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Full text of "Orientalistische Literaturzeitung 3.1900"

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Orientalistische 
Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 


F. E. Peiser. 


Dritter Jahrgang. 
1900. 


Inhalts-V erzeichnis. 


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1900 . 1 | A. Wiedemann, Zu den a: 

Alma technica militans . 4 des Museums zu Florenz . 261 

Avis au lecteur... . 321 | — Zum Alexanderroman . : 286 

Hin offenes Wort 397 | — Zur Chronologie des Manetho Erg 322 

Neue Funde . . . . . 201 | — Vergöttlichte Menschen im alten Aegypten 361 

Originalbericht aus "Aegypten . . . 66. 244 

F. Bork, Zur elamischen Iteration 8 

— Sutruk-Nahhunte A. . 291 Besprechungen. 

J. Oapart, Encore un mot au sujet de la dé- . : i ehai 
capitation dans l'Égypte ancienne . 52 Y: AS z Feen Se hae laa oe 295 

T. K. Cheyne, Archaeology and Biblical Ei ai b sis hr en We, N =. ae ° 
criticism. . i 150 | den XIV Tehchund. Benpr a F. Perles 414 

— PAD TIN; Phinehas Putiol . . | 463 | A. Bertholet. Die israelitischen Vorstellungen 

B. Glaser, Die Inschrift von Nakb el Hadjar 281 vom Leben nach dem Tode. Bespr. v. Fr. 

— Zur Inschrift von Nakb el Hadjar . 882 Schwally . 15 

H. Grimme, Zu hebräischm ppp . . . 149 | E. Bischoff, Kritische Geschichte der Talmud- 

M. Hartmann, Der Islam in Westafrika 161 übersetzungen. Bespr. v. A. Marx . . 133 

H. W. Hogg, Issachar and Tola, their genea- C. Brockelmann, Syrische Grammatik. Bespr: 
logies. . 366 v. Fr. Schwally : 14 

G. Hüsing, Reduplikation ‘und Iteration in A. Biichler, Die Tobiaden und die Oniaden. 
elamischen Eigennamen ; 82 Bespr. v. H. Winckler . 87 . 

— Die iranische Keilschrift . . 401 | K. Budde, Die Religion des Volkes Israel bis 

Bd. Mahler, Ein Wort zur Astronomie und zur Verbannung (und) 
Chronologie der alten Aegypter . . 202 | — Die sogen. Ebed-Jahve-Lieder. Bespr. v. 

L. Messerschmidt, Hethitische Fälschungen 241 F. Giesebrecht . . 92 

— Ueber einige hettitische Siegel . 441 | — Der Kanon des alten Testaments. Bespr. 

W. Max Müller, Zur Chronologie der ältesten v. F. Perles. . 452 
ägyptischen Könige. . 3 | A. Le Chatelier, L'Islam dans l'Afrique occi- 

— Die Schlusszeilen der Stele Louvre Ol . 46 dentale. Bespr. v. S Goldziher . . 139 

— Zwei ägyptische Wörter im Hebräischen . 49 | T. K. Cheyne, Das religiöse Leben der Juden 

— Der Kénigsname Thuoris bei Manetho . 81 nach dem Exil. Uebersetzt v. H. Storks. 

— Das Land Sapi in Hieroglyphen . . . Wal Bespr. v. F. Giesebrecht . . 59 

— Neues semitisches Sprachgut aus dem J. A. Craig, Astrological-astronomical ‘texts. 
Papyrus Golenischeff Ste, ee OT Bespr. v. H. Winckler . . 179 

— Zum Sirachproblem . 209 | J. Döller, Rhythmus, Metrik und. Strophik 

— Die Sukiim. . 269 der bibl.-hebräischen Poesie. Bespr. v. H. 

— Ueber einevierte Kopie der grossen Karnak- Grimme . . 100. 126 
liste . . 270 | B. Dubm, Die Psalmen übersetzt (und) 

— Die Söhne Javana Genes. 10 288 | — Die Psalmen erklärt. Bespr. v. H. Grimme 376 

— Aegyptologisch-Biblische . : 325 | G. Ebers, Aegyptische Studien und Verwandtes. 

— Bemerkungen zu Hierakonpolis I. . 337 Bespr. v. A. Wiedemann. . 304 

— Ein verstümmeltes ägyptisches Wort im Encyclopaedia biblica ed. by T. K. Cheyne 
Hebräischen . . . . 899 and J. S. Black. 1. Bespr. v. F. Giesebrecht 187 

— Ein altkanaanäisches Mythusfragment : 449 | S. Euringer, Die Auffassung des Hohenliedes 

O. Niebuhr, Zu Napchuria’s religiöser Reform 368 bei den Abessiniern. Bespr. v. G. Beer . 253 

F. Ð. Peiser, Eine Vermutung zu der Ein- F. L). Griffith, Archeological Report of the 
leitung des liber Proverbiorum . 450 Egypt. Exploration Fund for 1898—99. 

H. Reckendorf, eine grammatischeSeltenheit 271 Bespr. v. Max Müller . . bb 

V. Scheil, Un Nouveau Cône d’Urukagina . 328 | M. Grünert, Der Löwe in der Litteratur der 

wW. Spiegelberg, Zudem sogen., Menesgrabe“ 123 Araber. Bespr. v. G. Kampffmeyer . 54 

— Die Schlussworte des demotischen brea M. Hartmann, The arabic press of Egypt. 
Insingor. . ; 268 Bespr. v. F. Kern . . 218 

— Aaßvpırdos . 447 | — Lieder der Libyschen Wüste, Bespr. v. 

F. Thureau-Dangin, Le nouveau cône d'Uru- Friedr. Schwally . 459 
kagina . 363 | F. Justus Heer, Die historischen und geogra- 

A. Wiedemann, Zur Nagada-Periodọ A 85 phischen Quellen in Jägüt’s geographischem 

— Zu den nn) in der nn des Wörterbuch. Bespr. v. M. Hartmann . 12 
ersten Katarakts. . 171 | Hierakonpolis. Part. I. Bespr. v. A. Wiedemann 329 


Morris Jastrow, The religion of Babylonia and 
Assyria. Bespr. v. P. Rost. . , 

F. Kaulen, Assyrien und Babylonien. 
v. R. Budzinski 

E. Kautzsch, Die Apokryphen und Pseudepigra- 
phen des alten Testaments. Bespr. v. E. König 

Kautzsch-Weizsäcker. Textbibel des alten und 
neuen Testaments. Bespr. v. F. Perles . 


Bespr. 


E. Konig, Die Originalität des neulich entdeckten — 
Bespr. v. F. Perles . . .96. 


Sirachtextes. 
Richard Krätzschmar, Das 
Bespr. v. F. Giesebreeht . . 
C. F. Lehmann. Zwei Hauptprobleme der alt- 
orientalischen er Bespr. v. P. 
Rost. . : 
Edv. Lehmann, Zarathustra. L Bespr. v. E. 
Wilhelm. . 

Mark Lidzbarski, Handbuch der nordsomitischen 
Epigraphik. Besp. v. H. Winckler . . 

F. Lindemann, Ueber einige prähistorische Ge- 
wichte aus deutschen und italienischen 
Museen I. Bespr. v. W. Max Müller 

E. Mahler. Az Egyiptome nyelo alapelemei. 
Bespr. v. A. Wiedemann. . 

B. Manassewitsch, Die Kunst die Hebräische 
Sprache durch Selbstunterricht schnell und 
leicht zu erlernen. Bespr. v. F. E. Peiser 

S. Mannes, Ueber den Einfluss des Aramäischen 
auf den Wortschatz der Misnah. I. Bespr. 
v. F Perles 

G. Margoliouth, Catalogue of the Hebrew and 
Samaritan Manuscripts in the British 
Museum. I. Bespr. v. M. Steinschneider 

J. Marquart, Chronologische Untersuchungen 
Bespr. v. P. Rost . . Be 

G. Möller, Ueber die in einem späthieratischen 
Papyrus d. Berl. Mus. erhaltenen Pyramiden- 
texte. Bespr. v. W. M. Müller 

Ch. Mücke, Vom Euphrat zum Tiber. 
v. K. Niebuhr 

Max v. Oppenheim, Vom Mittelmeer zum 
persischen Golf. Bespr. v. Hugo Winckler 

N. Peters, Die Sahidisch - koptische Ueber- 
setzung des Buches Ecclesiasticus. Pepe 
v. G. Beer . a 

Phinchas; Putiel . 

H. Pognon, Inscriptions mandaites des Coupes 
de Khouabir. Bespr. v. Friedr. Schwally 

M. Poppelauer, "399M Nmn. Bespr. v. 
A. Marx. . 

J. Rosenberg, Assyrische Sprachlehre. 

v. F. E. Peiser . . 

C. Conti Rossini, Ricerche e studi sul Etiopia. 
Bespr. v. H. Winckler . , 

. Sethe, Das ägyptische Verbum. Bespr. v. 
F. Li. Griffith 
. N. Schlögl. De re metrica ‘veterum Hobrae- 


Buch Ezechiel. 


Bespr. 


Bespr. 


orum. Bespr. v. H. Grimme . . 100. 
Abriss der hebräischen Laut- und 
Formenlehre. Bespr. v. F. E. Peiser 


K 

P 

H. Scholz, 
R 


. Smend, Lehrbuch der alttestamentlichen 
Religionsgeschichte. 2. Aufl. Bespr. v. H. 

Winckler 

W. Robertson Smith, ‘Die Religion der Semiten. 
Uebersetzt v. R.Stübe. Bespr. v.H. Winckler 

B. Stade, Ausgewählte akademische Reden und 
Abhandlungen. Bespr. v. H. Winckler 

W. Staerck, Studien zur Religions- und Sprach- 
geschichte des alten Testaments. Bespr. 
v. H. Winckler : 

L. Stein, Untersuchungen über die Proverbios 
Morales von Santob de Carrion. Bespr. v. 
F. Perles . . 

M. Steinschneider, Ueber Sprachkenntnis und 
Sprachkunde. Bespr. v. H. Reckendorf 


143. 175. 


143. 175. 


— IV — 


19 


462 


221 


458 
463 
336 
136 
182 
126 


299 


H. L. Strack, Hebräische Grammatik. 7. Aufl. 


Bespr. v. F. Peiser. . 60 
H. Stumme, Handbuch des Schilhischen von 
Tazerwalt. Bespr. v. W. Max Müller . 263 
K. L. Tallquist. Ibn Sa‘id Kitab almugrib fi 
hula al-magrib Band IV, Geschichte der 
Jbsiden und Fustatensische Biographien. 
Bespr. v. M. Hartmann . 
C. H. Toy, The book of the prophet Ezekiel. 
Bespr. v. F. Giesebrecht . 455 
H. Willrich, Judaica. Bespr. v. H. Winckler 368. 403 
Wissenschaftliche Veröffentlichungen der Deut- 
schen Orientyesellschaft. I. Bespr. v. L. 
Messerschmidt . 303 
K. V. Zettersteen. Die ‘Alfiye des Ibn Mu ti. 
Bespr. v. H. Reckendorf . 334 
— Verzeichnis der hebräischen und aramäischen 
Handschriften zu Upsala. Bespr.v. A. Marx 380 
Wissenschaftl. Fragen und Antworten. 
XIV. W. Max Müller über Arnna-Xantbos und 
A-re-ne-na des Chetitervertrages . . . . 69 
XV. W. Max Müller über die SNchakaruscha . 70 
Zu XV. Carl Niebuhr . . . 71 
Mitteilungen. 


29. 65. 105, 152. 190. 230. 272. 307. 339. 384. 433. 465. 


Aus gelehrten Gesellschaften. 


71. 106. 152. 190, 231. 274. 311. 339. 385. 435. 466. 


Personalien. 


Maspero, Borchardt, Paulitschke +, Neubauer 30 
Bastian, v. Luschan, Ahlwardt, Horn, Sackur, 
Schwally, v.Nohl . . 2 12 


Budde, König, Volck, , Kumpfimeyer, | Sethe 107 
Meissner, Lind] . 153 
Krall ; ; 191 
Stumme, Z meri, Wilcken 3 231 
Abel +, "Beer, Foy, Schwarzlose f. . 274 
Steindorf, Johannes, Euringer, Gottsherger, 
Holzhey, Streck, Wolters, Geyer, Wellbyf 386 
Dyroff, Cichorius . . . 435 
Euting, Müller, Thilenius, Meissner, Streck 469 
Zeitschriftenschau. 
Abhandl. d. K. K. geogr. Ges. in Wien. 18991 2u. 3 
No. 3. 1900 1—5. No. 7. 
Abh. d. K. Ges. d. Wiss. z. Göttingen. 1900. Philol.- 


hist. Kl. Neue Folge HI 3 No. 6. 
Abh. z. Gesch. d. math. Wiss. 1900 X No. 11. 
Abh. f. d. Kunde d. Morgl. D.M.G. XI 3 No. 2. 
The Academy. 1899 2. Dec. No. 1. 23. Dec. No. 2. 
1900 17. Febr. No. 3. 7. Apr. No. 5. 9. Juni 


No. 5. 1. Sept. No. 10, 22. Sept. No. 11. 17. 
Nov. No. 12. 
Ac. des lnscr. et B.-L. Comptes rendus. 1899 


Sept.-Oct. No. 1. Nov.— Dec. No. 4. 1900 Janv.- 
Févr. No. 6. 5 No. 3. Mai—Juin. No. 10. Juillet- 
Aott No. 12. 
Ac. Roy. d. Belg. Bull. d. I. Cl. 
, 1899 11 No. 3. 1900 2 No. 4. 
A. Z. 1899 1 No. 2. 1899 2 No. 9. 
Altoriental. Forsch. v. Winckler. 2. Reihe. II 3 No. 3. 


des Lettres etc. 
6--7 No. 10. 


American. Journ. of. Archaeol. 1899 4 5 No. 5. 
1900 1 No. 11. 

American. Journ. of Philol. XXI 1 2 No. 9. 

Analecta Bollandiana. 1899 IV No. 3. 1900 I No. 8. 

l’Anthropologie. 1899 6 No. 2. 6 No. 4 19001 
No. 5. 2—3 No. 9. 4 No. 12. 


Archiv f. Anthropol. 1900 1 No. 11. 


Archiv f. Papyrusforsch. 1900 1 No. 3. 2 No. 11. 
Archiv f. Philosophie. 1900 2 No. 3. 

Archiv f. Religwiss. 1899 4, 1900 1. 2. No. 9. 
Archiv f. slav. Philol. 1899 3 u. 4 No. 2. 

Archivio Storico Italiano. 1900 3 No. 12. 


Atti d. Re. Acc. dei Lincei. 1899 Ser. V vol. VII 
pa. 2 No. 2. 1900 2 No. 9. 8 No. 10. 

Beilage z Münch. Allg. Zeit. 1899 18. Dez. No. 1. 1900 
42, 48, 56, 58, 59, 60 No. 4. 61 No. 5. 68, 91, 


92. 93. 115 No. 6. 143 No.8. 140, 160 166,7. 
177. 193. 217/8. 224. 226. 238. 250. 265. No. 12. 
B. A. 1900 IV 2 No. 7. 


Beitr. z. Kunde d. indog. Spr. 
1 No. 10. 


1900 3 u. 4 No. 4. 


Berichte ü. d. Verh. d. K. Sächs. Ges. d. Wiss. 
Philol.-hist. Kl. 1899 V No. 4. 1900 II No 9. 

Berliner philol. Wochenschr. 1899 43, 44, 46, 47. 
49 No. 1. 51, 52 No. 2. 1900 1, 2,3,4 No. 3. 
7, 9 No. 4. 10-16 No. 5. 18—21 No. 6. 
25, No. 7. 22, 24, 26, 27, 28 No. 8. 29—34. 
No. 9. 35-39 No 11. 

Le Bibliographe moderne. 1899 Juill.-Oct. No. 2. 

Biblioth. de l’ Ecole des Chartes. 1899 6 No. 5. 

Blätter f. Gymnasialschulw. 1900. I. u. II. No. 3. 
Ill, IV No.5. V No. 7. VII u. VIII No. 8. 
IX u. X No. 12. 

Bulletin d. 1. Soc. Geolog. d. France. 1899 5 No. 5. 

Bullett. di Archeol. o Storia Dalmata. 1900 3—4 No. 6. 


Byzant. Zeitschr. 1899 4, 1900 1 No. 2, 2—3 
No. 6. No. 9. 

Centralbl. f. Bibliothekswesen. 1899 12 No. 1. 
1900 1, 2 No. 2. 11 No. 12. 

Centralb!. f. Rechtswiss. 1899 Dez. No. 1. 1900 
Okt. No. 11. 

Chronique des Arts. 1900 1 No. 2. 


The Classical Review. 1900 2 No. 4. 3 No. 5. 


Corresp.-Bl. d. D. Ges. f. Anthr.. Ethn. u. Urgesch. 
1899 9 No. 3. 1899 11 u. 12 No.8. 19001 No.9. 

Denkschr. d. Kais. Ak. d. Wiss. 1900 philos.-hist. 
Kl. 46 No. 4. 

Deutsche Litteraturzeit. 1899 45—49 und 1900 1 
No. 1. 52, 1900, 2, 3 No. 2. 1900 4—9 No. 3. 
10—13 No. 4. 14—17 No. 5. 18-21 No. 6. 
22—26 No. 7. 27—31 No. 8. 31—33 No. 9. 
34—39 No. 10. 40—43 No. 11. 44—48 No. 12. 

Deutsche Zeitschr. f. Kirchenrecht 1900, 1 No. 6. 


Deutsche Zeitschr. En ausl. Unterrichtswesen. 1900, 2 
No. 3. 5 No. 
Ad-Dija I 9—II 14 No. 8 u. 9, 


The Edinburgh Review 1899 Oct. No. 6. 1900 April 
No. 9. 

The English Historical Review 1900 Jan. No. 3. 
April No. 6. Oct. No. 12. 

Egynuspis Aozatohoyixa 1899 2 u. 3 No. 2. 


Friedreichs BI. f. gerichtl. Medicin 1899 VI No. 3. 

Gazette des Beaux-Arts 1899 1. Dez. No. 1. 1900 
1. Febr. No. 3 

Geogr. Jahrb. 1899 2 No. 6. 


The Geogr. Journ. 1899 12 No. 1. 
2 No. 3. 3 No. 4. 4 No. 5. 
7 No. 9. 8 No. 10. 9 No. 11. 10 No. 12. 

Geogr. Zeitschr. 1899 12 No. 1. 1900 1 No. 2. 2 
No. 3. 3 No. 4. 4 No. 5. b No. 6. 7 No. 8. 
8 No. 9. 9 No. 10. 10, 11 No. 12. 

Der Gerichtssaal 1900 6 No. 6. 

Globus 1900 18 No. 12. 

Götting. gel. Anz. 1899 X No. 1. XII No. 3. 1900 
I No. 4. HI No. 6 IV No. 7%. VI No. 9 VII 
No. 10. VIII No. 11. 

Hermes 1900 1 No. 2, 2 No. 6. 3 No. 8. 4No.11. 

Al-Hilal VII 8— VIII 14 No. 8 u. 9. 

Histor. Vierteljahrschr. 1900 1 No. 2. 2 No. 5. 


1900 1 No. 1. 
5 No.6. 6 No. 7. 


Vv 


Histor. Zeitschr. 1900 1 No. 1. 
7 No. 6. 9 No. 9. 


2 No. 3. 3 No. 5. 
10 No. 11. 


The Indian Antiquary 1899 Dez. No. 1. 1900 April 
No. 6. 
Indogerm. Forsch. 1900 1 u. 2 No. 4. Anzeiger 1 u. 


2 No. 12. 

Jahresber. ü. d. Fortschr. 
100—103. H. 6 No. 1. 

Jahresber. d. Geschichtswiss. 1898 No. 6. 

Jahrb. d. Kais. D. Arch. Inst. 1900 2 No. 9. 3 No. 11. 

Jahrb. f. Nationalök. u. Statist. 1900 No. 3. 2 No. 
4. 4 No.7. 5 No. 8. 

Jahreshefte d. österr. Arch. lnst. 1900 1 No. 5. 2 
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Jewish Quart. Review. 1899 Oct. No. 1. 1900 Jan. 
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The Journ. of the Anthrop. Inst. of. Gr. Brit. a. 
Irel. 1899 Aug.-Nov. No. 2. 

Journ. Asiat. 1899 1 No. 1. 2 No.2. 3 No.4. 1900 
1 No. 5. 2 Nr.7. 3 No. 9. 4 No. 11. 

The Journ. of Hell. Stud. 1899 II No. 2. 


Journ. des Savants 1899 Oct. No. 1. 1900 April 
No. 6. Juin No. 8. Août No. 10. Septembre, 
Octobre No. 12. 

Jzwéstija Russkago-Archeologiseskago Instituta we 
Konstantinopole 1899 IV No. 3. 

J. R A. S. 1899 Okt. No. 1. 1900 Jan. No. 3. 
April No. 6. July No. 9. 

Der Katholik. 1899 12 u. 1900 1 No. 1. 1900 2 


d. kl. Altertw. 1899 Bd. 


No. 8 3 No.5. 5 No.6. 6 No.7. 7 No. 9. 
9 No. 11. 10, 11 No. 12. 

Lehranst. f. d. Wiss. d. Judent. 1900 18. Bericht. 
No. 5. 


1900 546 No. 12. 
1899 45—50 No. 1. 


Leipziger Tageblatt. 


Literar. Centralbl. 1900 1—3 


No. 2. 4-8 No. 3. 9, 10, 12 No. 4. 13—15 
No. 5. 16—20 No. 6. 21—24 No. 7. 25—28 
No. 8. 29—32 No. 9. 33—37 No. 10. 38—41 
No. 11. 42, 44—46 No. 12. 

Al-Machriq. 1899 22, 23 No. 1. 1899 24 1900 1 
No. 2. 1900 2, 3 No. 3. 4, 5 No.4. 6,7 No..5. 
8, 9 No. 6. 10, 11 No. 7. 12, 13 No. 8. 14,15 
No. 9. 16, 17 No. 10. 18, 19 No. 1l. 20, 21 
No. 12. 


Mélanges d’Archéol. et d'Histoire. 1900 1—II No. 6. 


Memoires d. 1. Soc. d. Linguist. 1900 4 No. 5. 

Militärlitteraturzeit. 1900 6 No. 6. 9 No. 10. 

Militärwochenblatt. 1900 13 No. 3. 40, 45 No. 6. 

Mitt. d. K. D. Arch. Inst. Ath. Abt. 1899 3, 4 
No. 6. 1900 3 No. 12. 

Mitt. d. K. D. Arch. Inst. Röm. Abt. 1899 3, 4 
No. 6. 1900 3 No. 12. 

Mitt. d. K. K. Geogr. Ges. in Wien. 1900 3, 4 No.9. 
5, 6 No. 11. 

Mitt. a. d. histor. Litt. 1899 4 No.1. 1900 1 No.3. 
2 No. 5. 3/4 No. 12. 

Mitt. u. Nachr. d. D. Pal. Ver. 1599 4 No. 2. 5 
No. 6. 6 No. 9. 1900 I No. 11. 

Mnemosyne. 1900 III No, 9. IV No. 12. 

Monatsschr. f. Gesch. u. Wiss. d. Judent, 1899 10 
No. 1. 11 No. 2. 12 No. 3. 1900 1 No.5. 3 
No. 7. 2, 4—6 No. 9. 7 No. 10. 8 No. 11. 9 
No. 12. 

Nachr. v. d. Kgl. Ges. d. W. z. Göttingen. 1899 


Philol.-hist. Kl. 4 No. 6. 1900 1 u. Geschftl. Mitt. 
1 No. 9. 

Neue Jahrb. f. d. Ki. Alt. Gesch. u. D. Litt. 1900 
Bd. 5 u. 6 H. 1 No. 2. 2 No. 3. 3 No.5. 5 
No. 9. 6/7 No. 10. 8/9 No. 12. 

Neue Kirchl. Zeitschr. 1 1 No. 2. 5 No.6. 6 
No. 7. 10, 11 No. 12. 

Neue philol. Rundschau. 1899 23 No. 1. 

Nouv. Arch. d. miss. scient. Paris. 1899 IX No. 1. 


Nouv. Revue histor. de Droit franç. et etr. 
No. 3. 

The Numismatic Chronicle. 1899 IV No. 3. II 
No. 4. 1900 U No. 10. 

Nuovo Bull. di Archeol. Christiana. 1899 3,4 No. 4. 


1900 1, 2 No. 10. 
Fund. 1900 Jan. No. 3. April 


The Palest. Explor. 
No. 5. July No 9. 

Petermanns Mitteil. 1899 11, 12 No. 2. 1900 1 
No. 3. 2 No. 4 3 No. 5. 4 No. 6 5 No. 7%. 
6 No. 8. 7 No. 9. 8 No. 10. 9 No. 11. 10 
No. 12. 

Philologus. 1899 Supplbd. VII 4 No. 1. 1900 1 
No. 3. 2 No. 9. 3 No. 10. 

Polybiblion. 1900 2 No.4 3 No.6. 6 No.9. 9 
No. 11. 10 No. 12. 

P. 8. B. A. 1900 1 No.5. 2—56 No.9. 6—7 No. 12. 

Public. of the Univers. of Pennsylv. 1900 Bull. 3 u. 
4 No. 3. 1899 Vol. IV 2 No. 7. 

Recueil 1900 1—3 No. 9. 4 No. 12. 

Rendiconti d. Re. Ac. d. Lincei 1899 11, 12 No. 5. 
1900 3, 4 No. 9. 5, 6 No. 12. 

Repertor. f. Kunstwiss. 1900 4 No. 10. 

Revue Archéol. 1899 Sept.-Oct. No. 2. Nov.-Déc. 
No. 4. 1900 Janv.-Févr., Mars-Avril No. 6. Mai- 
Juin, Juillet-Aoüt No. 10. 

Revue Belge d. Numism. 1900 1 No. 2. 2 No. 5. 

9 

Revue des Bibliothéques 1900 4—6 No. 10. 

Revue Celtique 1900 3 No. 10. 

Revue critique 1899 43, 45, 47—49 No. 1. 50, 52, 
1900 1, 2 No. 2. 1900 3, 4 No. 3. 7, 9 No. 4. 
10—13, 15, 16 No. 5. 18, 19 No. 6, 21, 22, 24 


= . 9. 30 No. 10. 
37, 40, 41 No. 11. . 12. 
Revue de Droit internat. 1899 5 u. 6 No. 3, 1900 
1 No. 6. 3 No. 9. 
Revue des Etudes Grecques 1899 Juill.-Déc. No. 4. 


Revue des Etudes Juives 1899 Oct.-Dec. No. 3. 1900 
Janv.-Mars. Avril-Juin No. 10. 
Revue Histor. 1900 II No. 9. III No. 12. 


Revue de Linguistique 1900 15 Janv. No. 3. 15. 
Avril No. 6. 

Revue de l’Orient Latin 3—4 No. 10. 

Revue de Philologie 1900 3 No. 10. 

Revue Philosophique 1900 4 No. 6. 6 No. 7. 

Revue des Questions histor. 1900 Lief. 133 No. 3. 
1. Juill. No. 9. 

Revue Semitique 1899 4 u. 1900 1 No. 3. 1900 1, 
2 No. 9. 

Rhein. Museum 1900 1 No. 3. 2 No. 5. 8 No. 9. 
4 No. 12. 

Röm. Quartalschr. f. christl. Altertsk. 1900 1, 2 No. 
1. 3 No. 11. 

Russ. Wissensch. Inst. zu Konstant. 1899 IV No. 5. 

Sammelbände d. intern. Musikges. 1900 4 No. 9. 

Schulthess’ Europäischer Geschichtskalender 1899 
XV. XXV. XXIII No. 12. 

Sitzungsber. d. Kgl. Pr. Ak. d. W. z. Berlin 1899 
XLVII—XLIX No. 1. LI, LOU Nr. 2. 1900 III 
—VI No. 3. XIX No. 5. XXVI, XXVII No. 7. 
XXIX, XXX No. 9. 

Sitzgsber. d. philos.-philol. u. d. hist. Kl. d. K. b. Ak. 
d Wiss. z. München, 1899 H. II u. UI No. b. 
IV No. 7. 1900 U No. 11. 

Sphinx. III fasc. 3, 4 No. 3. IV 1 No. 8. 

Teubners Mitteil. 1899 5/6 No. 1. 

Theol. Jahresber. 1900 2. Abt. No. 10. 

Theolog. Litt.-Blatt. 1899 44—50 No. 1. 1899 51 
1900 1—4 No. 2. 5, 7 No. 3. 8 No. 4. 12, 14, 
16, 17 No. 5. 18—21 No. 6. 25 No.7. 22—24, 
26—28 No. 8, 29—34 No. 9. 35—37 No. 11, 
38—39 No. 12. 


VI — 


1899 6 | Theol. Litt.-Zeitung. 1899 23, 25 No. 1. 1900 1, 2 
No. 2. 3, 4 No.3. 5, 6 No. 4. 7, 8 No. 5. 
9—11 No.6. 12 No.7. 13, 156,16 No. 9. 17—19 


No. 10. 20 No. 11. 21, 23 No. 12. 
Theol. Quartalschr. 1900 1 No.2. 2 No.4. 3 No.9. 


, 4 No. 12. 
Theol. Stud. u. Krit. 1900 2 No. 3. 3 No, 5. 4 
1901 1 No. 12. 
1900 III 


No. 9. 
Transact. of the R. Soc. of Edinburgh. 
No. 10. 

Verhandl. d. Ges. f. Erdk. z. Berlin. 1899 8, 9, 10 
No. 2. 1900 1 No. 4. 2,3 No. 5. 4 No. 6. 5 
No. 7. 7 No. 12. 

Verh. d. 45. Vers. Philol. u. Schulm, in Bremen. 
26. bis 29. Sept. 1900 No. b. 

The Westminster Review. 1900 2 No. 4. 6 No. 9. 
8 No. 10. 

Wochenschr. f. klass. Philol. 1899 46, 48, 49 No.1. 
1900 1, 3 No. 2. 4, 5, 8 No. 3. 9—11 No. 4. 
13 No. 5. 14, 15 No. 6. 26, 33/34 No 9. 36, 
37 No. 10. 40 No. 12. 

W. Z. K. M. 1899 2, 3 No. 1. 4 No.4. 1900 1, 2 
No. 7. 3 No. 12. 

Z. A. T. W. 1900 1 No. 3, 2 No. 10. 


Z. A. 1899 16 Erginzgsheft. No.4. 19003, 4 No. 10. 
Z. E. 1899 IV, V No. 1. VI, 1900 I No. 7. 1900 
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Z. D. M. G. 1899 3 No, 3. 4 No, 12. 1900 1, 2 No.9. 
Zeitschr. f. aeg. Spr. u. Altk. 1900 2 No. 8. 
Zeitschr. f. Bauwesen. 1900 I—II No, 2. VO—R 
No. 8. 
Zeitschr. f. deutsch. Altert. u. Literat. 1900 1 No. 5. 
Zeitschr. d. Ges. f. Erdkunde. 1899 5 No. 4. 
Zeitschr. f. d. ges. Staatswiss. 1899 1 No. 3. 
Zeitschr. f. d. Gymn.-Wesen. 1899. Nov. No. 1. 
1900 Febr.-März No.4. April No. 5. Juni No. 8. 


Sept.-Okt. No. 12. 
Zeitschr. f. Hebr. Bibliogr. 1900 1 No.7. 8 No. 10. 
1900 1 No. 2. 2 No. 5. 


4. No. 12. 
Zeitschr. f. kath. Theol. 
3 
1899 4 No. 2. 1900 
1900 3—4 No. 5. 5—6. 


No. 8. 9 No. 12. 
Zeitschr. f. Kirchengesch. 
3 No. 12. 
Zeitschr. f. Kulturgesch. 
No. 8 
1900 2 No. 8. 3 No. 10. 


Zeitschr. $ neutest. Wiss. 


Zeitschr. f. d. österr. Gymn. 1899 11 No. 1. 12 
No. 2. 1900 1 No. 3. 4 No. 6. 8, 9 No. 12. 

Zeitschr. d. D. Pal.-Ver. 1900 3 No. 5. 4 No. 8. 
XXIII , n. g. No. 12. 

Zeitschr. f. Philos. u. Piidag. 1900 4 No. 9. 

Zeitschr. f. prakt. Theol. 1900 2 No. 5. 4 No. 12. 

Allgem. Zeitschr. f. Psychiatrie. 1899 6 No. 2, 

Zeitschr. f. Sozialwiss. 1899 12 No. 1. 1900 1—2 


No. 3. 3 No. 4. 4 No. 5. 5 No. 6. 6 No. 8. 
7, 8 No. 10. 9, 11 No. 12. 
Zeitschr. f. vergl. Sprfrsch. a. d. Geb. d. ind. Spr. 


1899 4 No 1. 1900 7 No. 10. 
Zeitschr. f. Theol. u. Kirche. 1900 5 No. 12. 
Zeitschr. d. Ver. f. Volksk. 1900 1 No. 4. 
Zeitschr. f. vergl. Litteraturgesch. 1900 4 u. 5 
No. 5. 1899 6 No. 6. 
Zeitschr. f. vergl. Rechtswiss. 1900 I u. II No. 8. 
Zeitschr. f. wissensch. Theol. 1900 2 No. 10. 
3, 4 No. 12. 
ae und ee 
von F. Perles . . . 80 
zu Sp. 68 ee er de 220 
W. piegelberg zu 1 Sp. 123.. 190 
W. Max Müller zur Söldnerstele 306 
Druckfehlerverbesserung . . . . . . 440 


u Br 


N 


Orientalistische 
ur-Zeitung. 


ausgegeben 
von 


. Peiser. 


Litter 


Erscheint 
am 1§. jedes Monats. 


we 


handlungen und Postämter (unter Nummer 5949 
Wiederholungen und 


nn mm ee aam 


3. Jahrgang. 


Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen, Brás 
Bedaktion der 0. L. Z., Wolf Peiser 


Adresse erbeten: 


——— 


Das letzte Jahr des 19. Jahrhunderts 
nach historischer Rechnung wird mancherlei 
Bestrebungen sehen, die gleichsam aus den 
Rückblicken auf das verflossene Säculum 
heraus angeregt worden sind. Es wird 
so zu sagen der Inventuraufnahme geweiht 
sein; möge die Bilanz, soweit sie uns Orien- 
talisten betrifft, sich schliesslich auch für den 
wissenschaftlichen Gewinn als günstig her- 
ausstellen. Eins freilich scheint sicher: mit 
vollem Chor werden die Jeremiaden ein- 
setzen, dass das Unwesen des Specialisten- 
tums überwiegt. Und vielleicht möchte ge- 
rade die Existenz einer orientalistischen 
Litteraturzeitung, die sich noch dazu auf 
den vorderen Orient beschränkt, als beque- 
mes Exemplum vorgebracht und nachgebetet 
werden. 

Dass solche Befürchtung nicht unbegrün- 
det ist, zeigen z. B. Klagen, dass „die Sprach- 
forschung vor lauter Specialstudien und un- 
endlicher Zersplitterung sich oft zu verirren 
droht“, wie sie Herr H. C. Muller aus Utrecht 
in der Berliner Gesellschaft für Anthropo- 
logie, Ethnologie und Urgeschichte angeagmmt 
hat, zur Propagirung einer zu grüß@enden 


e 


ee 


— Berlin. 


"Peiser Verlag. 


15. Jam E 


Abonnementspres 
vierteljährlich 3 Mk. 


Bestellungen nehmen entgegen: die Verlagsbuc andlung, Berlin 8., Brandenburgstr. 11, sowie alle Buch» 


nserate die zweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei 


kösseren Anzeigen Ermässigung. 


En 


ML 


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U a a - amm -. — 


je etc. worden aise a Mich unter folgender 
lag, Berlin 8. 42, Brandenburgstr. 11,1. 


Mes chrift für allgemeine Sprachwissenschaft. 
. E. 1899 V [506]. So gern wir den 
isien ein Centralorgan gönnen und so 
wir es als wissenschaftliche Mit- 
Brin begrüssen würden, so sehr sehen 
hs doch veranlasst, gegen die ewigen 
wiffe des Specialistentums und der Zer- 
Mtterung ganzen Gelehrtenklassen gegen- 
iibpr zu protestieren, wie sie einerseits Lin- 
en, andererseits Theologen und Histo- 
ker zu erheben lieben. Die Vertreter dieser 


hen Meinung“. Darum haben sie aber 
nicht das Recht, andere Fächer nur danach 
‘zu beurteilen, wie sie ihnen als Hilfsgebiete 
erscheinen. Noch weniger allerdings haben 
sie das Recht, über die Vertreter dieser 
Fächer zu urteilen, wie sie es zuweilen 
zu thun belieben, als ob nämlich nur nach 
dem grösseren oder geringeren Nutzen, den 
sie selbst aus den Arbeiten der auf diesen 
-„Hilfsgebieten“ '[hätigen zu ziehen vermö- 
gen, ein allgemeines Urteil möglich wäre, 
und als ob sie dazu ohne selbständige Fach- 
kenntnisse im Stande wären. 


3 [No. 1.] 
Weniger güns lc wird sich aber unter 
allen Umständen die Bilanz stellen, welche 
der Förderung der Orientalisten selbst ins 
Auge fasst. Hier ist viel versäumt und ge- 
sündigt worden, und die Gelehrten, die eben 
nur Gelehrte und keine Praktiker sind, 
haben schweigend viel Vernachlässigung und 
Zurücksetzung ertragen. Sie haben ihren 
Lohn in dem stolzen Gefühl gesucht, im 
letzten Jahrhundert ganz neue Ausblicke für | 
die allgemeine Welt- und Kulturgeschichte 
erschlossen zu haben. Aber. wenn der Fort- 
schritt von Erkenntnis und Wissenschaft 
notwendig für ein gesundesLeben der mensch- 
lichen Gemeinschaften ist, dann sollte auch, 
dieser Pioniere gedacht werden, die je 
sich mit der Rolle der einstigen „hungri 
den Poeten“ begnügen müssen. Möggshier 
das neue Jahrhundert gründlichen del 
schaffen. 


æ 


Zur Chronologie der ältesten ägyptisch 
| Könige. 
W. Max Müller. 


Noch immer herrscht grosse Unsi 
über die Zeit der uralten ägyptische 
deren Gräber von Amélineau und de 
aufgedeckt wurden. Die Leser dieser 
schrift werden bemerkt haben, dass 
manchmal von Wiedemann, Spiegel 
meiner Wenigkeit ziemlich verschiedene 
setzungen vertreten worden sind. Eine klel 
Zusammenfassung dessen, was zur Zei 
einigermassen sicher gegeben werden k#in, 
scheint mir also angebracht. Freilich, s&t 
ich in OLZ. I, 101 über diese Frage refericrfc, 
hat sich unser Material nicht so sehr verme 
wie wir erwarten sollten. Die Veröffentlie 
der Entdeckungen Amélineau’s von ihm sel 
entspricht qualitativ wie quantitativ nicht den 
hohen Erwartungen, die wir ihr entgegen- 
bringen mussten. Wir müssen auf neue Funde 
warten, um eine sichere Chronologie zu er- 
halten, 

Den Ausgangspunkt für die Chronologie 
von unten bietet das von Maspero zuerst er- 
kannte Siegel der Königin N-m’'t-h(‘?)p, de 
Morgan II, 244, AZ. 36, 1898, 142.. Damit 
kann man freilich nicht zu bestimagg 
geben. Wann lebte jene Köpigi 
König Snefru(i) erhielt der Beifite Mtn täg- 
lich 100 Brote „aus dem ka-Tempel der 
Königsmutter N.“ Das beweist nicht, dass 


d ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


fo 


[Januar 1900.] 4 


— 


„der Totentempel damals im vollen Betrieb“ 
war (AZ. 1.1). Im Gegenteil, man hatte da- 
mals schon die Einkünfte dieses Totenkultes 
siikularisiert, Sicher gehörte also die Königin 
N. nicht der regierenden Dynastie — ich 
spreche selbstverständlich nicht im manetho- 
nischen Sinn! an. Andernteils aber war 
die Säkulärisation noch vor nicht allzu langer 
Zeit erfolgt, denn noch immer figurierte die 
Stifiumg "wenigstens in den Rechnungen. Wir 
haben also weder mit einer uralten Königin 
zu then, noch ist es rätlich, sie allzu nahe 


an das Ende der 3. manethonischen Dynastie 


heranzupticken. Aber wer kann danach sagen, 
ob iif Kult 50 oder 500(?) Jahre vor dem 
Anfang der 4. Dynastie eingerichtet wurde? 

„Ob die Siegelabdrücke, mit dem Königin- 
ramen in, an oder bei dem Grab von Umm- 
el-Ga ab gefunden wurden, und um welches 


‘Grab es sich handelt, darüber belehrt uns 


natürlich Amélineau nicht. Aber Zeitgenossin 
der in Abydos begrabenen Herrscher war die 
Königin offenbar nicht. Ich denke nicht, dass 
sie selbst den Vorfahren opferte; wahrschein- 
icher besagt das Siegel des „Schatzmeisters 
wrt (2?) der königlichen Mutter und Ge- 
ärerin N.*, dass man die Ahnenopfer aus 
den Einkünften ihres Seelentempels nahm. 
Darin haben wir den Übergang zu der 
späteren ne Danach stammte das 
Opfer anscheinend noch aus der Zeit vor 
Snefru(i), ist aber schwerlich älter als die 
dritte Dynastie, auch nach der Orthographie 
des Siegels. Wenn man damals den thinitischen 
Königen regelmässig Opfer gebracht hätte, 
so würden wir diese Herrscher nicht sehr 
lange vorher anzusetzen haben, allein hier 
handelt es sich offenbar nur um eine verein- 
zelte Ehrung. Eine solche beweist nun chro- 
nologisch wenig. Wenn irgend ein Pharao 
von einem alten König Lobenswertes hörte 
oder las, so mochte er einmal Anweisung 
geben, dem Schatten desselben eine Opfer- 
mahlzeit vorzustellen. So beschreiben es z. 
B. die Westcargeschichten. Wie lange vor 
jenem unbekannten Ahnenverchrer, der die 
Stiftung der Königin N. benutzte, die Thiniten 
regierten, ist danach nicht zu bestimmen; er 
braucht gar nicht zu ihren Nachkommen ge- 
hört zu haben. 

Sethe hat AZ. 35, 1897, 2 richtig zwei Name! 
der ersten Dynastie auf den Steingefiissen bel 
Amelineau, Tf. 8,7 und 42,6 erkannt. Der von 
den Späteren Mr-b:-p gelesene Name') und 


') Diese Lesung scheint sinnlos, aber es hat keinen 
Auer zu kritisieren, ehe wir die alte Schreibung 


sicher kehnen. 


y 


5 [No. 1.) 


+ 


der später entstellte des H:sty (lies jetzt wa ; 
a 


Manetho las [| Kevxsvng!) stehen fest. Aber 
diese Könige sind ja dort nicht begraben, 
und Amelineau sagt wieder ausdfüsklich, dass 
die Opfergaben mit den Namen solcher 
Könige in den äusseren Kapellräumen ge- 
funden wurden. Es ist also def gleiche Fall 
wie bei jener Königin. Will man die Thi- 
niten demnach als Vorgänger des 5. und 6. 
Königs der 1. Dynastie auffassen «0 ‚macht 
das Stück Tf. 42 thatsächlich einen gBäteren 
Eindruck t). Aber sicher sind wir nicht, dass 
nicht das umgekehrte Verhältnisanzunehmenist. 

Sehr wichtig ist Tf. 33, Nro. 4 (schlecht 
bei de Morgan II, Fig. 810). Auf einer Vase 


stand of des Tempels?) des göttlichen Doppel- 


gingers des Königs (wörtlich: Herrn “des. 


Horuspalastes) ‘:z-yb°)“. Was bedeutet h? 
Ist es abgekürzt dasselbe wie ht, de Morgan 
II, Fig. 556? „Acker“ (y:ht) wäre dann weit 
wahrscheinlicher als „Grab“ ([m] kt) [oder 
gar hwt Tempel“). Aber jedenfalls ist hier 
keine Gabe zu Lebzeiten des ‘:z-yb „Stark- 
herz“ gemeint, er ist selbst schon ein göttlich 
verehrter Ahne. Man überträgt hier vom 
Einkommen seines Tempels auf einen anderen 
Kult. Wenn wir im Grab des Dn (de Mor- 
gan, Fig. 787) einen Stempel von seinem 
Grab (nicht Palast!) finden, so muss das 
gleiche Verhältnis angenommen werden. Eben- 
so Nro. 786 und Am. 21,2 (wo ein ,,Opfer- 
aufseher‘ eben dieses Grabes genannt). Kurz- 
um, es ist mit diesen nachträglichen Opfer- 
gaben keine so leichte Sache, wie ich zuerst 
glaubte. Die auf den Töpfen genannten 
Könige waren auch schon verstorben. Wenn 
die Lieferungen für das Grab z. B. des Dn 


1) Die zweite Vertikalzeile würde ich lieber als 
einen zweiten Namen oder Titel desselben Königs 
ansehen; wäre mit dem seltsamen Zeichen ein neuer 
König, der oeusuyns Manetho’s, gemeint, so wüsste 
ich nicht, warum dieser andere Titel hat, als der 
König in der ersten Zeile. Dabinter liest man nun 


4 


elt 


in Amélineau’s Photographie War also von 


einem „Begräbnis“ auf der Aufschrift die Rede und 
von wessen Begräbnis oder von „Bildhauern“? Von 
der Idee, dass der Titel Ant (des königlichen Hauses; 
lies Antiy?) einen Königsnamen vorstellt, ist Sethe 
gewiss zurückgekommen. Vgl. Naville, R. tarv. 21, 
110 A. 2. 

’) 
zwei Räumlichkeiten, d. h. einen Tempel oder ein 
grösseres Grab (keine Festung!). 

3) Das Zeichen entspricht dem späteren ¢} keines- 
wegs (vgl. auch Am. Tf. 21,4), ich nehme aber 
einstweilen mit Vorbehalt an, das es die ältere 
Schriftform ist. Das Herz hat bei Amuleten öfter 
ausgezarktr Seitenansätze. e` 


bezeichnet offenbar das grosse Haus mit 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


- 


(Januar 1900.] 6 


nicht reichten, so half man aus den Magazinen 
des Tempels eines anderen Königs nach. 
Sequestration war das aber keinenfalls. Die 
zwei Könige waren ja nahe Verwandte, deren 
Grabnamen sich nachahmend an einander 
anlehnten, s. u. Nach diesen Nachahmungen 
muss man noch bestimmen, ob Dn den ‘3z-yb 
voranging oder umgekehrt, nicht aus jenen 
Opfergaben. 

Die Opfergefässe mit der Aufschrift „Grab 
des Königs N. N.“ wie de Morgan 789 (= Am. 
39,5), 791, 792, zeigen, dass die betreffenden 
Könige sogar schon längst tot waren, weil 
man es nicht für der Mühe wert hielt, die 
schwülstigen, uffiziellen Namen ihrer Gräber 
zu geben, oder weil diese Namen nicht mehr 
geläufig waren. 791 (= Vasenmarke 33 bei 
Amelineau) erinnerte stark an den dritten 
Namen der Statue 1 von Gizeh, in der AZ. 
35, 1897, 11, gegebenen Lesung, wenn diese 
sißber wire. Sicher steht er, de Morgan, 
Fig. 851 auch schon mit einem hwt, d. h. 
wohl einem Grabtempel. Jedenfalls lässt sich 
flamit ebenso wenig machen, wie mit den 
oben besprochenen Texten. 

Merkwürdig ist aber der Siegelabdruck 
Am. 21,6 mit dem Namen des Königs "h:zwty 
„Streitbar‘‘ von Negadah, der ganz aussieht, 
als ob dieser König zu Lebzeiten geopfert, 
also später als die Thiniten gelebt hätte. Ist 
der König von Negadah nun wirklich Menes, 
so hätten wir in jenen Thiniten ganz bestimmt 
„prämhenesische oder prädynastische‘‘ Könige, 
um Petrie’s Ausdrücke zu gebrauchen. Es 
hängt das vollkommen von der Erklärung der 
„Menestafel“ ab. Natürlich würde uns diese 
Annahme prämenesischer Datierung genug 
Schwierigkeiten machen. Es würde die ge- 
samte spätere Tradition in sehr bedenklichem 
Licht erscheinen lassen!) (OLZ. I, 102), wir 
müssten uns darüber wundern, warum gerade 
der vermeintliche Menes so häufige Denk- 
mäler in Abydos hinterlassen hat (vgl. Amel., 
Fouilles IH, 5, kl. Ausgabe, OLZ. II, 51) 
und hinter ihm völliges Dunkel herrscht u. s. 
w. Alle bis jetzt gefundenen alten Könige 
gehören ja zu derselben zeitlich nicht viel 
getrennten Gruppe, die Erwähnung des Thiniten 
Ha’-shmwy (?) auf dem Stein von Palermo 
(I, 5. Reihe) weist aber in keineswegs so ur- 
alte Zeit. Wenn ich früher die Menestheorie 
Borchardt’s angenommen habe, so überwiegen 
mir jetzt die Bedenken dagegen. Die Ein- 


1) Aber nochmals erwähne ich: das noch neuer- 
dings gebrauchte Argument, ein König von Ober- und 
Unterügypten könne nicht vor Menes gelebt haben, 
beruht nicht auf Manetho, sondern auf einer modernen 
Hypothese. 


eae -— at nes en mn ne ee _ 


wände Wiedemann's/gegen die Menestheorie, 
denen neuerdings Naville beigetreten ist, will 
ich hier nicht besprechen, gebe aber jetzt zu, 
dass das, was zuerst ein (verkehrt einge- 
schnittenes) Königsschild schien, wohl besser 


Das Zeichen 


hat zwar meist einfache Umrisslinien (Ptah- 
hotep ed. Pirie, Tf. 32, Griffith, Hierogl. Nro. 
103, vgl. 178) aber man findet doch auch 
doppelte Linien bei solchen Gebäudeunrissen 
z. B. Quibell, Ramesseum, pl. 22. Hier könnte 
eine Freiheit des Bildschnitzers vorliegen. 
Jedentalls wiegt diese kleine Ungewöhnlich- 
keit leicht gegenüber der Annahme, König 
Menes habe hier den späteren Königsring ge- 
braucht. Ich bekenne mich also jetzt gern 
zu Wiedemann’s Erklärung des Zeichens mn, 
nämlich dass es nicht als Königsname, sondern 
als Benennung der Totenkammer, als „die 
feste“ (Naville m’ynw „Station“), aufzufassen 
ist. Es liegt also keine Notwendigkeit vor, 
auf frühere Zeit als die erste Dynastie 


einen Saal vorstellen soll. 


Manetho’s zurückzugehen. Wenn wir so be-. 


deutende Könige, wie jene Thiniten, nicht 
bei Manetho wiederfinden, so liegt das wohl 
daran, dass seine Listen immer mehr eklek- 
tisch werden, je mehr sie ins Altertum zu- 
rückgehen. 


Die Zeit der dritten Dynastie ist dadurch 
ausgeschlossen, dass man in derselben schon 
den Königsring gebrauchte. Wenigstens kann 
man das aus dem Ring auf der späteren 
Wiederherstellung, der Wand des Zoser 
schliessen, vgl. AZ. 35, 1897,4. Darüber, 
dass vielleicht schon in der Zeit des H'-shm 
die Entwickelung des Ringes aus dem Ring 
der Göttin Nehbet begann, vgl OLZ. I, 343. 
Wir sehen dagegen noch in der Zeit Snefru(i)’s 
den Palastnamen bisweilen ausschliesslich 
gebraucht, der in der alten Zeit stets allein 
steht. Der Ring aber hat in Dyn. 4 schon 
die spätere längliche Form, seine Entwicklung 
fällt also spätestens in die Zeit der 3. Dynastie. 
Die Gräber von Umm-el-Ga‘ab, in denen dies 
und das ganze Titelwesen noch unentwickelt 
ist, gehören also der Zeit vor Dynastie 3 
an. Ich denke, die archäologischen Gründe 
bestätigen das genügend, s. auch oben über 
das Siegel der N-mit-h». 

Die Einfügung der Namen in die zwei ersten 
Dynastien ist also zur Zeit unmöglich, vgl. oben 
über die Beurteilung der Königsnamen auf den 
Opferkrügen. Ich wiederhole, diese scheinen 
mir jetzt cher zu beweisen, dass die Könige, 
welche aus ihrem Einkommen für die Opfer 
des dort Begrabenen lieferten, schon vor ihm 
verstorben waren, als dase sie später regierten, 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


a ee ee 


' setzen. 


j 
J 


[Januar 1900.) 8 


+ 


ohne dass aber das Letztere ausgeschlossen 
ist. Man hat bisher allgemein diese Beigaben 
missverstanden, auch meine friihere Auf- 
fassung!) (OZ. I, 102) bedarf der Berich- 
tigung. Mit allem Vorbehalt setze ich 
also die bisher bekannt gewordene Gruppe 
der Thimiten, etwa in den Anfang der 
zweiten Dynastie Manethos. Aber dies 
diem docet”. 

“oder H‘-shu nach seinem Namen 
ein waher Verwandter und Vorgänger des 
H h-smty?) gewesen sein muss, habe ich 
OLZ. I, 343 erwähnt. Ihnen schliesst sich 
als Mitglied derselben Dynastie der König 
‘'z-yb „Starkherz“ an, denn sein Grab heisst 


N 3), also dem x ao 


gans analog. Der Grabname des Dn ist 


des H -shmwy 


,letder noch nicht sicher gelesen‘), aber er 


‘scheint abzuweichen, ebenso ist der noch 
nicht lesbare Name vom Negadah-Grab des 
‘Ahauty verschieden gebildet. Innerhalb der 
grossen, bei This begrabenen Dynastie (der 
offenbar auch N’r-nı von Hierakonpolis an- 
gehörte) bildeten jene drei Könige also eine 
eigene Gruppe. Nach dem Stein von Palermo 
wäre (der dort bedenklich nahe un die 4. 
Dynastie gerückte!) A-shmwy später anzu- 
setzen als Ne-nuter. Letzteres ist ein Name 
gebildet wie Manethos Binothris (lies Ne-bat- 
nuter?), wie Naville schon bemerkte; jener 
König wäre also mit seinen Nachfolgern’) 
(Statue 1 Gizeh, AZ. 35, 1897, 11 : Re-nb 
und dem unlesbaren Namen, der an eine 
Erweiterung von N'r-mr erinnert) etwas vor 
diesem dritten König der 2. Dynastie anzu- 
Das ist freilich alles sehr ungewiss. 
Hoffentlich regt meineZusammenstellungFach- 
genossen zu weiteren Nachforschungen an. 


Zur elamischen Iteration. 
von F. Bork. 


Der Nachweis Hüsings, dass wir es im 
Elamischen mit iterierten Verbalformen zu 
thun haben, scheint nachgerade keiner wei- 


‘) Die sich (unabhängig) mit der Amélineau’s 
deckte. 

*) Ich bemerke hier nochmals: diese Lesung ist 
rein konventionell und sehr unwahrscheinlich. 

*) Auf den von mir hastig betrachteten Pariser 
Abdrücken schien mir das dritte Zeichen wie —or- 
in einer altertiimlicheren Form, aber verschieden von 
der Koptos, Tf. 4. Nach der Tafel 1 bei de Morgan 
ist es freilich schwer, zu entscheiden. 

*) FAngt er nicht mit dem seltsamen Zeichen 
an. das wir auch Aınclineau pl. 31 finden? 

5) Der Verstorbene war Priester an den Gräbern 
dieser Könige. lebte nicht unter ihnen, wie man ge- 
wöhnlieh behauptet. 


9 INo. 1.) 


teren Belege zu bedürfen. Der letzte Artikel 
(in der Aprilnummer der O. L. Z.) stellte 
infolge von Foys Verbesserung „petip“ (statt 
pattip) das peptippa auf dieselbe Stufe mit 
peplippa, so dass wir statt scheinbarer Un- 
regelmässigkeit eine vollkommen regelmässige 
Bildung bekommen. Dadurch wird die Zuge- 
hörigkeit von pepla zu peplippa und ähnlichen 
und zugleich die Iteration in den letzteren 
Formen erwiesen. Ebenso ist dann natürlich 
pe-praka aufzufassen, das zu peranra zu stellen 
ist. Mit seiner Konjektur pe-ir-ranti (O.L. 
Z. 1898 Sp. 384, nach Oppert,) scheint mir 
Hüsing aber nicht das Wahrscheinlichste ge- 
troffen zu haben. Niher liegt die Annahme 
eines ip, das dem w-Zeichen weit ähnlicher 
ist als das ir. Damit erhalten wir eine 
weitere iterierte Form pepranti, durch die die 
Bedeutung von pepraka gesichert 
Dann ist Foys Bemerkung über ältere Diph- 
thonge (Z. D. M. G. 1898 S. 126) vollends 
zu streichen, nicht minder nach obigem sein 
pep (S. 591), dessen Kautschukbedeutung 
an sich schon Schwierigkeiten machen würde. 


