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Digitized by Google
Digitized by Google
Orientalistische Literaturzeitung
Monatsschrift
fir die Wissenschaft vom vorderen Orient
und seine Beziehungen
zum Kulturkreise des Mittelmeers
Herausgegeben
von
Felix E. Peiser
Achtzehnter Jahrgang
1915
Mit einer Tafel
Leipzig
J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung
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Inhalts verzeichnis Jahrgang 1915
. W und Notizen.
Alt, A.: Bemerkungen zu dem n Skara-
bäus des Königs Schabako . è TEE
Böhl, Frans M. Th.: Mayr m
Ungnad, A.: *!Su-Ge-tum = Santtum : .
Witzel, M.: Die EE zu Gudea 27
linder A...
Wreszinski, W.: Ein neuer Agyptischer König .
— Eine Statue der 22. Dynastie . .
Spalte
73
361
268
353
20
312
340
211
Boissier, A.: Sarcophages royaux. . . 4
Ohristian, V.: Schmied und Ce 138 Besp rechungen.
Abel, F. M.: Jerusalem s. Vincent, H.
Olay, A. T.: The Assyrian root nazälu . 176| _ Bethléem 3. Vincent, H. |
Förtsch, W.: AN.URU.A.TU.A. . . 4 Archaeologloal Survey of Nubia: 1907/8 Vol. II,
— Der Lautwert dur des Zeichens a 370 1908/9 Vol. I (W. Wreszinski).
— Der Vater des Gilgameš 367 | Auboyneau, G., et A. Fövret: Essai de biblio- '
—.KU = bringen liefern 39 graphie pour servir à l'histoire de deen
Ottoman (K. Süssheim) .
= Seck: Ta 230 Bacher, Wilhelm: Tradition ‘und Tradenten
— Zur 6- giereg da-Weihinschrift des Gimil- (und) Rabbanan (F. Perles) .
sin von Ur 201 | Baudissin, W. Graf: Zur Geschichte der alttest.
Gelderen, O. van: Zum aseyrischen Königatitel Religion in ihrer universalen Bedeutung (F.
dar kiššati . . 265 Perles). .
Gustavs, A.: Der Stamm eines lykischen Ver- Beöthy,Szolt: Egyptologiai Gyüjteménye(W. Wre.
wandtschaftswortes in etruskischen Eigennamen 271 szinski) .
— Mitannistämme im Hatti . . . . . 298] Bissing, F. W. v.: "Denkmäler zur Geschichte der
Hartmann, R.: Gillik e 235 Kunst Amenophis IV (W. Wreszinski) . .
Haupt, Paul: Der Korngrünfutterschnittmonat 359 | Bittner, W.: Die heiligen Bücher der Jeden und
— Hebr. levenä, Tontafel ; 324 Nachtrag (E. Wilhelm). ;
— Kedorlaomer und Serubbabel . 10| Boeser, P. A. A.: Beschreibung der ägyptischen
— lat. asinus und semit. atän Eselin . 203 Sammlung Leiden. Die Denkmäler des neuen
— xabu, amphora . . : 296 Reiches 2. u. 3. Abt. (H. Ranke) s
Holma, H.: Zum Nabel der Erde i 41 | Canaan, T.: Aberglaube und Volksmedizin im n Zau-
Hüsing, G.: Amuhitä : 232 ber der Bibel (S. Seligmann) :
— Arbaka . a e e ee 327 Oapart. J.: Un Roman vécu il ya XXV siècles
— Gügu (678 643) ae des e er e ee wer dei tee (W. Wreszinski) .
— Hwahöatara . . 2 2 2 2 202020202. 33.111] Courant, M.: La langue Chinoise parlé (0. Kainz)
— Kroisos (b56-—-541) . . 2. 2 2 2 ww 0. 17 Charles, R. H.: The Apocrypha and Psendepi-
— Saduattes .. ..... 2... 205 grapha of the OT (Felix Perles) :
— Zu Kardunia ; 1| Dalman. G.: Palästinajahrbuch 10. Jahrgang (J. Her-
Langdon, 8.: Note zu 1914. 246 betr. Sin. idinnam 38 mann) .
Löw, Imm.: Zu den aramäischen Papirne von Deimel, Ant.: Pantheon Babylonicum (W. Förtsch)
Elephantine ; 7 Duisburg, A. v.: Grundriss der Kanuri-Sprache
Meissner, B.: Die Gemahlin Assurbanipals . in Bornu (W. M. Müller)
— Eine unerkannte Inschrift Naram- Sins
— Neue Duplikate zur dritten Tafel der Serie ‘barre 136 (Brandenbur go.
= hubullu. . . 136 | Ebeling, E.: Aus dem Leben der jüdischen Exu-
Möller, G.: Hettitisch hat — „Silber“? Be es . 8 lanten in Babylon (O. Schroeder) . .
Müller, W. Max: Steiabohrer in Altbabylonien . 266 — Keilschrifttexte aus Assur n Inhalts.
Niebuhr, O.: Zur Glossierung im AT. . 56.97 1. Heft (Bruno Meissner) .
Nielsen, D.: Abstrakte Götternamen . 289 | Ellbogen, J.: Der jüdische Gottesdienst i in seiner
Peiser, F. B.: parzillu ; 6 geschichtlichen Entwicklg. (F. Perles)
Perles, Felix: Noch einmal Labartu im AT 179| Fahmy, Mansour: La condition de la femme
Poebel, Arno: Eine altbab. Abschrift der Gesetzes-
sammlung Hammurabis aus Nippur 161. 193. 225.
— Eine sumerische Inschrift Samsuilunas . 106.
— Zu dem Lautwert ü des Zeichens ul
Schroeder, Otto: uA = iluA-ma-na
— belit und belat i DE
— Hettitisch hat = „Silber“? e e
— Kanannäisch malania Quartier, Lager 5
— KuA = pi Mund . . ;
— Noch einmal Hettitisch hat = = „Silber“
— Ueber den Namen des Tamũz von Byblos in
der Armanazeit . St Nauen E
— Zu Berliners Amarnatexten i
— Zum sogenannten 2. Arzawabrief (VAT 342)
— Zur Amarnatafel VAT 1701 . .
— Zur kanaankischen Glosse mahziränu ;
Stummer, Franz: Zur Ursprache der Abikarbuches
Torozyner, H : Eine talmudische Redewendung in
altbabylonischen Briefen
Ungnad, A.: Die Wurzel ND im Babylonischen
— Ein Altbabyloniscber Brief aus ee Zeiten
— Manidtusu und Naräm-Sin . . . . ;
dans l’Islamisme (K. V. Zetterstéen)
Févret, A.:
Firth, O.M.:
Focke, F.: Die Entstehung der Weisheit Salomos
(N. Poters)
s. Auboyneau, G
266 | Funk, Sal.: s. Monumenta Hebraica.
5 Gallancz. B.: Sepher Mapbteah Shelomo (8. gh
105 mann) R
Gandz, Sal.:
Garbe, R.:
Schröder). :
Guthe, H.: Geschichtedes Volkes Israel (W. ‘Staerk)
Hampel, J.:
s. Monumenta Hebraica.
Indien und das Christentum (L. v.
Die Schichten des Deuteronomiums
231 (W. Staerk.) j
174 | Harper, R. T.: Assyrian and Babylonian Letters
38 belonging to the Kouyounjik Coll. of the Br. M.
103 X- XI (S. Schiffer) .
Hein, W.: Südarabische Ine (R. Hartmann) |
Herbig, G.: Kleinasiatisch - etruskische Namen-
gleichungen A. Gustavs) .
Horten, M.: Einführung in die höhere Geistes-
kultur des Islam (Hans Rust)
169
37 d
173 | Dussaud, R.: Introduction A l'histoire des ‘religions
CH
485129
8. Archaeological Survey Nubia.
212
Hudal, A.: Die religiösen und sittlichen Ideen des
Spruchbuches (N. Peters). .
Hunger, Joh., und H. Lamer: Altorientalische
Kultur im Bilde (G. Möller). . .
Jeremias, A.: Handbuch der altorientalischen
Geisteskultur (M. Löhr)
König, Ed.: Die moderne Pentateuchkritik und
ihre neueste Bekämpfung (I. Herrmann)
Kowalsky, Thaddäus: Der Divan des Kais ibn
al Hatim (H. Reckendorf) . .
Krauss, S.: Geschichte. 1. Tl. Griechen v. Römer
[Monumenta Talmudica V} (J. LG W)
— s. Monumenta Hebraica.
Lamer, H., s. Hunger, J.
Langdon, St.: Historical and Religious Texts from
the Temple Library of Nippur (H. H. Figulla)
Legrain, G.: Luqsor sans les pharaones (E. Bran-
denburg).
Leonhard, Richard: Paphlagonia (R. H artm ar D n)
Massignon, L.: Mission en Mésopotamie (1907
à 1908) (M. Sobernheim) :
Mattingly, H.: Outlines of ancient history (0.
Niebuhr). .
Möller, G.: Die beiden Totenpapyrus Rhind (w.
Max Müller)
Monumenta Hebraica: Monumenta Talmudica
I, IL, V, (M. Eschelbacher) . .
Obst, H.: Der Feldzug des Xerxes (M. Pancritius)
Peters, Norb: Das Buch Jesus Sirach (F. Perles)
Pfister, Friedrich: Eine jüdische Gründungs-
geschichte Alexandrias (Carl Niebuhr).
Polak, J. E.: Deutsch-persisches Konversations-
Wörterbuch (K. Süssheim) . .
Preisirke, F., und W. Spiegelberg : Die Prinz
Joschim Ostraka (W. M. Müller). .
Roeder, Q.: Aegyptische, Inschriften Berlin VI
(W. Wreszinski).
Rossini, Carlo Conti: “Il discorso su Monte Cos-
cam (J. Schleifer) . .
Rothstein, J. W. : Hebräische Poesie (M ax Löhr)
Sax, O, Ritter, von: Geschichte des Machtver-
falls ‘der Türkei (M. Hartmann)
Schaich Salih Aschscharif Attunisi:
qat aldschibäd (R. Hartmann). .
Schollmeyer, Anastasius: Sumerisch- -babyloni-
sche nen und Gebete an Samas (H. H. Fi-
gulla). .
Schwaab, E.: ` Historische Einführung in das
Achtzehngebet (F. Perles). .
Schwaab, M.: Rapport sur une Mission de Philo-
losophie en Gréce (F. Perles)
Sohwöbel, Val.: Die Landesnatur Palistinas 2,
TL (A. Gustave) . e SA
Soltau, W.: s. Strehl, W.
Splegelberg, W.: Demotische Texte auf Krügen
(W. M. Müller) 9
Streck, M.: Silben- und Ideogrammliste der vorder-
asiatischen Bibliothek (W. Förtsch)
Strehl, Willy, und W. Soltau: Grundriss der
alten Geschichte u. Quellenkunde (C. Niebuhr)
Studien zur semitischen Philologie und Religions-
gesch., Wellbausen gewidmet (W. Förtsch)
Sundwall, Joh.: Die einheimischen Namen der
Lykier (A. Gustave) e
Tallqvist, Knut L.: Assyrian Personal Names (A.
Ungnad). .
Thalloosy, L. v.: | Stadien zur "Geschichte Bos-
niens und Serbiens im M-.A. (Carl Niebuhr)
Thiery, G. I.: De religieuse Beteekenis van het
Aogyptische Koningschap (Max W. Müller)
Thomsen, P.: Kompendium der palistinischen
Altertumskunde (C. Niebuhr) . .
Vincent, H., et F. M. Abel: Jérusalem (M. Löhr)
Haqi-
IN
Bpalte
281
182
51
150
184
275
: l Spalte
Vincent, H., et F. M. Abel: Bothléem. (Max
Löhr) i 342
Weidner, B.: Beiträge zur babylonischen Astro-
nomie (H. Figulla) . e 305
Wreszinski, W.: Atlas zur ägyptischen Kultur-
geschichte (Georg Möller) 378
Verzeichnis der Rezensenten. |
Brandenburg, E. 21. = Perles, F. 84. 113. 145. 150
Eschelbacher, M.. 185. 211. 340
Fi gulla, H. 305. 371. 375 Peters, N. Se 281
Förtsch, W. 80. 140. 275 | Ranke, H.. . . 16
Gustave, A. 118. 152. 273 | Reckendorf, H. 247
Hartmann, M. . 22 Rust, H. . 804
Hartmann, R. 151. 252.344 Schiffer, S... 138
Herrmann, J. 278. 303 | Schleifer, J. 122
Kainz. COC. . 69 | Schroeder, L. v. 91
Löhr. . 10. 51. 342. 375 | Schroeder, O. . 9
Löw, I. 118 Seligmann, S. 180. 181
Meissner, Bruno. . 331 Sobernheim, M. 48
Müller, W. M. 183. 184. | Staerk, W.. . 209. 277
208. 216. 247 Süssheim, K. 813. 377
Möller, G. . 182. 378 | Ungnad, A. 240-
Niebuhr, C. 115. 186. 309. Wreszinski 16. 20. 49. 50
337 | Wilhelm, EK. . 87
Pancritius, M. 307 | Zetterstéan, K. V.. 250
Sprechsaal.
Förtsch, W.: Zu OLZ 1915 Sp. 45 60
Meissner, B.: Zu OLZ 1914, 463 ff. 24
Altertumsberichte.
Erwerbungen der Berliner Museen . 124. 380
Aus gelehrten Gesellschaften.
Berliner Akademie d. Wiss. 93. 124. 188. 813. — Geo-
graphische Gesellschaft Wien 93. — Religionswissen-
schaf. Vereinigung Berlin 124. 217. — Vorderasiat.
Gesellschaft 157.381.— Numismatische Gesellschaft 157.
British Academy 157. 217. — Society of Antiquaries
157. — Society of Biblical Archaeology 157. — Aca-
démie des Inscriptions et Belles-Lettres 285. 313.
Heidelberger Akademie der Wissenschaften 314. —
Deutsche Orientgesellschaft 314. — Gesellschaft fiir ver-
gleichende Mythenforschung 381. — Berliner Gesell-
schaft für Erdkunde 381.
Mitteilungen.
Turkestan- Expedition 25. — Steinbild des I,ugul-Kisal-si
60. — Reise im nördlichen Arabien 93. — Reise in
Galla und Britisch Ostafrika 93. — De Goje-Stiftung
157. — Reise in Turkestan 157. — Tempel in Aby-
dos 157. — Juwelenfund bei Lahun 157. — Moder-
ner „ägyptischer“ Skarabäus im Brit. Museum 188.
Grabungen bei Gize 188. — Forschungsreise im
Kaukasus 314. — Aurel Stein 349.
Personalien.
309 | Balla, E. 94. — Bergstraesser, G. 314. — Burchardt, M.
140
152
240
186
183
115
10
314. — Caspari, W. 124. — Cohn, Leopold 381. —
Oros 314. — Dalman 94. — Flunck, M. 188. — Gall,
Frhr. Aug. v., 25. — Geyer, Rudolf 350. — Giese 285.
— Haas, A. 94. — Hoffmann, K. 94. — Holzmeister,
Urban 350. — Hrozny 381. — Kiepert 381. — Kloster-
mann, A. 94. — Le Coq, A. v. 124. — Lehmann-
Haupt 285. — Mittwoch, E. 188. — Eaunkiär, B.
285. — Reimpell, W. 60. — Roeder, G. 217. —
Schlechter 381. — Schroeder, Paul 350.
Berichtigungen; Sp, 60. 217. 350.
Zeitschriftenschau: Am Schlusse jeder Nummer.
5
Drientalistische
Literaturzeitung
Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient
und seine Beziehungen zum
Kulturkreise des Mittelmeers
Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11
Verlag der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung, Leipzig
Blumengasse 2.
18. Jahrgang Nr. 1
Manuskripte und Korrekturen nach Königsberg. — Drucksachen nach Leipzig.
Jährlich 12 Nrn. — Halbjahrspreis 6 Mk.
Januar 1915
Inhalt.
Abhandlungen und Notizon Sp. 1—7
Boissier, A.: Sarcophages royaux 4
Förtsch, W.: AN.URU.A.TU.A. 4
Hüsing, Georg: Zu Kardunias 1
Liw, Immanuel: Zu den aramii-
schen Papyrus von Elephantine 7
Harp
Beöthy, Szolt: Egyiptologiai Gyüjte-
ménye, bespr. v. W. Wreszins ki 20
Boeser, P. A. A.:
ägyptischen Sammlung Leiden. Die
Denkmäler des neuen Reichs 2. u.
3. Abt, bespr. v. H. Ranke 16
er, R. T.: Assyrian and Baby-
lonian letters belonging to the
Kouyounjik Collection of the Bri-
Röder, Günther: Aegyptische In-
schriften Berlin VI, bespr. v. W.
Wreszin ia 8186
Sax, Carl Ritter von: Geschichte des
Machtverfalls der Türkei, bespr.
v. Martin Hartmann . 22
Vincent, H., et Abel, F. M.: Jérusalem,
bespr. v. Max Löhr 10
Beschreibung der
Peiser, F. E.: parzilu 6 : Sprechsaal . . .. . . 24-26
tish M X— bespr. v. S. e
Schroeder, Otto: Hettitisch þat Schiffer m at ner, Bruno: Zu OLZ e
SEN Legrain, G.: Lougsor sans les pharaons, Mittellun = e e ee 25
Besprechungen . Sp. 8—23 bespr. v. E. Brandenburg 21 p i E ZZ Se
Archaeological survey of Nubia 1907/8 | Monumenta Hebraica: Monumenta , Orsona len
Vol. II 1908/9 Vol. I, bespr. v. W. Talmudica I, II,, V., bespr. v. Zeltschriftenschau . . . . 26—32
Wreszinski d e e EH Max Eschelbacher 8 | Zur Besprechung oingeleufen . 32
Zu Kardunias.
Von Georg Hüsing.
In meinem Beitrage „Kardunias“ in OLZ
1906 Sp. 663 ff. hatte ich entwickelt, dass das
Determinativ an vor dunias keine Unterlage ab-
geben kann für die Annahme eines Gottesnamens
„Dunias“, da im Namen des Landes kaspisch-
elamische Rechtschreibung vorauszusetzen ist,
und in dieser das an auch vor kosmischen
Begriffen steht.
Dafür konnte ich damals nur die Achama-
nidentexte und die Schreibung Nazi “"muru-tas
aus der Zeit der III. Dyn. selbst anführen.
Ueber letzteren Namen habe ich inzwischen im
Memnon IV (1910) S. 23 ff. ausführlicher ge-
handelt undgezeigt, dassin kaspischer Schreibung
an als Determinativ vor mara (muru) = „Erde“
steht. Wir werden es also auch vorauszusetzen
haben für „Stern“, „Himmel“, „Horizont“, die
im kaspischen Glossare unmittelbar hinter den
Götternamen auftreten, und natürlich ebenso
für „Meer“. Steht es doch achamanidisch sogar
vor „gross“. Das gibt aber auch insofern zu
denken, als dadurch auch im Glossare ange-
nommene „Götternamen“ z. T. gar keine solchen
zu sein brauchen.
Eine Kritik an dem Glossare habe ich im
Memnon (a. a. O.) bereits geübt; ich will hier
1
darauf aufmerksam machen, dass z. B. mirijas
nicht nur für den Altbabylonier, sondern noch
für die Anschauungsweise Messerschmidts in
seinen Mitanni-Studien oder Scheils in seiner
Behandlung der elamischen Texte, mit irsitum
übersetzbar wäre, wenn es als „Genitiv“ stand.
Man denke z. B., ein Text hätte ein kattil!
miri-ja$ geboten: darin wäre miri funktioneller
Genitiv, müsste also die zu kattil gehörige Sin-
gular-Endung nach sich haben. Südelamisch
würde das etwa kutir muri-ra heissen, und wir
würden es mit unserem Adjektive übersetzen,
wenn es muri-rra geschrieben wäre: Possessiv
und Adjektiv sind nicht trennbar. Von Wörtern
wie puri (upri), šuri (suri) gilt offenbar genau
das Gleiche wie von miri: ihr jas gehört zum
vorangehenden „Nominative“ oder Regens, und
1 Dieses Wort ist überliefert in dem Namen Pi-li-li-
kat-til (Revue Archéologique 1911 S. 36—38) der süd-
elamisch Pirtri-kutsr lauten würde; man vergleiche südel.
Ruhu-rater (Rihu-rater) mit kasp. Lahu-ratil; kattil ist
ersichtlich das Wort kat-la (von Del. im Glossare als
nu-la gelesen) = Sar-ru. Ich erinnere daran, dass südel.
suru (etwa = ,Schwester“) kaspisch šala lauten würde
und rutu (ritu, Plur. ritipe) = „Gattin“ kaspisch lata
sein würde. Bei letzterem denkt man wohl unwillkürlich
an lykisches lada = Frau, bei šala an das gleich lau-
tende Mitanni-Wort für „Tochter“. Doch vgl. man Bork,
Die Mitannisprache S. 43, wo šala als Fem. zu südel.
šak „Sohn“ erklärt ist, und S. 79 über mit. asti oder
rũti (= Gattin).
2
3
so auch in Kar duni-jas, das semitisch kon-
struiert vermutlich als „kara-š duni“ aufzulösen
wäre. Ich meine nämlich, die „Endung“ ist
eigentlich nicht als jas, sondern nur als aš an-
zusetzen und dürfte nur dann mit ia geschrieben
worden sein, wo ein 2 als Auslaut vorherging.
Wenn also puri-as mit bel matäte richtig über-
setzt ist, dann bedeutet puri „Land“. Ist aber ur-
sprünglich bel Sad“ gemeint, dann bedeutet puri
„Hochland“ oder „Gebirge“, puri-as ist dann
der „Gebirgische“, und das gibt der Semit als
„Herr der Berge“ wieder. Das kaspische „jasu“
= „Land“ ist nichts als eine Konstruktion, die
auch in unserer Zeit noch hätte entstehen
können, wenn wir kaspische Texte zu entziffern
fänden.
Damit sage ich nichts Neues, hoffe aber
doch, dass es, in dieser Fassung wiederholt,
manchem einleuchtender erscheine als in OLZ
1906 Sp. 663 ff.
Aber ich kann auch für Obiges einen neuen
Beleg beisteuern: Bei Hommel in Müllers
Grundriss S. 259 stosse ich auf die Angabe,
dass in einem Kuri-galzu-Texte (1. R. 4, XIV 2
und 3) vor UB-DA (= kibratu) das Determina-
tiv an gesetzt ist: „wo das vorgesetzte an den
himmlischen, heiligen Charakter dieser Gegend
andeutet“. Diese Auffassung Hommels ist schon
richtig, nur wird man das „heilig“ nicht gerade
unterstreichen dürfen. Die Frage wäre nun,
was die vier Kibrati eigentlich sind. Hommel
übersetzt es mit Flussufer, und dass die Orien-
tierung nicht nach unseren Windrichtungen er-
folgte, sondern in Beziehung zu den zwei Haupt-
strömen stand, hat Peiser vor mehr denn 20
Jahren schon betont. Aber man deute und über-
setze, wie man wolle: ein kosmischer Begriff
liegt vor, und wie vor mara steht auch vor
diesem ein an in einem Texte der III. Dyn.
Eine weitere Frage wäre nun die, ob kara
oder karu vor duni-as (vgl. mara und maru) ein
kaspisches Wort sei und was es bedeute —
denn irgend welcher Zusammenhang mit dem
Namen Kassi rinnt uns ja jetzt unter den Fingern
davon. Südelamisch müsste das Wort Kuru
lauten, womit ich auch nichts anzufangen wiisste.
Seit in einem elamischen Texte Sutruk-Nah-
hunte I (XCI) das Wort karas aufgetaucht ist,
könnte man aber wohl die Frage aufwerfen, ob
karasu (= Feldlager) vor der Zeit des Auftretens
der Kaspier überhaupt bekannt war, und ob
das Wort nicht „Wall, Umwallung“ bedeutete
— einerlei wie es sich zu baby]. kāru verhalte.
Und dann wäre zu fragen, was man in diesem
Lande eingedeicht hätte oder was für eine Art
„Feldlager“ durch duni angedeutet sein könnte.
Mit letzterem Gedanken wüsste ich nicht recht
auszukommen, da der elamische „Possessiv“-
Orientalistische Literaturzeitung 191b Nr. 1.
4
Ausdruck nicht dem Genitive (z. B. der Latei-
nischen) entspricht, also Herstellungsweise,
Stoff, Lage usw. nicht gut darin stecken könnten.
Mit ersterem aber wäre nur auszukommen, wenn
das kasp. Suffix aš auf Sachen sich bezöge,
wie später auch im Südelamischen Sachen und
Personen beim Adjektive nicht mehr unter-
schieden werden. Nun, die bekannten Länder-
namen auf a$ drücken ja auch keine Personen
aus! Welcher kosmische Begriff kann nun auf
duni passen? Ich glaube, es bleibt wirklich
nur eine Bedeutung übrig, die mit „Wasser“
zu tun hat, würde mich aber ebenso freuen,
wenn jemand einen anderen Ausweg wüsste.
In meinem früheren Beitrage habe ich in
der Schreibung A-AB-BA, die im Personen-
namen nicht gut „Meer“ bedeuten kann, eine
verzwickte Künstelei für eine Verbalform ver-
mutet, und zwar, da keine „Endung“ folgt, für
eine 1. Pers., und, wenn tuni = A-AB-BA sein
sollte, für tunih, das man auch ohne h schreiben
konnte. Erst später kam mir der Stadtname
„Dun-ni-SAMAS“ in Erinnerung (Sinacherib
Prisma IV 51), der vielleicht „Wasser der Nah-
hunte“ bedeuten könnte, sowie Du-un-SARRI“
(Rassam-Engl. V 52), vermutlich , Dunni-sunkik
zu lesen — vgl. Nahr-malka.
Sarcophages Royaux.
Von A. Boissier.
La découverte des cuves funéraires dans
le palais d’Assur est interessante (MDOG,
n° 54, 39). Elle confirme un fait mentionné
dans les presages, d’apres lequel les rois et
les princes avaient leurs mausolees dans les
palais mémes, Ex: K 3671 + 6242 + 13966
(CT XX, Plate 3) 10: Si le padänu est
double et qu’entre les deux se trouve une ouver-
ture (dépression), le prince dans son palais son
sarcophage sera ouvert. (Rubü ina ekallisu
qubursu ippatti).
P. S. T. La lecture nasraptu de E
proposée par Knudtzon et Meissner (SAI 9280)
parait certaine d'après un document inédit,
que je ferai connaître prochainement.
AN.URU.A.TÚ.A.
Von Wilh. Förtsch.
Obiger Ausdruck findet sich Nik. 161 Rev.
2, 4 und Nik. 163 Rev. 1, 3; erstere Stelle ist
nach letzterer ergänzt: AN.URU.[A.]T[U].A.
Bei Analyse der beiden genannten Texte hat
Nikolskij (S. 35 sub Nr. 161 und S. 36 sub
Nr. 163) von einer Uebersetzung stillschweigend
abgesehen. Ich möchte hier einen Versuch zur
Deutung machen.
b Orientalistische Literaturzeitung 1916 Nr. 1. 6
Nik. 161 ist eine Lieferungsliste, Nik. 163
Opferliste und Lieferungsliste zugleich. Nik.
161 heisst es nach Aufzählung der Tiere und
der Personen: (Rev. 2, 2—6) itu ezen bulug-kü
dingir nin-gir-su-ka AN.URU.[A.|T[U].A gä-udu-
gud ni-tüm-tüm und Nik. 163 nach der Lie-
ferungsliste: (Rev. 3, 6—1, 3) udu-kü-a ezen
bulug-kü sgr nin-gir-su-ka AN.URU.A.TU.A.
Wenn wir vorläufig den in Frage kommenden
Ausdruck ausser acht lassen, so haben wir
Nik. 161 zu übersetzen: „Im Monat des bulug-
kü-Festes des (Gottes) Nin-gir-su
wurde es (das vorhergenannte Kleinvieh) in das
Haus des Kleinviehes und des Grossviehes
gebracht“, während Nik. 163 lautet: „Kleinvieh-
Lieferung am bulug-küFest des (Gottes) Nin-
gir-s uu “. An einen Beinamen “rsruru-a-
tu-a für Nin-gir-su zu denken ist ausgeschlossen,
da in einem solchen Falle die Genetivpartikel
ka erst nach diesem Beinamen stehen würde.
Offenbar haben wir es mit einer genaueren Be-
stimmung am Monatsfest bulug-kü zu tun; ich
würde die Lesung dingir-ri a-tü-a vorschlagen
und übersetzen „als dem Gott die Wasserspende
dargebracht wurde,bezw.beider Wasserspendefür
den Gott“. Die Wasserspende als religiöse
Zeremonie ist ja in Babylonien sowohl in frü-
herer wie in späterer Zeit häufig zur Anwendung
gekommen. Aufeinen Text sei noch hingewiesen,
der in dieser Beziehung gleichsam das Gegen-
stück zu Nik. 161 und 163 bildet, nämlich die
Opferliste CT 32 pl. 12 Rev. 3, 19—4, 6: 1
&b-mu-2 “eren-lil 1 Aäb-mu-2 dinsir nin-lil 1 áb-
mu-2 dul-azag 1 gud-mu-3 a-tü-a lugal Sa(g)
e-ngiren-ki és-é8 ud-sar ud-28-kam „1 zweijäh-
rige Kuh für den (Gott) En-lil, 1 zweijährige
Kuh für die (Göttin) Nin-lil, 1 zweijährige Kuh
für den heiligen Hügel, 1 dreijähriger Ochs bei
der Wasserspende de Königs (= wenn der
König die Wasserspende vornimmt); im Tempel
des (Gottes) En-ki; Opfer am Neumond, am
28. Tag“.
Vgl. dazu Nik. 289 Obv. 2, 2—3: ud
(sic!) “sr lugal-uru-bar-ra-ge a-tü-a-a „am
Tage des Gottes Lugal-uru-bar-ra als die
Wasserspende dargebracht wurde“; DP 41
Rev. 3, 1—2: alneir lugal- uru-bar-ra-ge-a é-8a(g)-
ga a-ti-a „des Gottes L. bei der Wasser-
spende für das &-Sa(g)-ga“; DP42 Rev. 7, 3—4:
dingir Iugal-uru-bar-ra-ge 4 é-Sa(g)-ga- ri a-tü-
a „des Gottes L. bei der Wasserspende für
sein &-Sa(g)-ga.
Hettitisch hat = „Silber“ €
Von Otto Schroeder.
Die Hettiterkönige bezeichnen sich in ihren
Urkunden als „König des Landes der Stadt
Hatti“; daraus geht hervor, dass die Hauptstadt
des Reiches Hatti hiess. Während die meisten
Texte in phonetischer Schreibung Ha-at-ti!,
Ha-ti oder ähnlich ? bieten, begegnet bisweilen eine
eigenartige ideographische Schreibung AZ AG.
VD-ti, d. h. das Ideogramm für „Silber“ ver-
mehrt um das phonetische Komplement - ti.
Winckler“, Bericht S. 21 gab das provisorisch
durch KaSpu + ti wieder; an der dort zitierten
Stelle wird Puduhepa, die Gemahlin Hattusils
bezeichnet als „Grosskönigin, Königin von AZ AG.
VD-ti; dass dies Hatti zu lesen ist, unterliegt
wohl keinem Zweifel.
Wie das „Silber“ auf hettitisch heisst, ist
bislang noch unbekannt. In den zusammen-
hängenden Texten ist stets das Ideogramm ge-
setzt und in den Boghazköi-Vokabularen, die
soeben durch Delitzsch* zugänglich gemacht
wurden, fehlt eine entsprechende Angabe. Die
vielen ideographischen Schreibungen der hetti-
tischen Texte erleichtern deren Verständnis ja
beträchtlich, verwehren uns aber andererseits
die Kenntnis der einheimischen Aussprache.
Was nützt es uns, wenn in den Vokabularen
die hettitische Kolumne bei häufig vorkommenden
Worten das längst bekannte Ideogramm (mit
oder ohne Eudung bzw. phonetischem Kom-
plement) bietet, wenn z. B. „König“ durch
LUGA L-uš, „Hirte“ durch lu SIB, „Hand“ durch
Ü wiedergegeben wird. — Vielleicht bietet
unser Fall die Handhabe, den hettitischen Wert
eines der Ideogramme kennen zu lernen. Wenn
man Hatti mit dem Ideogramm für „Silber“ + ti
schreiben konnte, so hat gewiss diese Gruppe
dem um die Endung ti vermehrten hettitischen
Wort für „Silber“ entsprochen. Mit anderen
Worten: das „Silber“ dürfte danach auf het-
titisch hat geheissen haben.
parzillu.
Von F. E. Peiser.
OLZ 1914 Sp. 168 hob ich Wincklers wich-
tige Angabe hervor, dass Kizwadna als das
Eisen erzeugende Land bezeichnet wird5, und
dass Winckler selbst nachgewiesen habe, dass
dieses Land an der Kiiste des Schwarzen Meeres
zu suchen sei und sich ungefähr mit dem
Pontos decke. Von dort also, wo später die
1 80 2. B. der die Fundnummer 2275 tragende Vertrag
zwischen Hattušil und Ramses II. Vgl. auch Knudtzon,
VAB II Nr. 41, 2.
2 In der Spätzeit kommt sogar Ha-a-ti vor. IIIR 60
I 38. 46 = Virolleaud, ACh Sin XXXII 33. 41.
3 OLZ 1906, Sp. 631, Anm. 2.
* Sumerisch - akkadisch - hettitische Vokabularfrag-
mente. Berlin 1914. — Es sei mir gestattet, darauf
hinzuweisen, dass die Stücke VAT 7446 (Nr. 3) und 7449
(Nr. 8) durch Schriftduktus wie auch Farbe des Tons
als zu einer Tafel gehörend sich ausweisen.
5 MYAG 18. Jahrg. Heft 4 S. 61.
?
Griechen ihre Chalyber kennen, liegt die erste
authentische Angabe über Eisenfabrikation vor.
Wenn nun ‚Eisen‘ bei den Assyrern den
Namen pareillu trägt, so darf vermutet werden,
dass der Name selbst über seinen Ursprung
Aufschlüsse bieten kann. Da zwischen dem
Pontos und Assyrien in der Zeit, wo das Eisen
zu den Assyrern kam, das Gebiet der Hatti
und Mitani lag, so ist es möglich, ich möchte
sogar sagen wahrscheinlich, dass die Endungs-
silbe -illu zur Sprache derjenigen Landstriche
gehört, welche dasProdukt vermittelten. Sowohl
in der Sprache der Hatti (il in Mitrassil), wie
in der der Mitani (illan in naprillan) tritt sie
als Endung auf, und zwar scheint sie eine dem
Deutschen — isch, wie nord-isch usw., oder —
lich, wie gött-lich, ähnliche Funktion ausgeübt
zu haben. Dann wäre parzillu das parz-ische
(sc. Metall). In Kizwadna hätten also Parz
gesessen und Eisen gehabt. Wer diese Parz
gewesen, Götter oder Menschen, ob Brücken zu
Parzua3 oder gar zu Parsu zu schlagen sind,
muss ich dahingestellt lassen, ebenso, wenn
man den Blick nach Westen lenkt, ob etwa
ein Zusammenhang mit lateinisch ferr-um vor-
liegen kann.
Eingewendet könnte freilich werden, dass
dem assyrischen parzillu hebr. 3M2 entspricht;
aber letzteres ist wohl erst Lehnwort aus dem
Assyrischen, und dann dürfte 3 gegenüber dem
p wie 1 gegenüber dem k in pD = Sarrukin
betrachtet werden.
Endlich noch eine Frage. Sollte der Name
Kizwadna wirklich ganz spurlos verschwunden
sein? Wenn man movrog evgesvoc, besonders auch
wegen der Spielerei mit a&sıvos, als griechische
Volksetymologie ansehen darf, so könnte hier
sich eine Umdrehung des ursprünglichen Namens
erhalten haben, dessen Lautbestand k-z-u-dj-n
oder ähnlich gewesen sein würde.
Zu den Äramäischen Papyrus vonElephantine.
Von Immanuel Löw.
Pap. 55 Z. 4 ro gehört zu neuhebr.
dug app vu Gaz (jer. Bikk 64°).
Pap.57 Col. I 2.3—4 [n]n0 prp opp Inp2w
Fran yan DC
ist zu übersetzen: „Ich habe dich in der Ver-
borgenheit des Geheimnisses (= syr. ja) ge-
lassen, du hast es aber ausgeplaudert. Du
hast deine Freunde verlassen und bist gegen
sie erkaltet (33.0).
ibid. 5—6 ...0 OD Hp Sonn oon ist
zu ergänzen: PDD „genug“.
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 1.
Besprechungen.
Monumenta Hebraica. Monumenta Talmudica.
Unter Mitwirkung zahlreicher Mitarbeiter herausgegeben
von Prof. Dr. Karl Albrecht-Oldenburg i. Gr., Dr.
Salomon Funk- Boskowitz, Prof. Dr. Nivard
Schlögl-Wien. Fol.
Erster Band: Bibel und Babel, bearbeitet von Sa-
lomon Funk. (348 S. m. 1 Karte). 1913. M. 40 —.
Zweiter Band: Recht, bearbeitet von Salomon Gandz.
Erstes Heft. (80 Seiten). 1913. M. 10 —.
Fünfter Band: Geschichte. I. Teil: Griechen und
Römer, bearbeitet von Samuel Krauss. Erstes Heft.
(808.). 1914. M. 10 —. Wien u. Leipzig, Orion-Verlag,
G. m. b. H. Bespr. v. Max Eschelbacher, Düsseldorf.
Die Monumenta Talmudica sind ein hoch-
bedeutendes Werk von grossem Zug und eigener
Art. Sie wollen weiten Kreisen dienen und
über den Kreis der eigentlichen Talmudisten
hinaus allen, die an der altrabbinischen Lite-
ratur Interesse nehmen, einen Zugang zu den
Quellen bahnen. Sie verfolgen also das gleiche
Ziel wie die verdienstvollen Uebersetzer des
grossen Werkes, Pinner, Rawicz, Goldschmidt.
Während aber diese den ganzen Stoff unverkürzt
wiedergeben, bieten die monumenta talmudica
eine Auswahl nach sachlichen Gesichtspunkten.
Aus den Bruchstücken, die, ähnlich den Frag-
menten des corpus iuris, das Mosaikbild des
Talmud zusammensetzen, sind hier die wich-
tigsten, nach Materien geordnet, zusammen-
gestellt und kommentiert. Die Auswahl ist sehr
reichlich. Der erste Band bringt 902, die ersten
Hefte des zweiten und des fünften Bandes
214 und 161 Fragmente. Die Herausgeber
geben also den Stoff zu einem ausgeführten
Bilde des talmudischen Schrifttums, nicht nur
zu einer dürftigen Skizze.
Die grosse Aufgabe soll in sechs Bänden
bewältigt werden. Dem ersten Bande „Bibel
und Babel“ folgt II. Recht, III. Theologie,
IV. Volksüberlieferung, V. Geschichte, VI. pro-
fanes Wissen. Band I liegt abgeschlossen vor,
von II und V ist je ein Heft erschienen.
Der Inhalt des ersten Bandes entspricht nicht
ganz seinem Titel „Bibel und Babel“. Denn
das Verhältnis der babylonischen zur biblischen
Kultur tritt im Talmud, der ja erst um 600
abgeschlossen ist, wenig hervor. Desto eher
erhalten wir eine klare, anschauliche und ein-
gehendeSchilderung von Babylon im ausgehenden
Altertum, von seiner Geschichte, von Land und
Volk, von seinen wirtschaftlichen Verhältnissen.
Der Bearbeiter des talmudischen Rechts,
Gandz, hat sich eine schwierige Aufgabe gestellt.
Erbeginnt mitdem öffentlichen Recht, obgleich es
zur talmudischen Zeit, einige hundert Jahre nach
dem Untergang des jüdischen Staates, nur noch
in kümmerlichen Resten existierte. Die Kapitel
„König“ und „Synhedrion“ reden von Fürsten
und Behörden der Vergangenheit und hatten
9
auch für die talmudische Zeit nur noch
archäologisches Interesse. Den grössten Teil
des Heftes nehmen die Verordnungen über die
Priester ein, die man unter dem Titel „Ver-
fassungsrecht“ nicht erwartet. Gandz begründet
ihre Aufnahme mit der Erwägung, dass bei dem
theokratischen Charakter des jüdischen Staats-
wesens die Priester die eigentlichen Träger der
Staatsidee gewesen seien. Auch das gilt nach
der Tempelzerstörung nicht mehr und traf auch
vorher vielleicht nicht zu. Was an öffentlichem
Recht in der talmudischen Zeit lebendig war,
der Exilarch, seine Gerichtsbarkeit, die Ge-
meindeverfassung, die verschiedenen Steuern
usw. ist nicht bei Gandz, sondern im ersten
Band, bei Funk, zu finden. Die Kraft des tal-
mudischen Rechts liegt nicht im öffentlichen
Recht, sondern im Zivilgesetz. Wir sehen den
weiteren Heften des zweiten Bandes, die dieses
grosse Gebiet darstellen werden, mit der leb-
haftesten Erwartung entgegen.
Krauss bietet (V 1) in systematischer Ordnung
die rabbinischen Quellen über die römischen
Provinzen, über Städtegründungen, über die
Stadt Rom ihre Geschichte, über die vier
Weltreiche, von denen Daniel spricht, über die
Griechen und ihre Geschichte seit Alexander
dem Grossen und ihre Kultur, über das römische
Reich, seine Kaiser und seine Feldherren.
Alle Bearbeiter schöpfen ausschliesslich aus
den ersten Quellen, sie ziehen das gesamte alte
rabbinische Schrifttum herbei, die beiden Tal-
mude, sämtliche halachischen und aggadischen
Midraschim, und der Leser kann sich sein Bild
völlig aus den originalen, ursprünglichen Quellen
entwerfen.
Die Anmerkungen, bei jedem Autor nach
seiner Eigenart verschieden, erläutern die Texte
und stellen die Verbindung zwischen einzelnen
Stellen dar. Sie zeigen zugleich die mannig-
fachen Richtungen, in denen sich modernes
Talmudstudium bewegt. Funk gibt als Anhang
zu „Bibel und Babel* zusammenhängende Er-
läuterungen, die besonders die geographischen
Verhältnisse Babylons und des neupersischen
Reiches klarstellen. Die grosse „Landkarte
von Babylon nach talmudischen Quellen“ am
Ende des dritten Heftes, Funks Meisterstück,
den „Juden in Babylon“ entnommen, ist ein
wichtiges, dankbar begrüsstes Hilfsmittel.
Gandz ist unter den Dreien der Literarkri-
tiker. Er folgt den Redaktoren der Mischna
und des Talmud auf ihren Wegen und sucht
aus der jetzigen Gestalt der Texte ihre ur-
sprüngliche Form und ihre Quellen zu ermitteln.
Weil aber die Entstehungsgeschichte dieser
Werke für uns im Dunkel liegt, müssen seine
Ergebnisse oft Vermutung bleiben. Doch sind
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 1.
10
seine Untersuchungen trotzdem höchstinteressant
und die kurze Darstellung seiner Grundsätze
im Vorwort (Bd. IIS. XV ungemein anregend.
Krauss ist Archäologe, dazu ein ausgezeich-
neter Kenner der spätklassischen Literatur und
der Kirchenväter. Mit Hilfe dieses weitschich-
tigen Schrifttums gliedert er in seinen vorzüg-
lichen Anmerkungen unser Wissen vom Talmud
in unsere Kenntnis der spätrömischen Welt ein
und würdigt das Werk der Rabbinen im Zu-
sammenhang mit der Kultur der ausklingenden
Antike.
Das grosse Werk der Monumenta Talmudica,
das bereits vor acht Jahren in Angriff genommen
wurde, hat inreichem Masseschon seine Schicksale
gehabt, und die Vorreden, besonders die zum II.
Band, sind erfüllt von Anspielungen auf bittere
Erfahrungen. Die einzelnen Hefte lassen den
aufmerksamen Leser auch erkennen, wie im
Laufe der Zeit Plan und Ausführung Aende-
rungen erfahren haben. Freilich haben auch
die Herausgeber eine ungewöhnlich mühsame
Aufgabe übernommen; die Auswahl ist schwierig,
und Erfahrungen müssen erst gesammelt werden.
Aber was bis jetzt geleistet und erreicht wurde,
ist ausgezeichnet; mit allen Mitteln moderner
Philologie ist nunmehr weiten Kreisen ein neuer
Zugang zu den Quellen des Talmud erschlossen.
Möge er viel benutzt werden.
H. Vincent et F. M. Abel: Jérusalem. Recherches
de topographie, d’archéologie et d'histoire. Tome I:
Jerusalem Antique. XII. 196 S. Tome II: Jerusalem
Nouvelle. Préface par M. de Vogüé. XX, 419 S. m.
43 Taf. Paris, J. Gabalda, 1914. Bespr. v. Max Löhr,
Königsberg.
Das breit angelegte Werk dieser beiden
Palästinaforscher von hervorragendem Ruf um-
fasst zwei stattliche Quartbände. Dieselben
behandeln das Jerusalem vor der Zerstörung
durch Titus — das alte — und das nach dieser
Katastrophe — das neue — und sind, abgesehen
von den Bildern und Skizzen im Text, noch
mit ca. 100 besonderen Tafeln, die Karten,
Pläne und photographische Aufnahmen bieten,
ausgestattet.
Die Einleitung spricht über Zweck, Plan,
Methode und Quellen. Der Zweck des Buches
wird folgendermassen bestimmt: ce qui a été
voulu est un groupement exact et complet,
dans la mesure possible aujourd’hui, des faits
utiles à l’historien pour retraver l'histoire
proprement dite de Jerusalem, celle qui mar-
quera son rôle précis dans l'évolution nationale
et religieuse d'Israël. Wiederholt wird noch
auf den praktischen Zweck des Buches hin-
gewiesen; ihm entspricht es, dass an lecteur
le plus denue de ressources documentaires, les
elements essentiels de contröle: citations in
—
11
extenso des textes et illustration abondante
dargeboten werden.
Unter den Quellen spielt natürlich Josephus
eine hervorragende Rolle. Das Urteil über
seinen Quellenwert lautet: Josèphe, écho du
passe, n’aura absolutement aucune valeur
meilleure que la valeur de ses sources dans
la mesure op il ne pourra étre soupconné de
transmission tendancieuse. Joséphe témoin direct
sera recu avec une confiance proportionnée A
la nature de l'information fournie et au degré
d'indépendance qu'une critique circonspecte fera
saisir dans l'expression de sa pensée en chaque
détail de son récit. Als weitere Quellen SE
Topographie und Archäologie bezeichnet, deren
Sprache man allerdings ebenso verstehen müsse,
wie die als Quelle benutzte Schrift eines antiken
Autors. Das wird nun bei Jerusalem ganz
besonders dadurch erschwert, dass das Boden-
profil im Laufe der Jahrhunderte enorme Ver-
änderungen erfahren hat, und die Neubauten,
die bis zur Stunde vorgenommen sind und
werden, mit vielen wertvollen Resten der Ver-
gangenheitaufgeräumt haben. Eine willkommene
Unterstützung bieten die Berichte früherer
Forscher, die natürlich nicht ohne Kritik be-
nutzt Werden können. Den Schluss dieses Ab-
schnittes des Werkes bildet eine Uebersicht
über die bisherige Literatur, wo bei Voll-
ständigkeit weder den Verfassern möglich, noch
— dem Zweck ihrer Arbeit entsprechend —
von ihnen beabsichtigt ist.
Es folgt im ersten Faszikel des ersten
Bandes die Topographie, bestehend aus fünf
Kapiteln: Zunächst ein orographischer Ueber-
blick, der den Leser äusserst instruktiv über
die ganze Situation orientiert. Man merkt,
dass die Verf. in Jerusalem leben und über
Zeit und Ruhe zu gründlichstem Studium ver-
fügen. Dann wird die alte, von der Mauer
Solimans II. umschlossene Stadt, die Vorstädte
im N. und W., das Dorf Silwän mit seinen
ruppigen Bewohnern, Oelberg und Kidrontal
beschrieben, endlich eine Schilderung des Boden-
rofils der Jetztzeit gegeben. Das zweite
apitel enthält geologische und klimatische
Notizen, Steinmaterial, Wasserverbältnisse,
Wind, Regen. Den grössten Wert messe ich
in dieser ganzen Partie den gelehrten An-
merkungen bei, nicht nur der ausführlichen Zitate
aus den verschiedensten Quellenschriften wegen,
sondern auch um der Notizen willen, die zu zahl-
reichen biblischen, besonders alttestamentlichen
Stellen geboten werden. Mit dem 3.—5. Kapitel
kommen wir zu dem ältesten Jerusalem und
damit zu dem Teil des bedeutenden Werkes,
der ohne Zweifel jedermann am meisten inter-
essieren muss. Hier werden folgende Themen
Orientalistische Literaturzeitung 1916 Nr. 1.
12
behandelt: Sion et la cité de David und Millo
et Ophel. Mit Spannung folgt man dem Nach-
weis der Identität des Tunnels von Ophel mit
demi sinnör, den Vincent als Kenner der pa-
lästnischen Ausgrabungen, Canaan d’apres
l’exploration récente, mit Hilfe des neuesten
Materiales führt, das ihm an Ort und Stelle
zur Verfügung ist. Sehr scharfsinnig ist die
Skizze caractère de Jerusalem jebuseenne;
dasselbe lag ausschliesslich auf dem Osthiigel,
isein Lebensuerv war die Quelle — Gichon —
|
|
mit dem Tunnel zu ihr hin.
Nach dem .Prospekt handelt der zweite
Faszikel, den ich nicht gesehen habe, über die
Archäologie der alten Stadt überhaupt, über
den Tempel und die Geschichte des alten
Jerusalem.
Der zweite Band, bevorwortet von de Vogiié,
behandelt im ersten Teil Aelia Capitolina,
Hier ist zunächst von der Organisation einer
römischen Militärkolonie die Rede, von der
literarischen Bezeugung der Aelia Capitolina,
dann der archäologischen — ecce — Ges =
Bogen und von der allgemeinen Physiognomie
der Kolonie. Des weiteren werden die Ruinen
des russischen Hospizes Alexander und des
koptischen Klosters behandelt, das Steinpflaster
und der antike Bogen in dem russischen
Etablissement, und wird versucht, die einzelnen
Stücke chronologisch zu fixieren und das
Forum der Aelia zu bestimmen.
Der zweite Teil beschäftigt sich mit der
Grabeskirche; er gibt zunächst eine Beschreibung
des Baues in seiner gegenwärtigen Gestalt,
wobei auf die zahlreiche einschlägige Literatur
eingehend Rücksicht genommen wird. Ein be-
sonderes Kapitel ist der Beschreibung des
Konstantin-Baues bei Eusebius gewidmet und
versucht, die Ueberreste dieses Bauwerks nach
nach den Angaben des Kirchenhistorikers fest-
zustellen. Im weiteren ist eine Geschichte
des Heiligtums bis auf unsere Zeit geboten,
wobei der Beschreibung der gottesdienstlichen
Veranstaltungen an den verschiedenen Stellen
der Kirche und zu den verschiedenen Zeiten
ein spezielles Interesse gewidmet ist. Der
letzte Teil des Werkes handelt von den heiligen
Stätten des Oelbergs: zunächst von Gethsemane,
den biblischen Angaben und der Tradition bis
zur Kreuzfahrerzeit; der Geschichte des Ortes
bis heute; der durch die Franziskaner aus-
gegrabenen Kirche und der Grotte. Besonders
eingehend sind die übrigen Orte behandelt:
Eleona, Himmelfahrtskapelle, Pater Noster.
Besondere Abschnitte behandeln auch hier
den Gottesdienst und die geistlichen Beamten
dieser heiligen Stätten. Sehr wertvoll sind
sowohl in der Partie über die Grabeskirche wie
13
in dieser über die heiligen Stätten des Oelbergs
die Zusammenstellungen des diesbezüglichen
Quellenmateriales, das im Wortlaut abgedruckt
ist. So wird das Ganze nicht nur zu einem
dankenswerten Beitrag zur Topographie Jeru-
salems, sondern auch zu einem reichen Arsenal
wertvollen Quellenmaterials.
Assyrian and Babylonian Letters belonging to the
Kouyounjik Collections of the British Museum by R.
F. Harper. Parts X—XI. S.1061—1180; 1181—1300.
8°. Chicago, Illinois, The Chicago University Press.
Bespr. v. S. Schiffer jun., Paris.
Es ist ein trauriger Anblick, den die Bände
X—XI der Harperschen Briefsammlung ge-
währen. Fragmente, und fast nichts als Frag-
mente! Unter den hundert Texten des zehnten
(Nr. 975—1074) und den achtundneunzig des
elften Bandes (NNr. 1075—1172) findet man
kaum zwei, die ganz sind (Nr. 1137, 1164)
und nicht viel mehr als ungefähr ein Dutzend,
die man mit einiger Sicherheit wiederherstellen
kann. Diese Operation wird freilich auch im
allgemeinen bei der Harperschen Textausgabe
äusserst erschwert dadurch, dass die Lücken
offenbar nicht mit der unbedingt erwünschten
Genauigkeit umschrieben sind. Dazu kommt
noch die irreführende Zählung der Zeilen, bei
der die fehlenden nicht einmal mutmasslich be-
rücksichtigt werden. Es ist indes nicht angängig,
den Verfasser jetzt auf derartige Mängel seines
Werkes aufmerksam zu machen, welches das
zu veröffentlichende Material bald erschöpft
haben wird. Dagegen muss man das Verdienst
Harpers aufs neue betonen, wenn man die Selbst-
verleugnung und Ausdauer ermisst, die dic irri-
tierende Kopierarbeit in diesem Falle als Löse-
geld gefordert hat.
Das, was die Briefe jetzt sind, verrät häufig
den mannigfaltigsten Wert, den ihr einstiger
Inhalt für uns gehabt hätte. So begegnet man
in Nr. 1016, 1029 Tafeln, die weitere Beiträge
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 1.
14
offenbar die Führer jener Partei in Babylonien,
die zu Asurbänipal hielt. In Nr. 1131 wird
dem Könige mitgeteilt, dass Nabüusallim, Sohn
Marduk-apla-iddin’s sich auf dem Wege nach
Bit-Jakin an der Spitze einer elamitischen
Armee befinde.
Nr. 1000 berichtet sehr wahrscheinlich Bêl-
ibni über ein Engagement mit aramäischen und
anderen Stämmen, die unter Führung von Nabü-
bél-Sumate assyrisches Territorium geplündert
hatten. Von einem Einbruche der Puqudu in
Uruk erzählt Nr. 1028 und von Intrigen dieses
Stammes mit Bit-Jakin Nr. 1052. In dieselbe
Epoche gehören Nr. 1129 und 1136. In Nr.
1030, 1095 und vielleicht auch 1024 ist von
Marduk-apla-iddin, König von Babylonien die
Rede.
In Nr. 1168 hat man den Verlust eines
wesentlichen Teiles eines Berichtes zu beklagen,
in dem, wie es scheint, ein Einfall der Kimmerier
ins Herz Assyriens selbst geschildert war. Sie
wurden jedenfalls prompt zurückgeworfen, denn
der priesterliche Schreiber findet den Gleichmut,
im Rev. die günstigen Tage im Monat aufzu-
zählen, vgl. Nr. 1140. In Nr. 1161 wird eine
Bedrohung der Stadt Me-in-da-a seitens der
Kimmerier gemeldet. Nr. 1109, wo Rev. 9
mat Man-nu-a-a (= Man-na-a-a) zu lesen ist, ge-
winnt an Bedeutung dadurch, dass er den Namen
des Schreibers des von L. Waterman veröffent-
lichten eingehenden Berichtes über die Position
der Kimmerier und der gegen sie zu beobach-
tenden Manöver! mit ziemlicher Sicherheit fest-
zustellen gestattet.
Es ist dies Bél-u-[bal-lit], der Verfasser un-
seres Briefes, und nicht wie Waterman vermutet,
Nabü$arusur. Dies geht aus den folgenden vier
Tatsachen hervor: 1. Anwendung in beiden
Fällen babylonischer Charaktere. 2. Vollstän-
dige Identität der Adresse und der Begrüssung:
a-na Sar mätäte be-li-ia arad-ka ™4Bél-u-[bal-
zur Geschichte Sargons II. geliefert hätten. Es lit], /*Bel ¿Nabû u Samas ong Sarri be-li-ia
ist bemerkenswert, dass in der erstern der ba-jlik-ru-bu/. 3. In beiden Fällen folgt auf die
bylonische Schreiber QiSti-Marduk den König Adresse eine astrologische Betrachtung. 4. Das
Sar Babili Sar mätäte tituliert, ohne Assyriens | Unterstreichen der ersten zwei und je einer oder
zu gedenken. Nr. 1014 erwähnt eine Statue mehrerer der folgenden 8—9 Zeilen, die nicht
Sargons (Rev. 14). — Neue interessante Auf- dem eigentlichen Gegenstand gewidmet sind.
schlüsse über die politischen Beziehungen Elams! Nr. 977 enthält einen Gruss an die zwei
zu Assyrien und dieser beiden Staaten zu Ba- Söhne Asürbänipals, ASfr-mukén-palé-ia und
bylonien unter Asürbänipal geben trotz ihrer Ašûr-šarrâni-[iq]-bi.
starken Beschädigung die Briefe Nr. 998, Der militärische Rapport Nr. 1009 über den
1007, 1022, 1105, 1106, 1114, 1131, 1151. In Bestand der Garnison einer Ortschaft zeigt,
Nr. 998, dessen Verfasser Bél-ibni zu sein scheint, |aus wie heterogenen Elementen das Heer der
handelt es sich um einen Verrat Assyriens an Sargoniden zusammengesetzt war. Die drei
Elam seitens eines assyrischen Beamten. Nr. ee
1105, das 39 lange Zeilen im Obv. und 27 IM Letters and related Texte, Chicago, 1912 pp. 3 E 20 29.
Rev. umfasst, führt uns mitten in die Erhebung S. auch meine Besprechung in OLZ 1914 Sp. 399 ff.
unter SamasSumukén hinein. Die Verfasser sind ? Vgl. I. c. p. 22.
15
Divisionen, über die der Schreiber das Kommando
hat, umfassen mehr als ein Dutzend verschie-
dener Nationalitäten und Stämme, darunter
Aramäer und Kilikier. Vielleicht sind in den
Sa-mir-na-a-a (Rev. 2—3) deportierte Hebräer
aus Samarien zu erblicken!.
Astrologische Rapporte von Balasi liegen
in Nr. 993 und 1006 vor. Aus astrologischen
Kreisen rührt auch Nr. 1164 her, einer der
zwei ganz erhaltenen Texte. Das anonyme
Schreiben ist recht mystisch. Es handelt von
der Venus (Istar) des Morgens in ihrer Eigen-
schaft als Kriegsgöttin, vor der der König sich
hinzustrecken hat, cf. Rev. 3— 5: a-ki-e Sarru
be-li ina libbi päni 84 d Istar / i-ma-qut ina muhhi
Su-u / a-na Sarri béli-ia a-sa-ap-ra. Hierher
gehört auch Nr. 1096, wo dem Könige Auskunft
über den Ursprung einer die Mondfinsternis be-
treffenden Tabelle (u- il ti Sa atalũ Sin) erteilt wird.
In ein Liebesabenteuer weiht uns Nr. 1162
ein. Ein Anhänger der action directe hat seine
Geliebte entführt und sie — der Fall ist lehr-
reich — ohne Zustimmung ihres Vaters zu
seiner rechtmässigen Gattin (assatu) gemacht.
Er erhält hierauf von seinem Vater oder von
einem Richter den folgenden lakonischen Bescheid:
i-na éli assät-ka / Sa tas-pù-ra / a-du-u al- ta-
par / a-na "Ilu-pi-i-usur / aSSat-ka u-tar / i-
nam-dak-ka / „Betreffs deiner Frau — weswegen
du gesandt hast — sende ich nunmehr (folgenden
Bescheid): Ilu-pi-usur sollst du deine Frau
zurückbringen; er möge sie dir (dann selbst)
geben" (Obv. 1—7).
Von besonderem Interesse ist auch Nr. 992,
wo Itti-Samas-balatu gegen die assyrerfeindliche
Haltung des Ik-ki-lu-uͤ, der den Hafen der phö-
nikischen Stadt Simirra in seiner Gewalt hat,
Beschwerde führt.
In OLZ, 1912, Nr. 8, Sp. 360 habe ich auf
Nr. 923 (ABL IX) aufmerksam gemacht, wo
der Schreiber die wahrscheinlich aus einem
Hymnus herausgenommenen gereimten Verse pi-
i-Su el-li la mus-pi-li verwendet (Obv. 2). In
Nr. 1051 liegt ein ähnlicher Fall vor. Hier
flossen einem Kiinstler die folgenden zwei ge-
reimten Zeilen aus seiner poetischen Ader:
sal-mu Sarri 84 mi-si-ri / a-na-ku e-te-si-ri /
(Obv. 4—5).
In 976 Obv. 2 ist hinter Arad-ili T über-
flüssig. Zu streichen ist auch << in 1151
Obv. 1. In 1085, 9 sq. wird vielleicht: ahi-sü
šú-u-tu / e-du-šú-nu (anstatt e-du-ma-nu) ina
lib-bi / Rev. kam-mu-su i-sab-tu „seinen Bruder
1 Vgl. über diese des Unterzeichneten: Keilinschrift-
liche Spuren der in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts
von den Assyrern nach Mesopotamien deportierten Sa-
marier (10 Stämme) Berlin 1907, Beiheft zu OLZ.
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 1.
16
allein haben sie dort gebunden festgenommen“
zu lesen sein.
Aegyptische Inschriften aus den Königl. Mu-
seen zu Berlin. VI. Heft: Inschriften des Neuen
Reiches: Stelen, Reliefs, Särge und Kleinfunde. Be-
arbeitet von Günther Roeder. 96 S. in Autogr.
gr. 4°. M. 11 —. Leipzig, J. C. Hinrichs, 1914. Bespr.
v. Walter Wreszinski, Königsberg i. Pr.
Das neue Heft der verdienstvollen Inschriften-
8 des Berliner Museums weist dieselben
orzüge auf wie das vorangegangene, das ich
OLZ. 1913, 497 angekündigt habe. Inhaltlich
ist es so bunt wie nur möglich. (Grössere,
bisher unpublizierte Inschriften enthält es zwar
wenig, aber die kleinen Fragmente, wie sie in
allen Museen zahlreich herumliegen und ihrer
Unansehnlichkeit halber kaum je aufmerksam
betrachtet werden, bieten, von Roeder sorg-
fältig kopiert, namentlich dem, der sich für
Namen undTitel interessiert, wertvolles Material.
Gerade um diesen Kleinigkeiten willen, die
sonst wohl ewig unveröffentlicht geblieben
wären, ist das Heft besonders wichtig.
P. A. A. Boeser: Beschreibung der ägyptischen
Sammlung des Niederländischen Reichs-
museums der Altertümer in Leiden. Die Denk-
mäler des neuen Reiches. Zweite Abteilung: Pyra-
miden, Kanopenkasten, Opfertische, Statuen. IV, 15 8.
mit 80 Fig. u. XVI Taf. Fol. M. 34 —. Haag, M.
Nijhoff, 1918. |
Desgl.: Dritte Abteilung: Stelen. IV, 16 S. m. Abbildgn.
u. XXVIII Taf. Fol. M. 42.60. Ebd. 1913. Bespr.
v. H. Ranke, Heidelberg.
Diese beiden im vergangenen Jahre erschie-
nenen Bände der Leidener Museumspublikation
stehen in Anlage und Ausführung auf derselben
Höhe wie ihre Vorgänger. Der erste von ihnen
bringt ausser den in seiner Ueberschrift ge-
nannten Gegenständen eine Nachtragstafel zum
| vorhergehenden Bande (Tafel XXVIIIe), auf der
die Pferde haltenden Asiaten mit ihrer eigen-
artigen Haartracht und ihren Aermelgewändern
(vgl. OLZ 1912 Sp. 517) in grösserer Aufnahme
noch einmal wiedergegeben sind — eine sehr
dankenswerte Zugabe! — Der zweite Band ent-
hält neben den gewöhnlichen Texterläuterungen
zu den einzelnen Tafeln noch einen Appendix,
durch den seine Benutzung ganz wesentlich
erleichtert wird: ausführliche Verzeichnisse der
auf den Stelen vorkommenden Götternamen,
Ortsnamen, Personennamen, Titel usw. Die
Lichtdrucktafeln sind wieder vorzüglich und
bringen die grossen Schätze der Leidener Samm-
lung, die auch in diesen Bänden enthalten sind,
voll zur Geltung. Für ein bequemeres Lesen
der Texte wäre freilich mehrfach das Verteilen
einer Stele auf zwei Tafeln (so bei Nr. 1)
wünschenswert gewesen. Leider fehlt von
einigen Stücken die photographische Wieder-
17
gabe: 2. Abt. Nr. 1, 18, 24, 27, 33, 34. 3. Abt.
Nr. 58, 59.
Bemerkungen: 2. Abteilung. 1. Die Worte
„Taf. I“ sind im Text zu streichen. 3b (Taf. 16).
Man beachte das Blumenbukett hinter Atum
und das Lebenszeichen unter der mit Uräus
versehenen Sonne im Zeichen Q. Beides er-
innert an die Kunst von Tell-Amarna und ihre
religiösen Zusammenhänge mit Heliopolis. 4.
(Taf. 14). Aus Memphis, wie Berlin 2276. Man
beachte die vierfache Aufschrift U dee auf
Brust und Armen des Ober-Graveurs, durch
die dieser ala zum Besitz des Ptahtempels ge-
hörig bezeichnet wird, vgl. Nr. 7. 5. Aus Mem-
phis. 6. Die Photographie zeigt in derSchreibung
von 'b-dw (Abydos) nicht I sondern eineschlechte
Form des zu erwartenden Zeichens Was
bedeuten die Titel des Mannes? 7. Derselbe
Name wie in Nr. 4, der Mann ist aber nur
„Graveur“. 8— 10. Nicht „Ausflussrinnen“,
sondern Vertiefungen für flüssige Spenden. II.
Der Mann ist Schatzhausvorsteher des Herrn
der beiden Länder, wie der Mj von LD III,
240—242, der Name der Frau ist bei beiden
(vgl. LD Text I, 183) der gleiche, an ihrer
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 1.
18
21. Die em BE HE
T:-r-n-Hr (Wevuers) ist offenbar in viel späterer
Zeit auf die Gruppe des n. R. gesetzt worden
— sie hat also recht lange Zeit im Tempel
gestanden. 24. Der Mann ist Ptahpriester.
Die Inschrift der linken Seite („Fig. 64“) schliesst
an die von „Fig. 62“ an. In der Rücken-
inschrift lies E anstatt at 25. Interes-
sant als unvollendete Statue: die obere Hälfte
ganz ausgearbeitet, die untere noch ganz im
Rohen. 26. Ob mur ‘mr n Pth ein Priester-
titel ist, weiss ich nicht — jedenfalls gehört
der Mann, wie die Inschnft auf seinen Ober-
armen zeigt, zum Besitz des Ptahtempels; die
Statue stammt also aus Memphis. Die In-
schriften auf der Vorderseite des Schreines so-
wie auf der Treppe der Ptahstatue hätten in
Faksimile wiedergegeben werden sollen. 27. Der
Mann heisst Z%-nfrj-m-hb, vgl. T:-nfr.j, Lieb-
lein 2544 (S. 1004, 151) und Z:3-n-hbj, Lieblein
2439. 28. Der Mann heisst Jwjw, nicht Jwsp.
Was bedeutet der Titel CO (so!?) Esc
A. x ? 29. Die Frau hält in der linken wohl
nicht einen Knoten, sondern das „Tuch“; sie
Aufschrift eines
— — — —
Identität ist also nicht zu zweifeln. Vgl. auch War „Amme des Rönigs“. 30. In den Händen
Berlin 2089, 15. Der Gegenstand, den der die Symbole von Osiris und Isis. 31. Beachte
„Oberarzt“ in der linken Hand hält, dürfte in der Opferformel an Hathor, auf der rechten ()
genauer beschrieben sein; er scheint Spuren
von Bemalung zu tragen. 16. Der Verstorbene
ist „grosser Vorsteher der königlichen Rekruten
von Memphis“. 17. Der Mann heisst 'n-hr
(nicht gr) - #w.t.f („Schön in seinem Amte“ ?),
so deutlich auf Tafel XVI. 19. Der Mann ist
nicht „ein Schreiber des Königs“, sondern
Schatzvorsteher des Herrn der beiden Länder“
und „Vorsteher des Königlichen Harims von
Memphis“, also ein hoher Beamter, dessen Grab-
stein sich übrigens in der Berliner Sammlung
(Nr. 7305) befindet. Auffallend ist es, dass
am Rücken und auf der Basis der Statue die
Namen zweier Untergebener des vornehmen
Mannes eingeschrieben sind: „sein geliebter Ge-
hilfe, der Schatzschreiber des Fiskus im Ptah-
tempel (namens) Chons“ und „der Schreiber
des Fiskus im Ptahtempel (namens) Wppw (?)-
Pth“. Der letztere ist als „verstorben“ be- |
zeichnet. Ein „Vorlesepriester seines Herrn
Nh-n/r, der noch lebt“, hat seinen Namen unter
Opferformeln für den Har-Min auf den Seiten-
wänden des Naos einmeisseln lassen. 20. Die
zwischen den Händen befindliche Inschrift hätte
wiedergegeben werden sollen, da die Photo-
graphie nicht alles zeigt. Man erkennt noch
.... Imn-htp, also den Vollnamen des in der übri-
gen Inschrift Hj (nicht Hwj) genannten Mannes.
Seite der Basis die Variante A (so!) für; lies
md und vgl. AZ 45, 92? Der aus einer Sol-
datenfamilie stammende Offizier, der alle seine
Söhne Geistliche werden lässt, hat die Gruppe
in einen Tempel — anscheinend den des Ptah
von Memphis — gestiftet, um „jeden Tag ge-
lobt“ zu werden, Warum er aber sich und
seine Frau gerade von der Hathor beschützt
darstellt? 32. Ob Bk-n-nfw in dem Namen
von „Fig. 86“ steckt?
3. Abteilung. 1. Die beiden Wp-wue.t
werden, wie auch sonst, als W. von Ober-
ägypten und W. von Unterägypten unterschieden,
vgl. AZ 41, 103. Der Mann ist nicht „Wedel-
träger“, sondern wie sein Vater „Obergraveur“
(Z. 3f.), er verfertigt die Bilder der aufgezählten
Götter. Zu Thot von Tue (Z. 11) vgl. jetzt
Thot als Gott der Fremdländer bei Sethe in
ran Sahuré' II, Text S. 83, 88. Die
Inschrift dieser Stele erheischt eine eingehende
Bearbeitung. 4. Hier steht zweimal
anstatt ECO | A; vgl. )? 9. ? Der Mann
ist „Vorsteher der Rinder(herden“) der Nr. t-
irj“, also der Gemahlin Ramses des Zweiten.
10. DerMann ist „oberster Königlicher Schreiber
und Briefschreiber (also Privatsekretär) des
19
Herrn der beiden Länder“. 13. Der Grabstein
mit seinen künstlerisch hervorragenden Reliefs
in Tiefschnitttechnik gehört offenbar in die Zeit
kurz vor Amenhotp IV. Vgl. die an den Tell-
Amarnastil erinnernde Zeichnung der männ-
lichen und weiblichen Figuren, besonders der
Gesichter, ferner die Falten am Hals des Osiris
und den Ohrring, den der Verstorbene im
oberen Register trägt. Der letztere ist zugleich
ein Beispiel für die bisher noch nicht häufig
belegte Vereinigung von Doppelknopf und Ohr-
reif, vgl. Möller in Schäfers Goldschmiede-
arbeiten“ S. 60. 14. Der Verstorbene, der die-
selben Titel wie der Besitzer von Nr. 13 trägt,
heisst Hk:-nht.w und gehörte zur persönlichen
Bedienung des Königs. P:-imrd (Var. P:-ird),
der „Verwalter des Bierhauses“, der den Stein ge-
setzthat, und auf dessen Namen die ‘Opferformel’
geht, ist wohl sein Sohn. 15. Die Beischrift
zu dem Vater, der vor dem als „Zepter“ dar-
gesteliten Anubis opfert, findet sich auf 8. XV.
Beachte den Ausspruch des Verstorbenen: „Ich
bin beschuht mit silbernen Sandalen“
Die Darstellung zeigt keine Sandalen. 16. Es
ist amüsant, dass der Sohn, der diese Stele
seinem Vater und Onkel gesetzt hat, unter den
zahlreichen dargestellten Kindern nur sichselbst
als „sein lieber Sohn“ bezeichnet. 19. Der
Mann ist Oberpriester des Thot von mag
die Stele stammt also wohl aus Eschmunén.
22. Der Verstorbene, der unter einem längeren
Gewande den Soldatenschurz trägt, ist „Grosser
der Matoi und Oberster der pd.t-Truppe von
‘Zaru’ (Var. Trr!) sowie „Fürst h:.tj-) von
Trr“. 24. Der Mann ist „Fährmann der Rinder-
(herden) des Amon“. 25. Der Mann betet nicht
zu Osiris, sondern zu Ré und Séth! 43.
Später als Dynastie 19! 44. Die Göttin, vor der
Sethos I. opfert, ist die „das Getreide mehrende“
Rnn.t und ist, wie es sich bei dieser Ernte-
göttin auch sonst findet, mit Schlangenkopf
dargestellt. In der Inschrift nennt Sethos sich
gleichzeitig einen Sohn des Getreidegottes Npj
(Npr). 45. Der vor Osiris Betende heisst Hor.
46. Der zweite Beter vor Osiris ist nicht der
Vater des ersten (der heisst Arj), sondern ein
„Schreiber des Korrespondenzbureaus“ Mrj-R*,
über dessen Verhältnis zu dem ersten wir nichts
erfahren. 47. Sehr hübsch ist die Figur des
sitzenden Verstorbenen, der das von der Göttin
Nut ihm gespendete Wasser in den hohlen
Händen auffangt. 60. Die Ausmeisselung der
Figur des Hrj-Hr sowie des ersten Teiles (!)
seines Namens auf dieser Stele sind m. W.
noch nicht befriedigend erklärt worden. Wiede-
manns Versuch (AZ 23, 83f.) reicht besonders
fiir das letztere nicht aus. 56. Der Mann
heisst woh! Z/rj-pd.t (so auch Boeser im Namen-
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 1.
20
index). 59. Die zu III gegebene Inschrift ge-
hört zu II und umgekehrt.
Bedthy Zsolt: Egyiptologiai Gyüjtemenye (Katalog
der Sammlung Beöthy Zsolt in der kgl. Universität
Budapest) von Eduard Mahler. 280 S. mit zahlr. Abb.
im Text und 4 Taf. Budapest 1913. Kr.10—. Bespr. v.
Walter Wreszinski, Königsberg i. Pr.
Die Sammlung Beöthy Zsolt, die jetzt als
Universitäts-Lehrsammlung dient, ist von einem
Laien zusammengebracht worden und enthält in-
folgedessen eine nicht unbeträchtliche Zahl von
Fälschungen. Stücke hohen Ranges sind nicht
dabei, und so wird es Mahler keine grosse
Freude gewesen sein, den Katalog zu machen.
Er hat, um der in Ungarn noch fast unbekannten
Aegyptologie Anhänger zu werben, ihn zu einem
Abriss derKultur- und Kunstgeschichte gestaltet
und in diesen Rahmen die Objekte der Samm-
lung hineingestellt. Die Fälschungen sind im
Text als solche bezeichnet, dass er sie z. T.
abgebildet hat, erscheint mir überflüssig, sogar
verderblich. Denn jeder, der nicht Ungarisch
kann, — und das dürfte die Summe der Fach-
genossen sein, — wird geneigt sein anzunehmen,
dass Mahler die Gegenstände für echt ge-
halten hat.
Im Budapester Nationalmuseum befindet sich
eine hübsche, etwas grössere Sammlung von
Aegyptiacis; es wäre sehr wünschenswert, wenn
Mahler sie publizieren wollte, aber wenn die
Bitte gestattet ist, in deutscher Sprache und
mit grösseren Abbildungen.
The archaeological Survey of Nubia. Report for
1907/8 Vol. II: Report on the human remains von G.
Ellioth und F. Wood Jones. Textbd. 378 S. und 6
Pläne, Tafelbd. 49 Taf. 4°. Cairo 1910.
Report for 1908/9 Vol. I: Report on the work of the
season 1908/9. Catalogue of the graves and their
contents. Von C. M. Firth. Textbd. IV u. 2118, Tafelb.
65 Taf. 20 Pläne. 4°. Cairo 1912. Bespr. v. Walter
Wreszinski, Königsberg i. Pr.
Der erste Band des Survey of Nubia, den
Reisner verfasst hat, ist OLZ 17, 3 von mir
besprochen worden. Ich habe dort hervorge-
hoben, dass Reisner aus den Funden eine der
ägyptischen nachgebildete und an sie angelehnte
Chronologie zur Geschichte Nubiens etabliert
hat, damit hat er den Verfassern aller folgenden
Reports den Rahmen geschaffen, in den sie ihre
Ergebnisse einfügen können. Das hat Firth
auch getan. Er hat die Ergebnisse seiner Gra-
bungen, die die Strecke Ginari-Kalabsche-
Koschtamne umfassten, zu einem ausführlichen,
chronologisch orientierten Abriss verarbeitet,
der Reisners grundlegende Arbeit ergänzt und
erweitert. Drei Anhänge enthalten Bemerkungen
über die Geschichte der Grabplünderung, geben
griechische Inschriften aus einer Nekropole und
21
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 1.
22
präzisieren die Beschreibung von Pottery nach
Material, Form und Dekoration, hauptsächlich
zur Festlegung der Begriffe für die Beschreibung
in dem folgenden „Catalogue“, aber darüber
hinaus verdient gerade dieser Aufsatz Beachtung,
denn er scheint mir eine gute Grundlage für
eine allgemeinanzuwendende Terminologiezuent-
halten. — Das darauffolgende „Verzeichnis der
Gräber und ihres Inhaltes* ist ganz nach
Reisners Vorgang angelegt. Indices schliessen
den Band ab, den die zahlreichen und gut aus-
geführten Tafeln wirksam illustrieren.
Die Publikation von Smith und Jones steht
inhaltlich dem Aegyptologen ferner, sie behandelt
die anthropologisch-anatomische Seite der Reis-
nerschen Ausgrabungen. Doch ist sowohl die
Diskussion des Rassenproblems wie das Kapitel
über die Bestattungsarten und die Behandlung
des Leichnams lesenswert, und Becketts Beitrag,
eine Uebersicht über die Literatur zur Geschichte
von Nubien mit der Inhaltsangabe eines jeden
Werkes, ist sogar von grösstem Nutzen.
G. Legrain: Louqsor sans les Pharaons. 224 8.
100 Abb. gr. 8°. Paris u. Brüssel, Verlag von Vromant
& Co., 1914. Bespr. v. E. Brandonburg, Florenz.
Der Verfasser, Direktor der Ausgrabungen
von Lugsor, hat dort über 20 Jahre gelebt
und neben seinem eigentlichen Berufe sich noch
eifrig dem Studium der Araber und Kopten,
ihrer Gebräuche und Anschauungen, Legenden,
Lieder und Märchen gewidmet. Die Früchte
dieser Arbeit bringt das vorliegende Buch; z. B. die Nr. 8, 55, 62, 100 u. a.
bringt Volkslieder, die Legrain so sinngetreu
wie möglich übersetzt hat, um ihre Originalität
nicht abzuschwächen. Es sind Gesänge bei der
Arbeit auf dem Feld und bei den Ausgrabungen,
Liebeslieder und Totenklagen, die zwar von den
„literarisch Gebildeten“ verachtet werden, in
ihrer natürlichen Einfachheit oft aber von ge-
radezu packender Wirkung sind (z. B. p. 220
Le Voile u. p. 222 Garde des Tombeaux). —
So wird denn nicht nur der „wirkliche“ Rei-
sende, d. h. der in Aegypten noch manches
andere gesehen hat, als es Baedecker usw. vor-
schreibt, das Buch mit Vergnügen lesen, sondern
auch der Ethnologe usw. werden in ihm in-
teressantes Material und Anregung finden.
Der Verfasser hat nun zwar, wie jetzt ge-
bräuchlich, den Stoff mit mehr oder minder dazu
passenden Bildern illustriert, wir können ihm
aber hierin nicht uneingeschränkt dieselbe An-
erkennung wie für den Text selber zollen. Wir
sind heute zu verwöhnt, als dass uns Repro-
duktionen von Fotos, die jeder dort kaufen
kann und mitbringt, genügen; ganz abgesehen
davon, dass eine hundertköpfige Menschenmenge
auf einer Bildfläche von e 4x9 cm einfach
nicht wirken kann (z. B. Nr. 25). Es wäre
schöner gewesen, wenn er nur wenige seiner
eigenen Aufnahmen, die weit künstlerischer als
die der Berufsphotographen sind, gross, in einem
der neuen Verfahren (etwa brauner Mattdruck;
vorbildlich ist dafür geradezu der „Italienische
Sommer“ von Preconi) gebracht hätte, wie
Dadurch
einer seiner Hauptvorziige ist, dass sein Inhalt | würde eine dem Werte des Buches bei weitem
unediertes Material ist, wie Legrain besonders
betont. — Die erste Hälfte handelt von den
verschiedenen Legenden der islamischen und
christlichen Heiligen dort. Nicht nur, dass
Legrain dieselben sorgfältig gesammelt und auf-
gezeichnet hat, sondern er weist auch stets auf
ihren Ursprung hin und zeigt, dass ihnen oft
noch alte ägyptische religiöse Anschauungen
zugrunde liegen. Hervorzuheben ist das Ka-
pitel über die Ausgrabung eines Heiligtums der
Göttin Sekmet, die die Araber zu einer Menschen-
fresserin gemacht haben, worin er beschreibt,
wie sich auch noch in der Gegenwart unter den
abergläubischen Leuten Legenden bilden können.
Für den Religionsgeschichtler und auch Ethno-
logen ist der Abschnitt über den Bissglauben
wichtig, nach welchem manche Menschen die
Seele eines Biss (= Wildkatze) haben, die des
Nachts in dieser Gestalt umherstreift und Unfug
anrichtet, während der menschliche Körper leblos
daliegt. — Auf Seite 127—157 ist das Zere-
monial der Haarschur gelegentlich der Be-
schneidung und Hochzeit, die dabei gesungenen
Lieder usw. beschrieben. — Seite 166 — Schluss
entsprechendere ästhetische Wirkung erzielt
worden sein.
Carl Ritter von Sax: Geschichte des Machtver-
falls der Türkei bis Ende des 19. Jahrhunderts und
die Phasen der „orientalischen Frage“ bis auf die
Gegenwart. Zweite, bis zum Konstantinopeler Frieden
(29. September 1913) ergänzte Auflage. XXII, 654 S.
gr. 8°. M. 10.70; geb. M. 12.80. Wien, Manz, 1913.
Bespr. v. Martin Hartmann, Hermsdorf b. Berlin.
Diese zweite Auflage ist bis S. 543 mit der
ersten völlig identisch; sie unterscheidet sich
von ihr nur durch den Nachtrag S. 545—654.
Ich habe also der ausführlichen Anzeige in OLZ
1909 Sp. 384—391 nur einige Worte über diesen
Nachtrag hinzuzufügen. Er schliesst an die
acht Abschnitte der ersten Auflage folgende
weitere an: 9. Ergänzungen zum Schlusskapitel
des siebenten Abschnitts (1898 — 1908); 10. Fort-
setzung der Geschichte von 1908 bis Oktober 1912;
11. Skizze des (ersten) Balkankrieges und der
Verhandlungen bis zum Präliminarfrieden vom
30. Mai 1913; 12. Das türkische Reich betref-
fende Hauptereignisse zwischen dem Londoner
Präliminarfrieden und dem Konstantinopler
23
Frieden vom 29. September 1913; 13. Schluss-
betrachtungen über die durch die Verträge von
London, von Bukarest und von Konstantinopel
geschaffene Lage. Dem Verfasser ist es haupt-
sächlich um Schilderung der äusseren Ereignisse
zu tun, namentlich der kriegerischen, sowie der
internationalen Beziehungen. Die innerpoli-
tischen Kämpfe werden berührt, aber nicht mit
der Sorgfalt behandelt, die sie verdienen. Die
Folge der verschiedenen Kabinette und ihr
Charakter tritt nicht scharf genug hervor (S. 591
wird vom Kabinett Said Pascha gesprochen,
ohne dass dessen Bildung erwähnt wurde).
Nichts ist zu finden von der intimen Entwick-
lung, d. h. den inneren treibenden Kräften, deren
Kenntnis freilich eine liebevolle Beschäftigung
mit den Aeusserungen der verschiedenen Gruppen
auf Grundlage vollkommener sprachlicher Ge-
schultheit erfordert. Man erfährt nichts von
den heissen Kämpfen, die Osmanismus, Panis-
lamismus und Panturkismus in verschiedener
Gruppierung miteinander führten, und doch
lässt sich nur aus Kenntnis dieser Momente ein
Urteil gewinnen über die Fähigkeit der gegen-
wärtigen türkischen Gesellschaft zu neuem na-
tionalen Leben, zu einer Wiedergeburt. Von
welcher Bedeutung ist z. B. das Eindringen
zahlreicher, intellektuell und erziehlich hoch-
stehender russisch-islamischer Elemente in die
Gesellschaft von Stambul. Auch die Energie,
mit welcher die tiirkische Frau um ihr Recht
kämpft und an den öffentlichen Angelegenheiten
teilnimmt, ist der höchsten Beachtung wert.
So bedarf denn der Nachtrag selbst einer Er-
gänzung. Beistimmen kann man wohl dem
Schlussurteile des Verfassers, dass man hinsicht-
lich der weiteren Schicksale des osmanischen
Reiches einstweilen auf seine so oft bewährte
Zähigkeit vertrauen kann. Auch die zweite
Auflage entbehrt des Index, der in solchen
Werken referierenden Charakters nicht zu
missen ist.
Seit der Niederschrift obigen Referats hat
die Türkei einen neuen Anlauf genommen, der
höchst beachtenswert ist. Es scheint zu einem
militärischen Aufschwung zu kommen, der eine
erhebliche Mehrung politischer Macht mit sich
bringen wird. Es ist abzuwarten, ob sich dem
ein kultureller Aufschwung gesellt, ob nament-
lich die einseitig religiöse Orientierung so weit
wird zurückgedrängt werden können, dass aus
dem Osmanischen Islamstaat ein Rechtsstaat
in modernem Sinne wird. Nur bei einer
solchen Wandlung ist dauernde Stärkung zu
erwarten.
Orientalistische Literaturzeitung 1916 Nr. 1.
24
Sprechsaal.
Zu OLZ 1914, 465 ff.
Von Bruno Meissner.
OLZ 1914, 463ff. hat Rerr Reimpell meine kleine
Schrift „Grundzüge der altbabylonischen Plastik“ einer
freundlichen Besprechung unterzogen. In mehreren
Punkten bat er zweifellos meine Ansichten berichtigt
und gefördert, wie das bei einem erfahrenen Museums-
beamten gegenüber einem Manne, der gezwungen ist, in
der Provinz nach Reproduktionen zu arbeiten, nur na-
türlich ist. Ueber einzelne seiner Erklärungen wird man
streiten können; z. B. ob die untere Darstellung des
Familienreliefs Ur-Ninas etwas mit seiner Expedition,
Hölzer zu sammeln (?), zu tun bat, und ob die Sieges-
stele aus Tello auf ihrer Rückseite die Rückkehr des
Heeres bebandelt. Manche seiner Aufstellungen haben
mich allerdings nicht überzeugt. Da mir die Sache
wichtig genug scheint, bringe ich meine Bedenken hier
noch einmal vor; huffentlich findet Herr Reimpell nach
glücklicher Rückkehr von der Front Zeit und Musse,
sich seinerseits auch noch einmal zu dem Gegenstande
zu äussern.
Prinzipiell muss ich zuerst bemerken, dass ich trotz
der Kenntnis des Buches von Fechheimer mit voller
Absicht die archäologische und historische Methode für
die Darstellung der altbabylonischen Plastik gewählt
habe. Bei unserer noch so lückenhaften Kenntnis der
altbabylonischen Kunst halte ich es für geradezu ge-
fährlich, das ganze Material nur nach rein künstlerischen
Gesichtspunkten zu betrachten und die Archäologie ganz
oder fast ganz aus dem Spiele zu lassen. Bei dem heu-
tigen Stande unserer Wissenschaft kommt es m. E. vor
allem darauf an, eine archäologische Beschreibung der
Kunstwerke zu geben, ihre charakteristischen Stilunter-
schiede und Stilübereinstimmungen herauszufinden und
danach Zusammengeböriges zusammenzufassen und Ver-
schiedenes zu trennen.
S. 2 (). Die von mir Abb. 27—28 reproduzierten
kupfernen Votivfigurinen sind durchschnittlich 0,10 m
hoch, also kaum sehr schwer und kostbar. Da sie sich
ausserdem in ziemlicher Anzahl gefunden haben, glaubte
ich sie als „Volkskunst“ bezeichnen zu dürfen. — Dass
die sogenannten Blauschen Denkmäler Fälschungen sind,
glaube ich nicht. Ich glaube vielmehr, dass! anfangs
der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts ein
Fälscher gar nicht in der Lage war, so richtige archaische
Zeichen wie z. B. für II. al, Gel, » [IE
usw.“, die vielfach noch ältere Formen aufweisen als
die lnschriften Ur-Ninas und Eannadus, zu geben, weil
die Vorlagen damals noch absolut fehlten. Dass das
British Museum sie als Fälschungen bezeichnet, besagt
nicht allzuviel. Das hettitische Siegel des Tarkutimme
wurde dort auch als Falsifikat bezeichnet und leider nicht
angekauft. Es kommt hinzu, dass King in seiner Hi-
story of Sumer and Accad S. 65 zwar angibt, dass das
British Museum die Blauschen Tafeln als Fälschungen
erworben habe, sie aber trotzdem abbildet und bespricht.
Auch der so besonnene und kenntnisreiche Thureau-
Dangin hat keinen Zweifel an der Echtheit der Tafeln,
sondern benutzt sie in seinen REC (vgl. S. IX) aus-
giebigst. — 8.14. Da das Kleidungsstück des Gottes
1 Die Tafeln wurden zuerst im Jahre 1885 von
Ward in den Proceedings of the American oriental so-
ciety publiziert. Da er sie gelegentlich einer Reise in
Babylonien kennen gelernt hat, sind sie wohl in der
ersten Hälfte der achtziger Jahre des vorigen Jahrbunderts
zuerst aufgetaucht.
? Siehe die betreffenden Formen bei Thureau-
Dangin REC.
25
Abb. 17 vorn offen zu sein scheint, glaubte ich es als
einen um den Körper gelegten Mantel auffassen zu
sollen. — S. 24. Die Statuette mit der Inschrift Lugal-
kisal-si's halte ich wegen der Abwesenbeit der Kopf-
bedeckung nicht für eine Gottheit. Hommel teilte mir
seinerzeit privatim mit, dass auf der Schulter die Zeichen
zu sehen seien. Stimmt das, so wäre die Be-
ziehung dieser Statuette auf die Göttin Engur natürlich
unmöglich. — ib. Den semitischen Kopf aus Bismya
möchte man gewiss nicht zu früh ansetzen. Da er aber
einerseits wohl älter als die Hammurapidynastie ist, an-
dererseits während der sumerischen Dynastien des Südens
für diesen Semiten nicht recht Platz ist, wird kaum
etwas anderes übrig bleiben, als ihn an den Schluss
der Sargonidendynastie zu setzen. — Abb. 49 ist nach
de Sarzec, Découvertes 6 bis 12 0,47 m hoch. Darf
man ein solches, nach Abzug des Sockels ungefähr J¼
lebensgrosses Denkmal Statue bezeichnen? Wo hört die
Statue auf und wo fängt die Statuette an? — Ich halte
den in mehreren Exemplaren vorkommenden Frauentyp
von Abb. 66 für eine Dame, nicht für eine Göttin: ebenso
Heuzey Cat. 226. Beachte, dass z. B. die Göttin Bau
auf dem bekannten Relief (Abb. 76) als Abzeichen der
Gottheit eine Hörnerkrone trägt. — Bei Abb. 77 ist
Reimpell ein Missverständnis passiert. Wenn ich über
altbabylonische Plastik rede, so verstehe ich unter Sar-
gonidenzeit natürlich die Dynastie Sargons I., des Königs
von Akkad. Um später solche Missverständnisse un-
möglicb zu machen, werde ich diese Zeit nach einem
Vorschlage des Herausgebers der OLZ akkadische Zeit
nennen. — Die Vermutung Reimpells, dass Abb. 108
der König mit der Linken den hingesunkenen Feind
an einem durch dessen Lippen gezogenen Bande empor-
reisst, ist sehr verführerisch, vor allem, weil sie die
Häufung der Waffen (Axt und Lanze) vermeidet. Aber
der Gegenstand ist so dick und steif, dass man ein Band
darin kaum erkennen kann. Auch Genouillac, der
erste Herausgeber des Denkmales, erklärt ihn RA. VII, 152
als Lanze. — Nach Koldewey, Babylon S. 271 Abb.
203 zeigt die von mir Abb. 111 reproduzierte Terrakotie
„altbabylonische Fassung“. Womit begründet Reimpell
seine gegenteilige Ansicht?
>
Mitteilungen.
Prof. Machatschek, der auf seiuer zweiten Turkestan-
Expedition in Kysylkum auch den Resten einer wahr-
scheinlich vormuhammedanischen Kultur mit grossartigen
Bewässerungsanlagen besondere Beachtung geschenkt
hatte, ist jetzt in Taschkent interniert.
Personalien.
Prof. Dr. Aug. Frhr. v. Gall in Giessen wurde dort
zum a. o Prof. der alttest. Exegese ernannt.
Zeitschriftenschau.
Besprechung; der Besprecher steht in ().
Analeota Bollandiana. 1914:
3. P. Peeters, RaZden le Persan. — P. de Labriolle,
Les sources du Montanisme (H. D.). — *F. Martinez,
L’axétisme chrétien pendant les trois premiers siècles
(V. d. V.). — *Melanges de la Faculté Orientale VI, 1913
(P. P.). — E. A. W. Budge, Coptic apocrypha in the
dialect of Upper Egypt (P. P.).
Byzantinische Zeitschrift. 1914:
XXII 3 u. 4. R. Asmus, Pamprepios, ein byzant. Ge-
lehrter u. Staatsmann d. 6. Jahrh. — H. J. Bell, the
relations between the empire and Egypt froma new
Arabic source. — *Mariano San Nicoli, ägyptisches Ver-
einswesen zur Zeit der Ptolemäer und Römer I (Albert
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 1.
26
Stickle). — *Jean Maspero, organisation militaire de
l'Egypte byzantine (Matthias Gelzer). — *dapetos
Bagere, Exxiynoractinn totopia ano tou xuptou nuwv Incou
Xptotou HEN twv xad npac ypovwv (Ph. Meyer). — Jean
Tolstoi, monnaies byzantines III—IV (K. Regling). —
*Gustave Lefebvre, Recueil des inscriptions grecques-
chrétiennes d'Egypte (A. Rehm). — Mahmoud Fathi,
la doctrine musulmane de l’abus desdroits (Karl Süssheim).
Deutsche Literaturzeitung. 1914:
46/47. Mirza Muhammed, The tarikh-i Jahän- Guelba
edited (C. F. Seybold).
48. *Johannes Duhm, Das Buch Jesaja. 3. Aufl. (J.
Meinhold). — *Carlo Conti-Rossini, Il convento di TSsana
in Abessinia e le sue laudi alla vergine (J. Schleifer). —
Berichtigung Bruno Meissners zu Sp. 2241 ff.
Expositor. 1914:
July. H.R. Makintosh, Studies in Christian Eschatology.
— A. E. Garvie, Notes on the fourth Gospel. — J. T.
Dean, A Plea for the four trumpets. — W. D. Allen, Papias
and the Gospels. — A. Souter, Interpretation of certain
N. T. Passages.
August. E. König, Old Testament and Babylonian Lan-
guage. — H. R. Mackintosh, Studies in Christ. Escha-
tology. — A. E. Garvie, Notes on the fourth Gospel. 7.
The Upper Room. — J. Moffatt, Exegetica.
September. E. König, Old Testament and Babel, Langu.
— C. van Gelderen, Who was Nimrod?
Islam. 1914:
V 2/3. W. H. T. Gairdner, Al-Ghazäli’s Mishkät al-
Anwar and the Ghazali-Problem. -- Th. W. Iuynboll,
Die „Sarèkat-Islam“-Bewegung auf Java. — Th. Nöldeke,
Die Tradition über das Leben Muhammeds. — G. Wiet,
Une inscription d'un vizir des lkhšidites. — J. Ruska,
Cassianus Bassus Scholasticus und die arabischen Ver-
sionen der griechischen Landwirtschaft. — F. Sarre, Die
Kleinfunde von Samarra und ihre Ergebnisse für das
islamische Kunstgewerbe des 9. Jahrh. — E. Herzfeld,
Mitteilung über die Arbeiten der zweiten Kampagne von
Samarra. — H. Lammens, Le berceau de l'Islam (Th.
Nöldeke). — A. Wesselski, Der Hodscha Nasreddin;
Kerimée Hanoum, Machoulé, die Erzählerin; D. Reeck,
Im Reiche des Islam (Th. Menzel). — M. Horten, Be-
merkungen zu „Islam“ III S. 404 ff. — K. Wulzinger,
Drei Bektaschi Klöster Phrygiens (F. Taeschner). — *H.
Grothe, Vorderasien-Expedition 1906 u. 1907 (E. Graefe).
— E. Graefe, Einiges über das Ha3is-Rauchen. — E.
Graefe, Schach Ali Yüsuf und die Anfänge des „Mu'aiyad“.
— *Abül-Barakät Ibn al-Anbari, Die grammatischen
Streitfragen der Basrer und Kufrer, hrag. v. G. Weil
(G. Bergsträsser). — J. Ruska, Arabic and Chinese trade
in walrus and Narwhal ivory. — W. Barthold, Publi-
kationen der Landschaften von Ufa. — M. Horten, Die
Metaphysik des Averroes (T. J. de Boer). — C. H. Becker,
Karstedts islampolitische Aufsätze. — J. Horovitz, Zwischen
Himmel und Erde. — G. Jacob, Hamam. — Kritische
Bibliographie.
Journal Asiatique. 1914.
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entre la fin de la XIIe dynastie et la restauration thébaine
(suite). — G. Faure-Biguet et M. G. Delphin, les séances
d’6l-Aouali, textes arabes en dialecte maghrébin. — Paul
Pelliot, Mo-ni et Manichéens (gegen Nau J. A. 1913
p. 451—453). — *Paul Casanova, Mohammed et la fin
du monde (Cl. Huart). — *V. Minorsky, materiali dlia
izutenia persidskoi sekti „aiudi istin“ ili ali-ilachi I
(Trudi de l’Institut Lazareff) (Cl. Huart). — *Leone
Caetani, chronographia islamica 2. fasc. (Cl. Huart). —
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saeculo XVI ad XIX vol. XIII (A. Guerinot). — Carlo
Rossini, schizzo del dialetto Saho dell‘alta Assaorta in
Eritrea (A. Guérinot). — D. Sidersky, un passage astro-
27
nomique du livre de Job (sucht in XXVI 7 die Angabe:
il incline le pôle nord (ow l'axe du monde) sur le vide
(espace) (Winkel der Ekliptik und des Aequators).
Journal des Savants. 1914:
XII, ö. I. Martha, la langue ötrusque(Schluss)(R. Gauthiot).—
Notes et documents publiés par la direct. des antiqu.
et arts. Protectorat francais. Gouvern. tunisien, fascic.
I—VI (Maurice Besnier). — *W. Wreszinski, der Londoner
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Henry Waddington sur son voyage archéologique en
Syrie en 1861 et 1862.
7. St. Gsell etc. (Schluss aus 6). — *Ulrich Karstedt,
Geschichte der Karthager von 218— 146 (René Dussaud).
Journal of the Gypsy Lore Society. 1914:
VII 2. C. F. Lehmann-Haupt, Die Zahlwörter der Zi-
geuner von Van in Ostarmenien. — F. G. Ackerley, The
dialect of the Nomad Gypsy Coppersmiths.
Literarisches Zentralblatt. 1914:
40. Bernhard Pick, Jesus in the Talmud (Gerhard
Kittel), — *Heinrich Zimmerer, Sumerische Kultlieder
II. Reihe.
41. »Fritz Baer, Studien zur Geschichte der Juden im
Königreich Aragonien während des 13.und 14. Jahrhunderts.
42. *Norbert Peters, Das Buch Jesus Sirach (E. Herr).
43. *E. Sellin, Einleitung in das Alte Testament (J.
Herrmann). — *Eug. Tisserant, Specimina codicum orien-
talium (J. H).
44. *Otto Procksch, Die Genesis (J. H.). — *Carl Wessely,
Neue Materialien zur Textkritik der Ignatiusbriefe (alte
koptische Uebersetzung) (Junglas).
4b. *E. Hahn, Von der Hacke zum Pflug (A. Vierkandt).
— *F. Ll. Griffith, The Nubian texts of the Christian
period (Giinther Roeder).
46. *Edouard Naville, Archaeology of the old Testament
(and) ders., Archéologie de l'Ancien Testament (und)
Morris Jastrow Jr., Hebrew and Babylonian traditions
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Saggi di filologia semitica (F. B.).
48. Emile Durkheim, Les formes élémentaires de la
vie religieuse (K. Breysig).
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5. R. Gauthiot, avestique morezu. — A. Meillet, hypo-
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védique; sur la notation de 3 en vieux perse.
XIX 1. A. Meillet, Persica.
Mitteilungen aus der histor. Literatur. 1914:
4. Georg Wilke, Kulturbeziehungen zwischen Indien,
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— *J. V. Prášek, Geschichte der Meder und Perser bis
zur makedonischen Eroberung. 2. Bd. (Carl Winkelsesser).
— *Siegmund Feist, Ausbreitung und Herkunft der Indo-
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Mitt. d. Geogr. Ges. Wien. 1914:
67,7. Norbert Krebs, morphologische Beobachtungen in
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Mitt. d. Inst. f. österr. Geschichtsforsch. 1913:
XXXIV 4. Ferdinand Chalandon, les Comnéne (u.) Paul
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28
Mitt. deutsch. Arch. Inst. Athen. 1913:
XXXVII 3. u. 4. Fr. W. v. Bissing, ägyptische Bronze-
und Kupferfiguren des mittleren Reiches (am Schluss ein
Verzeichnis der fest oder doch annühernd fest datierten
figürlichen Bronze- (und Kupfer-) Figuren, die von dem
Verfasers der archäischen bis zur Ramessidischen Zeit
ausser den oben besprochenen bekannt sind).
Museum. 1914:
10. *A. Meyer, Das Weihnachtsfest, seine Entstehung
und Entwicklung (H. U. Meyboon).
Neue kirchliche Zeitschrift. 1914:
XXV 10. Ed. König, Die gegenwärtige Krisis in der
Pentateuchkritik (gegen Dahses gleichnamigen Bericht).
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XLVI. July. Pietro Romanelli, the jewish quarters in
ancient Rome (translated from the Bulletino dell’
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(E. J. Pilcher).
Petermanns Mitteilungen. 1914:
Oktober. P. Borchardt: Im Nordosten der Libyschen
Wüste; die Oase Baharia.
Philologus. 1914.
LXXIII 2. Edwin Müller-Graupa, Mapalia („eine kultur-
geschichtliche Untersuchung", die bis auf den etymo-
logischen Schluss recht umsichtig und brauchbar ist;
statt der Versuche mapalia von mappa, das ursprüng-
lich punisch sei und magalia von Ha? abzuleiten, hätte
wohl ein Blick auf Winckler A Ok I S. 452 ff. und S. 553
gelohnt! D. R.)
Proceedings of the Soc. of Biblic. Arch. 1914:
6. A. H. Sayce, The Origin of the Meroitic Alphabet.
— C. H. W. Johns, The Chronology of Asurbänipals
roigu. — S. Langdon, A preliminary account of a Su-
merian legend of the flood and the fall of man. — R.
C. Thompson, An Egyptian relief at Wadi Sarga. — A.
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XIV. „The names of the Confederates of Abraham and
of Melchisedek“. (Forts.).
Recueil de Travaux. 1914:
XXXVI 1—2. Hermann Kees, pr-dw:t und db3t! — G.
Maspero, Sallier II, p. 1, 1. 8. — Alan H. Gardiner,
notes on the story of Sinuhe (sixth article). — Hermann
Kees, das Felsheiligtum des Min bei Achmim. — Georges
Legrain, recherches sur la famille dont fit partie Mou-
touemhat (suite). — Fr. W. von Bissing, Bemerkungen
zum Atonhymnus. — B. Touraieff, note additionelle sur
le Xe nome de la Haute-Egypte. — G. Daressy, une
stèle de Hawara. — Raymond Weill, monuments égyptiens
divers, par Raymond Weill. — Amélie Ilertz, einige Be-
merkungen tiber den Thronwechsel im alten Reich, wie
er auf dem Stein von Palermo dargestellt ist. — Jean
Clédat, notes sur l'isthme de Suez (monuments divers).
Revista di Filologia española. 1914:
I 1. Asin Palacios, el original arabe de la „Disputa
de Asno contra Fr. Anselmo Turmeda“.
Revue archéologique. 1914:
IVS. t. XXIII. t. Bobrinskoy, le kourgane de Solokha. —
Sophie Polovtsoff, une tombe de roi scythe (tumulus de
Solokha, russie méridionale).
Revue de l'Art ancien et moderne. 1914:
XXXV. 202. Ch. Diehl, La Basilique d’Eski-djouma, a
29
Salonique, et sa décoration en mosaïques. — E. Cha-
vannes, Mission archéologique dans la Chine septentrio-
nale (G. Migeon).
Revue d’Assyriologie. 1914:
XI 2. Woldemar G. Schileico, téte d’un démon assyrien
à l'Ermitage imp. de St. Petersbourg. -- Derselbe, notes
présargoniques. — Victor Christian, weitere Beiträge
zum Brüsseler Vokabular. — Hans Ehelolf, zwei weitere
Duplikate zum Briisseler Vokabular. — A. Schollmeyer,
einiges zur aitbabylonischen Briefliteratur. — F. Thureau-
Dangin, fragment d'un poème relatif a Anudat. — Der-
selbe, notes assyriologiques: XXIV. une inscription datée
du règne de Naräm-Sin. (vgl OLZ 1914 Sp. 110). XXV.
une inscription sémitique de Kudur-Mabuk. XXVI. un
barillet d’Asarhaddon. XXVII. la lecture du préfixe
verbal Fr XXVII. -T (E
Revue Biblique Internationale. 1914:
Juillet. P. Dhorme, La langue de Canaan (Schluss). —
H. Vincent, Gézer et l'archéologie palestinienne après six
ans de fouilles. — Mélanges: G. Migeon, Qesejir Amra.
— R. Burtin, Un texte d’Eutychius. — H. Vincent, Chro-
nique: I, Jerusalem. Glanures archéologiques. II. Un
hypogée cananéen A Béthanie. — *E. Norden, Agnostos
Theos (F. M.-J. Lagrange). — * C. S. Kekelidze, Un ri-
tual hiérosolymitain du VII e siècle (F. M. Abel). — Bulletin.
Revue épigraphique. 1914:
N. S. II 1. A. Reinach, a propos de l'origine de l'alphabet —
A. R., inscriptions cypriotes en langue indigéne (Verweis
auf J. Vendryes Publication in Mém. de la Soc. de
Linguistique XVIII 271 ff.).
Revue des Etudes juives. 1914:
134. M. Liber, W. Bacher. — 8. Krauss, Etudes de
terminologie talmudique. — J. Levi, Une apocalypse
judéo-arabe. — N. Porges, Fragment d'un glossaire hebr.-
franç. du XIIIe siècle. — *Bouché-Leclercq Hist. des
Séleucides (Ad. Reinach). — Salomon Gandz, monu-
menta talmudica II (L. Freund).
Revue Historique. 1914:
Juillet-Aoüt. *A. Bernard, Le Maroc (A. Dreux). — *E.
Plantet, Moulay Ismaël, empereur du Maroc et la prin-
cesse de Conti; A. Savine, Dans le fers du Moghreb (A.
Dreux).
Revue de linguistique. 1914:
XLVII 1. S. Ferarés, les lois malgaches et le penta-
teuque. — Kluge, die indogermanischen Lehnwörter im
Georgischen. — P. Ravaisse, les mots arabes et bispano-
morisques, du „Don Quichotte“.
Revue des Questions Historiques. 1914:
XLVIII, 190. *P. Allard, A propos de l'arc de triomphe
de Constantin. *F. Helmolt, Weltgeschichte, herausg.
v. A. Tille. Vorgeschichte — Ostasien 2. Aufl 1. (J.
Guiraud).
Rheinisches Museum. 1914:
2. G. Friedländer, Kritische Untersuchungen zur Ge-
schichte der Heldensage. — Th. Birt,” Ayvworos Feol und
die Areopagrede des Apostels Paulus. — E. Bickel, Zum
christlichen Fischsymbol.
3. Oskar Viedebantt, antike Messungen der Landenge
von Suez.
Sitzungsberichte d. K. Pr. Akad. d. Wies.1914:
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 1.
30
schriftsteller und die ägyptischen Denkmäler (A. Wiede-
mann).
Theologische Literaturzeitung. 1914:
13. *B. Meissner, Die Keilschrift (A. Ehelolf). — *E.
Köster, Die Schlange in der griechischen Kunst und Re-
ligion (P. Wendland). — *F. Ulrich, Die Vorherbestim-
mungslehre im Islam und Christentum (F. Schwally). —
*F. Zorell, Einführung in die Metrik und die Kunst-
formen der hebräischen Psalmendichtung (W. Staerk).
— *L. W. Batten, A critical and exegetical commentary
on the books of Ezra and Nehemiah (M. Löhr). — *B.
Brüne, Flavius Josephus und seine Schriften (A.Debunner).
— *G. Graf, Des Theodor Abü Kürra Traktat über den
Schöpfer und die wahre Religion. Uebersetzt (Horten).
14. *J. Abelson, Jewish Mysticism (u.) R. A. Nichollon,
The Mystics of Islam (S. Goldziher). — *W. Franken-
berg, Der Organismus der semitischen Wortbildungen
(F. Schwally). — *R. Kittel, Die Oden Salomos überarbeitet
oder einheitlich? (H. Gunkel). — Mitteilung: M. Maas,
Ein koptisch-christlicher Fluchpapyrus.
16. A. Causse, Les prophètes d'Israel et les religions
d'Orient (u.) G. Hölscher, Die Propheten (n.) A. C.
Kundson, The beacon lights of prophecy (H. Gressmann).
— *J. Friedmann, Der gesellschaftliche Verkehr und die
Umgangsformen in talmudischer Zeit (L. Blau). — SO.
Roth, Rom und die Hasmonäer (O. Holtzmann). — F. L.
Griffitb, Nubian Texts of the Christian Period (Zettersteen).
16. »Die Welt dea Islams I (Horten). — Jakob Barth,
die Pronominalbildung in den semitischen Sprachen
(Fr. Schwally). E. G. King, The poem of Job (Volz). —
Ritter Grünenbergs Pilgerfahrt in das Heilige Land 1486.
Ausg. u. übers. v. J. Goldfriedrich u. W. Fränzel (8.
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17. F. Steinleitner, Die Beicht im Zusammenhang mit
der sakralen Rechtspflege in der Antike I Wendland).
— *H. Wiener, Pentateuchal Studies; J. Dahse, Wie
stehts um den Pentateuch; J. Weismann, Talion und
öffentliche Strafe im Mosaischen Recht (H. Holzinger). —
*R. Brünnow, Arabische Chrestomathie. 2. Aufl. v. A.
Fischer (F. Schwally).
18/19. *O. Proksch, Die Genesis (H. Gunkel).
20/22. *Owen, The infancy of religion (S. Wobbermin).
— *8. Hurwitz, Root-determinatives in Semitic speeches
(E. König).
22/23. -*Alfred Jeremias, Handbuch der altorientalischen
Geisteskultur (Erich Bischoff). — Harold M. Wiener.
The pentateuchal text (und) *Eduard König, Die mo-
derne Pentateuchkritik usw. (H. Holzinger). — *Norbert
Peters, Das Buch Jesus Sirach (und) *W. O. E. Oesterley,
The wisdom of Jesus the son of Sirach (Beer). — J.
Scheftelowitz, Das Hörnermotiv in der Religion (Alfred
Bertholet). — *J. Benzinger, Bilderatlas zur Bibelkunde
(Schuster).
Theologische Rundschau. 1914:
6. Neues Testament, Apostelgeschichte und apostolisches
Zeitalter (W. Bauer). — Kirchengeschichte. Altchrist-
liche Literatur II (E. Klostermann).
7. *H. Mandel, Der Wunderglaube.
8. Systematische Theologie. Zur Religionsphilosophie
(E. W. Mayer).
9. 5 Theologie. Geschichtsphilosopbie (K.
eth.
XXXII. Oppenheim, M. Frhr. v., u. Gärtringen, Fr. | Beth
Frhr. Hiller v.: Höhleninschrift von Edessa mit dem
Briefe Jesu an Abgar.
XXXVIII. H. O. Lange, Eine neue Inschrift aus Her-
monthis (wichtiger Opfervertrag — Hieroglyphic texts
from Egyptian stelae part. 1 taf. 55, aber nach Photo-
graphie neu herausgegeben).
Sphinx. 1914:
Juillet-Aodt. C. Autran, La morale des Egyptiens à propos
d'un livre récent de M. Ballet — F. Zimmermann,
Die ägyptische Religion nach der Darstellung der Kirchen-
Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. 1914:
XXVIII 1. Adolf Grohmann, Reste einer neuen Kind-
heitsgeschichte. Jesu in den Ta’ämra ’Iyasüs. — Rudolf
Růžička, nochmals zur Frage der Existenz des g im
Ursemitischen. (Gegen Königs Artikel XXVII 6öff.) —
Heinrich F. J. Junker, Iranische Parerga. — Edmund
Küttler, einige vorderasiatische Beteuerungsformeln und
dazugehörige Gebräuche. — E. G. Klauber, politisch-
religiöse Texte aus der Sargonidenzeit (V. Christian). —
Monumenta hebraica. Monumenta talmudica I. II. (M.
31
Schorr). — *E. Cosquin, la légende du page de Sainte
Elisabeth de Portugal et les nouveaux documents orientaux
(und) les Mongols et leur prétendu röle dans la trans-
mission des contes indiens vers l'occident européen (J.
Kirste). — *Deutsche Aksum-Expedition I and LV (N.
Rhodokanakis),
W ochenschrift f. Klassische Philologie. 1914:
40. *G. Leroux, Les origines de l'édifice hypostyle (Ernst
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le bassin de la mer Egée 2. ed. (P. Goessler). — *Paulys
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Wörter und Sachen. 1914:
VI 1. Rud. Meringer, Nachtrag zum Omphalos (W. u.
S. V S. 43ff.) (aus Anlass von Roschers Buch).
Ymer. 1914.
2. A. Wallen, Mesopotamiens hydrografi i forntiden och
i framtiden. — A. Hrdlička, The natives of Kharga
Oasis, Egypt (G. Backman).
Zeitschrift f. d. Alttestamentl. Wiss. 1914:
2. E. Weber, Vorarbeiten zu einer künftigen Aus-
gabe der Genesis. — G. Richter, Untersuchungen zu
den Geschlechtsregistern der Chronik. — P. Haupt, Die
Psalmverse in I Chr. 25, 4. — L. Köhler, Archäologisches.
— C. H. Cornill, Genesis 14. — Ders., Numeri 22, 27 ff.
— Bibliographie.
3. W. Baumgartner, die literarischen Gattungen in
der Weisheit des Jesus Sirach. E. Weber, Vor-
arbeiten zu einer kiinftigen Ausgabe der Genesis II. —
J. M. Powis Smith, sw xv. — A. S. Kamenetzky, der
Rätselname Koheleth. — P. Haupt, zum Deborahliede.
Miscellen: R. Frankh, zur Bedeutung von ony. — Fr.
Praetorius, Dagesch forte dirimens. — Ed. König,
Jorob’am oder Jarobsam? — J. Herrmann, Neues
Material zur Pedita.
Zeitschrift d. Deutschen Morgenl. Ges. 1914:
68,2. H.H.Spoer und E. N. Haddad, Volkskundliches
aus el-Qubébe bei Jerusalem. — Friedrich Schulthess,
zu Agnes Smith Lewis’ „Horae Semiticae IX“. — Hubert
Grimme, Semitische P-Laute. — Erich Gräfe, Zurufe an
Tiere im Vulgärarabischen (mit Beiträgen von Hans
Stumme). — A. Fischer, die Quitte als Vorzeichen bei
Persern und Arabern und das Traumbuch des :Abd
al-Rani an-Näbulusi, Ed. Mahler, ein alter
jüdischer Grabstein im ungarischen Nationalmuseum. —
Vincent A. Smith, the Indian travels of Apollonius von
Tyana. — J. Bartb, die Etymologie von arab. Wl
„nicht“, u „nicht sein“. — H. Bauer, semitische
Sprachprobleme. — N. Rhodokanakis, zur Allegorie des
Alters, Qoheleth, Kap. 12. — Berthold Cohn, die Stunden-
teile im jüdischen Kalender. — O. Rescher, kütüb-)ä-
n6-i-Feizij6 (in der Nähe der Fätih-Moschee) und Air
Efendi. — *Rhuvon Guest, the governors and judges
of Egypt (G. Bergsträsser). — L. Strack, Talmud Baby-
lonicum cod. bebr. Monacensis 95 (Immanuel Löw). —
Wissenschaftlicher Jahresbericht, von H. Torczyner, H.
Pick, F. Praetorius, G. Roeder. — E. Leumann, Körösi-
Duka-Aurel Stein. — H. Stumme, Zu den von K.M. v.
Beurmann erwähnten Partikeln buk und not des Tripo-
litanischen. — H. Pick u. W. Schubring, Chronik der
Reisen, Ausgrabungen und Erwerbungen.
Zeitschrift f. Neutestamentl. Wissensch. 1914:
XV 2. J. Rendel-Harris, on the name “son of god“ in
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 1.
32
Nortbern Syria. — P. Corssen, die Zeugnisse des Tacitus
und Pseudo-Josephus über Christus.
3. A. Mingana, Quelques mots sur les odes de Salomon.
I. — W. Lüdtke, Bemerkungen zu Irenäus.
Zur Besprechung eingelaufen.
* bereits weitergegeben.
*American Journal of Archaeology. 1914. XVIII, 3.
M. Streck: Silben- und Ideogrammliste, im Einverständnis
mit der VAB bearbeitet. Leipzig, J. C. Hinrichs,
1914. 20S. M. 0,80.
A. Ungnad: Babylonische Briefe aus der Zeit der Hammu-
rapi-Dynastie (VAB 6). Leipzig, J. C. Hinrichs,
1914. IV, 450 8. M. 15 —.
W. Kirfel: Briefwechsel zwischen A. W. von Schlegel
und Chr. Lassen. Bonn, F. Cohen, 1914. VII, 248 8.
M. 4.80.
Festschrift Ernst Windisch zum siebzigsten Geburtstag
am 4. September 1914 dargebracht von Freunden
und Schülern. Leipzig, O. Harrassowitz, 1914. VIII,
380, 16 S., 1 Taf. M. 15 —.
P. Volz: Die biblischen Altertümer. Calw u. Stuttgart,
Vereinsbuchhandlung, 1914. VIII, 556 8. 32. Taf.
M. 6 —.
L. von Schroeder: Arische Religion I. Leipzig, H. Haessel,
1914. VIII, 618 S. M. 10 —.
Benzion Kellermann: Die Kämpfe Gottes von Lewi ben
Gerson. Ubersetzung u. Erklärung des handschriftlich
überlieferten Textes I. (Schriften d. Lehranst. f. d.
Wissensch. d. Judentums III, 1—3). Berlin, Mayer
u. Müller, 1914. XVI, 309 S. M. 8 —.
Hugo Grothe: Deutschland, die Türkei und der Islam
(Zwischen Krieg und Frieden Heft 4). Leipzig, 8.
Hirzel, 1914. M. 0,80.
Joh. Hunger und Hans Lamer: Altorientalische Kultur
im Bilde (Wissenschaft und Bildung 103). Leipzig,
Quelle & Meyer, 1912. Geb. M. 1.25.
Steward Dick: Les arts et métiers de l'ancien Japon
(re vu et adapté de l'anglais etc. par Raphael Petrucci).
Bruxelles, 1914.
Rivista degli studi orientali 1913. V. VI f. 3.
*T, Canaan: Aberglaube und Volksmedizin im Lande der
Bibel (Abhdign. d. Hamburgischen Kolonialinstitute
Bd. XX). Hamburg, L. Friederichsen & Co., 1914.
M. 6 —.
F. Stuhlmann: Die Mazigh- Völker. Ethnographische
Notizen aus Süd- Tunesien (Abhdign. d. Ham-
burgischen Kolonialinstituts Bd. XXVII). Hamburg,
L. Friederichsen & Co., 1914. M. 5—.
Sphinx XVIII 3, 4.
Verlag der J. C. Hinrichs schen Buchhandlung in Leipzig.
Socben erschien:
Atlas zur altägyptischen Kulturgeschichte
VonDr. Walter Wreszinski, Königsberg
Zweite Lieferung. 20 Tafeln auf etwa
40 Blatt. Subskriptionspreis M. 7.50
Zunächst sind zwei Bände mit je zehn
| Lieferungen in Aussicht genommen.
Prospekte auf gefl. Verlangen
Probelieferung durch ‚jede Buchhandlung sur Ansicht
Mit einer Beilage von der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig.
Verlag u. Expedition: J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig, Blumengasse 2.
F. E. Pelser, Königsberg I. Pr., Golts-Allee 11.
Verantwortlicher Herausgeber:
— Druck von Max Schmersow, Kirchhain N.-L,
Orientalistische Literaturzeitung
Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient
und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers
Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11
Verlag der J. ©. Hinrichs’schen Buchhandlung, Leipzig
18. Jahrgang Nr. 2 Manuskripte
Inhalt.
Abhandlungen und Notizen Sp. 33—45
Alt, Albrecht: Bemerkungen zu
dem „historischen“ Skarabäus des
Königs Schabako . . . 43
Förtsch, Wilh.: KÜ = bringen,
liefen 39
Holma, Harri: Zum „Nabel der
Erde“ . . 11
Hüsing, Georg: Hwahšatara I. 33
Langdon, S.: Note zu 1914, 246
botr. Sin-idinnam . . . 38
Meissner, Bruno: Die Gemahlin
Assurbanipals . 37
Blumengasse 2,
und Korrekturen nach Königsberg. — Drucksachen nach Leipzig.
Jährlich 12 Nrn. — Halbjahrspreis 6 Mk.
Schroeder, Otto: Zur kanaanä-
ischen Glosse mafzirdnu . . 38
Besprechungen . Sp. 45—60
v. Bissing, F. W.: Denkmäler zur Ge-
schichte der Kunst Amenophis IV.,
bespr. v. W. Wreszinski 49
Capart, Jean: Un roman vécuilya XXV
siècles, bespr. v. Wreszinski 50
Courant, Maurice: La langue Chinoise
parlé, bespr. v. C. Kainz. 59
Dussaud, R.: Indroduction à l'histoire
des religions, bespr. v.E.Branden-
burg Dé
Jeremias, Alfred: Handbuch der alt-
orientalischen Geisteskultur, bespr.
v. M. Löhr. . "D
Februar 1915
Massignon, Lonis: Mission en Méso-
potamie (1907—1908), bespr. v.
M. Sobernheim. ... . 46
Scheil, V.: Le prisme d’Assarhaddon,
bespr. v. Otto Schroeder .
Sprechsaal . . . 60
Förtsch, W.: Zu OLZ 1915 Sp. 4f. 60
Berichtigung . uss . 60
Mittellungen . ...... 60
Persenallen . ...... 60
Zeitschriftenschau . . 60—62
Zur Besprechung eingelaufen 62—64
HwahSatara l.
Von G. Hüsing.
Herodotos berichtet (I 103 ff):
„Nach dem Tode des Fraortes war Kuaxares
König, der Sohn des Fraortes, der des Dejokes
Sohnwar. Diesersollnoch vielmächtigergewesen
sein als seine Vorfahren. Er war der erste,
der seine Völker in Asien in Scharen und Haufen
abteilte und der die einzelnen Waffengattungen
sonderte, die Speerträger, die Bogenschützen
und die Reiter; vordem war alles ohne Unter-
schied durcheinander. — Und er brachte alle
seine Untertanen zusammen und zog gegen die
Stadt Ninos, weil er für seinen Vater Rache
nehmen und die Stadt zerstören wollte Und
er hatte die Assyrer in einem Treffen geschlagen
und war gerade dabei, Ninos zu belagern, da
zog ein grosses Skuten-Heer gegen ihn heran.
Führer desselben war Maduas, des Protothuas
Sohn.“
Die Skuéen bleiben nun gegen 28 Jahre im
Lande, dann gewinnen die Meder die Herrschaft
wieder über alle Völker, dieihnen vorheruntertan
waren, und gewannen Ninos!.
1 Die Meder — unter welchem Könige, sagt Hero-
dotos nicht; nach Berossos ist es ASdahak-Astyages, d. i.
Astuwega I.
83
Der Zug dieses Hwahsatara-Kuaxares fällt
zunächst vor 606, wenn in diesem Jahre Ninua
fiel. Wie viel Jahre die Meder brauchten, um
ihre Herrschaft wieder herzustellen, erfahren
wir nicht. Der Eroberer von Ninua ist Astu-
wega I., der als Aosvayns, des Kva&apns Sohn,
bei Herodotos (I 107) dem Hwahsatara folgt; er
ist der Schwiegervater des Königs Kambujija I.
von Anésqan.
Nun soll dieser Kuaxares, der also zweifel-
los HwahSatara I. ist, — nicht der zweite, der
553 stirbt — nach Herodotos 40 Jahre regiert
haben, käme also spätestens 646 zur Regierung,
und zwar um so viele Jahre früher als Astu-
wegas Beginn vor das Jahr 606 fällt. Diese
Zahl wäre dann nach unseren bisherigen Quellen
nicht ermittelbar. Doch soll in seine Regierung
die Herrschaft der Skuten fallen, und: zwar
nach I 106 mit allen 28 Jahren.
Wann aber diese 28 Jahre fallen sollen, ist
bei Herodotos möglichst unklar, denn es sieht
so aus, als begönnen sie unmittelbar mit der
Einwanderung der Saken über den Kaukasos,
und während sie um 670 längst in Nairi sitzen,
kann doch vor der Niederwerfung Elams durch
Assurbanapal, also vor 645, keine Rede von
einer Herrschaft der Skuéen über Vorderasien
sein, gar der Gestalt, dass sie bis an die Grenzen
e
35
Aegyptens gekommen wären, wo damals Psa-
metik regierte.
Nun sind aber vom Ende Assurbanapals
bis zum Falle von Ninua noch 20 Jahre, und
von den letzten „10—15“ Jahren Assurbanapals
wissen wir auch nichts — offenbar, weil aus
dieser Zeit keine Ruhmestaten zu verzeichnen
waren. Diese Unglückszeit Assyriens, die bald
nach 645 beginnt, bietet uns also den Raum
für die von Herodotos vermeldete Herrschaft
der Skucen, die etwa von 643 bis 615 gereicht
haben könnte und wohl so ziemlich mit dem
Zuge Hwahsataras gegen Ninua begonnen hätte.
Ihr Begründer Maduas war der Sohn des Par-
tatua der 70er Jahre des 7. Jahrhunderts und
leitete vielleicht ein Recht auf Ninua davon
her, dass er der Enkel des Königs Assurahiddin
war, der Sohn einer assürischen Königstochter.
Treffen Herodotos’ Angaben zu und deute
ich sie richtig, dann wird man sich wohl ent-
schliessen, in jenem U-ak-3a-tar, den ich vor
15 Jahren nach Billerbeck ans Licht zog (OLZ
1899 Sp. 139) lieber den eben behandelten
Hwahsatara zu sehen und diesen für den ersten
seines Namens zu halten, als, wie ich damals
tat, aus dem Namen Kar-Sarrukin auf die Zeit
vor Sinaherib zu schliessen.
Und wenn ich an verschiedenen Orten ent-
wickelt habe, dass der Name W®eaogrys bei
Herodotos nur durch eine Verwechslung der
beiden Namen des medischen Empörers von 520
an die Stelle des allein als Thron-Namen ge-
sicherten Namens HSatarita getreten sein kann
und muss, so wäre unser Hwahsatara I. der
Sohn des aus den Anfragen an Samas wohl-
bekannten „Kastarita“, des Zeitgenossen Par-
tatuas.
An Regierungsdauern bietet Herodotos:
Deiokes 53 Jahre
Fraortes 22 ` &
Kuaxares I. 40 „
Astuages I. 35
Die Herrschaft der Meder soll aber 156
Jahre gedauert haben (I 130), was doch wohl
Angabe einer anderen Quelle ist, und da sie
bis 550 reicht, so hätte sie nach dieser Quelle
706 begonnen, was schon richtig sein könnte.
Dass die Einzelzahlen falsch sind, lässt sich
durch die Rechnung: 53 + 22 = 75, 40 + 35 = 75,
75 + 75 = 150 wahrlich nicht beweisen, es ist
aber selbstverständlich, da sie viel zu hoch sind.
Sie sind überhöht, weil Herodotos in dieser
Rechnung den zweiten Kuaxares und den zweiten
Astuages (vgl. I 73) mit ihren beiden gleichnami-
gen Vorgängern zusammen geworfen bat. Nun ist
aber 557, das Jahr der Sonnenfinsternis-Schlacht,
bereits das 6. Jabr des Krieges zwischen Hwa-
hSatara II. und Walweiates (1 74), also sind für
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 2.
36
Kuaxares II. (bis 553) bereits zehn Regierungs-
jahre belegt, und dazu kömmt Astuages II. mit
drei Jahren. Das wären allein schon über 163
Jahre statt 150 oder 156, und ausserdem wissen
wir nicht, ob nicht nach Astuwega I. noch ein
„Arpaka“ als Zeitgenosse Nabukudrossors II.
regiert hat, der berühmte „Arpaksad“, der na-
türlich bei Herodotos keinen Raum finden konnte,
da er den ersten Astuwega mit dem letzten
zusammen fasst. Das geschah zufolge einer epi-
schen Quelle, die, wie ich an mehreren Orten
zeigte, den Mythos von Frédiin und Azdahak
auf Kuros II. und Astuages I. und II. über-
tragen hatte. Irgendwelche verwandtschaftlichen
Beziehungen mögen zwischen dem letzten Meder-
könige und dem persischen Sieger immer noch
bestanden haben, denn wir sehen ja, dass so
ziemlich alle vorderasiatischen Fürstenhäuser
dieser Zeit untereinander verwandt sind, aber
es fragt sich, ob man nach damaligen iranischen
Anschauungen solche Verwandtschaft noch an-
erkannte, und so kann Ktesias vollkommen recht
haben — seinen Grossvater hat der König von
Ančan nicht mehr vom Throne stossen können.
Nur wäre es nicht ausgeschlossen, dass das
s. Z. — ein anderer getan hätte, ein Usurpator
aus dem Hause der Arbakijan? Beliebt kann
der König wohl nicht gewesen sein, den die Sage
mit der Schlange Dahäka zu verselbigen wagte,
und die Feindschaft des „Arpagos“ gegen den
letzten Meder aus des Dahjuka Stamme scheint
ja auch durch den babylonischen Bericht be-
stätigt zu werden.
Wenn ich das Vorstehende nach langem
Zögern endlich veröffentliche, so geschieht das,
weil es doch einmal sein muss. Ich bin mir
vollkommen klar darüber, dass ich damit gegen
die Herodotos-Theologie verstosse.
Die Annahme von einschneidenden Ueber-
arbeitungen unserer Handschriften in alter Zeit
ist verboten. Die Annahme von grossen Ver-
wirrungen und Verirrungen des Herodotos selbst
ist aber auch verboten. Und trotzdem glaube
ich nicht, dass ein Mederkönig, der vor der
Zerstörung von Ninua stirbt, nach 606 noch 49
Jahre leben könnte oder um 670 geboren und
553 gestorben wäre. Oder dass ein König, der
Zeitgenosse des ersten Mermnaden ist, auch
Zeitgenosse des letzten sei. Der „Sohn des
Fraortes“ kämpft nicht mit Aluattes, und der
in meinem ersten Abschnitte durch einen Strich
ersetzte Satz „Er ist auch derselbe, der wider
die Lüder stritt, damals, als mitten im Kampfe
Nacht ward aus dem Tage, und der ganz Asien
oberhalb des Halus unterwarf“ kann meines
Erachtens nur eine Glosse sein, die ich dem
Herodotos nicht zutrauen möchte, obgleich er
87
sie heraus gefordert hat. Und ebenso ist in
1 73 der Zusatz „der Sohn Fraortes, des Sohnes
des Deiokes“ zu streichen, denn hier ist von
Kuaxares II. die Rede. In I 103 aber von Ku-
axares I., und darum steht in diesem Zusammen-
hange auch nichts von der Finsternis-Schlacht,
von den Lüderkämpfen, von Nabunetos von
Babylon und einer Verschwägerung mit
Kroisos. Diese fällt 556/555, und unsere Stelle
handelt von der Zeit um 640. Da aber Hero-
dotos nichts darüber sagt, dass das ein anderer
Kuaxares sei, so musste das jeden, der die
beiden für einen ansah, zu solchem Zusatze
reizen. Ich leugne die theoretische Möglichkeit
nicht, dass das auch für Herodotos selbst galt,
der gewiss nicht die Meinung hatte, es seien
zwei verschiedene Könige. Wer es aber ihm
selbst in die Schuhe schieben will, dass er
solche „Glossen“ gemacht hätte, der wird auch
annehmen müssen, dass er an derartigen Stellen
ziemlich unverändert und sehr undurchdacht
den Text seiner Quellen wiedergab. Auch das
ist dann möglich, und vielleicht ersteht uns aus
Aegypten noch einmal ein freundlicher Papyros-
streifen, der die Frage entscheidet: an unserer
historischen Erkenntnis in den vorstehenden
Fragen wird er aber wohl nicht viel ändern
können.
Zweifellos schiebt sich mit I 107—129 eine
andere Quelle ein, während I 130 mit den 35
Jahren für Astuages 1. vielleicht eine zutreffende
Angabe enthält. Das scheint die gleiche
Quelle zu sein, aus der auch der Woaogrys
stammt, denn es folgt die Angabe über den
Aufruhr der Meder gegen Dareios.
Die Gemahlin Assurbanipals.
Von Bruno Meissner.
In Assur ist unter anderen Königsstelen
auch die der Gemahlin Asurbanipals gefunden
worden; s. Andrae, Die Stelenreihen in Assur
S. b ff. Das nur schlecht erhaltene Relief zeigt
uns die Dame auf einem Throne sitzend und
mit einer Zinnenkrone geschmückt. Das volle,
runde Gesicht hat eine offenbare Aehnlichkeit
mit der in der bekannten Gartenszene Assur-
banipals dargestellten Königin. Offenbar sind
beide Frauen identisch. Eine Beischrift unserer
Stele gibt den Namen der Königin: er lautete:
[(al.Jal) SAG-ER d. i. (al) Assur. . . .; es
folgt dann noch ein verstümmeltes Zeichen, das
der Anfang von 3e sein könnte nebst einem
senkrechten Keil. Wie der Name zu ergänzen
ist, wagt Andrae nicht zu entscheiden; De-
litzsch a. a. O. S. 8 Anm. 1 weiss ebenfalls
keinen Rat und auch Tallqvist buchtin seinen
Assyrian Personal Names S. 32 nur den ver-
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 2.
38
stümmelten Namen. Unter diesen Umständen
ist es vielleicht empfehlenswert, darauf hinzu-
weisen, dass Ylvisaker, Zur bab. u. assyr.
Grm. S. 30 f. den aus III R. 16 Nr. 2 bekannten
Brief (= Harper, Lettr. Nr. 308), der von
Winckler, Altor. Forsch. II 53; Klauber,
AO XII 2, 20 behandelt ist, von neuem über-
setzt und zum ersten Male richtig gedeutet
hat. Hier schreibt die Prinzessin Seru’a-eterat,
die Tochter Asarhaddons, augenscheinlich wegen
Rangstreitigkeiten in sehr grober Weise an die
AsSur-Sarrat, die Hausherrin (belit bits) des
Kronprinzen Asurbanipals. Dieser Name A33ur-
Sarrat (d. i. die Stadt Assur ist Königin) ist
also gewiss auf unserer Stele einzusetzen!.
Note.
By S. Langdon.
Professor Scheil, in the Orientalistische Lite-
raturzeitung 1914, 246 has made a valuable
correction to a date formula in Strassmaier,
Warka 101, which mentions Sin-idinnam. We
had hitherto supposed that this date belonged
to the reign of Sinidinnam but Scheil’s text
makes it evident that we need not suppose
this to be true.
The corrected date should read, , Year when
he built the temple of d Bara-ul-gur-ra? in
Adab and fashioned a statue of gold of Sini-
dinnam king of Larsa“. On the other hand
M. Fr. Thureau-Dangin in RA II 93 men-
tions the following date, , Year when he build
the temple of ‘Ishkur in Larsa and the temple
of 4 Bara-ul-e- gar- ra in Sebillumma? and caused
the statue of Warad-Sin the king to be brought
into Egalbarra“. This latter date belongs to
Rim-Sin and there is no reason why the former
date may not belong to him also. At any rate
we cannot assign this date to Sinidinnam with
any certainty.
Zur kanaanäischen Glosse mahsirdmu.
Von Otto Schroeder.
Abdihiba von Jerusalem klagt in seinem
Briefe VAT 1644 (VAS XI Nr. 163) über die
Unterstützung, die gegen sein Land gerichtete
Unternehmungen der Habiri bei Nachbarstaaten
ı Mit dem Namen der auf Stele 4 (s. Andrae
a. a. O. S. 10) angeführten Frau (?), die in irgend welchen
Beziehungen zu Sanherib gestanden hat, kann ich auch
nichts anfangen. Die bekannteste Gemahlin Sanheribs,
die bis zu Asurbanipals Zeit auch in der Politik eine
Rolle gespielt bat, ist die Nakia-Zakitu; vgl. MVAG
VIII 96 ff.; IX 236. MDOG 21, 12 wird noch Tasmétum-
Sarrat als Palastdame Sanheribs erwähnt.
ı So Strassmaier, 101; Scheil, d Bara-ul-e-gar-
CT 24,26. d Bara-ul-li-gar-ra.
e Thus Sebillumma and Adab must be identified.
ra;
39
finden: !#a-mur "u Gag-ri™ mäin AS-ga-lu-na®
Iù au Li a- i- Sli l i-din-nu a- na sd-su-nu “aka-
le u Samné™ ù mi-im-ma ma- ah-⁊i- ra- mu.
Winckler sowohl wie noch Knudtzon fassen
unter Ausserachtlassung des schrägen Keils
mimma undmahzirämu zusammen, während dieser
doch ein deutlicher Hinweis ist, dass das auf
ihn folgende Wort Glosse zu dem Voraufgehen-
den ist. Winckler deutet KB V S. 20* mah-
zirämu als "mp + âm und sagt (ibid. S. 307
Anm.): „Popp = yonn Dt. 15, 8. Ri. 19, 20,
wenn an diesen Stellen nicht YOM zu vokali-
sieren ist“. Diese dem Konsonantenbestande
völlig gerecht werdende Deutung ist, soweit ich
sehe, überall! angenommen worden; trotzdem
bleibt noch eine Schwierigkeit: an allen? Stellen
des AT lautet das Wort Popp (mit ö-, nie mit
i-Vokal; der Umstand, dass so gar kein Schwanken
vorkommt, macht doch stutzig.
Auch den Vokalwechsel vermeiden wir noch,
wenn anstelle von mern „Bedarf“ "rue
„Zehnter“, „Tribut“ als Grundlage angesehen
wird; h kann ja ebensogut ein hebräisches pr
wie y wiedergeben (vgl. zuru-uh für vr im
gleichen Briefe). Zudem passt das Wort wo-
möglich noch besser; denn die Lieferungen an
die Habiri waren gewiss keine „Liebesgaben“,
sondern stellten einen Tribut an sie dar; da
die landesiibliche Form desselben der Zehnte
war, war “Wyn der gegebene Ausdruck. Gegen
eine Gleichsetzung von maheirdmu mit ru:
(-&ämö = m=) ist also weder sprachlich noch
sachlich etwas einzuwenden. Die Uebersetzung
der Stelle muss danach lauten: „Siehe: Gezer,
Askalon und Lakišhabenihnen gegeben Nahrungs-
mittel, Oel und allerlei [„Zehnten“]“.
KU = bringen, liefern.
Von Wilhelm Förtsch.
An den meisten Stellen in den Wirtschafts-
texten aus der Zeit, des Lugalanda und des
Urukagina kann KU unmöglich „essen“ be-
deuten; schon Witzel hat in seinen „Unter-
suchungen über die Verbal-Präformative im
Sumerischen (Leipzig 1912)“ S. 9 A. 1 darauf
hingewiesen. Letzterer vermutet für KU die
Bedeutung „liefern“. Diese Annahme ist zweifel-
los richtig. Der a. a. O. angeführte Ausdruck
é-gal-la ni-KU (Nik. 131 Obv. 1, 6—2, 1 und
Nik. 137 Rev. 1, 2—3) ist dort mit „haben
in den Palast geliefert“ übersetzt. Ich möchte
im folgenden einige Beweisstellen für KU =
bringen anführen.
1 Vgl. Zimmern in KAT” S. 663. Böhl, Sprache
der Amarnabriefe S. 86. Knudtzon, VAB II S. 866.
? Vgl. Mandelkern, Veteris Testamenti Concor-
dantiae ed. minor 8. 243.
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 2.
40
Das eben erwähnte é-gal-la ni-KU hat ganz
genau dieselbe Bedeutung wie é-gal-la ni-tüm,
z. B. Nik. 271 Rev. 1, 4. Wir dürfen noch
einen Schritt weiter gehen und ni-KU = ni-tüm
= $u-a-ne-gi setzen; denn Nik. 265 Rev. „die
Fischer haben es gebracht (mu-tum), En-ig-gal
hat es in den Harem eingeliefert (é-sal-a Su- a-
negi)“ steht Su- a- ne· gi für ni-tüm, wie aus
RTC 36 oder Nik. 269 Rev. ersichtlich ist
„die Fischer haben es gebracht (mu-tüm), En-
ig-gal hat es in den Harem eingeliefert (é-sal-a
ni-tum)“. Aus Parallelstellen in den Opfer-
listen lässt sich gleichfalls erkennen, dass KU
nicht „essen“ bedeuten kann. RTC 47 Obv.
1, 6— 2,1: kür-kür gir-su&'-ta SIR-BUR-LA"-8u
gin-ni ba-KU kann doch nur heissen „die Frau,
welche vonGirsu nach Lagaš kam, hat sie (voraus
ist von der Darbringung eines Lammes und eines
Schafes die Rede) abgeliefert“, besonders wenn
wir folgende Stellen dazu vergleichen: RTC 47
Obv. 3, 3—7 kür-kür SIR-BUR-LA“-ta gin-ni
ka é-pa-ka-ta ni-tüm „die Frau, welche von
Lagas kam, hat sie (die vorausgenannten Opfer-
tiere) an den Eingang des &-pa eingeliefert“,
RTC 47 Rev. 2, 7—10 kür-kür eshanna®-ta
gin-ni ni-tum „die Frau, welche von EShanna-
ki kam, hat es (1 Lamm) abgeliefert“, RTC
47 Rev. 3, 4—7 kür-kür SIR-BUR-La*-ta gin-ni
ni-tum „die Frau, welche von Lagaš kam, hat
es (1 Lamm) eingeliefert“ oder DP 53 Obv.
1, 4—6 sal gir-su*'-ta gin-ni ni-tüm „die Frau,
welche von Girsu kam, hat es (1 Zickchen)
eingeliefert“. Ferner hat auch gis-bt-tag ähn-
liche Bedeutung wie ni-KU; z. B. DP 53 Obv.
2, 14—17 sal SIR-BUR-LA*-ta gin-ni ka 6-pa-
1 [gis-bli-[tlag „die Frau, welche von
agas kam, hat es (1 Lamm) am Eingang des
e-pa geopfert“ und Nik. 23 Rev. 4, 5—7 sal
SIR-BUR-LA k. zu gin-ni gis-bi-tag „die Frau,
welche nach Lagas kam, hat es (1 Sack Mehl,
1 Lamm) geopfert“.
Ein unveröffentlichter Text, der eine Lie-
terung von Rinderhäuten (X -gud) darstellt, hat
als Verbum (2, 4) ba-KU; hier dürfte doch
wohl niemand an eine Uebersetzung „hat man ge-
gessen“ denken. Die beiden Götterfeste (für Nin-
girsu bzw. Eshanna) ezen Ae- KU und ezen bulug-
KU sind zu verstehen als „Fest, wo (für die
Gottheit) Gerste eingeliefert wird“ und „Fest, wo
Malz eingeliefert wird“. Das in den Wirtschafts-
texten so häufig vorkommende KU-a ist Sub-
stantiv und muss als „Lieferung“ gefasst werden.
So werden RTC 47 Rev. 5 bei der Summierung
„14 Schafe, 5 Lämmer, 2 Ziegen, 9 Zickchen“
genannt und als udu-KU-a en-azag-kam „Klein-
vieh-Lieferung durch En-azag“, gleich hernach
„3 Zickchen bar-tug* als KU-a ur-dul sahar-kam
„Lieferung durch Ur-dul, den Beamten“ be-
—
41
zeichnet. Von den vielen Text-Stellen, wo
KÜ-a=Lieferun g ist, sei nur noch TSA 45, DP
164, 165, 166, 168, 169, 170, Heuss. 48 erwähnt;
hier werden nämlich die gelieferten Mengen von
kas-kal „Lieferung des Amar-kis, des Brauers“
KÜ-a amar-kis® la-K AS + NINDA (-ka-kam) ge-
nannt. Vgl. dazu die Anwendung des Ausdruckes
ntg-gis-tag-ga „Opfer“ als Unterschrift am Schluss
von Opferlisten und DP 436 Rev. 8, 9—10
K U. a- bi e-ta-zi „seine Rechnung (Lieferung) ist
getilgt“.
Zur Bedeutung „liefern“ für KU vgl. auch
Alotte de la Fuye, RA IX 145 ff. und
Förtsch, MVAG 1914, 1 S. 87 A. 5 u. S. 183.
Zum „Nabel der Erde“.
Von Harri Holma.
In seinem neuerschienenen Buche „Omphalos,
eine philologisch-archäologisch - volkskundliche
Abhandlung über die Vorstellungen der Griechen
und anderer Völker vom ‚Nabel der Erde’ (Ab-
handlungen d. k. Sächs. Ges. der Wiss. Bd.
XXIX Nr. IX, 1913) hat Roscher das ein-
schlägige Material möglichst erschöpfend zu-
sammengetragen. Dass sich hie und da, be-
sonders in den Abschnitten, die den nicht-
griechischen Völkern gewidmet sind, Ueber-
sehenes gelegentlich nachtragen lässt, ist bei
der ungeheuren Umfassung des in Frage kom-
menden Materials nicht wunderzunehmen.
Die Araber nennen bekanntlich des öfteren
eine zwischen Bergeshöhen belegene Landschaft
Djöf, d. h. „Höhlung“, „Bauch“ usw. Diesen
Namen trägt z. B. die Landschaft N. von Sana
in Jemen, ferner eine Gegend zwischen Medina
und Mekka. Am bekanntesten ist jedoch die
Ortschaft Djöf in Nord-Arabien an der Grenze
der arabischen Wüste, im SO.-Ende der Oase
Wadi Sirhän. Was wir von diesem, wegen
seiner vorzüglichen Datteln berühmten Orte
wissen, stammt hauptsächlich aus den Berichten
der dort gewesenen Forschungsreisenden: Hu-
bers, Lady Blunts und Palgraves.
Nun scheint es zweifellos, dass die Ort-
schaften, die die Araber Djöf nennen, diesen
Namen in erster Linie ihrer topographischen
Lage verdanken. Es liegt aber andererseits
O s
nahe anzunehmen, dass man, wegen arab. S
= „Magen“, „Bauch“, an diesen Namen auch
(sekundär?) die Vorstellung vom „Magen, Nabel
der Erde“ knüpfte und in dem betr. Orte den
Mittelpunkt der Erde erblickte, was bekanntlich
dieser Vorstellung zugrunde liegt. Psycho-
logisch erklärt sich ja das Erhöhen des eigenen
Wohnsitzes zum Mittelpunkte der bekannten
Welt ohne weiteres, auch kann ein von zirkel-
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 2.
42
förmigen Gebirgen umgebenes Tal wirklich mit
einem grossen „Magen“ verglichen werden.
Was das nordarabische Djöf betrifft, so lässt
sich das Gesagte mittels literarischer Quellen
tatsächlich sichern. Inwieweit man aber den
folgenden Worten Palgraves (Central and Eastern
Arabia p. 40)! irgendeine Stütze für diese Auf-
fassung entnehmen kann, bleibt allerdings un-
sicher: „Partly to this central position
(vorher näher beschrieben) and partly to its
own excavated form, the province owes its
appropriate name of Djowf, or, belly“. Jedoch
scheint es mir, dass Palgrave die lokale Vor-
stellung vom Djöf als dem „Magen der Erde“
— wie wir sie noch kennen lernen werden —
nicht ganz unbekannt geblieben ist,
Ganz deutlich kommt dagegen diese Vor-
stellung zum Ausdruck im Reiseberichte des
verwegenen finnischen Forschungsreisenden G.
A.Wallins. Es ist vielleicht weniger bekannt,
dass sich Wallin während seiner langen Arabien-
Reise in den Jahren 1845—46 einen ganzen
Sommer, genauer gesagt mehr denn drei Monate,
in Djöf aufhielt und reiches Material zur Be-
leuchtung der Geschichte und der kulturellen
und wirtschaftlichen Verhältnisse dieses Ortes
sammelte. Leider war es ihm nicht vergönnt,
sein Material zu Hause wissenschaftlich zu be-
arbeiten; wir kennen es nur aus seinen in
schwedischer Sprache geschriebenen Briefen und
Tagebüchern, die später von anderer Hand
herausgegeben wurden?.
