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Orientalistische
Litteratur-Zeitung.
Herausgegeben
F. E. Peiser.
Dritter Jahrgang.
1900.
Inhalts-V erzeichnis.
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1900 . 1 | A. Wiedemann, Zu den a:
Alma technica militans . 4 des Museums zu Florenz . 261
Avis au lecteur... . 321 | — Zum Alexanderroman . : 286
Hin offenes Wort 397 | — Zur Chronologie des Manetho Erg 322
Neue Funde . . . . . 201 | — Vergöttlichte Menschen im alten Aegypten 361
Originalbericht aus "Aegypten . . . 66. 244
F. Bork, Zur elamischen Iteration 8
— Sutruk-Nahhunte A. . 291 Besprechungen.
J. Oapart, Encore un mot au sujet de la dé- . : i ehai
capitation dans l'Égypte ancienne . 52 Y: AS z Feen Se hae laa oe 295
T. K. Cheyne, Archaeology and Biblical Ei ai b sis hr en We, N =. ae °
criticism. . i 150 | den XIV Tehchund. Benpr a F. Perles 414
— PAD TIN; Phinehas Putiol . . | 463 | A. Bertholet. Die israelitischen Vorstellungen
B. Glaser, Die Inschrift von Nakb el Hadjar 281 vom Leben nach dem Tode. Bespr. v. Fr.
— Zur Inschrift von Nakb el Hadjar . 882 Schwally . 15
H. Grimme, Zu hebräischm ppp . . . 149 | E. Bischoff, Kritische Geschichte der Talmud-
M. Hartmann, Der Islam in Westafrika 161 übersetzungen. Bespr. v. A. Marx . . 133
H. W. Hogg, Issachar and Tola, their genea- C. Brockelmann, Syrische Grammatik. Bespr:
logies. . 366 v. Fr. Schwally : 14
G. Hüsing, Reduplikation ‘und Iteration in A. Biichler, Die Tobiaden und die Oniaden.
elamischen Eigennamen ; 82 Bespr. v. H. Winckler . 87 .
— Die iranische Keilschrift . . 401 | K. Budde, Die Religion des Volkes Israel bis
Bd. Mahler, Ein Wort zur Astronomie und zur Verbannung (und)
Chronologie der alten Aegypter . . 202 | — Die sogen. Ebed-Jahve-Lieder. Bespr. v.
L. Messerschmidt, Hethitische Fälschungen 241 F. Giesebrecht . . 92
— Ueber einige hettitische Siegel . 441 | — Der Kanon des alten Testaments. Bespr.
W. Max Müller, Zur Chronologie der ältesten v. F. Perles. . 452
ägyptischen Könige. . 3 | A. Le Chatelier, L'Islam dans l'Afrique occi-
— Die Schlusszeilen der Stele Louvre Ol . 46 dentale. Bespr. v. S Goldziher . . 139
— Zwei ägyptische Wörter im Hebräischen . 49 | T. K. Cheyne, Das religiöse Leben der Juden
— Der Kénigsname Thuoris bei Manetho . 81 nach dem Exil. Uebersetzt v. H. Storks.
— Das Land Sapi in Hieroglyphen . . . Wal Bespr. v. F. Giesebrecht . . 59
— Neues semitisches Sprachgut aus dem J. A. Craig, Astrological-astronomical ‘texts.
Papyrus Golenischeff Ste, ee OT Bespr. v. H. Winckler . . 179
— Zum Sirachproblem . 209 | J. Döller, Rhythmus, Metrik und. Strophik
— Die Sukiim. . 269 der bibl.-hebräischen Poesie. Bespr. v. H.
— Ueber einevierte Kopie der grossen Karnak- Grimme . . 100. 126
liste . . 270 | B. Dubm, Die Psalmen übersetzt (und)
— Die Söhne Javana Genes. 10 288 | — Die Psalmen erklärt. Bespr. v. H. Grimme 376
— Aegyptologisch-Biblische . : 325 | G. Ebers, Aegyptische Studien und Verwandtes.
— Bemerkungen zu Hierakonpolis I. . 337 Bespr. v. A. Wiedemann. . 304
— Ein verstümmeltes ägyptisches Wort im Encyclopaedia biblica ed. by T. K. Cheyne
Hebräischen . . . . 899 and J. S. Black. 1. Bespr. v. F. Giesebrecht 187
— Ein altkanaanäisches Mythusfragment : 449 | S. Euringer, Die Auffassung des Hohenliedes
O. Niebuhr, Zu Napchuria’s religiöser Reform 368 bei den Abessiniern. Bespr. v. G. Beer . 253
F. Ð. Peiser, Eine Vermutung zu der Ein- F. L). Griffith, Archeological Report of the
leitung des liber Proverbiorum . 450 Egypt. Exploration Fund for 1898—99.
H. Reckendorf, eine grammatischeSeltenheit 271 Bespr. v. Max Müller . . bb
V. Scheil, Un Nouveau Cône d’Urukagina . 328 | M. Grünert, Der Löwe in der Litteratur der
wW. Spiegelberg, Zudem sogen., Menesgrabe“ 123 Araber. Bespr. v. G. Kampffmeyer . 54
— Die Schlussworte des demotischen brea M. Hartmann, The arabic press of Egypt.
Insingor. . ; 268 Bespr. v. F. Kern . . 218
— Aaßvpırdos . 447 | — Lieder der Libyschen Wüste, Bespr. v.
F. Thureau-Dangin, Le nouveau cône d'Uru- Friedr. Schwally . 459
kagina . 363 | F. Justus Heer, Die historischen und geogra-
A. Wiedemann, Zur Nagada-Periodọ A 85 phischen Quellen in Jägüt’s geographischem
— Zu den nn) in der nn des Wörterbuch. Bespr. v. M. Hartmann . 12
ersten Katarakts. . 171 | Hierakonpolis. Part. I. Bespr. v. A. Wiedemann 329
Morris Jastrow, The religion of Babylonia and
Assyria. Bespr. v. P. Rost. . ,
F. Kaulen, Assyrien und Babylonien.
v. R. Budzinski
E. Kautzsch, Die Apokryphen und Pseudepigra-
phen des alten Testaments. Bespr. v. E. König
Kautzsch-Weizsäcker. Textbibel des alten und
neuen Testaments. Bespr. v. F. Perles .
Bespr.
E. Konig, Die Originalität des neulich entdeckten —
Bespr. v. F. Perles . . .96.
Sirachtextes.
Richard Krätzschmar, Das
Bespr. v. F. Giesebreeht . .
C. F. Lehmann. Zwei Hauptprobleme der alt-
orientalischen er Bespr. v. P.
Rost. . :
Edv. Lehmann, Zarathustra. L Bespr. v. E.
Wilhelm. .
Mark Lidzbarski, Handbuch der nordsomitischen
Epigraphik. Besp. v. H. Winckler . .
F. Lindemann, Ueber einige prähistorische Ge-
wichte aus deutschen und italienischen
Museen I. Bespr. v. W. Max Müller
E. Mahler. Az Egyiptome nyelo alapelemei.
Bespr. v. A. Wiedemann. .
B. Manassewitsch, Die Kunst die Hebräische
Sprache durch Selbstunterricht schnell und
leicht zu erlernen. Bespr. v. F. E. Peiser
S. Mannes, Ueber den Einfluss des Aramäischen
auf den Wortschatz der Misnah. I. Bespr.
v. F Perles
G. Margoliouth, Catalogue of the Hebrew and
Samaritan Manuscripts in the British
Museum. I. Bespr. v. M. Steinschneider
J. Marquart, Chronologische Untersuchungen
Bespr. v. P. Rost . . Be
G. Möller, Ueber die in einem späthieratischen
Papyrus d. Berl. Mus. erhaltenen Pyramiden-
texte. Bespr. v. W. M. Müller
Ch. Mücke, Vom Euphrat zum Tiber.
v. K. Niebuhr
Max v. Oppenheim, Vom Mittelmeer zum
persischen Golf. Bespr. v. Hugo Winckler
N. Peters, Die Sahidisch - koptische Ueber-
setzung des Buches Ecclesiasticus. Pepe
v. G. Beer . a
Phinchas; Putiel .
H. Pognon, Inscriptions mandaites des Coupes
de Khouabir. Bespr. v. Friedr. Schwally
M. Poppelauer, "399M Nmn. Bespr. v.
A. Marx. .
J. Rosenberg, Assyrische Sprachlehre.
v. F. E. Peiser . .
C. Conti Rossini, Ricerche e studi sul Etiopia.
Bespr. v. H. Winckler . ,
. Sethe, Das ägyptische Verbum. Bespr. v.
F. Li. Griffith
. N. Schlögl. De re metrica ‘veterum Hobrae-
Buch Ezechiel.
Bespr.
Bespr.
orum. Bespr. v. H. Grimme . . 100.
Abriss der hebräischen Laut- und
Formenlehre. Bespr. v. F. E. Peiser
K
P
H. Scholz,
R
. Smend, Lehrbuch der alttestamentlichen
Religionsgeschichte. 2. Aufl. Bespr. v. H.
Winckler
W. Robertson Smith, ‘Die Religion der Semiten.
Uebersetzt v. R.Stübe. Bespr. v.H. Winckler
B. Stade, Ausgewählte akademische Reden und
Abhandlungen. Bespr. v. H. Winckler
W. Staerck, Studien zur Religions- und Sprach-
geschichte des alten Testaments. Bespr.
v. H. Winckler :
L. Stein, Untersuchungen über die Proverbios
Morales von Santob de Carrion. Bespr. v.
F. Perles . .
M. Steinschneider, Ueber Sprachkenntnis und
Sprachkunde. Bespr. v. H. Reckendorf
143. 175.
143. 175.
— IV —
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462
221
458
463
336
136
182
126
299
H. L. Strack, Hebräische Grammatik. 7. Aufl.
Bespr. v. F. Peiser. . 60
H. Stumme, Handbuch des Schilhischen von
Tazerwalt. Bespr. v. W. Max Müller . 263
K. L. Tallquist. Ibn Sa‘id Kitab almugrib fi
hula al-magrib Band IV, Geschichte der
Jbsiden und Fustatensische Biographien.
Bespr. v. M. Hartmann .
C. H. Toy, The book of the prophet Ezekiel.
Bespr. v. F. Giesebrecht . 455
H. Willrich, Judaica. Bespr. v. H. Winckler 368. 403
Wissenschaftliche Veröffentlichungen der Deut-
schen Orientyesellschaft. I. Bespr. v. L.
Messerschmidt . 303
K. V. Zettersteen. Die ‘Alfiye des Ibn Mu ti.
Bespr. v. H. Reckendorf . 334
— Verzeichnis der hebräischen und aramäischen
Handschriften zu Upsala. Bespr.v. A. Marx 380
Wissenschaftl. Fragen und Antworten.
XIV. W. Max Müller über Arnna-Xantbos und
A-re-ne-na des Chetitervertrages . . . . 69
XV. W. Max Müller über die SNchakaruscha . 70
Zu XV. Carl Niebuhr . . . 71
Mitteilungen.
29. 65. 105, 152. 190. 230. 272. 307. 339. 384. 433. 465.
Aus gelehrten Gesellschaften.
71. 106. 152. 190, 231. 274. 311. 339. 385. 435. 466.
Personalien.
Maspero, Borchardt, Paulitschke +, Neubauer 30
Bastian, v. Luschan, Ahlwardt, Horn, Sackur,
Schwally, v.Nohl . . 2 12
Budde, König, Volck, , Kumpfimeyer, | Sethe 107
Meissner, Lind] . 153
Krall ; ; 191
Stumme, Z meri, Wilcken 3 231
Abel +, "Beer, Foy, Schwarzlose f. . 274
Steindorf, Johannes, Euringer, Gottsherger,
Holzhey, Streck, Wolters, Geyer, Wellbyf 386
Dyroff, Cichorius . . . 435
Euting, Müller, Thilenius, Meissner, Streck 469
Zeitschriftenschau.
Abhandl. d. K. K. geogr. Ges. in Wien. 18991 2u. 3
No. 3. 1900 1—5. No. 7.
Abh. d. K. Ges. d. Wiss. z. Göttingen. 1900. Philol.-
hist. Kl. Neue Folge HI 3 No. 6.
Abh. z. Gesch. d. math. Wiss. 1900 X No. 11.
Abh. f. d. Kunde d. Morgl. D.M.G. XI 3 No. 2.
The Academy. 1899 2. Dec. No. 1. 23. Dec. No. 2.
1900 17. Febr. No. 3. 7. Apr. No. 5. 9. Juni
No. 5. 1. Sept. No. 10, 22. Sept. No. 11. 17.
Nov. No. 12.
Ac. des lnscr. et B.-L. Comptes rendus. 1899
Sept.-Oct. No. 1. Nov.— Dec. No. 4. 1900 Janv.-
Févr. No. 6. 5 No. 3. Mai—Juin. No. 10. Juillet-
Aott No. 12.
Ac. Roy. d. Belg. Bull. d. I. Cl.
, 1899 11 No. 3. 1900 2 No. 4.
A. Z. 1899 1 No. 2. 1899 2 No. 9.
Altoriental. Forsch. v. Winckler. 2. Reihe. II 3 No. 3.
des Lettres etc.
6--7 No. 10.
American. Journ. of. Archaeol. 1899 4 5 No. 5.
1900 1 No. 11.
American. Journ. of Philol. XXI 1 2 No. 9.
Analecta Bollandiana. 1899 IV No. 3. 1900 I No. 8.
l’Anthropologie. 1899 6 No. 2. 6 No. 4 19001
No. 5. 2—3 No. 9. 4 No. 12.
Archiv f. Anthropol. 1900 1 No. 11.
Archiv f. Papyrusforsch. 1900 1 No. 3. 2 No. 11.
Archiv f. Philosophie. 1900 2 No. 3.
Archiv f. Religwiss. 1899 4, 1900 1. 2. No. 9.
Archiv f. slav. Philol. 1899 3 u. 4 No. 2.
Archivio Storico Italiano. 1900 3 No. 12.
Atti d. Re. Acc. dei Lincei. 1899 Ser. V vol. VII
pa. 2 No. 2. 1900 2 No. 9. 8 No. 10.
Beilage z Münch. Allg. Zeit. 1899 18. Dez. No. 1. 1900
42, 48, 56, 58, 59, 60 No. 4. 61 No. 5. 68, 91,
92. 93. 115 No. 6. 143 No.8. 140, 160 166,7.
177. 193. 217/8. 224. 226. 238. 250. 265. No. 12.
B. A. 1900 IV 2 No. 7.
Beitr. z. Kunde d. indog. Spr.
1 No. 10.
1900 3 u. 4 No. 4.
Berichte ü. d. Verh. d. K. Sächs. Ges. d. Wiss.
Philol.-hist. Kl. 1899 V No. 4. 1900 II No 9.
Berliner philol. Wochenschr. 1899 43, 44, 46, 47.
49 No. 1. 51, 52 No. 2. 1900 1, 2,3,4 No. 3.
7, 9 No. 4. 10-16 No. 5. 18—21 No. 6.
25, No. 7. 22, 24, 26, 27, 28 No. 8. 29—34.
No. 9. 35-39 No 11.
Le Bibliographe moderne. 1899 Juill.-Oct. No. 2.
Biblioth. de l’ Ecole des Chartes. 1899 6 No. 5.
Blätter f. Gymnasialschulw. 1900. I. u. II. No. 3.
Ill, IV No.5. V No. 7. VII u. VIII No. 8.
IX u. X No. 12.
Bulletin d. 1. Soc. Geolog. d. France. 1899 5 No. 5.
Bullett. di Archeol. o Storia Dalmata. 1900 3—4 No. 6.
Byzant. Zeitschr. 1899 4, 1900 1 No. 2, 2—3
No. 6. No. 9.
Centralbl. f. Bibliothekswesen. 1899 12 No. 1.
1900 1, 2 No. 2. 11 No. 12.
Centralb!. f. Rechtswiss. 1899 Dez. No. 1. 1900
Okt. No. 11.
Chronique des Arts. 1900 1 No. 2.
The Classical Review. 1900 2 No. 4. 3 No. 5.
Corresp.-Bl. d. D. Ges. f. Anthr.. Ethn. u. Urgesch.
1899 9 No. 3. 1899 11 u. 12 No.8. 19001 No.9.
Denkschr. d. Kais. Ak. d. Wiss. 1900 philos.-hist.
Kl. 46 No. 4.
Deutsche Litteraturzeit. 1899 45—49 und 1900 1
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10—13 No. 4. 14—17 No. 5. 18-21 No. 6.
22—26 No. 7. 27—31 No. 8. 31—33 No. 9.
34—39 No. 10. 40—43 No. 11. 44—48 No. 12.
Deutsche Zeitschr. f. Kirchenrecht 1900, 1 No. 6.
Deutsche Zeitschr. En ausl. Unterrichtswesen. 1900, 2
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Der Gerichtssaal 1900 6 No. 6.
Globus 1900 18 No. 12.
Götting. gel. Anz. 1899 X No. 1. XII No. 3. 1900
I No. 4. HI No. 6 IV No. 7%. VI No. 9 VII
No. 10. VIII No. 11.
Hermes 1900 1 No. 2, 2 No. 6. 3 No. 8. 4No.11.
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No. 11. 42, 44—46 No. 12.
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No. 2. 1900 2, 3 No. 3. 4, 5 No.4. 6,7 No..5.
8, 9 No. 6. 10, 11 No. 7. 12, 13 No. 8. 14,15
No. 9. 16, 17 No. 10. 18, 19 No. 1l. 20, 21
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3
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Zeitschr. f. vergl. Rechtswiss. 1900 I u. II No. 8.
Zeitschr. f. wissensch. Theol. 1900 2 No. 10.
3, 4 No. 12.
ae und ee
von F. Perles . . . 80
zu Sp. 68 ee er de 220
W. piegelberg zu 1 Sp. 123.. 190
W. Max Müller zur Söldnerstele 306
Druckfehlerverbesserung . . . . . . 440
u Br
N
Orientalistische
ur-Zeitung.
ausgegeben
von
. Peiser.
Litter
Erscheint
am 1§. jedes Monats.
we
handlungen und Postämter (unter Nummer 5949
Wiederholungen und
nn mm ee aam
3. Jahrgang.
Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen, Brás
Bedaktion der 0. L. Z., Wolf Peiser
Adresse erbeten:
———
Das letzte Jahr des 19. Jahrhunderts
nach historischer Rechnung wird mancherlei
Bestrebungen sehen, die gleichsam aus den
Rückblicken auf das verflossene Säculum
heraus angeregt worden sind. Es wird
so zu sagen der Inventuraufnahme geweiht
sein; möge die Bilanz, soweit sie uns Orien-
talisten betrifft, sich schliesslich auch für den
wissenschaftlichen Gewinn als günstig her-
ausstellen. Eins freilich scheint sicher: mit
vollem Chor werden die Jeremiaden ein-
setzen, dass das Unwesen des Specialisten-
tums überwiegt. Und vielleicht möchte ge-
rade die Existenz einer orientalistischen
Litteraturzeitung, die sich noch dazu auf
den vorderen Orient beschränkt, als beque-
mes Exemplum vorgebracht und nachgebetet
werden.
Dass solche Befürchtung nicht unbegrün-
det ist, zeigen z. B. Klagen, dass „die Sprach-
forschung vor lauter Specialstudien und un-
endlicher Zersplitterung sich oft zu verirren
droht“, wie sie Herr H. C. Muller aus Utrecht
in der Berliner Gesellschaft für Anthropo-
logie, Ethnologie und Urgeschichte angeagmmt
hat, zur Propagirung einer zu grüß@enden
e
ee
— Berlin.
"Peiser Verlag.
15. Jam E
Abonnementspres
vierteljährlich 3 Mk.
Bestellungen nehmen entgegen: die Verlagsbuc andlung, Berlin 8., Brandenburgstr. 11, sowie alle Buch»
nserate die zweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei
kösseren Anzeigen Ermässigung.
En
ML
æ `
U a a - amm -. —
je etc. worden aise a Mich unter folgender
lag, Berlin 8. 42, Brandenburgstr. 11,1.
Mes chrift für allgemeine Sprachwissenschaft.
. E. 1899 V [506]. So gern wir den
isien ein Centralorgan gönnen und so
wir es als wissenschaftliche Mit-
Brin begrüssen würden, so sehr sehen
hs doch veranlasst, gegen die ewigen
wiffe des Specialistentums und der Zer-
Mtterung ganzen Gelehrtenklassen gegen-
iibpr zu protestieren, wie sie einerseits Lin-
en, andererseits Theologen und Histo-
ker zu erheben lieben. Die Vertreter dieser
hen Meinung“. Darum haben sie aber
nicht das Recht, andere Fächer nur danach
‘zu beurteilen, wie sie ihnen als Hilfsgebiete
erscheinen. Noch weniger allerdings haben
sie das Recht, über die Vertreter dieser
Fächer zu urteilen, wie sie es zuweilen
zu thun belieben, als ob nämlich nur nach
dem grösseren oder geringeren Nutzen, den
sie selbst aus den Arbeiten der auf diesen
-„Hilfsgebieten“ '[hätigen zu ziehen vermö-
gen, ein allgemeines Urteil möglich wäre,
und als ob sie dazu ohne selbständige Fach-
kenntnisse im Stande wären.
3 [No. 1.]
Weniger güns lc wird sich aber unter
allen Umständen die Bilanz stellen, welche
der Förderung der Orientalisten selbst ins
Auge fasst. Hier ist viel versäumt und ge-
sündigt worden, und die Gelehrten, die eben
nur Gelehrte und keine Praktiker sind,
haben schweigend viel Vernachlässigung und
Zurücksetzung ertragen. Sie haben ihren
Lohn in dem stolzen Gefühl gesucht, im
letzten Jahrhundert ganz neue Ausblicke für |
die allgemeine Welt- und Kulturgeschichte
erschlossen zu haben. Aber. wenn der Fort-
schritt von Erkenntnis und Wissenschaft
notwendig für ein gesundesLeben der mensch-
lichen Gemeinschaften ist, dann sollte auch,
dieser Pioniere gedacht werden, die je
sich mit der Rolle der einstigen „hungri
den Poeten“ begnügen müssen. Möggshier
das neue Jahrhundert gründlichen del
schaffen.
æ
Zur Chronologie der ältesten ägyptisch
| Könige.
W. Max Müller.
Noch immer herrscht grosse Unsi
über die Zeit der uralten ägyptische
deren Gräber von Amélineau und de
aufgedeckt wurden. Die Leser dieser
schrift werden bemerkt haben, dass
manchmal von Wiedemann, Spiegel
meiner Wenigkeit ziemlich verschiedene
setzungen vertreten worden sind. Eine klel
Zusammenfassung dessen, was zur Zei
einigermassen sicher gegeben werden k#in,
scheint mir also angebracht. Freilich, s&t
ich in OLZ. I, 101 über diese Frage refericrfc,
hat sich unser Material nicht so sehr verme
wie wir erwarten sollten. Die Veröffentlie
der Entdeckungen Amélineau’s von ihm sel
entspricht qualitativ wie quantitativ nicht den
hohen Erwartungen, die wir ihr entgegen-
bringen mussten. Wir müssen auf neue Funde
warten, um eine sichere Chronologie zu er-
halten,
Den Ausgangspunkt für die Chronologie
von unten bietet das von Maspero zuerst er-
kannte Siegel der Königin N-m’'t-h(‘?)p, de
Morgan II, 244, AZ. 36, 1898, 142.. Damit
kann man freilich nicht zu bestimagg
geben. Wann lebte jene Köpigi
König Snefru(i) erhielt der Beifite Mtn täg-
lich 100 Brote „aus dem ka-Tempel der
Königsmutter N.“ Das beweist nicht, dass
d ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
fo
[Januar 1900.] 4
—
„der Totentempel damals im vollen Betrieb“
war (AZ. 1.1). Im Gegenteil, man hatte da-
mals schon die Einkünfte dieses Totenkultes
siikularisiert, Sicher gehörte also die Königin
N. nicht der regierenden Dynastie — ich
spreche selbstverständlich nicht im manetho-
nischen Sinn! an. Andernteils aber war
die Säkulärisation noch vor nicht allzu langer
Zeit erfolgt, denn noch immer figurierte die
Stifiumg "wenigstens in den Rechnungen. Wir
haben also weder mit einer uralten Königin
zu then, noch ist es rätlich, sie allzu nahe
an das Ende der 3. manethonischen Dynastie
heranzupticken. Aber wer kann danach sagen,
ob iif Kult 50 oder 500(?) Jahre vor dem
Anfang der 4. Dynastie eingerichtet wurde?
„Ob die Siegelabdrücke, mit dem Königin-
ramen in, an oder bei dem Grab von Umm-
el-Ga ab gefunden wurden, und um welches
‘Grab es sich handelt, darüber belehrt uns
natürlich Amélineau nicht. Aber Zeitgenossin
der in Abydos begrabenen Herrscher war die
Königin offenbar nicht. Ich denke nicht, dass
sie selbst den Vorfahren opferte; wahrschein-
icher besagt das Siegel des „Schatzmeisters
wrt (2?) der königlichen Mutter und Ge-
ärerin N.*, dass man die Ahnenopfer aus
den Einkünften ihres Seelentempels nahm.
Darin haben wir den Übergang zu der
späteren ne Danach stammte das
Opfer anscheinend noch aus der Zeit vor
Snefru(i), ist aber schwerlich älter als die
dritte Dynastie, auch nach der Orthographie
des Siegels. Wenn man damals den thinitischen
Königen regelmässig Opfer gebracht hätte,
so würden wir diese Herrscher nicht sehr
lange vorher anzusetzen haben, allein hier
handelt es sich offenbar nur um eine verein-
zelte Ehrung. Eine solche beweist nun chro-
nologisch wenig. Wenn irgend ein Pharao
von einem alten König Lobenswertes hörte
oder las, so mochte er einmal Anweisung
geben, dem Schatten desselben eine Opfer-
mahlzeit vorzustellen. So beschreiben es z.
B. die Westcargeschichten. Wie lange vor
jenem unbekannten Ahnenverchrer, der die
Stiftung der Königin N. benutzte, die Thiniten
regierten, ist danach nicht zu bestimmen; er
braucht gar nicht zu ihren Nachkommen ge-
hört zu haben.
Sethe hat AZ. 35, 1897, 2 richtig zwei Name!
der ersten Dynastie auf den Steingefiissen bel
Amelineau, Tf. 8,7 und 42,6 erkannt. Der von
den Späteren Mr-b:-p gelesene Name') und
') Diese Lesung scheint sinnlos, aber es hat keinen
Auer zu kritisieren, ehe wir die alte Schreibung
sicher kehnen.
y
5 [No. 1.)
+
der später entstellte des H:sty (lies jetzt wa ;
a
Manetho las [| Kevxsvng!) stehen fest. Aber
diese Könige sind ja dort nicht begraben,
und Amelineau sagt wieder ausdfüsklich, dass
die Opfergaben mit den Namen solcher
Könige in den äusseren Kapellräumen ge-
funden wurden. Es ist also def gleiche Fall
wie bei jener Königin. Will man die Thi-
niten demnach als Vorgänger des 5. und 6.
Königs der 1. Dynastie auffassen «0 ‚macht
das Stück Tf. 42 thatsächlich einen gBäteren
Eindruck t). Aber sicher sind wir nicht, dass
nicht das umgekehrte Verhältnisanzunehmenist.
Sehr wichtig ist Tf. 33, Nro. 4 (schlecht
bei de Morgan II, Fig. 810). Auf einer Vase
stand of des Tempels?) des göttlichen Doppel-
gingers des Königs (wörtlich: Herrn “des.
Horuspalastes) ‘:z-yb°)“. Was bedeutet h?
Ist es abgekürzt dasselbe wie ht, de Morgan
II, Fig. 556? „Acker“ (y:ht) wäre dann weit
wahrscheinlicher als „Grab“ ([m] kt) [oder
gar hwt Tempel“). Aber jedenfalls ist hier
keine Gabe zu Lebzeiten des ‘:z-yb „Stark-
herz“ gemeint, er ist selbst schon ein göttlich
verehrter Ahne. Man überträgt hier vom
Einkommen seines Tempels auf einen anderen
Kult. Wenn wir im Grab des Dn (de Mor-
gan, Fig. 787) einen Stempel von seinem
Grab (nicht Palast!) finden, so muss das
gleiche Verhältnis angenommen werden. Eben-
so Nro. 786 und Am. 21,2 (wo ein ,,Opfer-
aufseher‘ eben dieses Grabes genannt). Kurz-
um, es ist mit diesen nachträglichen Opfer-
gaben keine so leichte Sache, wie ich zuerst
glaubte. Die auf den Töpfen genannten
Könige waren auch schon verstorben. Wenn
die Lieferungen für das Grab z. B. des Dn
1) Die zweite Vertikalzeile würde ich lieber als
einen zweiten Namen oder Titel desselben Königs
ansehen; wäre mit dem seltsamen Zeichen ein neuer
König, der oeusuyns Manetho’s, gemeint, so wüsste
ich nicht, warum dieser andere Titel hat, als der
König in der ersten Zeile. Dabinter liest man nun
4
elt
in Amélineau’s Photographie War also von
einem „Begräbnis“ auf der Aufschrift die Rede und
von wessen Begräbnis oder von „Bildhauern“? Von
der Idee, dass der Titel Ant (des königlichen Hauses;
lies Antiy?) einen Königsnamen vorstellt, ist Sethe
gewiss zurückgekommen. Vgl. Naville, R. tarv. 21,
110 A. 2.
’)
zwei Räumlichkeiten, d. h. einen Tempel oder ein
grösseres Grab (keine Festung!).
3) Das Zeichen entspricht dem späteren ¢} keines-
wegs (vgl. auch Am. Tf. 21,4), ich nehme aber
einstweilen mit Vorbehalt an, das es die ältere
Schriftform ist. Das Herz hat bei Amuleten öfter
ausgezarktr Seitenansätze. e`
bezeichnet offenbar das grosse Haus mit
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
-
(Januar 1900.] 6
nicht reichten, so half man aus den Magazinen
des Tempels eines anderen Königs nach.
Sequestration war das aber keinenfalls. Die
zwei Könige waren ja nahe Verwandte, deren
Grabnamen sich nachahmend an einander
anlehnten, s. u. Nach diesen Nachahmungen
muss man noch bestimmen, ob Dn den ‘3z-yb
voranging oder umgekehrt, nicht aus jenen
Opfergaben.
Die Opfergefässe mit der Aufschrift „Grab
des Königs N. N.“ wie de Morgan 789 (= Am.
39,5), 791, 792, zeigen, dass die betreffenden
Könige sogar schon längst tot waren, weil
man es nicht für der Mühe wert hielt, die
schwülstigen, uffiziellen Namen ihrer Gräber
zu geben, oder weil diese Namen nicht mehr
geläufig waren. 791 (= Vasenmarke 33 bei
Amelineau) erinnerte stark an den dritten
Namen der Statue 1 von Gizeh, in der AZ.
35, 1897, 11, gegebenen Lesung, wenn diese
sißber wire. Sicher steht er, de Morgan,
Fig. 851 auch schon mit einem hwt, d. h.
wohl einem Grabtempel. Jedenfalls lässt sich
flamit ebenso wenig machen, wie mit den
oben besprochenen Texten.
Merkwürdig ist aber der Siegelabdruck
Am. 21,6 mit dem Namen des Königs "h:zwty
„Streitbar‘‘ von Negadah, der ganz aussieht,
als ob dieser König zu Lebzeiten geopfert,
also später als die Thiniten gelebt hätte. Ist
der König von Negadah nun wirklich Menes,
so hätten wir in jenen Thiniten ganz bestimmt
„prämhenesische oder prädynastische‘‘ Könige,
um Petrie’s Ausdrücke zu gebrauchen. Es
hängt das vollkommen von der Erklärung der
„Menestafel“ ab. Natürlich würde uns diese
Annahme prämenesischer Datierung genug
Schwierigkeiten machen. Es würde die ge-
samte spätere Tradition in sehr bedenklichem
Licht erscheinen lassen!) (OLZ. I, 102), wir
müssten uns darüber wundern, warum gerade
der vermeintliche Menes so häufige Denk-
mäler in Abydos hinterlassen hat (vgl. Amel.,
Fouilles IH, 5, kl. Ausgabe, OLZ. II, 51)
und hinter ihm völliges Dunkel herrscht u. s.
w. Alle bis jetzt gefundenen alten Könige
gehören ja zu derselben zeitlich nicht viel
getrennten Gruppe, die Erwähnung des Thiniten
Ha’-shmwy (?) auf dem Stein von Palermo
(I, 5. Reihe) weist aber in keineswegs so ur-
alte Zeit. Wenn ich früher die Menestheorie
Borchardt’s angenommen habe, so überwiegen
mir jetzt die Bedenken dagegen. Die Ein-
1) Aber nochmals erwähne ich: das noch neuer-
dings gebrauchte Argument, ein König von Ober- und
Unterügypten könne nicht vor Menes gelebt haben,
beruht nicht auf Manetho, sondern auf einer modernen
Hypothese.
eae -— at nes en mn ne ee _
wände Wiedemann's/gegen die Menestheorie,
denen neuerdings Naville beigetreten ist, will
ich hier nicht besprechen, gebe aber jetzt zu,
dass das, was zuerst ein (verkehrt einge-
schnittenes) Königsschild schien, wohl besser
Das Zeichen
hat zwar meist einfache Umrisslinien (Ptah-
hotep ed. Pirie, Tf. 32, Griffith, Hierogl. Nro.
103, vgl. 178) aber man findet doch auch
doppelte Linien bei solchen Gebäudeunrissen
z. B. Quibell, Ramesseum, pl. 22. Hier könnte
eine Freiheit des Bildschnitzers vorliegen.
Jedentalls wiegt diese kleine Ungewöhnlich-
keit leicht gegenüber der Annahme, König
Menes habe hier den späteren Königsring ge-
braucht. Ich bekenne mich also jetzt gern
zu Wiedemann’s Erklärung des Zeichens mn,
nämlich dass es nicht als Königsname, sondern
als Benennung der Totenkammer, als „die
feste“ (Naville m’ynw „Station“), aufzufassen
ist. Es liegt also keine Notwendigkeit vor,
auf frühere Zeit als die erste Dynastie
einen Saal vorstellen soll.
Manetho’s zurückzugehen. Wenn wir so be-.
deutende Könige, wie jene Thiniten, nicht
bei Manetho wiederfinden, so liegt das wohl
daran, dass seine Listen immer mehr eklek-
tisch werden, je mehr sie ins Altertum zu-
rückgehen.
Die Zeit der dritten Dynastie ist dadurch
ausgeschlossen, dass man in derselben schon
den Königsring gebrauchte. Wenigstens kann
man das aus dem Ring auf der späteren
Wiederherstellung, der Wand des Zoser
schliessen, vgl. AZ. 35, 1897,4. Darüber,
dass vielleicht schon in der Zeit des H'-shm
die Entwickelung des Ringes aus dem Ring
der Göttin Nehbet begann, vgl OLZ. I, 343.
Wir sehen dagegen noch in der Zeit Snefru(i)’s
den Palastnamen bisweilen ausschliesslich
gebraucht, der in der alten Zeit stets allein
steht. Der Ring aber hat in Dyn. 4 schon
die spätere längliche Form, seine Entwicklung
fällt also spätestens in die Zeit der 3. Dynastie.
Die Gräber von Umm-el-Ga‘ab, in denen dies
und das ganze Titelwesen noch unentwickelt
ist, gehören also der Zeit vor Dynastie 3
an. Ich denke, die archäologischen Gründe
bestätigen das genügend, s. auch oben über
das Siegel der N-mit-h».
Die Einfügung der Namen in die zwei ersten
Dynastien ist also zur Zeit unmöglich, vgl. oben
über die Beurteilung der Königsnamen auf den
Opferkrügen. Ich wiederhole, diese scheinen
mir jetzt cher zu beweisen, dass die Könige,
welche aus ihrem Einkommen für die Opfer
des dort Begrabenen lieferten, schon vor ihm
verstorben waren, als dase sie später regierten,
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
a ee ee
' setzen.
j
J
[Januar 1900.) 8
+
ohne dass aber das Letztere ausgeschlossen
ist. Man hat bisher allgemein diese Beigaben
missverstanden, auch meine friihere Auf-
fassung!) (OZ. I, 102) bedarf der Berich-
tigung. Mit allem Vorbehalt setze ich
also die bisher bekannt gewordene Gruppe
der Thimiten, etwa in den Anfang der
zweiten Dynastie Manethos. Aber dies
diem docet”.
“oder H‘-shu nach seinem Namen
ein waher Verwandter und Vorgänger des
H h-smty?) gewesen sein muss, habe ich
OLZ. I, 343 erwähnt. Ihnen schliesst sich
als Mitglied derselben Dynastie der König
‘'z-yb „Starkherz“ an, denn sein Grab heisst
N 3), also dem x ao
gans analog. Der Grabname des Dn ist
des H -shmwy
,letder noch nicht sicher gelesen‘), aber er
‘scheint abzuweichen, ebenso ist der noch
nicht lesbare Name vom Negadah-Grab des
‘Ahauty verschieden gebildet. Innerhalb der
grossen, bei This begrabenen Dynastie (der
offenbar auch N’r-nı von Hierakonpolis an-
gehörte) bildeten jene drei Könige also eine
eigene Gruppe. Nach dem Stein von Palermo
wäre (der dort bedenklich nahe un die 4.
Dynastie gerückte!) A-shmwy später anzu-
setzen als Ne-nuter. Letzteres ist ein Name
gebildet wie Manethos Binothris (lies Ne-bat-
nuter?), wie Naville schon bemerkte; jener
König wäre also mit seinen Nachfolgern’)
(Statue 1 Gizeh, AZ. 35, 1897, 11 : Re-nb
und dem unlesbaren Namen, der an eine
Erweiterung von N'r-mr erinnert) etwas vor
diesem dritten König der 2. Dynastie anzu-
Das ist freilich alles sehr ungewiss.
Hoffentlich regt meineZusammenstellungFach-
genossen zu weiteren Nachforschungen an.
Zur elamischen Iteration.
von F. Bork.
Der Nachweis Hüsings, dass wir es im
Elamischen mit iterierten Verbalformen zu
thun haben, scheint nachgerade keiner wei-
‘) Die sich (unabhängig) mit der Amélineau’s
deckte.
*) Ich bemerke hier nochmals: diese Lesung ist
rein konventionell und sehr unwahrscheinlich.
*) Auf den von mir hastig betrachteten Pariser
Abdrücken schien mir das dritte Zeichen wie —or-
in einer altertiimlicheren Form, aber verschieden von
der Koptos, Tf. 4. Nach der Tafel 1 bei de Morgan
ist es freilich schwer, zu entscheiden.
*) FAngt er nicht mit dem seltsamen Zeichen
an. das wir auch Aınclineau pl. 31 finden?
5) Der Verstorbene war Priester an den Gräbern
dieser Könige. lebte nicht unter ihnen, wie man ge-
wöhnlieh behauptet.
9 INo. 1.)
teren Belege zu bedürfen. Der letzte Artikel
(in der Aprilnummer der O. L. Z.) stellte
infolge von Foys Verbesserung „petip“ (statt
pattip) das peptippa auf dieselbe Stufe mit
peplippa, so dass wir statt scheinbarer Un-
regelmässigkeit eine vollkommen regelmässige
Bildung bekommen. Dadurch wird die Zuge-
hörigkeit von pepla zu peplippa und ähnlichen
und zugleich die Iteration in den letzteren
Formen erwiesen. Ebenso ist dann natürlich
pe-praka aufzufassen, das zu peranra zu stellen
ist. Mit seiner Konjektur pe-ir-ranti (O.L.
Z. 1898 Sp. 384, nach Oppert,) scheint mir
Hüsing aber nicht das Wahrscheinlichste ge-
troffen zu haben. Niher liegt die Annahme
eines ip, das dem w-Zeichen weit ähnlicher
ist als das ir. Damit erhalten wir eine
weitere iterierte Form pepranti, durch die die
Bedeutung von pepraka gesichert
Dann ist Foys Bemerkung über ältere Diph-
thonge (Z. D. M. G. 1898 S. 126) vollends
zu streichen, nicht minder nach obigem sein
pep (S. 591), dessen Kautschukbedeutung
an sich schon Schwierigkeiten machen würde.
Dazu gehört ferner die altelamische Form
pepsirmah (vgl. Hüsing, Elamische Studien
S. 27 zu 11, wo natürlich statt pep-3i-r-ma-h
vielmehr pe-p3i-r-ma-h abzuteilen ist.) Hier
ist die Einfügung des ir vor dem ma höchst
beachtenswert! Sie kehrt wieder in sahti-r-
ma-h und misi-r-ma-h ete. Andere Formen
von der iterierten Ypes sind pepsimma S-].
D,4 und pepsija (in der Inschrift des Hu-
bannumena Z. 6); von dem nichtiterierten
Stamme ist nur die dialektisch ein wenig ab-
weichende Form pisi-h M-A. I 15 erhalten,
die Hüsing eben deswegen wohl übersehen
hat. Es kann aber gar kein Zweifel darüber
obwalten, dass diese Form zu der Ypes ge-
hört, weil der Zusammenhang der gleiche
ist wie an den anderen in Frage kommenden
Stellen und weil namentlich hier wie sonst
ein kusth unmittelbar folgt. Hüsings Ver-
mutung hat sich also glänzend bestätigt.
Natürlich ist die Bedeutung der ypes nicht
aus der Form pe-s-ta zu entnehmen, in der
š Suffix ist (vgl. O. L. Z. 1898 Sp. 385).
Der Vergleich mit peplusta stellt diese Form
zu Ypel, zu der auch pel-ki-ma gehören dürfte.
In der demnächst zu veröffentlichenden In-
schrift des Hubannumena findet sich ein
purkime. Durch Vermittelung eines pulki
S-N. C 10 könnte man purkime mit pelkima
zusammenbringen. Hinter
ein ruruk: wieder eine iterierte Form?
würde. »
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
nt En gi i ee
ersterem steht | futter benutzt zu werden scheinen.
|
' man
Diesen 4 Formen, in denen die Iteration |
in Gestalt eines scheinbar vorgeschlagenen
pe auftritt, steht nun freilich bisher nur eine,
(Januar 1900.) 10
m EHRE REESURREIEFERIEEEN
—.
zudem nicht ganz sichere andere gegen-
über: ku-kti zu kuti. Es wird Hüsing nicht
unangenehm sein, wenn ich noch eine wei-
tere einwandfreie Form nachweise: tattah
neben tah. Man vergleiche S-I. C 4 "æ Insu-
šinak napiruri i-si-ma tah mit S-N C 30 f.
"ap Insusinak napirurs i-si-ma tattah. Weiss-
bach hat hier si als ru verlesen, derselbe
Fehler findet sich Z. 22. Ebenso ist K-N.
C 4 šah in tah zu verbessern. Dasselbe
i-si-ma tah [Hüsing vergleicht nach brieflicher
Mitteilung i-si mit hi-& in den Achamaniden-
texten: ein fünftes Beispiel der Entsprechung
von s und é/] findet sich M-A. II 23. Hier
hat Hüsing zweifellos richtig sö gelesen (El.
St. S. 34), aber das Nachfolgende ist nicht
rah, sondern tah. Sollte vor 2-si-ma vielleicht
Kiri-risa stehen? (Neben Rakepal, wie sonst
davor Insusinak napiruri steht.)
In mehreren der älteren Texte steht die
Verbindung hih-si. Demnach wire neuelami-
sches hi-=hih (vgl. hi-či-la) Wir kennen bereits
ein hah S-N. C 9, M-A. Il 8 und ein
huh S-N. C 28, 30 M-A. I u. Il ö. Dazu
scheint eine zweite Reihe zu gehören 1):
(i-n) ö., 2) altelamisches aha S-N € 21,
K-N. D 6. (aha-n S-N. B 4, C 30, K-N.
C 6, S-I. C 6)=malamirischem ah (Pluralis
ah-MES M-A II 25)=neuelamischem a in a
huttap Bg. IL 78, 85, II 34 (Pluralis: appi
etc.) 3) malamirisches uhumma(?) M-A II 4.
Sind nun hih, hah, huh bez. i, ah(a), uh(?)
Demonstrativpronomina der ersten, zweiten
und dritten Person (hic, iste, ille)? Da hinter
hih-si einmal timma Hubannumena 8), das an-
dere Mal kimma steht (Untas-Risa C=Loftus
9 Z. 6.), so ist die Abtrennung des si vom
nichsten Worte als berechtigt erwiesen Um
so sicherer wird dadurch die Deutung von
[st] tuktine K-N. C 6, S-I. C 6, das iteriert
als taka-tuk-ti-ne vorkommt (vgl. O. L. Z. 1899
Sp. 112.)
Mit dieser Form erhalten wir einen
zweiten sicheren Fall, wo einfache und
zweifellos iterierte, d. h. nicht nur redu-
plizierte, Formen neben einander vor-
kommen, — der andere ist kutta neben
kuttahut Die Zugehörigkeit von kutkatu zu
Y kut ist nicht sicher, die Mal-Amir-Formen
taha-tahali)s-ne und kitekkitek, hitektempe halte
ich zwar auch für sicher, doch wird noch
viel für die Feststellung des Textes geschehen
müssen, dessen Abklatsche heute als Mäuse-
Könnte
bei den zuerst genannten Formen
(peplippa, peptippa, pepraha, pepsija, tattah)
an einfache Reduplikation denken, so zeigen
die zuletzt aufyctiihrten, dass dieselbe nur
%
11 (No. 1.]
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Januar 1900.) 12
scheinbar, d. h. aus Iteration entstanden,
vorliegt, wobei die Vermeidung der Konso-
nantenhiufung das Ihrige gethan hat.
Hinsichtlich der Stellung des Elamischen
ist die durch Heinrich Winkler zuerst wissen-
schaftlich begriindete Annahme seiner Zuge-
hörigkeit zu den kaukasischen Sprachen
heute wohl ziemlich allgemein anerkannt.
Auch Hüsing hat (O. L. Z. 1898 Sp. 385)
einen Beitrag dafür zu liefern versucht. Die
Feststellung der Iteration, die das elamische
Verbalsystem erheblich freier gelegt hat,
führte ıhn zur Auffindung des Suffixes der
2. Person Singularis und zu der Beobachtung,
dass auch in der ersten Person — wie in
der dritten — des Transitivums die Plural-
form gleich der Singularform ist. Da nun
auch im Georgischen das Gleiche zu gelten
scheint, lag der Versuch nahe, auch die
Endungen formell zu vergleichen. Dabei ist
es ihm aber begegnet, dass er in der ersten
Person das Suffix mit dem Prifix verwechselt
hat. Dadurch wird die Vergleichung un-
sicherer, zumal das th im Gurischen auch fiir
die erste Person (im Svanischen sogar fiir
die dritte) verwendet wird. Doch könnte
hier Uebertragung vorliegen. Auch könnte
das Präfix des Gurischen immerhin wohl
mit dem elamischen Suffix etymologisch zu-
sammenhängen. Näher läge es aber, es
mit dem im Elamischen der ersten Person
Singularis so oft vorgesetzten u zu vergleichen.
Auch Hüsing hatte, wie er mir seinerzeit
schrieb, bereits an eine Zusammenstellung
des elamischen u mit dem gurischen v ge-
dacht. Ehe wir aber an die formelle Ver-
gleichung gehen, ist es erforderlich, aus
den heute vorliegenden kaukasischen Voka-
beln die „Urformen“ zu konstruieren, wie es
bei den indogermanischen Sprachen geschehen
ist. Das scheint durchaus nicht aussichts-
los, und hier könnten sprachlich geschulte
Männer, denen ihre Musse nicht gestattet,
sich auf einem anderen Spezialgebiete auf
dem Laufenden zu erhalten, recht dankens-
werte Arbeit leisten: Vorkenntnisse bringt
niemand mit.
Vielleicht ist nun zu beachter, dass auch
in diesen Sprachen, wenigstens im Udischen,
eine Iteration vorkommt. (Vgl. A. Schiefner,
Versuch über dieSprache der Uden, Petersburg
1863.) Sie ist allerdings nominal. z. B qumqum
Auster, zimzim Zögerung, und drückt bei
Adjektiven das Intensive aus z. B. laglaq
sehr verfault; seri wahr, seriseri wirklich.
Aber entsprechende Formen werden auch
zur Anfertigung gewisser Verbalausdrücke
gebraucht, deren Bedeutung zumeist eine |
~ NE eS ve
iterative ist. z. B. galgal-desun schaukeln,
tutu-pesun zittern. Die Iteration ist also
wenigstens dem Charakter der Sprache nicht
fremd.
Bespreehungen.
F. Justus Heer, die historischen und geographi-
schen Quellen in Jaqits Geographischem Wörter-
buch. Strassburg, Trübner 1898. 112 SS. 8°.
Bespr. v. Martin Hartmann.
Ein redlich und erfolgreich Mühen, für
Jägüt das zu leisten, was Brockelmann so
glänzend für Ibn Alatir geleistet. Aus den
Gesamt- und Spezialwerken der Uebersicht
(Kap. 1) werden in Kap. 2 und 3 Albaläduri
und ASsabuSti herausgehoben und eingehend
vergleichender Behandlung unterworfen. Dass
‚As$äbusti Verfasser des wichtigen Ms. Berlin
Ahlwardt 8321 ist, war nicht unbekannt, auch
blieb diese Handschrift nicht ‚unbeachtet‘ (S.
88.) Seit vielen Jahren ist das Richtige auf
dem Einbanddeckel zu lesen, und Hoffmann
sagt in den Märtyrerakten n. 1307: ‚das vorn
nur wenig defekte kitab uddijarat Berlin Ms.
Wetzstein II No. 1100 ist, wie ich durch
Vergleichung der Citate bei al-Maqrizi und
Jaqit ersehe, das von al-SäbuStl .... Es
ist sehr lehrreich für die Art, wie Jaqut
compilirt hat.’ Verwunderlich ist, dass Ahl-
wardt von all dem nichts weiss und zu seinem
Schlusse auf den Verfasser der Aghäni durch
eine Deduktion gelangt, der H. arge Miss-
verständnisse und Schwächen nachweist.')
Geschickt ist die Beweisführung, dass Jaqnt
die nun jedem Zweifel entrückte erweiterte
Ausgabe von Albaläduris Länderbuch vorge-
legen habe. Einspruch muss erhoben werden
gegen die Behandlung Ibn Ishaqs. Hier ist
nicht tief genug eingestochen. Nicht Ibn
Alkalbi, sondern Ibn Ishiq war an die
Spitze zu stellen. Nach dem Index kommt
I. I. bei Jägüt 101 Mal vor. Von diesen
Stellen sind 6 (1, 137. 4, 361. 444 720.
892. 1046) nicht zu finden?), von den übrigen `
95 hat Heer 6 ff. bei Ibn Hisäm nachge-
wiesen 78. Sie gehören sämtlich in das
Prophetenbuch Ibn Ishägs, wenn nicht Ibn
Hisäm vereinzelt auch Stücke aus dem
') Ich habe schon im Jahre 1890 mir Aus-
züge aus dem „Säbusti“ gemacht und bedauere jetzt,
dass ich weder im Bohtan (z. B. zu S. 38 No. 110)
noch zu Brockelmann 1,146 Annı. (im Referat hier
Sp. 303 ff) davon etwas verlautbart habe.
?) Zum Teil liegt dabei unzulässige Zusammen-
werfung mit Ibn Hisäm vor: 4,361. 444. 720. 1096;
in „4,892“ ist ausserdem noch Ibn Hikam mit Hisam
Alkalbi verwechselt. 1,137 wird verdruckt sein für
134 (= Ibn Hisäm 333). Es fehlt ganz 1,499 1—3
= Ibn Hisäm 424 10—11).
13 INo. 1.)
k almubtada’ (almabda’) I. I. ’s in seine sira
eingearbeitet hat. Von den übrigen 17 ge-
hören 8 unzweifelhaft der sogenannten sira
des Ibn Ishaq an: 1, 317. 396. 4983). 3, 531.
578. 753. 757%. 4,669. Rein geographisch
und wahrscheinlich nicht dem Prophetenbuch
entnommen sind zwei Stellen: 1, 154. 4,574.
Die Stellung Ibn Ishāqs in den Traditions-
ketten betreffen 4, 221 (als Gewährsmann),
2,12 und 2,452 (als Tradent). Von den
übrig bleibenden vier Stellen hat Heer zwei):
1,257. 4,470; die andern beiden 4,896. 899
reduzieren sich auf eine Stelle, die bei Jäqut
zerrissen ist und deren Nichtzugehörigkeit zu
dem Prophetenbuche Ibn Ishaqs ebenso wenig
sicher ist wie die der beiden rein geographi-
schen Stellen 1,154. 4,574. Zu den beiden
mit grosser Wahrscheinlichkeit dem k. almub-
tada’ zuzuweisenden Stellen kommt noch
1,139 14 ff, wo Assuhaili und dessen Be-
rufung auf „Ibn Ishäq in einem anderen
Werke als assira“ angeführt wird, wie auch
Heer (S. 5) gesehen hat. Die Frage ist:
was lag Jäqut von Ibn Ishaq vor? Wahr-
scheinlich keines der Originalwerke. Nicht
benutzt ist sicher das kitäb alchulafa’; für
das Prophetenbuch (ussijar und almaghazi)
hatte er verschiedene Redaktionen (Ibn Hišām
und Junus; auch andere?); für das ‚Anfangs-
buch’ scheint er sich mit Notizen bei Assu-
haili begnügt zu haben. Ein sicheres Resul-
tat wird sich erst gewinnen lassen, wenn
aus Attabari das kitab almubtada’ Ibn Ishägs
herausgeschält ist, wie auch für die Original
tassung des Prophetenbuches diese Quelle zu
verwenden ist?). Nicht in Betracht kommt
für das Anfangsbuch, entgegen meiner Ver-
mutung Isl. Orient 1,33 n. 4, das kitäb atti-
gan Ibn Hisäms. Bemerkenswert ist, dass
das Ms. Berlin Glaser 97 (Ahlw. 9735), das
1) Diese Stelle vergass Jaqit zu streichen und
so wurde sie weitergeschleppt: sie ist eine Notiz, die
aus dem zwei Zeilen weiter vollständig angeführten
Text geflossen ist.
2) Aus dieser Stelle geht hervor, dass Jägüt I
I's Werk nicht bloss in der Bearbeitung Ibn Hisäms
vorgelegen hat, sondern auch in einer Ueberlieferung
durch Jünus; diese wird ausgeholfen haben, wo Ibn
Hisaäm Lücken gelassen hatte. |
3) S. 9, eingeführt durch ‚Vergl. z. B.’. Das giebt
ein schiefes Bild.
*) Die längste Entlehnung Jäyüts aus Ibn Hisäm-
Ibn Ishaq ist die Geschichte von Faimijün (Zupnulwv?
Var. Qjmijün,*s. Tab. 1,919 n. d) 4,752, —754,, und
765 4515 (I H 20,,—24,, und 24,,__,,. 10—1,). Den-
selben Text giebt mit kleinen A weichungen Tabari
1,920, —924,,Yund 925, _,. f Zu Jaq 4,172,__,,.
an vgl. Tab. 1,934,,, Nöld. 202 (Jaq Z. 20 hagg,
Hab. Z. 13 besser hagg), wonach auch Jaq. Z. 9—12
schon Ibn Ishaq gehört. Zu Jaq. 2,794 ,,—795, vgl.
Tab. 1,937,__,, (Nöld. 207).
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Januar 1900.| 14
man immerhin als von Ibn HiSäm stammend
wird ansehen dürfen!), zuweilen eine Dar-
stellung giebt, die von derdes [bn Ishaq wesent-
lich abweicht. Klassisch ist Jaqut 1,139 10 ff.,
verglichen mit Ms. Gl. f. 97 b f: der Text
I. I.’s, der sich bei Jayut findet, ist auch
bei Ibn Hisim 72 6—10 zu lesen, und der-
selbe Ibn Hisäm, der diese Darstellung
Ibn Ishägs (sei es aus dessen Propheten-,
sei es aus dessen Anfangsbuch) in die sira
aufgenommen, bringt in seinem k. attigan
(das übrigens ein ‚Anfangsbuch‘ ganz in dem-
selben Stil ist, wie das des I. I. sicher war)
a. a. O. eine ganz abweichende Darstellung!
Auch zeigt ein Blick in Ms. Glaser, dass
Ibn Hisim in dem hk. attigan sich — fast
scheint es, ostentativ — nicht auf Ibn Ishaq
stützt; geht er auf dieselben alten Gewährs-
männer zurück, nach denen Ibn Ishaqemit
Vorliebe tradiert, wie der persische Lügen-
schmied Wahb Ibn Munabbih, so ist seine
Catena doch immer eine andere. Hier ist
ein weites Feld. Die Texte sind da und
harren der kritischen Verarbeitung, namentlich
der Quellenscheidung, in erster Linie das
grosse Werk des Tabari, für dessen Teil
über die ersten Chalifen Wellhausen in Skizzen
6 einen so gewaltigen Vorstoss gemacht hat.
Charlottenburg.
Oarl Brockelmann, Syrische Grammatik. Berlin,
Reuther & Reichardt 1899. 7 Mark. Bespr. v.
Fr. Schwally.
Es ist mit Freude zu begriissen, dass
die Verlagshandlung eine neue syrische
Chrestomathie mit Grammatik und Glossar
hat erscheinen lassen. Die Lehrstiicke sind
sehr sachgemäss ausgewählt, das Glossar ist
zweckmässig eingerichtet und die Formu-
lierung der Grammatik ist klar und scharf,
kurz, das Ganze macht einen ausgezeichneten
Eindruck Br. hat sich in der Formenlehre
nicht begnügt, einfach ein Excerpt aus Nöl-
deke’s Meisterwerk zu geben, sondern hat
den Versuch gemacht, die Formenlehre in
selbständiger Weise mehr nach sprach-
wissenschaftlichen Gesichtspunkten aufzu-
bauen. Ob dieses Verfahren in einem doch
für Anfänger bestimmten Buche praktisch war,
darüber kann man verschiedener Meinung
sein. Man muss aber zugeben, dass Br. in
der That eine ganze Reihe feiner Beobach-
tungen gemacht hat. Doch fordert er auch
1) Wenn auch nicht direkt; ein Buch, das he-
ginnt haddatana ibn hisam kann nicht wohl in der
Niederschrift IH’s vorliegen. Es wird ein Auszug
oder eine Bearbeitnng sein.
15
[No. 1.|
nicht selten zum Widerspruche heraus, und
ORIENTALISTISCHE LIITERATUR-ZEITUNG.
dies um so mehr, da das Wahrscheinliche |
wie das Zweifelhafte fast durchweg mit der- |
selben Zuversichtlichkeit und in derselben |
starren dogmatischen Form vorgetragen wird.
So würde ich z. B. mit Hypothesen über -
„ursemitische* Formen viel vorsichtiger sein,
das ist doch alles sehr unsicher. (§ 30 und
öfter.) Wenn $ 41 die ursemitischen Dentale
und Zischlaute den arabischen gleichgesetzt
werden, so ist das in dieser Formulierung
schwerlich richtig. Am meisten gewundert
habe ich mich über Brockelmann’s Theorie
der s. g. Verba mediae Vav und Jod. Es
heisst da $ 194 (cf. § 60 Anm. 4): „Schon
im Ursem. wurden 7 und % zwischen zwei
kurzen Vokalen übergangen, die dann kon-
trahiert wurden: gama „stand“ aus gauamı;
war der ]. Rad. vokallos. so verschmolzen
sie mit ihrem kurzen Vokal zu einem langen;
Impf. zaquumu: raqumu das Part.
Act. lautet soho (aus qåiim X 20 für qauim)...”
Für mich bleibt es einstweilen noch bei der
älteren Theorie, nach der hier zweiradikalige
Wurzeln vorliegen. Die zwischen den bei-
den Konsonanten zu sprechenden Vokale sind
natürlich variabel je nach der Verbalform,
z. B. a im Perf. activ, o etc. im impf. act.
u hat mit der Wurzel nichts zu thun, das
damma von 5 stammt aus dem Impertekt.
das Participium des Aram. und Arabischen
ist eine ganz junge, nach Analogie des drei-
radicaligem Verbum «durchgeführte Bildung. |
den Gestank der
Das Hebraeische bietet noch die ältere Form
gam. — In der Bibliographie vermisse ich
die noch sehr brauchbare Chrestomathie von
[Januar 1%0.) 16
Mn ee en A — ee oe — nn.
ben, nur die gehäuften poetischen Citate aus
dem A. T. sind höchst langweilig und öde.
Der Inhalt steht im wesentlichen auf dem
Boden der bekannten Arbeiten von B. Stade
und Friedr. Schwally, was S. 8 vermutlich
angedeutet werden soll. Der Verfasser hat
aber auch aus Eigenem einiges beigesteuert.
Bernstein und die zur Porta gehörende |
von Nestle. Beim Durchblättern sind mir
auch ein Paar Druckversehen aufgestossen:
S. 59 Zeile 10 lies $ 158: S. 61 2.41.
al; S. 66 Z. 3 1. MSQodis S. 159 bei al
|. § 206; S. 212.7-9 fehlt ein Satzglied;
S. 35 Z. 4 v.u. L Wil. Ich wünsche dem
trefflichen Buche rasche und weite Verbrei-
tung.
Strassburg i. E.
A. Bertholet, Die israelitischen Vorstellungen vom
Leben nach dem Tode. Freiburg i. B. J. C. B.
Mohr 1899. 0,80 M. Bespr. v. Fr. Schwally.
Dieses Heftchen gehört zu einer von der
J. C. B. Mohrschen Verlagshandlung ver-
anstalteten Sammlung gemeinverständlicher
Vorträge und Schriften aus dem Gebiete der
Theologie und Religionsgeschichte. Der Vor-
trag ist ganz nett und intercssant geschrie-
Ich hebe im Folgenden nur das hervor,
womit ich nicht einverstanden bin. Der Vert.
wirft S. 5—6 die Frage auf, ob die Trauer-
riten des Haarscheerens und Kleiderzer-
reissens ursprünglich Opfer gewesen seien
und entscheidet dieselbe in bejahendem Sinne.
Dagegen spricht alles. Die hebr. Ueber-
lieferung weiss nichts davon, dass abgeschnit-
tene Haare oder zerfetzte Kleider an Leiche
oder Grab gebracht wurden. Wenn auch
diese Beziehungen zum Grabe, nach Analo-
gie anderer Naturreligionen, einmal in Israel
vorhanden waren, so ist doch noch längst
nicht erwiesen, dass z. B. die Haarlocken
auf dem Grabe des Patroklos oder die Lum-
pen auf den Beduinengräbern wirklich als
Opfer anzusehen sind. Man opfert doch nur
solche Dinge, die für den Totengeist einen
praktischen Wert haben, also Menschen,
Tiere, Speise und Geräte. Man opfert ihm
Kleider, damit er sich im Hades darein hiille.
Diese Kleider können natürlich zerrissen
sein, wenn der Opfernde keine besseren hat,
aber man zerreisst dieselben nicht ad hoe,
das wäre als Blasphemie oder als Tollheit
betrachtet worden. Auch mit Haaren kann
der Tote nichts anfangen, er müsste dann
verbrannten Locken als
mM mn empfunden haben. Ich kann jetzt,
nicht weiter auf diese Materie eingehen,
glaube aber gezeigt zu haben, dass die herr-
schenden Vorstellungen über das Wesen des
Opters der Umgestaltung dringend bedürftigt
sind. Besonders brauchen wir eine um-
fassende Untersuchung über die Opfermate-
rialien auf breitester religionsgeschichtlicher
Grundlage. Die beiden oben erwähnten Riten
sind wahrscheinlich als Kasteiungen zu ver-
stehen Man bringt die dabei abfallenden
Objecte (z. B. Haare und Lumpen) hier und
da ars Grab oder an die Leiche, damit der
Tote sieht, dass die Trauerpflichten treulich
erfüllt worden sind. -- Ueber den sonder-
baren Brauch der Bewohner eines Schweizer
Bergdorfes, schon auf dem Wege nach dem
Grabe zum Totenmahl einzukehren (8. 9),
möchte man gern näheres erfahren, aus-
schlaggebend ist die Geschichte dieser
Sitte. Einstweilen glaube ich, dass das nur
ein lokaler Unfug trinklustiger Bauern jst.
S. 10 war zu erwägen, dass der heilige
17
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
18
[Januar 1900.|
Baum auch älter sein kann als das Grab | Wertes von Anfang an gefunden, und wir
der Debora. — Während ich früher versucht
habe, die späteren Vorstellungen möglichst
als innerjüdische Entwicklung zu begreifen,
!
|
schreibe ich jetzt fremden Kreisen einen viel `
grösseren Einfluss zu. Nicht nur in die
Scheolvorstellungen sind babylonische Züge
hereingekommen, sondern auch in der
Auferstehungshoftnung stecken babylonische
oder parsische Vorstellungen (gegen S. 27).
-— Die Behauptung S. 17, dass „Mose den
Jahveglauben tief in die Seele des entste-
henden Volkes gesenkt“ habe, ist in dieser
Form legendarisch. Am Schlusse des Vor-
trages tippt der Verfasser noch die Frage
nach den Beziehungen der jüdischen zur
christlichen Eschatologie an, aber als kluger
und vorsichtiger Mann hat er die Klippe,
welche ihm hier drohte, umsteuert. Sed hie
Rhodus!
Strassburg i. E.
W. Robertson Smitb, Die Religion der Semiten.
Deutsche Übersetzung von Dr. R. Stübe. Mit
einem Vorwort von Prof. Dr. E. Kautzsch und mit
einem Anhang. XX + 372. 8°. Angezeigt von
H. Winckler.
Es ist ein beschämendes Zeichen für den
‚wahren Stand der vielgerühmten deutschen Er-
ziehungserfolge — vulgo Bildung genannt —
dass es nötig ist für einen wissenschaftlichen
Leserkreis ein englisches Buch zu übersetzen,
ein Buch der Weltsprache! Der Deutsche,
wenigstens der „gebildete“ Deutsche wolle also
künftig immer erst seine eigenen Geistes-
kammern revidieren, che er die Nase iiber
den Engländer rümpft, der „keine Sprache
lernt“! Wenigstens wenn das Ziel solches
Lernens die Fähigkeit ist eine Sprache zu
verstehen — nun so spricht ja eben die vor-
liegende Uebersetzung, für die wir dem Ur-
heber Dank wissen müssen, auch für ihr
Teil. ‚Seiner Aufgabe hat sich Stübe mit Ge-
schick und Eindringen in den Stoff entledigt,
man merkt der Übersetzung keine Herkunft
aus fremder Sprache an.
Über das Werk selbst ein Urteil abzu-
geben ist hier nicht die Gelegenheit, es wäre
auch nicht mehr an der Zeit, nachdem es
längst seinen Weg gemacht hat. Es ist recht
bezeichnend, dass ein solches Buch in Eng-
land geschrieben werden musste, die „deut-
sche Griindlichkeit* hätte kläglich versagt,
denn sie hätte wohl den Stoff aus der klas-
sichen und christlichen Überlieferung oder
aus der islamischen beherrscht, nie aber
beides zusammen.
Das Buch hat die Anerkeunung seines
— nn en el
|
|
|
|
|
|
brauchen darüber nicht erst zu disputieren.
Wenn aber wieder einmal der Gegenstand
von diesem Standpunkt aus behandelt wird,
so wollen wir hoffen, dass bis dahin sich die
Erkenntnis durchgesetzt haben wird, dass
man es nicht als eine Darstellung der „Re-
ligion der Semiten“ bezeichnen darf. In
dieser Weise lässt sich der Stoff überhaupt
nicht begrenzen. Die Religionsvorstellungen
sind abhängig von der Kulturstufe eines
Volkes und nicht von seiner Rassenange-
hörigkeit. Wie sollte es daher möglich sein,
die Religion einer Rasse zu schildern,
welche eine grosse Anzahl Völker mit sehr
verschiedenen Kulturstufen und geschicht-
lichem Entwicklungsgange umfasst hat? So-
lange man die Semiten in ihrem geschicht-
lichen Entwicklungsgange nicht kannte,
konnten sie als ein Ganzes, freilich ein
Chaos, erscheinen und man konnte daher
auch dieses Chaos schildern. Jetzt haben
wir aber auch dafür eine Spektralanalyse und
diese lässt eine Anzahl unvereinbarer Ele-
mente erkennen. Man kann jetzt wohl fest-
stellen, wie die einzelnen semitischen Völker
auf derselben Kulturstufe gewisse gemein-
same Anschauungen haben — es ist Sache
der vergleichenden Darstellung diese mit
denjenigen der Angehörigen anderer Rassen
auf gleicher Kulturstufe zu vergleichen —
wir können sehen, wie die Nomaden die
ihren Lebensverhältnissen entspringenden Vor-
stellungen haben, wie diese dann mit dem
Sesshaftwerden ihre Umwandlungen eingehen
und sich weiterentwickeln. DieZeiten sind da-
her vorbei, woals ..semitisch“ eine Anschauung
gelten konnte, welche die der vorislamischen
Araber ist. Wir können jetzt geschichtlich
die einzelnen Hauptzweige der semitischen
Rasse verfolgen, wir müssen daher auch jede
Darstellung ihrer Kultur- und Geisteserrungen-
schaften als einen geschichtlichen Werdepro-
zess geben. Dabei handelt es sich darum die
einzelnen Zweige zeitlichzu verfolgen, die Ent-
wicklung ihrer Anschauungen als ein Ergeb-
nis der aus dem Nomadenleben mitgebrachten
Vorstellungen und derEinwirkungen des neuen
Kulturlebens in scinem Entstehen zu ver-
folgen, und das nicht einmal, sondern so oft
neue Zweige der semitischen Rasse in das
Licht der Geschichte treten. Denn „die Se-
miten“ sind kein einmal gegebenes Ganze in
der Geschichte, sondern ein Gewordenes, sie
sind nicht vom Himmel gefallen, sondern ent-
standen, und dieses Entstehen können wir
im Lichte der Geschichte jetzt durch mehr
als drei Jahrtausende verfolgen.
19 [No. 1.]
Vielleicht wird eine solche Betrachtungs-
weise dann dazu kommen, zunächst einmal
die Unterscheidung des ,semitischen“ hinter
der des „altorientalischen“ zurückstehen zu
lassen, denn Gemeinsamkeit der Lebens-
bedingungen, nicht Gemeinsamkeit der Ab-
stammung schafft gleiche Anschauungen, aber
das ist cura posterior.
Berlin.
Morris Jastrow. The religion of Babylonia and
Assyria (Handbooks on the history of religions
vol. II), Boston 1898, 780 S., bespr. von P. Rost.
Die Vertreter der Assyriologie haben bis-
her aus cinem gewissen kritischen Gefiihle
heraus von einer Gesamtdarstellung der
assyrisch-babylonischen Religion Abstand ge-
nommen und sich mit einigen wenigen Vor-
arbeiten begniigt. In der That bieten sich
nicht unerhebliche Schwierigkeiten dar: das
Material reicht trotz der vielen Textesver-
öffentlichungen der letzten Jahrzehnte noch
lange nicht aus, und da, wo es einmal zu-
trifft, bestehen wiederum Zweifel bezüglich
der chronologischen Einordnung (Datierun-
gen, wie z. B. auf dem jüngst von Scheil
publizierten Fragment, gehören zu den Sel-
tenheiten), so dass von einer strengen Sich-
tung im historischen Sinne kaum die Rede
sein kann. Ebenso wissen wir verschwin-
dend wenig darüber, wie sich die lokale
Entwickelung der einzelnen Kulte und My-
then und ihre Wirkung im allgemeinen ge-
staltet hat. Grössere Ausbeute dürfen wir
erst erwarten, wenn die gesamte Bibliothek
Assurbanipals, die zum grössten Teile noch
der Erdboden deckt, der Wissenschaft zu-
gänglich gemacht ist, und auch dann bleibt
es, wie Jeremias ganz richtig in der Ein-
leitung zu seinem soeben erschienen „Hölle
und Paradies bei den Babyloniern“ (Heft 3
der von der vorderasiatischen Gesellschaft
herausgegebenen Darstellungen) betont, noch
fraglich, ob wir zu vollständig klaren Vor-
stellungen gelangen, da das Wichtigste für
die Kenntnis der babylonischen Religion, die
Tempelüberlieferungen, uns fehlen wird.
Unter solchen Umständen kommt der Ver-
such einer Gesamtdarstellung von M. Jastrow
etwas überraschend, bei näherem Zusehen
schwindet jedoch das anfängliche Misstrauen,
und man wird zugeben müssen, dass die
Arbeit des Verfassers mehr bietet, als nach
dem augenblicklichen Stande zu erwarten
war. Jastrow schickt zunächst eine Ein-
leitung über Quellen und Methode voraus
und schliesst hieran eine allgemeine Aus-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
führung über Land und Leute und einen |
IJanuar 1900.) 20
kurzen geschichtlichen Überblick. Bei dieser
Gelegenheit streift er die viel umstrittene
Frage ob die babylonische Kultur ihre
Anfänge einem semitischen oder nichtsemi-
tischen Volke verdankt; wenn nun auch
ein sorgfältiges Abwägen sämtlicher Gründe
für und gegen den gesteckten Rahmen über- -
schritten hätte, so wäre doch ein näheres
Eingehen und etwas mehr Klarheit der Dar-
stellung wünschenswert gewesen. Jastrow
begnügt sich auf 21/, Seiten für die ältesten
uns zugänglichen Zeiten ein buntes Völker-
gemisch für Babylonien mit eventuell zeit-
weisem Prävaluieren der nichtsemitischen
Rassen zu konstatieren, scheint aber der
Meinung zu sein, dass die Kultur und ins-
besondere die Religion von Semiten her-
rühre, und somit mehr in das Lager des
neuerdings gänzlich vereinsamten Halévy
abzuschwenken. Es kann natürlich nicht
die Aufgabe des Ref. sein, die Frage hier
von neuem aufzurollen, bemerkt sei jedoch,
dass die Annahme, die ältesten Inschriften
müssten von Semiten verfasst sein, weil in
ihnen einzelne semitische Worte und Kon-
struktionen vorkämen, sich als ganz ver-
fehlt erweist, es ist schon mehrfach darauf
hingewiesen worden, dass man auch genau
das Umgekehrte daraus schliessen kann;
ferner zeugt die Tonsur auf den Denkmälern
von Telloh, selbst wenn sie sich nur bei
Personen des Priesterstandes fände, noch
nicht für eine semitische Abkunft der Priester-
könige. Und was die Religion anbetrifft, so
steht wohl „jeder Unparteiische“ heutzutage
auf dem Standpunkte, dass es sich um ein
künstliches Produkt, hervorgegangen aus der
Mischung semitischer und nichtsemitischer
Elemente handelt Mit dem folgenden Ab-
schnitte beginnt die eigentliche Arbeit. Den
Reigen eröffnet eine Charakteristik des alt-
babylonischen Pantheons und in Kap. IV— XIV
versucht der Verfasser eine Geschichte des-
selben zu geben: er behandelt zunächst die
Götter der Vorchammurabiperiode (Gudea-
periode), dann die Zeit Chammurabi’s bezw.
seiner Nachfolger und leitet schliesslich nach
einer Betrachtung des assyrischen Pantheons
zur neu-babylonischen Periode über. Der
Versuch darf im allgemeinen als ein glück-
licher bezeichnet werden, obschon verschie-
dentlich gewagte Hypothesen mit unterlaufen
und man im einzelnen anderer Ansicht sein
kann. So mutet es z. B. sonderbar an,
wenn Jastrow (S. 126f.) aus der Thatsache,
dass Chammurabi den Gott vom Ezida in
Borsippa Marduk nennt, schliessen will, dass
der Kult des Nebo abgeschafft und erst viele
21 [No.1]
——
Jahrhunderte später wieder ausgegraben
worden wäre. Tiele hatte schon in seiner
Geschichte der Religion im Altertum S. 190
das richtige Verständnis angebahnt: „Viel-
leicht war er ursprünglich kein anderer als
Maruduk selbst als Prophet oder Orakelgott
(nabü) und daher Gott der Offenbarung (ilu
taSméti), welcher zu einem selbständigen
Gotte erhoben, wie das mehrere Male vor-
kommt, als sein Sohn betrachtet wurde“! Für
Ref. unterliegt es gar keinem Zweifel, dass
der als Nabû verehrte Gott lediglich eine
spätere Konzeption des alten Gottes von
Borsippa d. i. Marduk’s ist. Nicht minder
wunderlich klingt die Behauptung (S. 240),
Nabonid hätte den Versuch gemacht Marduk
und Nebo zu degradieren und Samas an ihre
Stelle zu bringen. Zunächst würden Sin
und die IStar von Agane daran partizipieren
müssen, denn um sie hat sich Nabonid min-
destens ebensoviel gekümmert als um Sa-
mas, und dann erklären sich die vielen Bauten
zu Ehren des Šamaš, Sin und der Ištar (die
Inschriften erwähnen auch noch andere Götter)
doch eher aus einem damals vorhandenen
Bedürfnisse als einer momentanen Herrscher-
laune: für die Tempel des Marduk und Nebo
in Babylon und Borsippa hatten die Vor-
ginger Nabonid’s in ausgiebigster Weise ge-
sorgt, während die Tempel der übrigen Götter
schlechter weggekommen bezw. ganz ver-
nachlässigt worden waren. Bezüglich des
Adad (die urartäische Schreibung A-da-du-
ni-ra-ri konnte Jastrow noch nicht kennen),
wird der Verfasser wohl bis zu einem ge-
wissen Grade recht behalten, die Annahme,
dass die Assyrer den Kult bei ihrer Ein-
wauderung von der in Nordmesopotamien
ansässigen Bevölkerung übernommen hätten,
bleibt vorläufig insofern indiskutabel, als
Adad ein semitischer Gott ist, und wir über
die Bevölkerungsverhältnisse Nordmesopota-
miens zur Zeit der Einwanderung der Assy-
rer rein gar nichts wissen; die sogenannte
aramäische Wanderung tritt erst einige Jahr-
hunderte später ein. Recht lesenswert ist
das Kapitel über die Dämonen, wenn auch
gerade dieses zeigt, wie wenig wir im Grunde
genommen noch von manchen Dingen wissen.
Zu den besten Abschnitten des Buches ge-
hören die folgenden, die sich mit der reli-
giösen Litteratur, den Omina, der Kosmolo-
gie. den Mythen und Epen beschäftigen.
Ref. beschränkt sich darauf, die feinen Be-
merkungen zum Gilgamesepos hervorzuheben,
die Scheidung desselben in einen ursprüng-
lichen Gilgames-, Eabani- und IStarmythus
leuchtet in hohem Masse ein; dass die Es-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Januar 1900] 22
banilegende ursprünglich nicht hineingehört,
wurde übrigens auch schon von anderen
vermutet. Am wenigsten vermag sich Ref.
mit den Ausführungen zu befreunden, die
vom Leben nach dem Tode handeln (Kap.
XXV). Die Babylonier haben zweifellos
nicht nur an eine persönliche Unsterblich-
keit geglaubt, sondern auch, wie einige
Spuren andeuten, einen gewissen Auf-
erstehungsglauben gehabt; für diese und die
damit zusammenhängenden Fragen vgl. jetzt
A. Jeremias, Hölle und Paradies bei den
Babyloniern (der alte Orient. Heft 3). Die
Bibliographie und der ausführliche Index am
Schluss des Buches sind mit Dank zu be-
grüssen und erhöhen den Wert des Buches.
Königsberg ìi. Pr.
Oh. Mücke. Vom Euphrat zuu Tiber. Unter-
suchungen zur alten Geschichte. (Die Legende
von den athenischen Tyrannenstürzern. Die rö-
mische Geschichtslegende. Die Ueberlieferung über
Alexander. Der Xerxes- und der Keltenzug.) Leipz.,
Eduard Pfeiffer, 1899. 8°. 109 S. Besprochen von
Karl Niebuhr.
Das Buch ist vor allen Dingen geeignet,
uns den Segen drastisch klar zu machen,
welchen die wachsende Exklusivität der mo-
dernen Spezialwissenschaften mit sich ge-
bracht hat. Denn eigentlich gehört es nicht
hierher, sondern sollte zum klassischen
Säulenportal eingehen; aber dort riechen
ihm die feinnervigen Pyloren wahrscheinlich
wieder seine barba:enlindische Provenienz
an und rufen geschwind mit dem Aristopha-
nischen Euripides: „Schleuss des Hauses
Flügelthor!* Sie hätten ganz Recht. Der
Verfasser ist nämlich, obgleich er es nicht
mit dürren Worten ausspricht, dahinter ge-
kommen, dass die Geschichtsforschung sich
bei Hellas und Rom im Kreise zu drehen
begonnen hat Und da griff er zu dem ge-
wiss höchst unsittlichen Mittel, eine Wall-
fahrt in den Orient anzutreten, freien Blickes
dessen Sage und Geschichte zu betrachten,
dann aber den Livius und den Herodot aus-
zubreiten und nun ein Bischen Inventur zu
machen. Es ist im Grunde garnichts Beson-
deres bei diesem Verfahren, — jeder hätte
das gekonnt, wie schon ein paar weise Spa-
nier zu Columbus gemeint haben sollen, als
er heil zuriickgekommen war. Mücke wird
freilich nicht beanspruchen dürfen, der Erste
gewesen zu sein, der die Prüfung in solcher
Weise angestellt hat; dafür wird ihm jedoch
das nicht geringe Verdienst bleiben, zuerst
im Grossen gezeigt zu haben, woher Grie-
chen und Römer in der Regel die Flicken
pe eee nn.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
24
nn e
{Januar 1900.|
Ses: ee a a ee a e o o
bezogen, mit denen sie die Löcher ihrer | Zeit des griechisch schreibenden Fabius
eigenen Ueberlieferung zustopften.
Obwohl Ref. weiss, dass ein derartiges
Urteil, gleich an den Eimgang gepflanzt, ihn
womiglich dem Verdachte des kritiklosen
Enthusiasmus aussetzen kann, lässt er es
doch stehen. M.'s Arbeit, welches auch ihr
inneres und äusseres Schicksal sein wird,
bedeutet einen sich scharf markierenden Fort-
schritt der weltgeschichtlichen Betrach-
tungsweise im heutigen Sinne. Hier ist der
Beweis geglückt, dass ein sehr grosser Teil
der sachlichen Anstösse im Verlauf des grie-
chisch-römischen Geschichtsfadens nicht mit
dem avgenutzten Falzbein harmonistischer
“xegese bezwingbar ist, sondern dass man
die Natur der einzelnen crux ohne Rücksicht
auf den jetzigen Zusammenhang untersuchen
und die Herkunft ohne willkürliche Ein-
schränkung so weit verfolgen muss, als das
Auge reicht. Das Endergebnis sieht dann
für den ersten Blick immer recht über-
raschend und nicht selten zum „Schütteln
des Kopfes“ einladend aus, aber es bleibt
meist auf dem richtigen Wege. Wo das
Eigene nicht genügte, haben die Logogra-
Pictor schon höher stand als Polen gerade
um 1200, der Zeit des lateinisch schreiben-
den Kadlubek, — das unbesehen zu behaup-
ten kann doch nur präzeptorialer Ueber-
zeugungstiefe einfallen.
Die Aufdröselung der römischen Ge-
schichtslegende ist denn auch M. am voll-
kommensten gelungen, sowohl im Ganzen,
wie in den Einzelheiten. Es muss hier ge-
nügen als Hauptergebnis hervorzuheben,
dass die unhistorisch zurechtgestutzte Sieben-
königsperiode jetzt ihr ebenso wertloses
Gegenstück in der folgenden Periode der
sieben Diktatoren nachgewiesen erhielt. Dem
Orientalisten wird die Aufdeckung der Be-
ziehungen zwischen dem Albanersee - Motiv
und der Ueberlieferung über den phrygi-
schen Askaniersee (S. 53—58) sicher von
Interesse sein. Wahrscheinlich trifft das
noch für manche andere Beobachtung M.'s
in dem betr. Abschnitte zu, allein es hiesse
an dieser Stelle entschieden zu weit gehen,
; wollte mau bei den einzelnen Punkten ver-
phen und Chronisten bewusst oder in naiver '
Entlebnung stets auf die reicheren Stoffe ©
älterer Kulturen zurückgegriften. Für Grie-
chenland und noch mehr für Rom war man da
eben unweigerlich auf den Orient angewiesen,
und zwar ergab es sich von selbst, dass
ınythologische Motive, um ihrer fast durch-
gängigen Verträglichkeit mit allgemein
menschlichen Impulsen willen, absolut bevor-
zugt worden sind. Die Bedeutung der vier
Untersuchungen M.'s liegt also darin, dass
mit ihnen der erste methodische Schritt zur
Wiederauslösung des orientalischen Legen-
denstoffes aus der klassischen Tradition ge-
than ist. Der Abbruch an geschichtlichem
Inhalt, welchen das griechisch-römische Alter-
tum hierbei erfährt, ist fühlbar genug.
Giebt man sich dem frischen Eindruck des
soeben Gelesenen hin, dann drängt sich
eine ziemliche Aehnlichkeit des neuen Bildes
von der Entstehung der klassischen Ge-
schichtsdarstellung mit dem der ältesten
Sr: Chroniken auf. In beiden Fällen
at die Notdurft weitgehende Anlehnungen
an fremde Stoffe begünstigt: an Plumpheit
des Verfahrens stände Livius dem Polen
Kadlubek nahe, während Dilugosz schon
Cautelen anwendete, die wir bei Herodot in
anderer Weise, aber im selben Sinne, be-
obachtet finden. Diese Parallele wird aller-
dings dem Kulturhistoriker mehr einleuchten
als -— den anderen, aber dass Rom zur
_ Alexander-Uberlieferung.
: Kallisthenes- etc. Klasse,
weilen. Weit näher wird uns ein solches
Verhalten durch die folgende Kritik des
Alexanderzuges gerückt. Um gleich das
Resultat vorwegzunehmen: „Die gesamte
nicht nur die der
steht unter dem
: Zeichen der Legende, welche Alexander als
den erwarteten Erlöser, den Kaiser Frie-
drich des Orients, hinstellen wollte“. Von
der Thatsache ausgehend, dass Berossos den
Glauben an die Fabeleien des Ktesias be-
kämpfen wollte, uimmt M. an, dass die
Ktesianischen Nachrichten vom Zuge der
Semiramis sich mit den uns vorliegenden
über den Zug Alexanders nach Osten be-
rühren. Dies wird an der Elephantenschlacht
(S. 62—64), an der Geschichte von Roxana
und Oxyartes (S. 64—71) eingehender nach-
gewiesen, worauf die übrigen der orientali-
schen Sage entnommenen Bestandteile, wie
sie sich namentlich bei Arrian finden, ge-
prüft werden. Die Anklänge an die Bilkis-
erzählung (S. 73 f) sowie an die Geschichte
der Bathscheba sind freilich so unbedeutend,
dass M. sie besser in eine Anmerkung ver-
wiesen hätte; überhaupt verfällt er leicht in
die für seine Zwecke gar zu zwanglose
Form der Plauderei. Es ist ihm sehr wohl
bekannt, dass er der übergrossen Mehrzahl
seinen Leser lauter neue Dinge und Ver-
knüpfungen bringt, aber er hat nicht einmal
an die kleine Aufmerksamkeit für den spä-
teren Benutzer gedacht, das „Inhaltsver-
zeichnis“ am Schluss (Titel der Aufsätze mit
35 (No. 1.]
ee a a
Seitenzahl: 4 Zeilen!) einigermasseu brauch-
bar auszugestalten. |
Auf gemeinsamen orientalischen Ursprung '
mit nichtgriechischen Quellen gehen nach M. |
bei den Alexanderzug-Legenden zurück der |
Wassermangel in Gedrosien (Arr. 6, 26 cfr. |
2 Sam. 23, 15—17), die 12 Altäre am Hy-
phasis (cfr. Josua 4, 8), die Bukephalos-
geschichten und die wunderbare Fiihrung
zur Amons-Oase. Ref. war hinsichtlich des
erstgenannten Punktes aufrichtig erfreut,
dass jemand endlich einmal diese Parallele
mit Davids Durst erkannt und sie auch ver-
öffentlicht hat. Sie scheint eine gewisse
Anwartschaft darauf zu besitzen, dass von
ihr aus einst die wirkliche Kritik der „Bio-
graphie“ Davids unternommen wird. Den !
Bukephalos identifiziert M. mit Suhrabs Ross |
und vermutet, dass Philipps usscrung, |
sein Königreich sei für Alexander, den Bän-
diger des Wundertieres, zu klein, nicht in
die Erzählung passe, und vielleicht ebenfalls
aus der orient. Legende stamme. Ref. möchte
dann also an 1. Sam. 10, 16 erinnern. Uber-
zeugend ist, was S. 65, Anm. 2 über mes- |
sianische Eigenheiten des traditionellen Ale-
xander dargelegt wird, und es wäre doch
wohl kein gutes Zeichen für die Art, m
. welcher sich heut die Forschung vertreten
sieht, wenn diese M.’sche Studie wieder ein-
mal unbeachtet bleiben sollte. Sie erregt
und verdient ohne Zweifel mehrfach Wider-
spruch, so dass gerade von Gegenausfüh-
|
|
rungen erst der objektive Nutzen dieser
jedenfalls sinnreichen Arbeit endgiltig be-
leuchtet werden könnte.
Der Versuch einer Parallele zwischen
dem Zuge des Xerxes nach Herodot und
dem der Kelten nach Pausanias berührt in
seinem ersten Teile die orientalische Sagen-
welt näher; hier stellt sich jedoch mit be-
sonderer Deutlichkeit heraus, dass der Marsch
des Perserkönigs einer nur oberflächlich,
teilweise garnicht weiter bearbeiteten my-
thologischen Erzählung folgt. Die Aussicht
auf Ermittlung der ursprünglichen Quelle |
dürfte vor der Hand allerdings schwach sein,
denn mit M.’s Anklängen an den Semiramis-
zug u. 8. w. kommt man entschieden nicht
aus. Dass sie hie und da vorhanden sind,
soll keineswegs bestritten werden, aber im
Allgemeinen reichen sie doch nicht zu.
Ausserdem wird die Kritik hier bisweilen |
rein nach dem Gefühl gehandhabt. Wess-
halb die Konditorwaaren aus Kallatebos,
selbst. wenn Herodot das Rezept nicht ver-
standen hat, „mythische Speise“ sein müssen
(S. 93), warum ein Salzsee im Innern Klein-
i
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Januar 1900.) 26
asiens „in Babylonien Asphalt“ halten und
dann zu Diodor II, 12 gehören würde, sieht
man nicht ein; noch weniger imponiert die
Gleichsetzung der „Gärten des Midas“ (Herod.
VIII, 138) mit denen der Semiramis. Hier
wird der mythologische Schlüssel an einem
historischen Schliisselloch verbogen, denn
diese Gärten liegen in Makedonien, das bis
in die Mermnadenzeit hinein engere Bezie-
hungen zu den kleinasiatischen Reichen ge-
habt haben muss. Ein Rosenflor auf der
Balkanhalbinsel, am Abhange des Hoch-
gebirges, befremdet auch im Altertume nicht.
Zu den Treffern M.’s zählt hingegen der
Nachweis des „bittern Wassers“, des Brücken-
baues, der versiegender Flüsse und selt-
samer Naturereignisse in beiden Zyklen.
Über den ersten Aufsatz der Sammlung
ist zu bemerken, dass darin die von H. Winck-
ler vertretene Auffassung über die Bedeutung
der Stadtgottheiten praktisch auf die Ge-
schichte Athens zur Anwendung kommt.
M. hätte kundgeben sollen, von wannen ihm
diese Wissenschaft zufloss. Seine eigene
Darlegung läuft in den Schluss aus, dass
die von Xerxes aus dem zerstörten Athen
entführten Bildsäulen der angeblichen Tyran-
nenstürzer vielmehr solche der Stadtgötter
gewesen seien. Ihre Zweizahl und ihre „Ge-
schichte“ bewiesen, dass wir es mit den
Dioskuren zu thun haben. Der Perserkönig
behandelte Athen folglich als rebellische
Stadt; er konnte das, weil Kleisthenes’ Ge-
sandte in der That Huldigung geleistet hatten
(5. 13 f). Man darf nicht verhehlen, dass
auf die Kenner altorientalischen Wesens da-
mit ein ganz anderer Eindruck erzielt wer-
den muss als auf savants hellenistes, die
ihrer Mythologie nun einmal keine fasslichen
Begriffe entringen können.
Die Kritik wiegt vor, — auf manchen
Seiten enthält jeder Satz ein noch mehr oder
weniger unerhörtes Verdikt, — während M.
die Thatsachen, durch deren Kombination
seine neuen Ergebnisse in Erscheinung tre-
ten, durchweg als bekannt, daher nur gele-
gentlich mit allerkürzester Nachweisung
giebt. Ref. wagt dieses Verfahren nicht zu
tadeln, obgleich es wahrscheinlich der Arbeit
keinen äusseren Vorteil bringen wird. Aber
was für ein furchterweckender „Wälzer“
konnte bei den ökonomischen Grundsätzen,
die heut in der wissenschaftlichen Behand-
lung selbst von Fragen mässigen Um-
fanges gelten, leicht an die Stelle dieses
in- der Rocktasche Platz findenden Büchleins
treten! Wer ihm diese Anerkennung wei-
gert, wird ebenso undankbar sein, wie der-
27 [No.1]
jenige, welcher nichts weiter daran loben
wollte als die Handlichkeit.
Berlin.
F. Lindemann, Über einige prähistorische Gewichte
aus deutschen und italienischen Museen I (aus den
Sitzungsberichten math. phys. Klasse der k. bayer.
Ak. d. Wiss. 1899, Bd. 29, Heft 1. S. 71—136) 8°,
1 Tf. Bespr. v. W. Max Müller.
Obwohl ich allen metrologischen Forschun-
gen fern stehe, halte ich es doch für meine
Pflicht, auf eine Arbeit aufmerksam zu ma-
chen, welche die Vertreter mehrerer Zweige
der Wissenschaft interessieren muss. Schon
früher hat Lindemann den Mut gehabt, Spu-
ren der altorientalischen Gewichtsysteme in
den älteren archäologischen Funden Italiens,
ja sogar in denen aus der prähistorischen
Zeit Deutschlands, nachzugehen. Man wird
ihm gern recht geben, wenn er in der
Menge bearbeiteter Steine zwecklosester
Form (als Reibsteine, Mahlsteine, Webstuhl-
gewichte etc. bisher erklärt) vielfach Gewichte
sehen will. Wie weit manche merkwürdige
Übereinstimmungen mit babylonischen oder
ägyptischen Gewichtsnormen zufällig sind
oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Da
aber Mitteleuropa in prähistorischer Zeit in
den engsten Handelsbeziehungen zu Ober-
italien stand, so wäre es wohl denkbar, dass
orientalisches Gewicht in den entlegensten
Winkeln Deutschlands schon frühe gebraucht
wurde. Das merkwürdige Stick aus Höhlen-
wohnungen der fränkischen Schweiz könnte
also auch wohl die nur leicht entstellten
zwei ägyptischen Zeichen „10 Ringe“ bieten ')
und die verderbte Inschrift auf Fig. 3 u. 4
könnte auf eine ähnliche ägyptische Vorlage
zurückgehen ?). L. hat dann die Deutung
der Aufschriften auf zwei altitalischen Ge-
wichten gefördert, wonach die Formen TVI-
NE 3) und TVNIES auf eine Gewichtsbezeich-
_ ') Auf der Rückseite hat ein späterer Besitzer
die Schriftzeichen stark entstellt wiederholt (NB!).
Natürlich beweist. die Inschrift nicht sicher, dass hier
10 Einheiten wirklich vorlagen. Dass die Barbaren
von denselben etwas verstanden. halte ich für ganz
unmöglich. Da müssten die Sudanneger die Auf-
schrift der Maria Theresiathaler auch lesen können.
Ich will übrigens nicht verschweigen. dass hierati-
sche Aufschriften äusserst selten auf ägyptischen
Gewichten eingegraben erscheinen. Wir sollten die
hieroglyphische Form erwarten.
9) Daran erkennt man nur "das Ringzeichen
sicher. Die Inschrift der anderen Seite halte ich
ebenfalls für ‘eine stärker verderbte Wiederholung,
bei der die zwei Striche an den oval gewordenen
Kreis angesetzt wurden (gegen S. 83). Demnach
scheint es, als hätte die ‚ursprüngliche Vorlage
„12 Ringe“ gelautet.
*) Ist es wirklich von Corssen, Bugge und Linde
numin noch nicht beobachtet worden, dass TVINE
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITU NG.
[Januar 1900.| 28
nung tevin weisen. Seine Vergleichung mit
dem pen Gewichtsnamen dbn ist min-
destens beachtenswert !). Soweit ist die Ar-
beit sehr glücklich. In anderem führt den
Verfasser seine Entdeckerfreude über das
Ziel hinaus, indem er noch das etruskische
Wort MIAAF und eine ganze Anzahl alt-
italischer Aichzeichen °) als ägyptisch erklä-
ren will. Keines der letzteren ist als Mass-
ausdruck im Agyptischen verständlich, und
die Deutungen, S. 97—103, sind alle nicht
möglich. Es müssten bestenfalls die Bar-
baren irgend welche ägyptische Zeichen ohne
Verständnis gesetzt (?) oder, was immerhin
wahrscheinlicher wäre, ägyptisch sein sollende
Zeichen selbst erfunden haben. Jedenfalls
ist es sehr zu wünschen, dass L. diese Un-
tersuchungen fortsetzt, nur wäre es besser,
dabei sich mehr der Beihilfe eines Agypto-
logen zu bedienen; Brugsch’s Wörterbuch
ist in den Händen eines Laien ®) eine sehr
gefährliche Waffe. Vor allem wäre es wün-
schenswert, die S. 135 erwähnten Gewichte
von Mantua recht bald im Faksimile publi-
ziert zu sehen‘). Ich hoffe, dass einer von
den Mitarbeitern der OLZ., der sich mit
Metrologie beschäftigt hat, den Lesern dieser
Zeitschrift über die Gewichtstabellen refe-
rieren wird, um auch diesem wichtigen Teil der .
Arbeit Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen.
Philadelphia.
(wenigstens in der Vorlage) zweimal, von rechts und
von links, geschrieben wurde?
1) Bestätigte sich das, so hätten wir die bisher
unbekannte Vokalisation des ägyptischen Wortes.
Auch wenn das -e etruskische Endung wäre, so
müsste das Wort nach der Vokalisation (dbén?) auf
einen Vokal früher ausgegangen sein. Demnach wäre
das Gewicht nicht „Spirale“ (dbn) genannt worden,
sondern mit der Endung des Nomen Relativum
dbene(y) „das Spiralförmige“. Das passte sehr gut.
*) Dieselben müssten abgebildet werden. Die
konventionellen Hieroglyphentypen sind hier ganz
unpassend.
4) Dem man es natürlich nicht verargen wird,
wenn er z. B. deutsch „Loth“ mit rwz/rwd „Strick“
(nicht nur „Messstrick!*) vergleicht u. s.w. Schlim-
mer ist es. dass F. Hommel es fertig bringt, das
ägyptische kite (alt kidet d. h. wohl „das Kreisrunde“
von kode „Kreis“, zum Unterschied von der Spirale)
aus dem gutwilligen Babylonisch (kuddu, S. 106) zu
erklären.
4) Diesellien sollen die Aufschrift xte. eine de-
motische Zahl und deren etruskische Umschrift ent-
halten, Könnten das übrigens nicht Gewichte eines
Arztes sein, der ägyptische Medizinschriften in grie-
chischer „bersetzung benutzte und sich dabei die
Umrechnung der Rezeptangaben ersparen wollte?
Es ist zu verwundern, dass derartige Spuren der
ägyptischen Medizin ım Abendland bisher noch nicht
gefunden wurden.
29 (No. 1.|
Mitteilungen.
AZ, 1898 Heft 1 S. 76 macht K. Sethe einige
Ausstellungen zu meinem Aufsatz „Zur ägyptischen
Chronologie“ (Unters. z. altorient. Gesch. 8. 120 ff.)
Ich beschränke mich hier auf einen Punkt zu er-
widern, da ich anderwärts ausführlich auf diese
Frage zurückkommen werde. Bezüglich der XIIten
Dynastie bemerkt Sethe, dass meine Konjektur
Kayaons für Aazagns und Identifikation mit Ka-chä-re
(oder wie die neuere Schule schreibt: H'-k2w-r‘)
falsch wäre. H'-ksw-r hatte nach Analogie von
Mn-kew-r Mencheres bei Manetho etwa Chacheres
bezw. (mit Uebergang von h in 3) Sacheres lauten
müssen. Die andere Form Aauapıs wäre vorzuziehen,
und diese gäbe, wie längst erkannt, recht gut den
Namen N-mst-r des Königs Amenemmes’ III. wieder,
der in der That der Erbauer des Labyrinths wäre.
Um mit letzterem zu beginnen, so sieht jeder, der
die manethonischen Listen unbefangen prüft, dass
dem drittletzten Könige N-mst-r Amenemmes III.
der drittletzte König Ausens (bei Eratosthenes Magens)
entspricht. Die Notiz über den Bau des Labyrinths
in der Rubrik des -dayagns beweist nichts dagegen,
wir wissen gar nicht, ob die Notizen in den Listen
in dieser Form direkt auf Manetho zurückgehen;
stammt die Notiz erst von demjenigen, der Manetho
exzerpierte, so würde sich das Versehen insofern
leicht erklären, als Manetho wahrscheinlich erwähnt
hat, dass der Vorgänger Amenemmes’ IIl. mit dem
Bau des Labyrinths begann. Im übrigen kommen
in den Listen verschiedentlich Verschiebungen vor,
die auf das Konto der Auszügler zu setzen sind, und
hier wäre man um so eher geneigt, eine solche an-
zunehmen, als es sich nur um die Differenz von einer
Zeile handelt: beim Abschreiben von Namen, bei
denen hier und da Zusätze gemacht werden sollen,
passiert es sehr häufig, dass man eine Zeile zu hoch
oder zu tief gerät. Schon aus Gründen der Reihen-
folge muss also Aayapns Usertesen Ill. entsprechen.
und da drängt sich die Konjektur Xayagrs fiir-dazagye')
(K und A werden oft verschrieben) = H‘-kew-r
von selbst auf. H’-ksw-r konnte sowohl durch
Xaysons, Xayaprs (die Vokale spielen gar keine Rolle
als Aayspns, Kayapns (!) wiedergegeben werden, wir
finden bei Manetho bald Namen, in denen zwei As-
Piraten in zwei Silben nebeneinander vorkommen,
ald kommt das griechische Lautgesetz in Anwen-
dung, kraft dessen an Stelle einer ersten Aspirata
die verwandte Tenuis erscheint. vgl. z. B. Kasteyws
(= Kakau), Tancheres (= Dadkare), Akencheres
(neben Chencheres), Koyzages (= Herhor) u. a.
P. Rost.
Von der Büchersammlung Socins (angeblich
20000 Bände) gelangen 2—3000 an die D. M. G.
Von der Egyptischen Abteilung des kgl. Museums
zu Berlin ist ein von A. Erman und J. Krebs ver-
fasstes Handbuch der Papyrus-Sammlung heraus-
gegeben worden.
In der Société d’histoire et d'archéologie in Genf
hat M. van Berchem am 7, Dez. über die Fundamente
des Pharus von Alexandrien gesprochen, welche
unterhalb des viereckigen Wartturms des an dem
1) Africanus; die Schreibung Lamares (so für
Lamaris nach Euseb. arm.) findet sich erst bei Eu-
sebius und ist unter dem Einflusse des folgenden
Ameres entstanden.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Januar 1900.) 30
grossen Osttbor Alexandriens gelegenen Schlosses
zu suchen wäre.
Ueber neue bulletins périodiques d’épigraphie
sémitique siehe Comptes rendus i. d. Ztschschau.
Bei den von Baron Dr. v. Landau in Verbindung
mit Herrn Loytved in Gebeil betriebenen Ausgrabungen
sind Gräber mit Blei-Sarkopbagen undTotenmasken, ein
Krug mit 4 goldenen Armbindern und Küchengeräte
aus Bronze gefunden worden.
Flinders Petrie gräbt in Abydos, Grenfell und
Hunt suchen griechische Papyri für die American
Exploration Society.
Personalien.
Maspero hat die Leitung des Museums von Gizeh
als Generaldirektor übernommen, was bei seiner
bekannten Gründlichkeit und Liebenswürdigkeit all-
seitig grösste Befriedigung erregt hat.
Dr. L. Borchardt ist zum wissenschaftlichen
Attaché bei dem deutschen Generalkonsulat in Kairo
ernannt worden.
Mit Philipp Paulitschke, der mit 45 Jahren in
Wien viel zu früh verstarb, hat die Wissenschaft,
der er als Geograph und Arabist treffliche Dienste
geleistet hat, einen schweren Verlust erlitten.
Dr. Neubauer ist leider durch Rücksicht auf
seine schwach werdenden Augen gezwungen worden,
seinen Posten als Sub-Librarian an der Bodleian
Library aufzugeben.
Zeitsehriftenschau.
The Academy 1899.
2. Dez. T. K. Cheyne and J. Sutherland Black,
Encyclopaedia Biblica I, bespr. v. ?
Beilage zur Allgem. Zeitung, Miinchen 1899.
18. December. U. Wilcken, Aegyptische Studien
und Verwandtes von Georg Ebers.
Berliner Philol. Wochenschr. 1899.
43. Steindorff, die Eliasapokalypse, bespr. v. E.
Preuschen.
44. Festgabe zu Ehren Max Biidinger’s, bespr. v. —s.
46. Die 45. Versammlung deutscher Philologen:
Prof. Zimmern hält einen Vortrag über Projektions-
Bilder aus Syrien und Kleinasien.
47. J. Krall, Grundriss der altorientalischen Ge-
schichte I, bespr. v. Prášek
49. G. Maspero, histoire ancienne (des peuples de
l'Orient classique, bespr. v. Prášek.
Centralbl. f. Bibliothekswesen 1899.
12. Testamentum Domini nostri Jesu Christi
edidit etc. Sgn. Ephraem IT Rahmani Patriarcha
Antiochenus Syrorum, bespr. v. O. v. Gebhardt.
Centralbl. f. Rechtswiss. 1899.
Dez. Desminis, die Eheschenkung nach römi-
schem und insbesondere nach byzantinischem Recht,
bespr. v. H. Erman.
31 INo. 1.]
Comptes rendus. Paris 1899.
Sept.—Oct. Le Marquis de Vogué, rapport de-
posé au nom de la commission du corpus inscriptio-
num Semiticarum: vom 1. Januar 1900 werden bulle-
tins périodiques d’épigraphie sémitique erscheinen,
entsprechend der Ephemeris epigraphica latina. —
Delattre, rapport sur les fouilles de Carthage (Avril-
Juin 1899): Stidecke des Plateaus gegeniiber der
Batterie von Bordj-Djedid, teilweise von römischen
Mauern überbaute Nektonole, 6 Stelen und ein
Kopf (einer Stele) aus dem Ende der Carthagischen
Periode. Unter andern Funden ein Scarabäus mit
einer sitzenden egyptischen Person mit hoher Mitra,
in einer Hand eine Peitsche, die andere zu einem
heiligen Baum erhebend, über dem das Symbol Car-
thago's, Halbmond und Mondscheibe, sich befindet.
Dann ein Karneol mit Darstellung eines Greifen mit
Löwenkopf, ferner ein anderer (oder von Agat?) mit
Darst. eines Pferdes, das sich mit einem Fuss den
Kopf kratzt. Gold- und Silberringe etc. Bronze-
Münzen, Spiegel, Siegelringe, Beile, Schellen (eine
an Kette), Nägel etc. Die Beile ziseliert, An-
satz in Form eines Schwanenhalses (griechischer
und egyptischer oder egyptisierender Stil). Viel
Eisengegenstände, Schlacken mit Kupfer oder Eisen.
Bleiornamente, 3 egyptische Alabasterobjexte mit
Resten roter Farbe. Glas-, Knochen-, Elfenbein-
gegenstände. 8 punische Grabschriften, 12 Vasen-
inschriften, 6 Stempel. Ein Fragment nennt .....
den Sohn des E3mun-Adoni, aus Kitti. Hierzu zu
vergl. die Notiz Babelon’s (S. 552) über die Münzen
von Sidon, 2. Jahrh. mit der Legende: Von Sidon,
der Mutterstadt von Cambe (= Carthago), Hippo,
Citium, Tyr (E Babelon, Perses achéménides 236 und
Rois de Syrie Einl. p. CX). — Clermont-Ganneau.
El-Kahf et la caverne des sept Dormants: Mohammed
habe in der XVIII. Sure das von Usama Er-Rekim
genannte El-Kahf bei ‘Ammin im Auge gehabt. An-
sprechende Vermutung, dass bei Mokaddasi in
Lido ein Ausdruck fiir „Bastard“ zu sehen sei (de
Goeje vermutet yao resp. Dye aus mn. — Fossey
hat Abklatache der Inschriften von Bavian gemacht
und Inschriften in El-Hadra ausgegraben. — Heron
de Villefosse über die von Delattre ausgegrabenen
Beilklingen (siehe oben), die von Anselm de Puisage
gereinigt worden sind und merkwürdige, griechische
und eyyptisierende Gravierungen zeigen; eine mit
punischer Inschrift (nach Berger archaistisch und
den altphönizischen Inschr. aus Egypten analog.)
Babelon teilt mit, dass nach Gauckler im Bardo-
Museum ähnliche Beilklingen seien, die gereinigt
werden würden. — Clermont-Ganneau giebt einige
Verbesserungsvorschliige zu den v. Ph. Berger in
den comptes rendus 423—430 veröffentl. punischen
Inschriften Gaucklers und Delattres — Les Ruines
dArslan-Tash; extrait d'nne lettre de Hamdy-Bev
imit Abbildung eines Basreliefs: Wagenlenker (wicht
König, mit Eunuch, folgend (oder seitlich heran-
sprengend’) ein berittener Eumneh (Stück einer gan-
zen keihe.).
Deutsche Litteraturzeit. 1599.
45. W. Dittmar. vetus testamentum in novo. bespr.
v. E. Nestle. — L. Cohn, Einteilung und Chronologie
der Schriften Philos, hespr. v. C Siegfried.
46. Sven Herner, den mosaiska tiden, besp. v. N.
A. Fries. Troels-Lund, Himwelsbild und Weltan-
schanung im Wandel der Zeiten, übersetzt v. L. Bloch.
bespr. v. Fr. Paulsen. — E. Bischoff. kritische Ge-
schichte der Talmud-Ubersetzungen aller Zeiten und
Zungen, bespr. v.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
= la ee ee a
— ee | a m —— Pre Por
— ge a > ee re A A UY nn mn
W. Bacher, — G. Landgraf und |
(Januar 1900.) 82
C. Weymann, Novatians epistula de cibis judaicis,
bespr. v. W. Schüler.
47.0. Naumann, das Deuteronomium, bespr. v W.
Nowack. — M. Hartmann, the arabic press of Egypt,
beapr. v. J. Goldziher. — R. Porsch, die Beziehungen
Friedrichs des Grossen zur Türkei, bespr. v. G. B.
Volz.
48. Christ. Johnston, the epistolary literature
of the Assyrians and Babylonians, bespr. v. C. Bezold.
— J. Lange, Darstellung des Menschen in der älteren
griechischen Kunst, bespr. v. A. K
49. Margaret Dunlop Gibson, an arabic version
of the Apostels and the seven catholic epistles,
bespr. v. Fr. Praetorius.
1900 1. T. K. Cheyne und J. Sutherland Black, Ency-
clopaedia Biblica, bespr, v. J. Wellhausen, der sich
seinen billigen Hohn über advanced criticism ebenso
wie sein Urteil über Assyriologisches hätte sparen
können, da er die neuere Entwickelung nicht mehr
verfolgt nach seinen eigenen Worten: „Wenngleich
ich nun freilich diesem hoben Fluge zu folgen mich
zu alt fühle, ist es mir doch sehr willkommen, hier
ein vollständiges und getreues Abbild der mir bis
dahin stellenweise völlig unbekannten jüngsten Phase
des advanced criticism zu finden“. (Wenn „stellen-
weise völlig unbekannt“, woher das Urteil „voll-
ständig und getreu“? D. R.). F. Ll. Griffith,
the Petrie Papyri, bespr. v. Adolf Erman.
Gazette des Beaux-Arts 1899.
1. Dez. G. Migeon, les cuivres arabes. I. Le vase
Barberini au Louvre (mit Abbild. Forts. folgt).
The geogr. Journal 189.
Dez. C.R. Beazley, new light on some mediaeval
maps. — L. H. Moseley, regions of the Benue. —
The Monthly Record: activity of the egyptian public
works departement in 1898. Russian explorations
south of Abyssinia.
Geographische Zeitschr. 1899.
V 12. Konrad Kretschmer, die Beziehungen zwischen
Geographie und Geschichte. — H. Winckler, die
Völker Vorderasiens (Der Alte Orient Iı), bespr. v.
W. Ruge. — L. H. Grothe, Tripolitanien und der
Karawauenhandel nach dem Sudan, bespr. von
Th. Fischer.
Götting. gel. Anz. 1899.
X. F. M. Esteves Pereira, historia dos martyres
de Nagrau, bespr. v. Th. Nöldeke, der im Anschluss
an den vom Verfasser veröffentlichten athiopischen
Text der Arethas-Akten nochmals für die Echtheit
des Briefes des Simeon von Arscham eintritt. —
F. Cr. Burkitt, fragments of the books of kings acc.
to the translation of Aquilu, bespr. v. A. Rahlfs.
Historische Zeitschrift 1900.
1. J3. Beloch. der Verfall der antiken Kultur.
The Indian Antiquary 1899.
December. J. S. King, History of the Bahmani
Dynasty (nach Burbäu-i Maeäsir) (Forts.).
Jahresb. ü. d. Fortschr. d. kl. Altertw. 1899.
Ba. 100—103. IL 6. 0O. Gruppe, Bericht über
die Litteratur zur antiken Mythologie und Religions-
geschichte aus den Jahren von 1893 — 1897. (Schluss!
-= P. Viereck. die Papyruslitteratur von den 70er
Jahren bis 1898. (Schluss).
33 INo. 1.)
Jewish Quarterly Review 1899.
N. 45 October. G. Margoliouth, The Original
Hebrew of Ecclesiasticus XXXI 12—31 and XVI
22— XXXVI 26. M. ediert die Ende 1898 im Brit.
Museum gefundenen Sirach-Fragmente, 2 Blatter,
die sich unmittelbar an solche der Cambridger
Bibliothek anschliessen. Im ganzen sind bis jetzt
gefunden und publiziert III 5 — VII 29; XI 34
VI 26; XXX 11 — XXXIII 3; XXXV 9 —
XXXVIII 27; XXXIX 15 — LI 30. In der kurzen
Einleitung weist der Herausgeber, ebenso wie wieder-
holt im Laufe des Artikels die Hypothese seines
Bruders, des Oxforder Professor D. S. Margoliouth,
zurück, dass die neugefundenen Fragmente nicht
das Original, sondern Rückübersetzung seien. Auf
genauen Abdruck des Textes folgt eine englische
Uebersetzung mit kurzen Anmerkungen. In den
Notes on the relation of the Greek and Syriac Ver-
sions to the Hebrew text werden die wichtigeren
Differenzen behandelt und es wird nachgewiesen,
dass in der Handschrift der Genizah zu Cairo, der
fast sämtliche bisher bekannten Blätter des Sirach
angehören, zwei Rezensionen des hebr. Textes zu-
sammengeflossen seien, woher sich häufig Dubletten
finden. Den Gewinn, den das hebr. Lexikon aus
der neuen Publikation ziehen kann, stellt M. in der
List of late or rare words and forms including a few
references to unusual constructions zusammen.
Verschiedenc im Biblisch-Hebräischen nur einmal
vorkommende Worte finden hier weitere Belege,
bisher für neuhebr. geltende werden als althebr.
nachgewiesen. Der Stamm == (kämpfen) bisher
nur im Syrischen belegt, jetzt im Sirach >") Käm-
fer. Die vortreffliche Publikation bestätigt viele
onjekturen Edersheims.!) — S. A. Hirsch, Early
English Hebraists. Roger Bacon and his predecessors
weist nach, dass Beda und Alcuin hebr. verstanden, und
behandelt dann ausführlich Bacons hebr. Kenntniss
— Bacher, An Hypothesis about the Hebrew
fragments of Sirach richtet sich gegen D. S. Margo-
liouth’s The Origin of the ,Original Hebrew“ of
Ecclesiasticus, welcher behauptet, der wiedergefun-
dene Sirachtext sei eine Rückübersetzung aus dem
l1ten Jalirh, Ein persischer Jude habe sich den
griechischen Sirach ins Persische übersetzen lassen
und auf Grund dieser persischen Übersetzung sowie
des ihm verständlichen syrischen Textes die nun
aufgefundene übersetzung, die also Autograph sei,
angofertigt. Ehe er an die Arbeit ging, habe er
Parallelen aus dem alten Testamente gesammelt.
Später habe ein nur des Hebriiischen kundiger Leser
einige Verbesserungen am Rande hinzugefügt. Nach
Bacher hat M. die persische Glosse, welche den
Ausgangspunkt seiner Untersuchung bildet, gänzlich
missverstanden, Punkt für Punkt der Beweise werden
wegen ihrer Unhaltbarkeit und Künstlichkeit zurück-
gewiesen. Bs. Bemerkungen sind zugleich neue
Beiträge zur Erklärung der diskutierten Stellen der
allein berücksichtigten Oxforder Fragmente. In
einem Postscriptum weist B. auf Taylor's Zurück-
weisung der Hypothese in der Ausgabe der Cam-
bridger Fragmente hin. Israel Lévis Argument
gegen die Echtheit (95m in der Bedeutung „schaffen“
Arabismus) legte B. kein Gewicht bei. — A. Cowley,
Notes on the Cambridge texts of Ben Sira Kollation
1) Dasselbe gilt auch von Felix Perles trefflichen
Notes Critiques sur l’Ecclesiastique (aus Revue des
Etudes Jnives XXXV), die Ryssel in Kautzschs Apo-
kryphen grösstenteils stillschweigend
Ryssels Übersetzung ist durch diese sowie Schechters
Publikation teilweise schon jetzt antiquiert.
aufnimmt. |
(A. M.) —
der eben erschienenen Ausgabe derselben mit dem
sehr schwer zu Jesenden Original). — S. Schechter
publiciert als Genizah Specimen einen fragmentari-
schen Brief aus dem 11. Jahrh., der wahrscheinlich
von dem Beth-Din einer spanischen Gemeinde aus-
geht. — M. Steinschneider, An Introduction to tlıe
Arabic litterature of the Jews liefert zu dem im
vorigen Hefte beendeten Verzeichnis der bei Juden
vorkommenden arabischen Namen ein Supplement
(s—w). — Notes. Misscellanea. Cheyne will 1 Kön.
1 statt ran lesen py5m. Gemeint sei die Mutter
Rehabeams. Salomo habe ausgeführt, was Adonija
beabsichtigt hatte und die pjang geheiratet. I. Kön.
14, 21 u. 31 sei also my statt mr my zu lesen.
Ebenso im Hohen Lied 6,12; 7, 2 u. 7 statt
TOY NI D D3 und OY AI immer Amer. —
. Simonsen giebt zu der letzten der im vorigen
Hefte der J. Q. R. (vergl. O. L. Z. II 318)') von
Margoliouth edierten Responsen des Maimoni des
aus seiner H. S. dieser Responsen (der einzigen be-
kannten ausser den Fragmenten des Brit. Museum)
die wichtigen Varianten und ergänzt den fehlenden
Schluss; dann giebt er einc zusammenfassende Uber-
setzung des von der Bereitung der Tinte handelnden
Responsum. — Rezensionen: Lazarus, Ethik des Juden-
tums (u.) Hastings Dictionary of the Bible II bespr.
v. J. Jacobs; L. Rosenak, Fortschritte der hebr.
Sprachwissenschaft von Jehuda Chajjüg bis David
Kimchi I, bespr. v. Samuel Poznański. S. Krauss,
Griechische und lateinische Lehnwörter im Talmud,
Midrasch und Targum I, bespr. v. I. Fürst. Her-
kenne, De veteris Latinae Ecclesiastici capitibus
I—XLII, bespr. v. A. Cowley. — Vorläufige An-
zeige von The wisdom of Ben Sira. Portions of
Ecclesiasticus from Hebrew Manuscripts etc. edited
by S. Schechter and C. Taylor durch J. Abrahams,
der gleichfalls die Margoliouthsche Hypothese scharf
zurückweist.
Journal Asiatique 1899.
XIV. 1. M. Gaudel, les premieres invasions arabes
dans l’Afrique du nord. (Forts.) R. Basset.
les sanctuaires du Djebel Nefousa. (Schluss) —
C. Sonneck, six chansons arabes en dialecte Maghrehin.
(Forts.). — Carra de Vaux, la Kagidah d’Avicenne sur
l'âme. (Nach 2 von den 5 vorhandenen Pariser Hand-
schriften herausgegeben und übersetzt.) — Cl. Huart,
le janissaire Békir-Agha, maitre de Baghdad (1619
— 1623), d'après un document inédit.
Journal des Savants 18%.
Okt. G. Paris, les manuscrits du Kelila et Dimna
de Jean de Capoue.
-a.m
J. R. A. S. 1899.
Okt. T. H. Weir, the arabic, syriac, and hebrew
manuscripts in the Hunterian Library in the univer-
sity of Glasgow (vorher katalogisiert von G. Haene! in
catalogi librorum manuscriptorum Die Handschriften
stammen aus dem 12. bis 18. Jahrh. und sind nur
teilweise datiert). — E. G. Browne, the Chahär Maqála
1) Dort Z. 7. v. u. muss es heissen: 12 bisher
nur teilweise in hebr. Übersetzung bekannte Re-
sponsen. rigens ist ihm wie dem Herausgeber
entgangen, dass zu dem von Tamah nicht übersetzten
Resp. V Rudnitzki in der hebr. Zeitschrift Moyen
Jerusalem 1898 S. 142 als Nr. 25 aus e. Oxforder
Ha. eine Übersetzung publiziert. Jb. findet sich
S. 158 als Nr. 30 auch eine andere Übersetzung
von Resp. VIl, deren Schluss mit dem arab Origina]
übereinstimmt. A. M
35 (No. 1.)
(„four discourses“) of Nidhdmi-i- Aridi i-Samar-
qand{, translated into English. (Forts. u. Schluss).
— G. Le Strange, Baghdad during the Abbasid
nun A topographical summary, with a notice
of the contemporary arabic and persian authorities
(im Anschluss an Ibn Serapion und Yakübi; mit
Plänen der Stadt.). — Correspondence: R. A. Nichol-
son, some arabic manuscripts (N. fährt fort, über die
in seinem Besitz befindlichen Mannscripte Mitteilung
zu machen.).
m a
Der Katholik 1899.
Dez. G. Hoberg, die Genesis nach dem Literalsinn
erklärt, bespr. v. Selbst. — Miscelle von E. Seydl
über die „Regenbogenbibel*. (Auch die, welche
über Quellenscheidung und niedere Kritik anderer
Meinung sind, können an der humoristischen Art der
Besprechung ihr Vergnügen finden).
1900 I. A. Fischer Colbrie, die dogmatischen Prin-
zipien der Bibelkritik.
ee
Literarisches Oentralbl. 1899.
45. We. Bacher, die älteste Terminologie der
jüdischen Schriftauslegung, bespr. v. H. Str. — P.
Bedjan, Nomocanon Gregorii Barhebraei, bespr. v. ?
46. Socii Bollandiani, bibliotheca hagiographica
latina, bespr. v. v. D.
47. ‘Atija Reschid, al Dalil ila murädif el ‘ammi
wal dakhil, bespr. v. C. F. Seybold. |
48. M. Levin, Lehrbuch der jüdischen Geschichte
und Litteratur, bespr. v. M. F. — P. Grenfell and
A. Hunt, the hynchus Papyri, bespr. v. F. B.
49. Troels- Lund, Himmelsbild und Weltan-
schauung im Wandel der Zeiten, bespr. v. K. —
L. Bonelli, elementi di grammatica Turca Osmanli,
bespr. v. ?
30. W. Bacher, die Agada der Palästinensischen
Amoräer, bespr. v. H. Str. — M. Hartmann, the
Arabic press of Egypt. bespr. v. ?
Al-Machriq. II. 1899.
22 (156. November). P. L. Ronzevalle, Le traité
inédit de la musique arabe du Dr. M. Mochaga
(suite). Anfang in II 4. — P. H. Lammens, Notes
archéolog. sur le Liban (suite): Hydrographie du
Liban. Anfang der Artikelreihe in I 22, — R. A
Charr, Les voies commerciales de l’Empire Ottoman. —
P. L. Cheikho, L’Histoire de Beyrouth de Salih Ibn
Yahia (suite), Anfang in I 1. — P, P. Jotion, Voyage
à Constantinople. as heutige Constantinopel.
Schluss zu II 21. — P. Anastase Carme, Les mots
arabes dérivés du grec (suite). Anfang in II 8. Mit
weiteren Bemerkungen des Pater Lammens. — Be.
sprechungen von 1) Ebn Malck, L’Alfiiah tradotta
e commentata de Errico Vitto, Beirut 1898, 2) Hossan
Kueider, Dizionario dei triplici, tradotto da Eır.
Vitto, Beirut 1898, 3) Kitab al-mu‘in fi-l-igtiräh
‘ala talabat al-‘arabija von Sa‘id al- Hiri a&-Sartüni.
— Varia: Zur Kritik der Magant al-adab durch
Ibrahim al Jäzegi. Vgl. II 21. — Fragen und Ant-
worten(Kleinigkeiten). — Druckfehler-Verbesserungen.
23 (1. Dezember). R. Chartouni, La critique lin-
guistique du e Lud (dernière réponse), Gegen neue
Ausführungen des Scheichs Ibrahim al-Jäzegi. Vgl.
dazu II 13 und 17. — L’Emir Ch. Arislan, Notes
philologiques. Einzelheiten arabischen Sprach-
gebrauches. — P. J. Tatai, Mceurs libanaises (suite):
L'école.
Anfang der Artikelreihe in II 1 a L. Z.
IT 59), — P. L. Ronzevalle, Le traité inédit de la
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Januar 1900.] 36
musique arabe du Dr. M. Mochaga (fin). — P. H.
Lammens, Les Colonies Juives en Palestine. Nach
2. D. P. V. XVI, 192—201 und XVIII, 190 sowie
nach eigener Anschauung. — Besprechungen von
1) Dom J. Parisot, Rapport sur une Mission scien-
tifique en Turquie d’ Asie. Recherches sur la Musique
orientale, 2) H. Pognon, Inscriptione Mandaites des
Coupes de Khouabir. Deux parties. Paris 1898. 99. —
Varia: Weiteres zur Kritik der Magäni al-adab durch
Ibrahim al-Jäzegı. Vgl. II 21 und 22. — Fragen
und Antworten (Erklärung der Ortsnamen Dér el.
qamr und Bleddin aus dem Syrischen u. s. w.
Mitteil. aus der histor. Litteratur. 1899.
4. R. v. Scala, die Staatsvertrige des Altertums I,
bespr. v. E. Heydenreich. — H. Gelzer, Sextus Julius
Africanus und dıe byzantinische Chronographie, bespr.
v. F. Hirsch.
Mntsschr. f. Gesch. u. Wiss. d. Judent. 1899.
10. H. Cohen, das Problem der jüdischen Sitten-
lehre. (Schluss). — M. Peritz, zwei alte arabische
bersetzungen des Buches Rüth. (Schluss) —
L. Ginzberg, die Haggada bei den Kirchenvätern
und in der apokryphischen Litteratur. (Forts) —
S. Fränkel, Miscellen zu Saadias Bibelübersetzung. —
M. Steinschneidcr, die italienische Litteratur der
Juden. (Forts.)
Neue philol. Rundschau. 1899.
23. E. Guignet et E. Garnier, la céramique anci-
ennne et moderne, bespr. v. — r.
Nouv. Arch. d. missions scient. Paris 1899.
Tome IX. P. Blanchet, mission archéologique
dans le centre et le sud de la Tunisie. (Avril —
Août 1895). — Dom J. Parisot, rapport sur une mis-
sion scientifique en Turquie d’Asie. (Die Reise ist
unternommen 1896/97 zur Erforschung der syrischen
Sprache und der asiatischen Musik. Am meisten
Sorgfalt wurde dem Dialekt von Malülä gewidmet.
Die musikalische Forschung ergab eine Sammlung
von ca. 350 asiatischen Melodien, hier in Noten wieder-
gegeben mit transcribiertem Liedertext; maronitische,
arabische, syrische, chaldüische, — aus der Gegend
von Mossoul, Ourmiah, Khosrowa — und jüdische
aus der Synagoge zu Jerusalem.) — G. Perin, la
mission Foureau-Lamy. (Kmpfehlender Bericht über
die zu unternehmende Expedition durch die Sahara).
Philologus 1899.
Supplbd. VII. 4. J. Marquart, Chronologische
Untersuchungen (Berossos und die babylonische Königs-
liste. .Zur Chronologie der Hyksos. Die Exodus-
berichte des Manetho und Chairemon und die Josephs-
geschichte der Genesis. Die XVIII, und XIX. Dynastie
nach Manetho. Die Chronologie der Aethiopen und
Saiten (XXV. und XXVI. Dynastie).
Revue critique 1899.
43. C. Holzhey, das Buch der Könige, B. Dubm,
die Psalmen, T. Tyler, Ecclesiastes, (u.) J. D. Prince,
a critical commentary on the book of Daniel, bespr.
v. A. L. — E. Kautzsch, die Apokryphen und Pseud-
epigraphen des A. T., M. Ginsburger, das Fragmenten-
thargum, (u.) Festschrift zu Ehren des Prof. Chwolson,
bespr. v. F. G.
45. J. Mordtmann, Palmyrenisches, (u.) derselbe,
zu den Palmyrenischen Inschriften des Dr. A. Musil,
37 [No. 1.]
(u.) A. Stamme, Handbuch des Schilhischen von Taser-
walt, bespr. v. Clermon-Ganneau, der zu 1. u. 2. be-
merkt, dass die Ausgabe der palmyrenischen In-
schriften von D. H. Müller viel zu wünschen übrig
lässt und auf sein „recueil de l’arch. Orient“ ver-
weist. — E. de Villiers du Terrage, journal et sou-
venirs sur l’expedition d’Egypte, 1798—1801, publie
par M. de Villiers du Terrage, bespr. v. A. C.
47. W. Max Müller, die Liebespoesie der alten
Aegypter, bespr. v. G. Maspero. — W. Schmidt,
Hieronis Alexandri opera quae supersunt, bespr. v.
P. Tannery.
48. R. H. Brown, the land of Goshen and the
Exodus, bespr. v. G. Maspero. — S. R. Driver,
F. Griffith u. a., authority and archaeologie sacred
and profane, bespr. v. M. Dohl. — Bulletin: Im Be-
richt über die „Vorderasiatische Gesellschaft“ wird
den deutschen Gelehrten der Vorwurf gemacht, dass
sie zu wenig die Namen der Gelehrten, „qui ont les
premiers ouvert la voi“, zitieren. Was Referent
unter zitieren versteht, geht aus folgendem Beispiel
hervor: la majeure partie (der Amarnatafeln) a été
déchiffrée par M. J. Halévy, en 1893, et apres lui,
par H. Winckler, Delattre et Betzold“.
49. K. Sethe, das altaegyptische Verbum, bespr.
v. G. Maspero.
Sitzgsber. d. Kgl. Pr. Ak. d. W. z. Berlin 1899.
XLVII—XLIX. A. Harnack, vorläufige Bemerkungen
zu dem jüngst syrisch und lateinisch publizierten
„testamentum domini nostri Jesu Christi“. (Haupt-
resultat der Abhandlung ist die Festsetzung der
Entstehungszeit der von Bohren II Rahmani heraus-
gegebenen Schrift. Allein durch Zitate aus der
Schrift selbst sind als solche das 6. Jahrhundert
nachgewiesen).
Teubner's Mitteilungen 1899.
5./6. Festschrift zu Moritz Cantors 70. Geburts-
tage; darin M. Steinschneider, Mathematik bei den
Juden (1501—1550).
Theolog. Litteraturblatt 1899.
44. Geyer, itinera Hierosolymitana saec. IV—VIIL,
bespr. v. 4. — Recueil des traveaux redigés en mé-
moire de Chwolson, bespr. v. Boehmer. — Hastings,
Dictionary of the bible vol. II, bespr. v. H. L. Strack.
45. Bacher, die Agada der palästinensischen
Amoräer II—III, bespr. v. H. L. Strack.
46. H. L. Strack, neue Litteratur über das Buch
Jesus Sirach. (u.) Taylor, the wisdom of Ben Sira,
(u.) J. Levi, l’ecclesiastique, (u.) Herkenne, de veteris
Latinae ecclesiastici capitibus I—XVIII, bespr. v.
Schechter. — Sellin, Serubabel, bespr. v. v. Oreli.
47. E. Bischoff, kritische Geschichte der Talmud-
übersetzungen aller Zeiten und Zungen, bespr. v. H.
L. Strack. — Reckendorf, die syntaktischen Verhält-
nisse des Arabischen IL, bespr, v. Eb. N. (mit Hin-
weisupg auf Reckendorfs „syntaktische Forschung“
Miinchen 1899.)
48. v. Gall, altisraelitische Kultstätten, bespr. v.
v. Orelli. — Böhmer, Reich Gottes und Menschen-
sohn im Buche Daniel, bespr. v. R. Z. — H.v. Soden,
Palästina und seine Geschichte, bespr. v. Böhmer.
49. Nösgen, Aussagen des neuen Testaments über
den Pentateuch, bespr. v. v. Orelli.
50. Landgraf u. Weymann, Novatians Epistula
de cibis Judaicis, bespr. v. 4. — C. R. Petit, les
Confréres Musulmanes, bespr. v. Zöckler. — R. Kittel,
Profetie u. Weissagung, bespr. v. Böhmer.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Januar 1900, ] 38
Theologische Litteratur-Zeitg. 1899.
23. E. Nestle, Septuagintastudien III, bespr. v.
E. Schürer.
26. J. Benzinger, die Bücher der Könige erklärt,
bespr. von G. Beer. — J. Köberle, die Tempelsänger
im alten Testament, bespr. v. W. Baudissin.
Wochensohr. f. klass. Philol. 1899.
46. Troels-Lund, Himmelsbild und Weltanschauung
im Wandel der Zeiten (deutsche Übersetzung von L.
Block), bespr. v. O. Weissenfels. ,
48. W. Ruge und E. Friedrich, Archäologische
Karte von Kleinasien, bespr. v. A. Körte.
49. L. Cohn, Einteilung und Chronologie der
Schriften Philos, bespr. v. J. R. Asmus.
ed
W. Z. K. M. 1899.
XIII 2. 3. Kurt Berghold, Somali-Studien. —
G. Kampffmeyer, Beiträge zur Dialektologie des
Arabischen. I. das marokkanische Präsenzpräfix ka
(Schluss). — G. Bickell, der hebräische Sirachtext,
eine Rückübersetzung (aus dem Syrischen, nach dem
Schlusslied und nach dem Hexastich 12, 10—11). —
Henry Jehlitschka, türkische Konversationsgranımatik,
bespr. v. Maximilian Bittner. — G. Jahn, Sibawaihi’s
Buch über die Grammatik, bespr. v. R. Geyer —
J. Goldziher, Abhandlungen zur arabischen Philologie
II das Kitäb al-mu'ammarin, bespr. v. Th. Nöldeke.
— A. Billerbeck, das Sandschak Suleimania, bespr.
von W. Tomaschek. — Kleine Mitteilungen von
M. Bittner (1. armen. ymor Sauerteig aus arab. >
(Hübschmann) durch Vermittlung des Türkischen.
2. Arabische Umbildungen im Persischen: (jw
‘akkas Photograph von ees Reflex. jive maššâq
Instruktionsoffizier von cor Schreibvorlage, Uebuny.
ól harrâf Schwätzer, Vielredner, von >
Buchstabe. Gehört wA qallâb Falschmünzer zu
ds falsch (vom Gelde) oder zu „Js Form, Guss-
form =: xadddwovs (Dozy); ferner RAS Schalk,
Schelm zu „3 oder zu yids (Dozy % XS [pers.|
40 $
et yal rusé, astucieux). 3. M: ein anderer
und ARS nach in Parallele zu den Ableitungen von
“mx gestellt. — Erklärung (D. H. Müller's gegen
F. Hommel, der Müller in einer kleinen Schrift „die
südarabischen Altertümer (Eduard Glaser Sammlung!
des Wiener Hofmuseums und ihr Herausgeber Pro-
fessor David Heinrich Müller“ heftig angegriffen hat
Dass Müller sich nur gegen den Plagiatvorwurf, nicht
gegen die auf seine Fehler gerichteten Angriffe ver-
teidigt, ist sein gutes Recht; zu dem Ton von oben
herab gegen Hommel hat Müller wahrlich keine be-
rechtigung. D. R.)
2. B. 1899. l
IV. E. Rösler. Ausgrabungen in Transkaukasien
(Schluss). IV. Ausflug nach den sogenanntenf Königs-
gräbern von ,Ssachssagan“, V. Ausflug nach dem
Dorfe Tschenuchtschi und Ausgrabungen daselbst.
39
(No. 1.]
Der Stein. von Grab 2- mit armenischer Inschrift.
VI. Ausgrabungen beim Dorfe „Serti“ am Flusse
„Akara“ im Sangesur'schen Kreise. VII. Anusgra-
bungen bei Schuscha. — Max Ohnefalsch-Richter,
Neues üher die auf Kypern angestellten Ausgra-
bingen XII. Die Spinn- Wirte, Kunkeln und
Schmuck-Perlen. XIU. Stein-Geriite und Stein-
schmuck (dabei steinerne Gewichtsringe aus cinem
Grabe zu Hagia-Paraskevi erwähnt). XIV. Die Cy-
linder. Ursprung und Beginn des kyprischen Sylla-
bars. (Die kyprischen Steincylinder jünger als die
babyl.-assyr.,.etwa um 1500; zu vergleichen die
Funde Bliss’s in Tell-El-Hesy. Die kyprische Schrift
von kyprischen Griechen um 1600 angewandt. Pro-
test gegen S. Reinach's Hetiter-Pelasger-Etrusker-
Theorie). XV. Kleine Funde aus Knochen, Horn,
Elfenbein, glasiertem Thon und Glas. XVI. Die
Meissel und Doppelbeile aus Kupfer und Bronze.
XVII. Kupferne und bronzene Dolche und zwei-
schneidige Schwerter und deren eiserne Nachbil-
dungen (darunter dünne Dolche als Gewichte, oder
als Votiv- und Ceremonialdolche aufgefasst. Hier
die Anm. 1 zu S. (323) zu beachten, wonach die
Bajonett-Dolche in die spätere kyprische Bronzezeit
fallen, aber ein den kyprischen ähnlicher von Flin-
ders Petrie in einem der Gräber von Ballas und
Naqada gefunden sei, die in die Zeit von 3300—3000
fallen sollen, also viel früher wären). XVIII. Messer
und einschneidige Schwerter. XIX. Lanzen- und
Pfeilspitzen. (Hierbei über einen Vexirbecher.) XX.
Pfriemen, Ahlen, Stemmeisen und ‘Teigschaber.
XXI. Nadeln. (Wieder auf Exemplare, die in Bal-
las - Naqada - Gräbern gefunden sind, verwiesen.)
XXII. Spiral-Ringe und Ohrringe. XXIII. Pincetten
und Gabeln. XXIV. Ein kyprisches bronzezeitliches
Grab mit den bronzenen Mykenae-Szeptern und My-
kenae-Gefässen. (Hier Abbildung zweier Cylinder;
einer mit hetitischen Zeichen?) XXV. Die Fibeln
und die Hakenkreuze. (Hier die in Niniveh von
Layard ausgegrabenen 6 Fibeln, die mit ihnen ge-
fundenen getriebenen Metallschalen und Elfenbein-
schnitzereien auf Kypern oder kyprische Vorbilder
zurückgeführt.) XXVI. Sonstige Gegenstände aus
Bronze und Eisen. XXVII. Die verschiedenen Kul-
tur-Völker-Schichten Kyperns im Zusammenhange
mit anderen Ländern. A. Die europäisch-kleinasia-
tische Urzeit und die Urzeit in Agypten. (Auf
Kypros Periode I) B. Die älteste kyprisch-hissarli-
kische Zeit. (Auf Kypros Periode II) C. Die ky-
prisch-bissarlikische-protokykladische Zeit mit phry-
gisch-hetitischen Einflüssen. D. die kyprisch-spät-
kykladische Zeit. E. Die kyprisch-mykenische Zeit.
a) Die Arkader, Lakovier, Tyrrhener und Lykier,
mit den Schardana, Aqayvas, Schakarascha. Turscha
und Luku zu identifizieren (?!). b) Die Kefto und
die kyprisch-mykenische Lokal-Keramik, sowie deren
Export nach anderen Ländern. c) Die mykenischen
in den Fels gehauenen Kuppelgräber von Kypros
ausgehend. Übergänge von der spätmykenischen
zur früh-gräkophönikischen Kultur. d) die Schar-
dana und die Sarden, die Turscha und die Etrusker.
e) Die Schardana in Syrien und die Mitani. f) Das
semitische und spezifisch-phönikische Element in der
mykenischen Kultur. g) Noch einmal Spät-mykeni-
sches und Früb-gräkophönikisches. h) Bildliche
Vergleiche zwischen ägyptischen, kyprischen, meli-
schen und mykenischen Denkmälern. XXVII.
Kupfer-, Silber-, Gold-, Zinn-, Bernstein- und Elfen-
bein-Handel. Flux und Reflux der Industrien zwi-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Januar 1900.|
ln a EEE ann m En nn im tt mn nn m nn nn nn nn nn nn en m nn
40
| BEENDETE EIER ARE | mn
schen Morgenland und Abendland mit besonderer Be-
rücksichtigung Kyperns. XXIX. Schlusawort. — F. v.
Luschan, sichelartige Hau-Messer aus Kärnthen und
aus Lykien. — R. Virchow berichtet (in Fortsetzung)
über „die Forschungsreise unserer armenischeu Ex-
pedition Belck - Lehmann.“ — Adolf Bastian, Mit-
teilungen von seiner letzten Reise nach Nieder-
landisch-Indien.
V. Waldemar Belck, aus den Berichten über die
armenische Expedition. 1. Die Herrschaft der Ge-
nuesen (aus Missverständnis englischer Forschungs-
reisender seien die dem alten Könige Dschinowass (wiss)
zugeschriebenen „chaldischen“ Bauten den „Genoese“
beigelegt worden!). 2. Die Fels-Skulptur von Ba-
jazed: In Nische um die Eingangsthür herunı zwei Ge-
staiten; dazwischen ein Ziegenhock.) 3. Nachträge zu
meinen Ausführungen über den bahylonisch-assyrisch-
jüdischen Sintflut-Bericht (recht merkwürdige Aus-
führung vom „seemännischen“ Standpunkt aus". 4.
Die Bewässerung der Ehene von Bergri und der
Bendimahi-Tschai. 5. Die Quellgrotte des Tigris:
(Die sogenannte „Quellgrotte“ sei nicht identisch mit
dem „Quellort des Supnat“. Das eine von den beiden
gefundenen Bildnissen gehöre nach Lehmann Sal-
wanassar II. an.) 6. Der Weg Xenophon’s (von Schön
auf dem Kurrtick-Dagh-Weye nach dem Kara-Su.)
7. Chaldiische Altertiimer (ohne positive Angaben.)
8. Die Quelle des Batman-Su. 9. Majafarkin und
Tigranokerta. (Identifikation Moltke’s bestätigt.)
— Hermann Brunuhofer, die Herkunft der Sanskrit-
Arier aus Armenien und Medien. R. Virchow
setzt seine Mitteilungen über die armenische Expe-
dition (Belck-Lehmann) fort. (In der Quellyrotte des
Sebeneh-Su (eigentlicher Name Byrkele(i)u-Su) seien
mindestens 5 Insebriften : 1 von Tiglatpileser I, 1 von
Tuklat-Ninib, 3 Salmanassar's Il. Spätere Angabe,
die angeblich von Tuklat-Ninib gesetzte sei auch
von Salmanassar Il.) — G. Schweinfurth zeigt einen
ägyptischen Ring aus Kieselmasse. — idem, Bega-
Gräber.
Zeitschr. f. d. Gymnasialwesen 1899.
Nov. H. v. Soden, Palästina und seine Geschichte,
bespr. v. G. Sachse.
Zeitschr. f. d. österr. Gymnasien 1899.
11. R. v. Scala, die Staatsvertrage des Alter-
tums, bespr. v. Swoboda.
Zeitschr. f. vergleich. Sprachforsch. a. d.
Geb. d. indog. Spr. (K. Z.) 1899.
4. G. Hüsing, altiranische Mundarten I. (Versuch
aus den Formen iran. Eigennamen oder deren Be-
standteile mehrere Mundarten zu unterscheiden [Fort-
setzung seiner Inang. Dissert.|). — G. Hiising, zur
persischen Lautlehre. (gegen Hübschmann).
—
Zeitschr. f. Sozialwiss. 1899.
11. J. R. Steinmetz, die neueren Forschungen zur
Geschichte der menschlichen Familie. (Forts.)
Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Kouigsberg i. Pr.
Verlag u. Expedition Wolf Peiser Verlag, Berlin S.. Brandenburgstr. 11,
Druck voo Max schmersow vorm. Zahn & Baendei, Kirchhain N -i
3. Jahrgang No. 2. 15. Februar 1900.
Orientalistische
Litteratur-Zeitung.
Herausgegeben
von
F. E. Peiser.
HH
Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburestr. 11.
James Parker & Co. Oxford, 27 Broad Street.
Inhalt: ==
Alma technica militans.
W. Max Müller, Die Schlusszeilen der Stele Louvre C 1.
W. Max Müller, Zwei ägyptische Wörter im Hebräischen.
Jean Capart, Encore un mot au sujet de la déeapitation dans l'Egypte ancienne.,
Bespreehungen : |
Max Grünert, Der Löwe in der Literatur der Araber (G. Kampffmevyer.).
F. LL Griffith, Archaeological Report of the Egvpt Exploration Fund for 1898—1899
(W. M. Müller).
M. Lidzbarski, Handbuch der Nordsemitischen Epigraphik (Hugo Winckler).
F. K. Chevne, Das religiöse Leben der Juden nach dem Exil (Friedr. Giesebrecht).
B. Manassewitseh, Die Kunst die Hebräische Sprache durch Selbstunterricht schnell
und leicht zu erlernen (F. E. Peiser).
H. Scholz, Abriss der hebräischen Laut- und Formenlehre (F. E. Peiser).
H L. Strack, Hebriische Grammatik und Ubungsbuch (P. E. Peiser).
Kautzsch-Weizsäcker, Textbibel des Alten und Neuen Testaments (Felix Perles).
Mitteilungen. Wissenschaftl. Fragen u. Antworten. Aus gelehrten Gesellschaften.
Personalien. Zeitsehriftensehau. Berichtigung.
Kei der Redaktion eingegangene Schriften.
*, Revue Sémitique. Se Année. Janvier 1900. |
>) S. Mannes. über den Einfluss des Aramäischen auf den Wortschatz der Misnat an Nominal- u. Verbal-
stämmen. 1. Posen. B. Itzeszewaki. 1899.
*) Kurt Sethe. las ägyptische Verbum im Altägyptischen. Nenägyptischen und Koptischen. 1, H
Leipzig. J. O. Hinrichs sche B. 1899. o0 Mark.
> Wilhelm Bacher. Die älteste Terminologie der jüdischen Schriftausiegung. Leipzig. J. C. Hinriche'-
sche B. 1899. 9 Mark.
J.P. Peters, Nippur or Explorations and Adventures on the Buphrates ROIL 6%. P. Putoams Sons
New-York and London, 1897. 25 sh.
Alfred Jeremias, llölle und Paradies bei den Babylonieru Der Alte Orient. 15.1. Beipzie, J. C. Hin-
richs'sche B. 1900. 0,60 Mark.
Josef Strzygowski. Der Bilderkreis des griechischen Physiologus des Kosmas todikoplenstes nl Ok-
tateuch nach Haudschriften der Bibliothek zu Smyrna. Leipzig. B. G. Teubner. 1899. (2. Heft.
des Byzantinischen Archivs). 12 Mark,
C. H. Becker, Ihn (iauzi's Manägib "Omar ibn "Abel el Aziz. Besprochen um nu Auszuge nutgeteilt.
Berlin. N. Calvary & Co. 1900 6 Mark.
W. A. Neumann. Über die orientalischen Sprachstudien seit dem XL Jahrhandert mit besonderer
Rücksicht auf Wien. Wien. Alfred Hölder. 1899. 1.60 Mark.
Emil Selenka, Der Schmuck des Menschen. Berlin. Vita, Deutsches Verlagshaus. 1900.,
*) Bereits zur Besprechung ausgegeben.
Orientalistische
Litteratur-Zeitung.
Herausgegeben
von
F. E. Peiser.
Erscheint
am 15, jedes Monats.
Berlin.
Wolf Peiser Verlag.
Abonnementspreis
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handlungen und Postämter (unter Nummer 5949). — Inserate die zweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei
Wiederholungen und grösseren Anzeigen Ermässigung.
15. Februar 1900.
3. Jahrgang.
M2,
Alle fiir die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender
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Alma teehniea militans.
Berechtigtes Aufsehen weithin hat die
Ansprache erregt, welche der Rektor der
kgl. Technischen Hochschule in Charlotten-
burg, Geh. Rat Riedler, am 9. Januar zur
Jahrhundertwende hielt. Wie sehr ihr Inhalt
geeignet ist, auch hier diskutiert zu werden,
mag aus der Wiedergabe einiger Haupistellen
hervorgehen. Sie sind dem jedenfalls veri-
fizierten Text entnommen, welchen die ,,Vos-
sische Zeitung‘ erst am 14. Januar früh
nachtrug. Es heisst dort:
Die Naturwissenschaften haben die kritische
Forschung in alle Wissensgebiete gebracht;
selbst die alten mathematischen Grundsätze sind
davon nicht verschont geblieben. Am Ende des
Jahrhunderts herrscht denn überall kritische
Detailforschung, ja kritische Arbeit als Selbst-
zweck, die Auflösung in endlose Einzelgebiete.
Überall überwiegt Kritik ohne Schaffens-
kraft, Forschung ohne umfassendes Denken,
Spezialistentum und Individualismus. Das Jahr-
hundert geht zu Ende und die Wissenschaft
ist noch vielfach dem Leben und der Wirk-
lichkeit völlig fremd. Dass es in dieser
Hinsicht besser zu werden anfängt, ist mit
ein Verdienst der Technik. Die Urteils-
fähigen der Nation haben längst die Technik
als vollwertig, Leben und Wissenschaft ver-
einigend anerkannt, ihr nicht nur Achtung, son-
dern Bewunderung gezollt. So träge ist aber
die herrschende Geistesrichtung, dass sie höch-
stens die äusserliche Betätigung der Technik
sah und deshalb auf eine rein praktische, selbst-
verständlich minderwertige Thätigkeit schloss,
während in Wirklichkeit die Wissenschaftlichkeit
der technischen Erziehung unauslässliche Vor-
aussetzung ist. Die Geistesträgheit, das Haften
am Uberlieferten sind die weiteren schweren
Hindernisse der Entwickelung.
Vollständigen Stillstand zeigt das Jahr-
hundert in den Beziehungen der Geisteskultur
zum klassischen Altertum. Nur auf seinem
Boden war nach dem ungeheuren Verfall Deutsch-
lands die Wiederbelebung möglich. Das Jahr-
hundert hat die Wertschätzung nicht vermindert,
so wie der dankbare Schüler niemals den grossen
Lehrer vergessen wird. Dennoch hat das Jahr-
hundert tief verändernd eingegriffen. Der Geist
des Altertums ist durch deutsche Denker und
Dichter längst lebendig in deutsches Wesen um-
gesetzt worden, Stück um Stück der alten Form
ist gefallen, in sich selbst, nicht durch eigentlich
fremde Geistesrichtungen, jedes Stück wurde
fanatisch verteidigt und bei seinem Falle wurde
immer der Untergang aller Kultur vorausgesagt.
Der altsprachliche Unterricht, obwohl unum-
schränkt herrschend, hat es aufgegeben, seine
Schüler im Geiste und in den Worten der alten
Sprachen sprechen zu lehren, er hat es auf-
gegeben, sie in den toten Sprachen schreiben
zu lehren; trotzdem wurde die Form unverändert
beibehalten.
Das Wesen der Sache ist im Laufe des Jahr-
hunderts gefallen, aber die alte Form, die alte
Methode ist geblieben und geht ins neue Jahr-
hundert über, und mit ihr der alte Glaube, dass
48 [No. 2.]
der Geist des Altertums nur in dessen Sprache,
Verstindnis der Gegenwart nur durch die Ver-
gangenheit vermittelt werden könne. Darin liegt
eine tiefe Schädigung der weiteren Entwicklung,
weil alle Studieneinrichtungen auf diesen Geist
zugeschnitten sind, weil keine andere Richtung
daneben vollwertig zugelassen wird. Die alte
Denk- und Lehrweise, der Zustand zu Beginn
des Jahrhunderts und im Gegensatz dazu die
Gegenwart und ihre Forderungen ‘zeigen dies
eindringlich.
Während alles, was die Geistesrichtung zu
Anfang des Jahrhunderts kennzeichnet, ohne
äussere angreifende Mächte gründlich verändert
wurde, hat der überlieferte Glaube an die Rich-
tigkeit der herrschenden Vorbildung das Jahr-
hundert überdauert. Die Schulorganisation ist
im wesentlichen unverändert geblieben mit allen
Vorrechten und Vorurteilen. Zeit und Kraft der
Jugend wird neun Jahre in Anspruch genommen,
damit sie mit Vokabeln und Wörterbüchern Bau-
steine für einen Aussichtspunkt herbeischleppt,
von dem aus sie die klassische Welt überschauen
soll, obwohl die Geistes- und Lebensarbeit Tau-
sender längst schon weittragende Aussichts-
türme errichtet hat, von denen aus jeder mit
den Augen der Gegenwart in die Vergangenheit
blicken kann, soweit dies Epigonen überhaupt
noch möglich ist.
Die überlieferte Form bestimmt noch immer
den Inhalt des Studiums der ganzen Jugend
und damit leider auch die Richtung des Denkens
unserer Nation. Die herrschende Vorbildung
aber ist ungeeignet für die Technische Hoch-
schule und für das vielgestaltige Leben, unge-
eignet gegenüber den Aufgaben der Zukunft,
insbesondere den sozialen. Dazu gehört Kennt-
nis des vollen Lebens, der Wirklichkeit, der
Lebensbedingungen der Gegenwart. Das Gym-
nasium ist das einzige, was im Laufe des Jahr-
hunderts im alten Gesichtskreise verblieben ist.
Sind zwei tote Sprachen schon eine pädagogi-
sche Unmöglichkeit, so ist das Hinzufügen der
Naturwissenschaften im scholastischen Geiste
ne Reorganisation; der Geist ist der alte ge-
ieben.
Nicht so sehr der Inhalt der herrschenden
Vorbildung verdirbt Blick und Verständnis der
Gegenwart, sondern die veraltete scholastische
Methode, das Wissen ohne Können, das
Hören ohne Anschauung, der Drill ohne Le-
ben. Deshalb ist auch der Einflus des Real-
gymnasiums und der Realschule ein ganz unter-
haa An ihnen herrscht derselbe Geist,
ie gleiche Lehrerausbildung. Die Schulen realer
Richtung geben im wesentlichen auch keine für
das Leben ausreichende Vorbildung, sie be-
schränken nur die Berechtigungen. Das Ent-
scheidende ist, dass das Gymnasium allein alle
Vorrechte besitzt, allein zu allen Studien be-
fähigt, so dass selbstverständlich jeder Familien-
vater, wenn er anders kann, seinen Sohn dem
Gymnasium zuwendet, weil dann die Entschei-
dung über die künftige Berufsrichtung am läng-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Februar 1900.) 44
sten aufgeschoben und keine ausgeschlossen ist.
Den Lehrerstand an sich trifft kein Vorwurf; er
ist über alles Lob erhaben und verdient für
seine Aufopferung und Pflichttreue die höchste
Anerkennung. Die Volksschule allein macht
eine rühmliche Ausnahme; ihr gebührt der höchste
Dank. Der allgemeinen Volksschule, der
allgemeinen Wehrpflicht und der Technik
hat das Jahrhundert am meisten zu verdanken.
Ganz gewiss stecken hier mehrere Wahr-
heiten drin, wenn auch vom Schlinggewächs
einer hitzigen, ihrer letzten Ziele keineswegs
sicheren Propaganda iiberwuchert. Auch
kann der Riedlersche Kampfruf niemandem
unerwartet kommen, der da weiss, mit welcher
oftmals bornierten Hartnäckigkeit das Recht
der Naturwissenschaft auf formelle Anerken-
nung von Seiten des Klassizismus bis in das
vorige Menschenalter hinein bestritten wor-
den ist. Wenn der Hallenser Lev im Hin-
blick auf die Errichtung eines Lehrstuhls
für Botanik seinen übrigen berüchtigten Aus-
sprüchen auch noch den hinzufügte, dass
blosse „Sammlungen“ nicht unter die Wissen-
schaften gehörten, so ist auf diese hartklotzige
These jetzt zur Jahrhundertsabrechnung der
grobe Keil gefolgt. Und wirklich hat die
Riedlersche Rede einen der Leo’schen Art
geistesverwandten Zug.
Die Darlegungen des Charlottenburger
Rektors gipfeln, wie hier gleich bemerkt
werden muss, in der Forderung, dass das
uniforme Reifezeugnis fallen möge. Ueber
diesen Punkt wird sich reden lassen, aber
freilich kaum mit Hilfe einer derartigen Ar-
gumentation. Dass die Besserung der an-
geblich lebensfremden Geisteswissenschaften
ein Verdienst der Technik sei, ist ein er-
schreckend hohler Trugschluss, erbaut auf
der verwegenen Insinuation, dass überall
Kritik ohne Schaffenskraft tiberwiege. Es
scheint, dass der Begriff der Schaffenskraft
hier im geradezu kyklopischen Verständnis
gelten, mithin also gesagt werden soll, es
könne von der pferdekraftlosen Kritik weder
ein Tunnel gebohrt noch ein Pumpwerk er-
richtet werden. Ganz recht, aber sie kann
vielleicht etwas Anderes, z.B. die Welt da-
vor bewahren, dass diese in ein rein tech-
nisches Paradies verwandelt werde, wo etwa
45 [No. 2.]
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG
[Februar 1900.] 46
das „Können ohne Wissen“ absolut herrscht.
Natürlich giebt es den letzterwähnten Status
ebensowenig wie das von Riedler herbei-
gezogene „Wissen ohne Können“. Dass er
mit solcher Unbedingtheit davon sprach, be-
weist in der That seine ehrliche Abwendung
von der bösen Kritik. Vor den unangeneh-
men Konsequenzen einer solchen Enthalt-
samkeit rettet aber keine Technik hinterher.
In dem Satze jedoch, dass die von an-
derer Seite errichteten Aussichtstürme den
rechten Blick in die Vergangenheit gewäh-
ren, liegt, trotz einer gewissen Unklarheit
über die Vorstellung des Redners von den
Erbauern der neuen Babeltürme, zweifellos
eine Kriegserklärung. Der Zusammenhang
entscheidet für den Sinn der Bemerkung.
Sollte Geh. Rat Riedler nicht nur äusserlich
im Namen der Gesamtheit, welche er am
9. Januar vertrat, gesprochen haben, so wird
auch die Orientalistik uicht zögern, den
Handschuh aufzunehmen. Indessen soll man
die Wahrscheinlichkeit nicht ausser Acht
lassen, dass die Mehrzahl der Techniker mit
dem Bewusstsein ihres Könnens doch mehr
Achtung vor dem scheinbar abstrakten Wissen
verbindet, mit dem sie selbst einst angefan-
gen hatten, und an dessen Quellen sie sich
gewiss noch heut manchmal erholen. Und
wenn die Technik eine Bahn zum Perser-
meer bauen will, so wird es nicht die Ried-
lersche Rede sein, welche ihr dort die Pfade
weisen kann.
Merkwürdig genug klang unter ihren Pe-
rioden der Satz, dass nur auf dem Boden
des klassischen Altertums Deutschlands
Wiederbelebung einst möglich wurde Zu
verstehen ist nämlich, dass in Zeiten ma-
terieller Schwächung die rein geistigen Kräfte
einer Nation, in Anknüpfung an ihre aus
dem Wissen von der Vergangenheit ge-
schöpften Güter, thatsächlich ausreichen, sie
durch die Krisis zu leiten. Und die Kritik
ist es, welche diesen rettenden Boden auch
während der Zeit säubert, auffrischt und er-
weitert, wo man seiner nicht als äusserste
Zuflucht bedarf. Dann aber würde man
dort mehr gethan finden, als nur die klas-
= nn En nn nn.
sische Altertumskunde schaffen konnte. Orien-
talisten und Germanisten traten neben ihr
auf diesen Plan, um den sich das Welt-
getriebe vorläufig ja wenig kümmert. Ein-
sichtsvolle Technologen aber müssen not-.
wendig mit uns die Anschauung belächeln,
dass die Technik jemals auf einem solchen
Gebiete ebenfalls die Hegemonie führen
solle. Ein guter Platz im hellen Sonnen-
schein, wie er den technischen Wissenschaf-
ten heut bescheert worden ist, braucht doch
nicht gleich Selbstanbetung hervorzurufen.
Den dagegen schützenden Sonnenschirm
haben doch schon die alten Assyrer gekannt
und mit Erfolg benutzt.
Die Schlusszeilen der Stele Louvre C 1.
Von W. Max Müller.
Inschriften des Mittleren Reiches, welche
von den fremden Ländern sprechen, sind
bekanntlich sehr selten; die Stele Louvre C 1
vom Jahr 24 des Amen-em-het I besitzt
darunter besondere Bedeutung. Die sen-
sationelle Auffassung des Textes durch Brugsch
(Gesch. Ag.), der hier eine Erwähnung der
Chetiter finden wollte, war freilich ganz ver-
fehlt, siehe meine Bemerkungen, Asien, S. 319
bis 20. Um so notwendiger wäre es gewesen,
einmal den historisch so wichtigen Text fest-
zustellen. Bisher lagen Abschriften vor:
Maspero, Congr. Oriental 1, 60 (ziemlich gut),
Pierret, Inser. 2, 28 (sehr flüchtig), Gayet,
Stéles de la 12. dyn. (ohne Verständnis lieder-
lich nachgezeichnet). Piel (Inscr.) hat diese
Zeilen nicht selbst kopiert und giebt sie
nach Maspero. Vgl. meine Bemerkungen,
Asien |. l. Erman’s dort verwertete Lesungen
beruhten auf dem Lepsiusschen Abklatsch
im Berliner Museum. Nach einem Abklatsch
kann man dergleichen Texte nur schwer
lesen.') Ich habe nun im Sommer 1898 mich
nach diesem Text umgesehen und durch die
Freundlichkeit des Konservators G. Bénédite
in einem fiir das Publikum damals geschlosse-
nen Seitengang des Louvre ihn abschreiben
können. Herrn Bénédite meinen besten Dank!
Leider war die Zeit?) zu knapp, als dass
ich alle Abschriften vergleichen und einen
1) Die allzu gefülligen Museumsbeamten, welche
für Lepsius einen Abklatsch machen liessen, haben
übrigens sträflich gehandelt. Die Schriftzeichen sind
blau ausgemalt und die Farbe herauszuwaschen war
ruchloser Vandalismus,
’) Am Tag meiner Abreise von Paris.
47 [No. 2.]
völlig abschliessenden Text hätte herstellen
können. Doch wird man die beistehende
Wiedergabe immerhin als paläographisch
etwas getreuer erkennen, als sonst üblich ist.
Mehrere Zeichen sind leider deswegen un-
leserlich, weil die Inschrift beim Einlassen
in die Wand mit Gips am Rand beschmiert
wurde. Dabei haben die Handwerker (offen-
bar schon unter de Rougé’s Verwaltung) den
Gips vandalisch zur „Verschönerung“ der
Inschrift vergeudet, wie dies bei der Unsitte
des Einmauerns auch anderswo öfter vor-
kommt. Es wäre Zeit, dass die Museen
diese veraltete Barbarei überhaupt aufgäben.
Die betreffenden Zeilen lauten also: Was
betrifft [jedes]') Wort dieses Denksteines, so
ist es (nur) Wahrheit?), welche (2) geschah
é
durch meinen Arm, welche ausgeführt wurde
in (3) Wirklichkeit. Kein Widerspruch und
keine Lüge ist dabei. (4) Ich habe be-
drängt (?)3) die Trogodyten und die Mntw
der Sttiw (!), die Sand(5)bewohner. Umge-
stürzt habe ich die Festungen®) (??) der
1) Das ganz überflüssige t verrät, dass ein nbt
vom Steinmetz ausgelassen wurde.
?) M:‘t pw. Pierret scheint Maspero zu benützen.
3) Sshn ist ein mir verdächtiges Wort; die
doppelte Kausativbildung der Kuschiten (bes. des
Galla) und Bantu kennt das Agyptische nicht. Ich
vermute also, dass etwas anderes gemeint ist
(8-hns, s-swn etc.?).
*) Rein geraten. „Vorderbauten, Frontbauten“
(Ant) oder „Verschlüsse“ (hn[y]t)?} Das Wort
„Treppenbewohner“ wäre in auffallend überladener
Weise geschrieben (für Atyw), so dass man eher
zerlegen und raten möchte: „der T., und es kamen
(?) die Neger (??) wie ..... “ Damit wäre auch
das Folgende anders zu fassen. Doch ist die Ortho-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
AT
a
Í Hihnchen'/aber vers
— are
[Februar 1900.) 48
Terrassen(6)bewohner, wie wenn sie nie (?)
gewesen wären (?)..... gewandt (?) auf
(7) dem Gefild’), herausgehend (d. h. mich
blosstellend) vor (m h:!) denen hinter (8)
ihren Bollwerken. Nicht war einer, der es
[mir] gleichthat ... (9) nach dem Gebot
des (Kriegsgottes) Montu, als einer, der folgte
dem Plan [seines Herrn ??].
Die Übersetzung des poetisch gehaltenen
Textes ist gerade kein Kinderspiel, auch
sollten einige Zeichen noch von denen, welche
den Stein mit unbeschränkter Zeit studieren
können, festgestellt werden. Erst dem, der
den Gips ohne Beschädigung der Inschrift
zu entfernen vermag, wird es übrigens ge-
lingen, vor allem Z. 6 endgültig zu entziffern.
Bei den Völkernamen ist die Entstellung der
hmierl
» Westlichen (’mntyw) der Katarraktengegend “
(Stt) nach einer Volksetymologie von dem
Kriegsgott Montu zu beachten, welche beweist,
dass man den nicht mehr verstandenen Namen
schon auf die Asiaten zu deuten suchte.
Vgl. Asien, S. 18 und den Nachtrag, S. 391,
der dieses Missverständnis bis in die Pyra-
midentexte zuriickverfolgt.2) Uber die ver-
—_. — —
graphie hier sehr unregelmässig. Ich habe oben
„Festungen“ geraten, aber solche hatten doch jene
Wilden nicht. Ob wir „Vorder-, Frontbauten“ (Ant)
lesen oder „Verschlüsse“ (An[y ]t), beides ist un-
sinnig. Ich vermute. in dem seltsamen Wort steckt
nichts als „Zelte“. Dieses Wort schreibt der Mer-
neptahtext von Karnak, Z. 62 An, der Israeltext,
Z.6 Ant, doch bin ich des Geschlechtes nicht sicher.
‘) So häufig in Poesie. In Prosa „Festland“
Determinativ ss,
2) Vgl. auch Fouilles a Dahchour, pl. 21 (wo
wohl sk mntyw stt zu lesen) die zwei Asiaten.
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49 INo. 2.)
mutlichen „Terrassen-* oder „Treppenbewoh-
ner“, s. S. 118, 320, über die Figur, welche
(wenn der Strich über dem Kopf nicht zu-
fällig ist) ein Bild der wilden Ostafrikaner
scheint, S. 9—10 (Bild mit der Stirnquaste).
— Über den historischen Wert der Inschrift
lässt sich schwer etwas Sicheres sagen. Wollen
wir dem Verstorbenen seine Prahlereien auf
Grund der besonders feierlichen Versiche-
rungen wörtlich glauben, so wäre er als Feld-
hauptmann gegen Beduinen gezogen und in
Oberägypten gegen die Trogodyten, ja sogar
gegen Völker südlich von diesen, die Be-
wohner der „Bergterrassen* an der Küste
des Roten Meeres. Das führte uns also nach
den nördlichen Ausläufern des Landes Punt
und wir sehen wieder, dass schon die nicht
über den zweiten Katarrakt hinaus herrschende
12. Dynastie Razzias bis ins Gebiet dieser
Stämme unternehmen konnte, ein neuer Be-
weis, dass der Name Punt recht weit nörd-
lich reichte.
Ich kann die vorstehende Untersuchung
nicht ohne den Wunsch abschliessen, das
neue Jahrhundert möge doch in der Agypto-
logie einen Umschwung in der Wiedergabe
wenigstens aller wichtigeren Texte bringen.
Die ersten Agyptologen haben getreu nach-
gezeichnet, was sie sahen, und teilweise ver-
dienen ihre Kopien noch die höchste Achtung.
Wir haben es aber so herrlich weit gebracht,
dass man meist mit „Textwiedergaben“ ar-
beiten muss, welche jedes Zeichen mit ein
paar genialen Autographiestrichen gerade noch
andeuten oder gar die noch schlimmeren
Typen mit ihren zahlreichen Phantasieformen
gebrauchen. Wenn die mürben Steine in
unseren Museen zerbröckelt sind, wie werden
dann die kommenden Geschlechter über
unsere Sünden urteilen? Es wäre höchste
Zeit, dass man zu der ungenialen Gewissen-
haftigkeit und zur mehr mechanischen Wieder-
gabe von Texten zurückkehrte.
Zwei ägyptische Wörter im Hebräischen.
Von W. Max Müller.
Aus einer (später erscheinenden) erschöpf-
enden Zusammenstellung des ägyptischen
Sprachgutes in den semitischen Sprachen
greife ich zwei Beispiele heraus, auf die ich
mich in nächster Zeit berufen möchte.
mop Ez. 9,2 etc. soll nach allgemeiner
Annahme ,Tintenfass“ heissen, (so bereits
Vulg., dagegen LXX Cory = *nnwp!) und mit
VAgy- zusammenhängen, also auch mit dem
Gefässnamen *7()%'P (oder ähnlich — die
beliebte Singularform mp beruht auf falscher
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
„Trinkschale“.
[Februar 1900.) 50
Analogie, s. u). Zunächst ist festzustellen,
was Letzteres bedeutet. Gesenius-Buhl 213
hat ,krugartiges Gefäss, Kanne“ (ebenso
Siegfried-Stade). „Krug, Wassertopf“ heisst
das Wort (kesta — kesüt) im Syrischen und
Aetiopischen nach den Wörterbüchern ’).
Sehr seltsam ist dagegen die Bedeutung von
kaswa(t) im Arabischen „kleines Palmblatt-
kérbchen“ (verschliessbar?). Die Ausnahmen
bei Dozy (Fränkel, Lehnw. 205) würden auf
syrischen Einfluss weisen. Den gegenwärtigen
grassierenden Irrtum, ein gemeinsemitisches
Wort müsse auch „ursemitisch“ sein (Fränkel
63), will ich hier nicht besprechen, — auf
dergleichen Kulturwörter ihn anzuwenden,
ist aber besonders gefährlich. Wenn aber
das phön. COP éxnwuate hierhergehört, so
bedeutete das Wort in Kanaan die (flache)
Aus einem Krug, dem klas-
sischen Gefiiss der Biervertilger, sogen die
weintrinkenden Alten nicht. Die LXX iiber-
tragen schliesslich das hebräische Wort
wirklich mit orzovdstov und (Chron.) gàn,
also beides „Schale“, und in den Aufzählungen
der heiligen Geräte erscheinen die NWYD so
am Ende, dass man erkennt, es muss sich
um kleinere Gefässe handeln?). Demnach
dürfte der Artikel in den hebräischen Wörter-
büchern stark abzuändern sein. Das Wort
hat auch in den verschiedenen Sprachen
recht verschiedene Bedeutung.
Folglich kann nun auch der (ohnedies
sehr fadenscheinige) Zusammenhang mit nop
nicht mehr aufrechterhalten werden. Ein
breites Schälchen dient schwerlich als Tinten-
gefäss, übrigens ein Krug noch weniger.
Und weder eine Schale noch ein Krug kann
von dem Schreiber im Gürtel getragen
werden (s. Siegfried-Stade); es müsste min-
destens ein wohlverkorktes Fläschchen sein,
Dergleichen war aber bei den Alten nicht
im Gebrauch.
Nun heisst aber im Aegyptischen die
Schreiberpalette za | \o> (Pap. Anastasi
1,13,1; Spiegelberg, Hieratic Ostraca, Nro. 41
etc.) gsty (masc.). Die Vokale sind unbe-
kannt3); etymologisch heisst es „das aus zwei
Hälften (gst) Bestehende“ von der Zusammen-
legbarkeit. Wir haben genaues lautliches
Entsprechen: Samech ist immer ägyptisches
1) Die Belege kann ich leider nicht nachschlagen,
da mir die Litteratur fehlt.
2) Vulg. thuribula scheint irgend eine Verwech-
selung men zu begehen.
8) „Hälfte“ als masc. lautet tonlos gis- im Kop-
tischen. Die Wurzel gs war also wohl hohl; ver-
mutlich med. Jodh.
51 INo. 2.]
s1); für Koph = äg. g, vgl. z.B. rip „Affe“
= göfe (älter gofe ,Meerkatze“ und viele
umgekehrte Fälle für k = 3, (auch XM
„Gummi“ = kmy). Das -y des Nomen rela-
tivum ist im Spätägyptischen stets abgefallen.
Vor allem wird die Gleichsetzung mit dem
hebräischen Wort durch die Bedeutung ge-
sichert. Die ägyptische Palette besteht aus
zwei Holztäfelchen in der Form der römischen
Wachsschreibtafeln, aber mit zwei Vertie-
fungen oder Nipfchen mit trockner Farbe
(schwarz und rot). Der Schreiber steckt die
Rohrfedern hinein und trägt sein Schreibzeug
zusammengeklappt im Gürtel. Will er
schreiben, so braucht er blos die Farben mit
Wasser (aus dem p:s „Topf“) anzufeuchten.
Erst so wird die Stelle bei Ez verständlich.
Wie der Papyrus (M’9’2 talm.)?) wurde also
auch die Palette mit ihrem ägyptischen Namen
entlehnt, vermutlich als männlich, wenn nicht
Volksetymologie wirkte.
MN „Feuertopf“ hat in keiner semitischen
Sprache ein Aequivalent. Das bei Gesenius-
Buhl angegebene arab. ¿hh suche ich ver-
geblich in den Wörterbüchern und fürchte,
dass es auf einem Irrtum beruht?). Nun giebt
es im ägyptischen (Pyramidentexte, L. D. II,
18 etc.) ein Wort >
tragbarer Ofen, Kohlenbecken“, koptisch aug
also alt “ah. Man kann sich fragen, ob in der
hebräischen Entlehnung das ‘Ain fehlt, weil
die im Aegyptischen geradezu beliebte Ver-
bindung "Ain-Cheth der hebräischen Zunge
widerstrebte‘) oder ob die spätere Ab-
schwächung des “Ain zum einfachen Kehl-
kopfverschluss (Hamza) hier schon vorliegt.
Die Orthographie hält wohl das ‘Ain noch
ziemlich gut am Anfang der Römerzeit fest,
doch könnte die Vulgäraussprache es schon
vor Jeremias Zeit abgeworfen haben. Im
hebräischen Wörterbuch möchte ich raten,
anzugeben: „Kohlenbecken“ (zum Unter-
schied vom unbeweglichen Feuerplatz, N).
‘k „metallener,
ia x Vgl. meine Zusammenstellung, Asien u. Europa,
2) Beachte, dass die LXX Hi. 40,21, “no mit
„Papyrus“ übersetzt, also aus ihrem flüchtigen
Manuskript wohl "2 riet. Das beweist immerhin,
dass das Wort schon vor unserer Zeitrechnung
wenigstens in das ägyptische Semitisch eingedrungen
war. Ueber die ägyptische Etymologie vgl. Bondi,
AeZ. 1895,64. Jedenfalls ägyptisch ist auch der Name
der Tinte j, der zwar bei allen Semiten vorkommt,
aber ohne Etymologie dasteht urd fremd aussieht.
3) Verwechselung von kadar mit kidr?
*) Beachte den Aegypternamen ymm (Iwgnå!).
Man kann verschiedene Etymologien für %, A‘ vor-
schlagen. Für sicher halte ich es, dass wir für ~y,
wer „gross“ *= zu emendieren haben.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
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[Februar 1900.] 52
Encore un mot au sujet de la decapi-
tation dans l'Egypte ancienne.
Von Jean Capart.
Qu'il me soit encore une fois permis de
revenir sur la question de l'existence de la
décapitation dans l’Egypte Pharaonique. Je
tiens à faire remarquer tout d’abord que l'ana-
logie avec le mode d’exécution du centre de
Afrique ne se rapporte nullement à la scene
figurée du „Mastaba de Mera“, mais bien au
syllabique shs rE je suis du reste entitrement
d’accord avec mes honorables contradicteurs
MM. Max Miiller et Spiegelberg pour recon-
naitre quil ne peut ¢tre question, dans l'es-
pece, que d’un supplice en usage aux temps
préhistoriques.
Ceci dit, j en viens à l'explication du mnt.
Je continue à être persuadé qu’il s'agit des
préliminaires d’une décapitation ') et je vais en
quelques mots exposer les raisons qui pa-
raissent militer en faveur de cette hypothése.
Lorsque jai publié dans la AZ. 36, 1898,
125 la note sur la décapitation, je connaissais
une autre scene où le 55 a est représenté;
NM
une difference qui me paraissait alors impor-
tante, m’empéchait cependant de l'identifier
avec la scène du „Mastaba de Mera“. Je veux
parler d’une figure du tombeau de Ramsès IV, 2°
corridor, paroi droite (Lefébure Tombeaux
thébains, 3° division, pl. VI).
Le texte donne le nom du
génie représenté : T Th »
— a | „frappé au mnti“.
Ce quim’empéchait de recon-
naitre l’identité des 2 scenes,
c'est que le supplicié est repré-
senté le dos tourné au poteau, tandis que
dans „Mera“ il lui présente la face. Depuis,
et
s écrivaient aussi bien $f et Dal . Pour le
dernier, voir le mot D IN \ \ es Def
,criminel“ (Brugsch, Dict. p. 1525).
Je pense trouver là une preuve de liden-
tité de la scene du ‚mastaba de Mera“ et
de celle du tombeau de Ramsès IV. où
évidemment il s’agit dune décapitation.
Il serait d’ailleurs peu vraisemblable que
dans le „mastaba de Mera“, en eut représenté
devant le propriétaire de la tombe deux fois
jai remarqué que les déterminatifs
u Evidemment précédée d’une bastonnade qui
| épuisera la résistance du condamné.
ah Google
63 [No, 2.)
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG,
[Februar 1900] 64
le méme supplice sous deux formes diffé-
rentes. Or immédiatement au dessus du
mnt, la paroi détruite laisse encore voir,
les traces suivantes d’une bastonnade: (d’apres
un estampage amicalement communiqué par
Mr. Daressy l'éditeur du tombeau).
Le texte cité par MM. Max Müller et
Spiegelberg parait confirmer cette hypothése:
Pap. Abbott VI, 12—13 „Abominations dignes
du supplice, meritant le mniw-t“; et © J e
“7, a comme determinatif spécial le couteau
~~. De plus ce
dernier mot est appa-
renté de très près
ao jja fa déter-
miné em e couteau
et le billot. —
Nous pouvons re-
marquer aussi la
variante de ce mot:
Y <7
(Tombeau de Moutouhihhopshouf par Mas-
pero, p. 454) dont le déterminatif est le même
que celui de (4 l @ )-
Je regrette de n’avoir pas vu réfuter
de façon plus décisive le texte du Pap.
Westcar VIII, 15—17 oü le roi Kheops,
voulant éprouver la puissance d’un magicien
qui se vantait de replacer une téte coupée,
dit: „quon m’amene un prisonnier qui se
trouve dans la prison, et qu’on lui inflige son
chatiment S — 5. a)
; 4 ANNA
la decapitation. —
J’admets avec MM. Max Müller et Spiegel-
berg que les formules du „Livre des morts“
protégeant le defunt contre la décapitation
ou lui promettant de lui rendre sa tête,
peuvent n'être qu'un souvenir d'un ancien
usage tombé en désuétude à l’epoque his-
torique.
Mais alors, une grave difficulté se pré-
sente. Il me semble que dans ce cas il doit
y avoir en méme temps qu’une immobilité
de la formule, une immobilité des vignettes
qui nous représenteront l’ancien instrument
en usage aux temps éloignés ot lon déca-
pitait. Au contraire, si la décapitation est
restee la regle aux époques historiques, les
vignettes de l'instrument de supplice varieront
suivant les modifications que subira l’instru-
ment, au cours des siécles.
Or sans rencontrer la moindre trace dans
le „livre des morts“ du poteau de supplice
N
Na 2 N \ . N
N INN
N.
SAN
R
< A
x. ** eve done
aaa aaa aaa aaa
T 1), nous trouvons représentés
le couteau et le billot et qui
plus est, dans le papyrus d’Ani,
un instrument encore plus per-
fectionné analogue & notre
moderne guillotine: la lunette
semi-circulaire, deux montants,
le couperet et la corde qui
sert à le déclancher: (Pap. Ani
pl. XVI).
Telles sont, en résumé, les
principales raisons qui me por-
tent à reconnaitre l'existence
de la décapitation comme sup-
réme degré de échelle des peines en
Egypte, même à l'époque pharaonique.
VOOO00090 000
NOH0 0000000)
Bespreehungen.
Max Griinert, Der Löwe in der Literatur der
Araber. (Wissenschaftlicher Verein für Volkskunde
und Linguistik in Prag. Sechste Publikation.)
Prag 1899. 25 S., 4°. Bespr. v. G. Kampffmeyer.
Das Mancherlei dieser Schrift setzt sich
in Besonderheit folgendermassen zusammen.
Nach einem Hinweis darauf, dass die Er-
wähnung des Löwen in der Literatur der
Araber nicht allzu selten sei, werden 327
„Namen“ des Löwen vorgeführt, worunter
nur 3 Appellative, dagegen 311 Epitheta
ornantia und 13 sogen. Gattungseigennamen,
alles natürlich und auch eingestandener
Maassen nur freie poetische Ausdrücke und
keine Namen. Diese Listen enthalten den
arabischen Ausdruck in Umschrift mit deutscher
Übersetzung. Es folgen einige „Namen“ der
Löwin und des Löwenjungen, Ausdrücke für
die Stimme des Löwen, einige Bemerkungen
über das Verbreitungsgebiet des Löwen
in Arabien und dem Zweistromlande, über
die Orter, wo Löwen hausen, ferner Aus-
drücke für das Löwenlager, das Löwen-
versteck, sowie Bemerkungen über die Fall-
grube, in der die Araber Löwen fingen. —
Nach kurzenNotizen iiberVerfasserzoologischer
Werke bei den Arabern wird „der Originali-
tät halber“ der Artikel „Löwe“ aus dem Kitab
al-wuhus von al-Asmai in Ubersetzung ge-
geben. Weiter werden eine Anzahl arabischer
Sprichwörter, in denen des Löwen Erwähnung
geschieht, aus den Sammlungen von al-
Maidäni und Socin (1878) deutsch mitgeteilt.
Darnach verfehlt der Verf. nicht, das Stern-
1) MM. Max Müller et Spiegelberg admettent bien
que les signes sont des traces de l’existence
de la decapitation à l’epoque préhistorique.
55 (No. 2.)
bild des Löwen zu erwähnen, nennt zwei
Pflanzennamen, in denen das Wort Löwe
vorkommt und teilt aus Dozy mit, dass in
der Alchimia asad Gold bedeutet. Zum
Schluss giebt er eine Ubersetzung des Artikels
asad aus Qazwinis Kosmographie. — Zu
allem sind am Ende Anmerkungen gegeben,
worin auch Belegstellen der benutzten Lite-
ratur verzeichnet werden. Hier ist ausser
auf abendländische Schriftsteller (wie vor
allem Jacob und Hommel) auch auf Stellen
arabischer Werke verwiesen, die nur der
Fachmann benutzen kann. Dennoch lässt
der allgemeine Charakter der Anmerkungen
(wo uns auch z. B. in einer eigenen An-
merkung gesagt wird, dass asada Femininum
zu asad ist) sowie die ganze Haltung der
Schrift keinen Zweifel dariiber, dass die
Publikation sich nicht eigentlich an den
Arabisten wendet. Der Verf. untersucht nicht
eigentlich und ist nicht eigentlich bemiiht,
möglichst vollständig systematisch Zusammen-
hangendes zu geben, er referiert vielmehr,
sicherlich fleissig, und reiht, im Ganzen lose,
aneinander. Als popularisierende Schrift —
an solchen haben wir Deutsche ja bekannt-
lich (man kann in gewisser Beziehung sagen:
leider) keinen Überfluss — wird die Arbeit
von Vielen mit Interesse gelesen werden,
auch dem Fachmann wird diese oder jene
Zusammenstellung, diese oder jene Bemerkung
dankenswert erscheinen.
Wegen des allgemeinen wesentlich popu-
lären Charakters der Schrift möchte ich es
unterlassen, auf Einzelheiten einzugehen.
Berlin,
F. Li. Griffith, Archeological Report of tho Egypt
Exploration Fund for 1898—1899. 64 S.,5 Karten,
1 Tafel, 4 °, besprochen von W. M. Müller.
Durch die Güte des Herausgebers bin
ich im Stande, über diese Publikation recht-
zeitig zu berichten, was letztes Jahr leider
unfreiwillig versäumt wurde. — Petrie’s
Bericht über die Ausgrabung der prähistori-
schen Friedhöfe von “Abddiye und Ha ist
durch Wiedemann’s gehaltvolles Referat OLZ.
II, 181 grösstenteils erledigt. Ich trage noch
als merkwürdig nach: viele Eier aus Thon
als Grabbeigaben. Die Spätägypter scheinen
aus religiösen Gründen keine Eier gegessen
zu haben. Die vermutlichen „Keulenköpfe“
aus Stein wurden wirklich mit Bein- und
Horngriffen gefunden. Mehr als 1000 Gräber
geöffnet. — S. 4, Somers Clarke über die
Konservierung des Tempels von Deir el
Bahri, S. 5, N. de Garis Davis über seine
Aufnahme des Ptahhotep-Grabes, wo ein
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Februar 1900.] 66
Annex, dem Aht-hotep gehörig, entdeckt
wurde, S. 8, B. P. Grenfell und A. S. Hunt
über ihre Grabungen nach griechischen
Papyrus im Fa(i!)yam (Kasr el-Banät = alt
Euhemeria; die griechische Dreiteilung der
Provinz wurde dadurch bestimmt; Harit
= Theadelphia; Wadfa = Philoteris; Kasr
Kurfin = Dionysias.) Ca 1000 Papyri, 300
vollständig. Das geringe Alter aller dieser
Ansiedlungen bestätigt Brown-Petrie's Auf-
fassung des Moerisproblems gegen Linant’s
Reservoirtheorie, d. h. von dem ursprüng-
lich das ganze Fayfim bedeckenden See
habe zuerst Amenemhe t I, dann Ptolemaeus II
Landstrecken abgedämmt). — Griffith’s Be-
richt über den Fortschritt der Aegyptologie:
S. 16 begrüsst das Eintreten der Deutschen
in die ägyptischen Ausgrabungen (mit einem
etwas harien Urteil über die französischen
Leistungen!), 17 Fortschritt des Museums-
katalogs von Gizeh (10000 Nummern von
50000 bisher registriert!). S. 19 bedauert,
dass noch kein Berichterstatter über die Er-
forschung der arabischen Altertümer in
Aegypten gewonnen werden konnte (NB!)
S. 20 eine Liste aller Lokalitäten, für welche
Ausgrabungserlaubniss verlangt wurde.
Bravo! So wird wenigstens die öffentliche
Meinung als Wächter eingesetzt. Ist man
in der Lage, jeden, der meint, auch graben
zu müssen, zu fragen, was er ausgerichtet
oder zerstört hat, so ist das ein grosser
Fortschritt. Die Grabungen und Wiederher-
stellungen von Seiten des Museums, beson-
ders in Karnak (beachte 21: Osorkon IV und
Takelothis III „gekrönt am selben Tag“)
teilt Quibell mit 22 Green’s Fortsetzung der
Ausgrabungen in Hierakonpolis; Skulpturen
des H'shm und H'-shmwy, eine Statue, ein
prähistorisches (?) Grab mit Wandmalereien.
5. 25 bevorstehende neue Ausgrabungen in
Naukratis. In der Bücherschau beachte
S. 27, das vernichtende Urteil über
Amélineau’s Abydospublikation. 28 Z. 37
sollte wohl heissen: there was great diffi-
culty in obtaining access to the originals.
Die unsinnigen Kopierverbote Revillout’ s
sind aufgehoben, leider vielfach zu spät.
Die anscheinend etwas feuchte Luft des
Louvre hat viel Schaden gethan. — S. 48
die berechtigte Klage Kenyon’s, dass Mahaffy
auch in seiner neuen Arbeit über die
Ptolemäer (Petrie, Hist. IV) nur Dynastien-
geschichte giebt, im Gegensatz zu Milne (V).
Ganz besonders dankbar empfinde ich die
Ausführlichkeit der Litteraturschau Crum’s,
S. 53, z. B. bei der anwachsenden Litteratur
zur Eliasapokalypse. Auch fiir weniger be-
57 [No. 2.]
schäftigte Leute als meine Wenigkeit sind
die Zeiten vorüber, in denen man allem, was
irgendwie mit der Vergangenheit Aegyptens
zusammenhing, nachgehen konnte. Anderen
mögen andere Kapitel unschätzbar sein,
wertvoll sind die Referate durchweg (mein
eigenes S. 62 ff, das Nachsicht erfordert,
mag man ausnehmen). Ich konstatiere
mit Vergnügen, dass diese sv anspruchs-
lose und doch so überaus wertvolle
Veröffentlichung stetig an Vollständigkeit’)
zunimmt und sich alle früheren Vor-
ziige, namentlich den des ruhigen, sachlichen
Tones, bewahrt hat. Dem fleissigen Her-
ausgeber gebührt allgemeiner Dank.
Philadelpbia.
Mark Lidzbarski, Handbuch der Nordsemitischen
Epigraphik nebst ausgewihlten Inschriften. Weimar,
E. Felber 1898. I Text XIV u. 508 S. 8°, IK
Tafeln 46 fol. Bespr. von Hugo Winckler.
Die Epigraphik des Orients hat in Deutsch-
land nicht die Pflege gefunden, welche man
nach dem Stande der Wissenschaften wohl
hätte erwarten können. Verhältnismässig
hat Frankreich darin mehr geleistet, und so
hat das Corpus inscriptionum Semiticarum
eine nicht zu verkennende Wirkung aus-
geübt, wenngleich wohl allmählich sich die
Ueberzeugung durchringen dürfte, dass —
unbeschadet der Anerkennung der darin
niedergelegten wissenschaftlichen Leistungen
— der Zweck eines Corpus dadurch nicht
erreicht wird. Denn dieser könnte nur er-
reicht werden durch eine Beendigung eines
solchen Unternehmens in einem Zeitraum,
der längst um das dreifache überschritten ist.
Lidzbarski hat in seinem Handbuch für
die sogenannten nordsemitischen Inschriften
d. h. die phönizischen und aramäischen un-
gefähr etwas ähnliches schaffen wollen, wie
seiner Zeit Schröder für das Phönizische
gethan hat. Ursprünglich war wohl seine
Absicht ein Handbuch für den Unterricht zu
geben, allein das Werk hat sich ibm offenbar
unter den Händen derart ausgewachsen, dass
er schliesslich auch eine encyklopädische
Zusammenfassung des Stoffes bearbeitete.
Es ist zu befürchten, dass dadurch der erstere
Zweck äusserlich arg geschädigt worden ist,
1) Ich hätte nichts nachzutragen, als populäre
Aufsätze, welche für den Fortschritt der Wissenschaft
nicht in Betracht kommen. — Sachlich möchte ich
S. 29 beanstanden, „the late Egyptian language
passing into demotic.“ Dieser Irrtum ist OLZ. II,
332 ausdrücklich besprochen. Der Papyrus Golenischeff
scheint mir auch mehr in der stellenweise sehr
wilden Orthographie vulgär zu sein als in der Sprache.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
|Februar 1900.) 58
denn der Preis des Buchs (30 M.) schwingt
sich zu den luftigen Héhen, in welchen der
arme stud. ling. orient. seine unerreichbaren
Ideale schweben zu sehen gewohnt ist.
Meines Erachtens hätte bei Teil 1V „Realien
und Formeln“ (62 Seiten) sehr gespart werden
können, wenn nicht überhaupt die Zweck-
mässigkeit der Aufnahme in ein solches Werk
in Frage zu stellen ist. Ich würde es für
nutzbringender gehalten haben, wenn statt
der mit so grossem Sammelfleiss zusammen-
getragenen Uebersicht über die einzelnen
Inschriftengattungen und der mühevollen Auf-
zählungen, lieber die Inschriften selbst —
lediglich in Umschrift -- gegeben worden
wären. Dann würde der Leser doch zweifel-
los eine bessere Anschauung von der Sache
gewonnen haben, als durch die beschreibende
Uebersicht, welche unendlich viel mühsamer
herzustellen war, und von der ich nicht weiss,
ob sie jemand durcharbeiten wird. Auch
die Abhandlung V über die Schrift hätte an
diesem Orte knapper gehalten werden können,
und in den beiden Worterverzeichnissen
durch Verzicht auf die Gegenüberstellung, —
bei aller Anerkennung der verfolgten Absicht
— der Raum gewonnen werden können, um
das zu erreichen, was doch der Zweck
des Studiums der Inschriften ist: Verbreitung
von deren Kenntnis,
Sehr willkommen ist die reiche Litteratur-
zusammenstellung, worin mir eher zu viel
als zu wenig aufgenommen erscheint. Die
Auswahl der mitgeteilten Inschriften ist unter
den durch die oben geschilderte Sachlage
geschaffenen Verhältnissen glücklich und
zweckentsprechend. Bei der Aufnahme des
vollständigen Zolltarifs von Palmyra in Um-
schrift unter Verzicht auf die Wiedergabe
des Ganzen in den Tafeln hat der Verfasser
selbst das Verfahren eingeschlagen, das ich
in grösserem Umfange, in wichtigen Fällen
möglichst biszur Vollständigkeitdes beachtens-
werten Materials, befürworte.
Die Ausführung der Tafeln zeugt von ganz
aussergewöhnlicher Geschicklichkeit der Hand
und einer Sorgsamkeit für das Aeussere,
welche der beneiden muss, dem die Götter
das Gegenteil angehängt haben. Der schön-
heitsfrohe Sinn des Verfassers hat auch im
ersten Teil die Anfänge der einzelnen Ab-
teilungen mit geschmackvollen Kopfleisten
gar fein gezieret, ein Brauch dessen die
bescheidene Wissenschaft schon lange ent-
wöhnt ist.
Berlin.
59 [No. 2.]
Rev. T. E. Oheyne M. A. D. D. Oriel Professor
of the Interpretation of the Holy Scripture in
Oxford, vormals Fellow des Balliol College, Ka-
nonikus von Rochester: Das religiöse Leben
der Juden nach dem Exil. Deutsche Über-
setzung unter durchgängiger Mitwirkung des Verf.
von H. Storks. Giessen. J. Rickersche Verlags-
buchhandlung 1899. Besprochen von Friedrich
Giesebrecht.
Cheyne hat eine der jetzt beliebten Vor-
tragsreisen durch Nordamerika gemacht und
dabei folgende Themata behandelt: 1) Das
religiöse Leben in Judaea vor der Ankunft
Nehemias. 2) Die Wiederherstellung der
jüdischen und samaritischen Gemeinde durch
Nehemia, Esra und Manasse. 3) Religiöse
Ideale der Juden, Hindernisse für ihre volle
Entfaltung. (Die Ebedjahvestücke und mes-
sianischen Weissagungen in Jesaia und den
Psalmen). 4) Jüdische Weisheit, ihre Bedeu-
tung, ihr Gegenstand und ihre Gestaltungen.
5) Orthodoxe und ketzerische Weisheit
(Qoheleth, Sirach), gleichzeitige levitische
Frömmigkeit. 6) Das Judentum, seine An-
ziehungskraft für Fremde, seine Auftassung
des Verhältnisses zu Gott als solchem, seine
Beziehungen zu Griechenland, Persien und
Babel.
Es ist nicht angenehm, über das Unter-
nehmen, diese Vorträge in deutscher Uber-
setzung erscheinen zu lassen, ein Urteil ab-
zugeben. Ich fürchte, sie werden in Deutsch-
land nicht viel Glück machen. Der Deutsche
ist zu vorsichtig, um einer im Unterhaltungs-
ton gegebenen Darstellung sich leicht hin
zu geben, die augenscheinlich stark mit
Hypothesen wirtschaftet und von einer ihm
nicht hinreichend bekannten Persönlichkeit
ausgeht. Sonderlich da wir im grösseren
theologischen und orientalischen Publikum
wohl vertraute und wissenschaftlich fundamen-
tierte Darstellungen des Gegenstandes be-
sitzen (Stade, Wellhausen, Smend u. a.)