Dazu gehört ferner die altelamische Form 
pepsirmah (vgl. Hüsing, Elamische Studien 
S. 27 zu 11, wo natürlich statt pep-3i-r-ma-h 
vielmehr pe-p3i-r-ma-h abzuteilen ist.) Hier 
ist die Einfügung des ir vor dem ma höchst 
beachtenswert! Sie kehrt wieder in sahti-r- 
ma-h und misi-r-ma-h ete. Andere Formen 
von der iterierten Ypes sind pepsimma S-]. 
D,4 und pepsija (in der Inschrift des Hu- 
bannumena Z. 6); von dem nichtiterierten 
Stamme ist nur die dialektisch ein wenig ab- 
weichende Form pisi-h M-A. I 15 erhalten, 
die Hüsing eben deswegen wohl übersehen 
hat. Es kann aber gar kein Zweifel darüber 
obwalten, dass diese Form zu der Ypes ge- 
hört, weil der Zusammenhang der gleiche 
ist wie an den anderen in Frage kommenden 
Stellen und weil namentlich hier wie sonst 
ein kusth unmittelbar folgt. Hüsings Ver- 
mutung hat sich also glänzend bestätigt. 
Natürlich ist die Bedeutung der ypes nicht 
aus der Form pe-s-ta zu entnehmen, in der 
š Suffix ist (vgl. O. L. Z. 1898 Sp. 385). 
Der Vergleich mit peplusta stellt diese Form 
zu Ypel, zu der auch pel-ki-ma gehören dürfte. 
In der demnächst zu veröffentlichenden In- 
schrift des Hubannumena findet sich ein 
purkime. Durch Vermittelung eines pulki 
S-N. C 10 könnte man purkime mit pelkima 
zusammenbringen. Hinter 
ein ruruk: wieder eine iterierte Form? 


würde. » 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


nt En gi i ee 


ersterem steht | futter benutzt zu werden scheinen. 


| 


' man 


Diesen 4 Formen, in denen die Iteration | 


in Gestalt eines scheinbar vorgeschlagenen 
pe auftritt, steht nun freilich bisher nur eine, 


(Januar 1900.) 10 


m EHRE REESURREIEFERIEEEN 
—. 


zudem nicht ganz sichere andere gegen- 
über: ku-kti zu kuti. Es wird Hüsing nicht 
unangenehm sein, wenn ich noch eine wei- 
tere einwandfreie Form nachweise: tattah 
neben tah. Man vergleiche S-I. C 4 "æ Insu- 
šinak napiruri i-si-ma tah mit S-N C 30 f. 
"ap Insusinak napirurs i-si-ma tattah. Weiss- 
bach hat hier si als ru verlesen, derselbe 
Fehler findet sich Z. 22. Ebenso ist K-N. 
C 4 šah in tah zu verbessern. Dasselbe 
i-si-ma tah [Hüsing vergleicht nach brieflicher 
Mitteilung i-si mit hi-& in den Achamaniden- 
texten: ein fünftes Beispiel der Entsprechung 
von s und é/] findet sich M-A. II 23. Hier 
hat Hüsing zweifellos richtig sö gelesen (El. 
St. S. 34), aber das Nachfolgende ist nicht 
rah, sondern tah. Sollte vor 2-si-ma vielleicht 
Kiri-risa stehen? (Neben Rakepal, wie sonst 
davor Insusinak napiruri steht.) 

In mehreren der älteren Texte steht die 
Verbindung hih-si. Demnach wire neuelami- 
sches hi-=hih (vgl. hi-či-la) Wir kennen bereits 
ein hah S-N. C 9, M-A. Il 8 und ein 
huh S-N. C 28, 30 M-A. I u. Il ö. Dazu 
scheint eine zweite Reihe zu gehören 1): 
(i-n) ö., 2) altelamisches aha S-N € 21, 
K-N. D 6. (aha-n S-N. B 4, C 30, K-N. 
C 6, S-I. C 6)=malamirischem ah (Pluralis 
ah-MES M-A II 25)=neuelamischem a in a 
huttap Bg. IL 78, 85, II 34 (Pluralis: appi 
etc.) 3) malamirisches uhumma(?) M-A II 4. 
Sind nun hih, hah, huh bez. i, ah(a), uh(?) 
Demonstrativpronomina der ersten, zweiten 
und dritten Person (hic, iste, ille)? Da hinter 
hih-si einmal timma Hubannumena 8), das an- 
dere Mal kimma steht (Untas-Risa C=Loftus 
9 Z. 6.), so ist die Abtrennung des si vom 
nichsten Worte als berechtigt erwiesen Um 
so sicherer wird dadurch die Deutung von 
[st] tuktine K-N. C 6, S-I. C 6, das iteriert 
als taka-tuk-ti-ne vorkommt (vgl. O. L. Z. 1899 
Sp. 112.) 

Mit dieser Form erhalten wir einen 
zweiten sicheren Fall, wo einfache und 
zweifellos iterierte, d. h. nicht nur redu- 


plizierte, Formen neben einander vor- 
kommen, — der andere ist kutta neben 
kuttahut Die Zugehörigkeit von kutkatu zu 


Y kut ist nicht sicher, die Mal-Amir-Formen 
taha-tahali)s-ne und kitekkitek, hitektempe halte 
ich zwar auch für sicher, doch wird noch 
viel für die Feststellung des Textes geschehen 
müssen, dessen Abklatsche heute als Mäuse- 
Könnte 
bei den zuerst genannten Formen 


(peplippa, peptippa, pepraha, pepsija, tattah) 


an einfache Reduplikation denken, so zeigen 
die zuletzt aufyctiihrten, dass dieselbe nur 


% 


11 (No. 1.] 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Januar 1900.) 12 


scheinbar, d. h. aus Iteration entstanden, 
vorliegt, wobei die Vermeidung der Konso- 
nantenhiufung das Ihrige gethan hat. 


Hinsichtlich der Stellung des Elamischen 
ist die durch Heinrich Winkler zuerst wissen- 
schaftlich begriindete Annahme seiner Zuge- 
hörigkeit zu den kaukasischen Sprachen 
heute wohl ziemlich allgemein anerkannt. 
Auch Hüsing hat (O. L. Z. 1898 Sp. 385) 
einen Beitrag dafür zu liefern versucht. Die 
Feststellung der Iteration, die das elamische 
Verbalsystem erheblich freier gelegt hat, 
führte ıhn zur Auffindung des Suffixes der 
2. Person Singularis und zu der Beobachtung, 
dass auch in der ersten Person — wie in 
der dritten — des Transitivums die Plural- 
form gleich der Singularform ist. Da nun 
auch im Georgischen das Gleiche zu gelten 
scheint, lag der Versuch nahe, auch die 
Endungen formell zu vergleichen. Dabei ist 
es ihm aber begegnet, dass er in der ersten 
Person das Suffix mit dem Prifix verwechselt 
hat. Dadurch wird die Vergleichung un- 
sicherer, zumal das th im Gurischen auch fiir 
die erste Person (im Svanischen sogar fiir 
die dritte) verwendet wird. Doch könnte 
hier Uebertragung vorliegen. Auch könnte 
das Präfix des Gurischen immerhin wohl 
mit dem elamischen Suffix etymologisch zu- 
sammenhängen. Näher läge es aber, es 
mit dem im Elamischen der ersten Person 
Singularis so oft vorgesetzten u zu vergleichen. 
Auch Hüsing hatte, wie er mir seinerzeit 
schrieb, bereits an eine Zusammenstellung 
des elamischen u mit dem gurischen v ge- 
dacht. Ehe wir aber an die formelle Ver- 
gleichung gehen, ist es erforderlich, aus 
den heute vorliegenden kaukasischen Voka- 
beln die „Urformen“ zu konstruieren, wie es 
bei den indogermanischen Sprachen geschehen 
ist. Das scheint durchaus nicht aussichts- 
los, und hier könnten sprachlich geschulte 
Männer, denen ihre Musse nicht gestattet, 
sich auf einem anderen Spezialgebiete auf 
dem Laufenden zu erhalten, recht dankens- 
werte Arbeit leisten: Vorkenntnisse bringt 
niemand mit. 

Vielleicht ist nun zu beachter, dass auch 
in diesen Sprachen, wenigstens im Udischen, 
eine Iteration vorkommt. (Vgl. A. Schiefner, 
Versuch über dieSprache der Uden, Petersburg 
1863.) Sie ist allerdings nominal. z. B qumqum 
Auster, zimzim Zögerung, und drückt bei 
Adjektiven das Intensive aus z. B. laglaq 
sehr verfault; seri wahr, seriseri wirklich. 
Aber entsprechende Formen werden auch 
zur Anfertigung gewisser Verbalausdrücke 


gebraucht, deren Bedeutung zumeist eine | 


~ NE eS ve 


iterative ist. z. B. galgal-desun schaukeln, 
tutu-pesun zittern. Die Iteration ist also 
wenigstens dem Charakter der Sprache nicht 
fremd. 


Bespreehungen. 


F. Justus Heer, die historischen und geographi- 
schen Quellen in Jaqits Geographischem Wörter- 
buch. Strassburg, Trübner 1898. 112 SS. 8°. 
Bespr. v. Martin Hartmann. 

Ein redlich und erfolgreich Mühen, für 
Jägüt das zu leisten, was Brockelmann so 
glänzend für Ibn Alatir geleistet. Aus den 
Gesamt- und Spezialwerken der Uebersicht 
(Kap. 1) werden in Kap. 2 und 3 Albaläduri 
und ASsabuSti herausgehoben und eingehend 
vergleichender Behandlung unterworfen. Dass 


‚As$äbusti Verfasser des wichtigen Ms. Berlin 


Ahlwardt 8321 ist, war nicht unbekannt, auch 
blieb diese Handschrift nicht ‚unbeachtet‘ (S. 
88.) Seit vielen Jahren ist das Richtige auf 
dem Einbanddeckel zu lesen, und Hoffmann 
sagt in den Märtyrerakten n. 1307: ‚das vorn 
nur wenig defekte kitab uddijarat Berlin Ms. 
Wetzstein II No. 1100 ist, wie ich durch 
Vergleichung der Citate bei al-Maqrizi und 
Jaqit ersehe, das von al-SäbuStl .... Es 
ist sehr lehrreich für die Art, wie Jaqut 
compilirt hat.’ Verwunderlich ist, dass Ahl- 
wardt von all dem nichts weiss und zu seinem 
Schlusse auf den Verfasser der Aghäni durch 
eine Deduktion gelangt, der H. arge Miss- 
verständnisse und Schwächen nachweist.') 
Geschickt ist die Beweisführung, dass Jaqnt 
die nun jedem Zweifel entrückte erweiterte 
Ausgabe von Albaläduris Länderbuch vorge- 
legen habe. Einspruch muss erhoben werden 
gegen die Behandlung Ibn Ishaqs. Hier ist 
nicht tief genug eingestochen. Nicht Ibn 
Alkalbi, sondern Ibn Ishiq war an die 
Spitze zu stellen. Nach dem Index kommt 
I. I. bei Jägüt 101 Mal vor. Von diesen 
Stellen sind 6 (1, 137. 4, 361. 444 720. 
892. 1046) nicht zu finden?), von den übrigen ` 
95 hat Heer 6 ff. bei Ibn Hisäm nachge- 
wiesen 78. Sie gehören sämtlich in das 
Prophetenbuch Ibn Ishägs, wenn nicht Ibn 
Hisäm vereinzelt auch Stücke aus dem 


') Ich habe schon im Jahre 1890 mir Aus- 
züge aus dem „Säbusti“ gemacht und bedauere jetzt, 
dass ich weder im Bohtan (z. B. zu S. 38 No. 110) 
noch zu Brockelmann 1,146 Annı. (im Referat hier 
Sp. 303 ff) davon etwas verlautbart habe. 

?) Zum Teil liegt dabei unzulässige Zusammen- 
werfung mit Ibn Hisäm vor: 4,361. 444. 720. 1096; 
in „4,892“ ist ausserdem noch Ibn Hikam mit Hisam 
Alkalbi verwechselt. 1,137 wird verdruckt sein für 
134 (= Ibn Hisäm 333). Es fehlt ganz 1,499 1—3 
= Ibn Hisäm 424 10—11). 


13 INo. 1.) 


k almubtada’ (almabda’) I. I. ’s in seine sira 
eingearbeitet hat. Von den übrigen 17 ge- 
hören 8 unzweifelhaft der sogenannten sira 
des Ibn Ishaq an: 1, 317. 396. 4983). 3, 531. 
578. 753. 757%. 4,669. Rein geographisch 
und wahrscheinlich nicht dem Prophetenbuch 
entnommen sind zwei Stellen: 1, 154. 4,574. 
Die Stellung Ibn Ishāqs in den Traditions- 
ketten betreffen 4, 221 (als Gewährsmann), 
2,12 und 2,452 (als Tradent). Von den 
übrig bleibenden vier Stellen hat Heer zwei): 
1,257. 4,470; die andern beiden 4,896. 899 
reduzieren sich auf eine Stelle, die bei Jäqut 
zerrissen ist und deren Nichtzugehörigkeit zu 
dem Prophetenbuche Ibn Ishaqs ebenso wenig 
sicher ist wie die der beiden rein geographi- 
schen Stellen 1,154. 4,574. Zu den beiden 
mit grosser Wahrscheinlichkeit dem k. almub- 
tada’ zuzuweisenden Stellen kommt noch 
1,139 14 ff, wo Assuhaili und dessen Be- 
rufung auf „Ibn Ishäq in einem anderen 
Werke als assira“ angeführt wird, wie auch 
Heer (S. 5) gesehen hat. Die Frage ist: 
was lag Jäqut von Ibn Ishaq vor? Wahr- 
scheinlich keines der Originalwerke. Nicht 
benutzt ist sicher das kitäb alchulafa’; für 
das Prophetenbuch (ussijar und almaghazi) 
hatte er verschiedene Redaktionen (Ibn Hišām 
und Junus; auch andere?); für das ‚Anfangs- 
buch’ scheint er sich mit Notizen bei Assu- 
haili begnügt zu haben. Ein sicheres Resul- 
tat wird sich erst gewinnen lassen, wenn 
aus Attabari das kitab almubtada’ Ibn Ishägs 
herausgeschält ist, wie auch für die Original 
tassung des Prophetenbuches diese Quelle zu 
verwenden ist?). Nicht in Betracht kommt 
für das Anfangsbuch, entgegen meiner Ver- 
mutung Isl. Orient 1,33 n. 4, das kitäb atti- 
gan Ibn Hisäms. Bemerkenswert ist, dass 
das Ms. Berlin Glaser 97 (Ahlw. 9735), das 


1) Diese Stelle vergass Jaqit zu streichen und 
so wurde sie weitergeschleppt: sie ist eine Notiz, die 
aus dem zwei Zeilen weiter vollständig angeführten 
Text geflossen ist. 

2) Aus dieser Stelle geht hervor, dass Jägüt I 
I's Werk nicht bloss in der Bearbeitung Ibn Hisäms 
vorgelegen hat, sondern auch in einer Ueberlieferung 
durch Jünus; diese wird ausgeholfen haben, wo Ibn 
Hisaäm Lücken gelassen hatte. | 

3) S. 9, eingeführt durch ‚Vergl. z. B.’. Das giebt 
ein schiefes Bild. 

*) Die längste Entlehnung Jäyüts aus Ibn Hisäm- 
Ibn Ishaq ist die Geschichte von Faimijün (Zupnulwv? 
Var. Qjmijün,*s. Tab. 1,919 n. d) 4,752, —754,, und 
765 4515 (I H 20,,—24,, und 24,,__,,. 10—1,). Den- 
selben Text giebt mit kleinen A weichungen Tabari 
1,920, —924,,Yund 925, _,. f Zu Jaq 4,172,__,,. 

an vgl. Tab. 1,934,,, Nöld. 202 (Jaq Z. 20 hagg, 
Hab. Z. 13 besser hagg), wonach auch Jaq. Z. 9—12 
schon Ibn Ishaq gehört. Zu Jaq. 2,794 ,,—795, vgl. 
Tab. 1,937,__,, (Nöld. 207). 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Januar 1900.| 14 


man immerhin als von Ibn HiSäm stammend 
wird ansehen dürfen!), zuweilen eine Dar- 
stellung giebt, die von derdes [bn Ishaq wesent- 
lich abweicht. Klassisch ist Jaqut 1,139 10 ff., 
verglichen mit Ms. Gl. f. 97 b f: der Text 
I. I.’s, der sich bei Jayut findet, ist auch 
bei Ibn Hisim 72 6—10 zu lesen, und der- 
selbe Ibn Hisäm, der diese Darstellung 
Ibn Ishägs (sei es aus dessen Propheten-, 
sei es aus dessen Anfangsbuch) in die sira 
aufgenommen, bringt in seinem k. attigan 
(das übrigens ein ‚Anfangsbuch‘ ganz in dem- 
selben Stil ist, wie das des I. I. sicher war) 
a. a. O. eine ganz abweichende Darstellung! 
Auch zeigt ein Blick in Ms. Glaser, dass 
Ibn Hisim in dem hk. attigan sich — fast 
scheint es, ostentativ — nicht auf Ibn Ishaq 
stützt; geht er auf dieselben alten Gewährs- 
männer zurück, nach denen Ibn Ishaqemit 
Vorliebe tradiert, wie der persische Lügen- 
schmied Wahb Ibn Munabbih, so ist seine 
Catena doch immer eine andere. Hier ist 
ein weites Feld. Die Texte sind da und 
harren der kritischen Verarbeitung, namentlich 
der Quellenscheidung, in erster Linie das 
grosse Werk des Tabari, für dessen Teil 
über die ersten Chalifen Wellhausen in Skizzen 
6 einen so gewaltigen Vorstoss gemacht hat. 


Charlottenburg. 


Oarl Brockelmann, Syrische Grammatik. Berlin, 
Reuther & Reichardt 1899. 7 Mark. Bespr. v. 
Fr. Schwally. 

Es ist mit Freude zu begriissen, dass 
die Verlagshandlung eine neue syrische 
Chrestomathie mit Grammatik und Glossar 
hat erscheinen lassen. Die Lehrstiicke sind 
sehr sachgemäss ausgewählt, das Glossar ist 
zweckmässig eingerichtet und die Formu- 
lierung der Grammatik ist klar und scharf, 
kurz, das Ganze macht einen ausgezeichneten 
Eindruck Br. hat sich in der Formenlehre 
nicht begnügt, einfach ein Excerpt aus Nöl- 
deke’s Meisterwerk zu geben, sondern hat 
den Versuch gemacht, die Formenlehre in 
selbständiger Weise mehr nach sprach- 
wissenschaftlichen Gesichtspunkten aufzu- 
bauen. Ob dieses Verfahren in einem doch 
für Anfänger bestimmten Buche praktisch war, 
darüber kann man verschiedener Meinung 
sein. Man muss aber zugeben, dass Br. in 
der That eine ganze Reihe feiner Beobach- 
tungen gemacht hat. Doch fordert er auch 


1) Wenn auch nicht direkt; ein Buch, das he- 
ginnt haddatana ibn hisam kann nicht wohl in der 
Niederschrift IH’s vorliegen. Es wird ein Auszug 
oder eine Bearbeitnng sein. 


15 


[No. 1.| 


nicht selten zum Widerspruche heraus, und 


ORIENTALISTISCHE LIITERATUR-ZEITUNG. 


dies um so mehr, da das Wahrscheinliche | 
wie das Zweifelhafte fast durchweg mit der- | 
selben Zuversichtlichkeit und in derselben | 


starren dogmatischen Form vorgetragen wird. 


So würde ich z. B. mit Hypothesen über - 


„ursemitische* Formen viel vorsichtiger sein, 
das ist doch alles sehr unsicher. (§ 30 und 
öfter.) Wenn $ 41 die ursemitischen Dentale 
und Zischlaute den arabischen gleichgesetzt 
werden, so ist das in dieser Formulierung 
schwerlich richtig. Am meisten gewundert 
habe ich mich über Brockelmann’s Theorie 
der s. g. Verba mediae Vav und Jod. Es 
heisst da $ 194 (cf. § 60 Anm. 4): „Schon 
im Ursem. wurden 7 und % zwischen zwei 
kurzen Vokalen übergangen, die dann kon- 
trahiert wurden: gama „stand“ aus gauamı; 
war der ]. Rad. vokallos. so verschmolzen 
sie mit ihrem kurzen Vokal zu einem langen; 
Impf. zaquumu: raqumu das Part. 
Act. lautet soho (aus qåiim X 20 für qauim)...” 
Für mich bleibt es einstweilen noch bei der 
älteren Theorie, nach der hier zweiradikalige 
Wurzeln vorliegen. Die zwischen den bei- 
den Konsonanten zu sprechenden Vokale sind 
natürlich variabel je nach der Verbalform, 
z. B. a im Perf. activ, o etc. im impf. act. 
u hat mit der Wurzel nichts zu thun, das 


damma von 5 stammt aus dem Impertekt. 


das Participium des Aram. und Arabischen 
ist eine ganz junge, nach Analogie des drei- 


radicaligem Verbum «durchgeführte Bildung. | 
den Gestank der 


Das Hebraeische bietet noch die ältere Form 
gam. — In der Bibliographie vermisse ich 
die noch sehr brauchbare Chrestomathie von 


[Januar 1%0.) 16 


Mn ee en A — ee oe — nn. 


ben, nur die gehäuften poetischen Citate aus 
dem A. T. sind höchst langweilig und öde. 
Der Inhalt steht im wesentlichen auf dem 
Boden der bekannten Arbeiten von B. Stade 
und Friedr. Schwally, was S. 8 vermutlich 
angedeutet werden soll. Der Verfasser hat 


aber auch aus Eigenem einiges beigesteuert. 


Bernstein und die zur Porta gehörende | 


von Nestle. Beim Durchblättern sind mir 
auch ein Paar Druckversehen aufgestossen: 


S. 59 Zeile 10 lies $ 158: S. 61 2.41. 
al; S. 66 Z. 3 1. MSQodis S. 159 bei al 
|. § 206; S. 212.7-9 fehlt ein Satzglied; 
S. 35 Z. 4 v.u. L Wil. Ich wünsche dem 


trefflichen Buche rasche und weite Verbrei- 
tung. 
Strassburg i. E. 


A. Bertholet, Die israelitischen Vorstellungen vom 
Leben nach dem Tode. Freiburg i. B. J. C. B. 
Mohr 1899. 0,80 M. Bespr. v. Fr. Schwally. 

Dieses Heftchen gehört zu einer von der 

J. C. B. Mohrschen Verlagshandlung ver- 

anstalteten Sammlung gemeinverständlicher 

Vorträge und Schriften aus dem Gebiete der 

Theologie und Religionsgeschichte. Der Vor- 


trag ist ganz nett und intercssant geschrie- 


Ich hebe im Folgenden nur das hervor, 
womit ich nicht einverstanden bin. Der Vert. 
wirft S. 5—6 die Frage auf, ob die Trauer- 
riten des Haarscheerens und Kleiderzer- 
reissens ursprünglich Opfer gewesen seien 
und entscheidet dieselbe in bejahendem Sinne. 
Dagegen spricht alles. Die hebr. Ueber- 
lieferung weiss nichts davon, dass abgeschnit- 
tene Haare oder zerfetzte Kleider an Leiche 
oder Grab gebracht wurden. Wenn auch 
diese Beziehungen zum Grabe, nach Analo- 
gie anderer Naturreligionen, einmal in Israel 
vorhanden waren, so ist doch noch längst 
nicht erwiesen, dass z. B. die Haarlocken 
auf dem Grabe des Patroklos oder die Lum- 
pen auf den Beduinengräbern wirklich als 
Opfer anzusehen sind. Man opfert doch nur 
solche Dinge, die für den Totengeist einen 
praktischen Wert haben, also Menschen, 
Tiere, Speise und Geräte. Man opfert ihm 
Kleider, damit er sich im Hades darein hiille. 
Diese Kleider können natürlich zerrissen 
sein, wenn der Opfernde keine besseren hat, 
aber man zerreisst dieselben nicht ad hoe, 
das wäre als Blasphemie oder als Tollheit 
betrachtet worden. Auch mit Haaren kann 
der Tote nichts anfangen, er müsste dann 
verbrannten Locken als 
mM mn empfunden haben. Ich kann jetzt, 
nicht weiter auf diese Materie eingehen, 
glaube aber gezeigt zu haben, dass die herr- 
schenden Vorstellungen über das Wesen des 
Opters der Umgestaltung dringend bedürftigt 
sind. Besonders brauchen wir eine um- 
fassende Untersuchung über die Opfermate- 
rialien auf breitester religionsgeschichtlicher 
Grundlage. Die beiden oben erwähnten Riten 
sind wahrscheinlich als Kasteiungen zu ver- 
stehen Man bringt die dabei abfallenden 
Objecte (z. B. Haare und Lumpen) hier und 
da ars Grab oder an die Leiche, damit der 
Tote sieht, dass die Trauerpflichten treulich 
erfüllt worden sind. -- Ueber den sonder- 
baren Brauch der Bewohner eines Schweizer 
Bergdorfes, schon auf dem Wege nach dem 
Grabe zum Totenmahl einzukehren (8. 9), 
möchte man gern näheres erfahren, aus- 
schlaggebend ist die Geschichte dieser 
Sitte. Einstweilen glaube ich, dass das nur 
ein lokaler Unfug trinklustiger Bauern jst. 
S. 10 war zu erwägen, dass der heilige 


17 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


18 


[Januar 1900.| 


Baum auch älter sein kann als das Grab | Wertes von Anfang an gefunden, und wir 


der Debora. — Während ich früher versucht 
habe, die späteren Vorstellungen möglichst 
als innerjüdische Entwicklung zu begreifen, 


! 


| 


schreibe ich jetzt fremden Kreisen einen viel ` 


grösseren Einfluss zu. Nicht nur in die 
Scheolvorstellungen sind babylonische Züge 
hereingekommen, sondern auch in der 
Auferstehungshoftnung stecken babylonische 
oder parsische Vorstellungen (gegen S. 27). 
-— Die Behauptung S. 17, dass „Mose den 
Jahveglauben tief in die Seele des entste- 
henden Volkes gesenkt“ habe, ist in dieser 
Form legendarisch. Am Schlusse des Vor- 
trages tippt der Verfasser noch die Frage 
nach den Beziehungen der jüdischen zur 
christlichen Eschatologie an, aber als kluger 
und vorsichtiger Mann hat er die Klippe, 
welche ihm hier drohte, umsteuert. Sed hie 
Rhodus! 
Strassburg i. E. 


W. Robertson Smitb, Die Religion der Semiten. 
Deutsche Übersetzung von Dr. R. Stübe. Mit 
einem Vorwort von Prof. Dr. E. Kautzsch und mit 
einem Anhang. XX + 372. 8°. Angezeigt von 
H. Winckler. 

Es ist ein beschämendes Zeichen für den 
‚wahren Stand der vielgerühmten deutschen Er- 
ziehungserfolge — vulgo Bildung genannt — 
dass es nötig ist für einen wissenschaftlichen 
Leserkreis ein englisches Buch zu übersetzen, 
ein Buch der Weltsprache! Der Deutsche, 
wenigstens der „gebildete“ Deutsche wolle also 
künftig immer erst seine eigenen Geistes- 
kammern revidieren, che er die Nase iiber 
den Engländer rümpft, der „keine Sprache 
lernt“! Wenigstens wenn das Ziel solches 
Lernens die Fähigkeit ist eine Sprache zu 
verstehen — nun so spricht ja eben die vor- 
liegende Uebersetzung, für die wir dem Ur- 
heber Dank wissen müssen, auch für ihr 
Teil. ‚Seiner Aufgabe hat sich Stübe mit Ge- 
schick und Eindringen in den Stoff entledigt, 
man merkt der Übersetzung keine Herkunft 
aus fremder Sprache an. 

Über das Werk selbst ein Urteil abzu- 
geben ist hier nicht die Gelegenheit, es wäre 
auch nicht mehr an der Zeit, nachdem es 
längst seinen Weg gemacht hat. Es ist recht 
bezeichnend, dass ein solches Buch in Eng- 
land geschrieben werden musste, die „deut- 
sche Griindlichkeit* hätte kläglich versagt, 
denn sie hätte wohl den Stoff aus der klas- 
sichen und christlichen Überlieferung oder 
aus der islamischen beherrscht, nie aber 
beides zusammen. 

Das Buch hat die Anerkeunung seines 


— nn en el 


| 
| 
| 
| 
| 
| 


brauchen darüber nicht erst zu disputieren. 
Wenn aber wieder einmal der Gegenstand 
von diesem Standpunkt aus behandelt wird, 
so wollen wir hoffen, dass bis dahin sich die 
Erkenntnis durchgesetzt haben wird, dass 
man es nicht als eine Darstellung der „Re- 
ligion der Semiten“ bezeichnen darf. In 
dieser Weise lässt sich der Stoff überhaupt 
nicht begrenzen. Die Religionsvorstellungen 
sind abhängig von der Kulturstufe eines 
Volkes und nicht von seiner Rassenange- 
hörigkeit. Wie sollte es daher möglich sein, 
die Religion einer Rasse zu schildern, 
welche eine grosse Anzahl Völker mit sehr 
verschiedenen Kulturstufen und geschicht- 
lichem Entwicklungsgange umfasst hat? So- 
lange man die Semiten in ihrem geschicht- 
lichen Entwicklungsgange nicht kannte, 
konnten sie als ein Ganzes, freilich ein 
Chaos, erscheinen und man konnte daher 
auch dieses Chaos schildern. Jetzt haben 
wir aber auch dafür eine Spektralanalyse und 
diese lässt eine Anzahl unvereinbarer Ele- 
mente erkennen. Man kann jetzt wohl fest- 
stellen, wie die einzelnen semitischen Völker 
auf derselben Kulturstufe gewisse gemein- 
same Anschauungen haben — es ist Sache 
der vergleichenden Darstellung diese mit 
denjenigen der Angehörigen anderer Rassen 
auf gleicher Kulturstufe zu vergleichen — 
wir können sehen, wie die Nomaden die 
ihren Lebensverhältnissen entspringenden Vor- 
stellungen haben, wie diese dann mit dem 
Sesshaftwerden ihre Umwandlungen eingehen 
und sich weiterentwickeln. DieZeiten sind da- 
her vorbei, woals ..semitisch“ eine Anschauung 
gelten konnte, welche die der vorislamischen 
Araber ist. Wir können jetzt geschichtlich 
die einzelnen Hauptzweige der semitischen 
Rasse verfolgen, wir müssen daher auch jede 
Darstellung ihrer Kultur- und Geisteserrungen- 
schaften als einen geschichtlichen Werdepro- 
zess geben. Dabei handelt es sich darum die 
einzelnen Zweige zeitlichzu verfolgen, die Ent- 
wicklung ihrer Anschauungen als ein Ergeb- 
nis der aus dem Nomadenleben mitgebrachten 
Vorstellungen und derEinwirkungen des neuen 
Kulturlebens in scinem Entstehen zu ver- 
folgen, und das nicht einmal, sondern so oft 
neue Zweige der semitischen Rasse in das 
Licht der Geschichte treten. Denn „die Se- 
miten“ sind kein einmal gegebenes Ganze in 
der Geschichte, sondern ein Gewordenes, sie 
sind nicht vom Himmel gefallen, sondern ent- 
standen, und dieses Entstehen können wir 
im Lichte der Geschichte jetzt durch mehr 
als drei Jahrtausende verfolgen. 


19 [No. 1.] 


Vielleicht wird eine solche Betrachtungs- 
weise dann dazu kommen, zunächst einmal 
die Unterscheidung des ,semitischen“ hinter 
der des „altorientalischen“ zurückstehen zu 
lassen, denn Gemeinsamkeit der Lebens- 
bedingungen, nicht Gemeinsamkeit der Ab- 
stammung schafft gleiche Anschauungen, aber 
das ist cura posterior. 

Berlin. 


Morris Jastrow. The religion of Babylonia and 
 Assyria (Handbooks on the history of religions 
vol. II), Boston 1898, 780 S., bespr. von P. Rost. 

Die Vertreter der Assyriologie haben bis- 
her aus cinem gewissen kritischen Gefiihle 
heraus von einer Gesamtdarstellung der 
assyrisch-babylonischen Religion Abstand ge- 
nommen und sich mit einigen wenigen Vor- 
arbeiten begniigt. In der That bieten sich 
nicht unerhebliche Schwierigkeiten dar: das 
Material reicht trotz der vielen Textesver- 
öffentlichungen der letzten Jahrzehnte noch 
lange nicht aus, und da, wo es einmal zu- 
trifft, bestehen wiederum Zweifel bezüglich 
der chronologischen Einordnung (Datierun- 
gen, wie z. B. auf dem jüngst von Scheil 
publizierten Fragment, gehören zu den Sel- 
tenheiten), so dass von einer strengen Sich- 
tung im historischen Sinne kaum die Rede 
sein kann. Ebenso wissen wir verschwin- 
dend wenig darüber, wie sich die lokale 
Entwickelung der einzelnen Kulte und My- 
then und ihre Wirkung im allgemeinen ge- 
staltet hat. Grössere Ausbeute dürfen wir 
erst erwarten, wenn die gesamte Bibliothek 
Assurbanipals, die zum grössten Teile noch 
der Erdboden deckt, der Wissenschaft zu- 
gänglich gemacht ist, und auch dann bleibt 
es, wie Jeremias ganz richtig in der Ein- 
leitung zu seinem soeben erschienen „Hölle 
und Paradies bei den Babyloniern“ (Heft 3 
der von der vorderasiatischen Gesellschaft 
herausgegebenen Darstellungen) betont, noch 
fraglich, ob wir zu vollständig klaren Vor- 
stellungen gelangen, da das Wichtigste für 
die Kenntnis der babylonischen Religion, die 
Tempelüberlieferungen, uns fehlen wird. 
Unter solchen Umständen kommt der Ver- 
such einer Gesamtdarstellung von M. Jastrow 
etwas überraschend, bei näherem Zusehen 
schwindet jedoch das anfängliche Misstrauen, 
und man wird zugeben müssen, dass die 
Arbeit des Verfassers mehr bietet, als nach 
dem augenblicklichen Stande zu erwarten 
war. Jastrow schickt zunächst eine Ein- 
leitung über Quellen und Methode voraus 
und schliesst hieran eine allgemeine Aus- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


führung über Land und Leute und einen | 


IJanuar 1900.) 20 


kurzen geschichtlichen Überblick. Bei dieser 
Gelegenheit streift er die viel umstrittene 
Frage ob die babylonische Kultur ihre 
Anfänge einem semitischen oder nichtsemi- 
tischen Volke verdankt; wenn nun auch 
ein sorgfältiges Abwägen sämtlicher Gründe 
für und gegen den gesteckten Rahmen über- - 
schritten hätte, so wäre doch ein näheres 
Eingehen und etwas mehr Klarheit der Dar- 
stellung wünschenswert gewesen. Jastrow 
begnügt sich auf 21/, Seiten für die ältesten 
uns zugänglichen Zeiten ein buntes Völker- 
gemisch für Babylonien mit eventuell zeit- 
weisem Prävaluieren der nichtsemitischen 
Rassen zu konstatieren, scheint aber der 
Meinung zu sein, dass die Kultur und ins- 
besondere die Religion von Semiten her- 
rühre, und somit mehr in das Lager des 
neuerdings gänzlich vereinsamten Halévy 
abzuschwenken. Es kann natürlich nicht 
die Aufgabe des Ref. sein, die Frage hier 
von neuem aufzurollen, bemerkt sei jedoch, 
dass die Annahme, die ältesten Inschriften 
müssten von Semiten verfasst sein, weil in 
ihnen einzelne semitische Worte und Kon- 
struktionen vorkämen, sich als ganz ver- 
fehlt erweist, es ist schon mehrfach darauf 
hingewiesen worden, dass man auch genau 
das Umgekehrte daraus schliessen kann; 
ferner zeugt die Tonsur auf den Denkmälern 
von Telloh, selbst wenn sie sich nur bei 
Personen des Priesterstandes fände, noch 
nicht für eine semitische Abkunft der Priester- 
könige. Und was die Religion anbetrifft, so 
steht wohl „jeder Unparteiische“ heutzutage 
auf dem Standpunkte, dass es sich um ein 
künstliches Produkt, hervorgegangen aus der 
Mischung semitischer und nichtsemitischer 
Elemente handelt Mit dem folgenden Ab- 
schnitte beginnt die eigentliche Arbeit. Den 
Reigen eröffnet eine Charakteristik des alt- 
babylonischen Pantheons und in Kap. IV— XIV 
versucht der Verfasser eine Geschichte des- 
selben zu geben: er behandelt zunächst die 
Götter der Vorchammurabiperiode (Gudea- 
periode), dann die Zeit Chammurabi’s bezw. 
seiner Nachfolger und leitet schliesslich nach 
einer Betrachtung des assyrischen Pantheons 
zur neu-babylonischen Periode über. Der 
Versuch darf im allgemeinen als ein glück- 
licher bezeichnet werden, obschon verschie- 
dentlich gewagte Hypothesen mit unterlaufen 
und man im einzelnen anderer Ansicht sein 
kann. So mutet es z. B. sonderbar an, 
wenn Jastrow (S. 126f.) aus der Thatsache, 
dass Chammurabi den Gott vom Ezida in 
Borsippa Marduk nennt, schliessen will, dass 
der Kult des Nebo abgeschafft und erst viele 


21 [No.1] 


—— 


Jahrhunderte später wieder ausgegraben 
worden wäre. Tiele hatte schon in seiner 
Geschichte der Religion im Altertum S. 190 
das richtige Verständnis angebahnt: „Viel- 
leicht war er ursprünglich kein anderer als 
Maruduk selbst als Prophet oder Orakelgott 
(nabü) und daher Gott der Offenbarung (ilu 
taSméti), welcher zu einem selbständigen 
Gotte erhoben, wie das mehrere Male vor- 
kommt, als sein Sohn betrachtet wurde“! Für 
Ref. unterliegt es gar keinem Zweifel, dass 
der als Nabû verehrte Gott lediglich eine 
spätere Konzeption des alten Gottes von 
Borsippa d. i. Marduk’s ist. Nicht minder 
wunderlich klingt die Behauptung (S. 240), 
Nabonid hätte den Versuch gemacht Marduk 
und Nebo zu degradieren und Samas an ihre 
Stelle zu bringen. Zunächst würden Sin 
und die IStar von Agane daran partizipieren 
müssen, denn um sie hat sich Nabonid min- 
destens ebensoviel gekümmert als um Sa- 
mas, und dann erklären sich die vielen Bauten 
zu Ehren des Šamaš, Sin und der Ištar (die 
Inschriften erwähnen auch noch andere Götter) 
doch eher aus einem damals vorhandenen 
Bedürfnisse als einer momentanen Herrscher- 
laune: für die Tempel des Marduk und Nebo 
in Babylon und Borsippa hatten die Vor- 
ginger Nabonid’s in ausgiebigster Weise ge- 
sorgt, während die Tempel der übrigen Götter 
schlechter weggekommen bezw. ganz ver- 
nachlässigt worden waren. Bezüglich des 
Adad (die urartäische Schreibung A-da-du- 
ni-ra-ri konnte Jastrow noch nicht kennen), 
wird der Verfasser wohl bis zu einem ge- 
wissen Grade recht behalten, die Annahme, 
dass die Assyrer den Kult bei ihrer Ein- 
wauderung von der in Nordmesopotamien 
ansässigen Bevölkerung übernommen hätten, 
bleibt vorläufig insofern indiskutabel, als 
Adad ein semitischer Gott ist, und wir über 
die Bevölkerungsverhältnisse Nordmesopota- 
miens zur Zeit der Einwanderung der Assy- 
rer rein gar nichts wissen; die sogenannte 
aramäische Wanderung tritt erst einige Jahr- 
hunderte später ein. Recht lesenswert ist 
das Kapitel über die Dämonen, wenn auch 
gerade dieses zeigt, wie wenig wir im Grunde 
genommen noch von manchen Dingen wissen. 
Zu den besten Abschnitten des Buches ge- 
hören die folgenden, die sich mit der reli- 
giösen Litteratur, den Omina, der Kosmolo- 
gie. den Mythen und Epen beschäftigen. 
Ref. beschränkt sich darauf, die feinen Be- 
merkungen zum Gilgamesepos hervorzuheben, 
die Scheidung desselben in einen ursprüng- 
lichen Gilgames-, Eabani- und IStarmythus 
leuchtet in hohem Masse ein; dass die Es- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Januar 1900] 22 


banilegende ursprünglich nicht hineingehört, 
wurde übrigens auch schon von anderen 
vermutet. Am wenigsten vermag sich Ref. 
mit den Ausführungen zu befreunden, die 
vom Leben nach dem Tode handeln (Kap. 
XXV). Die Babylonier haben zweifellos 
nicht nur an eine persönliche Unsterblich- 
keit geglaubt, sondern auch, wie einige 
Spuren andeuten, einen gewissen Auf- 
erstehungsglauben gehabt; für diese und die 
damit zusammenhängenden Fragen vgl. jetzt 
A. Jeremias, Hölle und Paradies bei den 
Babyloniern (der alte Orient. Heft 3). Die 
Bibliographie und der ausführliche Index am 
Schluss des Buches sind mit Dank zu be- 
grüssen und erhöhen den Wert des Buches. 


Königsberg ìi. Pr. 


Oh. Mücke. Vom Euphrat zuu Tiber. Unter- 


suchungen zur alten Geschichte. (Die Legende 
von den athenischen Tyrannenstürzern. Die rö- 
mische Geschichtslegende. Die Ueberlieferung über 
Alexander. Der Xerxes- und der Keltenzug.) Leipz., 
Eduard Pfeiffer, 1899. 8°. 109 S. Besprochen von 
Karl Niebuhr. 

Das Buch ist vor allen Dingen geeignet, 
uns den Segen drastisch klar zu machen, 
welchen die wachsende Exklusivität der mo- 
dernen Spezialwissenschaften mit sich ge- 
bracht hat. Denn eigentlich gehört es nicht 
hierher, sondern sollte zum klassischen 
Säulenportal eingehen; aber dort riechen 
ihm die feinnervigen Pyloren wahrscheinlich 
wieder seine barba:enlindische Provenienz 
an und rufen geschwind mit dem Aristopha- 
nischen Euripides: „Schleuss des Hauses 
Flügelthor!* Sie hätten ganz Recht. Der 
Verfasser ist nämlich, obgleich er es nicht 
mit dürren Worten ausspricht, dahinter ge- 
kommen, dass die Geschichtsforschung sich 
bei Hellas und Rom im Kreise zu drehen 
begonnen hat Und da griff er zu dem ge- 
wiss höchst unsittlichen Mittel, eine Wall- 
fahrt in den Orient anzutreten, freien Blickes 
dessen Sage und Geschichte zu betrachten, 
dann aber den Livius und den Herodot aus- 
zubreiten und nun ein Bischen Inventur zu 
machen. Es ist im Grunde garnichts Beson- 
deres bei diesem Verfahren, — jeder hätte 
das gekonnt, wie schon ein paar weise Spa- 
nier zu Columbus gemeint haben sollen, als 
er heil zuriickgekommen war. Mücke wird 
freilich nicht beanspruchen dürfen, der Erste 
gewesen zu sein, der die Prüfung in solcher 
Weise angestellt hat; dafür wird ihm jedoch 
das nicht geringe Verdienst bleiben, zuerst 
im Grossen gezeigt zu haben, woher Grie- 
chen und Römer in der Regel die Flicken 


pe eee nn. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


24 


nn e 


{Januar 1900.| 


Ses: ee a a ee a e o o 


bezogen, mit denen sie die Löcher ihrer | Zeit des griechisch schreibenden Fabius 


eigenen Ueberlieferung zustopften. 


Obwohl Ref. weiss, dass ein derartiges 
Urteil, gleich an den Eimgang gepflanzt, ihn 
womiglich dem Verdachte des kritiklosen 
Enthusiasmus aussetzen kann, lässt er es 
doch stehen. M.'s Arbeit, welches auch ihr 
inneres und äusseres Schicksal sein wird, 
bedeutet einen sich scharf markierenden Fort- 
schritt der weltgeschichtlichen Betrach- 
tungsweise im heutigen Sinne. Hier ist der 
Beweis geglückt, dass ein sehr grosser Teil 
der sachlichen Anstösse im Verlauf des grie- 
chisch-römischen Geschichtsfadens nicht mit 
dem avgenutzten Falzbein harmonistischer 
“xegese bezwingbar ist, sondern dass man 
die Natur der einzelnen crux ohne Rücksicht 
auf den jetzigen Zusammenhang untersuchen 
und die Herkunft ohne willkürliche Ein- 
schränkung so weit verfolgen muss, als das 
Auge reicht. Das Endergebnis sieht dann 
für den ersten Blick immer recht über- 
raschend und nicht selten zum „Schütteln 
des Kopfes“ einladend aus, aber es bleibt 
meist auf dem richtigen Wege. Wo das 
Eigene nicht genügte, haben die Logogra- 


Pictor schon höher stand als Polen gerade 
um 1200, der Zeit des lateinisch schreiben- 
den Kadlubek, — das unbesehen zu behaup- 
ten kann doch nur präzeptorialer Ueber- 
zeugungstiefe einfallen. 

Die Aufdröselung der römischen Ge- 
schichtslegende ist denn auch M. am voll- 
kommensten gelungen, sowohl im Ganzen, 
wie in den Einzelheiten. Es muss hier ge- 
nügen als Hauptergebnis hervorzuheben, 
dass die unhistorisch zurechtgestutzte Sieben- 
königsperiode jetzt ihr ebenso wertloses 
Gegenstück in der folgenden Periode der 
sieben Diktatoren nachgewiesen erhielt. Dem 
Orientalisten wird die Aufdeckung der Be- 
ziehungen zwischen dem Albanersee - Motiv 
und der Ueberlieferung über den phrygi- 
schen Askaniersee (S. 53—58) sicher von 
Interesse sein. Wahrscheinlich trifft das 
noch für manche andere Beobachtung M.'s 
in dem betr. Abschnitte zu, allein es hiesse 
an dieser Stelle entschieden zu weit gehen, 


; wollte mau bei den einzelnen Punkten ver- 


phen und Chronisten bewusst oder in naiver ' 
Entlebnung stets auf die reicheren Stoffe © 


älterer Kulturen zurückgegriften. Für Grie- 
chenland und noch mehr für Rom war man da 
eben unweigerlich auf den Orient angewiesen, 
und zwar ergab es sich von selbst, dass 
ınythologische Motive, um ihrer fast durch- 
gängigen Verträglichkeit mit allgemein 
menschlichen Impulsen willen, absolut bevor- 
zugt worden sind. Die Bedeutung der vier 
Untersuchungen M.'s liegt also darin, dass 
mit ihnen der erste methodische Schritt zur 
Wiederauslösung des orientalischen Legen- 
denstoffes aus der klassischen Tradition ge- 
than ist. Der Abbruch an geschichtlichem 
Inhalt, welchen das griechisch-römische Alter- 
tum hierbei erfährt, ist fühlbar genug. 
Giebt man sich dem frischen Eindruck des 
soeben Gelesenen hin, dann drängt sich 
eine ziemliche Aehnlichkeit des neuen Bildes 
von der Entstehung der klassischen Ge- 
schichtsdarstellung mit dem der ältesten 
Sr: Chroniken auf. In beiden Fällen 
at die Notdurft weitgehende Anlehnungen 
an fremde Stoffe begünstigt: an Plumpheit 
des Verfahrens stände Livius dem Polen 
Kadlubek nahe, während Dilugosz schon 
Cautelen anwendete, die wir bei Herodot in 
anderer Weise, aber im selben Sinne, be- 
obachtet finden. Diese Parallele wird aller- 
dings dem Kulturhistoriker mehr einleuchten 
als -— den anderen, aber dass Rom zur 


_ Alexander-Uberlieferung. 
: Kallisthenes- etc. Klasse, 


weilen. Weit näher wird uns ein solches 
Verhalten durch die folgende Kritik des 
Alexanderzuges gerückt. Um gleich das 
Resultat vorwegzunehmen: „Die gesamte 
nicht nur die der 
steht unter dem 


: Zeichen der Legende, welche Alexander als 


den erwarteten Erlöser, den Kaiser Frie- 
drich des Orients, hinstellen wollte“. Von 
der Thatsache ausgehend, dass Berossos den 
Glauben an die Fabeleien des Ktesias be- 
kämpfen wollte, uimmt M. an, dass die 
Ktesianischen Nachrichten vom Zuge der 
Semiramis sich mit den uns vorliegenden 
über den Zug Alexanders nach Osten be- 
rühren. Dies wird an der Elephantenschlacht 
(S. 62—64), an der Geschichte von Roxana 
und Oxyartes (S. 64—71) eingehender nach- 
gewiesen, worauf die übrigen der orientali- 
schen Sage entnommenen Bestandteile, wie 
sie sich namentlich bei Arrian finden, ge- 
prüft werden. Die Anklänge an die Bilkis- 
erzählung (S. 73 f) sowie an die Geschichte 
der Bathscheba sind freilich so unbedeutend, 
dass M. sie besser in eine Anmerkung ver- 
wiesen hätte; überhaupt verfällt er leicht in 
die für seine Zwecke gar zu zwanglose 
Form der Plauderei. Es ist ihm sehr wohl 
bekannt, dass er der übergrossen Mehrzahl 
seinen Leser lauter neue Dinge und Ver- 
knüpfungen bringt, aber er hat nicht einmal 
an die kleine Aufmerksamkeit für den spä- 
teren Benutzer gedacht, das „Inhaltsver- 
zeichnis“ am Schluss (Titel der Aufsätze mit 


35 (No. 1.] 


ee a a 


Seitenzahl: 4 Zeilen!) einigermasseu brauch- 
bar auszugestalten. | 
Auf gemeinsamen orientalischen Ursprung ' 
mit nichtgriechischen Quellen gehen nach M. | 
bei den Alexanderzug-Legenden zurück der | 
Wassermangel in Gedrosien (Arr. 6, 26 cfr. | 
2 Sam. 23, 15—17), die 12 Altäre am Hy- 
phasis (cfr. Josua 4, 8), die Bukephalos- 
geschichten und die wunderbare Fiihrung 
zur Amons-Oase. Ref. war hinsichtlich des 
erstgenannten Punktes aufrichtig erfreut, 
dass jemand endlich einmal diese Parallele 
mit Davids Durst erkannt und sie auch ver- 
öffentlicht hat. Sie scheint eine gewisse 
Anwartschaft darauf zu besitzen, dass von 
ihr aus einst die wirkliche Kritik der „Bio- 
graphie“ Davids unternommen wird. Den ! 
Bukephalos identifiziert M. mit Suhrabs Ross | 
und vermutet, dass Philipps usscrung, | 
sein Königreich sei für Alexander, den Bän- 
diger des Wundertieres, zu klein, nicht in 
die Erzählung passe, und vielleicht ebenfalls 
aus der orient. Legende stamme. Ref. möchte 
dann also an 1. Sam. 10, 16 erinnern. Uber- 
zeugend ist, was S. 65, Anm. 2 über mes- | 
sianische Eigenheiten des traditionellen Ale- 
xander dargelegt wird, und es wäre doch 
wohl kein gutes Zeichen für die Art, m 
. welcher sich heut die Forschung vertreten 
sieht, wenn diese M.’sche Studie wieder ein- 
mal unbeachtet bleiben sollte. Sie erregt 
und verdient ohne Zweifel mehrfach Wider- 
spruch, so dass gerade von Gegenausfüh- 
| 
| 


rungen erst der objektive Nutzen dieser 
jedenfalls sinnreichen Arbeit endgiltig be- 
leuchtet werden könnte. 


Der Versuch einer Parallele zwischen 
dem Zuge des Xerxes nach Herodot und 
dem der Kelten nach Pausanias berührt in 
seinem ersten Teile die orientalische Sagen- 
welt näher; hier stellt sich jedoch mit be- 
sonderer Deutlichkeit heraus, dass der Marsch 
des Perserkönigs einer nur oberflächlich, 
teilweise garnicht weiter bearbeiteten my- 
thologischen Erzählung folgt. Die Aussicht 
auf Ermittlung der ursprünglichen Quelle | 
dürfte vor der Hand allerdings schwach sein, 
denn mit M.’s Anklängen an den Semiramis- 
zug u. 8. w. kommt man entschieden nicht 
aus. Dass sie hie und da vorhanden sind, 
soll keineswegs bestritten werden, aber im 
Allgemeinen reichen sie doch nicht zu. 
Ausserdem wird die Kritik hier bisweilen | 
rein nach dem Gefühl gehandhabt. Wess- 
halb die Konditorwaaren aus Kallatebos, 
selbst. wenn Herodot das Rezept nicht ver- 
standen hat, „mythische Speise“ sein müssen 
(S. 93), warum ein Salzsee im Innern Klein- 


i 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Januar 1900.) 26 


asiens „in Babylonien Asphalt“ halten und 
dann zu Diodor II, 12 gehören würde, sieht 
man nicht ein; noch weniger imponiert die 
Gleichsetzung der „Gärten des Midas“ (Herod. 
VIII, 138) mit denen der Semiramis. Hier 
wird der mythologische Schlüssel an einem 
historischen Schliisselloch verbogen, denn 
diese Gärten liegen in Makedonien, das bis 
in die Mermnadenzeit hinein engere Bezie- 
hungen zu den kleinasiatischen Reichen ge- 
habt haben muss. Ein Rosenflor auf der 
Balkanhalbinsel, am Abhange des Hoch- 
gebirges, befremdet auch im Altertume nicht. 
Zu den Treffern M.’s zählt hingegen der 
Nachweis des „bittern Wassers“, des Brücken- 
baues, der versiegender Flüsse und selt- 
samer Naturereignisse in beiden Zyklen. 


Über den ersten Aufsatz der Sammlung 
ist zu bemerken, dass darin die von H. Winck- 
ler vertretene Auffassung über die Bedeutung 
der Stadtgottheiten praktisch auf die Ge- 
schichte Athens zur Anwendung kommt. 
M. hätte kundgeben sollen, von wannen ihm 
diese Wissenschaft zufloss. Seine eigene 
Darlegung läuft in den Schluss aus, dass 
die von Xerxes aus dem zerstörten Athen 
entführten Bildsäulen der angeblichen Tyran- 
nenstürzer vielmehr solche der Stadtgötter 
gewesen seien. Ihre Zweizahl und ihre „Ge- 
schichte“ bewiesen, dass wir es mit den 
Dioskuren zu thun haben. Der Perserkönig 
behandelte Athen folglich als rebellische 
Stadt; er konnte das, weil Kleisthenes’ Ge- 
sandte in der That Huldigung geleistet hatten 
(5. 13 f). Man darf nicht verhehlen, dass 
auf die Kenner altorientalischen Wesens da- 
mit ein ganz anderer Eindruck erzielt wer- 
den muss als auf savants hellenistes, die 
ihrer Mythologie nun einmal keine fasslichen 
Begriffe entringen können. 


Die Kritik wiegt vor, — auf manchen 
Seiten enthält jeder Satz ein noch mehr oder 
weniger unerhörtes Verdikt, — während M. 


die Thatsachen, durch deren Kombination 
seine neuen Ergebnisse in Erscheinung tre- 
ten, durchweg als bekannt, daher nur gele- 
gentlich mit allerkürzester Nachweisung 
giebt. Ref. wagt dieses Verfahren nicht zu 
tadeln, obgleich es wahrscheinlich der Arbeit 
keinen äusseren Vorteil bringen wird. Aber 
was für ein furchterweckender „Wälzer“ 
konnte bei den ökonomischen Grundsätzen, 
die heut in der wissenschaftlichen Behand- 
lung selbst von Fragen mässigen Um- 
fanges gelten, leicht an die Stelle dieses 
in- der Rocktasche Platz findenden Büchleins 
treten! Wer ihm diese Anerkennung wei- 


gert, wird ebenso undankbar sein, wie der- 


27 [No.1] 


jenige, welcher nichts weiter daran loben 
wollte als die Handlichkeit. 
Berlin. 


F. Lindemann, Über einige prähistorische Gewichte 
aus deutschen und italienischen Museen I (aus den 
Sitzungsberichten math. phys. Klasse der k. bayer. 
Ak. d. Wiss. 1899, Bd. 29, Heft 1. S. 71—136) 8°, 
1 Tf. Bespr. v. W. Max Müller. 


