
(Max Simon). — *The Cambridge medieval history: Vol. II: K. Albrecht, Challa; W. Windfuhr, Baba qamma; J. 
The rise of the Saracens and the foundation of the Meinhold: Joma; O. Holtzmann, Middot (A. Noordtzij). 
western empire (A. Dopsch). — Edward G. Browne, 7 W. Naumann, Untersuchungen über den apokryphen 
The Press and Poetry of Modern Persia, partly based Jeremiasbrief (H. U. Meyboom). 


th ipt work of Mirza Muh d ‘Ali Khan | Febr. L. Homburger, Etude sur la phonétique histo- 
on the manuscript work o ee SE rique du Bantou (J. M. Hoogvliet). — *H. Torning, Bei- 


träge zur Kenntnis des islamischen Vereinswesens (M. 
Th. Houtsma). — *M. Schwab, Livre de Comptes de 
Mardoché Joseph (E. Slijper). — *O. Tafrali, Mélanges 
d’Archéologie et d’Epigraphie Byzantine (D. C. Hesseling). 
Maart. *G. Kittel, Die Oden Salomos überarbeitet oder 
einheitlich? (A. J. Wensinck). — *W. Bousset, Kyrios 
Christos. Geschichte des Christusglaubens (H. U. Mey- 
boom). — *P. V. Neugebauer, Tafeln für Sonne, Pla- 
neten und Mond, nebst Tafeln der Mondphasen f. d. Zeit 
4000 v. Chr. bis 3000 n. Chr. Abgekürzt bearbeitet 


„Tarbiyat“ of Tabriz (E. Littmann). 

Indogermanische Forschungen. 1915: 
XXXIV. 6. H. u. Auzeiger. *H. Adjarian, Classification 
des dialectes arméniens (J. Karst). 


Journal intern. d’Archéol. Numism. 1914: 
1/2. J. G. Milne, A Hoard of Constantian Coins from 
Egypt. — J. N. Svoronos, Stylides, Ancres Hierae, 
Aphlasta, Stoloi, Ackrostolia, Embola, Proembola et 
Totems Marins. 

Lehre und Wehre. 1915: 


Januar. L. A. Heerboth, Das Bekenntnis Hiohs: Hiob (v. d. Sande Bakhuysen). 


19, 25—27. on 
Februar. F. B., Das antike Weltbild und die moderne 1 Mit berechtigter Ablehnung der Meyerschen An- 
Apologetik. nalıme, dass der ägyptische Kalender am 19. Juli 4241 


v. Chr. eingeführt worden sei. D. R. 

2 Unerfreulichos Plaidoyer in eigener Sache, wobei 
besonders zu bedauern ist, dass der Referent in der Pole- 
wik gegen Wiuckler dessen Ansicht nicht richtig wieder- 
gibt. D. R. 


Literarisches Zentralblatt. 1915; 
13. *Willy Strebl und Wilhelm Soltau, Grundriss der 
alten Geschichte und Quellenkunde. 2. Aufl. II. Bd.: 
Römische Geschichte (Hönn). — A. V. Williams Jackson 
aud Abraham Yohannan, a Catalogue of the collection 


221 


Neue Jahrbücher f. d. klass. Altertum. 1915: 
3. Heft. Peter Corssen, Die Christen als „tertium genus“. 
(Nachprüfung von Harnacks Die Botschaft von dem 
neuen Volk und dem dritten Geschlecht in Mission des 
Christentums 8. 177 fl.). 

Neue kirchliche Zeitschrift. 1915: 
XXVI 6. E. König, Die Elephantinegemeinde und der 
Monotheismus. 

Petermanns Mitteilungen. 1915: 
März. A. Philippson, Ewald Banses „Orientbuch“. — 
*R. Kiepert, Karte von Kleinasien (W. v. Diest). — 
*Transkaukasien. Denkschrift des Chefs der Hauptver- 
waltung fiir Landeinrichtung tiber seine Reise im Jahre 
1913. Uebersetzt von Ullrich (A. Dirr). — R. Hartmann, 
Materialien zur historischen Topographie der Palästina 
Tertia (A. Musil). — *B. Raunkiaer, Gennem Wahhabi- 
ternes Land paa Kamelryg (A. John). — *G. Tessmann, 
Die Pungwe. Völkerkundliche Monographie I (O. Lenz). — 
*G. Tessmann II (R. Zeller). — *E. Hartert, Expedition 
to the Central western Sahara (E. Weyhe). — *D. Wester- 
mann, The Shilluk people (B. Struck). — *C. Beccari, 
H. Tigré descritto da un missionario gesuita del secolo 
XVII (K. Kretschmer) — *M. Checchi u. a., Colonia 
Eritrea (K. Hassert). — *G. Montandon, An pays Ghimirra. 
Voyage à travers le Massif Ethiopien (K. Hassert). — 
P. Lemoine, Afrique Occidentale (G. Gürich). — R. 
Kmunke, Quer durch Uganda (L. v. Höhnel). 
Mai. *T. W. Arnold: The preaching of Islam, a history 
of the propagation of the Muslim faith (A. Musil). 


Proceedings of the Soc. of Biblio. Arch. 1915: 
2. C. H. W. Johns, Fresh Light on the History of 
Esarhaddon. — L. C. Hopkins, Chinese and Sumerian 
(Forts.). — C. M. Watson, Babylonian Measures of 
Length. — S. Langdon, A Fragment of a Liturgy to 
Ninib (Ninurashä). — G. Contenau, La déesse nue 
babylonienne. Etude d’iconographie comparée (W. N.) 
3. L. C. Hopkins, Chinese and Sumerian (Forts.). — 
Th. G. Pinches, Notes on the Deification of Kings, and 
Ancestor- Worship, in Babylonia. — M. Gaster, Samaritan 
Phylacteries and Amulets. — *H. Gauthier, Le Livre 
des Rois d'Egypte. T. I: des origines a la fin de la 
Alle dynastie (H. R. Hall). 

Revista di Filologia espanola. 1915: 
T. II. C. 1. *U. Kahrstedt, Geschichte der Karthager 
von Otto Meltzer III. Bd. (P. Bosch Gimpera). 
Rivista di Filologia. 1915: 
Gennaio. A. Olivetti, Sulle stragi di Costantinopoli 
succedute alla morte di Costantino il Grande. 


Rivista degli Studi Orientali. 1914: 
VI 3. O. Rescher, La Mo allaqa de Antara avec le 
commentaire d' Ibn el-Anbäri (Schluss). — B. Ferrario, 
L'accento in somälo. — G. Boson, Alcuni nomi di pietre 
nelle iscrisioni assiro-babilonesi. — Afan de Rivera, 
Manuale pratico di lingua Somäla (C. Enrico). — R. 
Graffin und F. Nau, Patrologia orientalis I. VIII; A. 
Moberg, Buch der Strahlen (J. Guidi). — *L. Massignon, 
Kitäb al Tawäsin par Aboü al-Mogith al-Hosayn ibn 
Mansour; L. Massignon, Quatre Textes inédits relatifs 
à la Biographie d’al-Hosayn Ibn Mansour (J. G.). — 
*A. J. Wensinck, Legends of Eastern Saint chiefly fiom 
Syriac Sources Vol. II. The Legend of Hilaria; *F. Nan, 
Un Martyrologe et douze Ménologes syriaques; *F. Nau, 
Les Ménologes des Evangeliaires copto arabes (J. G ). — 
*R. Guest, The Governors and Iudpes of Egypt or 
Kitäb el Umarä' wa Kitäb el Qudäh of el Kindi; A. 
Bel, Histoire des Beni “Abd el Wiid rois de Tlemcen. 
Texte arabe. Traduction francaise (J. G.) — *A. Reinach 
Noé Sangariou. Etude sur le Deluge en Phrygie (J. G.) — 
M. S. Wardrop, The Man in the Panther's Skin. A 
romantic Epic by Rust’haveli (x). — *L. Homburger, Etude 
sur la phonétique historique du Bantou (A. Trombetti). — 
*A. Vardanian, „Osservazioni lessicali* [Armen.] (A. 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 7. 


222 


Zanolli). — A. Hudal, Die religiösen und sittlichen 
Ideen des Spruchbuches (U. 5 — . Meloni, 
Saggi di filologia semitica (G. Levi Della Vida). Bollettino. 
II. Lingue e letterature semitiche. (G. Levi Della Vida, 
Siriaco; J. Guidi, Arabo settentrionale; X., Arabo meri- 
dionale). III. Asia Minore, Elam ecc. IV. Lingua Armena 
occ. (X., Asia Minore; G. Giardi-Dupré, Glottologia). — 
G. Levi Della Vida, Note. 

Sokrates. 1915: 
3. J. 4.—5. H. *C. H. Cornill, Einleitung in die kano- 
nischen Bücher des AT. 7. Aufl.; Ernst Sellin, Die 
biblische Urgeschichte. 2. Aufl. (R. Strothmann). 

Sphinx. 1914: 
6. 8. 199. Wiedemann, Varia § 25—28 (Perseus in 
Aegypten, Pompejus-Säule, Selbstentmannung im Pap. 
d’Orbiney, Zusammenhang von Bild und Person). — 210. 
*Hall, Catalogue of Egypt. Scarabs (Andersson). — 213. 
*Hieroglyphic Texts from Egyptian Stelae. Part. 4—5 
(Andersson). 

Svensk Missionstidskrift. 1915: 
1. J. Lindhagen, Professor Franz Delitzsch. En af Israels 
bästa vännar (A. K.) — T. W. Arnold, The Preaching 
2 Islam. A History of the Propagation of the Muslim 

aith. 

2. G. Lindeberg, Kristendom och muhammedanism I. 


Theologisches Literaturblatt. 1915: 
9. *Rudolf Smend, Die Erzählung des Hexateuch (Rud. 
Kittel). — *G. Pfannmüller, Die Propheten (O. Procksch). 
— *Daniel Völter, Die Patriarchen Israels und die ägyp- 
tische Mythologie; Der Ursprung von Passah und Mazzoth 
(J. Herrmann). — *G. Dalman, Palästinajahrbuch X 
(Eberhard). — *Felix Haase, Literarische Untersuchungen . 
zur orientalisch-apokryphen Evangelienliteratur (A. See- 
berg). — *G. Klameth, Die neutestamentlichen Lokal- 
traditionen Palästinas in der Zeit vor den Kreuzzügen I 
(Paul Krüger). 
10. *Karl Beth, Religion und Magie bei den Naturvölkern 
(J. Warneck). — *B. Duhm, Das Buch Jesaia (O. Procksch). 
— *P. Torge, Aus Israels Propheten; K. Kautzsch, Die 
Philosophie des Alten Testaments (J. Herrmann). — 
*Bernhard Pick, Jesus in the Talmud (Herm. L. Strack). 
— *Wilbelm Meyer, Die Preces der mozarabischen Li- 
turgie (Walter Caspari). 
1l. *Franz Cumont, Die orientalischen Religionen im 
römischen Heidentum (Leipoldt). — *Adalbert Schulte, 
Beiträge zur Erklärung und Textkritik des Buches Tobias 
(Fr. Baumgürtel). 


Theologische Literaturzeitung. 1915: 
1. *M. Frhr. v. Oppenbeim, Inschriften aus Syrien, 
Mesopotamien und Kleinasien II (Hugo Gressmann, Die 
Ignorierung Pognons durch Moritz beklagt). — *Eugen 
Gärtner, Komposition und Wortwahl des Buches der 
Weisheit (Beer). — *Ed. König, Die Geschichtsschreibung 
im AT (W. Staerk). 
2, *Rich. GarLe, Indien und das Christentum (R. Otto 
Franke). — *Paul Rieszler, Der Untergang des Reiches 
Juda u. das Exil im Ralımen der Weltgeschichte (Alfred 
Bertholet). — *Rud. Leszynsky, Die Sadduzäer (Beer). — 
Marquis de Vogüé, la Citerne de Remleh et tracé des 
arcs brisées (H. Guthe). — E. Sellin, Einleitung in das 
Alte Testament. 2. Aufl. (Max Löhr). 
3. “Morris Jastrow jr., Hebrew and Babylonian Tradi- 
tions (Ungnad). — R. H. Charles, The book of Enoch 
or 1 Enoch (Beer). — *Carl Maria Kaufmann, Handbuch 
der christlichen Archäologie 2. Aufl. (E. Hennecke). 
4. J. G. Frazer, The golden bough 3. ed. part LV (Wolf 
Baudissin). — *Rud. Kittel, Die Psalmen (Komm. z. A. T. 
13. Bd.) (W. Staerk). — *William Walter Cannon, The 
song of songs (Voiz). 

Theologische Quartalschrift. 1914: 
96. J. 4. H. Karl Bichlmeyer, Die „syrischen“ Kaiser: 
Karakalla, Elagabal, Severus Alexander und das Christen- 


223 


tum. — *Paul Heinisch, Das Buch der Weisheit (Rieszler). 
— Arnold B. Ehrlich, Randglossen zur hebräischen 
Bibel. 6. Bd. (Rieszler). 

Theologische Studien und Kritiken. 1915: 
3. Schütze, Zu Sprüche 14, 34. 

Vor Tid. 1914/16: 
2. V. Thomsen, Fra Ostturkestans Fortid. — S. Oastrup, 
Verdenserobrerens Grav (Samarkand). 
3. G. Howardy, Hepatoskopie hos de gamle Babyloniere. 


Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. 1914: 
XXVIII A R. Otto Franke, Der dogmatische Buddha 
nach dem Dighanikäya. — O. Rescher, Zur dritten Auf- 
lage des Diwäns des abi I- Attähija (Beirouth 1909). — 
N. Haham, Drei Suren. Auf ihre strophische Gliederung 
untersucht. — Pater Moses Srapian, Das Martyrium des 
hl. Pionius. Aus dem Altarmenischen übersetzt. — *M. 
Schorr, Urkunden des altbabyl. Zivil- und Prozessrechts 
(Vorderasiat. Bibl. V (H. Torczyner). — H. Torezyner, 
Einige Etymologien. 

Wochenschrift f. Klassische Philologie. 1915: 
16. *Wall decorations of Egyptian tombs (C. Wessely). 
18. *E. Fr. Lorenz, Das Titanen-Motiv in der allgemeinen 
Mythologie (H. Steuding). 
20. *Wilbelm Spiegelberg, Die sogenannte demotische 
Chronik des Pap. 215 der Bibl. nat. zu Paris (A. Wiede- 
mann). — *L. Malten, Das Pferd im Totenglauben (H. 
Steuding). 

Zeitschrift f. d. Alttestamentl. Wiss. 1915: 
35. Jahrg. H. 1. A. Ehrenzweig, Kain und Lamech (Neue, 
einleuchtende Erklärung des vierten Kapitels der Genesis 
als Belehrungen über die Opfer; besonders das Menschen- 
. opfer enthaltend. Ein weittragender Versuch!). — Franz 
Prätorius, Bemerkungen zu Amos. — Lina Kessler, Welche 
Deutung fordert die Geschichte vom Sündenfall ihrem 
Zusammenhang nach? — Ed. König, Ja- u und Jahu. — 
Friedrich Spitta, Die neuesten Ausgaben des Traktats 
Pesachim in ihrer Beurteilung des Einzelkelchs beim 
christlichen Abendmahle. — C. H. Cornill, Jdc. 9, 28; 
I. Sam. 15, 22. — H. J. Elhorst, Amos 6, 5. — G. Beer, 
Zu Hiob 5, 23. 


Zeitschrift d. Deut. Palästina-Vereins. 1914: 
4. Hugo Klein, Das Klima Palästinas auf Grund der 
alten hebräischen Quellen. Schluss. — Graf, Die Perl- 
mutter-Industrie in Bethlehem. Gustaf Dalman, 
Die Küstenflüsse Palästinas südlich von Cäsarea. — 
Gustaf Dalman, Die Exkursionskarte von Jerusalem und 
Mitteljudia. — Th. Nöldeke, Bemerkungen zu einigen 
Inschriften (in Heft 2). — Berichtigungen (von H. Thiersch 
zu S. 81, G. Dalman zu S. 135ff., P. Thomsen zu S. 204 ff.). 
1915: XXXVIII 1. G. Sternberg, Bethel. — Hermann Guthe, 
Beiträge zur Ortskunde Palästinas (Forts.). — H. Möller, 
Die Lage von Gibea Benjamin. — L. Bauer, Bemerkungen 
zu Dr. T. Canaan „Der Kalender des palästinensischen 
Fellachen® ZDPV XXXVI S. 266—300. G. Dalman, 
Palästinajahrbuch 9. Jahrg. (C. Steuernagel). — *G. Golu- 
bovich, Bibliotheca bio-bibliografica della Terra Santa e 
dell’Oriente Francescano II (P. Thomsen). — Erwiderung 
auf ZDPV 1914 S, 273 ff. und Entgegnung (S. Krauss 
und G. Dalman). 
2. G. Schumacher, Unsere Arbeiten im Ostjordanland. 
Bericht VII. — R. Kittel, Zwei rätselhafte Skulpturen 
im Ostjordanland. — P. Schröder, Zu Bd. XXXVII 172 ff. 
(Verweis auf seine schon 1880 erfolgte Veröffentlichung 
des Obadjahu-Siegelsteins). — Arthur Kohn, Die prä- 
historischen Perioden in Palästina (K. Wigand). — *H. 
Vincent et F. M. Abel, Jérusalem; Bethléem (R. E. Brünnow). 

Zeitschrift für katholisohe Theologie. 1915: 
II. H. Hermann Wiesmann, Ps. 24 u. 15 (LXX 23 u. 14). 
Ps. 91 (LXX Vulg. 90). 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 7. 


224 


Zeitschrift f. Neutestamenti. Wissensch. 1915: 
1/2. H. Achelis, Altchristliche Kunst. IV. — W. Soltau, 
Das Problem des Johannesevangeliums und der Weg zu 
seiner Lösung. — F. Haase, Zur Rekonstruktion des 
Bartholomäusevangeliums. 

Zeitschrift für Kolonialsprachen. 1915: 

V. 2. C. Hoffmann, Die Mannbarkeitsschule der Bassutho. 
— O. Dempwolff, Beiträge zur Kenntnis der Sprachen 
in Ostafrika. Johanssen und P. Döring, Das 
Leben der Schambala beleuchtet durch ihre Sprich- 
wörter. — K. Endemann, Anmerkungen zu der Abhandlung 
„Adverb und adverbiale Umschreibung im Kafir“ von 
W. Bourquin. 


Zur Besprechung eingelaufen, 


* bereits weiter gegeben. 


*Sphipx. Vol. XVIII. Fasc. VI. 

Adolf Grohmann: Göttersymbole und Symboltiere auf 
Südarabischen Denkmälern (Denkschriften der K. 
Akad. W. Wien. Phil.-Hist. Kl. 68. Bd., 1. Abh.). 
Wien, A. Hölder, 1914. 104 S. 

Georg Jacob: Schanfarä-Studien 1. Teil. Der Wortschatz 
der Lämija nebst Uebersetzung und beigefügtem 
Text. (Sitz.-Ber. d. K. Bayer. A. d. W. Phil.-phil. 
u. hist. Kl. Jahrgang 1914, 8. Abh.) München, G. 
Franz, 1914. 99 u. 5 S. M. 2.40. 

*Mariano San Nicold: Aegyptisches Vereinswesen zur Zeit 
der Ptolemäer und Römer. 2. Bd.1. Abt. (Münchener 
Beiträge z. Papyrusforschung hrsg. v. Leopold Wenger. 
2. H.) München, C. H. Beck, 1916. 204 u. VII S. 
M. 6,60. 

E. Kautzsch: Uebungsbuch zur Hebr. Grammatik v. Ge- 
senius-Kautzsch, 7. Aufl. v. F. O. Kramer. Leipzig, 
F. C. W. Vogel, 1915. 181 u. VIIS. M. 3 -; geb. 
M. 8.60. 

Sten Konow: Indien unter der englischen Herrschaft. 
Tübingen, J. C. B. Mohr, 1915. 142 u. VIIS. M. 2.70. 

Leopold Treitel: Philonische Studien. Herausgeg. v. M. 
Brann. Breslau, M. u. H. Marcus, 1915. 130 u. 
VII S. M. 3, 60. 

M. Friedmaun, Sifra, der älteste Midrasch zu Leviticus 
(Schriften der Ges. z. Förderung der Wissenschaft 
des Judentums.) Breslau, M. u. H. Marcus, 1915. 
144 u. XV 8. u. 2 Taf. M. 3 —. 

Fr. W. Frhr. v. Bissing: Die Reliefs vom Sonnenheiligtum 
des Rathures (S.-B. d. K. Bayer. Ak. d. W. Phil. 
phil. u. hist. Kl. Jahrg. 1914, 9. Abh.). München, 
G. Franz, 1914. 18 8. M. 0,40. 

Hans v. Mzik, Ptolemäus und die Karten der arabischen 
Geographen (SA. aus den Mitt. d. K. K. Geogr. Ges. 
Wien, 1915. Bd. 58, H. 3). Wien 1915. 

Samuel Poznański: Babylonische Geonim im nachgaonä- 
ischen Zeitalter (Schriften d. Lehranst. f. d. Wissensch. 
des Judent. Bd. IV. Heft 1 u. 2). Berlin, Mayer & 
Müller, 1914. 144 u. X S. M. 4 —. 

Hermann L. Strack: Berakhoth (Ausgewählte Mišna- 
traktate usw. hrsg. v. H. L. Strack. Schriften des 
Institutum Judaicum in Berlin Nr. 44). Leipzig, J. C. 
Hinrichs, 1915. 24 u. 32 8. M. 1.20. 

Thomas Fitzhugh: The origin of verse (Univ. of Virginia 
Bulletin of the school of Latin No. 8). 15 S. 50 cents. 

Rendiconti d. R. A. d. Lincei. Cl. di sc. morali, storiche e 
filol. Ser. V. Vol. XXIII. Fasc. 5—6 u. 7 10. Roma 1914. 

American Journal of Archaeology. Vol. XIX. No. 1. 
Concord 1915. 

Francesco Schupfer: Gaeta e il suo territorio (Mem. d. 
R. A. d. Lincei. Cl. di sc. mor., stor., e filol. Ser. II. 
Vol. XV. Fasc. I.) Roma 1915. 


Mit zwei Beilagen von der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig. 


Verlag u. Expedition: J. O. Hinrichs’sehe Buchhandlung, Leiprig, Blamengasse 2.— Druck von Max Schmersow, Kirchhain N.-L. 
erausgeber: F. 


Verantwortlleher H 


F. E. Peiser 


‚ Königsberg L Pr., Golts-Alles 11. 


Drientalistische Literaturzeitung 


Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient 


und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers 
Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Heiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11 


Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung, Leipzig 
Blumengasse 2. 


18. Jahrgang Nr. 8 Manuskripte und 


Korrekturen nach Königsberg. — Drucksachen nach Leipzig. 
Jährlich 12 Nrn. — ahrsp 


August 1915 


Halbjahrspreis 6 Mk. 


Inhalt. 
Abhandlungen und Notizen Sp. 225 — 240 


Förtsch, Wilh.:zi(d)-(ZYTT& 230 
Hartmann, Richard: Gillik . 235 
Hüsing, Georg: Amuhitä . 232 


Poebel, Arno: Eine altbabylonische 
Abschrift der Gesetzessammlung 
Hammurabis aus Nippur (Forts.) 225 


Besprechungen . . 


Reckendorf . 


Eine altbabylonische Abschrift der Gesetzes- 
sammlung Hammurabis aus Nippur. 
Von Arno Poebel. 

(Fortsetzung.) 


6. Sodann befolgt der Schreiber unserer 
Tafel in gewissen Fällen einen anderen Gebrauch 
hinsichtlich der Verwendung der sogenannten 
ideographischen und phonetischen Schreibung. 
Er schreibt z. B. den Genetiv von Ze om stets 
als Se-e-im gegen SE der Stele; vgl. Rs. 2, 21; 
3, 2; 3, 10; 4, 17 und Tafel 1, 29; die ein- 
malige Schreibung als Se-im = 3, 7 ist offenbar 
nur aufPlatzmangel zurückzuführen. Zusammen- 
fassend ergibt sich hiernach hinsichtlich der 
Schreibung von Se’um folgender Schreibgebrauch 
auf Tafel und Stele: 


Tafel Stele 
Nom. Seu-um SE 
Gen. Se- e- im SE 
Akk. se'a-am SE 


Umgekehrt schreibt unsere Tafel den Gene- 
tiv von ilum, soweit wir bis jetzt kontrollieren 
können, stets mit dem Zeichen dingir, während 
die Stele phonetisch i-lim und nur in einigen 
Fällen DINGIR schreibt; vgl. (i-na) ma-har 
ilim statt i-na ma-har i-lim = Stele Rs. 1, 61; 
2, 7. Ob der Schreiber unserer Tafel nun alle 
Kasus des Singulars von ilum grundsätzlich 
mit dem Zeichen DINGIR schrieb, lässt sich 
indessen wegen Mangels an Belegen nicht fest- 
stellen; man beachte aber, dass dies in den Ur- 
kunden tatsächlich so gut wie durchgängig der 
Fall ist in der Schreibung von Eigennamen, 

226 


Schroeder, Otto: Zum sogenannten 
2. Arzawabrief (VAT 342) . 231 


Fahmy, Mansour: La condition de la 
femme dans l’Islamisme, bespr. v. 
K. V. Zetterstéen 260 

Kowalsky, Thaddäus: Der Diwan des 
Kais ibn al Hatim, bespr. v. H. 


Preisigke, Friedr. u. Wilh. Spiegelberg: 
Die Prinz Joachim Ostraka, bespr. 
v. W. Max Müller . . 247 

Schaich Salih Aschscharif Attunisi: 
Hagigat aldschihād, bespr. v. R. 

artmann ...... 262 

Tallqvist, Knut L.: Assyrian Personal 

Names, bespr.v. Ar th. Ungnad 240 


Zeltschriftenschau . . . 254—265 
Zur Besprechung eingelaufen 255—258 


. Sp. 240—254 


os ger DEE e a 247 


und dass auch die Syllabare aus Nippur direkt 
den Lautwert (um für -L geben i. Offenbar 


den Schreibgewohnheiten einer bestimmten 
Schule folgend, vielleicht auch nur in dem Be- 
streben zu archaisieren, bevorzugt die Stele die 
phonetischen Schreibungen i-lum, cst. i-lu, gen. 
i-lim. Nur beiläufig sei darauf hingewiesen, 
dass ili „mein Gott“ während der Hammurabi- 
zeit ausnahmslos i-li geschrieben wird, und dass 
diese Schreibung neben DINGIR-ME-ES auch 
für den Genetiv und Akkusativ des Plurals und 
neben DINGIR auch für den mit dem Posses- 
sivsuffix verbundenen Genetiv Singularis (z. B. 
ì-l{-šu) angewandt wird. 

Anstelle von E, Stele Rs. 4, 10 schreibt 
unsere Tafel phonetisch bi-tim, dagegen 4, 19 
wie die Stele E = bitim. Man beachte, dass 
auch auf der Stele der Genetiv gewöhnlich bi- 
tim geschrieben wird (ausgenommen in der 
Phrase be-el E = bel bitim), wogegen für den 
Konstruktus fast ausnahmslos das Ideogramm 
angewendet wird. 


Für awilum „Mann“, „jemand“ schreibt be- 
kanntlich die Stele konsequent phonetisch a-wi- 
lum, a-wi-lim, a-wi-lam, für zinnistum „Weib“ 
dagegen nicht minder konsequent ideographisch 
SAL. Der Schreiber unserer Tafel dagegen 
hat offenbar auch bei zinniStum die phonetische 
Schreibung für die stilgerechtere gehalten, denn 
statt des SAL, Stele Rs. 7, 54. 60 schreibt er 
zi-ni-in-iS-tam (Fehler für zi-in-ni-iS-tam), resp. 


1 Vgl. HGT 129, 3 = i-lum, 102 Kol. 6, 34 = i-lu. 
26 


227 Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8. | 228 


a-di hat natürlich das sumerische Substantivum 
a-rá „Gang“, „Mal“ nichts zu tun. 


Nicht minder wertvoll ist die phonetische 
Schreibung iS-te-en bi-[h ..-....] statt T PIHU; 
wirsehenhieraus,dassdieHohlmassbezeichnungen 


0, 8,8 (80) und 88, resp. |, LIT, FF von 


den Semiten einfach als „eins“, resp. als „ein 
(Mass oder Ganzes)“, „zwei (Mass oder Ganze)“ 
usw. bezeichnet wurden. Die gleiche Bezeich- 
nung war offenbar auch im Sumerischen üblich, 


da O, O usw. ja lediglich die Zahlzeichen 


1, 2 usw. sind. 


7. Ein abweichendes Ideogramm bietet die 
Tafel zu Stele Rs. 2, 22. 26, wo sie statt SAL- 


kökurun-na *!LU-kurun-na hat. Die Schank- 
wirtin heisst sumerisch sal-**kurun-na oder sal- 
kurun-na, wörtlich „Weib des Weines“, ent- 
sprechend den Formen für Schankwirt: lù- 
kaš kurun-na und lü-kurun-na!, wörtlich „Mann 
des Weines“. Die Semiten bildeten aber irr- 
tümlicherweise in einer gewissen Analogie nach 
dem Akkadischen das Femininum neu vom Mas- 
kulinum als *!lù-**kurun-na oder “!lü-kurun-na, 
wörtlich „weiblicher Schankwirt“. 


Statt lët Olm, Stele Rs. 8, 31, hat die 


zi-in-ni-[is-tum]!. Von Stele Rs. 3, 6 ab da- 
gegen gebraucht er sehr häufig das Ideogramm 
LU für awilum usw., wie er mit Ausnahme der 
beiden angeführten Stellen auch SAL für zin- 
nistum schreibt; das Motiv für diese ideogra- 
phischen Schreibungen ist bei unserem Schreiber 
daher wohl nur das Bestreben, Raum zu sparen; 
die Schreibung von zinnistum als SAL auf der 
Stele dagegen beruht wohl auf Schreibprinzip. 

Andere Abweichungen von der Schreibweise 
der Stele, sofern sie phonetische oder ideogra- 
phische Schreibung betreffen, sind: KASKAL 
statt har-ra-nam, Stele Rs. 1, 24 har-ra-nim 
Rs. 2, 512; E-NI-DUB statt na-as-pa-ki-im, 
Rs. 3, 3. 8, na-as-pa-kam, Rs. 4, 113; KI(Z)- 
LAH statt ma-as-ka-nim, Rs. 3, 44; vielleicht 
auch I-LAL-E statt i-3a-gal, Stele Rs. 3, 56 
(unsicher). Phonetische statt ideographischer 
Schreibung dagegen liegt vor in ab-ni-im statt 
NA, Stele Rs. 2, 18 (ebenso auch ab-ni-im Tafel 
2, 12. 16); ma-hi-ir statt MALBA, Rs. 2, 20. 21; 
Si-ka-rim statt KAS, Rs. 2, 20. 40; bi-(h....] 
statt PIHU, Rs. 2, 46; bit a-bi-Su statt E-A- 
BA, Rs. 9, 31. 

Ausserordentlich wichtig sind die phone- 
tischen Schreibungen ha-am-Sa-am(?)-ma(?) für 
A-RA-5-SU, Stele Rs. 2, 71, und 6-[am(?)-ma(?)] 
für A-RA-6-8U, Rs. 2, 12; da hinsichtlich der | Tafel SU-GI-tim. 

Lesung jener Ideogramme bisher ziemliche Un- An Varianten sachlicher Natur, sei es, dass 
klarheit herrschte und selbst die Auffassung dadurch der Sinn, sei es, dass lediglich der 
von A-DU-5-SU usw. als sumerische Schrei- | Wortlaut oder die Wortform geändert wird (bis- 
bungen in Frage gestellt worden ist. Es kann |weilen nur aus Versehen), finden sich die fol- 
jetzt keinem Zweifel mehr unterliegen, dass |genden: 

a-ra-5-Su trotz des Zeichens Su mit dem sume- Stele Rs. 1, 66: statt ana tamkarim Tafel 
rischen a-ra-5-su „zu fünf Malen“, wörtlich „zufa-na tam-ka-ri-Su; beide Ausdrucksweisen 
fünf Gängen“, identisch ist. Die auffällige kommen auch sonst nebeneinander im Kodex vor. 
Schreibung mit dem Zeichen šu statt su ist Rs. 1, 68. 69: statt Sum-ma tamkarum Sa- 
offenbar darauf zurückzuführen, dass die Post- malläm i-ki-ip-ma hat die Tafel Sum-ma tam- 
position si in dieser Verbindung mit Zahlwörtern |karu-um $amalläm kaspfam .......... 2-ma 
auch in das Akkadische eingedrungen ist und| wenn ein Tamkar einen Samallü mit Geld 
dort früh mit dem akkadischen Possessivsuffix betraut“; die gleiche Konstruktion mit zwei 
zusammengeworfen wurde. Darauf deutet auch | Akkusativen findet sich auch Stele Rs. 21, 74: 
der Umstand, dass die präpositionelle Beziehung, AL-DÜ-A-am lil ki-ip-su; auf der Stele ist das 


die in dem angehängten su liegt, gewöhnlich kaspam offenbar nur aus Versehen ausgelassen 
noch einmal durch Vorsetzung der Präpositionen orden. S 


ana oder adi ausgedrückt wird; vgl. a-na iS-ti- 


18-8 (<: iStin-Su) „einmal“, Stele Rs. 12, 30, Dass das nicht angängig ist, ergibt sich ja schon daraus, 
und a-di Si-ni-Su, ibid. 12, 335. Mit diesem | dass der Steinmetz erst a-na eingeschnitten hatte, dann 
„ ; . i _ ‚aber das a-na in a-di umgeändert bat, zweifellos nicht 

‚Durch diese Varianten wird bewiesen, dass für ohne Absicht. Man muss natürlich beachten, dass bei 
SAL im Kodex Hammurabi nicht awiltum (Winckler; | einmal“ nur die präpositionelle Beziehung auszudrücken 
vgl. auch Ungnad, I. c. S. 113), sondern zinnistum (Ungnad | ist (a-na — zu), bei „zweimal“ usw. Dagegen auch die 


sinnistum) zu lesen ist. Idee dass bi S bestimmten Ponkt ahit wird 
? Auch auf der Stele einmal KASKAL (Vs. 11, 43), | (a-di Kae SEN SE Ee * 


sonst aber stets phonetisch. i 1 Meissner, SAI 7479. N 
Auf der Stele stets phonetisch. ? Die Spuren scheinen ſi-kli-im (2)-ma oder [i-]ki-] 
Auch Stele 3,5 KI(Z)-LAH = KI(Z)-LAH-im, Tafel. ip-ma anzudeuten. Sollte die erstere Form wirklich da- 
® Ungnad (I. c.) will a-di ši-ni-šu wegen des voraus- |steben, so würde das beweisen, dass der Stamm des 

gehenden a-na i3-ti-i3-3u in a-na 3i-ni-Su korrigieren. | Verbums als 3p und nicht als A anzusetzen ist. 


— . ſ..— ä rn tn SS 


Orientalistische Literaturseitung 1916 Nr. 8. 


—— ———— EE SPAS <a SES if ä—m4 ——— — ——— — — 


Rs. 2, 1: statt ut-te- ir Tafel u[(?)-t]e-ir oder 
wie die Stele u(t(?)-tle-ir? 
s. 2, 7: statt i-na ma-har Tafel nur ma-har. 

Besonders wichtig ist die Variante si LÙ- 
KURUN-NA Si-a-ti statt Stele Rs. 2, 22 SAL- 
ki KURUN-NA Su-a-ti; denn sie beweist, dass 
zur Zeit Hammurabis im Genetiv und Akku- 
sativ Singularis des Demonstrativums Sf die 
Maskulinform suati die Femininform Siati keines- 
wegs vüllig verdrängt hat. 

Zu Rs. 2, 23 bietet die Tafel das unbedingt 
richtigere i-ka-az-zu-Si-i-ma „man soll sie binden 
und (ins Wasser werfen)“ statt des von der 
Stele gebotenen inhaltslosen u-ka-an-nu-Si-ma; 
beachte, dass auch sonst die Bestimmung lautet, 
dass die ins Wasser zu Werfenden vorher ge- 
bunden werden; vgl. Rs. 9, 81—10, 1; i-ka-zu- 
Su-ma a- na me- e i-na-ad-du-u-Si; 5, 47—49: i-ka- 
zu-Su-nu-ti-ma a-na me-e i-na-ad-du-u-su-nu-ti. 

Rs. 2, 23: statt kaspam hurasam abnam 
Tafel besser kaspam, hurasam ü abnam. 

Rs. 2, 60: statt mi-im-ma Sa Su-bu-lu Tafel 
mi-im-ma Su-bu-lu, wohl nur Versehen, da auch 
die Tafel zu 2, 66. 67 mi-im-ma ša Su-bu-lu hat. 

Rs. 3, 10—12: statt i-na SE li-ki-im u-ka- 
an-nu-Su-ma mit versehentlicher Auslassung des 
ina nur Se-e-im li-ki-e-im u-ka- an- nu-su-ma; das 
Versehen ist offenbar durch das unmittelbar 
vorangehende mit zu liqém gehörige ina naspa- 
kim u lu ina maSkanim (und durch die Ueber- 
lastung der Konstruktion) veranlasst worden. 

Rs. 3, 14—16: statt i-na mi-im-ma Sum- Su 
ma-la id-di-nu i-te-el-li versehentlich nur mi- 
im-ma usw. 

Rs. 4, 14: statt is-Sa-ap-ku (= IV, Prat.) 
Tafel Sa-ap-ku (= I, Perm.). 

Rs. 4, 15: statt a-na ga-am-ri-im Tafel wohl 
besser a-na ga-am-ri-Su „in seiner Gesamtheit“. 

Rs. 5, 43. 44: statt it-ti zi-ka-ri-im Sa-ni-im 
Tafel versehentlich [it-ti zli-ka-ri [Sa-ni-i-im]. 

Rs. 5, 65: statt i-tu-ra-am-ma Tafel weniger 
gut i-tu-ra-am. 

Rs. 7, 65: Vor (i)-ip-pa-ar-ra-aS-ma muss, 
nach dem Raum zu schliessen, unsere Tafel 
noch ein Wort gehabt haben. 

Rs. 8, 76: statt la-ah-bu-um Tafel li-ih-bu- 
um, resp. li-i’-bu-um. 

Rs. 9, 12: statt eqlam, kirâm, bitam ù bi- 
Sa-am Tafel infolge anfänglicher Auslassung 
von kirâm: eqla-am bita-am ù [kirâm] ù bi-Sa-am. 

Statt des falschen Singulars be-el ha-bu-ul- 
lim, 9, 29; be-el hu-bu-ul-li-su 9, 40; be-el hu- 
bu-ul-li-Sa, 9, 50, hat die Tafel den richtigen 
Plural be-li hu-bu-ul-lim usw.; beachte, dass 
9, oH 51 das Verbum (u-ul i-za-ba-tu) im Plural 
stent. 

Rs. 9, 56: statt e-li-Su-nu Tafel vielleicht 
besser e-li mu-ti-Sa, da es sich bei einem nach 


—— —U o' a 


der Ehe eintretenden Zinsverhältnis sicher nur 
um den Mann handeln kann. 

Rs. 9, 59: statt ki-la-la- Su- nu Tafel ki-la- 
al-lu-Su-nu; ob hier statt des Duals kilallän 
der Singular kilallum „Zweizahl“, beabsichtigt 
ist, oder lediglich aus Versehen u statt a ge- 
schrieben wurde, ist nicht festzustellen. 

Rs. 10, 50: statt a-Sa-bi-il Tafel us - ta- bi- il. 

Rs. 10, 68: statt a-na be- el as-Sa-tim Tafel 
a-na be-li as-Sa-ti; der Genetiv des Konstruktus 
beli statt bél braucht nicht notwendig als falsch 
angesehen zu werden, dagegen ist a8-Sa-ti Ver- 
sehen, offenbar unter Einfluss des folgenden 
mar(at)-ti. (Schluss folgt.) 


zi(d)-<=YYYa. 
Von Wilh. Förtsch. 


In einer unveröffentlichten, eine Opferliste 
darstellenden Tempelurkunde aus dem zweiten (?) 
Jahre des Königs Urukagina von Lagas erhalten 
die einzelnen Gottheiten am ersten Tag ledig- 
lich aus Cerealien bestehende Opfergaben. Die 
betreffenden Spenden sind æi(d)-xal, zi d) -( 1a ; 
giz-ga und še-gaz; für manche Gottheiten fehlt 
die eine oder andere, zi(d)-kal wird jedoch 
für jede geopfert. Von den vorstehenden Aus- 
drücken ist nach F. Hrozný, Das Getreide 
im alten Babylonien, Wien 1914 (1913), zi(d)- 
kal = erstklassiges Mehl, zize-ga = Emmer für 
Milch(speise oder -brei) und Se-gaz = Gerste 


fiir Graupen (?); zi (d) -( IIe findet sich in den 
von ihm behandelten Texten nicht. 

Als Bedeutung für ei(d)-( 1a (Lesung: 
zi(d)-utu oder zi(d)-u,) möchte ich Mehl aus 
zerstossener Gerste, „zerstossenes Mehl“ an- 
nehmen, und zwar aus folgenden Erwägungen: 

Eine Mehlart zi(d)-yum ist, wie Hrozný, 
a. a. O. S. 117 und 201 unter ZI M. K U, mit 
Recht annimmt „zerstossenes Mehl“. CT 12 
pl. 43 Kol. 3 Z. 33 wird nämlich gam! mit 
ha-sa-lu $a Se- im „Zerstossen der Gerste“ erklärt, 
ebenso das darauf (Z. 34) folgende gas 2. Es 
sind demnach gum und gaz (letzteres = gum 
mit eingeschriebenem $e) der Bedeutung nach 
als identisch zu betrachten. Nun ist aber nach 
S? 207 gaz (Lesung: ga-za, Var. ga-az) = da-a- 
u und nach SP 1 Kol. 2, 6 (Ta (Lesung: 
ú, Var. ú-tu) = di-ik-tùm, Var. ti-ik-tùm. Daraus 
folgt wohl, dass auch vip wie gas und gum, 
die Bedeutung „Zerstossen (der Gerste)“ haben 
wird. 


1 Zur Lesung sieh Delitzsch, Sum. Glossar, S. 111 
unter gum. 

? Zur Lesung sieh Delitzsch, 
unter gas. 


a. a. O. S. 84 


231 


Zweifellos ist mit di-ik-tum (SP II 6) das 
bei A. Clay, Documents from the temple ar- 
chives of Nippur, 1912, Nr. 102, 4 vorkommende 
Pflanzenprodukt di-ik-tum identisch, welches 
Torezyner, Altbabylonische Tempelrechnungen, 
S. 116, mit „etwa ,zerstossenes Getreide ?“ 
wiedergibt. Hinzuweisen wäre noch auf di- 
ik-ta (suluppi) bei Küchler, Beiträge zur 
Kenntnis der assyrisch-babylonischen Medizin, 
K. 191 I 33, wofür a. a. O. S. 84 „etwa, Brei“ 
vermutet wird. Sieh auch gis-gisimmar- al- 
gaz-za = di-i-ku bei Meissner, MVAG 1913, 2 
S. 23 und 39. 


Zum sog. 2. Arzawabrief (VAT 342). 
Von Otto Schroeder. 


Trotz seiner guten Erhaltung ist das kleine 
Täfelchen VAT 342 nicht gerade bequem lesbar. 
Die winzigen Zeichen sind in den, eine un- 
glücklich hellgelbbraune Färbung zeigenden 
Ton ziemlich fach eingegraben, was namentlich 
auf der Vorderseite recht störend wirkt. Bevor 
ich mich daher entschloss, den Text zu auto- 
E wie er nunmehr VAS XII Nr. 202 
vorliegt, habe nicht nur ich selbst die Tafel mehrfach 
kopiert und ausserdem wiederholt bei verschie- 
denster Beleuchtung verglichen, auch die Herren 
Figulla, Kinscherf, Reimpell, und vor 
allen Weidner haben die Güte gehabt, von 
Fall zu Fall das Original einzusehen und mir 
ihre Beobachtungen mitzuteilen, wofür ich ihnen 


an dieser Stelle meinen besten Dank aussprechen | 


möchte. Der so gemeinsam festgestellte Text 
weicht von der Umschrift Knudtzons (VAB 
II Nr. 32) an einer Reihe von Stellen ab; zumeist 
handelt es sich um Verlesung von sd und fa, 
von denen ersteres in der Mitte nur einen, 
letzteresaber zwei senkrechteKeile hat. Aehnlich 
leicht zu verwechseln, namentlich an etwas be- 
schädigten Stellen, sind da und id, ma und ku, 
ja sogar: ud und ki! 

Nachstehend die Liste der Abweichungen: 

Z. 1. a-Sa-mu (wahrscheinlicher als ta). 

Z. 2. ü-an-wa-an-da-as (nicht na). 

Z. 7. ma- a- an (nicht sa). 

Z. 8. Sa-an-hi-iS-ki-Si (obwohl im von mir 
vermuteten ki Wagerechte nicht zu 
sehen sind, ist die Wahrscheinlichkeit 
dafür, dass das Zeichen kt und nicht 
tú = ud ist, da die Entfernung der 
schrägen Anfangskeile von dem schlies- 
senden senkrechten ziemlich gross ist!) 
awölufe.mi-ia (nicht áš-šú; šú hat fünf 
wagerechte Keile; hier nur vier, die 
zudem etwas schräg stehen). 

Z. 12. na-i-ku-u-un-na-mu (nicht 628). 
Z.15. Wenn keine Rasur vorliegt, eher as- 


Z. 11. 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8. 


—— e e a D 


232 


ha-a-i (statt za) zu lesen; doch beachte 
man die Spuren vor a! 

„ -na-aš-šá (nicht ta). 

Z. 18. pa-ab-sd-an-ta-ra (nicht ta), in Winck- 
lers Autographie (Nr. 238) richtig. 

Z. 24. Das auf AB™ folgende Zeichen ist 
vielleicht alu. 


Amuhita. 
Von G. Hüsing. 

Wenn der Name der Tochter Astuwegas I. 
armenisch als Amuhea, griechisch als Auviry 
überliefert ist, so haben wir natürlich das v 
wieder als vi, dahinter ein h zu lesen, und das 
n ist in a umzusetzen. Wir haben also neben- 
einander ein Amuhitä und ein Amuhia, das sich 
auf den ersten Blick als jünger, verschliffener 
darstellt, und mit dem wir einstweilen nicht weiter 
kommen können. 

Was ist nun aber Amuhita? Der nächste 
Gedanke gleitet wohl unwillkürlich hinüber zu 
Anahita. Aber hier ist jeder sprachliche Zu- 
sammenhang ausgeschlossen, insoferne auf alle 
Fälle ahita einen Bestandteil bildet, von dem 
man das erste d nicht ablösen kann?. Die wei- 
teren Fragen der Etymologie des Namens der 
Göttin oder seiner Abstammung von der ela- 
mischen Nahite durch etymologische Umdeutung 
berühren uns daher hier nicht weiter — ein 
Wort wie „Schmutz“ kam im Namen einer me- 
dischen Prinzessin so wie so gewiss nicht vor. 

Aber der Name dürfte ausiranischem Formen- 
schatze überhaupt nicht erklärbar sein, und da 
er doch arisch sein wird, so erscheint mir der 
Gedanke aus sachlichen Gründen sehr erwägens- 
wert, ob er nicht aus einem kleinasiatischen 
Fürstengeschlechte herrühren möge. Ich kann 
es mir kaum anders denken, als dass die ersten 
bedeutenderen Mederkönige sich mit denjenigen 
Fürstenhäusern verschwägert haben, ınit denen 
sie Bündnisse eingingen. Für diesen Vorgang 
haben wir schon reichliche Belege, und gerade 
Amuhitä ist ja selbst ein Beleg: ihre Ehe mit 
Nabukudrossor II. von Babel besiegelte das 
Bündnis, das ihr Vater Astuwega mit dem 
kaldäischen Königshause einging, wie die Ehe 
ihrer Schwester Mandanä dem Astuwega die 
Unterstützung durch das Königshaus von Antan 
eintrug — wir haben heute keinen Grund mehr, 
diese Angabe für ungeschichtlich zu halten. 
Entsprechend haben aber sicher auch die Vor- 
gänger Astuwegas gehandelt. Der Skutenführer 
Partatua hatte eine Tochter Assurahiddins ge- 


1 Wie in allen nicht griechischen Eigennamen min- 
destens der älteren Zeit. 

2? Oder sollte die auch in Kappadokien und in Sardis 
en Anahita eigentlich einen armenischen Namen 
ühren? 


233 


heiratet, Assurbanapal vermutlich die Schwester 
des Hahamanis-Sadasuerys, und ebenso heiratet 
später Astuwega II. gelegentlich des Bündnisses 
mit Walweiates die Lüdertochter Arwänis. 
Woher stammte wohl die Mutter des ersten 
Astuwega? Ihre Heirat fällt in die Zeit, in 
der es galt, sich der Hülfe der Armenier zu 
versichern, und das wird HwahSatara I. doch 
wohl auf dem damals nicht ungewöhnlichen 
Wege einer Heirat — vielleicht einer Wechsel- 
heirat? — erstrebt haben. 

Wir können es nicht wissen; unsere bis- 
herigen Quellen schweigen, aber der Armenier- 
könig Tigranesdes Xenophonist keine Erdichtung, 
und seine Vorgänger müssen auch zu Zeiten 
Hwahsataras I. so viel Bedeutung gehabt haben, 
dass es für den Mederkönig lohnend erscheinen 
musste, mit ihnen in verwandtschaftliche Be- 
ziehungen zu kommen. Wir können also die 
Angabe des Moses, dass seines Dikran Schwester, 
die „Tigranüi!“, die Gattin des Mederkönigs 
Astuwega geworden sei, nicht von vornherein 
verwerfen, obgleich ihr „Name“ wohl eigentlich 
sie nur als weibliche Verwandte des Tigranes 
bezeichnet. 

Der obige Gedanke würde natürlich erst 
dann weiter erörterungsfähig sein, wenn der 
Name Amuhitä sich aus dem Armenischen er- 
klären liesse. Die Prinzessin hätte dann den 
Namen ihrer Mutter? bekommen, und dieser 
hätte sich dann weiter im Königshause erhalten, 
da nach Berossos die Tochter Astuwegas II. 
den gleichen Namen führte, und selbst im Hause 
der Achamaniden taucht er wieder auf bei einer 
Tochter des Xerxes (richtiger Aorafeo&ns). 

Nun ist eine Grundregel bei der Personen- 
namen-Forschung, dass man nicht durch Ety- 
mologien Bestandteile konstruieren darf, die 
sonst bisher in arischen Namen nicht belegbar 
sind. Wir wissen, es gibt einen geschlossenen 
Schatz von Namen bildenden Bestandteilen, der 
für jedes Volk wieder etwas anders sich zu- 
sammensetzt, doch so, dass Nachbarvölker immer 
in einer Reihe solcher Bestandteile überein- 
stimmen. Das gilt auch für einzelne Stämme, 
und daher treten diese Bestandteile auch mund- 
artlich verschieden auf und können die einzigen 
Spuren der Mundarten abgeben, die nicht schrift- 
lich verwendet worden sind. 

Ich bin nun auf den Gedanken, dass der 
Name „armenisch“ sein könnte, durch den 
Vergleich der Femininform -hitä, die sich wohl 
deutlich als zweiter Bestandteil abhebt, mit dem 


1 Vgl. Hosrowühi bei Agathangelos. 

? Oder Grossmutter? 

® Erstere als Auvris, letztere als Arovrss überliefert, 
zur Bildung des Namens wird auch an Apyuris= ama 
(Hesychius) zu erinnern sein. 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8. 


234 


-pito in Sxodonitos! geraten. Aus pita hätte 
ja im Armenischen ein hita werden müssen, 
und die Nachbarschaft der Armenier und der 
Saken muss ja schon eine alte sein und bestand 
in der in Betracht kommenden Zeit gleichfalls. 
Das pita aber wäre wenigstens ein wirklich be- 
legter Namenbestandteil, der auch im Namen 
der Mega-nıra, der Gattin des Papvaßakos 
(Xenophon, Hellenika IV 1, 39) wiederkehrt, 
also auch weibliche Namen bildet, und zwar 
begegnen wir der Parapita wieder in Klein- 
asien. In Tanais finden wir ein I7ı7o-papvaxms, 
und ein zweiter dieses Namens in Olbia hat 
einen Sohn Hiduvos, dessen Name offensichtlich 
mit pida begann, während das n der Anfang 
des zweiten Bestandteiles ist. Wir haben nämlich 
auch den Namen HMida-ç, daneben Ode: und 
ähnliche?. Ein pita hätte armenisch ein hita, 
hija, hea ergeben müssen, und wenn armenisch 
Amuhea überliefert ist, so muss der Name ja 
doch gerade in Armenien weiter gelebt 
und sich verschliffen haben, und das scheint 
mir doch stark für meine obige Vermutung zu 
sprechen. 

Trifft aber die sprachliche Vergleichung des 
zweiten Gliedes das Richtige, dann enthalten 
die einschlägigen Namen der Saken offenbar 
nicht das Wort für „Vater“, das z. B. in Ogia- 
e = Dilonarwe vorliegt, es sei denn, dass 
der Stamm pitr im Armenischen zu pit geworden 
wäre? neben pitar, das ja endlich zu kair wurde. 
Dann müsste aber z.B. hamahair einem öuonarwe 
entsprechen, nicht einem ouenatgios. Dem würde 
freilich der Genetiv haur im Wege stehen, wenn 
er, wie Hübschmann annimmt, griechisch nazeos 
entspräche; wenn aber dster = Jvyategos ist, 
warum dann nicht haur = mategoc? 

Ein anderer Stamm diirfte nicht leicht zu 
finden sein. Doch haben wir mit dem Bestand- 
teile u und mions noch abzurechnen; ein 
mions könnte neben Zug stehen, wie Mita 
neben Misa, und dem mda, fida entsprechend 
wäre dann Mida. Man denke auch an die 
Namen Mnraxos, Mytayos, Mydaros, Mnoaxos 
und Midayos. Wenn Inagya-mıons = Inapya- 
neidys ist, müssten wir langes i annehmen, 
sind diese Formen aber = pita zu setzen, dann 
müsste letzteres doch wohl die ältere Form 
sein, und dann wäre es unmöglich, sie, wie Justi 
wollte, mit awest. pésa zusammen zu bringen. 
Mir scheint aber, wir werden besser auskommen 
mit der Annahme eines kurzen I in pita, das 


1 So dürfte die griechische Form bei Trogus doeh 
gelautet haben — vgl. 2xodo-ras. Justi verglich ags. 
scölu, engl. shoal (S. 506). 

? Vgl. Justis Namenbuch. 

3 Vgl. KZ XXXVI S. 566 f., OLZ 1912 Sp. 421 ff. 
und meine Iran. Ueberl. S. 61 A. 2, 


235 


wohl auch im Namen des Lrcos, eines Sohnes 
des Midas, nicht zu verkennen ist. Zu einer 
Deutung der Namen würden wir aber erst vor- 
schreiten können, wenn auch die mit pita ver- 
bundenen Bestandteileaufgeklärt werden könnten. 
Was Justi bietet, sind zumeist Verlegenheits- 
erklärungen. Den Namen Amuhitä behandelt 
er unter Auvric und vergleicht phl. amütak 
(untadelich) und Auvuwvrn, in Magaenstae aber 
soll pita Part. und awest. fjä sein — er ar- 
beitet unter ständiger Vernachlässigung des oben 
betonten Grundsatzes, dass man Namen nur aus 
belegbaren Bestandteilen erklären darf, doch 
wäre eine Verwandtschaft mit dem Stamme von 
Auvu@vyn! an sich nicht unmöglich. Aber das 
amu hat gewiss auch schon seine Schicksale 
gehabt, d. h. irgend einen oder mehrere Laute 
eingebüsst. Es könnte z. B. ein amawat zu 
amut und weiter zu amu geworden sein, so dass 
der Name bedeutete, „einen mächtigen Vater 
habend“. — An sich wäre natürlich auch ein 
Ahmu möglich, oder Hamu-, Wamu-, Wahmu-. 
Indes, auch in diesem Aufsatze will ich 
nicht in den beliebten Fehler verfallen, eine 
Aufgabe, die noch nicht völlig lösbar erscheint, 
mit Gewalt zu Ende zu führen und will mich 
begnügen, wenn in die vorliegenden Fragen 
etwas Licht und Richtung zu bringen war, 
und ich hoffe, dass man nicht gut tun wird, 
an den obigen Versuchen vorüber zu gehen. 


Gillik. 
Von Richard Hartmann. 


Es ist eine auffallende Tatsache, dass wir 
uns von der Eroberung Syriens durch die Mus- 
lime kein rechtes Bild machen können, obwohl 
wir eine Fülle von Nachrichten darüber be- 
sitzen. Trotz der eindringenden Untersuchungen 
von Wellhausen, de Goeje und Caetani bleibt 
uns noch vieles dunkel; ja selbst in sehr we- 
sentlichen Punkten sind wir nur zu annähernder 
Wahrscheinlichkeit, nicht aber zur Sicherheit 
gelangt. Zu einem Teil ist das darin begründet, 
dass die Ueberlieferung nur auf Berichten von 
einzelnen Geschehnissen beruht, die dann bis- 
weilen falsch zu einem grossen Zusammenhang 
verarbeitet sind (Saif b. Omar). Der Unsicher- 
heit, die daraus entspringt, werden wir wohl 
nie ganzHerr werden. So hören wir zum Beispiel, 
dass der erste Zusammenstoss mit den Romäern 
in der ‘Araba und weiterhin auf der Verfolgung 
in ad-Dätin(a) oder ad-Däbija erfolgt sei (Be- 
ladori, S. 109; Tabari, I 2108). Andererseits 
sagt uns auch die christliche Ueberlieferung, 
dass noch im Jahre 12 H. ein Kampf im Gebiet 
von Ghazza stattgefunden habe. Man hat daraus 


1 Lat. movere. 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8. 


236 


gefolgert, dass ad-Dätina unweit Ghazza zu 
suchen sei und kann sich dafür auf eine Tra- 
dition bei Belädori stützen, die es wirklich so 
lokalisiert. Nun ist der Name ed-Datne aber 
als der eines Seitentals östlich von der ‘Araba 
erhalten; und die Tatsache, dass die muslimische 
Abteilung, die hier mit dem Feinde handgemein 
wurde, unter dem Oberbefehl des Jazid b. abi 
Sufjan stand, der gegen das Ostjordanland ope- 
rierte, scheint mir tatsächlich wahrscheinlich 
zu machen, dass es sich um diese Oertlichkeit 
handelt, während im Gebiet von Ghazza andere 
Truppen — vermutlich unter Amr’s Kommando 
— auf den Feind stiessen. Ist das richtig, so 
erklärt sich die bei Belädori gebotene Lokali- 
sierung von ad-Dätina aus einer Verwechslung 
zweier verschiedener Gefechte. Es ist aber 
deutlich, dass wir in einem solchen Fall nie 
zur Gewissheit kommen können. 


Ein anderer Grund für die Lückenhaftigkeit 
unserer Kenntnis der Eroberungsgeschichte liegt 
darin, dass wir merkwürdigerweise oft gerade 
die Ortsnamen, an die die wichtigsten Ereig- 
nisse geknüpft sind, nicht identifizieren können. 
Es sei hier nur an das rätselhafte 'Agnädain 
erinnert: denn der Vorschlag von Mednikoff 


und Caetanı, es als Verderbnis aus el-Gannä- 
batain zu fassen, ist doch nur ein Notbehelf i. 
In manchen Fällen werden in den dunkeln 
Ortsnamen syrische oder griechisch-römische 
Apellativa stecken; und auf diesem Gebiet geben 
uns die Resultate von de Goeje, der in dem 
var der Topographie von Damaskus ein ßagıs, 
und von Mordtmann, der in LA ein 
a uc E dcroy entdeckt hat, Recht zu der Hoffnung, 
dass wir allmählich doch noch weiter kommen 
können. 

Einer der Ortsnamen, die die Historiker be- 
sonders geplagt haben, ist Gillik, das als 
Sammelpunkt der romäischen Truppen eineRolle 


spielt. Der Name Gillik ist uns freilich aus 
der alten Poesie und vorislamischen Ueberlie- 
ferung durchaus geläufig als der eines Haupt- 
sitzes der Ghassäniden. Wenn die Araber 


schliesslich Gillik kurzweg mit Damaskus iden- 
tifizierten, so war das eine Folge ihrer eigenen 


Unkenntnis von der Lage des wahren Gillik. 
Allerdings dürfte dabei mitgespielt baben, dass 
ein Stadtteil von Damaskus noch später den 


Namen Ginik geführt zu haben scheint (vgl. 
Sauvaire, Description de Damas, im Journ. As., 
9. ser. III— VII, an vielen Stellen). Bezieht 


! Dagegen spricht entschieden, dass Mas ũdi, V 226 
denselben Ort bei einer späteren Gelegenheit nechmals 
erwähnt. 


237 


— —— ͤ EE —äͤ— 


man auf dieses Ginik die von Quatremere in 


Orientalistische Literaturzeitung 191b Nr. 8. 


238 


— — nn ¶ n 


Mit dieser Vermutung, die ich ohne nähere 


der Uebersetzung von Makrizi, Sultans Mam- Begründung vorläufig schon in meiner kleinen 


louks, II 2, S. 116, Nr. 19 mitgeteilte Bemerkung Schrift 
Land der Bibel, I 4), S. 11 ausgesprochen habe, 


des Tebrizi über Gillik: WB dl ae 9 us, 
(ed SY vk? 27 S e Ee SEN 


so könnte man versucht sein, in dem Ginik 


irgendwelche Ableitung von yury (Tor. .) 


zu suchen. Wie dem auch sei, als sicher kann 
gelten, dass weder das Gillik der Ghassaniden 
noch der Konzentrationspunkt des romäischen 
Heeres gegen die vordringenden Muslime etwas 
mit Damaskus zu tun hat. De Goeje dachte 
bei dem letzteren an eine Verderbnis aus Ginin; 
aber viel wahrscheinlicher ist es doch, dass die 
beiden Gillik ein und derselbe Ort sind. Und 
dann ist dieser Ort, wenn mir seine Bedeutung 


im Zusammenhang der Operationen bei der 


Schlacht am Jarmük in den Quellen auch nicht 
so gut begründet zu sein scheint, wie es in der 
Darstellung in Caetani’s Annali dell’ Islam zum 
Ausdruck kommt, von Lammens in der Enzy- 


klopädie des Islam, I 1089 f. seiner ungefähren | 


Lage nach zweifellos richtig im oberen Jarmük- | 
Gebiet angesetzt i. Dagegen scheint mir die 


Gleichsetzung mit dem heutigen Gillin letzten 
Endes doch wohl auf dem zufälligen Anklang 
des Namens zu beruhen und darum keine be- 
sondere Beachtung zu verdienen. 


Ueber die Etymologie des Namens finden 
sich bei den Arabern selbst verschiedene An- 
gaben. Während Ibn Saddäd(LeidenerHandschr. 
1466) ihn von dem Stamm „rasieren“ 


berleitet, bezeichnet ihn Tebrizi (a. a. O.) als 


, sieht ihn demnach offenbar als Fremdwort 


Der historische Zusammenhang, in dem 
der Name begegnet, verweist nun ja deutlich 
in die römisch-byzantinische Zeit, und die Rolle, 
die der Ort in den Eroberungskriegen spielt, 
legt es vollends nahe, an eine alte Garnison 
zu denken. Nun war in Syria Phoenice u. a. 
die legio III. Gallica stationiert und ist nicht 
bloss in der Lega, sondern selbst in ag-Sanamen 
inschriftlich bezeugt (s. Brünnow und von Do- 
maszewski, Die Provincia Arabia, III 269). Ist 
da der Schluss zu gewagt, dass der dunkle 
Name Gillik nichts anderes sei als der Name 
jener syrischen Legion und der Ort nichts an- 
deres als die alte Garnison einer Abteilung davon? 


= 


1 Seine Ausführungen seien hier nicht wiederholt, 
nur sei bemerkt. dass von den dort als benachbart er- 
wähnten Orten Härib und Saidä der erste offenbar das 
heutige Kafr Härib über dem Ostufer des Sees von Ta- 
barija (vgl. Wetzstein, Reisebericht über Hauran, S. 118f.), 
der zweite das Seda östlich von Der à (s. ebd., S. 117) ist. 


„Palästina unter den Arabern“ (Das 
ist freilich die Lage des Ortes noch nicht näher 
bestimmt. Aber vielleicht kann sie einmal auf 
den richtigen Weg zur Lösung des Rätsels führen. 


Als Standquartier der legio tertia Gallica 
lernen wir aus der Notitia Dignitatum (um 400) 
ein gewisses Danaba kennen. Wir wissen nun 
von einem in der oberen Jarmük-Gegend zu 
suchenden Dennaba aus den Worten der Pil- 
gerin Etheria (s. Silviae vel potius Aetheriae 
peregrinatio ad loca sancta, hrsg. von Heraeus, 
S. 16): Carneas autem dicitur nunc civitas 
Job, quae ante dicta est Dennaba in terra 
Ausitidi, in finibus Idumeae et Arabiae. Dieses 
Dennaba mit dem erstgenannten Danaba gleich- 
zusetzen ist um so verlockender, als auch das 
Garnison gewesen zu sein scheint: gilt doch 
als Erbauer der Hiobskirche ein gewisser Tribun 
(ebd. S. 19). Die Lage dieses Carneas sive 
Dennaba ist aus dem Zusammenhang selbst 
nicht näher festzulegen, weil der Text des Iti- 
nerars an der entscheidenden Stelle eine Liicke 
aufweist. Doch ist es gewiss nicht von dem 
Kagvasiu = Kapvaia des Eusebius (Onomastikon, 
hrsg. von Klostermann, S. 112 vgl. S. 12) zu 
trennen, in dem nach der Veberliererasg das 
Haus Hiobs gezeigt werde. Dieses aber liegt 
nach Eusebius (a. a. O. S. 6) ungefähr zwischen 
Der’ä und Tell’ Abil. An Dennaba anklingende 
Ortsnamen kommen in dem fraglichen Gebiet 
wohl vor, in der Deminutivform ed-Dunébe, 
so nordöstlich von Sch Miskin, sowie zwischen 
dem Wadi es-Selläle und dem Wadi Zezün, 
die vielleicht auf ein ehemaliges benach- 
bartes ad-Danaba hinweisen könnten. Doch 
ist auf solche blossen Namensanklänge nicht 
viel zu bauen. Für Lammens’ Hypothese 
könnte schliesslich der Doppelname -doragwd 
Kapvasıy (Eusebius, a. a. O. nach Genesis 14, 5) 
geltend gemacht werden, wenn man Aorapad, 
wie vielfach angenommen, trotz der Namens- 
verschiedenheit in Tell el- As ari suchen darf (vgl. 
aber Hölscher in ZDPV XXIX 142 f.). Doch 
all das verschwindet gegenüber dem Gewicht 
der noch heute lebenden Hiob-Tradition, die 
uns für Carneas nach Sch Sa‘d verweist. Denken 
wir daran, dass das Der Ejjüb (el-Merkez), 
das in den Kämpfen am Jarmük eine Rolle 
spielte (Caetani, Annali, III 555), ebenso wie 
Gillik von der Ueberlieferung auf die Ghassä- 
niden zurückgeführt wird (vgl. Wetzstein, Reise- 
bericht, S. 121; Schumacher, Across the Jordan, 
S. 187—198), so scheint ein ausreichender Beweis 


für die Identität von Gillik mit Seh Sa d erbracht. 


239 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8. 


240 


Aber Sch Sa‘d lag zu der Zeit, aus der 
die Notitia Dignitatum stammt, nicht in Phoe- 
nice, sondern so gut wie sicher in Arabia; also 
kann es auch nicht das Danaba der Notitia 
sein! Wir könnten dieses schliesslich in dem 
Lande westlich des Nahr el-Allän suchen, der 
damals die Grenze zwischen den beiden Pro- 
vinzen bildete (vgl. Brünnow und von Domas- 
zewski, a. a. O., III 270). Doch wenn wir 
überhaupt die Etheria-Stelle verwerten können, 
weist sie uns durch die Hiob-Tradition weiter 
östlich. Zudem wird im Westen das Gebiet 
von Syria Phoenice noch durch Palaestina Se- 
cunda eingeengt. Nein, das in der Notitia 
Dignitatum genannte Hauptquartier der dritten 
gallischen Legion hat wohl in der Tat auszu- 
scheiden. Gewöhnlich wird es mit dem Danova 
der Peutingerschen Karte an der Strasse von 
Damaskus nach Palmyra gleichgesetzt, das man 
neuerdings meist mit Moritz in Sadad sucht, 
während Martin Hartmann el-Hömme vorschlug 
(s. R. Kiepert, Formae orbis antiqui, Blatt V, 
Text S. 4) und zuletzt Musil (In Nordsyrien 
und Mesopotamien: Anzeiger der phil.-bist. Kl. 
der Akademie, Wien 1913, Nr. I, S. 5) es mit 
der Ruinenstätte al-Basiri identifiziert. Und 
jene Gleichsetzung mag recht haben! Bleibt 
also von all den verführerischen Kombinationen 
nur ein seltsames Spiel des Zufalls, und kann 


man für die Lage von Gillik doch nur ganz 
unbestimmt das obere Jarmük-Gebiet festlegen, 
in dem gewiss zahlreiche Ortslagen den dürf- 
tigen Angaben der arabischen Ueberlieferung 
entsprechen ? Es mag sein, und auch dann ist 
es vielleicht der Mühe wert, auf ein solches 
Vexierspiel des Zufalls hinzuweisen. Denn ver- 
blüffend bleibt es doch auf jeden Fall, dass in 


dem Gebiet, in dem wir Gillik zu suchen haben, 
einerseits die legio III. Gallica, andererseits der 
Ortsname Dennaba, den wir als den Namen des 
Standquartiers dieser Legion aus späterer Zeit 
kennen, gut bezeugt sind. Es bleibt so ver- 
blüffend, dass wir stets das Bedürfnis fühlen 
werden, einen inneren Zusammenhang heraus- 
zufinden. Und vielleicht ist dieser gar nicht 
so fern zu suchen. Das: quae ante dicta est 
Dennaba — kann uns einen Wink geben. Gab 
es doch in der Tat eine Zeit — die Zeit, aus 
der die Inschrift mit dem Namen der dritten 
gallischen Legion in eg-Sanamén stammt —, in 
der das fragliche Gebiet noch nicht zu Arabia, 
sondern noch zu Syria gehörte Dürfen wir 
am Ende annehmen, dass der Name Danaba 
mit der Legion wanderte? Dann wäre das 
Rätsel mit einem Schlag gelöst. Ob wir es 
dürfen, wagen wir nicht mit Bestimmtheit zu 
entscheiden. Der Zweck dieser Zeilen ist nur, 


auf die verführerische Möglichkeit die Auf- 
merksamkeit zu lenken. 