Der Fachmann aber fliegt das Buch wohl
einmal durch, notiert sich einige neue Kon-
jekturen und wundert sich am Ende, nicht
gerade viel neues gelesen zu haben. Vielleicht
ergreift ihn aber auch ein anderes Gefühl,
wenn er sieht, wie ein Mann, an dessen
Wiege Klio ziemlich schnell vorübergegangen
ist, hier lächelnd über die schwierigsten ge-
schichtlichen Probleme aburteilt. Ch. ist
nicht der Mann, um beispielsweise eine Per-
sönlichkeit wie Nehemia zu verstehen. Er
stempelt ihn zu einem misstrauischen Hy-
pochonder, der hinter jedem Busch einen
Feind wittert und vergleichsweise harmlosen
Leuten wie Sanballat, Tobia ete. die schwär-
zesten Absichten zutraut. Verbrauchte Ka-
tegorien, wie liberal und konservativ, die das
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITONG.
[Februar 1900.| 60
Leben antiker Persönlichkeiten weder nach
seiner Tiefe noch nach seinem Reichtum er-
gründen lassen, geben der Auffassung von
Männern wie Esra und Nehemia die Direk-
tive; dabei merkt man auf Schritt und Tritt,
dass der Darsteller selbst mit ihnen nicht
auskommt. — Die Grösse eines Konflikts,
wie das Buch Hiob ihn schildert, kommt
nicht zum wahren Ausdruck, um so weniger,
da Ch. auch hier die Gelegenheit benutzt,
um eine neue, besondere Uberarbeitungs-
hypothese vorzutragen; die religiöse Kraft
der Psalmen ist nicht gewürdigt, wohl aber
wird unnötig über eine gewisse Beschränkt-
heit der Dichter gespöttelt. — Nach vielen
Richtungen fehlt die Selbstbescheidung, die
einem grösseren Publikum gegenüber doppelt
nötig ist. So wird die nachexilische Ab-
fassung der messianischen Weissagungen im
Jesaia I ebenso als ausgemacht behandelt,
wie die Messianität der Psalmen 20. 21. 45.
72. Das muss um so mehr auffallen, da
jeder Eingeweihte weiss, wie rasch der Lit-
terarkritiker Cheyne seine Ansichten wech-
selt, und dass es nicht überraschen würde,
ihn über diese Dinge in einigen Jahren wieder
anders urteilen zu hören. — Damit wollen
wir ihm als Litterarkritiker nicht zu nahe
treten, auf diesem Gebiete wird man immer
von ihm lernen können.
Königsberg i. Pr.
B. Manassewitsch, die Kunst dieHebräische Sprache
durch Selbstunterricht schnellund leicht zu erlernen.
2. Aufl. A. Hartleben’s Verlag, Wien, u. H. Scholz’s
Abriss der hebräischen Laut- und Formenlehre nach
Gesenius-Kautzsch Grammatik. 8. Aufl. Leipzig,
F. C. W. Vogel 1899, und H. L, Strack, Hebräische
Grammatik mit Uebungsbuch. 7. Aufl. Berlin
1899. Reuther nnd Reichard. Bespr. von F. E.
Peiser.
Von den drei kleinen Büchern, welche
die hebräische Grammatik lehren wollen,
wendet sich die von J. Rosenberg bearbeitete
2. Auflage des Manassewitsch’schen Buches
an solche Anfänger, die wenig oder keine
gelchrte Vorbildung haben. Sie hat recht
gute und praktische Eigenschaften, aber den
grossen Mangel, nicht auf dem Standpunkt
heutigen Wissens aufgebaut zu sein. Die
Erklärung von Kamets und Kamets-chatuph
z. B. musste verunglücken, da das Kämes
als Laut und nicht als Zeichen für einen,
resp. für zwei Laute aufgefasst wird.
Ebenso mutet die Anmerkung zu J'hövuh
schon durch diese Lesung urvorweltlich an,
wenn selbst die darin ausgesprochene Er-
klärung ganz plausibel ist. Uud wenn gar
vorgetragen wird: „Wenn ein Substantiv im
61 (No. 2.|
Genetiv steht, welcher Kasus am deutlichsten
ausgeprägt ist, so wird es grammatisch als
im status constructus stehend bezeichnet;
steht es aber in einem andern Kasus, so be-
findet es sich im status absolutus“, dann muss
man schon viel guten Willen mitbringen, um
weiter zu blättern. Als abschreckendes Bei-
spiel, wie die alte Auffassung der Grammatik
übertragen worden ist, diene die Aussage:
„Im Hebräischen hat man drei Zeiten:
Gegenwart, Praesens (3173), Vergangen-
heit, Perfectum (03%) und Zukuntt, Fu-
turum (Wy). Das Perfectum und das Fu-
turum sind nur einfach (es giebt also kein
Plusquamperfectum und kein Futurum
exactum).“ Und trotzdem weist gerade
dieser Passus auch den Vorzug des Buches
auf, nämlich nicht für den Lernenden, son-
dern für den, welcher sich oberflächlich über
die hebräischen grammatischen termini orien-
tieren will. Diesem werden auch die Teile
über die hebräische Aussprache der polnischen
Juden und über die hebräische Kursivschrift
nützlich und angenehm sein. Überhaupt
wäre es vielleicht angebracht, das Biichlein
mehr wissenschaftlichen Anforderungen ent-
sprechend zu gestalten, ohne es dabei aber
seiner unleugbaren pädagogischen Vorteile
zu berauben.
Der von Kautzsch umgearbeitete H.Scholz-
sche Abriss zur hebräischen Laut- und For-
menlehre nach Gesenius - Kautzsch’ Gram-
matik soll sich vielfach als praktisch erwiesen
haben, besonders in der Hand eines Lehrers,
der selbst hebräisch gut versteht. Trotzdem
dürfte doch noch viel zu ändern sein, so die
Behauptung: „Steht dagegen neben dem ~
ein Methegq ($ 8), so deutet dasselbe die Auf-
hebung des Silbenschlusses an;“ das ist doch
weder wissenschaftlich noch praktisch richtig.
Ebenso die ganze Ausführung über die litterae
quiescibiles, die verba mediae geminatae,
Absatz 6 der Verba Y'y, Absatz b von § 45.
Dagegen sind viele kurz gefasste Regeln und
Erklärungen recht gut und modernen An-
forderungen genügend.
Bedeutend höher, da im allgemeinen den
heutigen wissenschaftlichen Anforderungen
entsprechend, steht Stracks Hebräische Gram-
matik, die jetzt in 7. Auflage erschienen ist.
Hier ist mit Glück und grossem Geschick
der notwendige Stoff gut eingeteilt in den
denkbar kleinsten Raum gepresst. Dabei
fallen manch feine Beobachtungen mit ab, wie
z. B. 12r und 55d über den losen Silben-
schluss und seine Ausnahmen. Aber die
Parteinahme für den „altsemitischen“ Accent,
id est der altarabische, in llaa hätte gern
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Februar 1900.) 62
aus der in der ersten Hälfte richtigen An-
merkung fortbleiben können. Andererseits
suchte ich vergeblich z. B. eine Bemerkung
über die Genitivverbindung, bei welcher der
Genitiv unbestimmt ist, Anm. b zu 20 giebt
nur den Thatbestand, wenn der Genitiv be-
stimmt ist. Warum soll bei den alten Kasus-
endungen (sog. ,Bindevokal“) & immer aus
der Nominativendung u abgestumpft sein?
Oft doch ganz organisch aus i, der Genitiv-
endung, entstanden. Das ,Hilfsqamec“, das
nach 28h im Plural (der Segolata) einge-
schoben wird, ist einfach scheusslich. Wa-
rum führt Strack 46b den Terminus Umstands-
satz ein, wo der Ausdruck Zustandssatz doch
nun einmal allgemein angenommen ist. Hier
wäre überhaupt der arabische Terminus Häl
viel praktischer, was auch von manchen andern
zu sagen wäre. Wer heutzutage hebräisch
lernt, sollte wenigstens einen Begriff von den
andern Dialekten bekommen und dabei könn-
ten manche der im Arabischen geschaffenen
Termini ganz wohl erklärt und eingeführt
werden. Sie passen nun einmal besser als
die lateinischen und quasilateinischen. Dabei
würde dann auch speziell im Syntaktischen
manches mehr der ausgebildeten arabischen
Syntax entsprechend formuliert werden kön-
nen. Z. B. würde ich bei der Erklärung
eines Satzes wie Smp 77 72 sicher nicht
sagen, dass hier „statt des zweiten Verbs“
ein Adjektiv steht § 633. Und ein Ausdruck
wie „Näherbestimmung“ in § 83i ist doch
auch nicht gerade schön und schlagend. Uber
die Auffassung des wäw consecutivum mag
ich hier nicht streiten, doch kann ich die Be-
merkung nicht unterdrücken, dass von den
Beispielen zum wäw consecutivum perfecti
manche einfach als Zustandssätze aufzufassen
sind. Es wäre einer Spezialuntersuchung
vorzubehalten, ob nicht andere, die sich
anscheinend nicht so erklären lassen,
auf einer syntaktischen Analogiebildung,
eventuell sogar einer sehr entarteten, beruhen.
Bei den Relativsätzen fehlen die indetermi-
nierten ganz, weshalb das Beispiel nn
mT Minyy „jubeln mögen die Gebeine, die
du zerschlagen hast“ auch falsch übersetzt ist.
Die Einrichtung des Buches ist zu be-
kannt, um darüber zu reden; praktisch ist
die Beifügung einiger altarabischer Para-
digmen in Transscription und einiger Lese-
übungen. Hier hätte immerhin manches wohl
fortgelassen werden können, und noch mehr
von dem Teil II „zum Übersetzen aus dem
Hebriiischen,“ da doch jeder Lehrer so bald
als möglich den Schülern die Bibel selbst
vorlegt. Ob hierbei III zusammenhängende
63 [No. 2.]
Lesestiicke (Analyse von Gen. 1—3, 18,1
— 19,29, 40—45 etc. etc.) wirklich von Nutzen
ist, kann nur praktischer Gebrauch lehren.
Ich persönlich liebe derartigeVorkaumaschinen
nicht. Dagegen erscheint der Teil V (zum
Übersetzen ins Hebräische) ganz brauchbar.
Diebeiden kleinen Glossare (deutsch-hebräisch
und hebräisch - deutsch) sind aber wieder
weniger wertvoll, besonders da der Anfänger
nicht früh genug an die Benutzung eines
wirklichen Lexikons gewöhnt werden kann.
Königsberg i. Pr.
Kautzsch-Weizsäcker, Textbibel des Alten und
Neuen Testaments in Verbindung mit zahlreichen
Fachgelohrten herausgegeben. Freiburg ij/B.,
Verlag von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1899.
9 M. 50 Pf. Besprochen von F. Perles.
Das Erscheinen der vorliegenden Text-
bibel ist in mehr als einer Beziehung ein be-
deutungsvolles Ereignis. Vor allem ist
dieselbe ein beredter Zeuge für die Fort-
schritte der alttestamentlichen Wissenschaft
im abgelaufenen Jahrhundert. Aus der Hand
zahlreicher bedeutender Bibelforscher hervor-
gegangen, fasst sie die Summe all dessen
zusammen, was für das Verständnis der
Heiligen Schrift im einzelnen von Gram-
matikern und Lexikographen, Exegeten und
Kritikern bis auf den heutigen Tag geleistet
wurde. Aber die Bedeutung dieser Ueber-
setzung liegt viel weniger auf gelehrtem als
auf religiösem und kulturhistorischem Gebiete,
wie denn überhaupt die Bibel von Anfang
an sich nicht an eine kleine Schar von pri-
vilegierten Geistern wandte, sondern zur
ganzen Menschheit sprach. Das Erscheinen
unserer Bibel kommt einem doppelten Be-
dürfnis entgegen. All diejenigen, die die
Bibel nicht mit wissenschaftlich prüfendem
Geist lesen, sondern naiv in sich aufnehmen,
um sich daran zu erbauen und zu erheben,
zu trösten und aufzurichten, sich seelisch
zu erquicken und ästhetisch zu befriedigen,
dieser ganze unendliche Kreis, der alle
Kulturmenschen umfasst oder doch umfassen
sollte, schmachtete nach einer Ausgabe der
heiligen Schriften, die in einer allgemein
verständlichen und geschmackvollen Form
den ewigen Inhalt ihnen nahe brächte, und
keine der vorhandenen Uebersetzungen ver-
mochte diese wohlberechtigten Ansprüche
zu erfüllen. Es war klar, dass nur die
Wissenschaft eine solche Aufgabe zu lösen
im Stande war, und sie erfüllte eine ernste und
hohe Pflicht gegen die grosse Gemeinde der
Bibelleser, indem sie ihnen eine Ueber-
setzung in die Hände gab, in der sie alles,
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Februar 1900.) 64
was sie in mühsamer Arbeit erkannt und
entdeckt hatte, zum Nutzen der Allgemein-
heit verwertete. Es kann nicht geleugnet
werden, so seltsam es auch klingen mag,
dass die wissenschaftliche Beschäftigung mit
der Bibel, wie sie im +9. Jahrhundert geübt
wurde, gewissen Kreisen die Bibel verleidete
und entfremdete. Manche ängstlichen Ge-
miiter fiirchteten von einer kritischen Be-
handlung der biblischen Schriften eine
Schädigung ihres religiösen Empfindens.
Sie glaubten, wenn die Sonde der Kritik
an die Urkunden des Glaubens gelegt werde,
würde der Glaube selbst sich daran ver-
bluten, wenn ein Buch, ein Kapitel oder auch
nur ein Wort oder ein Buchstabe angetastet
werde, sei das Fundament der Religion er-
schiittert. Einer solchen kurzsichtigen Pietät
begegnen wir ja auch auf manchen anderen
Gebieten, man sträubt sich dagegen, ein kost-
bares, mittelalterlichen Gemälde, das nicht in-
takt auf uns gekommen ist, von Meisterhand
restaurieren zu lassen, oder gar einen Torso
aus dem Altertum wieder zu ergänzen. Seit
Spinoza!) sucht die Wissenschaft derartige
Vorurteile zu zerstreuen, aber die Macht der
Gewohnheit ist stärker als alle Argumente
und nicht mit Unrecht klagt Lazarus: „Um
nicht an die Klippen der Kritik zu geraten,
lässt mancher die Bibel im Schrank stehen.“
So bedauerlich nun auch diese Thatsache
ist, man muss ihr doch Rechnung tragen,
und in richtiger Erkenntnis haben auch die
Herausgeber der neuen Uebersetzung alles
kritische Beiwerk, wie Quellenscheidung,
Häkchen, Punkte und Klammern fortgelassen.
Der gewöhnliche Leser wird dadurch gar
nicht erst aufmerksam gemacht, wie viele
Stellen noch zweifelhaft und unverständlich
sind. Auge und Sinn wird nicht gestört und
im Genusse behindert, während der Gelehrte
nach wie vor das grössere Bibelwerk mit
den Beilagen wird zu Rate ziehen müssen.
Ueber den Wert und die Zuverlässigkeit
der Uebersetzung noch ein Wort zu verlieren,
wäre überflüssig: die gediegene Ausstattung
stimmt zu der nach Form und Inhalt ge-
diegenen Wiedergabe der biblischen Bücher.
Besonders dankenswert ist die Einbeziehung
!) Tractatus theologico - politicus X: At forte
aliquis dicet, mehac ratione Scripturam planeevertere,
nanı hac ratione eanı ubique mendosam esse suspicari
omnes possunt: sed ego contra ostendi, me hac
ratione Scripturae consulere, ne eius loca clara et
pura mendosis accomodentur et corrumpantur. Vgl.
die ähnliche Stelle bei Goethe Noten und Abhand-
lungen zum west-östlichen Divan, Israelin der Wüste
gegen Ende: Kein Schade geschieht den heiligen
Schriften u. s. w.
65 [No. 2.)
der Apokryphen') und die Absetzung aller
dichterischen Stiicke.
Alle Anzeichen deuten daraufhin, dass
die vorliegende Bibel berufen ist, ein tieferes
Erfassen der Heiligen Schrift in den breiten
Schichten der gebildeten Kreise anzubahnen.
All diejenigen, die nicht im Stande sind,
sich in selbständige Bibelstudien zu vertiefen,
werden von nun an aus dieser Uebersetzung,
die in ungezählten, immer vollkommneren
Auflagen Verbreitung finden möge, die
Resultate der wissenschaftlichen Forschung
kennen lernen und die Wirkungen werden
weit über den Kreis der evangelischen Kirche,
an die der Herausgeber sich zunächst wendet,
sich heilsam fühlbar machen.
Königsberg i/Pr.
Mitteilungen.
Originalbericht aus Aegypten.
Theben. Karnak: Beim Zusammensturz
vom 11. Oktober 1899 waren 11 Säulen um-
gefallen; vier andere waren stark erschüttert
und drohten niederzubrechen. Ohne die Be-
willigung spezieller Gelder abzuwarten, hat die
Direktion beschissen, letztere abzutragen, da
ihr Fall wahrscheinlich den Einsturz des ganzen
Restes vom Nordflügel der Säulenhalle nach
sich gezogen hätte. Die Arbeit wurde von
Legrain geleitet, welcher schon die schiefe
Säule wieder gerichtet hatte. Die gefährdetste
Säule ward in Gegenwart Maspero’s und
Somer Clarke’s, des bekannten englischen
Architekten, vom 29. Dezember an abgetragen.
Die Abtragung einer zweiten hat am 15. Januar
1900 in Gegenwart Maspero’s, nicur-Bei’s
und Hauptmann Lyons’ begonnen; die beiden
letzteren sind vom Ministerium der öffentlichen
Arbeiten delegiert, um über die richtige Aus-
führung zu wachen. Trotz der Unzulänglichkeit
des dabei verwandten Materials ist das Unter-
nehmen vollständig geglückt; in diesem Augen-
blick ist Legrain damit beschäftigt, die dritte
beschädigte Säule abzutragen. Diese Arbeit ist
um so schwieriger, als ein Architrav auf der
Säule ruht, dessen beide Teile von 40—50
Tonnen wiegen. Legrain errichtet soeben
einen Erdpfeiler bis zur Höhe des Architravs,
um die Blöcke längs der doppelten geneigten
Ebenen herniederzulassen, nach demselben Ver-
fahren der Aegypter, das sie angewandt haben,
ihre Monumente zu erbauen. Die Arbeit dürfte
noch im Februar beendet sein, worauf man so-
fort die vierte erschütterte Säule in Angriff
nehmen wird. Bis jetzt wurde mit den gewöhn-
lichen Mitteln der Altertumsverwaltung gearbeitet;
doch hat Maspero für dieses Jahr einen Extra-
kredit von 2600 ägyptischen Pfund (d. i. cca
1) Eine Ausgabe der Bibel ohne Apokryphen ist
daneben erschienen.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Februar 1900.] 66
55000 Mark) iie Se wenn dieser bewilligt
wird, hofft er mehr als die Hälfte der 11 gesunkenen
Säulen bis Ende des Jahres fortzuräumen. Die
Stücke jeder Säule sind nummeriert und nach-
einander in dem leeren Raum aufgestellt, der
sich nördlich von der Mauer Seti l’ in der Rich-
tung des kleinen Ptah-Tempels erstreckt. Die
dazu gehörigen kleineren Bruchstücke werden
gesammelt und beim Wiederaufrichten der Säulen
wieder eingefügt. Sobald die Abtragung der
15 gefallenen oder erschütterten Säulen beendet
ist, werden Architekten und Ingenieure den so
freigelegten Platz untersuchen und den Unter-
grund prüfen, um der Verwaltung die Massregeln
anzugeben, die zur Sicherung des Fundamentes
zu ergreifen sind. Sofort danach soll mit der
Wiederaufrichtung der Säulen begonnen werden.
Die Arbeiten dürften 5 Jahre Dida und an
20000 Aeg. Pf. (d. i. über 400000 Mark) kosten.
Um den ganzen Tempel wieder zu konsolidieren
und ihm dadurch einen weiteren Bestand von
Jahrhunderten zu sichern, würde ein doppelter
Aufwand an Zeit und Geld erforderlich sein.
Ein Teil des grossen Pylonen, der an die
Westseite der Säulenhalle stösst, ist sehr er-
schüttert und zeigt Spalten an einer Stelle,
welche Maspero 1884/85 befestigt hatte. Bis-
weilen rollen Steine von oben herab und be-
drohen Arbeiter und Touristen, wenn sie das
Thor der Säulenhalle passieren. Man studiert
jetzt die Mittel, diesem Zustande abzuhelfen
und einem neuen Zusammensturz vorzubeugen.
Die Katastrophe vom 3. Oktober 1899 hat
sich im Zentrum des nördlichen Teiles ereignet,
so dass der Gesamteindruck der Halle nicht zu
sehr gelitten hat. Die Besucher bemerken den
Zusammenbruch erst, wenn sie sich schon in
der Mitte des Zentralfeldes befinden, vis-a-vis
den zu den Abrüstungsarbeiten nötigen Erd-
haufen.
Die benutzte Erde wird zwei verschiedenen
Stellen entnommen, dem nördlichen Teil des
westlichen Hofes und zwischen dem Pylon
Ramses II’ und den Tempelchen Seti Il’ und
Mernephtah im Nordosten der Säulenhalle im
Ptahtempel. Man benutzt auf diese Weise die
Gelegenheit, die Freilegung der noch ver-
schütteten Teile von Karnak zu vervollständigen.
In dem Hofe ergaben sich wertvolle Funde,
u. a. eine Stele des Königs Rntuf Nubbaferré
der XI Dynastie. Der Ptahtempel hat gleich-
falls eine schöne Votivstatue eines Schreibers
Thonti geliefert, welche nach Gizeh unterwegs
ist, ferner eine Stele, welche den Umbau des
Tempels durch Thutmosis III nach der Rückkehr
von seiner ersten Expedition nach Syrien be-
richtet; die Inschrift dieser Stele war durch
Amenothis IV zerstört, aber auf Befehl Seti P
wieder hergestellt worden. Ferner eine ver-
stiimmelte Statue Harmhabi’, Fragmente einer
schönen Statue der Göttin Maut, welche ganz
wieder hergestellt werden kann. Der 'Tempel
selbst ist sehr schön; man wird auch die pto-
lemäischen Propyläen fast ganz renovieren
67 [No. 2.]
können; denn die abgebröckelten Steine haben
sich während der Ausgrabung der Erde wieder
gefunden und können fast alle wieder an ihren :
früheren Platz zurückgebracht werden. Legrain
bereitet eine Monographie über diesen Tempel vor. |
Ramesseum. Die Mauer mit der Schlacht
von Kodsu droht einzustiirzen. Man hat ange-
ordnet, sie durch zwei Backsteinstrebemauern zu
stützen, deren hässlichen Eindruck man soviel
als möglich abzuschwächen bestrebt ist. Der
Generalinspektor der Verwaltung, Herr Carter,
ist mit dieser Arbeit betraut.
Biban el-Mulftk. Das Grab Thutmosis III
kann jetzt besichtigt werden. Maspero hat
das von Loret 1898 entdeckte Grab Amenothis II’
zur öffentlichen Besichtigung in Stand gesetzt.
Die Mumie des Königs ist in seinen Sarkophag
zurückgelegt worden, wo eiserne Stäbe ihn vor
der zu unbescheidenen Neugierde gewisser Be-
sucher schützen, und auch die vier Mumien der
sogenannten menschlichen Opfer sind wieder an
ihre ursprüngliche Stelle gebracht worden. Die
neun königlichen Mumien, welche Loret in
einer der kleinen Seitenkammern desselben
Grabes gefunden hatte, sind von Maspero in
das Museum von Gizeh gebracht ee M.
sucht Mittel, dieses neue sowie die schon be-
kannten Gräber durch elektrisches Licht zu er-
leuchten, um so den verhängnisvollen Schä-
digungen vorzubeugen, welche trotz der Verbote
der Generalverwaltung durch die Dämpfe der
Fackeln und der Magnesiumdrähte von Touristen
verursacht werden.
Sakkarah. Hier hat Maspero sofort nach
seiner Ankunft die Ausführung des von ihm schon
während seines ersten Aufenthaltes in Aegypten
von 1881—86 in Angriff genommenen Planes
wieder aufgenommen und die Arbeiter an die
Unas-Pyramide beordert. Das Grabmonument
/ jedes Königs umfasste ausser der Pyramide selbst
eine gepflasterte Umgebung, eingefasst wiederum
von einer viereckigen Umschliessung, eine Ka-
pelle anstossend an die östlicheSeite der Pyramide,
nach allen vier Seiten unter den Platten des
Pflasters angeordnete Gallerien, in welchen die
entfernteren Familienmitglieder begraben wurden 7
dort kann man Statuen finden, wie die des
Lischt, Kostbarkeiten, wie die von Dahschur,
ohne von den Monumenten zu sprechen, welche
etwa in späteren Epochen hinzugefügt worden
sind. Maspero hat die Unaspyramide gewählt,
weil sie, leicht zugänglich, schon seit 1882 dem
Publikum eröffnet ist: Die Touristen werden so
zum ersten Mal eine vollständige Vorstellung
von dem gewinnen, was eine Memphis- Pyramide
ist. Die Herrn Barsanté anvertrauten Arbeiten
haben schon bedeutende Resultate geliefert.
Der nordöstliche Teil des Pflasters ist voll-
ständig freigelegt worden, wobei sich die ge-
wilbte Mastaba eines gewissen Samnofir zeigte
mit der unberührten Gruft und der in ihren
Sarg hineingekauerten Mumie. Fragmente der
Basreliefs der Kapelle sind gefunden worden,
wie auch Eingänge von Gallerien; aber die
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Februar 1900.) 68
Freilegung macht nur langsam Fortschritte, weil
der Schutt stellenweise eine Höhe von 12 Metern
erreicht. An der Südseite ausserhalb der Um-
schliessung hat Barsanté eine Rcihe von
Schächten der Saitischen Epoche gefunden, von
denen jetzt zwei geleert sind. Der erste gehört
einem gewissen Psammetich, hat 26 Meter Tiefe
und enthält eine kleine Kammer, deren Mauern
mit Inschriften bedeckt sind, welche den Pyra-
midentexten entlehnt sind. Ein immenser roher
Sarkophag, dessen Deckel allein über einen
Meter hoch ist, enthält einen anderen sorgfältig
gearbeiteten Sarkophag aus Basalt. In einem
Seitenzimmer hat man die Reste der Frau Set-
iri-boon mit vier prächtigen Alabaster-Canopen
und einer schönen Amulettensammlung gefunden.
Der zweite Schacht ist noch tiefer als de erste,
und man hat noch nicht in die Kammer ein-
dringen können: Doch deutet alles darauf, dass
auch sie, wie die vorhergehende unberührt ist.
Die 1899 von Loret im Norden der Tete-
Pyramide unternommenen Freilegungen werden
berichtigt und fortgesetzt werden, um eine neue
Versandung zu verhindern.
Edmond Doutté, dessen Bulletin bibliographique
de l'Islam maghribin in der Nummer 11 v. J. ange-
zeigt wurde, ist von dem Generalgouverneur Algeriens
mit der Aufgabe hetraut worden, die in den Moscheen-
Bibliotheken Algiers sich findenden Handschriften
zu katalogisieren.
An Stelle der in derselben Nummer Spalte 373
in der Anmerkung mitgeteilten Adresse wolle man
von jetzt ab setzen: E. D., 10, rue Sadi-Carnot,
Mustapha-Agha, Alger (Algier).
Auguste Mouliéras, Professor der arabischen
Sprache und Litteratur in Oran (Algerien), dessen
fleiBigen Forschungen wir u.a. das Werk ,,Le Maroc
inconnu“ verdanken, ist im Auftrage der französischen
Regierung nach Fes gegangen, um dort den muham-
medanischen Unterricht auf allen seinen Stufen zu
studieren.
Professor Gautier, Dozent an der Ecole Supérieure
des Lettres d’Alger, hat Vorlesungen über muham-
medanische Philosophie begonnen. Er behandelt zur
Zeit den philosophischen Roman des Ibn Tufail.
Aus dem Bericht des Egypt.
Exploration Fund.')
Petrie gräbt in Abydos; sein Buch „Dendereh“ ist
in Vorbereitung. Das Kopieren in Deir el Bahri ist
abgeschlossen durch H. Carter (eben zum Inspektor
der Altertümer Agyptens ernannt!) und C. Sillem,
Band IV der Publikation ist im Druck; noch 2 Teile
werden nötig sein. Crum wird eine Sammlung
koptischer Ostraca herausgeben. Naville’s Pithom
wird revidiert neu aufgelegt. Die Survey wird die
a. R. Gräber in Mittelägypten (Scheich Said, Deir
el-Gebrawi) kopieren lassen, The Mastaba of Ptabhetep
and Akhethetep (Davies, 2 Bände) und Beni Hasan
IV herausgeben. Die griechisch-römische Abteilung
1) Mir zunächst in Biblia XII, 524 zugegangen.
W. Max Müller.
69 [No. 2.]
des Eg. E. F. hat eben einen neuen Band Papyri
veröffentlicht und bereitet „Fayüm Towns and their
Papyri“ vor.
Die aus 160 arabischen, persischen und türkischen
handschriftlichen Werken bestehende Bücherei des
Orientalisten Schefer ist von der französischen Re-
gierung angekauft worden, um der Bibliotheque
nationale einverleibt zu werden.
(Centrbl. f. Bibl.)
In dem preußischen Staatshaushaltsetat fiir 1900
sind 67000 Mark als Zuschuss zur Fortfiihrung der
Ausgrabungen in Babylon eingestellt. Zur Beschaffung
von Literaturwerken auf dem Gebiete der vorder-
asiatischen Archiologie fiir die Bibliothek der Kunst-
museen wurden 3000 Mark gefordert.
. An der bekannten Stelle 1 Kg. X, 22 werden
DDN) DEP DAN OD) IN als die Erzeugnisse
der überseeischen Länder aufgeführt, welche Salomo
gemeinsam mit Hiram besuchen ließ. Das letzte
Wort erklärt man seit Alters „aus dem Malabarischen“
als Pfauen. Die Voraussetzung eines derartigen Lehn-
wortes, an sich extrem, wird schon dadurch unmög-
lich gemacht, dass die Stelle nicht auf eine Fahrt
zum Roten Meer hinaus, sondern auf eine westwärts
gerichtete zu beziehen ist. Die Aufzählung selbst
hebt mit zwei Edelmetallen an, geht dann auf ein
ihnen an Wert nahestehendes Produkt über (oder
deren zwei), nennt hierauf Affen und müsste also
eigentlich mit Sclaven schliessen, der Scala ent-
sprechend. So drängt sich die Emendation vap
nach 2. Chron. XIII, 3 geradezu auf; Salomo empfing
demgemäss Affen und schwarze Menschen. Damit
würde denn auch die westafrikanische Herkunft der
Schiffsladungen vollkommen klargestellt sein.
Carl Niebuhr.
Die Tageszeitungen gewöhnen sich immer mehr
daran, um ihren Lesern aparte Bissen vorsetzen zu
können, wissenschaftliche Expeditionen zu unter-
nehmen oder zu unterstützen. Hoffen wir, dass die
Wissenschaft nebenbei wirklich Vorteil von dieser
Sorte des Geschäfts haben wird. Besonders ist
Africa noch immer in Mode. Von französischen
Zeitungen hat der Matin eine Expedition in die
Sahara organisiert, um die früheren Transsaharischen
Studien furtzusetzen. Chef Mr. Blanchet. Von deutschen
Zeitungen wäre der Berliner Lokalanzeiger
zu nennen, der sich die ersten Berichte Georg Stein-
dorff’s über eine wissenschaftliche Expedition zur
Erforschung der Oasen des Jupiter Ammon!)
esichert hat. Und last not least das Berliner
ageblatt, das sich seit einiger Zeit von seinem
Spezialreisenden gar nicht üble Reisebriefe aus
Marokko senden last. Wie wir’s, wenn ein anderes
Weltblatt wieder mal dem wirklich guten Beispiel
des Daily Telegraph foigen wollte?
Wissenseh. Fragen u. Antworten.
| No. XIV.
Gegen den sehr verführerischen Anklang
von Arhna-Xanthos, an einen Namen des
!) Fett in der Reclame des Localanzeigers.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
!
[Februar 1900.) 70
Chetitervertrages (cf. O. L. Z. II 382) scheint
mir zu sprechen, dass Lykien sicher nicht
zum Chetiterland gehört hat. Es wird wohl
gelegentlich tributpflichtig gewesen sein, man
darf aber, aus Amarna 28,10 wie aus der
Merneptahinschrift (Asien, S.359, 354) schlies-
sen, dass von Einfluss der Chetiterkönige in
jener Gegend gerade damals keine Rede war.
Das A-re (oder ra)-ne-na des Chetitervertrages
dagegen, die Hauptstadt des Reiches, ist doch
gewiss nicht im Tributgebiet, sondern im
eigentlichen Chetiterland zu suchen. Jedoch
will ich Boissier gerne zugeben, dass es sich
um eine Stadt ähnlichen oder gleichen Namens
im östlichen Kleinasien gehandelt haben
könnte. Nur ist bei den Namen des grossen
Vertrages Vorsicht nötig, weil sie erst durch
die Keilschrift, dann durch die ägyptische
Wiedergabe derselben entstellt wurden.
W. Max Müller.
No. XV.
Zu den Schakaruscha der alten Aegypter.
In C. Niebuhr’s Mitteilung OLZ. II, 381
ist mir die Angabe, dass die bekannten
Identifikationen von Seevölkernamen mit
klassischen Namen „von E. Röth ursprüng-
lich stammen“, überraschend. Ich möchte
C. Niebuhr um Mitteilung der Belegstellen
bitten. Meines Wissens konnte kein klassi-
scher Philologe sich über diese Namen
äussern, ehe de Rougé, Révue Arch. 1867
sie gesammelt und umschrieben hatte. De
Rougé bleibt also, soviel ich weiss, das Ver-
dienst und der Vorwurf, als Pionier Nutzen
gestiftet und Verwirrung angerichtet zu
haben. — Der Nachweis (nach Heisterbergk).
dass der Name Siculer, Sicilia, erst spät
durch Griechen entstand, ist dankenswert.
Ich glaube aber gegen die Meinung protes-
tieren zu müssen, als ob solche fürchterliche
Vergleichungen wie die der Siculi und der
kleinasiatischen (sic! siehe mein Asien, S. 357,
Z. 27!) Š(a)-k(a)-ru-ša noch in der modernen
Aegyptologie Geltung gehabt hätten; sie ge-
hören doch entschwundenen Jahrzehnten an.
— Ist nicht Niebuhrs Vergleichung mit
Sagalassos schon einmal (von Brugsch?) auf-
gestellt worden? Wäre die Vergleichung
richtig, so müsste der Name natürlich eine
ganz andere Bedeutung um 1200 v. Chr. ge-
habt und zum mindesten Pamphylien und
Pisidien umfasst haben (?), denn die SakaruSa
sind ein Kiistenvolk. Dafür, für den aus-
fiihrlichen Nachweis der kleinasiatischen Her-
kunft, fiir die Lesungen der Namen und
andere Berichtigungen (unter Ramses III
71 INo. 2.|
werden keine Luky erwähnt!) und Belege
verweise ich auf mein „Asien etc.“ Kap. 27,
dessen Ueberselien mir sehr überraschend ist.
W. Max Müller.
Zur Erwiderung.
Es lag mir als Nicht-Aegyptologen natür-
lich fern, an dem Verhalten der Fachleute
gegenüber den Nordvölker-Namen Merenptahs
und Ramses III. Kritik zu üben; der zu
vergleichende Wortlaut meiner soeben von
W. M. Müller herangezogenen Mitteilung ge-
nügt wohl dafür. Seine Korrekturen erkenne
ich sonst als sachdienlich an. Röth betreffend
hätte ich besser gesagt, dass er „den ur-
sprünglichen Anstoss dazu“ gab. Die frag-
lichen Stellen befinden sich in seiner „Ge-
schichte der abendländischen Philosophie“
I, 91, Notenanhang dazu S. 5—7 u. 8—11,
ferner II, 9. Ich habe den Eindruck ge-
wonnen, dass J. de Rougé kaum zu seinen
Identifikationen gelangt wäre ohne E. Röth’s
Vorgängerschaft auf dieser Bahn. Müller's
„Asien u. Europa“ war mir leider nicht zur
Hand, als ich die Notiz schrieb, und so will
ich hiermit gern bestätigen, dass die Be-
merkung weit passender von den dortigen
Darlegungen in Kap. 27 ausgegangen wäre.
Ein Obdach wird den Sakarusa freilich auch
von Müller nicht geboten; sollte schon Brugsch
auf Sagalassos verfallen sein, so mögen ihn
die Götter ebenso richten, wie den ahnungs-
losen Nachfolger. Die Veränderung von
Namensbedeutungen in oder nach Wander-
zeiten kann ich aber wirklich nicht als eine
so besonders gewagte Annahme betrachten.
Carl Niebuhr
Aus gelehrten Gesellschaften.
Oriental Club, Philadelphia, Vortrag im November:
G. A. Barton, Semitic social origins.
Dezember, M. Jastrow, The Hebrew and Babylonian
accounts of creation.
Personalien.
Bastian’) ist zum ordentlichen Honorarprofessor
ernannt worden.
') Die Leser der O. L Z. werden den grossen
Gelehrten wohl auch ohne Angabe seiner Titel
kennen. Wir kénnen aber die Bemerkung nicht
unterdriicken, dass die preussische Regierung sich
selbst ehrt, wenn sie frühere Versäumnisse lieber
spät als gar nicht gut zu machen strebt. Es liegen
noch manch andere vor. Vielleicht könnt’ es bei
denen etwas schneller gehen.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
es eee nn a e-
[Februar 1900.] 72
Priv.-Doc. Dr. Felix von Luschan ist zum
a. o. Professor an der Berliner Universität ernannt
worden.
Die kaiserl. Akademie der Wissenschaften in
Petersburg wählte den Geh. Regierungsrat Dr. Ahl-
wardt, Professor der orientalischen Sprachen an der
Universität Greifswald und korrespondierendes Mit-
glied der Akademie der Wissenschaften zu Berlin,
in ihrer Sitzung im Dezember v. J. zu ihrem
korrespondierenden Mitgliede.
Aus Strassburg schreibt man der „Frankf. Ztg.“:
An der hiesigen Universität sind soeben folgende
Privatdozenten zu ao. Professoren ernannt worden:
Horn (orientalische Philologie), Sackur (Geschichte)
und Schwally (semitische Sprachen).
Das deutsche Mitglied in der ägyptischen
Staatsschuldenverwaltung, Geheimer Legationsrath
va ohl ist zum Mitglied des Ausschusses für die
Erhaltung der Denkmäler arabischer Kunst in Kairo
ernannt worden.
Zeitsehriftenschau.
Abh. f. d. Kunde d. M. (D. M. G.)
XI. 3. Martin Hartmann, Lieder der Libyschen
Wiiste (die Quellen und die Texte nebst einem
Exkurse über die bedeutenderen Beduinenstämme
des westlichen Unterägypten).
The Academy 1899.
23. Dez. W. Budge, Egyptian ideas of the future
life (und) derselbe, Egyptian magic, bespr. v. ?
Allgem. Zeitschr. fiir Psychiatrie 1899.
6. Dr. Mongéri, Notizen über die Irrenhäuser
Constantinopels.
L’Anthropologie 1899.
5. S. Reinach, nouvelles découvertes égéennes.
(Ausgrabungen von Gräbern auf Syros. Abbildung
von Gefüssen und Geräten, auf denen Schiffe darge-
stellt sind, vgl. die Ephemeris Archaiologike 1899.
2. u. 3. Reinach leugnet jeden Zusammenhang der
agäischen Kultur mit Aegypten, Babylonien und
Assyrien.)
Archiv f. slavische Philol. 1899.
3. u. 4. L. Marjousvié, Sunacke pjesme (muha-
medovske), bespr. v. V. Jagié. (Muhammedanische
Volkslieder aus Westbosnien.)
Atti della R. Accad. dei Lincei. 1899.
Ser. V. vol. VII. parte 2. Ausgrabungen im
August 1899. Sicilia: IX. B. Lagumina, Palermo.
Iscrizione edile araba. (In Palermo ist ein 0,83 m
hoher, 0,58 m breiter Tuffstein mit einigen Buch-
staben in kufischer Schrift gefunden; die erhaltenen
Zeichen sind ... edy WO . . .). Iscrizione
sepolcrale araba. (Auf einem prismatischen Grabsteine
ebenfalls in kufischer Schrift
(Sure 25, 11) rl) K dasu, gst .
3 [No. 2]
X. B. Lagumina, Sciacca. Iscrizione sepolcrale
araba. (Bruchstück einer Marmorstele; Inschrift be-
ginnt ea Lobpreisung Allahs und Muhammeds.
eile 3:
[Bi uid JS
or h wyl
Beil [pa] Syel
(Sure 3, 182) pe).
Äz. 27, 1899, Heft 1.
H. Schäfer, Vorläufiger Bericht über die Aus-
grabungen bei Abusir im Winter 1898/99 (Sonnen-
obelisk des N-wsr-re vermutlich zur Feier des Sd-
Festes errichtet), wichtige, hier nur angedeutete Resul-
tate). — 10 L. Borchardt, Ein altägyptisches astro-
nomisches Instrument, (ein durch Inschrift zur
Bestimmung des Gestirnstandes bezeichnetes mr%t,
horologium, des Berl. Museums, 26. Dyn.). — 18
W. Spiegelberg, Demotische Miscellen: IV. zur
Definition des Demotischen („die im 8.—4. Jhrh.
durch Abkürzungen aus dem Hieratischen entwickelte
Kursive, welche um die Wende des 3. Jhrh. (?) ihre
stereotype Form erhält. V. Über den Ursprung
einiger Abkürzungen im Demotischen (die Unmög-
lichkeit hieroglyphischer Umschrift — richtig! Zy
pef, ‘Ain (= 3), y (= vervielfachtes w !), VI die
Gruppe ‘+ Strich (77). VII. Gott Gb. VII. nem
frühdemotisch. IX. Amt = heme „Transportkosten
X gnglo = „Fledermaus“, XI der Titel k3wte de-
motisch (= Bauarbeiter?) XII segovawlos "Ioıdos ue-
yadns dto. XIII die Partikel eis. XIV eine Kontrakt-
formel („verfolgen“ im jurist. Sinn). — 47 F. G. Hilton
Price, Two objects from prehistoric (geschnitzte
Elfenbeinstabchen mit Ösen). — 48 E.Naville, Un dernier
mot sur la succession des Thoutmes (gegen Sethe’s
Theorie; Nachweis mehrerer Irrtümer). — 55 F. von
Oefele, Zur Erkläruug des Veterinärpapyrus von Kahun.
— 61 G. Reisner, The dated canopic jars of the Gizeh
museum (Geschichte festgestellt, z. B. dass die Köpfe
bis Dyn. 19 menschliche sind). — 72H. Schäfer, Die
Wiedereinrichtung einer Arzteschule in Sais unter
König Darius I (Naophorus Vatikan) — 75 Fr. W. v.
Bissing, Eine altägyptische Mädchentracht (Zöpfe!)
78 Miscellen: H. Schack-Schackenburg, die angebliche
Berechnung der Halbkugel (Kahunpap.),— 79 v. Bissing,
Zu Herodot II, 112 (die „Tyrier“) in Memphis seien
gefangene Chetiter, angesiedelt von Thutmosis III!?) —
80 IL. Borchardt, Pflastersteine (= die bekannten ge-
stempelten Thonkegel).— L. Borchardt, Zu Westcar b,
11 ff (Perlennetze seien gemeint), Die Hieroglyphe
(hn = Keule), Hieroglyphen für „Brauer“, 84H. Schäfer,
Das Wort für „Brauer“ (‘ftit von ‘f „ausdrücken‘“),
Zu Anast 4, 1. (haru ,Kneipe“), das Wort für
„worfeln“ (‘mw Br. W. 8. 223). — 86 W. Spiegelberg,
Berichtigung (zu AZ. 1898, 145). — 87 v. Bissing, Zu
Tell el-Yahudiyeh Tf. 8. — Erschienene Schriften.
Berl. Philol. Wochenschr. 1899.
51. Paul Aucher, les villes antiques. Carthage,
bespr. v. Raimund Ohler.
1) Nach später Überlieferung aus yw! Ich glaubte:
einfach aus zu 3 Strichen ligiertem y. — Nebenbei:
S. 23 scheint übersehen, dass (hieratisches) hi=h.
W. M. M g
“ty Volksetymologie!
3) Der bekanntlich keine Kriege mit den Chetitern
führte! Sic!
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Februar 1900.] 74
52. Rubens Duval, la littérature Syriaque, bespr.
v. Eb. Nestle.
Le Bibliographe moderne 1899.
Juillet-Okt. J. Bider, les découvertes récentes de
Papyrus. — E. Blochet, catalogue des manuscrits
mazdéens (zends, Pehlvis, Parsis et Persans) de la
bibliothèque nationale. (Schluss). — Fr. Pons Boi-
gues, ensayo bio-bibliográfico sobre los historiadores
y geógrafos arábigo-españoles, bespr. v. V. Chauvin.
— E. Doutté, bulletin bibliographique do l'Islam
mąghribin, bespr. v. V. Chaavin.
Byzantinische Zeitschr. 1899.
4. H. Gelzer, H. Hilgenfeld und O. Cuntz, patrum
Nicaenorum nomina latine, graece, coptice, syriace,
arabice, armeniace, bespr. v. v. Dobschiitz. — E. Sackur,
sibyllinische Texte und Forschungen, bespr. v. F.
Kampers.
1900. 1. Spyr. P. Lambros, der Codex des Gedichtes
über die Eroberung von Konstantinopel. (Kollation).
— R. A. Lipsius et. M. Bonnet, Acta apostolorum
apocrypha, bespr. v. Fr. Diekamp. — P. Ladeuze,
étude sur le cénobitisme Pakhômien pendant le IV
siècle et la première moitié du V, bespr. v. K. Kirch.
— Fr. C. Conybeare, the Key of truth as manual of
the Paulician church of Armenia, bespr. v. P. Wend-
land. — K. Praechter, Quellenkritische Studien zu
Kedrenos, bespr. v. E. Patzig. — V. Istrin, die Offen-
barung des Methodius von Patara und die apo hen
Visionen Daniels in der byzantinischen und slavo-
russischen Litteratur, bespr. v. C. E. Gleye. — Mit-
teilungen: K. Krumbacher, die mittel- und neu-
griechische Philologie auf dem Orientalistenkongress
in Rom; J. Strzygowski, die byzantinische Kunst
auf dem Orientalistenkongress in Rom; S. Chilindaras,
Brief tiber die Begebenheiten auf dem Athos im
letzten Jahrzehnt
Oentralblatt für Bibliothekswesen 1900.
1. u. 2. P. G. Meier, die Fortschritte der Palaeo-
graphie mit Hilfe der Photographie (Forts. folgt.)
Ohronique des Arts 1900.
1. Académie des Inscr. et Belles-Lettres, séance
du 22. Déc. 1899. Maspero berichtet tiber eine
acgyptische Inschrift von 14 Kolonnen auf einer
Stelle, die den König Nectanébo II. darstellt, wie er
der Göttin Nel Opfer bringt. Die Stele ist gefunden
in Kem-Gayet und von Hussein Pascha dem Museum
von Gizeh geschenkt.
Deutsche Litteraturzeitung 1899.
52. A, IIanadonoviov-Kepautus, “IepoooAvumıan fe-
Bkuodnxn und derselbe, Avadexra‘ lepoooAvutızns orayvo
Aoyıas, bespr. v. O. v. Gebhardt. — Krauss, Griechische
und lateinische Lehnwörter im Talmud, Midrasch
und Targum, bespr. v. W. Bacher.
1900. 2. W. R. Smith, die Riligion der Semiten, über-
setzt von R. Stübe, bespr. v. Fr. Giesebrecht. —
Clermont-Ganneau, Album d’Antiquites orientales,
bespr. v. M. Lidzbarzki. — Paulus Bedjan, Nomocanon
Gregorii Barhebraei, bespr. v. S. Frankel.
3 M. Vernes, de la place faite aux légendes
locales par les livres historiques de la Bible, bespr.
v. W. Nowack.
Egrusgis Apyaroloyıza 1899.
2.u.3. Xe. Toovvras, Kuxdadixa Il. (Ausgrabungen
von Gräbern und zweier ‚axponodsıs‘ in Syros und
75 [No. 2.]
Siphnos. Abbildungen von Geräten, Schiffen und
den Befestigungsanlagen.)
The Geographical Journal 1900.
1 Voughan Cornish, on desert sand-dunes bordering
the Nile Delta (mit zahlreichen Abbildungen der
Dünen.). — A record of exploration in North-East
Africa (Gegend des Omo-Flusses.). — The monthly
record: The egyptian problem. Baron von Grünau’s
visit to Siwa (zu dem Bericht in der Zeitschr. d. Berl.
geogr. Ges. 1899. 3.) Major Gibbon’s Zambezi
expedition.
Geogr. Zeitschr. 1900.
1. Geographische Neuigkeiten. Asien: H. Br.
über die Forschungsreise R. T. Giinther’s am
Urmi-see. — M. Jüger, eine Orientreise, bespr. v.
Kirchhoff.
Hermes 1900.
1. R. Reitzenstein, die Hochzeit des Peleus und
der Thetis.
Historische Vierteljahrachrift 1900.
1. O. Seeck, die Entwickelung der antiken Ge-
schichtschreibung u. a., bespr. v. Kaerst.
Journal Asiatique 1899.
No. 2. M. Gaudel, Ies premières invasions arabes
dans l’Afrique du nord. (Forts.). — C. Sonneck, six
chansons arabes en dialecte Maghrebin (Schluss), —
S. A. Decourdemanche, note sur quatre systemes
turcs de notation numérique secrète. Grösstenteils
aus dem tiirkischen Werke von Galathati Méchouhré
aala ~Wol a s ped ws} yd
mie 2 | 2)
ð gi. Mit einer Bemerkung über das aboudjet
seguir der türkischen Mathematiker.). — G. Faurc-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
Biguet, notice sur le Cheikh Mohammed Abou Ras |
en Nasri de Mascara. (Extraits de son autobiographie) |
(nach der Handschrift No. 5002 der Bibliothek zu
Alger. Forts. folgt). — Cl. Huart, Grammaire élé-
mentaire de langue persane, bespr, v. B. M. —
J. Goldziher, Abhandlungen zur arabischen Philo-
logie, bespr. v. J. de Goeje. — M. Schwab, réper-
toire des articles relatifs à l’ histoire et à la lit-
térature juives parus de 1783 à 1898, bespr. v. M.
Lambert.
The Journal of Hellenic Studies 1899.
Part. 11. J. G. C. Anderson, exploration in Ga-
latia cis Halym. Part II. (Griechische Inschriften
aus der Gegend des Seees Tatta, von Amorion. Be-
merkungen über den Marsch des Manlius Vulso im
Jahre 189 und tiber die galatische Civilisation).
The Journ. of the Anthropol. Instit. of Gr.
Brit. a. Irel. 1899.
August and November. Thos. H. Holdich, the
Arab Tribes of our Indian Frontier. (Beluchistan,
including Makran). Von der sich anschliessenden
Discussion sind besonders dieBemerkungen F.Kennedy’s
beachtenswert. — Besprechungen: K. E. Ming, Der
Periplus des Hanno, bespr. v. J. L. M. — Authority
and Archaeology, Sacred and Profane. Essays on the
Relation of Monuments to Biblical and Classical
Literature, by S. R. Driver, E. A. Gardner, F. LI.
Griffith, F. Haverfield, A. C. Headlam, D. G. Hogarth.
Edited by D. G. Hogarth. bespr. v. J. L. M. — Ripley.
[Februar 1900.] 76
the Races of Europe, bespr. v. J. G. — Margaret
Benson and Janet Gourlay, the Temple of Mut in
Asher, bespr. v. F. G. H. P. — Flinders Petrie,
Alphabeth (with Plate XXVIII.) (Sammlung von
Zeichen auf prähistorischen, alt-mittel-neu-ägyptischen
Thonscherben, die den frühen Zeichen des griechischen
Alphabets gleichen und vielleicht die Anschauung
über die Entstehung des Alphabets wieder mal auf
den Kopf stellen).
Literarisches Oentralblatt 1900.
1. Letitia Jeffreys, the unity of the book of Isaiah,
bespr. v. Kittel. — U. Wilcken, griechische Ostraka
aus Aegypten und Nubien, bespr. v. B... ch. —
C. H. Becker, Ibn Gauzi’s Manägib ‘Omar ibn Abd
el Aziz, bespr. v. Th. Nöldeke. — P. Geyer, itinera
Hierosolymitana saeculi IV—VIII, bespr. v. H. N.
3. Fr. Delitzsch, die Entstehung des ältesten
Schriftsystems. Ein Nachwort, bespr. v. ©. F. L.,
der wie er es stets thut, auch hier hinter dem Wagen
herläuft, dabei sich einbildet, an ihm mitzuziehen und
die Nichtbeachtung seiner Thätigkeit beklagt.
Al-Machriq.
II. 1899. Nr. 24 (15. Dezember). P. L. Cheïkho
Traité de Honein sur la nature de la lumière, tiré
des œuvres d'Aristote. Mit Einleitung und An-
merkungen aus einer im Besitz von Georg Safa in
Beirut befindlichen Handschrift herausgegeben. Die-
selbe Ausgabe mit Einleitung und Anmerkungen sowie
mit einer französischen Übersetzung ist auch ver-
öftentlichtin den Actes du onzième Congr&sinternational
des Orientalistes (Paris 1897) Section 3, Langues et
archéologie musulmanes, Par. 1899. S. 125—142. —
A. R. Charr, Les voies commerciales de l'Empire
Ottoman (fin). Die erste Hälfte des Artikels in II, 22.
— P. L. Cheïkho, Le Narghilé et la Pipe (poésie
inédite de P. Karameh). Mit Einleitung und An-
merkungen herausgegeben. Der Dichter Petrus
Karāma sandte diese Qaside ar den Emir Bešīr. —
P. H. Lammens, Notes archéolog. sur le Liban (suite):
| Afqa. Hauptsächlich Geschichtliches. — P. L. Cheikho,
L'histoire de Beyrouth de Salih Ibn Yahia. Anfang
in Il. — Besprechungen u. a. von 1) V. Chauvin,
La recension égyptienne des 1001 nuits. Bruxelles
1899. 2) Le livre de la création et de histoire
d’Abou-Zeid Ahmed ben Sahl el Balkhi, Publié et
traduit par Cl. Huart. Paris 1899. — Varia. er
Funde von Altertiimern in Egypten. — Uber den
Ursprung des Wortes untiis (von P. Jotion). —
Tables: 1) Inhaltsverzeichnisse der einzelnen
Nummern des Jahrganges 1899. 2) Alphabetisches
Autoren-Register. 3) Verzeichnis der rezensierten
Biicher. 4) Alphabetisches Materien-Register.
III. 1900. Nr. 1. (1. Januar). Une nouvelle
année. Mit Riicksicht auf die Zeitschrift. P. L.
Cheikho, Le poète Michel Bahri (+ 1818) et ses
enfants. Das gegebene Versprechen, dass die Artikel
über hervorragende Eingeborene fortgesetzt werden
sollten (Masriq II 16 = OLZ II 355), wird eingelöst.
Michael el-Bahri wurde in Homs geboren. Er lebte
eine Zeit lang in Damascus, darnach in ‘Akka in
Diensten des Zähir el-Omar es Zaidäni und weiter
dann auch, nachdem er inzwischen eine Weile zum
Emir Jusuf es-Sihäbi gegangen war, in Diensten von
Ahmed Pascha el-Gezzär. Später von diesem ins
Gefängnis geworfen, kam er zwar mit dem Leben
davon, es wurden ihm aber Nase und Öhren abge-
schnitten. Darnach lebte er in Zurückgezogenheit in
Beirut. Alle seine Gedichte, deren der Pater Cheikho
habhaft werden konnte, sind in dem vorliegenden
di ave
77 [No. 2.]
Artikel mitgeteilt, zugleich einige Gedichte anderer
an Michael al-Bahri. Seine Kinder “Abbüd, Germanus
und Hannä dienten verschiedenen Paschas in Syrien;
‘Abbad und Hanna gingen später nach Egypten und
traten in die Dienste von Muhammed ‘Ali und
Ibrahim Pascha. Als Dichter traten sie weniger her-
vor. — P. L. Cheikho, Le traité inédit Le w
LgXSI! de Tha‘alibi. Mit Einleitung und An-
merkungen herausgegeben. Kurze Sprüche in Reim-
prosa in 8 kleinen Kapiteln; Verstand und Wissen,
Enthaltsamkeit und Frömmigkeit, Gebrauch der
Zunge, u. s. w. Die kleine Schrift ist bei Hai
Kh nicht verzeichnet und soll auch in den Kata-
logen der europäischen Bibliotheken nicht anzutreffen
sein. — P. S. Ronzevalle, Etudes d’épigraphie arabe.
Erster Artikel. Herausgabe und ausführliche Be-
sprechung von 3 arabischen Inschriften. 1) Abbildung
nach einem Abdruck. Grabinschrift, jetzt in einem
Hause in Bteddin, datiert vom J. 300 d. H. in der-
jenigen Gattung kufischer Schrift, welche van Berchem
„coufique fleuri“ nennt. 2) Abbildung nach einer
vom Pater Lammens genommenen Photographic
Die Inschrift befindet sich in den Ruinen einer
Moschee in Dschusia 6 Stunden im Südosten von
Homg. Mamluken-Neshi. Die Inschrift hat historisches
teresse: sie ist datiert vom J. 695 d. H.; der
Sultan Ketboga hat die Moschee in Dschusia ausge-
baut. Die Inschrift soll auch von Dussaud kopiert
sein, der die Kopie van Berchem mitteilie. Soweit
zu sehen, sei die Inschrift aber von dieser “eite
‘noch nicht veröffentlicht. Zur Lesung und Erklärung
der Inschrift lieferte insbesondere Lammens Be-
merkungen. 3) Abbildung nach einem von Pater
Lammens genommenen Abklatsch. Grabinschrift aus
Baalbek, datiert vom J. 477 d. H., kufische Schrift
ähnlich der von No. 1. Diese bedeutsame Artikel-
reihe wird man mit besonderem Dank begrüssen
und ihrer Fortsetzung mit lebhaftem Interesse ent-
gegensehen.
Mitteil. u. Nachr. d. D. Pal. Ver. 189.
4. Schumacher, unsere Arbeiten im Ostjordan-
lande. Briefe aus Haifa. (Im Gebiete beni hasan
östlich von dscherasch sind zahlreiche Ruinenorte,
darunter der bedeutendste rihab; gefunden sind
Gräber mit Geräten, Broncestatuetten. Abbildung
eines Stiers aus Bronce aus rihäb, Länge 7 cm.) —
R. Brünnow, Reisebericht 1898 (Forts. Griechische
Inschriften aus Dscherasch.) — F. Zirkel, das Lava-
stück des Pfarrers Hörmann in Brixen (als ächte
Lavamasse aus dem Westen vom toten Meer fest-
gestellt.) — Mitteilungen über die Brunnen von
Beersaba.
Mntssohr. f. Gesch. u. Wiss. d. Judent. 1899.
11. S. Fränkel, zur Sprache des hebräischen
Sirach (bespricht im Anschluss an Schechters Ein-
leitung zu seiner Ausgabe die späthebräischen Aus-
drücke). — L. Ginzberg, die Haggada bei den Kirchen-
vätern und in der apokryphischen Litteratur (Forts.)
— J. Bergmann, einige Bemerkungen zu Eusebius’
‘Onomasticon (will Ev. Joh. 5,2 mit Onomasticon
statt Brdéofa lesen Bn&ada, das er als pys der
(bekannte) Teich erklärt. Dann bespricht er Eusebius
Angaben über von Juden und Christen bewohnte
Orte, Militärbesatzungen und Strassen in Palästina).
— M. Steinschneider, Italienische Litteratur der
Juden. (Forte) — M. Schreiner, Nachträge und Be-
richtigungen zur Abhandlung über Samau’'al ben
Jahja al-Magribi. — S. Frankel, yw m3 OMT a"
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Februar 1900.) 78
(Das unter diesem Titel in Salomon b. Samuel’s
hebräisch-persischem Wörterbuch zitierte Werk (Revue
des Etudes Juives XXXVII S. 143) sei mit Josippon
identisch, in dem 3 der Zitate nachgewiesen werden.)
— Notiz: Badt, weitere Berichtigungen zur Mandel-
kernschen Konkordanz (15 Fehler, darunter 13 bei
der Partikel pN). — Kroner, Maimonides Kommentar
zum Traktat Bezah, bespr. v. M. Fried. — D. H.
Müller und S. v. Schlosser, die Haggadah von Serajewo,
bespr. v. D. Feuchtwang.
Neue Jahrb. £.d.kl. Alt., Gesch. u. D., Litt. 1900.
Bd. 6 u. 6 H. 1 J. Burckhardt, griechische Kultur-
geschichte, bespr. v. F. Koepp.
Neue kirchliche Zeitschr. 1900.
1. Ed. König, der Streit um den neulich ent-
deckten hebräischen Sirachtext (gegen Margoliouth’s
„der Ursprung des angeblichen hebräischen Originals
des Escleciasticus.“)
Petermanns Mitteilungen 1899.
XI. L. Frobenius, die Masken und Geheimbünde
Afrikas, bespr. v. H. Schurtz. — Andebeau, Sonter
u. Colani, Carte de la Basse-Egypte, (u.) J. Smith,
a pilgrimage to Egypt, (u.) R. H. Brown, the land
of Goshen and the Exodus, (u.) H. Alford u. W. Sword,
the egyptian Soudan, (u.) P. W. Steevens, with
Kitchener to Khartum, (u.) A. S. White, from Sphinx
to Oracle, (u.) J. Brunhes, les grands travaux en
exécution dans la vallée du Nil, bespr. v. G. Schwein-
furth. — R. Motta, la Tripolitania, (u.) M. Wahl,
l’Algerie, (u.) J. Hurabielle, au pays du Bleu, bespr.
v. Th. Fischer. — C. Graham, Moghreb-el-Acksa,
a journey in Morocco, (u.) A. Mouliéras, exploration
des Djebela, bespr. von P. Schnell. — J. Thomson,
the geology of Southern Marocco and the Atlas Moun-
tains, bespr. v. Th. Fischer.
XII. Geographischer Monatsbericht. Asien: Nach-
richten über die Reise des Dr. Max Freiherr von
Oppenheim in Syrien. Zwischen Salamija und Aleppo
wurden mehrere Städte der christlich-griechischen.
Zeit gefunden.
en
Revue Archéologique 1899.
Sept.-Okt. Franz Cumont, l'Art dans les Monu-
ments Mithriaques (die bekannte Darstellung in ihren
Ausführungen und Nachwirkungen). Salomon
Reinach, Zagreus, le serpent cornu. — G. Bonsor,
les colonies agricoles pré-romaines de la vallée du
Bétis, Forts. (darin Abbildungen sehr interessanter,
in Gräbern gefundener Elfenbeingravierungen, be-
sonders Kimme, zum Teil mit phönicischen Buch-
staben, sowie einer instruktiven Leichenverbrennungs-
skizze, Leichenurnen in Löchern voll Kohle, Zusammen-
stellungen der Töpfereifunde nebst Vergleichungen).
— E. Sackur, Sibyllinische Texte und Forschungen,
bespr. von Henri Hubert. — H. Usener, Die Sint-
fluthsagen, bespr. von Henri Hubert. — L. W. King,
the letters and inscriptions of Hammurabi I, bespr.
von H. Hubert. — C. H. W. Johns, Assyrian Deeds
and Documents I (u.) C. F. Lehmann, Zwei Haupt-
probleme, bespr. von Ch. Fossey.
Revue Belge de Numismatique 1900.
1. L. Forrer, les monnaies de Cléopatre VO
Philopator reine d'Égypte (Besprechung der vorhan-
79 INo. 2.]
denen Miinzen mit einer kurzen Biographie der
Kleopatra. Forts. folgt). — W. Wroth, catalogue of
the greek coins in the British Museum-Galatia,
Cappadocia and Syria, bespr. v. Fréd. A.
Revue critique 1899.
50. Acgyptische Urkunden ans den Kgl. Museen
zu Berlin. Griechische Urkunden besp. v. H. G. —
J. Goldziher, Abhandlungen zur arabischen Philo-
logie, bespr. v. B. M. — 8. Reinach, répertoire des
vases peints grecs et étrusques, bespr. v. H. Lechat.
51. H. Vambéry, Noten zu den alttürkischen In-
schriften der Mongolei und Sibiriens, bespr. v. E.
Beauvois.
52. In der Sitzung der Acad. des Inscr. et Belles-
Lettres vom 15. Dez. 1899 macht E. Révillout Mit-
teilung über die gesetzlichen Formen der Adoption
in Aegypten und. in Rom.
1900. 1. O. Gilbert, griechische Götterlehre,
bespr. v. P. D.
2. E. Kautzsch, die Apokryphen und Pseud-
epigraphen des Alten Testaments (u.) derselbe,
ae des alten und neuen Testaments, bespr.
v. J. 8.
Sitzgsber. d. kgl. Ak. d. W. z. Berlin 1899.
LI. LII. C: de Boor, Bericht über eine Studien-
reise nach Italien, Spanien und England zum Zwecke
handschriftlicher Studien über byzantinische Chro-
nisten. (Chronik des Georgios Monachos):
Theol. Litteraturzeitung 1900.
1. T. K. Cheyne and J. S. Black, Encyclopaedia
Biblica, bespr. v. E. Schürer — B. Stade, die Ent-
stehung des Volkes Israel, bespr. v. R. Kraetschmar.
M. Schultze, Grammatik der aramäischen Mutter-
sprache Jesu, bespr. v. G. Dalman. — K. v. Lechler,
die biblische Lehre vom heiligen Geiste, bespr. v.
H. Weinel.
2. G. Diettrich, die Massorah der östlichen und
westlichen Syrer in ihren Angaben zum Propheten
Jesaià, bespr. v. E. Nestle.
Theol. Litt. B1. 1899.
51. P. Chajes, Proverbia-Studien, bespr. v. Pfeitfer.
1900. 1. Benzinger, die Bücher der Könige, bespr.
v. E. König.
2. Bertholet, Deuteronomium, bespr. v. E. König.
3. Zemach Rabbiner, Beiträge zur hebräischen
Synonymik in Talmud und Midrasch, bespr. v. E.
König.
4. Hummelauer, vormosaisches Priestertum, bespr.
v. E. König.
Theolog. Quartalschrift 1900.
1. Sepp, die Moschee Davids und Kapelle der
Dormitio. — C. Holzhey, das Buch der Könige,
bespr. v. Vetter. — H. Hartung, der Prophet Amos,
bespr. v. Vetter. — Analekten. Vetter über den
Artikel „the Avesta and the Bible“ von Ch. F. Aiken
in „the catholie Univ. Bulletin“.
Verhandlungen der Ges. f. Erdkunde 1899.
8.9. Briefliche Mitteilungen von Herrn Dr, Karl
Oestreich über seine Reisen in Macedonien. — Vor-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Februar 1900.] 80
gänge auf geographischem Gebiet: Ueber afrika-
nische Eisenbahnen, Reisen Dr. Weisgerbers in Ma-
rokko. — E. Harder, Arabische Konversations-Gram-
matik (und Schlüssel dazu), bespr. v. A. Fischer. —
M. v. Oppenheim, vom Mittelmeer zum persischen
Golf, bespr. v, Kirchhoff.
10. F. Sarre, Transkaukasien, Persien,
potamien, Transkaspien, bespr. v. Kirchhoff.
Meso-
Wochenschr. f. klass. Philol. 1900.
1. K. Ahrens und G. Krüger, die sog. Kirchen-
eschichte des Zacharias Rhetor, bespr. v. H. Hilgen-
eld. — O. Alberts, Dr. med. Aristoteliscbe Philo-
sophie in der türkischen Litteratur des 11. Jahr-
hunderts, bespr. v. A. Döring.
3. H. Gelzer, die Genesis der byzantinischen
Themenverfassung, bespr. v. F. Hirsch.
Zeitschr. f. Bauwesen 1900.
Heft I bis III. Fr. Adler, das Mausoleum zu
Halikarnass. Mit Abbildungen auf Blatt 1 bis 5 im
Atlas. (Geschichte des Mausoleums und seiner Ruinen
bis auf unsere Zeit, Wiederherstellungsversuche, Be-
deutung für die Baukunst.)
Zeitschr f. d. österr. Gymnasien 1899.
12. Programmenschau: L. Schranzhofer, das
Jubeljahr nach der Gesetzgebung des Moses und
nach kirchlichem Recht (Progr. d. k. k. Theres.
Akad. in Wien), bespr. v. Biach.
Zeitschrift für kath. Theol. 1900.
1. J. Döller, Rhythmus, Metrik und Strophik in der
biblisch-hebräischen Poesie (u.) P. N. Schlögl, de re
metrica veterum Hebraeorum, bespr. v. J. K. Zenner.
— J. Hontheim, Bemerkungen zu Iob 12—14. Über-
setzung in Strophen mit textkritischen Bemerkungen;
setzt 13,28 hinter 14,19). — J. K. Zenner, Psalm
145 (Stropheneinteilung.) — E. Seydl, das Jonalied.
(Stropheneinteilung).
Zeitschr. f. Kirchengesch. 1900.
XX.4.P. Drews, über Wobbernuns „Altchristliche
liturgische Stücke aus der Kirche Aegyptens“. (Schluss)
(D. verlegt die Entstehungszeit der Gebete in den
Anfang des 4. Jahrhunderts, die Sammlung sei später
aus gelehrtem Interesse erfolgt.) — Analecten: O.
Clemen, ein offener Brief Raimund Perandis (be-
treffend Werbungen zum Türkenzuge 1502). — E.
Nestle, die zwei Seraphim (zu Wobbermin’s Ueber-
setzung der altchristlichen liturgischen Stücke, hebt
die ursprüngliche hebräische Anschauung von zwei
Seraphim hervor).
Beriehtigung.
In meiner Besprechung der Markus-Studien von
Chajes(OLZ1899 No. 12)lasse ich den Verfasser sagen,
„dass die Synoptiker ihre Berichte selbst in ara-
mäischer Sprache geschrieben haben.“ Statt dessen
sollte es heissen, „dass die hebräischen Bearbeitungen
der Logia, die von den Synoptikern als Basis ihrer
Evangelien benutzt wurden, wohl auf ein aramäisches
Original zurückgehen.“
` Königsberg i./Pr. F. Perles.
Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg i. Pr.
Verlag u. Expedition Wolf Peiser Verlag, Berlin S.. Brandenburgstr. 15.
Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel, Kirchhain N.-L.
3. Jahrgang No. 3. 15. Marz 1900.
Orientalistische
Litteratur-Zeitung.
Herausgegeben
von
F. E. Peiser.
BE
Wolf Peiser Verlag, Berlin 8.42, Brandenburgstr. 11.
—
James Parker & Co. Oxford, 27 Broad Street.
mn LI mm mn ln m MM nn nn nn ee m ii —.
— Inhalt! ===
W. Max Müller, Der Königsname Thuoris bei Manetho.
G. Hiising, Reduplikation und Iteration in elamischen Eigennamen.
A. Wiedemann, Zur Nagada-Periode.
Besprechungen:
A. Büchler, Die Tobiaden und die Oniaden (Hugo Winckler).
K. Budde, Die Religion des Volkes Israel bis zur Verbannung (F. Giesebrecht).
=> — Die sogenannten Ebed-Jahwe-Lieder (F. Giesebrecht).
Ed. König, Die Originalität des neuentdeckten Sirachtextes (Felix Perles).
P. Nivard Schlögl, De re metrica veterum Hebraeorum (Hubert Grimme).
J. Döller, Rhythmus, Metrik und Strophik in der bibl.-hebräischen Poesie (Hubert
Grimme).
B. Stade, Ausgewihlte akademische Reden und Abhandlungen (Hugo Winckler).
R. Smend, Lehrbuch der alttestamentlichen Religionsgeschichte (Hugo Winckler).
Mitteilungen. Aus gelehrten Gesellschaften. Personalien. Zeitschriftenschau.
Berichtigung.
Bei der Redaktion eingegangene Schriften.
Friedr. Schulthess, Homonyme Wurzeln im Syrischen. Berlin 1900. Reuther & Reichard. M. 4.
Pranz Xaver Kugler 8. J., Die babylonische Mondrechnung. Freiburg i/Br. 1900. Herder’sche Verlags-
hdlg. Mark 24.
Izwöstija obštšestwa Archeologii i Etnografii pri Imperatorskom Kazanskom universiteté Tom XVI. 1.
Martin Hartmann, Lieder der libyschen Wüste (Abhdlgen. f. d. Kunde d. Morgenl. XI No. 3). Leipzig
1899. F. A. Brockhaus.
Sebastian Euringer, Die Auffassung des Hohenliedes bei den Abessiniern. Leipzig J. C. Hinrichs’sche
Buchhälg. 1900. 2 Mark.
Orientalistische
Litteratur-Zeitung.
Herausgegeben
von
F. E. Peiser.
Erscheint Abonnementspreis
am ı5. jedes Monats. ° Berlin. vierteljährlich 3 Mk.
Wolf Peiser Verlag.
Bestellungen nehmen entgegen: die u ne Berlin S., Brandenburgstr. 11, sowie alle Buch-
bandlungen und Postämter (unter Nummer 5949) nserate die zweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei
mn und grösseren Aare en
3. Jahrgang. 16. März 1900. nn M 8.
Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender
Adresse erbeten: Redaktion der 0. L. Z., Wolf Peiser Verlag, Berlin 8. 42, Brandenburgstr. 11.1.
—- _— ee me mer m nr at en
Tr u un.
nn a e a e ee aa ————————— Te zZ
Der Königsname Thuoris bei Manetho.
W. Max Müller.
Mit der 19. manethonischen Dynastie, | sprünglich neben einander standen; bei
so wie sie uns handschriftlich überliefert ist, | Africanus ist Ersterer gewiss ausgefallen.
kann man nicht mehr viel anfangen; die Nun dürfen wir uns blos daran erinnern,
Wiederholung von drei Namen (Ramses, | dass neben Siptah die Königin „Ta-usert“,
‚Sethos, Menephthes) hat die Abschreiber | besser (T?)!) - Wsrt, erscheint. Der weib-
schon friih arg verwirrt. Aber als Spuren | liche Artikel @ weist ja bei Manetho gleich
früherer Pracht heben sich noch am Schluss ! auf eine Königin. Man ändere also
der Namenreihe zwei ungewöhnliche Namen | einen Buchstaben Goowers anstatt Bovmgıs.
ab. In dem ersten, Auweveuns (Eus.; Afr. | Die Verwechslung von o und v in der Kur-
Aupsevswvns entstellt), erkennt man sofort den | sive ist ja ganz regelmässig; für u müssen
Amen-messe. Nachdem die Überlieferung wir immer zunächst o erwarten. Die Vo-
hier so schön mit den Denkmälern stimmt, | kalisation stimmt vortrefflich, denn wsrt muss
wird man um so hoffnungsvoller den nächsten | wosri(i) oder hintenvokalig usôri(t) in Ma-
König, den letzten der Dynastie, betrachten. | netho’s Aussprache gelautet haben. Es ist
Freilich, man mag seinen Namen ©ovwgıs also an der Richtigkeit der Emendation so
drehen, und wenden, wie man will, es springt | wenig zu zweifeln, wie an der Verbesserung
keine Ähnlichkeit mit dem Me(r) neptah Sip- | von Zıgoaç in Sıydas. Aus der Gleichheit
tah der Denkmäler heraus. | der Jahreszahlen möchte man schliessen,
Dafür hat sich aber ein ‚Fragment mit ‚ Manetho habe beide Herrscher als gleich-
einer wichtigen Ergänzung der Ueberlieferung | zeitig, als zusammenregierend, angesehen.
bei Eratosthenes-Syncellus unter die 13. Dy- ; Vergleicht man Petrie’s Erörterungen über
nastie verirrt: ospoacg (!), vios Hyaıorov | diese zwei Regenten, Six Temples 15, so
(also Ssp6ac), Ern €, Yeovopw, nros Neidos (!!), | scheint in jener Annahme Manethos ein ge-
&n e Man scheint den ungewöhnlichen | wisses wahres Element zu liegen. Die
zweiten Königsnamen durch Vorsetzung eines | Überlieferung schwankt im übrigen zwischen
ph männlich gemacht zu haben; die übrigen | 5 und 7 Jahren, während das 6. Jahr des
Entstellungen sind gleichgiltig'). Es ist also | Siptah monumental bezeugt ist (R. trav.
zweifellos, dass Siptah und Thuoris ur- | 17, 161). Vermutlich waren bei Manetho
|
') Der Artikel ist nicht sicher, zumal er niclıt
1) Das ẹọ sollte nach der Etymologie Nethos
' wie gewöhnlich geschrieben wäre.
früher ein Jota geweren sein.
83 INo. 3.]
drei Zahlen fiir die zwei Herrscher gegeben:
ihre gemeinsame Herrschaft (diese zweimal?)
und die einzelnen Regierungen. Die rich-
tigen Zahlen werden sich also schwer her-
stellen lassen. Dass anscheinend Siptah
vor T-usoret genannt war, ist merkwürdig;
zu Petrie’s Resultaten stimmt es nicht. Aber
im allgemeinen liefert die Emendation doch
wieder eine kleine Ehrenrettung der ur-
sprünglichen Überlieferung Manethos und
eine Vereinfachung der Chronologie, welche
gerade in jener Zeit etwas schwierig ist
(vgl. Spiegelberg in OLZ. II 265).
Reduplikation und Iteration in elamischen
Eigennamen
Von G. Hüsing.
Bei einer Sprache mit so ausgeprägter
Neigung, den Stamm ganz oder teilweise
zu verdoppeln, dürfen wir uns nicht wundern,
wenn auch in Eigennamen derartige Bil-
dungen vorliegen.
Längst sind mir die beiden Namen Humba-
ba und Kiba-ba aufgefallen. Ersterer der
bekannte Tyrann aus dem Gilgames-epos,
dessen Name bei den Griechen als Kop-
Bagis, Koußaßos auftritt (vergl. Justi, Iran.
Namenbuch); letzterer ein „hazanu“ von
Harhär, der bei Sarrukin erwähnt wird.
Solange diese beiden Namen allein da-
standen, schien es mir nicht rätlich, in ihnen
reduplizierte Kurznamen zu sehen. Dass
im ersteren Humba enthalten sei, schien klar.
aber die Form hätte aus Humb-baba erklärt
werden können, um so mehr, als auch
Ki-baba den gleichen zweiten Bestandteil
aufgewiesen hätte.
Nun fand ich aber, dass in dem Namen
des Fürsten von Mäl-Amir das „kutor“ ab-
zutrennen ist (Elam. St. S. 27), sodass der
Name Tahhi-hi lautet: also genau die gleiche
Erscheinung, dass die letzte Silbe (des ersten
Bestandteiles) verdoppelt wird. Die Mäl-
Amir-Texte liefern aber noch einen zweiten
Namen dieser Art ,Sutru-ru“. Ich bin jetzt
überzeugt, dass auch von diesem Namen
das rake — vielleicht ist dies der Titel? —
abzutrennen ist. Sutru-ru dürfte die Kurz-
form eines mit Sutruk beginnenden Namens
sein. Zweifelhaft scheint es mir, ob auch
in Upir-Ehihhi etwas Entsprechendes vorliegt.
Sollte die Erscheinung nicht nur Kurznamen
betreffen, dann könnte natürlich auch das
obige Rake der Name des Gottes sein. Auch
dann noch kann diese elamische Bildung
Anlass gegeben haben zu dem überaus häu-
figen Vorkommen von iranischen Namen wie
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(März 1900.) 84
Arsa-ma, Baya-na-ıos, in denen der zweite
Bestandteil nur durch den ersten Konso-
nanten vertreten wird, worauf der Name
entweder einfach als a-Stamm behandelt,
oder mit dem Kosesuffix ds versehen
wird, mag letzteres nun stammen, woher es
wolle. [Als Vollnamen für die beiden Bei-
spiele haben wir wohl Arša-mitra und Baga-
pata anzusehen] Dass derartige Beein-
flussungen durch andere Völker nichts Unge-
wöhnliches sind, dafür scheint auch das
Uberwuchern des iranischen Suffixes ka, k
(Ar3a-ka) und des unerklärten b (z. B. in
Mihrä-b, Suhrä-b) zu sprechen; man bedenke,
wie oft die Iranier die Suffixe k und b (p)
aus dem Munde der Zagrosvölker hören
mussten. Justi sucht (a. o. O. S. 483) in
Mihräb und Suhräb „äb=Glanz“, in anderen
„ab=Wasser“, unter „Frangrasjan“ aber, wo
beide Suffixe nebeneinander auftreten (Fra-
sijä-k, Afräsiä-b) bemerkt er: ,sqwohl der
Labial wie das k am Ende sind bedeutungs-
lose Suffixe“. Sollte das von Suhräb nicht
auch gelten? Ubrigens beachte man auch
Marquarts Bemerkung über „Hyrcani“
(ZDMG 49 S. 632 f.). Sollte dieser Name
überhaupt iranisch sein?
Doch zurück nach Elam! Den obigen
Namen werden wir auch Sukti-ti einzureihen
haben, wie nach Borks Mitteilung für Ma-
uk-ti-ti zu lesen ist. Eine weitere Form
dieser Art ist auch Unda-du IV R 45 [52]
N. 2 Z. 11, offenbar Kurzform für einen mit
Unda3 beginnenden Namen (assyr. Undast).
Da wir Kiba-ba in Har-här fanden, liegt
es nahe, auch Harhär dem gleichen Sprach-
gebiete zuzuzählen, was ja eigentlich schon
selbstverständlich war. Da ist doch wohl
der Name des Landes selber zu beachten,
der ja auch eine Iteration aufzuweisen scheint.
Dazu könnte das Laga-laga aus den Annalen
Assurnasirpals (II 29) eine Etappe nach
Westen zu bilden. In Elam selber haben
wir den Fluss It-it-e. Daneben findet sich die
Schreibung Hut-hut (vgl. Delitzsch, Sprache
der Kossäer S. 44), und damit dürfte wohl
auch die Schreibung des umstrittenen Ut-
ut-ak zusammenhängen. Lag das Gebiet von
E-Säla- Ut-ut-akki (Sinacherib Prisma V 35)
an einem Ut-ut-flusse?
Nahe liegt es, zu den obigen Namen auch
die einiger benachbarten Aramäerstämme zu
stellen, so Adi-du (?) (Tiglatpil. III Thontafel-
inschrift 8), Bagda-du (ebenda 6) Duna-ni
(ebenda 7), Labdu-du (ebenda 14), Rihi-hu
(Sinacherib Prisma 1 41). Doch wird hier
um so mehr Vorsicht geboten sein, als diese
Bildungen wohl auch semitisch sein könnten,
85 (No. 3.)
Auch sonst fehlt es nicht an Formen wie
Atli-la, Tapa-pa, Halü-ki und ähnlichen, die
nach dem gleichen Prinzip gebildet sein
könnten.
Zu Tahhi-hi sei noch nachgetragen der
Name Tahi-e-ma, der Tochter eines Saman-
napi (Strassm. Dar. 301); zu Upir-ehihhi
z. B. Lutusu-upir (ZA VIII S. 358: Rm.
2,464 Z 7), Upers von Dilvun (bei Sarrukin)
— also wohl wieder eine Erweiterung des
fraglichen Sprachgebiets —, und ferner sei
an die häufigen Namen mit Pir (z. B. Strassm.
Dar. 301) erinnert. (Am angeführten Orte
auch ein Pi-ir-mi-iz-di).
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[März 1900.) 86
von Wilkinson, Pop. Acc. I p. 7 gegebenen
Beispiele, in dem an einem Thore ein Königs-
name erscheint, findet sich nicht der Ka-
Name, sondern der Vorname des Herrschers.
Und sogar an den als ewige Behausung der
Könige geltenden Gräbern des Thales der
Königsgräber treten über der Thür als Inhaber-
Bezeichnung Vor- und Nachnamen auf, und,
soviel ich sehe, nie der Ka-Name allein.
In dem uutern Teile der Umrahmung der
Königl. Ka-Namen hat Petrie, Season p. 21
ja mit Recht eine Thür erkannt. Den darüber
befindlichen Raum, in dem der Name selbst
steht, möchte ich aber nicht für ein Bild des
Thürsturzes des Grabes ansehen, in welchem,
‘| wie gesagt, in dem mir bekannten Materiale
Zur Nagada-Periode.
Von A. Wiedemann.
1) Zu den ältesten Denkmälern des Gizeh-
Museums gehören zwei im ersten Saale auf-,
gestellte Libationstische aus Alabaster, welche
ein durch 2 stylistische nebeneinander ge-
stellte Löwenleiber gebildetes Bett nach-
ahmen. !) Dieselben sind, als aus der Nähe
der Stufenpyramide zu Saqqarah stammend,
in letzter Zeit öfters erwähnt worden, doch
hat man dabei, soweit ich sehe, nicht hervor-
gehoben, dass sie, wie Mariette (Not. des
princ. mon. de Boulaq. 1876. p. 121) und
—
t
i
Vasalli (I monumenti istorici Egizi. Milano. |
1867. p. 20) übereinstimmend erklären, aus
einem Grabe innerhalb der Umwallung der
Pyramide stammen. Dies spricht dafür, dass
diese Anlage, deren auffallender Plan etwas
an den südlichen Teil des sog. Sphinx-Tempels
erinnert, und der wohl m. 86A bei Morgan,
Carte de la Nécropole Memphite pl. 10 ent-
spricht, zeitlich mit der Pyramide in Zu-
sammenhang steht. Da demzufolge die be-
treffende Umwallung die ältesten bisher
zugänglichen Ueberreste der memphitischen
Nekropole zu umschliessen scheint, verdiente
das Areal wohl eine eingehendere Unter-
suchung.
2) Borchardt, Aeg. Zeitschr. 36 S. 101
hat die Vermutung aufgestellt, „das sogenannte
„Banner“ sei weiter nichts als die kon-
ventionelle Abbildung des Pallastthores, über
welches der Königsname, und zwar in späterer
Zeit ein besonderer nur für diesen Zweck ge-
bräuchlicher königlicher Beiname geschrieben
ist“. Worauf sich diese Ansicht, dass der
sog. Ka-Name über dem Palastthore stand,
stützt, ist mir nicht bekannt. In dem z. B.
1) Cat. Virey. 1897. nr. 4—5; cf. Mariette, Mast.
p. 83ff., Borchardt, Aeg. Z. 36 p. 5f.
der Ka-Name keine Rolle spielt, sondern,
ähnlich wie Maspero, Etudes Egypt. II p. 275,
für eine nach ägyptischer Perspektive über
den Eingang gesetzte schematische Darstellung
des inneren Grabes, in dem, wie der in sie
eingezeichnete Ka-Name lehrt, der Königliche
Ka hauste, bezw. hausen sollte.
3) In der ägyptischen Abteilung des
Museums zu Athen befindet sich unter nr.
931 ein Nilpferd aus schwarz und weissem
Granit mit schön geglätteter Oberfläche.
Der Kopf des liegenden, etwa !/, m langen,
etwa 20 cm hohen Tieres ist gut und
naturalistisch ausgearbeitet, während der dicke
Körper eine plumpe Arbeit zeigt. Als ein
Werk des Mittleren Reiches, in das man
sonst grössere Nilpferdstatuen zu setzen
geneigt ist,') erscheint das Stück, welches
ich bald im Bilde veröffentlichen zu können
hoffe, nicht, während es eine Reihe der
charakteristischen Kennzeichen der Erzeug-
nisse der Nagada-Periode zeigt.
4) In seinem Catalogue des Monuments
de l’Egypte ancienne I p. 203 veröffentlicht
Morgan eine Reihe von Notizen Sayce’s über
Felsgraffiti am Westufer des Niles hinter
‘Arb Assuan, 2!/, engl. Meilen nördlich von
Assuan selbst. Das erste derselben zeigt
Boote mit darüber stehenden Figuren, ferner
Strausse und Nilpferde, von denen erstere,
soweit die sehr flüchtige Publikation, bezw.
Beschreibung erkennen lässt, die Charakte-
ristika der Nagada-Periode zeigen (das daneben
befindliche Graffiti des Schreibers am Chnum-
Tempel Thut-em-heb ist selbstredend weit
jünger), wozu auch das Auftreten der Strausse
und Nilpferde stimmt. Es wäre sehr wünschens-
wert, wenn diese Graffiti einer genaueren
1!) Cf. Wallis, Egyptian Ceramic Art. The Mac
Gregor Collection pl. 1, p. 8f.; Verz. des Berl. Mus.
8. 106. — Für ältere Exemplare v. Bissing, Aeg.
Z. 36 p. 123.
87 INo. 3]
Untersuchung unterzogen wiirden, da man,
wenn sich obiger Eindruck bestitigt, hier
das bisher siidlichste Vorkommen von Spuren
der Nagada-Periode vor sich hat.
Bonn.
Bespreehungen.
Prof Dr. Adolf Biichler, Die Tobiaden und die
Oniaden im II. Makkabäerbuche und in der ver-
wandten jüdisch-hellenistischen Literatur. Unter-
suchungen zur Geschichte der Juden von 220 — 160
und zur jüdisch-hellenistischen Literatur. Wien.
Hölder. 1899. 400 S. 8°. Bespr. von Hugo Winckler.
Das Buch kam mir zu, als ich eine Reihe
von Untersuchungen über die Zeit der Rück-
kehr nach dem Exil abgeschlossen hatte.
Diese greifen zwar nur in einzelnen Punkten
bis in die hier behandelten Zeiten hinab, ich
vermochte aber doch bereits zu ersehen,
dass auch dort meine Anschauungen sich
nicht weniger weit von dem bis jetzt zu Tage
geförderten entfernen würden, als für die der
„Rückkehr“. Gewohnt, bei biblischen Unter-
suchungen nicht viel mehr als ein literarge-
schichtliches Ergebnis zu finden -- d.h. wohl-
verstanden, wo man sich überhaupt zur
„höheren“ Kritik aufschwingt — habe ich
das Werk daher mit den denkbar geringsten
Erwartungen in die Hand genommen. Jason
von Kyrene in unendlichen Verwickelungen,
und das geschichtliche Problem noch nicht
einmal als Zweck der Untersuchung erfasst:
das war so ungefähr, was ich mir von einer
Arbeit auf diesem Gebiete versprach.
Schlimm war es auch, dass das. Werk gleich
mit 400, meist nicht einmal durch die will-
kommenen Fussnoten — die man ja zuerst
liest — bekömmlich gemachten Seiten an-
rückte, und dem so schon entmutigten Leser
auch nicht durch ein ausführliches Inhalts-
verzeichnis ermöglichte, daskritische Gewissen
auf möglichst raschem Wege einzulullen.
Nachdem das dergestalt nicht gerade allzu
aufgeregte Interesse die ersten 20 Seiten
überwunden hatte, wurde mir aber recht bald
klar, dass hier ein anderer Geist weht als
in den Arbeiten der verschiedenen mass-
gebenden Schulen. Hier haben wir ja ein-
mal wirklich und wahrhaftig eine „historische“
Untersuchung! Hier wird wirklich der Text
um seines Inhaltes willen untersucht und
werden die Folgerungen für zu Grunde
liegende Ereignisse gezogen Nicht die Fest-
stellung der „Redactoren“ ist die Hauptsache,
sondern die Trennung alten, historischen
Stoffes von dem später hinzugefügten; nicht
bei der Trennung endet die Aufgabe, sondern
bei der Feststellung der berichteten That-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(März 1900.) 88
sachen. Das weicht sehr ab von allem, was
man sonst als Bibelkritik zu erhalten pflegt —
ohne dass ich damit übrigens anderen Ge-
bieten zu nahe treten will.
Mir haben diese Untersuchungen eine be-
sondere Freude gewährt, da sie in den
Hauptsachen geradezu die Endschlüsse von
dem geben, dessen Anfänge ich gefunden
zu haben glaube. Meine nicht bis zu dieser
Zeit herabgeführten Untersuchungen hätten
auf das gleiche Ziel lossteuern müssen —
eine schönere Bestätigung kann ich niemand
wünschen, als ein solches Zusammentreffen
verschiedener Wege In einem Punkte, in
dem ich noch zu keinem Ergebnisse ge-
kommen war — es handelt sich um den
Ursprung und die Rolle der Samaritaner —
scheint mir durch Büchlers Feststellungen
des Rätsels Lösung ermöglicht zu werden.
Es liegt auf der Hand, dass bei einem
Stoffe, der erst aus der so künstlich ver-
schlungenen Uberlieferung herausgeschält
werden muss, noch Meinungsverschieden-
heiten über einzelne Punkte entstehen können.
Büchler hat einen eng begrenzten Abschnitt
behandelt, ohne auf die vorhergehenden Zeiten
wesentlich einzugehen. Das hat seinen guten
Grund in der Art — oder besser in dem
Fehlen — der Überlieferung. Ich zweifle
nicht, dass wir, wenn wir beide von den-
selben Voraussetzungen ausgingen, zu gleichen
Ergebnissen kommen würden. Büchler hat
für die alte nachexilische Zeit mit den über-
lieferten, oder sagen wir gangbaren, An-
schauungen gearbeitet. Das hat seiner Unter-
suchung nicht geschadet, denn er baut
keine Folgerungen darauf. Im einzelnen
würde er mauche Ursachen und Erscheinun-
gen in ihrem Zusammenhang vielleicht eben-
falls anders beurteilen, wenn er auf diese
auch seine Kritik angewendet hätte. Doch
wie gesagt, das ist von keinem Einfluss auf
das Ganze der Untersuchung, denn diese
beschränkt sich auf das abgesteckte Gebiet
und innerhalb dessen wird überall mit feinem
historischen Verständnis verfahren. Selbst
dort, wo man sich nicht anzuschliessen ver-
mag, muss man die Richtigkeit der Beweis-
führung anerkennen und kann eine Meinungs-
verschiedenheit nur durch das bei der Art
der Überlieferung ja leicht erklärliche ver-
schiedene Urteil über die Voraussetzungen
begründen. Kurz, hier liegt einmal eine Ar-
beit vor, an der man seine Freude haben
kann, wenn man die Aufgabe der Forschung
nicht im Nörgeln findet und aus den Meinungs-
verschiedenheiten doch die Klarlegung des
Richtigen hervortreteu sieht.
89 No. 3.]
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[März 1900.) 90
Zunächst ist die Stellung der „Hohen- | aber die Festlegung der Stellung der be-
priester“ Menelaos, Jason und Alkimos richtig
erkannt. Sie sind gar keine Hohenpriester
im hierarchischen Sinne des Wortes, sondern
die politischen Oberbeamten, die vom König
eingesetzt werden, das was die Legende als
„Steuererheber*“ zu bezeichnen pflegt. B.
erklärt die Bezeichnung der Überlieferung
aus der Titulatur der Seleuciden, welche auch
sonst die Benennung a@pysegevs an politische
Beamte verliehen hätten (S. 33), wie er in-
schriftlich belegt. Ich hatte angenommen
(vgl. Forschungen II. S. 236), dass es einen
Hohenpriester, d. h. einen an der Spitze des
Staates stehenden hierarchischen Lehns-
fürsten nicht mehr gegeben hat seit Nehemias
Einsetzung durch Darius. Den „Hohen-
priester“ der Überlieferung habe ich dem-
gemäss als eine Schöpfung der im Sinne der
Makkabäer zurechtgemachten Überlieferung
angesehen, und angenommen, dass es bis zur
makkabäischen Erhebung stets — unter Per-
sern wie Seleuciden — nur einen vom König
eingesetzten Beamten gegebenhat, der dieselbe
Stellung einnahm wie Nehemia; also einen
Statthalter, vielleicht mit besonderen Befug-
nissen, denn er scheint direkt unter dem
König und nicht unter dem Satrapen ge-
standen zu haben. Einen Hohenpriester
(an 173) hat es demnach nur in der kurzen
Zeit von der Investitur Jesuas durch Ezra
im Jahre 7 Darius’, (s. darüber Forschungen)
bis zu dem Ende Zorababels und Jojakims,
des Sohnes Jesuas, (Forschungen S. 275 und
noch zu Veröffentlichendes) gegeben; d. h
einen Priester, der als gleichberechtigt neben
dem Fürsten (XW) stand. Der Hohepriester
als alleiniges Oberhaupt ist eine Forderung
des Priestercodex und auch damals nicht
bewilligt worden Das erreichte erst Simon der
Hasmonide. Durch die Neuordnung im Jahre
Darius 20 (Nehemia) wurde der Hohepriester
wieder zu einem einfachen Oberpriester mit
rein kultischen Befugnissen herabgedrückt.
Der Verwaltung stand der Statthalter vor —
aramäisch pécha, der persische Titel Nehemias
war als solcher tirsata Genau das sind die
Jason und Alkimos gewesen, und nur solche
Beamte können von Nehemia bis in die
Seleucidenzeit dem wiedererstandenen Juda
vorgestanden haben. Ob die Bezeichnung
@exısgevs durch neuere Überlieferung ledig-
lich makkabäische Tendenz ist, oder auf die
von B. angeführte Erscheinung zurückgeht,
ist mir nun zweifelhaft, ich kann mich noch
nicht recht zu B.’s Annahme entschliessen,
weil sonst keine Bezeichnung für den Ober-
priester übrig bleibt. Hauptsache bleibt ja
|
treffenden Personen, und da kommen wir auf
verschiedenem Wege zum glejghen Ergeb-
nisse.
Sehr geschickt ist der Versuch, das ge-
schichtliche in der Tobiadensage festzulegen
und die wirkliche Zeit der ihr zu grunde
liegende Ereignisse zu bestimmen. Dass die
Überlieferung bei Josephus Unmigliches ver-
langt, ist von Willrich nachgewiesen, B. sucht
sie sehr geistvoll aus der Zeit Antiochos’ IJI.
zu erklären. Ich muss bekennen: wenn ich
nicht eine bestimmte Meinung schon vorher
gehabt hätte, so hätte ich mich hier wahr-
scheinlich völlig überzeugen lassen. Ich
halte es auch nicht für ausgeschlossen, dass
B. in mancher Beziehung Erfolg mit seiner
Apologie hat, alles aber können wir auch
nicht aus dieser Zeit erklären. Die Stoffe
aller dieser Legenden sind älter, und die
Anfänge der Tobiadenlegende suche ich
' dort, wo die neue Geschichte Judas einsetzt
und wo man die Bildung von Legenden auch
inder biblischenÜberlieferung bereits verfolgen
kann: bei der Rückkehr aus der gélah. Diese
Stoffe sind immer wieder auf die verschie-
denen Zeiten umgearbeitet worden, und so
müssen auch in der Tobiadenlegende mehrere
. Ablagerungen vorhanden sein.
Das würde
nicht ausschliessen, dass B. eine sulche
Schicht richtig festgelegt hat, und seine Aus-
führungen haben viel Bestechendes. Die
Anfänge liegen aber früher. Meine Meinung
darüber habe ich in den gedachten Unter-
suchungen ausgeführt.
Ebenso möchte ich den nächsten Abschnitt
über „Die Stellung Josephs, des Steuer-
pächters“ beurteilen. Die Art wie hier die
in der Legende lächerlich unmögliche Rolle
Josephs erklärt wird, ist sehr bestechend
und vor allem sind die historischen Verhält-
nisse klar gefasst. Nur das Heranziehen der
„Samaritaner“, das hier zum ersten Male
erfolgt (S. 87 ff.), erscheint mir rationalistisch,
gleichwohl hat mir gerade diese Heran-
ziehung, die von nun an sich wiederholt,
die gesuchte Lösung des Rätsels dieser
„Sekte“ gegeben. Aus B.’s Ausführungen
geht hervor, wie sehr sie mit den Tobiaden
in ihrer Politik übereinstimmten: wenn man
den Ursprung der Tobiaden erkannt hat,
giebt das einen Fingerzeig auch für ihre
Entstehung.
Bei der „Beschaffenheit und dem ge-
schichtlichen Wert der Tobiadenerzählung“
scheint mir etwas zu viel gerettet zu werden,
wiewohl ich auch hier die geschickte und auf
wirklicher historischer Anschauung fussende
91
. 3. ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[No. 3.]
Beweisführung anerkennen muss. Biblische
Apologetiker könnten hier auf jeden Fall
„Methode“ lernen.
Das Verhältnis von Jason und Menelaos
zu einander und zu Onias ist ein sehr dunkler
Punkt, über den B. zweifellos viel Licht ver-
breitet hat, und worüber er gegen den von
ihm bekämpften Willrich in vielem Recht
behalten wird. Wo sich unsere Meinungen
trennen, beruht das eben auf meinem ver-
schiedenen Ausgangspunkte. Die Nachricht
über Jasons (und auch der Makkabäer) Ver-
haltnis zu Sparta glaube ich aber sehr ein-
fach erklären zu können.
Die Erlasse Antiochos’ d. Gr. (S. 163 ff)
zu gunsten der Juden werden als nach
Mustern der Caesarzeit geschaffen erklärt.
Auf jeden Fall ist hier sehr beachtenswert,
was über die Bestrebungen der „Samaritaner“
gesagt wird den Jerusalemer Tempel herab-
zusetzen. Auch ich würde alle solche Ge-
gensätze nur aus späterer Zeit erklären (nach-
makkabäisch).
In der Kritik des dritten Makkabäer-
buchs (S. 172), das wohl ganz aufgegeben
war, wird scharfsinnig eine geschichtlich
mögliche Erzählung von einem Konflikt des
Königs mit den Juden des Fayüm
ausgeschieden, die dann nur in der be-
kannten Manier bis zur Unkenntlichkeit in
Unmöglichkeiten eingesponnen ist. Wieder
wird für die Erklärung der ägyptischen Ver-
hältnisse der Gegensatz der „Samaritaner“
herangezogen, und auch hier tritt die Ueber-
einstimmung ihrer Ziele mit denen der To-
biaden zu Tage. Für das „Alter jü-
discher Ansiedelungen“ (S. 212 ff.) in
Agypten scheinen mir auch die exilischen
und vorptolemäischen Zeiten zu berücksich-
tigen zu sein, und es ergäbe sich dann wohl
ohne weiteres, dass dort die Parteiungen sich
anders dargestellt haben müssten als in Baby-
lonien, welches den bestimmenden Einfluss
auf die Gestaltung der Orthodoxie in Jeru-
salem ausgeübt hat. Ich glaube auch das, was
B. über den Oniastempel von Leontopolis
feststellt, damit in Zusammenhang bringen zu
können '). Hier spielt wieder das von B.
über das Verhältnis der „Samaritaner* Bei-
gebrachte herein.
Der Rest des Buches ist der Feststellung
der Quellenverhältnisse im II. Makkabäer-
') Besonders beachtenswert ist das S. 257/08
über den Streit von Juden und Samaritanern in
Ägypten über die Heiligkeit der Tempel und die
Abgabepflicht an diese ausgeführte. Zweifellos
handelt es sich dabei nicht um den Tempel auf dem
(tarizzim.
[Marz 1900.] 92
— m ee ee ee
buche gewidmet. Völlig einleuchtend werden
hier bestimmte Teile einer alten historischen
Überlieferung aus der späteren Uberarbei-
tung losgelést. Das feste Ergebnis ist, dass
diese Überlieferung einen historischen Wert
beanspruchen kann und dass sie neben das
I. Makkabäerbuch tritt. Dieses bildet nicht
die nur verunstaltete Grundlage des Zweiten.
Mir hat sich in ähnlicher Weise ergeben,
dass im Gegenteil im ersten Buche eine
ganz entsprechende Quellenscheidung vor-
zunehmen ist. Auch dort lässt sich der
alte, einfache erzählende Bestand von einer
jüngeren Überarbeitung trennen. Dieser
ältere Bestand müsste demgemiiss derselben
Quelle angehören wie der des zweiten
Buches. Die Form der Überarbeitung
unterscheidet sich in beiden Fällen, sie ist
im ersten Buche judäisch, biblisch, im
zweiten hellenistisch!) Man kann das Ver-
hältniss beider in Parallele stellen mit dem
der ,deuteronomistischen“ Königsbücher,
die nicht die Quelle der Chronik sind,
und dem der Chronik, welche dieselbe ge-
schichtliche Quelle benutzt hat wie jene.
Berlin, Anfang Februar 1900.
Karl Budde, D. und ord. Prof. d. Theol. a. d. Un.
Strassburg. Die Religion des Volkes Israel bis
zur Verbannung. Giessen Rickersche Verlagsbuch-
handlung 1900, XI u. 208 S, 8° Preis M. 5.
Derselbe: Die sog. Ebed-Jahwe-Lieder und die Be-
deutung des Knechtes Jahwes in Jes. 40—55. Ein
Minoritätsvotum. Giessen Rickersche Verlagsbuch-
handlung 1900 VI u. 41 S. 8° Preis M. 1,50.
Bespr. v. Friedr. Giesebrecht.
Die erste Schrift gehört in die vierte
Reihe der von verschiedenen Gelehrten dar-
gebotenen religionswissenschaftlichen Vor-
lesungen von Nordamerika und enthält sechs
Vorträge, die Budde in den letzten drei
Monaten 1898 in verschiedenen Städten der
Union gehalten hat. Sie kann wegen der
Zähigkeit, mit der sie die auf dem Gebiet
der vorexilischen Religion Israels liegenden
schwierigen Probleme durchdenkt und wegen
der Abgeklärtheit ihres Urteils nur warm
empfohlen werden. Budde ist ein tüchtiger
Methodiker, der den Beweis für seine Be-
Bauptungen nicht schuldig bleibt, aber auch
') Die Nachricht 2. Makk. 8, 20 wird richtig
ausgeschieden (S. 286). Ich glaube aber, dass es
sich hier nicht um eine Herübernahme aus einer
geschichtlichen griechischen Quelle handelt. sondern
um eine Fabelei einer Legende, in der jüdische
Truppen als Retter des macedonischen Heeres er-
schienen. Der jüdische Kriegsruhm wurde auch
in solchen nachgewiesen. In einer derartigen Legende
konnten die Gallier wohl auch bis nach Babylonien
gekommen.
93 [No. 3.]
ein gewandter Darsteller, dessen Ausfiihrun-
gen man mit Spannung folgt, auch wenn sie
hier und da eine gewisse Kiinstlichkeit ver-
raten. Er hat versucht, in diesen Vorträgen
den roten Faden aufzuzeigen und festzu-
halten, der sich durch die alttestamentliche
Religionsgeschichte hindurch zieht. Er findet
ihn darin, dass die Beziehung zwischen Jahve
und Israel keine von selbst gegebene war, son-
dern auf einer positiven Religionsstiftung
beruhte, in der sich die israelitischen No-
maden an den Gott der verwandten Qeniter
(Midjaniter) anschlossen (Wahlreligion, nicht
Naturreligion). Wie sich aus dieser grund-
legenden Thatsache in mancherlei Kämpfen
und auf scheinbaren Umwegen allmählich
der monotheistische Universalismus des Juden-
tums, incrustiert in die feste Form des
ceremoniellen Nomismus, entfaltet hat, das
möge man selbst bei ihm nachlesen. Im
allgemeinen kann ich zu seiner Auffassung
und Darstellung nur meine Zustimmung
aussprechen. Die folgenden Ausstellungen
sollen den Wert seiner Arbeit daher nicht
herabsetzen. — Zunächst will mich bedün-
ken, als sei die Bedeutung der Jahveidee
für die ältere Zeit nicht hinreichend ge-
würdigt, das Zeugnis des Deboraliedes in
dieser Beziehung ist fast gar nicht berück-
sichtigt. Und kann man wirklich von einem
formellen Uebergang zum Baalkultus in
der Richterzeit sprechen? Der Umstand,
dass die Sagen von einem Kultus der Ur-
väter sich auf Stätten wie Bethel, Hebron,
Sichem, Beerseba, Pniel, Mahanaim, Ramoth,
Gilead (?) beziehen, Ywährend erst in der
späteren Richter- oder Königszeit für Jahve
gewonnene Kulturstätten wie Dan und Je-
rusalem nicht mit den Patriarchen in Zu-
sammenhang gebracht werden, lässt sich doch
nur aus dem urisraelitischen Charakter
jener Heiligtümer erklären. Nach der Ein-
wanderung, die auch Budde mit Recht als
(teilweise) Eroberung Palästinas bezeichnet,
sind demnach dem siegreichen Gott eine
ganze Reihe von Heiligtümern geweiht worden.
Damit soll die thatsächliche Uebertragung
des Baalkultus und Baalnamens auf Jahve
ebensowenig bestritten werden, wie die Ge-
fahr, dass Jahve durch Baal aufgesogen zu
werden drohte. *!— Wie Amos darauf kam,
die Jahveidee als eine wesentlich sittliche auf-
zufassen, scheint mir einigermassen künstlich
konstruiert zu sein. Die Rüge Nathans gegen
den Ehebruch Davids ist in der besten Quelle
der Samuelisbb. bezeugt. Schwallys Be-
denken hiergegen sind : rein tendenziöser
Natur. Auch das Auftreten Elias wegen des
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[März 1900.] 94
Justizmordes an Naboth ist doch nicht nur
ein Protest gegen „Ueberkultur‘, sondern
bildet das Mittelglied zwischen Nathan und
Amos. — Wenn die Quelle E in Gen. 31,19,
30. 35,1 ff. gegen den Teraphim polemisiert,
so ist die Annahme sehr schwierig, sie habe
im Gesetz Ex. 21, 1—6 denselben Haus-
götzen, wenn auch nur als faktisch vor-
handen ‚anerkannt‘. So sicher dieser mit
ha elohim ursprünglich gemeint war, so
bezeichnet dies Wort doch wohl auch hier
wie sonst bei E Jahve. Der Wortlaut des
Gesetzes verrät m. E. deutlich die Ueber-
arbeitung, denn nach dem jetzigen Text soll
der Sklave erst zu Gott und dann zur Thür
oder Schwelle geführt werden, das bedeutete
ursprünglich dasselbe. -- Budde verwendet
sich wieder für die Echtheit von Amos
5,26 (p. 62 f.), aber mit seiner Konjektur
NON statt \ passt der Vers noch weniger in
den Zusammenhang, da V. 25 das Fehlen
der (ursprünglich nl Feste
während der Wiistenzeit nicht beklagen
sondern anerkennen will. Ich habe den
Vers (unabhängig von Wellhausen) stets für
eine Glosse gehalten, die gegen die II Könige
17 beschriebene samaritanische Religions-
mengerei protestieren will. Die richtige
Auffassung des V. 25 stützt B. selbst durch
die interessante Beobachtung, dass die Re-
kabiden auch den auf dem Ackerbau be-
ruhenden Jahvefesten ablehnend gegenüber
gestanden hätten. Ob Manasse wirklich die
assyrischen Gottheiten dem Jahve direkt
unterzuordnen gewagt hat? Man muss immer
bedenken, dass es sich um die Götter des
Siegers handelte. Also doch wohl Neben-
ordnung.
Die zweite Abhandlang anzuzeigen fällt
mir insofern einigermassen?schwer, als die
Freude an ihr mir fast meine Unparteilich-
keit zu rauben droht. Denn Budde verwendet
sich in diesem „Minoritätsvotum‘ energisch
für die von mir vor zehn Jahren in meinen
Beiträgen zur Jesaiakritik fast einsam ver-
tretene Meinung, dass der Knecht Jahves
im Deuterojesaia nur das Volk Israel: (nicht
der gute Kern des Volkes, nicht der Pro-
phetenstand, am allerwenigsten aber eine
Einzelperson) sein könne.%:fDer Uebermut,
mit dem Duhm und sein — allerdings meist
nur aus den Jungen und Jüngsten bestehen-
der — Anhang an meiner Abhandlung ohne
Widerlegung vorübergegangen sind, rächt
sich nunmehr empfindlich, da in den letzten
Jahren gerade die berufensten Forscher auf
meine? Seite getreten sind. B. weist mit
frischer, stellenweis scharfer Feder die Ober-
96 [No. 3.]
flächlichkeit dieses Verfahrens nach, das an
den einfachsten Thatbeständen mit Macht-
sprüchen vorüber geht. Ich schliesse mit
seiner Ansicht über die herrschende Aus-
legung von Jes. 42, 18 ff.: „Es ist nicht oft
in der Geschichte der Schriftauslegung das
klare Wasser so unverständig getrübt worden“
p- 31. Meinen geringfügigen Dissensus
Budde gegenüber denke ich bald in einer
selbständigen Abhandlung über diesen Gegen-
stand darzulegen.
Königsberg i. Pr.
Eduard König. Die Originalität des neulich ent-
deckten Sirachtextes textkritisch. exegetisch und
sprachgeschichtlich untersucht. Freiburg i. B.
. C. B. Mohr 1899. Bespr. von F. Perles.
D. S. Margoliouth') und nach ihm vor
allem Bickell und Israel Levi?) haben
vielen die Freude an dem wiedergefundenen
hebräischen Sirachtexte verdorben : Nicht das
Original, sondern eine späte Rückübersetzung
hätten wir vor uns, und alle, die mit Jubel
die wunderbare Entdeckung begrüsst und
zum Gegenstand ihrer Forschungen erhoben
hatten, seien einem verhängnisvollen Irrtum
zum Opfer gefallen. Besonders die Argu-
mente der beiden Letzteren konnten viele
stutzig machen, da sie an zahlreichen Stellen
thatsächlich den Nachweis erbrachten, dass
hier eine Uebersetzung aus dem Syrischen
vorliege. Namentlich das von Bickell mit
glücklichem Blicke wiedererkannte Akrostichon
am Ende des Buches (51, 13—30) wird in
dem eben veröffentlichten „Original“ ver-
gebens gesucht, was den Ausgangspunkt für
das Verdikt gegen die Echtheit der ganzen
Fragmente bildet. Den für Kap. 51 und
12, 10—11 erbrachten Nachweis der Rück-
übersetzung aus S möchte Bickell (WZKM
XIII 251—256) auf den ganzen erhaltenen
Text ausdehnen, doch ist die angekündigte
Fortsetzung noch nicht erschienen. Besonders
interessant ist sein Nachweis, dass H an zwei
Stellen (51, 14a und 12c) die syrische Vor-
lage missverstanden habe.
Schon vor 3 Jahren, nach Veröffent-
lichung der ersten Texte, haben verschie-
dene Recensenten, darunter auch der
Schreiber dieser Zeilen?) festgestellt, dass
wir es nicht mit dem unversehrten Original
des Buches zu thun haben, dass vielmehr
Interpolationen sich mehrfach nachweisen
') The Origin of the „Original Hebrew“ of Eccle-
siasticus. London 1899.
7) Revue des Etudes juives XXXIX, 1f.
°) Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgen-
landes XJ, 98 bes. Anm. 3
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Marz 1900.) 96
lassen. Keinem fiel es indessen damals ein,
das Urteil zu verallgemeinern und das
Original zu einer Übersetzung zu degra-
dieren. Liessen sich ja unzählige Stellen
der griechischen and syrischen Ueber-
setzung nur aus dem entdeckten Original
erklären. Auch die von Schechter ver-
öffentlichten neuen Fragmente zeigten die-
selbe Erscheinung, so dass Taylor seiner
Übersetzung und Bearbeitung des Textes
eine besondere Replik gegen Margoliouth’s ')
These einverleibte und auch Smend?),
der den vorliegenden Text als stark verderbt
erklärt, doch im Allgemeinen an der Echtheit
festhält. Selbst G. Margoliouth muss sich
gegen seinen Bruder erklären‘) und im
gleichen Hefte weist Bacher‘) die Hin-
fälligkeit der gegen die Echtheit erhobenen
Argumente nach 5).
Aber erst die zu besprechende Abhand-
lung von König (erweiterter Sonderabdruck
aus The Expository Times 1899) hat die
Frage in ihrem ganzen Umfang klar auf-
gerollt und zu glücklicher Lösung geführt®).
Die Detailkenntnis und Akribie des Ver-
fassers ebenso wie sein sicherer philolo-
gischer Takt kommen in dieser reichhaltigen
Arbeit besonders gläuzend zur Geltung.
Zunächst wird die Quellenauktorität der zu
vergleichenden Texte geprüft. Die Mangel-
haftigkeit der Ueberlieferung von H. wird
vor allem daraus erwiesen, dass zwischen
den verschiedenen Handschriften, in denen
uns der Text erhalten ist weder quantitativ
noch qualitativ eine Einheitlichkeit besteht.
Wenn nun demnach auch die Quellenauk-
torität von H. keine absolute ist und an ein-
zelnen Stellen seine Worte einen sekundären
Charakter tragen, „kann doch die wesent-
liche Originalität von H wohl begründet
sein“.
Sodann wird H. in seinen Beziehungen
zu G. und S. quantitativ und qualitativ ge-
prüft. Vor allem die Plus-Stellen, die H.
gegen G. und S. aufweist, sprechen für die
Originalität von H., während die Plus-Stellen
in G. und H. sich vielfach direkt als se.
kundär erweisen lassen. In qualitativer Be.
') The Wisdom of Ben Sira LXX— LXXV.
?) Theologische Litteraturzeitung 1899 No. 18.
(Zu 6,30 wäre dort auch auf meine Notes critiques
zu verweisen gewesen).
3) Jewish Quarterly Review XII, 2 ff.
+) ibid 92— 108.
5) Vgl. jetzt auch unter vielen andern Kautzsch
Apokryphen. Einleitung XVII.
€) Sehr wertvoll für die Beurteilung des Textes
sind die eben erschienenen „Notes on the Cambridge
Fragments of Ecclesiasticus“ von Bacher (JQR XU,
| 272- -290).
97 [No. 3.]
ziehung beweist die Vergleichung der drei
Texte, dass man nicht nur nicht nötig hat,
H. als Riickiibersetzung aus den Versionen zu
erklären, sondern dass eine solche Annahme
geradezu unmöglich ist, ja es lässt sich an
mehr als einer Spur der Weg erkennen,
auf dem die Sirachsprüche zu der Gestalt
gelangten, die in G. und S vorliegt. In
diesem Abschnitte findet sich eine Reihe
wertvoller Beiträge zur Exegese des hebr.
Textes. Der S. 45 aus 43, db erbrachte
Nachweis, dass S. nicht völlig unabhängig
von G. entstanden, findet sich schon in
meiner Besprechung von Cowley-Neubauer!)
und unabhängig davon in der gleichzeitigen
Besprechung
Levi?)
Der dritte grösste Abschnitt betrachtet
den hebr. Text vom Standpunkt der Sprach-
Schrift und Litterargeschichte. Zuerst wird
die Orthographie, die Laut- u. Formenlehre der
Reihe nach durchgegangen.
sich König auf seinem ureigensten Gebiete
und es gelingt ihm leicht, den überzeugenden
Nachweis zu führen, dass das Hebräisch von
H. nicht aus der nachbiblischen Zeit stammt,
ein Resultat, das auch durch die (wenig
zahlreichen) aramaisierenden Elemente nicht
erschüttert werden kann.
Nicht ganz einwandfrei scheinen mir die
Ausführungen Königs über die Beziehungen
von H. zum Arabischen. Wir kennen den
althebräischen Wortschatz viel zu ungenügend,
um behaupten zu können, dass ein Wort,
das bisher bloss im Arabischen bekannt war,
wenn es bei Sirach vorkommt, gleich als
Arabismus betrachtet werden muss‘). Hat uns
doch auch die Mischna und Tosefta eine
Anzahl zweifellos althebräischer Wurzeln
aufbewahrt, die man sonst nur im arabischen
kennt z. B. poon „verpfänden“ |») TDDN
„schädigen* Ju MD (aramäisch nur im
Targum offenbare Entlehnung aus dem
Hebräischen) „Zwang“, „Widerwilligkeit“
575, im südarabischen 7 z König möchte
ıı WZKM XI, 4 Ann. 4.
7) Monatsschrift f. Gesch. und Wiss. d. Judent.
41, 384.
8) L’Ecclésiastique p. 63 ff.
*) Will man, überhaupt besonderes Gewicht auf
die Thatsache legen, „dass die meisten Annäherungen
an den arabischen Sprachgebrauch sich in den
Weisheitsschriften des A. T. finden“, so möchte ich
gerade den umgekehrten Schluss daraus ziehen:
im Sprüchwort und in der volkstümlichen Rede
erhalten sich alte Worte u. Formen, die sonst schon
längst aus der Sprache des Lebens geschwunden
- sind: die Wiederkehr der betr. Worte im Arabischen
beweist höchstens, dass wir es hier mit alten urse-
mitischen Wurzeln zu thun haben.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
von Fraenkel?) und bei
Hier befindet '
[Marz 1900.) 98
die „Arabismen“ des Sirach, der Proverbien
und des Ijobbuches aus dem Umstand
ableiten, dass östliche Stämme (73 naar
ep 3 1. Kön. 5, 10) durch ihre Weisheit
berühmt waren. Die einzige sichere Ent-
lehnung aus dem Arabischen, die ich im A.
T. anerkennen kann, ist der Name eines
Landesproduktes O30 x eel „Aloeholz“
vergl. meine Ausführungen in der Monats-
schrift f. Gesch. und Wiss. des Judent. 38,
135, wo diese Identifizierung näher begründet
ist‘. Die Zusammenstellung von DpòN
(Prov, 30, 31) mit ppl ist sehr unwahr-
scheinlich, wenngleich ich meine Erklärung
(Analekten 75) heute nicht mehr aufrecht
erhalte. Vgl. König p. 72 Anm. 2. Es
spricht kein zwingender Grund dagegen,
Dayn bei Sirach für gut hebräisch zu
halten, ebenso wenig m, das übrigens schon
Fleischer zu Levy I 560 mit arabisch 5459
zusammengestellt und als ächt semitisch
erklärt hat gegen Levys Ableitung von södıx0s.
Ueberzeugend ist wieder die Zurück-
weisung der Annahme vom Einfluss der per-
sischen Sprache, die indess schon vorher
von Bacher a. a. O. noch gründlicher be-
sorgt worden war.
Besonders wertvoll und durchaus originell
ist der Nachweis der Originalität aus der
Schriftgeschichte, denn eine Reihe von Text-
schädigungen im hebr. Sirach erklären sich nur
daraus, dass die älteste Gestalt von H. zu einer
Zeit geschrieben wurde, wo der Gebrauch
der Finalbuchstaben noch nicht herrschte.
Endlich werden verschiedene litterar-
geschichtliche Momente zur Erhärtung der
Echtheit herangezogen, unter denen nament-
lich der Charakter der Randbemer-
kungen von hoher Beweiskraft ist. Ein
Teil derselben lässt sich als innerhebriisch
nachweisen, ein anderer setzt eine Ver-
gleichung mit G. und S. voraus, die nur
dann einen Sinn hätte, wenn H als original
vorausgesetzt ist).
Zum Schlusse fasst König seine Resultate
zusammen und weist die Angriffe auf die
Bibelkritik zurück, in die Margoliouth seine
Broschüre ausklingen lässt. In den Nach-
trägen wendet sich der Verfasser noch ein-
mal gegen einen Artikel von Margoliouth in
The Expository Times Nov. 1899 p. 90f.
Den Abschluss des Ganzen bildet ein wert-
volles Stellenregister.
Diese Besprechung giebt mir die er-
1) Das Sx gehört schon im Arabischen zum
Stamme und ist nicht, wie auch König glaubt.
Artikel.
99 (No. 3]
wiinschte Gelegenheit, eine Reihe nur teil-
weise zusammenhängender Bemerkungen zu
den neu entdeckten Kapiteln zu geben.
Durch die Annahme von Glossen er-
klären sich manche Schwierigkeiten des
Textes, so die schon so oft besprochene und
soeben auch von Bacher') behandelte Stelle
6, 22 sn ond sd) un 1D maw DION >
nms. Es ist schon auffallend, dass auf
7012 sich ein feminines Suffix in myw be-
zieht und in der ganzen zweiten Vershälfte
das Feminin steht, dann aber ist ein doclı
offenbar beabsichtigtes Wortspiel nicht zu
erkennen. Alle Schwierigkeit verschwindet,
wenn wir 01) als Glosse für nmin fassen,
das in den Proverbien stets synonym ge-
braucht wird, auch in unserm Text dreimal
(16, 12; 32, 17°); 41, 4) vorkommt und ein
Wortspiel mit mmr) bildet. Vgl. Midrasch
Mischle ed. Buber p. 96 (zu Prov. 24, 26)
yY? I OR DIAIDI DIT Den pu” onw
yaod oma) ob "nn mnnn mat ON
AYT ONO DEN.
35, 17° 5x per ay lautete ursprünglich
Moy per ay. So las noch G Zus Emioxsiyman
o vysotos, während S maai „om, Fans
dafür v5y las. So ist nach Fürst auch 1.
Sam. 2, 10 moy für òy zu lesen. Bemer-
kenswert ist, dass die Randnote 40, 1º eben-
falls moy für 5x hat.
35, 18° pm viv wm “Y ist von G dag
sEaon mwAn Fog úßgiorðv und von S {sod
War ,omdsad poal wiedergegeben. Im
Original stand daher statt vaw wohl 5m, das
sowohl „Menge“ wie „Kraft“ bedeutet. Dem
Glossator scheint y 125, 3 yenn vw vor-
geschwebt zu haben.
35, 19 ınyıw"2 hat weder G v ro lési
attod noch S mlaliieas> vorgelegen. Ver-
mutlich stand nòm, wofür G wn>on2 las.
36, 13 cy Sy Dna (vgl. meine Notes cri-
tiques sur le Texte de l’Ecclesiastique REI
XXXV 48 ff. z. St.) kann nicht ursprünglich
sein, da ja der nächste Vers mit diesem
Verbum beginnt und die Verss. sonst sicher
ebenso wie dort tibersetzt hitten. Ich glaube
vielmehr aus G den Nachweis erbracht zu
haben, dass hier mgg (= arab. ) gestanden
habe, wofür S mew gelesen. Für das gewiss
seltene und in späterer Zeit unverständliche
mew kam dann Cm in den Text.
(Schluss folgt).
1) JQR XII, 277.
3) 32, 17 gibt S JaaXNeu, wie an unserer Stelle
höchstwahrscheinlich "nsın wieder.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Marz 1900.) 100
P. Nivard Schlögl, De re metrica veterum
Hebraeorum disputatio. Wien, Mayer & Cie., 1899.
Johannes Döller, Rhythmus, Metrik und
Strophik in der bibl.-hebräischen Poesie.
Paderborn, Schöningh, 1899. Bespr. von Hubert
Grimme.
Die Dringlichkeit, über die brennenden
Fragen der biblisch-hebräischen Metrik ins
Reine zu kommen, hatte im Jahre 1897 die
theologische Fakultät der Universität Wien
bestimmt, den erstjährigen Zins der Lacken-
bacherschen Stiftung als Preis für eine Arbeit
auszusetzen, die folgendes Thema lösen würde:
‘Exponendi sunt loci, quibus antiqui scriptores
de rbythmis in libris poeticis antiqui foederis
obviis loquuntur et systematice exponendi sunt
varii conatus eruditorum, qui a saeculo XVII
usque ad nostros dies in statuendis strophis,
metris, rhythmis carminum antiqui testamenti
laboraverunt.’ Nach Jahresfristwar die Fakultät
in der Lage, den vollen Preis einer Arbeit zuzu-
erkennen, deren Verfasser, Dr. Nivard Schlégl,
ein bis dahin unbekannter Gelehrter, in der
Zelle des Cisternienserstifts Heiligenkreuz
als Novizenmeister thätig ist; daneben wurde
von ihr noch eine zweite Arbeit für preiswürdig
erklärt, die von Dr. Joh. Döller, Professor
am Priesterseminar zu St. Pölten, eingereicht
war. Die betreffenden Abhandlungen beider
Gelehrten sind inzwischen im Druck er-
schienen, allerdings soweit umgearbeitet, dass
ihre Titel sie als Darstellungen der hebr.
Metrik bezeichnen, und treten nun in weitere
Konkurrenz ein um die Gunst der gelehrten
Welt.
Das Verdienst neuer Entdeckungen auf
dem metrischen Gebiete beansprucht keines
der beiden Bücher; ihre Verfasser verfahren
im wesentlichen eklektisch, indem sie, jeder
auf seine Weise, aus den bisherigen Mei-
nungen das ihnen haltbar Scheinende aus-
lesen und systematisch zusammenstellen.
Deshalb kann der weite Raum gerechtfertigt
erscheinen, den bei Beiden die Besprechung
der alten Zeugnisse und neuen Systemver-
suche einnimmt. Von den trefflichen Vor-
arbeiten eines Saalschütz und Budde unter-
stützt, haben sie das dahingehörige Material
ausreichend zusammengestellt und gewertet,
Schlögl mit mehr künstlerischer Präzision,
Döller in breiterer und etwas schwerfälliger
Darstellung Die wichtige Frage, wie weit
die christlichen Kirchenschriftsteller in ihren
Notizen über bibl. Metrik von Philo und
Josephus abhängig sind, hat nur Döller be-
rührt, wenn auch nicht ganz gelöst. In der
Auffassung des Ausdrucks des Hieronymus
“quasi Sapphico metro’ geht Döller sicher
falsch, wenn er ihn im Sinne von Rhythmus
101 (No. 3.]
nimmt; hier hat Schlögl das Richtige ge-
fanden, der es deutet ‘metrum . . neque
syllabicum tantum neque accentibus tantum
innitens, sed tam ab accentibus quam a
syllabarum quantitate pendens’. Die Bestäti-
gung hierfiir finde ich in dem Urteile des
Gennadius über die lateinischen Gedichte
des Commodianus, deren zwischen Quanti-
tierung und Akzentuierung schwebende Vers-
form ausser Zweifel steht: ‘scripsit . . quasi
versu (vgl. Ausgabe von Dombart, S. 1.).
Bot der historische Teil des Themas nicht
übermässige Schwierigkeiten und ist er da-
her in beiden Schriften zufriedenstellend ge-
löst, so verlangte die Kritik der bisherigen
Systeme Selbständigkeit im Urteile und
metrische Beanlagung. Wenn hier Döller
seiner Aufgabe nicht gewachsen zu sein
scheint, so mag dies besonders an seiner zu
geringen Unterlage von allgemeinmetrischem
Wissen liegen. Das schliesse ich aus verschie-
denen auffälligen Behauptungen. “Jede älteste
Volkspoesie pflegt ohne Metrum zu sein’ sagt er
S. 86. Wenn aber etwas in der Metrik fest-
steht, so ist's der Erfahrungssatz, dass die
Poesie, je höher hinauf man sie verfolgt,
desto strenger sich an metrische Formen
bindet, weil hier die Musik noch ihr ständiger
Begleiter ist. Weiter soll es nach D. (S. 77)
einer jeden Erfahrung widerstreben, dass
eine Poesie zugleich quantitierend und akzen-
tuierend sei. Damit ignoriert er die recht
moderne Theorie, dass quantitierend und
akzentuierend keine so entgegengesetzten
Begriffe sind, dass sie eine Mischung aus-
schlössen. Wie will man in der griechischen
Metrik die Erklärung der freien (Herman-
nischen) Basis ohne Akzenteinwirkungen er-
klären? wie die Möglichkeit des Ersatzes von
v — u — durch — — ~ —, von —v — ~
durch — ~ — — in der griechischen Metrik,
von ~v—~— durch —~ ~ —, vere —, —— + —
in der arabischen verstehen, wenn man niclit
in diesen lange für rein quantitierend gehal-
tenen Dipodien auch einen schwächeren und
einen stärkeren Akzent wirken lässt? War
Döller diese bezüglich der arabischen Metrik
aul M. Hartmanns ‘Metrum und Rhythmus’
basierende Meinung fremd, so hätte er doch
nicht auf das Zeugnis von Westphals diskredi-
tierter ‘Allgemeinen Metrik’ hin erst unbe-
stimmt (S. 54), dann aber als gewiss (S. 86) be-
haupten dürfen, dass die Araber ‘von Anfang
an kein Metrum in ihrer Poesie gehabt, sich
vielmehr erst später eine quantitierende
Metrik errungen hätten. Hätte er sich dabei
noch auf Guldzihers Segtheorie berufen,
als der neuesten, aber wie ich zu zeigen
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Marz 1900.) 102
| i -o
' noch Gelegenheit nehmen werde, nicht zu-
treffenden Ansicht!
Döllers Standpunkt in der Frage nach
der hebr. Metrik ist nun der, dass er jede
Annahme metrischer Regeln bekämpft, da-
gegen die Existenz einer hebr. Rhythmik
und Strophik befürwortet. Schon rein theo-
retisch betrachtet, muss dieses System
Kopfschütteln erregen. Aus der Rhythmik
entwickelt sich erst Metrik, sagt D. (S. 17)
mit Recht, was auch ein Augustinus schon
wusste; woher aber stammt die Strophik,
wenn nicht aus der Vorstufe einer feinge-
regelten Metrik? Dabei setze ich allerdings
voraus, dass unter Strophe nicht etwa eine
nach keiner Seite fest zu umgrenzende Sinnes-
einheit verstanden werde, sondern ein Vers-
gefüge, das bei seiner Wiederholung stets
gleiche Proportionen zeigt; solches ist die
ursprüngliche, aus der Vervollkommnung des
musikalischen Liedvortrags entstandene
Strophe, und sie muss man für das Hebrä-
ische ansetzen, weil hier die Gesang- und
Instrumentbegleitung der Lieder ganz ge-
wöhnlich war. Ja, wenn sich die Gesang-
strophe zur Lesestrophe verflacht, selbst
dann pflegt, um sowohl dem Auge wie dem
Ohre zu schmeicheln, die Regelmässigkeit
des strophischen Aufbaus nicht aufgegeben
zu werden. Erst die letzte Entwicklung der
Strophe, wenn aller Nachdruck dem Inhalte
gilt, kann die gleichmiissigen Formen sprengen;
diese letzte Stufe aber in die hebr. Poesie
hineinzutragen, haben wir nicht die geringste
Veranlassung.
D. scheint zur Verwerfung der Metrik
als Zwischenglied von Rhythmik und Strophik
wesentlich durch eine höchst einfache Er-
wigung geführt worden zu sein. Er sagt
(S 85): “Wire es wirklich jemandem ge-
lungen, ein Metrum in der bl. Poesie zu
entdecken, so wiirde dies gewiss allgemein
ancrkannt und angenommen werden, jeder
Widerspruch müsste von selbst verstummen‘.
Vielleicht, — wenn nämlich der Grundstein der
hebr. Rhythmik und Strophik, die hebr. Ton-
und Lautlehre unbestritten feststände; aber
glaubt D. solches etwa daraufhin, dass die
meisten unscrer Grammatiken sich bezüglich
dieser Dinge in so inniger Harmonie fühlen?
‘Weiter ward jahrhundertelang so kräftig die
griechisch-lateinische Metrik alten Schlages als
die einzigwahreangepriesen, dass schon Mut da-
zu gehörte, an die Existenz anderer Metriken zu
glauben. Erst die indogermanische Sprach-
wissenschaft hat mit der Akribie in der Be-
handlung der einfachsten Sprachelemente,
wie Ton und Laut, die Mittel geschaffen, um
103 [No. 3.]
jeder Metrik auf den Grund zu kommen;
das datiert aber erst seit kaum einem Viertel-
jahrhundert und wird bis jetzt noch von
manchem Hebraisten fast ignoriert. Dass sich
da in der Vorzeit ein totgeborenes System
auf das andere häufte, kommt mir garnicht
verwunderlich vor.
Dass in D.’s Leugnung der Metrik Vor-
eingenommenheit hineinspielt, scheint mir
daraus hervorzugehen, wie er die Kritik an
den von ihm nicht anerkannten neueren
Systemen übt. Bickells System, welches er
mit dem Lobe einführt, es verdiene die
grösste Beachtung wegen seiner tiefen wissen-
schaftlichen Begründung, wird nichtsdesto-
weniger mit 9 Zeilen abgethan, die sich nur
gegen B.’s Freiheiten bezüglich der Form-
veränderungen und das unschöne Anhäufen
der Konsonanten richtet. Noch kürzer fällt
seine Beurteilung meines Systems aus, trotz-
dem ihm seine Darstellung 4 Seiten Raum
kostet). (Schluss folgt).
Bernhard Stade, Geh. Kirchenrat u. Professor der
Theologie in Giessen, ausgewählte akademische
Reden und Abhandlungen. Giessen. J. Ricker-
sche Verlagsbuchhandlung 1899. 296 S. 8°, 6 M.,
geb. 7.25 M., angezeigt von Hugo Winckler.
Stade hat in dem Bande eine Anzahl von
besonders und in Zeitschriften erschienenen
1) In der Besprechung von meinem metrischen
Systeme finden sich verschiedene irrtümliche Be-
hauptungen. So sage ich keineswegs, dass eine
schwachtonige Silbe, die einer nebentonigen
untergeordnet ist, zur Vershebung werden könne;
D. verwechselt hier nebentonig mit schwachtonig.
Weiter zitiert er mich unrichtig damit, dass Schwa
compositum keinen Morenwert hätte; das habe ich
nur von solchem Hateph gesagt. welches an Stelle
von Schwa quiescens steht. Ich lehre ferner auch
nicht. dass Spatium und Paseq, resp. Legarmeh zu
den Strophenkennzeichen gehören, sondern führe sie
nur als Verskennzeichen auf. Endlich glaube ich
von dem circulus vitiosus weit entfernt zu sein, den
D. mir zuschreibt, dass ich nämlich die Quantität
der Silben vom Akzente abhängig sein liesse, und dass
der Akzent hinwieder aus der Guantitit der Silben
bestimmt werde. Ich scheide deutlich genug zwischen
Quantität und Akzent als zwei verschiedenen Eigen-
schaften der hebr. Silben; wenn es sich aber darum
handelt, die „Schwere“ einer Silbe oder eines Wortes
zu messen, müssen doch wohl beide Eigenschaften
in die Rechnung eingestellt werden. Eine Silbe kann
stark an Quantität, oder sagen wir Morengehalt,
sein und schwach an Ton, eine andere umgekehrt;
eine dritte kann von beiden Elementen viel oder
wenig haben. Eine Hebung tritt nur nach ganz be-
stimmten Gesetzen auf eine Silbe; ich habe sie da-
hin definiert, dass bei stärkerem Tone weniger Moren
(nämlich 7 bei fehlendem Auftakt, 8 bei Auftakt),
bei schwächerem Tone mehr Moren (nämlich 8,
bezw. 9) die „Schwere“ einer hebungsfähigen Silben-
gruppe bedeuten; mich dünkt, man kann nicht ge-
nauer — Döller nennt’s freilich ,verkehrter“ — vor-
gehen als ich es thue,
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG
[März 1900.) 104
Untersuchungen zusammengestellt, welche
einen dauernden Wert besitzen, und deren
Zugänglichmachung daher mit Freuden be-
grüsst werden kann. Die ersten drei davon
besitzen ausschliesslich oder doch ganz vor-
wiegend theologisches Interesse und entziehen
sich daher der Beurteilung an dieser Stelle:
Über die Lage der evangelischen Kirche
Deutschlands (1883), Die messianische Hoff-
nung im Psalter (1892), Über die Aufgaben
der biblischen Theologie des Alten Testaments
(1892). Die Untersuchung über „das Volk
Javan“ (1880) ist auch jetzt kaum in Einzeln-
heiten zu berichtigen, über „Die Entstehung
des Volkes Israel“ haben wir uns ausführlich
auseinandergesetzt. Hieran schliesst sich der
Wiederabdruck der von Stade in der von
ihm herausgegebenen „Zeitschrift für alt-
testamentliche Wissenschaft“ veröffentlichten
Beiträge, welche überwiegend textkritische
Fragen behandeln und für jeden alttestament-
lichen Philologen wertvoll sind. Die Unter-
suchung über den „Text des Berichtes über
Salomos Bauten 1. Kön. 5—7“ ist für das
Verständniss des Abschnittes grundlegend.
Ebenso enthalten die Anmerkungen zu 2. Kön.
10—14 und zu 2. Kön. 15—21 zahlreiche
textkritische Beiträge, welche für die Er-
klärung des Bibeltextes bereits gebührend
gewürdigt worden sind. Die „Beiträge zur
„Pentateuchkritik“ wiederholen die schöne Ab-
handlung über das ,Kainszeichen* und die
kleineren über den „Thurmbau zu Babel“
und „die Eiferopferthora“.
Können wir Stade also nur beistimmen,
dass er diese wertvollen Arbeiten für immer
allgemein zugänglich gemacht hat, so möchte
ich um so mehr noch meine völlige Überein-
stimmung zu dem Urteil geben, welches hier der
Herausgeber einer Zeitschrift über die Zweck-
mässigkeit der Veröffentlichung wertvoller
Arbeiten in Zeitschriften fällt: Er drückt
durch seinen Wiederabdruck doch nichts
aus, als dass er solche Veröffentlichungs-
weise für ein ehrenvolles Begräbnis hält.
Wenn dem aber so ist, so befreit uns von
der Landplage der Zeitschriften.
Dr. Rudolf Smend, Professor an der Universität
Göttingen, Lehrbuch der”alttestamentlichen Reli-
gionsgeschichte. Zweite;umgearbeitete Auflage.
Freiburg i. B. J. C. B. Mohr. 1899. 519 S. 8°,
11,50 M., geb. 14 M., angezeigt von Hugo Winckler.
Die neue Auflage zeigt mancherlei Ver-
änderungen gegen die erste; in Auffassung
des Stoffes, Benutzungsart der Quellen und
dem für den augenblicklichen Stand mass-
gebenden Gesichtspunkt: Erklärung der isra-
105 [No. 3
elitischen Religion aus der Kultur- und Ideen- |
welt des alten Orients heraus, ist sie dieselbe
geblieben. Können wir fiir die ersten beiden
Punkte Smend als einen sorgfältigen Inter-
preten der Wellhausenschen Anschauungen
und Forschungsergebnisse bezeichnen, so
müssen wir leider auch für den dritten fest-
stellen, dass dieses ausschlaggebende Moment
für ihn ebensowenig existiert, wie für Well-
hausen selbst. Für uns, die wir nicht theo-
logische Zwecke verfolgen, sondern den
Fragen lediglich von historischem Standpunkt
aus gegenüberstehen, kann das Buch daher
nur als ein Specimen dessen gelten, was
ohne Berücksichtigung der erst unsern Stand-
punkt bestimmenden Anschauung erreicht
worden ist, und wir können uns nur wünschen,
dass auch diese recht bald eine gleich sorg-
fältige Vertretung finden möge Freilich
würde das eine grössere Arbeit bedeuten,
denn der Stoff ist hier noch nicht durch-
gearbeitet und strömt täglich neu zu: wenn ;
wir aber nicht abschliessen können, so müssen
wir anfangen.
der Religionswissenschaft, nur durch das
Schaffen, nicht durch das Abwarten begründet
man Wissenschaften, und nur so lange jene
schaffen, und ihr schweigt, werden sie
herrschen.
Berlin
Mitteilungen.
Zu den Altertfimern von Tell es-SAfiye.
W. Max Müller.
Die im Quart. St. des PEF. mitgeteilten
Ausgrabungsresultate aus Tell-es-Säfiye sind
bei dem gegenwärtigen Stand unserer Kennt-
nis der palästinischen Altertümer schwer zu
klassifizieren. Wem es Spass macht, der
kann mit imposanten Bestimmungen wie
„amoritisch, präisraelitisch* u. s. w. fürchter-
lich um sich werfen. Einstweilen giebt es
kein besseres Mittel zur ungefähren chrono-
logischen Bestimmung der Schichten als die
gefundenen ägyptischen Gegenstände mit
Inschriften Sehen wir von den pseudo-
ägyptischen barbarischen Nachahmungen ab,
zu denen ich auch den Skarabäus mit dem
altertümlichen ,scroll-work“ Petrie’s (be-
sonders um 1600 gebräuchlich) rechnen
muss, so haben wir: pl. VI zu 332, zwei
Skarabien Ramses II, die natürlich nur
einen Terminus a quo gewähren. Man hat
den glückbringenden Namen noch in der
spätesten Zeit gerne eingeschnitten.
Die S. 330 abgebildete Figur aus „green
paste“ (331) weist die 3. Redaktion des 6. |
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
Also ans Werk, ihr Vertreter |
[März 1900] 106
Totenbuchkapitels auf, welche Loret Rec.
Trav. 3, 93 der Zeit seit der 26. Dynastie
geteilt! Man muss also sich in recht
mässigen Zeitgrenzen bewegen. Allerdings
liegt die schon von der Redaktion der OLZ.
betonte Gefahr nahe, dass die bachschisch-
lüsternen Arbeiter Abfälle vom Antikenmarkt
Aegyptens einschmuggeln. Wenn die in
Kairo fast wertlosen kleinen Perlen und
Amulette ein gutes Trinkgeld bei Jerusaleın
einbringen, so dürfte den Arbeitern gehörig
auf die Finger gesehen werden. Sind die
Sachen ächt, so sind sie von Reisenden
alter, aber doch jedenfalls wohl nachexi-
lischer, Zeit aus Aegypten verschleppt, wie
fast alles in Syrien Gefundene dieser Art
G. Körte-Rostock wird demnächst in Begleitung
seines Bruders Körte-Greifswald eine Forschungsreise
nach Kleinasien unternehmen.
Lit. Centralbl.
Eine Expedition von Naturforschern, Geologen,
Ingenieuren, Landwirten und Industriellen befindet
sich auf dem \Wege nach den Sudan.
D. L. Z. °
Aus gelehrten Gesellschaften.
Sitzgsber. d. Kgl. Preuss. Ak. d. Wiss. zu Berlin.
1t. Januar: Harnack liest über die beiden Rezen-
sionen der Geschichte der Prisca und des Aquila;
Erman berichtet über den am 3. Okt 1899 erfolgten
Einsturz im grossen Tempel zu Karnak.
Stzgsbr. d. Kgl. Pr. Ak. d. W. z. Berlin 18. Jan.
Erman liest über die Flexion des ägyptischen Ver-
bums; handelt über die Entstehung der jüngeren
Art der Flexion und giebt eine Erklärung des ab-
weichenden Charakters de: Aegyptischen von den
semitischen Sprachen durch eine vermutete Ueber-
tragung des Aegyptischen auf eine anderssprachige,
etwa den heutigen Nubiern verwandte Urbevölkerung.
Psychol. Ges. zu Breslau. 30. Mai 1899. Fr.
Kovats aus Pressburg sprach über die Uranfänge
der Wirtschaft Entstehung von Familie und Ge-
sellschaft).
Acad. des Inscriptions, 26. Janvier. Maspero be-
richtet der Ac. über den Einsturz in Karnak. Legrain
beginnt die von ihm gemachten Funde herauszugeben.
Oriental Club, Philadelphia. Januar: P. Haupt.
Origin and aim of the Mosaic ritual.
Februar: W. M. Müller, the earliest history of
the Philistines.
Personalien.
Als Vertreter der alttestamentlichen Theologie
ist Prof. Karl Budde nach Marburg berufen worden,
Prof. Ed. König nach Bonn und Privatdocent
W, Volck, ehemals Prof. in Dorpat, nach Rostock.
107 [No. 3.]
Dr. G. Kampffmeyer hat sich an der Univ...
Marburg für Orientalia habilitiert.
Dr. Kurt Sethe, "Disatdosent in Berlin, ist
zum 8.0. Prof. für Aegyptologie in Göttingen ernanut
worden.
Zeitsehriftenschau.
Abhandl.d.E.K.geogr. Ges.in Wien. 1899.
I. 2. u. 3. J. Rein, Beiträge zur Kenntnis der
spanischen Sierra Nevada. Mit einem Anhang über
die wichtigsten Ereignisse während der maurischen
Herrschaft im Gebiete der Sierra Nevada und ihrer
Nachbarschaft, einer geographischen Karte und einer
Tafel enthaltend die geodätische und astronomische
Verbindung von Algerien mit Spanien.
I. 4. u. 5. K. Oestreich, Reiseeindrücke aus dem
Vilajet Kosovo (mit Karte).
The Academy 1900.
17. Febr. A. H. Sayce, Babylonians and Assyrians
(u.) L. W. King, Babylonian religion and mythology,
bespr. v. ?
Ao. des Inscr. et Belles-Lettres.
Sitzung vom 19. Januar. Gauckler hat in der
punischen Nekropolis von Karthago unter anderem
einen Elfenbeinkamm gefunden, auf dessen beiden
Seiten Figuren, egyptische Göttinnen und 2 Genien
„de style plutöt assyrien“ eingraviert sind. Solche
Kämme hat kürzlich der Engländer Bonsor im süd-
lichen Spanien gefunden!) Unter den gefundenen
Gegenständen befinden sich zwei Beile mit Gra-
vierungen, die Heusey als die phönikischen Palmetten
bezeichnet
Ao. Roy. d. Belgique. Bulletin d. 1. Classe
des Lettres eto. 1899.
11. J. Robie, le désert et le mirage (Lichtstudien
in der Sahara und in Suez).
Analecta Bollandiana 1899.
IV. Bulletin des publications Hagiographiques
(Bemerkungen zu der Litteratur über Heiligen-
geschichten).
Archiv f. Papyrusforschung 1900.
I. 1. A. Bauer, heidnische Märtyrerakten. —- H.
Willrich, der Chelkiastein. Ein Beitrag zur Ge-
schichte der Juden in Aegypten. — H. Erman, die
Siegelung der Papyrusurkunden. — J. C. Naber, obser-
vatiunculae ad papyros juridiciae. — C. Schmidt,
Christliche Texte (Oxy. I, 1—6). — U. Wilcken,
Papyrusurkunden. — L. Mitteis, neue Rechtsurkunden
aus Oxyrhynchos. — M. L. Strack. Inschriften aus
ptolemäischer Zeit. — Mitteilungen: englische Aus-
grabungen im Faijtim 1898/99.
Archiv f. Philosophie 1900.
XII. 2 T.J. de Boer, zu Kindi und seiner
Schule. (Die Verdienste Kindi’s und seiner Schüler
liegen nicht auf dem Gebiete der Philosophie, sondern
der Medizin, Mathematik, Geographie, Astrologie
und Geschichte.)
Berliner philol. Wochenschr. 1900.
1. Philonis Alexandrini opera quae supersunt. III
ed. Wendland bespr. v. Stählin.
') cf. OLZ III 78 (Revue Archéologique).
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[März 1900.) 108
—
2. Büchler, D. Tobiaden und die Oniaden bespr.
v. H. Willrich.
3. Ioannis Philoponni libellus de paschate ed.
C. Walter bespr. v. Radermacher.
4. J. L. Myres and Ohnefalsch- a Catalogue
of the Cyprus Museum bespr. v. X. Wide.
Blätter f. d. Gymnasial-Schulwesen 1900.
I u. II. K. Rück, das sogenannte Anecdoton
Hygini. — Fr. Koepp, Alexander der Grosse, bespr.
v. Melber. — F. Söhns, unsere Pflanzen hinsichtlich
ibrer Namenserklärung u. s. w., bespr. v. Stadler,
der Cypresse und Anemon als "Wörter semitischen
Ursprungs erklürt, ohne ihre Bedeutung anzugeben. —
Literarische Notizen: H. v. Soden, Palästina und seino
Geschichte, bespr. v. H. M.
Oomptes rendus 1900.
5. Basset, matériaux d'étude topologique pour
l'Algérie et la Tunisie.
Oorresp. - Blatt d. D. Ges. f. Anthrop.
Ethnol. u. Urgesch. 1899.
9. Versammlung der Deutschen und Wiener
anthropologischen (resellschaft in Lindau: Vortrag des
Prof. M. Hoernes, die Anfänge der bildenden Kunst
(stellt die Darstellungen einer Thontafel aus Senkereh
mit den Figuren der venetischen Situlen und Gürtel-
bleche aus dem Hallstätter Kulturkreise zusammen,
hierzu Abbildungen).
Deutsche Litteraturz. 1900.
4. K. Ahrens und G. Krüger, die sogenaunte
Kirchengeschichte des Zacharias Rhetor, bespr. v.
E. v. Dobschütz. — D. H. Müller, südarabische
Altertümer im Kunsthistorischen Hofmuseum, bespr.
v. J. Wellhausen. — L. Kupelwieser, die Kämpfe
Oesterreichs mit den Osmanen vom Jahre 1526 bis
1537, bespr. v. O. Weber. — Zdenko Ritter Schubert
von Soldern, Bochara, bespr. v. J. Strzygowski.
5. D. S. Margoliouth, the origin of the „Original
Hebrew of Ecclesiasticus, bespr. von M. Löhr. —
Isaia Levi fu Isacco, grammatica ed esercizii pratici
della lingua Ebraica, bespr. v. G. Beer.
6. K. Budde, die Religion des Volkes Israel bis
zur Verbannung, bespr. v. Fr. Giesebrecht. —
W. Victor, le bone Florence of Rome, bespr. v.
A. Wallensköld, (Orientalischer Ursprung der Cres-
centiasage, zum erstenmal im Papageienbuch des
Nachschebe, dann in 1001 Nacht.) — Fr. Boll, Bei-
träge zur Uberlieferungsgeschichte der griech. Astro-
logie und Astronomie, bespr. v. J. L. Heiberg.
7. ©. Thenius, die Bücher Samuelis 3. Aufl. v.
M. Löhr, bespr. v. W. Nowack. — P. Corssen, zwei
neue Fragmente der Weingartener Prophetenhand-
schrift, bespr. v. G. Behrmann. — S. Mannes, über
den Einfluss des Aramäischen auf den Wortschatz
der Misnah an Nominal- und Verbalstämmen I,
bespr. v. W. Bacher. — M. Levin, Lehrbuch der
jüdischen Geschichte und Litteratur 3, Aufl. bespr.
v.?%. — L. Bonelli, elementi di grammatica Turca
Osmanli, bespr. v. ?.— J. L. Myres and Max Ohnefalsch-
Richter, a Catalo of the Cyprus Museum with a
chronicle of excavations, bespr. v. H. Dragendorff. —
H. v. Soden, Palästina und seine Geschichte, bespr.
v.d. Benzinger. — P. W. v. Keppler, Wanderfahrten
und Wallfahrten im Orient 3. Aufl., bespr. v. ?. —
Fr. Buhl, die sozialen Verhältnisse der Israeliten,
bespr. v. ?.
8. Fr. Praetorius, das Targum zu Josua in
jemenischer Ueberlieferung, bespr. v. G. Dalman. —
109 (No. 3.)
G. Hüsing, elamische Studien, bespr. v. Heinrich
Winckler. — Fr. Dieterici, der Musterstaat von Al-
färabi, bespr. v. ? — P. M. Meyer, das Heerwesen
der Ptolemäer und Römer in Aegypten, bespr. v. ?
— F. J. Heer, die historischen und geographischen
Quellen in Jâqût’s geographischem Wörterbuch, bespr.
v. C. Brockelmann. — J. Gilson, l’e&tude du droit
romain composé aux autres droits de l’antiquits,
bespr. v. B. Kübler. — E. Jakobsthal, mittelalter-
liche Backsteinbauten zu Nachtschewän im Araxes-
thale, bespr. v. Strzygowski.
9. A. Bertholet, die israelitischen Vorstellungen
vom Zustand nach dem Tode, bespr. v. W. Brandt. —
M. Weissberg, die neuhebräische Aufklérungslitterat ur
in Galizien, bespr. v. M. Steinschneider. — E. König,
die Originalität des Sirachtextes, bespr. von ? —
H. Bertsch, Meeresriesen, Erdgeister und Lichtgötter
in Griechenland, bespr. v. H. Kiientzle.
Deutsche Zeitschr. f. ausländ. Unterrichts-
wesen 1900.
2. Rundschau: Deutsche Schulen in Alexandrien
und Kairo. — Schwatlo, Bericht über die Realschule
nn höhere Mädchenschule in Konstantinopel, besp.
v. G. Lenz.
The English Historical Review 1900.
Jan. D, G. Hogarth, Authority and archaeology,
bespr. v. G. M. Rushforth. — F. G. Fleag, Egyptian
chronology, bespr. v. F. L. Griffith. — W. Radloff,
die alttürkischen Inschriften der Mongolei, bespr.
v. E. H. Parker.
Friedreich's Bi. f. gerichtl. Medicin 1899.
VI. G. Hermann, ,Genesis“, das Gesetz der
Zeugung, bespr. v. ?
Gazette des Beaux-Arts. 1900. :
1. Fevr. G. Migeon, les cuivres arabes. II. Ar-
tikel. Le „Baptistère des Saint Louis“ au Louvre.
(Gefässe und Geräte aus dem 13. und 14. Jahrh.) —
Jean-J. de Vasselot, Faiences Musulmanes (Be-
sprechungen der Thonwarensammlungen der Herren
H. Wallis u. R. Koechlin u. der über dieses Thema
handelnden Werke von Wallis.).
The Geographical Journal. 1900.
2. H. Weld Blundell, a journey through Abyssinia
to the Nile. (Geographische Beschreibungen, ge-
schichtliche Bemerkungen aus den letzten Jahren,
Schilderung der Bewohner und des Lebens am Hofe des
Königs Menelik.) (Forts. folgt.) — C. R. Beazley,
new light on some mediaeval maps. II. (2.) die
Weltkarte des Heinrich von Mainz ca. 1110. 3. die
Karten des Jerome aus dem 12. Jahrh. darstellend
Palästina und den ganzen Orient. 4. die Psalter-
karten des Brit. Mus.) — R. Strachey, narrative of
a journey to the lakes Rakas-Tal and Mouasarowar
in western Tibet undertaken im September 1898
(mit Karte). — The monthly record. Asia: Kurze
Notizen über die Reisen R. Leonhards im nördlichen
Kleinasien, Lehmanns in Armenien, Olufsen’s Expe-
dition nach Pamir, und über das tote Meer. Afrika:
the French in the northern Sahara.
Geograph. Zeitschr. 1900.
VI. 2. Geographische Neuigkeiten. Afrika: Be-
setzung der Oase In-Salah durch die Franzosen.
Gött. gel. Anzeiger 1899.
12. Berger. die Ophthalmologie des Petrus His-
panus, bespr. v. Th. Husemann. — H. Reckendorf,
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(März 1900] 110
die syntaktischen Verhältnisse des Arabischen II,
bespr. v. C. Brockelmann. — A. Kalkmann, die Quellen
zur Kunstgeschichte des Plinius, bespr. v. F. Münzer.
Historische Zeitschr. 1900.
C. Humann u. a., Altertümer von Hierapolis,
bespr. v. O. Kern.
Jahrbuch d. kais. D. Archäol. Inst. 1899.
4. G. Weber, die Wasserleitungen von Smyrna.
II. — R. Oehler, die Häfen von Karthago (mit Karte).
— Erwerbungen des British Museum im Jahre 1898.
Department of Egyptian and Assyrian Antiquities.
Jahrbücher für Nationalök. u. Statist. 1900
1. F. Rachfahl, zur Geschichte des Grundeigentums
(Forts. folgt).
The Jewish Quarterly Review 1900.
No. 46 Januar. M. Steinschneider, An introduction
to the Arabic litterature of the Jews schliesst das
Supplement zum Verzeichnis der Eigennamen und
dann den ersten Teil der Intr. — In Blaus Artikel:
Dr. Ginsburg’s edition of the Hebrew Bible findet
G.’s Arbeit, aber nur die Introduction of the Masso-
retico-Critical Edition of the Hebrew Bible, eine
zwar späte aber um so griindlichere Würdigung von
berufenster Seite. Trotz hohen Lobes im allgemeinen
(das aber meist G.'s Fleiss gilt), werden G. doch
sehr schwerwiegende Vorwürfe gemacht: Ermüdende
Breite und Weitschweifigkeit, ungenügende Bekannt-
schaft mit der neuesten Litteratur'). Im ersten
Kapitel?) legt B. dar, dass eine massoretische und
eine critische Ausgabe zugleich liefern zu wollen,
ein Unding sei. 2. Kp. Einteilung der Bibel. Die
8 Reihen G.’s in der Mabelle über Reihenfolge der
Hagiographen sind auf 3 zu reduzieren. Die einzelnen
kleinen Abweichungen kommen nicht in Betracht.
Die 5 Reihen der Megillot-Tabelle G.’s sind gleich-
falls auf 3 zurückzuführen, die wieder avf 2 Prinzipien,
das chronologische und das liturgische zurückgehen,
Über die Einteilung in Sedras und Parschot wird
auf eine demnächst erscheinende Arbeit B.’s ver-
wiesen. 3. Kp. Wertvolle Materialien liefere G.’s
Behandlung der Orthographie). 4. Kp. Geschichte
und Entwickelung der Massora wiederholt — nach
Blau „through a printers error“ — 3 schon vorher
gedruckte Kapitel. Bei Behandlung des schon viel
bearbeiteten jüdischen Schulwesens, finden sich bei
') Vergl. auch O. L. Z. I, 227ff.
2) Wenn Blau S. 217 A. 2 G. gegen Bärs Kritik
(ZDMG. 40 p. 743—58) in Schutz nimmt, und es als
einen Vorzug von G.’s Massora hinstellt, dass er die
Fehler und Widersprüche der Quellen unverbessert
wiedergiebt, so könnte das nur gelten, wenn G. nur
Materialien zur Massora liefern wollte. Auch in
diesem Falle wäre es angebracht gewesen, in einer
Fussnote auf den jeweiligen Fehler hinzuweisen.
Für den mit der Massora nicht Vertrauten kann G.
nur irreführend. wirken.
5) Die Regel über Raphesetzung bei ME2J2 ist
zum ersten Male klar dargelegt. Dbeas ad wird
die Unrichtigkeit der folgenden drei von Bär-Delitzsch
aufgestellten Regeln nachgewiesen. Dageš stehe
1, wenn ein Wort mit demselben Konsonanten be-
ginnt, mit dem das vorhergehende schliesst. (035 532
etc.), 2. in einem auf eine gutturalis mit Sewa quiescens
folgenden Konsonanten. (nny7 etc.), 3. im 3 am
Beginn eines Wortes, wenn ihm pn folgt und einer
der Buchstaben „x vorangeht.
111 (No. 3.)
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Marz 1900.) 112
G, doch zahlreiche Missverständnisse. Die Nun inversae
sind nach Blau Abkürzungen von m) und erst im.
8. Jahrhundert statt der ursprünglich über den be-
treffenden Sätzen (Num. 10, 35/6. Ps. 107, 23—28, 40)
stehenden Punkte eingeführt. Eine diesbezügliche
schwierige, von G. ohne Bemerkung und Übersetzung
gegebene Stelle des Sifre sucht Blan zu korrigiern.
5. Kp. B. tadelt, dass G. bei der Beschreibung der
60 von ihm benutzten Mss. sich nach Ländern,
Bibliotheken und Catalognummern richtete, aber über
das Verhältnis der einzelnen Mss. zu einander kein
Wort äussere. Von der zuerst eingehend besprochenen
Handschrift, die zwischen 820—50 geschrieben sein
soll, gebe G. ein Facsimile, verweist aber bei der
palaeographischen Beschreibung nicht auf dieses,
sondern auf andere Stellen des Ms. Von Einzel-
heiten möge G.’s merkwürdige, von B. hervorgehobene
Übersetzung -mwa An) Arndt —= he completed
the Codex in the jear... for R. Salomon folgen.
6. Kp. Die Geschichte des gedruckten Textes sei
viel besser, da G. hier tüchtige Vorarbeiter hatte.
Trotzdem fänden sich auch hier wie bei den Mss.
eigentiimliche Missverständnisse bei Übersetzung der
Epigraphe. — Abrahams veröffentlicht einen Brief,
den Salomo Levi, später Bischof Paul von Burgos,
um 1385 an R. Meir Alguadez von England aus
gerichtet hat, nach einer Kopie des verstorbenen
Prof. Kauffmann. — Die von Margoliouth im Oktober-
heft (No. 45) publizierten Blätter des Sirachtextes
bespricht Schechter, der unter den Geniza-Fragmenten
eine in 2 Kolumnen geschriebene und mit baby-
lonischer Punktation versehene Gnomen-Sammlung
aus gaonäischer Zeit aufgefunden hat, deren Styl
zu dem des Sirach sich so verhält, wie letzterer zu
Jesaia und Proverbien. Er verspricht baldige Publi-
kation. S. giebt auch einige Verbesserungen zu
seiner Ausgabe der Cambridger Fragmente, die auch
Bacher behandelt. Er giebt 1. 42 Verbesserungen
und Erklärungen; 2. Besprechung der LXX und des
Syrers; 3. der Zitate bei Saadia, im babylonischen
Talmud und in der palästinischen Litteratur. —
M. Berlin, Notes on Genealogies of the tribe of
Levi in 1 Chron. 23—26. — D. H. Müller, Strophic
forms in Isaiah 47. (Setzt sich mit Rubens Review XI
431—79, auseinander). — Cheyne, Canticles V 13
and VII 1 liest ersteren Vers pian Ny2p2 Ps).
elarieie) 5 amp. An der zweiten Stelle will er (almost:
certainly) statt pomy Ao MnN2 lesen: nbyarı (!)
Epey
J. R. A. S. 1900.
January. A. N. Wollaston, an autograph of the
Mogul Emperor Jahángír (1617). — T. G. Pinches,
Sumerian or Cryptography. (Pinches sucht nachzu-
weisen, was in der Assyriologie schon lange für be-
wiesen gilt, dass 1. das Sumerische eine wirkliche
Sprache ist, 2. dass die Vertreter dieses Idioms eine
besondere Nation waren, 3. dass die semitischen
Babylonier von dieser Nation ihre Kultur über-
nommen haben. Es stände traurig um die Assyrio-
logie, wenu die angeführten Thatsachen nur durch
solche Beweise gestützt würden, wie sie Pinches hier
vorführt. Als Beweis für eine nichtsemitische Nation
gilt ihm Genesis 10, wo Nimrod-Merodach (!) der
Sohn des Kus, also nach hebräischer Überlieferung
eines Nichtsemiten ist. Ferner warmt P. den ge-
meinsamen Ursprung der Sumerier und Chinesen
wieder auf, den er schon als bewiesen anzunehmen
scheint. Kennzeichnend ist auch die Identifizierung
von Hammurabi und Amraphel, Arphaksud und
Babel, Rim-Sin oder Rim-Aku mit Arioch, natürlich
auch die Datierung Sargons auf 3800.) — H. Beveridge,
meaning of the word ,nihilam“ (zu der ubersetzung
von Babar’s Memoiren). — A. de Kegl, a poem from
the Divan of Shams i Tabriz (aus the Lakhnau folio
edition of the Kulliyät i Shams i Tabriz 4 to pp. 1036)
— Cl Huart, grammaire élémentaire de la langue
persane, bespr. v. E. G. B. — Gaster, the chronicles
of Jerahmeél or the Hebrew bible historiale, bespr.
v. H. Hirschfeld. - R.N. Cust, Philology notes 1899.
I. 2. Asia except India (Kurze Besprechung von
C. A. Thimen, arabic self-taught; G. Hogarth,
authority and archaeology, sacred and profane;
W. Jackson, Zoroaster, the prophet of ancient Iran;
Maspero, the dawn of civilization; (u.) the struggle of
the uations; (u.) the passing of the empires.).— The
twelfth international congress of orientalists Rome
1899.
Vv
Izwestija Russkago - Archeologiseskago
Instituta we Konstantinopole 1899.
IV. J. Pargoire, Hieria, (das alte ‘Heea axea
oder ‘“Jegeea ist das heutige Phanaraki oder türkisch
Féner-Bagtché. P. giebt eine Geschichte dieses
Baues und der nach ihm benannten Halbinsel bis auf
unsere Zeit. Dazu zwei Karten )
Der Katholik 1900.
1. E. Seydl, donec veniat, qui mittendus
Gen. 49,10. (Seydl liest unter Heranziehung
Parallelstellen und zweier Targume 573 “y)
DEW Aog -- Fr. Wieland, ein Ausflug ina alt-
christliche Afrika, bespr. v. Kaufmann, — Miscellen.
E. Seydl, the Polychrome Bible in English.
est.
von
Literarisches Oentralbl. 1900.
4. E. Sachau, Mitteilungen des Seminars für
orientalische Sprachen a. d. kgl. Fr. Wilh. Univ. zu
Berlin, bespr. v. C. F. Seybold.
5. T.K Cheyne and J. S. Black, Encyclopaedia
biblica, bespr. v. Kittel. — W. Budge, oriental wit and
wisdom or the „laughable stories,“ by Bar-Hebraeus,
bespr. v. ?
6. A. Springer, Handbuch der Kunstgeschichte I.
Altertum, bespr. v. T. S.
7. K. Budde, die Religion des Volkes Israel,
bespr. v. ? — Fr. Koepp, Alexander der Grosse.
bespr. v. B... ch.
8. H. Winckler, altorientalische Forschungen II
1 und 2, bespr. von H. Zimmern. — F. K. Ginzel,
spezieller Kanon der Sonnen- und Mondfinsternisse
von 900 v. Chr. bis 600 n. Chr., bespr. v. K. (Die
babylonisch-assyrischen Finsternisse von C. F. Leh-
mann). — S. Krauss, griechische und lateinische
Lehnwörter im Falmud, Midrasch und Targum, bespr.
v. Th. Nöldeke. — L. Geiger, Ursprung und Ent-
wickelung der menschlichen Sprache, bespr. v. ?
Al-Machriq. III. 1900.
2 (15 Januar). P. L. Cheïkho, Notice historique
sur les Arméniens Catholiques. — L’Emir Ch. Arislan,
Le livre d'Ibn al-Moqaffa, intitulé Kl! By dul
Ob eine vom Verf. im J. 1893 und 1897 herausgegebene
"chrift identisch sei mit einer im Fihrist und sonst er-
wähnten Schrift gleichenTitels. Zu Brockelmann ZDMG.
1899 Heft2. — P.H. Lammens, Notes archéolog. sur
le Liban (snite): Faqra. Besprechung der haupt-
sichlichsten Altertiimer dieses ausgedehntesten aller
Ruinenfelder des Libanons. Anfang der Artikel-
113 (No. 3.]
reihe in I 22. — P. Anastase Carme, Les mots
arabes dérivés du grec (suite). Mit Anmerkungen
von H. Lammens. Anfang in II 8. — Mgr. G. Schelhot,
La science: son origine et sa base (poésie). Aus des
Verf. Buch: an-nagwa fi 's-sanäa wal- ‘ilm wad-
din. — P. L Cheikho, L’histoire de l’Imprimerie en
Orient. Erster Artikel. Hier vorerst über die Ge-
schichte des Druckes orientalischer Bücher in Europa.
— Besprechungen u. a. von 1. H. Pognon, Inscriptions
Mandaites des Coupes de Khouabir, partie 3. Paris
1899. 2. Gius. Gabrieli, J Tempi, la Vita e il
Canzoniere della poeta araba Al-Hansa’. — Varia:
Zur Frage der Gründung einer öffentlichen Biblio-
thek in Constantinopel und in Beirut.
3 (1. Februar). P. L. Cheikho, Un lıomme de
bien: Mr. Béchara Coury. Besära al-Hüri, geb. 1838
in Tyrus, gest. 28. März 1893 in Beirut, P.
Anastase Carme, La er Ueber das "ugüd
bezw. ʻuqad. Erster A Mit Abbildungen der
zım Ausdruck der verschiedenen Zahlen verwandten
Fingerstellungen. — A.Sliba, Les sources de naphte
à Baba Kourkouc. Der Verf., der Priester Addai
Tbrahina Sliba al Kaldänı, besuchte selbst die Naphta-
Quellen, welche sich 1'/, Stunde nordwestlich von
Kerkik am Rande des Zweistromlandes befinden.
Er berichtet auch über Vorstellungen und Gebräuche,
welche sich bei den Bewohnern der Gegend an diese
Oertlichkeit und ihre Erscheinungen knüpfen. —
L'twmir Ch. Arislan, Notes de lexicographie. Ueber
einige Einzelheiten arabischen Sprachgebrauchs.
Vgl. einen Artikel desselben Verfasser in U 23. — Be-
sprechung u. a. von Jüsuf Eliäs ad-Dibs, Kitab tarth
Sürlja, "Bd. 4 (von Auf. des 3. Jahrh. bir zur Hedschra),
Beirut 1899.
Militärwochenblatt. 1900.
13. v. d. Goltz, Türkische Armeereformen.
Mitteilungen a. d. histor. Litteratur 1900.
1. Heydenreich, Programmenschau. (A. Kümmel,
ron Gethsemane nach Golgatha. H. Bertsch, Meeres-
riesen, Erdgeister und Lichtgötter in Griechenland.
Miller, zur Pelasgerfrage. H. Stier, der Schauplatz
der Ilias). — B. M. Lersch, Einleitung in die Chro-
nologie, bespr. v. E. Heydenreich.
ao Jahrbücher f. d. klass. Altert. etc.
Bd. V u. VI H. 2. A. Vierkandt, die Arbeits-
weise der Naturvölker. — K. Brandstätter, die
Friedensidee in geschichtlicher Übersicht.
Nouvelle Revue historique de Droit franç.
et étrang. 1899.
6. A. Esmein, trois documents sur le mariage
par vente. (Bei den Zulu, Bassuto und Kabylen.)
The Numismatic Ohroniole 1899.
IV. H. Weber. on finds of archaic coins in lower
Egypt. — E. J. Seltmanı, nummi serrati and astral
coin types. — G. F. Hill, a handbook of Greek and
Roman coins, bespr. v. Evans.
Palestine Exploration Fund 1%0.
Jan. Notes and news. — F. J. Bliss, fourth
report on the excavations at Tell Zakariya. Ausser
der Festung sind keine Trümmer anderer Gebäude
vorhanden. Dicht unter der Oberfläche sind Anlagen
von Kufen gefunden, teils im Fussboden, teils in
niedrigen Willen eingemauert. Ahnliche Anlagen
fand Bliss in Beit Sibrin im praktischen Gebrauch.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
13 [No.8] ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [März 1900] 114
In der zweiten, von Bliss vorisraelitisch genannten,
Schicht sind nur unkenntliche Mauerreste gefunden,
dabei ein Aschenhaufen mit thönernen und steinernen
Bruchstücken und verbrannten Menschenknochen.
Verschiedene Thongefässe mit Strick- und Zick-Zack-
mustern schwarz und rot gefärbt sind abgebildet.
Vier Henkel mit Stempeln sind gefunden, der eine
trägt die Inschrift mnow tS», auf dem andern
liest Macalister a, beide haben viergeflügelte
Scarabäen, ebenso der dritte Stempel, der vierte einen
zweigeflügelten. Ein nur 2 Fuss unter der Erde
gefundener Henkel mit Stempel ist durch einen
Strich geteilt, über dem Strich steht sty, unten
Mm oder m., Ein ähnliches Siegel trägt oben die
Zeichen why u. unten yyn, die Bliss zu yynaN yDys
ergänzen will. Ein weiteres in Tell es-Säfi ge-
fundenes Siegel ist durch Striche in 3 Teile geteilt,
die mit teilweise unbekannten Zeichen versehen sind.
— F. J. Bliss, third report on the excavations at
Tell es-Safi. Die Ergebnisse sind trotz 6wöchentlicher
Arbeit sehr gering; ausser einigen Scarabäen und
einem babylonischen (?) Cylinder sind nur einige
architektonische Fragmente römischen und griechi-
schen Typus zu erwähnen. — R. A. Stewart Maca-
lister, the rock-cuttings of Tell es-Säfi. Beschreibung
von 7 Zimmern, einigen Böschungen, 6 Wein- und
_ Ölpressen mit Abbildungen, einer grossen Menge in
den Felsen gehauener Gefässlöcher, darunter 3 in
Form von \/, deren Bedeutung unbekannt ist. —
R. A. St. Macalister, further notes on the rock-
cuttings of Tell-Zakariya. (Mit Abbildungen.) Er-
gänzung zum Bericht vom Januar 1899. In Zimmer
F 1 befindet sich eine mit merkwürdigen Zeichen
beschriebene Wand, von denen nur ein Teil Buch-
staben sind. Die Zeichen haben Ähnlichkeit mit
. minäischen und nabatäischen Schriftzeichen der
Euting’schen Schrifttafel. Über Zeit und Zweck
der Herstellung des grossen Gewdlbes konnte nichts
erfahren werden; am Orte ist es bekannt unter dem
‘Namen es. — Macalister, on a rock-tomb north
of Jerusalem. Das Grab befindet sich etwas nord-
westlich von den sogenannten Richtergräbern, besteht
aus 6 Zimmern, der Eingang ist 9 Fuss hoch, 7 Fuss
9 Zoll breit; an den Wänden sind Kreuzzeichen
gefunden, sonst nur einige Thonscherben. — Reports
by Dr. Conrad Schick. I. Jacob’s Well. Plan und
Beschreibung der Kirche zwischen Gerizim und Ebal
II. The rose of Jericho (mit Abbild.) — A. H. Sayce,
the age of the inscribed jar-handles from Palestine.
Sayce fiihrt einen von Robertson in Tell-el-Amarna
gefundenen, den palestinensischen ganz ähnlichen
Handgriff (hier abgebildet) an, setzt jedoch aus
anderen Gründen das Alter dieser Inschriften auf
das 8. Jahrh. v. Chr. an. No. 42 des Museums of
the Pal. Explor. Fund liest Sayce 3) 355, den am
Schlusse fehlenden Buchstaben ergänzt er als \ oder 7.
— Ch. Wilson, inscriptions from Kerak (griechisch,
eine ist datiert vom Jahre 806, wahrscheinlich der
Seleucidischen Aera.) C. A. Hornstein, latin
inscription found at Baalbec. — Hornstein, newly-
discovered tomb on mount Scopus. Es besteht aus
3 eingehauenen Zimmern, im Zimmer B sind 19 Leichen-
kisten gefunden, einige davon beschrieben, teils
griechisch, teils hebriisch. Ganz erhalten ist
No. 4 Na 45 amim, die übrigen hebräischen Grab-
schriften sind verstümmelt. — Notes on the Ok tober
Qarterly Statement. I. by C. R. Conder zu S 289
(über die Zeit des Auszuges aus Egypten) zu os 324
(über die „babylonischen“ Altertiimer Bliss’s). II. by
Clermont-Ganneau. II. by W. F. Birch. (Über
hebräische Ortsnamen).
nn
115 [No. 3.]
Petermanns Mitteilungen. 1900.
I. Geographischer Monatsbericht. E. Hammer,
Afrika. (Uber die Erforschung dor Sahara in den
letzten Jahren und tiber die englische Ugandaeisen-
bahn.) — H. F. Helmholt, Weltgeschichte I, bespr.
v.?
Philologus 1900.
1. W. Nestle, Anklänge an Euripides in der
Apostelgeschichte. — =. Dietz, Zum Märchen von
Amor und Psyche.
Publications of the University of Pennsyl-
vania. 1900.
University Bulletin IV 3 and 4. A. Gudeman,
the achievements of Alexandria in literature and
science.
Revue des Bibliothéques 1899.
9. W. E. Blochet, Inventaire et description des
miniatures des manuscrits orientaux couserves & la
Bibliothéque nationale. (Forts.)
Revue critique 1900.
3. Sitzung der Ac. des Inscr. et Belles-Lettres
vom 22. Dez. 1899. R. P. Paul berichtet aus Pa-
lestina über ein jüngst aufgefundenes jiidisches Grab
in Ras el Madbese bei Jerusalem. Es besteht aus
einem Vorzimmer und zwei in den Felsen gehauenen
Zimmern, in denen sich griechische Inschriften be-
finden. Sitzung vom 29. Dez. Barthelemy legt den
Bericht Maspero's über eine hieroglyphische Inschrift
vor. Es wird hier ausdrücklich die Sitte des, „Zehnten“
erwähnt und die ägyptische Form der Stadt Naukratis
„Paramaiti“ genannt.
4. M. Schwab, répertoire des articles relatifs à
l'histoire et à la littérature juives, bespr. v. R. D.
Revue de Droit international 1899.
5. u. 6. J. Gilson. le droit sous la domination
romaine (einige Bemerkungen über die staatlichen
Zustände des Orients unter der Römerherrschaft,
das römische Recht im Orient, besonders das römisch-
syrische Recht unter Heranziehung älterer babylo-
nischer und ägyptischer Rechtsurkunden). — Th. A.
Walker, a history of the law of nations, Bespr.
v. E. N.
Revue des Études Juives 1899.
Okt.—Dez. M. Holleaux, sur un passage de
Flavius Josèphe. Antiqu. Jud XII, 4 § 155, —
J. Lévi, les nouveaux fragments hébreux de I ecclé-
siastique de Jésus, fils de Sira. (Suite). — L. Bank
NEPAD] HM, les gens subtils de Poumbedita. —-
Bacher, une vieille liste do livres. (Ein auf
beiden Seiten in arabischer Sprache mit hebräischer
Schrift beschriebenes Blatt, gefunden von N. Adler
in der „Gueniza“ von Kairo, enthaliend eine Liste
jüdischer Schriften des Mittelalters, darunter 11 Werke
des Saadia.) — Q. d’Aranjo, la grande synagogue
de Ségovie. (Die Corpus Christi genannte Kirche
war ursprünglich eine Synagoge. das älteste jüdische
Bauwerk Spaniens; ist vor einiger Zeit durch Feuer
zerstört, conf. Boletin de la Real Academia de la
Historia de Madrid octobre 1899.) — D. Kaufmann,
lettres de Scheschet B. Isaak B. Joseph Benveniste
de Saragosse aux princes Kalonymos et Levi. de
Narbonne. (Schluss). — J. Levi, un recueil de con-
sultations inédites de rabbins de la France me£ridio-
nale. (Suite). — J. Levi, linventaire du mobilier
et de la bibliotheque d’un medecin Juif de Majorque
au XIV siècle. — S. Kahn, les Juifs de Tarascon au
moyen age. (Schluss). — M. Lambert, notes exé-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Marz 1900.) 116
gétiques (zum alten Testament). — H.-P. Chajes,
traits apologétigues dans la Agada de Samuel
B. Nahmani. S. Mendelsohn, R. Tanhoum a
Hathar (zum babylonischen Talmud). — S. Mendel-
sohn. restauration d'une Pesiktaa — L. Grunhut,
l’exegese biblique de Nahschon gaon (Gaon in Sora
von 876 bis 884.) — M. Kayserling, l'ordre de Cala-
trava et les Juifs. — M. Kayserling une persécution
des Jnifs à Fez. — Halberstam, sur les poésies de
Moise Hayyim Luzzato.
Revue de Linguistique. 1900.
16. Janv. E. Blochet, le Vaétha, fragment inédit
de l’Avesta avec commentaire pehlvi. — Cl. Huart,
grammaire élémentaire de la langue persane, bespr.
v. J. Vinson.
Revue des Questions historiques 1900.
133. Lfrg. A. Spont, Les Francais & Tunis de
1600 à 1789. P. Aucler. les villes antiques
Rome, Carthage, Athenes, ‚Jerusalem, bespr. v. P.
L.-L. — A. Halmel, die palüstinensischen Martyrer
des Eusebius von Caesarea, bespr. v. P. Allard.
Revue sémitique VII. 1899.
4. Halevy Recherches bibliques: les grands
prophètes: le mym Gay d’Isaie. — Le Deutéronome. --
id. Nouvel examen des inscriptions de Zindjirli.
(Ubers. der drei grossen Inschriften). — F. Nau,
Une version syriaque de la Vie de Schenoudi. — Notes
et mélanges: Perruchon, lettre écrite par les Bogos
an consul de France a Massaona, en 1863. Biblio-
graphie (hervorzuheben: Schechter und ‘Taylor,
Wisdom of Ben-Sira).
VIII. 1900.
1. Halevy, Recherches bibliques: Le Deutéro-
nome, suite. — id. U. C. P. Tiele et la question su-
mérienne. — id. Tobie et Akhiakar igegen Reinach,
der die Tobiaslegende mit der Esthererzählung ver-
glichen hatte. Nachweis von Parallelen zwischen
T. und A. Die Babylonismen (S. 57) können aber
doch unmöglich als biblische Entlehnungen erkiärt
werden, sondern müssen direkte sein. D. R.) — id. L'ori-
ginalité des fragments hébreux de lecclésiastique
(gegen die Anzweiflung von Levy in Rev. ét. Juives). —
Notes et mélauges: Halevy, Dernier mot sur Ja lettre
de Siméon de Beit-Arscham (Zusammenfassung der
Gründe gegen die Achtheit). Boissier: näku junuka
udaddä = concevoir et allaiter — elle est destinée (la
femme). — Bibliographie: Chajes, Proverbienstudien.
Markusstudien. (Halevy).
Rhein. Museum f. Philol. 1900.
1. F. Bücheler, campanisch-etruskische Urkunde
(Thonplatte im Berliner Museum). — R. Wünsch,
neue Fluchtafeln (aus Attika).
Sitzgsber. der K. Preuss. Ak. d. W. zu
Berlin. 1900.
lI. IV. “achau, Bericht über die Ausgabe des
Ibn Saad (In den Bibliotheken Konstantinopels sind
3 neue Handschriften gefunden. die Teile des Ibn
Saad enthalten.). Erman, Bericht über das Wörter-
buch der aegvptischen Sprache.
V. VI. Sitzung v. 1. Febr. Kekulé von Stradonitz
gab einen vorläufigen Bericht über die Ergebnisse
der von den Kyl. Museen in Milet begonnenen Aus-
grabungen. (luschriften, behandelnd die Herstellung
der heiligen Strasse durch Trajan u. einen Rechts-
streit zwischen Milet u. Myus aus dem 4. Jahrh. v.
Chr., der durch den persischen Satrapen Struses ge-
schlichtet wird). — L. Borchardt, Bericht über einen
117 [No. 3.]
- Einsturz im Amonstempel von Karnak am 3. Okt.
1899 (vorgelegt am 11. Jan.). B. giebt eine genaue
Schilderung der Trümmerstätte, des Vorgangs und
der Gründe des Einsturzes mit zahlreichen Ab-
bildungen. Es sind die Säulen 3—9 der 4. Reihe,
und 3, 4, 5, 9 der 5. Reihe in der Richtung nach
N.-W. gestürzt, 4 und 6 der 3. und 6 der 5. Reihe
sind stark beschädigt und geneigt. Bis 4 m hoch
liegen die Trümmer. Den Vorgang des Sturzes ver-
mutet B. folgendermassen. Säule 3 der 4. Reihe
stürzte zuerst, von den mit ihr durch Architrave
verbundenen Säulen wurde die linke, 3 der b. Reihe,
mitgerissen, die rechte 3 der 3. Reihe aus ibrer nach
der entgegengesetzten Richtung geneigten Lage
wieder in gerade Stellang gebracht. Die fallenden
Säulen schlugen auf folgende derselben Reihe auf
und stürzten sie um. Die Säulen 6 wurden infolge
weiteren Abstandes weniger getroffen, es stürzte nur
die in Reihe 4, während die in Reihe 5 nur be-
schädigt und gedreht wurde Säule 7 und 8 in
Reihe 5 blieben stehen, weil sie durch Deckbalken
untereinander gesteift waren, dagegen wurde die
letzte Säule dieser Reibe wieder von der letzten der
4. Reihe durch die Architravverbindung mitgerissen.
Zu den Gründen, die zum Einsturz führten, gehören
die geringe Festigkeit des Materials und das Fehlen
von mechanischen Bindemitteln beim Bau. Ver-
hängnisvoll wurde auch das Fehlen der Dachdeckung,
wodurch die vertikale Auflast, die die Säulen in ihrer
vertikalen Lage festhielt, und die fest zusammen-
haltenden Deckbalken (die allein die Säulen 7 und 8
der 5. Reihe gerettet haben) fortfielen. Die Säulen
verloren in ihrer Festigkeit ferner durch die Art der
Ausflickung durch Cement, es müssten die schad-
haften Stellen durch eingefügte Hausteine ersetzt
werden. Die Standsicherheit der Säulen ist durch
die Vertiefung des Terrains bei Ausgrabungen ver-
ringert. Seit 4 Jahren wurde das Nilwasser absicht-
lich in den Tempel geleitet, angeblich um das kor-
rodierende Salz aus den Steinen zu ziehen. Dadurch
wurde der schon bedenkliche Baugrund verschlechtert.
B. berechnet einen Druck von 2,6 kg auf ein Ç] cm unter
der Säulenbasis, ein Druck, der bei uns auf gutem
Bauboden nicht mehr zulässig ist. Im vergangenen
Sommer wurde sogar noch ein Kanal in den Tempel
geleitet, so dass das Wasser 1,20 m über Terrain-
höhe des Saales stand, Der grösste Teil des Wassers
musste sich seinen Weg nach unten in die weiche
Nilerde suchen, sickerte auch durch die Säulen-
fundamente und füllte die Fugen mit Nilschlamm,
wie noch bei einzelnen nach dem Sturze zu sehen war.
Sphinx. Vol. III.
Fasc. 3, S. 129. Lefebure, Le sacrifice humain
d’aprés les rites de Busiris et d’Abydos (Zusammen-
stellung der auf das ig. Menschenopfer bezüglichen
Stellen der Klassiker und Denkmäler). 165, Piehl,
Sixième Série de cinquante quasi-vocables à exclure
du dictionnaire hiéroglyphique a venir (wie üblich,
Angriffe gegen Rochemonteix, Edfou). 170. Be-
sprechungen von Petrie, Deshasheh (anerkennend, von
Moret), V. Schmidt, Det gamle Glyptothek pa Ny
Carlsberg (Kritik von Einzelheiten, von Piehl)
Baedeker, Egypte (im Ganzen anerkennend, Kritik
von Einzelpunkten, von Piehl), Egypt Exploration
Fund. Archäol. Report 1898-9 (von Piehl), 183
Mélanges (Besprechung von Separatabdrücken, bes.
der Arbeiten von Naville im Rec. de trav. rel. à
l Egypt. XXI und von Marucchi, La biografia di
un personaggio etc.). 189. Notices von Piehl (se
„Person“ bedeute bisweilen „homme considéré“).
ORIENTALISTISCHE LITTERA TUR-ZEITUNG.
bespr. v.
[Marz 1900.) 118
a er a — 6 ee N -a
Fasc. 4, S. 191 Lefébure, Le Paradis Egyptien
(über die Gefilde Aalu und Hetepu). 223. Piehl, Sep-
tieme Série de cinquante quasi-vocables A exclure
du dictionnaire hiéroglyphique à venir (gegen die
grosse Publication von Edfu). 228. Besprechungen
von Sethe, Das Beyplieche Verbum (Tadel der
Transcriptionsart, von Eisenlohr), Lemm, Sahidische
Bruchstücke der Legende von Cyprian von Antiochien,
und Kleine eae Studien (sehr anerkennend, .von
Piehl). 237. Piehl, Notices (zur Lesung, bez. Er-
klärung von 6 ägyptischen Gruppen.
Angriffe gegen
Maspero). .
Theol. Litteraturbl. 1900.
6. T. K. Cheyne and J. S. Black, bespr. von
E. König. — F. Buhl, Gesenius’ Hebräisches und
Aramäisches Handwörterbuch, bespr. v. R. N.
7. Realencyklopädie für protestant. Theologie VII,
bespr. v. N. Bonwetsch. J. Prinze, A critical commen-
tary on the book of Daniel, bespr. v. Zöckler.
Theol. Litter.-Zeit. 1900.
3. J. Meinhold, die Jesajaerzählungen Jesaja 36
bis 39, bespr. v. G. Beer. — Th. Tylor, Ecclesiastes,
olz. — J. Böhmer, das biblische „im
Namen“, bespr. v. A. Deissmann.
4. B. Stade, ausgewählte akademische Reden
und Abhandlungen, besp. v. C. Siegfried. — A. v.
Gall, Altisraelitische Kultstätten, bespr. v. A. Ber-
tholet. — W. Staerk, Studien zur Religions- und
Sprachgeschichte des alten Testaments, besp. v. C.
Siegfried. — P. Riessler, das Buch Daniel, bespr. v.
C. Siegfried. — E. Littmann, über die Abfassungs-
zeit des Tritojesaia, bespr. v. Gressmann. — W.
Bacher, die älteste Terminologie der jüdischen
Schriftauslegung, bespr. v. E. Schürer. — H. Hara-
doxovios - Kegauesvs, Iegosokvuitish etai IV.
bespr. v. Ph. Meyer. — C. Walter, Johannis Philo-
oni libellus de paschate, besp. v. S. Dräseke. — H.
Gelzer, die Genesis der byzantinischen Themenver-
fassung, bespr. v. v. Dobschiitz.
Theolog. Stud. u. Krit. 1900.
2. F. Bohn, die Bedeutung des Buches der
Jubiläen (Hervorhebung der wichtigsten Fragen aus
dem Inhalt des Buches).
Wochenschr. f. klass. Philol. 1900.
4. H. Bertsch, Meeresriesen, Erdgeister und
Lichtgötter in Griechenland, bespr. v. H. Steuding.
— H. S. Anton, die Mysterien von Eleusis, bespr. v.
H. Steuding. .
5. U. Wilcken, griechische Ostraka aus Agypten
und Nubien, bespr. v. M. Rostowzew.
8. A. Erman u. Fr. Krebs, aus den Papyrus der
königlichen Museen. — Holm, Deecke, Soltau, Kultur-
ee des klassischen Altertums, bespr. von
. Belling (mit Recht wird die völlige Zurücksetzung
der griechischen gegen die römische Kultur gerügt).
Winokler, Altorientalische Forschungen.
2. Reihe II. 3.
Zu semitischen Inschriften: 4. CI Ar. 198. 6.
Manna. — Zur altarabischen Zeitrechnung (dem
arabischen Kalender liegt ein syrischer zugrunde:
Daneben ist ein mit dem römischen identischer
im Gebrauch gewesen. — Der interrex bei den
Sabäern mu3ahhir in Or. 14=CJH 83 ist ein für die
5 Epagomenen = „Sakien“ gewählter Beamter).
Himmel, Kalender, Mythus. (Nachweise von uber-
119 INo. 3.]
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[März 1900.) 120
einstimmungen') im Kalender und Mythus in Baby-
lonien, Rom und Arabien „als Einleitung einer Unter-
suchung der arabischen Überlieferung über die ersten
Zeiten des Islam gedacht.“ — Die Kanaan&er von
Lagash (Nachweis kanaanäischer Worte bei Gudea).
Z. A. T. W. 1900.
1. W. J. Moulton, über die Überlieferung und
den textkritischen Wert des dritten Esrabuchs.
(Schluss). — J. Goldziher, zu Saatnéz. (Zu Maimonides,
Dalalat III 37 — Verbot des Tragens eines „Kleides
aus zweierlei Fäden“ (Lev. 19, 19, wird eine auf Al
Lejt zurückgeführte Art der Zauberei gestellt, bei
der der Zauberer Baumwolle und Schafwolle ver-
mengi); — §. Krauss, zur Zahl der biblischen Völker-
schaften: (Bemerkungen über die Zahlen 70—73 im
A. T., im Enochbuch und in jüdischen und muham-
medanischen Schriften im Anschluss an M. Stein-
schueider. Weitere Nachweise über 70 und 72
als heilige Zahl’). — Fr. Schwally, einige Be-
merkungen zum Buche Hiob (gegen Budde: unter
anderem erklärt S. Hiob 2,4 “yy ya “ny: Fell
{giebt man] für Fell, aber alles was der Mensch hat,
wird er für sein Leben geben.) — B. Jacob, Beiträge
za einer Einleitung in die Psalmen, V. zur Geschichte
des Psalmentextes der Vulgata im 16. Jahrhundert.
(Uber den Wert der Psalmenhandschriften- und
Ausgaben mit einem Anhaug enthaltend eine Kol-
lation der wichtigsten Ausgaben der Psalmenvulgata
des 16. Jahrh.) — Th. Nöldeke, Bemerkungen zum
hebräischen Ben Sirä (spricht sich gegen Schechter
für das über einen Teil der kanonischen Bücher des
A. T. zurückreichende Alter des Sira-Buches aus.) —
J. Ley, zur Erklärung von Jesaja 7,25. — A. Büchler,
zur Geschichte der Tempelmusik und der Tempel-
psalmen. (Schluss). III. Zum Vortrage und Umfange
der Tempelpsalmen. IV. Die Hallelpsalmen im
Tempel. — D. W. Bousset, das chronologische System
der biblischen Geschichtsbücher (versucht die Ent-
wickelung der Systeme der Masorah, der LXX, des
Samaritanus u. der Jubilaeen klar zu machen, indem
er als Grundzahl der dem Masorahtexte zu grunde
liegenden Rechnung das Jahr 3001 der Weltschöpfung
als Jahr des beginnenden Tempelkultes annimmt.) —
Dr. Diettrich, einige grammatische Beobachtungen
zu drei im British Museum befindlichen jemenitischen
Handschriften des Onqelostargums. — N. Herz,
some difficult passages in Job (zu 12, 2—6 vergl.
Schwally auf S. 44 ders. Zeitschr.) — Miscellen.
E. Nestle, 1. Joel I, 17. 2. Der Mamser von Asdod.
3. Das Lied Habakuks und der Psalter. (Die zwei
letzten Worte in Hab. 3.19 sind die Überschrift
eines darauf folgenden Psalmes eines Gesangbuches).
4. Neue Stoffe zu Doktorarbeiten. Möchte die Septua-
gintakonkordanz buchstabenweise von Doktoranden
durcharbeiten lassen’). 5. Ein neues Wort für das
hebräische Wörterbuch: Hiob 13,28 aps „Schlauch“.