Obwohl ich allen metrologischen Forschun- 
gen fern stehe, halte ich es doch für meine 
Pflicht, auf eine Arbeit aufmerksam zu ma- 
chen, welche die Vertreter mehrerer Zweige 
der Wissenschaft interessieren muss. Schon 
früher hat Lindemann den Mut gehabt, Spu- 
ren der altorientalischen Gewichtsysteme in 
den älteren archäologischen Funden Italiens, 
ja sogar in denen aus der prähistorischen 
Zeit Deutschlands, nachzugehen. Man wird 
ihm gern recht geben, wenn er in der 
Menge bearbeiteter Steine zwecklosester 
Form (als Reibsteine, Mahlsteine, Webstuhl- 
gewichte etc. bisher erklärt) vielfach Gewichte 
sehen will. Wie weit manche merkwürdige 
Übereinstimmungen mit babylonischen oder 
ägyptischen Gewichtsnormen zufällig sind 
oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Da 
aber Mitteleuropa in prähistorischer Zeit in 
den engsten Handelsbeziehungen zu Ober- 
italien stand, so wäre es wohl denkbar, dass 
orientalisches Gewicht in den entlegensten 
Winkeln Deutschlands schon frühe gebraucht 
wurde. Das merkwürdige Stick aus Höhlen- 
wohnungen der fränkischen Schweiz könnte 
also auch wohl die nur leicht entstellten 
zwei ägyptischen Zeichen „10 Ringe“ bieten ') 
und die verderbte Inschrift auf Fig. 3 u. 4 
könnte auf eine ähnliche ägyptische Vorlage 
zurückgehen ?). L. hat dann die Deutung 
der Aufschriften auf zwei altitalischen Ge- 
wichten gefördert, wonach die Formen TVI- 
NE 3) und TVNIES auf eine Gewichtsbezeich- 


_ ') Auf der Rückseite hat ein späterer Besitzer 
die Schriftzeichen stark entstellt wiederholt (NB!). 
Natürlich beweist. die Inschrift nicht sicher, dass hier 
10 Einheiten wirklich vorlagen. Dass die Barbaren 
von denselben etwas verstanden. halte ich für ganz 
unmöglich. Da müssten die Sudanneger die Auf- 
schrift der Maria Theresiathaler auch lesen können. 
Ich will übrigens nicht verschweigen. dass hierati- 
sche Aufschriften äusserst selten auf ägyptischen 
Gewichten eingegraben erscheinen. Wir sollten die 
hieroglyphische Form erwarten. 


9) Daran erkennt man nur "das Ringzeichen 
sicher. Die Inschrift der anderen Seite halte ich 


ebenfalls für ‘eine stärker verderbte Wiederholung, 
bei der die zwei Striche an den oval gewordenen 
Kreis angesetzt wurden (gegen S. 83). Demnach 
scheint es, als hätte die ‚ursprüngliche Vorlage 
„12 Ringe“ gelautet. 

*) Ist es wirklich von Corssen, Bugge und Linde 
numin noch nicht beobachtet worden, dass TVINE 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITU NG. 


[Januar 1900.| 28 


nung tevin weisen. Seine Vergleichung mit 
dem pen Gewichtsnamen dbn ist min- 
destens beachtenswert !). Soweit ist die Ar- 
beit sehr glücklich. In anderem führt den 
Verfasser seine Entdeckerfreude über das 
Ziel hinaus, indem er noch das etruskische 
Wort MIAAF und eine ganze Anzahl alt- 
italischer Aichzeichen °) als ägyptisch erklä- 
ren will. Keines der letzteren ist als Mass- 
ausdruck im Agyptischen verständlich, und 
die Deutungen, S. 97—103, sind alle nicht 
möglich. Es müssten bestenfalls die Bar- 
baren irgend welche ägyptische Zeichen ohne 
Verständnis gesetzt (?) oder, was immerhin 
wahrscheinlicher wäre, ägyptisch sein sollende 
Zeichen selbst erfunden haben. Jedenfalls 
ist es sehr zu wünschen, dass L. diese Un- 
tersuchungen fortsetzt, nur wäre es besser, 
dabei sich mehr der Beihilfe eines Agypto- 
logen zu bedienen; Brugsch’s Wörterbuch 
ist in den Händen eines Laien ®) eine sehr 
gefährliche Waffe. Vor allem wäre es wün- 
schenswert, die S. 135 erwähnten Gewichte 
von Mantua recht bald im Faksimile publi- 
ziert zu sehen‘). Ich hoffe, dass einer von 
den Mitarbeitern der OLZ., der sich mit 
Metrologie beschäftigt hat, den Lesern dieser 
Zeitschrift über die Gewichtstabellen refe- 
rieren wird, um auch diesem wichtigen Teil der . 
Arbeit Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen. 


Philadelphia. 


(wenigstens in der Vorlage) zweimal, von rechts und 
von links, geschrieben wurde? 

1) Bestätigte sich das, so hätten wir die bisher 
unbekannte Vokalisation des ägyptischen Wortes. 
Auch wenn das -e etruskische Endung wäre, so 
müsste das Wort nach der Vokalisation (dbén?) auf 
einen Vokal früher ausgegangen sein. Demnach wäre 
das Gewicht nicht „Spirale“ (dbn) genannt worden, 
sondern mit der Endung des Nomen Relativum 
dbene(y) „das Spiralförmige“. Das passte sehr gut. 

*) Dieselben müssten abgebildet werden. Die 
konventionellen Hieroglyphentypen sind hier ganz 
unpassend. 

4) Dem man es natürlich nicht verargen wird, 
wenn er z. B. deutsch „Loth“ mit rwz/rwd „Strick“ 
(nicht nur „Messstrick!*) vergleicht u. s.w. Schlim- 
mer ist es. dass F. Hommel es fertig bringt, das 
ägyptische kite (alt kidet d. h. wohl „das Kreisrunde“ 
von kode „Kreis“, zum Unterschied von der Spirale) 
aus dem gutwilligen Babylonisch (kuddu, S. 106) zu 
erklären. 

4) Diesellien sollen die Aufschrift xte. eine de- 
motische Zahl und deren etruskische Umschrift ent- 
halten, Könnten das übrigens nicht Gewichte eines 
Arztes sein, der ägyptische Medizinschriften in grie- 
chischer „bersetzung benutzte und sich dabei die 
Umrechnung der Rezeptangaben ersparen wollte? 
Es ist zu verwundern, dass derartige Spuren der 
ägyptischen Medizin ım Abendland bisher noch nicht 
gefunden wurden. 


29 (No. 1.| 


Mitteilungen. 


AZ, 1898 Heft 1 S. 76 macht K. Sethe einige 
Ausstellungen zu meinem Aufsatz „Zur ägyptischen 
Chronologie“ (Unters. z. altorient. Gesch. 8. 120 ff.) 
Ich beschränke mich hier auf einen Punkt zu er- 
widern, da ich anderwärts ausführlich auf diese 
Frage zurückkommen werde. Bezüglich der XIIten 
Dynastie bemerkt Sethe, dass meine Konjektur 
Kayaons für Aazagns und Identifikation mit Ka-chä-re 
(oder wie die neuere Schule schreibt: H'-k2w-r‘) 
falsch wäre. H'-ksw-r hatte nach Analogie von 
Mn-kew-r Mencheres bei Manetho etwa Chacheres 
bezw. (mit Uebergang von h in 3) Sacheres lauten 
müssen. Die andere Form Aauapıs wäre vorzuziehen, 
und diese gäbe, wie längst erkannt, recht gut den 
Namen N-mst-r des Königs Amenemmes’ III. wieder, 
der in der That der Erbauer des Labyrinths wäre. 
Um mit letzterem zu beginnen, so sieht jeder, der 
die manethonischen Listen unbefangen prüft, dass 
dem drittletzten Könige N-mst-r Amenemmes III. 
der drittletzte König Ausens (bei Eratosthenes Magens) 
entspricht. Die Notiz über den Bau des Labyrinths 
in der Rubrik des -dayagns beweist nichts dagegen, 
wir wissen gar nicht, ob die Notizen in den Listen 
in dieser Form direkt auf Manetho zurückgehen; 
stammt die Notiz erst von demjenigen, der Manetho 
exzerpierte, so würde sich das Versehen insofern 
leicht erklären, als Manetho wahrscheinlich erwähnt 
hat, dass der Vorgänger Amenemmes’ IIl. mit dem 
Bau des Labyrinths begann. Im übrigen kommen 
in den Listen verschiedentlich Verschiebungen vor, 
die auf das Konto der Auszügler zu setzen sind, und 
hier wäre man um so eher geneigt, eine solche an- 
zunehmen, als es sich nur um die Differenz von einer 
Zeile handelt: beim Abschreiben von Namen, bei 
denen hier und da Zusätze gemacht werden sollen, 
passiert es sehr häufig, dass man eine Zeile zu hoch 
oder zu tief gerät. Schon aus Gründen der Reihen- 
folge muss also Aayapns Usertesen Ill. entsprechen. 
und da drängt sich die Konjektur Xayagrs fiir-dazagye') 
(K und A werden oft verschrieben) = H‘-kew-r 
von selbst auf. H’-ksw-r konnte sowohl durch 
Xaysons, Xayaprs (die Vokale spielen gar keine Rolle 
als Aayspns, Kayapns (!) wiedergegeben werden, wir 
finden bei Manetho bald Namen, in denen zwei As- 
Piraten in zwei Silben nebeneinander vorkommen, 

ald kommt das griechische Lautgesetz in Anwen- 
dung, kraft dessen an Stelle einer ersten Aspirata 
die verwandte Tenuis erscheint. vgl. z. B. Kasteyws 
(= Kakau), Tancheres (= Dadkare), Akencheres 
(neben Chencheres), Koyzages (= Herhor) u. a. 

P. Rost. 


Von der Büchersammlung Socins (angeblich 
20000 Bände) gelangen 2—3000 an die D. M. G. 


Von der Egyptischen Abteilung des kgl. Museums 
zu Berlin ist ein von A. Erman und J. Krebs ver- 
fasstes Handbuch der Papyrus-Sammlung heraus- 
gegeben worden. 


In der Société d’histoire et d'archéologie in Genf 
hat M. van Berchem am 7, Dez. über die Fundamente 
des Pharus von Alexandrien gesprochen, welche 
unterhalb des viereckigen Wartturms des an dem 


1) Africanus; die Schreibung Lamares (so für 
Lamaris nach Euseb. arm.) findet sich erst bei Eu- 
sebius und ist unter dem Einflusse des folgenden 
Ameres entstanden. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Januar 1900.) 30 


grossen Osttbor Alexandriens gelegenen Schlosses 
zu suchen wäre. 


Ueber neue bulletins périodiques d’épigraphie 
sémitique siehe Comptes rendus i. d. Ztschschau. 


Bei den von Baron Dr. v. Landau in Verbindung 
mit Herrn Loytved in Gebeil betriebenen Ausgrabungen 
sind Gräber mit Blei-Sarkopbagen undTotenmasken, ein 
Krug mit 4 goldenen Armbindern und Küchengeräte 
aus Bronze gefunden worden. 


Flinders Petrie gräbt in Abydos, Grenfell und 
Hunt suchen griechische Papyri für die American 
Exploration Society. 


Personalien. 


Maspero hat die Leitung des Museums von Gizeh 
als Generaldirektor übernommen, was bei seiner 
bekannten Gründlichkeit und Liebenswürdigkeit all- 
seitig grösste Befriedigung erregt hat. 


Dr. L. Borchardt ist zum wissenschaftlichen 
Attaché bei dem deutschen Generalkonsulat in Kairo 
ernannt worden. 


Mit Philipp Paulitschke, der mit 45 Jahren in 
Wien viel zu früh verstarb, hat die Wissenschaft, 
der er als Geograph und Arabist treffliche Dienste 
geleistet hat, einen schweren Verlust erlitten. 


Dr. Neubauer ist leider durch Rücksicht auf 
seine schwach werdenden Augen gezwungen worden, 
seinen Posten als Sub-Librarian an der Bodleian 
Library aufzugeben. 


Zeitsehriftenschau. 


The Academy 1899. 
2. Dez. T. K. Cheyne and J. Sutherland Black, 
Encyclopaedia Biblica I, bespr. v. ? 


Beilage zur Allgem. Zeitung, Miinchen 1899. 
18. December. U. Wilcken, Aegyptische Studien 
und Verwandtes von Georg Ebers. 


Berliner Philol. Wochenschr. 1899. 

43. Steindorff, die Eliasapokalypse, bespr. v. E. 
Preuschen. 

44. Festgabe zu Ehren Max Biidinger’s, bespr. v. —s. 

46. Die 45. Versammlung deutscher Philologen: 
Prof. Zimmern hält einen Vortrag über Projektions- 
Bilder aus Syrien und Kleinasien. 

47. J. Krall, Grundriss der altorientalischen Ge- 
schichte I, bespr. v. Prášek 

49. G. Maspero, histoire ancienne (des peuples de 
l'Orient classique, bespr. v. Prášek. 


Centralbl. f. Bibliothekswesen 1899. 

12. Testamentum Domini nostri Jesu Christi 
edidit etc. Sgn. Ephraem IT Rahmani Patriarcha 
Antiochenus Syrorum, bespr. v. O. v. Gebhardt. 


Centralbl. f. Rechtswiss. 1899. 

Dez. Desminis, die Eheschenkung nach römi- 
schem und insbesondere nach byzantinischem Recht, 
bespr. v. H. Erman. 


31 INo. 1.] 


Comptes rendus. Paris 1899. 

Sept.—Oct. Le Marquis de Vogué, rapport de- 
posé au nom de la commission du corpus inscriptio- 
num Semiticarum: vom 1. Januar 1900 werden bulle- 
tins périodiques d’épigraphie sémitique erscheinen, 
entsprechend der Ephemeris epigraphica latina. — 
Delattre, rapport sur les fouilles de Carthage (Avril- 
Juin 1899): Stidecke des Plateaus gegeniiber der 
Batterie von Bordj-Djedid, teilweise von römischen 
Mauern überbaute Nektonole, 6 Stelen und ein 
Kopf (einer Stele) aus dem Ende der Carthagischen 
Periode. Unter andern Funden ein Scarabäus mit 
einer sitzenden egyptischen Person mit hoher Mitra, 
in einer Hand eine Peitsche, die andere zu einem 
heiligen Baum erhebend, über dem das Symbol Car- 
thago's, Halbmond und Mondscheibe, sich befindet. 
Dann ein Karneol mit Darstellung eines Greifen mit 
Löwenkopf, ferner ein anderer (oder von Agat?) mit 
Darst. eines Pferdes, das sich mit einem Fuss den 
Kopf kratzt. Gold- und Silberringe etc. Bronze- 
Münzen, Spiegel, Siegelringe, Beile, Schellen (eine 
an Kette), Nägel etc. Die Beile ziseliert, An- 
satz in Form eines Schwanenhalses (griechischer 
und egyptischer oder egyptisierender Stil). Viel 
Eisengegenstände, Schlacken mit Kupfer oder Eisen. 
Bleiornamente, 3 egyptische Alabasterobjexte mit 
Resten roter Farbe. Glas-, Knochen-, Elfenbein- 
gegenstände. 8 punische Grabschriften, 12 Vasen- 
inschriften, 6 Stempel. Ein Fragment nennt ..... 
den Sohn des E3mun-Adoni, aus Kitti. Hierzu zu 
vergl. die Notiz Babelon’s (S. 552) über die Münzen 
von Sidon, 2. Jahrh. mit der Legende: Von Sidon, 
der Mutterstadt von Cambe (= Carthago), Hippo, 
Citium, Tyr (E Babelon, Perses achéménides 236 und 
Rois de Syrie Einl. p. CX). — Clermont-Ganneau. 
El-Kahf et la caverne des sept Dormants: Mohammed 
habe in der XVIII. Sure das von Usama Er-Rekim 
genannte El-Kahf bei ‘Ammin im Auge gehabt. An- 
sprechende Vermutung, dass bei Mokaddasi in 


Lido ein Ausdruck fiir „Bastard“ zu sehen sei (de 


Goeje vermutet yao resp. Dye aus mn. — Fossey 
hat Abklatache der Inschriften von Bavian gemacht 
und Inschriften in El-Hadra ausgegraben. — Heron 
de Villefosse über die von Delattre ausgegrabenen 
Beilklingen (siehe oben), die von Anselm de Puisage 
gereinigt worden sind und merkwürdige, griechische 
und eyyptisierende Gravierungen zeigen; eine mit 
punischer Inschrift (nach Berger archaistisch und 
den altphönizischen Inschr. aus Egypten analog.) 
Babelon teilt mit, dass nach Gauckler im Bardo- 
Museum ähnliche Beilklingen seien, die gereinigt 
werden würden. — Clermont-Ganneau giebt einige 
Verbesserungsvorschliige zu den v. Ph. Berger in 
den comptes rendus 423—430 veröffentl. punischen 
Inschriften Gaucklers und Delattres — Les Ruines 
dArslan-Tash; extrait d'nne lettre de Hamdy-Bev 
imit Abbildung eines Basreliefs: Wagenlenker (wicht 
König, mit Eunuch, folgend (oder seitlich heran- 
sprengend’) ein berittener Eumneh (Stück einer gan- 
zen keihe.). 


Deutsche Litteraturzeit. 1599. 

45. W. Dittmar. vetus testamentum in novo. bespr. 
v. E. Nestle. — L. Cohn, Einteilung und Chronologie 
der Schriften Philos, hespr. v. C Siegfried. 

46. Sven Herner, den mosaiska tiden, besp. v. N. 
A. Fries. Troels-Lund, Himwelsbild und Weltan- 
schanung im Wandel der Zeiten, übersetzt v. L. Bloch. 
bespr. v. Fr. Paulsen. — E. Bischoff. kritische Ge- 
schichte der Talmud-Ubersetzungen aller Zeiten und 
Zungen, bespr. v. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


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— ge a > ee re A A UY nn mn 


W. Bacher, — G. Landgraf und | 


(Januar 1900.) 82 


C. Weymann, Novatians epistula de cibis judaicis, 
bespr. v. W. Schüler. 

47.0. Naumann, das Deuteronomium, bespr. v W. 
Nowack. — M. Hartmann, the arabic press of Egypt, 
beapr. v. J. Goldziher. — R. Porsch, die Beziehungen 
Friedrichs des Grossen zur Türkei, bespr. v. G. B. 
Volz. 

48. Christ. Johnston, the epistolary literature 
of the Assyrians and Babylonians, bespr. v. C. Bezold. 
— J. Lange, Darstellung des Menschen in der älteren 
griechischen Kunst, bespr. v. A. K 

49. Margaret Dunlop Gibson, an arabic version 
of the Apostels and the seven catholic epistles, 
bespr. v. Fr. Praetorius. 

1900 1. T. K. Cheyne und J. Sutherland Black, Ency- 
clopaedia Biblica, bespr, v. J. Wellhausen, der sich 
seinen billigen Hohn über advanced criticism ebenso 
wie sein Urteil über Assyriologisches hätte sparen 
können, da er die neuere Entwickelung nicht mehr 
verfolgt nach seinen eigenen Worten: „Wenngleich 
ich nun freilich diesem hoben Fluge zu folgen mich 
zu alt fühle, ist es mir doch sehr willkommen, hier 
ein vollständiges und getreues Abbild der mir bis 
dahin stellenweise völlig unbekannten jüngsten Phase 
des advanced criticism zu finden“. (Wenn „stellen- 
weise völlig unbekannt“, woher das Urteil „voll- 
ständig und getreu“? D. R.). F. Ll. Griffith, 
the Petrie Papyri, bespr. v. Adolf Erman. 


Gazette des Beaux-Arts 1899. 
1. Dez. G. Migeon, les cuivres arabes. I. Le vase 
Barberini au Louvre (mit Abbild. Forts. folgt). 


The geogr. Journal 189. 

Dez. C.R. Beazley, new light on some mediaeval 
maps. — L. H. Moseley, regions of the Benue. — 
The Monthly Record: activity of the egyptian public 
works departement in 1898. Russian explorations 
south of Abyssinia. 


Geographische Zeitschr. 1899. 

V 12. Konrad Kretschmer, die Beziehungen zwischen 
Geographie und Geschichte. — H. Winckler, die 
Völker Vorderasiens (Der Alte Orient Iı), bespr. v. 
W. Ruge. — L. H. Grothe, Tripolitanien und der 
Karawauenhandel nach dem Sudan, bespr. von 
Th. Fischer. 


Götting. gel. Anz. 1899. 

X. F. M. Esteves Pereira, historia dos martyres 
de Nagrau, bespr. v. Th. Nöldeke, der im Anschluss 
an den vom Verfasser veröffentlichten athiopischen 
Text der Arethas-Akten nochmals für die Echtheit 
des Briefes des Simeon von Arscham eintritt. — 
F. Cr. Burkitt, fragments of the books of kings acc. 
to the translation of Aquilu, bespr. v. A. Rahlfs. 


Historische Zeitschrift 1900. 

1. J3. Beloch. der Verfall der antiken Kultur. 

The Indian Antiquary 1899. 

December. J. S. King, History of the Bahmani 
Dynasty (nach Burbäu-i Maeäsir) (Forts.). 


Jahresb. ü. d. Fortschr. d. kl. Altertw. 1899. 

Ba. 100—103. IL 6. 0O. Gruppe, Bericht über 
die Litteratur zur antiken Mythologie und Religions- 
geschichte aus den Jahren von 1893 — 1897. (Schluss! 
-= P. Viereck. die Papyruslitteratur von den 70er 
Jahren bis 1898. (Schluss). 


33 INo. 1.) 


Jewish Quarterly Review 1899. 

N. 45 October. G. Margoliouth, The Original 
Hebrew of Ecclesiasticus XXXI 12—31 and XVI 
22— XXXVI 26. M. ediert die Ende 1898 im Brit. 
Museum gefundenen Sirach-Fragmente, 2 Blatter, 
die sich unmittelbar an solche der Cambridger 
Bibliothek anschliessen. Im ganzen sind bis jetzt 
gefunden und publiziert III 5 — VII 29; XI 34 
VI 26; XXX 11 — XXXIII 3; XXXV 9 — 
XXXVIII 27; XXXIX 15 — LI 30. In der kurzen 
Einleitung weist der Herausgeber, ebenso wie wieder- 
holt im Laufe des Artikels die Hypothese seines 
Bruders, des Oxforder Professor D. S. Margoliouth, 
zurück, dass die neugefundenen Fragmente nicht 
das Original, sondern Rückübersetzung seien. Auf 
genauen Abdruck des Textes folgt eine englische 
Uebersetzung mit kurzen Anmerkungen. In den 
Notes on the relation of the Greek and Syriac Ver- 
sions to the Hebrew text werden die wichtigeren 
Differenzen behandelt und es wird nachgewiesen, 
dass in der Handschrift der Genizah zu Cairo, der 
fast sämtliche bisher bekannten Blätter des Sirach 
angehören, zwei Rezensionen des hebr. Textes zu- 
sammengeflossen seien, woher sich häufig Dubletten 
finden. Den Gewinn, den das hebr. Lexikon aus 
der neuen Publikation ziehen kann, stellt M. in der 
List of late or rare words and forms including a few 
references to unusual constructions zusammen. 
Verschiedenc im Biblisch-Hebräischen nur einmal 
vorkommende Worte finden hier weitere Belege, 
bisher für neuhebr. geltende werden als althebr. 
nachgewiesen. Der Stamm == (kämpfen) bisher 
nur im Syrischen belegt, jetzt im Sirach >") Käm- 
fer. Die vortreffliche Publikation bestätigt viele 

onjekturen Edersheims.!) — S. A. Hirsch, Early 
English Hebraists. Roger Bacon and his predecessors 
weist nach, dass Beda und Alcuin hebr. verstanden, und 
behandelt dann ausführlich Bacons hebr. Kenntniss 
— Bacher, An Hypothesis about the Hebrew 
fragments of Sirach richtet sich gegen D. S. Margo- 
liouth’s The Origin of the ,Original Hebrew“ of 
Ecclesiasticus, welcher behauptet, der wiedergefun- 
dene Sirachtext sei eine Rückübersetzung aus dem 
l1ten Jalirh, Ein persischer Jude habe sich den 
griechischen Sirach ins Persische übersetzen lassen 
und auf Grund dieser persischen Übersetzung sowie 
des ihm verständlichen syrischen Textes die nun 
aufgefundene übersetzung, die also Autograph sei, 
angofertigt. Ehe er an die Arbeit ging, habe er 
Parallelen aus dem alten Testamente gesammelt. 
Später habe ein nur des Hebriiischen kundiger Leser 
einige Verbesserungen am Rande hinzugefügt. Nach 
Bacher hat M. die persische Glosse, welche den 
Ausgangspunkt seiner Untersuchung bildet, gänzlich 
missverstanden, Punkt für Punkt der Beweise werden 
wegen ihrer Unhaltbarkeit und Künstlichkeit zurück- 
gewiesen. Bs. Bemerkungen sind zugleich neue 
Beiträge zur Erklärung der diskutierten Stellen der 
allein berücksichtigten Oxforder Fragmente. In 
einem Postscriptum weist B. auf Taylor's Zurück- 
weisung der Hypothese in der Ausgabe der Cam- 
bridger Fragmente hin. Israel Lévis Argument 
gegen die Echtheit (95m in der Bedeutung „schaffen“ 
Arabismus) legte B. kein Gewicht bei. — A. Cowley, 
Notes on the Cambridge texts of Ben Sira Kollation 


1) Dasselbe gilt auch von Felix Perles trefflichen 
Notes Critiques sur l’Ecclesiastique (aus Revue des 
Etudes Jnives XXXV), die Ryssel in Kautzschs Apo- 
kryphen grösstenteils stillschweigend 
Ryssels Übersetzung ist durch diese sowie Schechters 
Publikation teilweise schon jetzt antiquiert. 


aufnimmt. | 
(A. M.) — 


der eben erschienenen Ausgabe derselben mit dem 
sehr schwer zu Jesenden Original). — S. Schechter 
publiciert als Genizah Specimen einen fragmentari- 
schen Brief aus dem 11. Jahrh., der wahrscheinlich 
von dem Beth-Din einer spanischen Gemeinde aus- 
geht. — M. Steinschneider, An Introduction to tlıe 
Arabic litterature of the Jews liefert zu dem im 
vorigen Hefte beendeten Verzeichnis der bei Juden 
vorkommenden arabischen Namen ein Supplement 
(s—w). — Notes. Misscellanea. Cheyne will 1 Kön. 
1 statt ran lesen py5m. Gemeint sei die Mutter 
Rehabeams. Salomo habe ausgeführt, was Adonija 
beabsichtigt hatte und die pjang geheiratet. I. Kön. 
14, 21 u. 31 sei also my statt mr my zu lesen. 
Ebenso im Hohen Lied 6,12; 7, 2 u. 7 statt 
TOY NI D D3 und OY AI immer Amer. — 

. Simonsen giebt zu der letzten der im vorigen 
Hefte der J. Q. R. (vergl. O. L. Z. II 318)') von 
Margoliouth edierten Responsen des Maimoni des 
aus seiner H. S. dieser Responsen (der einzigen be- 
kannten ausser den Fragmenten des Brit. Museum) 
die wichtigen Varianten und ergänzt den fehlenden 
Schluss; dann giebt er einc zusammenfassende Uber- 
setzung des von der Bereitung der Tinte handelnden 
Responsum. — Rezensionen: Lazarus, Ethik des Juden- 
tums (u.) Hastings Dictionary of the Bible II bespr. 
v. J. Jacobs; L. Rosenak, Fortschritte der hebr. 
Sprachwissenschaft von Jehuda Chajjüg bis David 
Kimchi I, bespr. v. Samuel Poznański. S. Krauss, 
Griechische und lateinische Lehnwörter im Talmud, 
Midrasch und Targum I, bespr. v. I. Fürst. Her- 
kenne, De veteris Latinae Ecclesiastici capitibus 
I—XLII, bespr. v. A. Cowley. — Vorläufige An- 
zeige von The wisdom of Ben Sira. Portions of 
Ecclesiasticus from Hebrew Manuscripts etc. edited 
by S. Schechter and C. Taylor durch J. Abrahams, 
der gleichfalls die Margoliouthsche Hypothese scharf 
zurückweist. 


Journal Asiatique 1899. 
XIV. 1. M. Gaudel, les premieres invasions arabes 
dans l’Afrique du nord. (Forts.) R. Basset. 
les sanctuaires du Djebel Nefousa. (Schluss) — 
C. Sonneck, six chansons arabes en dialecte Maghrehin. 
(Forts.). — Carra de Vaux, la Kagidah d’Avicenne sur 
l'âme. (Nach 2 von den 5 vorhandenen Pariser Hand- 
schriften herausgegeben und übersetzt.) — Cl. Huart, 
le janissaire Békir-Agha, maitre de Baghdad (1619 
— 1623), d'après un document inédit. 


Journal des Savants 18%. 
Okt. G. Paris, les manuscrits du Kelila et Dimna 
de Jean de Capoue. 


-a.m 


J. R. A. S. 1899. 

Okt. T. H. Weir, the arabic, syriac, and hebrew 
manuscripts in the Hunterian Library in the univer- 
sity of Glasgow (vorher katalogisiert von G. Haene! in 
catalogi librorum manuscriptorum Die Handschriften 
stammen aus dem 12. bis 18. Jahrh. und sind nur 
teilweise datiert). — E. G. Browne, the Chahär Maqála 


1) Dort Z. 7. v. u. muss es heissen: 12 bisher 
nur teilweise in hebr. Übersetzung bekannte Re- 
sponsen. rigens ist ihm wie dem Herausgeber 
entgangen, dass zu dem von Tamah nicht übersetzten 
Resp. V Rudnitzki in der hebr. Zeitschrift Moyen 
Jerusalem 1898 S. 142 als Nr. 25 aus e. Oxforder 
Ha. eine Übersetzung publiziert. Jb. findet sich 
S. 158 als Nr. 30 auch eine andere Übersetzung 
von Resp. VIl, deren Schluss mit dem arab Origina] 
übereinstimmt. A. M 


35 (No. 1.) 


(„four discourses“) of Nidhdmi-i- Aridi i-Samar- 


qand{, translated into English. (Forts. u. Schluss). 
— G. Le Strange, Baghdad during the Abbasid 
nun A topographical summary, with a notice 
of the contemporary arabic and persian authorities 
(im Anschluss an Ibn Serapion und Yakübi; mit 
Plänen der Stadt.). — Correspondence: R. A. Nichol- 
son, some arabic manuscripts (N. fährt fort, über die 
in seinem Besitz befindlichen Mannscripte Mitteilung 
zu machen.). 


m a 


Der Katholik 1899. 

Dez. G. Hoberg, die Genesis nach dem Literalsinn 
erklärt, bespr. v. Selbst. — Miscelle von E. Seydl 
über die „Regenbogenbibel*. (Auch die, welche 
über Quellenscheidung und niedere Kritik anderer 
Meinung sind, können an der humoristischen Art der 
Besprechung ihr Vergnügen finden). 

1900 I. A. Fischer Colbrie, die dogmatischen Prin- 
zipien der Bibelkritik. 


ee 


Literarisches Oentralbl. 1899. 

45. We. Bacher, die älteste Terminologie der 
jüdischen Schriftauslegung, bespr. v. H. Str. — P. 
Bedjan, Nomocanon Gregorii Barhebraei, bespr. v. ? 

46. Socii Bollandiani, bibliotheca hagiographica 
latina, bespr. v. v. D. 

47. ‘Atija Reschid, al Dalil ila murädif el ‘ammi 
wal dakhil, bespr. v. C. F. Seybold. | 

48. M. Levin, Lehrbuch der jüdischen Geschichte 
und Litteratur, bespr. v. M. F. — P. Grenfell and 
A. Hunt, the hynchus Papyri, bespr. v. F. B. 

49. Troels- Lund, Himmelsbild und Weltan- 
schauung im Wandel der Zeiten, bespr. v. K. — 
L. Bonelli, elementi di grammatica Turca Osmanli, 
bespr. v. ? 

30. W. Bacher, die Agada der Palästinensischen 
Amoräer, bespr. v. H. Str. — M. Hartmann, the 
Arabic press of Egypt. bespr. v. ? 


Al-Machriq. II. 1899. 

22 (156. November). P. L. Ronzevalle, Le traité 
inédit de la musique arabe du Dr. M. Mochaga 
(suite). Anfang in II 4. — P. H. Lammens, Notes 
archéolog. sur le Liban (suite): Hydrographie du 
Liban. Anfang der Artikelreihe in I 22, — R. A 
Charr, Les voies commerciales de l’Empire Ottoman. — 
P. L. Cheikho, L’Histoire de Beyrouth de Salih Ibn 
Yahia (suite), Anfang in I 1. — P, P. Jotion, Voyage 
à Constantinople. as heutige Constantinopel. 
Schluss zu II 21. — P. Anastase Carme, Les mots 
arabes dérivés du grec (suite). Anfang in II 8. Mit 
weiteren Bemerkungen des Pater Lammens. — Be. 
sprechungen von 1) Ebn Malck, L’Alfiiah tradotta 
e commentata de Errico Vitto, Beirut 1898, 2) Hossan 
Kueider, Dizionario dei triplici, tradotto da Eır. 
Vitto, Beirut 1898, 3) Kitab al-mu‘in fi-l-igtiräh 
‘ala talabat al-‘arabija von Sa‘id al- Hiri a&-Sartüni. 
— Varia: Zur Kritik der Magant al-adab durch 
Ibrahim al Jäzegi. Vgl. II 21. — Fragen und Ant- 
worten(Kleinigkeiten). — Druckfehler-Verbesserungen. 

23 (1. Dezember). R. Chartouni, La critique lin- 


guistique du e Lud (dernière réponse), Gegen neue 


Ausführungen des Scheichs Ibrahim al-Jäzegi. Vgl. 
dazu II 13 und 17. — L’Emir Ch. Arislan, Notes 


philologiques. Einzelheiten arabischen Sprach- 
gebrauches. — P. J. Tatai, Mceurs libanaises (suite): 
L'école. 


Anfang der Artikelreihe in II 1 a L. Z. 
IT 59), — P. L. Ronzevalle, Le traité inédit de la 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Januar 1900.] 36 


musique arabe du Dr. M. Mochaga (fin). — P. H. 
Lammens, Les Colonies Juives en Palestine. Nach 
2. D. P. V. XVI, 192—201 und XVIII, 190 sowie 
nach eigener Anschauung. — Besprechungen von 
1) Dom J. Parisot, Rapport sur une Mission scien- 
tifique en Turquie d’ Asie. Recherches sur la Musique 
orientale, 2) H. Pognon, Inscriptione Mandaites des 
Coupes de Khouabir. Deux parties. Paris 1898. 99. — 
Varia: Weiteres zur Kritik der Magäni al-adab durch 
Ibrahim al-Jäzegı. Vgl. II 21 und 22. — Fragen 
und Antworten (Erklärung der Ortsnamen Dér el. 
qamr und Bleddin aus dem Syrischen u. s. w. 


Mitteil. aus der histor. Litteratur. 1899. 

4. R. v. Scala, die Staatsvertrige des Altertums I, 
bespr. v. E. Heydenreich. — H. Gelzer, Sextus Julius 
Africanus und dıe byzantinische Chronographie, bespr. 
v. F. Hirsch. 


Mntsschr. f. Gesch. u. Wiss. d. Judent. 1899. 

10. H. Cohen, das Problem der jüdischen Sitten- 
lehre. (Schluss). — M. Peritz, zwei alte arabische 
bersetzungen des Buches Rüth. (Schluss) — 
L. Ginzberg, die Haggada bei den Kirchenvätern 
und in der apokryphischen Litteratur. (Forts) — 
S. Fränkel, Miscellen zu Saadias Bibelübersetzung. — 
M. Steinschneidcr, die italienische Litteratur der 
Juden. (Forts.) 


Neue philol. Rundschau. 1899. 
23. E. Guignet et E. Garnier, la céramique anci- 
ennne et moderne, bespr. v. — r. 


Nouv. Arch. d. missions scient. Paris 1899. 

Tome IX. P. Blanchet, mission archéologique 
dans le centre et le sud de la Tunisie. (Avril — 
Août 1895). — Dom J. Parisot, rapport sur une mis- 
sion scientifique en Turquie d’Asie. (Die Reise ist 
unternommen 1896/97 zur Erforschung der syrischen 
Sprache und der asiatischen Musik. Am meisten 
Sorgfalt wurde dem Dialekt von Malülä gewidmet. 
Die musikalische Forschung ergab eine Sammlung 
von ca. 350 asiatischen Melodien, hier in Noten wieder- 
gegeben mit transcribiertem Liedertext; maronitische, 
arabische, syrische, chaldüische, — aus der Gegend 
von Mossoul, Ourmiah, Khosrowa — und jüdische 
aus der Synagoge zu Jerusalem.) — G. Perin, la 
mission Foureau-Lamy. (Kmpfehlender Bericht über 
die zu unternehmende Expedition durch die Sahara). 


Philologus 1899. 

Supplbd. VII. 4. J. Marquart, Chronologische 
Untersuchungen (Berossos und die babylonische Königs- 
liste. .Zur Chronologie der Hyksos. Die Exodus- 
berichte des Manetho und Chairemon und die Josephs- 
geschichte der Genesis. Die XVIII, und XIX. Dynastie 
nach Manetho. Die Chronologie der Aethiopen und 
Saiten (XXV. und XXVI. Dynastie). 


Revue critique 1899. 

43. C. Holzhey, das Buch der Könige, B. Dubm, 
die Psalmen, T. Tyler, Ecclesiastes, (u.) J. D. Prince, 
a critical commentary on the book of Daniel, bespr. 
v. A. L. — E. Kautzsch, die Apokryphen und Pseud- 
epigraphen des A. T., M. Ginsburger, das Fragmenten- 
thargum, (u.) Festschrift zu Ehren des Prof. Chwolson, 
bespr. v. F. G. 

45. J. Mordtmann, Palmyrenisches, (u.) derselbe, 
zu den Palmyrenischen Inschriften des Dr. A. Musil, 


37 [No. 1.] 


(u.) A. Stamme, Handbuch des Schilhischen von Taser- 
walt, bespr. v. Clermon-Ganneau, der zu 1. u. 2. be- 
merkt, dass die Ausgabe der palmyrenischen In- 
schriften von D. H. Müller viel zu wünschen übrig 
lässt und auf sein „recueil de l’arch. Orient“ ver- 
weist. — E. de Villiers du Terrage, journal et sou- 
venirs sur l’expedition d’Egypte, 1798—1801, publie 
par M. de Villiers du Terrage, bespr. v. A. C. 

47. W. Max Müller, die Liebespoesie der alten 
Aegypter, bespr. v. G. Maspero. — W. Schmidt, 
Hieronis Alexandri opera quae supersunt, bespr. v. 
P. Tannery. 

48. R. H. Brown, the land of Goshen and the 
Exodus, bespr. v. G. Maspero. — S. R. Driver, 
F. Griffith u. a., authority and archaeologie sacred 
and profane, bespr. v. M. Dohl. — Bulletin: Im Be- 
richt über die „Vorderasiatische Gesellschaft“ wird 
den deutschen Gelehrten der Vorwurf gemacht, dass 
sie zu wenig die Namen der Gelehrten, „qui ont les 
premiers ouvert la voi“, zitieren. Was Referent 
unter zitieren versteht, geht aus folgendem Beispiel 
hervor: la majeure partie (der Amarnatafeln) a été 
déchiffrée par M. J. Halévy, en 1893, et apres lui, 
par H. Winckler, Delattre et Betzold“. 

49. K. Sethe, das altaegyptische Verbum, bespr. 
v. G. Maspero. 


Sitzgsber. d. Kgl. Pr. Ak. d. W. z. Berlin 1899. 

XLVII—XLIX. A. Harnack, vorläufige Bemerkungen 
zu dem jüngst syrisch und lateinisch publizierten 
„testamentum domini nostri Jesu Christi“. (Haupt- 
resultat der Abhandlung ist die Festsetzung der 
Entstehungszeit der von Bohren II Rahmani heraus- 
gegebenen Schrift. Allein durch Zitate aus der 
Schrift selbst sind als solche das 6. Jahrhundert 
nachgewiesen). 


Teubner's Mitteilungen 1899. 

5./6. Festschrift zu Moritz Cantors 70. Geburts- 
tage; darin M. Steinschneider, Mathematik bei den 
Juden (1501—1550). 


Theolog. Litteraturblatt 1899. 

44. Geyer, itinera Hierosolymitana saec. IV—VIIL, 
bespr. v. 4. — Recueil des traveaux redigés en mé- 
moire de Chwolson, bespr. v. Boehmer. — Hastings, 
Dictionary of the bible vol. II, bespr. v. H. L. Strack. 

45. Bacher, die Agada der palästinensischen 
Amoräer II—III, bespr. v. H. L. Strack. 

46. H. L. Strack, neue Litteratur über das Buch 
Jesus Sirach. (u.) Taylor, the wisdom of Ben Sira, 
(u.) J. Levi, l’ecclesiastique, (u.) Herkenne, de veteris 
Latinae ecclesiastici capitibus I—XVIII, bespr. v. 
Schechter. — Sellin, Serubabel, bespr. v. v. Oreli. 

47. E. Bischoff, kritische Geschichte der Talmud- 
übersetzungen aller Zeiten und Zungen, bespr. v. H. 
L. Strack. — Reckendorf, die syntaktischen Verhält- 
nisse des Arabischen IL, bespr, v. Eb. N. (mit Hin- 
weisupg auf Reckendorfs „syntaktische Forschung“ 
Miinchen 1899.) 

48. v. Gall, altisraelitische Kultstätten, bespr. v. 
v. Orelli. — Böhmer, Reich Gottes und Menschen- 
sohn im Buche Daniel, bespr. v. R. Z. — H.v. Soden, 
Palästina und seine Geschichte, bespr. v. Böhmer. 

49. Nösgen, Aussagen des neuen Testaments über 
den Pentateuch, bespr. v. v. Orelli. 

50. Landgraf u. Weymann, Novatians Epistula 
de cibis Judaicis, bespr. v. 4. — C. R. Petit, les 
Confréres Musulmanes, bespr. v. Zöckler. — R. Kittel, 
Profetie u. Weissagung, bespr. v. Böhmer. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Januar 1900, ] 38 


Theologische Litteratur-Zeitg. 1899. 

23. E. Nestle, Septuagintastudien III, bespr. v. 
E. Schürer. 

26. J. Benzinger, die Bücher der Könige erklärt, 
bespr. von G. Beer. — J. Köberle, die Tempelsänger 
im alten Testament, bespr. v. W. Baudissin. 


Wochensohr. f. klass. Philol. 1899. 

46. Troels-Lund, Himmelsbild und Weltanschauung 
im Wandel der Zeiten (deutsche Übersetzung von L. 
Block), bespr. v. O. Weissenfels. , 

48. W. Ruge und E. Friedrich, Archäologische 
Karte von Kleinasien, bespr. v. A. Körte. 

49. L. Cohn, Einteilung und Chronologie der 
Schriften Philos, bespr. v. J. R. Asmus. 


ed 


W. Z. K. M. 1899. 

XIII 2. 3. Kurt Berghold, Somali-Studien. — 
G. Kampffmeyer, Beiträge zur Dialektologie des 
Arabischen. I. das marokkanische Präsenzpräfix ka 
(Schluss). — G. Bickell, der hebräische Sirachtext, 
eine Rückübersetzung (aus dem Syrischen, nach dem 
Schlusslied und nach dem Hexastich 12, 10—11). — 
Henry Jehlitschka, türkische Konversationsgranımatik, 
bespr. v. Maximilian Bittner. — G. Jahn, Sibawaihi’s 
Buch über die Grammatik, bespr. v. R. Geyer — 
J. Goldziher, Abhandlungen zur arabischen Philologie 
II das Kitäb al-mu'ammarin, bespr. v. Th. Nöldeke. 
— A. Billerbeck, das Sandschak Suleimania, bespr. 
von W. Tomaschek. — Kleine Mitteilungen von 


M. Bittner (1. armen. ymor Sauerteig aus arab. > 


(Hübschmann) durch Vermittlung des Türkischen. 
2. Arabische Umbildungen im Persischen: (jw 


‘akkas Photograph von ees Reflex. jive maššâq 


Instruktionsoffizier von cor Schreibvorlage, Uebuny. 


ól harrâf Schwätzer, Vielredner, von > 
Buchstabe. Gehört wA qallâb Falschmünzer zu 
ds falsch (vom Gelde) oder zu „Js Form, Guss- 
form =: xadddwovs (Dozy); ferner RAS Schalk, 


Schelm zu „3 oder zu yids (Dozy % XS [pers.| 
40 $ 
et yal rusé, astucieux). 3. M: ein anderer 


und ARS nach in Parallele zu den Ableitungen von 


“mx gestellt. — Erklärung (D. H. Müller's gegen 
F. Hommel, der Müller in einer kleinen Schrift „die 
südarabischen Altertümer (Eduard Glaser Sammlung! 
des Wiener Hofmuseums und ihr Herausgeber Pro- 
fessor David Heinrich Müller“ heftig angegriffen hat 
Dass Müller sich nur gegen den Plagiatvorwurf, nicht 
gegen die auf seine Fehler gerichteten Angriffe ver- 
teidigt, ist sein gutes Recht; zu dem Ton von oben 
herab gegen Hommel hat Müller wahrlich keine be- 
rechtigung. D. R.) 


2. B. 1899. l 

IV. E. Rösler. Ausgrabungen in Transkaukasien 
(Schluss). IV. Ausflug nach den sogenanntenf Königs- 
gräbern von ,Ssachssagan“, V. Ausflug nach dem 
Dorfe Tschenuchtschi und Ausgrabungen daselbst. 


39 


(No. 1.] 


Der Stein. von Grab 2- mit armenischer Inschrift. 
VI. Ausgrabungen beim Dorfe „Serti“ am Flusse 
„Akara“ im Sangesur'schen Kreise. VII. Anusgra- 
bungen bei Schuscha. — Max Ohnefalsch-Richter, 
Neues üher die auf Kypern angestellten Ausgra- 
bingen XII. Die Spinn- Wirte, Kunkeln und 
Schmuck-Perlen. XIU. Stein-Geriite und Stein- 
schmuck (dabei steinerne Gewichtsringe aus cinem 
Grabe zu Hagia-Paraskevi erwähnt). XIV. Die Cy- 
linder. Ursprung und Beginn des kyprischen Sylla- 
bars. (Die kyprischen Steincylinder jünger als die 
babyl.-assyr.,.etwa um 1500; zu vergleichen die 
Funde Bliss’s in Tell-El-Hesy. Die kyprische Schrift 
von kyprischen Griechen um 1600 angewandt. Pro- 
test gegen S. Reinach's Hetiter-Pelasger-Etrusker- 
Theorie). XV. Kleine Funde aus Knochen, Horn, 
Elfenbein, glasiertem Thon und Glas. XVI. Die 
Meissel und Doppelbeile aus Kupfer und Bronze. 
XVII. Kupferne und bronzene Dolche und zwei- 
schneidige Schwerter und deren eiserne Nachbil- 
dungen (darunter dünne Dolche als Gewichte, oder 
als Votiv- und Ceremonialdolche aufgefasst. Hier 
die Anm. 1 zu S. (323) zu beachten, wonach die 
Bajonett-Dolche in die spätere kyprische Bronzezeit 
fallen, aber ein den kyprischen ähnlicher von Flin- 
ders Petrie in einem der Gräber von Ballas und 
Naqada gefunden sei, die in die Zeit von 3300—3000 
fallen sollen, also viel früher wären). XVIII. Messer 
und einschneidige Schwerter. XIX. Lanzen- und 
Pfeilspitzen. (Hierbei über einen Vexirbecher.) XX. 
Pfriemen, Ahlen, Stemmeisen und ‘Teigschaber. 
XXI. Nadeln. (Wieder auf Exemplare, die in Bal- 
las - Naqada - Gräbern gefunden sind, verwiesen.) 
XXII. Spiral-Ringe und Ohrringe. XXIII. Pincetten 
und Gabeln. XXIV. Ein kyprisches bronzezeitliches 
Grab mit den bronzenen Mykenae-Szeptern und My- 
kenae-Gefässen. (Hier Abbildung zweier Cylinder; 
einer mit hetitischen Zeichen?) XXV. Die Fibeln 
und die Hakenkreuze. (Hier die in Niniveh von 
Layard ausgegrabenen 6 Fibeln, die mit ihnen ge- 
fundenen getriebenen Metallschalen und Elfenbein- 
schnitzereien auf Kypern oder kyprische Vorbilder 
zurückgeführt.) XXVI. Sonstige Gegenstände aus 
Bronze und Eisen. XXVII. Die verschiedenen Kul- 
tur-Völker-Schichten Kyperns im Zusammenhange 
mit anderen Ländern. A. Die europäisch-kleinasia- 
tische Urzeit und die Urzeit in Agypten. (Auf 
Kypros Periode I) B. Die älteste kyprisch-hissarli- 
kische Zeit. (Auf Kypros Periode II) C. Die ky- 
prisch-bissarlikische-protokykladische Zeit mit phry- 
gisch-hetitischen Einflüssen. D. die kyprisch-spät- 
kykladische Zeit. E. Die kyprisch-mykenische Zeit. 
a) Die Arkader, Lakovier, Tyrrhener und Lykier, 
mit den Schardana, Aqayvas, Schakarascha. Turscha 
und Luku zu identifizieren (?!). b) Die Kefto und 
die kyprisch-mykenische Lokal-Keramik, sowie deren 
Export nach anderen Ländern. c) Die mykenischen 
in den Fels gehauenen Kuppelgräber von Kypros 
ausgehend. Übergänge von der spätmykenischen 
zur früh-gräkophönikischen Kultur. d) die Schar- 
dana und die Sarden, die Turscha und die Etrusker. 
e) Die Schardana in Syrien und die Mitani. f) Das 
semitische und spezifisch-phönikische Element in der 
mykenischen Kultur. g) Noch einmal Spät-mykeni- 
sches und Früb-gräkophönikisches. h) Bildliche 
Vergleiche zwischen ägyptischen, kyprischen, meli- 
schen und mykenischen Denkmälern. XXVII. 
Kupfer-, Silber-, Gold-, Zinn-, Bernstein- und Elfen- 
bein-Handel. Flux und Reflux der Industrien zwi- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Januar 1900.| 


ln a EEE ann m En nn im tt mn nn m nn nn nn nn nn nn en m nn 


40 


| BEENDETE EIER ARE | mn 


schen Morgenland und Abendland mit besonderer Be- 
rücksichtigung Kyperns. XXIX. Schlusawort. — F. v. 
Luschan, sichelartige Hau-Messer aus Kärnthen und 
aus Lykien. — R. Virchow berichtet (in Fortsetzung) 
über „die Forschungsreise unserer armenischeu Ex- 
pedition Belck - Lehmann.“ — Adolf Bastian, Mit- 
teilungen von seiner letzten Reise nach Nieder- 
landisch-Indien. 


V. Waldemar Belck, aus den Berichten über die 
armenische Expedition. 1. Die Herrschaft der Ge- 
nuesen (aus Missverständnis englischer Forschungs- 
reisender seien die dem alten Könige Dschinowass (wiss) 
zugeschriebenen „chaldischen“ Bauten den „Genoese“ 
beigelegt worden!). 2. Die Fels-Skulptur von Ba- 
jazed: In Nische um die Eingangsthür herunı zwei Ge- 
staiten; dazwischen ein Ziegenhock.) 3. Nachträge zu 
meinen Ausführungen über den bahylonisch-assyrisch- 
jüdischen Sintflut-Bericht (recht merkwürdige Aus- 
führung vom „seemännischen“ Standpunkt aus". 4. 
Die Bewässerung der Ehene von Bergri und der 
Bendimahi-Tschai. 5. Die Quellgrotte des Tigris: 
(Die sogenannte „Quellgrotte“ sei nicht identisch mit 
dem „Quellort des Supnat“. Das eine von den beiden 
gefundenen Bildnissen gehöre nach Lehmann Sal- 
wanassar II. an.) 6. Der Weg Xenophon’s (von Schön 
auf dem Kurrtick-Dagh-Weye nach dem Kara-Su.) 
7. Chaldiische Altertiimer (ohne positive Angaben.) 
8. Die Quelle des Batman-Su. 9. Majafarkin und 
Tigranokerta. (Identifikation Moltke’s bestätigt.) 
— Hermann Brunuhofer, die Herkunft der Sanskrit- 
Arier aus Armenien und Medien. R. Virchow 
setzt seine Mitteilungen über die armenische Expe- 
dition (Belck-Lehmann) fort. (In der Quellyrotte des 
Sebeneh-Su (eigentlicher Name Byrkele(i)u-Su) seien 
mindestens 5 Insebriften : 1 von Tiglatpileser I, 1 von 
Tuklat-Ninib, 3 Salmanassar's Il. Spätere Angabe, 
die angeblich von Tuklat-Ninib gesetzte sei auch 


von Salmanassar Il.) — G. Schweinfurth zeigt einen 
ägyptischen Ring aus Kieselmasse. — idem, Bega- 
Gräber. 


Zeitschr. f. d. Gymnasialwesen 1899. 


Nov. H. v. Soden, Palästina und seine Geschichte, 
bespr. v. G. Sachse. 


Zeitschr. f. d. österr. Gymnasien 1899. 


11. R. v. Scala, die Staatsvertrage des Alter- 
tums, bespr. v. Swoboda. 


Zeitschr. f. vergleich. Sprachforsch. a. d. 
Geb. d. indog. Spr. (K. Z.) 1899. 


4. G. Hüsing, altiranische Mundarten I. (Versuch 
aus den Formen iran. Eigennamen oder deren Be- 
standteile mehrere Mundarten zu unterscheiden [Fort- 
setzung seiner Inang. Dissert.|). — G. Hiising, zur 
persischen Lautlehre. (gegen Hübschmann). 


— 


Zeitschr. f. Sozialwiss. 1899. 


11. J. R. Steinmetz, die neueren Forschungen zur 
Geschichte der menschlichen Familie. (Forts.) 


Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Kouigsberg i. Pr. 
Verlag u. Expedition Wolf Peiser Verlag, Berlin S.. Brandenburgstr. 11, 
Druck voo Max schmersow vorm. Zahn & Baendei, Kirchhain N -i 


3. Jahrgang No. 2. 15. Februar 1900. 


Orientalistische 
Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 


von 


F. E. Peiser. 


HH 


Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburestr. 11. 


James Parker & Co. Oxford, 27 Broad Street. 


Inhalt: == 
Alma technica militans. 
W. Max Müller, Die Schlusszeilen der Stele Louvre C 1. 
W. Max Müller, Zwei ägyptische Wörter im Hebräischen. 
Jean Capart, Encore un mot au sujet de la déeapitation dans l'Egypte ancienne., 
Bespreehungen : | 
Max Grünert, Der Löwe in der Literatur der Araber (G. Kampffmevyer.). 
F. LL Griffith, Archaeological Report of the Egvpt Exploration Fund for 1898—1899 
(W. M. Müller). 
M. Lidzbarski, Handbuch der Nordsemitischen Epigraphik (Hugo Winckler). 
F. K. Chevne, Das religiöse Leben der Juden nach dem Exil (Friedr. Giesebrecht). 
B. Manassewitseh, Die Kunst die Hebräische Sprache durch Selbstunterricht schnell 
und leicht zu erlernen (F. E. Peiser). 
H. Scholz, Abriss der hebräischen Laut- und Formenlehre (F. E. Peiser). 
H L. Strack, Hebriische Grammatik und Ubungsbuch (P. E. Peiser). 
Kautzsch-Weizsäcker, Textbibel des Alten und Neuen Testaments (Felix Perles). 
Mitteilungen. Wissenschaftl. Fragen u. Antworten. Aus gelehrten Gesellschaften. 
Personalien. Zeitsehriftensehau. Berichtigung. 


Kei der Redaktion eingegangene Schriften. 


*, Revue Sémitique. Se Année. Janvier 1900. | 

>) S. Mannes. über den Einfluss des Aramäischen auf den Wortschatz der Misnat an Nominal- u. Verbal- 
stämmen. 1. Posen. B. Itzeszewaki. 1899. 

*) Kurt Sethe. las ägyptische Verbum im Altägyptischen. Nenägyptischen und Koptischen. 1, H 
Leipzig. J. O. Hinrichs sche B. 1899. o0 Mark. 

> Wilhelm Bacher. Die älteste Terminologie der jüdischen Schriftausiegung. Leipzig. J. C. Hinriche'- 
sche B. 1899. 9 Mark. 

J.P. Peters, Nippur or Explorations and Adventures on the Buphrates ROIL 6%. P. Putoams Sons 
New-York and London, 1897. 25 sh. 