Was nun den Namen des genannten Ortes
betrifft, so finden sich in Wallins „Rese-
anteckningar“ (herausgegeben von S. G. Elm-
gren) zwei Notizen, die an Klarheit nichts
übriges zu wünschen lassen, und die ich hier
in verdeutschter Form abdrucke. Es sind
Bd. III 163: „Ich befinde mich jetzt hier im
Bauche der Welt, wie man Gof nennt. 8,
und ibid. 186: „Man nennt diesen Ort Gof
Aldynja, unter dem Vorwande, er liege in
der Mitte der urbar gemachten Welt, als ob
er den Bauch der Welt bildete“. |
Dass diesen an Ort und Stelle gemachten
Aufzeichnungen eine lokale Vorstellung von
1 Hubers Reisebeschreibung stand mir hier nicht zur
Verfügung.
2 Leider ist der von Prof. Tallqvist in seiner in
schwedischer und finnischer Sprache abgefassten Bio-
graphie Wallins ausgesprochene Gedanke, die Reise-
berichte und Briefe Wallins müssten in verkürzter Form
in einer grösseren Kultursprache einem weiteren Kreise
zugänglich gemacht werden, noch nicht realisiert. —
Meinerseits habe ich schon vor mehreren Jahren das
sprachliche Material des Nachlasses Wallins gesammelt
und lexikalisch geordnet, obne bis jetzt Zeit zu finden,
es in gedruckter Form herauszugeben. — Für die lite-
rarische Tätigkeit Wallins siehe den Beitrag von Prof.
Tallqvist in der Festschrift für Goldziher.
43
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 2.
44
Djöf als dem „Magen, Nabel der Welt“ zu-
grunde liegen muss, ist obne weiteresersichtlich!.
Bemerkungen zu dem „historischen“ Skara-
bäus des Königs Schabako.
Von Albrecht Alt.
Der „historische“ Text des Königs Schabako
auf dem Skarabäus Nr. 1718 des Provinzial-
museums zu Toronto, den W.M. Müller kürzlich
in dieser Zeitschrift behandelt hat?, ist schon
lange bekannt. G. Maspero hat ihn vor acht
Jahren in den Annales du Service des Anti-
uités de l’Egypte veröffentlicht?” An der
dentität des Skarabäus kann kaum ein Zweifel
sein. Aus Syrien bekam Maspero vor 1906
die Nachbildung, auf der seine Publikation be-
ruht‘; in Jerusalem wurde 1910 der Skarabäus
fiir das Museum in Toronto erworben. Mas-
eros Angaben über die Grösse des Stückes,
ie nicht genau sein können und wollen, lassen
sich mit den von Müller am Original genom-
menen Massen leicht ausgleichen. Und vor
allem stimmt bis auf verschwindende Kleinig-
keiten? der Wortlaut der Aufschrift in Mas-
peros und in Müllers Wiedergabe völlig über-
ein, desgleichen die Abteilung der Zeilen, die
Verstümmelung des Textes am Anfang, der
Schreibfehler in einem der letzten Wörter.
Die „ungesäumteVeröffentlichung“ desTextes,
die Müller besorgen zu sollen glaubte, wäre
also nicht mehr nötig gewesen. Wohl aber
hätte man, da sie geschah, von Müller gern
eine Frage beantwortet gesehen, die Maspero
bei der ersten Veröffentlichung aufgeworfen hat.
Gewisse Eigentümlichkeiten der technischen
Ausführung des Skarabäus, die Maspero an
seiner Vorlage beobachtete, liessen ihn nämlich
vermuten, es könne sich um eine Fälschung
handeln. Doch wagte er kein endgültiges Urteil
abzugeben, da er das Original nicht prüfen
konnte Müller kommt auf die Frage der
Echtheit überhaupt nicht zu sprechen, und das
1 Es ist schwer zu entscheiden, inwieweit die weit-
berühmten Obstgärten Djofs — mitten in der endlosen
Wüste! — auf die Entstehung dieser Vorstellung ein-
gewirkt haben. Wallin erzählt, er habe nirgends auf
seinen langen Reisen solche Datteln gegessen wie in
Djöf, und dasselbe wird durch die Aussage Palgraves be-
stätigt. Die süssen Datteln in Djöf legten — nebenbei
bemerkt — bei Wallin den Grund einer Leberkrankheit,
die ihn zu früh ins Grab bringen sollte.
2 1914, Sp. 49—52.
* Tome 7 (1906), p. 142.
t Das Original hat Maspero nicht gesehen.
5 Von solchen sind nur ein paar Unterschiede in
der Stellung der Schriftzeichen (z. B. der Pluralstriche)
und ein Druckfehler in Masperos Text (nicht in seiner
Uebersetzung) der sechsten Zeile zu nennen: Ze e statt
des richtigen gt
Wenige, was er über die Beschaffenheit des
Skarabäus sagt, ist nicht danach angetan, die
Entscheidung herbeizuführen!. Die genauere
archäologische Prüfung des Steines sollte un-
bedingt nachgeholt werden. Und ebenso müsste
die Aufschrift, die allerlei Anstösse gramma-
tischer und sachlicher Art bietet, noch einer
gründlicheren philologischen Kritik unterworfen
werden. Man erinnert sich eines anderen Skara-
bäus mit einem ähnlichen, nur noch umfang-
reicheren „historischen“ Text, dessen Unechtheit
vor einigen Jahren gerade auf philologischem
Wege schlagend erwiesen worden ist: ich meine
den Skarabäus mit dem Bericht über die Um-
segelung Afrikas unter Necho?. Die Anwendung
des gleichen Verfahrens auf den Skarabäus von
Toronto wird freilich kaum zu einem so zwin-
genden Ergebnis führen können; denn seine
Aufschrift ist viel kürzer und viel weniger
eigenartig, sie bewegt sich, wie Müller bemerkt,
„im vagsten Stil der Prunkinschriften“. Aber
mit dieser allgemeinen stilistischen Beobachtung
ist eben die Aufgabe der philologischen Kritik
nur formuliert und nicht erledigt. Ein „histo-
rischer“ Text von solchem Stil und von solchem
Umfang auf einem Skarabäus, der aus dem
achten Jahrhundert v. Chr. stammen soll, ist
an und für sich schon eine viel zu auffällige
Erscheinung, als dass man seine Echtheit un-
geprüft annehmen dürfte.
Auch wenn es gelingen sollte, alle archäo-
logischen und philologischen Bedenken als un-
begründet zu erweisen, bliebe freilich der ge-
|schichtliche Wert des Textes ganz gering.
Darauf hat ja auch Müller schon hingewiesen,
Selbst mit dem scheinbar eigenartigsten Element,
mit der Erwähnung der „Sandbewohner“ unter
Schabakos Feinden wäre nicht viel anzufangen;
denn diese Bezeichnung der Nachbarn Aegyptens
auf der asiatischen Seite wäre für Schabakos
Zeit unter allen Umständen ein Archaismus,
dessen geschichtliches Verständnis uns erst durch
andere Angaben erschlossen werden miisste‘.
Für die übrigen Angaben des Textes gilt das
Gleiche. Es wird also nach wie vor dabei
bleiben, dass wir unsere dürftige Kenntnis von
Schabakos Regierung und besonders auch von
seinen politischen Beziehungen zu den vorder-
asiatischen Staaten aus anderen Quellen schöpfen
1 In den „ungewöhnlich schönen und klaren Hiero-
glyphen“ der Aufschrift, die Müller besonders hervor-
hebt, könnte man fast ein neues Verdachtsmoment finden.
? A. Erman und H Schäfer, Sitzungsberichte der
Berliner Akademie 1908, S. 956 — 967.
® Zeile 5.
t Maspero dachte bei dem Ausdruck an die Be-
duinen der Sinaihalbinsel, Müller wıll ibn auf die Be-
wohner Palästinas deuten. Das eine ist ebenso möglich
und so unbeweisbar wie das andere.
45
miissen. Ueber diese weiss ich ebenso wie
Müller nichts Neues zu sagen!.
Besprechungen.
Louis Massignon: Mission en Mésopotamie (1907
bis 1908). Tome II. Epigraphie et Topographie hi-
storique, als 31. Band der „Mémoires publiés par les
membres de l'Institut francais d’archéologie orientale
du Caire“ sous la direction de E. Chassinat. VIII. Le
Caire, Imprimerie de l'Institut francais d’archéologie
Orientale. Leipzig, O. Harassowitz 1912. 144 8. mit
28 Tafeln. Bespr. v. M. Sobernheim, Berlin.
Das französische archäologische Institut in
Cairo hat sich grosse Verdienste um die ara-
bische Epigraphie und Archäologie erworben.
Wir verdanken ihm die Ausgabe eines Corpus
Inscriptionum Arabicarum für Aegypten,
Syrien und Klein-Asien, den ausführlichen Be-
richt von van Berchems und Fatios archäolo-
gischen, geographischen und epigraphischen
Forschungen, eine Uebersetzung und eine Aus-
gabe der Khitat des Magrizi, im grossen Stil,
deren Vollendung noch einige Jahre in An-
spruch nehmen wird. Hierzu gehört die wissen-
schaftliche Mission, die Louis Massignon, einem
Mitgliede dieses französischen Instituts, für
Mesopotamien anvertraut wurde. Massignon
hat seine Reise zu verschiedenartigen Aufnahmen
und Studien benutzt. Die rein archäologischen
Resultate hat er im 28. Bande dieser ,Mémoi-
res“ niedergelegt, seine philologischen Beiträge,
„Studien über den Baghdader Dialekt“, im
Bulletin des Instituts Band XI, 1912 mitgeteilt.
Daran schliesst sich eine Reihe von Artikeln
bibliographischen historischen, folkloristischen
Inhalts (s. Mémoires XXXI Einleitung p. VIII),
sowie die Textausgabe eines Werkes des Mysti-
kers al-Hallädj. Der hier vorliegende 2. Band
seiner Mission besteht aus einem epigraphischen
und einem topographischen Teil.
Im epigraphischen Abschnitt sind die In-
schriften der Madrasa Mirdjäniya am wichtig-
sten. Sie waren bis auf zwei unediert. Ein-
heimische ältere Kopien konnte Massignon be-
nutzen, doch bei der bekannten Ungenauigkeit
der Orientalen auf dem Gebiete der Epigraphie
haben diese Abschriften nur für solche Stellen
einen besonderen Wert, wo die Inschriften jetzt
nicht mehr erhalten sind, zur Zeit der ersten
Abschreiber aber noch vorhanden waren. Von
den Inschriften sind I und XV (nicht XII,
wie durch Versehen steht) von Dr. van Berchem
in der archäologischen Reise im Euphrat- und
Tigris-Gebiet* (von F. Sarre und E. Herzfeld)
bereits herausgegeben; III— VIII bilden eine
einzige grosse Stiftungsurkunde. Die Inschriften
sind im ganzen sorgfältig abgeschrieben und
1 Vgl. meine frühere Erörterung: Israel und Aegypten
(1909), 8. 72 ff.
Orientalistische Literaturzeitung 191b Nr. 2.
46
sinngemäss übersetzt. Unnötig war es m. E.,
sämtliche Abschreibefehler des Herrn Nu’män
und Shukri (beide aus der Familie al-Alüsi) an-
zuführen, zumal deren Werke nicht gedruckt
vorliegen. Andererseits hätte Massignon im
allgemeinen präziser übersetzen sollen. Abge-
sehen von kleinen Ungenauigkeiten! hat der
Verfasser nicht immer wortgetreu übertragen
und dadurch unwillkürlich den Sinn an manchen
Stellen verändert. In Inschrift II handelt es
sich darum, dass die Immobilien der Stiftung
nur auf ein Jahr vermietet werden dürfen.
Deshalb soll der neue Mietvertrag vor dem
Ablauf des ersten Vertrages nicht erneuert
werden: O dial} „Last dus Ble! diay X,
statt dessen übersetzt Massignon „stipulation
qu’on ne saurait éluder en divisant la location
prolongée sur des contracts distincts.“ In In-
schrift IV hat ein kleiner Zusatz einen falschen
Sinn in der Uebersetzung gebracht: 5
ls . C Lë Lei Lag
NJ An „Et il a constitué en wagfen
faveur de cette madrasa, ainsi qu'il est exposé
dans sa charte que voici et quia été scell&e des
sceaux des gadis de l'Islam.“ In Wirklichkeit
steht „Er hat für ihre Unterhaltungs-
kosten gestiftet, wie es in der Stiftungsur-
kunde, die mit den Unterschriften der Qadis
des Islams versehen ist, auseinandergesetzt ist.“
Das bezieht sich natürlich nicht auf die vor-
liegende Steininschrift, die weder Siegel noch
Unterschriften aufweist, sondern auf die im
Diwan des Shaikhs al-Islam oder auf den beim
Nazir der Moschee aufbewahrten Wagfbrief.
Die Inschrift hat übrigens, wie die Abbildung
zeigt, 5 Zeilen, die 5. beginnt hinter „AN.
In der Inschrift VI Z 5 ist „u statt pod
(gs, Abbildung Tafel IX) zu lesen und mit
Pachtzins zu übersetzen. Massignon wollte
vielleicht mit seiner Uebersetzung „des produits
de leur terres“ auf „Naturalabgabe“ hinweisen.
Z. 6 ist im Anfang die Copula , überflüssig;
vor NI (s. Abbildung Tafel IX) steht
‚de. Der Oberrichter soll dem über das Waqf
gesetzten Verwalter bei Bewahrung der dem
1 Unter anderem: In Inschrift I steht im Bittgebet
in der Uebersetzung die erste Person statt der 3. des
Textes. In Inschrift II Z. 1 ist „ ich habe ans-
gedungen durch „et le donateur a décidé“ wiederge-
geben; aU Aic „SD ist statt nach van Berchems Vor-
gange durch „Frevler vor Allah“ durch „tyran devant
Dieu“ wiedergegeben; Z 3. fehlen versehentlich die Worte
séi (5 hinter Le. (vergleiche van Berchem |. o,
p. 49).
47
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 2.
48
Waqf gebührenden Rechte zur Seite stehen.
Statt „gulli; „Eis ist zu lesen pgall 5 vil
(die beiden Alifs von % und mee sind deut-
lich sichtbar). In Inschrift VIII Z. 1 ist .
mit „emplacements“ übersetzt. Es ist viel-
leicht an Weideflächen zu denken. Schwierig-
keiten bieten die Ausdrücke mel lat und
ól, beides dürften Eigennamen sein; jeden-
falls kann man nicht Te „chacun selon
sa destination“ übersetzen. Ich möchte lieber
Ko „Ebene“ lesen, das für einen Ortsnamen
assend scheint. Mit Inschrift VIII schliesst
ie grosse Stiftungsurkunde, die nos III — VIII
umfasst. Beide Urkunden (no I, II und no.
II- VII) bereichern unsere Kenntnis, insofern
sie durch ihren grösstenteils klaren, deutlichen
Text die Erläuterung anderer bereits bekannter
Dokumente der Mamlukenzeit stützen. So die
Bestimmung, dass die Besitztümer des Waqf
niemals an einen einflussreichen Mann! oder
einen Soldaten vermietet werden dürfen, (vergl.
Matériaux pour un Corpus Inscript. Arab. II
Syrie de nord, inscript. de Tripoli 57), weil der
āzir weder bei Qadi noch beim Militärver-
waltungsrichter (Hädjib) gegen sie Recht
finden würde. Leute üblen Leumunds (i. d.
Insr. „Leute, deren Temperament zu Furcht
Grund gibt) sind ebenfalls ausgeschlossen. Im
Wagftext (no VI Z. 4) wird noch hinzugefügt,
der Pächter müsse ein Muslim sein, der seiner
Beschäftigung am Wohnort? des Wali nach-
geht, damit er zum Gerichte dieses Bezirkes
zuständig ist; auch sollen solche Leute ausge-
sucht werden, die für die Pachtsumme gut
sind. Die Zeit der Verpachtung ist auf ein
Jahr normiert (in einem Stiftungsbrief in Qal'at
al-Hisn ist die Pachtzeit auf höchstens 3 Jahre
bemessen CIA. II no. 12). Der Grund für
all diese Vorsichtsmassregeln ist die Furcht,
dass sonst die verpachteten Aecker ganz in
den Besitz des Pächters übergehen könnten
(s. Beckers Artikel im Islam I p. 96). Die
Madrasa soll ausschliesslich zur Benutzung
den Gelehrten reserviert sein und nicht etwa
zu Sitzungen des geistlichen oder des Ver-
P
waltungsgerichtes dienen. (Zu O/o Jie vergl.
P :
bei Dozy Lag ie). Ausser dem kurzen,
ı 8. L. Massignons Commentar p. 27.
3 Massignon liest oly G Obwohl (s.
Abbildung pl. IX) Lei steht, möchte ich der Ver-
besserung zustimmen. An eine besondere Alla» zu
denken ist nicht nötig, da es sich um den ein-
fachen Pachtzins Leó handelt. Jalea (s. Dozy) ist
jemand, der ein Geschäft betreibt oder der (an einem
Ort) seinen Wohnsitz hat.
aber brauchbaren Kommentar fügt Massignon
noch eine Uebersicht über die Besitztümer der
Stiftung sowie ein Ortsverzeichnis an. In der
Grabinschrift des Muhammed al- Aqui gibt er
eine Biographie des Gelehrten sowie ans-
fiihrliche Aufschlüsse über das Quartier, in
dem das Mausoleum sich befindet.
Der zweite Abschnitt dieses Bandes (3iéme
serie) ist der historischen Topographie Bagdads
gewidmet, und zwar als ein Materialbeitrag, da
Massignon nicht lange genug dort geweilt hat,
um eine vollkommene Topographie zu geben.
In einer bibliographischen Einleitung berichtet
Massignon über den Stand der Frage sowie
über die vorhandenen Vorarbeiten und teilt
uns aus zwei arabischen Manuskripten t be-
merkenswerte Angaben über die Heiligengräber
und Moscheen mit. Die Lage derartiger Denk-
mäler soll ihm feste Punkte als Basis für die
Topographie Bagdads geben. Eine zweite Stütze
könnten die Stiftungsbriefe und die Kataster-
eintragungen gewähren; doch da jene im Laufe
der stürmischen Zeiten zerstört und diese nicht
übersichtlich aufbewahrt und dadurch nicht zu-
gänglich sind, so hat er sich die Mühe ge-
nommen, mit einem ortskundigen Führer lange
Strecken zu reiten und die Namen der Besitzer
der Parzellen zu erfragen. Aus den Namen
konnte er mancherlei Schlüsse ziehen. Weiter
stellt er die Gräber auf den Friedhöfen, die
Lage und Namen der Brücken und der Märkte
fest (deren Ort, wie er scharfsinnig bemerkt,
stabil bleibt) und untersucht die Reste der
Stadttore und der Mauern. Seine Resultate
sind in zwei Plänen von Bagdad und Umgebung
dargestellt, die Benutzung des reichen Materials
für spätere Forschung durch Indices erleich-
tert; eine Reihe guter Illustrationen ermöglicht
die Kontrolle der Inschriften der Mirdjäniya
und stellt die Schrifttypen in der Aqüliyya-
Grabmoschee dar.
Es ist höchst anerkennenswert, welche Sorg-
falt im Druck und in der Abbildung das
„Institut francais d’Archeologie* in Kairo auf
die Ergebnisse der Studienreisen seiner Mit-
glieder verwendet und ihnen ermöglicht, alles,
was sie sehen, sammeln und aufnehmen, in so
schöner Weise zu veröffentlichen.
V. Scheil: Le prisme S d’Assaraddon, roi d’As-
syrie 681—668. [Bibliothèque de l'École des Hautes
Etudes. Fasc. 208]. 57 S. m. 7 Taf. 8°. 5 fr. Paris,
H. Champion 1914. Bespr. v. Otto Schroeder, Berlin-
Steglitz.
Das neue Asarhaddonfragment S bietet
eine Fülle von Ergänzungen und Varianten
! Das erste ist die Uebersetzung eines türkischen
Werkes von . H., das zweite eine arabische
moderne Arbeit von Shaikh al-"Alüsi s. oben.
49
zu den bekannten Texten.
wenige Einzelheiten aufmerksam gemacht, wie
die Liste phönizischer Ortschaften (III 8 fl.),
die vor Prisma A III 9 eingeschobene Auf-
zählung arabischer Gottheiten (IV 10f.; er-
halten sind "e Da- a- a, ** Nu-ha-a-a, (ke E-bi-ri-il-
lu, fe A-tar qu-ru-ma-a-a), die chronologische
Bestimmung der Enthauptung des Abdimilkutti
und Sanduari (III 36 f.; TeSrit bzw. Adar eines
und desselben Jahres). Ferner sei besonders
hervorgehoben, dass der Text auch lexikalisch
von grossem Wert ist.
In vier Anhängen berichtet Scheil dann
noch über neue Texte des ASurbanipal (Anh.
I. II), ASur-etil-iläni (III; vgl. OLZ 1914, 55 f.
136) und Sin-Sar-iskun (IV; mit Autographie).
v. Bissing: Denkmäler zur Geschichte der Kunst
Amenophis’IV. Sitzungsber. d. Bayr. Akad. d. Wiss.
Philos.-philol. u. hist. Klasse 1914. 19 S. m. 10 Taf.
M.2—. Bespr.v. Walter Wreszinski, Königsbergi.Pr.
Fiinf von den zehn Tafeln enthalten Dar-
stellungen aus dem Grabe des Ramose (Schech-
abd el Gurna Nr. 55 nach Aufnahmen von Dr.
Kees), die jeder Besucher kennt, die aber bisher
unpubliziert geblieben sind; ausserdem gibt der
Verfasser ein sehr schönes und wichtiges Stück
aus seiner eigenen Sammlung, einen Türsturz
mit dem Namen Tutanchamons, ferner das Relief
von dem Granitblock hinter dem Katarakthotel
in Assuan, — er publiziert es zwar nicht als
erster, aber zum ersten Male mechanisch, —
einige Aufnahmen aus Gräbern von Tell el
Amarna füllen die übrigen Tafeln. Das neu
dargebotene Material ist also sehr beträchtlich,
und die Form, in der es dargeboten wird, ist
mit nur geringen Vorbehalten zu loben. Prin-
zipiell möchte ich es vermieden wissen, wenn
die Umstände es irgend gestalten, ganze Figuren
nur teilweise abzubilden. So wunderschöne Ge-
stalten wie die auf Taf. IV sollte man ganz
wiedergeben, ohne Rücksicht darauf, ob in der
vorliegenden Abhandlung die unteren Partien
diskutiert werden oder nicht. Bei Taf. V und
VI mag der Zustand des Grabes die Gesamt-
aufnahmen gehindert haben, bei Taf. IV war
es gewiss nicht der Fall, — ich habe die ganzen
Figuren selbst aufgenommen. — Ebenso empfinde
ich auf Taf. VIII das unnötige Abschneiden
der unteren Extremitäten als fatal, und schliess-
lich durfte auf Taf. I der obere Rand der Inschrift
nicht fehlen. — Immerhin sind das aber Klei-
nigkeiten, die Aufnahmen sind sonst gut und
die Lichtdrucke auch.
Bissings Text enthält zuerst eine genaue
Analyse des Granitreliefs von Assuan, der ich
zwar nicht in allem beistimmen kann, — s0
z. B. scheint es mir mindestens schief ausge-
Orientalistische Literaturzeitung 1916 Nr. 2.
50
Hier sei nur auf|drückt, dass Amenophis IV. in dem Stil dar-
gestellt ist, „wie ihn S. Majestät selbst gelehrt
hatte“, — die aber alles wesentliche und damit
die bisher nicht vermutete Wichtigkeit des
Stückes klarstellt. Vielleicht wäre Bissing bei
erneuter Betrachtung auch darauf aufmerksam
geworden, wie bei aller erstrebter Symmetrie
der jüngere Meister seine eigene Figur doch
ganz anders hingestellt hat, als die seines Vaters
dasteht; während Menes’ Figur ganz aus der
Zeit Amenophis’ III. stammt, gleicht die des
Bok absolut den Gestalten der Notabeln aus
den ältesten Amarnagräbern.
Den Bildern aus dem Grabe des Ramose
widmet Bissing nur wenige Seiten; er behandelt
nur ihre künstlerische Eigenart, obgleich der
Leichenzug für den Nichtägyptologen doch
vielleicht auch einiger erklärender Worte bedurft
hätte. .Was Bissing aber sagt, ist gut, und
die eine Bemerkung, die er über den Berliner
Modellkopf macht, trifft sich mit einem Gefühl,
das mich früher gelegentlich auch überkam,
wenn ich das Original betrachtete. Inzwischen
bin ich allerdings wieder davon abgekommen.
Ebenso trifft die Beurteilung der Rundplastik zur
Amarnaperiode m. E. das richtige, es scheinen
wirklich niemals Statuen von Privatleuten imaus-
gesprochenen Amarnastil hergestellt worden zu
sein. — Den Schluss der Abhandlung bildet eine
kurze, klare Besprechung des schon erwähnten
Türsturzes, der mit Koiloreliefs aus Tutancha-
muns Zeit bedeckt ist. Auf der linken Seite ist
der König vor Ptah dargestellt, beider Köpfe sind
durchaus konventionell. Rechts steht der König
vor Amon, und hier findet sich der alte Satz
Masperos bestätigt, dass den Götterbildern
gelegentlich die Züge der regierenden Könige
verliehen werden. Beider Gesichter sind durchaus
im Amarnastil ältester Periode wiedergegeben,
als er sich bewusst vom Stil der Zeit Ame-
nophis’ III. fort entwickelte; hier zeigt sich
das Zurücklenken auf den geraden Weg, das
die gleichen Uebergangsformen schafft.
Jean Capart: Un roman vécu il ya XXV siècles.
918. 8°. Brüssel, Vromant & Co., 1914. Bespr. von
Walter Wreszinski, Königsberg i. Pr.
In dem Stile, nur mit grösserer Freiheit,
als sie Maspero in seinem altbekannten Contes
opulaires sich genommen hat, behandelt Capart
die von Griffith in den Rylands Papyri ver-
öffentlichte Geschichte des Streites einer Familie
mit der Priesterschaft des Amontempels einer
mittelägyptischen Stadt um gewisse Einkünfte,
die eigentlich beiden Parteien nicht gehören.
Einem weiteren Publikum wird die geschickt
gemachte Uebersetzung eine sehr anschauliche
Schilderung namentlich der corrupten Gerichts-
51
verhältnisse um die Mitte des ersten vorchrist-
lichen Jahrhunderts bieten, so dass die Lektüre
des sehr hübsch ausgestatteten Bändchens recht
empfohlen werden kann.
Alfred Jeremias: Handbuch der altorientalischen
Geisteskultur. Mit 215 Bildern nach den Monu-
menten und 2 Sternkarten. XVI, 366 S. m. 1 Bl. Er-
klären, Lex. 8. M. 10 —, geb. M. 11,20. Leipzig,
J. C. Hinrichs, 1913. Bespr. von Max Löhr, Königs-
berg i. Pr.
Jeremias will in dieser zusammenhängenden
Darstellung der altorientalischen Geisteskultur
seine im ATAO aufgestellten Thesen noch ein-
wandfreier formulieren und seine Deutungen
verbessern. In der Tat ist alles mit grösster
Präzision und Verständlichkeit dargestellt, die
Ausführungen durch eine Fülle von Abbildun-
gen und zwei Sternkarten illustriert, so dass
man sich zurzeit über die in Betracht kommen-
den Probleme nirgends besser Belehrung holen
kann. Ueber die lange und heiss umstrittene
Frage nach dem Alter der astronomischen
Wissenschaft bei den Babyloniern vgl. jetzt
noch Jeremias’ Anzeige von Jastrows jr. „Reli-
gion Babyloniens und Assyriens“ in ThLZ
39, 193 fl.
Der ganze Stoff ist in 20 Kapitel eingeteilt,
deren erstes die Einleitung und Leitsätze ent-
hält. Der „Geheimwissenschaft über Himmel
und Erde“ liegen u. a. folgende Ideen zugrunde:
1. Die Erscheinungen des Kosmos und des
Kreislaufs sind Stoffwerdung der Gottheit.
Im Kosmos liegt die Immanenz, im Kreislauf
die Transzendenz des Göttlichen.
2. Alles irdische Sein und Geschehen ent-
spricht einem himmlischen Sein und Geschehen.
Alle Teilerscheinungen vom Grössten bis zum
Kleinsten sind Spiegelbilder des Ganzen und
Spiegelbilder voneinander.
6. Die Himmelskunde ist die Quelle alles
Erkennens. Sie zeigt, das Raum und Zeit den
gleichen Ursprung haben.
7. Der Wille der Gottheit tut sich in den
Kreislauferscheinungen kund. „In den Sternen
steht’s geschrieben.“ Da die Kreislauferschei-
nungen in Zahlenverhältnissen erkannt werden,
ist die Zahl heilig. Die Zalıl bildet den Mass-
stab alles Erkennens. Darum trägt die Religion
als ein Teil des Wissens den Charakter der
Gnosis; im besonderen den Charakter einer Er-
lösererwartungs- und Welterneuerung-Religion.
Die Mysterienlehre wird für den weiteren Kreis
materialisiert mit Hilfe der Mythologie, Astro-
logie und Dämonologie. Auf der Mythologi-
sierung ruht Kultus und Ritus. Die Religio-
sität, die auf der Offenbarung im Kosmos und
Kreislauf ruht, zeigt religiöse und sittliche
Werte.
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 2.
52
Damit sind die Themen des inhaltreichen
Werkes in aller Kürze skizziert. Ich bekenne
gern und mit Dank, dass ich aus der wieder-
holten Lektüre des Buches, was die Babylo-
niaca betrifft, reiche Belehrung geschöpft habe;
manche der in Uebersetzung gebotenen Urkunden
und nicht wenige der Abbildungen, die hier so
bequem zugänglich gemacht sind, sind äusserst
instruktiv; nicht zu vergessen der zahlreichen,
von überall her zusammengetragenen Literatur-
nachweise. Kapitel, wie die über die Erlöser-
erwartung, über Tod und Jenseits, über Reli-
giosität und Sittlichkeit geben dem AT. ler
reiche Anregung und verdienen gründlichste
Berücksichtigung.
Dabei wird man bei dem wissenschaftlichen
Sinn des gelehrten Verfassers dessen gewiss
sein können, dass er auch ein grösseres oder
geringeres Mass von Ablehnung nicht als eine
Be Invektive auffasst. Ich habe natür-
ich bei der Lektüre des Buches mein Augen-
merk besonders darauf gerichtet, für das AT.
zu lernen.
Selbstredend wird niemand mehr Beein-
flussung bezw. Abhängigkeit Israels von baby-
lonischer Geisteskultur auf den verschiedensten
Gebieten, des Kultus, der Theologie, des Volks-
glaubens, des Rechtes, überhaupt des Verkehrs-
lebens leugnen. Aber es ist doch auch nötig,
die Unterschiede nicht zu übersehen. Es scheint
mir verdienstlich, dass Ed. König unlängst auf
letztere den Finger gelegt hat, vgl. Canaan
and the babylonian civilization, Exp. Tim.
24, 546 ff. Jeremias schätzt diese Unterschiede
zuweilen etwas gering. So sagt er in dem
Kapitel über den israelitischen Kalender S. 169
von den vorexilischen Monatsnamen Israels:
„sie sind vorläufig babylonisch nicht zu be-
legen.“ Seit dem Exil hat Israel jedenfalls
die als babylonisch zu belegenden Namen, vor-
her nicht; vorher auch eine andere Art zu da-
tieren; vgl. Jes. 6, 1 init. etwa mit Zach. 1, 7.
— Ferner was den bekannten, viel erörterten
astral - mythologischen Erzählungsstil betrifft,
vgl. S. 312, so kommt man doch beim besten
Willen über ein „Vielleicht“ nicht hinaus. —
Das gilt mir auch etwa von Gen. 49, vgl. S.
192. Die Zwölfzahl und die Tierbilder können
möglicherweise einen astronomischen Hinter-
grund haben, vielleicht haben sie aber auch
einen ganz anderen Ursprung. Jedenfalls ver-
rät das Gedicht, wie Jeremias zugeben wird,
selbst mit keiner Silbe eine Hindeutung auf
einen solchen Hintergrund. Also einfach zu
erklären: Die Sprüche Jakobs symbolisieren
die 12 Stämme mit Motiven der Tierkreisbilder“
ist m. E. exegetisch unzulässig. S. 151 heißt
es: Joseph träumt, er sei Weltenherr“. Sonne,
53
Mond und elf Sterne beugen sich vor ihm,
Gen. 37, 9. Der nächste Vers zeigt, wie der
Erzähler diese Aufzählung verstanden sehen
will. Von einem Weltenherrn kann darum keine
Rede sein. Nach Gunkel hätte er allerdings
korrekterweise Sonne, 2 bezw. 4 Monde und
elf Sterne sagen müssen. Aber angenommen,
dass auch hier wieder möglicher weise irgend
etwas Astronomisches im fernsten Hintergrunde
steht, darf man aus solchen und ähnlichen Mo-
menten auf das Vorhandensein eines astrono-
mischen Systems oder gar auf dessen Herrschaft
im geistigen Leben Altisraels schliessen? —
S. 34: „In Israel gilt für die ältere Zeit Bethel
als Nabel der Welt,“ Gen. 28, 17. In Jud.
9, 37 wird eine der Höhen bei Sichem so genannt.
An der ersten Stelle ist nicht die geringste
Andeutung einer derartigen kosmologischen Vor-
stellung. Man muss sie erst durch verschiedene
Gedankenglieder hineinbringen, wie z. B. Gun-
kels Kommentar zeigt: der himmlische Palast
liegt natürlich im Zenith, unter ihm auf Erden
Bethel. Bethel ist also der Nabel der Erde,
der Mittelpunkt der Welt.
Aber wessen Auge einmal auf diese Dinge
eingestellt ist, der sieht den Text anders an,
wie es scheint. Ob mit Recht? —
So sind für Jeremias die 70 Aeltesten von
Num. 11 (und verwandte Stellen in Ex.) „Träger
einer Geheimtradition“, S. 13. „Die priesterliche
Redaktion hat Adam, Noah, Abraham, Mose
als die göttlichen Lehrer der Weltzeitalter
angesehen“, S. 18. Danach würde es vier
solche Zeitalter geben. Aber S 71, 12 sind
die bekannten Toledoth = Weltzeitalter. Dann
gäbe es aber zehn. Diese letztere Stelle sei hier
als besonders charakteristisch wörtlich mitge-
teilt: „Die biblische Erzählung berichtet die
un gemeinte Flut ebenfalls im Stil
er kosmischen Lehre. Das zeigt sich in der
Einreibung des Ereignisses in die Weltzeitalter
oledoth), in der Ausmalung des Noah als
es Bringers der neuen Zeit“ usw. Zum letz-
teren Argument ist eine, soweit ich sehe, frag-
mentarische Anmerkung geboten: „Besonders
zeigt sich dieses wieder in dem Sonderstück
das die Motive des Weinbaues, der Trunken-
heit, der Kastration des Urvaters (das ist Hams
Verbrechen, das der biblische Bericht retuschiert,
s. den Beleg bei bin Gorion, Jüdische Sagen
1230f.)..... [Ein Verbum fehlt.] — Endlich noch
S. 78: Num. 25, 4 „vor Jahwe im Angesicht
der Sonne“, was m. E. nur als formales Rudi-
ment eines Sonnenopfers erklärt werden kann.“
An dieser Stelle gehört "mm: zum Verbum,
wie auch die Akzente zeigen, und zu wown “xb
vgl. 2. Sam. 12, 12 opp. von “NDJ, also: am
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 2.
54
hellen, lichten Tage. Wie wiirde Jeremias
wohl V. 11 “wm gi und den ganzen Inhalt
des Verses dazu mythologisch beurteilen? —
Man wolle mir nun nicht vorwerfen, dass
ich an Einzelheiten klebe. Auf einer unbe-
fangenen — oder wie man es immer nennen
will — Exegese des AT. ruhen doch letztlich
unsere Gesamturteile über das AT. und über
die religiösen (im weitesten Sinne) Anschau-
ungen Altisraels:
R. Dussaud: Introduction à l'histoire des reli-
gions. — Bibliothèque historique des Religions. VI,
292 8. 8°. Paris, E. Leroux, 1914. Bespr. v. E.
Brandenburg, Floronz.
Das vorliegende Buch ist die Einleitung
einer religionsgeschichtlichen Bibliothek; es
soll den Leser an der Hand der vergleichenden
Methode dazu bringen, sich selber über die ver-
schiedenen Fragen ein Urteil zu bilden (p. VI),
indem es ihm letztere nicht nur vorlegt,
sondern vor allem auch die Grundbegriffe, mit
denen die Religionsgeschichte operiert, analysiert.
Der Verfasser hat hauptsächlich ein „praktisches
Werk“ schreiben wollen; die erwähnten Begriffe
werden an typischen Beispielen erörtert. Auf
diesem Fundament muss dann der Leser seine
eigenen Studien auf- und weiterbauen.
Ich glaube nun nach zweimaligem Lesen,
resp. Durcharbeiten des Buches sagen zu können,
dass D. nicht nur neue Ideen bringt, die viele
Probleme ziemlich restlos lösen, sondern die-
selben auch mit „deutscher Gründlichkeit“ aus-
gearbeitet und vertieft hat. Klar und über-
sichtlich ist der Stoff angeordnet und erläutert,
ohne Aufstellung von „Dogmen“; der Leser
hat nur sein logisches Denken, seine „reine
Vernunft“ mitzubringen, um zu selbständigen
Schlüssen zu kommen. Mir ist der Ausdruck
„reine Vernunft“ nicht zufällig unter die Feder
gekommen: wie Kant in seinem Hauptwerk als
erster die Grundbegriffe festgestellt hat, ohne
die ein Eindringen und Verständnis der Philo-
sophie unmöglich ist, ähnlich hat es hier
Dussaud auf religionsgeschichtlichem Gebiet
getan, so dass durch die gleiche Grundauf-
fassung auch gleichwertige Erfolge erreicht
werden können.
Bei dem grossen Umfang des Stoffes ist es
begreiflich, dass man in einigen Punkten anderer
Meinung wie der Verfasser sein wird, denn
über vieles kann vorläufig noch nicht ab-
schliessend geurteilt werden; weder die alten
Texte sind vollständig entziffert, noch haben
Archäologie, Ethnologie usw. ihr letztes Wort
gesprochen. Ueber das aber, was wir heute
schon wissen können, erhalten wir Aufschluss.
Da nun aber die eben erwähnten Disziplinen
heutzutage nicht mehr nebeneinander, sondern
b5
im engsten Anschluss und Austausch zusammen-
arbeiten, so ist D.’s Buch nicht nur für den
Religionsgeschichtler wichtig, sondern auch
dem Archäologen, Ethnologen u. a. durchaus
zu empfehlen, die daraus reiche Anregung und
Belehrung schöpfen können. Ein flüssiger und
zugleich prägnanter Stil erleichtert die An-
eignung des oft schwierigen Stoffes wesentlich;
zahlreiche Anmerkungen und Zitate weisen auf
die Quellen für umfassendere Studien hin.
Nach diesen allgemeinen Bemerkungen eine
kurze Angabe des Inhaltes der einzelnen Kapitel,
um wenigstens einen ungefähren Ueberblick
über den reichen Inhalt zu ermöglichen:
Kap. I. Naturismus, Animismus,
Präanimismus. Der Naturismus erklärt
die Götter als personifizierte Naturkräfte und
nimmt den astronomischen resp. astrologischen
Ursprung der Mythen an. Im Animismus be-
lebt die Seele das Individuum, daher Dualismus
von Körper und Seele. Der Febler der Theorie
ist eine zu starke „persönliche Seele“, während
1900 Marett den Glauben an eine unpersönliche
Seele, die sich Personen und Sachen mitteilt,
= Mana der Australier, nachgewiesen hat.
Kap. II. Soziologische Theorie und
Totemismus. Erstere von Dürkheim folgender-
massen definiert: Religion ist ein System von
Glaubenssätzen und heilige Dinge betreffenden
Kulthandlungen einer Gemeinschaft; Glauben
und Kult, die ihre Anhänger zu einer mora-
lischen Gemeinschaft, der „Kirche“ vereinen.
Diese Ansicht hat Dürkheim durch den Totemis-
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 2.
56
dessen reichem Inhalt Obiges nur ein kiirzester
Auszug ist, ist überhaupt eins der wichtigsten
des ganzen Buches.
Kap. IV. Die Seele. Sie ist ein Teil
des (totemistischen) mana, das in Personen und
Sachen vorhanden ist. Glaube an Seele und
mana hat stets zugleich bestanden (p. 35). Die
Seele wird im genius und Sav personifiziert.
Nichts kann ohne mana existieren, daher die
sogenannten Bauriten, indem man unter den
„toten“ Bausteinen ein Lebewesen vergrabt usw.,
dessen Seele auf diese übergeht und ihnen so
Lebenskraft gibt, sie dauerhaft macht. Der
Lebensglaube aus primitiven biologischen Vor-
stellungen es z. B. die Seele = Lebens-
kraft geht mit dem Blut bei schwerer Ver-
wundung mit diesem davon, daher Blut, Herz,
Sitz der Seele; ausserdem auch Atem, Auge
(mal’ occhio). Eine Folge dieser Lokalisationen,
dass womöglich jedes Organ eine besondere
Seele hat, hat zu ihrer Vervielfältigung geführt.
Daher bei den Indern 4, bei den Aegyptern
ausser dem ka noch ba, rau, khaibit usw., bei
den Israeliten nefesch, der in der Stele inkor-
oriert ist, ruah, ähnlich wie edo und duyy.
er Chinese unterscheidet die materielle un
spirituelle Seele, dem Yan und Yin ent-
sprechend usw.
Kap. V. Die Naturgötter. Dasselbe
Lebensprinzip, dessen Teil die Seele ist, ist
auch in umfangreicherer Weise in den Göttern
vorhanden, die nur eine Personifikation der
Manifestation desselben in der Natur sind.
mus zu stützen versucht (p. 15). Gründe da- | Daher die Menge der Geister, Nymphen, Licht-,
gegen und Kritik der Arbeiten über Totemismus.
Kap. III. Allgemeine und ursprüng-
liche Auffassung des Lebensprinzips.
Aus dem Totemismus ergibt sich die Tatsache,
dass im Clan und im Totem dasselbe Lebens-
prinzip (mana) zirkuliert. Der Glaube an das
mana findet sich bei den Australiern, Negern,
Indianern, Aegyptern als ka, u. a. Das mana
ist Gegenstand des Kultes, denn die Stämme
mit totemistischen Anschauungen suchen sich
das mana des Totems (da gewisse Totemtiere
ausgebildetere physische Eigenschaften haben
als der Mensch) zur Verstärkung der eigenen
Lebenskraft anzueignen. Entstanden mag dieser
Glauben dadurch sein, dass der Mensch seine
Kraft aus der Nahrung, d. i. dem Verzehren
von Tieren, zieht und sich so ihre Starke an-
zueignen glaubt. Diese Anschauungen zeigen,
dass schon die ältesten Völker sich eingehend
mit transzendenten Fragen beschäftigt haben;
ein solches Streben, das „Unbegreifliche zu
begreifen“ (Max Müller), ist einer der wichtigsten
Faktoren der intellektuellen Entwicklung der
Menschheit gewesen (p. 32) Kap. III, von
Fluss- und Erdgötter usw. (Adonis, Istar,
Tamuz, Demeter u. a.). Wegen mehrerer „Funk-
tionen“ der einzelnen Götter, Verdoppelung, das
sind Götterpaare, auch 3, 9, 12.
Kap. VI. Die Gruppengötter. Wie sich
das mana in der Natur zu Göttern personifiziert,
so bilden sich auch als Zusammenfassung des
vitalen Prinzips geschlossener Gruppen (Familie,
gens, tribus, Clan usw.) Stammesgötter. Diese
Konzentration (p. 72) vollzieht sich auch öfter
unter dem Namen eines Heros (lar familiaris).
Damit hängt eng zusammen die Bildung der
Stadtgötter (z. B. Marduk von Babylon) und
weiter durch die hauptsächliche Ausübung der
Riten durch den König die Vergöttlichung
dieses selbst, z. B. Naramsin, Gott von Agade,
der Pharao Sonnengott, resp. Sohn der Sonne.
Der Erdgott repräsentiert den ihm heiligen
Bezirk; so Jehova spezieller Gott von Israel,
die Kriege werden in seinem Namen, wegen
seines Besitzes geführt. Durch siegreiche
Kämpfe ergibt sich seine Suprematie über die
Nachbargötter, wodurch langsamer Uebergang
zum Monotheismus (p. 84, 85). In Aegypten
67
ist dementsprechend die religiöse Revolution
Chuenatens die Folge der grossen Eroberungen
der 17. Dynastie.
Kap. VII. Materielle Darstellungen.
Die Frage, warum man Steine, Bäume, Fetische,
Reliquien usw. verehrte, ist noch nicht voll-
ständig gelöst worden. Die Beantwortung
Dussauds, dass man in Steinen und Bäumen
die in diesen verkörperte Erdgottheit verehrte
(p. 98), scheint mir die befriedigendste zu sein.
Ein Heiliger oder Märtyrer hatte mit seinem
besonders starken mana derart seinen Leib
durchdrungen, dass auch nach seinem Tode
etwas davon an der Materie haften blieb, die
dann verehrt wurde.
Kap. VIII. Das Heiligtum und seine
Anordnung. Es ist umfriedigt (tepevoc, haram)
und steht unter ius divinum; besondere Riten
sind deshalb bei seinem Betreten und Verlassen
nötig, da sich durch ersteres der Gläubige
schon in nähere Beziehung zur Gottheit bringt
(Ezechiel). Gemeinhin befindet sich dort ein
Altar; Tempel erst später. Die Riten beim
Betreten des Heiligtums, die Ueberwachung der
genauen Befolgung derselben usw. werden einer
der ersten Anlässe zur Bildung von Priester-
kasten gewesen sein, die dann auch zu Mittels-
personen zwischen den Gläubigen und der
Gottheit werden.
Kap. IX. Das Opfer. Die „do ut des-
Theorie“ ist nicht mehr ausreichend, das Opfer
dient vielmehr als Mittel zur Verbindung
zwischen dem Opfernden und der Gottheit
(p. 117, 118). Durch bestimmte Riten wird
der Opfernde geheiligt und mit dem Opfer ver-
bunden, identifiziert. Letzteres wird getötet,
sein Lebensprinzip dadurch befreit, verbindet
sich (und zugleich das des Opfernden) mit dem
der Gottheit, die die Quelle desselben ist. So
profitiert die Lebenskraft des Opfernden, wird
durch enge Verbindung mit der Gottheit ge-
stärkt. Beweise dafür im Blutopfer (p. 123)
und seinen Substitutionen (p. 133) usw.
Kap. X. Fortsetzung von Kap. IX.
Opfer der Erstlinge, das unblutige, Feuer-
opfer usw. Das Prinzip „Leben zum Leben zu
fügen“ (p. 182) bleibt stets dasselbe; es ist der
erste Ausdruck biologischer Ideen der Menschheit.
Kap. XI. Das Gebet. Macht des Wortes,
seine schöpferische Kraft bei Juden und
Aegyptern. Daher Wichtigkeit des Personen-
namens und seine Umschreibung bei Anrufung
der Gottheit. Das Gebet ist mit Riten ver-
bunden, die sich bei höherer Zivilisation immer
mehr entwickeln und Opfer usw. dann ver-
drängen (p: 185). Es hat denselben Zweck
wie das Opfer, das mana des Betenden mit
dem der Gottheit in Kontakt zu bringen;
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 2.
68
„prier Dieu pour le toucher“ ist ursprünglich
wörtlich zu nehmen (p. 187).
Kap. XII. Der Totenkult. Diesbezüg-
liche Theorien. In gewissen Fällen soll er die
Hinterbliebenen vor der Seele des Toten
schützen, die auch in seinen persönlichen Ge-
brauchsgegenständen (z. B. Lager) inkorporiert
ist. Daher Vernichten derselben (p. 202).
Ferner auf Grund der Idee der Kollektivseele
der Familie, des Stammes usw. Witwen-
verbrennung usw. Substitutionen dafür. Ferner
Vorstellungen durch ein jenseitiges Leben be-
einflusst;'Untersuchung der Einzelfälle, da die
Materie äusserst kompliziert und nicht auf
einzelne Grundbegriffe zu reduzieren ist.
Kap. XIII. Einreihung und Konse-
kration. Die Feste; in einigen Fällen werden
Personen, die in die Gemeinschaft aufgenommen
werden sollen, als tot betrachtet, d. h. ihre per-
sönliche Seele vernichtet, damit sie dann durch
Einflössung des mana des Verbandes zu neuem
Leben erwachen. (Reste davon in der Auf-
nahme von Mönchsorden.) Beschneidung, erste
Haarschur, Salbung usw.
Kap. XIV. Tabu, Sünde. Das oft aller-
dings in Aberglauben ausartende Tabu dient
zum Schutz des mana. Der Begriff der Sünde
ist oft ein Verfehlen gegen letzteres, weil dann
dadurch auch die höchste Potenz davon, die
Gottheitbeleidigtwird; dadurch muss dann Krank-
heit usw. entstehen. Rolle des asipu (p. 262.)
Kap. XV. Mythen und Dogmen. Es
sollen hier nur die Beziehungen der Mythen
zum Kult untersucht werden, denn die religiöse
Wichtigkeit des Mythus besteht darin, dass er
für den Gläubigen Gegenstand des Glaubens
ist und ibm für die Riten massgebend zu sein
scheint (p. 267).
Kap. XVI. Die moralischen Begriffe:
Glauben und Riten, d. h. Religion umfassen
das ganze soziale Leben und daher auch die
Moral; diese, bei primitiven Verbänden sehr
streng, verfeinert sich später (p. 283). Ueber
das Prinzip des Guten und Bösen beiBabyloniern,
Juden, Persern, Confuzius usw.
Schlusswort. Zu Anfang des Buches
wurde die Frage gestellt, ob man nicht in den
verschiedenen Religionen ein gemeinsames, den
Kult bestimmendes Prinzip finden könne. Dies
ist die ständige Sorge um die Erhaltung und
Vermehrung des Lebensprinzips — mana. Eine
Religion ist die Summe der Glaubenssätze und
Riten, die das mana des Individuums, des
Stammes und auch der Natur erhalten und
fördern soll. Daraus ergibt sich, dass Religion,
trotz aller Einkleidungen und Umwege im
letzten Grund auf biologischen Ideen beruht.
59
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 2.
60
Maurice Courant: La Langue Chinoise Parlée,
Grammaire du Kwan-Hwa Septentrional.
XXVII, 384 S. 8°. Paris, Ernest Leroux, 1914. Bespr.
v. C. Kainz, Wien.
Das Buch soll vermutlich die allgemeine
chinesische Umgangssprache im nördlichen Dia-
lekte darstellen, der Verfasser beschäftigt sich
aber durch 64 Seiten mit einer allgemeinen
Phonetik, in der insbesondere der Ton Ren-
trant oder fünfte (eingehende) Ton einen grossen
Raum einnimmt, obwohl dieser Ton in der
nordchinesischen Umgangssprache gar nicht
vorkommt.
Durch ganze 127 Seiten befasst sich der
Autor mit der chinesischen Schrift, die wohl
für die Umgangssprache erst in zweiter Linie
in Betracht käme. In seinen Erklärungen der
einzelnen Zeichen ist der Verfasser nicht be-
sonders glücklich, was vielleicht darauf zurück-
zuführen sein dürfte, dass er sich zu viel auf
eigene Forschungen verliess. So z. B. ist das
Zeichen ,kya“ maison, famille, welches schon
in der nördlichen Aussprache richtig Ciä lauten
würde, als ein Schwein in einem Hause als
Sinnbild der Häuslichkeit gedeutet. Dies dürfte
dem ästhetischen Sinne eines so feinfühligen
Volkes, wie die Chinesen es sind, wohl kaum
entsprechen und wäre es besser gewesen, die
allgemein übliche Erklärung: „drei Menschen
unter einem Dache“ zu geben, falls schon der-
artige Deutungen vorgenommen werden.
Die Wiedergabe der Laute ist durch ein
ganz neues Transkriptionssystem bedeutend er-
schwert und trifft bezüglich der ki und Ki-
Laute absolut nicht zu. Diese Anlaute werden
alle im nordchinesischen als či und Či ge
sprochen.
In dem 183 Seiten umfassenden gramma-
tischen Teile sind mit grossem Fleisse alle Er-
scheinungen des chinesischen Sprachbaues zu-
sammengetragen worden, welche dem Europäer
Schwierigkeiten bereiten. Leider wurde auch
hier zu viel aus dem Wen-hoa (Schriftsprache)
hereingenommen, was insbesondere beim An-
fänger Verwirrung schafft. Die Bildung von
Substantiven aus einer Verbindung zwischen
Verbum und Objekt, wie zum Beispiele: Ci-fu,
der den Bezirk Kennende-, der Bezirksvorsteher,
wurde auch nicht richtig erfasst. Es sind dies
Partizipialkonstruktionen, bei denen das Parti-
cipialsuffix ce oder ti ganz einfach weggelassen
wurde. Eine schöne Sammlung derartiger Bil-
dungen finden sich in den Ueberschriften von
Liao-Cai’s „Seltsamen Geschichten“ (in Auswahl
übersetzt von Giles: „Strange Stories from a
Chinese Studio“) wie etwa: K’ao-¢’eng-huang der
zum Schutzgotte einer Stadt Geprüfte, Hoa-pi,
die an die Wand Gemalte. Aehnliche Bil-
dungen zeigt übrigens auch das Englische in
dem Amerikanismus: Pay- as-you-enter- car.
Das Buch ist jedenfalls sehr lesenswert, da
es eine allgemeine Orientierung über die haupt-
sächlichsten Probleme der modernen Sinologie
gibt und der Verfasser könnte sich ja bei einer
Neuauflage für eine einheitliche Transkription
und einen bestimmten Dialekt entscheiden.
Das Buch wurde mit Unterstützung der
Handelskammer von Lyon herausgegeben, welche
auch die Abhaltung von Kursen in chinesischer
Sprache ermöglichte.
Sprechsaal.
Zu OLZ 1915 Sp. 4 f.
Von Wilh. Förtsch.
OLZ 1915 Sp. 4 f. habe ich für den in den vorsar-
gonischen Tafeln begegnenden Ausdruck AN. UR U. A4.
TU.A die Lesung dingir- ri a- tu- a und die Uebersetzung
„als dem Gott die Wasserspende dargebracht wurde,
bzw. bei der Wasserspende für den Gott“ als wahr-
scheinlich dargelegt. Beim letzten (dritten) Absatz des
Artikels auf Sp. 6 (einem Korrektur-Zusatz) sind dem
Setzer einige Versehen unterlaufen, die ich hier berich-
tigen möchte.
DP 41 Rev. 3, 1—2 lautet: dingir Jugal-uru-bar-ra-ge
a é-8a(9)-ga a-tú-a; DP 42 Rev. 7, 3—4: dingir Jugal-uru-
bar-ra-ge a &-Sa(g)-ga-ni a-tu-a. Hinzuzufügen sind noch
zwei weitere Stellen, nämlich DP 332 Rev. 3, 5—4, 2:
itu ezen dingirlugal-uru-bar-ra-ge a é-8a(g)-ga a-té-a und
DP 410 Rev. 8, 1—2: itu dingirlugal-uru-bar-ra-ge é-8a(g)-
ga- ni a-tü-a-a.
Berichtigung.
Jahrg. 1914, Sp. 484 2.12 v. u. lies: ... be- Ni for
. .. Sp. 485 2.6 v. u. lies: ... wenn es in Z. 22 vorliegt,
dort mittels. J. A. Knudtzon.
Mitteilungen.
Die Vorderasiatische Abteilung der Kgl. Museen zu
Berlin hat ein Steinbild des Königs Lugal-kisal-si er-
worben, welches aus Warka stammen soll und aus
stilistischen Gründen in die Nähe der Geierstele zu
rücken ist. [Lugal-kisal-si nach Thureau-Dangin, Vorderas.
Bibl. Iı S. 157 ungefähr gleichzeitig mit Lugal-zag-gi-si,
der selbst nach OLZ 1912 Sp. 113 2894—2896 zu setzen
ist D. R.]. (Amtl. Ber. aus den Königl. Kunstsammlungen,
4. Januar 1916).
Personalien.
Unser geschätzter Mitarbeiter Dr. W. Reimpell ist
als Leutnant d. R. gefallen.
Zeitschriftenschau.
® = Besprechung; der Besprecher steht in ().
Deutsche Literaturzeitung. 1914:
49. R. Dussaud, Introduction a l'histoire des religions
(Carl Clemen). — *Moses Buttenwieser, The prophets
of Israel from the eighth to the fifth century (K. Budde).
— *Rhuvon Guest, The governors and judges of t
by El Kindi (C. F. Seybold). — Rudolf Staehlin, Das
Motiv der Mantik im antiken Drama (Wolf Aly). —
*Joseph Dechelette, Manuel d’archéologie préhistorique,
celtique et gallo-romaine II, 3 iar 1
50. Albrecht Dietrich, Mutter Erde. 2. Aufl. (W. Kroll).
61
— *+Johannes Weiss, Das Urchristentum (E. Hennecke).
— *Giuseppe Scialhub, Grammatica italo-arabaa (B.
Geyer), — *Hermann Guthe, Geschichte des Volkes
Israel. 3. Aufl.
Katholik. 1914:
10. Franz Steffen, Die religiösen Zustände und Ver-
hältnisse der kleinasiatischen Christengemeinden nach
der Apokalypse, Kap. I-III.
Literarisches Zentralblatt. 1914:
49. *Leo Bardowicz, Die Abfassungszeit der Baraita der
32 Normen usw. (S. Krauss). — *E. Schulz: Ibrahim-
Manzour-Effendi, Ali Pascha, Tyrann von Albanien (Hans
Philipp). — *James A. Montgomery, Aramaic incantation
texts from Nippur (Brockelmann). — *B. Brüne, Flavius
Josephus und seine Schriften in ihrem Verhältnis zum
Judentum, zurgriechisch-römischen Weltund zum Christen-
tame (G. Hei, — Paul Foucart, Les mystères d’Eleusis.
Monatsschr. f. Gesch. u. Wiss. d. Judent. 1914:
Juli-August. V. Aptowitzer, Christliche Talmudforschung
(zweiter Artikel). — Louis Ginzberg, Eine unbekannte
jüdische Sekte (Fortsetzung).
Sitsungsb. d. K. A. d. W. i. Wien. Phil.-Hist. Kl. 1914:
174. B. 5. Abh. Carl Wessely, Sahidische Papyrus-
fragmente der paulinischen Briefe.
Theologische Literaturzeitung. 1914:
24/25. *F. K. Ginzel, Handbuch der mathematischen
und technischen Chronologie. Das Zeitrechnungswesen
der Völker. 3. Bd. sowie Nachträge zu den drei Bänden
(Oscar Holtzmann). — *J. Haury, Das eleusische Fest
ursprünglich identisch mit dem Laubhüttenfest der Juden
(Walter Bauer). — Ant. Jirku, Materialien zur Volks-
religion Israels (Hugo Gressmann). — *Andr. Eberharter,
Der Kanon des Alten Testaments zur Zeit des Ben Sira
(Beer). — *Frdr. Blass, Grammatik des neutestament-
lichen Griechisch (Albert Thumb). — *Eduard Meyer,
Ursprung und Geschichte der Mormonen (H. Weinel).
Theologische Quartalschrift. 1914:
96. 3. Belser, Zu Joh. 4, 20—24 und Hebr. 13, 10. —
Paul Rieszler, Zur Geographie der Jubiläen und der
Genesis. — *Rudolf Kittel, Geschichte des Volkes Israel
(Rieszler). — *Ludwig Levy, Das Buch Qoheleth (Rieszler).
— *Otto Procksch, Die Genesis (Rieszler). — *E. Goossens,
Die Frage nach makkabäischen Psalmen (Rieszler). —
*Walter Otto, Herodes (Belser). — *J. Straubinger, Die
Kreuzauffindungslegende (K. Bihlmeyer).
Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. 1914:
XXVIII 2—3. Theodor Kluge, Die georgische Ueber-
setzung des Physiologos. — Sylvester Daran Isopescul,
Uebersetzung und Auslegung des Buches Abdiae —
Theodor Zachariae, Die Weisheitssprüche des Sanaq bei
at-Tortüdi. — Jarl Charpentier, Sagengeschichtliches aus
dem Arthagastra des Käutilya. — G. Rescher, Ueber
das ‚Geister- und Teufelsbuch’ des Schitli (Cairo 1326).
— J. Schleifer, Bemerkungen zu Budges Coptic Biblical
Texts in the dialect of Upper Egypt. — *Georg Möller,
Mumienschilder 5 Texte aus den Kgl. Mus.
z. Berlin I) (H. Junker). — Günther Röder, Inschriften
des neuen Reiches, Statuen, Stelen und Reliefs (Aegpy-
tische Inschriften aus den Kgl. Mus. zu Berlin V,
Band 2, Heft 1) (H. Junker). — *J. Halévy, Precis
d’allogrophie assyro-babylonienne (M. Schorr). — *Ernest
Lind], Das Priester- und Beamtentum der altbabylonischen
Kontrakte (M. Schorr). — *E. A. W. Budge, Coptic
Biblical Texts in the dialect of Upper Egypt (J. Schleifer).
Zeitschrift d. Deutschen Morgenl. Ges. 1914:
68, 3. P. Schwarz, Hurmuz. — R. Geyer, Imru'ulqais
munsarih-qagidah auf isu. — M. Heepe, Zur Aussprache
der Velarlabialen kp und gb (in den Sudansprachen). —
M. Heepe, Suaheli -nge- = -ngali-. — H. Bauer, Semi-
tische Sprachprobleme. — G. Bergsträsser, Bericht über
meine im Frübjahre und Sommer 1914 auf Grund des
Socin-Stipendiums unternommene Reise nach Syrien und
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 2.
62
Palästina. — *Julius Ruska, Das Steinbuch des Aristoteles
(C. F. Seybold). — *J. Kohler — A. Ungnad, Assyrische
Rechtsurkunden in Umschrift und Uebersetzung (M.
Schorr). — Ernst Georg Klauber, Politisch -religiöse
Texte aus der Sargonidenzeit (E. Ebeling). — *David
W.Myhrwan, Babylonian hymns and prayers (E. Ebeling).
— *Charles Lyall, The diwäns of ‘Abid ibn al-Abras,
of Asad, and Amir ibn at-Tofeil, of Amir ibn Sasa ah
(J. Barth). — J. Eisenberg, Zu Samau’al. — G. Jahr,
Beschwerde (wegen Uebergehungen im Jahresbericht). —
H. Amedroz, Zur Anzeige Bergsträssers von Rh. Guosts
Ausgabe des Kitab el-Umarä wa kitab el-Qudäh. — H.
Pick u. W. Schbubring, Chronik der Reisen, Ausgrabungen
und Erwerbungen.
Zeitschrift d Ges. f. Erdkunde z. Berlin. 1914:
6. Georg Schweinfurtb, Gustav Nachtigal (eine wuchtige
Verurteilung des Buches von Dr. J. Wiese: Gustav
Nachtigal, ein deutsches Forscherleben im deutschen
Erdteil). — Martin Hartmann, Reisebriefe aus Syrien
(M. Blanckeuhorn).
10. Albert Hermann, Marinus, Ptolemäus und ihre
Karten. — *Meyers Reisebücher: Balkanstaaten und
Konstantinopel (C. Kaszner).
Zeitschrift für Numismatik. 1914:
XXXI. 3. u. 4. H. *F. Friedensburg, Die Symbolik der
Mittelaltermiinzen (J. Menadier).
Zeitschrift d. Vereins f. Volkskunde. 1914:
24. J. 2. Athanassias Buturas, Neugriechische Spott-
namen und Schimpfwörter. — Theodor Zachariae, Das
kaudinische Joch.
3. Berthold Kohlbach, Das Zopfgebäck im jüdischen
Ritus. — Walter Anderson, Tschuwaschische Sagen vom
Igel als Ratgeber. — Georg Hüsing, Zum Riibenzagel.
— *Antti Aarne, Leitfäden der vergleichenden Märchen-
forschung (Johannes Bolte). — *Michu Josef bin Gorion,
Die Sagen der Juden II (Isidor Scheftelowitz).
Zur Besprechung eingelaufen.
* bereits weitergegeben.
*Anthropos. 1914. IX, 3/4.
R. Tschudi: Der Islam u d. Krieg (Deutsche Vortr.
Hamburgischer Professoren. 7). Hamburg, L. Friede-
richsen, 1914. 18 S. M. 0,60.
*37. Jahresbericht d. Landesrabbinerschule in Budapest
1913—14. Vorangeht W. Bacher: Rabbanan, die
Gelehrten d. Tradition. Beitrag zur Geschichte d.
anonymen Agada. Budapest, 1914. 104, 44 S.
*Le Monde Oriental. 1914. VIII, 3.
O. von Lemm: Koptische Miscellen 1. I—C (1907—1911).
Neudruck d. Ausg. v. 1911. Leipzig, H. Haessel,
1914. 320 8. M. 20—.
Vor Tid. 1914—15. I, 2.
Jobann Georg, Herzog zu Sachsen: Streifziige durch d.
Kirchen u. Klöster Aegyptens. Leipzig, B. G. Teubuer,
1914. X, 80 S.; 109 Taf. M. 8
C. Wessely: Aus d. Welt d. Papyri.
1914. 106 8. M. 2—.
Ceslaus Dier: Genesis übersetzt u. erklärt.
F. Schöningh, 1914. 386 8. M. 5,60.
F. Baumgärtel: Elohim ausserhalb d. Pentateuch. Grund-
legung zu e. Unters. über die Gottesnamen im
Pentateuch. Leipzig, J. C. Hinrichs, 1914. VIII,
90 8. M. 3 —.
R. Kittel: Judenfeindschaft oder Gotteslästerung? E.
gerichtliches Gutachten. Mit e. Schlusswort: D.
Juden u. d. gegenwärtige Krieg. Leipzig, O. Wiegand,
1914. 92 8. M. 1,60.
H. Güntert: Ueber d. ahurischen u. daévischen Ausdrücke
im Awesta. Eine semasiologische Studie (Sitzungs-
ber. Heidelb. Akad. Philos.- bist. Kl. 1914, 13),
Heidelberg, O. Winter, 1914. 34 S. M. 1 —.
Leipzig, H. Haessel,
Paderborn,
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 2.
M. B. Weinstein: Der Untergang d. Welt u. d Erde (Aus
Leipzig, B. G. Teubner,
Natur u. Geisteswelt. 170).
1914. V, 107 S. M. 1,20.
*Internationale Monatsschrift f. Wissenschaft, Kunst u.
Technik. 1914. IX, 5
„J. Theodor: Bereschit Rabba m. krit. Apparat u. Kom-
mentar. Lief. VIII. Berlin, 1914. S. 561—640.
Mitteilungen u. Nachrichten d.
„Zeitschrift f. Kolonialsprachen. 1914. V, 2.
P. Fiebig: Der Tosephtatraktat Roš haššana in vokali-
siertem Text m. sprachlichen, textkritischen u. sach-
lichen Bemerkungen (Kl. Texte f. Vorl. u. Uebungen.
130). Bonn, A. Marcus u. E. Weber, 1914. 16 S.
M. 0,50.
W. W. Kaplun-Kogan: Der Krieg. E. Schicksalsstunde d. Vereins. Register zu Jahrgang 1895—1912 v. O.
jüd. Volkes. M. Karte d. jüd. Ansiedlungsrayons in Seitz. Leipzig, J. C. Hinrichs, 1914. 428. M.2—.
Russland. Bonn, A. Marcus u. E. Weber, 1915. K. Beth: Religion u. Magie b. d. Naturvölkern. Leipzig,
23 8. M. 0,80. B. G. Teubner, 1914. XII, 238 8. M. 5—.
Soeben erschien:
Beiträge zur Neligions wissenschaft hrsg.
von der Religionswissenschaftlichen Gesell-
schaft in Stockholm. Zweiter Jahrg. Heft 1.
(116 S.) gr. 8°. Einzelpreis M. 6 —.
Inhalt: Hammarstedt: Schwedische Opfer-
steine. — Risberg: Textkritische u. exegetische
Anmerkgn. zu den Makkabäerbüchern. — Wetter:
Die „Verherrlichung“ im Johannesevangelium.
Müller, Friedrich W., Professor an der
Univ. Tübingen: Die anthropologischen
Ergebnisse des vorgeschichtl. Gräber-
feldes von Abusir el-Meleq. Mit 197
Abbildungen im Text und 13 Lichtdruck-
tafeln. (VII, 312 S.) 36>25,5. M.48—;
gebunden M. 54 —;
für Mitglieder d.D.O.-G. M. 40 —; geb. M.46 —
(27. Wissenschaft. Veröff. d. Deutsch. Orient-Ges.)
In Kürze erscheint:
Böklen, Ernst: Sneewittchenstudien.
Zweiter Teil. (Etwa 120S.) 8°. M. 5.25
(Mythologische Bibliothek VII, 3.)
— Dasselbe vollstindig. M. 11.25
I Ehrenreich, Paul: Die Sonne im Mythos.
Aus den hinterlassenen Papieren, heraus-
gegeben, bevorwortet und mit Zusätzen
versehen von E. Sie eke. (Etwa 90 S.) 8°.
Etwa M. 3.50
(Mythologische Bibliothek VIII, 1.)
Hartmann, Dr. Richard, Privatdozent an
der Universität Kiel: Palästina unter den
Arabern 632—1516. (Etwa 60 S.) 8°.
M. — 60
(Das Land der Bibel. Gemeinverständliche Hefte eur
Palästinakunde. Band I, Heft 4.)
Pott, Lic. A., Divisionspfarrer in Königsberg
i. Pr.: Das Hoffen im Neuen Testament
in seiner Beziehung zum Glauben. Etwa
200 8. 8°. Etwa M. 6.50
(Untersuchungen sum NT hrsg. von Windisch, Heft 7.)
Neuigkeiten aus dem Verlage der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung in Leipzig.
Spiegelberg, Wilhelm: Die sog, Demo-
tische Chronik des Pap. 215 der Bibl.
Nat. zu Paris, Nebst den auf der Rück-
seite des Papyrus stehenden Texten. Her-
ausgegeben und erklärt. Mit 9 Lichtdruck-
und 4 Steindrucktafeln. (IV, 145 8.)
32,5><25 cm. M. 60 —
(Demotische Studien. Heft 7)
Strack, Professor D. Dr. Herm. L.: Pirgé
Aboth. Die Spriiche der Vater. Vierte,
ganz neu bearb. Auflage. (84 S.) 8°.
(Schriften d. Instit. Judaicum zu Berlin Nr. 6.
Ausgewählte Misnatraktate nach Hand-
schriften und alten Drucken veröffentlicht,
übersetzt und mit Berücksichtigung des
Neuen Testaments erläutert.)
M. 1.75
Unberechnet und portofrei bitten wir zu verlangen:
Wissenschaftliche Neuigkeiten und Berichte
aus dem Verlage der J. C. Hinrichs'schen
Buchhandlung in Leipzig. Nr. 11 Januar 1915.
(16 S.) 8°.
Probe-Nummern von der Orientalistischen
Literaturzeitung. Monatsschrift für die Wis-
senschaft vom vorderen Orient und seine
Beziehungen zum Kulturkreise des Mittel-
meers. Hrsg. von Professor Dr. F. E.
Peiser. 18. Jahrgang 1915.
Jährlich 12 Nrn. Halbjährlich 6 M.
Probe-Nummern von der Theologischen Lite-
raturzeitung. Begründet v. E. Schürer u.
A. Harnack. Fortgeführt von A. Titius u.
H. Schuster. 40. Jahrgang 1915.
Jährlich 26 Nrn. Halbjährlich 10 M.
Prospekt mit Inhaltsangabe der Zeitschrift des
Deutschen Palästina-Vereins Bd. 38, Heft 1.
Mit zwei Beilagen von der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung in Leipzig.
Verlag u. Expedition: J. C. Hinricha’sche Buchhandlung, Leipzig, Blumengasse 2. — Druck von Max Schmersow, Kirebhain N.-L.
Verantwortlieber Herausgeber: F. R. Peiser, Königsberg L Pr, Golte-Allee 11.
Deutschen Palästina-
Orientalistische Literaturzeitung
Monatsschrift fiir die Wissenschaft vom vorderen Orient
und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers
Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11
Verlag der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung, Leipzig
Blumengasse 2.
ährlich 12 Nrn. — Halbjahrspreis 6 Mk.
orrekturen nach Königsberg. — Drucksachen nach Leipzig.
18. Jahrgang Nr, 3 Manuskripte und K:
März 1915
Inhalt.
Ungnad, A.: nai Oé Oe tom = ša-
nitum 7
jüdischen Exulanten in Babylonien,
bespr. v. Otto Schroeder . 83
Abhandlungen und Notizen Sp. 65—80 Besprechungen . Sp. 80-93 Ge Parca ee au Gg
SE So- Bittner, Maximilian: Die heiligen Schroeder . A ... o
Möller, G.: Hettitisch hat = „Silber“? a „Eugen Wilk ea Aus gelehrten Geselischaften . 93
Niebuhr, Carl: Zur Glossierung 15 Charles, R. H.: The on. and | Mittellungen . . . . . . » 83
E E dee tee bea, | Personalien . . >... . . 94
WEN Teichen a hae en Deimel, Antonius: Pantheon Baby- Zeitschriftenschau . . . . 94—96
lonicum, bespr. v. Wilh. Förts ch 80
Ebeling, Erich: Aus dem Leben der
Schroeder, Otto: Noch einmal
hettitisch hat = „Silber“ . . 79
Zur Besprechung eingelsufen . . 98
Zur Glossierung im AT. 'immer in bedenklichem Lichte da, die matt
Von Carl Niebuhr durchscheinende sachliche Wichtigkeit der Epi-
‘sode wird, wie der Schluss schlagend beweist,
An die Stelle einer hier nur platzraubenden verschwiegen, so dass erstens der triimmerhafte
methodologischen Auseinandersetzung möge dies- | Zustand der Einleitung kein blosser Zufall mehr
mal ohne weiteres das illustrierende Beispiel sein wird, und zweitens die kluge Hauptperson
treten. Es soll und kann zeigen, auf welche Abigail jedwede Bedeutung für die spätere
Art der Beobachtung es ankommt. Die Ueber- Entwickelung der Dinge einbüsst. Dazu ist
zeugung am Objekt, unverschanzt durch voraus- aber der Apparat, den die „Quelle“ ihretwegen
gesandte Verwahrungen und Definitionen, ist bei aufwendet, viel zu umfangreich geraten; auf
alttestamentlichen Texten nachgerade das allein die Kollision des Berichts mit den sonst inne-
Wünschenswerte geworden. ‚gehaltenen Spuren Davids zu dieser Zeit sei
In seinem Kommentar der Samuelisbücher eben nur hingewiesen. So ist denn m. E. zu
leitet K. Budde 1. Sam. 25 ein mit den Worten: | folgern, dass die noch umlaufende und festge-
„Das Stück ist von V. 2—42 aus einem Gusse haltene Tradition eine Berücksichtigung dieses
und vorzüglich erhalten, ein wahres Kabinett- | Stoffes — der stellenweis anders erzählt
stück guter Erzählung, zweifellos aus der Quelle worden sein dürfte — gebieterisch forderte.
J, die sich auch in der Sprache bezeugt“. Das Trotz auffassungsgemässer Abneigung ist die
gleiche Urteil, nur etwas ausführlicher gefasst, | Hand der Quelle J darauf eingegangen und hat
war schon 1890 in Buddes Ri. u. Sam. S. 230 dann das Dilemma geschickt bewältigt. Jede
zu finden, und man braucht ihm nicht zu wider- | Aussage hinsichtlich der historischen Konsequen-
sprechen. Am Durchschnitt alttestamentlicher | zen wurde entfernt oder zerdrückt, der Hauptteil
Erzählungen gemessen ragt das Kapitel in Stil | des Stoffes aber vermöge achtsamer Durch-
und Fortführung unzweifelhaft hervor; die |glossierung auf den doppelten Umfang gebracht.
Quelle J macht sich der Art nach hinreichend | Nun war es eine interessante Liebes- und Gross-
Rn Den strittigen Punkt bildet lediglich |mutsgeschichte im Wüstenkolorit, dazu warm,
ie Behauptung, der Vortrag sei aus einem breit und fromm, worin die lästige Abigail aber
Gusse; unsere Gegenbehauptung fusst letzten ihre Rolle ein für allemal ausspielte i.
Grundes auf der Frage, was eine Quelle, die
diesen Namen verdiente, angesichts ihrer sonst
erwiesenen erzählerischen Zwecke mit dieser
Abschweifung bezweckte. David steht doch
65
1 Ueber die Unmöglichkeit, den Namen ihres Sohnes
von David (N) wohl sicher ein gentilisisches Apellativ,
der Anonymität gleichkommend) den Texten zu ent-
winden, gute Darlegung in Buddes Komm. zu II. Sam.
66
67
Somit liesse sich die David-Abigail-Ge-
schichte wie folgt lesen (kursiver Satz = Glos-
sierung):
Und der Mann X-nabal, Sohn des Maon,
und sein Geschäft gewaltig zu Karmel, ... war
der kalebitische .. .!. Der Mann hatte 3000
Schafe und 1000 Ziegen, und er hatte gerade
Schafschur eu Karmel. Der Mann aber hiess
Nabal. Und sein Weib hiess Abigail, und das
Weib war feinsten Verstandes und schön von
Gestalt; der Mann aber war grob und bösen
Willens. Und David hörte in der Wüste, Nabal
halte Schafschur. Und David sandte aus zehn
Jünglinge. Und David sprach zu (seinen) Jüng-
lingen: Ziehet hinauf nach Karmel und geht zu
Nabal. und fraget ihn in meinem Namen nach
dem Wohlergehen. Und redet also: „Zum
Leben! und dir sei Heil, deinem Hause sei Heil,
und allem, was dein ist, sei Heil? Und jetzt
3, 2—6 a. Für die Vermutung, dass Absalom zuerst dafür
gegolten habe, bestände eine Reihe von Anzeichen.
1 Wie man sieht, wird ein mutmasslicher Sinn von
Vers 2 nach der Vorlage des J-Glossators noch zu er-
fassen gesucht, und zwar 1. durch Einschiebung des
Namens der ursachgebenden Person, 2. durch pya)
statt og, 3. durch die Umstellung 59955 n, 4.
durch Heranziehung des Schlusses von Vers 3, der dort
ganz unorganisch dasteht. — Die Einhelligkeit, mit der
sonst schar‘sinnige Kommentatoren den Namen 55) (der
im Hebräischen allerwegen nur Abgiinstiges bedeuten,
also fiir die ernstliche Verleihung an ein Geschlechts-
mitglied nicht in Frage kommen konnte) unerörtert
lassen, muss doch etwas auffallen. Es ist schwerlich
anzweifelbar, dass bei dem Bedeutungsbestande von b3)
die Manipulation damit in Vers 25 nicht einmal als
Wortwitz zieht. Eine Herabwürdigung, die, wenn „der
Mann“ wirklich Nabal hiess, immer zutage lag, wird
plump unterstrichen, aber das gerade brauchte J (s. oben).
Man rät unwillkürlich auf ein Kompositum mit bya- be!
der ursprünglichen Form, Spann oder sonstwie. —
Die Stadt Maon im ungefähren Bereich von Gath-Karmel
existierte nicht; auf das neuerdings in brauchbarer Nähe
gefundene Ma‘in ist aus Gründen, die mit der nachisra-
elit. Geschichte der Palästina-Topographie zusammen-
hängen, nicht zu bauen. Jos. 15, 55 aber hängt ebenso
von I. Sam. 25, 2 ab wie "o „an I. Sam. 23, 24f.
Man dürfte sich der entfernteren Moe‘unim getröstet
haben. Entscheidend wird der Umstand sein, dass Karmel
schon 25, 40 als eigentlicher Wohnsitz erscheint (es war
kein unbedeutender Ort). Vgl. II. Sam. 3, 3 und LXX
dazu. Diese Beobachtung aber schien uns die sub 3.
unternommene Umstellung als innere Konsequenz zu
fordern. X-nabal besass Hausmacht in oder über Karmel;
er war aber zugleich, wenn der Torso 1357 NN herbei-
zuziehen ist, ein Repräsentant von Kaleb als Stamm.
Die Abigailgeschichte hat ursprünglich für Davids Empor-
kommen mehr besagt als den Gewinn von so und soviel
Broten, Rosinenkuchen und endlich der holden Spenderin
selbst. Den Beleg dafür fanden wir s. Z. in der Be-
zeichnung Davids als 555 FN II. Sam. 3, 8.
? Korrekte briefliche Anrede, wie man sie sich mu-
tatis mutandis aus den Kurialien der Amarnatafeln
rekonstruieren kann. Dass V. 6—8 überhaupt einen
richtigen Brieftext bilden, hat J gesehen und daher noch
V. 9 hinzugefügt, gleichsam in dem Sinne, als hätten
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 3. i d '
68
habe ich gehört, dass du Schafscherer hast.
Nun, deine Hirten waren um uns; wir aber
haben sie nicht geschädigt, und nicht ist das Ge-
ringste vermisst worden bei ihnen, so lange sie
zu Karmel waren. Frage deine Jungleute, so
werden sie dure sagen. So lass auch die(se)
Jünglinge (hier) Gunst finden in deinen Augen,
denn wir sind zu einem guten Tage gekommen.
Gib denn, was deine Hand vermag, deinen
Knechten und deinem Sohne David. Und die
Jünglinge Davids kamen und redeten zu Nabal
ganz nach diesen Worten im Namen Davids;
dann schwiegen sie. Da antwortete Nabal den
Knechten Davids und sprach: Wer ist David,
und wer des Isai Sohn? Heut am Tage sind
viel der Knechte, die davongehen, jeglicher von
seinem Herrn. Und ich sollte mein Brot und
meinen Wein (LXX) nehmen und mein Fleisch,
das ich für meine Scherer geschlachtet habe,
und sollte es Männern geben, deren Herkunft
ich nicht kenne? Und die Jünglinge Davids
wandten sich ihres Weges und kehrten zurück
und kamen an und berichteten ihm ganz nach
diesen Worten. Da sprach David zu seinen
Leuten: Gürte jeder sein Schwert um, und jeder
gürtete sein Schwert um, und auch David gürtete
sein Schwert um und sie zogen hinan hinter
David bei 400 Mann, und 200 Mann blieben bei
der Bagage. Der Abigail aber, Nabals Weibe,
hatte einer von den Jünglingen gesagt: Siehe,
David sandte Boten aus der Steppe, unsern
Herrn zu begrüssen, doch er fuhr sie an. Und
die Leute waren brav gegen uns, und wir sind
nicht geschädigt worden und haben nicht das Ge-
ringste vermisst, solange wir mit ihnen umher-
zogen, als wir im Freien waren. Eine Mauer
waren sie um uns sowohl des Nachts als bet Tage,
allezeit, da wir bei ihnen die Schafe hüteten.
Und nun erkenne und sieh, was du zu tun hast,
denn fertig ist das Unheil über unsern Herrn
und sein ganzes Haus. Er aber ist ein Sohn
der Ruchlosigkeit, mit dem kein Redens ist.
Da eilte Abigail und nahm 200 Brote und zwei
Schläuche Wein und fünf zubereitete Schafe
und fünf Mass geröstetes Korn und 100 Rosinen-
kuchen und 200 Feigenbrote und legte es auf
Esel. Und sie sprach zu ihren Jünglingen:
Ziehet vor mir her; siehe, ich folge hinter euch.
Aber ihrem Manne Nabal sagte sie nichts. Und
sie ritt hinab in einen verborgenen Strich des
Berglandes, und siehe, David und seine Leute
kamen herab, ihr entgegen, und sie traf auf
sie. Und David hatte gesprochen: Also vergebens
bewachte ich alles, was diesem da gehörte, in der
die mangrels Schreibwerks gesandten Boten jedes Wort
auswendig gelernt. War aber die ältere Tradition so
genau, dann mag eine Bittformel für Schafschurfeste
vorliegen.
70
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69
mm — — EN EE eee
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 3.
— — — —
— — —lt —-—t—t¼ d⸗Ü4
Steppe, und es wurde von allem, was sein ist, Nabal verlassen hatte, da sagte ihm sein Weib
nicht das Geringste vermisst, und er erwidert mir; das Vorgefallene, und das Herz starb ihm im
Böses für Gutes. So tue Gott den Feinden Davids Leibe, und er ward zu Stein. Und es geschah
und so tue er ferner, wenn ich übriglasse von nach zehn Tagen, da schlug Jahwe den Nabal,
allem, was ihm gehört, bis zum Lichte des Morgens, dass er starb. Als David hörte, dass Nabal
was an die Wand pisset. Und Abigail sah gestorben war, sprach er: Gepriesen sei Jahwe,
David und eilte und stieg herunter vom Esel der die Sache meiner Schmach geführt hat wider
und fiel vor dem Angesichte Davids auf ihr Nabal, und seinen Knecht abgehalten vom Bösen;
Antlitz und bückte sich zur Erde. Und sie fiel| die Bosheit Nabals aber hut Jahwe auf sein
thm zu Füssen. Und sprach: An mir, mir, Haupt zurückfallen lassen. Und David sandte
mein Herr, ist die Schuld, und lasse doch reden und hielt um Abigail an, sie sich zum Weibe
deine Magd vor deinen Ohren und höre die | zu nehmen. Und die Knechte Davids kamen
Worte deiner Magd. (Vers 25— 30:) Nicht achte zu Abigail nach Karmel und redeten zu ihr
mein Herr auf jenen nichtswürdigen Mann, auf also: David hat uns zu dir gesandt, dich ihm
Nabal, denn so wie sein Name, soist er, usw. usw.!. zum Weibe zu nehmen. Und sie stand auf,
So möge dir dieses nicht zum Anstoss, und
zum Herzensvorwurf meinem Herrn werden,
sowohl Blut vergossen zu haben ohne Ursache,
als auch dass mein Herr sich selber Abhilfe
schuf; tut dann Jahwe meinem Herrn wohl, so
wirst du deiner Magd gedenken. Da sprach
David zu Abigail: Gespriesen sei Jahwe, der
Gott Israels, der dich an diesem Tage mir ent-
gegensandie, und gesegnet sei deine Klugheit,
und gesegnet du, die du mich an diesem Tage
gehindert hast, in Blutschuld zu kommen?, und
dass meine Hand mir selber Recht schaffte.
Doch so wahr Jahwe, der Gott Israels, lebt, der
mich abgehalten, dir Uebles zu tun: so du nicht
eiltest und mir entgegenkamst, — dass nicht übrig
geblieben wäre usw. Und David nahm aus ihrer
Hand, was sie ihm brachte. Zu ihr aber sprach
er: Ziehe hinauf in Frieden nach deinem Hause;
und bückte sich mit dem Angesicht zur Erde
und sprach: Siehe deine Magd als Sklavin, die
Füsse der Diener meines Herrn zu waschen!.
Und Abigail eilte und machte sich auf und ritt
auf dem Esel (s. auch Ri. 1, 13b—15), samt
den fünf Jungfrauen, die ihrem Fusse folgten,
und sie ging hinter dem Boten Davids her und
ward ihm zum Weibe. —
Das wäre die Uebersicht, nach der man sich
sein Urteil bilden mag. Mit Ausnahme des
Herstellungsversuches am Einleitungsverse liess
sich jeder Eingriff in den Text vermeiden. Alle
jahwistischen Wendungen und Formeln fallen
bei der Trennung glatt heraus; es hätte dabei in
der Macht des Glossators gelegen, künstlerische
Nähte aufzusetzen, welche die Nachkritik zu
eignen Behelfen nötigen konnten. Um s0
klarer charakterisiert sich daher im jetzigen
siehe, ich habe deiner Stimme gehorcht und | Befunde die Arbeit J.s als Glossierung, und
dein Antlitz geachtet. Und Abigail kam zu
Nabal, und siehe, er hatte ein Mahl in seinem
Hause wie ein Königsmahl, und das Herz Nabals
war ihm frohgemut und er war sehr trunken.
Aber sie teilte ihm kein Wort mit, weder Kleines
noch Grosses, bis zum Lichte des Morgens.
Und es geschah am Morgen, als der Weinrausch
Um diese lange, ins Prophetische umschlagende
Rede Abigails zu retten, ist behauptet worden, im AT
werde gern die weibliche Zungenfertigkeit reproduziert.
Das stimmt einmal, nämlich II. Sam. 14, 4—20, geschieht
jedoch unter fremdem Einfluss. Hier aber handelt es
sich überhaupt nicht um das Wieviel, sondern um das
Was; die Glossierung steht nicht auf der Höhe, sondern | -
verschnappt sich. pg my V. 29 vertritt (im Gegen-
satz zur Auffassung doch wohl aller Zeiten, die wir im
AT zu Worte kommend finden) dass die Kalebiten keine
Jahweverehrer waren; über die Tendenz vgl. das Nachwort
zum Qbigen.
2 Fast regelmässig wird bei allen einschlägigen
Stellen, vom Texte selbst gefördert, die „Blutschuld vor
Jahwe“ als die Last bezeichnet, während hier einmal die
Furcht allein vor den Bluträchern zum Ausdruck gelangt.
Sıe bildete immer die reale Sorge; Götter waren darin
konziliant. „Nabal“ ist, wie sich mithin zeigt, kein iso-
lierter Sonderling; sein Mord hätte ihm nahestehende
Rächer gefunden. ö
nichts anderes. — Dass der Schluss seiner Vor-
lage fehlt, ist allein schon aus den mit Vers
40 anhebenden Vorbereitungen für einen wei-
teren Höhepunkt des Berichts zu bemerken;
noch die fünf Mägde gehören zur initiierenden
Kleinmalerei. Aber die Zeit oder die vorge-
schrittene Ueberzeugung J.s wollte ausserhalb
der Zwölfstämme nichts von positiver Bedeutung
für Juda-Israels Grösse geschehen lassen, und
so entbehren wir jetzt die Relation, wie David
durch Abigail zum Haupte Kalebs geworden ist.
(Schluss folgt.)
Kedorlaomer und Serubbabel,
Von Paul Haupt.
Man nimmt gewöhnlich an, dass die Legende
von Abrahams Sieg über den Elamiterkönig
Kedorlaomer und seine Vasallen erst nach
Abschluss des Pentateuchs eingefügt wurde
1 Ersichtlich wieder eine feststehende Formel, der
direkten Anrede an David wegen freilich im Zusammen-
hange deplaziert. Vielleicht ein Stück aus dem weg-
gebrochenen Schlusse, der auch die Empfangszene im
Lager Davids enthielt.
71
(Cornills Einl.“ 73). Das wird richtig sein,
beweist aber nicht, dass das Stück erst nach
dem Priesterkodex entstanden ist. Ebenso ver-
fehlt ist die Annahme (Gunkel, Gen.? 289)
dass dieser Midrasch lediglich zur Verherrlichung
Abrahams geschrieben sei. Der Zweck des
Stückes ist vielmehr, wie bei den pseudobaby-
lonischen Legenden im Buche Daniel, zur Auf-
lehnung gegen die (persische bzw. seleukidische)
Fremdherrschaft zu ermutigen. Wie Abraham
mit seinen 318 Getreuen dem mächtigen Ela-
miterkönig die Beute abjagte, so soll Serub-
babel mit seinen Anhängern dem persischen
Grosskönig trotzen (JBL 32, 108) 1. Gen. 14
wird zu Anfang des Jahres 519 geschrieben
worden sein, also um dieselbe Zeit wie Psalm
110, der, wie ich mehrfach hervorgehoben habe,
sich auf den Erhebungsversuch Serubbabels
bezieht (ZAT 34, 145). Eine neue Uebersetzung
von Psalm 110 wird in ZAT 35, erscheinen.
Kittels Kommentar zu den Psalmen (Leipzig
1914) hat die Erklärung dieses Liedes nicht
gefördert.
Die Melchisedek-Episode in Gen. 14, 18—20
ist ein späterer Zusatz, der erst nach Beseitigung
Serubbabels eingefügt wurde und wohl aus den
55 Kreisen stammt, die in Sacharjas
ision von Serubbabels Krönung an Stelle des
davidischen Prinzen den Hohenpriester Josua
eingesetzt haben (JBL 32, 114). Melchisedek
muss aber schon zur Zeit der Abfassung vou
Psalm 110 eine volkstümliche Gestalt gewesen
sein. Die Anhänger des jungen Prinzen Serub-
babel wollten die der persischen Regierung er-
gebene Priesterschaft mit Josua an der Spitze
beiseite schieben; Abraham, der siegreiche
Stammvater, zahlte dem alten Priesterkönig von
Salem den Zehnten. Jerusalem war schon in
der Amarnazeit ein berühmtes Heiligtum; ich
glaube noch immer, dass wir in dem sechsten
Briefe Abdichibas von Jerusalem übersetzen
müssen: die Landeshauptstadt namens Jerusalem,
die Stadt des Ninip-Tempels?, die Königsstadt.
1 AJSL = American Journal of Semitic Languages.
— BT = Laz. Goldschmidt, Der babyl. Talmud. — EB.
Encyclopaedia Britannica, 11. Auflage. — GA = Ge-
schichte des Altertums. — GB = Gesenius-Buhl, Hebr.
Wörterbuch. — JBL = Journal of Biblical Literature. —
MVAG = Mitteilungen der Vorderasiatischen Gesellschaft.
— PSBA = Proceedings of the Society of Biblical Ar-
chaeology. — SBOT = Sacred Books of The Old Testa-
ment. — ZA = Zeitschrift far Assyriologie. — ZAT =
Zeitschrift far die alttestamentliche Wissenschaft.
? Das Ideogramm NIN-IP bezeichnet hier einen ka-
naanäischen (amoritischen) Kriegsgott (pinoy dx).
Vgl. dazu Ungnad und Gressmann, Das Gilgamesch-
Epos (1911) S. 78 (unter Ninib). Pinches’ Lesung Nirig
(PSBA 34, 94) befriedigt ebensowenig wie J ensens Na-
murtu (GB“ unter Ape). Vgl. auch Jastrow, Aspects
of Religious Belief and Practice in Babylonia and As-
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 3.
72
Siehe dazu die Uebersetzung des Buches Josua
in der Regenbogenbibel, S. 54, Z. 27; vgl. da-
gegen Knudtzon, S. 876 und 1343. Auch
al rubüti in Z. 11 bedeutet doch wohl die hei-
lige Stadt. Vgl. auch Kohlers Bemerkungen
in ZA 28, 368; am Schlusse seiner Ausfiihrungen
auf S. 370 hatte er auf S. 16 von Dillmanns
(kiirzlich in einem anastatischen Neudruck er-
schienenen) Chrest. Aeth. verweisen können.
An meiner auf S. 118 von Balls Genesis
(SBOT) ausgesprochenen Ansicht, dass die anti-
quarischen Glossen in Gen. 14 keine späteren
Zusätze sind, sondern von dem Verfasser selbst
herrühren, halte ich fest, obwohl Skinner
(Gen. 272) dies eine somewhat extreme hypothesis
nennt. Es ist nicht nötig anzunehmen, dass
der patriotische Verfasser von Gen. 14 ältere
Urkunden benutzte! oder dass Abraham, wie
Cornill (ZAT 34, 151) betont, eine geschicht-
liche Persönlichkeit ist. Die Namen der alten
Könige können dem Verfasser von Gen. 14 auch
auf anderem Wege bekannt geworden sein,
ebenso wie wir nicht voraussetzen können, dass
Theokrit der hebräische Text des Hohenliedes
vorlag (Haupt, Bibl. Liebeslieder, S. XIII).
Die Benutzung der babylonischen Geschichte
in Gen. 14 steht auf derselben Stufe wie im
Buche Judith (Haupt, Purim, 7, 35). Sie ist
nicht genauer als die Verwendung jüdischer
und christlicher Elemente im Koran. Niemand
wird wegen der Uebereinstimmung zwischen
Sure 5, 35 und Snb. 37%, am Ende, oder Sure
2, 183 und Ber. 9%? (BT 7, 149; 1, 30) be-
haupten wollen, dass Mohammed die Mischna
gelesen habe; ebensowenig kann Sure L 63 be-
weisen, dass der Prophet den Psalter benutzte
(EB!1 15, 900°. 903°).
Sacherja erwartete (am 13. Februar 519)
dass die reichen Juden in Babylonien Silber
und Gold für Serubbabels Krone (und was damit
zusammenbing) senden würden (JBL 32, 113).
Ein literarischer Anhänger Serubbabels mag
um diese Zeit die Kedorlaomer-Erzählung nach
Jerusalem gesandt haben, um den Mut seiner
Gesinnungsgenossen zu erhöhen. Ein fern von
der Heimat lebender Dichter, der seinem Vater-
lande zu Beginn eines Freiheitskrieges ein Lied
syria (New-York 1911) 8. 76. 80 und meine Bemerkungen
über Morija in ZAT 29, 283.
! Die Ansicht (MVAG 2, 308) dass Gen. 14 ein auf
keilschriftliche Vorlagen gestütster Bericht ist, kann ich
nicht für richtig halten. [Dort ist nur von Verse! und
den ersten zwei Wörtern von Vers 2 die Rede! F.E.P.]
NY DN >
= o noon pa Towo.
S * DI za! Lal = Son MN W,
Ps. 27, 11.
73
wie die Wacht am Rhein sendet, kann damit
ebensoviel helfen wie alle aus dem Ausland
eingehenden Geldbeiträge. Da die Kedorlaomer-
Legende Abraham erwähnt, reihte man sie später,
verbessert durch die priesterfreundliche Melchi-
sedek-Episode, in die Patriarchenlegenden der Ge-
nesis ein, ebenso wie man das nachexilische Tri-
umphlied Moses’ in Ex. 15 einfügte. Siehe dazu
meine Uebersetzung des Meerlieds in AJSL 20,
152; zu Gen. 14 mag man ausser Ed. Meyers
GA3 623 auch noch Hommels Bemerkungen im
Calwer Bibellexikon® 64? sowie Lehmann-
Haupts Israel (1911) S. 11 vergleichen. Die
Visionen Sacharjas, der ebenso wie Haggai zu
den Anhängern Serubbabels gehörte, habe ich
JBL 32, 107—122 behandelt,
Nachschrift. — Zu diesem (am 27./4. 1914
an die Redaktion eingesandten Artikel möchte
ich jetzt hinzufügen, dass auch Asmussen (ZAT
84, 40) Gen. 14 ein politisches Flugblatt nennt;
er meint, dass es zur Zeit des grossen Cyrus
entstanden sei. Er hätte zu seinen Ausführungen
Wincklers Vorderasien im zweiten Jahrtausend
auf Grund archivalischer Studien (Leipzig 1913)
= 18, 4 anführen können, insbesondere S. 15— 22.
26. 45. 49 (siehe schon Erb, OLZ 12, 252). Vgl.
auch PSBA 28, 193; 36, 227.
—
—
*
si Sú-Ge-tum = sanitum.
Von Arthur Ungnad.
In sei Šú-Ge tum (bzw. tim, tam), das im
Gesetzbuch Hammurapis die „Nebenfrau“ be-
zeichnet!, kann Šú-Ge nicht phonetisch gelesen
werden, da sich in Urkunden aus der Zeit der
1. babyl. Dynastie blosses S- Gi in gleichem
Sinne findet?. Man könnte glauben, dass Su-G:
ein Ideogramm für sirritu (serretu) sei, das je
auch den Begriff „Nebenfrau“ wiedergibt; da
aber die genaue juristische Bedeutung dieses
terminus noch nicht ermittelt ist, da ferner
girritu sonst nie in altbab. Texten begegnet und
da endlich auch nirgends eine Gleichung Sü- Gi
oder Sü-Ge = sirritu belegt ist, muss eine der-
artige Lesung des Ideogramms als höchst un-
sicher bezeichnet werden.
Für Šú-Ge und Su-Gi, die beide nach Aus-
weis der a. a. O. genannten Stellen nur leichte
graphische Varianten darstellen, sind als pho-
netische Lesungen vor allem bekannt:
1. $äbu, 3ibu?;
2. Jann, Sunnüt.
Andere gelegentlich belegte Lesungen können
1 Vgl. Kohler-Ungnad, Hammurabis Gesetz II,
S. 168, wo das begegnende Material lexikalisch gebucht ist.
? Vgl. die Hinweise a. a. O.
® Brünnow 7129. 7130; Meissner 5121. 5122.
* Brünnow 7132; Meissner 5124.
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 3.
74
wir hier ganz unberücksichtigt lassen. Aber
auch mit šábu und šanú scheint auf den ersten
Blick nichts anzufangen sein: zäbu, bu muss
schon seiner Bedeutung wegen („grau werden“,
„Greis“) von vornherein ausgeschlossen werden.
Wie steht es nun aber mit Sani?
Man vergleiche einmal Kodex Rs. VIII 28 ff.
mit Rs. VIII 65 ff.
VIII 28 eee a-we-|65 Sum-ma a-we-lum
um
asSatam i-hu-uz-ma 48-S4-tam
i-hu-uz-ma
méiré™* la ü-Sar- la-ah-bu-um
8i-Su-ma is-sa-ba-as-zi
a-na “Su-Ge-tim a · na Sa · ni tim
a- ha- zi- im a- ha- zi im
pa-ni-Sü pa-ni-Sü
iS-ta-ka-an 1S-ta-ka-an
a-we-lum Su-ü
so- Ge-tam
i-ih-ba-az i-ih-ha-az.
Beide §§ sind durchaus parallel. Der erstere
($ 146) gestattet die Heirat einer Nebenfrau,
wenn die Hauptfrau dem Ebemanne keine Kinder
verschafft hat, der zweite ($ 148), wenn die
Hauptfrau unheilbar krank ist.
Während der erste § ideographische Schrei-
bungen bevorzugt, gibt der zweite $ statt dessen
phonetische, so statt Dam ds-sd-tam und statt
sal Ni- Ge· tim: zd - ni· tim. Dies stimmt gut zu den
oben (unter 2) angeführten Lesungen des Ideo-
gramms S%-Gi, auch wenn sich bisher nur die
Bedeutung „mitteilen“ für Si- Gi = Sunni be-
legen lässt!.
Ein Vergleich beider §§ zeigt auch, das sal
in g. Ge blosses Determinativ ist. Ausserdem
ergibt sich aus dem Kodex, dass Sinnistum Sa-
nitum lediglich ein „anderes Weib“ heisst (Rs.
VII 54; X 38; XI 82), während in der Be-
deutung „Nebenfrau“ einfaches sanitum steht?.
Noch zweifelhaft ist die genaue juristische
Bestimmung der märtum Sü-Ge im Kodex (Rs.
XVI 3, 17: ana märti-sü Sü-Getim). Auch
CT VIII 2b, Z. 12 wird eine Schwester der
Braut, die dieser bei der Ehe als Dienerin
mitgegeben wird, mit Su-Gi-tum bezeichnet.
Auch hier wird man das Ideogramm mit Sanitum
wiedergeben können. Es handelt sich wohl um
Mädchen, die nicht das gleiche Recht hatten
wie vollbürtige Babylonierinnen, sei es dass
sie Töchter von Nebenfrauen oder Sklavinnen
ı F. Delitzsch, Sumerisches Glossar, S. 100; als
„Nebenfrau“ bedeutet 3anitum ursprünglich jedenfalls
„die Zweite“.
? Dieses gegenüber der Anmerkung 1 in Hammurabis
Gesetz II, S. 50. wo sinnigtum zanitum als Lesung des
Ideogramms «al Fu- Ge vorgeschlagen wurde.
75 Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 3. 76
A EE a — — — — — — ee — —
waren i. Jedenfalls scheint es nicht Sitte ge- 102 Kol. 3. 15 Y é-mu-us umu, 111 Kol. 3, 15,
wesen zu sein, dass ein freier Babylonier ein WV e
solches Mädchen zu seiner Hauptgattin (hirtum) | 74 vergleichen mit T | umuš, 113, 5, und
machte. Im einzelnen bedarf die rechtliche Lage ;"""™ umuš | Sip-rum „Sendung“, „Weisung“,
dieser Mädchen noch weiterer Aufklärung. 5 R 48, 17g; T ™ me | la-lu-û-um „Ueber-
; fluss“, „Fülle“, 102 Kol. 3, 15. f me Sa-
Zu dem Lautwert ü des Zeichens ud. mu- „Himmel“, 102 Kol. 3, 19 (folgt Z. 20
Von Arno Poebel.
Als ich in meiner Arbeit über die sumerischen T me V . ge 1
Personennamen zur Zeit der Dynastie von Larsam || Sa-mu-u 2 R 50, 19c; T “sila | gu-ü 102
und der ersten Dynastie von Babylon die Prin- Kol. 4, 13, zu vergleichen mit CT, 11, 16, 17a =
zipien des sumerischen und des akkadischen qa-a und qu-u'; 1 bad | pi-tu-A-u[m] „öffnen“,
Schriftsystems behandelte, habe ich bei dem 02 Kol Vu? N
Nachweis des phonetischen Charakters des su- 102 Kol. 5, 15; ] za | ku-ü-um „dein“,
merischen Schriftsystems hervorgehoben, dass 102 Kol. 8, 7; Les lau? (= ribbätum „Grimm (?)“,
den Zeichen, für die ın Vokabularen öfters 111 Kol. 4. 3. und Y aå © lau | ri-ib-ba-tum
Lautwerte mit einem verlierbaren Endkonso- Nee l , e
nanten angegeben werden, imsumerischenSchrift-|102 Kol. 4, 1, zu vergleichen mit 1% iech `
system, wie es uns in den Inschriften vorliegt, | laus | ri-ib-ba-tum, 161 „ lau, 21 „jau“,
in Wirklichkeit nur der kürzere Lautwert ohne Weg SE e
den verlierbaren Endkonsonanten zukommt, also 104 Kol. 3, T Ja-u> | lau? | rib-ba-a-tum 6, Sb
Kol. 2,82; Į “a (= „zehn“ usw.), 114, Kol. 2, 5;
den Zeichen — PEI. A, 4] nur die Worte
dü, dü und ü, nicht die Lautwerte dug, dug,
ud. Ich habe ferner ebendort ausgeführt, dass
das zuletzt genannte Zeichen auch in dem ak-
kadischen System in den Schreibungen von dm,
umi, ûmešâm usw. als ü-um, û-mi, ü-me-Sam usw.?
mit dem Lautwert ü vorkommt. Wie richtig
meine damalige Schlussfolgerung hinsichtlich
der phonetischen Lesung dieses Zeichens, die
ich aus den von mir aufgedeckten Schriftprin-
zipien gezogen hatte, gewesen ist, das zeigt sich
jetzt ganz deutlich in dem ziemlich ausgedehnten
Gebrauch des Zeichens ud mit dem Werte ü
in den von mir edierten und soeben veröffent-
lichten Nippurtexten. Vgl. Į w- mii | li-it-
bu-Sum „sich kleiden“, 102 Kol. 3, 6, zu ver-
gleichen mit | ™ mii, 111 Kol. 3, 12 und
mu. ; mij | ( su-ba-a-tum) „Kleid“, 5 R 14, 35c;
T tu· tü | zu-ba-tum „Kleid“, 102 Kol. 3, 7, zu
vergleichen mit Į * tü, 102 Kol. 3, 13 und Į
tú tü | zu-ba-a-tum, 5 R 14, 32c; Į ™™3 nám
| ru-bu-û „Grosser“, „Vornehmer“, „Adliger“,
102 Kol. 3, 14, zu vergleichen mit nám | ru-
bu-u, 5 R 13, 44a; Į rees umuš4 | di-e-mu
„Weisung“, „Befehl“, resp. mi-il-kum „Rat“,
1 Sowohl in 102 Kol. 4, 13—21 als auch in 111 Kol.
4, 9. 10 und 121 Rev. 6. 7, sowie in sechs anderen, von
mir für meine Rekonstruktion des Nippurvokabulars ab-
geschriebenen Nippurtexten ist für das Zeichen AL]
nur der Wert Si-la, resp. si-lä, und für das Zeichen e)
der Wert Si-ta angegeben. Hieraus und vor allem
auch aus der Tatsache, dass 102 Kol. 4, 13 auch
für aT — qü den Werts ila angibt, folgt, dass
der Wert qa des Zeichens =] nicht sumerisch ist,
sondern von dem semitischen qt, resp. unkontrahiert
qa’u (oder dgl.) abgeleitet ist. In CT 12, 16, 18a T (ga-a
| >al | ” | qu-u (= pa-ab-bu)-di-es-Se-ku) liegt dem-
nach Entlehnung eines Lautwertes, resp. eines Wortes
aus dem Semitischen vor, wie ja das gleiche Vokabular
ganz richtig ein paar Zeilen weiter ny [sji-la | sila ” ”
= pa-ab-bu-di-eš-še-ku) | qu-ü bietet. Das Mass ALT ;
beiläufig bemerkt, kann hiernach im Sumerischen eben-
falls nicht qa oder ga geheissen haben, wie gewöhnlich
vermutet wird; nach 102 Kol. 4, 15 T ‚(d-la) sila |
me-Se-ir-tum und 104 Kol. 3, 27 Į si-la | sila | mi-še-
ir-[tum] hiess es vielmehr sila, während die Semiten es
mêšertum „Zehntel“ nannten. So wurde es offenbar
genannt als der zehnte Teil des J. CT 12, 16. 17a
qa-a | ec) | ” | qa-a liegt wohl nur das Zeichen ga vor;
ebenso wohl HGT 104 Kol. 3,26 Y gaa | SY | ga-[..]
(oder die unkontrahierte Form ga-[u]?).
1 Auch die Urkunden CT II 44 und M 89 beleuchten
diese Verhältnisse. Vgl. Kohler-Ungnad III 2. 3 und
Schorr, Urkunden 4. 6 (VAB).
? Statt der sonst üblichen Auffassung als ũm um, = y= <a
ümimi, imime-gam usw. 3 E
® Neuer Lautwert! Ein von mir abgeschriebener = N.
Text bietet hinter den Lautwerten mu-ü und tu-ü em
“= brecht,
® Lies so statt lal-u (Br. 10144)!
* Lies so statt lib-ba-a-tum (Br. 10145)!
ns-am nam.
4 Auch kontrahiert us.
— — —— —-—-¼ — —¼ —¼: — —ę-— t¾½:— — 343 nen a
77
T “ra iru (= nasärum „behüten“), 117, 4; T n
uru (= alum „Stadt“), 117, 21; T an or) (=
alum „Stadt“), 117, 22; T mn URU + x (= alum
„Stadt“), 117, 23; [uri™] | â-ru „Ur“ 131, linke
Kolumne, Z. 11 (vgl. ni-ib-bu-ru „Nippur“ Z. 10,
und u-ru-uk „Erek“ Z. 12); Surim-gü | ka-bu-û
al-pi? „Ochsenstall“, 132 Kol. 1, 9 und 2 R
38, 29g, zu vergleichen mit sig-Surim-gu | li-
bit-tù ka-bi-e, ibid. 12; Su-ri-im | Surim ka-b[u-u]
CT 12, 26, 18a; | ” (= ma-ru-un | márun?
| ka-b[u]-u, CT 12, 26, 17a; Į ma-ru-un | marun
| [gJa-bu-u 80, 11—12, 9 Rev. Kol. 4, 15 (Br.
10248); T Beer ] marun | ka-bu-u 2 R 38, 29g.
a-ra | a-ru-ü-um® „Gang“, „Mal“, 148, 19;
a-ra-kära | a-ra-ka-ru-ü-um®, 148, 20; [a-rä]-hi
| a-ra-hu-ü-um®, 148, 21; [la- . . . mu (?) | e-gu-
mu-ü4, 148, 28; [-...... |... -gJu-[z]u-ü*, 148, 29;
um-ma-Su-ü-ma „so (sagte) er“, 156 Rev. 3.
Hinsichtlich des Gebrauches von ü in der
Schreibung eines sumerischen Wortes siehe ü-
hi-in 135, 1—9, gisimmar-ü-hi-in K 8240 (Meiss-
ner, Suppl., Platte 4), 3—7, 2 R. 46, 3, 1(—8),
AO 2131 (RA VI p. 4) Kol. 2, 14(—27), zu ver-
gleichen mit gisimmar-u-hi-in, HGT 133 Kol. 2.
Der ausgedehntere Gebrauch des Zeichens
ud mit dem Lautwert ü im akkadischen Schrift-
system gehört der älteren Zeit, d. h. etwa
der Zeit der Dynastie von Ur an, wie das oben
zitierte Beispiel aus dem etwa jener Zeit ent-
stammenden Text 156 zeigt’. Zur Zeit der
ersten Dynastie von Babylon beschränkt sich
der Gebrauch von û, wie oben erwähnt, bereits
auf die Schreibungen fi-um, ü-mi usw. Die
Tatsache, dass das ü auch auf der aus kassi-
tischer Zeit stammenden Tafel 1025 vorkommt,
t URU + UD.
? Lies so statt ka-bu-ut al-pi, Del. HW; SAI 7768.
3 Vielleicht barun?
* Lehnwort aus dem Sumerischen.
* Beachte in diesem sehr interessanten Texte die
Stelle Obv. 4. 5 Gänn a-na bi-zu-ri-ša la i-ru-bu
„Männer sind in ihre Scham nicht eingegangen“, wo
isaram in der Bedeutung „Mann“ vorkommt; vgl. damit
i-Sa-ri ri-ha-a il-ta-mad „Mannesbeischlaf hat sie gelernt“
DT 67 Obv. 19 (Del. HW.), wo išaru sumerischem mu(š)
(ES) entspricht, sowie Sc St [g]i-iš | US | US | zi-ka-ru
„Mann“, ®j-3a-ru „Mann“. In späterer Zeit ist išaru in
dieser Bedeutung veraltet und kommt nur noch in alter
Poesie vor. Die gleiche Bedeutung hat in alter Zeit
auch "Ei im Hebräischen gehabt, wie aus der Bezeich-
nung der alten Sammlung von Heroengeschichten als
AI Dp „Buch des (heldenhaften) Mannes“ „Helden-
buch“ (nicht „Buch des Redlichen“, pip tov evtois
LXX 2. Sam. 1, 18) hervorgeht.
Für jene Zeit spricht die öftere Weglassung der
Mimation (di-e-mu 3, 9, bu-uz-zu-mu 3, 12, zu-up-pi-i-nu
7, 34, di-ir-ku, ra-ka-a-nu, ra-am-ku 8, 68—60, ab- nu
8, 62) und der häufige Gebrauch des Zeichens ü (la-wu-
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 3.
78
beweist daher, dass die letztere Kopie einer
alteren Tafel ist, und dass die Zusammenstellung
des Nippurvokabulars bis in die Zeit der Dy-
nastie von Ur, wenn nicht in eine noch friihere
Zeit zurückgeht!.
Hettitisch hat = „Silber“?
Von G. Möller.
Der unter obigem Titel auf Spalte 5—6
dieses Jahrganges der OLZ abgedruckte Aufsatz
von Otto Schroeder ist für den Aegyptologen
von besonderem Interesse. Silber heisst alt-
ägyptisch hd, neuägyptisch hd (ht), vokalisiert
wird das Wort schon im Neuen Reich ent-
sprechend koptischem gar haf gelautet haben.
Es müsste ein merkwürdigerZufall sein, wenn
das Wort für Silber im Hettitischen und ägyp-
tischen gleich gelautet haben sollte: das hetti-
tische Wort wird aus dem Aegyptischen entlehnt
sein. Der Umstand, dass Aegypten und seine afri-
kanischen Nachbarländer im Neuen Reich und
wohl auch schon früher kein Silber produziert,
sondern es aus Vorderasien bezogenhaben, könnte
| Fernerstehende zur entgegengesetzten Annahme
verleiten. Das ist jedoch unmöglich: es handeit
sich bei der ägyptischen Bezeichnung für Silber
um das schon in den ältesten Texten? nachweis-
bare Wort für „weiss“, für den Aegypter ist das
Silber also das „weisse Metall“schlechthin. Die
frühesteninschriftlichen ErwähnungendesSilbers
gehören der fünften Dynastie an3, es sind:
Borchardt, Szahu-re Taf. 18 und 61 vgl. Sethes
Text dazu S. 93; Berlin 20044, Relief aus dem
Sonnenheiligtum des Ne-user-r& bei Abu Gurab,
unveröffentlicht. Verarbeitet haben die Aegypter
Silber schon in mittelvorgeschichtlicher Zeit, es
sind jedoch aus den vielen Tausend vor- und
frühgeschichtlichen Gräbern, diein Aegypten frei-
gelegt sind, soviel ich weiss, nur zwölf Beispiele
nachweisbar: Petrie, Diospolis parva S. 25,
Petrie, Naqada and Ballas Taf. 65, 1.2. Text
S. 45 und 46. Ayrton-Loat, El Mahasna Taf.
XVI 3, Text S. 16. Petrie, Royal Tombs I
Taf. XXXVII 77/8. Text S. 28. Reisner-
Mace, Naq ed Der Taf. XLVIII S. 26. Quibell,
Archaic Objects (Cat. gen. du Musée du Caire)
Nr. 14514—14516. Woher das Metall dieser
ú-um 2,1, ka-lu-ü-um 2, 6, ga-bu-u-um 3, 16, pi-tu-ü-um
7, 37 usw.
1 Der sumerische Teil des Vokabulars ist sicher
bereits von den Sumeriern zum Gebrauch in ihren
Schulen zusammengestellt worden; die Semiten haben
dann die Uebersetzung hinzugefügt. Siehe meine Re-
konstruktion des Nippurvokabulars.
1 Z. B. den Pyramidentexten. Inschriftlich ältester
Beleg: Petrie, Royal tombs I, Taf. 22 Nr. 36 (I. Dynastie).
* Die Lesung „Silber“ in einer Gefüssaufschrift der
ersten Dynastie (Petrie, Abydos II, Taf. XII, 27g), vgl.
Ed. Meyer, Geschichte? $ 225 Anm., ist sehr zweifelhaft,
79
Orientalistische Literaturseitung 1915 Nr. 3.
80
prähistorischen Silberfunde stammt, steht nicht
fest. Das nubische Gold ist von Natur ziem-
lich stark silberhaltig, aber die Scheidung von
Gold-Silbergemengen ist eine Aufgabe, der die
ägyptische Metallurgie sicher nicht gewachsen
gewesen ist. Das im späten Altertum geübte
Verfahren der Verschmelzung mit Schwefel-
antimon stellt nur eine Prozedur zur Ge-
winnung von möglichst reinem Gold dar, bei
der die Silberverbindung — Schwefelsilber —
Abfall war. Nun erwähnen ganz späte, gewiss
aber wie so häufig auf uralte Quellen zurück-
gehende ägyptische Tempelinschriften (z. B.
Morgan, Kom Ombo I 83) Silber aus Wuer t
(Unternubien). Man muss danach wohl an-
nehmen, dass in Nubien in ältester Zeit ganz
unbedeutende Silberminen vorhanden gewesen
und frühzeitig restlos erschöpft sind. In ge-
schichtlicher Zeit ist, wie Bekannt. und schon
oben angedeutet, der Silberbedarf Aegyptens
aus Vorderasien gedecktworden. Dieser Umstand
hat zur Folge gehabt, dass in älterer Zeit das
Silber für das kostbarste Metall galt: spätvor-
geschichtlicher oder frühdynastischer Zeit (um
3500— 3200 v. Chr.) gehört ein Schmuckstück (?)
aus Gold mitSilberüberzug, einer ArtPlattierung
an (vgl. Quibell, Archaic Objeots No. 14516).
Erst unter der 18. Dynastie haben die inten-
siven Beziehungen Aegyptens zu Vorderasien
in der Bewertung der beiden Edelmetalle einen
Wechsel eintreten lassen.
Noch einmal hettitisch Act = Silber.
(Zu OLZ 1915, Sp. 5f.) |
Von Otto Schroeder.
— — ee STE SR ee
und Prof. H. Schafer verdanke ich den Hinweis
darauf, dass im Altägyptischen das Silber hd
heisst (s. Erman, Aegypt. Gr.! S. 190, U 53,
Roeder, Aegyptisch S. 73b); zwischen diesem
Wort und dem von mir erschlossenen hettitischen |
hat dürfte ein Zusammenhang bestehen. Die
Amarnatexte lehren, dass als spezifisch ägyp-
tisches Metall das Gold gilt; das Vorherrschen
des Goldes gegenüber dem Silber zeigen auch
die Hieroglyphen: die für hd „Silber“ stellt
eine Weiterbildung der einfacheren für nb „Gold“
dar (s. auch Ed. Meyer, GA I 2° $ 225).
Umgekehrt darf man für die Länder des Euphrat-
Tigris-Gebietes das Silber als „das massgebende
Wertmetall“ (so Ed. Meyer, a. a. O. § 424)
ansehen; mit Recht wird stets darauf hinge-
wiesen, dass kaspu „Silber“ im Babylonischen
schlechthin = „Geld“ ist (vgl. Winckler in
KAT®S. 340, Jeremias, HaoG S. 87). Hieraus
lässt sich m. E. die Frage beantworten, ob das
hettitische kat Lehnwort aus dem Aegyptischen
—
—
oder umgekehrt das ägyptische Ad Lehnwort
aus dem Hettitischen ist. Das Naheliegendste
ist, dass die Aegypter mit dem Metall auch
dessen Namen übernommen haben, dass also
ägyptisches hd Lehnwort aus hettitischem pat
ist. Man wird im Aegyptischen nunmehr auch
had lesen müssen.
Besprechungen.
Antonius Deimel S. J.: Pantheon babylonicum.
Nomina deorum e textibus cuneiformibus excerpta et
ordine alphabetico distributa adiuvantibus Romeo Pa-
mara +, Jos. Patach C. SS. R., Nic. Schneider. (Scripta
Pontificii instituti biblici.) XVI, 264 8. u. 35 autogr. 8.
Lex. 8°. M. 7 Rom, M. Bretschneider, 1914. Bespr.
v. Wilh. Förtsch, Hetzles bei Erlangen.
Jeder Assyriologe, Alttestamentler und Re-
ligionshistoriker wird das vorliegende Buch mit
Freuden begrüssen. Eine “alphabetische Zu-
sammenstellung der babyld isch- assyrischen
Gottheiten mit Quellenangabe t
Bedürfnis, und es gebührt für
Arbeit dem gelehrten Professor
Bibelinstitut in Rom und seinen drei
Päpstlichen
itarbeitern
spricht Deimel zunächst die Quellen ver-
breitet sich in lesenswerter Weise über K 4349,
K 171, die Serie: An/uu A- nu- um und die gegen-
seitigen Beziehungen dieser drei Texte} auch
einige Schlussfolgerungen zieht er daraus. Weiter-
hin behandelt er die Entstehung, die Unaterb-
lichkeit, die Natur, die Wohnsitze, die Xahl
und Hierarchie der Gottheiten, schliesslich
„Monotheismus“ der Babylonier und die Paral
lelen zwischen der babylonischen und israqli-
tischen Religion. Den Hauptteil des Buchles
bildet eine alphabetische Liste der Gottheiten.
Wenn der Verfasser dieser Besprechung
dem Werke einiges, was ihm beim Durch-
blättern aufgefallen ist, auszusetzen hat, so soll
dadurch der Wert des Buches durchaus nich
verkleinert, sondern nur das Interesse an de
Wichtigkeit des behandelten Stoffes bekundet
werden.
Sumerische Wörterverzeichnisse nach dem
hebräischen Alphabet anzuordnen, wie dies hier
sowohl bei der Liste der Gottheiten als auch
bei der Zeichenliste I geschieht, halte ich für
nicht angebracht; zudem ist bei der Zeichen-
liste I zwischen n und 3 auch diese Anordnung
nicht eingehalten. Sumerische Wörter sollten
nur nach dem lateinischen Alphabet geordnet
werden. Die Transkription ist nicht ganz ein-
heitlich durchgeführt: so findet sich 2750 “Nina
igi-gäl, dagegen 1720 ¢Kur-ra Si-ik; ferner
neben itu udu-Su-Se-a (z. B. 2478) auch itu
udu-zi(d)-Se-a (z. B. 2478). Die Zitation dieses
Monats mit itu ... Nina®-su (136 u. s.) i~
81 Orientalistische P ___________Orienkalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 3. 1915 Nr. 3. 82
itu udu-Sü-Se-a; was sich daran anschliesst, ist | tum?). — 965: E. von pa-sir-ra (heiliger Kanal?).
nur eine nähere Bestimmung „(das und das) — 1672: vielleicht besser [Kal vom (Tempel)
hat Barnamtarra, die Gemahlin des Lugalanda, | sil-sir-sir. — 1720: Kur-ra von igi-gäl; siehe
des Patesi von Lagaš, im Monat udu-šú-še-a, | bereits oben. — 1734: ki-a-nag (sic!) auch z. B.
als sie zum Tempel des Neumondes von Nina" de Gen. TD 5482, 5514: k. @Ur-engur. — 2085:
eine Wallfahrt machte, opfern lassen“. Für | *Mas-igi-gub-bi ist zu streichen; DP 53, 12:
das Ideogr. lid-ku (z. B. 2490 II 7) ist der|tar-sar-a ‘MaS-igi-gub-bi (wo MAS nur Text-
Lautwert utul einzusetzen. Warum wird STH fehler für PA ist) heisst: für das tar-sar-a und
41 immer (z. B. 2478) mit cf. angeführt?|die Gottheit Pa-igi-gub. — 2147: an den zi-
Uebrigens bildet STH 41 ein Duplikat zu DP 45 tierten Stellen steht nur Mer, also ohne die
(vgl. RU S. 100) f, so dass zu zitieren wäre STH 41, | Verlängerung ra. — Nach 2310 fehlt @Nannafr)
x = DP 45, x. Viele weitere Zitate, sowohl é-tür „N. von é-tur, CT 32 Nr. 103407 R. 3,
aus den Opferlisten der Zeit des Lugalanda | was allerdings unter 2929 II 6 erwähnt wird.
und des Urukagina (siehe die in RU übersetzten | — 2478: nin-ni-gar-ra ist ein Tempel des Nin-
Texte) als auch aus den historischen Inschriften |gir-su; siehe OLZ 1913 Sp. 440 ff. und RU
des Urukagina (siehe RU S. 127 ff.) könnten S. 66 ff. — 2521: Nin-é-tür-kalam-ma ist ein
durch Textergänzungen gewonnen werden. Bei Beiname der Ninni. — 2584: ‘Nin-ib-gal ist
DP 54 muss es in der Unterschrift heissen: zu streichen; STH 41, 1 steht Ninni ib-gal.
[ezen kisal]-la [ezen] *[ba-ü-k]a-ka (siehe RU|— 2616: Entemena, Kegel (Fluchformel) iat
S. 144), nicht aber: ezen kisal kisal-la-ka, wie Nin-ki wohl gleich Minni; siehe RU S. 27 fl.
z. B. 2694, 2 steht?. Heilige Gebäude und — 2688: Nin-Ninni ist nur eine Verkürzung
Kultgegenstände sind, auch wenn sie ohne Gott- | von ‘Nin-Ninni-bar (2690); siehe RU S. 70. —
heitszeichen in den Opferlisten vorkommen, in dem 2697: @Nin-sar-zag-ga ist zu streichen; DP 53, 8
Werke unter die Götternamen aufgenommen. Dies ergänze: ¢Nin-tu(d) zag-ga. — 2698: aNin-sar(?)-
hat ja eine gewisse Berechtigung, ist aber nicht | ama-uru-da-sar-a ist zu streichen: DP 53, 8
strikte durchgeführt; so fehlen, um nur einige lies: Nin-tu(d) ama uru-da sar-a. — 2708:
Beispiele anzuführen: é-túr (DP 48, 1; Nik 27 zu *Nin-pa siehe RU S. 8 A. 5. — 2710:
Obv. 1; DP 60, 1), alan Ur-ANina (TSA 1; Nin-pa-ki-bi ist zu streichen, denn Nik 23, 4
DP 53, 9; Nik 23 R. 2), du(g)-si(g) (TSA 1; liegt selbstverständlich ein Textfehler vor für
DP 53, 8; Nik 23 R. 1), giSimmar-urudu (TSA Nin-mar-ki-bi „und Nin-mar-ki“. — 2734: hier
Ee DP 53, 9), igi-gäl (de Gen. TD 5501) usw. wäre auf @Nin-har-sag nin uru-da sar-a (Gudea,
Zum Hauptteil, der recht sorgfältig zu re- Statue A 1, 1—2) zu verweisen; siehe RU S. 84.
vidieren wäre, einige Stichproben. 23 II 7 fehlt — 2749 II 3: nin-in-dub-ba vielleicht „Herrin
der Hinweis auf 2147. — 130: abzu mah auch | der Getreideaufschüttung“. — 2750, 2751, 2752:
DP 53, 5. — 136: Ab- ir-nun von ab; siehe igi-gäl, ki-ka-la, Sa(g)-pa(d)-da sind der Nina
RU S. 76 f. — 271: lies 4A sar-lu-du(g ), da ein | geheiligte Bauten. — 2753: Ses-e-gar(-ra) ist
Nippur-Text 2 Asar-]u- da(g)- -ga bietet. — 316, 5: ein Tempel der Nina; siehe OLZ 1913 Sp. 440 fl.;
vielleicht besser gä-udu-ür als (mit Thureau- RU S. 67 fl. und meine Notiz „Zum EShanna-
Dangin) mal-lu-ür; siehe Kmoskö M., Az embe- | Tempel des- gar OLZ 1914 Sp. 399. DP
riség elsö irott szabadsäglevele. Budapest 1913. | 198, 7 ist Ses-gar-ra möglicherweise ein Text-
S. 28 A. 6. — 746 Dub-igi ist zu streichen; fehler für Ses-e e-gar-ra. — 2771 IL 2 ist (dea?)
Nik 23 R 1 muss heissen: “Asar. — 757: zu streichen; siehe 1812. — 2953: Pa-K A in
dul auch DP 53, 9. — 758: dul-azag auch CT! DP 53, 8 ist selbstverständlich nur ein Text-
32 Nr. 103409. — 766: Dumu-zi von abzu. — | fehler für @Pa-sag; siehe RU S. 66 u. S. 107 A. 1.
767: Dumu-zi von gu (sic!)-en-na. — 788 und In der Transkriptionsmethode ist Deimel,
789: D. von ab und D. von é-mah sind nicht wie er auch S. VI f. mitteilt, der von Thureau-
verschiedene Gottheiten, sondern ein- und die- | Dangin in VAB I inaugurierten gefolgt; für
selbe, die nur in verschiedenen Tempeln verehrt jene Zeichen, die dort nicht vorkommen, hat
wird. — 957: E. von gi-ka-na (ein Heiligtum). er selbst diese Transkriptionsmethode weiter
— 958: E. von da-KILI(B). — 963: doch wohl geführt. Hätte man bei letzterem Punkt nicht
4En-ki sil-dagal E. von sil-dagal („Breite |auch die Umschriftweise von Legrain, Le temps
— — des roi d’Ur (Paris 1912) berücksichtigen
‘RU = Wilh. Förtsch, Religionsgeschichtliche können? Die Uebersichtlichkeit in der assy-
Untersuchungen zu den 1 babylonischsa W ‚riologischen Literatur würde dadurch sicherlich
I. Hälfte. Leipzig 1914. (= MVAG 1914, 1.) wie zewonnen haben.
? Ein mit DP 54 im wesentlichen identischer Text ei
der VAT bestätigt die Richtigkeit der von mir gemachten | Für die Lesewerte wäre Delitzschs vorzüg-
Ergänzung, liches Sumerisches Glossar besser auszuntitzen
nicht ganz richtig. Der Monat heisst lediglich | Strasse“). — 964: E. von ki-gis-gi-gid (Heilig-
83 Orientalistische Literaturzeitung 19150 Nr. 3. 84
mr gg ine
gewesen. So fehlt z. B. in beiden Zeichen- |menden Kontrakttafeln; beigegeben ist eine Zu-
listen der von Delitzsch, a. a. O. S. 205 mit- | sammenstellung aller in den Texten vorkommen-
geteilte Lautwert ninda für GAR. den jüdischen Personennamen. Da der Verfasser
Wenn man von Einzelheiten absieht, so eine ausführliche Behandlung des gleichen Gegen-
muss man sagen, dass das Werk dem Forscher |standes in den „Beiträgen zur Assyriologie“
grosse Dienste leisten wird. Nur wer die un- | vorbereitet, möchte ich mir ein näheres Eingehen
geheuere babylonisch-assyrische Literatur öfters bis zu deren Erscheinen aufsparen. — Ich bin
nach Götternamen abzusuchen hat, wird diese gewiss, dass schon das vorliegende Heftchen
mühevolle Arbeit voll und ganz zu würdigen | Alttestamentlern wie Althistorikern sehr will-
wissen. |kommen sein wird.
Als Nachtrag noch einige Richtigstellungen. — —
182: a Al-Sä(g) (auch Nik 2,9; STH 15, 6; R. H. Charles: The Apocrypha and Pseudepi-
16, 7; 17, 8; 24, 3) ist kein Gottes-, sondern grapha * m Fog ieh Mie
Personenname und vielleicht besser An-al-Sa(g); TEE books vol. oer. MID
zu lesen. 290: der wagerechte Keil Nik 25
dürfte wohl nur Textfehler sein. 465: STH 41 | Clarendon Press, 1913. Bespr. v. F. Perles, Königs-
R. 5 [ezen še-kú “Nina-ka-ka]; siehe RU S. 96| Perg i. Pr.
notes to the several books. Vol. I. Apocr.: XII,
und 99. 539 II 1: für Nin-gu-a-si-a-ra doch Das Haupthilfsmittel für das erste Ein-
684 p. Vol. II. Pseudepigr.: XIV, 871 p. Oxford,
wohl Nin-gü-a-dir-ra; siebe RU S. 40. 746: dringen in das Schrifttum der Apokryphen und
d Dub-igi ist zu streichen; Nik 23 R. 1 muss Pseudepigraphen war bisher das 1900 unter
es heissen !Asar. 835: siehe das zu 290 Be- Redaktion von Kautzsch erschienene bekannte
merkte; DP 114 steht nur ein Personenname. Werk, das als erstes seiner Art ein hohes
862 II 4: hier @En-ki ki-giS-gi-gid, warum dann | Verdienst beansprucht. Seine einzelnen Teile
964 E. ki-gis-gi-sir? 862 II 8: ‘En-ki gi- waren allerdings von sehr ungleichartigem Wert,
ka-na ist kein Personenname, sondern gehört indem für verschiedene Bücher die nötigen Vor-
zu 957. 883: "Ezinu-kür ist zu streichen; arbeiten in textkritischer und religionsgeschicht-
siehe RU S. 100. 1517 und 1518 doch wohl licher Beziehung fehlten, in einzelnen Fällen
besser 4Palil-an-na und @Palil-dingir-e-ne. 1559: leider auch die Mitarbeiter nicht ganz auf der
Ilan-mes-du ist zu streichen; DP 198, 4 muss Höhe standen. Seitdem ist die Forschung auf
es heissen 4Mes-an-du. 1662 II 7: “Kala(g)- diesem Gebiete rastlos fortgeschritten, und kein
ga (auch Nik 16, 1) ist nicht Gottes-, sondern | Gelehrter hat an diesem Fortschritt grösseren
Personenname. 1672: anstatt ‘Kal-tar-sir-sir Anteil als R. H. Charles, der einen Teil ge-
lies @K. sil-sir-sir; siehe dazu 316 II 5 (é-sil-|rade der wichtigsten und schwierigsten Texte
sir-sir und sil-sir-sir). 1721: anstatt *Kur-ra | durch kritische Ausgabe, Uebersetzung und Er-
Si-ik lies 4K. igi-gäl. 1927: SAK 18, 6. 7 ist klärung erst im wahren Sinne zugänglich machte.
zu streichen; hier heisst es @Lugal-uru. 1927 Hier sei nur auf seine auch an dieser Stelle
und 1928: zu @Lugal-uru und “Lugal-uru-bar gewürdigte Bearbeitung der Testamente der 12
siehe RU S. 69. 1940: besser “Lugal-palil- | Patriarchen! und des Buches Henoch? hinge-
an-na. 2015: lid-lil-azag auch DP 71. 2142: wiesen. Nunmehr hat Charles sein Lebens-
lies sil-sir-sir-ra anstatt tar-sir-sir-ra und siehe | werk gekrönt und im Verein mit 26 Mitar-
das zu 1672 Bemerkte. 2441: Nin-GA + gi8 beitern eine Publikation tiber die ganze in Be-
ist zu streichen; DP 53, 6 ist Textfehler für tracht kommende Literatur vorgelegt, deren
4Nin-ur. 2934: muss es heissen ‘Sir-sir-ra;|Vornehme Ausstattung dem gediegenen Inhalt
vgl. das zu 1672 Bemerkte. 2935: ist darauf entspricht und die wohl für längere Zeit ab-
hinzuweisen, dass Sirara®'-Ssum ein Tempel der schliessend bleiben wird. ,
Nina ist, dass aber alsbald ¢Sirari“-sum als Charles hat auch mehrere bei Kautzsch
Schwester der Nina bezeichnet wird; siehe RU fehlende Texte aufgenommen, so das slavische
S. 12. 3198: doch wohl besser “Palil; vgl. Henochbuch, die Pirke Aboth, Ahikar und die
das zu 1517 und 1518 Bemerkte. von Schechter herausgegebenen Fragments of
5 a Zadokite Work. Die Aufnahme des letztge-
Erich Ebeling: Aus dem Leben der jüdischen Exu- nannten Werkes wäre freilich besser unterblieben,
lanten in Babylonien. Babylonische Quellen, über- da es gar nicht aus dem Altertum stammt,
VE, singe zam DE sondern, wie Büchler? gezeigt, eine erst aus
M. 1—. Berlin, Weidmann, 1914. Bespr. v. Otto em 1.—8. Jahrhundert stammende Tendenz-
Schroeder, Berlin-Steglitz. schrift einer allerdings noch nicht genau be-
Das Programm enthält die Uebersetzung von 13 l
53 aus 9 Archive der Firma „Murad und 2 e 9152 1993 55 =
Söhne“ in Nippur (etwa 425 v. Chr.) stam- ® Jewish. Quart. Rev. New Series III (1913) 429 ff.
85
stimmten jüdischen Sekte ist. Jedem übersetzten
Werk ist eine ausführliche Einleitung voran-
geschickt, die bei einigen Büchern, so nament-
lich Tobith und Sirach, zu einer erschöpfenden
Monographie angeschwollen ist. Diese Ein-
leitungen bieten nicht nur alle nötigen Angaben
über den Charakter des Buches, Entstehungs-
zeit, Ursprache, Komposition, Ueberlieferung und
Bibliographie, sondern behandeln auch, was be-
sonders dankenswert ist, den Einfluss des Buches
auf die spätere jüdische und christliche Litera-
tur, stellen seine Theologie dar und geben endlich
wenn nötig einen sorgfältigen Ueberblick über
seinen griechischen Sprachgebrauch. Die Ueber-
setzung selbst ist auf breitester und zuverläs-
sigster textkritischer Grundlage aufgebaut. Der
Kommentar steht philologisch wie religions-
geschichtlich gleich hoch und bringt auch reich-
liche Parallelen aus der sonst so spärlich zum Ver-
gleich herangezogenen rabbinischen Literatur.
Durch einen 35 vierspaltige enggedruckte Seiten
umfassenden Index (von A. Ll. Davies) ist die
Benutzung des ungeheuren Materials wesentlich
erleichtert. -
Bei Besprechung eines so umfangreichen
Werkes, das eine so vielseitige Literatur um-
spannt und so viele Mitarbeiter hat, ist es
schwer, jedem einzelnen Teil gerecht zu werden.
Auf Grund ausgiebiger Stichproben fand Re-
ferent, dass die von Charles selbst herrüh-
renden Beiträge, die mehr als die Hälfte des
zweiten Bandes (Pseudepigraphen) einnehmen,
auch qualitativ die erste Stelle einnehmen. Da-
Orientalistische Literaturzeitung 1916 Nr. 3.
86
nach der dritten Auflage zitiert, trotzdem die
vierte Auflage schon seit 1909 abgeschlossen
vorliegt. In der Bearbeitung der Psalmen
Salomos durch Buchanan Gray ist des Refe-
renten an dieser Stelle! erschienene Arbeit
„Zur Erklärung der Ps. S.“ nicht berücksichtigt.
In sachlicher Beziehung ist naturgemäss auch
manches zu berichtigen. So lässt es Simpson
in seiner sonst überaus gründlichen und zuver-
lässigen Bearbeitung von Tobit? offen, ob die
Grundsprache aramäisch oder griechisch war,
während es nach den (übrigens von Simpson
p. 201 angeführten) Untersuchungen von Joh.
Müller? nicht mehr zweifelhaft sein kann, dass
das Original hebräisch war. Nicht zutreffend ist
z. B. auch, was Charles in der Einleitung zu
Vol. I (p. VII) über den Gebrauch von 13
in der talmudischen Literatur sagt. Wenngleich
der Ausdruck Gan OND zur Bezeichnung einer
bestimmten Klasse aus der Bibel ausgeschlosse-
ner Schriften nicht vorkommt, ist doch hu an
mehreren Stellen! in einer Bedeutung belegt,
die dem Begriff „als apokryph erklären“ min-
destens nahekommt. Es handelt sich dort zwar
immer nur um kanonische Bücher (Ezechiel,
Proverbia, Hohes Lied, Koheleth), die aber aus be-
stimmten Gründen dem öffentlichen Gebrauch
entzogen, d. h. wohl beim Gottesdienst und
Unterricht nicht gebraucht werden sollten“.
Besonders instruktiv ist in dieser Beziehung
die Stelle b Sabbat 115a, wo erzählt wird, dass
man selbst am Lesen des von R. Gamliel III.
solcherart auf den Index gesetzten Targum zu
neben verdient besondere Hervorhebung die Hiob Anstoss nahm.
Bearbeitung von I Ezra (Cook), Tobit (Simp-
son), Sirach (Box and Oesterley), Jeremias-
brief (Ball), Pirke Aboth (Herford), Ahikar
(Harris, Lewis, Conybeare). Natürlich
sollen damit die hier nicht genannten Teile des
Werkes keineswegs in ihrem Werte herabgesetzt
werden, nur hat sich die Prüfung auf sie nicht
in dem Masse erstreckt wie auf die angeführten.
In der Bibliographie ist das Werk nicht
immer ganz auf dem laufenden. Obgleich zu
berücksichtigen ist, dass der Druck mehrere
Jahre in Anspruch nahm, also auch vieles nicht
mehr angeführt werden konnte, was schon vor
1913 erschienen ist, muss doch auf einzelne
Mängel und Lücken hingewiesen werden. So
fehlt in dem Literaturverzeichnis vol. Ip. X— XI
vollständig Geigers Urschrift und Chwolsons
Letztes Passahmahl Christi. Die 2. Auflage
von Webers bekanntem Werk hat nicht den
Titel „Lehre des Talmud“, sondern „Jüdische
Theologie auf Grund des- Talmuds und ver-
wandter Schriften“. Von Bachers Agada der
Tannaiten ist Bd. I schon 1903 in zweiter Auf-
lage erschienen, und Schiirers Geschichte wird
Die Ausführungen von Charles über die
apokalyptische Literatur (Vol. II p. VII—XI)
sind im ganzen sehr treffend. Was er aber am
Schluss über den verschiedenen Charakter der
in den Apokalypsen und in der talmudischen
Literatur vorliegenden Ethik bemerkt, ist durch-
aus verfehlt und wird auch im gleichen Band
(p. 690) von Herford widerlegt. Gegenüber
der Meinung von Charles, dass die Ethik
speziell der Pirke Aboth „very uninspiring“ sei
ı OLZ 1902, 269 ff.; 335 ff.; 385 ff. Auch im Sonder-
abdruck erschienen.
? Eine wertvolle Ergänzung derselben bildet Simp-
sons im Journ. of Tbeol. Studies, July 1913 er-
schienener Aufsatz „The Chief Recensions of the Book
of T.“, der bei Charles in den Addenda to Vol. I
(p. XI) irrig unter dem Titel „Original Text of T.“ an-
geführt wird.
® S. auch die Bemerkungen des Referenten OLZ 1911,
208—210.
4 Vgl. namentlich Abot dRNatan Kap. 1 (ed.
Schechter fol. 1b) .... mm 07703 Dp ν⁰ Sun
DANN In je). Hier scheint also sogar an eine
wirkliche Ausschliessung aus dem Kanon gedacht zu sein.
® Vgl. z. B. König, Einleitung in das AT § 91, 4
(S. 462/53).
87
im Vergleich mit der der Testamente der 12
Patriarchen oder auch nur des 2. Henochbuches,
muss bemerkt werden, dass der Vergleich schon
insofern hinkt, als die Pirke Aboth nicht das
zusammenhängende Werk eines Verfassers sind,
sondern eine Sammlung von Aussprüchen ver-
schiedener Schriftgelehrten aus vier Jahrhun-
derten. Dann aber sind auch diese Aussprüche
nach Form und Inhalt so ausgemünzt, dass
alles Persönliche abgestreift ist, und nur gemein-
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 3.
88
Jezidendorf Ba-Adri, dem Wohnsitze des da-
maligen Oberpriesters dieser: religiösen Sekte,
der sogenannten Teufelsanbeter, Ali-Bek, der
inzwischen im Frühjahr 1912 ermordet worden
ist“. Diese Notiz lenkt von neuem die Auf-
merksamkeit auf die in der Nähe von Mossul
hausenden Jeziden, die bei den anwohnenden
Mohammedanern, Juden und Christen gleich
übel beleumundet sind, während Reisende wie
A. V. William Jackson! und Theodor
gültige Wahrheiten in möglichst knapper und Menzel: sie sittlich hoch stellen, bedeutend
leichtverständlicher Sprache ausgedrückt werden.
Dasjenige Element, das Charles „inspiring“
nennt, kann also naturgemäss dabei nicht zu
seinem Rechte kommen, während z. B. die
gleichzeitigen Sagen und Legenden der Juden
viel davon enthalten. Es ist also ebenso un-
logisch, sie mit den im höchsten Sinne indi-
viduellen Apokalypsen zu vergleichen, wie wenn
man die Proverbia oder das Buch Sirach mit
den Reden der Propheten vergleichen wollte.
Durch die Aufnahme ins Gebetbuch gingen die
höher als die sie so verachtenden mohamme-
danischen und christlichen Nachbarn. Im Laufe
der letzten Jahrzehnte ist eine stattliche Reihe
von Schriften erschienen, die sich mit dem Leben
und Treiben der Jeziden, besonders mit ihren
Geheimlehren beschäftigen. In dieser Hinsicht
hat sich der Karmeliter Pater Anastase Marie
in Bagdad, ein geborener Araber, am meisten
verdient gemacht. Seine jüngste Abhandlung $
beschäftigt sich abermals mit seinem Lieblings-
thema. Er erzählt darin, es sei ihm nach jahre-
Pirke Aboth mit ihrer zwar nüchternen, aber langem vergeblichen Bemühen gelungen, durch
reinen und strengen Sittenlehre ins Bewusstsein
der Menge über, gewannen entscheidenden Einfluss
auf das Handeln des Volkes und wirkten so im
höchsten Sinne „inspiring“, d. h. anregend zu
sittlichem Tun. Diese praktische Betätigung
darf bei der Beurteilung ethischer Fragen niemals
als das eigentliche entscheidende Moment ver-
gessen werden.
Trotz dieser prinzipiellen Auseinandersetzung
erkennt Referent gerne an, dass Charles sich
im ganzen Werke der strengsten Objektivität
befleissigt und einem besseren Verständnis ver-
schiedener wenig gekannter und verstandener
Seiten des Judentums die Wege geebnet hat.
Schon die Tatsache, dass er die Pirke Aboth
in seine Sammlung aufgenommen hat, in die sie
streng genommen gar nicht gehören, zeigt seinen
ernsten Willen zur Objektivität, der die erste
Voraussetzung für einen erfolgreichen Betrieb
der Religionsgeschichte ist.
Maximilian Bittner: Die Heiligen Bücher der
Jeziden oder Teufelsanbeter (Kurdisch und Ara-
bisch). Herausgegeben, übersetzt und erläutert. nebst
einer grammatischen Skizze. (Denkschriften der Kaiserl.
Akademie der Wissenschaften in Wien. Philos -Histor.
Klasse, Band 55, IV.) 98 S. 4°. M. 6.64. Wien, A.
Hölder, 1913.
Nachtrag dazu. Die Kurdischen Vorlagen mit einer
Schrifttafel. (Denkschriften usw. 55 V.) 5 8. 4°.
M. 1.70. Ebd. 1913. Bespr. v. Eugen Wilhelm, Jena.
Im Januarheft 1914 von Petermanns Mit-
teilungen (S. 21, Beilage) berichtet Bachmann
über seine Reise von Mossul nach Wan fol-
gendes: ,am 23. Juli 1911 verliess die Kara-
wane die Stadt Mossul und erreichte am gleichen
Tage den Fuss des Gebirges bei dem grossen
Vermittlung eines in die Mysterien seines Kultes
wohleingeweihten und zugleich hochintelligenten,
aber abtriinnigen Jeziden, fast photographisch
genaue Bausen der beiden geheiligten Manu-
skripte mit den Titeln „Buch der Offenbarung“
(Kiteb-i-jälwä) und „Schwarzschrift“ (Mashaf
räß) zu bekommen. Im „Anthropos“ 1911, VI,
S. 12—19 und 22—25 hat er diese Bausen in
Gestalt von Faksimiles veröffentlicht, die uns
jene völlig unbekannten bizarren Schriftzüge
zeigen sollen, hinter denen sich die Glaubens-
wahrheiten und Dogmen des Mäläk Täüs, wie
der von den Jeziden Angebetete heisst, ver-
bergen, und zur Kontrolle teilt er uns den Inhalt
der beiden Schriften nach zwei arabischen Ver-
sionenmit. P.AnastaseMarie hataberauchden
Schlüssel für jene bis jetzt völlig unbekannten
Zeichen gefunden, mittelst welchen die beiden
heiligen Bücher der Jeziden niedergeschrieben
sind, ferner die Sprache der Texte als Probe
eines, wie er meint, älteren, auch von den
Jeziden nicht mehr gesprochenen kurdischen
Dialektes bestimmt und eine Transkription, bzw.
Aussprachebezeichnung in lateinischer Schrift
und eine französische Interlinearversion zustande
gebracht.
! Journal of the American Orient. Society 26, 8. 176
bis 184. 3. The Yezidis or so called Devil-Worshippers,
around Tiflie.