--- 8. Mandelkern, facta loquuntur. (Herr Mandelkern
redet Herrn Kahan folgendermassen ins Gewissen:
„Und hat Ihnen meine Frau nicht während
Ihrer Krankheit und Rekonvalescenz täglich extra
!) Die Identität des Verhältnisses zwischen
Mond- und Sonnenumlauf mit dem von Gold- und
Silberwert (27:360) ist bereits von C. F. Lehmann
erkannt worden, Verb. Berl. Ges. Anthrop. 1896
S. 447. (H. W)
7) Vgl. 1899, Sp. 171. Anm.
8) Ein Schutzgesetz für Doktoranden!
kraftige Bouillons und Compotte nach Ihrer Wohnung
m mere o e ood
geschickt? Stand Ihnen nicht meine Bibliothek zu
Gebote, und haben Sie nicht manches Buch nach
Jahr und Tag ganz zerlesen und beschmutzt wieder-
gebracht?“ Herr M. kann sich freuen, wenn er ver-
liehene Bücher überhaupt zuriickbekommt.)
E. Baumann, die Verwendbarkeit der Pešita zum
Buche Jjob für die Textkritik. (Forts.) — Biblio-
graphie.
Zeitschr f. österr. Gymnasien 1900.
1. A. Swoboda, die Stadtbelagerung auf dem
homerischen Schilde Achils. — J. Krall, Grundriss
der altorientalischen Geschichte, bespr. von R. v.
Scala.
Zeitsohr. f. Socialwissensch. 1900.
1. G. Köhler, sozialistische Irrlehren von der
Entstehung des Christentums und ihre Widerlegung,
bespr. v. H. Holtzmann.
2. Miscellen: Zur ursprünglichen Menschheite-
geschichte. — E. Dupony, la prostitution dans |’ ant-
quite, bespr. v. G. Aschaffenburg.
Z. D. M. G. LIH. 189.
3. W. Bacher, Der Dichter Jüsuf Jehûdi und
sein Lob Moses, (persisch-jüdischer Dichter aus
Buchara + 1755, wenn identisch mit dem Verfasser
der „Sieben Briider“.). — M. Steinschneider, Masard-
jaweih, ein jüdischer Arzt des VII. Jahrhunderts;
Maschallah (Astrolog 770—820). — P. Jensen, Die
Inschrift I von Jerabis (Analyse nach seinem Ent-
zifferungssystem), A. Socin, Die arabischen
Eigennamen in Algier. — Th. Nöldeke, Bar Chöni
über Homer, Hesiod und Orpheus. — Zettersteen,
Die abessinischen Handschriften der Kgl. Universitäts-
bibliothek zu Upsala. — Ed. König, Die Uberwucherung
des Stat. constr.-Gebrauches im Semitischen.
H Winckler, Bemerkungen zu dem Ersatz des Artikels
durch, das Pronomen (im Sabäischen nach Analogie
des Athiopischen und Assyrischen). — S. Fraenkel,
Zur Chronik des Jacob von Edessa, — G. v.-Vloten,
Schiismus und Motazilismus in Basra (Nachtrag.) --
H. Suter, Zur Frage über die Lebenszeit des Verf.
des Mulahhas fi-'l-hei’a, Mahmüd etc. (erste Hälfte
des 8. Jahrh. der H.) — Nestle, Pilatus als Heiliger
(im griech. Kalender). — Aus einem Briefe des
Herrn Dr. C. F. Lehmann. — Anzeigen: W. Bang,
Zu den köktürkischen Inschriften. Zur Erklärung
der köktürkischen Inschriften, bespr. von Dr. Géza
Kuun. — E. W. Brooks, Errata in „the Chronological
Canon of James of Edessa“ (ZDMG. 53p. 261 ff.
——
Zeitschr. f. d. ges. Staatswissensch. 1899.
1. C. D. Carusso, Grundeigentum, Flächensteuer,
Korinthennaturalsteuer und Korinthenbank inGriechen-
land.
Beriehtigung.
Die ın No. 2, Spalte 68, dieser Zeitschrift ge-
brachte, Edmond Doutte betreffende Notiz ist
dahin zu ergänzen, dass derselbe für jetzt damit
beauftragt ist, den nach Fes entsandten Professor
Auguste Mouliéras in der Professur der arabischen
Sprache und Litteratur in Oran zu vertreten. Seine
Adresse ist jetzt: E. D., 9, rue des Jardins, Oran
(Algerie).
Verantwortlicner Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg i. Pr.
Verlag u. Expedition Wolf Peiser Verlag, Berlin S., Brandenburgstr. 1.
Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel, KirchhainN.-L.
3. Jahrgang No. 4. 15. April 1900.
Orientalistische
Litteratur-Zeitung.
Herausgegeben
von
F. E. Peiser.
-— HOH -—-
Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11.
James Parker & Co. Oxford, 27 Broad Street.
a ee aa — nen m nn
—= Inhalt: ==
W. Max Müller, Das Land Sapi in Miroglyphen.
W. Spiegelberg, Zu dem sogenannten „Menesgrabe“.
Besprechungen :
P. Nivard Schlögl, De re metrica veterum Hebraeorum und
J. Döller, Rhythmus, Metrik und Strophik in der bibl.-hebräischen Poesie (Hubert
Grimme). (Schluss).
Ed. König, Die Originalität des neuentdeckten Sirachtextes (Felix Perles).
E. Bischoff, Kritische Geschichte der Talmudübersetzungen (A. Marx).
C. Conti Rossini, Ricerche e studie sull Etiopia (Hugo Winckler).
S. Mannes, Über den Einfluss des Aramäischen (Felix Perles).
A. Le Chatelier, L'Islam dans l'Afrique occidentale (Ignaz Goldziher).
C. F. Lehmann, Zwei Hauptprobleme der altorientalischen Chronologie und
J. Marquart, Chronologische Untersuchungen (Paul Rost).
H. Grimme, Zu hebräischem NDP.
T. K. Cheyne, Archaeology and Biblical criticism.
Mitteilungen. Aus gelehrten Gesellschaften. Personalien. Zeitschriftenschau.
Bei der Redaktion eingegangene Sehriften.
Georg Kampffmeyer, die arabischen Verbalpartikel b (m). (Beiträge zur Dialektologie des
Arabischen. II. Aus den Mitt. d. Orient. Sem. Berlin) 1900.
L. Reinhardt, kennt die Bibel das Jenseits? München 1900. E. Reinhardt, Verlags-
buchhdlg. 2,50 M.
O. Braun, das Buch der Synhados. Stuttgart u. Wien 1900. Jos. Roth’sche Verlgshdlg. 8 M.
Ivo Bruns: Frauenemancipation in Athen. ein Beitrag zur attischen Kulturgeschichte des
5. u. 4.. Jahrhunderts. Kiel 1900.
The American Journal of Philology 1899. XX, 4.
A. W. Schleichers Somali-Texte, herausgeg. von Leo Reinisch. Wien und Leipzig 1900.
Alfred Hölder. 4 Mark.
A. Billerbeck, der Festungsbau im alten Orient (Der alte Orient I, 4). Leipzig, J. C. Hinrichs,
1900. 0,60 Mark.
H. Clementz. Des Flavius Josephus Jüdische Altertümer L I—X (Bibl. d. Gesamtlitt. des In-
und Auslandes 1329—1339). Halle a/S. Otto Hendel. 2,75 Mark.
L. Fonok, 8. J., Streifzüge durch die Biblische Flora. (Biblische Studien V, 1). Herdersche
Verlgshdl. Freiburg i./Br. 1900. 4 Mark.
WEB Dieser Nummer ist von der Verlagshandlung Wilhelm Friedrich
in Leipzig ein Prospekt über
Die Reden Gotamo Buddho’s, übersetzt von Carl Eugen Neumann,
zweiter Band, Mittleres Halbhundert,
beigelegt, worauf wir hiermit besonders aufmerksam machen. D. E.
Orientalistische
Litteratur-Zeitung.
Herausgegeben
von
F. E. Peiser.
Erscheint
am 15. jedes Monats.
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Wolf Peiser Verlag.
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3. Jahrgang.
15. April 1900.
Ma
Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender
Adresse erbeten
: Redaktion der 0. L. Z., Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11.1
Das Land Sapi in Hieroglyphen.
Von W. Max Müller.
Auf den von mir, Asien S. 273, Anm. 3,
besprochenen Völker-, Land- oder Stadt-
namen zurückzukommen, ist mir durch die
Freundlichkeit A. Wiedemann’s ermöglicht.
Wiedemann fand im Louvre unter den Pausen
Deveria’s eine Durchzeichnung des kleinen
Papyrus von Bulak-Gizeh, den Maspero,
A Z. 81, 119 veröffentlichte, und lieh mir
die von Deveria’s Kopie gemachte Durch-
zeichnung. Nach dieser zu urteilen, wire
eine Faksimileausgabe des Textes sehr nötig.
Wir sind, das muss man immer wiederholen,
noch lange nicht im Stand, kursivere
hieratische Texte blos in hieroglyphischer
Umschrift zu publizieren. Maspero’s Um-
schreibung des ungewöhnlich schwierigen
Textes ist zudem vom Setzer fürchterlich
-entstellt worden. Ich übersetze den Papyrus
darum hier noch einmal.
Der Hirt Dhutimose vom Tempel Ramses’ I
in Angelegenheit des Aufsehers (mr?) der
Rinder, Pai (so!)-ere von der Herde,
welche N 7 - Er sagt: so lass doch den
Esel herbringen zu „seinem Huf(geld) an
Kupfer?),“ welcher bei dir ist (m-dyk!) durch
1) D. h. Zur Inspektion durch die Behörde zur
Erhebung der Viehsteuer oder hier des Pachtgeldes.
Beides fiel da, wo wenig persönliches Eigentum vor-
handen war, leicht zusammen. (Geschrieben “gt-+-
Nagel twf.)
den Sotmu Pi (sol)-’ a-y. Denn er ist
ihm gegeben worden zu „seinem Huf(geld)
an Kupfer‘ vom (?n) Acker (?) des Tempels
Ramses’ I, welcher (liegt) in „der Insel des
Vogelstellens“ —Z ph: @ unter dem
Befehl des (Polizei?-)Offiziers der Einkünfte
des Tempels des Ramses I. Ich (so!) lasse
dich das wissen (d. h. erinnere dich): ge-
geben (?) wurde er dir durch (yn) den Offi-
zier Ha (?)-na vom Regiment „Glänzend wie
die Sonne,“ imJahre 1 (so!), von der Fremd-
truppe Sa-pi (so!), ein Esel. Er sagte zu
dir: liefere ihn dem Dhutimose aus. Und
nicht hast du ihn ausgeliefert. Da nahm ich
dich doch (di) fest in Memphis mit dem
Obersten (Det. sp) des Stalles, Amen-mose,
sagend: er möge ausgeliefert werden. Da
sagtest du zu mir: bring mich nicht vor das
Gericht (knbt yp. Sieb’, der Esel ist bei mir
tt
(m-dy-y), sieh, du lässt Leute kommen
(ywt-twtw), ihn wegzunehmen. Ich habe ihn
(nur) nicht ausgeliefert. Also du; und du
hast einen Eid geleistet beim Herrn (Leben,
Heil, Gesundheit!), sagend: ich werde ihn
herbringen lassen. Siehe, du hast ihn nicht
bringen lassen und man fordert (hr twtw hr
(so!) 3d) seinen (Arbeits(wert) von mir von
Jahr zu Jahr, und er ist doch bei dir.
123 [No. 4]
Ich will hier nicht auf die unbeholfene
Stilisierung des schwierigen Schriftstiickes,
auf die Rechtsfragen und die Lokalität (bei
El-Kab?) eingehen. Es ist nur nötig, an-
zumerken, dass dieselbe Persönlichkeit, der
Sotmu Pi-’ä-y, wieder bei Viehbesteuerung
„im Jahr 3“ im Pap. Bulak 12 (Spiegelberg,
Rec. trav. 15, 142) erscheint'), Was auch
Nichtigyptologen interessiert, ist der fremde
Name der (Heimat der?) Barbarentruppen.
Maspero las Sapr, was natürlich an 751, "5¥
erinnerte. Das Faksimile bietet aber
fhag Ga LAZ ee
nau mit derselben Ligatur des pi wie im
häufigen Namen Pi-’a-y. Ohnedies wäre die
Schreibung nach Maspero’s Lesung sehr un-
gewöhnlich gewesen.
Ist nun dieser Name auf semitischem
Sprachgebiet zu suchen? Die dafür wichtige
Altersbestimmung der Handschrift ist schwer.
Maspero vergleicht sie (nach freundlicher
brieflicher Mitteilung) mit Leydener Hand-
schriften aus den späteren Jahren Ramses’ II.
Die niederen Jahrzahlen 1 und 3 und das
Fehlen des Epithetons „der Seelige“ bei
Ramses I macht mir etwas spätere Ansetzung
wahrscheinlicher. Damit wären wir in der
Periode, in welcher libysche Soldaten an-
fingen zu überwiegen. Aber semitische
Truppen kamen doch immer noch vor, z. B.
nach Louvre, A. 90 sogar am Ende der 26.
Dynastie. Eine Thatsache entscheidet be-
stimmt gegen libysche Herkunft des Namens.
Der ägyptische Buchstabe s/z scheint in
libyschen Namen überhaupt nicht vorzu-
kommen (während t sehr häufig ist). Dem-
nach scheint es, dass wir den Volks-, Land-
oder Stadtnamen in Asien zu suchen haben,
d. h. am wahrscheinlichsten inden ägyptischen
Tributlandern oder in dem benachbarten
Beduinengebiet. Sonst bleibt mein Kommentar
ge-
zu dem Text, Asien l. l. bestehen. Also:
jedenfalls wird Sa-pi/Za-pi) geschrieben,
was nichts mit Ziphron zu thun hat. Ver-
gleichungen wie A sind einstweilen miissig,
obwohl ich auf Grund der vagen Vokalisation
nichts dagegen einwenden würde.
Zu dem sogenannten ,,Menesgrabe“.
Von W. Spiegelberg.
Borchardts und Masperos Annahme,
das Königsgrab zu Negadah sei das Grab des
Menes, ist von Wiedemann Proceed. Soc.
1) Für Beamte desselben Namens und ähnlicher
Stellung vgl. Harris I, 10,8 oder Rec. Trav. 21, 72.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1900.) 124
Bibl. Arch. 1898 S. 114ff und Naville,
Recueil de travaux relatifs à l’archéologie
égyptienne XXI S. 105ff. als unhaltbar er-
wiesen worden. Neuerdings hat auch Max
Müller, in dieser Zeitschrift (S. 7 dieses
Jahrganges) der Menestheorie entsagt, und
ich würde auf dieselbe nicht zurückkommen,
wenn ich nicht ein neues Moment für die
ganze Frage in die Wagschale werfen könnte.
Zunächst sei hier noch einmal mit Wiede-
mann, P. S. B. A. 1898 S. 114, betont, dass
die für die älteste Zeit übliche Gleichheit
von Ka und Nbti-namen, die Zuweisung an
Menes ausschliesst. Der Schluss von Bor-
chardt-Sethe, welche auf Grund dieser Er-
wägung, Mn zum stni-biti-namen machen,
wäre nur dann erlaubt, wenn auch ohnehin
feststände, dass das Negadahgrab Menes an-
gehört. Mir scheinen die Zeichen Eà
sh mn nbti am einfachsten die Ubersetzung
zu ergeben „das Grab: mn des Diadem-
trägers“.
Für diese Ubersetzung hat Na ville, a. O.
S. 111 —2, zwei sehr ansprechende Erklärun-
gen vorgeschlagen, welche beide von der
Ueberschrift des Kap. XVII des Totenbuches
ausgehen. Naville möchte entweder 1. „salle
du damier“ („Saal des Brettspiels“) oder
2. „Saal des Landens“ übersetzen, und ge-
langt in beiden Fällen zu der Erklärung
„Grabzimmer“ („salle funéraire“). Die Uber-
setzung, welche ich vorschlagen möchte, stützt
sich in erster Linie auf die folgende Beobach-
tung. Es ist m. W. noch nirgends hervor-
gehoben worden, dass die Gräber der „Früh-
zeit“, welcher ja auch das Negadahgrab an-
gehört, sich ihrer ganzen Bestimmung nach
wesentlich von den Gräbern des alten Reiches
und der späteren Perioden unterscheiden.
Betonen diese den Charakter des Wohnhauses
und der Kultstätte, so sind die Gräber der
Frühzeit nichts als ein Bau, in welchem der
Tote mitsamt den ihm notwendigen Lebens-
unterhalt verwahrt ist. Kein Grab der
Friihzeit ist als Wohnung gedacht,
keines enthält eine Stätte für den
Kultus, diese Gräber scheinen lediglich als
Magazine gedacht zu sein, in welche neben
dem Toten der Proviant für das Jenseits auf-
gespeichert ist.
Ein solches Magazin in grössten Dimen-
sionen ist auch das Königsgrab zu Negadah,
welches ein aus Einzelmagazinen zusammen-
gesetzter grosser Speicher ist. Nirgends ein
Kultraum, nirgends die Andeutung von Wohn-
125 [No. 4]
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1900.) 126
haus. Auch die Façade ist für den Charakter
des Baues von Bedeutung. Die Nischen-
architektur mit den vorspringenden Pfeilern,
und das Grenzmäuerchen (Borchardt: A. Z.
1898 S. 89) erinnern stark an die Festung
von Semneh. So glaube ich, dass das Negadah-
grab ein befestigtes Magazin darstellt, welches
den Toten mitsamt den fiir ihn bestimmten
Lebensmitteln verwahrte.
Wiedemann machte mich nun darauf
aufmerksam, dass die Kastensärge der älteren
Zeit die ältesten Grabbauten mit rechteckigem
Grundriss wiedergeben. Dazu stimmt weiter
sehr schön, dass die Innenbemalung dieser
Särge das Inventar des Toten darstellt, ganz
ebenso wie die ältesten Gräber die Ausstattung
des Toten enthalten.
Dieser Befund führt nun auch zu einer
veränderten Auffassung des Namens des
Negadahgrabes. Das aegyptische Wort für
„Festung“ ist mnnw. Das Wort bezeichnet
einen Festungsbau, der lediglich zur Auf-
nahme einer Besatzung und Proviant bestimmt
ist, s. Max Müller: Asien u. Europa S. 199
A. 3. In letzterer Hinsicht ist namentlich
Petrie: Tanis II 2,78 bis 10 57 8
Oe dl
ss
ıı I<>
{ —Y
| = 7 „Festungen, versehen
mit allen Dingen für (?) . . .“ zu beachten.
Möglicherweise war mn-nw der alte Aus-
druck für ein solches befestigtes Magazin,
wie es das Königsgrab darstellt. p=
7
gu könnte dann „befestigtes Magazin des
Diademträgers‘ heissen und dieses wäre der
Name des sh, des ,,Grabes“ des Königs.
Nehmen wir #4 als Defektivschreibung
von mnnw in dem Sinn „befestigtes Magazin‘,
so verstehen wir auch leicht, wie nach der
Beobachtung Wiedemanns (Das Brettspiel
bei den alten Aegyptern S. 48, A. 2) e4 als
Ornament der Scheinthiiren Verwendung
fand (vgl. Borchardt: A. Z. 1898, S. 101,
Anm. 3).
Es war eben die allgemeine Bezeichnung
der Magazingräber und daher im besonderen
in den Särgen des M.R., welche ja ein Ab-
bild der ältesten Gräber sind, gut am Platz.
Aus den obigen Ausführungen ergiebt sich in
Kürze folgendes. Das Königsgrab in Negadah
gehört in keinem Fall dem Menes an. Es
scheint wie die ältesten Gräber als Magazin
für den Proviant des Toten gedacht zu sein.
Da es sich um „den mnnw des Königs“
handelt, so ist er als festungsartiger Bau auf-
geführt.
Diese Magazinbauten der Könige werden
schon im A. R. von Privatleuten nachgeahmt
(Quibell: El Kab, Tafel XXIII), verlieren
dadurch ihren exlusiven Charakter und leiten
dann langsam, wie Borchardt gezeigt hat,
einerseits zu den Mastaba andrerseits zur
Pyramide über. Noch lange werden die
Gräber wesentlich nichts Anderes als der
Verwahrungsort der Toten gewesen sein, bis
man seit der Dyn. IV (!) dazu überging, das
Grab als Wohnhaus des Toten zu gestalten
und gleichzeitig damit auch darin eine Kult-
stätte einzurichten Wie sich das im einzelnen
vollzog, will ich hier nicht erörtern. Es kam
mir vor allem darauf an, die Entwickelung
in grossen Zügen anzudeuten.
Bespreehungen. |
P. Nivard Schlögl, De re metrica veterum
Hebraeorum disputatio. Wien, Mayer & Cie., 1899.
Johannes Döller, Rhythmus, Metrik und
Strophik in der bibl.-hebräischen Poesie.
Paderborn, Schöningh, 1899. Bespr. von Hubert
Grimme.
(Schluss).
Etwas hängt D.’s Ablehnung jeder hebr.
Metrik wohl auch damit zusammen, dass er
unter Rhythmik teilweise schon dasjenige
versteht, was andere unter Metrik fassen.
Wenn er annimmt, ‘dass die einzelnen Verse
aus einer mindestens annähernd gleichen An-
zahl von Wörtern, richtiger Silben bestehen,
so zwar, dass die betreffenden Gedichte nach
einer bestimmten Melodie gesungen werden
konnten’, so charakterisiert er sie damit
mehr metrisch als rhythmisch. Die Grund-
frage für die Rhythmik, auf welchem Silben-
tonfalle die einzelnen Teile der poetischen
Rede sich aufbauen, wird von ihm für das
Hebräische garnicht aufgeworfen.
Seine Ansicht über hebr. Strophik (S. 98)
scheint mir an einer Unklarheit, bezw. einem
inneren Widerspruche zu leiden. Nach ihm
sollen einerseits die Strophen nicht immer
in gleichem Umfange auftreten und an Um-
fang bald zu- bald abnehmen; andrerseits
aber soll ihre wichtigste Einteilung die in
Strophen, Gegen- und Wechselstrophen sein.
Nimmt er aber Strophen mit Gegenstrophen
an, so kann in diesen von Ab- und Zu-
nehmen des Umfangs keine Rede sein; die
vorauszusetzende gleiche Melodie zwänge sie
auch zur Gleichheit des Umfanges.
Weit beachtenswerter als Döllers me-
trisches Ergebnis scheint mir das von
Schlögl zu sein; doch legt meiner öffent-
127 INo. 4.]
lichen Wiirdigung der Umstand starke Reserve
auf, dass er sich zu dem metrischen System
bekennt, welches ich selbst in der ZDMG,
1896 als Vorläufer einer eingehenderen Dar-
stellung der bibl. Metrik veröffentlicht habe.
Wie Schl. nie mein Schüler war, so bestand
für ihn nicht die geringste Veranlassung, mein
System ungeprüft oder uneingeschränkt
anzunehmen; so weist er denn auch meine
Strophik zu Gunsten der Zenner-Müller'schen
ab. Hätte ich ihn irgendwie beeinflussen
können, so würde ich selbst ihm meine da-
malige Strophenauffassung als noch nicht
ganz spruchreif bezeichnet haben Dass der
Begriff Strophe im Hebräischen nicht auf
den Vers von 2—4 Stichen zu beschränken
sei, dass vielmehr längere Strophen oder
Verssysteme im gesungenen Liede garnichts
Seltenes seien, dass eine Anzahl meiner
Strophenschemata irrig angesetzt sind zumal
im Bereiche des fünfhebigen Verses, der sich
nie mit dem dreihebigen mischt, solches und
anderes hätte ich ihm gerne schon vor Ab-
fassung seiner Arbeit zugegeben.
Aber mein Schlusswort bleibt dieses:
Hauptgesetz im hebr. Liede ist, dass, wie
das anfangs angeschlagene Versmass bis zu
Ende nicht wechseln darf, so auch bei
strophischer Gliederung die zuerst ange-
schlagene Strophenform sich dauernd gleich
bleiben muss. Dieses scheidet mich noch
von Schlögl, der gerne, wie aus den bei-
gegebenen Psalmenproben hervorgeht, ausser
in der Wechselstrophe auch in Strophe II
oder III den Weg der ersten verlässt. Mir
scheint, Schlögl habe durch seine Strophik
den Textverstiimmelungen entgehen wollen,
die Strophikern wie Bickell und neuestens
Duhm die Annahme von gleich umgrenzen
Strophen in jedem hebr. Liede aufnötigt.
Aber auch der Wechsel in den Strophen-
arten schützt nicht genügend vor unmoti-
vierten Eingriffen in den Text. Meines Er-
achtens würde man gut thun, die Frage nach
der bibl. Strophik noch so lange etwas offen
zu halten, bis es eine ausgemachte Sache
ist, wie die Einzelverse rhythmisch und
metrisch zu bestimmen und zu lesen scien;
dann aber mit voller Sicherheit auch nur
jene bibl. Partien in genau gleich umgrenzten
Strophen darzustellen, die durch 750 oder
Refrain einen überlieferten Anhaltspunkt zur
strophischen Behandlung darbieten. Die
blosse Konstatierung von Responsio, Inclusio,
Concatenatio halte ich für ein zu leicht-
wiegendes Moment, um damit allein Strophen-
charakter beweisen zu können; doch leugne
ich nicht, dass sie mit anderen Merkzeichen
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1900.) 128
zusammen genommen als Bestätigung wert-
voll sein kann. Wird die Strophik ebenso
sehr betont, wie die Metrik vernachlässigt,
so ist dem Dilettantismus ein breites Feld
zum Tummeln geschatften, und der Misskredit,
in den die ältere bibl. Metrik mit Recht
geraten ist, wird dann doppelt auf die neuere
Strophik fallen.
Weniger in strophischer, als in metrischer
Beziehung scheint mir Schlögl’s Bearbeitung
ausgewählter Psalmen im Anhange seines
Buches vorzüglich beachtenswert — nur
schade, dass er den kritischen Apparat fort-
gelassen hat. Die Versmaasse sind klar
erkannt (mit Ausnahme von Ps. 124, der drei-
hebig anzusetzen ist, und Ps. 68, 8—15,
wo kein Übergang vom vierhebigen zum
dreihebigen Maasse vorliegt), die Verse richtig
skandiert (wenige wie 18, 452, 42, 4!, 68,
222, 242, 94, 20', 105, 91%, 125,3 ausge-
nommen), so dass sie als Ubungsstücke
zur Einführung in die Hebungstheorie
wohl geeignet erscheinen. Metrik und kri-
tischer Sinn haben dem fleissigen Bearbeiter
eine Reihe überraschender Emendationen zu-
getührt, deren sicherste jedenfalls jene sind,
die durch die Notwendigkeit einer Verlegung
der Stichendiärese gewonnen werden, z. B.
42,9' |] 952, 43,4' Tax II, 59,7 2523 Il,
80,10 Il wowm, 80, 15? swx li, 89,50
ll own. Sonst hebe ich noch hervor
59,8' ON ’2 (wie Peschitta), 14? DONI sym
y “nN (wo ich > im Sinne von ‘fürwahr’ nehmen
möchte), 68,20? 135) Oxy (er nimmt unser
Joch auf sich’), 80,3 Entfernung vom P3,
104,282 Entfernung von 21%, 105,36? CNN,
121,1 “Ny, 149,8 wmn. Von den zwei
Redaktionen des Ps. 18 halte ich im Gegen-
satze zu Schlögl die des Samuelbuches für
die ältere und bessere; Beweis für ihr
Alter ist mir u. a. das bisher verkannte und
im Psalmenbuche versetzte 1 postpositivum
in v. 41'; auch ‘> postposit. hat Schlögl in
Ps. 94,11? (2 CN), trotzdem das Metrum da-
rauf hinwies, verkannt und eine andere un-
nötige Aenderung mit dem Verse vorge-
i nommen.
Ich hege die Hoffnung, dass Schlögl’s
Buch von allen, die sich mit der Poesie des
alten Testaments beschäftigen, gewürdigt und
benutzt werde, und dass der Verfasser sein
schönes kritisches Talent besonders auch an
den metrischen Mysterien der Propheten ein-
mal versuchen möge.
Freiburg, Schw.
129 [No. 4.]
Eduard König. Die Originalität des neulich ent- |
deckten Sirachtextes textkritisch, exegetisch und
sprachgeschichtlich untersucht. Freiburg i. B.
J. C. B. Mohr 1899. Bespr. von F. Perles.
(Schluss).
An vielen Stellen lässt sich natürlich gar
nicht mehr feststellen, was für ein Wort ur-
sprünglich gestanden hat, und oft ermöglicht
uns nur irgend ein Übersetzungsfehler der
Verss., die Glosse zu ermitteln. So halte
ich heute noch daran fest, dass 3, 22 poy
erst später fiir NYIN gesetzt wurde. Zu den
von mir!) gegebenen Belegen füge jetzt noch
hinzu 30, 2 paspa NIYA Pxy?).
Uberhaupt muss ich hier pro domo spre-
chen, da die neu veröffentlichten Fragmente
teilweise eine erwünschte Bestätigung für
meine Notes critiques liefern, teilweise aber
auch einen andern als den dort statuierten
Wortlaut bieten. So steht jetzt 3, 31 dy
316, was sicher nur Rückübersetzung aus
S aaa) paS: ist, während im Original
Den 2133) (=G ó avranodidot s gapıras)stand.
Auch an der von Margoliouth (JQR XII, 10)
veröffentlichten Stelle 37, 11° lesen wir ws Cy
“07 503M 98 yn (Randlesart MI 9%).
Wie der Parallelismus lehrt und auch die
Randlesart nahe legt, ist für 9x sicher 5y zu
lesen. (cm 52) wird überhaupt nie mit DY
construiert). 3039 ist aber Substantiv ‘)
(wie yw 116, 12) und wurde als solches ver-
kannt, darum kam N in den Text und by
myn ist vielleicht auch nur von dem das
Subst. verkennenden Kopisten an den Rand
geschrieben worden. Sowohl G megi eya-
gsoriag als auch S „ana, passas haben richtig
verstanden und übersetzt, S sogar wörtlich
wie 3, 31.
An der Stelle 5, 11 MS Jord) liegt wie-
derum nur eine Rückübersetzung aus G v
paxgosvuie vor, während im Original MMe.
stand. S. Notes critiques z St.
Im Folgenden seien noch Bemerkungen
zu einzelnen Stellen nach der Reihenfolge
der Kapitel gegeben.
4, 12 Mwpan ist Glosse für nrw vgl.
Notes critiques z. St.
4, 27 wos 5235 ysn on ist nicht mit
Schechter vom Stamme MYY abzuleiten, son-
= von ys’ Hipt. Ysa vgl. Notes critiques
Z. Ot.
1) WZKM XI, 97.
2) Bacher JQR IX 562 hat übersehen, dass bei
der Annahme von poy als Original die Wiedergabe
des Wortes durch S {zaX\eu unerklart bleibt.
8) Bacher JQR, XII 282 giebt ungenau 3w Inn.
*) So auch Schechter JQR XII 270.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1900.) 180
6, 29 ny, wofür G mòy las (Notes cri-
tiques z. St.) vgl. 30, 13 5y 23m S tole
wre las also auch “òy 1). G čoyacas dv
avt@ scheint eine andere La. vor sich gehabt -
zu haben.
7, 20 ws» 113 möchte Schechter nach
Deut 24, 14—15 in NV) verbessern. Doch
we) INN ist durch G gesichert (Notes criti-
ques z. St.)und findet sich jetzt auch 51, 26,
wo S maa) Da) hat.
14, 4 yayam wird von Schechter auf
Grund des chaldäischen y3 als „sich freuen“
erklirt. Im althebr. ist jedoch der Stamm
yays bisher bloss durch MyayaX „Blasen“
vertreten, hat also jedenfalls die auch im
rabbinischen (Levy Nh. Wb. I 246%) vor-
liegende Bedeutung „anschwellen“. Der Sinn
wäre danach an unserer Stelle: „von seinem
Gute wird ein anderer sich anfüllen, sich
sättigen“?), was sehr gut in den Zusammen-
hang passt und durch G revpyoovaıy be-
stätigt wird. Allerdings hat S „sich freuen“,
was indessen auf Verwechslung mit %3 zu-
rückgehen kann, das 16, 3 vorkommt und
nach dem Zusammenhang wirklich diese Be-
deutung hat. Für die reduplizierte Form
yaya ist dagegen diese Bedeutung in keinem
semitischen Dialekt nachweisbar.
16, 8 omaynnn G oùs éBdedvEato las also
Dynan.
16, 9 0w mwn ist unverständlich
und auch aus den Verss. nicht zu erklären.
Vielleicht stand CWPAN, was einen guten
Sinn gäbe und im althebr. Alphabet auch
graphisch nahe läge. Vgl. Stellen wie Deut.
7, 25. Ps. 9, 17. Prov. 12, 13. 29, 6. Sir.
31, 7. 32, 15. 32, 20. 41, 2 (Smend ThLZ.
1899, 509 vermutet hier überall den Stamm
wp), wogegen aber der Sprachgebrauch
und die Verss. sprechen). S ouai iho
potos hat etwa gar Divmpın gelesen „die
dem Tode Geweihten“, was zur ersten Vers-
hälfte gut passen würde vgl. Jer. 12, 3
ann Om csp.
16, 10 DON ist auffallender Weise
durch G wie durch S als „versammelt“ ge-
deutet. Da nicht anzunehmen ist, dass beide
Verss. unabhängig von einander den gleichen
Irrtum begingen, liegt hier ein neuer Beleg
für die Benutzung von G durch S vor.
1) Bacher JQR XII, 284.
7) Der Herausgeber verweist mich freundlichst
auf assyrisch bubu’tu (Delitzsch HW 1668).
131 [No. 4.]
16, 11 mor xvi wird weder durch G ')
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1900. | 132
Jer 20, 10 ybs, was zwar sehr gut in den
noch S bezeugt, die vielmehr beide mmo 25 | Zusammenhang passen würde, aber durch
lasen (Notes critiques z. St... Wabrschein-
lich ist MN N2) erst spätere Glosse, da
derartige Zusammenstellungen von synony-
men Partizipien im späteren Hebraismus na-
mentlich in der Liturgie sehr beliebt waren
(z. B. mo) >min im Achtzehn-Gebet).
16, 13 pw MND mow" x) ist mit G
im» Unonorgv aùrõv und S Paan, mm»
in das sinngemässere NIPN zu verbessern
vgl. 44, 10 mfawnm] x5 cmipm (so Cowley-
Neubauer und J. Lévi, obgleich dort die Er-
gänzung NMN] näher liegt, s. WZKM XI 102.)
31, 5 MIET G nAnodnoen S Wa. Ver-
mutlich hat hier G MW mit Maw verwechselt,
wie umgekehrt 21, 1 S irrig NW für Mw las.
32, 2 D%1222 passt nicht in den Zusam-
menhang und erfährt auch aus den Verss.
keine Aufhellung. Keineswegs ist aber S
‚onlajmu}>, wie Schechter meint, Wiedergabe
von ENDE). ne
37, 28 sw 525 San xd `D or yọ navım
naos ovugéges fehlt bei Biichmann Gefl.
Worte 1113 unter den Parallelstellen für
Goethe’s „Eines schickt sich nicht für alle“.
38, 15 NBM mob 92m marg. m Sy AND.
Wahrscheinlich stand “am, woraus leicht
"23m werden konnte, während "NND? aus
einer Vermischung von UN und 730° (Hophal)
entstanden zu sein scheint. Der Hitpael
uM ist zwar bisher nicht belegt, ist aber
aus dem Hiphil 3m zu erschliessen, der im
A. T. öfters mit V 5y konstruiert vorkommt
und auch Sir. 4, 19 beiden Versionen vor-
gelegen hat (Notes critiques z. St.). Wir
lesen dort zwar jetzt in H ommw> mon,
was aber offenbar Rückübersetzung aus S ist.
50, 12° 5m3 oy lies bm n3y2 „wie
Palmzweige“, wofür der Parallelismus eben-
so spricht wie G wo orsA&yn yoıvixwv. Auch
Ezech 19, 11 D’n3y ps giebt LXX durch
gv wéow orelexav wieder. 5m) „Palme“ =
arab. äl wie Num. 24, 6. Siehe meine
Bemerkung JQR XI 688-689.
50, 16° oy 395 3927752) ist verschrieben
aus 22717 vgl. Num. 10,9 7 389 CHIT
EIN Schechter z. St. verweist irrtümlich
auf Num. 10, 10.
51, 3 we wpan me yoo omy wien
ist dunkel. Schechter vermutet fiir yO nach
') Oder sollte G duvaorns Krys für Nes) gelesen
haben? es .
7) So steht nach Cowley JQR XII 111 fiir das
sinnlose ~s:n> der Ausgabe, das übrigens auch schon
Schechter z. St. in »sı77 emendiert.
die Verss. nicht bestätigt wird. G fowpe
setzt nicht, wie Tavlor annimmt, die Lesung
Dy5 („kauen“ im rabbinischen) voraus, son-
dern yO vgl. Jer. 51, 44. wy 52, 6 und
zum Sinne w 124, 3. Prov. 1, 11- 12. Auch
graphisch liegt 352 so nahe, dass es wohl
als ursprüngliche La. angenommen werden
darf. Vielleicht meint auch S 1,1 nur y52.
Zum Schlusse sei ein bedenklicher Irr-
tum mitgeteilt, der Ryssel in seinem Si-
rach-Kommentar unterlief. Zu 50, 5 ist dort
bemerkt: „vgl. die analoge pajtanische Schil-
derung der Herrlichkeit des Hohenpriesters
beim Verlassen des Allerheiligsten am grossen
Versöhnungstage bei Landshut, Ammude
Haaboda 274 und Rapaport, Bikkure
haittim IX, 116%. Man wird aber vergebens
an den beiden angeführten Stellen die pajta-
nische Schilderung suchen, denn wie jedem
Fachmann bekannt, ist das Landshut’sche
Werk ein bio-bibliographisches Verzeichnis
der Pajtanim, und enthält an der betr. Stelle
nur bibliographische Notizen. Den andern
Verweis auf die Bikkure haittim können wir
aber noch weniger verstehen, da dort über-
haupt von ganz andern Dingen die Rede ist.
Wie lösen sich diese Rätsel? Ryssel hat
die unter Anführungszeichen mitgeteilte
Stelle wörtlich ohne Angabe der Quelle von
Schechter JQR X 204 entnommen, hatte
aber ein doppeltes Missgeschick: erstens
liess er die Worte „in the Ay to the Day
of Atonement“ aust), die gerade angeben,
wo die pajtanische Schilderung sich findet,
dann aber nahm er einen Druckfehler von
Schechter mit herüber, indem die angezogene
Stelle sich nicht Bikkure haittim IX 116,
sondern X 116 findet?).
Diese Besprechung war bereits abge-
schlossen, als ich die Fortsetzung von J.
Lévi's Artikel (REJ 39, 177 —190) zu Gesichte
bekam. Levi hält an der Unechtheit des
ganzen Textes fest, erweist dieselbe jedoch
nur für einzelne weitere Verse, so nament-
lich die Doubletten, die er vielfach mit
Scharfsinn als Rückübersetzungen aus S bezw.
G erklärt. Auf König’s Argumente geht er
1) Schechter hat diese Worte in Parenthese ge-
setzt, weil er bei seinen Lesern als bekannt voraus-
setzte, wo sich die pajtanische Schilderung finde.
Ryssel aber glaubte wohl die in Klammern stehen-
den Worte als unwichtig einfach weglassen zu dürfen.
2) Dieser Druckfehler findet sich auch noch in
Schechter’s Anmerkungen zu The Wisdom of Ben
Sira p. 64, wo die ganze Stelle ans JQR wieder-
holt ist.
133 (No. 4.]
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1900.) 134
nur wenig ein, und dieselben erscheinen mir
auch jetzt durchaus nicht entkräftet. Levi
bespricht dort auch die Syriacismen. M2
„zwischen“ (42, 12) braucht indess nicht sy-
risch zu sein, da schon an mehreren Stellen
des A. T. (Ezech 41, 9. Prov. 8, 2, Hiob
8, 17) viele Exegeten diese Bedeutung an-
nehmen.
Königsberg i. Pr.
Talmud-
Frank-
E. Bischoff, Kritische Geschichte der
übersetzungen aller Zeiten und Zungen.
furt a. M. 1899. 111 S. bespr. v. A. Marx.
Der Talmud ist den meisten Gelehrten,
die durch ihre Studien veranlasst werden,
sich mit ihm zu befassen, ein Buch mit
7 Siegeln. Zum Studium des Originals fehlt
Zeit und Gelegenheit. Sie müssen also zu
Übersetzungen greifen. Eine solche, die
den ganzen Talmud umfasst, giebt es nicht,
man ist also auf die zahlreichen Einzel-
arbeiten angewiesen. Ein genaues Verzeichnis
aller dieser Uebersetzungen ist daher not-
wendig und existierte bisher nicht, denn,
wie Bischoff in seiner Vorrede nachweist, sind
alle Bibliographien auf diesem Gebiete un-
genau und unvollständig. Das vorliegende
Buch, das Resultat 3jähriger mühevoller
Arbeit, füllt also eine Lücke aus, denn es
entspricht allen Anforderungen, die man an
eine solche Bibliographie stellen kann.
B begnügt sich nicht damit, die Titel mit
möglichster Sorgfalt zu verzeichnen, er giebt
auch meist, sein Urteil über den Wert der
einzelnen Ubersetzungen, denn er hat sichs
nicht verdriessen lassen, Buch für Buch selbst
nachzupriifen.
Nachdem B. zuerst die Angaben über
3 angebliche Übersetzungen als aus Miss-
verständnissen hervorgegangen nachgewiesen
hat!), führt er der Reihe nach zur Mischnah,
1) Zu S. 12 Anm. 5 vgl. Berliner in Migdal
Chananel (Leipzig 1876) S. V und Note 3 (S. XXVIII),
wo die Litteratur vollständiger gegeben ist. Die
Zahl 4750 bezieht sich nicht, wie der Verfasser
behauptet, auf den Tod R. Mošeh’s, sondern auf
die Zeit seiner Ankunft in Spanien. Um den von
B. erwähnten chronologischen Schwierigkeiten zu
entgehen, liest Berliner l. c. nach Lebrechte Vor-
gang "wn [4720 (= 960 n. Chr.) statt "wr [4] 750.
Diese sehr einfache Verbesserung wird ‘man jeden-
falls eher annehmen können, als B.’s Vorschlag
Hakem in Ha3em zu ändern. R. Mo3eh ist dem-
nach zwischen 960 und 972 gestorben. Der zweite
Ausweg, den Bischof vorschlägt, mit dem mir vom
Besitzer gütigst zur Kollation geliehenen Cod. Epstein
(E bei Neubauer, Mediaeval Jewish Chronicles I Ox-
ford 1887 S. 69 Note 1) Y"wm [41730 zu lesen, ist
unannehmbar, weil, wie schon Berliner l. c. Note 6
dem palästinensischen, dann dem babylonischen
Talmud und schliesslich den ausserkanoni-
schen Traktaten, Gesamtübersetzungen, Über-
setzungen grösserer Teile und solche einzel-
ner Traktate auf. Die Anordnung inner-
halb dieser Rubriken ist chronologisch.
Lebenszeit und Stellung der Übersetzer
wird, soweit sie festzustellen, waren, mit-
geteilt. Auch handschriftliche Übersetzungen
werden aufgeführt. Ein Anhang bietet
Übersetzungsproben. Besonderes Lob er-
halten von neueren Übersetzungen z. B.
die Sammtersche Mischnah - Übersetzung
durch Hoffmann, Baneth und Petuchowsky,
Wünsches Ubertragung der haggadischen
Bestandteile des babylonischen Talmuds und
Streanes Translation of the treatise Chagigah
from the Babilonian Talmud. Goldschmidts
Übersetzung wird wiederholt scharf getadelt
und als abschreckendes Beispiel hingestellt.
Der Verfasser ist sich wohl bewusst, dass
trotz allen aufgewandten Fleisses sich noch
einzelnes berichtigen und ergänzen lässt.
So muss es $ 7la bei J. Levy Strassburger,
nicht Leipziger Inaug. Diss. heissen. (So
richtig § 79Ia,). Von Castiglioni § 21,, ist
nach Calvarys Catalog 199 eine neue Auf-
lage (und Fortsetzung?) Krakau 1893—96
Rasur steht, und weil ferner die Handschriften O
und P bei Neubauer, die offenbar zusammen mit
E auf einen Archetypus zurückgehen (vgl. z. B.
Neubauer l. c. S.47 Note 22 und ferner die Stellen,
wo E neben Neubauer’s O und P zu ergänzen ist,
S. 48 Note 1, den Fehler S. 47 Note 12, die falsche
Zahl S. 48 N. 5 und den Schluss von S. 81 1. an
vgl. N. 18.) gleichfalls, wie alle übrigen Codices
"wn lesen. Die Lesart "Sy in O ist dadurch
entstanden, dass ein Schreiber des 7 des folgenden
Wortes — +4 — irrtümlich doppelt schrieb. S. 13
Note 7 ist nach dem Bemerkten gleichfalls zu ver-
bessern. Das dort erwähnte Missverständnis Wolfs
hat schon Zakuto im Juchasin p. 210 ed. London,
Weun B. ib. schreibt, R. Josef ibn Abitur sei nach
Sefer ha-Kabala zu Lebzeiten des R. Moseh gebannt
worden, so hat er seine Quelle ganz falsch auf-
gefasst. Diese berichtet, R. Josef ibn Abitur ver-
achtete den R. Chanoch, der die Stelle seines
Vaters (nämlich des R. MoSeh) einnahm und es kam
in der Gemeinde zum Streit. Daraus geht hervor,
dass R. MoSeh damals gestorben war. Wenn die
Anhänger R. Chanochs einmal die Partei R. Modehs
genannt werden, so beweist das natürlich gar nichts.
Ebenso ist es Verf. auch mit Cassels Artikel Josef
ben Abithur (in Ersch und Gruber) gegangen, wo
Cassel keineswegs die ganz verkehrte Behauptung
aufstellt, Ibn Abitur sei 970 gestorben. Er sagt
vielmehr nur: „Er begab sich 970 nach Damaskus,
wo er atarb.‘* Die Meinung des Verfassers, dass ibn
Abitur ein Talmudkompendium oder eine Einleitung
in den Talmud geschrieben habe, weist Bacher
(Deutsche Litteraturzeitung No. 46 p. 1746) zurück
und vermutet seinerseits, dass Ibn Abitur für den
Chalifen ubersetzungen aus dem Talmud verfertigt
(P. XXVIII) bemerkt, diese Zahl dort über einer | habe.
135 [No. 4
erschienen. § 56 Xa. fehlt Pirke Aboth
sprachlich und sachlich erläutert nebst An-
gabe der variae lectiones von Dr. Michael
Cahn. Erster Perek. Berlin 1875. Ugolinis
Übersetzung von Tosefta, Mechilta, Sifra
und Sifre, Fleschs Baraitah über den Bau
der Stiftshütte vielleicht auch Genebrards und
Meyers Übersetzungen von Megillat Taanit
und Seder Olam haben mindestens soviel
Anspruch auf Berücksichtigung wie die
ausserkanonischen Traktate. In einem „Prag-
matischen Überblick“ bietet Verf. eine all-
gemeine Besprechung der Ubersetzungs-
thätigkeit in den einzelnen Perioden. Für
die ältere Zeit verweist er auf seine „Tal-
mudischen Studien“ Heft I (Leipzig 1899.)
Zum Schluss weist er darauf hin, dass einer
wissenschaftlichen Übersetzung eine kritische
Textausgabe vorangehen müsse. Er macht
den Vorschlag, dass das Reich einer Ver-
einigung deutscher Gelehrter eine Million
zur Verfügung stelle, um beide Aufgaben
auszuführen. So freudig wir die Bewilligung
auch nur einer grösseren Summe begrüssen
würden, wir sind doch nicht optimistisch
genug, darauf zu hoffen. Auch haben wir
gegen diesen Vorschlag sachliche Bedenken.
Eine kritische Ausgabe des Talmud ist, das
wird allgemein anerkannt und ist auch z. B.
vom 7. Orientalistenkongresse ausgesprochen
worden, ein dringendes Bedürfnis. Die dazu
notwendige Arbeitsleistung ist aber so gross,
dass es höchst unpraktisch wäre, sie mit
der für die Übersetzung zu verquicken. Erst
muss unserer Meinung nach eine Ausgabe
der Münchener Handschrift, der einzigen
vollständigen, die uns erhalten ist, mit Aa-
gabe der Varianten der ersten Gesamt-
Ausgabe (Venedig 1520—23) und der 19 er-
haltenen, vonden Soncinaten vorhergedruckten
Traktate, sowie der 2 Ordnungen umfassenden
Oxforder Handschrift (No. 366 in Neubauers
Catalog) veranstaltet werden. Nach genauer
Untersuchung des Verhältnisses dieser Texte
müssten dann die zahlreichen Handschriften
einzelner Traktate und die sehr wichtige
indirekte Überlieferung, die hauptsächlich
durch Jalkut, Aruch, die ältesten Kommen-
tare und Kompendien repräsentiert wird,
zu kritischen Einzelausgaben verarbeitet
werden. Erst dann ist es Zeit zum Uber-
setzen. Warum das aber nur durch deutsche
Gelehrte und auf deutschem Boden geschehen
kann, ist nicht einzusehen. Eine kritische
Ausgabe wird wohl nur von gleichzeitig
talmudisch und modern wissenschaftlich
geschulten Gelehrten zu erwarten sein, gleich-
viel, ob sie Deutsche sind oder nicht, und
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1900.) 136
dann: ist Streane, der einzige Ausländer,
der cine gute Ubersetzung liefern kann?
Ich möchte diese Gelegenheit nicht vorüber
gehen lassen, ohne auf J. J. Kahans „Vor-
schlag zu einer neuen Ausgabe des baby-
lonischen Talmud“ vom Jahre 1895 nach-
driicklich hinzuweisen. Kahan, der zu einer
solchen Arbeit ganz besonders befähigt er-
scheint, beabsichtigt nur 2 der obengenannten
Texteszeugen, den Cod. München und die
Venediger Ausgabe zu berücksichtigen, in-
dem er crsteren genau abdruckt und vou
letzterer alle Varianten verzeichnet. Ausser-
dem soll seine Ausgabe ein vollständiges
Verzeichnis der Parallelstellen bieten und
vor allem mit Interpunktion verschen sein.
Beginn von Frage und Antwort, Replik und
Duplik sollen durch kleine Buchstaben kennt-
lich gemacht werden. So würde diese Aus-
gabe, die 5 Bände von je 40 Bogen um-
fassen sollte, — 2 Proben derselben liegen
dem „Vorschlag“ bei eine ungeheure
Erleichterung für den Anfänger darstellen
und vielleicht auch eine Hebung des Tal-
mudstudiums an den Universitäten herbei-
führen. Kahan würde jedenfalls, wenn man
es ihm ermöglichte, die englischen Biblio-
theken zu benutzen, bereit sein, auch die
beiden anderen oben erwähnten Texteszeugen
in seinen kritischen Apparat aufzunehmen.
Leider hat man aber seit 1895 von diesem
Plane nichts mehr gehört. Es wäre auf's
dringendste zu wünschen, dass von irgend
einer Seite das zu dieser wichtigen Arbeit
notwendige Geld, natürlich nur ein winziger
Bruchteil von Bischoff’s Million, zur Ver-
fügung gestellt würde, zumal die Kosten
jedenfalls bald durch den Verkauf gedeckt
werden dürften.
Königsberg i/Pr.
O. Conti Rossini, Ricerche o studi sull’ Etiopia
(Estratto dal Bollettino della società Geografica
Italiana. 1900. IL) 19 S. 8%. Angezeigt von
Hugo Winckler.
Der kurze Bericht über die Ergebnisse
einer der archäologischen und linguistischen
Erforschung Abessiniens gewidmeten Reise
meldet schöne Ergebnisse. R. sucht die alte
Strasse von Adulis nach Axum abweichend
von Bent zu bestimmen, wie es scheint mit
Recht. Sehr versprechend für Ausgrabungen
sei Adulis selbst. Die erste grössere Ruinen-
stadt der Strasse ist Kohaito, wo kleinere
Inschriften gefunden sind, darunter ein Stück-
chen einer sabäischen. Von hier lässt R.
die Strasse über Toconda weitergehen. Zwei
137 [No. 4.]
Stunden südlich von dort sind die Ruinen
einer grossen Stadt, sehr grosse Obelisken,
einer davon mit einer von R. copirten sabäischen
‘Inschrift. Von der nächsten Station Amba
Terica stammt die bereits 1896 von R. be-
kannt gegebene Inschrift. Es folgt Amba
Saim mit kleineren Inschriften, darunter eine
sabäische, die freilich nur einen Namen
enthält. Auf italienischem Gebiete liegen keine
weiteren Ruinenstätten an dieser Strasse.
Ein Besuch von Axum selbst blieb wegen
der Böswilligkeit des nebraid ergebnislos,
R. musste den zu Tage liegenden Schätzen
unverrichteter Sache den Rücken kehren.
Er hat eine schöne Sammlung von äthiopischen
und griechischen Münzen zusammengebracht,
mit griechischer und äthiopischer Legende. —
Einige wichtige äthiopische Texte hat er aufge-
stöbert, darunter ein unicum geographischen
Inhalts, sowie reichhaltige Aufzeichnungen
in den verschiedenen gesprochenen Landes-
sprachen, darunter besonders an 100 Gesänge
in Amharisch und 150 in Tigrai: Auch das
Tigre wird nun aus zahlreichen Texten be-
kannt werden. Der Bericht zeigt, dass Nach-
grabungen in: diesem dunklen Afrika die
schönsten Erfolge und nie geahnte Aufschlüsse
ergeben würden — hoffen wir, dass Nord-
und Südpol bald ausgegraben werden, damit
die alten Kulturländer auch wieder Gegen-
stand der Forschungslust werden.
Berlin.
S. Mannes, Über den Einfluss des Aramäischen auf
den Wortschatz der Misnabh an Nominal- und
Verbalstämmen. Erster Teil n—p. Posen. B.
Rzeszewski 1899. Besprochen von Felix Perles.
Bei dem grossen Mangel an brauchbaren
Monographien über die MiSnah-Sprache ist
die vorliegende Arbeit mit Dank zu begrüssen,
wenngleich sie weder vollständig in der Ver-
wertung des Materials, noch innerhalb ihrer
Grenzen immer zuverlässig ist.
Nach einer kurzen Einleitung sucht der
Verfasser den lexikalischen Einfluss des
Aramäischen auf die Mischna-Sprache nach
verschiedenen Richtungen hin zu bestimmen.
Bald sindhebräische Wurzeln durch aramäische
ganz verdrängt, bald kommen beide neben
einander vor, zum Teil mit differenzierter
Bedeutung, so namentlich bei Kult-Worten.
Bei andern Wörtern wieder hat das aramäische
auf die Bedeutung eines hebräischen Wortes
modifizierend eingewirkt. Namentlich auch
auf die Nominalbildung hat das aramäische
seinen Einfluss ausgeübt, so ist nach dem
Verfasser die Nominalform qatil in aktiver
Bedeutung durchgehends aramäischen Ur-
sprungs. Freilich kann man ihm nicht zu-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG:
[April 1900.] 188
stimmen, wenu er dieselbe als eine Rücküber-
setzung aus der Form Sao Sop bezeichnet,
die irrig als ein Part. Pass. angesehen wurde.
Denn manche Bildungen dieser Art, z. B.
das vom Verfasser nicht erwähnte Np?
(nur im Plural) „Käufer“, könnten auf diese
Weise nicht erklärt werden. Vielmehr haben
wir es hier mit der spezifisch aramäischen')
Nominalform {Lego HP zu thun, die dann
auch auf nichtaramäische Stämme angewandt
wurde.
Als besonders glücklich hebe ich aus dem
Werke die Erklärung des Wortes nn"
„Unfruchtbare“ hervor. Es ist nämlich nach
Mannes eine Rückübersetzung aus dem
gleichbedeutenden aramäischen M372" (Ketu-
bot 11a). Da man aber in dem Worte die
Bedeutung des Stammes (227 „männlich“
hebr. 21) verkannte und das Subst. x12"
darin erblickte, entstand darausim hebräischen
die seltsame Form NIX von ON „Widder“.
Der Verfasser gibt in alphabetischer Ord-
nung alle Stämme an, die Berührung mit dem
aramäischen zeigen, hat aber manches über-
schen. So fehlt der in einer Barrajta?) vor-
kommende Ausdruck mnmx> “y, der von M.
Friedmann?) als Rückübersetzung aus “Y
nr (Targ. für two Ay) erklärt wird. Auf
der andern Seite hat er manches althebräisches
Sprachgut und selbst einige Wörter griechi-
schen Ursprungs verkannt und als aramäisch
in Anspruch genommen.
p. 16 Sox ist griech. dodde.
p. 17 705s kann direkt von pers. ast
hergeleitet werden und braucht nicht erst
aus dem aramäischen aufgenommen zu sein.
p. 23 52, das der Verf. selbst für echt
hebräisch hält, findet sich auch auf südarabi-
schen Inschriften, wo es jedoch wahrschein-
lich Lehnwort ist, vgl. D. H. Müller ZDMG.
XXIX 612 bes. Anm. 1.
p. 25—26 v) geht direkt auf babylonisch
gittu zuriick, wie viele andere auf den Ver-
kehr bezügliche Ausdrücke (qaw Quittung,
sow Schriftstück, now Abschätzung, pawn
Pfand, mw?) messen).
p. 48 Don Moa findet sich schon bei
Sirach, s. meine Notes critiques sur le texte
de l’Ecclesiastique zu 3,31 und die Be-
1) Allerdings auch im arabischen vertreten, vgl.
Lagarde, Übersicht p. 70 und vor allem Weissen-
bach:Diearabische Nominalform Få til (München 1899),
wo diese Bildung als echt arabisch nachgewiesen wird.
?) Menachot 18a.
3) Onkelos und Akylas 88, Anm. 1.
4) Von den zahlreichen Derivaten dieses Stammes,
die Mannes p. 52 aus dem aramiiischen ableitet, gilt
also dasselbe wie von {43.
139 [No. 4]
merkung zu 37,11° in diesem Heft der OLZ.
(in der Besprechung von König.)
p. 48 "nn ist gewiss nicht aus dem
aramäischen übernommen, denn einerseits
bietet auch das arabische den Stamm in der
gleichen Bedeutung, dann aber wäre nicht
erklärlich, wieso gerade “mmm, dem keine
aramäische Bildung entspricht, nicht aber
701 „Kohle“ selbst ins hebr. eingedrungen
wäre. Höchstwahrscheinlich stand übrigens
WM „Kohle“ auch bei Sirach 8,10 (vgl. Notes
critiques z. St.) und wäre dadurch als alt-
hebräisches Sprachgut gesichert.
p. 29 C’27 stand schon bei Sirach 30,39,
wo fast alle neuern Erklärer &v aluarı als
irrige Übersetzung von 0272 fassen.
p. 33 iM „zurückkehren“ beweist schon
durch seinen Lautbestand, dass es echt
hebräisch ist gegen aram. "N jp und stand
bei Sirach 26,11. 36,5, s. Notes critiques z. St.
p. 35 “wm „verdächtigen“ ist wohl eher
(mit Levy s. v.) zu arab. Awa „beneiden“
zu stellen’).
p. 44 MD entspricht genau dem südara-
bischen
p. 46 Pb wie p. 47 0°90 sind griechisch
(Axyvvos, wayis), gehören daher gar nicht in
die Arbeit.
p. 53 pma braucht nicht aramäisch zu
sein, da bereits bei Sirach 5,11 MIND vor-
kommt, s. Notes critiques z. St. Allerdings
hat der eben veröffentlichte Text an dieser
Stelle MN JN, was aber offenbar Rücküber-
setzung aus G paxpodupic ist.
Trotz mancher Irrtümer sind die Zusammen-
stellungen im Ganzen als verdienstlich zu
bezeichnen. Nur möchten wir dem Verfasser
raten, wenn er die noch ausstehende zweite
Hälfte herausgibt, sich nicht einseitig auf die
Mischna zu beschränken, sondern auch die
Tosifta und die übrigen Barrajtot einzube-
ziehen. So lange nicht das ganze Material
berücksichtigt wird, können derartige Samm-
lungen niemals in sich geschlossene Resultate
bieten, oder auch nur für die Behandlung
irgend einer grammatischen oder lexikalischen
Frage die Grundlage bilden.
Königsberg i. Pr.
A. Le Chatelier, L'Islam dans l'Afrique occidentale.
Paris (G. Steinheil) 1899. — 376 pp. in 8°.
Besprochen von Ignaz Goldziher.
Ueber die Ausbreitung des Islam in den
westlichen Sudanländern, südlich von Tim-
1) Vgl. dagegen jetzt Schulthess Homonyme
Wurzeln im Syrischen p. 32.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG
[April 1900.) 140
buktu und am oberen Lauf des Niger, welche
ungefähr zu Beginn des XI. Jahrhunderts
unserer Zeitrechnung ihren Anfang nimmt
und seither stetige Fortschritte macht, sind
wir durch die zuverlässige Darstellung, die
uns der gründliche T. W. Arnold von der
Islamisierung der in jenen Gebieten wohn-
haften Völkerschaften gegeben hat (The
Preaching of Islam— Westminster 1896 —
p. 262ff), im Allgemeinen gut unterrichtet.
Der Verfasser obigen Buches, der den Islam
in den verschiedensten Gebieten seiner Herr-
schaft beobachtet und über seine Studien
bereits in früheren Werken Rechenschaft ab-
gelegt hat, bietet uns hier eine auf die
speziellsten Momente eingehende Be-
schreibung des Verlaufes dieser Verhält-
nisse. Das Buch ist die Frucht einer Reise,
die der Verfasser im Jahre 1887 nach dem
Senegal und Niger unternahm, und hat den
Zweck, der französischen Administration in
ihrer sudanesischen Interessensphäre als
wissenschaftlicher Wegweiser zu dienen.
Ausser diesem Berufe ist es, durch seinen
in alle Details der ethnographischen, sozialen,
religiösen und geschichtlichen Verhältnisse
eingehenden Inhalt ein willkommenes Hand-
buch für jeden, der über Vergangenheit,
Gegenwart und — nach der Meinung des
Verf.’s auch über die — Zukunft der bunt
durcheinander gewürfelten Negervölker jener
Gegenden wissenschaftlichen Aufschluss sucht.
Le Chatelier entwirft eine genaue Schich-
tung der verschiedenen Volksstämme und
ihrer Wanderungen, wobei er, wie wir uns
durch die Vergleichung seiner Darstellung
mit früheren Hilfsmitteln überzeugen konnten,
eine grosse Fülle neuer Informationen bietet.
Die dem Buche angehängte reichhaltige Biblio-
graphie der berücksichtigten Litteratur bezeugt
die fleissige Benutzung der bedeutendsten
Vorarbeiten, unter welchen das mächtige
Reisewerk Barth’s nicht die letzte Stelle
einnimmt. Sehr eingehend sind die missi-
onarischen Bewegungen geschildert, die das
Werk der Islamisierung der fetischistischen
Negerwelt einleiten und begleiten; wir werden
genauer als bisher mit den Kämpfen und den
Erfolgen der innerafrikanischen Helden des
Islam, wie Othman Dan-Fodio (S. 116), Sid
Ahmed al-Bekkä’i (S. 137) des Mahdi von
Podor, Muhammed b. ‘Omar b. Ahmed am
Anfang des 19. Jahrhunderts (S. 147) und
der grossen, in unsere Zeit hineinreichenden
afrikanischen Islamhelden EI-Hägg ‘Omar
(S. 168ff) und Samory bekannt. — Jedes Kapitel
des Buches ist von einer kartographischen
Darstellung der beschriebenen Verhältnisse
141 [No. 4]
begleitet, wofiir wir dem Verfasser besonderen
Dank wissen. Geographen und Ethnographen
werden wohl Gelegenheit haben, auf den
Wert der in ihre Gebiete gehörenden Daten
und Resultate des Verfassers niher einzu-
gehen. Sehr iibertrieben scheint uns der
Einfluss, den L. Ch. dem jiidischen Element
im westlichen Sudan zueignet. „Il semble
... qu un élément juif ait figure sur la
lisière du Soudan à une époque réculée* (S.
123). Wir stimmen dem Verfasser gerne
bei, wenn er selbst dieser These nur den
Wert einer ,hypothése curieuse“ beilegt,
solange er sie nicht besser zu stiitzen ver-
mag, als durch den Hinweis auf das häufige
Vorkommen von alttestamentlichen (im Islam
allerorten gangbarer) Eigennamen (S. 314),
oder durch tragwiirdige Schlussfolgerungen,
wie er deren eine auf Seite 148 (unten) zum
besten giebt. (Die durch Gott anbefohlene
Aufopferuny des Sohnes des Mahdi von Podor
durch den eigenen Vater, eine Erinnerung
an das Opfer Abrahams „indique |’ influence
persistante des traditions juives chez les
musulmans Peul“). — Sehr viel Aufmerksam-
keit widmet der Verfasser dem Einfluss der
süfischen Brüderschaften auf die Ausbreitung
des Islam in den westafrikanischen Gebieten.
Es ist dies ein stehendes Thema der französi-
schen Litteratur der Islamkunde, das freilich
eine den wissenschaftlichen Anforderungen
mehr entsprechende Behandlung verdiente,
als ihr oft in den umfangreichen Büchern
zuteil wird, die in neuerer Zeit als Grund-
werke über dies Kapitel der Geschichte des
Islam angepriesen werden. Der Verf. giebt
uns spezielle Berichte über den Wetteifer
zweier Orden in den von ihm behandelten
Gebieten; des das Prinzip des Gihad-Kampfes
vertretenden alten Ordens der Kädirijja
und des jenem in den Weg tretenden, von
toleranten und friedlichen Tendenzen durch-
drungenen Ordens der Tigänijja, einer
neuzeitlichen Schöpfung des maghribinischen
Süfismus, über deren Stifter und Lehrinhalt
wir übrigens aus dem interessanten Werke
eines Schejchs dieses Ordens, Muhammed
al-‘Arbiibnal-Sa’ih,u.d. T. oa Kars CLS
Jaye Baino cz ys (gedr. Kairo 1304;
297 SS. in 4°) Belehrung schöpfen können.
Die Konkurrenz dieser beiden Orden hat,
wie der Verfasser nachweist, bestimmend ein-
gewirkt auf die Richtung und den Geist, in
der sich die Islamisierung der Negerstiimme
vollzogen hat und sich noch immerfort ent-
faltet; S. 318—340 bietet er sogar eine
spezielle Statistik der Tarika’s unter den
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1900.] 142
zum Islam bekehrten Stämmen. In der Dar-
stellung der religiösen Uebungen und
Formeln dieser Bruderschaften, wäre so
manches auszusetzen. Der Verf. bietet in
dieser Beziehung Gelegenheit zu Bemerkungen,
wie solche vor 12 Jahren Snouk Hurgronje
anlässlich einer Spezialschrift über die
religiösen Orden der Muhammedaner (Les
confréries musulmanes du Hedjaz;
Paris 1887) zu dieser Arbeit des Verfassers
gemacht hat. (D. L. Z, IX nr. 2). Die
Dikr-Formeln werden S. 334 in sehr be-
denklichem Texte vorgelegt; es geniige, auf
den einen Satz hinzuweisen: ,Hasb Allah
houa nafs el Oukil“, was wohl dem frommen
Spruch: Hasbi Allah wa-ni ‘ma-l- wakil
entsprechen soll. Auch in der Schreibung
der Eigennamen, wie (S. 127) Chaab
(lg) ed Dine, und 137ff. im Lakab
des Sujüti wiederholte Djehlal ed Dine,
geben sich arabistische Defecte des Verf.’s
zu erkennen.
Der Verfasser hebt wohl wiederholt den
Kultureinfluss des Islam auf die sich ihm
zuwendenden fetischistischenNegerstiimme her-
vor und erwähnt des öftern der Ausbreitung
einer gewissen Schulbildung, welche die
Festsetzung des Islam unter den Negern im
Gefolge hat. Aus dem Gesichtspunkte des
französischen Politikers erblickt er jedoch in
der Festigung des Islam unter den Sudan-
völkern (auf deren Stammverhältnisse der
Islam, nach S. 67, zersetzend gewirkt hat)
ein nicht erfreuliches Moment. Die im
Fetischtum verbliebenen Stämme sind der
Konsolidierung der französischen Herrschaft
minder hinderlich. Ganz andere Beobaclı-
tungen sind unlängst gelegentlich des Reise-
werkes „Togo unter deutscher Flagge“
von Heinrich Klose (Berlin 1899) gemacht
worden. Da wurde konstatiert, dass in den
deutsch-afrikanischen Schutzgebieten, wo sich
eben der Sieg des Islam über das alte
Fetischtum stetig vollzieht, der Islam „der
deutschen Verwaltung in die Hände arbeitet.“
Der Verfasser widmet das Schlusskapitel
seines Buches vornehmlich der Frage, wie
in den französischen Sudangebieten der Ein-
fluss des Islam zu paralysieren sei. Er
kommt auf den Gedanken, in der Ad-
ministration und in den Schulen die Herr-
schaft der dortigen Bildungssprache, des
Arabischen, abzuschwächen, dafür in diese
Gebiete das Französische zu infiltrieren
und durch praktische Vorteile, die damit zu
verbinden seien, den Sudanesen begehrens-
wert zu machen. „L’ arabe perdra rapidement
du terrain et dégagé de |’ influence des
143 [No. 4.]
Tholba, |’ Islam demeurera ce qu’ il peut
être, inoffensif.“ (S. 357). Wir denken
nicht, dass damit der „Erziehung des
Menschengeschlechts* im Sudau ein wirk-
licher Dienst erwiesen würde.
Budapest.
O. F. Lehmann. Zwei Hauptprobleme der alt-
orientalischen Chronologie und ihre Lösung. Leipz.
1898, 224 N. nebst 2 Tafeln und 5 Tabellen.
J. Marquart. Chronologische Untersuchungen,
(Berossos und die babylonische Königsliste.) Philo-
logus 1899, Supplbd. VII. 4. No. 1. — Bespr. v.
Paul Rost. |
Trotzdem ich mich, wie die meisten
meiner Fachgenossen, von der Unzulänglich-
keit der Aufstellungen Lehmann’s überzeugt
hatte, habe ich bisher eine Kritik vermieden,
um mich nicht dem Vorwurfe der Missgunst aus-
zusetzen, insofern ich über denselben Gegen-
stand gearbeitet hatte und zu anderen Resul-
taten gekommen war. Nachdem nun aber
eine Reihe günstiger Recensionen erschienen
ist und zwar von Leuten, die teils von
chronologischen Dingen nichts verstehen.
teils nicht im Stande sind, die Ergebnisse an
der Hand der Quellen nachzuprüfen!), und
neuerdings die Aufstellungen Lehmann’s, wie
der Aufsatz von Marquart im Philologus
zeigt, weitere Kreise zu ziehen beginnen,
sehe ich mich doch veranlasst, zur Feder zu
greifen, um weiterem Unheil vorzubeugen.
Ich werde mich auf eine Besprechung der
Hauptpunkte beschränken, denn mit ihrer
Erledigung fällt das ganze künstliche Ge-
bäude von selbst zusammen.”
Zunächst die Königsliste. Wiederholt hat
man aus ganz gewichtigen Gründen die Lesung
„276 Jabre“ in der Unterschrift zur3. Dynastie
angezweifelt, Lehmann geniert das nicht, er
behält ruhig die Zahl bei, ohne sich um das
zu kümmern, was von anderen beigebracht
worden ist. Erhalten sind 19 Könige mit
260 Jahren, dazu kommen die drei Könige
Kadasman-Bel, Burnaburia$ I, Kurigalzu I,
Zeitgenossen Amenophis III (regierte 37
Jahre) mit ca. 35 Jahren (da nach den Tell-
Amarnabriefen auch der Vater des Kadasman-
Bel zur Zeit Amenophis’ III regiert hat, so
ist vielleicht diese Zahl noch zu hoch ge-
griffen). Nazibugas hat wenige Monate auf
dem Throne gesessen, und seinem Vorgänger
Kadasmanharbe I, den er ermordet, können
höchstens ein paar Jahre (sagen wir nach
oben abgerundet 5, vgl. auch Anm. 2 und
1) Die Recensionen enthalten infolgedessen auch
nur Referate und allgemeine Redensarten.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1900] 144
beachte, dass sein Sohn noch als Halbkind
den Thron besteigt) zukommen, Burnaburias II
regierte ca. 30 Jahre. — Das macht im
ganzen 25 Könige mit e. 330 Jahren, (d. i. im
Durchschnitt 13 J.) Für die übrigen elf
Könige bliebe demnach ein Zeitraum von
576—330 = 246 J., im Durchschnitt ergäbe
das 22 J. für den einzelnen, eine Zahl, die
mit Rücksicht darauf, dass einige von ihnen
nur kurze Zeit den Thron besessen haben
können '), sowie auf das obige Ergebnis jeg-
licher Wahrscheinlichkeit entbehrt. Noch
schlimmer gestaltet sich das Verhältnis in
Lehmann’s eigener Liste: Tazzigurumas,
Agum-kakrime, Karaindas, Kadasıman-Bel
sollen von 1610 bis mindestens 1490 regiert
haben (!). Das langt aber noch nicht, wir
wissen jetzt, dass Kadasman-Bél (bis vor
kurzem fälschlich Kallima-Sin gelesen), der
Vorgänger Burnaburias’ I und Zeitgenosse
Amenophis’ III, nicht vor 1435—30 auf den
Thron gekommen sein kann, auf die vier
Herrscher wäre also ein Zeitraum von 175
bis 180 Jahren (!) zu verteilen, ein Ding der
Unmöglichkeit. Gegen die Lesung „576“
spricht weiter die Angabe Nabonid’s, dass
Hammurabi 700 Jahre vor Burnaburias
(gleichviel ob der I oder Il, zwischen beiden
liegt höchstens ein Zwischenraum von 15
Jahren) gelebt habe. Bei Voraussetzung der
Zahl „576% würde Hammurabi im 24. Jahr-
hundert seine Herrschaft ausgeübt haben,
und da durch die ägyptischen Coincidenzen
für Burnaburias II 1400 (Burnaburias I c.
1415) feststeht, so würde die Differenz nicht
700, sondern 900 betragen, und hier hülfe
auch keine Verkürzung des Datums von
Bavian um 100 J. KEbensowenig verträgt
sich mit obiger Lesung die Angabe
Asurbanipal’s bezüglich des Einfalls Kutur-
nahundi’s von Elam, derselbe muss, wie auch
Lehmann zugiebt, vor Hammurabi fallen;
unter den angegebenen Umständen würde
dieses nicht zutreffen. Lehmann verwertet
freilich die Angabe dazu, die Unrichtigkeit
des Datums von Bavian zu „beweisen“. Die
Lesung „576“ kann also auf keinen Fall
richtig sein, und ich halte daher durchaus
an der von mir vertretenen Ansicht fest,
dass das Zeichen A nicht im Sinne von 9,
1) So kann z. B. Karaharda$ nur kurze Zeit auf
dem Throne gesessen haben. Adur-uballit regiert
lüngere Zeit gemeinsam mit Burnaburiaš II. erlebt
die Regierung des Karahardaß (Schwiegersohn von
ihm). Kadagman-harbe. Nazibugas und übt auch noch
zur Zeit Kurigulzu’s I] die Herrschaft aus. Bei An-
nahme längerer Regierungsdauer für Karahardas
würde demnach die Regierungsziffer des Ašur-uballit
ins Ungemessene wachsen.
145 [No. 4)
sondern in seiner sonstigen Bedeutung als
Dittozeichen (!) zu fassen ist, (also eine
andere Lesung, keine Korrektur!) umsomehr,
als sich auch anderwärts derartige Ab-
kürzungen nachweisen lassen (vgl. Chronik
S. Col. V Z. 11 ein Dittozeichen, statt mâr Bazi
zu wiederholen). Es wäre auch höchst merk-
würdig, dass die Zahl 9 ausgerechnet 3 mal
in der Königsliste m und dreimal % ge-
_ schrieben sein sollte!). Das Zeichen % gm
Anfange der Zeile würde besagen, dass hier
ebensoviel Sossoskeile zu lesen sind, wie in
der vorhergehenden Summierung, nämlich
62), die Zahl beträgt dann 6><60+36=396
eine Summe, die unverhältnisinässig besser
passt. Die Lesung wird auch noch auf anderem
Wege ihre Bestätigung erhalten (vgl. den
Schluss dieser Besprechung); die Zahl der
Monate würde wegen der vorhergehenden bezw.
überstehenden 6 auch als 6 zu lesen sein.
Am schlimmsten ergeht es der Dynastie
H bei Lehmann. Knudtzon hätte gezeigt,
dass eine Linie, entsprechend dem ersten
Trennungsstrich der Vorderseite, auf der
Rückseite gezogen, den Unterrand der vor-
1) Lehma:ın stört dieses Zeichen offenbar, wenig-
stens bietet er in Dynastie II No. 11: 44 dafür; uber
alle diejenigen, die Gelegenheit hatten, sich mit der
Tafel zu beschäftigen, haben 4 gelesen (selbst Knudt-
zon giebt drei Bestandteile zu). und ich muss be-
kennen, dass Leute, die wiez. B. Th. Pinches, jahraus
jahrein nichts weiter thun, als Thontafeln lesen, für
mich mehr Autorität in solehen Fragen besitzen, als
jemand, der nur gelegentlich einmal eine Thontafel
in die Hand nimmt. Die von Lehmann veröffent-
lichte Photographie der Tafel zeigt übrigens eben-
falls ein deutliches EN . Infolge obiger Lesung muss
Lehmann auch in anderen Posten andere Zahlen
lesen, um annähernd die Summe 368 zu erreichen;
Knudtzon weicht nur in einem Punkte, No. 3, ab
(daher die fal;che Deutung von No. 11, die Zahl 30
wird nie in so tief absteigender Linie geschrieben
und vor allem kommt doch die sonstige Schreibweise
der Liste in Betracht. vgl. Col. II No. 11 und Col.
III No 15). aber hier steht nicht minder das Zeug-
nis aller übrigen dagegen. Sowohl Knudtzon wie
Lehmann haben die Tafel erst zu einer Zeit
kollationiert, als sie bereits durch mindestens ein
Dutzend Hände gegangen war und ein jeder nach
Belieben darcuı herunigestochert hatte; als Beweis
dafür, dass sich inzwischen mauches verwischt hat
bezw. unkenntlich geworden ist, dient der Umstand.
dass Kuudtzon verschiedentlich Beschädigungen bezw.
unleserliche Stellen angiebt, die in den älteren Publi-
cationen nicht zu Tage treten. Die Hauptsache bleibt
aber schliesslich. dass weder bei Knudtzon noch bei
Lehmaun die Summe der Posten zu der Summe in
der Unterschrift stimmt (wie übrigens selbst zugegeben
wird), währeud bei der vom Ref, vertretenen Auf-
fassung eine genaue (!) Uebereinstimmung herrscht.
?) Die von mir Untersuch. S. 12 vertretene Auf-
fassung balte ich natürlich nicht mehr aufrecht.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1900.) 146
letzten Zeile in Col. III und den Oberrand
der vorletzten Zeile in Col. IV treffen würde.
In Col. III wären also nach der genannten
Zeile noch 11 (!)!) weitere möglich; für
Dynastie H kämen also in Col. III 13
Namen und in Col. IV 5, zur Not 6?) Namen
in Betracht, im ganzen 18 bezw. 19, eine
Zahl, die im Widerspruche zu der in der
Unterschrift angegebenen, nämlich 22, stünde.
Für weitere Namen wäre absolut kein Platz
vorhanden. Ich muss gegen eine derartige,
wenig fundierte Behauptung, ganz energisch
Einspruch erheben. Wenn die Vorderseite
gleich mit dem ersten Könige der ersten
Dynastie beginnen würde, könnte man so
argumentieren. Woher weiss denn aber
Lehmann das? Kann nicht auf der Vorder-
seite, wie es häufig der Fall zu sein pflegt,
erst nach einem kleinen Absatze begonnen
worden sein oder sollte es nicht möglich
sein, dass hier vorweg eine Einleitung ge-
standen hat? Gerade das letztere ist doch
sehr wahrscheinlich, da die Liste sich über
einen grösseren Zeitraum erstreckt, und dann
gewinnt man allemal die fehlenden 3 bis 4
Zeilen auf der Rückseite, und die Zahl 22
entspricht durchaus den thatsächlichen Ver-
hältnissen. Wie verfihrt nun Lehmann
weiter? Er konstruiert in Col III eine
Dynastie H, auf die am Schlusse von Col.
III eine Summierung gefolgt sein soll, und
lässt Col. IV mit einer neuen Dynastie be-
ginnen, die angeblich aus 5 Königen be-
standen bat; die Unterschrift soll 22 Jahre ete.
bedeuten. Abgesehen davon, dass die Summe
von 3 Königen bereits mindestens 24 J. be-
trägt (Nabü-nädin-zir 2 J, Nabü-nasir 14 J,
Nabü-Sum-iskun mindestens 8 J., wie wir
aus einer neuerdings bekannt gewordenen
Inschrift erfahren’), ist die Deutung der
ı) Lehmann hat sich bei der Berechnung um eine
Zeile versehen.
?) Dass keine Spur eines Personenkeils zu sehen
ist, beweist jedenfalls nichts dagegen. in der folgeuden
Zeile bieten sich auch schon keine Spuren eines
solchen mehr dar; ebensowenig bildet der Umstand,
dass der obere Rand der Rückseite in seinem hervor-
springendsten Teile um eine Idee über den Unter-
rand der Vorderseite hinausragt, einen absoluten
Hinderungsgrund.
3) Vgl. Recueil XX Scheil. notes d’ epigraphie et
d' archéologie assyrienne XLI. Lehmann würde die
Inschrift nattirich auf den ersten Nabû-šum-iškun
beziehen, dem er infolge seiner falschen Auffassung
von Dynastie H die dritte Stelle mit 12 J. anweist
Der Nabü-Sum-iskun der synchronistischen Geschichte
kann iudes unmöglich längere Zeit regiert haben. Ob
Samas-mudanımik eines natürlichen Todes gestorben
ist oder nicht. lässt sich angesichts der Beschädigung
der betreffenden Stelle nicht entscheiden, die Lücke
gestattet sowohl die Ergänzung „er starb des Todes“
als „er wurde in einem Aufstande getötet“. Zweifel-
147 [No. 4]
Unterschrift in dem Sinne unmöglich:
PAL (denn darauf läuft es hinaus) kommt
nicht weniger als 13 mal in der Liste
vor und bezeichnet stets Dynastie (Re-
gierung), kann also nicht in diesem einen
Falle eine andere Bedeutung haben. Die
Unterschrift lautet „22: Dynastie von Babylon“
(vgl. Dyn. I No. 9, 12), und wie es sich
damit verhält, habe ich bereits in meinen
Untersuchungen zur altorient. Gesch. S. 18
auseinandergesetzt. In Dyn. H, I, K (6
Chaldäer) haben wir keine einheitlichen
Dynastieen mehr, vielmehr macht sich eine
fortwährende Unterbrechung der Succession
bemerkbar (vgl. die ziemlich vollständig er-
haltene Dynastie I), der dupsar gab infolge-
dessen keine vollständigen Summierungen
mehr, sondern schrieb am Schlusse von
Dyn. H. 22 (scl. Könige) — Dyn. Babel, am
Schlusse des nächsten Abschnittes 17!) (sel.
Könige) Dyn...., und zuletzt 6 (scl. Könige) —
Dyn. ... worauf er eine Summierung für alle
drei gab. Dieses Verfahren spiegelt sich nun
in den Angaben des Berossos wieder; er er-
wähnt nämlich am Schlusse 45 Könige mit
526 Jahren; diese 45 Könige entsprechen
genau (!) den 22+17-+6(= 45), über die
Bedeutung der Zahl 526 wird gelegentlich
an einem anderen Orte die Rede sein, da
ein Eingehen darauf hier zu weit führen
würde. Ich bin in der Lage, diese meine
Behauptungen, die manchen Leuten etwas
„keck“ erscheinen, auch noch anderweitig
zu stützen. Von Abydenus wird folgende
wichtige, bisher aber nicht verstandene Notiz
überliefert (Eusebius ed. Schoene p. 37):
„hoc tempore vicesimus quintus utique Sanc-
cherib tandem ex regibus (regnantibus) in-
los aber kehrt Adad-niréri II seine Waffen gegen
den Nachfolger Nabü-3um-iskun I in der aus-
gesprochenen Absicht, ihn vom Throne zu stossen,
und der Zug endet damit, dass er ihn in einem Ĝe-
füngnisse seines Landes unterbringt. In der Lücke
von Z. 17 (Col. III) hat dann gestanden: x. ina kussi
usésib, mit letzterem. nicht mit Nabü-$um-iskun
schliesst er Frieden. Es wäre doch sonst ein merk-
würdiges Verfahren, wenn Adad-niräri, nachdem er
seinen Gegner einmal in seine Gewalt bekommen hatte,
ihn erst noch ins Gefängnis geworfen und dann mit
ihm bezüglich eines Friedens verhandelt hätte. Be-
achtung verdient auch, dass es sich in obiger In-
schrift gerade um Borsippa dreht (vgl. dazu Winckler,
Forschungen Bd. I, S. 254 tf).
) Nach Kandal(anu) weist die Liste noch die,
Reste eines weiteren, ziemlich langen Namens auf;
da vorher kein Trennungsstrich vermerkt wird, so
muss er einem Könige entsprechen, der vor die
Chaldiierdynastie fällt, und dieses kann nur ASur-étil-
lläni-ukinni sein. Letzterer besass jedenfalls Babylon
noch einen oder mehrere Monate nach dem Tode
seines Vaters (626). bis schliesslich Nabopolassar (noch
im Jahre 626) der Herrlichkeit ein Ende bereitete,
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1900.) 148
ventus est (inveniebatur), qui Babelonem .. .
subegit u. s. w.“ d. h. Berossos standen
Listen zu Gebote, die in Dyn. I, en
(wie der ptolemäische Kanon) verzeichneten!),
und schliesslich fand er in einer den Namen
Sin-ahé-erba dafür, der, wie er aus anderen
Inschriften wusste, über Babylon geboten
hatte?). Die Listen der späteren Zeit sind
meistens so geordnet, dass nur volle Jahre
zur Verrechnung kamen; wer nur einige
Monate regierte, wurde daher nicht aufge-
führt. Scheidet man nun in Dyn. H. den
zweiten Herrscher mit 8!/, Monaten, Nabû-
Sum-iSkun (den Gegner Adad-nirari’s III) mit
x Mon. (vgl Sp. 146 Anm. 3) und den
letzten Nabü-Sum-ukin, mit 1%, Mon. aus
so bleiben 19 Regenten, und die 6t® Stelle in
Dyn. I (Sanherib -- aßaoıkeurov der anderen
Listen) erhält thatsächlich, von Beginn der
Dyn. H angerechnet, die Nummer 25 (!19 +6).
Diese beiden Punkte genügten vollkommen,
um die Unhaltbarkeit der Aufstellungen Leh-
mann’s darzuthun, der Vollständigkeit halber
seien aber noch einige weitere Punkte ge-
würdigt. Lehmann sucht im folgenden auf
Grund einer Reihe von Erwägungen den
Nachweis zu erbringen, dass das Datum von
Bavian in der überlieferten Form’) der Glaub-
würdigkeit entbehre. Die Bemerkungen
über den Einfall des Kuturnahundi, das
Datum Hammurabi-Burnaburias, die allge-
meinen Erwägungen übergehe ich, da sie
durch das oben Beigebrachte ihre Erledigung
finden. Die übrigen Abschnitte handeln
von dem Datum Tukulti-Ninib -- Sanherib,
Sagarakti-burias Nabonid, sowie von
Assyrien zur Zeit der Nachfolger Tiglat-
Pileser’s I bis auf Adad-niräri II. Lehmann
geht wie alle von der Angabe Tiglat-Pilesers I
aus, dass der Tempel Anu’s und Adad’s von
seinem Urgrossvater niedergerissen worden
sei und nun seit 60 Jahren darniederliege.
Durch diese Angabe gelangt man für Asur-
dän und seinen Zeitgenossen in Babylon,
Zamama-Sum-iddin, auf ce. 1180. Lehmann
glaubt für letzteren eventuell auch etwa 1210
in Betracht ziehen zu müssen, da der Krieg
gegen Asur-dän wahrscheinlich am Anfang
der Regierung, die Niederreissung des
—
1) Die sogenannte babylonische Chronik ver-
merkt bis zu einem gewissen Grade auch ein
aßaoıkevrov; sie hilft sich in der Weise, dass sie angiebt,
wieviel Jahre Sanherib über Assyrien geherrscht hat.
*) Eine andere Erklärung schlägt Marquart im
Philologus unter Benutzung des ptolemüischen Kanons
vor, sie ist indes zu künstlich; ich werde auder-
wärts darauf zurückkommen.
3) 418 J. Lehmann hat sich persönlich davon
überzeugt, dass der Abklatsch wirklich 418 bietet.
149 [No. 4.]
Tempels aber erst kurz vor dem Tode des-
selben erfolgt sei. Soviel wir wissen, deckt
sich die Regierung Ninib-apil-eSarra’s, der
mit Rücksicht auf das wenige, das Tiglat-
Pileser I über ihn zu berichten weiss, nicht
allzu lange geherrscht haben kann, etwa mit
der l5jährigen Regierung Meli-sihu’s. Die
13 Jahre des Marduk-aplu-iddina würden
also den ersten Teil der Regierung Asur-
dan’S ausmachen und der Kampf des Za-
mama-Sum-iddin ungefähr um die Mitte der-
selben stattfinden; und was die Niederreissung
des Tempels anbetrifft, so passt die Mitte
der Regierung oder die unmittelbar vorher-
gehenden Jahre ebenso gut wie der Schluss.
Ueber die Thätigkeit ASur-dan’s ist, abgesehen
von den Notizen bei Tiglat-Pileser I, nichts
bekannt, die Griinde, die ihn von der Wieder-
aufrichtung abgehalten haben, liegen daher
für uns vollständig im Dunkeln; seine Nach-
folger haben sie auch nicht unternommen,
trotzdem sich unter ihnen so thatkräftige
Leute wie Asur-riS-i8i befinden, und Mutak-
kil-Nusku anscheinend den grössten Teil
seiner Regierung im Frieden verbracht hat.
(Schluss folgt).
Zu hebräischem ncp.
Nr. 2, S. 49 ff dieser Zeitschrift beanstandet
W. Max Müller die übliche Zusammen-
stellung von hebr. [pon] nop _,,Tintenfass“
mit dem Singular von mvp „Gefässe“. Ein
Tintenfass, meint er, das am Giirtel getragen
sei, könne nicht gleich gesetzt werden mit
einer flachen Trinkschaale, was doch der
Singular von NWP wegen der Entsprechungen:
syr. qesta „Trinkgefäss“, und äth. gesüt (soll
heissen qasüt, auch qasfit) „Wassertopf“,
sowie der Uebersetzung mit orovdeiov und giddy
bedeute. Wurzelgleiches arab. qaswatu
„kleines Palmblattkörbehen“ erwähnt er da-
neben nur als Seltsamkeit. Aber gerade die
letztere Bedeutung ist wichtig für die richtige
Auffassung der vorgenannten Wörter, die
Müller mir zu verkennen scheint.
Noch jetzt ist in Abessinien das übliche
Trinkgefiss ein bald grösseres, bald kleineres
rundliches Deckelkörbehen, das fest aus
Pflanzenfasern geflochten, auch wohl noch
durch Bestreichen mit Kuhmist gedichtet ist.
Da dieses Gefäss, dessen heutigen Namen
ich leider nicht ausfindig machen kann, im
wesentlichen dem entspricht, was von der
arab. qaSwatu überliefert ist, so trage ich
kein Bedenken, in ihm die ath. qašût-qasût
wiederzuerkennen. Dann darf man sich aber
auch die hebr. Nwp-nop als ein Gefäss fiir
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1900. ] 150
Flüssigkeiten vorstellen, das rundlich geformt
und mit einem Deckel versehen war. Dass als
Material dafür vermutlich nicht die primitive
Pflanzenfaser der Araber und Abessinier
zu denken ist, worauf sie aus Mangel an
Holz und Metall angewiesen waren, wird
kaum die Identifikation beeinträchtigen.
Was nun die "Eon DOP von den Mw, die
beim Darbringen des Trankopfers gebraucht
wurden, unterschied, war wohl nurdas kleinere
Format. So sehe ich keinen Grund, von der
Zusammenstellung des Mcp mit den Miwp
abzugehen. Ob nun nicht auch irgend ein
Zusammenhang zwischen beiden und dem
ägypt. gsty besteht, vermag ich nicht zu
entscheiden, da ich das Verhältnis des ägypt.
Konsonanten zu den hebräischen nicht ver-
stehe, auch von den altägypt. Trink- und
Schreibgeräten keine deutliche Anschauung
besitze.
Die übliche Zurückführung von NP mit
dem sicher richtig erschlossenen Sing. Mvp.
auf Yaiyn halte ich für recht ungewiss. Das
Yin “WP braucht keineswegs wurzelhaft zu
sein; es kann auch die Nachwirkung eines
vorhergehenden ursprl. labialisierten
Gaumenlauts darstellen, so dass die Ur-
form der Wurzel q'as wäre, wie sie viel-
leicht noch in äth. q’asq’as und q'esqes
„vasa“ vorliegt, das von qasüt kaum zu
trennen sein wird. Auf den nun gewiss nicht
fehlenden Einwurf, dass die labialisierten
Gaumenlaute lediglich dem afrikanisch-semi-
tischen Sprachzweige zukämen, dem Semi-
tischen im weiteren Umfange aber fremd
seien, antworte ich nicht hier, sondern an
anderem Orte in ausführlicherer Darstellung,
wie sie der enormen Wichtigkeit der Kon-
statierung von ursemitischen labiali-
sierten Gaumenlauten zukommt.
3. 3. 1900. H. Grimme.
Archaeology and Biblical eritieism.
I fear Imay seem presumptuous instepping
outside literary criticism, to which Prof. Giese-
brecht would restrict me, but I have long
been accustomed to take a wide view of Old
Testament study, and even the least gifted
erson may sometimes by a happy accident
hit the mark. If I fail, I cannot claim the
excuse of ignorance, for the best that has
been written on the subjects of this short
article is known to me, and it appears to me
to leave room for a fresh attempt. I am
short of time, and therefore I cannot quote
at length all that my fellow critics have said;
151
yet I think this will not lay me open to sharp
criticism, for I have never ignored other
men’s work, and I have shuwn how heartily
I can appreciate work with which I am not
wholly satisfied. I appeal to the indulgence
of the reader. To detend the following views
would require too much time.
1. The first point is Gog and Magog. Asa
‘Londoner Kind I ought to know who they are.
Do not their figures exist in our Guildhall 1? And
do not all the commentaries assure us that
Gog at any rate must be a northern people?
Winckler, last and here the most plausible
of all our critics, thought that Gog in Ezekiel
might mean ‘barbarians’, like Gagajain Amarna
Tablet 1,38. The liter ary criticism of Genesis
10 and Ezekiel has also not been fruitless;
E. Meyer and Stade, as is well known, have
produced the best provisional theory, which
Holzinger duly records. The error in Gen.
10,2 must be taken separately. yy has
most probably arisen from 732, which is mis-
written for “23 (Gomer); the duplieated 3
needs no explanation; the scribes loved dupli-
vation. The sons of Japheth, if I am right,
were Gomer, Madai, Javan, Tubal, Meshech.
(Tiras-TuruS-Tarshish, has no place here.)
This error in Gen. 10,2 is the cause of errors
in Ezek. 38. 39. The Antitheos of Ezekiel
is most probably the Migadon whom Jensen
and Zimmern have seen in the aouaysdwr of
Apoc. Joh. 16,6 (see however the P. S.
below). In Ezek. 38,2 we should probably
read yD YANN TPH Ow, ‘set thy face
towards the land of Mig( a)don’. In 39,11, 15,
16 I suspect Har-migia)don From 39, 11
15, 16 the Apocalyptist got his Aouaysdwv.
2. Gen. 46,28 xa?’ Howwv mohw Eis yrv
Pepecon. In 1879 or 1880 in preparing
commentary on Genesis (not yet ready!) 1
anticipated Lagarde’s well-known conjecture
that xe% Howwv rodw presupposed a peculiar
reading PODNND (or the like), though I sup-
posed LXX to be wrong. I now think that
the true reading is AQIN TIE) nou! ATR
MV yN. DaN (part of Anm) was misunder-
stood to be a miswritten ceryN. Ann is
simply a miswritten NDS. This connects
itself with Marquart’s recent theory of the
origin of the central part of the Joseph story
(Janchamu, the original of Joseph).
3. Gen. 41,43 INN PHN TN. What can
this mean? ZN should be a title I formerly
held with Friedr. Delitzsch that abarakku
(Ass. HWB, 12a) was meant. But 19x pay
remains. Ball has not cleared this up; nor
has Holzinger done better. Accept Marquart’s
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1900.] 152
theory, and all is clear. Read IND FN,
‘And they (he?) proclaimed before him, The
mighty one (plenipotentiary?) of Chu-en-aten
(Amen-hotep iv.). 1 venture to disagree with
M. as to the Egyptian names of Joseph and
his wife, but in other respects I adopt his
most ingenious theory.
Oxford, Feb. 26. 1900.
T. K. Cheyne.
P. S. Thinking again about the vecim-
yadwy in the formula quoted by Kuhnert in
Rhein. Mus. 49,49, it seems to me that
ESmun-adon is probably meant. I can find
no trace of Eshmun in the O. T., and hesitate
to explain 792 in Zach 12,11 as a corrup-
tion of )7[N]32[v'x]. Is it possible provisionally
to suppose N7|x]12[N] to have been the original
form? This is favoured by the circumstance
that 2 Mypsa in Zach. 12,11 should certainly
be 2 nian; compare Ezekiel 8,14 mz%
nonn. T and 3 could paleographically be
confounded; the intermediate reading would
be paxa]. T. K. C.
Mitteilungen.
Der Kongress f. christl. Archäologie, der
im April in Rom stattfinden wird, veröffentlicht in
No. 1 seines Bulletins die Anordnung der Verhand-
lungen und Sektionen. Die erste Sektion umfasst
Archäologie, Geschichte und Kunst der ersten fünf
Jahrhunderte, die 2. (Abendland) und die 3. (Morgen-
land) dasselbe Gebiet bis zum 12. Jahrh.. die 4 die
ältesten Liturgien, die 5. Inschriftenkunde, die
6. Litteratur bezügl. die christl. Altertümer, die
7, didaktische und praktische Archäologie,
Aus gelehrten Gesellschaften.
Societé Asiatique.
Séance du 10 novembre 1899. Die Gesellschaft
bewilligt Rat ein Unterstützung von 500 fr. zur
Übersetzung des Al-Mostatraf.
Acad. des Inscriptions et Belles-Lettres.
Séance du 26 janvier 1900. Barthélemy verliest
eine Mitteilung Maspero’s über die zur Wieder-
herstellung des Tempels zu Karnak unternommenen
Arbeiten.
Die Acad. des Inscr. et Belles-Lettres hat
P. Gaudin eine Unterstützung von 1000 fr. für seine
Arbeiten in Kleinasien und P. Delattre 3000 fr. für
die Ausgrabungen in Karthago bewilligt. Ein Preis
für 1900 von 2000 fr. ist festgesetzt für cine Bear-
beitung der Geographie Syriens, Mesopotamiens nach
den ayrischen Quellen (hauptsächlich den kirchlichen‘,
ein solcher von 3000 fr. für die Bearbeitung der
Corankommentare, weitere 3000 fr. für das beste
seit dem 1. Jan. 1897 erschienene Werk der orien-
talischen Wissenschaft.
153 [No. 4.]
Personalien.
An Stelle des Privatdozenten Dr. Meissner. der
aus Gesundheitsriicksichten von der Ausgrabungs-
stätte der deutschen Orientgesellschaft in Babylon
nach Deutschland zurückkehrt, begiebt sich Dr.
Ernst Lindl aus München nach Bagdad, um als
Assyriologe an den Arbeiten der deutschen Expedition
zur Erforschung Babylons teilzunehmen.
Zeitschriftensehau.
Acad. des Inscr. et B.-Lttr. Comptes rendus.
Der séances de l'année 1899. Novembre-Décembre.
Bouche-Leclerq. notice sur la vie et les travaux de
M. Charles Schefer. — Séance publique annuelle du
vendredi 17. novembre 1899. — H. Wallon, notice
sur la vie et les travaux du comte Jacques-Marie-
Joseph-Louis de Mas Latrie. — K.-T. Hamy, un
Kgvptologue oublié, Jean-Baptiste Adanson (1732
bis 1804). - G. Maspero, une stèle de Nectanebo II.
(Die bereits bekannte Stele ist datiert vom 13. Tage
des 4. Monats, Shomu, des 1. Jahres der Regierung
Nectanebo’s, enthält eine Lobrede auf die Göttin
Nit; dann wird erzählt von dem Einzug des Königs
in Sais, seiner Huldigung vor der Göttin und Besitz-
ergreifung des Landes. Zum Schluss setzt der König
in den beiden :tädten Hounit und Pamariti einen
Zehnten als Geschenk für die Göttiu fest. Maspero
fügt noch einige Bemerkungen über die genannten
Städte hinzu, Pamariti-Naukratis.)
Acad.R.deBelg. Bull. d.1.Cl.d. Lett. eto. 1900.
1. Fr. Cumont. Textes et monuments figurés rela-
tifs aux mysteres de Mithra, bespr. v. P. Thomas.
L’Anthropologie 1899.
6. R. Verneau, les migrations des Ethiopiens.
(Nach Schädelmessungen und Photographieen aus
Abessynien und den umliegenden Gebieten), —
S. Reinach, l’amphidromie (die Sitte des Umlaufes
bei der Geburt eines Kindes bei den Griechen und
anderen Völkern) — Obnefalsch - Richter, neues
über die auf Cypern angestellten Ausgrabungen,
bespr. v. L. L. — A. H. Keane, Man, past und present,
bespr.. v. Dr. L. L. — F. Koepp, Alexander der
Grosse, bespr. v. Ch. de Ujfalvy. — Dr. L. L, la
circoncision chez les indigènes tunisiens.
Beilage z. Münch. Allgem. Zeitung 1900.
42. ©. H., Mineralschätze in Persien (nach der
in Baku erscheinenden Zeit. „Kaspi“.)
48. H S., Fortschritte der Afrikaforschung im
Jahre 1899. II.
56. Klaus, zur Geschichte der Juden im Mittel-
alter.
58. J. Naue, die frühesten Beziehungen Aegyp-
tens zu Europa. (Zu grunde gelegt sind Flinders
Petrie's Ausgrabungen und Veröftentlichungen.)
59. W. Götz, an der unteren Donau, im Balkan,
am Pontus. (Forts.)
60. Ersilia Caëtani-Lovatelli, der Baumkultus I
(bei den morgenläudischen Völkern.)
Beitr. z. Kunde d. indogerm. Spr. 1900.
3. u. 4. C. Pauli, die etruskischen Familiennamen
auf -ĵura u. s. w. — J. Scheftelowitz, zur altpersischen
Lexikographie. (Das Wort mn Esra 7,23 ist
persisch, gehört zur Avestawurzel derez. Sch. kon-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITONG.
ee a nn nn
— ln
[April 1900.) 154
struiert ein altpersisches derezhda.) — Vilh. Thomsen:
remarques sur la parenté de la langue étrusque,
bespr. v. P. Horn.
Berichte üb. d. Verhandl. d. Kgl. Sachs.
Ges. d. Wiss. z. Leipzig 1899.
V. A. Erman, Nekrolog auf Georg Ebers. —
E. Windisch, Nekrolog auf Albert Socin.
Berliner philol. Wochenschr. 1900.
7. J. V. Prášek, Forschungen zur Geschichte
des Altertums II, bespr. v. Hommel. — Paul, Prin-
zipien der Sprachgeschichte, bespr. v. Meyer-Lübke.
9. Monumenta antichi publ. per cura della Reale
Academia dei Lincei VIII, bespr. v. Furtwängler. —
Archiv für Religionswissenschaft I, bespr. v. Nestle. —
B. Stade, akademische Reden und Abhandlungen,
bespr. v. Hilgenfeld.
The Classical Review 1900.
2. Cecil Smith, Trojan „brushes“. — G. F. Hill,
Catalogue of the greek coins: Lycia, Pamphilia ana
Pisidia, bespr. v. G. Macdonald. — P. Geyer, itinerd
Hierosolymitana, bespr. v. W. M. Ramsay.
Denkschr. d. kais. Ak. d. Wiss. 1900.
Philos.-hist. Klasse. 46. Bd. D. H. Müller, pal-
myrenische Inschriften. Nach Abklatschen des Herrn
Dr. A Musil (mit Glossar.) — J. Krall, Beiträge zur
Geschichte der Blemyer und Nubier. — B. Laufer,
ein Sühngedicht der Bonpo. Aus einer Handschrift
der Oxforder Bodleiana.
Deutsche Litteraturzeitung. 1900.
10. C. Steuernagel, das Buch Josua, bespr. von
U. Siegfried. — J. Krengel, das Hausgerät in der
Mišnah, bespr. v. S. Landauer.
11. H. P. Chajes, Proverbiastudien, bespr. v.
G. Behrmann, — W. A. Neumann, über die orien-
talischen Sprachstudien seit dem XIII. Jahrh. mit
besonderer Rücksicht auf Wien, bespr. v. C. Brockel-
mann. — A. Socin, die Siloahinschrift, bespr. von
M. Lidzbarski.
12. M. Schwab, le Ms. No. 1380 du fonds hébreu
à la Bibliothèque Nationale, bespr. v. C. Siegfried. —
Fr. Kern, Muhamed Bey ‘Osman Galäl, Jonisa’ ul
‘alimat, besp. v. H. Stumme. — J. M. Japhet, die
Accente der heiligen Schrift, bespr. v. ?
13. A. Smith Lewis and M. Dunlop Gibson, the
Palestinian Syriac Lectionary of the Gospels, bespr.
v. V. Ryssel. — Th. Zahn, die dormitio Sanctae Vir-
ginis und das Haus des Joh. Marcus, bespr. v. ? —
W. Bacher, die Agada der palistinensischen Amoräer
III, bespr. v. M. Steinschneider. — Th. Nöldeke,
syrische Grammatik, bespr. v. ? — R. Röhricht,
Geschichte der Kreuzzüge, bespr v. ?
The Geographical Journal 1900.
3. R. Codrington, a journey from Fort Sameson
to old Chitambo and the Tanganyika Plateau. —
Ihe „sudd“ of the White Nile. — R. Strachey,
narrative of a journey to the lakes Rakas-Tal and
Manasarowar (1898). (Forts.) —- H. W. Blundell,
a journey through Abyssinia to the Nile. Appendix.
Notes on geology and antbropology by R. Koettlitz.
(Dazu eine Karte Abessyniens von Blundell). — The
monthly record. Asia. Baron von Oppenheim's
explorations in Syria. Africa. Exploration in the
Sobat region; French expedition in the Sahara and
Central-Sudan.
155 (No. 4.]
Geograph. Zeitschr. 1900.
3. Geographische Neuigkeiten: Neue Verkehrs-
wege in Vorderasien (Eisenbahnen). — E. Friedrich,
Uebersichtskarte und Handels- und Produktenkarte
von Kleinasien, (u) W. Ruge u. E. Friedrich.
Archäologische Karte von Kleinasien, bespr. von
Fabricius.
Götting. gel. Anzeigen 1900.
1. J. Goldziher. Abhandlungen zur arahischen
Philologie Il, bespr. v. Wellhausen.
Jahrbücher f. Nationalök. u. Statistik 1900.
2. G. Billeter, Geachichte des Zinsfusses im
griechisch-römischen Altertum, bespr. v. F. Wissowa
Indogerm. Forschungen 1900.
l. u. 2. Chr. Bartholomae, Arica XIII.
Journal Asiatique 1899.
3. G. Faure-Biguet, notice sur le cheikh Mohammed
Abou Ras en Nasri de Mascara. (Schluss. Mit einem
Verzeichnis der Werke des Abu Ras.) — M. F. Nau,
le croisé Lorrain Godefroy de Ascha, d’apres deux
documents syriaques du XII sièdo. (Die Hand-
schriften sind im Journal Asiatique 1888 Nov.-Dez
und 1889 Jan. von Martin veröffentlicht) — P. de
Kokowzoff, nouvel essai d'interprétation de la seconde
inscription araméenne de Nirab (K. liest und über-
setzt Zeile 5 und 6 der genannten Inschrift: 22
WINS) BOD IND Oy wow A WAN 17) ils m'ont
pleuré') et ils se sont même fait des incisions pour moi,
mais ils n’ont mis avec moi aucun vase d'argent ou
d'airain“, indem er zu ann das Verhum cans
des Targums stellt) — F. Martin, homélie de Narses
sur les trois docteurs nestoriens (nach der Hand-
schrift des Museums Borgia. Siriae K. VI 6, 159—184
mit Varianten des Berliner Exemplars, Sachau Catalog
No. 57). — Nouvelles et Melanges. J. Halevy,
1. Esdras II 65c. 2. mT 121 rap 3. el vergl.
hierzu das griechische yrwutxog. II. Chron. 2,15 sei
NYIDDN assyr. raksuti, also MPOD zu lesen. NA
sei entstanden aus NOY Ableitung von NEY
Ziegel, nach der Sitte auf beschriebenen Backsteinen
zu backen. ar. RAL» sei Lehnwort aus dem Ara-
mäischen, (Aber das ê!’ NVM] sei abzuleiten
von 9m5 fürchten ala Deminutiv. Aethiop. jögi Voy
= &>9. JDN sei zu lesen TIY = Schätzung. Pro-
verbes XVIII 19 sei zu lesen — l
TY DPD WA MN
WON WPIID OYA
Isaïe LXIIL,, sei zu fassen: Et son peuple (le peuple
de Jahvé) se rapplant les anciens jours de Moise dit:
Ou est celui (= Jahvé) qui les a fait montrer de
la mer avec le pasteur de ses brebis.
Où est celui qui a mis en Jui (en Moise) son esprit
saint?
E. “achau, die Handschriftenverzeichnisse der
Königlichen Bibliothek zu Berlin, Bd. XXIII, bespr.
v. R. Duval. — de Gobineau, les religions et les
philosophies dans l'Asie centrale, bespr. v. B. M. —
Congrès international d'histoire des religions (3. oder
9. Sept. 1900 Anzeige.)
') So schon früher gefasst, cf. Lidzbarski Hand-
buch etc. D. R
._— 0.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1900.) 156
Literarisches Oentralblatt. 1900.
9. H. P. Chajes, Proverbiastudien, bespr. v. ? —
Delaville le Roulx, Cartulaire général de l'ordre des
Hospitaliers de S. Jean de Jerusalem, bespr. v. H. Hr.
10. M. Hartmann, der islamische Orient I, bespr.
v. ©. F. Seydel. — H. Stumme, Handbuch des
Schilhischen von Tazerwalt, bespr. v. H. Schuchardt. —
J. Strzygowski, der Bilderkreis des griechischen
Physiologus, bespr. v. V. S.
12. E. Bratke, das sog. Religionsgespräch am
Hof der Sassaniden, bespr. v. G. Kr. — Gelzer, die
Genesis der byzantinischen Themenverfassung, bespr.
v. U—-sky. — V. Thomsen, inscriptions de l’Orkhon
déchiffrées, bespr. von W. Bang. — A. Tradição.
Revista monsal d’ethnographia portugueza Anno I,
bespr. v. p.
Al-Machriq. III. 1900.
4. (16. Februar). L’ abbé P. Chibli, Aperçu sur
les origines de la monnaie. — P. L. Cheikho, Notice
historique sur les Armeniens Catholiques (fin.) —
P. S. Ronzevalle, Notes d’epigraphie orientale (suite).
5 kurze undatierte palmyrenische Grabinschriften.
Die Originale befinden sich in Privatbesitz in Homs.
Der Pater Lammens nahm von ihnen vorzügliche
Abklatsche, die hier auf photographischem Wege
gut reproduziert sind, Zugleich sind Transskriptionen
in arabischen und hebräischen Lettern gegeben;
einige Druckfehler der letzteren Transskription sind
am Schluss von No. 5 verbessert. Vorn eine Ueber-
sicht über die Lautkorrespondenzen des aramäischen,
kanaanäischen und arabischen Sprachstammes unter-
einander. Anfang der Artikelreihe in IH 1. Die
Mitteilung der arabischen Inschriften, mit der dort
begonnen ist, soll nächstens fortgesetzt werden. —
Le traité d’Ahi-Zaid (ya, “LU US puhlie
par le P. L. Cheikho. Ein ganz kurzer Traktat,
mitgeteilt aus derselben Sammelhaudschrift, aus der
u. a. die beiden von A. Haffner im Mašriq I, S. 24ff.
und 406ff. veröffentlichten Schriften von al-Agma i
(Kitab ad-darat und Kitab an-nabatät was-sagar)
stammen. — P. Anastase Carme, La Dactylonomie
(fin.) Anfang in IJI 3. Zunächst über die muhäraga,
die mugära‘a, die musähuma und die munähada, Arten
eines Morra-Spiels, die mit der ‘ugad oder ‘uqud
genannten Rechnungsweise nichts zu thun haben,
aber von der Zeitschrift Al-Bajäan damit zusammen-
geworfen worden waren. Der Verfasser berichtet
aus persönlicher Kenntnis insbesondere der unter
den Beduinen üblichen Gebräuche, Darnach folgt
die dem Verf. von Mahmad Š. Al-Alüsı [vgl. unten,
zu No. j übersandte gasidat al-‘uqad von Sams ad-
din Muhammad ibn Ahmad al-Mausuli al-Hanbali,
mit erläuternden Anmerkungen. Mit Wiederholung
der schon im III 3 gebrachten Abbildungen der zum
Ausdruck der verschiedenen Zahlen verwandten
Fiugerstellungen. — P. L Cheikho, L'histoire de
"Imprimerie en Orient (suite): Constantinople. An-
fang in LI] 2. — Besprechungen u. a. von 1. Trai-
tes mystiques d’Avicenne publiés par M. A. F. Mehren.
Fascicule 4: Traité sur le Destin. Leyde 1899. —
2. J. Rouvier, Gabal- Byblos, Son histoire dans
l'antiquité et sa nécropole phénicienne. — Druck-
fehler-Verbesserungen.
5. (1. März). P. L. Cheikho, Le Livre d'Or de
Institut égyptien. Geschichte dieses Instituts und
Leistungen seiner Mitglieder auf Grund der Publi-
kation: Le Livre d'Or de l'Institut égyptien. publie
à l'occasion du Centenaire de la fondation de lIn-
stitut, d'Egypte, Le Mans. 1899. — P. Anastase
Carme, Les „Lan“ et les „Burjans“ dans les auteurs
157 INo. 4.]
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1900] 158
arabes. ou bez. „Re sind nicht, wie regel-
mässig übersetzt wird, die „Polen“, sondern =
Alavoi, Alani (am Kaukasus). Die „Polen“ sind =
3
u Die „ge 3, vielleicht — Bagyot, seien von
den „Bulgaren“ zu trennen. Pater Cheikho weist
aber in einer Nachschrift darauf hin, dass der Aus-
druck burgan thatsächlich auch von den Bulgaren
gebraucht wird. — N. Bakhos, Ghazir: souvenirs
historiques. Mit einem Anhang vom Pater Cheikho.
Hauptsächlich zur Geschichte der Walis von Kesrawän
und anderer vornehmer Familien, die ihren Sitz in
Ghazir hatten, sowie zur Geschichte der dortigen
religiösen Genossenschaften. Mit einer Abbildung
des Emirs Besir Sihab „des Grossen“, geb. 6. 1. 1767,
gest. 29. 12. 1850. — Homélie inédite du Patr.
Elie III Abi-Halim (} 1190) pour le ler Dim. du
Caréme (hrsg. vom Pater Cheikho). Ueber den Verf.,
1176—1190 Patriarch der Nestorianer, vgl. Magant
al-adab Bd. 4, S. 297 (No. 367). — P. M. Collan-
gettes, Les bases du Calendrier. — Besprechungen
u. a. von: Bulüg al-arab fi ahwäl al-arab, von Mah-
mid Š. Ālūsī. Bagdad. — Druckfehler-Verbesserungen.
Montssohr. f. Gesch. u. W. d. Judent. 1899.
12. L. Ginzberg, die Haggada bei den Kirchen-
vätern und in der apokrypbischen Litteratur. (Schluss.)
— L. Blau, Jochanan ben Zakkai in christlicher
Beleuchtung (Berichtigungen zu Schlatters „Jochanan
Ben Zakkai. der Zeitgenosse der Apostel“ in Beitr. z.
Förd. christl. Theologie III. 4... — M. Steinschneider,
die italienische Litteratur der Juden. (Forts) —
Notizen: H. P. Chajes, zu Bachers Aufsatz über die
palestinensischen mrar (Augustheft dieser Zeitschr.).
— S. Krengel, DWADIEIIT. — Lewinski, zur Ge-
schichte der Juden in Peine.
The Numismatic Ohronicle 1899.
III. G.F. Hill. Olba, Cennatis, Lalassis, (Münzen
des Polemo, Königs von Pontus, Antonius Polemo
und Ajax, Sohn des Teuker, der Oberpriester von
Olba, und römischer Kaiser aus der Zeit des ersten
Jahrj. n. Chr. mit geographischen und historischen
Bemerkungen über die genannten Länder im Gebiete
des Calycadnus. — Miscellanea: Bibliographical notes
on Numismatics. — J. M. C. Johnston, Mohammedan
coins (Liste arabischer Mtinzen von der Zeit der
Abbasiden ab. Darunter eine Goldmünze El-Kähir’s
und eine des Khalaf mit längeren Inschriften.)
Nuovo Bull. di Archeol. Oristiana 1899.
3. 4. Rahmani Ignatius Ephraem II, testamentum
domini nostri Jesu Christi, bespr. v. O. Marucchi. —
Fr. Wieland, ein Ausflug in das altchristliche Africa,
bespr. v. O. M.
Petermanns Mitteilungen 1900.
II. Geograph. Monatsbericht: Afrika. P. Blanchet
ist Fiihrer einer Expedition nach der Oase Insalah,
welche Vorstudien fiir die Transsahara-Babn nach
dem Tschadsee ausfiihren soll. In Frankreich wird
auch der Bau einer Bahn tiber Insalah nach Timbuktu
erörtert. — E. Friedrich u. W. Ruge, Karten von
Kleinasien, (u) P. Lindau, Ferien im Morgenland,
bespr. von v. Diest. — W. M. Ramsay, the cities
and bishopries of Phrygia. bespr. v. W. Ruge. —
C. T. Dent, the first ascent of Tsiteli, bespr von
G. Merzbacher. — G. Radde, Grundzüge der Pflanzen-
verbreitung in den Kaukasusländern, bespr. von
Fr. Th. Köppen. — L. J. Rousseau, voyage de Bagdad
à Alep (1808), publié d’après le manuscrit inedit de
l’auteur par L. Poinssot, bespr. v. H. Zimmerer. —
Feuvrier, trois ans à la cour de Perse, bespr. von
Stahl.
Polybiblion 1900.
2. C. de la Jonquière, l’expedition d'Égypte 1798
à 1801 (u.) E. de Villiers l'expédition d'Egypte,
bespr. v. A. de Ganniers. — Gabriel Effendi Nora-
dounghian, recueil d’actes internationaux de l'empire
ottoman, bespr. v. A. d’Avril.
Revue Archéologique.
Nov.-Dez. G. Bonsor, les colonies agricoles pré-
romaines de la vallée du Bétis. (Schluss.) IV. Classi-
fikation des sépultures (Afrikanische, wahrscheinlich
ursprünglich asiatische Kolonisten), vergl. mit Kahun-
Funden. Danach les Turdétans (Eingeborene).
Dann Liby-Phönicier. Les Lapidés. Celtische Ein-
wanderung. Resumé). — L. Lindet, les origines du
moulin a grains. — S. de Ricci, un nouveau préfet
d'Égypte [Aovxsos Aovoros Teras]). — John L. Myres
und M. Ohnefalsch-Richter, a catalogue of the Cyprus
Museum, with a chronicle of excavations under-
taken since the British occupation and introductory
notes on cypriote archaeology, bespr. v. S. R.
Revue critique. 1900.
7. G. Vacher de Laponge, l’Aryen, son rôle social,
bespr. v. S. Reinach.
H. Oldenberg, aus Indien und Iran, bespr. v.
J. Vendryes.
Revue des études grecques 1899.
Juillet-—Décembre.'’ M. Holleaux, Antioche des
Chrysaoriens. (Genannte Stadt ist auch bekannt
unter dem Namen Alabanda, Chrysaorier = Karier.)
— J. Rouvier, l’ére d’Alexandre le Grand en Phénicie
aux [Ve et Ille siécles avant J.-C. (Die Seleuciden-
aera ist in Phönicien erst von Antiochus III. ein-
geführt; die Städte Acé und Tyrus hatten bis 280
eine Aera, die mit der Schlacht von Jssos begann.) —
A. E. Contoléon, inscriptions d’Asie mineure et de
Scythie (griechisch). — Adamantios, Tyviaxa I, bespr.
von Philhellön. — Th. Preger, anonymi Byzantini
napaordosıs oivrouo: zeorxat, bespr. von Alexis. —
H. d’Arbois, la civilisation des Celtes et celle de
l'épopée homérique, bespr. v. Th. Reinach. — F. Boll,
Beiträge zur Ueberlieferungsgeschichte der griechi-
schen Astrologie und Astronomie, (u.) Bouché-
Leclercq, l'astrologie grecque, bespr. von T. R. —
L. Bréchier, le schisme oriental au XIe siècle, bespr.
v. Ch. Diehl. — Fr. Cumont, textes et monuments
figures relatifs aux mysteres de Mithra, bespr. von
T. R. — G. Fougéres, de Lyciorum communi, bespr.
von T. R.
Theol. Litteraturbl. 1900.
8. Meinhold, die Jesaiaerzählungen Jes. 36—39,
bespr. v. Sperl.
Theolog. Litteraturzeit. 1900.
5. Ed. König, die Originalität des neulich ent-
deckten hebräischen Sirachtextes (u.) J. Lévi, l’eccle-
siastique ou la sagesse de Jésus, fils de Sira, bespr.
v. R. Smend. — P. Ladeuze, étude sur le cénobitisme
Pakhomien, bespr. v. Griitzmacher.
6. M. Lidzbarski, Handbuch der nordsemitischen
Epigraphik, (u.) A. Socin, die Siloahinschrift, (u.)
C. Brockelmann, syrische Grammatik, (u.) L. Rosenak,
159 [No. 4.]
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[April 1900.) 160
die Fortschritte der hebräischen Sprachwissenschaft
bis David Kimchi, bespr. von Fr. Schwally. — Fr.
Praetorius, das Targum zu Josua in jemenischer
Ueberlieferung, bespr. von W. Bacher. — S. Krauss,
griechische und lateinische Lehnwörter im Talmud,
Midrasch und Targum, bespr. von G. Dalman. —
R. H. Charles, a critical history of the doctrine of
a future life in Israel, in Judaism, and in Christianity,
bespr. v. E. Schürer.
ee
Theologische Quartalschrift 1900.
2. Funk, das Testament unseres Herrn (Bemer-
kungzu der von Rahmani unter dem Titel testamentum
' domini nostri etc. übersetzten Handschrift und anderen
Kirchenordnungen des Altertums.) — J. Döller, text-
kritische Bemerkungen zu Ps. XXII (XXI), 17 (ob
IND oder 1983.) — N. Peters, zur Stropbik des
Ecclesiastious. — G..Hoberg, die Genesis nach dem
Literalsinn erklärt, (u.) . Riedel, die Auslegung
des Hohen Liedes in der jüdischen Gemeinde und
der griechischen Kirche, (u) B. Schmid, das Buch
der Sprüche Salomos, bespr. v. Vetter.
Verhandl. der Ges. f. Erdkunde su Berlin
1900.
1. In der Sitzung vom 7. Dezember der geo-
graphischen Gesellschaftzu Hamburg sprachTh. Fischer
tiber seine Reisen in Marokko 1899.
The Westminster Review 1900.
2. O. Smeaton, the devil and his aliases. ,Satan,
Ahriman, Siva, Loki, the Eumenides and Tlacatecolotl.«
— C. G. B., Israel before the prophetic reformation.
(Im Anschluss an Henry Preserved Smith’s Werk
über die Bücher Samuelis).
Wochenschrift f. klass. Philol. 1900.
9. F. L. Griffith, Egypt exploration fund, bespr.
v. A. Wiedemann.
10. J. N. Svoronos, der athenische Volkskalender,
bespr. v. G. Thiele.
11. Fr. Boll, Beiträge zur Ueberlieferungs-
geschichte der griechischen Astrologie und Astronomie,
bespr. von K. Manitius. — P. Gnjeditsch, Kunst-
geschichte I (russisch), bespr. v. H. Dannenberg.
W. Z. K. M. 1899.
4, J. Goldziher, tiber Dualtitel (besonders die
Verbindung von 90 mit einem Nomen im Dual.
Solche Beinamen und Titel sind begriindet teils
durch den im arabischen Staatswesen herrschenden
Dualismus von din und daula, später von seif und
kalam, teils soll durch den Dual eine Eigenschaft
besonders hervorgehoben werden). — A. Haffner,
zu Thorbecke’s Ausgabe der Mufaddalijät. (Collation
nach der Konstantinopeler Handschrift pals TA@A
ls) — P. Kretschmer, neue phrygische In-
schriften. (2 der hier behandelten Inschriften hat
Major von Diest in der sogenannten Midasstadt
kopiert, die beiden anderen sind die von Chantre in
Öjük bei Aladja gefundenen und in Recherches
archéologiques late l'Asie occidentale veröffentlichten
Inschriften. Die Ergebnisse der Erklärungsversuche
Kretschmers sind gering.) — D. H. Müller, der an-
gebliche Ersatz der Artikels durch das Pronomen
(gegen Wincklers Abhandlung in Z. D. M. G. LUI
S 526 gerichtet; H. Winckler hier fortwährend ohne
c geschrieben). — J. Guidi, il „Fetha Nagast“ o
„Legislazione dei Re“ codice ecclesiastico e civile di
Abissinia, bespr. v. M. Bittner. — W. Max Müller,
die Liebespoesie der alten Aegypter, bespr. von
J. Krall. — V. Thomsen, remarques sur la parenté
de la langue étrusque, bespr. v. H. Schuchardt. —
D. H Müller, kleine Mitteilungen (sabäische Ety-
mologien.)
Zeitschr. d. Gesellsch. f. Erdkunde. 1899.
6. Beiträge zur Erforschung Klein - Asiens.
I. Hauptmann G. Maercker, das Stromgebiet des
unteren Kyzyl Yrmak. IL Hauptmann Schöffer,
Erkundungen und Routen-Aufnahmen im Gebiet des
Kyzyl Yrmak und des Jehil. III. Maercker, Bemer-
kungen zu den Karten. (An der ersten Reise im
Jahre 1893 beteiligten sich teils getrennt, teils
vereinigt ausser Maercker noch 3 Offiziere, Schäffers
Reise im Jahre 1894 ergänzte und setzte die Maercker-
schen Routen fort. Das Ergebnis der Reisen sind
Benno topographische Angaben, Entfernungs- und
öhenmessungen — die letzteren nicht zuverlässig —
und eine umfangreiche Spezialkarte in zwei Blättern
des Kyzyl-Yrmak-Gebietes.)
Zeitschr. d. Ver. f. Volkskunde 1900.
1. Th. Zachariae, Noch einmal zu Siddhi-Kür XV.
(Eine der Abaraschika-Geschichte ähnliche arabische
Erzählung, deren Ursprung der Übersetzer, G. Jacob,
der Schrift nach nach Nordwestafrika verlegt). —
Troels-Lund, Himmelsbild und Weltanschauung im
Wandel der Zeiten, bespr. v. K. W.
Zeitschr. f. Assyriol. 1899.
16. Ergänzungsheft. C. F. Seybold, Glossarium
latino-arabicum II.
Zeitschr. f. d. Gymnasialwesen 1900.
Febr.—Miarz. H. L. Strack, hebräische Grammatik,
bespr. v. G. Sachse. — Jahresberichte des philol.
Vereins. H. Kallenberg, Herodot. (Notizen zu den
Perserkriegen, Besprechungen von K. Krauth, ver-
schollene Länder des Altertums; P. Krumbholz, zu
den Assyriaka des Ktesias; C. F. Lehmann, zu
Herodot u. Hecataeus; Miller, zur Pelasgerfrage;
Prášek, Forschungen I. u. a.)
Zeitschr. f. Socialwissensch. 1900.
3. A. Lehmann, Aberglaube und Zauberei von
den ältesten Zeiten an bis in die Gegenwart, bespr.
v. G. Aschaffenburg.
Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg i. Pr.
Verlag u. Expedition Wolf Peiser Verlag, Berlin S., Brandenburgstr. 1,
Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel, Kirchhain N.-L
3. Jahrgang No.'5. 15. Mai 1900.
Orientalistische
Litteratur-Zeitung.
Herausgegeben
von
F. E. Peiser.
OEE
Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11.
James Parker & Co. Oxford, 27 Broad Street.
—— Se eee ee — = eee ee e O ee rm ee eee
—— Inhalt: ==
M. Hartmann, Der Islam in Westafrika.
A. Wiedemann, Zu den Felsgraffiti in der Gegend der ersten Katarakts.
Besprechungen: |
C. F. Lehmann, Zwei Hauptprobleme der altorientalischen Chronologie und
J. Marquart, Chronologische Untersuchungen (Paul Rost).
J. A. Craig, Astrological-Astronomical texts (Hugo Winckler).
Kurt Sethe, Das ägyptische Verbum (F. LI. Griffith).
Encyclopædia biblica (Friedr. Gieseb recht).
Mitteilungen. Aus gelehrten Gesellschaften. Personalien. Zeitschriftenschau.
Bei der Redaktion eingegangene Schriften.
—
*) J. Rosenberg, Assyrische Sprachlehre und Keilschriftkunde Wien 1900. 2,00 Mk.
Robert Koldewey, die hettitische Inschrift, gefunden in der Königsburg von Babylon am 22. August 1899
(wissenschaftliche Veröffentlichungen der deutschen Orient-(resellschaft Heft I; Leipzig 1900.
4,00 Mk.
Keleti Szemle, (Revue orientale pour les etudes ouralo-altaiques, Budapest I. 1. 1900 (in Comm. bei Otto
Harrassowitz. Leipzig).
G. Steindorff, die Blütezeit des Pharaonenreichs. (Monogr. zur Weltgesch. X) Velhagen & Klasing.
Bielefeld nud Leipzig 1900. 4 Mk.
Michaele Faulhaber, Hesychii Hierosolymitani interpretatio Isaiae Prophetae. Freiburg i. Br. Herder's V.
1900. 6 Mk.
*) Bereits zur Besprechung ausgegeben.
Orientalistische
Litteratur-Zeitung.
Herausgegeben
von
F. E. Peiser.
Erscheint
am 15, jedes Monats.
Berlin.
Wolf Peiser Verlag.
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Bestellungen nehmen entgegen: die ee rr aa Berlin S., Brandenburgstr. 11, sowie alle Buch-
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handlungen und Postämter (unter Nummer 5949). —
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3. Jahrgang.
15. Mai 1900.
M5.
Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender
Adresse erbeten: Bedaktion der 0. L. Z., Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11.1.
Der Islam in Westafrika.
Martin Hartmann.
Der ersten arabischen Ueberflutung Nord-
afrikas im ersten Jahrhundert d. H. folgte
um 450 eine zweite, die den Resten alter
Kulturen vollends den Garaus machte!). Von
1) Zu dem, was darüber in meinem Die Beni
Hiläl-Geschichten bemerkt und angeführt ist, ist jetzt
hinzuzufügen: Caudel, Les premiéres invasions arabes
dans l'Afrique du Nord (JAs. IX, 13 (1899 A] 102 ff.
189 ff. 385 ff.), eine Arbeit, die mehr eine Zusammen-
fassung von bekanntem als eine Bearbeitung von
neuem ist. Die interessante Frage, ob sich Reste
des romanischen Idioms, das wahrscheinlich einst in
Nordafrika ebenso heimisch war, wie andere neu-
lateinische Idiome in Spanien, Frankreich u.s.w. bis
an die Schwelle unserer Zeit erhalten haben, oder ob
jene Mundarten durch die Sprache der arabischen
Eroberer des Landes völlig verdrängt worden sind,
wird sich erst beantworten lassen, wenn Kampff-
meyer „die wichtigen und interessanten Zeugnisse,
die wir über eine lange Erhaltung des Romanischen
in verschiedenen Gegenden Nordafrikas besitzen“ [hier
II (1899) Sp. 236] bekannt gegeben hat. Das einzige,
aus dem J. 1756, das er a. a, Orte mitteilt, ist nicht
einwandfrei: dem bekannten de Soldanis wurde
von einem Christen, der 30 Jahre als Sklave in Tunisien
gelebt hatte, versichert, es gebe dort Dörfer, deren
Bewohner nur spanisch sprechen, und es wurden
ihm als solche Dörfer Gkresc el uiet, Scenisc-testur,
Zus-el-beb genannt. Nun ist es schon auffällig, dass
sich in Tunisien ein romanisches Idiom sollte ausge-
bildet haben, das jenem Christensklaven ‚spanisch‘
vorkam, ja, ihm vermutlich von denen, die es sprachen,
als ‚spanisch‘ bezeichnet wurde. Die ganze Nachricht
wird aber leicht verständlich und als ungeeignet für
weitergehende Schlüsse erwiesen, wenn daneben ge-
halten wird, dass das Vorhandensein spanisch reden-
der Nordzone aus begann das enkei: im
nach Süden, der Kampf des Islam gegen den
Fetischismus. Der Osten wurde von andrer
Seite invahiert: vom Persischen Meerbusen
her. Aber hier scheint der Islam nicht tiefer
ins Innere gedrungen zu sein. Lange Zeit
der Ortschaften für die Zeit um 1750 auch sonst be-
zeugt und der Ursprung dieser Erscheinung wohl
bekannt ist. Es genügt folgendes anzuführen: „Sons
cette domination [d. i. der mit der Entthronung
Mulai Hasans i. J. 1591 beginnenden türkischen] eut
lieu une immigration importante: celle des descen-
dants des Berbéres civilisés et musulmanisés qui
avaient occupé l'Espagne. Beaucoup de ces Maures
espagnols s’installerent à Tunis. D'autres relevérent
ou fondèrent, dans le nord de la Tunisie, les centres
de Béja, Zaghouan, Testour, Medjez el Bab,
Tebourba, Soliman etc. (1609). — La communauté
juive fut renforcée aussi, à cette époque, d'un grand
nombre d’Isra6lites chassés d'Espagne“ (Bertholon,
Ia population et les races en Tunisie in: Revue gén.
des Sciences VII (1896) 22 S. 975, und: „On rencontre
plusieurs villages au milieu de cette désolation. Ceux-
ci sont l'oeuvre de Maures d'Espagne réfugiés. Au
siècle dernier, Desfontaines [gemeint ist jedenfalls
Voyages dans les régences d'Alger et de Tunis en
1724 & 1725, par Peyssonnel, de 1783 à 1786 par
Desfontaines, publiés par M. Dureau de la
Malle, Paris 1838) constatait que beaucoup d’entre
eux connaissaient encore l’espagnol“ (ebenda 8. 980;
vgl. auch Piesse, Algérie et Tunisie S. 402 über
Tebourba und 412 über Testour). Wir sind begierig,
die andern Zeugnisse für das Fortbestehen eines
romanischen Idioms durch die Jahrhunderte hindurch
bis zum Ende des XVID. kennen zu lernen, die
Kampffmeyer verspricht,
163 [No. 65.)
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Mai 1900.) 164
blieb der westliche Teil Mittel- und Südafrikas
von ihm unberührt !).
Am Anfang dieses Jahrhunderts lebte der
Islam in Afrika ein Stilleben. Da wo er seit
Alters festsass, störte niemand seine Kreise
und er liess sich nicht in gefährliche Kämpfe
mit Ungläubigen ein. Diese hatten nur ganz
vereinzelt im Lande feste Niederlassungen
und so gab es keine oder verschwindende
Reibungsflächen. Wohl aber wurde der be-
deutendste islamische Staat ganz vom Kampf
mit andern Gläubigen in Anspruch genommen,
sobald die von dem französischen Eroberer
drohende Gefahr glücklich abgewendet war,
und auch sonst boten die islamischen Reiche
Afrikas dasBild innererZwistigkeiten. Europa
wäre blind oder engelhaft selbstlos gewesen,
hätte es sich diesen Zustand nicht zu Nutze
gemacht. Frankreich besetzte 1830 Algier
und drang um 1854 von St. Louis aus in
das Innere Senegambiens vor, es wahrte das
Errungene nicht bloss in schwerem Kampf,
sondern dehnte seinen Machtbereich unauf-
haltsam aus. Kam auch Marokko bei den
Ueberfällen Frankreichs 1844 und Spaniens
1859/60 noch ziemlich gut fort, so lag doch
die Gefahr der Frankenüberschwemmung
deutlich vor aller Augen. Der Islam wurde
aufgerüttelt. Er besann sich des Hauptmittels,
das ihm so oft gedient, seinen Einfluss zu
heben, zu schaffen: der Mission.
Die Geschichte der islamischen ‚Orden‘,
die der religiösen Propaganda dienen, ist oft
erzählt worden. Was davon vorhanden war,
erwachte nach 1800 zu neuem Leben, Neues
erstand, vor allem die Bruderschaft fichwan),
deren Bedeutung und Ansehn auch in Europa
am bekanntesten ist: die Sanüsija. Zur selben
Zeit, wo Frankreich begann, in islamische
Gebiete einzudringen, wurden Keime gesät,
um den Widerstand zu einem energischen
und kraftvollen zu machen, vor allem, um
die Länder, die bis dahin ungläubig waren,
zum Islam zu bekehren und in ihnen Werk-
zeuge des künftigen Glaubenskampfes zu
schaffen. Dass das Vorgehen andrer Mächte
diese Bewegung nur förderte, versteht sich
nach dem Gesetze von Stoss und Gegenstoss
von selbst, ebenso auch dass die sogenannten
‚christlichen‘ und ‚Kultur‘-Staaten sehr ernst
1) Zu dem von mir über die Muslims in Süd-
afrika hier II (1899) Sp. 227 n. 5 uud 361. (vgl.
auch ZAss 13, 285 n. 1) Ausgefiihrten ist nachzutragen,
dass schon Arnold, Preaching of Islam 284 gute Nach-
richten über die von den Holländern aus dem
Malaiischen Archipel importierten Kapmuslims hat.
Von einem Telegramm der Muslims in Durban an
den Sultan war im April d. J. in den Zeitungen die
Rede.
erwägen, wie der Gefahr zu begegnen ist.
Denn ist auch kaum ein Zweifel, dass noch
vor 2000 jede Spur islamischer Herrschaft
aus Afrika fortgefegt sein wird, so ist doch
die Erreichung dieses Zieles schnell und
ündlich nur bei zielbewusstem Vorgehen
und Wahl der richtigen Mittel möglich.
Hier haperts. Grosse Fehler sind ge-
macht worden durch eilige unüberlegte An-
läufe, deren Scheitern nicht ein sorgfältig
vorbereitetes entscheidendes Vorgehen in ge-
höriger Zeit folgte, veranlasst durch den
Parteienhader in der Heimat, während doch
in kolonialen Dingen ein kräftiger Wille die
Macht haben muss, im rechten Augenblicke
| durchzugreifen'). Und draussen stehen sich
oft in wichtigen Fragen die entscheidenden
Personen feindlich gegenüber.
Wer besitzen will, muss wissen. Die
sichere Grundlage der Beherrschung eines
Landes ist seine Kenntnis. Eine Handvoll
Britten hat Indien, weil sie das Millionen-
reich bis in den kleinsten Winkel kennen.
Die türkische Regierung ist nicht Herr im
eignen Hause, weil sie nichts von seinem
Zustande weiss. Der Feind der richtigen
Kolonialpolitik ist Unkenntnis, auch in der
Hinsicht, dass die Gegensätze in Tem-
perament und prinzipieller Lebensanschau-
ung bei Behandlung kolonialer Fragen unüber-
brückbar werden, wenn sich Irrtum über die
Thatsachen damit verbindet, die ohnehin schon
jeder durch die eigene Brille zu sehen liebt.
Thatsachen allein dürfen auch massgebend
sein für Beurteilung der wichtigen Frage:
welche Stellung ist gegenüber dem Haupt-
hindernis der Befestigung der europäischen
Mächte in ihrem afrikanischen Besitz, dem
Islam einzunehmen?
Die Zeiten, wo man vom Islam als einem
wohlthätigen Uebergangsstadium zur Kultur
sprach, einem Mittelzustand, dessen Schaffung
zu begünstigen sei, sind vorüber oder sollten
es sein. Die tiefer Blickenden haben er-
kannt, dass diese Schwärmerei höchst ge-
fährlich ist. Denn wo der Europäer den
Islam neu Wurzel fassen lässt, schafft er
sich unnötig einen erbitterten Feind. Und
selbst zugegeben, der Islam habe in vielen
Fällen für die Ungläubigen einen hohen
civilisierenden Wert, so wird man doch nicht
bestreiten können, dass der der fränkischen
1) Selbstredend soll damit nicht einem Diktator-
wesen das Wort geredet werden. Nicht imme
haben die mit dem kräftigen Willen auch den Willen
zum Richtigen, sind durch sich und andere schlecht
beraten.
166 I[No. 5J
ORIENTALISTISCHE LETTERATUR-ZEITUNG.
[Mai 1900.) 166
Kultur mindestens gleichwertig sei'). Wozu
also nicht gleich den Eingeborenen das
bringen, was wir ihnen schliesslich doch
bringen wollen und sollen, wenn wir nicht
ganz herzlos und unverständig sind: unsere
Kultur? Die Franzosen selbst haben mit der
islamfreundlichen Politik schlechte Erfah-
rungen gemacht: Depuis 1850, nous n’avons
cesse de donner en quelque sorte une prime
au développement des croyances religieuses,
d'encourager l'enseignement de toutes les
sciences islamiques. Pendant les premiers
temps, les effets de ce systeme sont restés
eu sensibles .... Les pratiques pieuses,
a connaissance du droit musulman, des
Hadits, des Commentaires, ont, peu & peu,
pris la premiere place dans le monde des
traitants musulmans, aprés les occupations
professionnelles, et les mémes errements se
sont répandus dans la foule. — Sinon in-
différente en matière religieuse, du moins
peu zélée et en général ignorante, toute la
population musulmane de Saint-Louis a ainsi
acquis, en moins de cinquante ans, les
aptitudes, les qualités spéciales aux nations
mahomeétanes. Sous linfluence des luttes
contre les Maures, qui menagaient directement
ses intéréts, elle est pendant longtemps restée
1) Intra muros peccatur et extra, aber doch noch
mehr extra. In keinem Falla darf nach einer Schab-
lone geurteilt werden. Pfui über die Schnaps-
vergifter, deren ‚christliche‘ Gesinnung in unge-
kehrtem Verhältnis zum Geschäftsinteresse steht, aber
ein noch schlimmeres Wehe über das islamische
Raubgesindel, das als Regierungsbeamte (s. Nachtigal,
Sahara) oder Händler— Sultane (Tipputipp, Samori
etc.) das Land verheert. Wenn das wüste Treiben
der Franken so grell absticht von dem wahrhaft
humanen Verhalten der Muslims, wie es nach un-
verdächtigem Zeugnis (die Belege siehe Arnold,
The preaching of Islam 275ff.) an der Küste und im
Hinterlande von Sierra Leone der Fall ist, dann ist es
nicht zu verwundern, dass der Verfasser des trefflichen
Buches Christianity, Islam and Negro Race, Dr. theol.
Blyden, zum Islam übergetreten ist (Mitteilung
eines schwarzen Wesleyaners aus Freetown, den ich
in München traf). Aber noch viel öfter werden die
Eingeborenen, Ungläubige und Muslims, in den blü-
henden Stationen der Missionen, in der wohlgeordneten
Verwaltung der mächtig anwachsenden Mittelpunkte
der fränkischen Verwaltung einen Masstab für das
Wesen islamischer Wirtschaftgebahrung und Ver-
waltung finden. Ein Zeugnis ist die Zuschrift Aga
Chans, eines Choga aus Bombay, an die ‚Times of
India‘, in der es heisst: „In 10 Jahren haben die
Deutschen Dar-es-Salaam aus einem schmutzigen
afrikanischen Dorfe zu einer prächtigen. modernen
civilisierten Stadt gemacht. ... Ich kann nicht
enug rühmen, was die Deutschen an öffentlichen
beiten und schönen freien Hospitälern in der
kurzen Zeit ihrer Verwaltung geschaffen haben.“
Gewiss, die islamischen Städte sind zum Teil Resi-
denzen gegen die Negerniederlassungen, aber es sind
wüste Häuserhaufen ohne jegliche Wohlfahrtsein-
richtungen im Vergleich zu dem, wasder Franke schafft.
dévouée à notre cause... .. Mais avec
l’affermissement de la paix, l’extension des
relations extérieures de la colonie, les mu-
sulmans de la capitale se sont habitués &
d'autres horizons. Il suffit de les étudier
même superficiellement, pour se rendre compte
qu une barriére chaque jour plus dif-
ficile à renverser, s’éléve entre eux
et nous. Ils ont conscience de leur rôle
comme fraction de la société islamique, en
opposition & la société chrétienne. Sans en
etre encore arrivés & prétendre nous appli-
quer les formules réformistes, beaucoup en-
visagent des maintenant l’éventualité d’une
revolution politique, pouvant donner à leur
parti l’hégémonie du pays. L’achdvement
de la conquéte du Soudan a rendu ces
sentiments plus latents. Ils n’en subsistent
pas moins. (Le Chatelier, L’Islam dans
l Afrique Occidentale 259f). Das klingt ganz
anders als Singers ‚Der Islam arbeitet der
deutschen Verwaltung in die Hände“ (Ref.
über Kloses Togo unter deutscher Flagge,
Berlin 1899, in Beil. MAllgZ. No. 12 vom
16. 1. 1900'). Die Folgen, die die Franzosen
von der Ansicht spüren: ‚Der Islam arbeitet
uns in die Hände, darum muss ihm der
Hof gemacht werden‘, werden uns nicht er-
spart bleiben, wenn wir nach demselben
Rezept arbeiten. Wir werden es hoffentlich
nicht. In der Kolonialpolitik ist nichts so
lehrreich und billig als die Fehler, die andere
machen, und die zu sehen nur gesunde Augen
und sie gebrauchen kostet, nichts so teuer
als selbst Fehler machen. |
In dem Kampf mit dem Islam um das
noch gar nicht oder erst ein wenig is-
lamische Afrika heisst es vor allem die
Kampfmittel und Kampfweise des Gegners
genau studieren und danach die eigenen
einrichten. Ein wichtiger Beitrag in dieser
Richtung für das Gebiet Afrikas, auf welchem
Frankreich Interessen hat, liegt vor in dem
schon genannten vortrefflichen Werke Le
Chatelier’s, das bereits von Ignaz Gold-
ziher in dem lehrreichen Referat hier Sp.
139 ff. gewtirdigt worden ist, und das gerade in
Frankreich recht sorgsam studiert werden sollte.
Die Franzosen sind mit ihren Besitzungen
über See nicht immer glücklich gewesen.
Das Land der grossen Anläufe hat zu allen
Zeiten scharf blickende Söhne draussen ge-
habt. Sie brachten ihm Indien und Kanada
ein. Aber es sah nicht scharf genug, ver-
tiefte nicht den Blick; darum ging ihm der
Erwerb aus der Hand. Jahrhunderte träumte
ı) Ähnlich auch Passarge nach Hassert,
Kolonien 292, dessen Widerspruch verständig ist.
167 [No. 5.]
es von Syrien und opferte fiir diesen Traum
Summen, die selbst fiir seinen National-
reichtum erheblich sind, und heut ist sein
Ansehen dort im Niedergange: es hat das
Wesen des Landes, den Charakter seiner
Bewohner nie systematisch erforscht, nie
tiefer erfasst, und die Fluten französischer
Tinte gaben nur flache Seen mit ein paar
Inseln Geistreichigkeit. Anders in Afrika.
In den Nord- und in den Westrand biss es
sich ein, und es hatte das Glück, Männer
zu finden von satf und galem, die mit der
Schulung des Offiziers den Blick für das
Land- und Volkskundliche und Darstellungs-
gabe verbanden. Schwere Fehler sind auch
hier gemacht worden, weil man nicht immer
auf sie hörte. Viel Blut und Geld konnte
gespart werden. Aber schliesslich ist das
Ziel, von dem die ältere Generation träumte,
erreicht: das grosse französisch-afrikanische
Kolonialreich ist geschaffen und mit der Er-
oberung Tidikelts, des Hauptstückes der
Oase Tuat, ist seine Umklammerung und
Festigung durch den Schienenweg Algier -
Tschadsee— Timbuktu—St. Louis und dessen
Anschliessung an einen Strang vom Tschad-
see durch Französisch-Congo an die Küste
gesichert Welche Erinnerungen knüpfen
sich hier an die Namen Daumas und Faid-
herbe! Unter den Jüngeren ragen Binger,
dessen Du Niger au Golfe de Guinée (1892)
Ratzel (Politische Geographie 72), seit Barth
die reichste Quelle für die Kenntnis der
Staatenbildungen und -umbildungen im West-
sudan’ nennt, und der eben genannte Le
Chatelier. Vielumgetrieben — er war
Mitglied der ersten Mission Flatters, komman-
dierte einen vorgeschobenen Posten in Süd-
algerien, und hatte Missionen in Marokko,
im Sudan, in Egypten und in Constantinopel
— hat Le Ch. den Islam gründlich studiert.
1888 erschien sein Büchlein ‚L’Islam au X1 X
siecle‘ voll feiner Beobachtungen und reich
an Belehrung. Etwa ein Viertel ist Westafrika
gewidmet. DasSonderwerk über Westafrika ist
aber keineswegsnureineerweiterte Bearbeitung
jener + 50 Seiten in 12% Überall geht
der Verf. den Ursachen und Zusammen-
hängen mit peinlicher Gewissenhaftigkeit
nach. Er steht nicht an, sich selbst zu wider-
legen, wo er bessere Einsicht gewonnen: er
bekennt (Préface, S. 13), früher zu sehr
durch die Verwaltungsbrille gesehen zu haben,
unter deren Einfluss die Schule von Algier ')
1) Deren ausgezeichnetes Wirken anerkennt er
durchaus. Leider ist man in Paris nicht gerecht
gegen .les Algériens‘, von denen nicht selten in un-
freundlichem Tone gesprochen wird.
ORIENTALISTISCHE WTTERATUR-ZEITUNG.
[Mai 1900.] 168
leidet und die das billige Generalisieren liebt.
Der Le Chatelier von 1899 hat eine andere
Ansicht über die geistlichen Orden als Faktor
der Ausbreitung des Islam als der Le Ch.
von 1888 und somit als Coppolani, der Ver-
fasser des neuesten und ausführlichsten
Werkes über die islamischen Orden, der in
den Spuren dieses wandelt und der Schule
von Algier angehört.
Nur die wenigen Seiten des Kap. Ill:
Avenir de Islam Soudanien, 341—366, sind
dem Verhalten gewidmet, das die französische
Regierung den Bestrebungen der islamischen
Propaganda und der arabischen Sprache
gegenüber zu beobachten hat.
‚Eine bestimmte Schriftgattung ist mit
einem religiösen Bekenntnis verknüpft und
wird in seinem Dienste verwandt‘ wies ich
Der islamische Orient I S. 35 ff. nach als
das Motiv, das ungewöhnlich scharf in der
Hütung der arabischen Schrift als gemein-
sames Eigentum aller Muslims der Welt her-
vortritt. In Westafrika ist es nicht blos die
Schrift, es ist die arabische Sprache selbst,
die den geführlichsten Widerstand gegen die
Festigung der französischen Herrschaft liefert.
Das Arabische ist die Geschiiftssprache'). Es
t) Im Jahre 1887 schrieb Bosworth Smith im
‚19th Century‘ (Dec. p 798tf., nach Arnold, Preaching
292): ‚The Arabic language . . once learned becomes
a lingua franca to the tribes of half the continent,
and serves as an introduction to literature, or rather,
it is a literature in itself. Schon am 19. Juli 1887
hatte ich geschrieben (Vorw. zur Uebers. des A. D.
Handelsgesetzbuches Beirut |Harrassowitz] 1887 S.
IV): ‚Anzeichen liegen vor für das, was jetzt als eine
kühne Prophezeiung erscheint: das Arabische wird
die Lingua Franca des schwarzen Erdteils werden.
Dass das eintritt, liegt auch im Interesse der Fremden.
Die Sprache einer europäischen Nation eignet sich
nicht dazu, das Bindemittel zu werden wegen der
Eifersucht der andern Nationen. Die Sprachen der
Eingebornen können nicht in betracht kommen; keine
ist ausgebildet genug, um die Stelle einer solchen
Gemeinsprache einnehmen zu können‘. Trotz dieser
Uebereinstimmung und obwohl der Gedanke gewiss
auch sonst oft von Europäern ausgesprochen worden
ist, muss er fallen gelassen werden. Die arabische
Sprache würde das stärkste Mittel werden, die sonst
nach Sprache und Rasse verschiedenen Völkerschaften
zu einem starken islamischen Bund zusammenzu-
schliessen. Falsch ist der Gedanke, es habe irgeud
welchen Wert, den Negern die arabische Litteratur
als solche zugüngig zu machen. Dass jetzt in Saint-
Louis marokkanische Buchhändler mit Manuskripten
aus Fez und Drucken aus Bulaq und Beirut gute Ge-
schäfte machen und ‚les Delail el Kheirat de l' Imam
Sliman el Djazouli ont plus de valeur comme cadeau
qu'un fusil (Le Chatelier 261). ist ein zweifelhafter
Gewinn, ebenso dass in Städten des Innern östlich
und nordöstlich von Monrovia die Makamen Hariris,
Stücke aus Plato und Aristoteles, der arabische Hippo-
crates und apokryphe ‚Psalmen Davids‘ gelesen werden
(Blyden, Christianity 206f.). Denn abgesehen da-
| von, dass alle diese Bücher ebenso wie der Qoran,
169 No. 5.)
sprechen und schreiben zu lernen geht die
Jugend zu den islamischen Tolba, die all-
überall im Lande zu finden sind, und wird
dort natürlich gegen die fremden Räuber
gehetzt. Die arabisch-islamischen Schulen
sind Zuchtstätten für den Hass und die
Propaganda!). Darum fort mit der landfremden
Sprache als Verkehrsmittel und Ersatz durch
die andere landfremde der Herrschenden.
Nicht Gewalt darf angewandt werden, das
Interesse muss den Sieg bringen. Lässt sich
die französische Kolonialregierung auf ge-
schäftliche Verhandlungen nur noch in fran-
zösischer Sprache ein, dann werden die Ein-
geborenen eben nicht mehr arabisch sprechen
und schreiben neben der Muttersprache,
sondern französisch®). Das ist eine gesunde
der ja selbst von geborenen Arabern meist nur un-
verstanden heruntergeleiert wird, den Negern gänzlich
unverständlich bleiben müssen, so sind sie auch eine
höchst ungeeignete Geistesspeise für jene Halb- und
Ganzwilden, denen zunächst das beizubringen ist, was
in den Klippschulen der Kulturländer gelehrt wird,
Dass übrigens die Eingeborenensprachen sich zur
litterarischen Verwendung bei einfachen Gegenständen
vollkommen eignen und in ihnen thatsächlich schon
eine ganz ansehnliche Litteratur (natürlich mit latei-
nischen Typen gedruckt) existiert, davon giebt die
reiche Ausstellung Zeugnis, die man, dank der Be-
reitwilligkeit der verschiedenen Missionsgesellschaften,
im Deutschen Kolonial-Museum-Berlin sehen kann,
und die wohl einzig in ihrer Art ist.
1) Das ist einzuschränken für den gegenwärtigen
‘Zustand mit Rücksicht auf die versöhnliche und den
Christen freundliche Haltung eines Teiles der islami-
schen Missionare, die von zahlreichen Beobachtern
festgestellt worden ist. Es ist aber im Auge zu be-
halten, dass überwiegend die Stimmung des Islams
eine feindliche ist und dass es zur Entfesselung der
Leidenschaften nur eines kräftigen Erregers bedarf.
”, Zu dem von mir Jsl. Or. S. 21 Anm. 1 Aus-
nn trage ich nach, dass jetzt die deutsche
chrift für Eingaben in Suaheli-Sprache an unsre
Regierungen in Deutsch- Ostafrika gesetzlich vorge-
schrieben ist. Es ist nicht unwichtig, das Urteil eines
Muslims über diese Massregel zu hören. Der schon
oben erwähnte Aga Chan sagt in jener Zuschrift
an die ‚Times of India‘: ‚Gute Schulen sind in vielen
Teilen des Landes verbreitet und die [deutsche] Re-
gierung versucht alle verschiedenen Teile der farbi-
en Bevölkerung dazu zu bringen, die lateinischen
uchstaben beim Schreiben ihrer verschiedenen
Sprachen zu gebrauchen. Durch dieses System wird
der Verkehr in einem Lande, in dem viele Sprachen
gesprochen werden, äusserst erleichtert‘. — Von
meinem Kollegen Arendt werde ich aufmerksam ge-
macht, dass schon seit langem die französische Re-
gierung von Tonkin keine andern Eingaben in der
Landessprache annimmt als solche, die von einer
französichen Umschrift begleitet sind. Mein Verlan-
gen, auch der arabischen Sprechsprache fränkisches
chriftgewand zu geben, ist überall, namentlich in
der arabischen Presse, auf heftigen Widerstand ge-
stossen. Ich erwartete es nicht anders. Aber die
Interessen sind stärker, als alle Widerstände. Die
Engländer in Egypten, und die Franzosen in Nords
afrıka werden sich überzeugen, dass sie sich selbst
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Mai 1900.] 170
Politik. Wer ihr Unbilligkeit vorwirft, der
erwäge, wie ganz anders der Islam vorgeht,
wo er die Macht hat. Also nicht zimperlich,
sondern fest und entschlossen. Nicht den
Islam angreifen, ist die Parole, wie Le Chat.
wiederholt betont (z. B. S. 356); nur der
Giftzahn der den gihad mehr oder minder
direkt predigenden Tolba- und Marabut-
Nester muss ihm ausgebrochen werden.
‚Que l’arabe . . . soit abandonné, les huit
dixitmes des Soni-nké et des Mandé Di-
oula qui fréquentent les écoles des Tholba
les déserteront, parceque la foi religieuse
seule les y poussera, sans avantages réels
Dès maintenant on pourrait imposer
administrativement aux chefs locaux de
cantons l’emploi du français seul, dans les
correspondances officielles . . . . Mais on
pourrait aller pa loin, n’accepter que le
français comme langue commerciale: presque
tous les traitants le connaissent assez
pour s’en servir. Il est certainement
d’un usage plus fréquent que l’arabe,
pour la plupart des maisons de com-
merce. Ce double mouvement... . aurait
pour résultat incontestable, nécessaire, une
atteinte sérieuse à l'Islam, dans sa forme
nuisible, en diminuant dans une très forte
proportion la diffusion de sa langue.....
Que d'une manière générale, invariable, on
tende à donner la prééminence, morale da-
bord, pratique ensuite, au français comme
langue officielle et commerciale, l'arabe perdra
rapidement du terrain, et dégagé de l'influence
des Tholba, l’Islam demeurera ce qu'il peut
être, inoffensif’ (S. 356f.). Goldziher (im
Referat, s. oben) knüpft an diese Aus-
führungen die Bemerkung: ,,Wir denken
nicht, dass damit der „Erziehung des
Menschengeschlechts‘ im Sudan ein wirk-
licher Dienst erwiesen würde.“ Wir können
dem nicht beistimmen. Wir denken vielmehr,
dass den BewohnerndesLandes ein ungeheurer
Dienst geleistet wird, wenn an Stelle Halb-
wilder, wie es die Tolba, die dort wirken,
nun einmal sind, Angehörige eines Kultur-
volkes, wie es die Franzosen sind, die Er-
ziehung der Menschen im Sudan in die
Hand nehmen.
und ihren Untergebenen keinen grössern Dienst leisten
| können als durch Zwang zur Sprechsprache in frän-
kischer Schrift. Die Macht, die einschneidende Mass-
regel durchzuführen, haben die Franzosen schon jetzt,
die Engländer bisher nicht, wenigstens nicht in dem
dichtbevölkerten Unteregypten.
171 (No. 5.)
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Mai 1900.) 172
Zu den Felsgrafiiti in der Gegend des
ersten Katarakts.
Von A. Wiedemann.
Weit verbreitet war im alten Aegypten
die Sitte, an besuchten Orten, besonders,
wenn dieselben als heilig galten, seinen
Namen einzuschreiben. Von dem Arbeiter
bis zum Könige huldigten alle Klassen dem
Brauche, und so finden sich in diesen Be-
suchsinschriften die Namen zahlreicher Per-
sönlichkeiten wieder, die in der Geschichte
Aegyptens eine grosse Rolle gespielt haben.
Es ist daher sehr erfreulich, dass mehr und
mehr diese zumeist unscheinbaren Texte ge-
sammelt und ediert werden, und es ist dank-
bar anzuerkennen, in wie weitem Umfange
de Morgan in seinem Catalogue des Monu-
ments de l’Egypte I derartiges Material aus
der Gegend des ersten Katarakts zusammen
getragen hat. Die Identifikation einiger der
in seinen Texten erwähnten Persönlichkeiten
mit anderweitig auftretenden Gestalten der
ägyptischen Beamtenschaft soll im Folgenden
gegeben werden:
1) Zwei Graffiti (p. 39 nr. 177, z. Th.
bei Petrie, Season nr. 347, und p. 44 nr. 4)
nennen den Königl. Schreiber Cheruf, der
dabei Rä-Harmachis, Chnum und seinen
Kreis, und Amenophis III verehrt. Das
Grab dieses Cheruf befindet sich zu Theben;
eine seiner Inschriften nennt das 36. Jahr
Amenophis III (Brugsch, Thesaurus p. 1119),
vor allem aber enthält das Grab eine sonder-
bare, die Schilderung von Herodot II. 63
illustrierende Prügelszene bei Gelegenheit
der Errichtung des Tat-Amulettes, (Brugsch,
Thesaurus p. 1190 ff; Erman, Agypten p.
378). Eine Statue des Mannes ist in Berlin
(nr. 2293; publ. Turajeff, Aeg. Z. 33 p. 123;
cf. Erman, Aeg. Z. 29 p. 125), der Rest
einer zweiten fand sich zu Bubastis (Naville,
Bubastis pl. 35 nr. H, p. 33).
2) Ein Stück Geschichte erzählt das
Graffito p. 40 nr. 174 (bereits publ. Mariette,
Mon. div. pl. 26 u). Hier opfert auf der
einen Seite der Vorsteher der Bildhauer
Men, der Sohn des Hor-amu (so ist der
Name mit Mariette zu lesen), einer grossen
Statue des Königs Amenophis III. Diese
Statue ist erhalten geblieben, sie ruht vor-
gearbeitet in der Ebene unterhalb der Stein-
brüche von Assuan. Als die Arbeiter sie
hier im Stiche liessen, legten sie auf die
Statue grosse Steine, die noch jetzt ihr
Oberteil bedecken. Eine Stele in der Nähe
zeigt einen Mann, wohl unsern Men, in An-
betung vor den Cartouchen Amenophis III,
während der Begleittext spricht von Lobprei- |
sungen (?) für den schönen Gott, als man
machte die grosse Statue Seiner Majestät
en p. 62 f.). Wann die Arbeit an der
tatue einst aufgegeben ward, lehrt die zweite
Seite des oben erwähnten Graffito. In ihr
opfert der Vorsteher der Bildhauer Bak,
der Sohn des Men, dem Aten!).
Aus diesen Andeutungen lässt sich fol-
gendes Bild gewinnen: Noch war die Men
in Auftrag gegebene und von ihm bereits
verehrte Statue Amenophis III nicht voll-
endet, als Amenophis IV im Lande den
neuen Kult einführte. So gab man die be-
gonnene Arbeit auf, glaubte aber wohl, die
neue Ara würde nur von kurzer Dauer sein,
und, da der Bildhauervorsteher des neuen
Herrschers der Sohn des gleichen Beamten
des alten Königs war, so liess er das Werk
seines Vaters nicht zerschlagen, sondern die
Statue sorgsam zudecken, um sie in besseren
Zeiten wieder in Angriff zu nehmen, ein
Plan, zu dessen Ausführung es freilich nie-
mals kommen sollte.
3) Einer der bekanntesten Männer Alt-
ägyptens ist der unter Ramses II. thätige
Vorsteher der Arbeiter am Sonnentempel
Mäi, der Sohn des Arbeiter-Vorstehers Bak-
en-Amen von Theben, dadurch geworden,
dass zwei ihn nennende Felsinschriften weit-
hin sichtbar bei der zweiten Pyramide von
Gizeh eingegraben stehn (publ. z. B. Leps.
Denkm. III 142 i. k). Den gleichen Mann
nennt ein Felsgraffito zu Sehel (Morgan p.
100 nr. 203), welches ihn bezeichnet als
Vorsteher der Arbeiter im Hause des Rä,
im Hause des Amon, im Hause des Ptah?).
Er war demnach auch Leiter der Arbeiten
zu Memphis, wo zahlreiche Reste von den
Werken Ramses II. am Ptah-Tempel erhalten
geblieben sind, und zu Karnak, wo vor allem
die Vollendung der grossen Säulenhalle in diese
Periode fällt. — Einen zweiten der unter
Ramses II. für den Amon-Tempel zu Theben
thätigen Männer erwähnt die Statue des
Arbeiter-Vorstehers Jupa in der Sammlung
Meux (Budge, Cat of the Coll. of Lady
Meux 2. Aufl, nr. 61 p. 143). Der Sohn
dieses Jupa war „der grosse [Vorsteher]
') Vgl. für diesen Bak die Inschrift bei Brugsch,
Thesaurus p. 1068 f; Gesch. Ag. S. 422, in der er
ein suten tu hetep an Ra-Harmachis, den Aten,
richtet.
2) Eine Verbindung von Baumeister-Stellungen
im Hause des Amon, dem des Rä und dem des Ptah
findet sich auch bei Amen-em-apt, den zwei Graffiti
zu Sehel (Morgan p. 96 nr. 152 und p. 84 nr. =
Mariette, Mon. div. pl. 71, 35 und 73, 69) nennen,
und der, wie der Name bereits andeutet, in die Zeit
der thebanischen Dynastien gehört.
173 [No. 5]
aller Bauten Seiner Majestät, der errichtete
die grossen Säulen (nach den Ideogramm
Säulen mit geschlossenem Blütenkapitell) im
Amonshause, der Grosse der Mat’a (Polizei-
truppe) Hätaai“.
4; Ein wichtiges Graffito findet sich bei
Morgan p. 18 nr. 87 (ohne Darstellung bei
Petrie, Season pl. 2 nr. 70, der gelegentlich
Morgan ergänzen lässt; ob das Graffito Leps.
Denkm. III. 200 f mit dem genannten iden-
tisch ist, ist fraglich, es könnte sich um ein
zweites kürzeres Graffito desselben Mannes
handeln). König Merenptah ist im Begriff,
mit seinem Wagen, über dem steht „das
grosse Pferd Seiner Majestät Amen .. .“
abzufahren, als vor ihm „der Königssohn
von Kusch, [der Auserwählte des Siidlandes')],
der Wedelträger zur Linken des Königs,
der Königl Schreiber Mesui“ erscheint.
Unter der Darstellung wird Haupttitel und
Name des Mesui (so ist auch hier auf Grund
von Petrie zu lesen) wiederholt.
Dieser Mesui muss eine Zeitlang im
Süden Aegyptens eine grössere Rolle
gespielt haben. Er erscheint unter Ramses
II. im Felsentempel von Bet el Walli (Leps.
Denkm. III 176 g), wo er mit den Zeichen
seiner Würde geschmückt anbetend kniet,
und zwei aus der Zeit Merenptahs datierte
Graffiti im südlichen Tempel gegenüber
Wadi Halfa?) scheinen ihm anzugehören.
Freilich ist hier vom Namen nur der Schluss
erhalten, der erste Titel lautet dabei „Der
Königssohn, der Vorsteher der Länder des
Südens“.
Der Mann ist seines Namens wegen be-
achtenswert. Bereits Lepsius (Chronol. S.
326) hat darauf hingewiesen, dass das he-
bräische Mose einem ägyptischen mes „Kind“
entsprechen könne, welches als Eigenname
für einen Statthalter Aethiopiens, eben unsern
Mesui, vorkomme. Dieser Mesui war nun
gerade unter Ramses IL und Merenptah thätig,
in der Zeit, in die man in der Neuzeit ge-
wöhnlich und gelegentlich bereits im Alter-
tume die Bedrückung und den Auszug der
Juden verlegte. Eine Identifikation des bi-
blischen Moses mit Mesui ist naturgemäss
ausgeschlossen, dagegen ist es mir sehr wahr-
scheinlich, dass die Kunde von diesem Statt-
halter Aethiopiens, der in der Zeit des ihm
so gut wie gleichnamigen biblischen Moses
lebte, den Späteren durch eine der zahl-
losen ägyptischen halbhistorischen Sagen
1) So ist die Lücke auf Grund von Leps. Denkm.
III. 176 g zu ergänzen.
2) Publ. Sayce, Rec. de trav. rel. à l’Egypt. XVII
p. 162 f.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Mai 1900.]
nm.
vermittelt ward, und nun dazu beitrug, die
Legende vom Aethiopenkriege Moses zu ent-
wickeln. Diese ist uns in der einfachsten
Form bei Josephus, Ant. II. 10 erhalten ge-
blieben; bei Artapanos tritt sie in Folge der
Sagenkontamination, die diese Schrift kenn-
zeichnet, weit unklarer auf. Bei den rabbi-
nischen Autoren und ihren Gefolgsleuten hat
sie dann ihren Charakter grösstenteils einge-
büsst, da man hier den wenig geschickten Ver-
such machte, den Aethiopenzug in Verbindung
zu dem IV. Mos. 12. 1 genannten kuschitischen
Weibe Mosis zu bringen und diese mit der Midia-
niterin Zippora zu identifizieren. Ich gedenke
auf die hiermit in Zusammenhang stehenden
Fragen an anderer Stelle zuriick zu kommen,
um dabei diejenigen historischen Persönlich-
keiten und Ereignisse zu behandeln, an welche
sich im Kreise der Aegypter, bez. der im
Nilthale angesiedelten Griechen, die Sagen an-
knüpften, aus denen die Autoren der helle-
nistischen Zeit ihre Exodus-Versionen sich
zusammengestellt haben.
5) Das Graffito p. 38 nr. 164 nennt den
Hausvorsteher Harua!). Der Text war bereits
von Petrie, Season pl. 9 nr. 263 ediert worden,
doch hatte dieser das letzte Zeichen des
Namens für eine Schlange verlesen und so
einen Harer erhalten, dafür giebt er die bei
Morgan fehlenden Titel über den oberhalb
der Inschrift angebrachten Cartouchen der
neter-tuat Ameneritis, der Königstochter
des Kaschta. Dieser Harua hat unter Ame-
neritis eine grosse Rolle gespielt. Sein Grab
lag zu Theben (Champ. Not. p. 551 f.), zwei
seiner mit langen Inschriften bedeckten Sta-
tuen haben sich erhalten, die eine ist jetzt
in Berlin (nr. 8163, publ. Ebers, Z. d. D. M.
G. 27 p. 137 ff.), die zweite im Louvre (A. 84,
publ. Piehl, Journ. asiat. VII Ser. 17 p. 159 ff.,
cf. Rec. de trav. rel. a l’Egypt. III p. 67 f.).
6) Unter den Graffiti auf der Insel Sehel,
dem Setes oder Dionysos-Insel der Griechen
(C. J..Gr. 4893; Strack, Dynastie der Ptole-
maeer p. 256, Inschrift nr. 108) sind zwei
griechische (p. 102 nr. 229, 231), welche lauten
Iowxos und Zoo .... Harvexa | Ovgans
Auuovıs. Es gehört nicht viel Emendation
dazu, um in diesem Priskos Patnika den
Historiker Priskos Panites wieder zu er-
kennen?), der im Jahre 452 n. Chr. mit seinem
174
1) Der Name ist selten. Ein Oberpriester des Ra,
der ihn trug, bei Naville, Ahnas el Medineh p. 19;
eine Privatperson bei Loret, Rec. de trav. rel. &
l’Egypt. II, p. 90.
2) Vgl. für ihn Müller, Frg. Hist. Gr. IV p. 69 ff.
Mit dem auf Philae in einem Graffito (C. J. Gr. DI
Addenda nr. 4932b) genannten Preiskos hat dieser
Priskos nichts zu thun.
175 [No. 5.]
Freunde Maximinus in Aegypten war, als
dieser mit den Blemmyern und Nubaden
den bekannten hundertjährigen Vertrag ab-
schloss Der Text dieses Vertrages wurde
in Philae angeheftet und entsendete Maximinus
zu dem Zwecke mehrere der Seinen dorthin,
zu denen Priskos gehört haben mag.
Bonn,
Bespreehungen.
O. F. Lehmann. Zwei a robleme der alt-
orientalischen Chronologie und ihre Lösung, Leipz.
1898, 224 S. nebst 2 Tafeln und 5 Tabellen.
J. Marquart, Chronologische Untersuchungen,
(Berossos und die babylonische Königsliste.) Philo-
logus 1899, Supplbd. VD. 4. No. 1. — Bespr. v.
Paul Rost.
n (Fortsetzung).
Uber dergleichen Erscheinungen be-
richten die Inschriften öfter, ohne dass
drum anzunehmen wäre, dass nur der Tod
den Bestrebungen ein Ziel setzte. Und
schliesslich würde ein Zeitraum von 60 J.
für Mutakkil-Nusku und Ašur-rîš-išî wohl zu
hoch gegriffen sein. Unter diesen Um-
stinden erscheint es misslich, irgend welche
Schliisse in der angegebenen Richtung zu
ziehen.
Doch nun zu Tukulti-Ninib. Nach
der von Winckler, Hommel und dem
Referenten vertretenen Auffassung wäre
der Bibejasu Chron. P mit dem Bibejasu
der Königsliste identisch und die Sak-
nüti, die Tukulti-Ninib einsetzte, entsprächen
Bel-nAdin-Sum, KadaSman-harbe II, Adad-
Sum-iddin, auf welchen dann Adad-Sum-usur
„auf dem Throne seines Vaters (Su braucht
sich nicht notwendig auf Bibejasu zu be-
ziehen) gefolgt wäre, (zwischen beiden liegt
ein Zeitraum von 7 Jahren). Leh-
mann decretiert, das sei falsch, denn 1)
widerspräche es der chronologischen Anord-
nung in Chron. P und 2) hätte den Saknüti
Tukulti-Ninib’s nicht der Königstitel beige-
legt werden können, da die Mardukstatue
von Tukulti-Ninib nach Assyrien fortgeführt
worden wäre. Lehmann sieht sich infolge-
dessen genötigt, bis auf die Zeit vor Kadaš-
man-buriaS zurückzugreifen und hier einen
weiteren Bibejasu, Tukulti-Ninib, einen wei-
teren Adad-Sum-usur, und da die Zahlen
nicht stimmen würden (Tukulti-Ninib hat
nach der ausdrücklichen Angabe von Chron.
P. 7 Jahre lang die Schutzoberhoheit über
Babylon ausgeübt‘), noch zwei Herrscher
1) Lehmann zieht auch den Fall in Betracht,
dass Tukulti-Ninib in der Liste nicht genannt wäre,
das ändert aber an der Berechnung nichts.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Mai 1900.| 176
einzuschieben, von denen einer der von
ASur-näsir-aplu III erwähnte Sibir sein soll.
Ich bemerke hier gleich vorweg, dass Sibir
nicht hierher gehört, sondern dem Simbar
(= Sibbar)-Sihu der Meerlanddynastie ent-
spricht'). Rechnet man nun die Posten von
1180 (bezw. auch nach Lehmann 1210)
an aufwärts, so stimmt allerdings die Angabe
Sanheribs bezüglich Tukulti-Ninib nicht, sie
wäre viel zu niedrig bemessen.
Ad.1). Die Auffassung der obengenannten
GelehrtenstehtdurchausnichtimWiderspruche
mit der Anordnung in Chron. P. Die Chronik
ist vom babylonischen (!) Standpunkte aus
geschrieben und berichtet über die Be-
ziehungen Babylons zu seinen beiden mäch-
tigsten Gegnern Assyrien und Elam. Bei
Bibejasu schildert der Chronist den Kampf
mit Tukulti-Ninib; Bibejasu verliert sein
Leben, und Tukulti-Ninib setzt an dessen
Stelle Statthalter d h. seine eigenen Krea-
turen. Er selbst hat die Herrschaft über
Babel nicht ausgeübt, konnte also in den
Listen auch nicht geführt werden. Diese
Oberhoheit dauert 7 Jahre, bis sich die
Grossen von Babylon empören und Adad-
Sum-usur auf den Thron bringen; mit
Rüstungen zu einem neuen Zuge beschäftigt
ereilt Tukulti-Ninib sein Geschick: sein
Sohn ASur-näsir-aplu stösst ihn vom Throne
und tötet ihn. Unter den Statthaltern wäre
es nun zu Verwickelungen zwischen Babylon
und Elam gekommen; da die Statthalter
nach Bibejasu die Regierung in Händen
hatten, so ist es durchaus sachgemäss, dass
ihnen besondere Abschnitte gewidmet werden,
Lehmann wird wohl selbst zugeben, dass
diese Verwickelungen nicht gut in der Rubrik
des Bibejasu berührt werden konnten, wo
sicb alles um Tukulti-Ninib dreht. Für die
Identität der Statthalter mit den fraglichen
Personen würde besonders die Zahl der
Jahre sprechen, 7 Jahre?) regieren Bel-
1) Vgl. Rost, Untersuchungen S. 26 Anm. 3.
?) Da eine längere Auseinandersetzung zu weit
führen würde, beschränke ich mich hier vorläufig
auf die Bemerkung, dass die gewöhnliche Auffassung
der Schreibung 3attu I arhu VI (= 1%, J.) falsch
ist. Die Königsliste rechnet deutlich mit vollen
Jahren und führt nur der Vollständigkeit halber auch
die Regenten auf, die unter einem Jahre regiert
haben; aus Dyn. I, verglichen mit anderweitigen Ur-
kunden, lässt es sich direkt beweisen. Eine Angabe:
1'/, J. wäre in diesem Rahmen ganz unmöglich,
und die Schreibung muss daher eine andere Bedeu-
tung haben. Die richtige Erklärung vermitteln
die Angaben der babylonischen Chronik bezüglich
Nergal-us6zib’s (vgl. die Liste), und damit steht auch
im Zusammenhang, dass MU in der Liste gelegent-
lich vor I erscheint und an anderen Stellen nicht
177 INo. 5.]
nädin-Sum KadaSman-harbe II und Adad-
Sum-iddin, die in der Liste auf Bibejasu
folgen, und nach ihnen übernimmt ein Adad-
Sum-usur (!) die Regierung'). Ad2) Hier be-
findet sich Lehmann im Irrtum: es handelt
sich doch nicht um eigene Inschriften der
betreffenden Herren, sondern um eine spätere
Urkunde, und in den Chroniken und Listen,
die nachmals verfasst wurden, werden mit
wenigen Ausnahmen auch die Regenten, die
an und für sich keinen Anspruch auf die
Führung des Königstitels hatten, ebenso
geführt und als Sarru gezählt, wie diejenigen,
die die Krone legitime aus der Hand Bel’s
Kassiten-.
«mpfangen hatten?) In der
dynastie liegt bereits früher einmal derselbe
Fall vor: Agum-kakrime erzählt ausdrücklich,
dass er dio Mardukstatue, die nach dem
fernen Hani fortgeschleppt worden war, nach
Babylon zurückgebracht habe.
Nichtsdestoweniger erhalten seine Vor-
gänger ruhig ihren Platz in den Listen und
gelten für die Späteren als Sarräni. Die
Frage, ob die Mardukstatue in Babylon an-
wesend war oder nicht, spielt hier also gar
keine Rolle. Und wo bleiben wir schliess-
lich bei Lehmann’s Auffassung mit der
Parallelreihe der Assyrerkönige? Zwischen
Tukulti-Ninib und Bél-kudur-usur würde
eine Lücke von c. 130—140 Jahren bestehen,
für die wir nur zwei Herrscher zur Ver-
fügung hätten: ASur-näsir-aplu?) I, ASur-narara
und Nabü-daian (gleichzeitig), während sonst
^ Am Ende der ersten Zeile von der letzten
Rubrik in Chronik P. steht [u]-ma-’-ir, sollte hierin
nicht ein Rückverweis auf 2. */, in der Rubrik des
Bibejašu (VII šanâte Tukulti-Ninib Kar- (il) dunias
uma’ir) stecken? Auch dieses würde für obige Auf-
fassung sprechen. Ob die Lesung usur in Adad-Sum-
usur richtig ist, lasse ich dahingestellt; wenn der-
selbe mit dem Absender des Briefes an Aégur-nardra
und Nabü-daian identisch sein sollte, wäre eine
andere Form von nasäru zu lesen (aber nicht näsir,
sonst müsste der Name unter allen Umständen Adad-
näsir-Sum lauten).
2) Eine solche Ausnahme bilden bisweilen San-
herib und Asarhaddon (hier spielt wohl politischer
Hass mit eine Rolle), es giebt aber auch Listen
(z. B. die Königsliste), in denen selbst sie nicht aus-
geschlossen werden.
3) Agur-nasir-aplu folgte wahrscheinlich Tnkulti-
Ninib auf dem Throne. Einen Tukulti-Agur-Bél hier
anzusetzen, heisst den Text von Chronik P völlig
missverstehen. Die Chronik berichtet ganz klar, dass
Tukulti-Ninib 7 Jahre die Schutzoberhoheit über
Babylon ausgeübt habe und dann von seinem Sohne
und assyrischen Magnaten ermordet worden sei.
6 Jahre habe er (selbstverstandlich Tukulti-Ninib) in
Assyrien geherrscht bis auf Tukulti-Agur-Bél, zur Zeit
des letzteren sei der Zug nach Babylon vor sich ge-
gangen. Die einzig richtige Erklarung verdanken
wir C. Niebuhr: Tukulti-Asur-Bél repräsentiert den
Eponymen des betretfenden Jahres.
ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG.
|
(Mai 1900.) 178
eine ununterbrochene Reihenfolge vorhanden
wäre bezw. höchstens ein Herrscher fehlen
würde. Bei der von Winckler, Hommel und
dem Referenten vertretenen Ansicht beträgt
der Intervall zwischen Sanherib (689) und
Tukulti-Ninib c. 560 Jahre, was sich sehr
wohl mit der Abrundung zu 600 Jahren ver-
trägf. Nach den wenigen Beispielen, die
wir kennen, zu urteilen, scheinen die Baby-
lonier bei solchen Berechnungen die Ab-
rundung nach oben bevorzugt zu haben, und
die runde Zahl 100 im Vordergrunde zu
stehen (600, 700, 800, 3200). Jedenfalls
wäre es ganz verkehrt, das moderne Ver-
fahren bei der Abrundung sans façon auf
den alten Orient zu übertragen. Ich komme
zu der Angabe des Nabonid, bezüglich
Sagarakti-buriaS, des Sohnes Kutur-Bél’s.
Nachdem nun einmal Lehmann vor KadaSman-
buriaS eine Serie Herrscher eingeschoben
hatte (vgl. oben), war für Sagarakti-burias
frühestens vor seinem Bibejasu II Platz vor-
handen; rechnet man von 1180 (1210) bis
dahin die einzelnen Posten auf, so gewinnt
man einen Ansatz, der mit der An-
gabe des Nabonid nicht harmoniert. Eins
zog also das andere nach sich, fällt das eine,
so fällt das andere eben mit. Ich gebe in-
des zu, das es auch bei dem entgegengesetzten
Standpunkte nicht ohne Schwierigkeiten ab-
läuft. Erschwerend wirkt der Umstand, dass
weder Vorgänger noch Nachfolger bekannt
sind. Da der Vater des Sagarakti-surias
ebenfalls mit Kutur beginnt, und das Zeichen PU
auch den Lautwert SIR besitzt, so glaubte ich
Untersuch z. altorient. Gesch. S. 51 f Sagarakti-
buriaS mit Sagarakti-suriaS identifizieren zu
können, indem ich die falsche Lesung (und
infolgedessen vereinzelt sogar Schreibung
bur-ia-as) auf Kosten der Schreiber Nabonid’s
setzte. Die 800 würde dann ihrerseits eine
stark abgerundete Zahl darstellen (auch Leh-
mann kommt bei seinem eigenen nachträg-
lichen Ansatze: 1320 nicht darum). Gegen
diese Identifizierung spräche nur die Zahl 6
beiKutur..... '), insofern als eine Inschrift
das 8. Jahr des Kutur-Bél zu erkennen giebt;
nach der von Lehmann beigefügten Photo-
graphie der Königsliste wäre statt 6 aber
auch 8 möglich und der Widerspruch damit
beseitigt. Vielleicht bietet sich auch noch
ein anderer Ausweg. Wenn ich die Wahl
habe zwischen einer bis ins einzelne genauen
und einer ungefähren abgerundeten Zahl, so
ziehe ich selbstverständlich die erstere vor
1) Lehmann bietet noch die unsinnige Lesung:
Is-am-me .
179 [No. 5.]
und suche zunächst den Fehler in der letzteren,
und nicht umgekehrt. Wenn man nun be-
denkt, wie oft Wy und W, W und W ver-
lesen wurden, (vgl. nur z. B. Chronik S.),
so wäre es denkbar, dass derjenige Schreiber,
der die Zahl berechnete, ursprünglich W >
geschrieben hätte und bei der Anferti-
gung von Kopien dafür W T>- gelesen wurde.
550 + 900 ergäbe 1450, und hier vor dem
Vater KadaSman-Bél’s wäre für die genannten
Herrscher vorzüglich Platz. Wie dem auch
sei, man thut am besten, abzuwarten, bis
neue Funde mehr Licht verbreiten, und nicht
sofort das Datum von Bavian preiszugeben.
Dadurch jedenfalls, dass Lehmann soviel
Herrscher von Burnaburias II an abwärts
einschieben muss, begiebt er sich der Möglich-
keit, einige Stellen nach oben zu gewinnen,
und so entstehen die abnormen Verhältnisse,
die ich eingangs der Besprechung gekenn-
zeichnet habe,
(Schluss folgt.)
J. A. Oraig, Ph. D., Professor of Semitic languages
and litteratures in the university of Michigan, Astro-
logical-Astronomical texts copied from the original
tablete in the British Museum and autographed
ee Bibl. hg. von F. Delitzsch und P. Haupt
.) Leipzig. J. C. Hinrichs. 1899. IX + 94 Seiten.
4°. Pr. 30 M. Besprochen von H. Winckler.
Craig hat hier die astrologischen Texte
der Kuyundjiksammlung zusammengestellt,
welche Bisher im wesentlichen nur aus der
Mitteilung der besten Stücke der Serie Nür-
Bil im dritten Bande des Londoner Inschriften-
werkes bekannt waren. Auch die vorliegende
Veröffentlichung besteht zum weitaus grössten
Teile aus den Bruchstücken dieses alten
Werkes, der Herausgeber hat aber gleichzeitig
die Reste anderer gleichartiger Sammlungen
mit aufgenommen. Der Natur der Dinge nach
würde ja so wie so die Zugehörigkeit der
vielen kleinen Stücke zu einer bestimmten
Serie zweifelhaft bleiben.
Das Buch Nür-Bil muss ein besonderes
Ansehen genossen haben, und wir müssen
in ihm wohl eine Aufspeicherung der astro-
logischen Weisheit von Jahrhunderten sehen.
Wann es die abschliessende Redaction er-
fahren hat, ist vor der Hand unklar. Es
gebraucht in politischer Beziehung die An-
schauung etwa des dritten Jahrtausends, der
Zeit der Sargon und Naram-Sin — es kann
aber auch sein sehr viel früherer Zeiten.
Zusammengestellt wird es später sein, wo-
bei natürlich auch Zeitgemässes berücksichtigt
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Mai 1900.) 180
sein muss. Nach Art aller Geheimwissen-
schaft will es also ein möglichst hohes Alter
erweisen, die jetzige Gestalt weist schon
sprachlich in sehr viel spätere Zeiten, die
wir uns etwa zwischen 1500—1000 denken
könnten. Denn die sprachliche Gestaltung
kann doch kaum als Werk der assyrischen
Schreiber angesehen werden, die es von den
„Originalen Babylons und Borsippas“ ab-
schrieben. Die uns vorliegenden Werke
waren doch wohl wortgetreue Abschriften.
Das Werk Nür-Bil liegt uns also in
assyrischen Abschriften vor. Diese sind
durch die Unterschriften genau datiert. Zum
Teil stammen sie aus der Bibliothek Assur-
banipals, zum Teil sind sie unter Sargon
abgeschrieben worden. Diese letztere That-
sache ist seit den ersten Zeiten unserer
Wissenschaft bekannt und der brave dupsar
ist eine berühmte Persönlichkeit: Nabü-zukup-
ukin — Sohn Marduk-Sum-iki8a’s, der dupsar,
Nachkomme (lip-pal-pal) des Gabbu-ilän-iris
des Oberdupsars (wechselt mit rab a-ba})).
Der fleissige Mann muss in seinem Leben
viel zusammengeschrieben haben, denn noch
in Sanheribs 22. Jahr (K. 2670. IV. R. 2)
hat er in hohem Alter „für das Studium
IStar-Sum-iris, meines Sohnes“ ein ähnliches
Werk abgeschrieben (vgl. weitere Tafeln, die
er unter Sanherib geschrieben: K. 3071. S.
78. K. 3163. S. 73 und III. R. 2). Auch vom
„dupsar der rab-Saks Sanheribs, des Kron-
prinzen Sargons“ ist eine Copie des Werks
vorhanden gewesen (S.44). Diese Angabe der
Unterschriften ist jedoch für uns vielleicht die
weniger wichtige. Sie geben uns einen Mass-
stab von dem was wir ungefähr von dem
ehemalig in den Archiven Ninives und Kelachs
vorhandenen haben. Die Serie Nür-Bil hat
mindestens 58 Tafeln (S. 44) gezählt. Da-
von haben wir ein paar Bruchstücke, und
wenn wir vom Nimrodepos absehen, so ist
dasVerhältnis bei allen den Werken, von denen
wir überhaupt etwas wissen, ein ähnliches,
von den uns unbekannten zu schweigen.
Dabei sind aber alle diese Werke in mehr-
fachen Abschriften in den betreffenden
Bibliotheken vorhanden gewesen.
Ueber den Inhalt dieser Omina lässt sich
naturgemäss in der Kürze nicht sprechen.
Die hier gegebenen sind astrologisch, und
werden daher für den Astronomen Interesse
besitzen. In der Fürsorglichkeit alle Fälle zu
erschöpfen, werden aber zweifellos wohl
') amilu dup-sar; V, 4204 (S. 3) und V, 1329
(S. 47) steht dafür amılu a-ba; ebenso für den Ahnen,
den rab dupsarrüti: amilu rab a. ba pl. 8. 980 (S. 48).
181 (No. 5]
Constellationen und Naturerscheinungen ange-
nommen, welche nie eintreffen konnten. In
gleicher Weise erschöpfen ja die Omina,
welche portenta behandeln!) auch die unmög-
lichsten Fälle. Für den Sprachforscher geben
diese letzteren dabei bekanntlich einen reichen,
noch nicht eingebrachten Ertrag. Unsere
Sternguckereien betreffen das Hochpulitische
und gewähren uns bekanntlich einen Ueber-
blick über die verschiedenen Staaten und
Länder, welche im Gesichtskreis des alten
Babyloniers lagen. Sie liefern den sprechend-
sten Beweis für die Bedeutung des Sar kisSati:
Weil vielleicht doch noch der eine oder
andere die oft angeführten Stellen nicht ge-
lesen hat, und weil eine neue besonders
deutliche hinzukommt, sei diese hier aufge-
führt. K. 2169 (S. 44) Zeile 15: „Wenn der
Donner wie die Stimme des alü klingt: Sar
kiSSati mät-su ik-kaS-Sad: dann wird dem
Sar kiSSati sein Land genommen werden.“
Was einem genommen wird, muss er auch
haben, der Sar kiSSati hat also ein Land,
gerade wie der Sar Hatti, Sar Kuti, Sar Anzan
u Suri etc. ?) — deutlicher als hier kann man
sonst wohl eine Aussage nicht erwarten.
Ob Craig ein Princip in der Auswahl der
aufgenommenen Texte verfolgt hat, vermag
ich nicht zu erkennen. Da die Serie Nür-Bel
und verwandte nur astrologische Omina geben,
so gehörte die portenta-Tafel K. 1350 wohl
nicht hierher, wenn nicht auch viel anderes
aufgenommen wurde. Dagegen hätten die
Stücke verwandter Serien, welche III R. 2
der Datierungen wegen mitgeteilt sind, gut
eine Stelle hier gefunden.
Auf den Inhalt der Tafeln im einzelnen
einzugehen, ist naturgemäss nicht gut möglich.
Dass sie dem Astronomen mit den bereits jetzt
verständlichen Planetenkonstellationen wichtig
sein würden, bedarf keiner Ausführung. So
1) Zu solchen gehört K. 1350 (S. 83), das also
nicht recht in diese Sammlung gehört: „Wenn am
Nenjahrstage ein Mann, bevor er aus dem Bette seinen
Fuss auf die Erde setzt, eine Schlange im Bette an-
sieht, bevor sie jemand anders sieht: Dieser Mann wird
im Verlaufe dieses Jahres sterben. Wenn der Mann
am Leben bleiben will (balätu ha-sih), dann soll er
den Kopf verhüllen (? kakkadu u-ha-ra-ar) und....
Wenn er drei Monate überlebt (uštapaššak), wird e
am Leben bleiben.
2) Hiernach wird wohl auch III R 56,34 zu lesen
sein (Summa ina arah] Kislim atalü Sakin gar kissati
imät pali-&u imät mat-su [ikkaSad]: wenn im Kislev
eine (Mond)finsternis eintritt, wird der König der
kiššati und seine Dynastie sterben, sein Land [erobert
werden]. Nicht: mât Sufri....]. In der noch un-
entschiedenen Frage des Verhältnisses von gar KIS
(mit und ohne KI) der alten Texte zu Sar kiššati sei
bei dieser Gelegenheit auf mahaz kiš-ša-ti III R 64c,30
verwiesen.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Mai 1900.] 182
wiirden sie auch ein wissenschaftliches In-
teresse bieten, welches die portenta mit ihrer
unterhaltenden Erschöpfung der drolligsten
Möglichkeiten nicht gewähren.
Die zahlreichen Parallelen ermöglichen
mannigfache Berichtigungen des Textes, der
Herausgeberscheintbeabsichtigtzuhaben, seine
Copien nicht nachträglich zu verbessern. Seinen
Aufwand an Mühe wird würdigen, wer selbst
sich an undankbaren Aufgaben versucht hat.
Er sollte es aber aufgeben diejenigen darüber
zu belehren, denen eine Keilschrifttafel gerade
so verschlossen ist, wie mir ein chinesisches
Buch. Dass der Unverstand urteilt und ver-
urteilt, ist sein gutes Recht, man darf ihn
also nicht tadeln. Der Vorwurf trifft nur die,
welche das Urteilder „mentalormoral obliquity “
hören. Man muss das Uebel immer bei der
Wurzel fassen, nicht bei den Einzelerschei-
nungen. Nicht einverstanden kann ich mich
mit dem in dem Vorwort vertretenen Prinzip
erklären, insofern der Verfasser gegen Scheil
den Vorwurf des „literary brigandage“ erhebt.
Wenn man Texte veröffentlicht, so macht
man sie doch ,publici juris“ und kann sich
nur freuen, wenn sie verbessert und voll-
kommenem Verständnis entgegengeführt wer-
den. Das ist meines Erachtens der Zweck
der Sache. Freilich empfindet Craig ganz
recht, dass man in dem Falle, wo man jemand
einen Teil der Arbeit abgenommen hat, An-
spruch auf dessen Dank und nicht auf seinen
Tadel hat.
Berlin.
Kurt Sethe, Das ägyptische Verbum im Altägyp-
tischen, Neuägyptischen und Koptischen. Erster Band
Laut- und Stammeslehre. Zweiter Band Formen-
lehreund Syntax der Verbalformen. J.C.Hinrichs’sche
Buchhandlung 1899. Besprochen von F. LI. Griffith.
Sethe’s new grammatical work is one of
the most remarkable in the annals of Egyp-
tology, and is truly an astonishing achieve-
ment. His immense mass of material was
collected in the first place by working
through the wholeofthe inscriptions and papyri
of the Old and Middle Kingdoms which were
accessible at Berlin down to the year 1890,
and also by working through the New Egyp-
tian papyri so far as they are published and
a considerable selection of New Kingdom in-
scriptions. Few there are besides himself who
could read the texts with such facility and
accuracy as to succeed in this huge task.