Alfred Jeremias, llölle und Paradies bei den Babylonieru Der Alte Orient. 15.1. Beipzie, J. C. Hin- 
richs'sche B. 1900. 0,60 Mark. 

Josef Strzygowski. Der Bilderkreis des griechischen Physiologus des Kosmas todikoplenstes nl Ok- 
tateuch nach Haudschriften der Bibliothek zu Smyrna. Leipzig. B. G. Teubner. 1899. (2. Heft. 
des Byzantinischen Archivs). 12 Mark, 

C. H. Becker, Ihn (iauzi's Manägib "Omar ibn "Abel el Aziz.  Besprochen um nu Auszuge nutgeteilt. 
Berlin. N. Calvary & Co. 1900 6 Mark. 

W. A. Neumann. Über die orientalischen Sprachstudien seit dem XL Jahrhandert mit besonderer 
Rücksicht auf Wien. Wien. Alfred Hölder. 1899. 1.60 Mark. 

Emil Selenka, Der Schmuck des Menschen. Berlin. Vita, Deutsches Verlagshaus. 1900., 


*) Bereits zur Besprechung ausgegeben. 


Orientalistische 
Litteratur-Zeitung. 


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F. E. Peiser. 


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am 15, jedes Monats. 


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handlungen und Postämter (unter Nummer 5949). — Inserate die zweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei 
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15. Februar 1900. 


3. Jahrgang. 


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Alle fiir die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender 


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Redaktion der 0. L. Z., Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11.1. 


Alma teehniea militans. 


Berechtigtes Aufsehen weithin hat die 
Ansprache erregt, welche der Rektor der 
kgl. Technischen Hochschule in Charlotten- 
burg, Geh. Rat Riedler, am 9. Januar zur 
Jahrhundertwende hielt. Wie sehr ihr Inhalt 
geeignet ist, auch hier diskutiert zu werden, 
mag aus der Wiedergabe einiger Haupistellen 
hervorgehen. Sie sind dem jedenfalls veri- 
fizierten Text entnommen, welchen die ,,Vos- 
sische Zeitung‘ erst am 14. Januar früh 
nachtrug. Es heisst dort: 


Die Naturwissenschaften haben die kritische 
Forschung in alle Wissensgebiete gebracht; 
selbst die alten mathematischen Grundsätze sind 
davon nicht verschont geblieben. Am Ende des 
Jahrhunderts herrscht denn überall kritische 
Detailforschung, ja kritische Arbeit als Selbst- 
zweck, die Auflösung in endlose Einzelgebiete. 
Überall überwiegt Kritik ohne Schaffens- 
kraft, Forschung ohne umfassendes Denken, 
Spezialistentum und Individualismus. Das Jahr- 
hundert geht zu Ende und die Wissenschaft 
ist noch vielfach dem Leben und der Wirk- 
lichkeit völlig fremd. Dass es in dieser 
Hinsicht besser zu werden anfängt, ist mit 
ein Verdienst der Technik. Die Urteils- 
fähigen der Nation haben längst die Technik 
als vollwertig, Leben und Wissenschaft ver- 
einigend anerkannt, ihr nicht nur Achtung, son- 
dern Bewunderung gezollt. So träge ist aber 
die herrschende Geistesrichtung, dass sie höch- 


stens die äusserliche Betätigung der Technik 
sah und deshalb auf eine rein praktische, selbst- 
verständlich minderwertige Thätigkeit schloss, 
während in Wirklichkeit die Wissenschaftlichkeit 
der technischen Erziehung unauslässliche Vor- 
aussetzung ist. Die Geistesträgheit, das Haften 
am Uberlieferten sind die weiteren schweren 
Hindernisse der Entwickelung. 

Vollständigen Stillstand zeigt das Jahr- 
hundert in den Beziehungen der Geisteskultur 
zum klassischen Altertum. Nur auf seinem 
Boden war nach dem ungeheuren Verfall Deutsch- 
lands die Wiederbelebung möglich. Das Jahr- 
hundert hat die Wertschätzung nicht vermindert, 
so wie der dankbare Schüler niemals den grossen 
Lehrer vergessen wird. Dennoch hat das Jahr- 
hundert tief verändernd eingegriffen. Der Geist 
des Altertums ist durch deutsche Denker und 
Dichter längst lebendig in deutsches Wesen um- 
gesetzt worden, Stück um Stück der alten Form 
ist gefallen, in sich selbst, nicht durch eigentlich 
fremde Geistesrichtungen, jedes Stück wurde 
fanatisch verteidigt und bei seinem Falle wurde 
immer der Untergang aller Kultur vorausgesagt. 
Der altsprachliche Unterricht, obwohl unum- 
schränkt herrschend, hat es aufgegeben, seine 
Schüler im Geiste und in den Worten der alten 
Sprachen sprechen zu lehren, er hat es auf- 
gegeben, sie in den toten Sprachen schreiben 
zu lehren; trotzdem wurde die Form unverändert 
beibehalten. 

Das Wesen der Sache ist im Laufe des Jahr- 
hunderts gefallen, aber die alte Form, die alte 
Methode ist geblieben und geht ins neue Jahr- 
hundert über, und mit ihr der alte Glaube, dass 


48 [No. 2.] 


der Geist des Altertums nur in dessen Sprache, 
Verstindnis der Gegenwart nur durch die Ver- 
gangenheit vermittelt werden könne. Darin liegt 
eine tiefe Schädigung der weiteren Entwicklung, 
weil alle Studieneinrichtungen auf diesen Geist 
zugeschnitten sind, weil keine andere Richtung 
daneben vollwertig zugelassen wird. Die alte 
Denk- und Lehrweise, der Zustand zu Beginn 
des Jahrhunderts und im Gegensatz dazu die 
Gegenwart und ihre Forderungen ‘zeigen dies 
eindringlich. 

Während alles, was die Geistesrichtung zu 
Anfang des Jahrhunderts kennzeichnet, ohne 
äussere angreifende Mächte gründlich verändert 
wurde, hat der überlieferte Glaube an die Rich- 
tigkeit der herrschenden Vorbildung das Jahr- 
hundert überdauert. Die Schulorganisation ist 
im wesentlichen unverändert geblieben mit allen 
Vorrechten und Vorurteilen. Zeit und Kraft der 
Jugend wird neun Jahre in Anspruch genommen, 
damit sie mit Vokabeln und Wörterbüchern Bau- 
steine für einen Aussichtspunkt herbeischleppt, 
von dem aus sie die klassische Welt überschauen 
soll, obwohl die Geistes- und Lebensarbeit Tau- 
sender längst schon weittragende Aussichts- 
türme errichtet hat, von denen aus jeder mit 
den Augen der Gegenwart in die Vergangenheit 
blicken kann, soweit dies Epigonen überhaupt 
noch möglich ist. 


Die überlieferte Form bestimmt noch immer 
den Inhalt des Studiums der ganzen Jugend 
und damit leider auch die Richtung des Denkens 
unserer Nation. Die herrschende Vorbildung 
aber ist ungeeignet für die Technische Hoch- 
schule und für das vielgestaltige Leben, unge- 
eignet gegenüber den Aufgaben der Zukunft, 
insbesondere den sozialen. Dazu gehört Kennt- 
nis des vollen Lebens, der Wirklichkeit, der 
Lebensbedingungen der Gegenwart. Das Gym- 
nasium ist das einzige, was im Laufe des Jahr- 
hunderts im alten Gesichtskreise verblieben ist. 
Sind zwei tote Sprachen schon eine pädagogi- 
sche Unmöglichkeit, so ist das Hinzufügen der 
Naturwissenschaften im scholastischen Geiste 
ne Reorganisation; der Geist ist der alte ge- 

ieben. 


Nicht so sehr der Inhalt der herrschenden 
Vorbildung verdirbt Blick und Verständnis der 
Gegenwart, sondern die veraltete scholastische 
Methode, das Wissen ohne Können, das 
Hören ohne Anschauung, der Drill ohne Le- 
ben. Deshalb ist auch der Einflus des Real- 
gymnasiums und der Realschule ein ganz unter- 
haa An ihnen herrscht derselbe Geist, 

ie gleiche Lehrerausbildung. Die Schulen realer 
Richtung geben im wesentlichen auch keine für 
das Leben ausreichende Vorbildung, sie be- 
schränken nur die Berechtigungen. Das Ent- 
scheidende ist, dass das Gymnasium allein alle 
Vorrechte besitzt, allein zu allen Studien be- 
fähigt, so dass selbstverständlich jeder Familien- 
vater, wenn er anders kann, seinen Sohn dem 
Gymnasium zuwendet, weil dann die Entschei- 
dung über die künftige Berufsrichtung am läng- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Februar 1900.) 44 


sten aufgeschoben und keine ausgeschlossen ist. 
Den Lehrerstand an sich trifft kein Vorwurf; er 
ist über alles Lob erhaben und verdient für 
seine Aufopferung und Pflichttreue die höchste 
Anerkennung. Die Volksschule allein macht 
eine rühmliche Ausnahme; ihr gebührt der höchste 
Dank. Der allgemeinen Volksschule, der 
allgemeinen Wehrpflicht und der Technik 
hat das Jahrhundert am meisten zu verdanken. 


Ganz gewiss stecken hier mehrere Wahr- 
heiten drin, wenn auch vom Schlinggewächs 
einer hitzigen, ihrer letzten Ziele keineswegs 
sicheren Propaganda iiberwuchert. Auch 
kann der Riedlersche Kampfruf niemandem 
unerwartet kommen, der da weiss, mit welcher 
oftmals bornierten Hartnäckigkeit das Recht 
der Naturwissenschaft auf formelle Anerken- 
nung von Seiten des Klassizismus bis in das 
vorige Menschenalter hinein bestritten wor- 
den ist. Wenn der Hallenser Lev im Hin- 
blick auf die Errichtung eines Lehrstuhls 
für Botanik seinen übrigen berüchtigten Aus- 
sprüchen auch noch den hinzufügte, dass 
blosse „Sammlungen“ nicht unter die Wissen- 
schaften gehörten, so ist auf diese hartklotzige 
These jetzt zur Jahrhundertsabrechnung der 
grobe Keil gefolgt. Und wirklich hat die 
Riedlersche Rede einen der Leo’schen Art 
geistesverwandten Zug. 


Die Darlegungen des Charlottenburger 
Rektors gipfeln, wie hier gleich bemerkt 
werden muss, in der Forderung, dass das 
uniforme Reifezeugnis fallen möge. Ueber 
diesen Punkt wird sich reden lassen, aber 
freilich kaum mit Hilfe einer derartigen Ar- 
gumentation. Dass die Besserung der an- 
geblich lebensfremden Geisteswissenschaften 
ein Verdienst der Technik sei, ist ein er- 
schreckend hohler Trugschluss, erbaut auf 
der verwegenen Insinuation, dass überall 
Kritik ohne Schaffenskraft tiberwiege. Es 
scheint, dass der Begriff der Schaffenskraft 
hier im geradezu kyklopischen Verständnis 
gelten, mithin also gesagt werden soll, es 
könne von der pferdekraftlosen Kritik weder 
ein Tunnel gebohrt noch ein Pumpwerk er- 
richtet werden. Ganz recht, aber sie kann 
vielleicht etwas Anderes, z.B. die Welt da- 
vor bewahren, dass diese in ein rein tech- 
nisches Paradies verwandelt werde, wo etwa 


45 [No. 2.] 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG 


[Februar 1900.] 46 


das „Können ohne Wissen“ absolut herrscht. 
Natürlich giebt es den letzterwähnten Status 
ebensowenig wie das von Riedler herbei- 
gezogene „Wissen ohne Können“. Dass er 
mit solcher Unbedingtheit davon sprach, be- 
weist in der That seine ehrliche Abwendung 
von der bösen Kritik. Vor den unangeneh- 
men Konsequenzen einer solchen Enthalt- 
samkeit rettet aber keine Technik hinterher. 


In dem Satze jedoch, dass die von an- 
derer Seite errichteten Aussichtstürme den 
rechten Blick in die Vergangenheit gewäh- 
ren, liegt, trotz einer gewissen Unklarheit 
über die Vorstellung des Redners von den 
Erbauern der neuen Babeltürme, zweifellos 
eine Kriegserklärung. Der Zusammenhang 
entscheidet für den Sinn der Bemerkung. 
Sollte Geh. Rat Riedler nicht nur äusserlich 
im Namen der Gesamtheit, welche er am 
9. Januar vertrat, gesprochen haben, so wird 
auch die Orientalistik uicht zögern, den 
Handschuh aufzunehmen. Indessen soll man 
die Wahrscheinlichkeit nicht ausser Acht 
lassen, dass die Mehrzahl der Techniker mit 
dem Bewusstsein ihres Könnens doch mehr 
Achtung vor dem scheinbar abstrakten Wissen 
verbindet, mit dem sie selbst einst angefan- 
gen hatten, und an dessen Quellen sie sich 
gewiss noch heut manchmal erholen. Und 
wenn die Technik eine Bahn zum Perser- 
meer bauen will, so wird es nicht die Ried- 
lersche Rede sein, welche ihr dort die Pfade 
weisen kann. 


Merkwürdig genug klang unter ihren Pe- 
rioden der Satz, dass nur auf dem Boden 
des klassischen Altertums Deutschlands 
Wiederbelebung einst möglich wurde Zu 
verstehen ist nämlich, dass in Zeiten ma- 
terieller Schwächung die rein geistigen Kräfte 
einer Nation, in Anknüpfung an ihre aus 
dem Wissen von der Vergangenheit ge- 
schöpften Güter, thatsächlich ausreichen, sie 
durch die Krisis zu leiten. Und die Kritik 
ist es, welche diesen rettenden Boden auch 
während der Zeit säubert, auffrischt und er- 
weitert, wo man seiner nicht als äusserste 
Zuflucht bedarf. Dann aber würde man 
dort mehr gethan finden, als nur die klas- 


= nn En nn nn. 


sische Altertumskunde schaffen konnte. Orien- 
talisten und Germanisten traten neben ihr 
auf diesen Plan, um den sich das Welt- 
getriebe vorläufig ja wenig kümmert. Ein- 
sichtsvolle Technologen aber müssen not-. 
wendig mit uns die Anschauung belächeln, 
dass die Technik jemals auf einem solchen 
Gebiete ebenfalls die Hegemonie führen 
solle. Ein guter Platz im hellen Sonnen- 
schein, wie er den technischen Wissenschaf- 
ten heut bescheert worden ist, braucht doch 
nicht gleich Selbstanbetung hervorzurufen. 
Den dagegen schützenden Sonnenschirm 
haben doch schon die alten Assyrer gekannt 
und mit Erfolg benutzt. 


Die Schlusszeilen der Stele Louvre C 1. 
Von W. Max Müller. 


Inschriften des Mittleren Reiches, welche 
von den fremden Ländern sprechen, sind 
bekanntlich sehr selten; die Stele Louvre C 1 
vom Jahr 24 des Amen-em-het I besitzt 
darunter besondere Bedeutung. Die sen- 
sationelle Auffassung des Textes durch Brugsch 
(Gesch. Ag.), der hier eine Erwähnung der 
Chetiter finden wollte, war freilich ganz ver- 
fehlt, siehe meine Bemerkungen, Asien, S. 319 
bis 20. Um so notwendiger wäre es gewesen, 
einmal den historisch so wichtigen Text fest- 
zustellen. Bisher lagen Abschriften vor: 
Maspero, Congr. Oriental 1, 60 (ziemlich gut), 
Pierret, Inser. 2, 28 (sehr flüchtig), Gayet, 
Stéles de la 12. dyn. (ohne Verständnis lieder- 
lich nachgezeichnet). Piel (Inscr.) hat diese 
Zeilen nicht selbst kopiert und giebt sie 
nach Maspero. Vgl. meine Bemerkungen, 
Asien |. l. Erman’s dort verwertete Lesungen 
beruhten auf dem Lepsiusschen Abklatsch 
im Berliner Museum. Nach einem Abklatsch 
kann man dergleichen Texte nur schwer 
lesen.') Ich habe nun im Sommer 1898 mich 
nach diesem Text umgesehen und durch die 
Freundlichkeit des Konservators G. Bénédite 
in einem fiir das Publikum damals geschlosse- 
nen Seitengang des Louvre ihn abschreiben 
können. Herrn Bénédite meinen besten Dank! 
Leider war die Zeit?) zu knapp, als dass 
ich alle Abschriften vergleichen und einen 


1) Die allzu gefülligen Museumsbeamten, welche 
für Lepsius einen Abklatsch machen liessen, haben 
übrigens sträflich gehandelt. Die Schriftzeichen sind 
blau ausgemalt und die Farbe herauszuwaschen war 
ruchloser Vandalismus, 

’) Am Tag meiner Abreise von Paris. 


47 [No. 2.] 


völlig abschliessenden Text hätte herstellen 
können. Doch wird man die beistehende 
Wiedergabe immerhin als paläographisch 
etwas getreuer erkennen, als sonst üblich ist. 
Mehrere Zeichen sind leider deswegen un- 
leserlich, weil die Inschrift beim Einlassen 
in die Wand mit Gips am Rand beschmiert 
wurde. Dabei haben die Handwerker (offen- 
bar schon unter de Rougé’s Verwaltung) den 
Gips vandalisch zur „Verschönerung“ der 
Inschrift vergeudet, wie dies bei der Unsitte 
des Einmauerns auch anderswo öfter vor- 
kommt. Es wäre Zeit, dass die Museen 
diese veraltete Barbarei überhaupt aufgäben. 
Die betreffenden Zeilen lauten also: Was 
betrifft [jedes]') Wort dieses Denksteines, so 
ist es (nur) Wahrheit?), welche (2) geschah 


é 


durch meinen Arm, welche ausgeführt wurde 
in (3) Wirklichkeit. Kein Widerspruch und 
keine Lüge ist dabei. (4) Ich habe be- 
drängt (?)3) die Trogodyten und die Mntw 
der Sttiw (!), die Sand(5)bewohner. Umge- 
stürzt habe ich die Festungen®) (??) der 


1) Das ganz überflüssige t verrät, dass ein nbt 
vom Steinmetz ausgelassen wurde. 

?) M:‘t pw. Pierret scheint Maspero zu benützen. 

3) Sshn ist ein mir verdächtiges Wort; die 
doppelte Kausativbildung der Kuschiten (bes. des 
Galla) und Bantu kennt das Agyptische nicht. Ich 
vermute also, dass etwas anderes gemeint ist 
(8-hns, s-swn etc.?). 

*) Rein geraten. „Vorderbauten, Frontbauten“ 
(Ant) oder „Verschlüsse“ (hn[y]t)?} Das Wort 
„Treppenbewohner“ wäre in auffallend überladener 
Weise geschrieben (für Atyw), so dass man eher 
zerlegen und raten möchte: „der T., und es kamen 
(?) die Neger (??) wie ..... “ Damit wäre auch 
das Folgende anders zu fassen. Doch ist die Ortho- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


AT 


a 
Í Hihnchen'/aber vers 


— are 


[Februar 1900.) 48 


Terrassen(6)bewohner, wie wenn sie nie (?) 
gewesen wären (?)..... gewandt (?) auf 
(7) dem Gefild’), herausgehend (d. h. mich 
blosstellend) vor (m h:!) denen hinter (8) 
ihren Bollwerken. Nicht war einer, der es 
[mir] gleichthat ... (9) nach dem Gebot 
des (Kriegsgottes) Montu, als einer, der folgte 
dem Plan [seines Herrn ??]. 

Die Übersetzung des poetisch gehaltenen 
Textes ist gerade kein Kinderspiel, auch 
sollten einige Zeichen noch von denen, welche 
den Stein mit unbeschränkter Zeit studieren 
können, festgestellt werden. Erst dem, der 
den Gips ohne Beschädigung der Inschrift 
zu entfernen vermag, wird es übrigens ge- 
lingen, vor allem Z. 6 endgültig zu entziffern. 
Bei den Völkernamen ist die Entstellung der 


hmierl 


» Westlichen (’mntyw) der Katarraktengegend “ 
(Stt) nach einer Volksetymologie von dem 
Kriegsgott Montu zu beachten, welche beweist, 
dass man den nicht mehr verstandenen Namen 
schon auf die Asiaten zu deuten suchte. 
Vgl. Asien, S. 18 und den Nachtrag, S. 391, 
der dieses Missverständnis bis in die Pyra- 


midentexte zuriickverfolgt.2) Uber die ver- 


—_. — — 


graphie hier sehr unregelmässig. Ich habe oben 
„Festungen“ geraten, aber solche hatten doch jene 
Wilden nicht. Ob wir „Vorder-, Frontbauten“ (Ant) 
lesen oder „Verschlüsse“ (An[y ]t), beides ist un- 
sinnig. Ich vermute. in dem seltsamen Wort steckt 
nichts als „Zelte“. Dieses Wort schreibt der Mer- 
neptahtext von Karnak, Z. 62 An, der Israeltext, 
Z.6 Ant, doch bin ich des Geschlechtes nicht sicher. 

‘) So häufig in Poesie. In Prosa „Festland“ 
Determinativ ss, 

2) Vgl. auch Fouilles a Dahchour, pl. 21 (wo 
wohl sk mntyw stt zu lesen) die zwei Asiaten. 


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49 INo. 2.) 


mutlichen „Terrassen-* oder „Treppenbewoh- 
ner“, s. S. 118, 320, über die Figur, welche 
(wenn der Strich über dem Kopf nicht zu- 
fällig ist) ein Bild der wilden Ostafrikaner 
scheint, S. 9—10 (Bild mit der Stirnquaste). 
— Über den historischen Wert der Inschrift 
lässt sich schwer etwas Sicheres sagen. Wollen 
wir dem Verstorbenen seine Prahlereien auf 
Grund der besonders feierlichen Versiche- 
rungen wörtlich glauben, so wäre er als Feld- 
hauptmann gegen Beduinen gezogen und in 
Oberägypten gegen die Trogodyten, ja sogar 
gegen Völker südlich von diesen, die Be- 
wohner der „Bergterrassen* an der Küste 
des Roten Meeres. Das führte uns also nach 
den nördlichen Ausläufern des Landes Punt 
und wir sehen wieder, dass schon die nicht 
über den zweiten Katarrakt hinaus herrschende 
12. Dynastie Razzias bis ins Gebiet dieser 
Stämme unternehmen konnte, ein neuer Be- 
weis, dass der Name Punt recht weit nörd- 
lich reichte. 

Ich kann die vorstehende Untersuchung 
nicht ohne den Wunsch abschliessen, das 
neue Jahrhundert möge doch in der Agypto- 
logie einen Umschwung in der Wiedergabe 
wenigstens aller wichtigeren Texte bringen. 
Die ersten Agyptologen haben getreu nach- 
gezeichnet, was sie sahen, und teilweise ver- 
dienen ihre Kopien noch die höchste Achtung. 
Wir haben es aber so herrlich weit gebracht, 
dass man meist mit „Textwiedergaben“ ar- 
beiten muss, welche jedes Zeichen mit ein 
paar genialen Autographiestrichen gerade noch 
andeuten oder gar die noch schlimmeren 
Typen mit ihren zahlreichen Phantasieformen 
gebrauchen. Wenn die mürben Steine in 
unseren Museen zerbröckelt sind, wie werden 
dann die kommenden Geschlechter über 
unsere Sünden urteilen? Es wäre höchste 
Zeit, dass man zu der ungenialen Gewissen- 
haftigkeit und zur mehr mechanischen Wieder- 
gabe von Texten zurückkehrte. 


Zwei ägyptische Wörter im Hebräischen. 
Von W. Max Müller. 

Aus einer (später erscheinenden) erschöpf- 
enden Zusammenstellung des ägyptischen 
Sprachgutes in den semitischen Sprachen 
greife ich zwei Beispiele heraus, auf die ich 
mich in nächster Zeit berufen möchte. 

mop Ez. 9,2 etc. soll nach allgemeiner 
Annahme ,Tintenfass“ heissen, (so bereits 
Vulg., dagegen LXX Cory = *nnwp!) und mit 
VAgy- zusammenhängen, also auch mit dem 
Gefässnamen *7()%'P (oder ähnlich — die 
beliebte Singularform mp beruht auf falscher 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


„Trinkschale“. 


[Februar 1900.) 50 


Analogie, s. u). Zunächst ist festzustellen, 
was Letzteres bedeutet. Gesenius-Buhl 213 
hat ,krugartiges Gefäss, Kanne“ (ebenso 
Siegfried-Stade). „Krug, Wassertopf“ heisst 
das Wort (kesta — kesüt) im Syrischen und 
Aetiopischen nach den Wörterbüchern ’). 
Sehr seltsam ist dagegen die Bedeutung von 
kaswa(t) im Arabischen „kleines Palmblatt- 
kérbchen“ (verschliessbar?). Die Ausnahmen 
bei Dozy (Fränkel, Lehnw. 205) würden auf 
syrischen Einfluss weisen. Den gegenwärtigen 
grassierenden Irrtum, ein gemeinsemitisches 
Wort müsse auch „ursemitisch“ sein (Fränkel 
63), will ich hier nicht besprechen, — auf 
dergleichen Kulturwörter ihn anzuwenden, 
ist aber besonders gefährlich. Wenn aber 
das phön. COP éxnwuate hierhergehört, so 


bedeutete das Wort in Kanaan die (flache) 
Aus einem Krug, dem klas- 
sischen Gefiiss der Biervertilger, sogen die 
weintrinkenden Alten nicht. Die LXX iiber- 
tragen schliesslich das hebräische Wort 
wirklich mit orzovdstov und (Chron.) gàn, 
also beides „Schale“, und in den Aufzählungen 
der heiligen Geräte erscheinen die NWYD so 
am Ende, dass man erkennt, es muss sich 
um kleinere Gefässe handeln?). Demnach 
dürfte der Artikel in den hebräischen Wörter- 
büchern stark abzuändern sein. Das Wort 
hat auch in den verschiedenen Sprachen 
recht verschiedene Bedeutung. 

Folglich kann nun auch der (ohnedies 
sehr fadenscheinige) Zusammenhang mit nop 
nicht mehr aufrechterhalten werden. Ein 
breites Schälchen dient schwerlich als Tinten- 
gefäss, übrigens ein Krug noch weniger. 
Und weder eine Schale noch ein Krug kann 
von dem Schreiber im Gürtel getragen 
werden (s. Siegfried-Stade); es müsste min- 
destens ein wohlverkorktes Fläschchen sein, 
Dergleichen war aber bei den Alten nicht 
im Gebrauch. 

Nun heisst aber im Aegyptischen die 


Schreiberpalette za | \o> (Pap. Anastasi 


1,13,1; Spiegelberg, Hieratic Ostraca, Nro. 41 
etc.) gsty (masc.). Die Vokale sind unbe- 
kannt3); etymologisch heisst es „das aus zwei 
Hälften (gst) Bestehende“ von der Zusammen- 
legbarkeit. Wir haben genaues lautliches 
Entsprechen: Samech ist immer ägyptisches 


1) Die Belege kann ich leider nicht nachschlagen, 
da mir die Litteratur fehlt. 

2) Vulg. thuribula scheint irgend eine Verwech- 
selung men zu begehen. 

8) „Hälfte“ als masc. lautet tonlos gis- im Kop- 
tischen. Die Wurzel gs war also wohl hohl; ver- 
mutlich med. Jodh. 


51 INo. 2.] 


s1); für Koph = äg. g, vgl. z.B. rip „Affe“ 
= göfe (älter gofe ,Meerkatze“ und viele 
umgekehrte Fälle für k = 3, (auch XM 
„Gummi“ = kmy). Das -y des Nomen rela- 
tivum ist im Spätägyptischen stets abgefallen. 
Vor allem wird die Gleichsetzung mit dem 
hebräischen Wort durch die Bedeutung ge- 
sichert. Die ägyptische Palette besteht aus 
zwei Holztäfelchen in der Form der römischen 
Wachsschreibtafeln, aber mit zwei Vertie- 
fungen oder Nipfchen mit trockner Farbe 
(schwarz und rot). Der Schreiber steckt die 
Rohrfedern hinein und trägt sein Schreibzeug 
zusammengeklappt im Gürtel. Will er 
schreiben, so braucht er blos die Farben mit 
Wasser (aus dem p:s „Topf“) anzufeuchten. 
Erst so wird die Stelle bei Ez verständlich. 
Wie der Papyrus (M’9’2 talm.)?) wurde also 
auch die Palette mit ihrem ägyptischen Namen 
entlehnt, vermutlich als männlich, wenn nicht 
Volksetymologie wirkte. 


MN „Feuertopf“ hat in keiner semitischen 


Sprache ein Aequivalent. Das bei Gesenius- 
Buhl angegebene arab. ¿hh suche ich ver- 
geblich in den Wörterbüchern und fürchte, 
dass es auf einem Irrtum beruht?). Nun giebt 
es im ägyptischen (Pyramidentexte, L. D. II, 


18 etc.) ein Wort > 


tragbarer Ofen, Kohlenbecken“, koptisch aug 


also alt “ah. Man kann sich fragen, ob in der 
hebräischen Entlehnung das ‘Ain fehlt, weil 
die im Aegyptischen geradezu beliebte Ver- 
bindung "Ain-Cheth der hebräischen Zunge 
widerstrebte‘) oder ob die spätere Ab- 
schwächung des “Ain zum einfachen Kehl- 
kopfverschluss (Hamza) hier schon vorliegt. 
Die Orthographie hält wohl das ‘Ain noch 
ziemlich gut am Anfang der Römerzeit fest, 
doch könnte die Vulgäraussprache es schon 
vor Jeremias Zeit abgeworfen haben. Im 
hebräischen Wörterbuch möchte ich raten, 
anzugeben: „Kohlenbecken“ (zum Unter- 
schied vom unbeweglichen Feuerplatz, N). 


‘k „metallener, 


ia x Vgl. meine Zusammenstellung, Asien u. Europa, 

2) Beachte, dass die LXX Hi. 40,21, “no mit 
„Papyrus“ übersetzt, also aus ihrem flüchtigen 
Manuskript wohl "2 riet. Das beweist immerhin, 
dass das Wort schon vor unserer Zeitrechnung 
wenigstens in das ägyptische Semitisch eingedrungen 
war. Ueber die ägyptische Etymologie vgl. Bondi, 
AeZ. 1895,64. Jedenfalls ägyptisch ist auch der Name 
der Tinte j, der zwar bei allen Semiten vorkommt, 


aber ohne Etymologie dasteht urd fremd aussieht. 

3) Verwechselung von kadar mit kidr? 

*) Beachte den Aegypternamen ymm (Iwgnå!). 
Man kann verschiedene Etymologien für %, A‘ vor- 
schlagen. Für sicher halte ich es, dass wir für ~y, 
wer „gross“ *= zu emendieren haben. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


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[Februar 1900.] 52 


Encore un mot au sujet de la decapi- 
tation dans l'Egypte ancienne. 
Von Jean Capart. 

Qu'il me soit encore une fois permis de 
revenir sur la question de l'existence de la 
décapitation dans l’Egypte Pharaonique. Je 
tiens à faire remarquer tout d’abord que l'ana- 
logie avec le mode d’exécution du centre de 
Afrique ne se rapporte nullement à la scene 
figurée du „Mastaba de Mera“, mais bien au 


syllabique shs rE je suis du reste entitrement 


d’accord avec mes honorables contradicteurs 
MM. Max Miiller et Spiegelberg pour recon- 
naitre quil ne peut ¢tre question, dans l'es- 
pece, que d’un supplice en usage aux temps 
préhistoriques. 

Ceci dit, j en viens à l'explication du mnt. 
Je continue à être persuadé qu’il s'agit des 
préliminaires d’une décapitation ') et je vais en 
quelques mots exposer les raisons qui pa- 
raissent militer en faveur de cette hypothése. 
Lorsque jai publié dans la AZ. 36, 1898, 


125 la note sur la décapitation, je connaissais 
une autre scene où le 55 a est représenté; 
NM 


une difference qui me paraissait alors impor- 
tante, m’empéchait cependant de l'identifier 
avec la scène du „Mastaba de Mera“. Je veux 
parler d’une figure du tombeau de Ramsès IV, 2° 
corridor, paroi droite (Lefébure Tombeaux 

thébains, 3° division, pl. VI). 


Le texte donne le nom du 


génie représenté : T Th » 


— a | „frappé au mnti“. 
Ce quim’empéchait de recon- 
naitre l’identité des 2 scenes, 
c'est que le supplicié est repré- 
senté le dos tourné au poteau, tandis que 
dans „Mera“ il lui présente la face. Depuis, 


et 


s écrivaient aussi bien $f et Dal . Pour le 


dernier, voir le mot D IN \ \ es Def 


,criminel“ (Brugsch, Dict. p. 1525). 

Je pense trouver là une preuve de liden- 
tité de la scene du ‚mastaba de Mera“ et 
de celle du tombeau de Ramsès IV. où 
évidemment il s’agit dune décapitation. 

Il serait d’ailleurs peu vraisemblable que 
dans le „mastaba de Mera“, en eut représenté 
devant le propriétaire de la tombe deux fois 


jai remarqué que les déterminatifs 


u Evidemment précédée d’une bastonnade qui 


| épuisera la résistance du condamné. 


ah Google 


63 [No, 2.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG, 


[Februar 1900] 64 


le méme supplice sous deux formes diffé- 
rentes. Or immédiatement au dessus du 
mnt, la paroi détruite laisse encore voir, 
les traces suivantes d’une bastonnade: (d’apres 
un estampage amicalement communiqué par 
Mr. Daressy l'éditeur du tombeau). 

Le texte cité par MM. Max Müller et 
Spiegelberg parait confirmer cette hypothése: 
Pap. Abbott VI, 12—13 „Abominations dignes 


du supplice, meritant le mniw-t“; et © J e 


“7, a comme determinatif spécial le couteau 


~~. De plus ce 
dernier mot est appa- 
renté de très près 


ao jja fa déter- 
miné em e couteau 
et le billot. — 

Nous pouvons re- 
marquer aussi la 


variante de ce mot: 


Y <7 


(Tombeau de Moutouhihhopshouf par Mas- 
pero, p. 454) dont le déterminatif est le même 


que celui de (4 l @ )- 


Je regrette de n’avoir pas vu réfuter 
de façon plus décisive le texte du Pap. 
Westcar VIII, 15—17 oü le roi Kheops, 
voulant éprouver la puissance d’un magicien 
qui se vantait de replacer une téte coupée, 
dit: „quon m’amene un prisonnier qui se 
trouve dans la prison, et qu’on lui inflige son 


chatiment S — 5. a) 
; 4 ANNA 
la decapitation. — 


J’admets avec MM. Max Müller et Spiegel- 
berg que les formules du „Livre des morts“ 
protégeant le defunt contre la décapitation 
ou lui promettant de lui rendre sa tête, 
peuvent n'être qu'un souvenir d'un ancien 
usage tombé en désuétude à l’epoque his- 
torique. 

Mais alors, une grave difficulté se pré- 
sente. Il me semble que dans ce cas il doit 
y avoir en méme temps qu’une immobilité 
de la formule, une immobilité des vignettes 
qui nous représenteront l’ancien instrument 
en usage aux temps éloignés ot lon déca- 
pitait. Au contraire, si la décapitation est 
restee la regle aux époques historiques, les 
vignettes de l'instrument de supplice varieront 
suivant les modifications que subira l’instru- 
ment, au cours des siécles. 

Or sans rencontrer la moindre trace dans 
le „livre des morts“ du poteau de supplice 


N 


Na 2 N \ . N 
N INN 


N. 


SAN 


R 
< A 


x. ** eve done 


aaa aaa aaa aaa 


T 1), nous trouvons représentés 


le couteau et le billot et qui 


plus est, dans le papyrus d’Ani, 
un instrument encore plus per- 
fectionné analogue & notre 
moderne guillotine: la lunette 
semi-circulaire, deux montants, 
le couperet et la corde qui 
sert à le déclancher: (Pap. Ani 
pl. XVI). 

Telles sont, en résumé, les 
principales raisons qui me por- 
tent à reconnaitre l'existence 
de la décapitation comme sup- 
réme degré de échelle des peines en 
Egypte, même à l'époque pharaonique. 


VOOO00090 000 
NOH0 0000000) 


Bespreehungen. 


Max Griinert, Der Löwe in der Literatur der 
Araber. (Wissenschaftlicher Verein für Volkskunde 
und Linguistik in Prag. Sechste Publikation.) 
Prag 1899. 25 S., 4°. Bespr. v. G. Kampffmeyer. 

Das Mancherlei dieser Schrift setzt sich 
in Besonderheit folgendermassen zusammen. 

Nach einem Hinweis darauf, dass die Er- 

wähnung des Löwen in der Literatur der 

Araber nicht allzu selten sei, werden 327 

„Namen“ des Löwen vorgeführt, worunter 

nur 3 Appellative, dagegen 311 Epitheta 

ornantia und 13 sogen. Gattungseigennamen, 
alles natürlich und auch eingestandener 

Maassen nur freie poetische Ausdrücke und 

keine Namen. Diese Listen enthalten den 

arabischen Ausdruck in Umschrift mit deutscher 

Übersetzung. Es folgen einige „Namen“ der 

Löwin und des Löwenjungen, Ausdrücke für 

die Stimme des Löwen, einige Bemerkungen 

über das Verbreitungsgebiet des Löwen 
in Arabien und dem Zweistromlande, über 
die Orter, wo Löwen hausen, ferner Aus- 
drücke für das Löwenlager, das Löwen- 
versteck, sowie Bemerkungen über die Fall- 
grube, in der die Araber Löwen fingen. — 

Nach kurzenNotizen iiberVerfasserzoologischer 

Werke bei den Arabern wird „der Originali- 

tät halber“ der Artikel „Löwe“ aus dem Kitab 

al-wuhus von al-Asmai in Ubersetzung ge- 
geben. Weiter werden eine Anzahl arabischer 

Sprichwörter, in denen des Löwen Erwähnung 

geschieht, aus den Sammlungen von al- 

Maidäni und Socin (1878) deutsch mitgeteilt. 

Darnach verfehlt der Verf. nicht, das Stern- 


1) MM. Max Müller et Spiegelberg admettent bien 


que les signes sont des traces de l’existence 


de la decapitation à l’epoque préhistorique. 


55 (No. 2.) 


bild des Löwen zu erwähnen, nennt zwei 
Pflanzennamen, in denen das Wort Löwe 
vorkommt und teilt aus Dozy mit, dass in 
der Alchimia asad Gold bedeutet. Zum 
Schluss giebt er eine Ubersetzung des Artikels 
asad aus Qazwinis Kosmographie. — Zu 
allem sind am Ende Anmerkungen gegeben, 
worin auch Belegstellen der benutzten Lite- 
ratur verzeichnet werden. Hier ist ausser 
auf abendländische Schriftsteller (wie vor 
allem Jacob und Hommel) auch auf Stellen 
arabischer Werke verwiesen, die nur der 
Fachmann benutzen kann. Dennoch lässt 
der allgemeine Charakter der Anmerkungen 
(wo uns auch z. B. in einer eigenen An- 
merkung gesagt wird, dass asada Femininum 
zu asad ist) sowie die ganze Haltung der 
Schrift keinen Zweifel dariiber, dass die 
Publikation sich nicht eigentlich an den 
Arabisten wendet. Der Verf. untersucht nicht 
eigentlich und ist nicht eigentlich bemiiht, 
möglichst vollständig systematisch Zusammen- 
hangendes zu geben, er referiert vielmehr, 
sicherlich fleissig, und reiht, im Ganzen lose, 
aneinander. Als popularisierende Schrift — 
an solchen haben wir Deutsche ja bekannt- 
lich (man kann in gewisser Beziehung sagen: 
leider) keinen Überfluss — wird die Arbeit 
von Vielen mit Interesse gelesen werden, 
auch dem Fachmann wird diese oder jene 
Zusammenstellung, diese oder jene Bemerkung 
dankenswert erscheinen. 

Wegen des allgemeinen wesentlich popu- 
lären Charakters der Schrift möchte ich es 
unterlassen, auf Einzelheiten einzugehen. 


Berlin, 


F. Li. Griffith, Archeological Report of tho Egypt 
Exploration Fund for 1898—1899. 64 S.,5 Karten, 
1 Tafel, 4 °, besprochen von W. M. Müller. 

Durch die Güte des Herausgebers bin 
ich im Stande, über diese Publikation recht- 
zeitig zu berichten, was letztes Jahr leider 
unfreiwillig versäumt wurde. — Petrie’s 
Bericht über die Ausgrabung der prähistori- 
schen Friedhöfe von “Abddiye und Ha ist 
durch Wiedemann’s gehaltvolles Referat OLZ. 
II, 181 grösstenteils erledigt. Ich trage noch 
als merkwürdig nach: viele Eier aus Thon 
als Grabbeigaben. Die Spätägypter scheinen 
aus religiösen Gründen keine Eier gegessen 
zu haben. Die vermutlichen „Keulenköpfe“ 
aus Stein wurden wirklich mit Bein- und 
Horngriffen gefunden. Mehr als 1000 Gräber 
geöffnet. — S. 4, Somers Clarke über die 
Konservierung des Tempels von Deir el 
Bahri, S. 5, N. de Garis Davis über seine 
Aufnahme des Ptahhotep-Grabes, wo ein 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Februar 1900.] 66 


Annex, dem Aht-hotep gehörig, entdeckt 
wurde, S. 8, B. P. Grenfell und A. S. Hunt 
über ihre Grabungen nach griechischen 
Papyrus im Fa(i!)yam (Kasr el-Banät = alt 
Euhemeria; die griechische Dreiteilung der 
Provinz wurde dadurch bestimmt; Harit 
= Theadelphia; Wadfa = Philoteris; Kasr 
Kurfin = Dionysias.) Ca 1000 Papyri, 300 
vollständig. Das geringe Alter aller dieser 
Ansiedlungen bestätigt Brown-Petrie's Auf- 
fassung des Moerisproblems gegen Linant’s 
Reservoirtheorie, d. h. von dem ursprüng- 
lich das ganze Fayfim bedeckenden See 
habe zuerst Amenemhe t I, dann Ptolemaeus II 
Landstrecken abgedämmt). — Griffith’s Be- 
richt über den Fortschritt der Aegyptologie: 
S. 16 begrüsst das Eintreten der Deutschen 
in die ägyptischen Ausgrabungen (mit einem 
etwas harien Urteil über die französischen 
Leistungen!), 17 Fortschritt des Museums- 
katalogs von Gizeh (10000 Nummern von 
50000 bisher registriert!). S. 19 bedauert, 
dass noch kein Berichterstatter über die Er- 
forschung der arabischen Altertümer in 
Aegypten gewonnen werden konnte (NB!) 
S. 20 eine Liste aller Lokalitäten, für welche 


Ausgrabungserlaubniss verlangt wurde. 
Bravo! So wird wenigstens die öffentliche 
Meinung als Wächter eingesetzt. Ist man 


in der Lage, jeden, der meint, auch graben 
zu müssen, zu fragen, was er ausgerichtet 
oder zerstört hat, so ist das ein grosser 
Fortschritt. Die Grabungen und Wiederher- 
stellungen von Seiten des Museums, beson- 
ders in Karnak (beachte 21: Osorkon IV und 
Takelothis III „gekrönt am selben Tag“) 
teilt Quibell mit 22 Green’s Fortsetzung der 
Ausgrabungen in Hierakonpolis; Skulpturen 
des H'shm und H'-shmwy, eine Statue, ein 
prähistorisches (?) Grab mit Wandmalereien. 
5. 25 bevorstehende neue Ausgrabungen in 
Naukratis. In der Bücherschau beachte 
S. 27, das vernichtende Urteil über 
Amélineau’s Abydospublikation. 28 Z. 37 
sollte wohl heissen: there was great diffi- 
culty in obtaining access to the originals. 
Die unsinnigen Kopierverbote Revillout’ s 
sind aufgehoben, leider vielfach zu spät. 
Die anscheinend etwas feuchte Luft des 
Louvre hat viel Schaden gethan. — S. 48 
die berechtigte Klage Kenyon’s, dass Mahaffy 
auch in seiner neuen Arbeit über die 
Ptolemäer (Petrie, Hist. IV) nur Dynastien- 
geschichte giebt, im Gegensatz zu Milne (V). 
Ganz besonders dankbar empfinde ich die 
Ausführlichkeit der Litteraturschau Crum’s, 
S. 53, z. B. bei der anwachsenden Litteratur 
zur Eliasapokalypse. Auch fiir weniger be- 


57 [No. 2.] 


schäftigte Leute als meine Wenigkeit sind 
die Zeiten vorüber, in denen man allem, was 
irgendwie mit der Vergangenheit Aegyptens 
zusammenhing, nachgehen konnte. Anderen 
mögen andere Kapitel unschätzbar sein, 
wertvoll sind die Referate durchweg (mein 
eigenes S. 62 ff, das Nachsicht erfordert, 
mag man ausnehmen). Ich konstatiere 
mit Vergnügen, dass diese sv anspruchs- 
lose und doch so überaus wertvolle 
Veröffentlichung stetig an Vollständigkeit’) 
zunimmt und sich alle früheren Vor- 
ziige, namentlich den des ruhigen, sachlichen 
Tones, bewahrt hat. Dem fleissigen Her- 
ausgeber gebührt allgemeiner Dank. 


Philadelpbia. 


Mark Lidzbarski, Handbuch der Nordsemitischen 
Epigraphik nebst ausgewihlten Inschriften. Weimar, 
E. Felber 1898. I Text XIV u. 508 S. 8°, IK 
Tafeln 46 fol. Bespr. von Hugo Winckler. 

Die Epigraphik des Orients hat in Deutsch- 
land nicht die Pflege gefunden, welche man 
nach dem Stande der Wissenschaften wohl 
hätte erwarten können. Verhältnismässig 
hat Frankreich darin mehr geleistet, und so 
hat das Corpus inscriptionum Semiticarum 
eine nicht zu verkennende Wirkung aus- 
geübt, wenngleich wohl allmählich sich die 
Ueberzeugung durchringen dürfte, dass — 
unbeschadet der Anerkennung der darin 
niedergelegten wissenschaftlichen Leistungen 
— der Zweck eines Corpus dadurch nicht 
erreicht wird. Denn dieser könnte nur er- 
reicht werden durch eine Beendigung eines 
solchen Unternehmens in einem Zeitraum, 
der längst um das dreifache überschritten ist. 

Lidzbarski hat in seinem Handbuch für 
die sogenannten nordsemitischen Inschriften 
d. h. die phönizischen und aramäischen un- 
gefähr etwas ähnliches schaffen wollen, wie 
seiner Zeit Schröder für das Phönizische 
gethan hat. Ursprünglich war wohl seine 
Absicht ein Handbuch für den Unterricht zu 
geben, allein das Werk hat sich ibm offenbar 
unter den Händen derart ausgewachsen, dass 
er schliesslich auch eine encyklopädische 
Zusammenfassung des Stoffes bearbeitete. 
Es ist zu befürchten, dass dadurch der erstere 
Zweck äusserlich arg geschädigt worden ist, 


1) Ich hätte nichts nachzutragen, als populäre 
Aufsätze, welche für den Fortschritt der Wissenschaft 
nicht in Betracht kommen. — Sachlich möchte ich 
S. 29 beanstanden, „the late Egyptian language 
passing into demotic.“ Dieser Irrtum ist OLZ. II, 
332 ausdrücklich besprochen. Der Papyrus Golenischeff 
scheint mir auch mehr in der stellenweise sehr 
wilden Orthographie vulgär zu sein als in der Sprache. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


|Februar 1900.) 58 


denn der Preis des Buchs (30 M.) schwingt 
sich zu den luftigen Héhen, in welchen der 
arme stud. ling. orient. seine unerreichbaren 
Ideale schweben zu sehen gewohnt ist. 
Meines Erachtens hätte bei Teil 1V „Realien 
und Formeln“ (62 Seiten) sehr gespart werden 
können, wenn nicht überhaupt die Zweck- 
mässigkeit der Aufnahme in ein solches Werk 
in Frage zu stellen ist. Ich würde es für 
nutzbringender gehalten haben, wenn statt 
der mit so grossem Sammelfleiss zusammen- 
getragenen Uebersicht über die einzelnen 
Inschriftengattungen und der mühevollen Auf- 
zählungen, lieber die Inschriften selbst — 
lediglich in Umschrift -- gegeben worden 
wären. Dann würde der Leser doch zweifel- 
los eine bessere Anschauung von der Sache 
gewonnen haben, als durch die beschreibende 
Uebersicht, welche unendlich viel mühsamer 
herzustellen war, und von der ich nicht weiss, 
ob sie jemand durcharbeiten wird. Auch 
die Abhandlung V über die Schrift hätte an 
diesem Orte knapper gehalten werden können, 
und in den beiden Worterverzeichnissen 
durch Verzicht auf die Gegenüberstellung, — 
bei aller Anerkennung der verfolgten Absicht 
— der Raum gewonnen werden können, um 
das zu erreichen, was doch der Zweck 
des Studiums der Inschriften ist: Verbreitung 
von deren Kenntnis, 

Sehr willkommen ist die reiche Litteratur- 
zusammenstellung, worin mir eher zu viel 
als zu wenig aufgenommen erscheint. Die 
Auswahl der mitgeteilten Inschriften ist unter 
den durch die oben geschilderte Sachlage 
geschaffenen Verhältnissen glücklich und 
zweckentsprechend. Bei der Aufnahme des 
vollständigen Zolltarifs von Palmyra in Um- 
schrift unter Verzicht auf die Wiedergabe 
des Ganzen in den Tafeln hat der Verfasser 
selbst das Verfahren eingeschlagen, das ich 
in grösserem Umfange, in wichtigen Fällen 
möglichst biszur Vollständigkeitdes beachtens- 
werten Materials, befürworte. 

Die Ausführung der Tafeln zeugt von ganz 
aussergewöhnlicher Geschicklichkeit der Hand 
und einer Sorgsamkeit für das Aeussere, 
welche der beneiden muss, dem die Götter 
das Gegenteil angehängt haben. Der schön- 
heitsfrohe Sinn des Verfassers hat auch im 
ersten Teil die Anfänge der einzelnen Ab- 
teilungen mit geschmackvollen Kopfleisten 
gar fein gezieret, ein Brauch dessen die 
bescheidene Wissenschaft schon lange ent- 
wöhnt ist. 


Berlin. 


59 [No. 2.] 


Rev. T. E. Oheyne M. A. D. D. Oriel Professor 
of the Interpretation of the Holy Scripture in 
Oxford, vormals Fellow des Balliol College, Ka- 
nonikus von Rochester: Das religiöse Leben 
der Juden nach dem Exil. Deutsche Über- 
setzung unter durchgängiger Mitwirkung des Verf. 
von H. Storks. Giessen. J. Rickersche Verlags- 
buchhandlung 1899. Besprochen von Friedrich 
Giesebrecht. 

Cheyne hat eine der jetzt beliebten Vor- 
tragsreisen durch Nordamerika gemacht und 
dabei folgende Themata behandelt: 1) Das 
religiöse Leben in Judaea vor der Ankunft 
Nehemias. 2) Die Wiederherstellung der 
jüdischen und samaritischen Gemeinde durch 
Nehemia, Esra und Manasse. 3) Religiöse 
Ideale der Juden, Hindernisse für ihre volle 
Entfaltung. (Die Ebedjahvestücke und mes- 
sianischen Weissagungen in Jesaia und den 
Psalmen). 4) Jüdische Weisheit, ihre Bedeu- 
tung, ihr Gegenstand und ihre Gestaltungen. 
5) Orthodoxe und ketzerische Weisheit 
(Qoheleth, Sirach), gleichzeitige levitische 
Frömmigkeit. 6) Das Judentum, seine An- 
ziehungskraft für Fremde, seine Auftassung 
des Verhältnisses zu Gott als solchem, seine 
Beziehungen zu Griechenland, Persien und 
Babel. 

Es ist nicht angenehm, über das Unter- 
nehmen, diese Vorträge in deutscher Uber- 
setzung erscheinen zu lassen, ein Urteil ab- 
zugeben. Ich fürchte, sie werden in Deutsch- 
land nicht viel Glück machen. Der Deutsche 
ist zu vorsichtig, um einer im Unterhaltungs- 
ton gegebenen Darstellung sich leicht hin 
zu geben, die augenscheinlich stark mit 
Hypothesen wirtschaftet und von einer ihm 
nicht hinreichend bekannten Persönlichkeit 
ausgeht. Sonderlich da wir im grösseren 
theologischen und orientalischen Publikum 
wohl vertraute und wissenschaftlich fundamen- 
tierte Darstellungen des Gegenstandes be- 
sitzen (Stade, Wellhausen, Smend u. a.) 
Der Fachmann aber fliegt das Buch wohl 
einmal durch, notiert sich einige neue Kon- 
jekturen und wundert sich am Ende, nicht 
gerade viel neues gelesen zu haben. Vielleicht 
ergreift ihn aber auch ein anderes Gefühl, 
wenn er sieht, wie ein Mann, an dessen 
Wiege Klio ziemlich schnell vorübergegangen 
ist, hier lächelnd über die schwierigsten ge- 
schichtlichen Probleme aburteilt. Ch. ist 
nicht der Mann, um beispielsweise eine Per- 
sönlichkeit wie Nehemia zu verstehen. Er 
stempelt ihn zu einem misstrauischen Hy- 
pochonder, der hinter jedem Busch einen 
Feind wittert und vergleichsweise harmlosen 
Leuten wie Sanballat, Tobia ete. die schwär- 
zesten Absichten zutraut. Verbrauchte Ka- 
tegorien, wie liberal und konservativ, die das 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITONG. 


[Februar 1900.| 60 


Leben antiker Persönlichkeiten weder nach 
seiner Tiefe noch nach seinem Reichtum er- 
gründen lassen, geben der Auffassung von 
Männern wie Esra und Nehemia die Direk- 
tive; dabei merkt man auf Schritt und Tritt, 
dass der Darsteller selbst mit ihnen nicht 
auskommt. — Die Grösse eines Konflikts, 
wie das Buch Hiob ihn schildert, kommt 
nicht zum wahren Ausdruck, um so weniger, 
da Ch. auch hier die Gelegenheit benutzt, 
um eine neue, besondere Uberarbeitungs- 
hypothese vorzutragen; die religiöse Kraft 
der Psalmen ist nicht gewürdigt, wohl aber 
wird unnötig über eine gewisse Beschränkt- 
heit der Dichter gespöttelt. — Nach vielen 
Richtungen fehlt die Selbstbescheidung, die 
einem grösseren Publikum gegenüber doppelt 
nötig ist. So wird die nachexilische Ab- 
fassung der messianischen Weissagungen im 
Jesaia I ebenso als ausgemacht behandelt, 
wie die Messianität der Psalmen 20. 21. 45. 
72. Das muss um so mehr auffallen, da 
jeder Eingeweihte weiss, wie rasch der Lit- 
terarkritiker Cheyne seine Ansichten wech- 
selt, und dass es nicht überraschen würde, 
ihn über diese Dinge in einigen Jahren wieder 
anders urteilen zu hören. — Damit wollen 
wir ihm als Litterarkritiker nicht zu nahe 
treten, auf diesem Gebiete wird man immer 
von ihm lernen können. 


Königsberg i. Pr. 


B. Manassewitsch, die Kunst dieHebräische Sprache 
durch Selbstunterricht schnellund leicht zu erlernen. 
2. Aufl. A. Hartleben’s Verlag, Wien, u. H. Scholz’s 
Abriss der hebräischen Laut- und Formenlehre nach 
Gesenius-Kautzsch Grammatik. 8. Aufl. Leipzig, 
F. C. W. Vogel 1899, und H. L, Strack, Hebräische 
Grammatik mit Uebungsbuch. 7. Aufl. Berlin 
1899. Reuther nnd Reichard. Bespr. von F. E. 
Peiser. 