2 Dr. Theod. Menzel in Hugo Grothe: Meine
Vorderasienexpedition 1906 und 1907. I. Die fachwis-
senschaftlichen Ergebnisse. 1. Teil. Ein Beitrag zur
Kenntnis der Jeziden, p. CXXXIX.
3 „La découverte récente de deux livres sacrés des
Yezides, par le P. Anastase Marie, O. Carm., Bagdad“,
Anthropos 1911, Bd. VI, 1, S. 1-39.
89
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Orientalistische Literaturzeitung 1916 Nr. 3.
90
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In dankbarer Benutzung und scharfsinnigen Ueber sie äussert sich Bittner in seinem Ar-
Durchforschung und Ergänzung dessen, was P. tikel: „Die beiden heiligen Bücher der Jeziden
Anastase Marie für Aufhellung und Erklärung
der gefundenen Texte geleistet hat, gibt Prof.
Bittner in der vorliegenden, philologisch
meisterhaften Arbeit 1. die Jezidi-Texte und die
arabischen Fassungen parallel nebeneinander
nebst möglichst wortgetreuen deutschen Ueber-
tragungen und textkritischen und sachlichen
Anmerkungen, 2. eine genaue Umschrift der
Jezidi-Originale und einen sehr ausführlichen
Kommentar, 3. eine grammatische Skizze des
erschlossenen Kurden-Dialektes, 4. ein Glossar
aller in den Jezidi-Texten vorkommendenreinkur-
dischenundauchderdortalsLehnwörtergebrauch-
ten arabischen, persischen undtürkischen Wörter
nach dem arabischen Alphabete geordnet. Vor-
ausgeschickt werden einige Bemerkungen zur
Jezidi-Schrift, die sich als Geheimschrift dar-
stellt und jedenfalls erfunden ist, um Anders-
läubigen den Einblick in die Glaubensdogmen
der Teufelsanbeter zu verwehren und das Dunkel,
das über den beiden Schriften schwebt, noch
geheimnisvoller zu machen, sodann Bemerkungen
zur Sprache, zur Transkription, zu den ara-
bischen Versionen, zur Textkritik und zur Edition.
Das Kurdisch der heiligen Bücher ist nicht
das Kurdisch der heutigen Jeziden, von dem
J. de Morgan! handelt, das sich in Formenlehre
und im Wortschatze von der Sprache der heiligen
Bücher sehr bedeutend unterscheidet, sondern
es steht nur zwei Dialekten des Kurdischen
sehr nahe, wie Bittner sagt, nämlich der von An-
gehörigen des Stammes der sogenannten Bebe-
Kurden im Sendschak Soleimanij je ge-
sprochenen Mundart und dem Dialekte der
Mukri-Kurden. P. Anastase Marie wie
Bittner sind nun der Ansicht, dass das Kur-
dische der jetzt vorliegenden heiligen Texte einen
älteren Dialekt aufweise. Ich kann nur finden,
dass es dem Dialekte der Mukri-Kurden im
ganzen völlig entspricht, den Oskar Mann in
seiner ausgezeichneten Arbeit (die Mundart der
Mukri-Kurden, zwei Teile, Berlin 1906 — 1909)
uns erschlossen hat. Der Verfertiger der kur-
dischen Texte, mag er sein, wer er will, ist,
wie ich vermute, wohl vertraut mit dem Kur-
dischen, insbesondere mit dem Mukri-Kurdischen,
und hat das Wenige, was in diesen Texten
etwa als abweichend vom Mukri-Kurdischen
angesehen werden kann, vielleicht absichtlich
so gestaltet, damit das ganze den Anschein
eines höheren Alters gewinnen soll. Eigen-
tiimlich berührt die Anwendung einer Geheim-
schrift mit so absonderlichen Charakteren.
J. de Morgan, Mission scientifique en Perse,
Tome V, 1, Etudes linguistiques. Dialectes Kurdes.
Langues et dialectes du Nord de Ja Perse.
im Lichte der Textkritik“ (Anthropos VI, 1911,
S. 631—632) folgendermassen: „Eine grössere
Anzahl von Verschreibungen in unserem Kur-
dischen zeigt, dass dieses, ehe es in der Geheim-
schrift aufgezeichnet wurde, mit arabisch-per-
sischen Buchstaben niedergeschrieben sein muss,
dass es also nicht sofort mit jenen sonderbaren
Charakteren zu Papier gebracht, sondern gewiss
aus einer mit den Zeichen der arabisch-persisch
geschriebenen Vorlage in die Geheimschrift
transkribiert worden ist. Sonst könnten nicht
die Zeichen für d, r, w oder die für b, t, n und
y so oft verwechselt worden sein, als es tat-
sächlich vorkommt: nur die arabischen Aequi-
valente sehen sich ähnlich und führen leicht zu
Konfusionen, während die betreffenden Jezidi-
zeichen zu solchen keinen Anlass geben. Der
Verfertiger unserer Jezidi-Codices änderte beim
Umschreiben aus der, wie nochmals betont
werden soll, mit arabisch-persischen Buchstaben
geschriebenen Vorlage nichts, sondern setzte
diese in seiner Gewissenhaftigkeit — oder besser
— Gedankenlosigkeit samt allen nur aus dem
Charakter der arabisch-persischen Schrift erklär-
lichen Verschreibungen in die neu erfundene
um“. Die Frage, warum man eine Geheimschrift
anzuwenden für nötig hielt, dürfte sich, wenn
man nicht andere Zwecke voraussetzen will,
meines Erachtens nur aus den Verhältnissen,
in denen die Religionsübung der Jeziden steht,
erklären lassen.
Ueber den wissenschaftlichen Wert, der den
kurdischen Fassungen auch für den Fall zu-
kommen müsste, wenn sie selber aus arabischen,
den hier vorliegenden zeitlich jedenfalls vor-
gehenden Texten übersetzt wären, verweist
Bittner auf das, was er in seinem eben er-
wähnten Artikel (Anthropos 1911, S. 628—639)
gesagt hat und hat nichts Neues hinzuzufügen.
Er betont nur, dass die kurdischen „Originale“
den Schlüssel für die richtige Auffassung so
mancher Stelle in den arabischen Versionen
enthalten. Ich möchte dazu folgendes bemerken.
Wenn es richtig ist, was Menzel a. a. O.
(Nachwort, p. CLXXXXIII) sagt, „dass die
Jeziden sich immer in der Behauptung gefallen,
dass sie urspriinglich Araber waren und seiner-
zeit von Syrien aus in ihre jetzigen Wohnsitze
eingewandert seien, und dass ihre Sprache sich
infolge der Länge der Zeit und der fortgesetzten
Berührung mit der Nachbarschaft in das Kur-
dische verwandelt babe, so ist doch vielleicht
die Annahme nicht ohne weiteres von der Hand
zu weisen, dass die kurdischen Texte schliess-
lich auf ein gemeinsames, arabisch verfasstes
Dokument zurückgehen.
91 Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 3.
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92
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|
Bittners ebenso gewisseuhafte als mühe- uns hier endlich die reife Frucht jahrelanger
volle Arbeit verpflichtet uns zu lebhaftem Dank. Bemühungen. Auch als ein Führer durch
Seine wertvolle Gabe wird nicht bloss den schwieriges Gelände lässt sich das Buch be-
Iranisten willkommen sein, sondern auch allen zeichnen. Ein Führer, der sich rasch unser
denen, die einen Einblick in die religiösen Vertrauen erwirbt. Jede Tendenz ist fern-
Schriften der Jeziden gewinnen wollen. Nach gehalten; echtes Wahrheitsstreben kennzeichnet
furchtbaren Verfolgungen, die in den letzten das Ganze.
Jahrzehnten über diese Gläubigen der Teufels- | Der Inhalt des Werkes ist viel zu reich,
anbetung unter Abdul Hamids Herrschaft her- als dass ich ihn hier auch nur zu skizzieren
einbrachen, der ihre Andachtsstätten zerstören, | vermöchte. Ich muss mich auf wenige Be-
ihre Heiligtümer, die vergoldeten Pfauenbilder, merkungen beschränken.
wegnehmen liess und durch Anwendung aller" In der wichtigen, viel umstrittenen Frage
Zwangsmittel die „Teufelsanbeter“ gewaltsam der Beeinflussung unserer Evangelien durch
zum Islam zu bekehren versuchte, gehen sie| den Buddhismus war Garbe früher zu dem Er-
jetzt unter dem neuen Wali, wie aus Mossul gebnis gekommen, dass im Neuen Testament
verlautet, einer besseren Zukunft entgegen und |solche Einflüsse sich nicht nachweisen liessen,
können als anerkannte Sekte ungestört ihren wohl aber unzweifelhaft deutlich in den so-
Religionsübungen obliegen. |
genannten apokryphen Evangelien. Jetzt hat
er sich dem Standpunkte, den insbesondere van
Richard Garbe: Indien und das Christentum. Eine den Bergh van Eysinga und Edmunds vertreten,
Untersuchung der religionsgeschichtlichen Zusammen- in einigen Punkten genähert, indem er bud-
hänge. Tübingen 1914. Verlag von J. C. B. Mohr
(Paul Siebeck). Bespr. v. L. v. Schroeder, Wien.
Das vorliegende Buch ist ebenso gediegen
wie einzigartig nach Anlage und Durchführung.
Darum, bei der Wichtigkeit der darin behan-
delten Fragen, durchaus dazu angetan, dem
Bedürfnis eines weiten Leserkreises entgegen
zu kommen, der sich ebensowohl aus gelehrten
Forschern der verschiedensten Gebiete wie aus
gebildeten Laien zusammensetzen dürfte. Sie
alle werden auf ihre Rechnung kommen, denn
der Verfasser — als Indologe längst hoch an-
gesehen — zeigt sich ebenso tiefgründig und
ehrlich bei der Behandlung der zum Teil sehr
schwierigen und auch heikelen Probleme, ebenso
umfassend orientiert wie klar und fesselnd in
der Darstellung, nach Inhalt und Form gleicher-
massen auf der Höhe stehend.
Die grosse und vielverzweigte Frage der
Beeinflussung des Christentums, schon in seinen
Anfängen, durch die indische Gedankenwelt und
— vice versa — der indischen Welt durch das
Christentum, bildet den Inhalt des Garbeschen
Werkes. In dieser umfassenden, alle Teilfragen
eingehend berücksichtigenden Weise ist das
wichtige Kulturproblem noch von niemand be-
bandelt worden; und nicht genug gerühmt
werden kann die besonnene, umsichtige, vor-
sichtige, stets sachkundige und gerechte Art,
wie solches geschieht. Das Buch hat einen
zusammenfassenden und zugleich abschliessenden
Charakter. Es ist organisch erwachsen, aus
einzelnen Studien, die der Verfasser an ver-
schiedenen Orten, insbesondere in der „Deutschen
Rundschau“, in früheren Jahren hat erscheinen
lassen. Allen Problemen aber ist er rastlos
dhistischen Einfluss doch auch in mehreren Er-
zählungen der kanonischen Evangelien für wahr-
scheinlich hält. Das gilt speziell für die Ge-
schichte vom alten weissagenden Simeon, für
die Versuchungsgeschichte, das Meerwandeln
Petri, das Brotwunder. Auch wer sich nicht,
oder doch nicht durchweg, überzeugen lässt,
wird zugeben müssen, dass sehr ernsthafte
GriindeGarbezu dieser Stellungnahmebestimmen.
Zu den früher schon festgestellten Beein-
flussungen der christlichen Legendenliteratur
durch den Buddhismus treten neuerdings weitere
dergleichen hinzu. Insbesondere überzeugend
erscheint die Zurückführung der Legende vom
heiligen Christophorus auf die Jätaka-Geschichte
von einem tiergesichtigen, menschenfressenden
Riesen, der den Bodhisattva auf der Schulter
| davonträgt, in der Folge aber bekehrt wird.
Nach einer mittelalterlichen Quelle war der
nachmalige heilige Christophorus ein Riese von
zwölf Ellen Länge, mit einem Hundekopf, aus
dem Lande der Menschenfresser stammend.
Das Hauptverdienst um die Klärung dieser
Frage hat sich Speyer erworben.
Unter den kultlichen Beeinflussungen des
Christentums durch Indien tritt der schon von
A.Weber als ursprünglich indisch nachgewiesene
Rosenkranz auch jetzt noch am stärksten hervor.
Hier handelt es sich aber um einen ursprünglich
brahmanischen Einfluss, wie die Zahl und die
Art der Gruppierung der Rosenkranzkugeln
beweist (S. 123). Der Name Rosenkranz be-
ruht auf einem Missverständnis, das sich nur
aus dem Indischen heraus erklärt. Das Wort
japamälä „Gebetskranz“ wurde irrtümlich für
japamala „Rosenkranz“ genommen (japa Gebet,
weiter fort arbeitend nachgegangen und bietet |japä Rose).
93
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Die von Dahlmann neuerdings so bestimmt
behauptete Geschichtlichkeitder Thomas-Legende
und die darauf aufgebaute Theorie von der Be-
einflussung des Buddhismus in seiner Mahäyäna-
Form durch das Christentum wird von Garbe,
mit guten Gründen entschieden abgelehnt. Da-
gegen vertritt er mit grosser Wahrscheinlich-
keit eine später stattfindende Beeinflussung des
Hinduismus durch das Christentum. Sie zeigt
sich vor allem bei den krischnaitischen Sekten,
die die „Bhakti“ oder Gottesliebe, hingebende
Verehrung Gottes, in den Vordergrund stellen;
und es waren speziell die in Süd-Indien lebenden,
zu den Nestorianern gehörigen, sogenannten |
Thomas-Christen, welche solchen Einfluss übten;
schon früh in Indien eingewanderte, ursprünglich
persische Christen. Grierson hat hier wichtige
Aufhellungen geboten. Dagegen kann von einer
Beeinflussung des Mahäbhärata und speziell
der Bhagavadgitä durch das Christentum nicht
geredet werden. Das einzige, was hier allen-
falls für möglich oder auch wahrscheinlich
gelten kann, ist eine sehr vage Vorstellung von
einer nestorianisch - christlichen Gemeinschaft,
die vielleicht in der vielfach erörterten Erzählung
von der „weissen Insel“ oder „Insel der Weissen“
Cvetadvipa — Mhbh XII, Cap. 337 und
338 (ed. Calc.) anzuerkennen wire. Garbe
macht es recht wahrscheinlich, dass es sich
dabei um eine nestorianische Ansiedelung am
Balchasch-See handeln diirfte.
Doch ich breche ab, da diese mageren No-
tizen doch eine gar zu unvollkommene Vor-
stellung von dem Reichtum des Garbeschen
Buches geben, dessen Studium ich hiermit auf
das wärmste empfehlen möchte.
Aus gelehrten Geseilschaften.
Von der Ibn-Saad-Ausgabe der Berliner Akademie
ist der erste Halbband des Bandes VII in der Bearbeitung
Meissners in Druck abgeschlossen und zur Ausgabe bereit.
Von der Biographie Mohammeds I 2 sind 12 Bogen
gedruckt. Mittwoch hofft den Rest des Bandes bis Ende
des Sommersemesters 1915 fertigstellen zu können. —
Vom Wörterbuch der ägyptischen Sprache sind jetzt im
ganzen 6161 Worte bearbeitet, die etwa 425000 Zetteln
entsprechen. Die Ausarbeitung des provisorischen Ma-
nuskriptes, die den Herren Erman und Grapow obliegt,
ist bis zu 3962 Seiten gefördert.
55 d. K. Pr. Ak. d. W. Berlin 1915 IV—VI.)
eographische Gesellschaft, Wien. Am 20. Oktober
1914 sprach Eugen Oberhummer über Aegypten und den
Sudan unter englischer Herrschaft.
Mitteilungen.
Frl. Gertr. Lowthian Bell hat vom 6. Dezember 1913
bis 1. Mai 1914 eine Rundreise durch das nördliche Ara-
bien von Damaskus aus ausgeführt, und zwar über Zizia,
Teima, Hail, Hayyaniyeb, Lukah und Bagdad, wo sie
mehrfach neue Kouten zurücklegen konnte.
Frau Dora v. Eschwege hat in den Monaten Januar
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 3.
94
bis Mai 1914 von Dschibuti aus die abessinischen Galla-
länder und Britisch-Ostafrika bis Mombasa durchzogen.
Personalien.
Dr. Hans Haas, ausserordentl. Prof. in Jena, hat
einen Ruf als Ordinarius der Religionsgeschichte nach
Leipzig erhalten und angenommen.
Dr. Konrad H offmann, Mitarbeiter am igyptischen
Wörterbuch und Bearbeiter des Papyrusfundes von Kahun,
ist einer schweren Verwundung erlegen.
Prof. D. August Klostermann ist in Kiel gestorben.
Prof. Dalman hat nach der DLZ Nr. 6 die Berufung
an die Univ. Greifswald abgelehnt.
Lic. Emil Balla ist als a. o. Prof. der alttest. Theol.
an die Univ. Münster berufen.
Zeitschriftenschau.
* = Besprechung; der Besprecher steht in ().
American Historical Review. 1914:
October. *Macalister, The Philistine (L. B. Paton). —
*Frank, Roman Imperialism (W. L. Westermann).
Annal. du Serv. d. Antiquités de l'Égypte. 1913:
Tome 13, fasc. 2. (Lefebvre, Egypte Gréco-Romaine,
No. 19—27.) Daressy, Fragments de décrets de l’Ancien
Empire. J. Clédat, Les vases de el-Béda (archaische
Vasen, an der Pilgerstrasse nach Syrien gefunden). C.
C. Edgar, Report on the demolition of Tell Sheikh Nas-
reddin (bei Tell Mokdam). J. A. Decourdemanche, Note
sur les poids Egyptiens (détermination théorique et ordre
successif d'emploi; nach Weigalls Material). — Ahmed Bey
Kamal, Rapport sur les fouilles de Said Bey Khachaba
au Deir el-Gabraoui (kleine Funde des M. R.). Daressy,
A travers les koms du Delta. Henri Munier, Sur deux
passages de la Genèse en copte sahidique (Gen. 40 u. 41).
(Fasc. 3 soll später erscheinen )
1914: Tome 14, fasc. 11. A. Ducros, L’arbre ash des
anciens Égyptiens (sei Taxus baccata?). G. Legrain, Au
pylone d’Harmhabi à Karnak, 10e pylone (4 Statuen des
Amenhotep, Sohn des Hapi; 2 des Ramses I. als Be-
amter!) Ahmed Bey Kamal, Rapport sur les fouilles
exécutées dans la zone comprise entre Déirout au nord
et D. el Ganadlah au sud (bes. in Meir). Ernest Mackay,
Report of the excavations and other work carried out
in the necropolis of ‘Thebes for the Department of Antiq.
by R. Mond, Esq. of Combe Bank, Sevenoaks, Kent,
Englaud, during the year beginning on March 9t 1913
(meist Reparaturen betreffend). M.
Bibelforskaren. 191%:
4. E. Stave, Hvad Gamla Testamentets fromme täukte
om lidandets gåta. — *O. Schmiz, Die Opferanschauung
des späteren Judentums und die Opferaussagen des NT
(E. Eidem). — *O. Ljunggren, Bönen i Gamla Testa-
mentet (E. Eidem). — *H. Gunkel, Reden und Aufsätze
(L. B.).
5. B. Duhm, Das Buch Jesaja; K. Budde, Das Buch
Hiob (E. SL — *L. Gautier, Introduction a l'Ancien
Testament, 2de éd. (E. 8.).
6. E. Stave, Profeternas politiskt-sociale förskunnelse,
sidan den uppfattats och sidan den är.
Deutsche Literaturzeitung. 1914:
51. “Studien zur semitischen Philologie und Religions-
geschichte, Julius Wellhausen gewidmet, hgb. v.K. Marti
(W. Staerk).
52. *Edward G. Browne, Hamdulläh Mustawfi-i-Qazwini,
the ta’rikh-i-Guzida or „Select History“, with indices
of the facsimile text by R. A. Nicholson (C. F. Seybold).
1915: 1. *Isidor Scheftelowitz, Das stellvertretende
Huhnopfer (Eugen Fehrle). — OC. H. Armbruster, Initia
Amharica (E. Littmann).
ı [Erweiterung des Auszugs in Nr. 12 v. J. D. R.]
95
— — nn
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their cultural significance (J. Meinhold). — *C. A. Nallino,
L'arabo parlato in Egitto (G. Kampffmeyer).
Deutsche Rundschau. 1914:
Dezember. F. Hermanin, Die neuesten Ausgrabungen
und Entdeckungen auf dem Palatin.
Fortnightly Review. 1914:
November. H. C. Lukach, Some Aspects of Islam in Turkey.
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Freie Wort. 1915:
XIV, 19/20, M. Roloff: Der Islam u. d. Weltkrieg.
Geographical Journal. 1914:
November. R. Knunke, Eine Forschungsreise in Zentral-
Afrika, 1911—1912 (H. H. Johnston). — A. J. N. Tre-
mearne, The Ban of the Bori. — Monthly Record: Survey
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(Missionar Nick. Mich. Krick 1852/53. Transliteration
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(W. Schubart). — *P. Bedjan, Homiliae selectae Mar- 4
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philosophie (Max Wundt). — *C. Klotzsch, Epirotische
Geschichte bis zum Jahre 280 v. Chr. (Walter Otto). —
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1829—1833 (Adolf Hasenclever). — *Maximilian Fliegen-
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Internat. Monatsschrift. 1914:
IX,5. E. Littmann: Der Krieg u. d. islamische Orient.
— P. Clemen: Unser Schutz d. Kunstdenkmäler im Kriege.
— P. Feine: Nation, Kultur, Religion. — C. Mirbt: D. Aus-
landdeutschtum u. d. christlichen Missionen im gegen-
wärtigen Weltkrieg.
Katholik. 1914:
XIV 11. Franz Steffen, Die religiösen Zustände und Ver-
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Literarisches Zentralblatt. 1914:
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eee ——— ũ — — —
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11/12. Meyers Reisebücher: Aegypten und Sudan. 6.
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Nordisk Tidsskrift for Filologi. 1914:
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Revue des Deux Mondes. 1914:
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Sitzungsber. d. Kgl. Bayr. Ak. d. W. 1914:
Dezember. von Bissing legt eine Reihe von Ergebnissen
seiner gemeinsam mit Dr. Kees durchgeführten Unter-
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Königs Rathures (U-noser-re) der V. Dynastie vor.
Teologisk Tidsskrift. 1914:
3. R. V 4. *R. Seeberg, Der Ursprung des Christus-
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Zeitschrift f. d. Alttestamentl. Wiss. 1914:
K. Budde, Elä toldoth. — H. Gressmann, Die
literarische Analyse Deuterojesajas. — 8. Daiches,
Exegetische Bemerkungen IV. — J. Béhmer, Golgatha
ein alttestamentlicher Name. — K. Albrecht, Der Juda-
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Zeitschrift fiir katholische Theologie. 1914:
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Pentapolis. — Uebersichten: Patrologia orientalis, von
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J. Linder. — *L. Murillo, El Génesis (J. Lindner). — *H.
H. Lammens, Historisch-kritische Untersuchungen über
die Quellen des Islam (H. Bruders).
Zeitschrift für Kolonialsprachen. 1914:
IV 4. H. Rehse, Eigentümlichkeiten in der Sprache der
Bazinza in Ostafrika. — D. Westermann, Die Grussi-
sprachen im westlichen Sudan.
Zeitschrift f. vergl. Rechtswissenschaft. 1916:
32. B. 3. H. Josef Kohler, Babylonische Briefe.
Zur Besprechung eingelaufen.
* bereits weitergegeben.
'*Arno Poebel: Historical Texts (Univ. of Pennsylv. The
University Museum. Publications of the Babylonian
Section Vol. IV No. 1). Philadelphia 1914. 242 8.
*Arno Poebel: Historical and Grammatical Texts (Univ.
of Pennsylv. etc. Vol. V). Piladelphis 1914. 126 Pl.
Arno Poebel: Grammatical Text (Univ. of Penneylv. ete.
Vol. VI I). Philadelphia 1914. 122 8.
*Wilhelm Bacher: Tradition und Tradenten in den Schulen
Palästinas und Babylons. Leipzig, 1914, Gustav Fock.
XI und 704 8. 16 M.
Eduard König: Hebräische Rhythmik. Halle a. S., Bach-
halg. d. Waisenhauses, 1914. VIII und 768. 2 M.
*Palästinajahrbuch 1914. 10. Jahrg. 3 M.
*Johannes Hempel: Die Schichten des Deuteronomiums
(Beitr. z. Kultur- und Universalgeschichte, herausgeg.
v. Karl Lamprecht. 33. 1) Leipzig, 1914, R. Voigt-
länders Verlag. XI und 288S. 9 M.
Mit einer Beilage von der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig.
Verlag u. Expedition: J. O. Hinriebs’sehe Buchhandlung, Leipzig, Blamengasse 2. — Druck von Max Sehmersow, Kirchhaln N-L.
Verantwortlicher Herausgeber: F. R. Pelser, Königsberg I. Pr, Gelts-Alles 11.
Orientalistische Literaturzeitung
Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient
und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers
Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Heiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11
Verlag der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung, Leipzig
8 Blumengasse 2.
Korrekturen
18. Jahrgang Nr. 4 e una
nach Königsberg. — Drucksachen nach Leipzig.
Jährlich 12 Nrn. — Halbjahrspreis 6 Mk.
April 1915
Sp. 113—123
Thomsen, Peter: Kompendium der
Inhalt.
Krauss, Samuel: Geschichte. 1. Tl. | Palästinischen Altertumskunde,
Abhandlungen und Notizen Sp. 97—113 Griechen u. E Net bespr. Carl Niebuhr . 115
Hütäng, G.: Hwahzatara I . 111 mudica V), bespr. v. J. Löw. 11
Niebuhr, Carl: Zur Glossierung im | Peters, Norbert: Des Buch Jesus Altertumsberichte . . . . . 124
AT (Schluss)) 97 Sirach, bespr. v. F. Perles. 113 | Aus gelehrten Gesellschaften . 124
Poebel, Arno: Eine sumerische | Rossini, Carlo Conti: Il discorso su Personelien 124
Inschrift Samsuilunas . . . 106 | monte Coscam, bespr. v. J. Schlei- | | 9
Schroeder, Otto: Kanaankisch ma- OP a a E a a ed tae R 122 | Zeitschriftenschau . . . . 124—127
a lania = „Quartier, Lager“ e 105 Schwöbel, Valentin : Die Landes- Zur Besprechung eingelaufen 127--128
natur
Stummer, Fr.: Zur Ursprache des
v. Arnold
Abikarbuches . . ... 1
alistinas. 2. Teil, bespr.
03 | Gustave... ey
EE
Zur Giossierung im AT.
Von Carl Niebuhr.
(Schluss.)
Es begegnet aber im AT neben der Glos-
sierung von literarischer Fertigkeit auch eine
solche von wesentlich bequemerer Art. Das
Merkwürdigste in diesem Genre hätte, wenn
anders unsere Beobachtungen darüber zutreffen,
jemand geleistet, der den Zweiprophetenzyklus
in den B. B. der Könige auf typische Ziffern
hin redigierte, was aber, wie kaum erörterungs-
bedürftig, vor der heutigen Kritik dem Wesen |
nach als eine skrupellose Glossierung zu be-
trachten ist. Man stelle sich ein Druckwerk
vor, worin die meisten der vorkommenden Zahlen
handschriftlich umgeändert sind. Diese Tätig-
keit ist in den jetzigen Kapiteln I. Kg. 17
(von Kap: 18 ab erst zutage tretend) bis nach
II. Kg. 13 hinein mit grosser Sorgfalt geübt
worden. Jedoch beschränkt sie sich auf die
Erzählungen; ob die Arbeit vor Fixierung nun
vorliegender Gestalt der B. B. d. Kg. geschah,
bleibe noch unerörtert. Die chronistischen An-
gaben zu den Königsreihen erweisen sich aber,
wenigstens dem System des Glossators gegen-
über, als intakt.
Die Ziffern dieses Glossators erfordern also
ihre Nachzählung. Wir bemerkten:
I. Kg. 18, 4 und 13: Obadja rettet 2 x 50
Propheten; man fragt sich, .ob einmal in Vers 6
Achab und Obadja mit je 50 Mann auszogen.
— 18, 19 und 23: 400 Propheten der Aschera
97
(die dann wegtauchen) und 450 Propheten Baals.
— 19, 8 werden die 40 Tage und 40 Nächte
zwar Beziehung zu den 40 Jahren Wüstenzug
optieren, aber die Summe ist 80 und gleich
der 40 beim Gloss. beliebt. — 19, 18: 7000
der Rest Israels. — 20, 1: 32 Könige um Ben-
hadad, des Gloss. „aramäische Zahl“, sozusagen,
s. weiterhin. — 20, 15: 232 Kawassen der
Landvögte, nämlich auf Seiten Achabs, wozu,
wie oben, 7000 Israeliten. Entweder sind hier
die Zahlen 200 und 32 von ganz verschiedenen
Stellen her zusammengeraten, oder die 200 war
ursprünglich gar kein Zahlwort. Der Kampf
entspricht jetzt auch nicht mehr seinem Pro-
gramm. Achab sollte wohl allein mit 32 Boten
seiner „Landvögte“ dem Benhadad und dessen
32 Königen gegenübertreten, also einen wunder-
baren Sieg erfechten. — 20,16 u. 24: Nochmals
Ben-Hadads 32 Könige und ihre Absetzung. —
20, 29 u. 30: 7 Tage, 100000 Feinde und noch
ein Rest von 27000 (dies Parallele zu den 7000
Israeliten?). — 22, 6: 400 Propheten Jahwes. —
22, 31: 32 aramäische Wagenobersten.
II. Kg. 1, 9—14; Drei Hauptleute über je
mit diesen vor Elia. Die Zahl 3
iten. — 2, 7: 50 Prophetenjünger,
ebenso V?:16—18. Das Motiv dieser letzteren
Stelle entspricht dem Geheimnis um Mosis Grab.
— 2, 25: 42 Kinder von Bären zerrissen (vgl.
10, 14). — 3, 4: Tribut Moabs 2 * 100000,
vgl. oben I. Kg. 20, 29—30. — 3, 9: 7 Tage.
— 3, 26: 700 Mann mit Mesa. — 4, 35: Sieben-
98
99
maliges Niesen. — 4, 42—44: 20 Brote für
100 Mann. — 5, 5: 10 Kikkar Silber, 6000
Schekel Gold, 10 Feierkleider (iiber die 6000
s. unten) — 5, 10: 7mal im Jordan tauchen,
s. auch V. 14. — 5, 17, 22—23: Starke Ver-
wendung der Zahl 2. — 6, 25: 80 und 5 als
Teuerungspreise, dagegen 7, 1: als billigere 2 u. 1.
(7, 16 ff. eigentümlich torpide Wiederholung des
schon Erzählten.) — 7, 13: 5 der übrigen Rosse;
es werden aber in V. 14 zwei Wagen bespannt
(vgl. Benzinger und Thenius dazu). — 8, 1ff.
7 Jahre (der Bericht V. 1—6 merkwürdig, als
sei Elisa inzwischen gestorben). — 8, 9: 40
Kamelslasten.
II. Kg. 10 macht, immer unter unseren Vor-
aussetzungen gesprochen, die Schwierigkeit be-
sonders deutlich, das Wirken dieses Glossators
der Zeit, d. h. der literar. Reihenfolge nach,
zu fixieren. 10, 1: 70 Söhne Achabs, dazu
V. 6 u. 7. Die Zahl stammt nicht vom Gloss.,
denn — 10, 14: 42 Brüder Achazjas, ganz
präzis („und liess nicht einen davon übrig“).
— 10, 17 beweist das Fliessen einer Quelle im
Text, welche die 70-Affäre nicht kannte.
Auffassung war von der Kenntnis getragen,
dass qehu selber von Omri stammte (s. unsere
„Forschung und Darstellung usw.“, Leipz. 1905,
S. 22 f.). — 10, 24b: Jehu beordert 80 Mann,
Zahl des Gloss., der hier aber keine 70 weg-
korrigiert, sondern frei einfiigt. Die folgenden
Verse legen sehr nahe, dass die Truppenzahl
gar nicht mitgeteilt war. Ueber die typische
Wertung von 42 als Unheilszahl vgl. A. Jere-
mias, Handb. der altoriental. Geisteskultur,
S. 1581; auf die 70 kommen wir zurück. —
10, 30: im vierten Gliede; jedenfalls unrichtig,
da Jehu erstes Glied bleibt. Kann vom Gloss.
herrühren, aber auch spätchronistisch sein.
Mit II. Kg. 13, 7: 50 Reiter, 10 Wagen,
10000 zu Fuss scheint die Fährte des Gloss.
zu erlöschen (V. 14—25 bei „dreimal“, „fünf-
oder sechsmal“ arbeitet er nicht mehr); über-
dies wird die Struktur der Berichte dann bald
rein chronistisch.
Da keine der in diesem Zweiprophetenzyklus
genannten Zahlen absichtlich übergangen worden
ist?, so erlaubt eine Prüfung des Gesamtergeb-
| ı Ebendort ist die astralmythologische bzw. zyklische
Bedeutung aller dafür in betracht kommenden Zahlen
dargelegt, — für das obige Thema also weitere Schlüsse
erlaubend.
? Genauer ausgedrückt: keine der Zahlen im Glos-
sierungsbereich, wozu 1 Kg. 17 und 18, 1 noch nicht ge-
hören. Feruer ist 1 Kg. 18, 30—35 als nachglossatorischer
Eiuschub zu betrachten. Er ritualisiert das Wunder Elias
durch die 12 Steine aus Josua 4, 2—9 bei 12maligem
(3><4) Wasserguss, wobei die herrschende Dürre ganz
vergessen worden ist. Die 12 Stämme hier überhaupt
erwähnt zu finden begründet schon an sich starken Zweifel.
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 4.
Ihre ;
100
nisses folgendes Fazit: Der Zahlenglossator
vermeidet sorgfältig die Zahl 12 samt ihren
Vierteln 3, 6 und 9, und ebenso ihre Multi-
plikationen. Nur an zwei Stellen (II. Kg. 1,
9—14, drei Hauptleute, 5, 5 die 6000 Schekel)
hatte er versäumt, die Vorlage zu ändern; bei
13, 14 ff. wäre es dem Zusammenhange nach
kein Uebersehen mehr, ist also ein Aufhören.
In Siebenen und Fünfen schwelgt er, bringt
auch die 40 gern ins Spiel; 100000 ist ihm die
beim Feinde begehrenswerte Menge. Die 8 wird
gemieden!, aber sie ist begriffen in den 32 um
Benhadad. Bei aller Vorliebe für die 50 muss
Gloss. zu I. Kg. 19, 23 (450 Propheten Baals)
doch gewusst haben, dass er 9 als Multiplikator
nahm. Das wäre die gleiche Verwendung in
pejus wie soeben bei der 8 (4 x 8 = „aramäische
Zahl“, 9x50 die derBaalspriester). Es empfiehlt
sich, über die Gründe zu dem grossen Bogen
um die 12 herum keine einseitige Ansicht zu
ermutigen.
Sehr erfreulich und Achtung erweckend ist
ein Beispiel von Glossierung aus wissenschaft-
lichem Antrieb, das leider nur einen Text ge-
ringen Umfanges betrifft. Das Jeremiabuch
enthält in den Stücken 39, 1—10, 40, 7 ff. und
41 eine Relation über die Vorgänge in Juda
nach Jerusalems Fall, wobei Jeremia völlig
unerwähnt bleibt. Man kann bei gesonderter
Betrachtung dieses Teils nicht umhin, einen
exkulpierenden Bericht darin zu erkennen, der
für Babylon bestimmt war. Keine Spur von
Sympathie mit Judas Schicksal spricht daraus,
sondern es wird betont, dass grosse Loyalität
herrschte, dass namentlich die Führer der un-
bewältigt gebliebenen kleinen judäischen Be-
satzungskorps dem Eroberer Treue hielten: eine
gewagte Versicherung, vgl. dann 43, 2 ff. Die
den Bericht umlagernde Jeremia-Erzählung lässt
ihn gelten; um so interessanter ist, dass gerade
deren Enklave (39, 11 ff, 40, 1—6) die Be-
freiung des Propheten in zwei einander stark
widersprechenden Versionen enthält. Ganz ab-
zuweisen wäre also nicht, dass 40, 2—6
(V. 1 vielleicht versprengt; Jahwes Wort bleibt
aus) wegen seiner einleuchtenderen Darstellung
dem Glossator angehörte, aber die unbefangene
Ignorierung Jeremias zuvor wie nachher hält
doch Bedenken gegen solche Annahme wach.
Die ersten zwei Glossen entsprechen Stellen
aus der Parallelerzählung am Schlusse von
II. Kg.; die Daten der Belagerung Jerusalems
Jer. 39, 1 und 2 kommen hinzu, ferner ebd.
6 und 7 das Schicksal Zedekias. Die Erwähnung
des Urteilspruches genügte: sonst, und in einem
1 80 ist immer als 2 >< 40 gefasst.
101
Bericht nach Babel würde man keine Ausmalung
erwarten. „Im Lande Hamath“ V. 5 glossiert
eine nähere Orientierung. Sodann ist Jer.
40, 15 f. bereichernde Glosse zu V. 13f., wo
Gedaljas eigne Mitschuld an dem Unheil schon
klargemacht war. Es handelt sich um spezielle
Rechtfertigung des Jochanan, die auf Kenntnis
von einem späteren Schriftwechsel in seinem
Interesse zu führen scheint. — Jer. 41, 1—4
macht der Vorstellung einige Schwierigkeiten,
denn eigentlich ergäbe sich ein Heldenstück
Ismaels. Auch im Original steckte hier ver-
mutlich die schwache Stelle der wahrhaftigen
Relation für misstrauische Gewalthaber in der
Ferne. Die folgende Episode ist bemerkenswert
wegen Zahlenspiels (V. 8). 80 Mann sind ge-
kommen und getötet, da kaufen sich noch zehn
frei, dass nur 70 Tote bleiben. Denn auch 70
ist eine typische Zahl für umkommende Menschen.
Wir fanden sie vorhin II. Kg. 10, 1 passim,
sie erscheint ebenso Ri. 9, 5: „70 Mann auf
einem Stein“ (getötet), und auf der Panamu-
Inschrift von Sendschirli Z. 3 (vgl. OLZ 1898,
Sp. 379 f.). Jer. 41, 9 bietet wiederum eine
gelehrte Anmerkung: es ist der von König Asa
gegrabene Brunnen, wo dies geschah. Ebenso
V. 12: Ismael wird bei dem berühmten Teiche
von Gibeon (II. Sam. 2, 13) eingeholt; eilige
Flucht ist in beiden Fällen das Vergleichungs-
motiv. Mizpas Lage ist zwar nicht genau bekannt,
aber Ismael wollte schwerlich fechten, sondern
ostwärts entweichen, und da sieht es nicht aus,
als hätte er sich ungedeckt nach Gibeon be-
geben. Aber der Stadtname muss wohl das
Stichwort für die Erinnerung an den Teich ge-
boten haben. V. 17 ist Kimhams u (yeßr-
ow? yapaap) nahe Bethlehem ein Zeugnis des
gleichen antiquarischen Bestrebens, vielleicht
eine gute Notiz über den Verbleib oder die
Ausstattung des Kimham II. Sam. 19, 38. Die
judäischen Detachements werden überhaupt
während der Belagerungszeit Jerusalems im
Süden gestanden haben, und sie sammeln sich
nun dort.
Neben einer so schätzenswerten Art der
Glossierung fehlt im AT nicht deren Wider-
spiel, die inhaltsleere Stilübung, die einen ein-
fachen Text durch Wortschwall zu verschönern
meint. Wir haben ihr umfangreiches Beispiel
in „Studien und Bemerkungen z. Gesch. d. alten
Orients“ (Leipz. 1894) S. 30 ff. zergliedert und
sind heut wie damals überzeugt, dass ihm, —
es ist Ri. 17—21, — der Preis für Glossierungs-
breite nicht vorenthalten werden kann!. Die damals
1 Da ein Grenzstreit über den Bereich der Begriffe
Glossierung, Redaktion und Quelle nicht ausgeschlossen
sein wird, so sei zugleich auf S. 1—29 obengenannter
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 4.
102
ee u — — — —
beigefügte Quellenuntersuchung hat so wenig
Beachtung gefunden wie das ganze Unternehmen;
daher bedarf es zunächst auch keiner Eilfertig-
keit in bezug auf Nachkorrekturen, die im
Laufe zweier Jahrzehnte fällig werden mussten.
Nur sei bemerkt, dass jetzt die Unbefangenheit,
mit der wir vom Propheten Hosea schlechtweg
als einer der Quellen sprachen, nebst einigen
Konsequenzen davon nicht mehr aufrechtzu-
erhalten ist. Hier hat sich eine Erweiterung
des Gesichtsfeldes vollzogen durch F. E. Peisers
vor kurzem erschienene Studien zu Hosea!, die
überdies geeignet sind, dem uns augenblicklich
beschäftigenden Thema eine sachlich sehr will-
kommene Ausdehnung über rein historische
Texte hinaus zu gestatten. Freilich können
wir, an dieser Stelle nur mit mehr oder weniger
Eigenem aufzuwarten verbunden, Peisers Arbeit
auch nicht in Form einer Wegebeschreibung
nachskizzieren, und bis zum ultra Peiserum `
sapere wird man wohl überhaupt gute Zeit
brauchen. Hingegen bietet das kritische Ver-
fahren des Gelehrten bei der Glossenausschei-
dung Anlass zu etlichen kurzen Bemerkungen,
die obne seine Arbeit kaum naheliegen würden.
Wesentlich anders als im historischen bzw.
historiographisch gemeinten Teile des AT stellt
sich die Weise und das Verfahren der Glos-
sierungen in den spezifisch prophetischen und
poetischen Büchern dar. Steht in diesen Glossen
zuweilen — man nehme Peisers „Hosea“ ge-
rade daraufhin genauer durch — ein gewisser
Eigengehalt an Ideen oder Vorstellungsbildern,
so ist das alles doch Mitnahme aus dem Reichtum
einer daneben vorhanden gewesenen Literatur.
Wahrscheinlich würden die erprobtesten Mittel
moderner analytischer Methoden versagen, er-
zwänge es sich bei einem dieser Texte als ge-
gebene Möglichkeit, dass ein Grösserer oder
doch eine stärkere Hand über die ursprüngliche
Vorlage geraten sei. Wir beharren da bei der
lücklicherweise seit alterserhärteten Erfahrung,
ass der Weih sich nicht ins Taubennest setzt.
Bleibt man jedoch beim Menschen, dem Wandel
der Zeitläufte und den von letzteren zuweilen
bedingten Eigentümlichkeiten literarischer Ver-
lautbarung, dann hätte das AT sogar besondere
Chancen fürbesagte Anomalie.— Fernerwurdedie
kleine und entsprechendermassen glossierungs-
freudige ältere („vorkanonische*) Leserschaft
der prophetischen usw. Stücke nicht allein durch
positives Mehrwissen, sondern auch durch ihren
Sentenzenschatz, selbstihren zufälligen Vorratan
Arbeit verwiesen, die an Ri. 6—8 u. a. zu demonstrieren
unternahm, welche Charakteristica mit dem Vorliegen
ineinanderredigierter, einst aber inhaltlich differierender
Quellen auftreten.
2 Vgl. OLZ Juni 1914, Sp. 254 ff.
103
Floskeln dazu eingeladen, das betreffende Exem-
plar nach Lust zu verbreitern. Zahlreich genug
sind für uns die Einzelstellen, wo eine nunmehr
indifferente Originalaussage einen zwar ab-
weichenden, aber an sich ebenso indifferenten
Nachsatz (Vordersätze sind noch übler)empfangen
hat, wo eine fernab wieder vorkommende Aus-
sage hier in „besserer Lesart“, d. h. inhalts-
voller, pointierter, definierter erscheint. Und
es werden häufig Glossen sein, die den Kritiker
notwendig beeinflussen, die ihm zur Logik
machen, was nur die Voraussetzung des Milieus
seiner Denkweise ist.
Im Falle des Hoseabuches konnte Peiser
dem Ariadnefaden des Metrums nachgehen, das
die leitenden Gleichris- und Mahnreden inne-
halten. Spricht irgend etwas für den Wert
seiner Ergebnisse, so ist es der Umstand, dass
ihn auch hierbei die gesunde Skepsis keines-
wegs verliess. Kann der Erfolg am Stoffe mit
Recht beruhigen und ermutigen, — die gewal-
tige Menge des Abfalls und der Einschubsätze
wird noch vielfältiges Nachsieben erfordern,
wenn für die Jahrhunderte, die der Reihe nach
in Frage kommen, jede kritische Zuweisung im
einzelnen vollzogen wurde.
Das wäre ein Stück der Forschertätigkeit,
die jener schwierigere Teil des AT in Anspruch
nimmt, und die unter „gesicherten Voraus-
setzungen“ überkommener Art nicht befriedigend
geleistet werden kann. Auch hier aber, hier
erst recht, besteht die einzige Möglichkeit, über-
haupt durchzudringen, in Anerkennung des
Glossatorischen allen Beiwerks und aller ein-
geschobenen Nebentexte. Selbst wenn einer
dieser letzteren sich weiterhin als ein Ganzes
oder annähernd als solches herausstellen sollte,
— was kein häufiger Fall sein wird, — behält
das grundsätzliche Verfahren der Textkritik seine
Giltigkeit. Denn es schützt vor jenen für me-
thodisch gehaltenen Irrwegen, die, gleich anfangs
eingeschlagen, in der Regel allen Aufwand von
Mühe vergeblich machen.
Zur Ursprache des Ahikarbuches,
Von Fr. Stummer.
Seit R. Smend (Theol. Lit.-Ztg. XXXVII
[1912] 392) und A. Schollmeyer (Theologie
und Glaube IV [1912] 660 f.) das Vorkommen
des babylonischen Gottes Šamaš in den von
Sachau veröffentlichten A hikarfragmenten aus
Elephantine festgestellt haben, hat die Annahme
hohe Wahrscheinlichkeit für sich, dass, wie die
Heimat des Achikarromans Babylonien ist, so
auch seine urspriingliche Abfassung in der
Sprache Babels erfolgt sei. Im Nachstehenden
seien einige Beobachtungen mitgeteilt, die diese
Vermutung noch weiter stützen.
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 4.
104
Scan 22 in Pap. 50, 1. 7 dürfen wir wohl als
Akkadismus bezeichnen, da das echt aramäische
Wort für „Tor“ nicht 32, sondern yan ist (so
Pap. 51, 13 vgl. Dn. 2, 19; 3, 26).
Pap. 52, 7 wird Abikar als "me N Man be-
zeichnet. Dies erinnert an die Bezeichnung des
Eponymus Sin-Sar-usur als aba mati (vgl. die
Eponymenliste bei C. H. W. Johns in PSBA
XXXVI (1914) 186.
Pap. 54, 12 heisst es "pm 5x 7325 p3 NWI.
Sachau hat (Aramäische Papyrus und Ostraka
S. 165) ganz richtig übersetzt: „Ueber das Viel
von Söhnen soll sich dein Herz nicht freuen“.
Aber die Konstruktion im Aramäischen ist
hart. Man würde ein Substantiv statt eines
Adjektivs erwarten. Es sieht so aus, als habe
der aramäische Uebersetzer den st. c. ma’ad
von ma’du Menge mit dem Adjektiv ma’adu
konfundiert.
Pap. 55, 5 haben wir den Ausdruck Gr
prox „geliebt von Gott“, „Liebling Gottes“ 1.
Diese Konstruktion ist im Aramäischen unge-
wöhnlich, da es für gewöhnlich 5 Cp heisst,
wie z. B. Pap. 53, 14, wo wir op no lesen.
Im Syrischen sagt man (e SL asus. Dagegen
erklärt sich obige Ausdrucksweise, sobald wir
sie als Uebersetzung des akkadischen narùm
ilani fassen.
Pap. 55, 7 haben wir das Wortspiel: rr
SO lei: mp yD Oy ROD tie sl „Einen
Löwen gibt es nicht im Meere, darum nennt
man das Boot? x35“. Im Aramäischen ist das
Wortspiel zerstört. x gibt zweifellos assy-
risches labbu wieder. EinHomonym zu letzterem
Wort, welches „Boot“ o. ä. bedeutet, ist aber
meines Wissens nicht bekannt?.
Pap. 55, 15 ist die schwierige Stelle: wx
min dd NY dy Moy usw. Eine befriedigende
Erklärung ist noch nicht gelungen. Siehe
darüber meine Schrift „Der kritische Wert der
altaramäischen Ahikartexte aus Elephantine
[Alttest. Abh. V 5, Münster 1914] S. 24 f., wo
ich Grimmes Erklärungsversuch als den relativ -
besten bezeichnet hatte. Seine Uebersetzung
„(Wenn die Augen der Götter auf einem
2 Oder „geliebt von den Göttern“, „Liebling der
Götter“, wenn man so will.
* So möchte ich jetzt mit Montgomery (OLZ XV
(1912) 536) übersetzen (vgl. ass. kuppu Kasten, und das
a? no
modern-babylonische %45), während ich früher mit Ep-
stein „Flut“ übersetzt hatte. (Der kritische Wert der
altaramäischen Ahikartexte aus Elephantine [Alttest.
Abh. V 5, Münster 1914], S. 23.) t
[* Darf an elippu in diesem Zusammenhang gedacht
werden? Das würde auf Verkürzung im Munde der in
Babylonien hausenden Fremden deuten, ferner auf baby-
lonische Aussprache des p als b. F. E. P.]
105
Menschen ruhen,) so durchquert (gp D einer
einen Wald in der Finsternis“ (OLZ XIV (1911)
535 f.) würde sich aber nur erklären, wenn man
annimmt, dass der Uebersetzer mit Tut eine
Form von assyrischem n>53 IV 1 etwa ibbalkat
wiedergeben wollte, ein Verbum, das ja vom
Durchqueren von Gebirgen usw. gebraucht wird
und in III 1 und IV 2 (auch in IV 1 in Ver-
bindung mit uşşurtu) losreissen, durchbrechen,
entzweibrechen bedeutet, während die Grund-
bedeutung von my eine ähnliche ist: nämlich
„spalten“. Diese Verwandtschaft der Bedeutung
der beiden Stämme würde die Wahl des Wortes
moy bei einem flüchtig arbeitenden Uebersetzer
wohl erklären. Doch kommen wir hier vorläufig
über Vermutungen nicht hinaus.
Pap. 56, 1 lesen wir MTY MD CIR mob.
Es ist jetzt wohl allgemein anerkannt, dass das
heisst: „dass ihm nicht etwa Gott zu Hilfe
kommt“. Aber die Präposition 3 vor "rr ist
schwierig. Grimme (OLZ XIV (1912) 536)
vermutete ein sog. 3 essentiae, was aber auch
nicht befriedigt. M. E. ist diese Konstruktion
aus dem Aramäischen überhaupt nicht zu er-
klären. Sie wird aber sofort verständlich, wenn
wir uns erinnern, dass „zu Hilfe kommen“ im
Assyrisch-Babylonischen aläku rêşússu heisst.
resüssu steht für ana resütisu, könnte aber an
und für sich auch für ina rögütisu stehen. Der
aramäische Uebersetzer des alten Ahikarbuches
hat ein in seiner Vorlage stehendes régussu
fälschlich in ina régutisu aufgelöst und mit
mya wiedergegeben.
Kanaanäisch malania = „Quartier, Lager“.
Von Otto Schroeder.
In dem Amarnatexte VAT 1679 (VAS XI
Nr. 187) findet sich zweimal das Ideogramm
ŠI. MALI. Nach Briinnow Nr. 9311f. ist
SI.MAL, sumerisch igi-gä(n) zu lesen (De-
litzsch, Sumerisches Glossar S. 20), = bard,
häru „sehen“. Hier aber ist beidemal eine
Glosse beigefügt, die nach Knudtzon (VAB II
Nr. 337) ma-at-ni-a lautet. Nun ist der Text
in jenem Typus der Keilschrift geschrieben,
den wir als „hettitisch“ bezeichnen, und der
die recht unangenehme Eigentümlichkeit hat,
dass of und la fast die gleiche Form haben.
Man vergleiche in meiner Autographie Z. 17
ji-il-ma-ad mit dem angeblichen of von Z. 21
(in Z. 9 ist leider gerade der die Unterscheidung
D Freilich müsste dann dem Uebersetzer auch zu-
emutet werden, dass er résissu, Acc. bei Verben der
wegung, mit rösütüsu, loc. wie sadüsu, verwechselt
habe. Auch dieser Fall würde für ein Studium des Neu-
sonen im Munde Fremder in Frage kommen.
. E. P.]
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 4.
106
ermöglichende Anfang des Zeichens zerstört),
dann wird deutlich, dass die Glosse ma-la-ni-a
lautet. Dieses Wort könnte Wiedergabe eines
vom Stamme yo gebildeten Wortes ähnlich he-
bräisch pop, yd sein, also etwa „Unterkunft,
Quartier, Nacht-) Lager“ bedeuten; pp ist direkt
militärischer Fachausdruck dafür, vgl. Jos. 4,
3. 8; Jes. 10, 29.
Setzt man diese Bedeutung in unserem Text
ein, so lautet die erste Stelle: — 12 „der König,
mein Herr hat mir befohlen: Mach Quartiere
zurecht für die Truppen (pidäti) des Königs
....“ Hiziri nimmt nun an, dass der Pharao
selber die Truppen ins Feld begleite; daher
sagt er: 18—28 „.. .. siehe, so habe ich zurecht-
gemacht grosse Quartiere für die Truppen des
Königs 8
Betreffs des Ideogramms möchte ich noch
darauf hinweisen, dass VAT 1650 Rs. 6 (VAS
XI Nr. 168; VAB II Nr. 295) ein . ŠJ, MAL
vorkommt, der nebst 50 Soldaten zum Schutz
einer Stadt angefordert wird; also offenbar eine
Offiziersstellung innehat. Ist vielleicht die auf
das Ideogramm folgende Erläuterung in bel
[ma-la-ni-a] = „Wachthabender“ oder dgl. zu
ergänzen?
Eine sumerische Inschrift Samsuilunas.
Von Arno Poebel.
In meinen soeben erschienenen Historical
and Grammatical Texts! habe ich unter Nr. 101
eine sumerische Inschrift Samsu-ilunas ver-
öffentlicht. Sie lautet in Umschrift und Ueber-
setzung:
Kol. 1.
Anfang fehlt.
EE alis Sama
Kam mit seinem strahlenden
[mu-u]n-Si-[in-] f tees
bar-Jra-a (?) geblickt hatte,
egw von Sippara,
1 Die Publikation, fir die ich den Gesamttitel Histo-
rical and Grammatical Texts chiefly from Nippur ange-
setzt hatte, ist beim Ausbruch des Krieges vom Univer-
sititsmuseum in Philadelphia in drei unfertigen Banden
unter den getrennten Titeln Historical and Grammatical
Texts, Historical Texts und Grammatical Texts veröffent-
licht worden. Mir ist es nicht nur, wie im Vorwort
angegeben, nicht vergönnt gewesen, die letzte Korrektur
zu lesen, sondern auch die während der drei ersten
Kriegsmonate von Eisenach abgesandte vorletzte Kor-
rektur samt dem darin eingearbeiteten Material ist nicht
mehr benutzt worden. Dieses letztere, eine Verbesserung
der überaus zahlreichen, oft sehr störenden Druckfehler,
Verweise, den Katalog der Tafeln, die Liste der ge-
brauchten Abkürzungen, den Index der Transkriptionen
usw. werde ich somit erst nachträglich geben können.
? Möglich wäre vielleicht auch [igi-hül-lja[-na].
bald-bi dü-ü-de
Zeie e
[ki-b]i- gi-gi-de
[IGI-]E-n{i}r-gigun-
na-mah-a-ni
[sag]-bi an(a)-gim
il-i-de
dut]u 480 -nir-da- bi
Vi dur-azag] !- ne-
ne-
10
B ]. E-bab-
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 4.
der. . . Stadt, seinem
die Mauer zu erbauen,
E-babbara
wiederherzustellen,
die Ziqqurrat, sein hei-
liges Giguna
himmelgleich auf-
zurichten (und)
amas und Aua
inihre heilige(n) Wohn-
stätte(n)
zu Jubel und Herzens-
freude einzuführen
durch sein unwandel-
bares Gebot mir be-
fohlen hatte,
damals
e 2 © @ © © „% @ © „% © © „% „„ o o
e è „ ọọ e © 8 8 @ @ où O o @ @ @ „
e e „% ù >è © © >ù o o © 99o oo
Ende der Kolumne fehlt.
Kol. 2.
Anfang der Kolumne fehlt.
suhus-bi kalam-[ta]
he-im-mi-[..... ]
kur-gü-gi-[a]
du-ga-ma hu-mu-
[ni-....]
10 ni d-ul-li-a-[ta]
sig-é-babbar-[ra]
ba-dim-m[a-a]
lugal-igi-r[& 3-mu-]
ne[-ir]
15 lugal-na-[me]
dutu ba-ra-mu[-na-
an- |Si-in-Se-ga-a 4
bad-zimbir(u) k.
hu - mu - un- na- ta-
an (?)-dü(?)
sa-am-su-i-lu-n[a]
ki-äg(a)-utu
dSe-nir-da-[bi]
lugal-kal(a)-ga
20
meine Feinde, fürwahr,
mit Stumpf und Stiel
vertilgte ich ausdem
Lande,
alle Länder, fürwahr,
machte ich meinem Ge-
bote gefügig.
Was seit alters,
da der Backstein von
Ebabbara
gemacht worden war,
unter den Königen,
meinen Vorgängern,
keinem Könige
Šamaš je gestattet hat,
nämlich dass er die
Mauer von Sippar
ihm (neu) baue(?),
(mir,) Samsu-iluna,
dem Liebling desSamas
und der Aua,
dem gewaltigen Konig,
—
lugal-kä-dingir!-
ral
25 [lugal i ub-dſa-lim-
mu- ba
108
König von Babylon,
König der vier Welt
gegenden,
Ende der Kolumne fehlt.
Kol. 3.
Anfang der Kolumne fehlt.
8 mlu- ni
zlimbir(u) n
bad-bi
[mi-]ni-[dū]
5 é-babbar-ra [ki-bi]
im-mi-[gi]
: IGI-E-nir-gilgun-
| na-]mah-ne[-ne]
sag-bi an(a)-|gim|
mi-ni-[il]
dutu-dingir-..[....]
dSe-nir-da-b[i]
ki - dur - azag - ne-
n[e-a]
asilal-Sä-hül-hlül-
la-bi-[sü]
mi-ni-[tü]
e-babbar-r[a]
“Jama-Sa-ga-| bi]!
im-mi-
20 su-dutu-dingir
4§6-nir-da-[bi]
du-ga-ra im- mi-
10
15
25 ki. bi-zü im- mli- gif
bad-ba[.....-. IE
sa-am-su[-i-lu-na]
nam-nilr-gal
© oœ o % © O W Y o 2 oo @© © 2
erbaute ich,
E-babbara stellte ich
wieder her,
die Ziggurrata, ibr
erhabenes Gigunû,
richteteichhimmelhoch
auf,
Samas, meinen (?).
Gott,
und Aua
in ihre heilige(n) Wohn-
stätte(n)
zu Jubel und Herzens-
freude
führte ich hinein.
E-babbaras
gute Schutzgottheit
liess ich darin....
und Ajja
angenehm zu sein be-
fleissigte ich mich (?),
dieEinkünftedesSamas
stellte ich wieder her;
Dieser Mauer (Name
ist): |
„Samsuiluma,
ee Herrschaft
e % % O „% „% „ „„ „
Ende der Kolumne fehlt.
Kol
Anfang der Kolumne fehlt.
[s*] geSdar-nig-si- sa
5 [klalam- gi-en - gi- en
ejätukul-kal(a)-ga
....)gaz-lü-kür-e-ne
[nam-e]n-ub-da-
limmu-ba
ein Szepter der Ge-
rechtigkeit,
welches das Land be-
herrscht,
eine gewaltige Waffe,
die die Feinde zer-
schmettert,
die Herrschaft der vier
Weltgegenden
1 Azag vielleicht ausgelassen.
? Vielleicht -ma.
Oder
Oder
1 Vielleicht dlama-Sä-ga-[mu?]
3 Oder wohl bad-[ba] mit ausradiertem, in der Mitte
der Zeile stehenden ba.
alil statt igi-rá.
a-ra-mu[-un-]ši-in-š0-ga-a.
109
du-ri-]su ä-de
Su (?)]-ni-Ssü hat er ihm
10 |mu-|na-an-si verliehen.
Von Samsuiluna ist bisher nur eine, sowohl
in sumerischer als in akkadischer Sprache ab-
gefasste Inschrift, welche von der Wiederher-
stellung von sechs Kastellen handelt, veröffent-
licht worden!. Hilprecht hat sodann Mitteilung
von einem Terrakotta-Kegel Samsuilunas aus
Nippur gemacht, dessen Inschrift sich auf den
Bau der inneren Mauer von Nippur bezieht?.
Ich selbst habe im Jahre 1909 eine genaue
Kopie eines in der Bibliothek des Herrn
J. P. Morgan in New York befindlichen Frag-
mentes . einer Zylinderinschrift Samsuilunas
für Herrn Dr. Johns in Cambridge angefertigt,
welche letzterer meines Wissens bis jetzt noch
nicht veröffentlicht hat. Bereits im Jahre 1906
hatte ich ferner einen im Universitätsmuseum
zu Philadelphia befindlichen fragmentarischen
sumerischen Samsuilunatext in Hymnenform
kopiert, zu welchem ich im Mai 1914 ein gut
erhaltenes Duplikat fand, das später Dr. Lang-
don zu veröffentlichen unternommen hat. In
OLZ1914 Sp.501 Anm. 2 hat schliesslich Weidner
auf ein vorzüglich erhaltenes Prisma Samsui-
lunas aufmerksam gemacht, in dem der König
berichtet, dass er 26 Usurpatoren bezwungen
habe3. Die gegenwärtig besprochene Inschrift,
welche uns auf einer aus Nippur stammenden
Tontafel erhalten ist und die also die Kopie
einer Originalinschrift vorstellt, ist demnach die
zweite bisher veröffentlichte Inschrift Samsui-
lunas. Sie handelt von der Erbauung der Mauer
von Sippar und der Wiederherstellung des Tem-
pels E-babbara und seines Stufenturmes.
Diese zwei Ereignisse werden auch in den
Datenformeln des 16. und 18. Jahres Samsui-
lunas berichtet. Die erstere Formel lautet, so-
weit sie bis jetzt bekannt ist: mu sa-am-su-i-
lu-na lugal-e bäd-an-da-sä-a-zimbir(u)*.... UL-e
mu-un-dü-a „Jahr, da Samsu-iluna, der König,
nachdem er die mit dem Himmel (an Höhe)
wetteifernde Mauer von Sippar erbaut
hatte, — — —*t; die des 18 Jahres lautet:
musa-am-su-i-lu-nalugal (Var. lugal- e) é-babba(r)-
ra é-‘utuge zimbir“-ta Su-gibil bi-in-à (Var. bí-
in-4-a) IGI-E-nir-gigun-na-mah-a-ni sag-bi an-šù
dauernd auszuüben,
1 Semitisch: Winckler, Altbabylonische Keilschrift-
texte 74, LIH 97; sumerisch LIH 98 und 99.
? BE Scr. D Vol. I: The Excavations in Assyria and
Babylonia, 8. 480— 482.
Die Nachricht stimmt vorzüglich zu dem bewegten
Bilde der Regierungszeit Samsuilunas, das ich in BE
VI 2 Kapitel VI (Outline of the Political History from
Sin-muballits seventeenth Year to the End of the First
Dynasty) auf Grund der von mir ebenda in Kapitel IV
zusammengestellten Datenliste entworfen habe.
* Siehe BE VI 2 S. 74 (Datenliste).
Orientalistische Literaturseitung 1915 Nr. 4.
110
mi-ni-in-uS-sa „Jahr, da Samsu-iluna der König,
nachdem er E-babbara, das Haus des Samas zu
Sippar, erneuert und dieZigurrat, sein erhabenes
gigunû, zum Himmel emporgerichtet hatte, —“ 1.
Der Bau der Mauer von Sippar hat hiernach
im Laufe des 15. Jahres Samsu-ilunas statt-
gefunden, während die Wiederherstellung des
Tempels E-babbara im 17. oder, was wahr-
scheinlicher ist, im 16. und 17. Jahre gleich im
Anschluss an den Bau der Stadtmauer von Sippar
stattgefunden hat. Unsere Inschrift fällt dem-
nach entweder gegen das Ende des 17. oder
besser wohl an ës Anfang des 18. Jahres, wie
wir gleich sehen werden.
Besondere Beachtung verdient die Ueber-
einstimmung der Reihenfolge der Aufzählung
der beiden Ereignisse in der Inschrift mit der
durch die Datenliste festgelegten chronologischen
Reihenfolge. Diese Uebereinstimmung ist von
grossem historischen Wert, insofern als sie uns
das Prinzip der Verfasser der altbabylonischen
Königsinschriften beweist, die in den letzteren
erwähnten Ereignisse in ihrer chronologischen
Reihenfolge aufzuzählen. Hieraus ergibt sich
dann ohne weiteres, dass Samsunilunas Anspie-
lung auf die Ausrottung seiner Feinde aus Baby-
lonien (Kol. 2,5—7)? und auf die Unterwerfung
ausserbabylonischer Länder (Kol. 2,8—9)3 sich
auf Ereignisse vor dem 15. Jahre beziehen
müssen. In der Tat meldet ja unter anderem
die Datenformel des 11. Jahres die Zerstörung
von Ur und Uruk (in dem Kampfe mit Rim-Sin),
die des 13. Jahres die Unterwerfung von Kisurra
und Sabum, die des 14. die Unterwerfung eines
Usurpators, unter dessen Führung sich die Ak-
kader, d. h. die Bewohner Nordbabyloniens,
gegen Babylon empört hatten, wie andererseits
auch die Datenformel des 12. Jahres die Unter-
werfung von Fremdländern berichtet, die von
Samsuiluna abgefallen waren. Hinsichtlich des
letzteren Ereignisses beachte man, dass in un-
serer Inschrift wie in der Datenformel des 12.
Jahres der gleiche Ausdruck kur-gü-si-a vor-
kommt, wie ja überhaupt die Datenformeln hin-
sichtlich der Ausdrucksweise eine weitgehende
Uebereinstimmung mit den sich auf den gleichen
Gegenstand beziehenden königlichen Inschriften
bekunden. Vergleiche z. B. noch IGI-E-nir-
gigun-na-mah-a-ni in unserer Inschrift und in
der Datenformel des 18. Jahres. Der eben er-
wähnte Umstand beweist, um dies beiläufig zu
bemerken, dass auch zur Zeit der altbabylo-
nischen Könige genau wie später zur Zeit der
Assyrerkönige die Hofschreiber einen gewisser-
massen offiziellen Annalentext der Ereignisse
1 Siehe ebenda 8. 76.
’ Kalam „das Land“ = Babylonien.
Kur „Länder“ = „fremde Länder“.
111
eines jedes Jahres schufen, dessen Wendungen
sie auch mehr oder minder getreu bei der Ab-
fassung der Inschriften verwendeten. Wirwerden
aus eben diesem Grunde aber auch annehmen
dürfen, dass die Ereignisse, welche in unserer
Inschrift nach der Wiederherstellung des Tem-
pels berichtet sind, nämlich die Einführung des
amas und der Aua in ihre Wohnstätten im
Tempel, die Etablierung der guten Schutzgott-
heit in E-babbara, und die Wiederherstellung der
Einkünfte des Tempels, auch in der Fortsetzung
der Datenformel des 18. Jahres berichtet waren.
Möglicherweise ist die feierliche Einbringung
der beiden Gottheiten gar das Ereignis, das
am Neujahrstage des 18. Jahres stattfand und
das daher dem Jahre seinen Namen gab i.
Die Erbauung der Stadtmauer von. Sippar
und die Wiederherstellung des Tempels Ebabbara
setzt voraus, dass Stadt und Tempel vorher
zerstört waren. Dies ist wohl im Laufe des
Aufstandes in Akkad geschehen, von welchem
die Datenformel des 14. Jahres berichtet.
(Schluss folgt.)
Hwahsatara Il.
Von G. Hüsing.
Wie wir im vorigen Abschnitte? zeigen
konnten, handelte die für Herodotos I 103 ff.
benützte Quelle von Kuaxares I., der vor 606
bereits gestorben ist, während I 73 den gleich-
namigen vorletzten Mederkönig meint, den Zeit-
genossen des Walweiates von Lüdien. Sie sind
miteinander zu einem Könige ausgeglichen durch
den Ein- und Unfug, dass der zweite Kuaxares
in I 73 als Sohn des Fraortes, Sohnes des
Deiokes“ glossiert wird, während die ent-
sprechende Glosse in I 103 von Kuaxares I.
behauptet, er sei derselbe, der die Sonnenfinster-
nis-Schlacht gegen die Liider schlug.
Was erfahren wir nun also von Kuaxares-
Hwahsatara II. aus Herodotos I 73? Zunächst
die Geschichte von den Skuten, die als Schütz-
linge zu ihm kommen — ihre „Herrschaft“ über
Asien ist ja vorüber —, und die endlich einen
der Mederknaben, die von ihnen die Sprache
der Skuten () und das Bogenschiessen erlernen
sollten, dem Könige gebraten vorsetzen und
dann zu Walweiates fliehen. Dessen Weigerung,
sie herauszugeben, führt dann zum Kriege
zwischen Hwahsatara II. und Walweiates.
Die Geschichte mit den Skuten wird niemand
ernst nehmen können, da der gebraten dem
Könige vorgesetzte Knabe in einer anderen
Quelle (I 119) als Sohn des Arpagos vom Meder-
1 In diesem Falle müsste die Inschrift an den An-
fang des 18. Jahres fallen.
” OLZ 1916 Sp. 33 ff.
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 4.
112
könige dem Vater gebraten vorgesetzt wird und
auch sonst aus dem Mythos zur Genüge bekannt
ist. Ihr Witz musste darin liegen, dass der
Knabe der Sohn des Kuaxares selbst wäre, und
der Skuten, von denen hier die Rede ist, waren
wohl nur drei, nämlich drei Brüder, oder gar
nur zwei, und natürlich Fürsten, vielleicht
Nachkommen des Maduas. Doch berührt uns
hier diese Frage nicht weiter: möglich, dass
man sich solche Geschichte als äusseren Anlass
zum Kriege erzählte, möglich auch, dass in
diesen Anlass wirklich Skuten verwickelt waren
— wir können keine Weltgeschichte daraus
prägen.
Eher ist zu glauben, dass dieser Krieg schon
fünf Jahre gewährt hatte, als im 6. Jahre eine
Schlacht wegen einer Sonnenfinsternis ins
Stocken geriet und abgebrochen wurde.
Diese Finsternis würde uns also das Datum
der Schlacht sichern, und es ist kein Wunder,
dass man immer wieder und zwar schon im
Altertume gesucht hat, das Jahr dieser Finster-
nis zu bestimmen. Dieses Problem war ein
Lorbeerbaum, der jederzeit Früchte trug, und
spätere Geschlechter werden sich die Frage
vorzulegen haben, warum man ihm eine so be-
merkenswerte Kritiklosigkeit entgegenbrachte,
und ob der Ausdruck Thukydides-Theologen
nicht doch zu enge gefasst war.
Herodotos, unsere einzige Quelle, berichtet
I 74, dass der dieser Schlacht folgende Friede
durch Aaßvynros von Babylon gestiftet wurde.
Dann kann natürlich nur „Nabunetos“ gelesen
|werden, und dieser König kam 556 auf den
Tbron. Also kann die Schlacht nicht 585 fallen
und nicht 610.
Wenn nun die Sonnenfinsternis vom 19. Mai
557 mittags für das südliche Kleinasien total
war, so ist damit die Unterlage geschaffen, auf
der man dem Herodotos seinen Bericht glauben
kann, und die Sache erscheint dann wohl so
klar, dass man sich fragt, wie man diese Er-
kenntnis umgehen konnte.
Obgleich die Zahlen für die Mederkönige
bei Herodotos längst als „gefälscht“ anerkannt
sind, hat man weiter mit ihnen gerechnet. Ob-
gleich ein vor 606 gestorbener König um 585
nicht mehr leben kann — er starb wohl auch
vor 610 — liess man ihn in diesem Jahre eine
Schlacht schlagen. Obgleich das einzige festere
Datum bei Herodotos in der Erwähnung des
Nabuned zu suchen war, deutete man diesen
hinaus: es konnte nur die Frage sein, ob sein
Name durch den des Nabupalossor oder des
Nabukudrossor zu ersetzen sei, je nachdem man
sich für 610 oder 585 entschied.
Freilich steht bei Herodotos I 188 heute
die Glosse zu lesen: „der Labunetos hiess wie
118
sein Vater und König war über die Assürer“
— eine der deutlichsten Glossen, die mir bisher
vorgekommen sind. Aber selbst wenn man das
nicht erkannte: an unserer Stelle ist doch nur
von einem Könige dieses Namens die Rede,
und wenn Herodotos deren zwei angenommen
hätte, darn hätte er doch wohl gesagt, welchen
von beiden er meine. Aber er kennt über-
haupt nur einen, der auch I 77 erwähnt wird,
wo Nabunetos, wie doch Herodotos selbst offen-
bar geschrieben hat, als Zeitgenosse des Kroisos
niemand anders ist als — Nabuned.
Das sind alles Dinge, zu deren Richtig-
stellung man eigentlich die Keilschrifttexte nicht
gebraucht hätte, und ebenso wenig das Datum
der Finsternis. Bereits vor acht Jahren habe
ich (in OLZ 1907 Sp. 23) aber betont, dass
Kroisos erst 555 auf den Thron kam und der
letzte Mederkönig erst 553, nach Ausweis keil-
inschriftlicher Zeugnisse!. Also regierte Wal-
weiates bis 555, HwahSatara II. bis 553. Dazu
stimmt die Angabe des Herodotos, nach der
beide um 556, wo Nabuned zur Herrschaft
gelangt, noch leben! Walweiates gibt beim
Friedensschlusse dem Sohne seines Gegners
seine Tochter zur Frau: Astuwega II. heiratet
die Aruanis. Auch diese Angabe ist durchaus
glaubwürdig, und so wird es auch die der Finster-
nis-Schlacht sein, und jedenfalls fällt in die
vorauszusetzende Zeit wirklich die gesuchte
Sonnenfinsternis.
Wesentlich anders sieht es mit der Frage
aus, ob Thales diese Finsternis vorausgesagt
habe. Wenn er es konnte, dann muss er ein
Gott gewesen sein. Mir scheint aber, die Stelle,
die ihm diese Voraussage zuschiebt, ist gleich-
falls eine in den Text gerutschte Fussnote,
und solange wir nicht wissen, ob sie wenigstens
von Herodotos selbst herriihrt, glaube ich sie
aus dem Spiele lassen zu müssen. Einen Einfluss
auf unsere Erkenntnis der geschichtlichen Vor-
gange hat diese Thales- Verfinsterung gewiss
nicht.
Das Weiseste aber ist die Zeit, und was
sie noch nicht heraus gebracht hat, das wird
sie noch ermitteln.
Besprechungen.
Norbert Peters: Das Buch Jesus Sirach oder Eo-
clesiasticus übersetzt und erklärt. (Exegetisches
Handbuch zum AT horausg. von Johannes Nikel,
25. Bd.) M.8—; geb. M.9 20. Münsteri. W., Aschen-
dorff, 1913. Bespr. v. F. Perles, Königsberg i. Pr.
Das vorliegende Werk reiht sich würdig
den früheren auch an dieser Stelle? besprochenen
Sirach-Publikationen des Verfassers an.
ı Vgl. OLZ 1914 Sp. 60 ff.
7 OLZ 1902, 488 fl.; 1905, 454.
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 4.
ES A
114
bietet einen auf durchaus selbständiger Forschung
beruhenden Kommentar zu ganz Sirach. Die
eingehende Berücksichtigung der Vetus Latina
erklärt sich aus der Bestimmung für einen
zunächst katholischen Leserkreis. Trotz seiner
verhältnismässigen Kürze stellt es doch gegen-
über Smends scheinbar abschliessenden Ar-
beiten einen weiteren Fortschritt namentlich
in philologischer Beziehung dar und ist ein er-
freuliches Zeichen für die erfolgreiche Mitarbeit
der katholischen Gelehrten an der biblischen
Wissenschaft. Aus der ausführlichen Einleitung
seien hier nur einige Punkte als besonders beach-
tenswert hervorgehoben: Die S. XXXVI festge-
stellten zeitgeschichtlichen Andeutungen
des Buches, die S. XLI ff. wahrscheinlich ge-
machte Einteilung des Buches in zwei Partien
von je fünf Büchern und endlich die Ausführungen
über „Metrik und Strophik“ S. XLIX ff.
wonach das Buch zwar keine Metrik, aber eine
reich ausgestaltete Strophik aufweist. S. LXIII
ist unter den Entdeckern hebräischer Sirach-
fragmente Neubauer nicht gerannt, und seine
Leistung beansprucht um so höheres Verdienst,
als er damals schon halb erblindet war.
Nachstehend seien einige Berichtigungen und
Ergänzungen zum Kommentar gegeben.
S. 86 (zu 9, 13) G en ènáhğswv nöleev
gegenüber S „Asus da] ta) s erklärt sich
ungezwungen aus einem im Original vorauszu-
setzenden nb, was sowohl „Netze“ als auch
„Festungen“ bedeuten kann, wie bereits in
meinen Notes critiques sur le texte de l’Ec-
clésiastique! z. St. bemerkt.
S. 106 (zu 12, 5). Dass G eine missver-
ständliche Wiedergabe von onb 15> darstellt,
babe ich a. a. O. vor Entdeckung des hebré-
ischen Originals angegeben.
S. 149 (zu 17, 32). Sicher stand O Noy
mm pp! nach Jes. 24, 21 nay Sy Mm pp
DY AYN.
S. 168 (zu 20, 26) G dee gegenüber
8 i erklärt sich, wie schon a. a. O. bemerkt,
als verschiedene Wiedergabe von N, das H
in der Bedeutung des arabischen Wäi fasste 2.
Auch eine bisher noch nicht befriedigend er-
klärte Variante in einem Zitat Tertullians aus
Henoch 99, 63 ist aus der Doppeldeutigkeit des
Stammes d zu erklären.
* Revue des Etudes juiven XXXV (1897) p. 48—64.
Auch separat.
_ ° Ueber den gleichen Fall, dass G einem hebr. Wort
eine sonst nur im Arabischen belegte Bedeutung vindi-
ziert, vgl. OLZ 1911, 208 zu Tob. 1, 13 und dortselbst
om, 1. Weiterer Beleg 2.,Chr. 21, 20 mason nn
LXX ovs ër Na.
Siehe Charles, The Book of Enoch (Oxford 191?)
p. 245 z. St.
115
S. 183 (zu 22, 23) G eegoocuväte neben S
e erklärt sich aus "np, das S richtig
von WT, G irrig von "mm ableitete. Vgl. Notes
critiques z. St., wo auf “m 5x MT Hiob 3, 6
hingewiesen wird.
S. 271 Z. 6 (in der Ueberschrift) 34, 4—15
lies 33, 4—15. |
S. 272 (zu 33, 5) G a&mv orgepopervoc
neben S jh geht auf hebr. "in 525. „das
sich drehende Rad“ zurück, wofür S "iM los.
Siehe Not. cr. z. St.
S. 296 (zu 36, 17). Peters lässt die auf-
fallende Variante von S % SS upao gegenüber
G &sénoov daoy ganz unbesprochen. Sie geht
auf ein missverstandenes [Oy y Now zurück
von einem sicher auch Jes. 9, 16 vorliegenden
nV = Siehe den ausführlichen Nach-
weis Not. cr. z. St.
Dr. Peter Thomsen: Kompendium der palästi-
nischen Altertumskunde. Mit 42 Abbildungen
nach eigenen Aufnahmen des Verfassers, VIII, 109 S.
gr. 8°. Geb. M. 4,80. Tübingen, J. C. B. Mohr, 1913.
Bespr. v. Carl Niebuhr, Berlin.
In angemessen knapper Form zusammenzu-
stellen, was der Boden Palästinas für die „ Wissen-
schaft vom Spaten“ hergegeben hat, war der
Verfasser seiner Landeskenntnis und meh-
rerer einschlägiger Vorarbeiten sicherlich der
geeignete Mann. Es ist nicht nur die Bezeich-
nung „Kompendium“, die eine gedrängte Be-
handlung des Stoffes angemessen erscheinen
lässt, — sondern die Notwendigkeit, sich bei
. einer Gesamtbetrachtung so kurz und präzis
wie möglich zu fassen, sie liegt auch im Gegen-
stande selbst. Ganz gewiss haben uns das
Zweistromland, Aegypten und neuerdings die
hethitischen Gebiete stark verwöhnt, so sehr,
dass kaum einer unter den speziell in Palästina
Grabenden bisher imstande war, sich von dem
entsprechenden Eindrucke zu befreien. Nämlich
in dem sozusagen letzten Sinne, dass jene grossen
Ergebnisse rundumher keineswegs auch hier als
stillschweigend anzusetzende Normgelten dürfen.
Weil man aber, gleichsam unverschuldet, nicht
recht davon loskommt, so erweckt die ausschlag-
gebende Mehrzahl der Berichte, auf denen na-
türlich auch Thomsen fussen muss, zuletzt
immer das Gefühl, als seien die jeweils erzielten
Resultate doch etwas überwertet worden. In
vorsichtiger Fassung deutet denn schon der
erste Paragraph („Wesen und Umfang der Auf-
gabe“) die Berechtigung einer Nachkritik an,
wie sie H. Thiersch laut dortigem Zitat bereits
eingeleitet zu haben scheint. Abgesehen davon,
dass die Ergebnisse einiger wichtigen Aus-
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 4.
116
grabungen, oder doch solcher an verheissungs-
volleren Punkten, der Oeffentlichkeit ziemlich
lange vorenthalten werden, — das „sich Herum-
wärmen“ mit Funden ist leider auch sonst
neuerdings zu bemerken, — so entbehren wir
vollends das freie und darum befreiende Ein-
geständnis qualitativer Enttäuschung durch das
insgesamt Vorhandene. Oder wäre zuviel gesagt
mit der vorläufigen Feststellung, dass auf Grund
des nunmehr Bekannten die Bodenhergaben
Palästinas aus Zeiten vor Beginn westlicher
Einflüsse nicht nur dürftig, sondern auch auf-
fallend heterogen sind? Darum möchte man
die Ausdrucksweise Thomsens im Vorwort be-
anstanden, wo es heisst, die Studenten müssten
für ein wirkliches Verständnis der Bibel und
Israels die Denkmäler unbedingt kennen. „Be-
dingt“, d. h. an Hand vorbeugender Erläuterung,
würde hier der Sachlage weit besser entsprechen.
Früher oder später wird die Wissenschaft denn
auch zu dem ganz formellen Bekenntnis genötigt
sein, dass es um die archäologische Ausbeute
auf allen Gebieten nachmaliger Kreuzfahrer-
staaten annähernd gleichmässig schwach bestellt
ist, dass sie dort nirgends mehr für ein Bild
vorrömischer Kultur oder gar früherer geschicht-
licher Zustände hinreicht. |
Einen solchen Fortschritt in der grund-
legenden Anschauung als geboten und bevor-
stehend angenommen, darf man der Arbeit
Thomsens schon jetzt das Lob erteilen, dass
sie ihm den Weg durchaus nicht zu verbauen
strebt. Dieser Umstand spricht also für eine
gute Durchdringung dessen, was der allgemeine
Befund wirklich bietet bzw. nahelegt; natürlich
würde es weit mehr bedeuten, wenn die Er-
kenntnis positiv ausgesprochen wäre. Doch kann
schon einigermassen befriedigen, dass Thomsen
vermeidet, in den allzu üblicher Ton der Fund-
relationen einzustimmen und mit dem Wörtchen
„abschliessend“ zu wirtschaften. Sein Gebrauch
hat für die jeweils Unbeteiligten etwas Ver-
stimmendes bekommen.
Was über die Geschichte der Forschung,
vorab ihrer älteren Periode ($ 3), gesagt ist,
erscheint gar zu knapp. Ebenso reicht es für
das Verständnis der Vorentwicklung unseres
Wissens nicht aus, was S. 4 über den Einfluss
verständiger Reisender auf die Palästinakunde
bemerkt wird. Sachdienlich würde hier die
Nennung der Hauptbeschreibungen und des Zeit-
unktes der Autopsie, nicht minder auch eine
arlegung des Verhältnisses der damaligen
Leserschaft zu den Reiseberichten gewesen sein.
Die Anteilnahme war bis vor etwa 60 Jahren
noch so rege und verbreitet, dass die heutige
für den Gegenstand kaum dagegen aufkommt.
Freilich gab sich solch ein Orientfahrer früherer
117
Art Mühe um Anschaulichkeit, und ein Kom-
pendium war in jenen Tagen etwas anderes
als heute.
Mit S. 18 gelangt man an das Thema im
präzisen Sinne: die Siedelungen. Der allgemeine
Ueberblick ist sehr gut gefasst, aber wiederum
von fast schneidender Kürze. Die Sorgfalt, die
sich aus den eigenen Vorarbeiten nicht wieder-
holen will, auch nicht durch rangierte Auf-
zählung der Hauptlokalitäten, sie macht zuletzt
arm. Die Verwahrung, dass eine nur annähernd
vollständige Liste der verschiedenen Siedelungen
innerhalb der einzelnen Kulturabschnitte zu
geben „hier“ unmöglich sei, hat allerdings ihr
Recht, aber dann müssen eben die Kulturab-
schnitte ausscheiden. Ein Verzeichnis, nach
den biblischen Ortsnennungen und weiterhin
nach anderweit ermittelten Hergabepunkten auf-
gestellt, wenn auch nicht jede Tonlampe darin
figurierte, war ohne Zweifel eine Forderung der
Billigkeit. Wie brauchbar und ausführlich das
Register des Werkes auch gestaltet worden
ist: es erweckt jetzt um so lebhafter das Ver-
langen nach dem eigentlichen Fundstellenpano-
rama. Voraussichtlich wären dann von der
Kritik allerlei Lücken oder Verkennungen und
dergl. moniert worden, vielleicht als Anlass zu
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 4.
118
Werkes nicht dahin auslegen, als habe sein
Walten das tatsächlich Gegebene beeinträchtigt.
Was sich findet, ist durchdacht und zeugt von
Urteil; die Förderung des Gegenstandes steht
nicht in Frage. Die Abbildungen verraten über-
dies ein geübtes Auge und eine kundige Hand.
Das Land der Bibel. Gemeinverständliche Hefte zur
Palästinakunde Im Auftrage des Deutschen Vereins
zur Erforschung Palästinas herausgegeben von Pro-
fessor Lic. Dr. G. Hölscher. Band I:
Heft 3: Valentin Schwdbel: Die Landesnatur Pa-
lästinas. Zweiter Teil. 528. kl. 8°. M. 0,60. Leipzig,
J. ©. Hinrichs'sche Buchhandlung, 1914. Bespr. v.
Arnold Gustavs, Hiddensee.
Ueber den ersten Teil von Schwöbels Arbeit
ist OLZ 1914 Sp. 364 berichtet. Der zweite
Teil behandelt: 5. Die Oberflächenformen,
a) allgemeiner Charakter und Bodenbildung,
b) die Täler, c) die Hochflächen und Steilwände,
d) die Ebenen, e) die Küstenlinie; 6. Die
Höhenverhältnisse; 7. Gliederung des Landes
in natürliche Landschaften. Natürlich ist es
nicht möglich, auf einem so kleinen Raum
das Thema einigermassen erschöpfend zu be-
handeln; aber es ist sehr vieltiefgründiges Wissen
in den wenigen Seiten des Buches zusammen-
gedrängt. Besonders lehrreich ist es, wie überall
übertreibendem Tadel, allein die Aussicht auf| die tektonischen Vorgänge und die Arbeit der
dergleichen berufsgemässe Unannehmlichkeiten
wird hoffentlich nicht entscheidend gewesen sein.
Liegt in diesem Falle leider ein Abbruch
vor, der das Wesen der Sache empfindlich berührt,
so zeigt sich das dahin neigende Streben nach
dem Minimum auch sonst, z. B. im Literatur-
paragraphen. Der Fachmann bedarf seiner nicht
und wertet die getroffene Auswahl in der Regel
nur als Symptom; aber sie will dem Studierenden
dienen. Man sollte denn endlich so barmherzig
werden, nach der Einsicht zu handeln, dass lauter
Büchertitel den Anfänger noch nicht bereichern,
sondern ihm regelmässig Zeitverlust eintragen.
Er braucht auch weder Verdikte noch empfeh-
lende Bemerkungen, wohl aber kann ihm die
Hervorhebung dessen immer sehr nützlich
werden, was die sachliche Stärke oder den
Hauptgedanken eines Werkes bildet. Dieser
Hinweis trifft heute freilich immer einen Mangel
bei neun von zehn einschlägigen Büchern, ist
jedoch wohl bei einem Kompendium gerade
dann angebracht, wenn es gleich dem vorliegen-
den die Kürze gern bis zur Sparsamkeit treibt.
Gegen Ende nimmt die Behandlungsweise
der Materie einen willkommenen Aufschwung
in den Abschnitten über Zeitrechnung, Masse,
Gewichte und Münzen; der numismatische Teil
hat seine besonderen Vorzüge. Ueberhaupt
wolle man die vorgebrachten Bedenken gegen
das ökonomische Prinzip des Thomsenschen
Atmosphärilien zur Erklärung der Oberflächen-
form herangezogen werden. Beim Lesen wird
unwillkürlich der Wunsch rege, dass der Ver-
fasser zu den mancherlei neuen Gedanken, die
er hier nur andeuten konnte, sich einmal aus-
führlicher äussert oder uns eine vollständige
Geographie Palästinas schenkt. Denn eine wis-
senschaftlich wirklich befriedigende ist bisher
nicht geschrieben. Schwöbel hat das Zeug dazu.
Das beweist dieser kleine Abriss, mit dem die
gemeinverständlichen Hefte des Deutschen Pa-
lästinavereins sehr verheissungsvoll eingeleitet
werden.
—
Monumenta Talmudica V: Krauss, Samuel, Geschichte.
1. Tl. Griechen und Römer. XI, 1948. gr. 4°. M. 10 —.
Wien, Orion-Verlag, 1914. Bespr. v. Immanuel Löw,
Szeged l.
Krauss gibt eine reiche Auswahl talmudischer
und midraschischer Stellen in vokalisiertem
Text, deutscher Uebersetzung, den nötigen An-
merkungen und überreichen Registern.
Die Stellen, welche für die klassische Phi-
ap viel Interessantes bieten, sind in fol-
gende Kapitel gruppiert:
ı Da in der Anzeige der gesamten bisher erschienenen
Bände der Monumenta Talmudica durch Dr. Eschel-
bacher Sp. 8 ff., Bd. V nur kurz berücksichtigt werden
konnte, glauben wir durch die eingehende Besprechung
Löws unseren Lesern einen wertvollen Nachtrag liefern
zu können.
119
A) Zur Geographie, B) die vier Weltreiche,
C) Griechen, D) Rom und die Völker, E) Kaiser
und Feldherren, F) Kaiserverehrung, G) Kaiser-
recht, H) Verwaltung, I) Verfall. Der spröde
Stoff ist gut disponiert, obwohl man gewiss
überrascht sein wird, unter dem Abschnitte
„Verfall“ die sechs Kapitel: Reichtum, Steuern,
Verwaltungsschäden, Räuberwesen, Theater,
Spiele und Gastmahle zu finden.
Die Uebersetzung strebt den Text genau
wiederzugeben, die lexikalischen Grundlagen
der Arbeit sind gut, die Vokalisation ist, von
einzelnen Versehen abgesehen, einwandfrei.
Zur Uebersetzung möchte ich bemerken:
S. 5 Nr. 8a po Ruhebetten 1. Kotzen.
Die drei letzten Zeilen dieser Nummer sind
missverstanden. Nicht die Leute werden ins
Wasserbecken geworfen, sondern Wasser wird
hineingeschöpft, aber durch das Charybdiswasser
verschlungen. Die Leute schöpfen Wasser, bis
ihre Schultern sich loslösen (nicht: verdeckt
werden) und sie zugrunde gehen.
S. 49 Nr. 88. Z. 3 ist für M02 zu 1. Un
und danach zu übersetzen: woran man etwas
verdienen kann. Die Stelle wird mit Recht
als Bäräjtä bezeichnet. Mech. 51a Friedm.
Krauss selbst zitiert die Stelle p. X Anm.
S. 69 Nr. 132 Z. 4. Korb l. Sack. Nr. 129 b
Anm. 2 Schwager l. Stiefsohn.
S. 70 Nr. 135a Z. 4: „Troll dich fort, Ha-
drianus!“ Lies: Die Adria ist zu Ende. S. 79
Nr. 158 aufgebraucht lies: Do, das Feuer
verzehrt sich auf ihm. S. 88 Nr. 183. Z. 8.
Gemüse l. Hülsenfrüchte. S. 107 Nr. 234 l.
der nicht so früh aufzustehen pflegte. S. 149
Nr. 349. Z. 5 fehlen nach E acht Textworte.
Lexikalisches. S. 5 Nr. 8a Anm. 7: Km,
mandäisch Ni aus syakis Nöld. mand. Gr.
51. Talmudisch mp, bei Rasi x NxM lies
mit g. S. Fraenkel 289 tal Lg gA 50, nun
Hal. ged. Ber. VI 7b, 10 Venedig (neben xp5v),
korrupt. mp Fraenkel 69: Arab. asb aus
dem Pers. oder Aram., bei BB 147, 7 zu lial
= Lerë = piss. Dozy: U le vase ou la
fosse qui reçoit le suc de ce qu'on presse.
grand pot de terre vernissée. dëck
grande cuve pour la teinture. — S. 6 Nr. 11
AYN ist nicht „Kommagenisch“, sondern
Däpp „trajanisch“. S. 9 Nr. 16 Anm. 5: Den
Einfall Jastrows Ft sei aus yow und Eë
zusammengesetzt, darf man nicht ernst nehmen.
S. 25 Nr. 46 Z. 2: nmpD „verflochten“ lies:
schaudern. So neusyrisch „as. Die zuge-
hörige Anmerkung ist zu streichen. S. 40 Nr. 71
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 4.
120
Pm Pfropfreiser l. Ableger. S. 47 Anm. 1
75332 ist Korruptel von 533%. S. 54 Anm.
vorl. Z. Sp n. pr. wird durchaus mit j ge-
schrieben, ist aramäisch und nicht gr. Koope.
S. 78 Nr. 155a muss das Zitat lauten: jTer
VIII 9 f. 46b, 11. 0 xò (LA bei Ratner 71:
mon) lies DIN. Es gehört zu dem von 8
Fraenkel erkannten Afel von ~as, vituperavit,
redarguit (Krauss LW II 301 zu Gs ist
auch syrisch, nicht bloss „gemeinpalästinisch-
aramäisch“. Vgl. ols — ~ans PSm 2173.
S. 86. Nr. 175 Anm. 4: D ist kein „merk-
würdiger“ Ausdruck, sondern, wie schon Levy
wusste, syr. und hat trotz der LA op
nichts mit mp = PГ () zu tun. S. 87 Nr. 179
Anm. 10 mp nicht missliebig, sondern, wie
(Le: hässlich. S. 99 Nr. 207 Anm.: Up
heisst nie zertrümmern. ZA 23, 280—283.
S. 108 Nr. 236: mD, nach Krauss: Ehrengabe
(Arch. III 18. 251 n. 147). Dieselbe Auffassung
vertritt Krauss auch jetzt und übersetzt die
Stelle Lev. r. 9, 4: o 15% nehmet sein Ehren-
geschenk in Empfang. Das Wort ist aber ver-
schrieben aus "mp ein Tablett aus Korbgeflecht,
Präsentierbrett. Dieses Wort behandelt Krauss
Arch. I 157. 584 n. 399: porn "pp: I 101.
462 ponm Sw d; I 102. 465: mmo Gitter-
deckel. Das Verbum “^D II 269. — Ein Riemen-
sieb aus Lederstreifen heisst in Syrien serid,
das Geflecht sered ZDPV XIV I ff, schon bei
G. Löwy, Technol. u. Terminol. d. Müller und
Bäcker 1898, 16 angeführt. Mielck, Müller
und Bäcker im islam. Mittelalter 1914, 34 er-
wähnt den Ausdruck nicht. Neusyrisch: jete
grossmaschiges cribrum, j sieben, Ia das
Sieben. — S. 118 Nr. 262 mmo ist allen
WBB und Krauss zu trotz nicht ein auf / Gë
(1!) zurückgehendes hap. leg., welches Schemel
bedeutet, sondern aus } DIX = PE ver-
schrieben. Krengel 15, Krauss LW I 39.
Arch. I 385 n. 73. 74. III 180. Das schlecht-
bezeugte Wort fehlt im Buberschen Texte. —
S. 118 Nr. 264: pop? Nyy ist ständige Formel:
wenn da eine Lesart DDO? auftaucht, so muss
sie emendiert werden. Krauss sucht zu Unrecht
ovuroowy darin, von dem es 0323 nicht NYY
heissen miisste. Die Bemerkung ist hier und
S. 154 Z. 5 v. u. zu str. — S. 109 Nr. 241.
Für porn bleibt es bei wévavdoy, Speer. Irgend-
eine Waffe müssen ja die Palastwächter haben,
auch wenn sie taubstumm sind. Um die Waffe
auszuschliessen, nennt Krauss die Taubstummen
in der Anmerkung wiederholt Kretins, was
nicht angeht. — S. 120 Anm. "E pd „eine
121
Anzahl Felder“ zu übersetzen ist ein starkes
Stück. Das ist ja das häufige syrische „a.
ii dt be, vomer! S. 127 Nr. 291b.
Irgendwelche „Andeutungen“ liegen in der
Schreibang Gap mit ain durchaus nicht!
S. 128 Nr. 295: Der König gibt n, ed.
myya, dass man die Gefängnisse öffne. Pes.
r. 43 f., 177a Friedm. Darin ist nicht mit
Fürst breve, fg zu suchen. my 2 ist Kor-
ruptel von ™ 3, chirographum. Hierzu möchte
ich bemerken: W oo TBk VII 358, 11 Krauss
Arch. III 159, 316 n. 212 hat S. Fraenkel vor
Jahren brieflich zu al Zus gestellt. Ich
hatte ihm über o geschrieben, das Haj Gaon
= win pl. dhà setzt. Nach Haj sind 13
Linien in die Kalktünche gezogen: (Gaon. Hark.
loo Nr. 385. 147. Nr. 314) > gp ma g.
Ebenso BB: Jul; bäi lra] Zajac. Zu diesem
Worte hatte ich Lea Zaun gestellt: „Linien
der Hand“, wie im Daumenabdrucke. 7 12
hat Fraenkel auch aus einem Briefe an Efrajim
b. Schemarja aus Fostat um 1020 notiert
48, 173). > ist nicht griechisch (Posnanski
a. O. Krauss, Byz. jiid. Gesch. 3 Anm.,
auch PSm 1726 scheint an xi zu denken),
sondern dem Sprachgebrauch der Samaritaner
entsprechend. Den samaritanischen Ausdruck
hat schon Gesenius Carm. Samar. 58 mit dem
syr. und dem mischnischen "> zusammengestellt.
S. 139 Nr. 320a Anm. 1. Für pv, Mörder,
das Krauss mit Recht auffallend findet, haben
ms Wien und die Ausgaben richtig mg", das
durch ` "uge bya der Parallelstelle jSota
IX f. 24b, bei Krauss in der folgenden Nummer,
bestätigt wird. Daselbst ist "mu op now “Mx
in “Y2 richtigzustellen; die Uebersetzung:
„Einer aus der“ Stadt ist auch nach Krauss LA
unmöglich.
S. 146 Nr. 342: Bei der Rekrutenaushebung
rühmen die Eltern ihren Sohn als hochge-
wachsen, MP „yd. Der Beamte sagt: für euch
ist er hochgewachsen, ich weiss noch nicht:
"mp MN ER pyn OT, Das soll nach Krauss
heissen: „Hier ist das Mass, [sehen wir,] ob
er den Wuchs hat“. „py in diesem prägnanten
Sinne nur hier“. ‘Ajin heisst aber auch hier
durchaus nicht Mass.
wohl sagen, überraschende Lösung der Schwie-
rigkeit ist folgende.
Militärmass heisst in der bei Krauss Nr. 341
behandelten älteren Quelle "mom, das ist, wie
Krauss (LW s. v.) erkannt hat, 2yxoupa, en-
comma, incomma. Der spätere Midrasch, von
dem die Rede ist, hat das Fremdwort aus der
Orientalistische Literaturzeitung 191d Ñr. 4.
122
älteren Quelle übernommen und hat uns die
richtige Lesart "op aufbewahrt. Er hatte
ursprünglich No1psyn N „hier dasMilitärmass!“
Das unbekannte Wort wurde unter Einfluss
des vorhergehenden zweimaligen dp in zwei
Teile geteilt: mdp }y und der unverständliche
Ausdruck durch die Glosse: M d ON ungeschickt
ergänzt. Eine an derselben Stelle einsetzende
andere Glosse hat schon Buber erkannt und in
Klammern gesetzt. Man darf sich diesen Sach-
verhalt zur Würdigung des kritischen Wertes
von Paralleltexten merken.
S. 147 Nr. 343b. Das vielumworbene mo
hält Krauss jetzt für zusammengefallenes prae-
toriani = Wiwa. Das ist absolut unmög-
lich, obwohl auch Ben Jehuda, Millon 623 dieselbe
Erklärung bietet. Die Lösung ist einfacher.
Praetorium, avdq heisst n, Ilp und prae-
torianus heisst hun, was aus 75 weiterge-
bildet ist. Jastrow 193 sagt schon: palace =
soldier, denom. of g, allerdings ohne zu be-
tonen, dass das Wort dem lat.-griech. praeto-
rianus nachgebildet ist.
S. 149 Nr. 3480 Anm. Es ist ganz unmög-
lich, dass p den Trompeter bedeute. Das
Wort gibt es mit r gar nicht. S. 150 Nr. 351:
wD ist weder Widder, noch Einbrecher (!),
sondern wie p, welches dadurch wiedergegeben
werden soll, Sturmrampe, agger. ichtig
Jastrow 616. — S. 150 Nr. 352 ist statt 720
das speziell für Schleusen gebrauchte "Cp in den
Text zu setzen. REJ 33, 249 OLZ 1910, 102
sekiru, der die Schleusen zumacht; 1913, 490.
993: abdämmen, von Flüssen und Kanälen.
Mischnisch "20, "20, talmudisch Sum X520,
arabisch
S. 160 Nr. 379: DDM ist nicht Zegarıxodg,
sondern, wie auch Krauss früher annahm:
dtadoyoc. Dies bestätigt Midr. Tann. 17, 4 Hoffm.
DDMS.
Carlo Conti Rossini: Il discorso su monte Coscam
attribuito a Teofilo d'Alessandria nella ver-
sione ethiopica (Rendiconti della Reale Accademia
dei Lincei, Vol. XXI, fasc. 6). 798. 8°. Roma, 1912.
Bespr. v. J. Schleifer, Wien.
Nach der koptischen Legende soll die hei-
lige Familie bei ihrer Flucht vor Herodes auf
dem Berge Coscam (ath. fy gs) in der Provinz
Die richtige, ich darf| Asyüt in Aegypten Aufenthalt genommen haben.
Ueber diesen Aufenthalt der heiligen Familie
zu Coscam und über die dort von Jesus ver-
übten Wunder handelt eine dem Patriarchen
von Alexandrien, Theophilus (385—412 n. Chr.)
zugeschriebene Homilie, die uns in einer ara-
bischen Version, von der sich mehrere Hand-
schriften in der Vaticana zu Rom und in der
123
Bibliothéque Nationale zu Paris befinden, und
in je einer aus dieser erfolgten Uebersetzung
ins Syrische (vgl. F. Nau, La version syriaque
de la vision de Théophile sur le séjour de la
Vierge en Egypte in Revue de l’Orient chrétien
1910, S. 125—132) und ins Aethiopische er-
halten ist. Den Text der äthiopischen Ueber-
setzung, die höchstwahrscheinlich gleich meh-
reren anderen äthiopischen Uebersetzungen aus
dem Arabischen gegen die Mitte des vierzehnten
Jahrhunderts im Kloster al-Muharraka bei
Coscam angefertigt wurde, legt uns jetzt Conti
Rossini nach einem sehr guten Kodex der König-
lichen Bibliothek zu Berlin mit anschliessender
wortgetreuer ital. Uebersetzung und erläutern-
den Anmerkungen vor. Die Orthographie des
Textes, der wegen seines klaren Stils und
mancher älterer Formen, so 3. l: für 4. l.:
(S. 29, Z. 478), E · Mn. . für enne: u. a.,
auch vom philologischen Standpunkt beachtene-
wert ist, ist beibehalten: das Wort gef:
(circa) wird immer - £»: geschrieben (ebenso
AAR: für RE. S. 24, Z. 352); der Guttural
ist verlängert in N- MT :, dagegen kurz in
ahn für 3 n. 1 (scriba); nur evidente gram-
matische oder orthographische Fehler sind vom
Herausgeber verbessert.
Einzelheiten: S. 9, Z. 16 l. neh- : für
eng: (vgl. S. 17 Z. 204/205 NN
Oéië :), S. 10, Z. 34 1. wohl HANA NL:
für MANA? NL 1, S. 11, Z. 65, PAAR:
für ę Ack :, S. 15, Z. 145 FT ı awher.:
Arch: sonst whee: (pl.), S. 27, Z. 439
A.A: für HR. TH“ 1. S. 31, Z. 530
HAFNA XK 07637 e, Dillmann, Lexikon
s. v. % hat hier nach einer anderen Hand-
schrift der Homilie gay, für get der ganze
Ausdruck wird dort durch „nisi Jabor et mo-
lestia“ wiedergegeben, die Lesung des Berliner
Manuskripts ga: (-o jr i) und die Ueber-
setzung von Conti Rossini „ortica e giaggiulo*
verdienen aber wegen des vorhergehenden
h. E. EA : OAT: PLEna ı den Vorzug.
S. 32, Z. 543 3, ho- C: für h- :, ebenso
Z. 556 R. EhU -C. für A H -C. 7, S. 34 Z. 600
I. nu · m Lahde: fir hu · m Henn:
S. 35, Z. 611 Tg R. ey: für peng? 2, S. 39,
Z. 719 Gett: für ett: ebenso Z. 720
h. LAL T : für MALALT 1, S. 46, Z. 870
(mho ı) nn. E (Sic) ANANA?
ist Zitat aus Psalm 104, 14 (WiN mee meer m).
Orientalistische 23 Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 124 1915 Nr. 4.
124
Altertums-Berichte.
Museen.
Die vorderssiatische Abteilung der kgl. Museen zu
Berlin hat ein Stück einer grossen Basaltschale mit Re-
liefdarstellung der Göttin Nidaba und Weihinschrift des
Königs Entemena erworben, tber welches 0. Weber (in
den Amtl. Ber. aus den kgl. Kunstsammlungen XXX VI
Nr. 6 = März 1915) berichtet.
Aus gelehrten Gesellschaften.
In der Versammlung der 5
Vereinigung zu Berlin am 19. Januar hielt Gressmann
einen warmen Nachruf für Dr. Reimpell.
In der Gesamtsitzung vom 4. Februar der Akad. d.
Wissensch. Berlin sprach Eduard Meyer über einige
ägyptische Dokumente aus der Perserzeit. Im Anschluss
an Spiegelbergs Werk „Die sogenannte demotische
Chronik * wurden die in dieser enthaltenen Prophezeiungen
über die Geschichte Aegyptens in der Perserzeit näher
erläutert und ihre Analogie zu Daniel und anderen alt-
testamentlichen Prophezeiungen besprochen, ferner der
auf der Rückseite stehende Erlass des Kambyses und
die Gesetzessammlung des Darius, deren Eingang hier
erhalten ist. — Erman legte einen Aufsatz vor: Unter-
schied zwischen den koptischen Dialekten bei der Wort-
verbindung.
Personalien.
Prof. Dr. Albert von Le Coq ist zum Direktorial-
assistenten am Berliner Museum für Völkerkunde ernannt
worden.
D. Dr. Wilhelm Caspari, Priv. Doz. in Erlangen,
hat einen Ruf als a. o. Prof. d. ATlichen Theologie nach
Breslau erhalten.
Zeitschriftenschau.
=: Besprechung; der Besprecher steht in ().
American Journal of Archaeology. 1914:
XVIII 4. Howard Orosby Butler, Fifth preliminary report
on the American excavations at Sardes in Asia Minor.
— A. L. Frothingham, a syrian artist author of the
bronze doors of St. Paul’s, Rome. [Der Name des sy-
rischen Künstlers ist nach der Zeichnung bei Agincourt,
storia dell’ Arte schwer zu entziffern; es könnten ja
Fehler des Zeichners anzunehmen sein. In der letzten
Zeile hat er tatsächlich das n von nekre fortgelassen,
dafür dem folgenden Wort negalle ein n noch vorgesetzt.
Die Schrift ist nestorianisch, Ahnlich dem Typus rund
1200, s. Eutings Schrifttafel in Nöldekes Grammatik.
Immerhin möchte ich die Vermutung aussprechen, dass
der Name Abe zu lesen wäre, etwa = cruciatus dei
im Sinne von ſe l tadas; das würde dann doch dem
griechischen Staurachios so nahe kommen, dass beide
Namen als gleich, der griechische dann wohl als über-
tragen angenommen werden könnten. F. E. P.]
Willard H. Robinson jr., a newly discovered inscribed
mosaic near Mt. Nebo (verbesserte Ausgabe der in Re-
vue biblique XI 1914 112—115 und Nea Zim XIV 1914
113—116 veröffentlichten Inschrift).
Athenaeum. 1914:
Oct. 3. Ancient Egyptian Frescoes.
(Voranzeige von:
A. Gardiner und R. Mond, Wall Decorations of tian
Tombs).
Oct. 10. *R. B. Tollinton, Clement of Alexandria. —
Bemerkungen von H. Gollancz und dem „Reviewer“ zu
des ersteren Buch „Sepher Maphteah Schelomo*. — N.
W. Thomas, Anthropological Report on Ibo-Speaking
Peoples of Nigeria.
125
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 4.
126
Oct. 17. H. P. Smith, The Religion of Israel: an Histo-
rical Study. — *E. G. O'Donoghue, The Story of Beth-
lehem Hospital, from its Foundation in 1247.
Nov. 14. *A. Della Seta, Religion and Art: a Study in
the Evolution of Sculpture, Printing, and Architecture.
Nov. 21. *P. White, Cairo. — Old Embroideries of the
Greek Islands and Turkey (Ausstellung aus der Zeit des
18. Jahrh.).
Berliner Philologische Wochenschrift. 1915:
1. Fr. W. v. Bissing, Die Kultur des alten Aegyptens (P.
A. A. Boeser). .
3. A. Bouché-Leclerq, Histoire des Seleucides (Adolf
Bauer).
4. *J. Partsch, Papyrusforschung (P. Viereck).
5. *Franz Wutz, Onomastica sacra (Hugo Gressmann). —
*J.G. Frazer, The golden bough 3. Ed. P. IV (O. Gruppe).
— *G. Legrain, Lougsor sans les Pharaons; C. Lagier,
l'Egypte monumentale et pittoresque (Fr. W. v. Bissing.)
Deutsche Literaturzeitung. 1915:
3. Johann Wilhelm Rothstein, Der hebräische Pentateuch
der Samariter. — *Richard Hartmann, Al-kuschairis Dar-
stellung des Süfitums (J. Goldziher). — T. J. Arne, La
Suéde et l’Orient (Sigmund Feist).
4. *Franz Skutsch, Kleine Schriften, hrsg. v. Wilhelm
Kroll (Gust. Herbig).
6. Enno Littmann, Die heilige Zahl Vierzig (Nachträge
zu W. H. Roschers Arbeiten). — *Jobann Georg, Herzog
zu Sachsen, Streifzüge durch die Kirchen und Klöster
Aegyptens (C. M. Kaufmann).
6. *A. V. Williams Jackson and Abraham Yohannan,
a catalogue of the collection of Persian Manuscripts etc.
(C. F. Seybold). — *Carlo Conti Rossini, schizzo del dia-
letto Saho del Alta Assaorta in Eritrea. — *T. Canaan,
Aberglaube und Volksmedizin im Lande der Bibel (A.
Eulenburg).
. *Bernhard Pick, Jesus in the Talmud (P. Fiebig). —
*Arthur Ungnad, Babylonische Briefe aus der Zeit der
Hammurapi Dynastie (Bruno Meissner). — *F. A. Can-
nizzaro, Il capitolo georgico dell’ Avesta. Vendidäd III.
Geographische Zeitschrift. 1915:
9. 10. W. J. Beckers, Das rätselhafte Hochgebirge des
Altertums, die sogenannten Rhipäen. [Scharfsinnige
Klarlegung der wechselnden Vorstellungen, nur für den
Ausgangspunkt fehit Berücksichtigung der babylonischen
Faktoren. D. RL — *Karl Baedeker, Konstantinopel,
Balkanstaaten, Kleinasien, Archipel, Cypern. 2. Aufl.
(H. Zimmern). — *H. Magda Ohnefalsch-Richter, Grie-
chische Sitten und Gebräuche auf Cypern (H. Zimmern).
— *W. Barthold, Die geographische und historische Er-
forschung des Orients mit besonderer Berücksichtigung
der russischen Arbeiten. Aus dem Russischen von E.
Ramberg-Figulla (K. Kretschmer). — *Hermann Schmidt,
Das Eisenbahnwesen in der asiatischen Türkei (und)
*Ewald Banse, Auf den Spuren der Bagdadbahn (H.
Zimmern). — *Valentin Schwoebel, Die Landesnatur
Palkstinas 1. Teil (H. Zimmern). — Arthur Boucher,
L’anabase de Xenophon (H. Zimmern). — W. Schmidt,
Das stidwestliche Arabien (Schwöbel). — *Meyers Reise-
bücher, Aegypten und Sudan. 6. Aufl. (L. Neumann).
11. *Meyers Reisebücher, Balkanstaaten und Konstan-
tinopel (Anatolische und Bagdadbahn). 8. Aufl. (N. Krebs).
— *Becker und Dalman, Exkursionskarte von Jerusalem
und Mitteljudäa (Schwöbel). — A. Woeikof, Le Turkestan
Russe (Max Friederichsen).
12. *OttoProksch, Die Völker Altpalästinas (H. Zimmerer).
Literarisches Zentralblatt. 1916;
1. *Gustav Hölscher, Die Propheten (J. H.). — Traugott
Mann, Der Islam einst und jetzt (Brockelmann). — Carl
Wessely, Aus der Welt der Papyri (Hans Philipp). —
Franz Stuhlmann, Ein kulturgeschichtlicher Ausflug in
den Aures (Hans Stumme).
2. *Heinrich Hammer, Traktat vom Samaritermessias |
(Gustav Pfannmäller). — A. Wirth, Der Gang der Welt-
geschichte (E. Herr). — *M. Rikli, Natur- und Kultur-
bilder aus den Kaukasusländern und Hocharmenien. —
*Rudolf Pagenstecher, Die griechisch-ägyptische Samm-
lung Ernst von Sieglin (Otto Waser).
4. *Fr. W v. Bissing, Die Kultur des alten Aegyptens
(Günther Roeder). — *Ewald G. Browne, The Press and
Poetry of modern Persia (Brockelmann). — *Monumenti
an Ben per cura della R. Accd. dei Lincei (U.
v. W. M.).
5. Louis Siret, Questions de chronologie et d' ethno-
graphie iberiques (K. H. Jacob).
Mitt. z. Gesch. d. Med. u. d. Naturw. 1916:
Nr. 60. Hugo Winckler, Vorderasien im zweiten Jahr-
tausend (Sudhoff). — Ludwig Dennefeld, Babylonisch-
assyrische Geburts-Omina (Sudhoff). — Wilhelm Förtsch,
Religionsgeschichtliche Untersuchungen zu den ältesten
babylonischen Inschriften (Sudhoff). — V. Pensuti, Ba-
bylonia e la medicina Ippocratica (Sudhoff). — *B. Kübler,
Antinoupolis (Schöppler). — *F. Lieblein, Recherches
sur l'histoire et la civilisation en Egypte 3. Fasc. (Sud-
hoff). — Karl Sudhoff, Beiträge zur Geschichte der
Chirurgie im Mittelalter (G. Sticker).
Petermanns Mitteilungen. 1914:
Dezember. J. Bergbauer, Das Itinerar des Münchener
Orientreisenden Hans Schiltberger. Alois Musil,
Historisch- geographische Glossen zum ersten Band der
„Enzyklopädie des Islam“. — O. Kreutzbruck v. Lilienfels,
Die Hauptverkehrslinien der Balkanhalbinsel in Vergangen-
heit und Gegenwart (Schluss, siehe Septemberheft 167 ff.
und Oktoberheft S. 205).
1916: Jannar. Adolf Dirr, Die Zukunft Kaukasiens. —
Ernst Oehlmann, Die Zahl der Mohammedaner auf der
Erde. — Hans Fehlinger, Die Mohammedaner Britisch-
Indiens. — *E. Bulanda, Bogen und Pfeil bei den Völkern
des Altertums (F. Graebner). — Gottfried Simon, Islam
und Christentum im Kampf um die Eroberung der ani-
mistischen Heidenwelt. Beobachtungen aus der Mo-
hammedaner-Mission in Niederländisch-Indien (G. Kurze),
Wochenschrift f. Klassische Philologie. 1914:
49. *Wilh. von Christ, Geschichte der griechischen
Literatur, 5. A., 2. Teil, 2. Hälfte: von 100 bis 530 nach
Christus (Reinhold Wagner). — *Bulletin annuel d’épi-
graphie grecque publié par A. Reinach (W. Larfeld).
51. *J. Sundwall, Ueber die vorgriechische lineare
Schrift auf Kreta (P. Goessler). — *Skevos G. Zervos,
Beitrag zur vorhippokratischen Geburtshilfe (Meyer-
Steineg). — *Jean Juster, Les Juifs dans l’empire Romain
(C. Fries).
62. *Friedrich Lübkers Reallexikon des klassischen
Altertums 8. Aufl., herausgeg. v. J. Geffcken und E.
Ziebarth (H. Gillischewski).
1915: 1. E. J. Goodspeed, The Freer Gospels (W. Lar-
feld).
Zeitschrift für Assyriologie. 1914:
XXIX 1.—2. H. F. L. Bernstein, Des Ibn Kaisän Kom-
mentar zur Mu allaka des Imru’ulkais. — W. G. Schileico,
Das sechsseitige Tonprisma Lugal-uäumgal’s aus der
Sammlung Lichatschew. — W. H. Worrell, Studien zum
abessinischen Zauberwesen (Forts. o Schluss). — A. Walther,
Die Umschrift der Keilschriftzeichen (unabhängig von
Strecks Vorschlag). — M. Kmoskö, Eine uralte Beschrei-
bung der „Inkubation“ (Gudea Cyl. A. VIII, 1—14). —
Carl Frank, Verbesserungsvorschläge zu Stephen Langdons
Babylonian liturgies. — Eekhard Unger, Tempelweihin-
schrift des Gimil-Sin aus Gi3-Ühki (Umma). — E. Unger
und F.H. Weissbach, Ein Fragment der neubabylonischen
Inschrift Nebukadnezars vom Nahr el-Kelb. — Hubert
Grimme, Spuren von Kinderopfern in Südarabien. —
C. Frank, Bemerkungen zu den sumerisch-babylonischen
Fischnamen. — C. Frank, uppu afi. — C. Frank, Zu
kal und kurgarrü und ihren Kultgeräten. — P. Schwarz,
——— — ——— — LEE ss ss e e a m m ER
Haijin? — A. von Hoonacker, Bethel TQM. — *Thaddäus
Kowalski, Der Diwan des Kais ibn al Hatim (Th. re
— R. F. Harper, Assyrian und Babylonian letters ;
XIII (Bruno Meissner). — *Monumenta Talmudica I 1—4
(F. Steinmetzer). — A. T. Olay, Personal names from
cuneiform inscriptions of the Cassite period (H. H. Figulla).
— *A. T. Clay, Business documents of Murashu sons of
Nippur, dated in the reign of Darius II (H. H. a
— A. T. Clay, Babylonian records in the library of I.
Pierpont Morgan (L. W. King).
Zur Besprechung eingelaufen.
* bereits weiter gegeben.
B. Laufer: Chinese Clay Figures. I. Prolegomena on the
history of defensive armor. Field Museum, Publica-
tion 177. Chicago, 1914. 315 S. LXXII Taf.
*H. W. Fischer: Katalog d. ethnogr. Reichsmuseums. Bd.
VIII Batakländer. Mit Anhang: Malaiische Länder an
d. Nordostküste Sumatras (Sumatra II). Leiden, E.
J. Brill, 1914. XXXI, 179 8. XII Taf. M. 4,26.
*H. H. Juynboll: Katalog d. ethnogr. Reichsmuseums.
Bd. IX. Java. I. Leiden, J. E. Brill, 1914. XX,
209 S. XIV Taf. M. 4,76.
M. Heydrich: Afrikanische Ornamentik (Beiträge z. Er-
forschung d. primitiven Ornamentik u. z. Geschichte
d. Forschung.) (Internat. Archiv f. Ethnogr. Supple-
ment zu Bd. XXII.) Leipzig, C. F. Winter, 1914.
84 S. XI Taf. M. 12 —.
American Journal of Archaeology. 1914. XVIII, 4.
F. Pfister: E. jüd. Gründungsgeschichte Alexandrias. Mit
e. Anhang über Alexanders Besuch in Jerusalem
(Sitzungsber. Heidelb. Akad. Philos.-hist. Kl. 1914,
11). Heidelberg, C. Winter, 1914. 32 S. M. 1 —.
Mitteilungen d. Sem. f. Oriental. Sprachen zu Berlin.
Hrsg. v. E. Sachau. 1914. XVIII, Abt. II: West-
1 Studien. Berlin, G. Reimer, 1914. VIII,
A. Eberharter: D. Ehe- und Familienrecht d. Hebräer,
m. Rücksicht auf d. ethnologische Forschung dar-
gestellt. Münster i. W., Aschendorff, 1914. X, 205 8.
M. 5,60.
Th. Fitzhugh: Iudoeuropean Rhythm. University of Vir-
ginia. Bull. School of Latin 7. Charlottesville,
Anderson Brothers. 202 8.
H. Möller: La preposizione tedesca gegen. Bologna,
Accademia delle Scienze dell’Istitute, 1916. 9 8.
H. Möller: Sul problema della parentela delle lingue.
Lettera ad A. Meillet. Bologna, Accademia delle
Scienze dell’Istituto, 1915. 8.
E. Mittwoch: Deutschland, die Türkei und der Heilige
Krieg. (Kriegsschriften des Kaiser- Wilhelm-Dank
17). Berlin, Kameradschaft, 1915. 30 8. M. 0,30.
*Richard Hartmann, Palästina unter den Arabern (Das
Land der Bibel I, 4). (63 S.) Leipzig, Hinrichs, 1915.
M. —.60.
D. K. Pétroff, Abü-Muhammed-Ali-ibn-Hazm al-Andalusi:
Tauk-al-Hamäma publié d'après l'unique manuscrit
de Ja bibliothèque de l'université de Leide. E. J.
Brill, Leiden, 1914. M. 8—.
W. Bang und J. Marquart, Osttürkische Dialektstudien
(Abhdign d. K. G. d. W. Göttingen, philol.-hist. Kl.
Neue Folge Bd. XIII Nr. 1). Berlin, Weidmannsche
B., 1914. M. 40 —.
W. Bousset, Jüdisch-christlicher Schulbetrieb in Alexandria
und Rom (Forschungen zur Religion und Literatur
des Alten und Neuen Testaments. Neue Folge, 6.
1 Göttingen, Vandenhoek & Ruprecht, 1915.
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 4.
128
*Sphinx. Vol. XVIII, fasc. V.
Franz Cumont, Die orientalischen Religionen im römischen
Heidentum. Deutsch von Georg Gehrlich. B. G.
3 Leipzig und Berlin, 1914. M. 5 —, geb.
Richard Leonhard, Paphlagonia. Reisen und Forschungen
im nördlichen Kleinasien. Berlin, Dietrich Reimer.
1915. M. 20 —.
Vor Tid. Tidskrift for videnskab og kritik. 1. Jahrg.
(1914—15) Heft 3.
Sigmund Mowinkel, Zur Komposition des Buches Jeremia.
(Videnskapsselskabets skrifter II. hist. filos. Kl. 1913
No. 5). Kristiania, in Komm. bei Jacob Dybwad, 1914.
Beiträge zur Religionswissenschaft herausgeg. von der
religionswissenschaftlichen Gesellschaft in Stockholm
2. Jahrgang (1914/16). Heft I. Albert Bonnier,
Stockholm u. J. C. Hinrichs’sche B., Leipzig, 1915.
Neuigkeiten aus dem Verlage der
J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung in Leipzig.
Soeben erschien:
Die El-Amarna-Tafeln. Die Akkadischen
Texte der Kgl. Museen zu Berlin, nach den
Originalen kopiert von Otto Schroeder.
(IV, 184 S.) 36,5 * 26 cm. M. 16.50;
kart. M. 17.50
(Vorderasiatische Schriftdenkmäler Heft XI)
Böklen, Ernst: Sneewittchenstudien.
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Brandenburg, Erich: Über Felsarchitektur
im Mittelmeergebiet. Mit 40 Abbildungen.
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Klopfer, Fritz [Prof. Hs. Stumme]: Fünf
arabische Kriegslieder. Tunisische Me-
lodien mit arabischem und deutschem Text.
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Schwöbel, Dr. Valentin: Die Landesnatur
Palästinas. Zwei Teile. (108 S.) 8°. M. 1.20
(Das Land der Bibel. Band I, Heft 1 u. 3.)
Strack, D. Dr. Herm. L.: Berakhoth. Der
Mißnatraktat „Lobsagungen“. Mit Voka-
bular und drei Registern. (56 S.) 8°. M. 1.20
(Schriften des Institutum Judaicum in Berlin Nr. 44.
Ausgewählte Misnatraktate nach Handschriften und
alten Drucken veröffentlicht, überseist und mit Be-
rücksichtigung des Neuen Testaments erläutert. Hrsg.
von H. L. Strack.)
In Kürse erscheint:
Keilschrifttexte aus Assur religiösen
Inhalts. Erstes Heft. Autographien von
Erich Ebeling. (80 S.) 36,5 x 25,5 cm.
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(28. Wissenschaftl. Veröff. d. Deutsch. Orient.-Ges., 1. H.)
Mit je einer Beilage von G. Reimer in Berlin und der J. C. Hinriche’schen Buchhandlung in Leipzig.
Verlag u. Expedition: J. C. Hinriehs’sehe Buehhandlung, Leipzig. Blumengasse 2. — Druck von Max Scitmersow, Kirchhain N.L.
Verantwortlieber Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg 1. Pr., Goltz-Allee 11.
Orientalistische
Literaturzeitung
Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient
und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers
Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11
Verlag der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung, Leipzig
Blumengasse 2.
18. Jahrgang Nr.
5 Manuskripte und Korrekturen nach Königsberg. — Drucksachen nach Leipzig.
Jährlich 12 Nrn. — Halbjahrspreis 6 Mk.
Mai 1915
Inhalt.
Abhandlungen und Notizen Sp. 129—140
Christian, V.: Schmied und Zimmer-
mann 138
Meissner, Bruno: Neue Duplikate
sur dritten Tafel der Serie barra
= hubullu 136
Poebel, Eine sumerische
Schwaab, Emil:
Arno:
Inschrift Samsuilunas (Schluss) 129
Besprechungen
Ellbogen, Ismar: Der jüdische Gottes-
dienst in seiner geschichtlichen Ent-
wicklg., bespr. v. Felix Perles 145
Hein, Wilhelm: Südarabische Itine-
rare, bespr. v. R. Hartmann 151
führung in das Achtzehngebet,
bespr. v. Felix Perles.
Studien zur semitischen Philologie
u. Religionsgeschichte, Julius Well-
Sp. 140—157 hausen gewidmet, bespr. v. Wilh.
Förtsch 140
Sundwall, Joh.: Die einheimischen
Namen derLykier, bespr. v. Arnold
Gustavs 152
187
167
Aus gelehrten Gesellschaften
Mittellungen
Zeitschriftenschau . . . .
Historische Ein-
. 160
Eine sumerische Inschrift Samsuilunas.
Von Arno Poebel.
(Schluss.)
Einzelanmerkungen.
Kol. 1
Zu der Ergänzung von Z. 1—3 vgl. %igi-
zäl-ga-ne-ne-a Bi hu-mu- i- in- bar- ri-es = 85 jn bu-
ni-zu-nu na-wi-ru-tim ®lu ip- pa- al- su- nim „mit
heiterem Antlitz blickten sie auf mich“, Samsu-
iluna, LIH 97/98, 99; 11 . . . . 5igi-bül-la-ne-
ne-a ®in-Si-in-bar-ri-es-a = !i-nu .... ha- di- is ip-
a-al-su-sum „als sie mit fröhlichem Antlitz auf
ihn blickten“, ibidem; 26igi-hül-sag-ki-zäl-ga-na
27... . hu-mu-Si-bar „(Enlil) fürwahr hat mit
freudigem Auge und heiterer Stirn auf mich
geblickt“, Burnaburias, OBI 68 Kol. 1. Ueber
die Reihenfolge Substantiv — Adjektiv — Pos-
sessivpronomen — Beziehungswort siehe meine
Ausführungen in Grammatical Texts, Kapitel I1.
In älterer Sprache lautet die Phrase nicht igi-
x-a—Si-bar, resp. sag-ki-x-a—Si-bar, sondern nur
igi-x—Si-bar undsag-ki-x—8i-bar; vgl. id ‘inanna-
ge ‘igi-nam-ti-la)-ka-ni 1®mu-Si-bar-ra-a „als
Jnanna mit ihrem Auge des Lebens auf ihn
blickte“, Gudea, Statue C Kol. 2; ®sag-ki-zal-
ga-ni "mu-Si-in-bar „mit heiterem Antlitz blickte
er auf mich“, Text aus der Zeit der Dynastie
von Isin“, HGT 74 Kol. 1; *igi-nam-ti-la-ka-
1 Ebenso ki-dur-azag-ne-ne-a 1,14; 3,13 — kidur +
asag + (a)nene + a; du -ga-nu-kur-ru-da-na 1,17 = duga
+ nukurruda + (a)ni + a.
129
ni *mu-Si-in-bar-[ra] „als er mich mit freudigem
Antlitz anblickte“, Warad-Sin, Tonnagel A
Kol. 1. Die Konstruktion mit Lokativ -a ist
sicher dem Einfluss des Akkadischen zuzu-
schreiben !, da sie sich auch zur Hammurabizeit
nur bei Zusammensetzungen von igi, resp. sag-ki
mit Adjektiv (oder Genetiv) und Possessivpro-
nomen findet, nicht aber in der einfachen Formel
(also igi-Si—bar, nicht igi-a—si-bar). Die Grund-
bedeutung von igi-Si—bar ist „das Antlitz leuch-
ten lassen auf jemanden hin“, genau entsprechend
dem hebräischen 728 139 nm W. Num. 6,25.
Als sumerische Lesung für die Zeichen ud-
kib-nun™ gibt 5 R 23,29f zi-im-bir. Da in-
dessen der Genetiv ebenfalls ud-kib-nun® ge-
schrieben wird (vgl. z. B. bäd-ud-kib-nunk!, Kol.
2,18; Hammu-rabi, LIH 58 Kol. 1,10), so muss
der Name der Stadt auf einen Vokal geendigt
haben. Das gleiche folgt aus der Tatsache,
dass die Lokativform als ud-kib-nun®-a und
nicht ud-kib-nun®-ra geschrieben ist vgl. z. B.
ud-kib-nun™-a é-babbar mä-a-kam „in Sippar
E-babbar ist mein“, HGT 157,4, gegen (ong.
ga „in Erek“, ?2uri*'-ma „in Ur“, 101. si- in Lna „in
Isin“, ibidem. Ferner aber beweist die Schrei-
bung des Lokativs mit a, dass als schliessender
Vokal des Stadtnamens nur u oder i, nicht a
in Betracht kommen kann, da bei einem auf a
endigenden Stadtnamen die Hinzufügung des
1 Vgl. die oben zitierte Uebersetzung in bu-ni-Su-nu
na-wi-ru-tim (in = -a).
130
131
Lokativ-a überflüssig ist; vgl. z. B. 3kadingirra™!
(= TIN-TIR*),,in Babylon“, 7adaba™ ‚in Adab“,
Ukullabah „in Kullab“, Saratta&(?) „in Surrip-
pak“; dagegen ®upi®-a „in Upi“, %a-ga-de™!-a
„in Akkad“ !?2ubme*!-a (und umma*) „in Umma
(Ubme)“, 13gir-suti-a „in Girsu“, HGT 157. Der
sumerische Name von Sippar wird demnach
zimbiru* oder zimbiri (neben dem verkürzten
zimbir™) gelautet haben.
Der Anfang von Zeile 5 ist wohl nach
bäd-an-da-sä-a-zimbir®-a(?)-UL-e in der oben
zitierten Datenformel des 16. Jahres Samsuilu-
nas als [a?]-UL zu ergänzen. Die Bedeutung
des letzteren ist aber nicht bekannt.
Zu dem Partizipium Passivi Su-PES-a vgl.
vielleicht die Verbalform Su-mi-ni-in-pes-pes-u
in der Datenformel Samsu-ilunas HGT 100
Kol. 4, 38.
Zimbir(u)*-[. . . .] UL-ki-Su-PES-a-ni bäd-bi,
Z. 4—6, heisst wortlich: ,Sippar, sein......
Ort, seine Mauer“, d. h. in deutscher Fassung:
„die Mauer von Sippar, seinem ....... Ort“.
Nach strengerer Regel sollte das antizipierte
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 5.
132
heit, wie ja auch in den Datenformeln des 36.
Jahres Hammurabis und des 22. Jahres Samsu-
ilunas die Ziqqurat von E-mete-ursagga direkt
als Wohnsitz des Zamama und der Ninni be-
zeichnet wird: IGI-E-nir-ki-dür(u)-mah 4za-ma-
mä ‘inanna(-ge), H-r 361; IGI-E-nir-ki-dür(u)-
mah @za-mä-ma ‘inanna-bi-da-ge, S-il 222.
Statt E Z. 18 ist vielleicht
zu ergänzen [ma- Ini-dũ - ga-a oder mit Dativinfix
der dritten Person [mu- na- ]Jni-dũ-ga-a „als er
ihm befohlen hatte“.
Die Zeilen 19—25 bedeuten vielleicht:
„Damals dass des Samas für den
ort (?), wo Enlil ....... des Tempels Ebabbar
das Schicksal bestimmt, fertigte ich an für
ihn (nämlich Šamaš): (2) und stellte es darinnen
auf (?)“.
Kol. 2.
Zu Z. 5. „Feind“ heisst sumerisch entweder
erim d. h. „Böser“, oder lü-erim-ma „Mann des
Bösen (neutrisch)“, in welch letzterem erimma
Genetiv von erim (= erim(m) + ak) ist“.
Zu der Phrase „den Grund jemandes her-
zimbir(u) samt dem dazugehörigen Attribut im ausreissen“ = „mit Stumpf und Stil ausrotten“,
Genetiv vorangestellt sein, also zimbir
(<(a)ni+ a(k)) lauten, allein zur Zeit der ersten
Dynastie von Babylon wird diese Regel nicht
mehr befolgt und der antezipierte Genetiv als
Nominativ oder genauer als Absolutus voran-
gestellt; vgl. z. B. noch IGI-E-nir-gigun-na-
mah-a-ni sag-bi statt IGI-E-nir-gigun-na-mah-
a-na sag-bi, Z. 101. Daher ist wohl auch in
Kol. 2, 5 lü-erim-m[a-mu] und nicht lü-erim-
m[a-mä] zu ergänzen. Auch diese Abweichung
vom klassischen Sumerisch ist wohl dem Einfluss
des Akkadischen zuzuschreiben. Nur in der
Phrase bad-ba mu-bi-im ,Jener Mauer
Name ist 4, Kol. 3, 26, ist die alte Regel,
wohl der Formelhaftigkeit der Phrase wegen,
noch bewahrt.
Zur Lesung é-babba(r)-ra mit Lautwert babba
statt babbar für AT siehe 4] ba-ab-ba-ra ET
| si-it Sam-81, 2 R 39, 16e. Der Name bedeutet
„Haus des Sonnenaufgangs“.
Die Ziqqurat des Tempels E-babbara wird
in Z. 10 als das gigunü des Samas, in 37 als
das gigunü des Samas und der Ajia bezeichnet,
womit wieder zu vergleichen ist die Bezeichnung
des gigunû als Wohnsitz der Gottheit, z. B. in
Warad-Sin, Zylinder, Kol. 1: ®gigu(n)-na-azag
10kj-dür(u)-nam-ur-sag-gh-ni „das heiligeGigunü,
ihr (= Inanna’s) Heldenschaftswohnsitz“. Die
Ziqqurat galt demnach als Wohnsitz der Gott-
1 Als Ersatz für das fehlende Genetivelement, resp.
um die Genetivbeziehung deutlich zu machen, wird
jedoch beim Verbum das Infix ni eingefügt. Siehe zu
Kol. 3, 4.
. 5, vgl. 42¢utu 43 suhus-a-ni “he-bé-du =
|4145amas “2SUHUS-su #li-zu-uh „Šamaš möge
sein Fundament ausreissen“, HGT 34 Kol. 3. 4;
24den-Iil 254utu-bi 26suhus-sa-ni 27. 8he-pad-du-
ne = 2den-lil 244 25d$amas 25SUHUS-su ?7]i-zu-
ha „Enlil und Samas mögen sein Fundament
ausreissen“, ibid. Kol. 28. 27; SUHUS ba-ra-
ab-si in UKU ELAMk i-zu-ub-ma „Barahsi
rottete er aus mit Stumpf und Stil aus den
Völkern von Elam (aus dem Lande Elam)‘,
Rimus, AO 5476 (RA 1911 p. 136), ähnlich
auch Sam-kur-gi-A]-na ür-bi ü-me-ni-BU i- sid
kur-ka-ni-e u-suh-ma, 4 R 26, 42. 43b. Neben
ba-d..., pad(d), gid und BU(r) = nasahu ver-
gleiche auch zi = nasähu; welches Verbum hier
zu ergänzen ist, muss vorläufig unsicher bleiben.
Betreffs der ersten Person der Präterital-
formen he-im-mi- 2, 7, hu-mu-[ni-... .]
Z. 2, 91, [mi-]ni-[dü] 3, 4, im-mi-[gi] 3, 6, mi-
ni-(il] 3, 10, mi-ni-[tü] 3, 16, im-mi-. .[. .] 3, 20
siehe meinen Nachweis in Kapitel III meiner
Grammatical Texts.
Zu kur-gü-si-a 3, 8 vergleiche ??gú-si | nap-
ha-ru | usw.; | 24gu-si | ki-el-la-tüm | usw., Bogh.
7478 Kol. 25; 9gü-si [..... usw.]; 4gü-si-si |
I.. . . naljp-ha-ri | [[.. . .]; gü-si-kur[-ra] | [nap-
1 Siehe meine Datenliste BE VI 2 S. 67, zu ver-
gleichen mit Scheil, RT 1912 p. 106.
2 BE VI 2 8. 76.
* — mu- na]-dim.
* Korrigiere danach Br. 4604, SAI 3108 und Delitzsch,
Sum. Glossar, welch letzterer lù in lü-erim-ma lediglich
als Determinativ ansieht.
s Delitzsch, Sumerisch-akkadisch-hettitische Voka-
bularfragmente 8. 21 und 23.
133
har] ma-ti | usw., ibid. Kol. 3; sowie die Daten-
formel mu sa-am-su-i-lu-na lu-gal-e | kur-gü-si-a
an-ga-äm mu-un-da-bal-es-a „Jahr da Samsu-
iluna der König, nachdem er sämtliche Länder,
die sich gegen ihn empört hatten, ........ p
Ni. 9238 (vgl. BE VI 2 S. 73), Datum des 12.
Jahres Samsuiluna’s.
ba-dim-m[a-....], Z. 12, ist zu ba-dim-ma-a
oder vielleicht zu ba-dim-ma-ta zu ergänzen.
Im ersteren Fall würde der Satz sig-e-babba(r)-
ra ba-dim-ma-a an ü-ul-li-a-ta angelehnt sein:
„seit alters, da der Backstein von Ebabbara
gemacht worden ist“; im anderen Falle würden
wir einen selbständigen Satz haben: „seitdem
der Backstein usw. gemacht worden ist. Das
erstere scheint mir das Wahrscheinlichere zu
sein; auch im zweiten Falle würde es wohl
zweifelhaft sein, ob die Schreiber Samsuiluna’s
nach f-al-li-a-ta ein zweites -ta gesetzt haben
würden, da in dem Satze 2°Q@-‘inanna .. . 27ki-
en-gi-ki-uri 28 nam-en-bi ä-de 29. 3°mu-na-an-si-
ma-ta 3:SÜ-KA-bi 328u-ni-Si 3%bi-in-si-a „seit
dem Tage, da Inanna die Herrschaft über Sumer
und Akkad auszuüben ihm verliehen und ihre
Zügel in seine Hand gelegt hatte“, Hammurabi,
LIH 61, das nach bi-in-si-a zu erwartende -ta
weggelassen ist!.
Obwohl Ass. 25592 Kol. 2, 1-3 IGI-ARAGUB
in der Bedeutung a(Saredu], alık[pani] und alik
mahlri] mit der Glosse pa-li-il versehen ist und
die gleiche Glosse in der Schreibung pa-al-lil
sich auch K 26 (= CT 19, 48) Kol. 2, 23 in
IGI-SU-RA pa-al-lil ERIM „(= il-lat(?)) 84
[sabe ri] findet, so ist doch hier an der Lesung
igi-ra für IGI-ARAGUB, Z. 13, festgehalten im
Hinblick auf igi-rä(-ra) = a-lik mah-ri K 5009
(CT 16,27—29) 48. 491, wo ra sicher ursprüng-
lich Glosse wars. Ebenso beweist auch der
Umstand, dass die Lesung palil sowohl IGI-
ARAGUB als IGI-SU-ARAGUB-ERIM zuer-
teilt ist, dass wenigstensursprünglich einmalganz
phonetisch igi-ra und igi-Sü-rä gelesen worden
ist. Daneben gibt es auch das Verbum igi-šù-
gin „an der Spitze marschieren“, wie aus igi-
erim-na-Su i-gin-na-a „an der Spitze seiner
Truppen marschierend“, Datum des 31. Jahres
1 Indessen ist es sehr gut möglich, dass hier wie
in der ähnlichen Inschrift LIH 62 das ta vielleicht
nur aus Versehen statt hinter das letzte Verbum binsia
bereits hinter das erste Verbum munansima gesetzt ist;
in diesem Falle wäre wiederum das Semitische, welches
natürlich iätu „seit“, oder ina „an“ vor das vor dem
ersten Satz stehende ümi (= in ümi, in der ähnlichen
semitischen Inschrift LIH 84 i-nu) setzen würde, die
Veranlassung zu diesem Versehen gewesen; auch d — a-ta
statt d — . . 2a ist nicht ganz korrekt Sumerisch.
$ Siehe Delitzsch, Sumerisches Glossar S. 23.
* Also nicht, wie Delitzsch in Sum. Glossar S. 23
erklärt, igi-ir-ra mit angenommenem Lautwert ir für
ARAGUB.
Orientalistisehe Literaturzeitung 1915 Nr. 5.
134
Hammurabis!, hervorgeht. Welche von den
Lesungen igi-ra, igi(-Sü)-gin oder palil jeweils
erforderlich ist, wird sich nur durch genaue
Beobachtung des sumerischen Sprachgebrauches
feststellen lassen; auch im Deutschen haben wir
die Synonyma Vorgänger, Vorläufer und Vor-
fahren, die ursprünglich alle die gleiche Grund-
idee ausdrückten, jetzt aber verschieden nüan-
zierte Bedeutung haben. Was palil anlangt,
so wird diese Lesung hier vielleicht kaum in
Betracht kommen, da es „Erster“, „Oberer“
bedeutet?; denn etymologisch ist es identisch
mit pasis, das in der Schreibung pa-siS mit aSaredu
(Meissner, SAI 686, Br. 1199) gleichgesetzt ist,
in den Inschriften Sarru-kins, verglichen mit
der Abschrift des sogenannten Cruciform Mo-
nument, RA 1910 p. 180, mit pa- sis? wechselt
und auch in dem akkadischen Lehnwort pasisu
= QM .- vorliegt‘. Zu dem Uebergang von
Š in l vergleiche man das Zahlwort dis, dili
„eins“, sowie ges-tü, gestu und geltan „Ohr“,
„Verstand“ (hier allerdings vor t).
Lugal-igi-r[a4-mu-]ne[-ir] ist in lugal + igi-
ra-+mu-+ene+r(a) zu zergliedern; Reihenfolge:
Substantiv Adjektiv - Besitzanzeigendes Pro-
nomen — Pluralelement — Beziehungswort; siehe
dazu meine Ausführungen in Kapitel I meiner
Grammatical Texts; ebenda, S. 14 unter 2a
über die Verschmelzung von u-+ene zu une.
Die Postposition r(a) ist ergänzt nach der
ähnlichen Stelle in der Inschrift Hammurabis:
(ni) 36@-ul-li-a-ta 7lugal lugal-e-ne-ir 38ba-ra-
an-dim-ma = 405a iS-tu ü-um si-a-tim 4tšarrum
in Sar-ri (la ib-ni-u „was seit alters kein König
1 Siehe meine Datenliste, BE VI 2 p. 63.
? Vergleiche das oben zitierte IGI-SU-RA-ERIM =
„Anführer des Heeres.“
> Vgl. paà-Sis AN „Pa3iäu des Anu“, HGT 34 Kol.
7, 21; pa-5i3 AN, RA 1910 p. 180 Kol. 1, 4.
Die Erklärung von pasisu als pasiäu „Gesalbter“
sollte endlich aufgegeben werden; der Pasisupriester
wird als „Erster“, „Oberer“ bezeichnet, genau wie sein
höherer Kollege, der Išakku; auch die letztere Bezeich-
nung ist aus dem Sumerischen, und zwar aus nisag =
aSaredu entstanden; vgl. A ni-sag nisag „(= i-tu-gu-
nu-ú)) | ni-sag-gu, CT 12, 7. 32, ni-sak-ku, RM 341 (CT
11.39) Rev. 8; a-8a-ri-du CT 12, 7. 36, RM 341 Rev. 12.
Beiläufig sei hier bemerkt, daß dieses sumerische nisag
„erster“ neben dem Lehnwort (n)isakku auch als Lehn-
wort nisannu, nisänu, ins Akkadische übergegangen, und
in dieser Form zum Namen des ersten Monats Nisan
geworden ist; vgl. ny ni-sag nisag „(= i- tu- gu- nu- u)
ni-sa-an-ni CT 12, 7, ni-sa-an-nu CT 11, 39. Zu der Um-
gestaltung von nisag in nisänu, nisannu vergleiche, daß
auch ur-sag zu ur3änu „Held“ und hur-sag zu bur3änu
„Gebirge“ geworden ist; das letztere Wort ist also nicht,
wie durchweg in den Wörterbüchern angegeben wird,
von einer semitischen Wurzel wm abzuleiten, und ist
nur irrtümlich im späteren Babylonisch als Plural auf-
gefasst worden (siehe bereits meine „Sumerischen Eigen-
namen“, 3. 15 Anm. 2).
135
Orientalistische Literaturzeitung 1916 Nr. 5.
136
unter den früheren Königen je getan hatte“,
LIH 58. 57; zu dem eigentümlichen Gebrauch
der Postposition -r(a) in diesem Falle vergleiche
auch °dingir-a-nun-na-ge-ne-ir t0mu-mah-a mi-
ni-in-šà-eš-a = in ĉa-nun-na-ki 1?Su-ma-am si-ra-
am i-bi-u-šu, „(als Anu und Enlil) unter den
Anunnaki ihn mit erhabenem Namen genannt
hatten“, LIH 98. 99/97. (Samsu-iluna).
Z. 16. Zur Bedeutung „niemals“ der Nega-
tion bara siehe meine Besprechung der Unter-
suchungen Witzels über die sumerischen Ver-
balpräfixe.
Das Infix ta „seit“ in hu-mu-un-na-ta-an(?)-
du(?) bezieht sich auf den Satz Z. 10—12 zurück.
Der Genetiv von “utu-Se-nir-da-bi „Samas
und Ajia“ 2, 21. 22, 3, 20. 21 sollte “utu-se-
nir-da-bi-da (= utu + Senirda + bid + a(k)) sein;
doch steht in den Fallen, wo kein weiteres
vokalisch beginnendes Element auf das Genetiv-
element folgt, zur Zeit der ersten Dynastie, in
der Regel das einfache bi (< bid).
In dem Titel lugal-*ubda-limmu-ba sind die
Himmelsrichtungen als Götter aufgefasst; vgl.
dazu die gleiche Vorstellung in der vedischen
Religion, sowie die Beherrschung jeder der vier
Weltgegenden durch einen Engel in den christ-
lichen Apokryphen. Limmu-ba ist der Genetiv
von limmu-bi „ihre Vierzahl* (= limmu + bü
+ a(k).
Kol. 3.
Das Infix ni in mi-ni-[dü], Z. 4, und mi-ni-
[il], Z. 10, soll die Beziehung von bäd-bi zu
zimbir“, resp. von sag-bi zu IGI-E-nir verdeut-
lichen, gewissermassen als Ersatz für das feh-
lende Genetivelement hinter dem antizipierten
zimbir™ und IGI-E-nir); also wörtlich: „Sippar,
seine Mauer baute ich daran“, „der Stufenturm,
sein Haupt hob ich daran empor“. Die
gleiche Beziehung wird auch durch das Thema
immi-LAL ausgedrückt, welches offenbar auch
das Element ni „darin“, „daran“ enthält; vgl.
2, 5 lü-erim-m[a-mu] suhus-bi . . . . he: im- mi-
ae ] „meine Feinde, ihr Fundament, für-
wahr, habe ich an ihnen herausgerissen“?. In
mi-ni-[tü], 3, 16, dagegen bezieht sich das ni auf
den Lokativ ki-dur-azag-ne-ne-a Z. 13 zurück.