Many of the documents were still untranslated,
hardly any had been rendered with an ap-
proach to accurate knowledge of the meaning,
and down to the present moment there is much
183 [No. 5.]
among them that remains altogether unintelli-
gible. Sethe also attacked the problem from the
other end and worked through the Coptic verbs
already collected in Sterns Grammar and in
Peyrons Dictionary, consulting the original
texts whenever any peculiarity was indicated
by the reference. Marshalling the whole mass he
then proceeded to select types and accumulate
examples, noting exceptions and varieties of
orthography. Ultimately he classified the
material according to form and usage with
the greatest minuteness, into numberless divi-
sions and subdivisions.
The very imperfect rendering of sound
by the Egyptian alphabet and the extra-
ordinary spellings which concealed the spoken
forms in the Late Egyptian period call for
keen eye and intelligence to detect the essen-
tial differences of inflexion or form. Professor
Erman was happily inspired when 11 years ago
he suggested to Sethe, then a very young
student, the task of examining the Egyptian
verb; and it speaks well for the training of
the Berlin School that nothing seems to escape
the notice of the younger scholar in the
material with which he has dealt. The ideas
for the grammatical treatment of Egyptian
that were applied first in Ermans Plural-
bildung and Neuägyptische Grammatik
are here applied on a far larger scale with
the added growth and ripeness of knowledge
to which Egyptology has attained in the in-
terval. Reference to demotic is, indeed,
conspicuously absent from the title page of
Sethe’s work, and if there be occasional
allusions to it in the text they are of the
conventional order and require revision. Per-
haps the untiring energy of this young Scholar,
before whom vistas of discovery open up on
every hand, will lead him to attack demotic
also. In that case he will find at his dis-
posal a rich harvest of interesting matter
that will tax all his ingenuity to interpret
aright, for the spelling is crowded with false
analogies.
The present writer has been chiefly oceu-
pied with demotic since Sethe’s Verbum
reached him and he can affirm the usefulness
of the book even in the study of that form of
the Egyptian language to which it makes no
direct allusions of importance. So far as I
have yet studied demotic it appears to me
that it is a somewhat artificial language of
the scribes, and that the model of one of its
verbal forms is to be sought, not in New
Egyptian, but in the archaic forms of the
Pyramid texts which had probably long been
obsolete in the living language (sce below):
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Mai 1900.] 184
ne
all these other periods are ably treated by
Sethe.
In spite of the absence of demotic the
work is, indeed, on an almost colossal scale,
and it is no light task to take stock of it.
Two large folio volumes contain together 800
pages, chiefly of close autograph, and the
indices are to appear as a third volume. To
plan and carry out such a work demands
immense industry and power of methodical
arrangement. But originality and mental
grasp are apparent in every line. Some
of the most valuable remarks in Erman’s
Grammar were due to Sethe’s untiring
research and keen insight, and the full state-
ment, with proofs, of theses which were
there only summarized is given in the present
volumes. Further than this, new views are
enunciated and corrections made, often of
the first importance, while the treatment of
the whole subject is now much more logical
and convincing,
Two thirds of the first volume are
devoted to an examination of Egyptian
phonology. With considerable show of
reason Sethe rejects the idea that in the
spelling of native words hieroglyphs were
ever used to express vowels pure and simple,
i.e. vowels not due in part to Semi-Consonants, 1)
and he asserts that the appearance of the
semiconsonants etc in places where, as
such, they are not required is altogether due
to the historical writing of words which had
altered in the living tongue, or to false
analogy. For instance, radical approx-
imately x, being often negligeable in some
forms of a root, became a meaningless sign
which could be used by the scribe at
pleasure. And so with other signs. Such
usages are well known to abound in late
texts, but they may be traced even in those
of the Old Kingdom. It remains to be seen
whether Max Miiller can uphold his theory
that the “Syllabic“ spelling of foreign words
in the New Kingdom was an attempt to
render definitely their vocalization. Though
the supposed representation of consonant
and vowel by means of consonant and
semi-vowel does not give very clear results
on examination, Müller is probably right,
at least in some degree. Acquaintance with
1) Sethe in I. p 3 (Erm. Gram. § 14) denies
vocalic values to half consonants even in endings for
ancient times, The Egyptians never used them for
marking ordinary long vowel as did the Semites, but
almost only for those produced by the junction of a
vowel with the original semiconsonant. [So also in
demotie. F. Ll. G]
185 [No. 5.]
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
the cuneiform syllabary and perhaps with an
old alphabet on the lines of the Phoenician
would naturally lead to such a usage. The
undoubted use of semi-vowels and of =,
Y, in late hieroglyphic and in demotic for
the rendering of vowels in Greek words and
names would be a further step in the same
direction: the more or less analogous
influence of Greek on most Semitic writings
is well recognized.
Sethe treats each Ben letter sepa-
rately, and catalogues the interchanges of
letters and the modifications of sounds.
The view that \\ is not a vowel but a final
Y, TF is new. The x value of | is dis-
cussed at length. Many remarkable facts
are deduced from early spellings as to the
pronunciation of r, as well as of other signs.
But it must be remembered that abbreviated
spellings are often graphic expedients inde-
pendent of the sound of the word as spelt.
In the second part of the first volume
Sethe classifies the verbal roots: first
according to their origin as being original or
derived from nouns or from other verbs
etc.: and then according to their forms, from
biliterals to quinqueliterals: Of the III inf.
(often ascertained only with great difficulty
and changing to II lit), he gives a very
useful list, as also of some other classes.
Compound verbs, foreign verbs and
causatives, besides anomalous verbs, neces-
sitate separate sections, as all have
peculiarities of their own.
The second volume, by far the larger,
deals with the conjugation of the verbs.
It is not concerned with the question
what are the commonest syntactical forms,
and therefore dismisses in a few words e. g.
the abounding periphrases iw-f sdmw and
tw-f hr sdm, under the respective headings
of the employment of the Pseudoparticiple
and the employment of the Infinitive. But
with everything that seems to represent a
distinctive verbal form Sethe deals most
fully, thoroughly cataloguing its varieties
and uses.
The second volume was autographed
in 1896 though only now issued. The
first volume, designed as an introduction
to the second, was prepared later; as
numerous improvements suggested themselves
several pages of additions and corrections
were added to the second volume, and a
clear argument of the whole work is
printed in type at the beginning of the first
volume. Notwithstanding its bulk the work
[Mai 1900.] 186
is easy to consult after a little preliminary
study of its arrangement; and the Index
volume, whatever form that may take, will
doubtless facilitate search for the forms of
individual words and the authors views
upon them. Among the most notable
sections may be instanced that which
disposes of Erman’s „Substantivized forms“
sdm.t-f, sdm.t.n-f (Erm. Gram. § 283—288;
Sethe II § 353). sdm.t-f, sdm.t.n-f are simply
relative forms, and gm.t-f hpr.t-f etc. (be-
longing to Erm. § 289 et seqq) are infini-
tives (III inf. etc.) with suffix, to which, of
course, sdm-f, not sdm.t-f, must correspond
in the verb sdm (III lit.). Thus §§ 283 — 288
disappear entirely from the Grammar. Other
sections are equally revolutionary and
nearly as cogent. The whole treatment of
the conjugation by Sethe naturally has many
points in common with that in the Grammars
of Erman and of Steindorff, but everywhere
brings the New Egyptian into its proper
connexions. Twenty years ago, when Erman
issued his Neuägyptische Grammatik, this
was of course impossible, for the gramma-
tical study of Old and Middle Egyptian had
not then begun.
It seems a thankless task to look for
blemishes in a work of so important a cha-
racter. In matters of detail probably there
may be much to add in course of time by
way of further illustration — not least from
demotic. The following observations have
occurred to me in my numerous references
to the two volumes.
In I § 3 we may note the further survi-
val of the sdm-f form of ‘nh (xa in ganoxearns)
in Coptie We- = per (jurantis), as is shown
by the demotic equivalents. Parallel with
this shortened form in oaths etc. there was
the full form ‘anho, as is also shown by
demotic spelling and the Coptic causative.
As to the interchange of r and:, note
that O. E. wih, „royal council hall (?)“
changes in late M. K. to w(:)rh and preserves
this form into demotic. This word is often
transcribed from hieratic £) N M=,
whereas it should be £l iN S Y 2; g.
in Baedeker’s Aegypten, similarly also in
Sethe I, p. 52 thus completely changing its ety-
mological aspect.
Ip. 162; demotic 3% WOTWOT gloria“,
not „vermehren“, @NO: To conduct“, is
the causative of MZ ,,reach“; IT. p. 94 ad fin.
In I, § 357, 428, NROT is ingeniously
187 (No. 5.]
derived by Sethe from a hypothetical form
ngdgd. However much evidence (NROTR etc.)
tending that way there may be, Spiegelberg’s
derivation from n-qdd (N. E. n:qdd), quoted
in Kahun Papyri (Additional Notes, I. 1. 10)
appears to me the correct one. The equi-
valent : n-qty in demotic does not seem to
help the question.
In II 8 69, § 135, 4 Sethe suggests that
MHOT is derived from Eg. ny. Demotic,
however (as Hess has shown) and some Late
Egyptian papyri prove that we have to divide
it into N-HOv. This use of the qualitative
preceded by M is found also in other verbs
in the hieratic Papyrus of Unuamon where
we have n-q ,,having entered“, as well as
n-yw, „arrived“. *ceH® in demotic is gene-
rally, by a strange exception, past narrative
— a curious survival not however unknown
in Late Egyptian — while C€NH® in demotic
is of course I praes.
The instances of negative m sdm-f on II
pp. 447—8 (from the Pyramid texts) seem
to me clearly to explain the demotic peri-
user b ’r-f stm which is final „lest he
ear“, and perhaps optative „let him not hear“.
On the other hand b ’r-f stm, (neg. praes.
consuet.) = akeqycwTeas, is possibly of a
different orlgin altogether and is paralleled
in New Egyptian bw yr-f sdm. II § 989.
In II § 353, 13g, the reference for hprt
should be L. D. III, 25 i.
Ashton under Lyne.
Enoyclopsedia biblica. A Dictionary of the Bible
edited bei The Reverend T. K. Cheyne M. A. D.D.
and J. Sutherland Black M. A. L. L. D. Part I.
A. D. London Adam and CharlesBlack 1899 Price
20 Sh. in Cloth. — Super Royal 8vo. (11-+7°/,
inches). Bespr. v. Friedr. Giesebrecht.
Das massenhafte Auftreten von Nach-
schlagebüchern, Handweisern u. aa. wissen-
schaftlichen Hilfsmitteln in neuerer Zeit zeigt,
dass die Wissenschaft sich augenblicklich
stark bereichert und im Stande fühlt, dem
gebildeten und wissenschaftlich arbeitenden
Publikum etwas zu sagen. In der That ist
der Aufschwung, den die biblische Wissen-
schaft fast auf allen Gebieten seit etwa
30 Jahren genommen hat, ein im Kern ge-
sunder und solider. Andrerseits weiss ein
jeder, dass es auch bei notwendigen und
berechtigten Fortschritten nie ohne Fehlgriffe
und Uebertreibungen abgeht. Darum liegt
in solchen, der Einführung und Orientierung
dienenden Nachschlagebüchern eine grosse
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Mai 1900.) 188
Gefahr, wenn sie an dem reichlich vorhan-
denen wissenschaftlichen Stoff nicht die
nötige Kritik üben, sondern darauf aus-
gehen, das Allerneueste, auch blosse Einfälle
jüngsten Datums darzubieten. Ein solches
Verfahren ist nicht praktisch, denn es stösst
den Nichtfachmann und den Lernenden ab,
der den festen Boden unter seinen Füssen
weichen fühlt, es ist aber auch wissenschaft-
lich unberechtigt, denn eine Encyclopädie ist
nicht der Ort, um unausgegohrenen Most
auszuschänken oder wissenschaftliche Streit-
fragen auszufechten. — Von diesem Gesichts-
punkte aus ist die neu erschienene Ency-
clopädie in sehr vielen Artikeln (vergl. unten)
für ihren Zweck m.E. weniger geeignet, da sie
sich in Bezug auf Wiedergabe von Hypothesen
z. Th. allerjüngsten Datums vielfach keine Be-
schränkung aufzuerlegen vermag. Für den
Studenten und gebildeten Nichtfachmann ist
also das Buch zum Nachschlagen nicht zu
empfehlen. Der Fachmann wird es ja mit
Nutzen brauchen, Ref. bekennt gern, viele
Artikel, auch solche, mit denen er durchaus
nicht übereinstimmenkonnte, mitdemhöchsten
Interesse gelesen zu haben und ihnen mannig-
fache Belehrung zu verdanken.
Soll ich noch etwas auf das Einzelne ein-
gehen, so kann man als Kennzeichen eines
guten Artikels bezeichnen: Kürze, Ueber-
sichtlichkeit, Objektivität, Vermeidung des
bloss Hypothetischen und alles unnötigen
Details. Ein der Orientierung bestimmter
Artikel soll keine Untersuchung sein, die
überhaupt nicht oder nur sehr mühsam findet,
andererseits aber auch keine Sammlung von
Orakel- oder Machtsprüchen. Als recht gute
und zweckentsprechende Artikel möchte ich
danach bezeichnen: Abi (Cheyne), Ammi
(Gray), Antichrist (Bousset), Apokalyp-
tic Literature (Charles), Creation I.
und Deluge I. (Zimmern), Chronicles
Book of (W. R. Smith u. Driver), Chrono-
logy (Marti), Circumcision (Benzinger)
Deuteronomy (Moore), auch noch: Clean
and unclean (Simcox), Damascus (Smith-
Glasgow), — Ausserordentlich sorgfältig sind
gearbeitet: Agriculture (Hogg), Apoka-
lypse (Bousset), Dispersion (Guthe)
letztere eine sehr dankenswerte, weil gewiss
ziemlich mühsame Zusammenstellung. Zu
ausführlich werden schon die Artikel Amos
und Canticles (Cheyne), wo eine bis ins
Einzelne durchgeführte Literarkritik die Ge-
duld des Lesers ermüdet, Canon (Budde),
der über bekannte Dinge unnötig weitläufig
ist, Assyria, Asurbanipal, Babylonia
(King), bei denen die Breite um so unver-
189 [No. 5.]
stiindlicher ist, da es sich hier vielfach um
Zeiten und Personen handelt, die mit dem
A.T. garnichts zu thun haben, Acta of the
Apostles (Schmiedel), wo sich ausserdem,
wie auch in dem Art. Bar-Jesus die Nei-
gung zu ziemlich weitgehenden kritischen
Hypothesen zeigt. — Dieselbe Neigung ist
auch in sonst recht guten und lehrreichen
Artikeln zu bemerken, wie: Babel Tower
of (Cheyne), Benjamin (Hogg), David
(Cheyne), Deluge (Cheyne), Day of Ato-
nement (Cheyne und Benzinger), Dan
(Cheyne). Den Charakter von Untersuchungen
tragen die Artikel Abraham (Cheyne), in
dem sich ein Lernender wohl kaum zurecht
finden wird, und der eine Fundgrube von
blossen Einfällen ist, ebenso dürfte man den
Artikel Ark of the Covenant (Cheyne),
charakterisieren müssen. Ganz wunderlich
in seiner bis auf das Mittelalter zurück-
gehenden Beweisführung ist das unter Adam
und Eve mitgeteilte (Cheyne). Auch in
Abomination of desolation (Cheyne) ver-
liert man vor unübersichtlichem Stoff fast
den Faden. Es versteht sich, dass Cheyne
auch sonst: Arawna, Ariel, Azazel, Cain
und Cainites, Kaphtor den Leser mit
frischgebackenen Konjekturen und Parallelen
überschüttet, die wahrlich oft nicht besser
sind, als die Ueberlieferung oder die früheren
Erklärungen. Schade, dass seine Erklärung
des Abrech, das er noch auf Abarakku
zurückführt, durch die Konjektur „der Abir
des Chuenaten“ jetzt schon überholt ist, wie
gut würde diese neueste Vermutung mit
dem Charakter der anderen Artikel des
Herausgebers zusammenpassen! Keinen rech-
ten Geschmack vermag der Ref. auch den
Aufsätzen über Covenant (N. Schmidt)
und Dan [Stamm] (Hogg) abzugewinnen.
Der zweite ist wieder zu sehr im Stil einer
Untersuchung gehalten, der erste vermeidet
zwar diese Schwierigkeit, behauptet aber
dafür Dinge, die nicht bewiesen sind (wie
dem Ref. die Assyriologen Peiser und Rost
übereinstimmend versichern). Biritu soll
nämlich nach ihm bedeuten „Fessel“ und
dann „Bund“. Dass aber letztere Bedeutung
nicht vorkommt und lediglich erschlossen ist,
sagt der Artikelschreiber nicht, dagegen be-
hauptet er mit grösster Unverfrorenheit, das
Wort sei in der Bedeutung „Vertrag“ aus
dem Babylonischen ins Kanaanitisch-Hebri-
ische übergegangen. Im übrigen ist der
Artikel wesentlich nach Krätzschmar ge-
arbeitet.
Durch wohlthuende Kürze zeichnen sich
aus die Arbeiten Nöldekes: Amalek (Kain),
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Mai 1900} 190
Arab, Aram, Aramaic language, die
Beiträge W. R. Smith’s (Moore) über Baal
und Astoreth, aus denen das Unternehmen
sozusagen hervorgewachsen ist, von Pinches
über Babylon, von Gray über Angel und
Anoint, von Cheyne über Antiochus IV.,
Calneh und Calno, Chiun und Sikkuth,
auch über Benhadad. Freilich ist die
Kiirze in diesen Fallen nicht immer ein
Zeichen von Vollständigkeit, wie auch der
Artikel Cherub (Cheyne) manches zu wün-
schen übrig lässt. Erfreut haben mich
Kosters und Tiele durch Chedor Laomer,
wo die Hommelsche Apologetik gründlich
zurückgewiesen ist.
Als recht anerkennenswerte Leistungen
seien noch genannt: Apokrypha (James),
Baptism (Robinson), Colours (Canney),
Chariot (Whitehouse), Dead Sea (Gautier),
Daniel (Kamphausen).
Königsberg i. Pr.
Mitteilungen.
Die in Knossos bei Heraklion (Kreta) ausgeführten
Ausgrabungen der englischen archäologischen Schule
von Athen haben bei Ruinen aus vormykenischer
Zeit Tafeln aus gebrannten Thon zu Tage gefördert,
welche Aufschriften ineinem prägriechischem Alphabet
enthalten.
Nachtrag zu dem sogenannten
„Menesgrabe').“
Es ist beachtenswert, dass in der saitischen
Renaissanceepoche, welche mit Vorliebe auf
die alten Zeiten zurückgreift, der Grundriss
des Menesgrabes wieder erscheint. In den
Inschriften des Petamenophisgrabes in der
thebanischen Necropolis (Dyn. XXVI)
(Diimischen: Histor. Inschriften II Tafel 36)
tritt der älteste Grabplan als Determinativ
auf. Es ist also wohl anzunehmen, dass die
grosse Umfassungsmauer aus Ziegeln, von
welcher noch heute erhebliche Reste sichtbar
sind, eine ähnliche Facade aufwies wie die
ältesten Königsgräber. W. Spiegelberg.
Aus gelehrten Gesellschaften.
Acad. des Insor. et Belles-Lettres 1900.
Sitzung v. 19. Jan. Hamy, Ethnographische
Bemerkungen über die Berberstimme. Das von
Varro erwähnte Plostellum Punicum ist noch heute
1) Da der Autor des Artikels in Heft 4 keine
Korrektur erhalten hat, sind bei den hieroglyphischen
Typen einige Druckfehler stehen geblieben, welche
die mit Aegyptischer Schrift vertrauten Leser sich
wohl selbst verbessert haben. Auf Sp. 126 liess
Dyn. IV (?) statt Dyn. IV (!). D. R.
191 [No. 5]
in Tunis unter dem Namen Carreta in Gebrauch,
auch in Aegypten unter dem Namen Noreg.
Sitzung vom 9. Febr. Heron de Villefosse teilt
einen Bericht Carton’s mit über die Ausgrabung des
Theaters in Dougga (Tunesien) und berichtet über die
Funde Chardon's, am Cap Matifou in einer christ-
lichen Basilica und die Ausgrabungen Delattre’s in
Carthago. Berger übersetzt eine punische Inschrift.
Cagnat berichtet über Forschungen an der Karthagi-
schen Küste, bei Abou-Tarfa ist eine Inschrift aus
der Zeit Trajans gefunden.
Sitzung v. 2. März. Heuzey berichtet über die
Ausgrabungen Sarzec's in Tello. Unter dem Gebäude
Ur-Nina’s sind Ziegel eines Gebäudes aus noch
älterer Zeit gefunden. In der Tiefe von 17 m fand
de Sarzec Waffen und andere Gegenstände aus sehr
alter Zeit.
Sitzung v. 16. März. Forts. von Heuzey’s Bericht
über die Ausgrabungen Sarzec’s. S. hat in dem
neuentdeckten Gebäude Bruchstücke eines Altars
gefunden, auf dem ein König mit einem Stab dar-
estellt ist, der einem auf eine Lanze gestützten
Jüngeren Krieger ein Diadem überreicht. hinter beiden
ein langes Gefolge.
Sitzung v. 16. März. de Vogüe berichtet über
eine Mitteilung Maspero’s, betreffend eine im alten
Memphis gefundene phönizische Inschrift. Sie stammt
aus der Zeit der Ptolemäer und ist auf einen Marmor-
block geschrieben, der als Sockel einer ägyptischen
Stele gedient hat; sie enthält eine Widmung des
Bauwerkes an eine Gottheit. Clermont-Ganneau
spricht über eine von Waddington kopierte
griechische Inschrift semitischen Ursprungs.
Sitzung v. 30. März. Berger berichtet über eine
Anzahl von Gauckler in Karthago gefundener Amu-
lette. Es sind kleine Gold- u. Silberklingen, bedeckt mit
mythologischen Darstellungen und Begräbnissscenen;
eine trägt die Inschrift „schütze und hüte Hillesbaal,
den Sohn des Arissabal.‘ Die Klingen befinden sich
in goldenen Scheiden, die mit einem Löwen- oder
Katzenkopf verziert sind und am Halse getragen
werden können.
Sitz. v. 30. März. Maspero hat eine sehr ver-
stümmelte Inschrift eingesandt, in der es sich um
Ehrungen einer hervorragenden Person handelt.
Reinach restituiert und teilt mit eine griechische
Inschrift — jetzt im Berliner Museum — enthaltend
oe Ehrendekret der Juden des heiligen Distriktes
nias.
Sitz. v. 6. April. Müntz reicht der Ak. einen
Bericht über die Reise des Grafen Caylus in Klein-
asien 1716—1717 ein nach neuen Handschriften.
Delattre hat eine punische Inschrift mit dem Wort-
laut „Grab der Priesterin Geratastoret“ gefunden.
Berger legt ein Bronzemesser vor, das sehr merk-
würdige Figuren trägt, deren Erklärung B. versucht.
Personalien.
A. o. Prof. J. Krall in Wien ist zum ord. Prof.
der Gesch. des alten Orients ernannt.
Zeitsehriftensehau.
The Academy 1900.
7. April. Theod. Bent and Mrs, Theod, Bent,
southern Arabia, bespr. v. ?
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Mai 1900.] 192
American Journal of Archaeologie 1899.
4. 5. E. Gardener, vase in Chicago representing
the madness of Athamas. — H. N. Fowler, Biblio-
aphy archäologische Bibliographie von Juli bis
ezember 1898). — Derselbe, archaeological news
and discussions (Ausgrabungen etc. von März 1898
bis Juni 1899.)
Beilage s. Münoh. Allgem. Zeitung 1900.
61. Ersilia Caétani-Lovatelli, der Baumkultus II.
Berliner philol. Wochenscohr. 1900.
10. Dittmar, vetus Testamentum in novo I, bespr.
v. A. Hilgenfeld.
11. Krauss, griechische und lateinische Lehn-
wörter II, bespr. v. J. W.
12. R. Oberhummer und H. Zimmerer, durch
Syrien und Kleinasien, bespr. v. J. Partsch.
13. Usener, Sintflutsagen, bespr. v. G. Hertzberg.
14. Pauly, Realencyclopaedie, bespr. v. F. Justi.
— J. Marcuse, Dialektik im Altertum, bespr. von
J Ilberg. — Mitteilungen: Die Ursachen des Ein-
sturzes des Ammontempels zu Karnak (nach Borchards
Ber'chten an die Berliner Akad.).
15. H. Rabe, Joannes Philoponus, de aeternitate
mundi, bespr. v. Radermacher.
16. L Cohn, Einteilung und Chronologie der
Schriften Philo’s, bespr. v. O. Stählin. — A. Leh-
mann, Aberglaube und Zauberei von den ältesten
Zeiten bis auf die Gegenwart, bespr. v. E. Kuhnert.
Biblioth. de l’École des Ohartes. 1899.
6. Jos. Petit, mémoire de Foulques de Villaret
sur la Croisade (etwa vom Jahre 1305).
Blätter f. d. Gymnasial-Schulwesen 1900.
3. 4. Fr. Studniczka, die Siegesgöttin, bespr. v.
W. Wunderer. — L. Frobenius, der Ursprung der
Kultur. I. Ursprung der afrikanischen Kulturen,
bespr v. ? — Troels-Lund, Himmelsbild und Welt-
anschauung im Wandel der Zeiten, bespr. von
H. Stadler.
Bulletin d. 1. Soc. Geolog. d. Franoe. 1899.
5. R. Fourtau, observations sur les terrains
Eocenes et Oligocénes d'Egypte.
The Olassical Review 1900.
3. T. Nicklin, the origin of the Egyptian year.
Deutsche Litteraturzeit. 1900.
14. O Weise, Schrift- und Buchwesen in alter
und neuer Zeit, bespr. v. ? — J. Goldziher, Abhand-
lungen zur arabischen Philologie U, bespr. v S.
Fränkel. — P. Geyer, itinera Hierosolymitana saeculi
IV—VUI, bespr. v. J. Benzinger. — R. Borrmann,
die Alhambra zu Granada, bespr. v. ?
15. P. Gardener, exploratio evangelica, bespr.
v. H. Holtzmann. — B. Duhm, die Psalmen, bespr.
v. ? — Fr. Kodi, ausführliche Berechnung der drei
Seitenverhältnisse der Arche Noe’s, bespr. von ? —
St. A. Cook, a glossary of the Aramaic inscriptions,
bespr. v. J. Barth. — J. Döller, Rhythmus, Metrik
und Strophik in der biblisch-hebräischen Poesie,
aD v. ? — D. Castelli, gli Ebrei, bespr. von
C. Steuernagel.
16. R. Brown, researches into the origin of the
primitive constellations of the Greeks, Phoenicians
and Babylonians, bespr. v. G. Thiele.
17. J. Benzinger, die Bücher der Könige, bespr.
| v. C. Siegfried. — E. Mittwoch, proelia Arabum
193 [No. 5.]
eee (u.) E. Pearson, a study iu philology,
espr. v. C. Brockelmann. — D. Kaufmann, Studien
über Salomon ibn Gabirol, bespr. v. M. Stein-
schneider. — H. Adjarian, étude sur la langue Laze,
bespr. v.?
Deutsche Zeitschr. f. Ausländ. Unterrichts-
wesen 1900.
V. Ueber das ägyptische Schulwesen (aus der
Revue pédagogique Sept. 99.)
The Geographical Journal 1900.
4. C. R. Beazley, new light on some mediaeval
maps. III. — R. Strachey, narrative of a journey
to the lakes Rakas-Tal and Manasarowar in Western
Tibet, undertaken in September 1848. (Forts.)
Geographische Zeitschrift 1900.
4. W. Ruge, die Identifizierung antiker Oertlich-
keiten (es handelt sich hauptsächlich um kleinasiatische
Ortsnamen). — F. Höck, der gegenwärtige Stand
unserer Kenntnis von der ursprünglichen Verbreitung
der angebauten Nutzpflanzen. (Forts) — Geo-
graphische Neuigkeiten. Asien: Neuer Karawanen-
weg zwischen Persien und Beludschistan von Karman
nach Nuschki. Afrika: Expedition des Majors Peake
zur Beseitigung der Flusssporren im Sudan. Zug des
Grafen Leontieff zum Rudolfsee. Plan einer Sahara-
expedition zur Prüfung der Ausfuhrbarkeit einer
Saharabahn durch die Franzosen. — R. Fitzner, der
Kagera-Nil, bespr. v. A. Schenck.
Historische Vierteljahrschrift 1900.
2. H. F. Helmholt, Weltgeschichte I, bespr. von
O. Hintze. — R. Günther, allgemeine Kulturgeschichte,
bespr. v. W. Schultze. — Troels-Lund, Himmelsbild
und Weltanschauung im Wandel der Zeiten, bespr.
v. S. Günther.
Historische Zeitschr. 1900.
3. Troels-Lund, Himmelsbild und Weltanschauung
im Wandel der Zeiten, bespr. v. A. Vierkandt. —
M. Brosch, Geschichten aus dem Leben dreier Gross-
wesire (nach Akten in Venedig), bespr. v. W. F.
Jahreshefte d. österr. Archäol. Inst. 1900.
1. Th. Mommsen, Volksbeschluss der Ephesier zu
Ehren des Kaisers Antoninus Pius (mit Bemerkungen
zu den politischen Verhältnissen der Zeit). — E.
Bormann, neue Militärdiplome des Museums Sofia (No. 2
betrifft das in Syrien stehende römische Heer aus
dem Jahre 157 n. Chr. — M. Hoernes, gravierte
Broncen aus Hallstatt. (Es ist schon öfter auf die
Aehnlichkeit der bildlichen Darstellungen der Hall-
statter Funde mit den orientalischen hingewiesen). —
O. Benndorf, zur Stele Xanthia (nach den neuesten
Abschriften, die in dem im Druck befindlichen ersten
Bande von E. Kalinka’s „Tituli Asiae minoris“ zu
grunde gelegt sind). — E. Kalinka, Inschriften aus
Syrien (griechisch). — Derselbe, zur historischen
Topographie Lykiens. (Wiederholt aus der Kiepert-
festschrift. Liste der lykischen Ortschaften aus der
Zeit des lykischen Bundes.) — Fr. v. Calice, zur
Topographie des oberen Bosporus. — R. Heberdey,
vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen in Ephesus.
Journal Asiatique 1900.
1. F. Grenard, la légonde de Satok Boghra Khan
et l'histoire. «(Nach einer türkischen Handschrift
nus dem 17. Jahrh., enthaltend die Geschichte des
Abu-l-Nasr Sämäni, des Satok Boghra Khan und
dessen Nachfolgers.) — Licutenant du génie R. Weill,
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Mai 1900} 194
l'art de la fortification dans la haute antiquité
égyptienne. (Bis zur Griechenzeit sei das Befesti-
gungssystem der Aegypter unabhängig von dem
asiatischen gewesen. (Forts. folgt.) — Nouvelles
et mélanges. Clermont-Ganneau, Empédocle, les
Manichéens et les Cathares. — A. Mouliéras, le Maroc
inconnu I. II., bespr. v. J. de Goeje. — Clermont-
Ganneau, note sur le „livre de la création (zu der
oben erwähnten Abhandlung über Empedocles).
Der Katholik 1900.
I. O. Happel, das Buch des Propheten Habackuk,
bespr. v. V. Weber. — E. Seydl, die Amarna-Zeit.
Besprechung von Niebuhrs gleichnamigem Werk,
die mit den Worten schliesst „Nur ein Ausdruck
hat uns tief verletzt — 8. 15 Z. 21 v. u. — eine
solche Roheit hätten wir einem Manne von dem
Geist und der Federgewandtheit Niebuhr’s nie zu-
getraut!“ Der Ausdruck, der solche Entrüstung
hervorgerufen hat, dass er im „Katholik“ nicht
näher bezeichnet wird, lautet: Nimmuria hat um
die Hilfe der „lieben Frau von Ninive“ gebeten!!
Das ist doch nur als ein ganz harmlos gemeinter
Vergleich aufzufassen, der erst verletzend wirken
könnte, wenn man etwas dahinter suchen will. (D. R.)
Lehranst. f. d. Wiss. d. Judenth. 1900.
18. Bericht. Wiss. Beilage v. M. Schreiner,
Studien iiber Jeschu‘'a ben Jehuda.
Literarisches Oentralblatt 1900.
13. E. Kautzsch, Textbilder des alten und neuen
Testaments, bespr. v. ? — Habib Efendi azzaijät ad
Dimisqi, al mar’atu fi-l-Gähilijati (Jahresgabe des
»Dija") bespr. v. ? — J. Marcuse, Diätetik im Alter-
tum, bespr. v. ? — A. Dillmann, Grammatik der
aethiopischen Sprache (2. Aufl. besorgt von C. Bezold),
bespr. v. F. P.
14. M. Jähns, Entwickelungsgeschichte der alten
Trutzwaffen, bespr. v. F. Bl. — York v. Wartenburg,
das Vordringen der russischen Macht in Asien,
bespr. v. ? — J. A. Craig, Astrological-astronomical
texts, bespr. v. H. Zimmern.
15. Agnes Smith Lewis and M. D. Gibson, the
palestinian Syriac lectionary of the gospels, bespr.
v.? -— E. Doutté, bulletin bibliographique de l'Islam
maghribin, bespr. v. Seybold.
Al-Machrigq. III. 1900.
6. (15. März). P. L. Cheikho, L'histoire de l'Im-
primerie en Orient (suite): Qozahia. Das Kloster
Qozahija, zu dessen Geschichte voran einiges mit-
geteilt wird, liegt südlich von Tripolis, zwischen
dieser Stadt und Ehden. Es gab dort im Anfange
des 17. Jahrh. eine Druckerei, von deren Erzeugnissen
jedoch nur der 1610 gedruckte Psalter (syrisch,
sowie arabisch in Kardünı) bekannt ist, s. Schnurrer
No. 319, Zenker 1 No. 1520. Die Typen des syrischen
Textes weichen von allen in europäischen Druckereien
gebrauchten ab, dagegen sind die Kar3üni-Typen
identisch mit den s. Z. von der Congregatio de
propag. fide angewandten. Die Existenz der Psalmen-
Ausgabe vom J. 1585 (Steph. Evod. Assemani biblio-
thecae Mediceae Laur. et Palat. codd. mss. catalogus
p. 71; Schnurrer p. 341) wird auch vom Pater
Cheikho in Zweifel gezogen. Aus dem Drucke 1610
ist der apokryphe 151. Psalm syrisch und arabisch
mitgeteilt. In demselben Kloster ist dann seit dem
Anfange des 19. Jahrhunderts wieder gedruckt
worden, nur mit syrischen Typen (syrisch und Kar-
$üni), nicht auch mit arabischen, wie der Hilal be-
hauptet hatte. Die Typen sind von den alten ver-
195 (No. 5.]
schieden. Die Druckerei war, als sie neu eingerichtet
wurde, zuerst provisorisch im Kloster des Mär Misa
ad-Dauwär installiert, wo auch das kitab as-sahim
gedruckt wurde. Es wird eine Liste der Drucke
dieses Jahrhunderts gegeben (1808—1897); der Inhalt
ist meist religiös, dabei sind auch zwei Schulbücher
zur syr. Grammatik. Anfang der Artikelreihe in III2.—
P. S. Ronzevalle, Notes d’épigraphie orientale (suite).
2 weitere palmyrenische Inschriften, ebenso mitge-
teilt und behandelt wie die von III 4 (OLZ. 156).
Originale auch in Homg. Mit eingehenden Aus-
führungen insbes. zu einem in der zweiten Inschrift
vorkommenden weiblichen Eigennamen „nn oder
snap. Anfang der Artikelreihe in III 1. — P. H.
Lammens, Les Grecs Melchites: notes éthnographi-
ques. — Besprechung u. a. von: J. Rouvier, l’Ere
d’Alexandre le Grand en Phénicie (Revue des Etudes
Grecques, 1899). — Bitte an die Leser, sich über die
vulgäre Verbalpartikel 6 eingehend zu äussern und
über ihren Gebrauch ausserhalb Syriens Mitteilungen
zu machen. — Druckfehler-Verbesserung.
7 (1. April). P. H. Lammens, Notes archéolog.
sur le Liban (suite): de M’aameltain a (Gébail.
Barga oder tabardä = tonxagzia, mit vielen alten
Gräbern und einer Wasserleitung (mit Abbildung);
der Brunnen mähüs = Maus bei Wilhelm von Tyrus;
der Nahr Ibrahim; Anfang der Besprechung der
hauptsächlichsten Altertümer von Gebal. — P. L.
Cheikho, J.es insignes de la souveraineté tir6 de
Calcachandi. Aus der schon OLZ. II 355 erwähnten
den Jesuiten gehörenden Handschrift des subh al-a 8a,
Der Siegel des Propheten und die Siegel der Kalifen:
die burda; der Stab des Propheten; Fahnen und
Festgewänder; Thron, Betgemach in der Moschee,
und viele andere Dinge, die mit der Person und der
Würde der Kalıfen und Sultane, insbes. der Fati-
miden, im Zusammenhang standen. — P. Anastase
Carme, Les mots arabes derives du grec (suite).
Mit Bemerkungen von H. Lammens Anfang in II 8. —
J. H. Bakhos L’äme et ses propriétés (poésie). Hrsg.
von N. Bakhos. — P. S. Ronzevalle, Etudes d’épi-
graphie arabe (suite). Diese französische Aufschrift
trifft nicht zu. Es handelt: sich nur um 2 palmy-
renische Inschriften. In dieser Nummer nur die
hebr. und arab. Umschrift; die Facsimiles sollen
nachgeliefert werden. — Besprechung u. a. von
L. Fonck, Streifzüge durch die biblische Flora,
Freiburg 1900.
Mémoires d. 1. Soc. d. Linguistique 1900.
4. J. Imbert, de quelques inscriptions lyciennes.
(Forte.). — M. Bréal, les commencements du verbe.
Mitteil. a. d. histor. Litteratur 1900.
2. K. Lamprecht, die kulturhistorische Methode,
bespr. v. K. Löschhorn. — G. Smith, Entdeckungen
in Assyrien, übessetzt von Freifrau von Boecklin,
bespr. v. J. Nikel.
Mitt. u. Nachr. d. Deutsch. Paläst.-Ver. 1899.
5. R. Brünnow, Reisebericht 1898. Schluss.
(Griechische Inschriften). — Kurze Mitteilungen;
zu den von dem Maler R. S. Hartmann und J. Ben-
zinger unter dem Titel „Palästina“ herausgegebenen
24 Aquarellen mit Text; zum Bau der Eisenbahn
Haifä-Damascus; zur Lage in Haifa; zu den Salz-
seen zwischen Aleppo und dem Euphrat.
Monatsschrift für Geschichte u. Wissen-
schaft des Judentums. 1900.
1. M. Ginsburger, Verbotene Targumim. Das
Verbot der Mišnah, gewisse Bibelstellen zu über-
setzen, betrifft nur den öffentlichen Vortrag. weil
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Mai 1900.) 198
die des Hebräischen unkundigen Amme ha-Arez aus
diesen Stellen ketzerische Schlussfolgerungen hätten
ziehen können, was im einzelnen nachgewiesen wird.
Im Targum Onkelos sind die Verse erst viel später
hinzugefügt, in dem nur zu Privatgebrauch bestimm-
ten Ps. Jonathan standen sie von jeher. — 8. H.
Margulies, Zwei authographische Urkunden von Moses
und Abraham Maimüni. Arabische, auch in Licht-
druck wiedergegebene, der Cairoer Genizah ent-
stammende Urkunden aus Schechters Besitz. Einzelne
Worte sind unleserlich; der Inhalt ist klar, doch
ohne grosse Bedeutung. — M. Braun, Joseph Sam-
bari’s Nachrichten über das Geschlecht der Maimo-
niden. Feststellung der Chronologie der Nachkommen
des Maimonides bis zum 4. Geschlecht nach Sambaris
Chronik und einigen auf Mitglieder der Familie
selbst zurückgehenden Notizen. Zum Schluss wird
aus Sambari und diesen Notizen ein neuer Text kom-
iliert und eine genealogische Uebersicht gegeben. —
eo Bäck, Zur Charakteristik des Levi ben Abraham
ben Chajjim. Die philosophischen Lehren des in
keiner Hinsicht hervorragenden Anhängers des Mai-
monides werden nach dem 2. Buche des 6. Traktats
seines handschriftlichen sy auf ihre Quellen
untersucht.
Neue Jahrb. f. d. klass. Altert. Gesch. u.
d. Litt. 1900.
V. VI. Bd. 3. H. W. Bartk. die Bestattungs-
spende bei den Griechen.
The Palestine Exploration Fund 1900.
April. Notes and news. — F. J. Bliss, first report
on the excavations at Tell ej-Judeideh (Tell ej-
Judeideh ist der siidlichste in der Reihe der Trümmer-
hügel, deren nördlichster Tell-Zakariya ist. Zwischen
genannten Hügeln liegen noch Khurbet "Askalün,
Kburbet 'Okbur u a. Auch in Tell ej-Judeideh sind
Befestigungsanlagen blossgelegt, die genauer be-
schrieben werden. Von sonstigen Funden ist nur ein
Stempel auf einem Tongefäss zu bemerken, den Bliss
JEy ywım lesen will. Auch die übrigen Hügel ent-
halten ähnliche Mauertrümmer). — R. A. St. Macalister,
the lost inscription of Eugenos in the Wady er-
Rababi (griechisch). — Derselbe, a note on the „holy
stone“ in the Dome of the Rock. — Derselbe, the
vocal music of the Fellahin (mit Proben). — Cler-
mont-Ganneau, notes on squeezes of inscriptions in
Baron Ustinow’s collection, sent by the Rev. J. E.
Hanauer). Aus der Zeit um Christi Geburt. Die
ersten 10 griechischen Inschriften sind schon publi-
ziert, unter den 11 andern befinden sich auch längere
in hebräischer Schrift. Hierzu notes by the bishop
of Salisbury.) — H. Porter, a cuneiform tablet,
sarcophagus, and cippus with inscription, in the
museum at Beirüt. (Mit Photographien der Gegen-
stände. Der Inhalt der Tontafel ıst nicht wieder-
gegeben'), nur die lateinische Inschrift auf dem
cippus.) — S. E. Hanauer, notes on the history of
modern colonisation in Palestine. — C. Schick, reports.
The tower of Edar u. a. — Ch. Warren, derivations
of the ancient cubit of 20. 6109 inches. — Derselbe,
Egyptian weights and measures since the eighteenth
dynasty and of the Rhind mathematical papyrus. —
C. M. Watson, the cofter of tha great pyramid. —
Derselbe, dates on which paschal full moons occur. —
W. F. Birch, the standing still of the sun upon
1) Fängt an mit Mu Sa-am-su-i-lu-na lugal I,
also Datum, und zwar (mit Varianten) dem K. B. IV 30
(Schluss von I) entsprechend. Die Reproduktion
lässt nur einen Teil der Zeichen erkennen. D. R.
197 ~=[No. 5.]
Gibeon. — C. Dalton, ,achaeological researches in
Palestine 1873—1874“ vol I (u.) note by Prof. Cler-
mont-Ganneau. — A. H. Sayce, the jar-handles
discovered by Dr. Bliss. — Ph. J. Baldensperger,
woman in the east. Part II. (Forts. folgt).
Petermanns Mitteilungen 1900.
3. A. F. Stahl, Teheran und Umgegend (geo-
logische Beobachtungen und Messungen aus den
Jahren 1890—98, mit Karte). — G. Schweinfurth,
Aufnahmen in der östlichen Wüste von Aegypten,
bespr. v. J. Walther. — L. Chomé, une expedition
Belge au Nil, bespr. v. F. Hahn, — A. Schulten,
das römische Afrika (u.) F. Wieland, ein Ausflug ins
christliche Afrika (u.) L. Olivier, la Tunisie (u.)
Rouire, la Tunisie moderne et la Tunisie ancienne
(u.) ders., Géographie comparée de la Tunisie (u.)
H. Vivian, Tunisia and the modern barbary pirates
(u.) L. Bertholon, resumé de l’anthropologie de la
Tunisie (u.) ?, exploration anthropologique de l'ile de
Gerba (u.) ?, Algérie (u.) J. Blayac, le pays des
Nemenchas à l’est des monts Aurès (u.) G. Flamand,
de l’Oranie au Gourara (u.) Ch. Galland, excursion
à Bou-Sadda et M’Sila (u.) G. Rolland, le bassin
artésien de l’Oued Rir’ (u) A. Bernard, la colonie
sation maritime en Algérie, bespr. v. Th. Fischer. —
G. Flamand, la traversée de l’Erg occidental, bespr.
v. F. Hahn. — Mission Hourst, cours du Niger (u.)
Carte de la mission Blondiaux (u.) map of eastern
Lagos, bespr. v. H. Wichmann. — Mary H. Kingsley,
West-African studies, bespr. v. P. Staudinger. —
M. Zimmermann, resultats des missions Blondiaux et
Eysséric (u.) C. Guy, explorations du Niger (1892—98),
bespr. v. F. Hahn. — A. Mévil, Samory (u.) Toutée,
du Dahomé au Sahara, bespr. v. H. Singer. —
M. Camperio, l'Eritrea nel XX. secolo (u.) Prince
H. d’Orléano, une visite à l’empereur Ménélick (u).
V. Fedoroff, Abyssinia as a factor etc. (ins englische
übersetzt von E. Gowan), bespr. v. R. v. Bruch-
hausen.
PSBA. 1900.
1. F. E. Hastings, bibliocal chronology. — P. B.
Newberry, a statue of Hapu-Senb, vezir of Thoth-
mes II. — A. H. Gardiner, the relative adjective
AANA
= \\:
Rend. della Reale Acad. dei Lincei. 1899.
Fasc. 11. 12. Wilcken, griechische Ostraka aus
Aegypten und Nubien; nota del Socio Giacomo
Lumbroso. — F. Halberr, lavori eseguiti in Creta
dalla missione archeologica italiana dal 9 giugno al
9 novembre 1899. — Carlo Rossini, manoscritti ed
opere abissine in Europa. (Alphabetisches Verzeichnis
der in Europa befindlichen äthiopischen Handschriften
an Zahl über 1200.)
Revue Belge de Numismatique 1900.
2. L. Forrer, les monnaies de Cléopatre VII.
Philopator reine d'Égypte (52—30 av. J.-C. (Forts.)
Revue oritique 1900
10. Ch. Kohler, mélanges pour servir à | histoire
de l'Orient latin et des croisades, bespr. v. N. Jorga.
— La Jonquiere, lexpédition d’Egypte 1798—18v1,
bespr. v. A. C.
11. W. Budge, the history of the blessed virgin
Mary and the history of the Likeness of Christ
(syrische Texte und Uebersetzung), bespr. v. R. D.
—- F. M. Esteves Pereira, vida de Takla Haymanot
pelo P. Manuel de Almeida, bespr. v. J. Perruchon.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Mai 1900.] 198
— K. Ahrens u. G. Krüger, die sogen. Kirchen-
geschichte des Zacharias Rhetor, bespr. v. P. Lejay.
M. Brosch, Geschichten aus dem Leben dreier Gross-
wesire, bespr. v. H. Hauser.
12. R. Basset, les sanctuaires du Djebel Nefouza,
bespr. von O. H. — J. Strzygowski, der Bilderkreis
des griechischen Physiologus, bespr. v. M. D.
15. T. K. Cheyne, the book of Isaiah (u.) C. H.
Toy, the book of Ezekiel (u.) E. Littmann, über die
Abfassungszeit des Tritojesaia bespr. von J. 8. —
A. Jeremias, Hille und Paradies bei den Babyloniern
(u.) Boscawen, la bible et les monuments, bespr. v.
A. Loisy. — A. Dillmann, Grammatik der aethiopi-
schen Sprache, 2. Aufl. v. Bezold, (u.) F. Praetorius,
das Targum zu Josua (u.) W. Bacher, die älteste
Terminologie der jüdischen Schriftauslegung, bespr.
v. P. S. — A. Bertholet, Deuteronomium (u.) C. H.
Toy, a critical and exegetical commentary on the
book of Proverbs (u.) J. Halévy. le nouveau frag-
ment hébreu de l’Ecclesiastique, bespr. v. A. Loisy. —
B. Duhm, die Psalmen (u.) E. Kautzsch, die Apo-
kryphen und Pseudepigraphen des alten Testaments,
bespr. v. A. L.
15, Fr. Kaulen, Assyrien und Babylonien nach
den neuesten Entdeckungen. 5. Aufl., bespr. von
C. Fossey.
16. A. Carrière, les huit sanctuaires de l’Arm6nie
payenne, bespr. v. A. Meillet.
Rheinisches Museum 1%0.
2. M. L. Strack, griechische Titel im Ptolemäer-
reich. — R. Wünsch, neue Fluchtafeln.
Russ. Wissensoh. Inst. zu Konstant. 1899.
IV. S. Vailhé, Chronique archéologique de
Palestine.
Sitzgsber. d. k. Pr. Ak. d. W. s. Berlin 1900.
XIX. 5. Apr. A. Erman, die Flexion des
aegyptischen Verbums.
Sitzungsber. d. philos-philol. u. d hist.
Kl. d. K. b. Ak. d. W. z. München 1899.
Bd. II H. II. S. Friedrich, der geschichtliche
heilige Georg (Beiträge zur morgenländischen Kirche
und kirchlichen Litteratur im 4. Jahrh , die arabische
Georgslegende bei Mas üdi). — Ph. Thielmann, Bericht
über das gesammelte handschriftliche Material zu
einer kritischen Ausgabe der lateinischen Ueber-
setzungen biblischer Bücher des alten Testaments. —
Fr. Hirth, über Wolga-Hunnen und Hiung-nu, zur
Abstammung der Hunnen von den Hiung-nu u.
Notizen über die Verhältnisse im Iran zur Zeit der
Hunnen.
Bd. If, H. III. A. Furtwängler, über ein auf
Cypern gefundenes Bronzegerät. Ein Beitrag zur
Erklärung der Kultgeräte des salomonischen Tempels.
(Ein auf einem Gestell, vier Füssen und Rädern
stehender Kessel, gefunden in der Nähe von Larnaka,
jetzt im Privatbesitz des Finders. Ein gleiches Gerät
befindet sich im British Museum; letzteres stammt
aus der der spätmykenischen Epoche angehörigen
Nekropole von Enkomi, dem alten Salamis auf Cypern.
Vergleich dieser Geräte mit den ın I. Kön. 7, 27
bis 37 beschriebenen „Gestühlen“ des salomonischen
Tempels).
Theolog. Litteratur-Bl. 1900.
12. Bratke, das sogenannte Religionsgespräch am
Sassanidenhofe, bespr. v. N. Bonwetsch.
199 (No. 5.}
14. Halevy, Tobie et Akhiakar. bespr. v. ?
16. Cheyne, book of tlıe prophet Jesaiah (u.) To
book of the prophet Ezechiel, bespr. v. H. L. .) Toy.
— A. Nordtzij, het hebreuwsche voorzetsel 5N, bespr-
v. E. König.
17. Testamentum domini nostri Jesu Christi I,
bespr. v. Wilh. Riedel.-Cheyne, das religiöse Leben
der Juden nach dem Exil, bespr. v. Sperl.
Theolog. Litteraturzeit. 1900.
7. W. Smith, die Religion der Semiten, (u.)
H. P. Smith, commentary on the books of Samuel,
bespr. v. K. Budde. — H. P. Chajes, Proverbiastudien
zu der sog. Salomonischen Sammlung X—XXII, 16,
(u.) J. D. Prince, a critical ee of the book
of Daniel, bespr. v. M. Löhr. — E. Kautzsch, die
Apokryphen und Pseudepigraphen des A. T., bespr.
v. E. Schürer. — P. M. Bernard, the biblical text
of Clement of Alexandria, bespr. v. v. Dobschütz.
8. E. Kautzsch, Textbibel des alten und neuen
Testaments, bespr. von K. Budde. — Z. Rabbiner,
Beiträge zur hebräischen Synonymik in Talmud und
Midrasch, bespr. v. W. Bacher. — F. C. Burkitt,
early christianity outside the Roman empire, u)
Ed. Bratke, das sogen, Religionsgespräch am Hof
der Sassaniden, bespr. v. E. v. d. Goltz.
Theolog. Stud. u. Erit. 1900.
3. J. Ley, Charakteristik der drei Freunde Hiobs
und der Wandlungen in Hiobs religiösen Anschau-
ungen. — V. Ryssel, die neuen hebräischen Frag-
mente des Buches Jesus Sirach. (Uebersetzung und
Erklärung im Anschluss an Ryssels eigene Ueber-
setzung in Kautzsch’ Apokryphen und Pseudepi-
graphen und an Schechter’s und Taylor’s the wisdom
en Sira).
Verhandl. der Ges. f. Brdkunde 1900.
2. 3. P. Rohrbach, Armenier und Kurden (Sta-
tistisches). — O. Olufsen, die zweite dänische Pamir-
Expedition (mit Karte). — Briefliche Mitteilungen:
M. Frhr. v. Oppenheim, über seine letzte Reise in
der asiatischen Türkei (in der mesopotamischen
Wüste bei der Quelle des Chabur fand O. die ge-
waltigen Reste eines alten Tempels mit Skulpturen,
Keilinschriften u. s. w.) — Vorgänge auf geogra-
phischem Gebiet: über die Erforschung der Sahara;
die Franzosen in Algier. — H. F. Helmolt, Welt-
geschichte I, bespr. v. O. Schlüter.
Verhandl. d. 45. Vers. Philol. u. Schulm:
in Bremen v. 26. bis 29. Sept. 1900.
S. 34. Th. Schreiber, Vortrag über die neuesten
Fortschritte der alexandrinischen Forschung. —
49. Reitzenstein. über griechische Bibliotheken im
Orient. — 100. Strack, die Titelentwicklung bei den
Ptolemäern. — 148. Von der Konstituierung der
orientalischen Sektion wurde abgesehen, da nur drei
Teilnehmer erschienen waren. In der Versammlung
der D. M. G. sprach Sievers über hebräische Rhyth-
mik; Fell über einige sabäische Kötternamen; Grimme
über Heimat und Kultur der Ursemiten.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Mai 1900.) 200
Wochensohrift f. klass. Philol. 1900.
13. E. Kautzsch, die Apokryphen und Pseudepi-
graphen des Alten Testaments, bespr. v. R. Neu-
mann.
Zeitschr. des Deutschen Pal. Ver. 1900.
3. C. Mommert, zur Orientierung der Arculf-
schen Planzeichnung der Zionskirche des VIII. Jahr-
hunderts. — 8S. A. Fries, die neuesten shy nica ey
über den Ursprung des phönizischen Alphabets.
(F. macht das sogenannte mykenische Schreibsystem
in Kreta zur Mutter der Buchstabenschrift und lässt
es durch die „pelasgischen“ Philister nach Palästina
wandern! Wie Verfasser im Schlusssatze bemerkt,
handelt es sich bei seiner ganzen Darstellung nur
um die Trogo; ob Moses phönizisch schreiben
konnte.“ — Hartmann, Beiträge zur Kenntnis
der en Steppe. (Schluss folgt) — Abdallah
un Zahle (mit Abb. des Grabes des Propheten
oan.)
Zeitschr. f. deutsch. Altert. u. Litterat. 1900.
1. H. Usener, die Sintflutsagen, bespr. v. M.
Meyer.
—
Zeitschr. f. d. Gymnanialwesen 1900.
April. Jahresbericht des philologi ee
H. Kallenberg, zu Herodot u. a. (Schluss
Zeitschr. f. kath. Theol. 1900.
2. B. M. Lersch, Einleitung in die ae
2. Aufl. LH. bespr. v. G. Aes — L.
Streifzüge durch die biblische Flora, bespr v. rT B.
Nisius. — T. Cheyne and J. Sutherland Black,
Encyclopaedia biblica, bespr. von J. B. Nisius. —
J. Hontheim, Bemerkungen zu Iob 11. (Strophen-
einteilung). — J. K. Zenner, Ecclesiasticus 34,27.
an den von Margoliouth publizierten hebräischen
ext WAIN? ON pn m) = = wem ist Leben der
Wein? dem Kranken etc. und im folg. Vers statt
pn non own nm so: mn TOMA YM no, he-
bräisches m) konnte leicht my gelesen werden, also
wäre der hebräische Text der ursprüngliche).
Zeitschr. f. Kulturgesoh. 1900.
3.4. H. F. Helmolt, Weltgeschichte I, (u.) A.
Lehmann, Aber
Zeiten bis znr
laube und Zauberei von den ältesten
egenwart, bespr. v. H. Steinhausen.
Zeitschr. f. prakt. Theologie 1900.
2. F. Thudichum, kirchliche Fälschungen, bespr.
v. H. Holtzmann. — E. Kautzsch. Textbibel des A.
und N. Testaments, bespr. v. Teichmann.
Ztschr. f. vergleich. Litteraturgesch. 1900.
Bd. XIIL. H. 4 u. 5. WI. Nehring, Anklänge an
das Nibelungenlied in mingrelischen Märchen?
Zeitschr. f. Sozialwissensch. 1900.
4. H. Schurtz, die Anfänge des Landbesitzes I.
— K. Bücher, Arbeit u. Rythmus 21. Aufl., bespr.
v. E. Grosse.
Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Kouigsberg i. Pr.
Verlag u. Expedition Wolf Peiser Verlag, Berlin S., Brandenburgstr. 11.
Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel, KirchhainN -L
3. Jahrgang No. 6. 15. Juni 1900.
Orientalistische
Litteratur-Zeitung.
Herausgegeben
von
FE. Peiser. —
Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11.
James Parker & Co. Oxford, 27 Broad Street.
ee eee a
— Inhalt:
Neue Funde.
Ed. Mahler, ein Wort zur Astronomie und Chronologie der alten Aegypter.
W. Max Müller, neues semitisches Sprachgut aus dem Papyrus Golénischeff.
s 4 a zum Sirachproblem.
Besprechungen:
C. F. Lehmann, Zwei Hauptprobleme der altorientalischen Chronologie und
J. Marquart, Chronologische Untersuchungen (Paul Rost). (Schluss).
Martin Hartmann, The arabic press of Egypt (F. Kern).
Norbert Peters, Die Sahidisch-Koptische Übersetzung des Buches Ecclesiasticus
(Georg Beer).
Leopold Stein, Untersuchungen iiber die Proverbios Morales von Santob de Carrion
(F. Perles).
-Franz Kaulen, Assen und Babylonien (R. Budzinski).
Willy Staerk, Studien zur Religions- und Sprachgeschichte des alten Testaments
(Hugo Winckler).
Mitteilungen. Aus gelebrten Gesellschaften. Personalien. Zeitschriftenschau.
o
\
Bei der Redaktion eingegangene Schriften.
Hermann Gunkel, der Prophet Esra (IV. Esra). Übersetzt von — —. Tübingen, Freiburg i. B. und
Leipzig, J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1900. 2 Mark.
L. Bonelli, elementi di Grammatica turca osmanli (Manuali Hoepli). Milano U. Hoepli 1899.
* O. A. Nallino, l'arabo parlato in Egitto. (Manuali Hoepli). Milano U. Hoepli 1900.
Eduard Sachau, Am Euphrat und Tigris. Leipzig, J. C. Hinrichs’sche B. 1900. 3,60 Mark.
Richard Kraetzschmer, das Buch Ezechiel (Handkomm., herausgeg. v. Nowack). Göttingen, Vandenhoek
und Ruprecht 1900. 6 Mark.
Hugo Winokler, die politische Entwickelung Babyloniens und Assyriens (der Alte Orient II). Leipzig,
J. C. Hinrichs’sche B. 1900. 0,60 Mark.
*) Bereits zur Besprechung ausgegeben.
Orientalistische
Litteratur-Zeitung.
Herausgegeben
von
F. E. Peiser.
Erscheint
am 15. jedes Monats.
Berlin.
Wolf Peiser Verlag.
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vierteljährlich 3 Mk.
Bestellungen nehmen entgegen: die Verlagsbuchhandlung, Berlin S., Brandenburgstr. 11, sowie alle Buch-
bandlungen und Postämter (unter Nummer 5949). — Inserate die zweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei
Wiederholungen und grösseren Anzeigen Ermässigung.
3. Jahrgang.
15. Juni 1900.
— 1 —
M6.
Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender
Adresse erbeten: Redaktion der 0. L. Z., Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11.1.
—
Neue Funde.
Die Ausgrabungen im Orient schliessen
eine Ueberraschung an die andere. Neue Mit-
teilungen, welche später in extenso abgedruckt
werden sollen, berichten von Thontafeln mit
fremdartigen Schriftzeichen, von denen einige
in Kappadokien, viele andersartige (?) in
Kreta ausgegraben worden sind’).
Der Herausgeber der O. L. Z. hatte das
Gliick, im Jahre 1897 in Constantinopel zwei
Thontafeln zu erwerben, welche durch ihr
merkwürdiges Aeussere jeden Assyriologen
frappieren mussten; da sie mit einigen anderen
Stücken der Rest einer grösseren Sammlung
zu sein schienen, so waren sie wohl von
den früheren Kauflustigen für Falsifikate
gehalten und deshalb verschmäht worden.
Dass sie trotzdem echt waren, ergab sich
einem längeren Prüfen mit grosser Wahr-
scheinlichkeit. Aber die Zeichen, mit denen
die Tafeln beschrieben waren, wichen so von
allem bekannten ab, dass eine verfrühte
Herausgabe ziemlich zwecklos erschien. All-
mählich fanden sich doch einige Berührungs-
punkte. Deshalb wurde von Seiten des
1) Vergl. einstweilen Reinach’s Mitteilung über
- Evans Funde Sp. 231.
Herausgebers und Herrn Prof. Brinkmann’s
in Königsberg eine Bearbeitung versucht, die
aber nur zu vorläufigen Resultaten führte.
Da nunmehr die Hoffnung vorliegt, gleich-
artige Texte ans Licht treten zu sehen, so
haben wir uns entschlossen, in dieser Zeitung
die beiden Tafeln in anspruchsloser Weise
zu publizieren, um sie der Wissenschaft
dienstbar zu machen. Wir hoffen in der
nächsten Nummer bereits beginnen zu können,
falls die herzustellenden Reproduktionen keine
Verzögerung bewirken.
Ein Wort zur Astronomie und Chronologie
der alten Aegypter.
Von Ed. Mahler.
In den altägyptischen Inschriften findet
man bei Datierungen nicht selten auch das
Alter des Mondes beigegeben. Es ist uns
dadurch zuweilen die Möglichkeit gegeben,
gewisse Ereignisse chronologisch zu fixieren
und damit einen Ausgangspunkt für weitere
chronologischeBestimmungenundForschungen
zu gewinnen. So ist es uns z. B. ermöglicht,
die Regierung des Königs Thutmosis III.
chronologisch festzusetzen, indem uns einer-
seits eine unter seiner Regierung am 28. Epiphi
stattgehabte Feier des Sothisaufganges berichtet
wird und wir anderseits wissen:
203 INo. 6.]
1. dass Thutmosis III. am 4. Pachon den
Thron bestieg,
2. dass der 21. Pachon seines23.Regierungs-
jahres, sowie der 30. Mechir seines 24.
Regierungsjahres ein „haru en hib enti
paut“ — „Tag des FestesdesNeumondes“
war.
Ausgehend von dem Umstande, dass wir
unter „haru en hib enti paut“ deu Tag des
wahren Neumondes, also der wahren Kon-
junktion zu nehmen haben, fand ich (Siehe:
Zeitsch fürägypt.Spr.1889), dass Thutmosis III.
am 4. Pachon d. J. 1503 v. Ch. zur Regierung
gekommen.
Das so gefundene Datum wurde in letzterer
Zeit von C. F. Lehmann!) einigermassen zu
modifizieren gesucht. Lehmann glaubt näm-
lich meinen Ansatz verwerfen zu müssen, weil
ich bei meinen Berechnungen mitder Annahme
operiere, dass das „hib enti paut* dem Tage
des wahren Neumondes entsprach. „Diese
Annahme — sagt Lehmann - ist aber durch-
aus unzulässig. Die Aegypter rechneten
nach dem Sonnenjahr. Wir können wohl
genaue Mond-Beobachtungen, nicht aber
Berechnungen bei ihnen voraussetzen, wie
sie nötig sind, um den unsichtbaren Neu-
mond zu bestimmen“.
Hier ist aber ein wichtiger Umstand ausser
acht gelassen worden. Indem nämlich die
Aegypter schon frühzeitig das Mondjahr ver-
lassen und ihren Kalender dem Sonnenjahr
angepasst haben, da haben sie dem Mond-
lauf noch immer die grösste Beachtung ge-
schenkt. Bei ihnen war es jedoch nicht —
wie viele und auch Lehmann jetzt noch an-
nehmen wollen — das Neulicht (d. i. das
erste Sichtbarwerden der Mondsichel nach
der wahren Konjunktion), dem sie ihre Auf-
merksamkeit schenkten. Sie haben vielmehr,
in Erwägung des Umstandes, dass der Moment
der wahren Konjunktion nicht beobachtet
werden kann, dem Eintreten des Voll-
mondes ihre Aufmerksamkeit zugewendet.
So wie die Babylonier, die Griechen und
noch heute die Juden in dem Neumonde
die nach vollendetem Kreislauf eintretende
Verjüngung oder Wiederkehr des Mondes
feiern, so war für die Aegypter der Voll-
mond die Vollendung des monatlichen Kreis-
laufes des Mondes; der Tag des Voll-
mondes war es, an dem nach ägyp-
tischer Auffassung der Mond sich er-
neute oder verjüngte.
Von den vielen Belegstellen, die uns hier
stützend zur Seite stehen, will ich nur einige
*) ZweiHauptprobleme der altoriental. Chronologie.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juni 1900.) 204
wenige anfiihren. So lesen wir (Brugsch,
ThesaurusInscriptionumAegyptiacaruml.Abt.):
1. (Pag. 30): „Leben und Erneuerung findet
in Ewigkeit hin statt; der Mond kehrt
zurück an seine Stelle und das
Vollmondauge ist ausgestattet mit
seiner Herrlichkeit“.
2. (Pag. 34): „Das sind die Götter, welche
verherrlichen das Mondauge, wenn es
erneut seinen Kreislauf am 15.
Tage des Mondmonates“.
3. (Pag. 35): „Das Mondauge (der Voll-
mond) ist unversehrt, und es ist aus-
gestattet mit seinen Herrlichkeiten zum
Segen; es ist gefeit und es verjüngt
sich allmonatlich“.
4. (Pag. 38): „Der Himmel istin Festes-
freude, indem er die Gestalt des
Vollmondes trägt“.
5. (Pag. 45): „Ausgefüllt ist das Voll-
mondauge am 15. Tage des Mond-
monates“ u. s. W.
Der Vollmondstag war für sie auch von
religiöskultureller Bedeutung; die Ein-
führung des Apisstieres in das Apieum
zu Memphis, also die Inthronisation
dieses heiligen Tieres als lebendes
Symbol des Gottes Osiris auf Erden,
fand stets am Vollmondstage statt.!)
Die alten Aegypter beobachteten also mit
peinlichster Sorgfalt die Vollmondsphase
und feierten am Tage derselben den Beginn
eines neuen Mondmonates. Sie unterschieden
— wie ich schon einmal Gelegenheit hatte,
hervorzuheben?) — zwischen K ~ = UN”
wan undy a i = war) pesn Erstere Gruppe
hatte Bezug auf den Vollmondstag, also
auf den 15.Tag des Mondmonates, an welchem
nach ägyptischer Auffassung der Mond seinen
Kreislauf vollendet und sich von neuem ver-
jiingt. Die zweite Gruppe bezeichnet den
eigentlichen Neumondstag, den Tag der
Konjunktion zwischen Sonne und Mond, also
erster Mondtag und wurde dann die Be-
zeichnung für den ersten Monatstag überhaupt.
Den Vollmond also und nicht das Neu-
licht haben die alten Aegypter mit besonderer
Aufmerksamkeit beachtet, und nachdem sie
die mittlere Dauer des synodischen Monates
ebenso gut kannten, wie die Babylonier
(solche Himmelserscheinungen und astro-
1) Siehe: meine Abhandlung „Die Apisperiode der
alten Argypter“ Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wiss.
Wien 1894, 832 ff.
*) Wiener Zeitschr. f. d. Kunde des Morgenlandes
XII 137. — ebenso: Abhandl. der sprachwiss. Klasse
der ungar. Akad. d. Wiss. XVII. 10.
205 No. 6]
nomische Gesetze braucht nicht ein Volk
vom andern übernommen zu haben; sie sind
für jedermann am Himmel zu sehen, und
jedes Volk kann sie in seiner Sprache vom
Himmel ablesen), so war es für sie nicht
schwer, von da ab auch die Zeit des Neu-
mondes — wenn auch nicht genau die
Minute oder Stunde, so doch sicher den Tag—
zu bestimmen. Sie kannten also den Tag
des „Neumondes“ und nannten ihn „haru
an hib enti paut“ = „Tag des Festes
des Neumondes“. Der folgende Tag, an
dem gewöhnlich schon das Neulicht zu sehen
war, war für sie „hib-abud“ — „Feier des
Monates“.
Dies erkennen wir übrigens auch aus
einem anderen Umstande. In dem Verzeich-
nisse der 30 Tage des Mondmonates (siehe
Brugsch’s: Thesaurus) führt der 7. Tag d. i.
der 8 Tage vor dem Vollmondstage ein-
tretende Mondtag den gleichen Namen, wie
der 23. d. i. der 8 Tage nach dem Voll-
monde eintretende Mondtag, nämlich: „Feier
des Abschnittes*. Aber ebenso führt der
3. Mondtag, d. i. der auf den „hib ab ud“ —
„Feier des Monates“ folgende Tag den
gleichen Namen, wie der 16. Tag d. i. der
auf den Vollmond folgende Tag, nämlich:
„hib masper“. Dies ist gewiss nicht ohne
Absicht. Es lehrt uns dies, dass so wie der
16. Tag, d. i. der auf den Vollmond folgende
Tag, der erste Tag ist, an dem die erste
sichtbare Abnahme der Mondgestalt ein-
tritt, so ist nach Auffassung der alten
Aegypter der auf den „hib abaud“ benannten
Tag folgende Tag der erste, an dem die
erste sichtbare Zunahme der Mondsichel
erfolgt. Es ist also der „hib abud“ be-
nannte Tag der Tag des Neulichts, der
„haru en hib enti paut*—,TagderFeier
des Neumondes“ dagegen ist der Tag des
wahren Neumonds d. i. der Konjunktion.
Wir müssen also überall, wo wir einen
Tag der Aegypter als „hib enti paut“ ver-
zeichnet finden, diesen als Tag des wahren
Neumondes annehmen und demgemäss
unsere Rechnungen darauf stützen.
Und dennoch scheinen Lehmann’s Ansätze
vielen schr plausibel, und so haben seine
Rechnungsresultate und chronologischen An-
sätze Anklang gefunden, wiewohl sich in
dieselben ein arger Fehler einge-
schlichen hat, den wohl jeder nur halbwegs
aufmerksame Leser hätte bemerken müssen,
den aber — merkwürdig genug — weder
Lehmann noch seine Kritiker bemerkt haben.
Er findet, dass Ramses II. frühestens
von 1324—1258 v. Chr. geherrscht habe
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juni 1900.] 206
' (Siehe: „Zwei Hauptprobleme* pag. 160, so-
wie pag. 164 und auch Tabelle III). Nun
will er, von diesem Datum ausgehend, das
Jahr des Regierungsantrittes Ramses III. be-
stimmen. Er findet hierfür das Jahr 1235
v. Chr. Doch wie? Dies soll beleuchtet
werden! Lehmann macht (Siehe pag. 168
seines zit. Werkes, Anmerk. 3) unglücklicher-
weise einen Schreibfehler, indem er in der
Zahl 1258 die Ziffern 5 und 8 irrtümlicher-
weise mit einander vertauscht und setzt so-
nach hier für Ramses II. statt der früher ge-
fundenen Zahlen 1324—1258 die Zahlen
1324— 1285; von dieser seiner friihern
Rechnung nach falschen Zahl 1285 zieht er
50 (die Anzahl der Jahre zwischen Ramses II.
und Ramses Ill.) ab und bekommt so die
Zahl 1235, welche er dann auch in Tafel III,
aufgenommen hat, ohne zu merken, dass er
diese Zahl, mit welcher er sich übrigens
wieder meinen für Ramses III. gefundenen
Zahlen nähert, nur einem argen Schreibfebler
zu verdanken hat. Hätte Lehmann bei der
Angabe der Regierungsdauer Ramses II. hier
keinen Irrtum begangen und die von ihm
früher gefundenen Zahlen 1324—1258 an-
gesetzt, dann hätte er für Ramses III. nicht
1235 sondern 1258— 50—1208 finden müssen,
eine Zahl, die ihn mit Rücksicht auf die
32jährige Herrschaft Ramses III. und auf
die uns verbiirgte 6jährige Herrschaft
Ramses IV. (siehe Zeitschr. f. ägypt. Spr.
1891 p. 73) um so eher hätte mit Bedenken
erfüllen müssen, als uns der in den Stunden-
tafeln im Grabe Königs Ramses VI. für den
1. Paophi berichtete Sothisaufgang bereits in
das Jahr 1198 v. Chr. führt.
Oder glaubt Lehmann trotz dieses Fehlers,
der sich in seine Rechnungen eingeschlichen
hat, an der Zahl 1235 v. Chr. für den
Regierungsantritt Ramses III. festhalten zu
müssen und somit das Jahr 1285 v. Chr.
als Todesjahr Ramses If. nehmen zu sollen?
Dann ist es unbegreiflich, warum er früher
(pag. 160, sowie pag. 164 und auch Tafel III,
auf welche Daten er sich in seiner An-
merkung 3 auf pag. 168 beruft) den Ansatz
1324—1258 machen konnte. Auch wäre es
unbegreiflich, warum er in diesem Falle
meinen Angaben opponiert, nachdem ich für
Ramses II. und Ramses III. folgende Daten
gefunden habe:
Ramses II 1347—1280 jè
Ramses III 1240—1208} & A. XXXII 99 ff
Auf Grund dieser Annahmen hat man
für die Könige Merneptah, Seti II, Amen-
messes, Siptah, Arsu und Setnecht den Zeit-
raum von 40 Jahren, und hat dann überdies
207 (No. 6.)
für Ramses IV., welcher 6 Jahre regierte;
die Jahre 1208—1202 v. Chr. Der unter
der Regierung Ramses VI. für den 1. a
berichtete Sothisaufgang führt uns in das
Jahr 1318—4.30 — 1318— 120 — 1198 v. Chr..
und bekanntlich war zwischen Ramses IV.
und Ramses VI. noch ein König Ramses V.,
den Ramses VI. beseitigte.
So sieht man, mit welcher Vorsicht man
auf dem Gebiete der altorientalischen Astro-
nomie und Chronologie zu operieren hat, und
dass man da nicht mit blossen Vernunfts
griinden, sondern mit Thatsachen rechnen muss.
Budapest.
Neues semitisches Sprachgut aus dem
Papyrus Golenischeff.
von W. Max Müller.
Getreu dem OLZ. II, 355 angekiindig-
ten Prinzip ziehe ich die neuen Beiträge
zum altkanaanäischen Wörterbuch aus dem
letzthin veröffentlichten Papyrus Golenischeff
aus, um die Aufmerksamkeit der Semitisten
sicherer darauf zu lenken und verweise für
den Zusammenhang auf MVAG. V, 1900,1.
Wein wird geliefert in ma-sa-hi(so!)-Ge-
fässen, wovon eines oder zwei für eine Schiffs-
mannschaft zu reichen scheinen (1,9; 2,68).
Bisher war das Wort als Oelgefäss (Harris
15a, 5) bekannt, so dass man auf msh (mit
ägyptischer Verwechslung von h und h?)
raten musste. Hier passt das nicht!). Ich
leite es also von msh „messen“ ab, freilich
mit viel Vorbehalt, denn die Bedeutung passt
nur mittelmässig.
la, 24 „Schiffe, welche n (in, an, als, mit)
h-ba-ra (Det. »Arbeit*) mit N.N.“; 2,1
„ein Schiff von (denen), welche n h-ba-ra (Det.
„Schiffe*) mit N. N.“ Das sollte nach dem
Zusammenhang ungefähr bedeuten: welche
Fracht bringen für N. N. (den Eigentümer).
Doch beachte man die seltsame Präposition
„mit, zusammen mit“. Es muss hbr hier
also einen juristischen Sinn haben, wie „Ver-
tragsverhältnis zur Schiffsarbeit“ (also frei
„Heuer“). Sicher ist aber, dass 527 (nicht 27!)
gemeint ist. Bisher hat man dies von >
„Strick“ abgeleitet, d. h. von dem Takel-
werk, eine nichts weniger als überzeugende
Etymologie. Bis zum Mittelalter spielte doch
das Segel eine blosse Hilfsrolle gegenüber
der Fortbewegung durch Ruder. Die ägyp-
tische Schreibung macht diese Ableitung
1) Noch weniger gehört natürlich der Schmuck-
gegenstand mashu (Amarna 16, 43) hierher.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Juni 1900.] 208
gänzlich unmöglich: das Wort hat h, kein h!
Ich glaube also, 52m „Matrose“ gehört zur
Wurzel hbl „verpflichten“. Der Matrose ist
nicht von seiner Arbeit benannt (das wäre
das Rudern, nicht das Segelspannen), sondern
von seinem Dienstvertrage mit Rheder und
Kapitän; er heisst „der sich Verpflichtende“.
Diese Etymologie ist auch von kulturge-
schichtlicher Wichtigkeit. Die Rheder im
alten Tyrus und Sidon müssen wenig
Sklavenarbeit gebraucht haben.
Schon bekannt war (vgl. auch OLZ. I, 367)
das Wort moy „Obergemach“. Der Barbaren-
fürst „sass (in) seinem a-(i)ra-ti-t (Det.
Boden, Gebäude; das t ist nur Feminin-
determinativ), la, 13.
Das edle Holz, das auf dem Karmel ge-
schlagen wird, heisst ra-bi-ra-na (Det.
„Bäume‘“), d. h. wie Golenischeff richtig er-
kannte, ,,Libanonholz“ (masc. 2, 14, 24). Ich
glaube, im AT. liegen Spuren desselben
Sprachgebrauches vor, unmittelbar im 9° M3
Bann
2, 12. Der Vorfahr des Fürsten von
Dor erhielt beim Holzhandel mit den Aegyp-
tern ma-ra-ka (Det. „Abstraktes (?)!) und
Mehrheit“) gebracht. Da dies als Beweis
seiner Unabhängigkeit angeführt wird, so
muss es mehr als „Geschenk“ bedeuten 2).
Ich übersetze es also „Königsgeschenk“, als
Denominativ von 772. Gehört das mulku
der Lachischtafel hierher?
Sehr seltsam ist 2, 45 „Sonnenschirm“
oder „Schirmfächer“ s-(ö)ra-pu-ti. Gewöhnlich
heisst das Wort s-ira-y (Anast. 5, 13,3 etc.),
was männlich scheint. Einstweilen bleibt
die neue Form sehr dunkel, obwohl man
eine Etymologie von semit. slw an den Haaren
herbeiziehen könnte („Instrument der Ruhe,
Bequemlichkeit“!) um das w zu b und dann
zu p werden zu lassen (??). Man beachte
auch den Wechsel des Geschlechtes. Einst-
weilen ist die Stelle sehr sonderbar, obwohl
sie durch das auslautende -t sicher auf eine
semitische Etymologie weist.
2, 68 erhält der Gesandte von dem
Philister als Geschenk (zum Verzehren)
einen ’ä-yu-ra-? (Det. „Vierfüssler*). Goleni-
scheff denkt an SX% „Widder“. DasKoptische
hat ode etc. „Widder“, mittelig. oA und
stovd etc. „Hirsch“, welches schon demotisch
(gn. rev. 10, 4) als ayur (sic!) mit der Ueber-
') Ich vermute, das Original hat das öfter als
=> aufzufassende Zeichen „Lebensmittel“, so dass
das Wort behandelt ist wie gnw „Dargebrachtes‘,
sa-ra-ma-ti MyW „Geschenke“ (Bondi, S. 71).
2) Eventuell auch „Zoll, regale“.
209 [No. 6.]
setzung édagos belegbar ist. Es ist also die
hebräische Differenzierung der zwei urspriing-
lich identischen Worter (vgl. assyr.; beide
hiessen wohl zuerst , Bock“) auch in Aegypten
nachweisbar. Nach der Vokalisierung des
Papyrus sollten wir nun wohl annehmen,
als besondere Aufmerksamkeit habe der
Philister Wildpret geschickt, das die nahen
Karmelwälder ja reichlich boten. Sollte die
Lücke hinter r/l bei Nachprüfung des Ms.
einen Vokal enthalten, so würde freilich dies
auf den nur bei ayl „Widder“ für den
Aegypter nötigen Hilfsvokal (d. h. die schlies-
sende Doppelkonsonanz) weisen. Möglicher-
weise stand das speziellere Determinativ in
der Lücke. Das kann durch Nachprüfung
des Papyrus entschieden werden. Einstweilen
halte ich ayúl „Hirsch“ für wahrscheinlicher ').
An zweifelhaftem Material erwähne ich
hm(?)-h-ira-di (2, 40, 41), eine zwischen der
feinsten ,Konigsleinwand“ und „buntem
Stoff“ genannte Art von ägyptischen Geweben.
Ich bezweifle die Lesung des anlautenden
Zeichens (Gol. ab, was keinesfalls zu seiner
Type passt) und möchte das hieratische
Original erst sehen, ehe ich eine semitische
Etymologie daran versuchte. Zur Warnung
für Semitisten bemerke ich: das schliessende
di kann auf keinen Fall ein weibliches -t
sein; das wäre unerhört.
Ob m(a)s-ta-u, ein Maassausdruck für ge-
dérrte Fische (2, 41, 42 Determinativ
„Packet“ also wohl ,Biindel*), semitisch
ist, weiss ich auch nicht. Sonst heisst es
(Harris 1) m(a)s- (bei Gemüsen als Maass.)
Andere schon bekannte semitische Wörter
wie a-ra-3a-na „Linsen“ (seltsame Entstellung
von POY!) zähle ich hier nicht auf.
Zum Sirachproblem.
Von W. Max Müller.
Gezwungen, in anderen Richtungen zu
arbeiten, bin ich gegenwärtig ausser Stand,
die Litteratur zu der Streitfrage über die
Authentizität des Sirachtextes in allen Einzel-
heiten zu verfolgen. Aber schon beim ersten
Durchlesen des Cowley-Neubauerschen Textes
hatte ich angemerkt, dass eine Stelle des
hebräischen Sirach im Neuen Testament in
einer Weise benützt scheint, welche von
1) Bei diesem Wort sieht man wieder, dass dem
Aegypter betontes kanaanäisches a wie o (kames-
artig!) klang. (Das u ist aus 6 durch das | ent-
standen). Das Hervorheben des a der ersten Silbe
im Papyrus könnte als ein Versuch verstanden
werden, die unägyptische Verdoppelung durch Ersatz-
dehnung zum Ausdruck zu bringen, doch sind die
Vokale selten sehr verlässlich.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Juni 1900.) 210
höchster Wichtigkeit für die Kritik des Si-
rachtextes ist.
1. Cor. 15, 40.
Kai owpata èn-
Ovoeavia xai CwpaTa
étiyesa, alla stéoa
èv 7 tay évoveaviwy
Sir. hebr. Ende 42,
Anfang 43.
43,1a. MYW Oy)
IN w.Aa(?)o
onw ob (42, 24)
dóga, (41) addy döke m m
ndiov i xai addn dose (42,25) mr by Zi
oeAnvns xai addy dokn 21v AON
aotéguy. (das letzte Wort unter
dem Einfluss des “NIN
GOTH yaQ QOTÉQOŞ
dıaysosı Ev óy. im folgenden Halb-
vers und 42, 25b-)
Selbstverständlich ist das Zitat so wenig
wörtlich wie eine Menge Zitate von ähn-
licher Freiheit im N. T. Der Apostel hat
die Hauptgedanken herausgegriffen und
exegetisch entwickelt Hauptsache war ihm
der auffallende Ausdruck Ow (so!) ‘oxy
„himmlische Körper“, der zu seiner Beweis-
führung von den mancherlei möglichen Kör-
pergestalten passte. Hieraus folgerte er zu-
nächst, dass die Ausdrucksweise den Gegen-
satz zu „irdischen Körpern“ in sich schliesse
und ergänzte diesen Gegensatz. Weiterhin
musste er jene „himmlischen Körper“ nach
dem Zusammenhang auf Sonne, Mond und
Sterne deuten, die in den folgenden Versen
(43,2, 6,8) ja angeführt werden !!), und diese
Deutungen sind gleich hereingearbeitet, so
dass ein ganz grosser Abschnitt zusammen-
gefasst wird. Ich glaube, man kann dem
Apostel Schritt für Schritt folgen.
Das Zitat wird nicht ausdrücklich als
„der Schrift* entnommen bezeichnet. Das
beweist nichts. Wer aber sieht, wie ein
Argument für die Auferstehung daraus ge-
zogen wird, der muss den Eindruck erhalten,
dass hier mehr beabsichtigt ist als eine
Illustration, die ja auch aus einem heid-
nischen Schriftsteller genommen sein könnte.
St. Paul zitiert Sirach offenbar als eine
ı) Für die neutestamentliche Exegese ergiebt
sich daraus ebenfalls Neues, Dass unsere Aus-
drucksweise „Himmelskörper“ nicht griechisch (oder
hebräisch!) ist (so Meyer gegen Delitzsch etc.), bleibt
bestehen. Die ursprüngliche Auffassung der
Sirachstelle gehört nicht hierher; sie war jedenfalls
von der St. Paul’s ganz verschieden. Der Apostel
hat offenbar zuerst an Engel, Verklärte und der-
gleichen bei den „himmlischen Körpern“ gedacht
(de Wette), dann aber zu Gunsten des Zusammen-
hanges bei Sirach die Himmelskörper heranzuziehen
für nötig befunden. Hastig weiterdiktierend hat er
die Ausgleichung zwischen beiden verschiedenen
Auffassungen unterlassen. Diese Verschiebung der
Erklärung (uetdfaors ecg ào yévos) ist am leichtesten
so verständlich, dass der Apostel nach dem Ge-
dächtnis zu zitieren begann, dann die Stelle nach-
| schlug und berichtigte.
211 [No. 6.]
Autorität ganz analog kanonischen
Schriftstellen. Aus der Freiheit des Zi-
tates einen Schluss auf geringere kanonische
Geltung zu ziehen, ist unstatthaft; wie ge-
sagt, es liegen viel freiere Zitate aus ka-
nonischen Biichern vor. Wenn man bedenkt,
wie diinn sonst die Belege fiir solche Be-
nützung der Apokryphen im N T. gesät sind,
so gewinnt dieses Resultat Wichtigkeit. Ich
bin fest überzeugt, mindestens bei St. Paul
sind noch mehr Anspielungen auf Sirach
versteckt, die wir nur mit dem griechischen
Sirachtext nicht finden konnten. Eine neue
Untersuchung würde sich gewiss verlohnen.
Eines steht fest: die Stelle ist aus unse-
rem hebräischen Sirach genommen, oder aus
einer davon abhängigen Ubersetzung (?),
nicht aus dem Griechischen des Enkels, das
eidos ovavod èv dgapuats do&ns bietet, dann
vs. 24 navra dıooa, tv zarevayıı tov Evog,
25 ëv tov évos 2oteogwoev ta ayada. Noch
viel weiter entfernt sich das Syrische, in
dem 43,1 überhaupt fehlt. St. Paul (oder
seine Vorlage?) zeigt eine recht glückliche
Auffassung des Textes gegenüber diesen
Übersetzungen. 43,1 liest er mit LXX blos
997 (statt mn hebr., das sein Suffix wohl
aus 42,25b erhalten hat); die Lesung von
cyy als Plural verdient allerdings nicht den
Vorzug vor den übrigen Textzeugen (? für
älteres 7, den Artikel?).
Demnach enthält der Genizatext Teile,
welche mindesteus bis auf Christi Zeit ver-
folgbar sind. Dass man daraus auf die
Authentizität des ganzen Textes in Bausch
und Bogen schliessen darf, will ich nicht
sagen. Aber der umgekehrte Schluss, als
sei das Ganze eine blosse Rückübersetzung
aus dem Syrischen, ist doch nicht aufrecht
zu erhalten. Wenn man Stellen gefunden
hat, die auf Riickiibersetzung aus dem
Syrischen (aber nicht in der Peschittogestalt!)
weisen, so wird eben Altes und Neues,
Original und Rückübersetzung zusammen-
gearbeitet sein. Bei der geringen Unter-
scheidung zwischen Hebräisch und Aramäisch
in alter Zeit ist das leicht verständlich. Der
ungewohnte Variantenapparat der Geniza-
handschrift und das starke Abweichen der
Hauptübersetzungen weist schon darauf, dass
der hebräische Text seine ganz besonderen
Schicksale gehabt haben muss. Die Frage
der Achtheit oder Unächtheit dürfte etwas
verwickelter sein, als man annimmt, Einst-
weilen aber wollte ich nur Material dazu
liefern.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juni 1900.) 212
Bespreehungen.
O. F. Lehmann. Zwei Hauptprobleme der 'alt-
orientalischen Chronologie und ihre Lösung, Leipz.
1898, 224 S. nebst 2 Tafeln und ö Tabellen.
J. Marquart, Chronologische Untersuchungen.
(Berossos und die babylonische Königsliste.) Philo-
logus 1899, Supplbd. VIl. 4. No. 1. — Bespr. v.
Paul Rost.
(Schluss.)
Zum Schluss wartet Lehmann noch
mit einem argumentum e silentio auf.
Bekanntlich klafft nach den Söhnen Tiglat-
Pileser’s I eine Lücke, für die man gewühn-
lich 150 Jahre in Ansatz bringt. Lehmann
meint mit Rücksicht auf die wenigen Namen,
die wir als hierher gehörig kennen, sowie
darauf, dass eine so lange Friedenspause,
wie man sie nach der Synchronistischen Ge-
schichte annehmen müsste, im höchsten Grade
auffallen würde, dass die Lücke zu hoch be-
messen sei!). Den springenden Punkt bilden
aber gar nicht diese Erwägungen, sondern
die Ergebnisse, welche die falsche Auslegung
der Unterschrift zu Dyn. H. mit sich bringt;
sie zwingen ihn gewissermassen erst zu diesen
Erwägungen. An assyrischen Herrschern aus
dieser Zeit ‚sind bekannt: ASur-näsir-aplu II,
der Sohn Samfi-Adad’s und Enkel Tiglat-
Pileser’s I”), ASur-irbi, Tiglat-Pileser II, Ašur-
dân II, wahrscheinlich gehören hierher auch
Irba-Adad und Asur-nädin-ahi, deren die
Monolithinschrift I R 28 Erwähnung thut —
das wären 6 von den etwa 10—12 Herrschern,
die für diesen Zeitraum in Betracht kämen.
Dass wir die übrigen nicht kennen, nimmt
nicht weiter Wunder, da wir über diese Epoche
absolut nichts wissen, selbst die Namen der
soeben erwähnten Regenten erfahren wir nur
gelegentlich aus späteren Inschriften (!). In-
folge dieses absoluten Schweigens der Denk-
mäler erscheint es mir unangebracht, irgend
ein Urteil über die lange Pause in der syn-
chronistischen Geschichte zu fällen. Nach
Winckler wäre der ganze Zeitraum mit
Kämpfen gegen die andringenden Aramäer
ausgefüllt, und somit das Interesse von Baby-
lon abgezogen gewesen. Thatsache ist, dass
nach der Notiz Salmanassar’s II Asur-irbi
mit ihnen scharf zu kämpfen hatte und erst
Asur-näsir-aplu III ihren Ansturm zu über-
winden vermochte. Lehmann’s Ausstellung
befremdet umsomehr, als er sich nicht scheut,
in seiner Kassitenliste eine ähnlich lange
Friedenspause gutzuheissen (zwischen dem
letzten Jahre seines Bibejasu II und dem letzten
') Die längste Pause beträgt sonst ce. 50 Jahre
(Adad-nirärı II — Salmanassar lI).
2) Vgl. Rost, Untersuchungen, 8. 66/67 und Tiele
ZA. XIV S. 192. Fehlt bei Lehmann.
213 INo. 6.]
Jahre seines Adad-Sum-usur II liegen c. 150
Jahre). Die grosse Lücke zwischen Šamši-Adad
und Adad-niräri IL will er möglichst beseitigen,
zur Zeit der Kassiten interpretiert er eine
solche in die Assyrerreihe hinein (vgl.Sp.177)!
Nachdem Lehmann auf diese Weise versucht
hat, einen allseitigen Widerspruch mit dem
Datum von Bavian zu konstruieren, hält er
sich für berechtigt, dasselbe um 100 Jahre
zu verkürzen, ein Vorgehen, demgegenüber wir
uns durchaus ablehnend verhalten müssen ').
Gewisse Schwierigkeiten, die eine Kürzung
auch sonst im Gefolge hat, umgeht Lehmann
in einer Weise, die an Kühnheit nichts zu
wünschen übrig lässt. Infolge des Ansatzes
1007 muss der viertletzte Herrscher der
Dyn.D. Marduk-nädin-ahi, dem Gegner Tiglat-
Pileser’s I entsprechen. Nach der synchro-
nistischen Geschichte folgen in derselben
Dyn. noch ein Marduk -Säpik-zir-(mäti) und
Adad-aplu-iddina, für die in der Liste kein
Platz mehr übrig wäre. Wie behebt man
nun solche Schwierigkeiten? Lehmann er-
klärt einfach, der Name des drittletzten
Herrschers in der Liste bilde eine Abkürzung
für das vollere Marduk-sapik-zir-(mati), und
Adad-aplu-iddina wäre als Usurpator nicht
aufgeführt worden (!). Ein reizendes Inter-
pretationskunststiick! Jeder Assyriologe
wird ihm sagen, dass eine solche Ab-
kürzung undenkbar ist. Abgekürzt wird
wohl, aber niemals derartig, dass der
Bestandteil, auf den es gerade ankommt,
weggelassen wird. Obendrein kürzt die Liste
bei Mangel an Platz stets so ab, dass das
letzte, bezw. die beiden letzten Zeichen fort-
fallen. Lehmann hat auch nicht einen einzigen
sicheren Fall zu nennen vermocht, die famose
Lesung ASur-kal-il als Abkürzung für Ašur-
bel-kala-ili(!) wird wohl niemand als solchen
gelten lassen wollen. Die Usurpatorwirt-
schaft, die überall ihr Unwesen treibt, ob es
sich nun um eine babylonische, tyrische oder
israelitische Königsliste handelt, fängt nach-
gerade an lächerlich zu wirken. Wie kann
') Im übrigen unterliegt: es berechtigten Zweifeln,
oh der dupsar eine babylonische Vorlage benutzt
hat. Die Assyrer hatten jedeufalls genügend eigene
Quellen zur Verfürung, um das Intervall berechnen
zu können. Ich brauche wohl nicht hervorzuheben,
dass ich nach der Collation Lehmann’s nicht daran
denke. die früher von mir vorgeschlagene Aenderung
aufrechtzuerhalten. Wenn freilich Lehmann von
vornherein in der Einfügung eines Sossoskeiles in
eine nichtsexagesimal weschriebene Zahl einen
Schnitzer sieht (es handelt sich NB. um die Zahl 70,
und nicht etwa 60). so gehört dies und die Weise,
wie or es thut, wohl in die Reihe seiner übrigen
Leistungen auf dem (Gebiete der Assyniologie
(Blitzröhre, Massage etc.)
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juni 1900.) 214
man eine solche Behauptung aufstellen, wenn
dieselbe Königsliste sämtliche Herrscher dieser
Art, ja sogar assyrische Kreaturen mitver-
verzeichnet (vgl. z. B. Dyn. H. Nr. 22, Dyn.
I.)? Wo giebt es überhaupt eine baby.
lonische Chronik oder Liste, die so verführe?
Eine Berufung auf Immeru verfängt nicht,
wir wissen jetzt, dass er zur Zeit Sumuls-ilu’s
lebte und die Stellung eines Unterkönigs
in Sippar einnahm; da Sumula-ilu auf alle
Fälle als Hauptkönig galt, lag gar keine Ver-
anlassung vor, ihn zu nennen. Aehnlich
verhält sich die Sache bei Tukulti-Ninib
(vgl. oben). Die Nachrichten der auslän-
dischen Schriftsteller behandelt Lehmann mit
Geschick, die Annahme aber, dass das
Jahr 2231 die Vereinigung des Nord- und
Südreiches bedeute, spricht wenig an. Sie
hängt natürlich von den anderweitigen Er-
gebnissen Lehmann’s sehr wesentlich ab,
wir haben uns aber hier nicht nach Kom-
binationen zu richten, die Lehmann am
passendsten erscheinen, sondern nach den
Nachrichten, die uns die Babylonier selbst
übermitteln, und sie überliefern einhellig so-
wohl in älteren (vgl. die vor kurzem aus der
Zeit der ersten Dynastie veröffentlichte Tafel
Bu. 91—5—9, 284 in Cuneiform texts from
Babylonian tablets in the British Museum, Part
VI. p. 9f.) als jüngeren Inschriften, dass das
Reich Babylon mit dem Stifter der ersten
Dynastie seinen Anfang nimmt. Von da ab
wird datiert und treten die Fürsten als Könige
von Babylon auf, und nicht erst von der
Vereinigung des Nordens und Südens, die
an und für sich nichts weiter bedeutete als
die Vergrösserung des schon vorhandenen
Reiches, mag dieses nun einen grösseren
oder kleineren Umfang gehabt haben. Und
dieser Ucberlieferung müssen wohl auch die
griechischen Schriftsteller gefolgt sein, das be-
zeugt Berossos dadurch, dass er der ersten
Dynastie zum mindesten 8 Herrscher zuge-
wiesen hat (vorher scheinen noch einige
„medische Tyrannen* erwähnt worden zu
sein). Ebensowenig wie uns die Auf-
stellungen zur babylonischen Chronologie zu
befriedigen vermochten, sehen wir uns in
der Lage, den Ausführungen zur Chronologie
der AVIIIten und XIXten ägyptischen Dy-
nastie Beifall zu zollen. Lehmann hat ganz
richtig die falsche Basis der Ansätze Ed.
Mahler’s erkannt, begeht aber den Fehler,
die Angaben auf die wirkliche vovyyme und
nicht den astronomischen Neumond zu be-
ziehen. Ich begreife nicht, wie Gelehrte, die
doch ernst genommen sein wollen, eine einfach
hingeworfene Behauptung, für die man auch
216 (No. 6.]
nicht den geringsten Beweis zu erbringen fiir
nétig erachtet, ohne weiteres gutheissen können.
Der Astronom der Kénigsberger Universitit,
Herr Prof. Struve, hat mir gegeniiber seine
Verwunderung ausgesprochen, dass eine
solche Behauptung aufgestellt wird. Bis
zum Beweise eines anderen wäre gerade
das Gegenteil anzunehmen. Ein in astro-
nomischer Beziehung so hoch veranlagtes
Volk, wie die Aegypter, konnte schon aus
der rohen Opposition annähernd den Neu-
mond berechnen, der Fehler würde höchstens
einige Stunden betragen haben, und das
wäre für unsere Zwecke kein Unglück, da
es immer nur auf den betreffenden Tag an-
komme. Aus der Anwendung eines Sonnen-
jahres folge doch nicht, dass der Mond
ganz ausser Acht gelassen worden sei. Eine
ausführliche Auseinandersetzung hier würde
zu weit führen, ich werde indessen an einem
anderen Orte zeigen, dass nach den An-
gaben das 1. Jahr Amenhotep’s I 1553,
das 23. Jahr Tuthmosis’ III 1507 und das
erste Jahr Ramses II 1339 fällt, und dass
man bei einer Aufrechnung der manethoni-
schen Posten genau (!) zu denselben Er-
gebnissen gelangt. Manetho existiert für
Lehmann und die meisten Neueren nicht, der
Mangel macht sich auch sofort fühlbar, so er-
hält Tuthmosis I gegen alle Ueberlieferung
30 Jahre; Lehmann stützt sich dabei auf die
Auffassung Sethe’s bezüglich des hb-sd-
Festes, darüber ist aber noch nicht das
letzte Wort gesprochen (Ed. Naville urteilt
z. B. anders), und selbst wenn Sethe Recht
haben sollte, so ergiebt sich daraus noch
nicht, dass der Betreffende 30 J. lang. die
Regierung ausgeübt hat (vgl. Sethe, A. Z.
1898, Heft 1. S. 64 Anm.). Für Ramses I
und Sethos I werden ebenfalls c. 30 J. in An-
schlag gebracht, trotzdem sich aus Manetho
nachweisen lässt, dass sie zusammen c. 16 J.
regiert haben; dieses geschieht natürlich
nur, um den Ausfall an Jahren zu decken,
der durch den Ansatz 1324 für Ramses II
entsteht. Der Ansatz für Amenhotep IV
ist zu tief, wir dürfen mit seinem Regierungs-
antritt nicht unter 1400 hinabgehen, wie
auch Ed. Meyer zuzugeben scheint (nach
meinen Ergebnissen begönne seine Regierung
1403; der Beginn der XIX. Dyn. fällt
1355). — Auf den zweiten Teil des Buches
von Lehmann gehe ich, als diese Fragen
nicht beriihrend, nicht weiter ein. Die Idee
ist nicht iibel, hatte aber, kiirzer gefasst,
einen weit besseren Eindruck gemacht’). Da
1) Ueberhaupt leidet die ganze Arbeit unter
einer zu grossen Weitschweifigkeit.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
i LS en | —
[Juni 1900.] 216
Marquardt in seinem Aufsatze im wesent-
lichen auf Lehmann fusst, bin ich der Mühe
überhoben, denselben einer näheren Be-
trachtung zu unterziehen. Ich hebe aber
hervor, dass die Vornahme einer anderen
Dynastieeinteilung unzulässig ist, nach den
bisherigen Veröffentlichungen giebt es nur
ein Schema, und eine Berufung auf den pto-
lemäischen Kanon verbietet sich von selbst,
da er überhaupt keine Dynastieeinschnitte
macht, sondern lediglich eine Liste baby-
lonischer Könige, zu astronomischen Zwecken
zusammengestellt verzeichnet; er beginnt
mit Nabonassar als demjenigen, dem man
die Bewerkstelligung einer Kalenderreform
verdankte. Mit der Auffassung der Ver-
hältnisse in der 1. berossischen Dynastie
wird Marquardt im allgemeinen vielleicht
recht behalten. Zum Schluss noch ein paar
Bemerkungen: Um eine babylonische Chro-
nologie zu gewinnen, muss von drei Daten
ausgegangen werden: 1) von 2231 als dem
Jahre, mit welchem die Babylonier die erste
Dynastie beginnen liessen 2) c. 1400 als
Ansatz für Burnaburias II und 3) dem
Datum von Bavian. Rechnet man von 2231
an abwärts und dem Datum von Bavian
aufwärts (wie oben), so erhält man wieder
für Dyn. C. rund 400 Jahre, und meine
Lesung der betreffenden Unterschrift wird
bestätigt. Auch fügen sich die Daten
bezüglich Kuturnahundi, BurnaburiaS und
Tukulti-Ninib gut in den gegebenen Rahmen;
für Sagarakti-buria$ vgl. Sp.178. Mit Rücksicht
auf diese drei Daten und unsere jetzigen
Kenntnisse gestaltet sich die Chronologie,
wie folgt
Dyn. I 11 Kön. — 2911. 2231 — 1941
„u 11 „ — 368 „1940 — 1573
„I 36 „ — 3949), 1572 — 1179
„ IV 11 „ — 132 „1178 — 1047
a V 8 4, — 248), 1046 — 1023
1) Eine Summierung der Posten in Bu. 91 —5—
9,284 (Cun. toxts from Bab. tabl. in the Br. Mus.
VI, p. 9 f) in Verbindung mit den über-
schiessenden Posten in Königsliste A ergiebt 286 J.
Die Unterschrift in Liste B zeigt einen senkrechten
Keil (hierüber herrscht Einstimmigkeit) und mehrere
Winkelhaken davor (leider nicht zu erkennen wie
viel?), Wir baben also die Wahl zwischen 281 und
291, das Zuwenig bezw. Zuviel kommt auf das Conto
des dritt- und viertletzten Postens (Königsl. A), die
ebenso abgerundet sein dürften, wie die meisten
andern Zahlen (vgl. Bu. 91—5—9, 234 mit Königsl. A)
Ich ziehe 291 vor aus Gründen, die anderwärts vor-
gebracht werden sollen.
*) Vgl. vorläufig Sp. 176 Anm. 2.
3) Die Zahlen in Chron. S deuten auf eine ge-
wisse Nachlässigkeit des Schreibers hin (vgl. z. B.
das Verhältnis der Posten in Dyn. F zu der
Summe in der Unterschrift), nichtsdestoweniger
217
(No. 6.] ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Juni 1900.] 218
» VI 3 , —20 , — 1022—1003 Bibejasu II, Sohn , — 1255 — 1248
» VII 1 , — 6 — 1002— 997 B&l-nädin-Sum i 1947
„ VIII 22 „ — (265,) — 996— 732 KadaSman-harbe II | u
„IX 17, —(106,) — 731— 626 Adad-Sum-iddin, — 1246—1241
„X 6 „—(87,) — 625— 539 Adad-Sum-usur, — 1240—1211
[s XI 13 , — 228 „ -- 538— 3311) | Meli-sihu, — 1210—1196
Alexander I, Philipp Aridaeus, Alexander II | Marduk-aplu-iddina, Sohn — 1195—1183
(Antigonus) — 330—312] Zamama-šum-iddin — 1182
Ausführliche Auseinandersetzungen und | Bél-Sum-(iddin? usur?) — 1181—1179
Belege bringe ich an einem anderen Orte.
Ebenso besteht folgende Liste der Kassiten
zu recht:
Gandas . . —16 J. -— 1572—1557
Agum SI, Sohn - 22 „ — 1556-1535
Bibejasi I. -22 , -- 1534 -1513
Us(?)8i, Sohn —- 9(8), — 1512—1504(5)
Adumetas — N
Tazzigurumas — |
Agumkakrime -- |
Lücke von 6 Herrschern, = |
vielleicht Schörsn hierher! el
Ulam-burias, ?2) Kutur-Bél,
Sagarakti - burias va
Sp. 179.
Kara-indas (?)?) —
KadaSman-Bél, Sohnd.K.(?) —
Burna-burias I, Sohn — te 1430 - 1401
Kurigalzu I, Sohn —
Burna-burias II, Sohn — (25+x)c. 1400—1371
Kara-hardas, Sohn =
Kadasman-harbe I, Sohn | e. 1370—1358
c. 1440—1431
Nazibugas (Suzigas), einige
Monate (6?) . . . —
Kurigalzu Il, Sohn
d. K. I. — 1357 — 1320
Nazi-maraddas, Sohn — 1319 — 1294
Kadasman-turgu‘),Sohn— 1293 — 1277
KadaSman-burias, Sohn— 1276 — 12755)
Kutur-x A -- 1274(767?)6) 1269
Sagarakti-surias — 1268 — 1256
scheint sie mir mit der Zahl 6 bei Kassü-nädin-ahi
gegenüber der Königsliste (3) im Rechte zu sein: man
begreift wohl, wie bei verwischtem Zustande für 6:3
gelesen werden konnte, aber nicht umgekehrt.
1) Es giebt Inschriften, die bereits das Jahr 331
für Alexander in Anspruch nehmen.
7) Vgl. Rost, Untersuchungen S. 62 Anm.
*) Vgl. Rost, Untersuchungen S. 58.
* Die erhaltenen Spuren deuten darauf hin,
dass der Name mit Ka begann; Knudtzon hat den
obersten Keil irrtümlich in die vorhergehende Zeile
gerückt, wie sich jedermann nach der Photographie
bei Lehmann überzeugen kann.
‘ 6) Lehmann liest die vor Kadasman-buria$
stehende Zahl als 12, bei Knudtzon ist die Stelle
schraffiert; ich halte mich an die Lesung der
früheren Publikationen. Wenn Lehmann wider Er-
warten Recht behalten sollte, würden einige gering-
fügige Modifikationen nach obenzu eintreten
müssen.
6) Vgl. Sp. 178,
Ich will hiermit keine absolut richtige
Chronologie gegeben haben, sondern es soll
sich nur das Schema wiederspiegeln, das die
späteren Babylonier überlieferten. Namentlich
werden die Ansätze für die ältere Zeit, so
lange wir für die 2. Dyn., deren Zahlen
vielfach auffallen, keinen weiteren Beleg wie
die Königsliste besitzen, stets problematisch
bleiben. Bei den vielen Funden, mit denen die
Assyriologie immer wieder überrascht wird,
dürfte die Behandlung der assyrisch-baby-
lonischen Chronologie immer in lebhaftem
Fluss bleiben. Das Buch Lehmann’s kann
trotz seines äusseren Gewichtes (Umfang und
Preis) nicht auf den Ruhm Anspruch machen,
die Wissenschaft auch nur in irgend einer
Beziehung gefördert zu haben.
Königsberg i. Pr.
Martin Hartmann, The arabic press of Egypt.
London, Luzac & Co. Bespr. v. F. Kern.
~ Mit anderen „Errungenschaften der Zivili-
sation“ ist auch die Zeitung in den Orient
gedrungen. Am meisten blüht die Presse in
Aegypten, wo sie im Gegensatz zur Türkei
frei ist, und keine Zensur zu fürchten braucht.
Das sog. Pressbureau in Cairo ist mehr als
Sinecure für den bekannten, im Mai 1899
verstorbenen Welfen Baron Malortie geschaffen
worden, und hat seit dessen Tode seine ohne-
dies geringe Bedeutung fast gänzlich einge-
büsst. Die Stelle ist daher auch nicht wieder
besetzt worden, und sein früherer Sekretär
besorgt die Referate an das Ministerium, die
M. ohnedies meist nur unterzeichnet haben
dürfte, da er doch nur das in einer europä-
ischen Sprache erscheinende kontrolieren
konnte, Sowohl die Engländer, als auch die
einheimische Regierung finden ihre Rechnung
am besten bei möglichst seltenem Einschrei-
ten, und gestatten daher den panislamischen
und antienglischen Organen ziemlich scharfe
Sprache, was sie um so unbedenklicher thun
können, als ja die grosse Masse des Volkes
nicht lesen kann. Trotzdem üben die ägyp-
tischen Zeitungen auch ausserhalb des Landes
1) Vgl. vorläufig Sp. 176 Anm. 2.
219 [No. 6]
einen grossen Einfluss aus. Deshalb be-
handelt Prof. Hartmann, ein vorzüglicher
Kenner des arabischen Geisteslebens, im
vorliegenden Buche die arabische Presse
Aegyptens besonders, über die er in seinem
Ueberblick über die gesamte arabische Press-
thätigkeit (im Spezimenhefte der geplanten
Encyclopädie des Islam) nicht so ausführlich
sprechen konnte. Er liess seine Schrift eng-
lisch veröffentlichen, wohl weil er in England
das meiste Interesse für die Zustände des
faktisch den Engländern unterthänigen Landes
voraussetzte.
Im ersten Teile bespricht der Verf. die politi-
schen und nationalen (resp. was sich im Orient
meist damit deckt,konfessionellen)Unterschiede
der äg. Presse. Es giebt konservative (muhäfiz),
fortschrittliche (‘asri) und gemissigte (mu ta-
dil) Blätter, moslemischen, koptischen und
syrischen Journalismus. Den im Solde der
Englander oder Franzosen stehenden Blättern
stehen die panislamischen, osmanischen, natio-
nalistischen und autonomistischen (Aegypten
für die Aegypter) Organe gegenüber. Wenn
ein Blatt den Engländern unbequem wird,
unterdrücken sie es wohl einmal — durch
eine Pension für den Redakteur (S. 22/3.).
Zum grossen Aerger der Aegypter drängen
sich die christlichen Syrer wie in andere
Berufe auch in Menge in den Journalismus
ein. Der zweite Teil bringt eine Liste von
168 Zeitungen, die der Verf. teils im Original
kennt, teils in anderen Blättern erwähnt fand.
Den Beschluss macht ein Index der Zeitungen
und Persönlichkeiten. Nur wer längere Zeit
in Aegypten zugebracht hat, weiss die Schwie-
rigkeiten voll zu würdigen, die der Verf. zu
überwinden hatte, um mehr als ein und ein
halbes Hundert der kurzlebigen äg. Zeitun-
gen registrieren zu können. Nachträge des
Verf. erschienen in dieser Zeitschrift I 225 ff.
und Il 56ff
S. 10: Al’ahram ist im vorigen Jahre nach
Cairo tibergesiedelt. S. 21: Säkir Abäza
polemisiert wie es scheint besonders gegen
den Mugattam. Er verfasste u. a. ein Schmäh-
zagal, worin er ihm z. B. vorwirft, dass er
sich nicht scheue, den Propheten, die Religion,
den Koran und den Chalifen (d. h. den Sultan)
anzugreifen, dass er denselben Mann heute
tadle und morgen lobe usw. S. 33/4. Das
Koptenblatt Misr führt unter dem arabischen
noch einen koptischen Titelkopf. S. 59 no. 35.
Das niedere Volk von Aegypten hat eine
gewisse Vorliebe tür Fremdwörter, und die
Bestrebungen der dortigen Sprachreiniger
werden nur in der Schriftsprache (und auch
da nicht allgemein) durchgesetzt,
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juni 1900.) 220
gramm heisst daher noch immer tiligraf, nicht
isära barqija, die Eisenbahn wäbür (oder
sogar bägür), nicht sikket elhadid. S. 77.
Vom Argül besitze ich no. 1 u. 3 des dritten
Jahrganges., S. 78/9 n0.,102. Der wirkliche
Verf. der Gazälä war Emile (Amin) Büläd,
der als Staatsbeamter sich genötigt sah,
Guwanni Zanäniri vorzuschieben. Sie erschien
nur ein Jahr lang (Juni 1896 bis Mai 1897)
in Cairo, und soll in zwanglosen Heften fort-
gesetzt werden (d. h. so oft der Verf. Geld
hat), von denen bis Winter 1898/9 erst eins
erschienen war.
Die Gazälä war die Bahnbrecherin für
deu vulgärarabischen Journalismus, der durch
ihren pekuniären Misserfolg nicht entmutigt
wurde (der Abi naddära [zarqa’] no. 124
hält sich nur durch seine beständigen satiri-
schen Angriffe gegen die Engländer). Einige
dieser Blätter hatten kein langes Leben, die
anderen haben sich gehalten. Seit 1897 er-
schienen deren fünf, die jedoch im Gegen-
satz zur (sazälä auch Schriftarabisches ent-
halten (alle in 4°). — 1) Humäret munjeti,
wöchentlich 16 S. Ich besitze den ersten
Jahrgang (seit d. 1. Sauwäl 1315 H.) voll-
ständig und no. 8 des zweiten. Der Verf.
zeichnet mit den Initialen M. H. ©. Der
sonderbare Titel „Die EselinmeinesWunsches“
spielt auf die Redensart: „entä masi zaiji
humäret munjeti* an, d. h. du gehst be-
schäftigungslos herum, bedeutet also etwa
„Musse“ (zugleich ist er im Gegensatz zur
(sazälä gewählt). — 2) Elligam (der Zaum,
nämlich der Eselin) wöchentlich 24 S. scheint
Ende März 1898 begonnen und dürfte dies
Jahr kaum überlebthaben. Ichbesitze einzelne
Nummern aus diesem Jahre. — 3) Elhailä
elkaddäbä (die lügnerische Täuschung) vier-
zehntägig 16 S. erlebte nur 4 Nummern (Ende
April— Juni 1898) die ichbesitze. — 4) Elmasih
eddaggäl (der trügerische Antichrist) wöch.
14 S. Verf. "Abd erraliim efendi Muhammad.
Ich besitze nur no. 5 (9. Rabi II 1316).
Auf dem Umschlage ein Harlekin auf einem
Esel, in der Hand eine Lanze. — 5) Gazl
elbanät (gesponnener Zucker) 48 S. Ich be-
sitze nur no. 3, Montag (Monatstag fehlt,
wohl weil Neudruck) März 1899. Auf dem
Umschlag ein weibliches Brustbild.
Aehnliche Tendenzen wie Al’argül (no. 95)
verfolgte Annasüh, der erst wöchentlich, dann
alle 14 Tage 32:5. 4°, stark vom 29. Rabi I
1310/20 Okt. 1892 erschien. Ich besitze die
ersten 10 Nummern. Der Verf. Muhammad
Taufiq Al’ashari gab später Tanta’ (no. 37)
heraus. Einzelne Nummern besitze ich noch
Das Tele- | von: Almunir polit. wiss. litt. wöch. 4 S. fo.
221 [No. 6]
no. 4 des ersten Jahrg. (Sauwäl 1313 = = April
1896) Muhammad Safar. — Alfaläha almisrijä
landwirtschaftlich (monatlich?) no. 2 des ersten
Jahrg. Febr. 1898. — Alwazifä polit. wiss.
litt. arab. und türkisch (jungt.?) wöch. 8 S.
40, (4 ar. 4 t.) Salim Habbälin (Red. v. ATʻadl
no. 17). Ich besitze no. 1 vom Ragab 1313
Jan. 1896. Es bestand nicht lange. In der
Humara finde ich erwähnt: Assüdän almisri.
Sams alhaqiqa.— Almahdi. — Assa’äda polit.
litt. osman. patriot. 3 mal wöch. Alexandrien.
‘Abd alfattäh ef. Baihum und andere. — In
no. 8 des Jahrg. 2: Anin almazlum litt. pol.
gemässigt (wozu der Titel „Seufzer des Un-
terdriickten* sehr schlecht zu passen scheint)
ar. und türkisch. — Azzuhür islam. 14 tig.
Alexandrien. ‘Ali ef. War. Im Wasih:
Almanzim, Ahmad ef. Wagib. In dem
kleinen Heftchen Taslijet elhawatir (1312 od.
13?) werden u. a. Wortspiele mit den Namen
von Zeitungen gemacht Daraus entnehme
ich noch folgende: (Al)mufid. — (Al)giran
(oder ist das gleichn. syrische Blatt gemeint?)
— (Al)insan. — (Al)haqa’iqg. — In Zeitungen
des J. 1896 finde ich als Quelle eines Artikels
Albasira genannt. — Mustafä Kämil giebt
jetzt dieZeitung Alliwä’ heraus, deren Tendenz
sich aus seiner politischen Stellung ergiebt.
Berlin.
N. Peters., Prof. d. Theol. i. Paderborn, Die Sa-
hidisch - Koptische bersetzung des
Buches Ecclesiasticus auf ihren wahren Wert
für die Text-Kritik untersucht [aus: Biblische
Studien herausgegeb. v. O. Bardenhewer
III. Band, 3. Heft] Freiburg i. Br., Herdersche
Verlagsbuchhandlung 1898. XII. u. 69 S. M.
2,30. Bespr. v. Georg Beer.
Die von Bardenhewer in Miinchen
herausgegebenen bibl. Studien brachten im
2. u. 3. Hefte des 2. Bandes eine sehr wert-
volle Untersuchung Bludau’s iiber die
Alexandrin. Ubersetzung des Buches Daniel.
Gleiches Lob ist der hier anzufiigenden
Arbeit Peters’ zu spenden. Auf text-
kritischem Gebiet, das ihnen von allerhöchster
Instanz aus dogmatischem Interesse frei-
gegeben ist, kann der katholische Alttesta-
mentler weit Erspriesslicheres bieten als auf
den übrigen altt. Gebieten! Nachdem Peters
in einigen einleitenden Paragraphen sich über
die oberägyptische Übersetzung zum Eccle-
sistaicus und über die Person des christ-
lichen Verfassers im Allgemeinen geäussert
hat, bespricht er in sorgfältiger Weise die
Ubersetzungsmethode. Im Wesentlichen be-
mühen sich die Übersetzer die griech. Vor-
lage getreu wiederzugeben, ohne das Kopt.
zu misshandeln. Vereinfachungen des Textes
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Juni 1900.) 222
und erklärende Zusätze laufen freilich mit
unter. Sehr reichlich ist dann die Zusammen-
stellung der Varianten, die zwischen dem
Kopt. Texte u. der LXX nach Swete’s Aus-
gabe bestehen. Soweit ich das hier Gebotene
an der Hand von P. de Lagarde’s Kopt.
Ausgabe des Sirach in seinen Aegyptiaca
Göttingen 1883 S. 107 ff u. Swete’s LXX
für einige Kapitel verglichen habe, macht es
einen durchaus zuverlässigen Eindruck und
zeugt von Peters’ grosser Vertrautheit mit
dem Koptischen. Ryssel konnte bei seiner
Übersetzung des Sirach in Kautzsch’s
Apocryphen von Peters’ Arbeit bereits
Gebrauch machen. Im $ 10 u. 11 stellt P.
die Ergebnisse seiner Untersuchungen zu-
sammen, mit denen er im Allgemeinen Recht
haben wird. Darnach steht der Kopte neben
den griech. Handschriften am nächsten den
Cod. Sinaiticus, Holmes 248 u. Cod. Alexan-
drinus (S. 64).
Für eingehendere LXX-Studien ist die
Berücksichtigung der Kopt. Versionen unent-
behrlich, weil wir in ihnen einen ältesten
LXX-Zeugen aus der weiteren Heimat der
griech. Bibel kennen lernen. Die Zahl der
altt. Theologen, die einige Kenntnis des Kopt.
besitzen, um sie für Bibelstudien verwenden
zu können, ist nicht allzu gross. Fast scheint
es, als ob die kathol. Alttestamentler das
Kopt. mehr brauchen als ihre protestantischen
Fachkollegen. Muss doch selbst dem hoch-
würdigen Kapitelsvicariat Freiburg, das
den Druck der Arbeit Peters’ approbierte,
das Koptische ganz geläufig sein!
Halle a./S.
Leopold Stein, Untersuchungen über die Prover-
bios Morales von Santob de Carrion mit besonderem
Hinweis auf die Quellen und Parallelen. Berlin
Mayer und Müller 1900. Bosprochen von F. Perles.
„Von allen Forschungen, welche in un-
serer Zeit mit aufopfernder Mühe und sel-
tenem Fleisse gepflegt werden, liegt keine
unbebauter, als die spanisch-jüdische Litte-
ratur.“ Dieser Stossseufser, mit dem Kayser-
ling das Vorwort zu seinen „Romanischen
Poesien der Juden in Spanien“ eröffnet, könnte
heute nach 42 Jahren noch mit demselben
Rechte wiederholt werden. Fand doch selbst
in Winter-Wünsche’s dreibändigem Werk,
das eine Anthologie der jüdischen Litteratur
seit Abschluss des Kanons darstellen soll,
die jüdisch - spanische Litteratur auch nicht
das bescheidenste Plätzchen, und geradezu
klassisch ist die Motivierung'): „weil sie im
') Vorwort zum UI. Band p. VII.
223 [No. 6.]
Original unverständlich und in der Uber-
setzung wertlos ist, übrigens auch nur einen
geringen Einfluss ausgeübt hat.“ Desto
höher ist das Verdienst Griinbaum’s an-
zuschlagen, der in seiner „Jüdisch-spanischen
Chrestomathie')* dieses fast verschollene
Schrifttum nach der sprachlichen und litterar-
historischen Seite den Romanisten erschloss.
Eine reichhaltige Bibliographie hatte schon
1890 Kayserling in seiner Biblioteca Es-
panola - Portugueza - Judaica gegeben, aber
keines der darin aufgefiihrten Werke wurde
seitdem zum Gegenstand einer Spezialunter-
suchung gemacht, und doch ist diese Littera-
tur nach verschiedenen Seiten hin bedeutsam.
Sie zeigt einerseits, wie die spanischen Juden
die Sprache und Kultur ihres Mutterlandes
schon friih sich zu eigen machten und wieder
ihre eigenen geistigen Schätze den christ-
lichen Mitbiirgern nahe zu bringen suchten,
sie ist aber auch und vor allem eine wahre
Fundgrube für den Romanisten, der über
die Entwicklung der spanischen Sprache
nach der grammatischen und lexikalischen
Seite hin ungeahnte Aufschlüsse daraus er-
halt. Denn die Juden der pyrenäischen
Halbinsel hielten auch nach der Vertreibung
aus dem Mutterlande die spanische bezw.
portugiesische Sprache mit geradezu rüh-
render Treue fest, und bis auf den heutigen
Tag sprechen ihre Nachkommen im Orient
ihr „Ladino“, das zwar in seinem Wortschatz
viele hebräische und türkische Elemente
aufzuweisen hat, aber sonst die altkastilische
Sprache in vollkommener Reinheit darstellt.
Es ist vielfach auch in Fachkreisen un-
bekannt, dass in Konstantinopel, Sophia,
Smyrna jüdisch - spanische Zeitungen (mit
hebräischen Lettern) erscheinen, dass auch
sonst jahraus, jahrein Werke des ver-
schiedensten Inhalts in dieser Sprache ge-
druckt werden, dass man in dem herrlichen
Tempel der türkischen Juden in Wien spa-
nische Inschriften lesen und spanische Pre-
digten hören kann. Grünbaum hat in den
Anmerkungen zu seiner Chrestomathie zahl-
reiche Vokabeln aus der jüdisch-spanischen
Litteratur zusammengestellt, die noch heute
im Munde der orientalischen Juden geläufig
sind, zweifellos altspanisches Sprachgut dar-
stellen, aber bisher in keinem spanischen
Wörterbuch verzeichnet waren?). Und nicht
bloss die Sprache, sondern auch das Denken
1!) Frankfurt a/M. (J. Kauffmann) 1896. Vergl.
meine Besprechung in Zeitschrift für romanische
Philologie XX1 137 ff.
7) Vgl. auch Kayserling, Biblioteca XVIII.
Revue des Etudes juives XXII 123—124.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITONG.
[Juni 1900.) 224
und Fiihlen ihrer Landsleute von ehemals
haben sie durch den Sturm der Jahrhunderte
bewahrt; so stammen, wie Foulché-Delbosc ')
mit Recht. hervorhebt, die meisten Ladino-
Sprüchwörter der heutigen Juden im Orient
aus Spanien, und selbst ihre Volkslieder, mit
denen sie heute die Kinder in den Schlaf
lullen, wurden einst in Spanien gesungen?).
Die heute zu besprechende Arbeit be-
schäftigt sich mit dem ältesten bekannten
jüdischen Dichter in spanischer Sprache
Rabbi Santob de Carrion. Nach den nötigen
bio-bibliographischen Angaben über den
Dichter wird die Abfassungszeit seines Haupt-
werkes (des einzigen auf uns gekommenen),
nämlich der Proverbios Morales besprochen
und seine Vollendung auf etwa 1360 an-
gesetzt. Das Werk ist dem König Don
Pedro I gewidmet und enthält eine Sammlung
teils origineller teils älteren Quellen ent-
nommener Sentenzen, die aber mit neuem
Geiste erfüllt, nach Form und Inhalt um-
geschmolzen und zu einem selbständigen
Ganzen verwoben sind. Trotzdem der
Dichter sein Judentum ausdrücklich hervor-
hebt und so von vornherein auf wenig Sym-
pathie und Beachtung bei seinen christlichen
Landsleuten rechnen zu dürfen glaubt, wendet
er sich doch gerade an diese und hofft bei
ihnen verständnisvolle Aufnahme zu finden,
und in der That hat er seine schönen Ge-
danken in eine so anziehende Form zu
giessen verstanden, dass sie auch seinen christ-
lichen Landsleuten beherzigenswert er-
scheinen mussten. So kam es, dass man
den jüdischen Ursprung derselben gar nicht
mehr beachtete, ja sie für direkt christlich
hielt und den Dichter als einen Konvertiten
betrachtete, eine Annahme, wofür auch an-
dere Gründe angeführt wurden. Der Ver-
fasser weist diese Annahme mit Kayserling
in überzeugender Weise zurück und giebt
eine kurze Charakteristik und Inhaltsangabe
des ganzen Werkes.
Der zweite Teil der Arbeit, in dem ihr
eigentlicher Wert zu suchen ist, enthält eine
genaue Untersuchung der Quellen des
Gedichts. In erster Linie kommen hier
neben den biblischen und talmudischen
Sprüchen die Sammlungen der spanisch-
maurischen Periode in Betracht. Verfasser
') Proverbes judéo-espagnols recueillis et publiés.
Paris 1895.
2) Vgl. Danon Recueil de romances judéo-
espagnoles chantées en Turquie (Revue des Etudes
juives XXXJI—XXXIII) und dazu die Bemerkungen
des Grafen von Puymaigre (ebenda XXXIII
269— 276).
225 I[No. 6.]
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juni 1900.] 226
giebt über dieselben reiche bibliographische
Angaben und weist als Hauptquellen für
unser Werk den 0°32 Wa von Gabirol
und die mDID\'HN Mon von Honein, also
zwei ursprünglich arabische, aber durch die
hebr. Übersetzung bei den Juden eingebürgerte
Werke nach. Die letztgenannte, von einem
nicht jüdischen Verfasser herrührende Sen-
tenzensammlung enthält selber viel rabbinische
Sprüche, wie sie andererseits wieder bei den
Juden viel studiert wurde. Die Wechsel-
wirkung der jüdischen, arabischen und spa-
nischen Kultur können wir hier besonders
deutlich verfolgen. Möglicherweise hat übri-
gens der Dichter gerade dieses Werk nicht
aus der hebräischen, sondern aus der spa-
nischen Übersetzung kennen gelernt, wie er
denn überhaupt auch andere spaniche Werke
benutzt, so besonders die Bocados de oro, eine
Übersetzung der Sentenzensammlung des
Mubassir ben Fatik.
In welchem Umfang Santob seine Quellen
benutzt hat, wird an einer grossen Anzahl
von Stellen dargethan, wobei sich der Fleiss
und die Belesenheit des Verfassers zeigt.
Er erhebt natiirlich keinen Anspruch auf
Vollstindigkeit, und es liessen sich selbstver-
stindlich ungezählte Parallelen beibringen.
Hier seien nur einige genannt:
No. 96 erinnert an die aristotelische
sörn; und an die Talmudstelle (jer Chagiga
i 77*) ans o> aw wwb mom ım annn
mon wea mo na nen dw bw ame ae Oy
YYOND 7) Mwy AD abwa nm ma
No. 132 (vgl. 256) hat Parallelen bei allen
Dichtern vor allem Horaz Od. II, 2,9 ff.
Latius regnes avidum domando
Spiritum etc. Publ. Syr. 64. Bis vincit
ui se vincit in victoria. Braut von Messina
, 4: Der Siege göttlichster ist das Ver-
geben.
No. 200 vgl. Horaz Oden III, 16,17 ff.
Crescentem sequitur cura pecuniam
Maiorumque fames.
Hoffen wir, dass der Verfasser auf dem
betretenen Wege fortschreiten und noch wei-
tere Spezial-Studien zur jüdisch-spanischen
Litteratur bieten, und dass er viele Nach-
folger auf diesem Gebiete finden möge. Ein
Schrifttum, das so viele sprach- und kultur-
geschichtliche Perspektiven bietet, verdient es
wahrlich, ans Tageslicht gezogen und nach
jeder Seite hin gewürdigt zu werden.
Königsberg i/P.
Franz Kaulen, Assyrien und Babylonien nach den
neuesten Entdeckungen. 5. Aufl. Freiburg 1.
Breisgau. Herdersche Verlagshandlung. 1899.
bespr. v. R. Budzinski.
Gewiss hat das Unternehmen Kaulens,
die Ergebnisse der jungen assyriologischen
Wissenschaft weiteren Kreisen zugänglich
zu machen, überall Anerkennung verdient
und gefunden. Es ist bekannt, mit welcher
exakten und lebhaften Darstellungsweise K.
über die Anfänge dieser Wissenschaft, Aus-
grabungen und Arbeiten von den 40er bis
zu den 80er Jahren berichtet. Dabei ist er
aber leider stehen geblieben. Die 5. Auf-
lage giebt bei weitem nicht den Stand der
heutigen Assyriologie wieder. Die Schuld
liegt nicht an den Gewährsmännern Kaulens,
die er in dem Vorworte verantwortlich macht,
sondern an ihm selbst. Hilprecht ist näm-
lich der einzige, dessen „epochemachenden
Veröffentlichungen* K. verwertet hat, von
Haupt und Delitzsch werden nebenbei noch
kurze Zitate zugefügt. Die amerikanischen
Expeditionen sind auf 5 Seiten erledigt, haupt-
sächlich mit den Worten Hilprechts!), die
Ausgrabungen in Sendschirli, die Arbeiten
der Franzosen u. a. werden kaum erwähnt.
Im ganzen sind 18 Seiten neuer Text hin-
zugekommen. Ist es wirklich möglich, die
Ergebnisse eines Decenniums auf diesem
Raum zusammenzufassen? Gewiss, wenn
man sämtliche Assyriologen ausser Hilprecht
mit einer recht unvollständigen Aufzählung
der Namen abthut. Von den Tell- Amarna-
Briefen wird einer der kürzeren zitiert, nicht
nach Winckler, sondern nach Zimmern, Stel-
len aus Assurbanipal werden nicht einmal
nach K. B., sondern nach A. Smith wieder-
gegeben, überhaupt sind für Übersetzungen
allein Oppert, Sayce, Smith massgebend.
Die historischen und chronologischen Arbei-
ten der letzten Jahre sind unberücksichtigt
gelassen, so werden nicht einmal die Tell-
Amarna-Briefe für die babylonisch-assyrische
Geschichte verwertet. Seite 276—278 wird
uns nur mit den Worten Sayce’s aufgezählt,
was wir aus diesen Briefen für neue Beweise
für die Glaubwürdigkeit der alttestamentlichen
Schriften ziehen können. Zur Zeit der Ein-
wanderung der Israeliten in Palaestina wer-
den hier vier Faktoren unterschieden, die
herrschenden Aegypter, die sesshaften Ka-
naaniter, das Volk Israel und die Beduinen,
die die aegyptische Herrschaft gefährden; es
wäre von Interesse gewesen zu erfahren,
1) Der wohl auch an der auffälligen Tot-
schweigung amerikanischer Assyriologen wie Craig,
Harper u. a. nicht unbeteiligt sein dürfte.
227 [No. 6.]
wer eigentlich diese Beduinen gewesen sind.
Uber Kultur und soziales Leben bei den
Babyloniern vermochte K. nichts weiter zu be-
merken, obwohl seit Strassmaiers entsagungs-
vollen Arbeiten eine ganze Schule mit posi-
tiven Ergebnissen gewirkt hat, auf denen
ein Gebäude babylonischer Kulturgeschichte
zu errichten freilich ein anderer Baumeister
als Kaulen’s Freund Hilprecht berufen sein
dürfte. Aus der hohen Blüte der babylo-
nischen und aegyptischen Kunst in der älte-
sten Periode und ihrem Verfall in späterer
Zeit zieht K. auf S. 271 den Schluss, dass
die Menschheit überhaupt in ihrem Uranfange
die höchste Vollkommenheit besessen hat
und infolge der Erbsünde zu einem immer
niedrigeren Standpunkt herabsinkt, und fügt
hinzu, dass „diese Thatsache nur der gläu-
bige Gelehrte zu würdigen versteht“. Auch
für diese hier auf die Spitze getriebene Ten-
deuz des Buches trägt Verfasser allein die
Verantwortung und ist nicht berechtigt, wie
er es in dem Vorwort zur 4. Aufl. thut, eine
Kritik seiner Schlussfolgerungen aus den ihm
gegebenen Thatsachen zuriickzuweisen, denn
in solchen und vielen anderen Fällen fällt er
aus seiner Rolle als Berichterstatter heraus.
Im einzelnen finden sich hier und da
noch kleine Veränderungen; Urbagas ist in
Ur-gur verbessert, dagegen Bel-ellatua stehen
geblieben, für ,akkadisch* ist verschiedent-
lich „sumerisch“ gesetzt. Die Abstammung
der chinesischen, babylonischen, aegyptischen
Kultur aus dem Euphrat-Tigrislande wird
nach Gen. 11,9 nachgewiesen! Hammurabi
ist mit Amraphel identifiziert; eine richtige
Erklärung der babylonischen Königsnamen
Pulu und Kandalanu ist auch hier noch
nicht gegeben. Dagegen hat die altorien-
talistische Wissenschaft den von Hilprecht
stammenden Namen Babyloniologie erhalten.
Königsberg i. Pr.
Dr. Willy Staerk lic. theol.. Studien zur Religions-
und Sprachgeschichte des alten Testaments. Berlin.
Georg Reimer 1899. Heft I: VI 96, Heft II: YVI
85 5. 8. Angezeigt von H. Winckler.
Die beiden Hefte enthalten „Prolegomena
zu einer Geschichte der israelitischen Väter-
sage“ und „Zur Geschichte der hebräischen
Volksnamen“. Dass die Arbeit in zwei Heften
erschien, deren jedes je eine Ilälfte der beiden
Untersuchungen, aber in äusserlich abge-
schlossener Gestalt enthält, hat seinen Grund
wohl in äusseren, persönlichen Verhältnissen,
einen inneren sachlichen Grund vermag ich
darin (trotz Vorwort zu Heft II) nicht zu
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juni 1900.] 228
erkennen. Die Behandlung des Stoffes ist
die übliche der herrschenden kritischen
„Schule“. Wer den alten Orient aus seinen
Quellen kennt, wird vieles, was hier mühsam
nachzuweisen versucht wird, als selbstver-
ständlich ansehen, von anderem abgesehen,
das hier nur verzeichnet wird, ohne auch
nur den Versuch einer Erklärung zu machen,
ja ohne überhaupt das Bedürfnis danach zu
empfinden.
Es wäre unrecht gegenüber einem Manne,
der seine ersten Schritte auf diesem Gebiete
thut, alle die trennenden Punkte zur Geltung
zu bringen, welche den orientalistischen
Historiker diese Betrachtungsweise als längst
zurückliegend ansehen lassen. So lange die
massgebenden Autoritäten und Lehrer sie
vertreten, kann man sich nicht an die loyalen
Schüler halten. Wenn man aber einsieht,
dass der alte Orient uns das alte Israel
erklären muss, so ist das erste Erfordernis
diesen alten Orient zu studieren. Eine immer
erneute Zusammenstellung des biblischen
Materials, fein säuberlich nach J, E, P, Dt
geschieden, ist nützliche Vorarbeit, kann aber
dem Wesen nach bereits durch die Quellen-
zerlegung als geliefert angesehen werden. Das
Einzelne nach den Stoffen noch einmal zu-
sammenzustellen, kann wenig Zweck haben,
wenn dabei nicht zugleich die Folgerungen
für die Entstehung der verschiedenen Über-
lieferungen gezogen werden. Die Aufgabe
wäre demnach zu erklären: was folgt daraus,
wenn E so sagt und J so? Sieht man zu,
so wird man finden, dass beide total ver-
schiedenes berichten, und dass nur Harmo-
nistik eine scheinbare Übereinstimmung her-
gestellt hat. Diese Verschiedenheiten fest-
zustellen wäre die Aufgabe gewesen, und
diese konnte auch ohne eingehende Kenntnis
des alten Orients gelöst werden.
Der Verfasser ist durch Hommels „alt-
israelitische Überlieferung“ zu seinen Unter-
suchungen angeregt worden, und will offen-
bar die sogenannte Wellhausensche Schule
gegen Hommels „apologetische Phantaste-
reien“ verteidigen. Ich glaube die Verschie-
denheit meines Standpunktes von dem Hom-
mels nicht erst hervorheben zu müssen: ich
habe von den Wellhausen und Stade gelernt
und stehe in der allgemeinen Auffassung auf
demselben Standpunkte: dem einer rein ge-
schichtlich-ethnologischen Betrachtung der
Dinge. Ich glaube also, ich bin kein Be-
urteiler, von dem man erwarten wird, dass er
für Hommel unnötiger Weise eintreten müsse,
und den im Gegenteil alles auf die andere
Seite verweist. Aber eins muss ich sagen:
229 (No. 6.]
eine kläglichere Hilflosigkeit der beati possi-
dentes gegen einen von ihnen gering ein-
geschitzten Gegner ist mir nicht bekannt —
trotz aller zeitgenössischen Ereignisse. Hier
werden die Ergebnisse der innerbiblischen
Kritik vom Standpunkte des alten Orients
aus angegriffen. Diese Kritik ist von der
Anschauung ausgegangen, dass die Gesetze
geschichtlicher Entwicklung für alles Alttesta-
mentliche auch gelten müssen. Nun behauptet
jemand, dass die gleichzeitige Geschichte den
auf diesem Wege gewonnenen Ergebnissen
widerspricht — wie widerlegt man ihn ?
Indem man immer wieder den Widerspruch
zwischen seinen Ergebnissen und den eigenen
hervorhebt. Wenn man zur See noch so
mächtig ist, so kann man zu Lande doch
recht ohnmächtig sein—leuchtet das wenig-
stens ein? Und kann man dann folgern:
wenn die Angriffe auf die eigene starke
Stellung so verächtlich sind, so muss man
sie im Handumdrehen abthun, aber nicht mit
Worten oder hinter Schanzen, sondern auf
dem Felde, wo der Angriff erfolgt. Im gege-
benen Falle musste man dem Gegner also
auf seinem Gebiet schlagen und nachweisen,
dass seine Geschichte keine Geschichte
war, oder — er hatte Recht. Warum ge-
schah das nicht? Ich kann wie gesagt den
Schüler nicht tadeln, dem die Meister den
Weg weisen, aber er ist noch jung. Er kann
noch nachholen, was etwa bei einem in
den anerkannten Gleisen verlaufenen Lehr-
gang versäumt worden ist. Er muss es thun,
oder er gerät mit den Grundsätzen, auf denen
er fusst, in Widerspruch. Denn der Weg
der historisch - kritischen Betrachtung des
Alten Testamentes geht schon längst durch
die Gefilde der orientalischen Altertumskunde.
Nur durch diese kann man einen festen
Standpunkt gewinnen, von dem aus man die
gleichartigen israelitischen Verhältnisse
mit Sicherheit beurteilen kann. Das ist ja so
selbstverständlich, dass man darüber nicht erst
zu sprechen braucht. Es ist freilich im Wesen
der Schulen begründet, dass die Grenzen
des eigenen Könnens zu denen der mass-
gebenden Betrachtungsweise gemacht werden.
Die Kunst und die Wissenschaft werden
aber nicht in Schulen zu ihren Zielen geführt.
Nochmals: Hier treffen den jungen An-
finger keine Vorwürfe. Er ist in den Bahnen
gewandelt, die man ihm gezeigt hat. Er
zeigt auch durch die Art seiner Ausführungen,
dass er im Stande ist geschichtliche That-
sachen als solche zu erfassen und zu beur-
teilen. Ich zweifle nicht, dass er die Auf-
gabe in anderer Weise angefasst hätte, wenn |
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Juni 1900.) 230
er überhaupt erfahren hätte, dass
der alttestamentlichen Geschichte ebenso
aufgrund des gesamten Materials behan-
delt werden müssen, wo die jeder andern
Wissenschaft, und dass diese Wissenschaft
ebenso wenig, wie irgend eine andere eine
behagliche Einrichtung auf dem Altenteil
verträgt. Ich glaube, er würde dann auch
weniger ehrfurchtsvoll von der Konkordanz
denken — „ist das der Brunnen, woraus ein
Trunk den Durst auf ewig stillt“? Gewiss
ist auch diese nicht zu verachten, aber sie will
nicht nur mit einem Körnchen Salz, sondern
mit sehr vielen Gewürzen genossen werden,
und nicht alles was darin steht, ist pures
Gold. Die Schätze dieser Welt pflegen
nun einmal in vielem Schutt zu liegen, und
man braucht Hilfsmittel, um sie zu sondern.
Wer wissen will, wie der alte Orient redet,
muss dessen unverfälschte Quellen zu Rate
ziehen; sie werden ihm zeigen, dass aus un-
serem Bibeltexte keine Mücken geseit werden
können, und wenn man ihn durch zehn Kon-
kordanzen filtriert. Wie kann man Unter-
schiede des Sprachgebrauchs von 7x” m3
und SX” 3 in unserem Bibeltexte fest-
stellen wollen, wo jeder Abschreiber ad libitum
das eine für das andere setzte? Gewiss
ınan hat dergleichen lange genug gethan, und
unsere Grammatiken geben die sprachwissen-
schaftlichen Erklärungen der offenbarsten
Schreibfehler mit tiefgründiger Miene — wer
den alten Orient kennt, der hat dabei das
Gefühl, wie der moderne Europäer, wenn
der Schnellzug einmal im Schnee stecken
bleibt und er nach Grossviterart seinem
Ziele zustreben muss. Der Orient reist noch
auf diese Art — aber wie lange? Soll er
noch schneller sich modernisieren als die
Wissenschaft?
Der Verfasser giebt eine Anzahl von
Verbesserungen zu Mandelkerns Konkordanz.
Die Sammelstätte dafür, die Zeitschrift für
Alttestamentliche Wissenschaft, ist ihm vom
Herausgeber gesperrt, „weil er dem Hut
nicht Reverenz erwiesen“.
Fragen
Mitteilungen.
Die amerikanische Expedition in Babylonien
hat im Laufe dieses Jahres über 17000 (im ganzen
etwa 22000) Thontafeln zu Tage gefördert, die nach
den Angaben einen ähnlichen Inhalt und Wert
haben, wie die Kujundschik-Gallerie (Haynes?). Seit
Hilprechts persönlichem Erscheinen sind hauptsäch-
lich topographische Aufnahmen und Untersuchungen
zum Zwecke reinlicher Altersunterscheidung vorge-
nommen worden. (D. L.)
231 (No. 6.)
In amerikanischen Blättern wird der Plan, Ur-
Mugheir auszugraben, besprochen. Für die That-
kraft!) des deutschen „Michel“ liegt gerade kein
Lob darin.
De Mely hat im Auftrage der Acad. des sciences
eine griechische Handschrift herausgegeben, in der
sich die Beschreibung eines chaldäischen Tempels
findet, der von Harpokration besucht, genau gemessen
und in seiner geographischen Lage bestimmt wurde.
Es “ist augenscheinlich der Birs-Nimrud, der nach
dieser Handschrift noch im 4. Jahrh. n, Chr. eine
Kultusstätte war. De Mély hat darüber iu der Ac.
d. Inscr. berichtet.
(Münch. Allg.)
Aus gelehrten Gesellsehaften.
Die American Oriental Society hielt in Philadelphia
vom 18.—21. April ihre Versammlung. Anwesend
waren einige dreissig Mitglieder, 53 Vorträge waren
angemeldet, viele wurden noch eingeschoben. Die
allgemeine Ermüdung war zu grenzenlos, um ein
Referat über das zu erlangen, was bemerkenswert
sein dürfte.
Acad. des Inscr. et Belles-Lettres. Stzg.
v. 27. Apr. Berger verliest eine Mitteilung Ronze-
valle’s, Prof. in Beyrouth, über die Ruinen der phö-
nicischen Tempel von Deir el Galaa im Libanon,
dem Mittelpunkt des Baal-Marcod-Kultes.
Sitzung vom 4. Mai. Reinach verliest eine Mit-
teilung von A. Evans über die Funde auf Creta.
Letzterer leitet die dort gefundenen Schriftzeichen
von den hetitischen Hieroglyphen her. Heuzey be-
richtet über einige Beobachtungen, die er über den
Gebrauch der Muschel in der Kunst der Babylonier
gemacht hat. Die Muschel vertrat in älterer Zeit
die Stelle des Elfenbeins, H. hat 2 Trinkgefässe aus
gravierten Muscheln rekonstruiert. Perlmutter wurde
erst später in der Kunst verwandt. de Sarzec hat
zwei Statuenköpfe, eine alte Stele, eine Vase mit dem
Namen Naram-Sin’s und eine ganze Niederlage von
Thontäfelchen gefunden. Collignon berichtet über
die Resultate der Forschungen Gaudins in Yortan,
der Gegend von Pergamum.
Personalien.
Dr. H. Stumme ist in der philos. Fac. der Uni-
versität Leipzig zum ausserordentlichen Professor
dos Neuarabischen und der hamitischen Sprachen be-
fördert worden.
Prof. Dr. H. Zimmern in Breslau hat einen Ruf
nach Leipzig erhalten.
Prof. Dr. Wilcken in Breslau hat einen Ruf nach
Wiirzburg erhalten.
Zeitsehriftensehau.
Abhdl. d. K. Ges. d. Wiss. z. Göttingen 1900.
Philol.-Hist. Klasse. Neue Folge Bd. III No. 3.
1) Unser Korrespondent ahnt nicht, weshalb die
vom Orientkomité geplante Ausgrabung Ur's ge-
scheitert ist. Wir sind auch nicht genauer unter-
richtet, wissen jedoch soviel, dass es sich um eine
andere Eigenschaft des deutschen Michel handelte.
D. R.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juni 1900.) 232
H. Achelis, die Martyrologien, ihre Geschichte und
ihr Wert.
L’Anthropologie 1900.
1. M. Boule, mémoires originaux. Etude paléon-
tologique et archéologique sur la station paléolithi-
que du lac Karär (Algérie). (Untersuchung der prae-
historischen Funde Gentil’s) — Ch. de Ujfalvy, icono-
graphie et anthropologie irano-indiennes. Premiére
partie: l'Iran. (Ethnologische Untersuchungen nach
den Erzeugnissen der Malerei, Steinschneidekunst
und Skulptur aus der Zeit von Darius bis zu den
Sassaniden, insbesondere den Behistunreliefs, dem
grossen Sarkophag von Sidon, einem persischen Cy-
linder in Petersburg, verschiedenen Münzen und
Reliefs von Satrapen und Sassanidenfürsten. Mit
Abbildungen. (Forts. folgt. — Th. Volkoo, congrés
archéologique de Kiew (archäologische Mitteilungen
der Teilnehmer aus dem südlichen Russland und der
Balkanhalbinsel). — Z. le Rouzig, Carnac et ses
monuments, idem, Carnac. Fouilles dans la region
de 1897 à 1898 (u.) dito 1898 —1899, bespr. v. E.
Cartailhac. — F. Doumergue, contributions au pré-
historique de la province d’Oran, bespr. v. P. Pallary.
— L. Wilser, Rassen und Völker, (u.) derselbe, Her-
kunft und Urgeschichte der Arier (u.) derselbe, die
Etrusker, bespr. v. L. Laloy. — Fr. Thonner, dans
la grande forêt de l'Afrique centrale, bespr. v. R.
Verneau. — M. Boule, & propos des bateaux égyptiens
(teilt einen Brief J. Demarcais’ über die Spiralform
bei Aegyptern und Babyloniern mit).
Beilage z. Münch. Allg. Zeit. 1900.
68. W. Götz, an der unteren Donau, im Balkan,
am Pontus (Schluss).
91. C. D., heulende Derwische in München und
dieselben in Samarkand.
92 u. 93. A. Wünsche, das Kreuzholz Jesu als
Lebena- und Erkenntnisbaum des Paradieses (über
die in der Apokalypse des Moses befindliche Legende
von Adam, dem Protoplasten, und ıhre Verbreitung).
115. M., zum griechischen Physiologus.
Berliner philol. Woohenschr. 1900.
18. A. S. Mason, the five theological orations of
Gregory of Nazianz, bespr. v. P. Wendland. —
H. Gelzer, Genesis der byzantinischen Themen-
verfassung, bespr. v. E. Gerland.
19. A. Schulten, das römische Afrika, bespr. v.
R. Oehler.
20. Mitteilungen: Aus dem zweiten Jahresbericht
der deutschen Orientgesellschaft zu Berlin.
21. Maspero, histoire ancienne des peuples de
l'Orient classique HI, bespr. v. J. V. Prášek. —
A. Jeremias, Hölle und Paradies bei den Babyloniern,
bespr. v. F. Justi.
Bullett. di Archeol. e Storia Dalmata 1900.
3—4. G. Alačević, Saggi di Preistoria III. Gli
citi. — Secondo congresso internazionale di archeo-
logia cristiana a Roma.
Byzantinische Zeitschr. 1900.
2 u. 3. J. Haury, Joh. Malalas identisch mit
dem Patriarchen Joh. Scholastikos? (die Frage wird
233 [No. 6.]
bejaht.) — E. Patzig, die éréga dezatodoyia der Ex-
cerpta Salmasiana. — E. Kuhn, zur byzantinischen
Erzählungslitteratur. — A. Thumb, die griechischen
Lehnwörter im Armenischen. — M. A. Kugener,
observations sur la vie de l’ascete Jsaie et sur les
vies de Pierre |’ Iberien et de Théodore d’Antinoé
par Zacharie le Scolastique. — J. Miliopoulos, Byzan-
tinische Landschaften. — C. Sathas, the history of
Psellus, bespr. v. Ed. Kurtz. — Taßgeınl Aaoxı,
Kuworavyrivov tot Toggveoyevvntou tò negl Heuaruv xal
negl Edvuw, bespr. v. Zvv. Tanadnuntecov. — K. Ahrens
u. G. Krüger, die sogenannte Kirchengeschichte des
Zacharias Rhetor, bespr. v. L. Petit. — H. Moritz,
die Zunamen bei den byzantinischen Historikern
und Chronisten, bespr. v. A. Fick. — M. ’Iw. [’sdeww,
yva adsis x TOU tvnixoŭ twy wovew tov Tadnatov dgovs,
bespr. v. W. Nissen. — W. Norden, der vierte Kreuz-
zug, bespr. v. C. Neumann. — G. Caro, Genua und
die Machte am Mittelmeer, bespr. v. Hirsch-Gereuth.
— H. Matthaei, die Totenmanhidarstellungen in der
altchristlichen Kunst, bespr. v. J. E. Weis. —
E. Harder, arabische Konversations-Grammatik, bespr.
v. F. Hommel. — Bibliographische Notizen und
kleinere Mitteilungen (ausser zahlreichen Bücher-
anzeigen eine Mitteilung über „internationale wissen-
schaftliche Kongresse zu Paris“ und J. Strzygowski,
Wladimir de Bock +.)
Comptes Rendus. 1900.
Janv.-Févr. L. Heuzey, a propos des fouilles de
M. Gauckler a Charthage (über phönizisch-egyptische
Fabrikation). — E.-T. Hamy, note sur le plaustellum
poenicum. — Hantz, note sur les recherches sous-
marines aux alentours de Carthage. — S. de Ricci,
le milliare le plus méridional du monde. (von Bor-
chardt 1895 in Abu-Tarfa, 67 Kilom. südlich von
Philae gefunden). — Delattre, sur les fouilles de la
nécropole voisine de St.-Monique, à Carthage. Zur
punischen Inschrift Anm. von Ph. Berger. der sie
liest: Syaydn 12 MApbmmay Jay Moly ya my
ADMD NIN Nanya J2. — G. Maspero, la consé-
cration du nouveau temple de Ptah Thébain par
Thoutmosis ILI.
Deutsche Litteraturzeit. 1900.
18. G. Dalman, die Worte Jesu mit Beriicks. d.
nachkan. jiid. Schriftt. n. d. aram. Spr. I, bespr.
v. A. Meyer. — A. Jeremias, Hölle und Paradies
bei den Babyloniern, bespr. v. ? — B. Bruhns, Defi-
nition des Hordenvölkerbegriffs, bespr. v.?
19. W. Pertsch, drei Vorträge, bespr. v.? —
E. Schürer, Geschichte des jüdischen Volkes im Zeit-
alter Jesu Christi, 3. Aufl., bespr. v. G. Heinrici. --
O. Procksch, über die Blutrache bei den vor-
islamischen Arabern und Muhammeds Stellung zu
ihr, bespr. v. J. Goldziher. — J. Ph. Glock, die
Symbolik der Bienen in Sage etc., bespr. v. ?.
20. C. Griineisen, der Ahnenkultus und die Ur-
religion Israels, bespr. v. Wellhausen. — W. Bacher,
die älteste Terminologie der Schriftauslegung, bespr.
v. A. Deissmann. — K. L. Tallquist, arabische
Sprichwörter und Spiele, bespr. v. ? — K. Huebler,
die Religion des mittleren Amerika, bespr. v. E. Seler
— F. R. Martin, figurale persische Stoffe aus dem
Zeitraum 1550—1650, bespr. v. ?
21. J. Meinhold, die Jesaiaerzählungen Jes. 36—39.
bespr. v. W. Nowack. — M. Lidzbarski, Handbuch
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Juni 1900.) 234
der nordsemitischen Epigraphik, bespr. v. M. Hart-
mann.
Deutsche Zeitschr. f. Kirchenrecht 1900.
1. J. Ephr. I. Rahmani, Testamentum Domini
nostri Jesu Christi, bespr. v. E. Fr.
The Hdinburgh Review 1899.
Oktober. W. Garstin, the blue and white Niles.
(Besprechung von 1) Stewart, foreign office Bluebook.
Egypt. II. 2) G. Schweinfurth, au coeur de l’Afrique.
3) F. Cailland, voyage à Méroé. 4) Casati, ten years
in Equatoria. 5) wie No. 1. Egypt. V.)
The English Historical Review 1900.
April. J. B. Bury, prehistoric Jonians. (Jevan,
Javones, 3)),). — T. A. Walker, a history of the
law of nations, bespr. v. P. Smith. — H. F. Helmolt,
Weltgeschichte I, Be von E. J. Payne. — R. v.
aa u. Staatsverträge des Altertums, bespr. von
Geograph. Jahrbuch 1899.
2. F. Hahn, Afrika (Bericht über die geographi-
schen Forschungen und die Litteratur der letzten
Jahre). — E. Thiessen, Asien (wie oben).
The Geographical Journal 1900.
5. The Monthly record: Exploration south of
Abyssinia (eine englische Expedition unter Harrison
und Whitehouse ist von Abessynien bis zum Rudolf-
See vorgedrungen). Exploration in French West
Africa. Northern Nyassaland.
Geograph. Zeitschr. 1900.
5. F. Höck, ursprüngliche Verbreitung der an-
gebauten Nutzpflanzen. (Schluss). — Se sonata
Nachrichten. Europa: das albanesische Vilajet Ko-
sowo wurde 1898 von K. Oestreich bereist. Asien:
die archäologische Erforschung des nördlichen Teiles
von Ostturkestan. Africa: die Lage im zentralen
Sudan und am Tschad-See. — Fr. Kaulen, Assyrien
und Babylonien, bespr. v. Kirchhoff.
Der Gerichtssaal 1900.
6. H. F. Helmolt, Weltgeschichte IV, die Rand-
länder des Mittelmeeres, bespr. v. St.
Gött. gel. Anz. 1900.
3. Cheyne and Black, Encyclopaedia biblica I,
bespr. v. H. Holtzmann. — A. Büchler, die Tobiaden
und die Oniaden im II. Makkabäerbuche, bespr. v.
B. Niese. — P. Bedjan, Nomocanon Gregorii Bar-
hebraei, bespr. v. Fr. Schulthess.
Hermes 1900.
2. B. Niese, Kritik der beiden Makkabierbticher
nebst Beiträgen zur Geschichte der Makkabäischen
Erhebung I. (N. sucht entgegen der neueren Kritik
unter Benutzung des Büchler’schen Buches und viel-
facher Polemik gegen dasselbe das II. Makkabäerbuch
dem I. gleichzustellen: das II. Buch ist nicht so
einseitig makkabüisch wie das 1.) — H. Dessau, zum
285 No. 6,
Kalender der Provinz Asien; (im Anschluss an den
bei den Ausgrabungen in Priene gefundenen Be-
schluss des Landtages der Provinz Asien aus dem
Jahre 9 n. C. über die Einführung eines neuen
Kalenders.) — M. Conrat, Hieronymus una die collatio
legum Mosaicarum et Romanarum.
Historische Zeitschrift 1900. ore
7. W. Bender, Mythologie und Metaphysik I,
bespr. v. A. Vierkandt. — H. F. Helmolt, Weltge-
schichte I, bespr. v. Beloch. — L. Kupelwieser, die
Kämpfe Österreichs mit den Osmanen vom Jahre
1526 bis 1537, bespr. v. W. E. — G. Effendi Nora-
dounghian, recueil d’actes internationaux de l'empire
Ottoman, (u.) M. Wahl, l’Algerie, bespr. v. G. F.
Hertzberg. — H. Loebl, die Geschichte des Türken-
krieges von 1593 bis 1606, bespr. v. E. -
The Indian Antiquary 1900.
April. R. Hoernle, a note on the british collection
of Central Asian Antiquities. Coins and seals.
Jahresber. d. Geschichtswissensch. 1898.
XXI. Jahrg. A. Goetze, Urgeschichte des Men-
schengeschlechts. — G. Risch, Assyrer. — M. Kayser-
ling, Juden (nach der Zerstörung Jerusalems) —
E. Wilhelm, Perser. — C. Brockelmann, Islam. —
O. Zöckler, Kirchengeschichte. — H. F. Helmolt,
Allgemeines,
Journal des Savants 1900.
April. G. Ebers, Aegyptische Studien und Ver-
wandtes, bespr. v. Maspero.
J. R. A. S. 1900.
April. E. G. Browne, some account of the arabic
work entitled „Nihayatul-irab fi akhbar?l - Furs
wa l- Arab“, particulary of that part which treats
of the persian kings. — G. le Strange, the story of
the death of the last Abhasid Caliph, from the
Vatican M. S. of Ibn-al-Furat. (Die Art des Todes
des Kalifen ist bei Ibn-al-Furät eine andere als die
in Longfellow’s Gedicht Kambalu verwertete alte
Überlieferung.) — M. Gaster, contributions to the
history of Ahikar and Nadan (behandelt hauptsäch-
lich die rumänische Gestalt der Sage und deren
Zusammenhaug mit den semitischun Fassungen.
Übersetzung derselben. — Correspondence. 1. C. P.
Tiele, Akkadian and Sumerian (benutzt das in Bezolds
Catalogue N. 1354, = K 14013, angeführte Fragment
zum Beweis dafür, dass unter Akkadisch die nicht-
semitische, unter Sumerisch die semitische Sprache
Babyloniens zu verstehen sei, gegen Pinches, der
die Stelle als geographische Angabe auffasst, und
gegen die Ergänzungen Weissbachs in seinem Buche
„die sumerische Frage.“ Durch solche Schlüsse ans solch
verstümmelten Textstellen wird die sumerisch-akku-
dische Frage nicht geklärt werden!) — J. Kennedy,
purification by running water (veröffentlicht eine Mit-
teilung Boscawen’s über das Vorkommen der Reini-
gung durch fliessendes Wasser bei den alten Baby-
loniern, vergleicht dazu religiöse Zeremonien bei
den Essenern, Mandaiten u. a. Auch ägyptische
Angaben werden zum Vergleich herangezogen). —
Three recent Russian contributions to Persian scho-
larsbip; by Prof. V. Zhukowski and Captain A. G.
Toumanski, bespr. v. E. G. B. (Besprechuug von
ORIENTALISTISCHB LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juni 1900.) 236
Zhukowski's Halat u sukhunan-i-Shaykh Abu Said
Fadlullah b. Abřl-Khayr al-Mihani Asraru t-tawhid
fi maqamati’sh-Shaykh Abi Said und Toumanski.
Kitäb-i-Agdas.) — A. C. Lyale, asiatic studies, bespr.
v. J. B. Andrews. — G. E. Ward, the Bride’s mirror.
bespr. v. J. K. — Maspero, struggle of the nations.
bespr. v. R. N. Cust. — E. Sachau, Mitteilungen des
Seminars fiir orientalische Sprachen II, 2, bespr. v.
H. Hirschfeld. — R. Brown, researches into the
origin of the primitive constellations of the Greeks,
Phoenicians and Babylonians, bespr. v. T. G. Pinches.
— F. F. Arbuthnot, the mysteries of chronology,
bespr. v. E. J. Rapson.
Der Katholik 1900.
Mai. E. Seydl, zur babylonischen Eschatologie
(Besprechung vou A. Jeremias, Hölle und Paradies
bei den Babyloniern).
Literarisches Oentralblatt 1900.
16/17. G. Hoberg, die Genesis nach dem Literal-
sinn; bespr. v. Sch. — R. Kittel, die Bücher der
Könige. bespr. v W. L. — H. L. Strack, das Blut
im Glauben und Aberglauben der Menschheit,
bespr. v. p.
18. O. Braun, das Buch der Synhados, bespr. v.H.G.
19. K. Haehler, die Religion des mittleren Amerika.
bespr. v.? — A. von Millingen, Byzantine Constan-
tinople, bespr. v. V. S. — H. Zimmern, Beiträge zur
Kountnis der Babylonischen Religion IL, bespr. v.
C. B. -- F. Delitzsch, Babylon, bespr. v. H. Z. —
Prof. Kittel teilt einen Brief Hilprechts aus Nippur
mit unter dem Titel: „Neueste Erfolge deutscher
Wissenschaft im Orient“. Hilprecht hat den ehren-
vollen Titel eines Vertreters der deutschen Wissen-
schaft schon lange durch sein wissenschaftliches
Auftreten verwirkt').
20. J. M. Price, The great Cylinder Inscriptions
A & B of Gudea, bespr. v. P. Jensen. — L. F. Daz,
alte und neue Alphabete, bespr. v. ? — Fortsetzung
des Briefes Hilprechts aus Nippur an Kittel, worin
es heisst: „Dr. Koldewey und ich zogen uns gegen-
seitig seit der ersten Begegnung magnetisch an.
Es muss ein Vergnügen für jeden Assyriologen sein,
mit diesem geschulten und hervorragenden histori-
schen Architekten zusammen zu arbeiten". Von
diesem Vergnügen wird ja Meissner zu erzählen
wissen, der sich auf dem Wege nach Deutschland
befindet. Von dessen Nachfolger, dem „assyriologisch
noch wenig bekannten katholischen Priester“ hofft
Hilprecht, „dass er alle Erwartungen Koldewey's
erfüllt?) da es jammerschade wäre, wenn es andera
wire“.
Al-Machrig. III. 1900.
8 (15. April). P. H. Lammens, Notes archeolug.
sur le Liban (suite): Gebail. Fortsetzung zu ILL 7.
In Gebel ist wenig aus dem Altertum anzutretfen,
sicher aber ist vieles noch unter der Erde verborgen.
Die Bewohner finden häufig auf ihren Besitztiimern
Statuen, Münzen, Metallstücke u. s. w., die heimlich
') Nichts desto weniger wollen wir den unermüd-
lichen Amerikanern und dem thatkräftigen Haynes
dankbar sein, wenn sich die Ausgrabungen als wirk-
lich so bedeutend bestätigen.
*) Mit den vorhergehenden Worten eine versteckte
Denunziation gegen Meissner. Ist das nun Dumm-
heit oder Niedertracht? (D. R.)
237 (No. 6.]
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Juni 1900.) 238
an die Fremden verkauft und so zerstreut werden.
Hoffentlich werden bald Ausgrabungen ermöglicht.
Auch die alte phönicische Nekropole ist wahrscheinlich
noch grossenteils zugedeckt. Anfang der Artikelreihe
in I 22. — P. L. Cheikho, L'Histoire de Imprimerie
en Orient (suite): Alep et Choueir. Aleppo ist die
Stadt des Orients, in der zuerst mit arabischen aie
gedruckt wurde. Von den Drucken dieser alten O
wird eine Liste ae (1707—1735). Die Druckerei
ist Be verschollen. — In Aleppo hat es ferner
{im 19. Jahrh.] eine lithographische Anstalt von Bel-
fonti gegeben. — Weiter Mitteilungen über die
Maroniten-Druckerei in Aleppo mit einer Liste ihrer
Drucke (1857 bis zur Gegenwart). — Seit etwa
20 Jahren giebt es endlich ın dieser Stadt noch eine
Regierungs-Druckerei, in der auch die Zeitung Furät
gedruckt wird. — As-Suwair liegt in der Gegend
von el-Metn. Nachrichten über die Geschichte des
dortigen Klosters, sodann über die Druckerei des-
selben, mit einer Liste der Drucke, 1734 bis zur
Gegenwart. Anfang der Artikelreihe in III 2.
8 (1. Mai). P. A. Lauriol, Le Bosphore au point
de vue scientifique. Mit Karte. — P. Anastase Carme,
La syntaxe désinentielle chez les Arabes. Erster
Artikel. — P.L. Cheikho, Le poéte Nasrallah Trablousi
(t+ c. 1845). Der Dichter wurde 1770 in Aleppo ge-
boren. Er lebte dort und (von 1828 ab) in Egypten.
Es werden Nachrichten tiber sein Leben gegeben
und Gedichte von ihm mitgeteilt; letztere sind z. T.
an Zeitgenossen gerichtet (so an Joseph Louis Rousseau,
französischen Konsul in Aleppo, an Napoléon I, u.s.w.)
bezw. betreffen zeitgenössische Zustände oder Be-
gebenheiten. — L'emploi de la particule \ avec
l’aoriste dans le vulgaire (Réponses diverses). Vgl.
die in III 6 (OLZ. 195) an die Leser gerichtete An-
frage. Verfasser der hier veröffentlichten Zuschriften
sind: P. Anastase Carme; No‘im Effendi Sawäjä,
Lehrer in Ba abdat; Girgi‘Atija. — P. S. Ronzevalle,
Notes d’épigraphie orientale (suite). 3 weitere palmy-
renische Inschriften (Nr. 10—12), die beiden letzten
sind schwer zu lesen. Mit den Facsimiles. Auch
die Facsimiles, die in III? fehlten (OLZ. III 195), finden
sich hier. Anfang der Artikelreihe in III 1. — Be-
sprechung des syrisch-arabischen Wörterbuchs von
Jaqub Marma, Mosul 1900, Dominikaner-Presse, 8°,
898 S. — Druckfehler-Verbesserung.
Mélanges d’Archéol. et d'Histoire 1900.
I—II. St. Gsell, chronique archéologique africaine.
Cinquième rapport, Ethnographie. Archéologie
indigène (Bertholon will Beweise gefunden haben
für eine Kolonisation Nordafrikas durch „Illyrier,
Pelasser, Iranier, Thraker und Phryger“ vor der
Phonicierzeit), II. Archéologie punique. II. Arch.
romaine. IV. Musées.
Militär-Literatur-Zeitung 1900.
6. A. W. Wereschtschagin, Skobolew im Türken-
kriege und vor Achal-Teke, deutsch von A. v. Dry-
galski, bespr. v. ?
Militär-Wochenblatt 1900.
40. ?, über den Transport der kaukasischen
Schützenbrigade von Tiflis nach Transkaspien.
45. ?, die altgriechische Reiterei zur Zeit des
Homer.
Mitt. d. Kais. D. Arch. Inst. Athen. Abt. 1899.
3. Th. Mommsen u. U. v. Wilamowitz-Möllendorf,
die Einführung des asianischen Kalenders.
4. A. Koerte, Kleinasiatische Studien V. In-
schriften aus Bithynien. (Griechisch) — F. v. Bis-
sing, das Alter der Holzbüchse aus Kahun. Ende
der XVIIL Dynastie.)
Mitt. d. Kais. D. Arch. Inst. Röm. Abt. 1899.
3. 4. E. Petersen, Funde und Forschung. Orsi
hat in Sicilien eine grössere Anzahl von Rasier-
messern gefunden, die Verfasser der mykenischen
Kulturschicht zuweist. Ein ähnliches Messer wurde
kürzlich von der Ac. des Inscr. in Africa gefunden.
Nachr. v. d. Kgl. G. d. W. z. Göttingen 1899.
Philol.-histor. Klasse H. 4. N. Bonwetsch, die
Adaoxahia ° Iaxwfßov reopen reran: — J. Geffcken,
Studien zur älteren Nerosage. (Ein Beitrag zur
Eschatologie: die Nerosage bei den verschiedenen
Völkern, insbesondere in den Oracula Sibyllina.)
Neue kirchliche Zeitschr. 1900.
5. Th. Zahn, neue Funde aus der alten Kirche.
II. Koptische Fragmente eines apokryphen Evange-
liums (die von Jakoby herausgegebenen, in Strass-
burg befindlichen Papyrusblitter. Schluss folgt.).
Petermanns Mitteilungen 1900.
IV. Geographischer Monatsbericht: Verlauf der
Expedition Koslow’s im Altai. — V. E. de Poncius,
voyage au Choa, (u.) Robecchi-Briechetti, Somalia e
Benadir, (u.) L. Vannutelli, Omo, bespr. v. F. Hahn.
Polybiblion. 1900.
3. E. Mangenot, publications recentes sur l'écriture
sainte et la littérature orientale (Besprechung von
15 die Bibelkritik betreffenden Büchern. 14.)
Ephraem JI Rahmani, Testamentum Domini nostri
Jesu Christi; 15.) M. Schwab, le Ms. No. 1380 du
fonds hébreu à la Bibl. nat.)
IV. F. de Hummelauer, le récit de la création,
bespr. v. C. de Kirwan.
Revue Archéologique 1900.
Janv.-Fevr. J. Oppert, illusions et déceptions
chronologiques'). — L. Lindet, les origines du mou-
lin à grains (Forts.) — Ch. Diehl, introduction à
l'histoire de Byzance. — H. d'Arbois de Jubainville,
les bas-reliefs gallo-romains au musée de Cluny (will
den Namen 4yoragos als gallisch Dêuiotaruos = gött-
licher Stier lesen und lässt die Sage vom Stier in
Kleinasien von den Galliern eingeführt werden). —
E. Guimet, les Isiaques de la Gaule. (Neue aegyp-
tische Funde in Frankreich aus der römischen Zeit,
Gefässe und „oushabti“ mit Inschriften, die G. tran-
skribiert: 1) Sehaz Osiri Pa-khou (?) maâ-kherou
mes en dou (?) Osiri mai kherou. 2) Sehaz Osiri
Psametik, eine dritte beginnt mit dem unbekannten
Namen Ränefer-kheper-nen. Abbild. der einzelnen
') Berechtigte Abweisung der Lehmannschen Re-
sultate in seinem verunglückten Buche, 2 Haupt-
probleme etc. Dabei ein Ausfall gegen einen nicht
genannten Gelehrten, auf den natürlich so keine Ant-
wort möglich und auch nur nötig ist. Fast das einzige,
was Oppert sich aus seinen besseren Tagen gerettet
hatte, war sein Mut. Sollte der nun auch dahin
sein? D. R.
239 [No. 6.]
Gegenst.). — A. de Ridder, Héraklés et Omphale. —
J. Levy, l’„honorarium“ municipal à Palmyre (liest
das erste Wort der Inschrift xS, worunter er einen
unbestimmbaren Gegenstand versteht, und übersetzt:
„Ligra de la fontaine benie. A fait, pendant (ses)
deux épimélésies, Bolana, fils de ‘Azizou, fils de
e’eila; (les travaux en) ont été exécutés par ses
soins“). — Bulletin mensuel de l’Academie des in-
scriptions (Oktober-Dezember) — Nouvelles arché-
ologiques et correspondance: 8. R., la stéle de Suse
(nach einem Artikel der Times). Zu den Mitteilungen
und Nachrichten und der Zeitschrift d. D. P. V. giebt
C. C.-G. Anmerkungen, unter anderm vergleicht er
Maltyadn mit 5x55 und andere Namen der griech.
Inschr. mit aramiiischen und nabatäischen Namen).
— Bertholon, les premiers colons de souche euro-
péenne dans l'Afrique du Nord I, bespr. v. S. R. —
A. Vogel, der Fund von Tell-Amarna und die Bibel,
bespr. v. Ch. Fossey. — W. Lueken, Michael. Ver-
gleichung der jüdischen und morgenländisch-christ-
lichen Tradition vom Engel Michael, bespr. von H.
Hubert.
Mars-Avril. Monlezun, topographie d’Hadruméte
(Souse). (Mit topographischen Zeichnungen der
Stadt und arabischen Inschriften in franz. Uber-
setzung aus der Zeit von 1205 bis 1873). — S. Rei-
nach, la representation du galop dans l’art ancien
et modern (mit zahlr. Abb. Forts. folgt). — G.
Katcheretz, la societe archeologique de Moscou de
1865 a 1890. — Bulletin mensuel de l’Academie des
Inscriptions (15. Dec. —2. Févr.) — A. H. Keane, man,
past and present, bespr. v. H. Hubert.
Revue oritique 1900.
18. A. Choisy, histoire de l'Architecture, bespr.
v. C. Enlart.
19. H. Guthe, Geschichte des Volkes Israel, bespr.
v. J. C. — E. Bratke, das sogenannte Religions-
gespräch am Hof der Sasaniden, bespr. v. J. C. —
W. Norden, der vierte Kreuzzug, bespr. v. G. Monod.
Revue de Droit International 1900.
1. Ernest Nys, un chapitre de l'histoire de la
mer. Aperçu juridique et politique. (Sehr berück-
sichtigt sind die orientalischen Völker) — -.-, la
mer noire et les détroits de Constantinople, (u.)
F. Rey. la protection diplomatique et consulaire
dans les échelles du Levant et de Barbarie, bespr.
v. M. Kebedgy.
Revue de Linguistique 1900.
15. April. H. Zimmern, vergleichende Grammatik
der semitischen Sprachen, bespr, v. J. Vinson.
Revue Philosophique 1900.
4. R. de la Grasserie, des religions comparées au
point de vue sociologique, bespr. von M. Mauss. —
A. Laug, the making of religion, bespr. von L. Ma-
rillier. — W. Bender, Mythologie und Metaphysik,
bespr. v. M. Mauss.
Theolog. Litteraturblatt 1900.
18. W. Riedel, Textbibel des alten und neuen
Testaments, bespr. v. H. — Müller u. v. Schlosser,
die Haggadah von Sarajewo, bespr. v. H. L. Strack.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Juni 1900.] 240
19. J. M. Schmid, Des Werdapet Eznik von Kolb
„wider die Sekten“ (aus dem Aramäischen), beepr..
v. H. Bonwetsch.
20. K. Budde, die sogenannten Ebed-Jahwe-Lieder,
bespr. v. v. Orelli.
21. C. H. Toy, critical and exegetical commentary
on the book of Proverbes, bespr. v. H. L. Strack.
Theol. Literaturzeitung 1900.
9. S. R. Driver u. a., authority and archaeology
sacred and profane, bespr. v. E. v. d. Goltz. —
Letitia Jeffreys, the unity of the book of Jsaiah,
(u.) G. Füllkrug, der Gottesknecht des Deuterojesaja,
bespr. v. P. Volz. — Gaster, the chronicles of
Jerahmeel, bespr. v. Bousset. — Th. Walker, Jesus
und das alte Testament, bespr. v. Baldensperger.
10. H. J. Elhorst, de profetie van Amos, bespr. v.
P. Volz. — G. Smit, de profetie van Habakuk,
bespr. v. W. Baudissin. — W. Budge, the history
of the blessed virgin Mary and the history of the
likeness of Christ, bespr. v. E. Nestle. — F. Cony-
beare, the key of truth, bespr. v. E. Preuschen.
11. R. Smend, Lehrbuch der alttestamentlichen
Religionsgeschichte. 2. Aufl. (u.) T. K. Cheyne, das
religiöse Leben der Juden nach dem Exil, übersetzt
von H. Stocks (u.) K. Budde, die Religion des Volkes
Israel bis zur Verbannung (u.) derselbe, die sogen.
Ebed-Jahvelieder, bespr. v. C. Siegfried. — P. Bed-
jan, Gregorii Barhebraei Ethicon seu Moralia, bespr,
v. V. Ryssel.
Verhandl. d. Gesellsch. f. Erdkunde. 1900.
4. Vorgänge auf geographischem Gebiet: Beseiti-
gung der Flusssperren auf dem Nil. Die Expedition
Leontieffs zum Rudolfsee. — Fr. Kaulen, Assyrien
und Babylonien. bespr. v. Messerschmidt. — W.
Ruge u. E. Friedrich, Archäologische Karte von
Kleinasien, bespr. v. H. Zimmerer.
Wochenschr. f. klass. Philol. 1900.
14. B. Apostolidés, essai sur l’Hellenisme Égyp-
tion, bespr. v. A. Wiedemann.
15. C. Niebuhr. Einflüsse orientalischer Politik
auf Griechenland (u.) A. Jeremias, Hölle und Paradies
bei den Babyloniern, bespr. v. V. Prášek. —
A. Schöne, die Weltchronik des Eusebius, bespr. v.
Fr. Rühl. 16. A. Billerbeck, der Festungsbau im
alten Orient, bespr. v. V. Prášek.
Zeitschr. f. Sozialwissensch. 1900.
5. H. Schurtz, die Anfänge des Landbesitzes IL.
— R. de la Grasserie, des religions comparées, bespr.
v. Achelis.
Zeitschr. f. vergleich. Litteraturgesch. 1899.
VI. J. Miléeti¢, Sammelwerk für das Volksleben
und die Sitten der Südslaven I, bespr. v. W. Nehring.
Zeitschr f. österr. Gymnasien 1%0.
4. A. W. Wereschtschagin, Skobolew im Türken-
kriege und vor Geok-Tepe, deutsch von A. v. Dry-
galski, bespr. v. ? — Programmenschau: G. E. Friess,
die Reise des Hans Chr. Freih. v. Teufel in das
Morgenland 1588—1590.
Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg i. Pr.
Verlag u. Expedition Wolf Peiser Verlag, Berlin S., Brandenburgstr. z,
Druck von Max Schmersow vorm.
Zahn & Baendel, KirchhainN.-L.
3. Jahrgang No. 7. | | 15. Juli 1900.
Orientalistische
Litteratur-Zeitung.
Herausgegeb en
von
Fe o F E. Peise 9 o
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vi x
Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenbargetr 2
‘ -- James Parker & Co. Oxford, 27 Broad Street.”
a Te ee ee — — -- —
— Inhalt: ===
L. Messerschmidt, Hettitische Fälschungen.
Originalberichi aus Aegypten.
A. Wiedemann, zu den Totenstatuetten des Musdums zu Florenz.
Besprechungen:
Seb. Euringer, Die Auffassung des Hohenliedes bei den Abessiniern (G. Beer).
E. Kautzsch, Die Apogryphen und Pseudepigraphen des A. T. (Ed. König).
W. Bacher, Die älteste Terminologie der jüdischen Schriftauslegung (A. Marx).
H. Stumme, Handbuch des Schilhischen von Tazerwalt (W. Max Müller).
Ed. Mahler, Az Egyiptomi nyelo alapelemei (A. Wiedemann).
W. Spiegelberg, Die Schlussworte des demotischen Papyrus Insingor.
W. Max Müller, Sukiim.
Se ; Uber eine vierte Copie der grossen Karnakliste.
S. Reckendorf, Eine grammatische Seltenheit.
Mitteilungen. Aus gelebrten Gesellschaften. Personalien. Zeitschriftenschau.
Bei der Redaktion eingegangene Schriften.
*) Archiv für Religionswissenschaft OT 2.
*) Karl Budde; der Kanon des alten Testaments. Ein Abriss. Giessen, Ricker’sche V. 1900. 1,40 M.
") K, v. Zetteratéen, die Alfije des Ibn Mu’ti. Leipzig, J. C. Hinrichs’sche B. 1900. 6,50 M.
+) O. H. Toy, the book of the Prophet Ezekiel (The sacred books of the old Testament. Paul Haupt XII)
Leipzig, J. ©. Hinrichs’sche B. 1899. 7,50 M.
Hans Stumme, Märchen der Berbern von Tamazratt in Südtunisien. Leipzig, J. ©. Hinrichs’sche B.
1900. 6 M.
Hugo Radau, early Babylonian history down to the End of the fourth dynasty of Ur. London, Henry
Frowde. 1900. 21 sh.
Izwöstija obäöestwa Archeologii i Etnografii pri Imperatorskom Kazanskom universitet Tom XVI 2. 3.
Johns Hopkins University Oirculars. Baltimore May 1900.
*) Bereits zur Besprechung ausgegeben.
Orientalistische
Litteratur-Zeitung.
Herausgegeben
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F. E. Peiser.
Erscheint
am 15. jedes Monats.
Berlin.
Wolf Peiser Verlag.
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handlungen und Postämter (unter Nummer 5949). — Inserate die zweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei
Wiederholungen und grösseren Anzeigen Ermässigung.
3. Jahrgang.
15. Juli 1900.
MT
Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender
Adresse erbeten: Bedaktion der 0. L. Z., Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11.1.
Hettitische Falsehungen.
Von L. Messerschmidt.
Dass die Fabrikation von Altertümern
mit praktischem Blick für das Zeitgemässe
auch schon die Herstellung hettitischer Denk-
mäler in Angriff genommen hat, dafür hat
Hilprecht in seinen Assyriaca S. 131 ff.
(Taf. 2. 3) ein Beispiel vorgeführt. Es han-
delt sich um eine Bronzetafel, die im Jahre
1890 aus Syrien gesendet sein soll und sich
zur Zeit im Privatbesitz in Constantinopel
befand. Die eine Seite zeigt in erhabener
Ausführung eine ägyptische (!) Scene, die
andere, ebenfalls erhaben, ein hettitisches
Gastmahl in der namentlich von Marasch-
Denkmälern bekannten Form, und daneben
eine hettitische Inschrift. Diese Inschrift und
die figürliche Darstellung derselben Seite
sind jedenfalls nach einer wohl sicher rich-
tigen Vermutung Jensens (Hittiter und Ar-
menier S, 25) hergestellt nach dem Vorbilde
eines von Ménant in den Comptes rendus
de l’acad. des inscr. et. bell. lettres 1892
S 330 veröffentlichten Stein-Reliefs. Aus
archäologischen, wie aus epigraphischen
Gründen kann kein Zweifel an der Unecht-
heit bestehen. Aber auch das Vorbild, die
Ménant-Inschrift, halte ich zweifellos für ge-
fälscht (schon Jensen a. a. O.): Beweis da-
für ist, dass die Zeichen zum teil regellos
durcheinanderstehen, dass die Trennungslinie
zwischen Zeile 2 und 3 nicht durchgeführt
ist, dass Zeile 4 in falscher Richtung verläuft,
und dass ein Zeichen in Zeile 2 auf den
Kopf (!) gestellt ist. Die Frage nach dem
Vorbild dieser Inschrift ist nicht so leicht zu
entscheiden. S. darüber Jensen a. a. O.
Diesen Falsifikaten glaube ich nun zwei
weitere anfügen zu können: Es sind zwei
kurze, bereits veröffentlichte Siegelinschriften,
gegen deren Echtheit, soweit ich sehe, bisher
noch kein Zweifel ausgesprochen ist. Im
American Journal of Archaeology 1894 (Bd.
IX) S. 360 ff. und Taf. XV hat H. Ward
einige Siegel mit hettitischen Inschriften ver-
öffentlicht, die sich jetzt im Metropolitan-
Museum in New-York befinden. Zwei davon
sind die in Rede stehenden. Tafel XV No. 2
ist ein grosser Siegelcylinder aus dunklem
Serpentin, stark beschädigt, erworben in der
Nähe von Urfa. Er ist 5,3 cm lang und hat
1,5 cm im Durchmesser. 5 Zeilen hettitischer
Zeichen ohne begleitende figürliche Darstel-
lung bedecken die Oberfläche. Die Photo-
graphie lässt zu wenig erkennen, um eine
Wiedergabe an dieser Stelle zu lohnen, sie
lässt aber genug erkennen um festzustellen,
dass 2 Zeilen — die oberste und unterste
— gegenüber den 3 anderen auf dem Kopfe
stehen! Ward selbst sagt dies in seiner Be-
schreibung nur von einer Zeile aus. Aber
auch das würde schon genügen zum Beweise
dafür, dass der Siegelcylinder schwerlich
echt sein kann. Das a Siegel, eben-
243 [No. 7.]
falls ein Cylinder, ist auf Tafel XV als No. 1
in Photographie und dann noch einmal im
Jahrgang 1899 derselben Zeitschrift S. 16 in
Zeichnung veröffentlicht. Nach ersterer
habe ich die hier beigegebene Zeichnung
KNISATNARNLAKIAISAARNE NIE
angefertigt. Der Siegelcylinder hat einen
Durchmesser von 0,9 cm bei einer
Länge von 2,1 em. Er soll zusammen mit
anderen Antiquitäten aus Haifa gebracht
worden sein. Die Darstellung, für sich be-
trachtet, würde noch keinen ausreichenden
Anhalt für einen Zweifel an der Echtheit er-
geben. DBeachtet man aber das Material
des Cylinders, dann scheint mir die Unecht-
heit zweifellos zu sein, und das so erweckte
Misstrauen lässt dann auch in der Darstel-
lung selbst deutliche Zeichen der Fälschung
erkennen. Der Cylinder ist aus einer recht-
eckigen Kupferplatte hergestellt, die rund
zusammengebogen ist, sodass sich die Ränder
eben berühren, ohne jedoch mit einander
verlötet zu sein. Diese Kupferplatte ist dann
mit Silber plattiert, offenbar, weil dem Fälscher
bekannt war, dass bereits mehrere hettitische
Siegel (nicht Siegeleylinder!) aus diesem
Metall gefunden sind Ein Siegelcylinder aus
Metall ist m. W. noch nicht begegnet. Darum
halte ich mich für berechtigt, die schwersten
Bedenken gegen die Echtheit dieses Stückes
zu äussern und sehe mich darin durch die
Darstellung selbst bestärkt: Die Figur rechts
entspricht bis auf unbedeutende Kleinigkeiten
genau einer Figur aus der Mitte des Männer-
zuges der bekannten Felsskulptur von
Boghaz-Kiöi. Hier wie dort findetsich die runde
Kopfbedeckung, das lange Gewand, derselbe
Faltenwurf, der gebogene, nach hinten über
das Gewand hinausreichende „lituus“ in der
einen Hand. Hier wie dort ist der andere
Arm vorgestreckt uud trägt eine Zeichen-
gruppe in der Hand. Dieselbe weicht zwar
auf dem Cylinder ein wenig ab, wobl aber
nur infolge eines Missverständnisses, da die
Zeichen schlecht erhalten sind. Von der
grössten Bedeutung ist ferner, dass hier wie
dort sich über dem Kopfe der Figur die ge-
flügelte Sonnenscheibe befindet! Dieselbe
Figur findet sich noch mehrmals, sowohl in
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
{Juli 1900.] 244
Boghaz-Kiöi, als in Ujük, aber nur an der
einen Stelle im Männerzuge hat sie die ge-
flügelte Scheibe über sich und eine Zeichen-
gruppe in der Hand, die der auf dem Cylin-
der gebotenen ähnelt! Danach hat also
offenbar Boghaz-Kiöi als Vorbild gedient.
Bei den beiden anderen Personen des Cylin-
ders tritt diese Beziehung nicht so deutlich
hervor. Doch ist darauf hinzuweisen, dass
die spitze Mütze mit nach vorn gekrümmter
Spitze, welche die kleine Figur links trägt,
unter allen hettitischen Denkmälern, soweit
ich mich erinnere, nur bei den Skulpturen
von Boghaz-Kiöi sich findet z. B. bei den
beiden Männern, auf deren Köpfen der Haupt-
gott steht. Ferner ist der Gegenstand, wel-
chen die mittlere Figur über der Schulter
trägt, und der nach der Photographie etwa
wie ein Spaten aussieht, nach der Beschrei-
bung von Ward, der dabei das Original vor
sich hatet, ein Stab mit einem Kreise am
oberen Ende, also eine Keule, wie sie meh-
rere Personen der Skulptur von Boghaz-Kiöi
bei gleicher Körperhaltung tragen. Ein Unter-
schied besteht nur in der Kopfbedeckung.
Die spitze Mütze jener ist hier durch eine
runde Kappe ersetzt, vermutlich um das Vor-
bild nicht zu leicht erkennbar zu machen.
Wie dem auch sei, die zuerst angeführten
Gründe scheinen mir allein schon zum Nach-
weis der Unechtheit des Siegeleylinders aus-
zureichen.
Berlin.
Originalbericht aus Aegypten.
1. Theben.
A. Karnak. Ich teilte Ihnen mit, dass der
Pylon gelitten hatte, und dass Maspero sich mit
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GZ I777
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Mitteln beschäftigt habe, seinen Einsturz zu ver-
hindern. Gegen den 28. Januar hatte sich die Lage
plötzlich verschlimmert cf. Beilage I. Die Risse AA,
245 [No. 7.] ORIENTALISTISCHE L
welche den südlichen Teil des nördlichen Mauer-
werks durchzogen, klafften weiter. Das Bruch-
stück des Architravs, welches als blinde Thür
den Oberteil des jetzigen Pylons B belastete,
begann sich langsam zu neigen und die ganze
Stein - Einfassung zwischen dem südöstlichen
Winkel und der Mitte des Thores schien sich
auf ein Mal ablösen zu wollen (C). Durch
Legrain benachrichtigt ordnete Maspero an,
vor allem den Fall des Architravs zu verhindern,
was dadurch erreicht wurde, dass man ihn durch
vier Eisenschienen stützte, die man in den
beiden Vorsprüngen (a und b) anbrachte, welche
von den beiden innern Mauern DE gebildet
sind. Darauf veranlasste Maspero den Minister
der öffentlichen Arbeiten, den Hauptarchitekten
Manescalco-Bey zur Prüfung der Sachlage
zu entsenden, während er selbst den englischen
Architekten Somers Clarke zu Rate zog, der
ihm einige Massnahmen an die Hand gab. Daraus
entstand ein vollstän-
diger Plan, der allerdings
viel Geld erforderte, Ma-
terialien, die in Theben
nicht vorhanden waren,
und geschulte Leute. Das Finanz-
bureau bewilligte auf Vorschlag Lord
Cromer’s 1400 L. E. (29600 Mark);
Maspero sandte von Cairo Eisen,
Holz, Sägen, Maurer, Zimmerer,
Schlosser und liess mit Hilfe Le-
grains im Februar und März alle
vorbereitenden Arbeiten ausführen.
Als alle Vorarbeiten im April vollendet waren,
sandte der Minister der öffentlichen Arbeiten
einen deutschen, bei den Stauarbeiten von
Assuan beschäftigten Ingenieur, Ehrlich, zur
Mitwirkung, der von Legrain die Leitung der
Arbeiten am 20. April übernahm; nachdem
Maspero das Werk vom 13.—17. Mai inspiziert
hatte, wurde es am 23. Mai beendet. Nach-
dem so die erste Befürchtung beschwichtigt
war, schien es, als ob das Übel nicht so gefähr-
lich war, als man hatte befürchten können. Es
scheint, als ob nicht der ganze Kern des Pylons
nachgeben wollte, sondern nur die Einfassung
im Süden in dem soeben beschriebenen Teile.
Die Arbeiten können nur als provisorisch
betrachtet werden, da das Herannahen der Juli-
August-UÜberschwemmung die vollständige Aus-
führung unmöglich machte. Sie umfassen (II):
1. Eine ca. 4 Meter hohe Steinumwallung,
auf der eine schiefe Mauer aus Sandsäcken
ruht, um die südöstliche Seite der Grundmauer
ITTERATUR-ZEITUNG. 246
(Juli 1900|
zu stützen. Diese Umwallung (A-A-A) umfasst
die südöstliche Ecke und, wie ersichtlich, um-
geht die nächsten Säulen, die dicke des Mittel-
ganges und die kleine benachbarte, um etwaigen
Druck auf dieselben zu vermeiden.
2. 3 Reihen von je vier über einander an-
gebrachten Querbalken (B-B-B), die gegen die
südliche Grundmauer des Pylons gestemmt sind
und die Steineinfassung festhalten. III giebt den
Aufriss der vier Etagen.
Das alles sieht nicht gerade schön aus. Wird
es auch ausreichen? Hoffentlich bis der Nil im
Oktober-November wieder fällt. Dann stellt sich
nämlich als Folge des Wasserabflusses eine
Sackung des Untergrundes der Fundamente ein,
so dass es möglich wäre, dass der Pylon sich
ein wenig senkt, und man dann nicht vorher-
sagen kann, ob die Querbalken den enormen
Druck der sich anlehnenden Steinmasse aushalten
können. Wir wollen es hoffen, keiner jedoch kann
(Garantie dafür übernehmen.
Aber es ist damit gethan, was
irgend menschenmöglich war, um
eine Katastrophe zu verhüten.
02 Die Aegyptische Regierung hat
alle Mittel bewilligt und wird es
auch weiterhin thun. Legrain,
Ehrlich, das gesamte ordentliche und ausserordent-
liche Personal desMuseums, Eingeborene, Deutsche,
Engländer, Franzosen, Italiener, niemand hat
Zeit noch Mühe gespart, um seinerseits für eine
gute Ausführung der Arbeiten zu sorgen. Sollte
trotzdem etwas passieren, so kann niemand des-
halb beschuldigt werden; ist ja das Gebäude so
uralt und so enorm, dass es fast unmöglich sein
wird, es noch für lange Jahre aufrecht zu
erhalten. Das einzige wäre, es ganz zu er-
neuern, und das will Maspero nach Kräften
zu thun versuchen.
Die Vorbereitungsarbeiten zur Festigung des
Pylons haben die Abtragung der Säulen, cf.
OLZ. III 65fl., etwas verlangsamt. Legrain
musste sich bis zum 20. April beiden Arbeiten
zugleich widmen und von da an wurden sie nur
bis zum 22. Mai festgesetzt. Sie waren sehr
schwierig, denn eine der beschädigten Säulen
(No. 26) trug ein Architrav, welches aus drei
Blöcken (37'/,, 5, 6 Tonnen schwer) bestand.
247 [No.7]
Man musste den schiefen Erdwall bis zur Höhe
des Architravs hinaufführen. Alles das wurde
glücklich im März und April beendet. Der Zu-
stand des Arbeitsfeldes ist nunmehr so: Die 5
bedrohlichen Säulen sind nur noch Stümpfe, im
Durchschnitt 6 Meter hoch. Alles übrige, näm-
lich die Kopfplatten, Kapitäle, Architrave sind
abgetragen und in einen benachbarten Raum
transportiert, wo alle Stücke genau mit Nummern
versehen den Moment erwarten, wo sie wieder
zusammengesetzt werden. Eine Vorstellung von
der aufgewendeten Arbeit dürfte aus folgenden
Angaben resultieren. Das Gewicht der ab-
getragenen Blöcke beträgt 367 Tonnen, zur
Herstellung der Dämme und der schiefen Ebenen
waren ca. 15000 Kubikmeter Erde zu bewegen.