Von den drei kleinen Büchern, welche 
die hebräische Grammatik lehren wollen, 
wendet sich die von J. Rosenberg bearbeitete 
2. Auflage des Manassewitsch’schen Buches 
an solche Anfänger, die wenig oder keine 
gelchrte Vorbildung haben. Sie hat recht 
gute und praktische Eigenschaften, aber den 
grossen Mangel, nicht auf dem Standpunkt 
heutigen Wissens aufgebaut zu sein. Die 
Erklärung von Kamets und Kamets-chatuph 
z. B. musste verunglücken, da das Kämes 
als Laut und nicht als Zeichen für einen, 
resp. für zwei Laute aufgefasst wird. 
Ebenso mutet die Anmerkung zu J'hövuh 
schon durch diese Lesung urvorweltlich an, 
wenn selbst die darin ausgesprochene Er- 
klärung ganz plausibel ist. Uud wenn gar 
vorgetragen wird: „Wenn ein Substantiv im 


61 (No. 2.| 


Genetiv steht, welcher Kasus am deutlichsten 
ausgeprägt ist, so wird es grammatisch als 
im status constructus stehend bezeichnet; 
steht es aber in einem andern Kasus, so be- 
findet es sich im status absolutus“, dann muss 
man schon viel guten Willen mitbringen, um 
weiter zu blättern. Als abschreckendes Bei- 
spiel, wie die alte Auffassung der Grammatik 
übertragen worden ist, diene die Aussage: 
„Im Hebräischen hat man drei Zeiten: 
Gegenwart, Praesens (3173), Vergangen- 
heit, Perfectum (03%) und Zukuntt, Fu- 
turum (Wy). Das Perfectum und das Fu- 


turum sind nur einfach (es giebt also kein 
Plusquamperfectum und kein Futurum 
exactum).“ Und trotzdem weist gerade 
dieser Passus auch den Vorzug des Buches 
auf, nämlich nicht für den Lernenden, son- 
dern für den, welcher sich oberflächlich über 
die hebräischen grammatischen termini orien- 
tieren will. Diesem werden auch die Teile 
über die hebräische Aussprache der polnischen 
Juden und über die hebräische Kursivschrift 
nützlich und angenehm sein. Überhaupt 
wäre es vielleicht angebracht, das Biichlein 
mehr wissenschaftlichen Anforderungen ent- 
sprechend zu gestalten, ohne es dabei aber 
seiner unleugbaren pädagogischen Vorteile 
zu berauben. 

Der von Kautzsch umgearbeitete H.Scholz- 
sche Abriss zur hebräischen Laut- und For- 
menlehre nach Gesenius - Kautzsch’ Gram- 
matik soll sich vielfach als praktisch erwiesen 
haben, besonders in der Hand eines Lehrers, 
der selbst hebräisch gut versteht. Trotzdem 
dürfte doch noch viel zu ändern sein, so die 
Behauptung: „Steht dagegen neben dem ~ 
ein Methegq ($ 8), so deutet dasselbe die Auf- 
hebung des Silbenschlusses an;“ das ist doch 
weder wissenschaftlich noch praktisch richtig. 
Ebenso die ganze Ausführung über die litterae 
quiescibiles, die verba mediae geminatae, 
Absatz 6 der Verba Y'y, Absatz b von § 45. 
Dagegen sind viele kurz gefasste Regeln und 
Erklärungen recht gut und modernen An- 
forderungen genügend. 

Bedeutend höher, da im allgemeinen den 
heutigen wissenschaftlichen Anforderungen 
entsprechend, steht Stracks Hebräische Gram- 
matik, die jetzt in 7. Auflage erschienen ist. 
Hier ist mit Glück und grossem Geschick 
der notwendige Stoff gut eingeteilt in den 
denkbar kleinsten Raum gepresst. Dabei 
fallen manch feine Beobachtungen mit ab, wie 
z. B. 12r und 55d über den losen Silben- 
schluss und seine Ausnahmen. Aber die 
Parteinahme für den „altsemitischen“ Accent, 
id est der altarabische, in llaa hätte gern 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Februar 1900.) 62 


aus der in der ersten Hälfte richtigen An- 
merkung fortbleiben können. Andererseits 
suchte ich vergeblich z. B. eine Bemerkung 
über die Genitivverbindung, bei welcher der 
Genitiv unbestimmt ist, Anm. b zu 20 giebt 
nur den Thatbestand, wenn der Genitiv be- 
stimmt ist. Warum soll bei den alten Kasus- 
endungen (sog. ,Bindevokal“) & immer aus 
der Nominativendung u abgestumpft sein? 
Oft doch ganz organisch aus i, der Genitiv- 
endung, entstanden. Das ,Hilfsqamec“, das 
nach 28h im Plural (der Segolata) einge- 
schoben wird, ist einfach scheusslich. Wa- 
rum führt Strack 46b den Terminus Umstands- 
satz ein, wo der Ausdruck Zustandssatz doch 
nun einmal allgemein angenommen ist. Hier 
wäre überhaupt der arabische Terminus Häl 
viel praktischer, was auch von manchen andern 
zu sagen wäre. Wer heutzutage hebräisch 
lernt, sollte wenigstens einen Begriff von den 
andern Dialekten bekommen und dabei könn- 
ten manche der im Arabischen geschaffenen 
Termini ganz wohl erklärt und eingeführt 
werden. Sie passen nun einmal besser als 
die lateinischen und quasilateinischen. Dabei 
würde dann auch speziell im Syntaktischen 
manches mehr der ausgebildeten arabischen 
Syntax entsprechend formuliert werden kön- 
nen. Z. B. würde ich bei der Erklärung 
eines Satzes wie Smp 77 72 sicher nicht 
sagen, dass hier „statt des zweiten Verbs“ 
ein Adjektiv steht § 633. Und ein Ausdruck 
wie „Näherbestimmung“ in § 83i ist doch 
auch nicht gerade schön und schlagend. Uber 
die Auffassung des wäw consecutivum mag 
ich hier nicht streiten, doch kann ich die Be- 
merkung nicht unterdrücken, dass von den 
Beispielen zum wäw consecutivum perfecti 
manche einfach als Zustandssätze aufzufassen 
sind. Es wäre einer Spezialuntersuchung 
vorzubehalten, ob nicht andere, die sich 
anscheinend nicht so erklären lassen, 
auf einer syntaktischen Analogiebildung, 
eventuell sogar einer sehr entarteten, beruhen. 
Bei den Relativsätzen fehlen die indetermi- 
nierten ganz, weshalb das Beispiel nn 
mT Minyy „jubeln mögen die Gebeine, die 
du zerschlagen hast“ auch falsch übersetzt ist. 

Die Einrichtung des Buches ist zu be- 
kannt, um darüber zu reden; praktisch ist 
die Beifügung einiger altarabischer Para- 
digmen in Transscription und einiger Lese- 
übungen. Hier hätte immerhin manches wohl 
fortgelassen werden können, und noch mehr 
von dem Teil II „zum Übersetzen aus dem 
Hebriiischen,“ da doch jeder Lehrer so bald 
als möglich den Schülern die Bibel selbst 
vorlegt. Ob hierbei III zusammenhängende 


63 [No. 2.] 


Lesestiicke (Analyse von Gen. 1—3, 18,1 
— 19,29, 40—45 etc. etc.) wirklich von Nutzen 
ist, kann nur praktischer Gebrauch lehren. 
Ich persönlich liebe derartigeVorkaumaschinen 
nicht. Dagegen erscheint der Teil V (zum 
Übersetzen ins Hebräische) ganz brauchbar. 
Diebeiden kleinen Glossare (deutsch-hebräisch 
und hebräisch - deutsch) sind aber wieder 
weniger wertvoll, besonders da der Anfänger 
nicht früh genug an die Benutzung eines 
wirklichen Lexikons gewöhnt werden kann. 
Königsberg i. Pr. 


Kautzsch-Weizsäcker, Textbibel des Alten und 
Neuen Testaments in Verbindung mit zahlreichen 
Fachgelohrten herausgegeben. Freiburg ij/B., 
Verlag von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1899. 
9 M. 50 Pf. Besprochen von F. Perles. 

Das Erscheinen der vorliegenden Text- 
bibel ist in mehr als einer Beziehung ein be- 
deutungsvolles Ereignis. Vor allem ist 
dieselbe ein beredter Zeuge für die Fort- 
schritte der alttestamentlichen Wissenschaft 
im abgelaufenen Jahrhundert. Aus der Hand 
zahlreicher bedeutender Bibelforscher hervor- 
gegangen, fasst sie die Summe all dessen 
zusammen, was für das Verständnis der 
Heiligen Schrift im einzelnen von Gram- 
matikern und Lexikographen, Exegeten und 
Kritikern bis auf den heutigen Tag geleistet 
wurde. Aber die Bedeutung dieser Ueber- 
setzung liegt viel weniger auf gelehrtem als 
auf religiösem und kulturhistorischem Gebiete, 
wie denn überhaupt die Bibel von Anfang 
an sich nicht an eine kleine Schar von pri- 
vilegierten Geistern wandte, sondern zur 
ganzen Menschheit sprach. Das Erscheinen 
unserer Bibel kommt einem doppelten Be- 
dürfnis entgegen. All diejenigen, die die 
Bibel nicht mit wissenschaftlich prüfendem 
Geist lesen, sondern naiv in sich aufnehmen, 
um sich daran zu erbauen und zu erheben, 
zu trösten und aufzurichten, sich seelisch 
zu erquicken und ästhetisch zu befriedigen, 
dieser ganze unendliche Kreis, der alle 
Kulturmenschen umfasst oder doch umfassen 
sollte, schmachtete nach einer Ausgabe der 
heiligen Schriften, die in einer allgemein 
verständlichen und geschmackvollen Form 
den ewigen Inhalt ihnen nahe brächte, und 
keine der vorhandenen Uebersetzungen ver- 
mochte diese wohlberechtigten Ansprüche 
zu erfüllen. Es war klar, dass nur die 
Wissenschaft eine solche Aufgabe zu lösen 
im Stande war, und sie erfüllte eine ernste und 
hohe Pflicht gegen die grosse Gemeinde der 
Bibelleser, indem sie ihnen eine Ueber- 
setzung in die Hände gab, in der sie alles, 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Februar 1900.) 64 


was sie in mühsamer Arbeit erkannt und 
entdeckt hatte, zum Nutzen der Allgemein- 
heit verwertete. Es kann nicht geleugnet 
werden, so seltsam es auch klingen mag, 
dass die wissenschaftliche Beschäftigung mit 
der Bibel, wie sie im +9. Jahrhundert geübt 
wurde, gewissen Kreisen die Bibel verleidete 
und entfremdete. Manche ängstlichen Ge- 
miiter fiirchteten von einer kritischen Be- 
handlung der biblischen Schriften eine 
Schädigung ihres religiösen Empfindens. 
Sie glaubten, wenn die Sonde der Kritik 
an die Urkunden des Glaubens gelegt werde, 
würde der Glaube selbst sich daran ver- 
bluten, wenn ein Buch, ein Kapitel oder auch 
nur ein Wort oder ein Buchstabe angetastet 
werde, sei das Fundament der Religion er- 
schiittert. Einer solchen kurzsichtigen Pietät 
begegnen wir ja auch auf manchen anderen 
Gebieten, man sträubt sich dagegen, ein kost- 
bares, mittelalterlichen Gemälde, das nicht in- 
takt auf uns gekommen ist, von Meisterhand 
restaurieren zu lassen, oder gar einen Torso 
aus dem Altertum wieder zu ergänzen. Seit 
Spinoza!) sucht die Wissenschaft derartige 
Vorurteile zu zerstreuen, aber die Macht der 
Gewohnheit ist stärker als alle Argumente 
und nicht mit Unrecht klagt Lazarus: „Um 
nicht an die Klippen der Kritik zu geraten, 
lässt mancher die Bibel im Schrank stehen.“ 

So bedauerlich nun auch diese Thatsache 
ist, man muss ihr doch Rechnung tragen, 
und in richtiger Erkenntnis haben auch die 
Herausgeber der neuen Uebersetzung alles 
kritische Beiwerk, wie Quellenscheidung, 
Häkchen, Punkte und Klammern fortgelassen. 
Der gewöhnliche Leser wird dadurch gar 
nicht erst aufmerksam gemacht, wie viele 
Stellen noch zweifelhaft und unverständlich 
sind. Auge und Sinn wird nicht gestört und 
im Genusse behindert, während der Gelehrte 
nach wie vor das grössere Bibelwerk mit 
den Beilagen wird zu Rate ziehen müssen. 

Ueber den Wert und die Zuverlässigkeit 
der Uebersetzung noch ein Wort zu verlieren, 
wäre überflüssig: die gediegene Ausstattung 
stimmt zu der nach Form und Inhalt ge- 
diegenen Wiedergabe der biblischen Bücher. 
Besonders dankenswert ist die Einbeziehung 


!) Tractatus theologico - politicus X: At forte 
aliquis dicet, mehac ratione Scripturam planeevertere, 
nanı hac ratione eanı ubique mendosam esse suspicari 
omnes possunt: sed ego contra ostendi, me hac 
ratione Scripturae consulere, ne eius loca clara et 
pura mendosis accomodentur et corrumpantur. Vgl. 
die ähnliche Stelle bei Goethe Noten und Abhand- 
lungen zum west-östlichen Divan, Israelin der Wüste 
gegen Ende: Kein Schade geschieht den heiligen 
Schriften u. s. w. 


65 [No. 2.) 


der Apokryphen') und die Absetzung aller 
dichterischen Stiicke. 

Alle Anzeichen deuten daraufhin, dass 
die vorliegende Bibel berufen ist, ein tieferes 
Erfassen der Heiligen Schrift in den breiten 
Schichten der gebildeten Kreise anzubahnen. 
All diejenigen, die nicht im Stande sind, 
sich in selbständige Bibelstudien zu vertiefen, 
werden von nun an aus dieser Uebersetzung, 
die in ungezählten, immer vollkommneren 
Auflagen Verbreitung finden möge, die 
Resultate der wissenschaftlichen Forschung 
kennen lernen und die Wirkungen werden 
weit über den Kreis der evangelischen Kirche, 
an die der Herausgeber sich zunächst wendet, 
sich heilsam fühlbar machen. 


Königsberg i/Pr. 


Mitteilungen. 
Originalbericht aus Aegypten. 


Theben. Karnak: Beim Zusammensturz 
vom 11. Oktober 1899 waren 11 Säulen um- 
gefallen; vier andere waren stark erschüttert 
und drohten niederzubrechen. Ohne die Be- 
willigung spezieller Gelder abzuwarten, hat die 
Direktion beschissen, letztere abzutragen, da 
ihr Fall wahrscheinlich den Einsturz des ganzen 
Restes vom Nordflügel der Säulenhalle nach 
sich gezogen hätte. Die Arbeit wurde von 
Legrain geleitet, welcher schon die schiefe 
Säule wieder gerichtet hatte. Die gefährdetste 
Säule ward in Gegenwart Maspero’s und 
Somer Clarke’s, des bekannten englischen 
Architekten, vom 29. Dezember an abgetragen. 
Die Abtragung einer zweiten hat am 15. Januar 
1900 in Gegenwart Maspero’s, nicur-Bei’s 
und Hauptmann Lyons’ begonnen; die beiden 
letzteren sind vom Ministerium der öffentlichen 
Arbeiten delegiert, um über die richtige Aus- 
führung zu wachen. Trotz der Unzulänglichkeit 
des dabei verwandten Materials ist das Unter- 
nehmen vollständig geglückt; in diesem Augen- 
blick ist Legrain damit beschäftigt, die dritte 
beschädigte Säule abzutragen. Diese Arbeit ist 
um so schwieriger, als ein Architrav auf der 
Säule ruht, dessen beide Teile von 40—50 
Tonnen wiegen. Legrain errichtet soeben 
einen Erdpfeiler bis zur Höhe des Architravs, 
um die Blöcke längs der doppelten geneigten 
Ebenen herniederzulassen, nach demselben Ver- 
fahren der Aegypter, das sie angewandt haben, 
ihre Monumente zu erbauen. Die Arbeit dürfte 
noch im Februar beendet sein, worauf man so- 
fort die vierte erschütterte Säule in Angriff 
nehmen wird. Bis jetzt wurde mit den gewöhn- 
lichen Mitteln der Altertumsverwaltung gearbeitet; 
doch hat Maspero für dieses Jahr einen Extra- 
kredit von 2600 ägyptischen Pfund (d. i. cca 


1) Eine Ausgabe der Bibel ohne Apokryphen ist 
daneben erschienen. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Februar 1900.] 66 


55000 Mark) iie Se wenn dieser bewilligt 
wird, hofft er mehr als die Hälfte der 11 gesunkenen 
Säulen bis Ende des Jahres fortzuräumen. Die 
Stücke jeder Säule sind nummeriert und nach- 
einander in dem leeren Raum aufgestellt, der 
sich nördlich von der Mauer Seti l’ in der Rich- 
tung des kleinen Ptah-Tempels erstreckt. Die 
dazu gehörigen kleineren Bruchstücke werden 
gesammelt und beim Wiederaufrichten der Säulen 
wieder eingefügt. Sobald die Abtragung der 
15 gefallenen oder erschütterten Säulen beendet 
ist, werden Architekten und Ingenieure den so 
freigelegten Platz untersuchen und den Unter- 
grund prüfen, um der Verwaltung die Massregeln 
anzugeben, die zur Sicherung des Fundamentes 
zu ergreifen sind. Sofort danach soll mit der 
Wiederaufrichtung der Säulen begonnen werden. 
Die Arbeiten dürften 5 Jahre Dida und an 
20000 Aeg. Pf. (d. i. über 400000 Mark) kosten. 
Um den ganzen Tempel wieder zu konsolidieren 
und ihm dadurch einen weiteren Bestand von 
Jahrhunderten zu sichern, würde ein doppelter 
Aufwand an Zeit und Geld erforderlich sein. 


Ein Teil des grossen Pylonen, der an die 
Westseite der Säulenhalle stösst, ist sehr er- 
schüttert und zeigt Spalten an einer Stelle, 
welche Maspero 1884/85 befestigt hatte. Bis- 
weilen rollen Steine von oben herab und be- 
drohen Arbeiter und Touristen, wenn sie das 
Thor der Säulenhalle passieren. Man studiert 
jetzt die Mittel, diesem Zustande abzuhelfen 
und einem neuen Zusammensturz vorzubeugen. 


Die Katastrophe vom 3. Oktober 1899 hat 
sich im Zentrum des nördlichen Teiles ereignet, 
so dass der Gesamteindruck der Halle nicht zu 
sehr gelitten hat. Die Besucher bemerken den 
Zusammenbruch erst, wenn sie sich schon in 
der Mitte des Zentralfeldes befinden, vis-a-vis 
den zu den Abrüstungsarbeiten nötigen Erd- 
haufen. 


Die benutzte Erde wird zwei verschiedenen 
Stellen entnommen, dem nördlichen Teil des 
westlichen Hofes und zwischen dem Pylon 
Ramses II’ und den Tempelchen Seti Il’ und 
Mernephtah im Nordosten der Säulenhalle im 
Ptahtempel. Man benutzt auf diese Weise die 
Gelegenheit, die Freilegung der noch ver- 
schütteten Teile von Karnak zu vervollständigen. 
In dem Hofe ergaben sich wertvolle Funde, 
u. a. eine Stele des Königs Rntuf Nubbaferré 
der XI Dynastie. Der Ptahtempel hat gleich- 
falls eine schöne Votivstatue eines Schreibers 
Thonti geliefert, welche nach Gizeh unterwegs 
ist, ferner eine Stele, welche den Umbau des 
Tempels durch Thutmosis III nach der Rückkehr 
von seiner ersten Expedition nach Syrien be- 
richtet; die Inschrift dieser Stele war durch 
Amenothis IV zerstört, aber auf Befehl Seti P 
wieder hergestellt worden. Ferner eine ver- 
stiimmelte Statue Harmhabi’, Fragmente einer 
schönen Statue der Göttin Maut, welche ganz 
wieder hergestellt werden kann. Der 'Tempel 
selbst ist sehr schön; man wird auch die pto- 
lemäischen Propyläen fast ganz renovieren 


67 [No. 2.] 


können; denn die abgebröckelten Steine haben 
sich während der Ausgrabung der Erde wieder 


gefunden und können fast alle wieder an ihren : 


früheren Platz zurückgebracht werden. Legrain 


bereitet eine Monographie über diesen Tempel vor. | 


Ramesseum. Die Mauer mit der Schlacht 
von Kodsu droht einzustiirzen. Man hat ange- 
ordnet, sie durch zwei Backsteinstrebemauern zu 
stützen, deren hässlichen Eindruck man soviel 
als möglich abzuschwächen bestrebt ist. Der 
Generalinspektor der Verwaltung, Herr Carter, 
ist mit dieser Arbeit betraut. 


Biban el-Mulftk. Das Grab Thutmosis III 
kann jetzt besichtigt werden. Maspero hat 
das von Loret 1898 entdeckte Grab Amenothis II’ 
zur öffentlichen Besichtigung in Stand gesetzt. 
Die Mumie des Königs ist in seinen Sarkophag 
zurückgelegt worden, wo eiserne Stäbe ihn vor 
der zu unbescheidenen Neugierde gewisser Be- 
sucher schützen, und auch die vier Mumien der 
sogenannten menschlichen Opfer sind wieder an 
ihre ursprüngliche Stelle gebracht worden. Die 
neun königlichen Mumien, welche Loret in 
einer der kleinen Seitenkammern desselben 
Grabes gefunden hatte, sind von Maspero in 
das Museum von Gizeh gebracht ee M. 
sucht Mittel, dieses neue sowie die schon be- 
kannten Gräber durch elektrisches Licht zu er- 
leuchten, um so den verhängnisvollen Schä- 
digungen vorzubeugen, welche trotz der Verbote 
der Generalverwaltung durch die Dämpfe der 
Fackeln und der Magnesiumdrähte von Touristen 
verursacht werden. 


Sakkarah. Hier hat Maspero sofort nach 
seiner Ankunft die Ausführung des von ihm schon 
während seines ersten Aufenthaltes in Aegypten 
von 1881—86 in Angriff genommenen Planes 
wieder aufgenommen und die Arbeiter an die 
Unas-Pyramide beordert. Das Grabmonument 


/ jedes Königs umfasste ausser der Pyramide selbst 


eine gepflasterte Umgebung, eingefasst wiederum 
von einer viereckigen Umschliessung, eine Ka- 
pelle anstossend an die östlicheSeite der Pyramide, 
nach allen vier Seiten unter den Platten des 
Pflasters angeordnete Gallerien, in welchen die 


entfernteren Familienmitglieder begraben wurden 7 
dort kann man Statuen finden, wie die des 


Lischt, Kostbarkeiten, wie die von Dahschur, 
ohne von den Monumenten zu sprechen, welche 
etwa in späteren Epochen hinzugefügt worden 
sind. Maspero hat die Unaspyramide gewählt, 
weil sie, leicht zugänglich, schon seit 1882 dem 
Publikum eröffnet ist: Die Touristen werden so 
zum ersten Mal eine vollständige Vorstellung 
von dem gewinnen, was eine Memphis- Pyramide 
ist. Die Herrn Barsanté anvertrauten Arbeiten 
haben schon bedeutende Resultate geliefert. 
Der nordöstliche Teil des Pflasters ist voll- 
ständig freigelegt worden, wobei sich die ge- 
wilbte Mastaba eines gewissen Samnofir zeigte 
mit der unberührten Gruft und der in ihren 
Sarg hineingekauerten Mumie. Fragmente der 
Basreliefs der Kapelle sind gefunden worden, 
wie auch Eingänge von Gallerien; aber die 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Februar 1900.) 68 


Freilegung macht nur langsam Fortschritte, weil 
der Schutt stellenweise eine Höhe von 12 Metern 
erreicht. An der Südseite ausserhalb der Um- 
schliessung hat Barsanté eine Rcihe von 
Schächten der Saitischen Epoche gefunden, von 
denen jetzt zwei geleert sind. Der erste gehört 
einem gewissen Psammetich, hat 26 Meter Tiefe 
und enthält eine kleine Kammer, deren Mauern 
mit Inschriften bedeckt sind, welche den Pyra- 
midentexten entlehnt sind. Ein immenser roher 
Sarkophag, dessen Deckel allein über einen 
Meter hoch ist, enthält einen anderen sorgfältig 
gearbeiteten Sarkophag aus Basalt. In einem 
Seitenzimmer hat man die Reste der Frau Set- 
iri-boon mit vier prächtigen Alabaster-Canopen 
und einer schönen Amulettensammlung gefunden. 
Der zweite Schacht ist noch tiefer als de erste, 
und man hat noch nicht in die Kammer ein- 
dringen können: Doch deutet alles darauf, dass 
auch sie, wie die vorhergehende unberührt ist. 

Die 1899 von Loret im Norden der Tete- 
Pyramide unternommenen Freilegungen werden 
berichtigt und fortgesetzt werden, um eine neue 
Versandung zu verhindern. 


Edmond Doutté, dessen Bulletin bibliographique 
de l'Islam maghribin in der Nummer 11 v. J. ange- 
zeigt wurde, ist von dem Generalgouverneur Algeriens 
mit der Aufgabe hetraut worden, die in den Moscheen- 
Bibliotheken Algiers sich findenden Handschriften 
zu katalogisieren. 

An Stelle der in derselben Nummer Spalte 373 
in der Anmerkung mitgeteilten Adresse wolle man 
von jetzt ab setzen: E. D., 10, rue Sadi-Carnot, 
Mustapha-Agha, Alger (Algier). 


Auguste Mouliéras, Professor der arabischen 
Sprache und Litteratur in Oran (Algerien), dessen 
fleiBigen Forschungen wir u.a. das Werk ,,Le Maroc 
inconnu“ verdanken, ist im Auftrage der französischen 
Regierung nach Fes gegangen, um dort den muham- 
medanischen Unterricht auf allen seinen Stufen zu 
studieren. 


Professor Gautier, Dozent an der Ecole Supérieure 
des Lettres d’Alger, hat Vorlesungen über muham- 
medanische Philosophie begonnen. Er behandelt zur 
Zeit den philosophischen Roman des Ibn Tufail. 


Aus dem Bericht des Egypt. 
Exploration Fund.') 


Petrie gräbt in Abydos; sein Buch „Dendereh“ ist 
in Vorbereitung. Das Kopieren in Deir el Bahri ist 
abgeschlossen durch H. Carter (eben zum Inspektor 
der Altertümer Agyptens ernannt!) und C. Sillem, 
Band IV der Publikation ist im Druck; noch 2 Teile 
werden nötig sein. Crum wird eine Sammlung 
koptischer Ostraca herausgeben. Naville’s Pithom 
wird revidiert neu aufgelegt. Die Survey wird die 
a. R. Gräber in Mittelägypten (Scheich Said, Deir 
el-Gebrawi) kopieren lassen, The Mastaba of Ptabhetep 
and Akhethetep (Davies, 2 Bände) und Beni Hasan 
IV herausgeben. Die griechisch-römische Abteilung 


1) Mir zunächst in Biblia XII, 524 zugegangen. 
W. Max Müller. 


69 [No. 2.] 


des Eg. E. F. hat eben einen neuen Band Papyri 
veröffentlicht und bereitet „Fayüm Towns and their 
Papyri“ vor. 


Die aus 160 arabischen, persischen und türkischen 
handschriftlichen Werken bestehende Bücherei des 
Orientalisten Schefer ist von der französischen Re- 
gierung angekauft worden, um der Bibliotheque 
nationale einverleibt zu werden. 

(Centrbl. f. Bibl.) 


In dem preußischen Staatshaushaltsetat fiir 1900 
sind 67000 Mark als Zuschuss zur Fortfiihrung der 
Ausgrabungen in Babylon eingestellt. Zur Beschaffung 
von Literaturwerken auf dem Gebiete der vorder- 
asiatischen Archiologie fiir die Bibliothek der Kunst- 
museen wurden 3000 Mark gefordert. 


. An der bekannten Stelle 1 Kg. X, 22 werden 
DDN) DEP DAN OD) IN als die Erzeugnisse 


der überseeischen Länder aufgeführt, welche Salomo 
gemeinsam mit Hiram besuchen ließ. Das letzte 
Wort erklärt man seit Alters „aus dem Malabarischen“ 
als Pfauen. Die Voraussetzung eines derartigen Lehn- 
wortes, an sich extrem, wird schon dadurch unmög- 
lich gemacht, dass die Stelle nicht auf eine Fahrt 
zum Roten Meer hinaus, sondern auf eine westwärts 
gerichtete zu beziehen ist. Die Aufzählung selbst 
hebt mit zwei Edelmetallen an, geht dann auf ein 
ihnen an Wert nahestehendes Produkt über (oder 
deren zwei), nennt hierauf Affen und müsste also 
eigentlich mit Sclaven schliessen, der Scala ent- 
sprechend. So drängt sich die Emendation vap 
nach 2. Chron. XIII, 3 geradezu auf; Salomo empfing 
demgemäss Affen und schwarze Menschen. Damit 
würde denn auch die westafrikanische Herkunft der 
Schiffsladungen vollkommen klargestellt sein. 
Carl Niebuhr. 


Die Tageszeitungen gewöhnen sich immer mehr 
daran, um ihren Lesern aparte Bissen vorsetzen zu 
können, wissenschaftliche Expeditionen zu unter- 
nehmen oder zu unterstützen. Hoffen wir, dass die 
Wissenschaft nebenbei wirklich Vorteil von dieser 
Sorte des Geschäfts haben wird. Besonders ist 
Africa noch immer in Mode. Von französischen 
Zeitungen hat der Matin eine Expedition in die 
Sahara organisiert, um die früheren Transsaharischen 
Studien furtzusetzen. Chef Mr. Blanchet. Von deutschen 
Zeitungen wäre der Berliner Lokalanzeiger 
zu nennen, der sich die ersten Berichte Georg Stein- 
dorff’s über eine wissenschaftliche Expedition zur 
Erforschung der Oasen des Jupiter Ammon!) 

esichert hat. Und last not least das Berliner 

ageblatt, das sich seit einiger Zeit von seinem 
Spezialreisenden gar nicht üble Reisebriefe aus 
Marokko senden last. Wie wir’s, wenn ein anderes 
Weltblatt wieder mal dem wirklich guten Beispiel 
des Daily Telegraph foigen wollte? 


Wissenseh. Fragen u. Antworten. 
| No. XIV. 


Gegen den sehr verführerischen Anklang 
von Arhna-Xanthos, an einen Namen des 


!) Fett in der Reclame des Localanzeigers. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


! 


[Februar 1900.) 70 


Chetitervertrages (cf. O. L. Z. II 382) scheint 
mir zu sprechen, dass Lykien sicher nicht 
zum Chetiterland gehört hat. Es wird wohl 
gelegentlich tributpflichtig gewesen sein, man 
darf aber, aus Amarna 28,10 wie aus der 
Merneptahinschrift (Asien, S.359, 354) schlies- 
sen, dass von Einfluss der Chetiterkönige in 
jener Gegend gerade damals keine Rede war. 
Das A-re (oder ra)-ne-na des Chetitervertrages 
dagegen, die Hauptstadt des Reiches, ist doch 
gewiss nicht im Tributgebiet, sondern im 
eigentlichen Chetiterland zu suchen. Jedoch 
will ich Boissier gerne zugeben, dass es sich 
um eine Stadt ähnlichen oder gleichen Namens 
im östlichen Kleinasien gehandelt haben 
könnte. Nur ist bei den Namen des grossen 
Vertrages Vorsicht nötig, weil sie erst durch 
die Keilschrift, dann durch die ägyptische 
Wiedergabe derselben entstellt wurden. 


W. Max Müller. 


No. XV. 
Zu den Schakaruscha der alten Aegypter. 
In C. Niebuhr’s Mitteilung OLZ. II, 381 


ist mir die Angabe, dass die bekannten 
Identifikationen von Seevölkernamen mit 
klassischen Namen „von E. Röth ursprüng- 
lich stammen“, überraschend. Ich möchte 
C. Niebuhr um Mitteilung der Belegstellen 
bitten. Meines Wissens konnte kein klassi- 
scher Philologe sich über diese Namen 
äussern, ehe de Rougé, Révue Arch. 1867 
sie gesammelt und umschrieben hatte. De 
Rougé bleibt also, soviel ich weiss, das Ver- 
dienst und der Vorwurf, als Pionier Nutzen 
gestiftet und Verwirrung angerichtet zu 
haben. — Der Nachweis (nach Heisterbergk). 
dass der Name Siculer, Sicilia, erst spät 
durch Griechen entstand, ist dankenswert. 
Ich glaube aber gegen die Meinung protes- 
tieren zu müssen, als ob solche fürchterliche 
Vergleichungen wie die der Siculi und der 
kleinasiatischen (sic! siehe mein Asien, S. 357, 
Z. 27!) Š(a)-k(a)-ru-ša noch in der modernen 
Aegyptologie Geltung gehabt hätten; sie ge- 
hören doch entschwundenen Jahrzehnten an. 
— Ist nicht Niebuhrs Vergleichung mit 
Sagalassos schon einmal (von Brugsch?) auf- 
gestellt worden? Wäre die Vergleichung 
richtig, so müsste der Name natürlich eine 
ganz andere Bedeutung um 1200 v. Chr. ge- 
habt und zum mindesten Pamphylien und 
Pisidien umfasst haben (?), denn die SakaruSa 
sind ein Kiistenvolk. Dafür, für den aus- 
fiihrlichen Nachweis der kleinasiatischen Her- 
kunft, fiir die Lesungen der Namen und 
andere Berichtigungen (unter Ramses III 


71 INo. 2.| 


werden keine Luky erwähnt!) und Belege 
verweise ich auf mein „Asien etc.“ Kap. 27, 
dessen Ueberselien mir sehr überraschend ist. 


W. Max Müller. 


Zur Erwiderung. 


Es lag mir als Nicht-Aegyptologen natür- 
lich fern, an dem Verhalten der Fachleute 
gegenüber den Nordvölker-Namen Merenptahs 
und Ramses III. Kritik zu üben; der zu 
vergleichende Wortlaut meiner soeben von 
W. M. Müller herangezogenen Mitteilung ge- 
nügt wohl dafür. Seine Korrekturen erkenne 
ich sonst als sachdienlich an. Röth betreffend 
hätte ich besser gesagt, dass er „den ur- 
sprünglichen Anstoss dazu“ gab. Die frag- 
lichen Stellen befinden sich in seiner „Ge- 
schichte der abendländischen Philosophie“ 
I, 91, Notenanhang dazu S. 5—7 u. 8—11, 
ferner II, 9. Ich habe den Eindruck ge- 
wonnen, dass J. de Rougé kaum zu seinen 
Identifikationen gelangt wäre ohne E. Röth’s 
Vorgängerschaft auf dieser Bahn. Müller's 
„Asien u. Europa“ war mir leider nicht zur 
Hand, als ich die Notiz schrieb, und so will 
ich hiermit gern bestätigen, dass die Be- 
merkung weit passender von den dortigen 
Darlegungen in Kap. 27 ausgegangen wäre. 
Ein Obdach wird den Sakarusa freilich auch 
von Müller nicht geboten; sollte schon Brugsch 
auf Sagalassos verfallen sein, so mögen ihn 
die Götter ebenso richten, wie den ahnungs- 
losen Nachfolger. Die Veränderung von 
Namensbedeutungen in oder nach Wander- 
zeiten kann ich aber wirklich nicht als eine 
so besonders gewagte Annahme betrachten. 


Carl Niebuhr 


Aus gelehrten Gesellschaften. 


Oriental Club, Philadelphia, Vortrag im November: 
G. A. Barton, Semitic social origins. 

Dezember, M. Jastrow, The Hebrew and Babylonian 
accounts of creation. 


Personalien. 


Bastian’) ist zum ordentlichen Honorarprofessor 
ernannt worden. 


') Die Leser der O. L Z. werden den grossen 
Gelehrten wohl auch ohne Angabe seiner Titel 
kennen. Wir kénnen aber die Bemerkung nicht 
unterdriicken, dass die preussische Regierung sich 
selbst ehrt, wenn sie frühere Versäumnisse lieber 
spät als gar nicht gut zu machen strebt. Es liegen 
noch manch andere vor. Vielleicht könnt’ es bei 
denen etwas schneller gehen. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


es eee nn a e- 


[Februar 1900.] 72 


Priv.-Doc. Dr. Felix von Luschan ist zum 
a. o. Professor an der Berliner Universität ernannt 
worden. 


Die kaiserl. Akademie der Wissenschaften in 
Petersburg wählte den Geh. Regierungsrat Dr. Ahl- 
wardt, Professor der orientalischen Sprachen an der 
Universität Greifswald und korrespondierendes Mit- 
glied der Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 
in ihrer Sitzung im Dezember v. J. zu ihrem 
korrespondierenden Mitgliede. 


Aus Strassburg schreibt man der „Frankf. Ztg.“: 
An der hiesigen Universität sind soeben folgende 
Privatdozenten zu ao. Professoren ernannt worden: 
Horn (orientalische Philologie), Sackur (Geschichte) 
und Schwally (semitische Sprachen). 


Das deutsche Mitglied in der ägyptischen 
Staatsschuldenverwaltung, Geheimer Legationsrath 
va ohl ist zum Mitglied des Ausschusses für die 
Erhaltung der Denkmäler arabischer Kunst in Kairo 
ernannt worden. 


Zeitsehriftenschau. 


Abh. f. d. Kunde d. M. (D. M. G.) 

XI. 3. Martin Hartmann, Lieder der Libyschen 
Wiiste (die Quellen und die Texte nebst einem 
Exkurse über die bedeutenderen Beduinenstämme 
des westlichen Unterägypten). 


The Academy 1899. 
23. Dez. W. Budge, Egyptian ideas of the future 
life (und) derselbe, Egyptian magic, bespr. v. ? 


Allgem. Zeitschr. fiir Psychiatrie 1899. 
6. Dr. Mongéri, Notizen über die Irrenhäuser 
Constantinopels. 


L’Anthropologie 1899. 

5. S. Reinach, nouvelles découvertes égéennes. 
(Ausgrabungen von Gräbern auf Syros. Abbildung 
von Gefüssen und Geräten, auf denen Schiffe darge- 
stellt sind, vgl. die Ephemeris Archaiologike 1899. 
2. u. 3. Reinach leugnet jeden Zusammenhang der 
agäischen Kultur mit Aegypten, Babylonien und 
Assyrien.) 


Archiv f. slavische Philol. 1899. 

3. u. 4. L. Marjousvié, Sunacke pjesme (muha- 
medovske), bespr. v. V. Jagié. (Muhammedanische 
Volkslieder aus Westbosnien.) 


Atti della R. Accad. dei Lincei. 1899. 

Ser. V. vol. VII. parte 2. Ausgrabungen im 
August 1899. Sicilia: IX. B. Lagumina, Palermo. 
Iscrizione edile araba. (In Palermo ist ein 0,83 m 
hoher, 0,58 m breiter Tuffstein mit einigen Buch- 
staben in kufischer Schrift gefunden; die erhaltenen 
Zeichen sind ... edy WO . . .). Iscrizione 
sepolcrale araba. (Auf einem prismatischen Grabsteine 
ebenfalls in kufischer Schrift 


(Sure 25, 11) rl) K dasu, gst . 


3 [No. 2] 


X. B. Lagumina, Sciacca. Iscrizione sepolcrale 
araba. (Bruchstück einer Marmorstele; Inschrift be- 
ginnt ea Lobpreisung Allahs und Muhammeds. 
eile 3: 


[Bi uid JS 
or h wyl 
Beil [pa] Syel 


(Sure 3, 182) pe). 


Äz. 27, 1899, Heft 1. 

H. Schäfer, Vorläufiger Bericht über die Aus- 
grabungen bei Abusir im Winter 1898/99 (Sonnen- 
obelisk des N-wsr-re vermutlich zur Feier des Sd- 
Festes errichtet), wichtige, hier nur angedeutete Resul- 
tate). — 10 L. Borchardt, Ein altägyptisches astro- 
nomisches Instrument, (ein durch Inschrift zur 
Bestimmung des Gestirnstandes bezeichnetes mr%t, 
horologium, des Berl. Museums, 26. Dyn.). — 18 
W. Spiegelberg, Demotische Miscellen: IV. zur 
Definition des Demotischen („die im 8.—4. Jhrh. 
durch Abkürzungen aus dem Hieratischen entwickelte 
Kursive, welche um die Wende des 3. Jhrh. (?) ihre 
stereotype Form erhält. V. Über den Ursprung 
einiger Abkürzungen im Demotischen (die Unmög- 
lichkeit hieroglyphischer Umschrift — richtig! Zy 
pef, ‘Ain (= 3), y (= vervielfachtes w !), VI die 
Gruppe ‘+ Strich (77). VII. Gott Gb. VII. nem 
frühdemotisch. IX. Amt = heme „Transportkosten 
X gnglo = „Fledermaus“, XI der Titel k3wte de- 
motisch (= Bauarbeiter?) XII segovawlos "Ioıdos ue- 
yadns dto. XIII die Partikel eis. XIV eine Kontrakt- 
formel („verfolgen“ im jurist. Sinn). — 47 F. G. Hilton 
Price, Two objects from prehistoric (geschnitzte 
Elfenbeinstabchen mit Ösen). — 48 E.Naville, Un dernier 
mot sur la succession des Thoutmes (gegen Sethe’s 
Theorie; Nachweis mehrerer Irrtümer). — 55 F. von 
Oefele, Zur Erkläruug des Veterinärpapyrus von Kahun. 
— 61 G. Reisner, The dated canopic jars of the Gizeh 
museum (Geschichte festgestellt, z. B. dass die Köpfe 
bis Dyn. 19 menschliche sind). — 72H. Schäfer, Die 
Wiedereinrichtung einer Arzteschule in Sais unter 
König Darius I (Naophorus Vatikan) — 75 Fr. W. v. 
Bissing, Eine altägyptische Mädchentracht (Zöpfe!) 
78 Miscellen: H. Schack-Schackenburg, die angebliche 
Berechnung der Halbkugel (Kahunpap.),— 79 v. Bissing, 
Zu Herodot II, 112 (die „Tyrier“) in Memphis seien 
gefangene Chetiter, angesiedelt von Thutmosis III!?) — 
80 IL. Borchardt, Pflastersteine (= die bekannten ge- 
stempelten Thonkegel).— L. Borchardt, Zu Westcar b, 
11 ff (Perlennetze seien gemeint), Die Hieroglyphe 
(hn = Keule), Hieroglyphen für „Brauer“, 84H. Schäfer, 
Das Wort für „Brauer“ (‘ftit von ‘f „ausdrücken‘“), 
Zu Anast 4, 1. (haru ,Kneipe“), das Wort für 
„worfeln“ (‘mw Br. W. 8. 223). — 86 W. Spiegelberg, 
Berichtigung (zu AZ. 1898, 145). — 87 v. Bissing, Zu 
Tell el-Yahudiyeh Tf. 8. — Erschienene Schriften. 


Berl. Philol. Wochenschr. 1899. 
51. Paul Aucher, les villes antiques. Carthage, 
bespr. v. Raimund Ohler. 


1) Nach später Überlieferung aus yw! Ich glaubte: 
einfach aus zu 3 Strichen ligiertem y. — Nebenbei: 
S. 23 scheint übersehen, dass (hieratisches) hi=h. 
W. M. M g 


“ty Volksetymologie! 
3) Der bekanntlich keine Kriege mit den Chetitern 
führte! Sic! 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Februar 1900.] 74 


52. Rubens Duval, la littérature Syriaque, bespr. 
v. Eb. Nestle. 


Le Bibliographe moderne 1899. 

Juillet-Okt. J. Bider, les découvertes récentes de 
Papyrus. — E. Blochet, catalogue des manuscrits 
mazdéens (zends, Pehlvis, Parsis et Persans) de la 
bibliothèque nationale. (Schluss). — Fr. Pons Boi- 
gues, ensayo bio-bibliográfico sobre los historiadores 
y geógrafos arábigo-españoles, bespr. v. V. Chauvin. 
— E. Doutté, bulletin bibliographique do l'Islam 
mąghribin, bespr. v. V. Chaavin. 


Byzantinische Zeitschr. 1899. 

4. H. Gelzer, H. Hilgenfeld und O. Cuntz, patrum 
Nicaenorum nomina latine, graece, coptice, syriace, 
arabice, armeniace, bespr. v. v. Dobschiitz. — E. Sackur, 
sibyllinische Texte und Forschungen, bespr. v. F. 
Kampers. 

1900. 1. Spyr. P. Lambros, der Codex des Gedichtes 
über die Eroberung von Konstantinopel. (Kollation). 
— R. A. Lipsius et. M. Bonnet, Acta apostolorum 
apocrypha, bespr. v. Fr. Diekamp. — P. Ladeuze, 
étude sur le cénobitisme Pakhômien pendant le IV 
siècle et la première moitié du V, bespr. v. K. Kirch. 
— Fr. C. Conybeare, the Key of truth as manual of 
the Paulician church of Armenia, bespr. v. P. Wend- 
land. — K. Praechter, Quellenkritische Studien zu 
Kedrenos, bespr. v. E. Patzig. — V. Istrin, die Offen- 
barung des Methodius von Patara und die apo hen 
Visionen Daniels in der byzantinischen und slavo- 
russischen Litteratur, bespr. v. C. E. Gleye. — Mit- 
teilungen: K. Krumbacher, die mittel- und neu- 
griechische Philologie auf dem Orientalistenkongress 
in Rom; J. Strzygowski, die byzantinische Kunst 
auf dem Orientalistenkongress in Rom; S. Chilindaras, 
Brief tiber die Begebenheiten auf dem Athos im 
letzten Jahrzehnt 


Oentralblatt für Bibliothekswesen 1900. 
1. u. 2. P. G. Meier, die Fortschritte der Palaeo- 
graphie mit Hilfe der Photographie (Forts. folgt.) 


Ohronique des Arts 1900. 

1. Académie des Inscr. et Belles-Lettres, séance 
du 22. Déc. 1899. Maspero berichtet tiber eine 
acgyptische Inschrift von 14 Kolonnen auf einer 
Stelle, die den König Nectanébo II. darstellt, wie er 
der Göttin Nel Opfer bringt. Die Stele ist gefunden 
in Kem-Gayet und von Hussein Pascha dem Museum 
von Gizeh geschenkt. 


Deutsche Litteraturzeitung 1899. 

52. A, IIanadonoviov-Kepautus, “IepoooAvumıan fe- 
Bkuodnxn und derselbe, Avadexra‘ lepoooAvutızns orayvo 
Aoyıas, bespr. v. O. v. Gebhardt. — Krauss, Griechische 
und lateinische Lehnwörter im Talmud, Midrasch 
und Targum, bespr. v. W. Bacher. 

1900. 2. W. R. Smith, die Riligion der Semiten, über- 
setzt von R. Stübe, bespr. v. Fr. Giesebrecht. — 
Clermont-Ganneau, Album d’Antiquites orientales, 
bespr. v. M. Lidzbarzki. — Paulus Bedjan, Nomocanon 
Gregorii Barhebraei, bespr. v. S. Frankel. 

3 M. Vernes, de la place faite aux légendes 
locales par les livres historiques de la Bible, bespr. 
v. W. Nowack. 


Egrusgis Apyaroloyıza 1899. 
2.u.3. Xe. Toovvras, Kuxdadixa Il. (Ausgrabungen 
von Gräbern und zweier ‚axponodsıs‘ in Syros und 


75 [No. 2.] 


Siphnos. Abbildungen von Geräten, Schiffen und 
den Befestigungsanlagen.) 


The Geographical Journal 1900. 

1 Voughan Cornish, on desert sand-dunes bordering 
the Nile Delta (mit zahlreichen Abbildungen der 
Dünen.). — A record of exploration in North-East 
Africa (Gegend des Omo-Flusses.). — The monthly 
record: The egyptian problem. Baron von Grünau’s 
visit to Siwa (zu dem Bericht in der Zeitschr. d. Berl. 
geogr. Ges. 1899. 3.) Major Gibbon’s Zambezi 
expedition. 

Geogr. Zeitschr. 1900. 
1. Geographische Neuigkeiten. Asien: H. Br. 
über die Forschungsreise R. T. Giinther’s am 


Urmi-see. — M. Jüger, eine Orientreise, bespr. v. 
Kirchhoff. 
Hermes 1900. 


1. R. Reitzenstein, die Hochzeit des Peleus und 
der Thetis. 


Historische Vierteljahrachrift 1900. 
1. O. Seeck, die Entwickelung der antiken Ge- 
schichtschreibung u. a., bespr. v. Kaerst. 


Journal Asiatique 1899. 

No. 2. M. Gaudel, Ies premières invasions arabes 
dans l’Afrique du nord. (Forts.). — C. Sonneck, six 
chansons arabes en dialecte Maghrebin (Schluss), — 
S. A. Decourdemanche, note sur quatre systemes 
turcs de notation numérique secrète. Grösstenteils 
aus dem tiirkischen Werke von Galathati Méchouhré 


aala ~Wol a s ped ws} yd 
mie 2 | 2) 

ð gi. Mit einer Bemerkung über das aboudjet 

seguir der türkischen Mathematiker.). — G. Faurc- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


Biguet, notice sur le Cheikh Mohammed Abou Ras | 
en Nasri de Mascara. (Extraits de son autobiographie) | 


(nach der Handschrift No. 5002 der Bibliothek zu 
Alger. Forts. folgt). — Cl. Huart, Grammaire élé- 
mentaire de langue persane, bespr, v. B. M. — 
J. Goldziher, Abhandlungen zur arabischen Philo- 
logie, bespr. v. J. de Goeje. — M. Schwab, réper- 
toire des articles relatifs à l’ histoire et à la lit- 
térature juives parus de 1783 à 1898, bespr. v. M. 
Lambert. 


The Journal of Hellenic Studies 1899. 

Part. 11. J. G. C. Anderson, exploration in Ga- 
latia cis Halym. Part II. (Griechische Inschriften 
aus der Gegend des Seees Tatta, von Amorion. Be- 
merkungen über den Marsch des Manlius Vulso im 
Jahre 189 und tiber die galatische Civilisation). 


The Journ. of the Anthropol. Instit. of Gr. 
Brit. a. Irel. 1899. 

August and November. Thos. H. Holdich, the 
Arab Tribes of our Indian Frontier. (Beluchistan, 
including Makran). Von der sich anschliessenden 
Discussion sind besonders dieBemerkungen F.Kennedy’s 
beachtenswert. — Besprechungen: K. E. Ming, Der 
Periplus des Hanno, bespr. v. J. L. M. — Authority 
and Archaeology, Sacred and Profane. Essays on the 
Relation of Monuments to Biblical and Classical 
Literature, by S. R. Driver, E. A. Gardner, F. LI. 
Griffith, F. Haverfield, A. C. Headlam, D. G. Hogarth. 
Edited by D. G. Hogarth. bespr. v. J. L. M. — Ripley. 


[Februar 1900.] 76 


the Races of Europe, bespr. v. J. G. — Margaret 
Benson and Janet Gourlay, the Temple of Mut in 
Asher, bespr. v. F. G. H. P. — Flinders Petrie, 
Alphabeth (with Plate XXVIII.) (Sammlung von 
Zeichen auf prähistorischen, alt-mittel-neu-ägyptischen 
Thonscherben, die den frühen Zeichen des griechischen 
Alphabets gleichen und vielleicht die Anschauung 
über die Entstehung des Alphabets wieder mal auf 
den Kopf stellen). 


Literarisches Oentralblatt 1900. 

1. Letitia Jeffreys, the unity of the book of Isaiah, 
bespr. v. Kittel. — U. Wilcken, griechische Ostraka 
aus Aegypten und Nubien, bespr. v. B... ch. — 
C. H. Becker, Ibn Gauzi’s Manägib ‘Omar ibn Abd 
el Aziz, bespr. v. Th. Nöldeke. — P. Geyer, itinera 
Hierosolymitana saeculi IV—VIII, bespr. v. H. N. 

3. Fr. Delitzsch, die Entstehung des ältesten 
Schriftsystems. Ein Nachwort, bespr. v. ©. F. L., 
der wie er es stets thut, auch hier hinter dem Wagen 
herläuft, dabei sich einbildet, an ihm mitzuziehen und 
die Nichtbeachtung seiner Thätigkeit beklagt. 


Al-Machriq. 

II. 1899. Nr. 24 (15. Dezember). P. L. Cheïkho 
Traité de Honein sur la nature de la lumière, tiré 
des œuvres d'Aristote. Mit Einleitung und An- 
merkungen aus einer im Besitz von Georg Safa in 
Beirut befindlichen Handschrift herausgegeben. Die- 
selbe Ausgabe mit Einleitung und Anmerkungen sowie 
mit einer französischen Übersetzung ist auch ver- 
öftentlichtin den Actes du onzième Congr&sinternational 
des Orientalistes (Paris 1897) Section 3, Langues et 
archéologie musulmanes, Par. 1899. S. 125—142. — 
A. R. Charr, Les voies commerciales de l'Empire 
Ottoman (fin). Die erste Hälfte des Artikels in II, 22. 
— P. L. Cheïkho, Le Narghilé et la Pipe (poésie 
inédite de P. Karameh). Mit Einleitung und An- 
merkungen herausgegeben. Der Dichter Petrus 
Karāma sandte diese Qaside ar den Emir Bešīr. — 
P. H. Lammens, Notes archéolog. sur le Liban (suite): 


| Afqa. Hauptsächlich Geschichtliches. — P. L. Cheikho, 


L'histoire de Beyrouth de Salih Ibn Yahia. Anfang 
in Il. — Besprechungen u. a. von 1) V. Chauvin, 
La recension égyptienne des 1001 nuits. Bruxelles 
1899. 2) Le livre de la création et de histoire 
d’Abou-Zeid Ahmed ben Sahl el Balkhi, Publié et 


traduit par Cl. Huart. Paris 1899. — Varia. er 
Funde von Altertiimern in Egypten. — Uber den 
Ursprung des Wortes untiis (von P. Jotion). — 
Tables: 1) Inhaltsverzeichnisse der einzelnen 


Nummern des Jahrganges 1899. 2) Alphabetisches 
Autoren-Register. 3) Verzeichnis der rezensierten 
Biicher. 4) Alphabetisches Materien-Register. 


III. 1900. Nr. 1. (1. Januar). Une nouvelle 
année. Mit Riicksicht auf die Zeitschrift. P. L. 
Cheikho, Le poète Michel Bahri (+ 1818) et ses 
enfants. Das gegebene Versprechen, dass die Artikel 
über hervorragende Eingeborene fortgesetzt werden 
sollten (Masriq II 16 = OLZ II 355), wird eingelöst. 
Michael el-Bahri wurde in Homs geboren. Er lebte 
eine Zeit lang in Damascus, darnach in ‘Akka in 
Diensten des Zähir el-Omar es Zaidäni und weiter 


dann auch, nachdem er inzwischen eine Weile zum 
Emir Jusuf es-Sihäbi gegangen war, in Diensten von 
Ahmed Pascha el-Gezzär. Später von diesem ins 
Gefängnis geworfen, kam er zwar mit dem Leben 
davon, es wurden ihm aber Nase und Öhren abge- 
schnitten. Darnach lebte er in Zurückgezogenheit in 
Beirut. Alle seine Gedichte, deren der Pater Cheikho 
habhaft werden konnte, sind in dem vorliegenden 


di ave 


77 [No. 2.] 


Artikel mitgeteilt, zugleich einige Gedichte anderer 
an Michael al-Bahri. Seine Kinder “Abbüd, Germanus 
und Hannä dienten verschiedenen Paschas in Syrien; 
‘Abbad und Hanna gingen später nach Egypten und 
traten in die Dienste von Muhammed ‘Ali und 
Ibrahim Pascha. Als Dichter traten sie weniger her- 


vor. — P. L. Cheikho, Le traité inédit Le w 
LgXSI! de Tha‘alibi. Mit Einleitung und An- 
merkungen herausgegeben. Kurze Sprüche in Reim- 
prosa in 8 kleinen Kapiteln; Verstand und Wissen, 
Enthaltsamkeit und Frömmigkeit, Gebrauch der 
Zunge, u. s. w. Die kleine Schrift ist bei Hai 
Kh nicht verzeichnet und soll auch in den Kata- 
logen der europäischen Bibliotheken nicht anzutreffen 
sein. — P. S. Ronzevalle, Etudes d’épigraphie arabe. 
Erster Artikel. Herausgabe und ausführliche Be- 
sprechung von 3 arabischen Inschriften. 1) Abbildung 
nach einem Abdruck. Grabinschrift, jetzt in einem 
Hause in Bteddin, datiert vom J. 300 d. H. in der- 
jenigen Gattung kufischer Schrift, welche van Berchem 
„coufique fleuri“ nennt. 2) Abbildung nach einer 
vom Pater Lammens genommenen Photographic 
Die Inschrift befindet sich in den Ruinen einer 
Moschee in Dschusia 6 Stunden im Südosten von 
Homg. Mamluken-Neshi. Die Inschrift hat historisches 

teresse: sie ist datiert vom J. 695 d. H.; der 
Sultan Ketboga hat die Moschee in Dschusia ausge- 
baut. Die Inschrift soll auch von Dussaud kopiert 
sein, der die Kopie van Berchem mitteilie. Soweit 
zu sehen, sei die Inschrift aber von dieser “eite 
‘noch nicht veröffentlicht. Zur Lesung und Erklärung 
der Inschrift lieferte insbesondere Lammens Be- 
merkungen. 3) Abbildung nach einem von Pater 
Lammens genommenen Abklatsch. Grabinschrift aus 
Baalbek, datiert vom J. 477 d. H., kufische Schrift 
ähnlich der von No. 1. Diese bedeutsame Artikel- 
reihe wird man mit besonderem Dank begrüssen 
und ihrer Fortsetzung mit lebhaftem Interesse ent- 
gegensehen. 