Das Verbum in Z. 19 scheint im-mi-TU[R-
TUR] zu sein.
Zu der Lamassu von E-babbara, Z. 18, vgl.
a-na uruk™ Se-e-du-u-Su a-na é-an-na la-ma-sa
ša da-mi-iq-tim u-te-ir „der Stadt Uruk gab ich
1 Wird in OLZ erscheinen.
? Die gleiche Verwendung des Infixes ni, resp. des
Themas immi-LAL, findet sich z. B. in der Inschrift
Hammurabis betreffend den Kanal Hammurabi-nuhus-
niši, LIH 68/67: Kol. 1, 13 he-im-mi-fl, 1,15 hu- mu- ni-
nigin = lu-uS-ta-a3-bi-ir-su, 1, 20 hu-mu- ni- u = lu-u-
um-mi-su.
ihren Sédu, dem Tempel E-anna seine gute
Lamassu wieder“, Nebuk. Grotet. Kol. 2, 55.
Kol. 4.
Dem Partizipium gi-en-gi-en, Z. 5, ist wie
beim Verbum finitum das von ihm regierte
Objekt vorangestellt; zu een „beherrschen“,
resp. „unterwerfen“ vgl. gü-un-kur-kur-ra-ge
mi-ni-in-gi-na „der die Gesamtheit der Länder
unterworfen hat“, Lugal-anna-mundu, HGT 75
Kol. 1, 7, BE VI 2 Nr. 130, 6! und 13e-ta-na
“lü.... 15....-kur-ra mu-un-gi-na(?), Etana,
der die Gesamtheit(?) der Länder unterwarf“,
Königsliste, HGT 2 Kol. 1.
Das Partizipium [..... Less, Z. 7, ist als
Nomen behandelt und deshalb seinem Objekte
lü-kür-e-ne vorangestellt, welches zu ihm im
Genetivverhältnis steht (= lü-kur-ene-(k)).
Ob der erhaltene Rest von Kol. 4 noch zu
dem Namen der Mauer von Sippar gehört,
lässt sich gegenwärtig nicht feststellen. Sehr
wahrscheinlich ist es nicht, da gewöhnlich die
Phrase mu-bi-im „ist sein Name“, hinter dem
Namen steht; allerdings würde dann das Infix
der dritten Person in Z. 10 [mu-]na-an-si „er
gab ihm“ statt der zu erwartenden ersten Person
etwas auffällig sein.
Neue Duplikate zur dritten Tafel der Serie
harra = hubullu.
Von Bruno Meissner.
In meinen Assyriologischen Studien VI 10 f.
habe ich aus zwölf Fragmenten die dritte Tafel
der Serie harra = hubullu zusammengesetzt
und auf diese Weise ungefähr A des ganzen
Textes wiederherstellen können. Die neu er-
schienenen Historical and grammatical texts
von Poebel, die uns so viele Ueberraschungen
gebracht haben, erlauben uns nun auch, unsere
Tafel in einigen Punkten zu ergänzen.
Vol. V Nr. 133 und 134 (Pl. LXV; LXVI)
bieten zwei Fragmente je eines Vokabulars, die
sich mit der Dattelpalme beschäftigen und sich
als Duplikate der dritten Tafel der Serie harra
= hubullu herausstellen?. Ich zähle im folgenden
die Varianten und Ergänzungen auf, die wir
diesem neuen Dokumente verdanken, indem ich
Poebel Nr. 133 mit Nr. 13, Poebel Nr. 134
mit Nr. 14 und meinen textus receptus mit A
bezeichne.
1 Die vorhergehende Zeile dieser Inschrift lautet:
mar-ha-siki en li- Im u-te-ir ]j-um-[3]ü gur-ru-dam „der Mar-
habi in Lehm (oder in einen Steinhaufen?) verwandelte“:
ich verweise auf meine spätere Behandlung dieser wich-
tigen Inschrift.
* Ich bemerke, dass Poebel gemäss persönlicher
Mitteilung auch die Identität dieser Texte mit den von
Thureau-Dangin RA VI 129 und Pinches PSBA
1%2, 109 publizierten erkannt hat.
137
Nr. 13, I entspricht A, IV 28 ff. Z. 5 lautet
das Ideogramm [giS-gisimmar-su]-huS-tur(!)
= su-huš-šú, während Nr. 5 das tur weglässt.
Die neue Lesart wird aber auch gestützt durch
Nr. 6, 9, wo noch: .... tur = su-h/uS]-$ü er-
halten ist. — Z. 20 wird wohl mit Nr. 5 di(!)-
i(!)-šu zu lesen sein.
Nr. 13, II ist = A IV 73 ff. Interressant
ist, das hier das Ideogramm immer giš-gišim-
mar-ü(!)-bi-in geschrieben wird, während die
anderen Texte ut(!)-hi-in haben. — Z. 6 und
7 sind in A umgestellt. — Z. 11 lautet
ebenso wie in Nr. 14, II 4: giS-giSimmar-
gün-gün-nu = bur-rumu. — Z. 13 ist ebenso
wie in Nr. 14, II 6 zu lesen: a-ruk(!)ba-Hl. —
Hinter Z. 15 fehlt ebenso wie auf Nr. 5; 14
A V 88.
Nr. 13, III ist = A V 11ff. Z. 7 lautet
das Ideogramm für našbatu: gis-pa-us-sa-
gisimmar anstatt gis-pa-Eud-da-gisimmar
von A. — Z. 12 ff. weichen von dem hier un-
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 5.
188
gis-ka-gu-la-gisimmar
gis-ka-rü-rü-gisilmmar
ur-tu-t.
YW]
Schmied und Zimmermann.
Von V. Christian.
In OLZ 1914, 458 kommt Figulla zu dem
Schlusse, dass ass. naggäru „Zimmermann“ ur-
sprünglich „Schmied“ bedeute, wobei er von
der angeblichen Grundbedeutung „heiss sein“
für ar. ausgeht. Nun bedeutet aber
ursprünglich „tönen“, abgeleitet von der Wurzel
„tönen“, vgl. z. B. ass. nagägu „schreien,
sprechen“, daher im Aeth. 372 „(tönen)),
55 „ im Arab. „(tönen machen)) schlagen,
(Feuer schlagen?) brennen) heiss sein)) durstig
sein“, = „Hitze“, we „heisser Stein“, je
„Durst“, schliesslich: „schlagen ) spalten“ (vgl.
— P
we
sichern Haupttext ab. Sie lauten auf Nr. 13: dei „schlagen, spalten, hervorbringen“), daher
giš-ka- -giš-sar-gišimmar = im-bu-ü
giš-ka-tur-ra-gišimmar = JY
e ra-gisimmar = rik-bu
e gisimmar =
Nr. 14, I ist = A IV 28 ff.
Nr. 14, II ist = A IV 81 ff. — Z. 9 ff. re-
staurieren A VI ff. und zeigen, dass Z. 1f.
von mir ganz richtig ergänzt war:
gis-gisimmar-lul = sa-ar-ri
[gi8-gisimmar]-sal = rak-ku
18 giSimmar]-nä-a = ni- i- lu
is-gisimmar- -an- -nja - = e-lu-ú
EU ee = ka-ad-du
ae ei ee = la-ku-ú
= 11%
[gis-Sag (?)- gisimmar = libybi is-si.
So wäre damit die Lücke am Anfang von A V
ausgefüllt.
Nr. 14, III stimmt am Anfange nicht mit
A überein. Vielleicht ist eine Umstellung vor-
genommen, so dass die Zeilen 5—9 eventuell
in die Lücke gehören, die in A V zwischen
Z. 39 und 47 klafft. — Von Z. 9 ab ist Nr. 14
ein willkommenes Duplikat von A V 29 fl.,
das die unsicheren Angaben von Nr. 11 be-
stätigt und ergänzt:
gis-ka-gisimmar = zu!
gis-ka-sig-ga-gisimmar =
YY ka -at-ta-
nu (?)-tú
gis-ka-pès-gisimmar = TT nap-šú-tú
giš-ka-peš-ak?-a?-giš<immar = JJ
t Damit wird meine Lesung A V 29 bestätigt.
? Für ak-a wäre Nr. 14 auch die Lesung gišimmar
möglich.
* „Wurzel, Natur, Ursprung, Abkunft“, da-
gegen in der Bedeutung CH Holz behauen, ab-
hobeln“, * „(das Zubehauen)) Gestalt, Farbe,
Ansehen, Ruf, Wertschätzung“, E „Zimmer-
mann, Tischler“ mit Fraenkel, Aram. Fremd-
wörter im Arab. S. 254 f. gewiss als Lehnwort
aus dem Aram. und somit (s. Jensen bei Brockel-
mann, lex. syr. s. v.) in letzter Linie als solches
aus dem Assyr. zu betrachten. Den übrigen
semitischen Sprachen ist dieser Ausdruck für
Zimmermann, entgegen Figullas ausdrücklicher
Behauptung, unbekannt. Im Aram. bedeutet
"00 „(geschlagen )) gedehnt, lange sein“, wogegen
vielleicht im Hebr. der Stamm “33 als Ableitung
der Wurzel u zu betrachten ist, wiewohl auch
hier mit einer Bedeutung „geschlagen ) getrieben
werden, eilen“ (vgl. pos „eilen“), beziehungs-
weise — „schlagen ) treiben“ sich das Auslangen
finden liesse. Im Ass. kommt unserem Stamme
die Bedeutung „schlagen, behauen“ zu; daher
naggäru „einer der behaut, Zimmermann“ „ viel-
leicht auch nägiru „Vogt“ eig.: „einer, der
schlägt, antreibt“, wofür zu sprechen scheint,
1 Vgl. Jú „reden, sprechen“ eig.: „tönen“, wie as
„tönen, stammeln; (tönen machen)) bewegen, erschüt-
4; daher JS auch „schlagen, töten“, davon abge-
leitet durch eingefügtes t Kä „schlagen, töten“.
? Beachte hierzu KE „(schlagen )) zusammen-
treiben, aufjagen, aufregen; Feuer (schlagen )) anzünden“.
139
dass sein Ideogramm (SAI. 4951) auch debu
„stossen“ (SAI. 4949) gleichgesetzt wird. Un-
sicher, ob hierher gehörig, ist SAI. 312: TAR
(ta-ar) = na-ga-rum „schlagen, zerstören“, da
es sich um einen bab. Text handelt, so dass das
Wort auch als nagäru angesetzt werden kann.
Da sich ferner die Schreibung px | J
für den Metallarbeiter gurgurru sehr leicht er-
klären lässt als „einer, der Erz behaut, formt“, so
zwingt uns nichts zu Figullas Schluss, dass es
ein „ursemitisches Doppelhandwerk des naggaru
(= Zimmer- und Schmiedehandwerk)* gegeben
habe, eine Annahme, der auch sonst nicht viel
innere Wahrscheinlichkeit zukommt. Das einzig
Gemeinsame der beiden Handwerke ist, dass sie
durch Schlagen ausgeübt werden; dagegen unter-
scheiden sie sich wesentlich im bearbeiteten
Stoff und in der Art seiner Bearbeitung.
Was schliesslich FigullasBehauptung betrifft,
„eine Alterspriorität des einenHandwerks gegen-
über dem andern ist nicht wahrscheinlich“, so
muss ich auch dem widersprechen. Fasst man
nämlich „Handwerk“ im Sinne eines Können,
so muss ohne Frage der Zimmermannskunst
das höhere Alter eingeräumt werden; denn Holz,
Stein u. dgl. wurden allerorts früher bearbeitet
als Metall Versteht man aber unter „Hand-
werk“ die gewerbsmässige Ausübung eines
Könnens, so möchte ich gerade der Schmiede-
kunst den Vorzug geben, da diese wie kein an-
deres Handwerk Vorrichtungen benötigt, deren
Beschaffung für jeden Hausstand unökonomisch
wäre. Darum erscheint es mir wahrscheinlich,
dass gerade hier die Arbeitsteilung zuerst in
ihre Rechte trat; dass dabei die gewerbsmässige
Ausübung eines Handwerkes als unwürdige
Beschäftigung eines Herrenvolkes erachtet und
daher der unterjochten Bevölkerungsschicht
überlassen wurde, hat mannigfache Parallelen,
und wir verstehen nun, warum vielerorts das
Schmiedehandwerk ein verachtetes ist. Dazu
passt gut, dass arab. , das eigentlich „der
Geringe, Sklave“ bedeutet, auch für „Schmied“
gebraucht wird.
In diesem Zusammenhang scheint mir nun
auch die biblische Erzählung vom Brudermord
des Kain beachtenswert, dessen Name schon
zum arab. „45 gestellt wurde (s. Ges. Buhl,
8. v.). Seine Beziehung zur Schmiedekunst wird
noch klarer, wenn wir beachten, dass sein Nach-
komme Thubalkain als Erfinder der Schmiede-
kunst bezeichnet wird (Gn. 4, 22). So meine
ich denn, dass nichts näher läge, als in Kain,
dem „Schmied“, den eigentlichen Stammvater
der Schmiedekunst zu erblicken und in der
Geschichte von der Ermordung seines Bruders
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 5.
140
und der hierdurch bedingten Aechtung einen
Versuch zur Erklärung der Tatsache zu sehen,
dass die Schmiede verachtet sind.
Besprechungen.
Studien zur Semitischen Philologie und Reli-
gionsgeschichte. Julius Wellbausen zum 70. Ge-
burtstag am 17. Mai 1914 gewidmet von Freunden und
Schülern und in ihrem Auftrag hrsg. von Karl Martı.
(Beiheft zur Zeitschrift für die Alttestamentliche
Wissenschaft 27.) VII, 388 S. m. Bildnis. M. 18 —.
Giessen, A. Töpelmann, 1914. Bespr. v. Wilh. Förtsch,
Berlin.
Zu Wellhausenssiebzigstem Geburtstag haben
sich 22 seiner Freunde und Schüler zusammen-
getan, um dem Begründer der modernen Penta-
teuchkritik „die Dankbarkeit zu bezeugen“, wie
K. Marti sich ausdrückt, „welche die gesamte
Wissenschaft vom semitischen Orient, und ganz
besonders die alttestamentliche Wissenschaft,
für ihren anerkannten Meister und glücklichsten
Förderer hegt“. Die Arbeiten, meistenteils dem
Gebiet des AT angehörend, bringen viel Inter-
essantes und Neues, so dass ıhr Erscheinen
nur freudig begrüsst werden kann.
K. ALBRECHT behandelt „Die fünfte Pforte
aus Mose ibn ‘Ezras Buch der Tegnis“. Mose
ibn “Ezra (geb. ungefähr 1070), ein mittel-
alterlicher jüdischer Dichter, ist Meister in der
Behandlung einer Dichtungsform, welche die
hebräische Metrik der arabischen entlehnt und
nachgebildet hat und welche den Namen G.
führt. (jist ist etwa dasselbe, was unsere
Meistersinger als „rührende Reime“ zu be-
zeichnen pflegten. Das Werk, welches Mose
ibn Ezra hinterlassen hat — der Name ‘Anaq
oder Taršiš rührt nicht vom Verfasser her —,
ist schon früh viel interpoliert und man hat
bereits vor längerer Zeit den Versuch gemacht,
aus inneren Gründen eine Anzahl Strophen
als unecht zu erweisen. ALBRECHT schlägt
einen anderen Weg ein; da das Werk streng
alphabetisch angeordnet ist, liegt nach seiner
Meinung bei denjenigen Strophen, welche sich
dieser Anordnung nicht einfügen, der Verdacht
der nachträglichen Einschaltung vor. Den Text
der „Fünften Pforte“ stellt er nach drei hete-
rogenen Handschriften her, von denen zwei
näher zusammengehören. Die angekündigte
Untersuchung weiterer „Pforten“ wird lehren,
ob ALBRECHTS Ansicht zu Recht besteht.
G. BEER wirft in seinen Bemerkungen „Zur
Zukunftserwartung Jesaijas“ die Frage auf,
wie die schwankende Haltung des Propheten
(1—39) gegenüber der herrschenden assyrischen
Weltmacht zu erklären sei; bald erwartet Je-
saja ein siegreiches Vorgehen der Assyrer nach
Westen, bald erhofft er den Sturz Assurs. Die
141
moderne Kritik nimmt einstimmig an, dass Je-
sajas Zukunftshoffnung widerspruchsvoll und
unausgeglichen sei. Demgegenüber sucht BEER
zu beweisen, 1. dass Jesaja zu aller Zeit in
den Assyrern die Zuchtrute in der Hand des
Weltenherrn Jahwe geseben habe, und 2. dass
darum die Antiassurstücke, für deren Unecht-
heit noch andere gewichtige Gründe sprechen,
nicht Eigentum Jesajas sein können. Die Zu-
kunftserwartung Jesajas ist nicht wechselnd,
sondern es ist zu unterscheiden zwischen der
Zukunftserwartung des Jesaja und der späteren
Umbildung derselben in dem jetzigen Jesaja-
Buche. A. BERTHOLETHS „Textkritische
Bemerkungen zu Deuterojesaja“ "gründen sich
hauptsächlich auf LXX, ferner auf die Be-
obachtung des Metrums. Sehr ansprechend
sind z. B. die Vorschläge: 41, 27 Cat für
N); 42, 8 durch Einsetzen von Min?’ und
oben aus dem 1. Stichos zwei Stichen
zu bilden; 44, 11 wm bzw. mam für CNY;
51, 8 2057 für das zweite con’; 54, 2 Pow
in PON CH aufzulösen. A. A. BEVAN be-
richtet über , Mohammed's ascension to heaven“
Einiges bietet dariiber der Koran; weiteres er-
zählen Ibn Ishak, Ibn Sad, Al-Bukhäri und
At-Tabari. Der Glaube an die Himmelfahrt
des Gottesgesandten ist eng verbunden mit dem
Dogma von dessen göttlicher Sendung. K.BUDDE
liefert Untersuchungen „Zur Geschichte des
Buches Amos“. Er weist auf die Bedeutung
hin, welche Am. 7, 10—17 für die Gesamt-
untersuchung des Buches Amos hat. Mit der
Vertrauenswürdigkeit dieses erzählenden Ab-
schnittes geht aber Hand in Hand dessen rätsel-
haftes Verhältnis zum übrigen Buch und die
eigentiimliche Bruchstücknatur. Offenbar ist
7, 10—17 durch Weglassen des Einganges und
des Schlusses aus einem vollständigen Zusammen-
hang herausgenommen; verschiedenes spricht
nun dafür, dass diese Stelle in der Lücke vor
1,3 bzw. 1, 2b gestanden hat. F. BUHL „Die
Bedeutung des Stammes y oder y9 im He-
bräischen“ führt an, dass das alttestamentliche
1135 (dementsprechend yn) eine Person bedeutet,
die etwas Heiliges oder heilig sein Wollendes
auf frivole Weise verspottet. Der Talmud, die
syrische Version, das Targum, die späteren
griechischen Uebersetzungen und meistens auch
die Vulgata bringen dieselbe Uebersetzung. Die
alexandrinische Uebersetzung führt dagegen eine
wesentlich andere Reihe von Begriffen vor. Für
die echte, Bedeutung des alten y? ist besonders
die griechische Wiedergabe des Wortes im Buche
Sirach wichtig: „(uneongavos, öh or e) über-
mütig, zügellos, frech u. ähnl.“; dieselben Be-
Orientalistische 111 Oirientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 5.
142
griffe begegnen auch in der griechischen Ueber-
setzung der Sprüche. Prv. 21, 24 mwmw v? Dm
kann als Definition von y? betrachtet werden.
Der Uebergang von der Bedeutung „frech“ auf
die spätere „Spötter“ ist natürlich sehr einfach.
poop, Dolmetscher“ und myon „Rätsel“ werden
aber mit dem besprochenen Stamm vi: oder Yap)
nichts zu tun haben. C. F. BURNEY „The
topography of Gideon’s rout of the Midianites“
behandelt kritisch die vielfach als ungenau
und dunkel angesehene Stelle Jde. 7, 22b.
C. H. CORNILL gibt Erörterungen „Zum
Segen Jakobs und zum jahwistischen Dekalog“.
I. Genesis 49: Gen. 49, 12 (eine Parallelstelle
zu Prv. 23, 29) wird offenbar von den üblen
und verhängnisvollen Folgen des übermässigen
Weingenusses geredet; dadurch, dass an
ODY nicht „funkelnd die Augen“ (von Gunkel
vorgeschlagen, angenommen von Gressmann und
Sellin), sondern ,umflorten Blickes“ zu über-
setzen ist, gilt eine eschatologische Deutung
für ausgeschlossen. Sellin gegenüber weist
CORNILL noch darauf hin, dass er die Worte
„weiss die Zähne von Milch“ nicht übersehen
habe; Juda sei in seinem Gesamtcharakter nicht
Acker-, sondern Weideland. Was das formal-
metrische Moment betrifft, so gehört z. B. 49, 26
Sy van PIX Duc nach dem Strophenbau als
Parallelglied mit Cm) O sw DO zusammen
und muss einen Parallelgedanken dazu bringen.
Für den Judaspruch wird das Schema 4: 8 + 8
—
postuliert, also V. 22 als Ueberrest eines ur-
sprünglichen Vierzeilers angesehen; und V. 10b
ist nur ein später zugesetzter Teil des Juda-
spruches. Als Ganzes ist der Jakobsegen un-
zweifelhaft nordisraelitischen Ursprungs. II.
Exodus 34: In diesem Abschnitt war ursprüng-
lich ein Dekalog mitgeteilt. V. 23 ist über-
flüssig; denn es lassen sich deutliche Spuren
einer paarweisen Gruppierung der Gebote er-
kennen. V. 19a lautete daher wohl ursprüng-
lich 9 main cm neo 59. Der Festkalender
des jahwistischen Dekalogs deckt sich mit
dem deuteronomischen. H. J. ELHORST „Die
israelitischen Trauerriten“ glaubt, dass die
israelitischen Trauergebräuche aus zwei Ge-
danken zu erklären sind, und zwar zunächst
aus dem Gedanken der Fürsorge für den Toten
und zweitens aus dem Gedanken, dass das Haus
eingenommen ist von einer Macht, die man zu
Nutz und Frommen sowohl des Lebenden als
des Toten zu begütigen hat und deshalb verehrt.
W. FRANKENBERG tritt in seinem Beitrag
„Die Determination im Semitischen“ der herr-
schenden Anschauung entgegen, dass die Deter-
mination auf rein mechanische Weise zu er-
143
klären sei. Nach ihm sind Determination und
Indetermination nicht absolute, sondern relative
Grössen, die eine ganze Stufenfolge bilden, und
zwar besteht die Entwicklung darin, dass durch
wechselnde und bleibende Determination die
Wiedergabe syntaktischer Verhältnisse (Kasus)
und, ausserhalb des Satzganzen, die Bereicherung
des nominalen Gebietes ermöglicht wird, sowie
der Unterschied zwischen Verbalem und Nomi-
nalem vertieft wird. A. v. GALL „Ueber die
Herkunft der Bezeichnung Jahwes als König“
untersucht, inwieweit und in welchem Sinne
schon in vorexilischer Zeit Jahwe als König
angesehen wurde und wie diese vorexilische
Bezeichnung dann in ihrem ursprünglichen Sinn
mitwirkte auf die starke Ausbreitung dieses
Titels in nachexilischer Zeit. Jahwe kann 79%
nur als König einer Stadt genannt werden, eine
Gottesbezeichnung, die lediglich auf kanaanä-
ischem Boden von den Israeliten übernommen
worden sein kann. Der Titel „König“ ist von
dem kanaanäischen Stadtgott von Zion, ,
aufJahwe übergegangen. G.B.GRAY „Children
named after ancestors in the Aramaic papyri
from Elephantine and Assuan“ bringt Unter-
suchungen über die bei der jüdischen Kolonie
in Elephantine herrschende Gewohnheit, den
Kindern den Namen eines der Vorfahren, be-
sonders aber den des Grossvaters beizulegen.
H. GUTHE „Zeichen und Weissagung in
Jes. 7,14—17“. Die Verbindung eines Zeichens
mit einer Weissagung ist geradezu als eine
Kunstform der prophetischen Rede zu betrachten.
Bei dieser Stelle ist das Zeichen in V. 14 und
15, die Weissagung in V. 16 und 17 enthalten.
Weil die Weissagung das Zeichen veranlasst,
deshalb ist sie durch ? mit dem Zeichen ver-
bunden V.16; das Zeichen ist mit starker Be-
tonung in den Anfang gestellt. Der Grund-
gedanke des kleinen Stückes entspricht dem
Motiv der göttlichen Vergeltung, das die Pro-
9 in ihren Reden so häufig anwenden:
oran man gesündigt hat, daran wird man
bestraft. P. HAUPT „Die Schlacht von Taanach“
behandelt kritisch das sog. Debora-Lied. An
die Uebersetzung schliessen sich zahlreiche An-
merkungen, zum hebräischen Text wird eine
Anzahl von Bemerkungen gegeben. H. HO L-
ZINGER „Ehe und Frau im vordeuteronomischen
Israel“ Da das Hammurapi-Gesetz bezüglich
der Ebe und vor allem der Stellung der Frau
eine weit höhere Stufe einnimmt als das Recht
bei den alten Hebräern, so folgt daraus, dass
die babylonische Kultur ein ihren Bedürfnissen
gemässes Recht ausgebildet, das primitivere
hebräische Altertum zunächst ein seinen Be-
dürfnissen gemässes gehabt hat. Die weitere
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 5.
144
Entwicklung des hebräischen Rechts ist jeden-
falls rein babylonisch. Das babylonische Ehe-
recht wird fast ausschliesslich von vermögens-
rechtlichen Gesichtspunkten geleitet, von Wirk-
samkeit eines höheren sittlichen Eheideals kann
kaum die Rede sein. Wenn sich nun im Juden-
tum ein besseres Ideal durchgesetzt hat, so
kann dabei das Hammurapi-Gesetz natürlich
keine Rolle gespielt haben, sondern es müssen
andersartige Momente wirksam gewesen sein.
Gen. 24, das teilweise J?, teilweise E angehört,
beweistbereitseinebemerkenswerte Verschiebung
der eherechtlichen Anschauungen. In ver-
mögensrechtlicher Beziehung lassen vielleicht
1. Kön. 9, 16 und Jos. 15, 18 f. sowie Jde.
1, 14 f., ferner 2. Sam. 3, 13 f. Aenderungen
der ursprünglichen Gewohnheit erkennen. Die
Forderung der Monogamie ist in den Patriarchen-
geschichten nicht erreicht, doch erscheint es
als zweifellos, dass deren Ideal sich ankündigt.
Bezüglich der Rechtsanschauungen lässt sich
erkennen, dass das israelitische Recht die Ehe-
sachen über die Kaufehe hinausführt. Auch
in der Ehescheidung tritt eine Umbildung von
länger her in Erscheinung. Die Motive der
fortschreitenden Entwicklung sind, abgesehen
von der allgemeinen Hebung der Kultur, die
Rolle, welche verheiratete Frauen als Prophe-
tinnen in der Oeffentlichkeit spielen, und vor
allem die Beeinflussung der Rechtsideale durch
die ethische Religion. L. KOHLER „Zum he-
bräischen Wörterbuch des Alten Testaments“
bringt eine Reihe scharfsinniger Bemerkungen,
Verbesserungen und Konjekturen zum hebrä-
ischen Wörterbuch. Hier näher darauf einzu-
gehen verbietet der mangelnde Raum. L. LODS
„L'ange de Yahvé et l’‚äme extérieure'“ ver-
breitet sich über den „Engel Jahwes bzw. Elo-
hims“, der bald als ein von Jahwe verschie-
denes, bald als ein mit dem Gott Israels iden-
tisches Wesen angesehen wird. K. MARTI
„Die Zweifel an der prophetischen Sendung
Sacharjas“. Die rein nachexilischen Schriften
weisen schon äusserlich einen viel einheit-
licheren Charakter auf als die Bücher, deren
Grundstock vor dem Exil entstanden ist. Letz-
tere zeigen auf Schritt und Tritt die Spuren
von aufeinander folgenden Bearbeitungen und
Redaktionen und weisen zahlreiche Stücke und
Beifügungen auf. Aber auch bei ersteren kommen
häufig Textverbesserungen und Verschiebungen
ganzer Textteile vor, viel seltener jedoch ab-
sichtliche theologischeKorrekturen; so hat aller-
dings Sach. 1—8 in einem wichtigen Punkt eine
nachträgliche Korrektur erfahren. Der ur-
sprüngliche Text sprach von einer Krone für
Serubbabel, den Sacharja als den kommenden
Fürsten ansab, neben dem Josua nur als Priester
145
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 5.
146
zu fungieren hatte, während nach dem gegen-
wärtigen Text die Krone für den Hohenpriester
Josua bestimmt ist. Anstelle Serubbabels, des
damals lebenden Davididen, ist die allgemeiner
lautende, geheimnisvolle Bezeichnung „Spross“
getreten. Die Korrektur ist jedenfalls vorge-
nommen worden, weil die Geschichte anders
verlief, als der Prophet erwartete. Mit dieser
Textkorrektur sind wohl auch Sach. 2, 13 und
15, ferner 4, 9 und 6, 15 in Beziehung zu
setzen; auch hier verfolgen Korrektur und
Interpretation denselben Zweck, nämlich die
prophetische Mission Sacharjas zu verteidigen.
In der Zeit von Ezra und Nehemia mögen diese
Korrekturen entstanden sein. Der Grund für sie
liegt darin, dass die Propheten in nachexilischer
Zeit Vorhersager der historischen Ereignisse
wurden und das Gesetz als kanonische Kodi-
fikation des Willens Gottes betrachtet wurde.
J. MEINHOLD „Zur Frage der Kultuszentrali-
sation“. Der Sinaj ist alleiniger Wohnsitz des
Wüstengottes Jahwe, da alle Quellen (Ji, J?,
E, P) die Gesetzgebung dorthin verlegen; zudem
ist der Sinaj nicht weit von Qadesch zu suchen.
Später ist die Lade der Sitz Jahwes, der Kult-
ort der wandernden israelitischen Nomaden, und
zwar der einzige. R. W. ROGERS „Senna-
cherib and Judah“ bespricht das schon des
öfteren behandelte Problem der Beziehungen
zwischen dem Assyrerkönig Sennacherib und
dem Staate Juda. G.STEUERNAGEL „Jahwe,
der Gott Israels. Eine stil- und religionsgeschicht-
liche Studie“. Die in manchen Teilen des AT ziem-
lich häufig vorkommende Gottesbezeichnung mm
"wm lan gehört, wenigstens teilweise, den
älteren Quellen an und ist ein zunächst in
Sichem gebrauchter lokaler Kultname. Der in
Jerusalem verehrte "mm heisst Dën vin cn
im Sinn des genuin israelitischen mm und im
Unterschied von dem auf den Höhen des Nord-
reiches verehrten ethnisierten mm. Das „Ver-
zeichnis der Schriften Julius Wellhausens“ ist
von A. RAHLFS angefügt.
Beigegeben sind der Festschrift Stellenre-
gister für das AT, die Apokryphen, andere jü-
dische Schriften, das NT und den Koran, ferner
ein Sachregister, sowie ein Register der be-
handelten hebräischen und aramäischen Wörter;
sämtliche von K. MARTI gefertigt.
Ismar Elbogen: Der jüdische Gottesdienst in
seiner geschichtlichen Entwicklung. XVI,
619 8. gr. 8°. M. 12 —; geb. M. 13.25. Leipzig,
Buebh. G. Fock, 1913. Bespr. v. F. Perles, Königs-
berg i. Pr.
Das zu besprechende Werk bildet einen Teil
des „Grundrisses der Gesamtwissenschaft des
Judentums“, den die Gesellschaft zur Förderung
der Wissenschaft des Judentums seit 1906 her-
ausgibt, und nimmt unter allen bisherigen
Schriften dieser Gesellschaft ebenso durch die
Grösse seines Gegenstandes wie durch seinen
wissenschaftlichen Wert die erste Stelle ein. Der
Verfasser hat sich schon durch seine „Geschichte
des Achtzehngebetes“ und seine auch an dieser
Stelle! gewürdigten „Studien zur Geschichte des
jüdischen Gottesdienstes“ als gelehrten Kenner
der jüdischen Liturgie gezeigt und legt nun-
mehr zusammenfassend das Resultat seiner mehr
als zehnjährigen Studien auf diesem reichen
und verhältnismässig so selten bearbeiteten Ge-
biete vor.
Der erste von den drei Hauptabschnitten
des Werkes gibt eine genaue Beschreibung
des jüdischen Gottesdienstes. Zum Ver-
ständnis dieses Teiles ist natürlich eine gewisse
Vertrautheit mit dem Stoffe, d.h. mit der hebrä-
ischen Liturgie, unerlässlich. Zur vollen Würdi-
gung der hier vorliegenden Leistung gehört sogar
fachmännische Kenntnis, wie sie auch in jüdi-
schen Kreisen sich nur selten findet und in christ-
lichen Kreisen wohl überhaupt kaum anzutreffen
ist. In unendlich mühseliger Kleinarbeit an einer
weit zerstreuten, zum Teil nur handschriftlich
vorhandenen Literatur ist hier ein vollständiges
Bild des Gottesdienstes in allen seinen Teilen
geboten. Sowohl die eigentlichen Gebete, als
auch die Schriftvorlesungen und die synagogalen
Poesien werden nicht nur in ihrer heutigen Ge-
stalt beschrieben, sondernauch auf dieältesteuns
bekannte Form zurückgeführt sowie in ihren ge-
schichtlichen Wandlungen bis auf unsere Tage
verfolgt. Leider lässt sich die Untersuchung
nur bis zu einer gewissen Grenze weiterführen.
Denn wie der Verfasser (S. 11) treffend bemerkt,
ist die Zeit wirklicher Entwicklung der
Stammgebete verhältnismässig kurz und liegt
fast völlig jenseits der Grenze unserer Quellen.
Während der erste Abschnitt in Art eines
geschichtlichen Kommentars die liturgischen
Texte behandelt, also im wesentlichen literar-
geschichtlicher Art ist, kommt im zweiten Ab-
schnitt das religionsgeschichtliche Mo-
ment zu seinem Rechte. Hier erhalten wir
nämlich eine Geschichte des jüdischen
Gottesdienstes von seinen ersten Anfängen
bis auf unsere Zeit. Seit Leopold Zunz, derin
seinen beiden grossen Werken die Hauptseiten
des jüdischen Gottesdienstes mit tief eindringen-
der Kritik darstellte, ist der Gegenstand nicht
mehr in so umfassender Weise bearbeitet worden.
Trotzdem die Zunzsche Darstellung in allen
wesentlichen Punkten noch heute unerschüttert
dasteht, stellt doch Elbogens Arbeit einen
3 OLZ 1908, 548 fl.
147
bedeutenden Fortschritt dar, und zwar ebenso
in inhaltlicher wie in formeller Beziehung.
Schon die Tatsache, dass Elbogen über ein
viel reicheres Material — vor allem aus den
Schätzen der Geniza in Kairo — verfügen konnte,
setzte ihn in Stand, über eine Reihe von wichti-
gen liturgischen Fragen neue Aufschlüsse zu
geben. Von prinzipieller Bedeutung ist nament-
lich seine Entdeckung der Ueberreste des pa-
lästinensischen Ritus, der schon im Mittel-
alter dem babylonischen Ritus hatte weichen
müssen!. Formell hat Elbogen sich ein be-
sonderes Verdienst erworben, indem er eine
fortlaufende, auch für den nicht spezialistisch
gebildeten Theologen und Religionshistoriker,
ja teilweise auch für den gebildeten Laien ver-
ständliche und interessante Darstellung bietet,
während er die Quellennachweise und alles
sonstige gelehrte Rüstzeug in die Noten am
Schlusse des Bandes verweist. Die Lesbarkeit
ist dadurch in solchem Masse erhöht, dass man
die damit einhergehende Unbequemlichkeit in
der Benutzung gern in den Kauf nimmt. Der
Abschnitt zerfällt selbst wieder in drei Teile:
die Zeit der Stammgebete (bis 600 n. Chr.),
die Zeit des Piut (600—1800), die Zeit der
Kritik. Da wir noch keine jüdische Religions-
geschichte besitzen, kann dieser Teil des Werkes
in gewissem Sinne als vorläufiger Ersatz gelten.
Denn da der synagogale Gottesdienst seit 70 n.
Chr. die einzige sichtbare und greifbare Form
der jüdischen Religion war,muss eine Darstellung
seiner Geschichte ein getreues Spiegelbild aller
Entwicklungsstufen des Judentums während
dieses Zeitraums enthalten.
Der dritte Abschnitt ist der Organisation
des jüdischen Gottesdienstes gewidmet.
Er behandelt die äusseren Erfordernisse des
Gottesdienstes, die Gebäude und ihre Einrich-
tung, die Gemeinde, ihre Verwaltung und ihre
Beamten sowie deren Tätigkeit beim Gottes-
dienste. Hier ist also an Stelle des religions-
geschichtlichen Gesichtspunktes der archäolo-
gische getreten. Auch dieser Teil des Werkes
ist für weitere Kreise berechnet und lehrt die
fremdartig anmutende äussere Form des jüdi-
schen Gottesdienstes in ihren geschichtlichen Be-
dingungen verstehen.
Diese Dreiteilung des Werkes machte es
möglich, den ersten am wenigsten geniessbaren
Abschnitt von den beiden anderen zu trennen,
die ebenso durch ihren Gegenstand wie durch
ihre fliessende Darstellung sich an ein grösseres
Publikum wenden. Es muss aber doch die
Frage aufgeworfen werden, ob die Oekonomie
des ganzen Werkes nicht darunter gelitten hat,
! Vgl. namentlich S. 266 ff.
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 5.
|
148
indem bald Zusammengehöriges auseinanderge-
rissen, bald derselbe Gegenstand mehrmals be-
sprochen werden musste. Doch ist dieser Nach-
teil durch die ausführlichen, 39 Seiten um-
fassenden Register weniger fühlbar gemacht.
Wenn einzelne Partien des Werkes besondere
Hervorhebung verdienen, so ist vor allem die
Darstellung des Piut! und des Minhag? zu
nennen. Hier werden zwei wenig bekannte und
schwer verständliche Begriffe recht instruktiv
in ihrer geschichtlichen Bedeutung klar gelegt.
Auch das Kapitel über den Einfluss der Mystik?
ist in hohem Masse aufklärend. Kulturgeschicht-
lich bedeutsam sind die Ausführungen über die
Folgen der Buchstabenanbetung* und nament-
lich auch die Darstellung der Reformbestrebungen
des letzten Jahrhundertss.
Das Werk beschränkt sich ausdrücklich auf
den Synagogengottesdienst, schliesst also so-
wohl das alte Opferritual als auch das grosse
eine besondere Darstellung erheischende Gebiet
der Privatandacht und endlich auch das Ritual
bei allen ausserhalb der Synagoge stattfinden-
den religiösen Feierlichkeiten aus. Auffallen-
derweise hat jedoch der Verfasser — und Re-
ferent erblickt darin den einzigen prinzipiellen
Mangel des Werkes — auch dem Gebet in den
Apokryphen und Pseudepigraphen kein Wort
gewidmet, obgleich dieselben nicht nur durch ihr
Alter von Bedeutung für die Geschichte des
Gebets im Judentum sind, sondern auch nach-
weislich auf die Liturgie Einfluss geübt haben.
So bildet Sirach cap. 50, wie schon Rapoport®
gezeigt, die Quelle für eines der bekanntesten
Stücke der Aboda, und auch das Buch Henoch
mit seiner eigenartigen Mystik bat starke Spuren
in den Gebeten der Synagoge zurückgelassen,
die noch einer eingehenderen Untersuchung be-
dürfen”. Hoffentlich wird eine neue Auflage
diese Lücke ausfüllen.
Einige meist untergeordnete Punkte be-
treffende Bemerkungen mögen hier ihren Platz
finden.
S. 11ff. Die Namensform Abudraham
müsste endlich aus den Büchern verschwinden.
Der Name kann nur Abudirham (2,0 Y
oder Abudarahim (pS, al) gelautet haben.
S. 59 Z. 18 up Dim findet sich schon
1. Chr. 29,13.
S. 130. Das Gebet DDN Sy zeigt noch an
einer anderen Stelle den Einfluss des ersten
Makkabäerbuches. Denn die Worte JON pc
ı S. 280ff. 2 S. 355ff.
$ 8. 376/77. S. 394 ff.
* Bikkure haittim X 116.
7 Speziell die Keduscha, doch auch andere Stellen
des Rituals zeigen den Einfluss von Henoch, vgl. OLZ
1913, 487 zu Hen. 83,11.
*S. 377ff.
149 | Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. B. 150
PN P Carla gehen auf Gore Zrudeäég. (bei Krauss II 545°) auch im rabbinischen
das tov vóuov xai allakaı navıa te dızasönare | PLII? vorliegt. Das auffällige 5 statt des
zurück (Zunz, Gottesdienstl. Vortr. 26 Anm. bb). zu erwartenden 3 zeigt übrigens auch ME
S. 210 am ist genauer mit „Ausgang“ zu = xgaßarroc.
übersetzen Le s>). S. 613 Z. 6 v. u. (s. v. Down) 35 J. 36.
S. 241 Z. 9 v. u. bis 1 Chr. 29,10.
S. 257 Z. 18 bemerkt der Verfasser „Neue
religiöse Gedanken hat jene Zeit (gemeint ist
die tannaitische) nicht hervorgebracht“. Mit
diesem Urteil geschieht jenem Zeitalter, dem
z. B. ein Akiba angehört, bitteres Unrecht. So
kam, um nur ein Beispiel herauszugreifen, der
Gedanke des Kiddusch haschem erst durch
die hadrianische Verfolgung zur konsequenten
Entwicklung. Die neuen Gedanken dieser Zeit
werden nur deswegen nicht gebührend gewürdigt,
weil sie uns nirgends in zusammenhängender
Darstellung, sondern nur eingebettet in die
Massen haggadischer Deutungen überliefert sind.
S. 314 Z. 6 lies Kallıpon.
S. 315 Z. 12 v. u. PINN J. ass. Auch im
Register S. 604 zu verbessern.
Emil Schwaab: Historische Einführung in das
Achtzehngebet. (Beiträge zur Förderung christl.
Theol. XVII, 5.) 8°. 169 8. M. 3.60. Gütersloh, C.
Bertelsmann, 1913. Bespr. v. F. Perles, Königs-
berg i. Pr.
Referent hatte schon wiederholt auch an
dieser Stelle über den Dilettantismus Klage zu
führen, mit dem manche christliche Theologen
Religion und Schrifttum des rabbinischen Juden-
tums behandeln. Desto aufrichtiger ist seine
Freude, die vorliegende Arbeit anzeigen zu
können, die ebenso durch Gründlichkeit und
Objektivität wie durch selbständiges Urteil aus-
gezeichnet ist. Der Verfasser bezeichnet sich
zwar (S. 16) bescheiden als einen Anfänger in
Judaicis, hat jedoch keineswegs nötig, eine be-
sondere Nachsicht in Anspruch zu nehmen. Viel-
8. 338 Z. 18 statt 1254 l. 1244. mehr bewahrt ihn eine wohltuende Besonnen-
S. 358 Z. 11 v. u. Lusena l. Lucena. heit vor Ausdehnung seiner Untersuchungen
S. 367 Z. 16 westlichen l. östlichen. auf ein ihm nicht mehr zugängliches Gebiet.
S. 394 Z. 4 v. u. spricht der Verfasser von Schon die der Arbeit vorangeschickte, 5 eng-
dem „Dogmatismus, der die jüdische Religion gedruckte Seiten umfassende Literaturüber-
das ganze Mittelalter hindurch beherrscht hatte“. sicht zeigt die Gewissenhaftigkeit, mit der sich
Wenn hier nicht ein blosser Missgriff im Aus- Schwaab für seine Aufgabe vorbereitete. Die
druck vorliegt, wäre es ein geschichtliches Fehl- | Untersuchungen des Verfassers haben ihren
urteil, das nicht unwidersprochen bleiben darf. | Wert weniger in greifbaren neuen Resultaten
Denn gerade in dem Zeitraum, der die Herr- als in der sicheren Methode, mit der er in die
haft d ti : Probleme einführt und die von Früheren gewonne-
SS EE nen Resultate schärfer formuliert, oder in ein-
waren die Juden die einzigen, die eine dog- En S
matische Bindung sich nicht auferlegen liessen. zelnen Punkten auch modifiziert. In ausführ-
Nicht ihr Denken, sondern ihr Tun beschränkte licher Beweisführung zeigt er, dass das Gebet in
das Relic; tz. Statt D ti üsste | Pharisdischen, ausgesprochen antisadduzäischen
= az Be Er hr SES Urteil Ritualismus Kreisen in vorchristlicher Zeit, vielleicht schon
heissen. unter der Regierung der Alexandra entstanden.
S. 448 Z. 17 v. u. lies ud 1 ist. Besonders beachtenswert sind seine Aus-
S. 556. Ueber den Begriff n> „Andacht“ führungen über die Motive, die Gamliel zur
3 á Einfügune der Dm MDW bewogen haben
vgl. Leop. Löw. Ges. Schr. II 74ff.; IV 267 ff. | PT gung a ae
279. Perles Bousset.... kritisch untersucht können (S. 160 ff.). Von prinzipieller Bedeu-
97 ff. tung ist das, was der Verfasser S. 14 über die
S. 575 (zu $ 50,1). Die Erklärung von Unmöglichkeit sagt, die Gebetsfrömmigkeit jener
rev als timisia rührt von Zunz (Z. Gesch. Zeit in ein System zu fassen. Hier könnte
u. Lit. 522) her, wie bei Krauss Lehnwörter mancher Fachgenosse von Schwaab, der mit
II 30 richtig angegeben. 5 a E des
8. 576 50,4 ; ; ; egenstandes herangeht und auf den Spuren von
(zu § 50,4) d ep Var. nber Weber sich ein System oder einen „Durch-
schnitt“ der Frömmigkeit konstruiert hat, wichti-
ges lernen. |
Unzutreffend ist es, wenn der Verfasser an
verschiedenen Stellen? von einem Achtzehn-
nn —é—o— a a nn
jer Megilla 73d neben "Ep genannt, muss
nach dem Zusammenhang ein Synagogenmöbel
bezeichnen. Im Gegensatze zu Löw und Bacher
(8. bei Elbogen) vermute ich, dass das Wort ur-
sprünglich 7YHD>P lautete, woraussich die beiden
angeführten Varianten ohne Schwierigkeiten er- 1 Der ungenannte Verfasser des S. 11 erwähnten,
klären. Es wäre dann von xga@ßaragıov abzuleiten, in der MGWJ 1886 erschienenen Vortrages, Ein Wort
das im ayrischen I- und nach S. Fraenkel Ver, g. 24, 20, 21, 24. 55 res een, Breslau.
151
bittengebet spricht. Das Gebet besteht viel-
mehr aus achtzehn Benediktionen (M272), und
ein Teil derselben, nämlich die drei ersten und
die vorletzte, enthalten durchaus keine Bitte.
S. 91 Anm. 3 wären als Quellen über
Raschi statt der dort genannten Autoren vor
allem Zunz und Berliner zu nennen und auf
Jewish Encyclopedia X 324ff. hinzuweisen.
Zu der S. 125 ff. besprochenen Stelle Tos
Ber. 3,25 ist zu bemerken, dass dort Own)
„Abtrünnige“ bedeutet, vgl. die Ausführungen
des Referenten OLZ 1913, 73—74.
Am Schlusse seiner Arbeit betont der Ver-
fasser die Notwendigkeit wissenschaftlicher Mit-
arbeit und nennt die Aufgaben, die hier dem
Forscher winken. Nach der von ihm gebotenen
Leistung steht zu hoffen, dass er selbst an der
Lösung dieser Aufgaben sich mit Erfolg be-
teiligen wird.
Wilhelm Hein: Südarabische Itinerare (S.-A. aus
den Mitteilungen der k. k. Geographischen Gesellschaft
in Wien. 1914. Heft 1—3. S. 32—58). Bespr. v. R.
Hartmann, Kiel.
Unsere dürftigen Kenntnisse von Hadramüt
und den umliegenden Gegenden beruhen vor
allem auf den Berichten der wenigen Reisenden,
die dort eingedrungen sind: von Wrede (Reise
in Hadhramaut, Braunschweig 1873), Hirsch
(Reisen in Südwestarabien, Leiden 1897), Bent
(Southern Arabia, London 1900), sowie den
Mitteilungen, die holländische Gelehrte wie van
den Berg und Snouck Hurgronje von Südarabern
in Hollandisch-Indien gesammelt haben. So ist
denn jeder Beitrag, der unsere Kunde dieser
dunkeln Landstriche vermehren kann, hochwill-
kommen. l
Dr. W. Hein, der 1902 im Auftrag der
Wiener Akademie in Gischin inzwischen von
D. H. Müller herausgegebenes sprachliches Ma-
terial gesammelt hat, hat diese Gelegenheit
benützt, dort und nachher in Wien von ver-
schiedenen Eingeborenen Nachrichten über ihr
Heimatland einzuziehen. Nach seinem vorzei-
tigen Tod hat nun seine Witwe den in kurze
Paragraphen eingeteilten mit einer Art Index
versehenen Stoff ohne weitere Bearbeitung her-
ausgegeben. Naturgemäss ist das von Arabern
erfragte Material mit Vorsicht zu benutzen, wie
z. B. schon eine Vergleichung von § 34 mit
Hirschs Erkundung über die Lage von Bör,
Sibam, Terbeh (doch wohl Hirschs Täriba),
Sewün (Hirschs Saiün), Terim ergibt. Geo-
graphisch am wertvollsten sind wohl die aus
verschiedenen Quellen stammenden, teilweise
recht eingehenden Notizen über Wädi Masila
(A III und BI, vgl. noch § 22 ff), wenn auch
verschiedene Schreibung der Namen bisweilen
die Vergleichung erschwert (Esm in § 127 =
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 5.
re a LS SE A e
152
‘asam in § 61 und sonst, aber im Index unter
“agam fehlend).
Nicht viel Neues haben die Erkundigungen
Heins über die besonderen Merkwürdigkeiten
des Landes erbracht, wie über den Bahr as-
Safi (§ 36; vgl. von Wrede, S. 241 ff.; Hirsch,
S. VIII), über Qabr Hûd und Berhüt.
Deutlicher als bisher tritt uns aber die
Machtverteilung im Innern des Landes ent-
gegen: vgl. besonders die Angaben über das
Machtgebiet der Tamîmi (§ 23—33, 60— 66 usw.).
Beachtenswert sind auch die Mitteilungen
über die ackerbautreibenden „ahdâm“, deren
Stellung der der sonst gelegentlich erwähnten,
»da if* (Hirsch, S. 53 f.; Snouck Hurgronje in
Zeitschrift für Assyriologie, XXVI 223) zu ent-
sprechen scheint. Das von von Maltzan (Reise
in Südarabien, S. 182 ff.) gezeichnete Bild der
„Pariakaste“ der Achdäm erweckt freilich einen
andern Eindruck, ist aber wohl stets nur mit
Vorsicht beizuziehen. Nach $ 76 werden die
ahdäm (nur die von Gischin?) als „Diener des
Sultan ben 'afrär“, d. h. offenbar (s. Hirsch,
S. 71) des Sultans ‘Ali... b. Tuwa ri (Täu’eri)
b. Afrir (Afrar) von Gischin (vgl. § 10-12
und Anhang unter 4. Febr.) bezeichnet. Nach
derselben Quelle sollten sie abessinischen Ur-
sprungs und etwa seit 280 Jahren im Lande
sein. Diese Behauptung hat für uns natürlich
kein entscheidendes Gewicht. Immerhin könnte
man an die Theorie erinnern (Hirsch, S. 53),
die die Mehri-Leute mit den Abessiniern in
Beziehung setzt, während Hirsch sie übrigens
lieber für eine südarabische Urbevölkerung
halten möchte.
Alles in allem bringen die „Südarabischen
Itinerare“ zwar keine grosse Bereicherung ge-
sicherter Kenntnisse, aber — und das ist
gewiss genug — mancherlei Anhaltspunkte und
Winke für die der Zukunft vorbehaltene wirk-
liche Erschliessung jenes dunkeln Erdteils.
Job. Sundwall: Die einheimischen Namen der
Lykier nebst einem Verzeichnisse kleinasi-
atischer Namenstämme. (Klio, Beiträge zur alten
Geschichte. Herausg. von C. F. Lehmann-Haupt und
E. Kornemann. Elftes Beiheft.) VIII, 309 S. 8°.
M.14—. Leipzig, Dieterich, 1913. Beepr. v. Arnold
Gustavs, Hiddensee.
Wie bahnbrechend Kretschmers Darlegungen
über kleinasiatische Namen in seiner Einleitung
in die Geschichte der griechischen Sprache sind,
dafür ist Sundwalls Buch ein neuer Beweis.
Denn es bietet nichts weniger als eine grossar-
tige Anwendung des Satzes Kretschmers, dass
alle kleinasiatischen Stämme ausser den einge-
wanderten indogermanischen Stämmen unterein-
ander verwandt sind, auf das gesamte in Frage
kommende kleinasiatische Namenmaterial. Als
153 Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 5. 164
Ausgangspunkt wählt S. Lykien, von der doppel- herein methodisch bedenklich, die lykischen
ten Erwägung ausgehend, dass allein in dieser Namen als Schlüssel zu den übrigen kleinasia-
Landschaft eine hinreichend grosse Zahl von tischen Namen zu benutzen, und man müsste
Namen in einheimischer Form vorliegt und dass es fast als ein Verhängnis bezeichnen, dass uns
für die lykischen Inschriften bereits eine abge- |nicht von einem anderen Volke, dessen Sprache
schlossene Publikation vorhanden ist. Das erste ursprünglicher war als das Lykische, genügend
Kapitel bringt eine Liste der lykischen Namen | Namen in epichorischer Form überliefert sind.
mit Angabe der Belegstellen, der griechischen | Tatsache ist, was auch Sundwall S. 268 teil-
Bilinguen und anderweitiger griechischer Aequi- | weise einräumt, dass die lykischen Namen
valente. Daran schliesst sich eine erschöpfende |sehr wenig Beispiele zu Kretschmers Regeln
Zusammenstellung über die Deklination der|(-»da; -ooo¢ und oer Lallnamen) liefern. Aber
Eigennamen, über die Endungen der Demotika diese Schwierigkeit ist nur eine scheinbare. Wie
und der Personal-Adjektive. Im zweiten Kapitel | wenn die überseeischen Einwanderer mit den Ur-
will S. versuchen, die lykischen Namen nach |lykiern stammverwandt waren! Sie gehörten
ihren Bestandteilen, Stämmen und Suffixen zu doch wahrscheinlich zu den vorgriechischen Be-
sondern. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, |wohnern des ägäischen Archipels, deren Zu-
zieht er in diese Untersuchung alle ihm erreich- | sammenhang mit den Kleinasiaten Fick dargetan
baren kleinasiatischen Namen, d.h. die griechisch |hat. Dann hätten die Sprache der Solymer und
überlieferten Namen kleinasiatischen Ursprungs, |die der Termilen sich nur unterschieden wie
mit hinein, weil dieselben ein grösseres Ver-| zwei enger oder entfernter verwandte Dialekte,
gleichungsmaterial gewähren und zu sicherer Be- und die Sprache der lykischen Inschriften, die
stimmung mancher Namenstämme dienen können. |das Ergebnis der Mischung von Solymern und
(S. 42). Als Ziel ist also eine Zerlegung der Termilen ist, muss noch genügend gemeinsame
lykischen Namen angegeben. Aber die lyki-; Merkmale mit den übrigen kleinasiatischen
schen Namen bilden nur einen verschwindend | Sprachen aufweisen. Dass dialektische Unter-
Kleinen Teil dieser vergleichenden Liste. Diese |schiede zwischen den einzelnen Landschaften
bietet in der Hauptsache eine Zurückführung der Kleinasiens bestehen, ist nur natürlich; die
griechisch überlieferten kleinasiatischen Namen |zwischen dem Lykischen und Karischen hat
auf lykische (grösstenteils erst erschlossene) Sundwall Klio XI, 1911, S. 464ff. behandelt.
Formen. Im dritten Kapitel bringt S. allge-|Mir hat sich nach genauer und wiederholter
meine Bemerkungen zu der Namenliste; erhandelt | Durchmusterung der Sundwallschen lykisch-
u. a. darüber, ob Anzeichen der Mutterfolge in | kleinasiatischen Namengleichungen die Ueber-
den lykischen Namen vorhanden sind, weiter zeugung aufgedrängt, dass durch diesen um-
über die Bildung der Personennamen und über fassenden Versuch die Verwandtschaft der lyki-
ihre Bedeutung. Besonders beachtenswert er-|schen Namen mit den übrigen kleinasiatischen
scheint mir, was er S. 277 ff. über die Erweite- Namen trotz vorhandener Unterschiede erwiesen
rung einsilbiger Primärstämme und über die ist. Bleiben wir nur bei den wirklichen Ent-
Suffixe sagt. sprechungen zwischen lykischen und griechisch
Den Hauptteil des Buches nimmt das zweite | überlieferten Namen und lassen Sundwalls er-
Kapitel ein. Ich sehe auch den Hauptwert von |schlossene lykische Namenformen ganz ausser
Sundwalls Arbeit in diesem Versuch, alle klein- | Acht, so finden wir unter etwa 60 Gleichungen
asiatischen Namen in lykische Formen umzu- | ungefähr zwei Drittel, bei denen das griechische
ragen oder besserrückzuübersetzenundauf diese | Aequivalent nicht allein in Lykien, sondern
eise bezüglich Kretschmers Grundgedanken |auch in anderen Landschaften belegt ist; nur
einmal die Probe aufsExempel zumachen. Daher | einige Beispiele: maka — Mayag (lyk. kibyrat.
ist dieser zweite Teil, so reich an hypothetischen |lykaon. pisid.); pikre — Hirens (lyk. kar.),
Aufstellungen er naturgemäss sein muss, doch [/7]syeos (isaur.-lykaon.), Hsxeys (kar.); pttra —
mehr als blosse Geistesgymnastik und verdient Mataga (lyk.), eege (kappad.), Matyoas (kil.-
eingehende Prüfung und Beachtung. Wenn freilich | isaur.-lykaon.); trqqiiti — Tagxovdag (kleinasiat.),
E. Kalinka recht hat mit der Behauptung, dass | Tegxavdos (pisid.), Teaxovdas (kil.), Teoxovda
die Lykier ein Mischvolk sind aus alter klein- |(phryg.), Teoxovdas (lyk. pisid.); [ulwe — Oa
asiatischer Binnenbevölkerung (Solymer) und (pisid.), (ee (pisid. isaur.), Ovws (isaur.-kil.),
überseeischen Einwanderern (Termilen) und dass | Lys (kil.). Von den in Bilinguen auftretenden
daher das Lykische eineMischsprache sei, „die in Namen (ca. 30) findet sich bei neunen die grie-
ihre Elemente aufzulösen uns derzeit schlechter- |chische Form auch noch ausserhalb Lykiens;
dings unmöglich ist“!, dann wäre es von vorn- z. B. ecatamla = Exatopves, auch in Karien als
TAM I 8. 10, und Neue Jahrbücher für das | Zratouvws; hla = Aas, auch in Kilikien als Aas,
klassische Altertum III (1899) S. 682f. Aas, Acıos; mula = Moie, auch in Pampby-
=>
156
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 5.
156
lien und Pisidien als Modus, in Lydien als MovAag,
in Lykaanien als Movdsc, in Kilikien als Muds,
MvAn. Bei diesen genau sich entsprechenden
Namen könnte man hie und da noch Verdacht
auf blosse Entlehnungen haben. Das ist aber
dann nicht mehr möglich, wenn einzelne Namen-
elemente in verschiedenen Gegenden in anderer
Stellung und Form, mit anderen Vor- und Nach-
silben sich finden. Da ist Entlehnung ausge-
schlossen; da kann essich nurum Verwandtschaft
handeln. Darum hat Sundwalls Liste auch dort
noch starke Beweiskraft, woerbeider Behandlung
der einzelnen Grundstämme den kleinasiatischen
Namen nur konstruierte lykische Namen gegen-
überstellenkann. Eine ganze Anzahl derletzteren
muss man als sehr glücklich gewählt bezeichnen.
Sehr oft wird man freilich auch andrer Meinung
sein, da vielfach mehrere Möglichkeiten zur
Auflösung der Namen vorhanden sind.
Ich möchte da die Aufmerksamkeit nur auf
einen Punkt lenken, der bisher kaum Beachtung
gefunden hat. Unter den kleinasiatischen Namen
begegnen wie verirrte Blöcke hie und da solche,
die deutlich Mitanni-Gepräge an sich tragen.
Ich habe bereits in einer Untersuchung über
die Mitanninamen (OLZ 1912 Sp. 241ff.) eine
Anzahl von kleinasiatischen Namen mit Mitanni-
Stämmen in Verbindung gebracht und will hier
noch auf Folgendes hinweisen:
Eines der häufigsten Namenelemente Klein-
asiens ist ap, das sich sowohl als erster als
auch als letzter Bestandteil findet. Sundwall
führt dies Element überall, wo es auftritt, auf |
lykisch ara zurück, das er Klio XI, S. 473f.
als „frei“ erklärt. Es fragt sich, ob nicht bei
einem Teil dieser Namen die Mittanniwurzel
ari = „geben“ vorliegt. doe, Agios habe ich
ZATW 33 (1913) S. 202 mit den Mitanninamen
A-ri-ia identifiziert. Auch in Taexvagıs, Tooxo-
agıc, Tooxorpßaoıs, Poxpßaoıs, Kolapßaoız dürfte
man wohl eher ari vermuten; in den drei letzten
Namen deutet das -8- auf den Desiderativ-Stamm
von ari (vgl. OLZ 1912 Sp. 350f.). Die sämt-
lichen eben angeführten Namen sind kilikisch.
An Beziehungen zwischen Namen aus Kilikien,
das ja dem eigentlichen Gebiet von Mitanni
noch ziemlich nahe liegt, und Mitanni hat Ed.
Sachau bereits 1892 gedacht. In seinen Be-
merkungen zu Cilicischen Eigennamen ZA VII
bringt er Tl.adis mit Gilia und Gi-lu-he-pa, also
mit dem Mitannistamm kel- zusammen (S. 99).
Mit noch mehr Recht kann man Namen wie
Kıllos (kil.), Kıla, Kılns, Kıldıs (isaur.), Keddy,
K. Aae (pisid.), Aid, Kılaßas (kil.) u. ä. auf
kel- zurückführen (vgl. auch F. Bork OLZ 1912
Sp. 264). Den ersten Bestandteil von Tedıagız
kombiniert Sachau mit Tadu-hepa (S. 102), also
mit dem Mitannistamm tat- „lieben“. Wahr-
scheinlich gehören hierher die zahlreichen vom
Typus TA, TATA gebildeten Lallnamen, die
in allen Landschaften vertreten sind (s. Kretsch-
mer, S. 347—349; Sundwall, S. 203f.); z. B.
Tara, Tatas, Tarsıs, Tarıs, Tatros, Tatta, Terre,
Terns, Tarıas, Tariavog u. a. Es ist sehr wohl
möglich, dass das Mitanniwort tat- ein Lallwort
ist und dass die eben angeführten Namen etwa
„Liebling“ oder ein ähnlichesKosewort bedeuten.
Zu T'edıagıs kann man wohl Tearegıs (phryg.),
Terapıov (kar.) stellen. Ich möchte diese Namen
auf ein Verbalkompositum *tat-ari: „lieben +
geben“ zurückführen. Derartige Bildungen sind
im Mitanni nicht selten. (Vgl. Bork, Die Mitanni-
sprache, MVAG 1909, S. 60 f.)
Den Namen des Lyderkönigs Scdvarys ! gibt
Sundwall durch *zadu-wa-ta wieder (S. 244).
Aber durch das griechische Gewand leuchtet
hier ganz deutlich die Mitanniform hindurch.
Das zweite Kompositionsglied ist der Lallname
Arts, der als Gottesäquivalent dient. Die
erste Hälfte begegnet in Sa-di-"Te-sub. (Bei
Tiglatpileser I, Col. II, 44), Sa-du-Se-en- ni (cf.
Clay, Personal Names from Cun. Inser. of the
Cassite Period, 1912, S. 128), Sa-ti-ja (Amarna,
Kn. No. 187,3), Sa-at-ti-ja (Vorderas. Schrift-
denkm. I, No. 111; aus Z. 2, 8, 10, 13 zu ge-
winnen), Sat(Sa)-tu-a-ra (Steintafelinschr. Sal-
manassar L Col. II, 20). In diesen sämtlichen
Namen liegt wahrscheinlich das Verbum Satt-
vor, das etliche Male im Mitannibrief des Tus-
ratta vorkommt. Iedvarıns und *Sadi-Tesup
sind also auch dem Bau nach echte Mitanni-
namen: an erster Stelle ein Verbum, an zweiter
ein Gottesname (Vgl. OLZ 1912, Sp. 304 f.).
So möchte ich Sadvarırs wiedergeben mit Sadi-
Attes, oder um nach den Regeln zu verfahren,
die ich in meinen Bemerkungen zur Bedeutung
und zum Bau von Mitanninamen angewandt
habe: *Sat-i-Attai (letzteres das Mitanniwort
für Vater).
Es scheint danach, dass der Bereich des
Mitanni in früherer Zeit einen grossen Teil
Kleinasiens umfasst hat. Diese Vermutung
hatte ich schon OLZ 1912, Sp. 352 ausge-
sprochen; sie hat sich mir bei der Beschäftigung
mit Sundwalls Namenliste weiter bestätigt. So
wird man im einzelnen von Sundwalls Ergeb-
1 Paul de Lagarde, Gesammelte Abhandlungen S. 270
hält Sadvarrns neben ’Alvarzns und Mvdrrys für semitisch,
weil sie sich wie Sons von sddweos unterscheiden.
Aber auch im Mitanni steht der Gottesname an zweiter
Stelle. Auch Carl Pauli, Vorgriech. Inschr. v. Lemnos I
S. 67 sucht den Nachweis zu fiihren, dass die ersten
Bestandteile semitische Wörter sind und erklärt Zac -
als op „mächtig machen“. Meine Gleichsetzung mit
Sadi- dürfte wohl einleuchtender sein. Gegen de Lagarde
schon Kretschmer, Einl. S. 387. (Korrekturzusatz.)
157
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 6.
158
nissen vielfach abweichen müssen. Das hat
seinen ganz natürlichen Grund darin, dass Sund-
wall die gesamten kleinasiatischen Namen
unter ein und demselben Gesichtswinkel ansieht,
nämlich vom Lykischen aus. Das ist eine Ein-
seitigkeit, die sich im weiteren Verlaufe der
Forschung korrigieren wird. Und so berechtigt
es ist, die Kleinasiaten aus sich selbst heraus
zu verstehen (S. 3), so wird man es doch gar
nicht umgehen können, auch nach den Ver-
wandten dieses Volkstums zu fragen. Diese
Ausstellungen sollen jedoch den Wert von Sund-
walls Arbeit nicht einschränken. Dasselbe wird
vielmehr allein schon durch die praktische Zu-
sammenstellung des Materials die Forschung
anregen und fördern und allen, die auf diesem
Gebiete arbeiten, unentbehrlich sein.
Aus gelehrten Gesellschaften.
In der Februarsitzung der VAG Berlin
Martin Hartmann über den Dschihad.
In der Märzsitzung der Numismatischen Gesellschaft,
Berlin, sprach Friedrich Marschner über die im
Mahdi-Aufstand im Sudan von den Mahdisten ausgegan-
genen Münzen.
British Academy. Sitzung vom 28. Jan., 1. u.
4. Febr. 1915. van Hoonacker: A Judaeo-Aramean
Community at Elephantine in Egypt in the sixth and
fifth Centuries B. C.
Sitzg. 10. März. Charles über: An Attempt to
recover the original Order of the Text of Revelation
XX 4— XXII.
Society of Antiquaries. Sitzg. 25. Febr. H.R.
Hall und H. Burchardt über ein Bronzeschwert vom
Shardana-Typus, gefunden in Philistia, jetzt im Brit. Mus.
Sitzung der Soc. of Bibl. Arch. 10. Febr.: Dr.
Gaster read: „Samaritan Pbylacteries and Amulets“.
Sitzung 10. März. Dr. Daiches: „Lord Kitchener
and his work in Palestine“.
sprach
Mitteilungen.
De Goje-Stiftung: Bericht aus dem Jahre 1914.
Ausgabe des Kitab al-Fäkhir von al-Mufaddal, durch C.
Storey. Unterstützung an J. Bergsträsser zu einer sprach-
wissenschaftlichen Untersuchung in Syrien und Palästina.
Dr. F. de Filippi ist im Januar von seiner Reise in
Turkestan zurückgekehrt.
Prof. Naville hat in Abydos ein Bauwerk ausge-
graben, das im Stil nur mit dem Tempel der Sphinx in
Gizeh vergleichbar und wahrscheinlich desselben Alters
(3000 v. Chr.) ist. Naville identifiziert das Bauwerk mit
dem „Memnonium“ des Strabo.
Bei Lahun hat Prof. Petrie einen sehr kostbaren
Juwelenfund gemacht, der zu den ältesten seiner Art
aus Aegypten gehört. Der Schatz wurde in einer Grab-
nische bei der Pyramide des Usertesen II. gefunden.
Zeitschriftenschau.
® — Besprechung; der Besprecher steht in ().
Arohiv für Anthropologie. 1915:
N. F. XIII 4. 8. Weissenberg, Armenier und Juden.
5. E. Bürgi, Sammlung von Ewe-Sprichwörtern.
Berliner Philologische Wochenschrift. 1915:
6. *Franz Boll, Die Lebensalter (Johannes Moeller). —
E. Bulanda, Bogen und Pfeil bei den Völkern des Alter-
tums (K. Tittel).
EEN
7. *Paul Foucart, Les mystères d’Eleusis (O. Gruppe).
8. Josef Keil und Anton v. Premerstein, Bericht über
eine dritte Reise in Lydien und angrenzenden Gebieten
Joniens (F. Hiller von Gaertringen).
13. *Erich Küster, Die Schlange in der griechischen
Kunst und Religion (Sam Wide). — *Albert Grenier,
Bologne Villanovienne et Etrusque (P. Goeszler).
Deutsche Literaturzeitung. 1915:
8. Leopold von Schroeder, Arische Religion I. (H. Olden-
berg).
9. Ernst Gerland, Das bosnisch-hercegovinische Institut
fir Balkanforschung in Sarajevo (ein Gedenkblatt zur
Feier seines 10jährigen Bestehens): Schlägt am Schluss
ein ähnliches Institut der deutschen Wissenschaft für
den Orient mit dem Sitz in Konstantinopel oder Thessa-
lonich vor. — “Luigi Salvatorelli, Introduzione biblio-
grafica alla scienza delle religioni (Carl Clemen).
10. Hermann Reich: Antike Romane, Novellenkränze und
Schwankbücher I (zieht aus Anlass der im vorigen Jahr
erschienenen dritten Auflage von Erwin Rohdes „grie-
chischen Roman“ das Fazit dieses nun als verfehlt er-
wiesenen Buches). — *Ceslaus Dier, Genesis (Karl
Holzhey). — Gustav Dalman, Palästinsjahrbuch 10. Jahrg.
— *C. Jireček, Albanien in der Vergangenheit (Nikos
A. Bees).
Historisches Jahrbuoh. 1914:
35. B. 4. H. Anton Seitz, Das Christuszeugnis des Jo-
sephus Flavius. — G. Schnürer, Neuere Arbeiten zur Ge-
schichte der Kreuzzüge.
Jahrbuch des K. Deutsch. Arch. Inst. 1914:
XXIX 4. L. Malten, Das Pferd im Totenglauben.
Jahrbücher f. Nationalökonomie u. Stat. 1916:
III 49, 2. *Jean Iuster, Les Juifs dans l'empire romain
(E. v. Stern).
Literarisches Zentralblatt. 1915;
3. René Dussaud, Introduction à l'histoire des religions
(Ed. König).
6. *Franz Wutz, Onomastica sacra (E. Klostermann). —
*C. F. Seybold, Severus ibn Muqaffa, Alexandrinische
Patriarcbengeschichte v. S. Marcus bis Michael I 61—767
(R. Geyer).
8. *Karl Beth, Religion und Magie bei den Naturvölkern
(Fr. R. Lehmann). — J. Kracauer, Urkundenbuch zur
Geschichte der Juden inFrankfurtam Main von 1150—1400.
9. *Ismar Elbogen, Der jüdische Gottesdienst in seiner
geschichtlichen Entwicklung (S. Krauss). — *Max Horten,
Einführung in die Geisteskultur des Islam (Brockelmann).
— *Tom v. Prince, gegen Araber und Wahehe.
Mnemosyne. 1915:
N. S. XLIII, I. P. H. D., Boomerangae usus apud gentes
Europaeas (Nachtrag zu XXXVIII p. 225 f.)
Ostasiatische Zeitschrift. 1914:
3. Arthur Wachsberger, Stilkritische Studien zur Kunst
Chinesisch-Turkestans I. Die Wandmalerei.
Revue de l’Orient Ohrétien. 1914:
2. F. Nau, Résumé de monographies syriaques: Barsauma,
Abraham de la Haute Montagne, Siméon de Kefar ‘Ab-
din, Yaret l'alexandrin, Jacques le Reclus, Romanus,
Talia, Asia, Pantaléon, Candida (suite). — E. Porcher, La
premiere Homélie cathédrale de Sévère d’Antioche (fin).
— Fred. C. Conybeare and Ol. Wardrop, The georgian
version of the Liturgie of Saint-James (fin). — S. Grébaut,
Les manuscrits éthiopiens de E. Delorme. — J. Françon,
La didascalie éthiopienne (suite). — E. Tisserant, Note
sur le manuscrit Borgia arménien 9. — F. Nau, L’homélie
de Moyse bar Cépha sur les confesseurs du Vendredi.
— 8. Grébaut, Dix proverbes éthiopiens (fin). — S. Gré-
baut, Un fragment de ménologe éthiopien. — F. Nau,
Préceptes anonymes et histoire d’Ahigar, d’après le ms.
de Berlin Sachau 162. — *Asin y Palacios, I. Abenma-
sara y su scuola. II. el original arabe de la disputa del
asno contra Fr. Anselmo Tormeda, José A. Sanchez
159
Perez, Particion de herencias entre los musulmanos del
rito malequi, W. Wajnberg, Fekkare Yasus, S. Gaseler,
Parerga coptica (F. N.).
Rheinisches Museum für Philologie. 1915:
N. F. 70. B. 1. H. A. Abt, Die älteste Darstellung eines
Skeletts (zu Bissing, AZ. 1912 S. 63—65).
Römische Quartalschrift. 1914:
28. Jahrg. 4. A. de Waal, Zur orientalischen Kunst auf
altchristlichen Sarkophagen Roms (gegen Baumstarck’s
Hypothese S. ö ff. im ersten Heft).
Wochenschrift f. Klassische Philologie. 1915:
3. Hermann Schneider, Der kretische Ursprung des phöni-
kischen Alphabets. Die Wanderungen und Wandlungen
der Sintflutsage. Der herrschende Rassenbegriff und die
Tatsachen der Erfahrung. (P. Goessler).
4. *Charles Hadaczek, La colonie industrielle de Koszylowce
de l'époque énéolithique. (P. Goessler).
b. *Theodor Plüss, Apollonios von Tyana auf dem Nil
und der unbekannte Gott von Athen (Martin Dibelius).
8. *Albert T. Clay, Babylonian records in the library of
Pierpont Morgan (Friedrich Delitzsch). — Alexander
Leigh, The kings of Lydia (Philipp).
13. *Alfred Jeremias, Handbuch der altorientalischen
Geisteskultur (C. Fries).
Zeitschrift d. Deutschen Morgenl. Ges. 1914:
68,4. Ernst Herzfeld, Hatra. — Ed. Mahler, Die chrono-
logische Bedeutung von 8.0 und aa (zu OLZ
1913 Sp. 337 ff. und 1914 Sp. 7). — St. Mladenov, Ein
Beitrag zum türkischen Sprichwörterschatz. — Rudolf
Asmus, Julians Autobiographischer Mythus als Quelle des
Julianusromans. — Deutsche Aksum- Expedition, heraus-
gegeben von der Gen.-Verw. d. Kgl. Museen zu Berlin.
Bd. I—IV (Ditlef Nielsen). — K. P. Jayaswal, On the
origin of „Melchchha“ (will dies schon in den Satapatha
Brähmana vorkommende Wort für einen Fremden auf
hebr. 729 zurtickftihren. Die Stelle scheint aber recht
dunkel zu sein D. R.) — R. Geyer, Zu Imru’ulgais’ Mun-
sarih-Qasidab auf su. — E. Baneth, Zu ZDMG 68, 326 ff.
und 875. — Samuel Poznański, Zum Datum des jüdischen
Grabsteins usw. ZDMG 68, 327. — H. Pick und W. Schub-
ring, Chronik der Reisen, Ausgrabungen und Erwerbungen.
Zeitschrift d. Ges. f. Erdkunde z. Berlin. 1915:
1. F. W. Bierbaum, Streifzüge im Kaukasus und in
Hocharmenien (G. Merzbacher).
Zeitschrift d. Deut. Palästina-Vereins. 1914:
XXXVII 2. Theodor Kühtreiber, Bericht über meine
Reisen in Palästina im Jahre 1912. 2. Teil. — G. Schu-
macher, unsere Arbeiten im Ostjordanland. — G. Dalman,
Inschriften aus Palästina. Inschriften aus Petra.
R. E. Brünnow, zu Dalman, Inschriften aus dem Ostjordan-
land. — Karl Wigand, palästinische Vasen in nord-
deutschen Museen. — P Schroeder, vier Siegelsteine
mit semitischen Legenden (aus seinem Besitz); der erste
ist das bekannte Siegel des may). — Peter Thomsen,
Bericht über Geographie und Topographie des alten
Palästina für 1910—1913.
Zeitschrift für romanische Philologie. 1914:
XXXVIII 4. H. Schuchardt, die arabischen Wörter in
Meyer-Lübkes Rom. Etym. Wb. — K. A. Fokker, quel-
ques mots espagnols et portugais d’origine orientale ae
Zeitschrift d. Vereins f. Volkskunde. 1914:
4. Th. Zachariae, Rätsel der Königin von Saba in Indien.
— *Johannes Bolte und Georg Polivka, Anmerkungen zu
den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm
(v. d. Leyen).
Zoologische Annalen. 1914:
VI 4. C. B. Klunzinger, Erinnerungen aus meinem Leben
als Naturforscher und Arzt zu Koseir am Roten Meer.
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 5.
160
Zur Besprechung eingelaufen,
* bereits weiter gegeben.
M. Bloomfield: On talking birds in Hindufiction (Windisch-
Festschr. 8. 349—362).
A. Mayr: Ueber die vorrömischen Denkmäler d. Balearen
(Sitzungsber. Bayer. Ak. d. Wissensch. Philos.-hist.
Kl. 1914, 6). 688. m. 14 Fig. u. XII Taf. M. 4—.
M. Bittner: Studien zur Laut- und Formenlehre d. Mehri-
Sprache in Südarabien IV. Zu den Partikeln. (Mit
Nachträgen u. Indices.) (Sitzungsber. Ak. d. Wissensch.
Wien, Philos.-hist. Kl. Bd. 174, 4.) Wien, A. Hölder,
1914. 81 S. M. 1.88.
Bittner: Dasselbe V (Anhang). Zu ausgewählten
Texten 1. (Sitzungsber. usw. Bd. 176, 1.) Wien, A.
Hölder, 1914. 85 8. M. 1.90.
J. Hell: Die Religion des Islam I. Von Mohammed bis
Ghazäli (Religiöse Stimmen d. Völker). Jena, E.
Diederichs, 1915. XIX, 154 S. M. 4 —.
Scheich Salih Aschscharif Attunisi: Haqiqat aldschihäd.
Die Wahrheit über den Glaubenskrieg. Uebersetzt
v. K. E. Schabinger. Mit e. Geleitwort von M. Hart-
mann. Berlin, D. Reimer, 1915. 18 S., 1 Taf. M. 1 —.
J. Pedersen: Der Eid bei den Semiten (Stud. z. Gesch.
u. Kultur d. islamischen Orients . Strassburg,
K. J. Trübner, 1914. IX, 242 S. M. 12 —.
F. Klopfer: Fünf arabische Kriegslieder. Tunisische Me-
lodien m. arabischem u. deutschem Text. Leipzig,
J. C. Hinrichs, 1916. 118. M. 1—.
Rendiconti d. R. Acc. d. Lincei, classe di scienze morali,
oo. EE Ser. V. Vol. XXIU. Fasc.
5—6, 7—10.
M.
Neuigkeiten aus dem Verlage der
J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung
in Leipzig.
Soeben erschien:
Ehrenreich, Professor Dr. med. u. phil. Paul:
Die Sonne im Mythos. Aus den hinter-
lassenen Papieren herausgegeben, bevor-
wortet und mit Zusätzen versehen von Ernst
Sie eke. Miteinem Bildnis Paul Ehrenreichs.
(X, 82 S.) Lex. 8°. M. 4—
(Mytholog. Bibliothek, hrag. v. d Ges. f. vergl. Mythen-
forschung VIII, 1.)
Hussey, Mary Inda, Ph. D.: Sumerian
Tablets in the Harvard Semitic Museum.
Part. II: From the time of the Dynasty of
Ur. Copied with synopsis of the tablets
and indexes. (VIII, 48 S. u. 76 Tafeln)
31 x25 cm. M. 20 —
(Harvard Semitic Series. Vol. IV.)
Karte des Ostjordanlandes, im Auftrage des
Deutschen Vereins zur Erforschung Palästinas
aufgenommen von Baurat Dr. G. Schumacher
in Haifa, herausg. von dem D. P.-V. 1: 63360.
Blatt A 1/2 (Doppelblatt) 61 > 57 m dette
. 15 —
für Mitglieder d. Palästina-Vereins M. 13.50
Subskriptionspreis M. 8 —
Verlag a. Expedition: J. C. Hinrichs’sehe Buchhandlung, Leipzig, Blumengssse 2. — Druck von Max Schmersow, Kirchhain N.-L.
Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Golts-Allee 11.
rientalistische Literaturzeitung
Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient
und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers
Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11
Verlag der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung, Leipzig
Blumengasse 2.
18. Jahrgang Nr. 6 Manuskripte und oe Ee VVV nach Lelpzig. Juni 1915
Inhalt Ungnad, Arthur: Ein altbaby- | Spiegelberg, Wilhelm: Demotische
SSC lonischer Brief aus . Texte auf Krügen, Kee v. un
Abhandlungen und Notizon Sp. 161—180 Zeiten . 169 e Moor Su a
alléczy, v.: Studien zur 8
Ge A. T.: The Assyrian root 176 Besprechungon es . œ $p. 180—188 schichte Bosniens und Serbiens
ia . ° 1 Canaan, T.: Aberglaube und Volks- im Mittelalter, bespr. v. Carl
ising, Georg: Kroisos (655—541 ) medizin im Lande der Bibel, bespr. Niebuhr . . . 186
v. S. Seligmann . . 181 | Thierry, G. J. :Dereligieuze Beteekenis
Meissner, Bruno: Eine caine Gollancz, Hermann: Sepher Maphteah van het Aegyptische Koningschap,
Es 5 . DEE CH Shelomo, bespr. v. S. Seligmann bespr. v. W. Max Müller. 183
im AT 1 . pati 1 179 Hunger, Joh., und Hans N Fe Aus gelehrten Gesellschaften 188
Poebel, ‚Arno: Eine altbabylonische orientalische Kultur im Bilde, bespr. | Mitteilungen . . . 188
Abschrift der Gesetzessammlung v. G. Möller 182
Hammurabis aus Nippur. . 161 Schwaab, Moise: Rapport sur une C 18 188
Schroeder, Otto: Zur Amarnatafel mission de Philologie en Gréce, Zeltschriftenschau . . . . 188—192
VAT 1704. ...... 174 bespr. v. F. Perles . 185 | Zur Besprechung eingelaufen. . 192
Eine altbabylonische Abschrift der Gesetzes- als H 4 bezeichnete, durch das Fragment einer
sammlung Hammurabis aus Nippur. assyrischen Abschrift wenigstens der Hauptsache
Von Arno Poebel nach bekannt gewesen ist, lauten in Umschrift
en ; und Uebersetzung:
In meinen Historical and Grammatical Texts
ist als Nr. 93 eine grosse aus Nippur stam- — =
mende Tontafel veröffentlicht!, die einen Teil
der Gesetze Hammurabis enthält. Trotz ihres Anfang ne
sehr zerbrochenen Zustandes ist die Tafel von ae TEN VVV
hohem Werte, einmal, weil die ersten zwei Ko-| |..... as] Ka SU. rare EE
lumnen und der obere Teil der dritten Kolumne ES FREUE -an 8
Gesetze enthalten, die in die grosse Lücke des BEER ..utaar-]) ..... soll man ihm zu-
Textes auf der Stele im Louvre fallen; sodann ru-Sum rückgeben.
aber auch deswegen, weil die Kolumnen 3, 9 G 2.
bis 12, welche den Kolumnen 1, 1—10, 77 (=< +)
auf der Riickseite der Stele entsprechen, eine [um- ma talmkaru- Wenn ein Tamkar Ge-
zam? i
grosse Anzahl von Varianten bieten, die neben 5 3 habe. Tide ae leiht
anderem uns besonders einen Einblick in ge- dji-in i
wisse orthographische Gepflogenheiten der Ham- : : fi
murabizeit gewähren. Die Tafel ist nicht datiert, a 855 1 m ieo 9 0 5 dee
doch geht aus der Schrift und den eben er- ETTER
wähnten orthographischen Eigentümlichkeiten e W Ains
hervor, dass sie entweder zur Zeit Hammurabis ne E wenner dedau iach
5 Sie ee Nachfolger ge- GE hubullim id- leiht, R
di-in
Die neuen Gesetze der ersten drei Kolumnen,
von denen bisher nur eines, nämlich das hier 1 Zu den Bezeichnungen der Gesetze als G 1, H 1,
FE I 1 usw. siehe später.
1 Die Kopie der Tafel ist in genau den gleichen ? Versehen des Schreibers für Se'a-am!
„Kaumverhältnissen wie das Original angefertigt. ® Beabsichtigt war wohl a-na 1 SE-GUR-E 1 sibtam.
161 162
168
a-na 1 siqil kaspi-
ım
10 IGI-6-GAL 5 SE
sibta-am
i-li-ik-ki
zum-ma a-w(i-ljum
ša hu-ba-ul-lalm
ER ].-u!
kaspam a-na tu-[ur-
ril-im
15 [l]a i-Su Se-a-am-ma
[i-Su]
zum- ma si-im-da[-at
Sarrim]
[.- . - -]
i]-li-[ik]-ki
3ulm-matamkarum
u-wa-at-t[e-ir-ma
il-te-ki i-na mli- im-
ma]
Ba id-di-nu i-t[e-
el-li]
Sum-ma tamkarum
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 6.
so darf er fiir je einen
Sekel Silber
ein Sechstel Sekel und
fiinf Korner
Zins nehmen.
Wenn jemand,
der in einer Zinsver-
pflichtung steht,
GeldzumZurückzahlen
nicht hat, aber Getreide
hat,
so soll, wenn es der
königlicheFiskusist,
dieser
nehmen;
wenn es ein Tamkar
ist, so soll er
3 1K
234) ein Sechstel Sekel d
6 Körner
nimmt er
mehr, so soll er des
ganzen Betrages,
den er geliehen hat,
verlustig gehen.
Wenn ein Tamkar Ge-
Se ſa-am ù kaspa- alm treide oder Silber
a-na sibat s[ibtim (?)
id-di-in-m]a
sibat m[a-la]
Se-e-im? kaspi-i[m
3
30 [ill-te-ki-m[a(?) wa-
ar-ka-n]u-ulm-ma (?)
Seu-um ù kalspu-
auf Zinseszins(?) aus-
leiht und
den Zins des gesamten
Betrages
an Getreide oder Silber
3
erhalten hat, später
aber behauptet;
„das Getreide, resp.
das Silber
. nicht
e „ % © 8 o
Fortsetzung weggebrochen.
Kolumne 2.
H 1.
Anfang weggebrochen.
J4
e ọ 0 o ọọ ọ „„ Ò oo „ „ 2
! Zu ergänzen vielleicht i-šļu-u „(welcher) bat“, oder
il-klu-u „(welcher) übernommen hat“. Sonst lautet die
Redensart ša hubullum elisu ibassũ.
2 Hier ist wohl sicher ù zu ergänzen.
® Wohlzuergänzensaid-di-nu „denerausgeliehen hat“.
* Das Gesetz begann zweifellos mit den Worten
Sum-ma tamkarum Se’a-am (ù kaspa-am?) a-na
id-di-in-ma usw.“.
Geld?) auf
leiht usw.“.
e è è e o è
» Wenn ein Tamkar Getreide (oder
u-lu So[a-am N
ma: la im- hu- ru (?)]°
la u · ta- ah · ri · is-
mla
tup-pa-am e- -es-Sa-
am la is-du-ur
5 u-lu si-ba-tim a-na
qaggadim
ut-te- ih- hi
tamkarum Su- u Se'a-
am ma- la il-ku-u
us ta · Sa an na- ma
u-ta-a-ar
164
entweder? das Getreide
He
soviel er erhalten hat,
nicht in Abrechnung
bringt
und keine neue Ur-
kunde schreibt
oder wenn er die Zinsen
zum Kapital
hinzuschlägt,
so soll dieser Tamkar
das Doppelte
des erhaltenen Betrags
an Getreide zurück-
erstatten.
H 2
Sum-ma tamkarum
de' a- am ù kaspa-am
10 a- na hu-bu-ul-li-im
id-di-in-ma
i- nu-ma a-na hu-
bullim id- di- nu
1 i]-[nJa
ab-ni-i/m] mje]-
[d]i-tim 5
ù Se’a-am i-na GIS-
MAŠ ma-di-tim
id-di-in
15 di-nu-maim-b[u]-ru
kaspa-am i-na alb]-
SG [mra-bi-tim]
Se’a-alm i-na GIS-
MAS ra-bi-tim]
Wenn ein Tamkar Ge-
treide oder Geld
auf Zinsen leiht und,
wenn er es auf Zinsen
leiht,
das Silber nach kleinem
Gewicht,
resp. das Getreide nach
kleinem Mass
leiht,
dagegen, wenn er in
Zahlung nimmt,
dasSilber nachgrossem
Gewicht,
das Getreide nach
grossem Mass
im-hu-ufr tamka- in Zahlung nimmt, so
rum Su-u] soll dieser Tamkar
i-na mli-im-ma id- des ganzen von ihm
di-nu] ausgeliehenen Betra-
20 i-[te-el-li] ges verlustig gehen.
H 3.
Sum-ma [tamkarum
a-na hu-b[u-ul-li-im
id-di-in-ma]
Wenn ein Tamkar....
id-di-in gibt,
25 i-na mi-im-m[a ijd- so soll er des ganzen
di-nu von ihm geliehenen
Betrages
i-te[-e]]-li verlustig gehen.
1 Da in Z. 7 nur von Getreide die Rede ist, so darf,
vorausgesetzt natürlich, dass in Z. 7 ù kaspa-am nicht
irrtümlich ausgefallen ist, hier wohl auch nicht ù kaspa-
alın] ergänzt werden; vielleicht ù sibaz-zu?
? Falls noch ein u-lu vorausging, „oder das Ge-
treide usw.“
* Vielleicht ist ill-ku-u] zu ergänzen.
* SAG-DU.
Vielleicht ein anderes Adjektivum zu ergänzen?
165
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 6.
H 4.
Sum-ma awi-lum
se a- am ù kaspa- am
it-ti tamkarim
ıl-ki-e-ma
Se’a-am ù kaspa-am
a- na tu-ur-ri-im
la i- zu- u
bi-Sa-am-ma i-Su
30
mi-im-ma Sa i-na
ga-ti-Su
1-ba-aS-Su-u
ma-har Si-bi ki-ma
ub-ba-lu
a-na tamkari-Su
i-na-ad-di-in
tamkarum u-ul u-
pa-az i-ma-ha-ar
35
Wenn jemand
Getreide oder Geld von
einem Tamkar
leiht und
Getreide oder Geld
zum Zurückzahlen
nicht hat,
dagegen bewegliche
Habe hat,
so darf er, was immer er
besitzt,
vor Zeugen
seinem Tamkar in
Zahlung geben;
der Tamkar muss ohne
Weigerung annehmen.
Kolumne 3.
11.
Anfang weggebrochen.
se © © ee e ep ee „ „ eo oe „„
soll getötet werden.
I 2.
Sum-ma a-wi-lum
a-na a-wi-lım
kaspa-am a-na tap-
pätim id-di-in
5 ne-me-lam ù bu-tu-
ug-ga-am
Sa ib-ba-Su-u ma-
har ılım
mi- it-ha - ri- is i- zu-
uz- zu
Wenn jemand einem
anderen
Geld zwecks gemein-
schaftlicher Geschäf-
te leiht,
so sollen sie den ent-
standenen
[si-ba-a-at kaspim
ma- la ıl-k]u-u
ü-mi-Su i-ma- an- nu-
u-ma] !
[tamkar-Su i-ip-pa-
al]
S[um-ma a-Sar il-
li-ku]
ne-m[e-lam la i-ta-
mar]
kasap [il-ku-u]
uS - ta-Sa[-an 2-na-
20 8
166
so soll er die Zinsen
des erhaltenen Geld-
betrages
und,
indem man seine Tage
zählt!,
seinen Tamkar be-
zahlen;
wenn er an dem Orte,
wohinergegangenist,
Gewinn nicht findet,
so soll er, der Samalla,
den doppelten Betrag
m]a des
Samallum al ua tam- erhaltenen Geldes dem
kari-i]m Tamkar
i-na-[ad-di-in| zahlen.
Was den Inhalt der neuen Gesetze anlangt, so
bebandeln zunächt die Gesetze G 2—H 4 das
einfache Leihverhältnis auf Zinsen, für welches
die Babylonier den terminus technicus hubullum
gebrauchten. Ob Gesetz G 1, von dem nur
wenige Spuren erhalten sind, und andere vor-
angehende Gesetze zu diesem Abschnitt gehören,
lässt sich nicht mit völliger Sicherheit sagen;
da indessen in Gesetz G 3 die beiden Fälle unter-
schieden werden, dass die Zinsverpflichtung ent-
weder gegenüber der simdat Sarrım, d. h. dem
königlichen Fiskus?, oder gegenüber einem tam-
karum besteht, so dürfen wir wohl annehmen,
dass erst einige Paragraphen das Zinsverhält-
nis gegenüber dem Fiskus behandelten, ehe mit
Gewinn oder Verlust Paragraph 2 zu Bestimmungen, die speziell dem
vor einem Gotte
gleichen Teilen
teilen.
zu
I 3.
Sum-ma tamkaru-um Wenn ein Tamkar
a-na Samalli-im
10 SR a-nla] ..
...].[...].-ri-[im] !
id-[di-Jin-ma
a-na harranim it-
ru-uz-zu
Samallüm i-na har-
ranim
[sum-ma a-Sar] il-
li-ku
[ne-me-lam]i-ta-mar
? Vielleicht zu erginzen: a-na......
einem Samalla,
Geld für
übergibt und
ihn auf eine Reise
schickt, `
so soll(?) der Samallü
wahrend der Reise
wenn er an dem Orte,
wohin er gereist ist,
Gewinn findet,
lu ?] pla?-Sla?-
ri-im „zum Ankauf (2) und Vertrieb (von Waren:);
möglich wäre auch z[u-ud-d]u-ri[-im].
? Vielleicht gehören die Zeilen 14—16 noch mit zu
dem Bedingungssatz, der in Z. 8 beginnt.
tamkar betreffen, übergegangen wird. Man be-
achte hierzu, dass auch sonst im Kodex das
Prinzip besteht, Bestimmungen, die fiskalisches
Eigentum oder mit der Regierung irgendwie in
Zusammenhang stehende Personen betreffen,
vor den private Verhältnisse berührenden zu
behandeln. Ein Anhaltspunkt für unsere obige
Annahme darf auch darin gesehen werden, dass
am Ende von Gesetz 1 das Verbum utarrusum
„man soll ihm zurückgeben“ indemunbestimmten
Plural steht, was ja beim Fiskus, da dieser
nicht aus einer bestimmten Person besteht, er-
forderlich ist.
t Vielleicht Versehen für i-ma-an-nu-ma „(er soll)
zählen und“. 2 Nach Kol. 2, 8.
3 Simittum hat hier wie Stele Vs. 14,64 nicht die Bedeu-
tung „Tarif“ (so auch noch Ungnad in Kohler und Ungnad,
Hammurabis Gesetz), sondern bezeichnet die einem Landbe-
sitzer usw. dauernd auferlegte Abgabenverpflichtung usw.
an das königliche Krongut. In abstrahierendem Sinne für
die Behörden gebraucht, die mit der Einforderung dieser
Verpflichtungen betraut sind, entspricht es daher im all-
gemeinen unserem Begriff Fiskus; a-na pi si-im-da-at
Sarrim Stele Vs. 14, 64 bedeutet daher „entsprechend
(dem Umrechnungsverhältnis des Sesam in Geld, das
bei) dem königlichen Fiskus (üblich ist).
167
Gesetz G 2 bestimmt zunächst die Höchst-
grenze des Zinses, den der Tamkar nehmen
darf, und zwar setzt es diese auf ein Fünftel
des geliehenen Betrages Test) Wir werden
daher annehmen müssen, dass die besonderen
Zinsverhältnisse, die in den Urkunden erwähnt
werden, wie z. B. der Zins des Šamaš (sibat
dSamaS, VAT 727, 2), sich unterhalb der Zins-
grenze von 20% hielt, während der mäs-gi-na
und die nicht weiter bezeichnete sibtu der durch
das Gesetz als normal anerkannte Zinsfuss von
20% ist?. Als zinsfähige Leihobjekte werden
lediglich Getreide und Silber genannt, d. h. die
vom Staate als kursfähig anerkannten Zahlungs-
mittel. Das Getreide ist hier wie sonst im
Kodex, wo es zusammen mit Silber genannt
wird, vor dem letzteren genannt, offenbar weil
es im bürgerlichen Geldverkehr das gewöhn-
lichere und leichter zu beschaffende Zahlungs-
mittel war. Ebenso wird auch in Empfangs-
bescheinigungen das Getreide in der Regel vor
dem Silber erwähnt. Aus unserem Paragraphen
lässt sich der Grundsatz entnehmen, dass ohne
besondere Vereinbarung das geliehene Getreide
samt dem darauf zu zahlenden Zins in Getreide,
das geliehene Geld und sein Zins in Silber
zurückzuzahlen ist.
Mit Rücksicht auf diesen Grundsatz trifft
Gesetz G 3 eine Bestimmung für den Fall, dass
es dem Zinspflichtigen nicht möglich ist, in
Silber zu bezahlen, wohl aber in Getreide. Der
umgekehrte Fall, dass jemand nicht mit Ge-
treide, sondern nur mit Silber bezahlen kann,
wird von dem Gesetz gar nicht ins Auge gefasst,
weil für Silber als das bessere Kursmittel stets
Getreide zu haben war, resp. weilSilberanstands-
los für Getreide genommen wurde, ähnlich wie bei
uns Gold für Silber. Die Bestimmungen für die in
einem solchen Falle vorzunehmenden Umrech-
nungen sind leider nicht genügend erhalten; sie
sind verschieden je nachdem der Fiskus oder
der private Tamkar der Gläubiger ist. In-
teressant ist aber die Straf bestimmung für den
Tamkar, der bei der Umrechnung ein über das
gesetzlich festgelegte Mass hinausgehendes Um-
rechnungsverhältnis anwendet; er geht des
ganzen geliehenen Kapitals verlustig und damit
natürlich auch der sonst an ihn zu zahlenden
Zinsen; das letztere ist nicht besonders gesagt,
ist aber selbstverständlich, da bei Nichtbesitz
des Kapitals dem Tamkar auch keine Zinsen
zustehen können.
j T = 60 sila = I gur; } Sekel + 6 še = 14,3,
Sekel — 4 Sekel.
? Die Angaben Schorrs in „Urkunden des altb. Zivil-
und Prozessrechts“ S. 66 sind darnach zu berichtigen.
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 6.
——
Für den Fiskus wird eine |
derartige Strafbestimmung nicht gegeben, da
168
dieser als Teil der Regierung theoretisch un-
bedingt nach dem Rechte verfährt.
Mit der eben besprochenen Strafbestimmung
ist der Uebergang zu weiteren Strafandrohungen
gegen den Tamkar für ungesetzliches Verhalten
hinsichtlich der sich aus dem Leihverbältnis
ergebenden Geschäftshandlungen! gegeben.
Gesetz G 4 ist leider nur ganz fragmentarisch
erhalten; doch lässt sich noch ersehen, dass
es gegen den Tamkar gerichtet ist, der nach
Empfang des Zinses offenbar zum Schaden des
Zinszahlers in Abrede stellt, dass die erhaltene
Summe den Zinseszins (oder dergleichen) mit
einschlésse. Wie weit dieses Gesetz auf der
Tafel reichte, lässt sich nicht feststellen; wahr-
scheinlich sind noch ein oder zwei andere Ge-
setze zwischen G 4 und dem nächst erhaltenen
von uns als H 1 bezeichneten Gesetze anzu-
nehmen.
Die Strafbestimmung in H 1 richtet sich
gegen betrügerische, den Zinszahler schädigende
Manipulationen des Tamkars bei der Buchung
des empfangenen Zinses. Soweit das Gesetz
erhalten ist, werden unter Strafe gestellt die
beiden Fälle, dass der Tamkar eine empfangene
Zahlung nichtin Abrechnungbringt2, oder den Zins
zu dem später zurückzahlenden Kapital hinzuad-
diert 3. In beiden Fällen wird der Zinszahler um den
Betrag seiner Zahlung geschädigt, weshalb auch
die Strafe die gleiche ist, nämlich Zurücker-
stattung des doppelten Betrages der Zahlung.
Das Kapital selbst aber geht nicht verloren,
wie es bei dem in G 4 behandelten wucherischen
Verhalten des Tamkars der Fall ist, vielleicht
weil in einem derartigen Fall nicht immer
Absicht des Betrugs vorlag oder es sich nicht um
ein im Kaufmannsstande so tief eingewurzeltes
Vergehen handelte.
Dagegen wird nach H 2 wiederum Verlust
des Kapitals und somit auch der Zinsen bestimmt
für die betrügerische Verwendung von zweierlei
Mass und Gewicht bei Auszahlung und Rück-
1 Bis zu Gesetz H 3.
? In der Bedeutung „abrechnen“ findet sich I 1 von
þarâgum oder haräzum Stele Vs. 11, 24—29: i-na Se-ri-
iq-ti-8a ma-la tir-ha-ti-Sa i-har-ra-as-ma „so kann er den
Betrag ihres Mehlschatzes von ihrer Mitgift abrechnen
und usw.“; III 2 (wie an unserer Stelle) Thureau-Dangin,
Lettres ot Contrats 15: l is-tu ma-la li-ki-ku '?u3-ta-ah-
ri-z[u] 10 SIQLU kaspim e-li-Su 14 ar-zi- i- ma „nachdem
ich alles, was ich erhalten habe, abgerechnet, behielt ich
noch eine Forderung von 10 Sekel Silber an ihn“
(Ungnad in Altbabylonische Briefe 207 übersetzt ungenau:
als ich darauf alles, was ich bekommen hatte, genau nach-
rechnete“ usw.; es handelt sich in dem Briefe nur um eine
einzige Abrechnung, nicht, wie Ungnad annimmt, um
eine Abrechnung im Tempel, und eine darauffolgende
nochmalige Prüfung der Abrechnung durch den Schreiber
des Briefes).
» Ut-te-ip-hi = II 2 von tehüm, wörtlich ES „zu
etwas hinzugehen lassen“.
169
nahme des geliehenen Kapitals und der Zinsen.
Auch hier scheint es sich um ein sehr häufiges
und tief eingewurzeltes Vergehen zu handeln;
wobl aus diesem Grunde ist es nach Stele Kol.
2, 15—25 der Schankwirtin überhaupt nicht
gestattet, das grössere Silbergewicht bei Ent-
gegennahme der Zahlung anzuwenden, wohin-
gegen aus unserem Gesetz hervorgeht, dass
dem Tamkar der Gebrauch des grossen und
kleinen Gewichtes wie auch des grossen und
kleinen Masses freistand. In Städten, wo nicht,
wie beispielsweise in Nippur, ein bestimmtes
Mass oder Gewicht üblich war, wird deshalb
das Mass oder Gewicht, nach dem gerechnet
werden soll, ausdrücklich angegeben; vgl. z. B.
in Sippar das Mass und Gewicht des Samas i.
Auch Gesetz H 3 bedroht ein bestimmtes
Vergehen des Tamkars mit Verlust des ganzen
geliehenen Kapitals; infolge des fragmentarischen
Zustandes des Gesetzes ist es aber gegenwärtig
nicht möglich, das Vergehen näher zu bestimmen.
(Fortsetzung folgt.)
Ein altbabylonischer Brief aus kriegerischen
Zeiten.
Von Arthur Ungnad.
Der hier mitgeteilte Brief BJ? 84, der vor
kurzem im Antiquitätenhandel für das Orien-
talische Seminar der Universität Jena erworben
wurde, gehört unstreitig zu den interessantesten
altbabylonischen Briefen, die bisher bekannt
geworden sind. Lässt er uns doch einen Blick
in politische Verwicklungen werfen, wie es
höchstens noch der Brief AO 1631 des Louvre
tut, den Thureau-Dangin in AAS», S. 161 ff.
ı Vgl. 3 SE-GUR cis seat dšamaš, CT 8, 33b, 1; 54
Siqil kaspim aban dšamaš, CT 6, 3b. 8. 9; ähnlich Seat
dmarduk VS 7, 98, 1 usw; das grosse Gewicht wird CH
Stele Rücks. 2,18 (i-na abnim ra-bi-tim) erwähnt.
Seit der Kassitenzeit erscheint das ze'atu rabitu sehr
häufig in der Schreibung cis GAL, und zwar bezeich-
net es dasjenige Mass, bei welchem das * = 10 aT
ist. Wie Torczyner, Altbab. Tempelrechnungen S. 1 ff.
nachgewiesen hat, ist 45 Mass identisch mit der
Mass bezeichnung „1 Mass“; die übliche Lesung
ls bar ist darnach unrichtig, denn das altbabylonische
Masszeichen ist U, 2 und nicht L, Lë Ebenso
schreibt auch unsere Tafel rye mit dem Zeichen J.
Die Lesung zelatum (Torezyner, |. el nach %Ś N
— {= | D. . . J. 2 R 44 Nr. 7, 2 ist nicht
sicher, aber nach dem hebräischen Myo und dem NYO
reap. st. const. AND der aramkischen Tafelaufschriften,
welches dort tatsächlich dem babylonischen ryt. ent-
spricht, sehr wahrscheinlich.
® BJ = Babylonische Altertümer — Jona.
® Aseyriologische u. archäologische Studien, Hermann
V. Hilprecht gewidmet (1909).
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 6.
—— ———ůů ͤ Leere ml e nr e a a nn — — mn man m nn nn
170
behandelt hat!. Letzterer Brief zeigt uns, wie
der König Samsuditana sich in kriegerischer
Zeit darum bemüht, dass die für die Verpflegung
der Stadt Sippar dienenden Erntevorräte vor
dem Feinde in Sicherheit gebracht werden.
Thureau-Dangin vermutete (fragend), dass
es sich hier um den Einfall der Hettiter han-
dele, der bekanntlich der Regierung Samsudi-
tanas und gleichzeitig der ersten babylonischen
Dynastie ein jähes Ende bereitete. Da aber
kriegerische Ereignisse Babylonien immer wieder
in reicher Fülle heimsuchten, muss es hypo-
thetisch bleiben, ob der Brief tatsächlich auf
den Einfall der Hettiter zu beziehen ist.
Erheblich besser steht es mit der Datierung
unseres Briefes. Schon der Schriftduktus würde
uns mit seinen festen schönen Zeichen die Zeit
Hammurapis als Abfassungszeit des Briefes ver-
muten lassen. Diese Vermutung wird zur Ge-
wissheit erhoben durch die Erwähnung der
Kakmäer (awel ka-ak-mu, Z. 8. 16) als eines
der feindlichen Völker, die damals Babylonien
heimsuchten. Diese Kakmäer werden nun auch
im Datum der Urkunden MAP 47? und P 143
erwähnt. Der erste Text bietet als Jahresformel:
mu ha-am-mu-ra-pi lugal ugnim tu-ru-uk-ku
ka-ak-mu-um™ u su-edin !F-bi-ta
„Jahr, da König Hammurapi die Streitmacht
von Turukku, Kakmu und Subartu (besiegte).“
Weniger ausführlich bietet P 14:
mu ha- am- mu- ra- xi ugnim tu-ru-ulk-k]um ka-
a- mu- um (?)
„Jahr, da Hammurapi die Streitmacht von
Turukku und Kakmu (besiegte).“
Da in der von Scheil veröffentlichten Liste
der Jahresnamen der Regierung Hammurapis
das 37. Jahr den Namen mu ugnim tu-ru-uk-ki
führt, fiel der Einfall der Turukkäer, Kakmäer
und Subaräer spätestens in den Anfang des 37.
Jahres, wahrscheinlich aber noch etwas früher.
Während an den genannten Stellen neben
den Kakmäern die Turukkäer und Subaräer
genannt werden, finden wir in unserm Brief die
Arraphäer (awél ar-ra-ap-hu-um®, Z. 8. 16)
erwähnt. Wie erklärt sich das? Es scheint
mir das Wahrscheinlichste zu sein, dass die
Begriffe Arraphu und Subartu sich zum Teil
decken, und zwar so, dass Subartu der allge-
1 Jetzt auch in meinen Babylonischen Briefen
(Leipzig 1914), Nr. 88.
1 Meissner, Beiträge zum altbabyl. Privatrecht
(1893).
3? Poebel, Babylonian Legal and Business Documents
(1909).
“So wohl zuerst von Schorr, Urkunden des alt-
babylonischen Zivil- und Prozessrechts (1914), S. 592
richtig erkannt.
5 Mémoires de l’Académie, Paris 1912, Tome XXXIX
p. 111 ff.
171
meinere, Arraphu der speziellere Begriff ist.
Wissen wir doch, dass man mit Subartu das
Gebiet nördlich und nordöstlich von Amurru,
vom späteren Mitannireich an bis über den
Tigris nach Assur und bis ins persische Rand-
gebirge hinein bezeichnete!. Die Gegend des
heutigen Kerkuk hat ja bekanntlich zahlreiche
Urkunden mit sog. Mitanni-Namen, die man
richtiger als subaräische Namen bezeichnen
sollte, zutage gefördert?. Nun ist aber Arraphu
gerade das Gebiet dieser Stadt?, wenigstens
nach den Angaben der Keilschrifttexte, die für
uns allein massgebend sind, während ja Pto-
lemaeus (VI I, 2) die Aopanextrıs viel nördlicher
lokalisiert. Ferner ist die Tatsache zu be-
achten, dass in den Kerkukurkunden der Eid
bei Adad und Samas geleistet wird‘: nun wird
in der Siegesstele eines unbekannten Königs5
berichtet, wie den Göttern Adad und Samas im
Lande Arraphu Opfer dargebracht werden.
Somit scheint der Kult des Wettergottes
und des Sonnengottes für Arraphu besonders
charakteristisch zu sein. Wir gehen deshalb
gewiss nicht fehl, wenn wir Arraphu als den
Teil des Landes Subartu bestimmen, der etwa
zwischen der Mündung des kleinen Zab und
der heutigen Stadt Suleimanije gelegen ist. Die
1 Vgl. BA VI 5, S. 8 ff.
2 Vgl. die kleine Auswahl VS I 106—110 und die
Bemerkung BA VI 5, 8. 83.
° Vgl. zuletzt de Genouillac, RA VII 5, S. 164.
4 So auch VS I 109, 18.
5 De Genouillac, RA VII, S. 153 fl.
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 6.
172
Kakmäer und Turukkäer scheinen den genannten
Stellen nach nicht zu den Subaräern zu gehören,
ebensowenig wie die Kassiten, die ja auch aus
diesen Gegenden hervorbrachen, um (15 Jahre
später) einen Einfall in Babylonien zu wagen!.
Der Brief BJ 84 lautet in Umschrift und
Uebersetzung:
1a-na i-li-a-we-lim-ra-bi ?ki-bi-ma s um-ma
nu marduk-na-si-ir-ma 4! u marduk- ni- Su õ ki- a- am
ik-bi-a-am um-ma Su-ü-ma sa- na bitaét™= saki-
nütim wes: 754 ga-ti-ja Sawel ka-ak-mu ù awél
ar- ra- ap- hu- um ki 9it-ta-du-ú !%i-nu-ma a-na bi-
tati™-si-nu li wéléè mei Su-nu-ti izid-du-ù nik-
kassa-Su-nu 18 ga- ab- tu-u-ma !4i-na bäb-ilik wa-
áš-bu 15 -nu- um- ma tup-pi us-ta-bi- la- ak- Kum
‘6awél ka-ak-mu ù awél ar-ra- ap- hu- uml i i- na
bitatirun Säkinütim met Su-nu-ti 183u-zi-i.
e iert
Lë rk RT -
ji ag een
Zu Ili-awélim-rabi 2sprich: 3also (sagt)
Marduk-näsir: *Marduk-nisu 5hat folgender-
massen zu mir gesprochen: also (hat) er (gesagt):
„6In die Häuser der Gärtner, "die mir unter-
stehen, Shat man Kakmäer und Arraphäer %ge-
worfen. % Nachdem man in ihre Häuser !!jene
Menschen ‘?geworfen hat, haben (die Gärtner)
ihre Kassenbestände !3genommen und ich
darauf in Babylon niedergelassen“. 15Jetzt
übersende ich dir hiermit (diesen) meinen Brief:
16die Kakmäer und Arraphäer 7. 18jage aus
den Häusern jener Gärtner hinaus!
1 Vgl. BA VI 56, S. 21 ff.
Für Nu-Gis-Sar = sdékinum s. VS VII 37, 16,
verglichen mit Kod. Hamm. § 64. |
173
Der Inhalt des Briefes ist wohl ziemlich
eindeutig: von den Feinden sind Soldaten in
die Häuser babylonischer Gärtner gelegt worden,
was jedenfalls nicht ohne Gewalttaten ablief.
Die Gärtner hatten noch Zeit, ihre Barbestände!|
an sich zu nehmen und nach der Landeshaupt-
stadt zu flüchten. Der Empfänger des Briefes
wird nun darum ersucht, für die Vertreibung
jener Feinde Sorge zu tragen?. |
Ueber die im Briefe genannten Personen
lässt sich, soviel ich sehe, nichts Sicheres er-
mitteln. Marduk-nisu ist jedenfalls der Ober-
gärtner und Marduk-näsir der Gutsverwalter
des Adressaten, Ili-awélim-rabi. Die bisher
bekannte altbabylonische Literatur gibt keinen
Anhalt, etwas näheres über jene drei Leute
auszusagen. Daher ist es auch schwierig oder
ganz unmöglich, den Ort, um den es sich hier
handelt, zu bestimmen. Möglich wäre dies nur,
wenn wir noch andere Briefe aus dem Archiv
des Ili-awélim-rabi fänden, die Anhaltspunkte
gewährten. Aus Sippar wird der Brief jeden-
falls nicht stammen, da jetzt keine Antiquitäten
von dort auf den Markt kommen, aus Babylon
stammt er gleichfalls nicht, da der Inhalt zeigt,
dass weder der Empfänger (vgl. Z. 14) noch
der Absender dort wohnen. Wir müssen also vor-
läufig verzichten, näheres feststellen zu wollen.
l
Eine unerkannte Inschrift Naram-Sins.
Ven Bruno Meissner.
In seinen Materialien zur älteren Geschichte
Armeniens und Mesopotamiens (Abh. d. kgl.
Gesellsch. d. Wissensch. zu Göttingen, Neue
Folge IX Nr. 3) hat C. F. Lehmann S. 6 Nr. 2
das hier wieder abgedruckte? Fragment einer
altbabylonischen Inschrift auf einem Doleritstein
veröffentlicht. Er ist in Nebi Junus erworben
und soll auch daher stammen. Da diese An-
gabe indes nicht nachzuprüfen ist, wird man
weitgehende Schlüsse daraus nicht ziehen können.
Lehmann wollte a. a. O. S. 7 die Inschrift in
die Zeit Dungis setzen; das ist aber gewiss
zu spät; denn die Schrift zeigt eine solche Aehn-
lichkeit mit Dokumenten aus der Zeit der Dy-
nastie von Akkad, dass man sie schon nach diesen
1 nikkassu — Abrechung, aber auch die nach erfolgter
Abrechnung bleibenden Bestände. [Hierfür, wie für die
Lesung des Ideogramms, ist auf Peiser Bab. Vertr. S. 236
und Nachtrag dazu S. 360 zu verweisen. D. R.]
? Die einzige philologische Schwierigkeit könnte die
Bedeutung des Verbs nadu (Z. 9—12) bieten. Die schein-
baren Nominative in Zeile 8 könnten verleiten, das Verb
intransitiv zu fassen (= Wohnung aufschlagen, sich
niederlassen). Indes zeigt die oblique Form zu-nu-ti in
Z. 11, dass Z. 8 und 11 Objekteakkusative darstellen.
° Für die giitige Ueberlassung des Klisches zum
Abdruck gebührt der Kgl. Ges. d. Wiss. wärmster
Dank. D. R.
Orientalistisehe Literaturzeitung 1915 Nr. 6.
äusserlichen Merkmalen in die Zeit Sargons I.
und seiner Nachfolger setzen möchte.
Diese Annahme wird jetzt bestätigt durch
die von Poebel HGT V Nr. 34 ff. veröffent-
lichten Abschriften von Denkmälern der Kö-
nige Sargon I., Rimus, Manistusu und Naram-
Sin, die ein fleissiger Tempelschüler in Nippur
gemacht hat. Poebel hat selbst schon nach-
gewiesen (a. a. O. IV 1, 205), dass das von ihm
als Nr. 35 publizierte Fragment die Vorlage
von dem Nr. 34, XXVI 47 ff. gegebenen Ma-
nistusutexte ist. Unser Dioritblock ist nun
wieder das Original der Nr. 36, Rs. II ver-
öffentlichten Inschrift Naram-Sins.
Von der ersten Kolumne sind noch Reste der
Titulatur: 1. [$arrum da-njim 2. Äech 3. [Kis]
erhalten. Die zweite Kolumne ist identisch mit
Poebel HGT V Nr. 36 II 14 ff. (behandelt ib.
IV 1, 213): 1. [kt-t]b-ra-tum 2. ar-ba-um 3.
i3-ti-ni-[i3] [A. i-ha-ni-sü-ma] = die vier Welt-
gegenden beugten(?) sich zusammen. In der
dritten Kolumne werden die Zeichen gewiss zu
ergänzen sein: 1. a- ſti-ma/, 2. tſi· a- um- tim /
3. a-li-[tim] = bis zum oberen Meere; für ähn-
liche Ausdrücke vgl. Poebel a. a. O. Nr. 34,
IV 55; VIII 49 ff. usw.
Zur Amarnatafel VAT 1704.
Von Otto Schroeder.
Dass eine erneute genaue Durchsicht der
Berliner Amarnatafeln schwerlich viele und
wichtige Verbesserungen des von Winckler
und Knudtzon festgestellten Keilschrifttextes
ergeben würde, durfte man voraussehen; so
weicht denn auch tatsächlich meine Neuausgabe
in VAS XI und XII nur in wenigen Fällen
175
vom Bisherigen ab. Einige der wichtigsten
Stellen mögen hier mitgeteilt werden:
VAT 152, 11 (VAS XI Nr. 5) haben W
und Kn fa-a-bu am Zeilenschluss übersehen.
VAT 335, 28 f. (VAS XI Nr. 145) lautet:
28 e. di ip-še-it-šú Sa
29 1 Mil-ki-li muhhi-ia
Die beiden Zeichen šú und ša fehlen bei W und
Kn; dadurch wird die eigenartige Konstruktion
verwischt.
VAT 1646, 28 (VAS XI Nr. 166) ist noch
ganz deutlich [.. . ti *"Gin-t[i*] zu erkennen.
Doch genug davon. Ich möchte hier nicht
über die Briefe, sondern über den Text VAT
1704 reden, der zuerst von Knudtzon als Nr.
341 umschrieben und übersetzt wurde. Den
Keilschrifttext gebe ich erstmalig VAS XII
Nr. 192.
Die Tafel VAT 1704 ist 4,2 cm hoch, 6,4
cm breit und 2,2 cm dick; der Ton ist von
hellgraubrauner, erdiger Färbung. Die Schrift
ist sorgfältig und zierlich; die Zeilenhöhe“
schwankt zwischen 0,2 und 0,25 cm. Der Schrift-
typus ist der sog. „hettitische“ und gleicht durch-
aus dem der 1913 neugefundenen 1.Tafel von , gar
tamhari“ (VAS XII Nr. 193), über die ich in
MDOG Nr. 55 vorläufig berichtete.
Nachstehend meine Notizen:
Z. 2 ist vielleicht am Anfang zu erganzen
[-iS-pa-ra-Jak-ki. Zur Form vgl. VAS XII
Nr. 193, Vs 8, 15.
Z. 3 gab-pa-$[ü-nu]; pa vollständig und der
Kopf des untersten Wagerechten von šú zu sehen.
Z. 4 und 8. Den von Knudtzon Ki-is-&
gelesenen Namen darf man vielleicht Ki-mil-lim
(= gimillu) lesen.
Auf Z. 4 folgt ein freier Raum in Höhe
etwa einer Schriftzeile; da unser Bruchstück
vom rechten Tafelrand stammt, also die Zeilen-
enden enthält, ist es nicht ausgeschlossen, dass
am Zeilenanfang einige Zeichen standen; man
tut daher gut, den leeren Raum als Z. 5 zu
rechnen. Die nach dem Trennungsstrich ste-
henden Zeilen haben danach bei mir die Ziffern
6—12 (Knudtzon: 5—11).
Z. 6. Vor šú-nu-ti ist noch du (Rest der
Verbform) zu sehen.
Z. 7. Lies /e-Jbi-ra; zu sehen sind unten
auf der Zeile Reste zweier paralleler Senk-
rechter. — Ich lese die Zeile:
.. . e-]bi-ra a- na gäti" ani. Gab Kd. Gal an ni
= mtu ht abulläni am. ni
Hierzu ist zu bemerken:
1. I. Gab. — „Oeffnen“ heisst im Sumerischen
dù oder tug’ (vel. Delitzsch, Sumerisches
Glossar (S. 142. 164); das Partizipium kann
unter Vorsetzung des sog. Subjektsprifixes ge-
bildet werden (vgl. Delitzsch, Sumerische
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 6.
176
Grammatik § 123). Bislang ist nur belegt ni-dù
(s. Briinnow, Nr. 5351 f.); theoretisch könnte
auch jedes andere Subjektspräfix als ni, also
auch das — allerdings seltene (s. Witzel, Ver-
bal-Präformative S. 81, 6) — 1 verwendet
werden. Auch darauf mag hingewiesen werden,
dass ni auch den Lautwert i hat, so dass wo-
möglich nur eine graphische, keine lautliche
Verschiedenheit vorliegt!. Jedenfalls muss man
die Gleichung: I. Gab = Ni.Gab = petü „Pfört-
ner“ im Gedächtnis behalten.
2. Kd. Gal u ™ = abullant. — Als Plural
von abullu „Tor“ war bisher nur abullé bekannt;
das phonetische Komplement ni zeigt aber, dass
auch die Form abullänı möglich ist. Vgl. dé
tlani, salme : salmäni, mahaze : mahäzanı.
Z. 8. us-sur 1 Ki-mil-lim. Knudtzons
Uebersetzung „geschützt wird K.“ kann m. E.
überhaupt nicht in Frage kommen; us(s)ur ist
Imperativ I 1; also: „schütze den K.!“ oder
„schütze! o K.....
2. 9. Vor du sind zwei schrage Spuren,
die zu ul passen; ſu/l-du = ultu. Vgl. VAS
XII 193, Vs 15 und namentlich 22 (ul-du ir-
ru-bu aklu .. ., wie bier: ul-du .... i-ša-ak-
ga-nu). Die ganze Zeile lautet: f... uJl-du
itu Šamaš te-im-ma i-ša-ak-ga-nu; te-im-ma=téma;
also „seit Samas Befehl erteilt.“.
Z. 10 scheint das letzte Zeichen nicht te
zu sein; ich glaubte, a-na zu sehen, dahinter
vielleicht il.
The Assyrian root nazâlu.
By A. T. Clay.
Scholars have followed Delitzsch Prolegomena
p. 142, Zimmern KAT? p. 628, and others in
holding that the Hebrew mbps, the Phoenician
5m the Syriac les the Mandaic NMNONDND,
and the Arabic ki are borrowed from the
Babylonian manzaltu, which is from the root
nazazu, cf. Gesenius Handwörterbuch 15 ed.
p. 407, etc. 2
Since there is a root in Arabic, V „to
alight“, „to encamp near“, it would seem that
dis „Awelling“, „station“ is from that root.
That this is correct, and that manzaliu is also
from a root nazdlu, and not nazdzu, is deter-
mined by the passage ma-as-za-al-ti az-zu-ul-ma,
found on a cylinder of Nebuchadnezzar II, which
1 Vgl. Sa I 18—20. — Vor kurzem hat, wie ich
nachträglich sehe, Thureau-Dangin den Beweis dafür
erbracht, dass i die richtige Lesung des Verbalpräfor-
mative NI ist. Vgl. RA XI S. 101 f.
177
will sbortly appear in a volume of the Yale
Oriental Series. |
The word ma-az-za-a8-ti found in King Letters
of Hammurabi UI, p. 281, is construed as the
same word, from the root nazdeu; see also
Ungnad Babylonische Briefe p. 337. Mauss-
Arnolt Dictionary p. 573, however, and Holma
Acta Societatis Scientiarum Fennicae XLV 3
p. 29, make the root nasäru. The meaning is
clear, namely „post“ or „station“, and it is
obviously from the same root, namely nazdlu.
The Babylonian word mazzastu from maezaltu,
seems to show that the Assyrian l occasionally
passed into Sin Babylonian; cf. iltänu, written
iStänu in Babylonian (Talmudic sms: kultäru,
written kuStaru in Babylonian; and also on the
basis of DMW Kaldu should have been written
KaSdu, as has been inferred. This change does
not seem to have been noted by the grammars.
Kroisos (555—541).
Von G. Hüsing.
Im 6. Jahre des Nabuned, 550, zog Astu-
wega II. gegen Kuraš II. von Ančan, ward
diesem ausgeliefert, und im gleichen Jahre er-
obert KuraS Hagmatäna und führt die Beute
von dort nach Ančan. So will es die Nabuned-
Kuraš-Chronik in Uebereinstimmung mit dem
Zylinder Nabuneds.
Vorher kann Kroisos nicht gefallen sein.
Die gleiche Chronik berichtet auch über den
Fall Babels, nur dass wir hier aus anderen
Quellen erst das Jahr feststellen müssen, in
den sie ihn setzt. Es ist 539, also das 17. Jahr
des Nabuned.
Vorher muss Kroisos gefallen sein.
Damit scheiden für das Ende des Kroisos
die Ansätze von Volney (557), G. Rawlinson
und Maspéro (554) aus. Zugleich aber die von
Duncker (549), Winckler (548), E. Curtius (547),
Grote, Gelzer, Diels (547), Meyer (546), da der
Untergang Babels nur wenige Jahre nach dem
von Sardis fallen kann; und so wird man auch
Clinton, der 545 zugibt, wie auch Lenormant,
zu streichen haben. Nicht minder aber Bosan-
ques, der mit 534 zu weit herabgeht.
In Betracht kommen nur Haigh (542) und
Büdinger (541/40). Das Marmor Parium (Z. 57)
spricht für 541. AuchFloiglstimmtder Rechnung
Büdingers grundsätzlich bei bis auf seine neue
Aufstellung, dass der Krieg des Kuraš gegen
Nabuned schon 546 begonnen habe: diese Zahl
gei für 539 einzusetzen, und Sardis falle dann 547.
Das war gestützt auf die Behauptung, dass
in der obigen Chronik Kuraš im 9. Jahre Na-
buneds, 547, nach Lüdien gezogen sei, da zwischen
das 6. und 10. Jahr keine andere Eroberung
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 6.
178
des Kuras falle. Und im 10. Jahre sei nach
der Chronik Kuras von Elam aus nach Akkad
gekommen.
In letzterer Angabe ist, Kuras“ und „kam“
Ergänzung, und wir wissen nicht, ob Kuras
damals überhaupt aus Elam kommen Konnte,
das vielleicht einen eigenen König hatte —
damit kann man nicht arbeiten. Aber wäre
die Ergänzung auch richtig, dann wäre damit
für den Fall des Kroisos nichts zu gewinnen.
Nicht irgend eine Bedrohung von Akkad, das
wohl seit 550 sich ständig bedroht fühlte, sondern
die Einnahme Babels folgt auf den Untergang
des Kroisos-Reiches. Und Floigl hätte seinen
Schluss nicht gezogen, wenn er nicht von der
Angabe für 547 ausgegangen wäre, dass Kuras
ein Land erobert, dessen Name leider fehlt,
den Floigl aber als „Sparda“ lesen oder er-
gänzen wollte, d. h. Westkleinasien.
Pinches las den Anfang des Namens als Is.
Da aber die Babylonier Saparda schreiben, die
iranische Bagistan-Inschrift S(a)parda, die ela-
mische Schreibung aber, die allein mit einem
Is-Zeichen beginnt, nur ein Sparta meint, ist
die Ergänzung des Namens in diesem Sinne
nicht möglich. Winckler bietet zudem statt
eines Senkrechten zwei; es beginnen vieleZeichen
mit den gleichen Keilen, die ein is ergeben,
und wir hätten von vornherein kein Recht,
gerade is zu lesen. Die wahrscheinlichste
Ergänzung ist wohl die zu U, und so mag es
sich um das Land Urartu (UraStu) handeln, wie
| der Babylonier damals wohl fiir ,Armenien“
sagte. Kuras überschreitet unterhalb Arbelas,
das nicht am Tigris liegt, diesen Fluss: wenn
von Osten her, dann galt der Zug wohl einem
in Mesopotamien entstandenen Reiche, wie
Winckler wollte. Hätte er bis Sardis gereicht,
dann würde unser Text wesentlich anders aus-
sehen! Ich vermute aber, der Tigris ward
von Westen her in der Richtung auf Arbela
überschritten, und in diese Zeit dürfte doch
wohl die Eroberung von Armenien fallen müssen.
Und sie konnte in der babylonischen Chronik
doch nicht fehlen. Da aber Kroisos im Bunde
mit Nabuned stand, die Lüder seit Gügu den
Assyrern wohlbekannt sind, ihr Land ohne lang-
wierige Eroberung Armeniens aber kaum für
einen Heereszug erreichbar war, auch das fol-
gende Jahr, 546, nichts von solchem Zuge weiss,
so könnte dieser gar nicht vor 545 fallen. Von
dem Berichte über dieses Jahr fehlt der Schluss;
es folgt eine Lücke (544—541), die bis ins Jahr
540 hinein reicht: an dessen Schlusse ist von
den Königen des Meerlandes — es kann nur
das Mittelländische Meer gemeint sein — die
Rede, und vorher steht das Wort „Fluss“: es
handelt sich um die Ueberschreitung wohl des
179
Purat. Das dürften Ergebnisse der Nieder-
werfung des Kroisos sein, die ja in die Lücke
fallen muss.
Kurz, die Einwände Floigls sind unhaltbar
und waren nur ermöglicht durch seinen Abstand
von der Keilschriftforschung und seine mangel-
haften Unterlagen (z. B. Oppert, Le peuple et
la langue des Médes).
An sich hätten wir die Wahl zwischen 542
(höchstens!), 541 und 540, welch letzteres wohl
zu nahe an den Fall Babels streift: die grösste
Wahrscheinlichkeit hat 541, und da das Marmor
Parium dazu stimmt, wird an dieser Zahl nicht
weiter zu zweifeln sein.
Da Kroisos 14 Jahre (und 14 Tage) oder
15 Jahre regiert haben soll — ersteres nach
Herodotos, letzteres nach Afrikanus, so kam
er also 555 auf den Thron, und bis dahin re-
gierte sein Vater Walweiates, der also zwei
Jahre vor seinem Tode die Schlacht mit der
Sonnenfinsternis schlug.
Noch einmal Labartu im Alten Testament.
Von Felix Perles.
Vor 12 Jahren habe ich an dieser Stelle!
71229 Threni 4, 10 als Plural von Labartu
erklärt: „Liebevolle Frauen haben mit eigener
Hand ihre Kinder gekocht, sind ihnen zu La-
bartu’s geworden“. Trotzdem die Labartu-Texte?
den deutlichsten Kommentar zu unserer Stelle
geben, und ausserdem durch diese Auffassung
von Md alle grammatischen Schwierigkeiten be-
seitigt sind, lehnt Jastrow® meine Erklärung
ab, die nach seiner Meinung schon daran
scheitert, dass die von mir angenommene Plural-
form im Assyrischen nicht vorkommt und bei
einem Fremdwort es kaum anzunehmen ist,
dass ein hebräischer Schriftsteller diese Form
für sich gebildet hätte.
Dieser SchlussJastrowsist jedoch unrichtig.
Denn auch von Lilü und Lilitu (davon bb,
schon Jes. 34, 14) haben die Juden Plural-
formen (& 0b, 19595) gebildet, die sowohl in
der syrischen Baruchapokalypse! als auch im
Talmud® und in Aramäischen Beschwörungs-
texten® belegt sind. Im Bewusstsein der Juden
ı Jahrg. VI (1903) 244/45.
? Siehe Myhrman, Zeitschr. f. Assyriol. XVI 141
bis 200, vgl. dort speziell 162/63.
Die Religion Babyloniens und Assyriens I 333
Anm. 4.
“10, 8 (MASS parallel Sele und N.
è? bErubin 18b ponhi prei pr. Ebenso im
Targum (Belege bei Levy, TgWb I 410a).
Montgomery Aramaic Incantation Texts from
Nippur (Phil. 1913) p. 75 ff. Besonders charakteristisch
Nr. 8, 2 app ND uam ba,
Orientalistische Literaturzeitang 1915 Nr. 6.
180
scheinen überhaupt Lilith und Labariu fast
zusammengefallen zu sein. Der Midrasch!
berichtet nicht nur von Lilith, dass sie ihre
eigenen Kinder fresse, sondern an einer bisher
unbeachteten Stelle? sind, wie mich L. Ginz-
berg aufmerksam machte?, beide Dämoninnen
direkt nebeneinander genannt.
Eine weitere Parallele dafür, dass ein heid-
nischer Göttername bei den Juden zu einem
nomen appellativum geworden und im Plural
gebraucht wurde, bietet OD und map, von
deren Singular allerdings auch im Babylonischen
Pluralformen belegt sind.
Endlich sei auch noch auf die Vermutung Hugo
Wincklers4 hingewiesen, dass n1537) Cant
6, 4. 10 aus Fri (Plural von Nergal) verlesen
sei, was einen guten Parallelismus zu pa,
713253 ergäbe.
Besprechungen.
Hermann Gollancz: Sepher Maphteah Shelomo.
(Book of the key of Salomon.) An exact facsimile of
an original book of magic in hebrew. Oxford, Uni-
versity Press, 1914. Bespr. v.S.Seligmann, Hamburg.
Im Jahre 1903 teilte Gollancz in einer kurzen
Broschüre mit, dass er im Besitze eines ca.
200 Jahre alten hebräischen Manuskriptes sei,
das von einem noch älteren Manuskript abge-
schrieben ist, und das den Titel ,Sepher
Maphteah Shelomo“ (Salomos Schlüssel) führt.
Dieses Buch, das im Zauberwesen eine sehr
grosse Rolle spielt, erschien in verschiedenen
Uebersetzungen mit mehr oder weniger Zusätzen
und Verstümmelungen. Der ursprüngliche he-
bräische Text schien verloren zu sein, bis es
Gollancz durch seinen Fund glückte, denselben
dem Studium zugänglich zu machen. Er hat
11 Jahre lang gewartet, bis er jetzt den ge-
treuen Facsimileabdruck dieses 157 Quartseiten
starken Manuskriptes mit seinen zahlreichen
interessanten Siegeln und kabbalistischen Zeichen
herausgab. Leider ist der begleitende Text nur
sehr dürftig. Gollancz beschränkt sich darauf,
einige Gebete, magische Formeln und „Experi-
mente“ oder „Operationen“, d. h. Beschwörungs-
riten zu übersetzen, und verspricht, in einer
dritten Veröffentlichung endlich eine vollstän-
dige Uebersetzung des ganzen Manuskriptes zu
1 Bemidbar R. 16, 25 pyw ND mm miba
moa Sy nomin sm oo.
„ Mir. Abba Gorion 20a mp macy wad
nybıb pa). was Ginzberg treffend in 4599
mbsb emendiert.
Brief vom Sept. 1911.
* Altor. Forsch. I 293. [vgl. III 240, wo es ala die
vier übrigen Planeten (neben Mond, Sonne, Venus) ge-
deutet wird, aber ohne Aenderung des J in 5. D. R.]
KAT ' 414.
181 .
geben. Hoffentlich lässt er uns nicht wieder
elf Jahre darauf warten. |
T. Canaan: Aberglaube und Volksmedizin im
Lande der Bibel. (Abhandlungen des Hamburgischen
Kolonialinstitutes. Bd. XX [Reihe B. Bd. XIII.) XII, 1538.
Lex. 8°. ; geb. M. 8 —. Hamburg, L. Friederich-
sen & Co., 1914. Bespr. v. S. Seligmann, Hamburg.
Canaan war als Arzt und Kind des Landes
besonders geeignet, die palästinensische auf
Aberglauben beruhende Volksmedizin zur Dar-
stellung zu bringen. Der intime Verkehr mit
den Bewohnern des Landes, wie ihn die ärzt-
liche Praxis mit sich bringt, ermöglichte es ihm,
tiefe Einblicke in die so schwer zugängliche
Volksseele zu tun und sich eine Sammlung von
Amuletten anzulegen, die das grösste Interesse
des Arztes, des Ethnologen, Folkloristen und
Religionshistorikers erwecken muss. Nach einer
kurzen Einleitung über das Klima und die
Lebensverhältnisse in Palästina beschreibt
Canaan die Krankheitsursachen. Als solche
führt er an die übernatürlichen Kräfte(Dämonen,
böser Blick, böse Seele), äussere Einflüsse
(Physiologie und Anatomie des menschlichen
Körpers, das Blutsystem, das Lymphsystem,
„die Winde“), und andere Krankheitsursachen
(angeborene Krankheiten, Froschgeschwulst,
Menstruation, abergläubische Ursachen). Dann
bespricht er die Diagnose und Prognose, die
Zeichen einer baldigen Genesung und eines na-
henden Todes. Es folgt ein Kapitel über den
Behandelnden und schliesslich die Prophylaxe
(was gesagt und was getragen wird, Schutz-
mittel gegen die bösen Geister, den bösen Blick
und andere Krankheiten), die Gelübde und die
Behandlung (Amulette, Einfluss der Zahlen und
Gestirne, Talismane, Beschwörungsmittel, Be-
handlung der durch bösen Blick verursachten
Krankheiten, Behandlung anderer Krankheiten,
Perlen, Steine, Metalle, Amulette aus der Tier-
und Pflanzenwelt, Rezepte).
Den meisten Widerspruch i in den sonst treff-
lichen Darlegungen dürfte die strenge Unter-
scheidung hervorrufen, die der Verfasserzwischen
dem bösen Auge ‘ain und der bösen Seele nafs
macht. Diese Unterscheidung dürfte doch zu
künstlich konstruiert sein, denn der Araber
macht tatsächlich keinen Unterschied zwischen
diesen beiden Begriffen. Nafs wird gewöhnlich
mit „Hauch“ oder „Seele“ übersetzt. Damit
ist aber noch nicht "gesagt, dass die „Abson-
derung“ dieser Seelenkraft, wie sie bei der
bösen Seele sich vollzieht, nur durch den Hauch
des Mundes vor sich geht, wie Canaan annimmt.
Die Geschichte des bösen Blickes lehrt uns,
dass derartiger Hauch oder Geist (spiritus)
immer durch die Augen ausgestrahlt wird, und
Orientalistische ‘alistische Literaturzeitang 1915 Nr. 6.
182
die Aufstellung einer neuen Krankheitsursache
verwerten, wie es die „böse Seele* entschieden
sein würde. Als ferneren Beweis für den Sonder-
begriff der bösen Seele führt Canaan die Ver-
schiedenheit der Behandlungsweise an. Aber
auch hierin kann man ihm nicht folgen, denn
als Hauptschutzmittel gegen die böse Seele nennt
er die Hand, ein Symbol und Amulett, das doch
zu den allerbekanntesten und verbreitesten
Mitteln gerade gegen den bösen Blick gehört. Die
Anführung dieses Mittels allein dürfte schon
genügen, um gerade das Gegenteil zu beweisen,
dass nämlich ‘ain und nafs tatsächlich identisch
sind. Auch die Behauptung, dass die böse
Seele nur bewusst, das böse Auge dagegen nur
unbewusst und unwillkürlich schaden kann, be-
rechtigt nicht zur Aufstellung zweier getrennten
Krankheitsursachen, denn es gibt, wie Canaan
an anderer Stelle selbst ausführt, bewusste und
unbewusste Faszinierende. Und die letzte Be-
hauptung, dass die böse Seele nur direkt, der
böse Blick dagegen auch indirekt wirkt, dürfte
ebenfalls Widerspruch finden und nicht all gemein
gültig sein, auch die böse Seele wird jemanden
schaden können, der gerade nicht anwesend ist.
Schliesslich ist doch auch von einer indirekten
Wirkung des bösen Blickes nur selten die Rede.
Der Verfasser führt ferner die Froschge-
schwulst an und behauptet, das bekannte Frosch-
amulett werde gegen diese Krankheit getragen.
Er setzt sich mit dieser Behauptung jedenfalls
in Widerspruch zu der allgemeinen Annahme,
dass das Froschamulett, ebenso wie die Hand,
ein Schutzmittel gegen den bösen Blick ist.
Es wird übrigens in derselben Absicht auch
von den Italienern getragen. Erwähnen wir
schliesslich noch, dass wohl durch ein Versehen
eine Erklärung des auf S. 88 genannten Wortes
mahlab (gemeint ist jedenfalls die Frucht von
Prunus Mahaleb L.) vergessen ist, dass auf
S. 108 der hebräische Gottesname mit drei anstatt
mit vier Buchstaben geschrieben ist, und dass
nicht erwähnt worden ist, zu welchem Zweck
die auf Taf. IV 1b abgebildete Kapsel mit
Teer gebraucht wurde, so dürfte alles angeführt
sein, was an diesem vortrefflichen Buche über-
haupt zu monieren ist. Schmerzlich bedauert
habe ich allerdings noch das Fehlen der Be-
schreibung hebräischer und kabbalistischer Amu-
lette, die im hl. Lande doch eine ebenso grosse
Rolle spielen wie die arabischen hidschäbät.
Joh. Hunger und Hans Lamer: E E
Kultur im Bilde. (Wissenschaft u. Bildung 103.)
IV, 64 S. m. 90 Tafeln. 8°. M. 1—; geb. M. 1,25.
Leipzig, Quelle & Meyer, 1912. Bespr. v. G. Möller,
Berlin.
Die ägyptische Kultur durch rund 90 Bilder
daher lässt sich dieser Einwurf wohl nicht für|zu veranschaulichen ist keine leichte Aufgabe,
183
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 6.
184
gleichwohl darf behauptet werden, dass Hunger | Und so wäre noch manches, über das man an-
sie im wesentlichen gut gelöst hat. Einige
Irrtümer und Halbrichtigkeiten des überaus
knapp und klar gehaltenen Textes hervorzubeben
verlohnt kaum, zumeist bandelt es sich um Un-
wesentliches. Bei einer Neuauflage, die dem
Werkchen bald zu wünschen ist, würde es sich
vielleicht empfehlen, das ägyptische Kunstge-
werbe seiner Bedeutung entsprechend etwas
ausgiebiger zu berücksichtigen: die ägyptischen
Fayencearbeiten — die Technik ist bekanntlich
eine ägyptische Erfindung — ist überhaupt nicht,
die Goldschmiedekunst nur durch ein getriebenes
Kännchen aus dem Zagaziq-Funde (Abb. 65)
vertreten, dessen künstlerischen Wert Hunger
meines Dafürhaltens doch wohl erheblich über-
schätzt. Für die Kunsttischlerei wären z. B.
aus dem Grabfund des Juia und der Tuju
schönere und charakteristischere Vertreter er-
reichbar als das Gruppenbild von Möbeln des
Berliner Museums (Abb. 67) bietet.
Bezüglich der Abschnitte über die baby-
lonisch-assyrische, die hethitische, phönikische,
persische Kultur, die von Hunger und Lamer
bearbeitet sind, steht mir ein Urteil nicht zu,
doch möchte ich darauf hinweisen, dass ein
tadellos erhaltener assyrischer Helm, der die}|—————
charakteristische Form jedenfalls klarer erkennen
lässt als das auf Abb. 119 wiedergegebene Exem-
plar des Britischen Museums, in der Universi-
tätssammlung zu Manchester aufbewahrt wird.
Es ist von Petrie in Aegypten auf der the-
banischen Westseite gefunden und in seinen
Six temples at Thebes (London 1897) auf Taf. 21
veröffentlicht.
G. J. Thierry: De religieuze Beteekenis van het
Aegyptische Koningschap. 1. De Titulatuur. Gr. 8°.
XII u. 140 8. Leiden, Brill, 1913. Bespr. v. W. Max
Müller, Philadelphia.
Diese Leydener Doktordissertation fusst
auf Morets Arbeit über das altägyptische
Königtum und Frazers Idee vom religiösen
Ursprung des Königtums im allgemeinen. In
der Entwickelung können wir das freilich im
alten Aegypten wenig mehr beobachten (8) und
Frazers Folgerungen direkt bestätigen. Andern-
teils ist es bekannt, wie die Auffassung des
Königtums als von Gottes Gnaden dort mehr
auf die Spitze getrieben wurde als irgendwo
im Altertum. Schade, dass Thierry meinen
Nachweis aus den Königsnamen, dass jeder
Pharao sogar direkt als inkarnierter Gott gelten
wollte, ganz missverstanden hat (83); er hätte
sich den Irrtum ersparen können, dass „der
Kronprinz erst durch die Krönung zum Gott
wird“ (139). Der Prinz enthüllt doch der Welt
durch die Krönung nur seine volle Göttlichkeit,
die bis dahin in ihm verborgen schlummerte.
derer Ansicht sein kann!, doch ist die Arbeit
als fleissige und in mancher Hinsicht nützliche
Materialsammlung zu empfehlen?.
Wilhelm Spiegelberg: Demotische Texte auf
Krügen. (Demot. Studien hreg. von W. Spiegel-
berg, Heft 5.) 23 S. u. S. 25—81 in Autogr. m. 9
Tafeln. Fol. M.36—. Leipzig, J. C. Hinrichs, 1912.
Bespr. v. W. Max Müller, Philadelphia.
Ich bedaure, diese Arbeit nur mit an die
Rezensionssitten der guten alten Zeit erinnernder
Verzögerung anzeigen zu können, weil es sich
dabei um eine sehr wichtige Veröffentlichung
handelt. Scherben als billigstes Schreibmaterial
sind in den Schulen des alten Aegyptens viel
benützt worden, um die Studenten die beste
Literatur als Stilmuster abschreiben zu lassen?,
und so hat dieses elende Material bisweilen
sehr wichtige Texte bewahrt. Spiegelberg, der
schon oft eine sehr glückliche Finderhand gezeigt
hat, ist es gelungen, mehrere grosse, in dieser
Art mit Texten aus der schönen Literatur be-
schriebene Krüge zu erwerben, zusammenzu-
setzen und ziemlich weit zu entziffern. Aus
diesen bat sich wieder ergeben, dass die grie-
chischrömische Zeit Aegyptens höchstens religiös
ı 2. B. für. den Königstitel, der das Anrecht auf die
zwei alten Hauptstädte und Beschützung durch ihre zwei
Göttinnen ausdrückte (aber nie Gleichheit des Königs
mit diesen, S. 62 — eın König kann nie einer Göttin
gleichgesetzt werden), ist doch nbty eine abkürzende und
sinnlose Notlesung der späteren Aegypter, die gar nichts
für die ursprüngliche (jedenfalls sehr wortreiche) Er-
Klärung beweist; S. 61, A. 6, ist Ermans nach einem
Sinn strebender Lesungsversuch nbty-y missverstanden.
Ebenso ist bei dem angeblichen Titel „Goldhorus“ (64)
nichts darauf zu geben, dass die Aegypter schon früb-
zeitig (wie hier in dankenswerter Weise dargestellt wird)
diese Kurz- oder Notlesung benützten. (Man vergleiche
die zum Schrecken aller Philologen in Deutschland sich
neuerdings nach amerikanischem Muster einbürgernden
Kurzaussprachen bei Firmennamen wie Hapag, Bugra
usw., hebräische und andere Analogien). Gut, dass da-
gegen die einfach unglaubliche Erklärung des Ideogramms
„Biene = Unterägypten oder König von U.“ abgelehnt
wird, als habe jener König „der Bienenzüchter“ ge-
heissen oder die Biene sei sein Totem. Ich sehe in der
Biene hier ein einfaches Lautzeichen für by}; ob danach
der König „der Mächtige“ hiess oder „der Träger der
honigfarbenen d. h. gelbroten, Krone“, bleibt zu unter-
suchen. — Die spätere Scheidung des Gottes Haroeris
vom Harsiesis ins Altägyptische zurückzuführen (23, 30),
kann ich nicht billigen. Die Verbindung des Königs mit
dem Totenreich (34) hätte nicht auf den lebenden König
angewendet werden sollen; sie tritt eret bei dem ver-
klärten König ein usw.
Se Z. B. der Exkurs über das Gold als heiliges Metall,
6.
® Das ist auch hier der Fall, und die Schüler treiben
nicht, wie Spiegelberg meint, Aufsatzübungen. Die
Fehler (wie A 19 der Pronominalwechsel nes statt nei,
20 pes statt pci) scheinen doch nur erklärlichb, wenn die
Schüler abschrieben. Sie taten das bloss recht hastig,
weniger nachmalend als sonst, wegen der grossen Länge
der Texte.