Die ganze Campagne (165 Tage) hat ca. 24000
Mark gekostet, abgesehen von den Arbeiten am
Pylon, die sich auf fast das gleiche stellen. Es
bleiben etwa 9— 10000 Mark, um die Arbeiten
im Oktober wieder aufzunehmen. Und das wird
bis Dezember inkl. vollständig genügen. Wenn
kein neuer Zwischenfall eintritt, wird die Ab-
tragung der 5 oben erwähnten Säulen, sowie die
Entfernung der Trümmer der 11 eingestürzten,
Ende März 1901 beendet sein. Dann soll eine
Kommission von Architekten und Ingenieuren
den Saal prüfen, die leergelegte Fläche unter-
suchen und bestimmen, was zur Festigung der
Fundamente geschehen kann. Wenn die so
beschlossenen Vorsichtsmassregeln getroffen sind,
wird 1902 der Wiederaufbau der Säulen in der
gleichen Weise, wie sie auseinandergenommen
sind, beginnen.
Die Freilegung des Ptah-Tempels ist voll-
ständig fertig, die Wiederherstellung bis zur
Hälfte gediehen und wird nächstes Jahr erledigt
sein. Man musste einen Teil der Vorhalle ab-
tragen, welche der Druck der Erdmasse gesprengt
hatte, und Stein für Stein wieder aufbauen,
was viel Zeit in Anspruch nahm. Legrain hat
dabei ein kleines Archiv-Depot entdeckt, 5 Stelen,
die sich auf die Geschichte des Tempels beziehen.
Die bedeutendste derselben (Thutmosis III) hat
Maspero in den Comptes rendus der Pariser
Akademie Janvier-Février 1900 (ef. OLZ. Hl
233) veröffentlicht. Die Fortschaffung der für
die Dämme zur Abtragung der 5 Säulen ge-
brauchten Erde hat ermöglicht, den im letzten
Sommer entdeckten Osiristempel gänzlich frei-
zulegen (seine Beschreibung ist im Recueil de
Traveaux erschienen), ferner eine gleichfalls
Osiris von den Prinzessinnen der 25. Dynastie
geweihte Kapelle, sowie eine vorher unbekannte
Thür in der Mauer der Stadt im Süden des
Monumental-Eingangs im Osten, ausserdem ca.
30 Statuen, Stelen etc. Eine dieser Stelen (der
XIII. Dynastie) ist dem Gotte Honsu geweiht
und beweist so, dass der Cult dieses Gottes in
viel höheres Altertum hinautreicht, als früher
angenommen wurde.
B. Das Ramesseum. Bevor die beiden
Strebepfeiler errichtet werden konnten, musste
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juli 1900.) 248
Resultat ergab. Carter, der gut auf Maspero’s
Ideen einzugehen scheint, hat den ganzen Hof
zwischen dem Pylon und der Treppe freigelegt
und ‚dann im Norden des ersten Porticus selbst
die Uberbleibsel eines Teiles eines bisher un-
bekannten Tempels entdeckt. Er hat die Hälfte
des Gebäudes mit einer Mauer aus trockenen
Steinen umgeben, welche erlaubt, das ganze
Gebäude sauber zu erhalten Die Arbeiten sind
im Mai eingestellt worden und werden im nächsten
Jahr wieder aufgenommen. Man wird alsdann
die Ziegelbauwerke, die den Tempel im Westen
umgeben, abtragen und sie in die Mauer ein-
beziehen.
C. Déir al Bahari. Entdeckung eines
prinzlichen oder vielleicht königlichen Grabes
der XI. oder XIII. Dynastie; langer Gang,
Zimmer mit Opfergaben und einer königlichen,
in Linnen eingewickelten Statue. In dem Zimmer
ein Brunnen, den Carter fast 30 Meter tief
freigemacht hatte, ohne den Grund zu entdecken
Die Ausgrabungen sind für den Sommer ein-
gestellt; sie werden nach der Hitze wieder auf-
genommen werden. Es ist mehr als wahrschein-
lich, dass das Grab noch unberührt ist.
Die Ausbesserungen hatten guten Fortgang,
ebenso das Anbringen der Verschlüsse, welche
die Monumente vor den Felachen sichern. Die
kleinen Tempel, genannt Kasr el Schauauin und
Kasr el Aguz, die grossen und kleinen Tempel
von Medinet-Habu, einige zwanzig Gräber, unter
andern die von Pashodu und Sannozmu in Gurnet-
Murrai, sind mit T'hüren versehen worden. Mas-
pero will fortfahren, in jedem Jahr alles, was
der Mühe wert ist, mit Mauern und 'Thüren zu
verschliessen. Iın nächsten Jahre wird er mit
dem kleinen Tempel in Deir-el- Medineh be-
ginnen.
2. Memphis.
A. Bedreschén, Ein sonderbares Haus, bei
dem verschiedene Niveaudifferenzen auffallig sind
und dessen Plan bislang unverständlich ist, wurde
im Januar-Februar in der Nähe des Deiches, der
nach Bedreschen führt, am Eingang des Palmen-
wäldchens von Mitrahineh ausgegraben. Darin
fand Maspero nebeneinander eine mittelmässige
griechisch-römische Statue, eine Stele des Horus
auf den Crocodilen, mit einer phönizischen In-
schrift auf der Basis, welche von Vogué in den
Comptes rendus vom Febr. - April veröffentlicht
wurde. Die Ausgrabung hat viel Monumente,
Stelen, Glasfigürchen etc. ohne besondern Wert
zutage gefördert.
B. Sakkarah. Die Campagne endete gegen
den 2. Juni. Die Kapelle der Uuas-Pyramide
ist an der Stelle, die Barsanti von Maspero
bezeichnet worden war, gefunden worden. Sie
ist vollständig zerstört, doch ihr Plan noch zu
erkennen. Der unterirdische den Prinzessinnen
reservierte Teil wurde in den ersten Tagen des
Mai entdeckt und wird nächstes Jahr geöffnet
werden. Bis zur vollständigen Freilegung der
Pyramide und ihrer Umgebung werden noch
Erde fortgeschafft werden, was ein ungeahntes | 3—4 Monate Arbeit erforderlich sein.
249 [No. 7.)
Der zweite Schacht, cf. OLZ. UI 68, hat
endlich zu seiner Kammer gefiihrt; sie war
unberiihrt und zeigt denselben Typus wie die
des Psammetich. Die Mauern sind mit Relief-
inschriften in lebhaften Farben bedeckt, dazu
die üblichen Darstellungen von Opfergaben für
den Toten. Sie zeigen eine Vereinigung von
Texten, deren Mehrzahl den Pyramiden in
Memphis entlehnt sind, und Figuren, welche man
auf den Sarkophagen der XI. und XII. Dynastie
findet. Die Canopen standen auf dem Boden
auf beiden Seiten des Sarges. Der ungeheure,
äussere Sarkophag besteht aus fast unbehauenem
purem Kalkstein, der innere dagegen ist ein
Basaltsarkophag in menschlicher Form mit der
Inschrift auf der Brust. Das Grab gehörte
Petenisis, dem Sohne des in dem benachbarten
Grabe bestatteten Psammetich. Durch diesen
Fund ermutigt veranlasste Maspero Bar-
santi, seine Nachforschungen in derselben
Richtung fortzusetzen, und bald wurde ein
dritter Schacht und ein drittes Grab desselben
Typus aufgedeckt. Dieselben Inschriften, der-
selbe doppelte Sarg, nur ist hier das Mobiliar
reicher. Die Persönlichkeit, die Zanahibu hiess,
war königlicher Admiral; unter den Gegenständen
fand sich ein kleines hölzernes Schiffmodell, das
einzige, welches aus dieser Epoche stammt, mit
Kiel und Massverhältnissen ähnlich einer grie-
chischen Galeere. Alle Kostbarkeiten, Waffen-
modelle, Opfergaben ruhten in einem hölzernen
Schrein, dessen Wiederherstellung gelungen ist.
Die Mumie erschien als eine Asphaltmasse,
besät mit Gold. Sie hatte ausser der Maske
noch das Bild der Göttin Naut auf der Brust,
den langen Inschriftstreifen über den Beinen,
Fingerhüte, dito für die Zehen aus getriebenem
oder gepunztem Golde. Schnurenreihen aus läng-
lichen und runden Goldperlen, abwechselnd mit
solchen aus grünem Feldspaht und Lapis lazuli, ein
grosses sechsreihiges Collier aus Gold und Feld-
spaht, eine ganze Sammlung Kleinodien wunder-
barer Arbeit, Herzen, Sperber, Geier, Affen ein
von Federn überragter Zat, Widderköpfe, kleine
angelehnte Löwenvorderhälften vomm Typus aker,
kleine Isis- und Neit-Figuren, ein Palmbaum
mit Blättern und Fruclitreihen, das kleine Sokaris-
Schiff, Platten, auf der einen Seite das Collier
und der Geier in Relief, auf der anderen mit
der Nadel eingeritzt die Kapitel des T'otenbuches,
welche sich auf diese Gegenstände beziehen,
endlich ein Sperber mit Menschenkopf und eine
Seele, deren ausgespannte Flügel mit Edel-
steinen besetzt sind. Das ganze ist von minimalen
Dimensionen, aber mit bewundernswerter Feier
ausgeführt, flach ciseliert, auf kleinen Gold-
stiickchen, eine bis jetzt einzig dastehende Saınm-
lung von Kostbarkeiten aus der Säitischen
Periode. Eine im Louvre aufbewahrte, von
Chassinat publizierte Stele lehrt uns, dass
Psammetich, der im erten Schachte begrabene,
unter Darius J. lebte: Die Kleinodien seines
Sohnes Petenisis gehören also der Mitte, höch-
stens dem Ende des 5. Jahrhunderts an. Wahr-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juli 1900.) 250
—
scheinlich werden sich an dieser Ecke der
Pyramide wenigstens noch 2 oder 3 derartige
noch unberührte Schachte befinden. Daher wird
Maspero sie im nächsten Jahre in der 15--18
Meter tiefen Schicht suchen lassen.
Um den Besuchern ein wirklich instructives
und interessantes Schauspiel zu bieten, hat
Maspero die Mastaba des Ptahhotpu frei-
legen, mit Glaslaternen ausstatten und mit ei-
sernen Gittern versehen lassen, so dass sie im
nächsten Jahr den Touristen freigegeben werden
kann. Ebenso sind auch die beiden besterhaltenen
Mastabas, die letzthin Loret ausgegraben hatte,
mit Laternen und Thüren versehen, die Schächte
wieder ausgefüllt, so dass sie im nächsten vom
Publikum besucht werden können. Nach Be-
endigung der Ausgrabungen an der Unas-Py-
ramide sollten auch diese von Maspero wieder
aufgenommen werden.
C. Lischt und Zaniet el Aryan. Als
Maspero in den Jahren 1884—86 in die Toten-
kammern der beiden Lischt - Pyramiden ein-
dringen wollte, ward er durch das darin befind-
liche Wasser zurückgehalten. In diesem Jahre
war der Nilstand sehr tief; so hoffte er diesmal
das Wasser in den Pyramiden verringert zu
finden und sandte Ende Mai den Röis Khalifah
zur Besichtigung derselben. Da dieser das
Wasser unvermindert vorfand, so will Maspero
versuchen, sich eine Pumpe zu verschaffen, die
klein genug ist, in die enge Gänge gebracht zu
werden, um damit die Möglichkeit des Eindringens
zu erzwingen. In Zaniet el Aryan hatte Maspero
1883—4 die Pyramide zu öffnen versucht, hatte
jedoch damals aus Mangel an Geld davon ab-
stehen müssen. Morgan nahm diese Arbeit
wieder auf, ohne jedoch zu Resultaten zu kommen.
Im März liess Maspero Barsanti die Ver-
suche wieder beginnen, und im April entdeckte
der Reis Fayed den Eingang an der Nordseite
der Pyramide ein wenig vor der Steineinfassung:
Die Gänge und die Kammer waren leer, ohne
Dekoration, Inschriften, Sarkophag ete. Man
möchte sagen, dass alles unvollendet geblieben
war und kein Toter dort begraben wurde. Auch
die unterirdischen Gemächer der Familienan-
gehörigen wurden gesucht und gefunden, im
gleichen Zustand. Maspero wird trotzdem im
nächsten Jahre Sondierungen nach der Kapelle
im Osten vornehmen lassen.
3. Verschiedene Ausgrabungen.
A. Sael Hagar. Entdeckung dreier saiti-
scher Statuen von guter Ausführung, ohne Kopf,
ins Museun gebracht. Die Necropole hat gute
Leichenbeigaben ergeben, unter andern Herz-
scarabäen von einem neuen Typus. Die Aus-
grabungen werden durch die modernen Kirch-
höfe und Wohnungen behindert.
B. Abu-Ballon. 2 römische Statuen, eine
verstiimmelt, eine intakt, mittelmässige Arbeit.
C. Till-Bastah. Maspero hat den vaos
des Osorkon, den die Einwohner ausgepliindert
hatten, ins Museum bringen lassen.
251 [No. 7.)
D. Damanbur.
des Nectanebo.
E. El-Bersché. Ausgrabungen unter der
Leitung Ahmed-Bey Kamal’s in El-Hibeh und
Bersche. An letzterem Platze wurde ein schönes
Grab der XI.—XII. Dynastie entdeckt. Un-
geheurer Holzsarkophag, 3 Tonnen Gewicht,
Grabschiffe, Holzstatuen und das ganze Material
der Epoche.
Alle Berichte über diese Ausgrabungen
werden in den Annalen des Service des An-
tiquités erscheinen.
Die nicht offiziellen Ausgrabungen sind fast
alle beendet.
1. Deutsche Ausgrabungen: In Abusir
seit Anfang März. Interessante Resultate, Ent-
deckungen von Bruchstiicken eines Basreliefs,
sehr schöne Arbeit der V. Dynastie, Darstellungen
der Apotheose des Königs Sadu (heb-set).
Werden im nächsten Jahr fortgesetzt.
2. Französische Ausgrabungen in
Meer. Clédat, Mitglied des französisch-archä-
ologischen Instituts, hat zwei der grossen Gräber
von Meer zum Zweck einer späteren Publikation
kopiert; er wird die anderen im nächsten Jahr
kopieren.
3. Petrie-Mace in Abydos im Auftrag des
Egypt. - Exploration- Fund. Da Amelineau in
diesem Jahre verzichtet hat zu kommen, haben
sie in Om el-Gaab nachgegraben und Monumente
gefunden, welche den definitiven Beweis liefern,
dass die dort begrabenen Könige der ersten und
den tolgenden Dynastieen angehörten. Die
Gräber von drei Königen sind identifiziert und
ein neuer König mit dem Doppelnamen Mer-
Neit ist bei den Ausgrabungen ans Tageslicht
gekommen.
4. Gayet für das Musée Guimet, Paris hat
in Schaich Abadeh, Balansurah, Scheich Said ete.
einige Gräber der XI. Dynastie eröffnet, be-
sonders aber byzantinische Gräber, welche die ge-
wöhnliche Beute, Gewebe und christliche Gegen-
stände, geliefert haben. Der Wassermangel hat
nicht gestattet, am Mensalelı-See bei Damiette
Ausgrabungen zu veranstalten.
5. Grenfell and Hunt im Thale Garak im
Fajüm, sehr glücklich. Eine Krokodil-Necro-
polis hat viel demotische und griechische Papyri
ergeben.
6. Marquis de Northampton in Kom el
Ahmar, nicht fern von Scharronah. Keine Re-
sultate.
7. Reisner für die Universität Californien
in Coptos und Déir, wenig Resultate. Die
Ausgrabungen sind noch nicht abgeschlossen.
Ebenso den schönen »vaog
Zu den Totenstatuetten des Museums
zu Florenz.
Von A. Wiedemann.
In dem letzten Hefte des Bessarione (nr.
43—4 p. 1 ff. Rom 1900) hat Pellegrini in
dankenswerter Weise begonnen, ein Ver-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Juli 1900.] 252
zeichnis der Namen und Titel zu veröffent-
lichen, welche sich auf den Uschebti-Statuetten
des Florentiner Museums finden. Unter den
hierbei angeführten Persönlichkeiten sind
einige auch durch anderweitige Denkmäler
bekannt. Als Zeichen des Interesses, mit
dem ich die verdienstliche Publikation gelesen,
seien hier einige diesbezügliche, an sie sich
anschliessende Bemerkungen gegeben:
nr. 1. Der Königssohn Amen-necht wird
identisch sein mit dem Prinzen gleichen
Namens, der auf einem Denkmal in Berlin
(nr. 7769) den König Amenophis III anbetet.
Der Verfasser ist demnach im Rechte, wenn
er das Stück im Gegensatze zum Inventar
des Museums der 18., nicht der 13. Dynastie
zuschreibt.
nr. 8, 11 und 129 photographiert bei
Petrie, Italienische Serie nr. 267.
nr. 9. Der Name Necht-pa-Aten ist ge-
bildet wie der häufige Name Necht-Amen. Er
weist, besonders auch durch den Vorsatz des
Artikels pa auf die Zeit des Königs Chu-en-
äten als Datierung für die Statuette hin.
Diese trägt Totenbuch cap. 6 und gewährt
damit einen neuen Beleg für die von mir bereits
vor Jahren (Proc. Soc. Bibl. Arch. VII p. 200
ff; XVII p. 155) hervorgehobene Verwertung
des betreffenden Kapitels unter dem refor-
matorischen Könige.
nr. 16, 44 für den Titel „Schreiber des
Kredenztisches* vgl. Rec. de trav. rel. à
Egypt 18 p. 124 ff.
nr. 23 Der unägytisch klingende Eigen-
namen Märona, der, wie der Verf. hervor-
hebt, dem meist für semitisch (?) erklärten
Worte märona „Fürst“ entspricht, scheint
hier zum ersten Male vorzukommen.
nr. 31, 84 Für die Oberpriester des
Amon Bak-en-Chunsu vgl. Rec. de trav. rel.
à PEgypt. 20 p. 146. Der hier genannte ist
wohl der Zeitgenosse Amenophis III.
nr. 93-4. Ein Uschebti des Mannes,
auf dem er aber nicht nur Wächter, sondern
Vorsteher der Wächter ist, war in Rom.
Museo Kircheriano nr. 63; auch der Uschebti
zu Avignon nr. 194 gehört wohl ihm an.
nr. 124. Der dst Maä-Beamte Nefer-hetep
entspricht nr. 52 der Liste bei Maspero, Rec.
de trav. rel. a Egypt 2 p. 183.
nr. 125. Der Name des Vezirs Nefer-at
ist wohl nur verschrieben für den unter nr. 33
erscheinenden bekannten Vezir Nefer-renpt.
nr. 137. Nes-pa-her-an wird dem Inhaber
des von Naville, Totenbuch, Text S. 73 auf-
geführten Berliner Totenbuchs entsprechen.
nr. 143—4. Ein Priester des Rä-neb-Maä,
also Amenophis III, Mer-Sechet. Die Kar-
253 [No. 7.]
touche kann bei dem Könige fehlen, da dieser
hier als Gott auftritt. Ob bei dem analogen
Ra-neb-Maa der Leydener Stele V 25 (ef.
Wiedemann, Ag. Zeitschr. 1885 S. 81) an
den Gott Harmachis „Rä, der Herr der Wahr-
heit“ oder an den dem Gotte gleichgestellten
Amenophis Ill zu denken ist, vermag ich
nicht zu entscheiden.
nr. 162. Ein weiterer Uschebti des Mannes
im Museum zu St. Germain bei Paris.
nr. 163—4. Es scheint mir wahrscheinlich,
dass die auf den Namen des Toten folgenden
Worte t’et-f åi-uå nicht als Beiname zu fassen
sind, sondern als eine in den Mund des
Uschebti oder des Verstorbenen gelegte Rede
„ich komme“ entsprechend dem häufig den
Schluss der Formel des 6. Kapitels bildenden,
oder auch allein dem Namen des Toten
folgenden „ich bin bereit“ (cf. Loret, Rec.
de trav. rel. & l’Egypt. 5 p. 75) „ich bin
ein Gefolgsmann“ (Maspero, M&m. du Caire I
p. 592 f.) „ich bin dort ein Diener“ (Uschebti
in Berlin bei Schäfer, Ag. Zeitschr. 29
S. 62 f, wo bak äm nicht als Pronomen „ich“
gelten kann, vgl. Wiedemann, Die Uschebti
des Hor-art-4aa im Haag S. 4 f.)
nr. 172. Der unter Ramses II lebende
Vezir Chäi ist durch mehrere Denkmäler
bekannt (cf. Newberry, Proc. Soc. Bibl. Arch.
22 p. 62).
nr. 188. Dieselbe Titelreihe, wobei das
chenti fehlt, das Zeichen für Tempel aber
dieselbe Form zeigt, wie der Florentiner Text,
trug ein Amen-hetep, von dem sich mehrere
Uschebti in Stuttgart befinden.
nr. 195. Führte die Frau nicht den
Namen Ta-net’em, den die Tochter einer
Kemät en Amen auf einer Stele zu Gizeh
(Lieblein, Dict. des noms nr. 931, cf. p. 975)
trägt? Und entspricht nicht nr. 196 der
gleichbetitelten Tai-net’em, von der ich Ag.
Zeitschr. 1885 S. 84 ein Canopenfragment
aus Marseille veröffentlichte?
Bonn.
Bespreehungen.
Seb. Euringer, Dr. Pfarrer, Die Auffassung des
Hohenliedes bei den Abessiniern, e. histor. exeget.
Versuch. Leipzig, J. C. Hinrichs, 1900. VL 48 S.
— M. 2. Bespr. v. G. Beer.
W. Riedel hatte in seiner trefflichen
Monographie über die Auslegung des Hohenl.
i. d. jüd. Gemeinde und der griech. Kirche.
Leipzig 1898, S. 86, im Anschluss an Bruce
behauptet, dass 1) die abessinische Kirche das
HL nicht allegorisch auf Christus und die
Kirche deute und 2) seine Lektüre nur
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Juli 1900.] 254
älteren Priestern gestatte. Gegen beide
Behauptungen wendet sich Euringer mit
Erfolg. Er stellt auf Grund gewisser Les-
arten der aethiop. Uebersetzung z. B. des
ältesten Cod. B. (cod. Ms. or. qu. 172
Berlin [XIV od.] XV saec.) u. b (Ms. or. qu.
oct. 220 Berl. XV saec.) 1,6. 2,7 u. a. Stellen
die von Riedel geleugnete allegorische Deutung
fest. Der Aethiope sei hier wahrscheinlich
beeinflusst durch Cyrill’s von Alexandrien
grésstenteils verlorenen Kommentar z. HL.,
der selbst auf Origenes’ u. Hippolyt’s
Werken fusse. S. 31. Glossen des Berl.
Cod. Ms. or. 397 (XVII saec.) bestätigen
die Gleichung Salomo-Christus, Braut-Kirche.
Cod. Berol. Peterm. II Nachtr. 48 (XVII
saec.) u. Cod. aeth. Mus. Brit. 24992 Plut.
(XVII saec.) fügen z. B. nach 2,7 u. 3,5
Loblieder „auf die allerseligste Jungfrau
Maria“ ein, S. 35. Bezieht doch schon der
Titel, den das von Wright beschriebene
Ms. 319 (Brit. Mus. XVII saec.) bietet, das
ganze Lied auf Christus, die Kirche und
die heilige Jungfrau. Damit hat Euringer
in der Tat mit Hilfe des aeth. Hss. Materials
bewiesen, dass die Abessinier von XV. bis
XVIII. saec. das HL allegorisch deuteten.
Wann diese Auffassung bei den Abessiniern
sich einbürgerte, ob sie von Anfang herrschte,
oder vielleicht erst durch die seit 1555 in
Abessinien beginnende Jesuitenmission (cf.
Hauck’s Realencycl. für prot. Theol. und
Kirche I 3 S. 85) siegte — auf die besonders
die Deutung auf Maria zuriickgefiihrt werden
könnte — ist damit noch nicht festgestellt.
Dass auch die modernen, von Kath. Mission
beeinflussten aeth. Kreise das HL allegorisch .
deuten, bestätigt das Zeugnis eines modernen
Abessiniers, des einstmaligen Sekretärs des
Kardinals Massaja während seiner Missions-
thätigkeit in Abessinien, das durch Herrn
J.M. Lagrange, Rektor der internat. exeget.
Schule zu Jerusalem sub 15. Juli 1899
brieflich Euringer zur Verfügung gestellt ist.
Durch dieses Zeugnis wird zugleich die
zweite Behauptung Riedel’s widerlegt, dass
das HL nur älteren (Kath.) Priestern Abes-
siniens zur Lektüre gestattet se. Warum
diese immerhin interessanten Untersuchungen
Euringer’s in einer selbständigen Schrift und
nicht in einer Zeitschrift publiziert sind, ist
mir nicht sehr einleuchtend. Zu grösserem
Dank wird Eur., der über gediegene Sprach-
kenntnisse und philolog. Geschick verfügt,
Alttestamentler und Semitisten verpflichten,
wenn er seine im Vorwort angekündigte
kritische aeth. Textausgabe des HL veröffent-
licht. Mit dem fast rührenden Ton erster-
255 [No. 7.]
bender Dankseligkeit, den er S. V/VI gegen
die Férderer seiner patristischen und aethiop.
Studien anschlägt, möge er uns dann aber
zum zweiten Male verschonen.
Halle a. S.
8. Kautzsch, die Apo hen und Pseudepigraphen
des alten Testaments. Freiberg i. B. J. C. B. Mohr
(Paul Liebeck) 1899. Bespr. v. Ed. König.
Das günstige Urteil, das wir nach dem
Erscheinen der ersten Hefte dieser Publika
tion in der OLZ 1899, col. 280 aussprechen
konnten, darf nun auf die ganze Veröffent-
lichung ausgedehnt werden. Denn ein solches
Urteil wird schon durch ihre Reichhaltigkeit
begründet, die ja für den Wert eines Werkes
keineswegs gleichgiltig ist. Der von Kautzsch
und seinen Mitarbeitern gebotene Doppelband
stellt aber wirklich eine kleine Bibliothek
dar, wenn sie auch nicht aus vierundneunzig
Büchern besteht, wie Esra sie nach Apok.
Esra 14,, niedergeschrieben haben soll. Der
Doppelband enthält ja nicht etwa Fragmente,
sondern den ganzen Umfang von folgenden
Schriften: zuerst die vierzehn Schriftstücke,
die von den Protestanten als die Apokryphen
des Alten Testamentes bezeichnet zu werden
pflegen, ferner den Aristeasbrief (bearbeitet
von Wendland), das Buch der Jubiläen (Litt-
mann), das Martyrium Jesajä (Beer), die
Psalmen Salomos (Kittel), das sogenannte
vierte Buch der Makkabäer (Deissmann), das
Buch Henoch (Beer), die Himmelfahrt Moses
(Clemen), das vierte Buch oder die Apoka-
lypse Esras (Gunkel), die Testamente der
zwölf Patriarchen (Schnapp), das hebräische
Testament Naphtalis (Kautzch), die Baruch-
apokalypse und zwar nach dem syrischen
und nach dem griechischen, resp. slawischen
Texte (Ryssel), die Apokalypse Moses (Fuchs),
und nur von den sibyllinischen Büchern sind
blos die wichtigsten Teile (Buch 3—5) ge-
geben, und zwar von Professor Blass.
Mit dieser Reichhaltigkeit des Inhalts
geht die Vortrefflichkeit seiner Darbietung
Hand in Hand. Denn zunächst in textkriti-
scher Hinsicht sind bei allen Büchern nicht
nur die besten Texte zu Grunde gelegt,
sondern es ist auch eine Beurteilung der
wichtigsten Varianten gegeben. Sodann für
die Litterargeschichte der erwähnten Werke
gewähren die Spezialeinleitungen zu jedem
einzelnen Buch ein überaus reiches Material,
und die ebenso lichtvolle wie umfassende
Gesamteinleitung des Herausgebers bringt
das apokryphische und pseudepigraphische
Schrifttum in Zusammenhang mit den Be-
wegungen der Geistesgeschichte, die sich in
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juli 1900.] 256
diesen Litteraturdenkmälern wiederspiegeln.
Endlich die Übersetzungen selbst und die
zu ihnen hinzugefügten exegetischen Erläu-
terungen, die bei manchen Büchern fast zu
einem fortlaufenden Kommentar angewachsen
sind, geben immer treffliches quellenmissiges
Material und enthalten in den meisten Fällen
gediegene Entscheidungen über die strittigen
Punkte.
Dieses so dargebotene Hilfsmittel, das
einen so leuchtenden Pfad zum Verständnis
der in ihm behandelten wichtigen Litteratur
bahnt, wird sicherlich indirekt manchen zur
Benützung der Originaltexte dieser Litteratur
hinführen. Denn ersetzt werden sie natürlich
nicht durch Übersetzungen. Diese können
nicht die ganze, aus soviel Faktoren sich
zusammensetzende Eigenart des Originals
ausprägen, wenn auch nicht die Übertragung
absichtlich freier gestaltet ist, wie bei der
übrigens ganz ausgezeichneten Bearbeitung
des vierten Esrabuches durch Gunkel, welche
vollständig die Separatausgabe verdiente, die
von ihr soeben in demselben Verlage er-
schienen ist und allerdings die philologische
Begründung einer Anzahl von Übersetzungen
entbehrt, aber laut pag. XXXII Abweichungen
von dem bei Kautzsch abgedruckten Texte
in 34 11 28 Ösı Tsz 52 5462 818 ssf. enthält
Allerdings in einem besonders wichtigen
Falle hat der Ubersetzer des Buches Henoch
(Beer) durch Transkription das Original er-
setzt. Er hat in einer Anmerkung zu 46,
die Ausdrucksweisen vorgeführt, die bei der
Erwähnung des Menschensohnes im Buche
Henoch vorkommen. ‚Da kann also auch
der Nichtkenner des Athiopischen sehen, in
welchen Stellen „jener Menschensohn“ und
„dieser Menschensohn“ steht. Damit ist die
Unsicherheit beseitigt, die noch bei Hühn,
Die messianischen Weissagungen (1899),
S. 88f. bestand. Aber z. B. kann aus der
Ubersetzung „zehntausendmal Zehntausende“
(40, 60, 71,) nicht erkannt werden, dass im
Athiopischen „Myriaden von Myriaden“ er-
wähnt sind und daher eine Steigerung von
Dan. 7,) vorliegt. Die neue Ausgabe des
äthiopischen Henochbuches, die von Biblio-
thekar Dr. Flemming in Bonn vorbereitet
ist, wird nach dessen giitiger Mitteilung in
40, anstatt des Dillmann’schen ’a’läfa ’a’lafat
zwar alifa ’aläf, also an zweiter Stelle
eine andere Pluralform, aber doch eben
zweimal den Plural bieten. — Schliesslich
sei es gestattet, betreffs der jetzt in lebhaftem
Flusse befindlichen Diskussion über die Ent-
stehungszeit des Buches der Jubiläen an eine
Bemerkung von Abr. Geiger (Urschrift und
267 [No. 7.}
Ubersetzungen etc., S. 480) zu erinnern, die
ich auch in Bohn’s Abhandlung über „Die
Bedeutung des Buches der Jubiläen“ (Theol.
Stud. und Krit. 1900, S. 167-184) nicht
erwähnt finde. Geiger schreibt dort: „Jene
eigentümlichen Schriften, wie das neulich
[kurz vor 1857] bekannt gewordene Buch
der ‚Jubiläen, welche so entschieden von der
rezipierten Tradition abweichen und die man
bald dem Samaritanismus, bald einem erdich-
teten Leontopolitanismus zuweisen wollte,
zeigen sich als Repräsentanten älterer, dann
dahin geschwundener Richtungen“.
Bonn.
Wilhelm Bacher, Die älteste Terminologie der
jiidischenSchriftauslegung (Ein Wörterbuch der bibel-
exegetischen Kunstsprache der Tannaiten). Leipzig.
J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung 1899. VIII + 207
S. 8,50, bespr. v. A. Marx.
In der Zeit der Tannaiten, d. h. der
Gesetzlehrer, die vor Abschluss der Mischnah
durch R. Jehudah I (136—217) lebten, waren
in den verschiedenen Schulen mehrere Ge-
setzessammlungen entstanden, die mündlich
tradiert wurden. Sie alle wurden durch die
Mischnah R. Jehudahs verdrängt, welche in-
folge des Ansehens und der Autorität ihres
Verfassers und ihrer Vorzüge vor den
älteren Werken, von denen sie übrigens
grosse Stücke aufnahm, allgemeine Anerken-
nung fand. Daher ist von den älteren Misch-
nahs ausser jenen Bruchstücken und einigen
in den Talmuden zitierten Baraithas nichts
erhalten. An die Mischnah schliesst sich
die jüngere Tosefta an, welche aus älteren
Quellen Erweiterungen und Ergänzungen zu
ersterer enthält und gleichfalls noch der
tannaitischen Litteraturangehért. Beide Werke
tragen die Gesetze kurz vor, ohne sie, von
einigen Ausnahmen abgesehen, aus einer
Bibelstelle abzuleiten. Dadurch unterscheiden
sie sich von den aus derselben Periode
stammenden Midraschim, die man gewöhn-
lich als halachische bezeichnet. Letztere
tragen die Gesetze im Anschluss an den
Pentateuch vor und bieten eine Auslegung
desselben, enthalten daher auch viel Aga-
disches. Zur Genesis, die gar keine Gesetze
enthält, giebt es keinen tannaitischenMidrasch.
Obgleich sich die Mischnah aus Midrasch-
sammlungen entwickelt hat, ist sie doch älter
als die uns erhaltenen Midraschim, deren
Redaktion etwas später erfolgte. Voll-
ständig erhalten sind uns nur Mechilta zu
Exodus, Sifra zu Leviticus und Sifre zu
Numeri und Deuteronomium. Im Jalkut,
einer Art Catene zur Bibel aus der ersten
Hälfte des 13. Jahrhunderts, sind Fragmente
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Juli 1900.) 258
von Sifre zutta!), einem zweiten Midrasch zu
Numeri erhalten.
Dr. Hoffmann hat in seinen auf diesem
Gebiete bahnbrechenden Untersuchungen:
„Zur Einleitung in die halachischen Midra-
schim“ nachgewiesen, dass wir in diesen
Midraschim Erzeugnisse zweier Schulen vor
uns haben, welche in der Art ihrer Aus-
legung der Bibel und der dabei angewandten
Terminologie stark von einander abweichen,
abgesehen davon, dass einige Gesetzlehrer
nur in den Midraschim einer Schule auf-
treten. Die beiden Schulen sind die R. Is-
mael’s und R. Akiba’s; ersterer gehören
Mechilta und Sifre zu Numeri, letzterer
Sifra, Sifre zu Deuteronomium und Sifre
zutta an. H. hat ferner nachgewiesen, dass
sich in der talmudischen Litteratur und zum
Teil auch in späteren Werken Spuren des
halachischen Midrasch der Schule R. Is-
mael’s zu Leviticus und Deuteronomium und
der R. Akiba’s zu Exodus finden. Bald
darauf entdeckte J. Lewy?) Fragmente des
letzteren in dem aus Yemen stammenden,
erst 1878 nach Europa gebrachten, Midrasch
ha-Gadol; ferner machte er wahrscheinlich,
dass auch die „Baraita vom Bau der Stiftshiitte 3)
ursprünglich zum Akiba’schen Midrasch zu
Exodus gehörte; und darauf wies Hoffmann‘)
ı) Im folgenden Sz. Einige Blätter einer Hs. des
Sz. entdeckte Prof. Schechter unter den Cairoer
Genizah-Fragmenten der Bodlejana und publizierte
sie JQR. VI 667ff. Nach Jalkut, Midrasch-ha-Gadol
etc. begann Königsberger die Fragmente zu sammeln.
Heft I Frankfurt 1894. B. hat leider diese wie die
in den beiden folgenden Anmerkungen erwähnten
Texte nicht berücksichtigt.
2) „Ein Wort über die Mechilta des R. Simon“.
Beilage zum Jahresbericht des jüdisch-theol. Seminars
zu Breslau 1889 im folgenden MII.
3) Nach Freimann, Vehishir I S. 163 Anm. und
Brüll, Jahrbücher f. jüd. Geschichte und Litteratur
V 134 (u. Centralanzeiger S. 31) gehörte diese Baraita
ursprünglich zu M. Lewy’s Ansicht halte ich für
die wahrscheinlichste. Von den beiden Bedenken
Lewy’s ist das zweite hinfällig, da Ms. München und
Ms. Epstein yur ’ lesen. Über das erste vergl.
weiter. Nach Grünhut Sefer Ha-Likkutim II ="
Anm, 3 richtet sich die Bar. dort nach R. Akiba
gegen R. Ismael, was die Zugehörigkeit zur Schule
des ersteren bestätigt. Eine brauchbare Ausgabe
existiert nicht, die meist benutzte Offenbacher leidet
an willkürlichen Textumstellungen, auf die nicht
aufmerksam gemacht wird. Flesch hat Ms. München
abgedruckt und übersetzt. Am besten zu benutzen
ist für c. 1—12 Freimann’s Vehishir p. 163—96, der
in seinem Commentar auch ed., J. u. Ms Paris
heranzieht. Ms. Epstein (Coronel, Commentarios
quinque p. VI) habe ich kollationiert. Die Texte
weichen sehr von einander ab.
4) S. den Titel Bacher S. 32 A. 6 und S. 52
A. 3. Bei den aus der zweiten Publikation ent-
nommenen Stellen füge ich ein Sternchen hinzu.
Ich bezeichne diese Mechilta mit Md.
259 [No. 7]
nach, dass dieses Sammelwerk zu Deuterono-
mium etnen Midrasch R. Ismael’s benutzt habe,
und gab Ausziige daraus. In den Kreis der tan-
naitischen Litteratur gehören ausser zahllosen
in beiden Talmuden zerstreuten Baraitas, die
den eben besprochenen ähnlichen Samm-
lungen entnommen sind, der Baraita R. Is-
mael’s über die 13 Deutungsregeln und nach
Bacher auch der R. Elieser’s von den
32 Deutungsregeln, schliesslich noch das
Seder Olam, welches die biblische Chrono-
logie feststellen will, und Megillat Taanit,
eine Sammlung von freudigen Gedenktagen.
Letztere ist aramäisch geschrieben, während
alle anderen erwähnten Werke in reinem
Neuhebräisch abgefasst sind.
In dieser ganzen Litteratur finden wir
eine fest ausgebildete Terminologie der Bibel-
exegese, die zweifellos älter ist, als die
Redaktion des Inhalts dieser Midraschim.
Diese Terminologie ist daher von besonderer
Bedeutung, weil sie einerseits den ältesten
Zeiten des Neuhebräischen angehört, anderer-
seits einen Einblick in die älteste Schrift-
auslegung gestattet. Wir sind daher Herrn
Prof. Bacher zu grösstem Danke verpflichtet,
dass er sich als erster die schwierige Auf-
gabe gestellt hat, sie lexikalisch zu sammeln
und kritisch zu bearbeiten. Da diese Ter-
minologie in den neuhebräischen Lexicis
sehr stiefmütterlich behandelt ist, verdanken
wir nunmehr Verf. eine notwendige Ergän-
zung zu ihnen; gleichzeitig ist sein Buch
aber auch der wichtigste Beitrag zu einem
künftigen Wörterbuche der tannaitischen
Litteratur. Wie nötig und nützlich ein
solches wäre, braucht nicht erst gesagt zu
werden. Freilich müsste eine Neuedition
sämtlicher Texte vorausgehen. Selbst die
wichtigsten Codices der Mischnah - ausser
dem Cambridger — sind noch nicht publi-
ciert. Zuckermandel’s Tosefta-Edition, welche
auf den beiden Mss. derselben und den
früheren Ausgaben beruht, genügt auch nicht
den Anforderungen, die man an eine kritische
Ausgabe stellen darf. Vom Seder Olam
haben wir, trotz der neueren Editionen, immer
noch keinen zuverlässigen Text!). Bei den
Midraschim sind Handschriften bisher über-
haupt noch nicht benutzt?). Dieser Zustand
1) Ref. arbeitet seit längerer Zeit an einer kriti-
schen Ausgabe dieses Textes, welche demnächst er-
scheinen soll.
2) Von Sifra schreibt Hoffmann, Einleitung
in d. halachischen Midraschim S. 34 Anm. 1: „Fast
könnte man sagen, dass der Text überhaupt noch
gar nicht festgestellt sei!“ Ueber Mechilta und
Sifre vgl. die Ausführungen von Blau, Festschrift
für Steinschneider 8. 21 ff.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
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(Juli 1900.] 260
der Texte bewirkt auch bei einzelnen Ter-
minis Unsicherheit der Lesart, wie wir weiter
sehen werden, und ist auch für B.’s Arbeit
zu bedauern. Dass bei einer so schwierigen
lexikalischen Sammlung absolute Vollständig-
keit in allen Einzelheiten nicht zu erreichen
ist und immer Raum für Ergänzungen und
Nachträge bleibt, ist selbstverständlich. Ref.
will im folgenden einige Beiträge für eine
zweite Auflage liefern, die hoffentlich sich
bald als notwendig erweisen wird.).
s. v. DN. Ob 28 732 oder 28 p33 zu lesen,
ist in sehr vielen Fällen zweifelhaft. Beide
Ausdrücke hätten zusammen behandelt wer-
den sollen. Es liest Sn. zu 15,, (29b,,s)
732 Jalkut und Lekach Tob 172; Sn zu 5,
(2a,;,) und 35,30 (62b,,) M32 L.T.733; S. 24d,
22, Bar. Pes 59a = Hor. 13a = Zeb. 90a
n32; S zu 7,7 (36a,,) 732 J. und L. T. P2;
S 8Sib,» psa Bar. Joma 55a Men. 27b
7:2; S 82a,,5 pD, Bar. Men. 93b 733; S
83by5 722 J. m3; S 101d, 732 Bar. R. H.
32a mI; Bar R. H. 34a mD, J. § 646
p2 ete. Für 28 732 vgl. noch Sn 2a unt.,
Sd 75b, (Bar. Men 34a). Man wird daher
kaum sagen können, dass 38 733 selten vor-
komme.
s. v. WWE. In der Bar. vom Bau der
Stiftshütte c. 12 wird nach.... 219 WDR N
.... 7017 Wh Wi die Lösung nach ed., Ms.
München (ed. Flesch) und J mit %92 NN
eingeleitet, doch liest Ms. Epstein Any VEN.
s. v. 28 732 Md. zu 23,, liest AMX SN
ax 22 m. — S. 10 Anm. 3 vgl. man die
citierte Stelle in der Ausgabe von J. Lewy’)
S. 29 (m) f. und den Kommentar das.
s. v. Wr. Der angeführte Ausdruck
findet sich auch Sd Illa, und 122b,,
(= 113a,,). .
s.v. mwa der Ausdruck WPD MEI
wy pmo findet sich auch Bar. vom Bau der
Stiftshütte c. 11 in allen bekannten Textes-
zeugen. Gleichwohl schiene es mir gewagt,
auf dieses eine Wort hin, das durch einen
alten Fehler in den Text gekommen sein
kann, die Bar. der Schule R. Akiba’s abzu-
sprechen Sd. 120a,,, wo wir die Formel
gleichfalls lesen, fehlt mw im Midrasch ha-
Gadol?). S Yla,, findet sie sich in einem
Stück, das R. Ismael’s Schule angehört.
1) Ich benutze im folgenden die von B S VIII
angeführten Abkürzungen. Da jeder, der sich mit
diesen Studien beschäftigt, die dort aufgezählten
Ausgaben besitzen muss, begntige ich mich der Kürze
halber mit Anführung der Seiten- und Rethenzahl.
*) Jahresbericht des jüd.-theol, Seminars zu Bres-
lau 189.
*) Königsberger, Quellen der Halacha I 82f.
261 (No. 7.)
Md. zu 25, heisst es w'm PAX WPT mem.
Die Beispiele S.15A. 2 lassensich vermehren.
27 Sd. 75a,, steht... 1370 539 NEON
unmittelbar hinter dem Akiba’schen 73 N
75 vgl. aber Bar. Men. 34a, wo ersteres
fehlt. Erwähnt sei Sn 26a,, WI MN NPY “7
DAIN Y 1D WT NN WW 72712. — Der
Plural findet sich auch in 03023 DIT Sd
95a,, und PN Now www OMIA a ANN m
Md. zu 20,00.
s. v. 937 vgl. Sn 11b,, und 16a, xan
351 99D):
8. v. PT vgl. S 360, ANN PI ITN ON;
Bar. Men. 82a 3N p WIN NDPy I am S 8b
unt. und 19d,, steht NN pP“ statt des gewöhn-
lichen A 12". (Vielleicht falsche Auflösungen
von N’7?). Sd 113b unt. (vgl. 127a unt.)
Le pra xox mr prs p> poy PN Nm.
gl. die entsprechende Formel s. v. NW”.
Mdzu22,, TIWN PAF m OX) DAN NIT PT ON.
Zu pun yo 827 m vgl. S. 6 Note 27 und
S. 7 Note 29 von Hoffmann’s Uebersetzung
zu Mischnah Seder Nesikin. — Der Satz
pA yo Pwry PN ist nicht unbestritten. Nach
Friedmann S. 11 Anm. 12 seiner kritischen
Ausgabe des Traktats Makkoth') und Zeit-
schrift "pina I S. 334ff. gehört er der Schule
R. Ismaels an. Zu erwähnen ist auch Px
pan jo pan.
s. v. paps. Aehnlich sagt R. Simon b.
Jochai Md 20,, Sam Sy man Fenn mn
Yay Prpw — S. 24 Anm. 2, vgl. noch Md.
zu *13,,, und *15,;.
s. v. vgl. die ähnlichen Sätze Sn 3a,,
und 16a 9. In... 709 nnnw “om, das
auch S 113a,, cg, steht, liest J., ausser an
letzterer Stelle, 5 und stets 7775 und
oan 525. |
s. v. W. S 43c ob wird mit J. wanns
zu lesen sein. Vgl. Sn 2a, “YNO 73 w DI pr 5D
wands pry.
s. v. 137 Ref. hat gegen B.’s Aufstellung,
dass .. w(DININ)WI ein Ausdruck der Schule
R. Ismael’s sei, W270 der R. Akiba’s angehöre,
ernste Bedenken. Es seien zunächst Nach-
träge zu B.’s Sammlung der Stellen, an denen
beide Ausdrücke vorkommen, gegeben. ?)
1) Leider war mir diese treffliche Arbeit OLZ.
135f. noch unbekannt. (Es ist dort S. 11 Z. 14
ND in YH zu ändern.)
2) Hier wie bei andern Punkten scheint B.
keine Vollständigkeit der Stellen im Auge gehabt
zu haben; zur Prüfung seiner Aufstellung schien
mir jedoch die Vervollständigung des Materials not-
wendig zu sein, da nur daraus ein richtiges Ver-
hältnis der Zahlen zu gewinnen war. Die Nachträge
ergaben sich bei rascher Durchsicht, so dass gewiss
auch bei ihnen noch manche Nachlese möglich sein
dürfte.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Juli 1900.) 262
In M. steht ausser den bei B. aufgeführten
Stellen: agadisch 31MIN Vid 26a,,, by,
Mag, 34819, TODis,1¢:24028) T2823 TID Ahgo,
11b,,, 16a,, 19b», 20a,9, 28a,, 39a,5, 46bi,,
54b,, 62a, 638,7, 692,5, 7Ob,, 71b7,283, LOOb,,,
104b,, halach. DNDN Wid 84a, 94a,,, VID Taig,
18a,,, 59b,, 75b,,, 76a,,,6, 782,,, 79b,, 802,,
B2bis;19, 8382,8, by, B4a9.39, 84b,,, 86a,,,
88a;,, 96b,1;, — "nn laz, 24a,,, 31b,,, 44b,2,
4687,19, big, 48812, 49829 @ maly 932,1, 59a4.,
22597, Obas, 63b;, 6445 mang, unten boggy,
65a,, bys18:23,267 66249, 71b7,a. Also 90 mal
(an2n)Tın und 36 mal "nn. — In Sn steht
aınzrn Tm agadisch auch 6ajo, 18bæ, 32a,,
90 13b unt. 17by7, 35a12,14, 49a40,15, b unten
59a3, beso halachisch Dan WI Dazn, Garo
(ohne w), 29b,,, 302121713031, 33bgı 23, 37 b22,
56b,,, lai TM 3a unt. 4b ob., 8aj,5,5530,
29a3,, b22, 30a1, 43a2, 44819,21,22, deo, 53b;;,
daa, bis, 62b,2, mn 1b;o, & 30)
232,3, 24a32, basenon, 25810, 26b18,17719359
27b,, 28a,,, b unt. 33b,,, 49b, halachisch
auch 39a unt. also 86 mal 30 und 32 mal
"290. — Bei Sd. füge hinzu S.32 Anm. 3; 69b;,,
T8bigs, (9ag,, 84b,, 86a,0 resp. 69b,,, 78a,
89b,. — Zu Anm. 4: 90a, zu Anm. 5 109b,,
111b,, 123a12. -- In Md. findet sich "un
auch ag. zu a Wee hal. zu 14 09,97, tD
*17,., *24,,, 25,6 vgl. noch sv. Oyo, wo Md
zu 23,,, hinzuzufügen ist. “ada ag. zu *3,93,96,
hal. 16,715" 18» *18,,, 22,9, *24,,, 25551159
"26,1, — In M II findet sich 30 S. 10 und 17
Anm. 2. 099 S. 12 Anm. 8, 19 Anm. 2,21
Anm. 2 etc. — Sz. hat 9 ed. Königsberger
S. 2b... 3a,, 12b;, 15bg, 16a2, 18b,,, 20b,,
22be; ed. Schechter !) ZU 35,12 u. 16 (mehrmals);
Jalkut zu 6,27, 12,,,1012, 18,7330 „1 395320
(2 mal), 23, 27, 28 (2 mal), 34. 1070 ed. Königsberger
1b,33, 2b,10, 3a unt., bs, 4a unt., b,, 16a,;
ed. Schechter zu 31,24, Jalkut zu 7a, 15,94,
31,4. InS.findetsichan3 Stellen TIN 86a); una
14, 93a, in einem der Schule R. Ismaels an-
gehörigen Stücke. (Hoffmann |. c. S. 29)
zu 27,01, (114b,,) lesen J. und L. T. non. Zu
26, (1lla,_7) hat L. T. das in unserem
Texte 2 mal sich findende . . . DDwnw TID nur
einmal und liest 1290, J. liest einmal "mn,
das zweite Mal 32. Das Stück mit B.
(S. 31 A. 2) dem Midrasch R, Ismaels zuzu-
weisen, liegt also keine Veranlassung vor.
(Ich möchte noch auf S. 110a, aufmerksam
machen, wo Bar Ketubot 43a 2 liest.) Wenn
1) Schechter’s Publikation ist B. entgangen,
als er JQR. VIII 332 bei Besprechung von Königs-
bergers Ausgabe bezweifelte, dass “57 sich ur-
sprünglich in Sz finde. Dass Sz des Schule R. Akiba’s
angehört, kann nach Hoffmanns Untersuchung,
Zur Einleitung S. 56ff. nicht bezweifelt werden.
263 (No. 7.)
wir diesen Thatbestand betrachten, finden wir,
dass ausser S. kein tannaitischer Midrasch
— die Bar. vom Bau der Stiftshiitte kommt
bei ihrer Kürze nicht in Betracht — aus-
schliesslich einen von beiden Ausdrücken hat.
Tm überwiegt in M. Sn. aber auch Sz. 290
in Sd., Md. und M. II, aber in allen Texten
ist der seltenere Ausdruck doch so häufig,
dass von Einheitlichkeit keine Rede sein
kann. Da nun erwiesen ist, dass Sz. der
Schule R. Akibas, Teile von Sd und Md. der
R. Ismaels zuzuweisen sind, wird man nicht
annehmen können, dass diese Ausdrücke je
einer der Schulen eigentümlich sind. Dass
sich in S Im nicht findet, ist eine Be-
sonderheit dieses Midrasch. -- 375 findet
sich Sz. zu 15,59 (J. § 750)
Königsberg i. Pr.
(Schluss folgt).
Hans Stumme, Handbuch des Schilhischen von
Tazerwalt (Grammatik, Lesestücke, Gespräche,
Glossar), Leipzig, Hinrichs, 1899. 8°, 250 8.—12,80 Mk.
Besprochen von W. Max Müller.
Wir haben längst erwartet, dass Stumme
seinen Textpublikationen zum Schilhischen
auch eine grammatische Skizze dieses liby-
schen Dialektes folgen lassen würde. Das
endlich erschienene Buch, die Frucht lang-
jähriger Arbeit, ist mehr geworden, ein wahr-
haft monumentales Werk, wohl die ausführ-
lichste und genauste unter allen libyschen
Grammatiken, doppelt verdienstvoll, weil sie
einen bisher besonders ungenügend bekannten
Dialekt behandelt. Die methodische An-
ordnung, die streng wissenschaftliche Aus-
drucksweise, die genaue Umschrift, verdienen
das höchste Lob. Die französischen „Ber-
berologen“ haben sich in allen diesen Dingen
bis auf die neuste Zeit allzuviel an die ersten
grammatischen Bearbeitungen des Kabylischen
gehalten. Anders als aus einer verhängnis-
vollen Pietät kann man es sich nicht erklären,
warum selbst ein so tüchtiger und vielseitiger
Gelehrter wie R. Basset nicht über die un-
vollkommene Umschreibung des wackeren
Pioniers Hanoteau hinauszugehen gewagt
hat.!) Stumme ist namentlich darin als Re-
formator aufgetreten. Schade nur, dass er
ñ für nasales n (ñ) schreibt; die Afrikanistik
ist so an ü mit der spanischen (palatalen)
1) Oder um ein Beispiel für unpraktische oder
irrige Terminologie zu geben: in der S. 56 be-
sprochenen Frage der relativen Verbalform folgt
Basset ($ 31) noch ganz Hanotean und Belkassem
Ben Sedira hat trotz seiner besseren Einsicht nicht
den Mut, den althergebrachten Namen „Partizip“
aufzugeben. ;
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Juli 1900.) 264
Aussprache gewöhnt, dass Willkür verwirrend
wirken muss. War die Einführung eines
neuen Zeichens (Z) für z nötig? Arabisten,
welche z nach Analogie der Schulstubenaus-
sprache von J verhunzen, werden sich doch
kaum des Verbrechens schuldig machen, eine
libysche Grammatik zu lesen. Ebenso bei Z.
Die fast beängstigende Genauigkeit der Um-
schriften Stumme’s ist bekannt, augenblicklich
bin ich nicht in der Lage, sie nachzuprüfen,
(dialektische?) Abweichungen von anderen Ge-
währsmännern, die Aussprache der ungeheuer-
lichen Konsonantenhäufungen etc. zu unter-
suchen.!) Manches kann man aber auch
durch Buchstudium bestätigen, z. B. Stumme’s
neue Bezeichnung des Suffixes „dein“ mit
ki (8 124) stimmt zu der Form ts, Š in
anderen Dialekten, welche aus der Aussprache
am Vordergaumen hervorgegangen sein
muss.?2) — Das Buch ist sehr konzis und
drängt eine Menge Material zusammen, wie
keine frühere Arbeit. Vgl. z. B. die ganz
neue, feine Beobachtungen enthaltende Par-
tikelliste § 222. Schade, dass für die Litte-
ratur der Besitz von Bassets Grammatik
vorausgesetzt wird! Allzu gelehrt sind
manche Analogien, z. B. die aus den Bantu-
sprachen. Die $ 108 erwähnte soll doch wohl
nicht als Wink auf Urverwandtes aufzufassen
sein.) 196, III hätten kuschitische Analogien
(im Bilin-d, Bedauye-t etc.) weit näher gelegen,
vor allem aber das altägyptische m-.4) Zum
pleonastischen Possessivsuffix (wie „dem Hans
sein Buch“) § 94 wäre noch das Aethiopische
(Prätorius § 133) heranzuziehen gewesen.
$ 28 hätte ich die wichtigen Bedauyeformen
(zu denen die dialektischen Abweichungen
bei Almkvist heranzuziehen wären) wirklich
angeführt; das liebe Publikum schlägt solche
verweisungen zu selten nach. —- Von der
Fülle des Neuen kann ich keine genügende
Vorstellung geben. Z. B. der Plural wid
1) Stumme gehört das Verdienst, entdeckt zu
haben, wie leicht jedermann Schilh studieren kann,
ohne nach Marokko zu reisen. Sogar in Amerika
kommt jeden Winter einmal eine Truppe „arabischer“
Akrobaten durch alle grösseren Städte und der Mann.
dem Stumme die meisten Texte verdankt, soll 1898
in Philadelphia gewesen sein. Indessen zu solchen
Studien an der Quelle gehört mehr Zeit, als ich
gewöhnlich besitze.
?) Beachte noch z. B. § 108 A. 3, wo Ben Sedira’s
ara gegenüber Hanoteau-Basset’s aga bestätigt wird.
3) Cebrigens geht ile durch viele Bantusprachen
hindurch.
*) Die Verweisung auf das (nicht so weit erstarrte)
koptische wen-ta sollte auf Steindorff 341 — oder
besser auf dessen Vorgiinger Stern 312, und 490 —
lauten, nicht auf 342, wo die spätere Objektsnatur
der Suffixe nur nach Analogie erschlossen werden
muss.
265 (No. 7.]
Von win § 141, das vereinzelte Neutrum
138, die Verstärkung ma-t § 148, das Pro-
nomen im Akkusativ-st 128, das gegeniiber
dem ts (kab.), tet etc. sehr ursprünglich
aussieht etc. sind merkwürdig, Aus § 118,
17 (vgl. 116) wird das seltsame kab. Passiv-
präformativ tsu klar; es ist aus assibiliertem
tiu (tu der anderen Dialekte) entstanden.
Hier wie anderwirts steht das Schilh dem
Zuawa recht nahe, aber es scheint doch ein
glücklicher Zufall, dass das Letztere zum
Standarddialekt geworden ist. Sehr wichtig
ist der Nachweis, dass viele der vermeint-
lichen Wiederholungsformen nur zum Zu-
standsausdruck dienen, dann Spuren der alten
Unterscheidung offener und geschlossener
Silben in der ursemitischen Art. Zum Ver-
such, aus adénin „vorletztes Jahr“ eine
alte Dualendung zu erschliessen (§ 60), könnte
man ja die Zehnerzahlen nach Analogie des
Aethiopischen (eSrä ete., Reckendorf) ziehen
(— oder umgekehrt!) Näher liegt aber die
Erklärung als Pluralform des „Partizips“
(s. o.) nach § 105a. Die Etymologie des
undurchsichtig gewordenen tädana hat das
Kabylische(Olivier aseggwas i(a) (NB!)ddan
„Jahr, welches vergangen“) noch bewahrt.
Demnach ist es mit dem Dual wohl nichts!!)
Warum § 105a (cp. 20) jenes pluralische
-in gerade nur ein euphonisches i haben soll,
sehe ich nicht ein; reine Hilfsvokale pflegen
nicht so konstant zu sein wie dieses z. B
auch bei Hanoteau, Gr. Tam. 63 auftretende
1.2) Ebenso ist $ 130 das „rein epenthetisch-
eupbonische i“ von liktäb-in-s „das Buch
von ihm“ etwas mehr als Hilfsvokal. Ich
behaupte zwar nicht, zu wissen, was dieses
bei mehreren Pronominalelementen auf-
tretende i eigentlich ist. Im Kabylischen
aber (Han. 53) finden wir die genaue Unter-
scheidung, dass das „von“ ausdrückende
Pronomen’) vor Singularsuffixen als in, vor
1) Es ist wohl nicht zufällig, dass keine kuschi-
tische Sprache einen Dual besitzt. Das Aegyptische
allein bildet ihn durch ein an die Genusdiskriminante
angehängtes y(e) oder y(i).
*) Aus der allzu geheimnisvollen Andeutung § 79
vermag ich nicht zu ersehen, welche Theorie Stumme
über die weiblichen Plurale hat.
8) Ich kann mich bei der hergebrachten, mecha-
nischen Bezeichnung dieses n als Priiposition nicht
beruhigen (§ 92 ist übrigens missverstiindlich, als ob
es nicht gemeinlibysch wäre). Es ist das ja nur das
(gemeinhamitische) Demonstrativ, das im Altägypti-
schen beim Genetivausdruck ähnlich flektiert wird
wie das arabische dü-. Ob nicht § 154 etc. der
Wechsel mit dem anderen (natürlich mit | ver-
wandten!) Demonstrativ d damit zu erklären ist?
Präposition ist d dort kaum; über den angenommenen
Zusammenhang der verschiedenen d möchte ich erst
das Kuscbitische befragen.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juli 1900.] 266
pluralischen als en erscheint. Das weniger
altertümliche Schilh kann, scheint es, jetzt
in und en nicht mehr trennen, so auch
andere Dialekte, aber auch Faidherbe (Ze-
natia p. 10) verzeichnet jene Unterscheidung.
Also ist bei der ersten Person liktäbniu
gewiss „die ursprüngliche[re!] Form“, ist
aber erst aus * liktäb-in-iu synkopiert, da
man die Verwandtschaft der beiden i fühlte).
Im Gegenteil scheint mir § 37,2 das g vor
u ein Hilfslaut, durch Anlehnung an das so
ähnliche Wort ag hereingekommen (wie bei
dem semitischen Lehnwort gult „Tochter“,
kab. ult). Die Orthographie der vorchrist-
lichen libyschen Inschriften == (w) weist
darauf, vgl. kab. wa „der von“ und § 141
wi. Dort folgt Stumme (vgl. 180) noch
Hanoteau’s Erklärung des Präfixes s der
Ordinalzahlen. Ich möchte nicht die selt-
same Präposition s darin sehen, sondern das
Kausativzeichen?). Dergleichen Bemerkungen
hätte ich, für den das Libysche nur wegen
seiner Verwandten ın Betracht kommt, von
meinem einseitigen Standpunkt aus noch
manche zu machen; sie thun dem Wert des
Buches keinen Eintrag. Stumme etymologi-
siert im allgemeinen ungern und weicht im
Gegensatz zu Basset der vergleichenden
Heranziehung auderer Dialekte bis auf ein
paar kabylische Zitate aus. Nun ist gewiss in
vielen Büchern die unkritische Häufung ge-
lehrt aussehender Varianten ein Aufputz von
sehr zweifelhaftem Wert, aber ganz aus sich
heraus lässt sich nun einmal kein libyscher
Dialekt verstehen. Im lexikalischen Teil
wäre die Hervorbebung älterer Schichten
semitischer Lehnwörter wünschenswert. 3)
S. 33, Nr. 3 weicht St. zu standhaft der
Anerkennung mehrerer punischer Lehnwörter
aus.) Ein so tüchtiger Semitist wie St.
1) Ueber die schwankenden (?) Binde(?\vokale des
Kabylischen bei direkter Suffixanfügung bin ich nicht
genügend im Klaren Das Schilhische hat auch hier
wieder vereinfacht Die Rolle desi scheint aber bis
auf das verknüpfende y der Bedaüyesuffixe verfolgbar.
*) Vgl. die semitischen Ordinalia und das Prä-
torius Gallaspr. 267 richtig erklärte fa. (Die dort
angezogene neuägyptische Umschreibung e(r)-meh
„um zu füllen“ liegt zu weit ab.)
3) Ganz vereinzelt wird das urg „Gold“ — woher
aurag „gelb“ — mit ath. wark § 47 verglichen.
4) Agadir „Kastell“ könnte wohl erst arabisch
sein, wie amazir „Mist“, das doch wohl erst vom
arab. mazbala(t) stammt. Aber aganim „Schilf“
D'AN. azalim „Zwiebeln“ DIN» agulmim
„Weiher“ DiyıNn (lm für das charakteristische mm!)
werden doch punisch sein, so gering auch nach
meinen Beobachtungen der Einfluss der offenbar viel-
fach überschätzten, punischen Kultur auf die Libyer
war, namentlich im Vergleich mit dem Lateinischen
267 [No. 7.]
könnte uns also leicht etwas geben, was fiir
viele andere zu schwer wire. Er hat offen-
bar absichtlich den rein praktischen Stand-
punkt so vorangestellt. Darum ist das Glossar
mit grausamer Strenge auf eine Weise an-
geordnet, welche zwingt, erst einige gramma-
tische Elemente sich anzueignen. Bisher hat
man diese bescheidene Forderung möglichst
vermieden. Hoffen wir auf jeden Fall, dass
St. den libyschen Studien treu bleibt, trotz
der Kleinheit des zu erwartenden Leserkreises,
Er verspricht Sprachproben aus dem tunesi-
schen Gebiet; aus seinen kabylischen Zitaten
schliesse ich, dass er uns auch eine neue,
erschöpfende Grammatik dieses Dialektes
liefern könnte, was keineswegs überflüssig
wäre. Die Peinlichkeit des Herausgebers ist
sogar in dem äusserst sorgfältigen Druck
(berichtige noch S. 12, Z. 9, 10; 114,5ff.)
erkennbar. Schade, dass ich den Wert für
die Kenntnis des marokkanischen Arabisch
nicht zu beurteilen vermag!
Philadelphia.
Mahler Ede, Az Egyiptomi nyelo alapelemei. Buda-
pest 1899. 4. 21 u.% S. Bespr. v. A. Wiedemann.
Vorliegende Schrift von Eduard Mahler
ist, so viel ich sehe, die erste Grammatik
des Altaegyptischen, welche in ungarischer
Sprache erscheint. So erfreulich es auch
ist, dass derart die Kenntnis der Aegypto-
logie in immer weitere Kreise dringt, so
wird das Buch nur auf einen kleinen Leser-
kreis rechnen können, da die Kenntnis des
Ungarischen nicht zum Rüstzeuge des Orien-
talisten zu gehören pflegt. Wir begnügen
uns daher auch an dieser Stelle mit einer
kurzen Inhaltsangabe. Der Beginn ist in
Typen gesetzt; er enthält nach einem Vor-
wort allgemeine Bemerkungen über die
aegyptische Sprache, die Schrift, die Ent-
zifferung, die Litteratur und ein leider durch
zahlreiche Druckfehler entstelltes Verzeich-
nis einer Reihe moderner aegyptologischer
Bücher und Aufsätze. Dann folgen auto-
graphiert eine kurze Grammatik, deren An-
gaben wesentlich auf Erman und daneben
auf Brugsch beruhen, mit beigefügten Bei-
spielen, eine kleine Sammlung von Lese-
stiicken, einige Sylbenzeichen mit ihren
Lesungen und ein Glossar.
Bonn.
(dem z. B. noch urti-hortus zuzuweisen wäre).
Immerhin liesse sich wohl Stoff zu einer kleinen
Monographie sammeln.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Juli 1900.) 268
Die Schlussworte des demotischen
Papyrus Insingor.
Von Wilhelm Spiegelberg.
Der jetzt im Leidener Museum befindliche
Papyrus, welcher soeben in einer muster-
gültigen Weise von Pleyte und Boeser
veröffentlicht worden ist, enthält 4 Schluss-
zeilen, deren Sinn nicht ohne weiteres zu
Tage liegt. Zunächst die Uebersetzung, welche
sich von derjenigen der Herausgeber nur in
einigen Stücken entfernt „Der Schluss des
Königlichen Buches. Es verjüngt sich seine
Seele in alle Ewigkeit! — Der Ibis, um den
Affen (d. i. Thot) zu erheitern. Für seinen
(sc. des Ibis) Geist, um dem Osiris-Sokaris,
dem grossen Gott, dem Herrn von Abydos
zu dienen. Es verjüngt sich seine Seele auf
seinem Leibe bis in alle Ewigkeit“. Im
Gegensatz zu den Herausgebern fasse ich
er ti-hr* deshalb nicht als Imperativ, weil
sich die sonst häufige Imperativform mit /
in unserem Texte nicht nachweisen lässt.
Ferner nehme ich t!-hr* in dem gut belegten
Sinn des Prototypes sd:(i)hr „erheitern“ ‚aus
welchem sich im kopt. die Bedeutung „jocari“
entwickelt hat!).
Was ist nun aber dieser dunklen Rede
Sinn? — Die erste Zeile, für welche wir
kurz „finis* setzen würden, hat nichts mit
den letzten beiden zu thun, die eine in sich
geschlossene eigenartige Formel enthalten.
Diese ist uns aus Mumienetiketts bekannt.
Was nämlich auf „der Ibis, um den Affen
zu erheitern“ folgt, ist die Formel? 2), welche
sich in so vielen Mumientiketts an den Namen
des Toten anschliesst. Folglich muss der
„Ibis“ dem Toten?) entsprechen.
Wenn man sich nun vergegenwärtigt, dass
häufig bei Tiermumien — so noch jüngst
bei den Ausgrabungen von Grenfell und
Hunt im Fajum — Papyrusrollen gefunden
wurden, so hat man des Rätsels Lösung.
Der grosse Leidener Papyrus war einer Ibis-
mumie beigegeben worden, welche ihrerseits
eben durch ihre Beigabe den affengestaltigen
Gott Thot, dessen heiliges Tier der Ibis ist,
„erheitern“ sollte. Da Thot der Gott der
Wissenschaft ist, so wählte man einen litte-
rarischen Text, eben das vorliegende „könig-
') Max Müller:
Aegypter, 8. 39 Anm. 9.
*) Für diese Formel verweise ich auf den im
Druck befindlichen ersten Band der „demotischen
Studien“.
*) Die Anschauung, den verstorbenen Ibis ganz
wie einen verstorbenen Menschen zu betrachten. liegt
z. B. auch in der Bezeichnung „Osiris Ibis, der selige“
vor (Verzeichnis der ägypt. Altertümer des Berliner
Museums, 2. Auflage, S. 310).
Die Liebespoesie der alten
269 I[No. 7.]
liche Buch“, an dessen „Lehren“ der Gott
seine besondere Freude haben musste. Da-
für sollte er dann dem verstorbenen Ibis die
Seligkeit verschaffen, welche in der Umgebung
des Osiris zu finden war.
Die Sukiim.
Von W. Max Müller
C. Niebuhr’s Mitteilung OLZ. III, 69
enthält eine glänzende Entdeckung in der
Beobachtung, dass das Afrikanervolk der
C20 2 Chr. 12,3 dasselbe ist wie das Pro-
dukt des Landes Ophir, die E”2N oder DIN,
die angeblichen ,Pfauen“!). Doch bürdet
Niebuhr denen, welche sich mit Mizraim
und Kusch beschäftigt haben, noch immer
die verzweifelte Aufgabe auf, ein solches
Volk nachzuweisen, wie die alten Uber-
setzungen (,,Trog(l)odyten“) es wollen. Allein
von einem solchen Stamm ist keine Spur zu
finden; er bleibt nebelhaft.
Ich habe schon Asien, S. 111 Anm. die
„Pfauen“ angezweifelt, aber nicht den Mut
gehabt, die „Emendation des schweren Wor-
tes“, die sich mir aufdrängte, in den Text
zu setzen. Die Hauptfrage ist: gehört das
Wort zu der guten alten Überlieferung oder
zu den späteren Erweiterungen? In den
Text hat man ja auch das Silber hineinge-
flickt, das ein Kenner der Verhältnisse so
wenig aus dem Roten Meer kommen lassen
konnte, wie wir Orangen aus Grönland. Das
Wort oon fehlt beidemal im Vaticanus.
Doch bleibt die Möglichkeit, dass die ältere
LXX es als unverständlich ausliess (?), noch
offen. Ist es aber ächt, so möchte ich lesen:
#a non [nächste Stufe der Verderbnis *cnon,
daher das `}, d. h. das ägyptische Wort tsm
» Windhund“?). Vgl. zu der häufigen Erwäh-
nung der schnellen Jagdhunde aus Nubien
und Punt, Asien 117, ‘im einzelnen: Peters-
burger Papyrus; Hoskins, Travels, Tf. zu 321,
— wo zu Koš gezogen —, Ros. Civ. 17,7,
DHI II, 12) die nach WZKM. X, 209 nicht
libyschen, sondern kuschitischen Namen von
König Antef's Leibhunden. Die Schreibung
0YDD weist vielleicht noch darauf hin, dass
ursprünglich ein s in dem Wort stak, doch
kann das s auch sekundär sein.
!) Das Hübscheste ist, dass die alten Rabbiner-
schulen nach der Punktation das auch schon ver-
glichen haben müssen. f
2?) Das Wort bedeutet in Ägypten speziell den
Windhund, wird aber auch auf andere Jagdhunde
übertragen. Die Hunde von Punt sind schwerer
gebaut und gehören einer eigentümlichen Rasse an,
welche zu untersuchen sich vielleicht für Kenner
der Zoologie lohnte.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juli 1900.) 270
Ich glaube, diese Emendation ist leichter
als die umgekehrte Annahme, 020 habe
irgendwie „schwarze Menschen“ geheissen.
Die Sklaven stehen bei der ägyptischen Auf-
zählung der „Wunder von Punt“ zuletzt,
weil sie das für die Agypter am wenigsten
Fremdartige waren; für die Hebräer wäre
das bei Negern weniger einleuchtend. — Frei-
lich, wie das Wort zu einem Völkernamen
wurde, das auszudenken, erforderte einige
Phantasie. Irgendwie muss der Text doch
einmal in der einen oder anderen Stelle be-
deutend verändert worden sein. Das zu
untersuchen, überlasse ich anderen.
Ich wiederhole also: den von Niebuhr
entdeckten Zusammenhang der zwei Wörter
n und ‘OD glaube ich so zu begreifen, dass
n das Ursprüngliche ist und ‘bd daraus ab-
geleitet. Wenigstens solange das letztere
Wort so ganz rätselhaft bleibt, ziehe ich
das vor.
Über eine vierte Kopie der grossen
Karnakliste.
Von W. Max Müller.
Im März 1896 schrieb mir Prof. A. H.
Sayce von Siut einige freundliche Mitteilungen
über neue Funde in Aegypten und erwähnte
darin die Entdeckung einer neuen Kopie der
grossen Liste palästinischer Städte aus der
Zeit Dhutmose III. Ich machte davon keinen
Gebrauch, da ich voraussetzte, dieser Fund
würde bald ausführlich veröffentlicht werden.
Nachdem aber mehrere Jahre vertlossen
sind, scheint es mir rätlich, jene Notiz ab-
zudrucken, um auf die Notwendigkeit einer
Herausgabe des ganzen Textes hinzuweisen.
Auch angenommen, dass er gar nichts be-
sonders Neues enthielte, so wäre er zur
Kontrolle der drei bekannten Kopien und
zur Beurteilung ihres Verhältnisses von
Nutzen. Es wird so viel gleichgiltiges Zeug
abgedruckt, aus dem man schwerlich je
etwas Nützliches ausziehen wird, warum muss
ein historisches Denkmal verfallen, ohne dass
man sich seiner erbarmt?
Sayce schrieb: The excavations in the great
Fore-Court (A in Baedeker’s plan) have
brought to light, at the foot of the column,
immediately to the east of the chapel of Seti II,
the angle of a wall composed of stone taken
from a new copy of the Palestine list of
Thotmes III. Nos. 1—8, 9 14, 49—51,
53—66, 76—85 are represented, tho’many
of the names are effaced. The only va-
riants in it which I have found are:
271 (No. 7.|
(61) = 61) IN] 68) m
U l
N oo ©
ran Wy eon
Der erste Name ist nur eine graphische,
keine lautliche, Variante: Mi-’-ha-sa. Sicheres
kann ich über den Namen noch nicht geben.
Man möchte ihn als Verlesung von MNO
durch die Unklarheit eines keilschriftlichen
as verstehen; gegen mahäzu spricht das
Aleph.
In Sa-m-Sa- (Det. ,Sonne“) ’-ti- [u-mi]
ist das Determinativ neu. Aus der Keilschrift-
vorlage ist es nicht erklirlich, es beweist
vielmehr Kenntnis des Kanaaniiischen, wie
es scheint, auch bei den Abschreibern der
hieroglyphischen Liste. Der Archetypus, d. h.
die erste Umschrift der Keilschriftliste, scheint
es nach der Ubereinstimmung der anderen
Abschriften nicht gehabt zu haben. Zum
Stadtnamen vgl Asien, S. 316.
Über die merkwürdige Form Su-§-b(e)-n(!),
für die in der Amarnatafel 252 Sa-as-hi-mi
geschriebene Stadt habe ich schon OLZ. II,
398 gehandelt.
Eine grammatische Seltenheit.
Von H. Reckendorf.
Vor einiger Zeit ging mir beim Durch-
lesen der Lämijja ausser den berühmten
Katävögeln noch ein anderer merkwürdiger
Vogel ins Garn, ein Exemplar der Gattung
80-99
02) BAI by shy, die zwar von den arab.
Grammatikern des Mittelalters sorgfältig ge-
hegt wurde, im Zustande der Freiheit aber
nur selten angetroffen wird; auch Nöldeke,
Zur Grammatik des klassischen Arabisch,
S. 96 unten hat nur einen Beleg. Die
Stelle der Lämijja ist V. 33 Lotte Jul
a i 5E deha
deye
Kerle, die tröstet, und die trösten, ein armer
Kerl“ = „Arme Kerle, die einen armen Kerl
trösten und die dieser tröstet“. Eine solche
Ausdrucksweise ist eigentlich nicht dazu an-
getan, das Vertrauen in Alter und Echtheit
der Lämijja zu erhöhen; in diesem Sinne
schrieb mir auch Nöldeke.
Freiburg i. B.
Ze
Sys, was zu übersetzen ist „Arme
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
re ee a ———
(Juli 1900] 272
Mitteilungen.
Dr. Julius Lippert, Bibliothekar am orienta-
lischen Seminar zu Berlin, hat zur Herausgabe von
Kiftis Tarih al-Hukama 2000 Mark von der
preussischen A. d. W. erhalten,
Der englische Kreta-Forscher Arthur I. Evans
hat in diesem Jahre bei Knossos auf Kreta, der sagen-
umwobenen Stadt des Minos und dem Sitze des Zeus-
kultus, Ausgrabungen vorgenommen, die von reichem
Erfolyo begleitet waren. Zumal wurden wichtige
Fundstücke mit den eigenartigen kretischen Schrift-
zeichen ausgegraben, von denen Evans im Jahre 1895
schrieb: „Bewiesen ist die Existenz einer Bilder-
schrift (auf Siegelsteinen), welche im östlichen Teile
von Kreta bis in die mykenische Epoche hinein im
Gebrauche war; ihre früheren Entwicklungsstadien
kann man bis in das dritte Jahrtausend vor Chr.
zurückverfolgen, Die Bilderschrift hat sich in Kreta
selbstständig entwickelt, ist aber unter egyptischen
Einflüssen modifiziert worden, ohne dass es zu einer
Nachahmung der egyvptischen Hieroglyphen gekommen
wäre. Zu den Hettitischen Hieroglyphen hat sie noch
mehr Beziehungen: als ihr Schwestersystem muss sie
angeschen werden Die Formen der Bilderzeichen
stehen in einem näheren Zusammenhange mit einem
System von Linearzeichen, das ebenfalls in ein hohes
Alter zurückreicht. Das lineare Schriftsystem stimmt
einerseits mit der cyprischen Schrift überein und hat
in manchen Punkten auffallende Verwandtschaft mit
dem phönikischen Alphabet.“ — Ueber die Erfolge
seiner jetzigen Ausgrabungen berichtete Evans dem
„Athenäum“; „Es ist ein mykenischer Königs-
palast an dieser Stelle entdeckt worden. In dem
ganzen Ausgrabungsgebiet ist bis jezt nichts gefunden
worden, das nicht in die mykenische Zeit, etwa ins
14. Jahrhundert v. Chr., gehörte. Die hier gefundenen
Wandmalereien aus jener Periode übertreffen die
bisher auf dem griechischen Festlande gefundenen.
Das königliche Badezimmer mit einem T'bron in der
Mitte zeigt einen selbst in Mykenä unbekaunten Luxus.
Von grösserem Interesse als die künstlerischen Re-
liquien ist aber noch das Archiv von Thontafeln,
das in mehreren Räumen des Palastes entdeckt wurde.
Sie geben den ersten sicheren Aufschluss über ein
für sich bestehendes mykenisches Schriftsystem,
das mindestens sechs Jahrhunderte vor der Einführung
des phönikischen hier ausgebildet war. Dieses
Schriftaystem war auf kretischem Boden von einem
ägiuschen Volk geschaffen worden, an das sich die
spätere griechische Zivilisation anlehnt. Die myke-
nischen Thontäfelchen haben Aehnlichkeit mit den
babylonischen Kuneiform-Tafeln; sie sind länglich,
aus mit der Hand geknetetem Thon, flach auf der
eingeritzten Seite und in der Mitte der Rückseite
dicker.“ Die Tafeln sind längliche Stücke aus hand-
geformtem Thon in verschiedener Grösse - bis zu
T englischen Zoll (= 18 Zentimeter). Sie sind liniert
und meist in zerbrochenem Zustande gefunden, doch
nicht so, dass nicht das Zusammensetzen in vielen
Fällen möglich wäre. Diese Tufeln waren an ver-
schiedenen Stellen und auf verschiedene Weise auf-
bewahrt. Man fand deren in Thonbehältern; aber
auch in Holzkisten. von denen verbrannte Teile
und die Bronzeyriffe sich erhalten haben, waren sie
verschlossen und mit Thonsiegeln versiegelt gewesen
Der Fund ist noch zu neu und wächst noch täglich
so dass eine detaillierte Ansicht über die mykenische
Schrift noch nicht gegeben werden kann. Einige
Zeichen sind identisch mit schon früher auf kretischen
Siegeln und Vasen entdeckten; Aehnlichkeiten mit
273 [No. 7.]
den cyprischen, lydischen und karischen Charakteren |
lassen sich erkennen. Es ist sicher, dass eine ge-
wisse Anzahl der Zeichen Gegenstände, andere un.
streitig Zahlen reprisentiren. Einige Formeln wieder-
holen sich ständig, und die Formeln sind je fach dem
Raum, in welchem sie entdeckt wurden, verschieden.
Daraus lässt sich schliesen, dass sie sich auf Palast-
vorräte und Rechnungen beziehen. So fand man
in einem Gemach eine Reihe Tafeln mit Bildern
mykenischer Kriegswagen, Pferdeköpfe, Schilder,
Brustpanzer: es muss das Archiv des Arsenals ge-
wesen sein. Andere zeigen Metallvasen verschiedener
Form, einige eine langstengelige Blume, die sich auf
eine Salbe oder ein Parfum beziehen mag. Schiffe,
Häuser, Haustiere und andere Gegenstände erscheinen
so registriert. Einige Tafeln tragen Zusatzbemerkungen
auf der Rückseite. Auch solche mit Anredeformeln
und einem Zwischenraum zwischen diesen und dem
Text wurden an das Licht gefördert; möglicherweise
sind dies Briefe, und in den Anreden lassen sich die
Titel Minoischer Fürsten und Edler einmal entziffern.
(Nordd. Allg. Ztg.)
Ueber die Wiederauffindung einer ver-
schütteten Stadt geht der soeben erschienenen
„Berl. Philolog. Wochenschr.“ folgende interessante
Mitteilung zu. In einem Hügel Kultepe bei Kaisarieh,
in der Nähe der türkischen Dörfer Baler und Karomb,
der seit längerer Zeit von den Bauern zur Düngung
ihrer Felder aufgebaut wurde, traten aus dem vul-
kanischen Tuff kürzlich grosse Blöcke hervor, die
mit eisernen Klammern zusammengehalten waren.
as waren augenscheinlich die Grundmauern eines
Tempels. Zahlreiche zerträmmerte Ziegel, Fässer,
Becher, Thräuonkrüge, Urnen mit Siegelzeichen und
Asche, Spangen aus Knochen, Grabmäler und ln-
schriften mit keilschriftähnlichen Zügen
auf kleinen viereckigen, luftgetrockneten
und gebrannten Ziegeln fanden sich in der
Nähe. Auastasios Levidis, der Ephoros der hierati-
schen Schule zu Sindschidere bei Kaisarieh, der
darüber an die „Berl. phil. Wochenschr.“ berichtet,
glaubt, dass man hier eine der Städte gefunden
hat, die im Jahre 247 n. Chr. in Kappadokien durch
Erdbeben oder den Ausbruch des nahen Erdschias-
dagh (Argäus) verschüttet wurden. Aus den gefun-
denen Ueberresten geht mit Sicherheit hervor, dass
man es hier mit einer vorchristlichen Stadt zu thun
hat. Aufeinem der Ziegel findet sich eine griechische
Inschrift, und mehrere audere sind noch untermischt
im Schutt, nirgends findet sich eine Spur von christ-
lichen Dingen. Einige Ziegel tragen die Spuren von
Reliefs, die einen Götterzug darstellen. Levidis
glaubt darin auch die kappadokische Göttin Ma zu
erkennen. (Voss. Ztg.)
Budapest, 2. Juni. (Eig. Drahtber.) Gegenüber
verschiedenen Gerüchten über bevorstehende wichtige
Entscheidungen des Sultans, Gerüchte, die an die
Berufung Vamberys nach Konstantinopel
geknüpft wurden, verlautet von verlässlicher Seite,
dass Vamberys Anwesenheit im Yildiz Kiosk diesmal
keinen politischen Zweck verfolgt. Der Sultan berief
Vambery, den bekannten Orientalisten und Professor
der hiesigen Universität, den er als langjährigen
Freund verehrt, um seinen Rat hinsichtlich der in
Konstantinopel zu errichtenden Universität einzuholen.
(Voss. Ztg.)
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Juli 1900.) 274
Aus gelehrten Gesellschaften,
Acad. des Inscript. et Belles-Lettres.
Sitzung vom 11. Mai. Gauckler legt eine Sammlung
von Edelsteinen und Goldsachen aus Karthago aus
dem 8. bis 2. Jahrhundert vor.
Personalien.
Dr. Ludwig Abel, ausserordentlicher Professor
der semitischen Sprachen an der Univ. Erlangen
starb im 37. Lebensjahre.
Dr. G. Beer, Privatdozent in Halle, ist als a. o.
Prof der alttestamentlichen Theologie nach Strass-
burg berufen worden.
Dem Lehrer am Seminar für orientalische Sprachen
zu Berlin, Dr. Karl Foy ist das Prädikat Professor
beigelegt worden.
Der Arabist Professor Dr. Friedrich Schwarz-
lose ist nach längerem Leiden im 70. Lebensjahre
in Berlin gestorben.
Zeitsehriftenschau.
Abhdlgen. der K. K. Geogr. Ges. Wien 1900.
1—5. M. V. Smiljanić, Beiträge zur Siedelungs-
kunde Südserbiens (mit einer Karte und drei Text-
abbildungen).
The Academy 1900.
9. June. The Kasidah of Haji Abdi Al-Yazdi.
A lay of the higher law. Translated and annoted
by F. B. By R. F. Burton.
Beitrage zur Assyriologie. 1900.
IV 2. F. H. Weissbach, Zur Serie Maklu (Ver-
öffentl. v. Rm. 515 und 81—7—27, 152 Rev. Ferner
Varianten und Ergänzungen aus anderen Fragmenten.)
— Idem, Susische Thontafeln (Veröffent'ichung von
25 Täfelchen (früher als „medische“ resp. „proto-
medische“ bezeichnet, Strassmaier, Sayce, Pinches).
Dazu eine Schrifttafel. — Eug. Mittwoch, hebräische
Inschriften aus Palmyra (Erginzung der von Euting
entdeckten und von Landauer S. B. A. W. Berl. 1884
veröffentlichten Synagogeniuschrift, die aber eher
als eine an einem Privathaus angebrachte Inschrift
aufzufassen sei). — M. Sobernheim, Palmyrenische
Inschriften (zwei Grabsteine, in Qarjetén copiert, die
übrigen in Palmyra gefunden. Mit Plan eines gewölb-
ten Höhlengrabes). — R Zehnpfund, Zugagipu, das
Schröpfinstrument derBabylonier. (Sucht mit Assistenz
Oefeles ein Siegel mit Inschrift zu erklären, auf dem
angeblich zwei Schröpfköpfe und ein Schröpfschnepper
zu sehen seien. Eine Anmerkung Delitzsch's weist
richtig auf den schwachen Punkt des ganzen Ver-
suches). — Th. Friedrich, die Ausgrabungen von
Sendschirli und das bit hilläni. (Ungemein klare
und einleuchtende Darlegung, was unter der Chatti-
Mode bei Bauwerken der Assyrer zu verstehen sei.
Der Nachweis, dass die angeblichen Holzroste in den
Lehmmauern (in Sendschirli und Troja) zwar beim
Bau eingefügt, dann aber sofort entfernt und die
entstehenden Kanäle durch Feuer etwas gehärtet
wurden, scheint geglückt.)
Berliner philol. Wochenschr. 1900.
25. Kautzsch, Apokryphen und Pseudepigraphen,
bespr. v. E. Preuschen.
275 ‘No. 7.)
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Juli 1900.] 276
Blätter f. d. Gymnasial-Schulwesen 1900.
P. Corssen, Zwei neue Fragmente der Weingartener
Prophetenhandschrift, bespr. v. Ph. Thielmann.
Deutsche Literaturzeitung 1900.
22. B. Duhm, die Psalmen, bespr. v. C. Siegfried.
— O. Happel, das Buch de Propheten Habackuk,
bespr. v. ?
23. L. Blau, das altjüdische Zauberwesen, bespr.
v. v. Gall. — J. Kúnos, Mundarten der Osmanen,
bespr. v. P. Melioransky. — H. Guthe, Geschichte
des Volkes Israel, bespr. v. A. Bertholet. — N. Klug-
mann, vergleichende Studien zur Stellung der Frau
im Altertum I, bespr. v. ?
24. P. Riessler, das Buch Daniel, bespr. v. G. Beer.
— M. Rawicz, der Traktat Kethuboth, bespr. v. W.
Bacher. — M. Hartmann, der islamische Orient,
bespr. v. ?.
25. J. Dynely Prince, a critical Commentary on
the book of Daniel, bespr. v. W. Nowack. — Le
Galierie nazionali Italanie. Notizie e documenti. anno
I—IV. bespr. v. F. X. Kraus.
26. Fr. Schulthess. homonyme Wurzeln im
Syrischen, bespr. v. F. Prätorius.
The Geographical Journal 1900.
6. F. B. Pearce. notes on the country between
lake Chinta and the river Luli. The monthly
record. Africa: Major Gibbous’s expedition. Journey
to lake Mweru.
Gött. gel. Anz. 1900.
4. A. Harnack, die Pfaffschen Irenäus-Fragmente,
bespr. v. A. Jülicher.
—
Jahrb. f. Nationalök. u. Statistik 1900.
5. J. Kulischer, zur Entwickelungsgeschichte des
Kapitalzinses (Schluß).
Johns Hopkins University Oirculars 1900.
May. Paul Haupt, the Origin of the Mosaic
Ceremonial (aus dem Assyrisch-Babylonischen Ritus).
— Chr. Johnston, the Relationship between Egyptian
and Semitic. — K. J. Grimm, the double Accentuation
of the Decalogue. — F. R. Blake, the opening chapter
of Deutero-Isaiah (Cap. 40 metrisch geordnet und
übersetzt). — T. C. Foote, the biblical Ephod (sei
vorexilisch ein Behältnis (für die heiligen Lose?) aus
Gold oder Stoff, das umgegürtet wurde und dem
Träger heiligen Charakter verlieh.) (Haupt: Schärpe.)
Journal Asiatique 1900.
2. R. Weill, l’art de la fortification dans la haute
antiquité égyptienne (Schluss). A. Meillet, la
déclinaison et l’accent d'intensité en Perse. — J.
Parisot, note sur la mystagogie du ,,Testament du
Seigneur’ (Vergleich des von Rahmani herausge-
gebenen Textes mit der 22. Demonstration des
Aphraates). — M. Amelincau, les oeuvres de Schenoudi.
— Hamilton and Brooks, the syriac chronicle known
as that of Zachariah of Mitylene, (u.) K. Ahrens u.
G. Krüger, die sogenannte Kirchengeschichte des
Zacharias Rhetor, bespr. v. R. Duval. — G. Rat.
al-mostatraf, par lē gaik Chihäb-ad-din Ahmad Al-
Absihi, bespr. v. O. Houdas. — W. Budge, the history
of the blessed virgin Mary and the history of the
likeness of Christ, bespr. v. F. Nau. — E. Drouin,
annonces bibliographiques. — R. Gottheil, Brief an
Duval tiber einen Artikel von Decourdemanche in
Journ. as. XIV p. 267 betretfend das palmyrenische
Alphabet in Verwendung als Zahlzeichen.
Der Katholik 1900.
1. Ernst Seydl, der Simeon-Levi-Spruch (Gen.
49,5 —7). -- Erklärung (Niebuhrs zu Seydl’s Be-
sprechung: die Amarna-Zeit, durch welche Seydl sich
durchaus befriedigt fühlt, so dass er Niebubr's Ab-
handlung jetzt rückhaltlos empfieblt, vergl. Sp. 194).
Diese offene Aussprache und Verständigung ehrt
beide Teile. D. R.
Literarisches Centralblatt 1900.
21. N. Peters, Beiträge zur Text- und Literatur-
kritik der Bücher Samuel, bespr. v. S—n. — W.
Budge, the history of the blessed virgin Mary, bespr.
v. ? — Mitteilungen über die Reise Steindortfs
nach den Oasen der lybischen Wüste.
22. Nidhámi-J-‘Arúdí-J-Samarqandi, the Chahar
Maqala, englische Übersetzung von E. G. Browne.
bespr. v. ?.
23. C. Mommert, die Dormitio, bespr v. V. S. —
H. Guthe, Geschichte des Volkes Israel, bespr. v. ?.
H. Karbe, der Marsch der Zehntausend vom Zapates
zum Phasis-Araxes, bespr v. C. F. Lehmann
24. Ed. König, die Originalität des neulich ent-
deckten hebräischen Sirachtextes, bespr. v. H. L.
Strack.
Al-Machriq. III. 1900.
10 (15. Mai). P. Anastase Carme, La syntaxe
desinentielle chez les Arabes (fin). Zum Teil mit
besonderer Riicksicht auf Ausfiihrungen des Bajan.
Anfang in IT] 9. — P.H. Lammens, Les Ghassanides
ont-ils possédé Damas? Die Frage wird gegen Be-
hauptungen von Amin Hair Allah im Manar Nr. 29
S. 457 von neuem verneint. — P. L. Cheikho, Au
pays de ‘Akkär. Eindrücke von einer kürzlich zur
Einweihung einer Kirche unternommenen Reise. —
Bespreehung u. a. von 1) B. Moritz, Catalogue de la
Bibl. Khédiviale. Section Européenne - Orient. Le
Caire 1899. — 2) Publications de l'École des Langues
or. vivantes. Tadkirat an-nasian fi ahbar mulūk as-
sidan. ‘Texte arabe édité par O. Houdas. Paris 1899.
— P. Jerome Tobar, Inscriptions Juives de K’ai-
Fong-Fon, Chang-hai 1900. — Varia. Noch zwei
kurze Erklärungen der Verbalpartikel b (vgl. OLZ
195 und 237) von Jos. Corolla und P. Halil Eddé. —
Questions et réponses. ms in Teil 5 von 1001 N.
Ausg. der Jesuiten = mpar. — Druckfehlerver-
besserung.
11 (1. Juni). Notice historique sur le College
d’Antonra. Erster Artikel. (Von einem nicht genaunten
Lazaristen). ‘Ain Tura bei Bkerki in Kesrawän.
Das dortige Kloster ist 1652 vom Pater Lambert S.
J. gegründet. Die Schule wird seit etwa 70 Jahren
von Lazaristen geleitet. Mit einer Abbildung von
‘Ain Tara. — P. Anastase Carme, Les Soubbas ou
Mandéens. Erster Artikel. Über die mandäische
Religion. - - M. Alousi, Extrait du Livre „xx sol“
d’Al-Askäfi. Aba ‘Abdallah Muhammad ibn ‘Abdallah
al-Hatıb al-Iskafi. + 421/1030, schrieb ein Wörterbuch
(Brockelmann I 279) in etwa 60 Kapiteln, von dem
der Scheich Mahmüd al-Alusi eine aus der Zeit des
Verfassers stammende Handschrift (geschrieben
397/3007) besitzt Aus dieser Hs. wird hier der
Abschnitt vom Zügel sowie vom Sattel mitgeteilt.
— P. L. Cheikho, L'histoire de l’Imprimerie en Orient
(suite): Beyrouth (Impr. St. Georges, Impr. améri-
caine). Insbes. mit umfänglichen Listen der Erzeug-
nisse der amerikanischen Druckerei, sowohl aus der
Zeit, wo sie in Malta bestand, als nach ihrer Ein-
richtung in Beirut. Anfang der Artikelreihe in III 2.
— P. X. Ronzevalle, Notes d’epigraphie orientale
277 INo. 7.)
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Juli 1900] 278
(suite). Weitere arabische Inschriften. In III 1
(OLZ 77) waren die ersten 3 mitgeteilt; hier folgen
Nr. 4—7, in photographischer Wiedergabe der Ab-
klatsche bezw. (Nr. 7) des Originals. Nr. 4 Grab-
inschrift aus Ba‘albekk, abgeklatscht vom Pater
Lammens, in kufischer Schrift, nicht tiberall, insbes.
im Datum nicht mehr lesbar, doch ihrem Charakter
nach der 3. (in III 1 gebrachten) Inschrift ganz
ähnlich. Nr. 5 und 6 zwei Grabinschriften aus Homs,
abgeklatscht vom Pater Lammens, beide aus dem
jedesmal in Ziffern ausgedrückten Jahre 321. Die
Schrift ein Übergang vom Kufischen zum Nesbi.
Bei der Besprechung dieser Inschriften wird eine
weitere nicht mitgezählte Grabinschrift, zunächst nur
in Abriß, mitgeteilt, die aus Der Bét Hasbü bei Ghazir
(Kesrawän) stammt, aus d. J. 324. Wenn möglich
soll das Faksimile noch veröffentlicht werden. Nr. 7
findet sich auf einem Gegenstande des Museums der
Jesuiten in Beirut. Der Gegenstand ist vermutlich
der Deckel einer Dose. Die Inschrift nennt al-Malik
an-Näsir, den der Pater Ronzevalle mit dem Mohammed
Nasir, dem Sohne Qilawün’s, gleichsetzt, welcher mit
wiederholten Unterbrechungen von 693 bis 741
(1293 —1340) regiert hat. Zum Schluß wird eine
Zuschrift von Clermont-Ganneau an die Redak-
tion des Maäriq mitgeteilt. Zu dem weiblichen
Personennamen “psn (III 6, vgl. OLZ 195) erinnert
dieser (telehrte an den in einer lateinischen Grab-
inschrift Algeriens (L. Renier, Inscript. rom. d’ Algérie
Nr. 1670) vorkommenden Personennamen JuliaPalmyra.
Monatsschr. f. Gesch. u. Wiss. d. Jud. 1900.
3. P. Asmussen, das Adlergesicht im vierten Esra-
buche. — J. Kracauer, Aktenstiicke zur Geschichte
der Konfiskation der hebräischen Schriften in Frank-
furt a. M. — Notizen: M. Braun, zur Genealogie der
Maimoniden. — Eppenstein, zu Saadia’s Übersetzung
Jesaja 44, 16 — 5. A. Wertheim, Responsen der
Geonim, bespr. v. S. Poznanski.
Neue kirchliche Zeitschr. 1900.
6. Th. Zahn, Neue Funde aus der alten Kirche
(Schluß).
Petermanns Mitteilungen 1900.
5. A. Bastian, die wechselnden Phasen im ge-
schichtlichen Sehkreis occidentalischer Kultur, bespr.
v. Th. Achelis.
Publications of the University of Pennsyl-
vania 1899.
Vol. IV. 2. A. T. Clay, University excavations
at Nippur. — Resume of proceedings of the twelfth
international congress of orientaliste.
Revue Oritique 1900.
21. J. C. Mardus, le livre des mille nuits et une
nuit, bespr. v. Gaudefroys-Demombynes. u
22. U. Wilcken, griechische Ostraka aus Ägypten
und Nubien, bespr. v. R. Cagnat.
24. Ernest Mercier, le code de hobous ou ouakf,
selon la legislation musulmane Constantine, bespr.
v. O. Houdas. — Boll, Contributions à l'histoire de
l'astronomie grecque, bespr. v. My.
Revue Philosophique 1900.
6. R. de la Grasserie, de la psychologie des
religions (u.) C. P. Tiele, elements of the science of
religion II, bespr. v. M. Mauss.
Röm. Quartalschr. f. christ]. Altertsk. 1900.
1 u. 2. A. Baumstark, Überlieferung und Bezeu-
gung der diadman tov xvgiov Huey ’Insov Xpıorov, —
A. Baumstark, Altarkreuze in nestorianischen Klöstern
des VI. Jahrh. — J. Strzygowski, der Bilderkreis des
griechischen Physiologus, bespr. v. A. B.
Sitzgsber. d. k. Pr. Ak. d. W. s. Berlin 1900.
XXVI. XXVII. A. Harnack, das Magnificat der
Elisabet.
Sitzungsber. d. philos.-philol. u. d. hist.
Kl. d. K. b. Ak. d. W. z. München 1899.
Bd. II. H. IV. A. Furtwängler, neue Denkmäler
antiker Kunst. (Forts. 1. mykenische Bronzestatuetten
aus Kleinasien. 4. Aphrodite Pandemos als Licht-
göttin. Ihr Verhältnis zur phönizischen Astarte.
Theolog. Litteratur-Bl. 1900.
25. King, the psalms in three collections transe
lated with notes I bespr. v. W. L. — Brown, Driver
and Briggs, Hebrew and English Lexicon on the
O. T. VII, bespr. v. Ed. König.
Theolog. Litteraturzeitung 1900.
12. W. Möller, historisch-kritische Bedenken gegen
die Graf-Wellhausensche Hypothese, bespr. v. P. Volz
— G. Wildeboer, Jahvedienst und Volksreligion in
ihrem gegenseitigen Verhältnis, bespr. von R,
Kraetzschmar. — Marti, Handkommentar zum A, T.
XVI B. Duhm, das Buch Hiob, (u.) B. Duhm, das
Buch Hiob übersetzt, (u.) Th. Kayser, Hiob in drama-
tischer Form, bespr. v. B. Baentsch. — S. Euringer,
die Auffassung des Hohenliedes bei den Abessiniern,
bespr. v. W. Riedel. — A. Büchler, die Tobiaden und
die Oniaden im H. Makkabäerbuche, (u.) Ph. Thiel-
mann, Bericht über das gesammelte handschriftliche
Material zu einer krit. Ausg. d. lat. Übers. bibl.
Bücher des A. T., bespr. v. E. Schürer. — M. D.
Gibson, an arabic version of the Acts of the Apostels
and the seven catholic epistles, (u.) K. Ahrens und
C. Kriiger, die sogenannte Kirchengeschichte des
Zacharias Rhetor, bespr. v. V. Ryssel. — v. Dobschiitz,
zum Abgarbrief (Bemerkung zu der von Heberdey
im Hafen von Ephesus gefundenen Inschrift enthaltend
die angebliche Korrespondenz Abgars und Christi, die
v. D. auf etwa 500 ansetzt).
Verhandl. der Ges. f. Erdk. z. Berlin 1900.
fh. C. v. Erlanger u. O. Neumann über ihre Reise
in Nordost-Afrika (Bis Harar; von dort geplant durch
das Land der Arussi-Galla über Scheikh-Hussein nach
Adis Abeba, wozu Kaiser Menelik jetzt die Erlaubnis
erteilt hat.)
Wiener Zeitschrift f. d. K. d. Morgenl. 1900.
XIV. 1,2. C. F. Lehmann, von der deutschen
armenischen Expedition (Wiederholung der an andern
Stellen mitgeteilten Berichte). — M. Winternitz,
Genesis des Mahabharata (gegen das gleichnamige
Buch Joseph Dahlmann’s. Enthält einige interessanta
Nachweise von Spuren eines Levirats in Mahäbhärata
sowie Auseinandersetzungen über die polyandrische
Ehe der Pandavas), — N.Rhodokanakis, über zwei
zu Al-Madina gesehene Sonnenfinsternisse (die erste
am 27. Januar 632 = 28. Sawwäl 10 H, die zweite
am 28. Februar 686 = 28. Régeb 66). — Ed. Mahler,
tiber zwei zu al-Madina gesehene Sonnenfinsternisse
(astronomischer Teil der Untersuchung mit gleichem
Resultat. Anhangsweise fixieren Rhodokanakis und
Mahler eine Mondfinsternis auf 13. Gumada H 4 H.
= 19/20. November 625.. — D. H. Müller, text-
kritische Glossen zu den Proverbien Kap. 23 und 24
(im Anschluss an Bickel W. Z. K. M. V, 271 ff). —
Anzeigen: Nachrichten über die von der Kais. Ak.
d. W. z. St. Petersburg im Jahre 1898 ausgerüstete
279 INo. 7.)
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Juli 1900.) 280
Expedition nach Turfan. Heft 1 bespr. v. L. v.
Schröder. — M. Bittner, Consonanten-Permutation im
Armenischen (mit Nachweis von Lehmwörtern aus
dem Türkischen, Ableitung von mazandar. kala Stadt,
Dorf von &al5 etc.). — D. H. Miller, ein keilinschrift-
liches Fragment im Museum von Bucarest. (Nach
Müller ein Stück der grossen Annaleninschrift Ašur-
nasirpals, thatsächlich ein Stück der Standardinschrift,
von der doch gerade genug Exemplare bekannt sind.
Dass Müller das Stück in Keilschrift und Transscrip-
tion und Uebersetzung (nach K. B., aber verballhornt)
mit Ergänzungen publiziert, hat nur einen Wert,
nämlich den, den Nachweis zu ermöglichen, dass
Müller noch nicht soviel Assyrisch gelernt hat, wie
ein Student im dritten Semester. Beweis: E= AT
transscribiert er rabiti, weil K. B. a. a. O. rabi-ti bietet.
ummandt (mt) Lullumi rapsäti übersetzt er: die
Truppen des weiten Landes Lullume (K. B. richtig:
die ausgedehnten Truppen der Lullumäer); sani
tik-k-a den Göttern meines Vertrauens (K. B. richtig:
den Göttern, meinen Helfern). (Wir hatten schon
einmal Gelegenheit, an dieser Stelle zu fragen, ob
denn in ganz Oesterreich-Ungarn kein einziger wirk-
licher Assyriologe Platz hat. Die Wiener Universität
und Akademie sollte die Ausfüllung dieser Lückeals eine
Ehrenpflicht betrachten. Zum mindesten aber sollten
die Redakteure der W. Z. K.M. derartige Blamagen
zu verhindern suchen. D. R.). — Idem, die Formel
der jüdischen Responsenlitteratur und der muham-
medanischen Fetwäs in den sabäischen Inschriften:
(zu Goldziher Z. D. M. G. LII 645); Palmyrenisches
Bild mit Inschrift (2 Zeilen, ergänzt zu 2 ... Ady)
non =3 Nyon nm; eine Vermutung über den
Ursprung des Namens JHWH (verwirft Spiegelberg's
Hypothese Z. D. M. G. LIM 633, mit Recht, aber
unrichtig ist, was M. positiv behauptet, 1. dass yyy?
von M esse abzuleiten sei und 2. dass eine „he-
bräische Vocalisation miy“ nicht existiert. Das
letzte ist Kampf gegen Windmühlen: Spiegelberg
und seine Vorgänger identifizieren eben hebräisch
und masoretisch nicht. Und wenn Sp. sich schief
ausgedrückt hat, wird darum die sachliche Richtig-
keit der Theorie, dass zu gegebener Zeit (als Volks-
etymologie oder nicht) Jahveh gesprochen wurde,
nicht erschüttert; was aber schliesslich alles den
Ursprung des Gottesnamens nicht erklärt. D. R.);
die Inschrift von Nakb-el-Hagar (Gegen Hommel,
die Südarabischen Altertiimer etc. S. 19, dem er
dort Verlesungen nachweist). — R. Dvorak, Hohes
Lied 6, 11 (übersetzt: „Ich wusste nicht, meine Seele
setzte mich auf die Wagen, die hinführten zu einem
edlen Landsmann“). — C. F. Lehmann, Nachträge
und Berichtigungen (zu seinem Artikel).
2. B. 1899.
6. C. F. Lehmann, weiterer Bericht über den
Fortgang der armenischen Expedition. — A. Keane,
Man, past and present, bespr. von Paul Ehrenreich.
—A Pastas zur heutigen Sachlage der Ethnologie
in nationaler und sozialer Bedeutung, bespr. von
Max Bartels. — Georg Schweinfurth, Bega-Gräber
(Schluss) (die heutigen Bigarin etc. Nachkommen der
Blemmyer und diese stammverwandt mit dem Volke,
welches zu Aegyptern wurde.) — Rud. Virchow,
Schädel aus dem Lande der Bedja. — A. Götze,
Analyse eines Eisenklumpens aus der prähistorischen
Schicht von Troja (ist eisenhaltiges Mineral. —
Ed. Krause, über die Verwendung von Celluloid-Lack
zur Konservierung von Altertümern aus Silber, Bronze,
Bernstein, von feineren Eisen-Altertümern, sowie von
Holz, Stoffresten und Papier, namentlich alten Zeich-
nungen, Drucken, Akten in Archiven u. s. w. — R.
Virchow, über die armenische Expedition Belck-Leh-
mann. — C. F. Lehmann, Bericht über den von ihm
erledigten Abschnitt der armenischen Expedition:
Reise von Rowanduz bis Alaschgert. April bis
August 1899. — G. Schweinfurth, Madrepore in einem
mecklenburgischen Grabe (im Anschluss daran ver-
weist Virchow darauf, dass im Elbgebiet Artefacte
aus Muscheln des Roten oder Indischen Meeres in
Gräbern gefunden sind). — Fritz Noetling, Reise in
der Saltrange und birmanische Waldmesser (gegen
Luschan’s Theorie, siehe Z. E. 1899 4,0. L. Z. III 40).
— W. Belck, Schlussbericht über die armenische
Expedition (der Weg Xenophon’s auf seinem Rück-
zuge bis in die Ebene von Alaschgert.) — Fr. Hommel,
Bemerkung, betreffend gewisse Zeichen auf einem
Kommandostabe von Kedabeg. — M. Haberlandt,
konträre Sexual - Erscheinungen bei der Neger-Be-
völkerung Zanzibars.
1900. 1. Giuseppe Bellucci: Amuleti Italiani con-
temporanei, bespr. v. Max Bartels. — Bericht über
die armenische Forschungsreise der Herren W. Belck
und C. F. Lehmann: R. Virchow, Ueberblick über
die Vorgeschichte der Unternebmung. C. F. Lehmann.
Waldemar Belck.
Zeitschrift für Hebr. Bibliographie. IV. 1900.
Heft 1. Januar-Februar. Bibliographie. Darin
Breslauer, Sind Originale, Synagogen- und Volks-
Melodien bei den Juden geschichtlich nachweisbar’?
bespr. v. Ackermann. — Steinschneider, Christliche
Hebraisten (Fortsetzung). Wendet sich zuerst gegen
unberechtigte Vorwürfe Bischoffs in Krit. Geschichte
der Talmud-Übersetzungen. — Poznanski, Mitteilungen
aus handschriftlichen Bibel-Kommentaren. V. Frag-
ment eines Kommentars zu Leviticus (zu Kap. 15,
23—31 und 16,31—18,28 aus dem 11. Jahrhundert,
wahrscheinlich ein Bruchstück aus Jehuda ibn Bal‘anis
arabischem Pentateuchkommentar, MYAMON 3803
Ms.. aus der Kairoer Geniza im Besitze E. N. Adlers.
— H. Brody, El‘asar ben Jakob ha-Babli. Der von
E. N. Adler, JQR. XI 682 ff. besprochene Divan
(Ms), aus dem einige Gedichte mitgeteilt werden,
hat zum Verfasser El‘asar ben Jakob ha-Babli. In
dem Divan finden sich auch die Zf H B. II 34—35
anonym veröffentlichten Gedichte. — Rezensionen:
Thomas H. Weir, A short history of the Hebrew text
of the Old Testament, bespr. v. Ludwig Blau (Schluss
in Heft 2). [Heft 2. März-April. Bibliographie,
darin Abigedor Coben Zedek, Kommentar zu Schir
ha-Schirim, herausg. v. J. Bamberger, bespr. v. ?,
Jehuda Al-Charisi, Tachkemoni, herausg. v. A. Ka-
minka, bespr., v. B-y (Schluss folgt), Machir ben Abba
Mari OMAN Sy WIEN pp herausg. v. S. Buber
fu.) nan ADA wan, herausg. v. S. Buber, bespr.
v. Griinbut. Bischoff, Kritische Geschichte der Talmud-
tibersetzungen, bespr. v. ?. Der Traktat Ketuboth,
ins Deutsche übertragen und kommentiert v. M.
Rawicz, bespr. v. J. Wohlgemuth. — Steinschneider,
Christliche Hebraisten (Fortsetzung). — H. Brody,
Über die Makame WR DNJ. Die von Schorr porn
III 154ff. veröffentlichte Makame wird mit Unrecht
Salomo ben Zikbél zugeschiieben, da in ihr ein
Gedicht des jüngeren Dichters Jehudah ha-Lewi
zitiert wird.
Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Köuigsberg i. Pr.
Verlag u. Expedition Wolf Peiser Verlag, Berlin S., Brandenburgstr. 12,
Druck von Max Sehmersow vorm. Zaha & Baendel, Kirchhain N.-L.
3. Jahrgang No. 8. 15. August 1900.
Orientälistische
Litteratur-Zeitung.
Herausgegeben
von
F. E. Peiser.
— a —
Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11.
-~ James Parker & Co. Oxford, 27 Broad Street.
Ed. Glaser, die Inschrift von Nakb el Hadjar.
A. Wiedemann, zum Alexander-Roman.
W. Max Müller, die Söhne Javans Genesis 10,
F. Bork, Sutruk-Nahhunte A. |
Besprechungen:
1 W. Bacher, Die älteste Terminologie der jüdischen Schriftauslegung (Schluss). (A. Marx),
: M. Steinschneider, Über Sprachkenntnis und Sprachkunde (H. Reckendorf).
| Knut L. Tallqvist, Ibn Sa‘d Kitab al-mugrib fi hula al-magrib Buch IV, Geschichte
der Ihsiden und Fustätensische Biographien (M. Hartınann).
Wissenschaftl. Veröffentl. d. Deutschen Orient-Ges, I (L. Messerschmidt).
G. Ebers, ägyptische Studien und Verwandtes (A. Wiedemann).
W. Max Müller, Nachtrag zu der Berl. Söldnerstele.
r Mitteilungen. Aus gelehrten Gesellschaften. Zeitschriftenschau.
Bei der Redaktion eingegangene Schriften.
*) Revue Sémitique 1900 Juliheft.
Morits Peritz, Zwei alte arabische Uebersetzungen des Buches Rüth. (S.-A. aus der Monatsschr. für
Gesch. u. Wissensch. d. Judent.) Berlin, S. Calvary & Co. 1900.
*) Proceedings of the Soc. of Bibl. Arch. XXII 4 u. 5.
Le Bea Oarra de Vaux, Avicenne aus der Serie: (les Grands Philosophes). Paris. Felix Alcan. 1900. 5fr
Hellmuth Zimmermann, Elohim. Berlin, Mayer & Müller 1900. 2,40 M.
Moritz Poppelauer, die jüdische Tradition. Berlin, M. Poppelauer, 1900.
*) Bereits zur Besprechung ausgegeben.
Orientalistische
Litteratur-Zeitung.
Herausgegeben
von
F. E. Peiser.
Erscheint
am ı5. jedes Monats.
Berlin.
Wolf Peiser Verlag.
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Bestellungen nehmen entgegen: die Verlagsbuchhandlung, Berlin S., Brandenburgstr. 11, sowie alle Buch-
handlungen und Postämter (unter Nummer 5949).
— Inserate die zweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei
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m ee m le Ab mn nn m —
3. Jahrgang.
15. August 1900.
Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender
Adresse erbeten:
Redaktion der 0. L. a Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11.1.
Die Inschrift von Nakb el Hadjar.
Von Eduard Glaser.
In diesen Tagen las ich im 1. u. 2. Heft
der Wiener Z. K. M. eine geharnischte
Philippika D. H. Müllers gegen F. Hommel
in Sachen der Inschrift von Nakb el Hadjar.
Müller wirft Hommel in der blos 25 Worte
enthaltenden Inschrift nicht weniger als sieben
Kopierfehler vor und kündigt eine neue
U bersoun des übrigens recht unbedeu-
tenden Textes an. Meines Erachtens schiessen
beide Herren über’s Ziel. Hommel war zu
scharf in seiner Diskreditierung der Arbeiten
Miillers'), und dieser wiederum verfällt in
denselben Fehler seinem Münchener Collegen
gegenüber. Man entnimmt dem erbaulichen
Professorenstreit zwar noch lange keine
richtige Lesung und Deutung der Inschrift,
wohl aber das Eine tröstliche, dass nicht
1) Die Wiener Wissenschaft ist ohnehin genügend
; betes Da sie die in jahrzehntelanger Arbeit in
rabien erzielten Resultate eines Osterreichers
nicht aufkommen liess, vertraute sie sich der Führung
eines Schweden an und setzte dann schliesslich ihre
letzte Hoffnung auf einen Engländer, nämlich auf
den langjährigen Sekretär des Schweden. Falls auch
Mr. Bury nichts erreicht, dann wird sie wol oder
übel einen Japanesen zu Hülfe rufen müssen. Nette
österreichische Wissenschaft! Aber in Wien
machen Gelehrte, die in dieser Weise Wissenschaft
treiben, Carriere, während die opfervollsten und
ergebnisreichsten Reisen und Arbeiten Anderer dort
selbst in offiziellen Gelehrtenkreisen, ja sogar im
Unterrichtsministerium, einfach als verdienstlos be-
zeichnet werden.
nur die BEER Sterblichen, sondern
auch die hehren Häupter der Wissenschaft
Haare lassen müssen, wenn sie sich auf das
schlüpfrige Terrain der südarabischen Alter-
tumskunde begeben.
So viel ich weiss, ist der Vorwurf un-
genauen Kopierens gegen Hommel ungerecht-
fertigt; denn dieser hat den Landberg’schen
Abklatsch der in Rede stehenden Inschrift
nicht in Händen gehabt, sondern hat nur
eine Kopie benutzt, die Landberg nach
dem Abklatsch angefertigt hatte. Landberg
aber, als Nichtsabäist, hat kopiert so gut
oder so schlecht er konnte, nicht einmal zu
schlecht, wie ich glaube. Müller und andere
Sabäisten — Gott verzeihe mir die Sünde! -
haben von Inschriften schon schlechtere
Kopien geliefert und das trotz monatelangen
Brütens über den Abklatschen oder gar
über den Originalen selbst! Abklatsche
der Hadjarinschrift sind seit langer Zeit in
Wien. Im allgemeinen muss man also er-
warten, dass die Müller'sche Lesung zu-
treffender sein wird als die flüchtige Kopie
durch einen Laien. Müller’s Lesung völlig
zuzustimmen, vermag ich aber dennoch
nicht, trotzdem ich den Abklatsch nie ge-
sehen habe. Denn beispielsweise dort, wo
notwendig ein Gottesname erwartet werden
muss, und wo der Laie Landberg thatsäch-
lich einen solchen abgelesen hat (nämlich
288 _=[No. 8.]
D
ean das ersichtlich nur durch falsche Deu-
tung zweier Zeichen entstanden ist. Müller
hat nämlich einen horizontalen Ritzer im
Steine als zum vorhandenen Verticalstrich
gehörend erachtet, wodurch er an Stelle
eines einfachen Worttrenners den Buchstaben
3 erhielt; ebenso hat er beim dritten Buch-
staben, dessen linke Hälfte wahrscheinlich
nur in schwachen Spuren vorhanden ist,
nur die deutlich vorhandene rechte Hälfte
(also 5) gelesen, statt des vollständigen
Zeichens (0). Sollte der Abklatsch edoch
trotzdem links vom Worttrenner die Spuren
eines zweiten Verticalstriches zeigen, dann
wären sie als Überreste eines N aufzufassen
und das Wort zu lesen: 7M (ein hadhra-
mitischer Gottesname), also mit ) in der
Mitte anstatt Y.
Ich gebe im folgenden den Text nach
Müller’s Lesung, indem ich an den betreffen-
den Stellen (oberhalb) auch die Landberg-
schen Varianten hinzufüge.
Daran schliesse ich eine Uebersetzung,
selbst auf die Gefahr hin, Müller zu Hilfe
zu kommen oder gar von ihm übertrumpft
zu werden. Beides werde ich gelassen er-
tragen. Du mein Gott, es wär nicht das
grösste Opfer, das ich der Sabiistik brachte! —
Die Inschrift lautet in hebräischer en
b)
Fpbm myn x nam OINP aw ja wan I
wm) CM,
buy Mas 00) abnD DIN DIN
(Diyor) | A)
xt) leer DYD “ek owy JT MRI MN II
AO
ypas Ad NIT 7291
Ich tibersetze die Inschrift:
1. Zeile: „Habsal (Jabsal) Sohn
Schadjab’s begann (führte auf) die Bauten
der Mauer Maifa‘at’s und (die Bauten)
ihres (nämlich Maipha‘at’s) Bezirkes, mit
Stein und Balken (Holz) und Klammern
(Spangen), und (ebenso) die Bauten (den
Bau) der Tempel des (Gottes) Amm.
(bezw. Haul).
9. Zeile: Es war (es entstand, ward
perfekt) ihre (nämlich der Stadt) Mauer von
unten (von Grund auf) bis oben. Und
er ebnete (planierte, glich aus, besserte
aus) und erhöhte, was mit einer Mauer
umgeben hatten die beiden Söhne des
Sidkijada“
Wenn am Abklatsch gegen Ende der ersten
Zeile wirklich 31 (statt 3272) steht, dann ist
das vorausgehende EINE selbstverständlich
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[August 1900.) 284
findet Müller ein ganz sinnloses Wort | nicht ate I, zu lesen, sondern mit Mordt-
mann (ZDMG 37,412) als Nomen auf-
zufassen. Es kann wa-iftiläm gelesen und
dann natürlich mit dem folgenden wama-
bani als coordiniert erachtet werden, in
welchem Falle es ein Bauausdruck wäre und
die neue Begriffsreihe eröffnen würde: „Und
ebenso (führte er auf) das Iftilam und die
Bauten der Tempel . . .“ Einfacher aber
ist, es coordiniert mit DIIN und OYY aufzu-
fassen, in welchem Fall es nichts mit der
Wurzel pis zu thun hat, sondern nur mit
dem arabischen (G3 oder Juis. Bei dieser
Annahme, für die ich mich entschieden habe,
bildet es den Schluss der Begriffs- und
Bestimmungsreihe, die sich auf die Bauten
der (oder an der) Mauer und in dem Bezirk
Maifa‘at’s bezieht. Das folgende wamabani
ist wie das erste mabäni Objekt zum Verb
onna.
Gegen die Müllersche Lesung >91
spricht das vorausgehende MIN „Tempel“
(plur.); denn dieses verlangt einen Gottes-
namen. Wenn da ein in diesem Falle völlig
unbefangener und von niemand beeinflusster
Laie cy las, so sehe ich nicht ein, warum
daran Anstoss genommen werden sollte.
Höchstens käme noch 5m in Betracht.
Steift man sich aber trotzdem darauf, 5y)
gelten zu lassen, dann müssten wir einen
absolut neuen Götternamen zugeben oder
wir müssten annehmen, es sei 511, also nicht
Yı, zu lesen, dieses als im Status constr. zu
mN stehend und das folgende ‘nN als Eigen-
name aufzufassen, etwa: „Ebenso (führte er
auf) die Bauten der Tempel des Bezirkes
(heiligen Bezirkes?) Ahaj*. Wir kommen
aber da aus den Emendationen und Kom-
binationen gar nicht heraus, ganz abgesehen
davon, dass dann AN3) ganz ohne verbale
Einleitung dastände. Eine solche aber ver-
mute ich gerade in `N, indem ich in diesem
Wörtchen, ‚auch trotz des sonderbaren N,
irgend ein Äquivalent der hebräischen Wurzel
mn zu erkennen glaube!). Die folgende Wort-
') ya, immer vorausgesetzt, dass es richtig
kopiert ist, könnte auch ätbiopischem AP (5hd)
oder Rl &hö) „utique“ entsprechen. Dann wäre
zu übersetzen: „besonders ihre Mauer...“ Das
Wörtchen könnte aber auch Präposition sein: „an“,
„auf“, „bei“, „innerhalb“, „ausserhalb“, „mit“,
„ohne“ etc. also: „und die Bauten der Tempel
des ‘Amm (Haul) bei (auf, an, etc.) ihrer Mauer.“
Schliesslich könnte man y auch noch als pron.
relat. auffassen, also: „welche er mit einer
Mauer umgeben hatte.“
2385 (No. 8.)
reihe ist klar!). ym, b und 2 sind in den In-
schriften deutlich als Aquivalente von arabisch
up und o zu erkennen. Dass x = Y,
bedarf keiner Betonung. OWY und cy
übersetze ich nach den Bedeutungen, die
diese Worte in mehreren anderen meiner
Inschriften haben. Wir haben es hier mit der
in Bauinschriften so häufig vorkommenden
Formel zu thun: „von unten bis oben“, für
die auch in anderen Inschriften nicht immer
die bekannten stereotypen Vokabeln gebraucht
werden.?) Die Verba N™ und òy übersetze
ich nach den arabischen Wörterbüchern und
in Übereinstimmung mit Hommel. Statt
Miiller’s M3 lese ich lieber mit Landberg %33
und übersetze: „die beiden Söhne“. Denna
müsste „sein Sohn“ (so Müller) oder richtiger
„ihr (fem.) Sohn“ übersetzt werden. Beides
wäre misslich; denn der Vater wird doch nicht
fortgesetzt haben, was der Sohn begonnen.
Das Umgekehrte wäre vielmehr zu erwarten.
„Ihr Sohn“ aber (,ihr* fem.) gäbe gar keinen
Sinn; denn es ist in der ganzen Inschrift
von keiner Frau die Rede. Hat der Abklatsch
aber unzweifelhaft M2, dann müssten wir
an eine ganz andere Deutung denken, nämlich
1) Schon Mordtmann hat hier dem notwendigen
Sinne nach das Richtige vermutet (ZDMG 37,413).
23) Diyyn steht hier natürlich an der Stelle von
sonstigem pnp’ und ähnlicher Ausdrücke, bezieht
sich also wie diese auf die obersten Teile des Bau-
werkes, hier speziell sind es die „unzugänglichsten
Teile,“ von arabisch AA. Gl. 290, Zeile 8 heisst es:
pl iv
Gl. 661: .... niwy |}. z
Gl. 698:.... “y | cowy | 79 ar
wo also Ody sonstigem WAYN entspricht, so-
nach „Grund“, „Wurzel“, „unterster Teil“, „Unter-
irdisches“ etc. In Gl. 1209 kommt es zweimal als
Verbum vor u. z. einmal in Verbindung mit 12530
(„und als er das Wasserbecken ‘asanierte und....“),
das andere mal mit 7) („und als er begann und
‘asanierte das k. w. r des (Gottes) Ta-lab in
Jethé‘a . . .“), ersichtlich in beiden Fällen den
Unterbau (Grund etc.) betreffend. In meiner Sirwäh-
inschrift (Gl. 1000) tritt das Wort als selbständiger
Nomen auf u. z. bezeichnet es dort einen Wasserbau („er
baute won | wy "= „er baute das ‘A. s. n Tafisch“;
ebenso baute er yo | wyn „das Ma‘san von Jalit“).
Da Ma‘san ebenso wie Ma-khad (Damm, Schleuse etc.)
in den Inschriften mit einen in (= Sr) „Lei-
tungsgraben*, „Zuführungsgraben“ in Verbindung
steht, so muss jy irgend ein tiefliegendes Wasser-
becken sein. Hebr. jy/y passt zu dieser Bedeutung
gar nicht, ebenso steht es mit fast allen Bedeutungen
des arabischen JS, von welchen nur die zwei:
2
„Spur“ und gr = „Ort“ einigermassen stim-
Ben.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEI TUNG.
[August 1900.] 286
an eine Präposition (j=) mit weiblichem
Pronominalsuffix, also entsprechend arabisch
® „von ihr“. Der Sinn des letzten Satzes
wäre dann: Und er planierte und erhöhte
(alles dasjenige), was von ihr (von der Stadt
Maifa’at, oder „von ihnen“, fem., aber sing.,
in welchem Falle es sich auf Max bezöge)
mit einer Mauer umgeben hatte Sidkljada‘.
In diesem Falle wäre ein Teil der Stadt
oder der sonstigen Objekte schon von dem
Vorgänger Sidkijada mit Umfassungsmauern
versehen worden.
München, 23. Juni 1900.
Zum Alexander-Roman.
Von A. Wiedemann.
Alexander der Grosse und die Diadochen
in Aegypten haben es sich angelegen sein
lassen, den makedonischen Eroberer als den
rechtmässigen Nachfolger der Pharaonen hin-
zustellen. Zu diesem Zwecke ward er zum
Sohne des Jupiter Amon erklärt und trug
die Widderhörner seines Vaters als Zeichen
seiner Herkunft, wie dies bereits die alten
Herrscher des Landes gethan hatten'). Die
gleiche Tendenz verfolgen die Berichte, die
ihn für einen Sohn des letzten einheimischen
Königs des Landes Nectanebus II. ausgeben,
und welche vor allem die Einleitung zu dem
im Orient und Occident weit verbreiteten
Alexander-Roman bilden?). Das Alter der
verschiedenen Bestandteile dieser Kompilation
ist streitig; die eben erwähnte Einleitung,
welche zahlreiche Spuren ägyptischen Ur-
sprunges an sich trägt, scheint zu den ältesten
Stücken zu gehören. Für die Episode der
Verwandtschaft Nectanebus’ II. und Alexan-
ders scheint mir folgendes, bisher nicht heran-
gezogenes Denkmal dies zu erweisen.
In der Eremitage zu Petersburg befindet
sich das Bruchstück einer Steinvase, welche
ihrer hieroglyphischen Inschrift zu Folge von
dem Könige Alexander geweiht worden ist).
Auf ihr erscheint ausser dem in eine Cartouche
eingeschlossenen Namen Alexander der Ka-
Name Hor-temä, der nur auf den eben ge-
nannten König bezogen werden kannt). Dieser
1) Z. B. Seti I bei Mariette, Abydos I, 22, 23.
2) Für die neuere Litteratur über den Roman
vgl. Noeldeke, Wiener Denkschr. 38 Nr. 5; Ausfeld,
Rhein. Mus. 1900 S. 348 ff. und deren Zitate.
3) Golenischeff, Inventaire p. 374 ff.; publ. bereits
Kircher, Oedipus III p. 385.
*) Der Name des Gottes Hor-tema, der auch nicht
in der Ka-Umrahmung steht, hätte an dieser Stelle
keinen Sinn; und ebenso wenig kann hier ein Name
287 No. 81]
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[August 1900. 288
Ka-Name ist nun weder der Alexander’ I.t),
noch der Alexander’ II.?), noch endlich der
Ptolemaeus’ I.3), an den man zur Not denken
könnte, da dieser Fürst eine Zeit lang als
eine Art von Unterkönig Alexander’ II. auf-
trat, sondern der Nectanebus’ II.
Ein derartiger ägyptischer Ka-Name setzt
den Pharao in Beziehung zu dem Gotte
Horus, freilich nicht zu Horus, dem
Sohne der Isis, sondern zu dem mit der Sonne
in Verbindung stehenden Horus, der als Hor
behudti zu Edfu den Sonnengott unterstützt
und an zahlreichen anderen Orten unter an-
dern Namen ähnliche Funktionen hat. Ge-
legentlich, wie in der Form des Harmachis,
wird dieser Horus vollständig zum Sonnen-
gotte+). Die Verbindung zur Sonne wird bei
den Ka-Namen häufig durch die dem Sperber
beigefügte mit den Uraeus geschmückte Son-
nenscheibe betont. Der König ist dieser
Horus in einer irdischen Verkörperung, und
diese Sonderform des Gottes trägt den be-
sondern Namen, den die Ka-Namen-Umrah-
mung einschliesst. In Folge dessen wechseln
diese Ka-Namen von König zu König, da
sonst zwei und mehr Götter völlig gleiche
Namen tragen würden, was bei dem Zu-
sammenhange, den der Aegypter zwischen
Namen und Ding annimmt, nur dann möglich
wäre, wenn es sich um gleiche Götter han-
delt. Falls sich also trotzdem eine solche
Gleichheit der Ka-Namen findet, so muss
man annehmen, dass die Aegypter damit aus-
drücken wollten, dass der ältere königliche
Träger des betreffenden Ka-Namens in dem
jiingern gleichbezeichneten Herrscher eine
neue Verkörperung gefunden habe.
Diese Erwägung auf unsern Fall ange-
wendet, würde ergeben, dass die Ueber-
tragung des Ka-Namens des Nectanebus II.
auf Alexander den Grossen zeigt, dass nach
ägyptischer Anschauung der Makedone ge-
wissermassen der neu in das Leben getretene
Nectanebus II. war*), die gleiche vermensch-
des unter ihm angebrachten Bildes eines Cynocepha-
lus (für das gleiche Tier in gleichem Zusammenhang
bei Leps. Denkm. III 171) vorliegen.
') Lepsius, Königsbuch Nr. 684.
*) Diadochen-Stele 1. 1.
8) Vel.Griffith bei Naville, Mound of the Jew. p. 62.
*) Die Griechen bringen ihn daher mit Apollo
zusammen. Hermapion bei Amm. Marc. 17, 4. 18
giebt das Hor des Ka-Namens mit Apollon wieder
(vgl. für die wenig glückliche Gleichsetzung auch
des Horus, des Sohnes der Isis, mit Apollo Her. IT. 156)
und Asclepiades von Mendes (bei Sueton. Oct. 94)
identifiziert in seiner Parallelsage zur Erzeugung
Alexanders den Drachen, der den Augustus erzeugte,
mit Apollo.
") Vgl. das Orakel bei Pseudo-Callisthenes ed.
Müller 1. 3: ofros 6 gvyow Bavıdeis (Nectanebus) Eee
T 7
lichte Gottheit wie dieser bildete, somit als
dessen Ebenbild, als sein namens- und wesens-
gleicher Nachfolger und damit Sohn in die
Erscheinung getreten war. Wir haben damit
hier die erste Anspielung auf die Verwandt-
schaft zwischen Nectanebus II. und Alexander
dem Grossen in einem ägyptischen Texte vor
uns. Da derselbe auf einem zeitgenössischen
Denkmale steht, so hätte bereits der König
selbst oder seine Beamtenschaft diese Fiktion
ebenso gut begünstigt oder aufgestellt, wie
die von der Abstammung des Herrschers
vom Gotte Amon. Die diesbezüglichen, im
Alexander-Roman weiter ausgesponnenen Ge-
dankengänge würden demnach auf die Zeit
Alexanders selbst zurückgehn !).
Die Söhne Javans Genesis 10.
Von W. Max Müller,
„Die Söhne Javans sind Elischa und
Tarschisch, (die) Kittim und (die) Dodanim.“
An die Frage nach diesen Namen erinnerte
mich wiederWincklerdurch seineBemerkungen
zu den Kittim, Forschungen II, 422. Seine
Darlegungen zu C’N3 sind vollkommen über-
zeugend?); die bisherige Deutung auf Cypern
ist eine von den vielen fadenscheinigen Sacher,
für die es keine anderen Gründe giebt, als
dass schon sehr lange einer sie dem anderen
nachschreibt.
Wenn wir nun aber diesen vermeintlichen
Namen Cyperns aufgeben, so müssen wir
uns fragen: ist es möglich, dass im Alten
Testament kein Name Cyperns vorkommt?
Dass wäre wirklich im höchsten Grade un-
wahrscheinlich, besonders Gen. 10 sollte das
Land irgendwo versteckt sein. So wird denn
nichts übrig bleiben, als auf die Gleichsetzung
von Alaschia und NZ^“SN zurückzukommen,
die meines Wissens bisher noch nirgends
nahi ëv Aiyiaty, ov yreaoxwv, alla vealuy (näm-
lich als Alexander der Grosse).
t!) Dass auch sonst bereits frühe Sagen an die
Person des Nectanebus geknüpft wurden, zeigt ein
etwa dem 2. vorchristlichen Jahrhundert angehöriger
griechischer Papyrus (ed. Leemans, Papyri Graeci
Musei Lugduni-Batavi I p. 122ff.), welcher nach den
Einleitungsworten und dem Datum zu urteilen, in
dem nicht mit überlieferten Schlusse eine dem Könige
gewordene Prophezeiung über scine Vertreibung
enthalten haben wird.
*) Wo das eigentliche Land pp (?) lag. wird sich
wohl erst mit neuem Material bestimmen lassen.
Vom Umfang und der Lage solch ferner Gegenden
hatten die jeruralemitischen Tempelschreiber gewiss
keine rechte Vorstellung und mögen sie zu ver-
schiedenen Zeiten verschieden verstanden haben
(s. Winckler).
289 ;No. 8]
gebührende Beachtung gefunden hat!) Und
doch ergiebt sich diese Gleichheit schon aus
der merkwürdigen Übereinstimmung der
Namen. Dass schon die LXX das Jodh an
der heutigen Stelle (Edsoa, Eisıoa) hat, be-
vgl ausser den biblischen
weist wenig;
Varianten jetzt die Sirachhandschriften für
das fortwährende Umspringen der Halbvokale.
Übrigens steht bei Ez. 27, 7 in den Haupt-
handschriften EAssoas, wonach das Jodh noch |
an seiner richtigen Stelle stehen könnte.
Weiterhin stimmt alles sachlich. Es ist eine:
Insel (lies den Singular statt YN Ez.!) und
von griechenähnlichen Stämmen bevölkert
(Gen. 10). Die doppelte Nennung in der
LXX, wo es vs. 2 (vgl. Chron.) zwischen
Javan und Tubal erscheint (NB!) hat man zu
stillschweigend korrigiert, meine ich. Sie
kann recht gut zum alten Textbestande ge-
hören und eine Spur der alten Zusammen-
stückelung verschiedener Quellen sein; wenn
eine Glosse, so zeigte sie noch eine richtige
Auffassung des Namens, der gut an die Klein-
asiaten angeschlossen wäre, müsste somit als
ziemlich alt betrachtet werden. Die Produkte
one) moon (Ez.) beweisen wenig; Purpur
wird aber in der Griechenzeit auch als kyp-
risches Produkt erwähnt. Somit hätten wir
den gesuchten Namen und gut begründet
dazu ?).
Man wird sich darüber wundern, dass ein
so alter Name noch bei Hesekiel vorkommt.
Er könnte in dem recht nach der Studier-
lampe riechenden 27. Kapitel aus irgend
einem alten Schriftsteller hervorgesucht sein.
Es lässt sich aber ein recht später Gebrauch
des Namens in Agypten belegen. Er er-
scheint wohl nach Ramses III?) nicht mehr
und erst die Ptolemiertexte graben ihn schein-
bar wieder aus. Ich erinnere daran, dass
zwei Schreibungen vorliegen: die alte ’-s(z)-y,
in der die Liquida vor s defektiv behandelt
ist nach einem häufigen Schriftgebrauch, und
die jüngere ’a-ra-sa, die sich wohl schon
etwas an die Keilschriftform halt. Das war
den Schreibern frühzeitig nicht immer klar;
LD. III, 131a sind beide Namen nebenein-
1) So zuerst Conder, Quart. Stat. 1892, 45, vgl.
meinen Aufsatz über Alasia Z. Ass. X, 297 ff.
2) Über Elisa-Karthago hoffe ich mich an anderer
Stelle zu äussern. Den biblischen „Ethnographen“
möchte ich immerhin die Zurechnung der Punier zu
Javan nicht ohne Zwang aufbürden und das Wohnen
der Punier auf Inseln nicht dem gelehrten Hesekiel,
so lange einfachere Erklärungen möglich sind.
Loa DHI I, 12 ’a-ra-s-y schreibt offenbar nach
direkter Keilscbriftvorlage. weil von der gewohnten
Orthographio abweichend.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[August 1900.] 280
ander gesetzt'). Aber der Ubr setzer des
Kanoposdekretes vom Jahr 9 de» Ptolemaeus
III, der demotisch Salmina, hieroglyphisch
S(i)[b]ynat schrieb, muss doch noch davon
gehört haben, dass der ihm in der Schreibung
S(i)y überlieferte Name ein defektives | ent-
hielt, sonst wäre er nicht auf die seltsame
Idee gekommen, ihn und die Stadt Salamis
etymologisch zusammenzubringen. Demnach
hat eine Kenntnis des Namens 550 v. Chr.
in Palästina auch nichts Befremdendes.
Uber die Rodanim oder Dodanim ist viel
hin und her geschrieben worden, eine be-
friedigende Erklärung hat sich aber nicht
ergeben. Winckler denkt l. 1. 422 an die
Emendation Dor&nim, was etwas einleuch-
tender wäre?), scheint aber keinen Wert
darauf zu legen. Ich glaube, keine Emen-
dation liegt so nahe, wie: DW, oder wenn
man das ) halten will, vielleicht 09373). Es
ist das an der westlichen Küste Kleinasiens
sitzende Volk, das die Agypter (vgl. mein
Asien, S. 360—362) als Da-nö-na kennen. Der
Amarnabrief 151, 52 nennt das Land Da-nu-na
in einer Weise, die auf eine gewisse Be-
deutung der Bewohner für den tyrischen
Handel schliessen lässt, sei es als Händler
oder Seeräuber. Wahrscheinlich in der
letzteren Rolle müssen sie auch am ägyptischen
Hof bekannt gewesen sein, sonst hätte die
dort gemeldete Neuigkeit keinen Zweck ge-
habt. Etwas Bestimmtes kann ich über das
(häufig mit den Danaern verglichene!) Volk
nicht sagen. Seine Nennung in der Völker-
tafel scheint auf eine sehr alte Quelle zu
weisen. Ez. 27, 15 ist natürlich }77 ebenso
zu emendieren; der Parallelismus mit den
„vielen Inseln“ ist höchst beachtenswert ®).
Über Tarschisch brauche ich mich des-
wegen nicht ausführlicher zu äussern, weil
!) Wie noch Ombos 130 ’-ri-sa (eigentl. sö(u?)?)
neben 132 S(i)-y hat.
?) Es wäre dann die Nominalbildung analog dem
arab. Jtindni zu beachten (vgl. übrigens Asien, 8.
370, A. 3).
*) Das ] scheint (in der ersten Silbe) bezeugt
durch die Aussprache‘ Pödıo der LXX und das äusserst
verführerische, aber leider zu junge 019495 Targ.
Jer. (vgl. Asien, S. 354 über die Dardaner). Doch
ist dieser Buchstabe nebensiichlich,
*) Die von dort gebrachten Elephantenzähne
könnten in der Ordnung sein; wie die den Ägyptern
aus Cypern gelieferten würden sie von der libyschen
Küste stammen. Aber das folgende pojn ist
schlimm. Wäre es zu halten (Cornill), so müsste es
ein Fehler Hesekiels sein. Von den Mittelmeerküsten
kam kein Ebenholz. Sehr nahe liegt so der Ver-
dacht, dass ein späterer Leser das (bekanntlich zweifel-
hafte) Wort für Elfenbein hineinkorrigierte: -»9p/
D734, vgl. die LXX, in der wohl eine Dublette des
291 No. 8.
unterdessen auch Cheyne (OLZ. III, 151)
das Richtige gefunden hat: wwon (Tur-
schosch?) ist eine Dublette von DYN Turs
d. h Italien, Tyrsenerland. Das liefert die
Bestätigung, dass Gen. 10, 2 Elischa-Alaschia | `
_ dürfen.
als Dublette seine Berechtigung hat, es
müsste denn eine und dieselbe Hand dies
und Tiras als Glosse (so Cheyne) eingefügt
haben. Weiter möchte ich mich in die Kritik
des Textes nicht einlassen ’).
Sutruk-Nahhunte A
von F. Bork.
Obwohl wir der Veröffentlichung einer
Inschrift erst entgegensehen, die hoffentlich
die elamische Sprachforschung auf eine neue
Grundlage stellen wird (vgl. O. L. Z. 1899,
Sp. 62), wage ich Nachstehendes zu ver-
öffentlichen. Vielleicht mag auch dieser
kleine Beitrag der Bewältigung des neuen
Materials etwas vorarbeiten.
Der erste ernst zu nehmende Versuch,
die Inschriften der Könige von Ančan-
uSunka zu entziffern, ist der von Weissbach
in seinen Neuen Beiträgen 1894 veröffent-
lichte. Er beruhte bereits im ganzen auf
sicherer Grundlage, und der Entzifferer wird
wohl einen erheblicheren Bruchteil der „365
Tage des Jahre“ über die Bedeutung der
Wörter nachgesonnen haben als seine geist-
reichen Vorgänger. Aber er dürfte doch im
„Niederreissen von Grund aus“ etwas zu
weit gegangen sein. Es wäre sicher etwas
seltsam, wenn drei Könige hintereinander
den Tempel niederreissen — von Grund aus —
und ihn aufs neue bauen sollten. Aber
diese Uebersetzung stützt sich auf ein Wort
in den Achamanidentexten, dessen erste
Silbe nicht fest steht: die erste Silbe des
Wortes für „zerstören“ ist unbekannt und
dürfte schwerlich sa lauten?), da wenigstens
in den alten Texten sari wohl sicher nicht
zweiten Teiles vorliegt. Dass pjp von Elephanten-
zähnen nicht gesagt werden kann, hat der Syrer
richtig erkannt; so wäre der Zusatz denn eine Er-
klärung jenes seltsamen Ausdruckes. Aber das
pynandi (LXX — daneben?), 499253 (Syr.) bleibt be-
fremdlich. Kühne Leute würden darin die Libyer —
Lübim suchen. Wire die (allzuglatte) Lesung der
Peschitto richtig, so würde ich die anstössigen
„Hörner“ in pjp ändern. Eine sichere Wieder-
herstellung des offenbar mehrfach überkorrigierten
Textes ist kaum möglich.
1) Den sehr auffallenden Gebrauch des Nomen
gentile im Plural ohne Artikel finden wir Va. 13
fortgesetzt, was mit keiner der gangbaren Theorien
über die Quellenscheidung stimmt.
?) Norris las ki.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[August 1900.) 292
„zerstören“ bedeutet! Weissbach hätte also
darum nicht die Grundlage seiner Entziffe-
rung leugnen brauchen, falls seine Ueber-
. setzung nicht das Richtige trife.
Aber er hätte seine Grundlagen erweitern
In seinen „Erläuterungen“ versucht
er bereits, halat-imma zu lesen, d. h. das me
zum vorhergehenden Worte zu ziehen. Das ist
zweifellos richtig; wie ihm schon seine Ueber-
setzung von Silhak-In$uSinak D hätte zeigen
können, ist me das alte Genitivsuffix. Wir
wissen aber auch, und danken dies wiederum
Weissbach, dass im Neuelamischen halat
„Befehl“ heisst. Hüsing wird also auch
Recht haben, dass das neuelamische Zeichen
46 auf t endigt (Elamische Studien S. 9),
mag es als mut oder lat zu lesen sein.
Denn nun ist tarlat (oder tarmat) dieselbe
Bildung mit halat. Dem letzteren entspricht
aber in anderen Texten ein drittes Wort
gleicher Bildung upot (Silhak-Insusinak B,
C und Kutir-Nanhunte C). Da also auch
dieses = „Befehl“ ist, so gehört es natürlich
zu neuelamischem hupo = „herrschen“, wo-
durch die Bedeutung von halat und upot
gesichert wird!). Daraus ergiebt sich, dass
hali = „befehlen“, und nicht „ähnlich wie
kuši“ ist (Neue Beiträge S. 10). Also halih
= „ich befahl“, halikume = „das Befohlene“.
Hier setzt eine Beobachtung Hüsings ein:
imma steht in den Weissbach’schen Texten
nur da, wo Kiri-kiSa vorhergeht (vgl. Kutir-
Nanhunte C upot-ma zu beziehen auf Insu-
Sinak). Demnach bedeutet hala-t-i-mma:
„auf ihren Befehl“. Dabei wissen wir frei-
lich nicht, ob das Elamische überhaupt
Geschlechter unterscheidet; auf die ver-
schiedenen Personalpronomina habe ich schon
O. L. Z. 1900 Sp. 10 aufmerksam gemacht.
In einer Inschrift des Untas-RiSa (Loftus 11)
findet sich, auf Nanhunte bezogen, sijan-i-mie
upot u. 8. W.
Das obige genitivische me steckt aber
auch in Lijan-irra-me. Lijan-irra ist „die
Lijanische“, also wohl das parallele Lijan
laha-k-ra als „die Lijan bewohnende* zu
übersetzen (Also Mäl-Amir II 33 laha-ma-n-ra
ungefähr „er wird bewohnen“) Weissbachs
Uebersetzung (Neue Beiträge S. 6) ist also
mindestens ungenau, richtig könnte aber wohl
kek mit „mächtig“ getroffen sein; es bleibt
wohl keine Wahl, da es nicht „gross“ heisst.
Der erste Teil der Inschrift ist also ziem-
lich klar, mehr Schwierigkeiten bietet der
zweite.
) Zu V hupo hat Hiising (Elam, Stud. S. 37)
auch Aupo-ppi gestellt. Möglicherweise gehört auch
das malamirische sal-hupa dazu.
293 [No. 8.)
Ueber die Formen misi-r-ma-h und pe-
p3i-r-ma-h habe ich bereits in der Januar-
nummer der O. L. Z. dieses Jahres ge-
handel. Neben midi-r-ma-ma findet sich
parallel mit demselben misi-r-ma-na; die
Form ist also ein Infinitiv, abhängig von
«u sarra-h, wie im Neuelamischen tau-man
von li-p, mit infigiertem tr, das sich natürlich
auf sijan bezieht. Wenn eine Variante zu
Kutir-Nahhunte A dafür misi-r-ma-h-ma bietet,
so hat sich der Schreiber verschrieben: er |
, lipa-r-u-ri’(„meinen Unterthanen“) zeigt, das
„mein“
wollte zuerst mi3i-r-ma-h schreiben und sah
dann erst, dass noch u sarra-h folgte. Offen-
bar konnte man statt misi-r-ma-na u sarra-h
einfach misi-r-ma-h sagen, wie das folgende
pe-pki-r-ma-h zeigt. Weissbach’s Ausdruck
„fakultative Zufügung von „h“ (Neue Bei-
träge S. 28) ist mindestens sehr unglücklich
gewählt, wie auch neuelamisches hupe natür-
lich aus huh-pe entstanden ist. Was bedeutet
aber Vmis und Vsar?
misi-r-ma-na steht Silhak-Ingudinak B ab-
hängig von kusi-h wie sonst von sarra-h
(sars-h). Man kann also etwas „bauen“ oder
„Sarr-ieren“, um es „miši“ zu machen. Nun
steht miši in allen Inschriften, die erzählen,
dass Hubannumena den sijan gebaut habe.
Da das ,Niederreissen* nicht wahrscheinlich
ist, so bleibt wohl nur die Wahl zwischen
„weiterbauen“ und „wiederherstellen“, zumal
da der Infinitiv auch von kuši-h abhängig
sein kann. Da aber miši auch Kutir-Nan-
hunte C und Silhak-Ingusinak C steht, wo
ein früherer Erbauer nicht genannt ist, also
derselbe wohl nicht bekannt war, so darf
man wohl kein Weiterbauen annehmen
und Vmiš dürfte „herstellen“ bedeuten.
Vsar dürfte, wenn es nicht „befehlen“ be-
deutet, etwa mit „sich anschicken“ zu über-
setzen sein (Die Inschrift steht auf den zum
Bau verwendeten Ziegeln)!).
Ueberspringen wir zunächst die schwieri-
gen Silben hinter sarra-h, so kommen wir
zu der iterierten Form pe-p3i-r-ma-h, die
(vgl. O. L. Z. 1900 Sp. 9) etwas Aehnliches
wie kusi-h bedeutet, mit dem es durch „und“
verbunden ist. Die Iteration der Form lässt
schliessen, dass in der Bedeutung eine itera-
tive oder wenigstens dynamische Handlung
zu suchen ist. Auch in Mäl-Amir bezieht
sich dieselbe auf einen Tempel, ebenso offen-
bar in der Inschrift des Hubannu-Meua, in
der wieder auf pe-pä-ja ein kusi-h folgt —
allerdings steht unmittelbar vor dem Worte
1) Sollte es zu kassischem sari-pu = Fuss
gehören und „ich ging vor“, „ich that Schritte“
bedeuten?
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[August 1900.) 294
kukunnum, das aber auch eine Art Heiligtum
auszudrücken scheint. Da es vor kusi-h
steht, ist wohl nicht anzunehmen, dass es
eine Zuweisung von Abgaben an den Tempel
; bedeute, aber immerhin möglich,” da von
‘denselben auch die Baukosten bestritten
werden konnten. Wenn ich versuche, das
Wort einstweilen mit „ausstatten“ zu über-
setzen, so bitte ich, dies in der weitesten
Bedeutung zu fassen.
napi-r-u-ri enthält wie das neuelamische
und ist von Hüsing (Elamische
Studien S. 25) bereits erklärt; es bedeutet
nicht „Heiligtum“, sondern „meiner Gott-
heit“. Von tunih ist i abzutrennen. V tun
bedeutet, wie die neuelamischen Texte lehren
„übergeben“,
Bei demdunkelen erientimna ist zunächstdie
Wortabteilung äusserst schwierig. Weissbach
hält erstum für den Stamm (Neue Beiträge S. 8).
Oppert trennt e davon ab. Hüsing schreibt
mir Folgendes dazu: „Häufiger findet sich
e-ri-en-lim-im-ma, e-ri-en-tum-um-ma. Da
aber das tum häufiger als tu gebraucht wird,
haben wir wohl erientimma und dement-
sprechend erientumma zu lesen; erientimna
ist eine Variante des ersteren, wie ja auch
misirmama neben misirmana vorkommt und
ähnliche mehr. Wie die Varianten zeigen,
ist en infigiert und kann auch fehlen. Eine
Einfügung von Nasalen, wie Weissbach
(Neue Beiträge S. 8) wollte, ist im Elami-
schen noch nicht belegt. Weissbach’s
Beispiele zählen nicht, soweit sie iranische
Namen betreffen, in denen auch im iranischen
Texte der Nasal zu lesen ist; in hupe-n-
tukkime und anderen ist n Suffix. Die Er-
klärung anderer Fälle (wie Humban neben
Huban und ähnliche) ist noch ungewiss.
Dass in unserem Falle keine Einfügung eines
Nasals vorliegt, gebt übrigens schon daraus
hervor, dass stets en, nie in eingefügt wird,
während umgekehrt nie ert-e-timma (für ein
etwa auszudrückendes eretimma) vorkommt“.
Als Material mag auch die ohne eri auf-
tretende Form in tum-um (UntaS-Risa C =
Loftus 9) gelten, die wahrscheinlich als en
tum-um zu deuten ist. Ueber die Bedeutung
dieser rätselhaften Verbindung lässt sich
einstweilen noch nichts einigermassen Sicheres
sagen.
Die Uebersetzung der Inschrift Sutruk-
Nanhuntes würde demgemäss lauten: Ich
(bin) Sutruk-Nanhunte, der Sohn des
Hal-LutuS-InsuSinak, der mächtige
König von Antan-Su$unka. Hubannu-
mena hatte den Tempel der Lijani-
295 [No. 8.]
schen Kiri-Riga (d. h. der grossen Göttin)
auf ihren Wunsch gebaut; und ich
schickte mich an, ihn zu restaurieren
ange stattete ich (ihn) aus und baute.
ihn und übergab ihn der Kiri-RiSa,
meiner Gottheit.
Jedenfalls erweisen sich die Bauinschriften
durchaus nicht als unübersetzbar, und noch
mancher, wenigstens annähernde Wortsinn
wird sich ermitteln lassen, ohne dass wir
deshalb neuer Texte bedürfen, so wünschens-
wert sie wären. Einstweilen aber sind vor
allen Dingen mehr Arbeiter im Weinberge
nötig ').
Bespreehungen.
Wilhelm Bacher, Die älteste Terminologie der
jüdischenSchriftauslegung (Ein Wörterbuch der bibel-
exegetischen Kunstsprache der Tannaiten). Leipzig.
J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung 1899. VIII + 207
S. 8,50, bespr. v. A. Marx.
(Schluss).
s v. mom vgl. Brülls Erklärung’):
„Lehre der man nachgeht, nach der man
sich richtet“, vgl. auch Blau, J. Q. R.
VII 335.
Nachzutragen ist 531 Sd. 70b, aM opan
Sd. 100b, My» AWD mow mopa 43
vgl. die s. v. Dpr citierte Stelle aus M. zu 13,,
8. v. TD}. DD NYO 721 findet sich auch
S. 103b,. Bar Kid. 66a 1ymand 721M 56a...
my a j. R. H. 57a. PYN ord pro.
Zahlreiche Beispiele für . . . 5 121 finden sich b.
Pes. 114b, 115a und 116a und j. Pes. 37d
oben. Bs. sehr wertvolle Sammlung der
Stellen, an denen 7375 721 9390 MRN PNY YN
vorkommt, übertrifft alle früheren bedeutend
an Vollständigkeit. Während nach Weiss
R. Natan den Ausdruck zuerst anwendet, und
Brüll ihn auf R. Meir zurückführt?), sehen
wir hier, dasssich schonR. Elieserben Hyrcanos
seiner bediente. Warum B. den 48 auf-
gezählten Stellen die S. 53 A. 3 erwähnte
zu Gen. 34,,, nicht anreiht, ist nicht zu er-
sehen. Zwischen 17 und 18 ergänze man
II. Kön. 4,,, (Sn. 56a,), zwischen 37 und 38:
Ps. 58, (j. Moed Koltau 80c,,) und, worauf
schon Oy 78° zu Sab. 82a in Talmud ed.
Wilna aufmerksam macht, zwischen 10 und
1) Wie mancher Theologe und Gymnasiallehrer
könnte hier ein lohnendes wissenschaftliches Arbeits-
gebiet finden, auf dem er gar bald selbständig zu
forschen imstande wäre. Für einige sechzig Mark
ist fast die ganze bisherige Litteratur zu haben, soweit
sie heute noch in Betracht kommt.
7) Jahrbuch etc. V 69 Anm.
*) Ib. V 69.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(August 1900.] 296
11: Ex 13,2 Mas. Saferim XIII, 22. Das
Vorkommen des Satzes in diesem unzweifel-
haft späten Werke, sowie in Haschkem
(S. 55 Anm. 2)!) scheint mir den Beweis
für das Alter der Bar. von den 32 Regeln
(S. 101 Anm.) stark zu erschiittern. Sonst
ist zu der Liste zu bemerken: N. 10 bezieht
sich auch auf Gen. 14, N. steht auch Sd.
75a,, N. 32 Bar. Tem. 29b, N. 33 Bar. Arachin
19b, N. 37 M. II zu 12,, zitiert in Halachot
Gedolot ed. Hildesheimer p. 133, ed. Warschau
p. 56b (Lewy S. 13) vgl. j. Pes. I 1 2.15
. 27a. N. 44 bezieht sich nach der S. 54
A. 1 citierten Stelle auf Hohelied 5,, Jacob
hat Z.A.T.W. 1899 darauf aufmerksam
gemacht, dass “7392 “>! mehrmals im
Kommentar R. Hais’ zu Taharot vorkommt.
s. v pom Hoffmann?) hat nachge-
wiesen, dass a häufig ausschliessen
heisst z. B. Sz. zu 15., in J. § 745 Ende
vgl. auch Sn. 56ba,9 19922 pom. So erklärt
er auch pon x.
s.v.non Sz.zu 7,, J. 8 714) an> 0533
xo Dmny ana 13) non Dany.
s. v. 92%. Dies Wort ist im Midrasch
der Akiba’schen Schule sehr häufig.
s. v. WDD ist nachzutragen M. 16b,,s,
34bas, 39ay5,55; 91bg, Sn. 59b unt. Sd. 78b,,s,
144a,,, S4ag, °).
s. v. NY’. S. 92b unt. PD amp Dnon
in einem der Schule R. Ismaels angehörigen
Stücke Nym auch S. 14b3,, 17ans, Bıs
(so zu lesen) etc. und Tana de R. Ismael
Ketub. 49a.
s. v. ND. Das einmal (Sn. 22b unten vor-
kommende .... YAN NON WND ist nach
Blau’s sehr ansprechender Vermutung (l. c.
24) falsche Auflösung von “DIN N’). =
WIN WIN DND.
s. v. 982. 8 PNI Sd. 78b,,, 102a,
T9, 28,3 (Qos, 2144) 2518,21; 27,23 ohne N etc.)
s. v. 752. Zu n 7775 75D WN bemerkt Königs-
berger „Quellen der Halacha“ S. 69: „Die
Schreibung im M[idrasch] h{a-Gadol] (1 5
75 n20) erhellt diese Unklarheit, bei welcher
auch das überflüssig scheinende W sich er-
klärt.“(!) N. Briill4) hat schon darauf hinge-
wiesen, dass auch R. Ismael die Worte 793
pmm $ an R. Akiba gerichtet hat.
(Midrasch zu Psalm 104).
1) Die Quellenangabe ist dort weggefallen; lies:
durch Grünhut [Sefer Ha Likkutim I S 5). Die
Stelle ist Bubers Lekach Tob (II p. 39) entnommen,
wo 9255 ar fehlt.
?) Magazin f. d. Wissenschaft des Judentums
XX 1893 S. 149.
3) J. bestätigt diese Konjektur
Aharon.
+) Centralanzeiger f. jüd. Litt. S. 83.
des Korkan
297 [No. 8.]
s. v. 533 T. 446,,,. 5533 552. Zu Sn. zu
19 vgl. Blau l. c. S. 37. Zu Regel 8 vgl.
Md. zu 16,. S. 80 A. 4, vgl. die Formel Sn.
8b). Zu A.7. Man findet häufig Nym Nyy M.
8b,;, Sn. 18a, Md. zu 18,0 u. 6.
s. v. 892. Bar. Pes. 8b TM mny +>. |
s.v. PID. PAD NIN wiper sagt R. Simon
auch S. 8lzgc, R. Jehudah I S. 98d unt. und
M. II zu 22,; (Lewy S. 19 A. 1).
s. v. DND liefert Verf. eine interessante
Zusammenstellung der Worte mit denen 3037
in Verbindung tritt. Es ist zu ergänzen !).
snn Tex S. 92c,,, dan, Ann nn now ay
ib. da; MMPS ana ADs S. 101b,,, WM 12
snn Sd128b,,; 5520 ans wen T446,,;
wD) aınan UN S 45b; D020 pon S 46bes;
aınan ry orm S 92d,,; 210271552 Sn 37b,,;
myop ann M 73b,; mwn sainsn S 46b,,,;
ann sy Sn 55a unt.; 3 DNN 908 Sz 15a; ;
aınan Nn Bar. R. H. 32a; NP DNN Sd 125a
24,95; INN 79% S. O. c. 23, 28. Bei 27 mnss
es heissen: S. Art. Vyn.
s. v. 195. S 64c,, steht nd, S 69c12.
1D nnd im Gegensatz zu Nynw.
s. v. 705 "m 705 heisst es häufig in
M und Md.
8. v. nOD. Ich möchte hier auf eine Stelle
des Midrasch ha-Gadol zu Genesis (Ms. Berlin
p. 153a) aufmerksam machen: ON MR WIN
Mado AD NW PD MN FPS Xo MND
pny? nn DONN.
S 109 A. 3. J. liest in S. stets SMN
py) ann maw ebenso Sd. 87a,
Q1a,, 114a,,, 120a,, 127a.7, (wo J. Fried-
manns Korrektur bestitigt). In der Bar. vom
Bau der Stiftshiitte c. 9 schwanken die Texte.
Sz. (in J.) hat mehrfach die Formel ohne }.
Zu A. 5 vgl. R. Meir S. 112 c. unt, R.
Jehudah ib d ob.
Zu DODD NWP S. 121 vgl. die abwei-
chende Erklärung A. Epsteins in Fest-
schrift für Chwolson S. 46 (O. L. Z. 11199) —
Zu dio Wy vgl. Epstein ib., dessen Er-
klärung mit der R. Hais (Responsen der
Geonim ed. Harkavy N. 117 S. 103, citiert
in Sefer ha-Itim bei Coronel jM3 131 S. 133,
vgl. Aruch s. v. "Hy II übereinstimmt.)
s. v. 29, vgl. noch M 37%aq), 39b23,96.
8. v. WD. map weno steht Md. zu 15,
in Bezug auf Ps. 109,_1;,17-15. M. 65a, findet
sich schon 28b,,, Sd. 83b,, YTD MW N3
mbapa. Sn. 53bz DD MINS DNI PNY D'yN.
02123.
s. v. 8. S4b,,, Dea, 39b,, 182 18 TN 8I
TOR TAN WWM IM mn ist in Sz. häufig.
sy 520 Sz. zu 35,4.
1) Einen Teil der Worte hat B. nur in anderer
Form oder Verbindung.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
— oe
——
[August 1900.) 298
s. v. PO. PA ON 7D häufig in M II
(Lewy S 14 A).
© a v. map. Taanit II 1 wird ein Vers
us Jonah citert, worouf ein Vers aus Joel
it der erwähnten Einführung folgt.
| sv. OW Sn 34b04,95,06,2¢, +. . MWD MPN.
-e TWD. | I
. 8 v. DP. OYPIUN 701 ist in Sn. und Sz.
sehr häufig. Die Konjektur S. 171 A. 3
bestätigen J., L T. u. Bar. Men. 66a.
_ 8. v. Rp. Belege für xp Sx aus Tana
debe R. Ismael bei Frankel, Hodegetik S. 146
ob., wozu Chulin 27a hinzuzufiigen ist. In
B. s Zusammenstellung fehlt. M. 6495 YCS
— yon. Sd. 130a, mm — mm vgl.
Md. zu 16, n2P2 — 7212.
s. v. NNS. Die Beispiele für die Frage
INT 70 lassen sich sehr vermehren vgl. S. 58b
unt. Sn. 14aı2, 19b unt., Sd. 133a,_, (6 Bei-
spiele) 140a% M. II (Lewy S. 12) T. 446z,
447,, Bar. Meg 17b und 18a, wo es aber
auch in Talmudstiicken vorkommt, ebenso
wie Git. 67a und Kid. 5a, wo Mx Nn absolut
(ebenso M. 68b,, und Midrasch Suta ed Buber
S. 12). Aus späterer Zeit notiere ich ferner:
Tanchuma zu Korach ed. Buber § 12, ed.
Warschau § 5, Glossen zu Meg. Taan. c. 5 ed.
Neubauer p. 10 2.9, c. 9 p. 16 Z. 4 Debarim
Zuta (J. § 815 Anf.), Pirke de Rabbi Elieser
c. 34, Midr. Suta S. 19, 46, 47, Lekach Tob ed.
Buber ExodusS. 17a, Anfrage der Kairuaner an
R. Scherira (mwan NIND3 373). Diese Stellen,
die mir in der letzten Zeit zufällig aufgestossen
sind,lassen sich zweifellosbedeutendvermehren.
Es wird daher kaum anzunehmen sein, dass
diese Frage früh ausser Gebrauch kam.
Für ...5 msn mo vgl. Edujot VI3, wo es
5mal vorkommt (Hoffmann in der Ueber-
setzung zur Stelle S. 291 A. 23 weist schon
auf Gen. 20,0 hin), Sd. 99a, (Hoffmann Einl.
S. 69), M. 10a12, Sz. ed. Königsberger 12b,,
M II (Lewy S. 33 A 1), Bar. vom Bau der
Stiftshütte c. 9, Bar. Pes. 36b (Hoffmann
l. c. S. 50), Bar. Joma 42b und B. batra
108b (Hoffmann l. c. S. 57) Bar. Seb. 18b
und den Anfang des hebräischen Testaments
Naftalis.
8. v. NOT. DYDD NON NDT IMN NIT PN
wendet R. Ismael Sn. 43a, Bar Men. 34a
an. Sd. 75b und Md. zu 16, sagt er
yo) N37 AMR ND.
zu S. 186 A. 2—3 vgl. A. Epstein
anyon mann I 85 ff.
s. v. OW. M NN OWN jo xò sagt R. Jehudah I,
Sn. 42b,,, vgl. Sab. 116a, Taanit 14b.
8. v. ow ist das in Sz. häufige yown PN
NON zu erwähnen.
289 [No. 8.)
s. v. moon. Bar. Taan. 14a steht 70
so obn in Bezug auf Megillat Taanit.
Einige Partikel wie ‘5, wofür Sz. ed.
Königsb. und ed. Schechter auch 5), 129, pry
hätten aufgenommen werden können. ;
Ref. hat es unterlassen, einzelne Artikel
hervorzuheben, da eine grosse Zahl derselben
besondere Beachtung verdient, doch möchte
er allgemein auf Bs. treffliche, präzise Ueber-
setzungen und Erklärungen hinweisen, die bei
den oft schwierigen Terminis vielen Benutzern
des Buches besonders willkommen sein werden.
Meine Anmerkungen, — dass dieselben den
Wert eines derartigen Werkes durchaus nicht
vermindern, braucht wohl nicht erst gesagt
zu werden — mögen dem Verfasser beweisen,
mit welchem Interesse ich sein Buch durch-
gearbeitet habe, und ich kann nicht schliessen,
ohne Herrn Prof. Bacher für reiche Belehrung
und Anregung meinen Dank auszusprechen
und zugleich meine Freude darüber auszu-
drücken, dass er, wie ich zuverlässig er-
fahre, sein Werk fortzusetzen und die bibel-
exegetische Terminologie der nachtannai-
tischen Traditionslitteratur zu bearbeiten ge-
denkt.
Königsberg i. Pr.
Moritz Steinschneider. Ueber Sprachkennt-
nisundSprachkunde. Zwei Vorträge im Verein
junger Kaufleute in Berlin. (Virchow- Holtzendorfs
Sammlung gemeinverständl. wissenschaftl. Vorträge,
Heft 322) Hamburg 1899.28 S. Bespr.v. H. Reckendorf.
Wenn ein Orientalist von der Erfahrung
Steinschneiders über Sprachkenntnis und
Sprachkunde redet, werden ihn die Fach-
genossen gern hören wollen. Allerdings
vernehmen sie nur sehr wenig, was für sie
von speziellerem Interesse ist; immerhin, sie
werden ein angenehmes Stündchen in der
Gesellschaft eines Gelehrten verbringen, der
Freude am Nachdenken hat, der es liebt
viel Zitate sowie kleine Scherze einzuflechten,
wie er sich denn überhaupt nicht an eine
gebundene Route hält, sondern Abstecher
zu verschiedenen Gegenständen macht, die
mit der Sprachwissenschaft irgendwie zu-
sammenhängen.
Freiburg ı. B.
Knut L. Tallqvist, Ibn Said Kitab al-mugrib
fi hula al-magrib Buch IV, Geschichte der Ihäiden
und Fustatensische Biographien. I. Deutsche Be-
arbeitung nebst einem Auszug aus Al-Kindis ta rich
micr. 132 + 8 (arab.) SS. II. Arabischer Text mit
Anmerkungen und Registern 180 SS. Leiden, vorm.
E. J. Brill, 1899. gr. 4°. Bespr. v. Martin Hartmann.
In Tallgvist's Arbeit steckt viel Fleiss.
Die bekannte Litteratur ist benutzt und
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[August 1900.) 300
die Seiten der Bearbeitung schmückt ein
reicher Zitatenschatz. Der hilft aber nicht
über den Mangel fort, dass nicht eine wort-
und sinngetreue Übersetzung gegeben ist,
sondern eine scheinbar systematische Zu-
sammenschweissung der Nachrichten Ibn
Saids mit denen anderer, die für den Leser
des arabischen Texts dadurch unbenützbar
wird, dass in ihm auf die in der Bearbeitung
wild auseinander gerissenen Stellen nicht ver-
wiesen ist. Gewiss, was Attabari recht, ist dem
»schingeistigen Anekdotenjäger* (Vollers,
Fragmente aus dem Mugrib I p. XII) noch
lange nicht billig, und ein Nöldeke hätte dem
faden Geschwätz des Epigonen nicht die
Arbeit geweiht, wie dem grossen Alten. Aus
den Histörchen des Ibn Said und Konsorten
ein scharf umrissen Bild zu gestalten, war
hier nicht Aufgabe. Zudem ist Geschichte
schreiben nicht jedermanns Sache. An sich
ist die der Ichschididen') mit dem par-
fümierten Barbaren Tughg?), dem intriganten,
habsiichtigen, gewaltthätigen, natürlich auch
launenhaften und feigen Streber Muhammad
b. Tuglıg Alichsid und dem krummbeinigen,
wanstigen schwarzen Eunuchen Käfür höchst
unerfreulich, aber sie gewährt einen guten
Einblick in die Zustände des verfallenden
Chalifenreichs und zeigt, wie schnell die
1) Natürlich nur so, wenn man Tuluniden schreibt;
sonst müsste man ja einen Ahn Ichs voraussetzen.
?) Mag auch die Schreibung tughg oder tughug
(nach Analogie von kutb und kutub, rusi und rusul
u. v. a.) bei den arabischen Historikern allein vor-
kommen, so ist doch die türkische Form des Namens
und die. deren sein Träger sich selbst bediente, dadurch
nicht entschieden. Karabacek hat in der Beschreibung
der ‚Verbriefungsurkunde‘ (kitab sidschill) No. 967 des
Papyrus Erzherzog Rainer, Führer durch die Aus-
stellung: Abulmuzaffir Alhasan ibn Toghadsch. Da-
gegen kommt kaum in Betracht, dass derselbe Kara-
bacek in Mitteilungen aus der Sammlung der Papyrus
Erzh. Ruiner I, 104 Toqaé schreibt. Das „Toqač,
richtiger [?|: Toqazi (Spangenmacher)“ Vamberys in
Revue Orientale pour les études ouralo-altaiques
1 (1900), 19 Anm. ist abzuweisen. Will man eine Er-
klärıng des Namens versuchen, so wird man mit
Dr. Foy, dem ich den Fall vorlegte, an tughgt d.h.
der mit dem tügh, dem Pferdeschweif als Zeichen
der Häuptlingswürde denken dürfen; Foy verweist
dazu auf tüghagt in Shaw II, als kazakisch für
‚Hetman‘ und auf Sulaimäns Caghataisch-türk. Wörter-
buch, wo tū aghgi (l. tägragi) erklärt ist durch: tüghdar
sangaqdar sergerde we sühib-i-rütbe bir tümen ‘askerin
gomandany. Welche Beachtung die Notiz bei Ibn
Challikan No. 700 und Abulmahäsin 2, 252 verdient,
tughg bedeute ‘Abdarrahman, wage ich nicht zu
entscheiden. An der Richtigkeit der andern, ichsid
bedeute in der Sprache von Alfarghäna ‚König der
Könige‘ wird nicht zu zweifeln sein. Es liegt in
ichsid vielleicht eine ältere Form des Wortes jachst
vor, das ich im Türkisch Nordsyriens für ‚gut‘, ‚edel‘
hörte, und das im älteren Osmanisch für ‚Held‘ vor-
kommen soll.
301 [No. 8.)
Degenerierung eintritt, sobald ein Tiichtiger
in äusseren Glanz gewickelt wird. Zudem
bewahrt uns das Anekdotenjagen Ibn Sa‘ids
neben gleichgiltigem Klatsch Züge von kultur-
historischer Wichtigkeit, die leider in dem
Wust bei Tallqvist verschwinden; nicht ein-
mal ein orientierendes Inhaltsverzeichnis, wie
Vollers es seiner Ausgabe vorgesetzt, ist
da. Beim Durchblättern notierte ich Folgendes.
Zum Münzwesen s. II, 30, 12.— Chine-
sisches Porzellan II, 9, 7 (in der Uebers.
fortgelassen)'). — safätig d. h. Tratten II,
32, 20 (in I versteckt in der Anm. 3 zu S. 30,
wo aus safätig ‚ein Kreditbrief‘ geworden ist;
vgl. jetzt über die suftaga die ausgezeichneten
Ausführungen Grasshoff’s in ‚Das Wechsel-
recht der Araber‘, bes. S. 35). — Staatsrecht-
liches II, 15, 21f. (AlichSid vereinigt die
wiläjatan wiläjat alharb wassalät und wiläjat
alcharag watadbir alamwäl; vgl. jetzt Gold-
ziher, Dualtitel, WZKM. 1899 S. 321 ff.);
nach IL, 32,17 hatte Alichšīd seinen stindigen
Vertreter am Chalifenhofe zu Baghdad, und
nach II, 122, 22f. hatte das Chalifat (l. alchi-
lafa statt alchalmäna) seinen rasül in Kairo.
— Freuden- und Spielhäuser II, 30, 14 ff.; zu
dem mutamm:, der die Leute immer spiel-
toller macht, vgl. den mutaijib, den die orien-
talischen Sängerinnengesellschaften bei sich
haben, und der das Publikum anzuregen hat;
ein klassisches Verbot von Lasterhéhlen aller
Art enthält die Inschrift Schäh Tahmäsp des
Grossen, die Dr. Sarre mitgebracht hat;
Halter des Spielhauses ist mutagabbil dar
alqimar Z. 19. — Eine Frau ist die Geschäfts-
führerin (Beschliesserin, chäzina) des Ministers
Ibn Mugla II, 32, 20. — Ein Kochbuch von
1500 Blatt (vgl. OLZ I (1898) Sp. 281 n. 3)
und ein Coitus-Buch von 1200 Blatt schrieb
Almusabbihi DI, 98, vgl. I, 104. — Kindes-
liebe und Gattenliebe II, 96. 97f.; haben
auch die Nebenumstände des Ablebens von
Almusabbihis Gattin etwas Komisches (sie
entsetzt sich über eine Mondfinsternis, und
als einen Tag vor ihrem Tode ihrem Jungen
vom Bartscheer (muzaijin) ein Zahn aus-
gerissen wird und der Junge schreit, geberdet
sie sich ganz unsinnig), so ist es doch roh,
dass Ibn Said die Darstellung, aus welcher
das innigste Eheglück spricht, lächerlich findet
S. 97, 18. — Zote 102, 9; es sei bemerkt,
dass kürzlich in Kairo gedruckt ist alfukäha
walitinds fi mugün abi nuwas; als Zech-
genoss AlichSids, der ihn mit Schwänken
und Zoten unterhalten musste, ist genannt
Abii Huraira Ahmad Ibn ‘Isém (Ibn Abil’isäm)
1) Bis heut verrät den chinesischen Ursprung
das Wort für Tablett: sanije, d. i. sinye.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[August 1900.) 302
II, 104, 2. — Dass aus den Biographieen
II, 48 ff. (I, 86 ff.) Nachträge zu Brockel-
mann’s Literaturgeschichte zu gewinnen sind,
bemerkte ich schon OLZ II (1899) Sp. 304
n. 1.— Von sprachlich Interessantem in II ver-
merkte ich: waz 30, 16. 45, 12; aiš 6, 20.
11, 25. 17, 23. 31, 2 (es findet sich schon
bei Abū nuwäs und gehörte gewiss schon
der lebenden Sprache des ersten Jahrhunderts
an, wenn auch ‚korrekte‘ Dichter es ver-
mieden). — chalg für ‚Abort‘ 6, 20. 17,
17 ff. (in I, 39 ist aus dem ,Bassin im Abort‘
(fisqija filchal@) eine ,Zisterne im Freien‘
geworden); eine psychologisch richtige Be-
merkung zu der immer wechselnden Ter-
minologie für diesen Teil des Hauses machte
schon der Verf. des ‘ubab, s. TA 5, 32. —
bazjar für bazdar, Falkner, hier belegt 7, 15;
vgl. meine Lieder Lib. Wüste 234 (zu S. 35).
— ja ba 32, 18 und jä mir 26, 23 dürften
so von Ibn Sa‘id geschrieben sein. — ghair
| mă marra 121, 15 f.; so, mit pleonastischem
mä, glaube ich oft in Syrien in der Sprech-
sprache gehört zu haben.
Der Text ist ersichtlich nur ein Abdruck
der Handschrift!), die dazu noch oft ver-
lesen ist.
Die völlig unverstandenen Zeichen 11, 11
Anfang sind natürlich "ahdani ‘ahdin, und
der Satz ist in der Übersetzung I, 31. 8 hin-
zuzufügen. — 30, 12 mahtiiman l. machtu-
man. — 30, 21 di ibban 1. ta iban. — 32, 19
garak |. gasak. — 100, 20 junsidu wawatri
(?) 1. jasdü watara, worauf Metrum und die
bekannte feststehende Phraseologie dieser
. Dichterei leicht leiteten. — 102, 1 almada-
hata erinnert an das litdta, das in Arnolds
und Anderer Mu’allagät-Editionen zu lesen
ist. — 103, 16 eine Zeichengruppe, in der
jeder nur etwas mit der Sprache derartiger
Texte Vertraute li ugimu erkennt. — 19,
Dae Te JOS ee a me ila rahmatiki: das fanta-
gala war ohne Mühe zu ergänzen. — 44, 28
ist der Vers unvollständig; 1. la zilta man-
guran raftan u. s. w. (oder ähnlich). — Ganz
verfehlt ist die ‚Deutsche Bearbeitung‘. Ab-
gesehen von dem prinzipiellen Einspruch, der
gegen die Vermischung verschiedener Nach-
1) Es.ist bei uns üblich, auf die orientalischen
Drucke zu schimpfen; ebenso spottet man im Orient
heut über die matbi‘ at laipsik walaiden. Wir haben
keine Veranlassung, alle Orientdrucke zu verachten.
Die Dasügi und Hürini waren gewaltige Sprachkenner
und sorgsame Herausgeber. Der moderne Orientale
sollte nicht die Sünden derer, die in sprachlichen
Kinderschuhen stecken, denen- anrechnen, die in
Europa mustergiltige Ausgaben nach den im Orient
bislang noch ganz unbekannten wissenschaftlichen
Gesichtspunkten liefern.
308 — [No. 8.]
richten in dieser Weise schon oben erhoben
ist, wird hier tiber elementare Dinge gestolpert.
Ein paar Proben: I, 33 ist das ahl attangim
II, 12, 22 übersetzt: ‚Die Familie at-Tangim‘
statt ‚die Astrologen‘, und ebenda ist das
‚dachala ila misr bittāli übersetzt: ‚er kam
auf dem nämlichen Wege nach Egypten hinein‘
statt: ‚er zog unter demselben Stern in Kairo
ein‘. II, 45, 6 hadarannasu littaghrija ist I, 70
‚es trafen eine Menge Leute ein, die ihm
huldigen wollten‘; nachdem einmal das be- .
kannte ta ‘zija, Beileidbezeigung, so arg ver-
lesen war, durfte doch nicht dem Falschen ,
leichtherzig eine ganz willkiirliche Bedeutung
gegeben werden. I, 59 ist ‚Du hörst nie
auf‘ Uebersetzung des als Wunschformel selbst
Anfängern bekannten lā zilta Il, 44.
Nur auf eine Art kann Tallquist die .
Jugendsünde gut machen: nachdem er sich
ins Arabische eingelebt, gebe er 1) ein Fehler-
verzeichnis zu seinem Texte, 2) eine Zu-
sammenstellung der kulturbistorisch wichtigen .
Stellen nach Materien geordnet in sorgfältiger
Übersetzung. Von dem, was jetzt vorliegt,
ist der Text, und dieser nur für einen ge-
schulten Arabisten, zu gebrauchen. Solche
Arbeiten mahnen zugleich, wie viel noch zu
thun ist, und wie ungenügend die Kräfte in den
Kulturländern für die Bewältigung der Auf-
gaben sind. Wir können der Hilfe des Orients
nicht entbehren. Dass die Orientalen unfähig
seien, in die Geheimnisse der Litterarkritik
einzudringen, ist eine Fabel. Es fehlt ihnen
die Schulung. Sie ihnen zu vermitteln, ist
die nächste Aufgabe Die Mühe, die wir
darauf verwenden, wird uns reiche Zinsen
bringen.
Charlottenburg.
Wissenschaftliche Veröffentlichungen der Deutschen
Orient-Gesellschaft. Heft I: Die Hettitische In-
schrift gefunden in der Königsburg von Babylon
am 22. August1899 und veröffentlicht von Dr. Robert
Koldewey. Mit einer Abbildung und drei Tafeln.
Leipzig. I. C. Hinrichs. 1900. Bespr. v. L. Messer-
schmidt.
Die deutsche Orient-Gesellschaft hat ihre
Ausgrabungen in Babylon mit einem uner-
warteten Funde von selten guter Erhaltung
erfolgreich eröffnet. Am 22. August wurde
im Mauerschutt innerhalb der Hauptburg
eine Dolerit-Stele gefunden, deren Vorder-
seite den Wettergott (Tessup) mit Hammer
und Blitzbündel zeigt, deren Rückseite eine
hettitische Inschrift trägt, die von Koldewey,
dem Leiter der Ausgrabung, mit grosser
Genauigkeit nachgezeichnet worden ist. Diese
Zeichnung und die beigegebenen Photo-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
en ae
[August 1900] 304
graphien bieten eine willkommene Unterlage
für das weitere Studium der Stele. Die ein-
leitenden Worte von F. Delitzch deuten
bereits einige der Gedanken an, welche durch
‚diesen Fund wachgerufen werden. Derselbe
ist nicht der erste seiner Art an dieser Stelle.
Seit Jahren ist bereits eine Basalt-Schale
(Handmühle?) bekannt — jetzt im britischen
Museum — mit hettitischer Inschrift, die
nach Angabe des Händlers (?) iù Babylon
gefunden ist (Wright pl. XXV). Auf Grund
'mehrer Gruppen in der Inschrift hat man,
wie mir scheint mit Recht, als den ersten
Herkunftsort der Schale Karkemisch ange-
nommen. Auch bei der jetzt gefundenen
TeSSup-Stele lässt sich der Ursprungsort
einigermassen bestimmen. Mehrere Gruppen
der Inschrift, darunter wahrscheinlich der
Königsname, schliessen sich eng an solche
der Inschrift des Löwen von Marasch (Basalt)
an (Wright pl. XXVI. XXVII), sodass für
beide derselbe Ursprungsort zu vermuten ist.
Leider ist der eigentliche Fundort des Löwen
nicht bekannt, da er bereits in die Burg
von Marasch verbaut vorgefunden wurde.
Andererseits zeigt die TeS3up-Stele eine auf-
fallende Verwandtschaft mit einem der vom
deutschen Orient-Komitee in Sendschirli aus-
gegrabenen, hettitischen Thorreliefs, von dem
eine photographische Nachbildung beigefügt
ist. Attribute und Stellung des Gottes sind
beide Male fast genau übereinstimmend, das
Material ist in beiden Fällen Dolerit, ebenso
sind die Maasse fast genau die gleichen. Man
wird also wohl vorläufig die Mitte nehmen
und sagen dürfen: die Stele stammt aus der
Gegend zwischen Marasch und Sendschirli,
vielleicht näher an letzteres heran, des
Materials wegen. Eine andere Frage, die
durch den Fund angeregt wird, ist die nach
den näheren Umständen, unter denen die
Stele nach Babylon gekommen ist. Dass
sie als Kriegsbeute aus einem unterworfenen
Staate weggeschleppt ist, wie wohl auch die
Schale, kann kaum zweifelhaft sein. Ob
dies aber durch Nebukadnezar geschehen ist,
wie die Fundumstände vermuten lassen, oder
durch einen anderen, früheren Herrscher,
lässt sich schwer entscheiden.
Berlin.
Georg Ebers, Ägyptische Studien und Verwandtes.
Zu seinem Andenken gesammelt. Mit dem Bildnis
des Verfassers nach dem Gemälde von Franz
von Lenbach. Stuttgart und Leipzig. Deutsche
Verlags-Anstalt. 1900. 8. 9 und 517 S. Bespr.
von A. Wiedemann.
Die Rolle, welche Georg Ebers während
fast drei Jahrzelinten in der Agyptologie ge-
305 = [No. _ 8065 [No.8] ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG, [August 1900.) 306
spielt hat, beruhte zum grossen Teile auf
seinen popularisierenden Schriften. Immer
und immer wieder drängte es ihn, das, was
er in der ägyptischen Litteratur gefunden,
was die Arbeit anderer aus ihr erschlossen:
hatte, weiteren Kreisen zugänglich zu machen.
Er hat dies in seinen historischen Romanen
gethan, in denen er in dichterischer Form
vorzuführen suchte, wie ihm das ägyptische
Kulturleben in seinen verschiedenen Perioden
gestaltet erschien, und er hat dabei, soviel
gegen Form und Inhalt dieser Werke ein-`
gewendet worden ist, einen geradezu bespiel-
losen Erfolg bei der Leserwelt errungen.
Neben diesen Werken, in denen die poetische
Phantasie die Feder leitete, hat Ebers sich
bestrebt, in populären Zeitschriften, wie vor
allem in den Beilagen zur „Allgemeinen
Zeitung“, dann in Unsere Zeit, Nord und
Süd, Gartenlaube, Deutsche Revue, Deutsche
Rundschau u. s. f. bald eine einzelne ägypto-
logische Entdeckung zu besprechen, bald
einen mehr oder weniger E A Bericht
über eine längere Reihe von Arbeiten zu
liefern. Er selbst legte auf diese Thätigkeit
sen Wert und hatte daran gedacht, eine
Sealine seiner diesbezüglichen Aufsätze
zu veranstalten; eine Absicht, die jedoch
nicht zur Ausführung kam. Nach seinem
Tode ward sein Nachfolger in Leipzig, Stein-
dorf, von der Witwe mit der Aufgabe be-
traut und stellte nunmehr vorliegendes Werk
zusammen, welches eine Auswahl der be-
treffenden Schriften enthält. Neun derselben
handeln über ägyptische Funde und Aus-
grabungen, zwei über ägyptische Kultur-
geschichte, vier über altägyptische Litteratur,
sechs über Fragen bez. des neuen Ägyptens,
fünf über allgemeine Kulturgeschichte, drei
sind biographische Studien. Den Schluss
des Bandes bildet ein chronologisch geord-
netes Verzeichnis der Schriften Ebers’.
Die Aufsätze sind im allgemeinen so ab-
gedruckt worden, wie sie zuerst erschienen,
nur die Umschrift fremder Eigennamen hat
der Herausgeber häufig geändert und ein-
heitlich gestaltet. Ein solcher einfacher Ab-
druck hatte bei Arbeiten, die z. T. bis in
die sechziger Jahre zurück gehen, insofern
sein Bedenkliches, als bei dem schnellen
Fortschreiten der Wissenschaft häufig An-
gaben des Verfassers, besonders in den kurz
nach Auffindung der Denkmäler erstatteten
Berichten, veraltet und überholt erscheinen
müssen. Bei einer Reibe derartiger Punkte
hat der Herausgeber entsprechende Anmer-
kungen hinzugefügt. Vielleicht könnte man
wünschen, dass dieselben noch zahlreicher
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[August 1900.) 306
ausgefallen wären. Das Buch ist für ein
grösseres Publikum bestimmt, dem nicht
überall die Möglichkeit zur Kontrollierung
er Angaben zu Gebote steht, und für das
hen ein oft wiederholter Hinweis auf den
ugenblicklichen Stand der einzelnen Fragen
besonders erwünscht sein muss, wenn auch
naturgemäss man sich nicht verhehlen kann,
dass zu häufige derartige Bemerkungen leicht
den Eindruck des Ganzen stören und wie
bequeme posthume Kritik erscheinen könnten.
| “Als solche würde es auch erscheinen
können, wenn hier in eine Würdigung der
einzelnen Aufsätze eingetreten würde, jetzt,
wo der Verfasser sich gegen Einwürfe nicht
mehr verteidigen kann. Der Herausgeber
hat, und das muss zum Schlusse betont
werden, mit Sorgfalt und Geschick das wich-
tigste unter dem vorliegenden Materiale aus-
gesucht, um ein Bild der Bestrebungen
Ebers’ auf diesem popularisierenden Gebiete
zu geben. Neues soll das Buch, welches
nur bereits Gedrucktes enthält, nicht geben;
für die weiteren Kreise, welche der orien-
talistischen Altertumswissenschaft Interesse
entgegen bringen, wird es eine anregende
Lektüre sein,
Bonn.
Nachträge zu der Berliner Söldnerstele.
Von W. Max Müller.
Zu meinen Bemerkungen über die inter-
essante Berliner Stele eines semitischen
'Söldners sind zwei Nachträge nötig.
Ein Freund bestätigt meine Vermutung
betreffs der Waffen. Der Spiess hat eine
rote (also kupferne!) Spitze, einen hellgelben
(hölzernen!) Schaft; das Ende, welches in
der Erde steckt, ist schwarz. Letzteres ist
sehr sonderbar. Da blau und schwarz öfter
‚vertauscht werden (vgl. den Sprachgebrauch
der südsemitischen und ostafrikanischen
Sprachen) !) so kann der Maler leicht hier
Schwarz für das ihm fehlende Blau ver-
wendet haben. Gemeint wäre also das ge-
wöhnlich blau gemalte Eisen. Ein Beschlag
aus diesem damals kostbareren Metall,
‚während die Spitze aus dem geringeren
Kupfer besteht, das ist freilich höchst sonder-
bar und vielleicht nur eine künstlerische
Freiheit des Malers.
1) Vgl. Reinisch, Sahowörterbuch 117 (wo nilotische
Regen stehen), Bilin 47 (wo dasselbe für das
e erwähnt), Bedauye 66, 110, Chamir 87, Quara
ioe Merkwiirdig ist, dass die libyschen Sprachen
beide Farben noch zu trennen scheinen, wie auch
die meisten nilotischen Sprachen (Ausnahme das
Bongo u. 0.)
307 [No. 8]
Dann macht mich von Oefele aufmerksam,
dass meine Erklärung des Halmes zum Trinken
nicht angeht. Er schlägt vielmehr vor, darin
eine Vermeidung der oben schwimmenden,
Hefeschicht zu sehen. Darauf, dass der Aus-
druck „Bier“ eigentlich unpassend ist, werde!
ich auch durch das Büchlein von Kobert,
Zur Geschichte des Bieres, 1896, aufmerksam.
Das „Bier“ der Alten ist eigentlich Kwass.
Was die Frage anbetrifft, ob es haltbar genug
war, um über See exportiert zu werden, so,
kommt allerdings keine unzweideutige Stelle, |
von nach Agypten importiertem Kode-Bier
vor. Nur ägyptische Nachahmungen in allen
Stellen zu sehen, finde ich aber doch nicht
angebracht.!)
Mitteilungen.
Neue Erwerbungen des Berliner
Museums.
Egyptische Abteilung. Geschenke erhielt
diese Abteilung von den Herren Dr. Schäfer und
Professor Steindorff, beide zur Zeit in Egypten. Der
letztere schenkte einen technisch interessanten Kopf
einer Statue Königs Amenophis IV., bei dem das
Gesicht aus einem besonderen Stein eingesetzt war. —
Erworben wurden eine Thonlampe aus christlicher
Zeit und eine Anzahl Amulette und Skarabäen,
darunter ein großer Gedächnisskarabäus Amenophis’
III. mit dem Beinamen „siegesfroh“.
Vorderasiatische Abteilung. Erworben
wurde fiir die Sammlung babylonischer Altertiimer:
eine dunkel e polierte Steintafel des „Bur-Sin,
Königs von Ur, Königs der vier Weltgegenden“ mit
28 zeiliger Inschrift in tadelloser Erhaltung; eine sehr
große altbabylonische Thontafel von 20 cm Breite
und 25 cm Höhe mit 6 bezw. 7 Schriftkolumnen auf
Vorder- und Rückseite, einzigartig in vollkommener
Erhaltung (Inhalt anscheinend mathematischer Art);
zwei kleine Sammlungen von 45 und 19 ausgewählten,
besterhaltenen beschriebenen Thontafeln aus ver-
schiedenen Zeiten des babylonischen Schrifttums von
Hammurabi bis herab in die Achämenidenzeit, darunter
nicht wenige Doppeltafeln mit besonders deutlich
erhaltenen Siegelabdrticken ; fünf babylonische Siegel- |
zylinder, von welchen zwei mit den die bildlichen
Darstellungen begleitenden Legenden „Göttin Nindah«
und „Gott Bel, Göttin Belit“ besonderes Interesse
bieten.
Für die übrigen Abteilungen der Vorder-
asiatischen Sammlungen wurden erworben: ein soge-
nannter phönikischer „Naos“ aus Thon mit archiio-
logisch lehrreichen Reliefbildern auf dreien der Seiten-
flächen, sowie die palmyrenische Büste eines Mannes
namens Teima bar Male Teima.
Als Geschenk erhielt die Abteilung: von Herrn
Ludwig Meyer-Berlin ein Amulet aus Achat in Form
eines Ringes mit Pehlevi-Inschrift; vonder Deutschen
1) Leute, die etwas von den chemischen Vorgängen
verstehen. haben zu beachten: 1. diese Biersorte
wurde ın verschlossenen Gefässen aufbewahrt, war
also doch haltbarer, als man annehmen will. 2. Anast.
4, 16,4 hat sie „Hefe des Nagels‘‘, was kaum auf
die ,,Nagelprobe'' weist.
ORLENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[August 1900.) 308
Orientgesellschaft ein ausnehmend wertvolles
babylonisches Schriftdenkmal: eine so gut wie un-
versehrte Tafel aus schwarzem Basalt, von 15,5 cm
Breite, 22 cm Länge und im Mittelpunkt 7 cm Dicke,
anf Vorder- und Rückseite mit im ganzen 100 Zeilen
‚beschrieben und an den Kopfenden mit kunstvollen
Basreliefdarstellungen von Göttern und Götte -
bolen geschmückt, in bewunderungswürdiger Feinheit
der Ausführung. Die Tafel giebt sich als die künst-
lerisch ausgestattete Bestallungsurkunde eines Nebo-
priesters im Tempel Ezida zu Borsippa und ist datiert
vom 12. Sivan des 8. Jahres NabuSumiskun’s, Königs
von Babylon (wahrscheinlich um 750 v. Chr.).
Eine für Orientalisten interessante Stiftung
ist die Lackenbacher-Stiftung, über welche wir
dem Pester Lloyd das Folgende entnehmen:
(Lackenbacher- Stiftung.) Die k. k. nieder-
österreichische Statthalterei hat aus der Lacken-
bacherschen Stiftung eine Prämie von 18%
Kronen für die beste Uebersetzung von 15 bis 20
Bibelversen aus dem Hebräischen ins Arabische aus-
geschrieben. Die Bedingungen der Konkurrenz sind
die folgenden: 1. Aus den fünf Büchern Mosis sind,
durch das Los bestimmt, 3 bis 4 Verse aus dem
Hebräischen ins Arabische zu übersetzen. Die Be-
nützung eines arabischen Wörterbuches ist gestattet,
Für die beste Uebersetzung wird die der Londoner
Polyglotte am nächsten stehende Uebersetzung be-
trachtet. 2. Konkurrenzberechtigt sind all die in den
Verband der österreichisch-ungarischen Monarchie
gehörigen Personen, welche die theologische Fakultät
in diesem Jahre, oder in den letztverflossenen drei
Jahren an der Wiener, Prager oder Budapester Uni-
versität absolviert und das römisch-katholische Pres-
byteriat erlangt haben. 3. Die Konkurrenz für diese
Prämie wird an der Wiener Universität am 21. No-
vember d. J. und an der Prager und Budapester
Universität am 24. November d. J. abgehalten. Die
Prüfungsarbeiten sind binnen 12 Stunden fertig-
zustellen.
Dass in dieser Weise unter katholischen
Theologen Interesse für Orientalia geweckt wird,
kann nur als nützlich betrachtet werden. Viel-
leicht setzt ein reicher Oesterreicher einmal
einen ähnlichen Preis für Theologen aus, die
Kenntnisse im Assyrischen erworben haben und
veranlasst damit die österreichischen Universi-
täten, ihrem Stiefkind, der Assyriologie, etwas Be-
achtung zu schenken.
Die Ausgrabungen auf Knossos gewinnen
immer mehr an Bedeutung. Vor kurzem erst wurde
die Ausgrabung der mykenischen Palast-Archive ge-
meldet, die über das Schriftsystem der damaligen
Zeit ganz neue Aufschlüsse gaben; jetzt berichtet ur
J.Evans an das „Athenäum“ aus Knossos unter dem 8.
Juni über die neuesten Entdeckungen im „Palast des
Minos“, denen er nicht weniger Wichtigkeit beilegt.
Die bisher gefundenen Inschriften aus Thontäfelchen,
von denen jetzt mehr als tausend ans Licht gebracht
sind, zeigen eine bereits hoch entwickelte lineare
Schrift. Sie bestätigten aber nicht die früher von
Evans schon aufgestellte Vermutung, die sich auf
einige Siegelsteine des östlichen Kreta stützte, daß
auf der Insel in einer ganz frühen Periode ein anderes
Schriftsystem, das mehr Bilderschrift in der Art der
ägyptischen Hieroglyphen war, existierte. Die
neuesten Entdeckungen auf Knossos haben jedoch
ganz unerwartet die Richtigkeit dieser früheren Vers.
309 [No. 8]
mutung bestätigt. Am nördlichen Ende eines langen
Korridors, der zu einer Reihe von Vorratsräumeu
führte, wurde ein schmaler, länglicher Raum entdeckt,
der eine Reihe von Thontäfelchen von ganz anderer
Form enthielt, und diese waren mit einer Art
Hieroglyphenschrift bedeckt. Einige der Täfelchen
sind kurze, viereckige Thonbarren, an einem Ende
durehbohrt; in einem Kasten wurde auch ein drei-
eckiges Täfelchen von ähnlichem Typus gefunden.
Audere haben die Form einer Kammmuschel mit
einem eingebohrten Loch. Andere haben wieder
eine Halbmondform. Diese sind von besonderem
Interesse, weil sie oft zwei oder mehr Siegelabdrücke,
gewöhnlich von Prisma-Siegeln, aufweisen, auf denen
Gruppen von Bilderschriftzeichen, die denen der
Inschriften auf den Täfelchen selbst entsprechen,
eingraviert sind. Unter den Hieroglyphen finden sich
freilich auch rein lineare Zeichen, so daß man hier
die Entwickelung der linearen Schrift aus der hiero-
glyphischen deutlich beobachten kann. Unter der
oßen Zahl der in den anderen Teilen des Knossos-
alastes gefundenen Inschriften finden sich dagegen
die Hieroglyphen-Täfelchen nur vereinzelt. Aus der
besonderen Form der Siegel, die fast ganz auf den
östlichen Teil von Kreta beschränkt sind, kaun man
aber schließen, daß das separate Zimmer des Pa-
lastes, in dem diese neue Klasse von Täfelchen
entdeckt wurde, Berichte über den Tribut oder
andere Angelegenheiten der mykenischen Städte im
Osten Kretas enthielt, die sich wahrscheinlich in
Abhängigkeit von der Stadt des Minos befanden.
Die Menschen, die jene Berichte schrieben, gehörten
zu der Urbevölkerung von Ost-Kreta. Unter dem
alten eingeborenen Volk von Kreta, den Eteokretes,
die ihre Sprache noch bis zum Ende des 6. Jahr-
hunderts bewahrten, war also dieses hieroglyphische
Schriftsystem in Gebrauch. Seine Entwicklung läßt
sich aus den Formen der primitivsten Siegel der
Insel nachweisen Daß dieses autochthone System
mit der linearen Schrift zusammen auf Kreta gefunden
wurde, beweist, dab das herrschende Geschlecht in
Knossos einem andern Stamm angehörte, als den Eteo-
kretern. Das lineare System der Archive des Minos hat
mit dem von Ostkreta viele Berührungspunkte, aber es
ist entwickelter urd im eigentlichen Sinn mehr
mykenisch. Einige neue Fresken, die jetzt ans Licht
ebracht worden sind, zeigen eine bisher unbekannte
ntwicklung des mykenischen Stils, sie sind weniger
kühn, aber etwas dekadent und oft seltsam modern.
In der Nähe eines neuen großen Fundes linearer
Täfelchen wurde auch ein Ochse in Lebensgröße
gefunden. Es ist die schönste plastische Arbeit, die
uns aus mykenischer Zeit erhalten ist.
Voss. Ztg.
London, 4. Juli. Anfange dieser Woche ist in
zwei Salen des London University College eine Aus-
stellung ägyptischer Funde eröffnet worden, die für
Aegyptologen von ganz besonderem Werte ist. Es
handelt sich hauptsächlich um die von Professor
Petrie und seinen Gehilfen auf der Trümmerstätte
von Abydos, der heiligen Stadt Abtu, der be-
deutendsten Grabstätte des Osiris, gefundenen
Gegenstände. Die schon von Amélineau im Auftrag
des Gizeh-Museums durchforschte Stätte wurde von
Professor Petrie einer abermaligen und gründlicheren
Untersuchung unterzogen und hat eine der besten
Sammlungen ägyptischer Altertümer ergeben, obschon
die Hälfte der Funde in Gizeh bleiben mußten.
Der zweite Saal ist den Funden aus der Zeit der
ersten Dynastie gewidmet, die nach Prof. Petrie
um 4800 v. Chr. regierte. Außer den früher ge-
Gftneten Gräbern hat der englische Gelehrte noch
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[August 1900.) 310
frische Gräber durchforscht. Es ist ihm gelungen,
alle Könige der ersten Dynastie festzustellen, sowie
wenigstens zwei Könige, die vor Menes regierten.
Die meisten Gegenstände sind klein, aber Kußerst
‘wertvoll. Bruchstücke von Trinkgefäßen tragen die
ı Namen von Menes und sieben andern Pharaonen der
í frühesten Zeit. Die Handwerker, die diese Sachen
verfertigten, verstanden es, aus dem härtesten
Gestein wie Obsidian, Calcit und Cristall, sowie aus
Marmor, Alabaster und Schiefer wunderschöne
Gegenstände herzustellen. Die größte Geschick-
lichkeit zeigen jedoch die aus Elfenbein und Eben-
holz geschnitzten Gegenstände. Herrlich geschnitzte
Ochsenköpfe aus Elfenbein und Ebenholz verzierten
‚die Füße von Stühlen und das Untergestell von
Kästchen. Unter den Schnitzereien bemerkt man
ein kleines Kästchen in der Gestalt einer Ente, die
sich Öffnen läßt, aber durch die verwickelten
Schwanzfedern zusammengehalten wird: man möchte
es für chinesische Arbeit der besten Art halten. Die
aus Elfenbein verfertigten Pfeile sind spitzig und
die Spitzen sind rot bemalt. Neben durchbrochenen
Elfenbeinzibnen liegen seltsame Zauberstäbe mit
. geometrischen Zeichnungen bedeckt. Unter den
Metallarbeiten ist eine schöne aus Kupfer gehämmerte
Bowle bemerkenswert als eine der besten und
frühesten Arbeiten; auch goldene Zieraten und Gold-
blech und Golddraht sind ausgestellt. Die Töpfereien
aus den ältesten Gräbern zeigen große Kunstfertigkeit;
sie sind alle mit der Hand verfertigt, und einige
haben eine rote Glasur. Die Verzierungen sind Ge-
flechte oder flüchtig gemalte Tiere und Vögel.
Große Ueberraschung verursachte das Auffinden von
Bruchstücken von Gefäßen, von denen eines beinahe
vollkommen ist, die aus einer äg&ischen Töpferei
aus dem mykenischen Zeitalter stammten, ein
Umstand der die weite Verbreitung der griechischen
Gesittung in der frühesten Zeit beweist. Grob-
verfertigte Stelen von Dienern und Hofheamten sind
vorhanden; zwei davon gehörten den Lieblingszwergen
des Pharao, wahrscheinlich stammten diese aus
Mittelafrika. Der andere Saal enthält Gegenstände
aus der Zeit der 12. und 18. Dynastie. Da ist u. a.
eine Thüreinfassung mit schön geschnitzten, blau-
bemalten Hieroglyphen, die den Namen und die
Würden eines Hofbeamten wiedergeben. Ein Sar-
kophag mit blauen Hieroglyphen auf gelbem Grund
gehörte dem Nekhta, einem Vorstand des Priester-
ordens. Schöne aus blauem Marmor verfertigte
Toilettegefäße befinden sich im Mittelschrank neben
einem Paar elfenbeinerner Kastagnetten. Von ge-
schichtlichem Wert ist die Grabstele des Sebek-Khu,
der unter Usertesen III. einen Feldzug nach dem
Sudan unternahm und für seinen Gebieter Neger-
rklaven fing. Sehr schön sind die Goldzieraten aus
jener Zeit. Bemerkenswert ist noch eine aus Kalk-
stein verfertigte Sphinx aus dem Osiristempel.
Voss. Ztg.
a
In Petersburg ist eine Gesellschaft für Orient-
kunde gegründet worden, welche „die russische
Zivilisation in den Ländern des Orients zu befestigen
und zu verbreiten“ als ihre Aufgabe ansieht.
Nach der Frankf. Ztg. will eine dänische Expedi-
tion unter Leitung des Archäologen Dr. Kinch in
Kyrene Ausgrabungen unternehmen.
Nachtrag zu OLZ. III, 133. Durch die
Güte W. Deren es babe ich nun auch eine
Photographie des Papyrus von Gizeh erhalten,
welche Wiedemann - Devéria’s Durchzeichnung
811 [No. 8]
ORIENTALISTISCHR LITTERATUR-ZEITUNG.
[August 1900.) 318
bestätigt, nur dass das ligierte i etwas breiter
ist. Eine Lesung Za-p-n, die natürlich an
Saphön erinnerte, ist sehr unwahrscheinlich nach
der Orthographie des Papyrus, wie auch Sp.
urteilt. Es wird also bei der Lesung Sa ( er
pi bleiben.
Aus gelehrten Gesellsehaften.
Acad. des Inscr. et Belles-Lettres. Stzg.
vom 8. Juni 1900. R. de Meynard berichtet tiber
eine Forschungsreise des R. Basset in Algier. B.'
hat archaeologische, historische und hagiographische
Studien bei den „populations traras“ gemacht, einen
Berberdialekt len in jener Gegend arabische
Handschriften und in Nedzoma eine kufische Inschrift
gefunden, die er als die älteste algerische Inschrift
nach der von Didi Okba betrachtet (etwa 474 d. H.).
Ebendort wurde auch eine jiingere Inschrift aus
dem Jahre 749 d. H. gefunden. B. glaubt auch
Spuren des Einflusses der Einwanderung der Juden
von Marokko gefunden zu haben.
tzg. v. 29. Juni. Berger teilt eine ihm von
Delattre zugesandte punische Inschrift mit, enthaltend
einen Namen und Anrufung der Astarte.
Zeitsehriftensehau.
(Mittheilung von Martin Hartmann.) Wie
in Jahrg. II Sp. 56 ff. werden im Folgenden die Re-
ferate (Ref.) und Originalartikel (O. A.), sowie die
Antworten auf wirkliche oder fingirte Anfragen (Fr.),
die bemerkenswert scheinen, aus Alhiläl und Ad-
dijä nach Materien zusammengestellt (H=Alhiläl,
D=Addija). Es liegen vor H Jahrg. VII No. 8
(6: 1. 99) bis Jahrg. VIII No. 14 (15. 4 00), D Jahrg.
No. 9 (15. 1. 99) bis Jahrg. II No. 14 (31. 3. 00).
Auch wird Einiges aus dem Anis-Ul-Galis (AG) der
Frau Avierino (s. mein Arabic Press 49 und Speci-
men dune Encyclopédie Musulmane 15) angeführt
werden, No. 1 (31. 1. 99) (bis Jgg. III No. 3 31. 3. 1900).
Alle O.A., deren Verfasser nicht besonders ange-
geben, sind in H von Girgi Zaidan, in D von Jbra-
him Eljazigi. Mit ‚Sp.‘ wird auf meine Berichte hier
I (1898) Sp. 226 ff. If (1899) Sp. 56 ff. verwiesen.
J.Sprachliches, 1) Gfirg1] Sfursock] (Bai-
rut), anknüpfend an meinen Aufsatz ahammijat dan’
chawäss alkalam addarig in Elmagriq 1898 No. 17:
Butrus Elbustäni erwähnte im Unterricht oft die
Vulgärsprache; Chalıl Eljazigi verfasste assahih
bain al ammi walfasih, das noch ungedruckt bei seinem
Bruder Ibrahim liege [dieses Werk, von dem ich
Stücke gesehen, und dessen Subscriptionseinladung
ich s. Z. versandte, erwähnt auch Rasid ‘Atija in
addalü S. 341]; ein Gelehrter in Damaskus habe vor
30 Jahren ein ausführliches Werk über die Vulgär-
sprache verfasst H VII 10 S. 304 f. (0.A.); 2) Ur-
sprung der Redensart allähu gamilun wajuhibbulga-
māla H VII 17 S. 627 (Fr.); als hadit nachgewiesen
H VIT 18 8. 556 f.; ich hörte es von einem Muslim
sogar als Quränspruch bezeichnen; 3) Rasid ‘Atija,
addalil ila murädif al ammi waddachil, mit einigen
richtigen Bemerkungen über die ungenügende An-
ordnung H VII 18 S. 567 f. (Ref., vgl. Anzeige
Goldzihers D. L. Z. 1899 Sp. 1596 £.); 4) Dr.
Chalıl Chairalläh (gest. im Aug. 1899), englisch-
arabisches Wörterbuch medizinischer Kunstausdrücke,
geschätzt H VII 22 8, 677 f; 5) Gabr Dümit,
W. Max Müller. ı `
falsafat albalägha, Versuch einer Philosophie der
Sprache, verfasste früher schon alchawatir alhisan
filma äni walbajan (worüber H V 5) H VIII 2 S. 62
£ (Ref.); den bedeutenden Mann erwähnte ich Isl.
Or. 1,12 n 2. 6) Misa Benrübi, alfawa id alkullya
fillughatain alfransäwija wal arabya, fr. ar. WB im
grössten Maassstab H VIII 7 8.224 (Ref.); 7) lughat
aljardid D 1 9 S. 257—261. 10 S. 289—292. 11
S. 321—324. 12 8. 353—357. 13 S. 385—388. 14
8. 417—421. 15 S. 449-452. 16 8. 481—484. 17
8. 513—517. 18 8. 545—5649. 19 S. 577—581. 20
S. 609—613. 21 S. 641—645. 22 8. 673—676; diese
Kritik der modernen pede tid ee hat viele An-
fechtungen erfahren, namentlich seitens der Jeguiten
[s. Elmasriq 11 8. 1053. 1057—1065. HI S. 43 -47;]
(über die alte Feindschaft s. Gesch. 45) und seitens
der islamischen Gelehrten [s. No. 20], nicht mit Un-
recht: er geht viel zu weit und wirft selbst Elha-
riri Unkorrektheit vor, wo er nicht mit den Vor-
schriften der Wörterbücher übereinstimmt !); abge-
sehen davon, dass wir trotz der vielen dicken Walzer
noch kein W B haben, das uns zuverlässiges Ma-
terial über den Sprachgebrauch bietet (wann kommt
der Thesaurus Linguae Arabicae?), ist doch
die Sprache kein Präparat, dem im Spiritus eine
angebliche Urgestalt bewahrt werden kann; 8) Plural
von gawab D 1 10 S 309 f. (Fr.); 9) attalata rigal
und ‘arad ‘alaih D I 11 S. 337 f. (Fr.); 10) darfas
von Dreyfuss; vgl. almuchandif von Bedr ibn Ma-
bar Elghafars [Agh. 19, 74] D 1 11 S. 338 f. (Fr.);
11) Aussprache des Jim, anknüpfend an die Maériq-
Artt. darüber [I (1898), 116 ff. 837 ff.) D I 14 8
433—435 (Fr.); 12) Allerlei sprachliche Fragen D I
18 S. 562 f. (Fr.); 13) Masc. und Fem. bei Tier-
namen D I 20 S. 627 f. (Fr.); 14) jaum assi‘ab und
mahzüb D I 21 8. 659 f. (Fr.); 15) eada‘an oder ‘ala
D 1 21 S. 660 (Fr.); 16) Bildung nach Analogie D
I 23 S. 724 f. (Fr.); 17) Fehler in den Publikationen
des Pater Louis Cheikho (Séchd); die unfreund-
liche kleinliche Kritik ist meist in Form von An-
fragen „eines Abonnenten“ gebracht D II 2 S. 50—52.
3 S. 84-87. 4 S. 116 f. 5 S. 148 f. 6 8. 183—185.
7 8. 211—213. 213 f. 8 S. 247 f. (gute Bemerkung
über das chazın). 9 S. 275 f. 276 f. 277 f. 10 S.
301—308 (Nachweis, dass sich Ch. in zahlreichen
Fällen über das Metrum getäuscht hat; auch einige
gute allgemeine Bemerkungen; doch ist nicht alles
einwandfrei; sw ara’ ennasr. 60 Z. 12 ff. ist in der
That ragaz (gegen S. 305 u.), nur fehlt Z. 12 (V. 1)
bal, das bei Ahlwardt, Sir poets S. 154 1. Z. richtig
zu lesen). 11 S. 341 f. 12 S. 364—368. 368—373.
14 S 438—440; P. Cheikho blieb die Antworten
nicht schuldig, s. Elmašriq II 8. 1054. 1101—1103.
vgl. auch den Zank über die Artt. lughat algara'td
oben No. 7; 18) laita si‘rt und diwan D II 58.
149 f. (Fr.); 19) man assartija und gad D II 108.
309 ff. (Fr.); 20) ‘Abderrahmän Salam (Bairut),
daf: alauham biqalum ibn salam, Streitschrift gegen
Ibrabim Eljäzigi wegen der ungebürlichen Be
auf die Grossen der ‘arabije H VIII 6 S. 192 (Ref.) °);
vgl. oben No. 7.
') Die sprachliche Pedanterie EljäzigJs macht
sich auch sonst in unleidlicher Weise breit: so bringt
er da, wo es gar nicht hingehört, die Qämüs-Weis-
heit an, z. B. DI 11 S. 334 vorl. Z.
?, Hier spielt eine alte Feindschaft hinein: die
Jäzixis sind seit alter Zeit den wahren und Pseudo-
gelehrten des Islam ein Dorn im Auge, vgl. Gold-
ziher ZDMG 28 (1874), 167. Es ist nicht geschickt,
dass Ibr. Eljazigi jetzt die Sache auf die Spitze treibt,
nicht sine ira; doch ist das Urteil Goldzihers über
seine Leistungen wohl etwas hart; am bekanntesten
313 [No. 8.]
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[August 1900] 814
Il. Litteratur. 1) Gir%i Zaidan:von seinen histo-
rischen Romanen [vgl. hier Sp. 226, Sp. 57 f. (Litt.
9 10)| wird ‘adra qurais zu Ende geführt H VII
8—24, 17. ramadan begonnen H VIJI 1—14; der un-
geheure Erfolg der Zaidanschen Romane in der orien-
talischen Lesewelt wird mehrfach festgestellt: Zn-;
schrift des Sultans Hammüd von Zangibar H VII 9
S. 277 £.; der Art. ‚Historische Kritik‘ in Elmausü at
No. 11 (Apr. 99) zurückgewiesen H VII 14 S. 448 f.
15 S. 462 f, vgl. H VII 13 S. 403 f. 16 S. 489 ff. 19
S. 60 1. 22 S. 671 f. 23 S. 695 f. VIII 1 S. 18. 3 S. 80;
Uebersetzungen sind angekündigt: von armänüsa
almisrija ins Hindostani H VII 23 S. 694, von ‘adrë .
guraigs ins Englische durch Mary Hicks, mit Er-
wähnung, dass fatät ghassan und armänüsa bereits
übersetzt seien VIII 7 S. 216; Dramatisierung (ara-
bische) von armänüsa H VII 23 S. 694 f. (vgl. H V 11);
2) Rechte des Uebersetzers und Verfassers; gegen
die Unsitte, bei Uebersetzungen fremder Werke, be-
sonders Romane, kein Wort von dem Original zu
sagen H VIL 9 S. 285f. (0. A.). 3) Essujüti,
fath algahl klabd addafl (über Tropik), herausg. v.
Mahmüd Serif H VII 9 S 287 (Ref.); 4) Vita des
Negib Elhaddad, geb. im Februar 1867, gest.
9. 2. 1899 an Schwindsucht H VII 10 S. 290—296
(0. A). D I 11 S. 341f. kurze Todesanzeige durch
seinen Mautterbruder Ibr. Eljäzigi, ausführliche‘
Vita von Jühannä Serkis (Alexandrien) DI 12
S. 372—384; der fleissige und begabte junge Schrift-
steller (über seine Zeitung lisän alarab s. Ar. Press
56 No. 15) hat eine grosse Menge litterarischer Ar-
beiten hinterlassen, obwohl er beständig schwer mit
Not zu kämpfen hatte; dass er ein Lobgedicht be-
kannten Stils an den Sultan Hamd b. Tuwéni von
Zangibär richtete (ich fand es in einer Gedicht-
sammlung aus D-O.-Afrika, die ich Herrn Walter
Rössler verdanke), soll ihm nicht angerechnet werden;
das von Ibr. kEljäzigi hochgepriesene Drama salahaddin
behandelt den Stoff von Walter Scott's Talisman;
dass nicht alle Zeitungen von seinem Ableben Notiz
nahmen, wird gerügt D I 13 S. 400—402 (vgl.
unten 31); 5) Ebers, alamira almisrija; die Ueber-
setzung begann Eljäs Salih in der Zeitschrift allata if
Is. Ar. Press 69 No. 64] i. J. 1895, nach seinem lode
vollendete sie As ad Daghir, gedr. Kairo, Mugtataf
H VII 10 S 318 (Ref.); 6) Jüsuf B3etli, hadijat
almulük fi adab assulük, über Etikette, 2. Aufl.; die
erste war schnell vergriffen; erkennt nicht in Allem
den fränkischen Gebräuchen den Vorzug zu H VIE,
11 S. 350. D I 13 S. 407 (Ref.); 7)aľiqd annafis, Be-
arbeitung von Gedichten des Ib n Elfarid in tachmis-
und tustīr-Form durch Muh. Farghali Elansari,
Kairo H VII 11 S. 301 (Ref.); 8) Mahmüd Hanefi,
hazz alhajät, lustige Geschichten in Vulgiirsprache,
Kairo H VII 11 8.351 (Ref.); 9) Hasan Husni El-
‘Amiri, nuzhat alalbab fi tarich su ara’ al asr wamu-
rasalat alahbab, Proben moderner Dichter, besonders
von Ne&d und Elhigäz; auch über die verschiedenen
Arten Wallfahrer, die durch Essuwés kommen H VII,
12 S. 382 f. (Ref.); 10) Ibn Sida, kitab almuchassas;
von einer Gesellschaft wurde der Druck nach dem
Ms. Kairo (Brock. LG I, 308f.] in Būlāq begonnen
H VII 12 S. 383 (Ref.); 11) Masperos Geschichte
des Orients, übersetzt von Ahmed Zeki H VII 13
8. 415. D I 14 S. 437 (Ref.); 12) Mahmud Hasib,
chafaja misr, Teil 1 und 2, Anfang einer Reihe von
historischen Romanen, die in der Mitte des 19. Jahrh.
spielen, H VII 16 S. 511 (Ref); 13) Sulaiman
ist seine Kritik von Dozys Supplément (s. Fleischer
Kl. Schr. (Besondere Freude hatten an dem Angriff
des islamischen Gelehrten die Jesuiten, s. Elmagriq
JI 8. 1053.
Esgoéla, diwan des 1814 geb., 1899 gest. fruchtbaren
Dichters, der in der Azhar gebildet war'), von seinem
Sohn gedruckt in Kairo H VII 18 S. 563 (Ref.);
ita und Bild Essolas D I 18 S. 564—566 (O. A.);
Jo Diwan des i. J. 1891 gest. christl. Dichters Aš ad
rad, herausgeg. von Negib Ibrahim Trad, Red. des
Erraqib H V11 18 S. 566. DI 18 S. 566 f.; 15) Ahmed
Schauqi, ladijas, historischer Roman aus der
Pharaonenzeit, erschien zuerst in Elmausüät H VIL
19 S. 606 (Ref.); diwan A. Schauqis s. Sp. 226;
16) ‘Abdelqadir Elgeza’iri (der bekannte Emi},
nuzhat alchatir fi garid ‘abdalgadir. Gedichte, die nicht
in sein almawägqif aufgenommen sind, herausg. von
‘seinem Sohn Muhammed H VII 20 S. 629 (Ref.);
:77) Apokryphe chutba des Quss ibn Sä'ida, an-
geblich überliefert von Abii Bekr Esgiddiq H VII
22 S. 672f. (0. A); ohne Angabe der Quelle! die
Litteratur s. bei Goldziher, Abhandl. zur arab.
Phil. 2, 6d ff. (die 5 Verse wie bei Goldziher Text
(7 f. mit ge:ingen Abweichungen); 18) Mugtafa
Eddimjati, attdrich alatari min algur an assarif,
stellt die alte Geschichte dar mit Belegen aus dem
‘Quran (also etwa ein Seitenstück zu Cornills Ge-
schichte Israels; auch auf dieses Werk frommen
Sinnes würde die hübsche Kritik L C Bl 1899 No. 22
assen), empfohlen von den Kairenser Professoren
email Rafet und Sultän Muhammed H VII
22 8. 679 (Ref.) 19) Ibrahim Saidah, gost. 29. 7.
99, bezeichnet als assair alāmmī assahir (mir ist
nicht bekannt, ob etwas von seinen Vulgärgedichten
gedruckt ist) H. VII 22 S. 679; 20) Gesellschaft für
den Druck arabischer Bücher H VIII 2 S. 60ff. (0. A’;
vgl. 11(1899) Sp. 363f.; 21) Ahmed ibn Muh. ibn
Miskuwaih, tahdib alachläg, herausg. von ‘Abdel-
halim Salih Elazhari H VIII 28.63. D II 38.
87f. (Ref.); es ist der erste Teil des k. adab al ‘arab
walfurs, vgl. hier I, Sp. 280f.; 22) Ibn Elgahm El-
qurasi (gest. 249 d. H.), Qaside auf ri, ed. mit
Komm. und tastir-Bearbeitung von Mahmüd Chai-
ret H VIII 2 S. 64 (Ref.); 23) Essäbi (um 350
d. H.), rasã'il, herausg. m. Komm. von Sekib Ars-
län H VIII 3 S. 94 (Ref.); 24) Ja‘qib Nachlle
Rüfaile, tarich alumma algqibti a, mit grosser Mühe
gesammelt, z. T. aus dem Munde von Zeitgenossen,
mit Index H VIII 4 S. 127f. (Ref.); aus der Anzeige
geht "die Parteistellung des Vf. nicht hervor (vgl.
Ar. Press 32); 25) alkanz almarsüd fi gawäid attal.
mid, übersetzt aus dem Franz. v. Jüsuf Nasralläh,
gegen die antisemitischen Lügen H VIII 6 S. 188
Ref.; zu bemerken zu Bischoff’s Buch, s. hier III,
p. 133); 26) Saijid ‘Ali Elhariri, alhurüb assa-
libija, vom islamischen Standtpunkt aus H VIII 6
S. 190 (Ref.); 27) Refiq El‘azm, addurüs alhik-
mija linnäs!’a alislamija, Reformgedanken H VIII
6 S. 191 (Ref.); 28) Barsim Basili Elalfi, tarbijat
albanät, Drama in 3 Akten, berührt die Frauenfrage
H VIII 6 S. 191f. (Ref.); 29) assamr fi qada@’ augät
assahr, Lieder des Eljas Elfarrän in Bairüt in
der Art des im Libanon volkstümlicheh muannä
[vgl. meine Arab. Lieder aus Syrien ZDMG. 51,
181 n. 1) HVIIL 6 S. 192 (Ref.); es wird (im An-
schluss an meine Ausführungen Isl. Or. 1, S. 19?)
bemerkt, das sei die echte Poesie, denn „sie stellt
unsere Sprache, unsern Charakter und unsere Sitten
dar, «nicht die Nachahmungen der -vorislamischen
Dichtung“; 30) wasijat “abdalhamid alkatib ilalkuttab,
1) Danach haben diese Essolas nichts zu thun
.mit der bekannten christlichen Familie Söla in
Haleb [s. z. B. Michele Sola bei Vitto, Ebn-
Malek V’Alfiah (Beirut 1898) S. VI]; nicht bekannt
ist mir Näheres über die Solas, deren Geschick mit
| dem des Ahmed Faris Essidjaq verknüpft ist.
315 (No. 8.]
[August 1900] 316
ersichtlich eines der zahlreichen apokryphen Testa-
mente [s. jetzt Ahlwardt No. 3959—4035, wo dieses
nicht genannt ist]; der nicht näher bezeichnete “A b-
dalhamid soll unter den Umaijaden gelebt haben,
das Stück wird obne irgend welche Angabe doy
Quelle (!) mitgeteilt H VIII 7 S. 206-209 (Fr.);
31) Negib Elhaddäd, diwan tadkar assiba H V
7 B. 223 (Ref) D IL 7 S. 215, wonach Verf. über
dem Druck des Frau Alex. Avierino gewidmeten und
von ihr herausgegebenen Werkes starb [vgl. oben
1}'); 32) kuttab ürubba wakutiäb assarq, beweg-
liche Klage über die schwierige Lage der arabischen
Schriftsteller und Zeitungsschreiber H VIII 8 &
231f. (O. A.); man will nicht einsehen, dass man
sich an die breite Masse des Volks in seiner Sprache
wenden muss; 33) Rešid Musöba, sultänat alas-
har, Drama H V 8 S. 253 (Ref.); 34) Ahmed
erräne, ezzard a elmisrya, Heft I über das Zucker-
rohr H VIL 8 S. 253f. (Ref.); 35) Ibr. Negib Mena-
dili, af id assa‘id, über das Christfest H VIII 8 S.
254; das Menädili bestätigt die Lesung, die ich für
den Namen des Abschreibers Ibn Quzmän f. 95b
gab DLZ 1896 Sp. 1288; 36) taragim masahir assarg
filgarn attasi* “asar, soll die Biographien und Bilder
berühmter Orientalen enthalten H VHI 8 S. 255
(Ref.; vgl. Gesch. 33); 37) Haidar E33ihäbi,
nuzhat azzeman fi ta’rich ‘arabistan, soll heraus
gegeben werden von Na“üm Mughabghib H VIII
9 S. 287 (Ref.); 38) Dahir Chairallah (Bairüt),
alarag azzaki fi tahani ghibtat albatryark alantaki;
enthält viel mehr: vollständige Geschichte der
orthodoxen Kirche in Syrien H VIII 11 S. 352 (Ref.);
39) [bn Ettigtagä, alfachri, Kairo, Gesellschaft für
Druck arabischer Bücher [s. oben No. 20) H VIII 13
S. 416 (Ref.); es ist nur Ahlwardt’s Ausgabe ge-
nannt (Abdruck?), Derenbourgs scheiut unbekannt;
40) Da’ad Aba Sa‘rund Emin Aba Chätir, mughni
allabib ‘an attabib (B. vom gesunden u. kranken Men-
schen), 50008., Bairit? D I 11 S. 430f. (Ref.); 41)Selim
Elchüri, arriwäjat warriwa@ yun, gegen die Gegner
von Roman und Drama D I 15 S. 457—461 (O. A.);
42) Ueber litterarische Thätigkeit u. die Hilfsmittel für
guten Stil D I 17 S. 629f. (Fr.); vgl. Ist. Or. I. 18
n.2; 43) ‘Abdelqadir ibn Muhammad Elansäri
Elgeziri Elhanbali (lebte im 10. Jahrh. d. Fl.)
umdat assafwa fi hill elgahwa, abgedruckt nach einem
über 150 Jahre alten Ms. D I 20 S. 621—625. 215.
649— 654. 22 S. 679—684. 23 S. 712—715;
44) Volkswirtschaft, altes Werk, zur Zeit der Abba-
siden aus dem Griech. übersetzt, handschriftlich bei
Eljäzigi D I 21 8. 660f. (Fr.); 45) ahädit bismark,
übersetzt von Sulaiman Elbustani D 1 22 S. 6%
(Ref.); 46) ass‘*# D II 1 S. 1—7. 3 S. 65—70.
6 S. 161—166. 10 S. 289—296. 14 S. 417-424.
(0. A.); 47) Micha’il Sarübim, alkafi fi ta’rich
misr alqadim walhadit Bd. 2 und 3, bis Muh Ali;
Bd. 4 soll bis zum Tode des Muh. Taufiq führen
D II 2 8.44f. (Ref.); 48) Muh Dijab, ta’rich adab
allugha al‘arabija, Versuch einer arab. Litteratur-
geschichte, Bd. ID. II 3 S. 88 (Ref.); 49) Ahmed
Fahmi (Correspondent des Mu’aijad in Beni Swéf),
ajät alibar, Sittenroman, gegen die Glückspielwut,
die den Orient verheert D. II 6 S. 186 (Ref.);
60) Qustäki Elhimsi, muwassah, 29 5zeil. Str. (ramal)
mit GR für Vers 5, je 1 SR für Vers 1.3 und
2. 4; angeblich nach fränkischer Art, doch ist es
ganz der alte Kurs D II 6 S. 187—192 (0. A.),
1) Anz. des Diwans mit Proben AG II 471 ff;
in dem Nachruf AG. II 73 ff, tritt Fr. Avierino der
Behauptung entgegen, Elhaddad habe an der Red,
von AG teilgenommen.
ORIENTALISTISCHE: LITTERATUR-ZEITUNG.
| 51) Ahmed AbaAliElazhari, muwaššah (4 LV
„4
10zeil. Str. (sari) mit je 1 GR für LV 1. 3. Str.
V.?.9 und LV 2. 4 Str. V.8. 10 und abwechs. SR
in V. 1. 3. 5—2. 4.6) D II 8 S. 242f. (O. A.)
62) intigad und gissa D II 8 S. 243—247 (Fr.);
' 53) Jüsuf Elbustan! (Redakteur von Elmahrüsa,
` Ar. Press 53 No. 2), alarmala wawahiduha, erzăhlen-
des Gedicht, wahrscheinlich nach dem Französischen,
wie der Europäer mit der Muttermilch Patriotismus
einsaugt D 9 S. 273f. (O. A.); 54) Habib Ezzai-
jāt, almar'a filgahilge 40 S.; Prämie für die Abon-
nenten von D 1898/9; scheint überwiegend Zusammen-
stellung aus Aghani; 55) Lebibe Hāšim, hgsandi
alhubb D I 20, 634 (Or.-Novelle). — Nicht besonders
erwähnt sind die zahlreichen Uebersetzungen von
Novellen, Romanen und Dramen, besonders fran-
zösischen, die in H kurz angezeigt sind’), auch nicht
die Uebersetzungen englischer Erzählungen, von denen
gewöhnlich eine abgeschlossene jeder No. von D
beigegeben ist (Uebersetzer: Nesib Elma&alänil,
1-3. 5—11. 13—19. 21-24 II, 1—5. 7—10. 12. 14;
Misa Saidah I 4; Orig.-Nov. s. oben No. 55). —
Nicht beachtet sind die Spielereien, die sich nament-
lich in D breit machen: die Aufgaben (mutārahāt)
metrischer Aeusserungen über ein bestimmtes Thema,
oft mit Vorschrift der Form; die Absicht, das
Jitterarische Schaffen zu fördern, wird auf die Weise
natürlich nicht erreicht. sondern nur ein eitles
Streben nach dem Record in äusserlichen Fertigkeiten
gezüchtet, und den Begabteren Veranlassung zu einer
thörichten Zeitvertrödelung gegeben.
(Fortsetzung folgt).
Analecta Bollandiana XIX, 1.
Les deux saints Babylas (die beiden Heiligen
dieses Namens sind identisch.) — F. Nau. Les mar-
tyres de S. Léonco de Tripoli et de S. Pierre d Alexandrie
d’aprés les sources syriaques (die syrische Redaktion
der Akten des Leontius von Tripolis ist die echte,
die griechischen sind apokryph. — Die von Viteau
publizierte Redaktion des Martyriums des Petros ist
die ursprüngliche und stammt aus dem 5. Jahrh.; die
syrische ist eine Uebersetzung davon). — Catalogus
codicum hagiographicorum graecorum bibliothecae
Barberinianae de Urbe (Anfang).
Beilage zur Münchener Allgem. Ztg. 1900.
143. (26. Juni). Paul Wolters, Knossos. Bericht
über die Funde, welche Evans in Kreta gemacht hat.
Berliner philol. Wochenschr. 1900.
22. Der alte Orient I 1—2, bespr. v. P. Jensen °’).
24. Varia archaeologica. Über Ausgrabungen von
Grenfell und Hunt in Umm el Barakat und von
Flinders-Petrie und Mare in Abydos. Über ein von
den Kuratoren des British Museum veröffentlichtes
Verzeichnis der Inschriften in Keilschrift von Bezold.
26. Kautzsch, Apokryphen und Pseudepigraphen,
bespr. v. E. Preuschen.
27. F. Hultsch, Geschichte des Altertums, bespr.
v. R. J. Albrecht.
1) Die Uebersetzer sind in der Wahl nicht immer
vom besten Geschmack geleitet und was das Publi-
kum verlangt, geht aus dem grossen Konsum von
Romanen der Sorte ‚Graf von Monte Cristo‘ hervor.
Doch daneben geht auch Besseres; allein in H VIII
6 ist angezeigt Bulwers Last Days of Pompei, üb.
von Feride ‘Atije, und Neudruck von Scotts Talis-
man, üb. von Ja‘qiib Sarruf und zuerst gedr. um
1885 (danach Elhaddäds salahaddin? s. oben 4).
2) Recht thöricht! Und dabei hat’s Jensen doch
gar nicht nötig. D. R.
917 [No. 8.)
[August 1900.) 318
28. Forte. v. No. 27. — R. Duval, la littérature
syriaque II. ed., bespr. v. Eb. Nestle.
Blätter f. d. Gymnasial-Schulwesen 1900.
VII u. Vill. L. Fonk, Streifzüge durch die bib-
lische Flora, bespr. v. H. Stadler.
Oorrespondensbl. d. D. Ges. f. Anthr.
Bthn. u. Urgesch. 1900.
11 u. 12. Gemeinsame Versammlung der Deut-
schen und Wiener antbrop. Gesellschaft in Lindan
4.—7. Sept. 1899. R. Virchow spricht über den
Ursprung der Bronzekultur und über die armenische
Expedition.
Deutsche Litteraturzeitung 1900.
26. F. Schulthess, homonyme Wurzeln im Syri-
schen, bespr. v. F. Praetorius. — J. J. Tikkanen,
tre armeniska miniatyrhand skrifter, bespr. v. ?
27. A. Bertholet, Deuteronomium, bespr. v. C.
Siegfried. — M. Schultze, Grammatik der aramäischen
Muttersprache Jesu, bespr. v. Eb. Nestle. — F. Cu-
mont, textes et monuments figurés relatifs aux
mystéres de Mithra (u.) derselbe, les mysteres de
Mithra, bespr. v. C. Wissowa.
28. E. Kaluzniacki, zur älteren Paraskevalitte-
ratur der Griechen, Slaven und Rumänen, bespr. v.
N. Bonwetsch — K. V. Zettersteen, die Alfije des
Ibn Muti, bespr. v. J. Goldziher.
29.30. G. Füllkrug, der$Gottesknecht des‘ Deute-
rojesaja, bespr. v. A. Bertholet. — G. Wobbermin,
altchrıstliche liturgische Stücke aus der Kirche
Aegyptens, bespr. v. E. Hennecke. — J.-B. Chabot,
chronique de Michel le Syrien, bespr. v. M. Lidzbarski.
31. E. Bratke, das sogenannte Religionsgespräch
am Hof der Sassaniden, bespr. v. E. Preuschen.
Geograph. Zeitschr. 1900.
7. E. Tiessen, Sven Hedin’s Reisen durch Asiens
Wüsten.
Hermes 1900.
3. M. Wellmann, zur Geschichte der Medicin im
Altertum (Fortsetz. zu Bd. XXXII] 556). — B. Niese,
Kritik der beiden Makkabäerbücher nebst Beiträgen
zur Geschichte der Makkabäischen Erhebung. II.
Jahrb. f. Nationalök. u. Statistik 1900.
Mai. C. Wachsmuth, wirtschaftliche Zustände in
Aegypten während der griech -römischen Periode.
(Forts. folgt.)
Journal des Savants 1%0.
Juin. J. Nicole et Ch. Morel, archives militaires
du 1. siècle, bespr. v. Cagnat
Literarisches Oentralblatt 1900.
25. A. Harnack, die Pfaff’schen Irenaeusfragmente,
bespr. v. G. Kr. — G. Lang, von Rom nach Sardes,
bespr. v. D. — Ph. Berger, mémoire sur la grande
inscription dédicatoire du temple d’Hathor-Miskar &
Maktar, bespr. von H. St—e.
26. A. Jakoby, ein neues Evangelienfragment
(koptisch), bespr. v. v. D W. Ahlwardt, Ver-
zeichnis der arabischen Handschriften der Kgl. Bibl.
zu Berlin X. Bd., bespr. v. C. F. Seybold.
27. M. Ginsburger, das Fragmententhargum,
bespr. v. H. Strack. — P. Mehlhorn, aus den Quellen
der Kirchengeschichte 2, bespr. v. G. Kr. — R.
v. Scala, die Staatsverträge des Altertums, bespr. v.
K. J. N. — H. v. Soden, Palästina und seine Ge-
schichte, bespr. v. ? — A. v. Velics, über die Ur-
quelle aller Sprachen, bespr. v. H. Hirt.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
28. D. H. Müller u. J. v. Schlosser, die Hagadah
von Sarajevo, bespr. v. K. Marti. — J. Krall, Grund-
riss der altorientalischen Geschichte, bespr. v. P.
Jensen. — C. Niebuhr, Einflüsse orientalischer Po-
tik auf Griechenland, bespr. v. H. 8. — E.V.
Zenker, natürliche Entwickelungsgeschichte der Ge-
sellschaft, bespr. v. P. B.
Al-Machriq. III. 1900. j
12 (15. Juni). Une joûte littéraire. Rhetorische
(auch poetische) Ubungen von Schülern der St. Jo-
ephe Universitat („Humanistes de l'Université“) über
Telegraphie, Dampfkraft, Photographie, Röntgen-
strahlen u. s. w. — P. Lammens, Notes archéolog.
sur le Liban (suite). Le pays de Gebail (Eddé,
Gerapta etc.). In Balät werden von den Bewohnern
viel Altertiimer gefunden; geordnete Nachforschungen
würden sicher Erfolg haben. Anfang der ikel-
reihe in I 22. — Notice historique sur le College
d’Antoura (suite). Anfang in der vorigen Nr. —
P. Anastase Carme, Extrait du livre inédit de Thäälibi
Gyia CRN) is rghit) yes. _ Vorrede
und Kap. 4. Es ist nicht ersichtlich, aus welcher
oder welchen der bekannten Handschriften (London,
Wien, Kairo [4, 222], ein Auszug in Leiden [1, 223])
dies Stück herausgegeben ist. — L’abbé M. Rezk et
Th Kayyal, Nouvelles réponses sur le du vulgaire
dans l’aorıste. Vgl. III 6. 9. 10 (OLZ. 195. 237. 276). —
Besprechungen von 1) Luigi Bonelli, Elementi di
Grammatica Turca Osmanli. Milano 1899 und 2) C.
A. Nallino, L’Arabo parlato in Egitto. Milano 1900.
— Varia. Damaskus und die Ghassaniden. Kurze
Bemerkung zu Al-Mauär Nr. 35. (Vgl. II 10, OLZ
276). Die Forschung könne heut nicht frucht-
bringend sein, ohne Kenntnis dessen, was in deut-
scher, französischer und anderen Sprachen veröffent-
licht ist. — Questions et reponses. Einige Einzel-
heiten arabischen Sprachgebrauchs.
13 (1. Juli). J. G. Thabet, Le damasquinage des
armes. Mit Abbildungen orientalischer Waffen. —
Expressions et mots etrangers en arabe. Das Ara-
bische ist heut vielfach nicht rein, und es sind auch
für neue Begriffe noch Ausdrücke zu prägen.
Vulgäre Ausdrücke und Fremdwörter sind thunlichst
zu vermeiden. Den Lesern wird anheim gegeben,
gute arabische Ausdrücke für 4 mitgeteilte vulgäre
Wörter sowie eine gute Übersetzung des Satzes:
„Bossuet est un homme de gevie“ zu liefern. —
P. J. Tatai, Les moeurs libanaises (suite): L’&ducation.
Anfang der Artikelreihe in Il 1 (OLZ. II 59). — P.
Anastase Carme, Les séances d'Ibn Mari (+ 1193).
Von den „Christlichen Maqamen“ des Ibn Mart soll
es bisher nur eine Handschrift geben, in der
Bibliothek der Moschee Al-Haidarhane in Bagdad.
Ein Bruchstück, die Vorrede enthaltend, fand ferner
No man Eff. al-Alisi, woraus sich ein in der Bag-
dader Hs. fehlendes Stück der Vorrede ergänzen
lässt. Hier ist nun eben die Vorrede und die erste
Maqama mit Anmerkungen herausgegeben. Bei der
Herausgabe war Mahmüd a al-Alüsi beteiligt. —
P. J. Goudard, N.-D. du Fort au pays de ‘Akkar.
Historisches. — P. L. Cheikho, Un Curé poéte:
Arsène Fakhoury (1800—1883). Lebensgeschichte
und Gedichte. Mit Porträt. — Anzeige von Ar-
risälat as-Sihäbija fi’s-sana at al-misiqija, von Dr.
Michael Mišāqa, hrsg. vom Pater L. Ronzevalle.
(Aus dem Maériq II 4 ff., vgl. OLZ. II Nr. 3 ff.)
Petermanns Mitteilungen 1900.
VI. Geographischer Monatsbericht. Asien: F.
Schaffners geologische Forschungsreise in Oilicien.
319 [No. 8]
Afrika: Franzosen und Engländer in Nordafrika.
Die Lage des Tangonika. D. Smith’s Reise durch
die Somal- und Gallagebiete.
Revue Critique 1900.
25. J. Guidi, il „Fetha Nagast“, (u.) E. Pereira,
historia dos martyres de Nagran, (u.) ders., conver-
sio de um rei da India ao christianismo (u.) R.
Duval, la littérature syriaque, (u.) H. Pognon, in-
scriptions mandaites de Khouabir, (u.) Th. Ndldeke,
die semitischen Sprachen, (u.) O. Pautz, Muhammeds
Lehre von der Offenbarung, bespr. v. J. B. Chabot.
26. R. Koldewey, die Hettitische Inschrift ge-
funden in der Königsburg von Babylon, bespr. v.
Clermont-Ganneau. — A. Levi, l'elemento storico
nel Greco antico, bespr. v. V. Henry.
Sphinx IV Fasc. 1.
S. 1. Lefébure, Le pays des Heures (zum Am-
duat). — 11. Piehl, Deux mots méconnus du vocabu-
laire égyptien (mesdet „Nase“, mäher „säugen“). —
15. Piehl, La stéle 1774 du Musée de Florence (aus
dem mittlern Reich. Die Stele ist ausser an der
von Piehl angeführten Stelle des Giorale della Soc.
Asiat. Ital. I publ. von Schiaparelli, Cat. Florenz
p. 489f. und von Petrie, Phot. Ital. Ser. Nr. 32). —
18. Besprechungen von Piehl über Rochemonteix,
Temple d’Edfou, fasc. 4 (Angriffe gegen Maspero
und Chassinat), Robinson, Coptic apocty phe. gospels
(gelobt), Chabas, Oeuvres diverses I mit einem Bilde
Chabas’. (Ausstellungen in der Biographie von Virey),
Ebers, Aegyptische Studien (gelobt, Ausstellungen im
Einzelnen), Lemm, Eine dem Dionysius Areopagita
zugeschriebene Schrift (gelobt, einzelne Ausstellungen),
Bessarione VI. — 47. Prospekt des Annales du Service
des Antiquités de l'Egypte. — 49. Piehl, Mélanges
(kurze Besprechungen von Aufsätzen von Naville,
Schiaparelli, Spiegelberg, Pietschmann). — 54. Piehl,
Notices (7 Miscellen über die Lesung, bez. Bedeutung
einzelner Worte und Zeichen).
Theolog. Litteraturblatt 1900.
22. Roy, die Volksgemeinde und die Gemeinde
der Frommen im Psalter, bespr. v. W.L. — Krauss,
griechische und lateinische Lehnwörter im Targum,
Talmud und Midrasch, bespr. v. H. L. Strack.
23. G. Füllkrug, der Gottesknecht des Deutero-
jesaja, bespr. v. Orelli.
24. E. König, die Originalität des neulich ent-
deckten bebräischen Sirachtextes, (u.) Baethgen, die
Psalmen, 2. Aufl, bespr. v. W. L. — P. Wurm,
religionsgeschichtliche Parallelen zum alten Testa-
ment, bespr. v. R. Z.
26. J. Urquhart, die neuen Entdeckungen und die
Bibel, bespr. v. R. Z.
27. Ed. König, the Exiles book of consolation
contained in Isaiha 40—66, transl. be} Selbic, bespr.
v. Boehmer. — Burlitt, early christianity outside
the roman empire, bespr. v. Zöckler.
28. Ed. König, zur Pentateuchfrage, bespr. v. G
Finke. — Smith, Religion der Semiten, bespr. v. R.
Z. — Diettrich, Massorah der östlichen und west-
lichen Syrer in ihren Angaben zum Propheten Jesaia,
bespr. von Ed. König.
Zeitschr. f. aegypt.Spr. u. Altertumsk. 1900.
2. L. Borchardt, der zweite Papyrusfund von
Kahun und die zeitliche Festlegung des mittleren
Reiches der segyptischen Geschichte. — F. W.
v. Bissing u. L. Borchardt, ein Pyramidentext in ur-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[August 1900.) 320
sprünglicher Fassung (der bei Maspero Z. 234 - 339
veröffentlichte Text der Pyramide Pepi’s I. mit den
zahlreichen Korrekturen). — J. H. Breasted, the
length and season of Thutmose III's first campaign.
— Derselbe, Ramses Il. and the princes in the
Karnak Reliefs of Seti I. — Oefele, Medicinische
Realien zu Papyrus Brugsch major 13, 3 bis 13, 6
= Peritonitis. — Miscellen: F. W. v. Bissing, usur-
pierte Grundsteinbeigaben. — F. v. Calice, weiteres
über die Art der Hinrichtung im alten Aegypten.
Zeitschr. f. Bauwesen. 1900.
H. VII bis IX. F. W. O. Schulze, die Stauwerke
des Nilthales (mit Abbildungen im Text und auf Blatt
50 dos Atlas z. Z. f. B.).
Zeitschr. des Deutschen Pal. Ver. 1900.
4. M. Hartmann, Beiträge zur Kenntnis der
syrischen Steppe. (Forts) — G. Schumacher, Er-
gänzungen zu meiner Karte des Dschölän und west-
lichen Hauran (Karte mit Text). — M. Sobernheim,
Meine Reise von Palmyra nach Selemije (mit Karte
von R. Kiepert, einer Liste der im Routier vorkom-
menden Namen und Höhenmessungen).
Zeitschr. f. d. Gymnanialwesen 1900.
Juni. E. König, historisch - komparative Syntax
der hebräischen Sprache, bespr. von P. Dörwald.
Zeitschr. f. kath. Theol. 1900.
II. G. Hoberg, die Genesis, bespr. v. M. Hagen.
— J. Hontheim, Bemerkungen zu Job 32, 6—33, 30.
— E. Seydl, zur Strophik des Jakobsegens. Gen.
49, 2—27. — J. K. Zenner, die axpoorızis des 110.
Psalmes.
Zeitschr. f. Kulturgesch. 1900.
5—6. Troels-Lund, Himmelsbild und Weltan-
schauung im Wandel der Zeiten, bespr. v. G.
Steinhausen. — M. Jähns, Entwickelungsgeschichte
der alten Trutzwaffen, bespr. v. O. Lauffer.
Zeitschr. f. d. neutestam. Wiss. 1900.
2. H. Achelis, Spuren des Urchristentums auf den
nr Inseln? — E. Preuschen, die armenische
bersetzung der Testamente der zwölf Patriarchen
(Geschichte derselben). — W. Bousset, die Testamente
der zwölf Patriarchen (I. Die Ausscheidungen der
christlichen Interpolationen). — E, Nestle, Miscellen:
1. ein wichtiges Zitat der Didaskalia. War der
Verfasser der ersten Clemensbriefes semitischer Ab-
stammung?
Zeitschr. f. Sozialwissensch. 1900.
NII 6. Julius Beloch, die Bevölkerung Europas im
Mittelalter (im Anschluss an B.’s Artikel, die Be-
völkerung im Altertum in dieser Zeitschrift II, 600 ff.
600 ff.).
Zeitschr. f. vergl. Rechtsw. 1900.
Iu. 11. M. W. Rapaport, der Talmud und sein
Recht. 1. Allgemeines. 2. Grundsätze des Intestat-
erbrechtes. 3. Schenkungen inter vivos und mortis
causa. 4. Anhang. Deutsche Texte der Schenkungs-
urkunden im Nachlath Schibah Nro. 36, 37. (Andere
Teile des Talmudrechts werden folgen) — A. Da-
rinsky, die Familie bei den kaukasischen Völkern.
Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg i. Pr.
Verlag u. Expedition Wolf Peiser Verlag, Berlin S., Brandenburgstr. 21.
Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel, Kirchhain N -L.
3. Jahrgang No. 9. l 15. September 1900.
Orientalistische
Litteratur-Zeitung.
Herausgegeben
von
F. E. Peiser.
Ot
Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11.
James Parker & Co. Oxford, 27 Broad Street.
——
—== Inhalt: ===
Avis au lecteur.
A. Wiedemann, Zur Chronologie des Manetho.
W. Max Müller, Agyptologisch-Biblisches.
V. Sehefl, Un Nouveau Cone d’Urukagina.
Besprechungen:
Hierakonpolis I (A. Wiedemann).
K. V. Zetterstéen, Die Alfije des Ibn Mutti (H. Reckendorf).
Edv. Lehmann, Zarathustra I (E. Wilhelm).
. J. Rosenberg, Assyrische Grammatik (F. E. Peiser).
W. Max Müller, Bemerkungen zu Hierakonpolis 1.
Mitteilungen. Aus gelehrten Gesellschaften. Zeitschriftenschau.
Bei der Redaktion eingegangene Schriften.
Oarl Steuernagel, Allgemeine Einleitung in den Hexateuch (Nowack's Handkommentar, I. Abt., 3. Band
3. Teil). Göttingen, Vandenhock & Rupprecht 1900. 1 M.
*Hugo Willrich, Judaica. Göttingen, Vandenhoek & Rupprecht 1900. 5.60 M.
Johannes Nikel, die Wioderherstellung des jüdischen (Gemeinwesens nach dem babylonischen Exil
(Bardenhewer’s Biblische Studien V. Bd., 2. u. 3. Heft). Freiburg i. Br.. Herder'sche Verlgsb.
1900. 5,40 M. i
*K. V. Zetteratéen, Verzeichnis der Hebräischen und Aramäischen Handschriften der Kgl. Univ.-Bibl.
Upsala. Lund, in Komm. bei H. Möller's Univ.Bchhälg. 1900.
J. Hirsch, Fragment einer arabischen Pentateuch-Ubersetzung. Leipzig, Otto Harrassowitz 1900. 4M.
*) Bereits zur Besprechung ausgegeben,
Orientalistische
Litteratur-Zeitung.
Herausgegeben
von
F. E. Peiser.
Erscheint
am 15. jedes Monats.
Berlin.
Wolf Peiser Verlag.
Abonnementspreis
vierteljährlich 3 Mk.
Bestellungen nehmen entgegen: die Verlagsbuchhandlung, Berlin S., Brandenburgstr. 11, sowie alle Buch-
handlungen und Postämter (unter Nummer 5949). — Inserate die zweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei
Wiederholungen und grösseren Anzeigen Ermässigung.
15. September 1900.
3. Jahrgang.
MO
Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender
Adresse erbeten:
Redaktion der 0. L. Z., Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11.1.
Avis au leeteur.
Mehrfach ist es dem Herausgeber der
OLZ. aufgefallen, dass unter seinen Lesern
einige Unklarheit darüber herrscht, wer für
die einzelnen Particen der Zeitung verant-
wortlich ist. Da selbst einzelne Freunde und
Mitarbeiter, von anders Stehenden ganz zu
schweigen, Bemerkungen, die mit D. R. ver-
sehen waren, ohne weiteres einigen der be-
kannten Mitarbeiter zusprachen, so sieht sich
der Herausgeber im Interesse seiner Mit-
arbeiter gezwungen, zu erklären:
1. Leitartikel, bei denen es auf die Per-
son des Autors irgendwie aukommt, werden
mit dem Namen desselben versehen. Wo
das nicht der Fall ist, stammen sie daher
vom Herausgeber, der die alleinige Verant-
wortung trägt.
2. Alle anderen Artikelund Besprechungen
sind von den Autoren gezeichnet.
3. Die Zeitschriftenschau wird, abgesehen
von einem kleinen Teil, der von Spezialisten
herrührt, in Königsberg unter Leitung des
Herausgebers bearbeitet. Für alle Bemer-
kungen, die mit D. R. gezeichnet sind, muss
er um so mehr die Verantwortung über-
nehmen, als sie auf ihn zurückgehen. Wo
an nn
einzelne Mitarbeiter Bemerkungen machen,
für die sie besonders einzustehen wünschen,
werden die Anfangsbuchstaben ihres Namens
beigefügt.
Wir hoffen, dass nach dieser Auseinander-
setzung nicht mehr mit D. R. gezeichnete
Bemerkungen willkürlich auf einzelne Mit-
arbeiter zurückgeführt werden.
Herausgeber und Redakteur:
F. E. Peiser.
Zur Chronologie des Manetho.
Von A. Wiedemann.
In der ägyptischen Zeitschrift 37 S. 89 ff.
hat Borchardt den für die Verwaltungsver-
hältnisse der ägyptischen Tempel unter der
12. Dynastie grundlegenden zweiten Papyrus-
fund von Kahun in dankenswerter Weise
besprochen, nachdem bereits seit einem Jahre
vereinzelte Angaben über denselben, besonders
durch die Tagespresse, an die Öffentlichkeit
drangen. Unter diesen Texten nehmen zwei
Fragmente auf ein pert Sept am 16. Pharmuthi
des 7. Jahres wohl sicher des Königs User-
tesen III. Bezug. Betrachtet man dies als
eine Anspielung auf den heliakischen Aufgang
des Sirius und berechnet das Jahr, in welchem
dieser an dem genannten Tage des Wandel-
jahres eintrat, so erhält man_1876/2 v. Chr.
323 [No. 9.]
(so Borchardt) oder, um eine Sothisperiode
früher 3336/21. Da von dem 7. Jahre
Usertesen IH. bis zu Ende der 12. Dynastie
noch etwa 75 Jahre verstrichen, so war dieses
um 1800 oder um 3260 anzusetzen.
In meiner Aegyptischen Geschichte S. 733
habe ich, unter der Voraussetzung, dass die
manethonischen Dynastien aufeinander fol-
gende waren, und dass man Manethos’ An-
gaben da verbessert, wo die Monumente dies
bis dahin zuliessen, für die 12. Dymastie die
Zeit von 3450 — 3250 berechnet?), was sich
mit obigem zweiten Datum deckt.
Dieses auffallende Zusammentreffen scheint
eine Bestätigung der von mir vorgeschlagenen
Rekonstruktionen der Manethonischen Zahlen
für die 12. Dynastie zu ergeben. Ausserdem
aber einen Hinweis darauf, dass Manetho die
Zeit dieser Dynastie auf Grund einer analogen
Angabe berechnet hat, wie es die von Bor-
chardt aufgefundene Notiz über die Feier
eines pert Sept ist. Die Auffassung, dass
eine derartige Bemerkung für eine Gleichung
zwischen Wandel- und Siriusjahr ohne weiteres
verwertbar sei, hätten die Verfasser des 238
erlassenen Dekretes von Kanopus gehabt.
Etwa 30 Jahre früher wird dieselbe unter den
Gewährsmännern Manetho’s ebenso gut ge-
herrscht haben, mögen diese hier Aegypter ge-
wesen sein, oder die von ihm, wie noch die
Fragmente zeigen, oft herangezogenen grie-
chischen Bearbeiter derägyptischenGeschichte.
Denn die Vermutung ist wohl berechtigt,
dass auch die Kalenderreform von Kanopus
auf griechische Einflüsse und auf den gleichen
wissenschaftlichen Geist zurückgeht, der kurz
darauf die Berufung des Eratosthenes nach
Alexandrien veranlasste. Wenig wahrschein-
lich ist es weiter, dass Manetho eine der-
artige pert Sept Angabe nur gerade für die
12. Dynastie benutzte, für welche Zeit auch
uns zufällig ein ähnliches Denkmal zugäng-
lich geworden ist. Man wird vielmehr an-
zunehmen haben, dass er auch für andere
Perioden analoge Notizen zurate zog und
versuchte mit Hülfe der Feier des als heli-
akischen Siriusaufgang gedeuteten pert Sept
absolute Zahlen für die ältere ägyptische
Geschichte zu gewinnen, wie man ja bereits
seit lange annahm, dass er in seinem Werke
mit Sothisperioden rechne.
Es würde nun eine zweite Frage sein, ob
dieser Manethonische Ansatz der 12. Dynastie
als historisch berechtigt gelten kann oder
1) Oppert, Rev. arch. III Ser. 36 S. 11, der den
15. Pharmuthi als Datum annahm: 3314,
3) Ahnliche Zahlen erhielten auf analogem Wege
bereits früher Champollion-Figeac, Boeckh, Unger, u.a.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [September 1900.)
324
nicht. Angesichts der verhältnismässig ge-
ringen Veränderung der ägyptischen Kultur
in der Periode der 13.—17. Dynastie er-
scheinen ungefähr 1500 Jahre für dieselbe
einstweilen zu hoch gegriffen Anderer-
seits aber glaube ich auch nicht, dass man
aus diesem Grunde von den Manethonischen
Angaben für diese Zeit ganz absehen und
das Ende der 12. Dynastie um eine volle
Sothisperiode tiefer, um 1800 v. Chr., setzen
kann.
Der Beginn der 18. Dynastie fällt etwa
1600—1700, so dass bei solcher Annahme
für die 13.—17. Dynastie nur 100—200 Jahre
verbleiben würden. In diese Zeit wären,
abgesehen von den Hyksosherrschern, von
denen ein Apepi aus seinem 23. Regierungs-
jahre datiert, und den Fürsten der 17. Dynastie
die zahlreichen Könige der 13.—14. Dynastie
einzufügen, deren die Bruchstücke des Turiner
Königspapyrus etwa 136 angeben, während
andere Texte noch zahlreiche weitere ergeben.
Die Regierungsdauern derselben sind in dem
Papyrus grösstenteils verloren, nur für 12
Könige sind sie mit zusammen etwas 54
Jahren noch vorhanden. Von 4 weitern
Herrschern sind genau datierte Denkmäler
bekannt, deren Zahlen zusammen 16 Jahre
betragen. Das ergäbe für die uns zufällig
von 17 Königen bekannten Zahlen bereits
93 Jahre!) Wenn auch der Turiner Text
und die verhältnismässig seltnere Erwähnungen
der fraglichen Herrscher zeigen, dass ihre
Regierungen im allgemeinen kurze und un-
bedeutende waren, so wird man ihnen doch
eine Reihe von Jahrhunderten?) zuschreiben
müssen.
Historisch wird man demnach das neue
Datum von Kahun ebenso wenig, wie die
pert Sept Daten der Thebanischen Zeit als
Ausgangspunkt wählen dürfen, um absolute
Zahlen für die ägyptische Geschichte festzu-
stellen. Was eigentlich unter dem Feste des
pert Sept im klassischen Aegypten zu ver-
stehen sei, ist eine Frage, deren sichere
Lösung nur ein weit grösseres Material an
Datierungen bringen kann, als es bis jetzt
vorliegt. Nur mit Hülfe eines solchen wird
auch Aufschluss über die zweite für die
ägyptische Chronologie grundlegende Frage
zu gewinnen sein, was es mit den unklar
überlieferten, in die Zeit zwischen die 12.
1) Nimmt man an, dass Steindorff, Ag. Zeitschr.
33 S. 77ff. mit Recht eine Reihe der Antef-Könige,
deren einer aus Jahr 50 datiert, in diese Zeit setzt,
so erhöht sich diese Zahl auf 143 Jahre.
?) Nehmen wir obige 54 Jahre für 12 Herrscher
als Durchschnitt, so ergäbe dies für 136 Könige etwa
600 Jahre.
325 (No. 9.)
und 18. Dynastie fallenden Kalenderreformen
des Saites (Schol. Plato) und Arminon (? Cen-
sorin, de die nat. 19) auf sich habe, die sich
ursprünglich nicht auf die Einführung der
5 Epagomenentage beziehen können, da diese
bereits unter der 12. Dynastie bekannt waren.
Hoffentlich erfolgt bald eine vollständige Ver-
öffentlichung des neuen Kahun-Fundes und
gewährt auch für diese chronologischen Fragen
neue Anhaltspunkte.
Agyptologisch-Biblisches.
Von W. Max Müller.
1. Dem Versuch, Gen. 41,43 den Namen
des „Chu-en-aten“ als jANN> zu entdecken
(Cheyne OLZ. III, 152) wird wohl kein Ägyp-
tologe zustimmen können. Es giebt keine
stärkere Unmöglichkeit als äg. h und 3 gleich-
zusetzen!). Der Name des Amenhotep IV.
sollte hebräisch etwa jM(N)3NN scin?). Ausser-
dem sollten wir den Haupt- oder Königs-
namen gebraucht erwarten. Vgl. z. B. die
Amarnatafeln, welche doch stets Manahbiria,
Nimmuria und Naphururia schreiben; die
zweiten Namen, Dhutmose, Amenhotep oder
A(?)h(e)natn, wären eine arge Unhöflichkeit.
Schlieselich ergiebt jene kühne Korrektur
weder einen glatten Text), noch wäre es
verständlich, warum der Königsname gerade
an dieser Stelle sich verkrochen haben sollte.
Freilich, alles das wird die Apologeten nicht
abhalten, sich jener verführerischen Idee zu
bemächtigen, fürchte ich.
Etwas näher läge es, wenn nun einmal
das ägyptische Wörterbuch herhalten müsste,
das Wort y(oder’?)in(u) (älter ydnu) „Stell-
vertreter, Locumtenens, Wakil“ in dem IDN
zu suchen. Besonders lehrreich für das
zu Grunde liegende Verb ist Harmhebe,
Turin 9 „er verwaltete (Yun) Ägypten für die
Zeit vieler Jahre“. Das wird nämlich dort
vom Reichsverweser gesagt, dessen Stellung
a der Josephs entsprechen würde. Gewöhn-
lien steht es von geringeren, militärischen
Würden (LD. III, 219c, 13, 15 ete.). Es
') Cheyne ist wohl durch kh =
worden.
?) Vgl. meine Bemerkungen OLZ. I, 144. Ob
man den ersten Bestandteil als ah „Glanz“ oder ih
(tonlos ah?) „Geist“ versteht, bleibt gleich; er fängt
in beiden Fällen mit Aleph an (nicht mit Johd!).
Uebrigens scheint mir doch die alte Auffassung „Glanz“
vorzuziehen; ih scheint später geradezu ausschliess-
lich von Verstorbenen gebraucht. (Atn schreibe ich,
ohne etwas von der Vokalisation wissen zu wollen;
das gewohnte „aten“ müsste aber mindestens een
lauten.)
3) Das störendste Element, das Ay, wäre dann
noch immer zu eliminieren.
m getäuscht
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(September 1900.) 326
läge also nahe, den Text so zu konstruieren,
dass abarakku und INN als Synonyma bei-
sammenstünden. Aber wir wissen von der
Aussprache des letzteren Wortes gar nichts,
nicht einmal, ob es mit Aleph oder Jodh an-
lautet!) So lege ich auch auf diesen Ein-
fall gar kein Gewicht; ich publiziere ihn,
weniger um zu Zeigen, dass ich auch kühne
Konjunkturen machen könnte, als um über-
stürzter Heranziehung jenes Wortes iu der
Zukunft vorzubeugen. Nach meiner Meinung
hat man in Gen. 41,43 nichts Agyptisches
zu suchen und den Text mit den Mitteln des
Hebräischen herzustellen ?).
2. W. Spiegelberg hat ZDMG. 53, 633
eine sehr originelle Vermutung über den
Ursprung des Namens Jahwe“ geäussert.
Er kommt von der sehr glücklichen Erklärung
des biblischen Namens Pashur als ägyptisch zu
sehr weitreichenden Schlüssen auf ägyptische
Einflüsse in Israel, auf eine teilweise Ehren-
rettung der Pentateuchtradition u. s. w.
Wincklers Musri-theorie übergeht er dabei
einfach mit Stillschweigen, sieht dagegen
(nach der bekannten Hypothese Lauth’s) es
als „sichere Thatsache* an, „dass Moscheh
ein ägyptischer Eigenname ist, holt die längst
aufgegebene Vergleichung des Apiskultes und
des israelitischen Stiergötzen wieder hervor etc.
Dass „man nicht wird bezweifeln können, dass
die Anfänge des Jahwekultes in Agypten
liegen“, gilt als einleitendes Axiom. Über
alles das und anderes liesse sich viel sagen
vom biblischen wie ägyptologischen Stand-
punkt aus. Da ich aber im Begriff bin, ein
Buch über die wirklichen und vermeintlichen
Berührungen Ägyptens und Israels heraus-
zugeben, kann ich mir die Diskussion auf
später versparen. Nur soviel muss ich be-
merken, dass ich fürchte, der trefflliche
Strassburger Kollege ist durch die Entdecker-
freude über die Eigennamen zu sehr gewag-
ten Hypothesen und zur Verkennung vieler
Schwierigkeiten verleitet worden. Wenn wir
es nun aber bis jetzt auf ganze zwei sichere
(mit Unsicherem vier, s. u.) Fälle ägyptischer
') Dass man es mit einem alten Wort für „Ohr“
(also ’(?)dn urverwandt mit udn!) graphisch zusammen-
bringt, beweist nicht sicher, dass der Anlaut im
Ägyptischen Aleph blieb. Vielleicht kommt das Wort
Amarna 101, Rev. 6, vor, wo yifj-a-t-na eine Be-
amtenbezeichnung, vielleicht des Janhamu scheint.
Brugsch hat das Wort semitisch adon vokalisiert,
wozu wir kein Recht haben. 7x ist zu alt belegt,
um aus dem Agyptischen zu stammen.
*) Die Stelle liesse sich auf sehr verschiedene
Arten herstellen; das ynx sieht jedenfalls wie ein
ungeschickter Zusatz aus,
$27 INo. 9.]
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITONG. [September 1900.)
328
Eigennamen in Israel gebracht haben’), so
ist das eine statistische Thatsache, aus der
man nur ein sehr negatives Resultat ziehen
muss. Bei den vielen Berührungen in Politik
und Handel, bei dem Jahrhunderte währen-
den Tributverhältnis zu Agypten, bei der
vermittelnden Semitenbevölkerung Gosens,
sollte man ganz andere Spuren igyptischer
Einflüsse in den biblischen Eigennamen er-
warten. So erhalten wir nur eine merk-
würdige Bestätigung der Thatsache, dass die
ägyptische Kultur stets ungleich mehr von
den Semiten empfangen, als ihnen ge-
geben hat, nicht den umgekehrten Schluss.
Spiegelberg’s Jahwetheorie erfordert aber
doch eine kurze Beleuchtung. Jahwe soll
auf ägypt. ‘wt, später y:wt, zurückgehen:
„(heiliges) Kleinvieh“ oder auf gh:t „die
heilige Hathorkuh“. Letzteres ist nicht dis-
kutierbar, solange kein weiblicher Jahwe
nachgewiesen wird, zudem hatte das letztere
Wort nach Varianten ( für y) „als ersten
Konsonanten ein Aleph. Aber der „Vieh-
jahwe“? Leider heisst das Wort nur „heiliges
Vieh“, wenn es den unbedingt nötigen Zu-
eatz „göttlich, heilig, verehrungswert (ntr, ntri,
hw) hat. Sonst wird es für gewöhnliche
Schafe, Ziegen und Gazellen gebraucht.
Zweitens lautete das Wort mit Aleph an.
Der zweideutige Buchstabe ?, 9 kann hier
kein Jodh sein. 1. Er hat da, wo (nach
Maspero) Y: mit * wechselt, auch in alter
Zeit stets nur den Alephwerth. 2. Ein erst
in neuägyptischer Zeit eingefiihrtes y kann
nur den neuägyptischen Wert x haben. Als
Jodh wird der Buchstabe nur bei Wörtern
in altägyptischer Orthographie beibehalten,
nie in Neuschöpfungen gebraucht. 3. Das
Demotische ("&) archaisiert stark, bestätigt
aber doch, dass kein y vorlag. Das Wort
mag später etwa eewe oder ähnlich gelautet
haben. Dazu kommen die Plural- oder
Kollektivbedeutung, die Einfügung des h
u. s. w. als Bedenken. Die Theologen und
Semitisten haben gewiss noch mehr dagegen
zu sagen.
1) Das sind: 1. Pinehas = p(;)i-nAs(ı) „der Nubier,
Neger, Dunkelhäutige“ (Lauth). Nebenhei: das meist
geschriebene i deutet nicht das (bier unerhörte) De-
monstrativ an, sondern den bei P-enhés(i) nötigen
Hilfsvokal vor der Doppelkonsonanz. 2. my =
Pa(s)s-Hor „Anteil des Horus“ (Spiegelberg). Ausserst
zweifelhaft ist 3. am = hfnw (80?) „Kaulquappe“
(Sp). 4. Die scheinbare Mischform Ay (s0?) =
P-ed(y)e-ei „Geodurog* wäre noch am besten ver-
ständlich, als in Agypten ursprünglich gebildet. Nur
spielt dort El in Namen eine geringe Rolle Leichter
wäre es, anzunehmen, dass El für ursprüngliches Ba al
korrigiert wäre.
Im allgemeinen muss ich bemerken: wo
man nicht einige Anhaltspunkte wenigstens
für die Konsonantenaussprache der unbehilf-
lichen und spielenden Hieroglyphenschrift
hat, sollte man mit ägyptischen Wörteru so
wenig wie möglich operiren. Die Gefahren
sind zu gross.
3. H. Grimme hat OLZ. III, 149 in
sehr dankenswerter Weise meinen Nach-
weis, dass MOP und Mwp verschiedene Wör-
ter sind, vervollständigt. Wenn nämlich arab.
kaswa(t), äth. kusut, syr. kesta dasselbe Ding
wie im Hebräischen bezeichnen, nämlich ein
kleines schalenförnfiges Trinkgefäss, so be-
deutet das Wort überall etwas, was nicht
als Tintenfass dienen konnte, Quod erat
demonstrandum! Man kann ja zum Scherz
Fleischbrühe mit der Gabel essen, einen
Brief mit der Stricknadel schreiben und die
Tinte dazu in eine Untertasse schütten, aber
daraus folgt nicht, dass in unsern Wörter-
büchern diese Werkzeuge als „Löffel, Stahl-
feder und Tintenfass“ anzuführen sind. Wenn
mein freundlicher Kritiker meint, die lautlich
schwierige, sachlich unmögliche, Zusammen-
stellung von MCP und MWp noch halten zu
können, so ist ihm wohl nur ein Versehen
zugestossen. Ich hoffe, dass ihn die Be-
trachtung einer ägyptischen Schreiberpalette
oder g(a?)st(y) in irgend einem Museum
von meiner Erklärung des mop überzeugen
wird!).
Un Nouveau Cöne d’Urukagina.
Von V. Scheil.
Il vient de paraître sur le marché un
document interessant qui se range parmi les
plus belles découvertes faites par les Arabes
a Telloh: un Cône en terre cuite, de 0,30
environ de hauteur, et avec 12 colonnes
d'écriture. J’ai eu occasion de parcourir des
yeux le piece, et, en attendant quun Musée
ou un savant riche ait pu acquérir et publier,
comme il convient, ce nouveau texte, je
pense faire ceuvre utile en signalant, outre
son existence, quelques details qui m’y ont
frappé, au courant de la lecture.
Urukagina a construit le palais Tiras,
l’Antasurra, le temple de Bau, le bursag du
') Ich quittiere über die Berichtigung des lapsus
calami oder typothetae Zesut Nur für Nichtkenner
des äthiopischen Alphabetes bestimmte Bemerkungen
wie „auch kasüt“ sollten übrigens, meine ich, lieber
wegbleiben; späteres s ist bei jedem 3 doch selbst-
verständlich. Die modernen Namen der geflochtenen
Trinkschale kann Grimme bei Reinisch, Bilinwörter-
buch 198, Sahowörterbuch 224 (dort im Saho noch
kusuw erhalten!) finden und, was für mich die Haupt-
sache ist, das Zeugnis, dass es eine Schale ist.
329 [No. 9.)
Bit-satukké, un lieu GÅ-LU-ÙR: il a creusé
le canal de Ninâ(ki) et élevé le Dûr Girsu(ki).
Avant le règne d’ Urukagina, le pays était
heureux, le batelier dans son bateau, lâne
et le brebis dans leur u-du-li. (Utullu
„parc, bergerie“ serait-il le même mot?)
Fonctionnaires de toutes sortes étaient
rentés, les bæufs labouraient le champ du
patési, le Ki-mah Ku-du „celui qui psal-
modie (saparu) sur les tombeaux“, le prêtre
DE etc. avaient tant et tant en casuel La
maison du patèsi, son harem, la demeure de
ses enfants s'étendaient sur trois domaines.
Sur tout le territoire de Ningirsu jusqu’à la
mer, paix et prospérité!
Mais bientôt Ningirsu appela Urukagina
à la royauté de Sirpula et
Sag galu ©
Ku(-ub)ba-a
ta Su-ni é-ma-ta
le fait régner sur 36000 (c’est
à dire, des Myriades) hommes. Cette formule
se retrouve Gud. Stat. B. III. 10, et le signe
©) y est remplacé par la variante D
même signe, que Amiaud T. C. No. 197 ma
point identifié et que Thureau Dangin a ignoré.
Le nouveau roi augmente encore le bien être
de la contrée. Il installe roi de son palais, dans
son domaine, Ningirsu; reine du harem, Bau;
et Dun sagga protège la demeure des enfants:
dans tout le pays de Ningirsu, jusqu’à la mer,
les fonctionnaires, prêtre de Girsu(ki), prêtre
de Sirpurla, les vieillards, les anciens (AB
+AS-SI) de Ninä(ki) etc. reçoivent tant et
tant en nourriture, boisson, (en sus probab-
lements des anciens dons). Les contrats
sont respectés, les faibles protégés.
La en colonne clot le texte en
rappelant la création du canal de Ninäfki),
avec son nom: Ningirsu En-lil-ki-ta
NIR-GAL (=itillu) | UrukKagina(ge) |
mumunasä|, et le souhait qu'il y coule
toujours des eaux pures et abondantes!
Bespreehungen.
Hierakonpolis. Part. I. Plates of discoveries in
1898 by J. E. Quibell, with notes by W. M. F
P(etrie). London 1900. (Egypt Research Account
IV). 4. 12 S. 43 Taf. Bespr. v. A. Wiedemann.
Anfang 1898 unternahm Quibell ausge-
dehnte Ausgrabungen in den Resten des
Tempels von Hierakonpolis. Die endgiltige
Publikation der Resultate 208 sich heraus
und so werden in vorliegendem Bande in
dankenswerter Weise zunächst die wichtigsten
Stücke mit kurzen Erläuterungen Petrie’s
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [September 1900.]
330
veröffentlicht, während in einem zweiten Bande
der Text Quibell’s und die später an der
gleichen Stätte von Green gemachten Funde
vorgelegt werden sollen‘). Die Funde ergaben
ausser vereinzelten Stücken späterer Zeiten
wesentlich Ueberbleibsel der Nagada-Periode,
wobei 4 Könige Nar-mer(?), Un (?) -serk,
Chä-sechem, Chä-sechem-ui vertreten waren.
Erstere beiden setzt Petrie in die Zeit des
oder vor Menes, letztere beiden in die Mitte
der 2. Dynastie, doch wird man diese Datie-
rung erst nach Veröffentlichung der dies-
jährigen Petrieschen Funde zu Abydos er-
örtern können. Vor allem wichtig sind die
Funde durch die Einblicke, welche sie in die
Kultur der Nagada-Periode gewähren. Für
die Beurteilung der Plastik brachten sie
zahlreiche Köpfe und Figuren von Männern
und Frauen in Elfenpein und Kalkstein.
Grosse Schieferplatten und Keulenköpfe waren
mit gut naturalistisch ausgeführten Relief-
darstellungen kriegerischer und bürgerlicher
Vorgänge geschmückt. Zahlreiche Erzeug-
nisse der Kleinkunst traten dem zur Seite,
während Inschriften selten waren. Eine ein-
gehende Würdigung der einzelnen Stücke
wird erst allmählich durch den Vergleich mit
dem fortdauernd wachsenden Material für
diese Periode gewonnen werden. Hier sollen
aus der Fülle des Neuen nur einige Punkte
hervorgehoben werden, um zu zeigen, wie
grosses Interesse diese Publikation nach den
verschiedensten Seiten hin besitzt und wie
vielfach sich weitergehende Schlüsse an das
von Quibell zu Tage geförderte Material an-
knüpfen lassen.
pl.3.Quarzit-Stücke zum Einsatz des untern
Thürzapfens, vorn ein auffallend schräg vor-
springender Menschenkopf, eine bisher in Agyp-
ten nicht aufgfundene Art der Thürverzierung.
pl. 5—11. Plastische Arbeiten in Elfen-
bein. Für die Phallusfutterale (pl. 7—11)
vgl. Naville, Rec. de trav. 22 p. 68 ff. Sehr
sonderbar ist die in einen weiten Mantel
eingehüllte Figur mit gescheiteltem welligen
Haare pl. 9. |
pl. 14. Darstellung einer nischenge-
schmückten Wand, unter der zwei Reihen
Tiere stehen, also wohl eine Umwallung, in
1) Einige der Fundstücke sind bereits früher be-
sprochen worden. Eine Uebersicht bei Petrie, Cat.
of antiquities from Denderech and Hierakonpolis.
1898 p. 5 ff. Die grosse Schiefertafel pl. 29 bei Qui-
bell, Aeg. Z. 1898 pl. 12--3; vgl. Naville, Rec. de
trav. 21 p. 118 ff.; Max Müller, O. L. Z. I. 217; Spiegel-
berg, O. L. Z. I. 233; Heuzey, Compt. rend. de l’Ac.
des Inscr. 1899 p 66 und neuerdings Legge, Proc.
Soc. Bibl, Arch, 22 p. 125 ff, wo auch die analogen
Schieferplatten gesammelt vorliegen.
531 I[No. 9.]
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [September 1900.
332
der sich die Tiere befinden. Ueber jeder
Nische ein Bukranion (cf. pl. 2 fig. 2)'). Die
Bukranien sollen hier wohl apotropiiisch wirken
und wird man in gleichem Sinne auch sonst
vielfach die Tierbilder auf den Gefiissen der
Frühzeit zu erklären haben, wie die stark
stylisierten Löwenköpfe pl. 17=33.1 und den
Skorpion ebenda und auf dem Thongefäss
bei Petrie, Naqada pl. 36 fig. 87 (vgl. auch
pl. 18.15, 19.5=20. 10).
pl. 18 fig. 1. Das Motiv des hockenden
Affen, der seine Jungen vor sich hält, ähnlich
auf einem Alabaster-Schminktopf mit dem
Namen Pepi I zu Wien. Saal VI Wand-
schrank I nr. 20 (Cat. 1895 p. 52). — fig.
2. Platte aus glasierter Kieselerde, hinten
durchbohrt, um auf einer Wand aufgenäht
zu werden. Petrie betont die Aehnlichkeit
mit den glasierten Plittchen aus der Stufen-
pyramide zu Saqqarah. Es widerlegt sich
so das technische Bedenken, das Borchardt,
Aeg. Z. 30 S. 83 ff. gegen die Datierung der
Thür in die Frühzeit betonte. Dass das
Plättchen-Material nicht Anlass zu Bedenken
giebt, habe ich Proc. Soc. Bibl. Arch. 20 p.
112 hervorgehoben. Eine ähnliche, aber
buntere Wandbekleidung abgebildet Leps.
Denkm. II. 96.
pl. 19 fig. 6. Interessantes Beispiel einer
geschickten perspektivischen Anordnung einer
Reibe hinter einander schreitender Hunde
und Löwen.
pl. 26 A. Männer mit einem vom Wirbel
des Kopfes ausgehenden Zopf. Es ist das
Vorbild des Königzopfes der spiitern Zeit,
ebenso wie der Tierschwanz, den die Jäger
der Nagada-Platte zu Paris und London tragen,
später Königs- und Götterkönigs-Abzeichen
blieb, als er für die Unterthanen unmodern
geworden war.
pl 26 B. Die Darstellung rechts unten
zeigt Gazellen, die in einem Netz gefangen
sind. Bei der Jagd pflegten die historischen
Aegypter Bergthäler mit Netzen abzuspannen,
die Tiere hineinzutreiben und zu erlegen 2),
Neben dem Bilde stellt die Platte die Jagd-
beute dar, zu der auch die darüber dar-
gestellten Gefangenen gehören werden, ähnlich
wie die wohl wenig freiwillig Geschenke
bringenden Semiten in der Jagdscene Leps.
Denkm. II. 131—2 (Newberry, Beni-Hassan
AshnlichesFrontbild auf demPostament der grossen
Splinx anf der Stele Thutmosis IV., und auf dem
Siegeleylinder-Abdrnck bei de Morgan, Origines II
p. 170; vgl. auch Wiedemann, Rec. de trav. 20 p.
143 f. und für die Verwertung der Bukranien den-
selben O. L. Z. IL 182.
?) Prisse, Hist. de PArt égypt. II. 24 (18 Dyn.);
Newberry, Beni-Hassan I. 13; 114. 13, 29. 35 (12 Dyn.)
I. 30). Jagden in der Wüste, z. T. mit
solchen grossen Netzen, wobei man auf gefähr-
liche Tiere, wie Löwen und wilde Stiere, und
auch auf feindliche Stämme stossen konnte,
sind auch auf andern Nagada-Platten abge-
bildet, so Proc. Soc. Bibl. Arch. May 1900
pl. 21), 3, 6. — Auf die grossen Zahlen der
Stiere (400,000), Ziegen (1 422,000), Gefangene
(120,000) auf unserer Platte wird kein Ge-
wicht zu legen sein. Dieselben sind wohl
ebenso optativisch gemeint, wie die grossen
Zahlen bei dem Viehbestand der Grabinhaber
des alten Reiches.
pl. 29. Der Panther mit Schlangenhals
(vgl. auch pl. 16 nr. 4), den Heuzey (Compt.
rend. de l’Ac. des Inser. 1899 p. 62) auch
auf einem babylonischen Cylinder der Tello-
Zeit nachgewiesen hat, findet sich wieder
auf einem der gebogenen Elfenbeinstäbe der
12.(?) Dyn. des Brit. Museums. Er entspricht
wohl dem Fabeltiere Set’a, das in den Jagd-
reliefs von Beni-Hassan (Newberry. Beni-
Hassan Il. 4, 13; Champ. Mon. pl. 382) mit
etwas mehr schlangenartigem Kopfe erscheint.
— Der Stier, der die Mauer einstösst, sym-
bolisierthierkaum den eineStadteinnehmenden
König. Diehierfür herangezogene Bezeichnung
des Pharao „mächtiger Stier“ wird erst unter
der Dyn. 18—21 Regel und ist dann mit dem
Gotte Month von Hermonthis zusammenzu-
bringen?). Hier ist eher cin wilder Stier
gemeint, der die Umwallung, in der man ihn
fangen will, einstösst und die Jäger nieder-
tiitt oder (auf der Rückseite) in die Flucht
jagt.
pl. 36—8. Die Zeichen b-sch in dem Ringe
in den Krallen des Geiers wurden zuerst fiir
einen Namen des Königs Chä-sechem gehalten,
1) Auf dieser Platte steht in dem Bilde der Löwen-
jagd neben einer Hütte ein Stier mit einem Leib und
je einem Kopf nach rechts und nach links (für dies
Bild als Ideogramm für chns „umherstreifen um zu
suchen, wie der Jäger das Wild“. vgl. Capart, Rec. de
trav. 22 p. 108 ff). Dies ist hier kaum ein Fabeltier,
sondern ein neben der Hütte angebundener Lockstier
für die Löwen, wie im Grabe des Ptah-hetep (Egypt
Research Account für 1896 pl. 32). Der Doppelkopf
soll entweder sein abwehrendes Kopfschütteln dar-
stellen (vgl. das Bild der „zitternden Gans“ hinter
dem Wort „Furcht“) oder das wichtigste, den Kopf,
von beiden Seiten zeigen, ähnlich wie die mykenäische
orientalisierende Periode der griechischen Kunst in
den einköpfigen Doppeltieren beide Rumpfseiten zeigen
will (vgl. Murray, Journ. Hell Studies H. 318; weitere
Beispiele Delbrück, Beiträge zur Linienperspective S.
23). — Auch der doppelképfige Stier des Elfenbein-
stabes des Brit. Mus. nr. 24426 (publ. Legge, Proc.
Soc. Bibl. Arch. May 1900 pl. 8) gehört hierher. Die
sonderbare gerade Linie in der Mitte des Leibes soll
hier wohl andeuten, dass beide Seiten zu einem Körper,
also einem einfachen Stiere, zu vereinigen sind.
?) Vgl. von Bissing, Statistische Tafel S. 2.
333 (No. 9.)
jetzt werden sie mit bescht „Rebell“ zu-
sammengebracht und das besch-per der
Abydos-Stellen als Sklaven aus dem „Haus der
Rebellen“ gedeutet. Erman (Aeg. Z. 35. S. 12)
hatte letzteres als dic Stelleim Grabe, an der die
Brote niederzulegen sind, gefasst. Mir scheint
das besch in Hierakonpolis eher einen Orts-
(Tempel?)namen zu bilden.
p- 39. Die Statue zeigt deutlich die sog.
Schminkstreifen ') und widerlegt damit die
Ansicht, dass solche vor der 6 Dyn. nicht
vorkämen. Damit fällt ein wesentlicher Grund
für die Jungdatierung der grossen Sphinx
(Borchardt, Berl. Sitz. Ber. 1697 S 752 ff)
und der grossen Chephren-Statue (Borchardt,
Aeg. Z. 36 S. 5) fort. Vermutlich kam in
alter Zeit der Schminkstreifen fast ausschliess-
lich dem Könige zu und ward erst später
auch für Unterthanen Sitte, ohne dass sein
Fehlen oder Dasein sichere chronologische
Anhaltspunkte gewähren könnte.
pl. 41—2. Teile eines grossen, vermut-
lich aus der 6. Dyn. stammenden Sperbers
mit goldbelegtem Kopfe in der üblichen
hockenden Stellung des heiligen Tieres von
Hierakonpolis.
pl. 44--5. Inschriften der Basis einer
Kupferstatuengruppe Pepi I. und seines Sohnes.
Näheres darüber soll Teil II bringen.
Die Köpfe der beiden Löwen auf den
gleichen Tafeln erinnern an die Löwenköpfe
des Alabaster-Libationstisches von Saqqarah
(vgl O. L. Z. 111 85). Hier wie dort um-
rahmt die Mähne den Kopf fast kreisrund,
das Fell fällt glatt, fast schürzenartig, nach
unten hin in einer geraden Linie abschliessend,
auf die Brust herab. Während aber dort die
Mähne vor den Ohren entlang läuft, liegt sie
hier hinter diesen und entwickelt sich zu
einer Art Kaputze?). Sie nähert sich damit
den Löwenköpfen der Chephren-Statue, die
dann die schürzenartige Vorderseite weiter
in zwei lange Strähnen rechts und links von
der Brust herabfallen lassen. Der flache
Gesichtsausdruck des Liwenkopfes ist bei
allen drei Denkmälern der gleiche.
l. 46. Stelen späterer Zeit. Mehrfach
Bilder des hockenden Sperbergottes von
Hierakonpolis. Auf nr. 2 Anspielung auf die
im Tempel(?) aufgestellte Statue des Ver-
storbenen. nr. 4 Modellplatte mit dem Namen
1) Auch der eine Hathorkopf der Platte pl. 29 hat
den Streifen, doch ist es fraglich, ob absichtlich, da
er hier den andern Hathorköpfen fehlt. — Für das
Schminken des Auges vgl. Maspero, Table d'offrandes
(aus Rev. de lhist. des rel. 1897) p. 23 und Proc.
Soc. Bibl. Arch. 14 p 315.
2) Aehnlich scheint auch der Elfenbein-Löwe bei
Morgan, Origines II fig. 699 auszusehn.
ÖRIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [September 1900.]
334
Amenophis II. nr. 8 Anspielung auf Bauten
in dem Tempel. nr. 10 Name Amasis I. nr.
13 Dioritfragment mit dem Namen des Chufu,
ohne Kartouche.
Zum Schluss sei noch einmal betont, dass
diese Publikation für eine Behandlung der
Nagada-Periode grundlegend sein ınuss, und
zugleich dem Danke Ausdruck gegeben, den
die Wissenschaft dem glücklichen Finder für
die Veröffentlichung dieses Materialesschuldet.
Hoffentlich lässt das Erscheinen des zweiten
Bandes des Werkes nicht allzu lange auf
sich warten.
Bonn.
Dr. K. V. Zettersteen Privatdozent an der Uni-
versität Lund. Die Alfiye des Ibn Mu' ti nach
den Handschriften von Berlin, Escorial') u. Leiden.
Leipzig. Hinrichs. 1900. VIII + 18 + ve Seiten
Preis 6 M 50 Pf. Besprochen von H. Reckendorf.
Diese versifizierte Grammatik eines an-
gesehenen basrischen Philologen, der um die
Wende des zwölften Jahrhunderts lebte,
enthält 1021 Verse und ist von Zettersteen
auf Grund von 8, z. T. unvokalisierten und
recht unvollständigen Handschriften heraus-
gegeben. Das handschriftliche Material ist
mit guter Ueberlegung benutzt. Von den
zusammen vier Kommentaren, die sich in
den Handschriften finden, hat Z. nur den
ältesten, den des Ibn elHabbäz, herangezogen.
Seineigener, 18Seiten umfassender Kommentar
will vor allen Dingen Parallelen und Erläu-
terungen aus den sprachwissenschaftlichen
Schriften der Araber beibringen. Ich könnte
aus dieser Litteratur noch mancherlei hinzu-
fügen, unterlasse es aber, da schon das von
Z. Gebotene zu viel ist, wie ich denn die
Veröffentlichung dieses Textes überhaupt für
überflüssig halte. Zetterstéen hat uns in seiner
Doktordissertation (Leipz. 1895) Auszüge
aus dem Werkchen des Ibn Mutt vorgelegt.
Damit wäre es aber auch genug gewesen;
wir wussten schon, wen wir vor uns haben.
Die Alfijje besitzt keinen wissenschaftlichen
Wert und eine gewisse Stellung nur in der
Geschichte der arab. Grammatik und des
mohammedanischen Schulwesens. Kann
wirklich ein Mann, der sich in der sprach-
wissenschaftlichen Literatur der Araber um-
gethan hąt, sein Wissen nicht besser ver-
werten, als indem er Zeit und Mühe an die
Herausgabe eines solchen Autors vergeudet?
Selbst derjenige, dem alles Heil von den
1) Sic. Dass dem Verfasser die richtige Behand-
lung des Wortes nicht unbekannt war, geht aber aus
| S. IV hervor.
335 [No. 9.)
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [September 1900.)
336
Grammatikern der Araber zu kommen scheint
(Z. hat in seinem Kommentar die arab. Sprach-
quellen so gut wie garnicht verwertet,
sondern fast nur die arab. sprachwissenschaft-
liche Literatur) kann doch Nützlicheres
thun; die grossen Grammatiker der Araber
bieten dem Interessenten Probleme genug zur
Behandlung.
Freiburg i. B.
Zarathustra. En bog om Persernes gamle tro
af Dr. Edv. Lehmann. Forste del. Kobenhaun,
det Schubotheske forlag (J. L. Lybecker og E. A.
Hirschsprung) 1899. 4 Bl, 169, XIp. Bespr. v.
Eugen Wilhelm.
Herr Lehmann, ein Schiiler Geldner’s
und Justi’s, hat sich die Aufgabe gestellt,
in vorliegender Schrift, die den ersten Teil
einer Art iranischer Altertumskunde bildet,
die Ergebnisse der Forschungen über das
iranische Volk und Zoroaster seinen nor-
dischen Landsleuten zugänglich zu machen.
Es ist das erste Mal, dass dieser Gegenstand
in der dänischen Litteratur behandelt wird.
Von diesem Gesichtspunkte aus muss das
ganze Werk betrachtet werden, wenn man
dem Herrn Verfasser gerecht werden will.
Für uns in Deutschland liegt das Bedürfnis
nach einer solchen Schrift nicht vor, da hier
neben manchen Werken älteren Datums, die
auch jetzt noch gelesen zu werden verdienen,
gerade in der neuesten Zeit der treffliche
Grundriss der iranischen Philologie dem ge-
lehrten Publikum alles bietet, was es für
seine Zwecke braucht, und durch gemein-
fassliche Darstellungen in den verschiedensten
Zeitschriften dafür gesorgt wird, dass der
Wissensdrang in dieser Richtung genährt
und geweckt werde
Der reiche Inhalt, eine wahre satura lanx,
ist derart gegliedert, dass im ersten Kapitel
eine litterar-historische Uebersicht gegeben
wird, welche die Auffindung des Avesta und
die sich daran knüpfende Forschung, Inhalt,
Charakter und Alter der einzelnen Schriften
des Avesta, sodann die Ueberlieferung der
Parsen und die griechischen Berichte klar
und bündig darstellt. Das zweite Kapitel ist
den Persern gewidmet. Es handelt über
ihr Aeusseres und ihren Charakter, über ihre
Politik und Regierung und über den Ursprung
des Volkes; dann folgt ein Abschnitt über
Meder und Perser und über die Heimat des
Avestaglaubens. Das dritte Kapitel, welches
dem Verfasser am meisten Gelegenheit bietet,
seine eigene Auffassung und Ansicht auszu-
sprechen, behandelt dasiranische Heiden-
tum: Seele und Eigengötter (Genien) —
Tierverehrung — Erdgötter und Erde —
Wasser- und Regengötter — Drachenkämpfe
— Feuerverehrung — Devas und Asuras —
Indisch und Iranischh Den Schluss des
Ganzen bilden 11 Seiten Anmerkungen, die
die litterarische Nachweise enthalten. Diese
kurze Inhaltsangabe mag annähernd den
reichen Inhalt des Buches erkennen lassen,
für welchen ein Register wünschenswert er-
scheint.
Es liegt in der Natur der Sache, dass
der Herr Verfasser in seinen Aufstellungen
im dritten Kapitel manchen Widerspruch er-
fahren wird. So dürfte z. B. der Veden-
kenner über die Aditi nicht gleicher Ansicht
mit dem Verfasser sein, und der Avesta-
forscher dem, was über die Fravashis ge-
sagt wird, nicht durchaus beistimmen. Im
einzelnen wird sicherlich jeder viel Anregen-
des in dem Buche finden, das auf Grund
eingehender sprachlicher Studien und Material-
kenntnis geschrieben ist. Ein Urteil über
das Ganze wird sich erst fällen lassen, wenn
auch noch der zweite Teil erschienen sein
wird, in welchem Zarathustra’s eigne Theo-
logie und Leben und Lehre der parsischen
Kirche behandelt werden soll. Hier muss
vor allem die Theologie der Gäthäs und
ihr Verhältnis zum übrigen Avesta erörtert
werden.
Jena.
J. Rosenberg, Assyrische Sprachlehre und Keil-
schriftkunde für das Selbststudium (Bibliothek der
Sprachenkunde). Wien, A. Hartlebens Verlag.
Besp. v. F. E. Peiser.
Als ich das vorliegende Biichlein zu Ge-
sicht bekam, war ich überrascht. Ein billiger
Leitfaden zum Selbststudium mit der ausge-
sprochenen Absicht, „das Litteraturgebiet“
der Keilinschriften „einem grösseren Leser-
kreis zugänglich zu machen* — das konnte
nur der Feder eines Nichtzünftlers entstam-
men, Und richtig, der Verfasser hat sich
ehrlich bemüht, ohne Anleitung in die Ge-
heimnisse der Keilschrift einzudringen, hat
dabei jedenfalls eine fabelhafte Arbeit auf-
gewandt und ist doch mit ihr nur so ver-
traut, wie es der werden kann, der als
Autodidakt unermüdlich die Handbücher
wälzt, ohne die Schrift und die Sprache,
welche die Handbücher in ihre Elemente zer-
legt und zerfasert und individuell gefärbt
darbieten, durch Ringen mit den Texten
selbst in sich zu eignem lebensvollen Wesen
erwachsen zu sehen.
Ohne Anleitung — und warum? Nun,
in Oesterreich giebts eben noch keine Assy-
337 |No. 9.)
riologie. Ich habe schon mehrfach Gelegen-
heit genommen, darauf hinzuweisen und will
es wieder und wieder thun. Sind denn gar
keine Männer an den österreichischen Universi-
täten, welche ein Gefühl für diese offenbare
Lücke haben, oder sind Einflüsse vorhanden,
welche jeglichen Fortschritt zurückzuhalten
verstehen?
Was Herr Rosenberg auf Seite 8, 9 als
Anleitung zum Schreiben vorträgt, ist schief
und teilweise direkt verkehrt, seine Zeichen-
verwendung zeigt, dass er die Zeichen müh-
sam aufgesucht hat, nicht aus der Lektüre
kennt, Bemerkungen wie nya] (arab. ut)
nach, für“ richten sich selbst Derartige Aus-
stellungen liessen sich natürlich viel machen
— und doch, in der Hand eines Assyriologen,
der die Irrtümer gleich richtig stellt, möchte
das Büchlein als ganz praktisches Lehrin-
strument sich erweisen. Die Anordnung
sowie viele Einzelheiten zeugen von unleug-
barem pädagogischen Geschick, sodass ich
das Bedauern nicht unterdrücken kann, dass
der Verfasser, da er nun einmal bei einem
Assyriologen von Fach nicht hatte in
die Schule gehen können, sein Manuskript
nicht erst von einem solchen hat durchsehen
lassen. Vielleicht bringt das Büchlein es
gar zu einer zweiten Auflage, die dann aber
tüchtig zu reformieren wäre.
Königsberg i. Pr.
W.Max Müller, Bemerkungen zu Hierakonpolis 1.')
Sehr skeptisch muss ich einstweilen der
chronologischen Annahme, S. 5, gegenüber-
stehen, wonach von den vier bei Quibell’s
Fund vertretenen Königen zwei vor Menes,
zwei in die Mitte der zweiten Dynastie zu
setzen wären. Der Bericht über Petrie’s
neueste Funde in Abydos, wo das ausführ-
licher begründet werden soll, ist mir noch
nicht zur Hand, aber die vier Herrscher,
deren zahlreiche Votivgegenstände zusammen
gefunden wurden und dieselben Kriege (s u.)
führten, lagen gewiss keine anderthalb Dy-
nastien auseinander. Sie werden demselben
halben Jahrhundert angehören. Warten wir
ab, wo sie einzuschieben sind!
Ein wichtiges historisches Resultat der
Funde von Hierakonpolis ist noch nicht be-
merkt worden. Mindestens zwei jener Könige
') Möchte doch jeder Entdecker Petrie’s ver-
ständigem, dankenswerten Beispiel folgen und alles
Ausgegrabene sofort abbilden; das Geschäft, lange
Erläuterungen zu schreiben, nehmen ihm Bon ab.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [September 1900.]
ee e
m e nn I Si a ne epepenge
338
haben grosse Kriege geführt gegen die „Nord-
länder“. Diese Feinde werden Tf. 15, 24 B
29, 40, wenig charakteristisch abgebildet, so
dass man schwer etwas über ihre Nationalität
sagen könnte. Man beachte aber, dass von
den Votivfiguren die Mehrzahl libysche
Krieger (7, 1, 4, 5; 9, 4; 11, 4; gebunden
12, 6; 21, 2) vorstellt‘. Von den Tf. 9 u.
10 abgebildeten Frauen ist mindestens eine
libysch. Auch der von Schweinfurth be-
sprochene vermeintliche Asiat und „meso-
potamischer Einwanderer“ (5, 2; 6,4) ergiebt
sich nun als Libyer. Sicher stellt 26a Libyer
mit der bekannten Seitenlocke vor, die viel-
leicht (trotz des Bumerangs, die einer trägt)
tanzend Geschenke bringen. Verschieden-
heiten in der Haartracht liessen sich nach der
Trennung in Männer- und Jünglingstracht
nach Analogie der ostafrikanischen Hamiten
erklären, ebenso das Schwanken beim Leib-
schurz. Jedenfalls bedarf ein solches Auf-
treten der Libyer, während alle anderen
Fremdvölker fehlen?), der Erklärung. Die
leichteste ist gewiss, dass damals libysche
Stämme sich im Delta so festgesetzt hatten,
wie wir es später z. B. in Dyn. 19 wissen,
und hinausgedrängt werden mussten. Von
libyschen Urbewohnern des Deltas kann des-
wegen keine Rede sein, weil die Könige
von Hierakonpolis oft (19, 26 a, b) die unter-
ägyptische Krone
einmal in OLZ. nachwies, eine schon seit
Jahrhunderten herrschende Personalunion
von Nord- und Südägypten als früher gleich-
artig organisierter Reiche, andeutet.
Die Vaseninschrift, pl. 36—38, scheint
zu lesen: der Streitbare ('htwty), der schlägt
(hwy) die Nördlichen?). Das hnt/t?] Nhbt
„(schützend) vor (nicht hnw „in“) El Kab“
mag eher auf die Göttin (Petrie) als auf den
König zu beziehen sein. Die Deutung der
Buchstaben bš auf „Rebellen“ (bšt:w) ist aber
äusserst unwahrscheinlich, obwohl ich zugebe,
dass die Erklärung als Königsname noch
sehr der Bestätigung bedarf. Der erste Name
des „Skorpionkönigs“ (19; 34) wird mit dem
Götterzeichen nıht (nicht Hor!) geschrieben.
tragen, welche, wie ich
4) Die von Naville im Rec. Trav. veröffentlichten
ähnlichen Statuetten sind wohl aus Hierakonpolis,
nicht vom „Menesgrab“, gestohlen.
2) Pl. 2, 1 scheint ein gewöhnlicher ägyptischer
Typus (5, 1 fraglich).
3) Das vorgesetzte Jahrzeichen scheint keine
Datierung, sondern blos ein Symbol, besagend: Denk-
würdiges, wert in die Annalen (gnwt) eingetragen zu
werden. Vgl. den Palermostein!
339 [No. 9.] ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG, [September 1900. | 340
Mitteilungen. Zeitsehriftensehau.
Die so merkwürdig ausgesprochene Hoff- (Mittheilung von Martin Hartmann.)
nung des merkwürdigen Hilprecht, dass Lind] (Schluss).
mit Koldewey in harmonischer Weise sich
einarbeiten werde (OLZ III 236), scheint sich
in nicht minder merkwürdiger Weise erfüllt
zu haben. Wenigstens hören wir, dass Herr
Lindl noch immer in Bagdad ist und sich
weigert nach Babylon zu kommen, nachdem
er ganz kurze Zeit das „Vergnügen“ hatte,
„mit diesem geschulten und hervorragenden
historischen Architekten zusammen zu ar-
beiten“.
Einen merkwürdigen Museumsbau plant Flin-
ders Petri zum Zwecke der Unterbringung ethno-
logischer und archäologischer Gegenstände in grossen
Umfange. Es soll in der näheren Umgebung von
London ein Grundstück von etwa einer Quadrat-
meile angekauft und mit grossen Galerien bebant
werden. Die Galerien sollen vorläufig in solchen
Abständen von einander errichtet werden, dass nach
ihrer Vollendung in den Zwischenräumen noch Ge-
bäude von sechsmal grösserer Ausdehnung geschaffen
werden können. Es sollen nun in jedem Jahre
Galerien von etwa 400 Fuss Länge gebaut werden,
was in einem Jahrhundert auf Gebäude von ins-
gesamt acht englischen Meilen Länge hinaus kommen
würde, die dann noch in sechsmal grösserem Um-
fange vervollständigt werden könnten. Es handelt
sich also um allmähliche Schaffung einer ganzen
Museumsstadt, die fortgesetzt vergrössert und viel-
leicht erst innerhalb 600 Jahren vollendet werden
soll. Die Ausgaben sind so berechnet, dass in jedem
Jahre eine Summe von 200000 Mark für diesen
Zweck zur Verfügung stehen müsste. Voss. Ztg.
Aus gelehrten Gesellsehaften.
Acad. des Inscr. et Belles-Lettres. 1900.
Mars-Avril. Sitzungsberichte von März und April.
-- Clermont-Ganneau, une nouvelle dédicace à Zeus
Heliopolités. (Den Namen 4pcdfydos vergleicht Cl.
mit aramäischen 5392y. statt Idehauole] liest er
Jaolsuos = aramäisch-nabatäischem yyy bpn). de
Segonzac, excursion dans la vallée de |}Oued-Sous
(Maroc). — H. Weil, une inscription greque d’Egypte
(mit dem nicht griechischen Namen Pougy ...) —
P. Gauckler, note sur des étuis puniqnes à lamelles
gravées, en metal précieux. — Ph. Berger, les in-
scriptions phéniciennes gravées sur une des lames d’or
trouvees par M. Gauckler (32 [Sy2son apy sys
ISJyanww).- — P. Louguet. note sur le soi-disant
préfet d'Égypte Lucius Mevius Honoratus. — R. P.
Ronzevalle, note sur les ruines de Deir-el-Qala‘a.
Sitzung vom 13. Juli. Duchesne berichtet über
die Ausgrabungen Homo’s in Dougga in Tunis,
(refunden wurden Inschriften, die das „macellum“
erwähnen, eine Marmorstatue, eine Broucefigur, einen
Satyr darstellend u. a.
III. Presse. 1)raudat albahrain, monatlich, Schibin
elkom; Ibrahim Edhem; Belletristik und Land-
wirtschaft H VII 8 S. 254; 2) abi nuwäs, wöchent-
lich, Alexandrien; Jüsuf und EljasHannäKin’än;
unjerhaltend illustriert H VI 8'8. 254; 3) alwägibät,
halbmonatlich, Kairo; Abdelhamid Hamdi H VII.
88. 254 f.; ; 4) al alam, wöchentlich, New York; Girgi
Gabbür; "politisch H VII 8 S. 254; 5) albürsa almıs-
rija, wöchentlich, Kairo?; Henri Bottimer (7),
Handel und Landwirtschaft, ar. und franz. in ge-
sonderter Ausgabe H VII 9 S. 287; ; 6) abnahabba,
wöchentlich, Bairüt; Fadlallah Aba Halqa; Wissen-
schaft und Unterhaltung, Organ der orthodoxen Ge-
sellschaft für christliche Lehre H VII 9 S. 87 f.
D I 11 S 340; 7) arr@id almisri (s. Arabic Press
76 No. 92] 3. Jahrg. (1898) bezeugt H VII 11 S.
351: 8) aljumia alutmanija, halhmonatlich, Alexan-
drien; Farah Antün; politisch und unterhaltend
H Vil 11 8.352. 18S.415f. D114 8.436 f. vgl. 18);
9. almunazir, wöchentlich, San Paolo (Brasilien);
Na‘am Lebki; politisch ‘und unterhaltend H VII
13 S. 416; 10) azzuhür, halbmonatlich, Alexandrien;
‘Alt Nar; religiös islamisch H VII 13 S. 416; 11)
alislah, wöchentlich, New York; Sib] (Sibli2) Nasif
Dammüs; politisch reformatorisch H VII 13 8. 416;
12) assubh, wöchentlich, Buenos Aires; Chalil Sa ‘al;
Politik und Handel H VII 14 S. 446: 13) Le Monde
Oriental,?, Alexandrien; Brol (?); französisch, illustriert,
nur auf Egypten, die Türkei und Griechenland be-
züglich H VHE 14 S. 447; 14) agila, halbmonatlich,
Kairo?; Estir (Esther) Mojal geb. Azhari (von
der Herausgeberin ist Einiges gedruckt in dem
Biographischen Lexicon addurr almantur fi tabaqat
rabbat alchudür (Bulaq 1312) der Zainab Fauwäz
S. 12 ff.); Frauenzeitschrift H Vu 16 S. 511; 15)
almadaris, halbmonatlich, Kairo?; ein Komitee; päda-
gogisch wissenschaftlich H VII 16 S. ll; 16) al-
mum/äz, wöchentlich, soll später täglich erscheinen,
Kairo?; Mustafa Eššātir; politisch kritisch H vil
16 5S. 511; 17) alhajat monatlich, Essuwés (gedr. in
Kairo); M uh. Ferid Wagdi, Vf. dos tatbiq 8. Gesch.
No. 12; Organ fiir die Vortrefflichkeit des Islam H
VII 20 8. 629 f; 18) almi aijad, [s. Ar. Press 55
No. 8], alachbar [s. Ar. Press 58 No. 26) und alġjämi-
«a acutmanya |s. 8) haben sich vergrössert H VII
22 N. 677, 19) alřtidāl, monatlich, Alexandrien;
Gam‘ijat alitidal; unterhaltend illustriert, für
Schulkinder H VII 22 S. 680; 20) sada alganiib,
tärlich?, Buenos Aires; Pastor Jühanna Said;
religiös und politisch H VII 22 S. 679; 21) alkaukab
almisri, wöchentlich, Alexandrien; Mustafa Kamil
[8. Arabic Press 22 ff]; unterbaltend H VII 22 S.
679; 22) alirsad, halbmonatlich, Alexandrien; Gam‘ ijat
alirgsad al ilmija; wissenschaftlich unterhaltend H
VII 22 N. 679, 23) alatar, halbmonatlich, Kairo; ‘Ali
Salam; politisch historisch H VII 23 S. 703 [schon
Ar. Press 59 No. 33]; 24) silsilat arriwäjat, halb-
monatlich, Kairo?; Mahmüd Chidr und Bašir
Saukatli; Erzählungen H VII 23 8. 703 fi; 25)
alhikma, monatlich, Beni Swef (erstes Blatt, das
dort erscheint); Müsä Mahmüd Eliskenderi und
und Hasan Tsa; wissenschaftlich unterhaltend H VII
23 N. 704; 26) alamal, in Alexandrien [verbessere da-
nach Sp. 58]. hat sich vergrössert H VII 24 S. 710;
27) mir at algharb, wöchentlich, New York; Nazib
Musa Dijäb; politisch und unterhaltend; Redakteur
war früher beim kaukab amerika; zwischen den
arabischen Zeitungen in Amerika herrsche böser
341 INo. 9.]
Zwist H VIII 2 S. 64. 5 S. 159 f; 28) attadkar,
halbmonatlich, Kairo; Muh. Sadiq und Muh. ‘Ali
Chattäb; wissenschaftlich. unterhaltend H VIII 3
S. 95; 29) alkaukab assäri, 3 mal monatlich, Alexan-
drien; Muh Qasim El&indi, osmanisch unterhaltend
H VHI 3 S. 95; 30, annür, wöchentlich, Kairo;
Tädrüs Sanüda Elmanqubādī (Redakteur von
misr, 8. Ar. Press. 58 No. 29); religiös, an die Schulen
gratis verteilt H VIII 3 S. 95: 31) assamir assaghir
[s. Ar. Press 79 No. 104] vergrössert, H VIII 3 S.
95; 32) alkautar, halbmonatlich, Kairo; Gur’ Tannas;
wissenschaftłich unterhaltend, fùr Schüler H VIII 3
S. 95. D 11 5 S. 150: 33) «lasad almurqusi, halb-
monatlich, Kairo; die koptisch-katholische Gesellschaft
Gam'ijat alwahda almurqusija; katholisch
wissenschaftlich H VIII 7 S. 223; 34) annibras [s.
Ar. Press 81 No. 113]. wieder aufgenommen von
Nagib Elgawis in Kairo H VIII 7 S. 223 f.; 35)
assaniba, zweimonatlich, Zangibar;?; Landwirtschaft;
soll besseres Arabisch schreiben H VIII 8 S. 253;
der Güte Herrn Walter Rösslers verdanke ich den
Besitz zweier Nummern vom Sept. Okt. und Nov.
Dez. 1899: 8 SS arabisch und 8 SS. englisch; nur
der engl. Teil hat. den Titel ‚The Schamba‘; der arab.
Titel ist: algazit almu lin bilbas@ir wal'asrär fi umür
assawanib wamä ja tariha biljazira almahrisa zangibar
.. . . attaşji' fi kul sahr marra istichbäaran biumir
alfalaha wal’achbär almufida linnäs — rabi‘ H wagu-
mada I (rajab wasa‘ban) sana 1317. qima arba‘ bésat.
36) alghazala. wöchentlich, Kairo; Edwar Qarali (?)
satirisch, in Vulgärsprache; kämpfte in wirksamer
Weise gegen Unsitten H VIII] 8 S. 253; erschien
schon früher, s. Ar. Press 78 No. 102; unterbrochen
durch Reise des Herausgebers H VIII 10 S. 319;
37) alliwa’, täglich. Kairo; Mustafa Kamil [s. oben
zu 21]; patriotisch osmanisch H VIII 8 S. 253; 38)
makärim alachlaq alislamija, halbmonatlich, Kairo?;
Muh. Zekijeddin Sind; wissenschaftlich religiös
H VIH 8 8. 254; 39) arra’is, monatlich, Günije
(Libanon); Dr. Lowis Elchäzin und Ibr. Elhau-
räni, medizinisch H VIII 9 S. 288; 40) almiftah,
monatlich, Kairo; Taufiq ‘'Azzüz, für Hygiene und
Geschichte H VIII 9 S. 288; 41) ulkanisa, monatlich,
Kairo; Qustantin Basa und Tabit Tabit, katho-
lisch (griechisch-uniert) H VILE 10 S. 318; 42) subul
athuda, halbmonatlich, Kairo; Ahmed Sa‘id; fiir
Wissenschaft und Bildung [islamisch] H VIII 10 S.
319; 43) attamtil, Kairo?; M. D. und B. A.; für
Politik und Theater H VIII 10 S. 319; auch Vul-
gäres?; 44) alwataniju, halbmonatlich, Philadelphia;
Na“üm Mukerzel, der auch alhuda [l. alhadi, vgl.
Sp. 227, wo Na‘im zu lesen ist] herausgiebt; na-
tionalreformatorisch H VIII 14 S. 448; 45) assiba,
wöchentlich, Ezzaqāzīq; unterhaltend kritisch H
VHI 14 S. 448, 46) al’asr algadid, wöchentlich,
Kairo; Iskender Salhüb [Herausgeber von assal-
tana s. Ar. Press 34. 59 No. 36]; politisch belletri-
stisch illustriert H VIII 14 S. 448; 47) aljar@id
al arabya fi amérika; nennt besonders almunazir(s. No.
9), alislah (s. No. 11) und assubhis. No. 12: D 116 S. 602
f. (0. A.); 48) Lebibe Hašim, aljar@id walkuttab;
klagt über die Unfähigkeit und Zanksucht der arab.
Pressleute, besonders in Amerika, auch seien die
Zeitungen noch zu zahlreich, wenn auch bei der
gegenwärtigen nahda die Bildung fortschreite; be-
fremdlich ist das Lob der Presszustände in Syrien
(S. 428) D II 14 5. 428-431 (O A.); 49) assihafa
al arabija fi misr, eingehende Besprechung von
Hartmanns Arabic Press of Eyypt mit Nachtrügen
und Berichtigungen H VIII 3 S 73-77; H VIII b
S 126f bemerkt Sekib Arslan, nicht El&ewä’ib,
sondern Mir'at elahwal des Rizqallah Hassün sei die
älteste arabische Zeitung Stambuls; ausführlich re-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [September 1900.)
342
ferierte auch Al. Avierino AG II S 375;') 50)
Muhammad Muhammad, almagillat waldarä id
AG I 43ff.; 51) [A]. Avierino}], husn alchiyar
wassihafa al’ arabya AG III 81 ff; 52) |A]. Avierinol,
addauq filkitaba AG II 365 ff; 53) (Al. Avierino,]
assi'r alasri AG II 447 ff, und dazu Ahmed Mu-
harram Ill 12 ff 87 ff.
IV. Geschichte, Geographie, Politisches,So-
ciales, Kulturbewegung, Recht. 1) Ahmed
Surür, Officier im egyptischen Heere, assillük thda
yaba’il assidan, über die Schilluk im Sudan (datiert
Sobat 4. 12. 98) H VIII 8 S. 226—232 (0.A); 2)
Kurze Vita des am 6. 1. 99 in Dér Saijidet Bkirki
zum maronitischen Patriarchen gewählteu Mari
Eljäs Elhuwaijik H VII 8 S. 201; sein Bild H
VII 13 S. 385; 3) Vita Nübär Pašas H VII 9 S.
208—261; 4) Vita des am 17. 1. 99 im 44. Jahre
gestorbenen Emin Paša Fikri; gab u. d. T.
alatar alfikrya die Werke seines Vaters ‘Abdallah
F. heraus, die nicht ohne Wert für die Zeitgeschichte
sind (s. auch Elmagriq 1898 No. 4) H VIL 9 S. 281
f.; 5) ‘Abdallah ibn ‘Umar Bähaddäd Elha-
drami in Midandeli (Sumatra) bittet, den Gelehrten
der Azhar die Frage vorzulegen, ob die Feuerver-
sicherung nach islamischem Recht zulässig sei") H
VII 10 S. 305; 6) Bericht über die Enthiillung des
Denkmals fiir Cornelius van Dyck (geb. 1818
gest. 1895) in Bairut (nach Lisän Elhal) H VII 12
S. 354—357; 7) Volksaberglauben in Siwa, Brief des
Ahmed Hasan Hilmi, Schreibers in der Me’mürije
dort H VII 12 8. 358 f. (0. A); 8) kuttab al’arabija
waqurrä uhä, der wichtige Artikel, über welchen s.
mein Der Islamische Orient 1 S. 5 f, H VII
13 S. 393—400 (O. A.); 9) Vita des Salih Megdi
Bék, geb. 1242 / 1826 gest. 1298 / 1881, Staatsbeamter
und Dichter, auch Übersetzer H VII 14 S. 418 £.; 10)
Vita des Amba Bäsilijüs, koptischen Bischofs von
Jerusalem, geb. 1809, gest. 1899 H VII 14 S.
420—422; 11) Muhammed Husni El‘amiri, der
tür sina waluhda annabawya, Bericht über einen
Besuch des Sinaiklosters und den dort bewahrten
Vertrag des Propheten mit den Christen H VII 15,
8. 450-455 (O. A.); Einiges über die Urkunde selbst,
die aus dem Türkischen übersetzt schon in H VII
4 S. 109 mitgeteilt wurde, H VII 17 S. 534 ff;
12) Muhammed Ferid Wagdi, tat addijana
alislamija‘ala nawamis almadanya (vgl. Ist. Or. 1,13 n 1)
H VII 15 S. 478 (Ref.); 13) Bild des am 27. 4. 99
zum orthodoxen Patriarchen von Antiochia (Damas.
kus) gewählten Malatijüs mit Wahlbericht H VII 16,
S. 481 ff.; 14) Tantäwi Gauhari, jagug wama’güg
hum attatar walmughül H VII 17, 521—5026; Ver-
fasser kennt natürlich nicht die Arbeiten de Goejes,
De Muur van Gog en Magog (Amsterdam 1858) und
Anderer; 10) Bericht über zwei neue Schulen ge-
stiftet von ‘Utman Bisa und von ‘Ali Bek Fahmi H
VII 17 S. 539 f.; 16) Qasim Emin, tahrir almar'a
(Kairo, Taraqqi); ein Stück aus diesem Werke, das
grosses Aufsehen machte und heftige Polemiken
hervorrief, ist u. d. T. tarbijat almar'a mitgeteilt H
VII 18 S. 542—552; in der Anzeige ebda S. 564 f.
ist darauf hingewiesen, dass schon Ahmed Färis
Essidjaq in zahlreichen Artikeln seiner Zeitung
1) Besonders wertvolle Nachträge zu Hartmanns
Buch finden sich in den Reff. Goldzihers DLZ
1899 Sp. 1787f. und Kerns hier III Sp. 218 ff.
2? Die Frage ist längst eutschieden: alle Ver-
sicherung ist haräm, s. Snouck Hurgronje, Islam
und Phonograph, in: Tijdschr. Bat. Gen. XLII
Lief. 5 S.A. S. 2. 17; es liegt wohl eine der beim
istifta’ so häufigen Intrigen vor, s. Snouck a. a. O.
S. 4 und die Beispiele aus Niederl, Indien 8. 7 ff.
343 [No. 9.)
Elgewa'ib für Besserung der Frauenstellung einge-
treten sei; vgl. No. 19; Anz. auch D I 1% S. 598;
17) asbab wanata'ig wa'achlag wamawa'‘iz, Artikel
eines ungenannten Egypters tiber soziale und wirt-
schaftliche Fragen, die in Elmw’aijad erschienen sind,
Kairo, Taraqgi H VH 18 S. 565 (Ref.); 18) Jüsuf
Nam un Ma’lüf, Redakteur von Rlaijäm (New-York),
chizanat alaijām fi taragim al’izam, nennt besonders
berühmte Männer des Libanon und behandelt auch
die Auswanderungsfrage H VII 18 S. 565. D 1 19
S. 597 f. (Ref.); 19) almar’a filgahthja, aus dem noch
nicht vollendeten Werke adab al’arab qabi alislam,
angeregt durch No. 16, H VII 19 S. 585—591 (0 A.);
20) Dumoulin’s Buch über den Fortschritt der
Engländer, übersetzt von Ahmed Fathi Zaghlül
u. d. T. sirr tagaddum alingliz assaksünijin, Kairo,
Taraqqi H VII 19 S. 608 f. (Ref). D I 20 S.
629 - 632 (Ref.), mit Hinweis auf die bedeutende
Einl. des Übersetzers; es ist wieder viel von der
nahda {Isl. Or. 1 4 ff.) die Rede); 21) Ibrahim
Abdelmesih,al’ugüdaddurrija fittahani ulbatrijarkija,
Lobreden auf Butrus IV [Geraifirı], den neuen grie-
chisch-katholischen Patriarchen H VII 19 S. 607 £.;
mehr Thatsächliches scheint zu enthalten (Beiträge
zur Kenntnis der neuesten Geschichte der gr.-kath.
Kirche) das demsclben Kirchenfürsten gewidmete
attuhfa almillya fittahani albatryarkija von Qaisar
Bözundlskender Chari in Bairut H VII 22 S 680;
22, annahda almisrya alachira H VII 20 8. 610—616
(O.A.; cf. Isl. Or. 1, 4 ff); 23) Chalil Zainije,
Red. des Elahram, afilm wattarbija H VII 20 8. 630
(Ref.); 24) aljamit‘a alislamya; es wird auch der Ge-
danke des grossen islamischen Kongresses besprochen,
fiir den in allen islamischen Ländern Propaganda
gemacht wird H VII 22 S. 664—667 (O A.); über
den Kongress in Mekka s. auch H VII 23 S. 696 f.;
25) alasınina albatrijarkija alantakija alurtüduksija,
über die Zeit zwischen Abdankung des letzten und
Wahl des neuen Patriarchen; Vf. scheint in feindlicher
Absicht nicht genannt zu sein (allafa ba duhum!) H
22 VII S. 680 (Ref.); 26) Vita des Sofrönijüs IV.
orthodoxen Patriarchen von Alexandrien, geb. 1799,
gest. 1899 H VIL 24 S. 706 f. (O. A); 27) Efram
Eddairani, kitab almuhamati “anilmawärinati wagqid-
disthim, Bairüt?, enthält ausser Polemik auch viele
Einzelheiten über die Maroniten H VII 24 S. 710 f.
(Ref.); 23) Islamische Handelsgesellschaft in Isfähän
H VIII 2 S. 40, e. hier Jahrg. 2 Sp. 362 f (0. A.);
29) Vita des Geräsimüs Järid, orthodoxen Ma-
träus von Saidnaja, Ma‘lülä, Zahle und Ba‘albek.
geb. 1840, gest. 13. Spt. 1899 H VIII 2 8. 67 f.; 30)
Vita des Butrus Elbustänf, maronitischen Matrans
von Sür und Saidä, geb. 1819, gest. 3. 11. 1899 H
VII. 4 S. 121—125 (O. A); griff 1860 und 1878 in
das Geschick des Libanon ein; schlau und zäh siegte
er 1878 schliesslich in dem Kampf gegen Rustem
Pascha, bei welchem Frankreich durch das un-
geschickte Auftreten seines Vertreters sich viele
Sympathien in Syrien verscherzte; der von Sulaiman
Elbustani, dem Herausgeber der da‘irct elma arif,
verfasste Artikel stellt jene Begebenheiten dar, wie
sie heut im Geist der Maroniten leben; 31) 2öjähriges
Patriarchatsjubiläum des Kopten Cyrillus V. am
31. 10. 1899 H VIII 4 S. 126 (O. A.); 32) alkamag,
Bericht eines Ungenannten, der lange Zeit in Rosaires
am blauen Nil gewohnt hat, über diesen Stamm mit
volkskundlichen Mitteilungen H VIII 6 S. 165—170
(0. A.); von demselben Verf. addasatiru au histirya
alhamadj, Bericht über Fälle von Hysterie und ihre
etwas gewaltsame Heilung bei den Hemeg H VIII
7 8.201—203 (0. A); 33) taragim masahir almisrjin;
Bereitwilligkeit, Biographien berühmter Egypter dieses
Jahrhunderts zu bringen, wenn Material geliefert
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [September 1900.)
344
wird, z. B. ‘Abdelhady Naga Elabjari, ‘Ali
Ellait!, Ahmed ibn Hasan Erraßidi, Muh.
Muchtar Elmisri, Muh. ibn ‘Ali Essabban.
lbr. Ellaq&ni, Ibr. Elbägüri, Muh. Qadri
Elmigri, Muh. ‘Allis, Muh. El’'ab basi Elmahdi,
Essech Essaqqa, E33. Hasan Ettawil H VIII
8 S. 232—236 (0. A.); vgl. Litteratur 36; 34) Bericht
über Vorgänge bei der Wahl des neuen orthodoxen
Patriarchen von Alexandrien H VIII 8 S. 261 f. (O.
A.); 35) annahda af ilmija alachira fi biläd alfurs H
VIIL 9 S. 258—2°3 (O. A.); bespricht auch die
Druckereien und die Presse in Persien; 36) madrasa
kulja misrja H VIL 9 S. 264-267 (O. A.); man
wird in der That den Gedanken einer wirklichen
Universität in Kairo, das ja geistig viel weiter voran
ist als Stambul, nicht abweisen können; 37) Refigq
El'azm, kaifa kanat hal al’alam lau lam jaftahhu
almusimin H VIII 9 S. 268—271 (Fr.); zur Beant-
wortung dieser müssigen Frage hatte H selbst auf-
gefordert; in die endlose, zum Teil etwas hitzig ge-
führte Diskussion spielen ältere Gegensätze hinein (8.
z.B. dieAnzapfung S.433):38) ma huwa alistiqlal alhaqiqi,
tritt eifrig ein fiir Befreiung von der Fremdherrschaft
durchinnernFortschritt: Anführung derBeschlüsse der
dreizehnten Sitzung des indischen Reformkongresses
in Lucknow Dez. 1899 H VIII 10 S. 297—302 (0.
A.\;39, Buchhandlung und Lesehalle des Muh. Sabri
in Essuwés, hauptsächlich für islamische Zeitungen;
will unter den Pilgern Litteratur verbreiten H VIIL
10 S.318 (0. A); 40) Kurzer Bericht über die Reise
des Chediw: 17. 2. 1900 in Mersä Matrüh, 22. 2. in
Ra’s Salltim [= el'ugejbe oder el'agabe exsaghire, 8.
Lieder der Lib. Wüste 23) H VIH 11 S. 348; 41)
Muh‘Abduh, ¢slah almahakim assar "ya, Bericht, den
der gegenwärtige Mufti von Egypten Muh.‘Abduh
über die Neuordnurg der Gerichte, die das Land
zwei Jahre in der grössten Unrube hielt, an den
Chediw erstattet hat, besonders gedruckt von Muh.
Rašid, Herausg. von almanär [sonst nicht bekannt)
H VIII 11 S. 351 f; 42) Vita des Muh. Muchtär
Basa, Verf.’s zahlreicher Werke, geb. 1835, gest.
1897 H VII 13 S. 386—288 (O. A.); 43) Ableben
der Brüder Jüsuf und Selim Chaijat am gleichen
Tage; beide führten das Theaterwesen in Egypten
ein H VIII 13 8. 415 f. (O. A.); 44) Vita des “‘Utman
Basa Elghäzi, geb. 1832, gest. 1900 H VIII 148.
418—424 (0. A.); 45) Aus dem Leben Ibrahim Elja-
ziris (Streit mit den Jesuiten, die seine tief ein-
greifendeMitarbeit an der Bibelübersetzung ver-
echwiegen, vgl. Sprachliches No. 7) D 115 S. 467 —
471 (Fr.); 46) Ahmed Hamdi, berühmter Chirurg
und Schriftsteller, gest. Anfang Juni 1899. Vita nach
“Ali Mubärek [ohne Angabe der Stelle!| DI 20 S.
632 f.: 47) Bildung und Lebensunterhalt (Fr) D I
21 5. 657 f.; daran knüpft an Müsä Saidah, alma-
daris walma‘äs, mit verständiger Empfehlung des
Handwerks, das ungerecht verachtet werde D I 24
S. 750—753; 48) ‘Abderrahman Elqutb Enna-
wäwi, Rektor der Azhar, gest. 4. 7. 1899 nach ein-
monatlicher Rektorschaft D I 21 S. 661 (O. A.); 49)
Hasan Ettawil, gest. 1. 7. 1899 H VII 20 S. 629
und D 1 21 8. 661; Vita dieses bedeutenden Mannes,
der den Mut seiner Meinung hatte und darum
natürlich gegen die „wrossen“ Nullen zurücktrat (er
wagte z. B. deu Wert des hadit richtig darzustellen
und das Isl. Or. 1 17, 7 tf. Gesagte zu lehren D I
22 S. 690—694 aus der Feder des Mirza Abulfadl
Eliräni (O. A.); 50) abjazidija, scheint hauptsächlich
nach Siouffi gearbeitet zu sem D I 23 S. 705—712
(0. A.); andere Quellen [Litt. s. Makas, Kurdische
Studien in: Materialien 1S. 28] scheinen nicht benutzt;
51)Unfihigkeit der Araber zu eigenen kunstvollen tech-
nischen Arbeiten und zum Verständnis fremder: gute
345 [No. 9]
Bemerkungen darüber in attamatil almutaharrika wan-
naga D II 4 8. 113—115 (O. A.); 52) alulum ‘ind
alarab D II 5 S. 129—135. 8 S. 225—229. 12 S.
353 — 358 (O. A.): 53) buda’at algarn al'isrin D II 9
S. 257—262 (O. A.); hübsch ist der Schluss: „Einige ara-
bische Zeitungen haben bereits das 20. Jahrhundert be-
grüsst; offenbar hat sie die Entscheidung geblendet, die
von dem obersten Rate Berlins ... [so] ausgegangen ist,
und der sie ohne Zaudern gefolgt sind; man erzählt von
Euklid Folgendes: Als er einem der Ptolemäer die
Anfangsgründe der Mathematik beibrachte, fand dieser
Schwierigkeit sie zu verstehen und sagte zu dem
Meister: Giebt es denn kein leichteres Mittel diese
Kunst zu lernen? Jener: Dafür haben die Könige
kein Mittel, d. h. wissenschaftliche Fragen nehmen
nicht Partei für den Rang von Königen; sondern die
Wahrheiten werden befolgt, wo sie auch sich finden,
siv selbst folgenniemandem’ ;54) AbdallähElmarrä3,
gest. 17. 1. 1900 in Marseille D IT 10 S. 311; Vita mit
Bild D IJ 11 8.344352 (O. A.); nicht so bedeutend
wie sein Bruder Fransis, der ein wirklicher Dichter
war (auch die Schwester Marjanä machte Verse,
s. mein Muwussah 8. 74 n 1), war doch der i. J.
1839 in Haleb Geborene mit Erfolg litterarisch thatig,
und schrieb viel in Zeitschriften; (eine magalat attarbya
ist gedruckt in Elbejan; handschriftlich sind von
ihm bei Ibr. Eljazigi mehrere Arbeiten, darunter
Übersetzung der chawatir filachlag waladab (Maximes?)
von La Rochefoucauld, und eine ausführliche Kritik
der franz. Übersetzung von Elmas üdis murig
addahab; 55) assalihat albägijät, Bericht über die
Stiftung von 15000 egypt. Pfd. (ca. 315000 M.) zu
guten Werken durch Husain Bas& Wasif und
seine Gattin Asmä Hänum (Tochter des Ibr. Basa
Halim), darunter ein Siechenhaus für Frauen und
eine Handwerkerschule D Il 11 8.335—339 (O. A.);
66) Die Weltfriedensbestrebungen sind vertreten in
Orig.-Artt. durch Lebibe Hasim D H 6 S. 171 ff
und durch Al. Avierino AG I 100ff. II 303 ff,
389 ff. 476ff. III 5ff. Alff. 57) Frauenleben im Orient
und Frauenfrage in AG: [Al. Avierino], alınar'a
fissarq I 7ff, nisa’una walgimär I ?71ff, daulat almar'a
I 79ff., talim alfatat 1 193 ff., ta'lim albanat I 245ff.,
II 67 ff, imra’at aljaum wamra’at alams I 376ff.,
baht filmar’a wahuqguqiha II 165; Lebibe Hasim-
Madi, almar a assargija I 146ff; ‘Afife Dimitri
Sulab, almar a watta lim II, 258 ff. 334 ff.. Zekije,
allimühunna wa’analmas’ula III 111 ff.; Gihän Dilre
(Jeanne Defrey?) Gattin des Dr. Selim Fahmi in
Tanta), almara muhamijatan Il 317ff.; ‘Omar
Lutfi’s Rede auf dem Frauengongress in Gonf 1896
über huqüq almar'a almuslima, übersetzt und daran
anschliessend 20. A. von Ungenannten I 97ff. 161 ff.
231 ff.; Mahmüd Hamdi Assachäwi, alfatat
assargija I 235 ff. 273 ff. 821 ff. 302. 30448, II 17 ff.
182 ff. 418ff.; Mahmüd Ibrahim, alnar'a farnf
DI 17 ff., dazu Anonymus III 46 ff. + vgl. auch Litt.
No. 28; 58) [Al. Avierino] alislam fissarg AG II
383 ff., eingehendes Ref. über Hartmanns Der
Islamische Orient I, mit Zustimmung zum Wich-
tigaten, nur wird heftig Einspruch erhoben gegen
die fränkische Schrift für Arabisch; 59) Juwaqim
Michä’il ta’rich alyanün fi misr, auch den neuesten
Zustand der Gerichte behandelnd H VII 24 S. 710
(Ref... — Nicht konnten beachtet werden die zahl-
reichen Berichte über Gesellschaften und Vereine,
nur sei bemerkt, dass das Vereinsleben im modernen
Orient, namentlich in Egypten, ein ausserordentlich
reges ist; vgl. oben IV. No. 24.
V. Medizinal- und Naturwissenschaften.
1) Über die Krankheit gba und ihre Heilung H
VOI 68. 180; danach ist das Lieder Lib. Wüste 136
neben dübe vermerkte »gube?« die richtige Form;
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [September 1900.)
346
vgl. die OrWbb u. Sib. II 107,,; 2) Ahmed
Qadizade, algahwa walgat D II 3 S. OH (0.-A).;
über den Verf. s. hier IÍ (1899) Sp. 361. — Hierher
gehören auch IV No. 32 (Hysterie); III No. 40.
VI. Kunst, Gewerbe. 1) Naqala Elhaddäd,
chawätit mustatrifa flmüsigaD I 31 S. 328-333.
13 S. 394-400. 15 S. 461-465 (O. A.; Forte. von
D I 7 S, 198—202. 9 S. 270 —274)').
VII. Volkskundliches. 1) Glückbringen des
Hufeisens H VII 16 S. 496. 2) Leuchten des Grabes
des Mahdi H VII 16 S. 497 b. 3) ?, assawag fi bad
anha’ nâbulus AG I 314ff. — Hierher auch IV
No. 32.
American Journal of Philology.
XXI, 1. Louis H. ri Indo-Iranian Studies.
2. H. Usener, die Sintflutsagen, bespr. v. B. L.G.
L’Anthropologie 1900.
2—3. J. U. Dürst, notes sur quelques bovidés
préhistoriques (mit besonderer Berticksichtigung der
babylonischen mythologischen Darstellungen und
Tierbilder. Forts. folgt.) — Ch. de Ujfalvy, Icono-
graphie et Anthropologie irano-indiennes (Schluss.
Weitere Darstellung des Typus der persischen
Könige).
Arch. Relgw.
II (1899) 4. C. Hahn (Tiflis), Die alte Hierarchie
bei den Chewsuren, ihre Bethäuser und religiösen
Gebräuche — W. H. Roscher gräbt „vier Briefe
Wilhelm Mannhardts“ von 1876—78 aus (das persön-
liche und die Lobsprüche für R. haben hier kein
Interesse; Anderes bleibt wenig; die Berl. Akademie
soll M.’s Ms. „Quellenschatz der Volksüberlieferung“
drucken lassen). — Kohlbach, der Mythos und Kult
der alten aan.
III (1900)° 1. 2. C. Fr. Lehmann, Religions-
geschichtliches aus Kaukasien und Armenien (Reise-
brief). — Louis H. Gray, The Indo-Iranian Deity
Apam Napat. — Hans Hase (Pfarrer in Tokio), Der
Zug zum Monotheismus in den homerischen Epen
und in den Dichtungen des Hesiod, Pindar und
Aeschylus (Altbekanntes, Gemeinplitze, viel Citate,
Prämissen). — Lasch, Die Finsternis in der Mytho-
logie und ein religiöser Brauch der Völker (diese
Huldigung für Bastian’s Völkergedanken ist eine
Polemik gegen Tylor’s Anfänge der Kultur in einem
untergeordnetem Punkte; die ersten 46 SS. mit aus-
führlicher Wiedergabe von Bekanntem waren als
kurze Beläge zu den 9 SS. mit Konstruktion der
Vorstellungstypen zu bringen). — Von den Recc.
beachte Hardy über Robertson Smith, Die Religion
der Semiten (gegen die Gefahr des Verallgemeinerns ;
wir haben den Schlüssel zur Lösung des Rätsels
der Religionen, dürfen aber nicht erwarten, überall
die gleichen Schlösser anzutreffen).
Atti d. R. Acad. dei Lincei 1900.
2. E. Gabrici, termini imerese. — Ripostiglio di
monete siciliane.
AZ. 27, 1899, Heft 2, S. 89—148. ?)
Ludwig Borchardt, Der zweite Papyrusfund von
Kahun und die zeitliche Festlegung des mittleren
Reiches der ägypt. Geschichte (in Berlin 199 Glas-
') Die Beschäftigung mit der arabischen Musik
ist sehr rege; s. die zahlreichen Artt. im Maériq II
(1899).
2) Ausführlicher ausgezogen als in No. 8.
347 [No. 9.]
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [September 1900.|
348
rahmen); S. 92 Beispiel einer Postdatierung'), eines
auf Mondjahre und -monate verrechneten Priester-
gehaltes, Priesterlisten; das viel besprochene neue
Siriusdatum, wonach Usertesen III. Regierungsan-
tritt 1883—80 zu setzen). Fr. W. v. Bissing u. L.
Borchardt. Ein Pyramidentext in ursprünglicher
Fassung (P. 234 ff., die urspriinglicherep Suffixe der
1. Person etc unter Rasuren). James Henry Breasted,
The length and season of Thutmose Ill’s first cam-
paign (nach den Siegesfesten 175 Tage bis Rück-
kehr; trockene Monate Palästinas benützt, cf. Lieb-
lein?). Breasted, Ramses II. and the princes in the
Karnak reliefs of Seti I (die Mitregierung R. II. als
Kronprinz als spätere Fiktion erwiesen; die von
Wiedemann entdeckten Spuren eines beseitigten
älteren Bruders*). Baron Oefele, Medizinische Realien
zu Pap. Brugsch major 13,3 bis 13,6 — Peritonitis.
Miscellen: Ludwig Borchardt, Usurpierte Grundstein-
beigaben, Bemerkung dazu von Reisner; Fr. W. v.
Bissing, das Wort „rq}jw“ (zu streichen, q:jw sei
eine Konjunktion (!) = ,bei“). Franz Freiherr von
Calice, Weiteres über die Art der Hinrichtung im
alten Aegypten (Gen. 49,10 Schandpfahl gemeint).
Erschienene Schriften (in der üblichen wunderlichen
Auswahl).
Berliner Phil. Wochenschr. 1%0.
29. Krumbacher, Umarbeitungen bei Romanos,
bespr. von Th. Preger. — K. Sethe, Das ägyptische
Verbum, bespr. von A. Erman.
31/2. V. Thomson, Etudes lyciennes I, bespr. v.
F. N. Fink.
33/4. Mitteilungen: R. Oehler, Die tunesische Ab-
teilung der Pariser Weltausstellung.
B. üb. d. Verh. d. K. Sächs. G. d. W. 1900-
Philol.-histor. Classe 52. Bd. II. F. Ratzel, der
Ursprung und die Wanderungen der Völker geo-
graphisch betrachtet. II. Geographische Prüfung
der Thatsachen über den Ursprung der Völker
Europas.
Byzantinische Zeitschr. 1900.
IX. H. Gelzer, die Genesis der byzantinischen
Themenverfassung, bespr. von Ch. Diehl. — Jos.
Strzygowski, der Bilderkreis des griechischen Physio-
logus ete., bespr. von A. Haseloff.
The Olassical Review 1900.
6. H. d’Arbois de Jubainville, la civilisation des
Celtes et celle de l'épopée Homérique, bespr. v. T.
H. Williams.
Corbl. d. D. G. f. Anthr. Ethn. u. Urg. 1900.
1. Kollmann, die angebliche Entstehung neuer
Rassentypen (Diskussionsbemerkung in dem Vortrage
von (Gr. Fritsch-Berlin: „Uber die Körperverhältnisse
der heutigen Bevölkerung Aegyptens.)
Deutsche Litteratur-Zeitung 1900.
31. R. Knopf, der erste Klemensbrief, bespr. v.
P. Wendland. — G. Diettrich, die Massorah der öst-
!) Um daraus allgemeinere Schlüsse ziehen zu
können, müssten wir wissen, wie gross der Rest des
Todesjahres U. Ill. war.
2) Z. B. S. 128 wäre nach Müller, Asien 266 zu
ergänzen.
4) S. 129. Die für uns Deutsche beschämende Be-
obachtung, dass Lepsius, Denkmäler vielfach Vor-
gänger ın skrupelloser Weise ausbeutete, liesse sich
leicht weiter belegen.
lichen und westlichen Syrer, bespr. v. S. Fränkel. —
J. Hirsch, Fragment einer arabischen Pentateuch-
Übersetzung, bespr. von ?
32. R. Kautzsch, das sogenannte Volksbuch von
Hiob, bespr. v. ? — N. Schloegl, de re metrica ve-
terum Hebraeorum, bespr. v. ?
33. C. Steuernagel, allgemeine Einleitung in den
Hexateuch, bespr. v. J. Meinbold. — G. Ebers, aegyp-
tische Studien und Verwandtes, bespr. v. ? — G. E.
Friess, die Reise des Hans Christoph Freiherrn
von Teufel in das Morgenland 1588— 1590, bespr. v. ?
The Edinburgh Review 1900.
April. Art. VI. Cappadocian discoveries, (Be-
sprechung von 1. E. Chantre, mission en Cappadoce
1893—94. 2. K. Humann u. O. Puchstein, Reisen in
Kleinasien und Nordsyrien. 3. H. V. Hilprecht, the
Babylonian expedition of the university of Penneyl-
vania.)
The Geographical Journal 1900. |
July. G. H. Gorges, a journey from lake Nai-
vasha to the Victoria Nyanza. — The monthly
record: new light on an old country (Besprechung
von Th. Bent, southern Arabia). Africa: Dr. Do-
naldson Smith’s expedition. Egypt in 1899. The
Harrison-Whitehouse expedition. The Italian Somali
coast. Arrival of Major Gibbons on the Nile.
2. E. S. Grogan, through Africa frome the Cape
to Cairo. — A. W. Stiffe, ancient trading centres
of the persian gulf VI. Bander ‘Abbas. — The monthly
record. Europe: official map of Turkey. The Kosovo
Vilayet. Africa: M. Flamand’s scientific mission to
the Tuat oases. Franco-spanish boundaries in West-
Africa. M. Blanchet’s expedition to Adrar. The
French in the Western Sudan.
Geograph. Zeitschr. 1900.
8. Geographische Neuigkeiten. Afrika: Major
Gibbons nordsüdliche Afrikadurchquerung. v. Er-
langer’s und Neumann's Reisen in Nordostafrika.
Smith’s Reise in Ostafrika. — H. J. Ansorge, under
the African sun, bespr. v. A. Schenck.
Gött. gel. Anz 1900.
Juni. A. Jacoby, ein neues Evangelienfragment,
bespr. von C. Schmidt. — J. G. II Rahmani, Acta
s. c. Guriae et Shamonae, bespr. v. W. Riedel.
Historische Zeitschr. 1900.
2. v. Soden, Palaestina und seine Geschichte,
bespr. v. A. Kamphausen.
Jahrbuch d. Kais. D. Archäol. Inst. 1900.
XV. 2, Jahresbericht über die Thätigkeit de
Instituts. — Archäologische Funde im Jahre 1899.
— Archäologische Neuigkeiten aus Nordafrika (Be-
richt über Ausgrabungen, Funde, Reisen im Jahre
1899). — Sitzungsberichte der Archäol. Gesellschaft
zu Berlin. April. Mai. -- Erwerbungen des Ashmolean
Museum zu Oxford. I Aegyptische Abteilung.
The Jewish Quarterly Review. 1900.
April. G. H. Skipwith, The Origins of the religion
of Israel (ethnologische Ausführungen). — S. Schechter,
Some rabbinic parallels to the New Testament (weist
nachdriicklich auf die Bedeutung des Studiums der
rabbinischen Litteratur für das Verständnis des
Neuen Testaments hin. Im Gegensatze zu den
gründlichen Arbeiten christlicher Theologen früherer
Jahrhunderte seien die meisten neueren Arbeiten
349 {[No. 9]
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [September 1900.]
360
auf diesem Gebiete wertlos. Man beurteile die
Litteratur, die man nicht kenne, gegenwärtig ..by
mere intuition" und es herrsche „transcendental
ignorance“. S. führt dann einige Parallelen zu
Stellen des Matthäus vor und handelt dabei über
Bat Kol. Zu berücksichtigen sei auch die Ueber-
einstimmung des Geistes des N. T. mit der rab.
Litteratur, wobei auf die Gebete und bestimmte
Vorstellungen Gewicht zu legen sei, wie das nur
Dalman erkannt habe. — B. Jacob, A study in biblical
exegesis. Die Echtheit der Zahlen des masoret.
Textes in der Patriarchengeschichte sei durch Opperts
Nachweis von der Uebereinstimmung des Verhilt-
nisses dieser Zahlen mit denen der Babylonier ge-
sichert, lasse sich aber noch weiter beweisen. Gen.
5,, bei der Angabe von Adams Lebeuszeit weise das
an sich überflüssige m Awe d. h. die Zeit, die er
bis dahin gelebt hatte, auf ein anderes Ereignis,
Noahs Geburt, hin, da dieser der erste nach Adams
Tod geborene Mensch sei. Daraus erkläre sich auch
Lemechs Ausspruch 5.,,: Dieser wird uns trösten...
Denn die Erde war nur für Adams Lebenszeit ver-
flucht worden (3,.). An sich ist Geburt und Ackerbau
kein Fluch. Das alles passe nur für die Zahlen des
M. T, während LXX die Zahlen erhöht zu haben
scheint, um sie mit den Angaben griechischer oder
ägyptischer Chronologen in Einklang zu bringen.
Auf Lemechs Worte bei Noahs Geburt, beziehe sich
auch Gen. 4,, da Enosch damals der älteste Mensch
war. Gen. 8,,, ist ONS beide Male Eixenname. Cyr
mit Infinitiv (Gen. 2.,,) heisst nicht an dem Tage,
sondern lediglich nachdem, vgl. Num. 7,, wo
die Salbung 12 Tage vorher stattfand, Jer. Tm
(aus dieser Stelle kann man nicht schliessen, dass
Jer. die Opfergesetze des Leviticus unbekannt waren;
er sagt im Anschluss an Ex. 19,,: Ich machte nicht
Opfer zur Bedingung meiner Wahl, sondern Gehor-
sam), 11,, ,, 34, was zwei Monate später statt-
fand. — Gen. 25, weise 94 term darauf hin, dass
Rebekka mit ihrer Frage 25,, sich an Abraham
wandte, da er damals noch lebte Letztere Stelle
wird eingehend besprochen und ausgeführt, dass die
Personen für den Erzähler nicht mythische, sondern
vernünftig handelnde waren. Durch Quellenkritik,
die perverseste (!) Theorie, die je in der biblische
Wissenschaft aufgestellt sei, könne man die Genesis
nicht verstehen. Obige Studie beweise den Zusammen-
hang vieler verschiedenen Quellen zugeschriebenen
Verse'), — A. Davis, Ben Asher’s rhymes on the
hebrew accents, ein Teil der Einleitung zu einer neu
erscheinenden Ausgabe der ..Hebrew Accents" bietet
Text und metrische Uebersetzung der Verse über
die Accente der drei poetischen Bücher. — S. Schechter,
A further fragment of Ben Sira: Text von zwei
Blättern einer neuen Hs (C) die nur einen Auszug
aus Sirach enthält. (Aug, nor 5:3 Dias a9 nr 183 Das m
15 26., 2) mit Noten?). In der Vorbemerkung
stellt S. fest, dass der Text von C, soweit er auch
in A vorhanden, dem Griechen näher stehe, A dem
Syrer, also seine Hypothese, dass die Verschiedenheit
der Uebersetzungen durch die Differenzen der ihnen zu
Grunde liegenden Texte ihre Erklärung finde, bestätigt
werde. Ebenso sind auch die Varianten in Ms. B. ent-
standen. Die Uebereinstimmung, die trotzdem zwischen
den Hss. bestehen, beweise, dass sie auf ein Original
1) Doch mal eine etwas ernster zu nehmende
Polemik gegen die moderne Bibelkritik. welche ab-
zuwehren die Vertreter derselben leicht vermögen
werden, wenn sie über ihre rein litterarkritische
Nase weiterzublicken sich entschliessen. D. R.
?) Aus derselben Ha. hat gleichzeitig Isr. Levi in
Revue des études juives N. 79 ein Blatt veröffentlicht.
zurückgehen und echt sind. Aehnlich ausgewählte
Sirachverse finden sich in einem längeren talmudi-
schen Citat. S. veröffentlicht ferner ein paitanisches
Stück, das den Siraclı benutzt hat und zwei andere
Sirach betreffende Fragmente. — E. N. Adler, Some
missing chapters of Ben Sira: hat am 9. März zwei
Blätter von Ms. A. entdeckt, giebt schon in der
Aprilnummer einen Abdruck des Textes, mit gegen-
überstehendem Facsimile und lässt eine vorläufige
Uebersetzung folgen. Einzelne Verse haben hier,
entsprechend Saadia’s Beschreibung, Vokale und
Accente und die letzte von Saadia citierte Stelle ist
nun auch, und zwar wörtlich mit seinem Citat über-
einstimmend, im Original aufgefunden. Mehrere im
Talmud citierte Verse, die in den Uebersetzungen
fehlen, finden wir hier wieder, so Jer. 5,,,, der dort
auch in Sirach’s Namen erwähnt wird. Damit ist
die Authenticitat des Textes endgiltig erwiesen.
Finmal findet sich ein Keri-Ketib. Die Hs. unter-
scheidet sich in keiner Weise vom ältesten, von 832
datierten, Ms. der Sammlung Adler’s. — M. Stein-
schneider, An introduction to the arabic litterature
of the Jews. Beginn des zweiten Teils § 21—27.
Verbreitung des Arabischen in Leben, Gewohnheiten
und Institutionen, Stellung und rechtliche Behand-
lung der Juden, Kenntnis der arabischen Litteratur
unter Juden (und unter Christen), Schriften von
Mohammedanern in hebr. Charakteren. — D. S.
Margoliouth, The Sefer ha-Galuy. Der Bestreiter
der Echtheit des hebr. Sirach, bestreitet die Echt-
heit der von Harkavy aufgefundenen und 1891
edierten Fragmente dieses Buches; die in diesen
enthaltenen Citate bewiesen weder die Authenticität
des Sirachtextes, moch der Megillath bene Hasch-
munew'), Auf Ms. Artikel?) folgt sofort dessen
schlagende Widerlegung durch den Herausgeber des
Sefer ha-Galuj, dem die, Korrektur mit Ms. Er-
laubnis gesandt worden war. — Cheyne, Note ou
Sirach 50,: bei Schechters bynji nam amt 533
sei das letzte Wort, statt dessen Halévy 59023 lesen
will, als SEN. (Ezra 1,,) oder SEIN zu ergänzen,
wofür die Versionen Becken bieten. Vielleicht sei
ADD bumay) zu lesen’). — Th. Tyler, Ecclesiasticus:
The Retranslation Hypothesis. In den dem Eccle-
siasticu3 nahe verwandten Proverbien finden sich
mehrere Sätze mehr oder weniger wörtlich wieder-
holt. 14,, und 16,,, lauten genau, 19, und „ fast
genau gleich, vgl. ferner 11,, mit 16,; 19,,, mit
21,,,; 20,,, mit 20,,,; 21, mit 21,,. Ein Prinzip ist
bei der Anordnung der Proverbien oft nicht zu er-
1) M. hebt besonders das syrische Wort xo p für
Altar hervor, dessen Vorkommen die späte Entstehung
des Buches beweise. Das hat schon Dalman, Aram.
Grammatik S. 7 vorgebracht. Harkavy zweifelt, ob
das Wort in den alten Hs. stehe. Allen dreien ist
Gasters Ausgabe (Verhandlungen des Londoner
Orientalisten-Kongresses 1891. Sem. Ser. S. 1 ff)
unbekannt geblieben, aus der zu ersehen ist, dass
das Wort nur in der schlechteren, westl. Recen-
sion vorkommt. Das von Dalman beanstandete
IN findet sich hier nur einmal (68) in einigen Hss.
Es bleibt nur das dreimal vorkommende ands, das
wohl kaum zu weitgehenden Schlüssen genügt. (A. M.)
2) Hervorzuheben ist Ms. ansprechende Erklärung
von pan “hp in Neubauers Mediaeval Jewish
Chronicles I 167 Z. 7 v. u. als Rückübersetzung
von Ecclesiasticus.
* Die unglückliche Fassung der Note ist wohl
auf Uebereilung zurückzuführen.
351 [No. 9.)
kennen. Ebenso kann Sirach, wenn es ihm gefiel,
ähnliche Sprüche, die er vorfand, neben einander
gestellt haben; 33,, bezeichnet er sich selbst als
Sammler, „der hinter den Winzern Nachlese hält.“
Dadurch erklären sich die Dubletten, deren eine
Anzahl besprochen wird. Die Hypothese von der
Rückübersetzung lässt sich nicht halten, G. Margo-
liouth’s Vermutung, dass mehrere Kezensionen zu-
sammengeflossen seien, passe nur bei einem Teil der
Beispiele.
Juli. M. Steinschneider, An Introduction to the
Arabic litterature of the Jews § 28-34 handelt
über Mohamedaner und Christen, die für Juden
ten, und umgekehrt. Arabische Werke, die den
uden bekannt waren, Büchersammlungen und
Schreiben in arabischen Buchstaben. — H. L. Pass
und J. Arendzen, Fragment of an aramaic text of the
testament of Levi Cambridger Genizahfragment,
spätestens aus dem 11. Jahrhundert, das c. 11—13
des bedeutend abweichenden griechischen Textes
entspricht; die vielfach wörtliche Uebereinstimmung
beider (an den hebräischen Stellen ist der griechische
Text neben dem Aramaeischen abgedruckt) ist ein
Beweis für gemeinsamen Ursprung. Ein ganz kleines
Fragment eines syrischen Textes in einer Hs. des
Brit. Mus. stimmt wörtlich mit den neuentdeckten
Texten überein. Nach dem aranıaeischen ist auch
der griechische Text abgedruckt. — E. N. Adler,
Karaitica: Verzeichnis seiner karaeischen Hss. und
seiner meist unbekannten Druckwerke. Beigegeben
ist ein karaeischer Scheidebrief aus dem Jahre
1030. — M. Gaster, A new Fragment of Ben Sira.
Ein neues Blatt des Auszugs aus Ben Sira 18,,,—,5;
19,,, 25 20,,—13 37,5, aay gus 263 20n, Die Hs., die
älteste der vier Sirach-Ms. gehört dem Ende des
10. oder Anfang des 11. Jahrhunderts an, was aus
palaeographischen Gründen bewiesen wird. Die
Verse aus c. 37 sind auch in Ms B, ed. G. Margoliouth
JQR XIL1ff. und Ms. C. ed. Levi REJ 40 S. 1 ff.
vorhanden. Im Syrer ist die Verezählung verkehrt.
Thatsächlich sind nur die Verse 19, 22, 24, 26 wie
im neuen Fragment vorhanden. Lévi habe das nicht
bemerkt und vergleiche Verse, die nichts mit ein-
ander zu thun haben. In B und C sind nach anderen
Uebersetzungen oder Mss. Verse eingeschoben, und
dadurch ist Verwirrung in der Reihenfolge ent-
standen. Die Uebereinstimmung mit dem Syrer
beweise, dass der Auszug nicht nach der vollständi-
gen Recension gemacht sei. Der Zusammenhang sei
im Auszug besser als in den anderen Texten, wo die
Verse in C. 37 nicht passen. Ueber die Echtheit des
Sirach bereitet G. eine spezielle Arbeit vor, er ist
überzeugt, dass der neuentdeckte Text nicht das
Original sei. Der Text wird mit interlinearer syrischer
Uebersetzung und im Facsimile publiziert. Auf die
Uebersetzung folgen eingehende Noten, in denen
besonders die Verwandtschaft des neuen Textes mit
dem Syrer beobachtet und auf die Glossen und
Interpolationen des letzteren hingewiesen wird. Zum
Schluss giebt G. ein Fragment, enthaltend gereimte
Maximen, ähnlich dem von Schechter im vorigen
Heft edierten paitanischen Texte. — The Sefer ha-
Galuy: I. Bacher, Die Einteilung des S. h.-G.: weist
den Vorwurf mangelnder Logik in der Einteilung
des S. h.-G., den Margoliouth ausgesprochen hatte,
zurück. M. hätte den Sinn der Worte Saadia’s nicht
verstanden. II. D. S. Margoliouth, Note on Rab
Mubashshir: sucht Harkavy zu widerlegen. IIl. A.
Harkavy, Rejoinder to Prof. Margoliouth: Wider-
legung des Vorhergehenden. — S. Krauss, Eine jiid.
Legende von der Auftindung des Kreuzes. Ein diese
behandelndes, in allen Drucken und mehr als zehn
Hss. fehlendes Schlusskapitel des Toldot Jeschu
ORLENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. (September 1900.]-
352
nach Ms. 54 der isr. theol. Lehranstalt in Wien.
Das Verhältnis der jüdischen Fassung der Legende
zur christlichen wird eingehend besprochen. Dem
Toldoth Jeschu liege eine Disputation zu Grunde, die
in Rom thatsächlich stattgefunden habe. — M. Berlin,
Note on x515 Pa. 27,,, etc. will dieses Wort als
zwei variae lectiones auffassen. Es sei zu lesen 35
oder x5, letzteres gebe besseren Sinn. Ebenso
stehen 15 und xd als Varianten Hiob 41,,; hier sei
15 besser „O könnte ich schweigen“ vgl. noch Massorah
magna zu Lev. 11,,, Norzi zu Ps. 3. — id., Note on
Josippon Cis ol schliesse Deutschland ein. 395
any NY sei Dittographie von... RYDD; MH
C7275 Cm meine die Bretonen an der Loire und
beziehe sich auf Laira. — H. P. Chajes, Bemerkungen
zu den Proverbien: C hält trotz des Widerspruches
der deutschen Kritik gegen seine Hypothese von
den alphabetischen Spruchreihen in c. 10—22 an
ibr fest. Er bespricht einige Punkte der Sammlung
c. 25—30. — Critical Notices: M. D. Conway, Salomon
and Salomonic litterature (u.) A. W. Streanc, Eccle-
siastes, bespr. von Th. Tyler. — J. de Pavly, Le
Talmud de Babylone (u.) S. kuringer, Auffassung
des Hohenliedes bei den Abessiniern (u.) Jalkut
Machiri zu Psalmen, herausg. von Buber, bespr. von
A. Cowley.
Journal Asiatique 1900.
3. Fr. Martin, homélie de Narsés sur les trois
docteurs Nestoriens (Schluss). — Nouvelles et mé-
lauges: In der Sitzung der Soc. Asiat. vom 11. Mai
macht Halévy einige Bemerkungen über eine phöni-
cische Inschrift aus Karthago, in der er eine Schick-
salsbeschwörung sieht, und über die aramäische In-
schrift von Arabissos in Syrien. Letztere erwähnt
angeblich eine mystische Ehe zwischen Ahuramazda
und der mazdeischen Religion. H. vergleicht dazu
das Hohelied, die Evangelien und jüdische Liturgieen
des Orients. Der Text sei ursprünglich „pehlvi“ ge-
wesen. — Ch.-E. Bonin, notes sur les anciennes
chretientes Nestoriennes de l'Asie centrale. — J. A.
Decourdomanche, note sur l'identité de formation de
l'écriture arborescente en turc et en runique (vergl.
dazu den Artikel in Journ. As, 1899 sept.—oct. über
türkische Geheimschrift von dems. Verf.) — Moise
Bey dal Medico, méthode d'enseignement etc, francais,
à l'usage des étudiants turcs, bespr. v. W. V.
J. R. A. S. 1900.
July. A. S. Beveridge, notes on the Mss of the
Turki text of Babar’s Memoirs. — Th. G. Pinches,
Akkadian and Sumerian. — Jalkut Machiri, Sammlung
halachischer und haggadischer Stellen aus Talmud
und Midraschim zu den 150 Psalmen, von R. Machir
ben Abba Mari; herausgeg. v. Sal. Buber, bespr.
v. M. G. — A. Leist, georgische Dichter, bespr.
v. W. R. Marfili. — F. J. Hamilton and E. W. Brooks
the syriac chronicle of Zachariah of Mitylene (u.)
R. Koldewey, die hettitische Inschrift aus Babylon,
bespr. v. M. G. — R Brown, researches into the origin
of the primitive constellations of the Greeks, Phoeni-
cians and Babylonians, bespr. v. Th. Pinches. —
Notes and news (Verbesserungen zum Artikel auf
Seite 140 ds. Jahrg.)
Der Katholik 1900.
Juli. E. Seydl, der Jakob-Segen (Gen. 49, 2 —27)
eine einheitliche Komposition? (Die Frage wird
bejaht) — Irewuarıov apyaro)oyıxov. Mitteilungen,
dem 2. intern. Kongr. f. christl. Archäol. zu Rom
gewidmet vom Collegium des deutschen Campo
Santo, bespr. v. ©. M. Kaufmann.
353 [No. 9.)
Literarisches Oentralblatt. 1900.
29. L. Fonck, Streifzüge durch die biblische Flora,
bespr. v. H. Strack. — J. L. Ussing, Pergamos (u.)
K. Hachtmann, Pergamon, bespr. v. Phlmnn.
30. E. Littmann, über die Abfassungszeit des
Tritojesaja, bespr. v. ? — M. Hartmann, Lieder der
lybischen Wüste, bespr. v. K. Bghd.
31. E. Bischoff, Kritische Geschichte der Talmud-
übersetzungen aller Zeiten, bespr. v. M. F. —
C. Brockelmann, Syrische Grammatik, bespr. v. R.
32. Ed. Meyer, Studien zur Gesch. d. Altert. III,
bespr. von Pöhlmann. — Ign. Goldziher, Kitab el-
Mu‘ammarin, bespr. von C. F. Seybold.
Al-Machrigq. III. 1900.
14 (15. Juli). P. L. Cheikho, L'Exposition de
Paris. Kurzer Ueberblick insbesondere über die
orientalischen Abteilungen der Ausstellung. Mit
einer Abbildung der türkischen Abteilung. — P.
Anastase Carme, Le Scapuleire et le Tiers-ordre de
N.-D. du Mont-Carmel. — Notice historique sur le
College d’Antoura (fin). Anfang in IIL 11. Mit
emer Abbildung der neuen 1889—1895 erbauten
Kirche. — P. H. Lammens, Damas et ses noms
historiques. — Varia: fAsgija-piscina, nicht-französ.
vasque. Von H. L[ammens]. — Bemerkungen zu der
Artikelreihe: L’Historie de l’Imprimerie en Orient.
Vgl. dazu noch die folgende Nr. 15 S. 718. — Druck-
fehler-Verbesserungen.
15 (1. August). P. M. Collangettes, L’Astronomie
sous les Califes. Erster Artikel. — P. Anastase
Carme, Les Soubbas on Mandéens (Suite). — P. J.
Goudard, N-D. du Fort au pays de ‘Akkar (fin).
Anfang in III 13. — J. G. Thabet, Le secret des
armes damasquinées. — L'Histoire de l'Imprimerie
en Orient (suite): L’Imprimerie Catholique. Mit dem
Anfange eines Verzeichnisses der aus dieser Druckerei
hervorgegangenen Drucke. Dieser Abschnitt um-
fasst religiöse Bücher. Mit einer Abbildung der
Druckerei. — Besprechungen von 1) M. von Oppen-
heim, Vom Mittelmeer bis zum Persischen Golf. II.
Berlin 1900. (Von H. L{ammens]). 2) Al-Battani
Opus Astronomicum ad fidem codicis Escurialensis
arabice editum a C. A. Nallino. Mediolani 1899.
(Von M. Collangettes).
Mitt. d. k. k. geogr. Ges. in Wien. 1900.
3.4. Reise Dr. Schaffer’s in Kleinasien (im
Auftrage der Ges. zur Förderung der naturhistori-
schen Erforschung des Orients in Wien. Stellen
aus Briefen Schaffers). — E. Jung, der Verkehr auf
den Nyassa.
Mitt. u. Nachr. d. Deutsch. Puläst.-Ver. 1899.
6. Sellin, Mitteilungen von meiner Palästinareise
1899. 1. Noch einmal tell dscheldschul. 2. Bethel,
Bethawen, Ai. (Schluss folgt). — R. Briinnow,
Nachtrag zu meinem Reisebericht 1898.
Mnemosyne. 1900.
III. K. Kuiper, de Ezechiele poeta Judaeo (nach
griech. Nachrichten, Euseb. Praep. Ev. IX 28. u. a.)
Montssohr. f. Gesch. u. Wiss.d. Judent.1900.
2. Zuckermandel, eine Worterklärung Jer. Baba
Mezia, DR od. popyzex = auogytvos von
Flachs. — A. Epstein, Likkute Pardes. (Alle früheren
Untersuchungen über den Verfasser des früher Raschi
zugeschriebenen Buches waren erfolglos. Es ist das
Werk mehrerer Kompilatoren, die Schüler Jesaja di
Trani’s waren.) — W. Bacher, einige Bemerkungen
zu Roseuthal's neuer Ausgabe von R. Tam’s Sepher
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [September 1900.)
354
ha-jaschar (giebt Verbesserungen zu einigen Brief-
eingängen in Reimprosa). — L. Bäck, zur Charak-
teristik des Leviten Abraham ben Chajjim. — M.
Steinschneider, Italienische Litteratur der Juden. —-
Clementz, des Flavius Josephus jüdische Altertümer
IL, (u.) M. Schwab, répertoire des articles relatifs à
l'histoire et à la litterature juives I, (u.) H. L. Strack,
das Blut im Glauben und Aberglauben der Mensch-
heit, bespr. v. M. Brann.
4. M. Maas, die Maccabäer als christliche Heilige.
— L. Bäck, zur Charakteristik des Levi ben Abraham
ben Chajjim (Forts). — J. Kracauer, Actenstücke
zur Geschichte der Confiscation der hebräischen
Schriften in Frankfurt a. M. — J. Krengel, die
euglische Intervention zu Gunsten der böhmischen
Juden im Jahre 1744. — Miscellen. — J. Löw,
DIDINI (gegen Zuckermandel). — W. Bacher,
die älteste Terminologie der jüdischen Schriftaus-
legung, bespr. v. Porges.
D. Guttmann, die philosophischen und
ethischen Anschauungen in Abraham b. Chijja’s
Hegjon ha-Nefesch. — A. Kaminka, Alcharisi’s Orient-
reise, Nathan bajulas und Jonathan ha-Cohen. —
J. Kracauer, Aktenstücke zur Geschichte der Kon-
fiskation der hebräischen Schriften in Frankfurt am
Main (Schluss). — M. Steinschneider, die italienische
Litteratur der Juden (Schluss). — E. Bischoff, Krit.
Geschichte der Talmud-Uebersetzungen, bespr. von
M. Brann. — H. Clementz, des Flavius Josephus
jüdische Altertümer, bespr. v. M. Brann.
Nachr. d. G. d. W. Göttingen 1900.
1. N. Bonwetsch, die apokryphe „Leiter Jakobs“
(nach den slavischen Redaktionen). — J, Geffcken,
die babylonische Sibylle (weist die Erzählung von
der Sintflut und vom Turmbau als Auszüge aus
Berosus nach).
Geschäftl. Mitt 1. Bericht über die Arbeit am
Wörterbuch der aegyptischen Sprache im Jahre
1899—1900. — H. Lietzmann. Bericbt über die mit
Unterstützung der K. G. d. W. vorgenommene Kata-
logisierung der Katenen-Handschriften.
N. Jhrb. f. d. klss. Altert., Gsch. u. D. Litt. 1900
V. u. VI. Bd. H. 5. H. Usener, die Sintflutsagen,
bespr. v. O. Immich. — A. Schulten, das römische
Afrika, bespr. v. L. Ilberg.
Palestine Exploration Fund. 1900.
July. Notes and news. — F. S. Bliss, second
report on the excavations at Tell Ej-Judeideh. (Es
wurden 37 Königliche Stempel gefunden aus Ziph,
Hebron, Shocoh, 2 tragen die Buchstaben awyn a5n5
ersp. wan, ferner 15 Privatstempel, von denen
hervorzuheben sind 1) Jay pwn, 2) Ny mor
3) may mmab. 6) malo] mim, 10) 7923, 11)
..J§ evs). — R. A. St. Macalister, a dolmen near
Beit Jibrin (mit Abbild.) — Derselbe, the rock-cut
tombs in Wädy Er-Rababi, Jerusalem. (Griechische
Inschriften, Beschreibung der Gräber ) — Derselbe,
‚cup-marks at Tell ej-Judeideh (mit Plan). — J. E.
Hanauer, sculptured marble slabs; terra-cotta coffins;
rock-hewn vats. — Clermont-Ganneau, inscribed jar-
handles of Palestine (Der von Sayce im Quarterly
Statement, January 1900 p 69 beschriebene Stempel
trägt die Buchstaben []am). — C. Schick, Mar
Metri: or the Greek convent of St. Demetrius at
Jerusalem. — Th. G. Pinches, the collection of
Babylonian tablets belonging to Joseph Offord. (In
No. 1 könnte statt Sarti auch sarti gelesen werden
und dazu wäre das Wort sartu der assyrischen Kon-
356 INo. 9.)
trakttafeln zu vergleichen. In No. III ist das erste
Zeichen schwerlich usurat zu transcribieren, eher
bari = Ringe; in Zeile 6 stimmt Pinches’ Tran-
scription misirtum nicht mit dem Original, soll wohl
miristum heissen.) — Derselbe, the Babylonian tablet
in the College Museum, Beirüt (Da die Tafel eine
blosse Datierung aus der Zeit Samsuilunas nach dem
hauptsächlichsten Ereignis des Jahres enthält, wie
schon D. R. nach der in der Aprilnummer des Pal.
Expl. Fund erschienenen Reproduktion vermutet hat
(0. L. Z., Sp. 196 Anm.|, so nimmt P. an, dass durch
solche Täfelchen das Ereignis, das dem Jalır den
Namen geben sollte, im Reiche bekannt gemaclıt
wurde.) — Gray Hill. the dead sea. — W. F. Birch,
the sun standing still on Gibeon, considered by
W. C. Badger. — J. Glaisher, results of meteoro-
logical observations taken at Tiberias in the year
1899. — dito in Jerusalem 1899. — Bliss, list of
earts and wax impressions of stamped jar-handles.
Petermanns Mitteilungen .1900.
7. H. Singer, Rakas-Tal und Manasarowar. Geogr.
Monatsbericht: Afrika. Donaldson Smith-Expedition
vom Rudolf-See nach dem Nil — Sandro, fra Turchi
e Arabi (u.) F. Meinhard, Bruchstücke aus dem
Völkermosaik der Balkanhalbiusel, bespr. v. R. Hassert.
— Deschamps, l'isola di Cipro (u) ders, au pays
d’Aphrodite Chypre (u.} H. Rassam, Asshur and the
land of Nimrod, bespr. v. E. Oberhummer. — Bara
Bakscha, Beschreibung einer Reise nach Tibet (kal-
mückischer Text mit Uebersetzung), bespr. v.
K. Futterer. — A. R. Tucker, Toro, bespr. v. F. Hahn.
— H. Droogmans, carte du Bas-Congo, bespr. v.
H. Wichmann.
—
Philologus 1900.
2. Eb. Nestle, zur neuen Philo-Ausgabe. — Eb.
Nestle, ein moabitischer Stadtname in den griechischen
Wörterbüchern (Kegds = geschoren ist aus den
Wörterbüchern zu streichen, die Kegades Jerem 48, 31
= van 1p.
Polybiblion. 1900.
6. O. Bardenhewer, les pères de Téglise, leur
vie et leurs oeuvres, (franz. Ausgabe von P. Godet
u. C. Verschaffel), bespr. v. A. Boudinhon.
P. 8. B. A. 1900.
2. P. E. Newberry, Extracts of my note books
Il: 5. Sen-nefer, mayor of Thebes under Amen-
hetep II. 6. Sen-nefer, treasurer of Hatshepsut and
Thotmes IH. 7. the vezir Khay. 8. the vezir Paser
9. Hatshepsut’s favourite minister and architect,
Sen-mut. 10. a Cylinder of the vezir Ankhu. 11.
an ushabti figure of Paser, mayor of Thebes. 12.
the hieroglyphs == and site. tho sign
— R. Brown, a Euphrathean Circle of 360° (Craig's
Astrol.-Astron. Tablets p. 16". W. E. Crum,
notes on the Strassburg gospel fragments. — A. H.
Sayce, notes. — E. M. Plunket, notes. — A H. Sayce,
notes on the december number of the proceedings.
3. J. H. Breasted, the monuments on the in-
scriptions. — idem, the annals of Thutmose II,
and the location of Megiddo. — P. E. Newberry,
the word K HA, a „diwän“ or „office“, — A. Boissier,
notes d’Assyriologie: I. Asarhaddon’s Schlangen mit
2 Köpfen seien die zu den Sauriern gehörigen
Amphisbaenen, deren Schwanz dem Kopfe sehr ähn-
lich ist. 2. mindema, mindi, mandi (=iginzu, das
= igitsu seine Sicherheit sei). 3. isku-kisku-kiksu
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [September 1900.)
i
356
(kakku aus kaksu entstanden.) 4. id-is = a-kis = pa-gu-
u=pa-ku-u sehen. 5. ayy] ig a [> sa-dan=Brüste.
>
6. über die Städtetafel, Mission en Cappadoce par
Ernest Chantre. — Joseph Offord, Phönician inscrip-
tion at Greenock:
gad) bya mam? Aa
373 WN Jory2
“panay na ware
Mmary...
E. Towry Whyte, egyptian models of fish, egyptian
camp stool. — W. L. Nasb, a wooden handle for
small cymbals, from Egypt. — Drawings by Sir
Gardner Wilkinson (Liste von Skizzen in Harrow
School Library). — J. Offord, note on the Geography
of Phönician Inscriptions (über die Uebertragung
phönieischer Namen auf fremde Lander). — F. Legge,
the word Armageddon (bespricht ‘Yeosuyadwv, das
wohl sumerischen Ursprungs sei wie das daneben
erscheinende egeoztya).
4.5. F. Legge, the carved slates from Hiera-
conpolis and elsewhere. (9 Doppeltafeln); die ver-
meintlichen Paletten seien dekorative Stücke, der
Ring in der Mitte symbolisiere die Sonne; dargestellte
Fremdvölker bezeugten kleinasiatische Eroberer
Aegyptens!) — W. M. Flinders Petrie, Note on a
carved slate (Versuche, hieroglyphische Stadtnamen
zu deuten; urspriinglich Paletten seien diese Stiicke
zu ceremonial show-pieces entwickelt) — Percy E.
Newberry, Extracts from my note books III. 14, the
coruflower in Egyptian art; 15. the poppy dto. 16.
the Nefu := root of the Cyperus esculeutus (aus
Nubien), 17. the string or dried fig, 18. a statue of
Hapu, father of Thotmes IInd's Vezir Hapu-senb
(Turin), 19. A statuette of Min-neklit. superintendent
of the granaries under Thotmes lIl. 20. notes on
some hieroglyphic signs (the aah = Netz); kh and
sep (Siebe), hm (Bohrer). — A. Wiedemann, A my-
thological-geographical text, Pap. Paris, Bibl. Nat.
173 (Fahrten des Toten nach 4 Städten). — F. G.
Hilton Price and W. L. Nash, Carved ivories from
Abydos (Doppeltiere, Leiche in Boot), — A. H.
Sayce. Notes (über Ausgrabungen in Babylon und
Niffer), — F. L. Griffith, (kopt.) petbe = Nemesis
(nach Achilles Tatius, Nemesis!) = Stern Saturn).
— W. L. Nash, Ancient Eg. models of tish (2 Arten
des Oxyrrhynchus). T. K. Cheyne, the word
Armageddon; idem, on an assyriun loanword in
Hebrew, and on sy (sei Corruptel fiir 3439). —
P. E. Newberry und Fr. W. von Bissing, Notes (bei
Amenemheb sei aaf „Fliege“ nicht „Helm“ ?).
Recueil 1900
XXII 1—3 G. Daréssy, Stèle de l'an III d’Amasis
(in dem A. den Apries in der Schlacht tötete! Sehr
wichtiger, Herodot berichtigender Text, schwierig).
-- E. Chassinat, Textes provenant du Scrapeum de
Memphis, Suite. — V. Scheil, notes d’epigraphie et
d'archéologie assyriennes. XLV Stèle de victoire du
roi Naram-Sin: die irrig „anzanitisch“ genannte Stele
ist eine babylonische und zwar nach den Resten der
Inschrift (die auf dem kleinen Lichtdruck nicht zu
erkennen war) eine von Naram-Sin nach seinem Sieg
über Lulubi in Kiš (?) aufgestellte. Diese Stele ist
dann von Elamiten fortgeführt und mit einer In-
') Späteste Volksetymologie aus p-3öt (nicht
p-etbe)! W. M. M. |
*) Längst (z. B. aus AZ. 1883, 78) bekannt. W. M. M.
357 [No. 9.]
schrift Sutruk-nahhunte’s versehen worden. Wichtig |
sind von letzterer besonders Zeile 5—7, die den
Bericht über die Fortführung der Stele Naram-Sin’s
enthalten t). XLVI Constantinople 1022 (nach dem
Original, nicht nach der Photographie in The Baby).
Exped. Hilprecht Vol. I Pl. VI—VIII). XLVII Quelques
briques assyriennes?) (provenance: Kalah-Schergat),
etc.: a. Tukulti-Ninib, Sohn Salmanassars. b. i-kal
Tukul-ti-apil-faarra 3ar (mt) Ašur ša bit (isu) Ur-ka-ri
[-ni ipuguj*). c. Ziegel Samä3i-Adad's, der wichtig
wäre, wenn sich Scheil’s Ergänzung, wonach Š. alg
König von Kardunia$ bezeichnet würde, nur recht-
fertigen liesse. d. Ziegel Sanheribs — Z. A. XI. 426.
e. Belck und Lehmauns Rektitikation der 3. Inschrift
der Quellgrutte des Sebeneh-Su habe er schon vor
mehreren Jahren gemacht. XLVIII Inscription de
Bur-Sin*) (variante de celle publiée Recueil XX 67).
— idem, Corrections au Recueil XXI. — William
Groff, Etude sur les personnages du roman de Setnc-
ptah-ha-m-us, — (s. Legrain, Notes prises à Karnak,
fragments des aunales des prétres d’Amon (dyn. 21
bis 22). 2. Une restauration de Tibere au sanctuaire
d’Ousertesen I à Karnak. 3. Statue votive d’Uuser-
tesen I à son ancêtre, le prince Antef-aa. 4. Ins-
cription d'un sphinx du dromos d’Amon (griechisch
Graffito), — E. Naville, Figurines Egyptiennes de
l'époque archaïque .6 pl, Sammlung Mac Gregor,
sollen teilweise Zwerge und Libyer sein). — J. Lieblein,
La crue du Nil commençait par la chute d'une goutte
celeste lin Spiegelberg’s Graffiti so hay zu deuten’).
— E. Chassinat. Notes prises a Meir, Mars-Avril 1899
(darin fragmentierte grosse Nomarchenliste). — V.
Scheil (wie oben) XLIX. Contributions au syllabairo
babylonien. —- W. Groff, La date du cénotaphe d'Osiris
(Nectanebos II!) -— Ph. Virey, La tombe des vignes
à Thebes (fin). — W.M. Müller. Zur Überlieferung
über die ersten drei Dynastien (gehe auf memphitische
Schulen der 12. Dyn. zurück, mehrere Fehler der
Überlieferung wie bei Kenkennes = Hsty = Knkn!®)
— idem, An ostracon in the museum of New-
York (ein Rezept). — J. Capart, Mélanges: 1. monument
inédit de la collection Ed, Fetis a Bruxelles (Stele der
18. Dyn.). 2. Remarques sur une des palettes ar-
chaiques du musée Britaunique (der Doppelstier auch
auf Zauberstäben und Pyr. W. 527 als hns). 3. Stele
de Pa-ser au musée Steen, á Anvers. 4. Une lettre
inédite de Prosper Merimce, relative aux fouilles de
Mariette au Sérapéum. 5. Statuette d'un prêtre
d Athribis au musée de Bruxelles. 6. Le vizir Tty-nfr.
7. Perle au nom de Pa-ser®). — Adolf Jacoby, Eine
inedierte Statue des Prinzen Setau (Miihlhausen i. Els.).
—W. Spiegelberg. Die Northampton Stele (des Dhutiy,
in Drah Abu-l-Neggah, 41 Zeilen, wichtiger Text).
— G. Legrain, Le temple d’Osris-Hiq Djeto, a partie
Ethiopienne (Schabataka), b. p. primitive (Osorkon).
— W. Groff, La Momie du roi Mer-en Ptah, Ba-en-ra
(sei sicher).
Rend. della Reale Acad. dei Lincei. 1900.
Fase. 3°—4°. J. Guidi, il testo copto del testa-
mento di Abramo (Text nach dem cod. vat. copto 61).
1) Dass Hüsing OLZ. I 178 ff. gerade diese Stellen
nach dem Lichtdruck der comptes rendus nicht lesen
konnte, wird jeder, der den Lichtdruck sah, ver-
stehen.
n Jetzt in Mosul.
3) So von Scheil ergänzt.
+) Im Besitz Herrn Brimo’s in Paris.
*) Bezüglich des Usaphais wäre nachzutragen,
dass schon de Rougé, Six prem. dyn. auf dem rechten
Weg war.
© Eine ganz ähnliche ist im Museum von Berlin.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [September 1900.]
358
— Derselbe, il testamento di Isacco e il testamento
di Giakobbe (koptischer Text nach ders. Handschr.)
Revue Belge de Numismatique 1900.
3. L. Forrer, les monnaies de Cléopatre VII
Philopator (suite et fin).
Revue critique 1900.
29. J. Ephraem Il. Rahmani, testamentum domini
nostri Jesu Christi, bespr. v. J.-B. Chabot.
Revue de droit international 1900.
3. Yanko Effendi Vazzidi, la propriété immobilière
en Turquie et Farticle 1737 du Medjelle.
Revue des Questions Historiques. 1900.
1. Juillet. Sgr. Ephraom II Rahmani, Testa-
mentum domini nostri Jesu Christi, bespr. v. Dom.
A. du B. — P. Allard, les exclaves chrétiens, bespr.
v. J.-M. Besse. — O. Bardenhewer, les peres de
l'église (franz. Übers. v. Godot und Verschaffel),
bespr. v. A. Largeat. — J. Delaville le Roulx, car-
tulaire général de l’ordre des devaliers de Saint-Jean
de Jerusalem I. II, bespr. v. A. de B.
Revue Historique. 1900.
lI. M. Dieulafoy, le roi David, bespr. v. M.
Vernes.
Revue sémitique.
VIII J. Halévy. Recherches bibliques: le Deutéro-
nome (suite). — id., Notes pour l'évangile de Marc. —
Boissier, Notes d’assyriologie. — Nau, Une version
syriaque inédite de la vie de Schenoudi (suite). —
Moudon - Vidailhet, Les dialectes éthiopiens de
Gourägh&. — Perruchon, Notes pour l'histoire
d’Ethiopie contemporaine (Lettre adressée par les
chefs chrétiens d’Ausaba etc. â Napoléon 11.) —
J. Halévy, Un mot sur l'origine du commerce de
létain. — Isidor Levy, Une reine d'Egypte d'origine
sémitique (Humazarati sei — habasillatu). Biblio-
graphie.
2. Halévy, Recherches biblique: le Deutéronome
(suite et fin.) Les trois Chants le l'ancienne période:
1 Reg.8, 10—13. 2. Sam. 1, 19—27. Deboralied. —
id., Le Sumerismet) et l'Histoire babylonienne?) (Gegen
Radau, Babylonian history). — Nau, Vie de Schenoudi
(suite et fin: Traduction). — Moudon - Vidailhet,
Gouraghé (le Nom). — Halevy, sur l'origine du
commerce de l’&tain (suite). — Bibliographie (Krauss,
Lehnwörter im Talmud. — Cornill, Geschichte
Israels).
Rheinisches Museum 1900.
3. A. Ausfeld, zur Topographie von Alexandria
und Pseudokallisthenes I, 31—33. — E. Bethe, das
Alter der griechischen Sternbilder.
Sammelbände der internat. Musikges. 1900.
4. B. Korganow, Mestwirebi, die Troubadoure des
Kaukasus.
1) Zu der falschen Deutung der auf Sp. 111 gegen
Pinches gehaltenen Notiz als von Winckler her-
rührend vergl. unser Avis au Lecteur an der Spitze
des Blattes. D. R.
7) Wir möchten auch diesmal Halévy gegen-
über die Meinung vertreten, dass er nicht jede
kritiklose und nichts Neues bietende Wiederholung
der Ehre einer besonderen Entgegnung zu würdigen
braucht — trotz unseres gegenteiligen Standpunktes zu
seiner Hypothese. H. W.
359 [No. 9.|
S. B. A. W. 1900.
XXIX. XXX. C.F. Lehmann, Bericht über die Ergeb-
nisse der von Dr. W. Belck und Dr. C. F. Lehmann
1898/99 ausgeführten Forschungsreise in Armenien
(Die keilinschriftlichen Ermittelungen.)
Theol. Littbi. 1900.
29. Marti, Jesaias (Kurzer Handkommentar) bespr.
v. Ed. König. — Kautzsch, Apokryphen und Pseudepi-
graphen, bespr. von G. Wohlenberg.
30. Duhm, Psalmen (Kurzer Handkommentar)
bespr. von Boehmer.
31. Franz Wobersin, Echtheit der Bil amspriiche
bespr. von Kd. König.
32. Strack-Zöckler, Kurzgefasster Handkommentar,
VI Psalmen von Kessler, Sprüche v. Strack, 2. Aufl.,
bespr. von A. Kl. — Biblische Studien V 1 Fonk,
Streifzüge durch die bibl. Flora, bespr. v. Dr. R. Z.
33. Stade, Akademische Vorträge und Abhand-
Jungen, bespr. von A. Kl. — N. Cohn, Die Zaräath-
Gesetze der Bibel nach dem Kitab al-käfi des Jüsuf
ibn Salämah, bespr. v. Ed. König.
34. Budde, Religion Israels bis zur Verbannung,
bespr. von Dr. R. Z. — Bertholet, Israelit. Vor-
stellungen vom Zustande nach dem Tode, bespr. v.
Boehmer.
Theolog. Litteraturzeitung 1900.
13. O. Procksch, über die Blutrache bei den vor-
islamischen Arabern, bespr. v. Wellhausen. L.
Löw, gesammelte Schriften, herausg. v. J. Löw, (u.)
H. L. Strack, das Blut im Glauben und Aberglauben
der Monschheit, bespr. von E. Schürer. A.
Schlatter, das neu gefundene hebräische Stück des
Sirach, bespr. v. R. Smend. — J. de Visme, quelques
traitas du Jesus de l'histoire, bespr. von P. Lobstein.
— F. Cumont, textes et monuments figures relatifs
aux mystères de Mithra, bespr. v. E. Schürer. —
A. Schöne, die Weltchronik des Eusebius in ihrer
Bearbeitung durch Hieronymus, bespr. v. Grütz-
macher.,
15. A. Bertholet, Deuteronomium, bospr. v. C. Steuer-
nagel. — H. Achelis, die Martyrologien, ihre Ge-
schichte und ihr Wert, bespr. v. G. Krüger.
S. Fraenkel, Notiz zu Jerachmeel.
16. C. v. Orelli, allgemeine Religionsgeschichte,
bespr. v. Bousset. — J. Geissler, die litterarischen
Beziehungen der Esramemoiren (u.) G. Wildeboer,
de tijdbe paling von het book der spreuken, bespr.
v. M. Löhr. — A. Resch, die Logia Jesu, bespr. v.
Bousset.
Theologische Quartalschrift 1900.
3. A. Schulz, Zur Sion-Frago. Seydl, zur
Strophik von Jesaja 12. — S. Merkle, Cassian kein
Syrer. — E. Kautzsch, die Apokryphen und Psendepi-
graphen d. A. T, (u.) O. Happel, das Buch des Pro-
pheten Habakuk, bespr. v. Vetter. — J. Böhmer,
Reich Gottes und Menschensohn im Buche Daniel.
bespr. v. Riessler. — K. Mommert, die heilige Grabes-
kirche zu Jerusalem, bespr. v. Dannecker.