Besprechungen. 

Knut L. Tallqvist: Assyrian Personal Names. [Acta 
Secietatis Fennicae. Tom. XLIII, No. 1.) XXXII, 328 8. 
4°. M. Leipzig, O. Harrassowitz, 1914. Bespr. 
v. Arthur Ungnad, Jena. 

Das von allen Freunden assyrisch-baby- 
lonischer Namenforschung sehnlichst erwartete 
Gegenstück zu Tallqvists Neubabylonischem 
Namenbuch (1905) liegt nunmehr abgeschlossen 
vor uns. Es ist Reverend C. H. W. Johns 
gewidmet und englisch geschrieben; dieser hatte 
nämlich dem Verfasser sein gesammeltes Ma- 
terial zur freien Benutzung überlassen, da es 
ihm selbst an Zeit mangelte, seine Sammlungen 
druckfertig zu machen und herauszugeben 
Wenn dieses ungeordnete Material dem Ver- 
fasser auch mancherlei Hilfe bei der mühevollen 
Herstellung des Bandes geleistet haben mag, 
so wird man ihm doch die weitaus grösste 
Arbeit selbst zuschreiben müssen; ebenso nimmt 
er die Verantwortung für alle Einzelheiten 
auf sich. 

Was den Titel des Buches anbetrifft, so gibt 
er den Umfang des bearbeiteten Materials nicht 
völlig eindeutigan. Zunächst versteht Tallqvist 
unter Assyrian Names alle solche Namen, die 
in assyrischen Quellen begegnen, gleichviel, ob 
sie babylonisch-assyrischen oderfremdländischen 
Ursprungs sind. Ferner hat er seinen Samm- 
Jungen auch mancherlei nicht assyrische Quellen 
einverleibt, so vor allem die Amarna-Briefe, 
die Kudurru-Inschriften, die Kappadozischen 
Tafeln und dieBehistun-Inschrift. Wenn dadurch 
auch die Einheitlichkeit etwas leidet, so wird 
man doch zugunsten des vermehrten Materials 
gern auf diesen unwesentlichen Punkt verzichten, 
zumal ja alle bisherigen Namenbücher mehr 
oder weniger nur als Vorarbeiten für das 
grosse Namenbuch der Keilschriftliteratur gelten 
können, das hoffentlich in Zukunft durch die 
Unterstützung einer Akademie ermöglicht wird. 

In der Einleitung gibt Tallqvist eine Ueber- 
sicht über die verschiedenen Sprachgebiete, 
denen das gesammelte Material angehört. Zum 
weitaus grössten Teil handelt es sich um ost- 
semitische (akkadische) Namen mit speziell assy- 
rischer Färbung!. Recht zahlreich sind auch 
westsemitische Namen, aus denen die wichtigeren 
lautlichen Entsprechungen auf S. XVIIIf. ab- 
geleitet werden. Weniger zahlreich sind ägyp- 
tische, griechische und arische Namen. Ein- 


t In der Liste der Ideogramme und ihrer phonetischen 
Wiedergabe findet sich S. XVII wieder das unberechtigte 
a RI — Ištar. Es handelt sich nicht um Ri, sondern 
um Nin, Mus (Meissner, SAI 1920 fl.). 


241 


gehender untersucht Tallgvist diearischen Namen 
der Amarna-Zeit, die er einem proto-iranischen 
Dialekte zuweisen möchte. Auch für diese 
Namen sucht er die ursprünglichen Lautbestände 
und ihre keilschriftliche Wiedergabe festzu- 
stellen. 

Nach einer kurzen Besprechung der ela- 
mischen und kassitischen Namen wendet sich 
Tallqvist zu einer Gruppe, die er hettitisch- 
mitannisch nennt and deren Elemente er 
unter eingehender Benutzung von Sundwall 
(Die einheimischen Namen der Lykier usw.) fest- 
zustellen sucht. Nach Tallqvist finden sich 
diese Namenelemente besonders in folgenden 
Quellen: 1. Boghasköj-Tafeln; 2. Kappadozischen 
Texten; 3. Kerkuk-Tafeln; 4. Amarna-Briefen 
(bes. mitannischen Ursprungs); 5. Nippur-Texten 
aus der Kassitenzeit; 6. gelegentlich in assyri- 
schen und babylonischen Quellen. 

Die Bezeichnung hettitisch-mitannisch 
scheint mir aber verfehlt zu sein; denn nach 
dem, was wir jetzt über das Hettitische wissen, 
ist eine nahe Verwandtschaft zwischen der 
Sprache der Hettiter und der des Landes Mi- 
tanni nicht zu erkennen!. Wenn Namen in 
Kleinasien begegnen, die mit Mitanninamen 
grosse Verwandtschaft zeigen, so sind dieses 
eben keine hettitischen Namen. Die in Nippur- 
texten begegnenden Namen sind ebenfalls nicht 
hettitisch?, ebensowenig die in Kerkuktafeln. 
Solche Namen haften nun ausschliesslich® an 
den Gebieten, die die Babylonier als Subartu 
bezeichneten. Da die Bezeichnung „mitannisch“ 
zweifellos ungenau und irreführend ist, möchte 
ich für alle diese Sprachstämme, die sicherlich 
durch lokale Eigentümlichkeiten wieder in Unter- 
gruppen zerfielen, die bei den Alten übliche 
Bezeichnung „subaräisch“ durchführen . Sie 
stehen wohl dem Elamisch-Kassitischen näher 
als dem Hettitischen, zu dem sich ein verwandt- 
schaftliches Verhältnis nicht nachweisen lässt. 
Die Verwandtschaftsverhältnisse der von Tall- 
qvist als hettitisch-mitannisch bezeichneten 
Gruppe wären demgemäss in folgender Weise 
darzustellen: 

I. Hettitisch. [Verwandtschaft mit II noch 
unbewiesen.] 

II. Kaukasische (?) Gruppe: 

1. Subaräisch: 

a) anatolisch-subaräisch (d. h. nicht-het- 
titische Dialekte Kleinasiens) ; 


1 Vgl. auch F. Delitzsch, Sumerisch- Akkadisch- 
Hettitische Vokabularfragmente (Berlin 1914), S. 41. 

? Auch im Wörterverzeichnis (S. 263 A ist „het- 
titisch“ in ungenauer Weise gebraucht; vgl. gala, gil, 
kil u. a. m. 

s Natürlich soweit es sich nicht um Ausgewanderte 
handelt. | 

Vgl. meine Ausführungen in BA VI 5, S. 8 fl. 


Orientalistische Literaturseitung 1915 Nr. 8. 


242 


b) mesopotamisch-subaräisch (bes. mitan- 
nisch und arrapachitisch !); 
c) vannisch-subaräisch (chaldisch); 
2. Elamisch-Kassitisch. 
Nach diesen Vorbemerkungen wenden wir 
uns zum eigentlichen Kern des Buches, der 
„List of Personal Names“ (S. 1—249; Nachträge: 
S. 313—321; 328). Einen grossen Bestandteil 
machen die von C. H. W. Johns edierten 
Sammlungen aus, die leider den Nachteil haben, 
dass sie nicht allen wissenschaftlichen Anfor- 
derungen genügen. Eine Kollation wäre des- 
wegen sehr wünschenswert gewesen. Da ich die 
in JADD? edierten Texte fast durchweg (leider 
in verhältnismässiger Eile) kollationiert habe, 
möchte ich einige Verbesserungen (zugleich mit 
einigen anderen Bemerkungen) hier geben, 
ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu machen. 
Es sei von vornherein bemerkt, dass viele 
Namen, die von Johns ohne jedes Fragezeichen 
egeben werden, oft so fraglich sind, dass man 
Johns’ Lesung als unmöglich bezeichnen muss, 
ohne das sicher Richtige dafür einsetzen zu 
können. Zum Teil hat Tallqvist übrigens meine 
Kollationen? noch benutzen können. Da die 
Verbesserungen oft an Stellen gebracht werden, 
wo sie nicht deutlich hervortreten, bitte ich 
um Entschuldigung, wenn eine meiner Verbes- 
serungen auch bereits von Tallgvist an nicht 
hervortretender Stelle gebucht ist. 
A-a-Sar-ibni (S. 2) ist am Anfang unvoll- 
ständig, lies wohl [An]-a-a- = ild. — Ab- da- ili 
(S. 3) lies Ab-da-. — Ab-di-Bel (S. 3) ist ganz 
unsicher; dgl. “A-b1-li-rim (S. 5). — Abs-ul-lu- 
mu (S. 6) lies Su-ul-lu-mu. — Ab-na-na (S. 6) 
auch VS I 86, 28. — Ab(?)-3i-e-ku(?) (S. 6); šú 
statt ku ist sicher. — Adad-bel (S. 7) lies Adad- 
bélu-usur. — Adad-bi-bi-e (S. 7): sicher Adad- 
gab-bi-ikbs. — Adad-émurinni (S. 7) ist ganz 
unsicher. — Adad-gab-bi (S. 7): wohl 18-tu(?)- 
Adad-gab-bi. — Adad-ismean: (S. 8): sehr un- 
sicher. — Adad-li’ (S. 8) auch JADD 950, 7; 
JADD 840 + 858 ist er als Saknu bezeichnet. 
— Adad-musésir (S. 8) heisst „Adad führt auf 
rechter Bahn“. — Adad-ra-ba-a (S. 10) eher 
pa als ba. — Adad-ri-su[-u-a] (S. 10): tilge 
Klammer. — Adad-Sakni (S. 11) für Im-Sa-j 
erscheint mir sehr zweifelhaft. — Adad-3umu- 
ir: VS I 104, 13. — Adad-3u-rim (S. 11): eher 
-la-rim. — A-du-nu (S. 13): JADD 718, 1 lies 
A-du-nu-[...]. — S. 13b unter Agabtaha: nicht 
IR, sondern *EREB(?) = askapu „Schuster“; 
s. Meissner, OLZ 1911, Sp. 385 ff. — Abhi- 


ı Dialekt der Gegend von Kerkuk; vgl. auch OLZ 
1915, Sp. 171. 
* Johne, Assyrian Deeds and Documents. 
3 Assyrische Rechtsurkunden. Leipzig 1913; abge- 
AR. 


243 


da-rs (S. 15) lies -id-ri. — Ahi-GI-Di... (S. 16) 
vielleicht Ahu-Sallim Di[-Tar]. — Ahi-imme 
(S. 16): 7 Ahi-me-e auch JADD 948, 1. — Ahi- 
(GG (S. 17) auch JADD 899, 1. — Ahi-Nergal 
und Ahi-sam-si (S. 17) vielleicht Ahu-u(1)-kur. 
— Ak-sa (S. 20) lies Nabü-iskun? — J Amät-"“ 
I. ..] (S. 20) auch JADD 712, R. 1. — Apläia 
(S. 24): JADD 147 sicher nicht so; s. AR 324, 
Anm. 2. — A-gar-ia JADD 677, R. 2. — Arad- 
ili (S. 26): an den angeführten Stellen von JA DI 
ist der Name hinter ili abgebrochen; AO 2221 
l. Ardi-A$ur. — Ar-sa-a-a (S. 30) auch JADD 
884, R.2(!). — Ar-si-ie(!)-zi (S. 31) ist JADD 
160 zu lesen. — Asur-eres (S. 39): lies * Belt 
(Gasan)-éres. — Asur-idani (S. 40) heisst „Ašur 
kennt mich“. — Asur-kitti-idi (S. 41): VS I 
103, 13 1. d A-Sur-ki-ti-U-sir! — Asur-lisir (S. 41) 
wohl besser Edu-lisir. — Asur-seb& (S. 46): 
lies d A-Sur-mu-Sab-$i. — Aöur-takläk (S. 46): l. 
[A-na-] ASur-taklak. — Asur-zägip (S. 46) ist 
JADD (840 +)858 Saknu. — A-te-qu (S. 47) ist 
vorn unvollständig. — At-ta-im-ni (S. 47): 1. 
At- ta- -i (?). — A-u-hu-din (S. 48), I. tin; findet 
sich auch VS I 88, 29 (gut / i- in /); JADD 28, 
R. 4 (-hu-ut-ni). — A-zir-ia-u (S. 48) auch 
JADD 893 B.E, wo zu lesen ist: gata !Pap- 
pu-u rab hansa §a(?) 7 A-eir-ia-u. — Bag-da-da 
(S. 50): 1. Hu-da-da (der Name ist vollständig). 
— 74 Ba-ni-tu (S. 52): ergänze -érfes]/? — Bar- 
zu-ru (S. 53) ist S. 17 richtig unter Aki-süru 
gebucht. — Ba-tu-da-... (S. 53): ergänze nu (?). 
— Bél-ba... (S. 55): wohl Bél-ig/isa]. — Belit 
(Gasan)-sa-me-ila-a-a findet sich JADD 938 
IV 6. — Böl-mukin-abünu (S. 60): Original-la-nu 
statt -abu-nu. — Bel-sa-ma... (S. 61) scheint 
kein Eigenname zu sein. — Bél-taqbi-lisir (S. 62): 
lies Bél-ight (= Ka-Ga). — Bir-atar (S. 64): 1. 
Bi-sa-a-tar (vgl. Bi-si-ha-tir). — Bul-lul (S. 65): 
l. wohl Ga(?)-lul. — Bu-lut-usur (S. 65) ist ganz 
unsicher. — Bu-šú-lu (S. 67): l. Bu-la-lu. — 
Da-ka-ni-ilu (S. 68): 1. Sak-kan-nu(?). — Di-a-si 
(S. 70): I. Di-a-u. — Di-sa-a-a (S. 71): eher 
Ku-sa-a-a. — Di-ta-a (S. 71): eher Pa-ta-a. — 
Du-bi-si-¢ (S. 71): eher Ku-na-si-i. — Du-ra-u-a 
(S. 71): I. Du-ia-u-a. — E-du-usur (S. 73) auch 
JADD 114, 5 (geschrieben áš = édu). — Ellu- 
báb- (usw.) ist überall auch für Istar-bab- (usw.) 
zu lesen. An allen von mir kollationierten 
Stellen steht das Zeichen Azag nicht XV. — 
Enlil (= Be)-ila-a-a findet sich JADD 22, R 5. 
[Wohl besser als Tallqvists Bél-tla-a-a.] — [Gab]- 
bu-ilans (S. 78) wohl auch JADD 566, 3, [gegen 
Johns]. — Gam-bul-a-a findet sich JADD 716, 4. 
— (ir Gu-la-tJa-ki-Se-Li-Sir findet sich K 5656, R. 2 
(JADD II p. 376, spec.). — Hal-li-7a (S. 84): 
l. Hal-li-si. — Hal-pa-a (S. 84): zwischen Hal 
und pa fehlt ein Zeichen. -— Ha-nu-ni-i: JADD 
908, 3 (so!). — Har-ru-su (S. 86): eher Hur- 


| 
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8. 


244 


ru-su. — Ha-si-a: JADD 986, R. II 3. — Hu- 
gi-na (S. 90): eher Ri-zi-na. — Ia-bar (S. 90): 
eher Ja-ah/he”“]. — Ia-la-ma-a (S. 91); sicher 
Ja-at-ma-a. — Ia-zi-ni (S. 93) ist zu streichen 
(s. AR.). — Ibassi-ilu (S. 90): auch JADD 904 
1V 5 steht Nr Got An”. —- Il’ -bullut-ilu (S. 95), 
geschrieben Zu-Ti-An, könnte ebenso gut Li’- 
ti-ili gelesen werden. — IIti- UR (S. 96): l. 
wohl Il-t-basti. — Ilu-abi-ia (S. 96): 1. Ili- 
abu-dannin. — Ilu-ba-na-a (S. 96): wohl auch 
JADD 775, 10. — Ilu-iddina (S. 97): JADD 
573, R. 2 eher Asur’""-zeru-usur(?). — llu-ip- 
[qid] (S. 97) ist sehr fraglich, eher % Ura3-!. . . J. 
— Ilu-ltb-si: JADD 742, R. 3. — Ilu-t-kal-la- 
an-nt (S. 99): das Verb ist nicht Praet. — In- 
ba-a (S. 101) ist vollständig. — Irisum (S. 102): 
l. Erresum. — In 1-Sar-ha-ri-im (S. 103, Ham- 
murapizeit) den Gott Horus zu sehen, ist doch 


sehr bedenklich. — Isdi-di-ri (S. 104) ist ganz 


erhalten. — Istar-büb-täbu (S. 105) ist S. 73 
richtig Ellu-bab-hi-[in-ni] gelesen. — Istar-näsir 
(S. 107) zu streichen; Orig. Ki-gir-Asur bur ë ha- 
za-nu! — Istarütsu (S. 107) ist zu streichen; 
Orig. |... .]-Istar pir-su; letzteres gehört nicht 
zum Namen. — Iz-zak-rak-ra-ma (S. 109): vgl. 
AR 423, 10; *Zag-Sal ist Name eines Musik- 
instruments (s. SAI 4670). — Kab-ri-ilu (S. 109): 
VS I 88, 27. — Kapdu (S. 112): I. Bel-ibni. 
— Kas-su-nd'id (S. 113): s. AR 221, Anm. 2. 
— Ki-din-"" Hal-di(?)-a: VS I 104, 4. — Kin- 
abüa (S. 115): JADD 733, 3 bietet: /[I-iJt sin- 
nistu ina pan 1Bêl-abu-ú-a! — Ki-sir-Sarru 
(S. 116) ist zu streichen; Orig. rab ki-sir Sarri 
(Titel). — Ku-sur-[...] auch JADD 773, 2. — 
f La-hal... (S. 120) ist zu streichen; Orig. [ina 
ur- xi S- i i-na ma-tfi-ma]! Li- nu-u (S. 121): 
Si- nu · u. — Lü-balät (S. 122) auch JADD 
896, 2. — Ma (?) -- a- ba- ſu- a / „Moabiter“ scheint 
JADD 770, 1 zu bieten. — Mal-ku-u-tu (S. 123) 
ist vorn unvollständig. — Mannu-kima- usw. 
(S. 126): in assyr. Namen ist Kim sicher ki 
(nicht kima) zu lesen; JADD 532, 3 (S. 126a) 
l. Man-nu-lu-Su[lmu]. — Mardi (S. 128): auch 
JADD 545, 6 bietet 1 Mar-di-[. /. — Mår- Enlil- 
samsum-Same (S. 134): l. ú-su-um- (= sum. UL, 
Wurzel ). — Ma-ri-i-di: JADD 775, 10. — 
Me-na-hi-mu (S. 138) auch JADD 822, 8. — 
Mi-nu-a[h-ti-ana-ili]: auchJADD783,6(S.138a). 
— Mu-ni-pi... (S. 139) ergänze zu Mu- ni- pi- 
[iš-ili]. — Mu-Sa-su-u (S. 141): l. Mu-ra-su-ü. 
— Nabü-ba...(S. 145): l. Naba-l? = (ZU). — 
Nabü-käsir (S. 151) heisst „Nabû festigt“. — 
Nabü-kinis-ballitanni (S. 152): I. Nabü-kenu-ballıt 
[im Original folgt sogleich a-di]. — Nabü-3ezib 
(S. 159) auch JADD 846, 3; ferner JADD 
840 +858 I 7 mit Titel rab musakili(?) ummi 
Sarri. — Nabü-sum-usösi (S. 161) ist VS 


245 


I 87, 9 sicher Nabü-mu-ü-Se-si zu lesen (man 
vgl. ‘die Varianten). — Nabü-usanni (S. 163) 
heisst „Nabû hat verdoppelt“ (mw, nicht ws). 
— Nadin. zum (S. 165): 1. S pm. mu-. . .]. — VS 
I 98, 1 (S. 167 a) ist wohl / Na- ma- a-dſan-nu/t 
zu lesen. — Nergal-gar-du (S. 171): eher Nergal- 
durt. — Nergal-sum . . . (S. 172), der Name eines 
Königssohnes, ist Nergal- zeru-ibni zu lesen; vgl. 
JADD 463, Edge 1, wo sein mutér-téme genannt 
wird. JADD 240, R.6 bietet Nergal-zeru(!)- ſibni /. 
— ! Nikkal-da-ri (S. 173): eher -ki-ummiia. — Ni- 
nib-ahé-eriba (S. 174): eher Nabü-. — Ninib-eriba 
(S. 174): 1. Ninib-li’ (= ZU). — Nu-ur (S. 177) 
ist wohl ideogr. Schreibung für Lä-bäst. 
* Nu-uS-hu-sa-an-nı (S. 178): JADD 421, 1 bietet 
klar 4 Nu-u3-hu-sa-lih-an-ni.— Pap- -pa- da (S. 179): 
L Ahu-pa-da. — iv Papsukkal- -aplu-ugur ar 
sich JADD 713, 5. — Pu-su-lu (S. 182): 
Bu-la-lu. — Qa(!)-ri- ta-a-a findet sich J 45 
904 II 1. — Qur-di-Asur (S. 185) als gaknu mar 
Zort auch JADD 840 + 858 I 4. — Rimanni 
(S. 187): JADD 111 l. 4289, -ni-t. — Ri- 
manni-Marduk und -Samas (S. 187) sind beide 
unsicher. — Ri-mu-ti (S. 188) auch JADD 
742, 15. — /Ri-mu-tu (S. 188): 1. Ri-bu-tu „die 
Vierte“. — Rimüt-Istar (S. 188): 1. Rim-ana- 
Istäar. — Sam-si-i (S. 191): J. wohl (ei — 
Sam-si-a (S. 191): 1. U-si-a (richtig S. 244). — 
Sin-bel-Ssumäti (S. 188) hat JADD 840 + 858, 11 
den Titel ša bit mår Aart, — Sin-karäbi-isme 
(S. 199): karábi ist nicht doppeltes Gaz, sondern 
Sigisse! — Sin-mät-ibni (S. 200): 1. Sin-Sarru- 
ibni. — Si-da-du (S. 205): I. Ja-da-du. — / Şu- 
mu-i-tú (S. 206): 1. Sul nta wu. i tu (Di statt Su). 
Samas-édu-lisir findet sich d 264, 10. 
— Samas-ser-iddina (S. 213): -šumu-. 
Samé-tabani (S. 214) ist fem. — ! 85 -u-ni findet 
sich JADD 994, 5. — sep&-Istar (S. 220): JADD 
852 II 15 bietet noch - Lu- bat = -asbat. — Tarasi 
(S. 230) 1: lies HABL 633, 20. — Taäb-i-li wohl 
JADD 908, 5. — Táb- şil- Istar (S. 236) auch |” 
JADD 893, 1. — Tüb-Sär-Nabi (S. 237) mukil 


apäte auch JADD 840 + 858 I 6. — U-ta-na- 
iš-tim (S. 245) als Variante zu Ut-napistim aus 
dem Meissnerschen Fragment fehlt. — Za-kur 
(S. 246): JADD 659, 4. 

Zur Umschrift der Namen sei noch eine Be- 
merkung gestattet. Tallqvist umschreibt die 
Namenbestandteile meist in der Form des stat. 
constr., z. B. Nabi-sum-ibni, Nabü-3äpik-zer 
u. a. m. Die Fälle, wo phonetische Schreibungen 
vorliegen, sind ganz vereinzelt. Sie scheinen 
aber doch zu beweisen, dass der Assyrer die 
grammatische Form auch in der Bildung der 
Namen berücksichtigt hat, weshalb ich in AR 
Namen wie die oben genannten als Nabü-Sumu !- 


1 Im Assyr. ist -u auch Akkusativ. Gramm. § 20a. 


Orientalistische 0 _Orientalistische Literaturseitung 1915 Nr. 8. 


246 


ibni, Nabü-Säpik-zeri umschrieb. Vgl. die pho- 
netische Schreibung des Königsnamens Ašur- 
a-hu-i-d/i-na] (S. 33). Unsicher ist es auch oft, 
ob man einem Ideogr. die Suffixendung i „mein“ 

bei der Umschrift geben soll. Ses und Ad aber 
immer mit ahi und abi zu umschreiben, wird 
nicht angehen, namentlich wenn altbabyl. Formen 
zeigen, dass ein Suffix unberechtigt ist. So 
muss man z. B Ad in Ad-ul-idi wegen altbab. 
A-ba-am- im Ass, mit Abu- nicht Abi- um- 
schreiben, Ses in Ses-täbu wegen altbab. A-hu- 
um- mit Ahu- nicht Ahi. In vielen Fällen ist 
die Entscheidung natürlich schwer. 


Der 2. Teil (S. 250—312) bietet eine List 
of Elements contained in the Personal Names, 
und zwar zuerst Götternamen. Ob man An- 
Gal als Aja (S. 251) zu fassen hat, bezweifle 
ich stark; wenigstens nicht in assyr. Namen, 
da Aia in Assyrien gar keine Rolle spielt. Man 
lese wohl einfach ilu-rabü. — Ob man Bélit 
(S. 253) und Nin-lil nicht ebenso zu trennen 
hat wie Bêl und En- lil? — Bunene (S. 253) ist 
nicht the waggon-ladder of the sun-god, 
sondern the charioteer; ersteres wäre „die 
Wagenleiter“. — S. 255 (unter Gula): in MIN. 


DIN. BAD. GA lies UG statt BAD. — S. 260 
zu Sibitti: vgl. ™Si-bi VS VII 133, 4. — S. 261 
zu Tesup: statt Su-ki lies Su, Abkürzung für 
Subartu. 

Nach einer kurzen Liste der Länder- und 
Stadtnamen folgt eine sehr sorgfältige Liste 
anderer Elemente, die auch die nicht-semitischen 
Elemente bucht und für Forschungen auf diesen 
Gebieten reiches Material enthält. Einige Be- 
merkungen dazu: adkallu (S. 264), l. apkallu. 
— ^W, (S. 264) wohl besser N. — aru 
(S. 265) „Licht“ liegt in Ur-Belit- usw. nicht 
vor; der Name ist sumerisch; l. Ur- Nintinugga. 
— annu (S. 269) ist nicht „grace“, sondern 

„assent“. — êrišu (S. 272): erresu ist nicht 
„Gärtner“, sondern „Bauer“ oder „Feldpächter“. 
— düru (S. 279) bisweilen ideogr. Bad (= Be) 
statt Bad; vgl. Bél-diri JADD 324, R. 3; 
A3ur-düru-usur (S. 39). — Pr (S. 279) ist „to 
be good“. — hunnatu (S. 285) ist „vine“, nicht 
„wine“. — 32) (S. 286): E-bi-ib- gehört zu ebébu 
rein werden. — M3 (S. 289): kitu „Ende“ gehört 
zu NDP. — nišu (S. 298): ein Sing. existiert 
nicht. — Mo (S. 299): J. IV 1 statt I 2. — 
silmu (S. 299): silim ist Imptv. — salmu (S. 303) 
warum „brown“? — tukultu (S. 311) ist „con- 

fidence“. 

Den Beschluss macht (ausser Additions und 
Corrections) eine Liste der Namen, die in west- 
sem. oder griechischer Schrift zitiert sind. 

Wir haben oben nur einen Teil der Ver- 
besserungen gebracht, die auf Grund einer 


247 


Kollation der Originale möglich sind. Ihre 
Menge ist nicht auf das Konto des Verfassers 
dieses wertvollen Namenbuches zu setzen, von 
dem man eine Kollation des gesamten Materials 
schwerlich verlangen darf, sondern auf Konto 
der Ausgaben. Daraus ergibt sich auch, welche 
Vorarbeiten noch geleistet werden müssen, ehe 
man ein grosses, die Gesamtliteratur umfassendes 
Namenbuch in Angriff nehmen kann. Tallgvist 
hat bei alledem ein grosses Verdienst daran, 
uns auf diesem Wege ein erhebliches Stück 
vorwärts gebracht zu haben. 


Friedr. Preisigke und Wilb. Spiegelberg: Die Prinz- 
Joachim-Ostraka. Griechische und demotische Bei- 
setzungsurkunden für Ibis- und Falkenmumien aus Ombos 
(Schriften der wissenschaftl. Gesellsch. in Strassburg, 
Heft 19). VIII, 69 S. m. 4 Lichtdrucktaf. u. 6 Text- 
bildern. M. 6.40. Strassburg, Trübner, 1914. Bespr. 
v. W. Max Müller, Philadelphia. 

Man sieht, welch ein Glück es für die Wis- 
senschaft ist, wenn ein Denkmälerfund vor Zer- 
streuung bewahrt wird. Indem Prinz Joachim 
einen ganzen Haufen beschriebener Scherben 
erwarb und nach Strassburg schenkte, ist es 
möglich geworden, durch erschöpfende Behand- 
lung dieser unscheinbaren und zuerst wenig 
anziehenden Stücke einen wichtigen Beitrag zu 
gewinnen für den Tierdienst der Aegypter, die 
Kultvereine der Spätzeit, die Verwaltung und 
Geschichte Aegyptens unter Ptolemäus XIII. 
Der Hauptteil der Arbeit ist Preisigke zuzu- 
schreiben, dessen Belesenheit in den griechischen 
Papyren ich weniger gerecht werden kann, aber 
auch Spiegelbergs Anteil in der Entzifferung 
der sehr nachlässig geschriebenen demotischen 
Stücke verdient Anerkennung!. 


Der Diwan des Kais ibn al Hatim. Hrsg., übers., 
erklärt u. mit einer Einleitg. versehen v. Thaddäus Ko- 
walski. Mit Unterstützg. der Kais. Akad. der Wiss. in 
Krakau. XXXVI, 97 u. fv S. M.8—. Leipzig, O. Harras- 


sowitz, 1914. Bespr. v. H. Reckendorf, Freiburg i. Br. 


Dieser Mediner Dichter ist einer der wenigen 
heidnisch-arabischen Dichter, deren engerer 
Lebenskreis für uns bis ins einzelne leidlich 


1 Das Wort webt heisst nicht: Reinigungs- d. h. 
Balsamierungsstätte, sondern: reiner Platz, Begräbnisort, 


lehrt. Der 


Zweck dieser Urkunden ist ja, zum Schutz gegen Plün- 
derung und Beschädigung des Massengrabes einen Beleg 
für die Oeffnung und das Aufräumen (Nr. 26, 7 usw.) zu 
liefern; auch die „Gedächtnisurkunden“ wollen offenbar 
den Besuch kontrollieren. — Wichtig ist die Vermutung 
über den Namen p-mr-’h(c) = Peleias (16). In 26, 2.3, 
ist der Schlussvokal von time „Dorf“ ausgeschrieben. 
Preisigke übersieht, S. 24, dass die heiligen Tiere direkt 
„Götter“ genannt werden (Nr. 25), die von ihm gefor- 
derte Unterscheidung zwischen „heilig“ und „göttlich“ 
war also mindestens für das Volk zu fein. 


wie das gelegentliche Determinativ 


Orientalistische Literaturseitung 1915 Nr. 8. 


248 


durchsichtig ist, da wir zahlreiche seiner Zeit- 
genossen durch dieMohammedbiographenkennen. 
Ein grosser Teil seiner Verse war bereits bekannt 
und benutzt, aber z. B. aus den 25 Versen 
des 13. Gedichts scheint sich bisher kein Zitat 
gefunden zu haben. Es ergeben sich nicht ge- 
rade viele Einzelheiten über seine Persönlich- 
keit, wohl aber fallen manche Streiflichter auf 
Menschen und Zustände. Dem vormohamme- 
danischen Antialkoholiker Kurz begegnet hierbei 
das Missgeschick, ganz im Ernst wegen seines 
trefflichen Weinvorrats gepriesen zu werden. 
Einflüsse des Islam waren nicht zu erwarten, 
da der Dichter die Hedschra oder die ihr un- 
mittelbar vorhergehenden Ereignisse nicht mehr 
erlebt hat. Die Schlacht von Buet bildet den 
Höhepunkt seines Lebens. Er schildert sie im 
vierten Gedichte wie ein Teilnehmer, denn der 
entgegenstehende Vs. 38 kann auch so verstanden 
werden, dass der Dichter an einem anderen 
Schlachttage gefehlt hatte, aber gerade in der 
Entscheidungsschlacht mitfocht, und die An- 
gabe des Scholions kann auf Missverständnis 
des Verses beruhen. (Natürlich ist es durchaus 
richtig vom Herausgeber geurteilt, wenn er ein 
blosses „wir“ der Gedichte nicht zu einem 
Schluss auf Teilnahme des Dichters an einem 
Kampfe verwertet). Der Gedanke, die Mekkaner 
zum Eingreifen in die Verhältnisse Medinas zu 
veranlassen, findet sich XIV 5 ausgesprochen; 
diesmal waren die Ausiten die Rufenden, etwa 
zwei Jahrzehnte später sollten es, in ganz an- 
derem Geiste, die Hazragiten sein. Die Drohung 
mit dem südarabischen König (ebenda 15) ist 
nicht ganz so phantastisch wie sie scheint, da 
sich früher südarabische Heerführer in der Tat 
in jenen Gegenden zu schaffen gemacht hatten. 
— Für die überlieferten typischen Gedanken, 
z. B. auch in der Schmährede, hat der Dichter 
manchmal aparten Ausdruck. 

Gestützt auf genaue Kenntnis der orien- 
talischen Hilfsmittel und ausgestattet mit kri- 
tischem Sinn sowohl in philologischen als in 
historischen Fragen bat der Herausgeber seine 
Arbeit durchgeführt. Das Scholion ist, wie das 
so Sitte ist, mit all seinem Ballast abgedruckt; 
wer es noch nicht weiss, lernt hier, was Xe, 
bedeutet, und wie der Plural davon lautet usw. 

Zu Text und Uebersetzung habe ich fol- - 
gende Bemerkungen zu machen: I 17. Lies 


. — II 1. ww 
dieses durch den Reim geschützt, „wieso bist 
du herumgeschwärmt?“ — 2. ist wirk- 
licher Apok., „was immer du im Wachen ver- 


sagen magst, du überbringst es im Schlafe“. 
— 3. „der aber (nachher) betrogen ist“. — 4. 


ist aber durch , und 


249 


„an Schönheit“. — 11. Lies 0,5 (= „LS]). 
— III 7. sa wie öfters „zum Schutze des.“ 
— IV 8. Mit ap ist nicht durchzukommen. 
Es ist nach den anderen Zeugen ‚de „trotz“ 
zu lesen. — 29. „25 wird „das Innere des Hauses“ 


sein; gewöhnlich steht allerdings A dabei. 


— 36. Doch wohl mit der Var. „gie. — V 2. 
ist Hal, „so dass wir sie befragen 
önnten“. — 5. „Blutarmut“. — 6. (list 
über den Zeitsatz hinweg Attribut zu XU, das 


auch Subj. von (gals ist. Damit entfällt die S 


im Komm. angedeutete Vermutung. — 13. „Die 
der Taucher krampfhaft gepackt hatte“. — 14. 
beim Passiv ist unmöglich; es hängt von 
Le ab: „und der jemen. Decke, die ausgebreitet 
ist“. — 16. . hängt nicht von ap ab; „an 
benachbartem Wohnsitze, da, wo man mitein- 


ander verkehren kann (als), — 23. St. „ihre 


Stirnen“ I. „ihre Scharen“. — 24. Die beiden 
letzten Worte des arab. Textes gehören wohl nicht 
mehr der direkten Rede an. Ferner st. „euer 
fernes Ziel“ l. „euer Vorstürmen“ (Alk. 10, 4. 


Hud. 157, 6). — VI 9. sad} Ys! ut hängt 
wohl von kis ab, eine nicht gerade unge- 


wöhnliche Wortstellung. — 10. St. „in einer 
sie beschirmenden Weise“ l. „indem ich gute 
Miene zum bösen Spiel machte“. — VIII 6. 


„beides tun wir“ JS steht in dieser Verbindung 


öfters für AS. — IX 2 (Nachtrag S. 92). Die 
Kasuskongruenz schwankt in solchen Fällen, 
man hat daher nicht nötig, ursprünglichen Ikwä’ 
anzunehmen. — 5. r=; passt seiner Be- 


deutung nach nicht zu tel; auch müsste 
mindestens S oder aber BR gelesen 


werden (zur Orthographie vgl. 10, 121. 132. 
14, 183. 17, 98), da dieses Wort nicht an der 


Spitze stünde. Indes gehört på; As wohl zum 


Vorangehenden, undzwarhalteiches, gestütztauf 
andere Fälle, trotz des dazwischenstehenden 
S für möglich, dass e davon abhängt, 


„wir brachten es an jenem Tage bei B. und K. 
zu ihrem (der Feinde) Ingrimm dahin, dass die 
dortigen Hyänen satt waren“. — X 1 „damit 
du das Band, (das dich) mit ihr (verbindet), 
durch ein neues ersetzest“. Aehnlicher Ge- 
dankengang auch sonst. — 4. Var. (S. 542), 
„an dem Abend, an dem sie erschien“ (Hud. 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8. 


250 


213, 1. Kutāmī 20, 7. Wiener Ztschr. XVIII 9 
Nr. 2, 4 und sonst; fehlt bei Freytag). Der 
Vers passt aber in dieser Fassung nicht in 
den Zusammenhang, denn die beiden Worte 
bilden, wie das folgende S beweist, den Schluss 


eines vorhergehenden Satzes. — 11. Vermutungs- 
weise sei vorgeschlagen: „die Tribute (als, 


dieser Plural von L allerdings nicht zu be- 


legen) sind erstattet worden, teils feine Leute 
(wir), teils Schmiede“ (å wie Imr Muʻall. 


36. Ae? IX 11, 19). — XII 4 „Hu ist mit 
25 koordiniert und bedeutet „mein Ver- 
trauter“ (JSad VI 269, 12. 277,5). — XIII 8 


o lgie = Doe. — XIV 3 2 
(Druckf.). — 6. Für pò lese ich co, die alte 
Nebenform von po: „für das Blut der K.“ 
(deren Geiseln sie getötet hatten). — 7. 8. „wir 
schrieen die (= unsre) Palmen und Türme an; 
als sie uns aber auf unser Anschreien nicht 
Lebewohl sagten, beschlossen wir (zuerst) zu 
bleiben, zogen dann (aber doch) fort“. Er 
schildert, wie schwer ihnen die Auswanderung 
aus der Heimat geworden ist. — 14 Lisa „wir 
gaben (der Plünderung) preis“, so von Personen 


auch Hut. 55, 2. JHis. 627,17. — 15. U 
(Apok.), „so ehrt er uns“. — 20 „jeden Falken“ 
= Helden. — XIX 3. Der ursprüngliche Text 
(K) scheint mir doch der richtige. Wie in Vs. 1 
(und auch 2) wird die Unberechenbarkeit des 
Freundes getadelt. — XXI 10. or? steht im 


Sinne von cor „ausschlagend“, falls nicht 


geradezu letzteres zu lesen ist. — XXII 1. 
‚schuf heisst hier „(die Treue) brechen“. — 


XXV 1 „in der längsten Nacht“. — App. 


XII 3 „statt irgendeiner Decke“. — 5. AHA) 


„auf die Wange“. — App. XIV 7 Var. Vs. 2 
„das Recht ist auf seiner Seite; lasst also ab“. 


Mansour Fahmy: La condition de la femme dans 
la tradition et l’évolution de l’Islamisme. V, 
166 u. 2 S. 8° Fr. 4,50. Paris, F. Alcan, 1913. Bespr. 
v. K. V. Zetterstsen, Uppsala. 


Der Verfasser, der sich auf dem Titelblatt 
Diplômé d’Etudes supérieures de la Faculté des 
Lettres, Licencié és Sciences, Docteur de ]’Uni- 
versité de Paris nennt, ist ein geborener Mu- 
hammedaner und hat längere Zeit in Paris 
studiert. Unter seinen Lehrern erwähnt er in 
erster Linie Professor Lévy-Bruhl, der ihn in 
die Methode der modernen europäischen Wissen- 
schaft eingeführt hat; ausserdem hat er sich 


261 


auch in Leiden aufgehalten und verdankt Pro- 
fessor Snouck-Hurgronje mehrere nützliche 
Winke. In der Einleitung handelt er von der 
Stellung der Frau in Arabien vor dem Islam; 
daran schliessen sich folgende Abschnitte an: 
I. Mahomet et la femme. II. Voile et réclusion. 
III. Du concubinage et de l’esclavage et de leurs 
rapports avec la réclusion, IV. La femme dans 
les principes du droit. V. Conclusion. Der 
Verfasser ist ein begeisterter Anhänger des um 
die muhammedanische Frauenbewegung so viel 
verdienten Aegypters Qasim Amin [siehe über 
diesen Hartmann, Die Frau im Islam: Der 
Orient, H. 7, S. 23], und obgleich er in der 
Entwicklungsgeschichte der muhammedanischen 
Frau nur eine zunehmende Verschlimmerung 
ihres Loses findet, hofft er auf bessere Zeiten. 
Am besten wird sein Standpunkt durch seine 
eigenen Worte (S. 166) charakterisiert: „L’&man- 
cipation de la femme suivra nécessairement 
les mémes regles que les institutions et, loin 
d'imiter un type quelconque de Ja femme eu- 
ropéenne, la femme musulmane s’&mancipera, se 
developpera, acquerra sa dignité et enfin pos- 
sedera ses droits selon l'histoire et le génie de 
sa race.“ 

Dass ein muhammedanischer Gelehrter es 
unternimmt, von kritisch-historischem Gesichts- 
punkt aus eines der interessantesten sozialen 
Probleme im Islam zu untersuchen, ist mit 
Freuden zu begrüssen, und die vorliegende 
Arbeit enthält eine lesenswerte Zusammenstellung 
der wichtigsten Tatsachen, die sich auf die 
Stellung der Frau in der muhammedanischen 
Welt beziehen. An orthographischen Inkonse- 
quenzen, Druckfehlern und derartigen Versehen 
ist das Buch freilich ziemlich reich; z. B. S. 76, 
12 v. u. „Hamasah“, S. 77, 2 und Fussn. 3 
„Hamassah“, Fussn. 1 und 2 „Hamassa“; S. 5, 
Fussn. „Gesellschaft der Wissenchaften“; S. 126, 
Fussn. 2 „Gesellschaft der Wissenschaft en“; 
S. 127, Fussn. 1 „Gesellschäft der Wissen- 
schäft en“; S. 69, 5 „Dans la religion de Coppin“, 
lies „la Relation“; Z. 13 „On trouve dans la 
Religion de Hellfrich“, lies „la Relation“; Z. 18 
„même“, lies „de même“; S. 75, 14 v. u. im 
Zitate aus Dozy „Ibn-Batoutah (Voyages, trad. 
de M. de Gayangos)“, statt „trad.“ lies „man“. 
Noch schlimmer ist es, dass auch die arabischen 
Zitate nicht immer korrekt wiedergegeben werden; 


vgl. S. 16, 7 v. u. eU, lies LL]; Z. 2 v. u. 
, lies A (S. 70, 3 v. u. und S. 103, 5 


v. u. ebenso); letzte Zeile , lies U peer 


S. 75, 11 v. u. ad , lies rgb 
ve ein; S. 79, Fussn. 1 % 0, lies Sa U; 


S. 103, Fussn. 1 , lies JB; p09, lies 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8. 


|werfung der 


202 


ho; e, lies ; Soy, lies 
o usw. 


Schaich Salih Aschscharif Attunisi: Hagigat aldschihad, 
Die Wahrbeit über den Glaubenskrieg. Aus 
dem Arab. übers. v. Karl E. Schabinger, m. e. Geleit- 
wort v. Martin Hartmann u. e. Bild des Schaichs hrsg. 
v. der Deutschen Gesellschaft für Islamkunde. 18 S. 
u. 1 Tafel. M.1—. Berlin, D. Reimer, 1915. Bespr. 
v. R. Hartmann, Kiel. 

Die Leiter der islamischen Welt, sofern sie 
in der Tiirkei ihre politische Organisation findet, 
haben den gegen Russland, England und 
Frankreich geführten Krieg ausdrücklich als 
heiligen Krieg dschihäd bezeichnet. Daraus hat 
man jenseits unserer Grenzen in der beliebten, 
kindlich ahnungslosen Manier, die sich Beweise 
ersparen zu können glaubt, den Schluss gezogen, 
dass nicht etwa bloss die Kriegserklärung der 
Türkei, sondern auch die Bestimmung desKrieges 
als dschihäd eine deutsche Machenschaft sei. 
Man hat darum — gegen Deutschland! — einen 
doppelten Vorwurf erhoben; einmal den, dass 
die Bezeichnung eines bestimmten Krieges gegen 
bestimmte Andersgläubige als dschihäd in be- 
sonderem Sinn nach muslimischem Recht ein 
Unding sei; und dann, Deutschland habe die 
Islamwelt damit zu einer Aeusserung des 
Glaubenshasses in Rauben, Morden und Schänden 
aufgehetzt. Der — ganz charakteristisch — 
gegen Deutschland vorgebrachte Vorwurf trifft 
die Welt des Islam an ihrer Ehre. Es ist 
darum keine Frage, dass Muslime in erster 
Linie zur Antwort berufen sind. So ist es 
sehr dankenswert, dass ein gelehrter Muslim, 
der Schaich Sälih asch-Scharif at-Tünisi aus 
dem Haus des Propheten, der in seiner Heimat 
Tunis die Segnungen, die die französische Herr- 
schaft dem „Neuen Frankreich“ gebracht, aus 
eigener Anschauung kennt, anlässlich einer Mis- 
sion, die ihn nach Berlin führte, die Auffassung 
des überzeugten gebildeten Muslim von heute 
über den dschihäd in kurzer fasslicher Form 
dem deutschen Publikum vorträgt. 

Was den ersten Vorwurf betrifft, so kann 
man ruhig zugeben, dass die überkommene 
Theorie des Rechtes der Gemeinschaft der Mus- 
lime den Kampf dschihäd zum Zweck der Unter- 
ngläubigen unterschiedslos zur 
Pflicht macht. Es ist aber wohl zu beachten, 
dass diese Theorie sich nicht auf den Kor’än 
berufen kann. Hier genügt uns ein Hinweis 
auf S. 338 des „Handbuch des islamischen Ge- 
setzes“ von dem Holländer Th. W. Juynboll, 
der gewiss nicht deutscher Intriguen verdächtig 
ist: „Muhammed selber Wi noch nicht gelehrt, 
dass es eine religiöse Pflicht für die Muslime 
sei, die Heiden ihres Unglaubens wegen zu 
bekämpfen.“ Schaich Sälih beruft sich mit 


253 


Geschick und mit Recht auf Kor’än-Stellen, um 
zu beweisen, dass der Prophet keineswegs gute 
Beziehungen zu Andersgläubigen unbedingt ver- 
bietet, sondern nur zu feindseligen Andersgläu- 
bigen. Wird die Welt des Islams nun aber 
angegriffen oder bedrückt, dann tritt der dschihäd 
nach der alten Rechtstheorie aus der Sphäre 
der Gemeinschaftspflicht in die der Individual- 
pflicht (vgl. S. 9). Als individuelle Pflicht aber 
wird der dschihäd in dem Fetwä des Schaich 
al-Islam erklärt. Naturgemäss richtet sich dieser 
dschihäd nun ausschliesslich gegen die Bedrücker. 
Die ausdrückliche Bezeichnung des jetzigen 
Krieges als dschihäd im Sinn der Individual- 
pflicht mag eine neue Wendung des Begriffes 
dschihäd bedeuten. Ich glaube aber nicht, dass 
jemand behaupten kann, diese Anschauung vom 
dschihäd sei im Widerspruch mit den Grund- 
lagen des muslimischen Rechts. Jedenfalls 
dürfte man die Entscheidung der Frage, ob 
diese bid a — wenn es eine sein sollte — mit 
dem muslimischen Recht in Einklang zu bringen 
sei, füglich den Muslimen selbst überlassen. Der 
Islam ist eben nicht so entwicklungsunfähig, 
wie man es gern vorstellt. Dass durch gewisse 
Prinzipien die Möglichkeit einer Entwicklung 
garantiert ist, sollte hinreichend bekannt sein 
und kann hier jedenfalls nicht ausgeführt werden. 

Hinsichtlich des zweiten Vorwurfs können 
wir wieder ruhig mit dem Zugeständnis beginnen, 
dass der dschihäd in der Geschichte gelegentlich 
wohl wirklich zu einer Art „Raubmord auf 
dem Pfade Allähs“ wurde, wie er bisweilen von 
anderer Seite charakterisiert wird. Aber der 
„Raubmord auf dem Pfade Allähs* ist in 
Wahrheit mit dem Islam ebenso unvereinbar, 
wie das Morden, Sengen und Schänden christ- 
licher Glaubenshelden, die unter der Losung 
„Gott will es!“ in den Kreuzzug gegen Mus- 
lime, Preussen oder Albigenser zogen, mit dem 
Christentum. Will man jene Ausschreitungen 
dem Islam als Religion zur Last legen, so muss 
man konsequenterweise der Religion der Liebe 
genau den gleichen Vorwurf machen. Es hiesse 
Eulen nach Athen tragen, wollte man noch be- 
weisen, dass die Bestimmungen des islamischen 
Gesetzes über die Art der Kriegführung am 
Massstab ihrer Zeit gemessen recht human sind. 
Es fällt daher dem gelehrten Muslim sehr leicht, 
diesen Vorwurf zu entkräften. 

Die systematischen Ausführungen des Ver- 
fassers sind, ganz abgesehen, von dem aktuellen 
Thema, sehr geeignet, zu einer besseren Kenntnis 
des Islam, als sie noch immer z. B. in der 
Presse vorherrscht, beizutragen. Die kleine 
Schrift gibt eine recht anschauliche Probe von 
der Art der Argumentierung muslimischer Ge- 
lehrter. Leider nur zu vielen wird mancher 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8. 


254 


Satz um seiner sittlichen Höhe willen eine 
Ueberraschung sein, so gleich der Anfang, wo 
von dem „grossen“ dschihäd, d. h. der Selbst- 
überwindung die Rede ist. Diese Vorstellung 
ist nicht etwa eine moderne gekünstelte Be- 
schönigung, sondern seit alters in frommen 
Kreisen heimisch (vgl. z. B. Türkische Biblio- 
thek, XVIII13, wo das mit dschihäd grammatisch 
gleichbedeutende mudschähada so gebraucht ist). 

Die Uebersetzung ist recht gut lesbar, was 
bei dem Stoff kein geringes Lob ist, wenn es 
auch z. T. auf Rechnung des Verfassers kommt, 
und scheint, soweit sich das ohne den Text be- 
urteilen lässt, sehr wortgetreu zu sein. Manchmal 
geht die Wörtlichkeit vielleicht fast etwas auf 
Kosten des genauen Sinnes. So scheint S. 6 
Z. 24 das „Rechte wider uns“ auf ein arabisches 
hakkun (oder hukükun) alaind zurückzugehen, 
das ich dann lieber mit „uns obliegende 
Pflichten“ (oder doch „Rechtsansprüche an uns“) 
übersetzen würde. Wenn das „Nutzen“ auf 
S. 7 Z. 10 und 12 arabisches fa’ida wiedergibt, 
stünde statt seiner richtiger „Sinn“. Aber das 
sind Kleinigkeiten, über die teilweise mehr der 
Geschmack zu entscheiden hat. 

Wir können dem Uebersetzer und dem Ver- 
fasser des Geleitwortes ebenso wie dem Autor 
nur für die kleine Gabe dankbar sein. Und 
die Deutsche Gesellschaft für Islamkunde hat 
mit der Herausgabe ihren Zielen entschieden einen 
Dienst geleistet. Möge die Schrift, deren Erlös 
für den Roten Halbmond bestimmt ist, recht 
viele Leser finden. 


Zeitschriftenschau. 
® Besprechung; der Besprechber steht in (). 
American Journ. of Semit. Lang. and Lit. 1915: 
April. A. T. Olmstead, The Earliest Book of Kings. — 
— G. S. Duncan, The Sumerian Inscriptions of Sin- 
Gâšid, King of Erech. — *St. Langdon, Historical and 
Religious texts from the Temple Library of Nippur (D. 
D. Luckenbill). — *A. Poebel, Historical and Gramma- 
Deal Texts; *A. Poebel, Historical Texts; *A. Poebel, 
Grammatical Texts (G. A. Barton und Luckenbill). — 
*A. Ungnad, Syrische Grammatik (J. M. Price). — *A. 
B. Davidsobn, An Introductory Hebrew Grammar. 19th 
ed. by J. E. Mc Fadyen; *C. E. Kaiser, Cuneiform Bullae 
of the third Millennium B. C. (G. A. Barton). 
Amtl. Ber. a. d. Kgl. Kunstsamml. Berlin. 1916: 
9. O. Weber, Altbabylonische Plastik. 

Boletin de la Real Acad. de la Historia. 1915: 
Abril. R. del Arco, La Juderia de Huesca. Noticias y 
documentos inéditos (aus dem 10. bis 17. Jahrh.). 

Deutsche Literaturzeitung. 1915: 

23. *Gotthelf Bergstraesser, Pseudogaleni in Hippocratis 
de septimanis commentarium ab Hunaino arabice versum 
(M. Horten). 

24. Carl Neumann, Kunstgeschichte des Gartens (be- 
handelt: Marie Luise Gothein, Geschichte der Garten- 
kunst, welche auch für Orientalisten von grossem Interesse 
sein dürfte). — *Franz Cumont, Die orientalischen Re- 
ligionen im römischen Heidentum. 2. Aufl. (Joh. Geff ken). 
— René Dussaud, Les civilisations préhelléniques dans 
le bassin de la mer Egée. 2. Aufl. (Siegmund Feist). 


265 


English Historical Review. 1915: 

April. *H. R. Hall, The Ancient History of the Near 
East. 2d ed. (S. A. Cook). — *. B. Coleman, Constan- 
tine the Great and Christianity (E. W. Brooks). — *R. 
Pétiet, Contribution à l'Histoire de l'ordre de Saint-La- 
zare de Jerusalem (F. M. Powicke). — H. Mattingly, 
Outlines of Ancient History (H. J. C.). — *C. H. Toy, 
Introduction to the History of Religions (A. G.). 

Geographische Zeitschrift. 1915: 

21. Jahrg. 3. H. Valentin Schwöbel, Der türkisch-ägyp- 
tische Kriegsschauplatz II. — *F. Strenger, Strabos Erd- 
kunde von Libyen (K. Kretschmer). 

6. H. F. Frech, Der Kriegschauplatz am Schwarzen Meer 
und in Transkaukasien. — Hugo Grothe, Die Türkei 
und ihre Gegner (Sieger). 

Göttingische gelehrte Anzeigen. 1915: 
April. P. Gardner, The Principles of Greek Art (F. Koepp). 

Historische Zeitschrift. 1915: 

2. W. Thieling, Der Hellenismus in Kleinafrika (A. 
Bauer). — J. B. Bury, A History of the Eastern Roman 
Empire (802—867) (E. Gerland). 

Indogermanische Forschungen. 1915: 

5 u. Anzeiger. H. Adjarian, Classification des 
Dialectes Arméniens (J. Karst), — F. Lübkers Real- 
lexikon des klassischen Altertums, 8. Aufl. v. Geffcken 
und Ziebarth u. a. (A. Thumb). 

International Review of Missions. 1915: 
January. E. B. A. Somerset, Missionary Principles of the 
Early Church. — *G. F. Moore, History of Religions; 
*C. H. Toy, Introduction to the History of Religions; 
*A. S. Geden, Studies in the Religions of the East (R. 
E. Hume). — *D. 8. Margoliouth, The early Development 
of Mohammedanism (Tisdall). — W. A. Wigram and 
E. T. A. Wigram, The Oradle of Mankind (M. G. Brooke). 
April. *S. M. Zwemer u. a., The Vital Forces of Christi- 
anity and Islam (G. A. Calcutta). — A. Werner, Peoples 
and Customs of Africa. 

Lehre und Wehre. 1915: 

April. E. P., Der Prophet Jonas. — F. M., Fra Jerusalem. 


Zur Besprechung elngelaufen. 


* bereits weiter gegeben. 


*Heinrich Zimmern, Akkadische Fremdwörter als Beweis 
für babylonischen Kultureinfluss. Leipzig, J. C. Hin- 
richs’sche Buchhandlung, 1915. M. 2,60. 

*Oriens Christianus. Neue Serie. 4. Bd. 2. Heft. 

Arthur Zacharias Schwarz, Die hebräischen Handschriften 
der K. K. Hofbibl. zu Wien (Erwerbungen seit 1861). 
(S. B. d. K. A. W. Wien. Philos.-Hist. Kl. 176. Bd. 
5. Abhdlig.). Wien 1914. 

Walther Eichrodt, Die Priesterschrift in der Genesis 
(Dissert. Heidelberg). Halle 1915. 

Maximilian von Hagen, England und Aegypten mit be- 
sonderer Riicksicht auf Bismarcks Aegyptenpolitik 
(Deutsche Kriegsschriften 18. a Bonn, A. Marcus 
& E. Webers Verlag, 1915. M. 1,20. 

Stefan Rudnykyckyi, Der östliche Kriegsschauplatz (Osten 
5 0 tae eft 1). Jena, Eugen Diederichs, 19165. 

. 0,80. 

J. Horovitz, Untersuchungen zur rabbinischen Lehre von 
den falschen Zeugen. Frankfurt a. M., J. Kauffmann, 
1914. M. 2—. 

Robert Helbing, Auswahl aus griechischen Inschriften 
Ger nlang Göschen). Berlin, G. J. Gdschen, 1915. 

Albert Thumb, Grammatik der neugriechischen Volks- 
sprache N a Göschen). Berlin, G. J. Göschen, 
1916. M. 0,90. 


Orientalistische Literatarzeitung 1915 Nr. 8. 


256 


Carl Gaenssle, The hebrew particle op (Dissert. Univ. 
Chicago). Chicago. Leipzig, Hiersemann, 1915. M. 4, 20. 

Friedrich Preisigke, Fachwörter des öffentlichen Ver- 
waltungsdienstes Aegyptens in den griechischen Pa- 
pyrusurkunden der ptolemfisch- römischen Zeit. Göt- 
tingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 1915. M. 6 —. 

Theodor Dombart, Zikkurat und Pyramide (Dissert. 
K. Techn. Hochschule München). München, C. H. 
Beck, 1915. 


Jakob Horovitz, "y H. Frankfurt a. M., J. Kauffmann, 
1915. M. 1—. 


Catalogus codicum manu scriptorum bibliothecae regiae 
Monacensis Tomi I Pars VII. Codices zendicos com- 
pleotens. Monachii A. MDCCCCXV sumptibus biblioth. 
reg. prostat in libaria regia Palmiana. 


* 


Neuigkeiten aus dem Verlage der 
J. C. Binrichs’ichen Buchhandlung 
in Leipzig. 


Hartmann, Richard: Palästina unter den 


Arabern 632—1516. (53 S.) 8°. M. — 60 
(Das Land der Bibel. Gemeinverständliche Hefte 
sur Palästinakunde Band 1, Heft 4.) 
Hoffmann, Konrad: Die theophoren 
Personennamen des älteren Ägyptens. 
(III S. u. 78 autogr. S.) Lex. 8°. M. 12.50; 
Subskr.-Pr. M. 10 — 
(Untersuchungen sur Geschichte und Altertumskunde 
Aegyptens. VII. Band, Heft 1.) 
Rlopfer, Fritz (Prof. Dr. Hans Stumme): 
Funk arabiiche Krlegslleder. Tuniſiſche Mes 
lodien m. arab. u. deutſchem Text. (11 S.) 
20,5 x 25,5 cm. M. 1— 
Meißner, Bruno: Grundzüge der babyioniich- 
affyriichen Pan, (156 S. mit 261 Abbild.) 
Gr. 8°. M. 3.50; geb. Mt. 4.50 
(Sonderausgabe von „Der Alte Orient”. 15. Jahrg.) 
Seeliger, Gerhard: Deutiche und emgliiche 
Reformation. Ein Vortrag. (28 = CH 
, — 50 


Weidner, Ernst F.: Handbuch der baby- 
lonischen Astronomie. Erster Band: Der 
babylonische Fixsternhimmel. Beiträge zur 
ältesten Geschichte der Sternbilder. 1. Lief. 
(Kap. I u. II). (IV, 146 S.) Lex. 8°. M.18 — 
(Assyriologische Bibliothek. XXIII. Band, 1. Lfg.) 

Wreszinski, wait: Atlas zur altagyptischen 
Kulturgeschichte. Dritte Lieferung. 
(20 Taf. mit Text und Abb. auf 16 BI.) 
30,5 x 21,5 cm. In Mappe M. 7.50 


Zimmern, Heinr.: Akkadische Fremdwörter 
als Beweis f. babylonischen Kultureinfluss. 
(III, 72 S.) Lex. 8°. M. 2.50 


Mit einer Beilage von der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung in Leipzig. 


Verlag u. Expedition: J. O. Hinriebs’sehe Buchhandlung, Leipzig, Bl 
Verantwo: erausgeber 


rtlieber H 


2. — Druek von Max Schmersow, Kirchhain N.-L. 


umengasee 
: F. B. Pelser, Königsberg 1. Pr, Golts-Alles 11. 


Orientalistische 


Literaturzeitung 


Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient 


und seine Beziehungen zum 


Kulturkreise des Mittelmeers 


Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11 


Verlag der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung, Leipzig 
Blumengasse 2. 


18. Jahrgang Nr. 9 Manuskripte und 


Inhalt. 
Abhandlungen und Notizen 8p. 257—272 


Gelderen, C.van: Zum assyrischen 
Königstitel sar kissati . . 265 
Gustavs, A.: Der Stamm eines lyki- 
schen Verwandtschaftswortes in 


Wreszinski, 


Schröder, Otto: belit und belat 266 
Walter: 
ägyptischer König? 
Besprechungen 
Hampel, J., Die Schichten des Deute- 
ronomiums (W. Staerk ) 


Korrekturen nach Königsberg. — Drucksach ch Leipzig. 
Jährlich 12 Nrn. — Haibjahfupreis d k.. September 1915 


König, Ed.: Die moderne Pentateuch- 
kritik und ihre neueste Bekämpfung 
(J. Herrmann) 278 

Streck, M.: Silben- und Ideogramm- 
liste der vorderasiatischen Biblio- 
thek (Wilh. Förtsch) . 275 


Ein neuer 
268 (J. Herrmann). . . .. 


Sp. 273—288 
277 


etruskischen Eigennamen. 271 | Herbig, Gustav: Kleinasiatisch-etrus- | Aus gelehrten Gesellschaften. 285 
Müller, W. Max: Steinbohrer in kische Namengleichungen (Arnold 

Altbabylonin . . 266 Gustavs)... : 273 | Personalien . . . 2 2 2. 285 
Poebel, Arno: Eine altbabylonische | Hudal, Aloys: Die religiösen und sitt- | 7eitechrittenschau . . . = 

Abschrift der Gesetzessammlung] lichen Ideen des Spruchbuches 285—208 

Hammurabis a. Nippur (Schluss)257 (Norbert Peters). . . . 281 | Zur Besprechung eingelaufen 288 


Eine altbabylonische Abschrift der Gesetzes- | 
sammlung Hammurabis aus Nippur. | 
Von Arno Poebel. 
(Schluss.) 

Während die Stele die einzelnen Gesetze 
durch keinerlei äussere Merkmale voneinander 
abtrennt, tut dies unsere Tafel dadurch, dass 
sie zwischen ihnen eine Zeile oder Fach freilässt. 
Dieselbe Gepflogenheit bemerken wir auf dem 
altbabylonischen Steinfragment des Kodex, 
welches Scheil in Del. en Perse X S. 83, pl. 9 
veröffentlicht hat!, und ähnlich trennen auch die 
neuassyrischen Fragmente und die neubaby- 
lonische Tafel, die Langdon kürzlich veröffent- 
licht hat, die Gesetze durch einen Trennungs- 
strich, der ja selbst erst durch die Verkürzung 
des Raumes eines unbeschriebenen Faches ent- 
standen ist. Aus dieser authentisch-babyloni- 
schen Abtrennung der Gesetze ergibt sich, dass 
die Einteilung des Textes des Kodex in Para- 
graphen, wie sie seit der ersten Veröffentlichung 
durch Scheil üblich geworden, unzutreffend ist 
und darum auch gänzlich aufgegeben werden 
sollte. Das Prinzip, welches die babylonischen 
Gelehrten bei der Einteilung befolgten, war 
dies, dass sie nur denjenigen Abschnitt (resp. 
Gruppe von Einzelabschnitten) als selbständig 
rechneten, der mit einer vollständigen Expo- 
sition des betreffenden juristischen Falles beginnt, 
so dass das betreffende Gesetz, wenn aus dem 


1 Siehe Kol. 2. 
267 


Kodex herausgenommen, eine völligunabhängige, 
sich selbst genügende Einheit bildete, nach 
welcher der Richter ohne Zuhilfenahme eines 
anderen Gesetzes seine Entscheidung treffen 
konnte. Zur Erläuterung möge der Abschnitt 
Stele Rs. 3, 54—73 dienen, den Scheil in die 
Paragrapben 117 und 118 zerlegt hat. Der 
Abschnitt beginnt mit den Worten: „Wenn 
jemand in Schulden gerät und sein Weib, seinen 
Sohn oder seine Tochter verkauft oder in ein 
Dienstverhältnis übergibt, so soll usw.“; der 
Scheilsche Paragraph 118 dagegen beginnt 3, 68 
mit den Worten: „wenn er einen Sklaven oder 
eine Magd in das Schulddienstverhältnis über- 
gibt, so soll usw.“. Es ist sofort klar, dass 
die Exposition des Scheilschen Paragraphen 118, 
wenn dieser für sich allein genommen wird, un- 
vollständig ist, und dass aus dem Paragraphen 
117 zu ergänzen ist, „wenn jemand in Schulden 
gerät“, oder doch zum mindesten das Subjekt 
„er“ näher bestimmt sein müsste. Aus diesem 
Grunde bilden denn auch auf unserer Tafel die 
Paragraphen 117 und 118 in Kol. 6, 16—31 
einen einzigen Abschnitt, während der folgende 
Paragraph 119, obwohl er sachlich eng mit 117 
und 118 zusammengehört, wieder einen eigenen 


[Abschnitt bildet, da er mit der vollständigen 


Exposition: „Wenn jemand in Schulden gerät 
und seine Magd, die Kinder geboren hat, verkauft“, 
beginnt. Bei Anwendung des eben nachgewie- 
senen Prinzipes ist demnach der Kodex in die 
folgenden Gesetze zu zerlegen: 

208 


259 


CO O OT EG DO kat Dr 


Ili id i wt aed 


Pg ill 


pad ped pe 


bech pd ke pad bh bet Fa 
Iie ud dw te ded 


O O 00 a 0O En st N e © 8 


no 


Do 
N m 


Hol dd u u ded 


DD 
Oo 


ka 0 © CO NO Ol > 


Ill 


d) 


So Ot LG DO 


— 


GO D GO Qo 08 Kä 03 BS V NO WD CO 


1 = 3, 1 — Rm 277, 2, 20 (wahrscheinlich 
). 
2 = Rm. 2, 21 ff. (wahrscheinlich A 42 = 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8. 


tele, Vs. Kol. 1—16. 
„26—32. 
' 33—56. 


— 8 


41—56. 

, 57—69: a. 6, 57—64; b. 6, 65—66. 
, 70— 8, 24: a. 6, 70—7, 47; b. 7, 
48—61; c. 7, 62—8, 3; d. 8, 
e. 8, 14—24. 

8, 25—29. 

30—36. 

37 —48. 


S S S Se 


49—9, 13: a. 8, 49—58, b. 8,59—67; 


8, 
8, 
8, 

c. 8, 68—9, 4; d. 9, 5—13. 
9; 14—21. 
9, 
9, 


22—50: a. 9, 22—27; b. 9, 28—50. 


51—65. 
9, 66—10, 12. 
10, 13—29. 


10, 30—50: a.10,30—40; b. 10,41—50. 
10, 51—11, 12: a. 10, 51—11, 4; b. 


11, 5—12. 
11, 13—38: 
25—29; e 11, 30—38. 
11, 39—56. 
11, 51—64. 
11, 65—12, 4. 
12, 5—9. 
12, 10—21. 


12,2238: a. 12,22—30; b. 12,31—38. 


12, 39—48. 
12, 49—62. 


12, 63—13, 16; a. 12, 63—13, 5; b. 


13, 6—16. 
13, 17—34. 


13, 35—70: a. 13,35—46; b. 13,4757. 


c. 18, 58—70. 
13, 71—14, 17. 


14, 18—15, 6: a. 14, 18—44; b. 14, 


45—55; e. 14, 56—15, 6. 


15, 7—30: a. 15, 7—20; b. 15, 21—30. 


15, 31—38. 
15, 39—45. 


7 = 15, 46—16, 3: a. 15, 46—64; b. 15, 


: a. 16, 10— 
27 —33; c. 16, 34—47; 


A 41 = 17, 2—28 
17, 29 fl.). 


576, 5: a. 5, 57—67; b. 5,68 —6,5. 


3—13; 


a. 11, 13—24; b. 11, 


26; b. 16, 
d. 16, 48—57. 
40 = 16, 58—17, 1 (02): a. 16, 58 — 70; b. 


i 


260 


C = Scheil, Fragm. IKol.4+DT 81 Kol. 2. 


-— % % wë 


* 


— 


kd 


A 


Us C2 DD DD OO DD DD d DD DS DD N p pi peb ka bt pd et be et ke 
WN OODMDANIOUFP OOO WN HOO WAND Va E DOD = bei Va Dä DD ke 


Let d badd hdd eae aa ea eae ad 


Ki 


EA Cu 


Rs. 