Mitteil. u. Nachr. d. D. Pal. Ver. 189. 

4. Schumacher, unsere Arbeiten im Ostjordan- 
lande. Briefe aus Haifa. (Im Gebiete beni hasan 
östlich von dscherasch sind zahlreiche Ruinenorte, 
darunter der bedeutendste rihab; gefunden sind 
Gräber mit Geräten, Broncestatuetten. Abbildung 
eines Stiers aus Bronce aus rihäb, Länge 7 cm.) — 
R. Brünnow, Reisebericht 1898 (Forts. Griechische 
Inschriften aus Dscherasch.) — F. Zirkel, das Lava- 
stück des Pfarrers Hörmann in Brixen (als ächte 
Lavamasse aus dem Westen vom toten Meer fest- 
gestellt.) — Mitteilungen über die Brunnen von 
Beersaba. 


Mntssohr. f. Gesch. u. Wiss. d. Judent. 1899. 

11. S. Fränkel, zur Sprache des hebräischen 
Sirach (bespricht im Anschluss an Schechters Ein- 
leitung zu seiner Ausgabe die späthebräischen Aus- 
drücke). — L. Ginzberg, die Haggada bei den Kirchen- 
vätern und in der apokryphischen Litteratur (Forts.) 
— J. Bergmann, einige Bemerkungen zu Eusebius’ 
‘Onomasticon (will Ev. Joh. 5,2 mit Onomasticon 
statt Brdéofa lesen Bn&ada, das er als pys der 


(bekannte) Teich erklärt. Dann bespricht er Eusebius 
Angaben über von Juden und Christen bewohnte 
Orte, Militärbesatzungen und Strassen in Palästina). 
— M. Steinschneider, Italienische Litteratur der 
Juden. (Forte) — M. Schreiner, Nachträge und Be- 
richtigungen zur Abhandlung über Samau’'al ben 


Jahja al-Magribi. — S. Frankel, yw m3 OMT a" 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Februar 1900.) 78 


(Das unter diesem Titel in Salomon b. Samuel’s 
hebräisch-persischem Wörterbuch zitierte Werk (Revue 
des Etudes Juives XXXVII S. 143) sei mit Josippon 
identisch, in dem 3 der Zitate nachgewiesen werden.) 
— Notiz: Badt, weitere Berichtigungen zur Mandel- 
kernschen Konkordanz (15 Fehler, darunter 13 bei 
der Partikel pN). — Kroner, Maimonides Kommentar 
zum Traktat Bezah, bespr. v. M. Fried. — D. H. 
Müller und S. v. Schlosser, die Haggadah von Serajewo, 
bespr. v. D. Feuchtwang. 


Neue Jahrb. £.d.kl. Alt., Gesch. u. D., Litt. 1900. 
Bd. 6 u. 6 H. 1 J. Burckhardt, griechische Kultur- 
geschichte, bespr. v. F. Koepp. 


Neue kirchliche Zeitschr. 1900. 

1. Ed. König, der Streit um den neulich ent- 
deckten hebräischen Sirachtext (gegen Margoliouth’s 
„der Ursprung des angeblichen hebräischen Originals 
des Escleciasticus.“) 


Petermanns Mitteilungen 1899. 

XI. L. Frobenius, die Masken und Geheimbünde 
Afrikas, bespr. v. H. Schurtz. — Andebeau, Sonter 
u. Colani, Carte de la Basse-Egypte, (u.) J. Smith, 
a pilgrimage to Egypt, (u.) R. H. Brown, the land 
of Goshen and the Exodus, (u.) H. Alford u. W. Sword, 
the egyptian Soudan, (u.) P. W. Steevens, with 
Kitchener to Khartum, (u.) A. S. White, from Sphinx 
to Oracle, (u.) J. Brunhes, les grands travaux en 
exécution dans la vallée du Nil, bespr. v. G. Schwein- 
furth. — R. Motta, la Tripolitania, (u.) M. Wahl, 
l’Algerie, (u.) J. Hurabielle, au pays du Bleu, bespr. 
v. Th. Fischer. — C. Graham, Moghreb-el-Acksa, 
a journey in Morocco, (u.) A. Mouliéras, exploration 
des Djebela, bespr. von P. Schnell. — J. Thomson, 
the geology of Southern Marocco and the Atlas Moun- 
tains, bespr. v. Th. Fischer. 

XII. Geographischer Monatsbericht. Asien: Nach- 
richten über die Reise des Dr. Max Freiherr von 
Oppenheim in Syrien. Zwischen Salamija und Aleppo 
wurden mehrere Städte der christlich-griechischen. 
Zeit gefunden. 


en 


Revue Archéologique 1899. 

Sept.-Okt. Franz Cumont, l'Art dans les Monu- 
ments Mithriaques (die bekannte Darstellung in ihren 
Ausführungen und Nachwirkungen). Salomon 
Reinach, Zagreus, le serpent cornu. — G. Bonsor, 
les colonies agricoles pré-romaines de la vallée du 
Bétis, Forts. (darin Abbildungen sehr interessanter, 
in Gräbern gefundener Elfenbeingravierungen, be- 
sonders Kimme, zum Teil mit phönicischen Buch- 
staben, sowie einer instruktiven Leichenverbrennungs- 
skizze, Leichenurnen in Löchern voll Kohle, Zusammen- 
stellungen der Töpfereifunde nebst Vergleichungen). 
— E. Sackur, Sibyllinische Texte und Forschungen, 
bespr. von Henri Hubert. — H. Usener, Die Sint- 
fluthsagen, bespr. von Henri Hubert. — L. W. King, 
the letters and inscriptions of Hammurabi I, bespr. 
von H. Hubert. — C. H. W. Johns, Assyrian Deeds 
and Documents I (u.) C. F. Lehmann, Zwei Haupt- 
probleme, bespr. von Ch. Fossey. 


Revue Belge de Numismatique 1900. 
1. L. Forrer, les monnaies de Cléopatre VO 
Philopator reine d'Égypte (Besprechung der vorhan- 


79 INo. 2.] 


denen Miinzen mit einer kurzen Biographie der 
Kleopatra. Forts. folgt). — W. Wroth, catalogue of 
the greek coins in the British Museum-Galatia, 
Cappadocia and Syria, bespr. v. Fréd. A. 


Revue critique 1899. 

50. Acgyptische Urkunden ans den Kgl. Museen 
zu Berlin. Griechische Urkunden besp. v. H. G. — 
J. Goldziher, Abhandlungen zur arabischen Philo- 
logie, bespr. v. B. M. — 8. Reinach, répertoire des 
vases peints grecs et étrusques, bespr. v. H. Lechat. 
51. H. Vambéry, Noten zu den alttürkischen In- 
schriften der Mongolei und Sibiriens, bespr. v. E. 
Beauvois. 

52. In der Sitzung der Acad. des Inscr. et Belles- 
Lettres vom 15. Dez. 1899 macht E. Révillout Mit- 
teilung über die gesetzlichen Formen der Adoption 
in Aegypten und. in Rom. 

1900. 1. O. Gilbert, griechische Götterlehre, 
bespr. v. P. D. 

2. E. Kautzsch, die Apokryphen und Pseud- 
epigraphen des Alten Testaments (u.) derselbe, 
ae des alten und neuen Testaments, bespr. 
v. J. 8. 


Sitzgsber. d. kgl. Ak. d. W. z. Berlin 1899. 

LI. LII. C: de Boor, Bericht über eine Studien- 
reise nach Italien, Spanien und England zum Zwecke 
handschriftlicher Studien über byzantinische Chro- 
nisten. (Chronik des Georgios Monachos): 


Theol. Litteraturzeitung 1900. 

1. T. K. Cheyne and J. S. Black, Encyclopaedia 
Biblica, bespr. v. E. Schürer — B. Stade, die Ent- 
stehung des Volkes Israel, bespr. v. R. Kraetschmar. 
M. Schultze, Grammatik der aramäischen Mutter- 
sprache Jesu, bespr. v. G. Dalman. — K. v. Lechler, 
die biblische Lehre vom heiligen Geiste, bespr. v. 
H. Weinel. 

2. G. Diettrich, die Massorah der östlichen und 
westlichen Syrer in ihren Angaben zum Propheten 
Jesaià, bespr. v. E. Nestle. 


Theol. Litt. B1. 1899. 

51. P. Chajes, Proverbia-Studien, bespr. v. Pfeitfer. 

1900. 1. Benzinger, die Bücher der Könige, bespr. 
v. E. König. 

2. Bertholet, Deuteronomium, bespr. v. E. König. 

3. Zemach Rabbiner, Beiträge zur hebräischen 
Synonymik in Talmud und Midrasch, bespr. v. E. 
König. 

4. Hummelauer, vormosaisches Priestertum, bespr. 
v. E. König. 


Theolog. Quartalschrift 1900. 

1. Sepp, die Moschee Davids und Kapelle der 
Dormitio. — C. Holzhey, das Buch der Könige, 
bespr. v. Vetter. — H. Hartung, der Prophet Amos, 
bespr. v. Vetter. — Analekten. Vetter über den 
Artikel „the Avesta and the Bible“ von Ch. F. Aiken 
in „the catholie Univ. Bulletin“. 


Verhandlungen der Ges. f. Erdkunde 1899. 
8.9. Briefliche Mitteilungen von Herrn Dr, Karl 
Oestreich über seine Reisen in Macedonien. — Vor- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Februar 1900.] 80 


gänge auf geographischem Gebiet: Ueber afrika- 
nische Eisenbahnen, Reisen Dr. Weisgerbers in Ma- 
rokko. — E. Harder, Arabische Konversations-Gram- 
matik (und Schlüssel dazu), bespr. v. A. Fischer. — 
M. v. Oppenheim, vom Mittelmeer zum persischen 
Golf, bespr. v, Kirchhoff. 

10. F. Sarre, Transkaukasien, Persien, 
potamien, Transkaspien, bespr. v. Kirchhoff. 


Meso- 


Wochenschr. f. klass. Philol. 1900. 

1. K. Ahrens und G. Krüger, die sog. Kirchen- 
eschichte des Zacharias Rhetor, bespr. v. H. Hilgen- 
eld. — O. Alberts, Dr. med. Aristoteliscbe Philo- 
sophie in der türkischen Litteratur des 11. Jahr- 
hunderts, bespr. v. A. Döring. 

3. H. Gelzer, die Genesis der byzantinischen 
Themenverfassung, bespr. v. F. Hirsch. 


Zeitschr. f. Bauwesen 1900. 

Heft I bis III. Fr. Adler, das Mausoleum zu 
Halikarnass. Mit Abbildungen auf Blatt 1 bis 5 im 
Atlas. (Geschichte des Mausoleums und seiner Ruinen 
bis auf unsere Zeit, Wiederherstellungsversuche, Be- 
deutung für die Baukunst.) 


Zeitschr f. d. österr. Gymnasien 1899. 

12. Programmenschau: L. Schranzhofer, das 
Jubeljahr nach der Gesetzgebung des Moses und 
nach kirchlichem Recht (Progr. d. k. k. Theres. 
Akad. in Wien), bespr. v. Biach. 


Zeitschrift für kath. Theol. 1900. 

1. J. Döller, Rhythmus, Metrik und Strophik in der 
biblisch-hebräischen Poesie (u.) P. N. Schlögl, de re 
metrica veterum Hebraeorum, bespr. v. J. K. Zenner. 
— J. Hontheim, Bemerkungen zu Iob 12—14. Über- 
setzung in Strophen mit textkritischen Bemerkungen; 
setzt 13,28 hinter 14,19). — J. K. Zenner, Psalm 
145 (Stropheneinteilung.) — E. Seydl, das Jonalied. 
(Stropheneinteilung). 


Zeitschr. f. Kirchengesch. 1900. 

XX.4.P. Drews, über Wobbernuns „Altchristliche 
liturgische Stücke aus der Kirche Aegyptens“. (Schluss) 
(D. verlegt die Entstehungszeit der Gebete in den 
Anfang des 4. Jahrhunderts, die Sammlung sei später 
aus gelehrtem Interesse erfolgt.) — Analecten: O. 
Clemen, ein offener Brief Raimund Perandis (be- 
treffend Werbungen zum Türkenzuge 1502). — E. 
Nestle, die zwei Seraphim (zu Wobbermin’s Ueber- 
setzung der altchristlichen liturgischen Stücke, hebt 
die ursprüngliche hebräische Anschauung von zwei 
Seraphim hervor). 


Beriehtigung. 


In meiner Besprechung der Markus-Studien von 
Chajes(OLZ1899 No. 12)lasse ich den Verfasser sagen, 
„dass die Synoptiker ihre Berichte selbst in ara- 
mäischer Sprache geschrieben haben.“ Statt dessen 
sollte es heissen, „dass die hebräischen Bearbeitungen 
der Logia, die von den Synoptikern als Basis ihrer 
Evangelien benutzt wurden, wohl auf ein aramäisches 
Original zurückgehen.“ 


` Königsberg i./Pr. F. Perles. 


Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg i. Pr. 
Verlag u. Expedition Wolf Peiser Verlag, Berlin S.. Brandenburgstr. 15. 
Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel, Kirchhain N.-L. 


3. Jahrgang No. 3. 15. Marz 1900. 


Orientalistische 
Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 


von 


F. E. Peiser. 


BE 


Wolf Peiser Verlag, Berlin 8.42, Brandenburgstr. 11. 


— 


James Parker & Co. Oxford, 27 Broad Street. 


mn LI mm mn ln m MM nn nn nn ee m ii —. 


— Inhalt! === 
W. Max Müller, Der Königsname Thuoris bei Manetho. 
G. Hiising, Reduplikation und Iteration in elamischen Eigennamen. 
A. Wiedemann, Zur Nagada-Periode. 
Besprechungen: 
A. Büchler, Die Tobiaden und die Oniaden (Hugo Winckler). 
K. Budde, Die Religion des Volkes Israel bis zur Verbannung (F. Giesebrecht). 
=> — Die sogenannten Ebed-Jahwe-Lieder (F. Giesebrecht). 
Ed. König, Die Originalität des neuentdeckten Sirachtextes (Felix Perles). 
P. Nivard Schlögl, De re metrica veterum Hebraeorum (Hubert Grimme). 
J. Döller, Rhythmus, Metrik und Strophik in der bibl.-hebräischen Poesie (Hubert 
Grimme). 
B. Stade, Ausgewihlte akademische Reden und Abhandlungen (Hugo Winckler). 
R. Smend, Lehrbuch der alttestamentlichen Religionsgeschichte (Hugo Winckler). 
Mitteilungen. Aus gelehrten Gesellschaften. Personalien. Zeitschriftenschau. 
Berichtigung. 


Bei der Redaktion eingegangene Schriften. 


Friedr. Schulthess, Homonyme Wurzeln im Syrischen. Berlin 1900. Reuther & Reichard. M. 4. 

Pranz Xaver Kugler 8. J., Die babylonische Mondrechnung. Freiburg i/Br. 1900. Herder’sche Verlags- 
hdlg. Mark 24. 

Izwöstija obštšestwa Archeologii i Etnografii pri Imperatorskom Kazanskom universiteté Tom XVI. 1. 

Martin Hartmann, Lieder der libyschen Wüste (Abhdlgen. f. d. Kunde d. Morgenl. XI No. 3). Leipzig 
1899. F. A. Brockhaus. 

Sebastian Euringer, Die Auffassung des Hohenliedes bei den Abessiniern. Leipzig J. C. Hinrichs’sche 
Buchhälg. 1900. 2 Mark. 


Orientalistische 
Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 
von 


F. E. Peiser. 


Erscheint Abonnementspreis 
am ı5. jedes Monats. ° Berlin. vierteljährlich 3 Mk. 
Wolf Peiser Verlag. 


Bestellungen nehmen entgegen: die u ne Berlin S., Brandenburgstr. 11, sowie alle Buch- 
bandlungen und Postämter (unter Nummer 5949) nserate die zweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei 
mn und grösseren Aare en 


3. Jahrgang. 16. März 1900. nn M 8. 


Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender 
Adresse erbeten: Redaktion der 0. L. Z., Wolf Peiser Verlag, Berlin 8. 42, Brandenburgstr. 11.1. 


—- _— ee me mer m nr at en 
Tr u un. 


nn a e a e ee aa ————————— Te zZ 


Der Königsname Thuoris bei Manetho. 
W. Max Müller. 


Mit der 19. manethonischen Dynastie, | sprünglich neben einander standen; bei 
so wie sie uns handschriftlich überliefert ist, | Africanus ist Ersterer gewiss ausgefallen. 
kann man nicht mehr viel anfangen; die Nun dürfen wir uns blos daran erinnern, 
Wiederholung von drei Namen (Ramses, | dass neben Siptah die Königin „Ta-usert“, 
‚Sethos, Menephthes) hat die Abschreiber | besser (T?)!) - Wsrt, erscheint. Der weib- 
schon friih arg verwirrt. Aber als Spuren | liche Artikel @ weist ja bei Manetho gleich 
früherer Pracht heben sich noch am Schluss ! auf eine Königin. Man ändere also 
der Namenreihe zwei ungewöhnliche Namen | einen Buchstaben Goowers anstatt Bovmgıs. 
ab. In dem ersten, Auweveuns (Eus.; Afr. | Die Verwechslung von o und v in der Kur- 
Aupsevswvns entstellt), erkennt man sofort den | sive ist ja ganz regelmässig; für u müssen 
Amen-messe. Nachdem die Überlieferung wir immer zunächst o erwarten. Die Vo- 
hier so schön mit den Denkmälern stimmt, | kalisation stimmt vortrefflich, denn wsrt muss 
wird man um so hoffnungsvoller den nächsten | wosri(i) oder hintenvokalig usôri(t) in Ma- 
König, den letzten der Dynastie, betrachten. | netho’s Aussprache gelautet haben. Es ist 
Freilich, man mag seinen Namen ©ovwgıs also an der Richtigkeit der Emendation so 
drehen, und wenden, wie man will, es springt | wenig zu zweifeln, wie an der Verbesserung 
keine Ähnlichkeit mit dem Me(r) neptah Sip- | von Zıgoaç in Sıydas. Aus der Gleichheit 
tah der Denkmäler heraus. | der Jahreszahlen möchte man schliessen, 

Dafür hat sich aber ein ‚Fragment mit ‚ Manetho habe beide Herrscher als gleich- 
einer wichtigen Ergänzung der Ueberlieferung | zeitig, als zusammenregierend, angesehen. 
bei Eratosthenes-Syncellus unter die 13. Dy- ; Vergleicht man Petrie’s Erörterungen über 
nastie verirrt: ospoacg (!), vios Hyaıorov | diese zwei Regenten, Six Temples 15, so 
(also Ssp6ac), Ern €, Yeovopw, nros Neidos (!!), | scheint in jener Annahme Manethos ein ge- 
&n e Man scheint den ungewöhnlichen | wisses wahres Element zu liegen. Die 
zweiten Königsnamen durch Vorsetzung eines | Überlieferung schwankt im übrigen zwischen 
ph männlich gemacht zu haben; die übrigen | 5 und 7 Jahren, während das 6. Jahr des 
Entstellungen sind gleichgiltig'). Es ist also | Siptah monumental bezeugt ist (R. trav. 
zweifellos, dass Siptah und Thuoris ur- | 17, 161). Vermutlich waren bei Manetho 

| 


') Der Artikel ist nicht sicher, zumal er niclıt 


1) Das ẹọ sollte nach der Etymologie Nethos 
' wie gewöhnlich geschrieben wäre. 


früher ein Jota geweren sein. 


83 INo. 3.] 


drei Zahlen fiir die zwei Herrscher gegeben: 
ihre gemeinsame Herrschaft (diese zweimal?) 
und die einzelnen Regierungen. Die rich- 
tigen Zahlen werden sich also schwer her- 
stellen lassen. Dass anscheinend Siptah 
vor T-usoret genannt war, ist merkwürdig; 
zu Petrie’s Resultaten stimmt es nicht. Aber 
im allgemeinen liefert die Emendation doch 
wieder eine kleine Ehrenrettung der ur- 
sprünglichen Überlieferung Manethos und 
eine Vereinfachung der Chronologie, welche 
gerade in jener Zeit etwas schwierig ist 


(vgl. Spiegelberg in OLZ. II 265). 


Reduplikation und Iteration in elamischen 
Eigennamen 
Von G. Hüsing. 

Bei einer Sprache mit so ausgeprägter 
Neigung, den Stamm ganz oder teilweise 
zu verdoppeln, dürfen wir uns nicht wundern, 
wenn auch in Eigennamen derartige Bil- 
dungen vorliegen. 

Längst sind mir die beiden Namen Humba- 
ba und Kiba-ba aufgefallen. Ersterer der 
bekannte Tyrann aus dem Gilgames-epos, 
dessen Name bei den Griechen als Kop- 
Bagis, Koußaßos auftritt (vergl. Justi, Iran. 
Namenbuch); letzterer ein „hazanu“ von 
Harhär, der bei Sarrukin erwähnt wird. 

Solange diese beiden Namen allein da- 
standen, schien es mir nicht rätlich, in ihnen 
reduplizierte Kurznamen zu sehen. Dass 
im ersteren Humba enthalten sei, schien klar. 
aber die Form hätte aus Humb-baba erklärt 
werden können, um so mehr, als auch 
Ki-baba den gleichen zweiten Bestandteil 
aufgewiesen hätte. 

Nun fand ich aber, dass in dem Namen 
des Fürsten von Mäl-Amir das „kutor“ ab- 
zutrennen ist (Elam. St. S. 27), sodass der 
Name Tahhi-hi lautet: also genau die gleiche 
Erscheinung, dass die letzte Silbe (des ersten 
Bestandteiles) verdoppelt wird. Die Mäl- 
Amir-Texte liefern aber noch einen zweiten 
Namen dieser Art ,Sutru-ru“. Ich bin jetzt 
überzeugt, dass auch von diesem Namen 
das rake — vielleicht ist dies der Titel? — 
abzutrennen ist. Sutru-ru dürfte die Kurz- 
form eines mit Sutruk beginnenden Namens 
sein. Zweifelhaft scheint es mir, ob auch 
in Upir-Ehihhi etwas Entsprechendes vorliegt. 
Sollte die Erscheinung nicht nur Kurznamen 
betreffen, dann könnte natürlich auch das 
obige Rake der Name des Gottes sein. Auch 
dann noch kann diese elamische Bildung 
Anlass gegeben haben zu dem überaus häu- 
figen Vorkommen von iranischen Namen wie 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(März 1900.) 84 


Arsa-ma, Baya-na-ıos, in denen der zweite 
Bestandteil nur durch den ersten Konso- 
nanten vertreten wird, worauf der Name 
entweder einfach als a-Stamm behandelt, 
oder mit dem Kosesuffix ds versehen 
wird, mag letzteres nun stammen, woher es 
wolle. [Als Vollnamen für die beiden Bei- 
spiele haben wir wohl Arša-mitra und Baga- 
pata anzusehen] Dass derartige Beein- 
flussungen durch andere Völker nichts Unge- 
wöhnliches sind, dafür scheint auch das 
Uberwuchern des iranischen Suffixes ka, k 
(Ar3a-ka) und des unerklärten b (z. B. in 
Mihrä-b, Suhrä-b) zu sprechen; man bedenke, 
wie oft die Iranier die Suffixe k und b (p) 
aus dem Munde der Zagrosvölker hören 
mussten. Justi sucht (a. o. O. S. 483) in 
Mihräb und Suhräb „äb=Glanz“, in anderen 
„ab=Wasser“, unter „Frangrasjan“ aber, wo 
beide Suffixe nebeneinander auftreten (Fra- 
sijä-k, Afräsiä-b) bemerkt er: ,sqwohl der 
Labial wie das k am Ende sind bedeutungs- 
lose Suffixe“. Sollte das von Suhräb nicht 
auch gelten? Ubrigens beachte man auch 
Marquarts Bemerkung über „Hyrcani“ 
(ZDMG 49 S. 632 f.). Sollte dieser Name 
überhaupt iranisch sein? 

Doch zurück nach Elam! Den obigen 
Namen werden wir auch Sukti-ti einzureihen 
haben, wie nach Borks Mitteilung für Ma- 
uk-ti-ti zu lesen ist. Eine weitere Form 
dieser Art ist auch Unda-du IV R 45 [52] 
N. 2 Z. 11, offenbar Kurzform für einen mit 
Unda3 beginnenden Namen (assyr. Undast). 

Da wir Kiba-ba in Har-här fanden, liegt 
es nahe, auch Harhär dem gleichen Sprach- 
gebiete zuzuzählen, was ja eigentlich schon 
selbstverständlich war. Da ist doch wohl 
der Name des Landes selber zu beachten, 
der ja auch eine Iteration aufzuweisen scheint. 
Dazu könnte das Laga-laga aus den Annalen 
Assurnasirpals (II 29) eine Etappe nach 
Westen zu bilden. In Elam selber haben 
wir den Fluss It-it-e. Daneben findet sich die 
Schreibung Hut-hut (vgl. Delitzsch, Sprache 
der Kossäer S. 44), und damit dürfte wohl 
auch die Schreibung des umstrittenen Ut- 
ut-ak zusammenhängen. Lag das Gebiet von 
E-Säla- Ut-ut-akki (Sinacherib Prisma V 35) 
an einem Ut-ut-flusse? 

Nahe liegt es, zu den obigen Namen auch 
die einiger benachbarten Aramäerstämme zu 
stellen, so Adi-du (?) (Tiglatpil. III Thontafel- 
inschrift 8), Bagda-du (ebenda 6) Duna-ni 
(ebenda 7), Labdu-du (ebenda 14), Rihi-hu 
(Sinacherib Prisma 1 41). Doch wird hier 
um so mehr Vorsicht geboten sein, als diese 
Bildungen wohl auch semitisch sein könnten, 


85 (No. 3.) 


Auch sonst fehlt es nicht an Formen wie 
Atli-la, Tapa-pa, Halü-ki und ähnlichen, die 
nach dem gleichen Prinzip gebildet sein 
könnten. 


Zu Tahhi-hi sei noch nachgetragen der 
Name Tahi-e-ma, der Tochter eines Saman- 
napi (Strassm. Dar. 301); zu Upir-ehihhi 
z. B. Lutusu-upir (ZA VIII S. 358: Rm. 
2,464 Z 7), Upers von Dilvun (bei Sarrukin) 
— also wohl wieder eine Erweiterung des 
fraglichen Sprachgebiets —, und ferner sei 
an die häufigen Namen mit Pir (z. B. Strassm. 
Dar. 301) erinnert. (Am angeführten Orte 
auch ein Pi-ir-mi-iz-di). 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[März 1900.) 86 


von Wilkinson, Pop. Acc. I p. 7 gegebenen 
Beispiele, in dem an einem Thore ein Königs- 
name erscheint, findet sich nicht der Ka- 
Name, sondern der Vorname des Herrschers. 
Und sogar an den als ewige Behausung der 
Könige geltenden Gräbern des Thales der 
Königsgräber treten über der Thür als Inhaber- 
Bezeichnung Vor- und Nachnamen auf, und, 
soviel ich sehe, nie der Ka-Name allein. 
In dem uutern Teile der Umrahmung der 
Königl. Ka-Namen hat Petrie, Season p. 21 
ja mit Recht eine Thür erkannt. Den darüber 
befindlichen Raum, in dem der Name selbst 
steht, möchte ich aber nicht für ein Bild des 
Thürsturzes des Grabes ansehen, in welchem, 


‘| wie gesagt, in dem mir bekannten Materiale 


Zur Nagada-Periode. 
Von A. Wiedemann. 

1) Zu den ältesten Denkmälern des Gizeh- 
Museums gehören zwei im ersten Saale auf-, 
gestellte Libationstische aus Alabaster, welche 
ein durch 2 stylistische nebeneinander ge- 
stellte Löwenleiber gebildetes Bett nach- 
ahmen. !) Dieselben sind, als aus der Nähe 
der Stufenpyramide zu Saqqarah stammend, 
in letzter Zeit öfters erwähnt worden, doch 
hat man dabei, soweit ich sehe, nicht hervor- 
gehoben, dass sie, wie Mariette (Not. des 
princ. mon. de Boulaq. 1876. p. 121) und 


— 


t 
i 


Vasalli (I monumenti istorici Egizi. Milano. | 


1867. p. 20) übereinstimmend erklären, aus 
einem Grabe innerhalb der Umwallung der 
Pyramide stammen. Dies spricht dafür, dass 
diese Anlage, deren auffallender Plan etwas 
an den südlichen Teil des sog. Sphinx-Tempels 
erinnert, und der wohl m. 86A bei Morgan, 
Carte de la Nécropole Memphite pl. 10 ent- 
spricht, zeitlich mit der Pyramide in Zu- 
sammenhang steht. Da demzufolge die be- 
treffende Umwallung die ältesten bisher 
zugänglichen Ueberreste der memphitischen 
Nekropole zu umschliessen scheint, verdiente 
das Areal wohl eine eingehendere Unter- 
suchung. 

2) Borchardt, Aeg. Zeitschr. 36 S. 101 
hat die Vermutung aufgestellt, „das sogenannte 
„Banner“ sei weiter nichts als die kon- 
ventionelle Abbildung des Pallastthores, über 
welches der Königsname, und zwar in späterer 
Zeit ein besonderer nur für diesen Zweck ge- 
bräuchlicher königlicher Beiname geschrieben 
ist“. Worauf sich diese Ansicht, dass der 
sog. Ka-Name über dem Palastthore stand, 
stützt, ist mir nicht bekannt. In dem z. B. 


1) Cat. Virey. 1897. nr. 4—5; cf. Mariette, Mast. 
p. 83ff., Borchardt, Aeg. Z. 36 p. 5f. 


der Ka-Name keine Rolle spielt, sondern, 
ähnlich wie Maspero, Etudes Egypt. II p. 275, 
für eine nach ägyptischer Perspektive über 
den Eingang gesetzte schematische Darstellung 
des inneren Grabes, in dem, wie der in sie 
eingezeichnete Ka-Name lehrt, der Königliche 
Ka hauste, bezw. hausen sollte. 

3) In der ägyptischen Abteilung des 
Museums zu Athen befindet sich unter nr. 
931 ein Nilpferd aus schwarz und weissem 
Granit mit schön geglätteter Oberfläche. 
Der Kopf des liegenden, etwa !/, m langen, 
etwa 20 cm hohen Tieres ist gut und 
naturalistisch ausgearbeitet, während der dicke 
Körper eine plumpe Arbeit zeigt. Als ein 
Werk des Mittleren Reiches, in das man 
sonst grössere Nilpferdstatuen zu setzen 
geneigt ist,') erscheint das Stück, welches 
ich bald im Bilde veröffentlichen zu können 
hoffe, nicht, während es eine Reihe der 
charakteristischen Kennzeichen der Erzeug- 
nisse der Nagada-Periode zeigt. 

4) In seinem Catalogue des Monuments 
de l’Egypte ancienne I p. 203 veröffentlicht 
Morgan eine Reihe von Notizen Sayce’s über 
Felsgraffiti am Westufer des Niles hinter 
‘Arb Assuan, 2!/, engl. Meilen nördlich von 
Assuan selbst. Das erste derselben zeigt 
Boote mit darüber stehenden Figuren, ferner 
Strausse und Nilpferde, von denen erstere, 
soweit die sehr flüchtige Publikation, bezw. 
Beschreibung erkennen lässt, die Charakte- 
ristika der Nagada-Periode zeigen (das daneben 
befindliche Graffiti des Schreibers am Chnum- 
Tempel Thut-em-heb ist selbstredend weit 
jünger), wozu auch das Auftreten der Strausse 
und Nilpferde stimmt. Es wäre sehr wünschens- 
wert, wenn diese Graffiti einer genaueren 


1!) Cf. Wallis, Egyptian Ceramic Art. The Mac 
Gregor Collection pl. 1, p. 8f.; Verz. des Berl. Mus. 
8. 106. — Für ältere Exemplare v. Bissing, Aeg. 
Z. 36 p. 123. 


87 INo. 3] 


Untersuchung unterzogen wiirden, da man, 
wenn sich obiger Eindruck bestitigt, hier 
das bisher siidlichste Vorkommen von Spuren 
der Nagada-Periode vor sich hat. 

Bonn. 


Bespreehungen. 


Prof Dr. Adolf Biichler, Die Tobiaden und die 
Oniaden im II. Makkabäerbuche und in der ver- 
wandten jüdisch-hellenistischen Literatur. Unter- 
suchungen zur Geschichte der Juden von 220 — 160 
und zur jüdisch-hellenistischen Literatur. Wien. 
Hölder. 1899. 400 S. 8°. Bespr. von Hugo Winckler. 

Das Buch kam mir zu, als ich eine Reihe 
von Untersuchungen über die Zeit der Rück- 
kehr nach dem Exil abgeschlossen hatte. 

Diese greifen zwar nur in einzelnen Punkten 

bis in die hier behandelten Zeiten hinab, ich 

vermochte aber doch bereits zu ersehen, 
dass auch dort meine Anschauungen sich 
nicht weniger weit von dem bis jetzt zu Tage 
geförderten entfernen würden, als für die der 

„Rückkehr“. Gewohnt, bei biblischen Unter- 

suchungen nicht viel mehr als ein literarge- 

schichtliches Ergebnis zu finden -- d.h. wohl- 
verstanden, wo man sich überhaupt zur 

„höheren“ Kritik aufschwingt — habe ich 

das Werk daher mit den denkbar geringsten 

Erwartungen in die Hand genommen. Jason 

von Kyrene in unendlichen Verwickelungen, 

und das geschichtliche Problem noch nicht 
einmal als Zweck der Untersuchung erfasst: 
das war so ungefähr, was ich mir von einer 

Arbeit auf diesem Gebiete versprach. 

Schlimm war es auch, dass das. Werk gleich 

mit 400, meist nicht einmal durch die will- 

kommenen Fussnoten — die man ja zuerst 
liest — bekömmlich gemachten Seiten an- 
rückte, und dem so schon entmutigten Leser 
auch nicht durch ein ausführliches Inhalts- 
verzeichnis ermöglichte, daskritische Gewissen 
auf möglichst raschem Wege einzulullen. 
Nachdem das dergestalt nicht gerade allzu 
aufgeregte Interesse die ersten 20 Seiten 
überwunden hatte, wurde mir aber recht bald 
klar, dass hier ein anderer Geist weht als 
in den Arbeiten der verschiedenen mass- 
gebenden Schulen. Hier haben wir ja ein- 
mal wirklich und wahrhaftig eine „historische“ 
Untersuchung! Hier wird wirklich der Text 
um seines Inhaltes willen untersucht und 
werden die Folgerungen für zu Grunde 
liegende Ereignisse gezogen Nicht die Fest- 
stellung der „Redactoren“ ist die Hauptsache, 
sondern die Trennung alten, historischen 

Stoffes von dem später hinzugefügten; nicht 

bei der Trennung endet die Aufgabe, sondern 

bei der Feststellung der berichteten That- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(März 1900.) 88 


sachen. Das weicht sehr ab von allem, was 
man sonst als Bibelkritik zu erhalten pflegt — 
ohne dass ich damit übrigens anderen Ge- 
bieten zu nahe treten will. 

Mir haben diese Untersuchungen eine be- 
sondere Freude gewährt, da sie in den 
Hauptsachen geradezu die Endschlüsse von 
dem geben, dessen Anfänge ich gefunden 
zu haben glaube. Meine nicht bis zu dieser 
Zeit herabgeführten Untersuchungen hätten 
auf das gleiche Ziel lossteuern müssen — 
eine schönere Bestätigung kann ich niemand 
wünschen, als ein solches Zusammentreffen 
verschiedener Wege In einem Punkte, in 
dem ich noch zu keinem Ergebnisse ge- 
kommen war — es handelt sich um den 
Ursprung und die Rolle der Samaritaner — 
scheint mir durch Büchlers Feststellungen 
des Rätsels Lösung ermöglicht zu werden. 


Es liegt auf der Hand, dass bei einem 
Stoffe, der erst aus der so künstlich ver- 
schlungenen Uberlieferung herausgeschält 
werden muss, noch Meinungsverschieden- 
heiten über einzelne Punkte entstehen können. 
Büchler hat einen eng begrenzten Abschnitt 
behandelt, ohne auf die vorhergehenden Zeiten 
wesentlich einzugehen. Das hat seinen guten 
Grund in der Art — oder besser in dem 
Fehlen — der Überlieferung. Ich zweifle 
nicht, dass wir, wenn wir beide von den- 
selben Voraussetzungen ausgingen, zu gleichen 
Ergebnissen kommen würden. Büchler hat 
für die alte nachexilische Zeit mit den über- 
lieferten, oder sagen wir gangbaren, An- 
schauungen gearbeitet. Das hat seiner Unter- 
suchung nicht geschadet, denn er baut 
keine Folgerungen darauf. Im einzelnen 
würde er mauche Ursachen und Erscheinun- 
gen in ihrem Zusammenhang vielleicht eben- 
falls anders beurteilen, wenn er auf diese 
auch seine Kritik angewendet hätte. Doch 
wie gesagt, das ist von keinem Einfluss auf 
das Ganze der Untersuchung, denn diese 
beschränkt sich auf das abgesteckte Gebiet 
und innerhalb dessen wird überall mit feinem 
historischen Verständnis verfahren. Selbst 
dort, wo man sich nicht anzuschliessen ver- 
mag, muss man die Richtigkeit der Beweis- 
führung anerkennen und kann eine Meinungs- 
verschiedenheit nur durch das bei der Art 
der Überlieferung ja leicht erklärliche ver- 
schiedene Urteil über die Voraussetzungen 
begründen. Kurz, hier liegt einmal eine Ar- 
beit vor, an der man seine Freude haben 
kann, wenn man die Aufgabe der Forschung 
nicht im Nörgeln findet und aus den Meinungs- 
verschiedenheiten doch die Klarlegung des 
Richtigen hervortreteu sieht. 


89 No. 3.] 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[März 1900.) 90 


Zunächst ist die Stellung der „Hohen- | aber die Festlegung der Stellung der be- 


priester“ Menelaos, Jason und Alkimos richtig 
erkannt. Sie sind gar keine Hohenpriester 
im hierarchischen Sinne des Wortes, sondern 
die politischen Oberbeamten, die vom König 
eingesetzt werden, das was die Legende als 
„Steuererheber*“ zu bezeichnen pflegt. B. 
erklärt die Bezeichnung der Überlieferung 
aus der Titulatur der Seleuciden, welche auch 
sonst die Benennung a@pysegevs an politische 
Beamte verliehen hätten (S. 33), wie er in- 
schriftlich belegt. Ich hatte angenommen 
(vgl. Forschungen II. S. 236), dass es einen 
Hohenpriester, d. h. einen an der Spitze des 
Staates stehenden hierarchischen Lehns- 
fürsten nicht mehr gegeben hat seit Nehemias 
Einsetzung durch Darius. Den „Hohen- 
priester“ der Überlieferung habe ich dem- 
gemäss als eine Schöpfung der im Sinne der 
Makkabäer zurechtgemachten Überlieferung 
angesehen, und angenommen, dass es bis zur 
makkabäischen Erhebung stets — unter Per- 
sern wie Seleuciden — nur einen vom König 
eingesetzten Beamten gegebenhat, der dieselbe 
Stellung einnahm wie Nehemia; also einen 
Statthalter, vielleicht mit besonderen Befug- 
nissen, denn er scheint direkt unter dem 
König und nicht unter dem Satrapen ge- 
standen zu haben. Einen Hohenpriester 
(an 173) hat es demnach nur in der kurzen 
Zeit von der Investitur Jesuas durch Ezra 
im Jahre 7 Darius’, (s. darüber Forschungen) 
bis zu dem Ende Zorababels und Jojakims, 
des Sohnes Jesuas, (Forschungen S. 275 und 
noch zu Veröffentlichendes) gegeben; d. h 
einen Priester, der als gleichberechtigt neben 
dem Fürsten (XW) stand. Der Hohepriester 
als alleiniges Oberhaupt ist eine Forderung 
des Priestercodex und auch damals nicht 
bewilligt worden Das erreichte erst Simon der 
Hasmonide. Durch die Neuordnung im Jahre 
Darius 20 (Nehemia) wurde der Hohepriester 
wieder zu einem einfachen Oberpriester mit 
rein kultischen Befugnissen herabgedrückt. 
Der Verwaltung stand der Statthalter vor — 
aramäisch pécha, der persische Titel Nehemias 
war als solcher tirsata Genau das sind die 
Jason und Alkimos gewesen, und nur solche 
Beamte können von Nehemia bis in die 
Seleucidenzeit dem wiedererstandenen Juda 
vorgestanden haben. Ob die Bezeichnung 
@exısgevs durch neuere Überlieferung ledig- 
lich makkabäische Tendenz ist, oder auf die 
von B. angeführte Erscheinung zurückgeht, 
ist mir nun zweifelhaft, ich kann mich noch 
nicht recht zu B.’s Annahme entschliessen, 
weil sonst keine Bezeichnung für den Ober- 
priester übrig bleibt. Hauptsache bleibt ja 


| 


treffenden Personen, und da kommen wir auf 
verschiedenem Wege zum glejghen Ergeb- 
nisse. 

Sehr geschickt ist der Versuch, das ge- 
schichtliche in der Tobiadensage festzulegen 
und die wirkliche Zeit der ihr zu grunde 
liegende Ereignisse zu bestimmen. Dass die 
Überlieferung bei Josephus Unmigliches ver- 
langt, ist von Willrich nachgewiesen, B. sucht 
sie sehr geistvoll aus der Zeit Antiochos’ IJI. 
zu erklären. Ich muss bekennen: wenn ich 
nicht eine bestimmte Meinung schon vorher 
gehabt hätte, so hätte ich mich hier wahr- 
scheinlich völlig überzeugen lassen. Ich 


halte es auch nicht für ausgeschlossen, dass 


B. in mancher Beziehung Erfolg mit seiner 


Apologie hat, alles aber können wir auch 


nicht aus dieser Zeit erklären. Die Stoffe 
aller dieser Legenden sind älter, und die 


Anfänge der Tobiadenlegende suche ich 
' dort, wo die neue Geschichte Judas einsetzt 


und wo man die Bildung von Legenden auch 
inder biblischenÜberlieferung bereits verfolgen 
kann: bei der Rückkehr aus der gélah. Diese 
Stoffe sind immer wieder auf die verschie- 
denen Zeiten umgearbeitet worden, und so 


müssen auch in der Tobiadenlegende mehrere 
. Ablagerungen vorhanden sein. 


Das würde 
nicht ausschliessen, dass B. eine sulche 
Schicht richtig festgelegt hat, und seine Aus- 
führungen haben viel Bestechendes. Die 
Anfänge liegen aber früher. Meine Meinung 
darüber habe ich in den gedachten Unter- 
suchungen ausgeführt. 

Ebenso möchte ich den nächsten Abschnitt 
über „Die Stellung Josephs, des Steuer- 
pächters“ beurteilen. Die Art wie hier die 
in der Legende lächerlich unmögliche Rolle 
Josephs erklärt wird, ist sehr bestechend 
und vor allem sind die historischen Verhält- 
nisse klar gefasst. Nur das Heranziehen der 
„Samaritaner“, das hier zum ersten Male 
erfolgt (S. 87 ff.), erscheint mir rationalistisch, 
gleichwohl hat mir gerade diese Heran- 
ziehung, die von nun an sich wiederholt, 
die gesuchte Lösung des Rätsels dieser 
„Sekte“ gegeben. Aus B.’s Ausführungen 
geht hervor, wie sehr sie mit den Tobiaden 
in ihrer Politik übereinstimmten: wenn man 
den Ursprung der Tobiaden erkannt hat, 
giebt das einen Fingerzeig auch für ihre 
Entstehung. 

Bei der „Beschaffenheit und dem ge- 
schichtlichen Wert der Tobiadenerzählung“ 
scheint mir etwas zu viel gerettet zu werden, 
wiewohl ich auch hier die geschickte und auf 
wirklicher historischer Anschauung fussende 


91 


. 3. ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[No. 3.] 


Beweisführung anerkennen muss. Biblische 
Apologetiker könnten hier auf jeden Fall 
„Methode“ lernen. 

Das Verhältnis von Jason und Menelaos 
zu einander und zu Onias ist ein sehr dunkler 
Punkt, über den B. zweifellos viel Licht ver- 
breitet hat, und worüber er gegen den von 
ihm bekämpften Willrich in vielem Recht 
behalten wird. Wo sich unsere Meinungen 
trennen, beruht das eben auf meinem ver- 
schiedenen Ausgangspunkte. Die Nachricht 
über Jasons (und auch der Makkabäer) Ver- 
haltnis zu Sparta glaube ich aber sehr ein- 
fach erklären zu können. 

Die Erlasse Antiochos’ d. Gr. (S. 163 ff) 
zu gunsten der Juden werden als nach 
Mustern der Caesarzeit geschaffen erklärt. 
Auf jeden Fall ist hier sehr beachtenswert, 
was über die Bestrebungen der „Samaritaner“ 
gesagt wird den Jerusalemer Tempel herab- 
zusetzen. Auch ich würde alle solche Ge- 
gensätze nur aus späterer Zeit erklären (nach- 
makkabäisch). 

In der Kritik des dritten Makkabäer- 
buchs (S. 172), das wohl ganz aufgegeben 
war, wird scharfsinnig eine geschichtlich 
mögliche Erzählung von einem Konflikt des 
Königs mit den Juden des Fayüm 
ausgeschieden, die dann nur in der be- 
kannten Manier bis zur Unkenntlichkeit in 
Unmöglichkeiten eingesponnen ist. Wieder 
wird für die Erklärung der ägyptischen Ver- 
hältnisse der Gegensatz der „Samaritaner“ 
herangezogen, und auch hier tritt die Ueber- 
einstimmung ihrer Ziele mit denen der To- 
biaden zu Tage. Für das „Alter jü- 
discher Ansiedelungen“ (S. 212 ff.) in 
Agypten scheinen mir auch die exilischen 
und vorptolemäischen Zeiten zu berücksich- 
tigen zu sein, und es ergäbe sich dann wohl 
ohne weiteres, dass dort die Parteiungen sich 
anders dargestellt haben müssten als in Baby- 
lonien, welches den bestimmenden Einfluss 
auf die Gestaltung der Orthodoxie in Jeru- 
salem ausgeübt hat. Ich glaube auch das, was 
B. über den Oniastempel von Leontopolis 
feststellt, damit in Zusammenhang bringen zu 
können '). Hier spielt wieder das von B. 
über das Verhältnis der „Samaritaner* Bei- 
gebrachte herein. 

Der Rest des Buches ist der Feststellung 
der Quellenverhältnisse im II. Makkabäer- 


') Besonders beachtenswert ist das S. 257/08 
über den Streit von Juden und Samaritanern in 
Ägypten über die Heiligkeit der Tempel und die 
Abgabepflicht an diese ausgeführte. Zweifellos 
handelt es sich dabei nicht um den Tempel auf dem 
(tarizzim. 


[Marz 1900.] 92 


— m ee ee ee 


buche gewidmet. Völlig einleuchtend werden 
hier bestimmte Teile einer alten historischen 
Überlieferung aus der späteren Uberarbei- 
tung losgelést. Das feste Ergebnis ist, dass 
diese Überlieferung einen historischen Wert 
beanspruchen kann und dass sie neben das 
I. Makkabäerbuch tritt. Dieses bildet nicht 
die nur verunstaltete Grundlage des Zweiten. 
Mir hat sich in ähnlicher Weise ergeben, 
dass im Gegenteil im ersten Buche eine 
ganz entsprechende Quellenscheidung vor- 
zunehmen ist. Auch dort lässt sich der 
alte, einfache erzählende Bestand von einer 
jüngeren Überarbeitung trennen. Dieser 
ältere Bestand müsste demgemiiss derselben 
Quelle angehören wie der des zweiten 
Buches. Die Form der Überarbeitung 
unterscheidet sich in beiden Fällen, sie ist 
im ersten Buche judäisch, biblisch, im 
zweiten hellenistisch!) Man kann das Ver- 
hältniss beider in Parallele stellen mit dem 
der ,deuteronomistischen“ Königsbücher, 
die nicht die Quelle der Chronik sind, 
und dem der Chronik, welche dieselbe ge- 
schichtliche Quelle benutzt hat wie jene. 


Berlin, Anfang Februar 1900. 


Karl Budde, D. und ord. Prof. d. Theol. a. d. Un. 
Strassburg. Die Religion des Volkes Israel bis 
zur Verbannung. Giessen Rickersche Verlagsbuch- 
handlung 1900, XI u. 208 S, 8° Preis M. 5. 

Derselbe: Die sog. Ebed-Jahwe-Lieder und die Be- 
deutung des Knechtes Jahwes in Jes. 40—55. Ein 
Minoritätsvotum. Giessen Rickersche Verlagsbuch- 
handlung 1900 VI u. 41 S. 8° Preis M. 1,50. 

Bespr. v. Friedr. Giesebrecht. 

Die erste Schrift gehört in die vierte 
Reihe der von verschiedenen Gelehrten dar- 
gebotenen religionswissenschaftlichen Vor- 
lesungen von Nordamerika und enthält sechs 
Vorträge, die Budde in den letzten drei 
Monaten 1898 in verschiedenen Städten der 
Union gehalten hat. Sie kann wegen der 
Zähigkeit, mit der sie die auf dem Gebiet 
der vorexilischen Religion Israels liegenden 
schwierigen Probleme durchdenkt und wegen 
der Abgeklärtheit ihres Urteils nur warm 
empfohlen werden. Budde ist ein tüchtiger 
Methodiker, der den Beweis für seine Be- 
Bauptungen nicht schuldig bleibt, aber auch 

') Die Nachricht 2. Makk. 8, 20 wird richtig 
ausgeschieden (S. 286). Ich glaube aber, dass es 
sich hier nicht um eine Herübernahme aus einer 
geschichtlichen griechischen Quelle handelt. sondern 
um eine Fabelei einer Legende, in der jüdische 
Truppen als Retter des macedonischen Heeres er- 
schienen. Der jüdische Kriegsruhm wurde auch 
in solchen nachgewiesen. In einer derartigen Legende 


konnten die Gallier wohl auch bis nach Babylonien 
gekommen. 


93 [No. 3.] 


ein gewandter Darsteller, dessen Ausfiihrun- 
gen man mit Spannung folgt, auch wenn sie 
hier und da eine gewisse Kiinstlichkeit ver- 
raten. Er hat versucht, in diesen Vorträgen 
den roten Faden aufzuzeigen und festzu- 
halten, der sich durch die alttestamentliche 
Religionsgeschichte hindurch zieht. Er findet 
ihn darin, dass die Beziehung zwischen Jahve 
und Israel keine von selbst gegebene war, son- 
dern auf einer positiven Religionsstiftung 
beruhte, in der sich die israelitischen No- 
maden an den Gott der verwandten Qeniter 
(Midjaniter) anschlossen (Wahlreligion, nicht 
Naturreligion). Wie sich aus dieser grund- 
legenden Thatsache in mancherlei Kämpfen 
und auf scheinbaren Umwegen allmählich 
der monotheistische Universalismus des Juden- 
tums, incrustiert in die feste Form des 
ceremoniellen Nomismus, entfaltet hat, das 
möge man selbst bei ihm nachlesen. Im 
allgemeinen kann ich zu seiner Auffassung 
und Darstellung nur meine Zustimmung 
aussprechen. Die folgenden Ausstellungen 
sollen den Wert seiner Arbeit daher nicht 
herabsetzen. — Zunächst will mich bedün- 
ken, als sei die Bedeutung der Jahveidee 
für die ältere Zeit nicht hinreichend ge- 
würdigt, das Zeugnis des Deboraliedes in 
dieser Beziehung ist fast gar nicht berück- 
sichtigt. Und kann man wirklich von einem 
formellen Uebergang zum Baalkultus in 
der Richterzeit sprechen? Der Umstand, 
dass die Sagen von einem Kultus der Ur- 
väter sich auf Stätten wie Bethel, Hebron, 
Sichem, Beerseba, Pniel, Mahanaim, Ramoth, 
Gilead (?) beziehen, Ywährend erst in der 
späteren Richter- oder Königszeit für Jahve 
gewonnene Kulturstätten wie Dan und Je- 
rusalem nicht mit den Patriarchen in Zu- 
sammenhang gebracht werden, lässt sich doch 
nur aus dem urisraelitischen Charakter 
jener Heiligtümer erklären. Nach der Ein- 
wanderung, die auch Budde mit Recht als 
(teilweise) Eroberung Palästinas bezeichnet, 
sind demnach dem siegreichen Gott eine 
ganze Reihe von Heiligtümern geweiht worden. 
Damit soll die thatsächliche Uebertragung 
des Baalkultus und Baalnamens auf Jahve 
ebensowenig bestritten werden, wie die Ge- 
fahr, dass Jahve durch Baal aufgesogen zu 
werden drohte. *!— Wie Amos darauf kam, 
die Jahveidee als eine wesentlich sittliche auf- 
zufassen, scheint mir einigermassen künstlich 
konstruiert zu sein. Die Rüge Nathans gegen 
den Ehebruch Davids ist in der besten Quelle 
der Samuelisbb. bezeugt.  Schwallys Be- 
denken hiergegen sind : rein tendenziöser 
Natur. Auch das Auftreten Elias wegen des 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[März 1900.] 94 


Justizmordes an Naboth ist doch nicht nur 
ein Protest gegen „Ueberkultur‘, sondern 
bildet das Mittelglied zwischen Nathan und 
Amos. — Wenn die Quelle E in Gen. 31,19, 
30. 35,1 ff. gegen den Teraphim polemisiert, 
so ist die Annahme sehr schwierig, sie habe 
im Gesetz Ex. 21, 1—6 denselben Haus- 
götzen, wenn auch nur als faktisch vor- 
handen ‚anerkannt‘. So sicher dieser mit 
ha elohim ursprünglich gemeint war, so 
bezeichnet dies Wort doch wohl auch hier 
wie sonst bei E Jahve. Der Wortlaut des 
Gesetzes verrät m. E. deutlich die Ueber- 
arbeitung, denn nach dem jetzigen Text soll 
der Sklave erst zu Gott und dann zur Thür 
oder Schwelle geführt werden, das bedeutete 
ursprünglich dasselbe. -- Budde verwendet 
sich wieder für die Echtheit von Amos 
5,26 (p. 62 f.), aber mit seiner Konjektur 
NON statt \ passt der Vers noch weniger in 
den Zusammenhang, da V. 25 das Fehlen 
der (ursprünglich nl Feste 
während der Wiistenzeit nicht beklagen 
sondern anerkennen will. Ich habe den 
Vers (unabhängig von Wellhausen) stets für 
eine Glosse gehalten, die gegen die II Könige 
17 beschriebene samaritanische Religions- 
mengerei protestieren will. Die richtige 
Auffassung des V. 25 stützt B. selbst durch 
die interessante Beobachtung, dass die Re- 
kabiden auch den auf dem Ackerbau be- 
ruhenden Jahvefesten ablehnend gegenüber 
gestanden hätten. Ob Manasse wirklich die 
assyrischen Gottheiten dem Jahve direkt 
unterzuordnen gewagt hat? Man muss immer 
bedenken, dass es sich um die Götter des 
Siegers handelte. Also doch wohl Neben- 
ordnung. 

Die zweite Abhandlang anzuzeigen fällt 
mir insofern einigermassen?schwer, als die 
Freude an ihr mir fast meine Unparteilich- 
keit zu rauben droht. Denn Budde verwendet 
sich in diesem „Minoritätsvotum‘ energisch 
für die von mir vor zehn Jahren in meinen 
Beiträgen zur Jesaiakritik fast einsam ver- 
tretene Meinung, dass der Knecht Jahves 
im Deuterojesaia nur das Volk Israel: (nicht 
der gute Kern des Volkes, nicht der Pro- 
phetenstand, am allerwenigsten aber eine 
Einzelperson) sein könne.%:fDer Uebermut, 
mit dem Duhm und sein — allerdings meist 
nur aus den Jungen und Jüngsten bestehen- 
der — Anhang an meiner Abhandlung ohne 
Widerlegung vorübergegangen sind, rächt 
sich nunmehr empfindlich, da in den letzten 
Jahren gerade die berufensten Forscher auf 
meine? Seite getreten sind. B. weist mit 
frischer, stellenweis scharfer Feder die Ober- 


96 [No. 3.] 


flächlichkeit dieses Verfahrens nach, das an 
den einfachsten Thatbeständen mit Macht- 
sprüchen vorüber geht. Ich schliesse mit 
seiner Ansicht über die herrschende Aus- 
legung von Jes. 42, 18 ff.: „Es ist nicht oft 
in der Geschichte der Schriftauslegung das 
klare Wasser so unverständig getrübt worden“ 
p- 31. Meinen geringfügigen Dissensus 
Budde gegenüber denke ich bald in einer 
selbständigen Abhandlung über diesen Gegen- 
stand darzulegen. 