185
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 6.
186
eine Zeit geistiger Oede war; literarisch hat man also auch keinen strengen Massstab anlegen
das Einströmen vielerlei fremder Motive ausser- darf, muss das Urteil leider doch wenig günstig
ordentlich befruchtend gewirkt. So ergibt sich
hier eine ganz neue Erzählungsart (Geschichten
im Rahmen von fingierten Briefen) und ein sehr
reicher Schatz von Motiven. Neben Varianten
schon bekannter Erzählungen, z. B. des Setne-
zyklus i, steht allerlei ganz Neues, als Wich-
tigstes die Erzählung vom kleinen Vogel, der
das Meer mit Ausschöpfen bedrohte, weil es
seine Eier wegnahm. Dem Herausgeber ist der
Nachweis vollständig geglückt, dass diese Ge-
schichte aus dem Pantschatantra entlehnt worden
ist. Wir haben hier also, im 2. Jahrh. nach
Chr., den ältesten unzweifelhaften Beleg für
den Siegeszug dieses berühmten indischen Buches
nach dem Westen, einen Fund ersten Ranges
für die Literaturgeschichte. Anderes wird erst
durch weitere Erschliessung der wie gesagt
sehr reichen spätägyptischen Literatur oder
Vergleichung mit dem Geschichtenschatz anderer
Völker seinen vollen Wert gewinnen. So darf
man wünschen, dieses Buch möge über den
Kreis der wenigen Aegyptologen, die sich mit
der demotischen Schrift beschäftigt haben, hin-
ausdringen. Für den erwähnten Zweig der
Aegyptologie bringt es manche Förderung,
namentlich in einem nützlichen Glossar:.
Moise Schwab: Rapportsur une Mission de Philo-
logie en Grèce. Epigraphie et Chirographie (Nou-
velies Archives des Missions scientifiques et litteraires,
Nouv. Série, Fasc. 10), 167 p. Paris, Imprimerie Nationale
1913. Bespr. v. F. Perles, Königsberg i. Pr.
Die vorliegende Arbeit behandelt jüdische
Texte in griechischer Sprache. Sie wendet sich,
wie in der Einleitung ausdrücklich gesagt ist,
nicht in erster Linie an die Fachgelehrten und
strebt auch keine Vollständigkeit an. Wenn
1 [ch kann den Verdacht nicht unterdrücken, dass
„der Syrer H(n)imnii“ aus dem Zyklus der Dodekarchie
stammt. Der Lamintu bei Assurbanipal hat freilich eine
andere Stadt (Himuni) als hier (Pr-nb, das in der assy-
rischen Quelle dem Tefnaht gehört); die Bezeichnung
als „Syrer“ allerdings wird öfter auf die meist eigentlich
libyschen Teilfürsten jener Zeit angewendet.
? Natürlich bleibt bei diesen nur durch die ver-
zweifeltsten Emendationen verständlichen Texten nach
der hier geleisteten Pionierarbeit manches noch zu raten.
2. B. A. 8 lies msy: Buch (statt ssy), 12 ändere giy iu
tgy: Anpflanzung. (A. 2 wh? aber: Brief wie sonst).
B. 8 hat offenbar der jugendliche Held in der Schule
den Schulmeister „gepackt“ (mht), nachdem der ihn
gestraft hatte (die Personen sind wieder verwirrt). Z. 10:
(die Hungersnot wird so arg, dass die Eltern) ihre
Kinder(?) preisgeben sie (den Leuten) auf(ladend), bittend:
ernähre (wie A. 7) sie! nicht lass uns sorgen (um sie)!
0.9 glm: Kranz, oder git: Brandopfer? B. 9 hfty: feind-
lich (wie C.). A. 13 ist šp ein Nomen (Geschenk,
Bakschisch?). Nr. 49 scheint kopt. er-uö: antworten.
— Auf den angeblichen Namen eines arabischen(?)
Fürsten darf man kaum viel bauen; auski führt doch
wohl nur auf eine griechische, mit Eu- anlautende Urfom.
lauten. Namentlich der erste Abschnitt Lingui-
stique Judeo-Hellöene wimmelt von philologischen
Verstössen und wird nach keiner Richtung dem
Gegenstand gerecht!. Brauchbarer ist schon
der zweite Abschnitt Epitaphes et Dedicaces.
Hier wird eine grosse Anzahl von Inschriften
aus 42 Ortschaften mitgeteilt und besprochen,
und wenn auch wenig selbständige Kritik zu-
tage tritt, ist doch die Zusammenstellung des
reichhaltigen, an vielen zum Teil schwer zu-
gänglichen Stellen zerstreuten Materials als
verdienstlich anzuerkennen. Neues Material
bringt nur der dritte Abschnitt Liturgie. Derselbe
besprichtzunächstdiemittelalterlichevonHesse-
ling herausgegebene jüdisch-griechische Jona-
Uebersetzung und die 1547 in Konstantinopel
in hebräischen Lettern erschienene und 1897
ebenfalls von Hesseling in griechischer Rück-
transskription herausgegebene Pentateuchüber-
setzung und teilt dann einen bisher unbekannten
jüdisch-griechischen Pizmon für Purim mit.
Die Edition des Textes auf Grund von zwei
Manuskripten mit Uebersetzung und kritischem
Kommentar besorgte Hubert Pernot. Den
Schluss des Buches bilden einige Mitteilungen
überkaräischeLiteraturingriechischerSprache.
Die wenigen interessanten Proben aus dem
heutigen Dialekt der in Hasköj bei Konstanti-
nopel lebenden Karäer machen den Wunsch
rege, dass dieser dem Aussterben nahe Seiten-
zweig des Vulgärgriechischen eine baldigegründ-
liche Untersuchung durch einen Spezialisten
erfahre.
Ludwig von Thallöczy: Studien zur Geschichte
Bosniens und Serbiens im Mittelalter. Ueber-
setzt von Franz Eckhart. Mit Kartenskizze des Ducatus
S. Sabae. XII, 479 Seiten. gr.8°. M. 12 —. München,
Duncker & Humblot, 1914. Bespr. v. Carl Niebuhr,
Berlin.
In der zutreffenden Voraussetzung, dass die
Historiker mit recht wenigen Ausnahmen ge-
nötigt sind, sich über Slawisches aus zweiter
Hand zu informieren, hat der ungarische Unter-
richtsminister Graf Joh. Zichy das Erscheinen
dieser Studien auch in deutscher Sprache ver-
anlasst. Das ist um so verdienstlicher, als
diese Arbeiten sich mit Gebieten und Zeiten
beschäftigen, in denen Ungarn dort zwar viel-
fach eingreift, aber nur zur Festigung seiner
Aussenperipherie. Die Bedeutung der Urkunden,
die Thallöczy hier vereinigt hat, entschied allein,
und so können wir mit grosser Befriedigung
auf ein ‚gutes Beispiel behördlichen Verständ-
nisses für wissenschaftsfördernde Bestrebungen
1 Siebe 2 B. die Etymologien 8. 12—13.
187
hinweisen. Denn was nützen Fleiss und Scharf-
blick des Einzelnen, wenn seinen Leistungen
die Resonanz abgeht?
Gewiss braucht man den Inhalt des vor-
liegenden Bandes nicht in dem Sinne zu be-
handeln, als sei dadurch die gesamteuropäische
Geschichte nunmehr um wichtige Erkenntnisse
bereichert worden. Dergleichen könnten die Berg-
täler der Sawe und Drina in dem Vierteljahr-
tausend nach 1250 nicht bieten, selbst wenn
sie ihre letzten Geheimnisse hergäben. Aber
es handelt sich mehr oder weniger um einen
weissen Fleck der historischen Kartographie,
und hierzu lässt sich jetzt eine entschiedene
Verringerung unseres Nichtwissens feststellen.
Das bisher fassbare und verwertete Material
über Serbien und Bosnien, selbst über Dalmatien,
im ausgehenden „Mittelalter“ ist so bescheiden,
dass die Sachkenner unwillkürlich ihren eignen
Vortragston danach einrichten, und dass — eine
angenehme Eigentümlichkeit — hier kein Fach-
jargon entstehen konnte. Man vermag allen
Darlegungen auch ohne besondere Vorkennt-
nisse zu folgen; hier wandelt der Forscher eben
noch omnia sua secum portans. Wenn freilich
die Ausbeute an Unpubliziertem so fortschreiten
sollte (v. Thallöczy bringt an hundert Urkunden
bei), dürfte sichs damit leichtlich ändern. Die
Archivalien, die in diesen Studien zur Wieder-
gabe gelangen, entstammen dem alten arrago-
nesischen Kronarchiv zu Barcelona in vicem
Neapel, dem Wiener Staatsarchiv, dem Buda-
pester usf., in gewisser Zahl aber auch öster-
reichischen und ungarischen Familienarchiven.
Selbstverständlich geriet dasInhaltsverzeich-
nis nun in starke Abhängigkeit von den sich
zufällig als leitend ergebenden Gegenständen.
In bunter Reihe folgen biographische und gene-
alogische Studien über den bosnischen Prinzen
Radivoj, den Stammbaum der Branković, be-
sonders aber über die Herzöge von Sankt Sava
(etwa = der Herzegowina) aus der Familie Ko-
sata. Voran steht eine Prüfung über den Ursprung
des bosnischen Banats, wozu namentlich die Ur-
kunden im Körmender Archiv dienlich werden.
In slavischer Sprache abgefasst, hatten sie sich
lange der Aufmerksamkeit entzogen. Den Schluss
der Studien selbst bilden südslavische Heral-
dica, speziell Bosniens, von den nötigen Text-
abbildungen begleitet.
Bei alledem fehlt der Thallöczyschen Samm-
lung von Untersuchungen, zu denen die neuen
Urkunden, wie gebräuchlich, einen Anhang für
sich bilden, der rote Faden keineswegs. Er
wird auch einmal (S. 66 ff.) ganz ohne Beiwerk
behandelt, und zwar als „Die Kotromanlegende“.
Auf Grund der positiven Aussage eines ita-
lienischen Chronisten soll der erste Kotroma-
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 6.
188
nidische Banus (f um 1313) ein deutscher Ad-
liger gewesen sein, und man ist neuerdings auf
eine steirische Familie mit gleichem Wappen
als die Mutter dieses Stefan Kotroman verfallen.
Referent ist nicht in der Lage, hier Partei zu
nehmen, und würde es darum für unwissen-
schaftlich halten, seinen allgemeinen Eindruck,
der auf unzureichenden Beobachtungen ruheu
könnte, in Worte zu kleiden. Wenn jener Stefan
vielmehr dem altbosnischen Hause der Prijezda
angehörte, was die historische Sachlage verein-
fachen wird, dann bedürfte der Beiname Kotro-
man, der mit ihm auftaucht, noch der Herleitung.
Diese zu versuchen, böte sich wiederum in der
betreffenden steirischen Gegend eine topogra-
phische Handhabe. Die Frage verharrt also
dem Anschein nach vorerst bei der Kritik des
Wappenwesens, d.h. auf einem geräumigen Felde.
Aus gelehrten Gesellschaften.
In der Sitzung der Phil. hist. Kl. der Berl. Ak. d. W.
vom 29. April legte Erman eine vorläufige Mitteilung
Dr. Grapows „Ueber einen ägyptischen Totenpapyrus
aus dem frühen Mittleren Reiche“ vor. (Nach einigen
Papyrus, die in einem Grabe aus dem Ende des dritten
Jahrtausends gefunden und in der gewöhnlichen „hie-
ratischen“ Buchschrift geschrieben sind.)
Mitteilungen.
In der Wochenschrift für klassische Philologie Nr. 17
macht Wiedemann auf einen „ägyptischen“ Skarabäus
aufmerksam, den sich Baron Paul Weisz anfangs der
80. Jahre in Aegypten mit seinem in Hieroglyphen ge-
schriebenen Namen hatte herstellen lassen. (Dieses oder)
ein von dem Arbeiter noch extra hergestelltes Exemplar
kam in die Sammlung der Lady Meux in London und —
wurde von Herrn E. A. Wallis Budge, keeper of the
Egyptian and Assyrian Antiquities, British Museum, nicht
erkannt, wie der von ihm hergestellte Katalog (1893,
2. Aufl. 1896) beweist.
Nach dem Museum of Fine Arts Bulletin Boston,
April 1915, sind die amerikanischen Grabungen bei Gize
von grossem Erfolg gewesen. Eine Reihe Mastabas aus
dem Gräberfelde bei der Chefrenpyramide lieferten kost-
bare Rundplastiken, darunter mehrere mit ausgesproche-
nem Negertyp und andere mit Gesichtszügen, die vorder-
asiatisches Blut verraten, meist wohl Kinder von asiatischen
oder Negerfrauen, die als Mitglieder des kgl. Harems an-
zusprechen sind. Die Zahl der gefundenen Statuen
beträgt 8; durch ihre genaue Datierung bilden sie einen
bedeutsamen Zuwachs zu dem Material, auf das sich die
Kunstgeschichte Aegyptens gründen wird, die nicht nur
nach grossen Perioden klassifizieren, sondern die Ent-
wickelung Schritt für Schritt verfolgen soll.
Personalien.
Prof. Dr. Eugen Mittwoch in Berlin ist zum
a.ord. Prof. ebendort ernannt worden.
In Innsbruck starb der ord. Prof. des Bibelstudiums
und der semitischen Sprachen Mathias Flunck.
Zeitschriftenschau.
® = Besprechung; der Besprecher steht in ().
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Zur Besprechung eingelaufen.
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ginta (Beer). — *Corpus Script. Christ. Or. Scriptores 1915. (Schriften des Institutum Judaicum in Berlin.
Syri. Ser. II. Tom. XCI et XCII. Anonymi auctoris. Nr. 44). M. 1.20.
Expositio officiorum ecclesiae Georgio Arbelensi vulgo | Rendiconti d. R. Accad. dei Lincei. Cl. di scienze mo-
adscripta. Ed. R. H. Conolly (Diettrich). — *Knieschke, rali, storiche e filologiche. Serie V. Vol. XXIII.
Das heilige Land im Lichte der neuesten Ausgrabungen Fasc. 5—6.
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tandsliv af de ældste Skriftprofeters Forkyndelse (Univer- | G. Schumacher, Karte des Ostjordanlandes Blatt A 1, 2;
sitetstale). heransgeg. vom Deutschen Verein zur Erforschung
Vor Tid. 1914/10: Palästinas. Leipzig, J.C. Hinrichs'sche Buchhandlung.
I. 1. H. Moller, Indoeuropäisk-semitiske Misceller (1. M.15—;f. Mitgl.d.D.P.-V.M. 13 — ; Subskr.-Pr. M. 8 —.
Mit einer Beilage von der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig.
Verlag u. Expedition: J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig. Blumengasee 2. — Druck von Max Schmersow, Kirehhaln N.-L.
Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11.
Orientalistische
Literaturzeitung
Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient
und seine Beziehungen zum
Kulturkreise des Mittelmeers
Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Heiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11
Verlag der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung, Leipzig
Blumengasse 2.
18. Jahrgang Nr.
7 Manuskripte und Korrekturen nach Königsberg. — Drucksachen nach Leipzig.
Jährlich 12 Nrn. — Halbjahrepreis 6 Mk.
Juli 1915
Inhalt.
Abhandlungen und Notizen Sp. 193—208
Förtsch, Wilh.: Zur &-sa(g)-gi-pa(d)-
da-Weihinschrift des Gimil-sin von
lonischen Briefen
Ungnad, Arthur: Die Wurzel AND
im Babylonischen . . . . 200
Torczyner, Harry: Eine talmu- | Focke, Friedrich: Die Entstehung
dische Redewendung in Rn
. 203
der Weisheit Salomos, bespr. v.
Norbert Peters. . . 212
Guthe, H.: Geschichte des Volkes
Israel, bespr. v. W. Staerk 209
Möller, Georg: Die beiden Toten-
0 e kd
lte, ah var em ee: EM ce A 201 Besprechungen e e ` Sp. 208 —216 papyrus Rhind, bespr. v. W. Max
Haupt, Paul: lat. asinus und semit. Baudissin, Wolf W. Graf: Zur Ge- Müller. . 2. 2 2 2002. 208
atân Eselin . . .... 203 schichte der alttest. Religion in | Berichtigung 217
Hüsing, Georg: Saduattes . 205 2 5 Bedeutung, DE Aus gelehrten Gesellschaften 217
1 ; v. F. Perles
Poebel, Arno: Eine altbabylonische Duisburg, A. v.: Grundriss dor Ka- Persenallooeenn 217
Abschrift der Gesetzessammlung nuri-Sprache in Bornu, bespr. v. Teltschriftonschau . . 217—224
Hammurabis aus Nippur (Forts.) 193 W. Max Müller . . . . 216 Zur Besprechung eingelaufen. . 224
Eine altbabylonische Abschrift der Gesetzes-
sammlung Hammurabis aus Nippur.
Von Arno Poebel.
(Fortsetzung.)
Mit dem der Hauptsache nach schon früher
bekannten Gesetz H 4 dagegen wird wieder
auf den in Gesetz G 3 angeschnittenen, durch
die anschliessenden Strafbestimmungen gegen
den Tamkar unterbrochenen Gedankengang zu-
rückgegriffen, dass ein Schuldner nicht das
seinem Falle entsprechende Zahlungsmittel zur
Verfügung hat. Während aber dort der Fall
so liegt, dass er mit einem zwar weniger be-
gehrten, aberimmerhin als kursfähiganerkannten
Zahlungsmittel zahlen will, handelt es sich hier
um den Fall, dass der Schuldner weder Silber
noch Getreide, also keines der beiden kurs-
fähigen Zahlungsmittel zur Verfügung hat. In
diesem Falle bestimmt das Gesetz, dass der
Schuldner die Forderung des Tamkars mit be-
weglicher Habe befriedigen darf; die Worte
mimma Sa ina gatisu ibassi .... inaddin sind
natürlich nicht so zu nehmen, als ob er in jedem
derartigen Falle seine ganze bewegliche Habe
dem Tamkar übergeben müsste, sondern so,
dass er irgend einen Bestandteil seiner Habe,
der nach billiger Schätzung an Wert der For-
derung gleichkommt, dem Tamkar geben darf.
Der Begriff „nach Billigkeit* oder „nach Wert“
liegt vielleicht in dem Ausdruck ki-ma ub-ba-
193
la (DT 81 ki-ma ub-ba-lum), wörtlich „wie es
bringt“. |
Ob die in der Lücke am Anfang von Kol. 3
zu ergänzenden Gesetze noch zu dem Abschnitt
über das einfache Leih- und Zinsverhältnis ge-
hören oder schon wie Gesetz I 2 besondere
Formen des Leihgeschäftes behandeln, lässt sich
nicht feststellen. Leider ist auch das als I 1
bezeichnete Gesetz, welches die Todesstrafe fest-
setzt, bis auf die letzte Zeile verloren gegangen.
Sehr beachtenswert ist es, dass die Bestim-
mungen, die das Leih- und Zinsverhältnis be-
treffen, im Kodex nicht alle zusammen an einer
Stelle gegeben sind, sondern teilweise den ver-
schiedenen Sektionen angegliedert sind, die von
Feldbau, resp. dem Ackerbauer, von Garten-
bewirtschaftung, resp. Gärtner, von Familien-
recht usw. handeln. So wird z. B. Stele Vs.
13, 71—14, 7 die Frage, ob eine Zinsforderung
zu zahlen ist, wenn das Feld durch ein Natur-
ereignis verwüstet wird, und 14, 18—66 die
Frage der Befriedigung eines Zinsgläubigers
durch den Feldbauern auf eine andere als die
vereinbarte Weise im Anschluss an sonstige
Bestimmungen über den Feldbau behandelt,
Vs. 17, 2—28(?) ähnliche Fragen im Anschluss
an den Abschnitt über Gartenbewirtschaftung,
Rs. 9, 26—60 das Familienrecht berührende
Fragen des Leihverhältnisses im Anschluss an
den Abschnitt über die Ehegatten usw. Ganz
besonders interessant ist hierbei, dass in dem
194
195
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 7.
196
oben erwähnten Abschnitt 14, 56—66 nur der
Fall in Erwägung gezogen wird, dass der Acker-
bauer Sesam statt Silber in Zahlung gibt, obwohi
der Ackerbauer ausser und statt Sesam doch
hauptsächlich Getreide zieht und in den voran-
gehenden Gesetzen darum auch immer die Rede
von Getreide und Sesam, und zwar stets in dieser
Reihenfolge ist. Ungnad hat es deshalb als
zweifellos angenommen, dass Stele Vs. 14, 59
statt Samassammam vielmehr Ge am ù lu Samas-
Sammam zu lesen sei!; dass dies indessen ein
Irrtum und das Getreide in Stele Vs. 14, 56—66
mit Vorbedacht nicht erwähnt ist, zeigt unser
neues Gesetz G 3, welches den Fall, dass Ge-
treide statt Silber gezahlt wird, selbständig
für sich behandelt, und welches deshalb nach
Ungnads Ergänzung nur eine Wiederholung von
Stele Vs. 14, 56 ff. darstellen würde. Dass der
das Getreide betreffende Fall nicht mit unter die
Bestimmungen über den Feldbau, sondern unter
die Bestimmungen über das Zinsverhältnis im
allgemeinen aufgenommen ist, erklärt sich da-
gegen daraus, dass das Getreide als kursfähiges
Zahlungsmittel Bedeutung für jedes Zinsver-
hältnis und nicht nur für das des Getreide-
und Sesambauern hat, wie das beim Sesam der
Fall ist.
Mit Gesetz I 2 gelangen wir zu den kom-
plizierteren Leih verhältnissen, und zwar be-
handelt das erste Gesetz zunächst den allge-
meineren Fall, dass Geld „auf Genossenschaft“
geliehen wird, d. h. für eine Geschäftsunter-
nehmung gegeben wird mit der Verabredung,
dass der Geldleiher am Gewinn beteiligt wird.
Das Gesetz bestimmt, dass in diesem Falle der
Geschäftsmann und der Geldleiher Gewinn und
Verlust zu gleichen Teilen tragen; das Kapital
muss natürlich an den Geldleiher zurückgezahlt
werden, wenn es auch als selbstverständlich
in dem Paragraphen nicht ausdrücklich gesagt
ist. Der Fall der Sozietät, der hier voraus-
gesetzt ist, hat natürlich nichts mit dem in den
Urkunden öfters erwähnten, durch die Phrase
tappütam ipusi gekennzeichneten Fall zu tun,
in welchem die Kontrahenten offenbar beide
aktive Geschäftsteilnehmer sind und deshalb
ebenfalls zu gleichen Teilen teilen. Verglichen
mit diesem letzteren Fall stellt sich der unsere
so dar, dass das Kapital des Geldleihers ge-
wissermassen für ihn selbst, resp. die Zinsen
seines Kapitals für die von ihm zu leistende
Arbeit eintreten. Unser Gesetz behandelt nur
den ganz einfachen Fall, dass der Geldleiher
das gesamte Geschäftskapital leiht, so dass der
eigentliche Geschaftsunternehmer nur mit seiner
1 Kohler und Ungnad, Hammurabis Gesetz II S. 29
Anm. 1: hier fehlt zweifellos Aeiam ù lu.
ee 4 • —ẽ——ä.ñ en,
persönlichen Tätigkeit beteiligt ist. Wie das
in unserem Gesetz vorgezeichnete Prinzip auf
die komplizierteren Fälle der Sozietät, wie bei-
spielsweise auf den Fall, dass einer von zwei
aktiven Teilnehmern mit einem grösseren Kapital
als der andere beteiligt war, des näheren an-
gewendet wurde, lässt sich jetzt noch nicht mit
Sicherheit bestimmen; hierüber werden uns
vielleicht künftig die Urkunden Aufschluss geben.
Die Teilung des Gewinnes wird nach gesetz-
licher Bestimmung vor einer Gottheit, d. h.
unter Eidleistung vorgenommen. Offenbar muss
der Geschäftsleiter eine Art Offenbarungseid
schwören, damit der Geldverleiher vor falscher
Buchführung des Geschäftsleiters geschützt wird.
So wird auch bei der Auflösung eines jeden
anderen Kompagniegeschäftes nach Ausweis der
Urkunden und Geschäftsbriefe die Abrechnung
im Tempel oder genauer im Tempeltor, wo der
Schwur zu leisten ist, vorgenommen.
Einen speziellen Fall oder eine Abart der
Geldverleihung „auf Genossenschaft“ stellt das
aus diesem Grunde auch im Anschluss an Gesetz
I 2 behandelte Leihverhältnis zwischen Tamkar
undSamallü, dem reisenden Händler, dar, welches
in der Finanzierung der Geschäftsunternehmung
des letzteren durch den Tamkar besteht, ein
Fall, der wegen des durch die Reise mit oder
ohne Verschulden des Samallü sich vergrössern-
den Risikos sowie der sonstigen veränderten
Verhältnisse besondere Bestimmungen erforderte.
Bis auf den Anfang von Gesetz I 3a sind die
hierher gehörigen Gesetze bereits durch den
Text auf der Rückseite der Stele, mit welchem
der unserer Tafel von Kol. 3, 19 an parallel
läuft, bekannt; leider ist aber auch der Anfang
von Gesetz I 3a auf unserer Tafel sehr zer-
brochen, so dass die wichtigen Bestimmungen
in 3, 10. 11 und 3, 15. 16 nicht mehr mit
irgendwelcher Sicherheit zu rekonstruieren sind.
Soweit der Text unserer Tafel dem Texte auf
der RiickseitederStele parallel läuft, weist er eine
ganze Reihe von Varianten auf. Die Mehrzahl
derselben ist zwaransich wedersachlich nochauch
orthographisch von grösserer Bedeutung, aber
der Umstand, dass Varianten in dem Umfange,
wie sie hier auftreten, möglich sind, ist für die
Beurteilung der babylonischen Abschreibertätig-
keit von höchster Wichtigkeit, insofern als daraus
hervorgeht, dass der Kopist seinen Text durchaus
nicht so sklavisch abschrieb, wie wir das wohl
erwarten würden, sondern eine gewisse Freiheit
hinsichtlich der Orthographie hatte, ganz abge-
sehen natürlich von derabweichenden Anordnung
des Textes in Zeilen und Kolumnen, die er den
Raumverhältnissen seiner Tafeln anpasste. Be-
sonders wichtig aber ist die Beobachtung, dass
idie orthographischen Abweichungen unserer
197
Tafel vom Texte der Stele in der Regel an-
scheinendganzplanmässigauftreten, ein Umstand,
der darauf hindeutet, dass der betreffende
Schreiber seine bestimmten orthographischen und
sonstigen Schreibgewohnheiten hatte und diesen
darum auch in seiner Kopie der Gesetze folgte.
Die Varianten lassen sich daher unter folgenden
Gesichtspunkten zusammenfassend betrachten:
1. Für etymologisches si schreibt die Tafel
auch in den Fällen si, wo die Stele zi bietet;
vgl. ma-ha-si-im statt ma-ha-zi-im Stele Rs.
3, 40; wa-si-[ma] statt wa-zi-ma Rs. 7, 701.
Beachte hierzu umgekehrt auf der Stele auch
die unetymologische Schreibung i-si-ir, Rs. 17, 18,
gegen sonstiges i-zi-ir, Rs. 7, 60 usw., sowie
die anscheinende Verwendung von si mit dem
Lautwert ze in e-ze-bi-im Rs. 6, 78 und e-ze-
ib-Sa Rs. 7, 45. 53.
2. Doppelkonsonanz wird nach betontem
Vokal in der Regel auch mit Doppelkonsonant
geschrieben, wogegen die Stele den einfachen
Konsonanten bevorzugt. Das ist z. B. stets
da der Fall, wo ein t-Laut mit dem 8 des Suf-
fixes der dritten Person zu zz (= ss) verschmolzen |
ist. Vgl. ni-bu-uz-zu statt ni-bu-zu, Stele Rs.
3, 21; is-ba-az-[zu-ma] statt is-ba-zu-ma, Rs.
3,16; mu-ut-ta-az-zu statt mu-ut-ta-zu, Rs.5,33;
mu-uz-za statt mu-za, Rs. 6, 48; 7, 52. 60; 9, 32.
51. 64 und mu-sä, Rs. 7, 69; aS-Sa-az-zu statt aš-
Sa-zu, Rs. 6,66; wa-ar-ka-az-za statt wa-ar-ka-za,
Rs. 7,63; vgl. auch it-ru-uz-zu, Tafel Kol. 3, 12,
wozu wir keine Variante der Stele haben, und
umgekehrt auf der Stele noch u-li-zum (< ulid-
Sum), Rs. 12, 39. 41 usw. Ebenso schreibt
unsere Tafel aber auch ma-az-za-ru-tim statt
ma-za-ru-tim Rs. 4, 35; i-ka-az-zu-Si-i-ma für
u-ka-an-nu-Si-ma, Stele Rs. 2, 23, zu vergleichen
mit i-ka-zu-Su-ma Rs. 9, 81; i-li-ik-ki statt i-li-ki,
Rs. 2, 49 (vgl. auch i-li-ik-ki, Tafel 1, 7. 11. 18
und i-li-ki, Stele Vs. 7, 42. 47. 61; 8, 13 und
sonst); um-ta-ad[-di] statt um-ta-di Rs. 2, 21;
i-ta-at-ti-il statt it-ta-ti-il, Rs. 10, 21; i-pa-ad-
dar statt i-pa-dar, Rs. 4, 3; ki-la-al-lu-Su-nu
statt ki-la-la-Su-nu, Rs. 9, 59.
Umgekehrt schreibt unsere Tafel in einigen
Fällen für Doppelkonsonant nach nicht betonter
Silbe den einfachen Konsonanten; vgl. i-di-in-
ma statt id-di-in-ma, Rs. 10, 52. 64? (sonst
aber auch id-di-in-ma; vgl. Rs. 2, 56; 8, 17
und Tafel 2, 10); en statt it-ta-ti-il,
Rs. 10, 21.
3. In gewissen Fällen, wo es s sich um langen
Vokal in Tonsilbe handelt, hat der Schreiber
1 Im übrigen schreibt auch die Stele wie unsere
Tafel si-ri-im Vs. 8, 35, mu-si-ir Vs. 2, 29; si-nim Rs.
20, 43 i-si-en-éi Rs. 20, 40, si-ib-tam Vs. 14, 15 usw.
7 Handelt es sich hier vielleicht um einen anderen
Schreiber?
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 7.
198
unserer Tafel die Gepflogenheit, die Vokallänge
(und Betonung) in der Schrift durch Einschub
des betreffenden Vokals zu bezeichnen; vgl. il-
ki-e-ma statt il-ki-ma Stele Rs. 1, 56 (ebenso
il-ki-e-ma Tafel 2, 29, il-ki-ma Stele Vs. 14, 20,
17, (3) und Rs. 16, 20); i-ka-az-zu-Si-i-ma statt
u-ka-an-nu-Si-ma. Rs. 2, 23 (zu vergleichen mit
i-ka-zu-Su-ma, Stele Rs. 9, 81); u-ka-an-nu-Su-
u-ma! statt u-ka-an-nu-Su-ma, Rs. 2, 69; i-Su-
u-ma? statt i-Su-ma, Rs. 3, 1. 28; li-ki-e-im statt
li-ki-im Rs. 3, 10; ib-bi-e-[ma] statt ib-bi-ma,
Rs. 3, 30; ip-te-e-ma statt ip-te-ma, Rs. 4, 11;
Sa-ni-i-im statt Sa-ni-im, Rs. 6, 44. 62; uš-di- i-ik
statt us-di-ik, Rs. 9, 64; u-ta-a- ar? (80 auch Tafel
Kol. 2, 5) statt u- ta- ar, Rs. 10, 59; ſus-ta-Sa-an-
nla-a-ma! statt us-ta-Sa- an- na- ma Rs. 10, 73.
Beachtenswert sind auch die Schreibungen u-ul
i-Su-u statt u-ul i-su, Rs. 3, 37, la i-Su-u (so
auch Taf. Kol. 2, 30)5 statt la i-Su, Rs. 7, 68,
während die positive Form stets i-su geschrieben
ist (vgl. die Phrasen Se’amma iSu und bisamma
isu, Tafel Kol. 1, 16. 2, 31); hieraus scheint
doch wohl hervorzugehen, dass die Negation
vor isu den Ton auf sich zog, so dass auf das
schliessende u der Nebenton fiel: lá-išù, ul-isu.
Unsere Tafel schreibt dagegen nach scheinbar
umgekehrtem Prinzip i- ib-bu-um statt des i-ib-
bu-u-um der Stele, Rs. 4,9; der Schreiber der
Tafel hat indessen offenbar die Nominativendung
Dm im Gegensatz zu der Schreibung der Gene-
tivendungen Gm und im mit eingeschobenem &
oder i wohl nicht mit eingeschobenem u ge-
schrieben, und dies ist auch die sonstige Schreib-
weise der Stele, wie aus ru-bu-um = rubüm,
Vs. 3, 55. 4, 32, ri-eS-tu-um = reštûm, Rs.
27, 83 usw. hervorgeht, so dass also lediglich
das ib-bu-u-um der Stele eine Abweichung von
der gewohnten Schreibweise darstellt.
4. Zur Bezeichnung des Possessivsuffixes
der 1. Singularis nach DUMU-SAL = märtum
verwendet unsere Tafel nicht wie die Stele den
Vokal i, sondern die Silbe ti, schreibt also
mar(at)-ti statt mar(a)t-i, Stele Rs. 10, 54. 69.
Die Schreibung der Stele mit angefiigtem i muss
dem babylonischen Leser eine gewisse Schwie-
rigkeit geboten haben, insofern als sonst das
Prinzip galt, dass ein Vokal in der Schrift am
Ende eines Wortes nur dann angefügt wird,
wenn dieses auf einen langen, durch Kontraktion
entstandenen und zweifellos auch betonten Vokal
auslautet; vgl. z. B. Sa-di-i und Sadi-i „der
! Dagegen u-ka-an-nu-3u-ma = Rs. 3, 11.
* Dagegen i-su-ma = Rs. 3, 20.
* Dagegen u-ta-ar Rs. 3, 14; ebenso u-ba-ar,
u-ka-an usw.
t Dagegen uS-ta-Sa-an-na-ma = Rs. 10, 58 und Tafel
Kol. 2, 8.
5 Dagegen la i-Su Tafel, Kol. 1, 17.
199
Berge“, Sa-me-e und Same-e „des Himmels“.
Der Schreiber unserer Tafel zog es daher vor,
nach Analogie der phonetischen Schreibung
ma-ar-ti märlat)-ti zu schreiben, wobei sich aus
märat gewissermassen der Lautwert märlat)
entwickelte; das gleiche Prinzip ist ja derselben
Schwierigkeit wegen auch in der wohlbekannten
Schreibung von silli „mein Schirm“ als GE-li,
d. i. si-li neben si-li angewendet. Für die Schreib-
weise der Stele mit angefügtem i dagegen ver-
gleiche noch DUMU-i = märi „mein Kind“, Stele,
Rs.12, 14 und NA-RU-i „meineStele“, Rs. 25,15
(letzteres allerdings = näri).
5. Entgegen der Praxis der Stele, keine
Kasusendung an ein sogenanntes Ideogramm
anzuhängen'!, findet sich dieser Gebrauch in sehr
ausgedehntem Masse bei dem Schreiber unserer
Tafel. Speziell gilt das für die häufig vor-
kommenden Worte se'um und kaspum; denn
während auf der Stele an das Ideogramm SE
nur einmal die Akkusativendung am und an
das Ideogramm für kaspum überhaupt nie eine
—
—
Kasusendung angefügt ist, so findet sich auf
der Tafel das Ideogramm SE niemals und KU-
BABBAR nur in wenigen Fällen ohne Endung.
Vgl. se’a-am statt Se’am, Stele Rs. 2, 49; 3, 1.
5. 12. 19; 4, 12. 13. 20, und ebenso auch Se’a-am
Tafel Kol. 2, 7. 9. 13. 28. 30; Se'u-um Tafel,
Kol. 1, 31; kaspa-am satt kaspam, Rs. 1, 56;
3, 19. 28 und ebenso kaspa-am Tafel Kol. 1, 4. 20;
2, 9. 12. 16. 28. 30; 3, 4.10; dagegen kaspam
nur = Rs. 1, 7; 2, 19. 63 und 4, 33 und ebenso
Tafel, Kol. 1, 8. 14, darunter zweimal (= RS.
2, 53 und 4, 53) in einer Aufzählung mit Gold
usw.; kaspi-im statt kaspim, Stele Rs. 1, 22. 62;
3, 58. 72 und ebenso Tafel 1, 7. 29, dagegen nur
einmal kaspim = Stele Rs. 3, 49 (nach !/, MA-
NA). Hinsichtlich des Genetivs von ze um
siehe später. Besonders wichtig ist wegen ihrer
Bedeutung für die Syntax der Massbegriffe die |
Anfügung der Kasusendung am nach SE in
Tafel 3, 11 = Stele Rs. 2, 49, weil damit be-
wiesen wird, dass im Akkadischen nach der
Massangabe EF, und ebenso natürlich auch
nach ==
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 7.
| Nr. 145) behandelt worden ist.
die Klausel (Z. 12 f.):
| t-st-er folgt, gibt:
„E, T und T nicht der Genetiv, die Umwandung befestigen“.
200
kani-im statt maSkanim, Stele Rs. 3, 9 (dagegen
maskanim 3, 4); tamkaru-um statt tamkarum,
Stele Rs. 1, 68; Tafel 3, 8 tamkari-im statt
tamkarim, Stele Rs. 1, 13; tamkara-am statt
tamkaram 9, 60 (sonst aber häufig tamkarum
usw.); Samalli-im, Tafel 3, 8 (sonst aber Samal-
lim, usw.). Es scheint, dass eqlam, bitam,
siptam von dem Schreiber nach dem gleichen
Prinzip wie se'am, kaspam, kaspim behandelt
wurden, doch lässt sich hierüber wegen des ge-
ringen Vergleichsmaterials nichts Bestimmtes
sagen; immerhin aber spricht dafür, dass in
vielen Kontrakten nach A-SA die Kasusendung
gesetzt wird, wie sie sich ja auch in vielen
Urkunden nach kaspam usw. findet. In den
übrigen Fällen handelt es sich dagegen offenbar
nur um gelegentliche Anfiigung, nicht um einen
mehr oder minder durchgängigen Gebrauch.
Ueber die Schreibung des Genetivs von bitum
als bi-tim siehe später.
(Fortsetzung folgt.)
Die Wurzel N im Babylonischen.
Von Arthur Ungnad.
Eine Wurzel Nd, die durch das Ideogramm
| Šú- Uri wiedergegeben wurde, war schon seit
langer Zeit bekannt?; durch das Brüsseler Vo-
kabular wird sie als bedeutungsverwandt mit
Do „bedecken“ erwiesen. Die genauere Be-
deutung der Wurzel ergibt sich aus zwei Stellen
der altbabylonischen Literatur, die bisher noch
nicht richtig gedeutet sind.
1. CT VIII 23b ist ein Kontrakt betr.
| Wohnungsmiete, der bereits von Meissner
Glan Studien III, S. 36), Kohler-Ungnad
(
Hamm. Ges. III 512) und Schorr (Urkunden
Hier findet sich
u- ra- am i- Si- ir a-zu-ur-ra-am %-da-an-na-an
Meissner übersetzt: „das Dach soll er in guten
Zustand bringen und die Grundmauern aus-
bessern“, wobei er (ar von “Ww” ableitet.
Schorr, der Meissner in der Deutung von
„das Gebälk wird er einfügen,
Bei Kohler-
sondern der Akkusativ zu setzen, also nicht (mit Ungnad ist die Stelle übersetzt: „das Dach
Ungnad u. a.) EE Se’im, Stele Rs. 2, 49, vd
8e im Rs. 22, 95 usw., sondern Se am zu lesen ist. | dieser Z it
Andere Fälle der Anfügung der Kasusendung
sind: eqla-am statt eqlam, Stele Rs. 9, 12;
bita-am statt bitam, Stele Rs. 9, 12; sipta-am,
Tafel 1, 10 (dagegen siptam Tafel 1, 6); mas-
‘einige andere Stellen heranzieht, wo ein Verb séru in
Sie findet sich jedoch in eqlu- um Vs. 12, 5, eqlam
Vs. 13, 6, öe'a-am Vs. 15, 2, warbi-im Ks. 23
11. 15 Delitzsch, Hwb. 488 b, Ideogr.
soll er instand halten (2), das Mauerwerk soll er
festmachen“. Dass hier nicht . (was im Babyl.
nicht als i-si-ir erscheinen kann und
= gusiru.
? AV 6761; vgl. Brünnow 7172; Muss-Arnold,
. Vgl. bes. Christian, RA XI, 8. 71, der auch noch
Syllabaren belegt ist (K 4195, Ideogr. Si und Su;
Su-Us-Sa). Durch K
und AL-DA-A-am Rs. 21, 73. 83, welch letzteres eventuell |4195 wird die Bedeutung „bedecken“ (parallel: sahapu,
aber phonetisch zu lesen ist.
katämu u. a.) bestätigt.
201 Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 7. 202
auch keine trans. Bedeutung hat), sondern d OLZ 1914 Sp. 57 und in meinen „Religions-
vorliegt, kann um so weniger zweifelhaft sein, geschichtlichen Untersuchungen zu den ältesten
als das Ideogramm von “NOD zeigt, dass die babylonischen Inschriften, I. Hälfte (= MVAG
Wurzel eine mit den Balken zusammenhängende 1914, 1), Leipzig 1914, S. 79 A. 2; auch bei
Bautätigkeit ausdrückt. Man übersetze also:; Deimel, Pantheon babylonicum, Romae 1914,
„das Dach soll er dicht halten t, das Mauerwerk? S. 161 unter Nr. 1812 findet sich ein kleiner
soll er festmachen“. Teil davon transkribiert!. Die bei CT 32 pl. 6
2. Dass “NO gerade vom „Dach“ (úru) ge- Nr. 103354 unvollständig erhaltenen Zeilen 7,
braucht wird, lehrt eine andere Stelle: CT 29, 8 und 10 lassen sich auf Grund von Ungers
11a, ein Brief, der auch BB! 114 behandelt Publikation nunmehr ergänzen:
ist. Auch Ebeling hat den Brief bearbeitet “. 1 [išib an]-na
Hier heisst es Z. 13 ff.: ú-ru-um si-ir | ù gi-sa- 8 |guda su-lah|-lah
al-la-am | Sd bitim la-bi-ri-im | [i-ha] (?)-ar-ra-zu 10 diwir nin-li[l-kla
| [A] _i-si-e-ir u. Man hat also zu übersetzen: Zu der von Unger gegebenen Uebersetzung
„das Dach wird gedeckt°; auch wird man die ist einiges zu bemerken. Z. 3—4 muss lauten
Rohrbündel(?) des alten Hauses abreissen (?)$, | „dem geliebten Sohn der Göttin Ninni“, Z. 8
wenn man deckt“. ee ake . (doch wohl gleichsam eine Parallele zu Z. 7
Die Phrase üram iser wirft auch Licht auf „Libationspriester des Anu“) „der pasisu reiner
die genauere Bedeutung der neubabylonischen | Hand“ 2. Für Z. 13—16 halte ich gegen King
Phrase üru ısanni; denn es kann wohl kein und Unger an der Uebersetzung „der König
Zweifel sein, dass diese in Hausmietskontrakten welchen der Gott En-lil als Geliebten in seinem
begegnende Wurzel now’ nur eine spätere Aus- Herzen auserwählt hat zum Hirten des Landes“
drucksweise für denselben Begriff ist, der im fest, obwohl man dabei für Z. 15—16 erwarten
Altbabylonischen durch "xD bezeichnet wird’. würde sib kalam-ma-šú in-pa(d)-da-a3. Eine
Man übersetze also auch hier „das Dach soll! Weststrasse Madani“, wie Unger Z. 24—25
er decken“ (oder: „dicht halten“). übersetzt, gibt es nicht; ù né mar-tu ma-da-ni-c
ne-in-gi-a heisst (so King und ich) „und die
Macht von Mar-tu in ihr Land zurücktrieb“.
Die babylonischen Könige hatten des öfteren
Zur é-sa(g)-gi-pa(d)-da-Weihinschrift des
Gimil-sin von Ur.
Von Wilh. Förtsch.
In ZA 29 (1914) 1 und 2 veröffentlicht E.
Unger im Sprechsaal S. 179—181 (mit einer
Tafel) eine Tempelweihinschrift. Da sich der
Beschaffung wissenschaftlicher Werke in Kon-
stantinopel naturgemäss grosse Schwierigkeiten
5 so konnte Unger die diesbe-
zügliche Literatur selbstverständlich nicht be-
nützen. Ich möchte dies daher hier nachholen.
Die von Unger publizierte Inschrift ist ein
Duplikat zu der Inschrift CT 32 pl. 6 Nr. 103354;
es muss übrigens mindestens noch eins existieren.
Uebersetzt ist die Inschrift von King in CT
32 S. 5f., transkribiert und übersetzt von mir
1 Wörtlich „bedecken“ (i- si- ir — isa' ir, ise er).
2 Also asurrü, nicht ašurrů.
* A. Ungnad, Babylonische Briefe (Leipzig 1914).
“RA X, S. 28.
® Permansiv, wie der Nom. trum zeigt, nicht Im-
perativ.
mit den Amurräern zu kämpfen, vgl. dazu das
Datum des Sargäli-Sarri: „Jahr, worauf S. die
Amurräer in Basar besiegte“ (VAB I S. 225b)
und sieh auch CT 32 S. 6.
Eine Verkürzung der behandelten Weih-
inschrift bildet CT 32 pl. 6 Nr. 103 353; ein Dupli-
kat zu letzterer habe ich im Handel gesehen.
Zu dem Tempelnamen (in der kürzeren Inschrift:
e-Sa(g)-gi-pa(d)-da) ist zu beachten, dass bei
Ur-ba-ü, Statue 5, 11 das éš-gú-túr der Göttin
Nin-mar-ki ebenfalls é-sa(g)-gi-pa(d)-da heisst.
Genouillac, Tablettes de Drehem, Paris 1911,
AO 5482 Vs. 1, 14 ist unter „% Nin-Sa(g)-gi-
pa(d)-da indes wohl nicht Nin-mar-ki, sondern
LAGAB+SIG, der Lokalgott von Umma,
gemeint!; sieh Förtsch, Religionsgesch. Unters.
|
' Hingewiesen auf die Inschrift hat Hommel bei
ercer, The oath in babylonian and assyrian literature,
| Paris 1912, S. 101.
2 Oder vielleicht „der reinigende pasisu“; vgl.
$ yon „abziehen“ scheint hier in der Bedeutung | Legrain, Le temps des rois d'Ur, Paris 1912, S. 153
„abreissen“ vorzuliegen; für dieses yon vgl. Kod. Hamm. unter su-luh „qui purifie, asperge (?)“ und siehe dazu
XI r 29; es begegnet mehrfach in Urkunden und liegt
wohl auch AO 3010 (= BB 207), 12 vor: té-te ma-la | nach TTT
Di Bon „licht (rein) machen, reinigen, waschen“ hat
ie
li-ki-ku eet ce „nachdem ich alles, was ich er-
halten hatte, batte abrechnen (abziehen) lassen“.
in BB gegebene Erklärung ist mir jetzt weniger wahr-
scheinlich
Delitzsch, Sum. Glossar, S. 168 f. unter I. lag 2, wo-
mit der Lesung lub aber auch laf dieselbe
wie a] mit der Lesung Jah,
3 Der modus subjunctivus braucht allerdings nicht
Beispiele für dieses yy bei Muss-Arnold, Ben durch -a ausgedrückt zu werden.
4
O 6482 folgt nach Nin-da(g)-gi-pa(d)-da nicht
203
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 7.
204
II. Hälfte S. 179; Hommel bei Mercer, a. a. O. | (1890) S. 385 wird dagegen bemerkt, es sei
S. 101 und Deimel, a. a. O. S. 220 Nr. 2720.
Ueber die Gottheit von Umma sieh Förtsch,
OLZ 1914 Sp. 56 ff. u. Religionsgesch. Unters.
I. Hälfte S. 78 ff. und 182 Zusatz zu S. 80 A. 3;
Hommel bei Mercer, a. a. O. S. 101; Deimel,
a. a. O. S. 161 Nr. 1812.
Eine talmudische Redewendung in altbaby-
lonischen Briefen.
Von Harry Torczyner.
Die Wortverbindung e-li-tim ù wa-ri-tim
findet sich an folgenden zwei Stellen der alt-
babylonischen Briefe: CT VI 19b, Z. 27 ff.: I
warad-i-li-Süu sa-ba-at-ma kaspam ù ni-mi-li-ti-Su
sa e-li-tim ù wa-ri-tim Su-us-ki-il-Su-u-ma .. .
und CT XXXIII 22 Z. 15 ff. ú-ul ta-na-ad-di-
in-Sum-ma e-li-tim wa-ri-it (Original: da)-tim
kaspam w-Sa-aS-ga-la-an-ni. Ungnad in seiner
trefflichen Neubearbeitung der altbabylonischen
Briefe vermutet in e-li-tim das Adjektiv eld
hoch, oberer, und in wa-ri-(it)-tim ein Derivat
eines Stammes warf (nm?) Vgl. A. Ungnad,
Babylonische Briefe aus der Zeit der Hammu-
rapi-Dynastie Nr. 126; 147 und S. 251 und 295
und ähnlich auch schon Landersdorfer Privat-
briefe S. 118.
Die richtige Lösung scheint mir nun aus
der in der Mischnah häufigen Wortverbindung
m my sich zu ergeben, welches ëv dia drot,
eigentlich „bald steigend bald fallend“, für „von
wechselnder, verschiedener Höhe“ steht. GO
m Y ist ein Opfer, dessen Höhe je nach
Vermögen des Opfernden steigt oder fällt, vgl.
die Lexika. Danach sind auch elitim und wa-
rittim (für waridtim) Partizipien wie 1 "am
und die angeführten Stellen sind zu übersetzen.
CT VI 19 b, 27 ff.: „Nimm den Warad-elisu
fest, lass ihn das Silber und seinen Handels-
erlös von grösserer oder kleinerer [Höhe] (d. h.
ob es nun viel oder wenig ist) darwägen.“
CT XXX 22 Z. 15 ff.: „Gibst du (es) ihm nicht,
(so) wird er — mag es viel sein oder wenig
— mich das Silber zu zahlen veranlassen.“
Lat. asinus und semit. atan, Eselin.
Von Paul Haupt.
Man nahm früher an, dass lat. asinus, Esel,
aus dem semitischen atänu, Eselin, entstanden,
und dass övog für doves steht; vgl. O. Schrader,
Sprachvergleichung und Urgeschichte (Jena 1883)
S. 346. In der zweiten Auflage dieses Werkes
Gimil-sin, wie Hommel bei Mercer, a. a. O. S. 101
glaubt, sondern Vs. 1, 15 ist zu ergänzen [ur]-dingirsu-
[dirgiren-zu], also Ur-gimil-sin; siehe dazu Förtsch;
Religionsgesch. Unters. II. Hälfte S. 179.
| kommt von ; 112? von 20 = WD =
sprachlich und sachlich wahrscheinlicher, dass
asinus mit dem sumer. ansu, ansı zusammen-
hänge (vgl. Hehn® 134. 562). Kluge® 998
sagt: Ein indogermanisches Erbwort für Esel
gibt es nirgends im Indogermanischen, auch nicht
im Altgermanischen. Auf S. 229 seines Grund-
riss der Geographie und Geschichte des alten
Orients (1904) bemerkt Hommel, dass die Zu-
sammenstellung von asinus mit sumer. ansu, ans?
auf ihn zurückgehe, und dass möglicherweise
auch semit. atänu, Eselin, mit dem sumer. ansi
zusammenhänge, da atinu Fem. zu einem nicht
mehr erhaltenen Mask. atinu sein könnte (vgl.
Dillm.2 $ 129, a; WdG 1, 244, A; zu sumer.
ansi, anse, ansu, Esel, sieh jetzt Delitzsch,
Sumer. Gloss. 14).
Demgegenüber möchte ich bemerken, dass
ich atánu für ein gut semitisches Wort halte,
abgeleitet von Mx, willfahren, dessen Imperf.
Mx? eine intransitive Form wie Go ist (vgl.
Ji>!; Haupt, Mic. 94). Ich habe Kings (SBOT)
222, 15; 230, 5 gezeigt, dass dieses Verbum
nicht bloss Gen. 34, 15. 22. 23 und 2. K. 12, 9
vorliegt, sondern auch Gen. 23, 8, 13 und 2. K.
9, 15; 10, 15. Im nachbiblischen Hebräisch
bedeutet das Nif‘al NIN} er genoss, ebenso wie
en nicht bloss wollend, willig heisst, sondern
auch Gefallen, Lust habend.
Die Grundbedeutung von atdnu ist willig;
es ist ein Adjektivum auf -ån wie hebr. opp,
sorglos, håbe, durstig (WdG 1, 135, C; 184, B;
241. C). Die ursprüngliche Form war wohl
dtimu, und die erste Silbe ist dann ebenso
verkürzt worden wie in der Verbindungsform
Wt von zädön, Stolz. Auch TO, constr. TG
, und
ſſex von NY (OLZ 17, 421). Zur Verkürzung des
anlautenden a in dténu vgl. arab. mddar,
Wohnungen = aram. mödär, arab. fam, Mund
= pümi, assyr. pánu, Plur. von pů (ZAT 29,
284, A. 3). Zu der angeblichen Verkiirzung
des anlautenden a in arab. anäm dagegen sieh
ZDMG 68, 288 (auch schon 63, 514, Z. 4).
Wenn man atdnu im Aramäischen, Hebrä-
ischen und Arabischen als assyrisches Lehnwort
auffasst, könnte man als ursprüngliche Form
des Wortes auch ein hazdtän, lebhaft, annehmen
(vgl. ZDMG 65, 561, Z. 2) oder wasäam von
sin: laufen, eilen, mit partieller Assimilation
des m an den Dental und ¢ für & wie in att
(CDN) für asi, 7457; sieh Proverbs (SBOT) 51.
Bauers Auffassung der nota accusativi (ZDMG
68, 370; FAN ursprünglich ich komme zu dir)
ist wenig befriedigend.
205
Die Erklärung von atanu, Eselin = ätanu,
willig, von MN ist einer Ableitung von „>,
lebendig sein (AJSL 23, 228) oder , laufen,
eilen, jedenfalls vorzuziehen, auch Lagardes
Etymologie, der das Wort mit g, kommen
zusammenbrachte.
Saduattes.
Von G. Hüsing.
Kroisos regierte 555—541 t; sein Vorgänger
und Vater ist Walweiates, der also bis 555
regiert und 562 der Krieg mit Hwahsatara II.
beginnt. Er soll nach der Liste des Afrıkanus
49 Jahre regiert haben, nach Herodotos (I 25)
sogar noch acht Jahre länger. Die Angabe
des Afrikanus führt auf 605—556 und ist offen-
bar richtig, denn sie stimmt zum Marmor Parıum,
das sich ja auch für Kroisos bewährt.
Vorher soll ein Sadvarrys mit 15 (Afrikanus) oder 12
(Herodotos) Jahren regiert haben, also von 621—605
(625—613); vor ihm Ardus 38 (Afr.) oder 49 (Her)
Jahre, also von 660—621 (675—625). Also stürbe
Gugu 660 oder 676, in Wahrheit aber stirbt er, wie
wir voraus nehmen wollen, um 643.
Also sind die Angaben der Liste falsch und die des
Herodotos erst recht. Der Unterschied beträgt 17
(oder 17 +15) Jahre, wobei wir die Angabe der Liste
vielleicht noch auf 15 herabsetzen könnten, je nachdem
sie ihre Regierungsjahre rechnet. Ihr gegenüber
kömmt Herodotos jedes Falles überhaupt nicht in Frage.
Nun ist es aber doch merkwürdig, dass
Ardus, wenn er als Nachfolger des Gugu 643
begönne und nach Afrikanus 38 Jahre, also bis
605, regierte, gerade in dem Jahre stürbe, in
dem Walweiates beginnt — d.h. es wire für
einen Saduattes gar kein Raum. Und mir
scheint, es ist auch wirklich keiner; er hat nie
regiert, oder richtiger, er ist kein anderer als
Walweiates in anderer Sprachform?.
Herodotos bringt ihn zweimal, weil er zwei
Quellen ineinander arbeitet, was man nach
seinem Kunstücke mit Kvakoons und Aotvayns
nun vielleicht schon eher für möglich halten
wird, obgleich es gegen den Herodotismus freilich
arg verstösst.
Aber man lese Herodotos I 16: „Als aber
Ardus 49 Jahre König gewesen war, folgte ibm
Saduattes, Ardus’ Sohn, und regierte 12 Jahre,
dem Saduattes aber folgte Aluattes“.
Damit soll ein König abgetan sein, der in
verhältnismässig hellem Lichte der Geschichte
zwölf Jahre regiert habe, und der nach I 17
Krieg gegen Miletos geführt hätte, da er ja
Vater und Vorgänger des Aluattes gewesen
1 OLZ 1916 Sp. 177 fl.
? Ich denke mir das so, dass Sadvarns ein *Swad-
wcjatas wiedergeben will, die frügische Form des lü-
dischen (H)Walwetates. Die Früger erhielten das an-
lautende S, die Lüder machten aus dem d ein I. Da-
rüber später.
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 7.
206
sein soll, der eben jenen Krieg von seinem
Vorgänger übernommen hat.
Und doch wird der Leser den Eindruck
wohl schwer los werden, dass der Beginner des
Krieges gegen Miletos vielmehr Ardus war, von
dem wir ja in I 15 eben erst erfahren hatten,
dass er gegen Miletos zu Felde zog!. Von Sa-
duattes wird das aber an entsprechender Stelle
(I 16) gerade nicht ausgesagt, und erst I 17
erfahren wir, dass Aluattes-Walweiates seinen
Krieg gegen Miletos „von seinem Vater über-
nommen“ habe. Und gerade hier fehlt die An-
gabe, dass Saduattes dieser Vater gewesen sei.
Kurz, es sieht nicht so aus, als ob die Quelle
von I 15 und I 17 einen Saduattes als Vater
des Aluattes gekannt hätte, erst I 18 wird
dieser Miletos bekriegende Vater mit dem an-
geblichen Vorgänger von I 16 vereinigt: sechs
Jahre von den elf regierte noch Saduattes, Ardus’
Sohn, der, den Krieg begonnen hatte, die fol-
genden fünf Kriegsjahre entfallen auf Aluattes.
Schon Heinrich Stein hat diese Worte als
eine überraschende Aufhebung des vorher Aus-
gesagten, als eine Unterbrechung und deshalb
als einen Zusatz empfunden, den Herodotos
nachträglich gemacht habe. Man könnte
eher den Eindruck haben, dass ein späterer
Ueberarbeiter den Saduattes erfunden und hinein
gearbeitet hätte, nur müsste man dann auch
annehmen, dass 113 ursprünglich die Pythia
den Mermnaden die Rache im 4. Gliede angedroht
hätte statt im 5. Da das aber I 91 wieder
aufgenommen wird, scheint für Herodotos die
Fünfzahl der Mermnaden doch fest zu stehen,
und das um so mehr, als sie auch bei Nikolaos
wiederkehrt; nur heisst bei ihm der 2. nicht
Ardus, sondern Aluattes. Hier ergibt sich eine
ganze Reihe von Möglichkeiten, die aber an
diesem Orte nicht weiter untersucht werden
sollen. Für diesmal gilt es nur der Frage, ob
es neben (oder vor) dem Aluattes noch einen
von ihm zu trennenden Saduattes gegeben haben
kann. Erst wenn diese Frage beantwortet ist,
können wir weiter zu ermitteln suchen, wie die
Fehler in unseren heutigen Quellen aufzuhellen
sein werden.
Da will ich denn auf etwas aufmerksam
machen, was bisher übersehen zu sein scheint.
Vergleichen wir die Regierungsdauern bei He-
rodotos und Afrikanus, indem wir die Könige
einmal nur mit Nummern bezeichnen, um den
Aufriss deutlicher hervortreten zu lassen:
I Herodotos 38 Afrikanus 36
II „ 49 „ 38
III „ 12 „ 15
IV „ 57 „ 49
LV „ 14 „ 15 (= 14)
ı Wie vorher freilich auch Gugu.
207
Regiert V 555—541, während IV im Jahre 605
begonnen haben soll (nach dem Marmor), dann
ist die Zahl des Afrikanus die richtige. Steht
sie auch bei Herodotos, so ist sie bei ihm an
falsche Stelle geraten, und die Zahlen für III
und IV sind bei ihm eingeschoben. Unmittelbar
vorher steht die 38, und bei Afrikanus ist
zwischen ihr und der 49 wieder eine 15 ein-
geschoben für den III. König, die also hinaus
muss. Dann bleibt uns aber für den III. König
überhaupt keine Zahl, während die für den
IV. und für den II. in beiden Listen überliefert
ist. Der König I stirbt um 643. Rechnen
wir also:
V mit 14 Jahren 555—541
IV „ 49 „ 605—5Bb5
II „ 38 „ 643—605
I „ 36 „ 680—643
so kommen wir mit Einstellung nur. der vier
Könige auf rund 6801 als den Beginn des Gugu
und befinden uns zum ersten Male in Ueber-
einstimmung mit dem Marmor und den Keilin-
schriften, ohne die letzteren weiter gebraucht
zu haben als für die Endzahl, den Fall von
Sardis. Das Marmor verbürgt uns nur noch
die Zahl 605, die 643 haben wir nur dadurch
gewonnen, dass wir die mit 605 endigende Re-
gierung auf 38 Jahre ansetzten, weil unter den
übereinstimmenden Zahlen der Listen eben der
49 eine 38 voraufgeht. Lassen wir den 80
fragwürdig gewordenen Saduattes weg, so be-
zeichnet die Zahl 643 das Ende des Gugu.
Nach Assurbanapal erfolgt dessen Tod als Strafe
dafür, dass er dem Psametik Hülfstruppen ge-
schickt hatte. Das war erst nötig?, als der
Aegypter von Assurbanapal bedroht wurde, und
das war von Assur aus erst möglich nach dem
Tode des Samassumukin, der 647 stirbt. Aber
in den nächsten Jahren war Assurbanapal
vollauf mit Elam beschäftigt, und erst 644 wird
er in der Lage gewesen sein, Psametik bedrohen
zu können, so dass dieser die lüdische Hülfe in
Anspruch nahm. Der Lüderkönig muss aber
bald darauf seinen Tod gefunden haben, wenn
dieser als Folge seiner Feindseligkeit gegen
Assur sollte gedeutet werden können. Der Tod
des Gugu kann also nicht vor 644 fallen, eher
nach 643, und da wir nicht wissen, wie die
Listen die Zahl der Regierungsjahre berechnen,
könnten sie ja auch 642 gemeint haben. Da
aber Gugu beim Antritte Assurbanapals (668)
bereits auf dem Throne sitzt, so hat er allein
gleichzeitig mit ihm 26 Jahre regiert, und wenn
vor der 38 bei Afrikanus eine 36 steht als Re-
1 678?
’ Und geschah gewiss nicht früher!
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 7.
208
gierungsdauer des Gugu, so kann auch diese
Zahl wohl richtig sein.
Ich gebe zu, dass wir mit meinen Ansätzen
für die vier Könige einen Durchschnitt von 34
Jahren erhalten, aber der gleiche käme auch
bei Herodotos’ Zahlen für die fünf Könige
heraus. Wenn Gugu jung auf den Thron kam
und Walweiates ein hohes Alter erreichte, so
enthalten dieZahlenabernichts Verwunderliches;
man denke sich z. B. Ardus um 665, Walwei-
ates um 632 geboren.
Mit diesem Aufsatze willich nur den Versuch
machen, den Glauben an den störenden Saduattes
etwas zu lockern und ihm womöglich den „Ein-
lassschein ins Hospital für Hypothetische* zu
schreiben, wie C. Niebuhr sich einmal ausdrückte.
Ob jemand schon geneigt sein wird, den Schein
auch abzustempeln?
Besprechungen.
Georg Möller: Die beiden Totenpapyrus Rhind
des Museums zu Edinburg. (Demotische Studien
hrsg. v. W. Spiegelberg, Heft 6.) 94 S. u. 76 autogr.
S. m. 20 Lichtdrucktafeln. gr. 4°. M. 60 —. Leipzig,
J. C. Hinrichs, 1913. Bespr. v. W. Max Müller,
Philadelphia.
Die „bilinguen“ Papyri sind für die ägyp-
tische Philologie und Religionsgeschichte von
solcher Wichtigkeit, dass sie längst eine Neu-
herausgabe hätten erfahren sollen. Hier haben
wir zum erstenmal eine photographische Repro-
duktion, welche die Lesung der Texte vielfach
sehr erleichtert. Andererseits versagt die Photo-
graphie da, wo der Papyrus zu dunkel ist und
hätte dort (z. B. Tf. 1 und 9) durch autogra-
phische Zeichnung nach dem Original ergänzt
werden sollen, wenigstens für das Demotische,
in dem ja der kleinste Strich eine Sinnänderung
bedingen kann. Ich fürchte, man muss für solche
Stellen auf die ganz unauffindbare Erstausgabe
Rhinds oder Brugschs nicht gerade verbessernde
Wiederholung zurückgreifen. Nach dieser Seite
hin braucht die Ausgabe also dringend Ergänzung.
Die Uebersetzung und kurze Erläuterung führt
beträchtlich über Brugschs Pionierarbeit (1865)
hinaus; allerdings ist bei diesen nichts weniger
als leichten Texten noch manches zu tun!.
Besonders dankenswert für demotische For-
schungen ist das modernisierte Glossar, das
1 Wie schwierig sie für die Aegypter selbst waren,
zeigt die vollständige Paraphrase in demotischer Schrift.
So jung sie sind, so brauchen sie schon eine Menge
Emendationen, die vielfach erst gelingen werden, wenn
man festgestellt hat, aus welchen alten Zitaten sie zu-
sammengeflickt sind. Z. B. ist 7,10 wr in mi(r): Zeuge,
zu verbessern, das unerhörte Wort für „Haremsfrau“
(II 5, 3) in ’pt(t) oder staut (? kdtywt?) „Begleiterinnen“
nach 6, 4 (wenn nicht das in Note 194 besprochene
Wort auch hereingemengt wurde) usw.
209
zeigt, dass der Herausgeber sich gut in dieses
Material eingearbeitet hat!. Seine Ansichten
über die Unmöglichkeit, das Demotische in be-
friedigender Weise zu umschreiben (S. 6), sind
richtig, und einzelne Versuche gegen allzugrosses
Archaisieren darin sind anerkennenswert?. Möge
er in diesem Feld weiterarbeiten! Das reiche
Feld des Berliner Museums bietet gute Gelegen-
heit dazu.
H. Guthe: Geschichte des Volkes Israel. (Grund-
riss der Theol. Wissenschaften, 14. Abt.) 3. Auflage.
373 S. m. 5 Abb. u. 4 Karten. gr. 8°. M.9—. Tä-
bingen, J. C. B. Mohr, 1914. Bespr. v. W.Staerk, Jena.
Der Umfang dieses Abrisses der israelitisch-
jüdischen Geschichte ist von der ersten, 1899
erschienenen Auflage über die zweite von 1904
zur vorliegenden dritten nur um 45 Seiten ge-
wachsen und die Anlage ist dieselbe geblieben.
Die Neubearbeitung erstreckt sich also auf
Einzelheiten der Darstellung. Die Literatur-
angaben vor den einzelnen Paragraphen sind
i. g. sorgfältig vervollständigt und durch An-
gaben der Quellen für die darzustellende ge-
schichtliche Periode erweitert. In § 59 durfte
Wilkes Schrift über die politische Wirksamkeit
der Propheten Israels nicht unerwähnt bleiben,
bei $ 64 fehlt der Verweis auf dessen wertvollen
Aufsatz über das Skythenproblem (Alttest. Stud.
S. 222 ff.). Die beigegebenen Karten und Plan-
skizzen wird man gern als Fortschritt tiber die
früheren Auflagen hinaus begrüssen.
Im Interesse der Verbreitung, die Guthes
Werk gefunden hat, bedaure ich es, dass er
sich auch diesmal nicht zu einer durchgreifenden
Umgestaltung des Buches entschlossen hat, durch
die es den wissenschaftlichen Forderungen, die
! Schade, dass nicht auch der hieroglyphische Wort-
schatz in einem Glossar dargestellt ist; in blosser Um-
schrift hätte er sich auf geringem Raum zusammenfassen
lassen. Ich möchte raten, bei Glossaren überhaupt nur
Umschrift zu verwenden und so häufiger Glossare zu
bringen.
? Der bedenklichste Irrtum darin ist die Verwirrung
der zwei Zeichen ; und A, bei deren Trennung wir doch
dem Gebrauch in korrekten Handschriften folgen müssen;
nach thebanischen Handschriften, wie es die Rhindpa-
pyrus sind, kann man nie eine richtige Trennung her-
stellen. Das Determinativ ist irrig > gelesen in ks: be-
graben, yt: Grab, bt: reine Stätte. Die Präposition:
wie, hat kein w, sondern das alte Schriftzeichen my.
Usw. Kopt. em(bjrehi, amréhe: Asphalt, scheint mir ur-
sprünglich semitisch (pm) und von altägypt. mrh: Salbe
(V wrk), zu trennen, obwohl spätere, volksetymologische,
Vermengung der Wörter möglich ist. Sps heisst: ebr-
würdig, und: kostbar, ganz analog griech. timos. Klei-
nere Versehen (wie 8, 2, wo die Photographie deutlich
m ndy: Sonnenbarke, bietet nicht m dy, und Druckfehler
(wie I 1, 5) ändern nichts daran, dass hier viele philo-
logische Arbeit vorliegt (an der auch Spiegelberg mit-
„ hat).
Orientalistische 9 Del.rientalistische Literaturseitung 1915 Nr. 7.
210
an einen Grundriss zu stellen sind, voll ent-
sprechen würde. Das hätte nach dem Erscheinen
von Lehmann-Haupts Werk und Kittels
grosszügiger Umarbeitung seiner „Geschichte
des Volkes Israels“ nahe gelegen. Guthes Me-
thode und Darstellungsweise halte ich für etwas
veraltet. Er isoliert die politische und kulturelle
Entwicklung Israels, wenn er Ausschnitte aus der
altorientalischen Geschichte als disiecta membra
in seine Darstellung hineinstellt, statt umgekehrt
Israels Werdegang in den Ablauf der Weltge-
schichte einzuzeichnen. DieserMangel macht sich
besondersbei der Vorgeschichte Israelsbemerkbar.
Man vermisst bei Guthe die zusammenhängende
Darstellung der politischen und kulturgeschicht-
lichen Entwicklung Vorderasiens, speziellSyriens
bis zum Auftreten des historischen Volkes Is-
rael, aus der allein man ein deutliches Bild von
den Kräften gewinnt, die diese um ein religiöses
Ideal geschaarte Nation an diesem Punkte der
alten Welt haben in die Erscheinung treten
lassen. Aber auch für die anderen Perioden
entbehrt man nur ungern dieses wichtigste Hilfs-
mittel zum Verständnis der politischen Schick-
sale Israels, so für das Aufkommen des davi-
disch-salomonischen Einheitsstaates und seine
Grossmachtstellung in Syrien, für die Jahr-
hunderte des zunehmenden Niederganges dieser
Grossmacht in ihrer dualistischen Fortexistenz,
für die nationalen Katastrophen in ihrem Zu-
sammenhange mit der imperialistischen Politik
des assyrischen Militärstaates und der Rivalität
der alten Weltmächte Aegypten und Babylon.
Guthe trägt nur Einzelheiten der weltgeschicht-
lichen Entwicklung an geeigneten Stellen zu-
sammen, so dass wir statt des geschlossenen
Hintergrundes ein paar Kulissen zu sehen be-
kommen.
Vielleicht entschliesst sich der Verfasser, in
der nächsten Auflage die alte Darstellungsart
aufzugeben zugunsten der pragmatisch- welt-
geschichtlichen Darstellung, die m. E. das erste
Erfordernis einer wirklich historischen Behand-
lung des Themas ist. Ein weiteres Desiderium
wäre dann eine kurze Vorführung und Charak-
terisierung der Quellen zur Geschichte Israels,
speziell des alttestamentlichen Sagen-, Legenden-
und Geschichtsmaterials. Was Guthe in § 1
und 51 und hin und her in gelegentlichen lite-
raturgeschichtlichen Bemerkungen bietet, genügt
nicht, ist auch z. T. durch die neuere Forschung
überholt. Inzwischen wird die neue Auflage
neben Kittels ausführlicher Bearbeitung des
Gegenstandes ihren Weg gehen als ein trotz
allem brauchbares Handbuch für die Studierenden.
211
Wolf Wilhelm Graf Baudissin: Zur Geschichte der
alttestamentlichen Religion in ihror univer-
salen Bedeutung. 2 akadem. Reden. (06 S.) gr. 8°.
M.1—. Berlin, G. Stilke, 1914. Bespr. v. F. Perles,
Königsberg 1. Pr.
Die erste der vorliegenden zwei akademischen
Reden behandelt ,diealttestamentliche Wis-
senschaft und die Religionsgeschichte“.
Sie schildert in feinsinniger, von grossen Ge-
sichtspunkten getragener Darstellung die Um-
wandlung der alttestamentlichen Theologie in
Religionsgeschichte und bietet so in nuce eine
Geschichte der alttestamentlichen Wissenschaft
während des letzten Jahrhunderts. Unter den
Faktoren, die fiir die Entwicklung der alttesta-
mentlichen Religion wirksam waren, wird neben
der volkstiimlichen Veranlagung und der Fiihrung
durch religiöse Heroen auch der Einfluss fremder
Religionen betont, doch mit Recht davor gewarnt,
den Schlüssel zum Verständnis der besonderen
alttestamentlichen Religion in Entlehnungen
zu finden. Die darauf bezüglichen Ausführungen
(S. 16ff.) haben selbständigen programmatischen
Wert für alle Untersuchungen auf religionsge-
schichtlichem Gebiete. Der Verfasser bemerkt
auch treffend, dass die Erforschung der alt-
testamentlichen Religionsentwicklung die Be-
deutung einer Vorschule für religionsgeschicht-
liche Forschungen überhaupt erlangen kann.
Die zweite Rede „Nationalismus und Uni-
versalismus“, die am 3. August 1913 gehalten
wurde, hat seitdem eine ungeahnte Aktualität
erhalten. Wie prophetisch klingen die Worte
(S. 51): „Ein Volk kann sein Nationales nur
dann mit Berechtigung bebaupten, wenn es
dessen sich bewusst ist, dass neben ihm andere
Volksexistenzen ihre Sonderansprüche zu er-
heben haben. Wo das vergessen wird, treten
leicht Verirrungen eines nationalen Fanatismus
zutage, in denen ein Volk mit allen Mitteln
andere Völker seinen selbstischen Bestrebungen
unterordnet.“ Baudissin beleuchtet das Ver-
hältnis von Nationalismus und Universalismus
auf dem Gebiet der alttestamentlichen Religion
und entwickelt dabei eine Fülle fruchtbarer Ge-
danken. Gegenüber der verbreiteten, u. a. auch
von Kant vertretenen Anschauung, dass im
AT eine der Fortbildung nicht fähige Einengung
der Religion in ihr widerstreitende nationale
Schranken vorliege, wird betont, dass gerade
die israelitische Religion als Volksreligion ein-
heitlicher Herkunft allein die Kraft besass,
Weltreligion zu werden, und diese bedeutsame
Beobachtung wird dahin erweitert, dass die
höchste Steigerung des Nationalen, wenn sie
nicht auf den Abweg gerät, zur Karikatur des
Menschlichen zu werden, zu seiner reinsten
Darstellung führt. Wichtig ist auch die Fest-
stellung, dass Nation und Rasse sehr verschie-
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 7.
212
dene Begriffe sind, und dass die Völker, die in
der Weltgeschichte eine Rolle gespielt haben,
wobl alle in irgendwelchem Masse eine Mischung
verschiedener Rassen darstellen, die zusammen-
gehalten wird durch eine gemeinsame Geschichte.
Wenn aber der Verfasser meint, dass die Re-
ligion heute als ein Internationales, oder besser
gesagt, als ein Uebernationales angesehen werde,
während im höchsten Altertum aller Völker
ihre Religion das vielleicht am meisten national
Bestimmte und fast überall das Band der Na-
tionalität und ebenso die Scheidewand gegen
andere Völker gewesen sei, lehrt uns das ge-
waltige Aufflammen des Panislamismus, dass
auch in der Gegenwart die Religion fiir einen
beträchtlichen Teil der Menschheit noch nicht
diese Bedeutung verloren hat.
Nicht anschliessen kann sich Referent der
S. 41 ausgesprochenen Meinung, dass erst die
Propheten seit dem Untergang des Reiches Juda
im 6. Jahrh. den Gott des etkischen Willens
als den Gott der Menschheit gedacht haben.
Das erste Kapitel von Amos zeigt uns schon
im 8. Jahrh. Jahwe als den Gott der Menschheit,
der die gleichen sittlichen Forderungen an alle
Völker stellt und für ihre Uebertretung ihnen
allen strenge Strafe androht.
Friedrich Focke: Die Entstehung der Weisheit
Salomos. Ein Beitrag zur Geschichte des jüdischen
Hellenismus. (Forschungen zur Religion und Literatur
des Alten und Neuen Testaments. Neue Folge. 5. Heft.)
Gr. 8°. VII, 1328. M. 4.80. Göttingen, Vandenhoeck und
Ruprecht, 1913. Bespr. v. Norbert Peters, Paderborn.
Die literarkritische Erforschung der Weisheit
Salomos stand seit C. L. W. Grimm lange ein-
seitig unter dem Zeichen der absoluten Einheit
des Buches. Auch neuere Teilungsversuche
(K. Lincke, W. Weber, E. Gärtner) haben die
allgemeine Meinung nicht zu erschüttern ver-
mocht. Mehr Wirkung wird u. E. die neue
Schrift Fockes haben. Diese knüpft an die
kritischen Arbeiten älterer an, insbesondere an
Ch. F. Houbigant, der c. 1—9 für den älteren und
ursprünglich hebräisch geschriebenen Teil des
Weisheitsbuches ansah, während der zweite Teil,
c. 10—19, von einem anderen Schriftsteller her-
riihrten, der vielleicht mit dem Uebersetzer des
ersten Teiles identisch sei. Auf diese letztere
These Houbigants ist Focke freilich erst nach
Beendigung seiner Arbeit gestossen. Hätte er
die auch heute noch recht beachtenswerte Ein-
leitung in die deuterokanonischen Bücher des
alten Tübinger J. G. Herbst mit ihrer umfang-
reichen Bearbeitung der Einleitungsfragen der
Sapienz (III 159—205) eingesehen, so würde
ihm das nicht passiert sein.
Focke untersucht im ersten analytischen
Teile seiner Schrift methodisch die einzelnen
213
grösseren Sinnesabschnitte der Weisheit Salo-
mons als Ganzes, ihre literarische Form sowie
ihre Stellung im Zusammenhange, und bemüht
sich, ihr Verhältnis zueinander unter verschie-
denen Gesichtspunkten zuillustrieren. Erkommt
dabei in der Hauptsache zu folgenden Ergeb-
nissen:
Das Buch der Weisheit zerfällt in zwei
Hauptteile: c. 1—5 und c. 6—19. Der zweite
Teil hat wieder die zwei Unterabteilungen c.
6—10 und 11—19. Diese beiden Teile sind
einheitlich gebaut. Freilich tritt die übersicht-
liche Gliederung im zweiten nicht so deutlich
hervor, ist aber von Focke erwiesen. Dieser
Teil (c. 11—19) gehört nämlich der literarischen
Art der vorzüglich’ für panegyrische Zwecke
empfohlenen ovyxoscıs der griechischen Rhetoren
an; die ovyxg:orc verläuft in 8 (7 +1) Paaren
von Gegeniiberstellungen. In diese grosse ovy-
xosors ist in kunstvoller Verknüpfung eingelegt
der selbständige Abschnitt, 11, 15—16, 1, eine
Predigt über Gottes Allmacht und Milde; in
diese aber sind wiederum als Digression in einem
festen apologetischen und polemischen Schema
unter genauer Benutzung einer Vorlage die
Götzendienstkapitel 13—15 eingefügt. C.6—19
bilden aber eine Einheit für sich; sie sind von
einem alexandrinischen Verfasser und zwar
griechisch geschrieben. C. 1—5 dagegen sind
KE und ursprünglich hebräisch verfasst.
er alexandrinische Autor von c. 6—19 fand
die Abhandlung von c. 1—5 vor, eine gegen
die herrschende sadduzäische Partei gerichtete
Streitschrift; er „übersetzte sie und benutzte sie
dann als eine Art Einleitung für seine eigene
Schrift“ (S. 85), in der er unter der Maske des
weisesten und mächtigsten Königs einen Appell
an die ägyptischen faordeis richtete, um sie
zur Weisheit zu mahnen. Das vorliegende grie-
chische Buch der Weisheit verlegt Focke in die
Zeit der alexandrinischen Judenverfolgung bei
der Rückkehr Ptolemäus VIII. Lathyrus(Physkon)
von seinem Siege über seinen jüngeren Bruder
Ptolemäus IX. Alexandros und seine Mutter
Kleopatra III. Kokke im Jahre 88/87 v. Chr.
Die hebräische Grundschrift von c. 1—5 aber
sei unmittelbar vorher zur Zeit der Regierung
des Alexander Jannäus von einem palästinischen
Pharisäer geschrieben, in den Tagen der Phari-
säerverfolgung zwischen 88 und 86 v. Chr.
Jedenfalls hat Focke in seiner Hauptthese
u. E. recht, dass e 1—5 von c. 6—19 zu
trennen sind, dass diese Kapitel ursprünglich
hebräisch geschrieben und von dem griechisch
schreibenden Autor des zweiten grösseren Teiles
des Buches aus dem Hebräischen ins Griechische
übersetzt sind. So findet der formale Zusammen-
klang der beiden Teile seine völlig befriedigende
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 7.
214
— —
Erklärung, ebenso auch die inhaltlichen Auf-
fassungsverschiedenheiten. Für dieStatuierung
des Hebräischen als Ursprache der c. 1—5 beruft
sich Focke auch auf drei Uebersetzungs-
fehler (1, 5: éeyynostae = ADM st. Dold;
2, 6: ws veorgte = Ey st. Graz: 5, 7:
dverinodnuev = 33820) st. ays). Ueber Mög-
lichkeiten kommt er aber nicht hinaus. M. E.
kommt 1, 5, wenn 2A&yxso3aı in der Bedeutung
„zu schanden gemacht, verworfen werden“ ge-
nommen wird, ein guter Sinn für den Stichos
heraus. 2, 6 ist wo v veornte durchaus nicht
schlecht bezeugt (157. 248. 253. Lat. Syr.
[om. w¢]) und der Ausfall von EN vor NE nicht
unverständlich. 5, 7 endlich genügt für éve-
mhyoFnuevy die Bedeutung des „Sattwerdens“,
(vgl. Koh. 1, 8 99m parallel yw^), das in
die Bedeutungsnüancedes „Uebersättigtwerdens“,
des „etwas satt Habens“ in derselben Weise
übergeht wie y2Y. Auch die von H. Gressmann
in der DLZ 1914, 1815 f. als Uebersetzungs-
fehler erklärten Stellen der Sapienz beurteile
ich skeptisch, ebenso ein paar Stellen, an denen
ich selbst an diese Erklärung dachte, so in 2, 5,
wo Tis telsvrng huo v auf derselben Verwechslung
von DES mit INAN beruhen könnte, die Job.
8, 13 und Sir. 32 (35), 22 vorliegt, oder in 3, 14
wo der Parallelismus mit V.12—13 auf Verwechs-
lung der gewöhnlichen Bedeutung von ™ mit der
Bedeutung „Phallos“ führen könnte. Jedenfalls
lege ich auf die „Uebersetzungsfehler“ nicht
so viel Gewicht als auf die weitaus grössere
Zahl von Hebraismen in c. 1—5 als in c. 6—19
und auf die mit der Annahme einer hebräischen
Vorlage für c. 1—5 gegebene Möglichkeit, das
sachliche und formale Verhältnis von e 1—5
zu c. 6—19 restlos klarzustellen.
Bezüglich der hebräischen Quellen des
Weisheitsbuches möchte ich für den Satz des
alten Herbst, dass sich der in griechischer
Sprache schreibende Verfasser der Sapienz „zu-
weilen nach einer bestimmten (hebräischen oder
auf Hebräischem ruhenden) Vorlage richtete“
(S. 187), in weiterem Verfolg der Frage nach
hebräischen Vorlagen des Verfassers unserer
Sapienz den Finger besonders auf c. 9 legen.
Hier haben wir nämlich, was unseres Wissens
bisher noch niemand gesehen hat, als Grund-
lage einen hebräischen alphabetischen
Psalm vor uns. Eine fertig vorliegende Ab-
handlung über dieses Kapitel wird an anderer
Stelle demnächst erscheinen. Aber auch sonst
wird man mit frei verarbeitetem hebräischen
Quellenmaterial rechnen müssen. 16, 9 ist z.B.
die Meinung Nachtigalls m. E. immer noch die
wahrscheinlichste, dass 2%% und TFN von dem
215
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 7.
216
Uebersetzer oder Bearbeiter eines Stückes einer
hebräischen Vorlage verwechselt sind. Dieser
hat nach den „Mücken“ von Ex. 8, 12—15, statt
an die im Pentateuch darauffolgenden „Stech-
fliegen* (Ex. 8, 16—20), vielmehr schon an die
„Heuschrecken“ (Ex. 10, 1—20) gedacht und
so die sachliche Schwierigkeit geschaffen. Dabei
wird er selber freilich in seiner die Exodus-
wunder steigernd ausmalenden Darstellung an
Heuschrecken mit wundersamen Beisswerkzeugen
gedacht haben, indem er wohl Ex. 10, 17
(nm nwn) haggadisch ausdeutete.. Denn mag
immerhin auch die hellenische Form der ovyxgsots
in c. 10—19 vorliegen, so steckt doch inhaltlich
jüdisches Midraschgut darin. F. Feldmanns
Abhandlung über diesen Punkt (Theol. u. Glaube
1909, S. 178—184) ist Focke nicht bekannt
geworden.
Der 2. allgemeine Teil der Studie Fockes
(S. 86—113) will die Entstehung des Weisheits-
buches von allgemeineren Gesichtspunkten aus
klären. Focke handelt hier skizzierend über
folgende fünf Gegenstände: 1. Griechische Philo-
sophie in der Sapienz. 2. Juden und Griechen.
3. Die jüdisch-alexandrinische Religionsphilo-
sophie. 4. Die Sapienz und ihre Zeit. 5. Stil.
Die griechische Philosophie benutzt der Verfasser
nach Focke lediglich als Mittel, um seiner Schrift
eine möglichst breite Wirkung zu sichern.
„Einerseits brachte er den griechischen Heiden
seinen Mosaismus näher, wenn er ihn mit helle-
nistischem Flitter umhing, andererseits gab er
den griechelnden Juden Alexandrias Gelegenheit,
sich wieder einmal in dem Bewusstsein zu sonnen,
wie herrlich weit sie’s mitihrer Religion gebracht,
da sie alle fremden Philosopheme in sich schloss“
(S. 92). Von dem Verfasser urteilt Focke:
„EAlmvıxös pév Tv uovov tH dial&xıo, tH de wuxgT
‘Tovdatocs“ (S. 95). „Von der Sapienz zu Philo
führen keine Verbindungslinien, die uns dazu
berechtigten, eine in gradliniger Entwicklung
verlaufende spezifisch jüdisch -alexandrinische
Religionsphilosophie zu statuieren. Eine solche
hat es nie gegeben“ (S. 100). Der Salomon
des Autors der Sapienz ist gestaltet nach dem
Vorbild des hellenistischen Ideals des Weisen,
das hier in die jüdische Gedanken- und In-
teressensphäre transponiert ist“ (S. 109). „Die
Stärke des Buches liegt in dem mehr lyrisch
gehaltenen mittleren Teile, der das Lob der
Weisheit enthält. Mit edlem, unverfalschtem
Pathos wird hier ein völkerumspannender Uni-
versalismus des Intellekts verkündet“ (S. 112).
Im Anhang schreibt Focke mit der Front
gegen Grafe und Norden über „Paulus und die
Sapientia“ (S. 113—126); er leugnet die Be-
einflussung des Völkerapostels durch die Sapienz.
In einem Nachtrag (S. 126—131) wird in-
teressantes Material zu Sap. 7, 3 (das Weinen
des Neugeborenen) mitgeteilt.
Alles in allem hat Focke die Weisheits-
forschung um eine tüchtige, überaus anregende
Schrift bereichert, an der kein Weisheitsforscher
vorübergehen kann. Das hier und da störende
Reden in starken Superlativen wird auch Focke
vergehen, wenn er älter geworden ist.
A. von Duisburg: Grundriss der Kanuri-Sprache
in Bornu. (Archiv f. das Studium deutscher Kolonial-
sprachen, hrsg. v. E. Sachau, Bd. 15.) 185 S. 8°.
M. 5—. Berlin, G. Reimer, 1913. Bespr. v. W. Max
Müller, Philadelphia.
Dieser Grundriss enthält Grammatik, deutsch-
kanurisches Wörterverzeichnis, Uebungen, und
stellt eine verdienstvolle Beistung dar, die in
vielem über Koelles brave Pionierarbeit hinaus-
führt i. Das ist doppelt anzuerkennen, weil der
Verfasser nicht als Linguist, sondern als Ober-
leutnant der Schutztruppe schreibt. Verbes-
serungsfähig ist besonders das Kapitel über die
Anwendung der arabischen Schrift für das Ka-
nuri; das sollte mit einem Arabisten zusammen
überarbeitet werden. Man versteht solche Ueber-
tragungen doch nur von der Basis der klassisch-
arabischen Orthographie aus. Ein Lesestück
in arabischen Buchstaben wäre dazu sehr nötig.
Der Direktion des Seminars möchte ich nahe-
legen, bei den von ihr herausgegebenen Gram-
matiken nicht den Verfassern die Umschrift
gänzlich zu überlassen, sondern eine einheitliche
Umschrift durchzuführen oder wenigstens An-
lehnung an irgend ein bekannteres und nicht
zu unpraktisches System zu veranlassen ?.
1 Duisburgs Urteil über diese Arbeit (die übrigens
nicht das einzige Buch über das Kanuri vorstellt) ist
nicht gerecht. Für den Sprachforscher bleibt Koelles
Buch noch immer eine nützliche Ergänzung der vorliegen-
den Arbeit; es ist gewöhnlich genauer in der phonetischen
Bezeichnung, zuweilen auch ausführlicher in grammatischen
Einzelheiten. Dass Koelle durch seine Lehrer Irrtümer
untergelaufen siud, bleibt sehr wahrscheinlich; ich kann
aus eigener Erfahrung bestätigen. wie leicht ein primi-
Heer Mensch in der Fremde seine Muttersprache vergisst.
Indessen möchte ich z. B. die kürzere Pronominalform
nei: wir, Koelle nach Analogie der anderen Pronomina
glauben. Wenn z. B. seine Angabe (37) über den uu-
regelmässigen Plural wura von kura (Duisburg kurra,
wohl nur um die Kürze anzudeuten?): gross, falsch ist,
so wäre es besser gewesen, sie ausführlicher als durch
Stillschweigen zu widerlegen.
? Der Herausgeber, D. Westermann, begnügt sich,
auf S. 7 vor „einigen Unebenheiten“ der Umschrift zu
warnen und überlässt es dem Leser, diese selbst zu
finden, da er mit dem noch in Adamaua lebenden Ver-
fasser nicht korrespondieren könne. Verzögerung der
Dracklegung um ein paar Jahre wäre in diesem Fall, wo
kein Bedürfnis der Beschleunigung vorlag, besser ge-
wesen. Des Verfassers Neuerungen (z. B. 5 = linguisti-
sches s, deutsches £) drohen oft zu Missverständnissen
zu führen, zumal er nicht alle selbst erklärt. Ob ers. B.
mit aj einige Male linguistisches ž meint oder einfaches
sh, habe ich noch nicht ermitteln können.
217
Berichtigung
zu OLZ 1915, 149.
INN bei Elbogen, der jüd. Gottesdienst 315 ist
nicht, wie ich irrtümlich annahm, Druckfehler, sondern
steht so an der betreffenden Stelle bei Kalir (in der
Keroba fiir den 9. Ab.). Nach Zunz, die synagogale
Poesie des Mittelalters 422 ist “SNN eine der bei Kalir
nicht seltenen anomalen Bildungen und steht für DON.
F. Perles.
Aus gelehrten Gesellschaften.
In der religionswissenschaftlichen Vereinigung zu
Berlin sprach am 18. Mai Prof. Gressmann über die
amorritisch-phönikische Religion.
Académie des Inscriptions et Belles-Lettres.
Sitzg. 15. Jan. 1915: Chabot teilt die Ergebnisse der
Forschungen Jaussens und Savignac’s in Palmyra mit.
Sitzg. 22. Jan. Monceaux teilt neue christliche
Inschriften aus Mdaourouch (Madauros) mit.
Sitzg. 6. März. Scheil macht Mitteilung über eine
Tontafel aus der Zeit Neriglissaris von Babylon. Es
handelt sich um die juristische Freigebung eines von
seinem Vater in Pfand gegebenen Sohnes.
Sitzg. 2. April. Scheil legt eine babylonische Ton-
tafel vor aus der Zeit von etwa 2000 v. Chr. Sie enthält
ein Gebet an Schamasch, mit einem kontraktlichen Ver-
sprechen, für den Schutz des Gottes den Wert dreier
Rinder zu zahlen.
British Academy. May 5. G. F. Hill spricht
über „The Ancient Coinage of Southern Arabia“. Die
ältesten Münzen stehen unter dem Einfluss attischer
Münzen des 4. Jahrh. v. Chr.
Personalien.
Dr. Günther Roeder, Priv.-Doz. der Aegyptologie
in Breslau, wurde zum Direktor des ägyptologischen
Pelizäus-Museums und der Kunstabteilung des Roemer-
Museums in Hildesheim ernannt.
Zeitschriftenschau.
== Besprechung; der Besprecher steht in ().
Allgemeine Missionsgeitschrift. 1915:
Februar. *B. Gutmann, Volksbuch der Wadschagga-Sagen,
Märchen und Schwänke. — *T. Canaan, Aberglaube und
Volksmedizin im Lande der Bibel.
April. K. Beth, Religion und Magie bei den Natur-
völkern (J. W.).
Arohivum Franciscanum Historicum. 1914:
October. *G. Pullé, Historia Mongolorum. Viaggio di
F. Giovanni da Pian del Carpine ai Tartari nel 1245—47
(M. Bihl).
Archiv für Religionswissenschaft. 1914:
17. Bd. 3. u. 4. H.! J. Scheftelowitz, Die Sündentilgung
durch Wasser. — Karl Wigand, Die altisraelitische Vor-
stellung von unreinen Tieren (ein abwegiger Versuch
der Erklärung auf „natürlichen“ Grundlagen. D. R.). —
A. Jacoby, Zum Zerstückelungs- und Wiederbelebungs-
wunder der indischen Fakire. — Dietrich Fimmen, Zur
Entstehung der Seelenwanderungslehre des Pythagoras.
— Hugo Gressmann, Zu Friedländers Buch über „die
Chadhirlegende und den Alexanderroman“. — *M. Huber,
Die Wanderlegende von den Siebenschläfern (L. Deubner).
Archiv für Schriftkunde. 1910:
1. J. Nr. 1. Reinhold Frhr. v. Lichtenberg, Ursprung
und Alter der Buchstabenschrift. — Fritz Hommel, Die
Anordnung unseres Alphabets.
ı 8.OLZ 1914 Nr. 12; vervollständigter Auszug. D. R.
Orientalistische II Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 7.
218
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With a biogr. Indroduction by E. Dimnet. — D. A.
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The rise of the Saracens and the foundation of the Meinhold: Joma; O. Holtzmann, Middot (A. Noordtzij).
western empire (A. Dopsch). — Edward G. Browne, 7 W. Naumann, Untersuchungen über den apokryphen
The Press and Poetry of Modern Persia, partly based Jeremiasbrief (H. U. Meyboom).
th ipt work of Mirza Muh d ‘Ali Khan | Febr. L. Homburger, Etude sur la phonétique histo-
on the manuscript work o ee SE rique du Bantou (J. M. Hoogvliet). — *H. Torning, Bei-
träge zur Kenntnis des islamischen Vereinswesens (M.
Th. Houtsma). — *M. Schwab, Livre de Comptes de
Mardoché Joseph (E. Slijper). — *O. Tafrali, Mélanges
d’Archéologie et d’Epigraphie Byzantine (D. C. Hesseling).
Maart. *G. Kittel, Die Oden Salomos überarbeitet oder
einheitlich? (A. J. Wensinck). — *W. Bousset, Kyrios
Christos. Geschichte des Christusglaubens (H. U. Mey-
boom). — *P. V. Neugebauer, Tafeln für Sonne, Pla-
neten und Mond, nebst Tafeln der Mondphasen f. d. Zeit
4000 v. Chr. bis 3000 n. Chr. Abgekürzt bearbeitet
„Tarbiyat“ of Tabriz (E. Littmann).
Indogermanische Forschungen. 1915:
XXXIV. 6. H. u. Auzeiger. *H. Adjarian, Classification
des dialectes arméniens (J. Karst).
Journal intern. d’Archéol. Numism. 1914:
1/2. J. G. Milne, A Hoard of Constantian Coins from
Egypt. — J. N. Svoronos, Stylides, Ancres Hierae,
Aphlasta, Stoloi, Ackrostolia, Embola, Proembola et
Totems Marins.
Lehre und Wehre. 1915:
Januar. L. A. Heerboth, Das Bekenntnis Hiohs: Hiob (v. d. Sande Bakhuysen).
19, 25—27. on
Februar. F. B., Das antike Weltbild und die moderne 1 Mit berechtigter Ablehnung der Meyerschen An-
Apologetik. nalıme, dass der ägyptische Kalender am 19. Juli 4241
v. Chr. eingeführt worden sei. D. R.
2 Unerfreulichos Plaidoyer in eigener Sache, wobei
besonders zu bedauern ist, dass der Referent in der Pole-
wik gegen Wiuckler dessen Ansicht nicht richtig wieder-
gibt. D. R.
Literarisches Zentralblatt. 1915;
13. *Willy Strebl und Wilhelm Soltau, Grundriss der
alten Geschichte und Quellenkunde. 2. Aufl. II. Bd.:
Römische Geschichte (Hönn). — A. V. Williams Jackson
aud Abraham Yohannan, a Catalogue of the collection
221
Neue Jahrbücher f. d. klass. Altertum. 1915:
3. Heft. Peter Corssen, Die Christen als „tertium genus“.
(Nachprüfung von Harnacks Die Botschaft von dem
neuen Volk und dem dritten Geschlecht in Mission des
Christentums 8. 177 fl.).
Neue kirchliche Zeitschrift. 1915:
XXVI 6. E. König, Die Elephantinegemeinde und der
Monotheismus.
Petermanns Mitteilungen. 1915:
März. A. Philippson, Ewald Banses „Orientbuch“. —
*R. Kiepert, Karte von Kleinasien (W. v. Diest). —
*Transkaukasien. Denkschrift des Chefs der Hauptver-
waltung fiir Landeinrichtung tiber seine Reise im Jahre
1913. Uebersetzt von Ullrich (A. Dirr). — R. Hartmann,
Materialien zur historischen Topographie der Palästina
Tertia (A. Musil). — *B. Raunkiaer, Gennem Wahhabi-
ternes Land paa Kamelryg (A. John). — *G. Tessmann,
Die Pungwe. Völkerkundliche Monographie I (O. Lenz). —
*G. Tessmann II (R. Zeller). — *E. Hartert, Expedition
to the Central western Sahara (E. Weyhe). — *D. Wester-
mann, The Shilluk people (B. Struck). — *C. Beccari,
H. Tigré descritto da un missionario gesuita del secolo
XVII (K. Kretschmer) — *M. Checchi u. a., Colonia
Eritrea (K. Hassert). — *G. Montandon, An pays Ghimirra.
Voyage à travers le Massif Ethiopien (K. Hassert). —
P. Lemoine, Afrique Occidentale (G. Gürich). — R.
Kmunke, Quer durch Uganda (L. v. Höhnel).
Mai. *T. W. Arnold: The preaching of Islam, a history
of the propagation of the Muslim faith (A. Musil).
Proceedings of the Soc. of Biblio. Arch. 1915:
2. C. H. W. Johns, Fresh Light on the History of
Esarhaddon. — L. C. Hopkins, Chinese and Sumerian
(Forts.). — C. M. Watson, Babylonian Measures of
Length. — S. Langdon, A Fragment of a Liturgy to
Ninib (Ninurashä). — G. Contenau, La déesse nue
babylonienne. Etude d’iconographie comparée (W. N.)
3. L. C. Hopkins, Chinese and Sumerian (Forts.). —
Th. G. Pinches, Notes on the Deification of Kings, and
Ancestor- Worship, in Babylonia. — M. Gaster, Samaritan
Phylacteries and Amulets. — *H. Gauthier, Le Livre
des Rois d'Egypte. T. I: des origines a la fin de la
Alle dynastie (H. R. Hall).
Revista di Filologia espanola. 1915:
T. II. C. 1. *U. Kahrstedt, Geschichte der Karthager
von Otto Meltzer III. Bd. (P. Bosch Gimpera).
Rivista di Filologia. 1915:
Gennaio. A. Olivetti, Sulle stragi di Costantinopoli
succedute alla morte di Costantino il Grande.
Rivista degli Studi Orientali. 1914:
VI 3. O. Rescher, La Mo allaqa de Antara avec le
commentaire d' Ibn el-Anbäri (Schluss). — B. Ferrario,
L'accento in somälo. — G. Boson, Alcuni nomi di pietre
nelle iscrisioni assiro-babilonesi. — Afan de Rivera,
Manuale pratico di lingua Somäla (C. Enrico). — R.
Graffin und F. Nau, Patrologia orientalis I. VIII; A.
Moberg, Buch der Strahlen (J. Guidi). — *L. Massignon,
Kitäb al Tawäsin par Aboü al-Mogith al-Hosayn ibn
Mansour; L. Massignon, Quatre Textes inédits relatifs
à la Biographie d’al-Hosayn Ibn Mansour (J. G.). —
*A. J. Wensinck, Legends of Eastern Saint chiefly fiom
Syriac Sources Vol. II. The Legend of Hilaria; *F. Nan,
Un Martyrologe et douze Ménologes syriaques; *F. Nau,
Les Ménologes des Evangeliaires copto arabes (J. G ). —
*R. Guest, The Governors and Iudpes of Egypt or
Kitäb el Umarä' wa Kitäb el Qudäh of el Kindi; A.
Bel, Histoire des Beni “Abd el Wiid rois de Tlemcen.
Texte arabe. Traduction francaise (J. G.) — *A. Reinach
Noé Sangariou. Etude sur le Deluge en Phrygie (J. G.) —
M. S. Wardrop, The Man in the Panther's Skin. A
romantic Epic by Rust’haveli (x). — *L. Homburger, Etude
sur la phonétique historique du Bantou (A. Trombetti). —
*A. Vardanian, „Osservazioni lessicali* [Armen.] (A.
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 7.
222
Zanolli). — A. Hudal, Die religiösen und sittlichen
Ideen des Spruchbuches (U. 5 — . Meloni,
Saggi di filologia semitica (G. Levi Della Vida). Bollettino.
II. Lingue e letterature semitiche. (G. Levi Della Vida,
Siriaco; J. Guidi, Arabo settentrionale; X., Arabo meri-
dionale). III. Asia Minore, Elam ecc. IV. Lingua Armena
occ. (X., Asia Minore; G. Giardi-Dupré, Glottologia). —
G. Levi Della Vida, Note.
Sokrates. 1915:
3. J. 4.—5. H. *C. H. Cornill, Einleitung in die kano-
nischen Bücher des AT. 7. Aufl.; Ernst Sellin, Die
biblische Urgeschichte. 2. Aufl. (R. Strothmann).
Sphinx. 1914:
6. 8. 199. Wiedemann, Varia § 25—28 (Perseus in
Aegypten, Pompejus-Säule, Selbstentmannung im Pap.
d’Orbiney, Zusammenhang von Bild und Person). — 210.
*Hall, Catalogue of Egypt. Scarabs (Andersson). — 213.
*Hieroglyphic Texts from Egyptian Stelae. Part. 4—5
(Andersson).
Svensk Missionstidskrift. 1915:
1. J. Lindhagen, Professor Franz Delitzsch. En af Israels
bästa vännar (A. K.) — T. W. Arnold, The Preaching
2 Islam. A History of the Propagation of the Muslim
aith.
2. G. Lindeberg, Kristendom och muhammedanism I.
Theologisches Literaturblatt. 1915:
9. *Rudolf Smend, Die Erzählung des Hexateuch (Rud.
Kittel). — *G. Pfannmüller, Die Propheten (O. Procksch).
— *Daniel Völter, Die Patriarchen Israels und die ägyp-
tische Mythologie; Der Ursprung von Passah und Mazzoth
(J. Herrmann). — *G. Dalman, Palästinajahrbuch X
(Eberhard). — *Felix Haase, Literarische Untersuchungen .
zur orientalisch-apokryphen Evangelienliteratur (A. See-
berg). — *G. Klameth, Die neutestamentlichen Lokal-
traditionen Palästinas in der Zeit vor den Kreuzzügen I
(Paul Krüger).
10. *Karl Beth, Religion und Magie bei den Naturvölkern
(J. Warneck). — *B. Duhm, Das Buch Jesaia (O. Procksch).
— *P. Torge, Aus Israels Propheten; K. Kautzsch, Die
Philosophie des Alten Testaments (J. Herrmann). —
*Bernhard Pick, Jesus in the Talmud (Herm. L. Strack).
— *Wilbelm Meyer, Die Preces der mozarabischen Li-
turgie (Walter Caspari).
1l. *Franz Cumont, Die orientalischen Religionen im
römischen Heidentum (Leipoldt). — *Adalbert Schulte,
Beiträge zur Erklärung und Textkritik des Buches Tobias
(Fr. Baumgürtel).
Theologische Literaturzeitung. 1915:
1. *M. Frhr. v. Oppenbeim, Inschriften aus Syrien,
Mesopotamien und Kleinasien II (Hugo Gressmann, Die
Ignorierung Pognons durch Moritz beklagt). — *Eugen
Gärtner, Komposition und Wortwahl des Buches der
Weisheit (Beer). — *Ed. König, Die Geschichtsschreibung
im AT (W. Staerk).
2, *Rich. GarLe, Indien und das Christentum (R. Otto
Franke). — *Paul Rieszler, Der Untergang des Reiches
Juda u. das Exil im Ralımen der Weltgeschichte (Alfred
Bertholet). — *Rud. Leszynsky, Die Sadduzäer (Beer). —
Marquis de Vogüé, la Citerne de Remleh et tracé des
arcs brisées (H. Guthe). — E. Sellin, Einleitung in das
Alte Testament. 2. Aufl. (Max Löhr).
3. “Morris Jastrow jr., Hebrew and Babylonian Tradi-
tions (Ungnad). — R. H. Charles, The book of Enoch
or 1 Enoch (Beer). — *Carl Maria Kaufmann, Handbuch
der christlichen Archäologie 2. Aufl. (E. Hennecke).
4. J. G. Frazer, The golden bough 3. ed. part LV (Wolf
Baudissin). — *Rud. Kittel, Die Psalmen (Komm. z. A. T.
13. Bd.) (W. Staerk). — *William Walter Cannon, The
song of songs (Voiz).
Theologische Quartalschrift. 1914:
96. J. 4. H. Karl Bichlmeyer, Die „syrischen“ Kaiser:
Karakalla, Elagabal, Severus Alexander und das Christen-
223
tum. — *Paul Heinisch, Das Buch der Weisheit (Rieszler).
— Arnold B. Ehrlich, Randglossen zur hebräischen
Bibel. 6. Bd. (Rieszler).
Theologische Studien und Kritiken. 1915:
3. Schütze, Zu Sprüche 14, 34.
Vor Tid. 1914/16:
2. V. Thomsen, Fra Ostturkestans Fortid. — S. Oastrup,
Verdenserobrerens Grav (Samarkand).
3. G. Howardy, Hepatoskopie hos de gamle Babyloniere.
Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. 1914:
XXVIII A R. Otto Franke, Der dogmatische Buddha
nach dem Dighanikäya. — O. Rescher, Zur dritten Auf-
lage des Diwäns des abi I- Attähija (Beirouth 1909). —
N. Haham, Drei Suren. Auf ihre strophische Gliederung
untersucht. — Pater Moses Srapian, Das Martyrium des
hl. Pionius. Aus dem Altarmenischen übersetzt. — *M.
Schorr, Urkunden des altbabyl. Zivil- und Prozessrechts
(Vorderasiat. Bibl. V (H. Torczyner). — H. Torezyner,
Einige Etymologien.
Wochenschrift f. Klassische Philologie. 1915:
16. *Wall decorations of Egyptian tombs (C. Wessely).
18. *E. Fr. Lorenz, Das Titanen-Motiv in der allgemeinen
Mythologie (H. Steuding).
20. *Wilbelm Spiegelberg, Die sogenannte demotische
Chronik des Pap. 215 der Bibl. nat. zu Paris (A. Wiede-
mann). — *L. Malten, Das Pferd im Totenglauben (H.
Steuding).
Zeitschrift f. d. Alttestamentl. Wiss. 1915:
35. Jahrg. H. 1. A. Ehrenzweig, Kain und Lamech (Neue,
einleuchtende Erklärung des vierten Kapitels der Genesis
als Belehrungen über die Opfer; besonders das Menschen-
. opfer enthaltend. Ein weittragender Versuch!). — Franz
Prätorius, Bemerkungen zu Amos. — Lina Kessler, Welche
Deutung fordert die Geschichte vom Sündenfall ihrem
Zusammenhang nach? — Ed. König, Ja- u und Jahu. —
Friedrich Spitta, Die neuesten Ausgaben des Traktats
Pesachim in ihrer Beurteilung des Einzelkelchs beim
christlichen Abendmahle. — C. H. Cornill, Jdc. 9, 28;
I. Sam. 15, 22. — H. J. Elhorst, Amos 6, 5. — G. Beer,
Zu Hiob 5, 23.
Zeitschrift d. Deut. Palästina-Vereins. 1914:
4. Hugo Klein, Das Klima Palästinas auf Grund der
alten hebräischen Quellen. Schluss. — Graf, Die Perl-
mutter-Industrie in Bethlehem. Gustaf Dalman,
Die Küstenflüsse Palästinas südlich von Cäsarea. —
Gustaf Dalman, Die Exkursionskarte von Jerusalem und
Mitteljudia. — Th. Nöldeke, Bemerkungen zu einigen
Inschriften (in Heft 2). — Berichtigungen (von H. Thiersch
zu S. 81, G. Dalman zu S. 135ff., P. Thomsen zu S. 204 ff.).
1915: XXXVIII 1. G. Sternberg, Bethel. — Hermann Guthe,
Beiträge zur Ortskunde Palästinas (Forts.). — H. Möller,
Die Lage von Gibea Benjamin. — L. Bauer, Bemerkungen
zu Dr. T. Canaan „Der Kalender des palästinensischen
Fellachen® ZDPV XXXVI S. 266—300. G. Dalman,
Palästinajahrbuch 9. Jahrg. (C. Steuernagel). — *G. Golu-
bovich, Bibliotheca bio-bibliografica della Terra Santa e
dell’Oriente Francescano II (P. Thomsen). — Erwiderung
auf ZDPV 1914 S, 273 ff. und Entgegnung (S. Krauss
und G. Dalman).
2. G. Schumacher, Unsere Arbeiten im Ostjordanland.
Bericht VII. — R. Kittel, Zwei rätselhafte Skulpturen
im Ostjordanland. — P. Schröder, Zu Bd. XXXVII 172 ff.
(Verweis auf seine schon 1880 erfolgte Veröffentlichung
des Obadjahu-Siegelsteins). — Arthur Kohn, Die prä-
historischen Perioden in Palästina (K. Wigand). — *H.
Vincent et F. M. Abel, Jérusalem; Bethléem (R. E. Brünnow).
Zeitschrift für katholisohe Theologie. 1915:
II. H. Hermann Wiesmann, Ps. 24 u. 15 (LXX 23 u. 14).
Ps. 91 (LXX Vulg. 90).
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 7.
224
Zeitschrift f. Neutestamenti. Wissensch. 1915:
1/2. H. Achelis, Altchristliche Kunst. IV. — W. Soltau,
Das Problem des Johannesevangeliums und der Weg zu
seiner Lösung. — F. Haase, Zur Rekonstruktion des
Bartholomäusevangeliums.
Zeitschrift für Kolonialsprachen. 1915:
V. 2. C. Hoffmann, Die Mannbarkeitsschule der Bassutho.
— O. Dempwolff, Beiträge zur Kenntnis der Sprachen
in Ostafrika. Johanssen und P. Döring, Das
Leben der Schambala beleuchtet durch ihre Sprich-
wörter. — K. Endemann, Anmerkungen zu der Abhandlung
„Adverb und adverbiale Umschreibung im Kafir“ von
W. Bourquin.
Zur Besprechung eingelaufen,
* bereits weiter gegeben.
*Sphipx. Vol. XVIII. Fasc. VI.
Adolf Grohmann: Göttersymbole und Symboltiere auf
Südarabischen Denkmälern (Denkschriften der K.
Akad. W. Wien. Phil.-Hist. Kl. 68. Bd., 1. Abh.).
Wien, A. Hölder, 1914. 104 S.
Georg Jacob: Schanfarä-Studien 1. Teil. Der Wortschatz
der Lämija nebst Uebersetzung und beigefügtem
Text. (Sitz.-Ber. d. K. Bayer. A. d. W. Phil.-phil.
u. hist. Kl. Jahrgang 1914, 8. Abh.) München, G.
Franz, 1914. 99 u. 5 S. M. 2.40.
*Mariano San Nicold: Aegyptisches Vereinswesen zur Zeit
der Ptolemäer und Römer. 2. Bd.1. Abt. (Münchener
Beiträge z. Papyrusforschung hrsg. v. Leopold Wenger.
2. H.) München, C. H. Beck, 1916. 204 u. VII S.
M. 6,60.
E. Kautzsch: Uebungsbuch zur Hebr. Grammatik v. Ge-
senius-Kautzsch, 7. Aufl. v. F. O. Kramer. Leipzig,
F. C. W. Vogel, 1915. 181 u. VIIS. M. 3 -; geb.
M. 8.60.
Sten Konow: Indien unter der englischen Herrschaft.
Tübingen, J. C. B. Mohr, 1915. 142 u. VIIS. M. 2.70.
Leopold Treitel: Philonische Studien. Herausgeg. v. M.
Brann. Breslau, M. u. H. Marcus, 1915. 130 u.
VII S. M. 3, 60.
M. Friedmaun, Sifra, der älteste Midrasch zu Leviticus
(Schriften der Ges. z. Förderung der Wissenschaft
des Judentums.) Breslau, M. u. H. Marcus, 1915.
144 u. XV 8. u. 2 Taf. M. 3 —.
Fr. W. Frhr. v. Bissing: Die Reliefs vom Sonnenheiligtum
des Rathures (S.-B. d. K. Bayer. Ak. d. W. Phil.
phil. u. hist. Kl. Jahrg. 1914, 9. Abh.). München,
G. Franz, 1914. 18 8. M. 0,40.
Hans v. Mzik, Ptolemäus und die Karten der arabischen
Geographen (SA. aus den Mitt. d. K. K. Geogr. Ges.
Wien, 1915. Bd. 58, H. 3). Wien 1915.
Samuel Poznański: Babylonische Geonim im nachgaonä-
ischen Zeitalter (Schriften d. Lehranst. f. d. Wissensch.
des Judent. Bd. IV. Heft 1 u. 2). Berlin, Mayer &
Müller, 1914. 144 u. X S. M. 4 —.
Hermann L. Strack: Berakhoth (Ausgewählte Mišna-
traktate usw. hrsg. v. H. L. Strack. Schriften des
Institutum Judaicum in Berlin Nr. 44). Leipzig, J. C.
Hinrichs, 1915. 24 u. 32 8. M. 1.20.
Thomas Fitzhugh: The origin of verse (Univ. of Virginia
Bulletin of the school of Latin No. 8). 15 S. 50 cents.
Rendiconti d. R. A. d. Lincei. Cl. di sc. morali, storiche e
filol. Ser. V. Vol. XXIII. Fasc. 5—6 u. 7 10. Roma 1914.
American Journal of Archaeology. Vol. XIX. No. 1.
Concord 1915.
Francesco Schupfer: Gaeta e il suo territorio (Mem. d.
R. A. d. Lincei. Cl. di sc. mor., stor., e filol. Ser. II.
Vol. XV. Fasc. I.) Roma 1915.
Mit zwei Beilagen von der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig.
Verlag u. Expedition: J. O. Hinrichs’sehe Buchhandlung, Leiprig, Blamengasse 2.— Druck von Max Schmersow, Kirchhain N.-L.
erausgeber: F.
Verantwortlleher H
F. E. Peiser
‚ Königsberg L Pr., Golts-Alles 11.
Drientalistische Literaturzeitung
Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient
und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers
Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Heiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung, Leipzig
Blumengasse 2.
18. Jahrgang Nr. 8 Manuskripte und
Korrekturen nach Königsberg. — Drucksachen nach Leipzig.
Jährlich 12 Nrn. — ahrsp
August 1915
Halbjahrspreis 6 Mk.
Inhalt.
Abhandlungen und Notizen Sp. 225 — 240
Förtsch, Wilh.:zi(d)-(ZYTT& 230
Hartmann, Richard: Gillik . 235
Hüsing, Georg: Amuhitä . 232
Poebel, Arno: Eine altbabylonische
Abschrift der Gesetzessammlung
Hammurabis aus Nippur (Forts.) 225
Besprechungen . .
Reckendorf .
Eine altbabylonische Abschrift der Gesetzes-
sammlung Hammurabis aus Nippur.
Von Arno Poebel.
(Fortsetzung.)
6. Sodann befolgt der Schreiber unserer
Tafel in gewissen Fällen einen anderen Gebrauch
hinsichtlich der Verwendung der sogenannten
ideographischen und phonetischen Schreibung.
Er schreibt z. B. den Genetiv von Ze om stets
als Se-e-im gegen SE der Stele; vgl. Rs. 2, 21;
3, 2; 3, 10; 4, 17 und Tafel 1, 29; die ein-
malige Schreibung als Se-im = 3, 7 ist offenbar
nur aufPlatzmangel zurückzuführen. Zusammen-
fassend ergibt sich hiernach hinsichtlich der
Schreibung von Se’um folgender Schreibgebrauch
auf Tafel und Stele:
Tafel Stele
Nom. Seu-um SE
Gen. Se- e- im SE
Akk. se'a-am SE
Umgekehrt schreibt unsere Tafel den Gene-
tiv von ilum, soweit wir bis jetzt kontrollieren
können, stets mit dem Zeichen dingir, während
die Stele phonetisch i-lim und nur in einigen
Fällen DINGIR schreibt; vgl. (i-na) ma-har
ilim statt i-na ma-har i-lim = Stele Rs. 1, 61;
2, 7. Ob der Schreiber unserer Tafel nun alle
Kasus des Singulars von ilum grundsätzlich
mit dem Zeichen DINGIR schrieb, lässt sich
indessen wegen Mangels an Belegen nicht fest-
stellen; man beachte aber, dass dies in den Ur-
kunden tatsächlich so gut wie durchgängig der
Fall ist in der Schreibung von Eigennamen,
226
Schroeder, Otto: Zum sogenannten
2. Arzawabrief (VAT 342) . 231
Fahmy, Mansour: La condition de la
femme dans l’Islamisme, bespr. v.
K. V. Zetterstéen 260
Kowalsky, Thaddäus: Der Diwan des
Kais ibn al Hatim, bespr. v. H.
Preisigke, Friedr. u. Wilh. Spiegelberg:
Die Prinz Joachim Ostraka, bespr.
v. W. Max Müller . . 247
Schaich Salih Aschscharif Attunisi:
Hagigat aldschihād, bespr. v. R.
artmann ...... 262
Tallqvist, Knut L.: Assyrian Personal
Names, bespr.v. Ar th. Ungnad 240
Zeltschriftenschau . . . 254—265
Zur Besprechung eingelaufen 255—258
. Sp. 240—254
os ger DEE e a 247
und dass auch die Syllabare aus Nippur direkt
den Lautwert (um für -L geben i. Offenbar
den Schreibgewohnheiten einer bestimmten
Schule folgend, vielleicht auch nur in dem Be-
streben zu archaisieren, bevorzugt die Stele die
phonetischen Schreibungen i-lum, cst. i-lu, gen.
i-lim. Nur beiläufig sei darauf hingewiesen,
dass ili „mein Gott“ während der Hammurabi-
zeit ausnahmslos i-li geschrieben wird, und dass
diese Schreibung neben DINGIR-ME-ES auch
für den Genetiv und Akkusativ des Plurals und
neben DINGIR auch für den mit dem Posses-
sivsuffix verbundenen Genetiv Singularis (z. B.
ì-l{-šu) angewandt wird.
Anstelle von E, Stele Rs. 4, 10 schreibt
unsere Tafel phonetisch bi-tim, dagegen 4, 19
wie die Stele E = bitim. Man beachte, dass
auch auf der Stele der Genetiv gewöhnlich bi-
tim geschrieben wird (ausgenommen in der
Phrase be-el E = bel bitim), wogegen für den
Konstruktus fast ausnahmslos das Ideogramm
angewendet wird.
Für awilum „Mann“, „jemand“ schreibt be-
kanntlich die Stele konsequent phonetisch a-wi-
lum, a-wi-lim, a-wi-lam, für zinnistum „Weib“
dagegen nicht minder konsequent ideographisch
SAL. Der Schreiber unserer Tafel dagegen
hat offenbar auch bei zinniStum die phonetische
Schreibung für die stilgerechtere gehalten, denn
statt des SAL, Stele Rs. 7, 54. 60 schreibt er
zi-ni-in-iS-tam (Fehler für zi-in-ni-iS-tam), resp.
1 Vgl. HGT 129, 3 = i-lum, 102 Kol. 6, 34 = i-lu.
26
227 Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8. | 228
a-di hat natürlich das sumerische Substantivum
a-rá „Gang“, „Mal“ nichts zu tun.
Nicht minder wertvoll ist die phonetische
Schreibung iS-te-en bi-[h ..-....] statt T PIHU;
wirsehenhieraus,dassdieHohlmassbezeichnungen
0, 8,8 (80) und 88, resp. |, LIT, FF von
den Semiten einfach als „eins“, resp. als „ein
(Mass oder Ganzes)“, „zwei (Mass oder Ganze)“
usw. bezeichnet wurden. Die gleiche Bezeich-
nung war offenbar auch im Sumerischen üblich,
da O, O usw. ja lediglich die Zahlzeichen
1, 2 usw. sind.
7. Ein abweichendes Ideogramm bietet die
Tafel zu Stele Rs. 2, 22. 26, wo sie statt SAL-
kökurun-na *!LU-kurun-na hat. Die Schank-
wirtin heisst sumerisch sal-**kurun-na oder sal-
kurun-na, wörtlich „Weib des Weines“, ent-
sprechend den Formen für Schankwirt: lù-
kaš kurun-na und lü-kurun-na!, wörtlich „Mann
des Weines“. Die Semiten bildeten aber irr-
tümlicherweise in einer gewissen Analogie nach
dem Akkadischen das Femininum neu vom Mas-
kulinum als *!lù-**kurun-na oder “!lü-kurun-na,
wörtlich „weiblicher Schankwirt“.
Statt lët Olm, Stele Rs. 8, 31, hat die
zi-in-ni-[is-tum]!. Von Stele Rs. 3, 6 ab da-
gegen gebraucht er sehr häufig das Ideogramm
LU für awilum usw., wie er mit Ausnahme der
beiden angeführten Stellen auch SAL für zin-
nistum schreibt; das Motiv für diese ideogra-
phischen Schreibungen ist bei unserem Schreiber
daher wohl nur das Bestreben, Raum zu sparen;
die Schreibung von zinnistum als SAL auf der
Stele dagegen beruht wohl auf Schreibprinzip.
Andere Abweichungen von der Schreibweise
der Stele, sofern sie phonetische oder ideogra-
phische Schreibung betreffen, sind: KASKAL
statt har-ra-nam, Stele Rs. 1, 24 har-ra-nim
Rs. 2, 512; E-NI-DUB statt na-as-pa-ki-im,
Rs. 3, 3. 8, na-as-pa-kam, Rs. 4, 113; KI(Z)-
LAH statt ma-as-ka-nim, Rs. 3, 44; vielleicht
auch I-LAL-E statt i-3a-gal, Stele Rs. 3, 56
(unsicher). Phonetische statt ideographischer
Schreibung dagegen liegt vor in ab-ni-im statt
NA, Stele Rs. 2, 18 (ebenso auch ab-ni-im Tafel
2, 12. 16); ma-hi-ir statt MALBA, Rs. 2, 20. 21;
Si-ka-rim statt KAS, Rs. 2, 20. 40; bi-(h....]
statt PIHU, Rs. 2, 46; bit a-bi-Su statt E-A-
BA, Rs. 9, 31.
Ausserordentlich wichtig sind die phone-
tischen Schreibungen ha-am-Sa-am(?)-ma(?) für
A-RA-5-SU, Stele Rs. 2, 71, und 6-[am(?)-ma(?)]
für A-RA-6-8U, Rs. 2, 12; da hinsichtlich der | Tafel SU-GI-tim.
Lesung jener Ideogramme bisher ziemliche Un- An Varianten sachlicher Natur, sei es, dass
klarheit herrschte und selbst die Auffassung dadurch der Sinn, sei es, dass lediglich der
von A-DU-5-SU usw. als sumerische Schrei- | Wortlaut oder die Wortform geändert wird (bis-
bungen in Frage gestellt worden ist. Es kann |weilen nur aus Versehen), finden sich die fol-
jetzt keinem Zweifel mehr unterliegen, dass |genden:
a-ra-5-Su trotz des Zeichens Su mit dem sume- Stele Rs. 1, 66: statt ana tamkarim Tafel
rischen a-ra-5-su „zu fünf Malen“, wörtlich „zufa-na tam-ka-ri-Su; beide Ausdrucksweisen
fünf Gängen“, identisch ist. Die auffällige kommen auch sonst nebeneinander im Kodex vor.
Schreibung mit dem Zeichen šu statt su ist Rs. 1, 68. 69: statt Sum-ma tamkarum Sa-
offenbar darauf zurückzuführen, dass die Post- malläm i-ki-ip-ma hat die Tafel Sum-ma tam-
position si in dieser Verbindung mit Zahlwörtern |karu-um $amalläm kaspfam .......... 2-ma
auch in das Akkadische eingedrungen ist und| wenn ein Tamkar einen Samallü mit Geld
dort früh mit dem akkadischen Possessivsuffix betraut“; die gleiche Konstruktion mit zwei
zusammengeworfen wurde. Darauf deutet auch | Akkusativen findet sich auch Stele Rs. 21, 74:
der Umstand, dass die präpositionelle Beziehung, AL-DÜ-A-am lil ki-ip-su; auf der Stele ist das
die in dem angehängten su liegt, gewöhnlich kaspam offenbar nur aus Versehen ausgelassen
noch einmal durch Vorsetzung der Präpositionen orden. S
ana oder adi ausgedrückt wird; vgl. a-na iS-ti-
18-8 (<: iStin-Su) „einmal“, Stele Rs. 12, 30, Dass das nicht angängig ist, ergibt sich ja schon daraus,
und a-di Si-ni-Su, ibid. 12, 335. Mit diesem | dass der Steinmetz erst a-na eingeschnitten hatte, dann
„ ; . i _ ‚aber das a-na in a-di umgeändert bat, zweifellos nicht
‚Durch diese Varianten wird bewiesen, dass für ohne Absicht. Man muss natürlich beachten, dass bei
SAL im Kodex Hammurabi nicht awiltum (Winckler; | einmal“ nur die präpositionelle Beziehung auszudrücken
vgl. auch Ungnad, I. c. S. 113), sondern zinnistum (Ungnad | ist (a-na — zu), bei „zweimal“ usw. Dagegen auch die
sinnistum) zu lesen ist. Idee dass bi S bestimmten Ponkt ahit wird
? Auch auf der Stele einmal KASKAL (Vs. 11, 43), | (a-di Kae SEN SE Ee *
sonst aber stets phonetisch. i 1 Meissner, SAI 7479. N
Auf der Stele stets phonetisch. ? Die Spuren scheinen ſi-kli-im (2)-ma oder [i-]ki-]
Auch Stele 3,5 KI(Z)-LAH = KI(Z)-LAH-im, Tafel. ip-ma anzudeuten. Sollte die erstere Form wirklich da-
® Ungnad (I. c.) will a-di ši-ni-šu wegen des voraus- |steben, so würde das beweisen, dass der Stamm des
gehenden a-na i3-ti-i3-3u in a-na 3i-ni-Su korrigieren. | Verbums als 3p und nicht als A anzusetzen ist.
— . ſ..— ä rn tn SS
Orientalistische Literaturseitung 1916 Nr. 8.
—— ———— EE SPAS <a SES if ä—m4 ——— — ——— — —
Rs. 2, 1: statt ut-te- ir Tafel u[(?)-t]e-ir oder
wie die Stele u(t(?)-tle-ir?
s. 2, 7: statt i-na ma-har Tafel nur ma-har.
Besonders wichtig ist die Variante si LÙ-
KURUN-NA Si-a-ti statt Stele Rs. 2, 22 SAL-
ki KURUN-NA Su-a-ti; denn sie beweist, dass
zur Zeit Hammurabis im Genetiv und Akku-
sativ Singularis des Demonstrativums Sf die
Maskulinform suati die Femininform Siati keines-
wegs vüllig verdrängt hat.
Zu Rs. 2, 23 bietet die Tafel das unbedingt
richtigere i-ka-az-zu-Si-i-ma „man soll sie binden
und (ins Wasser werfen)“ statt des von der
Stele gebotenen inhaltslosen u-ka-an-nu-Si-ma;
beachte, dass auch sonst die Bestimmung lautet,
dass die ins Wasser zu Werfenden vorher ge-
bunden werden; vgl. Rs. 9, 81—10, 1; i-ka-zu-
Su-ma a- na me- e i-na-ad-du-u-Si; 5, 47—49: i-ka-
zu-Su-nu-ti-ma a-na me-e i-na-ad-du-u-su-nu-ti.
Rs. 2, 23: statt kaspam hurasam abnam
Tafel besser kaspam, hurasam ü abnam.
Rs. 2, 60: statt mi-im-ma Sa Su-bu-lu Tafel
mi-im-ma Su-bu-lu, wohl nur Versehen, da auch
die Tafel zu 2, 66. 67 mi-im-ma ša Su-bu-lu hat.
Rs. 3, 10—12: statt i-na SE li-ki-im u-ka-
an-nu-Su-ma mit versehentlicher Auslassung des
ina nur Se-e-im li-ki-e-im u-ka- an- nu-su-ma; das
Versehen ist offenbar durch das unmittelbar
vorangehende mit zu liqém gehörige ina naspa-
kim u lu ina maSkanim (und durch die Ueber-
lastung der Konstruktion) veranlasst worden.
Rs. 3, 14—16: statt i-na mi-im-ma Sum- Su
ma-la id-di-nu i-te-el-li versehentlich nur mi-
im-ma usw.
Rs. 4, 14: statt is-Sa-ap-ku (= IV, Prat.)
Tafel Sa-ap-ku (= I, Perm.).
Rs. 4, 15: statt a-na ga-am-ri-im Tafel wohl
besser a-na ga-am-ri-Su „in seiner Gesamtheit“.
Rs. 5, 43. 44: statt it-ti zi-ka-ri-im Sa-ni-im
Tafel versehentlich [it-ti zli-ka-ri [Sa-ni-i-im].
Rs. 5, 65: statt i-tu-ra-am-ma Tafel weniger
gut i-tu-ra-am.
Rs. 7, 65: Vor (i)-ip-pa-ar-ra-aS-ma muss,
nach dem Raum zu schliessen, unsere Tafel
noch ein Wort gehabt haben.
Rs. 8, 76: statt la-ah-bu-um Tafel li-ih-bu-
um, resp. li-i’-bu-um.
Rs. 9, 12: statt eqlam, kirâm, bitam ù bi-
Sa-am Tafel infolge anfänglicher Auslassung
von kirâm: eqla-am bita-am ù [kirâm] ù bi-Sa-am.
Statt des falschen Singulars be-el ha-bu-ul-
lim, 9, 29; be-el hu-bu-ul-li-su 9, 40; be-el hu-
bu-ul-li-Sa, 9, 50, hat die Tafel den richtigen
Plural be-li hu-bu-ul-lim usw.; beachte, dass
9, oH 51 das Verbum (u-ul i-za-ba-tu) im Plural
stent.
Rs. 9, 56: statt e-li-Su-nu Tafel vielleicht
besser e-li mu-ti-Sa, da es sich bei einem nach
—— —U o' a
der Ehe eintretenden Zinsverhältnis sicher nur
um den Mann handeln kann.
Rs. 9, 59: statt ki-la-la- Su- nu Tafel ki-la-
al-lu-Su-nu; ob hier statt des Duals kilallän
der Singular kilallum „Zweizahl“, beabsichtigt
ist, oder lediglich aus Versehen u statt a ge-
schrieben wurde, ist nicht festzustellen.
Rs. 10, 50: statt a-Sa-bi-il Tafel us - ta- bi- il.
Rs. 10, 68: statt a-na be- el as-Sa-tim Tafel
a-na be-li as-Sa-ti; der Genetiv des Konstruktus
beli statt bél braucht nicht notwendig als falsch
angesehen zu werden, dagegen ist a8-Sa-ti Ver-
sehen, offenbar unter Einfluss des folgenden
mar(at)-ti. (Schluss folgt.)
zi(d)-<=YYYa.
Von Wilh. Förtsch.
In einer unveröffentlichten, eine Opferliste
darstellenden Tempelurkunde aus dem zweiten (?)
Jahre des Königs Urukagina von Lagas erhalten
die einzelnen Gottheiten am ersten Tag ledig-
lich aus Cerealien bestehende Opfergaben. Die
betreffenden Spenden sind æi(d)-xal, zi d) -( 1a ;
giz-ga und še-gaz; für manche Gottheiten fehlt
die eine oder andere, zi(d)-kal wird jedoch
für jede geopfert. Von den vorstehenden Aus-
drücken ist nach F. Hrozný, Das Getreide
im alten Babylonien, Wien 1914 (1913), zi(d)-
kal = erstklassiges Mehl, zize-ga = Emmer für
Milch(speise oder -brei) und Se-gaz = Gerste
fiir Graupen (?); zi (d) -( IIe findet sich in den
von ihm behandelten Texten nicht.
Als Bedeutung für ei(d)-( 1a (Lesung:
zi(d)-utu oder zi(d)-u,) möchte ich Mehl aus
zerstossener Gerste, „zerstossenes Mehl“ an-
nehmen, und zwar aus folgenden Erwägungen:
Eine Mehlart zi(d)-yum ist, wie Hrozný,
a. a. O. S. 117 und 201 unter ZI M. K U, mit
Recht annimmt „zerstossenes Mehl“. CT 12
pl. 43 Kol. 3 Z. 33 wird nämlich gam! mit
ha-sa-lu $a Se- im „Zerstossen der Gerste“ erklärt,
ebenso das darauf (Z. 34) folgende gas 2. Es
sind demnach gum und gaz (letzteres = gum
mit eingeschriebenem $e) der Bedeutung nach
als identisch zu betrachten. Nun ist aber nach
S? 207 gaz (Lesung: ga-za, Var. ga-az) = da-a-
u und nach SP 1 Kol. 2, 6 (Ta (Lesung:
ú, Var. ú-tu) = di-ik-tùm, Var. ti-ik-tùm. Daraus
folgt wohl, dass auch vip wie gas und gum,
die Bedeutung „Zerstossen (der Gerste)“ haben
wird.
1 Zur Lesung sieh Delitzsch, Sum. Glossar, S. 111
unter gum.
? Zur Lesung sieh Delitzsch,
unter gas.
a. a. O. S. 84
231
Zweifellos ist mit di-ik-tum (SP II 6) das
bei A. Clay, Documents from the temple ar-
chives of Nippur, 1912, Nr. 102, 4 vorkommende
Pflanzenprodukt di-ik-tum identisch, welches
Torezyner, Altbabylonische Tempelrechnungen,
S. 116, mit „etwa ,zerstossenes Getreide ?“
wiedergibt. Hinzuweisen wäre noch auf di-
ik-ta (suluppi) bei Küchler, Beiträge zur
Kenntnis der assyrisch-babylonischen Medizin,
K. 191 I 33, wofür a. a. O. S. 84 „etwa, Brei“
vermutet wird. Sieh auch gis-gisimmar- al-
gaz-za = di-i-ku bei Meissner, MVAG 1913, 2
S. 23 und 39.
Zum sog. 2. Arzawabrief (VAT 342).
Von Otto Schroeder.
Trotz seiner guten Erhaltung ist das kleine
Täfelchen VAT 342 nicht gerade bequem lesbar.
Die winzigen Zeichen sind in den, eine un-
glücklich hellgelbbraune Färbung zeigenden
Ton ziemlich fach eingegraben, was namentlich
auf der Vorderseite recht störend wirkt. Bevor
ich mich daher entschloss, den Text zu auto-
E wie er nunmehr VAS XII Nr. 202
vorliegt, habe nicht nur ich selbst die Tafel mehrfach
kopiert und ausserdem wiederholt bei verschie-
denster Beleuchtung verglichen, auch die Herren
Figulla, Kinscherf, Reimpell, und vor
allen Weidner haben die Güte gehabt, von
Fall zu Fall das Original einzusehen und mir
ihre Beobachtungen mitzuteilen, wofür ich ihnen
an dieser Stelle meinen besten Dank aussprechen |
möchte. Der so gemeinsam festgestellte Text
weicht von der Umschrift Knudtzons (VAB
II Nr. 32) an einer Reihe von Stellen ab; zumeist
handelt es sich um Verlesung von sd und fa,
von denen ersteres in der Mitte nur einen,
letzteresaber zwei senkrechteKeile hat. Aehnlich
leicht zu verwechseln, namentlich an etwas be-
schädigten Stellen, sind da und id, ma und ku,
ja sogar: ud und ki!
Nachstehend die Liste der Abweichungen:
Z. 1. a-Sa-mu (wahrscheinlicher als ta).
Z. 2. ü-an-wa-an-da-as (nicht na).
Z. 7. ma- a- an (nicht sa).
Z. 8. Sa-an-hi-iS-ki-Si (obwohl im von mir
vermuteten ki Wagerechte nicht zu
sehen sind, ist die Wahrscheinlichkeit
dafür, dass das Zeichen kt und nicht
tú = ud ist, da die Entfernung der
schrägen Anfangskeile von dem schlies-
senden senkrechten ziemlich gross ist!)
awölufe.mi-ia (nicht áš-šú; šú hat fünf
wagerechte Keile; hier nur vier, die
zudem etwas schräg stehen).
Z. 12. na-i-ku-u-un-na-mu (nicht 628).
Z.15. Wenn keine Rasur vorliegt, eher as-
Z. 11.
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8.
—— e e a D
232
ha-a-i (statt za) zu lesen; doch beachte
man die Spuren vor a!
„ -na-aš-šá (nicht ta).
Z. 18. pa-ab-sd-an-ta-ra (nicht ta), in Winck-
lers Autographie (Nr. 238) richtig.
Z. 24. Das auf AB™ folgende Zeichen ist
vielleicht alu.
Amuhita.
Von G. Hüsing.
Wenn der Name der Tochter Astuwegas I.
armenisch als Amuhea, griechisch als Auviry
überliefert ist, so haben wir natürlich das v
wieder als vi, dahinter ein h zu lesen, und das
n ist in a umzusetzen. Wir haben also neben-
einander ein Amuhitä und ein Amuhia, das sich
auf den ersten Blick als jünger, verschliffener
darstellt, und mit dem wir einstweilen nicht weiter
kommen können.
Was ist nun aber Amuhita? Der nächste
Gedanke gleitet wohl unwillkürlich hinüber zu
Anahita. Aber hier ist jeder sprachliche Zu-
sammenhang ausgeschlossen, insoferne auf alle
Fälle ahita einen Bestandteil bildet, von dem
man das erste d nicht ablösen kann?. Die wei-
teren Fragen der Etymologie des Namens der
Göttin oder seiner Abstammung von der ela-
mischen Nahite durch etymologische Umdeutung
berühren uns daher hier nicht weiter — ein
Wort wie „Schmutz“ kam im Namen einer me-
dischen Prinzessin so wie so gewiss nicht vor.
Aber der Name dürfte ausiranischem Formen-
schatze überhaupt nicht erklärbar sein, und da
er doch arisch sein wird, so erscheint mir der
Gedanke aus sachlichen Gründen sehr erwägens-
wert, ob er nicht aus einem kleinasiatischen
Fürstengeschlechte herrühren möge. Ich kann
es mir kaum anders denken, als dass die ersten
bedeutenderen Mederkönige sich mit denjenigen
Fürstenhäusern verschwägert haben, ınit denen
sie Bündnisse eingingen. Für diesen Vorgang
haben wir schon reichliche Belege, und gerade
Amuhitä ist ja selbst ein Beleg: ihre Ehe mit
Nabukudrossor II. von Babel besiegelte das
Bündnis, das ihr Vater Astuwega mit dem
kaldäischen Königshause einging, wie die Ehe
ihrer Schwester Mandanä dem Astuwega die
Unterstützung durch das Königshaus von Antan
eintrug — wir haben heute keinen Grund mehr,
diese Angabe für ungeschichtlich zu halten.
Entsprechend haben aber sicher auch die Vor-
gänger Astuwegas gehandelt. Der Skutenführer
Partatua hatte eine Tochter Assurahiddins ge-
1 Wie in allen nicht griechischen Eigennamen min-
destens der älteren Zeit.
2? Oder sollte die auch in Kappadokien und in Sardis
en Anahita eigentlich einen armenischen Namen
ühren?
233
heiratet, Assurbanapal vermutlich die Schwester
des Hahamanis-Sadasuerys, und ebenso heiratet
später Astuwega II. gelegentlich des Bündnisses
mit Walweiates die Lüdertochter Arwänis.
Woher stammte wohl die Mutter des ersten
Astuwega? Ihre Heirat fällt in die Zeit, in
der es galt, sich der Hülfe der Armenier zu
versichern, und das wird HwahSatara I. doch
wohl auf dem damals nicht ungewöhnlichen
Wege einer Heirat — vielleicht einer Wechsel-
heirat? — erstrebt haben.
Wir können es nicht wissen; unsere bis-
herigen Quellen schweigen, aber der Armenier-
könig Tigranesdes Xenophonist keine Erdichtung,
und seine Vorgänger müssen auch zu Zeiten
Hwahsataras I. so viel Bedeutung gehabt haben,
dass es für den Mederkönig lohnend erscheinen
musste, mit ihnen in verwandtschaftliche Be-
ziehungen zu kommen. Wir können also die
Angabe des Moses, dass seines Dikran Schwester,
die „Tigranüi!“, die Gattin des Mederkönigs
Astuwega geworden sei, nicht von vornherein
verwerfen, obgleich ihr „Name“ wohl eigentlich
sie nur als weibliche Verwandte des Tigranes
bezeichnet.
Der obige Gedanke würde natürlich erst
dann weiter erörterungsfähig sein, wenn der
Name Amuhitä sich aus dem Armenischen er-
klären liesse. Die Prinzessin hätte dann den
Namen ihrer Mutter? bekommen, und dieser
hätte sich dann weiter im Königshause erhalten,
da nach Berossos die Tochter Astuwegas II.
den gleichen Namen führte, und selbst im Hause
der Achamaniden taucht er wieder auf bei einer
Tochter des Xerxes (richtiger Aorafeo&ns).
Nun ist eine Grundregel bei der Personen-
namen-Forschung, dass man nicht durch Ety-
mologien Bestandteile konstruieren darf, die
sonst bisher in arischen Namen nicht belegbar
sind. Wir wissen, es gibt einen geschlossenen
Schatz von Namen bildenden Bestandteilen, der
für jedes Volk wieder etwas anders sich zu-
sammensetzt, doch so, dass Nachbarvölker immer
in einer Reihe solcher Bestandteile überein-
stimmen. Das gilt auch für einzelne Stämme,
und daher treten diese Bestandteile auch mund-
artlich verschieden auf und können die einzigen
Spuren der Mundarten abgeben, die nicht schrift-
lich verwendet worden sind.
Ich bin nun auf den Gedanken, dass der
Name „armenisch“ sein könnte, durch den
Vergleich der Femininform -hitä, die sich wohl
deutlich als zweiter Bestandteil abhebt, mit dem
1 Vgl. Hosrowühi bei Agathangelos.
? Oder Grossmutter?
® Erstere als Auvris, letztere als Arovrss überliefert,
zur Bildung des Namens wird auch an Apyuris= ama
(Hesychius) zu erinnern sein.
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8.
234
-pito in Sxodonitos! geraten. Aus pita hätte
ja im Armenischen ein hita werden müssen,
und die Nachbarschaft der Armenier und der
Saken muss ja schon eine alte sein und bestand
in der in Betracht kommenden Zeit gleichfalls.
Das pita aber wäre wenigstens ein wirklich be-
legter Namenbestandteil, der auch im Namen
der Mega-nıra, der Gattin des Papvaßakos
(Xenophon, Hellenika IV 1, 39) wiederkehrt,
also auch weibliche Namen bildet, und zwar
begegnen wir der Parapita wieder in Klein-
asien. In Tanais finden wir ein I7ı7o-papvaxms,
und ein zweiter dieses Namens in Olbia hat
einen Sohn Hiduvos, dessen Name offensichtlich
mit pida begann, während das n der Anfang
des zweiten Bestandteiles ist. Wir haben nämlich
auch den Namen HMida-ç, daneben Ode: und
ähnliche?. Ein pita hätte armenisch ein hita,
hija, hea ergeben müssen, und wenn armenisch
Amuhea überliefert ist, so muss der Name ja
doch gerade in Armenien weiter gelebt
und sich verschliffen haben, und das scheint
mir doch stark für meine obige Vermutung zu
sprechen.
Trifft aber die sprachliche Vergleichung des
zweiten Gliedes das Richtige, dann enthalten
die einschlägigen Namen der Saken offenbar
nicht das Wort für „Vater“, das z. B. in Ogia-
e = Dilonarwe vorliegt, es sei denn, dass
der Stamm pitr im Armenischen zu pit geworden
wäre? neben pitar, das ja endlich zu kair wurde.
Dann müsste aber z.B. hamahair einem öuonarwe
entsprechen, nicht einem ouenatgios. Dem würde
freilich der Genetiv haur im Wege stehen, wenn
er, wie Hübschmann annimmt, griechisch nazeos
entspräche; wenn aber dster = Jvyategos ist,
warum dann nicht haur = mategoc?
Ein anderer Stamm diirfte nicht leicht zu
finden sein. Doch haben wir mit dem Bestand-
teile u und mions noch abzurechnen; ein
mions könnte neben Zug stehen, wie Mita
neben Misa, und dem mda, fida entsprechend
wäre dann Mida. Man denke auch an die
Namen Mnraxos, Mytayos, Mydaros, Mnoaxos
und Midayos. Wenn Inagya-mıons = Inapya-
neidys ist, müssten wir langes i annehmen,
sind diese Formen aber = pita zu setzen, dann
müsste letzteres doch wohl die ältere Form
sein, und dann wäre es unmöglich, sie, wie Justi
wollte, mit awest. pésa zusammen zu bringen.
Mir scheint aber, wir werden besser auskommen
mit der Annahme eines kurzen I in pita, das
1 So dürfte die griechische Form bei Trogus doeh
gelautet haben — vgl. 2xodo-ras. Justi verglich ags.
scölu, engl. shoal (S. 506).
? Vgl. Justis Namenbuch.
3 Vgl. KZ XXXVI S. 566 f., OLZ 1912 Sp. 421 ff.
und meine Iran. Ueberl. S. 61 A. 2,
235
wohl auch im Namen des Lrcos, eines Sohnes
des Midas, nicht zu verkennen ist. Zu einer
Deutung der Namen würden wir aber erst vor-
schreiten können, wenn auch die mit pita ver-
bundenen Bestandteileaufgeklärt werden könnten.
Was Justi bietet, sind zumeist Verlegenheits-
erklärungen. Den Namen Amuhitä behandelt
er unter Auvric und vergleicht phl. amütak
(untadelich) und Auvuwvrn, in Magaenstae aber
soll pita Part. und awest. fjä sein — er ar-
beitet unter ständiger Vernachlässigung des oben
betonten Grundsatzes, dass man Namen nur aus
belegbaren Bestandteilen erklären darf, doch
wäre eine Verwandtschaft mit dem Stamme von
Auvu@vyn! an sich nicht unmöglich. Aber das
amu hat gewiss auch schon seine Schicksale
gehabt, d. h. irgend einen oder mehrere Laute
eingebüsst. Es könnte z. B. ein amawat zu
amut und weiter zu amu geworden sein, so dass
der Name bedeutete, „einen mächtigen Vater
habend“. — An sich wäre natürlich auch ein
Ahmu möglich, oder Hamu-, Wamu-, Wahmu-.
Indes, auch in diesem Aufsatze will ich
nicht in den beliebten Fehler verfallen, eine
Aufgabe, die noch nicht völlig lösbar erscheint,
mit Gewalt zu Ende zu führen und will mich
begnügen, wenn in die vorliegenden Fragen
etwas Licht und Richtung zu bringen war,
und ich hoffe, dass man nicht gut tun wird,
an den obigen Versuchen vorüber zu gehen.
Gillik.
Von Richard Hartmann.