S D MNNEE 


1 = 4, (x +)1—17: a. 4, (x 4) 1—3; b. 
j A 
2 = 4, 18—24(x ) 
D = Rm. 277 Kol. 3. 
1 = 3, (x +)1—6: a. 3, (x +)1. 2; b. 
3, 3—6. 
23 3, 6. 7 (+ x) (vielleicht = 1c). 
E = Scheil, Fragm. II Kol. 1. 
1 = 1, (x +)1—13(+ x). 
F = DT 81 Kol. 3 
1 = 3, (x +)1—17 (+ x). 
G = HGT 93 Kol. 1 
1 = 1, (x +)1—3. 
2 = 1, 4—11: a. 1, 4—7; b. 1, 8—11. 
3 = 1, 12—16: a. 1,12—18; b.1,19—22(?); 
c. 1, 23 (?)—25. 
4 = 1, 26—35 (+ x). 
H = HGT 93 Kol. 2 (+ DT 81 Kol. 4). 
= 2, (x +) 1—8. 
= 2, 9—20. 
= 2, 21—26 
= 2, 27—38. 
— HGT93Kol. 3—12, Stele Rs. Kol. 1— 23. 
= Tafel °, (x)+ 1. 2. 
= 3, 3— 
= 3, 8— Stele, Rs. 1, 14: a. 3, 8— Stele, 


1, 7; b. 1, 8—14. 
, 15—31: a. 1, 15—23; b. 1, 24—31. 
„3254: a. 1, 32—45: b. 1, 46—54. 
55—67. 

68—2, 14. 

15—25. 

26—35. 

36—44. 

45—49. 

50—74. 

75—3, 16. 

17—25. 

26—53: a. 3, 26—37; b. 3, 33—53. 
54—73: a. 54—67; b. 3, 68—73. 
74—4, 3. 

4—23. 

24—30. 

31—52; a. 4, 31—43; b. 4, 44—52. 
53—65. 


75—6, 6. 
7—26: a. 6, 7—17; b. 6, 18—26. 
27—36. 
, 31—56. 
5773. 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8. 


34 = 6, 74—7, 13. 


35 = 7, 14—32: a. 7, 14—24; b. 7, 25—29; 
c. 7, 30—32. 

36 = 7, 33—59. 

37 = 7, 60—8, 12: a. 7, 60—8, 5; b. 8,6—12. 

38 = 8, 13—27. 

39 = 8, 23—42. 

40 = 8, 43—64: a. 8, 43—59; b. 8, 60—64. 

41 = 8, 65—9, 9: a. 8, 65—81; b. 9, 1—9. 

42 = 9, 10—25. 

43 = 9,26—60: a. 9, 26—43; b. 9, 44—51; 
c. 9, 52—60. 

44 = 9, 61—66. 

45 = 9, 67—71. 

46 = 9, 72—10, 1. 

47 = 10, 2—17. 

48 = 10, 18—23. 

49 = 10, 24—32. 

50 = 10, 33—46. 

51 = 10, 47—59. 

52 = 10, 60—77. 

53 = 10, 78—11, 6. 

64 = 11, 7—32: a. 11, 7—23; b. 11, 24—3?. 

55 = 11, 33—50. 

56 = 11, 51—73. 

57 = 11, 74—12, 8. 

58 = 12, 9—36: a. 12, 9—24; b. 12, 25—36. 

59 = 12, 37—13, 56: a. 12, 37—59; b. 12, 

60 — 13, 5; c. 13,6—15; d. 13,16—26; 
e. 13, 27—40; f. 13, 41—50; g. 13, 
51—56. 

60 = 13, 57—14, 21: a. 13, 57—68; b. 13, 
68—14, 9; c. 14, 10—21. 

61 = 14, 22—60. 

62 = 14, 61—15, 19: a. 14, 61—87; b. 14, 
88—15, 19. 

63 = 15, 20—42. 

64 = 15, 43—59. 

65 = 15, 60—75. 

66 = 15, 76—16, 1. 

67 = 16, 2—14. 

68 = 16, 15—30. 

69 = 16, 31—38. 

70 = 16, 39— 49. 

71 = 16, 50—53. 

72 = 16,54 —64: a. 16,54—59; b. 16,60 — 64. 

73 = 16, 65 — 74. 

74 = 16, 75—95. 

75 = 16, 96—17, 9. 

76 = 17, 10—22. 

77 = 17, 23—40. 

78 = 17, 41—44. 

79 = 17, 45—65: a. 17, 45—49: b. 17, 
50—53; c. 17, 54—59; d. 17, 60—65. 

80 = 17,66—74: a. 17,66— 70; b.17,71—74. 

81 = 17, 75—81. 

82 == 17, 82—87. 

83 = 17, 88—91. 


a — — ——— -‚̃̃ —ä— d. ää—.ä — — — — —-— 


262 


84 17, 92—18, 3. 


85 = 18, 4—22: a. 18, 4—13; b. 18, 14—19; 
c. 18, 20—22. 

86 = 18,23 —54: a. 18, 23— 30; b. 18,31 —34; 
c. 18, 35—40; d. 18, 41—44; e. 18, 
45—50; f. 18, 51—54. 

87 -= 18,55—73: a.18,55— 66; b.18,17—69; 
c. 18, 70—73. 

88 = 18, 74—83. 

89 = 18,84—94: a. 18,84— 88; b. 18,89—94. 
90 = 18, 95—19,17: a. 18, 95—19, 9; b. 
19, 10—12; e 19, 18—17. 

91 = 19,18—35: a. 19, 18—28; b.19, 29—35. 

92 = 19, 36—42. 

93 = 19, 43—55. 

94 = 19, 56—63. 

95 = 19, 64—92: a. 19, 64—72; b. 19, 
73—76; c. 19, 77—81; d. 19, 82—92. 

96 = 19, 93—20, 3. 

97 = 20, 4—9. 

98 = 20, 10—26. 

99 = 20, 27—37. 

100 = 20, 38—50. 

101 = 20, 51—61. 

102 = 20, 62—66. 

103 = 20, 67—80. 

104 = 20, 81-84. 

105 = 20, 85—91. 

106 = 21, 1—5. 

107 = 21, 6—13. 

108 = 21, 14—21. 

109 = 21, 22—27. 

110 = 21, 28—35. 

111 = 21, 36—43. 

112 = 21, 44—51. 

113 = 21,52—68: a.21,52—65; b.21,66—68. 

114 = 21, 69—100: a. 21, 69—82; b. 21, 
83 — 87; c. 21,88—96; d. 21,97— 100. 

115 = 21, 101—22, 4. 

116 = 22, 5—9. 

117 = 22,10—20: a. 22, 10—15; b.22, 16—20. 

118 = 22, 21—27. 


119 = 22,28—43: a. 22,28—36;b.22,37 — 43. 
120 = 22, 44—60. 


121 = 
123 = 
124 = 


125 = 
126 = 


127 = 
128 = 
129 = 
130 = 


22, 61—75. 


122 = 22,76—89: a. 22, 76—81; b.22,82—89. 


22, 90—98: a. 22, 90-92; b. 22, 
93—95; e 22, 96— 98. 

22, 99—23, 2. 

23, 3—7. 

23, 8—19: a. 23, 8—14; b. 23, 15—19. 
23, 20—44. 

23,45—52: a. 23,45 —48; b.23,49—52. 
23, 53—57. 

23, 58—66. 


131 = 23, 67—71. 
132 = 23,72—96: a. 23, 72—87; b. 23, 88—96. 
133 = 23, 97—102. 


263 


Bei einer Nachprüfung dieser Einteilung 
lässt sich leicht bemerken, dass die Auffassung 
gewisser Gesetze als selbständige Einheiten oder 
als Unterfälle eines anderen Gesetzes den Re- 
daktoren der Gesetzessammlung nicht von einem 
durchgreifenden Prinzip diktiert worden ist. So 
ist z. B. in Gesetz I 54 der negative Fall zu 
Gesetz I 53 als selbständiges Gesetz gegeben, 
während in Gesetz A 8 die positiven und ne- 
gativen Fälle als Unterfälle eines einzigen Ge- 
setzes behandelt werden. Die Ursache dieser 
Verschiedenheit muss teilweise in praktischen 
Gründen gesucht werden; in Gesetz A 8 z. B. 
ist die Expositio derartig lang, dass die Re- 
daktoren der Gesetze oder bereits ihre Vorar- 
beiter sich offenbar scheuten, sie bei jedem 
dahingehörigen Falle zu wiederholen, und deshalb 
alle Fälle zu einem Gesetze zusammenfassten, 
wogegen sie sonst offensichtlich das Bestreben 
hatten, die Gesetze in möglichst selbständiger 
Form zu fassen. Es braucht wohl kaum gesagt 
zu werden, dass eine Zusammenfassung von 
mehreren Fällen zu einem Gesetz natürlich nur 
dann möglich war, wenn sie bis zu einem ge- 
wissen Punkte die gleichen juristischen Voraus- 
setzungen und deshalb auch die gleiche Expo- 
sition des Falles hatten. 

Neben dem praktischen Moment hat aber 
sicherlich bei der Einteilung der Gesetze auch 
das historische Moment mitgespielt, insofern 
als die Redaktoren der Gesetzessammlung Ham- 
murabis, deren Arbeit ja naturgemäss nur in 
der Uebernahme und eventuellen Umarbeitung, 
resp. Ausgleichung bereits bestehender und auch 
schon zu Gesetzessammlungen zusammengestell- 
ter Gesetze bestand, bei der Uebernahme die 
älteren Gesetze wohl auch in ausgedehntem 
Umfang in der Form und Abgrenzung belassen 
haben, die sie schon vorher hatten. Ein ge- 
wisses Anzeichen hierfür darf vielleicht darin 
gesehen werden, dass einige Gesetze auf unserer 
Tafel mit sumerischen Inschriften versehen sind, 
ein Umstand, der unbedingt beweist, dass es 
vor dem Kodex Hammurabi sumerische Gesetze 
mit dem gleichen oder ähnlichen Inhalt eeh", 
So weit sich unsere Tafel kontrollieren lässt, 
finden sich derartige Ueberschriften an drei 
Stellen, nämlich in Kol. 5 zu Stele Rs. 2, 76 ff.: 
di-KU-ba ni-é-zi-ga, in Kol. 6 zu Stele Rs. 
3,54 ff. (weggebrochen), und ebenda zu Rs. 4,4ff.: 
di-KU-ba e. Bass L Das am Anfang 


1 Vergleiche dazu auch die von Clay in OLZ 1914 
Sp. 1—3 transkribierten sumerischen Gesetze auf einer 
aus Warka stammenden Tafel. (Man beachte, dass die 
dort mitgeteilten Gesetze keine vollständige Exposition 
haben, also an ein von Clay nicht mitzitiertes voraus- 
gehendes Gesetz anzugliedern sind und von diesem aus 
erst ihre vollständige Erklärung erhalten.) 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8. 


264 


stehende Wort di-KU-ba bedeutet „Rechtsbe- 
lehrung“, „Gesetz“, „Satzung“!; dagegen lässt 
sich über den genauen Sinn der folgenden Worte 
und ihre Beziehung zu der Materie des be- 
treffenden Gesetzes noch nichts Sicheres sagen, 
da die Ueberschrift nur in einem Falle in Kol. 5, 
vollständig erhalten ist und auch hier die ge- 
naue grammatische Erklärung des zweiten Teiles 
der Ueberschrift und seine Beziehung zu dem 
folgenden Gesetz nicht ganz klar ist. Es möge 
daher vorläufig dahingestellt bleiben, ob ni-é- 
zi-ga etwa „was aus einem Hause entnommen“ 
oder „das, was sich auf das Ausgabehaus bezieht“ 
oder dergleichen bedeutet. Auf jeden Fall aber 
lässt sich wenigstens im allgemeinen eine Be- 
ziehung der Ueberschrift zu dem Gesetz er- 
kennen, insofern als es sich in beiden um die 
Entnahme einer Sache aus einer Baulichkeit 
(é-(n)i-dub, resp. ki(z)-lah) handelt; ebenso spielt 
auch in dem Gesetz I 18 der Ueberschrift ent- 


i j. -ba | (= di-i-nu) zul-hu-zlu „Rechts: 
Vgl. di EN ba erteilung“; 
YEW -ba | si-mi-i[t-t}i „Festsetzung“- 

di EN ba „Gesetz“, 


5 R. 24, 26. 27a. Zu der Identifizierung von di-KU-ba 
und di- -ba beachte, dass in den Daten Rim-Sins, 


die nach der Einnahme von Isin benannt sind, sowie in 
anderen Daten dieser Periode in den Verbalformen in- 
x-ba, ba-an-x, ba-x-ba usw. „(als) er nahm“, „(als...) 


genommen war“, die Zeichen und abwechseln; 


vgl. z.B. mu-ki-11 uš-sa dri-im-dsin bugal-e i-si-inki ba- 
KU-ba, BE VI 2 Nr. 6, 30—32; mu-ki-18 uš-sa dri-im- 
dein lugal-e i-si-inki ba-KU-ba, BE VI 2 Nr. 7, 27—29 
(ebenso auch auf allen anderen Tafeln aus Nippur das 


Zeichen KU), und mu ki-31-kam i-si-in-naki bean- ’ 
, unverdffentlichte Tafeln 


aus Senkureh(?) (so meistens auf dieser und den aus 
Tell Sifr stammenden Tafeln, bisweilen aber auch KU; 
siehe hierzu meine Zusammenstellung von Daten der 
Dynastien von Isin und Larsam, die ich demnächst 
veröffentlichen werde). In alter Zeit findet sich nach 
dem uns bis jetzt vorliegenden Material nur das Zeichen 
KU in der Bedeutung „ergreifen“, „gefangen nehmen“; 
vgl. e-ga-Ku = SU-DU-a „er nahm gefangen, HGT 34 
Kol. 1, 28 = 2, 26; mu-KU, er nahm gefangen“, In- 
schrift Ensakubanas Z. 12 (siehe meine Historical Texts 
S. 151). In den assyrischen und neubabylonischen Voka- 
bularen dagegen findet sich, soweit wir bis jetzt fest- 


stellen können, nur in der Bedeutung „ergreifen“. 


Bei dem letzteren handelt es sich, wie aus dem öfters 
folgenden ba hervorgeht, um das Zeichen dib, dessen 


mu-ki-24 i-gi-ink! ba-an- 


urspriingliche Form H ist; der Gebrauch von E. ) 


welchem lediglich die Werte udu und lu zukommen, in 
den oben zitierten Daten beruht daher auf einer Zeichen- 


vermengung. Das Zeichen andererseits hat nach 


HGT 112, 13 den Wert da-ab, so dass es sich bei di- 
dib-ba und ba-dab-ba, ba-an-dib und ba-däb-ba usw. 
Ben ns orthographische, sondern lautliche Varianten 
andelt. 


265 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8. 


266 


sprechend ein Haus eine Rolle; möglich, dass 
hier in der Ueberschrift 6-lu... „Haus eines 
Privatmannes“ (oder 6&-dü[-a]?) zu lesen ist. 
Unsicher muss es vor der Hand auch bleiben, 
ob die Ueberschrift sich speziell auf das be- 
treffende Gesetz bezieht, oder nur andeutet, 
dass es zu einer bestimmten Gruppe von Ge- 
setzen gehört oder derselben entnommen ist. 


Zum assyrischen Königstitel sar kissati. 
Von C. van Gelderen. 

In den Inschriften einer Tafel des Phila- 
delphier Universitätsmuseums führt Sarru-kin, 
der erste König von Agade, entweder den Titel 
lugal kiš oder lugal agade* oder beide Titel zu 
gleicher Zeit i. Unter seinen Nachfolgern nennen 
sich Rimus und Man- istusu lugal xis, Naräm- 
Sin und Sar-gali-Sarri lugal agade u. Soweit 
mir bekannt, ist hier überall kiš ohne Deter- 
minativ KI, dagegen agade mit demselben ge- 
schrieben. Ersteres wäre an sich nicht auf- 
fällig, aber der Gegensatz hat doch wohl etwas 
zu bedeuten. Sarru-kin und seine Nachfolger 
nennen sich lugal agade“ aus real-geographischen 
und lugal kiš aus ideal-historischen Gründens. 
Sie betrachten das Königtum von Agade als 
ideelle Fortsetzung des Königtums von Kis. 

Diese Auffassung findet hieran eine Stütze, 
dass der Titel der assyrischen Könige Sar kiš- 
šati „König des Alls“ ideographisch u. a. LUGAL 
KIS geschrieben wird‘. Man kann fragen, ob 
diese Zeichen etwa schon zur Zeit der Dynastie 
von Agade in semitischer Aussprache Sar kis- 
$atim gelesen wurden. Ich möchte es bejahen, 
u. z. mit Rücksicht hierauf, dass der unmittel- 
bare Vorgänger Sarru-kin’s, der Sumerer Lugal- 
zaggisi, den Titel lugal kalam-ma „König des 
Landes“ führt. Den Semiten wurde es nahe- 
gelegt, diesen Titel zu deuten als Sar kaläma 
„König von Allem“, und wenn Lugal-zaggisi 
dies erfuhr hat er es sich gewiss gefallen lassen. 
Ich wage es nun, die Vermutung auszusprechen, 
dass der Titel gar ki33atim in Anlehnung an 
Sar kaläma entstanden ist. So wurde das König- 
tum von Kis in ähnlicher Weise idealisiert wie 
jenes vom „Lande“ (Sumer). Vielleicht waren 
es dieselben scharfsinnigen Leute, welche Lugal- 
zaggisi als „König von Allem“ und Sarru-kin 
als „König des Alls“ begrüssten. 

Amsterdam, 5. Mai 1915. 


1 Poebel, OLZ, XV, Sp. 482. 

3 Thureau-Dangin, SAKI, 8. 160—168 (passim). 

® Vgl. meine Bemerkungen in „The Expositor", 
Sept. 1914, p. 276 f. 

4 Delitzsch, HWB, S. 361 a. 

s SAKI, S. 152. 


belit und belat. 
Von Otto Schroeder. 


Die Zahl der mit béltu zusammengesetzten 
Namen von Göttinnen ist, wie die Götterlisten 
lehren, recht gross. Leider wird beltu zumeist 
ideographisch durch Nin oderGaSan ausgedrückt, 
so dass nicht erkennbar ist, wie der status 
constructus dieses Wortes gebildet wurde. De- 
litzsch, HWB S. 163b bucht nur die Lesart 
belit!; dass daneben auch belat belegt ist, dürfte 
nicht allgemein bekannt sein. Die wichtige, 
leider noch nicht inCT neuveröffentlichte Götter- 
liste III R 66 (K 252), welche Götter nach 
ihren Kultstätten (Orten und Tempeln) zusam- 
menstellt, macht zwischen belit und belat einen 
geographischen Unterschied. Für Babylon 
(Esagila) belegt Kol. XI 3. 7. 16 die Form 
be- lit (be- lit ilè ve, be- lit balati), dagegen für 
Assur (Gulatempel) Kol. III 18 be-lat (be-lat 
pa- li-e). Diese Schreibung scheint tatsächlich 
in Assur üblich gewesen zu sein; ich notierte 
mir aus Assurtexten: be- lat geri, be- lat pa- li- e, 
be · lat ia-a-ki?. Zwei weitere Beispiele legte 
Hommel (Die Schwurgöttin Esch-ghanna, S. 78 
und Anm. 6) vor: 

de- la- at aibi CT XXXII 50, Vs. 25. 

be- la- at qutrinni (Drehemtext). 
Es ist gewiss kein Zufall, dass die einzige 
Stelle, an der belat in den Amarnatexten vor- 
kommt, in einem Briefe Tusrattas steht; VAT 
191, 16 be-la-az-eu (= belat-su)?. Die Schreibung 
belit findet sich dagegen schon im Hammurabi- 
kodex 27, 92: be-lz-it. 
i Danach scheint mir die Sache so zu liegen, 

ass 

a) im Babylonischen die Form belst, 

b) im Assyrischen in älterer Zeit die Form belat, 
in jiingerer Zeit (unter dem Einfluss 
Babyloniens) die Form belst 

verwendet warde. 


Pe FN 


Steinbohrer in Altbabylonien. 
Von W. Max Miller. 


Bei der Durchsicht von B. Meissners dankens- 
werter Studie: Grundzüge der altbabylonischen 
Plastik (AO. 15. Jg., Heft 1) fällt mir auf, dass 
die Assyriologen die bildliche Darstellung auf 
dem zweiten Blauschen Denkmal (l. ]. 7, nach 


Geschrieben: be- lit; bi-e-li-it I R 65, II 52 (bi 
nicht be!); bi-lit King, Magic Nr. 3, 1. 
2 Wohl = a-a-ku III R 66, IX 40; Synonym zu 
mu. 
® Vgl. Ebeling im Glossar bei Knudtzon, VAB 
II S. 1391. 


kum 


— P —— — . . ——Qᷓç.Ʒ N43 


267 


King, Sumer and Akkad, 62)! nie erklärt haben. 
Meissner beschreibt das Bild zweifelnd: „viel- 
leicht zerstossen sie Korn im Mörser“. Gegen 
diese Erklärung spricht die Gefässform; zum 
Stossen muss man ein feststehendes und gleich- 
mässig offenes Gefäss haben; in einem flaschen- 
ähnlichen mit engem Hals würde der Mörser 
ja das Korn nur in der Mitte erreichen. Ausser- 
dem beweist die sitzende Stellung der Männer, 
dass sie keine so anstrengende Arbeit verrichten. 
Ich glaube, jeder Aegyptologe wird mit mir 
übereinstimmen, dass hier das in Aegypten im 
Alten Reich so oft dargestellte Ausbohren von 
Steingefässen abgebildet ist. Der Bohrer ist 
offenbar genau derselbe wie in Aegypten?; ein 
Stab mit einem unten eingesetzten Stück vom 
allerhärtesten Stein (oder Metall?), das man 
hier natürlich nicht sehen kann; nur der Griff 
oben zum Drehen ist etwas vom ägyptischen 
verschieden. Bei dem Mann rechts sieht er 
aus wie geteilt (zufällig?), bei dem mittleren 
ragt nur die linke Seite aus der Hand heraus, 
während der Mann links den Griff ganz mit der 
Hand verdeckt. Ganz genau wird sich diese 
Einzelheit aus so unvollkommenen Abbildungen 
schwer bestimmen lassen®. Die Aegypter haben 
die Wirkung des Bohrers meist durch Anhängen 
von beschwerenden Steinen vergrössert. In 
Babylonien, wo jeder Stein von weit her geholt 
werden musste und darum sorgfältig jedes 
Stückchen für Schmucksachen und Geräte be- 
arbeitet wurde, konnte man sich diese Erleich- 
terung nicht gestatten und arbeitete deshalb 
viel langsamer; die Zeit war ja dort so wenig 
ein Wertobjekt wie im Nilland und ein Stein- 
gefäss ein ungleich kostbarerer Besitz, der end- 
lose Arbeit lohnte. Die Form der Gefässe auf 
dem Blauschen Denkmal { mit langem Hals (links 


einmal mit einem Zapfen zum Tragen?) ist einer | 


ursprünglichen Form in Ton nachgebildet, setzt 
also im Stein besonders viele Arbeit voraus 
und ist darum im prähistorischen Aegypten in 
Stein nicht gebräuchlich; erst in der Pyramiden- 


Die Echtheit dieser Denkmäler (OLZ 11, 464) kann 
ich nach der philologischen Seite hin nicht beurteilen, 
nach der archäologischen möchte ich aber dafür eintreten 
und finde bei sämtlichen mir bekannten Assyriologen Zu- 
stimmung. Wenn ich nicht die Feindschaft verschiedener 
Museumsverwaltungen fürchtete, könnte ich viele Be- 
lege beibringen, wie das in die gewöhnliche Schablone 
nicht Einzupassende, besonders das Archaische, überall 


solche Anzweiflung erfahren hat, solange esvereinzeltstand. | H 


* Der von Ward, Seal Zylinders, 9, besprochene 
Bohrer der Siegelschneider ist etwas anderes. 

* Geo. A. Barton glaubt brieflich denselben Bohrer 
auch als Schriftzeichen auf den archaischen Tafeln Nr. 
10000 von Philadelphia (Museum Journal IV 2) und 16105 
(OLZ 16, 8) wiederzufinden, ebenso auf der Tafel in der 
Bibliothek des General Theological Seminary in New 
York (Journ. Am. Or. Soc. 23). Bestenfalls sind diese 
Zeichnungen noch viel undeutlicher. 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8. 


268 


— m T. 


zeit wird sie in Stein häufig. Natürlich darf 
man danach die Blauschen Denkmäler nicht 
datieren; die grössere Kostbarkeit des Materials 
mag in Babylonien schon viel früher zu schwie- 
rigeren Formen für die Steingefässe geführt 
haben. Andererseits wird die ganze Technik 
der Steingefässe und dieser Steinbearbeitung 
schwerlich in dem steinlosen Babylonien ent- 
standen sein. Während in dem durch Ueber- 
fluss an allen möglichen Steinarten gesegneten 
Aegypten der Steinbohrer sogar als Hieroglyphe 


hmt, hmiy, Kunst, Schnitzer (in jedem Ma- 


terial, auch in Holz), Künstler, Handwerker, 
dient, wird das Instrument in Babylonien weit 
seltener gewesen sein. Immerhin sieht man hier 
wieder, wie stark analog die altbabylonische 
und die altägyptische Kultur sind und wieviel 
noch durch Vergleichung gewonnen werden kann?. 


Ein neuer ägyptischer König? 
Von Walter Wreszinski. 


Vor einiger Zeit überwies ich dem Berliner 
Museum eine Totenfigur aus grünlicher Fayence, 
die dem Aussehen nach in die Zeit zwischen 
der 22. Dynastie und den ersten Ptolemäerre- 
gierungen gehört; wo sie gefunden ist, steht 
nicht fest, in der Berliner Sammlung trägt sie 
die Inventarnummer 21694. Die Deutlichkeit 


1 Die Type ist ungenau und entstellt die beschwe- 
renden Steine und den Handgriff oben stark. 

? Zur Bekräftigung der letzteren Behauptung möchte 
ich auch ein Wort zur Erklärung des archaischen Vasen- 
fragmentes von Bismaya (l. l. 7, Abb. 12, nach Banks, 
Bismaya, 268) wagen. Diese Meissner noch unfassbare 
Darstellung schildert ein (religiöses?) Fest mit Tanz und 
Musik. Die Tänzerinnen tragen teilweise Blumen oder 
Zweige in den Händen; die Musik (die dritte Figur 
schlägt ein Tamburin mit der Hand) wird mit allge- 
meinem Händeklatschen begleitet; die vorletzte Figur 
rechts bringt zwei Krüge mit Erfrischungen für die 
Tanzenden. Die merkwürdigste Analogie mit ägyptischen 
Darstellungen ist, dass Musikanten und Tänzer hohe 
Kopfbedeckungen aus Rohrstengeln (und Federn?) tragen, 
die an die königlichen Kronen erinnern; dieser Schmuck 
des Chors ist bekanntlich bis in die spätninivitische Zeit 
vereinzelt beibehalten worden. Im älteren Aegypten 
findet man bei religiösen Tänzen ganz ähnliche Kronen, 
nur in etwas spitzerer Form. Vgl. darüber meine Unter- 
suchung, Mitt. Vorderas. Ges. 1904, 2, 8. 115; die dort 
versuchte Erklärung: es soll königlicher Ornat zur 
Ehrung des durch Tänze verherrlichten Toten nachgeahmt 
werden, ziehe ich zurück nach den babylonischen Ana- 
logien. In Bismaya haben die drei Musikantinnen als 
besondere Auszeichnung (oder zufällig?) an ihrem langen 
aar ein zusammenfassendes Anhängsel, wie es sonst 
vielleicht auf einigen vorhistorischen ägyptischen Sta- 
tuetten (Capart, Les débats de l'art, 387) und später 
bei den Frauen der Troglodyten und Puntistimme süd- 
östlich von Aegypten belegt ist. Der gesamte Chor von 
Bismaya ist nach der Ueberladung mit Schmuck weiblich. 
— Zeigt das Gefäss mit Ritztechnik (S. 3) nicht einen 


Teich mit Wasserblumen wie Agypt. IL, kein Schiff? 


269 


der Abbildung enthebt mich der Notwendigkeit, 
ein Faksimile der Rückeninschrift zu geben, 
deren Zeichen recht ungeschickt und summa- 
risch mit einem offenbar zu groben Stichel 


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A 
— 5 


in das Material eingegraben sind. Die Zeichen 
rechts und links von der Mittellinie scheinen 


N und J zu sein, doch ist für N auch 


g <> 
SEN O 
IN oder N für O etwa [M oder A, für 
— auch c und in dem Kreis schliesslich jede 
beliebige Innenzeichnung möglich, in keinem 
Falle aber verstehe ich den Sinn der Zeichen. 
Die Mittelzeile enthält den üblichen 
Anfang des Kap. 6 des Totenbuches mit | 2 
dem Namen: Osiris Re-Harachti-snb, 
geboren von der Hrj-t-ib(?). > 
Die Totenfigur scheint also einem J 

Könige zu gehören, der bisher in eg 
ägyptischen Denkmälern noch nirgends N 

d 5 
aber näher zusieht, erheben sich da- = 
gegen manche Zweifel. Einmal fehlt N 
vor dem Königsring jede Titu- | e 
latur, auf die sonst nie so voll- N] 
kommen verzichtet wird. Der Königs- 2 
ring liesse sich als eine Verlesung d 
n 


Erwähnung gefunden hat. Wenn man 
der horizontal verlaufenden kursive 


Orientalistische Literaturseitung 1915 Nr. 8. 


270 


der Inschrift seitens 


des m 
erklären, 


und zwar — 


II 


wohl am Platze ist, der hintere Teil der c ge 


Kartusche wird oft überhaupt nicht © "e 
bezeichnet und könnte von dem Hersteller eben 
nur auf Grund der Verlesung des vorderen Zei- 
chenshingesetztwordensein. Schliesslichstammt 
Re'-Harachti-snb von einer bürgerlichen, nicht 


Vorlage 
Handwerkers 


für das Zeichen d , das hinter 


genannten Mutter, von deren Namen 


übrigens die beiden letzten Zeichen schwer 


0 0 — 
sie gleichen zwar O° 


Sollten sie Z zu lesen 


sein? Daswäre verständlich,und ähnliche Namen 
sind auch bei Lieblein Dict. de noms (1181, 
1011, 1052, 1084, 1311 u. a. m.) belegt. — Dass 
die Totenfigur selbst keine Zeichen der Würde, 
vor allem den Uraeus über der Stirn, aufweist, 
besagt nichts, auch die Statuetten des Amasis 
z. B. verraten durch nichts ausser durch die 
Titulatur in der Inschrift, dass sie einen 
König darstellen. 


So bleibt das Königtum des Re'-Harachti-gnb 
zweifelhaft, aber etwas anderes können wir aus 
seinem Namen lernen, nämlich wer sein Vater 
oder der Herrscher war, unter dem er geboren 
wurde. Das muss ein Re’ -Harachti gewesen sein. 


Der Name Re -Harachti-snb entspricht in 
der Bildung Namen wie Rnj-snb, H:pw-Snb, 
Mn-hpr-r-$nb u. a. m., die bedeuten „mein 
Name ist gesund“, „Hapu ist gesund“, „Menche- 
perre ist gesund“. Alle diese Namen enthalten 
einen Segenswunsch für den Vater des Neuge- 
borenen oder, wenn dieser sehr loyal ist, einen 
solchen für den König. Rnj-snb bedeutet mein 
(d. h. des Vaters) Name ist gesund, wobei „mein 
Name“ als Umschreibung für „ich“ aufzufassen 
ist. Ebenso ist der Name „Hapu ist gesund“ 
zu verstehen, mit Hapu ist nicht etwa der 
Nilgott, sondern der berühmte Vezir gemeint, 
der Vater des ebenso berühmten Hohenpriesters 
des Amon Hapu-senb. (Wreszinski Hohepriester 
des Amon $ 3.) Was sollte es auch heissen, 
wenn man von einem Gotte aussagt oder ihm 
wünscht, er sei gesund? Das ist bei Göttern 
doch ` selbstverstandlich. Im Namen Menche- 
perre-senb steckt gar der Name des Vaters, 
Mencheper, und der des Thutmosis’ III., 
Mencheper-re, unter dem der bekannte Hohe- 
priester des Amon (Wreszinski a. a. O. § 5.) 
wohl geboren ist. 

So ist in dem ersten Bestandteil des Namens 
Re-Harachti-senb auch nicht der Name des 
Gottes zu sehen, sondern der des Vaters des 


deutbar sind, das 


gibt aber keinen Sinn. 


271 


Toten, vielleicht auch des Königs, unter dem 
er geboren ist, und wenn man ihn als König 
anerkennen will, mag man beides in einer Person 
suchen. 


Der Stamm eines Iykischen Verwandtschafts- 
wortes in etruskischen Eigennamen ? 
Von A. Gustave. 


Gustav Herbig stellt in seinen kleinasiatisch- 
etruskischen Namengleichungen! S. 15 das ly- 
kische Wort tideri und die kappadokische Stadt 
Tiragıooos zusammen mit dem latinisierten 
Etruskernamen Titirius, Titrius. Zu tideri setzt 
er EN? in Klammern; er erwägt also, ob darin 
etwa ein Eigenname zu sehen sei. Das Wort 
tideri kommt an drei Stellen in den lykischen 
Inschriften vor. An der einen Stelle, Nr. 119 
der T.A.M.I, ist der Text unvollständig; an 
den beiden anderen, Nr. 128 und Nr. 135, geht 
ein von tideri abhängiger Eigenname im Genetiv 
vorher: i te. tideri (128, 1 f.), trbbéni- 
meh tideri (135, 1 f.). Das macht es unmöglich, 
tideri als Eigenname aufzufassen, spricht viel- 
mehr dafiir, dass es ein Verwandtschaftswort 
ist, am wahrscheinlichsten gleichbedeutend mit 
tideimi „Kind, Sohn“, was auch Th. Kluge 
MVAG 1910 S. 110 annimmt. Höchstens ist 
tideri durch eine kleine Nüanzierung von tideimi 
5 W. Deecke gibt es Lykische Stu- 

ien I (Bezzenberger, Beitr. z. Kunde d. indo- 
germ. Sprachen XII, 1886, S. 144) durch „filius 
oder frater minor (?)“ wieder. Von den beiden 
Endungen hebt sich als Stamm deutlich tide- 
oder tid- ab. Wenn nun die Gleichung Herbigs 
zwischen tideri und Titirius richtig ist, was 
mancherlei für sich hat, so ständen wir vor 
einer bemerkenswerten Tatsache: dass, wenn 
auch das Etruskische ein eigenes Wort für Sohn 
hat, nämlich clan, der Stamm der lykischen 
Vokabel dafür, tid-, in etruskischen Eigennamen 
lebt. Einer der häufigeren etruskischen Namen 
ist tite, und zahlreich sind die Ableitungen 
davon: titie, titnei, title in latinisierten Formen: 
Titius, Titacius, Titallius, Titanius, Titinius, 
Titilenius, Titranius, Titurius, Titirius u. a. 
(Siehe Wilhelm Schulze, Zur Geschichte latei- 
nischer Eigennamen, bes. S. 243 f., 374, 411.) 
Vielleicht gehören auch noch hierher Tidenus, 
Tidienus und teti nebst Ableitungen: tetie, te- 
tina, Tettennius, Tettienus, Tettius, und endlich 
tatni, Tatinius, Tattenna, Tatius, Tattius, Ta- 
tusius. 


* Sitzungsberichte d. Kön. Bayer. Ak. d. Wiss. Philos.- 
philol. u. hist. Kl. 1914, 2. Abhandl. Eine Besprechung 
siehe Sp. 273, 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8. 


272 


Offenbar haben wir es bei diesen drei Reihen 
tit-, tet-, tat- mit Lallnamen zu tun. Auch den 
lykischen Stamm tid- von tideimi und tideri 
möchte ich als Lallwort ansehen. Bei einem 
Worte für „Kind“ ist das ja nichts Auffallendes. 
Noch ein anderes lykisches Verwandtschaftswort 
trigt deutlich Lallcharakter; ddedi, das Kluge 
mit Enkel wiedergibt. (MVAG 1910, S. 129; 
siehe auch Kretschmer, Einl. in d. Gesch. d. 
griech. Sprache S. 337.) Im Mitanni begegnet ein 
Lallwort desselben Typus als Verbum in tat- 
„lieben“. Für alle drei Reihen, tit-, tet- und 
tat- finden sich unter den kleinasiatischen Namen 
zahlreiche Belege: Tirris, Tirriavos, Tirmvos; 
Terns, Ter yvõ; Tara, Taras, Tarsıs, Tarn, 
Tœrrig usw. (siehe Sundwall, d. einheim. Namen 
der Lykier). Das Nomen tideri steckt auch 
wohl in dem lykischen Namen mlétederi. In 
diese Gruppe gehören auch die Mitanninamen 
Ta-at-ta, Mär-Te-it-ti, Teti, Ir-me-ta-at-ta (Clay, 
Pers. Names). 

Herbig weist freilich I. c. S. 24 darauf hin, 
dass die Lallnamen nur als System, das die 
ganze Namengebung durchdringt, für die Ver- 
wandtschaft des Kleinasiatischen und Etrus- 
kischen sprechen, aber im einzelnen nicht immer 
beweiskräftig seien. Es fragt sich jedoch, ob 
man hier nicht eine Ausnahme vor sich hat und 
bei tite und tid- (-eimi, -eri) nicht bloss ein 
gleiches System, sondern eine wirkliche sprach- 
liche Verwandtschaft annehmen darf. Wenn 
sich zwischen kleinasiatischen und etruskischen 
Namen so viele einleuchtende Parallelen finden, 
wie Herbig gezeigt hat, dann müssen auch die 
Sprachwurzeln, wenigstens zu einem Teile, 
verwandt sein. Es muss das Etruskische Worte 
und Stämme aufweisen, die sich in gleicher oder 
ähnlicher BedeutunginkleinasiatischenSprachen, 
z. B. im Lykischen, wiederfinden. Wir dürfen 
erwarten, Ze noch manche Uebereinstimmung 
zu finden, wenn erst das Etruskische uns ver- 
ständlicher geworden ist. Demnach halte ich 
einen Bedeutungszusammenhang zwischen etrus- 
kisch tite und lykisch tideimi, tideri nicht für 
ausgeschlossen. Nur wäre es müssig, genauer 
herausbringen zu wollen, was tite eigentlich 
bedeutet. Ich will nur auf eine moderne Pa- 
rallele hinweisen, auf den schwedischen Vor- 
namen Sven, der „Bursche“ heisst. Etwas Aehn- 
liches kann man sich ja bei tite denken, wenn 
dies eben mit tideri, tideimi „Kind“ zusammen- 
hängt. Das nachher von einem solchen Vor- 
namen Gentilnamen abgeleitet werden, ist nicht 
verwunderlich. Das Bewusstsein von dem Inhalt 
eines Namens ist dem Volke bei längerem 
Gebrauch sehr bald entschwunden. 


273 


Besprechungen. 


Gustav Herbig: Kleinasiatisch-etruskische 
Namengleichungen. (Sitzungsber. d. Kgl. Bayer. 
Akad. d. Wiss., philosoph.-philol. u. hist. Kl., Jahrg. 
1914, 2. Abhandlg.) 398. gr. 8°. M.—.80. München 
G. Franz, 1914. Bespr. v. Arnold Gustavs, Hiddensee’ 

Die bedeutendsten Vertreter der Etruskologie 
haben in den letzten Jahrzehnten fast aus- 
schliesslich die kombinatorische Methode ange- 
wandt; sie haben versucht, das Etruskische 
lediglich aus sich selbst zu verstehen und haben 
sich vom Etymologisieren absichtlich fern ge- 
halten, weil sie Versuche der Verknüpfung des 
Etruskischen mit anderen Sprachen für verfrüht 
hielten. Herbig schrieb noch 1905 in der Berl. 
Philol. Wochenschrift Sp. 1091: „Kurz, es zeigt 
sich, dass zwar viele Tatsachen sich mit der 
Hypothese von der kleinasiatischen Herkunft 
der Etrusker wohl vereinigen lassen, dass aber 
ein entscheidender Beweis noch fehlt.“ Um so 
bedeutungsvoller ist es, dass gerade Herbig, 
der als ein sehr nüchterner Forscher bekannt 
ist, einen Anfang mit der Sprachvergleichung 
zum Etruskischen macht, zunächst für das 
Gebiet der Eigennamen, das wir vorläufig und 
vielleicht noch auf lange Zeit hinaus vom Etrus- 
kischen am besten kennen, wenn nicht die 

mer Mumienbinden uns ihre Geheimnisse 

enthiillen!: Nach einigen einleitenden Worten 
gibt Herbig auf S. 8—21 eine Liste von Ent- 
sprechungen zwischen kleinasiatischen undetrus- 
kıschen Namen. Das Material ist entnommen 
einerseits aus Sundwall, Die einheimischen 
Namen der Lykier nebst einem Verzeichnisse 
kleinasiatischer Namenstämme, andererseits aus 
Wilh.Schulze, ZurGeschichte lateinischer Eigen- 
namen. Die Auswahl der Namengleichungen 
ist zuerst geordnet nach gleichen Suffixen an 
verschiedenen Stämmen, sodann nach Suffix- 
variationen des gleichen Stammes. Bei letzteren 
sind die Stämme ca®-, cur-, sad-, cuß-, trqu- 
zugrunde gelegt. 24 Bemerkungen, vornehmlich 
über die Grundsätze, die bei kleinasiatisch-etrus- 
kischen Laut- und Eigennamenvergleichungen 
bis auf weiteres zu beobachten sind, beschliessen 
das Heft. 

Herbig hebt selbst den provisorischen Cha- 
rakter dieser Listen hervor (S. 22) und nennt 
die ganze Studie „ein Arbeitsprogramm und 
keine abgeschlossene Untersuchung“ (8.7). Wir 
dürfen also hoffen, dass er noch ausführlicher 
zu der Frage das Wort nehmen und seine Auf- 


t Herbig hat in einer Abh. d. Kgl. Bayer. Akad. d. 
Wiss. vom Jahre 1911 die Lösung der Rätsel dieses 
Schriftdenkmals insofern weitergeführt, als er den fune- 
rären Charakter des Textes festgestellt hat, was als 
Grundlage fir weitere Einzeldeutung festgehalten werden 
müsse. 


Orientalistische Literaturseitung 1915 Nr. 8. 


Clay, Pers. Names .. 


274 


stellungen eingehender begründen wird. Eine 
solche nähere Untersuchung erscheint gerade 
deswegen notwendig, weil — so widersinnig 
das zuerst klingen mag — die aufgeführten 
Entsprechungen so verblüffend ähnlich sind. 
Danach könnten die Unterschiede zwischen 
Kleinasiatisch und Etruskisch kaum so gross 
gewesen sein wie die zwischen zwei ganz nahe 
verwandten Dialekten, z. B. dem Holländischen 
und dem Plattdeutschen; es müssten vielmehr 
Kleinasiatisch und Etruskisch nahezu dieselbe 
Sprache gewesen sein. Aber das ist schwer 
vorstellbar. Man muss doch bei zwei Sprachen, 
die räumlich so getrennt sind, das Vorhanden- 
sein von Lautwandlungen vermuten. So wird 
man bei den von Herbig aufgestellten Gleichungen 
den Verdacht nicht los, dass es sich bei einer 
Anzahl derselben um rein zufälligen Zusammen- 
klang handeln könnte, wie etwa — um ein 
krasses Beispiel zu wählen — bei lykisch lada 
„Frau“ und englisch lady. Dieser Gefahr ist 
sich auch Herbig selber bewusst, und er hat 
zur Aufhellung der zwischen Kleinasiatisch 
und Etruskisch obwaltenden Lautgesetze in den 
Schlussbemerkungen ein gut Teil beigetragen. 
Und er hat gewiss recht, wenn er S. 37 sagt: 
„. . wenn wir alle theoretisch denkbaren Fehler- 
quellen jetzt schon ängstlich zuvor erwägen, 
kommen wir zu keinem Anfang. Die praktische 
Kleinarbeit wird uns die Waffen schon von 
selber schärfen.“ Wenn so der anfangs über- 
wältigende Eindruck der Herbigschen Namen- 
gleichungen gerade durch die Kleinarbeit stark 
eingeschränkt werden mag, so bleibt doch noch 
genug übrig, um die Urverwandtschaft des 
Kleinasiatischen und Etruskischen einwandfrei 
festzustellen. 


Einige Namen klingen an Mitanninamen an; 
möglich ist es ja durchaus, dass die verwandt- 
schaftlichen Beziehungen des Etruskischen sich 
auch noch auf östlichere Zweige der altkauka- 
sischen Sprachfamilie erstrecken, auf das Mi- 
tannische, Chaldische und Elamische. So er- 
innert aeras — parna (S. 9) an den Mitanni- 
namen A-ri-pa-ar-na VS I 106, 22, der noch 
BE XV 131, 12; 175, 27 als A-ri-par-ni vor- 
kommt!. Zu Takina, Tagena-Taginius (S. 10) 
kann man stellen: Ta-gi, Ta-a-gi, Ta-gu, Mär- 
Ta-gi-na, Ta-ku. (Die Fundstellen siehe A. T, 
. . of the Cassite Period.) 


1 Eduard Meyer hat (Zeitschr. f. vergl. Sprachforsch. 
auf d. Geb. d. indogerm. Sprachen Bd. 42, 1909, 8. 5) 
das Namenselement -parna in zwei unvollständigen Namen 
der Liste medischer Häuptlinge bei Sargon mit iranisch 
-farna, -paerns, -poevns gleichgesetzt. Das kommt jedoch 
fir Ari-parna nicht in Frage, da Ari = „geben“ im Mi- 
tanninamen häufig an erster Stelle vorkommt, und so 
dieser Name sicher als mitannisch gekennzeichnet ist 


275 


Vielleicht gehört hierher auch das in den Ur- 
kunden von Boghazköi auftretende Gebirge 
Tag-ga-ta auf Alasıa (siehe MDOG 35 S. 41). 
Dass in Taggata eine Namensform des für die 
Kupferbereitung ‘wichtigsten Ortes auf Cypern, 
Tamassos, vorliege, wie O. Weber meint (Anm. 
zu d. El-Amarna-Tafeln S. 1077, Anm. 2), will 
mir nicht recht einleuchten. Sollte nicht ein 
Zusammenhang mit dem Taüystov ogos, dem 
Grenzgebirge zwischen Lakonien und Messenien 
bestehen? Es wäre damit wahrscheinlich ge- 
worden, dass der Name Taygeton vorgriechisch 
ist, was Aug. Fick, Vorgr. Ortsnamen S. 90 
noch dahingestellt sein lässt. 


Als bemerkenswerte Einzelheit sei noch an- 
geführt, dass Herbig den etruskischen Namen 
der Venus „turan“ mit dem erst von Archi- 
lochos in die griechische Literatursprache ein- 
geführten (kleinasiatischen?) rúgævvoç zusammen- 
bringt und demnach als ,die Herrin“ deutet 
(S. 28). 


M. Streck: Silben- und Ideogrammliste der Vor- 
derasiatischen Bibliothek, im Einverständnis mit 
der Redaktion der VAB bearbeitet. 20 autogr. S. 8° 
M. —.80. Leipzig, J. C. Hinrichs 1914. Bespr. v. 
Wilh. Förtsch, Berlin. 

Wenn manche Assyriologen bei Umschreibung 
von Keilschrifttexten die Homophonie dieses 
Schriftsystems nicht berücksichtigen, d. h. von 
der Unterscheidung gleicher Lautwerte ver- 
schiedener Zeichen und gleicher Lesewerte ver- 
schiedener Ideogramme durch diakritische Zeichen 
absehen, so kann man ihnen dies schliesslich 
gar nicht verübeln. Denn fast keine grössere 
philologische Arbeit aus dem Gebiet der As- 
syriologie erscheint, die nicht wieder ein ganz 
oder wenigstens zum Teil eigenes Umschrift- 
system verwendet und — häufig auch verwenden 
muss; neue, bis dahin unbekannte, aber auch 
vorher schon bekannte, in andere Systeme jedoch 
nicht aufgenommene Lautwerte zwingen oft dazu. 
Daher sah sich auch die VAB veranlasst, ein 
einheitliches Umschriftsystem einzuführen. 


Im grossen und ganzen kann man sich mit 
dem im vorliegenden Schriftchen dargestellten 
System, das von Streck, VAB 7 S. CDLXXIII 
bis CDLXXX kommentiert und weiter ausge- 
baut worden ist!, einverstanden erklären. Ein- 
zusehen ist aber nicht, warum sowohl - als 
auch *, ferner ‘als diakritische Zeichen ver- 
mieden worden sind. Dient * als Zeichen der 
Länge (was es nach VAB7S. CDLXXIII in diesem 
einheitlichen System doch wohl durchgängig 
sein soll), 80 lässt sich - als diakritisches Zeichen 


ı VAB 7 = M. Streck, Assurbanipal und seine Nach- 
folger. 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8. 


276 


ohne Bedenken verwerten!. Auch die Ver- 
wendung des beim Zischlaut s ist kein Grund 
zu seiner Verwerfung als diakritisches Zeichen; 
denn die diakritischen Zeichen werden doch 
nur über Vokale gesetzt. Abzuweisen wäre der 
Zirkumflex in den Formen, wie er sich S. 2 
darstellt, wenn dieselben nicht VAB 7 S. 
CDLXXVII auf ein gutzuheissendes Mass re- 
duziert worden wären. Nicht angängig aber 
ist die gleichzeitige Verwendung des VAB 7 
S. CDLXXVII Z. 10 v. o. als zehntes und des 
Z. 11 v. o. als drittes gegebenen Zeichens, 
welch beide so gut wie nicht zu unterscheiden 
sind. Für die Zusammensetzung (d. h. Anein- 
anderreihung, Infixierung und die weiteren Kom- 
binationen) zweier und mehrerer Zeichen würde 
ich A. WALTHER’s Vorschlag ZA 29, 155 
annehmen und also z. B. das Zeichen Br. 10227 
durch KIL x ZIR wiedergeben; nicht aber 
wie VAB 7 S. CDLXXIV durch KI zir L oder 
K zir IL. 


Theoretisch hat also die VAB ein voll- 
ständiges Umschriftsystem. Tatsächlich ist 
aber vorläufig nur für die etwa 900 Silben- 
werte? auf S. 3—15 und für die 133 Ideogramme 3 
auf S. 18—20 die Umschrift festgelegt. Für 
jeden weiteren, noch nicht in die Liste aufge- 
nommenen Wert muss erst aus und in der 
Reihenfolge der auf S. 2 gegebenen diakri- 
tischen Zeichen die Umschrift hergestellt werden. 
Zu beachten ist dabei noch der mehr oder minder 
häufige Grad der Verwendung. Bringt der ein- 
zelne lediglich für sich dieses Verfahren in An- 
wendung, so wird daran sofort die Einheitlich- 
keit des Systems scheitern; denn je nach der Text- 
gattung wird derselbe Wert häufiger durch dieses, 
häufiger durch jenesZeichen ausgedrückt. Zudem 
kann die Häufigkeit keine durch Zählung genau 
festgestellte, sondern nur eine approximativ be- 


1 Obwohl Streck = und ^ als diakritische Zeichen 
verwirft, gibt er doch (S. 5 und S. 9 bei bitu) TT 


durch é (ê) wieder. Wozu überhaupt die doppelte Um- 
schrift? Uebrigens kann dann ê = é (theoretisch ge- 
nommen) mit & „nicht“ oder & „wohlan“ verwechselt 
werden. 

7 In der Silbenliste finden sich verschiedene Ver- 


sehen, so S. 5: el I anstatt el, gúl ste 
anstatt gäl; 8. 6: gun Far anstatt gún; S. 9: 
kür ell anstatt kur; S. 15: šuš d anstatt šúš. 

3 S. 19 hat: Il. agü A-Mi-A anstatt II. agü A-Mi-A 
(vgl. dazu S. 20: I. täbtu, II. täbtu); S. 20: nadänu A’ 


€ ‚ \ 
anstatt nadänu As, nadänu Mu anstatt nadänu Mu, 
rêmu Daga) anstatt rému Dagal (übrigens ist das voraus- 
gehende rému = mit šal, nicht aber NI mit 
Bal), I. täbtu Hi(Dug)-Ga anstatt I. tabtu Hi(Düg)-Ga 


(vgl. dazu S. 5: dig A). 


277 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8. 


278 


urteilte werden, so dass sogar innerhalb der- 
selben Textgattung verschiedene Bearbeiter zu 
verschiedenen Ansichten gelangen wiirden. 

Um die Einheitlichkeit des Systems zu 
wahren, möchte ich folgenden, nach meiner 
Ansicht einzig gangbaren Weg vorschlagen. 
Streck bringt nunmehr „Liste II“ und zwar 
sind darin enthalten, alle noch nicht in „Liste I“ 
festgelegten Umschreibungen aus VAB 7. Mit 
jedem weiterhin erscheinenden VAB-Band oder 
mit jeder Neuauflage eines bis jetzt schon er- 
schienenen VAB-Bandes stellt der betreffende 
Bearbeiter eine weitere , Liste“ in diesem Sinne 
her. Auf solche Weise wird mit der Zeit eine 
vollständige Liste zustande kommen, deren 
Bezeichnungen dann wohl allgemein angenommen 
werden dürften und so das schon immer ver- 
langte einheitliche Umschriftsystem darstellen 
würden. 


J. Hampel: Die Schichten des Deuteronomiums. 
Ein Beitrag zur israelitischen Literatur- u. Rechtsge- 
schichte. (Beiträge zur Kultur- u. Universalgeschichte, 
hsg. v. K. Lamprecht. 33. Heft). IX, 2888. gr. 8°. M.9 —. 
Leipzig, R. Voigtländer, 1914. Bespr. v. W. Sta erk, Jena. 

Hampels Monographie tritt der 1910 er- 
schienenen Arbeit von Puukko, die ich OLZ 
1910, 499 f. angezeigt habe, ebenbürtig zur Seite. 
Auch sie ist ausgezeichnet durch Scharfsinn, 
Gründlichkeit und Beherrschung der den Prob- 
lemen des Deuteronomiums bisher gewidmeten 
wissenschaftlichen Arbeit. In der literarkri- 
tischen Kleinarbeit geht Hampel noch über 
Puukko hinaus. Aber er bleibt dabei nicht 
stehen, sondern will die Literarkritik mit der 
literaturgeschichtlichen Untersuchung zu einer 
Aufgabe verbinden, deren Ziel ist zu ermitteln, 
wie weit wir die Vorlagen von Deuteronomium 
nach Umfang und literarischer Eigenart noch 
zu ermitteln imstande sind (S. 48). 

Den wertvollsten Teil von Hampels sorg- 
fältiger Arbeit sehe ich in seiner Untersuchung 
über Kap. 12—26 (S. 181—260). Hier ist er 
zu Ergebnissen gekommen, die m. E. die bis- 
herige Forschung ein gut Stück gefördert haben. 
Nach Hampel liegt dem Josiabuche (Urdeute- 
ronomium) die alte jerusalemische Tempel- 
regel zugrunde. Diese ist nach Hisqias Reform 
im Sinne der Kultuszentralisation überarbeitet 
und durch soziale f Bestimmungen erweitert 
worden. Eingeleitet wurde dieses alte heilige 
Recht durch eine Introduktion, die an der re- 
ligiösen Idee der Einheit Jahwes und der kul- 
tischen Heiligkeit Israels orientiert war. Seinen 
Abschluss bildete der Kern der Segen- und 
Fluchsprüche in Dt. 28 und dann Kap. 30, 15 
19b—20. Später hat der Verfasser selbst noch 
eine zweite alte Quelle eingearbeitet, durch die 
m besonderen die kultischen Verirrungen der 


Zeit Manasses getroffen werden sollten (die 
sog. Thoebasprüche). 

Die Entstehung des heutigen Deuteronomiums 
denkt sich Hampel folgendermassen: Von dem 
erweiterten Josiabuche sind bald Sonderaus- 
gaben mit verschiedenartigen Einleitungen er- 
schienen, die später zusammengearbeitet worden 
sind. Im Exil endlich wurde dieses redaktio- 
nelle Werk, das inzwischen um den Dekalog 
vermehrt worden war, mit IE und zwei weiteren 
kurzen Ausgaben vereinigt. 

Auch nach Hampels geistvollem Versuch, die 
Probleme von Deuteronomium zu lösen, bleibt 
natürlich manches Fragezeichen bestehen. Am 
ehesten scheint man noch über den ursprüng- 
lichen Bestand der gesetzlichen Stücke Kap. 
12—26 ins Reine zu kommen. Im wesentlichen 
treffen hier die Urteile z. B. von Steuernagel, 
Puukko, Sellin mit dem von Hampel überein. 


Dagegen herrscht über die paraenetischen und 


erzählenden Stücke von Deuteronomium, ihre 
Schichtung und besonders ihr Verhältnis zum 
Urdeuteronomium grosse Meinungsverschieden- 
heit. Steuernagel hält diese Teile allesamt 
für sekundär, Sellin sieht den ursprünglichen 
Rahmen in 4, 45—49; 5, 6—18; 6, 4—15 und 
28, 1—25; Puukko in 4, 44—49; 6, 4—15; 
7, 1—23; 8, 2—18; 9, 1—7a; 10, 12—13; 28, 
1—25 43—44; Hampel in 4, 44; 6, 4—13 15; 
7, 6b 9a ba 12b—16a 17—21 23—24; 8, 2a 
be 3—5 7—11a 12—15 17—18; 9, 1—4a 
5—7a; 10, 12—13; 28, la 2a 3—8a 12—13a 
18—20a 24—25a 43—44; 30, 15 19b 20. 
Es liegt offenbar am Stoff selbst, wenn hier bisher 
trotz allem aufgewandten Scharfsinn keine we- 
sentliche Uebereinstimmung erzielt worden ist. 
Und so wird es wohl auch bleiben. Darum 
sollte man die Arbeit am Rahmen vom Deute- 
ronomium jetzt ruhen lassen. M.E. steht die 
darauf verwendete Zeit und Miihe in keinem 
rechten Verhältnis zuder Bedeutung des Problems 
fiir das Ganze der at. Wissenschaft. 


König, D. Dr. Ed.: Die moderne Pentateuchkritik 
und ihre neueste Bekämpfung, beurteilt. V. 1068. 
gr. 8°. M. 2,80. Leipzig, A. Deichert Nachf., 1914. 
Bespr. v. J. Herrmann, Rostock. 

Die Schrift Königs wendet sich vor allem 
gegen J. Dahse. Die Frage ist, ob die jetzt 
herrschende Urkundenhypothese betreffs der 
Entstehung des Pentateuchs als unbegründet 
bezeichnet und durch eine andere Hypothese 
ersetzt werden darf und kann. König geht den 
Hauptpunkten in Dahses Beweisführung nach 
und wird dabei durch eine Beherrschung des 
Stoffes unterstützt, die ihm aus vieljähriger 
Beschäftigung mit dem Gegenstande erwachsen 
ist. In seiner „Einleitung in das AT“ hat er 
schon vor Jahrzehnten eine Darstellung der 


279 


Orientalistische Literatarzeitung 1915 Nr. 8. 


280 


neueren Urkundenhypothese gegeben, die in 
ihrer ruhigen Sachlichkeit und in ihrem sorg- 
fältigen Eingehen auf charakteristische Einzel. 
heiten besonders geeignet war, Sinn und Recht 
der vielumstrittenen Hypothese auch dem An- 
fänger und Skeptiker deutlich zu machen, wenn 
er guten Willen hatte und sich die Mühe nicht 
verdriessen liess. Das letztere verlangt auch 
die vorliegende Schrift, und es lohnt sich, sie 
ernstlich zu studieren. 

Wenn Dahse die Unhaltbarkeit der Urkunden- 
hypothese hauptsächlich mit der Unsicherheit der 
Gottesnamenüberlieferung begründet und diese 
wesentlich auf Grund der Vergleichung von M. 
vor allem mit G. (LXX) behauptet, so erhebt 
sich die Frage nach der textkritischen Autorität 
von M. im allgemeinen und speziell in bezug 
auf die Gottesnamen. Ihrer Beantwortung 
widmet König den ersten Abschnitt der Unter- 
suchung. Nachdem er mehrere Tatsachenreihen 
zum Beweise dafür, dass der Textsbestand des 
AT keineswegs der positiven Glaubwürdigkeits- 
spuren entbehrt (S. 10), vorgeführt hat, weist 
er Dahses Angriffe gegen die Autorität der 
Gottesnamen von M. zurück und kommt zu dem 
Be Ergebnisse: Eine absolute Fehler- 
osigkeit liegt nicht vor, aber eine sehr hohe 
relative Sicherheit und Ursprünglichkeit. Dieses 
Ergebnis entspricht m. E. dem jetzt für uns 
übersehbaren Tatbestand. Das Resultat, das 
ich für die Gottesnamenüberlieferung von 
in Ez. (zu meiner eigenen Ueberraschung!) 
gewann („die Gottesnamen im Ezechieltexte“ 
BWAT 13, 70 ff.), von König S. 20 gebilligt, 
liegt in gleicher Richtung. Freilich fehlen uns 
noch die vollständigen Untersuchungen desGottes- 
namenbestandes in M. — Baumgärtels grund- 
legende Arbeit ,Elohim ausserhalb des Penta- 
teuchs* BWAT 19 enthält ein wichtiges Teil- 
stück und andere werden hoffentlich recht bald 
folgen — und ein abschliessendes Urteil ist erst 
möglich, wenn sie ganz vorliegen werden, aber 
schwerlich wird dieses, insbesondere auch nach 
Baumgärtels verdienstvollem Buche, das an 
seinem Teile Königs Resultat voll bestätigt, 
viel anders lauten. 

Die ganze Frage hängt natürlich aufs engste 
mit dem Befund zusammen, den die Ueber- 
setzungen bieten, und so beschäftigt sich König 
im zweiten Abschnitt mit der Untersuchung der 
textkritischen Autorität der LXX und anderer 
Gestalten des AT, besonders hinsichtlich der 
Gottesnamen. Auch hier mag nicht übersehen 
werden, dass die vollständigen Untersuchungen 
des Gottesnamenbestandes noch ausstehen. Aber 
Königs ebenso scharfsinnige wie eindringende 
Widerlegung der Gründe Dahses für seine 
Schätzung der aussermasoretischen, insbesondere 


LXX-Textüberlieferung wird durch diese Er- 
wägung zum mindesten in ihrem Hauptergebnis 
nicht beeinträchtigt, „dass der kontinuierliche 
Wechsel der Gottesbezeichnungen, wie er im 
überlieferten hebr. AF vorliegt, nicht aus dem 
sporadischen Gottesnamenwechsel der LXX usw. 
erklärt werden kann. Der im hebr. AT vor- 
liegende Gottesnamenwechsel kann nur zu einer 
Zeit entstanden sein, wo die betreffenden Par- 
tien noch als Urkunden existierten und der 
Pentateuch also noch im Entstehen begriffen 
war.“ — Im dritten Abschnitt wendet sich 
König nun der Beurteilung der Hypothesen zu, 
die Dahse positiv an die Stelle der Urkunden- 
hypothese stellen will. Was zunächst die sog. 
Perikopenhypothese anlangt, so geht aus Kongs 
Darlegungen klar hervor, dass sie nicht aus- 
reicht, den Gottesnamenwechsel in M. und G. 
verstindlich zu machen. Was dann zweitens 
Dahses Anschauungen tiber die Art und Ursprung 
der Quelle P der Urkundenhypothese betrifft, so 
ergibt sich auch hier, dass die neue Hypothese 
nicht geniigt, um die Entstehung von P befrie- 
digend zu erklären. — Sieht sich König nach 
alledem nicht in der Lage, in der literarischen 
Auffassung des Pentateuchs Dahse gegen die 
Urkundenhypothese zu folgen, so sucht er nun 
im 4. Abschnitt Grundlinien zur positiven Be- 
gründung der richtigen literarischen Auffassung 
des Pentateuchs zu ziehen, indem er ausser 


M.|den Gottesnamen noch eine ganze Reihe for- 


meller und sachlicher Momente aufzeigt, die 
zur Annahme verschiedener Quellschichten und 
schriften im Pentateuch führen. 

Wenn man genötigt ist, König in allen 
Hauptergebnissen seiner Widerlegung gegen 
Dahse recht zu geben, so kann anderseits seine 
Schrift leicht den Eindruck begünstigen, als ob 
in der grossen Frage der literarischen Analyse 


des Pentateuchs mit der neuen Urkundenhypo- 


these tatsächlich alles wesentliche erledigt sei. 
König scheint vielleicht doch mehr als sicher 
zu betrachten, als sicher ist. Tatsächlich ist 
noch ausserordentlich viel zu tun, selbst an 
grundlegenden Einzeluntersuchungen. Das hat 
soeben die vorhin erwähnte Schrift Baum- 
gärtels, deren Ergebnissen übrigens König zu- 
stimmen wird, das Gebiet der Gottesnamen in 
eindringlicher Weise betont, indem sie einen 
Teil derselben grundlegend untersuchte. Dahses 
Arbeit hat nicht bloss auf wichtige Punkte den 
Finger gelegt, die neu oder erstmalig gründlich 
untersucht werden müssen, sondern auch sonst 
mancherlei Anregungen gegeben. Die formalen 
und sachlichen Merkmale der Quellenscheidung 
bedürfen noch vielfacher Klärung, die Probleme, 
die sich schon in Genesis an E und besonders 
auch an P anschliessen, sind neu in Fluss ge- 


281 


kommen und noch keineswegs erledigt, und die 


Probleme von D sind ja bekanntlich auch noch 
in voller Entwicklung. Man kann dem allem 
mit unbefangener Offenheit gegenüberstehen 
und zu ernstlicher Würdigung der Forschungen 
Dahses bereit sein — trotzdem er den zünf- 
tigen Alttestamentlern in beider Hinsicht wenig 
zutraut — und doch zu dem Urteil kommen, 
dass die Urkundenhypothese für die litera- 
rische Analyse des Pentateuchs — wie immer 
modifiziert — auch weiterhin ihre wesentliche 
Geltung behaupten wird. 


Alois Hudal: Die religiösen und sittlichen Ideen 
des Spruchbuches. Kritisch-exegetische Studie 
XXVIII, 261 S. Gr. 8°. M. 4—. Rom, M. Brett- 
schneider, 1914. Bespr. v. Norbert Peters, Paderborn. 

Der Herr Verf. dieser Studie ist Subdirektor 
am Priesterseminar zu Graz. Sein Buch erweckt 
schon beim ersten Durchblättern gute Eindrücke 
durch die recht umfangreiche vorurteilslose Be- 
rücksichtigung der einschlägigen Literatur und 
durch die Offenheit, mit der besonders in der 
Behandlung von 8, 22—31 in der katholischen 
Tradition (S. 106—124) die Dinge ohne jede 
Verschleierung auch mit den Worten bezeichnet 
werden, die ihnen zukommen („dogmatische 
Rücksichten“ S. 117, „polemischer Standpunkt“ 
S. 119, „vollständiger Stillstand in der Er- 
klärung“ S. 122, hier „spricht nur der Dog- 
matiker“ S. 152). Genaueres Studium der Schrift 
zeigt dann auch, dass Hudal die Textesüber- 
lieferung der Sprüche und ihre Erklärer 
gründlich durchgearbeitet hat. Sie ist eine 
mehr als ephemere Leistung, insofern es sich 
in ihr um die Darlegung der religiösen und 
sittlichen Gedanken des Spruchbuches handelt, 
sie fällt aber ab nach der Seite der vom Ver- 
fasser hineinbezogenen Literarkritik. Auch zu 
einer Reihe von Einzelstellen, nicht nur des 
Spruchbuches, weiss Verfasser Beachtenswertes 
zu sagen. Um so bedauerlicher ist das Fehlen 
eines biblischen Stellenregisters; eine minder 
notwendige Uebersicht der patristischen Zitate 
ist allerdings angehängt. 

Den Kern und den wertvollsten Bestandteil 
des Buches — vielleicht das ursprünglich allein 
Beabsichtigte? — bildet die Untersuchung des 
Begriffes der Chokma (S. 54—162). Vorher 
geht die Darstellung der „religiösen Ideen“ 
(S. 13—53), und den Abschluss machen „die 
sittlichen“ und „die eschatologischen Ideen“ 
(S. 163—248). Die Chokma im Spruchbuche 
— das ist Ha Ergebnis — ist nach der sub- 
jektiven Seite praktisches Wissen mit ethischen 
Zielen; es ist die durch Ermahnungen, Be- 
lehrungen und Züchtigungen erreichte sittliche 
Durchbildung des Charakters. Ihr Prinzip und 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8. 


282 


der Weg zu ihr ist die Religion. Die Ein- 
teilung des Buches ist also keineswegs streng 
logisch. Das Gegenstück der Weisheit, die 
Torheit, „will nichts anderes sein als prak- 
tischer Unglaube — die Gottlosigkeit“. Die 
Weisheit meint so wenig etwas, was durch 
philosophisches Denken erworben wird, wie die 
Torheit mit einem durch philosophisches Denken 
gewonnenen Unglauben etwas zu tun hat. Der 
griechische Weise ist von dem Weisen des 
Spruchbuches durchaus verschieden. Die Weis- 
heit nach der objektiven Seite hat als Besitz 
Gottes ein vorweltliches Dasein; sie arbeitete 
bei der Schöpfung mit ihm als kosmogonisches 
Prinzip, als die im göttlichen Intellekt ent- 
standene Weltidee, die „im Schöpfungsakt zur 
Realität nach aussen in die sichtbare Welt 
gleichsam eintrat, um ihr das Signum der plan- 
mässigen Ordnung aufzudrücken“ (S. 152). Die 
göttliche Weisheit ist aber als Vorbild der sub- 
jektiven Weisheit hingestellt und wird so auch 
zu einem ethischen Prinzip, zur Lehrmeisterin 
der Menschen zu einem gottesfürchtigen d. i. 
weisen Leben. In c. 8 haben wir es also zwar 
nur mit einer Personifikation des göttlichen 
Schöpfungsgedankens zu tun; die Darstellung 
birgt aber „bereits Keime in sich, die eine 
spätere Spekulation ohne Schwierigkeiten weiter 
entfalten konnte“. Hudal stellt in der Weis- 
heitslehre Spr. c. 8 zwischen Job. c. 28 und 
Sir. c. 24. Von der in Motiv und Darstellung 
nur von spekulativ-philosophischen Erwägungen 
getragenen Idee vom Logos der griechischen 
Denker, der als Zwischenglied die geistige und 
die materielle Welt aneinanderkettet, ist diese 
personifizierte Weisheit der Sprüche wesentlich 
verschieden. 