Königsberg i. Pr. 


Eduard König. Die Originalität des neulich ent- 
deckten Sirachtextes textkritisch. exegetisch und 
sprachgeschichtlich untersucht. Freiburg i. B. 

. C. B. Mohr 1899. Bespr. von F. Perles. 

D. S. Margoliouth') und nach ihm vor 
allem Bickell und Israel Levi?) haben 
vielen die Freude an dem wiedergefundenen 
hebräischen Sirachtexte verdorben : Nicht das 
Original, sondern eine späte Rückübersetzung 
hätten wir vor uns, und alle, die mit Jubel 
die wunderbare Entdeckung begrüsst und 
zum Gegenstand ihrer Forschungen erhoben 
hatten, seien einem verhängnisvollen Irrtum 
zum Opfer gefallen. Besonders die Argu- 
mente der beiden Letzteren konnten viele 
stutzig machen, da sie an zahlreichen Stellen 
thatsächlich den Nachweis erbrachten, dass 
hier eine Uebersetzung aus dem Syrischen 
vorliege. Namentlich das von Bickell mit 
glücklichem Blicke wiedererkannte Akrostichon 
am Ende des Buches (51, 13—30) wird in 
dem eben veröffentlichten „Original“ ver- 
gebens gesucht, was den Ausgangspunkt für 
das Verdikt gegen die Echtheit der ganzen 
Fragmente bildet. Den für Kap. 51 und 
12, 10—11 erbrachten Nachweis der Rück- 
übersetzung aus S möchte Bickell (WZKM 
XIII 251—256) auf den ganzen erhaltenen 
Text ausdehnen, doch ist die angekündigte 
Fortsetzung noch nicht erschienen. Besonders 
interessant ist sein Nachweis, dass H an zwei 
Stellen (51, 14a und 12c) die syrische Vor- 
lage missverstanden habe. 

Schon vor 3 Jahren, nach Veröffent- 
lichung der ersten Texte, haben verschie- 
dene Recensenten, darunter auch der 
Schreiber dieser Zeilen?) festgestellt, dass 
wir es nicht mit dem unversehrten Original 
des Buches zu thun haben, dass vielmehr 
Interpolationen sich mehrfach nachweisen 


') The Origin of the „Original Hebrew“ of Eccle- 
siasticus. London 1899. 

7) Revue des Etudes juives XXXIX, 1f. 

°) Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgen- 
landes XJ, 98 bes. Anm. 3 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Marz 1900.) 96 


lassen. Keinem fiel es indessen damals ein, 
das Urteil zu verallgemeinern und das 
Original zu einer Übersetzung zu degra- 
dieren. Liessen sich ja unzählige Stellen 
der griechischen and syrischen Ueber- 
setzung nur aus dem entdeckten Original 
erklären. Auch die von Schechter ver- 
öffentlichten neuen Fragmente zeigten die- 
selbe Erscheinung, so dass Taylor seiner 
Übersetzung und Bearbeitung des Textes 
eine besondere Replik gegen Margoliouth’s ') 
These einverleibte und auch Smend?), 
der den vorliegenden Text als stark verderbt 
erklärt, doch im Allgemeinen an der Echtheit 
festhält. Selbst G. Margoliouth muss sich 
gegen seinen Bruder erklären‘) und im 
gleichen Hefte weist Bacher‘) die Hin- 
fälligkeit der gegen die Echtheit erhobenen 
Argumente nach 5). 

Aber erst die zu besprechende Abhand- 
lung von König (erweiterter Sonderabdruck 
aus The Expository Times 1899) hat die 
Frage in ihrem ganzen Umfang klar auf- 
gerollt und zu glücklicher Lösung geführt®). 
Die Detailkenntnis und Akribie des Ver- 
fassers ebenso wie sein sicherer philolo- 
gischer Takt kommen in dieser reichhaltigen 
Arbeit besonders gläuzend zur Geltung. 
Zunächst wird die Quellenauktorität der zu 
vergleichenden Texte geprüft. Die Mangel- 
haftigkeit der Ueberlieferung von H. wird 
vor allem daraus erwiesen, dass zwischen 
den verschiedenen Handschriften, in denen 
uns der Text erhalten ist weder quantitativ 
noch qualitativ eine Einheitlichkeit besteht. 
Wenn nun demnach auch die Quellenauk- 
torität von H. keine absolute ist und an ein- 
zelnen Stellen seine Worte einen sekundären 
Charakter tragen, „kann doch die wesent- 
liche Originalität von H wohl begründet 
sein“. 

Sodann wird H. in seinen Beziehungen 
zu G. und S. quantitativ und qualitativ ge- 
prüft. Vor allem die Plus-Stellen, die H. 
gegen G. und S. aufweist, sprechen für die 
Originalität von H., während die Plus-Stellen 
in G. und H. sich vielfach direkt als se. 


kundär erweisen lassen. In qualitativer Be. 


') The Wisdom of Ben Sira LXX— LXXV. 

?) Theologische Litteraturzeitung 1899 No. 18. 
(Zu 6,30 wäre dort auch auf meine Notes critiques 
zu verweisen gewesen). 

3) Jewish Quarterly Review XII, 2 ff. 

+) ibid 92— 108. 

5) Vgl. jetzt auch unter vielen andern Kautzsch 
Apokryphen. Einleitung XVII. 

€) Sehr wertvoll für die Beurteilung des Textes 
sind die eben erschienenen „Notes on the Cambridge 
Fragments of Ecclesiasticus“ von Bacher (JQR XU, 


| 272- -290). 


97 [No. 3.] 


ziehung beweist die Vergleichung der drei 
Texte, dass man nicht nur nicht nötig hat, 
H. als Riickiibersetzung aus den Versionen zu 
erklären, sondern dass eine solche Annahme 
geradezu unmöglich ist, ja es lässt sich an 
mehr als einer Spur der Weg erkennen, 
auf dem die Sirachsprüche zu der Gestalt 
gelangten, die in G. und S vorliegt. In 
diesem Abschnitte findet sich eine Reihe 
wertvoller Beiträge zur Exegese des hebr. 
Textes. Der S. 45 aus 43, db erbrachte 
Nachweis, dass S. nicht völlig unabhängig 
von G. entstanden, findet sich schon in 
meiner Besprechung von Cowley-Neubauer!) 
und unabhängig davon in der gleichzeitigen 
Besprechung 
Levi?) 

Der dritte grösste Abschnitt betrachtet 
den hebr. Text vom Standpunkt der Sprach- 
Schrift und Litterargeschichte. Zuerst wird 
die Orthographie, die Laut- u. Formenlehre der 
Reihe nach durchgegangen. 
sich König auf seinem ureigensten Gebiete 
und es gelingt ihm leicht, den überzeugenden 
Nachweis zu führen, dass das Hebräisch von 
H. nicht aus der nachbiblischen Zeit stammt, 
ein Resultat, das auch durch die (wenig 


zahlreichen) aramaisierenden Elemente nicht 


erschüttert werden kann. 

Nicht ganz einwandfrei scheinen mir die 
Ausführungen Königs über die Beziehungen 
von H. zum Arabischen. Wir kennen den 
althebräischen Wortschatz viel zu ungenügend, 
um behaupten zu können, dass ein Wort, 
das bisher bloss im Arabischen bekannt war, 
wenn es bei Sirach vorkommt, gleich als 
Arabismus betrachtet werden muss‘). Hat uns 
doch auch die Mischna und Tosefta eine 
Anzahl zweifellos althebräischer Wurzeln 
aufbewahrt, die man sonst nur im arabischen 
kennt z. B. poon „verpfänden“ |») TDDN 
„schädigen* Ju MD (aramäisch nur im 
Targum offenbare Entlehnung aus dem 
Hebräischen) „Zwang“, „Widerwilligkeit“ 
575, im südarabischen 7 z König möchte 


ıı WZKM XI, 4 Ann. 4. 

7) Monatsschrift f. Gesch. und Wiss. d. Judent. 
41, 384. 

8) L’Ecclésiastique p. 63 ff. 

*) Will man, überhaupt besonderes Gewicht auf 
die Thatsache legen, „dass die meisten Annäherungen 
an den arabischen Sprachgebrauch sich in den 
Weisheitsschriften des A. T. finden“, so möchte ich 
gerade den umgekehrten Schluss daraus ziehen: 
im Sprüchwort und in der volkstümlichen Rede 
erhalten sich alte Worte u. Formen, die sonst schon 
längst aus der Sprache des Lebens geschwunden 


- sind: die Wiederkehr der betr. Worte im Arabischen 


beweist höchstens, dass wir es hier mit alten urse- 
mitischen Wurzeln zu thun haben. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


von Fraenkel?) und bei 


Hier befindet ' 


[Marz 1900.) 98 


die „Arabismen“ des Sirach, der Proverbien 
und des Ijobbuches aus dem Umstand 
ableiten, dass östliche Stämme (73 naar 
ep 3 1. Kön. 5, 10) durch ihre Weisheit 
berühmt waren. Die einzige sichere Ent- 
lehnung aus dem Arabischen, die ich im A. 
T. anerkennen kann, ist der Name eines 
Landesproduktes O30 x eel „Aloeholz“ 


vergl. meine Ausführungen in der Monats- 
schrift f. Gesch. und Wiss. des Judent. 38, 
135, wo diese Identifizierung näher begründet 
ist‘. Die Zusammenstellung von DpòN 
(Prov, 30, 31) mit ppl ist sehr unwahr- 


scheinlich, wenngleich ich meine Erklärung 
(Analekten 75) heute nicht mehr aufrecht 
erhalte. Vgl. König p. 72 Anm. 2. Es 
spricht kein zwingender Grund dagegen, 
Dayn bei Sirach für gut hebräisch zu 
halten, ebenso wenig m, das übrigens schon 
Fleischer zu Levy I 560 mit arabisch 5459 


zusammengestellt und als ächt semitisch 
erklärt hat gegen Levys Ableitung von södıx0s. 

Ueberzeugend ist wieder die Zurück- 
weisung der Annahme vom Einfluss der per- 
sischen Sprache, die indess schon vorher 
von Bacher a. a. O. noch gründlicher be- 
sorgt worden war. 

Besonders wertvoll und durchaus originell 
ist der Nachweis der Originalität aus der 
Schriftgeschichte, denn eine Reihe von Text- 
schädigungen im hebr. Sirach erklären sich nur 
daraus, dass die älteste Gestalt von H. zu einer 
Zeit geschrieben wurde, wo der Gebrauch 
der Finalbuchstaben noch nicht herrschte. 

Endlich werden verschiedene litterar- 
geschichtliche Momente zur Erhärtung der 
Echtheit herangezogen, unter denen nament- 
lich der Charakter der Randbemer- 
kungen von hoher Beweiskraft ist. Ein 
Teil derselben lässt sich als innerhebriisch 
nachweisen, ein anderer setzt eine Ver- 
gleichung mit G. und S. voraus, die nur 
dann einen Sinn hätte, wenn H als original 
vorausgesetzt ist). 

Zum Schlusse fasst König seine Resultate 
zusammen und weist die Angriffe auf die 
Bibelkritik zurück, in die Margoliouth seine 
Broschüre ausklingen lässt. In den Nach- 
trägen wendet sich der Verfasser noch ein- 
mal gegen einen Artikel von Margoliouth in 
The Expository Times Nov. 1899 p. 90f. 
Den Abschluss des Ganzen bildet ein wert- 
volles Stellenregister. 

Diese Besprechung giebt mir die er- 


1) Das Sx gehört schon im Arabischen zum 
Stamme und ist nicht, wie auch König glaubt. 
Artikel. 


99 (No. 3] 


wiinschte Gelegenheit, eine Reihe nur teil- 
weise zusammenhängender Bemerkungen zu 
den neu entdeckten Kapiteln zu geben. 

Durch die Annahme von Glossen er- 
klären sich manche Schwierigkeiten des 
Textes, so die schon so oft besprochene und 
soeben auch von Bacher') behandelte Stelle 
6, 22 sn ond sd) un 1D maw DION > 
nms. Es ist schon auffallend, dass auf 
7012 sich ein feminines Suffix in myw be- 
zieht und in der ganzen zweiten Vershälfte 
das Feminin steht, dann aber ist ein doclı 
offenbar beabsichtigtes Wortspiel nicht zu 
erkennen. Alle Schwierigkeit verschwindet, 
wenn wir 01) als Glosse für nmin fassen, 
das in den Proverbien stets synonym ge- 
braucht wird, auch in unserm Text dreimal 
(16, 12; 32, 17°); 41, 4) vorkommt und ein 
Wortspiel mit mmr) bildet. Vgl. Midrasch 
Mischle ed. Buber p. 96 (zu Prov. 24, 26) 
yY? I OR DIAIDI DIT Den pu” onw 
yaod oma) ob "nn mnnn mat ON 
AYT ONO DEN. 

35, 17° 5x per ay lautete ursprünglich 
Moy per ay. So las noch G Zus Emioxsiyman 
o vysotos, während S maai „om, Fans 
dafür v5y las. So ist nach Fürst auch 1. 
Sam. 2, 10 moy für òy zu lesen. Bemer- 
kenswert ist, dass die Randnote 40, 1º eben- 
falls moy für 5x hat. 

35, 18° pm viv wm “Y ist von G dag 
sEaon mwAn Fog úßgiorðv und von S {sod 
War ,omdsad poal wiedergegeben. Im 
Original stand daher statt vaw wohl 5m, das 
sowohl „Menge“ wie „Kraft“ bedeutet. Dem 
Glossator scheint y 125, 3 yenn vw vor- 
geschwebt zu haben. 

35, 19 ınyıw"2 hat weder G v ro lési 


attod noch S mlaliieas> vorgelegen. Ver- 


mutlich stand nòm, wofür G wn>on2 las. 

36, 13 cy Sy Dna (vgl. meine Notes cri- 
tiques sur le Texte de l’Ecclesiastique REI 
XXXV 48 ff. z. St.) kann nicht ursprünglich 
sein, da ja der nächste Vers mit diesem 
Verbum beginnt und die Verss. sonst sicher 
ebenso wie dort tibersetzt hitten. Ich glaube 
vielmehr aus G den Nachweis erbracht zu 
haben, dass hier mgg (= arab. ) gestanden 


habe, wofür S mew gelesen. Für das gewiss 
seltene und in späterer Zeit unverständliche 
mew kam dann Cm in den Text. 

(Schluss folgt). 


1) JQR XII, 277. 
3) 32, 17 gibt S JaaXNeu, wie an unserer Stelle 


höchstwahrscheinlich "nsın wieder. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Marz 1900.) 100 


P. Nivard Schlögl, De re metrica veterum 
Hebraeorum disputatio. Wien, Mayer & Cie., 1899. 

Johannes Döller, Rhythmus, Metrik und 
Strophik in der bibl.-hebräischen Poesie. 
Paderborn, Schöningh, 1899. Bespr. von Hubert 
Grimme. 

Die Dringlichkeit, über die brennenden 
Fragen der biblisch-hebräischen Metrik ins 
Reine zu kommen, hatte im Jahre 1897 die 
theologische Fakultät der Universität Wien 
bestimmt, den erstjährigen Zins der Lacken- 
bacherschen Stiftung als Preis für eine Arbeit 
auszusetzen, die folgendes Thema lösen würde: 
‘Exponendi sunt loci, quibus antiqui scriptores 
de rbythmis in libris poeticis antiqui foederis 
obviis loquuntur et systematice exponendi sunt 
varii conatus eruditorum, qui a saeculo XVII 
usque ad nostros dies in statuendis strophis, 
metris, rhythmis carminum antiqui testamenti 
laboraverunt.’ Nach Jahresfristwar die Fakultät 
in der Lage, den vollen Preis einer Arbeit zuzu- 
erkennen, deren Verfasser, Dr. Nivard Schlégl, 
ein bis dahin unbekannter Gelehrter, in der 
Zelle des Cisternienserstifts Heiligenkreuz 
als Novizenmeister thätig ist; daneben wurde 
von ihr noch eine zweite Arbeit für preiswürdig 
erklärt, die von Dr. Joh. Döller, Professor 
am Priesterseminar zu St. Pölten, eingereicht 
war. Die betreffenden Abhandlungen beider 
Gelehrten sind inzwischen im Druck er- 
schienen, allerdings soweit umgearbeitet, dass 
ihre Titel sie als Darstellungen der hebr. 
Metrik bezeichnen, und treten nun in weitere 
Konkurrenz ein um die Gunst der gelehrten 


Welt. 


Das Verdienst neuer Entdeckungen auf 
dem metrischen Gebiete beansprucht keines 
der beiden Bücher; ihre Verfasser verfahren 
im wesentlichen eklektisch, indem sie, jeder 
auf seine Weise, aus den bisherigen Mei- 
nungen das ihnen haltbar Scheinende aus- 
lesen und systematisch zusammenstellen. 
Deshalb kann der weite Raum gerechtfertigt 
erscheinen, den bei Beiden die Besprechung 
der alten Zeugnisse und neuen Systemver- 
suche einnimmt. Von den trefflichen Vor- 
arbeiten eines Saalschütz und Budde unter- 
stützt, haben sie das dahingehörige Material 
ausreichend zusammengestellt und gewertet, 
Schlögl mit mehr künstlerischer Präzision, 
Döller in breiterer und etwas schwerfälliger 
Darstellung Die wichtige Frage, wie weit 
die christlichen Kirchenschriftsteller in ihren 
Notizen über bibl. Metrik von Philo und 
Josephus abhängig sind, hat nur Döller be- 
rührt, wenn auch nicht ganz gelöst. In der 
Auffassung des Ausdrucks des Hieronymus 
“quasi Sapphico metro’ geht Döller sicher 
falsch, wenn er ihn im Sinne von Rhythmus 


101 (No. 3.] 


nimmt; hier hat Schlögl das Richtige ge- 
fanden, der es deutet ‘metrum . . neque 
syllabicum tantum neque accentibus tantum 
innitens, sed tam ab accentibus quam a 
syllabarum quantitate pendens’. Die Bestäti- 
gung hierfiir finde ich in dem Urteile des 
Gennadius über die lateinischen Gedichte 
des Commodianus, deren zwischen Quanti- 
tierung und Akzentuierung schwebende Vers- 
form ausser Zweifel steht: ‘scripsit . . quasi 
versu (vgl. Ausgabe von Dombart, S. 1.). 


Bot der historische Teil des Themas nicht 
übermässige Schwierigkeiten und ist er da- 
her in beiden Schriften zufriedenstellend ge- 
löst, so verlangte die Kritik der bisherigen 
Systeme Selbständigkeit im Urteile und 
metrische Beanlagung. Wenn hier Döller 
seiner Aufgabe nicht gewachsen zu sein 
scheint, so mag dies besonders an seiner zu 
geringen Unterlage von allgemeinmetrischem 
Wissen liegen. Das schliesse ich aus verschie- 
denen auffälligen Behauptungen. “Jede älteste 
Volkspoesie pflegt ohne Metrum zu sein’ sagt er 
S. 86. Wenn aber etwas in der Metrik fest- 
steht, so ist's der Erfahrungssatz, dass die 
Poesie, je höher hinauf man sie verfolgt, 
desto strenger sich an metrische Formen 
bindet, weil hier die Musik noch ihr ständiger 
Begleiter ist. Weiter soll es nach D. (S. 77) 
einer jeden Erfahrung widerstreben, dass 
eine Poesie zugleich quantitierend und akzen- 
tuierend sei. Damit ignoriert er die recht 
moderne Theorie, dass quantitierend und 
akzentuierend keine so entgegengesetzten 
Begriffe sind, dass sie eine Mischung aus- 
schlössen. Wie will man in der griechischen 
Metrik die Erklärung der freien (Herman- 
nischen) Basis ohne Akzenteinwirkungen er- 
klären? wie die Möglichkeit des Ersatzes von 


v — u — durch — — ~ —, von —v — ~ 
durch — ~ — — in der griechischen Metrik, 
von ~v—~— durch —~ ~ —, vere —, —— + — 


in der arabischen verstehen, wenn man niclit 
in diesen lange für rein quantitierend gehal- 
tenen Dipodien auch einen schwächeren und 
einen stärkeren Akzent wirken lässt? War 
Döller diese bezüglich der arabischen Metrik 
aul M. Hartmanns ‘Metrum und Rhythmus’ 
basierende Meinung fremd, so hätte er doch 
nicht auf das Zeugnis von Westphals diskredi- 
tierter ‘Allgemeinen Metrik’ hin erst unbe- 
stimmt (S. 54), dann aber als gewiss (S. 86) be- 
haupten dürfen, dass die Araber ‘von Anfang 
an kein Metrum in ihrer Poesie gehabt, sich 
vielmehr erst später eine quantitierende 
Metrik errungen hätten. Hätte er sich dabei 
noch auf Guldzihers Segtheorie berufen, 
als der neuesten, aber wie ich zu zeigen 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Marz 1900.) 102 


| i -o 
' noch Gelegenheit nehmen werde, nicht zu- 


treffenden Ansicht! 


Döllers Standpunkt in der Frage nach 
der hebr. Metrik ist nun der, dass er jede 
Annahme metrischer Regeln bekämpft, da- 
gegen die Existenz einer hebr. Rhythmik 
und Strophik befürwortet. Schon rein theo- 
retisch betrachtet, muss dieses System 
Kopfschütteln erregen. Aus der Rhythmik 
entwickelt sich erst Metrik, sagt D. (S. 17) 
mit Recht, was auch ein Augustinus schon 
wusste; woher aber stammt die Strophik, 
wenn nicht aus der Vorstufe einer feinge- 
regelten Metrik? Dabei setze ich allerdings 
voraus, dass unter Strophe nicht etwa eine 
nach keiner Seite fest zu umgrenzende Sinnes- 
einheit verstanden werde, sondern ein Vers- 
gefüge, das bei seiner Wiederholung stets 
gleiche Proportionen zeigt; solches ist die 
ursprüngliche, aus der Vervollkommnung des 
musikalischen Liedvortrags entstandene 
Strophe, und sie muss man für das Hebrä- 
ische ansetzen, weil hier die Gesang- und 
Instrumentbegleitung der Lieder ganz ge- 
wöhnlich war. Ja, wenn sich die Gesang- 
strophe zur Lesestrophe verflacht, selbst 
dann pflegt, um sowohl dem Auge wie dem 
Ohre zu schmeicheln, die Regelmässigkeit 
des strophischen Aufbaus nicht aufgegeben 
zu werden. Erst die letzte Entwicklung der 
Strophe, wenn aller Nachdruck dem Inhalte 
gilt, kann die gleichmiissigen Formen sprengen; 
diese letzte Stufe aber in die hebr. Poesie 
hineinzutragen, haben wir nicht die geringste 
Veranlassung. 

D. scheint zur Verwerfung der Metrik 
als Zwischenglied von Rhythmik und Strophik 
wesentlich durch eine höchst einfache Er- 
wigung geführt worden zu sein. Er sagt 
(S 85): “Wire es wirklich jemandem ge- 
lungen, ein Metrum in der bl. Poesie zu 
entdecken, so wiirde dies gewiss allgemein 
ancrkannt und angenommen werden, jeder 
Widerspruch müsste von selbst verstummen‘. 
Vielleicht, — wenn nämlich der Grundstein der 
hebr. Rhythmik und Strophik, die hebr. Ton- 
und Lautlehre unbestritten feststände; aber 
glaubt D. solches etwa daraufhin, dass die 
meisten unscrer Grammatiken sich bezüglich 
dieser Dinge in so inniger Harmonie fühlen? 


‘Weiter ward jahrhundertelang so kräftig die 


griechisch-lateinische Metrik alten Schlages als 
die einzigwahreangepriesen, dass schon Mut da- 
zu gehörte, an die Existenz anderer Metriken zu 
glauben. Erst die indogermanische Sprach- 
wissenschaft hat mit der Akribie in der Be- 
handlung der einfachsten Sprachelemente, 
wie Ton und Laut, die Mittel geschaffen, um 


103 [No. 3.] 


jeder Metrik auf den Grund zu kommen; 
das datiert aber erst seit kaum einem Viertel- 
jahrhundert und wird bis jetzt noch von 
manchem Hebraisten fast ignoriert. Dass sich 
da in der Vorzeit ein totgeborenes System 
auf das andere häufte, kommt mir garnicht 
verwunderlich vor. 

Dass in D.’s Leugnung der Metrik Vor- 
eingenommenheit hineinspielt, scheint mir 
daraus hervorzugehen, wie er die Kritik an 
den von ihm nicht anerkannten neueren 
Systemen übt. Bickells System, welches er 
mit dem Lobe einführt, es verdiene die 
grösste Beachtung wegen seiner tiefen wissen- 
schaftlichen Begründung, wird nichtsdesto- 
weniger mit 9 Zeilen abgethan, die sich nur 
gegen B.’s Freiheiten bezüglich der Form- 
veränderungen und das unschöne Anhäufen 
der Konsonanten richtet. Noch kürzer fällt 
seine Beurteilung meines Systems aus, trotz- 
dem ihm seine Darstellung 4 Seiten Raum 
kostet). (Schluss folgt). 


Bernhard Stade, Geh. Kirchenrat u. Professor der 
Theologie in Giessen, ausgewählte akademische 
Reden und Abhandlungen. Giessen. J. Ricker- 
sche Verlagsbuchhandlung 1899. 296 S. 8°, 6 M., 
geb. 7.25 M., angezeigt von Hugo Winckler. 


Stade hat in dem Bande eine Anzahl von 


besonders und in Zeitschriften erschienenen 


1) In der Besprechung von meinem metrischen 
Systeme finden sich verschiedene irrtümliche Be- 
hauptungen. So sage ich keineswegs, dass eine 
schwachtonige Silbe, die einer nebentonigen 
untergeordnet ist, zur Vershebung werden könne; 
D. verwechselt hier nebentonig mit schwachtonig. 
Weiter zitiert er mich unrichtig damit, dass Schwa 
compositum keinen Morenwert hätte; das habe ich 
nur von solchem Hateph gesagt. welches an Stelle 
von Schwa quiescens steht. Ich lehre ferner auch 
nicht. dass Spatium und Paseq, resp. Legarmeh zu 
den Strophenkennzeichen gehören, sondern führe sie 
nur als Verskennzeichen auf. Endlich glaube ich 
von dem circulus vitiosus weit entfernt zu sein, den 
D. mir zuschreibt, dass ich nämlich die Quantität 
der Silben vom Akzente abhängig sein liesse, und dass 
der Akzent hinwieder aus der Guantitit der Silben 
bestimmt werde. Ich scheide deutlich genug zwischen 
Quantität und Akzent als zwei verschiedenen Eigen- 
schaften der hebr. Silben; wenn es sich aber darum 
handelt, die „Schwere“ einer Silbe oder eines Wortes 
zu messen, müssen doch wohl beide Eigenschaften 
in die Rechnung eingestellt werden. Eine Silbe kann 
stark an Quantität, oder sagen wir Morengehalt, 
sein und schwach an Ton, eine andere umgekehrt; 
eine dritte kann von beiden Elementen viel oder 
wenig haben. Eine Hebung tritt nur nach ganz be- 
stimmten Gesetzen auf eine Silbe; ich habe sie da- 
hin definiert, dass bei stärkerem Tone weniger Moren 
(nämlich 7 bei fehlendem Auftakt, 8 bei Auftakt), 
bei schwächerem Tone mehr Moren (nämlich 8, 
bezw. 9) die „Schwere“ einer hebungsfähigen Silben- 
gruppe bedeuten; mich dünkt, man kann nicht ge- 
nauer — Döller nennt’s freilich ,verkehrter“ — vor- 
gehen als ich es thue, 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG 


[März 1900.) 104 


Untersuchungen zusammengestellt, welche 
einen dauernden Wert besitzen, und deren 
Zugänglichmachung daher mit Freuden be- 
grüsst werden kann. Die ersten drei davon 
besitzen ausschliesslich oder doch ganz vor- 
wiegend theologisches Interesse und entziehen 
sich daher der Beurteilung an dieser Stelle: 
Über die Lage der evangelischen Kirche 
Deutschlands (1883), Die messianische Hoff- 
nung im Psalter (1892), Über die Aufgaben 
der biblischen Theologie des Alten Testaments 
(1892). Die Untersuchung über „das Volk 
Javan“ (1880) ist auch jetzt kaum in Einzeln- 
heiten zu berichtigen, über „Die Entstehung 
des Volkes Israel“ haben wir uns ausführlich 
auseinandergesetzt. Hieran schliesst sich der 
Wiederabdruck der von Stade in der von 
ihm herausgegebenen „Zeitschrift für alt- 
testamentliche Wissenschaft“ veröffentlichten 
Beiträge, welche überwiegend textkritische 
Fragen behandeln und für jeden alttestament- 
lichen Philologen wertvoll sind. Die Unter- 
suchung über den „Text des Berichtes über 
Salomos Bauten 1. Kön. 5—7“ ist für das 
Verständniss des Abschnittes grundlegend. 
Ebenso enthalten die Anmerkungen zu 2. Kön. 
10—14 und zu 2. Kön. 15—21 zahlreiche 
textkritische Beiträge, welche für die Er- 
klärung des Bibeltextes bereits gebührend 
gewürdigt worden sind. Die „Beiträge zur 
„Pentateuchkritik“ wiederholen die schöne Ab- 
handlung über das ,Kainszeichen* und die 
kleineren über den „Thurmbau zu Babel“ 
und „die Eiferopferthora“. 

Können wir Stade also nur beistimmen, 
dass er diese wertvollen Arbeiten für immer 
allgemein zugänglich gemacht hat, so möchte 
ich um so mehr noch meine völlige Überein- 
stimmung zu dem Urteil geben, welches hier der 
Herausgeber einer Zeitschrift über die Zweck- 
mässigkeit der Veröffentlichung wertvoller 
Arbeiten in Zeitschriften fällt: Er drückt 
durch seinen Wiederabdruck doch nichts 
aus, als dass er solche Veröffentlichungs- 
weise für ein ehrenvolles Begräbnis hält. 
Wenn dem aber so ist, so befreit uns von 
der Landplage der Zeitschriften. 


Dr. Rudolf Smend, Professor an der Universität 
Göttingen, Lehrbuch der”alttestamentlichen Reli- 
gionsgeschichte. Zweite;umgearbeitete Auflage. 
Freiburg i. B. J. C. B. Mohr. 1899. 519 S. 8°, 
11,50 M., geb. 14 M., angezeigt von Hugo Winckler. 

Die neue Auflage zeigt mancherlei Ver- 
änderungen gegen die erste; in Auffassung 
des Stoffes, Benutzungsart der Quellen und 
dem für den augenblicklichen Stand mass- 
gebenden Gesichtspunkt: Erklärung der isra- 


105 [No. 3 


elitischen Religion aus der Kultur- und Ideen- | 


welt des alten Orients heraus, ist sie dieselbe 
geblieben. Können wir fiir die ersten beiden 
Punkte Smend als einen sorgfältigen Inter- 
preten der Wellhausenschen Anschauungen 
und Forschungsergebnisse bezeichnen, so 
müssen wir leider auch für den dritten fest- 
stellen, dass dieses ausschlaggebende Moment 
für ihn ebensowenig existiert, wie für Well- 
hausen selbst. Für uns, die wir nicht theo- 
logische Zwecke verfolgen, sondern den 
Fragen lediglich von historischem Standpunkt 
aus gegenüberstehen, kann das Buch daher 
nur als ein Specimen dessen gelten, was 
ohne Berücksichtigung der erst unsern Stand- 
punkt bestimmenden Anschauung erreicht 
worden ist, und wir können uns nur wünschen, 
dass auch diese recht bald eine gleich sorg- 
fältige Vertretung finden möge Freilich 
würde das eine grössere Arbeit bedeuten, 
denn der Stoff ist hier noch nicht durch- 


gearbeitet und strömt täglich neu zu: wenn ; 


wir aber nicht abschliessen können, so müssen 
wir anfangen. 
der Religionswissenschaft, nur durch das 
Schaffen, nicht durch das Abwarten begründet 
man Wissenschaften, und nur so lange jene 


schaffen, und ihr schweigt, werden sie 
herrschen. 
Berlin 
Mitteilungen. 


Zu den Altertfimern von Tell es-SAfiye. 
W. Max Müller. 


Die im Quart. St. des PEF. mitgeteilten 
Ausgrabungsresultate aus Tell-es-Säfiye sind 
bei dem gegenwärtigen Stand unserer Kennt- 
nis der palästinischen Altertümer schwer zu 
klassifizieren. Wem es Spass macht, der 
kann mit imposanten Bestimmungen wie 
„amoritisch, präisraelitisch* u. s. w. fürchter- 
lich um sich werfen. Einstweilen giebt es 
kein besseres Mittel zur ungefähren chrono- 
logischen Bestimmung der Schichten als die 
gefundenen ägyptischen Gegenstände mit 
Inschriften Sehen wir von den pseudo- 
ägyptischen barbarischen Nachahmungen ab, 
zu denen ich auch den Skarabäus mit dem 
altertümlichen ,scroll-work“ Petrie’s (be- 
sonders um 1600 gebräuchlich) rechnen 
muss, so haben wir: pl. VI zu 332, zwei 
Skarabien Ramses II, die natürlich nur 
einen Terminus a quo gewähren. Man hat 
den glückbringenden Namen noch in der 
spätesten Zeit gerne eingeschnitten. 

Die S. 330 abgebildete Figur aus „green 


paste“ (331) weist die 3. Redaktion des 6. | 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


Also ans Werk, ihr Vertreter | 


[März 1900] 106 


Totenbuchkapitels auf, welche Loret Rec. 
Trav. 3, 93 der Zeit seit der 26. Dynastie 
geteilt! Man muss also sich in recht 
mässigen Zeitgrenzen bewegen. Allerdings 
liegt die schon von der Redaktion der OLZ. 
betonte Gefahr nahe, dass die bachschisch- 
lüsternen Arbeiter Abfälle vom Antikenmarkt 
Aegyptens einschmuggeln. Wenn die in 
Kairo fast wertlosen kleinen Perlen und 
Amulette ein gutes Trinkgeld bei Jerusaleın 
einbringen, so dürfte den Arbeitern gehörig 
auf die Finger gesehen werden. Sind die 
Sachen ächt, so sind sie von Reisenden 
alter, aber doch jedenfalls wohl nachexi- 
lischer, Zeit aus Aegypten verschleppt, wie 
fast alles in Syrien Gefundene dieser Art 


G. Körte-Rostock wird demnächst in Begleitung 
seines Bruders Körte-Greifswald eine Forschungsreise 
nach Kleinasien unternehmen. 

Lit. Centralbl. 


Eine Expedition von Naturforschern, Geologen, 
Ingenieuren, Landwirten und Industriellen befindet 
sich auf dem \Wege nach den Sudan. 

D. L. Z. ° 


Aus gelehrten Gesellschaften. 


Sitzgsber. d. Kgl. Preuss. Ak. d. Wiss. zu Berlin. 
1t. Januar: Harnack liest über die beiden Rezen- 
sionen der Geschichte der Prisca und des Aquila; 
Erman berichtet über den am 3. Okt 1899 erfolgten 
Einsturz im grossen Tempel zu Karnak. 


Stzgsbr. d. Kgl. Pr. Ak. d. W. z. Berlin 18. Jan. 
Erman liest über die Flexion des ägyptischen Ver- 
bums; handelt über die Entstehung der jüngeren 
Art der Flexion und giebt eine Erklärung des ab- 
weichenden Charakters de: Aegyptischen von den 
semitischen Sprachen durch eine vermutete Ueber- 
tragung des Aegyptischen auf eine anderssprachige, 
etwa den heutigen Nubiern verwandte Urbevölkerung. 


Psychol. Ges. zu Breslau. 30. Mai 1899. Fr. 
Kovats aus Pressburg sprach über die Uranfänge 
der Wirtschaft Entstehung von Familie und Ge- 
sellschaft). 


Acad. des Inscriptions, 26. Janvier. Maspero be- 
richtet der Ac. über den Einsturz in Karnak. Legrain 
beginnt die von ihm gemachten Funde herauszugeben. 


Oriental Club, Philadelphia. Januar: P. Haupt. 
Origin and aim of the Mosaic ritual. 

Februar: W. M. Müller, the earliest history of 
the Philistines. 


Personalien. 


Als Vertreter der alttestamentlichen Theologie 
ist Prof. Karl Budde nach Marburg berufen worden, 
Prof. Ed. König nach Bonn und Privatdocent 
W, Volck, ehemals Prof. in Dorpat, nach Rostock. 


107 [No. 3.] 


Dr. G. Kampffmeyer hat sich an der Univ... 
Marburg für Orientalia habilitiert. 


Dr. Kurt Sethe, "Disatdosent in Berlin, ist 
zum 8.0. Prof. für Aegyptologie in Göttingen ernanut 
worden. 


Zeitsehriftenschau. 


Abhandl.d.E.K.geogr. Ges.in Wien. 1899. 

I. 2. u. 3. J. Rein, Beiträge zur Kenntnis der 
spanischen Sierra Nevada. Mit einem Anhang über 
die wichtigsten Ereignisse während der maurischen 
Herrschaft im Gebiete der Sierra Nevada und ihrer 
Nachbarschaft, einer geographischen Karte und einer 
Tafel enthaltend die geodätische und astronomische 
Verbindung von Algerien mit Spanien. 

I. 4. u. 5. K. Oestreich, Reiseeindrücke aus dem 
Vilajet Kosovo (mit Karte). 


The Academy 1900. 

17. Febr. A. H. Sayce, Babylonians and Assyrians 
(u.) L. W. King, Babylonian religion and mythology, 
bespr. v. ? 


Ao. des Inscr. et Belles-Lettres. 

Sitzung vom 19. Januar. Gauckler hat in der 
punischen Nekropolis von Karthago unter anderem 
einen Elfenbeinkamm gefunden, auf dessen beiden 
Seiten Figuren, egyptische Göttinnen und 2 Genien 
„de style plutöt assyrien“ eingraviert sind. Solche 
Kämme hat kürzlich der Engländer Bonsor im süd- 
lichen Spanien gefunden!) Unter den gefundenen 
Gegenständen befinden sich zwei Beile mit Gra- 
vierungen, die Heusey als die phönikischen Palmetten 
bezeichnet 


Ao. Roy. d. Belgique. Bulletin d. 1. Classe 
des Lettres eto. 1899. 

11. J. Robie, le désert et le mirage (Lichtstudien 
in der Sahara und in Suez). 


Analecta Bollandiana 1899. 

IV. Bulletin des publications Hagiographiques 
(Bemerkungen zu der Litteratur über Heiligen- 
geschichten). 


Archiv f. Papyrusforschung 1900. 

I. 1. A. Bauer, heidnische Märtyrerakten. —- H. 
Willrich, der Chelkiastein. Ein Beitrag zur Ge- 
schichte der Juden in Aegypten. — H. Erman, die 
Siegelung der Papyrusurkunden. — J. C. Naber, obser- 
vatiunculae ad papyros juridiciae. — C. Schmidt, 
Christliche Texte (Oxy. I, 1—6). — U. Wilcken, 
Papyrusurkunden. — L. Mitteis, neue Rechtsurkunden 
aus Oxyrhynchos. — M. L. Strack. Inschriften aus 
ptolemäischer Zeit. — Mitteilungen: englische Aus- 
grabungen im Faijtim 1898/99. 


Archiv f. Philosophie 1900. 

XII. 2 T.J. de Boer, zu Kindi und seiner 
Schule. (Die Verdienste Kindi’s und seiner Schüler 
liegen nicht auf dem Gebiete der Philosophie, sondern 
der Medizin, Mathematik, Geographie, Astrologie 
und Geschichte.) 


Berliner philol. Wochenschr. 1900. 
1. Philonis Alexandrini opera quae supersunt. III 
ed. Wendland bespr. v. Stählin. 


') cf. OLZ III 78 (Revue Archéologique). 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[März 1900.) 108 


— 


2. Büchler, D. Tobiaden und die Oniaden bespr. 
v. H. Willrich. 

3. Ioannis Philoponni libellus de paschate ed. 
C. Walter bespr. v. Radermacher. 

4. J. L. Myres and Ohnefalsch- a Catalogue 
of the Cyprus Museum bespr. v. X. Wide. 


Blätter f. d. Gymnasial-Schulwesen 1900. 

I u. II. K. Rück, das sogenannte Anecdoton 
Hygini. — Fr. Koepp, Alexander der Grosse, bespr. 
v. Melber. — F. Söhns, unsere Pflanzen hinsichtlich 
ibrer Namenserklärung u. s. w., bespr. v. Stadler, 
der Cypresse und Anemon als "Wörter semitischen 
Ursprungs erklürt, ohne ihre Bedeutung anzugeben. — 
Literarische Notizen: H. v. Soden, Palästina und seino 
Geschichte, bespr. v. H. M. 


Oomptes rendus 1900. 
5. Basset, matériaux d'étude topologique pour 
l'Algérie et la Tunisie. 


Oorresp. - Blatt d. D. Ges. f. Anthrop. 
Ethnol. u. Urgesch. 1899. 

9. Versammlung der Deutschen und Wiener 
anthropologischen (resellschaft in Lindau: Vortrag des 
Prof. M. Hoernes, die Anfänge der bildenden Kunst 
(stellt die Darstellungen einer Thontafel aus Senkereh 
mit den Figuren der venetischen Situlen und Gürtel- 
bleche aus dem Hallstätter Kulturkreise zusammen, 
hierzu Abbildungen). 

Deutsche Litteraturz. 1900. 
4. K. Ahrens und G. Krüger, die sogenaunte 
Kirchengeschichte des Zacharias Rhetor, bespr. v. 


E. v. Dobschütz. — D. H. Müller, südarabische 
Altertümer im Kunsthistorischen Hofmuseum, bespr. 
v. J. Wellhausen. — L. Kupelwieser, die Kämpfe 


Oesterreichs mit den Osmanen vom Jahre 1526 bis 
1537, bespr. v. O. Weber. — Zdenko Ritter Schubert 
von Soldern, Bochara, bespr. v. J. Strzygowski. 

5. D. S. Margoliouth, the origin of the „Original 
Hebrew of Ecclesiasticus, bespr. von M. Löhr. — 
Isaia Levi fu Isacco, grammatica ed esercizii pratici 
della lingua Ebraica, bespr. v. G. Beer. 

6. K. Budde, die Religion des Volkes Israel bis 
zur Verbannung, bespr. v. Fr. Giesebrecht. — 
W. Victor, le bone Florence of Rome, bespr. v. 
A. Wallensköld, (Orientalischer Ursprung der Cres- 
centiasage, zum erstenmal im Papageienbuch des 
Nachschebe, dann in 1001 Nacht.) — Fr. Boll, Bei- 
träge zur Uberlieferungsgeschichte der griech. Astro- 
logie und Astronomie, bespr. v. J. L. Heiberg. 

7. ©. Thenius, die Bücher Samuelis 3. Aufl. v. 
M. Löhr, bespr. v. W. Nowack. — P. Corssen, zwei 
neue Fragmente der Weingartener Prophetenhand- 
schrift, bespr. v. G. Behrmann. — S. Mannes, über 
den Einfluss des Aramäischen auf den Wortschatz 
der Misnah an Nominal- und Verbalstämmen I, 
bespr. v. W. Bacher. — M. Levin, Lehrbuch der 
jüdischen Geschichte und Litteratur 3, Aufl. bespr. 
v.?%. — L. Bonelli, elementi di grammatica Turca 
Osmanli, bespr. v. ?.— J. L. Myres and Max Ohnefalsch- 
Richter, a Catalo of the Cyprus Museum with a 
chronicle of excavations, bespr. v. H. Dragendorff. — 
H. v. Soden, Palästina und seine Geschichte, bespr. 
v.d. Benzinger. — P. W. v. Keppler, Wanderfahrten 
und Wallfahrten im Orient 3. Aufl., bespr. v. ?. — 
Fr. Buhl, die sozialen Verhältnisse der Israeliten, 
bespr. v. ?. 

8. Fr. Praetorius, das Targum zu Josua in 
jemenischer Ueberlieferung, bespr. v. G. Dalman. — 


109 (No. 3.) 


G. Hüsing, elamische Studien, bespr. v. Heinrich 
Winckler. — Fr. Dieterici, der Musterstaat von Al- 
färabi, bespr. v. ? — P. M. Meyer, das Heerwesen 
der Ptolemäer und Römer in Aegypten, bespr. v. ? 
— F. J. Heer, die historischen und geographischen 
Quellen in Jâqût’s geographischem Wörterbuch, bespr. 
v. C. Brockelmann. — J. Gilson, l’e&tude du droit 
romain composé aux autres droits de l’antiquits, 
bespr. v. B. Kübler. — E. Jakobsthal, mittelalter- 
liche Backsteinbauten zu Nachtschewän im Araxes- 
thale, bespr. v. Strzygowski. 

9. A. Bertholet, die israelitischen Vorstellungen 
vom Zustand nach dem Tode, bespr. v. W. Brandt. — 
M. Weissberg, die neuhebräische Aufklérungslitterat ur 
in Galizien, bespr. v. M. Steinschneider. — E. König, 
die Originalität des Sirachtextes, bespr. von ? — 
H. Bertsch, Meeresriesen, Erdgeister und Lichtgötter 
in Griechenland, bespr. v. H. Kiientzle. 


Deutsche Zeitschr. f. ausländ. Unterrichts- 
wesen 1900. 

2. Rundschau: Deutsche Schulen in Alexandrien 
und Kairo. — Schwatlo, Bericht über die Realschule 
nn höhere Mädchenschule in Konstantinopel, besp. 
v. G. Lenz. 


The English Historical Review 1900. 

Jan. D, G. Hogarth, Authority and archaeology, 
bespr. v. G. M. Rushforth. — F. G. Fleag, Egyptian 
chronology, bespr. v. F. L. Griffith. — W. Radloff, 
die alttürkischen Inschriften der Mongolei, bespr. 
v. E. H. Parker. 


Friedreich's Bi. f. gerichtl. Medicin 1899. 
VI. G. Hermann, ,Genesis“, das Gesetz der 
Zeugung, bespr. v. ? 


Gazette des Beaux-Arts. 1900. : 

1. Fevr. G. Migeon, les cuivres arabes. II. Ar- 
tikel. Le „Baptistère des Saint Louis“ au Louvre. 
(Gefässe und Geräte aus dem 13. und 14. Jahrh.) — 
Jean-J. de Vasselot, Faiences Musulmanes (Be- 
sprechungen der Thonwarensammlungen der Herren 
H. Wallis u. R. Koechlin u. der über dieses Thema 
handelnden Werke von Wallis.). 


The Geographical Journal. 1900. 

2. H. Weld Blundell, a journey through Abyssinia 
to the Nile. (Geographische Beschreibungen, ge- 
schichtliche Bemerkungen aus den letzten Jahren, 
Schilderung der Bewohner und des Lebens am Hofe des 
Königs Menelik.) (Forts. folgt.) — C. R. Beazley, 
new light on some mediaeval maps. II. (2.) die 
Weltkarte des Heinrich von Mainz ca. 1110. 3. die 
Karten des Jerome aus dem 12. Jahrh. darstellend 
Palästina und den ganzen Orient. 4. die Psalter- 
karten des Brit. Mus.) — R. Strachey, narrative of 
a journey to the lakes Rakas-Tal and Mouasarowar 
in western Tibet undertaken im September 1898 
(mit Karte). — The monthly record. Asia: Kurze 
Notizen über die Reisen R. Leonhards im nördlichen 
Kleinasien, Lehmanns in Armenien, Olufsen’s Expe- 
dition nach Pamir, und über das tote Meer. Afrika: 
the French in the northern Sahara. 


Geograph. Zeitschr. 1900. 
VI. 2. Geographische Neuigkeiten. Afrika: Be- 
setzung der Oase In-Salah durch die Franzosen. 


Gött. gel. Anzeiger 1899. 
12. Berger. die Ophthalmologie des Petrus His- 
panus, bespr. v. Th. Husemann. — H. Reckendorf, 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(März 1900] 110 


die syntaktischen Verhältnisse des Arabischen II, 
bespr. v. C. Brockelmann. — A. Kalkmann, die Quellen 
zur Kunstgeschichte des Plinius, bespr. v. F. Münzer. 


Historische Zeitschr. 1900. 
C. Humann u. a., Altertümer von Hierapolis, 
bespr. v. O. Kern. 
Jahrbuch d. kais. D. Archäol. Inst. 1899. 
4. G. Weber, die Wasserleitungen von Smyrna. 
II. — R. Oehler, die Häfen von Karthago (mit Karte). 
— Erwerbungen des British Museum im Jahre 1898. 
Department of Egyptian and Assyrian Antiquities. 


Jahrbücher für Nationalök. u. Statist. 1900 
1. F. Rachfahl, zur Geschichte des Grundeigentums 
(Forts. folgt). 


The Jewish Quarterly Review 1900. 

No. 46 Januar. M. Steinschneider, An introduction 
to the Arabic litterature of the Jews schliesst das 
Supplement zum Verzeichnis der Eigennamen und 
dann den ersten Teil der Intr. — In Blaus Artikel: 
Dr. Ginsburg’s edition of the Hebrew Bible findet 
G.’s Arbeit, aber nur die Introduction of the Masso- 
retico-Critical Edition of the Hebrew Bible, eine 
zwar späte aber um so griindlichere Würdigung von 
berufenster Seite. Trotz hohen Lobes im allgemeinen 
(das aber meist G.'s Fleiss gilt), werden G. doch 
sehr schwerwiegende Vorwürfe gemacht: Ermüdende 
Breite und Weitschweifigkeit, ungenügende Bekannt- 
schaft mit der neuesten Litteratur'). Im ersten 
Kapitel?) legt B. dar, dass eine massoretische und 
eine critische Ausgabe zugleich liefern zu wollen, 
ein Unding sei. 2. Kp. Einteilung der Bibel. Die 
8 Reihen G.’s in der Mabelle über Reihenfolge der 
Hagiographen sind auf 3 zu reduzieren. Die einzelnen 
kleinen Abweichungen kommen nicht in Betracht. 
Die 5 Reihen der Megillot-Tabelle G.’s sind gleich- 
falls auf 3 zurückzuführen, die wieder avf 2 Prinzipien, 
das chronologische und das liturgische zurückgehen, 
Über die Einteilung in Sedras und Parschot wird 
auf eine demnächst erscheinende Arbeit B.’s ver- 
wiesen. 3. Kp. Wertvolle Materialien liefere G.’s 
Behandlung der Orthographie). 4. Kp. Geschichte 
und Entwickelung der Massora wiederholt — nach 
Blau „through a printers error“ — 3 schon vorher 
gedruckte Kapitel. Bei Behandlung des schon viel 
bearbeiteten jüdischen Schulwesens, finden sich bei 


') Vergl. auch O. L. Z. I, 227ff. 

2) Wenn Blau S. 217 A. 2 G. gegen Bärs Kritik 
(ZDMG. 40 p. 743—58) in Schutz nimmt, und es als 
einen Vorzug von G.’s Massora hinstellt, dass er die 
Fehler und Widersprüche der Quellen unverbessert 
wiedergiebt, so könnte das nur gelten, wenn G. nur 
Materialien zur Massora liefern wollte. Auch in 
diesem Falle wäre es angebracht gewesen, in einer 
Fussnote auf den jeweiligen Fehler hinzuweisen. 
Für den mit der Massora nicht Vertrauten kann G. 
nur irreführend. wirken. 

5) Die Regel über Raphesetzung bei ME2J2 ist 
zum ersten Male klar dargelegt. Dbeas ad wird 
die Unrichtigkeit der folgenden drei von Bär-Delitzsch 
aufgestellten Regeln nachgewiesen. Dageš stehe 
1, wenn ein Wort mit demselben Konsonanten be- 
ginnt, mit dem das vorhergehende schliesst. (035 532 
etc.), 2. in einem auf eine gutturalis mit Sewa quiescens 
folgenden Konsonanten. (nny7 etc.), 3. im 3 am 


Beginn eines Wortes, wenn ihm pn folgt und einer 
der Buchstaben „x vorangeht. 


111 (No. 3.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Marz 1900.) 112 


G, doch zahlreiche Missverständnisse. Die Nun inversae 


sind nach Blau Abkürzungen von m) und erst im. 


8. Jahrhundert statt der ursprünglich über den be- 
treffenden Sätzen (Num. 10, 35/6. Ps. 107, 23—28, 40) 
stehenden Punkte eingeführt. Eine diesbezügliche 
schwierige, von G. ohne Bemerkung und Übersetzung 
gegebene Stelle des Sifre sucht Blan zu korrigiern. 
5. Kp. B. tadelt, dass G. bei der Beschreibung der 
60 von ihm benutzten Mss. sich nach Ländern, 
Bibliotheken und Catalognummern richtete, aber über 
das Verhältnis der einzelnen Mss. zu einander kein 
Wort äussere. Von der zuerst eingehend besprochenen 
Handschrift, die zwischen 820—50 geschrieben sein 
soll, gebe G. ein Facsimile, verweist aber bei der 
palaeographischen Beschreibung nicht auf dieses, 
sondern auf andere Stellen des Ms. Von Einzel- 
heiten möge G.’s merkwürdige, von B. hervorgehobene 
Übersetzung -mwa An) Arndt —= he completed 
the Codex in the jear... for R. Salomon folgen. 
6. Kp. Die Geschichte des gedruckten Textes sei 
viel besser, da G. hier tüchtige Vorarbeiter hatte. 
Trotzdem fänden sich auch hier wie bei den Mss. 
eigentiimliche Missverständnisse bei Übersetzung der 
Epigraphe. — Abrahams veröffentlicht einen Brief, 
den Salomo Levi, später Bischof Paul von Burgos, 
um 1385 an R. Meir Alguadez von England aus 
gerichtet hat, nach einer Kopie des verstorbenen 


Prof. Kauffmann. — Die von Margoliouth im Oktober- 


heft (No. 45) publizierten Blätter des Sirachtextes 
bespricht Schechter, der unter den Geniza-Fragmenten 
eine in 2 Kolumnen geschriebene und mit baby- 
lonischer Punktation versehene Gnomen-Sammlung 
aus gaonäischer Zeit aufgefunden hat, deren Styl 
zu dem des Sirach sich so verhält, wie letzterer zu 
Jesaia und Proverbien. Er verspricht baldige Publi- 
kation. S. giebt auch einige Verbesserungen zu 


seiner Ausgabe der Cambridger Fragmente, die auch 


Bacher behandelt. Er giebt 1. 42 Verbesserungen 
und Erklärungen; 2. Besprechung der LXX und des 
Syrers; 3. der Zitate bei Saadia, im babylonischen 
Talmud und in der palästinischen Litteratur. — 
M. Berlin, Notes on Genealogies of the tribe of 
Levi in 1 Chron. 23—26. — D. H. Müller, Strophic 
forms in Isaiah 47. (Setzt sich mit Rubens Review XI 
431—79, auseinander). — Cheyne, Canticles V 13 
and VII 1 liest ersteren Vers pian Ny2p2 Ps). 


elarieie) 5 amp. An der zweiten Stelle will er (almost: 
certainly) statt pomy Ao MnN2 lesen: nbyarı (!) 
Epey 


J. R. A. S. 1900. 

January. A. N. Wollaston, an autograph of the 
Mogul Emperor Jahángír (1617). — T. G. Pinches, 
Sumerian or Cryptography. (Pinches sucht nachzu- 
weisen, was in der Assyriologie schon lange für be- 
wiesen gilt, dass 1. das Sumerische eine wirkliche 
Sprache ist, 2. dass die Vertreter dieses Idioms eine 
besondere Nation waren, 3. dass die semitischen 
Babylonier von dieser Nation ihre Kultur über- 
nommen haben. Es stände traurig um die Assyrio- 
logie, wenu die angeführten Thatsachen nur durch 
solche Beweise gestützt würden, wie sie Pinches hier 
vorführt. Als Beweis für eine nichtsemitische Nation 
gilt ihm Genesis 10, wo Nimrod-Merodach (!) der 
Sohn des Kus, also nach hebräischer Überlieferung 
eines Nichtsemiten ist. Ferner warmt P. den ge- 
meinsamen Ursprung der Sumerier und Chinesen 
wieder auf, den er schon als bewiesen anzunehmen 
scheint. Kennzeichnend ist auch die Identifizierung 
von Hammurabi und Amraphel, Arphaksud und 


Babel, Rim-Sin oder Rim-Aku mit Arioch, natürlich 
auch die Datierung Sargons auf 3800.) — H. Beveridge, 
meaning of the word ,nihilam“ (zu der ubersetzung 
von Babar’s Memoiren). — A. de Kegl, a poem from 
the Divan of Shams i Tabriz (aus the Lakhnau folio 
edition of the Kulliyät i Shams i Tabriz 4 to pp. 1036) 
— Cl Huart, grammaire élémentaire de la langue 
persane, bespr. v. E. G. B. — Gaster, the chronicles 
of Jerahmeél or the Hebrew bible historiale, bespr. 
v. H. Hirschfeld. - R.N. Cust, Philology notes 1899. 
I. 2. Asia except India (Kurze Besprechung von 
C. A. Thimen, arabic self-taught; G. Hogarth, 
authority and archaeology, sacred and profane; 
W. Jackson, Zoroaster, the prophet of ancient Iran; 
Maspero, the dawn of civilization; (u.) the struggle of 
the uations; (u.) the passing of the empires.).— The 
twelfth international congress of orientalists Rome 
1899. 
Vv 

Izwestija Russkago - Archeologiseskago 
Instituta we Konstantinopole 1899. 