Es ist eine auffallende Tatsache, dass wir
uns von der Eroberung Syriens durch die Mus-
lime kein rechtes Bild machen können, obwohl
wir eine Fülle von Nachrichten darüber be-
sitzen. Trotz der eindringenden Untersuchungen
von Wellhausen, de Goeje und Caetani bleibt
uns noch vieles dunkel; ja selbst in sehr we-
sentlichen Punkten sind wir nur zu annähernder
Wahrscheinlichkeit, nicht aber zur Sicherheit
gelangt. Zu einem Teil ist das darin begründet,
dass die Ueberlieferung nur auf Berichten von
einzelnen Geschehnissen beruht, die dann bis-
weilen falsch zu einem grossen Zusammenhang
verarbeitet sind (Saif b. Omar). Der Unsicher-
heit, die daraus entspringt, werden wir wohl
nie ganzHerr werden. So hören wir zum Beispiel,
dass der erste Zusammenstoss mit den Romäern
in der ‘Araba und weiterhin auf der Verfolgung
in ad-Dätin(a) oder ad-Däbija erfolgt sei (Be-
ladori, S. 109; Tabari, I 2108). Andererseits
sagt uns auch die christliche Ueberlieferung,
dass noch im Jahre 12 H. ein Kampf im Gebiet
von Ghazza stattgefunden habe. Man hat daraus
1 Lat. movere.
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8.
236
gefolgert, dass ad-Dätina unweit Ghazza zu
suchen sei und kann sich dafür auf eine Tra-
dition bei Belädori stützen, die es wirklich so
lokalisiert. Nun ist der Name ed-Datne aber
als der eines Seitentals östlich von der ‘Araba
erhalten; und die Tatsache, dass die muslimische
Abteilung, die hier mit dem Feinde handgemein
wurde, unter dem Oberbefehl des Jazid b. abi
Sufjan stand, der gegen das Ostjordanland ope-
rierte, scheint mir tatsächlich wahrscheinlich
zu machen, dass es sich um diese Oertlichkeit
handelt, während im Gebiet von Ghazza andere
Truppen — vermutlich unter Amr’s Kommando
— auf den Feind stiessen. Ist das richtig, so
erklärt sich die bei Belädori gebotene Lokali-
sierung von ad-Dätina aus einer Verwechslung
zweier verschiedener Gefechte. Es ist aber
deutlich, dass wir in einem solchen Fall nie
zur Gewissheit kommen können.
Ein anderer Grund für die Lückenhaftigkeit
unserer Kenntnis der Eroberungsgeschichte liegt
darin, dass wir merkwürdigerweise oft gerade
die Ortsnamen, an die die wichtigsten Ereig-
nisse geknüpft sind, nicht identifizieren können.
Es sei hier nur an das rätselhafte 'Agnädain
erinnert: denn der Vorschlag von Mednikoff
und Caetanı, es als Verderbnis aus el-Gannä-
batain zu fassen, ist doch nur ein Notbehelf i.
In manchen Fällen werden in den dunkeln
Ortsnamen syrische oder griechisch-römische
Apellativa stecken; und auf diesem Gebiet geben
uns die Resultate von de Goeje, der in dem
var der Topographie von Damaskus ein ßagıs,
und von Mordtmann, der in LA ein
a uc E dcroy entdeckt hat, Recht zu der Hoffnung,
dass wir allmählich doch noch weiter kommen
können.
Einer der Ortsnamen, die die Historiker be-
sonders geplagt haben, ist Gillik, das als
Sammelpunkt der romäischen Truppen eineRolle
spielt. Der Name Gillik ist uns freilich aus
der alten Poesie und vorislamischen Ueberlie-
ferung durchaus geläufig als der eines Haupt-
sitzes der Ghassäniden. Wenn die Araber
schliesslich Gillik kurzweg mit Damaskus iden-
tifizierten, so war das eine Folge ihrer eigenen
Unkenntnis von der Lage des wahren Gillik.
Allerdings dürfte dabei mitgespielt baben, dass
ein Stadtteil von Damaskus noch später den
Namen Ginik geführt zu haben scheint (vgl.
Sauvaire, Description de Damas, im Journ. As.,
9. ser. III— VII, an vielen Stellen). Bezieht
! Dagegen spricht entschieden, dass Mas ũdi, V 226
denselben Ort bei einer späteren Gelegenheit nechmals
erwähnt.
237
— —— ͤ EE —äͤ—
man auf dieses Ginik die von Quatremere in
Orientalistische Literaturzeitung 191b Nr. 8.
238
— — nn ¶ n
Mit dieser Vermutung, die ich ohne nähere
der Uebersetzung von Makrizi, Sultans Mam- Begründung vorläufig schon in meiner kleinen
louks, II 2, S. 116, Nr. 19 mitgeteilte Bemerkung Schrift
Land der Bibel, I 4), S. 11 ausgesprochen habe,
des Tebrizi über Gillik: WB dl ae 9 us,
(ed SY vk? 27 S e Ee SEN
so könnte man versucht sein, in dem Ginik
irgendwelche Ableitung von yury (Tor. .)
zu suchen. Wie dem auch sei, als sicher kann
gelten, dass weder das Gillik der Ghassaniden
noch der Konzentrationspunkt des romäischen
Heeres gegen die vordringenden Muslime etwas
mit Damaskus zu tun hat. De Goeje dachte
bei dem letzteren an eine Verderbnis aus Ginin;
aber viel wahrscheinlicher ist es doch, dass die
beiden Gillik ein und derselbe Ort sind. Und
dann ist dieser Ort, wenn mir seine Bedeutung
im Zusammenhang der Operationen bei der
Schlacht am Jarmük in den Quellen auch nicht
so gut begründet zu sein scheint, wie es in der
Darstellung in Caetani’s Annali dell’ Islam zum
Ausdruck kommt, von Lammens in der Enzy-
klopädie des Islam, I 1089 f. seiner ungefähren |
Lage nach zweifellos richtig im oberen Jarmük- |
Gebiet angesetzt i. Dagegen scheint mir die
Gleichsetzung mit dem heutigen Gillin letzten
Endes doch wohl auf dem zufälligen Anklang
des Namens zu beruhen und darum keine be-
sondere Beachtung zu verdienen.
Ueber die Etymologie des Namens finden
sich bei den Arabern selbst verschiedene An-
gaben. Während Ibn Saddäd(LeidenerHandschr.
1466) ihn von dem Stamm „rasieren“
berleitet, bezeichnet ihn Tebrizi (a. a. O.) als
, sieht ihn demnach offenbar als Fremdwort
Der historische Zusammenhang, in dem
der Name begegnet, verweist nun ja deutlich
in die römisch-byzantinische Zeit, und die Rolle,
die der Ort in den Eroberungskriegen spielt,
legt es vollends nahe, an eine alte Garnison
zu denken. Nun war in Syria Phoenice u. a.
die legio III. Gallica stationiert und ist nicht
bloss in der Lega, sondern selbst in ag-Sanamen
inschriftlich bezeugt (s. Brünnow und von Do-
maszewski, Die Provincia Arabia, III 269). Ist
da der Schluss zu gewagt, dass der dunkle
Name Gillik nichts anderes sei als der Name
jener syrischen Legion und der Ort nichts an-
deres als die alte Garnison einer Abteilung davon?
=
1 Seine Ausführungen seien hier nicht wiederholt,
nur sei bemerkt. dass von den dort als benachbart er-
wähnten Orten Härib und Saidä der erste offenbar das
heutige Kafr Härib über dem Ostufer des Sees von Ta-
barija (vgl. Wetzstein, Reisebericht über Hauran, S. 118f.),
der zweite das Seda östlich von Der à (s. ebd., S. 117) ist.
„Palästina unter den Arabern“ (Das
ist freilich die Lage des Ortes noch nicht näher
bestimmt. Aber vielleicht kann sie einmal auf
den richtigen Weg zur Lösung des Rätsels führen.
Als Standquartier der legio tertia Gallica
lernen wir aus der Notitia Dignitatum (um 400)
ein gewisses Danaba kennen. Wir wissen nun
von einem in der oberen Jarmük-Gegend zu
suchenden Dennaba aus den Worten der Pil-
gerin Etheria (s. Silviae vel potius Aetheriae
peregrinatio ad loca sancta, hrsg. von Heraeus,
S. 16): Carneas autem dicitur nunc civitas
Job, quae ante dicta est Dennaba in terra
Ausitidi, in finibus Idumeae et Arabiae. Dieses
Dennaba mit dem erstgenannten Danaba gleich-
zusetzen ist um so verlockender, als auch das
Garnison gewesen zu sein scheint: gilt doch
als Erbauer der Hiobskirche ein gewisser Tribun
(ebd. S. 19). Die Lage dieses Carneas sive
Dennaba ist aus dem Zusammenhang selbst
nicht näher festzulegen, weil der Text des Iti-
nerars an der entscheidenden Stelle eine Liicke
aufweist. Doch ist es gewiss nicht von dem
Kagvasiu = Kapvaia des Eusebius (Onomastikon,
hrsg. von Klostermann, S. 112 vgl. S. 12) zu
trennen, in dem nach der Veberliererasg das
Haus Hiobs gezeigt werde. Dieses aber liegt
nach Eusebius (a. a. O. S. 6) ungefähr zwischen
Der’ä und Tell’ Abil. An Dennaba anklingende
Ortsnamen kommen in dem fraglichen Gebiet
wohl vor, in der Deminutivform ed-Dunébe,
so nordöstlich von Sch Miskin, sowie zwischen
dem Wadi es-Selläle und dem Wadi Zezün,
die vielleicht auf ein ehemaliges benach-
bartes ad-Danaba hinweisen könnten. Doch
ist auf solche blossen Namensanklänge nicht
viel zu bauen. Für Lammens’ Hypothese
könnte schliesslich der Doppelname -doragwd
Kapvasıy (Eusebius, a. a. O. nach Genesis 14, 5)
geltend gemacht werden, wenn man Aorapad,
wie vielfach angenommen, trotz der Namens-
verschiedenheit in Tell el- As ari suchen darf (vgl.
aber Hölscher in ZDPV XXIX 142 f.). Doch
all das verschwindet gegenüber dem Gewicht
der noch heute lebenden Hiob-Tradition, die
uns für Carneas nach Sch Sa‘d verweist. Denken
wir daran, dass das Der Ejjüb (el-Merkez),
das in den Kämpfen am Jarmük eine Rolle
spielte (Caetani, Annali, III 555), ebenso wie
Gillik von der Ueberlieferung auf die Ghassä-
niden zurückgeführt wird (vgl. Wetzstein, Reise-
bericht, S. 121; Schumacher, Across the Jordan,
S. 187—198), so scheint ein ausreichender Beweis
für die Identität von Gillik mit Seh Sa d erbracht.
239
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8.
240
Aber Sch Sa‘d lag zu der Zeit, aus der
die Notitia Dignitatum stammt, nicht in Phoe-
nice, sondern so gut wie sicher in Arabia; also
kann es auch nicht das Danaba der Notitia
sein! Wir könnten dieses schliesslich in dem
Lande westlich des Nahr el-Allän suchen, der
damals die Grenze zwischen den beiden Pro-
vinzen bildete (vgl. Brünnow und von Domas-
zewski, a. a. O., III 270). Doch wenn wir
überhaupt die Etheria-Stelle verwerten können,
weist sie uns durch die Hiob-Tradition weiter
östlich. Zudem wird im Westen das Gebiet
von Syria Phoenice noch durch Palaestina Se-
cunda eingeengt. Nein, das in der Notitia
Dignitatum genannte Hauptquartier der dritten
gallischen Legion hat wohl in der Tat auszu-
scheiden. Gewöhnlich wird es mit dem Danova
der Peutingerschen Karte an der Strasse von
Damaskus nach Palmyra gleichgesetzt, das man
neuerdings meist mit Moritz in Sadad sucht,
während Martin Hartmann el-Hömme vorschlug
(s. R. Kiepert, Formae orbis antiqui, Blatt V,
Text S. 4) und zuletzt Musil (In Nordsyrien
und Mesopotamien: Anzeiger der phil.-bist. Kl.
der Akademie, Wien 1913, Nr. I, S. 5) es mit
der Ruinenstätte al-Basiri identifiziert. Und
jene Gleichsetzung mag recht haben! Bleibt
also von all den verführerischen Kombinationen
nur ein seltsames Spiel des Zufalls, und kann
man für die Lage von Gillik doch nur ganz
unbestimmt das obere Jarmük-Gebiet festlegen,
in dem gewiss zahlreiche Ortslagen den dürf-
tigen Angaben der arabischen Ueberlieferung
entsprechen ? Es mag sein, und auch dann ist
es vielleicht der Mühe wert, auf ein solches
Vexierspiel des Zufalls hinzuweisen. Denn ver-
blüffend bleibt es doch auf jeden Fall, dass in
dem Gebiet, in dem wir Gillik zu suchen haben,
einerseits die legio III. Gallica, andererseits der
Ortsname Dennaba, den wir als den Namen des
Standquartiers dieser Legion aus späterer Zeit
kennen, gut bezeugt sind. Es bleibt so ver-
blüffend, dass wir stets das Bedürfnis fühlen
werden, einen inneren Zusammenhang heraus-
zufinden. Und vielleicht ist dieser gar nicht
so fern zu suchen. Das: quae ante dicta est
Dennaba — kann uns einen Wink geben. Gab
es doch in der Tat eine Zeit — die Zeit, aus
der die Inschrift mit dem Namen der dritten
gallischen Legion in eg-Sanamén stammt —, in
der das fragliche Gebiet noch nicht zu Arabia,
sondern noch zu Syria gehörte Dürfen wir
am Ende annehmen, dass der Name Danaba
mit der Legion wanderte? Dann wäre das
Rätsel mit einem Schlag gelöst. Ob wir es
dürfen, wagen wir nicht mit Bestimmtheit zu
entscheiden. Der Zweck dieser Zeilen ist nur,
auf die verführerische Möglichkeit die Auf-
merksamkeit zu lenken.
Besprechungen.
Knut L. Tallqvist: Assyrian Personal Names. [Acta
Secietatis Fennicae. Tom. XLIII, No. 1.) XXXII, 328 8.
4°. M. Leipzig, O. Harrassowitz, 1914. Bespr.
v. Arthur Ungnad, Jena.
Das von allen Freunden assyrisch-baby-
lonischer Namenforschung sehnlichst erwartete
Gegenstück zu Tallqvists Neubabylonischem
Namenbuch (1905) liegt nunmehr abgeschlossen
vor uns. Es ist Reverend C. H. W. Johns
gewidmet und englisch geschrieben; dieser hatte
nämlich dem Verfasser sein gesammeltes Ma-
terial zur freien Benutzung überlassen, da es
ihm selbst an Zeit mangelte, seine Sammlungen
druckfertig zu machen und herauszugeben
Wenn dieses ungeordnete Material dem Ver-
fasser auch mancherlei Hilfe bei der mühevollen
Herstellung des Bandes geleistet haben mag,
so wird man ihm doch die weitaus grösste
Arbeit selbst zuschreiben müssen; ebenso nimmt
er die Verantwortung für alle Einzelheiten
auf sich.
Was den Titel des Buches anbetrifft, so gibt
er den Umfang des bearbeiteten Materials nicht
völlig eindeutigan. Zunächst versteht Tallqvist
unter Assyrian Names alle solche Namen, die
in assyrischen Quellen begegnen, gleichviel, ob
sie babylonisch-assyrischen oderfremdländischen
Ursprungs sind. Ferner hat er seinen Samm-
Jungen auch mancherlei nicht assyrische Quellen
einverleibt, so vor allem die Amarna-Briefe,
die Kudurru-Inschriften, die Kappadozischen
Tafeln und dieBehistun-Inschrift. Wenn dadurch
auch die Einheitlichkeit etwas leidet, so wird
man doch zugunsten des vermehrten Materials
gern auf diesen unwesentlichen Punkt verzichten,
zumal ja alle bisherigen Namenbücher mehr
oder weniger nur als Vorarbeiten für das
grosse Namenbuch der Keilschriftliteratur gelten
können, das hoffentlich in Zukunft durch die
Unterstützung einer Akademie ermöglicht wird.
In der Einleitung gibt Tallqvist eine Ueber-
sicht über die verschiedenen Sprachgebiete,
denen das gesammelte Material angehört. Zum
weitaus grössten Teil handelt es sich um ost-
semitische (akkadische) Namen mit speziell assy-
rischer Färbung!. Recht zahlreich sind auch
westsemitische Namen, aus denen die wichtigeren
lautlichen Entsprechungen auf S. XVIIIf. ab-
geleitet werden. Weniger zahlreich sind ägyp-
tische, griechische und arische Namen. Ein-
t In der Liste der Ideogramme und ihrer phonetischen
Wiedergabe findet sich S. XVII wieder das unberechtigte
a RI — Ištar. Es handelt sich nicht um Ri, sondern
um Nin, Mus (Meissner, SAI 1920 fl.).
241
gehender untersucht Tallgvist diearischen Namen
der Amarna-Zeit, die er einem proto-iranischen
Dialekte zuweisen möchte. Auch für diese
Namen sucht er die ursprünglichen Lautbestände
und ihre keilschriftliche Wiedergabe festzu-
stellen.
Nach einer kurzen Besprechung der ela-
mischen und kassitischen Namen wendet sich
Tallqvist zu einer Gruppe, die er hettitisch-
mitannisch nennt and deren Elemente er
unter eingehender Benutzung von Sundwall
(Die einheimischen Namen der Lykier usw.) fest-
zustellen sucht. Nach Tallqvist finden sich
diese Namenelemente besonders in folgenden
Quellen: 1. Boghasköj-Tafeln; 2. Kappadozischen
Texten; 3. Kerkuk-Tafeln; 4. Amarna-Briefen
(bes. mitannischen Ursprungs); 5. Nippur-Texten
aus der Kassitenzeit; 6. gelegentlich in assyri-
schen und babylonischen Quellen.
Die Bezeichnung hettitisch-mitannisch
scheint mir aber verfehlt zu sein; denn nach
dem, was wir jetzt über das Hettitische wissen,
ist eine nahe Verwandtschaft zwischen der
Sprache der Hettiter und der des Landes Mi-
tanni nicht zu erkennen!. Wenn Namen in
Kleinasien begegnen, die mit Mitanninamen
grosse Verwandtschaft zeigen, so sind dieses
eben keine hettitischen Namen. Die in Nippur-
texten begegnenden Namen sind ebenfalls nicht
hettitisch?, ebensowenig die in Kerkuktafeln.
Solche Namen haften nun ausschliesslich® an
den Gebieten, die die Babylonier als Subartu
bezeichneten. Da die Bezeichnung „mitannisch“
zweifellos ungenau und irreführend ist, möchte
ich für alle diese Sprachstämme, die sicherlich
durch lokale Eigentümlichkeiten wieder in Unter-
gruppen zerfielen, die bei den Alten übliche
Bezeichnung „subaräisch“ durchführen . Sie
stehen wohl dem Elamisch-Kassitischen näher
als dem Hettitischen, zu dem sich ein verwandt-
schaftliches Verhältnis nicht nachweisen lässt.
Die Verwandtschaftsverhältnisse der von Tall-
qvist als hettitisch-mitannisch bezeichneten
Gruppe wären demgemäss in folgender Weise
darzustellen:
I. Hettitisch. [Verwandtschaft mit II noch
unbewiesen.]
II. Kaukasische (?) Gruppe:
1. Subaräisch:
a) anatolisch-subaräisch (d. h. nicht-het-
titische Dialekte Kleinasiens) ;
1 Vgl. auch F. Delitzsch, Sumerisch- Akkadisch-
Hettitische Vokabularfragmente (Berlin 1914), S. 41.
? Auch im Wörterverzeichnis (S. 263 A ist „het-
titisch“ in ungenauer Weise gebraucht; vgl. gala, gil,
kil u. a. m.
s Natürlich soweit es sich nicht um Ausgewanderte
handelt. |
Vgl. meine Ausführungen in BA VI 5, S. 8 fl.
Orientalistische Literaturseitung 1915 Nr. 8.
242
b) mesopotamisch-subaräisch (bes. mitan-
nisch und arrapachitisch !);
c) vannisch-subaräisch (chaldisch);
2. Elamisch-Kassitisch.
Nach diesen Vorbemerkungen wenden wir
uns zum eigentlichen Kern des Buches, der
„List of Personal Names“ (S. 1—249; Nachträge:
S. 313—321; 328). Einen grossen Bestandteil
machen die von C. H. W. Johns edierten
Sammlungen aus, die leider den Nachteil haben,
dass sie nicht allen wissenschaftlichen Anfor-
derungen genügen. Eine Kollation wäre des-
wegen sehr wünschenswert gewesen. Da ich die
in JADD? edierten Texte fast durchweg (leider
in verhältnismässiger Eile) kollationiert habe,
möchte ich einige Verbesserungen (zugleich mit
einigen anderen Bemerkungen) hier geben,
ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu machen.
Es sei von vornherein bemerkt, dass viele
Namen, die von Johns ohne jedes Fragezeichen
egeben werden, oft so fraglich sind, dass man
Johns’ Lesung als unmöglich bezeichnen muss,
ohne das sicher Richtige dafür einsetzen zu
können. Zum Teil hat Tallqvist übrigens meine
Kollationen? noch benutzen können. Da die
Verbesserungen oft an Stellen gebracht werden,
wo sie nicht deutlich hervortreten, bitte ich
um Entschuldigung, wenn eine meiner Verbes-
serungen auch bereits von Tallgvist an nicht
hervortretender Stelle gebucht ist.
A-a-Sar-ibni (S. 2) ist am Anfang unvoll-
ständig, lies wohl [An]-a-a- = ild. — Ab- da- ili
(S. 3) lies Ab-da-. — Ab-di-Bel (S. 3) ist ganz
unsicher; dgl. “A-b1-li-rim (S. 5). — Abs-ul-lu-
mu (S. 6) lies Su-ul-lu-mu. — Ab-na-na (S. 6)
auch VS I 86, 28. — Ab(?)-3i-e-ku(?) (S. 6); šú
statt ku ist sicher. — Adad-bel (S. 7) lies Adad-
bélu-usur. — Adad-bi-bi-e (S. 7): sicher Adad-
gab-bi-ikbs. — Adad-émurinni (S. 7) ist ganz
unsicher. — Adad-gab-bi (S. 7): wohl 18-tu(?)-
Adad-gab-bi. — Adad-ismean: (S. 8): sehr un-
sicher. — Adad-li’ (S. 8) auch JADD 950, 7;
JADD 840 + 858 ist er als Saknu bezeichnet.
— Adad-musésir (S. 8) heisst „Adad führt auf
rechter Bahn“. — Adad-ra-ba-a (S. 10) eher
pa als ba. — Adad-ri-su[-u-a] (S. 10): tilge
Klammer. — Adad-Sakni (S. 11) für Im-Sa-j
erscheint mir sehr zweifelhaft. — Adad-3umu-
ir: VS I 104, 13. — Adad-3u-rim (S. 11): eher
-la-rim. — A-du-nu (S. 13): JADD 718, 1 lies
A-du-nu-[...]. — S. 13b unter Agabtaha: nicht
IR, sondern *EREB(?) = askapu „Schuster“;
s. Meissner, OLZ 1911, Sp. 385 ff. — Abhi-
ı Dialekt der Gegend von Kerkuk; vgl. auch OLZ
1915, Sp. 171.
* Johne, Assyrian Deeds and Documents.
3 Assyrische Rechtsurkunden. Leipzig 1913; abge-
AR.
243
da-rs (S. 15) lies -id-ri. — Ahi-GI-Di... (S. 16)
vielleicht Ahu-Sallim Di[-Tar]. — Ahi-imme
(S. 16): 7 Ahi-me-e auch JADD 948, 1. — Ahi-
(GG (S. 17) auch JADD 899, 1. — Ahi-Nergal
und Ahi-sam-si (S. 17) vielleicht Ahu-u(1)-kur.
— Ak-sa (S. 20) lies Nabü-iskun? — J Amät-"“
I. ..] (S. 20) auch JADD 712, R. 1. — Apläia
(S. 24): JADD 147 sicher nicht so; s. AR 324,
Anm. 2. — A-gar-ia JADD 677, R. 2. — Arad-
ili (S. 26): an den angeführten Stellen von JA DI
ist der Name hinter ili abgebrochen; AO 2221
l. Ardi-A$ur. — Ar-sa-a-a (S. 30) auch JADD
884, R.2(!). — Ar-si-ie(!)-zi (S. 31) ist JADD
160 zu lesen. — Asur-eres (S. 39): lies * Belt
(Gasan)-éres. — Asur-idani (S. 40) heisst „Ašur
kennt mich“. — Asur-kitti-idi (S. 41): VS I
103, 13 1. d A-Sur-ki-ti-U-sir! — Asur-lisir (S. 41)
wohl besser Edu-lisir. — Asur-seb& (S. 46):
lies d A-Sur-mu-Sab-$i. — Aöur-takläk (S. 46): l.
[A-na-] ASur-taklak. — Asur-zägip (S. 46) ist
JADD (840 +)858 Saknu. — A-te-qu (S. 47) ist
vorn unvollständig. — At-ta-im-ni (S. 47): 1.
At- ta- -i (?). — A-u-hu-din (S. 48), I. tin; findet
sich auch VS I 88, 29 (gut / i- in /); JADD 28,
R. 4 (-hu-ut-ni). — A-zir-ia-u (S. 48) auch
JADD 893 B.E, wo zu lesen ist: gata !Pap-
pu-u rab hansa §a(?) 7 A-eir-ia-u. — Bag-da-da
(S. 50): 1. Hu-da-da (der Name ist vollständig).
— 74 Ba-ni-tu (S. 52): ergänze -érfes]/? — Bar-
zu-ru (S. 53) ist S. 17 richtig unter Aki-süru
gebucht. — Ba-tu-da-... (S. 53): ergänze nu (?).
— Bél-ba... (S. 55): wohl Bél-ig/isa]. — Belit
(Gasan)-sa-me-ila-a-a findet sich JADD 938
IV 6. — Böl-mukin-abünu (S. 60): Original-la-nu
statt -abu-nu. — Bel-sa-ma... (S. 61) scheint
kein Eigenname zu sein. — Bél-taqbi-lisir (S. 62):
lies Bél-ight (= Ka-Ga). — Bir-atar (S. 64): 1.
Bi-sa-a-tar (vgl. Bi-si-ha-tir). — Bul-lul (S. 65):
l. wohl Ga(?)-lul. — Bu-lut-usur (S. 65) ist ganz
unsicher. — Bu-šú-lu (S. 67): l. Bu-la-lu. —
Da-ka-ni-ilu (S. 68): 1. Sak-kan-nu(?). — Di-a-si
(S. 70): I. Di-a-u. — Di-sa-a-a (S. 71): eher
Ku-sa-a-a. — Di-ta-a (S. 71): eher Pa-ta-a. —
Du-bi-si-¢ (S. 71): eher Ku-na-si-i. — Du-ra-u-a
(S. 71): I. Du-ia-u-a. — E-du-usur (S. 73) auch
JADD 114, 5 (geschrieben áš = édu). — Ellu-
báb- (usw.) ist überall auch für Istar-bab- (usw.)
zu lesen. An allen von mir kollationierten
Stellen steht das Zeichen Azag nicht XV. —
Enlil (= Be)-ila-a-a findet sich JADD 22, R 5.
[Wohl besser als Tallqvists Bél-tla-a-a.] — [Gab]-
bu-ilans (S. 78) wohl auch JADD 566, 3, [gegen
Johns]. — Gam-bul-a-a findet sich JADD 716, 4.
— (ir Gu-la-tJa-ki-Se-Li-Sir findet sich K 5656, R. 2
(JADD II p. 376, spec.). — Hal-li-7a (S. 84):
l. Hal-li-si. — Hal-pa-a (S. 84): zwischen Hal
und pa fehlt ein Zeichen. -— Ha-nu-ni-i: JADD
908, 3 (so!). — Har-ru-su (S. 86): eher Hur-
|
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8.
244
ru-su. — Ha-si-a: JADD 986, R. II 3. — Hu-
gi-na (S. 90): eher Ri-zi-na. — Ia-bar (S. 90):
eher Ja-ah/he”“]. — Ia-la-ma-a (S. 91); sicher
Ja-at-ma-a. — Ia-zi-ni (S. 93) ist zu streichen
(s. AR.). — Ibassi-ilu (S. 90): auch JADD 904
1V 5 steht Nr Got An”. —- Il’ -bullut-ilu (S. 95),
geschrieben Zu-Ti-An, könnte ebenso gut Li’-
ti-ili gelesen werden. — IIti- UR (S. 96): l.
wohl Il-t-basti. — Ilu-abi-ia (S. 96): 1. Ili-
abu-dannin. — Ilu-ba-na-a (S. 96): wohl auch
JADD 775, 10. — Ilu-iddina (S. 97): JADD
573, R. 2 eher Asur’""-zeru-usur(?). — llu-ip-
[qid] (S. 97) ist sehr fraglich, eher % Ura3-!. . . J.
— Ilu-ltb-si: JADD 742, R. 3. — Ilu-t-kal-la-
an-nt (S. 99): das Verb ist nicht Praet. — In-
ba-a (S. 101) ist vollständig. — Irisum (S. 102):
l. Erresum. — In 1-Sar-ha-ri-im (S. 103, Ham-
murapizeit) den Gott Horus zu sehen, ist doch
sehr bedenklich. — Isdi-di-ri (S. 104) ist ganz
erhalten. — Istar-büb-täbu (S. 105) ist S. 73
richtig Ellu-bab-hi-[in-ni] gelesen. — Istar-näsir
(S. 107) zu streichen; Orig. Ki-gir-Asur bur ë ha-
za-nu! — Istarütsu (S. 107) ist zu streichen;
Orig. |... .]-Istar pir-su; letzteres gehört nicht
zum Namen. — Iz-zak-rak-ra-ma (S. 109): vgl.
AR 423, 10; *Zag-Sal ist Name eines Musik-
instruments (s. SAI 4670). — Kab-ri-ilu (S. 109):
VS I 88, 27. — Kapdu (S. 112): I. Bel-ibni.
— Kas-su-nd'id (S. 113): s. AR 221, Anm. 2.
— Ki-din-"" Hal-di(?)-a: VS I 104, 4. — Kin-
abüa (S. 115): JADD 733, 3 bietet: /[I-iJt sin-
nistu ina pan 1Bêl-abu-ú-a! — Ki-sir-Sarru
(S. 116) ist zu streichen; Orig. rab ki-sir Sarri
(Titel). — Ku-sur-[...] auch JADD 773, 2. —
f La-hal... (S. 120) ist zu streichen; Orig. [ina
ur- xi S- i i-na ma-tfi-ma]! Li- nu-u (S. 121):
Si- nu · u. — Lü-balät (S. 122) auch JADD
896, 2. — Ma (?) -- a- ba- ſu- a / „Moabiter“ scheint
JADD 770, 1 zu bieten. — Mal-ku-u-tu (S. 123)
ist vorn unvollständig. — Mannu-kima- usw.
(S. 126): in assyr. Namen ist Kim sicher ki
(nicht kima) zu lesen; JADD 532, 3 (S. 126a)
l. Man-nu-lu-Su[lmu]. — Mardi (S. 128): auch
JADD 545, 6 bietet 1 Mar-di-[. /. — Mår- Enlil-
samsum-Same (S. 134): l. ú-su-um- (= sum. UL,
Wurzel ). — Ma-ri-i-di: JADD 775, 10. —
Me-na-hi-mu (S. 138) auch JADD 822, 8. —
Mi-nu-a[h-ti-ana-ili]: auchJADD783,6(S.138a).
— Mu-ni-pi... (S. 139) ergänze zu Mu- ni- pi-
[iš-ili]. — Mu-Sa-su-u (S. 141): l. Mu-ra-su-ü.
— Nabü-ba...(S. 145): l. Naba-l? = (ZU). —
Nabü-käsir (S. 151) heisst „Nabû festigt“. —
Nabü-kinis-ballitanni (S. 152): I. Nabü-kenu-ballıt
[im Original folgt sogleich a-di]. — Nabü-3ezib
(S. 159) auch JADD 846, 3; ferner JADD
840 +858 I 7 mit Titel rab musakili(?) ummi
Sarri. — Nabü-sum-usösi (S. 161) ist VS
245
I 87, 9 sicher Nabü-mu-ü-Se-si zu lesen (man
vgl. ‘die Varianten). — Nabü-usanni (S. 163)
heisst „Nabû hat verdoppelt“ (mw, nicht ws).
— Nadin. zum (S. 165): 1. S pm. mu-. . .]. — VS
I 98, 1 (S. 167 a) ist wohl / Na- ma- a-dſan-nu/t
zu lesen. — Nergal-gar-du (S. 171): eher Nergal-
durt. — Nergal-sum . . . (S. 172), der Name eines
Königssohnes, ist Nergal- zeru-ibni zu lesen; vgl.
JADD 463, Edge 1, wo sein mutér-téme genannt
wird. JADD 240, R.6 bietet Nergal-zeru(!)- ſibni /.
— ! Nikkal-da-ri (S. 173): eher -ki-ummiia. — Ni-
nib-ahé-eriba (S. 174): eher Nabü-. — Ninib-eriba
(S. 174): 1. Ninib-li’ (= ZU). — Nu-ur (S. 177)
ist wohl ideogr. Schreibung für Lä-bäst.
* Nu-uS-hu-sa-an-nı (S. 178): JADD 421, 1 bietet
klar 4 Nu-u3-hu-sa-lih-an-ni.— Pap- -pa- da (S. 179):
L Ahu-pa-da. — iv Papsukkal- -aplu-ugur ar
sich JADD 713, 5. — Pu-su-lu (S. 182):
Bu-la-lu. — Qa(!)-ri- ta-a-a findet sich J 45
904 II 1. — Qur-di-Asur (S. 185) als gaknu mar
Zort auch JADD 840 + 858 I 4. — Rimanni
(S. 187): JADD 111 l. 4289, -ni-t. — Ri-
manni-Marduk und -Samas (S. 187) sind beide
unsicher. — Ri-mu-ti (S. 188) auch JADD
742, 15. — /Ri-mu-tu (S. 188): 1. Ri-bu-tu „die
Vierte“. — Rimüt-Istar (S. 188): 1. Rim-ana-
Istäar. — Sam-si-i (S. 191): J. wohl (ei —
Sam-si-a (S. 191): 1. U-si-a (richtig S. 244). —
Sin-bel-Ssumäti (S. 188) hat JADD 840 + 858, 11
den Titel ša bit mår Aart, — Sin-karäbi-isme
(S. 199): karábi ist nicht doppeltes Gaz, sondern
Sigisse! — Sin-mät-ibni (S. 200): 1. Sin-Sarru-
ibni. — Si-da-du (S. 205): I. Ja-da-du. — / Şu-
mu-i-tú (S. 206): 1. Sul nta wu. i tu (Di statt Su).
Samas-édu-lisir findet sich d 264, 10.
— Samas-ser-iddina (S. 213): -šumu-.
Samé-tabani (S. 214) ist fem. — ! 85 -u-ni findet
sich JADD 994, 5. — sep&-Istar (S. 220): JADD
852 II 15 bietet noch - Lu- bat = -asbat. — Tarasi
(S. 230) 1: lies HABL 633, 20. — Taäb-i-li wohl
JADD 908, 5. — Táb- şil- Istar (S. 236) auch |”
JADD 893, 1. — Tüb-Sär-Nabi (S. 237) mukil
apäte auch JADD 840 + 858 I 6. — U-ta-na-
iš-tim (S. 245) als Variante zu Ut-napistim aus
dem Meissnerschen Fragment fehlt. — Za-kur
(S. 246): JADD 659, 4.
Zur Umschrift der Namen sei noch eine Be-
merkung gestattet. Tallqvist umschreibt die
Namenbestandteile meist in der Form des stat.
constr., z. B. Nabi-sum-ibni, Nabü-3äpik-zer
u. a. m. Die Fälle, wo phonetische Schreibungen
vorliegen, sind ganz vereinzelt. Sie scheinen
aber doch zu beweisen, dass der Assyrer die
grammatische Form auch in der Bildung der
Namen berücksichtigt hat, weshalb ich in AR
Namen wie die oben genannten als Nabü-Sumu !-
1 Im Assyr. ist -u auch Akkusativ. Gramm. § 20a.
Orientalistische 0 _Orientalistische Literaturseitung 1915 Nr. 8.
246
ibni, Nabü-Säpik-zeri umschrieb. Vgl. die pho-
netische Schreibung des Königsnamens Ašur-
a-hu-i-d/i-na] (S. 33). Unsicher ist es auch oft,
ob man einem Ideogr. die Suffixendung i „mein“
bei der Umschrift geben soll. Ses und Ad aber
immer mit ahi und abi zu umschreiben, wird
nicht angehen, namentlich wenn altbabyl. Formen
zeigen, dass ein Suffix unberechtigt ist. So
muss man z. B Ad in Ad-ul-idi wegen altbab.
A-ba-am- im Ass, mit Abu- nicht Abi- um-
schreiben, Ses in Ses-täbu wegen altbab. A-hu-
um- mit Ahu- nicht Ahi. In vielen Fällen ist
die Entscheidung natürlich schwer.
Der 2. Teil (S. 250—312) bietet eine List
of Elements contained in the Personal Names,
und zwar zuerst Götternamen. Ob man An-
Gal als Aja (S. 251) zu fassen hat, bezweifle
ich stark; wenigstens nicht in assyr. Namen,
da Aia in Assyrien gar keine Rolle spielt. Man
lese wohl einfach ilu-rabü. — Ob man Bélit
(S. 253) und Nin-lil nicht ebenso zu trennen
hat wie Bêl und En- lil? — Bunene (S. 253) ist
nicht the waggon-ladder of the sun-god,
sondern the charioteer; ersteres wäre „die
Wagenleiter“. — S. 255 (unter Gula): in MIN.
DIN. BAD. GA lies UG statt BAD. — S. 260
zu Sibitti: vgl. ™Si-bi VS VII 133, 4. — S. 261
zu Tesup: statt Su-ki lies Su, Abkürzung für
Subartu.
Nach einer kurzen Liste der Länder- und
Stadtnamen folgt eine sehr sorgfältige Liste
anderer Elemente, die auch die nicht-semitischen
Elemente bucht und für Forschungen auf diesen
Gebieten reiches Material enthält. Einige Be-
merkungen dazu: adkallu (S. 264), l. apkallu.
— ^W, (S. 264) wohl besser N. — aru
(S. 265) „Licht“ liegt in Ur-Belit- usw. nicht
vor; der Name ist sumerisch; l. Ur- Nintinugga.
— annu (S. 269) ist nicht „grace“, sondern
„assent“. — êrišu (S. 272): erresu ist nicht
„Gärtner“, sondern „Bauer“ oder „Feldpächter“.
— düru (S. 279) bisweilen ideogr. Bad (= Be)
statt Bad; vgl. Bél-diri JADD 324, R. 3;
A3ur-düru-usur (S. 39). — Pr (S. 279) ist „to
be good“. — hunnatu (S. 285) ist „vine“, nicht
„wine“. — 32) (S. 286): E-bi-ib- gehört zu ebébu
rein werden. — M3 (S. 289): kitu „Ende“ gehört
zu NDP. — nišu (S. 298): ein Sing. existiert
nicht. — Mo (S. 299): J. IV 1 statt I 2. —
silmu (S. 299): silim ist Imptv. — salmu (S. 303)
warum „brown“? — tukultu (S. 311) ist „con-
fidence“.
Den Beschluss macht (ausser Additions und
Corrections) eine Liste der Namen, die in west-
sem. oder griechischer Schrift zitiert sind.
Wir haben oben nur einen Teil der Ver-
besserungen gebracht, die auf Grund einer
247
Kollation der Originale möglich sind. Ihre
Menge ist nicht auf das Konto des Verfassers
dieses wertvollen Namenbuches zu setzen, von
dem man eine Kollation des gesamten Materials
schwerlich verlangen darf, sondern auf Konto
der Ausgaben. Daraus ergibt sich auch, welche
Vorarbeiten noch geleistet werden müssen, ehe
man ein grosses, die Gesamtliteratur umfassendes
Namenbuch in Angriff nehmen kann. Tallgvist
hat bei alledem ein grosses Verdienst daran,
uns auf diesem Wege ein erhebliches Stück
vorwärts gebracht zu haben.
Friedr. Preisigke und Wilb. Spiegelberg: Die Prinz-
Joachim-Ostraka. Griechische und demotische Bei-
setzungsurkunden für Ibis- und Falkenmumien aus Ombos
(Schriften der wissenschaftl. Gesellsch. in Strassburg,
Heft 19). VIII, 69 S. m. 4 Lichtdrucktaf. u. 6 Text-
bildern. M. 6.40. Strassburg, Trübner, 1914. Bespr.
v. W. Max Müller, Philadelphia.
Man sieht, welch ein Glück es für die Wis-
senschaft ist, wenn ein Denkmälerfund vor Zer-
streuung bewahrt wird. Indem Prinz Joachim
einen ganzen Haufen beschriebener Scherben
erwarb und nach Strassburg schenkte, ist es
möglich geworden, durch erschöpfende Behand-
lung dieser unscheinbaren und zuerst wenig
anziehenden Stücke einen wichtigen Beitrag zu
gewinnen für den Tierdienst der Aegypter, die
Kultvereine der Spätzeit, die Verwaltung und
Geschichte Aegyptens unter Ptolemäus XIII.
Der Hauptteil der Arbeit ist Preisigke zuzu-
schreiben, dessen Belesenheit in den griechischen
Papyren ich weniger gerecht werden kann, aber
auch Spiegelbergs Anteil in der Entzifferung
der sehr nachlässig geschriebenen demotischen
Stücke verdient Anerkennung!.
Der Diwan des Kais ibn al Hatim. Hrsg., übers.,
erklärt u. mit einer Einleitg. versehen v. Thaddäus Ko-
walski. Mit Unterstützg. der Kais. Akad. der Wiss. in
Krakau. XXXVI, 97 u. fv S. M.8—. Leipzig, O. Harras-
sowitz, 1914. Bespr. v. H. Reckendorf, Freiburg i. Br.
Dieser Mediner Dichter ist einer der wenigen
heidnisch-arabischen Dichter, deren engerer
Lebenskreis für uns bis ins einzelne leidlich
1 Das Wort webt heisst nicht: Reinigungs- d. h.
Balsamierungsstätte, sondern: reiner Platz, Begräbnisort,
lehrt. Der
Zweck dieser Urkunden ist ja, zum Schutz gegen Plün-
derung und Beschädigung des Massengrabes einen Beleg
für die Oeffnung und das Aufräumen (Nr. 26, 7 usw.) zu
liefern; auch die „Gedächtnisurkunden“ wollen offenbar
den Besuch kontrollieren. — Wichtig ist die Vermutung
über den Namen p-mr-’h(c) = Peleias (16). In 26, 2.3,
ist der Schlussvokal von time „Dorf“ ausgeschrieben.
Preisigke übersieht, S. 24, dass die heiligen Tiere direkt
„Götter“ genannt werden (Nr. 25), die von ihm gefor-
derte Unterscheidung zwischen „heilig“ und „göttlich“
war also mindestens für das Volk zu fein.
wie das gelegentliche Determinativ
Orientalistische Literaturseitung 1915 Nr. 8.
248
durchsichtig ist, da wir zahlreiche seiner Zeit-
genossen durch dieMohammedbiographenkennen.
Ein grosser Teil seiner Verse war bereits bekannt
und benutzt, aber z. B. aus den 25 Versen
des 13. Gedichts scheint sich bisher kein Zitat
gefunden zu haben. Es ergeben sich nicht ge-
rade viele Einzelheiten über seine Persönlich-
keit, wohl aber fallen manche Streiflichter auf
Menschen und Zustände. Dem vormohamme-
danischen Antialkoholiker Kurz begegnet hierbei
das Missgeschick, ganz im Ernst wegen seines
trefflichen Weinvorrats gepriesen zu werden.
Einflüsse des Islam waren nicht zu erwarten,
da der Dichter die Hedschra oder die ihr un-
mittelbar vorhergehenden Ereignisse nicht mehr
erlebt hat. Die Schlacht von Buet bildet den
Höhepunkt seines Lebens. Er schildert sie im
vierten Gedichte wie ein Teilnehmer, denn der
entgegenstehende Vs. 38 kann auch so verstanden
werden, dass der Dichter an einem anderen
Schlachttage gefehlt hatte, aber gerade in der
Entscheidungsschlacht mitfocht, und die An-
gabe des Scholions kann auf Missverständnis
des Verses beruhen. (Natürlich ist es durchaus
richtig vom Herausgeber geurteilt, wenn er ein
blosses „wir“ der Gedichte nicht zu einem
Schluss auf Teilnahme des Dichters an einem
Kampfe verwertet). Der Gedanke, die Mekkaner
zum Eingreifen in die Verhältnisse Medinas zu
veranlassen, findet sich XIV 5 ausgesprochen;
diesmal waren die Ausiten die Rufenden, etwa
zwei Jahrzehnte später sollten es, in ganz an-
derem Geiste, die Hazragiten sein. Die Drohung
mit dem südarabischen König (ebenda 15) ist
nicht ganz so phantastisch wie sie scheint, da
sich früher südarabische Heerführer in der Tat
in jenen Gegenden zu schaffen gemacht hatten.
— Für die überlieferten typischen Gedanken,
z. B. auch in der Schmährede, hat der Dichter
manchmal aparten Ausdruck.
Gestützt auf genaue Kenntnis der orien-
talischen Hilfsmittel und ausgestattet mit kri-
tischem Sinn sowohl in philologischen als in
historischen Fragen bat der Herausgeber seine
Arbeit durchgeführt. Das Scholion ist, wie das
so Sitte ist, mit all seinem Ballast abgedruckt;
wer es noch nicht weiss, lernt hier, was Xe,
bedeutet, und wie der Plural davon lautet usw.
Zu Text und Uebersetzung habe ich fol- -
gende Bemerkungen zu machen: I 17. Lies
. — II 1. ww
dieses durch den Reim geschützt, „wieso bist
du herumgeschwärmt?“ — 2. ist wirk-
licher Apok., „was immer du im Wachen ver-
sagen magst, du überbringst es im Schlafe“.
— 3. „der aber (nachher) betrogen ist“. — 4.
ist aber durch , und
249
„an Schönheit“. — 11. Lies 0,5 (= „LS]).
— III 7. sa wie öfters „zum Schutze des.“
— IV 8. Mit ap ist nicht durchzukommen.
Es ist nach den anderen Zeugen ‚de „trotz“
zu lesen. — 29. „25 wird „das Innere des Hauses“
sein; gewöhnlich steht allerdings A dabei.
— 36. Doch wohl mit der Var. „gie. — V 2.
ist Hal, „so dass wir sie befragen
önnten“. — 5. „Blutarmut“. — 6. (list
über den Zeitsatz hinweg Attribut zu XU, das
auch Subj. von (gals ist. Damit entfällt die S
im Komm. angedeutete Vermutung. — 13. „Die
der Taucher krampfhaft gepackt hatte“. — 14.
beim Passiv ist unmöglich; es hängt von
Le ab: „und der jemen. Decke, die ausgebreitet
ist“. — 16. . hängt nicht von ap ab; „an
benachbartem Wohnsitze, da, wo man mitein-
ander verkehren kann (als), — 23. St. „ihre
Stirnen“ I. „ihre Scharen“. — 24. Die beiden
letzten Worte des arab. Textes gehören wohl nicht
mehr der direkten Rede an. Ferner st. „euer
fernes Ziel“ l. „euer Vorstürmen“ (Alk. 10, 4.
Hud. 157, 6). — VI 9. sad} Ys! ut hängt
wohl von kis ab, eine nicht gerade unge-
wöhnliche Wortstellung. — 10. St. „in einer
sie beschirmenden Weise“ l. „indem ich gute
Miene zum bösen Spiel machte“. — VIII 6.
„beides tun wir“ JS steht in dieser Verbindung
öfters für AS. — IX 2 (Nachtrag S. 92). Die
Kasuskongruenz schwankt in solchen Fällen,
man hat daher nicht nötig, ursprünglichen Ikwä’
anzunehmen. — 5. r=; passt seiner Be-
deutung nach nicht zu tel; auch müsste
mindestens S oder aber BR gelesen
werden (zur Orthographie vgl. 10, 121. 132.
14, 183. 17, 98), da dieses Wort nicht an der
Spitze stünde. Indes gehört på; As wohl zum
Vorangehenden, undzwarhalteiches, gestütztauf
andere Fälle, trotz des dazwischenstehenden
S für möglich, dass e davon abhängt,
„wir brachten es an jenem Tage bei B. und K.
zu ihrem (der Feinde) Ingrimm dahin, dass die
dortigen Hyänen satt waren“. — X 1 „damit
du das Band, (das dich) mit ihr (verbindet),
durch ein neues ersetzest“. Aehnlicher Ge-
dankengang auch sonst. — 4. Var. (S. 542),
„an dem Abend, an dem sie erschien“ (Hud.
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8.
250
213, 1. Kutāmī 20, 7. Wiener Ztschr. XVIII 9
Nr. 2, 4 und sonst; fehlt bei Freytag). Der
Vers passt aber in dieser Fassung nicht in
den Zusammenhang, denn die beiden Worte
bilden, wie das folgende S beweist, den Schluss
eines vorhergehenden Satzes. — 11. Vermutungs-
weise sei vorgeschlagen: „die Tribute (als,
dieser Plural von L allerdings nicht zu be-
legen) sind erstattet worden, teils feine Leute
(wir), teils Schmiede“ (å wie Imr Muʻall.
36. Ae? IX 11, 19). — XII 4 „Hu ist mit
25 koordiniert und bedeutet „mein Ver-
trauter“ (JSad VI 269, 12. 277,5). — XIII 8
o lgie = Doe. — XIV 3 2
(Druckf.). — 6. Für pò lese ich co, die alte
Nebenform von po: „für das Blut der K.“
(deren Geiseln sie getötet hatten). — 7. 8. „wir
schrieen die (= unsre) Palmen und Türme an;
als sie uns aber auf unser Anschreien nicht
Lebewohl sagten, beschlossen wir (zuerst) zu
bleiben, zogen dann (aber doch) fort“. Er
schildert, wie schwer ihnen die Auswanderung
aus der Heimat geworden ist. — 14 Lisa „wir
gaben (der Plünderung) preis“, so von Personen
auch Hut. 55, 2. JHis. 627,17. — 15. U
(Apok.), „so ehrt er uns“. — 20 „jeden Falken“
= Helden. — XIX 3. Der ursprüngliche Text
(K) scheint mir doch der richtige. Wie in Vs. 1
(und auch 2) wird die Unberechenbarkeit des
Freundes getadelt. — XXI 10. or? steht im
Sinne von cor „ausschlagend“, falls nicht
geradezu letzteres zu lesen ist. — XXII 1.
‚schuf heisst hier „(die Treue) brechen“. —
XXV 1 „in der längsten Nacht“. — App.
XII 3 „statt irgendeiner Decke“. — 5. AHA)
„auf die Wange“. — App. XIV 7 Var. Vs. 2
„das Recht ist auf seiner Seite; lasst also ab“.
Mansour Fahmy: La condition de la femme dans
la tradition et l’évolution de l’Islamisme. V,
166 u. 2 S. 8° Fr. 4,50. Paris, F. Alcan, 1913. Bespr.
v. K. V. Zetterstsen, Uppsala.
Der Verfasser, der sich auf dem Titelblatt
Diplômé d’Etudes supérieures de la Faculté des
Lettres, Licencié és Sciences, Docteur de ]’Uni-
versité de Paris nennt, ist ein geborener Mu-
hammedaner und hat längere Zeit in Paris
studiert. Unter seinen Lehrern erwähnt er in
erster Linie Professor Lévy-Bruhl, der ihn in
die Methode der modernen europäischen Wissen-
schaft eingeführt hat; ausserdem hat er sich
261
auch in Leiden aufgehalten und verdankt Pro-
fessor Snouck-Hurgronje mehrere nützliche
Winke. In der Einleitung handelt er von der
Stellung der Frau in Arabien vor dem Islam;
daran schliessen sich folgende Abschnitte an:
I. Mahomet et la femme. II. Voile et réclusion.
III. Du concubinage et de l’esclavage et de leurs
rapports avec la réclusion, IV. La femme dans
les principes du droit. V. Conclusion. Der
Verfasser ist ein begeisterter Anhänger des um
die muhammedanische Frauenbewegung so viel
verdienten Aegypters Qasim Amin [siehe über
diesen Hartmann, Die Frau im Islam: Der
Orient, H. 7, S. 23], und obgleich er in der
Entwicklungsgeschichte der muhammedanischen
Frau nur eine zunehmende Verschlimmerung
ihres Loses findet, hofft er auf bessere Zeiten.
Am besten wird sein Standpunkt durch seine
eigenen Worte (S. 166) charakterisiert: „L’&man-
cipation de la femme suivra nécessairement
les mémes regles que les institutions et, loin
d'imiter un type quelconque de Ja femme eu-
ropéenne, la femme musulmane s’&mancipera, se
developpera, acquerra sa dignité et enfin pos-
sedera ses droits selon l'histoire et le génie de
sa race.“
Dass ein muhammedanischer Gelehrter es
unternimmt, von kritisch-historischem Gesichts-
punkt aus eines der interessantesten sozialen
Probleme im Islam zu untersuchen, ist mit
Freuden zu begrüssen, und die vorliegende
Arbeit enthält eine lesenswerte Zusammenstellung
der wichtigsten Tatsachen, die sich auf die
Stellung der Frau in der muhammedanischen
Welt beziehen. An orthographischen Inkonse-
quenzen, Druckfehlern und derartigen Versehen
ist das Buch freilich ziemlich reich; z. B. S. 76,
12 v. u. „Hamasah“, S. 77, 2 und Fussn. 3
„Hamassah“, Fussn. 1 und 2 „Hamassa“; S. 5,
Fussn. „Gesellschaft der Wissenchaften“; S. 126,
Fussn. 2 „Gesellschaft der Wissenschaft en“;
S. 127, Fussn. 1 „Gesellschäft der Wissen-
schäft en“; S. 69, 5 „Dans la religion de Coppin“,
lies „la Relation“; Z. 13 „On trouve dans la
Religion de Hellfrich“, lies „la Relation“; Z. 18
„même“, lies „de même“; S. 75, 14 v. u. im
Zitate aus Dozy „Ibn-Batoutah (Voyages, trad.
de M. de Gayangos)“, statt „trad.“ lies „man“.
Noch schlimmer ist es, dass auch die arabischen
Zitate nicht immer korrekt wiedergegeben werden;
vgl. S. 16, 7 v. u. eU, lies LL]; Z. 2 v. u.
, lies A (S. 70, 3 v. u. und S. 103, 5
v. u. ebenso); letzte Zeile , lies U peer
S. 75, 11 v. u. ad , lies rgb
ve ein; S. 79, Fussn. 1 % 0, lies Sa U;
S. 103, Fussn. 1 , lies JB; p09, lies
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8.
|werfung der
202
ho; e, lies ; Soy, lies
o usw.
Schaich Salih Aschscharif Attunisi: Hagigat aldschihad,
Die Wahrbeit über den Glaubenskrieg. Aus
dem Arab. übers. v. Karl E. Schabinger, m. e. Geleit-
wort v. Martin Hartmann u. e. Bild des Schaichs hrsg.
v. der Deutschen Gesellschaft für Islamkunde. 18 S.
u. 1 Tafel. M.1—. Berlin, D. Reimer, 1915. Bespr.
v. R. Hartmann, Kiel.
Die Leiter der islamischen Welt, sofern sie
in der Tiirkei ihre politische Organisation findet,
haben den gegen Russland, England und
Frankreich geführten Krieg ausdrücklich als
heiligen Krieg dschihäd bezeichnet. Daraus hat
man jenseits unserer Grenzen in der beliebten,
kindlich ahnungslosen Manier, die sich Beweise
ersparen zu können glaubt, den Schluss gezogen,
dass nicht etwa bloss die Kriegserklärung der
Türkei, sondern auch die Bestimmung desKrieges
als dschihäd eine deutsche Machenschaft sei.
Man hat darum — gegen Deutschland! — einen
doppelten Vorwurf erhoben; einmal den, dass
die Bezeichnung eines bestimmten Krieges gegen
bestimmte Andersgläubige als dschihäd in be-
sonderem Sinn nach muslimischem Recht ein
Unding sei; und dann, Deutschland habe die
Islamwelt damit zu einer Aeusserung des
Glaubenshasses in Rauben, Morden und Schänden
aufgehetzt. Der — ganz charakteristisch —
gegen Deutschland vorgebrachte Vorwurf trifft
die Welt des Islam an ihrer Ehre. Es ist
darum keine Frage, dass Muslime in erster
Linie zur Antwort berufen sind. So ist es
sehr dankenswert, dass ein gelehrter Muslim,
der Schaich Sälih asch-Scharif at-Tünisi aus
dem Haus des Propheten, der in seiner Heimat
Tunis die Segnungen, die die französische Herr-
schaft dem „Neuen Frankreich“ gebracht, aus
eigener Anschauung kennt, anlässlich einer Mis-
sion, die ihn nach Berlin führte, die Auffassung
des überzeugten gebildeten Muslim von heute
über den dschihäd in kurzer fasslicher Form
dem deutschen Publikum vorträgt.
Was den ersten Vorwurf betrifft, so kann
man ruhig zugeben, dass die überkommene
Theorie des Rechtes der Gemeinschaft der Mus-
lime den Kampf dschihäd zum Zweck der Unter-
ngläubigen unterschiedslos zur
Pflicht macht. Es ist aber wohl zu beachten,
dass diese Theorie sich nicht auf den Kor’än
berufen kann. Hier genügt uns ein Hinweis
auf S. 338 des „Handbuch des islamischen Ge-
setzes“ von dem Holländer Th. W. Juynboll,
der gewiss nicht deutscher Intriguen verdächtig
ist: „Muhammed selber Wi noch nicht gelehrt,
dass es eine religiöse Pflicht für die Muslime
sei, die Heiden ihres Unglaubens wegen zu
bekämpfen.“ Schaich Sälih beruft sich mit
253
Geschick und mit Recht auf Kor’än-Stellen, um
zu beweisen, dass der Prophet keineswegs gute
Beziehungen zu Andersgläubigen unbedingt ver-
bietet, sondern nur zu feindseligen Andersgläu-
bigen. Wird die Welt des Islams nun aber
angegriffen oder bedrückt, dann tritt der dschihäd
nach der alten Rechtstheorie aus der Sphäre
der Gemeinschaftspflicht in die der Individual-
pflicht (vgl. S. 9). Als individuelle Pflicht aber
wird der dschihäd in dem Fetwä des Schaich
al-Islam erklärt. Naturgemäss richtet sich dieser
dschihäd nun ausschliesslich gegen die Bedrücker.
Die ausdrückliche Bezeichnung des jetzigen
Krieges als dschihäd im Sinn der Individual-
pflicht mag eine neue Wendung des Begriffes
dschihäd bedeuten. Ich glaube aber nicht, dass
jemand behaupten kann, diese Anschauung vom
dschihäd sei im Widerspruch mit den Grund-
lagen des muslimischen Rechts. Jedenfalls
dürfte man die Entscheidung der Frage, ob
diese bid a — wenn es eine sein sollte — mit
dem muslimischen Recht in Einklang zu bringen
sei, füglich den Muslimen selbst überlassen. Der
Islam ist eben nicht so entwicklungsunfähig,
wie man es gern vorstellt. Dass durch gewisse
Prinzipien die Möglichkeit einer Entwicklung
garantiert ist, sollte hinreichend bekannt sein
und kann hier jedenfalls nicht ausgeführt werden.
Hinsichtlich des zweiten Vorwurfs können
wir wieder ruhig mit dem Zugeständnis beginnen,
dass der dschihäd in der Geschichte gelegentlich
wohl wirklich zu einer Art „Raubmord auf
dem Pfade Allähs“ wurde, wie er bisweilen von
anderer Seite charakterisiert wird. Aber der
„Raubmord auf dem Pfade Allähs* ist in
Wahrheit mit dem Islam ebenso unvereinbar,
wie das Morden, Sengen und Schänden christ-
licher Glaubenshelden, die unter der Losung
„Gott will es!“ in den Kreuzzug gegen Mus-
lime, Preussen oder Albigenser zogen, mit dem
Christentum. Will man jene Ausschreitungen
dem Islam als Religion zur Last legen, so muss
man konsequenterweise der Religion der Liebe
genau den gleichen Vorwurf machen. Es hiesse
Eulen nach Athen tragen, wollte man noch be-
weisen, dass die Bestimmungen des islamischen
Gesetzes über die Art der Kriegführung am
Massstab ihrer Zeit gemessen recht human sind.
Es fällt daher dem gelehrten Muslim sehr leicht,
diesen Vorwurf zu entkräften.
Die systematischen Ausführungen des Ver-
fassers sind, ganz abgesehen, von dem aktuellen
Thema, sehr geeignet, zu einer besseren Kenntnis
des Islam, als sie noch immer z. B. in der
Presse vorherrscht, beizutragen. Die kleine
Schrift gibt eine recht anschauliche Probe von
der Art der Argumentierung muslimischer Ge-
lehrter. Leider nur zu vielen wird mancher
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8.
254
Satz um seiner sittlichen Höhe willen eine
Ueberraschung sein, so gleich der Anfang, wo
von dem „grossen“ dschihäd, d. h. der Selbst-
überwindung die Rede ist. Diese Vorstellung
ist nicht etwa eine moderne gekünstelte Be-
schönigung, sondern seit alters in frommen
Kreisen heimisch (vgl. z. B. Türkische Biblio-
thek, XVIII13, wo das mit dschihäd grammatisch
gleichbedeutende mudschähada so gebraucht ist).
Die Uebersetzung ist recht gut lesbar, was
bei dem Stoff kein geringes Lob ist, wenn es
auch z. T. auf Rechnung des Verfassers kommt,
und scheint, soweit sich das ohne den Text be-
urteilen lässt, sehr wortgetreu zu sein. Manchmal
geht die Wörtlichkeit vielleicht fast etwas auf
Kosten des genauen Sinnes. So scheint S. 6
Z. 24 das „Rechte wider uns“ auf ein arabisches
hakkun (oder hukükun) alaind zurückzugehen,
das ich dann lieber mit „uns obliegende
Pflichten“ (oder doch „Rechtsansprüche an uns“)
übersetzen würde. Wenn das „Nutzen“ auf
S. 7 Z. 10 und 12 arabisches fa’ida wiedergibt,
stünde statt seiner richtiger „Sinn“. Aber das
sind Kleinigkeiten, über die teilweise mehr der
Geschmack zu entscheiden hat.
Wir können dem Uebersetzer und dem Ver-
fasser des Geleitwortes ebenso wie dem Autor
nur für die kleine Gabe dankbar sein. Und
die Deutsche Gesellschaft für Islamkunde hat
mit der Herausgabe ihren Zielen entschieden einen
Dienst geleistet. Möge die Schrift, deren Erlös
für den Roten Halbmond bestimmt ist, recht
viele Leser finden.
Zeitschriftenschau.
® Besprechung; der Besprechber steht in ().
American Journ. of Semit. Lang. and Lit. 1915:
April. A. T. Olmstead, The Earliest Book of Kings. —
— G. S. Duncan, The Sumerian Inscriptions of Sin-
Gâšid, King of Erech. — *St. Langdon, Historical and
Religious texts from the Temple Library of Nippur (D.
D. Luckenbill). — *A. Poebel, Historical and Gramma-
Deal Texts; *A. Poebel, Historical Texts; *A. Poebel,
Grammatical Texts (G. A. Barton und Luckenbill). —
*A. Ungnad, Syrische Grammatik (J. M. Price). — *A.
B. Davidsobn, An Introductory Hebrew Grammar. 19th
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23. *Gotthelf Bergstraesser, Pseudogaleni in Hippocratis
de septimanis commentarium ab Hunaino arabice versum
(M. Horten).
24. Carl Neumann, Kunstgeschichte des Gartens (be-
handelt: Marie Luise Gothein, Geschichte der Garten-
kunst, welche auch für Orientalisten von grossem Interesse
sein dürfte). — *Franz Cumont, Die orientalischen Re-
ligionen im römischen Heidentum. 2. Aufl. (Joh. Geff ken).
— René Dussaud, Les civilisations préhelléniques dans
le bassin de la mer Egée. 2. Aufl. (Siegmund Feist).
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English Historical Review. 1915:
April. *H. R. Hall, The Ancient History of the Near
East. 2d ed. (S. A. Cook). — *. B. Coleman, Constan-
tine the Great and Christianity (E. W. Brooks). — *R.
Pétiet, Contribution à l'Histoire de l'ordre de Saint-La-
zare de Jerusalem (F. M. Powicke). — H. Mattingly,
Outlines of Ancient History (H. J. C.). — *C. H. Toy,
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21. Jahrg. 3. H. Valentin Schwöbel, Der türkisch-ägyp-
tische Kriegsschauplatz II. — *F. Strenger, Strabos Erd-
kunde von Libyen (K. Kretschmer).
6. H. F. Frech, Der Kriegschauplatz am Schwarzen Meer
und in Transkaukasien. — Hugo Grothe, Die Türkei
und ihre Gegner (Sieger).
Göttingische gelehrte Anzeigen. 1915:
April. P. Gardner, The Principles of Greek Art (F. Koepp).
Historische Zeitschrift. 1915:
2. W. Thieling, Der Hellenismus in Kleinafrika (A.
Bauer). — J. B. Bury, A History of the Eastern Roman
Empire (802—867) (E. Gerland).
Indogermanische Forschungen. 1915:
5 u. Anzeiger. H. Adjarian, Classification des
Dialectes Arméniens (J. Karst), — F. Lübkers Real-
lexikon des klassischen Altertums, 8. Aufl. v. Geffcken
und Ziebarth u. a. (A. Thumb).
International Review of Missions. 1915:
January. E. B. A. Somerset, Missionary Principles of the
Early Church. — *G. F. Moore, History of Religions;
*C. H. Toy, Introduction to the History of Religions;
*A. S. Geden, Studies in the Religions of the East (R.
E. Hume). — *D. 8. Margoliouth, The early Development
of Mohammedanism (Tisdall). — W. A. Wigram and
E. T. A. Wigram, The Oradle of Mankind (M. G. Brooke).
April. *S. M. Zwemer u. a., The Vital Forces of Christi-
anity and Islam (G. A. Calcutta). — A. Werner, Peoples
and Customs of Africa.
Lehre und Wehre. 1915:
April. E. P., Der Prophet Jonas. — F. M., Fra Jerusalem.
Zur Besprechung elngelaufen.
* bereits weiter gegeben.
*Heinrich Zimmern, Akkadische Fremdwörter als Beweis
für babylonischen Kultureinfluss. Leipzig, J. C. Hin-
richs’sche Buchhandlung, 1915. M. 2,60.
*Oriens Christianus. Neue Serie. 4. Bd. 2. Heft.
Arthur Zacharias Schwarz, Die hebräischen Handschriften
der K. K. Hofbibl. zu Wien (Erwerbungen seit 1861).
(S. B. d. K. A. W. Wien. Philos.-Hist. Kl. 176. Bd.
5. Abhdlig.). Wien 1914.
Walther Eichrodt, Die Priesterschrift in der Genesis
(Dissert. Heidelberg). Halle 1915.
Maximilian von Hagen, England und Aegypten mit be-
sonderer Riicksicht auf Bismarcks Aegyptenpolitik
(Deutsche Kriegsschriften 18. a Bonn, A. Marcus
& E. Webers Verlag, 1915. M. 1,20.
Stefan Rudnykyckyi, Der östliche Kriegsschauplatz (Osten
5 0 tae eft 1). Jena, Eugen Diederichs, 19165.
. 0,80.
J. Horovitz, Untersuchungen zur rabbinischen Lehre von
den falschen Zeugen. Frankfurt a. M., J. Kauffmann,
1914. M. 2—.
Robert Helbing, Auswahl aus griechischen Inschriften
Ger nlang Göschen). Berlin, G. J. Gdschen, 1915.
Albert Thumb, Grammatik der neugriechischen Volks-
sprache N a Göschen). Berlin, G. J. Göschen,
1916. M. 0,90.
Orientalistische Literatarzeitung 1915 Nr. 8.
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Carl Gaenssle, The hebrew particle op (Dissert. Univ.
Chicago). Chicago. Leipzig, Hiersemann, 1915. M. 4, 20.
Friedrich Preisigke, Fachwörter des öffentlichen Ver-
waltungsdienstes Aegyptens in den griechischen Pa-
pyrusurkunden der ptolemfisch- römischen Zeit. Göt-
tingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 1915. M. 6 —.
Theodor Dombart, Zikkurat und Pyramide (Dissert.
K. Techn. Hochschule München). München, C. H.
Beck, 1915.
Jakob Horovitz, "y H. Frankfurt a. M., J. Kauffmann,
1915. M. 1—.
Catalogus codicum manu scriptorum bibliothecae regiae
Monacensis Tomi I Pars VII. Codices zendicos com-
pleotens. Monachii A. MDCCCCXV sumptibus biblioth.
reg. prostat in libaria regia Palmiana.
*
Neuigkeiten aus dem Verlage der
J. C. Binrichs’ichen Buchhandlung
in Leipzig.
Hartmann, Richard: Palästina unter den
Arabern 632—1516. (53 S.) 8°. M. — 60
(Das Land der Bibel. Gemeinverständliche Hefte
sur Palästinakunde Band 1, Heft 4.)
Hoffmann, Konrad: Die theophoren
Personennamen des älteren Ägyptens.
(III S. u. 78 autogr. S.) Lex. 8°. M. 12.50;
Subskr.-Pr. M. 10 —
(Untersuchungen sur Geschichte und Altertumskunde
Aegyptens. VII. Band, Heft 1.)
Rlopfer, Fritz (Prof. Dr. Hans Stumme):
Funk arabiiche Krlegslleder. Tuniſiſche Mes
lodien m. arab. u. deutſchem Text. (11 S.)
20,5 x 25,5 cm. M. 1—
Meißner, Bruno: Grundzüge der babyioniich-
affyriichen Pan, (156 S. mit 261 Abbild.)
Gr. 8°. M. 3.50; geb. Mt. 4.50
(Sonderausgabe von „Der Alte Orient”. 15. Jahrg.)
Seeliger, Gerhard: Deutiche und emgliiche
Reformation. Ein Vortrag. (28 = CH
, — 50
Weidner, Ernst F.: Handbuch der baby-
lonischen Astronomie. Erster Band: Der
babylonische Fixsternhimmel. Beiträge zur
ältesten Geschichte der Sternbilder. 1. Lief.
(Kap. I u. II). (IV, 146 S.) Lex. 8°. M.18 —
(Assyriologische Bibliothek. XXIII. Band, 1. Lfg.)
Wreszinski, wait: Atlas zur altagyptischen
Kulturgeschichte. Dritte Lieferung.
(20 Taf. mit Text und Abb. auf 16 BI.)
30,5 x 21,5 cm. In Mappe M. 7.50
Zimmern, Heinr.: Akkadische Fremdwörter
als Beweis f. babylonischen Kultureinfluss.
(III, 72 S.) Lex. 8°. M. 2.50
Mit einer Beilage von der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung in Leipzig.
Verlag u. Expedition: J. O. Hinriebs’sehe Buchhandlung, Leipzig, Bl
Verantwo: erausgeber
rtlieber H
2. — Druek von Max Schmersow, Kirchhain N.-L.
umengasee
: F. B. Pelser, Königsberg 1. Pr, Golts-Alles 11.
Orientalistische
Literaturzeitung
Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient
und seine Beziehungen zum
Kulturkreise des Mittelmeers
Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11
Verlag der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung, Leipzig
Blumengasse 2.
18. Jahrgang Nr. 9 Manuskripte und
Inhalt.
Abhandlungen und Notizen 8p. 257—272
Gelderen, C.van: Zum assyrischen
Königstitel sar kissati . . 265
Gustavs, A.: Der Stamm eines lyki-
schen Verwandtschaftswortes in
Wreszinski,
Schröder, Otto: belit und belat 266
Walter:
ägyptischer König?
Besprechungen
Hampel, J., Die Schichten des Deute-
ronomiums (W. Staerk )
Korrekturen nach Königsberg. — Drucksach ch Leipzig.
Jährlich 12 Nrn. — Haibjahfupreis d k.. September 1915
König, Ed.: Die moderne Pentateuch-
kritik und ihre neueste Bekämpfung
(J. Herrmann) 278
Streck, M.: Silben- und Ideogramm-
liste der vorderasiatischen Biblio-
thek (Wilh. Förtsch) . 275
Ein neuer
268 (J. Herrmann). . . ..
Sp. 273—288
277
etruskischen Eigennamen. 271 | Herbig, Gustav: Kleinasiatisch-etrus- | Aus gelehrten Gesellschaften. 285
Müller, W. Max: Steinbohrer in kische Namengleichungen (Arnold
Altbabylonin . . 266 Gustavs)... : 273 | Personalien . . . 2 2 2. 285
Poebel, Arno: Eine altbabylonische | Hudal, Aloys: Die religiösen und sitt- | 7eitechrittenschau . . . =
Abschrift der Gesetzessammlung] lichen Ideen des Spruchbuches 285—208
Hammurabis a. Nippur (Schluss)257 (Norbert Peters). . . . 281 | Zur Besprechung eingelaufen 288
Eine altbabylonische Abschrift der Gesetzes- |
sammlung Hammurabis aus Nippur. |
Von Arno Poebel.
(Schluss.)
Während die Stele die einzelnen Gesetze
durch keinerlei äussere Merkmale voneinander
abtrennt, tut dies unsere Tafel dadurch, dass
sie zwischen ihnen eine Zeile oder Fach freilässt.
Dieselbe Gepflogenheit bemerken wir auf dem
altbabylonischen Steinfragment des Kodex,
welches Scheil in Del. en Perse X S. 83, pl. 9
veröffentlicht hat!, und ähnlich trennen auch die
neuassyrischen Fragmente und die neubaby-
lonische Tafel, die Langdon kürzlich veröffent-
licht hat, die Gesetze durch einen Trennungs-
strich, der ja selbst erst durch die Verkürzung
des Raumes eines unbeschriebenen Faches ent-
standen ist. Aus dieser authentisch-babyloni-
schen Abtrennung der Gesetze ergibt sich, dass
die Einteilung des Textes des Kodex in Para-
graphen, wie sie seit der ersten Veröffentlichung
durch Scheil üblich geworden, unzutreffend ist
und darum auch gänzlich aufgegeben werden
sollte. Das Prinzip, welches die babylonischen
Gelehrten bei der Einteilung befolgten, war
dies, dass sie nur denjenigen Abschnitt (resp.
Gruppe von Einzelabschnitten) als selbständig
rechneten, der mit einer vollständigen Expo-
sition des betreffenden juristischen Falles beginnt,
so dass das betreffende Gesetz, wenn aus dem
1 Siehe Kol. 2.
267
Kodex herausgenommen, eine völligunabhängige,
sich selbst genügende Einheit bildete, nach
welcher der Richter ohne Zuhilfenahme eines
anderen Gesetzes seine Entscheidung treffen
konnte. Zur Erläuterung möge der Abschnitt
Stele Rs. 3, 54—73 dienen, den Scheil in die
Paragrapben 117 und 118 zerlegt hat. Der
Abschnitt beginnt mit den Worten: „Wenn
jemand in Schulden gerät und sein Weib, seinen
Sohn oder seine Tochter verkauft oder in ein
Dienstverhältnis übergibt, so soll usw.“; der
Scheilsche Paragraph 118 dagegen beginnt 3, 68
mit den Worten: „wenn er einen Sklaven oder
eine Magd in das Schulddienstverhältnis über-
gibt, so soll usw.“. Es ist sofort klar, dass
die Exposition des Scheilschen Paragraphen 118,
wenn dieser für sich allein genommen wird, un-
vollständig ist, und dass aus dem Paragraphen
117 zu ergänzen ist, „wenn jemand in Schulden
gerät“, oder doch zum mindesten das Subjekt
„er“ näher bestimmt sein müsste. Aus diesem
Grunde bilden denn auch auf unserer Tafel die
Paragraphen 117 und 118 in Kol. 6, 16—31
einen einzigen Abschnitt, während der folgende
Paragraph 119, obwohl er sachlich eng mit 117
und 118 zusammengehört, wieder einen eigenen
[Abschnitt bildet, da er mit der vollständigen
Exposition: „Wenn jemand in Schulden gerät
und seine Magd, die Kinder geboren hat, verkauft“,
beginnt. Bei Anwendung des eben nachgewie-
senen Prinzipes ist demnach der Kodex in die
folgenden Gesetze zu zerlegen:
208
259
CO O OT EG DO kat Dr
Ili id i wt aed
Pg ill
pad ped pe
bech pd ke pad bh bet Fa
Iie ud dw te ded
O O 00 a 0O En st N e © 8
no
Do
N m
Hol dd u u ded
DD
Oo
ka 0 © CO NO Ol >
Ill
d)
So Ot LG DO
—
GO D GO Qo 08 Kä 03 BS V NO WD CO
1 = 3, 1 — Rm 277, 2, 20 (wahrscheinlich
).
2 = Rm. 2, 21 ff. (wahrscheinlich A 42 =
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8.
tele, Vs. Kol. 1—16.
„26—32.
' 33—56.
— 8
41—56.
, 57—69: a. 6, 57—64; b. 6, 65—66.
, 70— 8, 24: a. 6, 70—7, 47; b. 7,
48—61; c. 7, 62—8, 3; d. 8,
e. 8, 14—24.
8, 25—29.
30—36.
37 —48.
S S S Se
49—9, 13: a. 8, 49—58, b. 8,59—67;
8,
8,
8,
c. 8, 68—9, 4; d. 9, 5—13.
9; 14—21.
9,
9,
22—50: a. 9, 22—27; b. 9, 28—50.
51—65.
9, 66—10, 12.
10, 13—29.
10, 30—50: a.10,30—40; b. 10,41—50.
10, 51—11, 12: a. 10, 51—11, 4; b.
11, 5—12.
11, 13—38:
25—29; e 11, 30—38.
11, 39—56.
11, 51—64.
11, 65—12, 4.
12, 5—9.
12, 10—21.
12,2238: a. 12,22—30; b. 12,31—38.
12, 39—48.
12, 49—62.
12, 63—13, 16; a. 12, 63—13, 5; b.
13, 6—16.
13, 17—34.
13, 35—70: a. 13,35—46; b. 13,4757.
c. 18, 58—70.
13, 71—14, 17.
14, 18—15, 6: a. 14, 18—44; b. 14,
45—55; e. 14, 56—15, 6.
15, 7—30: a. 15, 7—20; b. 15, 21—30.
15, 31—38.
15, 39—45.
7 = 15, 46—16, 3: a. 15, 46—64; b. 15,
: a. 16, 10—
27 —33; c. 16, 34—47;
A 41 = 17, 2—28
17, 29 fl.).
576, 5: a. 5, 57—67; b. 5,68 —6,5.
3—13;
a. 11, 13—24; b. 11,
26; b. 16,
d. 16, 48—57.
40 = 16, 58—17, 1 (02): a. 16, 58 — 70; b.
i
260
C = Scheil, Fragm. IKol.4+DT 81 Kol. 2.
-— % % wë
*
—
kd
A
Us C2 DD DD OO DD DD d DD DS DD N p pi peb ka bt pd et be et ke
WN OODMDANIOUFP OOO WN HOO WAND Va E DOD = bei Va Dä DD ke
Let d badd hdd eae aa ea eae ad
Ki
EA Cu
Rs.
S D MNNEE
1 = 4, (x +)1—17: a. 4, (x 4) 1—3; b.
j A
2 = 4, 18—24(x )
D = Rm. 277 Kol. 3.
1 = 3, (x +)1—6: a. 3, (x +)1. 2; b.
3, 3—6.
23 3, 6. 7 (+ x) (vielleicht = 1c).
E = Scheil, Fragm. II Kol. 1.
1 = 1, (x +)1—13(+ x).
F = DT 81 Kol. 3
1 = 3, (x +)1—17 (+ x).
G = HGT 93 Kol. 1
1 = 1, (x +)1—3.
2 = 1, 4—11: a. 1, 4—7; b. 1, 8—11.
3 = 1, 12—16: a. 1,12—18; b.1,19—22(?);
c. 1, 23 (?)—25.
4 = 1, 26—35 (+ x).
H = HGT 93 Kol. 2 (+ DT 81 Kol. 4).
= 2, (x +) 1—8.
= 2, 9—20.
= 2, 21—26
= 2, 27—38.
— HGT93Kol. 3—12, Stele Rs. Kol. 1— 23.
= Tafel °, (x)+ 1. 2.
= 3, 3—
= 3, 8— Stele, Rs. 1, 14: a. 3, 8— Stele,
1, 7; b. 1, 8—14.
, 15—31: a. 1, 15—23; b. 1, 24—31.
„3254: a. 1, 32—45: b. 1, 46—54.
55—67.
68—2, 14.
15—25.
26—35.
36—44.
45—49.
50—74.
75—3, 16.
17—25.
26—53: a. 3, 26—37; b. 3, 33—53.
54—73: a. 54—67; b. 3, 68—73.
74—4, 3.
4—23.
24—30.
31—52; a. 4, 31—43; b. 4, 44—52.
53—65.
75—6, 6.
7—26: a. 6, 7—17; b. 6, 18—26.
27—36.
, 31—56.
5773.
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8.
34 = 6, 74—7, 13.
35 = 7, 14—32: a. 7, 14—24; b. 7, 25—29;
c. 7, 30—32.
36 = 7, 33—59.
37 = 7, 60—8, 12: a. 7, 60—8, 5; b. 8,6—12.
38 = 8, 13—27.
39 = 8, 23—42.
40 = 8, 43—64: a. 8, 43—59; b. 8, 60—64.
41 = 8, 65—9, 9: a. 8, 65—81; b. 9, 1—9.
42 = 9, 10—25.
43 = 9,26—60: a. 9, 26—43; b. 9, 44—51;
c. 9, 52—60.
44 = 9, 61—66.
45 = 9, 67—71.
46 = 9, 72—10, 1.
47 = 10, 2—17.
48 = 10, 18—23.
49 = 10, 24—32.
50 = 10, 33—46.
51 = 10, 47—59.
52 = 10, 60—77.
53 = 10, 78—11, 6.
64 = 11, 7—32: a. 11, 7—23; b. 11, 24—3?.
55 = 11, 33—50.
56 = 11, 51—73.
57 = 11, 74—12, 8.
58 = 12, 9—36: a. 12, 9—24; b. 12, 25—36.
59 = 12, 37—13, 56: a. 12, 37—59; b. 12,
60 — 13, 5; c. 13,6—15; d. 13,16—26;
e. 13, 27—40; f. 13, 41—50; g. 13,
51—56.
60 = 13, 57—14, 21: a. 13, 57—68; b. 13,
68—14, 9; c. 14, 10—21.
61 = 14, 22—60.
62 = 14, 61—15, 19: a. 14, 61—87; b. 14,
88—15, 19.
63 = 15, 20—42.
64 = 15, 43—59.
65 = 15, 60—75.
66 = 15, 76—16, 1.
67 = 16, 2—14.
68 = 16, 15—30.
69 = 16, 31—38.
70 = 16, 39— 49.
71 = 16, 50—53.
72 = 16,54 —64: a. 16,54—59; b. 16,60 — 64.
73 = 16, 65 — 74.
74 = 16, 75—95.
75 = 16, 96—17, 9.
76 = 17, 10—22.
77 = 17, 23—40.
78 = 17, 41—44.
79 = 17, 45—65: a. 17, 45—49: b. 17,
50—53; c. 17, 54—59; d. 17, 60—65.
80 = 17,66—74: a. 17,66— 70; b.17,71—74.
81 = 17, 75—81.
82 == 17, 82—87.
83 = 17, 88—91.
a — — ——— -‚̃̃ —ä— d. ää—.ä — — — — —-—
262
84 17, 92—18, 3.
85 = 18, 4—22: a. 18, 4—13; b. 18, 14—19;
c. 18, 20—22.
86 = 18,23 —54: a. 18, 23— 30; b. 18,31 —34;
c. 18, 35—40; d. 18, 41—44; e. 18,
45—50; f. 18, 51—54.
87 -= 18,55—73: a.18,55— 66; b.18,17—69;
c. 18, 70—73.
88 = 18, 74—83.
89 = 18,84—94: a. 18,84— 88; b. 18,89—94.
90 = 18, 95—19,17: a. 18, 95—19, 9; b.
19, 10—12; e 19, 18—17.
91 = 19,18—35: a. 19, 18—28; b.19, 29—35.
92 = 19, 36—42.
93 = 19, 43—55.
94 = 19, 56—63.
95 = 19, 64—92: a. 19, 64—72; b. 19,
73—76; c. 19, 77—81; d. 19, 82—92.
96 = 19, 93—20, 3.
97 = 20, 4—9.
98 = 20, 10—26.
99 = 20, 27—37.
100 = 20, 38—50.
101 = 20, 51—61.
102 = 20, 62—66.
103 = 20, 67—80.
104 = 20, 81-84.
105 = 20, 85—91.
106 = 21, 1—5.
107 = 21, 6—13.
108 = 21, 14—21.
109 = 21, 22—27.
110 = 21, 28—35.
111 = 21, 36—43.
112 = 21, 44—51.
113 = 21,52—68: a.21,52—65; b.21,66—68.
114 = 21, 69—100: a. 21, 69—82; b. 21,
83 — 87; c. 21,88—96; d. 21,97— 100.
115 = 21, 101—22, 4.
116 = 22, 5—9.
117 = 22,10—20: a. 22, 10—15; b.22, 16—20.
118 = 22, 21—27.
119 = 22,28—43: a. 22,28—36;b.22,37 — 43.
120 = 22, 44—60.
121 =
123 =
124 =
125 =
126 =
127 =
128 =
129 =
130 =
22, 61—75.
122 = 22,76—89: a. 22, 76—81; b.22,82—89.
22, 90—98: a. 22, 90-92; b. 22,
93—95; e 22, 96— 98.
22, 99—23, 2.
23, 3—7.
23, 8—19: a. 23, 8—14; b. 23, 15—19.
23, 20—44.
23,45—52: a. 23,45 —48; b.23,49—52.
23, 53—57.
23, 58—66.
131 = 23, 67—71.
132 = 23,72—96: a. 23, 72—87; b. 23, 88—96.
133 = 23, 97—102.
263
Bei einer Nachprüfung dieser Einteilung
lässt sich leicht bemerken, dass die Auffassung
gewisser Gesetze als selbständige Einheiten oder
als Unterfälle eines anderen Gesetzes den Re-
daktoren der Gesetzessammlung nicht von einem
durchgreifenden Prinzip diktiert worden ist. So
ist z. B. in Gesetz I 54 der negative Fall zu
Gesetz I 53 als selbständiges Gesetz gegeben,
während in Gesetz A 8 die positiven und ne-
gativen Fälle als Unterfälle eines einzigen Ge-
setzes behandelt werden. Die Ursache dieser
Verschiedenheit muss teilweise in praktischen
Gründen gesucht werden; in Gesetz A 8 z. B.
ist die Expositio derartig lang, dass die Re-
daktoren der Gesetze oder bereits ihre Vorar-
beiter sich offenbar scheuten, sie bei jedem
dahingehörigen Falle zu wiederholen, und deshalb
alle Fälle zu einem Gesetze zusammenfassten,
wogegen sie sonst offensichtlich das Bestreben
hatten, die Gesetze in möglichst selbständiger
Form zu fassen. Es braucht wohl kaum gesagt
zu werden, dass eine Zusammenfassung von
mehreren Fällen zu einem Gesetz natürlich nur
dann möglich war, wenn sie bis zu einem ge-
wissen Punkte die gleichen juristischen Voraus-
setzungen und deshalb auch die gleiche Expo-
sition des Falles hatten.
Neben dem praktischen Moment hat aber
sicherlich bei der Einteilung der Gesetze auch
das historische Moment mitgespielt, insofern
als die Redaktoren der Gesetzessammlung Ham-
murabis, deren Arbeit ja naturgemäss nur in
der Uebernahme und eventuellen Umarbeitung,
resp. Ausgleichung bereits bestehender und auch
schon zu Gesetzessammlungen zusammengestell-
ter Gesetze bestand, bei der Uebernahme die
älteren Gesetze wohl auch in ausgedehntem
Umfang in der Form und Abgrenzung belassen
haben, die sie schon vorher hatten. Ein ge-
wisses Anzeichen hierfür darf vielleicht darin
gesehen werden, dass einige Gesetze auf unserer
Tafel mit sumerischen Inschriften versehen sind,
ein Umstand, der unbedingt beweist, dass es
vor dem Kodex Hammurabi sumerische Gesetze
mit dem gleichen oder ähnlichen Inhalt eeh",
So weit sich unsere Tafel kontrollieren lässt,
finden sich derartige Ueberschriften an drei
Stellen, nämlich in Kol. 5 zu Stele Rs. 2, 76 ff.:
di-KU-ba ni-é-zi-ga, in Kol. 6 zu Stele Rs.
3,54 ff. (weggebrochen), und ebenda zu Rs. 4,4ff.:
di-KU-ba e. Bass L Das am Anfang
1 Vergleiche dazu auch die von Clay in OLZ 1914
Sp. 1—3 transkribierten sumerischen Gesetze auf einer
aus Warka stammenden Tafel. (Man beachte, dass die
dort mitgeteilten Gesetze keine vollständige Exposition
haben, also an ein von Clay nicht mitzitiertes voraus-
gehendes Gesetz anzugliedern sind und von diesem aus
erst ihre vollständige Erklärung erhalten.)
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8.
264
stehende Wort di-KU-ba bedeutet „Rechtsbe-
lehrung“, „Gesetz“, „Satzung“!; dagegen lässt
sich über den genauen Sinn der folgenden Worte
und ihre Beziehung zu der Materie des be-
treffenden Gesetzes noch nichts Sicheres sagen,
da die Ueberschrift nur in einem Falle in Kol. 5,
vollständig erhalten ist und auch hier die ge-
naue grammatische Erklärung des zweiten Teiles
der Ueberschrift und seine Beziehung zu dem
folgenden Gesetz nicht ganz klar ist. Es möge
daher vorläufig dahingestellt bleiben, ob ni-é-
zi-ga etwa „was aus einem Hause entnommen“
oder „das, was sich auf das Ausgabehaus bezieht“
oder dergleichen bedeutet. Auf jeden Fall aber
lässt sich wenigstens im allgemeinen eine Be-
ziehung der Ueberschrift zu dem Gesetz er-
kennen, insofern als es sich in beiden um die
Entnahme einer Sache aus einer Baulichkeit
(é-(n)i-dub, resp. ki(z)-lah) handelt; ebenso spielt
auch in dem Gesetz I 18 der Ueberschrift ent-
i j. -ba | (= di-i-nu) zul-hu-zlu „Rechts:
Vgl. di EN ba erteilung“;
YEW -ba | si-mi-i[t-t}i „Festsetzung“-
di EN ba „Gesetz“,
5 R. 24, 26. 27a. Zu der Identifizierung von di-KU-ba
und di- -ba beachte, dass in den Daten Rim-Sins,
die nach der Einnahme von Isin benannt sind, sowie in
anderen Daten dieser Periode in den Verbalformen in-
x-ba, ba-an-x, ba-x-ba usw. „(als) er nahm“, „(als...)
genommen war“, die Zeichen und abwechseln;
vgl. z.B. mu-ki-11 uš-sa dri-im-dsin bugal-e i-si-inki ba-
KU-ba, BE VI 2 Nr. 6, 30—32; mu-ki-18 uš-sa dri-im-
dein lugal-e i-si-inki ba-KU-ba, BE VI 2 Nr. 7, 27—29
(ebenso auch auf allen anderen Tafeln aus Nippur das
Zeichen KU), und mu ki-31-kam i-si-in-naki bean- ’
, unverdffentlichte Tafeln
aus Senkureh(?) (so meistens auf dieser und den aus
Tell Sifr stammenden Tafeln, bisweilen aber auch KU;
siehe hierzu meine Zusammenstellung von Daten der
Dynastien von Isin und Larsam, die ich demnächst
veröffentlichen werde). In alter Zeit findet sich nach
dem uns bis jetzt vorliegenden Material nur das Zeichen
KU in der Bedeutung „ergreifen“, „gefangen nehmen“;
vgl. e-ga-Ku = SU-DU-a „er nahm gefangen, HGT 34
Kol. 1, 28 = 2, 26; mu-KU, er nahm gefangen“, In-
schrift Ensakubanas Z. 12 (siehe meine Historical Texts
S. 151). In den assyrischen und neubabylonischen Voka-
bularen dagegen findet sich, soweit wir bis jetzt fest-
stellen können, nur in der Bedeutung „ergreifen“.
Bei dem letzteren handelt es sich, wie aus dem öfters
folgenden ba hervorgeht, um das Zeichen dib, dessen
mu-ki-24 i-gi-ink! ba-an-
urspriingliche Form H ist; der Gebrauch von E. )
welchem lediglich die Werte udu und lu zukommen, in
den oben zitierten Daten beruht daher auf einer Zeichen-
vermengung. Das Zeichen andererseits hat nach
HGT 112, 13 den Wert da-ab, so dass es sich bei di-
dib-ba und ba-dab-ba, ba-an-dib und ba-däb-ba usw.
Ben ns orthographische, sondern lautliche Varianten
andelt.
265
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8.
266
sprechend ein Haus eine Rolle; möglich, dass
hier in der Ueberschrift 6-lu... „Haus eines
Privatmannes“ (oder 6&-dü[-a]?) zu lesen ist.
Unsicher muss es vor der Hand auch bleiben,
ob die Ueberschrift sich speziell auf das be-
treffende Gesetz bezieht, oder nur andeutet,
dass es zu einer bestimmten Gruppe von Ge-
setzen gehört oder derselben entnommen ist.
Zum assyrischen Königstitel sar kissati.
Von C. van Gelderen.
In den Inschriften einer Tafel des Phila-
delphier Universitätsmuseums führt Sarru-kin,
der erste König von Agade, entweder den Titel
lugal kiš oder lugal agade* oder beide Titel zu
gleicher Zeit i. Unter seinen Nachfolgern nennen
sich Rimus und Man- istusu lugal xis, Naräm-
Sin und Sar-gali-Sarri lugal agade u. Soweit
mir bekannt, ist hier überall kiš ohne Deter-
minativ KI, dagegen agade mit demselben ge-
schrieben. Ersteres wäre an sich nicht auf-
fällig, aber der Gegensatz hat doch wohl etwas
zu bedeuten. Sarru-kin und seine Nachfolger
nennen sich lugal agade“ aus real-geographischen
und lugal kiš aus ideal-historischen Gründens.
Sie betrachten das Königtum von Agade als
ideelle Fortsetzung des Königtums von Kis.
Diese Auffassung findet hieran eine Stütze,
dass der Titel der assyrischen Könige Sar kiš-
šati „König des Alls“ ideographisch u. a. LUGAL
KIS geschrieben wird‘. Man kann fragen, ob
diese Zeichen etwa schon zur Zeit der Dynastie
von Agade in semitischer Aussprache Sar kis-
$atim gelesen wurden. Ich möchte es bejahen,
u. z. mit Rücksicht hierauf, dass der unmittel-
bare Vorgänger Sarru-kin’s, der Sumerer Lugal-
zaggisi, den Titel lugal kalam-ma „König des
Landes“ führt. Den Semiten wurde es nahe-
gelegt, diesen Titel zu deuten als Sar kaläma
„König von Allem“, und wenn Lugal-zaggisi
dies erfuhr hat er es sich gewiss gefallen lassen.
Ich wage es nun, die Vermutung auszusprechen,
dass der Titel gar ki33atim in Anlehnung an
Sar kaläma entstanden ist. So wurde das König-
tum von Kis in ähnlicher Weise idealisiert wie
jenes vom „Lande“ (Sumer). Vielleicht waren
es dieselben scharfsinnigen Leute, welche Lugal-
zaggisi als „König von Allem“ und Sarru-kin
als „König des Alls“ begrüssten.
Amsterdam, 5. Mai 1915.
1 Poebel, OLZ, XV, Sp. 482.
3 Thureau-Dangin, SAKI, 8. 160—168 (passim).
® Vgl. meine Bemerkungen in „The Expositor",
Sept. 1914, p. 276 f.
4 Delitzsch, HWB, S. 361 a.
s SAKI, S. 152.
belit und belat.
Von Otto Schroeder.
Die Zahl der mit béltu zusammengesetzten
Namen von Göttinnen ist, wie die Götterlisten
lehren, recht gross. Leider wird beltu zumeist
ideographisch durch Nin oderGaSan ausgedrückt,
so dass nicht erkennbar ist, wie der status
constructus dieses Wortes gebildet wurde. De-
litzsch, HWB S. 163b bucht nur die Lesart
belit!; dass daneben auch belat belegt ist, dürfte
nicht allgemein bekannt sein. Die wichtige,
leider noch nicht inCT neuveröffentlichte Götter-
liste III R 66 (K 252), welche Götter nach
ihren Kultstätten (Orten und Tempeln) zusam-
menstellt, macht zwischen belit und belat einen
geographischen Unterschied. Für Babylon
(Esagila) belegt Kol. XI 3. 7. 16 die Form
be- lit (be- lit ilè ve, be- lit balati), dagegen für
Assur (Gulatempel) Kol. III 18 be-lat (be-lat
pa- li-e). Diese Schreibung scheint tatsächlich
in Assur üblich gewesen zu sein; ich notierte
mir aus Assurtexten: be- lat geri, be- lat pa- li- e,
be · lat ia-a-ki?. Zwei weitere Beispiele legte
Hommel (Die Schwurgöttin Esch-ghanna, S. 78
und Anm. 6) vor:
de- la- at aibi CT XXXII 50, Vs. 25.
be- la- at qutrinni (Drehemtext).
Es ist gewiss kein Zufall, dass die einzige
Stelle, an der belat in den Amarnatexten vor-
kommt, in einem Briefe Tusrattas steht; VAT
191, 16 be-la-az-eu (= belat-su)?. Die Schreibung
belit findet sich dagegen schon im Hammurabi-
kodex 27, 92: be-lz-it.
i Danach scheint mir die Sache so zu liegen,
ass
a) im Babylonischen die Form belst,
b) im Assyrischen in älterer Zeit die Form belat,
in jiingerer Zeit (unter dem Einfluss
Babyloniens) die Form belst
verwendet warde.
Pe FN
Steinbohrer in Altbabylonien.
Von W. Max Miller.
Bei der Durchsicht von B. Meissners dankens-
werter Studie: Grundzüge der altbabylonischen
Plastik (AO. 15. Jg., Heft 1) fällt mir auf, dass
die Assyriologen die bildliche Darstellung auf
dem zweiten Blauschen Denkmal (l. ]. 7, nach
Geschrieben: be- lit; bi-e-li-it I R 65, II 52 (bi
nicht be!); bi-lit King, Magic Nr. 3, 1.
2 Wohl = a-a-ku III R 66, IX 40; Synonym zu
mu.
® Vgl. Ebeling im Glossar bei Knudtzon, VAB
II S. 1391.
kum
— P —— — . . ——Qᷓç.Ʒ N43
267
King, Sumer and Akkad, 62)! nie erklärt haben.
Meissner beschreibt das Bild zweifelnd: „viel-
leicht zerstossen sie Korn im Mörser“. Gegen
diese Erklärung spricht die Gefässform; zum
Stossen muss man ein feststehendes und gleich-
mässig offenes Gefäss haben; in einem flaschen-
ähnlichen mit engem Hals würde der Mörser
ja das Korn nur in der Mitte erreichen. Ausser-
dem beweist die sitzende Stellung der Männer,
dass sie keine so anstrengende Arbeit verrichten.
Ich glaube, jeder Aegyptologe wird mit mir
übereinstimmen, dass hier das in Aegypten im
Alten Reich so oft dargestellte Ausbohren von
Steingefässen abgebildet ist. Der Bohrer ist
offenbar genau derselbe wie in Aegypten?; ein
Stab mit einem unten eingesetzten Stück vom
allerhärtesten Stein (oder Metall?), das man
hier natürlich nicht sehen kann; nur der Griff
oben zum Drehen ist etwas vom ägyptischen
verschieden. Bei dem Mann rechts sieht er
aus wie geteilt (zufällig?), bei dem mittleren
ragt nur die linke Seite aus der Hand heraus,
während der Mann links den Griff ganz mit der
Hand verdeckt. Ganz genau wird sich diese
Einzelheit aus so unvollkommenen Abbildungen
schwer bestimmen lassen®. Die Aegypter haben
die Wirkung des Bohrers meist durch Anhängen
von beschwerenden Steinen vergrössert. In
Babylonien, wo jeder Stein von weit her geholt
werden musste und darum sorgfältig jedes
Stückchen für Schmucksachen und Geräte be-
arbeitet wurde, konnte man sich diese Erleich-
terung nicht gestatten und arbeitete deshalb
viel langsamer; die Zeit war ja dort so wenig
ein Wertobjekt wie im Nilland und ein Stein-
gefäss ein ungleich kostbarerer Besitz, der end-
lose Arbeit lohnte. Die Form der Gefässe auf
dem Blauschen Denkmal { mit langem Hals (links
einmal mit einem Zapfen zum Tragen?) ist einer |
ursprünglichen Form in Ton nachgebildet, setzt
also im Stein besonders viele Arbeit voraus
und ist darum im prähistorischen Aegypten in
Stein nicht gebräuchlich; erst in der Pyramiden-
Die Echtheit dieser Denkmäler (OLZ 11, 464) kann
ich nach der philologischen Seite hin nicht beurteilen,
nach der archäologischen möchte ich aber dafür eintreten
und finde bei sämtlichen mir bekannten Assyriologen Zu-
stimmung. Wenn ich nicht die Feindschaft verschiedener
Museumsverwaltungen fürchtete, könnte ich viele Be-
lege beibringen, wie das in die gewöhnliche Schablone
nicht Einzupassende, besonders das Archaische, überall
solche Anzweiflung erfahren hat, solange esvereinzeltstand. | H
* Der von Ward, Seal Zylinders, 9, besprochene
Bohrer der Siegelschneider ist etwas anderes.
* Geo. A. Barton glaubt brieflich denselben Bohrer
auch als Schriftzeichen auf den archaischen Tafeln Nr.
10000 von Philadelphia (Museum Journal IV 2) und 16105
(OLZ 16, 8) wiederzufinden, ebenso auf der Tafel in der
Bibliothek des General Theological Seminary in New
York (Journ. Am. Or. Soc. 23). Bestenfalls sind diese
Zeichnungen noch viel undeutlicher.
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8.
268
— m T.
zeit wird sie in Stein häufig. Natürlich darf
man danach die Blauschen Denkmäler nicht
datieren; die grössere Kostbarkeit des Materials
mag in Babylonien schon viel früher zu schwie-
rigeren Formen für die Steingefässe geführt
haben. Andererseits wird die ganze Technik
der Steingefässe und dieser Steinbearbeitung
schwerlich in dem steinlosen Babylonien ent-
standen sein. Während in dem durch Ueber-
fluss an allen möglichen Steinarten gesegneten
Aegypten der Steinbohrer sogar als Hieroglyphe
hmt, hmiy, Kunst, Schnitzer (in jedem Ma-
terial, auch in Holz), Künstler, Handwerker,
dient, wird das Instrument in Babylonien weit
seltener gewesen sein. Immerhin sieht man hier
wieder, wie stark analog die altbabylonische
und die altägyptische Kultur sind und wieviel
noch durch Vergleichung gewonnen werden kann?.
Ein neuer ägyptischer König?
Von Walter Wreszinski.
Vor einiger Zeit überwies ich dem Berliner
Museum eine Totenfigur aus grünlicher Fayence,
die dem Aussehen nach in die Zeit zwischen
der 22. Dynastie und den ersten Ptolemäerre-
gierungen gehört; wo sie gefunden ist, steht
nicht fest, in der Berliner Sammlung trägt sie
die Inventarnummer 21694. Die Deutlichkeit
1 Die Type ist ungenau und entstellt die beschwe-
renden Steine und den Handgriff oben stark.
? Zur Bekräftigung der letzteren Behauptung möchte
ich auch ein Wort zur Erklärung des archaischen Vasen-
fragmentes von Bismaya (l. l. 7, Abb. 12, nach Banks,
Bismaya, 268) wagen. Diese Meissner noch unfassbare
Darstellung schildert ein (religiöses?) Fest mit Tanz und
Musik. Die Tänzerinnen tragen teilweise Blumen oder
Zweige in den Händen; die Musik (die dritte Figur
schlägt ein Tamburin mit der Hand) wird mit allge-
meinem Händeklatschen begleitet; die vorletzte Figur
rechts bringt zwei Krüge mit Erfrischungen für die
Tanzenden. Die merkwürdigste Analogie mit ägyptischen
Darstellungen ist, dass Musikanten und Tänzer hohe
Kopfbedeckungen aus Rohrstengeln (und Federn?) tragen,
die an die königlichen Kronen erinnern; dieser Schmuck
des Chors ist bekanntlich bis in die spätninivitische Zeit
vereinzelt beibehalten worden. Im älteren Aegypten
findet man bei religiösen Tänzen ganz ähnliche Kronen,
nur in etwas spitzerer Form. Vgl. darüber meine Unter-
suchung, Mitt. Vorderas. Ges. 1904, 2, 8. 115; die dort
versuchte Erklärung: es soll königlicher Ornat zur
Ehrung des durch Tänze verherrlichten Toten nachgeahmt
werden, ziehe ich zurück nach den babylonischen Ana-
logien. In Bismaya haben die drei Musikantinnen als
besondere Auszeichnung (oder zufällig?) an ihrem langen
aar ein zusammenfassendes Anhängsel, wie es sonst
vielleicht auf einigen vorhistorischen ägyptischen Sta-
tuetten (Capart, Les débats de l'art, 387) und später
bei den Frauen der Troglodyten und Puntistimme süd-
östlich von Aegypten belegt ist. Der gesamte Chor von
Bismaya ist nach der Ueberladung mit Schmuck weiblich.
— Zeigt das Gefäss mit Ritztechnik (S. 3) nicht einen
Teich mit Wasserblumen wie Agypt. IL, kein Schiff?
269
der Abbildung enthebt mich der Notwendigkeit,
ein Faksimile der Rückeninschrift zu geben,
deren Zeichen recht ungeschickt und summa-
risch mit einem offenbar zu groben Stichel
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A
— 5
in das Material eingegraben sind. Die Zeichen
rechts und links von der Mittellinie scheinen
N und J zu sein, doch ist für N auch
g <>
SEN O
IN oder N für O etwa [M oder A, für
— auch c und in dem Kreis schliesslich jede
beliebige Innenzeichnung möglich, in keinem
Falle aber verstehe ich den Sinn der Zeichen.
Die Mittelzeile enthält den üblichen
Anfang des Kap. 6 des Totenbuches mit | 2
dem Namen: Osiris Re-Harachti-snb,
geboren von der Hrj-t-ib(?). >
Die Totenfigur scheint also einem J
Könige zu gehören, der bisher in eg
ägyptischen Denkmälern noch nirgends N
d 5
aber näher zusieht, erheben sich da- =
gegen manche Zweifel. Einmal fehlt N
vor dem Königsring jede Titu- | e
latur, auf die sonst nie so voll- N]
kommen verzichtet wird. Der Königs- 2
ring liesse sich als eine Verlesung d
n
Erwähnung gefunden hat. Wenn man
der horizontal verlaufenden kursive
Orientalistische Literaturseitung 1915 Nr. 8.
270
der Inschrift seitens
des m
erklären,
und zwar —
II
wohl am Platze ist, der hintere Teil der c ge
Kartusche wird oft überhaupt nicht © "e
bezeichnet und könnte von dem Hersteller eben
nur auf Grund der Verlesung des vorderen Zei-
chenshingesetztwordensein. Schliesslichstammt
Re'-Harachti-snb von einer bürgerlichen, nicht
Vorlage
Handwerkers
für das Zeichen d , das hinter
genannten Mutter, von deren Namen
übrigens die beiden letzten Zeichen schwer
0 0 —
sie gleichen zwar O°
Sollten sie Z zu lesen
sein? Daswäre verständlich,und ähnliche Namen
sind auch bei Lieblein Dict. de noms (1181,
1011, 1052, 1084, 1311 u. a. m.) belegt. — Dass
die Totenfigur selbst keine Zeichen der Würde,
vor allem den Uraeus über der Stirn, aufweist,
besagt nichts, auch die Statuetten des Amasis
z. B. verraten durch nichts ausser durch die
Titulatur in der Inschrift, dass sie einen
König darstellen.
So bleibt das Königtum des Re'-Harachti-gnb
zweifelhaft, aber etwas anderes können wir aus
seinem Namen lernen, nämlich wer sein Vater
oder der Herrscher war, unter dem er geboren
wurde. Das muss ein Re’ -Harachti gewesen sein.
Der Name Re -Harachti-snb entspricht in
der Bildung Namen wie Rnj-snb, H:pw-Snb,
Mn-hpr-r-$nb u. a. m., die bedeuten „mein
Name ist gesund“, „Hapu ist gesund“, „Menche-
perre ist gesund“. Alle diese Namen enthalten
einen Segenswunsch für den Vater des Neuge-
borenen oder, wenn dieser sehr loyal ist, einen
solchen für den König. Rnj-snb bedeutet mein
(d. h. des Vaters) Name ist gesund, wobei „mein
Name“ als Umschreibung für „ich“ aufzufassen
ist. Ebenso ist der Name „Hapu ist gesund“
zu verstehen, mit Hapu ist nicht etwa der
Nilgott, sondern der berühmte Vezir gemeint,
der Vater des ebenso berühmten Hohenpriesters
des Amon Hapu-senb. (Wreszinski Hohepriester
des Amon $ 3.) Was sollte es auch heissen,
wenn man von einem Gotte aussagt oder ihm
wünscht, er sei gesund? Das ist bei Göttern
doch ` selbstverstandlich. Im Namen Menche-
perre-senb steckt gar der Name des Vaters,
Mencheper, und der des Thutmosis’ III.,
Mencheper-re, unter dem der bekannte Hohe-
priester des Amon (Wreszinski a. a. O. § 5.)
wohl geboren ist.
So ist in dem ersten Bestandteil des Namens
Re-Harachti-senb auch nicht der Name des
Gottes zu sehen, sondern der des Vaters des
deutbar sind, das
gibt aber keinen Sinn.
271
Toten, vielleicht auch des Königs, unter dem
er geboren ist, und wenn man ihn als König
anerkennen will, mag man beides in einer Person
suchen.
Der Stamm eines Iykischen Verwandtschafts-
wortes in etruskischen Eigennamen ?
Von A. Gustave.
Gustav Herbig stellt in seinen kleinasiatisch-
etruskischen Namengleichungen! S. 15 das ly-
kische Wort tideri und die kappadokische Stadt
Tiragıooos zusammen mit dem latinisierten
Etruskernamen Titirius, Titrius. Zu tideri setzt
er EN? in Klammern; er erwägt also, ob darin
etwa ein Eigenname zu sehen sei. Das Wort
tideri kommt an drei Stellen in den lykischen
Inschriften vor. An der einen Stelle, Nr. 119
der T.A.M.I, ist der Text unvollständig; an
den beiden anderen, Nr. 128 und Nr. 135, geht
ein von tideri abhängiger Eigenname im Genetiv
vorher: i te. tideri (128, 1 f.), trbbéni-
meh tideri (135, 1 f.). Das macht es unmöglich,
tideri als Eigenname aufzufassen, spricht viel-
mehr dafiir, dass es ein Verwandtschaftswort
ist, am wahrscheinlichsten gleichbedeutend mit
tideimi „Kind, Sohn“, was auch Th. Kluge
MVAG 1910 S. 110 annimmt. Höchstens ist
tideri durch eine kleine Nüanzierung von tideimi
5 W. Deecke gibt es Lykische Stu-
ien I (Bezzenberger, Beitr. z. Kunde d. indo-
germ. Sprachen XII, 1886, S. 144) durch „filius
oder frater minor (?)“ wieder. Von den beiden
Endungen hebt sich als Stamm deutlich tide-
oder tid- ab. Wenn nun die Gleichung Herbigs
zwischen tideri und Titirius richtig ist, was
mancherlei für sich hat, so ständen wir vor
einer bemerkenswerten Tatsache: dass, wenn
auch das Etruskische ein eigenes Wort für Sohn
hat, nämlich clan, der Stamm der lykischen
Vokabel dafür, tid-, in etruskischen Eigennamen
lebt. Einer der häufigeren etruskischen Namen
ist tite, und zahlreich sind die Ableitungen
davon: titie, titnei, title in latinisierten Formen:
Titius, Titacius, Titallius, Titanius, Titinius,
Titilenius, Titranius, Titurius, Titirius u. a.
(Siehe Wilhelm Schulze, Zur Geschichte latei-
nischer Eigennamen, bes. S. 243 f., 374, 411.)
Vielleicht gehören auch noch hierher Tidenus,
Tidienus und teti nebst Ableitungen: tetie, te-
tina, Tettennius, Tettienus, Tettius, und endlich
tatni, Tatinius, Tattenna, Tatius, Tattius, Ta-
tusius.
* Sitzungsberichte d. Kön. Bayer. Ak. d. Wiss. Philos.-
philol. u. hist. Kl. 1914, 2. Abhandl. Eine Besprechung
siehe Sp. 273,
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8.
272
Offenbar haben wir es bei diesen drei Reihen
tit-, tet-, tat- mit Lallnamen zu tun. Auch den
lykischen Stamm tid- von tideimi und tideri
möchte ich als Lallwort ansehen. Bei einem
Worte für „Kind“ ist das ja nichts Auffallendes.
Noch ein anderes lykisches Verwandtschaftswort
trigt deutlich Lallcharakter; ddedi, das Kluge
mit Enkel wiedergibt. (MVAG 1910, S. 129;
siehe auch Kretschmer, Einl. in d. Gesch. d.
griech. Sprache S. 337.) Im Mitanni begegnet ein
Lallwort desselben Typus als Verbum in tat-
„lieben“. Für alle drei Reihen, tit-, tet- und
tat- finden sich unter den kleinasiatischen Namen
zahlreiche Belege: Tirris, Tirriavos, Tirmvos;
Terns, Ter yvõ; Tara, Taras, Tarsıs, Tarn,
Tœrrig usw. (siehe Sundwall, d. einheim. Namen
der Lykier). Das Nomen tideri steckt auch
wohl in dem lykischen Namen mlétederi. In
diese Gruppe gehören auch die Mitanninamen
Ta-at-ta, Mär-Te-it-ti, Teti, Ir-me-ta-at-ta (Clay,
Pers. Names).
Herbig weist freilich I. c. S. 24 darauf hin,
dass die Lallnamen nur als System, das die
ganze Namengebung durchdringt, für die Ver-
wandtschaft des Kleinasiatischen und Etrus-
kischen sprechen, aber im einzelnen nicht immer
beweiskräftig seien. Es fragt sich jedoch, ob
man hier nicht eine Ausnahme vor sich hat und
bei tite und tid- (-eimi, -eri) nicht bloss ein
gleiches System, sondern eine wirkliche sprach-
liche Verwandtschaft annehmen darf. Wenn
sich zwischen kleinasiatischen und etruskischen
Namen so viele einleuchtende Parallelen finden,
wie Herbig gezeigt hat, dann müssen auch die
Sprachwurzeln, wenigstens zu einem Teile,
verwandt sein. Es muss das Etruskische Worte
und Stämme aufweisen, die sich in gleicher oder
ähnlicher BedeutunginkleinasiatischenSprachen,
z. B. im Lykischen, wiederfinden. Wir dürfen
erwarten, Ze noch manche Uebereinstimmung
zu finden, wenn erst das Etruskische uns ver-
ständlicher geworden ist. Demnach halte ich
einen Bedeutungszusammenhang zwischen etrus-
kisch tite und lykisch tideimi, tideri nicht für
ausgeschlossen. Nur wäre es müssig, genauer
herausbringen zu wollen, was tite eigentlich
bedeutet. Ich will nur auf eine moderne Pa-
rallele hinweisen, auf den schwedischen Vor-
namen Sven, der „Bursche“ heisst. Etwas Aehn-
liches kann man sich ja bei tite denken, wenn
dies eben mit tideri, tideimi „Kind“ zusammen-
hängt. Das nachher von einem solchen Vor-
namen Gentilnamen abgeleitet werden, ist nicht
verwunderlich. Das Bewusstsein von dem Inhalt
eines Namens ist dem Volke bei längerem
Gebrauch sehr bald entschwunden.
273
Besprechungen.
Gustav Herbig: Kleinasiatisch-etruskische
Namengleichungen. (Sitzungsber. d. Kgl. Bayer.
Akad. d. Wiss., philosoph.-philol. u. hist. Kl., Jahrg.
1914, 2. Abhandlg.) 398. gr. 8°. M.—.80. München
G. Franz, 1914. Bespr. v. Arnold Gustavs, Hiddensee’
Die bedeutendsten Vertreter der Etruskologie
haben in den letzten Jahrzehnten fast aus-
schliesslich die kombinatorische Methode ange-
wandt; sie haben versucht, das Etruskische
lediglich aus sich selbst zu verstehen und haben
sich vom Etymologisieren absichtlich fern ge-
halten, weil sie Versuche der Verknüpfung des
Etruskischen mit anderen Sprachen für verfrüht
hielten. Herbig schrieb noch 1905 in der Berl.
Philol. Wochenschrift Sp. 1091: „Kurz, es zeigt
sich, dass zwar viele Tatsachen sich mit der
Hypothese von der kleinasiatischen Herkunft
der Etrusker wohl vereinigen lassen, dass aber
ein entscheidender Beweis noch fehlt.“ Um so
bedeutungsvoller ist es, dass gerade Herbig,
der als ein sehr nüchterner Forscher bekannt
ist, einen Anfang mit der Sprachvergleichung
zum Etruskischen macht, zunächst für das
Gebiet der Eigennamen, das wir vorläufig und
vielleicht noch auf lange Zeit hinaus vom Etrus-
kischen am besten kennen, wenn nicht die
mer Mumienbinden uns ihre Geheimnisse
enthiillen!: Nach einigen einleitenden Worten
gibt Herbig auf S. 8—21 eine Liste von Ent-
sprechungen zwischen kleinasiatischen undetrus-
kıschen Namen. Das Material ist entnommen
einerseits aus Sundwall, Die einheimischen
Namen der Lykier nebst einem Verzeichnisse
kleinasiatischer Namenstämme, andererseits aus
Wilh.Schulze, ZurGeschichte lateinischer Eigen-
namen. Die Auswahl der Namengleichungen
ist zuerst geordnet nach gleichen Suffixen an
verschiedenen Stämmen, sodann nach Suffix-
variationen des gleichen Stammes. Bei letzteren
sind die Stämme ca®-, cur-, sad-, cuß-, trqu-
zugrunde gelegt. 24 Bemerkungen, vornehmlich
über die Grundsätze, die bei kleinasiatisch-etrus-
kischen Laut- und Eigennamenvergleichungen
bis auf weiteres zu beobachten sind, beschliessen
das Heft.
Herbig hebt selbst den provisorischen Cha-
rakter dieser Listen hervor (S. 22) und nennt
die ganze Studie „ein Arbeitsprogramm und
keine abgeschlossene Untersuchung“ (8.7). Wir
dürfen also hoffen, dass er noch ausführlicher
zu der Frage das Wort nehmen und seine Auf-
t Herbig hat in einer Abh. d. Kgl. Bayer. Akad. d.
Wiss. vom Jahre 1911 die Lösung der Rätsel dieses
Schriftdenkmals insofern weitergeführt, als er den fune-
rären Charakter des Textes festgestellt hat, was als
Grundlage fir weitere Einzeldeutung festgehalten werden
müsse.
Orientalistische Literaturseitung 1915 Nr. 8.
Clay, Pers. Names ..
274
stellungen eingehender begründen wird. Eine
solche nähere Untersuchung erscheint gerade
deswegen notwendig, weil — so widersinnig
das zuerst klingen mag — die aufgeführten
Entsprechungen so verblüffend ähnlich sind.
Danach könnten die Unterschiede zwischen
Kleinasiatisch und Etruskisch kaum so gross
gewesen sein wie die zwischen zwei ganz nahe
verwandten Dialekten, z. B. dem Holländischen
und dem Plattdeutschen; es müssten vielmehr
Kleinasiatisch und Etruskisch nahezu dieselbe
Sprache gewesen sein. Aber das ist schwer
vorstellbar. Man muss doch bei zwei Sprachen,
die räumlich so getrennt sind, das Vorhanden-
sein von Lautwandlungen vermuten. So wird
man bei den von Herbig aufgestellten Gleichungen
den Verdacht nicht los, dass es sich bei einer
Anzahl derselben um rein zufälligen Zusammen-
klang handeln könnte, wie etwa — um ein
krasses Beispiel zu wählen — bei lykisch lada
„Frau“ und englisch lady. Dieser Gefahr ist
sich auch Herbig selber bewusst, und er hat
zur Aufhellung der zwischen Kleinasiatisch
und Etruskisch obwaltenden Lautgesetze in den
Schlussbemerkungen ein gut Teil beigetragen.
Und er hat gewiss recht, wenn er S. 37 sagt:
„. . wenn wir alle theoretisch denkbaren Fehler-
quellen jetzt schon ängstlich zuvor erwägen,
kommen wir zu keinem Anfang. Die praktische
Kleinarbeit wird uns die Waffen schon von
selber schärfen.“ Wenn so der anfangs über-
wältigende Eindruck der Herbigschen Namen-
gleichungen gerade durch die Kleinarbeit stark
eingeschränkt werden mag, so bleibt doch noch
genug übrig, um die Urverwandtschaft des
Kleinasiatischen und Etruskischen einwandfrei
festzustellen.
Einige Namen klingen an Mitanninamen an;
möglich ist es ja durchaus, dass die verwandt-
schaftlichen Beziehungen des Etruskischen sich
auch noch auf östlichere Zweige der altkauka-
sischen Sprachfamilie erstrecken, auf das Mi-
tannische, Chaldische und Elamische. So er-
innert aeras — parna (S. 9) an den Mitanni-
namen A-ri-pa-ar-na VS I 106, 22, der noch
BE XV 131, 12; 175, 27 als A-ri-par-ni vor-
kommt!. Zu Takina, Tagena-Taginius (S. 10)
kann man stellen: Ta-gi, Ta-a-gi, Ta-gu, Mär-
Ta-gi-na, Ta-ku. (Die Fundstellen siehe A. T,
. . of the Cassite Period.)
1 Eduard Meyer hat (Zeitschr. f. vergl. Sprachforsch.
auf d. Geb. d. indogerm. Sprachen Bd. 42, 1909, 8. 5)
das Namenselement -parna in zwei unvollständigen Namen
der Liste medischer Häuptlinge bei Sargon mit iranisch
-farna, -paerns, -poevns gleichgesetzt. Das kommt jedoch
fir Ari-parna nicht in Frage, da Ari = „geben“ im Mi-
tanninamen häufig an erster Stelle vorkommt, und so
dieser Name sicher als mitannisch gekennzeichnet ist
275
Vielleicht gehört hierher auch das in den Ur-
kunden von Boghazköi auftretende Gebirge
Tag-ga-ta auf Alasıa (siehe MDOG 35 S. 41).
Dass in Taggata eine Namensform des für die
Kupferbereitung ‘wichtigsten Ortes auf Cypern,
Tamassos, vorliege, wie O. Weber meint (Anm.
zu d. El-Amarna-Tafeln S. 1077, Anm. 2), will
mir nicht recht einleuchten. Sollte nicht ein
Zusammenhang mit dem Taüystov ogos, dem
Grenzgebirge zwischen Lakonien und Messenien
bestehen? Es wäre damit wahrscheinlich ge-
worden, dass der Name Taygeton vorgriechisch
ist, was Aug. Fick, Vorgr. Ortsnamen S. 90
noch dahingestellt sein lässt.
Als bemerkenswerte Einzelheit sei noch an-
geführt, dass Herbig den etruskischen Namen
der Venus „turan“ mit dem erst von Archi-
lochos in die griechische Literatursprache ein-
geführten (kleinasiatischen?) rúgævvoç zusammen-
bringt und demnach als ,die Herrin“ deutet
(S. 28).
M. Streck: Silben- und Ideogrammliste der Vor-
derasiatischen Bibliothek, im Einverständnis mit
der Redaktion der VAB bearbeitet. 20 autogr. S. 8°
M. —.80. Leipzig, J. C. Hinrichs 1914. Bespr. v.
Wilh. Förtsch, Berlin.
Wenn manche Assyriologen bei Umschreibung
von Keilschrifttexten die Homophonie dieses
Schriftsystems nicht berücksichtigen, d. h. von
der Unterscheidung gleicher Lautwerte ver-
schiedener Zeichen und gleicher Lesewerte ver-
schiedener Ideogramme durch diakritische Zeichen
absehen, so kann man ihnen dies schliesslich
gar nicht verübeln. Denn fast keine grössere
philologische Arbeit aus dem Gebiet der As-
syriologie erscheint, die nicht wieder ein ganz
oder wenigstens zum Teil eigenes Umschrift-
system verwendet und — häufig auch verwenden
muss; neue, bis dahin unbekannte, aber auch
vorher schon bekannte, in andere Systeme jedoch
nicht aufgenommene Lautwerte zwingen oft dazu.
Daher sah sich auch die VAB veranlasst, ein
einheitliches Umschriftsystem einzuführen.
Im grossen und ganzen kann man sich mit
dem im vorliegenden Schriftchen dargestellten
System, das von Streck, VAB 7 S. CDLXXIII
bis CDLXXX kommentiert und weiter ausge-
baut worden ist!, einverstanden erklären. Ein-
zusehen ist aber nicht, warum sowohl - als
auch *, ferner ‘als diakritische Zeichen ver-
mieden worden sind. Dient * als Zeichen der
Länge (was es nach VAB7S. CDLXXIII in diesem
einheitlichen System doch wohl durchgängig
sein soll), 80 lässt sich - als diakritisches Zeichen
ı VAB 7 = M. Streck, Assurbanipal und seine Nach-
folger.
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8.
276
ohne Bedenken verwerten!. Auch die Ver-
wendung des beim Zischlaut s ist kein Grund
zu seiner Verwerfung als diakritisches Zeichen;
denn die diakritischen Zeichen werden doch
nur über Vokale gesetzt. Abzuweisen wäre der
Zirkumflex in den Formen, wie er sich S. 2
darstellt, wenn dieselben nicht VAB 7 S.
CDLXXVII auf ein gutzuheissendes Mass re-
duziert worden wären. Nicht angängig aber
ist die gleichzeitige Verwendung des VAB 7
S. CDLXXVII Z. 10 v. o. als zehntes und des
Z. 11 v. o. als drittes gegebenen Zeichens,
welch beide so gut wie nicht zu unterscheiden
sind. Für die Zusammensetzung (d. h. Anein-
anderreihung, Infixierung und die weiteren Kom-
binationen) zweier und mehrerer Zeichen würde
ich A. WALTHER’s Vorschlag ZA 29, 155
annehmen und also z. B. das Zeichen Br. 10227
durch KIL x ZIR wiedergeben; nicht aber
wie VAB 7 S. CDLXXIV durch KI zir L oder
K zir IL.
Theoretisch hat also die VAB ein voll-
ständiges Umschriftsystem. Tatsächlich ist
aber vorläufig nur für die etwa 900 Silben-
werte? auf S. 3—15 und für die 133 Ideogramme 3
auf S. 18—20 die Umschrift festgelegt. Für
jeden weiteren, noch nicht in die Liste aufge-
nommenen Wert muss erst aus und in der
Reihenfolge der auf S. 2 gegebenen diakri-
tischen Zeichen die Umschrift hergestellt werden.
Zu beachten ist dabei noch der mehr oder minder
häufige Grad der Verwendung. Bringt der ein-
zelne lediglich für sich dieses Verfahren in An-
wendung, so wird daran sofort die Einheitlich-
keit des Systems scheitern; denn je nach der Text-
gattung wird derselbe Wert häufiger durch dieses,
häufiger durch jenesZeichen ausgedrückt. Zudem
kann die Häufigkeit keine durch Zählung genau
festgestellte, sondern nur eine approximativ be-
1 Obwohl Streck = und ^ als diakritische Zeichen
verwirft, gibt er doch (S. 5 und S. 9 bei bitu) TT
durch é (ê) wieder. Wozu überhaupt die doppelte Um-
schrift? Uebrigens kann dann ê = é (theoretisch ge-
nommen) mit & „nicht“ oder & „wohlan“ verwechselt
werden.
7 In der Silbenliste finden sich verschiedene Ver-
sehen, so S. 5: el I anstatt el, gúl ste
anstatt gäl; 8. 6: gun Far anstatt gún; S. 9:
kür ell anstatt kur; S. 15: šuš d anstatt šúš.
3 S. 19 hat: Il. agü A-Mi-A anstatt II. agü A-Mi-A
(vgl. dazu S. 20: I. täbtu, II. täbtu); S. 20: nadänu A’
€ ‚ \
anstatt nadänu As, nadänu Mu anstatt nadänu Mu,
rêmu Daga) anstatt rému Dagal (übrigens ist das voraus-
gehende rému = mit šal, nicht aber NI mit
Bal), I. täbtu Hi(Dug)-Ga anstatt I. tabtu Hi(Düg)-Ga
(vgl. dazu S. 5: dig A).
277
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8.
278
urteilte werden, so dass sogar innerhalb der-
selben Textgattung verschiedene Bearbeiter zu
verschiedenen Ansichten gelangen wiirden.
Um die Einheitlichkeit des Systems zu
wahren, möchte ich folgenden, nach meiner
Ansicht einzig gangbaren Weg vorschlagen.
Streck bringt nunmehr „Liste II“ und zwar
sind darin enthalten, alle noch nicht in „Liste I“
festgelegten Umschreibungen aus VAB 7. Mit
jedem weiterhin erscheinenden VAB-Band oder
mit jeder Neuauflage eines bis jetzt schon er-
schienenen VAB-Bandes stellt der betreffende
Bearbeiter eine weitere , Liste“ in diesem Sinne
her. Auf solche Weise wird mit der Zeit eine
vollständige Liste zustande kommen, deren
Bezeichnungen dann wohl allgemein angenommen
werden dürften und so das schon immer ver-
langte einheitliche Umschriftsystem darstellen
würden.
J. Hampel: Die Schichten des Deuteronomiums.
Ein Beitrag zur israelitischen Literatur- u. Rechtsge-
schichte. (Beiträge zur Kultur- u. Universalgeschichte,
hsg. v. K. Lamprecht. 33. Heft). IX, 2888. gr. 8°. M.9 —.
Leipzig, R. Voigtländer, 1914. Bespr. v. W. Sta erk, Jena.
Hampels Monographie tritt der 1910 er-
schienenen Arbeit von Puukko, die ich OLZ
1910, 499 f. angezeigt habe, ebenbürtig zur Seite.
Auch sie ist ausgezeichnet durch Scharfsinn,
Gründlichkeit und Beherrschung der den Prob-
lemen des Deuteronomiums bisher gewidmeten
wissenschaftlichen Arbeit. In der literarkri-
tischen Kleinarbeit geht Hampel noch über
Puukko hinaus. Aber er bleibt dabei nicht
stehen, sondern will die Literarkritik mit der
literaturgeschichtlichen Untersuchung zu einer
Aufgabe verbinden, deren Ziel ist zu ermitteln,
wie weit wir die Vorlagen von Deuteronomium
nach Umfang und literarischer Eigenart noch
zu ermitteln imstande sind (S. 48).
Den wertvollsten Teil von Hampels sorg-
fältiger Arbeit sehe ich in seiner Untersuchung
über Kap. 12—26 (S. 181—260). Hier ist er
zu Ergebnissen gekommen, die m. E. die bis-
herige Forschung ein gut Stück gefördert haben.
Nach Hampel liegt dem Josiabuche (Urdeute-
ronomium) die alte jerusalemische Tempel-
regel zugrunde. Diese ist nach Hisqias Reform
im Sinne der Kultuszentralisation überarbeitet
und durch soziale f Bestimmungen erweitert
worden. Eingeleitet wurde dieses alte heilige
Recht durch eine Introduktion, die an der re-
ligiösen Idee der Einheit Jahwes und der kul-
tischen Heiligkeit Israels orientiert war. Seinen
Abschluss bildete der Kern der Segen- und
Fluchsprüche in Dt. 28 und dann Kap. 30, 15
19b—20. Später hat der Verfasser selbst noch
eine zweite alte Quelle eingearbeitet, durch die
m besonderen die kultischen Verirrungen der
Zeit Manasses getroffen werden sollten (die
sog. Thoebasprüche).
Die Entstehung des heutigen Deuteronomiums
denkt sich Hampel folgendermassen: Von dem
erweiterten Josiabuche sind bald Sonderaus-
gaben mit verschiedenartigen Einleitungen er-
schienen, die später zusammengearbeitet worden
sind. Im Exil endlich wurde dieses redaktio-
nelle Werk, das inzwischen um den Dekalog
vermehrt worden war, mit IE und zwei weiteren
kurzen Ausgaben vereinigt.
Auch nach Hampels geistvollem Versuch, die
Probleme von Deuteronomium zu lösen, bleibt
natürlich manches Fragezeichen bestehen. Am
ehesten scheint man noch über den ursprüng-
lichen Bestand der gesetzlichen Stücke Kap.
12—26 ins Reine zu kommen. Im wesentlichen
treffen hier die Urteile z. B. von Steuernagel,
Puukko, Sellin mit dem von Hampel überein.
Dagegen herrscht über die paraenetischen und
erzählenden Stücke von Deuteronomium, ihre
Schichtung und besonders ihr Verhältnis zum
Urdeuteronomium grosse Meinungsverschieden-
heit. Steuernagel hält diese Teile allesamt
für sekundär, Sellin sieht den ursprünglichen
Rahmen in 4, 45—49; 5, 6—18; 6, 4—15 und
28, 1—25; Puukko in 4, 44—49; 6, 4—15;
7, 1—23; 8, 2—18; 9, 1—7a; 10, 12—13; 28,
1—25 43—44; Hampel in 4, 44; 6, 4—13 15;
7, 6b 9a ba 12b—16a 17—21 23—24; 8, 2a
be 3—5 7—11a 12—15 17—18; 9, 1—4a
5—7a; 10, 12—13; 28, la 2a 3—8a 12—13a
18—20a 24—25a 43—44; 30, 15 19b 20.
Es liegt offenbar am Stoff selbst, wenn hier bisher
trotz allem aufgewandten Scharfsinn keine we-
sentliche Uebereinstimmung erzielt worden ist.
Und so wird es wohl auch bleiben. Darum
sollte man die Arbeit am Rahmen vom Deute-
ronomium jetzt ruhen lassen. M.E. steht die
darauf verwendete Zeit und Miihe in keinem
rechten Verhältnis zuder Bedeutung des Problems
fiir das Ganze der at. Wissenschaft.
König, D. Dr. Ed.: Die moderne Pentateuchkritik
und ihre neueste Bekämpfung, beurteilt. V. 1068.
gr. 8°. M. 2,80. Leipzig, A. Deichert Nachf., 1914.
Bespr. v. J. Herrmann, Rostock.
Die Schrift Königs wendet sich vor allem
gegen J. Dahse. Die Frage ist, ob die jetzt
herrschende Urkundenhypothese betreffs der
Entstehung des Pentateuchs als unbegründet
bezeichnet und durch eine andere Hypothese
ersetzt werden darf und kann. König geht den
Hauptpunkten in Dahses Beweisführung nach
und wird dabei durch eine Beherrschung des
Stoffes unterstützt, die ihm aus vieljähriger
Beschäftigung mit dem Gegenstande erwachsen
ist. In seiner „Einleitung in das AT“ hat er
schon vor Jahrzehnten eine Darstellung der
279
Orientalistische Literatarzeitung 1915 Nr. 8.
280
neueren Urkundenhypothese gegeben, die in
ihrer ruhigen Sachlichkeit und in ihrem sorg-
fältigen Eingehen auf charakteristische Einzel.
heiten besonders geeignet war, Sinn und Recht
der vielumstrittenen Hypothese auch dem An-
fänger und Skeptiker deutlich zu machen, wenn
er guten Willen hatte und sich die Mühe nicht
verdriessen liess. Das letztere verlangt auch
die vorliegende Schrift, und es lohnt sich, sie
ernstlich zu studieren.
Wenn Dahse die Unhaltbarkeit der Urkunden-
hypothese hauptsächlich mit der Unsicherheit der
Gottesnamenüberlieferung begründet und diese
wesentlich auf Grund der Vergleichung von M.
vor allem mit G. (LXX) behauptet, so erhebt
sich die Frage nach der textkritischen Autorität
von M. im allgemeinen und speziell in bezug
auf die Gottesnamen. Ihrer Beantwortung
widmet König den ersten Abschnitt der Unter-
suchung. Nachdem er mehrere Tatsachenreihen
zum Beweise dafür, dass der Textsbestand des
AT keineswegs der positiven Glaubwürdigkeits-
spuren entbehrt (S. 10), vorgeführt hat, weist
er Dahses Angriffe gegen die Autorität der
Gottesnamen von M. zurück und kommt zu dem
Be Ergebnisse: Eine absolute Fehler-
osigkeit liegt nicht vor, aber eine sehr hohe
relative Sicherheit und Ursprünglichkeit. Dieses
Ergebnis entspricht m. E. dem jetzt für uns
übersehbaren Tatbestand. Das Resultat, das
ich für die Gottesnamenüberlieferung von
in Ez. (zu meiner eigenen Ueberraschung!)
gewann („die Gottesnamen im Ezechieltexte“
BWAT 13, 70 ff.), von König S. 20 gebilligt,
liegt in gleicher Richtung. Freilich fehlen uns
noch die vollständigen Untersuchungen desGottes-
namenbestandes in M. — Baumgärtels grund-
legende Arbeit ,Elohim ausserhalb des Penta-
teuchs* BWAT 19 enthält ein wichtiges Teil-
stück und andere werden hoffentlich recht bald
folgen — und ein abschliessendes Urteil ist erst
möglich, wenn sie ganz vorliegen werden, aber
schwerlich wird dieses, insbesondere auch nach
Baumgärtels verdienstvollem Buche, das an
seinem Teile Königs Resultat voll bestätigt,
viel anders lauten.
Die ganze Frage hängt natürlich aufs engste
mit dem Befund zusammen, den die Ueber-
setzungen bieten, und so beschäftigt sich König
im zweiten Abschnitt mit der Untersuchung der
textkritischen Autorität der LXX und anderer
Gestalten des AT, besonders hinsichtlich der
Gottesnamen. Auch hier mag nicht übersehen
werden, dass die vollständigen Untersuchungen
des Gottesnamenbestandes noch ausstehen. Aber
Königs ebenso scharfsinnige wie eindringende
Widerlegung der Gründe Dahses für seine
Schätzung der aussermasoretischen, insbesondere
LXX-Textüberlieferung wird durch diese Er-
wägung zum mindesten in ihrem Hauptergebnis
nicht beeinträchtigt, „dass der kontinuierliche
Wechsel der Gottesbezeichnungen, wie er im
überlieferten hebr. AF vorliegt, nicht aus dem
sporadischen Gottesnamenwechsel der LXX usw.
erklärt werden kann. Der im hebr. AT vor-
liegende Gottesnamenwechsel kann nur zu einer
Zeit entstanden sein, wo die betreffenden Par-
tien noch als Urkunden existierten und der
Pentateuch also noch im Entstehen begriffen
war.“ — Im dritten Abschnitt wendet sich
König nun der Beurteilung der Hypothesen zu,
die Dahse positiv an die Stelle der Urkunden-
hypothese stellen will. Was zunächst die sog.
Perikopenhypothese anlangt, so geht aus Kongs
Darlegungen klar hervor, dass sie nicht aus-
reicht, den Gottesnamenwechsel in M. und G.
verstindlich zu machen. Was dann zweitens
Dahses Anschauungen tiber die Art und Ursprung
der Quelle P der Urkundenhypothese betrifft, so
ergibt sich auch hier, dass die neue Hypothese
nicht geniigt, um die Entstehung von P befrie-
digend zu erklären. — Sieht sich König nach
alledem nicht in der Lage, in der literarischen
Auffassung des Pentateuchs Dahse gegen die
Urkundenhypothese zu folgen, so sucht er nun
im 4. Abschnitt Grundlinien zur positiven Be-
gründung der richtigen literarischen Auffassung
des Pentateuchs zu ziehen, indem er ausser
M.|den Gottesnamen noch eine ganze Reihe for-
meller und sachlicher Momente aufzeigt, die
zur Annahme verschiedener Quellschichten und
schriften im Pentateuch führen.
Wenn man genötigt ist, König in allen
Hauptergebnissen seiner Widerlegung gegen
Dahse recht zu geben, so kann anderseits seine
Schrift leicht den Eindruck begünstigen, als ob
in der grossen Frage der literarischen Analyse
des Pentateuchs mit der neuen Urkundenhypo-
these tatsächlich alles wesentliche erledigt sei.
König scheint vielleicht doch mehr als sicher
zu betrachten, als sicher ist. Tatsächlich ist
noch ausserordentlich viel zu tun, selbst an
grundlegenden Einzeluntersuchungen. Das hat
soeben die vorhin erwähnte Schrift Baum-
gärtels, deren Ergebnissen übrigens König zu-
stimmen wird, das Gebiet der Gottesnamen in
eindringlicher Weise betont, indem sie einen
Teil derselben grundlegend untersuchte. Dahses
Arbeit hat nicht bloss auf wichtige Punkte den
Finger gelegt, die neu oder erstmalig gründlich
untersucht werden müssen, sondern auch sonst
mancherlei Anregungen gegeben. Die formalen
und sachlichen Merkmale der Quellenscheidung
bedürfen noch vielfacher Klärung, die Probleme,
die sich schon in Genesis an E und besonders
auch an P anschliessen, sind neu in Fluss ge-
281
kommen und noch keineswegs erledigt, und die
Probleme von D sind ja bekanntlich auch noch
in voller Entwicklung. Man kann dem allem
mit unbefangener Offenheit gegenüberstehen
und zu ernstlicher Würdigung der Forschungen
Dahses bereit sein — trotzdem er den zünf-
tigen Alttestamentlern in beider Hinsicht wenig
zutraut — und doch zu dem Urteil kommen,
dass die Urkundenhypothese für die litera-
rische Analyse des Pentateuchs — wie immer
modifiziert — auch weiterhin ihre wesentliche
Geltung behaupten wird.
Alois Hudal: Die religiösen und sittlichen Ideen
des Spruchbuches. Kritisch-exegetische Studie
XXVIII, 261 S. Gr. 8°. M. 4—. Rom, M. Brett-
schneider, 1914. Bespr. v. Norbert Peters, Paderborn.
Der Herr Verf. dieser Studie ist Subdirektor
am Priesterseminar zu Graz. Sein Buch erweckt
schon beim ersten Durchblättern gute Eindrücke
durch die recht umfangreiche vorurteilslose Be-
rücksichtigung der einschlägigen Literatur und
durch die Offenheit, mit der besonders in der
Behandlung von 8, 22—31 in der katholischen
Tradition (S. 106—124) die Dinge ohne jede
Verschleierung auch mit den Worten bezeichnet
werden, die ihnen zukommen („dogmatische
Rücksichten“ S. 117, „polemischer Standpunkt“
S. 119, „vollständiger Stillstand in der Er-
klärung“ S. 122, hier „spricht nur der Dog-
matiker“ S. 152). Genaueres Studium der Schrift
zeigt dann auch, dass Hudal die Textesüber-
lieferung der Sprüche und ihre Erklärer
gründlich durchgearbeitet hat. Sie ist eine
mehr als ephemere Leistung, insofern es sich
in ihr um die Darlegung der religiösen und
sittlichen Gedanken des Spruchbuches handelt,
sie fällt aber ab nach der Seite der vom Ver-
fasser hineinbezogenen Literarkritik. Auch zu
einer Reihe von Einzelstellen, nicht nur des
Spruchbuches, weiss Verfasser Beachtenswertes
zu sagen. Um so bedauerlicher ist das Fehlen
eines biblischen Stellenregisters; eine minder
notwendige Uebersicht der patristischen Zitate
ist allerdings angehängt.
Den Kern und den wertvollsten Bestandteil
des Buches — vielleicht das ursprünglich allein
Beabsichtigte? — bildet die Untersuchung des
Begriffes der Chokma (S. 54—162). Vorher
geht die Darstellung der „religiösen Ideen“
(S. 13—53), und den Abschluss machen „die
sittlichen“ und „die eschatologischen Ideen“
(S. 163—248). Die Chokma im Spruchbuche
— das ist Ha Ergebnis — ist nach der sub-
jektiven Seite praktisches Wissen mit ethischen
Zielen; es ist die durch Ermahnungen, Be-
lehrungen und Züchtigungen erreichte sittliche
Durchbildung des Charakters. Ihr Prinzip und
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 8.
282
der Weg zu ihr ist die Religion. Die Ein-
teilung des Buches ist also keineswegs streng
logisch. Das Gegenstück der Weisheit, die
Torheit, „will nichts anderes sein als prak-
tischer Unglaube — die Gottlosigkeit“. Die
Weisheit meint so wenig etwas, was durch
philosophisches Denken erworben wird, wie die
Torheit mit einem durch philosophisches Denken
gewonnenen Unglauben etwas zu tun hat. Der
griechische Weise ist von dem Weisen des
Spruchbuches durchaus verschieden. Die Weis-
heit nach der objektiven Seite hat als Besitz
Gottes ein vorweltliches Dasein; sie arbeitete
bei der Schöpfung mit ihm als kosmogonisches
Prinzip, als die im göttlichen Intellekt ent-
standene Weltidee, die „im Schöpfungsakt zur
Realität nach aussen in die sichtbare Welt
gleichsam eintrat, um ihr das Signum der plan-
mässigen Ordnung aufzudrücken“ (S. 152). Die
göttliche Weisheit ist aber als Vorbild der sub-
jektiven Weisheit hingestellt und wird so auch
zu einem ethischen Prinzip, zur Lehrmeisterin
der Menschen zu einem gottesfürchtigen d. i.
weisen Leben. In c. 8 haben wir es also zwar
nur mit einer Personifikation des göttlichen
Schöpfungsgedankens zu tun; die Darstellung
birgt aber „bereits Keime in sich, die eine
spätere Spekulation ohne Schwierigkeiten weiter
entfalten konnte“. Hudal stellt in der Weis-
heitslehre Spr. c. 8 zwischen Job. c. 28 und
Sir. c. 24. Von der in Motiv und Darstellung
nur von spekulativ-philosophischen Erwägungen
getragenen Idee vom Logos der griechischen
Denker, der als Zwischenglied die geistige und
die materielle Welt aneinanderkettet, ist diese
personifizierte Weisheit der Sprüche wesentlich
verschieden.
Der für den objektiven Weisheitsbegriff
grundlegenden Stelle 8, 22 hat Hudal textkritisch
wie exegetisch-geschichtlich und religionsge-
schichtlich sehr liebevoll sich angenommen. Er
lehnt die durch LXX Syr. Targ. mit éxrsoéy
us bzw. „al; und ON vertretene Bedeutung
des Schaffens für Rm ab zugunsten der durch
AZO und Vulg. mit dxr7oaro us (bzw. posse-
dit me) gewählten Bedeutung des Besitzens.
Die erstere Auffassung ist aber als die ältere
bezeugt; das Aufkommen der zweiten wird mit
der inzwischen erfolgten weiteren Entfaltung
der Lehre von der objektiven Weisheit und
mit den fortschreitenden Spekulationen nach
dieser Richtung zusammenhängen. Jene ältere
Erklärung ist u. E. gedeckt durch den Zu-
sammenhang im Spruchbuche wie auch durch
andere Schriftstellen (Sir. 1, 4; 24, 8. 9; Apoc.
3, 14; vgl. auch Kol. 1, 15). Mit Rücksicht
insbesondere auf Jesus Sirach, der u. E. zeitlich
283
von Spr. 8 nicht allzuweit absteht, wird an
dieser Auffassung um so mehr festgehalten werden
müssen, da dieser bewusst an die Sprüche
anknüpft und für c. 24 insbesondere an c. 8.
Uebrigens wäre für Sirach auch die Gleichung
xride = DIN zu berücksichtigen gewesen (7, 15;
31[34], 13. 27; 38, 1; 39, 25; 40, 1; 44, 2).
Das „Schaffen“ darf in Spr. 8, 22 allerdings
nicht in dem strengen Sinne des späteren theo-
logischen Sprachgebrauches genommen werden;
dann ist das Schaffen der Weisheit als des
ersten der Werke Gottes durchaus am Platze
als Bezeichnung der in der Gottheit vor der
Schöpfungstat entstandenen Weltidee. Dies gilt
um so mehr, wenn man nicht übersieht, „dass
wir es mit einem dichterischen Werke zu
tun haben, in dem nicht jeder Terminus im
striktesten Sinne ausgelegt werden kann“ (S.
150). Das Geschaffenwerden der Weisheit in
8, 22 darf ebensowenig gepresst werden wie
das Geborenwerden in 8, 24f.
Von den religiösen und sittlichen Ideen aus will
Hudal aber auch die literarkritischen Prob-
leme der Sprüche lösen, insbesondere die Frage
nach vor- oder nachexilischer Abfassung. Er
glaubt, das ganze Spruchbuch fiir die vorexi-
lische Zeit in Anspruch nehmen zu können; ja
er verlegt sogar das ganze Buch, selbst c. 1—9,
in die Salomonische Zeit, für c. 25—29 mit der
durch die Aufschrift 25, 1 gegebenen Ein-
schränkung und ausserdem mit den Vorbehalten,
dass c. 30—31 erst kurz vor dem Exil eingefügt
seien, dass wir es vielleicht bei 30, 1—5 „mit
einer teilweise späteren Umarbeitung zu tun
haben“ (S. 94), dass auch „später noch, nachdem
die Hiskianische Sammlung abgeschlossen war,
Sprüche eingeschaltet wurden“ (S. 253).
Es wird Hudal zuzugestehen sein, dass er
schwache Punkte in der Position der Vertreter
der Entstehung des ganzen Buches in der
nachexilischen Zeit geschickt herausgearbeitet
hat. Aber seine eigene nicht minder summa-
rische Gegenthese hat er nicht bewiesen. Das
Fehlen der 0°93 des Spruchbuches in der pro-
phetischen Predigt ist durch Hudal (8. 88 f.)
ebensowenig befriedigend erklärt wie der als
selbstverständlich vorausgesetzte Monotheismus
und das Fehlen der Warnung vor Götzendienst
(S. 51). Nicht anders urteilt Referent über die
Voraussetzung der Monogamie (S. 205) und über
den internationalen kosmopolitischen Charakter
(S. 233). Wenn man wie anderwärts vor dem
endgültigen Abschluss unseres jetzigen Buches
nicht nur mit späteren Zusätzen rechnet, sondern
auch mit Streichungen in den älteren Teilen
von der Lebensauffassung der jüngeren Zeit
aus, kurz mit tiefergreifender redaktioneller
Tätigkeit der Späteren, sehen sich diese Dinge
Orientalistische Literaturseitung 1915 Nr. 8.