Der für den objektiven Weisheitsbegriff 
grundlegenden Stelle 8, 22 hat Hudal textkritisch 
wie exegetisch-geschichtlich und religionsge- 
schichtlich sehr liebevoll sich angenommen. Er 
lehnt die durch LXX Syr. Targ. mit éxrsoéy 


us bzw. „al; und ON vertretene Bedeutung 
des Schaffens für Rm ab zugunsten der durch 


AZO und Vulg. mit dxr7oaro us (bzw. posse- 
dit me) gewählten Bedeutung des Besitzens. 
Die erstere Auffassung ist aber als die ältere 
bezeugt; das Aufkommen der zweiten wird mit 
der inzwischen erfolgten weiteren Entfaltung 
der Lehre von der objektiven Weisheit und 
mit den fortschreitenden Spekulationen nach 
dieser Richtung zusammenhängen. Jene ältere 
Erklärung ist u. E. gedeckt durch den Zu- 
sammenhang im Spruchbuche wie auch durch 
andere Schriftstellen (Sir. 1, 4; 24, 8. 9; Apoc. 
3, 14; vgl. auch Kol. 1, 15). Mit Rücksicht 
insbesondere auf Jesus Sirach, der u. E. zeitlich 


283 


von Spr. 8 nicht allzuweit absteht, wird an 
dieser Auffassung um so mehr festgehalten werden 
müssen, da dieser bewusst an die Sprüche 
anknüpft und für c. 24 insbesondere an c. 8. 
Uebrigens wäre für Sirach auch die Gleichung 
xride = DIN zu berücksichtigen gewesen (7, 15; 
31[34], 13. 27; 38, 1; 39, 25; 40, 1; 44, 2). 
Das „Schaffen“ darf in Spr. 8, 22 allerdings 
nicht in dem strengen Sinne des späteren theo- 
logischen Sprachgebrauches genommen werden; 
dann ist das Schaffen der Weisheit als des 
ersten der Werke Gottes durchaus am Platze 
als Bezeichnung der in der Gottheit vor der 
Schöpfungstat entstandenen Weltidee. Dies gilt 
um so mehr, wenn man nicht übersieht, „dass 
wir es mit einem dichterischen Werke zu 
tun haben, in dem nicht jeder Terminus im 
striktesten Sinne ausgelegt werden kann“ (S. 
150). Das Geschaffenwerden der Weisheit in 
8, 22 darf ebensowenig gepresst werden wie 
das Geborenwerden in 8, 24f. 

Von den religiösen und sittlichen Ideen aus will 
Hudal aber auch die literarkritischen Prob- 
leme der Sprüche lösen, insbesondere die Frage 
nach vor- oder nachexilischer Abfassung. Er 
glaubt, das ganze Spruchbuch fiir die vorexi- 
lische Zeit in Anspruch nehmen zu können; ja 
er verlegt sogar das ganze Buch, selbst c. 1—9, 
in die Salomonische Zeit, für c. 25—29 mit der 
durch die Aufschrift 25, 1 gegebenen Ein- 
schränkung und ausserdem mit den Vorbehalten, 
dass c. 30—31 erst kurz vor dem Exil eingefügt 
seien, dass wir es vielleicht bei 30, 1—5 „mit 
einer teilweise späteren Umarbeitung zu tun 
haben“ (S. 94), dass auch „später noch, nachdem 
die Hiskianische Sammlung abgeschlossen war, 
Sprüche eingeschaltet wurden“ (S. 253). 

Es wird Hudal zuzugestehen sein, dass er 
schwache Punkte in der Position der Vertreter 
der Entstehung des ganzen Buches in der 
nachexilischen Zeit geschickt herausgearbeitet 
hat. Aber seine eigene nicht minder summa- 
rische Gegenthese hat er nicht bewiesen. Das 
Fehlen der 0°93 des Spruchbuches in der pro- 
phetischen Predigt ist durch Hudal (8. 88 f.) 
ebensowenig befriedigend erklärt wie der als 
selbstverständlich vorausgesetzte Monotheismus 
und das Fehlen der Warnung vor Götzendienst 
(S. 51). Nicht anders urteilt Referent über die 
Voraussetzung der Monogamie (S. 205) und über 
den internationalen kosmopolitischen Charakter 
(S. 233). Wenn man wie anderwärts vor dem 
endgültigen Abschluss unseres jetzigen Buches 
nicht nur mit späteren Zusätzen rechnet, sondern 
auch mit Streichungen in den älteren Teilen 
von der Lebensauffassung der jüngeren Zeit 
aus, kurz mit tiefergreifender redaktioneller 
Tätigkeit der Späteren, sehen sich diese Dinge 


Orientalistische Literaturseitung 1915 Nr. 8. 


284 


etwas anders an. Wenn „die Chokmaidee der 
Proverbien in der Mitte zwischen Job und Sirach 
steht“ (S. 157), die Proverbien aber auch mit 
c. 1—9 in die Zeit Salomons gehören würden, 
so müsste Job noch vorher entstanden sein. 
Hierüber spricht Hudalsich so wenig aus wie über 
die Folgerung für das Deuteronomium aus S. 179f. 
Die Bedeutung des aramäischen Ahikarbuches 
in den Papyri von Elephantine für die Datierung 
der Teile des Spruchbuches ist noch nicht in 
Hudals Gesichtskreis getreten. Er würde sich 
jetzt insbesondere mit S. 57—60 der schönen 
Würzburger Dissertation von F. Stummer (Der 
kritische Wert der altaramäischen Ahikartexte 
aus Elephantine, Münster i. W. 1914) ausein- 
anderzusetzen haben. Die knappe Kritik des 
sprachlichen Argumentes in der Debatte über 
die Zeit der Sprüche (8. 251—254) mag eine 
Abschwächung, meinetwegen auch eine starke 
Abschwächung dieses Argumentes enthalten. 
Schliesslich muss Hudal selber einer Reihe 
von Aramaismen die Zensur „wahrscheinlich“ 
geben und wenigstens zugestehen, dass „eine 
relativ sehr bescheidene Anzahl“ bestehen bleibe 
(S. 252). Uebrigens ist das nicht unwichtige 
Verhältnis von ‘38 und XW in den einzelnen 
Partien der Sprüche nicht einmal erwähnt. Für 
die Verlegung von c. 1—9 in eine jüngere Zeit 
(abgesehen von der Aufnahme einiger älterer 
Materialien ist dem Referenten die Datierung 
in der beginnenden hellenistischen Zeit sicher) 
liesse sich aus Hudals Buche selber Material 
schöpfen; vgl. z. B. S. 15 Z. 7—8, S. 49 Z. 
14 ff., S. 97 Z. 14 ff. (Z. 15 hat „besonders“ 
kein Recht), S. 154 A. 2, S. 206 Z. 7 ff. und 
A. 2, S. 212 f. S. 227, Z. 2f. 

Die textkritischen Meinungen Hudals finden 
nicht immer den Beifall des Referenten; 80 
soll beispielsweise die Aufschrift 10, 1 keine 
Bedeutung haben, da weder Gr. noch Syr. sie 
haben (S. 251), während es doch klar ist, dass 
sie in diesen Zeugen, in Syr. nach Gr., wegen 
1, 1 weggeblieben ist. Im übrigen kann ich 
diesbezüglich, sowie auch für meine abweichende 
Erklärung mancher Einzelstelle auf meine Be- 
arbeitung der Sprüche in meinen Weisheits- 
büchern des AT (Münster i. W. 1914) verweisen. 

Methodisch muss Referent ausser der all- 
zugrossen Geneigtheit des Verfassers, ohne ge- 
nügende Gründe mit Unsicherheit des Textes 
zu operieren, besonders beanstanden, dass s. E. 
nicht immer mit demselben Masse gemessen wird. 
So vermisst Hudal S. 186 in den Sprüchen, 
was ausserdem in diesem Umfange nicht richtig 
ist, „all das, was das Wesen der nachexilischen 
Frömmigkeit bildet“, S. 189 aber erklärt er 
den Umstand, dass die Abhängigkeit vom Ge- 
setze „nicht zu sehr hervortritt“, durch den 


285 


Orientalistische Literaturzeitung 1916 Nr. 8. 


286 


literarischen Charakter des Buches, wie er ihn 
auffasst. „Sprichwörter, so meint er da, werden 
bei allen Völkern in erster Linie das allgemein 
Menschliche hervorkehren.“ Die auch sachlich 
nicht begründete besondere Vorliebe des Ver- 
fassers für Zitate in englischer Sprache wird 
ihm inzwischen wohl vergangen sein. 

S. 42 A. 4 müssen die beiden ersten he- 
bräischen Wörter notwendig vokalisiert werden, 
und S. 94 Z. 4 v.o. darf Comp nicht gekürzt 


werden. S. 76 Z. 7 v. o. ist zu lesen vz, 


S. 94, Z. 7 v. o. (c) (ny7); S. 246 Z. 4 v. o. 
12, 28, S. 248 Z. 1 v. o. die u, S. 248 Z. 4 
und 5 v. u. 21, 16. 

Hudal hat das Zeug zu erspriesslicher Mit- 
arbeit an der Erforschung des AT: Referent 
hofft ihm noch öfter zu begegnen. Bei längerer 
und umfassenderer gründlicher Beschäftigung 
mit den alttestamentlichen Problemen wird er 
von selbst zu grösserer Selbständigkeit gegen- 
über überkonservativen Aspirationen kommen. 


Aus gelehrten Gesellschaften. 


Académie des Inscriptions et Belles-Lettres. 
Sitzg. v. 30. April 1915: Durrieu sprach über einen 
Plan Karls VIII. zur Eroberung Konstantinopels, 1494/95. 


Personalien. 


B. Raunkiär, bekannt durch seine Forschungsreise 
durch Zentralarabien, ist, erst 25 Jahre alt, in Kopenhagen 
gestorben. ' 

Prof. Dr. Lehmann-Haupt und Prof. Dr. Giese haben | 
einen Ruf an die Universität in Stambul erhalten. 


Zeitschriftenschau. 
® = Besprechung; der Besprecher stebt in (). 
Athenaeum. 1915: f 
May 15. *A. E. P. B. Weigall, A History of Events in 
Egypt from 1789 to 1914. — *J. G. Frazer, The Golden 
Bough: a Study in Magic and Religion. Vol. XII. 
May 29. Ch. Kearton and J. Barnes, Through Central 
Africa from East to West. 
Berliner Philologische Wochenschrift. 1915: 
23. *Morris Jastrow jr., Die Religion Babyloniens und 
Assyriens Il (Bruno Meissner). 
28. *K. Baedeker, Konstantinopel, Balkanstaaten, Klein- 
asien, Archipel, Cypern. 2. Aufl. (E. Anthes). 
Bulletin de Oorresp. Hellönique. 1914: 
Janvier-Juin. E. Cavaignac, La chronologie égyptienne 
au IIIe siècle avant J. ©. — Ch. Picard et Ch. Avezon, 
Le Testament de la prétresse Thessalonienne (Mazedo- 
nische Kulte, und Bezieh. zu asiatischen). — P. Perdrizet, 
Némésis. III. Art. (Das semitische Symbol des Hebens 
der geöffneten Hände.) 
Deutsche Lit.-Ztg. 1915: 
20. Carl Neumann, Kunstgeschichte des Gartens (Schluss). 
— *Wilhelm Caspari, Die israelitischen Propheten (Fritz 
Resa). — *Edmond Doutté, Missions au Maroc. — En 
Tribu (J. Goldziher). — *Valentin Schwöbel, Die Landes- 
natur Palästinas 2. Teil; *Richard Hartmann, Palästina 
unter den Arabern (Max Löhr). 
26. Leopold Cohn, Hermes Trismegistos (zu Josef Kroll: 
Die Lehren des Hermes Trismegistos). — Erwin Rohde, 
Der Griechische Roman und seine Vorläufer. 


(Otto Weinreich) (mit Abwehr einiger der Ausführungen 
Reichs Sp. 477 ff. der DLZ.). — *Ludof Malten, Das Pford 
im Totenglauben (J. v. Negelein). 

27. Sigmund Mowinckel, Zur Komposition des Buches 
Jeremia (W. Baumgartner). — *Wilhelm Bacher, Tra- 
dition und Tradenten in den Schulen Palästinas und Ba- 
byloniens; *Wilhelm Bacher, Rabbanan. Die Gelehrten 
der Tradition (M. Eschelbacher). 

Bxpositor. 1915: 

May. G. B. Gray, Interpretations of Jewish Sacrifice. 
— A. van Hoonacker, Expository Notes (Gen. IV, 7; 
XLIV, 5; 1. Sam. X, 12.). — Th. Robinson, The Den of 
Thieves. 

Frankfurter Universitäts-Zeitung. 1915: 

1. J. 16. H. Ludwig Harald Schütz, Der heilige Krieg 
und der Koran. 

Geographical Journal. 1915: 

March. H. Raeburn, The Adai-Khokh Group, Central 
Caucasus. — Dr. F. de Filippi’s Asiatic Expedition. Fourth 
Report. — *A. Woeikof, Le Turkestan Russe. 

April. H. H. Johnston, The Political Geography of Africa 
before and after the War. 

May. P. M. Sykes, A seventh Journey in Persia. — 
Aurel Steins Expedition in Central Asia. 

Internat. Archiv f. Bthnographie. 1915: 
XXII 6. *J. Marquart, Die Benin-Sammlung des Keichs- 
museums für Völkerkunde in Leiden, beschrieben u. mit 
ausfübrl. Prolegomena zur Geschichte der Handelswege 
u. Völkerbewegungen in Nordafrika versehen (E. Littmann). 


Islam. 1916: 


VI 1. B. Schrieke, Die Himmelsreise Muhammeds. — 
R. Hartmann, Die Frage nach der Herkunft und den 
Anfängen des Sifitums. — S. Flury, Die Gipsornamente 
des Dër es-Sirjani. — E. Graefe, Bemerkungen zu R. 
Mielck’s ,Terminologie und Technologie der Miiller und 
Bäcker im islamischen Mittelalter“. — M. Sobernheim, 
Die Shi'a in Aleppo. — P. Schwarz, Die Herkunft von 
arabisch haräg, (Grund)Steuer. — G. Jacob, Tauben und 
Flughühner. — *E. Littmann, Arabic Proverbs collected 
by Mrs. A. P. Singer (H. Reckendorf). — *D. R. Margo- 
lioutb, The Kitab al-Ansäb of Abd al-Karim ibn Mu- 
hammad al Sam ant (E. Littmann). — R. Tschudi, Der 
Islam und der Krieg (E. Littmann). — *M. A. Palacios, 
Abenmasarra y su escuela (Horten). — *K. T. Khairallah, 
La Syrie (R. Hartmann). — *M. Hecker, Die Eisenbahnen 
der asiatischen Türkei (F. F. Schmidt). 


Journal of the R. Asiatic Sooiety. 1915: 
January. E. H. Walsh, Examples of Tibetan Seals. — 
D. B. Spooner, The Zoroastrian Period of Indian History. 
— R. P. Dewhurst, The Poetry of Mutanabbi (mit Note 
von D. S. Margoliouth). — R. P. Dewhurst, Persian and 
Arabic Words in the Satsai of Bihari Lal. — A. B. 
Keith, The Saturnalia and the Mabavrata. — *R. F. 
Harper, Assyrian and Babylonian Letters belonging to 
the K. Coll. XII, XIII (T. G. Pinches). — M. Schorr, 
Urkunden dos altbabylonischen Zivil- und Prozessrechtes 
(T. G. Pinches). — *C. Sell, The life of Muhammed (H. 
Hirschfeld). 

April. J. Offord, The Deity of the Crescent Venus in 
Ancient Western Asia. — V. A. Smith, The Credit due 
to the Book entitled ,The Voyages and Travels of J. 
Albert de Mandelslo into the East Indies“. — M. Tse- 
retheli, Sumerian and Georgian: a Study in Comparative 
Philology. Part. II. — E. Blochet, Le Nom des Turks 
dans l’Avesta. — R. A. Nicholson, The Poetry of Muta- 
nabbi. — L. D. Barnett, An Aramaic Inscription from 
Taxila. — A. Cowley, The first Aramaic Inscription from 
India. — *G. Marcais, Les Arabes en Berbérie du XIe 
au XIVe siècle (A. R. G.). — D. S. Margolioutb, The 
Early Development of Mohammedanism (A. R. G.). — 
*S. Spiro Bey, A new Practical Grammar of the Modern 


3. Aufl. | Arabic of Egypt (H. Hirschfeld). 


287 


— 


Journal of the Gypsy Lore Sooiety. 1916: 
VII 3. B. Gilliat-Smith, Bulgarian Gypsy Folk-tale. — 
*A. C. Woolner, The Indian Origin of the Gypsies in 


Europe. 
Keleti Szemle. 1914/15: 


XV. évfolyam 1—3. szám. O. Beke, Türkische Einflüsse 
in der Syntax Finnisch-Ugrischer Sprachen. — H. Paasonen, 
Beiträge zur finnisch-ugrisch-samojedischen Lautgeschichte 
(IV.). — G. J. Ramstedt, Zur mongolisch-türkischen Laut- 
geschichte (I). — Julius Németh, Die langen Vokale im 
Jakutischen. — Wilhelm Pröhle, Balkarische Studien. — 
Karl Schriefl, Bemerkungen zur Sprache von Kašgar und 
Jarkend II. — *Simonyi Zsigmond, A jelzök mondattana 
(Il) (O. Beke). — O. Beke, Finnugor hatärozös szerke- 
zetek (D. R. Fuchs). — *W. Bang, Osttirkische Dialekt- 
studien und der komanische Marienpsalter (Bernhard 
Munkäcsi). — Gesellschaftsberichte. — Bernhard Mun- 
käosi, Das ungarische W orttaplo , Zunder, Feuerschwamm“ ; 
ungarisch dors „Dachs“; das türkische Wort für „Faust“; 
Sérény „agilis, alacer, strenuus“. — Beke Ödön, Kép, 
képen. — Corrigenda. 
Klio. 1914: 

3. C. F. Lehmann-Haupt, Historisch-metrologische For- 
schungen. 2. Die hebräischen Masse und das pheido- 
nische System. 3. Die Mine des Königs und die Mine 
(des Landes). — C. F. Lehmann-Haupt, Gesichertes und 
Strittiges: Zum Sarapis-„Problem“. — F. Hiller v. Gaert- 
ringen, Die rhodischen Heliospriester. — E. Obst, Die 
Beschreibung des Nilpferdes bei Herodot. — Th. Kluge, 
Historisch-archkologisches aus dem Kaukasus. 


Literarisches Zentralblatt. 1915: 

20. *W. Barthold, Die geographische und historische 
Erforschung des Orients, aus dem Russischen übersetzt 
von E. Ramberg-Figulla (F. B.). 

23. *Monumenta Hebraica I. II. u. V. Bd. (Fiebig). — 
*Eduard Meyer, Geschichte des Altertums I. Bd. 3. Aufl. 
55 (C. F. Lehmann-Haupt). — Friedrich Hrozný, 

as Getreide im alten Babylonien. 

24. Helmolts Weltgeschichte. 2. Aufl. III. Bd. (E. Herr). 
25. Leopold v. Schroeder, Arische Religion (Fritz Wilke). 
— Friedrich Pfister, Eine jüdische Gründungsgeschichte 
Alexandrias (T. S.). — Albrecht Wirth, Rasse und Volk 
(Hans Philipp). 


Museum. 1915: 
April. O. Schissel v. Fleschenberg, Entwicklungsge- 
schichte des griechischen Romans im Altertum (Hesseling). 
— *Parerga Coptica conscr. Stephanus Gaselee A. M. iL, 
De Abraha et Melchisedec. III, Hymnus de Sinuthio 
(Boeser). 


Preussisohe Jahrbücher. 1915: 

H. III. Referat Daniels’ über Kampffmeyer, Nordwest- 
afrika und Deutschland, C. H. Becker, Deutschland und 
der Islam, Erich Meyer, Deutschland und Aegypten und 
Sten Konow, Indien unter der englischen Herrschaft. 

Proceedings of the Soo. of Biblio. Arch. 1915: 
4. H. Holma, Further Notes on the Tablet K 45 + 198. 
— A. H. Gardiner, The Egyptian Word for „Dragoman“. 
— Th. G. Pinches, Notes on the Deification of Kings; 
and Ancestor- Worship in Babylonia. — M. Gaster, Sa- 
maritan Phylacteries and Amulets (Forts.). — W. L. 
Nash, Notes on some Egyptian Antiquities. 


Revue Oritique. 1915: 
3. J. Scheftelowitz, Das stellvertretende Huhnopfer, 
mit bes. Berücksichtigung des jiidischen Volksglaubens 
(A. Loisy). — E. Daenson, Mythes et Legendes (A. L.). 
— *A. Duboscq, Syrie, Tripolitaine, Albanie (B. A.). 
4. *J. A. Montgomery, Aramaic Incantation Texts from 
Nippur (J.-B. Chabot). 


Orientalistische Literaturzeitung 191b Nr. 8. 


288 


Revue Historique. 1915: 

Janvier-Février. H. de La Ville de Mirmont, Cn. Do- 
mitius Corbulo (Feldziige in Armenien). — E. Haumant, 
Les origines de la liberté serbe. — *Ch. Guignebert, Le 
problème de Jésus (O. Pfister). 

Sitzungsber. d. K. B. A. d. W. München. 1914: 
Philos-philol. u. hist. Kl. 10. Abhdlg. Rudolf Hirzel, Die 
Person. Begriff und Name derselben im Altertum 
[älteste Bezeichnung owua; sollte das babylonische šumu 
irgendwie bei der Entstehung des griechischen Sprach- 
gebrauchs mitgewirkt haben? D. R.]. 

Studien. 1915: 

Febr./Maart. M. v. Steen, Volk en Godsdienst in Ma- 
rokko, Il. 

Theologisches Literaturblatt. 1915: 

12. *Bernh. Pick, The Cabala (Herm. L. Strack). — 
*Sigmund Mowinkel, Zur Komposition des Buches Jere- 
mia (Wilhelm Caspari). 

13. Bruno Meissner, Die Keilschrift (Zehnpfand). — 
*A. Liebermann, Der Schulchan Aruch, 2. Aufl. (Herm. 
L. Strack). 

Theologische Literaturzeitung. 1915: 

6. *Erich Ebeling, Aus dem Leben der jüdischen Exu- 
lanten in Babylonien (A. Ungnad). — *Hermann Gunkel, 
Reden und Aufsitze (W. Nowack). — *Hermann Guthe, 
Geschichte des Volkes Israel (Meinhold). — *Edouard 
Naville, Archaeology of the old Testament (Max Löhr). 
7. *F. B. Jevous, Comparative Religion (Bousset). — 
*Pet. Thomsen, Kompendium der palästinischen Alter- 
tumskunde (H. Guthe). — *F. Crawford Burkitt, Jewish 
and Christian Apocalypses (Beer). — *Martin Salomonski, 
Gemüsebau und -Gewächse in Palästina zur Zeit der 
Mischnah (Beer). 

Zeitschrift f. d. Alttestamentl. Wiss. 1915: 
H. 2. K. Budde, Wortlaut und Werden der ersten 
Schöpfungsgeschichte. — H. J. Elhorst, Jes. 8, 1—4. — 
Paul Haupt, Schmücket das Fest mit Maien. — Ed. 
König, Religionsgeschichtliche Hauptmomente in den 
Elephantinetexten. — J. J. Hess, Beduinisches zum Alten 
und Neuen Testament. 


Zur Besprechung eingelaufen, 


* bereits weiter gegeben. 

*Konrad Hoffmann: Die theophoren Personennamen des 
Aelteren Aegyptens. (Untersuchungen zur Geschichte 
und Altertumskunde Aegyptens hreg. v. Kart Sethe 
Bd. VII, Heft 1.) Leipzig, J. C. Hinrichs’sche 
Buchhdlg., 1915. M. 1 

Friedrich Delitzsch: Die Welt des Islam. Berlin, Ullstein 

& Co. 1915. M. 1—. 

George Dahl: The Materials for the History of Dor 
(Transactions of the Connecticut Acad. of Arts and 
Sciences. Vol. 20 pages 1—131). New Haven, Yale 
University Press, 1915. 

Länder und Völker der Türkei (Schriften des Deutschen 
Vorderasienkomitees, hrsg. v. Hugo Grothe. Leipzig, 
Veit & Comp., 1915. | 
Heft 1. W. Blankenburg: DieZukunftsarbeitder deut- 

schen Schule in der Türkei. „50. 
Se aaa M. Horten: Die islamische Geisteskultur. 
Heft 3. Freiberr v. Lichtenberg: Cypern und die Eng- 
länder. M. 0,60. 
Heft 4. Ferd. Bork: Das Georgische Volk. M. 0,50. 

Eduard Meyer: Reich und Kultur der Chetiter. Berlin, 
Karl Curtius, 1914. M.8—. 

*Wilhelm Gesenius: Hebräisches und Aramäisches Hand- 
wörterbuch über das Alte Testament. 16. Aufl. Leipzig, 
F. C. W. Vogel, 1915. M.20—; geb. M. 22—. 


Mit einer Beilage von der J. O. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig. 


Verlag u. Expedition: J. O. Hinriche’sshe Buchhandlung, Leipzig, Blum 
Verantwertiieber Herausgeber: 


2. — Druck von Max Schmersow, Kirchhain N.-L. 


engasse 
F. E. Pelser, Königsberg i. Pr, GoltvAllee 11. 


Orientalistische Literaturzeitung 


Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient 


und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers 
Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11 


Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung, Leipzig 
Blumengasse 2. 


18. Jahrgang Nr. 10 


Inhalt. 


Abhandlungen und Notizen Sp, 289—303 


Gustavs, A.: Mitannistämme im 
Hatti. 298 


Manuskripte und Korrekturen nach Königsberg. — Drucksachen nach Leipzig. 
Jährlich 12 Nrn. — Halbjahrspreis 6 Mk. 


Besprechungen 
Auboyneau, G., et A. Févret: Essai 
de bibliographie pour servir a 
l'histoire de l' Empire Ottoman. 
Fasc. 1 (K. Süssheim) 


Oktober 1915 


Strehl, Willy, und Wilhelm Soltau: 
Grundriss der alten Geschichte und 
Quellenkunde (Carl Niebuhr) 309 

Weidner, Ernst: Beiträge zur baby- 
lonischen Astronomie (H. H. 


Sp. 303—313 


. 312 


Haupt, Paul: zabü, amphora. 296 | Dalman, G.: Palästinajahrbuch 10. Ficulla 
Hising, Georg: Gagu(678—643) 299 | Jahrgang (J. Hermann). . 303 25 Do an 
Nielsen, Ditlef: Abstrakte Götter- | Horten, Max: Einführung in die höhere Aus gelehrten Gesellschaften. 313 
namen Geisteskultur des Islam (Hans 914 
Schroeder, Otto: Zu Berliner | Rust) ........ 304 | Personalion . . ..... 
8 de ear S 8 7 293 ER nn pune J 05 MAfttollung en 314 
chroeder,Otto: Ueber den Namen istory (Carl Niebuhr) . 
des Tamüz von Byblos in der | Obst, E.: Der Feldzug des Xerxes | Zeitschriftonschau . . . 316—320 
Armanazeit ...... 291 (Marie Pancritius) . 307 | Zur Gesprechung eingolaufen 320 


Abstrakte Götternamen. 


Von Ditlef Nielsen. 

In einer so primitiven Naturreligion wie 
im arabischen Heidentum muten die vielen ab- 
strakten Götternamen sehr befremdend an. Der 
Mondgott trägt z. B. Namen wie Hukm „Weis- 
heit“, Wadd „Liebe“, Sa‘d „Glück“, Raham 
„Güte, Erbarmen“, Lang. Ib Rahim „Mitleid, 
Erbarmen“, Dus. Voyage 258, in den altäthi- 
opischen Inschriften heisst er Mahrem d. h. 
„Heiligkeit“, und in den sogenannten „thamu- 
dischen“ Inschriften aus Nordarabien führt er 
gewöhnlich den Namen Nahi „Klugheit“. In 
diesen Texten wie in den Safu-Inschriften“ trägt 
der arabische Venusgott äusserst selten seinen 
gewöhnlichen arabisch - äthiopischen Namen 
‘Attar ( Astar),für gewöhnlichheisst erhier Ruda 
„Gnade“. 

Nun hat Usener in seinen „Götternamen“, 
S. 364—375, darauf hingewiesen, dass sowohl in 
Griechenland als in Rom die Zahl abstrakter 
Begriffe, die nachweislich als Gottheiten des 
Kultus Verehrung genossen haben, überraschend 
gross ist. Diese Götter waren nicht blasse 
allegorische Gestalten der späteren Dichtung 
und Kunst, sondern wirkliche, alte, leibhaftige, 
machtvolle Götter, die in theophoren Personen- 
namen vorkommen und denen man auch Opfer 
darbrachte. Da die Bedeutung dieser Götter- 

289 


namen in der Regel durchsichtig ist, und da 
sie häufig als Beinamen bekannter Götterge- 
stalten erscheinen, so müssen solche scheinbaren 
Abstrakta adjektivische Bedeutung haben. 
Ady Nixn bedeutet natürlich nicht „Athene 
Sieg“, sondern „Athene Siegerin, Sieg verlei- 
hende“, "49qvé “Yyisıa nicht „Athene Gesund- 
heit“, sondern „Athene Gesundheit verleihende“ 
usw. Die Parce Aaxeoıs ist die „losende“, die 
wichtige Göttin Néueg die „zuteilende“, der 
Gott ®oßos bei Homer nicht „Flucht“, sondern 
„Flucht-Erreger“, „Scheucher“. Es drängt sich 
hier die Frage auf, ob die Sprache überhaupt 
ursprüngliche Abstrakta besitzt, d. h. ob die 
Wortbildungen, welche zur Bezeichnung ab- 
strakter Begriffe dienen, zu diesem Zweck ge- 
schaffen sind oder ihre Wertung erst nachträg- 
lich erhalten haben. So sind viele Abstrakta 
nachweisbar ursprünglich Adjektiva. 


So weit Usener. — Dieselbe Beobachtung 
lässt sich auch bei den semitischen Götternamen 
machen. Das südarabische Hukm bedeutet z. B. 
in Wirklichkeit nicht „Weisheit“, sondern „der 
Weise“, Wadd nicht „Liebe“, sondern „der 
Liebende“, Sa‘d natürlich nicht „Glück“, son- 
dern „der Glück Spendende“, Nahi und Ruda 
nicht „Klugheit“ und „Gnade“, sondern „der 
Kluge“ und „der Gnädige“ usw., denn solche 
Epitheta erscheinen zuweilen auch als Adjek- 

290 


291 


tiva. Der äthiopische Gottesname Mahrem 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 10. 


292 


up-ta-) auf eine Stufe zu stellen. Der Zweck 


„Heiligkeit“ kommt z. B. bei den Katabanen dieser Vergleichung ist natürlich, dem Pharao 


als Harim-an „der Heilige“ vor, während um- 
gekehrt das katabanische Hukm „Weisheit“ bei 
den Aethiopen als Hakim „weise“ belegt ist 
und der altarabische Gottesname Rahim „Barm- 
herzigkeit“ kommt in der Regel als „der barm- 
herzige“ vor (südarabisch Rahman-an, nord- 
arabisch Ar-rahim). 

Noch wichtiger ist aber eine andere Folge- 
rung. Ich habe mehrmals betont, dass bei den 
Semiten astrale Götter sich häufig— in späterer 
Zeit in der Regel — unter nicht astralen Namen 
verbergen. Der ursprünglich unpersönliche 
Naturgott wird nämlich mit der fortschreiten- 
den Kultur allmählich zu einem persönlich-ethi- 
schen Gott, und eine zunehmende Fülle von 
abstrakten Namen und Beinamen, die dem Natur- 
gott ethische Eigenschaften beilegen und ihn 
als persönliches Wesen bezeichnen, belegt über- 
all diese Entwicklung. 

Wenn aber die Abstrakta ursprünglich Ad- 
jektiva waren, dann ersehen wir daraus, dass 
der abstrakte Gottesbegriff nicht Ausgangspunkt 
für die Entwickelung gewesen sein kann, denn 
das Abstraktum ist ja in diesem Falle nicht 
ein ursprünglicher selbständiger Begriff, der 
Gegenstand des Kultus geworden ist, sondern 
als Adjektivam ein Beiname eines bereits exi- 
stierenden persönlichen Gottes. Diesen Schluss 
zieht Usener auch, aber er lässt andererseits 
durch seine Lehre von „Sondergöttern“ (die 
di certi Varros) persönliche Götter aus Ab- 
straktbegriffen entstehen (l. c. S. 75—279). Ein 
solcher Vorgang lässt sich aber bei den Semiten 
nirgends wahrnehmen, und wohl auch kaum 
bei den Griechen und Römern. Der persön- 
liche Gott ist bei den Semiten stets aus einem 
konkreten Naturobjekt entstanden, und in den 
abstrakten Götternamen, oder richtiger Götter- 
Beinamen, beurkundet sich die stetige Ver- 
geistigung dieses Naturgottes. 


Ueber den Namen des Tamuz von Byblos 
in der Amarnazeit. 
Von Otto Schroeder. 


Die Briefe Rib-Addi’s, des Stadtfiirsten von 
Gubla (= Byblos), sind voller Klagen über Aziru 
und dessen Vater Abd-Asirti. Einem besonders 
kritischen Moment, in dem der Sieg Abd-Asirti’s 
in den Bereich der Möglichkeit gerückt erschien, 
entstammt wohl die Tafel VAT 1633 (s. VAS 
XI Nr. 41; Knudtzon, VAB II Nr. 84). Da 
Not erfinderisch macht, nimmt es nicht wunder, 
wenn Rib-Addi hier Sentenzen formt, die sich 
sonst nirgend finden; versteigt er sich doch so- 
gar dazu, Gubla mit Memphis (Z. 37 au Hi-ku- 


a ——ü—ͤ6äiᷓũ 


ein erhöhtes Interesse fiir das Schicksal Gublas 
einzuflössen und eine ägyptische Intervention 
zu seinen Gunsten herbeizuführen. Dasselbe 
Ziel verfolgen die dieser Stelleunmittelbar vorauf- 
gehenden Worte (Z. 31—35): 

31 ù lu-wa-st-ra be-li-ia 3?amelütaru 
ti- i · vu mi-im-mi™ 33 AN. DA. MU-ia a- na 
ma- har beli-ia *4 ù t-ul il · ti- ga mi- im · ma wei 35 Ja 
dëng - a, fu kalbu su-tu! 


Merkwürdigerweise hat man in den Anfangs- 
zeichen der Zeile 33 eine Schwierigkeit gefunden: 
Winckler (KB V Nr. 53 und Glossar S. 8% 
vermutete ein neues Wort an- da- mu, Vermögen“, 
Knudtzon (a. a. O.) und mit ihm B öh! (Sprache 
der Amarnabriefe S. 9, § 3 z) hielten An. Da. 
Mu für ein Ideogramm; dass das folgende -ia 
das Suffix der 1. Person ist, war richtig erkannt. 
Unsere Stelle ist, was nicht genug beachtet 
wurde, höchst symmetrisch gebaut; dem ú til- 
ku mimmi (Z. 32) entspricht ù ul iltiga mimma 
(Z. 34); da war von vornherein wahrscheinlich, 
dass die jeweils folgende Gruppe einander ent- 
sprach, zumal dem Suffix -ia hier das -ka dort 
korrespondiert. Damit ist aber gegeben, dass 
AN das Gottesdeterminativ ist, und das fol- 
gende Da-mu der Gottesname; somit stehen 
einander gegenüber ilâni-ka „deine Götter“ und 
iu Da-mu-a „meine Gottheit Damu“. 


In Uebersetzung lautet Z. 31—35 somit: 

„Mein Herr möge Leute schicken, damit sie 
das Eigentum meines Gottes Damu nehmen 
[zwecks Ueberführung] vor meinen Herrn; da- 
mit nicht er [d. i. Abd-ASirti] nehme das Eigen- 
tum deiner Götter — dieser Hund!“ 


Zum Verständnis der Stelle muss man sich 
der Tatsache erinnern, dass im alten Orient 
eine milde Form des Satzes „cujus regio, ejus 
religio“ in Uebung war. Der souveräne Gross- 
könig hatte mit seinen verschiedenen Unter- 
fürsten ein gemeinsames Pantheon; einerseits 
war der Reichsgott heimisch in jedem der unter- 
worfenen Staaten, andrerseits wurden deren 
Gottheiten sozusagen in den Hofstaat des Reichs- 
gottes aufgenommen. So kann also Rib-Addi 
mit gutem Recht sagen, das Eigentum seines 
speziellen Gottes Damu sei schliesslich zugleich 
das Eigentum der Götter des Pharao. Eine 
Bestatigung der , Pantheons- Gemeinschaft“ bietet 
Rib-Addi selbst; viele seiner Briefe haben durch 
Einfügung eines Segenswunsches im Namen der 
üu Belt Sa a Gubla eine — sagen wir — theo- 
kratische Note. In zwei Fällen (Kn. Nr. 71. 
86) tritt an die Stelle der einheimischen Göttin: 
ilu A-ma-na, Sd Zort: aus zwei weiteren Tex- 
ten wird die Rangordnung ersichtlich, Amno 


293 


(hat den Vortritt:  A-ma-na d Bélit sa" Gubla 
(Kn. Nr. 87. 95). 

Welchen Namen die Bélit von Gubla trug, 
erfabren wir leider nicht; nun fragt es sich, 
in nn Verhältnis zu ihr die Gottheit Damu 
steht. 

Bekannt sind zwei Gottheiten dieses Namens, 
eine männliche und eine weibliche. 

1. Der Gott Damu. 
Surpä VII 78 f. (= IV R19 Nr. 1) adipu rabů 
genannt; nach DT 48,7 f. (s. Craig, Reli- 
gious texts I S. 18)! ein Heilgott: 3a buana 
batqa tkassaru; in den Tamüzliedern ist Da-mu 
ein Name bzw. Beiname des Tami, vielleicht 
ist sogar damu nur eine Nebenform von dumu 
„Kind“ (s. Zimmern, Sumerisch-babylonische 
Tamüzlieder S. 211; Gott Tamüz S. 7). 

2. Die Göttin Damu 
wird mit "*Gula gleichgesetzt (also ebenfalls 
einer Heilgottheit!): VR 31, 58 und in den 
Namenerklärungen VR 44, 19. 49 c/d. 

Ist etwa Damu der Name der Bélit? oder 
aber der Name einer anderen Gottheit? Er- 
steres halte ich deswegen für wenig wahrschein- 
lich, weil dann unerfindlich ist, warum in der 
Segensformel niemals der Name verwendet wird. 
Dagegen empfiehlt sich das Letztere aus ver- 
schiedenen Gründen. 

In den von Lucian (de dea Syra) und Plut- 
arch (de Is. et Os.) überlieferten Nachrichten 
spielt in Byblos der Tamüzkult eine grosse 
Rolle; das ist gewiss schon früher der Fall 
gewesen, und man vermisst direkt einen Hinweis 
auf Tamüz in der so umfangreichen Briefsamm- 
lung Rib-Addis. Da nun die Gleichung Damu- 
Tamüz belegt ist, dürfte die Meinung am un- 
gesuchtesten sein, dass Tamüz in der Amarna- 
zeit in Gubla unter dem Namen Damu ver- 
ehrt wurde. 

Zu Berliner Hmarnatexten. 

Von Otto Schroeder. 
1. Ein zweiter Brief des Adra-Astarti und 
die angebliche Stadt Zu-uh-ru. 

Bei Gelegenheit der Ausarbeitung der Amarna- 
schrifttafel stellte ich fest, dass der Brief des 
Adra-Astarti (VAT 1685)? dieselben Schriftzüge 
aufweist wie das angebliche Schreiben aus Zu- 
uh-ru (VAT 1616 + 1708) s. Besonders auffällige 


— nn 


ı DT 48, 7 f. = Ebeling, Religiöse Texte aus 
Assur Nr. 41, 7f. Der Assurtext ist ein Duplikat des 
von Craig veröffentlichten Textes, bietet aber interessante 
Varianten. — Für die Gottheit Damu vgl. terner: Deimel, 
Pantheon Babylonicum Nr. 687. [Korekturzusatz] 

* VAS XI Nr. 29. Knudtzon (VAB II) Nr. 65. 

* VAS XI Nr. 186. Knudtzon Nr. 335. — Eine 
weitere Urkunde in gleicher Schrift ist VAT 339, ein 
Schreiben des Suwardata. S. VAS XI Nr. 160. Knudtzon 
Nr. 283 u. S. 1329 Anm. 2. 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 10. 


294 


Formen haben auf beiden Tafeln die Zeichen 
tu, li, EN = bêlu; ferner in Nr. 29! die Ligatur 
LUGAI + ri = Sarri. Eine Stadt Zuhra ist zwar 
bekannt aus dem sehr schlecht erhaltenen Täfel- 
chen VAT 16092; Z. 3 π Zu-uh-ru". Indessen 
die Schrift dieser Tafel spricht gegen die Zu- 
sammenstellung mit den beiden zuerst genannten 
VAT-Nummern. Zudem ist die Stelle auf 
Nr. 186, in der sich der Stadtname finden soll, 
nicht beweiskraftig. Nr. 186, Z. 3 ist nur 
zu-uh-ru enthalten, von einem Städtedeterminativ 
aber nichts zu sehen. Knudtzon (a. a. O) hat 
das ganz richtigzum Ausdruck gebracht, während 
die Anmerkung auf S. 1356 den irrigen Eindruck 
erweckt, als stünde * dort. Es ist also von 
vornherein nicht sicher, dass es sich überhaupt 
um eine Stadt handelt! Da die Texte Nr. 29 
und Nr. 186 durch den epigraphischen Befund 
als zusammengehörig sich ausweisen, darf man 
auf Nr. 29,5 verweisen: / ma-ak-ta-ti ù ka-ba- 
tu-ma ù su-uh-ru-ma „. . . niedergefallen bin ich, 
sowohl mit Bauch als mit Rücken“. Nr. 186,3. 
wird su-uh-ru Rest der gleichen Redensart sein 
Mit dem Städtenamen Zu-uh-ru ist es also nichts, 
das Wort bedeutet den „Rücken“. Die Ueber- 
schrift, welche Nr. 186 meiner Ausgabe im An- 
schluss an Knudtzon trägt, hat demnach keine 
Berechtigung und ist nach Nr. 29 zu berich- 
tigen: „Adra-AStarti an den König“. Die bis- 
herige Gleichsetzung des Adra-AStarti? mit 
Rib-Addis Vater, Abd-ASırti, dürfte übrigens 
nicht zu halten sein; jedenfalls bildet auch hier 
die Verschiedenheit der Schrift ein schweres 
Bedenken. 

2. Die jerusalemische Stadt *™bit- ™ NIN . IB 
= Betlehem. 

VAT 1646, 16 (erwähnt Abdihiba von Jeru- 
salem eine Stadt ubit- NIN. IBS, welche zum 
engeren Gebiet der Herrschaft Jerusalem gehört, 
da sie in Z. 15 als oi "“ U-ru-sa-lim* be- 
zeichnet wird. Ueber die bisherigen Versuche, 
die Lesung des Ortsnamens und die geogra- 
phische Lage festzustellen, vgl. man das Referat 
Webers bei Knudtzon VAB II S. 1343. 
Auf dem richtigen Wege war bereits Dhorme® 
der erkannte, dass NIN.IB an unserer Stelle 
nicht der bekannte Gott ist, sondern eine Göttin; 
auf Grund der Götterlisten (s. u.) setzte er 
NIN. IB Antu oy undlas den Ortsnamendaher 


— 


! Nr. . . . hier und im Folgenden verweist auf meine 
Textausgabe VAS XI und XII. 

2 VAS XI Nr. 185 Knudtzon Nr. 334. 

3 Geschrieben: Ad-ra-Aztarti (Ideogramm Brün now 
Nr. 2561). 

VAS XI Nr. 166 Knudtzon Nr. 290. 

® Ein zweiter Ort gleichen Namens lag nach Knud t- 
zon Nr. 74, 31 in der Nähe von Gubla. 

Revue biblique 1908 S. 517. 


295 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 10. 


296 


n-m, ohne dadurch zu einer sicheren Identi- 
fizierung des Ortes gelangen zu können. Da die 
Einwohner desselben mit denen eines Ortes 
alu Ki- il- fi- (Z. 18) gemeinsame Sache machten, 
fragt es sich zunächst, wo diese Stadt gelegen 
war. Schon Winckler identifizierte sie mit 


dem biblischen "gp, dem heutigen Us, SW. 


von Jerusalem und nicht ganz 15 km (Luftlinie!) 
nw. von Hebron i. 2bit-“ NIN. IB muss aber, 
das erfordert der Sachverhalt, erheblich näher 
bei Jerusalem gesucht werden. 

Da hilft uns die von Dhorme benutzte 
Götterliste CT XXIV 1 weiter. In Z. 1—21 der 
ersten Kolumne bietet sie Namen für Anu 
und Antu; von Z. 4 ab paarweise so, dass jede 
Zeile mit gerader Zahl (4, 6, 8 usw.) einen Namen 
für den Gott Anu, diejeweils folgende Zeile mit 
ungerader Zahl (5, 7,9 usw.) den entsprechenden 
Namen für die Göttin Antu mitteilt. Für uns 
sind zwei Zeilenpaare von Interesse: 


4 n, = Anu 
5 du NIN.IB = Antu 
14 iu Lah-ma = Anu 


15 itu La-ha- ma = Antu 
Aus den Antu-Zeilen 5 und 15 lässt sich 
mit mathematischer Gewissheit eine neue dritte 
Gleichung herleiten: 
iuu NIN. IB = “" La-ha-ma 
Wir haben nunmehr das Recht, den fraglichen 
Stadtnamen bit-"“* Lahama zu lesen; dies ist aber 


sicherlich das allbekannte omom (BydActy, 


ass) südlich Jerusalem! Die bisherige 


Erklärung des Namens Betlehemals „Brothaus“ ? 
ist lediglich volksetymologisch; der Name bedeutet 
„Haus der (Göttin) Lahama“. 

3. EN" bei Abdihiba vielleicht = gabiri”'. 

In dem VAT 16423 bezeichneten Briefe des 
Abdihiba von Jerusalem findet sich in Z. 7 und 15 
die merkwürdige Schreibung Sarri EN" Nach 
Zimmern! ist ri nachgebrachtes phonetisches 
Komplement zu 3arri. Dagegen spricht aber 
Z. 32 Aur? EN”; hier kann, da Sarri schon ein 
zugesetzt erhielt, das zweite” sich nur auf 
ENselbstbeziehen. DaherversuchteK nudtzo ns 
eine neue Erklärung. Im Hinblick auf die Form 
li-lu-ub in Z. 46 desselben Textes, die zweifellos 
fiir li-ru-ub „ich möge eintreten“ steht (also 
I als Ersatz für r), vermutet er, dass umgekehrt 
hier rt für li stehe (also r als Ersatz für 7), und 


1 Buhl, Geographie Palästinas S. 193. 

? So Baedeker, Palästina und Syrien“ S. 91 
Buhl, a. a. O. S. 156. Guthe, Bibelwörterbuch S. 87 

* VAS XI Nr. 162 Knudtzon Nr. 286. 

“ZA VI S. 246 Anm. 6. 

ë Knudtzon S. 860 Anm. a. 


umschreibt: béli". Böhl! stimmt Knudtzons 
Erklärung bei, obwohl er — was ja am nächsten 
liegt — li-lu-ub für blosse Verschreibung (Hör- 
fehler beim Diktat?) ansieht :. 

Ich glaube nun, dass man die Schwierigkeit 
auf anderem Wege beseitigen kann. Wie IM 
je nach Bedarf durch Adad, Addu, Ramman, 
Te3up usw. wiedergegeben wird, so darf man 
gewiss auch für EN nach einem Ersatz für belu 
suchen, dessen letzter Radikal ein r ist. Dadas 
Akkadische m. W. nicht weiterhilft, dürfen wir 
das Kanaanäische zu Rate ziehen. Tatsächlich 
bietet uns dessen bekanntester Zweig, das 
Hebräisch des Alten Testaments, vier Worte, 
die sich als gleichwertiger Ersatz für belu-y2 
eignen: VƏN und drei Ableitungen des Stammes 
923, nämlich 733, 123 und V33. Mit Rücksicht 
auf das Femininum NYJ}, das wiederholt für 
die Königin (Königin-Mutter) gebraucht wird, 
möchte ich am liebsten Pag einsetzen und bis 
auf weiteres die drei Stellen durch Sarri(“) 


gabiri” umschreiben. 
Berlin-Steglitz, am 5. März 1915. 


Assyr. vab, amphora. 
Von Paul Haupt. 


OLZ 17, 495 bemerkt Holma, dass die 
Etymologie von assyr. xabů, Fass, soweit ihm 
bekannt, nicht nachgewiesen sei. Ich habe aber 
schon vor sechs Jahren in meinem Aufsatze 
Midian und Sinai (ZDMG 63, 519, Z. 7; vgl. 
meinen Artikel Elul und Adar in ZDMG 64, 
705) Grimmes Erklärung dieses Wortes zurück- 


gewiesen und es dem arab. , aram. NMIN 


mit dem Stamme non, bergen, gleichgesetzt, 
auch hinzugefügt, dass die Uebersetzung schöpfen 
in der bekannten Stelle des Berichtes über Sar- 
danapals arabischen Feldzug (KB 2, 220, 
Z. 104) unrichtig ist; xab heisst bergen, auf- 
bewahren. Ebenso bedeutet engl. save: bergen, 
retten, aufbewahren, aufsparen; ein safe ist 
ein sicherer Aufbewahrungsort; es bezeichnet 
sowohl einen Geldschrank als auch einen Speise- 


schrank (Fliegenschrank). Das Sun nébat, 
Fass, in Holmas Artikel ist natiirlich ein 


Druckfehler für zébai, ebenso wie in meinem 
Aufsatze über assyr. istänu, Nord (OLZ 17, 421) 


1 Sprache der Amarnabriefe S. 24 § 11 b. 

2 Winckler umschrieb KBV Nr. 179 an allen drei 
Stellen bêli-ia(!); in der zuletzt (1909) von ihm dar- 
gebotenen Bearbeitung der Abdihiba-Tafeln (Keilinschrift- 
liches Textbuch“ S. 4 ff.) liest man in Z. 7 und 15 noch 
das sicher falsche béli-ia, dagegen in Z. 32 sarrs beli(ri). 
Btr. Z. 46 ist er derselben Meinung wie Böhl und 
umschreibt geradzu is-ru(!)ub. 


297 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 10. 


298 


7 laS für K aas (any; siehe OLZ 17, 422, 
Z. 3) steht. p 

Diese Fässer waren nicht Holztässer, sondern 
grosse Tongefässe oder Amphoren; auch im 
Talmud bezeichnet man (pl. Dan) und up 
ein grosses Tongefäss; vgl. die tönernen Auf- 
bewahrungsgefässe auf S. 244/5 von Kolde- 
weys Daswiedererstehende Babylon sowieMDOG. 
Nr. 26, S.19, auch Oppenheim, Vom Mitiel- 
meer zum Pers. Golf, 1, 254. Im Arabischen 
heisst ein derartiges Tonfass o (ZDMG. 
67, 115) ; vgl. WF 206, A. 53, am Ende. 
Daneben gab es auch Fässer aus ausgepichtem 
Flechtwerk (vgl. Strabo 740. 743 und lat. 
amphorae sparteae), ebenso wie die nordamerika- 
nischen Indianer wasserdichte (Wattape) Be- 
hälter flechten. Flechtarbeit ist älter als Töp- 
ferei. Im Syrischen bezeichnet Ng ein ver- 
pichtes (BL 120) Flechtgefäss (Lagarde, No- 
mina, S. 230), während das entsprechende assy- 
rische karpatu ein Tongefass ist. Für nsv 993 
osan (JHUC, Nr. 63, S. 90) würde man im 
Assyrischen sagen: kima karpati taxapt Sunite. 
Assyr. zabu, Amphora, woneben sich auch die 
Schreibung zapü findet, hängt mit NEN, decken, 
überziehen zusammen und heisst eigentlich (wie 
NM) verpicht; der Stamm von zeps, zerschlagen, 
dagegen ist nicht 4>, sondern . das ur- 


sprünglich niederschlagen (transitiv und in- 
transitiv) bedeutet (vgl. OLZ 16, 493). Der 
Stamm zabi, bergen, aufbewahren ist denomi- 
nativ; vgl. das amerikanische to can = to pre- 
serve (amerik. canned goods = engl. tinned goods, 
Konserven) Arab. US bedeutet Büchse, Kapsel, 
während U und eis = yew, verbergen, 


Die Aufbewahrungsgefässe aus Flechtwerk 
heissen im Assyrischen sussulu = sulsulu; vgl. 


hebr. „d, nach bibl. 99d, Korb. Die Stauer 


oder Schauerleute der babylonischen Arche 
werden deshalb nds sussulsa ihre Korbträger 
(ein Ausdruck wie unser Sackträger) genannt; 
vgl. meine Uebersetzung von Z. 58—80 der 
Sintfluttafel in den Actes des Athener Orien- 
talisten-Kongresses (S. 72). Der Relativsatz 
Saikulunigquinderfolgenden Zeile (69) heisst nicht 
dasdasOpfer verzehrte,wieBezoldundU ngnadim 
Anschluss an Jensen übersetzten, sondern das 
der Schiffsraum aufnahm, d. i. das im Raum 
verstaut wurde; ikülu von kalu, halten, fassen 
(JBL 19, 74; ASL 22, 205) und nigqu (für 
nig'u = syr. NYP), das nicht dem assyr. nigiççu 
gleichzusetzen ist, HW 447b; vgl. auch hebr. 
pp), entsprechend dem lat. caverna, griech. 
xotAov in der Bedeutung Schiffsraum. 


— Ee 


Mitanni-Stämme im Hatti. 
Von Arnold Gustavs. 


Am Schlusse seiner Abhandlung über sume- 
risch-akkadisch-hettitische Vokabularfragmente ! 
sagt Friedrich Delitzsch: „Ein verwandtschaft- 
licher Zusammenhang des Hettitischen mit der 
Mitanni-Sprache dürfte aber schon jetzt mit 
Bestimmtheit in Abrede gestellt werden können, 
falls sich die Resultate der bisherigen Mitanni- 
studien als verlässig bewähren“ (S. 41). Dazu 
sei auf Folgendes hingewiesen: 

1. Im Fragment Nr. 9 Col. II, 23 wird das 
babylonische ki-el-la-tüm durch hu-u-ma-an über- 
setzt; kellatum, das gleich kullatum ist (Del. 
l. c. S. 22), bedeutet „Ganzheit, Allheit, Ge- 
samtheit“. Wie Delitzsch S. 41 hervorhebt, 
hat schon Knudtzon in seiner Arbeit über die 
zwei Arzawa-Briefe in diesem hüman ein Wort 
wie „voll, ganz“ erkannt (S. 46). Ob dies hüman 
nicht in Verbindung steht mit dem humanis der 
Achämenideninschriften und dem umini (u-u-mi-i- 
ni) des Mitanni-Briefes? Das erstere entspricht 
dem altpersischen Wort für „Stadt“; das letztere 
übersetzt Messerschmidt nach Jensens Vorgang 
mit „Land“ (MVAG 1899,4 S. 3), F. Bork, der 
es omini liest, mit „Stadt“. Was Bork MVAG 
1909, 1 S. 79, wo er humanis und omini in Ver- 
bindungbringt,zur Begründungder Uebersetzung 
von omini mit „Stadt“ vorbringt, ist ein- 
leuchtend. Ist nun als Grundbegriff eines Wortes 
für „Stadt“ nicht eine Bezeichnung ,Ganzheit, 
Gesamtheit“ denkbar? So wäre in dem Hatti- 
Wort hüman die ursprüngliche Bedeutung des 
Stammes erhalten, während derselbe in humanis 
und omini in übertragenem Sinne gebraucht wird. 
Dabei ist noch zu erwägen, ob jenes ki-el- 
la-tüm, das zweimal hintereinander vorkommt 
und das zweite Mal ein etwas verändertes 
sumerisches und hettitisches Aequivalent hat, 
nicht in einem Falle anstatt vom Stamme I >53 
„ganz sein, fertig sein“ vielmehr von II bbz 
„umfassen, umschliessen“ herzuleiten ist, sodass 
es dann nicht kullatu „Gesamtheit“ gleichsteht, 
sondern kullatu „Umschliessung, umschlossener 
Raum“ (Del. HW 332*; Muss-Arnolt 391®). 
Und „umschlossener Raum“ und „Stadt“ sind 
gleichbedeutende Begriffe. 

Auch in einem der Arzawa-Briefe kommt 
hüman vor. Knudtzon l. c. S. 46 hat ermittelt, 
ass es dem babylonisch-assyrischen dannis 
„im hohen Grade“ entspreche und kam eben 
von daher zu der Uebersetzung „voll, ganz“. 
Auch wenn man als Grundbedeutung von hfiman 
„umfassen, umschliessen“ annimmt, erhält man 


1 Abhandlgn. d. Königl. Preuss. Ak. d. Wiss. 1914; 
phil.-hist. Klasse Nr. 3. Auch in Einzelausgabe. 


299 


eine gute Entsprechung zu dannis, nämlich: „in 
umfassendem Masse“. 

2. OLZ 1912 Sp. 244f. habe ich für den 
in Mitanninamen vorkommenden Stamm hut- aus 
dem Worte hutanna „Soldaten“ die Bedeutung 
„kämpfen, streiten“ erschlossen. Inseinem Aufsatz 
über die elamische Sprachforschung (Memnon 
IV,1910, S. 16) gibt G. Hüsing unter den Wort- 
bedeutungen, die er aus den elamischen Texten 
ermittelt hat, auch hit „Heer“ an, was mir erst 
nachträglich bekannt geworden ist. Hierdurch 
erhält die Uebersetzung „kämpfen“ für hut- auch 
eine etymologische Stütze aus einer verwandten 
Sprache. 

Nun wird im Fragment Nr. 9 Col. II, 35 
hu-ul-hu-li-ia-wa-ar mit mu-un-dah-zu „Kämpfer, 
Krieger“ wiedergegeben. Da hiervon -iawar 
„machen“ abzutrennen ist (Del. Vok. fragm. 
S. 37 f.), so bleibt als Stamm hulhul(i)- übrig. 
Das ist offenbar eine Iteration von hul-. Hier 
liegt doch ein Zusammenhang mit dem Mitanni- 
stamm hut- „kämpfen“ sehr nahe. Beachtenswert 
ist noch, dass die auch sonst in kaukasischen 
Sprachen häufige Iteration sich grade beim 
Stamme hut- hit) in mitannischen und elamischen 
Eigennamen mehrfach findet: Hu-ud-hu-ud; Hi- 
it-hi-it-te, (A. T. Clay, Personal names . . of 
the Cassite Period S. 80). "“Hu-ud-hu-ud; 
var Td-id-e (Delitzsch, Sprache der Kossäer S. 44); 
Hi-it-hi-te (Scheil, Textes élamites-anzanites, 
deuxiéme série, Délégation en Perse Tome V, 
S. 102). 

Freilich darf man aus diesen Anklängen 
noch nicht auf verwandtschaftliche Beziehungen 
des Hatti zum Mitanni schliessen. Denn es 
kann sich hier auch um Lehnworte handeln. 
Ob wirklich Urverwandtschaft zwischen beiden 
Sprachen besteht, das wird sich erst beurteilen 
lassen, nachdem die in hettitischer Sprache ge- 
schriebenen Urkunden des Boghazköi-Fundes 
veröffentlicht sind. 

Ein Lehnwort, und zwar aus dem Baby- 
lonischen, kann man auch in kaninia(u)war 
„sich beugen, sich unterwerfen“ vermuten. Der 
Stamm kanin- erinnertauffallendan kanänu „sich 
ducken, sich niederkauern“ (Del. HW 3395). 


Gügu (678—643) 
Von G. Hüsing. 


Schon im vorigen Aufsatz über die Saduattes- 
Frage mussten wir bis zum Anfange der Merm- 
naden hinauf greifen, um einen Gesamt-Eindruck 
von der Verwertbarkeitder Zahlen des Herodotos 
und Afrikanus zu erhalten. Das Ergebnis 
können wiretwain die Wortekleiden: Die Reihen- 
folge ist bei Herodotos um eine Stelle ver- 
schoben, weil er seinen Saduattes einschiebt, 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 10. 


300 


bei Afrikanus unterbrochen durch [den aus 
Herodotos herüber genommen] „Saduattes“. 
Scheiden wir diesen wieder aus, dann kommen 
wir mit den 49 Jahren, die wir mit Afrikanus 
dem Walweiates anrechnen, und den 38 Jahren, 
die wir mit Afrikanus dem Ardus anrechnen, 
auf 643 als Beginn des Ardus und Tod des Gigu. 
Rechnen wir diesem die 36 Jahre an, die er bei 
Afrikanus hat, so regiert er 678—643. 

Wir haben aber noch zu untersuchen, ob 
diese Zahlen mit den durch Assurbanapal bei- 
gesteuerten Angaben vereinbar sind. 

Die Gesandtschaft des Gügu von Lüdi an 
Assurbanapal steht im Rassamcylinder (II 95) 
erwähnt im dritten Feldzuge Assurbanapals. 
Gügu hatte nach dieser Angabe einen Traum, 
in dem Gott Assur ihm befahl, die Füsse Assur- 
banapals zu erfassen; durch dessen Namen werde 
er seine Feinde besiegen. Und am selben Tage 
noch sandte der Lüder König einen Reiter ab 
an den König von Assur, und der Bote berichtete 
den Traum und tat für seinen Herrn, wie in 
dem Traume gesagt war; vom nämlichen Tage 
an aber besiegte Gügu die Gimirai, die die Leute 
seines Königreiches hart bedrängt hatten, und 
fing ihre Herzoge und besiegte sie und ihrer 
zween legte er in Eisen und sandte sie gebunden 
gen Assur und schickte auch ein schweres 
Geschenk mit. — Das war damals, jetzt aber 
hörte er auf, seinen Reiter zu schicken, den er 
immer gesandt hatte, den König von Assur zu 
begrüssen, und vergass des Befehles Assurs; 
er vertraute auf seine eigene Streitmacht, trat 
die Vernunft mit Füssen und sandteseine Krieger 
zum Bunde mit Pisamelik, dem Könige von 
Musur, der das Joch der Herrschaft Assurs ` 
verachtete. Und Assurbanapal betete zu Assur 
und Istar: Vor seine Feinde möge sein Leichnam 
geworfen werden und weggeführt seine Gebeine! 
Und es geschah, wie er Assur gebeten hatte; 
die Gimirai kamen, die er mit Assurbanapals 
Namen nieder getreten hatte, überwältigten sein 
ganzes Land, und vor seine Feinde ward sein 
Leichnam geworfen und seine Gebeine führten 
sie hinweg. 

Aber nach ihm setzte sich sein Sohn auf den 
Thron, und sandte Nachricht gen Assur von 
allem Bösen, das die Götter auf das Gebet Assur- 
banapals geschickt hatten, und erfasste die Füsse 
Assurbanapals und sprach: „Ein König bist du, 
den die Götter kennen. Meinen Vater hast du 
verflucht, und Schlimmes geschah ihm. Mir aber, 
deinem Knechte, der dich fürchtet, erweis Huld 
und lass mich dein Joch tragen.“ 

Wann geschah das nun? 

Die Gesandtschaft des Gügu fällt nach K 
2846 (vgl. Winckler, A. F. I. S. 474) in das 
reS Sarrüti des Assurbanapal, also 668, und 


301 


wohl im gleichen Jahre noch besiegte Gigu die 
Gimirai. Dann folgen die Jahre, in denen der 
Gesandte weiter erschien, und deren Zahl wir 
nicht erfahren; es ist ja wohl anzunehmen, dass 
der Botschafter alljährlich kam, entweder zum 
Jahrestage seiner ersten Ankunft oder zu einer 
von Assurbanapal bestimmten Zeit (am assy- 
rischen Neujahrstag!). Der Bericht ist eingefügt 
nach dem über den 3. Feldzug Assurbanapals, 
der Cylindertext ist aber verfasst Jahre nach der 
Zerstörung von Susa. Das Ende des Gügu fällt 
wohl sicher vor die Abfassung des Textes, d.h. 
vor das uns unbekannte Limmu des Samas- 
udannin-anni — wir wissen nur, dass es zwischen 
660, wo die Limmuliste abreisst, und 626 füllt, 
d. h. vor das Todesjahr Assurbanapals!. Da 
aber Susa um 645 fällt und dahinter noch ein 
neunter Feldzug und ihm folgend die Friedens- 
tätigkeit Assurbanapals geschildert wird, wird 
der Text wohl um 640? verfasst worden sein, 
und was man damals wusste, konnte man auch 
in den Text über Gugu einfliessen lassen, der 
ja in sich eine abgerundete Erzählung darstellt. 
Sie beginnt mit dem reš šarruti und schliesst mit 
der Huldigung des Ardus’. Fragen wir uns 
aber, was von ihr während des 3. Feld- 
zugesgeschah, weshalb sie also an dieser Stelle 
eingefügt ward, so lässt sich als Grund mit 
einiger Sicherheit nur angeben, dass damals die 
Botschaften aufhörten. Das wird man in Ninua 
sehr übel vermerkt haben, es war der Beginn 
der Feindseligkeiten, man wusste nun, wie man 
mit Gügu daran war. Wann er aber dem 
Psametik Truppen schickte, ergibt sich aus dieser 
Angabe nicht, und ebenso wenig die Zeit des 
Bündnis-Abschlusses. Dasalleskönnen Vorgänge 
viel späterer Zeit sein. Wenn nun Psametik, 
der von Assur ausin jeder Richtung begünstigt 
und gefördert worden war, den man offenbar 
mit assyrischem Namen (Nabusezibanni) benannt 
hatte,und den Assurbanapalsich als befreundeten 
Gewalthaber in Aegypten sozusagen gezüchtet 
hatte, sich zum Herren über die anderen Klein- 
könige aufzuwerfen suchte, so konnte man sich 
in Assur darüber eigentlich nur freuen, und 
das um so mehr, als um dieselbe Zeit (um 652) 
der Aufstand des Samassumukin losbrach. Man 
war ja nicht in der Lage, in Aegypten selbst 
eingreifen zu können, und vielleicht erfolgte 
die Machterweiterung Psametiks, der damals 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 10. 


802 


seine Nebenbuhler i als die Empörergegen Assur 
nieder schlug. In diese Zeit fällt also die 
Truppensendung Gügus gewiss nicht, und vom 
Ausbruche des babylonischen Aufstandes an 
bis zum Tode Samassumukins — also bis 648 — 
hatte Psametik keinerlei Anlass, sich Hülfs- 
truppen gegen Assur zu verschreiben. Er wird 
neutral abgewartet haben, ob Assurbanapal 
seiner vielen Gegner Herr werde oder nicht, 
denn so lange der König von Kosch noch in 
Aegypten sass, also bis 646, konnte Psametik 
nicht wissen, ob er nicht die Hülfe des Königs 
von Assur noch werde brauchen können, und 
ausserdem nicht, ob dieser König Assurbanapal 
oder Samas-sum-ukin heissen werde. Letzteres 
freilich war seit 648 entschieden, ob aber nun 
Assurbanapal die Macht behalten würde, sich 
in Aegypten wieder zur Geltung zu bringen, 
dass musste wohl sehr fraglich erscheinen. In- 
zwischen hatte Psametik seine Stellung weiter 
befestigt und war unbestrittener Herr Aegyptens 
geworden, Assurbanapal aber hatte um 645 
endlich Elam niedergerungen und richtete nun sei- 
nenBlicknotwendigwiedernachdem Westen. Das 
ist der Zeitpunkt, in dem Psametik sich nach 
Hülfe und Bündnis umsehen musste, und in dem 
Gügu glauben konnte, die Oberhoheit Assur- 
banapals abschütteln zu können, wenn das 
geschwächte Assur gezwungen würde, zugleich 
gegen Kleinasien und Aegypten zu Felde zu 
ziehen. Dazu kam noch, dass, wie wirin einem 
folgenden Aufsatze sehen werden, in Medien 
seit 663 bereits Astuwega I regiert zu haben 
scheint, der Sohn Hwahsataras I, des Begründers 
der medischen Grossmachtstellung, der nicht 
lange darauf selbst gegen Ninua zog und 
vermutlich schon mit Gügu im Bunde stand. 
Es war also wohl etwa 644, als Gügu die 
Vernunft mit Füssen trat und dem Psametik 
Hülfstruppen schickte, und bald darauf, wohl 
643, SE sein Leichnam vor seine Feinde 
geworfen und die arischen Armenier, denn das 
sind die Gimirai, führten seine Gebeine hinweg. 


Hugo Winckler schrieb in seinen Unter- 
suchungen von 1889 (S. 2) über die griechischen 
Quellen für diese Zeit, dass, „wenn sich zu- 
fällig einmal etwas Richtiges findet, es als 
solches nur mit Hülfe der einheimischen Nach- 
richten erkannt werden kann. Wo sich daher 


gewiss keinen Anlass hatte, sich die Hülfe 


Assurs zu verscherzen, eben dadurch, dass er 


— — — —— — 


ı Nach Peiser MVAG VI 131 um 636? 
? wenn nicht noch später! 


3 dessen Name aber nicht genannt wird — er würde 
natürlich ardusu geschrieben sein, im Ohre des Assyrer 
ein böses Omen für ihn! 


! Nach Herodotos II 152 musste er, als er schon 
König geworden war, vor den anderen Elfen in die 
Sümpfe fliehen. Dabei soll ihm denn die Hülfe der See- 
räuber geworden sein, die ihn auf den Gedanken brachte, 
Karer und Joner zu werben, mit denen er dann seine 
Gegner vertrieb. Unter diesen muss auch der König 
von Koseh zu denken sein, der weiter nicht mehr 
erwähnt wird. 