P Kötschau, Origenes Werke, I. II, bespr. v. Funk.
-- O. Braun, de sancta Nicaena synodo (syrische Texte
der Maruta von Meipherkat nach einer Handschrift d.
Prop. z. Rom übersetzt). bespr. v. Funk. — Funk,
Mönchtum und Sarapiskult (auf Grund von Preuschen’s
Abhandlung unter diesem Titel die Weingarten’sche
— o
Verantwortlicher Herausgeber:
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [September 1900.]
360
Theorie in der Real-Encykl. f. prot. Theol. u. Kirche,
dass aus den vermeintlichen Serapisménchen das
christl. Mönchtum hervorgegangen sei, zurück-
gewiesen). Zu Krumbachers Studie über den grie-
chischen kirchlichen Dichter Romanus S. B. A. W.
München II, 1).
Theolog. Stud. u. Krit. 1900.
4. V. Ryssel, die neuen hebräischen Fragmente
des Buches Jesus Sirach und ihre Herkunft (Forts.,
Uebersetzung und Textkritik). — F. Barth, die Haupt-
probleme des Lebens Jesu, bespr. v. Kirn.
The Westminster Review. 1900.
6. Elisabeth St. Diack, woman in the ancient
world.
Wochenschr. f. klass. Philol. 1900.
25. F. Max Müller, Beiträge zu einer wissenschaft-
lichen Mythologie, bespr. v. Bartholomae (der leb-
haft die linguistischen Grundlagen von Müller’s Theo-
rien bekämpft).
33/4. H. Winckler, Die politische Entwickelung
Babyloniens und Assyriens (D. alte Orient II;), bespr.
von V. Prášek.
Z. D. M. G. 1900.
IV 1. F. Praetorius, zu Wincklers Aufsatz in
Bd. 53, 525 (gegen die Annahme eines den Artikel
vertretenden Pron. pers. suff. und gegen die Er-
klärung von sabäisch ryw = appellativ „Göttin“ (wie
assyrisch istar), — M. Wolff, Analecten. — Dr. L.
Goldschmied, Zur Chronologie der Königsbücher.
(Was so'l dieser Aufsatz in einer wissenschaftlichen
Zeitschrift?). — F. Praetorius, Sabäisch 353 „Person“ —
M. Steinschneider, Sahl ben Bischr, Sahl al-Tabari
und Ali b. Sahl. -- H. Oldenberg. Vedische Unter-
suchungen (Forts.) — Aufrecht. Neue Erwerbungen
aus Bombay. — Caland, zur Exegese und Kritik der
rituellen Sutras. — M. Ginsberger. Aramiische Intro-
ductionen zum Thargumvortrag an Festtagen. — G. Hü-
sing, Anmerkunyen zur iranischen Namenskunde. —
Reckendorf, Artikelbafter Gebrauch des Personal-
pronomens und Verwandtes im Semitischen (zu
Winckler — Praetorius s. oben). — Anzeigen: Ginzel,
Spezieller Kanon der Sonnen- und Mondfinsternisse,
bespr. von Mahler. — Schulthess, Homonyme Wurzeln
im Syrischen, bespr. von Néldeke.
2. Oldenberg, Vedische Untersuchungen (Forts.) —
Brooks, A syriac fragment (of a Syriac Chronicle
„begins with the death of the patriarch Joannes
in Oct. 754 and reaches to the murder of the cha-
liph al Amin in Sept. 813.) — W. Fell, Südarabische
Studien. 1. Zur Erklärung der sabäischen Gottes-
namen (will die meisten Bezeichungen als Appellativa,
nicht locativ fassen). — Jolly, Zur Quellenkunde der
indischen Medicin. Horn, Persische Handschriften
in Constantinopel. — J. Horowitz, Zur Geschichte von
der verschlagenen Dalila. — de Goeje siq (bei Moqad-
desi 44. 19 = Kloster). — Fraenkel, syr. ‘uzaila.
Zeitschr, f. Philos. u. Pädag. 1900.
4. A. Lehmann, Aberglaube und Zauberei von
den ältesten Zeiten au bis in die Gegenwart, bespr.
v. ©. Ziegler.
—— n
F. E. Peiser, Königsberg i. Pr.
Verlag u. Expedition Wolf Peiser Verlag, Berlin S., Brandenburgstr. 11.
Druck von Max Schmersow vorm, Zahn & Baendel, Kirchhain N.-L.
3. Jahrgang No. 10. | 15. Oktober 1900.
Orientalistische
Litteratur-Zeitung.
Herausgegeben
von
F. E. Peiser.
HOH
Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11.
oe = m EES
James Parker & Co. Oxford, 27 Broad Street.
——— Inhalt: ==—
A.“ Wiedemann, Vergöttlichte Menschen im alten Aegypten.
Karl Niebuhr, Zu Napchuria’s religiöser Reform.
Hope W. Hogg, Issachar and Tola, their genealogies.
Besprechungen:
Hugo Willrich, Judaica (Hugo Winckler).
B. Duhm, Die Psalmen übersetzt (Hubert Grimme).
Derselbe, Die Psalmen erklärt a5 ji
K. V. Zetterstéen, Verzeichnis der Hebräischen und Aramäischen Handschriften .
Upsala (A. Marx).
Ed. Glaser, Zur Inschrift von Nakb el Hadjar.
F. Thureau Dangin, le nouveau cône d’ Urukagina.
Mitteilungen. Aus gelehrten Gesellschaften. Personalien. Zeitschriftenschan.
Bei der Redaktion eingegangene Schriften.
P. Wendland, Aristeae ad Philocratem epistula cum ceteris de origine versionis LXX interpretum
testimoniis. Leipzig, B. G. Teubner 1900. 4 Mark.
A. Wiedemann, die Toten und ihre Reiche im Glauben der alten Agypter. (Der alte Orient II 2.)
Leipzig, J. C. Hinrichs’sche B. 1900. 0,60 Mark.
Archiv fiir Religionswissenschaft III 3.
J. W. Rothstein, der Gottesglaube im alten Israel und die page nn Kritik. Halle a. S.
und Bremen, C. Ed. Müllers V. 1900. 1,20 Mark.
G. Schnedermann, das Judenthum in den Evangelien. 2. Ausgabe. Leipzig, J. c. Hinrichs'sche B. 1900.
3 Mark. .
F. Bernfeld, der Talmud. Sein Wesen, seine Bedeutung und seine Geschichte. Berlin, S. Calvary & Co
1900. 1,20 Mark.
Franz Wobersin, die Echtheit der Bil’amsprüche Num. 22—24. Gütersloh, C. Bertelsmann 1900.
1,20 Mark.
Rudolf Schaefer, das Passah-Mazzoth-Fest. Gütersloh, C. Bertelsmann 1900. 5,60 Mark.
Otto Happel, der Psalm Nahum (Nahum 1). Würzburg, Andreas Göbel 1900. 0,80 Mark.
Ed. König, Stilistik, Rhetorik, Poetik inbezug auf die biblische Litteratur. Leipzig, Dieterich’sche V.
1900. 12 Mark.
*) J. V. Prášek, Forschungen zur Geschichte des Altertums III. Leipzig, Ed. Pfeiffer 1900 3 Mark.
Josef Müller, das sexuelle Leben der Naturvölker. Augsburg, Lampart & Co. 1900. 1 Mark.
H. Holzinger, Exodus (kurzer Handkommentar zum alten Testament II) Tübingen. Freiburg i. B. und
Leipzig. J. C. Mohr (Paul Siebeck) 1900. 3 Mark.
Hugo Raddatz, Die Suahili-Sprache (Koch's Sprachführer Bd. 22). 2. Aufl., bearb. v. A. Seidel. Dresden
und Leipzig. C. A Koch's Verlg. 3,60 Mark.
Karl Kautzsch, Das sogenannte Volksbuch von Hiob. Tübingen, Freiburg i. B. und Leipzig. J. C. B.
Mohr (Paul Siebeck). 1900. 2,40 Mark.
*) Bereits zur Besprechung ausgegeben.
ee 2 Busen == a ee tms ran nem ee eee SS SS Se eee ee eee ESS
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= Orientalistische
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Vergöttliehte Menschen im alten Aegypten.
Von A. Wiedemann.
Die Verehrung der Toten erfolgt im alten
Aegypten in zwei wesentlich verschiedenen
Richtungen. Einmal als der übliche Toten-
kult, der es erstrebt, dem Verewigten das
Dasein im Jenseits angenehm zu machen und
ihn auf solche Art nebenbei zu verhindern,
auf Erden als Quälgeist umzugehn. Dann
aber als eine göttliche Verehrung im strengen
Sinne des Wortes, die dem Toten über-
irdische Macht zuschreibt und ihn in den
Kreis der Götter eintreten lässt. Für erstere
Auffassung liegen zahllose Beispiele vor,
während sie für die letztere bislang vereinzelt
sind. Selbst unter den Königen wurden
verhältnismässig wenige nach ihrem Tode
thatsächlich als Götter angebetet, und wenn
dies der Fall war, erlosch der Kult meist
nach kurzer Zeit. Und was der Herrscher
selten erlangte, das war den Unterthanen
noch weit schwerer erreichbar.
Unter den bisher belegbaren wirklich
vergöttlichten Bürgern ist der bekannteste der
unter Amenophis III lebende Amenophis, der
Sohn des Hapu, der bis in die Ptolemaeer-
zeit hinab in Theben als Gott Verehrung
fand!) Ein zweiter war der Prinz von
Kusch Pa-ser, der am Ende der 18. Dynastie
lebte, und der auf einem ihm etwa zeit-
1) Wiedemann, Proc. Soc. Bibl. Arch. 14 p. 334,
Urquell 7, S. 289 ff; Sethe in Aegyptiaca S. 107 ff.
genössischen Denkmale als „der Gott“ be-
zeichnet wird, eine Ehre, wie sie unter den
Königen vor allem Ramses II zu teil ward!.)
Auf zwei weitere in diesen Kreis gehörige,
bisher nicht beachtete Persönlichkeiten möchte
ich hier aufmerksam machen. Sie finden
sich auf der Stele des Tutuaa im Louvre C.
50 genannt?). |
Hier werden auf der Vorderseite?) die
Götter Osiris, Isis und Horus in erhöhtem
Relief dargestellt. Ihnen zur Seite sind die
Vornamen-Cartouchen Ahmes I und Thut-
mosis III und die Namen der 4 Totengenien
eingegraben‘). Auf der Rückseite richtet
sich das Gebet an Rä, Tum, Osiris und seinen
Kreis, und werden als Götter dargestellt
Osiris, Thoth, Anubis, Maä, Isis, Nephthys,
Hathor. Neben ihnen erscheinen die Car-
touchen Amenophis I und der Ahmes-neferateri
und hinter dem Zeichen des Westens die
Zeichengruppen chu (achu) aker Chai und
chu äker Amen-em-hät. In der 6 Gene-
') Wiedemann, Proc. 14, p. 332 f.
’) Publ. Pierret, Rec. des Inscr. du Louvre I p.
50 ff ; Namen bei Lieblein. Dict. des noms nr. 553.
Vgl. Lieblein, Rech. sur la chronol. Egypt. p. 129
und Proc. 20 p. 208 f.; 21 p. 58 f.; Maspero, Hist.
anc. [I p. 58 Anm. 6,
3) Phot. Giraudon nr. 24.
4 Diese Königsnamen und die Namen der Toten-
genien fehlen bei Pierret.
363 [No. 10)
rationen umfassenden Liste der Vorfahren
des Steleninhabers erscheinen die beiden
letztgenannten nicht. Es wird sich demnach
um Verstorbene handeln, die im Leben so
einflussreich waren, dass man annahm, ihre
Macht werde im Jenseits fortdauern und zu
einer gottgleichen werden. Bei Chäi könnte
man, obwohl ihm hier der Titel fehlt, an den
in der spätern Zeit Ramses II thätigen Vesir
gleichen Namens!) denken, um so eher als
um die gleiche Zeit auch, wie eben bemerkt,
ein anderer Beamter Pa-ser göttliche Ver-
ehrung genoss. Jedenfalls gehört die Stele
etwa in diese Periode. Die Nennung Thut-
mosis III verweist sie nach dieser, die Nicht-
zerstörung des Gottesnamen Amon spricht
eher für die Zeit nach als für die vor
Amenophis IV, die Verehrung Amenophis I
und seiner Mutter deutet auf die Zeit der
Ramessiden, der nicht scharf ausgeprägte
Styl etwa auf die 19. Dynastie.
Beachtenswert ist es, dass diese beiden
vergöttlichten Menschen nicht einfach als
solche in die Reihe der Götter eintraten,
sondern dass dies ihre chu äker „vollkom-
menen Leuchtenden“ thaten, ähnlich wie auf
einer Stele etwa der 20. Dynastie zu Florenz ?)
nicht der Tote am Opfertische sitzt, sondern
sein chu äker. Dieser chu äker des Toten
hat in der erweiterten Form chu äker des
Ra N. N. besonders unter der 20. Dynastie
eine grössere Rolle gespielt. Er wird in dieser
Zeit ähnlich aufgeführt wie sonst der Osiris
(des Toten) N. N., so dass sich beispiels-
weise Anrufungen nicht an ihm, sondern an
seinen Ka richten können).
Bonn.
Zu Napclıuria’s religiöser Reform.
Von Karl Niebuhr.
Die umfassende Anregung, welche H.
Winckler durch den Grundgedanken seiner
„Geschichte Israels, II“ und das dafür bci-
gebrachte Material bietet, erstreckt sich auf
die Geschichte des gesamten Altertums,
schliesst also auch Aegypten ein. Bei ge-
nauerer Vergleichung muss man sogar sagen,
dass gerade hier eine Prüfung die meisten
Erfolge verspricht und sehr wohl zur Haupt-
1) Vel. für ihn Spiegelberg, Proc. 15 p. 523;
Newberry, Proc. 22 p. 62.
32) Schiaparelli, Cat. p. 506.
3) Vgl. fiir diese Seelenform chu Maspero, Ree.
de trav. rel. à Egypt. 3 p. 104 fF, Etudes de Myth.
Il p. 27; Wiedemann, Ree. ete. 20 p. 134. — Ueber
den Sinn des chu in dem Vornamen des Königs
Saptah und im Namen des Chu-en-äten wird an an-
derer Stelle zu handeln sein.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. (Oktober 1900.)
364
probe auf Winckler’s Erneuerungsversuch
des alten astro-mythologischen Weltensystems
sich gestalten kann. Für die These, dass
alles, was am Himmel geschicht, sich also
auch auf Erden begeben musste und vice
versa, dass ferner die innere Einteilung jedes
Landes derart getroffen wurde, dass sie ein
Abbild der astrologischen Himmelskarte zu
gewähren schien, für sie dürfte die im ganzen
doch vortreffliche Ueberlieferung der alten
Geographie und Topographie des Nilthales
ein willkommenes Objekt hergeben. Ohne
Zweifel brächte die entsprechende Unter-
suchung zugleich etwas mehr Leben in die
Arbeiten zur Aufhellung der ägyptischen
Astronomie; was bisher darüber mitgeteilt
worden ist, scheint sich doch, wenn auch
nicht ohne Rest, dem Inhalte nach jenem
System schliesslich einzufügen. Als bereits
festgestellt kann man die Thatsache behandeln,
dass der Aegypter den sichtbaren Himmel
für den gewöhnlichen Aufenthaltsort seiner
Götter genommen hat. Die darauf fussende
Vermutung, es sei den Hauptgottheiten hier
ursprünglich ebenfalls je einer der Planeten,
Sonne und Mond eingeschlossen, zuerteilt
gewesen, hat ihre brauchbaren Stützen und
ist deshalb auch nicht mehr neu.
Machen wir aber Ernst mit der Annahme,
dass sich einst das astral-mythologische System
auch in der Konfiguration Aegyptens wider-
gespiegelt habe, dass die Milchstrasse mit
dem Nil, die Gaue mit gewissen Sternbildern
korrespondierten, dann ergiebt sich, dass die
religiöse Reform Napchuria’s, die Ein-
schränkung der schöpferischen Macht und der
wahren Göttlichkeit auf die Sonne oder viel-
mehr auf die Sonnenscheibe, einer ganz ge-
raltigen Revolution gleichkam. Wir müssten
nunmehr darin die älteste Schilderhebung
der Naturwissenschaft — eigentlich ihrer
Vorläuferin, der objektiven Naturbeobachtung,
- erkennen, die natürlich noch gar keinen
anderen Ausdruck finden konnte als eben
den religiösen. Der oft angezogene Aten-
Hymnus Napchuria’s enthält, unter diesem
Gesichtspunkt betrachtet, m der That eme
Kriegserklärung an die Astralmythologie, wie
man sie sich nicht deutlicher wünschen kann.
Es heisst darin, die lebende Sonnenscheibe,
ausser der nichts anderes ist, habe alle Dinge
geschaffen, den Himmel und die Menschen,
die Tiere und die Vögel. Zeigt sie sich, so
leben und wachsen alle Pflanzen, die Auen
gedeihen, alles Vieh hüpft und die Vögel
flattern froh. Die Sonne ist die Herrin der
Zeit, sie schafft Monate, Tage und Stunden,
während die Nacht die Welt in Todes-
365 [No. 10.]
schweigen hiillt und schon als ,keines Men-
schen Freund“ geschildert wird. Der Ein-
fluss aller übrigen Gestirne auf das Schicksal
der Welt und ihrer Bewohner erfährt also
strikte Ablehnung, und ganz konsequent wird
die Spanne ihres sichtbaren Regiments,
die Nacht, für einen der Schöpfung nach-
teiligen Zeitraum genommen, dessen Stag-
nation die Sonne stets wieder brechen muss.
Darin liegt im astral-mythologischen Sinne
thatsächlich eine abscheuliche Ketzerei und
verruchte Empörung gegen die mächtigen
Götter des Himmels. Die alte Lehre, dass
der Tag aus Abend und Morgen besteht,
wird hier, diemoderne Auffassung antezipirend,
auf den Kopf gestellt; die heiligen Nächte,
die Hauptzeitpunkte aller alten Götterfeste,
kommen einfach in Wegfall. Wenn Aten nun
auch das Kind im Mutterleibe, das Ei in der
Schale schafft und belebt, die Erde und das
Meer, insbesondere den Nil, Aegypten, Syrien
und Kusch hervorgebracht hat, so vollendet
sich damit die Abschaffung der Gestirn-
gottheiten, die neben der Sonne, die früher
ihren Platz an der Queue hatte, jetzt nichts
mehr zu thun finden.
Dass Napchurias Reform schon seit Jahr-
hunderten auf dem ägyptischen Beden vor-
bereitet war, liesse sich aus dem fort-
währenden Anwachsen der Geltung Re’s und
seines Genossen lorus im Pantheon folgern.
Der König hält ja auch den Re fest: im
allgemeinen herrscht aber wohl Dunkel über
die theologischen Behelfe dabei. Viel Wert
kann die „Lehre“ schwerlich auf dergleichen
gelegt haben, dazu sind ihre Hauptsätze be-
reits zu schroff. Von Bedeutung scheint die
Wahl von EIl-Amarna als Sitz des Aten-
dienstes zu sein. Hier muss man, und
ziemlich richtig, den geographischen Mittel-
punkt Aegyptens, nach antik-nationaler Vor-
stellung mithin den der Welt zugleich, gesucht
haben; hier musste also der einzige Gott
seinen allein passenden Sitz aufschlagen.
Damit aber wäre auch die vollkommene Eman-
zipation von der Astrologie ausgesprochen,
denn die Reformer folgten einer rein plani-
metrischen Rechnung und lehnten die Pro-
jektionsregeln ab, nach denen bisher von der
Himmelskarte aus die irdischen Götter-
wohnungen einzeln bestimmt zu werden
pflegten.
Als die legitime Verteidigung der mate-
riellen Interessen gegen Napchurias Reform
mobil machte, hatte sie gewiss auch das Volk
für sich, das seine Vorstellungswelt durch
eine so rationell aufgebaute Lehre missachtet
und der Verarmung ausgesetzt fühlte. Der
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Oktober 1900.] 366
Zorn der darbenden Gottheiten lag überdies
als Kampfruf gleichsam von Anfang an in
der Luft. Es sieht aber nicht aus, als seien
die Gedanken der Reform zugleich mit deren
offizieller Vertretung untergegangen; eine
solche Annahme würde sogar im Hinblick
auf die verhältnismässig getrübte Gestalt,
welche den astral-mythologischen Anschau-
ungen der Aegypter schon lange vor Nap-
churias Zeit, im Gegensatz zu den in Baby-
lonien gehüteten, eigen war, unwahrscheinlich
bleiben. Was wir bis heute von den Be-
wohnern des Euphratthales erfahren haben,
erlaubt, wenigstens bis zur Amarnazeit, kaum
die Meinung, dass dort ein ähnlicher Reform-
versuch auch nur denkbar gewesen ist. Die
sachliche Hauptstütze der Winckler’schen
Darlegungen beruht eben auf dem ein-
leuchtenden Nachweis, was für eine uach-
haltige Beruhigung das menschliche Gemüt
aus der vorkopernikanischen Geschlossenheit
aller Beziehungen zwischen Himmel und Erde
ursprünglich empfing. Wo das astral-mytho-
logische System noch in leidlicher Reinheit
herrschte, wären mithin Reformen garnicht
vorstellbar gewesen, woraus wiederum folgen
müsste, dass es in Aegypten längst damit
haperte, ehe dort Denker erschienen, welche
die Lockerung sich zu Nutze machten. Allein
diese Schlussfolgerung ist schon entschieden
vorweggenommen gewesen durch die all-
gemeine Erkenntnis des diffusen Zustandes,
in welchem uns die Religionslehren der
Aegypter auch in älteren Zeiten bereits ent-
gegentreten.
Issachar and Tola, their genealogies.
Von Hope W. Hogg.
The genealogy of Issachar given by P
presents no difficulty. Its four names (Tola,
Puah, Jashub, Shimron: prow sw me ydin)
occur without material variation in Gen. 46,,
= Num. 26,,f.=1 Chron. 7, '). The Chro-
nicler, however adds a list of eleven des-
cendants of one of Issachar’s sons (1 Chron.
7,f.). As there is nothing to suggest that
1) The unanimity of the Greek MSS and the Sa-
maritan text and version (ag^) shows (/acoug [4],
laoovß [L]; B is lost) that Job of Gen. 46,, is a mis-
written Jashub (3) for ayy"), which seems to be
further assured by a passage in Judges (see below).
The difference between Pu'ah (719; 1 Chron.) and
Puwah (43m; Gen. Num., GBA POYA, GL 0Y4 in
Gen., 203 _4A in Num.) is immaterial. The gentilic
Punite (515; Num. 26) is only indirectly, if at all,
confirmed by the LXX (GL OYALI, GBA SOY AEII,
but G B*vid Dove), but is not surprising (Barth,
Nominalbildung, § 224b).
367 [No. 10.]
any considerable number of these names are
traditional (cp Gray, Hebrew Proper
Names, 238), and they do not raise any
question of interest from our present point
of view, we shall not discuss them here. The
serve, however, to indicate which of Issachar’s
‘sons’ the Chronicler felt to be specially im-
portant — viz., Tola. Fortunately we know
why he was singled out. In the Chronicler’s
time the Book of Judges had already ennobled
Tola!). The late editor who gathered up the
‘Minor Judges’ came on a concise list of names
in P that suited his purpose. ‘Tola, Puah,
Jashub, Shimron’ (“nw 3w, MNP, YN) gave
him his story ready to hand: Tola [son of]
Puah lived (2W°) in Shamir. Shamir of MT,
to judge from the LXX (GBAL Zauapeıe),
should be Shimron (as in Gen. — Num. —
1 Chron.). ‘Mount Ephraim’ (DEN N) is
then probably a gloss on ‘Samaria’. The only
difficulty lies in the words ‘son of Dodo, ish
Issachar’. It is difficult to believe that this
is sound. The w of WW might be a n belon-
ging to Issachar; but N% m% j remains ob-
scure. It may have come from the margin?)
(see below). We should then read ‘And
there arose after [Abimelech] to deliver Israel
Tola, son of Puah, of Issachar, who lived in
Shimron’ Ox wr? mx PNT [rar] ans cp»
Hows 307 NIT Www AN 4D yn).
We have assumed that the editor of the
Chronicler’s Book of Judges founded his Tola
story on P’s list. The assumption explains
the order of his names: Tola [a son of] Puah
[living =] Yashub [in] Shimr[on]. Before we
could regard P’s list as, on the contrary,
founded on Judges 10,, we should have to
suppose that P disarranged the names, making
Tola’s father his younger brother. For such
a proceeding it is difficult to find a reason.
The editor of Judges, on the other hand,
may be supposed to have simply retained the
order of the names in P. The explanation
will be still more convincing if we suppose
that this editor used the Issacharite genealogy
not as we have it in P, as part of the Hexa-
') Were it not for this the Chronicler would pro-
bably have ascribed these eleven descendants to Puah
(see below, end of article).
?:) To regard it as a dittogram or variant of Puah
OR INT ID HANNAN j2= ANI ja) would be the
simplest explanation, but could not easily be justified
palaeographically. It is in late Punic that 2 and 5
come to resemble each other trough the Punic practice
of making 3 with a single continuous stroke as is
done in making an Arabic 9 rather than with in-
dependent strokes as we write 9 (cp Lidzbarski,
Handbuch der Semitischen Epigraphik, 182).
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Oktober 1900.)
368
teuch, but as it perhaps stood in the original
P source, a list of names without indication
ofthe mutual relations of theindividual names‘).
A later reader of Judges, who was familiar
with the form that the list had taken in Gen.
46 and 1 Chron. 7, rather than with the
vaguer list of Num. 26, stumbled at the idea
of Tola being derived from a younger brother
clan Puah and wrote on the margin, as it
were with a mark of exclamation or inter-
rogation, ‘[Tola] son of his död!?” — i. e.,
any near relative: here his brother (1917 }3)?).
We have thus incidentally found an addi-
tional argument for the view that the “Minor
Judges’ were introduced very late, at least
after P’s Issacharite genealogy had become
fixed in order.
On the other hand we have (almost) 3)
lost the only evidence we had of the real
existence of a Tola clan outside P and the
Chronicler’s work. All the more welcome
are the traces of the clan Puah that it seems
plausible to find in the historical books. These,
however, have been treated in sufficient detail
elsewhere $).
Bespreehungen.
Dr. Hugo Willrich, Privatdozent der Geschichte
in Géttingen, Judaica, Forschungen zur helle-
nistisch - jüdischen Geschichte und Litteratur.
Göttingen, Vandenhoeck und Ruprecht. 1900. XII
und 184. 8°. Preis 5,60 M., bespr. von Hugo
Winckler.
Der Verfasser giebt eine „Fortsetzung,
Ergänzung und, namentlich in Bezug auf
Jason von Kyrene, auch eine Berichtigung“
seiner „Juden und Griechen vor der makka-
bäischen Eroberung“. Wie er sich dort als
Schüler von Wellhausen und Ulrich von
Wilamowitz-Moellendorf einführt, so ist dieses
Buch dem ersteren dieser seiner beiden
Lehrer gewidmet und wird durch ein von
echt wissenschaftlichem Geiste eingegebenes
Wort des andern eingeleitet: „Wer nicht
') Cp the present writer’s discussion of the genea-
logy of Ephraim (§ 2, end) in the Jewish Quarterly
Review (Oct, 1900).
> a 2 could be retained as part of tlıe
text, Dodo being taken as a proper name, there would
be the very interesting coincidence of a Dodo clan
or family in a tribe whose eponym, JE tells us, owed
its being to DIN” (Gen. 3O,,,,)- On further aspects
of this view we may refer to the article 'Issachar'
in the forthcoming second volume of the Encyclo-
paedia Biblica, § 2.
") We say ‘almost’ because Judges may be founded
vot on P but on P’s source.
*) In the article in the Ency. Bib. mentioned
in a preceding note (§ 4).
369 [No. 10.]
bloss in dem Stande des Famuli Wagner |
beharren will, der muss sein Subjekt in die
Schanze schlagen, nicht bloss auf die Gefahr
hin, sondern mit der sichern Zuversicht, im
Drang nach Wahrheit jämmerlich zu irren.“
Auch der Irrtum besitzt für den wissen-
schaftlichen Fortschritt denselben wenigstens
moralischen Wert wie die Erkenntnis einer
neuen Wahrheit, vorausgesetzt, dass er das
Ergebnis einer ehrlichen Arbeit und durch
die gegebene Sachlage bedingt ist. Ja, der
die Kette der Entwicklung verfolgende For-
scher sollte solchem Irren seine Anerkennung
um so weniger versagen, als dessen Verdienst
oft durch die spätere Ueberholung in den
Schatten gedrängt wird. Solch Irren ist
denn auch nicht so gefährlich, am wenigsten,
wenn es im Einklang mit der Meinung oder
doch der Denkweise so anerkannter wissen-
schaftlicher Grössen steht. Vor einem soll
man sich dagegen hüten: eine Wahrheit zu
finden, die weit über das hinausgeht, was
die allgemein giltige Meinung oder der augen-
blickliche Stand der „Wissenschaft“ begreift.
Das ist verhängnisvoll und man vergegen-
wärtige sich stets, dass Famulus Wagner eine
Zierde der Wissenschaft geworden ist, wäh-
rend Dr. Faustus, der sich über das all-
gemeingiltige erhob, vom inneren Feuer im
zeitlichen und vom Höllenbrand im ewigen
Leben verzehrt wurde.
Gern sei betont, dass Willrich überall,
wo ich mich seinen Ergebnissen nicht an-
schliessen kann, auf einem Wege zu seinen
Anschauungen kommt, den ich stets als
gerade und strenge innegehalten anerkennen
muss. Was uns zu verschiedenen Ergeb-
nissen führt, ist eben das Ausgehen von
verschiedenen Voraussetzungen. Es ist aber,
wenn man von dem wiisten Dillettanten-
gewäsch und dem denkunfähigen oder
geradezu unehrlichen Humbug kommt, der
sich auf dem Gebiete des alten Orients
breit machen darf, eine wahre Erquickung,
mit einem Manne sich auseinandersctzen zu
köunen, der wirklich etwas zu sagen hat,
und dessen Beobachtungen sich auch dort
als fruchtbringend erweisen, wo man über
die zu ziehenden Folgerungen anderer Mei-
nung ist.
Willrich kommt vom klassischen Altertum
her, und es ist eine erfreuliche Erscheinung,
dass die zahlreichen Funde, welche aus
hellenistischer Zeit auf orientalischem Boden
gemacht werden, der Erforschung des Helle-
nismus die geschulten Kräfte der klassischen
Philologie mehr und mehr zuführen. Das
gilt ganz besonders für das von Willrich
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Oktober 1900.)
370
gewählte Gebiet, das sich unter rein theo-
logischer Pflege nicht gerade sehr wohl
befunden hat. Eine geschichtlich-kritische
Auffassung der alttestamentlichen Schriften
versuchte naturgemäss und völlig richtig sich
zunächst an dem Kanon selbst. Sie ist
dort freilich auch bei einer rein litterar-
geschichtlichen Zergliederung stehen ge-
blieben und hat sich selbst dabei auf die-
jenigen Teile beschränkt, die zu behandeln
eben möglich war ohne den geschichtlichen
Werdegang der orientalischen Vélkerzukennen.
Das übrige überlässt sie zum grossen Teile —
Anderen.
So kann man es nur mit Freuden be-
grüssen, wenn solche Andere sich auch
auf dem bisher verhältnismässig vernach-
lässigten Gebiete des hellenistischen Orient
einfinden und ihr Teil zu dessen Aufhel-
lung beitragen. Dadurch wird eine schär-
fere Kritik in diesen Zweig der Forschung
hineingebracht, deren Folgen sich denn auch
bereits kräftig geltend machen. Dabei ist
freilich auch die Gefahr vorhanden, dass —
wie bei allen neuen Gesichtspunkten — die
Tragweite des Bogens überschätzt wird.
Der hellenistische Orient, und vor allem der
jüdische Hellenismus, haben ihre Voraus-
setzungen und wurzeln in der Vergangenheit
wie jede historische Erscheinung. Wer vom
schönheitsfrohen Hellas kommt, gerät leicht in
die Gefahr, die Bedeutung dieser Thatsache
zu übersehen. Wie der Grieche im Froh-
bewusstsein seiner hohen Begabung auf ein
historisches Verständnis des „Barbarentums“
verzichtet hat, so kann auch der Forscher,
der nur das klassische Altertum kennt, in
die Gefahr geraten, nur von Westen aus zu
betrachten, was von Osten her gekommen ist.
Dieser Gefahr ist W. gleich im ersten
Kapitel seines anregungsreichen Buches er-
legen: Esther und Judith. Der Gedanke,
das Buch Esther auf ägyptischem Boden
als Einkleidung eines historischen Ereig-
nisses der zweiten Hälfte des zweiten Jahr-
hunderts zu erklären, hätte ihm jeder, der
nur einigermassen eine dns vom
alten Orient hatte, widerlegt. Es ist bedauer-
lich, dass er, der offen seine Unkenntnis
des Hebräischen bekennt, sich nicht von
einem Fachmanne hat beraten lassen. Was
es mit den Namen Istar und Marduk auf sich
hat, wissen wir, und was Purim heisst, nicht
minder (s. Forsch. II, S. 334). Dass der
griechische Text von Esther nicht das Pro-
totyph sein kann, wovon der hebräische eine
Uebersetzung darstellt, hätte ihm jeder Bibel-
kundige beweisen können. Allerdings hat W.
371 [No. 10,
dabei ein paar ganz richtige Beobachtungen
gemacht, diese beweisen aber nicht die
Priorität des Septuagintatextes überhaupt,
sondern höchstens, dass er an ein und der
andern Stelle das ältere bewahrt hat
wie das auch sonst im A. T. häufig genug
der Fall ist — oder aber auch, dass die
modernen Uebersetzer sinnlos übersetzt
haben !!).
Willrichs Fehler beruht hier also in der
Nichtberücksichtigungder ganzen Entwicklung
des Orients?), und dessen Beiseiteschiebung
durch ihn ist eben die Ursache, die uns
auch sonst zu verschiedenen Ergebnissen
führt. Es giebt nicht eine einzige der
uns jetzt vorliegenden alten erzählenden
jüdischen Schriften des A. T. wie der folgen-
den hellenistischen Periode, die als Erzeugnis
einer bestimmten Zeit gelten könnte. Alle
haben sie eine lange und vielfache Ent-
wicklung und Umarbeitung durchgemacht.
Man kann bei keiner sagen: sie ist in der
und der (jungen) Zeit entstanden und kleidet
die damaligen Ereignisse ein, indem sie sie
in eine ältere Periode verlegt. Warum solch
umständliches Verfahren? Es wäre doch dann
viel einfacher, die Zeit gleich richtig zu
1) Hierher gehört die Bemerkung (S. 15) über
ote &vedooviodn „als er den Thron bestieg“, während
die Uebersetzer Ahasveros wie den Märchenkönig
auf dem Throne sitzen lassen. Das kann aber nur
einmal wieder beweisen, was unsere A. T.liche Exegese
sich alles leistet. Wer vom alten Orient auch nur
das Elementare kennt, weiss, was das ina kussi ušib
der Assyrer bedeutet, und gerade darum handelt es
sich hier — beim püru! Darüber findet sich das
Nähere in einer Behandlung des Estlierbuclhes.
?) „Die Aegypter sind das schreibseligste Volk
gewesen“ (S. 24). Das kann ich um der Babylonier
willen nicht zugeben, aber den Ruhm machen sich
beide streitig. Im übrigen unterschätzt man ganz
allgemein die Ausdelinung des Schreibwesens bei
ziemlich einfachen Kulturverhältnissen. Dessen Ent-
wicklung steht in geradem Verhältnis zu den Seg-
nungen des Kegiertwerdens. Nur Selbstverwaltung
emanzipiert von Schreiberei, je absoluter eine Herr-
schaft, um so mehr muss sie schreiben lassen. Das
türkische Regiment nimmt es darin noch dreist
mit uns auf. — Uebrigens ist W.s Ausdruck
vielleicht nur etwas auf seine Neigung für scharfe
und pointierte Ausdrucksweise zurückznführen, wo-
bei ich den Einfluss einer Bildung an Mustern wie
Mommsen, Wellhausen und Wilamowitz erkennen
möchte. Ich habe nichts dagegen einzuwenden, aber
ob sie theologischon Lesern behagen wird, weiss ich
nicht. Auch muss man sich dabei vor Eutgleisungen
hüten, wie (S. 28): „die Sammlung von Canaillen in
der Umgebung des Herodes, denen dieser gross an-
gelegte Herrscher es verdankt, wenn man noch heute
die Kinder mitseinem Namen ängstigt.“ Herodes
wird kaum jemand richtig beurteilen, der nicht
den Orientalen kennt, aber davon abgesehen: der
Evangelist St. Matthaeus, dem wir die Nachricht über
den bethlehemitiscben Kindermord verdanken eine
„Canaille in der Umgebung des Herodes“?
——
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Oktober 1900.)
372
kennzeichnen, wenn nicht ganz bestimmte
Ursachen und Absichten vorliegen. Der
Entwicklungsprozess ist bei den uns hier
beschäftigenden vielmehr der gewesen, dass
sie -- die ursprünglich in einem grossen
Zusammenhange nach Art eines historischen
Romans standen — worüber näheres in einer
Behandlung des Estherbuches — zum ersten
Male in der ersten Zeit nach dem Exile in
ihre erste Form gebracht worden sind Be-
nutzt worden sind dabei ebenso wie bei den’
Prophetenlegenden die alten Geschichts-
bücher. Der Zweck dieser Bücher wie Esther,
Daniel, Judith, Tobit war, die alten Propheten-
legenden fortzusetzen und in romanhafter
Einkleidung — denn dem Roman entspricht
diese Legende — Verbindungen zwischen
den weggeführten zehn Stämmen und der
babylonischen golah nachzuweisen, sowie die
Geschichte der poetischen Heroen dieser
golah zu erzählen. Ein grosser Zusammen-
hang besteht zwischen diesen Büchern, wie
die „früheren“ und „späteren“ Propheten
ursprünglich als grosser Zusammenhang, als
ein Codex gedacht sind, und wie die
„Ahnen“ und die „Rougon-Macquart“ ein
gemeinsames Band zusammenfasst. Die
mittelalterlichen Epen setzen in gleicher
Weise ihre Helden zu einander in Beziehung.
Den Stoff für solche Legenden liefert in
erster Linie die Mythologie, und gerade bei
Esther ist der Mythus in seiner rein „heid-
nischen‘ Form so klar erhalten, dass nicht
einmal der Gottesname (S. 27) darin vor-
kommt. Seine Deutung ist ohne jede
Schwierigkeit. Weiter aber hat die Er-
zählung einen geschichtlichen Hintergrund,
eine Zeit, in der sie spielt, wobei wie jedem
Romane ihr völlig poetische Freiheit in
Verwebung von Wahrheit und Dichtung
gewährt ist. Dieser Hintergrund ist zunächst
die letzte Assyrerzeit — die bei Judith,
Tobit und auch Esther noch erkennbar ist.
Es sollen eben die Beziehungen zu den zehn
Stämmen nachgewiesen werden. Die nächste
Stufe ist aber die Verknüpfung der Helden
jener Zeit mit denen des Exils, wobei die
neubabylonische Zeit mit der assyrischen
(vgl. Nebukadnezar bei Judith) zusammen-
geworfen wird. Die Könige, unter denen
dann alles spielt — also in der zweiten
Entwicklungsstufe — sind dieselben Perser-
könige, Kyros, Kambyses, Darius, die Könige
der Rückkehr, die alle drei in die Person
„Ahasveros“ zusammengefallen sind. Von
nun an hat eine ständige Weiterbearbeitung
stattgefunden, und namentlich hat die Seleu-
‚ eidenzeit mit ihren Verfolgungen wieder das
373
[No. 10.]
Colorit liefern miissen. Es handelt sich eben
um Erzählungen von Märchenerzählern,
die ihren Stoff aus alten Schriften entnehmen,
um ihn dem jeweiligen Geschmack anzu-
passen. Der orientalische Geist verlangt die
Herstellung der Beziehungen zu dem, was ihn
augenblicklich beschättigt, und je mehr Züge
der Erzähler einem alten Stoff abgewinnen
kann, die ihn mit der Gegenwart in Ver-
bindung setzen, um so grösser die Anerkennung
seines Geistes. Wenn die Geschichts-
darstellung aus lauter Anspielungen auf den
Himmelsmythus zusammengesetzt ist, so ist
es nur uatürlich, dass der historische
Roman aus dem Heroenmythus schöpft.
Hiernach ist es die Aufgabe der historisch-
kritischen Betrachtung, diese Bücher erst
in ihre verschiedenen Schichten zu zer-
legen, gerade wie das auch bei den kanoni-
schen Büchern geschehen ist. Die Analyse
der letzteren zeigt uns, wie wir jene behan-
deln müssen, und es ist hier nicht schwer,
diese Analyse durchzuführen. Erst wenn
das gelungen ist, kann man der Frage näher
treten, ob sich die geschichtlichen Ereignisse
bestimmen lassen, auf die etwa angespielt
wird. Das wird für die letzte Schicht viel-
leicht ebensogut von Erfolg begleitet sein
können, wie für die früheren, aber die Frage
darf gar nicht so gestellt werden: welche
Ereignisse hat der jetzige Verfasser verhüllt
darstellen wollen? Nicht von rückwärts geht
diese Entwicklung, sondern von vorn, nicht
Ereignisse der hellenistischen Zeit werden
unter dem Schleier der Vergangenheit dar-
gestellt, sondern alte Darstellungen auf die
jeweilige Gegenwart übertragen. Das ist
der Tenor aller orientalischen Litteratur, der
ältesten wie der jüngsten, und er begegnet
in allen Schriften, auch denen des hellenisti-
schen Judentums. Die Judithlegende in
ihren verschiedenen Wendungen ist hierfür
ein lehrreiches Beispiel und Esther ebenso.
Wir wissen nichts aus der Zeit von dem
zweiten Eingreifen Nehemias im Jahre Da-
rius 32 bis zum Beginn des Makkabäerauf-
standes'), Alles, was aus der Zwischenzeit
') Meine eigenen Bestimmungen der Daten der
Esra- und Nehemiazeit sind W. wubekannt ge-
blieben. Daraus mache ich ihm keinen Vorwurf,
denn was auf jedem andern Gebiete selbstverständlich
wäre, kann von der orientalischen Altertums-
kunde nicht verlangt werden. Bei dieser Gelegenheit
sei bemerkt, dass ich nicht beabsichtige meine An-
sichten in dieser Frage etwa noch zu verteidigen.
Ich bin mir völlig im klaren darüber wie lange es
dauern wird, bis die „besonnene Wissenschaft“ sich
von so einfachen Dingen überzeugen wird. Vielmehr
handelt es sich für mich grade hierbei lediglich
um eine Probe darauf, wer ım Stande ist die Frage
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Oktober 1900.)
374
von Josephus berichtet wird, rührt nur aus
Legenden der beschriebenen Art her. Auch
die Bagoaslegende ist gleicher Art und auch
ihr Ursprung, d. h. ihre älteste Fassung
muss auf eine frühere Zeit angespielt haben.
Als „Artaxerxes* kommen wieder nur die
drei ersten Perserkönige in Betracht, worüber
man das in den „Forschungen“ ausgeführte
vergleiche. Ebenso wenig wie von Ochos
hat die jüdische Ueberlieferung etwas von
Artaxerxes I und II noch von irgend einem
der persischen Könige seit Xerxes erhalten.
Alles, was Josephus !) mitteilt, ist in gedachter
Weise zurecht gemachte Legende, deren
zeitliche Ansetzungen zum Teil sogar nur auf
der Durcheinanderwürflung der Königsnamen
beruhten. Es ist unter solchen Umständen
natürlich wenig aussichtsvoll, eine nähere
Bestimmung der Zeit und gar eines histori-
schen Kernes der Bagoaslegende zu ver-
suchen. Aber in ihrer ersten Gestalt kann
sie nur spätestens in die Zeit von Darius
gesetzt werden — dann würde ich ın dem
Bagoas, der den Tempel selbst betritt, nie-
mand anders als den persischen Statthalter
Nehemia sehen, der die Hohepriesterwirt-
schaft beseitigt hat. Es kann auch an die
Zeit der Eroberung Jerusalems vor Nehe-
mias erster Ankunft (also vor Darius 20)
zu beurteilen oder nicht. Bis jetzt hat sich nur
Kar] Steuernagel darüber geäussert. Ms ist unendlich
wohlthuend die „Vielseitigkeit“, das „Geistreiche“
und das „oft Anreronde“ meiner Arbeiten anerkannt
zu schen, aber wenn weiter nichts dran ist, dann
wäre wir um die gebrachten Opfer leid. Dankbarer
und zugänglicher der Mahnung des gereifteren und
erfolgreicheren Forschers wäre ich daher gewesen,
wenn er mir angedeutet hätte, worin die „gesunde
Methode* besteht, unter deren „Zwang“ mich zu
„beugen“ mir in fast väterlicher Weise angeraten
wird. Etwa darın, dass ıch auch wiederhole, was
seit Jahrtausenden an Sinnlosem produziert worden
ist? Wir wollen schon bei der „Methode“ bleiben,
die bisher aus den Urkunden des alten Orients diesen
erklärt hat, wenngleich das alles im strikten ‘vegen-
satz zu dem steht, was von einer „gesunden Methode“
in 2 Jahrtausenden glücklich auf den Kopf gestellt
worden ist. Auf diese Art sind wir ja ein hübsches
Stück vorangekommen und haben Zweifel lösen
können, an denen sich bis dahin alle Metliode um-
sonst versuchte, ja dic sie unnötiger Weise ge-
schaffen. Und weiter wollen wir lieber dabei be-
harren über den alten Orient nur zu urteilen, wenn
wir ihn kennen. So mühsam auch dieser Wog ist,
und daher im Gegensatz zu dem steht was Methode
als „gesund“ empfindet.
') Die einzige brauchbare Notiz für diese Zeit
wöchte ich in der Angabe von Hekataios von
Abdera finden (vgl. Willrich S. 89, dass die Juden
unter der Herrschaft der Perser und der Make-
donier ihre zaroıa vouiua stark vernachlässigt hätten.
Das entspräche wenigstens dem natürlichen Gang
der Dinge, welcher erst unter Antiochns Epiphanes
zum Ausbruch des Fanatismus führt.
375 [No. 10.)
gedacht werdén. Doch stimmen dann die
Hohepriesternamen nicht, denn der damals
abgesetzte Hohepriester war Jojakim und
sein Nachfolger wurde Eljasib (nach 501),
der letzte, von dessen Amtszeit wir im Jahre
Darius 32 noch etwas hören. Sonst käme
noch die Kambyseszeit in Betracht, wozu
die siebenjährige Verfolgung der Juden
sehr gut stimmen würde. Der Brudermord
erscheint mir als das am allerwenigsten
eschichtliche an der ganzen Legende
(vgl. F. II S. 453 Anm.)
Das zweite Kapitel handelt über den
Wert, oder besser Unwert der hellenistischen
und römischen Aktenstücke bei den jüdi-
schen Schriftstellern. Willrichs Anschauungen
kann man hier im allgemeinen nur zustimmen;
dass im einzelnen wohl einmal die Beweise
zu haarscharf sind, beruht schliesslich in der
Thatsache, dass wir von der Geschichte der
betreffenden Zeiten zu wenig wissen, um ganz
darauf verzichten zu können, dem Wachsen
des Grases zu lauschen. Um so ınehr ist
es vielleicht angebracht, diese Urkunden-
fälschungen nicht für sich allein, sondern
im allgemeinen Zusammenhange des ganzen
Orients zu betrachten.
Man mache sich zunächst klar, was mit
solchen Urkunden erreicht werden konnte
und auch nur sollte. Sie sind in römischer
Zeit zusammengebracht worden — ob eine
von Nikolaos von Damaskus angelegte Samm-
lung in Jerusalem noch später existierte und
von Josephus (namentlich im Original) be-
nutzt wurde (S. 43ff.), kann dabei dahingestellt
bleiben. Dass bei Staatsprozessen vor dem
Caesar wie vor den alten Pharaonen der
Tel-Amarnazeit und den Assyrerkönigen die
Entscheidung nicht nach den verbrieften
Rechten gefällt wurde, sondern dass dort wie
bei allen politischen Prozessen man dessen
Urkunden das ausschlaggebende Gewicht bei-
legte, der seine Sache mit den Gründen der
Staatsraison (Bachschisch nicht zu vergessen)
führte, ist selbstverständlich. Die Urkunden
und verbrieften Rechte bilden schliesslich nur
das mov otw für die Entscheidung. Allzu
viel kam dabei schliesslich nicht darauf an,
ob eine Urkunde auch echt war. Wollte man
aus den ausschlaggebenden Gründen das
durch sie Beanspruchte gewähren, so waren
sie eben echt, wenn nicht, dann waren Gründe
um sie zu annullieren so wohlfeil wie sie es
zu allen Zeiten gewesen sind. Die Urkunden |
bildeten also mehr dekoratives Element bei
den Entscheidungen, gerade wie die Gerichts-
verhandlungen selbst bei Tendenzprozessen.
In Wirklichkeit handelte es sich dabei doch
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Oktober 1900,|
376
stets um ein Kräftemessen von Parteien.
(Man vergleiche z. B. wie Jojakin von Nebu-
kadnezar im Gefängnis gehalten, von Evil-
Merodach, der der hierarchischen Partei folgt,
aber sofort freigesprochen wird.)
Die gegen Zerstörungen am besten ge-
schützten Orte waren die Tempel, deren
Archive mussten also auf natürlichem Wege
am reichhaltigsten werden, abgesehen davon,
dass dort auch andere das niederlegten, was
sie sicher aufgehoben wissen wollen. Die
Tempelarchive standen also in dem Ansehen
uralte Urkunden zu bergen.
Das machte man sich natürlich zu nutze,
wenn es einmal galt einen Beleg für irgend
eine gute Sache beizubringen. In dieser
Hinsicht ist der Orient nie sehr skrupulös!)
gewesen, und ein treuer Diener seines Herrn
hat allezeit seine erste Pflicht darin gesehen
das zu thun oder zu beschaffen, was dieser
brauchte. Das Beispiel der Auffindung des
„Gesetzes Moses“ unter Josia, als die Ein-
führung der hierarchischen Verfassung be-
schlossene Sache — doch auch beim König
selbst — war, ist daher nichts aussergewöhn-
liches, sondern vielmehr die Regel gewesen
wie man desgleichen „machte“. Ein kost-
bares Beispiel hierfür ist das Orakel, welches
die „1635 Jahre vor Assurbanipal* von Uruk
nach Susa weggefiihrte Nana damals erliess
und das so lange verborgen blieb, bis es bei
der Eroberung und Zerstérung des Tempels
von Susa in ganz gleicher Weise gefunden
wurde. Es lautete: „Assurbanipal wird mich
aus Elam nach E-anna zurückbringen“. Damit
hatte die Göttin dann zugleich Assurbanipal
als dereinstigen König von Assur voraus-
gesagt, sodass an dessen göttlicher Berufung
kein Zweifel sein konnte (KB II S. 205 -- 211).
Selbstverständlich hat Assurbanipal eine so
denkwürdige Urkunde selbst mit aller seiner
antiquarischen Gelehrsamkeit geprüft, und
weder er noch seine Gelehrten haben einen
Zweifel daran aufsteigen fühlen.
(Fortsetzung folgt).
Bernhard Duhm, Die Psalmen übersetzt. (Die
poet. u. proph. Bücher des A. Test., Uebersetzgg.
i, d. Versmassen der Urschrift. II). Freiburg.
Mohr, 1899.
Bernhard Duhm, Die Psalmen erklärt (Kurz.
Hand-Kommentar z. A. Test. herausgeg. von K.
Marti, Lief. 8.) Freiburg, Mohr 1899. — Besprochen
von Hubert Grimme.
Duhm leitet seine Psalmenübersetzung
mit dem Bemerken ein, sie solle nicht der
Andacht noch dem ästhetischen Genusse
1) Vgl. die Bemerkung von M. Hartmann in
OLZ. 1899, 353.
377 No. 10]
dienen, vielmehr nur den Text in möglichst
getreuer Form wiedergeben. Weshalb Duhm
nicht erbaulich wirken will, das zu unter-
suchen ist unsere Sache nicht; wenn er aber
eine Uebersetzung in Versen darbietet und
auf ästhetische Wirkung verzichtet, so muss
er wohl selbst gewisse Mängel seiner Arbeit
herausgefühlt haben. Ich gestehe, ich habe
beim Lesen dieser Verse den fatalen Ein-
druck gehabt, als sei mir eine Ueber-
setzung aus der vorromantischen Zeit in die
Hand gespielt. Die feine Grenze vom Hoch-
poetischen zum Platten wird nicht selten
überschritten; Kuriositäten wie die folgenden
liessen sich in grosser Zahl anführen: ‘Rette
mich aus den Büffelhörnern’ (22,22), “Wende
. . der Völkerkälber Stiere’ (68,31), “Nach
deines Armes Grösse befreie die dem Tod
Geweihten’ (79,11), ‘Weh mir, dass ich behaust
bin bei Kedars Zelten’ (120,5). Auch in neuen
Wortbildungen ist D. wenig glücklich; so
werden Ausdrücke wie ‘Herzensgerade (125,4)
‘kuppige Berge’ (68,17), ‘von urher’ (55,20),
‘Jah der Heere (MNs MM?) wenig Aussicht
auf Popularität haben. Und was gelegentlich an
Satzgefügen geleistet wird, möge eine Strophe
(45,14b) zeigen: ‘Die Königstochter, — In
Perlen, künstlich — Gefasst, ihr Kleid —
Mit Gold durchwirkt, — Man führt sie zum
König, — Ihr nach die Jungfraun’. Wer
also poetischenHonig naschen oder Patriarchen-
last kosten will, den wird diese Uebersetzung
der Psalmen kaum mehr oder eher noch
weniger, als die ähnliche Bickells vom Jahre
1883 befriedigen.
Aber erfüllt sie denn wenigstens den
Anspruch, einen Begriff von der metrischen
Urform des Psalters zu geben? Ja und nein,
je nach dem, was man unter hebr. Vers-
kunst versteht. Doch da sie nur der populari-
sierende Niederschlag von den Resultaten ist,
die D. kurz vorher in seinem Psalmen-
kommentare entwickelt hatte, so empfiehlt
es sich, bei letzterem anzufragen, was der
Verfasser an neuen Begriffen für die Psalmen-
metrik und Exegese anstrebt.
Duhms Kommentar nimmt eine ganz
eigenartige Stellung in der neueren exeget.
Litteratur ein; stark subjektiv gehalten
bricht er, wo es nur angeht, mit der
älteren Auffassung und wagt an Emendationen
das Aeusserste an Zulässigkeit. Ausser den
üblichen textkritischen Mitteln betont er so-
wohl die Notwendigkeit, was als Unsinn sich zu
erkennen giebt, nicht als Tiefsinn auszulegen,
sodann die Pflicht, auf Schritt und Tritt die Me-
trik zu befragen. ‘Ohne die gebührende Rück-
sichtnahme auf das Metrum, sagt er, würde
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Oktober 1900.)
u 20011 nn nn
378
ich die Arbeit am Text für wissenschaltlich
unzulänglich halten‘. Diesem Worte wünschte
ich ein recht kräftiges Echo nach allen den
Seiten, wo die bisherigen Weckrufe noch
nicht eingeschlagen haben, wo teils die ab-
solute Gebundenheit am Texte, teils das un-
gebundenste Spiel mit dem Ueberlieferten
beliebt ist. Ist D. nun ein mutiger Pionier
der hebr. Metrik, so kann und will er doch
nicht als Entdecker auf diesem Gebiete gelten;
er verknüpft vielmehr nur verschiedene
schon bestehende Systeme. So akzeptiert er
die Hebungstheorie und misst Verse von
2, 3 und 4 Hebungen; der Fünfheber ist
ihm schon ein Doppelvers von 3u.2 Hebungen;
hingegen Sechsheber vermutet er in Ps. 119 —
gewiss mit Unrecht, da hier Fünfheber vor-
liegen, von denen allerdings fast ein Drittel
durch schlechte Ueberlieferung des hebr.
Textes undeutlich geworden ist. Um Rhythmik
kümmert er sich gar nicht; das rächt sich da-
durch, dass seine Uebersetzung mit klappernden
Jamben und Trochäen übersät ist, und nur
höchst selten die auch uns Deutschen so nahe
liegende amphibrachische und anapästische
Tonfolge des Hebräischen hervortritt. In der
Strophik ist Bickell Duhm’s Meister; von
ihm nimmt er den Grundsatz an, dass die
Psalmen fast durchweg strophisch und alle
Strophen eines Psalms gleichgebaut seien.
Wie elementar der so entstandene metrische
Apparat ist, scheint D. nicht durchzufühlen,
sondern er bedient sich seiner wie einer sicher-
fundierten Wissenschaft. Und doch dürfte
sicher sein, dass andere mit den gleichen
Mitteln zu vielfach abweichenden Ergebnissen
kommen müssten? Ein wunder Punkt scheint
mir bei D. besonders das Fehlen eines Ge-
setzes für die Bestimmung der Hebungen zu
sein. Hier sich vom blossen Gefühl leiten
lassen heisst kompasslos in die weite See
hinauszusteuern. So kann es nicht ver-
wundern, wenn nicht nur zahlreiche Verse,
sondern auch öfters ganze Psalmen metrisch
unrichtig bestimmt erscheinen, so in Buch I:
Ps. 7 (3 hebig statt 4 heb., dazu 7—10a an-
gebl. 5 heb.), 8 (3 heb. statt 4 heb.), 11 (2 heb.
statt 5 heb.), 20 (4 heb. statt 3 heb.), 22,23— 32
(3 heb. statt 5 heb.), 36, 1—5 (5 heb. statt
3 heb.), 38 (3 heb. statt 4 heb.). In der
Strophik begeht meines Erachtens D. den
Fehler, von den sicher strophischen Sela-
und Refrainpsalmen auf fast allgemeine
Strophenverwendung im Psalter zu schliessen.
Ferner hätten die Winke, die die Selasetzung be-
züglich der Länge der Strophen giebt, besser
ausgenutzt werden sollen; dann würde sich D’s.
(und Bickells) Vorliebe für sehr kurze Strophen
379
INo. 10.|
wohl als irrig erweisen. Dass D. aın über-
lieferten Soph pasuq häufigrüttelt, halteichnicht
für unangebracht; jedoch so weit zu gehen,
dass z. B. in dem langen Ps. 45 nur 2 Soph
pasuq als richtig beibehalten werden, wird
unter allen Umständen befremden müssen.
Viele neuen Resultate wollen vorsichtig
vorgetragen sein; das “bestimmt D. in der
Einleitung zu sagen, dass manche seiner An-
setzungen nur Thesen, Vorschläge sein, die
an die prüfende und wenn nötig berichtigende
Mitarbeit des Lesers appellieren. Aber im
Texte zeigt der Verfasser oft nicht diese
Zurückhaltung; da wird nicht mit drastischen
Wendungen gespart, um der Ansicht des
Autors den Charakter des Notwendigrichtigen
zu vindizieren. Ich greife Ps. 45 heraus
und finde u. a. folgende Redensarten etwas
diktatorisch: v. 9. ‘Msp ist offenbar Variante
zu modmy’ (und sind doch zwei ganz ver-
schiedene Dinge!), v. 12b ‚Der Jussiv INN? ist
sinnlos’ (man vergleiche die Regeln für den
semit. hypothet. Satz!), v. 14 ‘Selbstver-
ständlich gehört MP” zum Vorhergehenden!
(aber kann nicht auch ein Texttehler vor.
liegen, so dass vielleicht nmmn ‘zu den
Weibern’ zu lesen ist?), v. 18 ‘Für IV
ist natürlich WIP zu lesen’ (wenn nicht viel-
mehr in Min ein Imper. Hiphil mit präfig.
N vorliegt). Man wird dabei etwas an den Zei-
tungsstil erinnert, wo mit bekanntlich’ oft die
unbekanntesten Dinge eingeleitet werden.
Etwas mehr weise Zurückhaltung wäre auch
bei den Notitzen über Ursprung und persön-
liche Beziehung der Psalmen am Platze ge-
wesen. D. vertritt die extreme Ansicht, dass
der Psalter zum grössten Teile zwischen
170—70 v. Chr. nicht etwa nur redigiert,
nein, entstanden sei, sodass er einen
Spiegel der Zeitereignisse der Makkabäer- und
Hasmonäerperiode, vor allen der Parteikämpfe
zwischen Pharisäern und Sadduzäern darböte.
Wann aber soll dann der Wust von Zitaten,
Glossen und sonstigen Zusätzen, die D. bes.
mit Hülfe seiner Metrik nachzuweisen unter-
nimmt, in den Text geraten sein, den man doch
schon geraume Zeit vor ChristiGeburtinunserer
Weise las? Duhm meint nun zwar (S. XXIID,
die kurze Zeit, die oft zwischen Abfassung
eines Psalms und seiner Aufnahme in die
Sammlungen und endlich dem Abschlusse
des Psalters läge, habe diese Textverderbnis
ermöglicht; aber sollten die Juden von der
Bibliothekswissenschaft und der Philologie
der hellenistischen Periode so wenig ange-
kränkelt gewesen sein, dass sie ihre besten
zeitgenössischen poetischen Erzeugnisse gleich
nach dem Entstehen elend verwahrlosen liessen?
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. (Oktober 1900.|
380
Und woher stammen dann die vielen Psalmen,
bes. des I. Buches und der Gradualsammlung,
die sich deutlich als Fragmente kundgeben?
Sind sie etwa als Fragmente entstanden? Ich
denke, bei der besonderen Veranlagung der
Semiten zum mündlichen Tradieren gehörte
sicher eine lange Zeit od. ein mächtiger Umsturz
der Verhältnisse dazu, um ehemalige grössere
Gedichteinheiten auf diese Bruchstücke zu
reduzieren.
Ueber die angebliche Unsinnigkeit mancher
Textlesart regt sich D. nicht selten überflüssig
auf. Er steht auf dem Standpunkte, dass unser
grammatisches und lexikalisches Wissen vom
Hebräischen ziemlich abgeschlossen sei; ĵi
(7,6) ist ihm eine ‘unerklarliche Unform’, 9737
(68,3)eineUnform’ 17 (78,62) und 1N(55,12)
inkorrekt, CoDan (68,28) unsinnig. Forschen
wir aber erst einmal tüchtig in der Grammatik
und Lexikologie weiter, bis wir se starke Ver-
dikte gegen die Ueberlieferung aussprechen.
Eine grammatische Neuerung von Duhm, die
mir sehr bedenklich erscheint, ist seine An-
nahme einer poetischen Verkürzung der
Impf. Hiph. bop zu Sep, vgl. Ps. 11,6, 47,4.
u. a. Die Poesie ist aber nirgendwo dazu
da, die Formenlehre zu verschlechtern oder
undeutlich zu machen.
Damit glaube ich genügend den advocatus
diaboli gespielt zu haben, der an einem Werk
von so eigenartiger Beschaffenheit wie D.’s
Psalmen wohl einmal herantreten darf. Em-
pfehlen muss ich sie trotz und alledem als
ein Buch, das auf vielen Seiten glänzenden
Scharfsinn, ein reiches Mass neuer Erkenntnis
offenbart. Es wird wohl einige Zeit vergehen,
bis es in seinen Vorzügen und seinen Fehlern
ganz verstanden ist, wird aber dann sicher
mit Ehren genannt werden als ein Werk,
das die biblisch-exegetische Wissenschaft
zur richtigen Stunde an die Wichtigkeit ge-
mahnt hat, zahlreiche unabweisbare formale
Prinzipien nicht länger mehr zu vernach-
lässigen.
Freiburg i. Schweiz.
K. V. Zetterstéen, Verzeichnis der Hebräischen
und Aramäischen Handschriften der Kgl. Universi-
tätsbibliothek zu Upsala Lund, H. Möller. 1900.
22 5. 2,50 M. bespr. von A. Marx.
Als Steinschneider am Schlusse seines
berühmten Artikels „Jüdische Litteratur* in
Ersch und Gruber’s Encyklopiidie die Kata-
loge über hebräische Handschriften zusammen-
stellte, konnte er nur einen, den der Leip--
ziger Ratsbibliothek, als gut bezeichnen. Seit
jener Zeit haben wir für etliche der be-
381 INo. 10.]
deutenderen Sammlungen neue Kataloge er-
halten, die zwar zum Teil noch viel zu
wünschen übrig lassen, zum Teil aber auch
— ich erinnere nur an die vortrefflichen
Kataloge Steinschneiders und Neubauers —
selbst weitgehendsten Anspriichen geniigen.
Fiir die Hss. des British Museum und die
Neuerwerbungen der Bodlejana diirfen wir
bald ausführliche Verzeichnisse erwarten.
Über zahlreiche grössere und kleinere Samm-
lungen, besonders Spaniens und Italiens, sind
wir immer noch sehr ungenügend oder gar
nicht unterrichtet. Die Kataloge von Cam-
bridge und Petersburg warten schon ein Viertel-
Jahrhundert vergeblich auf Fortsetzung Auch
über die Hss. zu Upsala war bisher wenig
bekannt. Es ist daher freudig zu begrüssen,
dass wir nunmehr ein vollständiges Verzeich-
nis der dortigen Mss. erhalten. Die Upsalaer
Sammlung zeichnet sich weder durch Inhalt
noch durch Umfang aus. Z. zählt 36 hebräische
Hss. auf, doch hätten No. 11—15 und No.
24 —26 nur als je eins gezählt werden dürfen.
Ausser einigen Notizen von Wolf und hand-
schriftlichen Katalogen konnte Z. keine Vor-
arbeiten benutzen, da ein Verzeichnis von8Hss.,
das Neubauer in der gänzlich vergriffenen
„Israelitischen Letterbode“ II S. 92 — 93
(Amsterdam 1876) gegeben hatte, ihm erst
nach Vollendung des Drucks zugänglich
wurde. Z. hätte N.’s Artikel im Nachtrag
ganz ausnutzen sollen. No. 1—10 enthalten
Teile der Bibel. No. 1 Neubauer verzeichnet
hier die Namen der Besitzer Nach Z. findet
sich zum Schlusse des Kodex folgendes Gebet:
an awe Dr om wor ‘Ams 1192. Hätte
der Verf. zufällig einmal ein hebräisches
Gebetbuch durchgesehen, so würde er ge-
funden haben, dass mit dieser Formel alle
Segenssprüche beginnen Da im vorliegenden
Falle die Haftarot vorausgehen, stehen in
der Handschrift unzweifelhaft die zu ihnen
gehörigen Segenssprüche. No. 3 enthält nach
Z. das Targum Onkelos und ist zu Kenni-
cotts Bibelausgabe verwertet worden! Dass
es auch den Pentateuch selbst enthält, giebt
freilich schon Kennicott an der von ihm
zitierten Stelle an. Bei No. 4 möchte man
über die Randbemerkungen näheres wissen.
Sind dieselben masoretischen Inhalts oder
Erklärungen? No 11--15 enthalten ein
Homilienwerk zum Pentateuch und Kom-
mentar zu Ruth, Klageliedern und Esther.
Aus den zitierten Namen wäre ein terminus
a quo für die Abfassungszeit zu ermitteln;
ebenso in No 16, einem Kommentar zu
Propheten und Hagiographen, nach Neubauer
von einem Deutschen aus anderen Kommen-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Oktober 1900.]
382
taren kompiliert; denn die Daten der Hs.,
die N. verzeichnet, dürften wohl auf den
Abschreiber zu beziehen sein. Zu Jes.
52 ,,—54 hat N. den Kommentar in seinem
The 53. chapter of Isaiah according to the
Jewish interpreters p. 395 abgedruckt. No.
20 Der Verf. der 3°" m” heisst Isaac bar
Jehuda Rapoport; seine NIND NZ erschienen
Smyrna 1736. No. 21 Ist die Bezeichnung
Machzor zu unbestimmt. Welcher Ritus? No. 22
Gebetbuch, nach N. deutscher Ritus. Bei
der Beschreibung des Aussern der Hs. spricht
Z. von der Schrift des Kommentars. Bei der
Angabe des Inhalts der Hs. ist von einem
solchen nicht die Rede! No. 24—26 enthalten
Ausziige aus dem Sohar, die mit dem Neuen
Testament iibereinstimmen sollen, von einem
getauften Juden; dass sich No. 25 auf
Genesis, 26, auf Exodus, 26, auf Leviticus,
26, auf Numeri und Deuteronomium bezieht;
und dass in Cl. Andreas Novellius’ Phosphorum
orthodoxae fidei cin Spezimen von 24, ge-
druckt ist, hätte Z. aus Wolf, den er zitiert,
aufnehmen dürfen. Bei No. 29 Raziel fehlt der
Zuname des Schreibers, Bernheim, den N. an-
giebt. No. 30 Hebr. Übersetzung von Averroes
Kommentar zu Aristoteles de Coela et Mundo.
Nur zu diesem Codex benutzt Z. im Nach-
trag Neubauer, nach dem die Abschrift am
12. Menachem 5358 (1598) vollendet wurde.
Diese Angabe macht es zweifelhaft, ob Z.
überhaupt mit den Namen der hebr. Monate
vertraut ist. Die übrigen Hss., 2 Talmud-
fragmente, solche von Gebetbüchern, Abraham
ha Levi xm 3, Übersetzungen aus dem
Neuen Testament u. s. w. sind ohne grosses
Interesse: Von aramäischen Hss. findet sich
nur ein Blatt eines syrischen {ja und ein
mandaeisches Ms. Über die Erwerbung der
Hss. wird im Vorwort das Nötige gesagt.
Königsberg i. Pr.
Zur Inschrift von Nakb el Hadjar.
Das leider in abweichenden Kopien vor-
liegende Wörtchen ’nx (Kopie D. H. Müllers)
oder Ann (Kopie Landbergs) habe ich im
letzten Heft der O. L. Z., mich an die
Müllersche Lesung x haltend, als mit der
hebr. Wurzel MN zusammenhängend erklärt,
und in der Fussnote verwies ich auf äthiop.
AW bezw. AWP „besonders“, ferner auf
die Möglichkeit, dass wir es auch mit
einer Präposition zu thun haben
könnten („an“, „auf“, „bei“, „innerhalb“,
„ausserhalb“, „mit“, „ohne“ etc.) und be-
383 INo. 10.)
tonte schliesslich, dass es sich auch um ein
pron. relat. handeln kénnte.
Von der Ueberzeugung durchdrungen,
dass die alten Siidaraber, die keine moder-
nen Orientalisten waren, nichts in Stein ge-
meisselt haben, das keinen klaren Sinn gäbe,
habe ich nochmals über den Sinn der In-
schrift nachgedacht und bin dabei zu dem
Resultat gelangt, dass in dem fraglicheu
Wörtchen in der That nur eine Präpo-
sition stecken kann, und zwar: „mit“, „mit-
samt“. Dann aber ist nicht N zu lesen,
sondern mit Landberg Any und dieses iden-
tisch zu setzen mit hbr. AX „mit“. Das 7
in der Mitte deutet den Vocal ian‘), das ganze
sonach ithu oder itha auszusprechen. Es ent-
spricht assyr. itti?), wahrscheinlich auch ara-
mäischem M und (wenigstens der Form
nach) phönizischem mx. Die vermutete
Verwandtschaft dieser Gruppe mit anderen
Worten (z.B. äthiop. AT: hebr. NN, NNN)
wird daher einer neuen Untersuchung zu
unterwerfen sein
Nun giebt die Inschrift einen vollkommen
klaren Sinn:
I. Zeile: ,H.Sohn desSch. begann(führte
auf) die Bauten der Mauer Maifa‘at’s
und(die Bauten) ihres (nämlich Maifa‘at’s)
Bezirkes, mit Stein und Balken (Holz)
und Klammern (Spangen) und (ebenso) die
Bauten (denBau) der Tempel des (Gottes)
Amm (bezw. Haul).
II. Zeile: mit ihrer Umfassungs-
mauer von unten bis hoch hinauf.
Und er ebnete (planierte, glich aus, besserte
aus) und erhöhte, was von ihnen (närk-
lich von den einzelnen Bauten) Sidkijeda‘
(schon früher) mit einer Umfassungs-
mauer umgeben hatte (eventuell: was
die beiden Söhne des Sidkijeda‘ mit
einer Umfassungsmauer umgeben
hatten).“
München, 21. August 1900.
E. Glaser.
Le nouveau céne d’Urukagina.
Le cöne d’Urukagina, signalé par le
R. P. Scheil dans le précédent numéro de
cette Revue (pp. 328—329) a été acquis par
') ist also (wie z. B. 7) im minäischen Worte
mi, für 2) lediglich graphisch.
?) Ebenso könnte assyrisch itu Seite herangezogen
werden, also: neben, in unserem Fall „neben ihrer
Umfassungsmauer“ (nämlich neben der Umfassungs-
mauer der Stadt).
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Oktober 1900.]
384
le Musée du Louvre: c’est une réplique, avec
quelques variantes, d’un autre cöne possédé
par le méme Musée. Ces deux textes seront
prochainement publies.
Le R. P. Scheil cite un passage du cöne
ou Urukagina déclare que son pouvoir a
été établi sur 36000 hommes et le rapproche
d’un passage analogue de Gudéa, statue B,
ou, au lieu du chiffre 36000 figure un signe
qui, affirmet il un peu légèrement, „n’a pas
été identifié par Amiaud et a été ignoré par
Thureau Dangin“. Contrairement à cette
assertion, le signe en question figure dans
mes Recherches p. 82, n® 491: il est &
cette place identifié au chiffre 216000.
Dans un article publié en Avril 1897 dans
la Revue Sémitique (p. 172); j’avais déja
proposé cette identification et j’avais en
méme temps montré comment le chiffre
(d’ailleurs purement Conventionnel) auquel
les souverains de Sirpurla évaluaient le
nombre de leurs sujets, de 3600 qu'il était
avec Entéména, était devenu 36000 avec
Urukagina, pour passer & 216000 avec
Gudéa. Cette progression et cette sorte de
surenchére, concordent avec l’ordre chrono-
logique de ces trois souverains tel qu’il peut
étre établi d’aprés de nouveaux documents
(voir & ce sujet R E C Suppl, avantpropos).
F. Thureau Dangin.
Mitteilungen.
Zu dem Bericht des „Globus“ über Fälschungen
vorgeschichtlicher Steingeräte wird der „N.
Stett. Ztg.“ geschrieben: „Zur Warnung für Sammler
möchte ich ein eigenes Erlebnis in Nordrussland
mitteilen. Im Norden des QOnega-Sees, in einem
Dörfchen Namens Tiwdia, in dessen Nähe sich grosse,
jetzt aber verlassene Marmorbrüche befinden, aus
denen zur Zeit des Baues der lsaaks-Kathedrale viel
rohbehauenes Material nach Petersburg geschafft
wurde, traf ich auf einer topographischen Exkursion,
zusammen mit dem Sekretär der kaiserlich russischen
Geographischen Gesellschaft, Professor Grigoriew,
im Jahre 1886 einen russischen Bauern, der uns auf
unsere Frage nach Steinfunden ganz naiv erzählte,
dass im Ort ein alter Steinhauer Jebe, der in früheren
Jahren manches Steinbeil angefertigt und für schweres
Geld dem Bergingenieur Buteniew, sowie einem
Sammler, Herrn Günther in Petrosawodak, geliefert
habe. Die Buteniewsche Sammlung befindet sich im
Museum zu Moskau und die Günthersche hatte in
Petrosawodsk den Neid meines selbst sammelnden
Reisegefährten erregt. Natürlich verzichteten wir
auf die Bekanntschaft mit dem „prähistorischen“
Steinschneider“.
Aus den mir heut (8. 9. 00) zugegangenen Hoch-
schulnachrichten ersehe ich, dass wenigstens in Inns-
bruck Prof, Friedrich: Assyrisch Cursus 1 (allerdings
einstündig) liest.
385 [No. 10.]
Wenn D. H Müller in Wien: Assyrisch-babylonische
Keilinschriften liest, so mag das fiir ihn ganz niitz-
lich sein, kann aber meine Behauptung (Sp. 336)
so wenig umstossen, als ein Assyriologe auf Grund
davon, dass er fiir die ersten Semester Arabisch
liest, nicht das Recht hat, die Berufung eines
wirklichen Arabisten für unnütz zu erklären. F. E. P.
Die erste Vollversammlung der „internationalen
Vereinigung der wissenschaftlichen Akademien“ soll
im April 1901 in Paris zusammentreten. Die Orien-
talisten haben an den vier ersten Punkten, die ins
Auge gefasst sind, ein ganz besonderes Interesse:
1. Gradmessung in Africa.
2. Encyklopädie des Islam.
3. Modus der Verleihung der Handschriften und
sonstiger litterarischer Hilfsmittel.
4. Veröffentlichung byzantinischer Urkunden.
Vielleicht könnte auch einmal die Verwaltung der
Museen ins Auge gefasst und Regeln für die Be-
handlung der in ihnen arbeitenden Gelehrten ge-
schaffen werden, damit diese nicht mehr nur von
der absoluten Willkür irgend eines „Keepers“ ab-
hängig sind. Es wäre eine herrliche That der „Ver-
einigung“, wenn sie hier reformierend eingreifen
wollte.
In der Academie des Sciences hat Berthelot
nach 3 ihm von Maspero zur Verfügung gestellten
Goldproben von Mumienumhüllungen festgestellt, dass
die von der 6. und 12 Dynastie einen starken Bruch-
teil Silber enthalten, dagegen die aus der persischen
Zeit nur schwache Spuren. In die Zeit zwischen der
12. Dymastie und der persischen Eroberung müsste
also für die Aegypter der Moment gelugt werden,
wo sie die Scheidung von Gold und Silber und da-
mit die Reindarstellung des Goldes lernten. (Temps.)
Aus gelehrten Gesellsehaften.
Arohiol. Gesellsch. zu Berlin.
Julisitzung. v. Stern aus Odessa sprach über die
Bedeutung der Keramischen Funde in Südrussland
für die Kultur- und Handelsgeschichte der Pontus-
kolonien. Dessau sprach über die von Gsell in
Algier im Jahre 1891 gemachten Ausgrabungen. die
die Aufdeckung der Basilica der h. Salsa zur Folge
hatten, (Wochenschr. f. kl. Ph.)
Acad. des Inscr. et Belles Lettres.
Sitz. vom 29. Juli. Disputation zwischen Bouche-
Leclercq und Sal. Reinach über Totemismus,
Pathologie und Religion. (Vergl. dazu den Sp. 390
erwähnten Artikel S. Reinachs in der Revue celtique
1900 No. 3.) Maspero berichtet über seine Arbeiten
in Aegypten.
Sitzung vom 17. August. S. Reinach zieht zu den
neuen Entdeckungen in Kreta zwei Stellen aus Diodor
und Plutarch heran, durch welche er beweisen will,
dass das Altertum die Erinnerung an eine alte, von
allen spüteren Schriftsystemen verschiedene Schrift
bewahrt hatte.
Sitz vom 18. Aug. Pottres berichtet über einige
von A. do Baye und P. Gaudin gofundene Vasen aus
Cappadocien und dem Kaukasus und spricht über den
geometrischen Stil im Orient.
Sitzung vom 31. August. Collignon legt einen
von P. Gaudin dem Louvre geschenkten goldenen
Leichenkranz aus Erythrea vor.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Oktober 1900.]
386
Personalien.
A. O. Prof. Dr. G. Steindorf in Leipzig ist
ebenda zum ordentlichen Honorarprofessor ernannt
worden.
O. P. A. Johannes vom Lyceum in Dillingen ist
als Prof. d. altt. Exeg., bibl. Archäologie und bibl.-
orient. Spr. nach Bamberg versetzt.
S. Euringer ist als a. o. P. für das gleiche Fach
nach Dillingen berufen.
J. Gottsberger für das gleiche Fach an das
Lyceum Freising.
R. Holzhey für das gleiche Fach an das Lyceum
Passau.
Dr. M. Streck hat sich in München für semi-
tische Philologie habilitiert.
P. Wolters ist als o. P. für Archäologie a. d.
Univ. Würzburg berufen.
R. Geyer hat sich in Wien für arab. Philologie
habilitiert.
Kapitin M. S. Wellby, der 1894/95 und 1898/9
erfolgreiche Forschungsreisen im Somalilande und
den siidlich an Abessinien anstossenden Gebieten aus-
geführt hat, ist am 5. August in Süd- Africa kurz
vorher erhaltenen Wunden erlegen.
Zeitsehriftensehau.
The Academy 1900.
1. Sept. M. Robertson, christianity and mythology,
bespr. v. ?
Acad. Roy. d Belgique. Bulletin. 1900.
6. S. Bidez, description d’un manuscrit hagio-
graphique grec palimpseste, avec des fragments d'un
panégyrique de sgint Polycarpe, attribue & saint Jean
Chrysostome, bespr. v. Lamy u. de Smedt.
7. S. Bidez, description d'un manuscrit hagio-
graphique grec palimpseste, avec des fragments d’un
panégvrique de saint Polycarpe attribué à saint Jean
Chrysostome.
Atti d. R. Acad. d. Lincei 1900.
VIII. G. F. Gammurini, tombe etrusche scoperte
nel territorio chiusino. (Bei Chiusi sind zwei mar-
morne Sarkophage mit etruskischen Inschriften und
Abbildungen, darstellend einen Mann zu Pferde, eine
liegende Frau, den etruskischen Charun, gefunden
worden; ferner eine Urne oder ähnliches Gefäss aus
Marmor in Gestalt eines Tempels mit Verzierungen
und lateinischer Inschrift.
Beitr. z. Kunde d. indogerm. Sprachen 1900.
1. C. Pauli, die etruskischen Familiennamen auf
—trn. — E Lattes, Bemerkungen zu den etruski-
schen Inschriften. — H. Brunnhofer, iranische Namen.
(1. Karmpaluk. 2. Satyros und Metrodorus. 3. Kappa-
dokien. 4. Kaphthor (pH) eine Semitisierung des
iranischen Haftorang im Sinne von Norden!) 5. Po-
maxathres.)
387 |No. 10]
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Oktober 1900.]
388
i rendus de lAo. des Insor. et B.-L.
1900.
Mai-Juin. Sitzungsberichte vom Mai und Juni.
— H. de Villefosse, observations sur le papyrus latin
de Geneve No. 1.
Deutsche Litteraturzeitung 1900.
34. W. Staerk, Studien zur Religions- und Sprach-
geschichte des alten Testaments II, bespr. v. F. Giese-
brecht. — J. Frey, Tod, Seelenglaube und Seelen-
kult im alten Israel, bespr. v. Frh. v. Gall. —
A. Smith Lewis and Marg Dunlop Gibson, palestinian
syriac texts from palimpsest fragments, bespr. v.
V. Ryssel.
30. A. Jacoby, ein neues Evangelienfragment,
bespr. v. W. Brandt. — S. Euringer, die Auf-
fassung des Hohenliedes bei den Abessiniern, bespr.
v. P. Kahle. — W. Greif, neue Untersuchungen
zur Dictys- und Daresfrage, bespr. v. J. Dräseke. —
Ph. Thielmann, Bericht tiber das handschr. Material
zu einer Krit.-Ausgabe der lateinischen Uebersetzungen
des A. T., bespr. v. A. Engelbrecht. — H. Winckler,
Altorientalische Forschungen II. Reihe, Bd. 2, bespr.
v. C. Steuernagel.
36. K. Marti, das Buch Jesaia, bespr. v. C. Sieg-
fried. — D. Völter, die Visionen des Hermas, die
Sibylle und Clemens von Rom, bespr. v. R. Knopf.
— E. Silberstein, Conrad Pellicanus. Ein Beitrag
zur Geschichte des Studiums der hebräischen Sprache
im XVI. Jahrh., bespr. v. Eb. Nestle. — E Lamy,
la France du Levant, bespr. v. A Kirchhoff.
37. K. Budde, der Kanon des alten Testaments,
bespr. v. S. Meinhold. — Ed. König, die Originalität
des neulich entdekten hebräischen Sirachtextes,
bespr. v. V. Ryssel.
38. G. F. Moore, the book of Judges. bespr. von
W. Nowack. — M. Hartmann, Lieder der lybischen
Wüste, bespr. von H. Stumme.
39. B. Duhm, die Psalmen, bespr. von F. Giese-
brecht. — M. A. Foucher, catalogue des peintures
nepälaises et tibétaines, bespr. von B. Laufer, —
S. J. Tikkanen, die Psalterillustration im Mittelalter
I. 3, bespr. v. J. Strzygowski.
The Geographical Journal 1900.
3. M. S. Wellby, king Menelek’s dominions and
the country between lake Gallop (Rudolf) and tlıe
Nile valley (mit Karte). — C. R. Bearley, new light
on some mediaevial maps III (Karten von Palästina,
Reisekarten nach Jerusalem u. a). — The monthly
Record. Africa: the Hostains-d’Ollone expedition.
The French in the lake Chad region. Expedition
to the source of the Zambezi. The „Daily Telegraph“
expedition from the Cape to Cairo. East African
history (Besprechung von X. Strondes, die Portugiesen-
zeit von Deutsch- und Englisch-Ostafrika).
Geograph. Zeitschr. 1900.
9. Geographische Neuigkeiten, Afrika: (irenzab-
machungen in den Schutzgebieten. Französische
Forschungsreise in die Sahara Eisenbahn in Abes-
sinien. — Helmolt, Weltgeschichte IV. Die Rand-
länder des Mittelmeeres, bespr. v. Kirchhoff.
v. Keppler, Wander- und Wallfahrten im Orient,
bespr. v. Kirchhoff.
Gött. gel. Anz. 1900. l
VII. Kern, die Inschriften von Magnesia am
Maeander, bespr. v. Wilamowitz-Moellendorft.
—
Journal des Savants 1900.
Aoüt. G. Bühler, Grundriss der indio-arischen
Philologie und Altertumskunde, bespr. von A. Barth.
(Schluss.)
Literarisches Centralblatt 1900.
33. K. Wenle, der afrikanische Pfeil, bespr. v. ?.
— R. Brown, researches into the origin of the primi-
tive constellations of the Greek, Phoenicians and
Babylonians, bespr. v. P. Jensen.
34. F. M. E. Pereira, historia dos martyres de
Nagran, bespr. v. ?.
35. J. Böhmer, Reich Gottes und Menschensohn
im Buch Daniel, bespr. v. K. Marti. — v. Gall, die
Herrlichkeit Gottes im A. T., den Targumen, Apo-
kryphen, Kalypsen u. N. T, bespr. v. v. D. — G. Hü-
sing, dieiranischen Eigennamen in den Achaemeniden-
inschriften, u. derselbe, altiranische Mundarten,
bespr. v. Heinr. Winkler. — A. Seidel, Suaheli-Kon-
versationsgrammatik. bespr. v. © Bghd.
36. G. Jacob, türkische Litteraturgeschichte in
Einzeldarstellungen, bespr. v. K. F.
37. D. H. Müller, Strophenbau und Responsion,
bespr. v. K. Marti. — R. Grashoff. das Wechselrecht
der Araber, bespr. v. C. F. Seybold. — R. Herrmann,
anatolische Landwirtschaft, bespr. v. ? — R. Pischel,
A. Fischer, G. Jacob, Katalog der Bibliothek d. D.
M. G., bespr. v. ? — G. Ebers, Aegyptische Studien
und Verwandtes, bespr. v. R. P—n.
AI-Maohrig. III 1900.
16 (15. August) L'abbé A. S. Abrahina, La
richesse de la laugue arabe. Knapper, von ver-
ständigen Gesichtspunkten ausgehender Artikel. —
P. Anastase Carme, Le Troglodyte et l’Orfraie. As-
safrägün wal-bulah. Der mit dem ersteren Ausdruck
bezeichnete Vogel sei — troglodytes europeus, nicht
= ossifraga. Dieser letztere Vogel wird durch bulah
und noch durch andere Namen, die auch behandelt
werden, bezeichnet. — P. S. Ronzevalle, Notes
d’epigraphie Orientale (suite). Arabische Inschriften
Nr. 8 und 9. Der Inhalt von 8 war schon Mašr. IH
S. 519 mitgeteilt, hier folgt das Facsimile, leider
nicht nach einem Abklatsch, da das Original bisher
nicht wieder auffindbar gewesen ist. Nr. 9 ein in-
teressanter Siegelstein, zu dessen Inhalt Maar. lII
S. 32 zu vergleichen ist. Am Anfange des Artikels
ferner ein Nachtrag zur Inschrift Nr. 6. Mit einem
dort vorkommenden weiblichen Eigennamen vergleicht
der Pater Tatai einen Namen hadla oder hada, der
bei den Muslims in der Gegend Al-Beqa und ins-
besondere bei den Metwalis verbreitet ist. Der P.
Tatai hat sich auch sonst mit den bei dem Volke
üblichen Eigennamen. deren Formen oft seltsam seien,
beschäftigt und wird vielleicht demnächst Bemer-
kungen darüber veröffentlichen. Man kann einem
solchen Beitrag zu einem bisher noch ziemlich ver-
nachliissigten, aber sprachgeschichtlich höchst wich-
tigen Kapitel nur mit grösstem Interesse entgegen-
sehen. — P. H. Lammens, Notes sur la géographie
de la Syrie et de la Palestine, Kritische Bemer-
kungen zu dem in Mašr. ILS 474 angezeigten Buche
des Fadl Allah Aba Halqa über die Geographie
Syriens und Palästinas. -— Besprechungen u. a. von
1) I Manoscritti Arabi, Persiani, Siriaci e Turchi della
Biblioteca Nazionale di Torino illustrati da C. Alfonso
Nallino Torino 1900. 2) barnāmağ al-maktabat al-
halidija al- umūmīja ussisat fT l-quds as-sarif sanat
1318 h. — Varia: isilah al-luga. Zu dem Artikel in
Mašr. II Nr. 13. Zuerst eine Inschrift von Jusuf
el-Fahüri: Uebersetzung von „Bossuet est un homme
389 [No. 10)
de génie“; Verteidigung der Ausdrücke änisa =
Fräulein und ‘aqila = Frau: gut arabische Ausdrücke
für die in jenem Artikel aufgeführten Fremdwörter
bezw. vulgären Formen; Darbietung weiterer Ueber-
setzungen ın reines Arabisch und Stellung weiterer
Fragen. Weiter aus Zuschriften von ‘Abd el-Kerim
Nuri und Fransis as-Samali. — Druckfehler-Ver-
besserungen.
17 (1. Septbr.) A. M., Expressions et mots étrangers
en arabe Islah al-luga. Vgl. das zum Schluss von
Nr. 16 Gesagte: Zuerst verständige allgemeine Aus-
fiihrungen, dann insbesondere über die einzelnen
aufgeworfenen Fragen. — P. Anastase Carme, Les
Soubbas ou Mandéens (suite). — P. H. Lammens,
Notes archéolog. sur le Liban: Le Liban et les lettres
de Tell el-Amarna. — P. L. Cheikho, Le Mogtataf
et la Bible. — Derselbe L'histoire de l'imprimerie en
Orient (suite): Beyrouth: Imprimerie Catholique (suite).
Fortsetzung des Verzeichnisses der aus dieser Offizin
hervorgegangenen Drucke. Weitere religiöse Bücher;
wissenschaftliche Bücher: Lesen und Schreiben,
Grammatisches, Lexigraphisches. — Besprechung von:
V. Chauvin, Bibliographie des ouvrages arabes [etc.]
Fasc. 4, Liege.
Militär-Literatur-Zeitung 1900.
9. A. Billerbeck, der Festungsbau im alten Orient,
bespr. v. ?.
Mntsschr. f. Gesch. u. Wiss. d. Judent. 1900.
7. A. Epstein, Joseph Ibn Plat und der Pardes.
Binjamin ben Samuel. — J. Simon, urkundliches
Material zur Geschichte der Egerer Judengemeinde.
— 8. Kracaner, Verzeichnis der von Pfefferkorr
1510 in Frankfurt a M. konfiszierten jüdischen
Bücher. — J. Rosenberg, assyrische Sprachlehre
und Keilschriftkunde, bespr. v. Dr. Dienemann.
N.Jhrb.f.d.klss. Altert.. Gsch. u.D.Litt.1900.
Bd. V. und VI. H. 6.7. H. Bliimer, aus den Akten
eines römischen Militärarchive in Aegypten.
The Numismatio Chronicle 1%0.
Il. W. Wroth, Otanes and Phraates IV (Münzen
aus parthischer Zeit, 1. Jahrh. n. Chr. — M. Rostowzew,
Öwpea ortrov Tagom (Getreideschonkungen römischer
Kaiser im Orient auf Münzen erwähnt.) — J. Maurice,
l'atelier monétaire de Londres pendant la période
Constantinienne.
Nuovo Bull. di Archeol. Oristiana 1900.
1. 2. P. Lugano, le memorie leggendarie di Simon
mago e della sua volata — C. Marucchi, reso conto
delle adunanze tenuta dalla Società per le conference
di archeologia cristiana. — A. Toulotte, le roi Nabucho-
donosar sur les monuments africains.
Petermanns Mitteilungen 1900.
8. Geographischer Monatsbericht: Afrika: Be-
sprechung dreier neuer Blätter der Carte d'Afrique
von R. L. de Bisay, enthaltend die Niger- und Tsad-
gegend. Die Herrschaft der Franzosen in Afrika.
Die Ausdehnung der abessinischen Herrschaft bis
zum Rudolfsee.
Philologus 1900.
3. R. Holland, mythographische Beiträge. 1. Der
Typhoeuskampf. 2. Hermochares und Utesylla. 3. Die
Bestattung der Alkmene. Eb. Nestle, zu den
griechischen Namen der Buchstaben. (Notizen aus
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Oktober 1900.]
390
einem für die Geschichte der orientalischen Studien
interessanten Buche Guilelmi Postelli Baren. Do-
leriensis de Originibus etc. vom Jahre 1538.)
Repertorium f. Kunstwissensch. 1900.
4. A. Goldschmidt, die ältesten Psalterillustrationen
(in einer Handschrift der Kapitelbibliothek in Verona
aus dem 5. bis 7. Jahrh. Bemerkenswert sind be-
sonders ein Adler mit Menschenfüssen und zwei
weibliche Figuren, deren Armansätze die Gestalt von
Fischen haben.)
Revue Archéologique 1900. ;
Mai-Juin. S. de Ricci, encore un préfet d'Egypte.
— J. Lévy, sur quelques noms sémitiques de plantes
en Grèce et en Egypte. — V. Bérard, topologie et
toponymie antiques. La Pylos homérique. (Eine
Etymologisierung geographischer Namen aus dem
Gebiet des Alphaeus durch semitische Sprachen
ältester Schule schlimmsten Grades.) — S. Reinach,
découverte de tombes gréco-romaines A Jerusalem.
— L. Lindet, les représentations allégoriques du
moulin et du pressoir dans l’art chretien. — S. Reinach,
la representation du galop dans l'art ancien et mo-
derne. — M. Friedländer, das Judentum in der vor-
christlichen griechischen Welt; ein Beitrag zur
Entstehungsgeschichte des Christentums, bespr. v.
H. Hubert.
Juillet-Aout. M. Ch. Tsountas, trois chatons de
bagues mycémiennes (mit Abbild.). — K. Bérard,
topologie et toponyme antiques. Les Phéniciens et
l'Odyssée. — P. Dessoulary, vases mycéniens du
musée de Neuchatel (mit zahlr. Abb.). — Nouvelles
archéologiques et correspondance: S. Reinach, dé-
couvertes au Béloutchistan. Fontrier, inscriptions de
Smyrne. C. Tarr, ein Brief zur Lage von Hadru-
metum. — J. E. Quibell u. a, Egyptian research
account, bespr. v. G. Foucart. — A. Carrière, les
huit sanctuaires de l’Armenie payenne d'après Aga-
thange et Moïse de Khoren, bespr. v. H. Hubert.
Revue Celtique 1900.
3. Sal. Reinach, les survivances du totémisme chez
les anciens Celtes. (Mit Heranziehung von griechischer,
orientalischer u. a. Mythologie und Archaeologie.)
Revue critique 1900
33. H. Zimmern. Beitriige zur Kenntnis der baby-
lonischen Religion H. (u.) S. M. Price, the great
cylinder inscriptions A and B of Gudoa, bespr. v.
F. Thureau-Dangin.
34. G. F. Moore, the book of Judges in
Hebrew, (u) B. Weiss, die vier Evangelien im
berichtigten Text, (u) E. Hühn. dio alttestament-
lichen Citate und Reminiscenzen im Neuen Testa-
mente, (u.) P. S. Euringer, die Auffassung des Hohen-
liedes bei den Abessiniern, bespr. v. A. L.
35. Ed. Naville, the temple of Deir el Bahari ITI,
bespr. v. A. Moret. — C. A. Nallino, l'arabo parlato
in Egitto, bespr. v. O. Houdas.
36. A. Schulten, das roemische Afrika (u.) Fr.
Wieland, ein Ausflug ins altchristliche Afrika, bespr.
von M. Besnier.
Revue de l'Orient Latin 1900.
3—4. N. Jorga, notes et extraits pour servir a
Vhistoire des croisades au XVe siecle, IV. Docu-
nents politiques. — H. Haygenmeyer, chronologie de
la premiere croisade (1094—1100. Fortsetzung.) —
391 (No. 10.)
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Uktober 1900.]
399
A. Trudon des Ormes, liste des maisons et de quel-
ues dignitaires de l'ordre du Temple en Syrie, en
Égypte et en France. VIL. — L. Bréhier, le
schisme oriental du XIe siècle, bespr. von J. B.
Chabot. — R. Roehricht, Geschichte der Kreuzziige
im Umriss, bespr. v. A. Lamarche.
Revue de Philologie 1900.
3. A. Sahnius, specimen commentarii critici et
exegetici ex fontibus hausti ad oracula Chaldaica. —
B. Haussoullier, les Séleucides et le temple d’Apollon
Didyméen.
Revue des Bibliotheques 1900.
No. 4—6. E. Blochet, inventaire et description des
miniatures des manuscrits orientaux conservés à la
Bibliothèque Nationale. Suite. (Arabische, persische,
türkische, indische Miniaturen.)
Revue des Htudes Juives 1900.
Januar—März. Isr. Lévi, Fragments de deux
nouveaux manuscripts hébreux de l’Ecclesiastique
entdeckt unter den für eine neugegründete Bibliothek
von Baron Rothschild angekauften Genizahfragmenten.
Das erste Ms., C, enthält C. 36,,—38,, die schon
von Schechter und Margoliouth nach dem zuerst
entdeckten Ms. B. ediert sind. Die zahllosen Varianten
am Rande von B stimmen fast immer mit C tiberein
und stehen dem Syrer nahe, während der Text von
B dem des Griechen nähersteht. Ein Vers hat in
C Vokale und Accente, stimmt also mit Saadıas Be-
schreibung. Lévi giebt den Text von C, dann den
entsprechenden von B mit den Varianten, darauf
Uebersetzung und Commentar. Er giebt die Echt-
heit der betreffenden Kapitel zu, andererseits be-
hauptet er aber, dass in B neben Echtem auch Rück-
übersetzungen enthalten seien. Ms. D bietet nur aus-
gewählte Verse aus Sirach, TSER TEE ee
entstammt also einem Auszug aus Sirach.') L. bietet
wieder Text, Übersetzung und Commentar. Von C
ist eine Faksimile beigegeben. — H. P. Chajes, Notes
Critiques sur le texte hébrou de l’Ecclösiastique.
Bemerkungen zu Schechters Wisdom of ben Sira
C. 3—7 und 12-16. — D. Schapira, les attitudes ob-
stericales chez les Hébreux d’aprés la Bible et le Tal-
mud. Im Anschluss an seinen Artikel: Des Etudes
obst. anc. et mod, au point de vue mécanique in
Revue d’obsterique et de gynécologie 1899 bespricht
Sch. die Haltung der Hebraeerinnen beim Gebären.
Aus der Verschiedenheit der Haltung bei den einzelnen
Völkern kanu man schliessen, dass es keine natür-
liche, instinktive giebt. Bei den alten Hebräern
scheint die Frau auf dem Boden gekuieet zu baben,
doch kam es auch vor, dass sie auf den Knieen einer
anderen Person kauerte. DY2N (Ex. 1...) bedeutet
(wie in Jes 18,,) 2 Steine. Dieselben dienten der
Frau als Stütze. sawr bedeutet einen, wahrschein-
lich beweglichen, Gebärstuhl; einen solchen scheint
später jede Hebamme besessen zu haben. — Th.
Reinach, Un préfet juif il y a deux mille ans bespricht
im Anschluss an und mit Widerspruch gegen Willrich
(Archiv für Papyrusforschung) den Uhelkiasstein,
den nach ihm im Jahre 102 a. Chr. die Einwohner
von Leontopolis ihrem Priifekten, einem Sohn des
Feldherrn Chelkias, vielleicht namens Onias gestiftet
haben. — W. Bacher, la bibliothèque d'un médecin juif
(namens Abu’l‘Izz. Die zu verkaufenden Bücher und
1) 2 Blätter desselben Ms. publiziert Schechter
JQR XII 456 ff.
ihre Autoren sind bis auf einen Teil von Maimonides
Mischneh Torah ganz unbekannt, siehe aber unten). —
M. Steinschneider, la bibliothèque de Léone Mosconi.
Erklärung des von Levi Revue Bd. 39 S. 254 ff. publi-
zierten und besprochenen Dokuments; anı Schluss
einzelne abweichende Erklärungen von Simonsen und
Gottheil. — M. Schwab, Inscriptions hébraiques d’Arles
nach dor Kopie eines Ms. der dortigen Stadtbiblio-
thek. — Notes et Mélanges. M. Lambert will lesen:
Gen 2, Mwy? 539 statt N52, Gen 24, und „
IN statt nn, ebenso 24,, IN MI mit Peschitto,
Ex 34, yma uad ymayn, ib. nach 797
noch 1735, Lev. 3,,, 19959 überflüssig, vielleicht
Dittographie aus dem eine Reihe höher stehenden
22 ETN: Deut. 11,, müsste es heissen: nicht an
Euch wende ich mich, sondern an eure Kinder. —
W. Bacher, Les Athéniens à Jerusalem erinnert im
Anschluss an Reinachs Besprechung des Dekrets der
Athener fiir Hyrkan an die Anekdoten tiber Jeru-
salemer in Athen in Midrasch Echah. — M. Lambert,
Un fragment polémique de Saadia. vielleicht aus
237 NDO, arabischer Text mit Übersetzung. —
3. Poznansky, Quelyues remarques sur une vieille
liste de livres zu Bachers Artikel Revue 39 S. 199 ff. —
Bibliographie: Büchler, Tobiaden und Oniaden, bespr.
v. Th. Reinach. — Davies, Magic, divination and
Demonology among the Hebrews and their neighbours
(u.) Barjeau, L'école exégétique d’Antiochia, bespr.
v. L. Blau. — Bischoff, Krit. Geschichte der Talmud-
Übersetzungen, bespr. v. S. Krauss. — Mélanges
d'histoire et de littérature réligieuses, bespr. v.
P. Hildenfinger. — Horowitz, Psychologie ibn Gabirols,
bespr. v. M. Loewé. — M. Schwab, Répertoire d'ar-
ticles relatifs à l'histoire et la littérature juives,
bespr. v. Isr. Lévi.
April-Juni S. Poznansky, Tanhoum Jerouschalmi
et son commentaire sur le livre de Jonas L
Der Commentar ist von Kokowzow in der Fest-
schrift für Rosen (vgl OLZ I, 141 Art. 6)
ediert. — A. Büchler, I. Du sens des mots mip et
RD mp et y dans le Midrasch. pòp sei
officier palatin, Etymologie unklar, 35 = paganus
in der Bedeutung Privatperson, die nicht in den
Palast komme, % A 7p sei Rückübersetzung von
paganus ohne Rücksicht auf die weiter entwickelte
Bedeutung. 3y stehe statt des aram. XIAP» es
bezeichne einmal auch einen vermögenslosen Mann.
I. Le tabernacle de Sodome. Erklärung einer Stelle
der Pesikta. — Estanislas Aguilo und Steinschneider,
La bibliothèque de Léon Mosconi. Ersterer hat
ausser dem in den beiden letzten Nummern der Revue
besprochenen Inventar der Bibliothek von 1375 ein
solches von 1377 nach Mosconi’s Tod aufgenommenes
gefunden. Auf die Titel der Hss. folgt immer die An-
gabe der Käufer und des Preises von der Hand eines
Notars. Steinschneider transcribiert und erklärt die
Titel der Bücher. — Abr. Danon, La communauté
juive de Salonique du 16. siècle I bespricht u. a.
Organisation, Verwaltung, Amter, Abgaben, Gesetze
und Presszensur in der hauptsächlich aus Spanischen
Flüchtlingen bestehenden Gemeinde. — Notes et
Mélanges: Bacher will Jesaia 30,,, ponny in TAWNA
ändern. Cyn verwendet Jes. auch 3,, und 9.
sonst kommt es nicht vor. — M. Lambert erklärt
Lev. 7.,, era, I Sam. 12,,, 2, Hagai 2,, DINN
statt cm. Daniel 11,, Dyan statt mony als aus
Dittographie verticale entstanden. I Kön. 11,,, will
er statt von lesen: yp.) er griff die Grenze an.
Vgl. mypò I} Kön. 10,,,. Vielleicht sei das Wort
; auch Jes. 7,,, gemeint und > in pyp) zu streichen.
33 Ss (No. 10] ,
I Kon: 6,,, sei zu lesen In) „nn. Die Verba "5
behielten in diesem Capitel häufig "| nach } con-
vers. 7dyn (V. 17) wm (V. 25). II Kön, 6,, statt
w>un |. 10920 vgl. 9,. Die Wurzel y> Ps. 56,,,,
64,,,, 2, und Dan. 6,„,,,s bedeute nach dem Zu-
sammenhange sich vereinigen. — David de Günz-
bourg weist Lamberts Conjecturen zu Gen 2, und
24..4953 U. 5; in der vorigen Nummer der Revue zurück.
miv'yd 127 bedeute nur er gedachte. Die Erwähnung
der Mutter Rebekkas Gen. 24 entspreche der Stellung
der Frauen in der Bibel. — Bacher, Notes sur lea
nouveaux fragments de ben Sira, die Lévi im vorigen
Hefte publizierte, und Antwort Lévi’s, der eine
Kollation der Fragmente des Brit. Mus. (ed. Mar-
goliouth J. Q. R. XIL, 1 ff.) folgen lässt. — David de
Günzbourg, Une citation méconnue dans ADON
OMI giebt einige Bemerkungen zu Müllers Aus-
gabe dieses Textes. — M. Lambert, Le Sefer Hagga-
louy. Das Ende des im vorigen Hefte publizierten
Textes ist identisch mit dem Anfang eines von
Harkavy im 5. Bande seiner Studien und Mitteilungen
p. 156 ff. edierten Fragments, das dieser auch dem
Sefer ha-Galuy zuschreibt. L. giebt Berichtigungen
und vermutet, dass die Fragmente dem in einer alten
Bitcherliste erwähnten 597 ‘OD DEN angehören. —
Isr. Levi, La lettre de ben Meir aux communautés
babyloniennes en réponse de Saadia publiziert ein
Cambridger Genizahfragment, welches einen von
Harkavy |. c. p. 212 ff. edierten Text teilweise er-
gänzt. — Poznansky, La bibliothèque d'un médecin
juif zu Bachers gleichnamigem Artikel in der vorigen
Nummer vermutet, dass die unbekannten Namen nicht
die der Verfasser, sondern der Kaufer seien; dann
erklären sich auch viele der Biichertitel. — Die
Bibliographie enthält einen Überblick über die neu-
hebr. Litteratur der letzten 2 Jahre von N. Slouschz I.
— DIN NEO Sy mann wid) ed. Buber, bespr. v.
Poznansky. — In Actes et conférences: A. Sabatier,
L’apocalypse juive et la philosophie de l'histoire.
Theolog. Litteraturzeitung 1900.
17. R. Koldewey, die hettitische Inschrift ge-
funden in der Königsburg von Babylon, bespr. v.
Jensen'). — H. Guthe, Geschichte des Volkes Israel,
bespr. v. Meinhold. — R. Kittel, die Bücher der
Könige, (u.) O. Happel, das Buch des Propheten
Habackuk, bespr. v. M. Löhr. — C. R. Gregory,
Tw der Evangelien. — H. Pognon, iuscriptions Man-
daites des coupes de Khouabir, bespr. v. M. Lidzbarski.
18. E. Hühn, die messianischen Weissagungen
des israelitisch-jüdischen Volkes II, bespr. v. E.
Schürer.
19. C. Siegfried, Prediger und Hoheslied über-
setzt und erklärt, bespr. von Kraetzschmar. —
D. Völter, die Visionen des Hermas, die Sybille und
Clemens von Rom, (u.) H. A. van Bakel, de Compo-
sitie van den Pastor Hermae, bespr. v. G. Krüger. —
G. Wobbermin, altchristliche liturgische Stücke aus
der Kirche Aegyptens, bespr. v. H. Achelis.
Theologischer Jahresbericht 1900.
XIX. 2. Abteilung. Historische Theologie; die
Litteratur des Jahres 1899. H. Lüdemann, Kirchen-
1) Der wunderbarer Weise in ihr eine Bestätigung
seiner Entzifferung sieht, aber gezwungen ist, seinem
System zu Liebe der Inschrift den Charakter als
Königsinschrift abzusprechen. D. R.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Oktober 1900.]
394
Bene bis zum Nicaenum. — E. Preuschen,
irchengeschichte vom Nicaenum bis zum Mittel-
alter mit Einschluss der byzant.-orient. Litteratur.
Transact. oftheR. Soo. of Edinburgh 1900.
vol. XXXIX part III. W. Thompson, the emblem
of the crab in relation to the sign. Cancer. (Zu
den Darstellungen der Tierformen in der alten
Kunst.
The Westminster Review. 1900.
August. Geo. St. Clair, new light on Egypt.
(Besprechung von O. P. Schmidt, a self-veryfying
chronological history of ancient Egypt.).
Woohenschr. f. klass. Philol. 1900.
35. Mitteilungen: C. F. Lehmann, Xerxes und die
Babylonier
37. R. Koldewey, die Hettitische Inschrift ge-
funden in der Königsburg zu Babylon, bespr. von
J. V. Prášek.
Z. A. T. W. 1900.
II. Ch. Torrey, die Briefe 2 Makk. 1, 1—2, 18,
(T. tritt für die Echtheit der Briefe ein, sucht nach-
zuweisen, dass sie im Jahre 124 v. Chr. und ur-
spriinglich hebräisch geschrieben sind.) — M. Löhr,
Alexandrinus und Sinaiticus zum Buche Tobit (ver-
teidigt seine Ansicht von der Ursprünglichkeit des
alexandrinischen Textes gegen Nestle’s Angriffe in
Septuagintastudien IlI). — E. Baumann, die Ver-
wendbarkeit der Pešita zum Buche Hiob für die
Textkritik. (Schluss). — W. Bacher, zwei Bemer-
kungen. 1. Die persischen Randnotizen zum hebräi-
schen Sirach. 2. 3p9, Schlauch. — Oefele, die
Leberschau Hesekiel BE 26. (Ueber die pneumatische
und hämatische Richtung der Medicin im Altertum.
Mit der Leberschau zu Orakelzwecken bei Hesekiel
wird die gleichfalls zu Orakelzwecken verwandte
Leber aus Terracotta mit Keilinschriften Budge
89—4 — 26, 238 verglichen). — W. Riedel, Miscellen.
1. Die Reihenfolge der Sprüche im Segen Mosis
Deut. 33. (Die Reihenfolge ist geographisch.)
2. Ps. 45, 13 (liest ya statt yma). 3. Ps. 10,
9. 10 (statt des ersten der drei Verben in v. 10
nom wird vorgeschlagen JM, ein Instrument zum
Wild fangen). 4. Baba bathra fol. 14f. 5. MOB
(R. leitet MOH von dem aegyptischen poseh die Erute
ab, leugnet eine semitische Etymologie). 6. MNY2
mw (bedeute nicht „am Ende des Jahres“, son-
dern nach dem assyr. iätu ümi ša Sattu uggi u. a.
im Anfang des Jahres, ebenso Ex. 34, 22 miy MeN).
7. Amos 9, 10 (R. will vokalisieren: 39193 so lange
wir noch leben.) — Nachwort des Herausgebers zu
Lic. W. Riedel's 5. Miscelle mp. (Stade wendet
sich gegen Riedel’s Erklärung im besonderen und
im allgemeinen gegen „die jüngere Generation, die
zu Lösungsversuchen und Methoden zurückkehrt, die
die ältere längst als fehlerhaft und zu nichts führend
erkannt und überwunden hat.“) — J. Kahan, zur
Beleuchtung der „Facta“ Dr. Mandelkerns. (Da die
Redaktion der Z. A. T. W. die Verhandlungen in
der Angelegenheit Kahan-Mandelkern für geschlossen
erklärt, wollen wir hoffen, dass die Herren K. u.
M. keine anständige wissenschaftliche Zeitschrift
mehr für ihre mehr als unerquicklichen Schmähungen
finden werden.). — Bibliographie.
395 I[No. 10.)
2. B. 1900.
2. 3. P. Traeger: Mitteilungen und Funde aus
Albanien (über die Untersuchungen an Albanesen;
das Gräberfeld der Ralaja Dalmaties: Funde der
römischen Periode angehörend, einige auf frühmittel-
alterliche Nachbestattung zurückzuführen) ').
M. Bartels, isländischer Brauch und Volksglaube in-
bezug auf die Nachkommenschaft. (Wichtige Ana-
logien für Orientalisten.) — Fortsetzung des Belk-
schen Berichts über seine Forschungsreise in Armenien.
— H. Brunnhofer, das Alter der Rigveda, nach Mass-
gabe der Acvinau - Hymnen. — G. Schweinfurth, zu
seinem Bega - Artikel im 6. Heft 1899. — Gustav
Oppert, über den Ursprung der Aera Dionysiana und
den Ursprung der Null. — C. F. Lehmann macht
Mitteilungen aus Briefen E. Huntington's über ar-
menische Altertümer. — Derselbe überreicht namens
der Frau A. v. Seidlitz in Tiflis Photographien einer
Gruppe von Trachten der Hauptvölker Transkauk-
asiens. P. Reinecke, über die Ausgrabungen
G. Bonsor’s und anderer Forscher bei Carmona in
Spanien (cf. OLZIIL78 Auszug aus Revue Archéologique).
Zeitschr. f. Assyriologie. 1900.
3.—4. R. Gottheil, a christian Bahira legend
(Übersetzung und Text). — W. Spiegelberg, zu Exodus
I. 16 (Zu der Stelle yayyanı I IM’) bietet die
koptische Übersetzung die Variante „wenn sie zu
dem Gebärstuhl gehen“; in Aegypten ist die Geburt
auf Steinen nachweislich, daher im hebräischen Text.
der Ausdruck „Steine“.) — H. Zimmern, neue Stücke
des Atrahasis-Mythus nachgewiesen (stellt mit K 3399
den von Pinches in Cuneiform Texts vol. VI ver-
öffentlichten sehr unsicheren Text Bu 91— 5—9, 269
zusammen. Transcription und Übersetzung von K
3399.) — A. Merx, die Schlussmassora aus dem
Cairiner Codex vom Jahre 1028. — M. Hartmann,
2
Kleine Mittenungen, 4) A = stidarab. yma. 5) Vulgär-
6) Minnica =
8) Magpıauvn = mir-
10) Kacıoy = qatja.
arabisch budala = schriftar. bulada’.
minnigh. 7) Nga = nijara.
jamin, 9)‘Parrapa = arrusafa.
Ge f
11) whye = sawran. — C. Brockelmann, Beiträge
zur hebräischen und zur aramäischen Grammatik.
(Länge der Vortonvokale; 53m; J vor den Personal-
suffixen; Pluralbildung auf anwätä; syrisch qetal als
qital anzusehen; Ws eas.) — K. Vollers, zur Er-
klärung von jj) Gen. 6, 3. (assyr. dananu.) —
F. v. Oefele, zur assyrischen Medicin und Natur-
wissenschaft. — C. F. Lehmann, aus einem Briefe
an C. Bezold. — W. Hayes Ward, aus einem Briefe
an C. Bezold. — Ira M. Price. the great cylinder
inscriptions A and B of Gudea, bespr. v. H. Zimmern.
G. F. Lehmann, zwei Hauptprob!eme der altorien-
talischen Chronologie, bespr. v. C. P. Tiele.
L. W. King, the letters and inscriptions of Hammurahi,
bespr. v. ©. B.
—
Zeitschr. f. d. neutestam. Wiss. 1900.
3. W. Boussct, die Testamente der zwölf Patriarchen.
II. Composition und Zeit der jüdischen Grundschrift.
1) Sehr verständiger Einspruch gegen die Ueber-
treibung von Gefahren. in der sich moderne
Forschungsreisende gefallen, besonders, wenn sie auf
die Unerfahrenheit der Herren selbst zurückzuführen
sind. (Passt auch für andere Länder! D. R.)
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Oktober 1900.)
396
— H. Achelis, ein gnostisches Grab in der Nekropole
Cassia zu Syrakus. — W. Soltau, zur Entstehung des
1. Evangeliums. — E. Nestle, Miscellen. 2. „Unser
täglich Brot“. (Das griechische &tuovoros, von Luther
durch „täglich“ übersetzt, ist bei dem Cureton’schen
Syrer NIAN, hebräisch Num. 4,7 mynn cmd). —
Preuschen, ein neues Hilfsmittel zum Bibelverständnis.
— Derselbe, Ardaf [V. Esra 9,26 und der Montanismus
Zeitschrift f. hebr. Bibliogr. 1900.
Mai-Juni. Bibliographie, darin! M. Bloch, yy:
myypnn mw. die Institutionen des Judentums,
bespr. von D. Hoffmann. — Johuda Al-Charisi, Tach-
kemoni, herausg. von A. Kaminka, bespr. von B—y.
(Schluss). — S. A. Horodetzky, Hagoren II, bespr. v.
S. Poznansky. — Baneth, Maimunis Neumondberech-
nung [—H, bespr. von Dr. B. Cohn. — M. Stein-
schneider, Christliche Hebraisten (Fortsetzung). —
Simonsen, Abgekürzte hebr. Schriftstellernamen. —
Rezensionen: Jechiel ben Samuel aus Pisa, SNIP ann
ed. Kaufmann, bespr. von Ph. Bloch. — N. Cohn,
Zaraathgesetze der Bibel nach Kitab al-kafi des
Jusuf ibn Salamah, bespr. v. L. Wreschner. — No-
tizen von Steinschneider.
Zeitschr. f. Sozialwissensch. 1900.
7. 8. E. V. Zenker, die Gesellschaft. I Natür-
liche Entwickelungsgeschichte der Gesellschaft, bespr.
v. A. Vierkandt.
Ztschr. f. vergl. Sprchfrsch. d. ind. Spr. 1900.
«. P. Kretschmer, Xerxes und Artaxerxes ‚über
die griechische und lateinische Form der Namen im
Verhältnis zu anderen Sprachen).
Zeitschr. f. wissensch. Theol. 1900.
2. G. Löv, das synchronistische System der Königs-
bücher. — A. Hilgenfeld, noch einmal die Essäer
(Abhandlung im Anschluss an die Untersuchungen
von E. Zeller und E. Schürer) — C. Holsten. die
Ergebnisse der historischen Kritik am neutestament-
lichen Kanon. Zum Abdruck gebracht von O. Herrigel.
— D. G. Linder, die Allegorie in Gal. 4, 21—31.
(L. verwirft die von Lipsius aufgestellte Erklärung
dieser Stelle durch Zahlenallegorie und sucht das
tertium comparationis bei dem Vergleich zwischen
den beiden Binden und den beiden Frauen in der
Bedeutungsähnlichkeit der Namen 97 und 39y, fliehen,
verschwinden). — A. Hilgenfeld, Fr. Loofs gegen E.
Haeckel (gegen die Behauptungen Haeckels, dass die
Auswahl der vier kanonischen Evangelien erst auf
dem Konzil zu Nicäa auf seltsame Weise entstanden
und dass der wahre Vater Jesu der römische Hauptmann
Joseph Pandera als Verführer der Mirjam von Betb-
lehem gewesen sei). — H. P. Chajes, Barrabas (stellt
Bagaggas mit dem talmudischen Eigennamen 293
zusammen, der im Talmud auch öfter in der Bedeu-
tung „großer Mann“ vorkommt). — L. Laue, das
Buch Koheleth und die Interpolationshypothese Sieg-
frieds, bespr. v. C. Siegfried. — E. Kautzsch, die
Apokryphen und Pseudepigraphen des alten Testa-
ments, bespr. v. A. H. — C. Walter, Ioannis Philoponi
libellus de paschate, bespr. v. J. Dräseke. — Ph.
Thielmann, Bericht über das gesamte handschriftl.
Material der lateinischen Übersetzungen bihlischer
Bücher des A. T., bespr. v. A. H.
Verantwortlicher Herausgeber: F E. Preiser, Kouigsberge :. Pr, Schönstr. 13a l,
Verlag u. Expedition Wolf Peiser Veriag, Berlin S., Brandenburgstr. 11,
Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel, Kirchhain N.-L
3. Jahrgang No. ll. 15. November 1900.
Orientalistische
Litteratur-Zeitung.
Herausgegeben
von
F. E. Peiser.
REN SI m
Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11.
James Parker & Co. Oxford, 27 Broad Street.
— Inhalt: ———
Eia offenes Wort. |
W. M. Müller, Ein verstiimmeltes ägvptisches Wort im Hebräischen.
6. Hüsing, Die iranische Keilschrift,
Besprechungen:
Hugo Willrich, Judaica (Schluss.) (Hugo Winckler).
W. Bacher, Ein hevrätsch-persisches Wörterbuch. (Felix Perles).
G. Marg oliouth, Catalogue of the Hebrew and Samaritan Manuscripts in the Br.
Mus. (Moritz Steinsehneider).
Mitteilungen. Aus gelehrten Gesellschaften. Personalien. Zeitschriftenschau.
Druckfehlerverbesserung.
Bei der Redaktion eingegangene Schriften.
*Samuele Giamil, Monte Singar, storia di un populo ignoto (talo? » {Maja} testo siro-caldeo e traduzione
italiana. Roma, E. Loescher & Co., 1900.
*Oarl Wied, Praktisches Lehrbuch der nengriechischen Volkssprache (Bibliothek der Sprachenkunde). Wien,
A. Hartleben’s Verlag.
*Revue Sémitique. Oktober 1900.
The American Journal of Philology XXI 2.
Adolf Schulten, die Mosaikkarte von Madaba und ihr Verhältnis zu den ältesten Karten und Beschreibungen
des heiligen Landes. (Abhdig. d. k. tt. d. W. z. Göttingen. Phil.-Hist. Kl, neue Folge IV,.)
Berlin. Weidmann'sche B. 1900. 10 Mark.
Hugo Makas, kurdische Studien. (Materialien zu einer Geschichte der Sprachen und Litteraturen des
vorderen Orients, herausgeg. v. Martiv Hartmann, Heft 1.) Heidelberg. Carl Winter's Univ.-
buchhalg. 1900. 4 Mk.
Heinrich Loewe, Zur Kunde von den Juden im Kaukasus aus zwei alten dentschen Zeitungen. Char-
lotteuburg 1900.
*) Bereits zur Besprechung ausgegeben.
EEE eta eae geben Er a — [m
Verantwortlicher Herausgeber: F. bk. Peiser, Konigsberg in Pr., Schenstrasse 18a [.
Verlag und Tvpedition, Wolf Peier Verlag, Berlin S, Draudenburgstr. ni
Druck von Max Schmersow vorn. Zabn & Baendel, Kirchhain N.-D.
Orientalistische
Litteratur-Zeitung.
Herausgegeben
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F. E. Peiser.
Erscheint
am 15. jedes Monats.
Berlin.
Wolf Peiser Verlag.
Abonnementspreis
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‚ Bestellungen nehmen entgegen: die Verlagsbuchhandlung, Berlin S., Brandenburgstr. 11, sowie alle Buch-
handlungen und Postämter (unter Nummer 5949). — Inserate die zweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei
Wiederholungen und grösseren Anzeigen Ermässigung.
3. Jahrgang.
15. November 1900.
Mi
Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender
Adresse erbeten: Redaktion der 0. L. Z., Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11.1.
Ein offenes Wort.
Der Vossischen Zeitung vom 29./10. ent-
nehme ich folgende Notiz:
„Breslauer Zeitungen zufolge ist an
Stelle des als Ordinarius nach der Uni-
versität Leipzig zurückberufenen ausser-
ordentlichen Professors Dr. Zimmern-
Breslau Dr. Karl Bockelmann!), zur
Zeit in Berlin, als ausserordentlicher
Professor an die Universität Breslau
berufen worden“.
Sollte sich die Berufung des gelehrten
Lectors am orientalischen Seminar bestätigen,
so kann ihm und Breslau nur Glück gewünscht
werden; soweit sich die Notiz mit der Be-
rufung beschäftigt, bietet sie keinen Anlass zu
weiterer Behandlung. Nur die Bemerkung,
dass er an Stelle Zimmern’s berufen sei,
erweckt begründete Bedenken; denn dass
Brockelmann das Fach Zimmerns und dessen
Vorgängers Delitzsch nicht ausfüllen kann,
weiss er gewiss ebenso gut, wie alle andern
Fachgenossen. Ich glaube daher, dassBrockel-
mann s Professur als Ersatzprofessur für
den, wie es heisst, vielfach kränklichen
Fränkel gedacht ist; und dann wäre sie durch-
1) Das Fehlen des r in der angegebenen Notiz
beruht wohl auf einem Druckfehler.
aus am Platze. Wenn aber so eifrig für die
Vertretung des Arabischen und Syrischen
gesorgt wird, dann sollte doch bald auch die
Lücke ausgefüllt werden, welche durch den
Fortgang Zimmerns gerissen ist. Assyriologie
und Geschichte des vordern Orients bilden
nun einmal jetzt ein Fach, das in vielen
Beziehungen die Arabistik an einschneiden-
der Wichtigkeit übertrifft, so sehr sich ein-
zelne Arabisten als beati possidentes auch
sträuben mögen, das anzuerkennen. Und wo
einmal an einer Universität beide Fächer ver-
treten waren, da wird das Kultusministerium
schwerlich eine einseitige Berufung zulassen,
die eines der Fächer vom regelrechten Lehr-
plan ausschliesst. Sollte doch eher dahin ge-
strebt werden, dass möglichst an jeder Uni-
versität ein Ordinarius und ein Extrordinarius
sich in die beiden in Frage stehenden
Fächer teilen. Allerdings soll es merkwür-
dige Fakultäten geben, die aus persönlichen
Rücksichten den wohlwollenden und ver-
ständigen Intentionen des Kultusministeriums
entgegen arbeiten; wenn es solche giebt, so
schaden diese sich selbst und der Wissen-
schaft; das erstere könnte dem Draussen-
399 No. 11.|
stehenden ja gleichgiltig oder selbst erwünscht
sein, denn eine Körperschaft, die auf ihre
alten Privilegien mit Recht so stolz ist wie
die deutschen Universitäten, wird nur durch
empfindliche Schädigungen modernen For-
derungen in Bezug auf die Behandlung der
nicht zum Kreis der Ordinarien gehörigen
Dozenten geneigter werden. Der Schaden
freilich, den die Wissenschaft davonträgt, der
wirkt auf unser ganzes Fach deprimierend;
und deshalb muss gegen eine Auffassung
Protest erhoben werden, welche mit harm-
loser Verschiebung der den Fachgenossen
bekannten Thatsachen dem allgemeinen Publi-
kum ein x für ein u zu machen geeignet ist.
Da ich Brockelmann als einen Ehrenmann
kenne, so ist es für mich ausgeschlossen,
dass er mit der Fassung der Notiz etwas
zu thun hat. Es wäre mir aber wichtig und
interessant zu erfahren, von wem sie aus-
geht und wem sie ihre Fassung verdankt.
F. E. Peiser.
Ein verstümmeltes ägyptisches Wort im
Hebräischen.
Von W. Max Müller.
2. Kön. 9, 30 wird als erste Handlung der
stolzen Isebel, welche sich zum Tod schmückt,
berichtet: Try 752 Cwm. Der Sinn im all-
gemeinen „sie legte Augenschminke auf“ ist
natürlich klar, aber im einzelnen ist der Aus-
druck ganz kurios. Wörtlich übersetzt ist er
ja unsinnig. Sie legt doch den Kuhl in die
Augen, nicht die Augen in die Schminke.
Als komische Hyperbel wird man ihn gewiss
nicht verstehen wollen.
Der Urtext wird gehabt haben: *rron
„und sie schminkte*. Auf irgend eine Weise
(etwa durch die abkürzende Schreibung
*DNDN, mit Weglassung des Pronominalpräfixes,
auf welche so viele im Präfix schwankende
Formen der Bibel weisen?) wurde daraus
*oor. Es könnte auch DON als erste Ver-
derbnis anzunehmen sein!). Der entschei-
') Verwechselung von pm und Y in der Schrift
vel. als schönsten Beleg Gen. 4, 20—22, wo der
Schriftsteller im unklaren ist, ob er den Patriarchen-
namen 55), 5D} oder 5057 (pP ist erklärender Zu-
satz!) lesen soll. Zugunsten jeder Lesung ist eine
Etymologie angeführt, nach der der Betretiende etwas
neues erfunden haben könnte. In jenen Erfindungen
liegt also keine Volkssage vor, sondern grübelnde und
konjizierende Philologie der interessantesten Art.
|
a ean ne {a mn nn fa ac am
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. jNovember 1900.) 409
dende Schritt zur Unkenntlichmachung war
dann gethan, als man für das vermeintlich
unorthographische D ein g setzte.
Das Wort Stibium hat eine sehr inter-
essante und keineswegs einfache Geschichte.
In Aegypten kommt sdm seit uralter Zeit vor,
als Verbalstamm Pyr. Unas 165 z. B. Die Sub-
stantivform ist sdm oder sdmt. Letzteres
mag vielfach nur eine abkürzende Schreibung
für msdmt sein. (Mszmt mit z schreibt nur
das mittlere Reich gelegentlich, Hat-Nubt,
vgl. Berscheh II, 46; Beni-Hasan I, pl. 30
u. 38). Die beliebte Schreibung smd(t) !) könnte
man für eine Umstellung bloss zu Gunsten
der Kalligraphie halten; vgl. die Verwendung
des Zeichens sdm, R. trav. 16, 125, Harris
500, 7, 4, L. D. UI, 114 ete. Demotisch
schreibt man aber wirklich smt, gn. 16, 27,
gn. Lond. 4, 24, für das Verb „die Augen
schminken“, während das Nomen stem ist
(gn. rev. 2, 10), kopt. €C@HM, CTHM, griech.
orıum, oupi?) wovon orıßıloum (so LXX
oben) abgeleitet wird. So ganz klar ist also
die Entwicklung nicht. Das von Blau (vgl.
Fränkel, Lehnw. 153) schon verglichene
arabische itmid, utmud (schon bei Tarafa),
Wismuth bestätigt zunächst die Existenz der
Form smd. Wegen des nach der Minäer-
inschrift von Gizeh für das Aegyptische be-
sonders charakteristischen & und nach der
Vokalisation wird es wohl eine Entlehnung
aus dem Aegyptischen sein, die vielleicht
noch über die Ptolemäerzeit zurückreicht
(vgl. das d??). Die Entlehnung scheint direkt
(durch Seefahrer?) erfolgt.
Die Hoffnung, dass die ostafrikanischen
Sprachen uns Aufklärung verschaften, ist
nämlich trügerisch; sie scheinen samt und
sonders ihre Wörter erst aus dem semitischen
Kuhl gebildet zu haben?). Das ist sehr merk-
würdig. Wir erfahren doch aus Strabo, dassalle
Trogodyten Augenschminke auflegten. Durch
sie, sollten wir also erwarten, müsste das
ägyptische Wort nach Arabien gewandert sein.
Da ihr Land (Punt) öfter als Heimat der
Augenschminke!) genannt wird (Berscheh I.
1) Vgl. die Varianten bei Dümichen, Patuamenap
I, 20, weiterhin auch R. trav, 18, 14. Abyd. I, 44,
Louvre C 34 ete.
?) Das weist wohl auf ein älteres unterägyptisches
Feminin sdémiit). Das Wort scheint im Griechischen
häufig seit 450 v. Chr., aber nicht älter.
») Für die Hamiten sind sie von Reinisch, Wörter-
buch der Bedanyesprache 20 zusammengestellt. Ich
gestehe, dass mir beim Bedauye (Verbalstamm or)
die Möglichkeit einer anderen Abteilung nicht unbe-
dingt abzuweisen scheint.
4) Schwefelblei. Das Antimon scheint erst später
in Aegypten aufgekommen zu sein. War es (nach
itmid) bei den Semiten etwas anderes?
401 [No. 11
l., Deir el Bahri 74; 78), so läge es nahe,
das Wort als durch die Aegypter in urältester
Zeit von ihnen entlehnt anzusehen. Indessen
haben die Trogodyten wohl nur einen uralten,
einst allen Hamiten gemeinsamen Brauch
länger bewahrt als die Aegypter, ebenso wie
bei der Haartracht ete. Andererseits liesse
sich das seltsame Schwanken der Form im
Aegyptischen am besten erklären, wenn es
dort Lehnwort wäre.
Alle diese Unsicherheiten berühren wohl
das im Hebräischen emendierte Wort nicht,
welches nicht gut anders als *DND lauten kann,
mit der späten Ausprache des Dentals.
Die iranische Keilschrift. ®
Von G. Hüsing.
In den M. V. A. G. 1900 N. 2 hat Peiser
einen neuen Versuch gemacht, die Entsteliung
der iranischen Keilschriftzeichen zu erklären.
So wenigstens stellt sich die Frage für den
Iranisten, Peiser selbst will nur einen Ver-
gleich anstellen zwischen der iranischen Keil-
schrift und einer von ihm postulierten Kurz-
schrift. Sein Ergebnis, dass die iranische
Keilschrift aus dieser Kurzschrift durch Um-
setzung der Striche in Keile entstanden sein
möge, wagt er nur als schüchterne Vermutung
auszusprechen.
Erweist sich dieselbe nun auch nicht als
stichhaltig, und zwar schon darum nicht,
weil die syllabischen Werte der iranischen
Zeichen nicht berücksichtigt sind'), so hat
Peiser doch zweifellos recht, weun er einmal
auf die vorauszusetzenden Beziehungen der
iranischen Keilschrift zur damaligen Kurz-
schrift aufmerksam macht, andererseits die
Möglichkeit bezweifelt, die iranische Keil-
schrift aus der elamischen abzuleiten,
Und doch möchte ich, allerdings in ganz
anderem Sinne, annehmen, dass ein elamisches
Syllabar die Grundlage für das iranische ge-
wesen sei.
Die achamanidischen Zeichen der ersten
Kolumne aus denen der zweiten abzuleiten,
ist unmöglich. Erst wenn man auf die älteren
elamischen Zeichen zurückgeht, reicht die
Ähnlichkeit zu einem Vergleiche aus. Aber
diese älteren Zeichen decken sich fast mit
den babylonischen, sodass mit dieser Ahn-
lichkeit nichts gewonnen wird.
Nun hat man neuerdings — wieder ohne
Berücksichtigung der syllabischen Werte —
die iranische Keilschrift für ganz jung aus-
t) So wird das iran. da mit dem di der Kurzschrift
verglichen, At mit `a», du mit te. i mit ja, ka mit ki,
ni (oder na) mit nu, di mit te.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUN G.
[November 1900.) 402
ee u nn nn
geben wollen. Es würde hier zu weit führen,
die für diese Ansicht in’s Treffen geführten
Gründe zu widerlegen. Nur die neueste
Stütze dafür wollen wir wegreissen: es ist
ganz unerweisbar, dass im Elamischen tip-
pime nur Schrift bedeuten könnte. Wahr-
scheinlich bedeutet tippi sowohl Schrift wie
Inschrift, tippime etwa Schriftstück.
Da ich eine Arbeit über die iranische
Keilschrift wegen der ungewöhnlichen Ver-
zwicktheit der in Betracht kommenden Fragen
bereits seit drei Jahren zurückgehalten habe,
die ich nun doch zu veröffentlichen gedenke,
glaube ich hier auf die Frage nach dem
Alter der iranischen Keilschrift wie auf das
folgende nicht näher eingehen zu sollen und
will nur in kurzen Zügen andeuten, was
mir jetzt als das Wabhrscheinlichste sich
aufdrängt.
Die Iranier entlehnten im Anfange des
7. Jahrhunderts eine in den Gebieten von
Ellip, Harhar usw. gebräuchliche Keilschrift,
die ich als nordelamische bezeichnen möchte.
Diese Schrift stand teils unter elamischem,
teils unter assyrischem Einflusse und führt
auf die Gudea-Zeichen zurück. Zur Zeit
Asurachiddins äusserte sie ihren Einfluss
auf die assyrische Schrift, mit deren Ent-
wickelung sie wohl stets in gewissem Zu-
sammenhange geblieben war.
Aus dieser Schrift schufen die Madai eine
neue, ihrer Sprache angepasste, indem sie
vielleicht von Anfang an die zulässige Zahl
der Keile zurücksetzten und die Durch-
kreuzung der Keile vermieden. Sie nahmen
ungefähr folgende Zeichen herüber: ka, sv,
ku, ga, gi, gu, ta, ti, tu, da, di, du, pa, ba,
na, ni, nu, ma, nu, mu, ha, hi, hu, ra, ri, ru.
Ausserdem Zeichen für h, p, f, s, Š, £, j, va
und ww, sowie ein tir- Zeichen für tr. Die
Vokale wurden, unter dem Einflusse der
Kurzschrift, durch ein Alef ausgedrückt
und der Einzelvokal bei diesem so wenig
unterschieden, wie bei den Spiranten. Die
Missverständlichkeit der Schreibung bei den
Spiranten drängte zur Einführung von Vokal-
zeichen. So verwendete man das Alef fiir
a, das hu für u (zugleich aber auch fiir hw
mit Vokal). Dadurch wurden die vokal-
haltigen Zeichen allmählich überflüssig: der
kurze Vokal blieb überall, auch bei den
Spiranten, unausgedrückt, der lange ward
durch das Vokalzeichen geschrieben. Damit
begannen die vokalhaltigen Zeichen auf die
Stufe der vokallosen zu sinken. Nur im
Anlaute hielt sich Alef für kurzes a, ent-
sprechend wurden nun aber auch ¿ und u
| anlautend gebraucht.
403 {No. 11,
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[November 1900.) 404
Die Parsua brachten ihre Schreibkunst
nach Anéan und Fars. Ihre Sprache wich
von der der Madai ab, war ihr aber sehr
ähnlich. Dadurch erhielten manche Zeichen
neue Lautwerte neben den alten. Das schuf
eine Verwirrung der Rechtschreibung. Man
übernahm einzelne Wörter aus der vorbild-
lichen ,Schriftsprache* (der Madai) und
schrieb sie teils nach altem Brauche, teils
„lautrecht“. Das Ergebnis war, dass man
gewisse Laute mit 2 Zeichen schreiben und
wiederum mit einem Zeichen 2 Laute aus-
drücken konnte. Auf dieser Stufe steht die
Schreibung in den uns erhaltenen Texten.
Ich habe das Vorstehende vorzubringen
gewagt, obwohl ich voraussetzen muss, dass
es manchem einen sehr „wilden“ Eindruck
machen werde. Es ist das kurzgefasste,
ungefähre Ergebnis eingehenderer Studien,
das ich einstweilen ohne Begründung vor-
lege, einerseits als Antwort auf die von Peiser
aufgeworfene Frage, andererseits als Hinweis
auf eine bisher nicht berücksichtigte Möglich-
keit, die ich in absehbarer Zeit hoffe zu einer
Wahrscheinlichkeit machen zu Können !).
Bespreehungen.
Dr. Hugo Willrich, Privatdozent der Geschichte
in Göttingen, Judaica, Forschungen zur helle-
nistisch - jüdischen Geschichte und Litteratur.
Göttingen, Vandenhoeck und Ruprecht. 1900. XI
und 184. 8°.
(Schluss).
Wo man durch eine Überlieferung hin-
durch gegangene Urkunden hatte, ist die
moderne Forschung skeptisch gewesen, und
hat die Esra- und Nehemia-Dokumente so
beurteilt, wie die der hellenistischen Zeit.
Dass wir aber auch vor Originalen keine
allzugrosse Ehrfurcht zu empfinden brauchen,
wenn sie aus einer unverhältnismässig späteren
Zeit als der ihrer angeblichen Abfassung
stammen, zeigt ein weiteres Beispiel. Da
noch niemand an der Echtheit der Urkunde
gezweifelt hat, so ist es wohl angezeigt, ein-
mal die Bedenken zusammen zu stellen, die
jedem sofort kommen, der orientalische
Dokumente kennt. Es ist die berühmte
Gadatasinschrift.
t) Vorstehenden Artikel hatte ich bisher nochmals
zurückgehalten. Eine Bemerkung in L. H. Grays
Indo-Irunian-Studies (American Journal of Philology,
XXI 1) zeigt mir jedoch, dass das Missverständnis
immer noch möglich war, als ob ich mit erstarrten
Schreibungen nicht gerechnet hätte ich leugne
durchaus kein Nacheinander ausser dem Neben-
einander. G. Hüsing.
= = a a a la Ne te at en A i
Sr ae eR i “cern Hea ness iain" ene È,
Den Text s. bei Dittenberger, Sylloge I? No. 2.
Baothevs factheew Hapsıos ò ‘Yoraozew Tadaraı
duviw rade eyer tuvPavouat OE Tow UWV Enitaypatun
ot xata narta nedapyeıv. dts ev yao inv EUV EXTOVEIS
yny rovs nepav Evgeatov xagmors éni ta xarw rs dovas
peen xKaTagrTEVUW Eraww ony TeOTEOLY xai dla tarta
got x8108T01 usyaln gagis Eu Baothews vixw. ore de nv
inep eow pov diaso ayanılas vow ovr un ueta-
Balouevw negar ndıznusvov Druov. gvtoveyors yag
segovs “Anodhuvos pogov Engacoss xai ywoay oxaTaverery
peBrhov emestacoes ayvoow uuw npoyorum ss tov MEov
vovv, ós Hegoais sine (abgebrochen).
Bemerkungen: Die Inschrift stammt ans dem
Gebiete von Magnesia und ist in römischer Kaiserzeit
aufgestellt worden, wie man annimmt. als Erneuerung
der alten Urkunde. Dabei soll sie allerdings aus
dem vorauszusetzenden ionischen in den attischen
Dialekt umgeschrieben sein. ‚Zugleich müssten dann
freilich allerhand andere Änderungen mit unter-
gelaufen sein, denn:
Jdapsıos ò Yoraosıew sagen zwar die Griechen
ständig, kein orientalischer König nennt aber in
seinen Briefen und Befehlen je seine Genealogie, und
zwar thut er das ebenso wenig wie irgend ein anderer
Monarch. Der einfache Name imit Titel) wird
auch nur in Briefen an Gleichgestellte gesetzt, in
Verfügungen an Beamte und Untergebene steht ein-
fach: Befehl des Königs, denn Duäratta schreibt
an Nimmuria, seinen Bruder. also als Mensch,
der König schreibt an seinen Diener. in seiner
König seigenschaft.
I dere doviw: Wenn ein König, ein orientalischer
oder ein anderer, an seinen Beamten schreibt, so
benennt er ihn mit seinem Amtstitel, aber nicht nach
der naiven Vorstellung des Griechentums als seinen
Sklaven.
nepavy Evgeatov. Nach persischer Ausdrucksweise
ist das Syrien. hier ist aber offenbar osteuphra-
tensisch gemeint, mit einer Wendung. die von der
alten Provinzbezeichnung ıbir nari, 17) 509, Keine
Ahnung mebr hat. Denn dass syrische Früchte in
Kleinasien eingeführt werden, ist doch wohl nicht
gemeint. hier besteht schwerlich ein Unterschied der
Flora. Es handelt sich offenbar um mesopotamisch-
babylonische. Auch wäre Syrien und 7 xatw ‘foe
kein Gegensatz, denn Syrien gehört dazu. 7% avw
‘dora liegt auf dem linken Euphratufer (vgl. z B.
l. Makk. 3, 37: xaı dismepgaosv tow Eipparnv motauov
xat ÖLENOPEVETO Tas ETAYW Wpas).
éuwy agoyovwy: das kann man allerdings auf die
griechische Übersetzung schieben, Darius hätte aber
Ursache gehabt lieber nicht von diesen zu sprechen.
de IIspoaıs eine: dass wir dieses Gegenstück zum
Nanaorakel nicht haben, ist schade. Dergleichen
konnte man freilich jeder Zeit vom Gotte haben.
Die komisch ungeschickte Ausdrucksweise des
Ganzen den Übersetzern aus dem Persischen schuld
zu geben, ist natürlich sehr einfach. Eine ent-
sprechende Ausdrucksweise würde man aber vergebens
in analogen Urkunden suchen. Übrigens halte ich
nicht Persisch, sondern Aramäisch für die Sprache, in
der Darius mit den Kleinasiaten verkehrte, denn sein
Persisch in der Behistuninschrift ist ad hoc zurecht
gemacht.
Schliesslich aber ist die ganze Urkunde ein Wider-
spruch in aich: Ein Befehl des Königs an seinen.
den königlichen. Beamten kommt nicht ins
Tempelarchiv. Wenn der Landrat seine Befugnisse
gegenüber einer nichtfiskalischen Person oder Sache
überschritten hat. so wird eine ihm zu Teil ge-
wordene Nase doch nicht im Kreisblatte veröffentlicht.
Der von ilm Benachteiligte erhält höchstens seiner-
405 [No. 11.]
seits eine an ihn gerichtete Zuschrift, welche ihn
benachrichtigt, dass seine Vergewaltigung aufhören
werde. Eine solche hätten die wackeren Priester
aufzeigen sollen.
Man sieht, das Vorweisen von Urkunden
ist keine jüdische Eigentümlichkeit, das Ver-
` fahren war alt, älter als die Juden selbst.
Aus Willrichs Ausführungen hebe ich noch
einiges hervor. S. 55: Ich glaube nicht, dass-
der Hohepriester für die Steuererhebung ver-
antwortlich war. Wenigstens unter den
Persern war das seit Nehemia der Statthalter,
der Hohepriester war seit der Zeit kein
politischer Beamter mehr. Das Zeugnis
von 1. u. 2. Makk. und der Tobiadenlegende
kann natürlich nichts beweisen, denn es steht
unter nachmakkabäischer Anschauung. Ich
glaube, dass erst durch die Makkabäer hierin
eine Änderung eingetreten ist. Der Vergleich
von Seleuciden- und Ptolemäerreich inbezug
auf das Steuerwesen ist nicht zulässig. Ersteres
ist ein aus heterogenen Staaten (Provinzen)
zusammengesetztes Reich, dieses ein einheit-
licher Staat. Die einzelnen Seleucidenpro-
vinzen müssen notgedrungen verschieden-
artige Steuererhebung gehabt haben, die je
nach ihrer Art auf die einheimische Weise
ausgeführt wurde. Die oberste Verwaltung
hatte aber immer ein königlicher Beamter.
Das Gegenteil ist nur in Tributärstaaten
der Fall. Ein solcher hatte Juda wieder
unter Kyros und Darius werden sollen, dieses
Vorrecht aber durch den Aufstand vor
Darius 20 wieder verwirkt.
Dass Rom kein Bündnis, sondern nur eine
amicitia mit den Juden schloss (S. 64), ist
einleuchtend. Auch der Nachweis, dass das
nicht unter Judas und Jonathan, sondern erst
während der zweiten Herrschaft Demetrios’ II.
um 128 geschah, kann nach dem vorliegenden
Material nur als gelungen angesehen werden.
Wir haben eine Anspielung darauf bei
Sacharja 10, 10 erhalten, wo ich fasse:
Und ich will sie zurückführen aus Ägypten und
aus Assur sie sammeln etc. Und über das Meer wird
kommen ein Bote und niederschlagen alle (Über-
muts)wogen des Nil und niederdrücken den Hochmut
Assurs.
Zur Erklärung: Sy L sy, worüber man (Dan.
u. Nu.) Forsch. II S 421 ff. vgl. — Das zweite ma
ist zu streichen, pbs und posay sind Glosse und
Variante zu pyyn und non. — |. "ssn Hiph. —
etc. Kar) ist Glosse.
Der Ausspruch geh auf eine Zeit, wo man Hilfe
durch eine (römische) Gesandtschaft erwartete,
deatlich wird dabei auf den Ausspruch bei Daniel
und in den Bileamsprüchen angespielt. Diese Hilfe
soll aber in gleicher Weise gegen Syrien wie gegen
Agypten kommen, das passt gerade auf die zweite
Regierung Demetrios’ Il. und dessen Kämpfe mit
Physkon. Damals stand Hyrkan zwischen beiden
Feuern und hoffte also mit römischer Hilfe beiden
zu entgehen. Wenn man an die Beziehungen zu
ORLENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [November 1900.] 406
Rom schon unter Jonathan glaubt, so könnte man
allerdings auch an die Sachlage von 1. Makk. 10,
51 ff. denken, und hier die Stimme eines Unabhängig-
keitsfanatikers finden. Allein das erstere scheint
vorzuziehen.
Sehr beachtenswert ist der Nachweis, dass
die Biindnisurkunde 1. Makk. 8, 22—28 aus
der Zeit des aeyseoeve Juda=Aristobul I. und
des otgatyyos Simon=Antigonos, Sohn Hyr-
kans I., stammt (S. 71—74). Richtig wird die
Städteliste 1. M. 15, 27ff. als Reiseroute der
Gesandten erklärt (S. 76). Dass aber ib. 21
(!) die Römer nicht von Aoıuos (sc. av Powzo+)
reden sollen, leuchtet mir nicht ein. Ich
würde ein römisches nefarii als Prototyp vor-
aussetzen.
Über die Spartanerbriefe braucht nun
wohl nicht mehr disputiert zu werden, das
Urteil W.’s unterschreibt man gern (S. 80).
Über die Entstehung der ganzen Legende
habe ich einen Vorschlag in den „For-
schungen“. Sie bildet ein Gegenstück zu Salo-
mos Herrschaft bis an den Euphrat.
Kap. III: „Hekataios von Abdera und die
jüdischen Litteraten“. Zunächst wird erfolg-
reich aufs neue die „Unechtheit“ der Pseudo-
Hekataios-Stücke bei Josephus und Aristeas
gegen neuere Rettungsversuche festgestellt
und ihr Gegensatz zu dem echten Hekataios
(Diod. 40, 3) richtig gekennzeichnet. Im
Anschluss daran wird die zeitliche Bestim-
mung der „Fälschung“ und die im engen
Zusammenhang damit stehende des Aristeas-
briefes versucht. W. kommt zum Ergebnis, dass
beide in die Zeit nach 33 n. Chr.. der Ver-
folgung unter Claudius-Caligula, gehören und
sich gegen die von Apion vertretenen Be-
strebungen richten. Seine Beweise sind
durchweg schwerwiegend, in der Beurteilung
des geschichtlichen Kernes und der Ent-
stehung einzelner dabeibesprochenerLegenden
weiche ich in der schon oben gekennzeich-
neten Weise von ihm ab. So über die
Bagoaslegende (S. 102 ff.), und die Art, wie
(S. 107) Ereignisse der Ptolemäerzeit benutzt
werden, um die Entstehung der Legenden
über angebliche ältere jüdische Ansiedlungen
zu erklären. Speziell im letzteren Falle
glaube ich der freien Erfindung ein grösseres
Feld einräumen zu sollen. Man muss den
Braven, wenn nicht zu viel Gewissenhaftig-
keit, so doch in diesem Falle wohl nicht zu
viel Wissen zutrauen.
Fein ist die Beobachtung, dass die Frage
bei Aristeas, als es gut für ein Volk sei &£
idtwrov Baotden zu erhalten, auf Herodes zu
gehen scheint, für den dieselbe Frage bei
Josephus (14, 403; 15, 17) berührt werde.
Freilich ist schliesslich nicht ausgeschlossen,
407 iNo. 11.]
dass sie auch ohne eine bestimmte An-
spielung gestellt ist. So sehr fern liegend
ist sie schliesslich keiner Zeit.
Die Weise wie bei Aristeas von den As-
kalon, Joppe, Gaza und Ptolemais als vier
Häfen für das Land gesprochen wird, scheint
mir richtig als nur aus der Römerzeit er-
klärbar angenommen zu werden (S. 125).
Die dafür beigebrachten Gründe dürften ge-
nügen, wenngleich der eine wegfällt (S. 123).
Der Widerspruch mit Simons Thaten besteht
nicht in dem Masse, wie es W. annimmt, denn
die Stelle 1. Makk. 14, 5 besagt nichts über
die Erwerbung von Jaffa und dessen Er-
schliessung für die „Inseln des Meeres“.
Zunächst würde ich keinen Anstoss an diesem
letzteron Ausdruck nehmen, denn wenn ibn Daniel
noch gebraucht, konnte oder musste ihn ein
hebräisch schreibender Autor auch noch anwenden.
wenngleich er für seine Zeit veraltet war. Das war
er auch schon für die Antiochuszeit. Aber das kommt
nicht in betracht, denn hier ist gar nicht von den
„Inseln des Meeres“ in dem Sinne von Griechenland-
Italien die Rede oder ist nicht die Rede gewesen:
sAaßev tyy ‘lonny sis Auueva xarı inotnoev sisodov tors
ynooıs ths Badaoone d. h. hebräisch etwa
DYN nimm Wyn nnd nD AN mon
Die erste Hälfte des Verses lässt keinen Zweifel
darüber, dass die Nachricht bedeutet: „er erhob (=
baute aus, mp» = assyr. gabätu!) Jaffa zum Hafen“,
und das folgende &noınoev bestätigt das. denn es
will ebenfalls eine Bauthätigkeit bezeichnen.
Simon hat eine Einfahrt in den bekanntlich durch
Klippen unzugänglichen Hafen von Jaffa eröffnet.
Wenn man also die Lesart »noo:ıs beibehalten will,
so ist wohl anzunehmen, dass die ursprüngliche Les-
art einfach DOWN (oder pyys) war, statt DIT N.
Erwägenswerter als bei der alten Auffassung wird
aber jetzt die Lesart der drei Lucianhandschriften
und des Syrers: vavo!
Cap. IV: „Jason von Kyrene und das
2. Makkabäerbuch“. Auch bei diesen Aus-
führungen kann ich scharfe Beobachtungen
und eine im Ganzen richtige Beurteilung der
besprochenen Litteraturgattung anerkennen,
in einzelnen Punkten bin ich aber wieder
abweichender Meinung, die im wesentlichen
gleichfalls auf die besprochene Verschiedenheit
der Voraussetzungen zurückgeht. „Uber den
Charakter des 2. Makkabäerbuchs sind die
Gelehrten im grossen und ganzen heute wohl
einig; man sieht in ihm nicht mehr ein Ge-
schichtswerk, sondern eine zu ganz be-
stimmtem Zweck verfasste Tendenzschrift“.
Ja, — aber das sind alle biblischen Bücher,
die wir als „historische“ bezeichnen. „Frag-
lich ist es dagegen, wie weit die Quelle...
Jason von Kyrene als zuverlässig gelten darf“.
W. führt nun aus: Jason kennt 1. Makkab,,
„dies beste jüdische Geschichtsbuch* nicht
(S. 135). Seine historische Quelle ist Polybios
und diesen hat er ausgeschmückt aufgrund
der auch von Josephus benutzten Urkunden-
en es M
nn nn in mn nn aa
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [November 1900.) 408
sammlung (S. 140). Das dritte Makkabäer-
buch ist ihm bekannt gewesen (S. 165) und
das vierte ist die Vorlage der im 2. auf-
genommenen Legende vom Märtyrertode
Eleazars und der sieben Brüder (S. 167).
Die Urquelle des arabischen Makkabäerbuchs
und des Gorioniden Josippus hängt von Jason
ab (S. 170). Demnach wird auch Jason eine
Geschichte der ganzen Makkabäerdynastie
gegeben haben. Diese „begreift man am besten
in der Zeit der Herodeer“ (S. 173).
Hier sind zwei Fragen scharf getrennt zu
halten: die der litterarischen Zusammenhänge
und die der historischen Glaubwürdigkeit von
2.M. Allerdings fällt diese letztere völlig weg,
wenn W.’s Ableitung in allen Punkten richtig
ist, aber von seiner Beantwortung der ersteren
kann doch vieles bestehen bleiben, selbst
wenn seine Beweise, welche den geschicht-
lichen Wert völlig ausschliessen, nicht zu-
treffen.
Ich habe bereits einmal angedeutet, dass
das Verhältuis von 1. M. zu 2. M. meines
Erachtens analog dem von Könige zu Chro-
nica zu beurteilen ist (OLZ. 1900, 92). Eben-
so wie man dort sich durch die falsche Ab-
leitung der letzteren aus den ersteren die
richtige Beurteilung des wenigen brauch-
baren Materiales unmöglich gemacht hat, so
muss das hier der Fall sein. 2. M. hat
allerdings 1. M. nicht gekannt, d. h. nicht
unser 1. M., wohl aber dessen Quelle oder
auch, was vorläufig auf dasselbe hinausläuft,
eine andere Bearbeitung dieser Quelle als sie
1. M. darstellt. Das ist nämlich ein weiterer
Fehler bei der gangbaren Betrachtungsweise,
dass man die Begriffe von Schriftstellerei und
Quellenbenutzung, wie sie das klassische Alter-
tum entwickelt hat, auf den Orient anwendet.
Erzeugnisse solcher Kunst haben wir dort
nicht. Alle „geschichtlichen“ Bücher sind
in ihrer jetzigen Gestalt Sammelsurien, die
durch wiederholtes Ausziehen von älteren
Quellen und Hineintragen des jeweiligen
Wissens des Abschreibers entstanden sind.
Nicht ein Werk schreiben, war Absicht eines
orientalischen Schreibers, sondern ein Buch
über den betreffenden Gegenstand für seinen
eigenen Gebrauch sich herzustellen. Es sind
Auszüge in usum proprium, wie wir sie
uns auch zusammenstellen, bei denen der
Verfertiger vieles nur andeutet, und seine
eignen Beobachtungen adlibitum dazu schreibt,
ohne an einen Leser zu denken, dem er
Aufschluss über die Natur der einzelnen
Angaben und ihre dadurch bedingte Glaub-
würdigkeit geben will. Von einer bestimmten
Gestalt eines „Werkes“ kann man daher nur
. 409 [No. 11.] ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [November 1900.) 410
sprechen, wenn man die Urschrift des Ver- Fraglich kann es erscheinen, wie sich zu
fassers hat. Schon die erste Abschrift | dem von mir angenommenen Quellenverhältnis
nimmt den Charakter einer Umarbeitung an, ' Jason von Kyrene stellt. Nach dem Aus-
indem der Urheber weglässt, was ihm gleich- | geführten ist es durchaus nicht ausgeschlossen,
gültig ist, und hinzufügt, was er besser oder | dass sein Epitomator, der Verfasser von 2. M.,
ausführlicher zu wissen glaubt, und wenn | als er das fünfbändige Werk auszog, Be-
man sich dieses Verfahren durch ein paar | merkungen de suo — d h. auch aus anderen
Stufen hindurch fortgesetzt denkt, so wird ' Quellen — einschob, wie das bei den Königs-
man ungefähr den Massstab haben, nach | büchern typisch ist. Gerade die Angaben
welchem die uns vorliegenden Werke ver- | über das Schicksal Jasons könnten dahin zu
messen werden müssen. rechnen sein. Auf jeden Fall hat dieser
Sehr erwägenswert ist der Nachweis, dass aber, ebenso wie Jeder Schriftsteller des bib-
2 Makk. 6,2 sich nur durch Benutzung der lischen Altertums die Möglichkeit gehabt,
auch bei Josephus vorliegenden Urkunden- | andere Quellen einzusehen — wenn nicht zu
jeder Zeit, so doch gelegentlich. Man darf
doch nicht annehmen, dass diese Autoren,
sammlung erklären lässt (S. 140). Dagegen
ist mir das Verhältnis der Berichte über den
die ihrem Gegenstande zweifellos ein regeres
Interesse widmeten, immer nur eine einzige
Tod von Antiochos III und IV (S. 140/41)
Quelle, und dann obendrein die uns vor-
noch nicht sicher. W. glaubt durch Bei-
bringung der (auf Polybios zurückgehenden) | %
liegende benutzten. Sie waren doch auch in
ihrer Art Gelehrte, Fachleute. Das Bei-
|
|
Erzählung von Antiochos Epiphanes’ Tod bei |
Licinian das Verfahren des Epitomators klar-
| spiel der ATlichen Schriften zeigt uns, dass
Epiphanes habe sich „mit der Diana von | die älteren Schriften nicht durch die neueren
|
|
!
legen zu können. Dort heisst es, Antiochos
Hierapolis vermählt*, um als Mitgift den | verdrängt wurden: Der Elohist hat trotz des
Tempelschatz beanspruchen zu können. Dieser | Jahvisten weiter existiert, und ist sogar zur
„originelle Coup“ könne aber nicht öfter von Glossierung des vereinigten Jahvisten und
Epiphanes versucht worden sein, der Epito- Elohisten benutzt worden. Der Epitomator,
mator habe also die Geschichte bei Jason | der Jason auszog, kannte auch andere
(also nach Polybios suo loco) gelesen und | Quellen, eben die älteren, und selbst wenn
sie an verkehrter Stelle angebracht (beim | er sie nicht zur Hand hatte, so hatte er doch
Nanaeatempel in Elymais). Es ist aber durch- | irgend welches Wissen über den Gegenstand,
aus nicht ausgeschlossen, dass Antiochos den | das aus ihnen geschöpft war, und das er
„Coup“ mehrmals versucht hat. Man verkennt | einstreuen konnte, ja gelegentlich unwillkür-
die Seleuciden sehr, wenn man sie, und be- | lich einflicken musste.
sonders Antiochos IV, als Griechen ansieht. Es ist bedauerlich, dass W. nicht auf
Sie sind syrische Könige, wenn auch hellen- | die Ausführungen von Büchler eingegangen
istisch aufgeklärt und denken und handeln | ist (oder noch nicht eingehen konnte?). Dessen
nach dem Milieu, das sie umgiebt. Wenn | Ergebnisse in der Quellenscheidung von 2.M
Antiochos der Fleischgewordene Gott — Epi- | sind für die Bestimmung Jasons von ein-
phanes — ist, und als solcher beispielsweise | schneidender Wichtigkeit und treffen im
sich in Jerusalem verehren lässt, so ist er
der Gatte aller Istars und muss sich folge-
richtig mit diesen vermählen. Wenn das eine
Form der Säcularisierung von Tempelgut
war, so gehörte das Verfahren also zum
System dieses hellenistischenChuenaten
und wurde bei allen Tempeln der weiblichen | mehr — aber man darf doch jüdische Gelehr-
Hauptgottheit angewendet. samkeit nicht allein nach diesem Journalisten
Zutreffend erscheinen mir die Analogien |, beurteilen. Er benutzt 1. M, weil es ihm zur
zwischen dem Menelaosprocess und der Ent- | Hand war, und weil es griechisch ge-
scheidung der Sache Herodes’ durch Antonius | schrieben war, ebenso wie er den Septua-
(S. 156); besonders die Empörung der Tyrier | gintatext zugrunde legt. Daraus folgt aber
über das den Anklägern zugefügte Unrecht | noch nicht, dass nichts anderes über den
ist geschickt herangezogen. Deshalb muss | Gegenstand existiert habe. W. führt freilich
aber noch nicht alles übertragen zu sein — | (S. 145) das Zeugnis von 1.M dafür an, dass
ebenso wenig wie bei rein mythologischer | keine andere Quelle existiert habe, die über
Einkleidung einer Erzählung die Thatsache | dessen Angaben hinausgehendes mitgeteilt
selbst ungeschichtlich zu sein braucht. habe: 9, 22 xaı ta negoca twv hoywy Tovda
Princip das richtige — auf die Gefahr hin,
dass dabei der ganze Jason dem Se’él ver-
fallen sollte.
Ich kanu mich daher nicht davon über-
zeugen, dass man nichts gehabt habe, was
über 1.M hinausging. Josephus giebt nicht
411 [No. 11.]
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[November 1900.| 412
xas tov rolsumv xai twv avdoayadımvy wy
&rrosnos xaı TNG weryaloovyng avtwy ov xars-
yoagy. nolla yay ùv opodee. So kann man
diese Worte aber nur auffassen, wenn man
eben die gangbare, aber falsche Meinung
hat, dass 1. M eine Urquelle sei. Sehen wir
sie als eine Bearbeitung einer Makkabäer-
chronik an, so ist es klar, dass als Subjekt
zu xætsyoap der Autor eben unseres 1.M
zu denken ist, der auf grund der alten Chronik
arbeitete. Dort stand mehr woher
hätte er sonst von diesen andern .Thaten
Judas wissen sollen? Das dürfte sich denn
auch der einfachen Betrachtung als . das
natürlichste ergeben, denn die Benutzung
einer Quelle zur Herstellung einer neuen
Darstellung bedeutet noch nicht ihren Unter-
gang (auch gegen gangbare Vorstellungen).
Es ist, wie gesagt, nicht unbedingt nötig,
dass 2. M etwaige Nachträge direkt aus einer
alten Quelle entnommen hätte, auch auf grund
seines Wissens kann jeder Verfasser solche
Mitteilungen geben. Ich glaube, wir haben
ein Beispiel einer ganzen derartigen Erzählung
in dem Berichte über den Makkabäeraufstand,
den Josephus im bellum I 34ff. giebt (S
148 ff.). Ganz richtig führt W. aus, dass die
zahlreichen Irrtümer und Flüchtigkeiten, eine
Benutzung von 1. M durch Josephus aus-
schliessen, aber dass ein griechischer (Poly-
bios) Bericht!) mit „höchstens unklaren
Reminiszenzen an 1. M“ zugrunde läge, ist
doch ausgeschlossen. Eine so ausführliche
Schilderung hätte Polybios den zweifelhaften
Heldenthaten des Banditen wohl doch nicht
gewidmet. Und selbst wenn -- würde das
1) W. sucht einen direkten Nachweis zu führen,
der zwar wieder eine feine Beobachtung bietet, aber
doch keine Beweiskraft besitzt. Justin 36, 1 spricht
von der Zeit der Makkabäer als domesticis imperiis.
Sein Bericht geht auf Timagenes (Polybios) zurück,
der also von &mympıo: gesprochen hat. (Hier hat
übrigens W. die Ausführungen von Wachsmut —
Einl. S. 450 Anm. 3 — die er wörtlich benutzt, an-
zuführen vergessen). (Gerade diesen Ausdruck ge-
braucht Jos. bell. I 38 u. 48 von den Juden. und so
„nennt doch ein Jude seine Stammesgenossen aus
eigener Initiative gewiss nicht“. Wenn er griechisch
schreibt und keine jüdische Quello als Vorlage hat,
so wird er sich auch griechischer Ausdrücke be-
dienen — man versuche das nur bei sich, indem man
frei in einer fremden Sprache schreibt. Ich würde
trotzdem der Beobachtung W.’s einiges Gewicht bei-
legen, allein, mich macht die Wahrscheinlichkeit
stutzig, dass es sich bei „dumesticis“ nicht um einen
Ausdruck der Quelle handelt, sondern um ein Lieb-
lingswort Trogus’ oder sogar Justins. Man beachte
dazu Just. 4, 5 domestico praesidio von der Hündin,
welche die Erlaubnis erhält, ihre Jungen an einem
eingeräumten Plätzchen abzulegen, und dann mit
Hilfe ihrer erwachsenen Brut den Herrn des
Landes vertreibt.
|
|
einen Irrtum bei den wichtigsten Angelegen-
heiten!) — so gerade bei Judas Endkata-
strophe — besser erklären? Josephus hat
hier entweder eine Quelle benutzt, die ander-
weitig aus der alten Überlieferung abgeleitet
war, die also neben 1. M, aber als schlechter
tritt, oder er hat diese Quelle selbst her-
gestellt — aus dem Kopfe heraus, aufgrund
seines Wissens. Würde denn bei einer
Zweckschrift wie es doch das bellum schliess-
lich ist, und zwar in der blossen Ein-
leitung ein moderner Schriftsteller — man
denke sich einen Journalisten! — nicht auch
derartig verfahren? Josephus hatte eben bei
der Abfassung des bellum keine Quelle zur
Hand — später hat er dann denselben Gegen-
stand an der Hand des 1. M neu in den
Antiquitates geschildert. Vielleicht muss man
dabei auch an die aramäische Urschrift des
bellum denken. Josephus hatte zwar für die
Antiquitates in 1. M eine griechische Vor-
lage, aber für sein Erstlingswerk keine ara-
mäische (zu seiner Verfügung!). Unbequem-
lichkeit der Quellenbenutzung ist wol eine
der besten Erklärungen für Versehen.
Dass der Epitomator Jasons auch mancher-
lei von sich aus zusetzte, oder dass es erst
später in sein Werk eingeschoben wurde,
scheint mir gerade aus W.’s Nachweis über
4. M als Quelle der Eleazarepisode in 2. M
zu folgen. Das ganze Stück ist hier deutlich
Einschub, der sich nicht in der Vorlage ge-
funden haben kann, denn es widerspricht
völlig dem Tenor des vorhergehenden und
folgenden. Zudem sagt der Epitomator, nach-
dem er die Verfolgungen geschildert (6, 1—11)
und daran seine Betrachtungen geknüpft
hat: nun müssen wir zur Erzählung zurück
(17). Diese setzt er dann aber mit Kap. 8
fort und nicht mit der weitschweifigen Epi-
sode. Diese ist also von ihm oder einem
Späteren nachträglich eingeschoben worden.
Wir haben eben keine Handschriften der
Verfasser und was erst abgeschrieben
wurde, verfiel auch dem Schicksal des Inter-
polirtwerdens.
Mit alledem will natürlich nichts gegen
die prinzipielle Beurteilung Jasons oder des
2. M gesagt sein. Was die historische Glaub-
würdigkeit ihrer Masse anbetrifft, so sind
wohl alle darüber einig. Dass aber auch
Jason manche gute Nachricht hatte, weist W.
selbst nach (S. 138), wenngleich er das mit
Jasons Benutzung der griechischen Quellen
') „Die geradezu grauenhafte Verwirrung hinsicht-
lich der syrischen Könige in 47 ff. .. wäre ganz un-
begreiflich. wenn (Josephus 1. M exzerpiert hätte).“
Aber doch nicht minder bei einer griechischen Quelle.
413 (No. 11.]
(Polybios) erklärt. Aber auch eine jüdische
Chronik kann die richtige Mitteilung über die
Ernennung des Knaben Antiochos Eupator
zum Mitregenten (S. 138) gehabt haben, wie ihr
die in 1. M gegebenen Nachrichten über die
Seleuciden entstammen. Dass Jason dieselbe
»Urkundensammlung“ wie Joseph benutzt
habe, wird durch eine scharfsinnige Erklärung
von 2. M 6, 2 erwiesen (S. 140). Das scheint
mir aber noch mehr darzuthun, dass es sich
dabei um kein Archiv, sondern um eine Schrift
(s. oben) gehandelt hat. Hingewiesen sei in
diesem Zusammenhange auch auf W.’s Ver-
such die Heliodoros-Episode (2.M 3) zu er-
klären (S. 152). Dabei wären aber Büchlers
Ausführungen über die inneren Widersprüche
in deren jetziger Gestaltung zu beachten
(Tobiaden und Oniaden S. 343 ff.).
Von Ansichten, die fiir die Beurteilung
des historischen Wertes von 2. M in Betracht
kommen, sei noch auf die von W. gebilligte
(S. 136) Hypothese von Kosters verwiesen,
wonach 2. M eine pharisäische Tendenz in
der Hervorhebung Judas und Unterdrückung
der Verdienste seines Vaters Mattathias und
der übrigen Brüder befolge. Von Mattathias
ist eigentlich nichts unterdrückt worden —
auch 1.M weiss nichts von ihm zu erzählen,
als dass er den Beschluss gefasst hätte vor-
kommenden Falls auch am Sabbat zu kämpfen
und als Räuber im Lande herumgezogen ist
um den Vorhäuten der Babies Vernichtung
zu bringen. Wenn ich selbst 1. M auszu-
ziehen hätte, würde ich auch nicht viel
mehr von ihm melden, als dass er der Vater
Judas’ war. Der Hauptbestand von Kap. 2
scheint mir Eigentum des Verfassers von 1. M
zu sein — also Zuthat gegenüber dem alten
Chronikbestande !).
Damit glaube ich das hervorgehoben zu
haben was für historische Zwecke von den
behandelten Fragen noch Bedeutung haben
kann. Auch dieses hat zum grossen Teil mehr
litterarhistorisches als wirklich geschichtliches
Interesse. Das gilt naturgemäss in um so
höherem Grade, je mehr es sich um die
Feststellung der Abhängigkeitsverhältnisse
bei historisch überhaupt wertlosen Werken
handelt. Während ich bei 2. M einen ab-
weichenden Standpunkt einnehmen muss,
konnte ich W. in seiner Verdammung der
„Urkunden“ um so mehr zustimmen und diese
beiden Punkte sind es schliesslich, um die
1) Hier wie an der andern Stelle. wo auf Matta-
thias Bezug genommen wird (13. 28) macht sich die
mythologische Anspielung geltend, auf die Gesch.
Isr. II. S. 277 hingewiesen ist. Die Schilderung des
Grabmals ist übrigens von 1.M total missverstanden.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[November 1900.] 414
es sich in erster Linie hier handelt. Trotz
alles Widerspruches hebe ich zum Schlusse
nochmals ausdriicklich hervor, dass dieses
auf einen verschiedenen Standpunkt in einer
Prinzipienfrage zurückgeht. W.’s Ausfüh-
rungen haben trotzdem das Verdienst die
behandelten Fragen wesentlich aufgeklärt zu
haben, und das ist bei der Beschaffenheit
dieses Stoffes nichts geringes. Ich selbst
verdanke ihm mannigfache Klärung meiner
Ansichten, durch Belehrung oder durch
Widerspruch gewonnen. Bei solchem Material
muss man ja vor der Hand zu verschiedenen
Meinungen kommen, und Willrich selbst ist
sich darüber klar, dass er zum Teil Dinge
behandelt, bei denen „sicheres nicht zu ge-
winnen ist“ (S. 176).
Berlin, Anfang September 1900.
Wilhelm Bacher, Ein hebräisch-persisches
Wörterbuch aus dem XIV. Jahrhundert.
Budapest 1900. Bespr. von F. Perles.
Nachdem uns Bacher in den letzten Jahren
schon mit verschiedenen wertvollen Studien
zur jüdisch-persischen Litteratur beschenkt
hat, macht er uns in der vorliegenden Arbeit
mit einem besonders interessanten und wich-
tigen Werke dieses fast verschollenen Schrift-
tums bekannt. Das Wörterbuch des Salomo
ben Samuel aus Gurgäng beansprucht nach
verschiedenen Seiten hin hohes Interesse:
einerseits ist es ein kulturhistorisches Denk-
mal für den wissenschaftlichen Sinn mittel-
asiatischer Juden, von deren geistigem Leben
bisher keine Kunde auf unsere Zeit gekommen
war, sodann ist es von hohem Werte für die
neupersische Wortforschung') und endlich
ist es auch als Quellenwerk für die hebräische
und aramäische Lexikographie von hoher Be-
deutung, denn es erstreckt sich über Bibel,
Targum, Talmud und Midrasch und bietet
uns ausser wichtigen Varianten eine beträcht-
liche Anzahl bisher unbekannter Vokabeln.
Nach den nötigen bibliographischen An-
gaben über die Mss. des Werkes spricht
Bacher über die Verhältnisse der Juden in
der Provinz Chwärism, in deren Hauptstadt
Gurgäng unser Wörterbuch im Jahre 1339
vollendet wurde. Diese Stadt war schon
damals wie heute Mittelpunkt des Handels
zwischen den Ländern Vorder- und Mittel-
asiens, was auch dem Verfasser des Wörter-
buches zu gute kam, indem derselbe eine
1) Der Verfasser. dessen Gelehrsamkeit auch auf
diesem Gebiete hinlänglich bekannt ist, verspricht
dieser Seite des Wörterbuches noch eine besondere
Untersuchung zu widmen.
415 [No. 11,
grosse Vertrautheit mit allen Realien zeigt
und uns dadurch fiir viele andere Mängel
seines Werkes entschädigt. Auch seine viel-
seitigen Sprachkenntnisse sind durch die Lage
seiner Heimat und wohl auch durch seine
Reisen ins Land der Uigären und Chatäien
bedingt: neben seiner Muttersprache kennt er
das Türkische, Arabische und auch etwas
vom Griechischen und von den romanischen
Sprachen’). Zu den Eigentümlichkeiten seiner
Sprache gehört, dass er häufig ein hebräisches
bezw. aramäisches Substantiv mit einem per-
sischen Verbum verbindet, wovon Bacher
p. 20—22 viele Beispiele anführt?2). Die
Erklärung der biblischen bezw. rabbinischen
Wörter (u. zw. ohne Scheidung des Hebräi-
schen und Aramäischen) erfolgt in persischer
oder arabischer, vielfach auch in hebräischer
Sprache. Die von Salomo ben Samuel ver-
arbeitete Litteratur ist sehr umfangreich:
Bibel, Targum, Mischna, die beiden Talmude,
Abot di R. Nathan, verschiedene Midraschim,
Bar Sira?), Halachot Gedolot, eine „Chronik
des zweiten Tempels“ (nach Bacher ein Aus-
zug aus dem hebr. Josippon), ein „Buch der
Geheimnisse* und endlich das Buch Asaph
(eine auch von Kimchi zitierte medizinische
Schriftvgl. Löw Araın. Pflanzennamen p 24f.).
Ausser diesen ausdrücklich genannten
Quellen hat S. b. S. auch noch andere
Schriften lexikalisch verwertet. Denn sein
Werk enthält 1080 Artikel, die sich bisher
in keinem Wörterbuche fanden und die von
Bacher in alphabetischer Ordnung und fort-
laufender Zählung mit der ihnen beigegebenen
persischen Uebersetzung mitgeteilt werden).
Manche dieser Vokabeln erweisen sich aller-
dings bei näherer Betrachtung nur als Vari-
anten oder korrumpierte Lesarten schon be-
kannter Wörter. Der grösste Teil hingegen
ist in der uns erhaltenen Litteratur nicht be-
legt und bildet eine wesentliche Bereicherung
des hebräisch-rabbinischen Wörterbuchs.
') Das S. 30 erwähnte EADS (für Sy mÐ on
NO) ist vielleicht irgend eine Ableitung von ölgıra,
wenngleich ich eine Ähnliche Bildung in keiner roma-
nischen Sprache nachweisen kann.
*) Bacher verweist mit Recht auf die analoge Er-
scheinung im jüdisch-deutschen. Vgl. auch Grün-
baum, Neue Beiträge zur semitischen Sagenkunde,
11—12.
3) Bacher (p. 39 Anm. 4; zweifelt indess mit
Recht, ob damit der apokryphe hebräische Sirach
gemeint ist.
*) Da das Persische hier wie in den Mss. des
Werkes in hebräischer Transskription erscheiut und
dadurch auch für viele der Sprache Kundige das
Verständnie erschwert ist, hat Bacher in den meisten
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
en fa i a LL LL LT in i e e e E ne en rn hE,
Fällen die lateinische Uebersetzung des betr. Wortes |
(uach Vullers) in der Fussuote beigegeben.
[November 1900.| 416
Woher hat nun S. b. S. diese Worter ent-
nommen? Bacher lässt diese Frage unbe-
antwortet, aber schon die Thatsache, dass
unter diesen MYY) AYO so auffallend viel
persische und arabische Wörter vorkommen,
legt den Gedanken nahe, dass ausser den
Halachot Gedolot auch noch andere Werke
der gaonäischen Epoche benützt sind. Da
diese Werke, wie bekannt, mit arabischen
und persischen Wörtern durchsetzt sind, so
würde eine solche Vermutung schon in sich
genug Wahrscheinlichkeit tragen, doch lassen
sich auch direkte Beweise dafür bringen, denn
einige der dort mitgeteilten Wörter finden
sich wirklich in den von Harkavy heraus-
gegebenen Responsen der Gaonim (Berlin
1837): so NPND? „Urkunde“ !), xm „Henna“
(bei Harkavy p. 275 377 ann und schon
Halachot Gedolot ed. Hild. 70 unten), 2525
von S. b. S. erklärt durch xan Syy WAN Awa}
N22) (bei Harkavy p. 209 mam mvp mann
po Opiyw CIE owasbw 3 DY ANIDIY
INTIIIN NWP). Auch manche orthographi-
schen Eigentümlichkeiten, die die Werke der
Gaonim kennzeichnen, kehren in unserm
Wörterbuch wieder, so die Setzung des &
als Dehnungszeichen?) und die Erweichung
des M zu N).
Allerdings kann die gaonäische Litteratur
nur für einen Teil der anderwärts nicht be-
legten Wörter als Quelle dienen. Denn die
grosse Zahl der gut hebräisch klingenden
Vocabeln, wie nicht minder die vielen grie-
chischen Fremdwörter deuten auf palästinen-
sischen Ursprung und teilweise damit auch
auf höheres Alter hin. Zweifellos hat S. b. S.
den Wortschatz uns nicht mehr erhaltener
1) Bacher hält dieses Wort für unbekannt und
erklärt es für eins mit IH zurraxıov, trotzdem mein
Vater (Monatsschrift f Gesch. u. Wiss. des Judent.
37, 362—363) verschiedene Belegstellen für das Wort
aus der gaonäischen Litteratur anführt und es ganz
richtig als das persische öl erklärt (Vullers I
1506—1507: litterae acceptum testantes, testimonium,
littorae testes). Weitere Belegstellen bei Löw zu
Krauss Il 442.
?) Das offenbar persische Wort a2, das auch
Bacher unerklärt lässt, kann ich nirgends nachweisen.
Vielleicht ist No zu lesen: (6 D ventriculi cordis
(Vullers I 171b), was freilich zu der hebr. Erklärung
des Wortos nicht stimmt. [Zur Sache Löw bei
Kraus II 235).
3) Zahlreiche Beispiele bei Bacher in der hebr.
Abteilung p. 42—43. In den Hal. Ged. und den
gaonäischen Responsen ist diese Schreibung etwas
ganz gewöhnliches, ebenso im Mandäischen.
t) Eines der von Bacher (Hebr. Abt. p. 39) an-
geführten Beispiele, 197) „sein Stiefsohn“ für yyaım.
findet sich auch in einem Ms. der gnonäischen Re-
sponsen (s, Harkavy p. 53 Anm. 4). Vgl. Nöldeke,
Mandäische Grammatik DI f.
417 (No. 11]
Midraschim verwertet. Ob er dieselben jedoch
selbst vor sich gehabt oder sein Material
älteren lexikalischen Vorarbeiten entnommen |
hat, lässt sich nicht entscheiden‘). Jeden-
falls bringt er viele Artikel, die im Aruch
fehlen. Bacher weist nach, dass ihm ausser
Saadia und Raschi, deren Werke er aus-
drücklich zitiert, das Wörterbuch Abulwalid’s,
die Mischna-Kommentare Häj Gaon’s und
Maimünis und auch der Aruch vorgelegen
haben.
Im folgenden Kapitel charakterisiert Bacher
das ganze Wörterbuch nach Zweck, Anlage
und Stil und legt auch den sprachwissen-
schaftlichen Standpunkt des Verfassers dar.
Sodann giebt er verschiedene Proben aus
dem Werke in deutscher Uebersetzung und
stellt die interessantesten darin enthaltenen
sprachvergleichenden Bemerkungen systema-
tisch zusammen ?). Endlich macht er sich
an die Deutung der im hebr. Teil mitgeteil-
ten „unbekannten Wörter“ und erklärt mit
gliicklichem Blick viele derselben teils als
blosse Varianten, teils nach ihrem Ursprung
oder ihrer Verwandtschaft im Syrischen,
Griechischen, Persischen, Arabischen, Hebräi-
schen, Aramäischen. Einige Hundert davon
lässt er unerklärt und legt dieselben der
semitischen Wortforschung zu weiterer Unter-
suchung vor. Für einen Teil derselben suche
ich in den folgenden Bemerkungen die Er-
klärung zu geben?).
(42) NN ON „Rost“ wird von Bacher
mit syr. Haj} Toto (argentum leprosum h. e.
plumbum) verglichen, was aber weder zur
angegebenen Bedeutung noch zur Wortform
von NN passt und wobei auch das Wört-
chen W unerklärt bliebe. Es ist kein Zweifel,
dass die beiden Worte zusammenzulesen sind:
INNON = faosor, toiv „Rost“ (s. Du Cange
s. V.).
(43) DN „Nadel“ natürlich = arab. SDI
(von Bacher wohl nur aus Versehen unter
den arabischen Wörtern nicht aufgeführt).
(48) DINVN erklärt durch Sow „der
schändliches thut“. Da ein Ms. dafür NiO3IN IN
bietet (hebräisch durch AY VIN „Grausamkeit“
'; Vgl. Bacher p. 57.
*) Die p. 72 erwähnte Erklärung von Num. 12,1
ops (nach ue) als „schön“ hat S. b. S. wohl aus
der agadischen Ueberlieferung. denn schon das Tar-
gum ASY spiegelt eine solche volksetymologische
Erklärung wieder, s. die Bemerkung meines Vaters
ZDMG XX 447.
*) Die in Klammern beigegebene Zahl bezeichnet
die fortlaufende Nummer in Bacher'’s Verzeichnis
(Hebr. Abt. p. 44—76). Statt des persischen Wortes
gebe ich in der Regel die deutsche Uebersetzung.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG
. [November 1900.] 418
glossiert), so ist vielleicht DWINNN, NOIANN
zu lesen = av dévens, avtevtia. Beide Wörter
kommen in dieser Form in den Midraschim
vor!), allerdings nur in der Bedeutung
„mächtig“ bezw. „Macht“. Wenn man aber
den Bedeutungswechsel von tveevves und
deonorns beim Uebergang in andere Sprachen
erwägt, kann man nicht die Vermutung von
der Hand weisen, dass sich mit avdévtns bei
den Juden der Begriff | „willkürlich“ daher
„gewaltthätig“ „grausam“ verband.
(76) ppovöx?) ist wohl korrumpiert aus
NOVIN Pleat ,ein siisser Wein, den man
dadurch gewann, dass man die Trauben an
der Sonne dörrte* (Krauss, Lehnwörter II
54, wo auch die verschiedenen Laa. des
Wortes). Von der persischen Erklärung des
Wortes ist auch Bacher nur das erste Wort
s” (=„Wein“) klar.
(255) 28 „Spinne“ gehört jedenfalls zu
xD 8) in 89312 Su WIN „Spinngewebe“ (San-
hedrin 99° Sukka 52°), syr. wa, „Spinne“.
Vielleicht ist ND) zu lesen, was lautlich in
der Mitte zwischen der talmudischen und
syrischen Form des Wortes stände.
(293) oma (wenn das O richtig ist) 4)
„würdig machen und würdig sein“ vielleicht
ysoaıoc?
(355) PN „Schiff“ ist gewiss doouwr,
das auch ins Syr ische und Arabische gedrun-
gen ist und auch bei R. Samuel b. Meir
(Num 24,24 für `s) vorkommt°), Entweder
ist direkt ON" zu lesen, oder 3 steht hier
wie öfters für n. |
(373) I (so cod. A! für NIDN) „ein
Wintergewand“ kommt schon Mischna Joma
II, 7 vor: On eigentlich „indische Ge-
winder“
(384) jean" KP stellt Bacher mit Recht
zu syr. Yan „Versammlung“ (von pers.
N). Es ist ihm jedoch entgangen, dass
das Wort längst in den Halachot Ged. (ed. Hild.
475) nachgewiesen und nach Ursprung wie
Bedeutung richtig erklärt wurde. Dort steht
INOVUAIMNMAOWT NDS (Varr. ON“, PAL),
wofür mein Vater®) panna.. Nd liest. Diese
') Levy Nh. Wb. I 49b.
*) Das Zeichen ° nach dem Worte, womit Bacher
sonst auf die Worterklärungen im VIII. Abschnitt
verweist, ist wohl nur ein Druckfehler, da das Wort
dort nirgends vorkommt.
») So die richtige La. des Aruch uud der Mün-
chener Handschrift für wa (Levy II 287v).
+) Da das Wort zwischen MY und INA)
steht, will Bacher dafür pr} lesen.
5) Siehe J. Perles Monatsschr. f. Gesch. u. Wiss,
d. Jud. 37,10.
6) ibid. 37,361.
419 |No. 11]
Emendation findet eine überraschende Be-
stätigung durch unser Wörterbuch, das zweifel-
los diese Stelle meint Die Abkürzung 5,
womit hier die Quelle zitiert ist, bezeichnet
oft die Halachot Gedolot, s. Bacher p. 37
(407) ‘at (cod. A! YX) „Gewand“ vielleicht
sagum, im byzantinischen sayy, ovysy, oaytov,
Allerdings ware die Wiedergabe von o durch
T etwas ganz ungewöhnliches, zumal DUO
(= oayos) anderweitig vorkommt.
(439) own „dicke Lippe“ ist der Form
nach ein Adjektiv und gehört jedenfalls zu
crim „Nase“. Vielleicht ist es = „La! „lang-
nasig“ und S. b. S. hat die Bedeutung un-
genau angegeben oder nur geraten.
(441) ur „taub“ ist wohleineneuhebräische
Bildung von wir „Sinn“ also „mit feinen
Sinnen begabt“. Für einen solchen Euphe-
mismus finden wir eine Analogie in W735 30
„blind“ (eig. „der viel Licht hat“). Möglicher-
weise verdankt indess das Wort seine Be-
deutung einer agadisclien Stelle'), wonach
own der Sohn Dan’s (Gen. 46,23) schwer-
hörig war.
(444) som?) „Henna“ auch im Mandäi-
schen (Nöldeke Gram. XXXIII) 8373).
(455) nown „eine Art Kuchen* kommt
schon in der Mischna vor (Levy II 70°).
(462) 0m „Talisman“ gehört zu dem in
den Targumim vorkommenden merkwürdigen
woo) (Uebersetzung von Dyan), das
freilich noch selber der Erklärung bedarf.
(488) xonai „halbgesottenes Ei“ kommt
schon in der Mischna vor (Levy II 193»).
Es ist rgounty eig. „zitterndes Ei“, vgl. die
schlagenden Stellen aus Galen VI 769. 706
bei J. Löw zu Krauss II 270V.
(513) spne'= ail, s. oben col. 416.
(522) NPT „eine Mäuscart“ (als Quelle
wird in einem cod. der Talmud angegeben).
Im Targum ist xP’%PV ein unreiner Vogel,
so dass S. b. S. entweder sich geirrt hat
oder *y für M23Y zu lesen ist
(560) 2525, s. oben col. 416.
(633) yspr , Nagelschere* entspricht genau
dem gleichbedeutenden arab. Yass. Das Wort
ist jedenfalls auch einem Werke der gaonäi-
schen Epoche entnommen. (Der Gaon Häi,
von Aruch s. v. "203; angeführt. erklärt
letzteres Wort auch durch Vase.)
(716) pao „Rebe“ vielleicht zu lesen
') Sota 134. S. Grünbaum, Neue Beiträge zur
sem. Sagenk. 242 Anm. 1.
*) S. oben col. 416.
») S. Löw. Aram. Pilanzennamen p. 212.
D) Levy TWh. 1 270a.,
|
|
!
|
nn m M IM mamasa a a nn SSNS — o i m e a a a en a a BR nn A nn — -Ml MM =
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [November 1900.| 420
BD orayvlıor. Die Wiedergabe von or durch
D findet sich auch sonst öfters, z. B. NYMONX
orange und regelmässig vor ^.
(725) WODO „Pferdedecke* zweifellos
korrumpiert aus jt rarıns, nros. Das Wort
kommt in der Mischna (Kelim 23,2) und im
Sifra (ymsa III 76°) in der Verbindung it’ou
DID dw (Var. poau, war) vor!). S. b. S.
führt unser Wort ausserdem noch in zwei
anderen korrumpierten Formen?): RIV und
joa an 3).
(734) Pepo „Hundekot“ gehört zu oxaroy
merda. Eine entsprechende Form oxarıxor
ist allerdings nicht nachzuweisen.
(857) py „Hälfte“ vielleicht umgestellt
oder verschrieben aus 53) = wid. Oder
sollte es ein aramäischer Plural (= 2)
sein, also eig. „Teile“? Dann wäre die Er-
klärung durch xa wohl nur aus dem Zu-
sammenhang geraten.
(884) pron „Pfirsich“ ist Nebenform von
PPO WSK, PPO und entspricht in seiner
Schreibung dem arab. Kw.
(924) GMA AP und (962) 5w Mp
ome „Leim“ ist gewiss identisch mit Mp
om Sy) Mischna Pesachim III 1. Das
m ist beidemal nur aus 7 verschrieben, also
mop genau = x0dda syr. Bao.
(930) NDP „Spiel“ kann nur xX0»doos
tesserae sein, das bereits Fleischer zu Levy
Nh. Wb. I 281° in ‘90pt erkaunt hat’).
(948) mrorup „Hausgeräte“ ist xryuare
mit etwas spezialisierter Bedeutung.
(959) NADP „Knoten“ ,Gelenk**) (aus
') Krauss Il 2698, der übrigens die Sifra-Stelle
irrig p. 77¢ zitiert, halt gosn für die ursprüngliche
La. Dagegen spricht jedoch, dass sonst auch bei
den parallelen Ausdrücken on) Sy way und AIIN
npN3 srr das Suffix stehen müsste.
2) Hebr. Abt. p. 39 No. 104 und 109.
*;, Ueber die auffallende Erscheinung. dass ein
Wort bei 8. b. N häufig in verschiedenen Formen
als besonderer Artikel erscheint, vgl. Bacher p. 56—57.
') Vgl Krauss II 507a mit den Bemerkungen
von Löw.
6) Die Vorsetzung des D ist nach den vulgär-
griechischen Lautgesetzen ganz regelmässig. Vgl.
meine Bemerkungen Byzant. Zeitschr. VIII 545. Zu
den dort angegebenen Beispielen ist noch hinzuzu-
fügen NINIDON xepaia, und vielleicht (wenn Kohut’s
Erklärung richtig) MOP EO géxdn, opéxhn.
6) Die persische Uebersetzung des Wortes, die
sh du
Kon bedeutet wohl ,Knotenstelle* „Oberteil des
Gelenkes“, s. Vullers 1 266a s. v. Oddy 10)— 11) und
l 406a s. v. ser 2). — Die Verbindung Son
findet sich übrigens auch als Schlagwort in unserer
Liste (140) und ist dort Jedenfalls einem gaonäisclhen
Bacher nicht zu erklären weiss,
421 [No. 11.]
Chullin zitiert) ist verschrieben aus ME
Chullin 51b in der Bedeutung „Knoten,
(eines Stockes, eines Gewebes). Die Be-
deutung „Gelenk“ liegt Daniel 5,6 in ’nc pP)
nen SIF vor.
(976) ponp „Ohrring“ ist wohl verlesen
aus POOP xóowov „Schmuck“, das im Midrasch
als ponp vorkommt (Levy IV 258°). Zur
Schreibung des Wortes mit D vgl. NPD
neben NPD xoouıxov (ibid 258) und syr.
„„aasao. Allerdings wird das Wort von
S. b. S. aus dem Talmud (oder den Halachot
Gedolot) zitiert, wo es sich nicht findet.
(978) mow Dop kann nur Mow poop
(Kelim XVI, 7. XVIII 2) meinen. Doch
stimmt die dort vorliegende Bedeutung „ge-
wölbter Deckel“ allerdings nicht zu der per-
sischen Uebersetzung ‚Lu sS aiso] dao ol
Asb dS (signum ferreum, quod in media
mensura est? So Bacher).
(1020) xornp „Hölle“ soll nach Bacher
xtiopæ sein, was aber weder begrifflich noch
lautlich stimmt. Ich vermute xæ Jıopa „Sitz“,
das im Zusammenhang jedenfalls eher die
Bedeutung „Hölle“ annehmen kann, etwa
Oyun dw Norn.
(1066) DIPY „Nagelschere* ist gewiss
korrumpiert aus 2 pw. Der Gaon Haj
(angeführt vom Aruch s. v. oN) bemerkt
ausdrücklich, dass die Nagelschere aramäisch
waw pv’ heisse. Trotzdem diese Bezeich-
nung sonst nirgends belegt ist, kann an der
Richtigkeit seiner Angabe dennoch kein
Zweifel sein. Denn 2pv in Verbindung mit
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
™5 wird öfters!) vom Schneiden der Nägel |
gebraucht. |Ebenso Löw brieflich].
(1080) won „Aufruhr“ „Lärm“ ist viel-
leicht aus NINN = Jogvßn (Nebenform von
$oovßos) verschrieben. In der Form D137
findet sich Jogvfoc auch im jer. Talmud
(Levy IV 666b).
Aus den?) weiterhin mitgeteilten Varian-
ten zum rabbinischen Wörterbuch möchte ich
nur eine besonders interessante hervorheben:
yon für mbv (Targum von Y5y3 I Kön. 2,6).