284
etwas anders an. Wenn „die Chokmaidee der
Proverbien in der Mitte zwischen Job und Sirach
steht“ (S. 157), die Proverbien aber auch mit
c. 1—9 in die Zeit Salomons gehören würden,
so müsste Job noch vorher entstanden sein.
Hierüber spricht Hudalsich so wenig aus wie über
die Folgerung für das Deuteronomium aus S. 179f.
Die Bedeutung des aramäischen Ahikarbuches
in den Papyri von Elephantine für die Datierung
der Teile des Spruchbuches ist noch nicht in
Hudals Gesichtskreis getreten. Er würde sich
jetzt insbesondere mit S. 57—60 der schönen
Würzburger Dissertation von F. Stummer (Der
kritische Wert der altaramäischen Ahikartexte
aus Elephantine, Münster i. W. 1914) ausein-
anderzusetzen haben. Die knappe Kritik des
sprachlichen Argumentes in der Debatte über
die Zeit der Sprüche (8. 251—254) mag eine
Abschwächung, meinetwegen auch eine starke
Abschwächung dieses Argumentes enthalten.
Schliesslich muss Hudal selber einer Reihe
von Aramaismen die Zensur „wahrscheinlich“
geben und wenigstens zugestehen, dass „eine
relativ sehr bescheidene Anzahl“ bestehen bleibe
(S. 252). Uebrigens ist das nicht unwichtige
Verhältnis von ‘38 und XW in den einzelnen
Partien der Sprüche nicht einmal erwähnt. Für
die Verlegung von c. 1—9 in eine jüngere Zeit
(abgesehen von der Aufnahme einiger älterer
Materialien ist dem Referenten die Datierung
in der beginnenden hellenistischen Zeit sicher)
liesse sich aus Hudals Buche selber Material
schöpfen; vgl. z. B. S. 15 Z. 7—8, S. 49 Z.
14 ff., S. 97 Z. 14 ff. (Z. 15 hat „besonders“
kein Recht), S. 154 A. 2, S. 206 Z. 7 ff. und
A. 2, S. 212 f. S. 227, Z. 2f.
Die textkritischen Meinungen Hudals finden
nicht immer den Beifall des Referenten; 80
soll beispielsweise die Aufschrift 10, 1 keine
Bedeutung haben, da weder Gr. noch Syr. sie
haben (S. 251), während es doch klar ist, dass
sie in diesen Zeugen, in Syr. nach Gr., wegen
1, 1 weggeblieben ist. Im übrigen kann ich
diesbezüglich, sowie auch für meine abweichende
Erklärung mancher Einzelstelle auf meine Be-
arbeitung der Sprüche in meinen Weisheits-
büchern des AT (Münster i. W. 1914) verweisen.
Methodisch muss Referent ausser der all-
zugrossen Geneigtheit des Verfassers, ohne ge-
nügende Gründe mit Unsicherheit des Textes
zu operieren, besonders beanstanden, dass s. E.
nicht immer mit demselben Masse gemessen wird.
So vermisst Hudal S. 186 in den Sprüchen,
was ausserdem in diesem Umfange nicht richtig
ist, „all das, was das Wesen der nachexilischen
Frömmigkeit bildet“, S. 189 aber erklärt er
den Umstand, dass die Abhängigkeit vom Ge-
setze „nicht zu sehr hervortritt“, durch den
285
Orientalistische Literaturzeitung 1916 Nr. 8.
286
literarischen Charakter des Buches, wie er ihn
auffasst. „Sprichwörter, so meint er da, werden
bei allen Völkern in erster Linie das allgemein
Menschliche hervorkehren.“ Die auch sachlich
nicht begründete besondere Vorliebe des Ver-
fassers für Zitate in englischer Sprache wird
ihm inzwischen wohl vergangen sein.
S. 42 A. 4 müssen die beiden ersten he-
bräischen Wörter notwendig vokalisiert werden,
und S. 94 Z. 4 v.o. darf Comp nicht gekürzt
werden. S. 76 Z. 7 v. o. ist zu lesen vz,
S. 94, Z. 7 v. o. (c) (ny7); S. 246 Z. 4 v. o.
12, 28, S. 248 Z. 1 v. o. die u, S. 248 Z. 4
und 5 v. u. 21, 16.
Hudal hat das Zeug zu erspriesslicher Mit-
arbeit an der Erforschung des AT: Referent
hofft ihm noch öfter zu begegnen. Bei längerer
und umfassenderer gründlicher Beschäftigung
mit den alttestamentlichen Problemen wird er
von selbst zu grösserer Selbständigkeit gegen-
über überkonservativen Aspirationen kommen.
Aus gelehrten Gesellschaften.
Académie des Inscriptions et Belles-Lettres.
Sitzg. v. 30. April 1915: Durrieu sprach über einen
Plan Karls VIII. zur Eroberung Konstantinopels, 1494/95.
Personalien.
B. Raunkiär, bekannt durch seine Forschungsreise
durch Zentralarabien, ist, erst 25 Jahre alt, in Kopenhagen
gestorben. '
Prof. Dr. Lehmann-Haupt und Prof. Dr. Giese haben |
einen Ruf an die Universität in Stambul erhalten.
Zeitschriftenschau.
® = Besprechung; der Besprecher stebt in ().
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Zur Besprechung eingelaufen,
* bereits weiter gegeben.
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und Altertumskunde Aegyptens hreg. v. Kart Sethe
Bd. VII, Heft 1.) Leipzig, J. C. Hinrichs’sche
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Vorderasienkomitees, hrsg. v. Hugo Grothe. Leipzig,
Veit & Comp., 1915. |
Heft 1. W. Blankenburg: DieZukunftsarbeitder deut-
schen Schule in der Türkei. „50.
Se aaa M. Horten: Die islamische Geisteskultur.
Heft 3. Freiberr v. Lichtenberg: Cypern und die Eng-
länder. M. 0,60.
Heft 4. Ferd. Bork: Das Georgische Volk. M. 0,50.
Eduard Meyer: Reich und Kultur der Chetiter. Berlin,
Karl Curtius, 1914. M.8—.
*Wilhelm Gesenius: Hebräisches und Aramäisches Hand-
wörterbuch über das Alte Testament. 16. Aufl. Leipzig,
F. C. W. Vogel, 1915. M.20—; geb. M. 22—.
Mit einer Beilage von der J. O. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig.
Verlag u. Expedition: J. O. Hinriche’sshe Buchhandlung, Leipzig, Blum
Verantwertiieber Herausgeber:
2. — Druck von Max Schmersow, Kirchhain N.-L.
engasse
F. E. Pelser, Königsberg i. Pr, GoltvAllee 11.
Orientalistische Literaturzeitung
Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient
und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers
Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung, Leipzig
Blumengasse 2.
18. Jahrgang Nr. 10
Inhalt.
Abhandlungen und Notizen Sp, 289—303
Gustavs, A.: Mitannistämme im
Hatti. 298
Manuskripte und Korrekturen nach Königsberg. — Drucksachen nach Leipzig.
Jährlich 12 Nrn. — Halbjahrspreis 6 Mk.
Besprechungen
Auboyneau, G., et A. Févret: Essai
de bibliographie pour servir a
l'histoire de l' Empire Ottoman.
Fasc. 1 (K. Süssheim)
Oktober 1915
Strehl, Willy, und Wilhelm Soltau:
Grundriss der alten Geschichte und
Quellenkunde (Carl Niebuhr) 309
Weidner, Ernst: Beiträge zur baby-
lonischen Astronomie (H. H.
Sp. 303—313
. 312
Haupt, Paul: zabü, amphora. 296 | Dalman, G.: Palästinajahrbuch 10. Ficulla
Hising, Georg: Gagu(678—643) 299 | Jahrgang (J. Hermann). . 303 25 Do an
Nielsen, Ditlef: Abstrakte Götter- | Horten, Max: Einführung in die höhere Aus gelehrten Gesellschaften. 313
namen Geisteskultur des Islam (Hans 914
Schroeder, Otto: Zu Berliner | Rust) ........ 304 | Personalion . . .....
8 de ear S 8 7 293 ER nn pune J 05 MAfttollung en 314
chroeder,Otto: Ueber den Namen istory (Carl Niebuhr) .
des Tamüz von Byblos in der | Obst, E.: Der Feldzug des Xerxes | Zeitschriftonschau . . . 316—320
Armanazeit ...... 291 (Marie Pancritius) . 307 | Zur Gesprechung eingolaufen 320
Abstrakte Götternamen.
Von Ditlef Nielsen.
In einer so primitiven Naturreligion wie
im arabischen Heidentum muten die vielen ab-
strakten Götternamen sehr befremdend an. Der
Mondgott trägt z. B. Namen wie Hukm „Weis-
heit“, Wadd „Liebe“, Sa‘d „Glück“, Raham
„Güte, Erbarmen“, Lang. Ib Rahim „Mitleid,
Erbarmen“, Dus. Voyage 258, in den altäthi-
opischen Inschriften heisst er Mahrem d. h.
„Heiligkeit“, und in den sogenannten „thamu-
dischen“ Inschriften aus Nordarabien führt er
gewöhnlich den Namen Nahi „Klugheit“. In
diesen Texten wie in den Safu-Inschriften“ trägt
der arabische Venusgott äusserst selten seinen
gewöhnlichen arabisch - äthiopischen Namen
‘Attar ( Astar),für gewöhnlichheisst erhier Ruda
„Gnade“.
Nun hat Usener in seinen „Götternamen“,
S. 364—375, darauf hingewiesen, dass sowohl in
Griechenland als in Rom die Zahl abstrakter
Begriffe, die nachweislich als Gottheiten des
Kultus Verehrung genossen haben, überraschend
gross ist. Diese Götter waren nicht blasse
allegorische Gestalten der späteren Dichtung
und Kunst, sondern wirkliche, alte, leibhaftige,
machtvolle Götter, die in theophoren Personen-
namen vorkommen und denen man auch Opfer
darbrachte. Da die Bedeutung dieser Götter-
289
namen in der Regel durchsichtig ist, und da
sie häufig als Beinamen bekannter Götterge-
stalten erscheinen, so müssen solche scheinbaren
Abstrakta adjektivische Bedeutung haben.
Ady Nixn bedeutet natürlich nicht „Athene
Sieg“, sondern „Athene Siegerin, Sieg verlei-
hende“, "49qvé “Yyisıa nicht „Athene Gesund-
heit“, sondern „Athene Gesundheit verleihende“
usw. Die Parce Aaxeoıs ist die „losende“, die
wichtige Göttin Néueg die „zuteilende“, der
Gott ®oßos bei Homer nicht „Flucht“, sondern
„Flucht-Erreger“, „Scheucher“. Es drängt sich
hier die Frage auf, ob die Sprache überhaupt
ursprüngliche Abstrakta besitzt, d. h. ob die
Wortbildungen, welche zur Bezeichnung ab-
strakter Begriffe dienen, zu diesem Zweck ge-
schaffen sind oder ihre Wertung erst nachträg-
lich erhalten haben. So sind viele Abstrakta
nachweisbar ursprünglich Adjektiva.
So weit Usener. — Dieselbe Beobachtung
lässt sich auch bei den semitischen Götternamen
machen. Das südarabische Hukm bedeutet z. B.
in Wirklichkeit nicht „Weisheit“, sondern „der
Weise“, Wadd nicht „Liebe“, sondern „der
Liebende“, Sa‘d natürlich nicht „Glück“, son-
dern „der Glück Spendende“, Nahi und Ruda
nicht „Klugheit“ und „Gnade“, sondern „der
Kluge“ und „der Gnädige“ usw., denn solche
Epitheta erscheinen zuweilen auch als Adjek-
290
291
tiva. Der äthiopische Gottesname Mahrem
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 10.
292
up-ta-) auf eine Stufe zu stellen. Der Zweck
„Heiligkeit“ kommt z. B. bei den Katabanen dieser Vergleichung ist natürlich, dem Pharao
als Harim-an „der Heilige“ vor, während um-
gekehrt das katabanische Hukm „Weisheit“ bei
den Aethiopen als Hakim „weise“ belegt ist
und der altarabische Gottesname Rahim „Barm-
herzigkeit“ kommt in der Regel als „der barm-
herzige“ vor (südarabisch Rahman-an, nord-
arabisch Ar-rahim).
Noch wichtiger ist aber eine andere Folge-
rung. Ich habe mehrmals betont, dass bei den
Semiten astrale Götter sich häufig— in späterer
Zeit in der Regel — unter nicht astralen Namen
verbergen. Der ursprünglich unpersönliche
Naturgott wird nämlich mit der fortschreiten-
den Kultur allmählich zu einem persönlich-ethi-
schen Gott, und eine zunehmende Fülle von
abstrakten Namen und Beinamen, die dem Natur-
gott ethische Eigenschaften beilegen und ihn
als persönliches Wesen bezeichnen, belegt über-
all diese Entwicklung.
Wenn aber die Abstrakta ursprünglich Ad-
jektiva waren, dann ersehen wir daraus, dass
der abstrakte Gottesbegriff nicht Ausgangspunkt
für die Entwickelung gewesen sein kann, denn
das Abstraktum ist ja in diesem Falle nicht
ein ursprünglicher selbständiger Begriff, der
Gegenstand des Kultus geworden ist, sondern
als Adjektivam ein Beiname eines bereits exi-
stierenden persönlichen Gottes. Diesen Schluss
zieht Usener auch, aber er lässt andererseits
durch seine Lehre von „Sondergöttern“ (die
di certi Varros) persönliche Götter aus Ab-
straktbegriffen entstehen (l. c. S. 75—279). Ein
solcher Vorgang lässt sich aber bei den Semiten
nirgends wahrnehmen, und wohl auch kaum
bei den Griechen und Römern. Der persön-
liche Gott ist bei den Semiten stets aus einem
konkreten Naturobjekt entstanden, und in den
abstrakten Götternamen, oder richtiger Götter-
Beinamen, beurkundet sich die stetige Ver-
geistigung dieses Naturgottes.
Ueber den Namen des Tamuz von Byblos
in der Amarnazeit.
Von Otto Schroeder.
Die Briefe Rib-Addi’s, des Stadtfiirsten von
Gubla (= Byblos), sind voller Klagen über Aziru
und dessen Vater Abd-Asirti. Einem besonders
kritischen Moment, in dem der Sieg Abd-Asirti’s
in den Bereich der Möglichkeit gerückt erschien,
entstammt wohl die Tafel VAT 1633 (s. VAS
XI Nr. 41; Knudtzon, VAB II Nr. 84). Da
Not erfinderisch macht, nimmt es nicht wunder,
wenn Rib-Addi hier Sentenzen formt, die sich
sonst nirgend finden; versteigt er sich doch so-
gar dazu, Gubla mit Memphis (Z. 37 au Hi-ku-
a ——ü—ͤ6äiᷓũ
ein erhöhtes Interesse fiir das Schicksal Gublas
einzuflössen und eine ägyptische Intervention
zu seinen Gunsten herbeizuführen. Dasselbe
Ziel verfolgen die dieser Stelleunmittelbar vorauf-
gehenden Worte (Z. 31—35):
31 ù lu-wa-st-ra be-li-ia 3?amelütaru
ti- i · vu mi-im-mi™ 33 AN. DA. MU-ia a- na
ma- har beli-ia *4 ù t-ul il · ti- ga mi- im · ma wei 35 Ja
dëng - a, fu kalbu su-tu!
Merkwürdigerweise hat man in den Anfangs-
zeichen der Zeile 33 eine Schwierigkeit gefunden:
Winckler (KB V Nr. 53 und Glossar S. 8%
vermutete ein neues Wort an- da- mu, Vermögen“,
Knudtzon (a. a. O.) und mit ihm B öh! (Sprache
der Amarnabriefe S. 9, § 3 z) hielten An. Da.
Mu für ein Ideogramm; dass das folgende -ia
das Suffix der 1. Person ist, war richtig erkannt.
Unsere Stelle ist, was nicht genug beachtet
wurde, höchst symmetrisch gebaut; dem ú til-
ku mimmi (Z. 32) entspricht ù ul iltiga mimma
(Z. 34); da war von vornherein wahrscheinlich,
dass die jeweils folgende Gruppe einander ent-
sprach, zumal dem Suffix -ia hier das -ka dort
korrespondiert. Damit ist aber gegeben, dass
AN das Gottesdeterminativ ist, und das fol-
gende Da-mu der Gottesname; somit stehen
einander gegenüber ilâni-ka „deine Götter“ und
iu Da-mu-a „meine Gottheit Damu“.
In Uebersetzung lautet Z. 31—35 somit:
„Mein Herr möge Leute schicken, damit sie
das Eigentum meines Gottes Damu nehmen
[zwecks Ueberführung] vor meinen Herrn; da-
mit nicht er [d. i. Abd-ASirti] nehme das Eigen-
tum deiner Götter — dieser Hund!“
Zum Verständnis der Stelle muss man sich
der Tatsache erinnern, dass im alten Orient
eine milde Form des Satzes „cujus regio, ejus
religio“ in Uebung war. Der souveräne Gross-
könig hatte mit seinen verschiedenen Unter-
fürsten ein gemeinsames Pantheon; einerseits
war der Reichsgott heimisch in jedem der unter-
worfenen Staaten, andrerseits wurden deren
Gottheiten sozusagen in den Hofstaat des Reichs-
gottes aufgenommen. So kann also Rib-Addi
mit gutem Recht sagen, das Eigentum seines
speziellen Gottes Damu sei schliesslich zugleich
das Eigentum der Götter des Pharao. Eine
Bestatigung der , Pantheons- Gemeinschaft“ bietet
Rib-Addi selbst; viele seiner Briefe haben durch
Einfügung eines Segenswunsches im Namen der
üu Belt Sa a Gubla eine — sagen wir — theo-
kratische Note. In zwei Fällen (Kn. Nr. 71.
86) tritt an die Stelle der einheimischen Göttin:
ilu A-ma-na, Sd Zort: aus zwei weiteren Tex-
ten wird die Rangordnung ersichtlich, Amno
293
(hat den Vortritt: A-ma-na d Bélit sa" Gubla
(Kn. Nr. 87. 95).
Welchen Namen die Bélit von Gubla trug,
erfabren wir leider nicht; nun fragt es sich,
in nn Verhältnis zu ihr die Gottheit Damu
steht.
Bekannt sind zwei Gottheiten dieses Namens,
eine männliche und eine weibliche.
1. Der Gott Damu.
Surpä VII 78 f. (= IV R19 Nr. 1) adipu rabů
genannt; nach DT 48,7 f. (s. Craig, Reli-
gious texts I S. 18)! ein Heilgott: 3a buana
batqa tkassaru; in den Tamüzliedern ist Da-mu
ein Name bzw. Beiname des Tami, vielleicht
ist sogar damu nur eine Nebenform von dumu
„Kind“ (s. Zimmern, Sumerisch-babylonische
Tamüzlieder S. 211; Gott Tamüz S. 7).
2. Die Göttin Damu
wird mit "*Gula gleichgesetzt (also ebenfalls
einer Heilgottheit!): VR 31, 58 und in den
Namenerklärungen VR 44, 19. 49 c/d.
Ist etwa Damu der Name der Bélit? oder
aber der Name einer anderen Gottheit? Er-
steres halte ich deswegen für wenig wahrschein-
lich, weil dann unerfindlich ist, warum in der
Segensformel niemals der Name verwendet wird.
Dagegen empfiehlt sich das Letztere aus ver-
schiedenen Gründen.
In den von Lucian (de dea Syra) und Plut-
arch (de Is. et Os.) überlieferten Nachrichten
spielt in Byblos der Tamüzkult eine grosse
Rolle; das ist gewiss schon früher der Fall
gewesen, und man vermisst direkt einen Hinweis
auf Tamüz in der so umfangreichen Briefsamm-
lung Rib-Addis. Da nun die Gleichung Damu-
Tamüz belegt ist, dürfte die Meinung am un-
gesuchtesten sein, dass Tamüz in der Amarna-
zeit in Gubla unter dem Namen Damu ver-
ehrt wurde.
Zu Berliner Hmarnatexten.
Von Otto Schroeder.
1. Ein zweiter Brief des Adra-Astarti und
die angebliche Stadt Zu-uh-ru.
Bei Gelegenheit der Ausarbeitung der Amarna-
schrifttafel stellte ich fest, dass der Brief des
Adra-Astarti (VAT 1685)? dieselben Schriftzüge
aufweist wie das angebliche Schreiben aus Zu-
uh-ru (VAT 1616 + 1708) s. Besonders auffällige
— nn
ı DT 48, 7 f. = Ebeling, Religiöse Texte aus
Assur Nr. 41, 7f. Der Assurtext ist ein Duplikat des
von Craig veröffentlichten Textes, bietet aber interessante
Varianten. — Für die Gottheit Damu vgl. terner: Deimel,
Pantheon Babylonicum Nr. 687. [Korekturzusatz]
* VAS XI Nr. 29. Knudtzon (VAB II) Nr. 65.
* VAS XI Nr. 186. Knudtzon Nr. 335. — Eine
weitere Urkunde in gleicher Schrift ist VAT 339, ein
Schreiben des Suwardata. S. VAS XI Nr. 160. Knudtzon
Nr. 283 u. S. 1329 Anm. 2.
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 10.
294
Formen haben auf beiden Tafeln die Zeichen
tu, li, EN = bêlu; ferner in Nr. 29! die Ligatur
LUGAI + ri = Sarri. Eine Stadt Zuhra ist zwar
bekannt aus dem sehr schlecht erhaltenen Täfel-
chen VAT 16092; Z. 3 π Zu-uh-ru". Indessen
die Schrift dieser Tafel spricht gegen die Zu-
sammenstellung mit den beiden zuerst genannten
VAT-Nummern. Zudem ist die Stelle auf
Nr. 186, in der sich der Stadtname finden soll,
nicht beweiskraftig. Nr. 186, Z. 3 ist nur
zu-uh-ru enthalten, von einem Städtedeterminativ
aber nichts zu sehen. Knudtzon (a. a. O) hat
das ganz richtigzum Ausdruck gebracht, während
die Anmerkung auf S. 1356 den irrigen Eindruck
erweckt, als stünde * dort. Es ist also von
vornherein nicht sicher, dass es sich überhaupt
um eine Stadt handelt! Da die Texte Nr. 29
und Nr. 186 durch den epigraphischen Befund
als zusammengehörig sich ausweisen, darf man
auf Nr. 29,5 verweisen: / ma-ak-ta-ti ù ka-ba-
tu-ma ù su-uh-ru-ma „. . . niedergefallen bin ich,
sowohl mit Bauch als mit Rücken“. Nr. 186,3.
wird su-uh-ru Rest der gleichen Redensart sein
Mit dem Städtenamen Zu-uh-ru ist es also nichts,
das Wort bedeutet den „Rücken“. Die Ueber-
schrift, welche Nr. 186 meiner Ausgabe im An-
schluss an Knudtzon trägt, hat demnach keine
Berechtigung und ist nach Nr. 29 zu berich-
tigen: „Adra-AStarti an den König“. Die bis-
herige Gleichsetzung des Adra-AStarti? mit
Rib-Addis Vater, Abd-ASırti, dürfte übrigens
nicht zu halten sein; jedenfalls bildet auch hier
die Verschiedenheit der Schrift ein schweres
Bedenken.
2. Die jerusalemische Stadt *™bit- ™ NIN . IB
= Betlehem.
VAT 1646, 16 (erwähnt Abdihiba von Jeru-
salem eine Stadt ubit- NIN. IBS, welche zum
engeren Gebiet der Herrschaft Jerusalem gehört,
da sie in Z. 15 als oi "“ U-ru-sa-lim* be-
zeichnet wird. Ueber die bisherigen Versuche,
die Lesung des Ortsnamens und die geogra-
phische Lage festzustellen, vgl. man das Referat
Webers bei Knudtzon VAB II S. 1343.
Auf dem richtigen Wege war bereits Dhorme®
der erkannte, dass NIN.IB an unserer Stelle
nicht der bekannte Gott ist, sondern eine Göttin;
auf Grund der Götterlisten (s. u.) setzte er
NIN. IB Antu oy undlas den Ortsnamendaher
—
! Nr. . . . hier und im Folgenden verweist auf meine
Textausgabe VAS XI und XII.
2 VAS XI Nr. 185 Knudtzon Nr. 334.
3 Geschrieben: Ad-ra-Aztarti (Ideogramm Brün now
Nr. 2561).
VAS XI Nr. 166 Knudtzon Nr. 290.
® Ein zweiter Ort gleichen Namens lag nach Knud t-
zon Nr. 74, 31 in der Nähe von Gubla.
Revue biblique 1908 S. 517.
295
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 10.
296
n-m, ohne dadurch zu einer sicheren Identi-
fizierung des Ortes gelangen zu können. Da die
Einwohner desselben mit denen eines Ortes
alu Ki- il- fi- (Z. 18) gemeinsame Sache machten,
fragt es sich zunächst, wo diese Stadt gelegen
war. Schon Winckler identifizierte sie mit
dem biblischen "gp, dem heutigen Us, SW.
von Jerusalem und nicht ganz 15 km (Luftlinie!)
nw. von Hebron i. 2bit-“ NIN. IB muss aber,
das erfordert der Sachverhalt, erheblich näher
bei Jerusalem gesucht werden.
Da hilft uns die von Dhorme benutzte
Götterliste CT XXIV 1 weiter. In Z. 1—21 der
ersten Kolumne bietet sie Namen für Anu
und Antu; von Z. 4 ab paarweise so, dass jede
Zeile mit gerader Zahl (4, 6, 8 usw.) einen Namen
für den Gott Anu, diejeweils folgende Zeile mit
ungerader Zahl (5, 7,9 usw.) den entsprechenden
Namen für die Göttin Antu mitteilt. Für uns
sind zwei Zeilenpaare von Interesse:
4 n, = Anu
5 du NIN.IB = Antu
14 iu Lah-ma = Anu
15 itu La-ha- ma = Antu
Aus den Antu-Zeilen 5 und 15 lässt sich
mit mathematischer Gewissheit eine neue dritte
Gleichung herleiten:
iuu NIN. IB = “" La-ha-ma
Wir haben nunmehr das Recht, den fraglichen
Stadtnamen bit-"“* Lahama zu lesen; dies ist aber
sicherlich das allbekannte omom (BydActy,
ass) südlich Jerusalem! Die bisherige
Erklärung des Namens Betlehemals „Brothaus“ ?
ist lediglich volksetymologisch; der Name bedeutet
„Haus der (Göttin) Lahama“.
3. EN" bei Abdihiba vielleicht = gabiri”'.
In dem VAT 16423 bezeichneten Briefe des
Abdihiba von Jerusalem findet sich in Z. 7 und 15
die merkwürdige Schreibung Sarri EN" Nach
Zimmern! ist ri nachgebrachtes phonetisches
Komplement zu 3arri. Dagegen spricht aber
Z. 32 Aur? EN”; hier kann, da Sarri schon ein
zugesetzt erhielt, das zweite” sich nur auf
ENselbstbeziehen. DaherversuchteK nudtzo ns
eine neue Erklärung. Im Hinblick auf die Form
li-lu-ub in Z. 46 desselben Textes, die zweifellos
fiir li-ru-ub „ich möge eintreten“ steht (also
I als Ersatz für r), vermutet er, dass umgekehrt
hier rt für li stehe (also r als Ersatz für 7), und
1 Buhl, Geographie Palästinas S. 193.
? So Baedeker, Palästina und Syrien“ S. 91
Buhl, a. a. O. S. 156. Guthe, Bibelwörterbuch S. 87
* VAS XI Nr. 162 Knudtzon Nr. 286.
“ZA VI S. 246 Anm. 6.
ë Knudtzon S. 860 Anm. a.
umschreibt: béli". Böhl! stimmt Knudtzons
Erklärung bei, obwohl er — was ja am nächsten
liegt — li-lu-ub für blosse Verschreibung (Hör-
fehler beim Diktat?) ansieht :.
Ich glaube nun, dass man die Schwierigkeit
auf anderem Wege beseitigen kann. Wie IM
je nach Bedarf durch Adad, Addu, Ramman,
Te3up usw. wiedergegeben wird, so darf man
gewiss auch für EN nach einem Ersatz für belu
suchen, dessen letzter Radikal ein r ist. Dadas
Akkadische m. W. nicht weiterhilft, dürfen wir
das Kanaanäische zu Rate ziehen. Tatsächlich
bietet uns dessen bekanntester Zweig, das
Hebräisch des Alten Testaments, vier Worte,
die sich als gleichwertiger Ersatz für belu-y2
eignen: VƏN und drei Ableitungen des Stammes
923, nämlich 733, 123 und V33. Mit Rücksicht
auf das Femininum NYJ}, das wiederholt für
die Königin (Königin-Mutter) gebraucht wird,
möchte ich am liebsten Pag einsetzen und bis
auf weiteres die drei Stellen durch Sarri(“)
gabiri” umschreiben.
Berlin-Steglitz, am 5. März 1915.
Assyr. vab, amphora.
Von Paul Haupt.
OLZ 17, 495 bemerkt Holma, dass die
Etymologie von assyr. xabů, Fass, soweit ihm
bekannt, nicht nachgewiesen sei. Ich habe aber
schon vor sechs Jahren in meinem Aufsatze
Midian und Sinai (ZDMG 63, 519, Z. 7; vgl.
meinen Artikel Elul und Adar in ZDMG 64,
705) Grimmes Erklärung dieses Wortes zurück-
gewiesen und es dem arab. , aram. NMIN
mit dem Stamme non, bergen, gleichgesetzt,
auch hinzugefügt, dass die Uebersetzung schöpfen
in der bekannten Stelle des Berichtes über Sar-
danapals arabischen Feldzug (KB 2, 220,
Z. 104) unrichtig ist; xab heisst bergen, auf-
bewahren. Ebenso bedeutet engl. save: bergen,
retten, aufbewahren, aufsparen; ein safe ist
ein sicherer Aufbewahrungsort; es bezeichnet
sowohl einen Geldschrank als auch einen Speise-
schrank (Fliegenschrank). Das Sun nébat,
Fass, in Holmas Artikel ist natiirlich ein
Druckfehler für zébai, ebenso wie in meinem
Aufsatze über assyr. istänu, Nord (OLZ 17, 421)
1 Sprache der Amarnabriefe S. 24 § 11 b.
2 Winckler umschrieb KBV Nr. 179 an allen drei
Stellen bêli-ia(!); in der zuletzt (1909) von ihm dar-
gebotenen Bearbeitung der Abdihiba-Tafeln (Keilinschrift-
liches Textbuch“ S. 4 ff.) liest man in Z. 7 und 15 noch
das sicher falsche béli-ia, dagegen in Z. 32 sarrs beli(ri).
Btr. Z. 46 ist er derselben Meinung wie Böhl und
umschreibt geradzu is-ru(!)ub.
297
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 10.
298
7 laS für K aas (any; siehe OLZ 17, 422,
Z. 3) steht. p
Diese Fässer waren nicht Holztässer, sondern
grosse Tongefässe oder Amphoren; auch im
Talmud bezeichnet man (pl. Dan) und up
ein grosses Tongefäss; vgl. die tönernen Auf-
bewahrungsgefässe auf S. 244/5 von Kolde-
weys Daswiedererstehende Babylon sowieMDOG.
Nr. 26, S.19, auch Oppenheim, Vom Mitiel-
meer zum Pers. Golf, 1, 254. Im Arabischen
heisst ein derartiges Tonfass o (ZDMG.
67, 115) ; vgl. WF 206, A. 53, am Ende.
Daneben gab es auch Fässer aus ausgepichtem
Flechtwerk (vgl. Strabo 740. 743 und lat.
amphorae sparteae), ebenso wie die nordamerika-
nischen Indianer wasserdichte (Wattape) Be-
hälter flechten. Flechtarbeit ist älter als Töp-
ferei. Im Syrischen bezeichnet Ng ein ver-
pichtes (BL 120) Flechtgefäss (Lagarde, No-
mina, S. 230), während das entsprechende assy-
rische karpatu ein Tongefass ist. Für nsv 993
osan (JHUC, Nr. 63, S. 90) würde man im
Assyrischen sagen: kima karpati taxapt Sunite.
Assyr. zabu, Amphora, woneben sich auch die
Schreibung zapü findet, hängt mit NEN, decken,
überziehen zusammen und heisst eigentlich (wie
NM) verpicht; der Stamm von zeps, zerschlagen,
dagegen ist nicht 4>, sondern . das ur-
sprünglich niederschlagen (transitiv und in-
transitiv) bedeutet (vgl. OLZ 16, 493). Der
Stamm zabi, bergen, aufbewahren ist denomi-
nativ; vgl. das amerikanische to can = to pre-
serve (amerik. canned goods = engl. tinned goods,
Konserven) Arab. US bedeutet Büchse, Kapsel,
während U und eis = yew, verbergen,
Die Aufbewahrungsgefässe aus Flechtwerk
heissen im Assyrischen sussulu = sulsulu; vgl.
hebr. „d, nach bibl. 99d, Korb. Die Stauer
oder Schauerleute der babylonischen Arche
werden deshalb nds sussulsa ihre Korbträger
(ein Ausdruck wie unser Sackträger) genannt;
vgl. meine Uebersetzung von Z. 58—80 der
Sintfluttafel in den Actes des Athener Orien-
talisten-Kongresses (S. 72). Der Relativsatz
Saikulunigquinderfolgenden Zeile (69) heisst nicht
dasdasOpfer verzehrte,wieBezoldundU ngnadim
Anschluss an Jensen übersetzten, sondern das
der Schiffsraum aufnahm, d. i. das im Raum
verstaut wurde; ikülu von kalu, halten, fassen
(JBL 19, 74; ASL 22, 205) und nigqu (für
nig'u = syr. NYP), das nicht dem assyr. nigiççu
gleichzusetzen ist, HW 447b; vgl. auch hebr.
pp), entsprechend dem lat. caverna, griech.
xotAov in der Bedeutung Schiffsraum.
— Ee
Mitanni-Stämme im Hatti.
Von Arnold Gustavs.
Am Schlusse seiner Abhandlung über sume-
risch-akkadisch-hettitische Vokabularfragmente !
sagt Friedrich Delitzsch: „Ein verwandtschaft-
licher Zusammenhang des Hettitischen mit der
Mitanni-Sprache dürfte aber schon jetzt mit
Bestimmtheit in Abrede gestellt werden können,
falls sich die Resultate der bisherigen Mitanni-
studien als verlässig bewähren“ (S. 41). Dazu
sei auf Folgendes hingewiesen:
1. Im Fragment Nr. 9 Col. II, 23 wird das
babylonische ki-el-la-tüm durch hu-u-ma-an über-
setzt; kellatum, das gleich kullatum ist (Del.
l. c. S. 22), bedeutet „Ganzheit, Allheit, Ge-
samtheit“. Wie Delitzsch S. 41 hervorhebt,
hat schon Knudtzon in seiner Arbeit über die
zwei Arzawa-Briefe in diesem hüman ein Wort
wie „voll, ganz“ erkannt (S. 46). Ob dies hüman
nicht in Verbindung steht mit dem humanis der
Achämenideninschriften und dem umini (u-u-mi-i-
ni) des Mitanni-Briefes? Das erstere entspricht
dem altpersischen Wort für „Stadt“; das letztere
übersetzt Messerschmidt nach Jensens Vorgang
mit „Land“ (MVAG 1899,4 S. 3), F. Bork, der
es omini liest, mit „Stadt“. Was Bork MVAG
1909, 1 S. 79, wo er humanis und omini in Ver-
bindungbringt,zur Begründungder Uebersetzung
von omini mit „Stadt“ vorbringt, ist ein-
leuchtend. Ist nun als Grundbegriff eines Wortes
für „Stadt“ nicht eine Bezeichnung ,Ganzheit,
Gesamtheit“ denkbar? So wäre in dem Hatti-
Wort hüman die ursprüngliche Bedeutung des
Stammes erhalten, während derselbe in humanis
und omini in übertragenem Sinne gebraucht wird.
Dabei ist noch zu erwägen, ob jenes ki-el-
la-tüm, das zweimal hintereinander vorkommt
und das zweite Mal ein etwas verändertes
sumerisches und hettitisches Aequivalent hat,
nicht in einem Falle anstatt vom Stamme I >53
„ganz sein, fertig sein“ vielmehr von II bbz
„umfassen, umschliessen“ herzuleiten ist, sodass
es dann nicht kullatu „Gesamtheit“ gleichsteht,
sondern kullatu „Umschliessung, umschlossener
Raum“ (Del. HW 332*; Muss-Arnolt 391®).
Und „umschlossener Raum“ und „Stadt“ sind
gleichbedeutende Begriffe.
Auch in einem der Arzawa-Briefe kommt
hüman vor. Knudtzon l. c. S. 46 hat ermittelt,
ass es dem babylonisch-assyrischen dannis
„im hohen Grade“ entspreche und kam eben
von daher zu der Uebersetzung „voll, ganz“.
Auch wenn man als Grundbedeutung von hfiman
„umfassen, umschliessen“ annimmt, erhält man
1 Abhandlgn. d. Königl. Preuss. Ak. d. Wiss. 1914;
phil.-hist. Klasse Nr. 3. Auch in Einzelausgabe.
299
eine gute Entsprechung zu dannis, nämlich: „in
umfassendem Masse“.
2. OLZ 1912 Sp. 244f. habe ich für den
in Mitanninamen vorkommenden Stamm hut- aus
dem Worte hutanna „Soldaten“ die Bedeutung
„kämpfen, streiten“ erschlossen. Inseinem Aufsatz
über die elamische Sprachforschung (Memnon
IV,1910, S. 16) gibt G. Hüsing unter den Wort-
bedeutungen, die er aus den elamischen Texten
ermittelt hat, auch hit „Heer“ an, was mir erst
nachträglich bekannt geworden ist. Hierdurch
erhält die Uebersetzung „kämpfen“ für hut- auch
eine etymologische Stütze aus einer verwandten
Sprache.
Nun wird im Fragment Nr. 9 Col. II, 35
hu-ul-hu-li-ia-wa-ar mit mu-un-dah-zu „Kämpfer,
Krieger“ wiedergegeben. Da hiervon -iawar
„machen“ abzutrennen ist (Del. Vok. fragm.
S. 37 f.), so bleibt als Stamm hulhul(i)- übrig.
Das ist offenbar eine Iteration von hul-. Hier
liegt doch ein Zusammenhang mit dem Mitanni-
stamm hut- „kämpfen“ sehr nahe. Beachtenswert
ist noch, dass die auch sonst in kaukasischen
Sprachen häufige Iteration sich grade beim
Stamme hut- hit) in mitannischen und elamischen
Eigennamen mehrfach findet: Hu-ud-hu-ud; Hi-
it-hi-it-te, (A. T. Clay, Personal names . . of
the Cassite Period S. 80). "“Hu-ud-hu-ud;
var Td-id-e (Delitzsch, Sprache der Kossäer S. 44);
Hi-it-hi-te (Scheil, Textes élamites-anzanites,
deuxiéme série, Délégation en Perse Tome V,
S. 102).
Freilich darf man aus diesen Anklängen
noch nicht auf verwandtschaftliche Beziehungen
des Hatti zum Mitanni schliessen. Denn es
kann sich hier auch um Lehnworte handeln.
Ob wirklich Urverwandtschaft zwischen beiden
Sprachen besteht, das wird sich erst beurteilen
lassen, nachdem die in hettitischer Sprache ge-
schriebenen Urkunden des Boghazköi-Fundes
veröffentlicht sind.
Ein Lehnwort, und zwar aus dem Baby-
lonischen, kann man auch in kaninia(u)war
„sich beugen, sich unterwerfen“ vermuten. Der
Stamm kanin- erinnertauffallendan kanänu „sich
ducken, sich niederkauern“ (Del. HW 3395).
Gügu (678—643)
Von G. Hüsing.
Schon im vorigen Aufsatz über die Saduattes-
Frage mussten wir bis zum Anfange der Merm-
naden hinauf greifen, um einen Gesamt-Eindruck
von der Verwertbarkeitder Zahlen des Herodotos
und Afrikanus zu erhalten. Das Ergebnis
können wiretwain die Wortekleiden: Die Reihen-
folge ist bei Herodotos um eine Stelle ver-
schoben, weil er seinen Saduattes einschiebt,
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 10.
300
bei Afrikanus unterbrochen durch [den aus
Herodotos herüber genommen] „Saduattes“.
Scheiden wir diesen wieder aus, dann kommen
wir mit den 49 Jahren, die wir mit Afrikanus
dem Walweiates anrechnen, und den 38 Jahren,
die wir mit Afrikanus dem Ardus anrechnen,
auf 643 als Beginn des Ardus und Tod des Gigu.
Rechnen wir diesem die 36 Jahre an, die er bei
Afrikanus hat, so regiert er 678—643.
Wir haben aber noch zu untersuchen, ob
diese Zahlen mit den durch Assurbanapal bei-
gesteuerten Angaben vereinbar sind.
Die Gesandtschaft des Gügu von Lüdi an
Assurbanapal steht im Rassamcylinder (II 95)
erwähnt im dritten Feldzuge Assurbanapals.
Gügu hatte nach dieser Angabe einen Traum,
in dem Gott Assur ihm befahl, die Füsse Assur-
banapals zu erfassen; durch dessen Namen werde
er seine Feinde besiegen. Und am selben Tage
noch sandte der Lüder König einen Reiter ab
an den König von Assur, und der Bote berichtete
den Traum und tat für seinen Herrn, wie in
dem Traume gesagt war; vom nämlichen Tage
an aber besiegte Gügu die Gimirai, die die Leute
seines Königreiches hart bedrängt hatten, und
fing ihre Herzoge und besiegte sie und ihrer
zween legte er in Eisen und sandte sie gebunden
gen Assur und schickte auch ein schweres
Geschenk mit. — Das war damals, jetzt aber
hörte er auf, seinen Reiter zu schicken, den er
immer gesandt hatte, den König von Assur zu
begrüssen, und vergass des Befehles Assurs;
er vertraute auf seine eigene Streitmacht, trat
die Vernunft mit Füssen und sandteseine Krieger
zum Bunde mit Pisamelik, dem Könige von
Musur, der das Joch der Herrschaft Assurs `
verachtete. Und Assurbanapal betete zu Assur
und Istar: Vor seine Feinde möge sein Leichnam
geworfen werden und weggeführt seine Gebeine!
Und es geschah, wie er Assur gebeten hatte;
die Gimirai kamen, die er mit Assurbanapals
Namen nieder getreten hatte, überwältigten sein
ganzes Land, und vor seine Feinde ward sein
Leichnam geworfen und seine Gebeine führten
sie hinweg.
Aber nach ihm setzte sich sein Sohn auf den
Thron, und sandte Nachricht gen Assur von
allem Bösen, das die Götter auf das Gebet Assur-
banapals geschickt hatten, und erfasste die Füsse
Assurbanapals und sprach: „Ein König bist du,
den die Götter kennen. Meinen Vater hast du
verflucht, und Schlimmes geschah ihm. Mir aber,
deinem Knechte, der dich fürchtet, erweis Huld
und lass mich dein Joch tragen.“
Wann geschah das nun?
Die Gesandtschaft des Gügu fällt nach K
2846 (vgl. Winckler, A. F. I. S. 474) in das
reS Sarrüti des Assurbanapal, also 668, und
301
wohl im gleichen Jahre noch besiegte Gigu die
Gimirai. Dann folgen die Jahre, in denen der
Gesandte weiter erschien, und deren Zahl wir
nicht erfahren; es ist ja wohl anzunehmen, dass
der Botschafter alljährlich kam, entweder zum
Jahrestage seiner ersten Ankunft oder zu einer
von Assurbanapal bestimmten Zeit (am assy-
rischen Neujahrstag!). Der Bericht ist eingefügt
nach dem über den 3. Feldzug Assurbanapals,
der Cylindertext ist aber verfasst Jahre nach der
Zerstörung von Susa. Das Ende des Gügu fällt
wohl sicher vor die Abfassung des Textes, d.h.
vor das uns unbekannte Limmu des Samas-
udannin-anni — wir wissen nur, dass es zwischen
660, wo die Limmuliste abreisst, und 626 füllt,
d. h. vor das Todesjahr Assurbanapals!. Da
aber Susa um 645 fällt und dahinter noch ein
neunter Feldzug und ihm folgend die Friedens-
tätigkeit Assurbanapals geschildert wird, wird
der Text wohl um 640? verfasst worden sein,
und was man damals wusste, konnte man auch
in den Text über Gugu einfliessen lassen, der
ja in sich eine abgerundete Erzählung darstellt.
Sie beginnt mit dem reš šarruti und schliesst mit
der Huldigung des Ardus’. Fragen wir uns
aber, was von ihr während des 3. Feld-
zugesgeschah, weshalb sie also an dieser Stelle
eingefügt ward, so lässt sich als Grund mit
einiger Sicherheit nur angeben, dass damals die
Botschaften aufhörten. Das wird man in Ninua
sehr übel vermerkt haben, es war der Beginn
der Feindseligkeiten, man wusste nun, wie man
mit Gügu daran war. Wann er aber dem
Psametik Truppen schickte, ergibt sich aus dieser
Angabe nicht, und ebenso wenig die Zeit des
Bündnis-Abschlusses. Dasalleskönnen Vorgänge
viel späterer Zeit sein. Wenn nun Psametik,
der von Assur ausin jeder Richtung begünstigt
und gefördert worden war, den man offenbar
mit assyrischem Namen (Nabusezibanni) benannt
hatte,und den Assurbanapalsich als befreundeten
Gewalthaber in Aegypten sozusagen gezüchtet
hatte, sich zum Herren über die anderen Klein-
könige aufzuwerfen suchte, so konnte man sich
in Assur darüber eigentlich nur freuen, und
das um so mehr, als um dieselbe Zeit (um 652)
der Aufstand des Samassumukin losbrach. Man
war ja nicht in der Lage, in Aegypten selbst
eingreifen zu können, und vielleicht erfolgte
die Machterweiterung Psametiks, der damals
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 10.
802
seine Nebenbuhler i als die Empörergegen Assur
nieder schlug. In diese Zeit fällt also die
Truppensendung Gügus gewiss nicht, und vom
Ausbruche des babylonischen Aufstandes an
bis zum Tode Samassumukins — also bis 648 —
hatte Psametik keinerlei Anlass, sich Hülfs-
truppen gegen Assur zu verschreiben. Er wird
neutral abgewartet haben, ob Assurbanapal
seiner vielen Gegner Herr werde oder nicht,
denn so lange der König von Kosch noch in
Aegypten sass, also bis 646, konnte Psametik
nicht wissen, ob er nicht die Hülfe des Königs
von Assur noch werde brauchen können, und
ausserdem nicht, ob dieser König Assurbanapal
oder Samas-sum-ukin heissen werde. Letzteres
freilich war seit 648 entschieden, ob aber nun
Assurbanapal die Macht behalten würde, sich
in Aegypten wieder zur Geltung zu bringen,
dass musste wohl sehr fraglich erscheinen. In-
zwischen hatte Psametik seine Stellung weiter
befestigt und war unbestrittener Herr Aegyptens
geworden, Assurbanapal aber hatte um 645
endlich Elam niedergerungen und richtete nun sei-
nenBlicknotwendigwiedernachdem Westen. Das
ist der Zeitpunkt, in dem Psametik sich nach
Hülfe und Bündnis umsehen musste, und in dem
Gügu glauben konnte, die Oberhoheit Assur-
banapals abschütteln zu können, wenn das
geschwächte Assur gezwungen würde, zugleich
gegen Kleinasien und Aegypten zu Felde zu
ziehen. Dazu kam noch, dass, wie wirin einem
folgenden Aufsatze sehen werden, in Medien
seit 663 bereits Astuwega I regiert zu haben
scheint, der Sohn Hwahsataras I, des Begründers
der medischen Grossmachtstellung, der nicht
lange darauf selbst gegen Ninua zog und
vermutlich schon mit Gügu im Bunde stand.
Es war also wohl etwa 644, als Gügu die
Vernunft mit Füssen trat und dem Psametik
Hülfstruppen schickte, und bald darauf, wohl
643, SE sein Leichnam vor seine Feinde
geworfen und die arischen Armenier, denn das
sind die Gimirai, führten seine Gebeine hinweg.
Hugo Winckler schrieb in seinen Unter-
suchungen von 1889 (S. 2) über die griechischen
Quellen für diese Zeit, dass, „wenn sich zu-
fällig einmal etwas Richtiges findet, es als
solches nur mit Hülfe der einheimischen Nach-
richten erkannt werden kann. Wo sich daher
gewiss keinen Anlass hatte, sich die Hülfe
Assurs zu verscherzen, eben dadurch, dass er
— — — —— —
ı Nach Peiser MVAG VI 131 um 636?
? wenn nicht noch später!
3 dessen Name aber nicht genannt wird — er würde
natürlich ardusu geschrieben sein, im Ohre des Assyrer
ein böses Omen für ihn!
! Nach Herodotos II 152 musste er, als er schon
König geworden war, vor den anderen Elfen in die
Sümpfe fliehen. Dabei soll ihm denn die Hülfe der See-
räuber geworden sein, die ihn auf den Gedanken brachte,
Karer und Joner zu werben, mit denen er dann seine
Gegner vertrieb. Unter diesen muss auch der König
von Koseh zu denken sein, der weiter nicht mehr
erwähnt wird.
303
Uebereinstimmung findet, kann man das wohl
als Merkwürdigkeit verzeichnen, aber einen
selbständigen Wert haben alle bezüglichen
Bemerkungen der klassischen Autoren nicht“.
Den zweiten Satz werden wir dahin abschwächen
können, dass Uebereinstimmungen in von ein-
ander unabhängigen Quellen schliesslich doch
einen selbständigen Wert erhalten können, und
dass das Bild bisher stets getrübt wurde durch
den unentwegten Glauben an die Zuverlässigkeit
des Herodotos, dem gegenüber auch Winckler
in seiner Geschichte von 1892 (S. 8f.) den
Ktesias noch mehr abfallen liess. Der Wert der
een Marmorchronik dürfte aber in gleicher
eise steigen wie der des Ktesias, und zwar
mit Hülfe der einheimischen Nachrichten — eine
neue Bestätigung der Richtigkeit des ersten
Satzes Wincklers.
Besprechungen.
Palästinajahrbuch des deutschenevangelischen
Instituts für Altertumswissenschaft des hei-
ligen Landes zu Jerusalem. Im Auftrage des
Stiftungsvorstandes herausgeg. von Prof. DDr. G. Dal-
mann. 10. Jahrg. (1914). Mit einem Namen- und
Sachverzeichnis der Jahrgänge 1—10. 7, 162 S. m.
6 Bildertafeln u. 1 Karte. gr. 8°. M. 3—, geb. M. 4—.
Berlin, E. S. Mittler & Sohn. Bespr. von J. Hermann,
Rostock.
Das Vorwort, mit dem der Hereasgeber
diesen 10. Jahrgang des Palästinajahrbuchs be-
gleitet, blickt hinüber auf die grosse Zeit, in
der wir stehen. „In tiefernster Zeit geht dieses
Jahrbuch aus und bietet als wichtigsten Inhalt
die Beschreibung eines Kriegszuges. Von seinen
diesjährigen Mitarbeitern stehen zwei im Dienst
des Vaterlandes. Eine nicht geringe Zahl un-
serer rüheren Mitglieder steht im Feld. Wir
sind stet der Ueberzeugung gewesen, dass die
„Feldübungen“ der Institutsmitglieder auch für
ihre Kriegsstüchtigkeiteinen Beitrag geben sollen.
Vor allem aber wollen die jetzt abgeschlossenen
zehn Bände unsern Feinden als einer der zahl-
losen Beweise dafür gelten, dass die deutsche
Wehrfähigkeit, welche Unverständige „Milita-
rismus“ nennen, der deutschen Kulturarbeit nicht
im Wege gestanden hat... Der nächste Lehr-
kurs des Instituts musste aufgegeben werden.
Gott gebe den Frieden, der auch unserm Kul-
turwerke einen neuen Aufschwung bringt“.
Jeder, der weiss, wie wertvolle Arbeit das
deutsche evangelische Institut in Jerusalem
während seines nun dreizehnjährigen Bestehens
unter Dalmans Leitung geleistet hat, wird mit
ihm von Herzen wünschen, dass der ersehnte
Frieden dem Institut weitere und neue Arbeits-
möglichkeit bieten und es immer mehr zu einer
wichtigen Kulturstätte in Palästina werden
lassen möge. Möchte ihm dazu die bewährte
Orientalistische Literatur zeitung 1915 Nr. 10.
304
Kraft des derzeitigen Vorstehers recht lange
noch erhalten bleiben!
Der vorliegende Jahrgang enthält wie immer
zuerst den Jahresbericht des Leiters, der auch
diesmal wieder viel Interessantes nicht nur für
Topographie, sondern auch für Archäologie und
zu andern Gebieten der biblischen Wissenschaft
gibt. Dann folgen drei Arbeiten aus dem In-
stitut. Unter ihnen steht nach Umfang und
Bedeutung der Aufsatz von A. Alt „Pharaothut-
mosis III. in Palästina“ an erster Stelle. Alt
untersucht hier den Bericht über Thutmosis’
ersten Feldzug (Wandinschriften im Amonstem-
E zu Theben, nach der Ausgabe von Sethe, Ur-
unden des ag. Altertums IV) in ebenso selb-
ständiger wie scharfsinniger Weise. Indem er
die Angaben des ägyptischen Berichtes besonders
nach der topographischen Seite hin sorgfältigst
ausnutzt, Sek es ihm, den Verlauf des Feld-
zuges in ausserordentlich anschaulicher Weise
lebendig zu machen. — Weiter gibt Sternberg
Beiträge zu biblischen Lokalfragen (mit Be-
merkungen von Dalman); im ersten verwendet
erMc16,5 f. für die Echtheitsfrage des traditionel-
len Grabes Christi, im zweiten deutet er das Mo-
saik bei ‘én et-täbra (Pal.-Jahrb. 1913, 53), wo-
gegen Dalman Widerspruch erhebt, auf die Oster-
erscheinung Joh. 21, 1 ff. — Endlich gibt
Palmer einen eingehenden Bericht über die
evangelische ärztliche Mission in Jerusalem. —
Ausserdem enthält der Band die von Dr. P.
Lohmann und dem Herausgeber bearbeiteten
Register zu allen 10 Jahrgängen des Palästina-
jahrbuchs: 1. Giographisches, 2. Sachen, 3. Bibel-
stellen, 4. Autoren, 5. Abbildungen, Karten und
Pläne. Man ist doch erstaunt über die Reich-
haltigkeit des Inhalts der zehn Bände, die diese
Indices offenbaren. Ihre Unentbehrlichkeit für
die wissenschaftliche Ausschöpfung des Jahr-
buchs wird einem vor allem angesichts des
geographischen Registers klar. Zugleich regen
sievon neuem zu besten Wünschen für das weitere
Bestehen des Instituts und des Jahrbuches an.
Max Horten: Einführung in die höhere Geistes-
kultur des Islam. XV, 112 S. gr. 8°. M.2,40. Bonn,
F. Cohen, 1914. Bespr. e Hans Rust, Königsberg i. Pr.
Unser Verfasser, welcher in der islamischen
Philosophie und Theologie völlig zu Hause ist,
gibt hier eine Uebersicht über die Fragen, welche
von islamischen Denkern behandelt, und über die
Antworten, welche von ihnen darauf gegeben
wurden. Einteilung und Anordnung des Stoffes
sind aber keinem der behandelten Systematiker
unmittelbar entlehnt, sondern vom Verfasser so
eingerichtet, dass unter jedem Titel jeder Denker
zu Worte kommt und doch der eigentümliche Bau
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 10.
— rer er er gE ETD ——e . RSE, GEET ——— — —— é —— —
des islamischen Denkens nicht verwischt wird.
Der Zeitraum, welchen die Darstellung um-
spannt und in welchem ihre Quellen liegen, ist
etwa derjenige, welcher unserem Mittelalter ent-
spricht. Denn nur in jenen zurückliegenden Jahr-
hunderten blühte islamisches Denken und konnte
auf Selbständigkeit Anspruch erheben. Dieser
Selbständigkeit geschieht kein Abbruch, wenn
wir erfahren, dass die islamische Philosophie
ebenso wie die christliche vom Hellenismus ab-
stammt, dass beide nicht nur eine parallele Ent-
wicklung nehmen, nicht nur ähnliche Fragen in
ähnlicher Weise behandeln und nicht nur in eine
fast gleichartige Stellung zur Theologie geraten,
sondern auch in Wechselverhältnis zueinander
treten und Anregungen austauschen. Daneben
wird die Besonderheitder arabischen Philosophie
durch Gedanken bezeichnet, welche sie aus per-
sischen und indischen Kreisen aufgenommen und
verarbeitet hat. Da also die arabischen Philo-
sophenund Theologeneine bunteMannigfaltigkeit
von Denkstoffen und Denkformen als geschichtlich
gegeben vorfanden, so kann es nicht verwundern,
dass sie sichin verschiedene Schulenund Richtun-
gen spalteten, von deren Gegensätzlichkeitund Be-
fehdung wir einen lebhaften Eindruck erhalten.
Wenn es erlaubt ist, noch ein paar Worte zur
Kritik zu sagen, so möchte der Ausdruck „Ein-
führung“ zu niedrig gegriffen sein, da der Verfasser
vielmehr einen sehr knappen, vollständigen und
übersichtlichen „Auszug“ bietet, welcher aber
seiner Gedrängtheit wegen nicht geeignet sein
möchte, einen Neuling in jenes entlegenere Gebiet
der Philosophiegeschichte einzuführen. Das Ge-
biet „in die höhere Geisteskultur des Islams“
verspricht dagegen zu viel, da es sich nur um
das islamische Denken, nicht aber auch um Dich-
tung, Baukunst, Geschichtsschreibungund andere
Gebiete höherer Geisteskultur handelt. Leider
blieben mehrere Druckfehler stehen.
Ernst Weidner: Beiträge zur babylonischen Astro-
nomie. (Beiträge zur Assyriologie usw. ‚4) M,
100 S. mit einerSternkarte und 6 Abb. gr.8°. M.6,60; kart.
M. 7,25. Leipzig. J. C. Hinrichs, 1911. Bespr. v.
H. H. Figulla, Berlin.
Die Ausführungen Weidners machen einen
durchaus vertrauenerweckenden Eindruck, so-
weit ihm ein Laie mit seinen astronomischen
Kenntnissen zu folgen vermag. Nur seine Be-
stimmungen des agü, besonders in dem Abschnitte
II C (S. 49 ff.) haben mich nicht voll überzeugen
können; dazu ist die Bedeutungsverschiedenheit
des Wortes zu gross. Erstmal soll es eine Tiara
bedeuten, gebildet durch das „Erdlicht des Mon-
des“, dann eine Verfinsterung durch Gewölk, und
zum dritten gewisse Stellungen von Planeten in
— ————— ͤ AmʃDwi l —ñʒñ̃ a ̃⁰—ði———ůß—ß5rꝛ˙r . —ß—ꝛůů—ꝛ—5ðr—eéi — . — —ůꝛs51— rrrrßÄ5rvꝛ⸗ r — SS
spiel der übrigen zum mindesten eine Verfinsterung
in Erscheinung treten müsste; und auch die zweite
Erklärung leuchtet mir nicht ganz ein, insofern
als es sich um Verdunkelung der Venus durch
Wolken handeln soll, denn wenn die verhüllende
Wolke nur einigermassen gross und dicht ist,
dann muss die immerhin kleine Venus vollständig
abgeblendet werden, und man dürfte dann schwer-
lich behaupten, dass „die Venus eine Tiara trägt“.
Auch die Angaben auf S. 70 sind nicht genau.
Es handelt sich dort um zweierlei: 1. der Mond
wird im zweiten Tagfünft (nach Neumond)
als kalitum (nierentörmig) bezeichnet, der
Mond hat seine Halbphase bereits überschritten,
und der lichte, grösser als halb scheinende
Teil heisst kalitum, sein Bild ist also wie a.
ll
I
[li
25
ii
i
U
i
1109
b a
2. Es tritt eine teilweise Verfinsterung des
Mondes durch Gewölk ein, und diese Verfin-
sterung wird gleichfalls kalitum genannt; daraus
kann doch nur geschlossen werden, dass der
verfinsterte Teil des Mondes eine ähnliche Form
hat wie der helle Teil des Mondes im zweiten
Tagfünft (unter 1 besprochen); solch eine Ver-
finsterung ist gar nicht selten und würde ein
Bild wie b abgeben.
Aus dieser Betrachtung ergibt sich, dass die
von Weidner beigegebene Zeichnung unzutreffend
ist. Bei dieser Gelegenheit sei gleich auch die
zweite Zeichnung berichtigt, bei deren Anord-
nung W. ein Versehen untergelaufen ist. S. 32
sollen Teilerscheinungen einer Mondfinsternis
veranschaulicht werden, die Abbildung wird aber
erst naturgetreu, wenn man die beiden äusseren
Bilder miteinander vertauscht, d. h. das linke
rechts neben das mittlere und das rechte links
neben das mittlere setzt.
Des weiteren sind noch einige Kleinigkeiten
zu beanstanden: S. 3 im Text Z). 8 übersetzt
W.: ümu XXVII *Sin izzaz — Am 27. Tage
verschwand der Mond. Diese Uebersetzung
ist durchaus zu verwerfen, es muss heissen:
Am 27. Tage stand der Mond (noch am Himmel),
dh zum letzten Male; nie und nimmer darf
der verborgene Sinn in der Uebersetzung bloss-
gelegt werden, niemals kann und darf auf ein
angewandtes Verb der Sinn einer Handlung aus
der Nähe eines Regenbogens. Die letzte Bedeutung | der Folgezeit übertragen werden, und niemals
deuoht mir ganz und gar unhaltbar, da nach Bei- |kann daher für das Verb nasasu die Bedeutung
307
„verschwinden“ in Anspruch genommen werden.
Demgemäss ist die Anmerkung zu dieser Zeile 8
auf S. 4 abzuändern. — S. 9 Zl. 25 ff. handelt
W. über den kakka» Al. LUL, er selbst ver-
bessert diese Stelle im Glossar auf S. 95. — S. 16.
L Zeile (Z. 8 des Textes) liest W. [ar?]-ra-
me-ma und gibt dazu eine wunderliche Ueber-
setzung, es ist aber zu lesen [ka]-ra-me-ma,
was „darauf“ bedeutet (S. Klauber, Beamtentum
S. 30 Anm. 1. und Ylvisaker, Zur babyl. und
assyr. Grammatik S. 61). — S. 87 muss hinter
apü stehen: III 2; denn III 3 müsste ja heissen:
ustanappi(ä). — Schliesslich ist noch S. 98.
21. 23 zu verbessern in: genau den 6. (statt 60.)
Teil des neuen Wertes usw.
E. Obst: Der Feldzug des Xerxes. (Klio, Beiträge
zur alten Geschichte. 12. Beiheft.) VIII, 224 S. Lex. 8°.
M. 10—. Leipzig, Dieterich, 1914. Bespr. v. Marie
Pancritius, Königsberg i. Pr.
Weit lebensvoller als in Zeiten ruhiger, unter
Vorherrschaft philologischer Gesichtspunkte
stehender wissenschaftlicher Arbeit treten uns
heute die Perserkriege entgegen. Heute haben
wiresselbsterlebt, dasseinegewaltigeUebermacht
den Untergang unseres Volkes beschlossen hatte
und fühlen in der Seele der Griechen den hei-
ligen Zorn gegen den übermächtigen Feind, der
gegen ihre nationale Mannschaft auch eine bunte
Reihe von teilweise halbkultivierten Völkern
heranfiihrte. Auch damals hatte sich eine
westliche Republik — Karthago — mit dem
östlichen Despoten verbunden, um — wie heute
das Germanentum — so damals das Griechentum
in Ost und West zu ersticken (vgl. S. 41 f.).
Und die Griechen standen ganz allein, hatten
keinen getreuen Bundesgenossen. Auch heute
suchen unsere Gegner uns durch übertriebene
Angaben über ihre Machtmittel zu entmutigen, | A
und wir begreifen, wie die Griechen zu den
gewaltigen Heereszahlen kamen.
An den Anfang seiner Studie stellt Verfasser
in übersichtlicher Form die Darstellung der
Ereignisse, wie sie sich auf Grund seiner Unter-
suchungen gestalteten; und schliesst an dieselbe
einen Ueberblick über das Quellenmaterial an.
Darauf folgen Einzeluntersuchungen über die
Zeit vor dem Zusammenstoss, über die beider-
seitigen Streitkräfte, über Artemisium — Thermo-
pylä, Salamis und Platää — Mykale. In dieser
im wesentlichen auf Quellenanalyse, zum Teil
aber auch aufsachlichen Erwägungen beruhenden,
durch den intensiv bebauten Boden bedingten
Kleinarbeit macht sich verständiges Urteil
geltend; doch führt auch diese gewissenhafte
Untersuchung — wie bei unzureichender Kriegs-
berichterstattung kaum anders möglich — nicht
zur Sicherstellung mancher strittigen Punkte.
3 Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 10.
808
Zu bedenken möchte ich geben, ob es gerecht-
fertigt ist, bei 5 Aussagen zweier Au-
toren — z. B. gleichen Namen (S. 42) — gegen-
seitige Abhängigkeit oder gemeinsame Quelle
als sicher anzunehmen? Kann man das geistige
Leben eines hochbegabten, am Treffpunkt zweier
uralter Kulturströmungen — der altorien-
talischen und der vorgeschichtlichen europäischen
— wohnenden Volkes nach vom Zufall bewahrten
Resten so festlegen, dass nur irgendwie noch
erreichbare Vorlagen der Berichte in Frage
kommen können? Und das für eine Zeit, in
der — wie wir heute sehen — das Leben am
höchsten flutet, in der jeder zu singen und zu
sagen hat. Uebereinstimmende Berichte brauchen
weder voneinander noch von einem gemeinsamen
dritten abhängig zu sein, sondern nur von all-
gemein bekannten Tatsachen oder weit ver-
breiteten Fälschungen. Und weshalb soll nur
gute Tradition schriftliche Vorlagen haben,
und noch dazu in einer Geschichtsschreibung,
in der viel Einzelinteressen — auch die per-
sischer Parteigänger — zu Wort kamen? Wo
freilich als Dauer des Hellespontüberganges
sieben Tage und sieben Nächte angegeben wird,
da zeigen schon diese konventionellen Zablen der
das Altertum beherrschenden Astrallehre, dass
mündliche Ueberlieferung dabei im Spiele war.
Das Wort „Barbaren“ ist als gutes Kennzeichen
nationalgriechischer Berichterstattung anzuer-
kennen.
Was den Rückzug des Grosskönigs und eines
Teiles des Heeres anbetrifft, so glaube ich doch,
dass Lehmann-Haupt recht hat, wenn er die
Ursache in dem babylonischen Aufstande sucht.
Denn über Verpflegungsmöglichkeiten im Alter-
tum kann mansichere Aufstellungen kaum machen
(s. S. 212, 1). Und dass „um eines weit entfernten
Aufstandes willen“ (S. 212 „2) militärische Dispo-
sitionen nicht geändert werden sollten, ist vom
Standpunkt des Altphilologen gedacht: dem
Perserkönige und seinen Feldherren lag Babylo-
nien näher als Griechenland, selbst wenn sie auf
griechischem Boden standen.
Der Hochstand der persischen Kriegskunst
zur gegebenen Zeit braucht weder auf die Blüte-
zeit des Reiches noch auf die ungewöhnlich
sorgfältigen Vorbereitungen zum Xerxeszuge
zurückgeführt zu werden (S. 85, 1). Wir sehen
in unseren Tagen, dass weder die mannigfachen
Machtmittel eines Weltreiches noch jahrelang
eifrig betriebene Rüstungen altbewährte mili-
tärısche Tradition ersetzen können. Und uralte
Tradition lag hier vor. Was speziell die aus
Schützen gebildete innere Einheit anbetrifft, so
kannte schon die archaische babylonische Zeit
— die Wende des 3. und 4. vorchristlichen
Jahrtausends — die Elemente derselben: den
309
geschlossenen Kampf und den Bogen als Kriegs-
waffe. Die Assyrer brachten von diesen An-
fängen aus die Kriegskunst auf eine im Altertum
kaum übertroffene Höhe, in langen Kämpfen
hatten die Arier assyrische Kriegskunst erlernt,
und der Bogen war die Königswaffe des alten
Orients. Wie die Anabasis so hätte Verfasser
auch die Kyrupädie zur Beleuchtung persischer
Heereszustände heranziehen können; die bereits
vorhandene Literatur über altorientalisches
Heerwesen gestattet auch dem Nichtassyriologen,
festzustellen, dass persische Heereseinrichtungen
nach assyrischem Muster gebildet waren und
dass Xenophon gut unterrichtet war.
Zu: Mardonius befehligt einen Teil der Armee
und hat auch das Oberkommando (S. 86 A. 3),
bietet auch das Altertum eine Parallele: Varro,
der Leiter des Tages von Cannae, befehligt die
Reiterei des linken Flügels.
Die Heereszahlen, zu denen Verfasser ge-
kommen (S. 88 ff.), erscheinen mir sehr hoch;
ein Reich, das an allen Grenzen bedroht war
und im Innern ständig mit Aufständen zu
rechnen hatte, konnte zu einem Angriffskriege
kaum so viel hergeben, dass die Truppenzahl
noch nach Sicherung der langen Verbindungs-
linien sich auf 100000 belief. „Angreifende
Armeen schmelzen zusammen wie der Schnee
im Frühjahr.“
xs — — oe
Willy Strehl und Wilhelm Soltau: Grundriss der
alten Geschichte und Quellenkunde. Zweite
vermehrte und verbesserte Auflage. II. Band: Römische
Geschichte von Willy Strehl. XII und 599 S. 8°.
M. 7,80, geb. M. 8 —.
Mattingly, Harold, M. A.: Outlines of ancient history,
from the earliest timesto....A. D. 476, XII, 482 8.
with ill and maps; Gr. 8°. Price 10s. 6d. Cambridge
University Press. London, C. F. Clay. Bespr. e Carl
Niebuhr, Berlin.
Hatte bereits der erste Band neuer Fassung
des Strehl-Soltauschen Grundrisses (s. OLZ 1914,
2, Sp. 82) gewiesen, was andauernde und von
Urteil getragene Weiterarbeit hervorzubringen
vermag, so darf man von diesem zweiten Teile
des Werkes sagen, dass er in jetziger Gestalt
schon bedeutend mehr darstellt als der Gesamt-
titel verheisst. Einer dritten Auflage kann
daher das Prognostikon gestellt werden, dass
ihr nur noch die Möglichkeit bleibt, wieder den
„Grundriss“ aufzunehmen, sich also zu verschmä-
lern, während der Verfasser hoffentlich in den
Stand gesetzt wird, von dem hier bereits Ge-
botenen ausgehend die römische Geschichte eigens
aufzubauen. Jedenfalls ist ihm gelungen, den
Wunsch nach einer solchen, die frei von den
Fesseln des Studierbedarfs vorginge, lebhaft an-
zuregen. Dann würde sicherlich zutage kommen,
wie ein Kenner des Stoffes, der auch die Re-
alien schätzt, der den Uebermut einer absoluten
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 10.
310
Gewalthaberschaft in Behandlung der jeweils
zeitgenössischen Literatur herauserkennt, uns
die Geschichte der politischen Schöpfung des
Abendlandes als Weltfaktors zu verdeutlichen
fähig ist. Und das gerade brauchen wir recht
sehr; — reicht doch eben jetzt das empfindliche
Bedürfnisnach selbstsicheren Anschauungen über
die Wandlung, die Dauer oder die Hartnäckig-
keit historischer Gravitationen schon über die
Kreise binaus, die mit dergleichen lediglich re-
zeptiv arbeiten.
Es gewährt eine fesselnde Beschäftigung, in
Strehls „Grundriss“ zu verfolgen, wie sich aus
den sorgfältig und reichlich angemerkten Einzel-
forschungen ganz selbsttätig Erkenntnisse von
Zusammenhängen bilden, bezw. bilden wollen,
die in vielen Fällen kein einziger antiker Autor
überlieferten Zustandesmehrbezeugt. DasRömer-
reich wird (um einen kürzenden Aphorismus zu
gebrauchen) immer philosophischer, je mehr sich
die Aufgaben entwickeln und verwickeln, die
es sich einst in waghalsigem, unersättlichem
Unternehmungsgeist kaum recht besehen auflud.
Aber die vorangehende „unphilosophische“ Zeit
ist für uns an Problemen reicher, und diese lösen
sich, soweit das bisher gelang, regelmässig auf
die gröbste Art. Da imponiert uns das Rechts-
gebäude Altroms augenblicklich ungefähr so, wie
der fabelhafte Palast der Salvatio Romae früher
dem Mittelalter. Führt doch Strehl S. 243 an,
esmüsseaufBetreiben der ParteidesTib. Gracchus
ein sonst unbekanntes Gesetz angenommen wor-
den sein, das die Wiederwahl von Magistrats-
Breslau, M. u. H. Marcus, 1914. | personen gestattete; auch sonst folgt die Dar-
stellung gern den Forschern, die eventuell Ge-
setzgebungen je nach den Ereignissen umschalten
oder postulieren. Gar zu oft fällt man damit
jedoch auf die Fiktion römischer Geschichts-
juristerei hinein, wonach alle Revolutionen und
Interessenkämpfe im Innern nur Schachpartien
mit Paragraphen gewesen sein sollten, wie es
korrekten Leuten geziemte. Vielleicht sucht
noch ein Kundiger nach der Lex, die es dem
karthagischen Admiral Mago i. J. 278 erlaubte,
Sitz und Stimme im römischen Senat einzu-
nehmen. Dass wir eine vorwiegend „römische
Geschichte“ über Zeiten besitzen, die sich ganz
von selbst als solche des Kampfes um die Vor-
herrschaft im Westbecken des Mittelmeeres er-
geben, ist freilich eine Erschwernis, aber die
Haupteinschnitte — Stillstand und Abbruch der
Etruskermacht, die anfängliche 5
der Karthager, wodurch Rom gleichsam erfunden
wird, die intermittierenden Kraftäusserungen des
Hellenen- und Keltentums — sind vollkommen
erkennbar geblieben. Liesse man sie nicht so
leicht aus dem Auge, dann würde gewiss die
Frage Plebs contra Patriziat schon geringere
311
Schwierigkeiten aufweisen. Krasse Mischlings-
staaten haben mehrmals in der Geschichte ab-
norme Chancen besessen, aber ihre Wachstums-
erscheinungen sind auch immer von seltsamer
Art gewesen.
Ein ausführlicher angelegtes Kapitel (Seite
425 —450) betrifft Judentum und Christentum.
Es fängt leider unglücklich an; Sinn und In-
halt des ersten Absatzes legt voraussetzungs-
losen Lesern die ärgsten Missverständnisse nahe.
Im übrigen jedoch kommt ein recht gutes Ab-
bild dessen zustande, was die heutige Kritik als
wissenswürdig erachtet. Es fehlt auch nicht
das Geständnis: „Die kaum noch übersehbare
Literatur des letzten Jahrzehnts zur Jesusfrage
bedarf einer viel schärferen Sichtung.“ Ach
ja, und es wäre aus vielerlei weiteren Gründen
vorzuziehen gewesen, die römische Geschichte
gerade in diesem Falle lediglich als Einstrahlungs-
objekt zu behandeln.
In dem anschaulich dargebotenen Ueberblick
des Verfalls und Niederganges nach Trajans
Zeit stört die Hereinnahme des Schlagwortes
von der „Entnationalisierung“. Wie sollte man
sich aber eine Konservierung des Römertums
angesichts der Tatsachen vorstellen? Strehls
bewährte Vorsicht in den meisten Urteilsfragen
macht wünschenswert, dass er sich hier mit Her-
leitung der Umstände begnügt hätte, die alle
Hemmungsmassnahmen vereitelten. —
Mattinglys „Outlines of Ancient History“
geben sich mit angenehmer Bescheidenheit. Ihr
Verfasser als Numismatiker ist ohnehin erst dort
beschlagen, wo sein historisches Gebiet sich aus-
zudehnen beginnt: von Sargon und Gudea bis
zur Schlacht bei Mykale verbraucht er nur 110
Seiten splendiden Satzes, mehr als das Drei-
fache sodann bis auf Odovaker, ohne doch an
positivem Inhalt dieses Teils das zuvor hier be-
handelte Werk von Strehl irgendwie zu erreichen.
Dafür mag die illustrative Ausstattung entschä-
digen, die wieder einmal Gutes bringt, auch mit
Kartenskizzen und anderen Hilfsmitteln für die
Einführung Studierender in den umfangreichen
Stoff nicht geizt. Selbstverständlich sind auch
einige Tafeln mit Münzbildern am Schlusse bei-
gefügt. Lauter Oftgesehenes zwar, dem man
aber immer gern wiederbegegnet.
Kritische Vermerke zu Einzelheiten sind viel-
leicht kein dringendes Erfordernis; nur wenige
Beobachtungen von mehr symptomatischem Wert
mögen genügen. P. 41 rd nach Erwähnung
der 11. ägyptischen Dynastie bemerkt: Probably
there came next a dynasty, erroneously reckoned
by Manetho as the 13th, which ruled in Cro-
cidopolis (sic!) and made conquests in the south.
The 12th dynasty ... . later transferred its
seat to the Fayûm. Wenn das aus Ed. Meyers Ge-
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 10.
812
schichte herrührt, so wäre es ungemein inter-
essant zu erfahren, seit wann diese allerdings
wichtige Verbesserung Manethos dort heimisch
wurde. Auch die Chronologie, z. B. der 18. Dy-
nastie (p. 43), scheint ihren wissenschaftlichen
Entwicklungsgang auf englischem Boden einge-
schlagen zu haben, denn in deutschen Büchern
werden gerade diese Jahresziffern ungefährso ver-
mieden wie die Benutzung der Fahrenheitschen
Skala. Womit jedoch keineswegs gesagt sein soll,
dass diese chronologischen Ansätzeeine schlechte
Wahl seien. Verba magistri hingegen finden sich
ganz an der gesuchten Stelle (p. 152): Thukydi-
des.... by substituting a sane criticism for an
undis criminating scepticism, he founded the
scientific study of history and set a model that
foundfewimitatorsuntilas late as the last cen-
tury. Der Nachsatz bedeutet sogar eine kleine
Restriktion, gegen Ed. Meyers frühere Ausdrucks-
weise gehalten. Ein Hymnus auf die belebende
Sonne der Freiheit über Griechenland seit 479
v. Chr. enthält Irrtümer. Dass die persische Ge-
fahr nicht sogleich verschwand, war am Ende
dienlicher als der bei M. vorausgesetzte Glaube,
man brauchte sich nun nicht mehr zu genieren.
Sobald diese Empfindung — ein Menschenalter
hernach — aufkam, hatte man nationale Zwing-
herrschaften zu ertragen, und es war doch charak-
teristisch, dass die Griechen Kleinasiens unter
„Freiheit“ vor allem eine Lage verstanden, die
den Besuch attischer Kleruchen von ihnen
fernhielt.
Lehnt sich eine Skizze, deren äusserer Um-
fang leicht täuschen kann, so streng an bisherige
Darstellungen, dann werden häufig gerade die
dort etwas rückständigen Herleitungen und Auf-
fassungen den Vorzug behalten. Das Verfahren
lädt eben zur Bequemlichkeit ein. Das sicherste
Mitteldagegen bestände im Vorhandensein eigener
Urteile zur Sache.
G. Auboymeau et A. Févret: Essai de bibliographie
pour servir à l'histoire de l'Empire Ottoman.
Fascicule I: Religion. — Mceurs et coutumes. 8°. II
und 85 S. Paris, Ernest Leroux, 1911. Bespr. v. K.
Süssheim, München.
G. Auboyneau und A. Févret haben ein in
seiner Art merkwürdiges Bücherverzeichnis ge-
liefert. Leider haben sie weder ihre Vorgänger
angeführt noch ihre eigene Arbeitsweise näher er-
läutert. Die älteren Hilfsmittel über türkische
Literatur, Geschichte und Bibliographie sind in
Faszikel I nicht in wiinschenswerter Weise heran-
gezogen. Denn kein Geringerer als Hammer-
Purgstall selbst hat im zehnten Bande der deut-
schen Ausgabeseiner „Geschichte des osmanischen
Reiches“ (S. 57—336, 377—388) nicht weniger
als 3176 Titel von in Europa (ausserhalb Kon-
stantinopels) erschienenen Schriften über die os-
313
manische Geschichte zusammengetragen. Bélin’s
Referate über orientalische Drucke in Journal Asi-
atique sind hingegen mehrmals zitiert. Unbequem
ist, dass Auboyneau und Févret ihre Liste weder
alphabetisch nach Autoren oder Buchtiteln noch
chronologisch nach Jahren der Abfass- oder
Veröffentlichung angelegt haben. Ein fernerer
Misstand besteht darin, dass inmitten der Drucke
noch eine kleine Anzahl Manuskripte, ohne als
solche gekennzeichnet zu werden, aufgezählt sind.
Bei so geringem Verständnis für bibliographische
Dinge wird man sich nicht wundern, dass den
Verfassernbei ihren Forschungen über den sogen.
„Mühlenbacher“ (no. 13 der Bibliographie) die
gehaltvollen Untersuchungen Foy’s (Mitteilungen
des Seminars für Orientalische Sprachen zu
Berlin, 2. Abt. 1901 und 1902) entgangen sind.
Die bekannte Schrift Ain Ali's über die Misswirt-
schaft in der osmanischen Staats- und Finanz-
wirtschaft wird zu einem Werke über die
„Religionsgesetze“ gestempelt (Nr. 94, Fussnote).
Der doch recht zahlreiche Ertrag der türkischen
Bücherpresse in den letzten Jahrzehnten ist nur
mit wenigen Nummern vertreten. Sehr bedenklich
sind auch die vielen Transkriptions- und Druck-
fehler bei Anführung der orientalischen Titel.
Auboyneau, dem einflussreichen Finanzier,
der 1902 bis 1904 Generaldirektor der Banque
Ottomane zu Konstantinopel war, lag sein Werk-
chen sehr am Herzen. Nur schade, dass seine
bibliographische Befähigung der Aufgabe nicht
gewachsen war. Er starb noch vor der Heraus-
gabe. Nach seinem Tode ist die Fortsetzung der
Bibliographie unterblieben.
Aus gelehrten Gesellschaften.
Academie des Inscriptions et Belles-Lettres
Sitzg. vom 13. Mai 1916: Nau berichtet tiber 4 Auto-
graphen von Michel dem Syrer.
Sitzg. vom 25. Juni 1915: M.Dieulafoyberichtetüber
das Ergebnis der Ausgrabungen in Rabat (Marokko). Die
Moschee des Jakub el Mansur (1184—99 n. Chr.) ist das
umfangreichste religiöse Bauwerk des Islam. Nach den
Texten stand sie noch 1357, wurde Ende des 14. Jhrh.
durch Feuer zerstört.
Inder Sitzung der Berliner Akademie der Wissen-
schaften vom 24. Juni berichtete Sachau über die alt-
syrische Chronik des Meschihazekhä. Er behandelte be-
sonders die Geschichte der christlichen Gemeinde von
Arbela und die älteste Geschichte der Verbreitung des
Christentums in den Ländern am Tigris vom änßersten
Norden bis an die Mündung von Eufrat und Tigris. Da-
bei wurden namentlich die chronologischen Fragen, die
christlichen Diözesen um das Jahr 224 n. Chr. und ein-
zelne Ereignisse der Parther- und Persergeschichte einer
Besprechung unterzogen:
In der Sitzung vom 29. Juli las Erman über „Reden,
Rufe und Lieder auf Gräberbildern des alten Reiches“.
In den Gräbern aus dem alten Reiche sind den Bildern
ausdem täglichen Leben vielfach die Worte beigeschrieben,
die die dargestellten Personen sprechen oder singen.
Sie geben zum Teil die gewohnheitsmässigen Rufe oder
die kleinen Lieder wieder, mit denen das Volk seine
Orientalistische sche Literaturzeitung 1915 Nr. 10.
314
Arbeiten begleitete, zum Teil enthalten sie aber auch
kurze, oft humoristische Zwiegespräche. Sie sind wichtig
zum Verständnis der Bilder und zur rechten Beurteilung
dieser alten Kunst; daneben gewähren sie uns einen
Einblick in die Volkssprache des dritten Jahrtausends.
— Außerdem legte Erman eine Mitteilung Möllers vor
über einen demotischen Papyrus, der den Ausgrabungen
der DOG zu Abusir el Melek entstammt und zusammen
mit griechischen Papyri aus der Zeit des Augustus ge-
kunden wurde. Ein junger Priester, der Amasis zu heißen
scheint, erzählt darin einem Könige, wie er in den Bib-
liotheken der Tempel und in Gräbern nach heiligen
Schriften gesucht habe. Er erlebte während dieses Suchens
eine Sonnenfinsternis und fastete und kasteite sich. End-
lich glückte es ihm, zwischen den Binden der Mumie
des Psammetich das magische „Buch vom Atmen* zu
finden. Dieses „Buch vom Atmen“ ist uns wohlbekannt;
es ist ein junges Buch, das man in der Zeit um Christi
Geburt den Toten beizulegen pflegte. Die demotische
Erzählung ist offenbar verfasst, um sein Alter zu be-
glaubigen.
(Vossische Ztg., 3. September 1915). W.
In der Sitzung der Heidelberger Akademie der
Wissenschaften vom 5. Juni legte Bezold eine Ab-
handlung Schorrs über „Eine babylonische Seisachthie
aus dem Anfang der Kassitenzeit (Ende des 18. Jahr-
hunderts v. Chr.)* vor. Der Verfasser sucht darin nach-
zuweisen, dass ein von Langdon, PSBA 1914, p. 100 ff.
veröffentlichter und für ein Fragment des Chammurapi-
Kodex angesehener Text des British Museum unmöglich
dieser Zeit angehören könne. Er enthalte vielmehr eine
selbständige Sammlung von Bestimmungen aus dem Anfang
der Kassitenzeit, und zwar eine Durchführungsverordnung
für einen Königlichen Schulderlass der für einen Teil Baby-
loniens infolge einer Naturkatastrophe, wohl einer Ueber-
schwemmung angeordnet wurde. Gewisse Anzeichen
gestatten die nähere Datierung dieser Seisachthie als
in die Zeit des 3. Kassitenherrschers Kastiliasu I. fallend
(Nach DLZ. Nr. 92 1915). W.
Am 18. Mai fand die ordentliche Hauptversammlung
der Deutschen Orient-Gesellschaft statt. Während
die Grabungen in El Amarna während des vergangenen
Winters des Krieges wegen haben ausgesetzt werden
müssen, konnten die Arbeiten in Babylon fortgesetzt
werden. Delitzsch und Borchardt erstatteten über Babylon
und Amarna Bericht.
Personalien.
Cros, früher Führer einer wissenschaftlichen Mission
nach Tello, gestorben.
Dr. Max Burchardt, wissenschaftlicher Hilfsarbeiter
bei der ägyptischen Abteilung der Berliner Museen, der
im September 1914 als Leutnant d. Res. bei den Kämpfen
in Frankreich schwer verwundet worden und in franzö-
sische Gefangenschaft geraten war, ist seinen Wunden
in Feindesland erlegen.
Dr. Gotthelf Bergstraesser, Privatdozent für
semitische Sprachen an der Univ. Leipzig hat einen Rufan
die Universität Konstantinopel erhalten und angenommen.
Mitteilungen.
L. Distel und E. Fels, die auf einer Forschungs-
reise in dem Kaukasus sich befanden, wurden bei Aus-
bruch desKrieges gefangen genommen, und erst nach acht-
monatlicher Zurückhaltung freigelassen. Es besteht Hoff-
nung, daß die allerdings nicht weit gediehenen Aufzeich-
nungen nach Ende des Krieges ausgefolgt werden.
315
Zeitschriftenschau.
* = Besprechung; der Besprecher steht in ().
Allgemeine Missionszeitschrift. 1914:
Mai. *Schaich Salih Aschscharif Attunisi, Die Wahrheit
über den Glaubenskrieg, aus d. Arab. v. Schubinger (J. W.).
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Constantine? III. — Ders., Medusa II. The Vegetation
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Beit Jibrin.
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Heft 7, 8, 9, 10, 11. W. Oehl, Die Mystik des Islam.
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mit dem ledernen Mönchsschema bei den Syrern. — tik beruhenden Arbeit).
319
Heft. 2. S. 33. Montet, Questions de grammaire et d’épi-
graphie. usf. II (Schluss des Aufsatzes). — 63. *Jéquier,
Histoire de la civilisation égyptienne (Anderson).
Theologische Literaturzeitung. 1915:
8. H. L. Strack, Wilhelm Bacher und seine letzten Ar-
beiten. — *M. Jastrow, Babylonian-Assyrian Birth-Omens
(B. Meissner). — *J. W. Rothstein, Hebräische Poesie
(W. Staerk). — *E. Norden, Josephus und Tacitus über
Jesus Christus und eine messianische Prophetie; P.Corssen,
Die Zeugnisse des Tacitus und Pseudo-Josephus über
Christus (Bousset).
9. R. Dussaud, Introduction à l'histoire des religions
(Bousset). — P. C. Snijman, De Profetie van Zefanja
(Nowack). — *C. Dier, Genesis, übersetzt und erklärt
(H. Holzinger).
10. *Antonius Deimel, Pantheon Babylonicum (Br.
Meissner). — *S. R. Driver, Notes on the Hebrew text
and the topography of the books of Samuel (Hugo
Duensing). — *Wilhelm Schenz, Das Buch Josua (C.
Steuernagel).
11. *G. Schmidt, La révélation et les donnés actuelles
de la science (E. W. Mayer). — *W. Warde Fowler,
Roman ideas of deity in the last century before the
christian era (Bousset). — *Johannes Döller, Das Gebet
im alten Testament in religionsgeschichtlicher Bedeutung
(W. Staerk). — *R. Travers Herford, Das pharisäische
Judentum (Beer). — J. W. Rothstein, Zu Staerk’s An-
zeige in Nr. 8, Sp. 171.
12. *Ernst F. Weidner, Alter und Bedeutung der baby-
lonischen Astronomie und Astrallehre nebst Studien über |
Fixsternbimmel u. Kalender (Im Kampfe um den Alten
Orient, 4) (Bruno Meissner). — *Frdr. Stummer, Der
kritische Wert der altaramäischen Achikartexte aus Ele-
phantine (Ed. König). — *Franz Boll, Aus der Offen-
barung Johannis (Bousset). — *E. Goossens, Die Frage
nach makkabäischen Psalmen (W. Staerk).
13. *W. T. Pilter, Some Amorite Personal Names in
Genesis XIV; *W. T. Pilter, Eastern and Western
Semitic Personal Names (E. König). — *Biblische Zeit-
schrift 12. Jahrg. 1914 (H. Windisch). — *H. Strathmann,
Geschichte der frühchristlichen Askese (M. Dibelius). —
O. Ljunggren, Bönen i Gamla Testamentet (H. Scholander).
14. *Festschrift, Ernst Windisch zum 70. Geburtstag dar-
gebracht (I. Wackernagel). — Max Blanckenhorn, Syrien,
Arabien u. Mesopotamien (Handbuch der regionalen Geolo-
gie. 17. H.)(Dalman). — *Gillis P : son Wetter, Phos(ws). (v.
Harnack).
Theologisches Literaturblatt. 1915:
15. *George Dahl, The materials for the history of Dor
(Ed. König).
Theologische Quartalschrift. 1914:
F. S. Schenck, The Oratory and Poetry of the
Theologische Rundschau. 1915:
April. Bousset, Religion des Judentums: 557 Stade, Bibl.
Theol. des A. T. 2. Bd.; W. Schencke, Die Chokma; O.
Schmitz, Die Opferanschauung des späteren Judentums;
P. Humbert, Le Messie dans le Targum des Prophétes;
A. Reinach, Noé Sangariu).
Mai. E. Vischer, Neues Testament. Paulus.
Juni. Altes Testament: W. Nowack, Religionsge-
schichte Israels. (*G. Hölscher, M. Buttenwieser, W.
Caspari, A. Jirku, I. Schwab).
Juli. W. Nowack, A. T. Religionsgeschichte Israels II:
* (A. Bertholet, Die israel. Vorstellungen vom Zustand
nach dem Tode. 2, Aufl.; W. Baudissin, Die Herkunft
July.
Bible.
Orientalistische Literaturzeitang 1915 Nr. 10.
320
der Formel „Jahwes Angesicht sehen“; H. Gunkel, Reden
und Aufsätze; Studien zur semitischen Philologie u.
Religionsgesch).
Zeitschrift d. Vereins f. Volkskunde. 1915:
1/2. H. Diels, Das Aphlaston der antiken Schiffe. — E.
Lemke, Spiel-, Zauber- und andere Puppen. — A. von
Löwis of Menar, Kritisches zur vergleichenden Märchen-
forschung. — E. Mogk, Das Ei im Volksbrauch und Volks-
glauben. — K. v. d. Steinen, Orpheus, Der Mond und
Swinegel.
Zur Besprechung eingelaufen.
bereits weitergegeben.
Zeitschrift für Kolonialsprachen. Berlin 1915. V 3, 4.
Sphinx. Upsala 1915. XIX I. II.
J. N. Epstein, Der gaonäische Kommentar zur Ordnung
Tohoroth. Berlin, Mayer & Müller, 1915. M. 5 —.
Georg Steindorff: Aegypten in Vergangenheit und Gegen-
wart. Berlin, Ullstein & Co., 1915. M. 1—.
Paul V. Neugebauer und Ernst F. Weidner, Ein astro-
nomischer Beobachtungstext aus dem 37. Jahre Nebu-
kadnezars II (Bericht über die Vhdlgn. d. Kgl Sächs.
Ges. d. W. Leipzig. Phil.-hist. Kl. 67. Bd., 2. H.)
Leipzig, B. G. Teubner, 1915.
Heinr. Ludw. Zeller, Das Seerecht in dem armenischen
Gerichtsbuche des Mechithar Gosch (Sitz.-Ber. d.
Heidelberger Ak. d. W. Philos.-hist. Kl. 1915.
1. Abhdlg). Heidelberg, Carl Winter's Universitätsb.,
1915. M. 0,80.
Moses Schorr, eine babylonische Seisachthie aus dem
Anfang der Kassitenzeit (Sitz.-Ber. d. Heidelberger
Ak. d. W. Philos.-hist. Kl. 1915, 4. Abhdlg). Heidel-
berg, Carl Winter's Universitätsb., 1915.
Franz Studniczka, Die griechische Kunst an Kriegergräbern.
Leipzig, B. G. Teubner, 1915. M. 2 —.
Bruno Meissner, Grundzüge der mittel- und neubaby-
lonischen und der assyrischen Plastik, 2. Teil. (Der Alte
Orient 15. J., H. 3, 4). Leipzig, J. C. Hinrichs'sche
B., 1915. M. 1.20.
George A. Barton, Sumerian business and administrative
documents from the earliest times to the dynasty
of Agade (University of Pennsylvania. The University
Museum. Publications of the Babylonian Section
Vol. IX No. 1). Philadelphia 1915.
Yorlag der J. C. Hinrichs’ sehen Buchhandlung in Leipzig.
Von dem
Atlas zur altägyptischen Kulturgeschichte
von Dr. Walter Wreszinski, Königsberg
liegen vor: Lieferung 1—4: 80 Tafeln auf
116 Blatt. Subskriptionspreis je M. 7.50
Zunächst sind zwei Bände mit je zehn
Lieferungen in Aussicht genommen.
Prospekte auf gefl. Verlangen
Probelieferung durch jede Buchhandlung zur Ansicht
Mit einer Beilage von der J. O. Hinrichs’schen Buchhandlung in Leipzig.
Verlag u. Expedition: J. C. Hinriebs’sche Buchhandlung, Leipzig, Blumengasse 2. — Druck von Max Schmersow, Kirchhain N.-L.
Verantwortlicher Herausgeber: F. E, Peiser, Königsberg i. Pr, Golts-Allee 11.
Orientalistische Literaturzeitung
Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient
und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers
Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11
Verlag der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung, Leipzig
Blumengasse 2.
18. Jahrgang Nr. 11
Inhalt. | Besprechungen .
Abhandlungen und Notizen Sp. 321—331
Manuskripte und Korrekturen nach Königsberg. — Drucksachen nach Leipzig.
Jährlich 12 Nrn. — Halbjahrspreis 6 Mk.
November 1915
Sp. 331—349 | Pfister, Friedrich: Einejüdiscbe Grün-
dungsgeschichte Alexandrias (Carl
Böhl, Franz M. Th.: oyna 821 B Tradepten (ana) Tradition und | Niebuhr). 337
Haupt, Paul: Hebr. levenä, Ton- Vincent, H., et F.-M. Abel: Beth-
tafel . 324 Bacher, Wilhelm: Rabbanan (F. léem (Max Löhr). . 342
Hüsing, Georg: Arbaka 327 Perles) . . . . 340 Mitteilungen . . . . . . 349
u Otto: Kua = 325 Ebeling, Erich: Keilschrifttexte aus | Personalien . 8 350
3 Assur religiösen Inhalts, 1. Heft
Schröder, Otto: 44 ~ mer (Bruno Meisen r 331 Berichtigungen . 350
Uara, Arthur: Maništusu und Leonhard, Richard: SOPAR y Zeitschriftenschau . . . 350—361
Narâm-Sin . 324 Hartmann) P Zur Besprechung eingelaufen 351
Das Ps
Von Franz M. Th. Böhl.
DieBedeutung dieses Ausdrucks ist neuerdings
mehrfach erörtert. W. Caspari erklärte in dieser |
Zeitschrift! in sehr beachtenswerter Ausführung
die Präposition für temporal; zu übersetzen sei
nicht „zwischen“, sondern einfach „ım Lauf des
Abends“, „während des Abends“. Dem steht
entgegen, dass sich solch’ abgeschwächter Ge-
brauch dieser Präposition zwar im Aramäischen ?,
nicht aber mit Sicherheit im Hebräischen 3 nach-
weisen lässt. Zudem macht dann der Dual des
Substantivs Schwierigkeit. Nach Caspari wäre
dieser Dual lediglich sekundär, eine Folge da.
von, dass sich mit der präp. = gerne die Vor.
stellung einer Zweiheit verknüpfte. Hier ging
H. Bauert einen Schritt weiter und erklärte
die vermeintliche Dualendung in d', wie auch
— —
t „Hebräisch
Sp. 337—341.
? Vgl. zu IO, „während“ in den Elephantine-Papyrus:
J. N. Epstein, ZAW. 32 (1912) 130, M. Seidel, ebd. 292.
Zum Syrischen: Brockelmann, Grundriss Il § 28 Anm. 1.
*Neh. ö, 18 kann pa „während“ Aramaismus sein. Doch |
bleibt die Auffassung „zwischen (je) zehn Tagen“ = , alle
zehn Tage“ u. E. wahrscheinlicher. Damit verfällt Casparis
scharfsinnige Konjektur zu Jes. 5, 12 a. Die neue Auflage von
Gesenius’ Handwörterbuch (16 S. 94 b) lehnt ja „während“
für das DO RIR ab.
ig ie hebräischen Duale my» und Wx:
OLZ 17 (Jan. 1914) Sp. 7f. a SZ
321
Im temporal“: OLZ 16 (August 1913)
Pe iu für ein erstarrtes Suffix der 3. Person
Plur. masc. Doch warum wird ersteres stets,
letzteres nie mit der präp. bg verbunden? Als
unwahrscheinlicher Notbehelf erscheint uns die
Annahme, das p sei sekundär hinzugefügt, als
man in dem (als zerdehnter Lokativendung
aufgefassten) -aim den Dual saht. Mit Recht
hat daher Ed. Mahler in seiner ausführ-
lichen Erörterung der ganzen Frage? an der
Erklärung des Com als Dual festgehalten.
Unanfechtbar ist sein Nachweis, dass Du 2
und 292 synonyme Begriffe sind, dass also
nicht nach der jüdischen Praxis der Nachmittag?
gemeint sein kann. Aber seine Erklärung dieser
Dualverbindungalsder „Zeit zwischen den beiden
Grenzpunkten des Abends, d. i. zwischen Sonnen-
untergang und Eintritt der vollen Dunkelheit“
entspricht zwar der anderen Traditionslinie, ist
aber nicht ungekünstelt.
So sei ein neuer Erklärungsversuch gestattet,
bei dem sich sowohl an der ursprünglichen Be-
deutung der Präposition wie an der dualischen
Auffassung des Substantivs festhalten lässt.
1 Vgl. Brockelmann, Grundriß 18 244e Anm. und schon
Holzinger KHC zu Ex. 12, 6; Ges.-Kautzsch 28 $ 88c.
„Die chronologische Bedeutung von Ca und
Dron: ZDMG 68 (1914) 677—686.
Vel. dazu auch schon LXX Ex. 29, 39 (und 41) rò
deılırov Vet. Lat. meridiae! An den übrigen Stellen
hat die LXX eds &oneoav, Ex. 30, 8 öwe, nur Lev. 23, 5
wörtlich ara uésov toy Eotepwor,
322
323 Ä Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 11. 324
S | we
Ongelos übersetzt unseren Ausdruck durch- lings-Tag- und Nachtgleiche. Das Passahlamm
weg mit NWrw 2, Pseudo-Jonathan mit 12! soll geschlachtet werden, solange der Vollmond
DCH. Die syrische Uebersetzung hat ein- am nächtlichen Himmel erstrahlt. Das scheint
mal (Ex. 30, 8) Un lust. In der Mischnah uns der ursprüngliche Sinn des Ausdrucks pà
f E : CoN ein.
findet sich für die Abendzeit der Ausdruck "rz DieselbeZeitbestimmung wirdPg. inEx.16,12
P'O im Traktat Pirgé Aböt V 6, wie auch
beabsichtigt haben. Handelt es sich hier doch
sonst öfters im Talmud?.
nach der Datierung in Vs. 1 (aus derselben Quelle)
Wie erklären sich diese Ausdrücke? Die nächst- um die Zeit des Vollmonds, genau einen Monat
liegendes Uebersetzung ist „zwischen den Son-
nach dem Auszug.
nen“. Dann scheint uns nur eine Erklärung Nun findet sich dieser Ausdruck aber auch
möglich: es ist ein Plural „a potiori“; gemeint
noch in der Zeitbestimmung des täglichen Abend-
sind Sonne und Mond. In gleicher Weise be- „ 2 39. 41; Num. 28, 4. 8), sowie in
i PE Se i d über dasallabendli zünde
zeichnet im Arabischen‘ der Dual Gh % ee Kae aneto
Gestirne: dem Araber ist der Mond, dem Palä-
der Lampen im Heiligtum (Ex. 30, 8). Diese
Stellen gehören zur späteren Schicht der Priester-
stinenser® die Sonne das Hauptgestirn.
Nun handelt es sich um den Abend, bezw.
schrift (Ps).
die Nachtzeit. Also kann, falls unsere Er-
Es erhebt sich also die Schwierigkeit, dass
der Ausdruck sekundär von der Passahnacht
k.ärung richtig, der Ausdruck wohl nur be-
deuten: zwischen dem Untergang der Sonne und
(Vollmondsnacht) auf jeden gewöhnlichen Abend
übertragen sein muss. Diese Uebertragung er-
dem Untergang des Mondes scheint aber keineswegs unwahrscheinlich, wenn
Von dieser Erwägung aus lässt sich mit dem
Dual oun P3 ein befriedigender und unge-
man bedenkt, dass die ursprüngliche Bedeutung
des Ausdrucks in denastronomie-scheuen Priester-
künstelter Sinn verbinden. Man übersetze das
Wort in dieser Verbindung nicht mit „Abend“,
kreisen rasch vergessen werden musste. Was
ursprünglich bedeutete „solange der Mond am
sondern gemäss seiner ursprünglichen Bedeutung $
mit „Untergang“. „Zwischen den beiden
Himmel steht“ wurde so ein Ausdruck für den
Untergängen“, zwischen dem Untergang der
Abend überhaupt.
Sonne unddem Untergangdes Mondes, nach Unter-
gang der ersteren, vor Untergang des letzteren
— das bedeutet: „solange der Mond am Himmel
steht“!
Hebr. Jevend, Tontafel.
Von Paul Haupt.
Wie GB'6 unter 732° verzeichnet wird, habe
ich in den Crit. Notes on Ezekiel (SBOT) 47, 42
Der Ausdruck findet sich elfmal innerhalb (vgl. die Uebersetzung von Ezekiel in der Regen-
der Priesterschrift. Am wichtigsten von diesen , bogenbibel S. 98—102) darauf hingewiesen, dass
Stellen sind Ex. 12, 6; Lev.23, 5; Num. 9, 3. 5.11, dieses Wort Ez. 4, 1 Tontafel bedeutet. Roth-
die das Schlachten des Passahlammeszu der durch stein in Kautzschs AT? hat das nicht berück-
Dun Po bestimmten Zeit anbefehlen. sichtigt; vgl.dagegenKraetzschmarsKommen-
Von dieser Stellengruppe müssen wir ausgehen. | tar (1900) S. 42%, auch Orelli beiStrack-Zöck-
Das Passah ist das Fest des Vollmonds der Früh- ler. Zu diesen Tontafeln für Aufzeichnungen
mag man auch E 50 der Vita Adae et Evae (GJ V+
an Ja oa 3, 398) vergleichen, der S. 528 von Kautzschs
e Bee übrigen Stellen: mait E 60 euch un ( 1900) übersetzt ist.
durchweg in Targ. Samar. (ed. Petermann): mnogim p2 en
ae un — — — —
(rar. 1395). Man wird den Text also nicht ändern dürfen. 77 a ;
Z. B. Schabb. 34 b, jer. Ber. I 2b. Die Stellen bei Manistusu und Naräm-Sin
Levy, Neuhebräisches u. Chald. Wörterbuch, s. v. pon. Von Arthur Ungnad.
* Sehr unwahrscheinlich ist die Erklärung von M. . , : N i
Jastrow, Dictionary of the Targumim etc., Vol. II p. 1602; Ueber die Frage der Aufeinanderfolge der
„between tho two services, between the rulership of the | Herrscher der Dynastie von Akkad istin letzter
day and that of night, at twilight“. Trotz dieser Erklärung | Zeit aufGrund neuen Materials vielfach gehandelt
ordnet auch er den Ausdruck ein unter wiy „Sonne“. worden. Die von Pöbel vor kurzem heraus-
t Weiteres bei Wright-de Goeje, Grammar 3 Vol. I . = ER
$ 299, p. 189 f. (Rem. f); Brockelmann, Grundriß II gegebenen Texte dieser Herrscher, die im Museum
§ 28. zu Philadelphia aufbewahrt sind, geben mit eini-
_ ° Vgl. vielleicht schon Amarna, Knudtzon 195, 18 | ger Wahrscheinlichkeit die folgende Reihenfolge'.
„Sonnen“ im plur. = Sonne und Mond? — Für das 1. Sarru-kin (durch Scheils Liste als erster
Hebräische liesse sich erinnern an YYW)N a potiori =
Eltern? so 2. Sam. 7, 14; Ez. 24, 17, 22 nach Jacob, ZAW.
22, 90 f. —
e Vgl. dazu das asayr. eréb éamii. ı Vgl. Pöbel, OLZ 1912, Sp. 483.
König der Dynastie erwiesen),
326
2. Rimus,
3. Manistusu,
4. Naräm-Sin.
Eine Urkunde aus Nippur, die neuerdings
von G. A. Barton in den „Publications of
the Babylonian Section“ der Universität von
Pennsylvania (Bd. 1X, Nr. 1) herausgegeben
wurde, bestätigt es, dass Naräm-Sin später als
ManiStusu regierte. Der Text (Nr. 25) ist zur
Zeit des Naräm-Sin geschrieben, wie die Unter-
schrift mu ““na-ra-am- “sin-e usw. lehrt. Er
enthält die Aufzählung verschiedener Felder,
darunter (Rs. 8.9) ein solches, das bezeichnet
wird als
gan sa-a ka-ma-an-ıs-tu-su®,
was doch wohl heissen soll „gekauftes Feld“ in
Ka-Manistusu“. Jedenfalls dürfte ein mit Manis-
tusu zusammengesetzer Ortsname (viell. auch
semitisch zu lesen: Awät-Manistusu)! vorliegen.
Barton hat die Zeile zweifellos missverstan-
den, wenn er sie (S. 25®, Z. 1) als Eigennamen
Ka-ma- d 13-tu-ruk-kı auffasst.
Wenn es nun zur Zeit des Naräm-Sin Ort-
schaften — zum mindesten Eine solche — gab,
die mit dem Namen des Manistusu zusammen-
gesetzt waren, so folgt daraus mit Sicherheit,
dass die Regierungszeit des M. zur Zeit des N.
bereits der Vergangenheit angehörte.
Ku A == pü „Mund“,
Von Otto Schroeder.
Ein Blick in die von mir als Anhang zu
VAS XII veröffentlichte Zeichenliste zeigt, dass
in Aegypten dieselben Keilschriftformen Ver-
wendung fanden wie im Hattireiche. Die Bo-
ghazköitexte bestätigen diese an den Berliner
Amarnatafeln gemachte Beobachtung (vgl.
Delitzsch, Sumerisch-akkadisch-hettitische Vo-
kabularfragmente. Berlin 1914. S. 47—49).
Bei aller Uebereinstimmung sind Sonderformen
natiirlich nicht ausgeschlossen. So finden sich
auf der Tafel VAT 1651 (VAS XII Nr. 198),
welche Geschenke Amenophis IV an Burraburias
aufzählt, zwei Erweiterungen des Zeichens KA,
die möglicherweise ägyptische Spezialität sind.
1. KudA (Zeichenliste Nr. 14); nur in der
Verbindung KudA bi-ri VAT 1651 III 75 f.,
IV I ff, von Knudtzon (VAB II Nr. 14) be-
reits richtig als Sin piri „Elfenbein“ gedeutet.
Das Ideogramm setzt sich zusammen aus KA
„Zahn“ und eingeschriebenem ud „weiss“, be-
deutet also einfach einen „weissen Zahn“.
2. TA (Zeichenliste Nr. 13). Die beiden
Stellen, an denen das Ideogramm auf VAT 1651
vorkommt, reichen zu einer Bestimmung nicht
ı Der Name wird abgekürzt sein.
Orientalistische Literaturzeitung 1916 Nr. 11.
326
aus, da beidemal die Zeile stark beschädigt ist.
II 67... KuA-Su-nu sa huräsu „ deren
X aus Gold“
III 3. Ku sisé™ „....X der Pferde“
Knudtzon hat daher sehr mit Recht auf irgend-
welche Uebersetzung verzichtet.
In der 1913 neugefundenen 1. Tafel von
sar tamgari (VAS XII Nr. 193) begegnet das
Zeichen uns von neuem, und diesmal in einer
ganz bestimmten Redewendung.
a) Vs. 23f..... Sarru GI EN KuA-s e-
ip-pu-3a i-qab-bi [a-na] Sar tam-ha-ri (folgt Rede)
b) Rs. 10 f. „ Sarru GI. EN KuA-su e
sp-pu-3a ſi-/qab- bi a- na qurådi (UR. NAG)-šú
a- ma- da iz-sa-kar (folgt Rede).
In beiden Beispielen bildet das Ideogramm in
Verbindung mit epe3u eine Phrase, welche mit
den Verben gibt, zakäru auf einer Linie steht.
Wir brauchen für KuA epesu eine diesen Verben
ähnliche Bedeutung; die Wahrscheinlichkeit ist
gross, dass wir die altbekannte Redensart pa
epésu „den Mund auftun“ vor uns haben. Setzt
man KuA = pü „Mund“, so lauten die Stellen
in Uebersetzung:
a) „. . . der „rechtmässige“ König tut seinen
Mund auf, sagt zum König der Schlacht.“
b) „.. . der „rechtmässige“ König tut seinen
Mund auf, sagt zu seinem „Helden“, das Wort
sprechend“
Dass die Gleichung berechtigt ist, lehrt eine
dritte Stelle desselben Textes.
S eras 1 Nu-ur-day-yal um- u- da [i]s-tu
K (= pi) -Su ú-ul u- gu- at- tum „Nür-dagal
verhüllt nicht das Wort aus seinem Munde“.
Und auch VAT 1651 spricht nicht dagegen;
III 3 wird es sich um irgend einen Gegenstand
für „das Maul der Pferde“ handeln.
Nach seiner Zusammensetzung bedeutet das
Ideogramm den „geöffneten Mund“: KA „Mund“
mit eingeschriebenem Winkelhaken u, der nach
CT XII 1 Ideogramm für viele Worte mit den
Bedeutungen „Oeffnung“, „Loch“, „Höhlung“
usw. ist. An der Gleichung KuA = pù dürfte
somit nicht zu zweifeln sein.
iu A — Un A-ma-na.
Von Otto Schroeder.
Aziri, der „Fürst von Amurrü“, hat vom
Pharao den Befehl erhalten, nach Aegypten zu
kommen. Wenn er sich auch der Vorladung
nicht zu entziehen vermag, so sucht er doch
Sicherheiten — etwa freies Geleit — zu er-
langen. In seinem Brief VAT 249 (VAS XI
Nr. 88; Knudtzon VAB II Nr. 164) schreibt
er dem ägyptischen Grossen Düdu, er habe vor
ihm und dem Könige Furcht. Kommen werde
ler, das habe er seinen Göttern und „seinem
327
Boten“ (gemeint ist wohl der ägyptische Ge-
sandte Hatib, der ihn nach Aegypten begleiten
sollte) zugeschworen; es möchten aber auch der
Pharao, Dûdu und die Grossen ihrerseits einen
Eid leisten, dass sie nichts Böses gegen ihn
aushecken wollten (Z. 35 ff.). Dieser Schwur soll
geleistet werden bei Aziris Göttern und beim
iw (Z. 39 f... . tum-ut-ta-mi a-na ildni wei. ĩa
ù a-na ™ A). Dem Zusammenhang nach kann
du Anurein ägyptischer Gott, genauer der Spezial-
gott des Pharao sein.
Orientalistische Literaturze itung 1915 Nr. 11.
328
— un
Damit fällt die Vermutung in sich zusammen,
dass auch Agfexnc nur aus der Zeit ArtahSassa’s II
in die Vorzeit der Meder zurück verlegt sei: es
hat wirklich etwa um 700 einen Mederfürsten
dieses Namens gegeben; dabei kann es uns einst-
weilen auch noch gleichgültig sein, wo er ge-
herrscht habe.
Um 550 aber soll ein Meder Aonayos am Hofe
des Astuwega eine Rolle gespielt haben und zu
Kurus II abgefallen sein. Wenn wir eine baby-
Als „Gott des Königs“ |lonische Ueberlieferung davon hätten, so würde
wird in den Amarnabriefen Ammon genannt: sie seinen Namen nicht anders schreiben als den
a A-ma-na ilu ša Sarri (Knudtzon Nr. 71,4.|des vorgenannten Ar-ba-ku, denn es ist offen-
86, 3;%vgl. auch Nr. 87, 5 95, 3).
Es ist also sichtlich der gleiche Name.
Aber die Sippe
im höchsten Masse wahrscheinlich, dass“ A = | dieses Mannes war später in Kleinasien ansässig,
sis A-ma-na ist.
Arbaka.
Von Georg Hüsing.
In griechischer Ueberlieferung, die offenbar
auf Ktesias zurück geht und sich bei Nikolaos,
Diodoros, Strabon und vielen Späteren spiegelt,
ist ein Mederkönig Aoßaxns überliefert. Für uns
die Hauptstelle ist Diodoros II 24—28, und dieser
Arbaka erscheint nach ihr als der Eroberer und
Zerstörer von Ninua und als Zeitgenosse
des Sagdavanahoc. Die ganze Stelle ist geschicht-
lich völlig verworren. Die Stadt Nıvog wird mit
Babel verwechselt und liegt am Euphrat usw.
Man hat wohl den Eindruck, dass hier Diodoros oder
seine Quelle zwei ganz verschiedene Stücke der
Ueberlieferung zusammenschweisste: den Unter-
gang Ninuas und den von Babel, worauf wir aber
hier noch nicht einzugehen brauchen. Wichtig
wäre nur die Frage, ob man aus dem Namen des
babylonischen Bundesgenossen des Arbaka, Bs-
Asovs, einen Schluss auf die Zeit ziehen könne,
in der dieser Arbaka gelebt haben solle, der ja
doch kein Zeitgenosse des Assurbanapal sein
könnte, da dieser 20 Jahre vor dem Falle von
Ninua starb. Man kann es nicht, denn, wie man
schon längst gesehen hat: ein Meder Apßaxys und
ein Babylonier BeAsovs sind Zeitgenossen um 400,
die wir aus Xenophons Anabasis kennen, und
wenn wir nicht ihre Geschichtlichkeit in dieser
Zeit bezweifeln wollen, dann liegt die Vermutung
zu nahe, dass die beiden Namen einfach in eine
frühere Zeit zurück versetzt wurden.
Indessen, das kann nur für Balassu gelten,
wie der Belsovs in einheimischer Sprachegeheissen
haben dürfte, denn einen Arbaka kennen wir ja
wirklich aus der berühmten Mederliste des Sarru-
kin (Blatt 44 in Wincklers Textausgabe) z. 32:
Ar-ba-ku ša "4 [Qa-Jar-Qa-sı-a.
ei gelesen matu Ar-na-si-a, aber vor Ar fehlt
nach Wincklers Texte in der Bruchstelle ein kurzes Zeichen.
das kaum etwas anderes sein kann als ga, und auch das
wo wir das iranische Deminutivsuffix ka so oft
als -yog wiedergegeben finden, vielleicht unter
sakischem! oder phrygischem Einflusse. Nach
Angabe Justis (INS. 127) käme auch ein „Harpa-
kos“, also Aerıa-xos vor, der vermutlich derselben
Sippe zuzuweisen ist. Da aber auch Namen wie
Aono-Salg, Aerra-ıns überliefert sind, daneben
AeBatys, während es von AgßaLos( Apßalaxıos) und
Aeßovneins recht unsicher ist, ob sie mit dem
gleichen Namenbestandteile beginnen, so wird
man wohl dazu neigen, als ursprüngliche Form
ein arpa anzusetzen, um so mehr, als Sarrukins
Texte starken babylonischen Einfluss verraten
schon in den Formen der Schriftzeichen, und die
Babylonier pa und ba oft nicht unterscheiden.
Es geht aber nicht an, mit Müllenhoff ein
awest. rapaka? heran zu ziehen, das samt seiner
Wurzel rap ein Lehnwort aus der Elamischen
rappa zu sein scheint. Mehr Aussicht hätte
vielleicht das altnord. jarp (vgl. den Namen Erp),
das vielleicht ein Namenbestandteil war. Zu
beachten ist dabei wieder, dass Agro&ass ein
sakischer Name sein soll, und dass die Saken
die Nachbarn der Ostgermanen waren.
Wollte jemand die Form arba für ursprüng-
lich halten, dann würde er wohl an den medischen
Uebergang von dw in b zu denken haben und an
den Namen Ardumanis, auch wird für beide An-
nahmen der fragliche Algaoarng im Hintergrunde
bleiben.
Arba-ka ist kein eigentlicher Name, sondern
eine deminutive Kurzform, und es bleibt daher
die Frage offen, wie der zweite Namenteil des
Vollnamens lautete. Da in Aona-rys, Agßa-ıns
„na“ wird, wie so oft, aus ga verlesen sein. Die obige
Lesung ist ungleich wahrscheinlicher als die sonst nahe
liegende Ub-na-si-a, was man mit Bu-na-st, Bu-ni-sa-at
zusammen bringen könnte. Die Liste iet offenbar aus
verschiedenen Unterlagen zusanımen gestellt. weshalb das
Kar-Ka-si-a in Z. 36 nicht wird stören dürfen.
ı Vgl. Navayos neben Navaxos, Aacayos neben Kaoa-
xoç, Paooyos Ieldayos, Ivoalayoc, Mytayos neben Myraxos,
Mröaxos, Mnoaxos, Midayos. ? Justi IN S. 127.
329
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 11.
330
möglicher Weise ein ¢-Suffix vorliegt, bleibt nur
der sakische Name Aono-FCalg übrig, der wieder
neupers. Sad, altpers. Sijat7s erklärt werden darf,
so wenig wie ILasgsoadys: es wird wohl eine
eine Koseform auf ai darstellt, dessen zweiter Teil | mundartliche Nebenform von héatara sein.
aber mit &, d. h. iranisch mit hš begann. Von den
7 zweiten Teilen, die mit hs begönnen, ist in der
Anführung Justis (IN. S. 500) nur einer halt-
bar: der sakische Name ist offenbar aus! Aono-
Frog gekürzt, was iranisch Arpa-h3apra (pers.
Arpa-hsasa) lauten würde.
Aber man könnte einwenden, Joo Zoe sei
garkein geschichtlicher Name, sondern ein mytho-
logischer, er sei also nicht anders zu bewerten,
als z. B. der awestische Urwahsaja?, der vermut-
lich „Seelenherrscher“ bedeutet, da er der Toten-
richter zu sein scheint. Wüsste man also, was
arpo ist, dann würde auch Zero Bou verständ-
lich werden, und man könnte dann unter Be-
tonung der sakischen Sprachform, ihn von den
obigen Namen trennen und auf ein iranisches
fra als Entsprechung des sakischen arpo raten
wollen, denn iran. þraj = sak. ärtä, oder könnte
an sakisch arfa = „Segen“ denken, wenn man
im ersteren Falle lieber ein Eprro- erwarten würde,
oder an arfad = „Tiefe“, wenn man in ihm eine
Art ZaAuo-&ı5 sehen will. Ich möchte aber doch
glauben, dass man den Ahnherrn einer Dynastie,
selbst wenn er eigentlich mythisch war, einen
„geschichtlich“ klingenden Namen gegeben haben
werde, wenn er nicht wirklich eine geschicht-
liche Gestalt ist.
Abgesehen vom Dalıjuka (assyr. Dajukki, dyo-
xs) weist die medische Dynastie die Namen
Hsatar- ita und Hwa-h3ataraauf, neben denen nur
noch (bisher zweimal belegt) ein Astuwega er-
scheint. Dahjuka, Hsatar-ıta und Hwa-hsatara
scheinen mehr Titel als Namen? sagen wir al-
so Thronnamen, zu sein (vgl. auch Ermanariks
Wandalarius, Winitharius bei den Goten), Hwa-
hSatara ist Avroxgarwg. Es wäre also wohl ein
naheliegender Gedanke, dass auch unser Arpa-
ka von einem Vollnamen Arpa-hsatara herzu-
leiten wäre, Belegen lässt sich die Form nicht,
sie ist nur Konstruktion, aber doch auch nicht ohne
Unterlagen und eine gewisse Wahrscheinlichkeit,
die sich erheblich steigern würde, wenn wir auch
den Namen Adgacarys dazu stellen dürfen, dessen
zweiter Bestandteil gewiss nicht (mit Justi) aus
Der Arbaka um 705 herum ist eine geschicht-
lich bekannte Grösse, so wenig wir von ihm
wissen. Aber er kann doch nicht der des Diodoros
sein, weil die politischen Verhältnisse nicht ge-
statten, den letzteren ins 8. Jahrhundert zu
bringen; er muss vielmehr um 606 herum an-
zusetzen sein, wenn er auch nur in die Zeit
des Falles von Ninua kommen soll. Dann könnte
er aber auch noch der wirkliche Zerstörer Ninuas
sein!, denn nach dem Wortlaute des Berossos
verlobt Astuwega I seine Tochter Amühitä zu
Lebzeiten des Nabupalossor dessen Sohne,
dem Nabukodrossor II, ac deindeprotinus discedens
accelerat aggredi Ninum. Diese Verlobung fällt
also etwa ins Jahr 610, und es ist nicht ge-
sagt, dass Astuwega I 606 noch lebte, und sein
Nachfolger kann gar wohl eben Arbaka gewesen
sein, vermutlich der Schwager Nabukudrossors,
wenn die Ehe zur Ausführung kam.
Dann hätte Arpaka II etwa von 608 an
regiert, und zwar bis 588. Im Jahre 588
stürzt nämlich Nabukudrossor 1I den Mederkönig
Aogakad nach der Einleitung zur Judit, einem
Stücke, dessen vollkommen geschichtlichen Cha-
rakter niemals jemand angezweifelt hätte, wenn
man nicht aus Herodotos so genau gewusst hätte,
dass das alles unmöglich sei. Von 625—585
regierte ja KvaSagys!
Nun ist schon wiederholt betont worden, dass
Herodotos’ @gaogrys nur auf einer Verwechse-
lung beruhen kann: Die Quelle sagte offenbar, der
Vorgänger des Kvagagys hiess ebenso wie der
Empörer gegen Dareios; dieser hiess zwar, ®ea-
opregen, aber sein Thronname war Hsatarita und
diesen Namen meinte die Quelle, denn wenn
jemand um 520 ®gaogrns hiess, und das der Name
eines früheren Mederkönigs gewesen wäre, dann
hätte er sich nie und nimmer einen anderen
Namen beigelegt.
Nun ist aber weiter auch H3atarita ein Kurz-
name, und der Vollname kann als erstes Glied,
das ja hier fehlt, gar wohl ein Arpa gehabt
haben, so dass der Name eben Arpa-hsatara
lautete. War sein Nachfolger dann Hwahsa-
' Entgegen meiner Annahme in OLZ 1913 Sp. 100. tara II, dann regierte dieser von 588—553, d. h.
? Bartholomae bucht den Namen unter R., der Name 35 Jahre, genau wieHerodotosfiirden König
ist aber viersilbig zu lesen, und da er wirklich nicht gut
„der Freude bringende“ bedeuten kann, so wird wohl
der „Richter und Gesetzgeber“, der zudem einmal als
der erste Tote gegolten zu haben scheint, eher ein urwa-
hsajo, ein „Seelenherrscher* gewesen sein.
® Auch ein *Arba-hsatara könnte ein Titel sein: die
assyrische wie die griechische Schreibung gestatten die
Annahme einer iranischen Grundform, die mit karwa
(= o los) begonnen hätte, also etwa Ilayxgatme.
Aotvayes angibt, der ja nach seiner Vor-
stellung in diese Zeit fallt. Auf die 40
Jahre für Kva&aons verzichten wir natürlich unter
diesen Umständen. Wenn aber sein deoogrgc,
d. h. Arpahßatara II, 22 Jahre regieren soll, so
fiele das in die Jahre 610—588, was durchaus
möglich ist, wie wir oben sahen. Und so wird
331
wohl auch diese Zahl richtig sein, und das kann
einem wohl Mut machen, auch die 53 Jahre für
seinen Vorgänger in Erwägung zu ziehen. Das
ergäbe: 663—610 Astuwega I — auch das
ist möglich und einleuchtend. Sein Vorgänger
wäre, wenn man das Entstehen der Angaben
des Herodotos so erklärt, wie ich es für nötig
halte, HwahSatara I, der also bis 663 regieren
würde, und der von den Skucen unter Madua
gezwungen ward, auf eine Belagerung von Ninua
zu verzichten. Das ist die Zeit der Anfragen
an Samas unter Assurahiddin, der von 681—668
regiert, und da Héatarita Kurzform auch von
HwahSatara sein kann, so könnte leicht der U-
ak-sa-tar! und der Kas-ta-ri-ta die gleiche Per-
son sein. Daneben wäre freilich auch möglich,
dass Kastarita der Vorgänger HwabSataras wäre,
wie sein Zeitgenosse Partatua der Vorgänger des
Madua war, und dann könnte vor Kastarita der
Uaksatar fallen, bald nach 705. Er wird ja
in einem Texte genannt, der den Namen Kar-
Sarrukin anwendet. So heisst die Stadt Har-
har nach dem Tode Daltas von Ellip, wo Sarru-
kin sie erobert, während sie unter Sinaherib, also
sicher vor 681, wieder Harhar genannt wird.
Uaksatars Vorgänger wäre dann Arbaku, d.h.
Arpaka I, und zwar von 715 an, wo Sarrukin
den Dahjuka gefangen nimmt und nach Hamat
bringt.
Besprechungen.
28. Wissenschaftliche Veröffentlichung der
Deutschen Orient-Gesellschaft. I. Heft. Keil-
schrifttexte aus Assur religiösen Inhalts. Erstes Heft.
Autographien von Erich Ebeling. 808. Fol. 12 M. Leip-
zig, J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, 1915. Bespr. v.
Bruno Meissner, Breslau.
In Assur ist von der Deutschen Orient-Ge-
sellschaft eine Fülle von sehr wertvollen Texten
gefunden worden. Ein Teil der historischen
Inschriften ist von Messerschmidt herausge-
geben, Delitzsch hat in seinem Sumerischen
Glossar schon eine Anzahl Vokabulare aus
Assur verwertet, jetzt schenkt uns Ebeling
den ersten Teil der Texte religiösen Inhalts.
Schon dieses erste Heft macht uns mit einer
solchen Menge äusserst wichtiger Inschriften
bekannt, dass durch sie unsere Kenntnis dieser
Literaturgattungen sehr bedeutend vermehrt und
vertieft wird. Hoffentlich bringt die Fort-
setzung neue Ueberraschungen.
Bei meiner Besprechung der Inschriften
möchte ich eine Scheidung machen zwischen
einsprachig-akkadischen und zweisprachig su-
merisch-akkadischen Texten.
Die erste Gruppe beginne ich mit Nr. 1,
1 Vgl. OLZ 1899 Sp. 140.
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 11.
332
einem höchst willkommenen Duplikate zur
Höllenfahrt der Istar. Merkwürdig sind einige
Schreibungen langer Vokale an Stellen, wo wir
es nicht erwarten; z. B. a-kal-Si-i-na (Z. 4);
i- na ra- Sd- di · i-Sa (Z. 9); ip-pu-ńú-šú (Z. 10); pi-
t-ta-a (Z. 12). Ich vermute, dass auf diese Sil-
ben der Ton beim Rezitieren gelegt wurde, so-
dass aus diesen Schreibungen also vielleicht
Schlüsse auf die Betonung von Versen gezogen
werden können. Aehnliche Schreibungen finden
sich bekanntlich in den altbabylonischen Texten
CT XV, I ff. Die Varianten und Ergänzungen,
die unser Text bietet, sind zu zahlreich, um alle
aufgeführt zu werden, ich beschränke mich auf
einige Stellen: Z. 11 7-Sad-pu-wh (Z. 7) für Sa-
pu-uh. — Statt der Zeilen 17 f. bietet unser
Text Z. 15 f.: a-ma-has si-ip-pa us-ba-lak-ka-ta
[(is)] daldti a-sab-bir GIS. RI. BA. AH. MA! a-
Sa... [k]/u(?)up-ra = ich zerschlage die Schwelle,
verrücke die Türen, zerbreche die Mauer(?)und....
den Asphalt (?) 2. — Z. 19 wird KU- MES nach un-
serer Z. 17 wohl ikkalůbaltůti sie werden die Le-
benden fressen aufzufassen sein. — Z. 27 lies nach
Nr. 1, 26 m -kil-tu = die da hält. — Die Zeilen
27 ff. werden durch das neue Duplikat bedeutend
ergänzt. — Rs. 3 hat Nr. 1 Rs. 3 (i) Pap-
sukkal für (il)Samas. — Z. 12. Der Name
des Boten des Ea wird durch Nr. 1 Rs. 6 As-
na-me-ir endgültig geklärt. — Ebendort steht
ku-lu- für assinnu, ein Wort, das sich auch
noch Ebeling, Assur Nr. 43, 3 und PSBA
1901, 120, 20 findet. — Z. 18. Die Fassung
(masak)hal-zi-ki wird durch Nr. 1 Rs. 13 kal-
zi-ik-ki bestätigt. — Z. 21 hat UR-Sa d. i. sün-
ša Nr. 1 Rs. 16 die merkwürdige Variante pi-
en-Sa. — Z. 31 steht für ma-ha-as E-gal-gi-na
Nr. 1 Rs. 26 é-gal-la ma-ha-as di-li-gi-na. — Z.
34, 38 schreibt das Duplikat für su-luh-Si-ma
und 7s-luh-si-ma mit Wiedergabe des kA durch
Rs. 29 su-wl-li-’-si-ma und Rs. 33 :s-Iu-'-Si-ma.
— Z. 36 für ša (aban) PA-MES hat Nr. 1 Rs.
27 ta-e-ri-te.
Nr. 2 ist ein mythologischer Text, in dem
die Gottheit Siris erwähnt wird. — Nr. 5 ist
ein Duplikat zur Schöpfungslegende Enuma
elis. Die Vorderseite ist ein Duplikat zu I,
126ff. Die Rückseite gehört teilweise in die
Lücke zwischen I, 85—104 und ergänzt die
nur fragmentarisch erhaltenen folgenden Zei-
len. — In Nr. 6, 21ff. wird eine dem Labbu
ähnliche Schlange beschrieben. — Nr. 27 ent-
halten leider nur spärliche Reste eines (m) Ut-
na-pu-uS-[tim]-Mythus.
1 Ich halte GIS.RI.BA.AM.MA für eine andere
Schreibung von GIS RI BA. A N. NA = biritu.
Falls meine Ergänzung richtig ist, besagt die Stelle,
dass die Göttin den die Backsteine verbindenden Asphalt
herausreissen will.
333
Von den übrigen einsprachigen Texten ent-
hält die Mehrzahl Gebete (z. B. an Samas, Mar-
duk, Nabû, Sin), Rituale und Beschwörungen;
z. B. Nr. 7; 19; 20; 23; 25; 26; 28; 29; 32;
33; 34; 38; 39; 42; 43; 44; 45. Manche von
ihnen werden gewiss auch Duplikate von schon
bekannten Texten sein, aber ich habe diesen
Teil der Publikation daraufhin nicht durchge-
arbeitet. —~ Nr. 21, das unter anderm ein Ge-
bet an den Sonnengott zur Beschwörung eines
Totengeistes enthält, gehört zur Serie >>
1 — und ist, wie Ebeling gemäss per-
sönlicher Mitteilung erkannt hat, ein Duplikat,
von CT XXIII, 16, 20 ff. — Nr. 22 ist ein Ri-
tual zur Heilung eines Menschen, „den ein Toten—
geist besessen hat und dessen Inneres brüllt“.
Die Nummern 35—37 sind merkwürdig ge-
formte Tafeln, die am unteren oder oberen Rande
einen schmalen, rechteckigen, mit Zeichnungen
und kurzen Inschriften versehenen Ansatz haben.
Die Texte geben Gebete an den Sonnengott.
Vielleicht haben die Tafeln wie die ähnlich ge—
formten Labartutafeln apotropäischen Charakter.
Nr. 40 enthält ein Verzeichnis von Kleidern
und Getränken. Ob es vielleicht von einem
Ausländer verfasst ist? Beachte z. B. Schrei-
bungen a-gi-rd-du-u für ayıttü, ga-ra-na für ka-
rana.
Von den zweisprachigen Texten ist Nr. 4,
das, wie Ebeling erkannt hat, übrigens ein
Duplikat von K. 4175 + Sm. 57 (PSBA
X 418) ist, schon äusserlich sehr merkwürdig.
Am Anfang der Zeile stehen immer mehrere
Zeichen, die augenscheinlich keinen Sinn haben,
wie a-a-a-a-a (Z. 2); ku-ku-lu-u (Z. 3); maš-ši-
Sz. Si (Z. 9) usw. Vielleicht sind es Zeichen für
die Musikbegleitung, also eine Art Noten. Der
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 11.
334
zweite Tafel der Serie Ana.dim.dim.ma bilden.
Der Anfang von Tafel II wird durch unsern
Text ergänzt. — Die unsichere Verbalform in
Z. 14 erscheint in Nr. 12, 13 als ut-ta-[as-za-anı).
Zu derselben Serie And. dim. dim. ma gehört
auch Nr. 18, das ein Duplikat von K. 4829;
79, 7—8, 290 und Rm. 117, der vierten (?) Tafel
dieser Serie (vgl. Hrozný a. a. O. S. 14 ff),
isti. Hrozny S. 16, 12 ergänze nach Nr. 18, 17
lis · xi · nu - i · ni /. — S. 18, 9 bat das Duplikat
Rs. 5 die Lesung libbu-Su i- na -T-rie mê ka-su-
ti as-luh.
Die Fragmente Nr. 132; 14; 17 gehören
der ebenfalls von Hrozný, Ninrag S. 23 ff. be-
handelten Serie Lugal.e ud me.lam.bi nir.gal
an. Nr. 13 repräsentiert gewiss die Vorderseite,
nicht die Rückseite der Tafel trotz der Unter-
schrift. Wie wir bei Nr. 14 sehen werden,
waren diese vierkolumnigen Tafeln so gross,
dass mehrere, meist vier der einkolumnigen
Originaltafeln heraufgingen. Die erste Tafel
hatte nach der Unterschrift Nr. 13, 15 und Bab.
J. 5326 (s. sofort) 45 Zeilen. Assyriol. Studien
II 57 hatte ich darauf hingewiesen, dass eine
in Babylon gefundene Tafel mit minutiöser neu-
babylonischer Schrift (J. 5326) die erste Tafel
der Serie Lugal.e ud me.lam.bi nir.gal enthielte
und ein Duplikat von K. 133 (Hrozný a. a. O.
40 ff.) sei. Hier in Nr. 13 erhalten wir nun
den Schluss von Tafel I, der mit dem Schluss
von J. 5326 übereinstimmt. Es wäre wünschens-
wert, wenn die babylonische Tafel auch bald
herausgegeben würde.
Nr. 13, 16 f. ist demnach der Anfang der
zweiten Tafel. Nach Bezold Cat. s. n. soll
K. 13521 laut der Unterschrift die zweite Tafel
der Serie Lugal.e ud me. lam. bi nir. gu bilden.
eigentliche Text ist zweisprachig, doch so ge- Dass das richtig ist, zeigt die Fangzeile, von
schrieben, dass die akkadische Uebersetzung der noch gis.ma.tu.... erhalten ist. Sie stimmt
nicht unter, sondern vielmehr neben den sume- genau mit Nr. 17 Vs. 1 überein, die nach der
rischen Text gesetzt ist. Er behandelt die Er- Unterschrift die dritte Tafel unserer Serie ist
schaffung des Menschen aus dem Blute von und 45 Zeilen umfasste. Die geringen Ueber-
getöteten Göttern; vgl. Z. 25 f.: (ü) Lamga: reste von der Col. II von Nr. 13 stimmen übrigens
(il) Lamga ini-it-bu-ha i-na da-me-st-nuini-ib-na-a | mit Nr. 17 Vs. 5 ff. überein, gehören also wohl
a-mi-lu-ta = den Gott Lamga, den Gott Lamga
wollen wir schlachten und aus ihrem(!) Blute
auch schon zur dritten Tafel. Die Fangzeile
dieser Tafel lautet Nr. 17 Rs. 7: gis.ku sig.sig.
wollen wir die Menschheit schaffen. ‘ga sar nam.[gurus.a]. Das zeigt, dass K. 2863
Nr. 8 enthält eine interessante Sammlung (= Hrozný a. a. O. S. 32 ff.) Reste der vierten
zweisprachiger Sprichwörter, die die Vorzüge | Tafel enthält.
Babylons preisen; z. B. „Nippur ist die Stadt Die geringen Ueberreste der Rückseite (so
des Enlil, Babylon sein Herzensbegehr“, oder ist meine Auffassung) von Nr. 13 dürften der
„Nippur und Babylon hat einen und denselben | — ._
Willen“, oder „Babylon, das für den Beschauer 1 Ein weiteres, einsprachiges Duplikat derselben Tafel
voll von Freude ist“, oder „Das Wohnen in repräsentiert Radau BE XXIX Nr. 9; vgl. BE Ser. D
Babylon vermehrt das Leben“. | V E e ? S .
N TOt ein Duplikat von K. 8531 as noben Nr. 13 stehende Fragment gehört, wie
|
von und; nich Ebeling belehrt, anch zu Nr. 13; es bildet, wie
Rm. 126, die nach Hrozný, Ninrag S. 8 die; ich glaube (s. u.), die Rückseite der Tafel.
335
fünften oder sechsten Tafel angehören. Andere
Reste der sechsten und siebenten Tafel in ein-
sprachig sumerischer Fassung gibt Radau BE
XXIX No. 6 Col. I; II; vgl. dazu ib. S. 86.
Nr. 14 mit grossen Teilen von 4 Kolumnen
enthält nach der Unterschrift am Ende von Col.
III und IV die XI. und XII. Tafel der Serie.
Wenn man, wie es scheint (vgl. auch Nr. 13
Col. I am Schluss), annehmen darf, dass hier
je eine Originaltafel auf eine Kolumne zusammen-
gedrängt wird, hätten wir in Col, I und II Teile
der IX. und X. Tafel vor uns. Nr. 14 Col. I
ist von Z. 22 ein Duplikat von K. 2871 (Hrozny
a. a. O. S. 36 ff.) und zeigt somit, dass dieses
Fragment wirklich zur Serie Lugal.e ud me.
lam. bi nir. gal gehört und vermutlich ein Teil der
IX. Tafel ist. Der Text derselben besteht also
aus Nr. 14 Col. I und K. 2871 Vs., der. sich
die schwachen Reste der Rückseite gleich an-
schliessen. K. 2871 Vs. 26 ist nach Nr. 14
Col. I, 45 zu lesen: ši- lu-u ki-a-am (Var. ka-
am) = so soll es seint,
Nr. 14 Col. II wird die X. Tafel ausmachen,
schon weil nach der Unterschrift Tafel XI nur
49 Zeilen enthalten soll. Ein einsprachig su-
merisches Duplikat aus Nippur bildet Col. II
der Rückseite des eben erwähnten, von Radau
BE XXIX Nr. 6 publizierten Textes. Die
Zeilen 5—17 hat Radau BE Ser. D. V 2, 31ff.
auch übersetzt. Der dort ga. Sur. ra genannte
Stein erscheint bei uns Nr. 14, II 32 als
(aaa. Sur. ra = (aban)ka-sur-ri-e.
Die XI. Tafel wird dann gebildet von IVR. 13
Nr. 1 ( Hrozny a. a. O. S. 22 ff.), wo oben nicht viel
fehlen kann. Nr. 14 Col. III ist ein wertvolles Dup-
likat dazu. Zwei weitere einsprachige Dupli.
kate aus Nippur hat Radau BE XXIX Nr. 6
und 7 publiziert und in BE Ser. D. V 2, 34 ff.
übersetzt und kommentiert. Die Zeilenzahl der
Tafel beträgt nach der Unterschrift Nr. 14 Col.
III 45 49 Zeilen. Beachte die Variante zu IV R.
13 Rs. 10 in Nr. 14 Col. III 15: i-na tam-
hu-ug (is)kakki karradu Sa a-na-ru-ka sum-ka
lu-ú a3-kar. — Die Zeilen 47f. in IV R. 13
sind nach unserm Duplikat wirklich, wie Hrozny |
vermutet, zwischen die Zeilen 23 und 24 einzu-
schieben. Sie lauten ergänzt: gü. us me. a gú.
hus ne. ib. ra = ri-gim ta-ha-zi 12-24-18 Jam-ri3 ta-
(as)-su-t
Die XII. Tafel der Serie repräsentiert VAT
251 (Hrozný a. a. O. S. 28 ff.). Von Z. 12
der Riickseite an geht Col. IV von Nr. 14 paral-
Jel “damit. Ein weiteres Duplikat ist Sm. 769
(vgl. Bezold, Cat. s. n.), von dem nur einige
Zeilen von Strassmaier AV. S. 734; 739
ı Hroznys Uebersetzung a. a. O. S. 36 wird sich
nicht halten lassen.
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 11.
336
ubliziert sind. Schliesslich gibt auch Radau
E XXIX Nr. 8 Col. III (vgl. BE Ser. D.
V 2, 56 ff.) denselben einsprachigen Text. Die
Zeilenzahl soll nach VAT 251 44 betragen, in
Nr. 14 Col. IV 25 ist vielleicht 46(?) zu lesen.
So sind uns von den Tafeln I; II; III; IV;
VI(?); VII?); IX(?); X(?); XI; XII der Serie
Lugal.e ud me.lam.bi nir.gal mehr oder weniger
grosse Teile erhalten. K. 4827 (Hrozny a.a O.
22 f.) und K. 4814 (ib. 34 f.) sind durch ihre
Unterschriften als zur selben Serie gehörig er-
wiesen, ibre Stellung innerhalb derselben ist
aber vorläufig noch unsicher. Auch AO 4135,
das von Thureau-Dangin RA XI 82 herausge-
geben ist, gehört jedenfalls unserer Serie an,
vielleicht der zweiten Tafel.
Nr.15; 16 sind zwei Duplikate eines schönen,
59 Zeilen langen zweisprachigen Hymnus an
die Göttin Nin.in.si.an.na = Nin-kar-ra-ak.
Nr. 24 enthält Beschwörungen der sieben
bösen Geister.
Nr. 31 ist ein zweisprachiger Krankheits-
beschwörungstext. Z. 9f. beachte die Wieder-
gabe des Gottes Ud. gisgal. lu durch (il) Wu d.i.
Ninnü-ib.
Nr. 41 ist ein Duplikat von Craig, Rel. T.
118. Interessant ist, dass der unsichere Gottes-
name hier Z. 15: (d) Tu“). ne. in (). tu. ba. a ge-
schrieben wird.
Nr. 46 ist ein Duplikat von CT XVI 34 ff
= K. 4982, woraus Zimmern ZA XXVIII 76f.
einen vervollständigten Text hergestellt hat.
Z. 7 ist die Schreibung mu. ër H wichtig, weil
auf diese Weise die Lesung musirtu (s. ZA
XXVIII 79 Anm.) nun gesichert ist. — Z. 14
beachte /iJt-te-ni-ik-ki-lu für t-te-ni-tu-[uj. —
Z. 20 ist kab-li ein Schreiberfehler für kab-ri.
Die Edition Ebelings ist recht gut; die Ori-
ginale scheinen auch ziemlich deutlich ge-
schrieben zu sein. Ich erlaube mir noch ein
paar Verbesserungsvorschläge und Anfragen,
bemerke aber zugleich, dass gewiss manche
Fehler auf den assyrischen Schreiber zurück-
gehen. Nr. 1 Vs. 19 lies doch (am.) [ni]. gab (
— ib. 22 möchte ich ka--i(?) = warte (Impt.
II 1 von ka’«) lesen. — ib. 26 ist doch gewiss
kip-pi-e(!) beabsichtigt. -- ib. Rs. 9 erwartet
man li- i; ¶-du. Der Schreiber wollte wohl so
schreiben, schrieb aber dann li-lih (H- du. —
ib. 19 lies /lJu(!)-šim-ka-ma. — Nr. 3 Vs. 16
lies $ul-bir(!). — Nr. 4 Vs. 23 sind die Zeichen
ki (!)-lal(!)-Iu-S4-nu vom Schreiber falsch
verbunden. — Nr. 9 Rs. 6 beachte die Schrei-
bung a- pi für «bi = Vater. — Nr. 10 und 11
sind Duplikate. Die Schreibung ſat-ta /- na- pi
(Nr. 11 Rs. 8) zeigt, dass Nr. 10, 20 at-ta-nak(!)-
337
[ki] zu lesen ist. Umgekehrt muss nach Nr.
10, 19 wpal-lik li-e ma-ri-e auch Nr. 11 Rs. 7
ma(!)-ri-e gelesen werden. — Nr. 12, 6 lies ap-
gi- i (). — ib. Statt des Jú am Ende der Zeile
hat das Duplikat Hrozný a. a. O. S. 8, 4 u.
li(!)-[ku-u]. — ib. 11 kann das Ideogramm für
abúbu nicht stimmen. Steht a.ma.a(!).ru da?
Oder ist das Zeichen III beabsichtigt? —Nr.
13 Vs.(!) 12 ist das erste Zeichen vielleicht
> |] (= sumru). Das letzte Zeichen der Zeile
ist nach J. 5326 (s. o. Sp. 334) us). — Nr.
14 Col. I 45 lies /lJu(!)-ú ka-am (Var. ki-a-
am). — ib. Col. II 12 lies at(!)-ru (Id. dirig. ga).
— Ist ib. Col. II 31 vielleicht sl-la-pat(!) (Id.
tag) zu lesen? — Nr. 16, 36 lies ih(!)-du-u. —
Nr. 17, 3 lies ki.s/u.1Ju(!).ku.gar. — ib. 6 lies
kap-pa-[3]u(!). — ib. 18 ist nach Nr. 14 Col.
II 45 wohl kur(!)-sib-ti zu lesen. — Nr. 18, 16
ist mir das Ideogramm von 3ukinu verdächtig.
— ib. Rs. 20 ist nach Hrozný a. a. O. S. 18,
26 nar-bu-34 bit (oder ina bit) (il) En- lil zu
lesen. — Ist Nr. 19 Rs. 6 pa-ah(!)-ru zu lesen?
— Nr. 23 Col. I 13 lies Giel = balätu. —
Nr. 26 Vs. 5 möchte ich ug->] d. i. gat(!) lib-
bi lesen. — ib. Rs. 18 lies —ͤ— YY E De (!).
— Nr. 30 Vs. 18 lies doch wohl (il) Nin-lil(!).
— Ist ib. 30 der Göttername (il) La-ga-rak
richtig? Man erwartet (il) La-ta(!)-rak. — Nr.
31, 28 ist &-Sa-lid-ma gewiss ein Schreiberfehler
für ü-Sa-pil)-ma (Id. pa.é.ak)!. — ib. Rs. 2 lies
zu(!)-mur. — Nr. 33, 10 teile ab ina(!) Se(l)-
rim. — ib. 25 ist das erste Zeichen nach Rs, 2
=&Q>< Auch Z. 18 und Rs. 7 wird dasselbe
Zeichen vorliegen. — Nr. 35 Rs. 17 lies nach
Nr. 36, 4 mu-Sim Simäti(!). — Nr. 37, 12 lies
lu(!)-3a-pi. — Nr. 38, 8 lies nach Z. 30 šú-
melle — ib. 10 lies si(!)-tt. — Nr. 38, 33 ‘lies
ku(!).a.tir. — Nr. 39 Rs. 20 teile ab kal(dD
hi(!)-ta-tu-u-a. — Nr. 41, 8 lies nach Craig,
Rel. T. I 18, 8 wohl s-kas-sar(!). — Nr. 42, 22
hesku(?).a(/).tir.—ib.25.Das Zeichenfiir(is)pagsuru
ist nicht richtig. — Nr. 43, 12 lies &-hul-te-ia.
— Dass ib. Rs. 20 an-ni()-tu() zu lesen ist,
hat Ebeling noch in den Nachträgen bemerkt.
— Nr. 44 Vs. 22 ist doch wohl ta- )- hi- ru ge-
meint. — Nr. 46, 18 lies tk-l()-ti. — ib. 24
hat ZA XXVIII 77, 48 im. zus für nig. hus.