303 


Uebereinstimmung findet, kann man das wohl 
als Merkwürdigkeit verzeichnen, aber einen 
selbständigen Wert haben alle bezüglichen 
Bemerkungen der klassischen Autoren nicht“. 
Den zweiten Satz werden wir dahin abschwächen 
können, dass Uebereinstimmungen in von ein- 
ander unabhängigen Quellen schliesslich doch 
einen selbständigen Wert erhalten können, und 
dass das Bild bisher stets getrübt wurde durch 
den unentwegten Glauben an die Zuverlässigkeit 
des Herodotos, dem gegenüber auch Winckler 
in seiner Geschichte von 1892 (S. 8f.) den 
Ktesias noch mehr abfallen liess. Der Wert der 
een Marmorchronik dürfte aber in gleicher 

eise steigen wie der des Ktesias, und zwar 
mit Hülfe der einheimischen Nachrichten — eine 
neue Bestätigung der Richtigkeit des ersten 
Satzes Wincklers. 


Besprechungen. 


Palästinajahrbuch des deutschenevangelischen 
Instituts für Altertumswissenschaft des hei- 
ligen Landes zu Jerusalem. Im Auftrage des 
Stiftungsvorstandes herausgeg. von Prof. DDr. G. Dal- 
mann. 10. Jahrg. (1914). Mit einem Namen- und 
Sachverzeichnis der Jahrgänge 1—10. 7, 162 S. m. 
6 Bildertafeln u. 1 Karte. gr. 8°. M. 3—, geb. M. 4—. 
Berlin, E. S. Mittler & Sohn. Bespr. von J. Hermann, 
Rostock. 

Das Vorwort, mit dem der Hereasgeber 
diesen 10. Jahrgang des Palästinajahrbuchs be- 
gleitet, blickt hinüber auf die grosse Zeit, in 
der wir stehen. „In tiefernster Zeit geht dieses 
Jahrbuch aus und bietet als wichtigsten Inhalt 
die Beschreibung eines Kriegszuges. Von seinen 
diesjährigen Mitarbeitern stehen zwei im Dienst 
des Vaterlandes. Eine nicht geringe Zahl un- 
serer rüheren Mitglieder steht im Feld. Wir 
sind stet der Ueberzeugung gewesen, dass die 
„Feldübungen“ der Institutsmitglieder auch für 
ihre Kriegsstüchtigkeiteinen Beitrag geben sollen. 
Vor allem aber wollen die jetzt abgeschlossenen 
zehn Bände unsern Feinden als einer der zahl- 
losen Beweise dafür gelten, dass die deutsche 
Wehrfähigkeit, welche Unverständige „Milita- 
rismus“ nennen, der deutschen Kulturarbeit nicht 
im Wege gestanden hat... Der nächste Lehr- 
kurs des Instituts musste aufgegeben werden. 
Gott gebe den Frieden, der auch unserm Kul- 
turwerke einen neuen Aufschwung bringt“. 
Jeder, der weiss, wie wertvolle Arbeit das 
deutsche evangelische Institut in Jerusalem 
während seines nun dreizehnjährigen Bestehens 
unter Dalmans Leitung geleistet hat, wird mit 
ihm von Herzen wünschen, dass der ersehnte 
Frieden dem Institut weitere und neue Arbeits- 
möglichkeit bieten und es immer mehr zu einer 
wichtigen Kulturstätte in Palästina werden 
lassen möge. Möchte ihm dazu die bewährte 


Orientalistische Literatur zeitung 1915 Nr. 10. 


304 


Kraft des derzeitigen Vorstehers recht lange 
noch erhalten bleiben! 

Der vorliegende Jahrgang enthält wie immer 
zuerst den Jahresbericht des Leiters, der auch 
diesmal wieder viel Interessantes nicht nur für 
Topographie, sondern auch für Archäologie und 
zu andern Gebieten der biblischen Wissenschaft 
gibt. Dann folgen drei Arbeiten aus dem In- 
stitut. Unter ihnen steht nach Umfang und 
Bedeutung der Aufsatz von A. Alt „Pharaothut- 
mosis III. in Palästina“ an erster Stelle. Alt 
untersucht hier den Bericht über Thutmosis’ 
ersten Feldzug (Wandinschriften im Amonstem- 
E zu Theben, nach der Ausgabe von Sethe, Ur- 

unden des ag. Altertums IV) in ebenso selb- 
ständiger wie scharfsinniger Weise. Indem er 
die Angaben des ägyptischen Berichtes besonders 
nach der topographischen Seite hin sorgfältigst 
ausnutzt, Sek es ihm, den Verlauf des Feld- 
zuges in ausserordentlich anschaulicher Weise 
lebendig zu machen. — Weiter gibt Sternberg 
Beiträge zu biblischen Lokalfragen (mit Be- 
merkungen von Dalman); im ersten verwendet 
erMc16,5 f. für die Echtheitsfrage des traditionel- 
len Grabes Christi, im zweiten deutet er das Mo- 
saik bei ‘én et-täbra (Pal.-Jahrb. 1913, 53), wo- 
gegen Dalman Widerspruch erhebt, auf die Oster- 
erscheinung Joh. 21, 1 ff. — Endlich gibt 
Palmer einen eingehenden Bericht über die 
evangelische ärztliche Mission in Jerusalem. — 
Ausserdem enthält der Band die von Dr. P. 
Lohmann und dem Herausgeber bearbeiteten 
Register zu allen 10 Jahrgängen des Palästina- 
jahrbuchs: 1. Giographisches, 2. Sachen, 3. Bibel- 
stellen, 4. Autoren, 5. Abbildungen, Karten und 
Pläne. Man ist doch erstaunt über die Reich- 
haltigkeit des Inhalts der zehn Bände, die diese 
Indices offenbaren. Ihre Unentbehrlichkeit für 
die wissenschaftliche Ausschöpfung des Jahr- 
buchs wird einem vor allem angesichts des 
geographischen Registers klar. Zugleich regen 
sievon neuem zu besten Wünschen für das weitere 
Bestehen des Instituts und des Jahrbuches an. 


Max Horten: Einführung in die höhere Geistes- 
kultur des Islam. XV, 112 S. gr. 8°. M.2,40. Bonn, 
F. Cohen, 1914. Bespr. e Hans Rust, Königsberg i. Pr. 


Unser Verfasser, welcher in der islamischen 
Philosophie und Theologie völlig zu Hause ist, 
gibt hier eine Uebersicht über die Fragen, welche 
von islamischen Denkern behandelt, und über die 
Antworten, welche von ihnen darauf gegeben 
wurden. Einteilung und Anordnung des Stoffes 
sind aber keinem der behandelten Systematiker 
unmittelbar entlehnt, sondern vom Verfasser so 
eingerichtet, dass unter jedem Titel jeder Denker 
zu Worte kommt und doch der eigentümliche Bau 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 10. 


— rer er er gE ETD ——e . RSE, GEET ——— — —— é —— — 


des islamischen Denkens nicht verwischt wird. 

Der Zeitraum, welchen die Darstellung um- 
spannt und in welchem ihre Quellen liegen, ist 
etwa derjenige, welcher unserem Mittelalter ent- 
spricht. Denn nur in jenen zurückliegenden Jahr- 
hunderten blühte islamisches Denken und konnte 
auf Selbständigkeit Anspruch erheben. Dieser 
Selbständigkeit geschieht kein Abbruch, wenn 
wir erfahren, dass die islamische Philosophie 
ebenso wie die christliche vom Hellenismus ab- 
stammt, dass beide nicht nur eine parallele Ent- 
wicklung nehmen, nicht nur ähnliche Fragen in 
ähnlicher Weise behandeln und nicht nur in eine 
fast gleichartige Stellung zur Theologie geraten, 
sondern auch in Wechselverhältnis zueinander 
treten und Anregungen austauschen. Daneben 
wird die Besonderheitder arabischen Philosophie 
durch Gedanken bezeichnet, welche sie aus per- 
sischen und indischen Kreisen aufgenommen und 
verarbeitet hat. Da also die arabischen Philo- 
sophenund Theologeneine bunteMannigfaltigkeit 
von Denkstoffen und Denkformen als geschichtlich 
gegeben vorfanden, so kann es nicht verwundern, 
dass sie sichin verschiedene Schulenund Richtun- 
gen spalteten, von deren Gegensätzlichkeitund Be- 
fehdung wir einen lebhaften Eindruck erhalten. 

Wenn es erlaubt ist, noch ein paar Worte zur 
Kritik zu sagen, so möchte der Ausdruck „Ein- 
führung“ zu niedrig gegriffen sein, da der Verfasser 
vielmehr einen sehr knappen, vollständigen und 
übersichtlichen „Auszug“ bietet, welcher aber 
seiner Gedrängtheit wegen nicht geeignet sein 
möchte, einen Neuling in jenes entlegenere Gebiet 
der Philosophiegeschichte einzuführen. Das Ge- 
biet „in die höhere Geisteskultur des Islams“ 
verspricht dagegen zu viel, da es sich nur um 
das islamische Denken, nicht aber auch um Dich- 
tung, Baukunst, Geschichtsschreibungund andere 
Gebiete höherer Geisteskultur handelt. Leider 
blieben mehrere Druckfehler stehen. 


Ernst Weidner: Beiträge zur babylonischen Astro- 
nomie. (Beiträge zur Assyriologie usw. ‚4) M, 
100 S. mit einerSternkarte und 6 Abb. gr.8°. M.6,60; kart. 
M. 7,25. Leipzig. J. C. Hinrichs, 1911. Bespr. v. 
H. H. Figulla, Berlin. 

Die Ausführungen Weidners machen einen 
durchaus vertrauenerweckenden Eindruck, so- 
weit ihm ein Laie mit seinen astronomischen 
Kenntnissen zu folgen vermag. Nur seine Be- 
stimmungen des agü, besonders in dem Abschnitte 
II C (S. 49 ff.) haben mich nicht voll überzeugen 
können; dazu ist die Bedeutungsverschiedenheit 
des Wortes zu gross. Erstmal soll es eine Tiara 
bedeuten, gebildet durch das „Erdlicht des Mon- 
des“, dann eine Verfinsterung durch Gewölk, und 
zum dritten gewisse Stellungen von Planeten in 


— ————— ͤ AmʃDwi l —ñʒñ̃ a ̃⁰—ði———ůß—ß5rꝛ˙r . —ß—ꝛůů—ꝛ—5ðr—eéi — . — —ůꝛs51— rrrrßÄ5rvꝛ⸗ r — SS 


spiel der übrigen zum mindesten eine Verfinsterung 
in Erscheinung treten müsste; und auch die zweite 
Erklärung leuchtet mir nicht ganz ein, insofern 
als es sich um Verdunkelung der Venus durch 
Wolken handeln soll, denn wenn die verhüllende 
Wolke nur einigermassen gross und dicht ist, 
dann muss die immerhin kleine Venus vollständig 
abgeblendet werden, und man dürfte dann schwer- 
lich behaupten, dass „die Venus eine Tiara trägt“. 
Auch die Angaben auf S. 70 sind nicht genau. 


Es handelt sich dort um zweierlei: 1. der Mond 
wird im zweiten Tagfünft (nach Neumond) 
als kalitum (nierentörmig) bezeichnet, der 
Mond hat seine Halbphase bereits überschritten, 
und der lichte, grösser als halb scheinende 
Teil heisst kalitum, sein Bild ist also wie a. 


ll 


I 


[li 


25 


ii 


i 


U 


i 
1109 


b a 

2. Es tritt eine teilweise Verfinsterung des 
Mondes durch Gewölk ein, und diese Verfin- 
sterung wird gleichfalls kalitum genannt; daraus 
kann doch nur geschlossen werden, dass der 
verfinsterte Teil des Mondes eine ähnliche Form 
hat wie der helle Teil des Mondes im zweiten 
Tagfünft (unter 1 besprochen); solch eine Ver- 
finsterung ist gar nicht selten und würde ein 
Bild wie b abgeben. 

Aus dieser Betrachtung ergibt sich, dass die 
von Weidner beigegebene Zeichnung unzutreffend 
ist. Bei dieser Gelegenheit sei gleich auch die 
zweite Zeichnung berichtigt, bei deren Anord- 
nung W. ein Versehen untergelaufen ist. S. 32 
sollen Teilerscheinungen einer Mondfinsternis 
veranschaulicht werden, die Abbildung wird aber 
erst naturgetreu, wenn man die beiden äusseren 
Bilder miteinander vertauscht, d. h. das linke 
rechts neben das mittlere und das rechte links 
neben das mittlere setzt. 

Des weiteren sind noch einige Kleinigkeiten 
zu beanstanden: S. 3 im Text Z). 8 übersetzt 
W.: ümu XXVII *Sin izzaz — Am 27. Tage 
verschwand der Mond. Diese Uebersetzung 
ist durchaus zu verwerfen, es muss heissen: 
Am 27. Tage stand der Mond (noch am Himmel), 
dh zum letzten Male; nie und nimmer darf 
der verborgene Sinn in der Uebersetzung bloss- 
gelegt werden, niemals kann und darf auf ein 
angewandtes Verb der Sinn einer Handlung aus 


der Nähe eines Regenbogens. Die letzte Bedeutung | der Folgezeit übertragen werden, und niemals 
deuoht mir ganz und gar unhaltbar, da nach Bei- |kann daher für das Verb nasasu die Bedeutung 


307 


„verschwinden“ in Anspruch genommen werden. 
Demgemäss ist die Anmerkung zu dieser Zeile 8 
auf S. 4 abzuändern. — S. 9 Zl. 25 ff. handelt 
W. über den kakka» Al. LUL, er selbst ver- 
bessert diese Stelle im Glossar auf S. 95. — S. 16. 
L Zeile (Z. 8 des Textes) liest W. [ar?]-ra- 
me-ma und gibt dazu eine wunderliche Ueber- 
setzung, es ist aber zu lesen [ka]-ra-me-ma, 
was „darauf“ bedeutet (S. Klauber, Beamtentum 
S. 30 Anm. 1. und Ylvisaker, Zur babyl. und 
assyr. Grammatik S. 61). — S. 87 muss hinter 
apü stehen: III 2; denn III 3 müsste ja heissen: 
ustanappi(ä). — Schliesslich ist noch S. 98. 
21. 23 zu verbessern in: genau den 6. (statt 60.) 
Teil des neuen Wertes usw. 


E. Obst: Der Feldzug des Xerxes. (Klio, Beiträge 
zur alten Geschichte. 12. Beiheft.) VIII, 224 S. Lex. 8°. 
M. 10—. Leipzig, Dieterich, 1914. Bespr. v. Marie 
Pancritius, Königsberg i. Pr. 


Weit lebensvoller als in Zeiten ruhiger, unter 
Vorherrschaft philologischer Gesichtspunkte 
stehender wissenschaftlicher Arbeit treten uns 
heute die Perserkriege entgegen. Heute haben 
wiresselbsterlebt, dasseinegewaltigeUebermacht 
den Untergang unseres Volkes beschlossen hatte 
und fühlen in der Seele der Griechen den hei- 
ligen Zorn gegen den übermächtigen Feind, der 
gegen ihre nationale Mannschaft auch eine bunte 
Reihe von teilweise halbkultivierten Völkern 
heranfiihrte. Auch damals hatte sich eine 
westliche Republik — Karthago — mit dem 
östlichen Despoten verbunden, um — wie heute 
das Germanentum — so damals das Griechentum 
in Ost und West zu ersticken (vgl. S. 41 f.). 
Und die Griechen standen ganz allein, hatten 
keinen getreuen Bundesgenossen. Auch heute 
suchen unsere Gegner uns durch übertriebene 
Angaben über ihre Machtmittel zu entmutigen, | A 
und wir begreifen, wie die Griechen zu den 
gewaltigen Heereszahlen kamen. 

An den Anfang seiner Studie stellt Verfasser 
in übersichtlicher Form die Darstellung der 
Ereignisse, wie sie sich auf Grund seiner Unter- 
suchungen gestalteten; und schliesst an dieselbe 
einen Ueberblick über das Quellenmaterial an. 
Darauf folgen Einzeluntersuchungen über die 
Zeit vor dem Zusammenstoss, über die beider- 
seitigen Streitkräfte, über Artemisium — Thermo- 
pylä, Salamis und Platää — Mykale. In dieser 
im wesentlichen auf Quellenanalyse, zum Teil 
aber auch aufsachlichen Erwägungen beruhenden, 
durch den intensiv bebauten Boden bedingten 
Kleinarbeit macht sich verständiges Urteil 
geltend; doch führt auch diese gewissenhafte 
Untersuchung — wie bei unzureichender Kriegs- 
berichterstattung kaum anders möglich — nicht 
zur Sicherstellung mancher strittigen Punkte. 


3 Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 10. 


808 


Zu bedenken möchte ich geben, ob es gerecht- 
fertigt ist, bei 5 Aussagen zweier Au- 
toren — z. B. gleichen Namen (S. 42) — gegen- 
seitige Abhängigkeit oder gemeinsame Quelle 
als sicher anzunehmen? Kann man das geistige 
Leben eines hochbegabten, am Treffpunkt zweier 
uralter Kulturströmungen — der altorien- 
talischen und der vorgeschichtlichen europäischen 
— wohnenden Volkes nach vom Zufall bewahrten 
Resten so festlegen, dass nur irgendwie noch 
erreichbare Vorlagen der Berichte in Frage 
kommen können? Und das für eine Zeit, in 
der — wie wir heute sehen — das Leben am 
höchsten flutet, in der jeder zu singen und zu 
sagen hat. Uebereinstimmende Berichte brauchen 
weder voneinander noch von einem gemeinsamen 
dritten abhängig zu sein, sondern nur von all- 
gemein bekannten Tatsachen oder weit ver- 
breiteten Fälschungen. Und weshalb soll nur 
gute Tradition schriftliche Vorlagen haben, 
und noch dazu in einer Geschichtsschreibung, 
in der viel Einzelinteressen — auch die per- 
sischer Parteigänger — zu Wort kamen? Wo 
freilich als Dauer des Hellespontüberganges 
sieben Tage und sieben Nächte angegeben wird, 
da zeigen schon diese konventionellen Zablen der 
das Altertum beherrschenden Astrallehre, dass 
mündliche Ueberlieferung dabei im Spiele war. 
Das Wort „Barbaren“ ist als gutes Kennzeichen 
nationalgriechischer Berichterstattung anzuer- 
kennen. 

Was den Rückzug des Grosskönigs und eines 
Teiles des Heeres anbetrifft, so glaube ich doch, 
dass Lehmann-Haupt recht hat, wenn er die 
Ursache in dem babylonischen Aufstande sucht. 
Denn über Verpflegungsmöglichkeiten im Alter- 
tum kann mansichere Aufstellungen kaum machen 
(s. S. 212, 1). Und dass „um eines weit entfernten 

Aufstandes willen“ (S. 212 „2) militärische Dispo- 
sitionen nicht geändert werden sollten, ist vom 
Standpunkt des Altphilologen gedacht: dem 
Perserkönige und seinen Feldherren lag Babylo- 
nien näher als Griechenland, selbst wenn sie auf 
griechischem Boden standen. 

Der Hochstand der persischen Kriegskunst 
zur gegebenen Zeit braucht weder auf die Blüte- 
zeit des Reiches noch auf die ungewöhnlich 
sorgfältigen Vorbereitungen zum Xerxeszuge 
zurückgeführt zu werden (S. 85, 1). Wir sehen 
in unseren Tagen, dass weder die mannigfachen 
Machtmittel eines Weltreiches noch jahrelang 
eifrig betriebene Rüstungen altbewährte mili- 
tärısche Tradition ersetzen können. Und uralte 
Tradition lag hier vor. Was speziell die aus 
Schützen gebildete innere Einheit anbetrifft, so 
kannte schon die archaische babylonische Zeit 
— die Wende des 3. und 4. vorchristlichen 
Jahrtausends — die Elemente derselben: den 


309 


geschlossenen Kampf und den Bogen als Kriegs- 
waffe. Die Assyrer brachten von diesen An- 
fängen aus die Kriegskunst auf eine im Altertum 
kaum übertroffene Höhe, in langen Kämpfen 
hatten die Arier assyrische Kriegskunst erlernt, 
und der Bogen war die Königswaffe des alten 
Orients. Wie die Anabasis so hätte Verfasser 
auch die Kyrupädie zur Beleuchtung persischer 
Heereszustände heranziehen können; die bereits 
vorhandene Literatur über altorientalisches 
Heerwesen gestattet auch dem Nichtassyriologen, 
festzustellen, dass persische Heereseinrichtungen 
nach assyrischem Muster gebildet waren und 
dass Xenophon gut unterrichtet war. 

Zu: Mardonius befehligt einen Teil der Armee 
und hat auch das Oberkommando (S. 86 A. 3), 
bietet auch das Altertum eine Parallele: Varro, 
der Leiter des Tages von Cannae, befehligt die 
Reiterei des linken Flügels. 

Die Heereszahlen, zu denen Verfasser ge- 
kommen (S. 88 ff.), erscheinen mir sehr hoch; 
ein Reich, das an allen Grenzen bedroht war 
und im Innern ständig mit Aufständen zu 
rechnen hatte, konnte zu einem Angriffskriege 
kaum so viel hergeben, dass die Truppenzahl 
noch nach Sicherung der langen Verbindungs- 
linien sich auf 100000 belief. „Angreifende 
Armeen schmelzen zusammen wie der Schnee 
im Frühjahr.“ 


xs — — oe 


Willy Strehl und Wilhelm Soltau: Grundriss der 
alten Geschichte und Quellenkunde. Zweite 
vermehrte und verbesserte Auflage. II. Band: Römische 
Geschichte von Willy Strehl. XII und 599 S. 8°. 
M. 7,80, geb. M. 8 —. 

Mattingly, Harold, M. A.: Outlines of ancient history, 
from the earliest timesto....A. D. 476, XII, 482 8. 
with ill and maps; Gr. 8°. Price 10s. 6d. Cambridge 
University Press. London, C. F. Clay. Bespr. e Carl 
Niebuhr, Berlin. 


Hatte bereits der erste Band neuer Fassung 
des Strehl-Soltauschen Grundrisses (s. OLZ 1914, 
2, Sp. 82) gewiesen, was andauernde und von 
Urteil getragene Weiterarbeit hervorzubringen 
vermag, so darf man von diesem zweiten Teile 
des Werkes sagen, dass er in jetziger Gestalt 
schon bedeutend mehr darstellt als der Gesamt- 
titel verheisst. Einer dritten Auflage kann 
daher das Prognostikon gestellt werden, dass 
ihr nur noch die Möglichkeit bleibt, wieder den 
„Grundriss“ aufzunehmen, sich also zu verschmä- 
lern, während der Verfasser hoffentlich in den 
Stand gesetzt wird, von dem hier bereits Ge- 
botenen ausgehend die römische Geschichte eigens 
aufzubauen. Jedenfalls ist ihm gelungen, den 
Wunsch nach einer solchen, die frei von den 
Fesseln des Studierbedarfs vorginge, lebhaft an- 
zuregen. Dann würde sicherlich zutage kommen, 
wie ein Kenner des Stoffes, der auch die Re- 
alien schätzt, der den Uebermut einer absoluten 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 10. 


310 


Gewalthaberschaft in Behandlung der jeweils 
zeitgenössischen Literatur herauserkennt, uns 
die Geschichte der politischen Schöpfung des 
Abendlandes als Weltfaktors zu verdeutlichen 
fähig ist. Und das gerade brauchen wir recht 
sehr; — reicht doch eben jetzt das empfindliche 
Bedürfnisnach selbstsicheren Anschauungen über 
die Wandlung, die Dauer oder die Hartnäckig- 
keit historischer Gravitationen schon über die 
Kreise binaus, die mit dergleichen lediglich re- 
zeptiv arbeiten. 

Es gewährt eine fesselnde Beschäftigung, in 
Strehls „Grundriss“ zu verfolgen, wie sich aus 
den sorgfältig und reichlich angemerkten Einzel- 
forschungen ganz selbsttätig Erkenntnisse von 
Zusammenhängen bilden, bezw. bilden wollen, 
die in vielen Fällen kein einziger antiker Autor 
überlieferten Zustandesmehrbezeugt. DasRömer- 
reich wird (um einen kürzenden Aphorismus zu 
gebrauchen) immer philosophischer, je mehr sich 
die Aufgaben entwickeln und verwickeln, die 
es sich einst in waghalsigem, unersättlichem 
Unternehmungsgeist kaum recht besehen auflud. 
Aber die vorangehende „unphilosophische“ Zeit 
ist für uns an Problemen reicher, und diese lösen 
sich, soweit das bisher gelang, regelmässig auf 
die gröbste Art. Da imponiert uns das Rechts- 
gebäude Altroms augenblicklich ungefähr so, wie 
der fabelhafte Palast der Salvatio Romae früher 
dem Mittelalter. Führt doch Strehl S. 243 an, 
esmüsseaufBetreiben der ParteidesTib. Gracchus 
ein sonst unbekanntes Gesetz angenommen wor- 
den sein, das die Wiederwahl von Magistrats- 


Breslau, M. u. H. Marcus, 1914. | personen gestattete; auch sonst folgt die Dar- 


stellung gern den Forschern, die eventuell Ge- 
setzgebungen je nach den Ereignissen umschalten 
oder postulieren. Gar zu oft fällt man damit 
jedoch auf die Fiktion römischer Geschichts- 
juristerei hinein, wonach alle Revolutionen und 
Interessenkämpfe im Innern nur Schachpartien 
mit Paragraphen gewesen sein sollten, wie es 
korrekten Leuten geziemte. Vielleicht sucht 
noch ein Kundiger nach der Lex, die es dem 
karthagischen Admiral Mago i. J. 278 erlaubte, 
Sitz und Stimme im römischen Senat einzu- 
nehmen. Dass wir eine vorwiegend „römische 
Geschichte“ über Zeiten besitzen, die sich ganz 
von selbst als solche des Kampfes um die Vor- 
herrschaft im Westbecken des Mittelmeeres er- 
geben, ist freilich eine Erschwernis, aber die 
Haupteinschnitte — Stillstand und Abbruch der 
Etruskermacht, die anfängliche 5 
der Karthager, wodurch Rom gleichsam erfunden 
wird, die intermittierenden Kraftäusserungen des 
Hellenen- und Keltentums — sind vollkommen 
erkennbar geblieben. Liesse man sie nicht so 
leicht aus dem Auge, dann würde gewiss die 
Frage Plebs contra Patriziat schon geringere 


311 


Schwierigkeiten aufweisen. Krasse Mischlings- 
staaten haben mehrmals in der Geschichte ab- 
norme Chancen besessen, aber ihre Wachstums- 
erscheinungen sind auch immer von seltsamer 
Art gewesen. 

Ein ausführlicher angelegtes Kapitel (Seite 
425 —450) betrifft Judentum und Christentum. 
Es fängt leider unglücklich an; Sinn und In- 
halt des ersten Absatzes legt voraussetzungs- 
losen Lesern die ärgsten Missverständnisse nahe. 
Im übrigen jedoch kommt ein recht gutes Ab- 
bild dessen zustande, was die heutige Kritik als 
wissenswürdig erachtet. Es fehlt auch nicht 
das Geständnis: „Die kaum noch übersehbare 
Literatur des letzten Jahrzehnts zur Jesusfrage 
bedarf einer viel schärferen Sichtung.“ Ach 
ja, und es wäre aus vielerlei weiteren Gründen 
vorzuziehen gewesen, die römische Geschichte 
gerade in diesem Falle lediglich als Einstrahlungs- 
objekt zu behandeln. 

In dem anschaulich dargebotenen Ueberblick 
des Verfalls und Niederganges nach Trajans 
Zeit stört die Hereinnahme des Schlagwortes 
von der „Entnationalisierung“. Wie sollte man 
sich aber eine Konservierung des Römertums 
angesichts der Tatsachen vorstellen? Strehls 
bewährte Vorsicht in den meisten Urteilsfragen 
macht wünschenswert, dass er sich hier mit Her- 
leitung der Umstände begnügt hätte, die alle 
Hemmungsmassnahmen vereitelten. — 

Mattinglys „Outlines of Ancient History“ 
geben sich mit angenehmer Bescheidenheit. Ihr 
Verfasser als Numismatiker ist ohnehin erst dort 
beschlagen, wo sein historisches Gebiet sich aus- 
zudehnen beginnt: von Sargon und Gudea bis 
zur Schlacht bei Mykale verbraucht er nur 110 
Seiten splendiden Satzes, mehr als das Drei- 
fache sodann bis auf Odovaker, ohne doch an 
positivem Inhalt dieses Teils das zuvor hier be- 
handelte Werk von Strehl irgendwie zu erreichen. 
Dafür mag die illustrative Ausstattung entschä- 
digen, die wieder einmal Gutes bringt, auch mit 
Kartenskizzen und anderen Hilfsmitteln für die 
Einführung Studierender in den umfangreichen 
Stoff nicht geizt. Selbstverständlich sind auch 
einige Tafeln mit Münzbildern am Schlusse bei- 
gefügt. Lauter Oftgesehenes zwar, dem man 
aber immer gern wiederbegegnet. 

Kritische Vermerke zu Einzelheiten sind viel- 
leicht kein dringendes Erfordernis; nur wenige 
Beobachtungen von mehr symptomatischem Wert 
mögen genügen. P. 41 rd nach Erwähnung 
der 11. ägyptischen Dynastie bemerkt: Probably 
there came next a dynasty, erroneously reckoned 
by Manetho as the 13th, which ruled in Cro- 
cidopolis (sic!) and made conquests in the south. 
The 12th dynasty ... . later transferred its 
seat to the Fayûm. Wenn das aus Ed. Meyers Ge- 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 10. 


812 


schichte herrührt, so wäre es ungemein inter- 
essant zu erfahren, seit wann diese allerdings 
wichtige Verbesserung Manethos dort heimisch 
wurde. Auch die Chronologie, z. B. der 18. Dy- 
nastie (p. 43), scheint ihren wissenschaftlichen 
Entwicklungsgang auf englischem Boden einge- 
schlagen zu haben, denn in deutschen Büchern 
werden gerade diese Jahresziffern ungefährso ver- 
mieden wie die Benutzung der Fahrenheitschen 
Skala. Womit jedoch keineswegs gesagt sein soll, 
dass diese chronologischen Ansätzeeine schlechte 
Wahl seien. Verba magistri hingegen finden sich 
ganz an der gesuchten Stelle (p. 152): Thukydi- 
des.... by substituting a sane criticism for an 
undis criminating scepticism, he founded the 
scientific study of history and set a model that 
foundfewimitatorsuntilas late as the last cen- 
tury. Der Nachsatz bedeutet sogar eine kleine 
Restriktion, gegen Ed. Meyers frühere Ausdrucks- 
weise gehalten. Ein Hymnus auf die belebende 
Sonne der Freiheit über Griechenland seit 479 
v. Chr. enthält Irrtümer. Dass die persische Ge- 
fahr nicht sogleich verschwand, war am Ende 
dienlicher als der bei M. vorausgesetzte Glaube, 
man brauchte sich nun nicht mehr zu genieren. 
Sobald diese Empfindung — ein Menschenalter 
hernach — aufkam, hatte man nationale Zwing- 
herrschaften zu ertragen, und es war doch charak- 
teristisch, dass die Griechen Kleinasiens unter 
„Freiheit“ vor allem eine Lage verstanden, die 
den Besuch attischer Kleruchen von ihnen 
fernhielt. 

Lehnt sich eine Skizze, deren äusserer Um- 
fang leicht täuschen kann, so streng an bisherige 
Darstellungen, dann werden häufig gerade die 
dort etwas rückständigen Herleitungen und Auf- 
fassungen den Vorzug behalten. Das Verfahren 
lädt eben zur Bequemlichkeit ein. Das sicherste 
Mitteldagegen bestände im Vorhandensein eigener 
Urteile zur Sache. 


G. Auboymeau et A. Févret: Essai de bibliographie 
pour servir à l'histoire de l'Empire Ottoman. 
Fascicule I: Religion. — Mceurs et coutumes. 8°. II 
und 85 S. Paris, Ernest Leroux, 1911. Bespr. v. K. 
Süssheim, München. 

G. Auboyneau und A. Févret haben ein in 
seiner Art merkwürdiges Bücherverzeichnis ge- 
liefert. Leider haben sie weder ihre Vorgänger 
angeführt noch ihre eigene Arbeitsweise näher er- 
läutert. Die älteren Hilfsmittel über türkische 
Literatur, Geschichte und Bibliographie sind in 
Faszikel I nicht in wiinschenswerter Weise heran- 
gezogen. Denn kein Geringerer als Hammer- 
Purgstall selbst hat im zehnten Bande der deut- 
schen Ausgabeseiner „Geschichte des osmanischen 
Reiches“ (S. 57—336, 377—388) nicht weniger 
als 3176 Titel von in Europa (ausserhalb Kon- 
stantinopels) erschienenen Schriften über die os- 


313 


manische Geschichte zusammengetragen. Bélin’s 
Referate über orientalische Drucke in Journal Asi- 
atique sind hingegen mehrmals zitiert. Unbequem 
ist, dass Auboyneau und Févret ihre Liste weder 
alphabetisch nach Autoren oder Buchtiteln noch 
chronologisch nach Jahren der Abfass- oder 
Veröffentlichung angelegt haben. Ein fernerer 
Misstand besteht darin, dass inmitten der Drucke 
noch eine kleine Anzahl Manuskripte, ohne als 
solche gekennzeichnet zu werden, aufgezählt sind. 
Bei so geringem Verständnis für bibliographische 
Dinge wird man sich nicht wundern, dass den 
Verfassernbei ihren Forschungen über den sogen. 
„Mühlenbacher“ (no. 13 der Bibliographie) die 
gehaltvollen Untersuchungen Foy’s (Mitteilungen 
des Seminars für Orientalische Sprachen zu 
Berlin, 2. Abt. 1901 und 1902) entgangen sind. 
Die bekannte Schrift Ain Ali's über die Misswirt- 
schaft in der osmanischen Staats- und Finanz- 
wirtschaft wird zu einem Werke über die 
„Religionsgesetze“ gestempelt (Nr. 94, Fussnote). 
Der doch recht zahlreiche Ertrag der türkischen 
Bücherpresse in den letzten Jahrzehnten ist nur 
mit wenigen Nummern vertreten. Sehr bedenklich 
sind auch die vielen Transkriptions- und Druck- 
fehler bei Anführung der orientalischen Titel. 
Auboyneau, dem einflussreichen Finanzier, 
der 1902 bis 1904 Generaldirektor der Banque 
Ottomane zu Konstantinopel war, lag sein Werk- 
chen sehr am Herzen. Nur schade, dass seine 
bibliographische Befähigung der Aufgabe nicht 
gewachsen war. Er starb noch vor der Heraus- 
gabe. Nach seinem Tode ist die Fortsetzung der 
Bibliographie unterblieben. 


Aus gelehrten Gesellschaften. 


Academie des Inscriptions et Belles-Lettres 
Sitzg. vom 13. Mai 1916: Nau berichtet tiber 4 Auto- 
graphen von Michel dem Syrer. 

Sitzg. vom 25. Juni 1915: M.Dieulafoyberichtetüber 
das Ergebnis der Ausgrabungen in Rabat (Marokko). Die 
Moschee des Jakub el Mansur (1184—99 n. Chr.) ist das 
umfangreichste religiöse Bauwerk des Islam. Nach den 
Texten stand sie noch 1357, wurde Ende des 14. Jhrh. 
durch Feuer zerstört. 

Inder Sitzung der Berliner Akademie der Wissen- 
schaften vom 24. Juni berichtete Sachau über die alt- 
syrische Chronik des Meschihazekhä. Er behandelte be- 
sonders die Geschichte der christlichen Gemeinde von 
Arbela und die älteste Geschichte der Verbreitung des 
Christentums in den Ländern am Tigris vom änßersten 
Norden bis an die Mündung von Eufrat und Tigris. Da- 
bei wurden namentlich die chronologischen Fragen, die 
christlichen Diözesen um das Jahr 224 n. Chr. und ein- 
zelne Ereignisse der Parther- und Persergeschichte einer 
Besprechung unterzogen: 

In der Sitzung vom 29. Juli las Erman über „Reden, 
Rufe und Lieder auf Gräberbildern des alten Reiches“. 
In den Gräbern aus dem alten Reiche sind den Bildern 
ausdem täglichen Leben vielfach die Worte beigeschrieben, 
die die dargestellten Personen sprechen oder singen. 
Sie geben zum Teil die gewohnheitsmässigen Rufe oder 
die kleinen Lieder wieder, mit denen das Volk seine 


Orientalistische sche Literaturzeitung 1915 Nr. 10. 


314 


Arbeiten begleitete, zum Teil enthalten sie aber auch 
kurze, oft humoristische Zwiegespräche. Sie sind wichtig 
zum Verständnis der Bilder und zur rechten Beurteilung 
dieser alten Kunst; daneben gewähren sie uns einen 
Einblick in die Volkssprache des dritten Jahrtausends. 
— Außerdem legte Erman eine Mitteilung Möllers vor 
über einen demotischen Papyrus, der den Ausgrabungen 
der DOG zu Abusir el Melek entstammt und zusammen 
mit griechischen Papyri aus der Zeit des Augustus ge- 
kunden wurde. Ein junger Priester, der Amasis zu heißen 
scheint, erzählt darin einem Könige, wie er in den Bib- 
liotheken der Tempel und in Gräbern nach heiligen 
Schriften gesucht habe. Er erlebte während dieses Suchens 
eine Sonnenfinsternis und fastete und kasteite sich. End- 
lich glückte es ihm, zwischen den Binden der Mumie 
des Psammetich das magische „Buch vom Atmen* zu 
finden. Dieses „Buch vom Atmen“ ist uns wohlbekannt; 
es ist ein junges Buch, das man in der Zeit um Christi 
Geburt den Toten beizulegen pflegte. Die demotische 
Erzählung ist offenbar verfasst, um sein Alter zu be- 
glaubigen. 

(Vossische Ztg., 3. September 1915). W. 


In der Sitzung der Heidelberger Akademie der 
Wissenschaften vom 5. Juni legte Bezold eine Ab- 
handlung Schorrs über „Eine babylonische Seisachthie 
aus dem Anfang der Kassitenzeit (Ende des 18. Jahr- 
hunderts v. Chr.)* vor. Der Verfasser sucht darin nach- 
zuweisen, dass ein von Langdon, PSBA 1914, p. 100 ff. 
veröffentlichter und für ein Fragment des Chammurapi- 
Kodex angesehener Text des British Museum unmöglich 
dieser Zeit angehören könne. Er enthalte vielmehr eine 
selbständige Sammlung von Bestimmungen aus dem Anfang 
der Kassitenzeit, und zwar eine Durchführungsverordnung 
für einen Königlichen Schulderlass der für einen Teil Baby- 
loniens infolge einer Naturkatastrophe, wohl einer Ueber- 
schwemmung angeordnet wurde. Gewisse Anzeichen 
gestatten die nähere Datierung dieser Seisachthie als 
in die Zeit des 3. Kassitenherrschers Kastiliasu I. fallend 

(Nach DLZ. Nr. 92 1915). W. 


Am 18. Mai fand die ordentliche Hauptversammlung 
der Deutschen Orient-Gesellschaft statt. Während 
die Grabungen in El Amarna während des vergangenen 
Winters des Krieges wegen haben ausgesetzt werden 
müssen, konnten die Arbeiten in Babylon fortgesetzt 
werden. Delitzsch und Borchardt erstatteten über Babylon 
und Amarna Bericht. 


Personalien. 


Cros, früher Führer einer wissenschaftlichen Mission 
nach Tello, gestorben. 


Dr. Max Burchardt, wissenschaftlicher Hilfsarbeiter 
bei der ägyptischen Abteilung der Berliner Museen, der 
im September 1914 als Leutnant d. Res. bei den Kämpfen 
in Frankreich schwer verwundet worden und in franzö- 
sische Gefangenschaft geraten war, ist seinen Wunden 
in Feindesland erlegen. 


Dr. Gotthelf Bergstraesser, Privatdozent für 
semitische Sprachen an der Univ. Leipzig hat einen Rufan 
die Universität Konstantinopel erhalten und angenommen. 


Mitteilungen. 


L. Distel und E. Fels, die auf einer Forschungs- 
reise in dem Kaukasus sich befanden, wurden bei Aus- 
bruch desKrieges gefangen genommen, und erst nach acht- 
monatlicher Zurückhaltung freigelassen. Es besteht Hoff- 
nung, daß die allerdings nicht weit gediehenen Aufzeich- 
nungen nach Ende des Krieges ausgefolgt werden. 


315 


Zeitschriftenschau. 
* = Besprechung; der Besprecher steht in (). 

Allgemeine Missionszeitschrift. 1914: 

Mai. *Schaich Salih Aschscharif Attunisi, Die Wahrheit 
über den Glaubenskrieg, aus d. Arab. v. Schubinger (J. W.). 
— Enderlin, Stimmungen und Strömungen im ägyp- 
tischen Islam. 

Juni. J. Richter, Die Lebenskräfte in Islam und Christentum. 

American Historical Review. 1915: 

April. A. T. Olmstead, The Reform of Josiah and its 
Secular Aspects. — *J. Juster, Les Iuifs dans l’Empire 
Romain (G. F. Moore). — S. I. Case, Evolution of Early 
Christianity (F. A. Christie). — *Rh. Guest, The Gover- 
nors and Judges of Egypt or Kitäb el’Umar& wa Kitäb 
el Qudäh of El Kindi (J. R. Jewett). 

July. W. L. Westermann, The Economic Basis of the 
Decline of Ancient Culture. 

American Journal of Archaeology. 1915: 
January-March. A. L. Frothingham, Who built the Arch of 
Constantine? III. — Ders., Medusa II. The Vegetation 
Gorgoneion. — W. J. Moulton, An Inscribed Tomb at 
Beit Jibrin. 

Archiv fiir Anthropologie. 1915: 

XIV 2. *O. Keller, Die antike Tierwelt (J. Ranke). — 
*E. Meyer, Reich und Kultur der Chetiter (F. Birkner). 
— *R. Gaillard et L. Poutrin, Etade anthropologique des 
populations des régions du Tchad et du Kanem (F. Birkner). 

Art and Archaeology. 1916: 

I. 5. D. M. R., Statuette from Crete (16. Jahrh. e Chr.), 
— Recent discoveries at Cyrene. 

6. C. U. Clark, With the Moores in Andalusia. — Notes 
and News: Mosque of St. Sophia; An Amethyst Necklace 
of the twelfth dynasty. 

July. J. Shapley, The Human Figure as an Architectural 
Support. 

Baessler-Arohiv. 1915: 

V 1/2. E. v. Sick, Die Waniaturu (Walimi). Ethno- 
graphische Skizze eines Bantu-Stammes.—B. Ankermann, 
Figürliche Darstellungen aus dem westlichen Sudan. 

Berliner Philologische Wochenschrift. 1915: 
28. *Franz Cumont, Die orientalischen Religionen im 
römischen Heidentum. (Georg Wissowa). 

Deutsche Lit.-Ztg. 1915: 

28. *Georges Legrain, Lougsor sans les Pharaons; *Camille 
Laguier, !’Egypt monumentale et pittoresque (Fr. W. von 
' Bissing). 

29. Martin Dibelius, Die Vorstellung vom göttlichen Licht 
(im Anschluß an Gillis P: son Wetter, Phos (#22) Eine 
Untersuchung über hellenistische Frömmigkeit, zugleich 
ein Beitrag zum Verständnis des Manichkismus). — Bern- 
hard Pick, TheCabala, itsinfluence on Judaism and Christia- 
nity (P. Fiebig). —*StephanSchiwietz, Dasmorgenländische 
Mönchtum. 2. Bd.: Das Mönchtum auf Sinai und in Pali- 
stina im vierten Jahrhundert (E. Gerland). — Walter 
Otto, Herodes (W. Soltau). 

30. *Felix E. Peiser, Hosea (W. Baumgartner). — 

32. H. Trilles, Le totemisme chez les Fan (A. Vierkandt). 
— *P. Thomsen, Kompendium der palästinischen Alter- 
tumskunde (R. Hartmann). — A. Meillet, Aperçu d'une 
histoire de la lanque grecque (A. Debrunner). 

33. *E. Siecke, Der Vegetationsgott (u.) Ders., Püshan 
Studien zur Idee des Hirtengottes (E. Fehrle).— I. Horowitz, 
Untersuchungen zur rabbinischen Lehre von den falschen 
Zeugen (M. Eschelbacher). — *J. Kracauer, Urkunden- 
buch zur Geschichte der Juden in Frankfurt a. M. von 
1160—1400 (J. Elbogen). 

34. A. e Harnack, Die Entstehung des Neuen Testa- 
ments (W. Bauer). — *W. Bang und J. Marquart, Ost- 
türkische Dialektstudien (K. Süssheim). 

Geografisk Tidskrift. 1916: 

2. O. Olufsen, Sand-Orkenen Store el Erg i Sahara. — 
*0. Olufsen, Sahara (D. Bruun). 


Orientalistische Literaturzeitung 1916 Nr. 10. 


316 


Göttingische gelehrte Anzeigen. 1915: 
Mai. *A. Hasenclever, Die orientalische Frage in den 
Jahren 1838 bis 1848 (E. Littmann). 
Juni. *K. T. Kinch, Fouilles de Vroulia (Rhodes) (Ernst 
Pfubl). — Harri Holma, Die assyrisch-babylonischen 
Personennamen der Form quttulu (B. Landsberger). 


Gral. 1915: 
Heft 7, 8, 9, 10, 11. W. Oehl, Die Mystik des Islam. 
Hermes. 1915: 
50. Bd. 3. H. E. von Stern, Ptolemaios „Der Sohn“. — 
Th. Zachariae, Eine indische Rätselaufgabe bei Sophokles. 


Historische Zeitschrift. 1915: 
2. W. Thieling, Der Hellenismus in Kleinafrika (A. Bauer). 
— *I. B. Bury, A History of the Eastern Roman Em- 
pire 802—867 (E. Gerland). — *E. G. Browne, The Press 
and Poetry of Modern Persia (E. Littmann). 


Indogermanisohe Forschungen. 1915: 
XXXV 1/2. E. Kieckers, Armenisches. 1. Zu den arme- 
nischen Präsentien em „ich bin“ und berem „ich trage“. 
2. Zum armenischen Aorist. — G. Treimer, Der alba- 
nische Nationalname. 

Internat. Archiv f. Ethnographie. 1915: 
XXIII 1. *R. A. St. Macalister, The Language of the 
Nawar or Zutt, the Nomad Smiths of Palestine(A.Kluyver). 


Islam. 1915. 

VI 2. J. Barth, Studien zur Kritik und Exegese des Korāns: 
— P. Kahle, Zur Organisation der Derwischorden in 
Aegypten. — F. Taeschner, Aufnahme in eine Zunft, dar- 
gestellt auf einer türkischen Miniatur. — J. Goldziher. 
Hellenistischer Einfluss auf mutazilitische Chalifatstheorien, 
— M. Horten, Sanüsi und die griechische Philosophie. — 
E. Herzfeld, Die Tabula ansata in der islamischen Epi- 
graphik und Ornamentik. — C. H. Becker, Jacob Barth. 
— R. Geyer, Der Diwan des Kais ibn al Hatim ed. Kowalski. 
— J. Goldziher, Chatm al-Buchäri. — H. v. Mizk, 
Ptolemäus und die Karten der arabischen Geographen 
(R. Hartmann). 


Journal of the Gypsy Lore Sooiety. 1916: 
4. B. Gilliat-Smith, The Dialect of the Drindaris (Do- 
brudscha). — Father Anastäs, The Nawar or Gypsies of 
the East. Translated from the Arabic by A. Russell). 


Journal of the R. Asiatio Society. 1916: 
July. D. B. Spooner, The Zoroastrian Period of Indian 
History, Part II. — Th. G. Pinches, Sumerian Women 
for Fieldwork. — A. B. Keith, The Denarius as a Proof 
of Date. — *G. F. Moore, History of Religions (A. B. 
Keith). — *W. M. Nesbit, Sumerian Records from Drehem 
(T. G. Pinches). — *I. Davidson, Saadia’s Polemic against 
Hiwi al-Balkhi (M. Gaster). 

Journal of Hellenio Studies. 1915: 

XXXV 1. W. Leaf, Rhesos of Thrace. — L. Southgate, 
Ancient Flutes from Egypt. — E. H. Minus, Parchments 
of the Parthian Period from Avroman in Kurdistan. — 
W. Arkwright, Notes on the Lycian Alphabet. — E. N. 
Minus, Scythians and Greeks. — *A. J. B. Wace, The 
Nomads of the Balkans (R. M. D.). — *A. B. Cook, Zeus. 
A Study in Ancient Religion (G. F. H.). — C. Hadaczek, 
Les Monuments archéologiques de la Galicie (R. A. S.). 
— *R. Dussaud, Les civilisations préhelléniques dans 
le Bassin de la Mer Egée (H. H.). — *R. Koldewey, The 
Excavations at Babylon. Transl. by A. 8. Johns (L. 
W. K.). — *A. Reinach, Catalogue des Antiquités égyp- 
tiennes recueillies dans les Fouilles de Koptos 1910/11. 
— *O. Bates, The Eastern Lybians. 


Journal of Roman Studies. 1915: 
IV 2. *G. Lafarge u. a., Inventaire des Mosaiques de la 
Gaule et de l’Afrique (R. Cagnat). 

Lehre und Wehre. 1916: 
Mai Juni Juli. E. P., Der Prophet Jonas (Forts.). 


317 


Literarisches Zentralblatt. 1915. 
27. Alois Hudal, Die religiösen und sittlichen Ideen 
des Syruchbuches (J. H.). — *Otto Roth, Rom und die 
Hasmonker (Fiebig). 
28. *W. Staerk, Die Ebed Jahwe-Lieder in Jesaja 40ff. 
(J. Herrmann). — Leopold Cohn, Philonis Alexandrini 
opera Vol. IV (M. F.). 
29. *Franz Boll, Aus der Offenbarung Johannis (G. Thiele). 
— Edward Westermarck, Marriage ceremonies in Morocco. 
— *Anton Deimel, Pantheon Babylonicum (E. Ebeling). 
— *S. Eitrem, Opferritus und Voropfer der Griechen und 
Römer (Pr.). 
30. *Ernst von Drufiel, Papyrologische Studien zum 
byzantinischen Urkundenwesen (Egen Weiss). 
31. *P. Marestaing, Les écritures égyptiennes et lanti- 
quite classique (G. Roeder). — *J. Kohte, Die Baukunst 
des klassischen Altertums (J. Durm 
32. *E. Meyer, Reich und Kultur der Chetiter. — “I. 
Bogdan, Documentele lui Stefan cel Mare (N. Jorga). — 
*F. Delitzsch, Grundzüge der sumerischen Grammatik 
(B. Meissner). 
33. K. Sethe, Sarapis und die sogen. Karoyo: des Sarapis; 
K. Sethe, Zur altägyptischen Sage vom Sonnenauge 
(G. Roeder). 
34. *G. Klameth, Die neutestamentlichen Lokaltraditionen 
Palästinas vor den Kreuzzügen (A. Baumstarck). 


Mitt. d. Anthropol. Gesellsch. in Wien. 1915: 
XLV 1/2. *Geza Roheim, Drachen und Drachenkämpfer 
(Rudolf Trebitsch). — *T. Canaan, Aberglaube und Volks- 
medizin im Lande der Bibel (V. Christian). — *Martin 
Heydrich, Afrikanische Ornamentik (F. Heger). — F. 
Stuhlmann, Die Mazigh-Völker (V. Ghristian). — R. A. 
Stewart Macalister, The language ef the Nawar or Zutt 
the nomad smiths of Palestine (R. Geyer). 

Monatsschr. f. Gesoh. u. Wiss. d. Judent. 1915: 
1/2.*H. Lindemann, Florilegium Hebraicum. —*S. Wininger, 
Biographisches Lexikon berühmter Juden aller Zeiten 
und Länder. 

3/4. M. Güdemann, Eine spasshafte Prozessgeschichte 
mit ernstem Hintergrund. (Zu R. Kittel’s gerichtlichem 
Gutachten: Judenfeindschaft oder Gotteslästerung?) 

Monde Oriental. 1915: 

IX 1. K. B. Wiklund, Zur Geschichte der Personal- und 


Possessiv-Suffixe im Uralischen. — K. V. Zetterstéen, 
Arcangelo Carradori's Ditionario della lingua Italiana e 
Nubiana, IV. — E. Wadstein, Ein morgenländisches 


Wort im Abendland. (abendld. barse, barde, Partsche 


usw. = arab. XÉÒy3), — K. V. Zetterstéen, Nagra an- 


märkningar till Nordisk familjebok, Ny uppl. (Wieder- 
gabe orientalischer Namen undAusdriicke). — *G.Contenau, 
La déesse nue babylonienne. — K. Tallquist, Assyrian 
Personal Names (P. Leander). — K. Marti, Kurzgefasste 
Grammatik der biblisch-aramäischen Sprache, 2. Aufl. 
E. Mattsson). — *C. Brockelmann, Syrische Grammatik, 
3. Aufl. (K. V. Zetterstéen). — J. Goldziher, Islam for- 
dom och nu. Oevers. av T. Andrae (K. V. Zettersteen). 
Museum. 1915: 

Mai. *H. Usener, Kleine Schriften, III. Band (I. von 
Wageningen). —*M. Horten, Texte zu demStreitezwischen 
Glauben und Wissen im Islam (A. I. Wensinck). 


Neue Jahrbücher f. d. klass. Altertum. 1916: 
18. J. XXXV. u. XXXVI. B. 5. H. F. Studniczka, Die 
griechische Kunst an Kriegergräbern. — Hermann Rothe, 
Die orientalische Frage im Geschichtsunterricht. 
Nordisk Tidsskrift for Filologi. 1915: 
4. R. IV 1/2. F. Boll, Aus der Offenbarung Johannis 
(M. P. Nilsson). 


Oriens Ohristianus. 1915: 
N. S. 4. B. 2. H. A. Rücker, Der Ritus der Bekleidung 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 10. 


318 


Arthur Allgeier, Untersuchungen zur syrischen Ueber- 
lieferung der Siebenschläferlegende. — G. Graf, Katalog 
christlich-arabischer Handschriften in Jerusalem (Forts.). 
— G. Graf, Alte christlich-arabische Fragmente. — A. 
Baumstark, Ein illustriertes koptisches Evangelienbuc 
vom J. 1250. — Literaturbericht. 


Petermanns Mitteilungen. 1916: 
Juni. Imboff-Pascha, Der Bosporus. Geschichtliches. — 
*I. Déchelette, Manuel d’archéologie préhistorique celti- 
que et gallo-romaine II (A. Hoffmann-Kutschke). 


Proceedings of the Soo. of Biblio. Arch. 1915: 
5. F. Legge, The Lion-headed God of the Mithraic 
Mysteries. — M. Gaster, Samaritan Phylacteriesand Amulets 
(Forts.). — W. T. Pilter, The Personal Names Abram 
and Abraham. 

Revue Oritique. 1915: 
6. H. Winckler, Nach Boghaskei! Ein nachgelassenes 
Fragment; *L. W. King, Catalogue of the Cuneiform 
Tablets of the Kouyunjik Collection; A. S. Anspacher, 
Tiglat-Pileser III (C. Fossey). — *Studien zur semitischen 
Philologie und Religionsgeschichte, J. Wellhausen zum 
70. Gebtst. gewidmet (A. Loisy). — F. Boll, Aus der 
ı Offenbarung Johannis; *Monumenta Talmudica V, 1; *E. 
Koenig, Die moderne Pentateuchkritik und ihre neueste 
Bekämpfung; *H. M. Wiener, The Pentateuchal Text; 
*Die Mischna, hrsg. v. G. Beer: K. Albrecht, Kil'ajim; 
P. Fiebig, Rosch ha-Schana; W. Windfuhr, Horajoth 
(A. L.). — A. v. Harnack, Die Entstehung des NT. 
(A. Loisy). 
7. E. Weidner, Alter und Bedeutung der Babylonischen 
Astronomie und Astrallehre; *Scheil et Dieulafoy, Esagil 
ou le temple de Bel Marduk a Babylone; *M. L. Pillet, 
Le Palais de Darius Ier à Suse; G. Contenau, La Déesse 
nue babylonienne (C. Fossey). — *Art and Archaeology 
1 2. (A. de Ridder). 
I0. H. Lorin, L'Afrique du Nord (A. Chuquet). 
11. J. W. Rothstein, Hebräische Poesie; H. Linde- 
mann, Florilegii hebraici Lexicon (A. L.). 
13. *M. Delafosse, Chroniques da Fouta Sénégalais (R. 


Basset). 
2 
omina 


17. *Prasek, Kyros der Grosse und Kambyses 
22. *G. Rudberg, Neutestamentlicher Text und 
sacra (A. Loisy). — *A. Berger, Die Strafklauseln in den 


Papyrusurkunden (My). 
24. "8. Minochi, Il Panteon (A. Loisy). — *Philostratus, 
The Life of Apollonius of Tyana, with an engl. Transl. 


by F. C. Conybeare (My.) 
26. *S. Wetter, Phos. Eime Untersuchung über helleni- 
stische Frömmigkeit, zugleich ein Beitrag zum Verständnis 
des Manichäismus (A. Loisy). 
26. *W. Erbt, Jesus (A. Loisy). 
27. A. Loisy, Guerreet religion (S. Reinach). — *Seggéd 
Ali Mohammed, dit le Bab, Le Béyan persan, traduit 
par A.-L.-M. Nicolas, T. U—IV (Cl. Huart). 
28. *Maneckji Nusservanji Dhalla, Zoroastrian Theology 
(Cl. Huart). — *E. B. Soane, Grammar of the Kurmanji 
or Kurdish Language (Cl. Huart). 
29. *H. Usener, Kleine Schriften T. I, HI (My). — 
*A. de Curzon, L’ambassade du comte des Alleurs a 
Constantinople (1747—1754) (A. Chuquet). 
Revue Historique. 1915: 
Mai-Juin. H. Graillot, Le culte de 'Cybele, mère des 
dieux, à Rome et dans l’empire romain (Ch. Guignebert) 
Sitsungsber.d. K. Pr. Akad. d. W. Berlin. 1915 
XXVII. Hermann Grapow, Ueber einen ägyptischen 
Totenpapyrus aus dem frühen mittleren Reich. 
Sphinx. 1915: 
Heft1.8. 1. Montet, Questions degrammaire et d’&pigraphie& 
propos de la grammaire égyptienne de M. Jean Lesquier I 
(zahlreiche Ausstellungen an der auf Erman’s Gramma- 


mit dem ledernen Mönchsschema bei den Syrern. — tik beruhenden Arbeit). 


319 


Heft. 2. S. 33. Montet, Questions de grammaire et d’épi- 
graphie. usf. II (Schluss des Aufsatzes). — 63. *Jéquier, 
Histoire de la civilisation égyptienne (Anderson). 


Theologische Literaturzeitung. 1915: 
8. H. L. Strack, Wilhelm Bacher und seine letzten Ar- 
beiten. — *M. Jastrow, Babylonian-Assyrian Birth-Omens 
(B. Meissner). — *J. W. Rothstein, Hebräische Poesie 
(W. Staerk). — *E. Norden, Josephus und Tacitus über 
Jesus Christus und eine messianische Prophetie; P.Corssen, 
Die Zeugnisse des Tacitus und Pseudo-Josephus über 
Christus (Bousset). 
9. R. Dussaud, Introduction à l'histoire des religions 
(Bousset). — P. C. Snijman, De Profetie van Zefanja 
(Nowack). — *C. Dier, Genesis, übersetzt und erklärt 
(H. Holzinger). 
10. *Antonius Deimel, Pantheon Babylonicum (Br. 
Meissner). — *S. R. Driver, Notes on the Hebrew text 
and the topography of the books of Samuel (Hugo 
Duensing). — *Wilhelm Schenz, Das Buch Josua (C. 
Steuernagel). 
11. *G. Schmidt, La révélation et les donnés actuelles 
de la science (E. W. Mayer). — *W. Warde Fowler, 
Roman ideas of deity in the last century before the 
christian era (Bousset). — *Johannes Döller, Das Gebet 
im alten Testament in religionsgeschichtlicher Bedeutung 
(W. Staerk). — *R. Travers Herford, Das pharisäische 
Judentum (Beer). — J. W. Rothstein, Zu Staerk’s An- 
zeige in Nr. 8, Sp. 171. 
12. *Ernst F. Weidner, Alter und Bedeutung der baby- 


lonischen Astronomie und Astrallehre nebst Studien über | 


Fixsternbimmel u. Kalender (Im Kampfe um den Alten 
Orient, 4) (Bruno Meissner). — *Frdr. Stummer, Der 
kritische Wert der altaramäischen Achikartexte aus Ele- 
phantine (Ed. König). — *Franz Boll, Aus der Offen- 
barung Johannis (Bousset). — *E. Goossens, Die Frage 
nach makkabäischen Psalmen (W. Staerk). 

13. *W. T. Pilter, Some Amorite Personal Names in 
Genesis XIV; *W. T. Pilter, Eastern and Western 
Semitic Personal Names (E. König). — *Biblische Zeit- 
schrift 12. Jahrg. 1914 (H. Windisch). — *H. Strathmann, 
Geschichte der frühchristlichen Askese (M. Dibelius). — 
O. Ljunggren, Bönen i Gamla Testamentet (H. Scholander). 
14. *Festschrift, Ernst Windisch zum 70. Geburtstag dar- 
gebracht (I. Wackernagel). — Max Blanckenhorn, Syrien, 
Arabien u. Mesopotamien (Handbuch der regionalen Geolo- 
gie. 17. H.)(Dalman). — *Gillis P : son Wetter, Phos(ws). (v. 
Harnack). 


Theologisches Literaturblatt. 1915: 
15. *George Dahl, The materials for the history of Dor 
(Ed. König). 
Theologische Quartalschrift. 1914: 
F. S. Schenck, The Oratory and Poetry of the 


Theologische Rundschau. 1915: 
April. Bousset, Religion des Judentums: 557 Stade, Bibl. 
Theol. des A. T. 2. Bd.; W. Schencke, Die Chokma; O. 
Schmitz, Die Opferanschauung des späteren Judentums; 
P. Humbert, Le Messie dans le Targum des Prophétes; 
A. Reinach, Noé Sangariu). 
Mai. E. Vischer, Neues Testament. Paulus. 
Juni. Altes Testament: W. Nowack, Religionsge- 
schichte Israels. (*G. Hölscher, M. Buttenwieser, W. 
Caspari, A. Jirku, I. Schwab). 
Juli. W. Nowack, A. T. Religionsgeschichte Israels II: 
* (A. Bertholet, Die israel. Vorstellungen vom Zustand 
nach dem Tode. 2, Aufl.; W. Baudissin, Die Herkunft 


July. 
Bible. 


Orientalistische Literaturzeitang 1915 Nr. 10. 


320 


der Formel „Jahwes Angesicht sehen“; H. Gunkel, Reden 
und Aufsätze; Studien zur semitischen Philologie u. 
Religionsgesch). 

Zeitschrift d. Vereins f. Volkskunde. 1915: 
1/2. H. Diels, Das Aphlaston der antiken Schiffe. — E. 
Lemke, Spiel-, Zauber- und andere Puppen. — A. von 
Löwis of Menar, Kritisches zur vergleichenden Märchen- 
forschung. — E. Mogk, Das Ei im Volksbrauch und Volks- 
glauben. — K. v. d. Steinen, Orpheus, Der Mond und 
Swinegel. 


Zur Besprechung eingelaufen. 


bereits weitergegeben. 


Zeitschrift für Kolonialsprachen. Berlin 1915. V 3, 4. 

Sphinx. Upsala 1915. XIX I. II. 

J. N. Epstein, Der gaonäische Kommentar zur Ordnung 
Tohoroth. Berlin, Mayer & Müller, 1915. M. 5 —. 

Georg Steindorff: Aegypten in Vergangenheit und Gegen- 
wart. Berlin, Ullstein & Co., 1915. M. 1—. 

Paul V. Neugebauer und Ernst F. Weidner, Ein astro- 
nomischer Beobachtungstext aus dem 37. Jahre Nebu- 
kadnezars II (Bericht über die Vhdlgn. d. Kgl Sächs. 
Ges. d. W. Leipzig. Phil.-hist. Kl. 67. Bd., 2. H.) 
Leipzig, B. G. Teubner, 1915. 

Heinr. Ludw. Zeller, Das Seerecht in dem armenischen 
Gerichtsbuche des Mechithar Gosch (Sitz.-Ber. d. 
Heidelberger Ak. d. W. Philos.-hist. Kl. 1915. 
1. Abhdlg). Heidelberg, Carl Winter's Universitätsb., 
1915. M. 0,80. 

Moses Schorr, eine babylonische Seisachthie aus dem 
Anfang der Kassitenzeit (Sitz.-Ber. d. Heidelberger 
Ak. d. W. Philos.-hist. Kl. 1915, 4. Abhdlg). Heidel- 
berg, Carl Winter's Universitätsb., 1915. 

Franz Studniczka, Die griechische Kunst an Kriegergräbern. 
Leipzig, B. G. Teubner, 1915. M. 2 —. 

Bruno Meissner, Grundzüge der mittel- und neubaby- 
lonischen und der assyrischen Plastik, 2. Teil. (Der Alte 
Orient 15. J., H. 3, 4). Leipzig, J. C. Hinrichs'sche 
B., 1915. M. 1.20. 

George A. Barton, Sumerian business and administrative 
documents from the earliest times to the dynasty 
of Agade (University of Pennsylvania. The University 
Museum. Publications of the Babylonian Section 
Vol. IX No. 1). Philadelphia 1915. 


Yorlag der J. C. Hinrichs’ sehen Buchhandlung in Leipzig. 


Von dem 


Atlas zur altägyptischen Kulturgeschichte 
von Dr. Walter Wreszinski, Königsberg 


liegen vor: Lieferung 1—4: 80 Tafeln auf 
116 Blatt. Subskriptionspreis je M. 7.50 
Zunächst sind zwei Bände mit je zehn 
Lieferungen in Aussicht genommen. 


Prospekte auf gefl. Verlangen 
Probelieferung durch jede Buchhandlung zur Ansicht 


Mit einer Beilage von der J. O. Hinrichs’schen Buchhandlung in Leipzig. 


Verlag u. Expedition: J. C. Hinriebs’sche Buchhandlung, Leipzig, Blumengasse 2. — Druck von Max Schmersow, Kirchhain N.-L. 
Verantwortlicher Herausgeber: F. E, Peiser, Königsberg i. Pr, Golts-Allee 11. 


Orientalistische Literaturzeitung 


Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient 


und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers 
Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11 


Verlag der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung, Leipzig 
Blumengasse 2. 


18. Jahrgang Nr. 11 


Inhalt. | Besprechungen . 


Abhandlungen und Notizen Sp. 321—331 


Manuskripte und Korrekturen nach Königsberg. — Drucksachen nach Leipzig. 
Jährlich 12 Nrn. — Halbjahrspreis 6 Mk. 


November 1915 


Sp. 331—349 | Pfister, Friedrich: Einejüdiscbe Grün- 


dungsgeschichte Alexandrias (Carl 


Böhl, Franz M. Th.: oyna 821 B Tradepten (ana) Tradition und | Niebuhr). 337 
Haupt, Paul: Hebr. levenä, Ton- Vincent, H., et F.-M. Abel: Beth- 
tafel . 324 Bacher, Wilhelm: Rabbanan (F. léem (Max Löhr). . 342 
Hüsing, Georg: Arbaka 327 Perles) . . . . 340 Mitteilungen . . . . . . 349 
u Otto: Kua = 325 Ebeling, Erich: Keilschrifttexte aus | Personalien . 8 350 
3 Assur religiösen Inhalts, 1. Heft 
Schröder, Otto: 44 ~ mer (Bruno Meisen r 331 Berichtigungen . 350 
Uara, Arthur: Maništusu und Leonhard, Richard: SOPAR y Zeitschriftenschau . . . 350—361 
Narâm-Sin . 324 Hartmann) P Zur Besprechung eingelaufen 351 


Das Ps 


Von Franz M. Th. Böhl. 


DieBedeutung dieses Ausdrucks ist neuerdings 


mehrfach erörtert. W. Caspari erklärte in dieser | 


Zeitschrift! in sehr beachtenswerter Ausführung 
die Präposition für temporal; zu übersetzen sei 
nicht „zwischen“, sondern einfach „ım Lauf des 
Abends“, „während des Abends“. Dem steht 
entgegen, dass sich solch’ abgeschwächter Ge- 
brauch dieser Präposition zwar im Aramäischen ?, 
nicht aber mit Sicherheit im Hebräischen 3 nach- 
weisen lässt. Zudem macht dann der Dual des 
Substantivs Schwierigkeit. Nach Caspari wäre 
dieser Dual lediglich sekundär, eine Folge da. 
von, dass sich mit der präp. = gerne die Vor. 


stellung einer Zweiheit verknüpfte. Hier ging 
H. Bauert einen Schritt weiter und erklärte 
die vermeintliche Dualendung in d', wie auch 


— — 


t „Hebräisch 
Sp. 337—341. 
? Vgl. zu IO, „während“ in den Elephantine-Papyrus: 
J. N. Epstein, ZAW. 32 (1912) 130, M. Seidel, ebd. 292. 
Zum Syrischen: Brockelmann, Grundriss Il § 28 Anm. 1. 
*Neh. ö, 18 kann pa „während“ Aramaismus sein. Doch | 
bleibt die Auffassung „zwischen (je) zehn Tagen“ = , alle 
zehn Tage“ u. E. wahrscheinlicher. Damit verfällt Casparis 
scharfsinnige Konjektur zu Jes. 5, 12 a. Die neue Auflage von 
Gesenius’ Handwörterbuch (16 S. 94 b) lehnt ja „während“ 
für das DO RIR ab. 
ig ie hebräischen Duale my» und Wx: 
OLZ 17 (Jan. 1914) Sp. 7f. a SZ 


321 


Im temporal“: OLZ 16 (August 1913) 


Pe iu für ein erstarrtes Suffix der 3. Person 


Plur. masc. Doch warum wird ersteres stets, 


letzteres nie mit der präp. bg verbunden? Als 


unwahrscheinlicher Notbehelf erscheint uns die 
Annahme, das p sei sekundär hinzugefügt, als 


man in dem (als zerdehnter Lokativendung 
aufgefassten) -aim den Dual saht. Mit Recht 
hat daher Ed. Mahler in seiner ausführ- 
lichen Erörterung der ganzen Frage? an der 
Erklärung des Com als Dual festgehalten. 
Unanfechtbar ist sein Nachweis, dass Du 2 
und 292 synonyme Begriffe sind, dass also 
nicht nach der jüdischen Praxis der Nachmittag? 
gemeint sein kann. Aber seine Erklärung dieser 
Dualverbindungalsder „Zeit zwischen den beiden 
Grenzpunkten des Abends, d. i. zwischen Sonnen- 
untergang und Eintritt der vollen Dunkelheit“ 
entspricht zwar der anderen Traditionslinie, ist 
aber nicht ungekünstelt. 