Dieselbe Umstellung der Liquidae im gleichen
Werk entnominen. Dort hat os allerdings eine andere
Bedeutung (wahrscheinlich flan indess ist
die daselbst gebotene Erklärung 30 N
selbst unklar. oor
1) bMoed K. 18a. bNidda 17a. Der Ausdruck
entspricht genau dem hebr. DYAAy Yun).
*) Hebr. Abt. 37—43. Die La. IND (für pNP
Sanh. 74b) ist vielleicht aucli gaonäischen Quellen
entnommen: R. Achai (Scheeltot § 42) Halachot Ge-
dolot (ed. Hild. p. 575) und Harkavy, Responsen 144.
366 lesen dafür *PRIP-
[November 1900.] 422
Worte findet sich im Armenischen: taradan
(aus tadeguoy) ').
Mit gewohnter Griindlichkeit behandelt
sodann Bacher im Abschnitt IX--XII die
(ziemlich bescheidenen) grammatischen Kennt-
nisse S. b. S.’s?), teilt die in seinem Werke
enthaltenen Varianten zum Bibeltext und zum
Targumtext mit, von denen jedoch nur die
letzteren kritisch verwertbares Material bieten,
und giebt in deutscher Uebersetzung Proben
aus dem Wörterbuch, „die, wenn auch nur
als exegetische Curiosa und zur Charakteristik
des Bibelverständnisses S. b. S.’s und seines
Kreises, Beachtung verdienen“.
Zum Schlusse sei noch auf die reichhal-
tigen Proben aus dem Original hingewiesen,
die in sehr instruktiver Ordnung mitgeteilt
werden und dem Kundigen ein selbständiges
Urteil über die hebräischen und persischen
Erklärungen S. b. S’s zum biblischen und
rabbinischen Wörterbuch ermöglichen. Wenn-
gleich das Werk nach dieser Richtung hin
lediglich historischen Wert hat und nur in
der Erklärung der Realien neues bietet, ver-
diente es doch aus verschiedenen Gründen
eine vollständige Ausgabe und würde damit
der Wissenschaft jedenfalls mehr gedient sein
als mit manchen Publikationen, die z. B. der
Verein Mekize Nirdamim seit Jahren bietet.
Königsberg i. Pr.
Catalogue of the Hebrew and Samaritan Manu-
scripts in the British Museum by G. Margoliouth,
M. A. Part I. Printed by order of the Trustees.
London: sold at the Brit. Mus. ete 1899, gr. 4°.
4 unpag. BL., 283 S. (zu 2 Coll.), 9 Bl. photolitlı.
Facsimiles. Bespr. v. Moritz Steinschneider.
Das für sein Fach wichtige Buch scheint
erst im August 1900 ausgegeben, obwohl die
kurzen Vorbemerkungen des „Keeper“ R.
K. Douglas und des Verf.’s Okt. 1899 datiert
sind; wenigstens ist mir im August ein
Exemplar vom Museum direkt zugegangen.
Der nach Fächern geordnete Katalog ist auf
IlI Bände berechnet, deren II in einer
Einleitung das betreffende Allgemeine ent-
halten, also auch über die Geschichte der
Sammlung und deren Beschreibung Bericht
erstatten soll. Wenn es nicht die Aufgabe
der gegenwärtigen Anzeige, noch eine son-
stige Absicht des Referenten ist, dem Kata-
logisten in dieser Beziehung vorzugreifen:
so ist es doch zur rechten Würdigung der
1) ZDMG XLVII 32, vgl. auch Byzant. Zeitschr.
JI 583. VIII 544.
) pin als Umschreibung des Wortes wg" (p.
96) ist sicher die Uebersetzung von Od,
423 [No. 111]
Leistung fast notwendig, jedenfalls nicht
unangemessen, hie und da auf jenes noch
offene Gebiet hinüberzustreifen, ohne uns
darin zu verlieren. Unsere Schilderung des
Buches wird den Weg von aussen nach innen
nehmen.
Der vorliegende Katalog, wie fast alle
die zahlreichen Verzeichnisse von Druck-
werken und Handschriften derselben Biblio-
thek sind nicht bloss korrekt und gut, sondern
glänzend ausgestattet. Dies Nationalinstitut
der Engländer ist ja nicht bloss fundiert wie
kein anderes, sondern darf in jedem Einzel-
falle von Bedeutung auf besondere Zuwen-
dungen rechnen; das „Krämervolk“, wie
man eich in gewissen Kreisen ausdrückt,
lässt seine Anstalten für Wissenschaft und
Kunst nicht hinter dem Aufwand für seine
Flotte zuriickstehen. Die Anerkennung und
Opferfahigkeit ist aber auch nicht ohne
Schattenseite, denn die englischen Kataloge,
insbesondere die der Orientalischen Lit-
teratur, finden wohl ihre Verwertung meist
in solchen Kreisen, in denen der Ladenpreis
über die Erwerbung entscheidet, also der
Luxus der Ausstattung dem Vorteil des
ungestörten Gebrauches Eintrag thut Ich
nehme keinen Anstand, diese Bemerkung
durch einen hier sehr nahe liegenden Fall
zu exemplifizieren. Während der anerkannt
musterhafte Katalog der hebräischen Drucke
des Br. Mus. von Josef Zedner (1867, 891
S. 8°) den damaligen Bestand, unter And.
die berühmte Sammlung Michael einschlies-
send, jeder billigen Anforderung entsprechend,
25 N. kostete (Hebr. Bibliogr IX, 41), ist
die Ergänzung durch van Stralen (Catal. of
Hebr. books in the Br. Mus. acquired during
the years 1868 - 92. 4. London 1894, 582 S.)
durch blosse Ausserlichkeiten so ange-
schwollen, dass sie 30 M. kostet, ein Preis,
der nicht bloss die grosse Mehrzahl von
Privaten, sondern auch Bibliotheken zweiten
und niedrigeren Ranges vom Ankauf eines
solchen Nebenwerkes zurückhalten muss.
Auch den dreibändigen Handschriftenkatalog
werden nur äusserst wenige Private und nur
gut gestellte Bibliotheken anschaffen können;
Kataloge sind aber für den Fachmann Nach-
schlagebücher, mit deren Inhalt man nicht das
Gedächtnis belasten kann, deren Angaben
man genau zitieren muss. Ich glaubte, die
Gelegenheit benutzen zu sollen, um einen
für die Förderung der Wissenschaft wichti-
sen Gegenstand zur Sprache zu bringen,
welcher bei der Anerkennung glänzender
Ausstattungen inbetracht zu ziehen wäre.
Kommen wir nun zur Form oder Me-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [November 1900.| 424
nn nn a
thode des Katalogs, so dürfen wir hier die
Liberalität der Behandlung riickhaltlos an-
erkennen, welche den verschiedenartigen
Benutzern und verschiedenen Zwecken ge-
recht zu werden sucht. Genaue äussere
Beschreibung der Handschriften, insbe-
sondere der Bibeltexte, worauf wir noch
zurückkommen, Verfasser, bei einer
grösseren Zahl von defekten HSS. oder
Fragmenten problematisch, worauf wir in-
bezug auf Karäer zurückkommen, Titel, In-
halt und Einteilung der Werke, Vaterland,
Abfassungszeit (schon bei der Reihenfolge
berücksichtigt, wie die Zeit der Abschriften).
Beischriften, namentlich der Besitzer und
was damit zusammenhängt, in dem mittel-
alterlichen hebräischen Schriftentum von
allerlei Interesse; alles dies ist vorwiegend
richtig angegeben uud häufig von litterari-
schen Zitaten begleitet. Der Katalog gehört
also zu der Gattung, welche man früher als
„Catalogue raisonné“ bezeichnete. In deut-
scher Sprache und Manier hätte sich aller-
dings Einiges kürzer fassen lassen. Dass
Manches zugleich in hebräischem Texte und
in englischer Übertragung oder kürzerer
Fassung gegeben ist, wird Manchem sehr
willkommen sein: diese Wiederholung hat
das Buch jedenfalls nicht bedeutend ange-
schwellt.
Die hebräische Litteratur des Mittelalters
bietet im allgemeinen für einzelne Diszi-
plinen eine sehr geringe Zahl von Vertretern,
so dass bei einer encyklopädischen Ein-
teilung sich verschiedene Fächer zweck-
mässıg zusammenfassen lassen. Uuser Ka-
talog bietet im I. Bd. eigentlich nur 2 Fächer:
Bibeltext (in hebr. Sprache oder in Über-
setzung ohne Kommentar) und Bibelaus-
legung, letztere in 2 Unterabteilungen:
rabbanitische und karaitische Kommentare;
der Il. wird gewissermassen die alte Tra-
dition in Gesetz und Homiletik (Talınud,
Midrasch) und die Liturgie, der III. alle
übrigen Fächer enthalten, welche also ver-
hältnismässig gering vertreten sind. Als
Anhang des I. Bandes wird ein neues Frag-
ment des seit einiger Zeit von Hebraisten
und Theologen viel besprochenen hebräischen
Jesus Sirach gegeben, welcher das alte
Original vertreten soll. Wenn man auch
Anstand nimmt, dieses Hebräisch, man möchte
lieber sagen Unhebräisch,einem vorchristlichen
Juden zuzuschreiben, so ist doch jede Be-
reicherung des Materials eine Förderung der
kritischen Lösung eines Problems von be-
deutender Tragweite für die Geschichte der
Sprache und indirekt für die Kritik des
425 No. 11]
A. T. — Eine willkommene Zugabe sind
IX vorzüglich ausgeführte photographische
Abbildungen von hebräischen und arabischen
Handschriftenseiten. Auf das Register (Index,
Table of the MSS ) komme ich bald zurück.
Die Bedeutung des hier gebotenen Ma-
terials, beziehungsweise der Sammlung selbst
im Vergleich zu anderen ihresgleichen, er-
giebt sich natiirlich nicht aus der blossen
Zahl der Codices (334 in Bd I), um so
weniger als die 2. Rubrik in der 2 Unter-
abt. eine Menge defekter HSS. und Fragmente
aufweist. Eine authentische Nachricht über
die Gesamtzahl ist mir nicht bekannt; in
Ad. Brüll’s Populär-wissensch. Monatsblätt.
Frankf. a. M. 1894 S. 488, wird nach einem
englischen Blatte 1500 angegeben. In der
Liste v. J. 1893 (s. unten) sind auf 94 Seiten
meist nur 10—12, selten mehr als 15 Bände
angegeben; die Fächer unseres I. Bds. neh-
ınen dort 30 Seiten, also !/, des Ganzen ein.
Danach wäre auf die runde Zahl 1200 zu
schliessen; die Bodl. zählte 1886 in Neu-
bauers Katalog 2531, Paris (1866) 1313; diesen
reichsten Sammlungen gegenüber zählte Berlin
1848 nicht mehr als 124, aber mit wert-
volleren Vertretern aller Fächer, wozu seitdem
mehr als dieselbe Zahl von verhältnismässig
grösserem Werte erworben wurden. Vor
einigen Jahren fand die wertvolle Sammlung
des kürzlich verstorbenen Kaufmannes, des
gelehrten S. J. Halberstam (so) in Bielitz
(Mährisch-Schlesien), bestehend aus 411 HSS.,
auf dem europäischen Festlande keinen
Käufer; sie wanderte nach dem Montefiore
College in Ramsgate, welches sich seit einiger
Zeit in einer, nicht finanziellen, Krisis be-
findet, so dass die MSS. wahrscheinlich mit
dieser Lehranstalt nach London übersiedeln
werden.
Die Beschaffenheit, d. h. der wissen-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
nea LS, nn nn — a
nn a pe a
Š PAS
[November 1900.) 426
dernden und häufig vertriebenen Besitzern
gar nicht, oder nur mit sehr grossen Opfern
in die neue Heimat mitgenommen werden.
Die Denunziationen Abtriinniger fanden an
fanatischen Ignoranten willige Genossen fiir
Inquisition und Konfiskation; die barba-
risch misshandelten Bücher blieben nicht
selten in den Händen der Inquirenten, und
da auch nur die oberflächlichste Kenntnis
des Hebräischen fast nur bei Geistlichen
und Mönchen zu finden war, so blieben hebr.
Codices Eigentum von Klöstern, aus denen
sie in neuerer Zeit in öffentliche Bibliotheken
wanderten. |
Das Brit. Mus. gehört zu den jüngsten
europäischen bedeutenderen Bibliotheken; es
entstand erst im 18. Jahrh., die erste he-
bräische Abteilung aus dem Geschenke eines
englischen Juden, welches wertvolle Drucke
und sehr wenige HSS. aufzuweisen hatte !).
Um jene Zeit waren die ältesten und wert-
vollsten Manuskripte in festen Händen, oder
in unverkäuflichem Privatbesitz, oder unbe-
kannt; der antiquarische Handel hatte auf
Hebraica noch nicht Rücksicht genommen,
und, was die Hauptsache, das neuhebräische
Schriftentum zählte in der 2. Hälfte des 18.
Jahrh. fast nur einen christlichen Vertreter
und Sammler, den bekannten Bibliographen
in Parma G. B. de Rossi. Uber weitere
Erwerbungen bis zur Mitte des 19. Jahrh.
erwarten wir, in Ermangelung einer authen-
tischen Quelle, das Wissenswerte in der
Einleitung zum Katalog. aus dessen 1. Ab-
teilung, nicht weniger als 249 Nummern um-
fassend, wir ersehen, mit welcher Vorliebe,
um nicht zu sagen Beschränkung, man
Texte des A. T. in jeder Form (Rollen,
Streifen u. s. w.) suchte oder annahm, ge-
wiss nicht ohne Einfluss der Pietät der Eng-
länder für die ältesten Urkunden des Volkes,
schaftliche Wert aller gegenwärtigen grösse- | dessen gänzliche Bekehrung den Schlussakt
ren europäischen Buchsammlungen ist, mit | des Reiches Gottes auf Erden bilden soll,
wenigen Ausnahmen, hauptsächlich durch
ihr allmähliches Wachsen aus einzelnen An-
schaffungen und Zuwendungen, d. h. durch
ihre Geschichte bedingt; die des Brit.
Museums ist eine verhältnismässig kurze, aber
sehr inhaltsreiche. Die folgenden Hauptan-
gaben beschränken sich natürlich auf die
hebräischen HSS. Von solchen gilt der stets
wiederkehrende Spruch von den „fata libelli“
im vollsten wie im engsten Sinne des Wortes.
Grössere Sammlungen rühren äusserst selten
von einem mit einer bestimmten Tendenz
sammelnden Juden her. Die Bücher der
Juden, wenn sie nicht verbrannt oder ver-
graben wurden, konnten von den viel wan-
zu dessen Herbeiführung durch Belehrung
und Beispiel auch Engländer zu jeder Zeit
opferfähig und eifrig eintraten, allerdings
bis jetzt mit immer abnehmendem Erfolg.
Ob alle diejenigen Bände, welche jetzt mit
dem Namen älterer Sammlungen wie Harley,
King u. s. w. bezeichnet sind, ursprünglich
denselben angehörten, oder denselben ange-
reiht sind, habe ich nicht untersucht. Ich
habe auch nicht nachsehen können, zu wel-
cher Zeit man anfıng, die Accessionen ohne
Unterschied der Sprache als „Additamenta“
t) Vgl. meine „Vorlesungen über die Kunde hebr.
Handschriften“, Leipz. 1897, S. 77.
427 [No. 11
zu bezeichnen; seit 1867 bildete man eine
besondere Abteilung „Orientalia“, zu welchen
auch alles Hebräische gehört. Zu einer
Sammlung ersten Ranges schwangen sich die
Hebraica seit 1865 durch umfassende An-
käufe, namentlich von 334 Mss. der Biblio-
thek des Gelehrten Josef Almanzi, deren
genaue Beschreibung von S. D. Luzzatto
teils in hebr., teils in italienischer Sprache
mit meinen Noten und einem alphabet.
Register in der Hebr. Bibliographie Bd IV
bis VI, 1861—3 abgedruckt ist; eine kurze
hebr. Inhaltsangabe daraus erschien in Padua
1864 (Catal. de la Bibliotheque . . de feu
Jos. Almanzi Padoue 1864), ein summarischer
Bericht von Will. Wright (The Almanzi
Collection . . in the Brit. Mus.) im Journal
of Sacred Literat Juli 1866, auch besonders
abgezogen (14 S.). Diese Sammlung fand
noch ihren Platz unter den ,Add.“ Die als
„Or.“ bezeichneten Erwerbungen von 1867
bis 1890 kopierte aus einem chronologischen
Register, von einem Index begleitet, H. De-
renbourg in der Revue des Etudes Juives
1891, 1892. Der vorlieg. Katalog giebt eine
Klavis für die neue Verzeichnung nach den
alten Bezeichnungen, also nicht für Almanzi
insbesondere; er giebt auch nicht die Num-
mern, sondern Seitenzahlen; wir nehmen an,
dass zuletzt eine allgemeine Konkordanz
folgen werde.
Schon im J. 1850 hatte L. Dukes, der
als Bibliothekenbereisender bezeichnet wer-
den könnte, eine Beschreibung des damaligen
Bestandes geliefert, welche aber nicht ver-
öffentlicht wurde. Später lieferte Dr. R.
Hoerning eine kurze Beschreibung sämt-
licher Mss., welche als Basis diente für
„Descriptive List of the Hebrew and
Samaritan MSS. in the British Museum.
Edited by G. Margoliouth“, London 1893,
8°,1) 134 pp. inel. Titel- und Autoren-Index
vom Herausgeber, der die Mss. seitdem
selbst geprüft und jetzt manche neue Re-
sultate oder Konjekturen zu bieten imstande
ist, namentlich in der zweiten Abt., wo
einige Beispiele hervorgehoben werden sollen.
Die voraufgehenden Bibeltexte (n. 64 ist
aus dem IX. Jahrh.) sind zum teil schon in
früheren Werken, namentlich in dem be-
kannten von Kennicott beschrieben, andere
hat Dr. Ginsburg in seinem grossen Werk
') Ich ergänze die fehlende Tabelle der Abtei-
lungen: I Bibel, B. Kommentare p. 14, II Midra-
schim 28, III Talmud u. Halacha 31, 1V Liturgie 45,
V Kabbala 53, VI Ethik 62, VII Philosophie 63. VIII
Poesie 68, IX Philologie 71, X Mathematik 73, XI
Medizin 76, XII Miscellen 77, — Samaritanisch 89,
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[November 1900.) 428
über die sogen. Masora (Tradition des
Bibeltextes) fiir seinen besonderen Zweck
und überhaupt untersucht und verwertet.
Wenn trotz dieser und anderer Vorarbeiten
die äusserliche Beschreibung von 164 Num-
mern 122 Seiten einnimmt, während selbst
die Bedeutung von Varianten in mancher
heutigen Bibelauslegung hinter der unge-
zügelten Konjektur zurücktritt: so erklärt
sich dieser Aufwand teils durch die bespro-
chene Beschaffenheit des Buches überhaupt,
teils durch genaue Angaben von Einzel-
heiten, wie Seitenzahlen der einzelnen Bücher,
von vollständigen Mitteilungen der Epigraphe,
Verkaufsvermerke, teilweise in kontraktlicher
Form, u. dergl. mehr.
In derartigen Notizen liegt nützliches
Material für die Geschichte der Juden über-
haupt, einzelner Städte und Familien. Den
neuesten Katalogen sind daher mit Recht
auch Register über Schreiber und Besitzer,
sowie ein geographischer Index, angehängt
worden. Die hebräischen HSS. bieten hier
eine eigentümliche Schwierigkeit in der ver-
schiedenen Orthographie und der häufigen
Weglassung der Vokalbuchstaben, deren
Verdoppelung oft nur den einfachen Konso-
nanten bedeutet; dazu kommt die Verschie-
denheit der Landessprachen und deren Ein-
fluss auf die Anwendung der hebr. Buch-
staben — wer würde z. B. leicht erraten,
dass die Endung Dì) (um) in deutschen Orts-
namen aus heim verketzert sei? Ferner
werden hebräische Namen nicht bloss modi-
fiziert oder übersetzt, sondern auch durch
vernakuläre ersetzt, z. B. Benjamin durch
Guglielmo, Elieser durch Liebermann; kurz
die Namenkunde erfordert hier ein ganz
eigenes sprachliches, geographisches und
historisches Studium. Der Text des Katalogs
bietet fast überall die sichere Grundlage des
hebr. Originals, hin und wieder auch die
englische Bedeutung, welche in den zu er-
wartenden Registern eine nützliche Zugabe
wäre, da wir noch immer kein ausreichendes
Onomastikon besitzen.
Es mag nun eine kleine Anzahl von
Stellen, hauptsächlich aus der 1. Abteilung
hervorgehoben werden, wo entweder Namen
bekannter Familien, insbesondere italieni-
scher, welche die Autoren, Kopisten oder
Besitzer lieferten, zu beachten sind, oder wo
irgend etwas zu bemerken ist. Eine er-
schöpfende Kontrolle kann hier nicht beab-
sichtigt sein. Wo die Umschreibung kaum
zweifelhaft, gebrauche ich dieselbe anstatt
der hebr. Buchstaben. Ich bezeichne nur
die 2. Spalte der Seite mit „b“. — S. 54°
429 [No. 11]
Z. 7 scheint Miillerstadt, Z. 7 v. u. Mull-
städt, welches ist richtig? 60" di Medina,
Fano; 73 Dolcetta (Süschen); 92 ipyn 7)
Formicino für Formigino; 92" \JANVN für
Alatrino; 93° Ottolenghi (italien., von dem
Deutschen Oettlingen); 94 der Ausdruck yy23
in n. 127 vom J. 1431 zweimal (p. 94°, 95
Z. 4 v.u.) „abgeschnitten“ für vollendet, ist
mir noch in keinem Ms vorgekommen; 108»
NWIYD ist nicht „Perosa“, sondern Perugia,
s. Hebr. Bibliogr. XI, 54. 113 Scandiani,
vom Orte Scandiano; 128 Z. 4 v. u. ist ein
Lese- oder Druckfehler, der Name muss
3? heissen (z. B. in he-Asif II, 1885, Ms
Halb. 206) und diirfte auf einen deutschen
Ortsnamen zurückzuführen sein; in Mortara’s
Indice fehlt er, und eine authentische Um-
schreibung ist mir nicht erinnerlich; 131
Sanco 168 Marlo, kann auch da Arli (= O85)
gedeutet werden, s. Mortara p. 4; 132 Sforno;
136 wird der Punktator und Masoraschreiber
genannt "EISEN, d. h. wohl ital. emendante.
137® Luzzatto und Finzi (auch 155, 171);
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [November 1900.] 430
142*.b n. 189 geschrieben für Moses b. Mor- |
dechai von Moses b. Josua; zum Namen des |
letzteren fügt der Katalog das Wort „Markis“;
allein im Epigr. steht hinter Josua noch
Moses w”p"yr, und das könnte Moses b.
Mordechai selbst sein, denn Mordechai heisst.
häufig Marcus, Märkel, also Moses Märkes
= Moses Sohn des Marcus; wenn der
Schreiber so hiesse, so wäre das zweite
Moses überflüssig. Es fragt sich, wie der
Name am Ende des Buches Esther lautet.
Zu S. 151 Gatigno, oder Gatinho, war auf
den betr. Artikel in Ersch u. Gruber, zu
verweisen. 151® Ende n. 199 ist WIN
schwerlich korrekt für Gallico. N. 201 p
153® ist zu untersuchen, ob ynn (interpres)
etwa Hieronymus in der Vulgata bedeute
oder einen griechischen Übersetzer. Den
Verf. Mejuchas b. Elia in Griechenland
möchte Hr. G. ins XII. Jahrh. versetzen,
weil kein jüngerer Autor von ihm nament-
lich zitiert sei. Dagegen ist zu erwägen,
dass Mejuchas erst im XVI. Jahrh. von Elia
Misrachi erwähnt wird (Zunz, Litgesch. 386;
Geiger, jüd. Ztschr. V, 188); das einzige
Ms. ist erst 1469 geschrieben von Elia b.
Elkana in Nikopolis — dessen Name an den
jüngeren Homonymus Capsoli erinnert, Verf.
einer Chronik, auch handschriftlich im Mu-
seum. — Das Buch „Middot“, .worin Me-
juchas, wie aus den Zitaten sich zu ergeben
scheint, Interpretationsregelu behandelt, war
bisher unbekannt. Es handelt sich aber
nicht um einen Gelehrten allein, sondern um
die Kulturgeschichte der Juden in Griechen-
land vor dem XIII. Jahrh., worüber fast
nichts bekannt ist (Hebr. Bibliogr. XV, 38
u. s. w, XIX, 57, XX, 96). 158 Arje b.
Elieser Chalfan (vgl. über die Familie Catal.
Bodl. 2813) schrieb 1494 Ms. Bodl. Neub.
697 und Zürich, Kennicott 253 (nach ge-
nauerer Mitteil. Dr. Kayserlings vom 24. Mai
1869), auch ohne Jahr Ms. de Rossi 208';
159 der Name „Haggai“ des Besitzers vou
n. 211, der im XV. Jahrh. vollständig ausser
Gebrauch gekommen zu sein schien, beweist,
wie misslich es ist, im Gebrauch von Namen
Normen aus der Erfahrung zu abstrahieren;
160 Foa (auch Fua); 162° IV der „erwähnte“
(xine für laudatus) Gelehrte ist Thomas
d’Aquino, aus dessen Schriften Jehuda Ro-
mano allerlei übersetzt hat; die 1. Abhandl.
ist erkennbar, s. mein: Die hebr. Übersetz.
S 497 n. 20; die andere, aus der Politik,
wird Hr. G. mit den andern bei mir verzeich-
neten vergleichen müssen. N. 219 (p. 163)
ist beendet 28. Kislew 5190, der 1. K. dieses
Jahres fiel auf den 27. Okt. 1429, also der
28. noch im Nov. desselben J., nicht 1430. 165
msimrw ist Stelluzza, ein ungalanter Frauen-
name, im Gegensatz zu Stella und anderen
zarten italienischen Frauennamen (s. Mo-
natsschr. f. Gesch. u. Lit. d. Jud. 1900 S.
235); 165 1. Z. unterzeichnet Jekutiel b. Mose
m aus Sulmona 1465; über dem M sind 3
Strichelchen gesetzt; sie sollen wohl die
Abbreviatur bedeuten, welche Zunz (in Gei-
ger’s jüd. Zeitschr. VI, 191, ges. Schr. II,
191) durch Ezech. 18, 21 erklärt, indem er
2 Beispiele anführt, in denen vielleicht schon
der Uebergang zu einem Familiennamen,
nach Analogie ähnlicher Abbreviaturen, z. B.
wdw. Jechiel nm b. Jekutiel (b. Benjamin?)
findet sich in Ms. München 232, Isak M
1508; 168 Jakob b. Mordechai Poggetto
(1581—6 Ms. Almanzi 163 ff.) ist ein be-
kannter Autor (Catal. Bodl. p. 1238, Revue
des Et. Juives X, 85, Ms. Schönb!. II, 124);
169 n. 230 Isak Kohen, s. Catal. Bodl. p.
1130 und Katalog Schönblum-Ghirondi n.
66, Hebr. Bibliogr. IX, 141, XV, 106; 170
vorl. Z. ist der Ortsname Recanati falsch
geschrieben oder gedruckt; 170° Samuel
Casani, oder Cazani, kann Sam. b. Sabbatai
aus Creta sein, der 1567 lebte (Wolf III n.
2135°); D. Kaufmann (Rev. des Et. J. XXIII,
142) erwähnt einen Sam. Cazano in Venedig
1607 als Verf. eines Gutachtens über Fleisch-
reinigung; Mortara, p. 18 nennt die Familie
überhaupt nicht; 170 der Namen des Josef b.
Jakob, welcher ohne Beleg „Maudeville“ um-
schrieben wird (ein solcher Ort fehlt in Gross’
Gallia Iud.), ist ein bisher noch nicht be-
431 (No. 11,
friedigend gelistes Problem; s. Catal. Bodl.
p. 1477; Geiger, jiid. Ztschr. 1862 S. 222
Smbw; Ozar Nechmad III, 152, ha-Mebasser
1862 S. 49: „Monteville in der Normandie‘;
Berliner, Magazin I, 108: Corbeil; S. 111,
wo schon das ganze Epigraph abgedruckt
ist, wird eine Emendation Marvil oder Morvil
vorgeschlagen, s. Jacobs, The Jews of Angiov.
Engl. p. 31, dagegen Bacher, in Jew. Quart.
Review VI, 368; ich hatte, im Index Geogr.
des Catal. Bodl. p. LXXXXVI Marveil in
Frankreich vorgeschlagen. Bei dieser Gele-
genheit sei ein von Neubauer zu Ms. 12983
nur erwähntes Distichon mitgeteilt, welches
vielleicht denselben Josef nennt:
mb Oxnd wa MN
Im mane Sy apy: wa non
S. 177 XIII Benjamin b. Jehuda, s. Vogel-
stein u. Rieger, Gesch. d. Juden in Rom I,
388 u. Berger in Sammelband der Gesell-
schaft Mekize Nirdamim VII S. 37.
Die zweite Abteilung: Bibelerklärungen,
mit oder ohne Text, bietet mit ihren mehr
als 150 Nummern einige Eigentümlichkeiten.
Besondere Beachtung verdient die im J. 1882
von dem unglücklichen Shapira gekaufte
Sammlung arabischer Bibelkommentare
von meist alten Autoren aus der Sekte der
Karaiten (die man mit den arabischen Schi-
iten vergleicht und sogar in geschichtlichen
Zusammenhang bringt). Die Reste dieser
Litteratur sind erst in neuerer Zeit bekannt
geworden, das meiste war bisher aus Paris
und Petersburg bekannt, wo ein betreffender
Katalog nicht ohne triftige Gründe noch
immer erwartet wird. Die Opposition dieser
Sektirer gegen die Tradition der Rabbaniten
führte schon frühzeitig zu Erdichtungen und
Fälschungen, welchen in neuerer Zeit Vor-
schub geleistet, oder zu viel Vertrauen ge-
schenkt wurde. Dadurch sind die karaiti-
schen Schriften überhaupt einer erhöhten
oder auch tieferen Kritik bedürftig, wozu
noch der Umstand kommt, dass verhältnis-
mässig vieles nur in Bruchstücken vorliegt,
welche nur teilweise durch sorgfältige Ver-
gleichung, manchmal nur zufällig auf ihren
Ursprung zurückzuführen sind. Hr. Marg.
bietet Konjekturen und Resultate seiner For-
schungen oder der von anderen gewonnenen
nach dem Erscheinen seiner „Descer. List“;
so z. B. über David b. Boas n. 299, 305 I,
U, 306, 307, Harun 305, (p. 229), Levi b.
Jefet 308 Il, 309 II, 336, Jeschua 314 II],
329 I, Jefet 123, 149, 318, Verschiedenes
in den Fragmenten n. 330.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. (November 1900.) 432
Einige Stellen des Katalogs bieten uns
ein lehrreiches Beispiel dafür, von welcher
Wichtigkeit die Erkenntnis der genauen Be-
deutung eines Wortes für die Litteratur-
geschichte sein kann. S. 127 n. 6 wird
Jehuda [ibn Balam] zu II. Sam. 6, 13
SD9 NID MDI W zitiert; was bedeutet
das? Jehuda verfasste ein Werk N"PO9N N23,
wozu man wohl das Wort mw Kommentar
ergänzen muss, Nukat bedeutet acute
dieta, also Erklärung von einzelnen Stellen
der Bibel, welche wahrscheinlich wegen
ihres Ausdrucks einer Erklärung bedürfen,
also ist im obigen Zitat das Wort xpmbn
zu ergänzen, oder MZN („in den Nukat zu
diesem Buche“) zu lesen. In Ms. Bodl.
Neub. 294 liest man zu Maleachi 3, 23:
„bis wohin ibn Gikatilia (Chiquitilla) in seinem
Kommentare zu 723 der 12 (kleinen) Pro-
pheten“; Neub setzt ein Ausrufungszeichen
hinter das hier sinnlose Wort und übergeht
die Stelle in dem Register der zitierten arab.
Titel p. 1026; aber in den Add. bemerkt er
„perhaps M2S?N“; Poznański (Mose b. Sa-
muel etc. Berlin 1895 S. 13 [wo „492“
Schreibfehler, ebenso S 54 A.'; im Register
Neub.’s p. 950: Juda b. Balam, gehört die
Bemerkung: „see Addit.“ zu 294] emendiert
ohne weiteres AMD „der Prophetien“; ja,
er möchte den Komm. des Jehuda mit einer
anderen Schrift über die Wunder der Thora
identifizieren (Monatsschr. f. d. Gesch. ete.
1893/4 S. 383). Für meine Auffassung des
Wortes und des Sachverhältnisses bietet der
Katalog die folgenden beachtenswerten Zeug-
nisse: S. 131’ n. 308 Titel ax des Buches
Josua u. s. w. für einen „kurzen“ Kom-
mentar; S. 267° Epigr. „beendet“ ist, was
ich zu erwähnen beabsichtigte von xy N23
der Thora; das Werk ist ein Extrakt aus
verschiedenen Autoren v. J. 1351. Nukat
hat vielleicht allmählich den Sinn von ,Aus-
wahl“ erhalten und dient als Gegensatz zu
einem fortlaufenden Kommentar eines ganzen
Textes
Schliesslich sei auf die Bereicherung
unserer Kunde arabischer Namen der Juden
hingewiesen, welche für die Litteratur-
geschichte von Wichtigkeit ist. In meiner
nächstens zu Ende geführten „Introduction“
im Jew. Quart. Review habe ich nach allge-
meinen Bemerkungen mehr als 800 Vor-
und Familien-Namen alphabetisch verzeichnet
und mit Beispielen belegt, grösstenteils auch
nach ihrem Ursprunge --- insbesondere aus
Ortsnamen — erklärt. Aus dem vorlieg.
Bande habe ich etwa 85 ausgezogen, wo-
433 (No. 11.)
runter einige von allgemeinem Interesse,
z. B. die Familie Katib al-Arab (196®,202b,
Intr. n. 269), Našr Allah als Ubersetzung
von Esra (202°), fiir die abweichende Ortho-
graphie min» (94°, Intr. n. 378), ONTON 129
(70>, vgl. Intr. vol. XI, 336); neu ist das
hybride Wort myob (116% „der Zube-
nannte“). Nicht weniger als beinahe 40
Namen sind mir neu; und ihre Aussprache
ist meist noch festzustellen, ich gebe sie daher
bis auf wenige mit hebr. Lettern, durchaus
mit Weglassung des Artikels (al): "28 S.
139, veyy2N 97>, 12? 94>, IRB 116%, "TANTI
76, nn? 1176, Zabib 95>, “Hubeisch und
Hubeischi (schwerlich ,Habischi*) 63, 96,
win 201, smn 63 ist wohl = 585 Chidhr
269 d. i. Elia! Syn 64°, Tabia 114? ff, YU
116, bn 227, ‘255, wohl Chalafı 665, yn
116, “27D? 116, 78D s. oben un, mm
118, 55x mud 227, Tin (Os 12N) 191, 253,
Meidani 118, Mansura 104, Ann 139, “x20
167, mymo (für Schemaja?) 191, SO 63°,
YN 158, rab 63>, mins 62, “ay 66>,
MON TP 140, 8% 129, Dx 525, wyn 165.
Berlin im Oktober 1900.
ee ee ee
Mitteilungen.
Nachtrag zu Louvre C 1.
Zu meiner Uebersetzung der Schlusszeilen
von Louvre C 1, OLZ. II, 47, ist nachzu-
tragen, dass Z. 6 zu lesen ist: „(frei) herum-
streifend (hns) auf dem Gefild“. Die Be-
merkungen Capart’s, Rec. trav. 22, 109 er-
innern mich an diese Verbesserung. Der
Gebrauch des (von Maspero richtig ergänzten)
alten Zeichens!) für hns (Doppelstier) beweist
wieder, wie die 12. Dynastie archaisierend
manchmal auf die älteste Zeit zurückgreift
und ist deshalb sehr beachtenswert.
W. Max Müller.
Bei einer zufälligen Einsichtnahme von
Lichtensteins Tentamen palaeographiae Assy-
ro-Persicae fiel mir ein dort Tafel VIII ver-
öffentlichter Siegelcylinder auf, dessen Inschrift
ihn als das Siegel eines Saknu von Kalbi
kennzeichnet. Er ist wieder veröffentlicht und
besprochen bei Menant?), Glyptique orientale
I 26 (und dortiger Angabe zufolge auch bei
Lajard, Culte de Mithra pl. 36,6.). Auch dort
1) Allerdings konnte ich von dem einen Kopf
keine Spur mehr erkennen, aber der Stein ist ja, wie
ich schon früher gesagt habe, jiimmerlich misshandelt
worden.
°) Das Original befindet sich danach in Florenz.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [November 1900.) 434
ist die Lesung der Inschrift falsch und die
Bedeutung des Cylinders nicht erkannt. Es
handelt sich hier um ein Stück, dessen Be-
stimmung bis auf das Jahr möglich ist, und
das daher ein besonderes Interesse für die
Geschichte der assyrischen Steinschneide-
kunst besitzt. Mir ist nicht bekannt, ob die
Zeichnung von L. Messerschmidt. l
richtige Lesung und Datierung anderweit
erkannt worden ist. Die Inschrift ist zu lesen:
Sa Rim-ma-ni-ilu amilu rîšu (šakû)
Sa Bil-täris (LAL)-iluMA (amilu) Sakin
(mhz) Kal-hi.
Bil-taris-iluMA war limmu im Jahre 798
unter Adadnirari III.
Merkwürdig ist noch, dass das Siegel für
zwei Personen gilt — soll es etwa ein Amts-
siegel für ein gemeinschaftlich bekleidetes
Amt der beiden sein?
H. Winckler.
Zu der vorstehenden Ausführung Wincklers bemerke
ich, dass es noch möglich wäre, das Siegel nur auf
Rimäni-ilu zu beziehen, d. i. (Siegel) des R., des
Officiers des Bil-täris-(an) MA, Statthalters von Kalbi.
Dafür spricht, dass in assyrischen Contracten eine
derartige Beziehung auf einen Vorgesetzten vor-
kommt, cf. K. B. IV 134, 138, 143, dagegen, dass in
diesen Fällen nur der Titel, nicht der Name genannt
wird. F. E. Peiser.
|
Die Voss. Ztg. bringt in ihrer No. 502 vom
26. Oktober einen Artikel von Karl Herold über
Alexandrinische Katakomben, wonach sich im Hiigel
Komm-o8-Sugafa eine Grabhalle mit erbrochenen
Sarkophagen vorfand, an welche sich eine Reihe noch
' unberührter Gänge und Säle anschliessen. Zeit etwa
Fa
485 (No. 11.]
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[November 1900.j 436
erstes vorchristliches Jahrhundert. Soll für das dor-
tige Griechisch-Römische Museum untersucht und
spüter dem grossen Publikum zugänglich gemacht
werden.
C. R. Conder hat in der Times vom 15. Okto-
ber nicht blos die neue in Babylon gefundene heti-
tische Inschrift schon übersetzt (!!!), sondera
auch auf Grund davon und auf Grund andrer ebenso
sicherer Erwägungen festgestellt, dass die hetitische
Schrift in Babylon vor Ammurabi gebraucht wurde
und die Inschriften in Cappadocien und Syrien von
den alten Königen Babylons gesetzt seien. Da Con-
der denjenigen, wolcher die Inschrift gesetzt habe,
als Zabu liest — er meint natürlich den 3. König
der ersten Dynastie — und als sein Volk die Kassiten,
und da ich annelme, dass Conder ganz gut weiss,
dass zur Zeit der ersten Dynastie in Babylon von
Kassiten nicht die Rede sein kann, so möcht ich fast
vermuten, dass Conder sich einen Spass erlaubt hat,
um die Hititologie zu travestieren. Herausforderu
thut diese jüngste Tochter der Assyriologie ja dazu
genug. F. E. P.
Aus gelehrten Gesellschaften.
Acad. des Inscr. et Belles Lettres.
Sitz. vom 7. Sept. Heuzey trägt vor über die
Rekonstruktion und Zusammenstellung der Fragmente
der sog. Geierstele, wodurch die bisher noch zweifel-
hafte Anordnung der einzelnen Bruchstücke bestimmt
würde.
Sitz. v. 20. Sept. de Villefosse verliest einon
Bericht Delattres über die letzten Ausgrabungen
in Karthago.
Sitz. v. 28. Sept. Babelon logt zwei disque aus
Silber vor, geschmückt mit Jagdszonen in Relief, die
au Darstellungen aus der Sassanidenzoit errinnern.
Eins trägt die griechische Inschrift: „Sanctuaire
d’ Artémis“ u. des offrandes du roi Mithridate. Artemis
sei die Göttin Mă oder Emyo von Comana, wo die
beiden Gegenstände gefunden sind.
Personalien.
Privatdozent Dr. Dyroff in München, Kustos der
ägyptologischen Abteilung des kgl. Antiquariums,
wurde zum Konservator an dieser Abteilung befördert.
Dr. Cichorius, a. o. Prof. der alten Geschichte
an der Univ. Leipzig ist als o. Profossor a. d. Univ.
Breslau berufen worden.
Zeitsehriftenschau.
The Academy 1900. ö
22. Sept J Hastings, a dictionary of the bible,
bespr. v. ?
Abh z. Gesch d. math. Wiss. 1900.
X H. Su-er, die Mathematiker und Astronomen
der Araber und ihre Werke. (528 arabische Gelehrte
aus der Zeit von 750 bis 1600 mit den erhaltenen
Nachrichten über ihr Leben und Werke..
American Jonrnal of Archaeologie 1900.
‚2 Ch Waldstein, the earliest helle.ic art and
civilization and the Argive Heraguum — General
meeting of the archasological institute of Amarica,
Decsmbor 27, 28 and 29, 1899. (Berichte von Banks,
J. P. Peters, Haynes, Hilprecht über Ausgrabungen
in Babylonien; G. Lyon, the Harvard semitic museum;
W. H. Ward, the goddesses in primitive Babylonian
art; M. L. Earle, on the supplementary signs of the
greek alphabet )
Archiv f. Anthropol. 1900.
1. Vierteljahrsh. Hj. Appelgren, barbarische Nach-
bildungen orientalischer Münzen (u.) A. Q. Heikel,
die sibirischen Jenessey-Inschriften (u.) J. J. Tikkanen,
drei armenische Miniaturen (alle drei im Finskt
Museum). bespr. v. Frl. Prof. J. Mestorf.
Archiv f. Papyrusforschung 1900.
I. 2. Tb. Mommsen, zum aegyptischen Münz-
wesen. — W. Spiegelberg, Buchis, der heilige Stier
von Hermonthis. Zu Macrobius Skt. I, XXI, 90.
(Bovgss — Bh, wie auch schon nach Brugsch Bacis
= Bh.) — L. Mitteis, neue Rechtsurkunden aus Oxy-
rhynchos, 3. Aus dem aegyptischen Eherecht. 4.
Verschiedenes. — B. P. Grenfell u. A. S. Hunt, a
large find of Ptolemaic papyri (in Umm el Bargät).
Beilage sur Miinchener Allgem. Ztg. 1900.
140. A. Heisenberg, auf der Insel Skyros.
160. M., Baalbek-Heliopolis (Uebersicht tiber die
Geschichte und Altertümer der Stadt, Zusammen-
stellung der Litteratur).
166/67. A. Stauffer, Geschichtswissenschaft, ge-
schichtliche Bildung und moderne Weltanschauung
(naturwissenschaftliche und theologische Geschichts-
auffassung).
177. ?, Neue Forschungen über das Geschlecht
Attiln’s.
193. P. H., moderne türkische Litteratur.
217/18. H. Bulle, die Steinschneidekunst im
Altertum.
224. C. Niebuhr, das mythologische Element
in der antiken Geschichtsschreibung.
226. Eduard Glaser, über den Ursprun
Wortes „Kireke“ (will es entweder auf
auf mp. resp. auf einem Zusammenfliessen beider
zurückführen und lässt es vielleicht durch direkte
Beziehungen vom semitischen Orient nach den ger-
manischen Ländern, ev. von Judon, gebracht werden.)
238. P. Horn, der persische Kleiderdichter
Machmüd Käri. 7
des
oder
Berliner philol. Wochensohr. 1900.
35. J. Marquart, Chronologische Untersuchungen,
bespr. v. Ferd. Justi. — Carl Niebuhr, Einflüsse orien-
talischer Politik auf Griechenland im 6. und 6. Jahr-
hundert, bespr. v. Holm.
36. F. Cumont, Textes et monuments figurés
rélatifs aux mysteres de Mithra bespr. v. Georg Wolff.
37. Mélanges Henri Weil, bespr. v. Julius Werner.
— Lersch, Einleitung in die Chronologie, bespr. v.
L. Holzapfel. — Wieland, Ausflug ins altchristliche
Afrika, bespr. v. Victor Schultze.
38. Hirzel, “dyeapoo vouos, bespr. v. P. Wendland.
— A. Billerbeck, Festungsbau im alten Orient, bespr.
v. Raimund Oehler.
39. Willrich, Judaica, bespr. v. P. Wendland. —
G. Ebers, Aegypt. Studien, bespr. v. J. V. Prašek.
Centralbl. f. Recktswiss 1900.
Okt Festschriften für H. Dernburg. Mommsen,
das aegyptische Gesetzbuch, bespr. v. ?
No. 11.)
Deutsche Litteraturzeitung 1900.
40. K. Kautzsch, das sogenannte Volksbuch von
Hiob und der Ursprung von Hiob Kap. I. H. XLII.
OKIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
7—17, bespr. v. G. Beer. — M. Steinschneider, der
Aberglaube, bespr. v. N, Samter.
41. R. Kittel, die Bücher der Könige, bespr. v.
Fr. Schwally.
42. E. Littmann, über die Abfassungszeit des -
Tritojesaju, bespr. v. J. W. Rothstein.
45. v. Gall. die Herrlichkeit Gottes, bespr. v.
F. Giesebrecht. — A. Schlatter, die Kirche Jerusa-
lems vom Jahre 10—130, bespr. v. E. Preuschen. —
A. Torp. lykische Beiträge uf bespr. v. H. Pedersen.
— W. Ruge und E. Friedrich. archäologische Karte
von Kleinasien, bespr. v. E. Öberhwurmer.
The Geographical Journal 1800.
4. The monthly record. Asia: Dr. Sven Hedin’s
late-t journey. Marco Polo's itinerary through
Persia. — Africa: French exploration in the Sobat
Basin. Econumic geography of the french Sudan.
Gott. ge Anz. 1900.
VII. E. v. Dobschütz, Christusbilder, bespr. v
A. Jülicher. — “p. Niese, Geschichte der griechischen
und makedonischen Staaten Il, pe v. M. L. Strack.
Hermes 1900.
4. P. Stengel, der Kult der Winde (bei Homer
und den Griechen). -— C. F. Lehmann, weiteres zu
Aristoteles Arrar olırea X. (betr. Münzen und
Masse.).
Historische Zeitschr. 1900.
3. C. Neumann, griechische Kulturgeschichte in
der Auffassung Jakob Burckhiardts. — E. Mever,
Forschungen zur alten Geschichte, Bd. 2. Zur (re-
schichte des 5 Jahrh v. Chr, bespr. v. M. L. Strack.
— B. Niese. Geschichte der griechischen und make-
douischen Staaten I], beapr. v. Beloch. — P. Lapie,
les civilisations Tunisiennes, bespr. v. G. Fr. Hertzberg,
Jahrbuch d. Kais. D. Archäol. Inst. 1900.
IW. H. H. Schrader. die Anorduung und Deutung
des hen Telephosfrieses. — P. Wolters,
Kuossos. bersicht über die ersten Auszrabungen
A. Evans’. a Sitzungsberichte der Archäol. Gesell-
schaft zu Berlin, Juli 1900.
Journal Asiatique 1900.
Juillet-Aoüt. F. Nau, Amatas, disciple Antoine
(-Juuaros ~ 'Aoouros on ‘Huuutorv ---'dood toč. Nie
Person des Ammatas bei Hieronymos, Leben des
Paulus, bei Eusebius und im Paradisus Patrum sei
durch falsche Lesung entstanden. wie durch Heran-
mehung der syrischen und koptischen Texte nach-
gewiesen wird ) — R. Dussaud, influence de la religion
Nosairi sur la doctrine de Rachid ad-Din Sinan.
A. van Hoonacker, le traité de philosophe syrien
Probus sur les premiers analytiques d'Aristote. (Be-
werkingen zu der Handschrift Bedjans und dem
Berliner Ms. Sachau 226, Text nach Bedjan und
Übersetzung.) — Nouv elles et mélanges J Halévy,
annexe au procès verbal; séauce du 9 mars 1890.
I. H. fasst das Wort wis AN” in Zeile 3 der 2.
luschrift von Nerab (vgl. dazu Journ. As. 1899 Nov.
Dec. O.L. Z. 1900 Sp. 155) im Sinne von arabischem
is! „prendre soin“, Il. H. wendet sich gegen die
Erklärung hebräischer Worte aus dem Egyptischen,
indem er für MIN Herd. ro. DTN, WOM `Y Schiff,
mm) teilweise sehr gesuchte seinitische Etymologien
mn nn nn mn m re a a NN
EN a i oe a
438
[November 1900.|
ee a
giebt. II. Textünderungen zu Esra VII 17. Die
Worte ppan varo lieet H. als “Bos, Bossipva
statt Borsippy. setzt den Ausdruck gleich ter
borsippenus“. IV. H. warnt vor der tibereilten
klarung aethiopischer Wörter aus afrikanischen
Sprachen oder durch jüdischen Einfluss. CV
Hahn = arab, OG GAT ungesäuertes Brot =
Fem. von hebr. x5. arab. sl; PR PT Almosen
habe aethiopische Etymologie. — R. Basset, mission
à Nedromah et chez les Traras. (Kurzer Bericht
über B.'s Erfolge: vorläufiger Text zweier arabischer
Inschriften aus den Jahren 474 und 484 d. H.)
Der Katholik 1900.
Sept. E. Seydi, Chu-en-aten. — J.-M. Besse, les
moines d'Orient antérieurs au concile de Chalcédoine,
bespr. v. C. M. Kaufmann. — Miscellen. E. Seydl,
textkritische Notiz zu Gen 49,8 (konstruiert ein Tetra-
stichon, indem er hinter | nmam einschiebt IN HAN).
— Derselbe, der Danspruch Gen. 49, 16—18.
Literarisches Centralblatt 1900.
38. W. R. Smith, die Religion der Semiten, über-
sotzt von R. Stübe, bespr. v. S—y.
39. K. Marti, Handkommentar zum A. T. L. 4.
A. Bertholet, das Buch Hesekiel. L. 5. H. Holzinger,
Genesis, bespr. v. B. B. — EB. Hühn, die alttesta-
mentlichen Citate im Neuen Testament, bespr. v. ?
40. Füllkrug, der Gottesknecht des Deuterojesaja,
bespr. v. Kittel. — K. Marti, kurzer Handkommentar
zum A. T. Lfrng. 6. Budde, Bertholet u. Wildeboer,
die fünf Megillot. oe T. J. Benzinger, die Bücher
der Könige, bespr. B. B. — C. A. Nallino, l'Arabo
parlato in Egitto, P v. ?
41. N. Schechter aud C. Taylor, the wisdom of
Ben Sira. bespr. v. R. — M. Löhr, Geschichte des
Volkes Israel, bespr. v. S-y. — K Müller, die
Ebstorfkarte, bespr. v. V. H
Al-Machriq. III. 1900.
18. (15. September.) A. S. Abrahina (u.) P.
Nasri, Notice historique sur les Chaldéens Catholiques.
— P. S. Ronzevalle, Notes d’epigraphie Orientale
(suite). 10. arabische Inschrift. Fabrikstempel auf
einem Stück eines Tongefässes Anfang der Artikel-
reihe in DI 1 (OLZ HE 2). P. M. Collangette,
L’astronomie sous les Califes (fin). Anfang in Il 15.
— P. L. Cheikho, L'histoire de l'imprimerie en Orient
(suite): Beyrouth: Imprimerie catholique (fin). Fort-
setzung und Beschluss des Verzeichnisses der aus
dieser Offizin hervorgegangenen Drucko: Die übrigen
wissenschaftlichen Bücher. Vergl. OLZ III 10, Spalte
389. — Besprechung von J. Nikel, Die Wiederher-
stellung des jüd. Gemeinwesens nach dem Babylo-
nischen Exil. Freiburg 1900. Druckfehler-Ver-
besserung.
19. (1. Oktober.) P. Anastase Carme, Quelques
monuments de l'Irak. Erster Artikel. “Ayar-Qüf mit
dem Burg Nimrüd. — J. G. Thabet, Les armes à
feu en Orient. Mit den Abbildungen verschiedener
Flinten. — A. N. Abrahina (u.) P. Nasri, Notice
historique sur los Chaldéens Chatholiques (fin). Mit
dem Porträt des Patriarchen Jusuf Emanuel II. -—
P. A. Mallon, La langue copte: son origine et son
histoire. — Besprechung von J. B, Chabot, Chronique
de Michel le Syrien éditée pour Ja 1re fois et traduite
en francais. I (fascic. 1). Paris 1899. — Varia. Mit-
teilung tiber die Arbeiten der Deutschen Expedition
in Balbek. Man entdeckte in der Nähe des grossen
Tempels ein viereckiges Wasserbassin, 90 Meter lang:
—
439 [No. 11]
-—- ——— o a e ee
80 Meter breit. In der Nähe des Bassins fand man
das Standbild ciner Löwen von ausgezeichneter
Arbeit, innen mit einem röhrenartigen Loche; man
nimmt an, dass der Löwe aus seinem Rachen das
Wasser in das Bassin spie. Weiter entdeckte man
kufische Inschriften, sowie lateinische und griechische
Inschriften und Darstellungen.
Mitt. d. k. k. geogr. Ges. in Wien. 1900.
5. u. 6. K. u. K. Linienschiffsfähnrich J. Zaffank
Edler von Orion, die Seychellen (geographische Be-
schreibung und ernstlich gemeinte Gründe für die
Theorie, dass sich das biblische Paradies auf oder in
der Nähe der Seychellen befunden habe, aus einem
Briefe des General Gordon! Wir hätten solche
Spielereien eines Fähnrichs und eines Generals über
eın Thema der biblischen Archaeologie höchstens in
einer englischen wissenschaftlichen Zeitschrift erwartet.
D. R.). — M. Blankenhorn, zur Frage des Unter-
ganges von Sodom und Gomorrha (geologisch - bibli-
sche Polemik gegen C. Diener). — Mitteilungen. E
Jung. Redschaf. — Erzherzog Ludwig Salvator,
Ramleh als Winteraufenthalt, bespr. v. E. Gallina.
— M. v. Oppenheim, vom Mittelmeer zum persischen
Golf, bespr. v. C. Diener.
—
Mitt. u. Nachr. d. Deutsch. Paläst.-Ver. 1900.
I. Sellin, Mitteilungen von meiner Palästinareise
1899 (Schluss. Ausser den gewöhnlichen Funden
hebt S. noch besonders hervor einen noch unvoll-
endeten präehtigen Stierkopf, eine Figur von 1 m
Höhe mit verzerrtem Gesicht; in Kefr-Kennä habe
ein Knabe ihm ein Götzenbild für '/, Franc verkauft:
4 kleine menschliche Figuren mit auf dem Bauch
zusammengeschlagenen Händen tragen einen Sockel,
auf dem eine 5'/, cm hohe menschliche Figur steht,
die linke Hand trägt einen unkenntlichen Gegen-
stand, auf dem Kopfe befindet sich ein auffallender,
hoher Kopfschmuck, die Stirn trägt 3 Hérner.). —
G. Schumacher, Inschriften aus Dscherasch und Um-
gebung (griechisch). — Kurze Mitteilungen: Neben
Wegen in Palästina, besonders auf Bergrücken, be-
finden sich häufig pyramidale Steinhaufen, mehrere
in einer Reihe in kurzen Abständen. Hierdurch soll
angezeigt werden, dass in der angegebenen Richtung
ein heiliger Ort liegt oder schon von da aus sichtbar
ist. Die Steine, welche meschahid genannt werden,
werden von den Muslimen aufgerichtet unter den
Worten: aschhad inn Ja ilah ill’ allah wa muhammed
rasül allalı.
Sparen en f. Gesch. u. Wiss. d. Judent.
1900.
8. L. Bäck, zur Charakteristik des Levi ben
Abraham ben Chajjim. (Forts.) — M, Friedmann,
Seder Eliahu rabba und Seder Eliahu zuta (Tanna
d’be Eliahu), bespr. v. J. Theodor.
Petermanns Mitteilungen 1900.
IX. A. Jahn, zur Erklärung des Wortes „Hadh-
ramüt“ (Südarabien). (Gegen Glaser erklärt J. das
morit von der Wurzel dh. r. m mit dem Pruefix ha,
W Mehri heisse das Wort $armüt) — A. Dry, Vers
l'occident. Nord du Maroc. Andalousie, bespr. v.
Th. Fischer, — W. Wundt, Vilkerpsychologie. Eine
Untersuchung der Entwickelungsgesetze von Sprache,
Mythus und Sitte I, bespr. v. Th. Achelis. — F. M.
Miiller, Beitrige zur wissenschaftlichen Mythologie,
bespr. v. A. Vierkandt. — Fr. Kahler, Strabo’s Be-
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [November 1900.] 440
deutung für die moderne Geographie (u.) A. Cossu,
il concetto di geografia presso Strabone, bespr. v.
W. Ruge. — R. Miller, die Ebstorf-Karte (u) Fr.
Wertberg, Ibrahim-Ibn-Jakub’s Reisebericht über
die Slawenlande aus dem Jahre 965 (u.) A. Vambéry,
the travels and adventures of Sidi Ali Reis in India,
Afghanistan, Centralasia and Persia in 1553—56,
bespr. v. 8. Ruge.
Polybiblion. 1900.
September. P. Allard, les esclaves chrétiens, bespr.
v. E. J. — Besse, les moines d’Orient antérieurs au
concile de Chalcédoine (u.) derselbe, le monachisme
africaine, bespr. v. P. Pisani.
Revue critique 1900,
37. Toutée, du Dahomé au Sahara, la nature et
l'homme, bespr. v. B. Auerbach.
40. P. Morane, au seuil de l'Europe, Finlande
ot Caucase (u.) B. Rizos, mémoires du prince Nicolas
outzo, grand logothéte de Moldavie, 1798—1871,
F. van Ortroy, les délimitatious en Afrique. bespr.
B. Auerbach.
41. G. von Vloten, le livre des beautés et des
antithèses attribué à Al-Djahiz, (u.) F. Schwally,
Ibrahim ibn Muhammed Al Baïhaki, Kitab al-mahasin
wal-masawi, bespr. v. A. Barbier de Meynard.
Röm. Quartalsohr. f. christl. Altertsk. 1900.
3. A. Baumstark, verschollene Lazarusakten?
(nach Ephraem, dem Syrer). — M. Faulhaber, Hesychii
Hierosolymitani interpretatio Isaiae prophetae, bespr.
v. Baumstark. — J. P. Kirsch, Anzeiger für christ-
liche Archaeologie. (II. intern. Congr. für christl.
Archaeol. Ausgrabungen und Funde.)
Sitzungsber. d. philos -philol. u. d. hist.
Kl. d. K. b. Ak. d. W. z. München 1900.
II. W. Helbig, zu den homerischen Bestattungs-
gebräuchen.
Theolog. Littbl. 1900.
35. Lazarus, Ethik des Judentums bespr. von
G. Dalman.
36. Herner, Den mosaisken tiden, bespr. von
Ed. König.
37. Gunning, Jesaja 40—66. Hebreuwsche Text,
bospr. v. A. Kl. — Peters, Die sahidisch-koptische
Übersetzung des Buches Ecclesiasticus (Bibl. Studien
JII 3), bespr. v. Ed. König.
Theolog. Litteraturzeitung 1900.
20. W. H. Daubney, the use of the Apocrypha
in the christian church, bespr. v. E. Schürer. —
J. R. Harris, the gospel of the twelve apostels together
with the apocalypses of each one of them, bespr.
v. E. Nestle. — E. Hauler, didascaliae apostolorum
fragmenta Veronensia latina, (u) E. v. Dobschütz,
Christusbilder II, bespr. von H. Achelis.
Druckfehler-Verbesserung.
Sp. 261 2.7 1. Ny; Z. 18 1. NWN Z. 35 1.
325. Sp. 262 Z. 34 Lo pn. Sp. 295 Z. 8ve uL
Moed Katon; Sp. 296 Z. 1 l. Soferim; Z. 33 1. debe
R. Ismael; Z. 44/0 I. y 9995 95 modin; Z. 49 L
“m PRMD; Anm. 3 ]. Korban. Sp. 297 Z. 2 v. u.
muss 777 am Anfang der Zeile und danach ein
Punkt stehen; Sp. 350 Z. 34,51. Haschmunai; Sp, 361
Z. 22 1. betretfenden Stellen.
Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Köuigsberg i. Pr, Schönstr. 18a I,
Verlag u. Expedition Wolf Peiser Verlag, Berlin S., Brandenburgstr. 11.
Druck von blax Schmersow vorm. Zahn & Baendel, Kirchhain N.-L.
3. Jahrgang No. 12. 15. Dezember 1900.
Orientalistische
Litteratur-Zeitung.
Herausgegeben
von
F. E. Peiser.
ee
Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11.
o —-
James Parker & Co. Oxford, 27 Broad Street.
— Inhalt: ===
L. Messerschmidt, über einige hettitische Siegel.
W. Spiegelberg, Aapvow Fos.
W. M. Müller, Ein altkanaanäisches Mythusfragment.
F. E. Peiser, Eine Vermutung zur Einleitung des liber Proverbiorum.
Besprechungen:
Karl Budde, der Kanon des alten Testaments (F, Perles).
C. H. Toy, The book of the Prophet Ezekiel (und)
Richard Kraetzschmar, das Buch Ezechiel (F. Giesebrecht).
H. Pognon, Inscriptions mandaites des Coupes de Khouabir III (und)
M. Hartmann, Lieder der Lybischen Wüste (Friedr. Schwally).
G. Möller, Ueber die in ein einem späthieratischen Papyrus d. Berl. Mus. erhaltenen
Pyramidentexte (W. Max Müller).
Max v. Oppenheim, Vom Mittelmeer zum persischen Golf (Hugo Winckler).
M. Poppelauer, mann xm (A. Marx).
T. K. Cheyne, 1M.) 28; Phinehas; Putiel.
Mitteilungen. Aus gelehrten Gesellschaften. Personalien. Zeitsehriftenschau.
wae Mit dieser Nummer schliesst der Jahrgang; wir bitten um rechtzeitige
Erneuerung des Abonnements, damit in der Zusendung des Blattes keine Verspätung
eintritt. Die Expedition.
Bei der Redaktion eingegangene Sehriften.
Hugo Winckler, Geschichte Israels in Einzeldarstellungen. Teil II: die Legende (Völker und Staaten
des alten Oriente. 3.) Leipzig, Eduard Pfeiffer. 1900.
Ernst Sellin, Studien zur Entstehungsgeschichte der jüdischen Gemeinde nach dem babylonischen Exil
I. Der Knecht Gottes bei Deuterojesaja. 6.50 Mk. II. }Die Restauration der jüdischen Gemeinde
in den Jahren 538—516. — Das Schicksal Serubbabels 4,50 Mk. — Leipzig, A. Deichert’sche
V. Nachf. (Georg Böhme) 1901. (Beide Bände zusammen 10 Mk.)
Kurt Sethe, Sesostris. (Untersuchungen zur Geschichte und Altertumskunde TRIER IT.). Leipzig,
J. ©. Hinrichs’sche B. 1900. Subskriptionspreis 4 Mk. Einzelpreis 6 Mk.
*Heinrich Suter, die Mathematiker und Astronomen der Araber und ihre Werke (Abhdl. z. Gesch. d.
mathem. Wissensch. X. Heft.) Leipzig, B. G. Teubner. 1900, 14 Mk.
Martin Hartmann, Der islamische Orient II, III, Berlin, Wolf. Peiser Verlag 1900.
*) Bereits zur Besprechung ausgegeben.
Orientalistische
Litteratur-Zeitung.
Herausgegeben
von
F. E. Peiser.
Erscheint Berlin Abonnementspreis
am 15, jedes Monats. ll, vierteljährlich 3 Mk.
Wolf Peiser Verlag.
Bestellungen nehmen entgegen: die Verlagsbuchhandlung, Berlin S., Brandenburgstr. 11, sowie alle Buch-
handlungen und Postämter (unter Nummer 6724). — Inserate die zweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei
Wiederholungen und grösseren Anzeigen Ermässigung.
3. Jahrgang. 15. Dezember 1900. AR 12.
Alle för die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender
Adresse erbeten: Redaktion der 0. L. Z., Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11.1.
Ueber einige hettitische Siegel.
L. Messerschmidt.
4b. 4c. Ad. de.
durch ihren Inhalt als zu einer und derselben | gangs-Verzeichnis No. 1769), Es ist aus
Gruppe gehörig. Hämatit gefertigt und hat die Form eines
No. 1, hier zum ersten Mal veröffentlicht, | niedrigen, eingeschnürten Cylinders, dessen
habe ich nach zwei Gipsabgüssen gezeichnet. | einer Grundfläche die Darstellung eingraviert
Den einen derselben nebst Publikations- | ist. Durch die Mantelfläche geht den Grund-
befugnis verdanke ich der Güte des Direktors | flächen parallel eine Durchbohrung. Höhe
der Kgl. Skulpturensammlung Dresden (Al- | ca. 1,9 cm, Durchmesser ca. 3,1 cm. Das
bertinum), Geh. Hofrat Prof. Treu, den andern | Siegel wurde zuerst etwa 1889 in den Händen
Obenstehende vier Siegel erweisen sich in der genannten Skulpturensammlung (Zu-
Prof. Steindorff. Das Original befindet sich eines Eingeborenen in Caesarea in Cappa-
443 [No. 12.]
docien bemerkt und gelangte später nach
dessen Tode durch Kauf von den Erben in | hält wohl ein Trinkgefäss.
den Besitz des Dresdener Museums.
No. 2 ist zuerst veröffentlicht im Handês
amsöreah, einer armenisch geschriebenen
Monatsschrift der Mechitharisten-Patres in
Wien, 1898 S. 139, wiederabgedruckt PSBAXX
S. 230 ff. Das Original aus Silber ist im
Besitz eines Antiquars in Caesarea und soll
aus Malatia kommen. Es hat, wenn ich
nicht irre — ich habe das Original vor
längerer Zeit selbst gesehen — dieselbe Form
wie No. 1. Der Durchmesser beträgt eben-
falls ca. 3,1 cm. Wo das Stück sich jetzt
befindet, ist mir nicht bekannt. Meine Zeich-
nung ist nach Gipsabgiissen des Berliner
Museums gemacht, die mir Prof. Delitzsch
gütigst zur Verfügung stellte.
No. 3 ist gezeichnet nach der Veröffent-
lichung von Budge in PSBAIX (Nov. 1886).
Das Material ist Hämatit. Das Original, da-
mals erst kürzlich durch das Britische
Museum erworben (Katalog-No. 17804), ist in
Jiisgad (SO. von Boghas-kiöi) gefunden
worden durch F. G. R. Edwards. Der obere
Teil der Handhabe ist abgebrochen und ein
Stück an der Seite abgebröckelt. Die Zeich-
nung jedoch ist intakt. Höhe ca. 3,1 cm,
Durchm. ca. 2,8 am.
No. 4: Würfelförmiges Siegel (Material?)
im Besitz von Greville Chester. In Photo-
graphie veröffentlicht im Archaeological Jour-
nal 1887 (Bd. 44) S. 348 f. Erworben
wurde es in Nordsyrien, gefunden soll es
sein in der Nähe von Tarsus. 5 von den 6
Seiten tragen eine Gravierung.
Vielleicht gehört hierher auch das Siegel
Perrot hist. de lart IV S. 772 No. 383/4,
etwa in Würfelform mit oben aufgesetztem
Griff, aus Hämatit. Die vier Seitenflächen
enthalten Darstellungen.
Die zuerst ins Auge fallende Figur des
äusseren Kreises bei No. 3 wird gebildet
durch zwei sich zugewandte, knieende, stier-
köpfige Menschen, welche mit der einen aus-
gestreckten Hand diegeflügelte Sonnenscheibe,
die auf einem Pfahl ruht, von unten her zu
stützen scheinen. Rechts und links von
dieser Gruppe, ihr zugewandt, befindet sich
je eine langbekleidete Gestalt, die wahr-
scheinlich eine Libation darbringen. Links
schliesst sich daran eine Person, die eine
rundeKopfbedeckung mit vorstehendem Rande
trägt, und mit langem Gewande bekleidet ist,
das jedoch im Unterschiede von dem der
vorhergenannten Personen und in von den
Denkmälern bekannter Art das vordere Bein
freilässt. Die Gebärde der linken Hand ist
ORLENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Dezember 1900.) 444
, undeutlich, die rechte ist ausgestreckt und
Da diese Person
sich von den zuerst beschriebenen ab- und
den gleich zu beschreibenden zuwendet, wird
man mit ihr eine neue, zweite Figurengruppe
beginnen lassen dürfen. In dieser handelt
es sich ganz deutlich um eine Libations-
Szene. Links sitzt eine Göttergestalt mit
spitzer Mütze, auf der einen ausgestreckten
Hand einen Vogel haltend. Derselbe ist bei
No. 1 und 4d deutlicher, aber sicher auch
bei 3 beabsichtigt. Davor steht ein Altar,
rechts davon, der Göttergestalt zugewendet,
eine langbekleidete Figur, die, da auf No. 1
das Gefäss deutlich erkennbar ist, eine Li-
bation darbringt. Der Kopf der Person ist
undeutlich. Den Rest des Umkreises nimmt
eine Reihe von zum teil unverständlichen
Zeichen ein. Nur ein Hirschkopf, ein Baum
und zwei Lanzen sind deutlich. Man wird
Symbole, keine Schriftzeichen darin sehen
müssen. Zwischen den Figuren zerstreut
finden sich hier und da kleine Dreiecke.
Nach dem Ausgeführten wird man also die
ganze Darstellung in drei Gruppen zu son-
dern haben; Szene der stierköpfigen Genien,
Libationsszene und Gruppe von Symbolen.
Die Zeichen im inneren Kreise sind höchst-
wahrscheinlich Schriftzeichen. Die Darstellung
auf No. 1 zeigt bei weitestgehender Ueber-
einstimmung mit der eben geschilderten doch
eine Reihe von Abweichungen. Die wesent-
lichste ist die, dass hier noch eine vierte
Szene, und zwar wieder eine Libationsszene
eingeschoben ist. Diese befindet sich rechts
von der Gruppe der stierköpfigen Genien,
sodass die letztere auf diesem Stück rechts
und links je von einer solchen Szene ein-
geschlossen ist. Trotz der Beschädigung
ist doch sicher zu erkennen, dass auch hier
die Gottheit etwas auf der Hand trägt, wahr-
scheinlich einen Vogel (s. 4e und u.) Auch
der Altar und das Gefäss des Libirenden
sind klar sichtbar. Auch hier zeigt der
obere Teil der letzteren Person dieselbe
eigenartige und noch unverständliche Ge-
staltung wie bei der schon besprochenen
Szene. Als schliessende Person dieser Szene
folgt hier ein Krieger mit Lanze und spitzer
Mütze. Die erhobene rechte Hand ist leer.
Weitere Abweichungen sind die folgenden:
Die Genien unterstützen deutlich mit beiden
Händen die Sonnenscheibe. Die libierende
Person links von derselben fehlt hier. In
der Gruppe der Symbole ist eine kleine Um-
stellung vorgenommen. Von geringerem Wert
ist wohl die abweichende Verwendung der
Dreiecke und Rosetten. Wichtig dagegen
445 (No. 12.)
ist wieder, dass die Schriftzeichen im inneren
Kreise andere sind als bei No. 3 und dass
hier noch ein dritter konzentrischer Kreis
eingeschoben ist, welchen crux ansata und
Rosette mit einander abwechselnd fiillen, jede
fiinf mal verwendet. An zwei gegeniiber-
liegenden Punkten unterbricht je ein kleines
Dreieck diese Folge.
No. 4 weicht in der äusseren Form und
in der Darstellung von den besprochenen ab,
doch m. E. nicht soweit, dass man es nicht
mit denselben zu einer Gruppe rechnen diirfte.
4d und e beriihren sich besonders nahe mit
No. 1 und 3. In 4d zeigt der Altar dieselbe
eigentiimliche Form wie bei No. 1 links. Auf
4b lässt sich die gleiche, unverständliche Kopf-
gestaltung beobachten, wie bei 1 und 3. Ab-
weichend und bemerkenswert ist, dass auf
4d die sitzende Gottheit ausser dem Vogel
noch ein anderes Tier, wahrscheinlich einen
Hasen in der Hand hält. Da in 4b die sitzende
Figur durchBlitzbündel und geflügelteSonnen-
scheibe charakterisiert ist, wird man sagen
dürfen, dass die Darstellung des Siegels (Amu-
lets) fünf Anbetungsszenen vor fünf verschie-
denen, durch die ihnen beigefügten Symbole
von einander gesonderten Gottheiten darbietet.
No. 2 habe ich bisher gar nicht berührt,
mit Absicht. Denn dasselbe ist m. E. zwei-
fellos eine Fälschung, deren Vorlage No. 1
gewesen ist. Eine Vergleichung beider zeigt
das deutlich. Ich begnüge mich daher damit,
auf einige Einzelheiten aufmerksam zu machen:
Was auf den ersten Blick auffällt, ist die
Roheit der ganzen Ausführung. Nun beweist
allerdinge diese für sich allein noch nichts,
wohl aber, meine ich, im Zusammenhalt mit
folgendem Gedanken: Ein alter, noch so un-
geschickt arbeitender Künstler würde nicht
verzichtet haben auf jeden Versuch die spitze
Kopfbedeckung und die Schnabelschuhe dar-
zustellen, — das Siegel will offenbar zu der-
selben Art gehören wie No. 1 und 3, also
müssen wir wenigstens Berührungen in den
Einzelheiten erwarten — er würde die Köpfe,
auch die Stierköpfe, nicht als einfache Ovale
ohne Andeutung der Nase gebildet haben, er
würde den Altar nicht als volle menschliche
Figur gebildet haben, u. s. f. Beweisend
aber ist folgendes: Der armenische Text
(Handés a. a. O.), dessen Übersetzung ich
der Güte Dr. C. F. Lehmann’s verdanke, be-
tont ausdrücklich die Reinheit des Silbers,
also den Mangel der Patina, „sodass man
denken könnte, es, das Siegel, sei neu“. Der
Gipsabguss zeigt, dass dasselbe namentlich
ringsherum am Rande ohne jede Beschä-
digung ist. Nur an einer Stelle des grössten
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Dezember 1900.| 446
Kreises findet sich eine flache Vertiefung,
die aber nicht den Rand erreicht. Und ge-
rade dies ist die einzige Stelle, wo No. 1
so beschädigt ist, dass man erst durch eine
nähere Überlegung erkennen kann, was da-
gestanden hat! Auch die Abweichung von
No. 1 innerhalb der Symbolgruppe erklärt
sich aus einem Missverständnis. An der
fraglichen Stelle, neben den beiden Lanzen(?)
ist ein ganz faches Stück auf No. 1 abge-
splittert!), sodass man bei einseitiger Be
leuchtung etwa das zu sehen glauben kann,
was No. 2 bietet.
Das oben erwähnte Siegel Perrot No. 384
berührt sich mit den vorliegenden darin, dass
es ebenfalls die beiden stierköpfigen Genien
neben der geflügelten Sonnenscheibe zeigt,
allerdings stehend.
Welcher Kunst gehören nun die bespro-
chenen Siegel an? Ist die herkömmliche Zu-
weisung derselben an die Kunst der „Hetti-
ter“ berechtigt? Ich glaube, ja. Es lassen
sich von den grossen Monumenten eine An-
zahl Parallelen zum Beweise dafür anführen.
Auf die Schnabelschuhe und die Kleidung
brauche ich nur hinzudeuten. Die spitze
Mütze mit dem aufwärts gerichteten Ansatz
vorn — auf No. 1 und 3 ganz deutlich —
finden wir wieder auf dem Monument von
Giaur-kalessi (Perrot a. a. O. S. 718), die
stierköpfigen Genien im Männerzuge von
Boghaskiöi. Allerdings scheinen sie dort die
Mondsichel zu stützen, der betreffende Gegen-
stand ist durch Verletzung undeutlich ge-
worden. Der naheliegende Gedanke, dass
auch dort ursprünglich die geflügelte Sonnen-
scheibe dargestellt war, wurde durch eine
Besichtigung des Berliner Gipsabgusses als
unhaltbar erwiesen. Dagegen wird die ge-
flügelte Sonnenscheibe auf dem Monument
von Iflatun-bunar (Perrot S. 730) von mensch-
lichen Gestalten gestiizt. Doch scheint die
Verwitterung nicht mehr erkennen zu lassen,
ob diese Stierkipfe hatten. Fiir die Libati-
onsszenen bieten Parallelen Ujük (Maspero,
recueil XIV) Fraktin (ib.) u. a. Dem liesse
sich noch manches hinzufügen, z. B. für den
Hirschkopf der Hinweis auf die Schlange mit
Hirschkopf auf dem von Ward im Amer.
Journ. of Arch. 1898 S. 163 veröffentlichten
Siegel. Wirklich beweisend für die obige
Behauptung ist aber m E. der Umstand, dass
sich in dem innersten Kreise von No. 1 und
3 Schriftzeichen befinden, die auf den
grossen hettitischen Inschriften wiederkeh-
1) Ich habe diese geringwertige Verletzung nicht
angedeutet, um die Zeichnung nicht zu undeutlich zu
machen.
447 (No. 12]
ren. Der Arm von No. 1 findet sich fast in
derselben Form auf der Inschrift von Fraktin
(recueil XIV Taf. 6) wieder, das etwa mit
einem Gitter zu vergleichende Zeichen von
No. 3 steht auch auf der Inschrift von Aleppo
Z. 2 rechts (Wright, empire Taf. 6)').
Ob die Zusammenstellung der verschie-
denen Szenen und Symbole auf den Siegeln
auch einen zusammenhingenden, astrono-
mischen, mythologischen Gedankeninhalt an-
deutet, vermag ich noch nicht zu sagen.
Berlin.
Aaßöpıvdog.
Von Wilhelm Spiegelberg.
Durch die neuesten erfolgreichen Aus-
grabungen von Arthur E. Evans auf Kreta
ist die Frage nach dem Ursprung des Namens
Aoaßvgıvos wieder brennend geworden!!). Be-
kanntlich dachte der Grieche bei diesem
Namen an zwei Bauten, ein Labyrinth auf
Kreta und eins in Aegypten. Dass beide
Namen mit einander zu thun haben, liegt auf
der Hand, aber die Frage, ob der Name von
Kreta nach Aegypten oder von Aegypten nach
Kreta übertragen wurde, ist zunächst noch
eine offene. Denn die bei Diodor 1/61, 97
überlieferte Tradition, Daedalus habe das
kretische Labyrinth nach dem aegyptischen
gebaut, kann nicht als beweiskräftig gelten.
Welchen Bau haben nun die klassischen
Autoren bei dem aegyptischen Labyrinth im
Auge gehabt? Wir wissen heute durch die
Ausgrabungen von Flinders Petrie, dass das
Labyrinth im Fajum bei Hawarah lag und
nichts anderes war, als der Totentempel
des Königs Am*'n-"m-h*t IT], südlich von
der Pyramide desselben Herrschers. Dass
dieser ursprünglich vielleicht in bescheideneren
Dimensionen angelegte Bau später jene Aus-
dehnung gewann, welche die Griechen in Er-
staunen setzte, lag wohl daran, das Am*n-
*m-h°t III, der Begründer des Fajums, der
Schöpfer des Moerissees, zu einer Art Heiligen
dieser Oase geworden ist. Dieser König führt
nun neben seinem Rufnamen, der griechisch
(a)
als Auueveuns überliefert ist, den offiziellen
Namen N-m:;'t-Re 2), für welchen die
1) Dort ungefähr richtig gezeichnet, wie mich
meine Collation nach Abklatschen lehrt.
*) 8. d. Litteratur bei Wiedemann: Herodot
II. Buch S. 523. W. hat dort mit Recht die einst
von Brugsch versuchte und später wieder zurückge-
zogene aegyptische Erklärung zurückgewiesen, während
Maspero: Histoire 1/520 Anm. noch daran fest-
halten möchte.
?) Diese zweifellos richtige Lesung statt des
früher üblichen R‘-n-m3‘t hat bereits Unger
(Manetho „S. 131) vorgeschlagen. Im übrigen s.
Griffith: A. Z. 1896 S. 60.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Dezember 1900.] 448
Formen !) Aauagis, Aaßapis, Lambares,
Aayaons überliefert sind?). Die letzte Form
ist sicher verderbt und in Aaßflu)aors zu
verbessern), im übrigen sind alle Formen
durch den bekannten Wechsel von m und b
sowie durch Itacismus zu erklären. In
Lambares könnte möglicherweise eine
Lesung stecken, welche ein in Klammern
gesetztes b als Variante des m oder umgekehrt
missverstand, also etwa Lam(b)ares in
Lambares verwandelte.
Demnach sind AaBagy(t)s oder Aapaoy(s)¢
die N-m:'t-Re entsprechenden korrekten
Namen, welche für den letzteren die Vokali-
sation N(l)*-m°'-r* ergeben. Dieser König
Labares ist nun, wie wir sahen, der Erbauer
des Labyrinths, von dem es heisst — und
darin bestätigt Manetho aufs schönste Petries
Ausgrabungsresultate — „öç tov v doosvoitn
Jaßvgivdovt) éxvtd Tapov xateoxevacs“.
Sehen wir uns nun den Namen 4afvguv dog
an, so wird man ohne Mühe —+s»3oc*) als
Endung erkennen (vgl. Kog-ıv 305) und Aaßve—
als Stammwort ansehen. In diesem Stamm-
wort aber haben wir den Namen des Erbauers
des Labyrinths, Labares vor uns, d. h.
Labare- mit der griechischen Endung ç.
Es stimmt also Aaßvp- mit Labare aufs-
beste bis auf den Vokal v. Aber auch diese
Schwierigkeit schwindet, wenn man sich ver-
gegenwärtigt, dass wir für das Prototyp von
-Bv = ba- nämlich m:’t — und zwar eben-
falls in unbetonter Silbe — die Transkription
mu in dem Namen Nimmuria= Nb-m:t-R
besitzen. Ueberdies ist m:’t im Koptischen
zu me verkürzt worden, und könnte also
am einfachsten als das aus dem aegyptischen
Griechisch bekannte Schwanken von e und v
in unbetonter Silbe erklärt werden®).
Der Name Aaßvow3og trägt demnach den
Namen seines Erbauers, ebenso wie z. B. das
Mausoleum zu Halikarnassos. Ebenso wie
nun nach diesem Prachtbau ähnliche Grab-
denkmäler Mausolen genannt wurden,
sind nach dem gewaltigen Grabbau des
Labares, dem Labyrinthos andere ähnliche
Bauten benannt worden, so auch das Labyrinth
1) Ich habe die überlieferten Accente verbessert.
?) 8. Unger: Manetho S. 118. — Der Maens bei
Eratosth. 35 (= Maggos Diodor J, 61. 97) ist gewiss
eine Verstümmlung der obigen Formen.
>) Die Ausführungen von Rost in O. L. Z. 1900
8. 29 haben mich nicht von der Richtigkeit der
Konjektur Kazaegns überzeugt.
*) Das im Fajum gelegene Labyrinth zum Unter-
schied von dem auf Kreta befindlichen.
*) Die Erklärung dieser Endung muss ich Be-
rufeneren tiberlassen.
*) 8. Mayser:
Grammatik der griechischen
Papyri S. 12.
449 (No. 12.)
auf Kreta. Denn ich glaube, dass man auf
Grund der obigen Ausführungen, welche den
Namen aus dem Aegyptischen erklären, an-
nehmen muss, dass der Name Labyrinth von
Aegypten nach Kreta übertragen worden ist’).
Ein altkanaanäisches Mythusfragment.
Von W. Max Müller.
Pap. Anastasi 4,1 schildert, wie Fischer
in schilfbedeckten Gewässern allerlei Getier
aufscheuchen, darunter Nilpferde (Z. 4), Weihe
(1), Habichte (7). In den Resten der 6. Zeile
erscheint so im Schilf (g:šý) auch „der
(masc. Art.) ‘a-[iJra-ti- ’ä-[ilra“ (Det. Vo-
HIT K
Dass in diesem fünfkonsonantigen Vogel-
namen eine Zusammensetzung von zwei
Wörtern vorliegt, ist klar. Es liegt nahe,
das weibliche -t als Trenner zu erkennen
und dann für den zweiten Bestandteil auf öl
„Gott“ zu raten. So Maspero, Du Genre
Epistolaire, S. 47, der zerlegt: Ix”NiNix (lux
dei, splendor felicitatis) „Lichter Gottes“.
Bondi (Lehnw. 28) ist geneigt, das &l anzu-
erkennen, verwirft aber Maspero’s Etymologie
im übrigen. Sie ist thatsächlich nicht sehr
einleuchtend.
Nun giebt es aber eine sehr einfache Ab-
leitung, wenn wir an den als Mn (cf. syr.)
und *55x (so arab., vgl. 55°) auftretenden se-
mitischen Stamm denken: „die Gottbewei-
nerin, die um Gott Klagende*. Ob der Stamm
hier als 15 oder yy behandelt ist, wage ich
nicht zu entscheiden. Es fehlt ein Anhalts-
unkt wie die (gewöhnlich mit nr ausge-
drückte) Verdoppelung der Liquida oder die
Bezeichnung der Länge der zweiten Silbe,
aber auf beides ist wenig zu geben, nament-
lich auf das Letztere.
Welche Vogelart gemeint ist, lässt sich
schwer sagen. Nach der obigen Etymologie
muss man auf einen besonderen, Pe
Schrei schliessen. Am nächsten läge natür-
lich die Rohrdommel. Man könnte aber das
weibliche Geschlecht dagegen anführen; die
Vergleichung mit einem Klageweib wiese
dann auf ein hohes, schrilles Trillern, ähn-
lich den zaghärit der Orientalinnen. Vielleicht
kann ein Kenner der ägyptischen Vogelwelt
Aufschluss geben.
1) Ich sehe nachträglich, dass bereits Jablonski
im Thesaurus s. v. Aaßvpıvdos der oben gegebenen
Etymologie auf der Spur war. Es ist seltsam, dass
seine unter Vorbehalt gegebene Erklärung „domicilium
Labaris, vel Labyris“ nirgends sonst erwähnt ist.
Die dort gegebene aegyptische Ableitung der Endung
-vd0s ist unmöglich.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Dezember 1900.) 450
Ich glaube, wir haben in dem Namen ein
Fragment eines semitischen Mythus. Auf wen
bezieht er sich? Gemeint ist natürlich ein
bestimmter Gott; ist die Nennung seines Na-
mens aber unnötig oder will man sie durch
das allgemeine ël vermeiden? Tammuz-Adonis
liegt jedenfalls am nächsten, nur scheint mir,
dass nicht die uns bekannte Form des Mythus
bedingt ist, sondern eine an Gewässer, d.h.
Teiche oder Flussniederungen, angeschlossene
Gestaltung. Damit glaube ich diese Spur den
Mythologen und Phantasiebesitzern überlassen
zu können. Jedenfalls ist hier kanaanäisches
Sprach- und Denkgut anzunehmen.
Die einzige Schwierigkeit bei meiner Er-
klärung (wie bei den früheren) ist das männ-
liche Geschlecht der Zusammensetzung. In-
dessen könnten die Agypter recht gut sie als
Ganzes behandelt und nach dem Fehlen eines
-t am Ende in die Klasse der Masculina ge-
steckt haben.
Eine Vermutung zur Einleitung des
liber Proverbiorum.
Von F. E. Peiser.
Prov. 1—9 sind anerkannt als eine Ein-
leitung, die sehr jung ist. Das Schwanken
in der Auffassung der Hökhma bald als Be-
griff, bald als Attribut, bald als Personifikation,
wie es besonders III 19,20 in der Kosmo-
gonie des Verfassers der Einleitung erscheint,
— beachte nyna, das ich fassen möchte:
dadurch, dass sie, die Hökhma, ihn, Jahve,
erkennt, — weist die Einleitung in die helle-
nistische Zeit als Uebergang zu Philo. So
wie sie uns vorliegt, ist sie aber wohl erst
durch Ueberarbeitungen geworden, wobei
Randglossen hineingekommen sind. Eine der-
selben ist interessant, weil sie vielleicht einen
Einblick in die verloren gegangene nicht-
kanonische Litteratur gestattet, aus der sie
stammt, ich meine II 16—19. Wenn diese
Verse als Randglosse ausgeschieden werden,
so schliesst sich Vers 20 gut an Vers 15 an,
während 16—19 den Zusammenhang durch-
brechen und nur als eine auf weibliche Ver-
führer zugespitzte Dublette der Warnung vor
männlichen Verführern 12-15 betrachtet
werden könnten. Wie ist nun diese Rand-
glosse entstanden. Der Vers 16 steht an
seiner richtigen Stelle III, als Stichwort für
die sich anschliessende Erzählung. Derjenige,
der ihn in Il an den Rand schrieb, änderte
sow in my wegen Il. und fügte nun die
jetzt IIj719 stehenden Verse hinzu, um die
Parallele mit Ilja_ı;s vollständig zu machen.
Das hätte er wohl aus eigenem thun können,
aber — er hat es nicht gethan; vielmehr ver-
451 (No. 12.)
wandte er ein ihm bekanntes litterarisches
Stiick. So wenigstens glaube ich annehmen
zu miissen, nachdem ich erkannt habe, dass
die Verse eine hebräische Umdichtung der
Istarlegende enthalten:
Die da verlässtden Freund ibrerJugend
Und den Bund ihres Gottes vergessen hat’).
Denn zum Tode sinktsie, nämlich ihr Haus?),
Zu den Rephaim?) (führen) ihre Pfade,
(dem Hause)‘) von dem niemand, der
hineingeht, wiederkehrt
Und nicht erreicht Lebenswege').
Denn es ist doch wahrscheinlich, dass
dies Stück nicht allein vorhanden war,
sondern dass vielmehr hebräische Bearbei-
tungen babylonischer Epen vorlagen, aus
denen der Glossator geschöpft hat. Höch-
stens könnte noch angenommen werden, dass
er aus einer griechischen Quelle geschöpft
habe; dann aber müssten wir uns doch wohl
wundern, dass sie uns nicht erhalten geblieben
ist, während ein Verlust der nichtkanonischen
hebräischen Litteratur gerade das zu erwar-
tende wäre.
Für die erste Annahme spricht nun auch,
dass der Verfasser der Einleitung selbst in
Va3-5 auf eine derartige hebräische Be-
arbeitung angespielt zu haben scheint, ver-
gleiche das, was Gilgamis Ištar auf ihre
Werbung sagt, mit diesen Versen:
Denn Honig träufeln die Lippen einerFremden
Und glätter denn Ol ist ihr Gaumen.
Doch zuletzt ist sie bitterer denn Wermut
Schärfer als Schwertschneiden.
Zum Tode steigen ihre Füsse hinab
Seolwärts gehn stätig ihre Schritte.
Dass sie nur nicht sieht) Lebenswege,
‘Wanken ihre Pfade ohn’ ihr Wissen.
Auf Grund dieser Stelle und unter Be-
rücksichtigung der Randglosse würde ich
aunehmen, dass er eine Bearbeitung gekannt
hat, welche zuerst eine Geschichte der [Star
und ihres Verhältnisses zu Tammuz (hamir
gihrütisa) und dann ihre Höllenfahrt erzählte.
Eine kleine Schwierigkeit würde VI 94,7)
1) Aus der prophetischen Litteratur hier eingefügt.
2) Verändert aus: zum Hause des Todes ist ge-
richtet ihr Sinn.
3) = den Bewohnern der Unterwelt.
4) Siehe Anm. 2!
5) Vgl. unten zu V 3—5.
°?) D-D piel in der Bedertung von assyr. nplsi;
beachte hierfür [V,, „Blick auf den Pfad deiner Füsse,
daun werden all’ deine Wege in Ordnung sein“ ein
vom Verfasser verwandtes Sprichwort, und V,, „denn
eines Mannes Wege sind offen vor Jahve und all
seine Pfade sieht er.“
1) Ich fasse übrigens 24b vor einer glattzüngigen,
einer fremden, ppn als Adjektiv, fem. constr. von
einem vorauszusetzenden pom.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Dezember 1900.] 452
bereiten, wenn nämlich die Wiederholung
in VII; deshalb bedenklich erscheinen sollte;
doch scheint hier gerade ein Resultat von
Ueberarbeitung vorzuliegen.
Bespreehungen.
Karl Budde, Der Kanon des Alten Testaments.
Ein Abriss. Giessen. J. Ricker'sche Verlagsbuch-
handlung (Alfred Töpelmann) 1900. 80 S. Bespr.
von F. Perles.
Wenn ein Mann wie Budde die Summe
seiner Forschungen über den Kanon des Alten
Testaments in gedrängter Form!) zusammen-
fasst, so können wir uns seiner Führung
sicher anvertrauen. Die bei aller Kürze
gründliche Verarbeitung des ungeheuren
Materials, die sorgfältige Verwertung der
neueren Fachlitteratur, die tiefgehende, mit
seltener Besonnenheit gepaarte Kritik und
endlich die klare und gewandte Darstellung
lassen die kleine Schrift vorzüglich geeignet
zur schnellen Orientierung über die hier in
Betracht kommenden verwickelten Fragen
erscheinen.
Zunächst werden wir mit dem Begriff des
Kanons und den verschiedenen Bezeichnungen
dafür bekannt gemacht. Budde behandelt
hier ausführlich die bekannten Stellen der
Mischna?), wo von der Verunreinigung der
Hände durch die Berührung mit heiligen
Schriften die Rede ist. Das Motiv für die
auffallende Bestimmung erblickt er mit
Robertson Smith in dem Bestreben, die
durch Berührung übertragene Heiligkeit durch
Waschung wieder zu beseitigen. Diese Deu-
tung kann jedoch unmöglich das Richtige
treffen, denn sonst hätte der Vorwurf der
Sadduzäer°) keinen Sinn, dass die Pharisäer
den heiligen Schriften, nicht aber den Werken
Homers eine Verunreinigung der Hände zu-
schrieben‘). Ich muss allerdings gestehen,
eine befriedigende Erklärung ebensowenig
geben zu können und verweise daher bloss
zur Vervollständigung der S. 3 angegebenen
Litteratur auf den unlängst erschienenen Auf-
satz von M. Friedmann om nano biba
p72 wpn ana yr "jn 5592 (erschienen in
der hebräischen Revue man II. Berditschew
1900 p. 66 f.).
Sodann bespricht Budde den Umfang des
Kanons und die Reihenfolge der einzelnen
1) Das Werk ist eine Erweiterung von Budde’s
Artikel ,Canon of the Old Testament“ in Cheyne’s
Encyclopaedia Biblica.
2) Jadajim Ill 2 ff. IV 5 ff.
3) Jadajim IV 6.
t) Vorausgesetzt ist dabei, dass Sadduzäer und
Pharisäer über den Begriff „Heiligkeit“ und seine
Anwendung auf die heiligen Schriften einig waren.
453 |No. 12]
Bücher nach der Gemara, nach der Masora,
in der LXX und bei Josephus. Mitten in
den Ausführungen über die synagogale, volks-
tümliche und gelehrte Tradition bezüglich des
Kanonabschlusses überrascht uns die Mlit-
teilung (p. 19), dass Elia Levita „ein in Italien
geborener jüdischer Gelehrter“ gewesen sei.
Ist dieser Mann wirklich eine so unbekannte
Grösse, dass man ihn erst dem gelehrten
Publikum vorstellen zu müssen glaubt und
ist die reiche Litteratur über ihn!) wirklich
so schwer zugänglich, dass Budde ihn in
Italien geboren sein lässt, ohne eine Ahnung
zu haben, dass Elia Levita sich selbst mit
Vorliebe WYN nannte, dass die Christen
ihn Germanus nannten und dass durch Se-
bastian Münster sogar sein Geburtsort Neu-
stadt a. d. Aisch (bei Nürnberg) uns noch
bekannt ist? | |
Den umfangreichsten und wertvollsten
Teil der Budde’schen Schrift nimmt die Ge-
schichte der einzelnen Bestandteile des Kanons
ein. Hier bewegt sich der Verfasser auf
seinem spezialen Forschungsgebiet und giebt
uns mit ebensoviel Gelehrsamkeit als Scharf-
sinn von seinem kritischen Standpunkte aus
ein tibersichtliches Bild des geschichtlichen
Werdeprozesses, der allmählich zum Ab-
schluss des Kanons führte. Wenn man sich
auch in manchem Punkte zum Widerspruch
herausgefordert fühlt, soll hier doch nicht auf
Einzelheiten eingegangen werden, da im
Rahmen einer kurzen Besprechung derartige
‚Fragen schwer behandelt werden können.
Nur eine Stelle von verhältnismässig unter-
geordneter Bedeutung sei hier näher be-
leuchtet Wir lesen S. 63 bei Budde: „Es
ist ein starkes Stück, dass in der Mischna,
Thaan. Il 1 zuerst ein Wort aus Jona (3, 10)
nur mit einem WX) angeführt ist und gleich
darauf Joel 2, 13 mit einem RR NN MIIEN,
sodass nur die letztere Stelle damit dem
Prophetenkanon oder gar dem Kanon über-
haupt (vgl. oben S. 49) zugewiesen wird.“
Es verrät eine bedenkliche Unkeuntnis der
‘talmudischen Terminologie, wenn die An-
führung einer Stelle mit nn) als Beweis für
den Ausschluss des betr. Buches aus dem
Prophetenkanon oder gar dem Kanon über-
'baupt hingestellt wird. Wer jemals auch
nur die M28 7D gelesen hat, muss wissen,
dass in der Mischna Stellen aus dem Penta-
teuch, aus dem Propheten und aus den
Hagiographen promiscue mit MYN) angeführt
- 4) Am besten zusammengestellt von Bacher (Ersch
und Gruber XLIII 301—303).
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
. mittelbar
[Dezember 1900.) 454
werden), und hätte sich Budde bloss die Mühe
genommen, den der angeführten Stelle un-
vorausgehenden Abschnitt der
Mischna durchzulesen, so hätte er sehen
können, dass dort zwei Stellen aus dem
Prophetenkanon u. zw. Joel (!) 2, 23 und
I Sam. 12, 17 mit NJ angeführt werden.
Es ist wahrlich nicht kleinliche Nörgelsucht,
wenn ich hier diesen Lapsus niedriger hänge,
sondern gerade weil ich Budde als einen so
hervorragenden Forscher verehre, berührt es
mich besonders schmerzlich, wenn er wie
seine meisten Fachgenossen eine so traurige
Unwissenheit auf dem Gebiete der nach-
biblischen jüdischen Litteratur zeigt. Ein
Semitist, der nicht wüsste, dass mit dlas aJ,5
eine Koranstelle angeführt wird, und dabei
über den Hadit urteilen wollte, würde in der
Wissenschaft nicht ernst genommen werden,
nur auf rabbinischem Boden glaubt man sich
ruhig bewegen zu dürfen, ohne die dürftigsten
Vorkenntnisse zu haben, und glaubt über
eine Litteratur von oben herab absprechend
urteilen zu dürfen, die man weder kennt
noch versteht. Welche Blössen haben sich
Männer wie Schürer und Wellhausen?) ge-
geben, wenn sie als Rüstzeug zur Beurteilung
der Pharisäer ihre vorgefassten Meinungen
statt eines gründlichen Quellenstudiums mit-
brachten, welch’ beschämende Ignoranz zeigt
z. B. Schlatter in seiner Arbeit „Jochanan
b. Zakkai in christlicher Beleuchtung“ ?) und
wie kann 2. B. auch Budde von den Pharisäern
sagen (p. 72), „dass sie keinen anderen
Gottesdienst als den des Wortes in der
Synagoge übrig hatten“, wenn er sich so
ungenügend vertraut mit ihrem Schrifttum
erweist! Gerade ein so vorurteilsloser Ge-
lehrter wie Budde wird am ehesten durch
ein Eindringen in die Gedankenwelt der
Pharisäer sich ein gerechtes Urteil tiber das
Judentum im Zeitalter Christi bilden und
wird dann von den Pharisäern und Schrift-
gelehrten etwas anderes zu sagen wissen
als „dass sie die erbittertsten Feinde Jesu
Christi waren“ (p. 80). Freilich ist für solch
ein Eindringen ebensoviel Fleiss als Geduld
nötig, aber sollten die heutigen Theologen
1) Vgl. jetzt Bacher, Die älteste Terminologie
der jüdischen Schriftauslegung 8. 6, wo mit Recht
an das neutestamentliche 2£6£97 erinnert wird.
? Vgl. darüber neuerdings Hermann Cohen in
seinem lichtvollen Aufsatz „Liebe und Gerechtigkeit
in den Begriffen Gott u Mensch“ im Jahrbuch für
erg Geschichte u. Litteratur 1900 S. 75 ff. bes.
S. 119.
#) Vgl. die gründliche pror ue von Ludwig
Blau, Monatsschrift f. Gesch. u. Wissensch. d.
Judent. XLIII (1899) 548—561.
455 [No. 12.]
weniger gewillt sein als vor 4 Jahrhunderten
die Humanisten, sich an der Hand jiidischer
Lehrer in das Meer des Talmuds und der
übrigen rabbinischen Schriften, wenn nicht
mit Liebe, so doch mit Eifer und Selbst-
bescheidenheit zu versenken, und aus der
Tiefe wertvolle Perlen an’s Tageslicht zu
fördern ?
Königsberg i./Pr.
The Sacred Booka of the old Testament ed. Paul
Haupt. — Part 12. The Book of the Prophet Eze-
kiel by C. H. Toy L. L. D. Prof. Cambridge Mass.
Leipzig, Hinrichs. 1899. 116 S. 4°. Mk. 7.50. (u.)
Handcommentar zum Alten Testament, herausg. von
Nowack. — Die proph. Bücher. 3 Bd. 1 Teil. Das
Buch Ezechiel von Richard Krätzschmar Privatdoz,
in Marburg. Göttingen, Vandenhoek u. Ruprecht
1900. XV u. 302 S. 8°. Mk. 6.—. Bespr. v. Friedr.
Giesebrecht.
Der Kommentar von Toy bezeichnet nicht
grade eine neue Stufe der Ezechielauslegung.
Uberall merkt man den Einfluss der — auf
Hitzigschen Grundlagen beruhenden aber doch
durch ihr positives, thetisches Verfahren
Richtung gebenden Cornillschen Arbeit. Be-
sonders zeigt sich das in dem was Toy streicht.
Nach einer ungefähren Schätzung, die aber
grosse Teile des Toyschen Buches in Betracht
gezogen hat, sind gegen 3/, seiner Streichun-
gen in Ubereinstimmung mit dem was auch
Cornill streicht. Allerdings hat Cornill noch
weit über Toy hinaus gestrichen, besonders
stark tritt das in K. 3. K. 5. K. 6—10 her-
vor. Ich möchte in den meisten dieser Fälle,
z. B. in K. 7, K. 11, auch in Bezug auf die
Streichung von K. 10, 8—17, Cornill Recht
geben, in anderen Fällen, wie K. 5, K. 8,
K. 12 ist die grössere Zurückhaltung Toys
wohl begründet. Auch die Verbesserungen
des Textes bei Toy gehen vielfach auf Cor-
nill zurück. In vielen Fällen ist Cornill, so
sonderbar das auf den ersten Blick aussehen
mag, konservativer. Seine Streichungen sind
meistens von dem kürzeren Text der LXX
diktiert. In den Korrekturen zeigt er oft einen
unberechtigten Konservatismus, so 9, 2 wo
der Plur. der Kerubim notwendig ist, cben-
so 10, 4, wo er den Sing. festhält In 18,
1—20 geht Toy meist mit Co. gegen den
recipierten Text zusammen, verbessert dann
aber weitergehend und wie mir scheint rich-
tiger OVW Oy in ow Fy 16 u. a. aa. OO.
In 5, 16 und 15, 7 verbessert er die Per-
sonen mit Recht gegen Co., eiue einfachere
Emendation bietet er 7, 26 mit N), 7, 7
verbessert er glücklich OWN Sy Torn. Um-
gekehrt ist es unbegreiflich, wie Toy das
CMN 10, 22 stehen lassen kann, dass er in
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Dezember 1900.] 456
12, 23 das unpassende 2 nicht ändert, wie
fast alle Neueren, und dass er in v. 27 nicht
das simple und überzeugende "3x (Co.)
statt “29 acceptiert, das hier recht unglück-
lich steht. Auch 10, 11 scheint mir das
yams nicht der hebräischen Ausdrucksweise
zu entsprechen, Co. u. Aa. haben hier rich-
tiger: MN gelesen. In 8, 18 ist der letzte
Satz eine zurecht gemachte Dittographie des
Anfangs von 9, 1 (Co.) und hier muss wieder
der Schlusssatz mit Co. gestrichen werden.
Wie einfach ist das Cornillsche MAIN in 5,
11, während Toy mit seiner Anderung: MWYN
nam keine Anknüpfung in den Konsonanten
hat. — Mehrfach ist mir die falsche Form
TMM aufgefallen, z. B. 16, 45, 51, 55, 61.
— Da es den Auslegern der einzelnen Teile
dea englisch-deutschen Bibelwerks unmöglich
gemacht ist, die Resultate ihrer Exegese zu-
saınmenfassend ‚darzulegen, — was ich für
einen grossen Übelstand halte — so hat m.
E. der Kritiker genug gethan, wenn er sich
an die Einzelheiten hält und diese unter
gewisse Gesichtspunkte zu stellen sucht. Ich
wende mich daher zu Krätzschmar’s Kom-
mentar.
Krä. hält sich nicht wie Toy auf der
mittleren Strasse, er will eine neue Idee
durchfiihren, indem er den bisher fast un-
bestrittenen Satz, dass Ezechiel selbst sein
Buch redigiert habe, angreift. Nach ihm geht
die Schrift Ezechiels vielmehr auf die Hand
eines Redaktors zuriick, der zwei verschie-
dene Rezensionen zusammengearbeitet haben
soll. — Spuren dieser doppelten Rezension
ziehen sich zwar nach Krä. durch das ganze
Buch hindurch, er sucht sie aber besonders
an 23 Stellen nachzuweisen, vor allem in der
sehr breiten Weissagung über Gog K. 38 u.
39. — Ich glaube, dass Krä. hier eine That-
sache klargestellt hat, die zahlreichen Du-
bletten nämlich, welche bisher noch nicht
genügend beachtet wurde, wenn sie auch z.
Teil schon von seinen Vorgängern anerkannt
war; cf. 4, 10f., 16f. K. 6, 1 ff. K. 7, 3 ff.
u. 7, 8f. u. s. f. Aber an vielen Stellen
liegt doch die Sache nicht so klar, (z. B.
K. 9, 5—7. K. 12, 21—27. K. 17, 8—10.
K. 17, 16—20), dass es Krä. wirklich ge-
lungen wäre, seine These einer doppelten
Rezension zur Evidenz zu bringen. Wäre
wirklich nachgewiesen, dass zwischen 100
und 200 Verse des Buches Dubletten zu
schon vorhandenen Textbeständen böten —
was würde bei den circa 1200 Versen, die
das Buch im Ganzen zählt, damit bewiesen
sein? Würden sich diese Dubletten nicht
ebensogut bei der Annahme erklären, dass
457 [No. 12.)
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
ein allein auf Ezechiels Hand zurückgehendes
Buch in einer Handschrift Einbussen er-
litten hatte oder qualitativ degeneriert war,
und dass man später diese Lücken und Fehler
unter Zursiezichung besserer Handschriften
ausglich? Dass Corrigens und Corrigendum
nebeneinander im Text stehen bleiben, ist
eine auch sonst Öfter.beobachtete Thatsache.
In glücklicher Weise hat soeben in Exposi-
tory Times Oct. 1900 Karl Budde eine von
Krä. ebenfalls für seine Behauptung geltend
gemachte Stelle, nämlich Ez. 1, 1—3, so
erklärt, dass er die Wiederholung, welche
Befremden zu erwirken schien, aus dem
Prinzip des Stichworts (catchword) ableitete.
Ahnlich hat Paul Rost nach mündlicher Mit-
teilung viele Schwierigkeiten bei Ezechiel
beseitigt. Ich gehe auf ein Beispiel näher
ein, wo mir die Krätzschmarsche doppelte
Rezension gar nicht einleuchten will, vielmehr
eine andere Lösung sich mir ungesucht
geboten hat, nämlich 17, 7—10. Augen-
scheinlich durch 10%, der mit 8% u, 9% ver-
wandtes bietet, und durch 10>, der sich z.
Teil aus v. 9t zu wiederholen scheint, ver-
anlasst, glaubt Krä. hier zwei in einander
gearbeitete Rezensionen annehmen zu müssen.
In der That ist v. 8% an falscher Stelle.
Denn er könnte nur die Einsetzung Sedekias
durch Nebukadnesar beschreiben wollen,
deren Zweck aber war nicht, dem Sedekia
Glanz und Macht zu verleihen (v. 8b), sondern
vielmehr eine abhängige Herrschaft zu gründen,
die den Chaldäern unterthan sein sollte, cf.
v. 6. — Wohl aber war es die Absicht Sede-
kias bei seiner egyptischen Politik, sein
Reich wieder zu Ehren zu bringen. Die
Inff. v. 8° sind also abhängig von v. 7, und
v. 8% ist zu streichen. Bei unmittelbarem
Anschluss des v. 9 an v. 7 u. 8° erklärt sich
auch die Frage „wird es gliicken“? Der
ursprüngliche Platz von v. 8° wird nun durch
das Stichwort Mo nw nam in v. 10* angegeben
— von einer doppelten Rezension ist
keine Rede. — moymn in v. 10° ist an
falscher Stelle in den Text gekommene
Korrektur zu dem mbym ohne Fragwort in
v. 9% und dort natürlich einzusetzen. Hier-
für spricht auch der unpassende Sinn, den
es an seiner jetzigen Stelle in v. 10 bietet.
Auf die Bemerkung: „zwar war er an vielen
Wassern gepflanzt“ gehört nicht die Frage
„wird es glücken“? Dagegen bietet der fol-
gende Satz einen trefflich anschliessenden
Gedanken. Der Text hat allerdings auch
hier gelitten, das doppelte WIN ist unpassend,
das 2. ist wieder Stichwort, um die ihm vor-
angehenden Worte vor wa in den Text
wurde.
[Dezember 1900.] 458
hineinzufügen. Zu diesem Satz bietet der
ebenso anfangende und schliessende v. 9b ß
eine Variante, die an falscher Stelle eingesetzt
— Ein anderer Teil der Wieder-
holungen erklärt sich aus der Ezechielischen
Redeweise. Es ist sehr natürlich, dass ein
Prediger, dem es heiliger Ernst ist, zu einem
gewissen Pathos und in Folge dessen zu
Wiederholungen neigt. Was wir als ge-
schmacklos, ja als Schwulst bezeichnen
würden, ist es deswegen nicht für andere
Völker und andere Zeiten, es thut not, dass
wir mit der jetzt bei uns beliebten Purifikation
der Texte aufhören, die für andere Philo-
logenkreise als ein überwundener Standpunkt
gilt. — Ein weiterer Grund zu Uberarbei-
tungen und zwar tendenziöser Art lag in
Ezechiels Stellung zum Zerimonialgesetze.
Hier haben, wie schon oft behauptet, zweifel-
los Angleichungen an den P. C. stattgefunden,
z. B. K. 43, 18—27. Die Differenzen, die
Krä. für seine Rezensionen A und B fest-
stellt, klappen durchaus nicht, nach A. haben
auch die Priester bei der Entsündigung zu
thun. v. 21 ist mmp>) unter allen Umständen
unmöglich und durch die 3. Pers. zu ersetzen,
entsprechend dem folg. antn, cf. LXX, Corn.
Toy. Nur scheinen mir diese letzteren zu
weit zu gehen, wenn sie überall die 3. Plur.
herstellen wollen, denn auch die zweite Sing.
hat an einigen Steller ihren guten Sinn.
Königsberg i. Pr.
H. Pognon, Inscriptions mandaites des Coupes de
Khouabir. IIliöme partie. Paris 1900. H. Walter.
Bespr. v. Friedr. Schwally.
Dieses Heft enthält 1) Appendice III.
Sur les passages de Théodore bar Khouni
relatifs aux kantéens et aux Mandéens qui
ont été traduits du Mandaite S. 223 — 244;
2) Appendice IV. Sur les Passages du Ginza
qui ont été empruntés à des ouvrages
kantéens et manichéens S. 245—255; 3) ein
Glossar S. 257—308; 4) Index 309—323;
Errata S. 324—327.
Damit ist das Werk, dessen beide ersten
Hefte ich in dieser Zeitschrift schon früher
besprochen habe, zu einem erfreulichen Ab-
schlusse gekommen. Mit dem Danke an den
Verfasser verbinde ich den Wunsch, dass
ihm seine Amtsgeschäfte — er ist französi-
scher Konsul in Aleppo — auch fernerhin
Zeit für wissenschaftliche Arbeiten lassen
mögen.
Strassburg i. E.
459 (No. 12]
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Dezember 1900.) 460
M. Hartmann, Lieder der Libyschen Wüste (Ab-
handlungen f. d. K. d. Morgenl. XI Nr. 3).
Leipzig 1899, F. A. Brockhaus. Bespr. von Friedr.
Schwally.
Dieses Buch ist eine der interessantesten.
Publikationen auf dem Gebiete des Vulgär-
arabischen, welche die letzten Jahre gebracht
haben. Nachdem der Verfasser im Jahre
1896 Gelegenheit hatte, in Berlin mehrere
Monate mit Beduinen aus dem Marifit zu
verkehren, konnte er 1897 seine ägyptische
Reise antreten, um die begonnenen Studien
an Ort und Stelle fortzusetzen. Da er aber
eine grössere Reise in die Wüste aus ver-
schiedenen Gründen aufgeben musste, suchte
er zu Alexandrien und Kairo mit Leuten aus
der Libyschen Wüste, welche Lieder aus-
wendig wussten, bekannt zu werden. Be-
sonders Alexandrıen soll für derartige Studien
eine ausgezeichnete Operationsbasis sein.
S. 13—25 verzeichnet Hartmann die Personen,
mit denen er gearbeitet hat, und S. 26—30
diejenigen, welche sich hervorragend brauch-
bar und liederkundig erwiesen, wodurch er
allen Nachfolgern einen unschätzbaren Dienst
geleistet hat.
Die Sammlung, welche hier vorgelegt
wird, umfasst nicht weniger als 141 Lieder,
darunter eine erhebliche Anzahl grösserer
Gedichte. Dieselben sind zum Teil über-
setzt und mit einem sorgfältigen Kommentar
begleitet. Wenn den Herausgeber auch in
erster Linie sprachliche Gesichtspunkte ge-
leitet haben, so geht doch sein Interesse weit
darüber hinaus, auf Geschichte, Religion und
Kultur. Da er ein offenes Auge für alles
Interessante hat, und da ihm bereits eine
treffliche Kenntnis von Land und Leuten in
anderen Teilen des islamischen Orientes zu
Gebote stand, so sind seine Ausführungen
weit ernsthafter zu nehmen als die des ge-
wöhnlichen Weltreisenden.
Der Stoff der Lieder ist natürlich ein be-
schränkter, Liebe, Krieg und Hirtenleben
sind die herrschenden Motive, zumal um
die Liebe dreht sich alles. Wir haben hier
also im allgemeinen den Gedankenkreis, der
uns aus den altarabischen Gedichten vertraut
ist. Nur der Weingenuss ist den Söhnen der
libyschen Wüste durch die Imame ausgetrie-
ben worden. So entsprechen denn auch die
Bilder und Vergleiche dem aus der alten
klassischen Beduinenpoesie Bekannten. Doch
findet sich daneben auch vieles Neugeprägte
und Originelle. S. 37 werden die Augen der
Gelicbten mit Pistolen verglichen, die beim
Spannen auf die Erde gefallen sind. Die
Zähne der Geliebten, wenn sie sich bei der
Rede bewegen, sollen (S.38) Thalern gleichen,
welche auf der Wagschale zittern. Vom Beine
der Angebeteten heisst es S. 44; „Ueber ihr
Bein, gepriesen sei, der es erschaffen! Nicht
Hobel und nicht Säge sind daran gekommen.“
So volkstümlich dies alles auch ist, im all-
gemeinen kann man sich doch nicht des Ein-
druckes erwehren, dass ein grosser Teil
der Lieder irgendwelehen litterarischen Ur-
sprung hat. Abgesehen davon geben poetische
Texte niemals und nirgends ein getreues Ab-
bild des gesprochenen Dialektes.
Aus der Masse des sprachlich Inter-
essanten hebe ich nur einiges heraus.
Bétar („@4#), welches sonst im Arabischen
„Tierarzt“ bedeutet, steht im Gedichte Nr. 4
für den Goldschmied. Rubin, nach der
Glosse eines beduinischen Gewährsmannes
der Name eines Juden aus Trablus, der
durch seine vorzüglichen Arbeiten, besonders
Steigbügel, berühmt ist (S. 72), deutet wohl
auf europäische Herkunft desselben. Dass
Wino „Sommer“ auf eine Grundbedeutung
„verwelken“ zurückgeht, mag richtig sein
(S. 114), aber jedenfalls sind alle zu dieser
Wurzel gehörigen Bedeutungen von ro
„Sommer“ denominiert.
Von grossem Interesse ist schliesslich
noch der Exkurs über die Beduinenstämme
des westlichen Unterägypten (S. 209—230).
Strassburg i. E.
nn —
G. Möller. Über die in einem späthieratischen
Papyrus des Berliner Museums erhaltenen -
ramidentexte. (Berliner Doktordissertation 1900)
64 autogr. Seiten. Bespr. v. W. Max Müller.
Die vorliegende Probe aus einer ver-
sprochenen grösseren Studie weicht erfreulich
von der herrschenden Mode ab, Handschriften
religiöser Texte aus der Ptolemäer- und
Römerzeit mit summarischer Verachtung zu
übergehen. Das ist unrecht, schon weil diese
Handschriften garnicht so barbarisch sind,
wie man annimmt!), gewiss nicht so schlimm,
um die Hebung bedeutender Reste guter,
alter Litteratur aus ihnen unmöglich zumachen.
Der Berliner Papyrus Schmitt hätte längst
eine Veröffentlichung verdient; er scheint
kostbares Material für die Religionsgeschichte
nach Möller’s Inhaltsangabe (S. 2—3) zu ent-
halten. Möller illustriert das durch die
Herausgabe von drei Abschnitten der Pyra-
midentexte, die uns hier ohne die Lücken
des alten Steintextes geboten werden S. 8,
1) Die Schriftspielereien sind ja nur den hiero-
glyphischen Texten jener Periode eigen. Man ver-
gleiche blos die Rezension des Apissarges (S. 8) mit
dem Papyrus.
461 |No, 12.]
und eines „Pyramiden“-Kapitels, das in dieser
Fassung bisher noch nicht in den alten
Sammlungen gefunden wurde, S. 52. Wer
sich an die Orthographie des Papyrus ge-
wöhnt, kann das Meiste in eine approximative
Form zurückübersetzen, mit der die Schreiber
des mittleren, vielleicht sogar des alten
Reiches zufrieden gewesen wiren!). Das
that Möller hier mit Geschick?). Sein
Kommentar zeigt eine gute Kenntnis der
ältesten Texte. Beachtenswert ist S. 4 die
Feststellung einer späteren Auswahl, die zeigt,
dass die Saitenzeit hier nach einer Kodifikation
strebte wie beim Totenbuch. Richtig ist S.
62 über den Charakter der ägyptischen
Litteratur als aus lauter Klassikerzitaten zu-
sammengeflickt; ich verweise auf meine
Konstatierung Asien, S. 211, Z. 22. Der
Nachweis, dass die Pyramidentexte der Spät-
zeit und ihre Vorlagen aus der chen
Periode nicht auf wieder hervorgesuchten
alten Steintexten beruhen, sondern auf Hand-
schriften des m. Reiches zurückgehen, ist
etwas kurz. Bei der Wichtigkeit dieser Frage
dürfte das nochmals weiter auszuführen sein.
Manche Archaismen sind mir einstweilen doch
für eine so fortlaufende Überlieferung etwas
auffallend.
Hoffentlich wird die Berliner Handschrift
bald in Faksimile veröffentlicht. Schade wäre
es aber, bekämen wir nur eine einfache Ab-
schrift dieses Textes. Ich hoffe, Herr Möller
wird die Exemplare in anderen Museen,
(London®), Krakau, gewiss auch Paris) ver-
gleichen und die Varianten, wo dies nicht
genügt, die ganzen Texte, mit dem Berliner
Ms, zusammenstellen, so dass wir die ganze
späteste Rezension vor uns haben. Derartige
Zusammenfassung und Arbeitserleichterung
verlangt der Fortschritt der Agyptologie ge-
nau wie in anderen Wissenschaften.
An Kleinigkeiten habe ich mir angemerkt: S. 8,
Z. 33 des Pap. ist wohl anok statt erok zu lesen. —
2. 35. Die spätere Auffassung, dass der Osiristhron
aus Metall (Eisen?) besteht, halte ich für richtig.
Vgl. auch S. 30. — Z 36. Die jüngere Rezension
geht auf eine Lesung st &{r)tk „Geruch (für) deine
Nase“ zurück. Das wiy hinter Ajné(t) verderbt für
twy. 2. 37 (8. 11.) lies K(so/jmtyw. Z. 38 „du bereitest
') Von einer Urform können wir ja einstweilen
noch nicht reden. Die Schreiber der 6.—6. Dynastie
behandeln diese Texte in einer Weise, die teils be-
reits das Schwinden des Verständnisses verrät, teil-
weise zcigt, dass sie an Wilikür und Leichtfertigkeit
den späteren Hieroyrammaten nicht viel nachstanden.
?) Er opfert wohl dem oben erwähnten Vorurteil,
wenn or meiut, dass sich „kaum ein Dutzend Ver-
besserungen oder beachteuswerte Varianten‘ ergeben.
Mir scheint das ein sehr zufriedenstellendes Resultat.
®) Manche von Budge umschrieben mitgeteilte
Texte bedürften einer Neuherausgabe im Faksimile.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Dezember 1900.) 462
(so häufig!) deine (Abreibungen??) und die Nägel an
deinen Fingern mit den Schnitzmessern (mg) m den
Händen des Dhouti, dem Schnittinstrument hervor-
gegangen aus Set, du bewegst deinen Arm zum Hand-
gruss (nzr) mit den Verklärten, deren Einschlagen in
deine Hand das dem Chentamenti erteilte ist.“ S. 12
(Z. 34) das alte md „Stock“ ist zu ty „dich“ verlesen;
über diese Schreibung s. meine Liebespoesie, S. 15,
A. 4. Ob nicht ebendort und anderswo rhytw für
;hw aus dem Hieratischen verderbt ist? — 8. 17.
ie Lesung der Mondsichel als Schilfblatt scheint
mir etwas jünger als die dort besprochene Lesung
des Gottesnamens, doch habe ich das nicht genauer
untersucht. Der Ursprung liegt wohl eher im Demo-
tischen. — S. 20, Z. 43 ursprünglich snk-s-n-tw mit
einem mechanisch als Trenner zwischen zwei Suffixe
eingeschobenen n. So häufig. — S. 23. Die Brüste
der Göttinnen sind nicht „schlaff“, sondern „hängend‘“,
weil übervoll. — S. 28 zu N. 807. Die späte Lesart
ist beachtenswert: „sie sehen dich (t, archaisch!) als
(n=m!) ibren Bruder.“ (29) N. 811 werden wohl
dem todesstarren Osiris „die Arme auseinandergethan
und die Füsse (getrennt??)“ 810 „Du hast deine
Heiligungsbäder“, was allerdings auf Vergöttlichung
hinausläuft. Zu »ireov wäre OLZ. II, 268 nachzusehen.
— 8.43 (zu N. 816) &h heisst „Schmuck, Dekoration“.
Dass jemand den neuerdings geäusserten Einfall
„Freiheitszeichen“ ernst nehmen würde, hätte ich
nicht erwartet. — S. 47 krp=s3p aus der Verschreibun
sd (dies = ssp, Sp?) p? — S. 50 lies nfrwi. — 52, Z.
34 m*-n-s-tw „sie schickt (d. h. bringt) dich hervor,
gebiert dich“. Mh „schwimmen“ ist sehr bekannt.
Z. 37, lies wieder tii = twy für twt? In wh „legen“
hat die Lesung wdh „entwöhnen“ eingewirkt. Z. 39
emendiere: „du rufst den (n statt r!) Schlächtern.“
Vorher: nicht wird Dhouti ungeduldig (Annw). — 8S.
62 lies: „mannigfach an Formen (aton)“ und vergleiche
dazu Liebespoesie Z. 34, A. 11. Das Wort awn wird
später häufig mit ynm verwirrt, wie in dem Beispiel
Möller’s. Vgl. im grossen Hymnus bei Brugsch Oase,
Z. 1 letzteres Wort für das At der Destruktion.
—-
Dr. Max Freiherr v. Oppenheim, Vom Mittel-
meer zum Persischen Golf durch den Hauran, die
syrische Wüste und Meropotamien. II. Berlin.
Dietrich Reimer. 1900. XII + 434. 8°. Bespr.
v. Hugo Winckler.
Der zweite Band (vgl. OLZ. 1899, 313)
behandelt den wichtigeren und ergebnis-
reicheren Teil der Reise durch Mesopotamien
über Mosul und Baghdad, die Flussreise nach
Basra und die Seereise durch den Persischen
Golf über Maskat und Zansibar nach Hause.
Die ausführliche Darstellung im letzteren
Teile hat ihren guten Grund in der Anlage
des ganzen Werkes, welches nicht nur die
Reiseabenteuer und Ergebnisse schildert,
sondern, wie bereits vom ersten Bande her-
vorgehoben, ein Gesamtbild der betreffenden
Länder geben will. So ist auch hier ein
reiches Material in lesbarer Form zusammen-
getragen, welches zum ersten Male eine
Schilderung der berührten Gebiete in einer
Gestalt bietet, welcher der Forscher wie der
Laie Geschmack abgewinnen können. Es
ist das gesamte Material verwertet worden,
463 |No. 12.]
||
welches zur Verfügung steht, und deren Be-
nutzung sonst selbst dem Fachmaune nur mit
grossen Opfern an Zeit uud Mühe möglich
gewesen wäre. Eine aussergewöhnlich wert-
volle Beigabe bieten in dieser Hinsicht die
von R. Kiepert beigesteuerten Karten, welche
bis auf weiteres die Karte der betreffenden
Gegenden darstellen dürften.
Auf die Einzelheiten einzugehen verbietet
mir leider die Scheu vor des Herausgebers
dräuender Papierschere. Ich möchte daher
nur noch ein paar Kapitel, die mir besonders
lehrreich oder interessant waren, hervorheben:
Die Uebersicht über die „Geschichte“ der
mesopotamischen Beduinen (Schammar und
Aneze), die eine hübsche Illustration zu
dem bildet, was sich dort seit Jahrtausenden
unaufhörlich wiederholt, dieZusammenstellung
dessen, was man von den Jezidis und ihrem
Verhältnis zur türkischen Regierung weiss,
das Kapitel Baghdad, und die ausführliche
Darstellung der Verhältnisse und politischen
Lage von Maskat und Oman.
Berlin.
M. Poppelauer, “bnn xnana. Die jüdische
Tradition. Reihenfolge der jüdischen Lehrer und
Weisen vom Urbeginn der jüdischen Lehre bis
1650. Berlin, M. Poppelauer 1900. VI+46-+-VI S.
1 M. Besprochen von A. Marx.
Zu ihrem 40jährigen Jubiläum veröffent-
licht die verdienstvolle, von Dr. M. Poppe-
lauer ins Leben gerufene Buchhandlung eine
Jugendarbeit ihres gelehrten Begründers.
Dr. Bernfelds Einleitung enthält eine kurze
Biographie des Verfassers, dessen spätere
Arbeiten unvollendet geblieben sind, da es
ihm an Zeit mangelte, seinen wissenschaft-
lichen Neigungen, nach Wunsch zu folgen.
Die vorliegende, hebräisch geschriebene
Traditionskette führt in gedrängter Kürze die
bedeutendsten Vertreter jeder Generation
und ihre Hauptwerke auf. Wegen ihrer
Kürze und Uebersichtlichkeit ist sie für An-
fünger als bequemes und nützliches Kom-
pendium zu empfehlen. In einer zweiten
Auflage wären die Anmerkungen des Heraus-
gebers (Dr. Bernfeld) etwas zu vermehren.
Die Angabe, Rabbah sei Verfasser des
Midrasch Rabbah (S. 6) bedarf mindestens
so sehr der Berichtigung, wie die Behaup-
tung, R. Jehudah ben Ascher sei als Märtyrer
gestorben (S. 27), wo noch dazu in der An-
merkung R. Jehudah mit seinem Bruder R.
Jakob verwechselt wird. Die nützliche Liste
der in den Tosafot zitierten Autoritäten
hätte an Brauchbarkeit sehr gewonnen, wenn
sie nach Zunz, Zur Geschichte und Litteratur
S. 47ff. und der neuen Ausgabe des Seder
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Dezember 1900.) 464
ha-Dorot vervollständigt worden wäre. —
Wir wünschen der Buchhandlung, der wir
schon viele wertvolle Werke verdanken, ein
weiteres günstiges Gedeihen.
Königsberg i. Pr.
nn max; Phinehas; Putiel.
The friendly tone of Prof. Max Miiller’s
discussion of a hard bit in Gen. 41,43 (col.
325f.) deserves my gratitude. He thinks
that if N MN is to be corrected at all, it
can only be by the means at the disposal
of Hebraists. Accepting this, we should, I
think, have to give up the attempt to correct
it. I gladly receive the information on the
Egyptological points involved; if as a con-
stant student of the many errors in the Bib-
lical Hebrew texts I make some counter-
observations, it will not, I presume, appear
too bold. 1. “Weder einen glatten Text’;
‘das störendste Element, das WN, wäre dann
-noch immer zu eliminieren’; ‘jedenfalls ein
ungeschickter Zusatz’. But my own experience
would not lead me to call IMs a ‘disturbing
element’, or ‘an unskilful appendage’. Such
cases as this — a corruption (according to
me) of a scribe’s second attempt to write a
word correctly — exist by hundreds. To
me, the supposed text appears smooth enough.
2. Not being an ‘apologist’, I see no occasion
to suppose that any part of the story of
Joseph is in a form approaching that of the
original tale. I am not unacquainted with
the statements on equations of [ektar in that
indispensable work, Asien und Europa,
but I also know, of course, that N may easily
become >; itis hardly necessary to give in-
stances (see Kiltel on I Kings 6,8 and 9,7).
In conclusion, I knew the word which, as
I now learn, should be written ytn(u), ‘de-
pu , but did not see how to use it, Also
should not feel surprised at finding an Egyp-
tian name even in an out-of-the way corner.
And I do most earnestly suggest caution in
proposing or re-proposing Egyptian etymolo-
gies of old Hebrew names. It is not rash
in me to claim a certain familiarity with the
corruptions of proper names in the old Hebrew
texts. Much against my own expectation, I
have been led to abandon the very plausible
explanations of Phinehas and Putiel, now re-
affirmed by Prof. Max Miiller, on the ground
that these names are more than probably
corrupt. To explain them better, even if (at
first sight) less plausibly, is, I think, not
hopeless. But to show why I make this
assertion would require me to spend time
465 [No. 12.]
on a consideration of these (supposed) names
in conjunction with, some other names which
may have been corrupted in a similar way.
There is much work to do on the traditional
Hebrew names, not only from Prof. Max
Miiller’s very justifiable point of view but
from that of one who is primarily an Old
Testament scholar. Many things which are
commonly believed may turn out to be errors.
It is not well to operate on uncorrected texts.
T. K. Cheyne.
Mitteilungen.
Die egyptische Abteilung der Königlichen Museen
ist nach den „Amtlichen Berichten aus den K. Kunst-
sammlungen“ auch im verflossenen Winter durch die
Güte des Herrn Dr. vun Bissing in den Stand gesetzt
gewesen, die Ausgrabung an dem Sonnentempel des
Königs Ra-en-user zu Abusir weiterzuführen. Die
Ausgrabung hat diesmal überraschende Resultate
ergeben. Zu den bereits vorhandenen Bruchstücken
aus der Darstellung der Zeremonien beim Jubiläum
des Königs traten sehr zahlreiche neue hinzu, und
in einer besonderen Kammer fanden sich Bilder-
reihen, die man un dieser Stelle nicht erwartet hätte.
Die verschiedenen Jahreszeiten führten dem Gotte
oder dem Könige alles das zu, wag sich in der Natur
in ihnen zuträgt: die Vermehrung der Tiere, das
Wachstum der Pflanzen. die Arbeiten auf dem Felde
und auf dem Wasser u 8. w. Dies hat dem Künstler
die Gelegenheit gegeben, eine Reihe jener vollendeten
Tierdarstellungen zu schaffen, wie sie vereinzelt auch
in manchen Gräbern jener Zeit sich finden. Sowohl
von diesen Reliefs, als auch von denen der Jubiläums-
bilder ist der egyptischen Abteilung ein beträcht-
licher Teil überwiesen wurden, der den ohnehin
schon reichen Bestand an Skulpturen des alten Reichs
in der erfreulichsten Weise ergänzt. — Im Anschluss
an diese grosse Grabuug konnte noch an einem
anderen Punkt neben einer Pyramide des Feldes
von Abusir eine Versuchsgrabung vorgenommen
werden. Die Pyramide erwies sich als die des Königs
Nefererkere; in den zu dieser Anlage gehörigen
Ziegelhäusern wurden allerlei Gegenstände aus dem
alten Reiche gefunden, die in die Königlichen
Museen gelangt sind. Ein eigentiimlicher Miihlstein
verdient besonders erwähnt zu werden. — Der im
Sommer vorigen Jahres von Herrn Dr. Reinhardt als
Leihgabe überwiesene Papyrusfund von Kahun er-
wies sich schon bei vorläufiger Ordnung als so inter-
essant, dass nichts uuterlassen werden durfte, um
seine gennue Herkunft festzustellen. Eine Grabung
an dem mutmasslichen Fundorte ergab mit Sicher-
heit, dass der gesamte Fund aus einem Kehricht-
hügel neben dem alten Tempel stammt, auf den die
nicht mehr gebrauchten Akten des Tempels im Alter-
tum hingeworfen worden waren. Gleichzeitig fanden
sich in diesem Kehricht allerlei Töpfe, Kinderspiel-
zeug und andere Geräte, die für die Sammlung
wegen ihrer genauen Datierung von besonderem
Interesse sind.
Von den anderweitigen, sehr zahlreichen Er-
werbungen des zweiten Vierteljahrs 1900, welche die
egyptische Abteilung zumeist den Bemühungen der
Herren Drr. Reinhardt, von Bissing. Borchardt und
Schäfer zu verdanken hat, sind die wichtigsten Stücke
folgende: Aus der Zeit der drei ersten Dynastien
(bis um 3000 v. Chr.): sechs Mumien von Erwachsenen,
die sich von den Mumien der späteren Zeit schon
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Dezember 1900.) 466
| durch ihre Körperlage unterscheiden. Sie liegen
mit angezogenen Knien auf der linken Seite und
sind in Leder oder Matten eingehüllt. Die eine hält
in den Händen eine der grünen Schieferplatten, wie
man sie in der ältesten Zeit zum Reiben der Schminke
benutzte. Bei einer anderen ist erhalten, was ihr in
das Grab beigegeben war: Töpfe, Brote, ein Holz-
kästchen, ein Kamm, eine Frauenfigur aus Thon, ein
hölzerner Siegelzylinder mit dem Namen und anderes.
Ferner: die Mumie eines Kindes in einem Korbe;
die Elfenbeinfigur einer Frau, die ihr Kind säugt,
unbekleidet mit eigentümlicher Haartracht; Reib-
platten aus Schiefer, die eine in Gestalt eines Ele-
fanten, auf der anderen, die einen Fisch darstellt,
hat der alte Besitzer den Fischer mit dem Netz ein-
Ba ein grosses Thongefiss mit eingeritzten
ierfiguren, ein Steinmesser, der Griff mit Kupfer-
blech umwickelt und steinerne Keulenköpfe. — Aus
der Zeit des sogenannten alten Reichs (um 2600
v. Chr.): Bruchstücke verschiedener Grabreliefs mit
Bildern des Ackerbaues, der Begräbniszeremonien
u. a.; eine Dioritschale mit dem Namen des Cheops
und zwei Grabsteine aus dem Ende des alten Reichs
in dem eigentümlich rohen Stil dieser Zeit. — Aus
der Zeit des sogenannten mittleren Reichs (2000
bis 1800 v. Chr.): die Figur einer Frau mit Kind,
merkwürdig durch die Aufschrift „dass der Frau ein
Kind gegeben werde“, die uns lehrt, zu welchem
magischen Zwecke diese häufigen Figuren bestimmt
waren; thönerne Opfertafeln in Gestalt von Höfen
und Häusern. — Aus der Zeit des sogenannten neuen
Reichs (etwa 1600—1200 v. Chr.): Der Regierung
des merkwürdigen Ketzerkönigs Amenophis IV., deren
eigentümliche Kunst in den Königlichen Sammlungen
schon so gut vertreten ist, entstammen die folgenden
neuen Erwerbungen: eine farbige Skizze eines Bild-
hauers: dem jugendlichen Könige, der sich in nach-
lissiger Haltung auf einen Stock lehnt, reicht die
Königin Blumen; das Motiv und die freie Bewegung
der Figuren entspricht schon ganz dem neuen Stile,
doch kündigt sich die spätere Manieriertheit des-
selben höchstens in dem Porträt der Königin an;
ferner ein Bruchstück eines kleinen Reliefs, das den
König darstellte, wie er die Königin auf dem Schoss
hielt, sie knüpft ihm einen Halsschmuck um; der
Kopf des Königs aus einem grösseren Relief, völlig
manieriert, und eine Ecke von dem Granitsarge des
Herrschers. Von den anderen Altertümern des neuen
Reichs seien erwähnt: eine Statuette eines hocken-
den kleinen Mädchens, das ein mantelartiges Gewand
um die Schultern geschlagen hat, von grosser Fein-
heit der Arbeit; eine zierliche Statuette eines hocken-
den Schreibers, der sich leicht über seine Arbeit
beugt; Bruchstücke verschiedener Temoelreliefs,
Bruchstücke von Grabreliefs, dabei Darstellung des
Leichenzuges: die kleinen Kinder des Toten werden
in Tüchern getragen, dahinter folgt ein Wagen; eine
Malerei auf Stuck aus einem Grabe der 18. Dynastie:
drei Damen, die, Blumen in den Händen, auf niedrigen
Bänken sitzen, vor ihnen eine Dienerin, die ihnen
zu trinken reicht; zwei kleine Denksteine mit einer
Darstellung des syrischen Gottes Rescheph; eine
Sammlung bemalter Thonkrüge, vielleicht aus dem
Palaste Amenophis’ III. zu Theben, auf einem springen-
den Pferde; eine Flasche aus rotem Thon, in Gestalt
einer säugenden Frau; ein hölzernes Scepter, das
oben mit bunter Rinde verziert ist und den Namen
des bekannten Gütervorstehers Sen-mut trägt; eine
kleine hölzerne Harfe, der Schallboden mit Leder
überspannt; ein Bronzespiegel, als Griff ein kleines
Mädchen, das eine Katze hält; Skarabäen: Tutmosis
lI. auf dem Kriegswagen und der König, einen
Beamten belohnend. — Aus der Spitzeit (etwa 700
467 |No. 12.|
nn oe ee ee
bis 800 v. Chr.): ein grosses Alabastergefüss mit
dem Namen des Perserkinigs Artaxerxes (465—424
v. Chr.) „Artaxerxes der grosse König“ in Hiero-
glyphen, in persischer, neususischer und neubaby-
lonischer Keilschrift; eine sogenannte Neujahrsflasche
aus hellblauer Fayence, darauf dargestellt: Spazier-
fahrt in den Sümpfen, Harfenspiel u. a.; Vorlagen
für Steinmetzen, u. a. zun Rumpf einer Königsstatue
nnd zu Säulenkapitellen. — Aus griechisch-römischer
Zeit: ein Denkstein mit dem Bilde der „Isis vom
heiligen Berge zu Hermonthis“; ein Bruchstück eines
Tempelreliefs, das Kultbild des Amon, verhüllt, wie
es in der Prozessiou herumgetragen wurde; der
Torso einer Priesterstatuo mit demotischer und hiero-
glyphischer Inschrift; ein Bruchstück einer Mumien-
hülle mit der Darstellung der heute Schaduf genannten
Vorrichtung zum Bewässern der Felder; der Sarg
eines Ibis in der Gestalt der Mumie des Tieres; die
Bronzefigur eines gepanzerten Anubis; ein Spiegel
aus Marienglas, den Griff bildet die Figur einer
nackten Frau aus bemaltem Stuck. — Aus christlicher
und arabischer Zeit: der Grabstein einer Maria, da-
rauf das alte Hieroglyphenzeichen des Lebens als
Kreuz verwendet; koptischer Grabstein eines Kosma
vom Jahre 799 n. Chr. mit langer Inschrift, in der
er seine Krankheit und Verlassenheit schildert;
arabischer Grabstein eines Said vom Jahre 190 der
Flucht, also dem vorigen etwa gleichzeitig.
Die Sammlung der Ostraka wurde um 387 Stiick
aus Theben, darunter viele hieratische, bereichert.
Für die Sammlung der Gipsabgüsse wurde ein Ab-
guss der Statue des Bekenchons in München er-
worben. Geschenke erhielt die Abteilung von Herrn
Professor Schweinfurth, der ihr eine Anzahl alt-
egyptischer S! eingewichte überwies, und vom Rémisch-
Germanischen Central-Museum zu Mainz.
Für die Vorderasiatische Abteilung der König-
lichen Museen wurde eine wertvolle Sammlung von
203 neubabylonischen Thontafeln aus der Zeit von
Nebukadnezar bis Darius, unter ihnen mehr denn
100 in vortrefflicher Erhaltung, erworben. Die Tafeln
stammen augenscheinlich aus dem Hügel Dschum-
dschuma, der Stätte der „City“ von Babylon. Es
sind zumeist Handels- und Rechtsurkunden, doch
befinden sich auch etliche Briefe darunter. Er-
worben wurden ferner 7 babylonische Siegescylinder,
welche alle, sei es durch das Material, aus welchem
sie hergestellt sind, sei es durch ihre bildliche Dar-
stellung oder ihre Aufschrift, ein gewisses Interesse
beanspruchen. In besonderem Masse ist dies mit
einem der Fall, welcher Gilgamesch, dessen Freund
Eabani und einen dritten Mann im Kampf mit aller-
lei Ungeheuern darstellt: auf diesem sind zu dem
mit einem Löwen ringenden Eabani. welcher wie
sonst als ein Stier mit Menschenkopf und Hörnern
abgebildet ist, in altbabylonischer Keilschrift drei
erkläreude Zeichen gefiigt, nämlich AM. SI. amelu,
d i „Wildocha-Mensch“. Die Sammlung babylonischer
Backsteine wurde durch je einen beschriebenen Ziegel
des Königs Bur-Sin von Ur, sowie des Ur-Ninib,
König von Isina, Königs von Sumer und Akkad. ver-
mehrt. Endlich wurde, ausser einer bronzencn baby-
lonischen Lampe, ein Inschriftfragment des Sohnes
des Patesi Ur-Bau von Lagasch erworben. Die In-
schrift, von welcher noch 7—8 Zeilen erhalten sind,
gehört zu einem Weihegeschenk aus hartem,
schwarzem, poliertem Stein, und es ist nach den er-
. haltenen Spuren sehr wahrscheinlich. dass der als
Sohn des Patesi Ur-Bau bezeichnete Priesterkönig
von Lagasch kein anderer gewesen als Nammagaui.
(Deutscher Reichsanzeiger.)
nn
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR- ZEITUNG.
{Dezember 1900.) 468
Herr Subrektor Ernst Seydlin Wien be-
mängelt mit Recht den in der Zeitschriften-
schau der O. L. Z No. 11 aus dem „Katholik“
gegebenen Auszug bezüglich seiner text-
kritischen Notiz zu Genesis 49, 8, bei welchem
der Herausgeber leider das Manuskript seines
Mitarbeiters mit dem Bibeltext zu vergleichen
unterliess. Wir tragen nach’), dass die Stichen
umgestellt und die Wörter arje und Jehuda
ergänzt worden sind, so dass der Text
lauten soll:
TOR aiya IT
PIN a Tonne
„Juda, du bist ein Löwe,
Deine Pranke (ruht) auf dem Nacken Deiner Feinde.
Juda, es sollen Dich preisen Deine Brüder,
Es sollen sich beugen vor Dir die Söhne Deines
Vaters.“
Mas NER I?
Te PAP pm
Aus Petersburg wird berichtet: Bei der Besetzung
Mukdens, der Hauptstadt der Mandschurei, erbeuteten
die Russen sehr viele wertvolle orientalische
Manuskripte, die äuf Befehl der russischen Re-
sierung nach Petersburg geschickt werden, um von
den Autoritäten der kaiserlichen Bibliothek einer
genauen Prüfung unterworfen zu werden. Unter
diesen M u sollen nach Ansicht der russischen
Gelehrten viele Manuskripte griechischer und rusai-
scher Klassiker sein, die von den Mongolen in ihren
Verwüstungskriegen in Europa im dreizehnten Jahr-
hundert geplündert und weggebracht wurden. Einige
nichtrussische Gelehrte haben diese Theorie jedoch
bekämpft.
Nach dem Litt. C.-bl. ist ein neuer Führer durch
die babylonisch-assyrischen Altertümer des British
Museum von Budge und King erschienen. Dort ist
ach eine besondere babylonische Abteilung errichtet
worden.
Personalien.
Oberbibliothekar Prof. Dr. Julius Euting in
Strassburg ist zum Direktor der dortigen kaiserlichen
Univers.- und Landesbibliothek ernannt worden.
Max Miiller-Oxford ist am 28. Oktober im Alter
von 77 Jahren gestorben.
Dr. G. Thilenius, Priv ratdozent in Strassburg,
ist zum a. o. Prof. für Anthr opologie uud Ethnographie
in Breslau ernannt worden.
Privatdozent Dr. Streck in München sist als
Assistent an das Seminar für historische Geographie
1) Bei dieser Gelegenheit sprechen wir Herrn
Seydl wie allen denen unserer Leser. die uns ihre
Wünsche, sowie den gewiss zuweilen verdienten Tadel
offen mitteilen, unsern aufrichtigen Dank aus. Dass
vielfach für auch von unserer Seite anerkannte Mängel
nicht immer sofort Abhilfe geschatfen werden kann,
liegt in der Natur der Sache. Aber keine Anregung
soll verloren gehen; und allmählich wird die O. L. Z.
sich immer mehr auswachsen und verbessern, Hand
in Hand mit der erfreulich wachsenden Zahl unserer
treuen Abonnenten.
469 (No. 12.)
in Berlin berufen; wie es heisst, ist er in Folge
davon als Privatdocent fiir semitische Philologie an
der Berliner Universitat zugelassen.
Dr. Bruno Meissner, Privatdozent a. d. Univ.
Halle, ist als Lector des Arabischen an das Orien-
talische Seminar zu Berlin berufen worden.
Dr. Otto Kersten, der in den sechziger Jahren
den Frhrn. v. d. Decken auf der Expedition in das
Somaliland begleitete, die mit der Ermordung des
Letzteren endete, ist in Altenburg im 61. Lebens-
jahre gestorben.
| Aus geiehrten Gesellschaften.
Acad. des Insor et B. L.
Sitzung vom 19. Okt. Gombeaud hat in Ksar-
Rhelän in der Sahara Reste einer römischen Kaserne
ausgegraben. Eine Inschrift giebt den alten Namen
der Ortschaft als Tisavar an.
Die von russischen Orientalisten ausgeführten
Forschungen in Zentralasien haben, wie die „Now.
Wr.“ erfährt, die Begründung einer internatio
nalen Assoziation zur Folge gehabt, die sich die
Erforschung Zentral- und Ostasiens vom Standpunkte
der Anthropologie, Ethnographie, Archäologie und
Linguistik zur Aufgabe gesetzt hat. Das Zentral-
komite dieser Assoziation zur Beratung der von den
westeuropäischen gelehrten Institutionen gemachten
Forschungen auf dem obenerwähnten Gebiete wird
sich in St. Petersburg befinden, weil sich die Haupt-
stadt des russischen Reichs im Vergleich zu den
übrigen europäischen Universitätsstädten insofern in
einer bevorzugten Lage befindet, als sie eine Fakultät
für orientalische Sprachen. besitzt, eine geographische
Gesellschaft und eine Gesellschaft für Orientkunde
hat, die an den Aufgaben der Assoziation regen
Anteil nehmen wird. Das Statut der neuen gelehrten
Gesellschaft, welches deren Rechte und Thätigkeits-
gebiet genau begrenzt, ist bereits von gelehrten
Orientalisten geprüft worden und befindet sich gegen-
wärtig im Ministerium des Innern.
Zeitsehriftensehau.
The Academy 1900.
17. Nov. Odysseus, Turkey in Europe, bespr. v.
E. Arnold.
L’Anthropologie 1900.
4. S. Reinach, quelques Obsorvations sur le tabou
(tiber religiöse Verbote im Altertum, besonders in der
Bibel). — H. Girard, les Dinkas Nilotiques. (Ein Ge-
bietvonca.1 klmam oberen Nil. Geographische,
ethnographische, kulturgeschichtliche Bemerkungen.)
— M. Delafosse, sur des traces probables de civili-
sation égyptienne et dhommes de raco blanche ala
cote d'ivoire. (Einfluss der altiigyptischen Kultur auf
die Baoulé an der Elfenbeinküste nachgewiesen auf
dem Gebiete der Industrie und der Künste, mit zahlr.
Abbild. Forts. folgt.) — G. Bonsor, les colonies
agricoles pre-romaines de la vallée du Bétis, bespr.
v. H. Hubert (lybisch-phoenicischer Einfluss in Anda-
lusien). — M. Jastrow, the original character, etc’)
1) Eine vollständige, verständliche Angabe des
Buchtitels dürfte doch bei Besprechungen ange-
bracht sein.
m ee ee
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Dezember 1900.) 470
(le caractére primitif du sabbat biblique), bespr. v.
S. Reinach — Fr Schultze, Psychologie der Natur-
völker, (u.) W. Wundt, Völkerpsychologie, bespr. v.
Dr. L. L. — Nouvelles et correspondance. Lettres
de Fustel de Coulanges et de S. Havet (über den
Ursprung der Arier). — Flinders Petrie, tatouagos
des indigènes de l'Algérie. Représentation de navires
égyptiens. (Kurzer Brief mit Zeichnungen.)
Archivio Storico Italiano 1900.
3. M. Raffaele, Cristo e Budda e altri Iddii dell’
Oriente, bespr. v. C. Puini.
Beilage sur Münchener Allgem. Ztg. 1900.
250. A. Deissmann, die Amherst-Papyri. (Be-
sprechung von P. Grenfell und S. Hunt, the Amherst-
Papyri, besonders der apokryphischen Ascensio Isaiae.)
265. N. J., Ausgrabungen in Aegypten. (Die
Funde in Abydos, veröffentlicht von Flinders Petrie
in Royal Tombs I,)
Blätter f. d. Gymnasial-Schulwesen 1900.
IX u X. J. Krall, Grundriss der altorientalischen
Geschichte (u.). G. Steindorff, die Blütezeit des
Pharaonenreiches, bespr. von J. Melber.
Oentralbl. f. Bibliothekswesen 1900.
11. K V. Zetterstéen, Verzeichnis der Hebräischen
and Aramäischen Handschriften der Kgl. Universitäts-
bibliothek zu Upsala, (u.) V. Chauvin, Bibliographie
des ouvrages arabes de 1810 à 1885, bespr.. v. K.
Vollers.
Oomptes rendus. Ao. d. Insor. et B. L. 1900
Juillet-Août. Sitzungsberichte vom Juli und Au-
gust — E. Babelon, le „cavalier thrace“ de Kara-
Agatch, près de Philippopolis. (Brief des A. Degrand
enthaltend die Beschreibung eines 1,61 m hohen und
1,05 m langen Reiterstandbilds: daran Bemerkungen
von Babelon. Abb.) — In dem Sitzungsbericht vom
13. Juli wird dio Erwiderung Dieulafoy’s auf Reinachs
Mitteilung über den Totemismus wiedergegeben. Es
handelt sich um das Verhältnis von „totem“ und
„tabou“ zur Hygiene. — Rapport sommaire sur les
fouilles de Thugga, exécutées en 1900 par M. Homo
(enthält Lage und Beschreibung des Kapitols, die
Inschriften sind nur kurz erwähnt.) -— Rapport du
secrétaire perpétuel de l’Ac. d. Inscr. et. B. L. sur
les travaux des commissions de publication de cette
Acad. pendant le premier semestre de 1900. — In
der Sitzung vom 27. Juli wird die Diskussion über
Totemismus und Tabu zwischeu Bouché-Leclerq und
S. Reinach fortgesetzt. Maspero giebt einen kurzen
Bericht über seine Arbeiten ın Sakkarah und Theben.
Ein vollständiger Bericht wird in den Annales du
service erscheinen. In der Sitzung vom 3. August
wird weiter über den Totemismus und Mythologie
verhandelt, ebenso am 10. Aug. — In der Sitzung
vom 24. August spricht Barbier de Meynard über
das Werk: Carra de Vaux, Avicenne. .
Deutsche Litteraturzeitung 1900.
44. O. Huppel, das Buch des Propheten Habackuk,
bespr. v. G. Beer. — Pischel, Fischer und Jacob,
Katalog der Bibliothek der Deutschen Morgen-
landischen Gesellschaft. I. Bd. 2. Aufl, bespr. von
J. Goldziher. — Wiedemann, die Toten und ihre
Reiche im Glauben der alten Aegypter, bespr. von
W. v. Bissing. — Bvlavrıva Xpovıxa herausgeg. von
W. E. Regel (russisch) 1898—1900, besprochen von
J. Strzygowski.
471 [No. 12,]
45. H. Gunkel, der Prophet Esra, bespr. v. R.
Kraetzschmar. — C. M. Kaufmann, die sepulcraleu
Jenseitsdenkmäler der Antike und des Urchristen-
tums, bespr. v. A. Dieterich. — O. Baumann, afri-
kanische Skizzen, bespr. v.”O. Lenz.
46. H. Zimmermann, Elohim, bespr. v. F. Giese~
brecht. — J. J. Herzog, Realencyklopädie für protest.
Theologie uud Kirche, 3. Aufl. von A. Hauck, bespr.
v. H. Holtzmann. — B. Friedberg, Geschichte der
hebräischen pd a von 1530 bis auf die Gegen-
wart, bespr. v. W. Bacher. — R. Ehwald, W. Pertsch:
drei Vorträge (das indische Drama, Firdosi und das
peer Epos, Wanderung der Märchen), bespr. v.
. Ethe. — H. Helmolt, Weltgeschichte 1—4, bespr.
v. R. Pöhlmann.
47. K. Künste, zwei Dokumente zur altchristlichen
Militärseelsorge, bespr. v. E. v. Dobschütz. — K.
Dziatzko, Untersuchungen über ausgewählte Kapitel
des antiken Buchwesens, bespr. v. G. Wissowa. —
F. Thureau Dangin, recherches sur l'origine de l’6cri-
ture cunéiforme, bespr. v. P. Jensen. — A. Gleye,
die ethnologische Stellung der Lykier, bespr. v. P.
Kretschmer. — E. de Mandat-Greucey, au Congo,
1898, bespr. v. O. Lenz.
48. H. Holzinger, Exodus, bespr. von C. Siegfried.
— 0. Alberts, Aristotelische Philosophie in der tür-
kischen Litteratur des 11. Jahrhunders (u.) Dasselbe.
Neue Folge, bespr. v. J. Goldziher. — E. G. Browne,
the Chahar Maqalah of Nidhämi-i- Arûdî-i-Samarqandî,
bespr. v. H. Ethé. — E. Rohde, der griechische
Roman und seine Vorläufer. 2. Aufl. bespr. von R.
Heinze. — H. Gelzer, die Genesis der byzantinischen
Themenverfassung, bespr. v. E. Oberhummer. — V.
Jaekel, Studien zur vergleichenden Völkerkunde,
bespr. v K. v. d. Steinen. — A. Schulten, das rö-
mische Afrika, bespr. v. M. Rostowzew.
The English Historical Review 1900.
Olt. E. W. Brooks, Byzantines and Arabs in the
time of the early Abbasids. (Uebersetzung und
Kommentar aller auf die Gronzkriege zwischen Byzanz
und Arabern 750 bis 813 bezüglichen Stellen aus den
arabischen Chroniken von Al Baladhuri, Ibn Wadhih,
Al Tabari und dem Kab Al ‘Ugun mit Vergleich der
iechischen, syrischen und armenischen Schriftsteller.
azu Karte) — H. Gelzer, die Genesis der Byzan-
tinischen Themenverfassung, bespr. v. J. B. Bury.
— G. Caro, Genua und die Mächte am Mittelmeer,
bespr. v. H. F. Brown. — A. H. Sayce, Babylonien
and Assyrien: Life and custom, (bespr. v. H., der
sich gegen den Verfasser als „ignoring the results
of recent research“ wendet).
The Geographical Journal 1900.
10. H. P. Deasy, journeys in Central Asia. —
T. H. Holdich, an orographic map of Afghanistan
and Baluchistan. — D. A. Mac Alister, the emerald
mines of nothern Etbai (nach der Expedition des
Verfassers, Forster's und Grote’s Dezember 1899).
— The Monthly record. Asia: The dead Sea. Dr.
Schaffers expedition to Asia minor The murder of
Mr. Rijnhart in Tibet. Africa: M. Foureau's route
round lake Chad. Gold-mining in Egypt. Count Le-
ontieff’s journey south of Abyssinia. The Dayly
Telegraph expedition in Central Africa. Dr. Kandts
exploration in Ruanda. Ancient ruins in German
Kast Africa. German limnological investigations in
Lake Nyassa. Visit to the Okavango River Ex-
ploration within the land of the Congo.
Geographische Zeitschrift 1900.
10. A. F. Stahl, Persien und seine Beziehnngen
zu den Nachbarländern (Handel und Verkehr). —
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Dezember 1900.] 472
A. Fitzau, geographische Neuigkeiten. Asien: Sven
Hedins Reise Die Mosaikkarte von Madaba in Pa-
listina, Afrika: Grogan über seine Reise vom Kap
nach Kairo. Die Expedition Blanchet. Expedition
den Sobat aufwärts. — C. v. Hahn, Bilder aus dem
Kaukasus, bespr. v. L. Neumann.
11. Kürchhoff, das französische Kolonialreich in
Nordafrika und die transsaharische Eisenbahn. —
Geographische Neuigkeiten. Afrika: Wasserbauten
am oberen Nil. Englisch-Ostafrika: Wasserscheide
zwischen Kongo und Zambesi.
Globus 1900. l
18. J. v. Negelein, der armenische Volksglaube.
(Im Anschluss an die Dissertation des Armeniers
Manuk Abeghian, der armenische Volksglaube; mit
zahlreichen Analogien aus der Mythologie anderer
Völker, narsentlich. der Deutschen.)
Indogerm. Forschungen 1900.
Anzeiger J.u. 2. H. F. M. Müller, Beiträge zu
einer wissenschaftlichen Mythologie, übersetzt von
P. Lüders, bespr. v. W. Streitberg. — Krauss,
griechische und lateinische Lehnwörter im Talmud.
Midrasch und Targum (u.) C. Hesseling, les cinq livres
de la loi (le Pentateuque); traduction en néogrec
publiée en caractères hébraiques à Constantinople
en 1547, bespr. v. A. Thumb.
Jahreshefte d. österr. Archäol. Inst. 1900.
T, 2. R. Münsterberg, der homerische Thalamos.
— R. Heberdey u. W. Willberg, Grabbauten von
Termessos in Pisidien — J. Böhlau, glasiertes Thon-
gefäss aus Samos (darstellend Bes mit der Gazelle;
nach Ansicht des Verfassers phönizischen Ursprungs).
— J. Zingerle, Grabrelief aus Palmyra. (Ein Relief
0,38 zu 0,12 m. von Fischel in Beirut gekauft, aber
sicher palmyrenischen Ursprungs; stellt dar eine
weibliche Halbfigur mit Spindel und Garnknäuel; die
Inschrift teilweise abgebrochen, nach der Mitteilung
D. H. Müllers: (?) x53 3n Nany (ena... Andy].
— A. Stein, Nachlese zur Liste der Präfekten von
Aegypten. |
Journal des Savants 1900. .
Septembre. P. E. Newberry, the life of Rekh-
mar&, Vezir of Upper Egypt under Thothmes [II and
Amenhetep IJ (ca B. C. 1471—1448), bespr. v. G.
Maspero.
Octobre. A. Furtwängler, die antiken Gemmen.
Geschichte der Steinschneidekunst im klassischen
Altertum, bespr. v. E Babelon.
Der Katholik 1900.
Oktober. E. Nagl, die Dauer der öffentlichen
Wirksamkeit Jesu (Forts ). — E. Seydl, der Issachar-
spruch. Gen. 49, 14, 15.
November. E. Nagl, die Dauer der öffentlichen
Wirksamkeit Jesu. (Forts.) — P., Mansi’s Concilien-
sammlung (es werden die Resultate der neuesten
Forschungen H. Quentin’s, Jean-Dominique Mansi et
les grandes collections conciliaires angeführt, der die
Unzuverlässigkeit der Conciliensammlungen, besonders
der von Mansi, nachweist.).
Leipziger Tageblatt 1900.
No. 546 vom 26 10 00. Bericht tiber den Vor-
trag, den Prof. Dr. Steindorff im L.'er Verein für
Erdkunde über seine Reise nach Siwe gehalten hat. -
Ueber die Resnitate handelt der im folgenden wörtlich
wiedergegebene Teil: Die wichtigste wissenschaftliche
473 (No. 12.]
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Dezember 1900.] 474 —
a ee
Aufgabe der Expedition in Siwe war, die noch vor-
handenen Reste der Denkmäler des Altertums einer
sorgfältigen Prüfung zu unterziehen. Dies geschah
bei zwei grösseren Tempelresten, dem Tempel von
Aghurmi, in dessen innerer Kammer bildliche Dar-
stellungen des Ammon von Siwe, des Königs Hakoris
(Anfang des 4. Jahrhunderts) und des Fürsten
Seterdais von Siwe gefunden wurden, und dem Tempel
von Ummabéda, dem dem Ammon geweihten Orakel-
heiligtum. Nächst der Untersuchung der beiden
Heiligtümer von Ummabéda und Aghurmi verwendete
Prof. Steindorff seine Arbeit auf die Untersuchung
der zwei grossen Gräberberge Gebel el-Hemmedät
und Gärit el-Musabberin. In hohem Grade ergebnis-
reich waren bei letzterem die Nachforschungen.
Dieser Gräberberg, vom Fusse bis zum Scheitel von
Grabhöhlen durchlöchert, und von Korridoren und
Kammern durchzogen, birgt zahlreiche Familiengräber
in seinem Innern. Man fand Leichen nach egyptischer
Art mit Asphalt balsamiert und mit Binden um-
wickelt, daneben glatte Gebeine ohne eine Spur von
Balsamierung. Aus Stuck waren die reich vergoldeten
und mit Glasmosaik versehenen Mumienhiillen.
Es wurden weiter die Ruinenstätten von Beled
und Dêr Runni, sowie Kasr el-Ghasäm mit den
Trümmern eines egyptisch-griechischen Tempels be-
sucht und das eine Tagereise von Siwe am süd-
östlichen Rande der Oase liegende Zetun und das
Totenfeld von Abu el-Auwäf durchforscht.
In dieser Nekropole wurde eine reiche Ausbeute
an Glassachen und anderen Altertümern gemacht.
In den höhlenartig in den mürben Fels gearbeiteten
Gräbern faud man die Leichen entweder ohne Um-
hüllung beigesetzt, oder sie lagen in mumienförmigen
oder rechteckigen Gipssärgen, die bemalt oder ver-
goldet oder mit prächtigen Glasmosaiken verziert waren.
Von Siwe wurde am 8. Januar der Weitermarsch
nach Bahréje angetreten und über grosse Dünen,
wahren Sandgebirgen, nach der Oase Arég, dieser
Depression in dem Hochplateau der Libyschen Wüste,
wo durch das Wirken der Natur bizarre Felsforma-
tionen aus der grossen Kalksteinfläche herausgehöhlt
worden sind, gezogen. In den Bergen entdeckte man
Felsengräber, die mit spätegyptischen Ornamenten
und zum Teil mit rohen egyptischen Zeichnungen
verziert waren, ein Beweis dafür, wie vor tausenden
von Jahren hier Städte geblüht und reicher Wohl-
stand geherrscht hat. Und doch findet man nirgends
die Reste einer Stadt! Die Expedition wandte sich,
die Oase verlassend, dem wilden Felsgewirr Chare-
fusch zu, erreichte einen Tag später dıe vegetations-
reiche Niederung Utje, kam über Dünen weiter bis
zum Sittra-See und erreichte, da Wussermangel drohte,
in Eilmärschen die Oase Kasr und Baniti. In el-
Kasr wurden zwei egyptische Tempel aufgefunden:
der eine stammte aus der Zeit Apries’ 588 bis 570
v. Chr., der andere aus der Zeit Amasis’ 569 bis 536
v. Chr., die Hauptfunde wurden östlich von Baniti
in einer grossen Nekropole gemacht. Dort öffnete
man das Grab zweier Oasenfiirsten aus der Zeit
Ramses II. (1300 v. Chr.). Es wurde von Schutt be-
freit, wobei interessante Wanddarstellungen zum
Vorschein kamen.
Literarisches Centralblatt 1900.
42. A. Aall, two designations of Christ in religious
philosophy, bespr. v. C. C. — C. v. Hahn, Bilder aus
dem Kaukasus, bespr. v. ? — Auszug aus dem „Be-
richt über die Ergebnisse der von Dr. W. Belck und
Dr. C. F. Lehmann 1898/99 ausgeführten Forschungs-
reise in Armenien. Von Dr. C. F. Lehmaun“, (mit
Erläuterungen und Berichtigungen von Lehmann.
Forts. folgt.)
44. W. H. Green, die höhere Krıtik des Penta-
teuchs, übersetzt v. O. Becher, bespr. v. K. Marti.
— F. Schulthess, homonyme Wurzeln im Syrischen,
bespr. v. R.
45. H. Zotenberg, histoire des rois des Perses par
Aboü Mansoür ‘Abd al-Malik ibn Mohammad ibn
Ismä‘il al-Tha‘alibi, bespr. v. Th. Nöldeke.
46. M. Rawicz, der Tractat Kethuboth, bespr.
v. ? — H. Schiller, Weltgeschichte I, bespr. v. F. R.
— F. Dieterici, Alfäräbi, der Musterstaat, bespr. v. ?
— K. Dziatzko, Untersuchungen über dən antiken
Buchhandel, bespr. v. C. W—y.
Al-Maohrig. LI 1900.
20. (15. Oktober.) P. L. Cheikho, Le centenaire
de la mort du 1er Patriarche syrien catholique, Mit
dem Bilde des Patriarchen, Ignatius Michael Garwa,
1783 — 1800. — P. Ghostaoui, Les Maronites à Li-
vourne. — P, C. Eddé, Le rythme dans la versification
arabe. Erster Artikel. — P. L. Ronzevalle, Une
excursion dans le district de Jubbet Biharréh.
Erster Artikel. Allgemeiner Bericht über eine Reise,
die der Verf. mit einigen Gefährten im Juli d. Js.
unternahm. — Besprechung von Iskander ‘Abbüd,
Al-atar al-adlija, Ba abda 1900. — Varia: G. Quriägüze,
Bemerkung zum Worte Safrägün (Mašrią Nr. 16,
OLZ. 388). Herle:tung des Wortes aus dem 8 ischen.
21. (1. November.) Sermon inédit du Patr.
Elie IMT pour la Commémoraison des morts. Mit
Anmerkungen nach zwei Hds. hrsg. von P. L. Cheikho.
Reimprosa. Elias III Aba 'l-Halim + 1190. Vgl.
Maésriq II 5 — P. L. Ronzevalle, Excursion dans le
district de Jubbet-Biharr6h (fin.) Mit Abbildung der
grössten der Cedern des Libanons. — P. M. Collan-
gettes, L'astronomie sous les Califes (suite). Hier
wie auch in Maär .No. 18 Abbildungen von Astrolabien.
Anfang in III 15. — P. H. Lammens, Essai de
critique sur l'origine de la particule \ dans l’aoriste
vulgaire. Zu der Arbeit von G. Kampffmeyer, die
arabische Verbalpartikel 5 (m), Marburg 1 und
Mitteil. des Seminars für Orient. Spr. zu Berlin,
Jahrg. 3 (1900) Abteil. 2. — P. IL. Cheikho, L'histoire
de l’imprimerie en Orient (suite): l'imprimerie à
Beyrou (suite). Al-matbdat as-sirya und al-
mathd at al-umümtja. — Besprechung von 1) F. Nau,
Opuscules Maronites (2e partie) et Vie de Sévére
patriarche d'Antioche, 1900, 2) J. Rouvier, Le
monnayage alexandrin d’Arados, Paris 1900. —
Druckfehler-Verbesserung.
Mitt.d. Kais. D. Arch. Inst. Athen. Abt. 1900.
3. F. Noack, Neue Untersuchungen in Alexandrien
(Ausgrabungen behufs Feststellung der Topographie
des alten Alexandrien, mit zahlr. Abb. u. Kartenzkizzen.
Mitteil. a. d. histor. Litteratur 1900.
4, Heft. H. Schiller, Weltgeschichte I. das Alter-
tum, bespr. von W. Martens.
Mnemosyne. 1900.
IV. H, van Gelder, ad titulos quosdam Rhodios
nuper repertos.
Mntssobr. f. Gesch. u. Wiss. d. Judent. 1900.
9. Dr. med. L. Katzenelaon, die rituellen Reinheits-
esetze in der Bibel und im Talmud. (Forts) —
. Poznänski, Miscellen über Saadja III. Die Berech-
nung des Erlösungsjahres bei Saadja. — L. Back,
zur Charakteristik des Levi ben Abraham ben Chajjim
(Schluss.) — H. P. Chajes, Proverbiastudien, bespr. v.
S. Krengel.
475 [No. 12]
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Dezember 1900.] 476
N.Jhrb.f.d. kiss. Altert., Gesch. u. D.Litt. 1900.
Vu. VI. Bd. 8. H. C. Merckel, die Ingenieur-
technik im Altertum, bespr. v. F. Noack.
V u. VI, 9. A. Oeri, Herodots Ehrlichkeit. (O.
protestiert gegen die Geschichtsauffassung Niebuhrs
und sein Werk „Einflüsse orientalischer Politik auf
Griechenland“, das unbrauchbar sei, „weil dem Verf.
ausser den nötigen Sprach- und Geschichtskenntnissen
auf griechischem Gebiet und der nötigen Liebe zur
gemeinen Logik auch jedes Verständnis für das
Wesen eines Mannes wie Herodot abgeht“. Zum
Schluss muss Rez. jedoch das Zugeständnis machen,
dass Herodot wohl ein kluger und anständiger Mann
gewesen sei, ihm aber der Sinn für Kritik gänzlich
efehlt habe. Dadurch werden die im Verlaufe der
ezension gemachten Angriffe grössteuteils hinfällig;
über die übrigen Einwendungen wollen wir mit dem
Rez. nicht rechten, zumal da die „historischen Prin-
zipien“ Niebuhrs doch nicht ganz ohne tiefe Wirkung
auf O. geblieben zu sein scheinen.) — F. Retzel, An-
thropogeographie I., bespr. v. H. Hertzberg.
Neue kirchliche Zeitschr. 1900.
10. Th. Zahn, das neue Testament Theodors
von Mopsuestia und der ursprüngliche Kanon der
Syrer.
11. K. Endemann, zur Frage über die Brüder des
Herrn (behauptet, Christus habe keine leiblichen
Brüder gehabt).
Petermanns Mitteilungen 1900.
X. Geographischer Monatsbericht. Asien: Reise
des Geologen Fr. Schaffer in Anatolien. Afrika; zur
Frage nach der Quelle des Nil; A Kandt betrachtet
als solche den Rukavara. Die Deutsch - belgische
Kommission zur Regelung der Grenze am Tangan-
yika- und Kiwusee. Lemaire's Forschungen zwischen
Zambesi und Kongo. — R. Lindau, zwei Reisen ir
der Tiirkei, bespr. v. Philippson. — K. Oestreich,
Reiseeindrücke aus dem Vilajet Kosovo, bespr. v.
W. Götz.
Polybiblion. 1900.
Octobre. Chihab-ad-Din Ahmad Al Ab’sihi, al-
Mostatraf, traduit par G. Rat, bespr. v. F. Grenard.
— J. Tobar, inscriptions juives de K’ai-Fong-Fou,
bespr. v. A. R.
P. 8S. B. A. 1900.
6. 7. A. H. Sayce, the language of Mitanni
(Weiterführung der Entzifferung nebst Glossar) aa-
hinter Additional note to the memoir on the language
of Mitanni (Auseinandersetzung mit Messerschmidt).
— M. Gaster, hebrew illuminated Mes. of the Bible
of the IX the and X the Centuries. — idem, a sama-
ritan scroll of the Hebrew Pentateuch. — F. Legge,
Another carved slate (archaisch-ägyptisches Frag-
ment, zur Londoner „Palette“ gehörig). — F. LI.
Griffith, The Aberdeen Reshep stela (Abbildung der
von Spiegelberg zuerst beschriebenen Inschrift des
Reschp-Schalamana). — A. E. Weigall, Tho funeral
tablets in the Brighton museum (darunter merk-
würdige Abbildung des Ammonswidders). — E. J.
Pilcher, Phénician Inscription at Greenock (zu der
Sp. 356 mitgeteilten wird bemerkt, dass Zeile 3
epee und Zeile 4 MAMy yyy zu lesen sei. — W.
Rylands, Egyptian scarabs (Sammlung John Ward,
4 Tf., meist bekannte Typen).
Recueil de Travaux. 21, 1900.
4, G. Daressy, Notes et remarques. (Eine Stadt
Grg-sbk im Faiyum'). Der Name auf dem Kenotaph
des Osiris gehöre wohl der 14. Dyn. an. Bildhauer-
vorlagen analog Rec. tr. 20). Proskynem an dem
grossen Sphinx. Naukratis = Bdwdw in Ptolemäer-
text. Statue dos Gouverneurs Montemhet aus Deir
el Bahri’). Die Aethiopentexte Amélineau’s aus
Abydos. Der Name der Mutter des Amasis II rich-
tiger: Tset-n-ése. Ein Bauaufseher am Ramesseum,
Pn-re'. Neuer Tempelname von Memphis , At-t’a“).
— Daressy, Comment fut introduit le naos da petit
temple de Medinet-Habou (durch ein in die Mauer
gebrochenes Loch, Nachweis). — G. Legrain, Le
tompie et les chapelles d'Osiris à Karnak (1. Artikel).
. Scheil, notes d épigraphie et d'archéologie
assyriennes: L Tablette babylonienne hieroglyphique
(Sehr wichtige von Scheil im Dezember 1898 aus
Südbabylonien mitgebrachte Tafel, deren äussere
Beschreibung leider fehlt, so dass aus ihr kein Schluss
auf wirkliches Alter oder spätere Gelehrtenspielerei
möglich ist. Auch den letzteren Fall angenommen
bleibt es ein Dokument. welches auf frühere Bild-
schrift hinweist. Die geistreiche Identifizierung der
Bilder mit Keilschriftzeichen dürfte zum grösseren
Teile gelungen sein). LI Tablettes babyloniennes
diverses: 1. louage d'ouvriers (unter Bur-Sin, mit
Nachweis, dass die Babylonier im geschäftlichen Ver-
kehr, in diesem einen Fall, den Monat zu 29,28048775
Tagen (d. i. 29 Tagen 3'°/,, Doppelstunden) ver-
standen: 2. louage de barques entre Sirpurla et Suse
(6 Schiffe a 60 GUR mit je 6 Mann Besatzung auf
2 Monate); 3. Bi-li-a-uru-gal, patési de Suse erwähnt
in einem ähnlichen Text; 4. acte de mariage vom
Jahr, das der Zerstörung von Simanum folgte; 5.
premier texte funéraire babylonien Abklatsch von
einem halbzylindrischen Tönnchen, Schlussformel,
wonach das ki-mah etwas sein muss, was fortzunehmen
und wieder an seinen Platz zu bringen ist, also Sarg
oder Urne in irgend welcher Form: ana matima ana
labar umi ana tim siatim ana umi ša ubburu ki-mah
aniam limurma Ja [usamsaku]?) ana aßrızu litir awi-
lam šû ša anitu immaruma la imisu kiäm igabb&
ki-mah mi‘) aniam ana ašrišu ullu tir. LII textes
assyriennes: 1. inscription assyrienne de Kal‘at Sher-
gat avec noms royaux (Scheint cin den Kalotten mit
Inschriften Salmanassar's I (Rm 2:1) etc. ähnlicher
Text zu sein, nennt I'risu, den dangü Ašur (IR. 6,2)
und zwar als Erneuerer des Tempels Harsagkurkurra,
welcher von ...- u3-pi-ai-bi?) gangi Ašur gebaut
worden sei; fraglich ist doch wohl, ob das sangü hier
sicher ist. Als zweiter Restaurator wird ....... li
šak-nu ..... anfzufassen sein; sollte hier die Er-
gänzung (Su-lij-li gak-nu Bil šangû Ašur gewagt
werden dürfen ? D. R.); 2. Fragment de texte ap-
partenant à un roi assyrien et mentionnant un roi
de Hatti: x .... (an) Tešub (Zeit Tiglatpilesér I’ 2);
3. Ie signe >! T DAR dans l'inscription de Te-
glatphalasar Ier (Scheil liest Col. IV 73 Dar-da-ri,
(5 Pi-la-dar-mi). LIII Cylindres divers: 1. Ein de
Clercq gehöriger Cylinder ohne Abbildung mit ma-
gischem Text. 2. Ein anderer de Clercq gehöriger
Cylinder mit Text (Ra-bu-ut-Sin mar [Ili-târu-li-di
1) Das Kerkesouchos der Griechenzeit! — Neben-
bei: zum angeblichen Mabog sollte D. MVAG. II, 279
einsehen. W. M. M.
2) S. 142 seltsame Verschreibung der bekannten
Mutter des Amenhotep 1.
3) Scheil ergänzt u (?)-ša-[an-ni-maj (?). D. R.
4) Scheil: musi, was mir unwahrscheinlich. D. R.
5) Scheil: Su-uš-bi-a-a-bi.
477 (No. 12.)
arad (au) La-ma-ha-ar, wozu Scheil die Namen Laga-
mal, Lagamar, Latarak vergleicht, die alle dann semi-
tische Etymologie hätten). 3. ein anderer Cylinder:
Pu-bu-tum marat Sin-pu-ut-ra-am!) amat (an) Addu.
4. Cylindre armorié, nach Eindrücken auf einer Scheil
gehörigen Tafel (interessante Abbildung). LIV šurinu
— qutrinnu (urinnu set katrinnu zu lesen; mit Aus-
zügen aus einem medizinischen Beschwörungstext
Constantinople No 583. — W. Spiegelberg, Ilarapfnuıs,
Bair? (liest-Arxıs, das & palatalisiertes k). — E. Chas-
sinat, Textes provenant du Serapeum de Memphis
(Forts... — J. Baillet, Contribution à l'histoire des
origines de la momification (will den Zusammenhang
der verschiedenen alten Bestattungsarten erweisen).
— Thilenius, Das ägyptische Hausschaf (seit der 12.
Dynastie verdrängt das babylonische — nicht ara-
bische! — Fettschwanzschaf das urafrikanische
Mähnenschaf). — W. Spiegelberg, Die ägyptischen
Worte für Schaf (will kopt. esoou vom alten sr trennen).
— G. Thilenius, Das heilige Tier des Gottes Set. (Ent-
stellung der Rüsselmaus, Macroscelides). — G. Maspero,
à travers la vocalisation Egyptienne (Uebergang von
a in o, u). Sur une piece d'or singulière, de prove-
nance Egyptienne (Goldmünze, Aufschrift „gutes
Gold,“ M. will sie auf Tachos zurückführen)
Rendiconti d. Re. Ao. d. Lincei 1900.
5. 6. L. Savignoni, lavori eseguiti in Creta della
missione archeologica italiana dal 9. nov. al 13
dic. 1899.
Rheinisches Museum 1900.
4. H. v. Fritze, zu W. Reichels vorhellenischen
Götterkulten. — W. Schmidt, zur handschriftlichen
Überlieferung Herons von Alexandria.
Revue Oritique 1900.
42. ©. A. Nallino, manoscritti arabi, persiani,
siraci e turchi di Torino, bespr. v. B. M. — In der
Bibliographie macht A. L. eine kurze Bemerkung zu
dem Artikel Rinonapoli’s, Lamia e Lilith nelle leggende
eche e semitiche. Estratto de Vesta II.1. Die
lith des Jesaia sei identisch mit der lilitu der
Babylonier, aber die Lamia habe damit nichts zu thun.
43. Newberry, the Amhurst Papyri, bespr. von
G. Maspero. — M. Mac Coli, le sultan et les grandes
puissances, bespr. v. B. A.
44 Mardrus, le livre des Mille et une Nuits
V, bespr. v, Gaudefroy-Demombynes. — M. Lidz-
barski, Ephemeris ftir semitische Epigraphik, bespr.
v. J.-B. Chabot. — L. Fonk, Streifzüge durch die
biblische Flora, bespr. v. Ch. J.
45. F. W. v. Bissing, ein thebanischer Grabfund
aus dem Anfang des neuen Reichs, bespr. von G.
Maspero. — R. Zetterstéen, die Alfije des Ibn Muti,
bespr. von B. M.
46. W. M. Flinders Petrie, the royal tombs of
the first dynasty, bespr. von G. Maspero. — G. Rat,
Al-Mostatraf, bespr. v. Carra de Vaux. — H. Hol-
zinger, Exodus (u) K. Marti, das Buch Jesaia, bespr.
v. A. Loisy. — J. Nikel, die Wiederherstellung des
jüdischen Gemeinwesens nach dem babylonischen Exil,
(u:) H. Zimmermann, Elohim, bespr. v. A. L. — J.
£. Schmid, des Wardapet Eznik von Kolb „Wider
die Sekten“ aus dem Armenischen übersetzt, bespr.
v. A. Meillet.
Revue Historique. 1900.
Ill. Ad. Holm, Geschichte Siciliens im Altertum,
bespr. v. A. Guiraud.
_ ') So doch wohl zu lesen; Scheil transkribiert
Sin-nür-nam-ra-am, indem er BU==niru fasst.
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
(Dezember 1900.) 478
Schulthess’ Europäischer . Geschichts-
kalender 1899. |
15. Jahrg. XV. Türkei,
Bulgarien, Aegypten.
XXV. Afrika. XXIII. Asien.
>- Theolog. Littbl. 1900.
38. Ed. König, zur Religionsgeschichte Israels
(Bespr. v. Giesebrecht, Geschichtlichkeit des Sinai-
hundes). Rosenberg, Assyr. Sprachlehre (u.) Boehmer,
Aus den Tell-Amarna-Briefen, bespr. v. Dr. R. Z.
39. Friedrich Wiegang, Archaeoloy. Studien
(Bespr. v. Arch. Stud. zum christl. Altertum u. Mittel-
alter). — Franz Hermann, Das Buch Hiob v. Orelli,
Allgemeine Religionsgesch., bespr. v. B. Lindner,
Budde, Kanon des A. T., bespr. v. J. J.
Theolog. Litteraturzeit. 1900.
21. B. Duhm, die Psalmen, erklärt (Handkom-
mentar zum A. T. von Marti) (u.) derselbe, die
Psalmen, tibersetzt, bespr. v. G. Beer. — P. Wend-
land, Aristeae ad Philocratem epistula de origine
versionis LXX, (u.) H. Willrich, Judaica, bespr. v.
E. Schürer.
23. C. Griineisen, der Ahnenkultus und die Ur-
religion Israels, bespr. v. A. Bertholet. — C. H.
Cornill, Geschichte des Volkes Israel, bespr. v. R.
Kraetschmar. — A. Smith Lewis and M. Dunlop
Gibson, Palestinian Syriac texts, bespr. v, Fr. Schwally.
Theologische Quartalschrift 1900.
4. J. Döller, Rhythmus, Metrik und Strophik in
der biblisch-hebräischen Poesie, bespr. v. Vetter. —
K. Holl, Fragmente vornicänischer Kirchenväter,
bespr. v. Funk.—C. Brockelmann, syrische Grammatik,
bespr. v. Danneker.
Theolog. Stud. u. Krit. 1901.
1. V. Ryssel, die neuen hebräischen Fragmente
des Buches Jesus Sirach und ihre Herkunft (Forte.).
— L. Conrad, die Behandlung und Lösung des Prob-
lems der Theodicee in den Psalmen 37, 49 und 73.
— J. Ephraem If Rahmani, testamentam Domini
nostri Jesu Christi, bespr. v. P. Drews.
Verhandl. der Ges. f. Erdk. z. Berlin 1900.
7. F. Fülleborn, über seine Reisen im Nyassa-
Gebiet. — Vorgänge auf geographischem Gebiet:
Ende von Gibbons nordsüdlicher Afrikadurchquerung
Donaldson Smith's Expedition nach dem Nil. Ver-
besserungen der afrikanischen Karte durch Wauters.
— M. v. Oppenheim, vom Mittelmeer zum persischen
Golf, bespr. v. Kirchhoff. — Fr. Ratzel, Anthropogeo-
phie I. 9. Aufl, bespr. v. O. Schlüter. — M.
Sahata, Streifzüge durch Ost- und Südafrika, bespr.
v. H. Frobenius.
Wochenschr. f. klass. Philol. 1900.
40. J. Marcuse, Hydrotherapie im Altertum, bespr.
v. R. Fuchs.
W. Z. K. M. 1900.
3. J. Krall, ein neuer nubischer König. (Auf zwei
koptischen Lederurkunden, die von G. Botti auf dem
Kongr. f. christl. Arch. ausgestellt waren, las K. den
Namen eines Königs Chael, etwa eines Zeitgenossen
Hariin al-Raschid. Die Urkunden werden in Trans-
kription angeführt). — M. Winternitz, Bemerkungen
zur malayischen Me Ser (Im Anschluss an M.
W. Skeat, Malay Magic. Beiträge zur vergleichenden
Mythologie). — F. Freiherr v. Calice, zur Geographie
Syriens in der Ramessidenzeit. Das Land Opa. (Zu
den von Daressy im Recueil 1894 veröffentlichten
479 |No. 12.)
geographischen Listen von Luxor. Liste I verwandt
mit Liste Seti's I L. D. 131a. Daher Max Millers
Konjektur Hamahemu zu verbessern in Qa-ma-ha-mu.
Das letzte Wort liest C. „Ha-n-ra-da“. wozu im Pap.
Anastasi I Chalza im Lande Opa verglichen wird.)
— A. Ludwig, die Baal-Lebanoninschrift (liest den
Schluss f djseh nehustah h[iräm] [ö] rori ó zadxoveyos
tov Xıpau.)
Zeitschr. des Deutschen Pal. Ver. 1900.
XXIII H. 1 u. 2. M. Hartmann, Beiträge zur
Kenntnis der syrischen Steppe. (Forts. Benutzung
der türkischen Nachrichten in den Salnames des
Wilajets Haleb, Ortschaftenverzeichnisse, denen das
Verzeichnis von Eli Smith-Robinson App. 174 ff.
zu Grunde gelegt ist, hauptsächlichste Mitteilungen
aus den auf türkische Quellen zurückgehenden Dar-
stellungen Cuinet’s über das Liwa ez-zör in la Tur-
quie d'Asie II, Vorschläge zur wirtschaftlichen Hebung
der syrischen Steppe. Exkurs 1. Die Reisen der Eng-
länder 1678 und 1691. Exkurs 2. Hartmanns Reise-
weg. Kartenskizze der nördlichen Steppe. Schluss
folgt.) — Nachtrag zu Z. D. P. V. XXI, 184 ff. (Aus
einem Brief L. Gautier's an Furrer betreffend das
Herabstiirzen der Herdo in das Wasser nach dem
Bericht der Evangelien). — H. Christ, zur Flora der
biblischen Länder. (Besprechung von G. E. Post,
Flora of Syria, Palestine and Sinai (u.) L. Fonk,
Streifzüge durch die biblische Flora, (u.) v. Oppen-
heim, aus derSommerflora Syriensund Mesopotamiens.)
F. Buhl, Geographie des alten Palästina, bespr. v.
V. Ryssel.
2. D. M. @. 1899 (nachträglich ausgezogen).
LII. 4. Burckhard. Mahmüd Gämi’s Jusuf
Zulaikba (Forts... — J. Barth, Die Casusreste im
Hebrüäischen (nicht ursprünglich, sondern Analogie-
bildungen der Verwandtschaftswörter: abi etc.). —
Burnstein, Maschallah. — Goldziher, Die Su'übijja
unter den Muhammedanern in Spanien (enthält
namentlich eine Analogie des „einzigen umfangreichen
Dokumentes spanischer Su‘ubijja,“ das bis jetzt be-
kannt, Streitschrift von Abu Amir ibn Garcia, und
eine Aufzählung der Gegenschriften. — G. Jacob,
Bekri Mustafa, Ein türkisches Hajälspiel aus Brussa.
— Spiegelberg, Eine Vermutung über den Ursprung
des Namens mim. — Goldziher, Ueber eine Formel
in der jüdischen Responsenlitteratur etc. — Weiss-
bach, Die geographische Liste II R. 50. — Schlögl,
Das Alphabet des Siraciden (51, 13—29). — Prä-
torius, Paséq. — Bacher, Bemerkungen. — Schult-
hess, Christlich - Palästinensisches. Anzeigen:
Reiskes Briefe, bespr. v. Fränkel.
Zeitschr. f. d. Gymnanialwesen 1900.
Sept. A. Schulten, das rémische Afrika, bespr.
v. R. Engelmann. — Th. Seemann, Allgemeine Götter-
lehre, bespr. v. ?
Oktober. H. F. Helmholt, Weltgeschichte IV. Die
Randländer des Mittelmeeres, bespr. v. E. Stutzer.
-- G. Richter, Schulwandkarte von Afrika, 3. Aufl.,
bearb, von A. Kirchhoff,
Zeitsch. f. hebr. Bibliogr. 1900.
4. L. Gruenhut, Sefer ha-Likkutim, bespr. v. A.
Marx. — T. K. Cheyne, the sacred books of the
old testament. 10. The book of Jsaiah, bespr.
v. J. F. (Polemik gegen die zahlreichen Text
änderungen.) — J. Hamburger, Real- Encyclopädie
ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG.
[Dezember 1900.] 480
des Judentums III. Abt. 5. Suppl., bespr. v. ? —
Fr. Praetorius, das Targum zu Ja in jemenischer
Überlieferung, bespr. v. A. Marx. — L. Scheinhaus,
die alte Geschichte der russischen und polnischen
Juden, bespr. v. ? — E. Silberstein, Conrad Pellicanus.
Geschichte der hebr. Sprache im XVI. Jahrh., bespr.
v. N. Porges. — H L. Strack, das Blut im Glauben
und Aberglauben der Menschheit, bespr. v. ? — M.
Steinscbneider, christliche Hebraisten (Forts.) — M.
Steinschneider, arabische Hymnen (Verzeichnis der
arab. Bestandteile der Aden 1897 gedruckten
Hymnensammlung $x qu pan.
Zeitschr. f. Kirchengesch. 1900.
3. Bratko. die angebliche Origines-Handschrift
Nr. 890 der Bibliothek von Troyes.
Zeitschr. f. kath. Theol. 1900.
IV. R. Duval, la littérature syriaque 2. éd., bespr.
v. S. Heller (der Bickell’s conspectus rei Syr. lit. u.
Nestle’s literatura syriaca anführt, aber Wright's
Werk nicht zu kennen scheint. Im Vergleich zu
Wright hätte Referent die Litteraturgesch. Duval’s
nicht so herausstreichen können.). — C. Mommert,
Golgatha und das hl. Grab zu Jerusalem, bespr. v.
S. Fonk. — F. Zorell, spiritus asper und lenis he-
bräischer Wörter und Eigennamen im griechischen.
(Die im hebräischen mit x. M, m, 9, ` aulautenden
Wörter haben im griechischen meist ’, ein‘ nur die
„welche mit einer Buclistabengruppe beginnen, die
ım Anfang bekannterer griechischer Wörter mit
dem ‘ verschen auftritt“). — E. Seydl, Jakobs letzte
Worte an Ruben. Gen. 49, 3,4. (In v. 3 ist der
Text nach M. T. beizubehalten, in 4 nach Ball zu
ändern). — J. Hontheim, Bemerkungen zu Job 33, 31
bis 35, 16. (Setzt 34,37 hinter 34,9 aus strophischen
Gründen und 25, 2—3 hinter 35,5).
Zeitschr f. österr. Gymnasien 1900.
8. 9. Programmenschau. R. Albert, nach Con-
stantinopel und zurück, bespr. v. S. Oehler.
Zeitschr. f. prakt. Theologie 1900.
4. K. Marti, kurzer Handkommentar zum Alten
Testament, bespr. v. Meinhold.
Zeitschr. f. Theolog. u. Kirche 1900.
5. R. Knopf, über die soziale Zusammensetzung
der ältesten heiden-christlichen Gemeinden.
Zeitschr. f. wissensch. Theol. 1900.
3. P. Koetzschau, Bibelzitate bei Origines. — A.
Hilgenfeld, Thomas von Heraklea und die Apostel-
geschichte. — E. v. Dobschütz, der Briefwechsel
zwischen Abgar und Jesus. (Geschichte der Sage
und ihrer Ueberlieferungen.) — R. C. Kukula, Ta-
tians sogenannte Apologie, bespr. v. A. H.
IV. J. W. Rothstein, Psalm 78 ein Zeuge für die
jahwistische Gestalt der Exodustradition und seine
Abfassungszeit (da alle in diesem Psalm verwerteten
Stellen des Exodus der jahwistischen Quelle ange-
hören, so sei auch der Psalm jahwistischen Ursprungs;
als späteste Abfassungszeit wird der Beginn des Exils
angegeben.). — J. Drüseke, zur Frage nach dem Ver-
fasser des ,Hermippos (nicht Johannes Kotrones,
sondern ’Iwavrov ó Korewvns, Johann, Bischof von
Kotrones, an den der Kaiser Theodorus Laskaris um
1211 ein Schreiben richtete).
Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Schönstr. 18a 1,
Verlag u. Expedition Wolf Peiser Verlag, Berlin S., Brandenburgstr. 34.
Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel, Kirchhain N.-L.
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In der Herderschen Verlagshandlung zu Freiburg im Breisgau ist soeben erschienen und
durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
die Wiege der indogermanischen Völker. Nach fünfzehn-
Turkestan I jährigem Aufenthalt in Turkestan dargestellt von F. v. Schwarz,
Mit einem Titelbild in Farbendruck, 178 Abbildungen und einer Karte. gr. 80,
A u. 606 S.) M. 13; geb. in _Original-Leinwandband M. 15. ;
ee te core Jahre in dar Eige es Astronomen der Taschkenter Sternwarte und Leiters
des turkes en a in as elab an der Geschichte desselben aktiven uud
Anteil enommen u ommen und Perk auf 11 Reisen nach allen tungen durchquert hat, schreibt über das
tu
ri „Für das das Geständnis der Na ist die Kenntnis des heutigen Turkestan ond seiner Bewohner
von grösster Wichtigkeit. Dass Turkesten die Urheimat der Indogermanen gewesen war, ist dem Verfasser während
seines ge TA Aufenthaltes zur Gewissheit geworden. Die klimatischen und lokalen Ve Verhältnisse Turkestans waren
es, welche Völkerwanderungen sowohl in vorhistorischer wie in historischer Zeit veranlasst haben.“
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STRASSEN DURCH ASIEN.
Der Verlauf des ostasiatischen Konfliktes zeigt, wie unrecht die hatten, die in
schneidigem Bramarbaston von einer „Strafexpedition“ sprachen und verkündeten, in
wenigen Wochen würden die Bezopften zu Kreuze kriechen. Die Voraussage bestätigt
sich, dass es sich um einen höchst ernsten, alle Kräfte anspannenden Kampf handelt.
Und um einen Kampf, bei dem der Sieg durch äussere Waffen zu gewinnen, aber sein
Preis nicht durch Gewalt zu wahren ist, denn man kann sich auf Bajonette zwar stützen,
aber nicht darauf sitzen. Die Lösung muss von innen kommen. Die innere Umwandlung
Chinas allein kann an den äussern Waffenerfolg die Entwicklung der westöstlichen
Beziehungen knüpfen, die den Frieden verbürgt. Für solche Neugestaltung können die
Vertreter des Islams in China hohe Bedeutung gewinnen. Hier einen Weg zu zeigen,
versuchen die Blätter von Heft II, IM, die ich mit Rücksicht auf die Wichtigkeit der Frage
an Stelle der für Heft II in Aussicht gestellten Abhandlungen treten lasse.
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Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel, Kirchhain N.-L
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