Letzteres ist aber durch Br. 12124; vgl. 12158
gesichert.
— — nn o ae
Friedrich Pfister: Eine jüdische Gründungsgeschichte
Alexandrias (mit Anhang: Alexanders Besuch in Jeru-
salem). (Sitzangsbericht der Heidelberger Akademie,
—
Der Horr Herausgeber gibt zu bedenken, dass
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 11.
338
gr. 8°. Preis 1 M.
Bau niet. Klasse, 1914, 11). 32 S.
Besprochen von
eidelberg, Carl Winter, 1914.
Carl Niebuhr.
In der HandschriftCdesPseudo-Kallisthenes,
die übrigens erst 1567 niedergeschrieben ist, be-
findet sich am Schlusse des zweiten Buches ein
umfangreicher Einschub. Ein Bestandteil dieser
Interpolation (II, 28) ist C ganz eigentümlich und
kommt, wie Pfister hervorhebt, sonst nirgend in
der reichen Romantradition über Alexander vor,
auch nicht andeutungsweise. Allerdings muss
hier gleich hinzubemerkt werden, dass diese Ent-
deckung erst jetzt erfolgt ist, während Carl Müllers
Ausgabe des Textes von 1846 datiert. Es liegt
kein Anlass vor, einem Kenner des schwierigen
Stoffes bei einer solchen höchst mühsamen Fest-
stellung etwa aus allgemeinen Gründen zu wider-
streben. Nur der Hinweis ist vielleicht erlaubt,
dass die stark nach prophetischer Richtung hin
gravitierenden Alexanderlegenden zu einem ge-
wissen Teil noch der Forschung entgehen mögen,
und das um so mehr, je näher uns die aufbehal-
tene Fassung der Zeit nach gerückt ist. Man kann
vor der Hand nicht annehmen, dass schon alles
Wesentliche beisammen sei. Und es hat sich im
hier gegebenen Falle einmal erwiesen, dass nicht
alles, was bereits beisammen ist, auch berück-
sichtigt war.
Die von Pfister mit Sorgfalt untersuchte Stelle
aus dem Ps.-Kall. bringt eine jüdische Version
über die Gründung Alexandrias, ohne jedoch die
Stadt namentlich zu bezeichnen. Dazu träte auch
der weitere Umstand, dass der Ort in diesem, Zu-
|sammenhange‘nicht unbedingt in Aegypten liegen
müsste, aber es handelt sich eben nur um eine
Verschleierung; der Erzähler spricht tatsächlich
von Alexandria. Wenn es freilich jemals einen
berühmten Turm gab, der die vier Bildnisse
Alexanders, Philipps (hier rod öargoü !) Seleukos’
und Anfiochos’ aufwies — diese Vorstellung hat
gegenüber den Erwähnungen äbnlicher Vier-
zählungen anderwärts den Vorzug historischer
Geschlossenheit — dann’stand er irgendwo im
Seleukidischen Reiche. Die Glosse Oidinnos o
Lrodsuatos (ihre Abarten s. Pfister S. 11), wo
immer sie erscheint, bestätigte dann höchstens
noch einen weitreichenden Ruhm des Originals,
und möglicherweise, dass Nachbildungen exi-
stierten. Aber es wird unnötig sein, sich mit
Vermutungen auf solcher Grundlage zu be-
schweren.
Von diesem Turme im Judenviertel herab hat
dann Alexander ein Bekenntnis abgelegt, das
(Jesaja 6,3) den einen Gott kündete als ext rüv
Lepagly èroyoúpevoç xal tpioaylw oul do S-
bevog, was mithin Serapis und die Seraphim an-
mutig verknüpft. Auch sonst ist in der kurzen
das Zeichen lid bier den Lautwert ap haben könnte. | Rede die Ausbeute an alttestamentlichem Gu
339 Orientalistische Literaturzeitung 1916 Nr. 11. 340
re EE ee ee se zz a ——— —
ziemlich bedeutend. Alle andern Götter werden | Wilhelm Bacher: Tradition und Tradenten in
den Schulen Palistinasund Babyloniens. VIIL,
natürlich abgesetzt, und zum Schluss geht auch; £ i ; ee
Alexander selbst auf sein Altenteil nach Mace- | 1 a SE E EE
donien zurück, während Seleukos (jetzt voran Rabbanan, die Gelehrten der Tradition (37,
genannt) Persien, ,Philippos‘ Aegypten erhält. | Jahresbericht der Landesrabbinerschule). V. 104 S. 8°.
Antiochos ist diesmal ausgefallen, obwohl er; Budapest A. Alkaly & Sohn 1914. Bespr. von F. Perles.
bei der Bildnisbeschreibung das Zeichen der Herr- | Königsborg i Ex;
schaft, den Speer führt. Dassihewiederumwieeine’ Die Tradition als religionsbildendes Prinzip
Herleitung gerade der Seleukidenherrsch aft aus. | stellt eins der wichtigsten Probleme in der Ge-
Ganz berechtigt ist die Herannahme der Le- schichte des Judentums dar, und weit über
genden von Alexanders Besuch in Jerusalem |das wissenschaftliche Interesse hinaus hat die
durch Pfister. Das Bekenntnis zum alleinigen | Frage nach der Berechtigung und Notwendig-
Gotte, das Ps.-Kall. C auch dort, und noch ent- keit der Tradition in den Kämpfen des letzten
schiedener, dem Könige in den Mund gelegt hat, Jahrhunderts um die Fortentwickelung der jü-
das Fl. Josephus schon implicite schildert und dischen Religion eine entscheidende Rolle ge-
die rabbinische Ueberlieferung ähnlich bewahrt, spielt. Es existieren daher auch schon ein-
liefert den Masstab für das Ganze. Weist der gehende Untersuchungen nicht nur über die
Verfasser doch nach, dass das Stück II,24—28 grosse Literatur, in der die Tradition nieder-
in C (Jerusalem+ Streit in Aegypten Alexandria) gelegt ist (Talmud und Midrasch), sondern auch
grob in den vorherigen Zusammenhang hinein- über die prinzipielle Bedeutung der Tradition,
gedrückt worden ist, der rein für sich ungestört über ihren Inhalt und ihre Form wie auch über
weiterginge. Als Werk eines Alexandrinischen ihre lebenden Trager. Noch keine ausreichende
Juden gehöre der Einschub etwa dem 1. Jahr- | Bearbeitung hat jedoch bisher der Gegenstand
hundert n. Chr. an. lin religionsgeschichtlicher Beziehung ge-
Die Bedeutung der Pfisterschen Studie für funden, indem die Quellen, die Entwickelung
ihren Gegenstand ist nicht gering. Hier sieht und die Wirkungen der Tradition noch einer
man also einen hellenistischen Juden bestrebt, umfassenden kritischen Darstellung bedürfen.
dem göttlichen Alexander den Zugang zur Wohl- Einer solchen Darstellung muss aber erst noch
tat des mosaischen Gesetzes zu verschaffen, auf eine Inventarisierung der ungeheuren Traditions-
die Gefahr hir, dass der Vogel sich als zu gross |massen vorangehen, die uns teils in kodifizierter
für den Käfig erweist. Dann würde der nächste | Form (in Mischna und Tosephta), teils exege-
Schritt sein, ihm als dem Messias die lebendige | tisch entwickelt (in den palästinensischen und
Wiederkehr offen zu halten. Bekanntlich ist das | babylonischen Gemara) vorliegen. Die verschie-
in der Tat Tradition oder wenigstens Spekulation denen im Mittelalter unternommenen Versuche,
geworden, wozu F. Kampers’ ‚Alexander d Gr. den gesamten halachischen Traditionsstoff
und die Idee des Weltimperiums’ besonders übersichtlich zu ordnen, sind zwar für die
S. 116 ff. zu vergleichen. Die Frage, ob hier religiöse Praxis von grosser Bedeutung gewesen,
stellenweis ein Entgegenkommen jüdischer Kreise | haben aber das geschichtliche Verständnis nicht
die Entwicklung des Gedankens getördert haben | gefördert, sondern eher noch erschwert, indem
könne, lag schon seit geraumer Zeit nahe. Die die Entwickelung vieler Jahrhunderte dort in
recht späte Niederschrift der Hdschr. C hält eine einzig grosse Fläche zusammengeschoben
zwar gewisse Bedenken wach. Zum Beispiel, |ist. Das gilt selbst von dem bedeutendsten
dass vielleicht die Bewegung in ihren Haupt- dieser Versuche, von Maimonides’ Mischne
zügen dem Interpolator von I1,24—28 schon aus Thora, der durch seine strenge Systematik allen
grosserer Zeitenferne gegenüberstand, — und verwandten Werken sonst turmhoch überlegen ist.
dass er am Ende gar kein Jude war (vgl. bei Für die haggadischen Teile hat Bacher
Pfister S. 7, Note 2). Die Konzentration des schon in seinem grossen sechsbändigen Werk
gesammelten neuzeitlichen Fachwissens auf ein die Aufgabe zu lösen begonnen, indem er alle
literarisches Objekt, um dessen Entstehungszeit nicht anonymen Ueberlieferungen nach den
kritisch zu fixieren, wird leicht versagen, wenn Namen ihrer Autoren sammelte und in Ueber—
etwa schon bei Schaffung eben dieses Objekts eine setzung verlegte. Die weit schwierigere Auf-
verwandte Konzentration — man könnte sagen: gabe einer Ordnung der anonymen Ueberliefe-
ein gesunder Ueberblick — mitgewirkt hatte. rungen konnte er dagegen nicht mehr zu Ende
Auf dem Gebiete solcher Forschungen lösen die | führen. und das oben an zweiter Stelle genannte
Schwierigkeiten einander immerfort ab, und Werk das er noch unmittelbar vor seinem am 25.
jeder Fortschritt hat leider seine Vorbehalte, | Dezember 1913 erfolgten Heimgange vollendete,
die dann früher oder später zur Geltung kommen. behandelt nur einen Ausschnitt aus dem reichen
-— Material, indem er sich auf diejenigen Haggada-
!
341
sätze beschränkt, als deren Urheber „die Ge-
lehrten“ bezeichnet sind. „Die Gelehrten sagen
ist eine Formel, welche dem mit ihr eingeleite-
ten Ausspruche den Stempel der Anonymität
aufdrückt, ihn aber dennoch aus der grossen
Masse der ohne jede Formel in das Schrifttum
der Tradition aufgenommenen Sätze heraushebt.“ |
Für die chronologische Bestimmung dieser Sätze
sucht Bacher einen Anhaltspunkt in den Namen |
der Autoren, mit denen „die Gelehrten“ jeweilig
in Kontroverse stehend auftreten. Obgleich |
für eine Anzahl der Sätze ihr supponiertes
Alter sich aus anderen Quellen nachweisen |
lässt, muss doch bezweifelt werden, ob das
Kriterium allgemeine Geltung beanspruchen
kann. Vielmehr ist anzunehmen, dass in vielen
Fällen erst von den Sammlern der Traditions-
werke die betreffenden Aussprüche einander
gegenübergestellt wurden, und dass man dabei
nicht nach chronologischen, sondern nach sach-
lichen Gesichtspunkten vorging. Im dritten
Bande seiner „Agada der palästinensischen
Amoräer“ 2 hat Bacher selbst verschiedene
Winke für die kritische Darstellungderanonymen
Haggada gegeben, die sich als ungleich frucht-
barer für die Forschung erweisen werden. Wenn
also auch das vorliegende Werk nicht so reiche
Ergebnisse für die Geschichte der Haggada
bietet, behält es doch seinen selbständigen Wert
durch die Erschliessung eines reichen, bisher
unverarbeiteten Materials wie durch die kritische
Ermittelung des Worlautes und Sinnes vieler
Einzelstellen.
Nicht nur an. Umfang, sondern auch an Be-
deutung wird es von dem anderen zur Be-
sprechung stebenden Werk übertroffen, das sic
aus einer Reihe wertvoller „Studien und Mate-
rialien zur Entstehungsgeschichte des Talmuds“
zusammensetzt. Leider entbehrt dasselbe des
Vorworts, in dem der Verfasser gewiss wert-
volle Aufschlüsse über die Tragweite der ge-
wonnenen Resultate gegeben hätte. So stehen
die einzelnen Teile scheinbar ohne Zusammen-
hang da und müssen einzeln besprochen werden. |
Das erste Kapitel behandelt die Ausdrücke,
mit denen die Tradition bezeichnet wird, und
bildet so eine wertvolle Ergänzung zu Bachers |
zweibändigem terminologischen Wörterbuchs.
Wichtige lexikalische und terminologische Be-
obachtungen enthalten auch die beiden letzten
Kapitel, die die Bezeichnungen 12239 und 320
behandeln. Nicht zutreffend ist die S. 619
Anm. 4 gebotene und schon früher von Bacher
1 vor (Dän.
? Vorrede S. IX—X.
Die exegetische Terminologie der jüd. Traditions-
literatur I. Leipzig 1899. II. ebd. 1905 (vgl. OLZ II
207, 295; VII, 663.
—
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 11.
ZDMG LXVI 571.
342
an anderer Stelle! veröffentlichte Ableitung des
Ausdrucks 9372 N von persisch = vgl. die
überzeugende Widerlegung von Marmorstein
Religionsgeschichtlich
wichtig sind die Kapitel II—V, in denen die
Anfänge der Tradition zwar nicht im Zusammen-
hang dargestellt, aber in allen wesentlichen
Punkten beleuchtet werden. Sehr ansprechend
ist die S. 48—53 versuchte Erklärung der
„Paare“ (mw) als Führer der Pharisäer. Der
grösste Teil des Werkes (S. 72—589) wird von
Zusammenstellungen eingenommen, die, äusser-
lich betrachtet, scheinbar nur eine Art Kan-
kordanz der Tradenten und der Traditionsketten
bieten. Doch hinter dieser trockenen Sta-
tistik verbergen sich tief eindringende Unter-
suchungen, die der Quellenkritik des Talmuds
vielfach neue Wege weisen. Bacher zeigt hier
gleichsam die Technik der Tradition auf, nicht
was tradiert wurde, sondern wie und von wem
tradiert wurde. So gewinnen wir einen Ein-
blick, wie die Tradition schulmässig gehandhabt
wurde, welche Gelehrten im Namen von welchen
Gelehrten alsTradenten auftreten undmit welchen
Gelehrten sie kontroversieren. Auch auf die Be-
ziehungen zwischen palästinensischen und baby-
lonischen Hochschulen fällt vielfach neues Licht.
Natürlich können diese Partien des Werkes nicht
fortlaufend gelesen werden, sondern müssen im
einzelnen studiert und immer wieder gewissen-
haft benützt werden. Um nur ein besonders
wichtiges Resultat herauszugreifen, sei bier
auf die in Kap. XLI (S. 566ff.) niedergelegten
Ausführungen über die mit W eingeleiteten
Lehrstücke des babylonischen Talmuds hinge-
wiesen. Bacher macht hier die überraschende
Feststellung, dass die mit Wi eingeleiteten
Sätze sprachlich in einer Reihe mit den
‚tannaitischen Ueberlieferungen stehen. Die Be-
i
| wesentlich erleichtert durch die 78 Seiten um-
nutzung des unübersehbaren Materials wird
fassenden Register, die noch von Bacher be-
gonnen und von seinem Kollegen Michael
Guttmann vollendet wurden.
PP. H. Vincent et F.-M. Abel, O. P. de l'école bibli-
que de Jérusalem: Bethléem. lə sanctuaire de al
Nativité. Ouvrage publié avec le concoura de l'Aca-
démie des inscriptions et bellcs lettres. X, 216 S. m.
46 Figuren u. 22 Tafeln. 4°. Paris, Lecoffre, 1914.
Bespr. von Max Löhr, Königsberg, i. Pr.
Dieses Werk der gelehrten Patres, ihrem
Lehrer, dem feinsinnigen Père Lagrange zugeeig-
net, behandelt unter dem Titel „Bethlehem“ das
wichtigste Gebäude der Stadt, die Geburtskirche.
ı ZDMG LXVII. 268—270 (nicht, wie irrtümlich
‚angegeben, LXVII, 6).
343 Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 11. 344
ves alternant brusquement avec des parois plus
minces, des entrecolonnements plus hardis saus
symétrie absolue. 3. Ainsi qu'elle est mainte-
nant située, la crypte de la Nativité, raison
d'être du monument, ne repond 4 rien d'or-
ganique dans son tracé. 4. L’etat de la façade
implique un remaniement qui, pour demeu-
rer difficile à préciser dans sa modalité,
nen est pas moins un fait incontestable.
5. La structure des parties hautes du transept
oe se justifie que dans l'hypothèse d'un raccord
npéré de seconde main. Das 3. Kapitel ist
überschrieben restauration du monument Con-
stantinien, ebenfalls von Vincent gearbeitet, S.
73—106, und sucht die leitende Idee und die
ursprüngliche Gestalt des Konstantinbaues in
allen seinen Einzelheiten darzustellen. Gegen
die von Vincent neu belebte Umbauhypothese
ist soeben eine eingehende Widerlegung von
Edmund Weigand erschienen in ZDPV 1915
S. 89—135, der nachweist, dass die Geburts-
kirche ein echter Konstantinbau ist, der bis auf
das Atrium die Stürme der Jahrhunderte über-
dauert hat.
Zum Schluss wird der verwandte Charakter
der drei Konstantinbauten hervorgehoben, in
Bethlehem, Jerusalem und auf dem Oelberg.
Die beiden letzten Kapitel, wieder von Abel
verfasst, S. 107—207, geben eine Darstellung
der Geschichte des Heiligtums, aus der u. a.
Der Stoff ist in 5 Kapitel eingeteilt, über deren
wesentlichen Inhalt ich hier referieren will.
Das erste Kapitel handelt über la grotte de la
nativité avant Constantin (P. Abel), S. 1— 18.
Es geht aus von der Nachricht Justins, c.
Tryph. 78 und dem Protevangelium des Jakobus,
c. 18, die als früheste Zeugnisse von der Ge-
burt des Heilandes in einer Grotte bei Beth-
lehem sprechen. Ihre Angaben (Mitte des 2. Jh.)
ruhen doch sicher auf einer schon längere Zeit
vorhandenen Tradition. Nun bezeugt Hierony-
mus, ep. 58 (ad Paulinum), dass Hadrian diese
Grotte aus Feindschaft für das junge Christen-
tam dem Adoniskult ausgeliefert habe. Hadri
ans Massnahme blieb ohne Erfolg: beide Kulte
existierten an dieser Stätte gleichzeitig, bis
durch Konstantin der Adoniskult dem christ-
lichen definitiv weichen musste. Alles, so-
schliesst Abel, spricht für das Zeugnis des
Hieronymus, dass die christliche Erinnerung
an die Grotte von Bethlehem die Priorität be-
sitzt. — In Kapitel 2 handelt Vincent über die
Geburtskirche, S. 19 —72, und zwar 1. über
den Stand des archäologischen Problems, S.
20—32 und gibt 2. eine archäologische Analyse
des Bauwerks. Das Problem wird S. 20 mit
folgenden Worten fixiert: darf die Basilika im
grossen und ganzen als ein Konstantin-Bau
angesprochen werden oder muss sie infolge
bedeutender Umbauten verschiedenen Kunstperi-
oden zugewiesen werden? — Es gibt hierzu |hervorzuheben sind die zahlreichen, interessan-
zwei verschiedene Auffassungen: 1° unité abso- ten Literaturangaben und Zitate.
lue et date constantinienne. 2° unité absolue mais Auch in diesem Werke sind die Zitate zur
origine byzantine probablement sous Justinien. | Bequemlichkeit des Lesers ausführlich abge-
30 origine constantinienne du monument que|druckt, die Pläne und Abbildungen zahlreich
Justinien aurait fait transformer par l'addition | und ausgezeichnet. Indices erleichtern das Auf-
du narthex, la modification du choeur et l’inser- | finden von Einzelheiten.
tion d'un transept. Abgesehen von geringen Ab-
weichungen sind die wesentlichen Ansichten ne en 5: 9 „„
; ‘ f schungen i rdli ‘
unter diese 3 Punkte zu subsumieren. Im Fol- topograph. u. 1 geolog. Karte in 1: 400000, 37 Tafeln
genden werden dann noch einige neuere Ar- u. 119 Bildern im Texte. XIV. 401 S. gr. 8°. M.20,—.
beiten, wie z. B. die von Strzygowski und diej Berlin, D. Reimer 1915. Bespr. v. R. Hartmann, Kiel.
eines Engländers Harvey besprochen. Die, Das vorliegende Buch ist die Frucht dreier
archäologische Analyse schliesst mit folgenden ; in den Jahren 1899, 1900 und 1903 ausgeführten
formules générales: 1. Dans sa forme actuelle’ Reisen im nördlichen Kleinasien zwischen San-
la basilique trahit l'application d'un double: garius und Halys und sehr griindlicher Literatur-
systeme de proportions qui distingue nettement studien. Es hat demnach geraume Zeit gedauert,
les nefs du narthex et de toute l'extrémité bis der Reisende seine Resultate der Oeffent-
orientale depuis le transept. 2. On remarque, | lichkeit übergab. Aber diese Verzögerung ist
entre cesümemes parties de 'l’edifice, des vari- dem Werk in jeder Hinsicht zustatten gekommen.
ations non moins étranges dans le caractere des Der erste Teil (S. 1—153) enthält die recht
magonneries et la répartition des supports in- knappen, aber sehr inhaltreichen Reiseberichte.
térieurs: dans les nefs, des murs sans Epaisseur | Wer eine Reisebeschreibung nur zu leichter
exagérée'mais réguliers et soignés et des colon- Unterhaltung liest, wird vielleicht bei der ge-
nades calculées avec uniformité, comme aussi drängten Kürze nicht auf seine Rechnung
avec les plus satisfaisantes proportions pour kommen. Aber dafür versteht es Leonhard,
l'harmonie et la stabilité; dans le narthex et à|in wenigen Worten eine so vortreffliche geo-
partir du transept, des épaisseurs plus massi- graphische Charakterisierung der bisher nur
a ah Ee ̃ xx. ̃ ̃ — — . ... — — — — — . ——
345
dürftig bekannten von ihm durchreisten Gebiete
zu geben, dass der Bericht wohl als meisterhaft
bezeichnet werden darf. Wer ihn an der Hand
der beigegebenen Karteund der kleineren Karten-
skizzen aufmerksam verfolgt, wird von der Rich-
tigkeit der Worte R. Kieperts (S. 161) durchaus
überzeugtsein, dass LeonhardsReiseresultate „zu
den besten unter den neueren Aufnahmen auf der
Halbinsel“ gehören. Es ist mein Eindruck, dass
erst, wer einmal Leonhards Pfaden folgt, seine
hervorragende Leistung im ganzen Umfang wird
ermessen können.
Der äussere Verlauf der Reisen ist kurz der
folgende; 1899 Angora — Gerede — Beybazar —
Boli — Eregli — Uesküb — Gönük — Alpu Köi
an der anatolischen Bahn; 1900 Angora —
Tschangry — Kastamuni — Bojabad — Ineboli
— Aratsch — Tscherkesch — Beybazar — Sary
Köi (an der Bahn); 1903 Angora — Tschangry
(anderer Weg) — Tosia — Taschköprü — Kasta-
muni — Eflani — Kodjanos — Zafaranboli —
Boli — Adabazar.
Leonhard begnügt sich aber nicht mit einem
einfachen Reisebericht, sondern ergänzt ihn in
geschlossenen „Einzelforschungen“(S.157—398),
deren überaus vielseitiger und sehr sorgfältig
gearbeiteter Inhalt naturgemäss hier und da
Anlass zu Kritik geben wird.
Ein erstes Kapitel behandelt die Grundsätze
der kartographischen Aufnahmen und lässt S.
161—163 R. Kiepert „zur Karte“ zum Wort
kommen.
Kap. II, Stratigraphie“ entzieht sich durchaus
meiner Beurteilung. Dagegen bietet Kap. III
„Aufbaudes Landes“ besondersin seinemzweiten,
der Morphologiegewidmeten Teil auch dem Nicht-
geologen reiche Anregung (Entstehung der
Rumpfflächen und Inselberge bei sehr trockenem
Klima infolge Korrosion durch windbewegten
Sand; Erosion durch nur zeitweilig fliessende
Schlammbäche; ausgetrocknete Seebecken in
Einsturzkesseln; komplizierte Flussläufe mit
sehr ausgeglichenem Gefäll, eine Folge sehr
langsamer Bewegung der Dislokationen).
Aus Kap. IV, Vegetationsgrenzen und Klima“
sei die genaue Abgrenzung der grossen bithynisch-
paphlagonischen Waldzone, die auch als einheit-
liche Klimazone zu verstehen ist, gegen das
Gebiet der eigentlichen Mittelmeervegetation
einerseits, der Trockengebiete des Binnenlands
andererseits hervorgehoben.
Mit Kap. V „Historische Landschaft“ beginnt
der geschichtliche Teil. Leonhard bespricht hier
das Vorkommen von tumuli, jener geschütteten
Grabhügel der skythischen und thrakischen
Völkerschaften, die sich im ganzen Umkreis des
Schwarzen Meeres finden. Unter der Ueberschrift
„Kyklopische Mauern“ ist eine Anlage auf dem
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 11.
346
Ischik-Dagh beschrieben, die in ihrer Form als
Rundbau mit tiefliegendem Gang und grosser
Seitenkammer, von einem Erdmantel überdeckt,
an die sog. mykenischen Kuppelgräber erinnert,
aber nicht als Grab gedeutet wird, sondern als
unterirdischer Wohnbau, wie er im armenischen
Hochland, schon von Xenophonbeschrieben, noch
heute vorkommt und in seinem Typus das Vor-
bild für jene Gräber geliefert haben dürfte.
Der wichtigste Abschnitt dieses Kapitels
behandelt die Felstreppen und Tunnel. Fels-
treppen zu ersichtlich praktischen Zwecken finden
sich in Kleinasien ja an vielen Stellen. Nun
ist aber in manchen Fällen bei in den Fels ge-
hauenen Treppen ein Zweck nicht auffindbar,
vor allem nicht, wo es sich um nicht ersteigbare
Riesentreppen handelt. Darum sind die ,irra-
tionalen“ Treppen neuerdings gern als Kultob-
jekte aufgefasst werden. Leonhard bringt sie mit
den merkwürdigen, teilweise blind endenden
Treppenanlagen in Felstunnelnin Zusammenhang
und deutet diese als Grottenheiligtümer der Erd-
und Erdbeben-Göttin Kybele, die Riesentreppen
als den Götterthronen verwandt. Es trifft sich
gut, dass ungefähr gleichzeitig ein anderer Ken-
ner dieser Felsbearbeitungen sich geäussert hat:
E. Brandenburg, Ueber Felsarchitekturim Mittel.
meergebiet (Leipzig 1915). Er will von den Götter-
thronen nicht viel wissen und möchte die kleineren
Stufenanlagen als eine Art schematisierten Er-
satzes eines Götterbildes auffassen (S. 47 ff., 85 f.),
während er trotz gewisser Bedenken die grossen
Stufen lieber als Gartenterrassen (S. 86 f.), die
Tunnel als Notgänge und Zugänge zum Wasser
(S. 79) erklärt. Jedermann wird geneigt sein,
jeder möglichen rationalen Erklärung den Vorzug
zu geben. Ich muss aber gestehen, dass mir für
die Riesentreppe eine solche in Wirklichkeit noch
nicht gefunden zu sein scheint, und dass nach
Leonhards Darstellung auch für die Tunnel viel-
fach jede bisher versuchte praktische Erklärung
versagt. So bleibt vorläufig Leonhards Lösungs-
versuch eine beachtenswerte Hypothese. Immer-
hin scheint mir für Forscher, die sich mit den
Treppenanlagen Kleinasiens beschäftigen, eine
Vergleichung der zahlreichen Felstreppen in dem
von Brandenburg sonst vielfach als Parallele bei-
gezogenen Petra dringend empfehlenswert, wenn
auch nach meiner Erinnerung die grösseren
Treppenanlagen dort sich durchweg von selbst
„rational“ erklären. Falls für die Tunnel die
dringend erwünschte genaue Untersuchung tat-
sächlich ergeben sollte, dass sie nicht zu Wasser
führen und dass sie blind endigen, wäre dann —
angesichts der Tatsache, dass bei Gräbern der
hellenistischen Zeit „die Eingangsöffnung der
Vorhalle — derjenigen der Felstunnels nachgebil-
det zu sein“ scheint (S. 338) — nicht vielleicht
347 Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 11. 348
— — e —
auch die Frage doch noch erwägenswert, ob sie | atischenSeldschüken-Dynastiezu. Die Geschichte
nicht irgendwie mit der Bestattung bzw. der An- der Seldschüken ist leider nur wenig bekannt.
schauung von Tod und Toten zusammenhängen
könnten? Doch sei ausdrücklich betont, dass sich |
wohl nur die, die die Anlagen selbst gesehen haben,
ein bestimmtes Urteil darüber bilden können.
Petra als Vergleichsobjekt wird man auch,
gerade weil meines Erachtens an einen histo- unrühmliches Leben.
rischen Zusammenhang kaum gedacht werden
kann, für die im VII. Kapitel behandelten Fels-
gräberempfehlendürfen. Hervorgehobensei, dass
nach Leonhard der übrigens auch im Zagros wie-
| Die unter persisch-mongolischer Oberhoheit ste-
henden letzten Herrscher der Dynastie von Rim
mussten um 1300 kleinen tiirkischen Emiraten
Platz machen. Der letzte aus dem grossen Fürsten-
haus fristete noch länger in Sinope ein ziemlich
Zur Zeit des Ibn Battüta
und des Ibn Fadlalläh (in Notices et Extraits,
XIII) finden wir in Kastamuni und Sinope die
Türkenherrscher Sulaimän Pascha und Ibrähim
Schah, über deren Zusammenhang mit der späteren
derkehrende papblagonische Typus mit meist | Herrscherfamilieich im AugenblicknichtsSicheres
säulengestützter Vorhalle eine Nachbildung des feststellen kann.
„pontischen* Wohnhauses ist, d. h. der Urform
des Megaron, das im Antentempelnoch weiterlebt.
Ueberraschendist mir eineEinzelbemerkung, über
die ich mir kein Urteil erlauben möchte, dass
nämlich die Leichen wie bei den Iraniern den
Vögeln preisgegeben worden seien (S. 243 f.)
Weitausgreifendehistorische Untersuchungen
bilden den Inhalt der folgenden Abschnitte VII
„Die alten Völker und Sprachen im nördlichen
Kleinasien“, worin Leonhard für Paphlagonien |
zudem, allerdings nicht ganz beweisbaren“ Resul-
tat einer Niederlassung illyrischer Einwanderer
unter thrakischer Leitung über der durch den
Die entscheidende Wendung in
der Geschichte des Fürstentums von Kastamuni
bringt dasJahr 1393, in dem der Osmane Bäjazid
Jyldyrymgegen Bäj azidKötürümvon Kastamuni
heranzieht und nach dessen Tod seinem Sohn
'Isfendijär nur Sinope belässt. Isfendijär und die
‘anderen Prinzen aus den von den Osmanen über-
wundenen Fürstenhäuserhaben dann Teil an dem
Zug Timurs gegen Kleinasien (Neschri in ZDMG.
XV, 338 u. 342 f. u. 361). Doch finden wir Isfen-
dijar auch nach der Restitution des Osmanen-
reichs in seinem Erbgebiet, und ein Sohn von
ihm dient im osmanischen Heer. Die Familie der
Istendijär - Oghlu oder Kyzyl - Ahmedli bleibt
Namen Leukosyrer charakterisierten vorindo- noch geraume Zeit, wenn auch von der Willkür
germanischen Bevölkerung kommt, und VIII „Die
Bedeutung des Pontus für das frühe Altertum“,
aus dessen Inhalt auf die Frage eines Zusammen-
hangs zwischen kaukasischen Völkern wie Tscher-
kessen und Abchasen mit den Achäern hinge-
wiesen sei.
Kap. IX „Der Hellenismus in Paphlagonien“
ist den freilich nicht sehr reichen Denkmälern,
besonders Grabanlagen aus der Kaiserzeit ge-
widmet: nach den Inschriften stellt die Zeit von
130—215 den Höhepunkt der Entwieklung dar.
Auch die Angaben der geographischen Quellen |
des Altertums finden hier Besprechung.
Man wird es bedauern, dass sich Leonbard in
Kap. X „Die nachhellenistische Zeit“ „meist nur
der Sultane abliängig, in ihrem Erbbesitz; und
noch um die Mitte des 16. J ahrhundertsbegegnen
wir ihren Nachkommen im Reichsdienst (von
Hammer, Geschichte des Osman. Reiches, I,
373 f. u. 418; II, 51 ff. u. 87; III, 425 u. 508; vgl.
auch Lane- Poole, Mohammadan Dynasties, Ta-
belle zu S. 184).
Während der zweite Teil von Kap. XI „Ethno-
graphische Beobachtungen“ nützliche Winke zur
Beurteilung der türkischen Bevölkerung enthält,
aus denen auch der wird lernen können, der sich
Leonhardseigenem Urteilnichtanschliessenkann,
verdient der erste Teil „Die Kyzylbaschen in
Galatien“ besondere Beachtung. Leonhard be-
schränkt sich in der Hauptsache auf die ethnolo-
referierend verhalten“ muss, ihm aber daraus ge- gische Seite des in den letzten Jahren ja öfter
wiss keinen Vorwurf machen wollen. Es dürfte
in der Tat nicht leicht sein, Material für eine Ge-
schichte oder Kulturgeschichte der Landschaft in
diesen Epochen zusammenzubringen. Nur einige
lose Notizenzur mittelalterlichen Geschichteseien
hier beigefügt. Ueber die Stellung des Thema
PaphlagonieninbyzantinischerZeitvgl.H.Gelzer,
Die Genesis der byzantinischen Themen ver-
fassung, S. 91,93 und 97 f. („Die Paphlagonier
werden als halbe Botokuden betrachtet“ 1). —
Nachdem sich im Beginn des 12. Jh. die tuk-
berührten Kyzylbasch - Problems: er vermutet
in den Kyzylbasch „dieam wenigsten vermischten
Reste der galatischen Bevölkerung“. Noch in-
teressanter und fruchtbarer scheint mir freilich
dasreligionsgeschichtliche Problem, fürdas Leon-
hard nachträglich kurz auf G. Jacobs grund-
legende Arbeit „Die Bektaschijje in ihrem Ver-
haltnis zu verwandten Erscheinungen“ (Mün-
chen 1909) hinweist. Da es, soviel ich sehe, noch
nirgends ausgesprochenist, sei hier einmal daraut
aufmerksamgemacht, dass sich das Verbreitungs-
menischen Dänischmendiden vorübergehend auch gebiet der Kyzylbasch ganz auffallend mit dem
des paphlagonischen Binnenlands bemächtigt hat-
ten, fiel bald das ganze Land der grossen kleinasi-
der Paulikianer (arabisch bailakāni,
ek baja-
lika) deckt, die im 9. Jahrhundert dank ihrer
349
Stellung zwischen dem byzantinischen und dem
arabischen Reich von ihrem Zentrum Tephrike =
Diwrigi aus eine bedeutende politische Rolle zu
spielen vermochten. Die Lehre der Paulikianer
ist unsleidernur in so unzuverlässigenund wider-
sprechenden Darstellungen überliefert, dass dar-
über kein sicheres Urteil möglich zu sein scheint
und wir zu dem Eindrucke gedrängt sind, dass
sich unter diesem Namen ein Konglomerat recht
verschiedenartiger antikirchlicher Richtungen
versteckt (vgl. Karapet Ter - Mkrttschian, Die
Paulikianer im byzantinischen Kaiserreiche; G.
Le Strange in JRAS. 1896, S. 733 ff,).
Mit dem letzten Kapitel XII „Siedelungs-,
Verkehrs- und Wirtschaftsgeographie“ kommt der
Verfasser wieder in das eigentlich geographische
Gebiet zurück. Aus dem Inhalt sei nur der schon
für Kap. VI wichtige Abschnitt über die Haus-
formen herausgehoben.
Nach dieser Inhaltsübersicht seien die auf
S. 399 angegebenen „Berichtigungen“ ergänzt:
S. 93, Z. 26: l. Abb. 118 Kap. XII statt Abb.
Kap. IV. — S. 143, Z. 3 v. u: I. Taf. XXX
statt Taf. XXIX. — S. 176, Z. 19: 1. Schichten
statt Schluchten. — S. 283, Z. 29:1. späteren
statt früheren und darlegen statt darlegten, (vgl.
S. 321). — S. 313/4: die Schreibung von x für x,
ch wäre, weil doch nicht für jedermann ohne
weiteres ırständlich, besser vermieden oder
doch c. uich zu erklären. — S. 316, Z. 21:1.
Jahrtausends statt Jahrhunderts. — S. 317, Z.
22:1.Ibn Chordädhbeh stattIbn Chordädeh,S. 320,
Z.2:1.Badachschan statt Badaschschan. —S.340,
Z. 24:1. 215 n. Chr. statt 215 v. Chr., (vgl. S. 347).
Im übrigen ist auch der Druck sorgfältig
korrigiert. Das Sachregister hätte man gern
etwas ausführlicher.
Mancher Leser des Buches wird vielleicht hier
und da anderer Meinung sein als der Verfasser,
aber jeder wird die gewaltige Arbeit, die Leon-
hard geleistet hat, dankbar anerkennen und aus
dem Buch viel zu lernen haben. Es ist ein
Reisewerk, das man rückhaltlos rühmen und
empfehlen darf, und das seinen Wert behalten wird.
Des vortrefflichen Inhalts ist die glänzende
Ausstattung mit zahlreichen Tafeln und Text-
bildern und dem besten Kartenmaterial, das es
für die Landschaft gibt, durchaus würdig.
Mitteilungen.
Aurel Stein macht in einem vom 8. August datierten
Briefe, der in den Bergen des l’ara-Kob-Pamir geschrieben
ist, Mitteilung über die archäologischen Ergebnisse seiner
jüngsten Untersuchungen in dem Gebiete von Turfan
und Leu-Kan. Hundertachtzig Kisten mit Freskenteilen
und Handschriften sind von Kaschgar aus abgesandt
worden. Der alte Reiseweg der chinesischen Karawanen
im Becken des Lop-Nor ist genau festgestellt worden;
Ausgrabungen haben mehrere neue Aufklärungen über
die Reisewege im 7. und 8. Jahrhundert unserer Zeit-
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 11.
—— ————— —ᷣͤ—————— b1— — —üä—ä—— b.. — —— —u—ꝛ— — nn
26.
360
rechnung ergeben. Gegenwärtig verfolgt Aurel Stein an
der Hand des geographischen Handbuches des Ptolemäus
den Weg, auf dem sich in den ersten Zeiten der christ-
lichen Aera die Beförderung der Seide vollzogen hat. Er
plant, sich über Askabad und Meschhed nach Persien zu
begeben. (nach Voss. Ztg. v. 9. 10.)
Personalien.
Dr. tbeol. Urban Holzmeister ist zum ordent-
lichen Professor für das Bibelstudium des Neuen Testa-
ments und die orientalischen Sprachen an der Universi-
tät Innsbruck ernannt worden.
Dr. Paul Schroeder, lange Jahre deutscher General-
konsul in Beirut, dem die Orientalistik viel wissenschaft-
liche und viele Orientalisten freundschaftliche Förde-
rung zu danken hatten, starb am 13. Oktober im Alter
von 71 Jahren in Jena.
Dr. Rudolf Geyer, a. o. Prof.dersemitischen Sprachen a.
d. Univ. Wien, ist ebendort zum Ordinarius ernannt worden.
Berichtigungen.
J.
Durch ein Versehen ist Sp. 304 f. die Besprechung Her-
mannsPalästinajahrbuch usw. unkorrigiert abgedruckt wor-
den. Wir geben im folgenden dia Liste der Verbesserungen:
im Titel: Dalman
Sp. 304 Z. 10 Pharao Thutmosis
Z. 20 ausserordentlicher Auschaulichkeit.
Z. 34 Geographisches.
Ausserdem bat Herr Prof. Hermann folgenden Zu-
satz angefügt:
Wie ich erfahre, ist Dr. Paul Lohmann, der an der
Bearbeitung des Registers den Hauptanteil hat, im Juli
als Angehöriger des österreichisch- ungarischen Heeres in
Polen den Heldentod gestorben. Die Palästinakunde, der
seine Liebe und seine Arbeit galt, dürfte an dem jungen
Gelehrten eine Kraft verloren haben, von der gewiss
Wertvolles zu erwarten gewesen wäre. Nun ist ihm die
Feder aus der Hand genommen worden, ehe er seine
Studien zu grösseren Publikationen fruchtbar machen
konnte. Requiescat in Dees
In meinem Aufsatze OLZ 1915 Spalte 269/70 sind
einige Druckfehler stehen geblieben, die, wie folgt,
zu verbessern sind: Die Kartusche enthält NZ
ist oben der
Strich / zu streichen; auf Z. 10 der folgenden Spalte
stehen.
Wie Spiegelberg mir freundlichst mitteilt, ist er ge-
in der Kartusche
ka
dem König den auf mehreren Verträgen genannten König
Harmachis (vgl. Rec. de trav. 35, 150) zu sehen, die
Differenz der Schreibungen haben nichts zu sagen.
fd Il O bezeichnet er selbstverständlich mit Recht
—
22 (
als Fem. zu 2 = Eotsus, in N
etwa der Name des Vaters stecken.
Walter Wreszinski.
in der gleichen Inschrift
muss
neigt, für d zu lesen und in
mag
Zeitschriftenschau.
Besprechung; der Besprecber stebt in ().
Wochenschrift f. Klassische Philologie. 1915:
Karl Wyez, Die Milch im Kultus der Griechen und
351
Römer (H. Blämner). — Ludwig Weniger, Der Schild
des Achilleus. Versuch einer Herstellung (Julius Ziehen)
27. Albert Mayr, Ueber die vorrömischen Denkmäler
der Balearen (Hans Philipp). — Wilhelm Soltau, Orien-
talische und griechische Geschichte (Engelbert Drerup).
Zeitschrift d. Deutschen Morgenl. Ges. 191b:
69. B. 1./2. H. Waada v. Bartels, Die Reihenfolge der
Buchstaben im Alphabet. — P. Schwarz, Die Anordnung
des arabischen Alphabets. — Eugenio Griffini, Die jüngste
ambrosianische Sammlung arabischer Handschriften. —
Erich Ebeling, Assyrische Beschwörungen. — Ferdinand
Hestermann, Die Repetition der Serérsprache von Sene-
gambien. — Paul Haupt, Die „Eselstadt“ Damaskus. —
E Griffini, Daryödhana (skr.) = Dū Raidän (südarab.).
— R. B. Whitehead, Catalogue of Coins in the Panjab
Museum Lahore Vol. I Indo-Greek Coins. Vol. II Coins
of the „Mughal Emperors (E. Hultzsch). — John Allan,
Catalogue of the Coins of the Gupta Dynasties and of
SaSonka King of Gauda (a Catalogue of the Indian
Coins in the British Museum (E. Hultzsch). — William
Popper, Abū l-Mahäsin ibn Taghri Birdi's Annals Vol. 2
No. 1—3, Vol. 3 No. 1 (M. Sobernheim). — *Friedrich
Rösch, Bruchstücke des ersten Clemensbriefes, nach dem
achmimischen Papyrus der Strassburger Univ. u. Landes-
bibl. mit biblischen Texten derselben Handschrift ber-
ausgeg. u. übersetzt (J. Schleifer). — D. K. Pétrof, Ali-
Ibn-Hazm-al-Andalusi Tauk-al-hamäma (J. Goldziher). —
Hans Stumme, Zu meinem Aufsatze „das Arabische und
das Türkische bei Ritter Arnold von Harff* der Windisch-
Festschrift. — Wissensch. Jahresber. 1914: Franz Prä-
torius, Die abessinischen Dialekte (und das Sabäo-Mi-
näische). — Günther Roeder, Aegyptologie.
Zur Besprechung eingelaufen.
* bereits weitergegeben.
Erich Ebeling, Keilschrifttexte aus Assur religiösen In-
halts 2. Heft (28. wissenschaftl. Veröffentlichung der
Deutschen Orient-Gesellschaft 2. Heft). Leipzig, J. C.
Hinrichs, 1915. M. 12 —.
American Journal of Archaeologie 1915 XIX 2.
Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes her-
ausgegeben von der Deutschen Morgenländischen |
Gesellschaft XIII. Bd. Nr. 2 und 3 (G. Bergsträsser,
Neuaramäische Märchen und andere Texte aus Ma‘-
lüla und dasselbe in deutscher Uebersetzung). Leipzig,
1915, F. A. Brockhaus. M. 6.50. |
Wilhelm Heinrich Roscher, Neue Omphalos-Studien (Ab-
hdlgn. d. K. Sächs. Ges. d. W. phil. hist. KI. XXXI I)
Leipzig, B. G. Teubner, 1915. M. 4,50.
*Franz Wutz, Onomastica sacra 2. Hälfte: Texte der Ono- |
mastica und Register (Texte und Untersuchungen |
zur Geschichte der altchristlichen Literatur herausgeg.
v. Adolfv. Harnack und Carl Schmidt 3. Reihe 11. Bd.,
der ganzen Reihe XLI Bd.) Leipzig, J. C. Hinrichs, |
1915. M. 19 —. i
Alfred Rahlfs, die alttestamentlichen Lektionen der grie-
chischen Kirche (Mitteilungen des Septuaginta-Unter- |
nehmens der Kgl. G. d. W. Göttingen Heft 5) Berlin, |
|
|
Weidmann, 1915. M. 3.50.
*Festschrift Eduard Sachau zum siebzigsten Geburtstag ge-
widmet, herausgeg. von Gotthold Weil. Berlin, Georg |
Reimer, 1915. M. 12 —.
Benno Landsberger, Der kultische Kalender der Babylonier
und Assyrer. I. Hälfte. (Leipziger semitistische Studien
VI I/ 2). Leipzig, J. C. Hinrichs, 1915. M. 6 -.
"le Monde Oriental Vol. IX Fasc. 1.
Örientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 11.
— — f—Tæ—wW—— D—ä :2Ü2— ͤ(—
ege eue Bücher aus dem Verlage der
i 55 J. C. Binrichs’Ichen Buchhandlung
in Leipzig,
Bergstraesser, G.: Sprachatlas von Syrien
und Palästina. 42 Taf. m. 1 Übersichtskarte
und erläuterndem Text (54 S.). 80. M. 8 —
(Aus: Zeitschrift des deutschen Palästina-Vereins
XXXVIII [1915].)
Ebeling, Erich: Keilschrifttexte aus Nssur
religiösen Inhalts. Zweites Heft. (S. 81 —
160) 36,5 * 26 cm. M.12 — ; kart. M. 13 —.
(28. Wissenschaftl. Veröff.d. Deut. Orient.-Ges., 2. Heft.).
Fries, Carl: Die Attribute der christ-
lichen Heiligen. Mit einem Anhang: Zur
Offenbarung Johannis. (66 S.) M. 3 —
(Mythologische Bibliothek VIII, 2.)
Grapow, Hermann: Religiöse Urkunden.
Erstes Heft. Ausgewählte Texte des
Totenbuches. (64 S. autograph. Text
Lex. 89 und 24 S. Uebers. 8°.) M. 7.50
(Urkunden des ägyptischen Altertums V, 1.)
Kiliermann, S.: Die Blumen des heiligen
Landes. Botanische Auslese einer Friih-
lingsfahrt durch Syrien und Palästina.
2 Teile (79 S. m. 10 Abbildgn.) 8°. M. 1.20
(Das Land der Bibel. I, 5 u. 6.)
Das Land der Bibel. Gemeinverständliche
Hefte zur Palästinakunde. Im Auftrage
des Deutschen Vereins zur Erforschung
Palästinas hrsg. von Professor Lic. Dr.
G. Hölscher. Band I (6 Hefte). 8°. M. 3.60
Landsberger, Benno: Der kultische Ka-
lender der Babylonier und fÄssyrer.
Erste Hälfte. (150 S.) 8°. M. 6.—
(Leipziger Semitistische Studien VI 1/2.)
Schroeder, Otto: Die Tontafeln von EI-
Amarna. Texte Nr. 190—202 nebst Zeichen-
liste (V. 95 S.) Fol. M. 12 —; kart. M. 13 —
(Vorderasiatische Schriftdenkmäler Heft XIL)
Fürs Feld und Lazarett besonders empfohlen:
von Harnack, A.: Das Wesen des Christentums.
63. Tauf. Feldausgabe in 2 Heften M.2 —
u Carl: 4 Einzelhefte.
as bedeutet der Mensch? — Was ist Glück?
— Vorbedingungen des Christentums. — Jen-
seits-Hoffnung. (Gewicht je 40 gr.) Je 30 Pfg.
Mit einer Beilage von der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung in Leipzig.
Verlag u. Expedition: J. C. Hinriebs’sebe Buehhandlung, Leipzig, Blumengaswse 2. — Druek von Max Schmersow, Kirchbain N.-L.
Verantwortiieher Horansgeber: F. R. Peiner, Königsberg 1. Pr., Gelts-Allee 11.
Orientalistische Literaturzeitung
Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient
und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers
Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11
Verlag der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung, Leipzig
Blumengasse 2.
m
18. Jahrgang Nr. 12
Inhalt
Abhandlungen und ouzan Sp. 353—370
Manuskripte und Korrekturen nach Königsberg. — Drucksachen nach Leipzig.
Jährlich 12 Nrn. — Haibjahrspreis 6 Mk.
Wresziuski, W.: Eine Statue aus der
22. Dynastie KA gece a
Dezember 1915
Schollmeyer, Anastasius: Sumerisch-
353 babylonische Hymnen und Gebete
Šamaš (H H. Figulla). 371
Förtsch, Wilh.: Der Vater des | Besprechungen . Sp. 371—380 an
Gilgameš BEE 367 | Langdon, Stephen: Historical and Wreszinski, W.: Atlas zur ägyptischen
Förtsch, Wilh. Der Laut wert dur des religious texts (H. H. Figulla) 375 B (Georg nn.
Zeichens ee 370 | Polak, J. E. (Sättler, F.): Deutsch- | Altertumsberichte . . . . . 380
Haupt, Paul: Der Korngrünfutter- per sischese Konversations- Wörter- Aus gelehrten Gesellschaften . 381
schnittmonat . . ... . 359 buch (K. Süssheim) . 377 | Parsonalin . . . 2.» . 381
Witzel, Maurus: Die Einleitungs- | Rothstein, J. W.: Hebräische Poesie | Zeitschriftenschau . . . 381—383
zeilen zu Gudea Zylinder A 361 (Max Löhr) 375 | Zur Besprechung eingelaufan 383
Eine Statue aus der 22. Dynastie.
Von Walter Wreszinski.
(Mit einer Tafel.)
Das Berliner Museum besitzt eine Statue aus
grauem Granit, die unter Nr. 17272 ins Inventar
eingetragen ist; ihre Veröffentlichung hat mir
Heinrich Schäfer mit bekannter Bereitwilligkeit
überlassen, ich danke ihm auch an dieser Stelle
herzlich dafür.
Ein hockender Mann mit auf den hochge-
zogenen Knien gekreuzten Armen ist dargestellt;
er trägt eine halblange Strähnenfrisur, die eckig
zugeschnitten ist und die Ohren freilässt, die
Augen stehen gerade, Brauen und Lidränder
sind geschwungen, die Pupillen nicht angegeben.
Die Nase springt gegen die oberhalb der Nasen-
wurzel leicht gebuckelte Stirn nur schwach vor,
sie ist fein und schmal. Der Mund entbehrt
der Eigenart, die Wangen und das Kinn sind
weich und jugendlich. Der bartähnliche An-
satz am Kinn verdankt seine Existenz wohl
der EE des Bildhauers, durch den Ver-
such, ihn zu entfernen, könnte das
Kunstwerk beschädigt werden.
Die rechte, flach auf liegende
Hand ist schlecht ausgeführt, nicht
viel besser kann man über die
linke urteilen, die eine Pflanze
hält.
Die Körperformen sind unter dem Gewand
verborgen, nur die Arme und das Gesäss mar-
863
kieren sich. Das ganze Stück ist das Produkt
einer Bildhauerwerkstatt, aus der noch eine An-
zahl anderer Statuen auf uns gekommen zu sein
scheinen, wenigstens sind die von Legrain ge-
fundenen Statuen aus der 22. Dyn. (Cat. Gen.
42208 u. f.) z. T. ganz ähnlich i in Vorlage
und Ausführung.
Die Darstellungen und Inschriften sind ohne
Sorgfalt ausgeführt, so sehr, dass die Deutlich-
keit der Bilder darunter leidet. Die Erhaltung
des Stücks ist bis auf ganz kleine Bestossungen
am Sockel ausgezeichnet.
Auf den Oberarmen stehen die Namen Osor-
kons’ II (um 860 v. Chr. Geb.) auf asiatischen
Bögen als Untersätzen:
=z 5 Auf dem Gewande vorn! ist in
versenktem Relief der Gott Month,
© / falkenköpfig, mit der Sonnenscheibe,
1 f 8 dem Uräus und den beiden hohen
= lo Federn geschmiickt, im Kénigs-
schurz mit Wolfsschwanz, in den
Handen das Scepter | und das
Lebenszeiche n , vor dem mumiengestaltigen
Osiris dargestellt. Zwischen beiden stehen zwei
Trankopferständer, die durch die Nachlässigkeit
des Künstlers leer geblieben sind, zwischen ihnen
sieht man 5 zum Strauss gebundene Lotusblu-
1 Ebenso auf den Statuen Cairo Cat. Gén. 42226/7,
Zeit des Petubastis; ähnliche Darsteliungen, meist mit
mehreren Figuren, sind in der Zeit gans gewöhnlich.
854
men;natürlichsind aufden Stän-
dern Flaschen mitdem Trankop-
| fer zu denken, und zwischen sie
ist der Blumenstrauss gesteckt.
Ueber Month steht — S
is „Month von Theben“, über O-
2 a
siris HOOK SS ISS
„Osiris, Gebieter des Westens,
Herr von Abydos“.
Auf der rechten Seite! sieht man die Barke
des Sokaris auf einem Traggestell, das auf einem
altarförmigen Untersatz steht. Der stark ge-
schwungene Kiel endet am Bug in zwei Anti-
lopenköpfe mit geraden bezw. leierför mig ge-
bogenen Hörnern. Daran schliesst sich eine
eigentümliche Verzierung, die bei Rosell. Mon.
d. culto XXIV wie ein gefälteltes Tuch aussieht,
hier und im Sethostempel (Capart 1. c. Taf. 49)
dagegen wie eine Anzahl dünner Stäbe, die fliigel-
förmig nebeneinander in die Bordwand gesteckt
sind. Der Strick, der vom untersten Stabe herab-
zuhängen scheint, geht in Wirklichkeit wohl
vom Maul der Antilope mit den leierförmigen
Hörnern aus; an ihm leitet der Priester beim
feierlichen Umzug die Barke und ihre Träger.
Auf einem hohen Gestell mit Blumenkapitäl
steht der Sokarisfalke mit dem hohen Feder-
schmuck AQ, 4 kleinere Falken stehen, gleich-
sam als Bemannung des Bootes, davor und da-
hinter. |
Die Mitte des Schiffes nimmt die Götterlade
ein, die der Steinmetz leider ganz undeutlich
ausgeführt hat. Es ist ein Kasten, dessen Seiten-
fläche drei senkrechte Leisten zugleich festigen
und schmücken; wie der Deckel aussieht, ist
nicht zu sagen, er scheint mit Figuren geziert
zu sein, wie es eine Barke bei Rosell. Mon. d. culto
XXIV, 2 zeigt. — Am Heok sind drei Steuer-
ruder angebracht.
Das Schiff wird von Seitenleisten mit einem
Muster aus abwechselnd gestellten Stäbchen
und N Zeichen für Schutz festgehalten. Die
Trage läuft vorn und hinten in Stangen aus und
ruht auf niedrigen Klötzen.
Der Untersatz ist ein Pyramidenstumpf mit
steiler Böschung aus Holz oder Stein; je nach
dem Material sind die Seiten mit à jour ge-
42222, 42228, alle 22. Dyn, thal. ibid. 4231, 42210,
Ä 2 e 22. Dyn. . ibid. 11, 4221
42217, 48820, 42231, pd, |
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 12.
| zweiter
schnittenen Füllungen oder mit Reliefs verziert
zu denken, das Muster besteht aus den ab-
wechselnden Zeichen für Leben I und Dauer f.
Hinter der Barke steht ein Wedel auf einem
langen Schaft. Vor ihr stehen die Göttinnen
Isis und Nephthys, in J “=e „Isis,
die Göttermutter und Herrin des Himmels,
T S| „Nephthys, dieHimmelaherrin,
D moll
die Gebieterin der Götter“. Beide Göttinnen
unterscheiden sich voneinander nur durch ihren
Kopfschmuck. Sie stehen nebeneinander, dem
Beschauer den Rücken wendend, vor ihnen zwei
der schon oben besprochenen Ständermit Krügen
und Blumen, ein Kruggestell mit drei Flasohen
und ein Räucherarm g=). Die ägyptische
Art der Darstellung lässt das räumliche Ver-
haltnis der einzelnen Kompositionsfaktoren zu-
einander nicht erkennen, vgl. dazu meinen At-
las Taf. 52. |
Auf der linken Seite! verehren die Götter
A
N T = eo. „Horus, Rächer seines Va-
ters,“ Harendotes und R I d d „Thot, Herr
der Hieroglyphen“, die heilige Truhe des Osiris
von Abydos, einen oben abgerundeten Kegel,
der mit einer Decke mit Fransen belegt ist und
von zwei Federn und dem Uräus überragt wird.
Der Kasten steht auf einem Pfahl, der sich
von einer Platte erhebt und um den kleine,
schlecht erkennbare Figuren berumstehen. Nach
analogen Darstellungen (vgl. Rosell. Mon. d.
culto XVII, 1) halten kniende und stehende
Statuetten des Stifters den Pfahl. Die Platte
ruht auf der Trage und diese auf einem Unter-
satz, der einfacher gearbeitet ist als der oben
beschriebene.
Neben diesem Kasten mit der heiligen Reli-
quie des Osiris, dem Hauptstück bei dem feier-
lichen Umzug, stehen 6 Standarten, die von
Lebenszeichen gehalten werden. Vier von ihnen
tragen Götterfiguren, den Wolfsgott Wep-wawe
der nach dem Mythus dem Osiris kimpfend un
wegbahnend Mee des ist, den hier per
nefas falkengestaltig dargestellten Sohn des
Osiris, Horus, der ihn gerächt hat, den Sonnen-
gott, der auf einer thebanischen Statue die
Widdergestalt des Amon-Re haben muss, — vor
ihm ist der Streit zwischen Osiris und Seth
ausgefochten worden, —undden Thot, der ibn zu
des Osiris Gunsten entschieden hat. Auf den
Ebenso auf den Statuen Cairo Cat. Gén. 42215, 42216
mit den gleichen 6 Standarten, nur statt des Wolfs ein
idder, ebense bei 42226. ES
357 Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 12. -868
beiden:niedrigeren Standarten stehen die Zeichen wow L JI Oe l NR
zweier Gaue, das des Gaues von Latopolis, Olowicdl
in dem die Nekropole des Sokaris liegt, der ja —
nur noch eine Form des Osiris ist, und das des 1 es en déi LS D
Eileithyiaspolites, dessen Nennung hier schwerer |
verständlich ist, vielleicht repräsentiert er ie Sawer Veo J j 1 d
nur Oberägypten. R "e | l
Die Inschriften nennen Persönlichkeiten, die — 9 >
auch aus anderen Denkmälern bekannt sind, Ze, am = Gr
vgl. Weil, Veziere des Pharaonenreiches pag.
131 f. Die Titel bieten keine Besonderheiten,
der kleine Spruch ist wohl der Anfang eines
volkstümlichen Liedes, das stark an Psalm 84
erinnert.
Tn oe Nate ll EBs |
DEKAN ES FPF fo mm lé
NAP WAS ea vv
Ne DAR
oN
LASENT or
da LAN Tt!
IC wom Set JS
Der Priester des Amon in Karnak,
der Priester des Month von Theben,
der Erbfürst, Fürst, kgl. Siegelbewahrer, ein-
ziger Smr,
der Wedelträger zur Rechten des Königs von
Oberägyp ten, |
der beim König von Ober ten allein eintritt
‘and die Audienzhalle in ihrem Glanze sieht
(d. h. den König in ihr)
der Sekretär des Pharao Hor, er spricht:
„Wie wohl ist dem, der den Amon schaut!
Ich sitze im Schatten seines Hauses
= ichdas Gebet aus dem Munde der Priester
öre
wie das Jauchzen der Geister des Ostens,“
(wenn die Sonne aufgeht.)
Um den Mantel herum:
mm >=
SATTE AZ Te,
aed Ts
10 oo DA
Es hat ibm sein Sohn gestiftet, der seinen
el Namen verewigt,
der it ntr und Priester des Amonrasonter,
III Priester des Amon,
Vorsteher der Rinderherde des Ré-Heiligtams
auf dem Dache des Amontempels,
Priester des Month von Theben,
Augen des Königs von Oberägypten,
Ohren des Königs von Unterägypten,
grosser rwd, Sekretär für den Süden Nb-ntrw,
der Sohn des Hohenpriesters, der den Re-Atum
in an zufriedenstellt, Sekretär des Pha
rao Hor.
NR !
TOF 16
OESCH,
U
EE
STEHE
PSs
Priester des Amon in Karnak, Priester des
Month von Theben, j
Erbfürst, Fürst, kgl. Siegelbewahrer, einziger smr,
Wedelträger zur Rechten des Königs, Sekretär
des Pharao Hor, |
Sohn der Sistrumspielerin des Amonre Dd-
Mwt-1ws- nh, |
Sohn des — Titulatur wie vorher — N§-Jmn
Sohn des — Titulatur wie vorher — Nb-ntrw.
MUNA
| | d |
—
Sohn des — Titulatur wie vorher — Stadt-
räfekten und Veziers Ns-Jmn,
Sohn des — Titulatur wie vorher — Nb-ntrw.
Hier ist die Herkunft des Nb-ntrw mütter-
licherseits angegeben, seine Vorfahren in der
4. u. 5. Generation waren Veziere, damit be-
weist er dem Fernerstehenden die Vornehmheit
seiner Familie.
Der Korngrünfutterschnittmonat,
Von Paul Haupt.
Zu Weidners Bemerkungen (OLZ 17, 499)
tiber den babylonischen Namen des Schaltmonats,
arıu magrü ša Addari, der Unglücksmonat des
Adar, mag man meinen (1913 erschienenen)
Aufsatz The Cuneiform Name of the Second Adar
(JBL 32, 139—145 nebst dem Nachtrag auf
S. 273/4) vergleichen, wo ich auch den bebrä-
ischen Namen Feadar (unter Hinweis auf GK *
123 f.) zum ersten Male erklärt habe, ebenso
die sumerische Bezeichnung des Adar als Korn-
schnittmonat (ASKT $ 204, 2. 11).
Meissner, Von Babylon nach den Ruinen
von Hira und Hüarnagq (Leipzig 1901) S. 4 sagt,
dass in der Zeit vom 13—21. Februar 1900 in
-Babylonien die Saat schon recht hoch auf-
geschossen war, und die ganze Tierwelt in dem
angenehmen Zeichen des hasis(Grünfutters)stand,
mit der Anmerkung: Die Gerste wird, bevor sie
in Halme schiesst, mehrfach abgeschnitten, und
das Grünkraut als Viehfutter verwendet; bei
Weizen findet das nicht statt. — Der 1. Adar
fiel 1900 auf den 31. Januar.
In einer weiteren Notiz über den Korn-
futterschnittmonat, die inzwischen in JBL 33,
Heft 4 erschienen ist, habe ich darauf auf-
merksam gemacht, dass nach EB!! 1, 313* das-
selbe Verfahren in Afghanistan üblich ist: man
sät dort die Gerste im November, im März und
April wird sie dann zweimal (zu Futterzwecken)
abgeschnitten, während die eigentliche Ernte im
Juni stattfindet.
In Deutschland liefert der im Herbst gesäte
Futterroggen im Frühjahr das erste Grünfutter
für Milchvieh, und von dem im Juli gesäten
Johannisroggen erhält man vor der im nächsten
Jahre erfolgenden Ernte im Herbst einen Grün-
futterschnitt. Im südlichen Grossbritannien wird
Roggen fast ausschliesslich als Futterpflanze
gebaut, im Herbst gesät und im Frühjahr ge-
schnitten. In Australien wird Weizen und
Hafer zusammen gesät und vor der Reife ge-
5 da das Land keine natürlichen Wiesen
at.
Delitzsch merkte in seinem (autographierten)
Wörterbuch, S. 190, A. 2 an, dass Rassam ihm
mündlich mitgeteilt habe, die Aussaat finde in
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 12. ‘
Babylonien im November—Dezember statt, die
Ernte im Mai—Juni. Sivan (assyr. simanu,
von uasamu; JBL 19, 80, unten) heisst Ernte-
zejt, während saison (=lat. satio) eigentlich Saat-
zeit bedeutet.
Dass der sumerische Name des Adar sich
nicht auf die Kornernte, sondern auf den Korn-
grünfutterschnitt bezieht, hat Pinches (PSBA
35, 20. 23. 127) richtig erkannt. Jensens Ver-
mutung, dass Adar mit iddar, Tenne, zusammen-
hängt (ZDMG 65, 562, Z. 22; vgl. Zim-
mern, Akkad. Fremdwörter S. 41) ist unhaltbar.
Der Name ist vielmehr von “Y, behacken, jäten,
das Unkraut enifernen, abzuleiten (für die a-
vokale nach dem y vgl. agrabu = pp, agalu =
33%). Zum Jäten der palästinischen Getreidefelder
siehe DB 4, 678°. In Babylonien nahm man
wohl nach dem Korngrünfutterschnitt eine
Lockerung des Bodens unter gleichzeitiger Un-
krautausrottung vor.
Nach Plinius (18, 254) fand das Behacken
der Saatfelder vor der Frühlingstagundnacht-
gleiche statt (ab aequinoctio sartura nocere et
vineae et segeti existimatur). Von dieser (dem
Adarentsprechenden)Zeitsagt Plinius (18,241):
Tum et segetes convenit purgare, sartre hibernas
fruges, maxumeque far; vgl. ibid. 184: triticum,
semen, hordeum fabam bis sarire melius. Der
Name Adar (genauer Addar) hat die Bedeutung
von sarculatio und runcatio; man kénnte ihn des-
halbdurch Sarculariusoder Runcinus wiedergeben.
JBL 32, 273 habe ich auch die babylonischen
Varianten zu ASKT 64, 13 (AL® 113) auf
Grund einer neuen Kollation Pinches’ und
meines Schiilers Dr. Schick) berichtigt. Aut
der Riickseite (nicht Vorderseite!) von S. P. 11,
263 steht nicht YY eA oder YY d. sondern,
Tr und auf der Vorderseite nicht ar-xu Sa-
(= Addari), sondern ME ve d. i. arkat ša Ad-
dari, Nachadar (vgl. Nachsaison, franz. arrière-
saison, auch Nachurlaub, Nachkur, Nachspiel,
Nachschrift, Nachtischusw), während die Variante
auf der Rückseite arzu atar sa Adari, Extra-
Adarmonat (vgl. BA 1, 14, Z. 14) zu lesen ist.
Delitzsch, Sum. Gloss. 137 bemerkt mit Recht,
dass das sum. dir = atru (für watru) dem hebr.
y entspricht, und der Schaltmonat heisst im
Hebräischen pp Grp
Auch Weidner (OLZ 17, 499) fasst arzu
magrü 3a Addari als Unglücksmonat des Adar;
er liest aber makrü statt magrü, und bringt
das zusammen mit arab. mäkira = ihmarra, rot
sein, syr. mdkhra, mekhärä, makkärä, rote Farbe
Makrü soll ursprünglich rot, dann dunkel, finster,
unheilvoll bedeuten; vgl. dagegen Weidners
Babyl. Astronomie (Leipzig 1915) S. 10. Dass
361
sämu nicht rot heisst, habe ich schonOLZ 16, 489,
A. 1 bemerkt; die Bedeutung ist vielmehr fahl.
Delitzsch (Sum. Gl. 239) fasst sämu jetzt als
dunkelfarbig (vgl. ibid. 92, unten, und ALS 172°.
13, Nr. 89).
ZDMG 64, 705, Z. 16 habe ich den sume-
rischen Namen des Kornfutterschnittmonats iti-
Se-kin-kut gelesen. Es ist trotz Delitzsch,
Sum. Gl. 110 nicht nötig, kin durch gur zu
ersetzen. Jedenfalls ist in dem dort angeführten
$e-gur-kuda=eldu das še nicht lediglich Determi-
nativ. Ebenso wenigdarf man in dem sumerischen
Namen des Pferdes, ansu-kura Esel des Berglandes
ansu (vgl. OLZ 18, 203; ZDMG 69, 170, A. 3) als
blosses Deterinativauffassen, wie das Delitzsch,
Sum. Glossar, S. 128tut (vgl. AL518; SAI5359;
GA 38455). Ausserdem kann eldu = hagdu auch
ediglich Abschneiden bedeuten; vgl. syr. N)
Sichel. Das aramäische Lehnwort haéada heisst
im Arabischen mit der Sichel ubschneiden (arab.
gata‘a bil-mingali). Die echtarabische Form ist
, zädada, lat, runcare, jäten, wird später
auch für mähen gebraucht. Ein althebr. mu
Schnitzmesser(oder Axt; vgl.äthiop mä dad, Sichel
gibt es nicht; Jer. 10, 3 ist “syna Glosse (nicht
vgl. Cant. 7, 2) und Jes. 44, 12 ist statt syn
mit Klostermann 239 dw, wie müht er sich
einzusetzen. Der Zweizeiler ist folgendermassen
zu lesen.
NY Mapa. DEZ
yd ep wan
Am om Dr
MD 2 Noppen
% n> par syn b (6) zept)
Wie mühte sich“ der Eisenschmied!
mit Kohle und Hämmern formte er's;
Er schaffte es mit kräftigem Arm,
Pkein Wasser trank er und lechzte.
“und schaffte fauch hungerte er und hatte keine Kraft.
Statt Ay (von Ay") ist Ay” (von yy; vgl.
Hiob 22, 7) zu lesen. Das! ist konzessiv (GK *
8 141, e). In Glosse “ist 15 vor dem folgenden
N> ausgefallen. Sowohl Jes. 44, 12 als auch
Jer. 10, 3 sind natürlich nicht echt, sondern
gehören einer späteren Zeit an.
Die Einleitungszeilen zu Gudea Zylinder H
(1,1—12).
Von P. Maurus Witzel.
Trotz der genialen Arbeit Thureau-Dan-
gins (SAKI S. 88 ff.) haben wir von den
beiden grossen Gudea-Zylindern doch erst nur
einen Uebersetzungsversuch, Die Schwierig-
keiten, welche einsprachige sumerische Texte
der Uebersetzungskunst bieten, zeigen sich in
erhöhtem Masse an diesen beiden Zylindern.
Besondere Schwierigkeiten bieten in diesen
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 12.
' 868
Texten die verschiedenen Kultgegenstände und
Tempelräume und dgl., deren Erwähnung uns
nur mit leeren Namen bekannt macht und im
Ungewissen herumtasten lässt.
In den Einleitungszeilen zum Zylinder A
bestehen diese Schwierigkeiten nicht. Und doch
ist es bis jetzt noch nicht geglückt, eine befrie-
digende Uebersetzung der wenigen Zeilen zu
geben, die zudem noch verhältnismässig lücken-
los erhalten sind. Der Text lautct:
l'ud an-ki-a nam-tar-[ri-Jda ?SIR-BUR-
[LA] -e me-gal-la [sag]-an-su-mi-ni-ib-il 34en-
lil-e en- Anin- gir-· su- Ad igi-zild) mu-Si-bar turu-me-a
nig- du PA- nam- & 5§a(y) gu- bi- nam- gi ®3a(g)-4en-
lil l gu- bi- nam- gi T Sa(g)- gu · bi· nam · gi Sega-en
nam- mul imi II- IL %8a(g)*en-lil-la-ge“idigna-
dm a- dug-ga nam-tum '%é-e lugal-bi gu- ba- de
116 ninnũ me-bi an- Ri- a PA- - mu- ag- ge li pa; te- Si
galu-giS-pi-tag-dagal-kam gis-pi-tüg ni - ga- gaͤ.
Thureau-Dangin übersetzt in SAKI S. 89:
1Zur Zeit, wo im Himmel und auf Erden die
Geschicke bestimmt wurden, wurden Lagas’
grosse Bestimmungen zum Himmel erboben.
En- lil warfeinen wohlwollenden Blick auf Nin-gir-
su: „In meiner Stadt was sich gehört erscheint
nicht, das Flutwasser steigt nicht, ®das Flut-
wasser En-lils steigt nicht, ™das Flutwasser
steigt nicht. 8Die hohen Wasser leuchten nicht,
zeigen nicht ihren Glanz. *Gutes Wasser bringt,
wie der Tigris, das Flutwasser En-lils nicht“,
10 Den Tempel (soll) der König verkünden,
‘fdas e-ninnd, seine Bestimmungen (sollen) an-
gesehen sein im Himmel und auf Erden.“
12Der Patesi, ein Mann von weitem Verstande,
wandte darauf seinen Verstand. '
In dieser etwas mysteriös klingenden Ueber-
setzung ist, wenn ich dieselbe recht verstehe,
ein Dialog zwischen Ningirsu und Enlil ent-
halten. Langdon (SG S. 179) bietet im wesent-
lichen die gleiche Uebersetzung, fasst aber,
wie es scheint, Zeile 4—12 als Monolog (Nin-
girsus?) auf. Auch Kmoskó ZA XXIX, S. 159
(Eine uralte Beschreibung der „Inkubation“)
versteht wohl Th-D. falsch, wenn er ihm einen
Monolog (Ningirsus) imputiert.
Was vor allem die nicht befriedigende
Uebersetzung Th.-D.s veranlassen musste,
war die Auffassung des Verbalpräformatives
nam in negativem Sinne. Ich glaube in
meinen Präformativen!, den Nachweis er-
2 BA VIII 5. — Kmoskö (a. a. O. 8 159) der üb-
rigens meiner Auffassung zum Teile beistimmt, ver-
weist zum Beleg dafür, dass das Präformativ nam
auch negative Bedeutung hat, auf Sc. 60 und Brünnow
S. 537 ff. Diese negative Bedeutung des nam habe ich
natürlich nicht geleugnet; vergleiche meine Ausfübrungen,
besonders auch S. 124 2.4 ff. Freilich würde ich heute
nicht mehr den Satz schreiben: „Es ist also fraglich,
988
bracht zu haben, dase nam in sehr vielen
Füllen und besonders in den älteren Texten
positive Bedeutung habe. Dementsprechend
babe ich (Präf. S. 102 Z. 18 ff.) für die Ein-
leitung zu unserem Zylinder folgende Ueber-
setzung vorgeschlagen:
1, Als oben und unten die Geschicke be-
stimmt wurden, 2 wurde Lagaš durch hohen Be-
schluss zum Himmel erhoben. ®Enlil warf dem
EN-Ningirsu einen fürsorgenden Blick zu.
Auf dem Stadtgebiete (? vgl. M 7957 me-a
ali? brachte er (scl. Enlil) alles in Ordnung,
5das Flutwasser liess er anschwellen, ®das Flut-
wasser Enlils liess er anschwellen, "das Flut-
wasser liess er anschwellen, ®die hohen Wasser
bedeckte (er mit?) Glanz, °die Flut Enlils
brachte als Tigris gutes Wasser herbei (oder
„liess in den Tigris gutes Wasser fliessen“?)
10 Der Tempel ward grossartig angeordnet (?oder
den Tempel verkündete sein König“); tides e-
ninnu Los oben und unten glänzend zu ge-
stalten, 12(darauf) richtete der Patesi, ein
Mann grossen Verständnisses, seinen Verstand“.
Diese Einleitung dachte ich mir als kurze
Chronik von Lagaš bis zum Tempelbau, in der
besonders hervorgehoben wird, dass Lagaš bei
der Schicksalsbestimmung gut abgeschnitten
habe, besonders auch ausgezeichnet worden sei
durch fruchtbare Felder. Indem Kmoské (a.
a. O. S. 159 f.) in dem Texte die Erzählung
des Anlasses zum Tempelbau erblickt (was an
sich ja auch viel für sich hat), kommt er zu
dem Schluss, dass nam in den Einleitungszeilen
doch negative Bedeutung habe. Auch weist
er darauf hin, dass der Tigris sehr schlechtes
Wasser enthalte, dem der dupsar nicht wider-
sprechen dürfe?. Die Veranlassung zum Tempel-
ob in den älteren Texten überhaupt ein num — „nicht“
vorkommt“ (S. 103 Z. 16.; in den Wirtschaftstexten fin-
den sich nämlich verschiedene Formen mit nam-mi „nicht
soll er. . .“. Aber hier liegt nur eine geschärfie Aus-
sprache fir na-mi vor; ein eigentliches Präformativ nam
ist dies nicht. Auch Gudea St. B 7,66 f. (vgl. Praf S. 103
Z. 8) gehört hierher. Eine andere Verbalform mit nam
(= ohne folgendes ms) und negativer Bedeutung ist mir
auch bis jetzt aus den früheren Texten (mit Ein-
schluss der Gudea-Inschriften) noch nicht bekannt. —
Kmoskös Ausführungen über die „Inkubation“ bei Gudea
werden an einer anderen Stelle besprochen werden.
osk6 (a. a. O. S. 161 Anm. ) meint: me-a
8 schon deshalb nicht „Stad beet heissen (Wit-
zel), weil es bei Meissner 7957 = ubi (?) bedeutet“.
Diese Bedeutung ist mir natürlich Au nicht entgangen:
nicht me-a habe ich mit „Stadtgebiet“ übersetzt, sondern
uru-me-a, wobei uru „Stadt“ heisst und. me-a dem „Ge-
biete“ entsprechen soll. Vgl. meine Uebersetzung in
Literarische Beilage der Höôlnischen Volkszeitung 1913
Nr. 30 (Ein Traumgesicht und seine Deutung aus der
grauesten Vorzeit): „Wo die Stadt (steht), brachte er
alles in Ordnung“.
® a-dug-ga braucht nicht mit „gutes Wasser“ son-
dern mit „Stisswasser“ übersetzt zu werden. CH meine
Uebersetzung in Liter. Beilage zur Köln. Volksz.)
Orientalistische 63 Drientalistische Literaturzeitung 2915 Nr. 12. rr BA 1915 Nr. 12.
bau war nach Kmoskö der "2? dass
„zur Zeit, als das E-ninnfi noch nicht erbaut
war, das jährlich wiederkehrende Hochwasser,
dem die Sumerer ihren ganzen Wohlstand zu
verdanken hatten, eine Zeitlang weniger er-
giebig war“. Kmoskö übersetzt:
Zur Zeit, wo im Himmel und auf Erden bei
der Schicksalsbestimmung (d. h. am Jahres-
anfang) "die Stadt Lagaš eine grosse Be-
stimmung bis zum höchsten Himmel erhob und
3Enlil auf den En-Ningirsu’s einen fürsorglichen
Blick warf: ‘in der hehren Stadt erschien das
Geziemende nicht, ö5das Hochwasser kehrte nicht
ganz zurück, êdas Hochwasser Enlil’s kehrte
nicht ganz zurück, "das Hochwasser kehrte
nicht ganz zurück. ®Die hohe Flut glänzte
nicht, sie trug Schlamm. Das Hochwasser
Enlil’s, wie wenn es der Tigris wäre, brachte
gutes Wasser nicht“. Kmosk6 fügt noch hinzu:
„Um den zürnenden Gott zu beschwichtigen,
beginnt nun Gudea das E-ninnfi zu bauen.
Dies ist der natürliche Sinn der ein wenig hol-
perigen Einleitungsworte von Cyl. A“.
Ein wenig holperig kommt also Kmoské
die Sache immer noch vor! Doch ist der Ge-
danke zweifelsohne sehr gut, dass in den
Einleitungszeilen der Anlass zum Tempelbau
gefunden werden müsse. Bisher erblickte ich
denselben in Zeile 10; doch durch Kmoskös
Ausführungen bin ich auf eine andere Idee ge-
kommen, die gleich dargelegt werden soll. Auch
muss man gestehen, dass es auf den ersten
Blick ziemlich bestechend ist, den Feldersegen,
der in Kolumne 11 der Inschrift verheissen wird,
als Motiv des Tempelbaues anzusehen und dem-
entsprechend in der Einleitung den Mangel an
der „Flut Enlils“ ausgedrückt zu finden. Aber
bei näherem Zusehen scheint doch nicht alles
zu passen, erst recht nicht nach der Ueberset-
zung Kmoskés. Was soll z. B. die Erwähnung
des „fürsorglichen Blickes“, den Enlil auf Nin-
girsu wirft, wenn dann im Folgenden Sachen
erzählt werden, die nicht zum besten der Nin-
girsu-Stadt dienen? Die Uebersetzung gu- bi
nam - gi „kehrte nicht ganz zurück“ dürfte ver-
fehlt sein angesichts der Gleichungen bei Br.
3270, M 2077 und M 4894, aus denen her-
vorgeht, dass gú von dem eigentlichen Wurzel-
wort gi nicht getrennt werden kann. In Zeile 8
übersetzt Kmoské „(die hohe Flut) trug
Schlamm“. Aber warum sich darüber beklagen?
Das wäre doch für die Felder sehr erwünscht
gewesen! Zeile 9 lautet nach Kmoskö: „das
Hochwasser Enlils, wie wenn es der Tigris
wäre, brachte gutes Wasser nicht“. Aber aut
gutes Wasser kam es ja auch für das Feld
nicht an, sondern auf gentigendes Wasser.
Zudem würde diese Uebersetzung voraussetzen,
‘$66
dass der Tigris wegen seines schlechten Wassers
schon sprichwörtlich geworden. Zu dieser An-
nahme berechtigt aber nichts in den Inschriften:
vielmehr ist der Tigris (bisweilen mit dem
Euphrat zusammen) das Bild des Ungestüms, der
Fülle und des Segens. Was kann übrigens
Ningirsu dazu, wenn Enlil seine Fluten zurück-
halt? Bei dem selbstsüchtigen Charakter der
alten Götter würde Enlil durch einen. Tempel-
bau für Ningirsu auch nicht zur Nachgiebigkeit
veranlasst worden sein! Was den in Kolumne 11
versprochenen Feldersegen anbelangt, so ist
man durchaus nicht gezwungen anzunehmen,
dass derselbe eine Zeitlang vorenthalten gewesen
sei. Es wird hier nur ein ganz besonders
grosser Segen verheissen i.
Wenn nun hier Kmoskös Uebersetzung
der Einleitungszeilen unserer Inschrift abgelehnt,
ändererseits der leitende Gedanke gebilligt wird,
lässt sich dann ein anderer Anlass zum Tempel-
bau aus den Einleitungszeilen herauslesen? Ich
glaube, dass dies recht wohl möglich ist! Und
zwar erhalten wir die Erzählung einer Veran-
lassung, die vollständig in Parallele steht mit
derjenigen bei so vielen anderen Tempel- und
Städtebauten, von denen uns die Inschriften be-
richten: allmählicher Verfall hat die Fürsten zu
enovierungen oder Neubauten veranlasst. Bei
unserer Auffassung wird auch auf einmal ver-
ständlich, wie in der ganzen Inschrift sicherlich
von einem Umbau die Rede ist, während am
Anfange der Inschrift, namentlich auch in den
Anweisungen an Gudea, von einem Neuban die
Rede zu sein scheint.
Geben wir nunmehr zunächst die Ueber-
setzung der Einleitung nach unserer jetzigen
Auffassung:
1 Als oben und unten die Geschicke bestimmt
wurden, 2 wurde in Lagas der hohe (Königs)tempel
bis zum Himmel erhoben. ®Enlil warf dem En-
Ningirsu einen fürsorglichen Blick zu: ‘derStadt-
tempel wurde prächtig ausgeführt. — 5DasFlut-
wasser stieg (alljährlich) heran, §das Flutwasser
Eulils stieg heran. "Das Flutwasser stieg heran
(und) ®die hohen Wasser bedeckten den Glanz
mit Schlamm 2; »das Flutwasser Enlils wälzte
wie der Tigris Wasserwogen heran: ‘dieser
Tempel des Königs geriet in Verfall. 11 Des E-
ninnu Königstempel oben und unten glänzend zu
I Zeile 14 f. du-du ki a nu-é-da a ma-ra &-ne ist
nicht mit Th.-D. zu übersetzen: „Aus Bodenspalten, aus
denen das Wasser nicht mehr quoll, soll Wasser quellen“,
sondern: „zu den Hügeln, wohin das Wasser nicht steigt,
soll das Wasser dringen“. So ergiebig soll die Wasser-
fut werden!
* Oder ist zu übersetzen: „die Hochflut bedeckte
den Glans“ (IM-IL-IL = im-IL-IL)?
Orientalistische Literaturseitung 1915 Nr. 12.
886
gestalten, 12 darauf richtete der Patesi; ein Mann
grossen Verständnisses, seinen Verstand.
Diese Uebersetzung klingt, wie mir scheint,
sehr natürlich; damit verliert die zo
allen mysteriösen Anstrich. Sie befriedigt au
vollständig betreffs des zu erwartenden Hin-
weises auf den Umbau des alten Tempels. Auch
kann man bei dieser Auffassung die Enleitung
nicht „holperig“ nennen; im Gegenteil, sie macht
sogar einen recht schönen, künstlerischen Ein-
druck. Es entsteht nur die Frage, ob sioh
diese Uebersetzung auch rechtfertigen lasse.
Dass dem Ideogramm ME an den weitans
meisten Stellen der Gudeainschriften (desgl.
seinen Synonymen) die Bedeutung „Königs-
tempel“, d. i. Tempel, in dem der betreffende
Gott als Herrscher gedacht ist, zukomme, muss
an anderer Stelle ausführlich dargetan werden.
Dorthoffe ich auch zeigen zu können, dass das se-
mitische Aequivalent parse niemals die Bedeu-
tung „Gesetz, Befehl“ oder dergl. hat, sondern
immer bedeutet: „Königstempel“ (wenn von einem
Gotte) oder „Throngemach“ u. dergl. (wenn von
einemirdischen Königedie Redeist!;zuweilen wird
pargu im übertragenen Sinne genommen: „Dyne-
stie, Königsgewalt“ . e |
Was die positive Bedeutung des Präfor-
mativs nam angeht, so kann dieselbe hier nicht
mehr dargetan werden; es wird dasselbe auch
nicht nötig sein, da, wie es scheint, die positive
Bedeutung allmählich anerkannt wird. In Zeile 8
transkribiert Th.-D. ni il-il entsprechend seiner
Uebersetzung. Es steht natürlich nichts im
Wege, auch im: IIL- IL (etwa gur-gur zu lesen)
zu transkribieren und entsprechend zu über-
setzen. In Zeile 9 sind nach der gegebenen
Uebersetzung alle Schwierigkeiten betreffs des
guten oder schlechten Wassers des Tigris be-
hoben; der Tigris erscheint auch hier als Bild
der ungestümen Wasserkraft. A-dug- ga heisst
freilich für gewöhnlich „Süsswasser“. Da aber
dug (HI) auch die Bedeutung rihü hat (vgl.
Br. 8232; beachte auch dort HI-NIR=rihutum),
kann a-dug auch heissen „Wasserguss,-Anprall“
u. dgl. Solche verschiedene Möglichkeiten sind
ja im Sumerischen wahrlich keine Seltenheit!
Der Zusammenhang (das Bild des ungesttimen
Tigris) weist uns übrigens auf diese Bedeutung
hin. Aehnlich heisst gu-de (Zeile 10) in den
1 Cfr. parsu sa ili und parsu ša šarrí.
* Wem die Gleichung ME = „Königstempel® An-
lass sein sollte, die ganze obige Uebersetzung van der
Hund zu weisen, der möge einstweilen ME = „Bestim-
mung, Los“ beibehalten: *Laga’ wurde durch hohe Be-
stimmung zum Himmel erhoben. — “Das Los der Stadt
gestaltete er glänzend. **Des E-ninnu Les oben und
unten glänzend zu gestalten. [Zu ME = pargu = Gemach
vgl. auch Hommel OLZ X Sp. 381. D. R.] ,
367
meisten Fällen „verkünden“ und dgl. Aber es
hat auch die Bedeutung „zugrunde gehen“
(abatu), wie aus Br. 693 ersichtlich ist. Da
der Verfall von Tempeln usw. ein ganz ge-
wöhnliches Motiv für Tempelbauten ist, wird
man hier um so leichter die etwas seltenere
Bedeutung von gü-de annehmen können. Dieses
Verb für „zugrunde gehen“ findet sich übrigens
ziemlich oft im Sumerischen, freilich in ver-
schiedener Orthographie. In den Wirtschafts-
texten kommt oft ein u- gu- de „verloren gehen,
abhanden kommen, vernichtet werden“ vor.
Vergleiche auch Br. 6721 lu-gu-de und lu-t-
gu-de = munnabtu. Damit läuft dann noch ein
gu- du parallel; vergleiche Br. 667 Lu- gu- du -a
munnabtu; Br. 661 gu-dü=sakasu „zerstören“
und noch andere Nummern. Ich halte somit
die gegebene Uebersetzung für zweifellos rich-
tig. — Zu é-e lugal-bi „Känigstempel“ siehe
Zyl. A 30, 1 é-lugal-bi HI-LI-a ni-dü, was
Th.-D. übersetzt: „Der Tempel des Königs ist
mit Pracht erbaut“.
Somit dürfte die Einleitung des Gudea-Zylin-
ders A, welche dem Verständnisse so grosse
Schwierigkeiten in den Weg setzte, endlich ge-
klärt sein. Man sieht, wie oft das Verständnis
von der richtigen Auffassung eines einzigen
Wortes abhängen kann. Wir müssen aber auch
gestehen, dass wir vom Sumerischen noch herz-
lich wenig verstehen!
Der Vater des Gilgames.
Von Wilh. Förtsch.
Als Mutter der Könige von Uruk gilt ‘Nin-
sun. Sonenntsich Sin-gasid (Backstein A) dumu
anin-suͤn „Sohn der Nin-sün“ und errichtet
(Tonnagel) ‘lugal-ban-dadingir-ra-ni-ir
dnjin-sün ama-a-ni-ir“ d Lugal-ban-da, seinem
Gotte, und @Nin-sün, seiner Mutter“ den Tempel
6-kankal. Ebenso wird als Mutter des Gilgameš |,
der ja gleichfalls König von Uruk ist, @Nin-sün
enannt. Man könnte nun vermuten, Lugal-
ban-da, der Gemahl der *Nin-sün, sei als Vater
der Königeanzusehen. Dagegen würde die Stelle
aus dem Gilgames-Epos, wo das Weib des
Skorpionmenschen beim Anblick des Gilgames
in die Worte ausbricht (Tafel IX, Kol. 2, 16;
KB VI 1 S. 204) Sit-ta-Su ilu-ma Sul-lul-
ta-Su a-me-lu „zwei Drittel von ihm ist Gott,
ein Drittel von ihm ist Mensch“ durchaus
nicht sprechen; denn ‘Lugal-ban-da ist nicht
vom Anfang an ein Gott, sondern selbst nur
ein deifizierter König. Auffällig aber ist es,
dass Sin-gaSid bei der Erbauung des gemeinsamen
1 Za Gilgameš und Lugal-ban-da siehe die treff-
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 12.
868
Tempels für “Lugal-ban-da und “Nin-sün (siehe
oben) letztere als seine Mutter, ersteren aber
nur als seinen Gott bezeichnet; ferner ebenso im
GilgameS-Epos @Lugal-ban-da lediglich der Gott
des Gilgameš genannt wird!. Dies hat seinen
Grund darin, dass () Lugal-ban-da im Bewusst-
sein jener Zeit nochals historische Persönlichkeit
dastand, als dessen Sohn den König zu bezeichnen
nicht gut möglich war?.
Den Namen des Vaters des Gilgame$ erfahren
wir durch die neue Königsliste Poebel, HGT 2 ff.
Es heisst dort Nr. 2 Vs. 2, 26—28:
4 gis-bi(l)-ga-[mes]
ab-ba-ni a [?]
en kullab IP
„ Gilgames,
dessen Vater? A,
der Hohepriester von Kullab*, war“.
Poebel, HT S. 75 und 125 glaubt, dass a nur
das erste Zeichen des Namens sei, der Reste
aber fehle. Es ist möglich, dass Z. 27 (ebenso
wie Z. 28; hierzu siehe weiter unten) etwas
abgebrochen ist; doch wäre dies kein Teil des
Namens. Der Vater des Gilgames heisst A.
Im folgenden der Beweis dafür.
Der Vater des Gilgameš wird hier en kul-
labk „Hohepriester von Kullab“ genannt. Be-
achten wir dazu die Göttergruppen, welche VAS
XIV 74 (VAT 4657)5 und DP 54 nach dem
dritten Tage Opfer erhalten. Erstere ist: 4Gis-
bi(l)-gin-mes, 4 Nin-hur-sag SE.DA, isib kullab™-
ta; letztere: ib-bäd-dür-ra (kultisches Gebäude)$,
dGiS-bi(l)-gin-mes, @Nin-hur-sag SE. DA, isib kul-
lab“!-ta; von den Opferspenden heisst es in beiden
Texten gu-‘gi8-bi(l)-gin-mes-ka giš-e-tag „am
Ufer des Gottes Gilgameš? wurden sie geopfert“.
2 Gilgames-Epos, Tafel VI, 191—192: 6 gurré
Samni si-bit ki-lal-li-e ana piš-šà-ti ili-du
ilugal-ban-dai-kis „6 gur Oel, den Inhalt von beiden,
achenkte er zum Salböl seines Gottes i Lugal-ban-da.“ —
Vgl. Gudea, Zyl. B 23, 18-19, wo es von Gudea heisst
dingir-zu en 4nin-giS-zi(di-da dingir-
ama-zu dnin-sün-na „dein Gott ist der Herr dNin-
giš-zi(d)-da . . , deine göttliche Mutter ist dNin-sün“.
2? Die Bezeichnung von 4Nin-suo als Gemahlin des
d Lugal-ban-da stammt übrigens aus späterer Zeit, wo die
Priester sich des Wesens des Lugal-ban-da nicht mehr
bewusst waren und aus der Zusammenstellung der beiden
Gottheiten auf Gemahl und Gemahlin schlossen.
s ab hier anders wie als „Vater“ aufzufassen, dafür
besteht keine Veranlassung.
4 Zum Namen Kullab sieh weiter unten.
s VAS XIV = Wilh. Förtsch, Altbabylonische Wirt-
schaftst · xte aus der Zeit Lugalanda’s und Urukugina’s.
s VAS XIV 74 wird für das ib-bäd-dür-ra bereits am
dritten Tag selbst geopfert.
1 80 ist gú 4G.-ka zu übersetzen (sieh Förtsch,
MVAG 1914, 1 S. 143 und Landsberger, Der kultische
Kalender, S. 64 A.12); dieser Ausdruck stellt also keinen
Personennamen dar, so Dhorme, ZA 22 S. 299, und Hommel,
OLZ 1909 Sp. 476, auch ist er nicht „une expression obscure
lichen Ausführungen Poebel’s, HT S. 116 ff. und 123 ff. qui fait peut-6tre allusion à un serment par le nom d'un
869
Auch DP 218 erhält di[sib kulllabk-ta (hier
mitGottheitsdeterminativ)ein Opfer „am Ufer des
Gottes Gilgames“ 1. Dieser isib kullab *!-ta
„ramku-Priester vonKullab“, einedeifizierteGe-
stalt, welche mit Gilgames in Beziehung gesetzt
wird, ist selbstverständlich der HGT 2 en
kullab* „Hohepriester von Kullab“ genannte
Vater des Gilgameš. Denn weiterhin bietet
CT 24 pl. 25, 29—31:
da
adubbisag urik I il kullab#fi]
anin-gü-e-sir-ka dam-bi-[sal]
d. h. „der Gott A, welcher auch dem Gotte
Dubbisag-uri*' gleichgesetzt wird?, ist der
Priester? von Kullab; seine Gemahlin ist die
Göttin Nin-gü-e-sir-ka“. Daraus ergibt sich ohne
weiteres, dass dieser Gott A niemand anderer
wie der Vater des Gilgames sein kann. Zu
beachten ist der Name @Nin-gü-e-sir-ka „Herrin
des Randes der Strasse”, wo gü-e-sir eine Paral-
lele zu gú 4 Gis-bi(l)-giu-mes bildet“. ;
Noch einige Bemerkungen! KUL.UNU™
scheint, wie auch Poebel annimmt5, eine phone-
tische Schreibung zu sein, wobei UNU (= AB-
GUNU) den Lautwert ab hat; es dürfte sich
daher die Umschrift Kul-Ab*! empfehlen. — Die
Bezeichnung iSib kullab™, welche der Vater des
Gilgames führt, hat an den drei oben genannten
Stellen die Verlängerung ta®; ebenso z. B.
DP 438 Vs. 2, 2: &-dü isib kullab“-ta-ka-
dieu“, wie Genouillac, TSA p. LIL meint. Unhaltbar
ist ferner die Uebersetzung „omnia haec pro 4G.“ bei
Deimel, Pantheon babyl., Nr. 633 II 1. Für gü-dG.-ka,
das sich auch DP 218 Rs. 4, 4 und VAT 4663 Rs. 9, 8
findet, steht RTC 58 Rs. 1, 1:gü-4G.-kam und DP 222
Rs. 9, 7: gü-G.-kam; an letzterer Stelle fehlt (wahr-
scheinlich versehentlich) das Gottheitsdeterminativ.
1 DP 218 erhalten vor 4išib kullab ki-ta Opfer:
dNin-gir-su, dBa-u, [4 Dun-Salg)]-ga-[na], nl
hierauf folgen noch einige nicht erhaltene Namen.
2? dubbisag-uriki=tupäarru von Ur. Zu diesem
Gott vgl. CT 16 pl. 3, 89- 9u: ddub-sag unükinimgir
kullabkt-ga0Y] na-gi-ri kul-la-bi (Var. ba) „Gott
Dub-sag-uni*!, der nägiru von Kullab“; dabei ist dub-
sag wahrscheinlich phonetische Schreibung fürdubbisag.
Hier mes-sag anstatt dub-sag zu lesen (dub und mes
sind in neubabylonischer Schrift nicht zu unterscheiden)
ist wohl nicht angängig trotz Lugalzaggisi, Vasenbruch-
stücke 1, 30: dmes sangu unu(g)k-ga „Gott Mes,
Priester von Uruk“.
® Die Bedeutung „Priester“ für il ergibt sich aus
dem 199 für sangü (= mullilu-Priester): IL.
Die Götterlisten der Serie An = !A-nu-um
stammen natürlich aus Uruk; denn Anu wird in Uruk
verehrt; vgl. Förtsch, MVAG 1914, 1 S. 17 f. Weitere
Beweise dafür sind unteranderen die Erwähnungdes Vaters
des Gilgameš (siehe oben) und die Erwähnung des Gilgameš
selbst CT 25 pl. 28 K. 7659 Vs. 4: dGis-bi(l)-ga-mef[s]
80 wohl aus seiner Umschrift kul-abaki, HT
8. 75 und 116 A. 6 zu schliessen.
| € Daher vielleicht auch HGT 2 II 28 ta zu ergänzen.
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 12.
——ñ— EEN
870
ta und Nik. 283 Rs. 3, 2: dù isib kullab*!-
ta-ka. Möglicherweise gibt es für isib-kul-
lab*' eine auf t auslautende Lesung! oder wahr-
scheinlicher, der Ausdruck iSib-kullab®-ta
bildet ein Ideogramm, das vielleicht auf k aus-
lautet; vgl. dazu z. B. die Ideogramme IS. B.
4{NIDABA = kurku, EN.ISIB.NINNI =
ukurrim, EN.ISIB.AD.AZAG = zennu,
EN.NUNUZI.Z. @NANNA(R) = zirru
Das vierte Zeichen CT 24 pl. 35, 30 soll
wohl UNU (Br. 6701) sein und stellt nur eine
graphische Variante von UN U (Br. 4790) dar. —
Auch Landsberger a. a. O. S. 55 und A. 1 ver-
mutet als Ergänzungen für DP 218 Vs. 3, b:
4[Dun-8a(g)-ga-[na] und für DP 218 RS. 4, 2:
ME. K ULI. UNU*'-ta.
Der Lautwert dur des Zeichens .
Von Wilh. Förtsch.
Aus Emesal mu-du- ru (= hattu) und dem
Namen ges-darũ bezw. g is · tũ- rafür REeinerseits
anderseits aus dem Laut wert dur des Zeichens IE
welches in TE (kakku) verwendet wird, folgt,
dass das Sumerische für kakku und hattu das-
selbe Wort, nämlich gisdur, verwendet. hat
demnach auch den Lautwert dur und es ist zu
umschreiben:
CT EI = kakku mit gis- dür,
TE = hattu mit gis-dür.
EI pt = aru, artu hat natürlich die Lesung
giä-pa (wegen der Glosse pa-a). Was Hel-
= uznu betrifft, so lehrt die archaische Form
E des darin vorkommenden E und die Glosse
gi-es-tũ für af- = uenu, dass giš-túg-gištu
zu lesen ist, also derselbe Begriff „Ohr“ ver-
doppelt wird, und zwar phonetisch und ideo-
graphisch geschrieben. Der Gottesname ‘En-
PA (= Nusku) ist, da er in der trilinguen
Götterliste K. 171 im Emesal mit * Umtn-mu-
du-ru wiedergegeben wird, En- dur zu lesen?.
Wahrscheinlich haben wir für å Nin- PA auch die
Lesung 4 Nin-dür anzusetzen.“
Für die Belegstellen siebe Delitzsch, Sumeri-
sches Glossar.
1 Vgl. 4 Sirara ki. SUM-ta und sieh Förtsch,
1914 1, 8. 12. |
MN AO
a Vgl. den Lautwert on dur für PA. |
871
—
Besprechungen.
Dr. P. Anastasius Schollmeyer, 0. F. M.: Sumerisch-
babylonische Hymnen u. Gebete an Samaßd. (Studien zur
Gesch. u. Kultur des Altertums, I. Ergünzgsband.) VIII,
102 u. 2 autogr. S. gr.8°. M. 4.80. Paderborn, F. Schö-
ningh, 1912. Besprochen von. H. H. Figulla, Berlin.
Nach einer Einleitung von etwa 25 Seiten über
„Namen u. Wesen des Samaš“ (läuft aus in ein
alphabetisches Register aller auf Šamaš bezüg-
licher Götternamen, die in CT XXIV u. XXV
erhalten sind), ferner über „Symbole und Dar-
stellungen“, Darstellung von Kult und Kklt-
stätten des Š.“ und die „Samastexte“ bietet
der Verf. 36 Texte in Umschrift und Ueber-
setzung nebst einigen Anmerkungen, die durch
Beigabe eines Wörterverzeichnisses nur gewonnen
hätten. An den Uebersetzungen ist mancherlei
auszusetzen, ich beschränke mich in den folgen-
den Bemerkungen jedoch nur auf Stellen, die ich
laube verbessern zu können. Ganz verzichtet
abe ich auf Nr. 16, dieser Text ist jetzt neu
bearbeitet von Jensen in KB VI 2 Nr. XVIII
(S. 96 ff.); bei Nr. 3 habe ich mich auf ganz
weniges beschränkt.
Nr. 1 Kol. I Zl. 18: hier ist wohl zu emen-
dieren statt Si- na tur-ru-sa-ku: End” tur-ru-sa-ma;
dann erst stimmt die Zeile, die so ohne Sinn ist,
mit der sumerischen Fassung, die einen guten
Sinn gibt, überein (vgl. dazu S. 37 die Uebers.
u. S. 42 f. die Anm.).
Zl. 25—30 sind im Text schlecht erhalten;
in solchem Falle ist es fast immer besser, auf
Ergänzungen und Uebersetzung zu verzichten.
Zl. 34. 35 (S. 37). Das Verbum muss im
Sing stehen! |
Zl. 40. Der Text bietet: ša agakku ikmüsu;
das muss doch wohl heissen: den der Aschakku
gebunden hat.
Zl. 59. Statt Si-ba- an- igi-xar lies: igi ba- an-
Zi- carl!
Kol. II Zl. 3—6. Nach den sumer. Zeilen
ist zu übersetzen: „Leben dem existierenden
Menschen zu geben mich schickend, | hat Ea,
mich schickend, mir kund getan“. Dasselbe steht
in der semit. Zeile, nur sind die beiden Parti-
cipia aufgelöst, das erste in ein Verb. finit., das
zweite in einen Relativsatz; in Zl. 6 würden
wir eher erwarten: Ea ša i$puranni, so ist jeden-
falls der Sinn; u- Sa- an- na- ni steht natürl. für
uSannin-anni. Von hier bis Zl. 16 folgen die
Worte, die Ea dem Priester aufgetragen hat,
daher lauter Imperative.
Zl. 17. In der Uebersetzung ist „Utukku“
ausgeblieben.
Zl. 25. Statt ud-de-e ist wohl besser zu
lesen: ud ne-e, so verlangt es wenigstens die
semit. Zeile = ina Gm anni (vgl. Delitzsch,
Sum. Gramm. 5 47). '
Orientalistische Literaturzeitang 1915 Nr. 18.
223
Zl. 25. In der Uebersetzung ist „er“ zu
streichen.
Zl. 30. Es beginnt eine neue Beschwörung;
das hätte im Drucke kenntlich gemacht werden
sollen.
Zl. 44. Lies: iSarrap mit p.
Zl. 49/50. Die sumer. Zeile hat eine etwas
andere und bessere Lesung als die semitische.
Kol. III. Zl. 12. Es beginnt wieder eine
neue Beschwörung. Die ganze Zeile ist nicht
richtig gefasst; die Ueberschrift ist: en; darauf
folgen lauter Vokative von lugal .. . . bis Zl.
19 einschliessl.
Zl. 19. nisüt 3arrüti = königl. Majestät.
Zl. 28, 29 = 30, 31 sind falsch gefasst. Es
ist zu trennen: Sipru rabũ ellu Sa Ea | ana tim
iskunu | ipsétugsunu ina ašri kina. So liest auch
die sumer. Zeile.
Kol. IV Zl. 23. In der Uebersetzung liest
man: „zum Wohlergehen“; statt „zum“ wäre
besser „und“. | \
Z1. 34. ligbü ist Plural, die Götter der beiden
sn Zeilen gehören mit als Subjekte
azu.
Nr. 2 S. 45 Zl. 14 u. 16. ikarrabu ù.
izzaeu stehen im Parallelismus zueinander;
also nicht einmal mit „huldigen“, das andere-
mal mit „stehen“ zu übersetzen; statt huldigen
muss es heissen: „sich nähern“.
Nr. 3 S. 50. In der Ueberschrift muss es
natürlich heissen: IV R 19.
Zl. 2. Es ist zu lesen: pitũ pan tensdéte
(= sag:gig in Zl. 1; vgl. nr. 14 Zl. 2).
Nr. 4 S. 53 Zl. 5. gis-gal: dalat ist nicht
= Riegel. |
Zl. 7/8 sumer. Zeile ist in Unordnung.
Rs. Zl. 5. nig-sub-ta kann doch nur aufs
Verb bezogen werden. Es ist zu übersetzen:
„wie Kupfer werde er (sehr) glänzend.“
Nr. 5 S. 55 Zl. 8. Hier würde ich vor-
schlagen, lieber zu übersetzen: „der gerechte,
der ewige im Himmel bist du“,
Rs. Zl. 5. In der sumer. Zeile ist zwischen
mah und kur noch en gal einzufiigen.
Nr. 6 S. 58 Zl. 4. nise apdte (vgl. auch
Nachträge S. 133 Zl 8): dazu s. Muss-Arnolt
S. 83 b. „zusammenwohnende Menschen“ (yn).
Nr. 8 S. 60 Zl. 1 bezw. 3 ff. ur-sag gal
einmal mit „grosser Held“ und sonst mit „hoch-
mächtig“ zu übersetzen geht doch nicht an.
Zl. 7. 8 ga- gin ist durch ,ellitu“ erklärt,
also auch so zu übersetzen; vgl. Zl. 7 der Ueber-
setzung.
21.10 ff. In der Uebersetzung ist die Zeilen-
zählung richtigzustellen! ` a |
Rs. Zl. 1. Im Text steht doch wohl auch
an zweiter Stelle a- ab- bu. — In der Uebersetzung
873 Orlentalirtische Literaturzelting 1916 Nr. 12. i sia
muss in Zl. 1—4 statt „es“ die zweite Person Nr. 22 S. 107 Zl. 7 der Uebersetzung:
gesetzt werden. — Wiederholt fehlt im Text an diesem Tage.
die Angabe der zerstörten Stellen, so: Zl. 23—25, Nr. 27 S. 113 Zl. 3. Zu apäti s. Nr.6 Zl. 4.
31, Rs. Zl. 3, 10—16. Zl. 8. Ob hier nicht doch zu lesen ist:
Zl. 25. hu + si vgl. Nachtrag, Myhrman 12 Ellil, urra ad- ma ni . . . ] statt: bel kit-tú
Zl. 3; s. u. an der betr. Stelle. ra- ad- ma- ni?
Zl. 29. Ergänzung und Uebersetzung sehr Zl. 20. BU-ad = i§addad zu lesen, geht
zweifelhaft. doch kaum an; viel besser und näher liegend
Nr. 10 S. 66. Rs. Zl. 16/17. Der Text ist doch: arkate! von aräku lang sein, dauern.
der beiden Zeilen stimmt nicht ganz überein, Nr. 29 S. 118 Zl. 4. Die Uebersetzung
die sumer. Zeile lautet: „erhabener Richter, das muss lauten: die Darbende, die Wittib, deren
Land oben, das Land unten leitest du“; semit.: | Recht geschmälert wird, die Schwache, nicht ist
„der erhabene Richter, der das Land unten und sie mehr in Not durch dich (= durch deine Hilfe).
oben rechtleitet, bist du“. Der Sinn ist frei- digullatu ist Lehnwort aus dem sumer. = di-g ul»
lich beidemal der gleiche. la: der (die), dessen (deren) Recht vernichtet
Nr. 14 S. 75 Zl. 2. Zu pita pân nise vgl. (geschmälert) wird; zu ruttu s. Muss- Arnolt
Nr. 3 ZI. 1. 2. S. 991 b. unter ruttu 2 synon. von bâšu (ebenda
Zl. 22. 23. Uebersetzung ungeschickt. S. 141 a). istahhana ist kontrahiert aus istäh(a)-
Zl. 26. Die Uebersetzung: „bei der Finster- | hana (ipf. energ.) YShh „in Not sein“. — In Zl. 11
nis“ ist unbegründet; die Zeile ist zerstört. der Uebersetzung ist „mein“ zuviel.
Nr. 15 S. 78 Zl. 10. Die Uebersetzung: Nr. 31 S. 120 Zl. 6 am Ende steht: ina
„deine Fürbitte (wird) nicht erreicht“ kann zu |seri-2d.
Missverständnissen Anlass geben; gemeint ist: Nr. 34 S. 123 Zl. 1 ff. Beachte: è ma-ra.
sie hat nichts ihresgleichen; es gibt nichts für- Z\.6der Uebersetzung. Lies: Sohn der Ningal.
trefflicheres als sie. Rs. Zl. 1. Lies: kul uk-ka dag(m)ala-nı =
Rs. Zl. 13 ša ist kaum Relat. Schöpfer seines weiten Volkes.
Zl. 16. mê kasüti limhurüka (vgl. Nachträge Nr. 36 S. 129 Zl. 10. annu šů annu aba
S. 133 Zl. 10) kühles Wasser möge man dir dar- | = sei es dieser (d. i. einer von den genannten)
bringen (s. auch Delitzsch HWB 401 a). sei es ein anderer. n | |
Nr. 17 S. 94 Zl. 14 der Uebersetzung lies: Rs. Zl. 3. Zu gem puglu vgl. Hrozný, Ge-
Wire treide.
WH eg 5 ke Á = 12. tege e ei Zl. 1. este zu besser: Sorge tragen für...
i i Bar E 8 bitten für . . (Delitzsch HWB 632 b).
kein hier passender Ausdruck. Zl. 10. zumun ist wohl besser als Subjekt
Zl. 18. „Indem ich vor Angst niedergedrückt : Bose an Wanden; x. 8
bin, schleiche ich umher“; statt mutialliku (pt.) eh ne Körper ier? D ee
besser Permans. . (ittalkaku o. i) Nachträge S. 132 21.2ff. Die Uebersetzung
ZI. 20. mishiruts ist tatsächlich, wie in den Schollmeyers ist missglückt. Es sind 3 Satz-
Anmerkungenangedeutet, moralischzu verstehen. glieder zu unterscheiden, die durch lu. . lu
21. 34, Bedeutung höchst unsicher. J, gekennzeichnet sind; also: vor dem Un-
Nr. 19 8 100 21.8 in der Uebersetzung lies: | heil, dass entweder vornoder hinten ammasaddu
das ist das Bild der Zauberin oder am asmaru oder sonst etwas am
Zl. 11—13. Statt „der“ und „er“ muss es des Wagens zerbricht, bin ich in Angst. Ueber
heissen: „die“ und „sie“; hinter „essen“ in Zl. 13 die Bedeutung von masaddu und asmaru nach-
gehört ein Punkt, der Satz ist zu Ende. Da- zugrübeln, ist vorläufig vergebene Mühe ;masaddes
für muss in Zl. 15 am Ende ein Komma stehen,
und mit Zeile 16 beginnt der Nachsatz zu den
voraufgehenden, mit „wegen“ eingeleiteten Satz-
teilen; dementsprechend müssen die Zeilen 16—20
(und auch noch einige der folgenden) umgebaut
werden.
Nr. 20 S. 103 Zl. 8. Hier ist doch wohl
zu übersetzen: Ea hat dich an Schicksal gross
gemacht (Ea hat dich hochgestellt).
Zl. 11 12 enthalten abweichende Texte; in
ist natürlich dase von /sdd, ob aber = „Deichsel“
oder „Wagengerüst“, wer weiss das? Ob asmaru
= ,Ortscheit“ ist? In Zl. 13 steht nicht das
Idg. fiir rukübu da (vgl. dazu: Ehelolf, Dissert.)
S. 133 Zl. 8. Zu apdti s oben zu Nr. 6,
Zl. 4. — Zl. 10. Zu mê kasüti limhurüka vgl.
oben zu Nr. 15. Zl. 16.
Zl. 20. DAH dispi kann unmöglich „triefen-
der Honig“ bedeuten, daman daraus keine Bil-
Zl. 10 steht; die Furcht vor dir [überwältigt(?)]|der formen kann wie aus Teig oder Lehm; ge-
den Himmel und die Länder. meint ist offenbar „Wachs“, die Lesung von DAH
Nr. 21 ist sehr schlecht erhalten. | ist jedoch unbekannt. |
875
Stephen Langdon: Historical and Religious Texts from
the Temple Library of Nippur. (The Babylonian Ex-
pedition of the University of Pennsylvania, Series A:
Cuneiform Texts ed. by H. V. Hilprecht, Vol. XXXI).
XI, 80 8. m. 54 Taf. 21 M. München 1915. (Er-
Basen: R. Merkel). — Besprochen von H. H. Fi gulla,
erlin
Dervorliegende Textbandenthältauf51 Tafeln
60 verschiedene Texte, derer Erhaltungszustand
fast durchweg schlecht ist, und die sich ausser-
dem durch eine sehr unsorgfältige Schrift aus-
zeichnen. Die meisten dieser Texte sind reli-
giösen Inhalts, einige wenige davon enthalten
Anspielungen auf historische Ereignisse: z. B.
„Lamentation over the ruin of Kesh... . (nr. II),
„Lament for the destruction of Ur and Sumer
by the Elamites“ (nr. III), „Hymn to Dungi at
his coronation“ (nr IV), Hymn in honour of
Dungi (nr. V) u. ä. — diese haben den Verf.
veranlasst, auf den Titel des Buches „Historical
and rel. texts“ zu setzen —; ausserdem enthält
der Band zwei grössere und einige kleinere Frag-
mente medizinischen Inhalts und ein Stück einer
Abschrift vom Gesetze Hammurabis (der Text
bietet nichts Neues).
Die Sprache der Texte ist (mit Ausnahme
der Gesetzesabschrift und weniger anderer) sume-
risch und durchaus nicht immer verständlich.
Langdon hat in XX Abschnitten 24 dieser
Texte bearbeitet. An vielen Stellen tastet er
noch im Unsichern, und gar manches wird im
Laufe der Zeit noch zu berichtigen sein. Auf
jeden Fall bedeutet der neue Band eine wichtige
und wertvolle Bereicherung unseres wissenschaft.
lichen Materials.
—
J. W. Rothstein: Hebräische Poesie. Ein Beitrag
zur Rhythmologie, Kritik und Exegese des AT. (Bei-
träge zur Wiss. vom AT., hrsg. von R. Kittel. Heft 18.)
VIII, 110 S. gr. 8°. M. 3,75; geb. M. 4.75. Leipzig,
J. C. Hinrichs, 1914. Besprochen von Max Löhr,
Königsberg i. Pr.
Vorliegende Arbeit R's ist im wesentlichen
eine Entgegnung auf Staerks Abhandlung „ein
Hauptproblem der hebräischen Metrik“ in Kittels
Beiträgen, Heft 13 S. 193 - 203. Vgl. auch noch
OLZ 1913 (nicht 1912, wie S. VII unten steht)
Sp. 548; 1914 Sp. 133 f., 185 f. Die Streitfrage ist,
„ob in der lyrischen Poesie Israels durchlau-
fende Metra oder sog. Mischmetra die Regel
seien“. Die Entscheidung dieser Frage ist
ebenso wichtig wie schwierig. Zunächst möchte
ich R. wie St. gegenüber ein formales Bedenken
zur Geltung bringen. Darf man uneingeschränkt
über die „hebräische Poesie“ oder die „lyrische
Poesie Israels* Aussagen machen angesichts
des kümmerlichen, uns in bestimmter Auswahl
überkommenen Materials? — Vgl. dazu unten
noch ein Beispiel. — Eine immense Schwierig-
keit für die Entscheidung liegt im Textzustand
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 12.
876
des AT. St. hat grosses Vertrauen zu MT;
streckenweis gewiss mit Recht. R. legt den
Finger auf die „wirklich zum Teil sehr trau-
rige Beschaffenheit der Textüberlieferung“; man
kann ibm nicht Unrecht geben. Hier stehen
wir an einer Hauptquelle des gegenseitigen
Nichtverstehens. Ich zweifle nicht, R., St.
und ich arbeiten nach genau den gleichen
historisch-philologischen Grundsätzen, und doch
können wir über dasselbe Textproblem ver-
schiedener Meinung sein. Beispiel: R. erklärt
S. 69 über Ps. 9 und 10: „Niemand, der ernst-
lich Kritik zu üben geneigt oder imstande ist,
wird leugnen, dass 10,2—11ein Einschub fremder
Herkunft ist“. Auf die Gefahr hin, für R
wissenschaftlich erledigt zu sein, muss ich er-
klären, dass ich seit langem eine Abhandlung
über Ps. 9 und 10 (für einen grösseren Zu-
sammenhang) im Schreibtisch liegen habe, in
der ich den Beweis zu erbringen hoffe, dass
Ps. 10, 2 — 11 gar kein „Einschub fremder Her-
kunft“ ist. Durch diese abweichende Voraus-
setzung verschiebt sich aber sofort die ganze
| Sachlage. Oder wie steht es z. B. mit Ps. 77? —
Staerk und Kittel betrachten v. 17—20 als
ursprünglich; Bickel, Duhm sehen darin, m. E.
mit Recht, einen fremden Einsatz. Jene finden
darum hier ein Mischmetrum, das diese ab-
leugnen. Diesen Fall kann R. wie St. zur
Stütze seiner These in Anspruch nehmen; R.
allerdings mit mehr Recht. — Eine weitere
Schwierigkeit für die Entscheidung unserer
Streitfrage: Solange man eine Reihe mit 3 oder 4
Hebungen lesen kann, eine Periode als Doppel-
dreier oder als Siebener ansehen kann, kann
man zu der Frage, ob reine oder Mischmetra,
schwerlich eine absolut sichere Position ge-
winnen.
Nun meine ich, um der Gerechtigkeit willen
feststellen zu sollen, dass R. in seinem Schluss-
ergebnis sich keineswegs zu der Behauptung
versteigt, es gebe überhaupt keine Mischmetra
im Hebräischen, besser im AT.; er behauptet
nur, grundsätzlich festgestellt zu haben, dass
der formale Trieb auf gleichförmige Gestaltung
der Verszeilen gerichtet war; hält es daneben
aber für sicher, dass in der Propheten- und in
der Spruchlyriksich Abweichungen davon zeigen,
ja dass auch in der Psalmenlyrik sich „Grenzen
grösserer oder geringerer Freiheit“ ergeben
dürften. |
Desgleichen muss ich feststellen, dass R. in
dem ersten Teil seiner Arbeit „Kritische Nach-
prüfung der von St. behandelten Texte“ seine
Position mit sehr beachtenswerten Argumenten
verteidigt; nur scheint mir die Schlussfolgerung
S. 25 doch zu siegesgewiss: „die echte alte
reine lyrische Poesie (scil. Israels) kannte keine
877
Mischmetren“. Dieses Urteil auf Grund von
just einem Dutzend Versen und Verschen? —
Von R’s weiteren Beispielen berühre ich noch
Jes. 28, 23—29. Auf Grund von „Beiträge z.
Wissenschaft v. AT.“ Heft 13 S. 54—56 muss
ich bezweifeln, dass man v. 26—29, wie R. tut,
einfach als nicht ursprünglich mit v. 23—25
zusammengehörig betrachten darf; auch ist, trotz
übler Textüberlieferung, aus v. 27 und 29 der
Charakter der Verse als Doppelvierer unschwer
zu erkennen. Dann hätten wir aber in Jes.
28, 23—29 klipp und klar ein Mischmetrum,
dessen Vorkommen R. allerdings auch gar nicht
— zumal in der Spruchlyrik (wohin unsre Stelle
wohl zu rechnen ist) — bestreitet, vgl. oben.
Eine definitive Stellungnahme zur vorliegen-
den Streitfrage scheint mir bei der gegenwär-
tigen Lage unserer textlichen und metrischen
Erforschung der altt.poetischen Stücke noch
gar nicht möglich.
Sättler, F.: Deutsch-persisches Konversations-
Wörterbuch nebst e. Abriss der Formen- u. Satzlehre.
Aus dem Nachlass des Dr. J. E. Polak, bearbeitet u. hrsg.
(Die Kunst der Polyglottie, 111. richtig: 112. Teil).
VII, 178 8. kl. 8. Geb. M. 2 Wien, A. Hart-
leben, 1914. Bespr. v. K. Süsshei m, München.
Die Interessen Deutschlands im persischen
Reiche waren von jeher so unbedeutend, dass
Joh. Aug. Vullers in seinem grossen Lexicon
Persico-Latinum noch vor sechszig Jahren die
Uebersetzung der persischen Worte und Wen-
dungen nicht in deutscher, sondern in latei-
nischer Sprache zu geben vorzog. Der Mangel
an deutschen Büchern über die persische
Sprache wurde aber doch bei uns stets schwer
empfunden. Es ist daher sehr zu begrüssen, dass
die Rührigkeit des Hartlebenschen Verlages
uns jetzt ein deutsch-persisches Konversations-
Wörterbuch beschert hat.
Dr. Jakob Eduard Polak, während seines
Aufenthalts in Persien (1851—1860) Leibarzt
des 1895 ermordeten Schah’s Näsi-ed-Din, von
Persien, hat als Verfasser eines wertvollen zwei-
bändigen Werkes über Persien (Leipzig 1865)
sich einen guten Namen errungen. Bei seinem
im Jahre 1880 erfolgten Tode hinterliess er ein
deutsch- persisches Glossar, welches auf Veran-
lassung seiner Witwe und des Professors Max
Grünert (deutsche Universität, Prag) durch
F. Sättler der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht
wurde. Für diese Gabe wollen wir allen Be-
teiligten dankbar sein. Die persischen Wörter
sind nicht in orientalischen Lettern gedruckt,
sondern nur in Transskription, und zwar so, wie
sie der gebildete Perser 1m gewöhnlichen Leben
ausspricht, unter Ausscheidung alles Schul-
mässigen. Vielerlei, was einem beim Studium
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 12.
878
der persischen Literatur sonst selten aufstösst,
findet man hier auf wenigen Seiten vereinigt.
Freilich die geringe Vertrautheit Polaks mit
der persischen Literatur und seine zum wenig-
sten mangelhafte Kenntnis des Arabischen und
Türkischen fallen manchmal auf. Der Heraus-
geber, wohl selbst ohne tiefere Kenntnis der
muselmanischen Hauptsprachen, hat dann diese
Mängel in die Ausgabe mitübernommen, obwohl
ausser anderen Hilfsmitteln dasMonumentalwerk
Arthur N. Wollastons: A complete English-
Persian dictionary (London 1904) eine Besei-
tigung des Fehlerhaften erleichtern musste.
So soll ali äli-ıgälä® „einstweilen“ heissen
(S. 57); gemeintist al-äl-ıgälä. Für „Fähigkeit“
(S 65) gibt Sattler istidäd statt isti’däd, für
„Zwist“ mufäräkä (S. 172) statt täfrikät, für
„Einwendung“ jräd und i’räs (S. 58) stat i'tirés,
für „die Türkei“ Usmäniä (S. 99) statt etwa
memälik-i ‘osmäniä. Die „Elle“ (arsin, gäz, zár“)
rechnet der Herausgeber zu etwa 28 cm (S. 105)
statt 104 cm, wie Polak Persien II. S. 158 be-
lehrt; ebenso The Statesman’s Yearbook 1913,
S. 1135: 40, 95 inches = 104 cm. Vielleicht hat
Polak in seinem Glossar die grosse „Königs-
elle“ (arSin-i šâhî) im Auge gehabt und 28 cm
wäre dann nur die Viertelelle (täräk; über die
persische Elle, welche je nach Ort und Zweck
zwischen 100 und 112 cm schwankt, vergleiche
man Otto Blau: KommerzielleZustände Persiens,
Berlin 1858, S. 177 £.).
Veraltet sind zum Teil die militärischen Be-
zeichnungen(S. 106). Druckfehler sind murähähs
(statt: murähhäs) kärdän (beurlauben, S. 45),
Walléhn (statt Wallähu) a lam (S. 81) u. dgl.
m. Als Beispiel des regelmässigen arabischen
Plurals muss (äl-) mäliküna (!!) herhalten, was
„die Könige“ heissen soll (S.17). Der 4.
Monatsname heisst Urdi (nicht Hurdi) bihist,
der 8. Sährivär (nicht Sährir, S. 108). Die nur
in alten Geschichtswerken noch anzutreffenden
türkischen Monatsnamen (S. 91) waren in dem
Konversationswörterbuch überflüssig; fanden sie
daselbst einen Platz, so sollten sie richtig an-
gegeben werden.
Im ganzen ein sehr brauchbares Büchlein,
das allerdings der Verbesserung von kundiger
Hand bedarf.
W. Wresziuski: Atlas zur Aegyptischen Kulturge-
schichte. (2 Bde. zu je 10 Liefgn.) 1.—4. Lfg. 80 Taf
auf 116 Bl. 4°. Subskr.-Preis je M 7.50. Leipzig, J. C.
Hinrichs, 1914. Bespr. v. Georg Möller, Berlin.
Wenn sich das Interesse des ägyptologischen
Nachwuchses nicht im gleichen Masse derarchäo-
logischen wie der philologischen Seite unserer
Disziplin zuwendet, obwohl hier ein Material von
nicht zu bewältigendem Reichtum zur Verfügung
$7)
steht, so ist dies z. T. dadurch begründet, dass
das Einarbeiten in diese Materie nicht eben leicht
ist. Die praktische Betätigung an einem grossen
Museum wird nur einigen wenigen möglich sein,
und die bisher vorhandenen Quellenwerke auf dem
bezeichneten Gebietesind wenig ermutigend. Das
Material aus den vielbändigen Veröffentlichungen
der Egypt Exploration Fund, des Egypt Research
Account, des Archaeological Survey, der Deut-
schen Orientgesellschaft zusammenzusuchen ist
ein mühseliges Unternehmen, und die großen
Tafelwerke von Champollion und Rosellini, selbst
die auf geschichtlichem und philologischem Ge-
bietebahnbrechenden „Denkmäler“ von R.Lepsius
versagen aufarchaelogischem Gebiete wegen stili-
stischer Mängel vollkommen; daseinschlägige Ma-
terial in dem zweibändigen Tafelwerk desttichtigen
Zeichners Prisse d' Avennes hinwiederum ist bei
weitem nicht reichhaltig genug. Diesem Mangel
soll Wreszinskis Buch abhelfen. Auf zwei Ex-
peditionen hat W., von seiner Gattin in uner-
miidlicher, verständnisvoller Arbeit unterstützt,
die für seine Zwecke wichtigsten Denkmäler
Aegyptens, insbesondere die thebanischen Gräber
ausphotographiert und legt nun, aus dem Vollen
schöpfend, das für die Kenntnis der Kulturge-
schichte des alten Aegyptens Wichtigste und
Wertvollste vor. Die durchweg ganz vortreff-
lich geratenen Hauptbilder sind im Text knapp,
doch auch für den Fernerstehenden ausreichend,
beschrieben; besonders erfreulich sind die reich-
haltigen Literaturangaben. Zur Erklärung sind
im Original erhaltene Gebrauchsgegenstände aus
den Museen im Text abgebildet, diese Textbilder
sind nicht, wiesonstüblich, in Autotypie, sondern
in Lichtdruck wiedergegeben, ein Verfahren,
dag entschieden Nachahmung verdient. Im Be-
streben, möglichst viel zu geben, hat W. an-
fänglich die Textbilder gar zu stark verkleinern
lassen; dieser Mangel ist von der dritten
Lieferung angefangen, beseitigt. Erwünscht
wäre, wenn möglichst nur Altertümer im Texte
abgebildet würden, die mit den auf den Haupt-
bildern wiedergegebenen Originalmalereien und
Reliefs annähernd gleichaltrig sind: Bei dem
Bilde der Waffenmacher auf Tafel 81, das der
18. Dynastie angehört, ist — ohne irgend einen
diesbezüglichen Hinweis — eine Pfeilspitze aus
Feuerstein abgebildet, die etwa der ersten Dy-
nastie zuzuweisen, also etwa 2000 Jahre älter
ist. Nebenbei bemerkt kenne ich keine ägypti-
schen Pfeile aus Holz und glaube auch nicht,
dass Pfeilspitzen aus Feuerstein noch im NR
nachweisbar sind. Dies sind Nebensächlich-
keiten; erheblichere Irrtümer sind W. bei der
Erklärunganderer Bildervon Handwerkernunter-
elaufen. Auf Taf. 36 ist das, was W. einen
Kıate r nennt, in Wirklichkeit ein Ambos, die
Örientalistische Literaturzeitang 1915 Nr. 12.
880
Figur oben rechts stellt einen Metallarbeiter
beim Treiben eines Gefässes, nicht beim Polieren,
dar, auf Tafel 82 ist der „Untersatz“ die Form
für eine Metalltür, das fertige Stück, an dem
die Gussköpfe noch nicht beseitigt sind, ist
darüber abgebildet, was W. Gussformen in Ge-
stalt niedriger Schalen nennt, sind die Einguss-
trichter. Wenn der ägyptische Metallarbeiter
über einen Kern goss, so bleibt durchaus nicht
„zweifelhaft, woraus der Gusskern bestand und
welches Giessverfahren man anzunehmen hat“.
Es kommt in diesem Falle das Wachsausschmelz-
verfahren und ein Kern aus einem Gemenge von
Nilschlamm und Asche in Betracht. Derartige
Irrtümer werden sichin den folgenden Lieferungen
vermeiden lassen, sie sind im übrigen nicht da-
zu angetan, die Freude an dem nützlichen, um-
sichtig vorbereiteten, sorgfältig ausgearbeiteten
undtrefflich ausgestatteten Werk ernstlich zu be-
einträchtigen.
Altertums-Berichte.
Museen.
Die Königlichen Museen zu Berlin haben im
Jahre 1915 bisher folgende Erwerbungen gemacht: Anti-
quarium: Kleines dreieckiges Hekataion des 5. Jahr-
hunderts vor Chr. Relief einer römischen Lampe mit
dem Bilde der ephesischen Artemis, aus Ajasoluk (Ephe-
sos). Rython aus Bronze in FormeinesStierkopfes; (römisch),
kömische Bronzeschale mit erhabenem Rundbild im Inne-
ren: Krieger auf Gespann fährt an einer mit Kriegern besetz-
ten Stadt-mauer hin. Ektruskischer Goldschmuck, Ohr-
ringe, Fingerringe usw. (aus Capena). Tasse aus Achat
geschnitten (römisch). Sılberne Kanne und zugehöriges
Becken zum Händewa chen; auf dem Boden Stempel
und Gewichts bezeichnung. Zwei syrisch-römische Glas-
wefässe. Torso einer Statuette der Athena aus weichem
Stein (aus Eskischehir). —A egyptische Abteilung: 458
photograpbische Platten mit Aufnahmen aus tbebanischen
Gräbern des neuen Reiches (Geschenk von Dr. Wreszinski).
13 Blätter (26 Seiten) von zwei koptischen Pergament-
handschriften, enthaltend Stücke aus Psalm 53, 54, 79
sowie aus dem Ev. Joh. 1—6. Kine griechische Papy-
rusurkunde aus dem II. Jahrh. v. Chr. Vortrefflich er-
haltenes hieroglyphisches Totenbuch mit bunten Bildern,
aus der Zeit um 100 v. Chr. Hieratisches Totenbuch mit
schwarzen Strichzeichnungen, etwa aus derselben Zeit.
Sammlung kleiner Altertümer, darunter viele Alabasterge-
fasse. Statueeinerptolemäischen Königin ausgrünem Stein-
ohne Inschrift. Bruchstückauseiner Grabwand der 18. Dyna-
stie:Kopf des Toten und Spitze seinesStockes, in versenktem
Relief. Alabasterner Löwenkopf, wohl von einem Opfer-
tisch, ähulich den beiden in Kairo befindlichen (gewiß
noch der Zeit des alten Reiches angehörig). Drei Teile
eines Türsturzes mit dem Namen des Epeje, eines Be-
amten Amenophis’ IV. (wohl von einem Hause in Amarna).
Skarabäus mit dem Namen Ramses’ II. Drei Stücke von
Glasmosaiken, Götterfiguren darstellend (Ptolemäerzeit).
— Vorderasiatische Abteilung: Ein assyrischer
Gipssteinaltar. Ein assyrisches Tonaltar. Eine größere
Sammlung assyrischer Terrakotten, Tongefäße und Ton-
tafeln. — Museum für Völkerkunde. Vorderasien:
Fakirkeule (mohammedanisch).
Amtl. Ber. Kgl. Museen, Jan.— Okt. 1915. W.
$81
Aus gelehrten Geselischaften.
In der Novembersitzung der Vorderasiatischen
Gesellschaft (Berlin) sprach Prof. Dr. Fritz Hommel
über das Thema: Systematischer Vergleich des Sumerisct en
mit der turanischen Sprachgruppe. 5
In der Oktobersitzung der Gesellschaft für ver-
leiehende Mythenforschung (Berlin) sprach Prof.
r. Fries über Mondsagen im buddhistischen Schrift-
tum. | W.
In der Novembersitzung der Berliner Gesellschaft
für Erdkunde berichtete Prof. Dr. Leonhard über seine
sisen im nördlichen Kleinasien, vornehmlich im Ge-
vs des alten Paphlagoniens. W.
Am 9. Noreuber sprach Pfarrer Dr. Violet im Ab-
en zu Berlin über die Religion und die
ultur des Islam. W.
Personalien.
Prof. Dr. Richard Kiepert, der bedeutende Geograph
und Sohn Heinrich Kieperts, ist am 4. August 1915 in
Berlin gestorben.
Dr. Salomon Schlechter, Präsident des jüdischen
Seminars in New York, ist dort im Alter von 67 Jahren
gestorben.
Dr. Hrozný, Privatdozent für semitische Sprachen
an der Universität Wien, wurde der Titel eines außer-
ordentlichen Professors verliehen.
Prof. Dr. Leopold Cohn, Oberbibliothekar an der
Kgl. Univ.-Bibl. Breslau, der sehr verdiente Philo-
Forscher, ist im Alter von 59 Jahren gestorben.
Zeitschriftenschau.
© = Besprechung ` der Besprecher steht in ().
Amtl. Ber. d. Kgl. Kunstsamml. Berlin. 1915:
XXXVI 11. Erwerbungen der aeg. Abt.: Zwei sehr schöne
Totenbücher der spätesten Zeit, kleinere Altertümer.
AXXVI, 12: Nachrufe auf den Kustos am Kupferstich-
kabinet Prof. Dr. Jaro Springer und den Hilfsarbeiter
in der ägyptischen Abt. Dr. Max Burcbardt, letzterer
ine der grössten Hoffnungen in seiner Wissenschaft. —
Bericht über enen gallischen Gräberfund (4. Jahrh.
v. Chr.) aus denSchützengräben beiSoissons mit Funden von
Tongefässen und Brouze- und Eisengeräten (Schuchhardt).
Erwerbung: Antiquarium: Zweisyrisch-römische Glasge-
Berliner Philologische Wochenschrift. 1915:
88. ‘Alfred Philippson, Reisen und Forschungen im
westlichen Kleinasien IV. u. V. Heft (E. Gerland). —
Monumente Hebraica. Monumenta TalmudicaV I: S. Krauss,
Griechen und Römer 2. Heft I u. II (J. W. Rotbstein).
$9. A. Herrmann, Alte Geographie des unteren Oxus-
gebietes (Hans Philipp). |
` ` Oburch Missionary Review. 1915:
June. H. Sykes, Jerusalem, August te Dezember 1914.
August. A. D Dixey, Islam in Beluchistan.
Der Katholik. 1915: |
XV 4. Simon Weber, Ein Quellenwerk zur Bibelforschung
über den von BasiliusSarghissean herausgegebenen ersten
and des grossen Hauptkataloges der Mechitaristenbibli-
othek zu Venedig). — *Th. Schermann, Ein Weihe-
rituale der römischen Kirche am Schlusse des ersten Jahr-
hunderts (Lambert Krahmer).
Deutsche Lit.-Ztg. 1915:
85. L. Klüpfel, Die kussere Politik Alfonsos III von
Aragonien, 1285-91 (O. Castellieri).
86. P. Koschacker, Orientalisches Recht und Recht der
Griechen und Römer. — *F. Boll, Aus der Offenbarung
Johannis (W. Bauer). — *R. Strothmann, Kultus der
Zaiditen (M. Hartmann). — *B. Meissner, Grundzüge
der altbabylonischen Plastik (G. Hunger).
Orientalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 12.
— 22
37. Zacharias Arthur Schwarz, Die hebräischen Hand-
schriften der k. k. Hofvibliothek zu Wien (Ludwig Blau).
— *R. Kittel, Die Psalmen (Komm. z. A. T. heraue eg. v.
E. Sellin Bd. LIII) (J. Rothstein). — *Mansoür ahmy,
la condition de la femme dans la tradition et “é volution
de l'islamisme (K. Süssheim).
38. HR. Redslob, Aegyptens völkerrechtliche Stellung.
39. E. Goossens, Die Frage nach makkabäischen Psalmen
(J. W. Rothstein). — Die Mischna hrsgg. v G. Beer
und O. Holtzmann (die nach den ersten zwei Heften er-
schienenen 5 Traktate) (Ludwig Blau).
40. Julius von Negelein, Atharvapräyascittäni, Ein Bei-
trag zur Entstehung des Schuld- und Sühnegedankens im
ältesten Indien (M. Winternitz).
Expositor. 1915: |
June. E. W. Winetanley, Pauline Letters from an Ephesian
Prison. — G. Edmundson, The Journeys of St. Peter. —
G. B. Gray, The Antiquity and Perpetuity of Sacrifice.
July. G. B. Gray, The Sacrifices of Cain and Abel. —
J. H. Moulton, The Early Liturgical Development of the
Lord's Prayer. — A. Menzies, The Art of the Parables.
— H. R. Mackintosh, Eschatology in the Old Testament
and Iudaism. |
Geographische Zeitschrift. 1915:
7. F. Thorbecke, Das tropische West- und Mittelafrika.
— *M. B. Weinstein, Der Untergang der Welt und Erde
in Sage und Wissenschaft (S. Günther) — *V. Schwöbel,
Die Landesnatur Palistiuas (H. Zimmerer). — *P. Gröber,
Der südliche Tiönschan (M. Friedrichsen). — *C. B.
Kluneinger, Erinnerungen aus meinem Leben als Arzt
und Naturforscher zu Koseir am Roten Meer (L. Neu-
mann).
8. F. Thorbecke, Dus tropische West- und Mittelafrika II.
— Geographische Neuigkeiten (Aurel Steins Expedition in
Zentralasien).
Geographical Journal. 1916:
June. D. G. Hogartb, Geography of the War Theatre
in the near East. — BR. Koldewey, The excavations of
Babylon, transl. by A. S. Johns (T. H. H.)
July. R. E. Salkeld. A Journey across Jubaland. —
*C. L. Woolley and T. E. Lawrence. The Wilderness of
Zin (D. G. H.). — R. C. Thompson, A Pilgrims Scrip
(Reisen in Kleinasien, Syrien, Afrika).
Göttingische gelehrte Anzeigen. 1915:
VIL u. VIIL *H. H. Figulla, Altbabylonische Verträge
(Moses Schorr). — *C. Beccari, Rerum Aethiopicarum
scriptores occidentales inediti a saeculo XVI ad XIX
vol. VI (E. Littmann). — »Die Mischna, herausgeg. v.
G. Beer u. O. Holtzmann: Joma von Meinhold, Middot
von Holtzmann, Horajot von Windfuhr, Kilajim von
Albrecht, Rosch-ha-schana von Fiebig (Hugo Duensing).
IX. *Arthur Zacharias Schwarz, die hebräischen Hand
schriften der k. k. Hofbibliothek zu Wien (Hugo Duen-
sing).
Historisches Jahrbuch. 1915:
36. B. 2. Franz Kampers, die Geburtsurkunde der
abendiändischen Kaiseridee.
Internat. Kirchliche Zeitschrift. 1915:
April—Juni. *K. Budde, Das Buch Hiob, 2. Aufl. (G. M.)
— A. Causse, Des Prophètes d'Israel et les Religions
dé l'Orient (Kz.). — *. Grützmacher, Synesios von
Kyrene, ein Charakterbild aus dem Untergang des Hellenen-
tums (R. K.) — *D. A. Schlatter, Die hebräischen Namen
bei Josephus (G. M. — V. Schultze, Altchristliche Städte
und Landschaften, I. Konstantinopel (E. Mg.).
Internat. Monatsschrift. 1915:
1. August. E. Kühnel, Die islamische Kunstforschung
der letzten Jahre.
International Review of Missions. 1916:
July. A. H. Small, Missionary College Hymns: Being
Hymns Oriental, Missionary and Devotional (Gairdner).
883
Orfentalistische Literaturzeitung 1915 Nr. 12
884
Jahrbuch des K. Deutsch. Arch. Inst. 1915:
XXXI. 1. Fr. Drexel, Ueber den Silberkessel von Gundes-
trup (sei bei den Kelten der unteren Donau — etwa
bei den Skordiskern — in der Zeit des Mithradates
Tupator (Mitte des 1. Jahrh. v. Chr.) unter Beziehungen
zum dakischen und besonders pontischen Kunsthandwerk
entstanden). — J. Sundwall, Die kretische Line arschrift. —
(Arch. Anzeiger 1915). 1. Eckbard Unger, Die Darius-
stele am Tearos (sei an. der Ostquelle des Böjük Kamera
von Jene gewesen, wo noch der Sockel in situ von ihm
aufgefunden ist. Mit Nachschrift von F. H. Weiszbach).
Zur Besprechung eingelaufen.
* bereits weitergegeben.
Georg Rosen, Elementa persica. Persische Erzählungen
mit kurzer Grammatik und Glossar. Neu bearbeitet
vn 1 Rosen. Leipzig, Veit & Comp., 1915.
45
Mahmud Mukhtar Pascha, Die Welt des Islam im Lichte
des Koran und der Hadith (Deutsche Orientbücherei D.
Weimar, Gustav Kiepenhever, 1915. M. 1.60.
*Maximilian Streck, Assurbanipal und die letzten assy-
rischen Könige. 3 Teile (Vorderasiatische Biblio-
thek 7. Stück). Leipzig, J. C. Hinrichs’sche B., 1916.
M. 48 —; geb. M. 51.60.
Die Welt des Íslams III 2.
Benno Landsberger, Der kultische Kalender der Baby-
lonier und Assyrer. 1. Hälfte (Leipziger Semiti-
stische Studien VI 1/2) Leipzig, J. C. Hinrichs’sche
Buchh., 1915. M. 6—.
Georg Jacob, Schanfura-Studien 2. Teil (Sitz.-Ber. d. Kgl.
Bayer. Akad. d. W. Philos.-pbilol. u. hist. Kl. Jahrg.
1915. 4. Abhulg.). München, Franz, 1915. M. 1.20.
S. Killermann, Die Blumen des heiligen Landes. Erster
u. zweiter Teil (Das Land der Bibel I 5 u. 6)
Leipzig, J. C. Hinrichs’sche Bh, 1915. Je M. 0,60.
*American Journal of Archaeology 1915 XIX 3.
C. von Geldern, Sanherib, Koning von Assyrië. Rede
gehouden bij de overdracht van het rectoraat der vrije
Universiteit, den 20. Oktober 1915. Leiden, E. J. Brill,
1916. M. 1.20.
Hans Stumme und St. Tertsakian, Türkische Schrift.
Ein Uebungsheft zum Schreibenlernen des Türkischen.
Leipzig, J. C. Hinrichs'sche Bh., 1916. M. 0.90 (in
Partien billiger).
Georg Jacob, Hilfsbuch für Vorlesungen über das Osma-
nisch-Türkische. 2. Aufl.I. Teil. Berlin, Mayer & Müller,
1915. M. 3 —.
Edmund Dahl, Nyamwesi Wörterbuch (Abhdign. des
Hamburgischen Kolonialinstituts Bd. XXV). Hamburg,
L. Friederichsen & Co., 1915. M.
Friedrich Preisigke und Wilhelm Spiegelberg, Aegyp-
tische und Griechische Inschriften und Graffiti aus
den Steinbrüchen des Gebel Silsile (Oberägypten).
Strassburg, Karl J. Trübner, 1915. M. 20 —.
L. A. Rosenthal, Der Rahmen der Mischna. Berlin,
Louis Lamm, 1915. M. 3 —.
C. A. Storey, The fäkhir of al-Mufaddal ibn Salama.
Leyden, E. J. Brill, 1915. M. 12 —.
Enno Littmann, Tschakydschy, Ein türkischer Räuber-
bauptmann der Gegenwart. Berlin, Karl Curtius,
1915. M. 2 —.
*Enzyclopädie des Islam 21. Lieferung, Leiden, E. J. Brill
u. Leipzig, Otto Harrassowitz, 1915. M. 3.50.
Marianne Schmidl. Zahl und Zählen in Afrika (SA. aus
Bd. XLV der Mitteil. d. Anthrop. Ges. in Wien) 1916.
Neue Bücher aus dem Verlage der
J. C. Binrichs’schen Buchhandlung
in Leipzig, |
Soeben erschienen: .
Knudtzon, J. A.: Die El-Amarna-Tafeln.
Transkribierter Text, mit Einleitung und
Erläuterungen herausgegeben. Anmer-
kungen und Register, bearbeitet von Otto
Weber und Erich Ebeling. 2 Teile. 8°.
(VIII, VIII, 1614 S.) M. 51 —,
in zwei Bände gebunden M. 54 —
(Vorderasiatische Bibliothek 2. Stück.)
— Dasselbe. 16. und 17. (Schluss-) Lieferung.
(S. 1441 - 1614, XVI S., Titel, Vorwort u.
Inhaltsübersicht zu Teil I u. II.) M. 6 —
Schwenzner, Walter: Zum altbabylonischen
Wirtschaftsleben. Studien über Wirt-
schaftsbetrieb, Preise, Darlehen und Agrar-
verbältnisse. (IV, 1308.) 8% M. 5.50
(Mitteilungen der VAG, 19. Jahrg. Heft 3.)
Streck, Maximilian: Assurbanipal und die
letzten assyrischen Könige bis zum
Untergange Niniveh’s. Drei Teile. 80.
M. 48 —; gebunden M. 51.60
I. Teil: Einleitung. Das urkundliche Material,
Chronologie und Geschichte (504 S.)
II. Teil: Texte. Die Inschriften Assurbanipals
und die letzten assyrischen Könige (IV, 422 8)
III. Teil: Register. Glossar, Verzeichnis der
Eigennamen, Schlussnachträge und kleinere Be-
richtigungen. (III. u. S. 423-866).
(Vorderasiatische Bibliothek. 7. Stück.)
Stumme, H.: Türkiſche Leſeſtücke (20 S.) M. 1.—
und St. Tertsaklan: Türkische Schrift.
Ein Uebungsheft zum Schreibenlernen des
Türkiſchen. 2. Aufl. (48 S.) 8%. M. — 90
(Beide Schriften in Partien billiger)
Zu Hugo Wincklers Gedächtnis. Zwei Reden,
gehalten in der Vorderasiatischen Gesell-
schaft von Alfred Jeremias und Otto
Weber. Mit einer Porträtzeichnung. Nebst
Winckler-Bibliographie, zusammengestellt
von Otto Schröder. (48 S.) 8°. M. 1.50
(Mitteilungen der VAG, 20. Jahrg. Heft 1.)
In Kürze erscheint:
Jeremias, Alfred: Das filte Testament im
Lichte des Alten Orients. Handbuch zur
biblisch - orientalischen Altertumskunde.
Dritte, völlig neubearb. Auflage.
Etwa M. 15 —; gebunden etwa M. 16.50
Mit drei Beilagen von der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung in Leipzig.
Verlag u. Expedition: J. C. Hinrichs’sebe Buchhandlung, Leipzig, Blumengasse 2. — Druck von Max Schmersow, Kirchhain N.-L.
Verantwortlieber Herausgeber: F. H Peiser, Königsberg i. Pr, , Gelits-Allee 11.
Digitized by Google
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