So sei ein neuer Erklärungsversuch gestattet, 
bei dem sich sowohl an der ursprünglichen Be- 
deutung der Präposition wie an der dualischen 
Auffassung des Substantivs festhalten lässt. 


1 Vgl. Brockelmann, Grundriß 18 244e Anm. und schon 
Holzinger KHC zu Ex. 12, 6; Ges.-Kautzsch 28 $ 88c. 
„Die chronologische Bedeutung von Ca und 
Dron: ZDMG 68 (1914) 677—686. 
Vel. dazu auch schon LXX Ex. 29, 39 (und 41) rò 
deılırov Vet. Lat. meridiae! An den übrigen Stellen 
hat die LXX eds &oneoav, Ex. 30, 8 öwe, nur Lev. 23, 5 


wörtlich ara uésov toy Eotepwor, 


322 


323 Ä Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 11. 324 


S | we 
Ongelos übersetzt unseren Ausdruck durch- lings-Tag- und Nachtgleiche. Das Passahlamm 
weg mit NWrw 2, Pseudo-Jonathan mit 12! soll geschlachtet werden, solange der Vollmond 
DCH. Die syrische Uebersetzung hat ein- am nächtlichen Himmel erstrahlt. Das scheint 


mal (Ex. 30, 8) Un lust. In der Mischnah uns der ursprüngliche Sinn des Ausdrucks pà 


f E : CoN ein. 
findet sich für die Abendzeit der Ausdruck "rz DieselbeZeitbestimmung wirdPg. inEx.16,12 
P'O im Traktat Pirgé Aböt V 6, wie auch 


beabsichtigt haben. Handelt es sich hier doch 
sonst öfters im Talmud?. 


nach der Datierung in Vs. 1 (aus derselben Quelle) 
Wie erklären sich diese Ausdrücke? Die nächst- um die Zeit des Vollmonds, genau einen Monat 
liegendes Uebersetzung ist „zwischen den Son- 


nach dem Auszug. 
nen“. Dann scheint uns nur eine Erklärung Nun findet sich dieser Ausdruck aber auch 
möglich: es ist ein Plural „a potiori“; gemeint 


noch in der Zeitbestimmung des täglichen Abend- 

sind Sonne und Mond. In gleicher Weise be- „ 2 39. 41; Num. 28, 4. 8), sowie in 

i PE Se i d über dasallabendli zünde 

zeichnet im Arabischen‘ der Dual Gh % ee Kae aneto 
Gestirne: dem Araber ist der Mond, dem Palä- 


der Lampen im Heiligtum (Ex. 30, 8). Diese 
Stellen gehören zur späteren Schicht der Priester- 
stinenser® die Sonne das Hauptgestirn. 
Nun handelt es sich um den Abend, bezw. 


schrift (Ps). 
die Nachtzeit. Also kann, falls unsere Er- 


Es erhebt sich also die Schwierigkeit, dass 

der Ausdruck sekundär von der Passahnacht 
k.ärung richtig, der Ausdruck wohl nur be- 
deuten: zwischen dem Untergang der Sonne und 


(Vollmondsnacht) auf jeden gewöhnlichen Abend 

übertragen sein muss. Diese Uebertragung er- 

dem Untergang des Mondes scheint aber keineswegs unwahrscheinlich, wenn 
Von dieser Erwägung aus lässt sich mit dem 

Dual oun P3 ein befriedigender und unge- 


man bedenkt, dass die ursprüngliche Bedeutung 
des Ausdrucks in denastronomie-scheuen Priester- 
künstelter Sinn verbinden. Man übersetze das 
Wort in dieser Verbindung nicht mit „Abend“, 


kreisen rasch vergessen werden musste. Was 
ursprünglich bedeutete „solange der Mond am 
sondern gemäss seiner ursprünglichen Bedeutung $ 
mit „Untergang“. „Zwischen den beiden 


Himmel steht“ wurde so ein Ausdruck für den 
Untergängen“, zwischen dem Untergang der 


Abend überhaupt. 
Sonne unddem Untergangdes Mondes, nach Unter- 
gang der ersteren, vor Untergang des letzteren 
— das bedeutet: „solange der Mond am Himmel 
steht“! 


Hebr. Jevend, Tontafel. 
Von Paul Haupt. 
Wie GB'6 unter 732° verzeichnet wird, habe 
ich in den Crit. Notes on Ezekiel (SBOT) 47, 42 
Der Ausdruck findet sich elfmal innerhalb (vgl. die Uebersetzung von Ezekiel in der Regen- 
der Priesterschrift. Am wichtigsten von diesen , bogenbibel S. 98—102) darauf hingewiesen, dass 
Stellen sind Ex. 12, 6; Lev.23, 5; Num. 9, 3. 5.11, dieses Wort Ez. 4, 1 Tontafel bedeutet. Roth- 
die das Schlachten des Passahlammeszu der durch stein in Kautzschs AT? hat das nicht berück- 
Dun Po bestimmten Zeit anbefehlen. sichtigt; vgl.dagegenKraetzschmarsKommen- 
Von dieser Stellengruppe müssen wir ausgehen. | tar (1900) S. 42%, auch Orelli beiStrack-Zöck- 
Das Passah ist das Fest des Vollmonds der Früh- ler. Zu diesen Tontafeln für Aufzeichnungen 
mag man auch E 50 der Vita Adae et Evae (GJ V+ 
an Ja oa 3, 398) vergleichen, der S. 528 von Kautzschs 
e Bee übrigen Stellen: mait E 60 euch un ( 1900) übersetzt ist. 
durchweg in Targ. Samar. (ed. Petermann): mnogim p2 en 


ae un — — — — 


(rar. 1395). Man wird den Text also nicht ändern dürfen. 77 a ; 
Z. B. Schabb. 34 b, jer. Ber. I 2b. Die Stellen bei Manistusu und Naräm-Sin 
Levy, Neuhebräisches u. Chald. Wörterbuch, s. v. pon. Von Arthur Ungnad. 


* Sehr unwahrscheinlich ist die Erklärung von M. . , : N i 
Jastrow, Dictionary of the Targumim etc., Vol. II p. 1602; Ueber die Frage der Aufeinanderfolge der 


„between tho two services, between the rulership of the | Herrscher der Dynastie von Akkad istin letzter 
day and that of night, at twilight“. Trotz dieser Erklärung | Zeit aufGrund neuen Materials vielfach gehandelt 
ordnet auch er den Ausdruck ein unter wiy „Sonne“. worden. Die von Pöbel vor kurzem heraus- 


t Weiteres bei Wright-de Goeje, Grammar 3 Vol. I . = ER 
$ 299, p. 189 f. (Rem. f); Brockelmann, Grundriß II gegebenen Texte dieser Herrscher, die im Museum 


§ 28. zu Philadelphia aufbewahrt sind, geben mit eini- 
_ ° Vgl. vielleicht schon Amarna, Knudtzon 195, 18 | ger Wahrscheinlichkeit die folgende Reihenfolge'. 
„Sonnen“ im plur. = Sonne und Mond? — Für das 1. Sarru-kin (durch Scheils Liste als erster 


Hebräische liesse sich erinnern an YYW)N a potiori = 
Eltern? so 2. Sam. 7, 14; Ez. 24, 17, 22 nach Jacob, ZAW. 
22, 90 f. — 
e Vgl. dazu das asayr. eréb éamii. ı Vgl. Pöbel, OLZ 1912, Sp. 483. 


König der Dynastie erwiesen), 


326 


2. Rimus, 

3. Manistusu, 

4. Naräm-Sin. 

Eine Urkunde aus Nippur, die neuerdings 
von G. A. Barton in den „Publications of 
the Babylonian Section“ der Universität von 
Pennsylvania (Bd. 1X, Nr. 1) herausgegeben 
wurde, bestätigt es, dass Naräm-Sin später als 
ManiStusu regierte. Der Text (Nr. 25) ist zur 
Zeit des Naräm-Sin geschrieben, wie die Unter- 
schrift mu ““na-ra-am- “sin-e usw. lehrt. Er 
enthält die Aufzählung verschiedener Felder, 
darunter (Rs. 8.9) ein solches, das bezeichnet 
wird als 

gan sa-a ka-ma-an-ıs-tu-su®, 

was doch wohl heissen soll „gekauftes Feld“ in 
Ka-Manistusu“. Jedenfalls dürfte ein mit Manis- 
tusu zusammengesetzer Ortsname (viell. auch 
semitisch zu lesen: Awät-Manistusu)! vorliegen. 
Barton hat die Zeile zweifellos missverstan- 
den, wenn er sie (S. 25®, Z. 1) als Eigennamen 
Ka-ma- d 13-tu-ruk-kı auffasst. 

Wenn es nun zur Zeit des Naräm-Sin Ort- 
schaften — zum mindesten Eine solche — gab, 
die mit dem Namen des Manistusu zusammen- 
gesetzt waren, so folgt daraus mit Sicherheit, 
dass die Regierungszeit des M. zur Zeit des N. 
bereits der Vergangenheit angehörte. 


Ku A == pü „Mund“, 


Von Otto Schroeder. 


Ein Blick in die von mir als Anhang zu 
VAS XII veröffentlichte Zeichenliste zeigt, dass 
in Aegypten dieselben Keilschriftformen Ver- 
wendung fanden wie im Hattireiche. Die Bo- 
ghazköitexte bestätigen diese an den Berliner 
Amarnatafeln gemachte Beobachtung (vgl. 
Delitzsch, Sumerisch-akkadisch-hettitische Vo- 
kabularfragmente. Berlin 1914. S. 47—49). 
Bei aller Uebereinstimmung sind Sonderformen 
natiirlich nicht ausgeschlossen. So finden sich 
auf der Tafel VAT 1651 (VAS XII Nr. 198), 
welche Geschenke Amenophis IV an Burraburias 
aufzählt, zwei Erweiterungen des Zeichens KA, 
die möglicherweise ägyptische Spezialität sind. 

1. KudA (Zeichenliste Nr. 14); nur in der 
Verbindung KudA bi-ri VAT 1651 III 75 f., 
IV I ff, von Knudtzon (VAB II Nr. 14) be- 
reits richtig als Sin piri „Elfenbein“ gedeutet. 
Das Ideogramm setzt sich zusammen aus KA 
„Zahn“ und eingeschriebenem ud „weiss“, be- 
deutet also einfach einen „weissen Zahn“. 

2. TA (Zeichenliste Nr. 13). Die beiden 
Stellen, an denen das Ideogramm auf VAT 1651 
vorkommt, reichen zu einer Bestimmung nicht 


ı Der Name wird abgekürzt sein. 


Orientalistische Literaturzeitung 1916 Nr. 11. 


326 


aus, da beidemal die Zeile stark beschädigt ist. 

II 67... KuA-Su-nu sa huräsu „ deren 
X aus Gold“ 

III 3. Ku sisé™ „....X der Pferde“ 

Knudtzon hat daher sehr mit Recht auf irgend- 

welche Uebersetzung verzichtet. 

In der 1913 neugefundenen 1. Tafel von 
sar tamgari (VAS XII Nr. 193) begegnet das 
Zeichen uns von neuem, und diesmal in einer 
ganz bestimmten Redewendung. 


a) Vs. 23f..... Sarru GI EN KuA-s e- 
ip-pu-3a i-qab-bi [a-na] Sar tam-ha-ri (folgt Rede) 
b) Rs. 10 f. „ Sarru GI. EN KuA-su e 


sp-pu-3a ſi-/qab- bi a- na qurådi (UR. NAG)-šú 
a- ma- da iz-sa-kar (folgt Rede). 

In beiden Beispielen bildet das Ideogramm in 
Verbindung mit epe3u eine Phrase, welche mit 
den Verben gibt, zakäru auf einer Linie steht. 
Wir brauchen für KuA epesu eine diesen Verben 
ähnliche Bedeutung; die Wahrscheinlichkeit ist 
gross, dass wir die altbekannte Redensart pa 
epésu „den Mund auftun“ vor uns haben. Setzt 
man KuA = pü „Mund“, so lauten die Stellen 
in Uebersetzung: 

a) „. . . der „rechtmässige“ König tut seinen 
Mund auf, sagt zum König der Schlacht.“ 
b) „.. . der „rechtmässige“ König tut seinen 
Mund auf, sagt zu seinem „Helden“, das Wort 
sprechend“ 

Dass die Gleichung berechtigt ist, lehrt eine 

dritte Stelle desselben Textes. 
S eras 1 Nu-ur-day-yal um- u- da [i]s-tu 
K (= pi) -Su ú-ul u- gu- at- tum „Nür-dagal 
verhüllt nicht das Wort aus seinem Munde“. 
Und auch VAT 1651 spricht nicht dagegen; 
III 3 wird es sich um irgend einen Gegenstand 
für „das Maul der Pferde“ handeln. 

Nach seiner Zusammensetzung bedeutet das 
Ideogramm den „geöffneten Mund“: KA „Mund“ 
mit eingeschriebenem Winkelhaken u, der nach 
CT XII 1 Ideogramm für viele Worte mit den 
Bedeutungen „Oeffnung“, „Loch“, „Höhlung“ 
usw. ist. An der Gleichung KuA = pù dürfte 
somit nicht zu zweifeln sein. 


iu A — Un A-ma-na. 
Von Otto Schroeder. 


Aziri, der „Fürst von Amurrü“, hat vom 
Pharao den Befehl erhalten, nach Aegypten zu 
kommen. Wenn er sich auch der Vorladung 
nicht zu entziehen vermag, so sucht er doch 
Sicherheiten — etwa freies Geleit — zu er- 
langen. In seinem Brief VAT 249 (VAS XI 
Nr. 88; Knudtzon VAB II Nr. 164) schreibt 
er dem ägyptischen Grossen Düdu, er habe vor 
ihm und dem Könige Furcht. Kommen werde 
ler, das habe er seinen Göttern und „seinem 


327 


Boten“ (gemeint ist wohl der ägyptische Ge- 
sandte Hatib, der ihn nach Aegypten begleiten 
sollte) zugeschworen; es möchten aber auch der 
Pharao, Dûdu und die Grossen ihrerseits einen 
Eid leisten, dass sie nichts Böses gegen ihn 
aushecken wollten (Z. 35 ff.). Dieser Schwur soll 
geleistet werden bei Aziris Göttern und beim 
iw (Z. 39 f... . tum-ut-ta-mi a-na ildni wei. ĩa 
ù a-na ™ A). Dem Zusammenhang nach kann 
du Anurein ägyptischer Gott, genauer der Spezial- 
gott des Pharao sein. 


Orientalistische Literaturze itung 1915 Nr. 11. 


328 


— un 


Damit fällt die Vermutung in sich zusammen, 
dass auch Agfexnc nur aus der Zeit ArtahSassa’s II 
in die Vorzeit der Meder zurück verlegt sei: es 
hat wirklich etwa um 700 einen Mederfürsten 
dieses Namens gegeben; dabei kann es uns einst- 
weilen auch noch gleichgültig sein, wo er ge- 
herrscht habe. 

Um 550 aber soll ein Meder Aonayos am Hofe 
des Astuwega eine Rolle gespielt haben und zu 
Kurus II abgefallen sein. Wenn wir eine baby- 


Als „Gott des Königs“ |lonische Ueberlieferung davon hätten, so würde 


wird in den Amarnabriefen Ammon genannt: sie seinen Namen nicht anders schreiben als den 
a A-ma-na ilu ša Sarri (Knudtzon Nr. 71,4.|des vorgenannten Ar-ba-ku, denn es ist offen- 


86, 3;%vgl. auch Nr. 87, 5 95, 3). 


Es ist also sichtlich der gleiche Name. 


Aber die Sippe 


im höchsten Masse wahrscheinlich, dass“ A = | dieses Mannes war später in Kleinasien ansässig, 


sis A-ma-na ist. 


Arbaka. 
Von Georg Hüsing. 


In griechischer Ueberlieferung, die offenbar 
auf Ktesias zurück geht und sich bei Nikolaos, 
Diodoros, Strabon und vielen Späteren spiegelt, 
ist ein Mederkönig Aoßaxns überliefert. Für uns 
die Hauptstelle ist Diodoros II 24—28, und dieser 
Arbaka erscheint nach ihr als der Eroberer und 
Zerstörer von Ninua und als Zeitgenosse 
des Sagdavanahoc. Die ganze Stelle ist geschicht- 
lich völlig verworren. Die Stadt Nıvog wird mit 
Babel verwechselt und liegt am Euphrat usw. 
Man hat wohl den Eindruck, dass hier Diodoros oder 
seine Quelle zwei ganz verschiedene Stücke der 
Ueberlieferung zusammenschweisste: den Unter- 
gang Ninuas und den von Babel, worauf wir aber 
hier noch nicht einzugehen brauchen. Wichtig 
wäre nur die Frage, ob man aus dem Namen des 
babylonischen Bundesgenossen des Arbaka, Bs- 
Asovs, einen Schluss auf die Zeit ziehen könne, 
in der dieser Arbaka gelebt haben solle, der ja 
doch kein Zeitgenosse des Assurbanapal sein 
könnte, da dieser 20 Jahre vor dem Falle von 
Ninua starb. Man kann es nicht, denn, wie man 
schon längst gesehen hat: ein Meder Apßaxys und 
ein Babylonier BeAsovs sind Zeitgenossen um 400, 
die wir aus Xenophons Anabasis kennen, und 
wenn wir nicht ihre Geschichtlichkeit in dieser 
Zeit bezweifeln wollen, dann liegt die Vermutung 
zu nahe, dass die beiden Namen einfach in eine 
frühere Zeit zurück versetzt wurden. 

Indessen, das kann nur für Balassu gelten, 
wie der Belsovs in einheimischer Sprachegeheissen 
haben dürfte, denn einen Arbaka kennen wir ja 
wirklich aus der berühmten Mederliste des Sarru- 
kin (Blatt 44 in Wincklers Textausgabe) z. 32: 
Ar-ba-ku ša "4 [Qa-Jar-Qa-sı-a. 


ei gelesen matu Ar-na-si-a, aber vor Ar fehlt 
nach Wincklers Texte in der Bruchstelle ein kurzes Zeichen. 
das kaum etwas anderes sein kann als ga, und auch das 


wo wir das iranische Deminutivsuffix ka so oft 
als -yog wiedergegeben finden, vielleicht unter 
sakischem! oder phrygischem Einflusse. Nach 
Angabe Justis (INS. 127) käme auch ein „Harpa- 
kos“, also Aerıa-xos vor, der vermutlich derselben 
Sippe zuzuweisen ist. Da aber auch Namen wie 
Aono-Salg, Aerra-ıns überliefert sind, daneben 
AeBatys, während es von AgßaLos( Apßalaxıos) und 
Aeßovneins recht unsicher ist, ob sie mit dem 
gleichen Namenbestandteile beginnen, so wird 
man wohl dazu neigen, als ursprüngliche Form 
ein arpa anzusetzen, um so mehr, als Sarrukins 
Texte starken babylonischen Einfluss verraten 
schon in den Formen der Schriftzeichen, und die 
Babylonier pa und ba oft nicht unterscheiden. 


Es geht aber nicht an, mit Müllenhoff ein 
awest. rapaka? heran zu ziehen, das samt seiner 
Wurzel rap ein Lehnwort aus der Elamischen 
rappa zu sein scheint. Mehr Aussicht hätte 
vielleicht das altnord. jarp (vgl. den Namen Erp), 
das vielleicht ein Namenbestandteil war. Zu 
beachten ist dabei wieder, dass Agro&ass ein 
sakischer Name sein soll, und dass die Saken 
die Nachbarn der Ostgermanen waren. 

Wollte jemand die Form arba für ursprüng- 
lich halten, dann würde er wohl an den medischen 
Uebergang von dw in b zu denken haben und an 
den Namen Ardumanis, auch wird für beide An- 
nahmen der fragliche Algaoarng im Hintergrunde 
bleiben. 

Arba-ka ist kein eigentlicher Name, sondern 
eine deminutive Kurzform, und es bleibt daher 
die Frage offen, wie der zweite Namenteil des 
Vollnamens lautete. Da in Aona-rys, Agßa-ıns 


„na“ wird, wie so oft, aus ga verlesen sein. Die obige 
Lesung ist ungleich wahrscheinlicher als die sonst nahe 
liegende Ub-na-si-a, was man mit Bu-na-st, Bu-ni-sa-at 
zusammen bringen könnte. Die Liste iet offenbar aus 
verschiedenen Unterlagen zusanımen gestellt. weshalb das 
Kar-Ka-si-a in Z. 36 nicht wird stören dürfen. 

ı Vgl. Navayos neben Navaxos, Aacayos neben Kaoa- 
xoç, Paooyos Ieldayos, Ivoalayoc, Mytayos neben Myraxos, 
Mröaxos, Mnoaxos, Midayos. ? Justi IN S. 127. 


329 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 11. 


330 


möglicher Weise ein ¢-Suffix vorliegt, bleibt nur 
der sakische Name Aono-FCalg übrig, der wieder 


neupers. Sad, altpers. Sijat7s erklärt werden darf, 
so wenig wie ILasgsoadys: es wird wohl eine 


eine Koseform auf ai darstellt, dessen zweiter Teil | mundartliche Nebenform von héatara sein. 


aber mit &, d. h. iranisch mit hš begann. Von den 
7 zweiten Teilen, die mit hs begönnen, ist in der 
Anführung Justis (IN. S. 500) nur einer halt- 
bar: der sakische Name ist offenbar aus! Aono- 
Frog gekürzt, was iranisch Arpa-h3apra (pers. 
Arpa-hsasa) lauten würde. 


Aber man könnte einwenden, Joo Zoe sei 
garkein geschichtlicher Name, sondern ein mytho- 
logischer, er sei also nicht anders zu bewerten, 
als z. B. der awestische Urwahsaja?, der vermut- 
lich „Seelenherrscher“ bedeutet, da er der Toten- 
richter zu sein scheint. Wüsste man also, was 
arpo ist, dann würde auch Zero Bou verständ- 
lich werden, und man könnte dann unter Be- 
tonung der sakischen Sprachform, ihn von den 
obigen Namen trennen und auf ein iranisches 
fra als Entsprechung des sakischen arpo raten 
wollen, denn iran. þraj = sak. ärtä, oder könnte 
an sakisch arfa = „Segen“ denken, wenn man 
im ersteren Falle lieber ein Eprro- erwarten würde, 
oder an arfad = „Tiefe“, wenn man in ihm eine 
Art ZaAuo-&ı5 sehen will. Ich möchte aber doch 
glauben, dass man den Ahnherrn einer Dynastie, 
selbst wenn er eigentlich mythisch war, einen 
„geschichtlich“ klingenden Namen gegeben haben 
werde, wenn er nicht wirklich eine geschicht- 
liche Gestalt ist. 


Abgesehen vom Dalıjuka (assyr. Dajukki, dyo- 
xs) weist die medische Dynastie die Namen 
Hsatar- ita und Hwa-h3ataraauf, neben denen nur 
noch (bisher zweimal belegt) ein Astuwega er- 
scheint. Dahjuka, Hsatar-ıta und Hwa-hsatara 
scheinen mehr Titel als Namen? sagen wir al- 
so Thronnamen, zu sein (vgl. auch Ermanariks 
Wandalarius, Winitharius bei den Goten), Hwa- 
hSatara ist Avroxgarwg. Es wäre also wohl ein 
naheliegender Gedanke, dass auch unser Arpa- 
ka von einem Vollnamen Arpa-hsatara herzu- 
leiten wäre, Belegen lässt sich die Form nicht, 
sie ist nur Konstruktion, aber doch auch nicht ohne 
Unterlagen und eine gewisse Wahrscheinlichkeit, 
die sich erheblich steigern würde, wenn wir auch 
den Namen Adgacarys dazu stellen dürfen, dessen 
zweiter Bestandteil gewiss nicht (mit Justi) aus 


Der Arbaka um 705 herum ist eine geschicht- 
lich bekannte Grösse, so wenig wir von ihm 
wissen. Aber er kann doch nicht der des Diodoros 
sein, weil die politischen Verhältnisse nicht ge- 
statten, den letzteren ins 8. Jahrhundert zu 
bringen; er muss vielmehr um 606 herum an- 
zusetzen sein, wenn er auch nur in die Zeit 
des Falles von Ninua kommen soll. Dann könnte 
er aber auch noch der wirkliche Zerstörer Ninuas 
sein!, denn nach dem Wortlaute des Berossos 
verlobt Astuwega I seine Tochter Amühitä zu 
Lebzeiten des Nabupalossor dessen Sohne, 
dem Nabukodrossor II, ac deindeprotinus discedens 
accelerat aggredi Ninum. Diese Verlobung fällt 
also etwa ins Jahr 610, und es ist nicht ge- 
sagt, dass Astuwega I 606 noch lebte, und sein 
Nachfolger kann gar wohl eben Arbaka gewesen 
sein, vermutlich der Schwager Nabukudrossors, 
wenn die Ehe zur Ausführung kam. 


Dann hätte Arpaka II etwa von 608 an 
regiert, und zwar bis 588. Im Jahre 588 
stürzt nämlich Nabukudrossor 1I den Mederkönig 
Aogakad nach der Einleitung zur Judit, einem 
Stücke, dessen vollkommen geschichtlichen Cha- 
rakter niemals jemand angezweifelt hätte, wenn 
man nicht aus Herodotos so genau gewusst hätte, 
dass das alles unmöglich sei. Von 625—585 
regierte ja KvaSagys! 


Nun ist schon wiederholt betont worden, dass 
Herodotos’ @gaogrys nur auf einer Verwechse- 
lung beruhen kann: Die Quelle sagte offenbar, der 
Vorgänger des Kvagagys hiess ebenso wie der 
Empörer gegen Dareios; dieser hiess zwar, ®ea- 
opregen, aber sein Thronname war Hsatarita und 
diesen Namen meinte die Quelle, denn wenn 
jemand um 520 ®gaogrns hiess, und das der Name 
eines früheren Mederkönigs gewesen wäre, dann 
hätte er sich nie und nimmer einen anderen 
Namen beigelegt. 


Nun ist aber weiter auch H3atarita ein Kurz- 
name, und der Vollname kann als erstes Glied, 
das ja hier fehlt, gar wohl ein Arpa gehabt 
haben, so dass der Name eben Arpa-hsatara 
lautete. War sein Nachfolger dann Hwahsa- 


' Entgegen meiner Annahme in OLZ 1913 Sp. 100. tara II, dann regierte dieser von 588—553, d. h. 
? Bartholomae bucht den Namen unter R., der Name 35 Jahre, genau wieHerodotosfiirden König 


ist aber viersilbig zu lesen, und da er wirklich nicht gut 
„der Freude bringende“ bedeuten kann, so wird wohl 
der „Richter und Gesetzgeber“, der zudem einmal als 
der erste Tote gegolten zu haben scheint, eher ein urwa- 
hsajo, ein „Seelenherrscher* gewesen sein. 

® Auch ein *Arba-hsatara könnte ein Titel sein: die 
assyrische wie die griechische Schreibung gestatten die 
Annahme einer iranischen Grundform, die mit karwa 
(= o los) begonnen hätte, also etwa Ilayxgatme. 


Aotvayes angibt, der ja nach seiner Vor- 
stellung in diese Zeit fallt. Auf die 40 
Jahre für Kva&aons verzichten wir natürlich unter 
diesen Umständen. Wenn aber sein deoogrgc, 
d. h. Arpahßatara II, 22 Jahre regieren soll, so 
fiele das in die Jahre 610—588, was durchaus 
möglich ist, wie wir oben sahen. Und so wird 


331 


wohl auch diese Zahl richtig sein, und das kann 
einem wohl Mut machen, auch die 53 Jahre für 
seinen Vorgänger in Erwägung zu ziehen. Das 
ergäbe: 663—610 Astuwega I — auch das 
ist möglich und einleuchtend. Sein Vorgänger 
wäre, wenn man das Entstehen der Angaben 
des Herodotos so erklärt, wie ich es für nötig 
halte, HwahSatara I, der also bis 663 regieren 
würde, und der von den Skucen unter Madua 
gezwungen ward, auf eine Belagerung von Ninua 
zu verzichten. Das ist die Zeit der Anfragen 
an Samas unter Assurahiddin, der von 681—668 
regiert, und da Héatarita Kurzform auch von 
HwahSatara sein kann, so könnte leicht der U- 
ak-sa-tar! und der Kas-ta-ri-ta die gleiche Per- 
son sein. Daneben wäre freilich auch möglich, 
dass Kastarita der Vorgänger HwabSataras wäre, 
wie sein Zeitgenosse Partatua der Vorgänger des 
Madua war, und dann könnte vor Kastarita der 
Uaksatar fallen, bald nach 705. Er wird ja 
in einem Texte genannt, der den Namen Kar- 
Sarrukin anwendet. So heisst die Stadt Har- 
har nach dem Tode Daltas von Ellip, wo Sarru- 
kin sie erobert, während sie unter Sinaherib, also 
sicher vor 681, wieder Harhar genannt wird. 
Uaksatars Vorgänger wäre dann Arbaku, d.h. 
Arpaka I, und zwar von 715 an, wo Sarrukin 
den Dahjuka gefangen nimmt und nach Hamat 
bringt. 


Besprechungen. 


28. Wissenschaftliche Veröffentlichung der 
Deutschen Orient-Gesellschaft. I. Heft. Keil- 
schrifttexte aus Assur religiösen Inhalts. Erstes Heft. 
Autographien von Erich Ebeling. 808. Fol. 12 M. Leip- 
zig, J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, 1915. Bespr. v. 
Bruno Meissner, Breslau. 

In Assur ist von der Deutschen Orient-Ge- 
sellschaft eine Fülle von sehr wertvollen Texten 
gefunden worden. Ein Teil der historischen 
Inschriften ist von Messerschmidt herausge- 
geben, Delitzsch hat in seinem Sumerischen 
Glossar schon eine Anzahl Vokabulare aus 
Assur verwertet, jetzt schenkt uns Ebeling 
den ersten Teil der Texte religiösen Inhalts. 
Schon dieses erste Heft macht uns mit einer 
solchen Menge äusserst wichtiger Inschriften 
bekannt, dass durch sie unsere Kenntnis dieser 
Literaturgattungen sehr bedeutend vermehrt und 
vertieft wird. Hoffentlich bringt die Fort- 
setzung neue Ueberraschungen. 

Bei meiner Besprechung der Inschriften 
möchte ich eine Scheidung machen zwischen 
einsprachig-akkadischen und zweisprachig su- 
merisch-akkadischen Texten. 

Die erste Gruppe beginne ich mit Nr. 1, 


1 Vgl. OLZ 1899 Sp. 140. 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 11. 


332 


einem höchst willkommenen Duplikate zur 
Höllenfahrt der Istar. Merkwürdig sind einige 
Schreibungen langer Vokale an Stellen, wo wir 
es nicht erwarten; z. B. a-kal-Si-i-na (Z. 4); 
i- na ra- Sd- di · i-Sa (Z. 9); ip-pu-ńú-šú (Z. 10); pi- 
t-ta-a (Z. 12). Ich vermute, dass auf diese Sil- 
ben der Ton beim Rezitieren gelegt wurde, so- 
dass aus diesen Schreibungen also vielleicht 
Schlüsse auf die Betonung von Versen gezogen 
werden können. Aehnliche Schreibungen finden 
sich bekanntlich in den altbabylonischen Texten 
CT XV, I ff. Die Varianten und Ergänzungen, 
die unser Text bietet, sind zu zahlreich, um alle 
aufgeführt zu werden, ich beschränke mich auf 
einige Stellen: Z. 11 7-Sad-pu-wh (Z. 7) für Sa- 
pu-uh. — Statt der Zeilen 17 f. bietet unser 
Text Z. 15 f.: a-ma-has si-ip-pa us-ba-lak-ka-ta 
[(is)] daldti a-sab-bir GIS. RI. BA. AH. MA! a- 
Sa... [k]/u(?)up-ra = ich zerschlage die Schwelle, 
verrücke die Türen, zerbreche die Mauer(?)und.... 
den Asphalt (?) 2. — Z. 19 wird KU- MES nach un- 
serer Z. 17 wohl ikkalůbaltůti sie werden die Le- 
benden fressen aufzufassen sein. — Z. 27 lies nach 
Nr. 1, 26 m -kil-tu = die da hält. — Die Zeilen 
27 ff. werden durch das neue Duplikat bedeutend 
ergänzt. — Rs. 3 hat Nr. 1 Rs. 3 (i) Pap- 
sukkal für (il)Samas. — Z. 12. Der Name 
des Boten des Ea wird durch Nr. 1 Rs. 6 As- 
na-me-ir endgültig geklärt. — Ebendort steht 
ku-lu- für assinnu, ein Wort, das sich auch 
noch Ebeling, Assur Nr. 43, 3 und PSBA 
1901, 120, 20 findet. — Z. 18. Die Fassung 
(masak)hal-zi-ki wird durch Nr. 1 Rs. 13 kal- 
zi-ik-ki bestätigt. — Z. 21 hat UR-Sa d. i. sün- 
ša Nr. 1 Rs. 16 die merkwürdige Variante pi- 
en-Sa. — Z. 31 steht für ma-ha-as E-gal-gi-na 
Nr. 1 Rs. 26 é-gal-la ma-ha-as di-li-gi-na. — Z. 
34, 38 schreibt das Duplikat für su-luh-Si-ma 
und 7s-luh-si-ma mit Wiedergabe des kA durch 
Rs. 29 su-wl-li-’-si-ma und Rs. 33 :s-Iu-'-Si-ma. 
— Z. 36 für ša (aban) PA-MES hat Nr. 1 Rs. 
27 ta-e-ri-te. 

Nr. 2 ist ein mythologischer Text, in dem 
die Gottheit Siris erwähnt wird. — Nr. 5 ist 
ein Duplikat zur Schöpfungslegende Enuma 
elis. Die Vorderseite ist ein Duplikat zu I, 
126ff. Die Rückseite gehört teilweise in die 
Lücke zwischen I, 85—104 und ergänzt die 
nur fragmentarisch erhaltenen folgenden Zei- 
len. — In Nr. 6, 21ff. wird eine dem Labbu 
ähnliche Schlange beschrieben. — Nr. 27 ent- 
halten leider nur spärliche Reste eines (m) Ut- 
na-pu-uS-[tim]-Mythus. 


1 Ich halte GIS.RI.BA.AM.MA für eine andere 
Schreibung von GIS RI BA. A N. NA = biritu. 

Falls meine Ergänzung richtig ist, besagt die Stelle, 
dass die Göttin den die Backsteine verbindenden Asphalt 
herausreissen will. 


333 


Von den übrigen einsprachigen Texten ent- 
hält die Mehrzahl Gebete (z. B. an Samas, Mar- 
duk, Nabû, Sin), Rituale und Beschwörungen; 
z. B. Nr. 7; 19; 20; 23; 25; 26; 28; 29; 32; 
33; 34; 38; 39; 42; 43; 44; 45. Manche von 
ihnen werden gewiss auch Duplikate von schon 
bekannten Texten sein, aber ich habe diesen 
Teil der Publikation daraufhin nicht durchge- 
arbeitet. —~ Nr. 21, das unter anderm ein Ge- 
bet an den Sonnengott zur Beschwörung eines 


Totengeistes enthält, gehört zur Serie >> 
1 — und ist, wie Ebeling gemäss per- 
sönlicher Mitteilung erkannt hat, ein Duplikat, 
von CT XXIII, 16, 20 ff. — Nr. 22 ist ein Ri- 
tual zur Heilung eines Menschen, „den ein Toten— 
geist besessen hat und dessen Inneres brüllt“. 

Die Nummern 35—37 sind merkwürdig ge- 
formte Tafeln, die am unteren oder oberen Rande 
einen schmalen, rechteckigen, mit Zeichnungen 
und kurzen Inschriften versehenen Ansatz haben. 
Die Texte geben Gebete an den Sonnengott. 
Vielleicht haben die Tafeln wie die ähnlich ge— 
formten Labartutafeln apotropäischen Charakter. 

Nr. 40 enthält ein Verzeichnis von Kleidern 
und Getränken. Ob es vielleicht von einem 
Ausländer verfasst ist? Beachte z. B. Schrei- 
bungen a-gi-rd-du-u für ayıttü, ga-ra-na für ka- 
rana. 

Von den zweisprachigen Texten ist Nr. 4, 
das, wie Ebeling erkannt hat, übrigens ein 
Duplikat von K. 4175 + Sm. 57 (PSBA 
X 418) ist, schon äusserlich sehr merkwürdig. 
Am Anfang der Zeile stehen immer mehrere 
Zeichen, die augenscheinlich keinen Sinn haben, 
wie a-a-a-a-a (Z. 2); ku-ku-lu-u (Z. 3); maš-ši- 
Sz. Si (Z. 9) usw. Vielleicht sind es Zeichen für 
die Musikbegleitung, also eine Art Noten. Der 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 11. 


334 


zweite Tafel der Serie Ana.dim.dim.ma bilden. 
Der Anfang von Tafel II wird durch unsern 
Text ergänzt. — Die unsichere Verbalform in 
Z. 14 erscheint in Nr. 12, 13 als ut-ta-[as-za-anı). 


Zu derselben Serie And. dim. dim. ma gehört 
auch Nr. 18, das ein Duplikat von K. 4829; 
79, 7—8, 290 und Rm. 117, der vierten (?) Tafel 
dieser Serie (vgl. Hrozný a. a. O. S. 14 ff), 
isti. Hrozny S. 16, 12 ergänze nach Nr. 18, 17 
lis · xi · nu - i · ni /. — S. 18, 9 bat das Duplikat 
Rs. 5 die Lesung libbu-Su i- na -T-rie mê ka-su- 
ti as-luh. 

Die Fragmente Nr. 132; 14; 17 gehören 
der ebenfalls von Hrozný, Ninrag S. 23 ff. be- 
handelten Serie Lugal.e ud me.lam.bi nir.gal 
an. Nr. 13 repräsentiert gewiss die Vorderseite, 
nicht die Rückseite der Tafel trotz der Unter- 
schrift. Wie wir bei Nr. 14 sehen werden, 
waren diese vierkolumnigen Tafeln so gross, 
dass mehrere, meist vier der einkolumnigen 
Originaltafeln heraufgingen. Die erste Tafel 
hatte nach der Unterschrift Nr. 13, 15 und Bab. 
J. 5326 (s. sofort) 45 Zeilen. Assyriol. Studien 
II 57 hatte ich darauf hingewiesen, dass eine 
in Babylon gefundene Tafel mit minutiöser neu- 
babylonischer Schrift (J. 5326) die erste Tafel 
der Serie Lugal.e ud me.lam.bi nir.gal enthielte 
und ein Duplikat von K. 133 (Hrozný a. a. O. 
40 ff.) sei. Hier in Nr. 13 erhalten wir nun 
den Schluss von Tafel I, der mit dem Schluss 
von J. 5326 übereinstimmt. Es wäre wünschens- 
wert, wenn die babylonische Tafel auch bald 
herausgegeben würde. 


Nr. 13, 16 f. ist demnach der Anfang der 
zweiten Tafel. Nach Bezold Cat. s. n. soll 
K. 13521 laut der Unterschrift die zweite Tafel 
der Serie Lugal.e ud me. lam. bi nir. gu bilden. 


eigentliche Text ist zweisprachig, doch so ge- Dass das richtig ist, zeigt die Fangzeile, von 
schrieben, dass die akkadische Uebersetzung der noch gis.ma.tu.... erhalten ist. Sie stimmt 
nicht unter, sondern vielmehr neben den sume- genau mit Nr. 17 Vs. 1 überein, die nach der 
rischen Text gesetzt ist. Er behandelt die Er- Unterschrift die dritte Tafel unserer Serie ist 
schaffung des Menschen aus dem Blute von und 45 Zeilen umfasste. Die geringen Ueber- 
getöteten Göttern; vgl. Z. 25 f.: (ü) Lamga: reste von der Col. II von Nr. 13 stimmen übrigens 


(il) Lamga ini-it-bu-ha i-na da-me-st-nuini-ib-na-a | mit Nr. 17 Vs. 5 ff. überein, gehören also wohl 
a-mi-lu-ta = den Gott Lamga, den Gott Lamga 
wollen wir schlachten und aus ihrem(!) Blute 


auch schon zur dritten Tafel. Die Fangzeile 
dieser Tafel lautet Nr. 17 Rs. 7: gis.ku sig.sig. 


wollen wir die Menschheit schaffen. ‘ga sar nam.[gurus.a]. Das zeigt, dass K. 2863 
Nr. 8 enthält eine interessante Sammlung (= Hrozný a. a. O. S. 32 ff.) Reste der vierten 
zweisprachiger Sprichwörter, die die Vorzüge | Tafel enthält. 
Babylons preisen; z. B. „Nippur ist die Stadt Die geringen Ueberreste der Rückseite (so 
des Enlil, Babylon sein Herzensbegehr“, oder ist meine Auffassung) von Nr. 13 dürften der 
„Nippur und Babylon hat einen und denselben | — ._ 
Willen“, oder „Babylon, das für den Beschauer 1 Ein weiteres, einsprachiges Duplikat derselben Tafel 
voll von Freude ist“, oder „Das Wohnen in repräsentiert Radau BE XXIX Nr. 9; vgl. BE Ser. D 
Babylon vermehrt das Leben“. | V E e ? S . 
N TOt ein Duplikat von K. 8531 as noben Nr. 13 stehende Fragment gehört, wie 


| 
von und; nich Ebeling belehrt, anch zu Nr. 13; es bildet, wie 
Rm. 126, die nach Hrozný, Ninrag S. 8 die; ich glaube (s. u.), die Rückseite der Tafel. 


335 


fünften oder sechsten Tafel angehören. Andere 
Reste der sechsten und siebenten Tafel in ein- 
sprachig sumerischer Fassung gibt Radau BE 
XXIX No. 6 Col. I; II; vgl. dazu ib. S. 86. 

Nr. 14 mit grossen Teilen von 4 Kolumnen 
enthält nach der Unterschrift am Ende von Col. 
III und IV die XI. und XII. Tafel der Serie. 
Wenn man, wie es scheint (vgl. auch Nr. 13 
Col. I am Schluss), annehmen darf, dass hier 
je eine Originaltafel auf eine Kolumne zusammen- 
gedrängt wird, hätten wir in Col, I und II Teile 
der IX. und X. Tafel vor uns. Nr. 14 Col. I 
ist von Z. 22 ein Duplikat von K. 2871 (Hrozny 
a. a. O. S. 36 ff.) und zeigt somit, dass dieses 
Fragment wirklich zur Serie Lugal.e ud me. 
lam. bi nir. gal gehört und vermutlich ein Teil der 
IX. Tafel ist. Der Text derselben besteht also 
aus Nr. 14 Col. I und K. 2871 Vs., der. sich 
die schwachen Reste der Rückseite gleich an- 
schliessen. K. 2871 Vs. 26 ist nach Nr. 14 
Col. I, 45 zu lesen: ši- lu-u ki-a-am (Var. ka- 
am) = so soll es seint, 

Nr. 14 Col. II wird die X. Tafel ausmachen, 
schon weil nach der Unterschrift Tafel XI nur 
49 Zeilen enthalten soll. Ein einsprachig su- 
merisches Duplikat aus Nippur bildet Col. II 
der Rückseite des eben erwähnten, von Radau 
BE XXIX Nr. 6 publizierten Textes. Die 
Zeilen 5—17 hat Radau BE Ser. D. V 2, 31ff. 
auch übersetzt. Der dort ga. Sur. ra genannte 
Stein erscheint bei uns Nr. 14, II 32 als 
(aaa. Sur. ra = (aban)ka-sur-ri-e. 

Die XI. Tafel wird dann gebildet von IVR. 13 
Nr. 1 ( Hrozny a. a. O. S. 22 ff.), wo oben nicht viel 
fehlen kann. Nr. 14 Col. III ist ein wertvolles Dup- 
likat dazu. Zwei weitere einsprachige Dupli. 
kate aus Nippur hat Radau BE XXIX Nr. 6 
und 7 publiziert und in BE Ser. D. V 2, 34 ff. 
übersetzt und kommentiert. Die Zeilenzahl der 
Tafel beträgt nach der Unterschrift Nr. 14 Col. 
III 45 49 Zeilen. Beachte die Variante zu IV R. 
13 Rs. 10 in Nr. 14 Col. III 15: i-na tam- 
hu-ug (is)kakki karradu Sa a-na-ru-ka sum-ka 
lu-ú a3-kar. — Die Zeilen 47f. in IV R. 13 
sind nach unserm Duplikat wirklich, wie Hrozny | 
vermutet, zwischen die Zeilen 23 und 24 einzu- 
schieben. Sie lauten ergänzt: gü. us me. a gú. 
hus ne. ib. ra = ri-gim ta-ha-zi 12-24-18 Jam-ri3 ta- 
(as)-su-t 

Die XII. Tafel der Serie repräsentiert VAT 
251 (Hrozný a. a. O. S. 28 ff.). Von Z. 12 
der Riickseite an geht Col. IV von Nr. 14 paral- 
Jel “damit. Ein weiteres Duplikat ist Sm. 769 
(vgl. Bezold, Cat. s. n.), von dem nur einige 
Zeilen von Strassmaier AV. S. 734; 739 


ı Hroznys Uebersetzung a. a. O. S. 36 wird sich 
nicht halten lassen. 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 11. 


336 


ubliziert sind. Schliesslich gibt auch Radau 
E XXIX Nr. 8 Col. III (vgl. BE Ser. D. 
V 2, 56 ff.) denselben einsprachigen Text. Die 
Zeilenzahl soll nach VAT 251 44 betragen, in 
Nr. 14 Col. IV 25 ist vielleicht 46(?) zu lesen. 


So sind uns von den Tafeln I; II; III; IV; 
VI(?); VII?); IX(?); X(?); XI; XII der Serie 
Lugal.e ud me.lam.bi nir.gal mehr oder weniger 
grosse Teile erhalten. K. 4827 (Hrozny a.a O. 
22 f.) und K. 4814 (ib. 34 f.) sind durch ihre 
Unterschriften als zur selben Serie gehörig er- 
wiesen, ibre Stellung innerhalb derselben ist 
aber vorläufig noch unsicher. Auch AO 4135, 
das von Thureau-Dangin RA XI 82 herausge- 
geben ist, gehört jedenfalls unserer Serie an, 
vielleicht der zweiten Tafel. 

Nr.15; 16 sind zwei Duplikate eines schönen, 
59 Zeilen langen zweisprachigen Hymnus an 
die Göttin Nin.in.si.an.na = Nin-kar-ra-ak. 

Nr. 24 enthält Beschwörungen der sieben 
bösen Geister. 

Nr. 31 ist ein zweisprachiger Krankheits- 
beschwörungstext. Z. 9f. beachte die Wieder- 
gabe des Gottes Ud. gisgal. lu durch (il) Wu d.i. 
Ninnü-ib. 

Nr. 41 ist ein Duplikat von Craig, Rel. T. 
118. Interessant ist, dass der unsichere Gottes- 
name hier Z. 15: (d) Tu“). ne. in (). tu. ba. a ge- 
schrieben wird. 

Nr. 46 ist ein Duplikat von CT XVI 34 ff 
= K. 4982, woraus Zimmern ZA XXVIII 76f. 
einen vervollständigten Text hergestellt hat. 
Z. 7 ist die Schreibung mu. ër H wichtig, weil 
auf diese Weise die Lesung musirtu (s. ZA 
XXVIII 79 Anm.) nun gesichert ist. — Z. 14 
beachte /iJt-te-ni-ik-ki-lu für t-te-ni-tu-[uj. — 
Z. 20 ist kab-li ein Schreiberfehler für kab-ri. 

Die Edition Ebelings ist recht gut; die Ori- 
ginale scheinen auch ziemlich deutlich ge- 
schrieben zu sein. Ich erlaube mir noch ein 
paar Verbesserungsvorschläge und Anfragen, 
bemerke aber zugleich, dass gewiss manche 
Fehler auf den assyrischen Schreiber zurück- 
gehen. Nr. 1 Vs. 19 lies doch (am.) [ni]. gab ( 
— ib. 22 möchte ich ka--i(?) = warte (Impt. 
II 1 von ka’«) lesen. — ib. 26 ist doch gewiss 
kip-pi-e(!) beabsichtigt. -- ib. Rs. 9 erwartet 
man li- i; ¶-du. Der Schreiber wollte wohl so 
schreiben, schrieb aber dann li-lih (H- du. — 
ib. 19 lies /lJu(!)-šim-ka-ma. — Nr. 3 Vs. 16 
lies $ul-bir(!). — Nr. 4 Vs. 23 sind die Zeichen 
ki (!)-lal(!)-Iu-S4-nu vom Schreiber falsch 
verbunden. — Nr. 9 Rs. 6 beachte die Schrei- 
bung a- pi für «bi = Vater. — Nr. 10 und 11 
sind Duplikate. Die Schreibung ſat-ta /- na- pi 
(Nr. 11 Rs. 8) zeigt, dass Nr. 10, 20 at-ta-nak(!)- 


337 


[ki] zu lesen ist. Umgekehrt muss nach Nr. 
10, 19 wpal-lik li-e ma-ri-e auch Nr. 11 Rs. 7 
ma(!)-ri-e gelesen werden. — Nr. 12, 6 lies ap- 
gi- i (). — ib. Statt des Jú am Ende der Zeile 
hat das Duplikat Hrozný a. a. O. S. 8, 4 u. 
li(!)-[ku-u]. — ib. 11 kann das Ideogramm für 
abúbu nicht stimmen. Steht a.ma.a(!).ru da? 


Oder ist das Zeichen III beabsichtigt? —Nr. 
13 Vs.(!) 12 ist das erste Zeichen vielleicht 
> |] (= sumru). Das letzte Zeichen der Zeile 


ist nach J. 5326 (s. o. Sp. 334) us). — Nr. 
14 Col. I 45 lies /lJu(!)-ú ka-am (Var. ki-a- 
am). — ib. Col. II 12 lies at(!)-ru (Id. dirig. ga). 
— Ist ib. Col. II 31 vielleicht sl-la-pat(!) (Id. 
tag) zu lesen? — Nr. 16, 36 lies ih(!)-du-u. — 
Nr. 17, 3 lies ki.s/u.1Ju(!).ku.gar. — ib. 6 lies 
kap-pa-[3]u(!). — ib. 18 ist nach Nr. 14 Col. 
II 45 wohl kur(!)-sib-ti zu lesen. — Nr. 18, 16 
ist mir das Ideogramm von 3ukinu verdächtig. 
— ib. Rs. 20 ist nach Hrozný a. a. O. S. 18, 
26 nar-bu-34 bit (oder ina bit) (il) En- lil zu 
lesen. — Ist Nr. 19 Rs. 6 pa-ah(!)-ru zu lesen? 
— Nr. 23 Col. I 13 lies Giel = balätu. — 


Nr. 26 Vs. 5 möchte ich ug->] d. i. gat(!) lib- 


bi lesen. — ib. Rs. 18 lies —ͤ— YY E De (!). 
— Nr. 30 Vs. 18 lies doch wohl (il) Nin-lil(!). 
— Ist ib. 30 der Göttername (il) La-ga-rak 
richtig? Man erwartet (il) La-ta(!)-rak. — Nr. 
31, 28 ist &-Sa-lid-ma gewiss ein Schreiberfehler 
für ü-Sa-pil)-ma (Id. pa.é.ak)!. — ib. Rs. 2 lies 
zu(!)-mur. — Nr. 33, 10 teile ab ina(!) Se(l)- 
rim. — ib. 25 ist das erste Zeichen nach Rs, 2 
=&Q>< Auch Z. 18 und Rs. 7 wird dasselbe 


Zeichen vorliegen. — Nr. 35 Rs. 17 lies nach 
Nr. 36, 4 mu-Sim Simäti(!). — Nr. 37, 12 lies 
lu(!)-3a-pi. — Nr. 38, 8 lies nach Z. 30 šú- 
melle — ib. 10 lies si(!)-tt. — Nr. 38, 33 ‘lies 
ku(!).a.tir. — Nr. 39 Rs. 20 teile ab kal(dD 
hi(!)-ta-tu-u-a. — Nr. 41, 8 lies nach Craig, 
Rel. T. I 18, 8 wohl s-kas-sar(!). — Nr. 42, 22 
hesku(?).a(/).tir.—ib.25.Das Zeichenfiir(is)pagsuru 
ist nicht richtig. — Nr. 43, 12 lies &-hul-te-ia. 
— Dass ib. Rs. 20 an-ni()-tu() zu lesen ist, 
hat Ebeling noch in den Nachträgen bemerkt. 
— Nr. 44 Vs. 22 ist doch wohl ta- )- hi- ru ge- 
meint. — Nr. 46, 18 lies tk-l()-ti. — ib. 24 
hat ZA XXVIII 77, 48 im. zus für nig. hus. 
Letzteres ist aber durch Br. 12124; vgl. 12158 
gesichert. 


— — nn o ae 


Friedrich Pfister: Eine jüdische Gründungsgeschichte 
Alexandrias (mit Anhang: Alexanders Besuch in Jeru- 
salem). (Sitzangsbericht der Heidelberger Akademie, 


— 


Der Horr Herausgeber gibt zu bedenken, dass 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 11. 


338 


gr. 8°. Preis 1 M. 


Bau niet. Klasse, 1914, 11). 32 S. 
Besprochen von 


eidelberg, Carl Winter, 1914. 
Carl Niebuhr. 

In der HandschriftCdesPseudo-Kallisthenes, 
die übrigens erst 1567 niedergeschrieben ist, be- 
findet sich am Schlusse des zweiten Buches ein 
umfangreicher Einschub. Ein Bestandteil dieser 
Interpolation (II, 28) ist C ganz eigentümlich und 
kommt, wie Pfister hervorhebt, sonst nirgend in 
der reichen Romantradition über Alexander vor, 
auch nicht andeutungsweise. Allerdings muss 
hier gleich hinzubemerkt werden, dass diese Ent- 
deckung erst jetzt erfolgt ist, während Carl Müllers 
Ausgabe des Textes von 1846 datiert. Es liegt 
kein Anlass vor, einem Kenner des schwierigen 
Stoffes bei einer solchen höchst mühsamen Fest- 
stellung etwa aus allgemeinen Gründen zu wider- 
streben. Nur der Hinweis ist vielleicht erlaubt, 
dass die stark nach prophetischer Richtung hin 
gravitierenden Alexanderlegenden zu einem ge- 
wissen Teil noch der Forschung entgehen mögen, 
und das um so mehr, je näher uns die aufbehal- 
tene Fassung der Zeit nach gerückt ist. Man kann 
vor der Hand nicht annehmen, dass schon alles 
Wesentliche beisammen sei. Und es hat sich im 
hier gegebenen Falle einmal erwiesen, dass nicht 
alles, was bereits beisammen ist, auch berück- 
sichtigt war. 

Die von Pfister mit Sorgfalt untersuchte Stelle 
aus dem Ps.-Kall. bringt eine jüdische Version 
über die Gründung Alexandrias, ohne jedoch die 
Stadt namentlich zu bezeichnen. Dazu träte auch 
der weitere Umstand, dass der Ort in diesem, Zu- 


|sammenhange‘nicht unbedingt in Aegypten liegen 


müsste, aber es handelt sich eben nur um eine 
Verschleierung; der Erzähler spricht tatsächlich 
von Alexandria. Wenn es freilich jemals einen 
berühmten Turm gab, der die vier Bildnisse 
Alexanders, Philipps (hier rod öargoü !) Seleukos’ 
und Anfiochos’ aufwies — diese Vorstellung hat 
gegenüber den Erwähnungen äbnlicher Vier- 
zählungen anderwärts den Vorzug historischer 
Geschlossenheit — dann’stand er irgendwo im 
Seleukidischen Reiche. Die Glosse Oidinnos o 
Lrodsuatos (ihre Abarten s. Pfister S. 11), wo 
immer sie erscheint, bestätigte dann höchstens 
noch einen weitreichenden Ruhm des Originals, 
und möglicherweise, dass Nachbildungen exi- 
stierten. Aber es wird unnötig sein, sich mit 
Vermutungen auf solcher Grundlage zu be- 
schweren. 

Von diesem Turme im Judenviertel herab hat 


dann Alexander ein Bekenntnis abgelegt, das 


(Jesaja 6,3) den einen Gott kündete als ext rüv 
Lepagly èroyoúpevoç xal tpioaylw oul do S- 
bevog, was mithin Serapis und die Seraphim an- 
mutig verknüpft. Auch sonst ist in der kurzen 


das Zeichen lid bier den Lautwert ap haben könnte. | Rede die Ausbeute an alttestamentlichem Gu 


339 Orientalistische Literaturzeitung 1916 Nr. 11. 340 


re EE ee ee se zz a ——— — 


ziemlich bedeutend. Alle andern Götter werden | Wilhelm Bacher: Tradition und Tradenten in 
den Schulen Palistinasund Babyloniens. VIIL, 


natürlich abgesetzt, und zum Schluss geht auch; £ i ; ee 
Alexander selbst auf sein Altenteil nach Mace- | 1 a SE E EE 
donien zurück, während Seleukos (jetzt voran Rabbanan, die Gelehrten der Tradition (37, 
genannt) Persien, ,Philippos‘ Aegypten erhält. | Jahresbericht der Landesrabbinerschule). V. 104 S. 8°. 
Antiochos ist diesmal ausgefallen, obwohl er; Budapest A. Alkaly & Sohn 1914. Bespr. von F. Perles. 
bei der Bildnisbeschreibung das Zeichen der Herr- | Königsborg i Ex; 
schaft, den Speer führt. Dassihewiederumwieeine’ Die Tradition als religionsbildendes Prinzip 
Herleitung gerade der Seleukidenherrsch aft aus. | stellt eins der wichtigsten Probleme in der Ge- 
Ganz berechtigt ist die Herannahme der Le- schichte des Judentums dar, und weit über 
genden von Alexanders Besuch in Jerusalem |das wissenschaftliche Interesse hinaus hat die 
durch Pfister. Das Bekenntnis zum alleinigen | Frage nach der Berechtigung und Notwendig- 
Gotte, das Ps.-Kall. C auch dort, und noch ent- keit der Tradition in den Kämpfen des letzten 
schiedener, dem Könige in den Mund gelegt hat, Jahrhunderts um die Fortentwickelung der jü- 
das Fl. Josephus schon implicite schildert und dischen Religion eine entscheidende Rolle ge- 
die rabbinische Ueberlieferung ähnlich bewahrt, spielt. Es existieren daher auch schon ein- 
liefert den Masstab für das Ganze. Weist der gehende Untersuchungen nicht nur über die 
Verfasser doch nach, dass das Stück II,24—28 grosse Literatur, in der die Tradition nieder- 
in C (Jerusalem+ Streit in Aegypten Alexandria) gelegt ist (Talmud und Midrasch), sondern auch 
grob in den vorherigen Zusammenhang hinein- über die prinzipielle Bedeutung der Tradition, 
gedrückt worden ist, der rein für sich ungestört über ihren Inhalt und ihre Form wie auch über 
weiterginge. Als Werk eines Alexandrinischen ihre lebenden Trager. Noch keine ausreichende 
Juden gehöre der Einschub etwa dem 1. Jahr- | Bearbeitung hat jedoch bisher der Gegenstand 
hundert n. Chr. an. lin religionsgeschichtlicher Beziehung ge- 
Die Bedeutung der Pfisterschen Studie für funden, indem die Quellen, die Entwickelung 
ihren Gegenstand ist nicht gering. Hier sieht und die Wirkungen der Tradition noch einer 
man also einen hellenistischen Juden bestrebt, umfassenden kritischen Darstellung bedürfen. 
dem göttlichen Alexander den Zugang zur Wohl- Einer solchen Darstellung muss aber erst noch 
tat des mosaischen Gesetzes zu verschaffen, auf eine Inventarisierung der ungeheuren Traditions- 
die Gefahr hir, dass der Vogel sich als zu gross |massen vorangehen, die uns teils in kodifizierter 
für den Käfig erweist. Dann würde der nächste | Form (in Mischna und Tosephta), teils exege- 
Schritt sein, ihm als dem Messias die lebendige | tisch entwickelt (in den palästinensischen und 
Wiederkehr offen zu halten. Bekanntlich ist das | babylonischen Gemara) vorliegen. Die verschie- 
in der Tat Tradition oder wenigstens Spekulation denen im Mittelalter unternommenen Versuche, 
geworden, wozu F. Kampers’ ‚Alexander d Gr. den gesamten halachischen Traditionsstoff 
und die Idee des Weltimperiums’ besonders übersichtlich zu ordnen, sind zwar für die 
S. 116 ff. zu vergleichen. Die Frage, ob hier religiöse Praxis von grosser Bedeutung gewesen, 
stellenweis ein Entgegenkommen jüdischer Kreise | haben aber das geschichtliche Verständnis nicht 
die Entwicklung des Gedankens getördert haben | gefördert, sondern eher noch erschwert, indem 
könne, lag schon seit geraumer Zeit nahe. Die die Entwickelung vieler Jahrhunderte dort in 
recht späte Niederschrift der Hdschr. C hält eine einzig grosse Fläche zusammengeschoben 
zwar gewisse Bedenken wach. Zum Beispiel, |ist. Das gilt selbst von dem bedeutendsten 
dass vielleicht die Bewegung in ihren Haupt- dieser Versuche, von Maimonides’ Mischne 
zügen dem Interpolator von I1,24—28 schon aus Thora, der durch seine strenge Systematik allen 
grosserer Zeitenferne gegenüberstand, — und verwandten Werken sonst turmhoch überlegen ist. 
dass er am Ende gar kein Jude war (vgl. bei Für die haggadischen Teile hat Bacher 
Pfister S. 7, Note 2). Die Konzentration des schon in seinem grossen sechsbändigen Werk 
gesammelten neuzeitlichen Fachwissens auf ein die Aufgabe zu lösen begonnen, indem er alle 
literarisches Objekt, um dessen Entstehungszeit nicht anonymen Ueberlieferungen nach den 
kritisch zu fixieren, wird leicht versagen, wenn Namen ihrer Autoren sammelte und in Ueber— 
etwa schon bei Schaffung eben dieses Objekts eine setzung verlegte. Die weit schwierigere Auf- 
verwandte Konzentration — man könnte sagen: gabe einer Ordnung der anonymen Ueberliefe- 
ein gesunder Ueberblick — mitgewirkt hatte. rungen konnte er dagegen nicht mehr zu Ende 
Auf dem Gebiete solcher Forschungen lösen die | führen. und das oben an zweiter Stelle genannte 
Schwierigkeiten einander immerfort ab, und Werk das er noch unmittelbar vor seinem am 25. 
jeder Fortschritt hat leider seine Vorbehalte, | Dezember 1913 erfolgten Heimgange vollendete, 
die dann früher oder später zur Geltung kommen. behandelt nur einen Ausschnitt aus dem reichen 
-— Material, indem er sich auf diejenigen Haggada- 


! 


341 


sätze beschränkt, als deren Urheber „die Ge- 
lehrten“ bezeichnet sind. „Die Gelehrten sagen 
ist eine Formel, welche dem mit ihr eingeleite- 
ten Ausspruche den Stempel der Anonymität 
aufdrückt, ihn aber dennoch aus der grossen 
Masse der ohne jede Formel in das Schrifttum 
der Tradition aufgenommenen Sätze heraushebt.“ | 
Für die chronologische Bestimmung dieser Sätze 
sucht Bacher einen Anhaltspunkt in den Namen | 
der Autoren, mit denen „die Gelehrten“ jeweilig 
in Kontroverse stehend auftreten. Obgleich | 
für eine Anzahl der Sätze ihr supponiertes 
Alter sich aus anderen Quellen nachweisen | 
lässt, muss doch bezweifelt werden, ob das 
Kriterium allgemeine Geltung beanspruchen 
kann. Vielmehr ist anzunehmen, dass in vielen 
Fällen erst von den Sammlern der Traditions- 
werke die betreffenden Aussprüche einander 
gegenübergestellt wurden, und dass man dabei 
nicht nach chronologischen, sondern nach sach- 
lichen Gesichtspunkten vorging. Im dritten 
Bande seiner „Agada der palästinensischen 
Amoräer“ 2 hat Bacher selbst verschiedene 
Winke für die kritische Darstellungderanonymen 
Haggada gegeben, die sich als ungleich frucht- 
barer für die Forschung erweisen werden. Wenn 
also auch das vorliegende Werk nicht so reiche 
Ergebnisse für die Geschichte der Haggada 
bietet, behält es doch seinen selbständigen Wert 
durch die Erschliessung eines reichen, bisher 
unverarbeiteten Materials wie durch die kritische 
Ermittelung des Worlautes und Sinnes vieler 
Einzelstellen. 

Nicht nur an. Umfang, sondern auch an Be- 
deutung wird es von dem anderen zur Be- 
sprechung stebenden Werk übertroffen, das sic 
aus einer Reihe wertvoller „Studien und Mate- 
rialien zur Entstehungsgeschichte des Talmuds“ 
zusammensetzt. Leider entbehrt dasselbe des 
Vorworts, in dem der Verfasser gewiss wert- 
volle Aufschlüsse über die Tragweite der ge- 
wonnenen Resultate gegeben hätte. So stehen 


die einzelnen Teile scheinbar ohne Zusammen- 


hang da und müssen einzeln besprochen werden. | 
Das erste Kapitel behandelt die Ausdrücke, 


mit denen die Tradition bezeichnet wird, und 
bildet so eine wertvolle Ergänzung zu Bachers | 
zweibändigem terminologischen Wörterbuchs. 


Wichtige lexikalische und terminologische Be- 
obachtungen enthalten auch die beiden letzten 
Kapitel, die die Bezeichnungen 12239 und 320 
behandeln. Nicht zutreffend ist die S. 619 
Anm. 4 gebotene und schon früher von Bacher 


1 vor (Dän. 

? Vorrede S. IX—X. 

Die exegetische Terminologie der jüd. Traditions- 
literatur I. Leipzig 1899. II. ebd. 1905 (vgl. OLZ II 
207, 295; VII, 663. 


— 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 11. 


ZDMG LXVI 571. 


342 


an anderer Stelle! veröffentlichte Ableitung des 


Ausdrucks 9372 N von persisch = vgl. die 


überzeugende Widerlegung von Marmorstein 
Religionsgeschichtlich 
wichtig sind die Kapitel II—V, in denen die 
Anfänge der Tradition zwar nicht im Zusammen- 
hang dargestellt, aber in allen wesentlichen 
Punkten beleuchtet werden. Sehr ansprechend 
ist die S. 48—53 versuchte Erklärung der 
„Paare“ (mw) als Führer der Pharisäer. Der 


grösste Teil des Werkes (S. 72—589) wird von 


Zusammenstellungen eingenommen, die, äusser- 
lich betrachtet, scheinbar nur eine Art Kan- 
kordanz der Tradenten und der Traditionsketten 
bieten. Doch hinter dieser trockenen Sta- 
tistik verbergen sich tief eindringende Unter- 


suchungen, die der Quellenkritik des Talmuds 


vielfach neue Wege weisen. Bacher zeigt hier 
gleichsam die Technik der Tradition auf, nicht 
was tradiert wurde, sondern wie und von wem 
tradiert wurde. So gewinnen wir einen Ein- 
blick, wie die Tradition schulmässig gehandhabt 
wurde, welche Gelehrten im Namen von welchen 
Gelehrten alsTradenten auftreten undmit welchen 
Gelehrten sie kontroversieren. Auch auf die Be- 
ziehungen zwischen palästinensischen und baby- 
lonischen Hochschulen fällt vielfach neues Licht. 
Natürlich können diese Partien des Werkes nicht 
fortlaufend gelesen werden, sondern müssen im 
einzelnen studiert und immer wieder gewissen- 
haft benützt werden. Um nur ein besonders 
wichtiges Resultat herauszugreifen, sei bier 
auf die in Kap. XLI (S. 566ff.) niedergelegten 
Ausführungen über die mit W eingeleiteten 
Lehrstücke des babylonischen Talmuds hinge- 
wiesen. Bacher macht hier die überraschende 
Feststellung, dass die mit Wi eingeleiteten 
Sätze sprachlich in einer Reihe mit den 


‚tannaitischen Ueberlieferungen stehen. Die Be- 
i 
| wesentlich erleichtert durch die 78 Seiten um- 


nutzung des unübersehbaren Materials wird 


fassenden Register, die noch von Bacher be- 
gonnen und von seinem Kollegen Michael 
Guttmann vollendet wurden. 


PP. H. Vincent et F.-M. Abel, O. P. de l'école bibli- 
que de Jérusalem: Bethléem. lə sanctuaire de al 
Nativité. Ouvrage publié avec le concoura de l'Aca- 
démie des inscriptions et bellcs lettres. X, 216 S. m. 
46 Figuren u. 22 Tafeln. 4°. Paris, Lecoffre, 1914. 
Bespr. von Max Löhr, Königsberg, i. Pr. 


Dieses Werk der gelehrten Patres, ihrem 


Lehrer, dem feinsinnigen Père Lagrange zugeeig- 
net, behandelt unter dem Titel „Bethlehem“ das 
wichtigste Gebäude der Stadt, die Geburtskirche. 


ı ZDMG LXVII. 268—270 (nicht, wie irrtümlich 


‚angegeben, LXVII, 6). 


343 Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 11. 344 


ves alternant brusquement avec des parois plus 
minces, des entrecolonnements plus hardis saus 
symétrie absolue. 3. Ainsi qu'elle est mainte- 
nant située, la crypte de la Nativité, raison 
d'être du monument, ne repond 4 rien d'or- 
ganique dans son tracé. 4. L’etat de la façade 
implique un remaniement qui, pour demeu- 
rer difficile à préciser dans sa modalité, 
nen est pas moins un fait incontestable. 
5. La structure des parties hautes du transept 
oe se justifie que dans l'hypothèse d'un raccord 
npéré de seconde main. Das 3. Kapitel ist 
überschrieben restauration du monument Con- 
stantinien, ebenfalls von Vincent gearbeitet, S. 
73—106, und sucht die leitende Idee und die 
ursprüngliche Gestalt des Konstantinbaues in 
allen seinen Einzelheiten darzustellen. Gegen 
die von Vincent neu belebte Umbauhypothese 
ist soeben eine eingehende Widerlegung von 
Edmund Weigand erschienen in ZDPV 1915 
S. 89—135, der nachweist, dass die Geburts- 
kirche ein echter Konstantinbau ist, der bis auf 
das Atrium die Stürme der Jahrhunderte über- 
dauert hat. 

Zum Schluss wird der verwandte Charakter 
der drei Konstantinbauten hervorgehoben, in 
Bethlehem, Jerusalem und auf dem Oelberg. 
Die beiden letzten Kapitel, wieder von Abel 
verfasst, S. 107—207, geben eine Darstellung 
der Geschichte des Heiligtums, aus der u. a. 


Der Stoff ist in 5 Kapitel eingeteilt, über deren 
wesentlichen Inhalt ich hier referieren will. 
Das erste Kapitel handelt über la grotte de la 
nativité avant Constantin (P. Abel), S. 1— 18. 
Es geht aus von der Nachricht Justins, c. 
Tryph. 78 und dem Protevangelium des Jakobus, 
c. 18, die als früheste Zeugnisse von der Ge- 
burt des Heilandes in einer Grotte bei Beth- 
lehem sprechen. Ihre Angaben (Mitte des 2. Jh.) 
ruhen doch sicher auf einer schon längere Zeit 
vorhandenen Tradition. Nun bezeugt Hierony- 
mus, ep. 58 (ad Paulinum), dass Hadrian diese 
Grotte aus Feindschaft für das junge Christen- 
tam dem Adoniskult ausgeliefert habe. Hadri 
ans Massnahme blieb ohne Erfolg: beide Kulte 
existierten an dieser Stätte gleichzeitig, bis 
durch Konstantin der Adoniskult dem christ- 
lichen definitiv weichen musste. Alles, so- 
schliesst Abel, spricht für das Zeugnis des 
Hieronymus, dass die christliche Erinnerung 
an die Grotte von Bethlehem die Priorität be- 
sitzt. — In Kapitel 2 handelt Vincent über die 
Geburtskirche, S. 19 —72, und zwar 1. über 
den Stand des archäologischen Problems, S. 
20—32 und gibt 2. eine archäologische Analyse 
des Bauwerks. Das Problem wird S. 20 mit 
folgenden Worten fixiert: darf die Basilika im 
grossen und ganzen als ein Konstantin-Bau 
angesprochen werden oder muss sie infolge 
bedeutender Umbauten verschiedenen Kunstperi- 
oden zugewiesen werden? — Es gibt hierzu |hervorzuheben sind die zahlreichen, interessan- 
zwei verschiedene Auffassungen: 1° unité abso- ten Literaturangaben und Zitate. 

lue et date constantinienne. 2° unité absolue mais Auch in diesem Werke sind die Zitate zur 
origine byzantine probablement sous Justinien. | Bequemlichkeit des Lesers ausführlich abge- 
30 origine constantinienne du monument que|druckt, die Pläne und Abbildungen zahlreich 
Justinien aurait fait transformer par l'addition | und ausgezeichnet. Indices erleichtern das Auf- 
du narthex, la modification du choeur et l’inser- | finden von Einzelheiten. 

tion d'un transept. Abgesehen von geringen Ab- 


weichungen sind die wesentlichen Ansichten ne en 5: 9 „„ 
; ‘ f schungen i rdli ‘ 
unter diese 3 Punkte zu subsumieren. Im Fol- topograph. u. 1 geolog. Karte in 1: 400000, 37 Tafeln 


genden werden dann noch einige neuere Ar- u. 119 Bildern im Texte. XIV. 401 S. gr. 8°. M.20,—. 
beiten, wie z. B. die von Strzygowski und diej Berlin, D. Reimer 1915. Bespr. v. R. Hartmann, Kiel. 
eines Engländers Harvey besprochen. Die, Das vorliegende Buch ist die Frucht dreier 
archäologische Analyse schliesst mit folgenden ; in den Jahren 1899, 1900 und 1903 ausgeführten 
formules générales: 1. Dans sa forme actuelle’ Reisen im nördlichen Kleinasien zwischen San- 
la basilique trahit l'application d'un double: garius und Halys und sehr griindlicher Literatur- 
systeme de proportions qui distingue nettement studien. Es hat demnach geraume Zeit gedauert, 
les nefs du narthex et de toute l'extrémité bis der Reisende seine Resultate der Oeffent- 
orientale depuis le transept. 2. On remarque, | lichkeit übergab. Aber diese Verzögerung ist 
entre cesümemes parties de 'l’edifice, des vari- dem Werk in jeder Hinsicht zustatten gekommen. 
ations non moins étranges dans le caractere des Der erste Teil (S. 1—153) enthält die recht 
magonneries et la répartition des supports in- knappen, aber sehr inhaltreichen Reiseberichte. 
térieurs: dans les nefs, des murs sans Epaisseur | Wer eine Reisebeschreibung nur zu leichter 
exagérée'mais réguliers et soignés et des colon- Unterhaltung liest, wird vielleicht bei der ge- 
nades calculées avec uniformité, comme aussi drängten Kürze nicht auf seine Rechnung 
avec les plus satisfaisantes proportions pour kommen. Aber dafür versteht es Leonhard, 
l'harmonie et la stabilité; dans le narthex et à|in wenigen Worten eine so vortreffliche geo- 
partir du transept, des épaisseurs plus massi- graphische Charakterisierung der bisher nur 


a ah Ee ̃ xx. ̃ ̃ — — . ... — — — — — . —— 


345 


dürftig bekannten von ihm durchreisten Gebiete 
zu geben, dass der Bericht wohl als meisterhaft 
bezeichnet werden darf. Wer ihn an der Hand 
der beigegebenen Karteund der kleineren Karten- 
skizzen aufmerksam verfolgt, wird von der Rich- 
tigkeit der Worte R. Kieperts (S. 161) durchaus 
überzeugtsein, dass LeonhardsReiseresultate „zu 
den besten unter den neueren Aufnahmen auf der 
Halbinsel“ gehören. Es ist mein Eindruck, dass 
erst, wer einmal Leonhards Pfaden folgt, seine 
hervorragende Leistung im ganzen Umfang wird 
ermessen können. 

Der äussere Verlauf der Reisen ist kurz der 
folgende; 1899 Angora — Gerede — Beybazar — 
Boli — Eregli — Uesküb — Gönük — Alpu Köi 
an der anatolischen Bahn; 1900 Angora — 
Tschangry — Kastamuni — Bojabad — Ineboli 
— Aratsch — Tscherkesch — Beybazar — Sary 
Köi (an der Bahn); 1903 Angora — Tschangry 
(anderer Weg) — Tosia — Taschköprü — Kasta- 
muni — Eflani — Kodjanos — Zafaranboli — 
Boli — Adabazar. 

Leonhard begnügt sich aber nicht mit einem 
einfachen Reisebericht, sondern ergänzt ihn in 
geschlossenen „Einzelforschungen“(S.157—398), 
deren überaus vielseitiger und sehr sorgfältig 
gearbeiteter Inhalt naturgemäss hier und da 
Anlass zu Kritik geben wird. 

Ein erstes Kapitel behandelt die Grundsätze 
der kartographischen Aufnahmen und lässt S. 
161—163 R. Kiepert „zur Karte“ zum Wort 
kommen. 

Kap. II, Stratigraphie“ entzieht sich durchaus 
meiner Beurteilung. Dagegen bietet Kap. III 
„Aufbaudes Landes“ besondersin seinemzweiten, 
der Morphologiegewidmeten Teil auch dem Nicht- 
geologen reiche Anregung (Entstehung der 
Rumpfflächen und Inselberge bei sehr trockenem 
Klima infolge Korrosion durch windbewegten 
Sand; Erosion durch nur zeitweilig fliessende 
Schlammbäche; ausgetrocknete Seebecken in 
Einsturzkesseln; komplizierte Flussläufe mit 
sehr ausgeglichenem Gefäll, eine Folge sehr 
langsamer Bewegung der Dislokationen). 

Aus Kap. IV, Vegetationsgrenzen und Klima“ 
sei die genaue Abgrenzung der grossen bithynisch- 
paphlagonischen Waldzone, die auch als einheit- 
liche Klimazone zu verstehen ist, gegen das 
Gebiet der eigentlichen Mittelmeervegetation 
einerseits, der Trockengebiete des Binnenlands 
andererseits hervorgehoben. 

Mit Kap. V „Historische Landschaft“ beginnt 
der geschichtliche Teil. Leonhard bespricht hier 
das Vorkommen von tumuli, jener geschütteten 
Grabhügel der skythischen und thrakischen 
Völkerschaften, die sich im ganzen Umkreis des 
Schwarzen Meeres finden. Unter der Ueberschrift 
„Kyklopische Mauern“ ist eine Anlage auf dem 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 11. 


346 


Ischik-Dagh beschrieben, die in ihrer Form als 
Rundbau mit tiefliegendem Gang und grosser 
Seitenkammer, von einem Erdmantel überdeckt, 
an die sog. mykenischen Kuppelgräber erinnert, 
aber nicht als Grab gedeutet wird, sondern als 
unterirdischer Wohnbau, wie er im armenischen 
Hochland, schon von Xenophonbeschrieben, noch 
heute vorkommt und in seinem Typus das Vor- 
bild für jene Gräber geliefert haben dürfte. 
Der wichtigste Abschnitt dieses Kapitels 
behandelt die Felstreppen und Tunnel. Fels- 
treppen zu ersichtlich praktischen Zwecken finden 
sich in Kleinasien ja an vielen Stellen. Nun 
ist aber in manchen Fällen bei in den Fels ge- 
hauenen Treppen ein Zweck nicht auffindbar, 
vor allem nicht, wo es sich um nicht ersteigbare 
Riesentreppen handelt. Darum sind die ,irra- 
tionalen“ Treppen neuerdings gern als Kultob- 
jekte aufgefasst werden. Leonhard bringt sie mit 
den merkwürdigen, teilweise blind endenden 
Treppenanlagen in Felstunnelnin Zusammenhang 
und deutet diese als Grottenheiligtümer der Erd- 
und Erdbeben-Göttin Kybele, die Riesentreppen 
als den Götterthronen verwandt. Es trifft sich 
gut, dass ungefähr gleichzeitig ein anderer Ken- 
ner dieser Felsbearbeitungen sich geäussert hat: 
E. Brandenburg, Ueber Felsarchitekturim Mittel. 
meergebiet (Leipzig 1915). Er will von den Götter- 
thronen nicht viel wissen und möchte die kleineren 
Stufenanlagen als eine Art schematisierten Er- 
satzes eines Götterbildes auffassen (S. 47 ff., 85 f.), 
während er trotz gewisser Bedenken die grossen 
Stufen lieber als Gartenterrassen (S. 86 f.), die 
Tunnel als Notgänge und Zugänge zum Wasser 
(S. 79) erklärt. Jedermann wird geneigt sein, 


jeder möglichen rationalen Erklärung den Vorzug 


zu geben. Ich muss aber gestehen, dass mir für 
die Riesentreppe eine solche in Wirklichkeit noch 
nicht gefunden zu sein scheint, und dass nach 
Leonhards Darstellung auch für die Tunnel viel- 
fach jede bisher versuchte praktische Erklärung 
versagt. So bleibt vorläufig Leonhards Lösungs- 
versuch eine beachtenswerte Hypothese. Immer- 
hin scheint mir für Forscher, die sich mit den 
Treppenanlagen Kleinasiens beschäftigen, eine 
Vergleichung der zahlreichen Felstreppen in dem 
von Brandenburg sonst vielfach als Parallele bei- 
gezogenen Petra dringend empfehlenswert, wenn 
auch nach meiner Erinnerung die grösseren 
Treppenanlagen dort sich durchweg von selbst 
„rational“ erklären. Falls für die Tunnel die 
dringend erwünschte genaue Untersuchung tat- 
sächlich ergeben sollte, dass sie nicht zu Wasser 
führen und dass sie blind endigen, wäre dann — 
angesichts der Tatsache, dass bei Gräbern der 
hellenistischen Zeit „die Eingangsöffnung der 
Vorhalle — derjenigen der Felstunnels nachgebil- 
det zu sein“ scheint (S. 338) — nicht vielleicht 


347 Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 11. 348 


— — e — 


auch die Frage doch noch erwägenswert, ob sie | atischenSeldschüken-Dynastiezu. Die Geschichte 
nicht irgendwie mit der Bestattung bzw. der An- der Seldschüken ist leider nur wenig bekannt. 


schauung von Tod und Toten zusammenhängen 


könnten? Doch sei ausdrücklich betont, dass sich | 


wohl nur die, die die Anlagen selbst gesehen haben, 
ein bestimmtes Urteil darüber bilden können. 
Petra als Vergleichsobjekt wird man auch, 


gerade weil meines Erachtens an einen histo- unrühmliches Leben. 


rischen Zusammenhang kaum gedacht werden 
kann, für die im VII. Kapitel behandelten Fels- 
gräberempfehlendürfen. Hervorgehobensei, dass 
nach Leonhard der übrigens auch im Zagros wie- 


| Die unter persisch-mongolischer Oberhoheit ste- 
henden letzten Herrscher der Dynastie von Rim 
mussten um 1300 kleinen tiirkischen Emiraten 
Platz machen. Der letzte aus dem grossen Fürsten- 
haus fristete noch länger in Sinope ein ziemlich 
Zur Zeit des Ibn Battüta 
und des Ibn Fadlalläh (in Notices et Extraits, 
XIII) finden wir in Kastamuni und Sinope die 
Türkenherrscher Sulaimän Pascha und Ibrähim 
Schah, über deren Zusammenhang mit der späteren 


derkehrende papblagonische Typus mit meist | Herrscherfamilieich im AugenblicknichtsSicheres 


säulengestützter Vorhalle eine Nachbildung des feststellen kann. 


„pontischen* Wohnhauses ist, d. h. der Urform 
des Megaron, das im Antentempelnoch weiterlebt. 
Ueberraschendist mir eineEinzelbemerkung, über 
die ich mir kein Urteil erlauben möchte, dass 
nämlich die Leichen wie bei den Iraniern den 
Vögeln preisgegeben worden seien (S. 243 f.) 
Weitausgreifendehistorische Untersuchungen 
bilden den Inhalt der folgenden Abschnitte VII 
„Die alten Völker und Sprachen im nördlichen 
Kleinasien“, worin Leonhard für Paphlagonien | 
zudem, allerdings nicht ganz beweisbaren“ Resul- 
tat einer Niederlassung illyrischer Einwanderer 
unter thrakischer Leitung über der durch den 


Die entscheidende Wendung in 
der Geschichte des Fürstentums von Kastamuni 
bringt dasJahr 1393, in dem der Osmane Bäjazid 
Jyldyrymgegen Bäj azidKötürümvon Kastamuni 
heranzieht und nach dessen Tod seinem Sohn 
'Isfendijär nur Sinope belässt. Isfendijär und die 
‘anderen Prinzen aus den von den Osmanen über- 
wundenen Fürstenhäuserhaben dann Teil an dem 
Zug Timurs gegen Kleinasien (Neschri in ZDMG. 
XV, 338 u. 342 f. u. 361). Doch finden wir Isfen- 
dijar auch nach der Restitution des Osmanen- 
reichs in seinem Erbgebiet, und ein Sohn von 
ihm dient im osmanischen Heer. Die Familie der 
Istendijär - Oghlu oder Kyzyl - Ahmedli bleibt 


Namen Leukosyrer charakterisierten vorindo- noch geraume Zeit, wenn auch von der Willkür 


germanischen Bevölkerung kommt, und VIII „Die 
Bedeutung des Pontus für das frühe Altertum“, 
aus dessen Inhalt auf die Frage eines Zusammen- 
hangs zwischen kaukasischen Völkern wie Tscher- 
kessen und Abchasen mit den Achäern hinge- 
wiesen sei. 

Kap. IX „Der Hellenismus in Paphlagonien“ 
ist den freilich nicht sehr reichen Denkmälern, 
besonders Grabanlagen aus der Kaiserzeit ge- 
widmet: nach den Inschriften stellt die Zeit von 
130—215 den Höhepunkt der Entwieklung dar. 


Auch die Angaben der geographischen Quellen | 


des Altertums finden hier Besprechung. 
Man wird es bedauern, dass sich Leonbard in 
Kap. X „Die nachhellenistische Zeit“ „meist nur 


der Sultane abliängig, in ihrem Erbbesitz; und 
noch um die Mitte des 16. J ahrhundertsbegegnen 
wir ihren Nachkommen im Reichsdienst (von 
Hammer, Geschichte des Osman. Reiches, I, 
373 f. u. 418; II, 51 ff. u. 87; III, 425 u. 508; vgl. 
auch Lane- Poole, Mohammadan Dynasties, Ta- 
belle zu S. 184). 

Während der zweite Teil von Kap. XI „Ethno- 
graphische Beobachtungen“ nützliche Winke zur 
Beurteilung der türkischen Bevölkerung enthält, 
aus denen auch der wird lernen können, der sich 
Leonhardseigenem Urteilnichtanschliessenkann, 
verdient der erste Teil „Die Kyzylbaschen in 
Galatien“ besondere Beachtung. Leonhard be- 
schränkt sich in der Hauptsache auf die ethnolo- 


referierend verhalten“ muss, ihm aber daraus ge- gische Seite des in den letzten Jahren ja öfter 


wiss keinen Vorwurf machen wollen. Es dürfte 
in der Tat nicht leicht sein, Material für eine Ge- 
schichte oder Kulturgeschichte der Landschaft in 
diesen Epochen zusammenzubringen. Nur einige 
lose Notizenzur mittelalterlichen Geschichteseien 
hier beigefügt. Ueber die Stellung des Thema 
PaphlagonieninbyzantinischerZeitvgl.H.Gelzer, 
Die Genesis der byzantinischen Themen ver- 
fassung, S. 91,93 und 97 f. („Die Paphlagonier 
werden als halbe Botokuden betrachtet“ 1). — 
Nachdem sich im Beginn des 12. Jh. die tuk- 


berührten Kyzylbasch - Problems: er vermutet 
in den Kyzylbasch „dieam wenigsten vermischten 
Reste der galatischen Bevölkerung“. Noch in- 
teressanter und fruchtbarer scheint mir freilich 
dasreligionsgeschichtliche Problem, fürdas Leon- 
hard nachträglich kurz auf G. Jacobs grund- 
legende Arbeit „Die Bektaschijje in ihrem Ver- 
haltnis zu verwandten Erscheinungen“ (Mün- 
chen 1909) hinweist. Da es, soviel ich sehe, noch 
nirgends ausgesprochenist, sei hier einmal daraut 
aufmerksamgemacht, dass sich das Verbreitungs- 


menischen Dänischmendiden vorübergehend auch gebiet der Kyzylbasch ganz auffallend mit dem 


des paphlagonischen Binnenlands bemächtigt hat- 
ten, fiel bald das ganze Land der grossen kleinasi- 


der Paulikianer (arabisch bailakāni, 


ek baja- 


lika) deckt, die im 9. Jahrhundert dank ihrer 


349 


Stellung zwischen dem byzantinischen und dem 
arabischen Reich von ihrem Zentrum Tephrike = 
Diwrigi aus eine bedeutende politische Rolle zu 
spielen vermochten. Die Lehre der Paulikianer 
ist unsleidernur in so unzuverlässigenund wider- 
sprechenden Darstellungen überliefert, dass dar- 
über kein sicheres Urteil möglich zu sein scheint 
und wir zu dem Eindrucke gedrängt sind, dass 
sich unter diesem Namen ein Konglomerat recht 
verschiedenartiger antikirchlicher Richtungen 
versteckt (vgl. Karapet Ter - Mkrttschian, Die 
Paulikianer im byzantinischen Kaiserreiche; G. 
Le Strange in JRAS. 1896, S. 733 ff,). 

Mit dem letzten Kapitel XII „Siedelungs-, 
Verkehrs- und Wirtschaftsgeographie“ kommt der 
Verfasser wieder in das eigentlich geographische 
Gebiet zurück. Aus dem Inhalt sei nur der schon 
für Kap. VI wichtige Abschnitt über die Haus- 
formen herausgehoben. 

Nach dieser Inhaltsübersicht seien die auf 
S. 399 angegebenen „Berichtigungen“ ergänzt: 
S. 93, Z. 26: l. Abb. 118 Kap. XII statt Abb. 
Kap. IV. — S. 143, Z. 3 v. u: I. Taf. XXX 
statt Taf. XXIX. — S. 176, Z. 19: 1. Schichten 
statt Schluchten. — S. 283, Z. 29:1. späteren 
statt früheren und darlegen statt darlegten, (vgl. 
S. 321). — S. 313/4: die Schreibung von x für x, 
ch wäre, weil doch nicht für jedermann ohne 
weiteres  ırständlich, besser vermieden oder 
doch c. uich zu erklären. — S. 316, Z. 21:1. 
Jahrtausends statt Jahrhunderts. — S. 317, Z. 
22:1.Ibn Chordädhbeh stattIbn Chordädeh,S. 320, 
Z.2:1.Badachschan statt Badaschschan. —S.340, 
Z. 24:1. 215 n. Chr. statt 215 v. Chr., (vgl. S. 347). 

Im übrigen ist auch der Druck sorgfältig 
korrigiert. Das Sachregister hätte man gern 
etwas ausführlicher. 

Mancher Leser des Buches wird vielleicht hier 
und da anderer Meinung sein als der Verfasser, 
aber jeder wird die gewaltige Arbeit, die Leon- 
hard geleistet hat, dankbar anerkennen und aus 
dem Buch viel zu lernen haben. Es ist ein 
Reisewerk, das man rückhaltlos rühmen und 
empfehlen darf, und das seinen Wert behalten wird. 

Des vortrefflichen Inhalts ist die glänzende 
Ausstattung mit zahlreichen Tafeln und Text- 
bildern und dem besten Kartenmaterial, das es 
für die Landschaft gibt, durchaus würdig. 


Mitteilungen. 


Aurel Stein macht in einem vom 8. August datierten 
Briefe, der in den Bergen des l’ara-Kob-Pamir geschrieben 
ist, Mitteilung über die archäologischen Ergebnisse seiner 
jüngsten Untersuchungen in dem Gebiete von Turfan 
und Leu-Kan. Hundertachtzig Kisten mit Freskenteilen 
und Handschriften sind von Kaschgar aus abgesandt 
worden. Der alte Reiseweg der chinesischen Karawanen 
im Becken des Lop-Nor ist genau festgestellt worden; 
Ausgrabungen haben mehrere neue Aufklärungen über 
die Reisewege im 7. und 8. Jahrhundert unserer Zeit- 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 11. 


—— ————— —ᷣͤ—————— b1— — —üä—ä—— b.. — —— —u—ꝛ— — nn 


26. 


360 


rechnung ergeben. Gegenwärtig verfolgt Aurel Stein an 
der Hand des geographischen Handbuches des Ptolemäus 
den Weg, auf dem sich in den ersten Zeiten der christ- 
lichen Aera die Beförderung der Seide vollzogen hat. Er 
plant, sich über Askabad und Meschhed nach Persien zu 


begeben. (nach Voss. Ztg. v. 9. 10.) 
Personalien. 
Dr. tbeol. Urban Holzmeister ist zum ordent- 


lichen Professor für das Bibelstudium des Neuen Testa- 
ments und die orientalischen Sprachen an der Universi- 
tät Innsbruck ernannt worden. 

Dr. Paul Schroeder, lange Jahre deutscher General- 
konsul in Beirut, dem die Orientalistik viel wissenschaft- 
liche und viele Orientalisten freundschaftliche Förde- 
rung zu danken hatten, starb am 13. Oktober im Alter 
von 71 Jahren in Jena. 

Dr. Rudolf Geyer, a. o. Prof.dersemitischen Sprachen a. 
d. Univ. Wien, ist ebendort zum Ordinarius ernannt worden. 


Berichtigungen. 
J. 


Durch ein Versehen ist Sp. 304 f. die Besprechung Her- 
mannsPalästinajahrbuch usw. unkorrigiert abgedruckt wor- 
den. Wir geben im folgenden dia Liste der Verbesserungen: 

im Titel: Dalman 
Sp. 304 Z. 10 Pharao Thutmosis 
Z. 20 ausserordentlicher Auschaulichkeit. 
Z. 34 Geographisches. 

Ausserdem bat Herr Prof. Hermann folgenden Zu- 
satz angefügt: 

Wie ich erfahre, ist Dr. Paul Lohmann, der an der 
Bearbeitung des Registers den Hauptanteil hat, im Juli 
als Angehöriger des österreichisch- ungarischen Heeres in 
Polen den Heldentod gestorben. Die Palästinakunde, der 
seine Liebe und seine Arbeit galt, dürfte an dem jungen 
Gelehrten eine Kraft verloren haben, von der gewiss 
Wertvolles zu erwarten gewesen wäre. Nun ist ihm die 
Feder aus der Hand genommen worden, ehe er seine 
Studien zu grösseren Publikationen fruchtbar machen 
konnte. Requiescat in Dees 


In meinem Aufsatze OLZ 1915 Spalte 269/70 sind 
einige Druckfehler stehen geblieben, die, wie folgt, 


zu verbessern sind: Die Kartusche enthält NZ 
ist oben der 

Strich / zu streichen; auf Z. 10 der folgenden Spalte 
stehen. 

Wie Spiegelberg mir freundlichst mitteilt, ist er ge- 
in der Kartusche 


ka 
dem König den auf mehreren Verträgen genannten König 
Harmachis (vgl. Rec. de trav. 35, 150) zu sehen, die 
Differenz der Schreibungen haben nichts zu sagen. 


fd Il O bezeichnet er selbstverständlich mit Recht 


— 
22 ( 


als Fem. zu 2 = Eotsus, in N 


etwa der Name des Vaters stecken. 
Walter Wreszinski. 


in der gleichen Inschrift 
muss 


neigt, für d zu lesen und in 


mag 


Zeitschriftenschau. 
Besprechung; der Besprecber stebt in (). 
Wochenschrift f. Klassische Philologie. 1915: 
Karl Wyez, Die Milch im Kultus der Griechen und 


351 


Römer (H. Blämner). — Ludwig Weniger, Der Schild 
des Achilleus. Versuch einer Herstellung (Julius Ziehen) 
27. Albert Mayr, Ueber die vorrömischen Denkmäler 
der Balearen (Hans Philipp). — Wilhelm Soltau, Orien- 
talische und griechische Geschichte (Engelbert Drerup). 

Zeitschrift d. Deutschen Morgenl. Ges. 191b: 
69. B. 1./2. H. Waada v. Bartels, Die Reihenfolge der 
Buchstaben im Alphabet. — P. Schwarz, Die Anordnung 
des arabischen Alphabets. — Eugenio Griffini, Die jüngste 
ambrosianische Sammlung arabischer Handschriften. — 
Erich Ebeling, Assyrische Beschwörungen. — Ferdinand 
Hestermann, Die Repetition der Serérsprache von Sene- 
gambien. — Paul Haupt, Die „Eselstadt“ Damaskus. — 
E Griffini, Daryödhana (skr.) = Dū Raidän (südarab.). 
— R. B. Whitehead, Catalogue of Coins in the Panjab 
Museum Lahore Vol. I Indo-Greek Coins. Vol. II Coins 
of the „Mughal Emperors (E. Hultzsch). — John Allan, 
Catalogue of the Coins of the Gupta Dynasties and of 
SaSonka King of Gauda (a Catalogue of the Indian 
Coins in the British Museum (E. Hultzsch). — William 
Popper, Abū l-Mahäsin ibn Taghri Birdi's Annals Vol. 2 
No. 1—3, Vol. 3 No. 1 (M. Sobernheim). — *Friedrich 
Rösch, Bruchstücke des ersten Clemensbriefes, nach dem 
achmimischen Papyrus der Strassburger Univ. u. Landes- 
bibl. mit biblischen Texten derselben Handschrift ber- 
ausgeg. u. übersetzt (J. Schleifer). — D. K. Pétrof, Ali- 
Ibn-Hazm-al-Andalusi Tauk-al-hamäma (J. Goldziher). — 
Hans Stumme, Zu meinem Aufsatze „das Arabische und 
das Türkische bei Ritter Arnold von Harff* der Windisch- 
Festschrift. — Wissensch. Jahresber. 1914: Franz Prä- 
torius, Die abessinischen Dialekte (und das Sabäo-Mi- 
näische). — Günther Roeder, Aegyptologie. 


Zur Besprechung eingelaufen. 


* bereits weitergegeben. 


Erich Ebeling, Keilschrifttexte aus Assur religiösen In- 
halts 2. Heft (28. wissenschaftl. Veröffentlichung der 
Deutschen Orient-Gesellschaft 2. Heft). Leipzig, J. C. 
Hinrichs, 1915. M. 12 —. 

American Journal of Archaeologie 1915 XIX 2. 

Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes her- 
ausgegeben von der Deutschen Morgenländischen | 
Gesellschaft XIII. Bd. Nr. 2 und 3 (G. Bergsträsser, 
Neuaramäische Märchen und andere Texte aus Ma‘- 
lüla und dasselbe in deutscher Uebersetzung). Leipzig, 
1915, F. A. Brockhaus. M. 6.50. | 

Wilhelm Heinrich Roscher, Neue Omphalos-Studien (Ab- 
hdlgn. d. K. Sächs. Ges. d. W. phil. hist. KI. XXXI I) 
Leipzig, B. G. Teubner, 1915. M. 4,50. 

*Franz Wutz, Onomastica sacra 2. Hälfte: Texte der Ono- | 
mastica und Register (Texte und Untersuchungen | 
zur Geschichte der altchristlichen Literatur herausgeg. 
v. Adolfv. Harnack und Carl Schmidt 3. Reihe 11. Bd., 
der ganzen Reihe XLI Bd.) Leipzig, J. C. Hinrichs, | 
1915. M. 19 —. i 

Alfred Rahlfs, die alttestamentlichen Lektionen der grie- 
chischen Kirche (Mitteilungen des Septuaginta-Unter- | 
nehmens der Kgl. G. d. W. Göttingen Heft 5) Berlin, | 

| 


| 


Weidmann, 1915. M. 3.50. 

*Festschrift Eduard Sachau zum siebzigsten Geburtstag ge- 
widmet, herausgeg. von Gotthold Weil. Berlin, Georg | 
Reimer, 1915. M. 12 —. 

Benno Landsberger, Der kultische Kalender der Babylonier 
und Assyrer. I. Hälfte. (Leipziger semitistische Studien 
VI I/ 2). Leipzig, J. C. Hinrichs, 1915. M. 6 -. 

"le Monde Oriental Vol. IX Fasc. 1. 


Örientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 11. 


— — f—Tæ—wW—— D—ä :2Ü2— ͤ(— 


ege eue Bücher aus dem Verlage der 
i 55 J. C. Binrichs’Ichen Buchhandlung 
in Leipzig, 


Bergstraesser, G.: Sprachatlas von Syrien 
und Palästina. 42 Taf. m. 1 Übersichtskarte 


und erläuterndem Text (54 S.). 80. M. 8 — 
(Aus: Zeitschrift des deutschen Palästina-Vereins 
XXXVIII [1915].) 


Ebeling, Erich: Keilschrifttexte aus Nssur 
religiösen Inhalts. Zweites Heft. (S. 81 — 
160) 36,5 * 26 cm. M.12 — ; kart. M. 13 —. 

(28. Wissenschaftl. Veröff.d. Deut. Orient.-Ges., 2. Heft.). 

Fries, Carl: Die Attribute der christ- 
lichen Heiligen. Mit einem Anhang: Zur 
Offenbarung Johannis. (66 S.) M. 3 — 

(Mythologische Bibliothek VIII, 2.) 

Grapow, Hermann: Religiöse Urkunden. 
Erstes Heft. Ausgewählte Texte des 
Totenbuches. (64 S. autograph. Text 
Lex. 89 und 24 S. Uebers. 8°.) M. 7.50 

(Urkunden des ägyptischen Altertums V, 1.) 

Kiliermann, S.: Die Blumen des heiligen 
Landes. Botanische Auslese einer Friih- 
lingsfahrt durch Syrien und Palästina. 
2 Teile (79 S. m. 10 Abbildgn.) 8°. M. 1.20 

(Das Land der Bibel. I, 5 u. 6.) 

Das Land der Bibel. Gemeinverständliche 
Hefte zur Palästinakunde. Im Auftrage 
des Deutschen Vereins zur Erforschung 


Palästinas hrsg. von Professor Lic. Dr. 
G. Hölscher. Band I (6 Hefte). 8°. M. 3.60 


Landsberger, Benno: Der kultische Ka- 
lender der Babylonier und fÄssyrer. 
Erste Hälfte. (150 S.) 8°. M. 6.— 

(Leipziger Semitistische Studien VI 1/2.) 

Schroeder, Otto: Die Tontafeln von EI- 

Amarna. Texte Nr. 190—202 nebst Zeichen- 


liste (V. 95 S.) Fol. M. 12 —; kart. M. 13 — 
(Vorderasiatische Schriftdenkmäler Heft XIL) 


Fürs Feld und Lazarett besonders empfohlen: 
von Harnack, A.: Das Wesen des Christentums. 
63. Tauf. Feldausgabe in 2 Heften M.2 — 
u Carl: 4 Einzelhefte. 
as bedeutet der Mensch? — Was ist Glück? 
— Vorbedingungen des Christentums. — Jen- 
seits-Hoffnung. (Gewicht je 40 gr.) Je 30 Pfg. 


Mit einer Beilage von der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung in Leipzig. 
Verlag u. Expedition: J. C. Hinriebs’sebe Buehhandlung, Leipzig, Blumengaswse 2. — Druek von Max Schmersow, Kirchbain N.-L. 
Verantwortiieher Horansgeber: F. R. Peiner, Königsberg 1. Pr., Gelts-Allee 11. 


Orientalistische Literaturzeitung 


Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient 


und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers 
Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11 


Verlag der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung, Leipzig 


Blumengasse 2. 


m 


18. Jahrgang Nr. 12 


Inhalt 
Abhandlungen und ouzan Sp. 353—370 


Manuskripte und Korrekturen nach Königsberg. — Drucksachen nach Leipzig. 
Jährlich 12 Nrn. — Haibjahrspreis 6 Mk. 


Wresziuski, W.: Eine Statue aus der 
22. Dynastie KA gece a 


Dezember 1915 


Schollmeyer, Anastasius: Sumerisch- 
353 babylonische Hymnen und Gebete 
Šamaš (H H. Figulla). 371 


Förtsch, Wilh.: Der Vater des | Besprechungen . Sp. 371—380 an 
Gilgameš BEE 367 | Langdon, Stephen: Historical and Wreszinski, W.: Atlas zur ägyptischen 
Förtsch, Wilh. Der Laut wert dur des religious texts (H. H. Figulla) 375 B (Georg nn. 
Zeichens ee 370 | Polak, J. E. (Sättler, F.): Deutsch- | Altertumsberichte . . . . . 380 
Haupt, Paul: Der Korngrünfutter- per sischese Konversations- Wörter- Aus gelehrten Gesellschaften . 381 
schnittmonat . . ... . 359 buch (K. Süssheim) . 377 | Parsonalin . . . 2.» . 381 
Witzel, Maurus: Die Einleitungs- | Rothstein, J. W.: Hebräische Poesie | Zeitschriftenschau . . . 381—383 
zeilen zu Gudea Zylinder A 361 (Max Löhr) 375 | Zur Besprechung eingelaufan 383 


Eine Statue aus der 22. Dynastie. 
Von Walter Wreszinski. 
(Mit einer Tafel.) 


Das Berliner Museum besitzt eine Statue aus 
grauem Granit, die unter Nr. 17272 ins Inventar 
eingetragen ist; ihre Veröffentlichung hat mir 
Heinrich Schäfer mit bekannter Bereitwilligkeit 
überlassen, ich danke ihm auch an dieser Stelle 
herzlich dafür. 

Ein hockender Mann mit auf den hochge- 
zogenen Knien gekreuzten Armen ist dargestellt; 
er trägt eine halblange Strähnenfrisur, die eckig 
zugeschnitten ist und die Ohren freilässt, die 
Augen stehen gerade, Brauen und Lidränder 
sind geschwungen, die Pupillen nicht angegeben. 
Die Nase springt gegen die oberhalb der Nasen- 
wurzel leicht gebuckelte Stirn nur schwach vor, 
sie ist fein und schmal. Der Mund entbehrt 
der Eigenart, die Wangen und das Kinn sind 
weich und jugendlich. Der bartähnliche An- 
satz am Kinn verdankt seine Existenz wohl 
der EE des Bildhauers, durch den Ver- 


such, ihn zu entfernen, könnte das 
Kunstwerk beschädigt werden. 

Die rechte, flach auf liegende 
Hand ist schlecht ausgeführt, nicht 
viel besser kann man über die 
linke urteilen, die eine Pflanze 
hält. 

Die Körperformen sind unter dem Gewand 
verborgen, nur die Arme und das Gesäss mar- 

863 


kieren sich. Das ganze Stück ist das Produkt 
einer Bildhauerwerkstatt, aus der noch eine An- 
zahl anderer Statuen auf uns gekommen zu sein 
scheinen, wenigstens sind die von Legrain ge- 
fundenen Statuen aus der 22. Dyn. (Cat. Gen. 
42208 u. f.) z. T. ganz ähnlich i in Vorlage 
und Ausführung. 

Die Darstellungen und Inschriften sind ohne 
Sorgfalt ausgeführt, so sehr, dass die Deutlich- 
keit der Bilder darunter leidet. Die Erhaltung 
des Stücks ist bis auf ganz kleine Bestossungen 
am Sockel ausgezeichnet. 

Auf den Oberarmen stehen die Namen Osor- 
kons’ II (um 860 v. Chr. Geb.) auf asiatischen 
Bögen als Untersätzen: 

=z 5 Auf dem Gewande vorn! ist in 


versenktem Relief der Gott Month, 
© / falkenköpfig, mit der Sonnenscheibe, 
1 f 8 dem Uräus und den beiden hohen 
= lo Federn geschmiickt, im Kénigs- 
schurz mit Wolfsschwanz, in den 


Handen das Scepter | und das 
Lebenszeiche n , vor dem mumiengestaltigen 


Osiris dargestellt. Zwischen beiden stehen zwei 
Trankopferständer, die durch die Nachlässigkeit 
des Künstlers leer geblieben sind, zwischen ihnen 
sieht man 5 zum Strauss gebundene Lotusblu- 


1 Ebenso auf den Statuen Cairo Cat. Gén. 42226/7, 
Zeit des Petubastis; ähnliche Darsteliungen, meist mit 
mehreren Figuren, sind in der Zeit gans gewöhnlich. 

854 


men;natürlichsind aufden Stän- 
dern Flaschen mitdem Trankop- 
| fer zu denken, und zwischen sie 
ist der Blumenstrauss gesteckt. 


Ueber Month steht — S 
is „Month von Theben“, über O- 


2 a 
siris HOOK SS ISS 
„Osiris, Gebieter des Westens, 


Herr von Abydos“. 


Auf der rechten Seite! sieht man die Barke 
des Sokaris auf einem Traggestell, das auf einem 
altarförmigen Untersatz steht. Der stark ge- 
schwungene Kiel endet am Bug in zwei Anti- 
lopenköpfe mit geraden bezw. leierför mig ge- 
bogenen Hörnern. Daran schliesst sich eine 
eigentümliche Verzierung, die bei Rosell. Mon. 
d. culto XXIV wie ein gefälteltes Tuch aussieht, 
hier und im Sethostempel (Capart 1. c. Taf. 49) 
dagegen wie eine Anzahl dünner Stäbe, die fliigel- 
förmig nebeneinander in die Bordwand gesteckt 
sind. Der Strick, der vom untersten Stabe herab- 
zuhängen scheint, geht in Wirklichkeit wohl 
vom Maul der Antilope mit den leierförmigen 
Hörnern aus; an ihm leitet der Priester beim 
feierlichen Umzug die Barke und ihre Träger. 

Auf einem hohen Gestell mit Blumenkapitäl 
steht der Sokarisfalke mit dem hohen Feder- 


schmuck AQ, 4 kleinere Falken stehen, gleich- 


sam als Bemannung des Bootes, davor und da- 
hinter. | 
Die Mitte des Schiffes nimmt die Götterlade 
ein, die der Steinmetz leider ganz undeutlich 
ausgeführt hat. Es ist ein Kasten, dessen Seiten- 
fläche drei senkrechte Leisten zugleich festigen 
und schmücken; wie der Deckel aussieht, ist 
nicht zu sagen, er scheint mit Figuren geziert 
zu sein, wie es eine Barke bei Rosell. Mon. d. culto 
XXIV, 2 zeigt. — Am Heok sind drei Steuer- 
ruder angebracht. 
Das Schiff wird von Seitenleisten mit einem 
Muster aus abwechselnd gestellten Stäbchen 


und N Zeichen für Schutz festgehalten. Die 


Trage läuft vorn und hinten in Stangen aus und 
ruht auf niedrigen Klötzen. 

Der Untersatz ist ein Pyramidenstumpf mit 
steiler Böschung aus Holz oder Stein; je nach 
dem Material sind die Seiten mit à jour ge- 


42222, 42228, alle 22. Dyn, thal. ibid. 4231, 42210, 
Ä 2 e 22. Dyn. . ibid. 11, 4221 
42217, 48820, 42231, pd, | 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 12. 


| zweiter 


schnittenen Füllungen oder mit Reliefs verziert 
zu denken, das Muster besteht aus den ab- 


wechselnden Zeichen für Leben I und Dauer f. 


Hinter der Barke steht ein Wedel auf einem 
langen Schaft. Vor ihr stehen die Göttinnen 


Isis und Nephthys, in J “=e „Isis, 
die Göttermutter und Herrin des Himmels, 
T S| „Nephthys, dieHimmelaherrin, 


D moll 

die Gebieterin der Götter“. Beide Göttinnen 
unterscheiden sich voneinander nur durch ihren 
Kopfschmuck. Sie stehen nebeneinander, dem 
Beschauer den Rücken wendend, vor ihnen zwei 
der schon oben besprochenen Ständermit Krügen 


und Blumen, ein Kruggestell mit drei Flasohen 
und ein Räucherarm g=). Die ägyptische 


Art der Darstellung lässt das räumliche Ver- 
haltnis der einzelnen Kompositionsfaktoren zu- 
einander nicht erkennen, vgl. dazu meinen At- 
las Taf. 52. | 
Auf der linken Seite! verehren die Götter 

A 


N T = eo. „Horus, Rächer seines Va- 


ters,“ Harendotes und R I d d „Thot, Herr 


der Hieroglyphen“, die heilige Truhe des Osiris 
von Abydos, einen oben abgerundeten Kegel, 
der mit einer Decke mit Fransen belegt ist und 
von zwei Federn und dem Uräus überragt wird. 
Der Kasten steht auf einem Pfahl, der sich 
von einer Platte erhebt und um den kleine, 
schlecht erkennbare Figuren berumstehen. Nach 
analogen Darstellungen (vgl. Rosell. Mon. d. 
culto XVII, 1) halten kniende und stehende 
Statuetten des Stifters den Pfahl. Die Platte 
ruht auf der Trage und diese auf einem Unter- 
satz, der einfacher gearbeitet ist als der oben 
beschriebene. 

Neben diesem Kasten mit der heiligen Reli- 
quie des Osiris, dem Hauptstück bei dem feier- 
lichen Umzug, stehen 6 Standarten, die von 
Lebenszeichen gehalten werden. Vier von ihnen 
tragen Götterfiguren, den Wolfsgott Wep-wawe 
der nach dem Mythus dem Osiris kimpfend un 
wegbahnend Mee des ist, den hier per 
nefas falkengestaltig dargestellten Sohn des 
Osiris, Horus, der ihn gerächt hat, den Sonnen- 
gott, der auf einer thebanischen Statue die 
Widdergestalt des Amon-Re haben muss, — vor 
ihm ist der Streit zwischen Osiris und Seth 
ausgefochten worden, —undden Thot, der ibn zu 
des Osiris Gunsten entschieden hat. Auf den 


Ebenso auf den Statuen Cairo Cat. Gén. 42215, 42216 
mit den gleichen 6 Standarten, nur statt des Wolfs ein 
idder, ebense bei 42226. ES 


357 Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 12. -868 
beiden:niedrigeren Standarten stehen die Zeichen wow L JI Oe l NR 
zweier Gaue, das des Gaues von Latopolis, Olowicdl 
in dem die Nekropole des Sokaris liegt, der ja — 
nur noch eine Form des Osiris ist, und das des 1 es en déi LS D 
Eileithyiaspolites, dessen Nennung hier schwerer | 
verständlich ist, vielleicht repräsentiert er ie Sawer Veo J j 1 d 
nur Oberägypten. R "e | l 
Die Inschriften nennen Persönlichkeiten, die — 9 > 
auch aus anderen Denkmälern bekannt sind, Ze, am = Gr 


vgl. Weil, Veziere des Pharaonenreiches pag. 
131 f. Die Titel bieten keine Besonderheiten, 
der kleine Spruch ist wohl der Anfang eines 
volkstümlichen Liedes, das stark an Psalm 84 
erinnert. 


Tn oe Nate ll EBs | 
DEKAN ES FPF fo mm lé 
NAP WAS ea vv 
Ne DAR 
oN 
LASENT or 
da LAN Tt! 
IC wom Set JS 


Der Priester des Amon in Karnak, 

der Priester des Month von Theben, 

der Erbfürst, Fürst, kgl. Siegelbewahrer, ein- 
ziger Smr, 

der Wedelträger zur Rechten des Königs von 


Oberägyp ten, | 

der beim König von Ober ten allein eintritt 

‘and die Audienzhalle in ihrem Glanze sieht 
(d. h. den König in ihr) 

der Sekretär des Pharao Hor, er spricht: 

„Wie wohl ist dem, der den Amon schaut! 

Ich sitze im Schatten seines Hauses 

= ichdas Gebet aus dem Munde der Priester 

öre 

wie das Jauchzen der Geister des Ostens,“ 

(wenn die Sonne aufgeht.) 


Um den Mantel herum: 


mm >= 


SATTE AZ Te, 


aed Ts 


10 oo DA 


Es hat ibm sein Sohn gestiftet, der seinen 
el Namen verewigt, 


der it ntr und Priester des Amonrasonter, 

III Priester des Amon, 

Vorsteher der Rinderherde des Ré-Heiligtams 
auf dem Dache des Amontempels, 


Priester des Month von Theben, 


Augen des Königs von Oberägypten, 

Ohren des Königs von Unterägypten, 

grosser rwd, Sekretär für den Süden Nb-ntrw, 

der Sohn des Hohenpriesters, der den Re-Atum 
in an zufriedenstellt, Sekretär des Pha 
rao Hor. 


NR ! 
TOF 16 
OESCH, 

U 
EE 
STEHE 
PSs 


Priester des Amon in Karnak, Priester des 
Month von Theben, j 
Erbfürst, Fürst, kgl. Siegelbewahrer, einziger smr, 
Wedelträger zur Rechten des Königs, Sekretär 
des Pharao Hor, | 
Sohn der Sistrumspielerin des Amonre Dd- 
Mwt-1ws- nh, | 
Sohn des — Titulatur wie vorher — N§-Jmn 
Sohn des — Titulatur wie vorher — Nb-ntrw. 


MUNA 
| | d | 
— 


Sohn des — Titulatur wie vorher — Stadt- 
räfekten und Veziers Ns-Jmn, 

Sohn des — Titulatur wie vorher — Nb-ntrw. 
Hier ist die Herkunft des Nb-ntrw mütter- 

licherseits angegeben, seine Vorfahren in der 

4. u. 5. Generation waren Veziere, damit be- 

weist er dem Fernerstehenden die Vornehmheit 

seiner Familie. 


Der Korngrünfutterschnittmonat, 
Von Paul Haupt. 


Zu Weidners Bemerkungen (OLZ 17, 499) 
tiber den babylonischen Namen des Schaltmonats, 
arıu magrü ša Addari, der Unglücksmonat des 
Adar, mag man meinen (1913 erschienenen) 
Aufsatz The Cuneiform Name of the Second Adar 
(JBL 32, 139—145 nebst dem Nachtrag auf 
S. 273/4) vergleichen, wo ich auch den bebrä- 
ischen Namen Feadar (unter Hinweis auf GK * 
123 f.) zum ersten Male erklärt habe, ebenso 
die sumerische Bezeichnung des Adar als Korn- 
schnittmonat (ASKT $ 204, 2. 11). 

Meissner, Von Babylon nach den Ruinen 
von Hira und Hüarnagq (Leipzig 1901) S. 4 sagt, 
dass in der Zeit vom 13—21. Februar 1900 in 
-Babylonien die Saat schon recht hoch auf- 
geschossen war, und die ganze Tierwelt in dem 
angenehmen Zeichen des hasis(Grünfutters)stand, 
mit der Anmerkung: Die Gerste wird, bevor sie 
in Halme schiesst, mehrfach abgeschnitten, und 
das Grünkraut als Viehfutter verwendet; bei 
Weizen findet das nicht statt. — Der 1. Adar 
fiel 1900 auf den 31. Januar. 

In einer weiteren Notiz über den Korn- 
futterschnittmonat, die inzwischen in JBL 33, 
Heft 4 erschienen ist, habe ich darauf auf- 
merksam gemacht, dass nach EB!! 1, 313* das- 
selbe Verfahren in Afghanistan üblich ist: man 
sät dort die Gerste im November, im März und 
April wird sie dann zweimal (zu Futterzwecken) 
abgeschnitten, während die eigentliche Ernte im 
Juni stattfindet. 

In Deutschland liefert der im Herbst gesäte 
Futterroggen im Frühjahr das erste Grünfutter 
für Milchvieh, und von dem im Juli gesäten 
Johannisroggen erhält man vor der im nächsten 
Jahre erfolgenden Ernte im Herbst einen Grün- 
futterschnitt. Im südlichen Grossbritannien wird 
Roggen fast ausschliesslich als Futterpflanze 
gebaut, im Herbst gesät und im Frühjahr ge- 
schnitten. In Australien wird Weizen und 
Hafer zusammen gesät und vor der Reife ge- 
5 da das Land keine natürlichen Wiesen 

at. 

Delitzsch merkte in seinem (autographierten) 
Wörterbuch, S. 190, A. 2 an, dass Rassam ihm 
mündlich mitgeteilt habe, die Aussaat finde in 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 12. ‘ 


Babylonien im November—Dezember statt, die 
Ernte im Mai—Juni. Sivan (assyr. simanu, 
von uasamu; JBL 19, 80, unten) heisst Ernte- 
zejt, während saison (=lat. satio) eigentlich Saat- 
zeit bedeutet. 

Dass der sumerische Name des Adar sich 
nicht auf die Kornernte, sondern auf den Korn- 
grünfutterschnitt bezieht, hat Pinches (PSBA 
35, 20. 23. 127) richtig erkannt. Jensens Ver- 
mutung, dass Adar mit iddar, Tenne, zusammen- 
hängt (ZDMG 65, 562, Z. 22; vgl. Zim- 
mern, Akkad. Fremdwörter S. 41) ist unhaltbar. 
Der Name ist vielmehr von “Y, behacken, jäten, 
das Unkraut enifernen, abzuleiten (für die a- 
vokale nach dem y vgl. agrabu = pp, agalu = 
33%). Zum Jäten der palästinischen Getreidefelder 
siehe DB 4, 678°. In Babylonien nahm man 
wohl nach dem Korngrünfutterschnitt eine 
Lockerung des Bodens unter gleichzeitiger Un- 
krautausrottung vor. 

Nach Plinius (18, 254) fand das Behacken 
der Saatfelder vor der Frühlingstagundnacht- 
gleiche statt (ab aequinoctio sartura nocere et 
vineae et segeti existimatur). Von dieser (dem 
Adarentsprechenden)Zeitsagt Plinius (18,241): 
Tum et segetes convenit purgare, sartre hibernas 
fruges, maxumeque far; vgl. ibid. 184: triticum, 
semen, hordeum fabam bis sarire melius. Der 
Name Adar (genauer Addar) hat die Bedeutung 
von sarculatio und runcatio; man kénnte ihn des- 
halbdurch Sarculariusoder Runcinus wiedergeben. 


JBL 32, 273 habe ich auch die babylonischen 
Varianten zu ASKT 64, 13 (AL® 113) auf 
Grund einer neuen Kollation Pinches’ und 
meines Schiilers Dr. Schick) berichtigt. Aut 
der Riickseite (nicht Vorderseite!) von S. P. 11, 


263 steht nicht YY eA oder YY d. sondern, 
Tr und auf der Vorderseite nicht ar-xu Sa- 


(= Addari), sondern ME ve d. i. arkat ša Ad- 


dari, Nachadar (vgl. Nachsaison, franz. arrière- 
saison, auch Nachurlaub, Nachkur, Nachspiel, 
Nachschrift, Nachtischusw), während die Variante 
auf der Rückseite arzu atar sa Adari, Extra- 
Adarmonat (vgl. BA 1, 14, Z. 14) zu lesen ist. 
Delitzsch, Sum. Gloss. 137 bemerkt mit Recht, 
dass das sum. dir = atru (für watru) dem hebr. 
y entspricht, und der Schaltmonat heisst im 
Hebräischen pp Grp 

Auch Weidner (OLZ 17, 499) fasst arzu 
magrü 3a Addari als Unglücksmonat des Adar; 
er liest aber makrü statt magrü, und bringt 
das zusammen mit arab. mäkira = ihmarra, rot 
sein, syr. mdkhra, mekhärä, makkärä, rote Farbe 
Makrü soll ursprünglich rot, dann dunkel, finster, 
unheilvoll bedeuten; vgl. dagegen Weidners 
Babyl. Astronomie (Leipzig 1915) S. 10. Dass 


361 


sämu nicht rot heisst, habe ich schonOLZ 16, 489, 
A. 1 bemerkt; die Bedeutung ist vielmehr fahl. 
Delitzsch (Sum. Gl. 239) fasst sämu jetzt als 
dunkelfarbig (vgl. ibid. 92, unten, und ALS 172°. 
13, Nr. 89). 

ZDMG 64, 705, Z. 16 habe ich den sume- 
rischen Namen des Kornfutterschnittmonats iti- 
Se-kin-kut gelesen. Es ist trotz Delitzsch, 
Sum. Gl. 110 nicht nötig, kin durch gur zu 
ersetzen. Jedenfalls ist in dem dort angeführten 
$e-gur-kuda=eldu das še nicht lediglich Determi- 
nativ. Ebenso wenigdarf man in dem sumerischen 
Namen des Pferdes, ansu-kura Esel des Berglandes 
ansu (vgl. OLZ 18, 203; ZDMG 69, 170, A. 3) als 
blosses Deterinativauffassen, wie das Delitzsch, 
Sum. Glossar, S. 128tut (vgl. AL518; SAI5359; 
GA 38455). Ausserdem kann eldu = hagdu auch 
ediglich Abschneiden bedeuten; vgl. syr. N) 
Sichel. Das aramäische Lehnwort haéada heisst 
im Arabischen mit der Sichel ubschneiden (arab. 
gata‘a bil-mingali). Die echtarabische Form ist 
, zädada, lat, runcare, jäten, wird später 
auch für mähen gebraucht. Ein althebr. mu 
Schnitzmesser(oder Axt; vgl.äthiop mä dad, Sichel 
gibt es nicht; Jer. 10, 3 ist “syna Glosse (nicht 
vgl. Cant. 7, 2) und Jes. 44, 12 ist statt syn 
mit Klostermann 239 dw, wie müht er sich 
einzusetzen. Der Zweizeiler ist folgendermassen 
zu lesen. 

NY Mapa. DEZ 


yd ep wan 
Am om Dr 


MD 2 Noppen 
% n> par syn b (6) zept) 
Wie mühte sich“ der Eisenschmied! 

mit Kohle und Hämmern formte er's; 
Er schaffte es mit kräftigem Arm, 

Pkein Wasser trank er und lechzte. 


“und schaffte fauch hungerte er und hatte keine Kraft. 

Statt Ay (von Ay") ist Ay” (von yy; vgl. 
Hiob 22, 7) zu lesen. Das! ist konzessiv (GK * 
8 141, e). In Glosse “ist 15 vor dem folgenden 
N> ausgefallen. Sowohl Jes. 44, 12 als auch 
Jer. 10, 3 sind natürlich nicht echt, sondern 
gehören einer späteren Zeit an. 


Die Einleitungszeilen zu Gudea Zylinder H 
(1,1—12). 
Von P. Maurus Witzel. 


Trotz der genialen Arbeit Thureau-Dan- 
gins (SAKI S. 88 ff.) haben wir von den 
beiden grossen Gudea-Zylindern doch erst nur 
einen Uebersetzungsversuch, Die Schwierig- 
keiten, welche einsprachige sumerische Texte 
der Uebersetzungskunst bieten, zeigen sich in 
erhöhtem Masse an diesen beiden Zylindern. 
Besondere Schwierigkeiten bieten in diesen 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 12. 


' 868 


Texten die verschiedenen Kultgegenstände und 
Tempelräume und dgl., deren Erwähnung uns 
nur mit leeren Namen bekannt macht und im 
Ungewissen herumtasten lässt. 

In den Einleitungszeilen zum Zylinder A 
bestehen diese Schwierigkeiten nicht. Und doch 
ist es bis jetzt noch nicht geglückt, eine befrie- 
digende Uebersetzung der wenigen Zeilen zu 
geben, die zudem noch verhältnismässig lücken- 
los erhalten sind. Der Text lautct: 

l'ud an-ki-a nam-tar-[ri-Jda ?SIR-BUR- 
[LA] -e me-gal-la [sag]-an-su-mi-ni-ib-il 34en- 
lil-e en- Anin- gir-· su- Ad igi-zild) mu-Si-bar turu-me-a 
nig- du PA- nam- & 5§a(y) gu- bi- nam- gi ®3a(g)-4en- 
lil l gu- bi- nam- gi T Sa(g)- gu · bi· nam · gi Sega-en 
nam- mul imi II- IL %8a(g)*en-lil-la-ge“idigna- 
dm a- dug-ga nam-tum '%é-e lugal-bi gu- ba- de 
116 ninnũ me-bi an- Ri- a PA- - mu- ag- ge li pa; te- Si 
galu-giS-pi-tag-dagal-kam gis-pi-tüg ni - ga- gaͤ. 

Thureau-Dangin übersetzt in SAKI S. 89: 
1Zur Zeit, wo im Himmel und auf Erden die 
Geschicke bestimmt wurden, wurden Lagas’ 
grosse Bestimmungen zum Himmel erboben. 
En- lil warfeinen wohlwollenden Blick auf Nin-gir- 
su: „In meiner Stadt was sich gehört erscheint 
nicht, das Flutwasser steigt nicht, ®das Flut- 
wasser En-lils steigt nicht, ™das Flutwasser 
steigt nicht. 8Die hohen Wasser leuchten nicht, 
zeigen nicht ihren Glanz. *Gutes Wasser bringt, 
wie der Tigris, das Flutwasser En-lils nicht“, 
10 Den Tempel (soll) der König verkünden, 
‘fdas e-ninnd, seine Bestimmungen (sollen) an- 
gesehen sein im Himmel und auf Erden.“ 
12Der Patesi, ein Mann von weitem Verstande, 
wandte darauf seinen Verstand. ' 

In dieser etwas mysteriös klingenden Ueber- 
setzung ist, wenn ich dieselbe recht verstehe, 
ein Dialog zwischen Ningirsu und Enlil ent- 
halten. Langdon (SG S. 179) bietet im wesent- 
lichen die gleiche Uebersetzung, fasst aber, 
wie es scheint, Zeile 4—12 als Monolog (Nin- 
girsus?) auf. Auch Kmoskó ZA XXIX, S. 159 
(Eine uralte Beschreibung der „Inkubation“) 
versteht wohl Th-D. falsch, wenn er ihm einen 
Monolog (Ningirsus) imputiert. 

Was vor allem die nicht befriedigende 
Uebersetzung Th.-D.s veranlassen musste, 
war die Auffassung des Verbalpräformatives 
nam in negativem Sinne. Ich glaube in 
meinen Präformativen!, den Nachweis er- 


2 BA VIII 5. — Kmoskö (a. a. O. 8 159) der üb- 
rigens meiner Auffassung zum Teile beistimmt, ver- 
weist zum Beleg dafür, dass das Präformativ nam 
auch negative Bedeutung hat, auf Sc. 60 und Brünnow 
S. 537 ff. Diese negative Bedeutung des nam habe ich 
natürlich nicht geleugnet; vergleiche meine Ausfübrungen, 
besonders auch S. 124 2.4 ff. Freilich würde ich heute 
nicht mehr den Satz schreiben: „Es ist also fraglich, 


988 


bracht zu haben, dase nam in sehr vielen 
Füllen und besonders in den älteren Texten 
positive Bedeutung habe. Dementsprechend 
babe ich (Präf. S. 102 Z. 18 ff.) für die Ein- 
leitung zu unserem Zylinder folgende Ueber- 
setzung vorgeschlagen: 

1, Als oben und unten die Geschicke be- 
stimmt wurden, 2 wurde Lagaš durch hohen Be- 
schluss zum Himmel erhoben. ®Enlil warf dem 
EN-Ningirsu einen fürsorgenden Blick zu. 
Auf dem Stadtgebiete (? vgl. M 7957 me-a 
ali? brachte er (scl. Enlil) alles in Ordnung, 
5das Flutwasser liess er anschwellen, ®das Flut- 
wasser Enlils liess er anschwellen, "das Flut- 
wasser liess er anschwellen, ®die hohen Wasser 
bedeckte (er mit?) Glanz, °die Flut Enlils 
brachte als Tigris gutes Wasser herbei (oder 

„liess in den Tigris gutes Wasser fliessen“?) 
10 Der Tempel ward grossartig angeordnet (?oder 
den Tempel verkündete sein König“); tides e- 
ninnu Los oben und unten glänzend zu ge- 
stalten, 12(darauf) richtete der Patesi, ein 
Mann grossen Verständnisses, seinen Verstand“. 

Diese Einleitung dachte ich mir als kurze 
Chronik von Lagaš bis zum Tempelbau, in der 
besonders hervorgehoben wird, dass Lagaš bei 
der Schicksalsbestimmung gut abgeschnitten 
habe, besonders auch ausgezeichnet worden sei 
durch fruchtbare Felder. Indem Kmoské (a. 
a. O. S. 159 f.) in dem Texte die Erzählung 
des Anlasses zum Tempelbau erblickt (was an 
sich ja auch viel für sich hat), kommt er zu 
dem Schluss, dass nam in den Einleitungszeilen 
doch negative Bedeutung habe. Auch weist 
er darauf hin, dass der Tigris sehr schlechtes 
Wasser enthalte, dem der dupsar nicht wider- 
sprechen dürfe?. Die Veranlassung zum Tempel- 
ob in den älteren Texten überhaupt ein num — „nicht“ 
vorkommt“ (S. 103 Z. 16.; in den Wirtschaftstexten fin- 


den sich nämlich verschiedene Formen mit nam-mi „nicht 
soll er. . .“. Aber hier liegt nur eine geschärfie Aus- 
sprache fir na-mi vor; ein eigentliches Präformativ nam 
ist dies nicht. Auch Gudea St. B 7,66 f. (vgl. Praf S. 103 
Z. 8) gehört hierher. Eine andere Verbalform mit nam 
(= ohne folgendes ms) und negativer Bedeutung ist mir 
auch bis jetzt aus den früheren Texten (mit Ein- 
schluss der Gudea-Inschriften) noch nicht bekannt. — 
Kmoskös Ausführungen über die „Inkubation“ bei Gudea 
werden an einer anderen Stelle besprochen werden. 
osk6 (a. a. O. S. 161 Anm. ) meint: me-a 
8 schon deshalb nicht „Stad beet heissen (Wit- 
zel), weil es bei Meissner 7957 = ubi (?) bedeutet“. 
Diese Bedeutung ist mir natürlich Au nicht entgangen: 
nicht me-a habe ich mit „Stadtgebiet“ übersetzt, sondern 
uru-me-a, wobei uru „Stadt“ heisst und. me-a dem „Ge- 
biete“ entsprechen soll. Vgl. meine Uebersetzung in 
Literarische Beilage der Höôlnischen Volkszeitung 1913 
Nr. 30 (Ein Traumgesicht und seine Deutung aus der 
grauesten Vorzeit): „Wo die Stadt (steht), brachte er 
alles in Ordnung“. 
® a-dug-ga braucht nicht mit „gutes Wasser“ son- 
dern mit „Stisswasser“ übersetzt zu werden. CH meine 
Uebersetzung in Liter. Beilage zur Köln. Volksz.) 


Orientalistische 63 Drientalistische Literaturzeitung 2915 Nr. 12. rr BA 1915 Nr. 12. 


bau war nach Kmoskö der "2? dass 
„zur Zeit, als das E-ninnfi noch nicht erbaut 
war, das jährlich wiederkehrende Hochwasser, 
dem die Sumerer ihren ganzen Wohlstand zu 
verdanken hatten, eine Zeitlang weniger er- 
giebig war“. Kmoskö übersetzt: 

Zur Zeit, wo im Himmel und auf Erden bei 
der Schicksalsbestimmung (d. h. am Jahres- 
anfang) "die Stadt Lagaš eine grosse Be- 
stimmung bis zum höchsten Himmel erhob und 
3Enlil auf den En-Ningirsu’s einen fürsorglichen 
Blick warf: ‘in der hehren Stadt erschien das 
Geziemende nicht, ö5das Hochwasser kehrte nicht 
ganz zurück, êdas Hochwasser Enlil’s kehrte 
nicht ganz zurück, "das Hochwasser kehrte 
nicht ganz zurück. ®Die hohe Flut glänzte 
nicht, sie trug Schlamm. Das Hochwasser 
Enlil’s, wie wenn es der Tigris wäre, brachte 
gutes Wasser nicht“. Kmosk6 fügt noch hinzu: 

„Um den zürnenden Gott zu beschwichtigen, 
beginnt nun Gudea das E-ninnfi zu bauen. 
Dies ist der natürliche Sinn der ein wenig hol- 
perigen Einleitungsworte von Cyl. A“. 

Ein wenig holperig kommt also Kmoské 
die Sache immer noch vor! Doch ist der Ge- 
danke zweifelsohne sehr gut, dass in den 
Einleitungszeilen der Anlass zum Tempelbau 
gefunden werden müsse. Bisher erblickte ich 
denselben in Zeile 10; doch durch Kmoskös 
Ausführungen bin ich auf eine andere Idee ge- 
kommen, die gleich dargelegt werden soll. Auch 
muss man gestehen, dass es auf den ersten 
Blick ziemlich bestechend ist, den Feldersegen, 
der in Kolumne 11 der Inschrift verheissen wird, 
als Motiv des Tempelbaues anzusehen und dem- 
entsprechend in der Einleitung den Mangel an 
der „Flut Enlils“ ausgedrückt zu finden. Aber 
bei näherem Zusehen scheint doch nicht alles 
zu passen, erst recht nicht nach der Ueberset- 
zung Kmoskés. Was soll z. B. die Erwähnung 
des „fürsorglichen Blickes“, den Enlil auf Nin- 
girsu wirft, wenn dann im Folgenden Sachen 
erzählt werden, die nicht zum besten der Nin- 
girsu-Stadt dienen? Die Uebersetzung gu- bi 
nam - gi „kehrte nicht ganz zurück“ dürfte ver- 
fehlt sein angesichts der Gleichungen bei Br. 
3270, M 2077 und M 4894, aus denen her- 
vorgeht, dass gú von dem eigentlichen Wurzel- 
wort gi nicht getrennt werden kann. In Zeile 8 
übersetzt Kmoské „(die hohe Flut) trug 
Schlamm“. Aber warum sich darüber beklagen? 
Das wäre doch für die Felder sehr erwünscht 
gewesen! Zeile 9 lautet nach Kmoskö: „das 
Hochwasser Enlils, wie wenn es der Tigris 
wäre, brachte gutes Wasser nicht“. Aber aut 
gutes Wasser kam es ja auch für das Feld 
nicht an, sondern auf gentigendes Wasser. 
Zudem würde diese Uebersetzung voraussetzen, 


‘$66 


dass der Tigris wegen seines schlechten Wassers 
schon sprichwörtlich geworden. Zu dieser An- 
nahme berechtigt aber nichts in den Inschriften: 
vielmehr ist der Tigris (bisweilen mit dem 
Euphrat zusammen) das Bild des Ungestüms, der 
Fülle und des Segens. Was kann übrigens 
Ningirsu dazu, wenn Enlil seine Fluten zurück- 
halt? Bei dem selbstsüchtigen Charakter der 
alten Götter würde Enlil durch einen. Tempel- 
bau für Ningirsu auch nicht zur Nachgiebigkeit 
veranlasst worden sein! Was den in Kolumne 11 
versprochenen Feldersegen anbelangt, so ist 
man durchaus nicht gezwungen anzunehmen, 
dass derselbe eine Zeitlang vorenthalten gewesen 
sei. Es wird hier nur ein ganz besonders 
grosser Segen verheissen i. 


Wenn nun hier Kmoskös Uebersetzung 
der Einleitungszeilen unserer Inschrift abgelehnt, 
ändererseits der leitende Gedanke gebilligt wird, 
lässt sich dann ein anderer Anlass zum Tempel- 
bau aus den Einleitungszeilen herauslesen? Ich 
glaube, dass dies recht wohl möglich ist! Und 
zwar erhalten wir die Erzählung einer Veran- 
lassung, die vollständig in Parallele steht mit 
derjenigen bei so vielen anderen Tempel- und 
Städtebauten, von denen uns die Inschriften be- 
richten: allmählicher Verfall hat die Fürsten zu 

enovierungen oder Neubauten veranlasst. Bei 
unserer Auffassung wird auch auf einmal ver- 
ständlich, wie in der ganzen Inschrift sicherlich 
von einem Umbau die Rede ist, während am 
Anfange der Inschrift, namentlich auch in den 
Anweisungen an Gudea, von einem Neuban die 
Rede zu sein scheint. 


Geben wir nunmehr zunächst die Ueber- 
setzung der Einleitung nach unserer jetzigen 
Auffassung: 

1 Als oben und unten die Geschicke bestimmt 
wurden, 2 wurde in Lagas der hohe (Königs)tempel 
bis zum Himmel erhoben. ®Enlil warf dem En- 
Ningirsu einen fürsorglichen Blick zu: ‘derStadt- 
tempel wurde prächtig ausgeführt. — 5DasFlut- 
wasser stieg (alljährlich) heran, §das Flutwasser 
Eulils stieg heran. "Das Flutwasser stieg heran 
(und) ®die hohen Wasser bedeckten den Glanz 
mit Schlamm 2; »das Flutwasser Enlils wälzte 
wie der Tigris Wasserwogen heran: ‘dieser 
Tempel des Königs geriet in Verfall. 11 Des E- 
ninnu Königstempel oben und unten glänzend zu 


I Zeile 14 f. du-du ki a nu-é-da a ma-ra &-ne ist 
nicht mit Th.-D. zu übersetzen: „Aus Bodenspalten, aus 
denen das Wasser nicht mehr quoll, soll Wasser quellen“, 
sondern: „zu den Hügeln, wohin das Wasser nicht steigt, 
soll das Wasser dringen“. So ergiebig soll die Wasser- 
fut werden! 


* Oder ist zu übersetzen: „die Hochflut bedeckte 
den Glans“ (IM-IL-IL = im-IL-IL)? 


Orientalistische Literaturseitung 1915 Nr. 12. 


886 


gestalten, 12 darauf richtete der Patesi; ein Mann 
grossen Verständnisses, seinen Verstand. 
Diese Uebersetzung klingt, wie mir scheint, 
sehr natürlich; damit verliert die zo 
allen mysteriösen Anstrich. Sie befriedigt au 
vollständig betreffs des zu erwartenden Hin- 
weises auf den Umbau des alten Tempels. Auch 
kann man bei dieser Auffassung die Enleitung 
nicht „holperig“ nennen; im Gegenteil, sie macht 
sogar einen recht schönen, künstlerischen Ein- 
druck. Es entsteht nur die Frage, ob sioh 
diese Uebersetzung auch rechtfertigen lasse. 
Dass dem Ideogramm ME an den weitans 
meisten Stellen der Gudeainschriften (desgl. 
seinen Synonymen) die Bedeutung „Königs- 
tempel“, d. i. Tempel, in dem der betreffende 
Gott als Herrscher gedacht ist, zukomme, muss 
an anderer Stelle ausführlich dargetan werden. 
Dorthoffe ich auch zeigen zu können, dass das se- 
mitische Aequivalent parse niemals die Bedeu- 
tung „Gesetz, Befehl“ oder dergl. hat, sondern 
immer bedeutet: „Königstempel“ (wenn von einem 
Gotte) oder „Throngemach“ u. dergl. (wenn von 
einemirdischen Königedie Redeist!;zuweilen wird 
pargu im übertragenen Sinne genommen: „Dyne- 
stie, Königsgewalt“ . e | 
Was die positive Bedeutung des Präfor- 
mativs nam angeht, so kann dieselbe hier nicht 
mehr dargetan werden; es wird dasselbe auch 
nicht nötig sein, da, wie es scheint, die positive 
Bedeutung allmählich anerkannt wird. In Zeile 8 
transkribiert Th.-D. ni il-il entsprechend seiner 
Uebersetzung. Es steht natürlich nichts im 
Wege, auch im: IIL- IL (etwa gur-gur zu lesen) 
zu transkribieren und entsprechend zu über- 
setzen. In Zeile 9 sind nach der gegebenen 
Uebersetzung alle Schwierigkeiten betreffs des 
guten oder schlechten Wassers des Tigris be- 
hoben; der Tigris erscheint auch hier als Bild 
der ungestümen Wasserkraft. A-dug- ga heisst 
freilich für gewöhnlich „Süsswasser“. Da aber 
dug (HI) auch die Bedeutung rihü hat (vgl. 
Br. 8232; beachte auch dort HI-NIR=rihutum), 
kann a-dug auch heissen „Wasserguss,-Anprall“ 
u. dgl. Solche verschiedene Möglichkeiten sind 
ja im Sumerischen wahrlich keine Seltenheit! 
Der Zusammenhang (das Bild des ungesttimen 
Tigris) weist uns übrigens auf diese Bedeutung 
hin. Aehnlich heisst gu-de (Zeile 10) in den 


1 Cfr. parsu sa ili und parsu ša šarrí. 

* Wem die Gleichung ME = „Königstempel® An- 
lass sein sollte, die ganze obige Uebersetzung van der 
Hund zu weisen, der möge einstweilen ME = „Bestim- 
mung, Los“ beibehalten: *Laga’ wurde durch hohe Be- 
stimmung zum Himmel erhoben. — “Das Los der Stadt 
gestaltete er glänzend. **Des E-ninnu Les oben und 
unten glänzend zu gestalten. [Zu ME = pargu = Gemach 
vgl. auch Hommel OLZ X Sp. 381. D. R.] , 


367 


meisten Fällen „verkünden“ und dgl. Aber es 
hat auch die Bedeutung „zugrunde gehen“ 
(abatu), wie aus Br. 693 ersichtlich ist. Da 
der Verfall von Tempeln usw. ein ganz ge- 
wöhnliches Motiv für Tempelbauten ist, wird 
man hier um so leichter die etwas seltenere 
Bedeutung von gü-de annehmen können. Dieses 
Verb für „zugrunde gehen“ findet sich übrigens 
ziemlich oft im Sumerischen, freilich in ver- 
schiedener Orthographie. In den Wirtschafts- 
texten kommt oft ein u- gu- de „verloren gehen, 
abhanden kommen, vernichtet werden“ vor. 
Vergleiche auch Br. 6721 lu-gu-de und lu-t- 
gu-de = munnabtu. Damit läuft dann noch ein 
gu- du parallel; vergleiche Br. 667 Lu- gu- du -a 
munnabtu; Br. 661 gu-dü=sakasu „zerstören“ 
und noch andere Nummern. Ich halte somit 
die gegebene Uebersetzung für zweifellos rich- 
tig. — Zu é-e lugal-bi „Känigstempel“ siehe 
Zyl. A 30, 1 é-lugal-bi HI-LI-a ni-dü, was 
Th.-D. übersetzt: „Der Tempel des Königs ist 
mit Pracht erbaut“. 

Somit dürfte die Einleitung des Gudea-Zylin- 
ders A, welche dem Verständnisse so grosse 
Schwierigkeiten in den Weg setzte, endlich ge- 
klärt sein. Man sieht, wie oft das Verständnis 
von der richtigen Auffassung eines einzigen 
Wortes abhängen kann. Wir müssen aber auch 
gestehen, dass wir vom Sumerischen noch herz- 
lich wenig verstehen! 


Der Vater des Gilgames. 
Von Wilh. Förtsch. 


Als Mutter der Könige von Uruk gilt ‘Nin- 
sun. Sonenntsich Sin-gasid (Backstein A) dumu 
anin-suͤn „Sohn der Nin-sün“ und errichtet 
(Tonnagel) ‘lugal-ban-dadingir-ra-ni-ir 
dnjin-sün ama-a-ni-ir“ d Lugal-ban-da, seinem 
Gotte, und @Nin-sün, seiner Mutter“ den Tempel 
6-kankal. Ebenso wird als Mutter des Gilgameš |, 
der ja gleichfalls König von Uruk ist, @Nin-sün 

enannt. Man könnte nun vermuten, Lugal- 
ban-da, der Gemahl der *Nin-sün, sei als Vater 
der Königeanzusehen. Dagegen würde die Stelle 
aus dem Gilgames-Epos, wo das Weib des 
Skorpionmenschen beim Anblick des Gilgames 
in die Worte ausbricht (Tafel IX, Kol. 2, 16; 
KB VI 1 S. 204) Sit-ta-Su ilu-ma Sul-lul- 
ta-Su a-me-lu „zwei Drittel von ihm ist Gott, 
ein Drittel von ihm ist Mensch“ durchaus 
nicht sprechen; denn ‘Lugal-ban-da ist nicht 
vom Anfang an ein Gott, sondern selbst nur 
ein deifizierter König. Auffällig aber ist es, 
dass Sin-gaSid bei der Erbauung des gemeinsamen 


1 Za Gilgameš und Lugal-ban-da siehe die treff- 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 12. 


868 


Tempels für “Lugal-ban-da und “Nin-sün (siehe 
oben) letztere als seine Mutter, ersteren aber 
nur als seinen Gott bezeichnet; ferner ebenso im 
GilgameS-Epos @Lugal-ban-da lediglich der Gott 
des Gilgameš genannt wird!. Dies hat seinen 
Grund darin, dass () Lugal-ban-da im Bewusst- 
sein jener Zeit nochals historische Persönlichkeit 
dastand, als dessen Sohn den König zu bezeichnen 
nicht gut möglich war?. 

Den Namen des Vaters des Gilgame$ erfahren 
wir durch die neue Königsliste Poebel, HGT 2 ff. 
Es heisst dort Nr. 2 Vs. 2, 26—28: 

4 gis-bi(l)-ga-[mes] 

ab-ba-ni a [?] 

en kullab IP 

„ Gilgames, 

dessen Vater? A, 

der Hohepriester von Kullab*, war“. 

Poebel, HT S. 75 und 125 glaubt, dass a nur 
das erste Zeichen des Namens sei, der Reste 
aber fehle. Es ist möglich, dass Z. 27 (ebenso 
wie Z. 28; hierzu siehe weiter unten) etwas 
abgebrochen ist; doch wäre dies kein Teil des 
Namens. Der Vater des Gilgames heisst A. 
Im folgenden der Beweis dafür. 

Der Vater des Gilgameš wird hier en kul- 
labk „Hohepriester von Kullab“ genannt. Be- 
achten wir dazu die Göttergruppen, welche VAS 
XIV 74 (VAT 4657)5 und DP 54 nach dem 
dritten Tage Opfer erhalten. Erstere ist: 4Gis- 
bi(l)-gin-mes, 4 Nin-hur-sag SE.DA, isib kullab™- 
ta; letztere: ib-bäd-dür-ra (kultisches Gebäude)$, 
dGiS-bi(l)-gin-mes, @Nin-hur-sag SE. DA, isib kul- 
lab“!-ta; von den Opferspenden heisst es in beiden 
Texten gu-‘gi8-bi(l)-gin-mes-ka giš-e-tag „am 
Ufer des Gottes Gilgameš? wurden sie geopfert“. 


2 Gilgames-Epos, Tafel VI, 191—192: 6 gurré 
Samni si-bit ki-lal-li-e ana piš-šà-ti ili-du 
ilugal-ban-dai-kis „6 gur Oel, den Inhalt von beiden, 
achenkte er zum Salböl seines Gottes i Lugal-ban-da.“ — 
Vgl. Gudea, Zyl. B 23, 18-19, wo es von Gudea heisst 
dingir-zu en 4nin-giS-zi(di-da dingir- 
ama-zu dnin-sün-na „dein Gott ist der Herr dNin- 
giš-zi(d)-da . . , deine göttliche Mutter ist dNin-sün“. 

2? Die Bezeichnung von 4Nin-suo als Gemahlin des 
d Lugal-ban-da stammt übrigens aus späterer Zeit, wo die 
Priester sich des Wesens des Lugal-ban-da nicht mehr 
bewusst waren und aus der Zusammenstellung der beiden 
Gottheiten auf Gemahl und Gemahlin schlossen. 

s ab hier anders wie als „Vater“ aufzufassen, dafür 
besteht keine Veranlassung. 

4 Zum Namen Kullab sieh weiter unten. 

s VAS XIV = Wilh. Förtsch, Altbabylonische Wirt- 
schaftst · xte aus der Zeit Lugalanda’s und Urukugina’s. 

s VAS XIV 74 wird für das ib-bäd-dür-ra bereits am 
dritten Tag selbst geopfert. 

1 80 ist gú 4G.-ka zu übersetzen (sieh Förtsch, 
MVAG 1914, 1 S. 143 und Landsberger, Der kultische 
Kalender, S. 64 A.12); dieser Ausdruck stellt also keinen 
Personennamen dar, so Dhorme, ZA 22 S. 299, und Hommel, 
OLZ 1909 Sp. 476, auch ist er nicht „une expression obscure 


lichen Ausführungen Poebel’s, HT S. 116 ff. und 123 ff. qui fait peut-6tre allusion à un serment par le nom d'un 


869 


Auch DP 218 erhält di[sib kulllabk-ta (hier 
mitGottheitsdeterminativ)ein Opfer „am Ufer des 
Gottes Gilgames“ 1. Dieser isib kullab *!-ta 
„ramku-Priester vonKullab“, einedeifizierteGe- 
stalt, welche mit Gilgames in Beziehung gesetzt 
wird, ist selbstverständlich der HGT 2 en 
kullab* „Hohepriester von Kullab“ genannte 
Vater des Gilgameš. Denn weiterhin bietet 
CT 24 pl. 25, 29—31: 

da 


adubbisag urik I il kullab#fi] 
anin-gü-e-sir-ka dam-bi-[sal] 

d. h. „der Gott A, welcher auch dem Gotte 
Dubbisag-uri*' gleichgesetzt wird?, ist der 
Priester? von Kullab; seine Gemahlin ist die 
Göttin Nin-gü-e-sir-ka“. Daraus ergibt sich ohne 
weiteres, dass dieser Gott A niemand anderer 
wie der Vater des Gilgames sein kann. Zu 
beachten ist der Name @Nin-gü-e-sir-ka „Herrin 
des Randes der Strasse”, wo gü-e-sir eine Paral- 
lele zu gú 4 Gis-bi(l)-giu-mes bildet“. ; 

Noch einige Bemerkungen! KUL.UNU™ 
scheint, wie auch Poebel annimmt5, eine phone- 
tische Schreibung zu sein, wobei UNU (= AB- 
GUNU) den Lautwert ab hat; es dürfte sich 
daher die Umschrift Kul-Ab*! empfehlen. — Die 
Bezeichnung iSib kullab™, welche der Vater des 
Gilgames führt, hat an den drei oben genannten 
Stellen die Verlängerung ta®; ebenso z. B. 
DP 438 Vs. 2, 2: &-dü isib kullab“-ta-ka- 


dieu“, wie Genouillac, TSA p. LIL meint. Unhaltbar 
ist ferner die Uebersetzung „omnia haec pro 4G.“ bei 
Deimel, Pantheon babyl., Nr. 633 II 1. Für gü-dG.-ka, 
das sich auch DP 218 Rs. 4, 4 und VAT 4663 Rs. 9, 8 
findet, steht RTC 58 Rs. 1, 1:gü-4G.-kam und DP 222 
Rs. 9, 7: gü-G.-kam; an letzterer Stelle fehlt (wahr- 
scheinlich versehentlich) das Gottheitsdeterminativ. 

1 DP 218 erhalten vor 4išib kullab ki-ta Opfer: 
dNin-gir-su, dBa-u, [4 Dun-Salg)]-ga-[na], nl 
hierauf folgen noch einige nicht erhaltene Namen. 

2? dubbisag-uriki=tupäarru von Ur. Zu diesem 
Gott vgl. CT 16 pl. 3, 89- 9u: ddub-sag unükinimgir 


kullabkt-ga0Y] na-gi-ri kul-la-bi (Var. ba) „Gott 


Dub-sag-uni*!, der nägiru von Kullab“; dabei ist dub- 
sag wahrscheinlich phonetische Schreibung fürdubbisag. 
Hier mes-sag anstatt dub-sag zu lesen (dub und mes 
sind in neubabylonischer Schrift nicht zu unterscheiden) 
ist wohl nicht angängig trotz Lugalzaggisi, Vasenbruch- 
stücke 1, 30: dmes sangu unu(g)k-ga „Gott Mes, 
Priester von Uruk“. 

® Die Bedeutung „Priester“ für il ergibt sich aus 
dem 199 für sangü (= mullilu-Priester): IL. 


Die Götterlisten der Serie An = !A-nu-um 
stammen natürlich aus Uruk; denn Anu wird in Uruk 
verehrt; vgl. Förtsch, MVAG 1914, 1 S. 17 f. Weitere 
Beweise dafür sind unteranderen die Erwähnungdes Vaters 
des Gilgameš (siehe oben) und die Erwähnung des Gilgameš 
selbst CT 25 pl. 28 K. 7659 Vs. 4: dGis-bi(l)-ga-mef[s] 

80 wohl aus seiner Umschrift kul-abaki, HT 
8. 75 und 116 A. 6 zu schliessen. 
| € Daher vielleicht auch HGT 2 II 28 ta zu ergänzen. 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 12. 


——ñ— EEN 


870 


ta und Nik. 283 Rs. 3, 2: dù isib kullab*!- 
ta-ka. Möglicherweise gibt es für isib-kul- 
lab*' eine auf t auslautende Lesung! oder wahr- 
scheinlicher, der Ausdruck iSib-kullab®-ta 
bildet ein Ideogramm, das vielleicht auf k aus- 
lautet; vgl. dazu z. B. die Ideogramme IS. B. 
4{NIDABA = kurku, EN.ISIB.NINNI = 
ukurrim, EN.ISIB.AD.AZAG = zennu, 
EN.NUNUZI.Z. @NANNA(R) = zirru 


Das vierte Zeichen CT 24 pl. 35, 30 soll 
wohl UNU (Br. 6701) sein und stellt nur eine 
graphische Variante von UN U (Br. 4790) dar. — 
Auch Landsberger a. a. O. S. 55 und A. 1 ver- 
mutet als Ergänzungen für DP 218 Vs. 3, b: 
4[Dun-8a(g)-ga-[na] und für DP 218 RS. 4, 2: 
ME. K ULI. UNU*'-ta. 


Der Lautwert dur des Zeichens . 
Von Wilh. Förtsch. 


Aus Emesal mu-du- ru (= hattu) und dem 
Namen ges-darũ bezw. g is · tũ- rafür REeinerseits 
anderseits aus dem Laut wert dur des Zeichens IE 


welches in TE (kakku) verwendet wird, folgt, 
dass das Sumerische für kakku und hattu das- 
selbe Wort, nämlich gisdur, verwendet. hat 
demnach auch den Lautwert dur und es ist zu 
umschreiben: 
CT EI = kakku mit gis- dür, 
TE = hattu mit gis-dür. 

EI pt = aru, artu hat natürlich die Lesung 
giä-pa (wegen der Glosse pa-a). Was Hel- 
= uznu betrifft, so lehrt die archaische Form 
E des darin vorkommenden E und die Glosse 
gi-es-tũ für af- = uenu, dass giš-túg-gištu 
zu lesen ist, also derselbe Begriff „Ohr“ ver- 
doppelt wird, und zwar phonetisch und ideo- 
graphisch geschrieben. Der Gottesname ‘En- 
PA (= Nusku) ist, da er in der trilinguen 
Götterliste K. 171 im Emesal mit * Umtn-mu- 
du-ru wiedergegeben wird, En- dur zu lesen?. 
Wahrscheinlich haben wir für å Nin- PA auch die 
Lesung 4 Nin-dür anzusetzen.“ 


Für die Belegstellen siebe Delitzsch, Sumeri- 
sches Glossar. 


1 Vgl. 4 Sirara ki. SUM-ta und sieh Förtsch, 
1914 1, 8. 12. | 


MN AO 
a Vgl. den Lautwert on dur für PA. | 


871 


— 


Besprechungen. 


Dr. P. Anastasius Schollmeyer, 0. F. M.: Sumerisch- 
babylonische Hymnen u. Gebete an Samaßd. (Studien zur 
Gesch. u. Kultur des Altertums, I. Ergünzgsband.) VIII, 


102 u. 2 autogr. S. gr.8°. M. 4.80. Paderborn, F. Schö- 


ningh, 1912. Besprochen von. H. H. Figulla, Berlin. 

Nach einer Einleitung von etwa 25 Seiten über 
„Namen u. Wesen des Samaš“ (läuft aus in ein 
alphabetisches Register aller auf Šamaš bezüg- 
licher Götternamen, die in CT XXIV u. XXV 
erhalten sind), ferner über „Symbole und Dar- 
stellungen“, Darstellung von Kult und Kklt- 
stätten des Š.“ und die „Samastexte“ bietet 
der Verf. 36 Texte in Umschrift und Ueber- 
setzung nebst einigen Anmerkungen, die durch 
Beigabe eines Wörterverzeichnisses nur gewonnen 
hätten. An den Uebersetzungen ist mancherlei 
auszusetzen, ich beschränke mich in den folgen- 
den Bemerkungen jedoch nur auf Stellen, die ich 

laube verbessern zu können. Ganz verzichtet 
abe ich auf Nr. 16, dieser Text ist jetzt neu 
bearbeitet von Jensen in KB VI 2 Nr. XVIII 
(S. 96 ff.); bei Nr. 3 habe ich mich auf ganz 
weniges beschränkt. 

Nr. 1 Kol. I Zl. 18: hier ist wohl zu emen- 
dieren statt Si- na tur-ru-sa-ku: End” tur-ru-sa-ma; 
dann erst stimmt die Zeile, die so ohne Sinn ist, 
mit der sumerischen Fassung, die einen guten 
Sinn gibt, überein (vgl. dazu S. 37 die Uebers. 
u. S. 42 f. die Anm.). 

Zl. 25—30 sind im Text schlecht erhalten; 


in solchem Falle ist es fast immer besser, auf 


Ergänzungen und Uebersetzung zu verzichten. 

Zl. 34. 35 (S. 37). Das Verbum muss im 
Sing stehen! | 

Zl. 40. Der Text bietet: ša agakku ikmüsu; 
das muss doch wohl heissen: den der Aschakku 
gebunden hat. 

Zl. 59. Statt Si-ba- an- igi-xar lies: igi ba- an- 
Zi- carl! 

Kol. II Zl. 3—6. Nach den sumer. Zeilen 
ist zu übersetzen: „Leben dem existierenden 
Menschen zu geben mich schickend, | hat Ea, 
mich schickend, mir kund getan“. Dasselbe steht 
in der semit. Zeile, nur sind die beiden Parti- 
cipia aufgelöst, das erste in ein Verb. finit., das 
zweite in einen Relativsatz; in Zl. 6 würden 
wir eher erwarten: Ea ša i$puranni, so ist jeden- 
falls der Sinn; u- Sa- an- na- ni steht natürl. für 
uSannin-anni. Von hier bis Zl. 16 folgen die 
Worte, die Ea dem Priester aufgetragen hat, 
daher lauter Imperative. 

Zl. 17. In der Uebersetzung ist „Utukku“ 
ausgeblieben. 

Zl. 25. Statt ud-de-e ist wohl besser zu 
lesen: ud ne-e, so verlangt es wenigstens die 
semit. Zeile = ina Gm anni (vgl. Delitzsch, 
Sum. Gramm. 5 47). ' 


Orientalistische Literaturzeitang 1915 Nr. 18. 


223 


Zl. 25. In der Uebersetzung ist „er“ zu 


streichen. 


Zl. 30. Es beginnt eine neue Beschwörung; 


das hätte im Drucke kenntlich gemacht werden 
sollen. 


Zl. 44. Lies: iSarrap mit p. 
Zl. 49/50. Die sumer. Zeile hat eine etwas 


andere und bessere Lesung als die semitische. 


Kol. III. Zl. 12. Es beginnt wieder eine 


neue Beschwörung. Die ganze Zeile ist nicht 
richtig gefasst; die Ueberschrift ist: en; darauf 
folgen lauter Vokative von lugal .. . . bis Zl. 
19 einschliessl. 


Zl. 19. nisüt 3arrüti = königl. Majestät. 
Zl. 28, 29 = 30, 31 sind falsch gefasst. Es 


ist zu trennen: Sipru rabũ ellu Sa Ea | ana tim 
iskunu | ipsétugsunu ina ašri kina. So liest auch 


die sumer. Zeile. 

Kol. IV Zl. 23. In der Uebersetzung liest 
man: „zum Wohlergehen“; statt „zum“ wäre 
besser „und“. | \ 

Z1. 34. ligbü ist Plural, die Götter der beiden 
sn Zeilen gehören mit als Subjekte 

azu. 

Nr. 2 S. 45 Zl. 14 u. 16. ikarrabu ù. 
izzaeu stehen im Parallelismus zueinander; 
also nicht einmal mit „huldigen“, das andere- 
mal mit „stehen“ zu übersetzen; statt huldigen 
muss es heissen: „sich nähern“. 

Nr. 3 S. 50. In der Ueberschrift muss es 
natürlich heissen: IV R 19. 

Zl. 2. Es ist zu lesen: pitũ pan tensdéte 
(= sag:gig in Zl. 1; vgl. nr. 14 Zl. 2). 

Nr. 4 S. 53 Zl. 5. gis-gal: dalat ist nicht 
= Riegel. | 

Zl. 7/8 sumer. Zeile ist in Unordnung. 

Rs. Zl. 5. nig-sub-ta kann doch nur aufs 
Verb bezogen werden. Es ist zu übersetzen: 
„wie Kupfer werde er (sehr) glänzend.“ 


Nr. 5 S. 55 Zl. 8. Hier würde ich vor- 
schlagen, lieber zu übersetzen: „der gerechte, 
der ewige im Himmel bist du“, 

Rs. Zl. 5. In der sumer. Zeile ist zwischen 
mah und kur noch en gal einzufiigen. 


Nr. 6 S. 58 Zl. 4. nise apdte (vgl. auch 
Nachträge S. 133 Zl 8): dazu s. Muss-Arnolt 
S. 83 b. „zusammenwohnende Menschen“ (yn). 

Nr. 8 S. 60 Zl. 1 bezw. 3 ff. ur-sag gal 
einmal mit „grosser Held“ und sonst mit „hoch- 
mächtig“ zu übersetzen geht doch nicht an. 

Zl. 7. 8 ga- gin ist durch ,ellitu“ erklärt, 
also auch so zu übersetzen; vgl. Zl. 7 der Ueber- 
setzung. 

21.10 ff. In der Uebersetzung ist die Zeilen- 
zählung richtigzustellen! ` a | 

Rs. Zl. 1. Im Text steht doch wohl auch 
an zweiter Stelle a- ab- bu. — In der Uebersetzung 


873 Orlentalirtische Literaturzelting 1916 Nr. 12. i sia 


muss in Zl. 1—4 statt „es“ die zweite Person Nr. 22 S. 107 Zl. 7 der Uebersetzung: 
gesetzt werden. — Wiederholt fehlt im Text an diesem Tage. 

die Angabe der zerstörten Stellen, so: Zl. 23—25, Nr. 27 S. 113 Zl. 3. Zu apäti s. Nr.6 Zl. 4. 
31, Rs. Zl. 3, 10—16. Zl. 8. Ob hier nicht doch zu lesen ist: 

Zl. 25. hu + si vgl. Nachtrag, Myhrman 12 Ellil, urra ad- ma ni . . . ] statt: bel kit-tú 
Zl. 3; s. u. an der betr. Stelle. ra- ad- ma- ni? 

Zl. 29. Ergänzung und Uebersetzung sehr Zl. 20. BU-ad = i§addad zu lesen, geht 
zweifelhaft. doch kaum an; viel besser und näher liegend 

Nr. 10 S. 66. Rs. Zl. 16/17. Der Text ist doch: arkate! von aräku lang sein, dauern. 
der beiden Zeilen stimmt nicht ganz überein, Nr. 29 S. 118 Zl. 4. Die Uebersetzung 
die sumer. Zeile lautet: „erhabener Richter, das muss lauten: die Darbende, die Wittib, deren 
Land oben, das Land unten leitest du“; semit.: | Recht geschmälert wird, die Schwache, nicht ist 
„der erhabene Richter, der das Land unten und sie mehr in Not durch dich (= durch deine Hilfe). 
oben rechtleitet, bist du“. Der Sinn ist frei- digullatu ist Lehnwort aus dem sumer. = di-g ul» 
lich beidemal der gleiche. la: der (die), dessen (deren) Recht vernichtet 

Nr. 14 S. 75 Zl. 2. Zu pita pân nise vgl. (geschmälert) wird; zu ruttu s. Muss- Arnolt 
Nr. 3 ZI. 1. 2. S. 991 b. unter ruttu 2 synon. von bâšu (ebenda 
Zl. 22. 23. Uebersetzung ungeschickt. S. 141 a). istahhana ist kontrahiert aus istäh(a)- 

Zl. 26. Die Uebersetzung: „bei der Finster- | hana (ipf. energ.) YShh „in Not sein“. — In Zl. 11 
nis“ ist unbegründet; die Zeile ist zerstört. der Uebersetzung ist „mein“ zuviel. 

Nr. 15 S. 78 Zl. 10. Die Uebersetzung: Nr. 31 S. 120 Zl. 6 am Ende steht: ina 
„deine Fürbitte (wird) nicht erreicht“ kann zu |seri-2d. 
Missverständnissen Anlass geben; gemeint ist: Nr. 34 S. 123 Zl. 1 ff. Beachte: è ma-ra. 
sie hat nichts ihresgleichen; es gibt nichts für- Z\.6der Uebersetzung. Lies: Sohn der Ningal. 
trefflicheres als sie. Rs. Zl. 1. Lies: kul uk-ka dag(m)ala-nı = 

Rs. Zl. 13 ša ist kaum Relat. Schöpfer seines weiten Volkes. 

Zl. 16. mê kasüti limhurüka (vgl. Nachträge Nr. 36 S. 129 Zl. 10. annu šů annu aba 
S. 133 Zl. 10) kühles Wasser möge man dir dar- | = sei es dieser (d. i. einer von den genannten) 
bringen (s. auch Delitzsch HWB 401 a). sei es ein anderer. n | | 

Nr. 17 S. 94 Zl. 14 der Uebersetzung lies: Rs. Zl. 3. Zu gem puglu vgl. Hrozný, Ge- 


Wire treide. 
WH eg 5 ke Á = 12. tege e ei Zl. 1. este zu besser: Sorge tragen für... 
i i Bar E 8 bitten für . . (Delitzsch HWB 632 b). 


kein hier passender Ausdruck. Zl. 10. zumun ist wohl besser als Subjekt 


Zl. 18. „Indem ich vor Angst niedergedrückt : Bose an Wanden; x. 8 
bin, schleiche ich umher“; statt mutialliku (pt.) eh ne Körper ier? D ee 
besser Permans. . (ittalkaku o. i) Nachträge S. 132 21.2ff. Die Uebersetzung 

ZI. 20. mishiruts ist tatsächlich, wie in den Schollmeyers ist missglückt. Es sind 3 Satz- 
Anmerkungenangedeutet, moralischzu verstehen. glieder zu unterscheiden, die durch lu. . lu 

21. 34, Bedeutung höchst unsicher. J, gekennzeichnet sind; also: vor dem Un- 

Nr. 19 8 100 21.8 in der Uebersetzung lies: | heil, dass entweder vornoder hinten ammasaddu 
das ist das Bild der Zauberin oder am asmaru oder sonst etwas am 

Zl. 11—13. Statt „der“ und „er“ muss es des Wagens zerbricht, bin ich in Angst. Ueber 
heissen: „die“ und „sie“; hinter „essen“ in Zl. 13 die Bedeutung von masaddu und asmaru nach- 


gehört ein Punkt, der Satz ist zu Ende. Da- zugrübeln, ist vorläufig vergebene Mühe ;masaddes 
für muss in Zl. 15 am Ende ein Komma stehen, 


und mit Zeile 16 beginnt der Nachsatz zu den 
voraufgehenden, mit „wegen“ eingeleiteten Satz- 
teilen; dementsprechend müssen die Zeilen 16—20 
(und auch noch einige der folgenden) umgebaut 
werden. 

Nr. 20 S. 103 Zl. 8. Hier ist doch wohl 
zu übersetzen: Ea hat dich an Schicksal gross 
gemacht (Ea hat dich hochgestellt). 

Zl. 11 12 enthalten abweichende Texte; in 


ist natürlich dase von /sdd, ob aber = „Deichsel“ 
oder „Wagengerüst“, wer weiss das? Ob asmaru 
= ,Ortscheit“ ist? In Zl. 13 steht nicht das 
Idg. fiir rukübu da (vgl. dazu: Ehelolf, Dissert.) 

S. 133 Zl. 8. Zu apdti s oben zu Nr. 6, 
Zl. 4. — Zl. 10. Zu mê kasüti limhurüka vgl. 
oben zu Nr. 15. Zl. 16. 

Zl. 20. DAH dispi kann unmöglich „triefen- 
der Honig“ bedeuten, daman daraus keine Bil- 
Zl. 10 steht; die Furcht vor dir [überwältigt(?)]|der formen kann wie aus Teig oder Lehm; ge- 
den Himmel und die Länder. meint ist offenbar „Wachs“, die Lesung von DAH 
Nr. 21 ist sehr schlecht erhalten. | ist jedoch unbekannt. | 


875 


Stephen Langdon: Historical and Religious Texts from 
the Temple Library of Nippur. (The Babylonian Ex- 
pedition of the University of Pennsylvania, Series A: 
Cuneiform Texts ed. by H. V. Hilprecht, Vol. XXXI). 
XI, 80 8. m. 54 Taf. 21 M. München 1915. (Er- 
Basen: R. Merkel). — Besprochen von H. H. Fi gulla, 

erlin 


Dervorliegende Textbandenthältauf51 Tafeln 
60 verschiedene Texte, derer Erhaltungszustand 
fast durchweg schlecht ist, und die sich ausser- 
dem durch eine sehr unsorgfältige Schrift aus- 
zeichnen. Die meisten dieser Texte sind reli- 
giösen Inhalts, einige wenige davon enthalten 
Anspielungen auf historische Ereignisse: z. B. 
„Lamentation over the ruin of Kesh... . (nr. II), 
„Lament for the destruction of Ur and Sumer 
by the Elamites“ (nr. III), „Hymn to Dungi at 
his coronation“ (nr IV), Hymn in honour of 
Dungi (nr. V) u. ä. — diese haben den Verf. 
veranlasst, auf den Titel des Buches „Historical 
and rel. texts“ zu setzen —; ausserdem enthält 
der Band zwei grössere und einige kleinere Frag- 
mente medizinischen Inhalts und ein Stück einer 
Abschrift vom Gesetze Hammurabis (der Text 
bietet nichts Neues). 

Die Sprache der Texte ist (mit Ausnahme 
der Gesetzesabschrift und weniger anderer) sume- 
risch und durchaus nicht immer verständlich. 

Langdon hat in XX Abschnitten 24 dieser 
Texte bearbeitet. An vielen Stellen tastet er 
noch im Unsichern, und gar manches wird im 
Laufe der Zeit noch zu berichtigen sein. Auf 
jeden Fall bedeutet der neue Band eine wichtige 
und wertvolle Bereicherung unseres wissenschaft. 
lichen Materials. 


— 


J. W. Rothstein: Hebräische Poesie. Ein Beitrag 
zur Rhythmologie, Kritik und Exegese des AT. (Bei- 
träge zur Wiss. vom AT., hrsg. von R. Kittel. Heft 18.) 
VIII, 110 S. gr. 8°. M. 3,75; geb. M. 4.75. Leipzig, 
J. C. Hinrichs, 1914. Besprochen von Max Löhr, 
Königsberg i. Pr. 


Vorliegende Arbeit R's ist im wesentlichen 
eine Entgegnung auf Staerks Abhandlung „ein 
Hauptproblem der hebräischen Metrik“ in Kittels 
Beiträgen, Heft 13 S. 193 - 203. Vgl. auch noch 
OLZ 1913 (nicht 1912, wie S. VII unten steht) 
Sp. 548; 1914 Sp. 133 f., 185 f. Die Streitfrage ist, 
„ob in der lyrischen Poesie Israels durchlau- 
fende Metra oder sog. Mischmetra die Regel 
seien“. Die Entscheidung dieser Frage ist 
ebenso wichtig wie schwierig. Zunächst möchte 
ich R. wie St. gegenüber ein formales Bedenken 
zur Geltung bringen. Darf man uneingeschränkt 
über die „hebräische Poesie“ oder die „lyrische 
Poesie Israels* Aussagen machen angesichts 
des kümmerlichen, uns in bestimmter Auswahl 
überkommenen Materials? — Vgl. dazu unten 
noch ein Beispiel. — Eine immense Schwierig- 
keit für die Entscheidung liegt im Textzustand 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 12. 


876 


des AT. St. hat grosses Vertrauen zu MT; 
streckenweis gewiss mit Recht. R. legt den 
Finger auf die „wirklich zum Teil sehr trau- 
rige Beschaffenheit der Textüberlieferung“; man 
kann ibm nicht Unrecht geben. Hier stehen 
wir an einer Hauptquelle des gegenseitigen 
Nichtverstehens. Ich zweifle nicht, R., St. 
und ich arbeiten nach genau den gleichen 
historisch-philologischen Grundsätzen, und doch 
können wir über dasselbe Textproblem ver- 
schiedener Meinung sein. Beispiel: R. erklärt 
S. 69 über Ps. 9 und 10: „Niemand, der ernst- 
lich Kritik zu üben geneigt oder imstande ist, 
wird leugnen, dass 10,2—11ein Einschub fremder 
Herkunft ist“. Auf die Gefahr hin, für R 
wissenschaftlich erledigt zu sein, muss ich er- 
klären, dass ich seit langem eine Abhandlung 
über Ps. 9 und 10 (für einen grösseren Zu- 
sammenhang) im Schreibtisch liegen habe, in 
der ich den Beweis zu erbringen hoffe, dass 
Ps. 10, 2 — 11 gar kein „Einschub fremder Her- 
kunft“ ist. Durch diese abweichende Voraus- 
setzung verschiebt sich aber sofort die ganze 
| Sachlage. Oder wie steht es z. B. mit Ps. 77? — 
Staerk und Kittel betrachten v. 17—20 als 
ursprünglich; Bickel, Duhm sehen darin, m. E. 
mit Recht, einen fremden Einsatz. Jene finden 
darum hier ein Mischmetrum, das diese ab- 
leugnen. Diesen Fall kann R. wie St. zur 
Stütze seiner These in Anspruch nehmen; R. 
allerdings mit mehr Recht. — Eine weitere 
Schwierigkeit für die Entscheidung unserer 
Streitfrage: Solange man eine Reihe mit 3 oder 4 
Hebungen lesen kann, eine Periode als Doppel- 
dreier oder als Siebener ansehen kann, kann 
man zu der Frage, ob reine oder Mischmetra, 
schwerlich eine absolut sichere Position ge- 
winnen. 

Nun meine ich, um der Gerechtigkeit willen 
feststellen zu sollen, dass R. in seinem Schluss- 
ergebnis sich keineswegs zu der Behauptung 
versteigt, es gebe überhaupt keine Mischmetra 
im Hebräischen, besser im AT.; er behauptet 
nur, grundsätzlich festgestellt zu haben, dass 
der formale Trieb auf gleichförmige Gestaltung 
der Verszeilen gerichtet war; hält es daneben 
aber für sicher, dass in der Propheten- und in 
der Spruchlyriksich Abweichungen davon zeigen, 
ja dass auch in der Psalmenlyrik sich „Grenzen 
grösserer oder geringerer Freiheit“ ergeben 
dürften. | 

Desgleichen muss ich feststellen, dass R. in 
dem ersten Teil seiner Arbeit „Kritische Nach- 
prüfung der von St. behandelten Texte“ seine 
Position mit sehr beachtenswerten Argumenten 
verteidigt; nur scheint mir die Schlussfolgerung 
S. 25 doch zu siegesgewiss: „die echte alte 
reine lyrische Poesie (scil. Israels) kannte keine 


877 


Mischmetren“. Dieses Urteil auf Grund von 
just einem Dutzend Versen und Verschen? — 

Von R’s weiteren Beispielen berühre ich noch 
Jes. 28, 23—29. Auf Grund von „Beiträge z. 
Wissenschaft v. AT.“ Heft 13 S. 54—56 muss 
ich bezweifeln, dass man v. 26—29, wie R. tut, 
einfach als nicht ursprünglich mit v. 23—25 
zusammengehörig betrachten darf; auch ist, trotz 
übler Textüberlieferung, aus v. 27 und 29 der 
Charakter der Verse als Doppelvierer unschwer 
zu erkennen. Dann hätten wir aber in Jes. 
28, 23—29 klipp und klar ein Mischmetrum, 
dessen Vorkommen R. allerdings auch gar nicht 
— zumal in der Spruchlyrik (wohin unsre Stelle 
wohl zu rechnen ist) — bestreitet, vgl. oben. 

Eine definitive Stellungnahme zur vorliegen- 
den Streitfrage scheint mir bei der gegenwär- 
tigen Lage unserer textlichen und metrischen 
Erforschung der altt.poetischen Stücke noch 
gar nicht möglich. 


Sättler, F.: Deutsch-persisches Konversations- 
Wörterbuch nebst e. Abriss der Formen- u. Satzlehre. 
Aus dem Nachlass des Dr. J. E. Polak, bearbeitet u. hrsg. 
(Die Kunst der Polyglottie, 111. richtig: 112. Teil). 
VII, 178 8. kl. 8. Geb. M. 2 Wien, A. Hart- 
leben, 1914. Bespr. v. K. Süsshei m, München. 


Die Interessen Deutschlands im persischen 
Reiche waren von jeher so unbedeutend, dass 
Joh. Aug. Vullers in seinem grossen Lexicon 
Persico-Latinum noch vor sechszig Jahren die 
Uebersetzung der persischen Worte und Wen- 
dungen nicht in deutscher, sondern in latei- 
nischer Sprache zu geben vorzog. Der Mangel 
an deutschen Büchern über die persische 
Sprache wurde aber doch bei uns stets schwer 
empfunden. Es ist daher sehr zu begrüssen, dass 
die Rührigkeit des Hartlebenschen Verlages 
uns jetzt ein deutsch-persisches Konversations- 
Wörterbuch beschert hat. 

Dr. Jakob Eduard Polak, während seines 
Aufenthalts in Persien (1851—1860) Leibarzt 
des 1895 ermordeten Schah’s Näsi-ed-Din, von 
Persien, hat als Verfasser eines wertvollen zwei- 
bändigen Werkes über Persien (Leipzig 1865) 
sich einen guten Namen errungen. Bei seinem 
im Jahre 1880 erfolgten Tode hinterliess er ein 
deutsch- persisches Glossar, welches auf Veran- 
lassung seiner Witwe und des Professors Max 
Grünert (deutsche Universität, Prag) durch 
F. Sättler der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht 
wurde. Für diese Gabe wollen wir allen Be- 
teiligten dankbar sein. Die persischen Wörter 
sind nicht in orientalischen Lettern gedruckt, 
sondern nur in Transskription, und zwar so, wie 
sie der gebildete Perser 1m gewöhnlichen Leben 
ausspricht, unter Ausscheidung alles Schul- 
mässigen. Vielerlei, was einem beim Studium 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 12. 


878 


der persischen Literatur sonst selten aufstösst, 
findet man hier auf wenigen Seiten vereinigt. 

Freilich die geringe Vertrautheit Polaks mit 
der persischen Literatur und seine zum wenig- 
sten mangelhafte Kenntnis des Arabischen und 
Türkischen fallen manchmal auf. Der Heraus- 
geber, wohl selbst ohne tiefere Kenntnis der 
muselmanischen Hauptsprachen, hat dann diese 
Mängel in die Ausgabe mitübernommen, obwohl 
ausser anderen Hilfsmitteln dasMonumentalwerk 
Arthur N. Wollastons: A complete English- 
Persian dictionary (London 1904) eine Besei- 
tigung des Fehlerhaften erleichtern musste. 
So soll ali äli-ıgälä® „einstweilen“ heissen 
(S. 57); gemeintist al-äl-ıgälä. Für „Fähigkeit“ 
(S 65) gibt Sattler istidäd statt isti’däd, für 
„Zwist“ mufäräkä (S. 172) statt täfrikät, für 
„Einwendung“ jräd und i’räs (S. 58) stat i'tirés, 
für „die Türkei“ Usmäniä (S. 99) statt etwa 
memälik-i ‘osmäniä. Die „Elle“ (arsin, gäz, zár“) 
rechnet der Herausgeber zu etwa 28 cm (S. 105) 
statt 104 cm, wie Polak Persien II. S. 158 be- 
lehrt; ebenso The Statesman’s Yearbook 1913, 
S. 1135: 40, 95 inches = 104 cm. Vielleicht hat 
Polak in seinem Glossar die grosse „Königs- 
elle“ (arSin-i šâhî) im Auge gehabt und 28 cm 
wäre dann nur die Viertelelle (täräk; über die 
persische Elle, welche je nach Ort und Zweck 
zwischen 100 und 112 cm schwankt, vergleiche 
man Otto Blau: KommerzielleZustände Persiens, 
Berlin 1858, S. 177 £.). 

Veraltet sind zum Teil die militärischen Be- 
zeichnungen(S. 106). Druckfehler sind murähähs 
(statt: murähhäs) kärdän (beurlauben, S. 45), 
Walléhn (statt Wallähu) a lam (S. 81) u. dgl. 
m. Als Beispiel des regelmässigen arabischen 
Plurals muss (äl-) mäliküna (!!) herhalten, was 
„die Könige“ heissen soll (S.17). Der 4. 
Monatsname heisst Urdi (nicht Hurdi) bihist, 
der 8. Sährivär (nicht Sährir, S. 108). Die nur 
in alten Geschichtswerken noch anzutreffenden 
türkischen Monatsnamen (S. 91) waren in dem 
Konversationswörterbuch überflüssig; fanden sie 
daselbst einen Platz, so sollten sie richtig an- 
gegeben werden. 

Im ganzen ein sehr brauchbares Büchlein, 
das allerdings der Verbesserung von kundiger 
Hand bedarf. 


W. Wresziuski: Atlas zur Aegyptischen Kulturge- 
schichte. (2 Bde. zu je 10 Liefgn.) 1.—4. Lfg. 80 Taf 
auf 116 Bl. 4°. Subskr.-Preis je M 7.50. Leipzig, J. C. 
Hinrichs, 1914. Bespr. v. Georg Möller, Berlin. 
Wenn sich das Interesse des ägyptologischen 
Nachwuchses nicht im gleichen Masse derarchäo- 
logischen wie der philologischen Seite unserer 
Disziplin zuwendet, obwohl hier ein Material von 
nicht zu bewältigendem Reichtum zur Verfügung 


$7) 


steht, so ist dies z. T. dadurch begründet, dass 
das Einarbeiten in diese Materie nicht eben leicht 
ist. Die praktische Betätigung an einem grossen 
Museum wird nur einigen wenigen möglich sein, 
und die bisher vorhandenen Quellenwerke auf dem 
bezeichneten Gebietesind wenig ermutigend. Das 
Material aus den vielbändigen Veröffentlichungen 
der Egypt Exploration Fund, des Egypt Research 
Account, des Archaeological Survey, der Deut- 
schen Orientgesellschaft zusammenzusuchen ist 
ein mühseliges Unternehmen, und die großen 
Tafelwerke von Champollion und Rosellini, selbst 
die auf geschichtlichem und philologischem Ge- 
bietebahnbrechenden „Denkmäler“ von R.Lepsius 
versagen aufarchaelogischem Gebiete wegen stili- 
stischer Mängel vollkommen; daseinschlägige Ma- 
terial in dem zweibändigen Tafelwerk desttichtigen 
Zeichners Prisse d' Avennes hinwiederum ist bei 
weitem nicht reichhaltig genug. Diesem Mangel 
soll Wreszinskis Buch abhelfen. Auf zwei Ex- 
peditionen hat W., von seiner Gattin in uner- 
miidlicher, verständnisvoller Arbeit unterstützt, 
die für seine Zwecke wichtigsten Denkmäler 
Aegyptens, insbesondere die thebanischen Gräber 
ausphotographiert und legt nun, aus dem Vollen 
schöpfend, das für die Kenntnis der Kulturge- 
schichte des alten Aegyptens Wichtigste und 
Wertvollste vor. Die durchweg ganz vortreff- 
lich geratenen Hauptbilder sind im Text knapp, 
doch auch für den Fernerstehenden ausreichend, 
beschrieben; besonders erfreulich sind die reich- 
haltigen Literaturangaben. Zur Erklärung sind 
im Original erhaltene Gebrauchsgegenstände aus 
den Museen im Text abgebildet, diese Textbilder 
sind nicht, wiesonstüblich, in Autotypie, sondern 
in Lichtdruck wiedergegeben, ein Verfahren, 
dag entschieden Nachahmung verdient. Im Be- 
streben, möglichst viel zu geben, hat W. an- 
fänglich die Textbilder gar zu stark verkleinern 
lassen; dieser Mangel ist von der dritten 
Lieferung angefangen, beseitigt. Erwünscht 
wäre, wenn möglichst nur Altertümer im Texte 
abgebildet würden, die mit den auf den Haupt- 
bildern wiedergegebenen Originalmalereien und 
Reliefs annähernd gleichaltrig sind: Bei dem 
Bilde der Waffenmacher auf Tafel 81, das der 
18. Dynastie angehört, ist — ohne irgend einen 
diesbezüglichen Hinweis — eine Pfeilspitze aus 
Feuerstein abgebildet, die etwa der ersten Dy- 
nastie zuzuweisen, also etwa 2000 Jahre älter 
ist. Nebenbei bemerkt kenne ich keine ägypti- 
schen Pfeile aus Holz und glaube auch nicht, 
dass Pfeilspitzen aus Feuerstein noch im NR 
nachweisbar sind. Dies sind Nebensächlich- 
keiten; erheblichere Irrtümer sind W. bei der 
Erklärunganderer Bildervon Handwerkernunter- 

elaufen. Auf Taf. 36 ist das, was W. einen 
Kıate r nennt, in Wirklichkeit ein Ambos, die 


Örientalistische Literaturzeitang 1915 Nr. 12. 


880 


Figur oben rechts stellt einen Metallarbeiter 
beim Treiben eines Gefässes, nicht beim Polieren, 
dar, auf Tafel 82 ist der „Untersatz“ die Form 
für eine Metalltür, das fertige Stück, an dem 
die Gussköpfe noch nicht beseitigt sind, ist 
darüber abgebildet, was W. Gussformen in Ge- 
stalt niedriger Schalen nennt, sind die Einguss- 
trichter. Wenn der ägyptische Metallarbeiter 
über einen Kern goss, so bleibt durchaus nicht 
„zweifelhaft, woraus der Gusskern bestand und 
welches Giessverfahren man anzunehmen hat“. 
Es kommt in diesem Falle das Wachsausschmelz- 
verfahren und ein Kern aus einem Gemenge von 
Nilschlamm und Asche in Betracht. Derartige 
Irrtümer werden sichin den folgenden Lieferungen 
vermeiden lassen, sie sind im übrigen nicht da- 
zu angetan, die Freude an dem nützlichen, um- 
sichtig vorbereiteten, sorgfältig ausgearbeiteten 
undtrefflich ausgestatteten Werk ernstlich zu be- 
einträchtigen. 


Altertums-Berichte. 


Museen. 


Die Königlichen Museen zu Berlin haben im 
Jahre 1915 bisher folgende Erwerbungen gemacht: Anti- 
quarium: Kleines dreieckiges Hekataion des 5. Jahr- 
hunderts vor Chr. Relief einer römischen Lampe mit 
dem Bilde der ephesischen Artemis, aus Ajasoluk (Ephe- 
sos). Rython aus Bronze in FormeinesStierkopfes; (römisch), 
kömische Bronzeschale mit erhabenem Rundbild im Inne- 
ren: Krieger auf Gespann fährt an einer mit Kriegern besetz- 
ten Stadt-mauer hin. Ektruskischer Goldschmuck, Ohr- 
ringe, Fingerringe usw. (aus Capena). Tasse aus Achat 
geschnitten (römisch). Sılberne Kanne und zugehöriges 
Becken zum Händewa chen; auf dem Boden Stempel 
und Gewichts bezeichnung. Zwei syrisch-römische Glas- 
wefässe. Torso einer Statuette der Athena aus weichem 
Stein (aus Eskischehir). —A egyptische Abteilung: 458 
photograpbische Platten mit Aufnahmen aus tbebanischen 
Gräbern des neuen Reiches (Geschenk von Dr. Wreszinski). 
13 Blätter (26 Seiten) von zwei koptischen Pergament- 
handschriften, enthaltend Stücke aus Psalm 53, 54, 79 
sowie aus dem Ev. Joh. 1—6. Kine griechische Papy- 
rusurkunde aus dem II. Jahrh. v. Chr. Vortrefflich er- 
haltenes hieroglyphisches Totenbuch mit bunten Bildern, 
aus der Zeit um 100 v. Chr. Hieratisches Totenbuch mit 
schwarzen Strichzeichnungen, etwa aus derselben Zeit. 
Sammlung kleiner Altertümer, darunter viele Alabasterge- 
fasse. Statueeinerptolemäischen Königin ausgrünem Stein- 
ohne Inschrift. Bruchstückauseiner Grabwand der 18. Dyna- 
stie:Kopf des Toten und Spitze seinesStockes, in versenktem 
Relief. Alabasterner Löwenkopf, wohl von einem Opfer- 
tisch, ähulich den beiden in Kairo befindlichen (gewiß 
noch der Zeit des alten Reiches angehörig). Drei Teile 
eines Türsturzes mit dem Namen des Epeje, eines Be- 
amten Amenophis’ IV. (wohl von einem Hause in Amarna). 
Skarabäus mit dem Namen Ramses’ II. Drei Stücke von 
Glasmosaiken, Götterfiguren darstellend (Ptolemäerzeit). 
— Vorderasiatische Abteilung: Ein assyrischer 
Gipssteinaltar. Ein assyrisches Tonaltar. Eine größere 
Sammlung assyrischer Terrakotten, Tongefäße und Ton- 
tafeln. — Museum für Völkerkunde. Vorderasien: 
Fakirkeule (mohammedanisch). 


Amtl. Ber. Kgl. Museen, Jan.— Okt. 1915. W. 


$81 


Aus gelehrten Geselischaften. 

In der Novembersitzung der Vorderasiatischen 
Gesellschaft (Berlin) sprach Prof. Dr. Fritz Hommel 
über das Thema: Systematischer Vergleich des Sumerisct en 
mit der turanischen Sprachgruppe. 5 

In der Oktobersitzung der Gesellschaft für ver- 

leiehende Mythenforschung (Berlin) sprach Prof. 

r. Fries über Mondsagen im buddhistischen Schrift- 
tum. | W. 
In der Novembersitzung der Berliner Gesellschaft 
für Erdkunde berichtete Prof. Dr. Leonhard über seine 

sisen im nördlichen Kleinasien, vornehmlich im Ge- 
vs des alten Paphlagoniens. W. 

Am 9. Noreuber sprach Pfarrer Dr. Violet im Ab- 
en zu Berlin über die Religion und die 

ultur des Islam. W. 


Personalien. 


Prof. Dr. Richard Kiepert, der bedeutende Geograph 
und Sohn Heinrich Kieperts, ist am 4. August 1915 in 
Berlin gestorben. 

Dr. Salomon Schlechter, Präsident des jüdischen 
Seminars in New York, ist dort im Alter von 67 Jahren 
gestorben. 
Dr. Hrozný, Privatdozent für semitische Sprachen 
an der Universität Wien, wurde der Titel eines außer- 
ordentlichen Professors verliehen. 

Prof. Dr. Leopold Cohn, Oberbibliothekar an der 
Kgl. Univ.-Bibl. Breslau, der sehr verdiente Philo- 
Forscher, ist im Alter von 59 Jahren gestorben. 


Zeitschriftenschau. 


© = Besprechung ` der Besprecher steht in (). 


Amtl. Ber. d. Kgl. Kunstsamml. Berlin. 1915: 
XXXVI 11. Erwerbungen der aeg. Abt.: Zwei sehr schöne 
Totenbücher der spätesten Zeit, kleinere Altertümer. 
AXXVI, 12: Nachrufe auf den Kustos am Kupferstich- 
kabinet Prof. Dr. Jaro Springer und den Hilfsarbeiter 
in der ägyptischen Abt. Dr. Max Burcbardt, letzterer 

ine der grössten Hoffnungen in seiner Wissenschaft. — 
Bericht über enen gallischen Gräberfund (4. Jahrh. 
v. Chr.) aus denSchützengräben beiSoissons mit Funden von 
Tongefässen und Brouze- und Eisengeräten (Schuchhardt). 
Erwerbung: Antiquarium: Zweisyrisch-römische Glasge- 


Berliner Philologische Wochenschrift. 1915: 
88. ‘Alfred Philippson, Reisen und Forschungen im 
westlichen Kleinasien IV. u. V. Heft (E. Gerland). — 
Monumente Hebraica. Monumenta TalmudicaV I: S. Krauss, 
Griechen und Römer 2. Heft I u. II (J. W. Rotbstein). 
$9. A. Herrmann, Alte Geographie des unteren Oxus- 
gebietes (Hans Philipp). | 
` ` Oburch Missionary Review. 1915: 
June. H. Sykes, Jerusalem, August te Dezember 1914. 
August. A. D Dixey, Islam in Beluchistan. 

Der Katholik. 1915: | 
XV 4. Simon Weber, Ein Quellenwerk zur Bibelforschung 
über den von BasiliusSarghissean herausgegebenen ersten 

and des grossen Hauptkataloges der Mechitaristenbibli- 

othek zu Venedig). — *Th. Schermann, Ein Weihe- 
rituale der römischen Kirche am Schlusse des ersten Jahr- 
hunderts (Lambert Krahmer). 

Deutsche Lit.-Ztg. 1915: 
85. L. Klüpfel, Die kussere Politik Alfonsos III von 
Aragonien, 1285-91 (O. Castellieri). 
86. P. Koschacker, Orientalisches Recht und Recht der 
Griechen und Römer. — *F. Boll, Aus der Offenbarung 
Johannis (W. Bauer). — *R. Strothmann, Kultus der 
Zaiditen (M. Hartmann). — *B. Meissner, Grundzüge 
der altbabylonischen Plastik (G. Hunger). 


Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 12. 


— 22 


37. Zacharias Arthur Schwarz, Die hebräischen Hand- 
schriften der k. k. Hofvibliothek zu Wien (Ludwig Blau). 
— *R. Kittel, Die Psalmen (Komm. z. A. T. heraue eg. v. 
E. Sellin Bd. LIII) (J. Rothstein). — *Mansoür ahmy, 
la condition de la femme dans la tradition et “é volution 
de l'islamisme (K. Süssheim). 

38. HR. Redslob, Aegyptens völkerrechtliche Stellung. 
39. E. Goossens, Die Frage nach makkabäischen Psalmen 
(J. W. Rothstein). — Die Mischna hrsgg. v G. Beer 
und O. Holtzmann (die nach den ersten zwei Heften er- 
schienenen 5 Traktate) (Ludwig Blau). 

40. Julius von Negelein, Atharvapräyascittäni, Ein Bei- 
trag zur Entstehung des Schuld- und Sühnegedankens im 
ältesten Indien (M. Winternitz). 


Expositor. 1915: | 
June. E. W. Winetanley, Pauline Letters from an Ephesian 
Prison. — G. Edmundson, The Journeys of St. Peter. — 
G. B. Gray, The Antiquity and Perpetuity of Sacrifice. 
July. G. B. Gray, The Sacrifices of Cain and Abel. — 
J. H. Moulton, The Early Liturgical Development of the 
Lord's Prayer. — A. Menzies, The Art of the Parables. 
— H. R. Mackintosh, Eschatology in the Old Testament 
and Iudaism. | 

Geographische Zeitschrift. 1915: 

7. F. Thorbecke, Das tropische West- und Mittelafrika. 
— *M. B. Weinstein, Der Untergang der Welt und Erde 
in Sage und Wissenschaft (S. Günther) — *V. Schwöbel, 
Die Landesnatur Palistiuas (H. Zimmerer). — *P. Gröber, 
Der südliche Tiönschan (M. Friedrichsen). — *C. B. 
Kluneinger, Erinnerungen aus meinem Leben als Arzt 
und Naturforscher zu Koseir am Roten Meer (L. Neu- 
mann). 

8. F. Thorbecke, Dus tropische West- und Mittelafrika II. 
— Geographische Neuigkeiten (Aurel Steins Expedition in 
Zentralasien). 

Geographical Journal. 1916: 

June. D. G. Hogartb, Geography of the War Theatre 
in the near East. — BR. Koldewey, The excavations of 
Babylon, transl. by A. S. Johns (T. H. H.) 

July. R. E. Salkeld. A Journey across Jubaland. — 
*C. L. Woolley and T. E. Lawrence. The Wilderness of 
Zin (D. G. H.). — R. C. Thompson, A Pilgrims Scrip 
(Reisen in Kleinasien, Syrien, Afrika). 

Göttingische gelehrte Anzeigen. 1915: 

VIL u. VIIL *H. H. Figulla, Altbabylonische Verträge 
(Moses Schorr). — *C. Beccari, Rerum Aethiopicarum 
scriptores occidentales inediti a saeculo XVI ad XIX 
vol. VI (E. Littmann). — »Die Mischna, herausgeg. v. 
G. Beer u. O. Holtzmann: Joma von Meinhold, Middot 
von Holtzmann, Horajot von Windfuhr, Kilajim von 
Albrecht, Rosch-ha-schana von Fiebig (Hugo Duensing). 
IX. *Arthur Zacharias Schwarz, die hebräischen Hand 
schriften der k. k. Hofbibliothek zu Wien (Hugo Duen- 
sing). 

Historisches Jahrbuch. 1915: 
36. B. 2. Franz Kampers, die Geburtsurkunde der 
abendiändischen Kaiseridee. 


Internat. Kirchliche Zeitschrift. 1915: 
April—Juni. *K. Budde, Das Buch Hiob, 2. Aufl. (G. M.) 
— A. Causse, Des Prophètes d'Israel et les Religions 
dé l'Orient (Kz.). — *. Grützmacher, Synesios von 
Kyrene, ein Charakterbild aus dem Untergang des Hellenen- 
tums (R. K.) — *D. A. Schlatter, Die hebräischen Namen 
bei Josephus (G. M. — V. Schultze, Altchristliche Städte 
und Landschaften, I. Konstantinopel (E. Mg.). 


Internat. Monatsschrift. 1915: 
1. August. E. Kühnel, Die islamische Kunstforschung 
der letzten Jahre. 

International Review of Missions. 1916: 
July. A. H. Small, Missionary College Hymns: Being 
Hymns Oriental, Missionary and Devotional (Gairdner). 


883 


Orfentalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 12 


884 


Jahrbuch des K. Deutsch. Arch. Inst. 1915: 
XXXI. 1. Fr. Drexel, Ueber den Silberkessel von Gundes- 
trup (sei bei den Kelten der unteren Donau — etwa 
bei den Skordiskern — in der Zeit des Mithradates 
Tupator (Mitte des 1. Jahrh. v. Chr.) unter Beziehungen 
zum dakischen und besonders pontischen Kunsthandwerk 
entstanden). — J. Sundwall, Die kretische Line arschrift. — 
(Arch. Anzeiger 1915). 1. Eckbard Unger, Die Darius- 
stele am Tearos (sei an. der Ostquelle des Böjük Kamera 
von Jene gewesen, wo noch der Sockel in situ von ihm 
aufgefunden ist. Mit Nachschrift von F. H. Weiszbach). 


Zur Besprechung eingelaufen. 


* bereits weitergegeben. 


Georg Rosen, Elementa persica. Persische Erzählungen 
mit kurzer Grammatik und Glossar. Neu bearbeitet 
vn 1 Rosen. Leipzig, Veit & Comp., 1915. 

45 


Mahmud Mukhtar Pascha, Die Welt des Islam im Lichte 
des Koran und der Hadith (Deutsche Orientbücherei D. 
Weimar, Gustav Kiepenhever, 1915. M. 1.60. 

*Maximilian Streck, Assurbanipal und die letzten assy- 
rischen Könige. 3 Teile (Vorderasiatische Biblio- 
thek 7. Stück). Leipzig, J. C. Hinrichs’sche B., 1916. 
M. 48 —; geb. M. 51.60. 

Die Welt des Íslams III 2. 

Benno Landsberger, Der kultische Kalender der Baby- 
lonier und Assyrer. 1. Hälfte (Leipziger Semiti- 
stische Studien VI 1/2) Leipzig, J. C. Hinrichs’sche 
Buchh., 1915. M. 6—. 

Georg Jacob, Schanfura-Studien 2. Teil (Sitz.-Ber. d. Kgl. 
Bayer. Akad. d. W. Philos.-pbilol. u. hist. Kl. Jahrg. 
1915. 4. Abhulg.). München, Franz, 1915. M. 1.20. 

S. Killermann, Die Blumen des heiligen Landes. Erster 
u. zweiter Teil (Das Land der Bibel I 5 u. 6) 
Leipzig, J. C. Hinrichs’sche Bh, 1915. Je M. 0,60. 

*American Journal of Archaeology 1915 XIX 3. 

C. von Geldern, Sanherib, Koning von Assyrië. Rede 
gehouden bij de overdracht van het rectoraat der vrije 
Universiteit, den 20. Oktober 1915. Leiden, E. J. Brill, 
1916. M. 1.20. 

Hans Stumme und St. Tertsakian, Türkische Schrift. 
Ein Uebungsheft zum Schreibenlernen des Türkischen. 
Leipzig, J. C. Hinrichs'sche Bh., 1916. M. 0.90 (in 
Partien billiger). 

Georg Jacob, Hilfsbuch für Vorlesungen über das Osma- 
nisch-Türkische. 2. Aufl.I. Teil. Berlin, Mayer & Müller, 
1915. M. 3 —. 

Edmund Dahl, Nyamwesi Wörterbuch (Abhdign. des 
Hamburgischen Kolonialinstituts Bd. XXV). Hamburg, 
L. Friederichsen & Co., 1915. M. 

Friedrich Preisigke und Wilhelm Spiegelberg, Aegyp- 
tische und Griechische Inschriften und Graffiti aus 
den Steinbrüchen des Gebel Silsile (Oberägypten). 
Strassburg, Karl J. Trübner, 1915. M. 20 —. 

L. A. Rosenthal, Der Rahmen der Mischna. Berlin, 
Louis Lamm, 1915. M. 3 —. 

C. A. Storey, The fäkhir of al-Mufaddal ibn Salama. 
Leyden, E. J. Brill, 1915. M. 12 —. 

Enno Littmann, Tschakydschy, Ein türkischer Räuber- 
bauptmann der Gegenwart. Berlin, Karl Curtius, 
1915. M. 2 —. 

*Enzyclopädie des Islam 21. Lieferung, Leiden, E. J. Brill 
u. Leipzig, Otto Harrassowitz, 1915. M. 3.50. 
Marianne Schmidl. Zahl und Zählen in Afrika (SA. aus 

Bd. XLV der Mitteil. d. Anthrop. Ges. in Wien) 1916. 


Neue Bücher aus dem Verlage der 
J. C. Binrichs’schen Buchhandlung 
in Leipzig, | 


Soeben erschienen: . 

Knudtzon, J. A.: Die El-Amarna-Tafeln. 
Transkribierter Text, mit Einleitung und 
Erläuterungen herausgegeben. Anmer- 
kungen und Register, bearbeitet von Otto 
Weber und Erich Ebeling. 2 Teile. 8°. 
(VIII, VIII, 1614 S.) M. 51 —, 

in zwei Bände gebunden M. 54 — 
(Vorderasiatische Bibliothek 2. Stück.) 

— Dasselbe. 16. und 17. (Schluss-) Lieferung. 
(S. 1441 - 1614, XVI S., Titel, Vorwort u. 
Inhaltsübersicht zu Teil I u. II.) M. 6 — 


Schwenzner, Walter: Zum altbabylonischen 
Wirtschaftsleben. Studien über Wirt- 
schaftsbetrieb, Preise, Darlehen und Agrar- 
verbältnisse. (IV, 1308.) 8% M. 5.50 

(Mitteilungen der VAG, 19. Jahrg. Heft 3.) 


Streck, Maximilian: Assurbanipal und die 
letzten assyrischen Könige bis zum 
Untergange Niniveh’s. Drei Teile. 80. 


M. 48 —; gebunden M. 51.60 
I. Teil: Einleitung. Das urkundliche Material, 
Chronologie und Geschichte (504 S.) 
II. Teil: Texte. Die Inschriften Assurbanipals 
und die letzten assyrischen Könige (IV, 422 8) 
III. Teil: Register. Glossar, Verzeichnis der 
Eigennamen, Schlussnachträge und kleinere Be- 
richtigungen. (III. u. S. 423-866). 


(Vorderasiatische Bibliothek. 7. Stück.) 

Stumme, H.: Türkiſche Leſeſtücke (20 S.) M. 1.— 
und St. Tertsaklan: Türkische Schrift. 

Ein Uebungsheft zum Schreibenlernen des 

Türkiſchen. 2. Aufl. (48 S.) 8%. M. — 90 

(Beide Schriften in Partien billiger) 

Zu Hugo Wincklers Gedächtnis. Zwei Reden, 
gehalten in der Vorderasiatischen Gesell- 
schaft von Alfred Jeremias und Otto 
Weber. Mit einer Porträtzeichnung. Nebst 
Winckler-Bibliographie, zusammengestellt 
von Otto Schröder. (48 S.) 8°. M. 1.50 

(Mitteilungen der VAG, 20. Jahrg. Heft 1.) 


In Kürze erscheint: 
Jeremias, Alfred: Das filte Testament im 
Lichte des Alten Orients. Handbuch zur 
biblisch - orientalischen Altertumskunde. 


Dritte, völlig neubearb. Auflage. 
Etwa M. 15 —; gebunden etwa M. 16.50 


Mit drei Beilagen von der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung in Leipzig. 


Verlag u. Expedition: J. C. Hinrichs’sebe Buchhandlung, Leipzig, Blumengasse 2. — Druck von Max Schmersow, Kirchhain N.-L. 
Verantwortlieber Herausgeber: F. H Peiser, Königsberg i. Pr, , Gelits-Allee 11. 


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