IV. J. Pargoire, Hieria, (das alte ‘Heea axea 
oder ‘“Jegeea ist das heutige Phanaraki oder türkisch 
Féner-Bagtché. P. giebt eine Geschichte dieses 
Baues und der nach ihm benannten Halbinsel bis auf 
unsere Zeit. Dazu zwei Karten ) 


Der Katholik 1900. 

1. E. Seydl, donec veniat, qui mittendus 
Gen. 49,10. (Seydl liest unter Heranziehung 
Parallelstellen und zweier Targume 573 “y) 


DEW Aog -- Fr. Wieland, ein Ausflug ina alt- 


christliche Afrika, bespr. v. Kaufmann, — Miscellen. 
E. Seydl, the Polychrome Bible in English. 


est. 
von 


Literarisches Oentralbl. 1900. 

4. E. Sachau, Mitteilungen des Seminars für 
orientalische Sprachen a. d. kgl. Fr. Wilh. Univ. zu 
Berlin, bespr. v. C. F. Seybold. 

5. T.K Cheyne and J. S. Black, Encyclopaedia 
biblica, bespr. v. Kittel. — W. Budge, oriental wit and 
wisdom or the „laughable stories,“ by Bar-Hebraeus, 
bespr. v. ? 

6. A. Springer, Handbuch der Kunstgeschichte I. 
Altertum, bespr. v. T. S. 

7. K. Budde, die Religion des Volkes Israel, 
bespr. v. ? — Fr. Koepp, Alexander der Grosse. 
bespr. v. B... ch. 

8. H. Winckler, altorientalische Forschungen II 
1 und 2, bespr. von H. Zimmern. — F. K. Ginzel, 
spezieller Kanon der Sonnen- und Mondfinsternisse 
von 900 v. Chr. bis 600 n. Chr., bespr. v. K. (Die 
babylonisch-assyrischen Finsternisse von C. F. Leh- 
mann). — S. Krauss, griechische und lateinische 
Lehnwörter im Falmud, Midrasch und Targum, bespr. 
v. Th. Nöldeke. — L. Geiger, Ursprung und Ent- 
wickelung der menschlichen Sprache, bespr. v. ? 


Al-Machriq. III. 1900. 
2 (15 Januar). P. L. Cheïkho, Notice historique 
sur les Arméniens Catholiques. — L’Emir Ch. Arislan, 


Le livre d'Ibn al-Moqaffa, intitulé Kl! By dul 


Ob eine vom Verf. im J. 1893 und 1897 herausgegebene 
"chrift identisch sei mit einer im Fihrist und sonst er- 
wähnten Schrift gleichenTitels. Zu Brockelmann ZDMG. 
1899 Heft2. — P.H. Lammens, Notes archéolog. sur 
le Liban (snite): Faqra. Besprechung der haupt- 
sichlichsten Altertiimer dieses ausgedehntesten aller 
Ruinenfelder des Libanons. Anfang der Artikel- 


113 (No. 3.] 


reihe in I 22. — P. Anastase Carme, Les mots 
arabes dérivés du grec (suite). Mit Anmerkungen 
von H. Lammens. Anfang in II 8. — Mgr. G. Schelhot, 
La science: son origine et sa base (poésie). Aus des 
Verf. Buch: an-nagwa fi 's-sanäa wal- ‘ilm wad- 
din. — P. L Cheikho, L’histoire de l’Imprimerie en 
Orient. Erster Artikel. Hier vorerst über die Ge- 
schichte des Druckes orientalischer Bücher in Europa. 
— Besprechungen u. a. von 1. H. Pognon, Inscriptions 
Mandaites des Coupes de Khouabir, partie 3. Paris 
1899. 2. Gius. Gabrieli, J Tempi, la Vita e il 
Canzoniere della poeta araba Al-Hansa’. — Varia: 
Zur Frage der Gründung einer öffentlichen Biblio- 
thek in Constantinopel und in Beirut. 

3 (1. Februar). P. L. Cheikho, Un lıomme de 
bien: Mr. Béchara Coury. Besära al-Hüri, geb. 1838 
in Tyrus, gest. 28. März 1893 in Beirut, P. 
Anastase Carme, La er Ueber das "ugüd 
bezw. ʻuqad. Erster A Mit Abbildungen der 
zım Ausdruck der verschiedenen Zahlen verwandten 
Fingerstellungen. — A.Sliba, Les sources de naphte 
à Baba Kourkouc. Der Verf., der Priester Addai 
Tbrahina Sliba al Kaldänı, besuchte selbst die Naphta- 
Quellen, welche sich 1'/, Stunde nordwestlich von 
Kerkik am Rande des Zweistromlandes befinden. 
Er berichtet auch über Vorstellungen und Gebräuche, 
welche sich bei den Bewohnern der Gegend an diese 
Oertlichkeit und ihre Erscheinungen knüpfen. — 
L'twmir Ch. Arislan, Notes de lexicographie. Ueber 
einige Einzelheiten arabischen Sprachgebrauchs. 
Vgl. einen Artikel desselben Verfasser in U 23. — Be- 
sprechung u. a. von Jüsuf Eliäs ad-Dibs, Kitab tarth 
Sürlja, "Bd. 4 (von Auf. des 3. Jahrh. bir zur Hedschra), 
Beirut 1899. 


Militärwochenblatt. 1900. 
13. v. d. Goltz, Türkische Armeereformen. 


Mitteilungen a. d. histor. Litteratur 1900. 

1. Heydenreich, Programmenschau. (A. Kümmel, 
ron Gethsemane nach Golgatha. H. Bertsch, Meeres- 
riesen, Erdgeister und Lichtgötter in Griechenland. 
Miller, zur Pelasgerfrage. H. Stier, der Schauplatz 
der Ilias). — B. M. Lersch, Einleitung in die Chro- 
nologie, bespr. v. E. Heydenreich. 


ao Jahrbücher f. d. klass. Altert. etc. 
Bd. V u. VI H. 2. A. Vierkandt, die Arbeits- 

weise der Naturvölker. — K. Brandstätter, die 

Friedensidee in geschichtlicher Übersicht. 


Nouvelle Revue historique de Droit franç. 
et étrang. 1899. 

6. A. Esmein, trois documents sur le mariage 
par vente. (Bei den Zulu, Bassuto und Kabylen.) 


The Numismatic Ohroniole 1899. 

IV. H. Weber. on finds of archaic coins in lower 
Egypt. — E. J. Seltmanı, nummi serrati and astral 
coin types. — G. F. Hill, a handbook of Greek and 
Roman coins, bespr. v. Evans. 


Palestine Exploration Fund 1%0. 

Jan. Notes and news. — F. J. Bliss, fourth 
report on the excavations at Tell Zakariya. Ausser 
der Festung sind keine Trümmer anderer Gebäude 
vorhanden. Dicht unter der Oberfläche sind Anlagen 
von Kufen gefunden, teils im Fussboden, teils in 
niedrigen Willen eingemauert. Ahnliche Anlagen 
fand Bliss in Beit Sibrin im praktischen Gebrauch. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


13 [No.8] ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [März 1900] 114 


In der zweiten, von Bliss vorisraelitisch genannten, 
Schicht sind nur unkenntliche Mauerreste gefunden, 
dabei ein Aschenhaufen mit thönernen und steinernen 
Bruchstücken und verbrannten Menschenknochen. 
Verschiedene Thongefässe mit Strick- und Zick-Zack- 
mustern schwarz und rot gefärbt sind abgebildet. 
Vier Henkel mit Stempeln sind gefunden, der eine 
trägt die Inschrift mnow tS», auf dem andern 
liest Macalister a, beide haben viergeflügelte 
Scarabäen, ebenso der dritte Stempel, der vierte einen 
zweigeflügelten. Ein nur 2 Fuss unter der Erde 
gefundener Henkel mit Stempel ist durch einen 
Strich geteilt, über dem Strich steht sty, unten 
Mm oder m., Ein ähnliches Siegel trägt oben die 
Zeichen why u. unten yyn, die Bliss zu yynaN yDys 
ergänzen will. Ein weiteres in Tell es-Säfi ge- 
fundenes Siegel ist durch Striche in 3 Teile geteilt, 
die mit teilweise unbekannten Zeichen versehen sind. 
— F. J. Bliss, third report on the excavations at 
Tell es-Safi. Die Ergebnisse sind trotz 6wöchentlicher 
Arbeit sehr gering; ausser einigen Scarabäen und 
einem babylonischen (?) Cylinder sind nur einige 
architektonische Fragmente römischen und griechi- 
schen Typus zu erwähnen. — R. A. Stewart Maca- 
lister, the rock-cuttings of Tell es-Säfi. Beschreibung 
von 7 Zimmern, einigen Böschungen, 6 Wein- und 
_ Ölpressen mit Abbildungen, einer grossen Menge in 
den Felsen gehauener Gefässlöcher, darunter 3 in 
Form von \/, deren Bedeutung unbekannt ist. — 
R. A. St. Macalister, further notes on the rock- 
cuttings of Tell-Zakariya. (Mit Abbildungen.) Er- 
gänzung zum Bericht vom Januar 1899. In Zimmer 
F 1 befindet sich eine mit merkwürdigen Zeichen 
beschriebene Wand, von denen nur ein Teil Buch- 
staben sind. Die Zeichen haben Ähnlichkeit mit 
. minäischen und nabatäischen Schriftzeichen der 
Euting’schen Schrifttafel. Über Zeit und Zweck 
der Herstellung des grossen Gewdlbes konnte nichts 
erfahren werden; am Orte ist es bekannt unter dem 


‘Namen es. — Macalister, on a rock-tomb north 


of Jerusalem. Das Grab befindet sich etwas nord- 
westlich von den sogenannten Richtergräbern, besteht 
aus 6 Zimmern, der Eingang ist 9 Fuss hoch, 7 Fuss 
9 Zoll breit; an den Wänden sind Kreuzzeichen 
gefunden, sonst nur einige Thonscherben. — Reports 
by Dr. Conrad Schick. I. Jacob’s Well. Plan und 
Beschreibung der Kirche zwischen Gerizim und Ebal 
II. The rose of Jericho (mit Abbild.) — A. H. Sayce, 
the age of the inscribed jar-handles from Palestine. 
Sayce fiihrt einen von Robertson in Tell-el-Amarna 
gefundenen, den palestinensischen ganz ähnlichen 
Handgriff (hier abgebildet) an, setzt jedoch aus 
anderen Gründen das Alter dieser Inschriften auf 
das 8. Jahrh. v. Chr. an. No. 42 des Museums of 
the Pal. Explor. Fund liest Sayce 3) 355, den am 
Schlusse fehlenden Buchstaben ergänzt er als \ oder 7. 
— Ch. Wilson, inscriptions from Kerak (griechisch, 
eine ist datiert vom Jahre 806, wahrscheinlich der 
Seleucidischen Aera.) C. A. Hornstein, latin 
inscription found at Baalbec. — Hornstein, newly- 
discovered tomb on mount Scopus. Es besteht aus 
3 eingehauenen Zimmern, im Zimmer B sind 19 Leichen- 
kisten gefunden, einige davon beschrieben, teils 
griechisch, teils hebriisch. Ganz erhalten ist 
No. 4 Na 45 amim, die übrigen hebräischen Grab- 
schriften sind verstümmelt. — Notes on the Ok tober 
Qarterly Statement. I. by C. R. Conder zu S 289 
(über die Zeit des Auszuges aus Egypten) zu os 324 
(über die „babylonischen“ Altertiimer Bliss’s). II. by 
Clermont-Ganneau. II. by W. F. Birch. (Über 
hebräische Ortsnamen). 


nn 


115 [No. 3.] 


Petermanns Mitteilungen. 1900. 

I. Geographischer Monatsbericht. E. Hammer, 
Afrika. (Uber die Erforschung dor Sahara in den 
letzten Jahren und tiber die englische Ugandaeisen- 
bahn.) — H. F. Helmholt, Weltgeschichte I, bespr. 
v.? 


Philologus 1900. 

1. W. Nestle, Anklänge an Euripides in der 
Apostelgeschichte. — =. Dietz, Zum Märchen von 
Amor und Psyche. 


Publications of the University of Pennsyl- 
vania. 1900. 

University Bulletin IV 3 and 4. A. Gudeman, 
the achievements of Alexandria in literature and 
science. 


Revue des Bibliothéques 1899. 

9. W. E. Blochet, Inventaire et description des 
miniatures des manuscrits orientaux couserves & la 
Bibliothéque nationale. (Forts.) 


Revue critique 1900. 

3. Sitzung der Ac. des Inscr. et Belles-Lettres 
vom 22. Dez. 1899. R. P. Paul berichtet aus Pa- 
lestina über ein jüngst aufgefundenes jiidisches Grab 
in Ras el Madbese bei Jerusalem. Es besteht aus 
einem Vorzimmer und zwei in den Felsen gehauenen 
Zimmern, in denen sich griechische Inschriften be- 
finden. Sitzung vom 29. Dez. Barthelemy legt den 
Bericht Maspero's über eine hieroglyphische Inschrift 
vor. Es wird hier ausdrücklich die Sitte des, „Zehnten“ 
erwähnt und die ägyptische Form der Stadt Naukratis 
„Paramaiti“ genannt. 

4. M. Schwab, répertoire des articles relatifs à 
l'histoire et à la littérature juives, bespr. v. R. D. 


Revue de Droit international 1899. 

5. u. 6. J. Gilson. le droit sous la domination 
romaine (einige Bemerkungen über die staatlichen 
Zustände des Orients unter der Römerherrschaft, 
das römische Recht im Orient, besonders das römisch- 
syrische Recht unter Heranziehung älterer babylo- 
nischer und ägyptischer Rechtsurkunden). — Th. A. 
Walker, a history of the law of nations, Bespr. 
v. E. N. 


Revue des Études Juives 1899. 

Okt.—Dez. M. Holleaux, sur un passage de 
Flavius Josèphe. Antiqu. Jud XII, 4 § 155, — 
J. Lévi, les nouveaux fragments hébreux de I ecclé- 
siastique de Jésus, fils de Sira. (Suite). — L. Bank 
NEPAD] HM, les gens subtils de Poumbedita. —- 

Bacher, une vieille liste do livres. (Ein auf 
beiden Seiten in arabischer Sprache mit hebräischer 
Schrift beschriebenes Blatt, gefunden von N. Adler 
in der „Gueniza“ von Kairo, enthaliend eine Liste 
jüdischer Schriften des Mittelalters, darunter 11 Werke 
des Saadia.) — Q. d’Aranjo, la grande synagogue 
de Ségovie. (Die Corpus Christi genannte Kirche 
war ursprünglich eine Synagoge. das älteste jüdische 
Bauwerk Spaniens; ist vor einiger Zeit durch Feuer 
zerstört, conf. Boletin de la Real Academia de la 
Historia de Madrid octobre 1899.) — D. Kaufmann, 
lettres de Scheschet B. Isaak B. Joseph Benveniste 
de Saragosse aux princes Kalonymos et Levi. de 
Narbonne. (Schluss). — J. Levi, un recueil de con- 
sultations inédites de rabbins de la France me£ridio- 
nale. (Suite). — J. Levi, linventaire du mobilier 
et de la bibliotheque d’un medecin Juif de Majorque 
au XIV siècle. — S. Kahn, les Juifs de Tarascon au 
moyen age. (Schluss). — M. Lambert, notes exé- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Marz 1900.) 116 


gétiques (zum alten Testament). — H.-P. Chajes, 
traits apologétigues dans la Agada de Samuel 
B. Nahmani. S. Mendelsohn, R. Tanhoum a 
Hathar (zum babylonischen Talmud). — S. Mendel- 
sohn. restauration d'une Pesiktaa — L. Grunhut, 
l’exegese biblique de Nahschon gaon (Gaon in Sora 
von 876 bis 884.) — M. Kayserling, l'ordre de Cala- 
trava et les Juifs. — M. Kayserling une persécution 
des Jnifs à Fez. — Halberstam, sur les poésies de 
Moise Hayyim Luzzato. 


Revue de Linguistique. 1900. 

16. Janv. E. Blochet, le Vaétha, fragment inédit 
de l’Avesta avec commentaire pehlvi. — Cl. Huart, 
grammaire élémentaire de la langue persane, bespr. 
v. J. Vinson. 


Revue des Questions historiques 1900. 

133. Lfrg. A. Spont, Les Francais & Tunis de 
1600 à 1789. P. Aucler. les villes antiques 
Rome, Carthage, Athenes, ‚Jerusalem, bespr. v. P. 
L.-L. — A. Halmel, die palüstinensischen Martyrer 
des Eusebius von Caesarea, bespr. v. P. Allard. 


Revue sémitique VII. 1899. 

4. Halevy Recherches bibliques: les grands 
prophètes: le mym Gay d’Isaie. — Le Deutéronome. -- 
id. Nouvel examen des inscriptions de Zindjirli. 
(Ubers. der drei grossen Inschriften). — F. Nau, 
Une version syriaque de la Vie de Schenoudi. — Notes 
et mélanges: Perruchon, lettre écrite par les Bogos 
an consul de France a Massaona, en 1863. Biblio- 


graphie (hervorzuheben: Schechter und ‘Taylor, 
Wisdom of Ben-Sira). 

VIII. 1900. 

1. Halevy, Recherches bibliques: Le Deutéro- 
nome, suite. — id. U. C. P. Tiele et la question su- 
mérienne. — id. Tobie et Akhiakar igegen Reinach, 


der die Tobiaslegende mit der Esthererzählung ver- 
glichen hatte. Nachweis von Parallelen zwischen 
T. und A. Die Babylonismen (S. 57) können aber 
doch unmöglich als biblische Entlehnungen erkiärt 
werden, sondern müssen direkte sein. D. R.) — id. L'ori- 
ginalité des fragments hébreux de lecclésiastique 
(gegen die Anzweiflung von Levy in Rev. ét. Juives). — 
Notes et mélauges: Halevy, Dernier mot sur Ja lettre 
de Siméon de Beit-Arscham (Zusammenfassung der 
Gründe gegen die Achtheit). Boissier: näku junuka 
udaddä = concevoir et allaiter — elle est destinée (la 
femme). — Bibliographie: Chajes, Proverbienstudien. 
Markusstudien. (Halevy). 


Rhein. Museum f. Philol. 1900. 

1. F. Bücheler, campanisch-etruskische Urkunde 
(Thonplatte im Berliner Museum). — R. Wünsch, 
neue Fluchtafeln (aus Attika). 


Sitzgsber. der K. Preuss. Ak. d. W. zu 
Berlin. 1900. 

lI. IV. “achau, Bericht über die Ausgabe des 
Ibn Saad (In den Bibliotheken Konstantinopels sind 
3 neue Handschriften gefunden. die Teile des Ibn 
Saad enthalten.). Erman, Bericht über das Wörter- 
buch der aegvptischen Sprache. 

V. VI. Sitzung v. 1. Febr. Kekulé von Stradonitz 
gab einen vorläufigen Bericht über die Ergebnisse 
der von den Kyl. Museen in Milet begonnenen Aus- 
grabungen. (luschriften, behandelnd die Herstellung 
der heiligen Strasse durch Trajan u. einen Rechts- 
streit zwischen Milet u. Myus aus dem 4. Jahrh. v. 
Chr., der durch den persischen Satrapen Struses ge- 
schlichtet wird). — L. Borchardt, Bericht über einen 


117 [No. 3.] 


- Einsturz im Amonstempel von Karnak am 3. Okt. 
1899 (vorgelegt am 11. Jan.). B. giebt eine genaue 
Schilderung der Trümmerstätte, des Vorgangs und 
der Gründe des Einsturzes mit zahlreichen Ab- 
bildungen. Es sind die Säulen 3—9 der 4. Reihe, 
und 3, 4, 5, 9 der 5. Reihe in der Richtung nach 
N.-W. gestürzt, 4 und 6 der 3. und 6 der 5. Reihe 
sind stark beschädigt und geneigt. Bis 4 m hoch 
liegen die Trümmer. Den Vorgang des Sturzes ver- 
mutet B. folgendermassen. Säule 3 der 4. Reihe 
stürzte zuerst, von den mit ihr durch Architrave 
verbundenen Säulen wurde die linke, 3 der b. Reihe, 
mitgerissen, die rechte 3 der 3. Reihe aus ibrer nach 
der entgegengesetzten Richtung geneigten Lage 
wieder in gerade Stellang gebracht. Die fallenden 
Säulen schlugen auf folgende derselben Reihe auf 
und stürzten sie um. Die Säulen 6 wurden infolge 
weiteren Abstandes weniger getroffen, es stürzte nur 
die in Reihe 4, während die in Reihe 5 nur be- 
schädigt und gedreht wurde Säule 7 und 8 in 
Reihe 5 blieben stehen, weil sie durch Deckbalken 
untereinander gesteift waren, dagegen wurde die 
letzte Säule dieser Reibe wieder von der letzten der 
4. Reihe durch die Architravverbindung mitgerissen. 
Zu den Gründen, die zum Einsturz führten, gehören 
die geringe Festigkeit des Materials und das Fehlen 
von mechanischen Bindemitteln beim Bau. Ver- 
hängnisvoll wurde auch das Fehlen der Dachdeckung, 
wodurch die vertikale Auflast, die die Säulen in ihrer 
vertikalen Lage festhielt, und die fest zusammen- 
haltenden Deckbalken (die allein die Säulen 7 und 8 
der 5. Reihe gerettet haben) fortfielen. Die Säulen 
verloren in ihrer Festigkeit ferner durch die Art der 
Ausflickung durch Cement, es müssten die schad- 
haften Stellen durch eingefügte Hausteine ersetzt 
werden. Die Standsicherheit der Säulen ist durch 
die Vertiefung des Terrains bei Ausgrabungen ver- 
ringert. Seit 4 Jahren wurde das Nilwasser absicht- 
lich in den Tempel geleitet, angeblich um das kor- 
rodierende Salz aus den Steinen zu ziehen. Dadurch 
wurde der schon bedenkliche Baugrund verschlechtert. 
B. berechnet einen Druck von 2,6 kg auf ein Ç] cm unter 
der Säulenbasis, ein Druck, der bei uns auf gutem 
Bauboden nicht mehr zulässig ist. Im vergangenen 
Sommer wurde sogar noch ein Kanal in den Tempel 
geleitet, so dass das Wasser 1,20 m über Terrain- 
höhe des Saales stand, Der grösste Teil des Wassers 
musste sich seinen Weg nach unten in die weiche 
Nilerde suchen, sickerte auch durch die Säulen- 
fundamente und füllte die Fugen mit Nilschlamm, 
wie noch bei einzelnen nach dem Sturze zu sehen war. 


Sphinx. Vol. III. 

Fasc. 3, S. 129. Lefebure, Le sacrifice humain 
d’aprés les rites de Busiris et d’Abydos (Zusammen- 
stellung der auf das ig. Menschenopfer bezüglichen 
Stellen der Klassiker und Denkmäler). 165, Piehl, 
Sixième Série de cinquante quasi-vocables à exclure 
du dictionnaire hiéroglyphique a venir (wie üblich, 
Angriffe gegen Rochemonteix, Edfou). 170. Be- 
sprechungen von Petrie, Deshasheh (anerkennend, von 
Moret), V. Schmidt, Det gamle Glyptothek pa Ny 
Carlsberg (Kritik von Einzelheiten, von Piehl) 
Baedeker, Egypte (im Ganzen anerkennend, Kritik 
von Einzelpunkten, von Piehl), Egypt Exploration 
Fund. Archäol. Report 1898-9 (von Piehl), 183 
Mélanges (Besprechung von Separatabdrücken, bes. 
der Arbeiten von Naville im Rec. de trav. rel. à 
l Egypt. XXI und von Marucchi, La biografia di 
un personaggio etc.). 189. Notices von Piehl (se 
„Person“ bedeute bisweilen „homme considéré“). 


ORIENTALISTISCHE LITTERA TUR-ZEITUNG. 


bespr. v. 


[Marz 1900.) 118 


a er a — 6 ee N -a 


Fasc. 4, S. 191 Lefébure, Le Paradis Egyptien 


(über die Gefilde Aalu und Hetepu). 223. Piehl, Sep- 
tieme Série de cinquante quasi-vocables A exclure 
du dictionnaire hiéroglyphique à venir (gegen die 
grosse Publication von Edfu). 228. Besprechungen 
von Sethe, Das Beyplieche Verbum (Tadel der 
Transcriptionsart, von Eisenlohr), Lemm, Sahidische 
Bruchstücke der Legende von Cyprian von Antiochien, 
und Kleine eae Studien (sehr anerkennend, .von 
Piehl). 237. Piehl, Notices (zur Lesung, bez. Er- 
klärung von 6 ägyptischen Gruppen. 


Angriffe gegen 
Maspero). . 


Theol. Litteraturbl. 1900. 

6. T. K. Cheyne and J. S. Black, bespr. von 
E. König. — F. Buhl, Gesenius’ Hebräisches und 
Aramäisches Handwörterbuch, bespr. v. R. N. 

7. Realencyklopädie für protestant. Theologie VII, 
bespr. v. N. Bonwetsch. J. Prinze, A critical commen- 
tary on the book of Daniel, bespr. v. Zöckler. 


Theol. Litter.-Zeit. 1900. 

3. J. Meinhold, die Jesajaerzählungen Jesaja 36 
bis 39, bespr. v. G. Beer. — Th. Tylor, Ecclesiastes, 
olz. — J. Böhmer, das biblische „im 
Namen“, bespr. v. A. Deissmann. 

4. B. Stade, ausgewählte akademische Reden 
und Abhandlungen, besp. v. C. Siegfried. — A. v. 
Gall, Altisraelitische Kultstätten, bespr. v. A. Ber- 
tholet. — W. Staerk, Studien zur Religions- und 
Sprachgeschichte des alten Testaments, besp. v. C. 
Siegfried. — P. Riessler, das Buch Daniel, bespr. v. 
C. Siegfried. — E. Littmann, über die Abfassungs- 
zeit des Tritojesaia, bespr. v. Gressmann. — W. 
Bacher, die älteste Terminologie der jüdischen 
Schriftauslegung, bespr. v. E. Schürer. — H. Hara- 
doxovios - Kegauesvs, Iegosokvuitish etai IV. 
bespr. v. Ph. Meyer. — C. Walter, Johannis Philo- 

oni libellus de paschate, besp. v. S. Dräseke. — H. 
Gelzer, die Genesis der byzantinischen Themenver- 
fassung, bespr. v. v. Dobschiitz. 


Theolog. Stud. u. Krit. 1900. 

2. F. Bohn, die Bedeutung des Buches der 
Jubiläen (Hervorhebung der wichtigsten Fragen aus 
dem Inhalt des Buches). 


Wochenschr. f. klass. Philol. 1900. 

4. H. Bertsch, Meeresriesen, Erdgeister und 
Lichtgötter in Griechenland, bespr. v. H. Steuding. 
— H. S. Anton, die Mysterien von Eleusis, bespr. v. 
H. Steuding. . 

5. U. Wilcken, griechische Ostraka aus Agypten 
und Nubien, bespr. v. M. Rostowzew. 

8. A. Erman u. Fr. Krebs, aus den Papyrus der 
königlichen Museen. — Holm, Deecke, Soltau, Kultur- 
ee des klassischen Altertums, bespr. von 

. Belling (mit Recht wird die völlige Zurücksetzung 
der griechischen gegen die römische Kultur gerügt). 


Winokler, Altorientalische Forschungen. 
2. Reihe II. 3. 

Zu semitischen Inschriften: 4. CI Ar. 198. 6. 
Manna. — Zur altarabischen Zeitrechnung (dem 
arabischen Kalender liegt ein syrischer zugrunde: 
Daneben ist ein mit dem römischen identischer 
im Gebrauch gewesen. — Der interrex bei den 
Sabäern mu3ahhir in Or. 14=CJH 83 ist ein für die 
5 Epagomenen = „Sakien“ gewählter Beamter). 
Himmel, Kalender, Mythus. (Nachweise von uber- 


119 INo. 3.] 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[März 1900.) 120 


einstimmungen') im Kalender und Mythus in Baby- 
lonien, Rom und Arabien „als Einleitung einer Unter- 
suchung der arabischen Überlieferung über die ersten 
Zeiten des Islam gedacht.“ — Die Kanaan&er von 
Lagash (Nachweis kanaanäischer Worte bei Gudea). 


Z. A. T. W. 1900. 

1. W. J. Moulton, über die Überlieferung und 
den textkritischen Wert des dritten Esrabuchs. 
(Schluss). — J. Goldziher, zu Saatnéz. (Zu Maimonides, 
Dalalat III 37 — Verbot des Tragens eines „Kleides 
aus zweierlei Fäden“ (Lev. 19, 19, wird eine auf Al 
Lejt zurückgeführte Art der Zauberei gestellt, bei 
der der Zauberer Baumwolle und Schafwolle ver- 
mengi); — §. Krauss, zur Zahl der biblischen Völker- 
schaften: (Bemerkungen über die Zahlen 70—73 im 
A. T., im Enochbuch und in jüdischen und muham- 
medanischen Schriften im Anschluss an M. Stein- 
schueider. Weitere Nachweise über 70 und 72 
als heilige Zahl’). — Fr. Schwally, einige Be- 
merkungen zum Buche Hiob (gegen Budde: unter 
anderem erklärt S. Hiob 2,4 “yy ya “ny: Fell 
{giebt man] für Fell, aber alles was der Mensch hat, 
wird er für sein Leben geben.) — B. Jacob, Beiträge 
za einer Einleitung in die Psalmen, V. zur Geschichte 
des Psalmentextes der Vulgata im 16. Jahrhundert. 
(Uber den Wert der Psalmenhandschriften- und 
Ausgaben mit einem Anhaug enthaltend eine Kol- 
lation der wichtigsten Ausgaben der Psalmenvulgata 
des 16. Jahrh.) — Th. Nöldeke, Bemerkungen zum 
hebräischen Ben Sirä (spricht sich gegen Schechter 
für das über einen Teil der kanonischen Bücher des 
A. T. zurückreichende Alter des Sira-Buches aus.) — 
J. Ley, zur Erklärung von Jesaja 7,25. — A. Büchler, 
zur Geschichte der Tempelmusik und der Tempel- 
psalmen. (Schluss). III. Zum Vortrage und Umfange 
der Tempelpsalmen. IV. Die Hallelpsalmen im 
Tempel. — D. W. Bousset, das chronologische System 
der biblischen Geschichtsbücher (versucht die Ent- 
wickelung der Systeme der Masorah, der LXX, des 
Samaritanus u. der Jubilaeen klar zu machen, indem 
er als Grundzahl der dem Masorahtexte zu grunde 
liegenden Rechnung das Jahr 3001 der Weltschöpfung 
als Jahr des beginnenden Tempelkultes annimmt.) — 
Dr. Diettrich, einige grammatische Beobachtungen 
zu drei im British Museum befindlichen jemenitischen 
Handschriften des Onqelostargums. — N. Herz, 
some difficult passages in Job (zu 12, 2—6 vergl. 
Schwally auf S. 44 ders. Zeitschr.) — Miscellen. 
E. Nestle, 1. Joel I, 17. 2. Der Mamser von Asdod. 
3. Das Lied Habakuks und der Psalter. (Die zwei 
letzten Worte in Hab. 3.19 sind die Überschrift 
eines darauf folgenden Psalmes eines Gesangbuches). 
4. Neue Stoffe zu Doktorarbeiten. Möchte die Septua- 
gintakonkordanz buchstabenweise von Doktoranden 
durcharbeiten lassen’). 5. Ein neues Wort für das 
hebräische Wörterbuch: Hiob 13,28 aps „Schlauch“. 
--- 8. Mandelkern, facta loquuntur. (Herr Mandelkern 
redet Herrn Kahan folgendermassen ins Gewissen: 
„Und hat Ihnen meine Frau nicht während 
Ihrer Krankheit und Rekonvalescenz täglich extra 


!) Die Identität des Verhältnisses zwischen 
Mond- und Sonnenumlauf mit dem von Gold- und 
Silberwert (27:360) ist bereits von C. F. Lehmann 
erkannt worden, Verb. Berl. Ges. Anthrop. 1896 
S. 447. (H. W) 

7) Vgl. 1899, Sp. 171. Anm. 

8) Ein Schutzgesetz für Doktoranden! 


kraftige Bouillons und Compotte nach Ihrer Wohnung 


m mere o e ood 


geschickt? Stand Ihnen nicht meine Bibliothek zu 
Gebote, und haben Sie nicht manches Buch nach 
Jahr und Tag ganz zerlesen und beschmutzt wieder- 
gebracht?“ Herr M. kann sich freuen, wenn er ver- 
liehene Bücher überhaupt zuriickbekommt.) 
E. Baumann, die Verwendbarkeit der Pešita zum 
Buche Jjob für die Textkritik. (Forts.) — Biblio- 
graphie. 


Zeitschr f. österr. Gymnasien 1900. 

1. A. Swoboda, die Stadtbelagerung auf dem 
homerischen Schilde Achils. — J. Krall, Grundriss 
der altorientalischen Geschichte, bespr. von R. v. 
Scala. 


Zeitsohr. f. Socialwissensch. 1900. 

1. G. Köhler, sozialistische Irrlehren von der 
Entstehung des Christentums und ihre Widerlegung, 
bespr. v. H. Holtzmann. 

2. Miscellen: Zur ursprünglichen Menschheite- 
geschichte. — E. Dupony, la prostitution dans |’ ant- 
quite, bespr. v. G. Aschaffenburg. 


Z. D. M. G. LIH. 189. 

3. W. Bacher, Der Dichter Jüsuf Jehûdi und 
sein Lob Moses, (persisch-jüdischer Dichter aus 
Buchara + 1755, wenn identisch mit dem Verfasser 
der „Sieben Briider“.). — M. Steinschneider, Masard- 


jaweih, ein jüdischer Arzt des VII. Jahrhunderts; 


Maschallah (Astrolog 770—820). — P. Jensen, Die 
Inschrift I von Jerabis (Analyse nach seinem Ent- 
zifferungssystem), A. Socin, Die arabischen 
Eigennamen in Algier. — Th. Nöldeke, Bar Chöni 
über Homer, Hesiod und Orpheus. — Zettersteen, 
Die abessinischen Handschriften der Kgl. Universitäts- 
bibliothek zu Upsala. — Ed. König, Die Uberwucherung 
des Stat. constr.-Gebrauches im Semitischen. 
H Winckler, Bemerkungen zu dem Ersatz des Artikels 
durch, das Pronomen (im Sabäischen nach Analogie 
des Athiopischen und Assyrischen). — S. Fraenkel, 
Zur Chronik des Jacob von Edessa, — G. v.-Vloten, 
Schiismus und Motazilismus in Basra (Nachtrag.) -- 
H. Suter, Zur Frage über die Lebenszeit des Verf. 
des Mulahhas fi-'l-hei’a, Mahmüd etc. (erste Hälfte 
des 8. Jahrh. der H.) — Nestle, Pilatus als Heiliger 
(im griech. Kalender). — Aus einem Briefe des 
Herrn Dr. C. F. Lehmann. — Anzeigen: W. Bang, 
Zu den köktürkischen Inschriften. Zur Erklärung 
der köktürkischen Inschriften, bespr. von Dr. Géza 
Kuun. — E. W. Brooks, Errata in „the Chronological 
Canon of James of Edessa“ (ZDMG. 53p. 261 ff. 


—— 


Zeitschr. f. d. ges. Staatswissensch. 1899. 

1. C. D. Carusso, Grundeigentum, Flächensteuer, 
Korinthennaturalsteuer und Korinthenbank inGriechen- 
land. 


Beriehtigung. 


Die ın No. 2, Spalte 68, dieser Zeitschrift ge- 
brachte, Edmond Doutte betreffende Notiz ist 
dahin zu ergänzen, dass derselbe für jetzt damit 
beauftragt ist, den nach Fes entsandten Professor 
Auguste Mouliéras in der Professur der arabischen 
Sprache und Litteratur in Oran zu vertreten. Seine 
Adresse ist jetzt: E. D., 9, rue des Jardins, Oran 
(Algerie). 


Verantwortlicner Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg i. Pr. 
Verlag u. Expedition Wolf Peiser Verlag, Berlin S., Brandenburgstr. 1. 
Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel, KirchhainN.-L. 


3. Jahrgang No. 4. 15. April 1900. 


Orientalistische 
Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 


von 


F. E. Peiser. 


-— HOH -—- 


Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11. 


James Parker & Co. Oxford, 27 Broad Street. 


a ee aa — nen m nn 


—= Inhalt: == 
W. Max Müller, Das Land Sapi in Miroglyphen. 
W. Spiegelberg, Zu dem sogenannten „Menesgrabe“. 
Besprechungen : 
P. Nivard Schlögl, De re metrica veterum Hebraeorum und 
J. Döller, Rhythmus, Metrik und Strophik in der bibl.-hebräischen Poesie (Hubert 
Grimme). (Schluss). 
Ed. König, Die Originalität des neuentdeckten Sirachtextes (Felix Perles). 
E. Bischoff, Kritische Geschichte der Talmudübersetzungen (A. Marx). 
C. Conti Rossini, Ricerche e studie sull Etiopia (Hugo Winckler). 
S. Mannes, Über den Einfluss des Aramäischen (Felix Perles). 
A. Le Chatelier, L'Islam dans l'Afrique occidentale (Ignaz Goldziher). 
C. F. Lehmann, Zwei Hauptprobleme der altorientalischen Chronologie und 
J. Marquart, Chronologische Untersuchungen (Paul Rost). 
H. Grimme, Zu hebräischem NDP. 
T. K. Cheyne, Archaeology and Biblical criticism. 
Mitteilungen. Aus gelehrten Gesellschaften. Personalien. Zeitschriftenschau. 


Bei der Redaktion eingegangene Sehriften. 


Georg Kampffmeyer, die arabischen Verbalpartikel b (m). (Beiträge zur Dialektologie des 
Arabischen. II. Aus den Mitt. d. Orient. Sem. Berlin) 1900. 

L. Reinhardt, kennt die Bibel das Jenseits? München 1900. E. Reinhardt, Verlags- 
buchhdlg. 2,50 M. 

O. Braun, das Buch der Synhados. Stuttgart u. Wien 1900. Jos. Roth’sche Verlgshdlg. 8 M. 

Ivo Bruns: Frauenemancipation in Athen. ein Beitrag zur attischen Kulturgeschichte des 
5. u. 4.. Jahrhunderts. Kiel 1900. 

The American Journal of Philology 1899. XX, 4. 

A. W. Schleichers Somali-Texte, herausgeg. von Leo Reinisch. Wien und Leipzig 1900. 
Alfred Hölder. 4 Mark. 

A. Billerbeck, der Festungsbau im alten Orient (Der alte Orient I, 4). Leipzig, J. C. Hinrichs, 
1900. 0,60 Mark. 

H. Clementz. Des Flavius Josephus Jüdische Altertümer L I—X (Bibl. d. Gesamtlitt. des In- 
und Auslandes 1329—1339). Halle a/S. Otto Hendel. 2,75 Mark. 

L. Fonok, 8. J., Streifzüge durch die Biblische Flora. (Biblische Studien V, 1). Herdersche 
Verlgshdl. Freiburg i./Br. 1900. 4 Mark. 


WEB Dieser Nummer ist von der Verlagshandlung Wilhelm Friedrich 
in Leipzig ein Prospekt über 
Die Reden Gotamo Buddho’s, übersetzt von Carl Eugen Neumann, 
zweiter Band, Mittleres Halbhundert, 
beigelegt, worauf wir hiermit besonders aufmerksam machen. D. E. 


Orientalistische 


Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 
von 


F. E. Peiser. 


Erscheint 
am 15. jedes Monats. 


Berlin. 
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vierteljährlich 3 Mk. 


Bestellungen nehmen entgegen: die dia ren 


— Ins 


bandlungen und Postämter (unter Nummer 5949). 


Berlin 8., Brandenburgstr. 11, sowie alle Buch- 
erate die zweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei 


Wiederholungen und grösseren Anzeigen Ermässigung. 


3. Jahrgang. 


15. April 1900. 


Ma 


Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender 


Adresse erbeten 


: Redaktion der 0. L. Z., Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11.1 


Das Land Sapi in Hieroglyphen. 


Von W. Max Müller. 


Auf den von mir, Asien S. 273, Anm. 3, 
besprochenen Völker-, Land- oder Stadt- 
namen zurückzukommen, ist mir durch die 
Freundlichkeit A. Wiedemann’s ermöglicht. 
Wiedemann fand im Louvre unter den Pausen 
Deveria’s eine Durchzeichnung des kleinen 
Papyrus von Bulak-Gizeh, den Maspero, 
A Z. 81, 119 veröffentlichte, und lieh mir 
die von Deveria’s Kopie gemachte Durch- 
zeichnung. Nach dieser zu urteilen, wire 
eine Faksimileausgabe des Textes sehr nötig. 
Wir sind, das muss man immer wiederholen, 
noch lange nicht im Stand, kursivere 
hieratische Texte blos in hieroglyphischer 
Umschrift zu publizieren. Maspero’s Um- 
schreibung des ungewöhnlich schwierigen 
Textes ist zudem vom Setzer fürchterlich 
-entstellt worden. Ich übersetze den Papyrus 
darum hier noch einmal. 

Der Hirt Dhutimose vom Tempel Ramses’ I 
in Angelegenheit des Aufsehers (mr?) der 
Rinder, Pai (so!)-ere von der Herde, 
welche N 7 - Er sagt: so lass doch den 
Esel herbringen zu „seinem Huf(geld) an 
Kupfer?),“ welcher bei dir ist (m-dyk!) durch 


1) D. h. Zur Inspektion durch die Behörde zur 
Erhebung der Viehsteuer oder hier des Pachtgeldes. 
Beides fiel da, wo wenig persönliches Eigentum vor- 
handen war, leicht zusammen. (Geschrieben “gt-+- 
Nagel twf.) 


den Sotmu Pi (sol)-’ a-y. Denn er ist 
ihm gegeben worden zu „seinem Huf(geld) 
an Kupfer‘ vom (?n) Acker (?) des Tempels 
Ramses’ I, welcher (liegt) in „der Insel des 


Vogelstellens“ —Z ph: @ unter dem 


Befehl des (Polizei?-)Offiziers der Einkünfte 
des Tempels des Ramses I. Ich (so!) lasse 
dich das wissen (d. h. erinnere dich): ge- 
geben (?) wurde er dir durch (yn) den Offi- 
zier Ha (?)-na vom Regiment „Glänzend wie 
die Sonne,“ imJahre 1 (so!), von der Fremd- 
truppe Sa-pi (so!), ein Esel. Er sagte zu 
dir: liefere ihn dem Dhutimose aus. Und 
nicht hast du ihn ausgeliefert. Da nahm ich 
dich doch (di) fest in Memphis mit dem 


Obersten (Det. sp) des Stalles, Amen-mose, 


sagend: er möge ausgeliefert werden. Da 
sagtest du zu mir: bring mich nicht vor das 


Gericht (knbt yp. Sieb’, der Esel ist bei mir 


tt 

(m-dy-y), sieh, du lässt Leute kommen 
(ywt-twtw), ihn wegzunehmen. Ich habe ihn 
(nur) nicht ausgeliefert. Also du; und du 
hast einen Eid geleistet beim Herrn (Leben, 
Heil, Gesundheit!), sagend: ich werde ihn 
herbringen lassen. Siehe, du hast ihn nicht 
bringen lassen und man fordert (hr twtw hr 
(so!) 3d) seinen (Arbeits(wert) von mir von 
Jahr zu Jahr, und er ist doch bei dir. 


123  [No. 4] 


Ich will hier nicht auf die unbeholfene 
Stilisierung des schwierigen Schriftstiickes, 
auf die Rechtsfragen und die Lokalität (bei 
El-Kab?) eingehen. Es ist nur nötig, an- 
zumerken, dass dieselbe Persönlichkeit, der 
Sotmu Pi-’ä-y, wieder bei Viehbesteuerung 
„im Jahr 3“ im Pap. Bulak 12 (Spiegelberg, 
Rec. trav. 15, 142) erscheint'), Was auch 
Nichtigyptologen interessiert, ist der fremde 
Name der (Heimat der?) Barbarentruppen. 
Maspero las Sapr, was natürlich an 751, "5¥ 
erinnerte. Das Faksimile bietet aber 


fhag Ga LAZ ee 


nau mit derselben Ligatur des pi wie im 
häufigen Namen Pi-’a-y. Ohnedies wäre die 
Schreibung nach Maspero’s Lesung sehr un- 
gewöhnlich gewesen. 

Ist nun dieser Name auf semitischem 
Sprachgebiet zu suchen? Die dafür wichtige 
Altersbestimmung der Handschrift ist schwer. 
Maspero vergleicht sie (nach freundlicher 
brieflicher Mitteilung) mit Leydener Hand- 
schriften aus den späteren Jahren Ramses’ II. 
Die niederen Jahrzahlen 1 und 3 und das 
Fehlen des Epithetons „der Seelige“ bei 
Ramses I macht mir etwas spätere Ansetzung 
wahrscheinlicher. Damit wären wir in der 
Periode, in welcher libysche Soldaten an- 
fingen zu überwiegen. Aber semitische 
Truppen kamen doch immer noch vor, z. B. 
nach Louvre, A. 90 sogar am Ende der 26. 
Dynastie. Eine Thatsache entscheidet be- 
stimmt gegen libysche Herkunft des Namens. 
Der ägyptische Buchstabe s/z scheint in 
libyschen Namen überhaupt nicht vorzu- 
kommen (während t sehr häufig ist). Dem- 
nach scheint es, dass wir den Volks-, Land- 
oder Stadtnamen in Asien zu suchen haben, 
d. h. am wahrscheinlichsten inden ägyptischen 
Tributlandern oder in dem benachbarten 
Beduinengebiet. Sonst bleibt mein Kommentar 


ge- 


zu dem Text, Asien l. l. bestehen. Also: 
jedenfalls wird Sa-pi/Za-pi) geschrieben, 
was nichts mit Ziphron zu thun hat. Ver- 


gleichungen wie A sind einstweilen miissig, 
obwohl ich auf Grund der vagen Vokalisation 
nichts dagegen einwenden würde. 


Zu dem sogenannten ,,Menesgrabe“. 
Von W. Spiegelberg. 
Borchardts und Masperos Annahme, 
das Königsgrab zu Negadah sei das Grab des 
Menes, ist von Wiedemann Proceed. Soc. 


1) Für Beamte desselben Namens und ähnlicher 
Stellung vgl. Harris I, 10,8 oder Rec. Trav. 21, 72. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1900.) 124 


Bibl. Arch. 1898 S. 114ff und Naville, 
Recueil de travaux relatifs à l’archéologie 
égyptienne XXI S. 105ff. als unhaltbar er- 
wiesen worden. Neuerdings hat auch Max 
Müller, in dieser Zeitschrift (S. 7 dieses 
Jahrganges) der Menestheorie entsagt, und 
ich würde auf dieselbe nicht zurückkommen, 
wenn ich nicht ein neues Moment für die 
ganze Frage in die Wagschale werfen könnte. 


Zunächst sei hier noch einmal mit Wiede- 
mann, P. S. B. A. 1898 S. 114, betont, dass 
die für die älteste Zeit übliche Gleichheit 
von Ka und Nbti-namen, die Zuweisung an 
Menes ausschliesst. Der Schluss von Bor- 
chardt-Sethe, welche auf Grund dieser Er- 
wägung, Mn zum stni-biti-namen machen, 
wäre nur dann erlaubt, wenn auch ohnehin 
feststände, dass das Negadahgrab Menes an- 


gehört. Mir scheinen die Zeichen Eà 


sh mn nbti am einfachsten die Ubersetzung 
zu ergeben „das Grab: mn des Diadem- 
trägers“. 

Für diese Ubersetzung hat Na ville, a. O. 
S. 111 —2, zwei sehr ansprechende Erklärun- 
gen vorgeschlagen, welche beide von der 
Ueberschrift des Kap. XVII des Totenbuches 
ausgehen. Naville möchte entweder 1. „salle 
du damier“ („Saal des Brettspiels“) oder 
2. „Saal des Landens“ übersetzen, und ge- 
langt in beiden Fällen zu der Erklärung 
„Grabzimmer“ („salle funéraire“). Die Uber- 
setzung, welche ich vorschlagen möchte, stützt 
sich in erster Linie auf die folgende Beobach- 
tung. Es ist m. W. noch nirgends hervor- 
gehoben worden, dass die Gräber der „Früh- 
zeit“, welcher ja auch das Negadahgrab an- 
gehört, sich ihrer ganzen Bestimmung nach 
wesentlich von den Gräbern des alten Reiches 
und der späteren Perioden unterscheiden. 
Betonen diese den Charakter des Wohnhauses 
und der Kultstätte, so sind die Gräber der 
Frühzeit nichts als ein Bau, in welchem der 
Tote mitsamt den ihm notwendigen Lebens- 
unterhalt verwahrt ist. Kein Grab der 
Friihzeit ist als Wohnung gedacht, 
keines enthält eine Stätte für den 
Kultus, diese Gräber scheinen lediglich als 
Magazine gedacht zu sein, in welche neben 
dem Toten der Proviant für das Jenseits auf- 
gespeichert ist. 

Ein solches Magazin in grössten Dimen- 
sionen ist auch das Königsgrab zu Negadah, 
welches ein aus Einzelmagazinen zusammen- 
gesetzter grosser Speicher ist. Nirgends ein 
Kultraum, nirgends die Andeutung von Wohn- 


125  [No. 4] 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1900.) 126 


haus. Auch die Façade ist für den Charakter 
des Baues von Bedeutung. Die Nischen- 
architektur mit den vorspringenden Pfeilern, 
und das Grenzmäuerchen (Borchardt: A. Z. 
1898 S. 89) erinnern stark an die Festung 
von Semneh. So glaube ich, dass das Negadah- 
grab ein befestigtes Magazin darstellt, welches 
den Toten mitsamt den fiir ihn bestimmten 
Lebensmitteln verwahrte. 


Wiedemann machte mich nun darauf 
aufmerksam, dass die Kastensärge der älteren 
Zeit die ältesten Grabbauten mit rechteckigem 
Grundriss wiedergeben. Dazu stimmt weiter 
sehr schön, dass die Innenbemalung dieser 
Särge das Inventar des Toten darstellt, ganz 
ebenso wie die ältesten Gräber die Ausstattung 
des Toten enthalten. 


Dieser Befund führt nun auch zu einer 
veränderten Auffassung des Namens des 
Negadahgrabes. Das aegyptische Wort für 
„Festung“ ist mnnw. Das Wort bezeichnet 
einen Festungsbau, der lediglich zur Auf- 
nahme einer Besatzung und Proviant bestimmt 
ist, s. Max Müller: Asien u. Europa S. 199 
A. 3. In letzterer Hinsicht ist namentlich 


Petrie: Tanis II 2,78 bis 10 57 8 
Oe dl 
ss 


ıı I<> 

{ —Y 
| = 7 „Festungen, versehen 
mit allen Dingen für (?) . . .“ zu beachten. 
Möglicherweise war mn-nw der alte Aus- 
druck für ein solches befestigtes Magazin, 


wie es das Königsgrab darstellt. p= 
7 


gu könnte dann „befestigtes Magazin des 
Diademträgers‘ heissen und dieses wäre der 
Name des sh, des ,,Grabes“ des Königs. 


Nehmen wir #4 als Defektivschreibung 
von mnnw in dem Sinn „befestigtes Magazin‘, 
so verstehen wir auch leicht, wie nach der 
Beobachtung Wiedemanns (Das Brettspiel 
bei den alten Aegyptern S. 48, A. 2) e4 als 
Ornament der Scheinthiiren Verwendung 
fand (vgl. Borchardt: A. Z. 1898, S. 101, 


Anm. 3). 

Es war eben die allgemeine Bezeichnung 
der Magazingräber und daher im besonderen 
in den Särgen des M.R., welche ja ein Ab- 
bild der ältesten Gräber sind, gut am Platz. 
Aus den obigen Ausführungen ergiebt sich in 
Kürze folgendes. Das Königsgrab in Negadah 
gehört in keinem Fall dem Menes an. Es 
scheint wie die ältesten Gräber als Magazin 
für den Proviant des Toten gedacht zu sein. 
Da es sich um „den mnnw des Königs“ 
handelt, so ist er als festungsartiger Bau auf- 
geführt. 


Diese Magazinbauten der Könige werden 
schon im A. R. von Privatleuten nachgeahmt 
(Quibell: El Kab, Tafel XXIII), verlieren 
dadurch ihren exlusiven Charakter und leiten 
dann langsam, wie Borchardt gezeigt hat, 
einerseits zu den Mastaba andrerseits zur 
Pyramide über. Noch lange werden die 
Gräber wesentlich nichts Anderes als der 
Verwahrungsort der Toten gewesen sein, bis 
man seit der Dyn. IV (!) dazu überging, das 
Grab als Wohnhaus des Toten zu gestalten 
und gleichzeitig damit auch darin eine Kult- 
stätte einzurichten Wie sich das im einzelnen 
vollzog, will ich hier nicht erörtern. Es kam 
mir vor allem darauf an, die Entwickelung 
in grossen Zügen anzudeuten. 


Bespreehungen. | 
P. Nivard Schlögl, De re metrica veterum 
Hebraeorum disputatio. Wien, Mayer & Cie., 1899. 


Johannes Döller, Rhythmus, Metrik und 
Strophik in der bibl.-hebräischen Poesie. 
Paderborn, Schöningh, 1899. Bespr. von Hubert 


Grimme. 
(Schluss). 

Etwas hängt D.’s Ablehnung jeder hebr. 
Metrik wohl auch damit zusammen, dass er 
unter Rhythmik teilweise schon dasjenige 
versteht, was andere unter Metrik fassen. 
Wenn er annimmt, ‘dass die einzelnen Verse 
aus einer mindestens annähernd gleichen An- 
zahl von Wörtern, richtiger Silben bestehen, 
so zwar, dass die betreffenden Gedichte nach 
einer bestimmten Melodie gesungen werden 
konnten’, so charakterisiert er sie damit 
mehr metrisch als rhythmisch. Die Grund- 
frage für die Rhythmik, auf welchem Silben- 
tonfalle die einzelnen Teile der poetischen 
Rede sich aufbauen, wird von ihm für das 
Hebräische garnicht aufgeworfen. 

Seine Ansicht über hebr. Strophik (S. 98) 
scheint mir an einer Unklarheit, bezw. einem 
inneren Widerspruche zu leiden. Nach ihm 
sollen einerseits die Strophen nicht immer 
in gleichem Umfange auftreten und an Um- 
fang bald zu- bald abnehmen; andrerseits 
aber soll ihre wichtigste Einteilung die in 
Strophen, Gegen- und Wechselstrophen sein. 
Nimmt er aber Strophen mit Gegenstrophen 
an, so kann in diesen von Ab- und Zu- 
nehmen des Umfangs keine Rede sein; die 
vorauszusetzende gleiche Melodie zwänge sie 
auch zur Gleichheit des Umfanges. 

Weit beachtenswerter als Döllers me- 
trisches Ergebnis scheint mir das von 
Schlögl zu sein; doch legt meiner öffent- 


127 INo. 4.] 


lichen Wiirdigung der Umstand starke Reserve 
auf, dass er sich zu dem metrischen System 
bekennt, welches ich selbst in der ZDMG, 
1896 als Vorläufer einer eingehenderen Dar- 
stellung der bibl. Metrik veröffentlicht habe. 
Wie Schl. nie mein Schüler war, so bestand 
für ihn nicht die geringste Veranlassung, mein 
System ungeprüft oder uneingeschränkt 
anzunehmen; so weist er denn auch meine 
Strophik zu Gunsten der Zenner-Müller'schen 
ab. Hätte ich ihn irgendwie beeinflussen 
können, so würde ich selbst ihm meine da- 
malige Strophenauffassung als noch nicht 
ganz spruchreif bezeichnet haben Dass der 
Begriff Strophe im Hebräischen nicht auf 
den Vers von 2—4 Stichen zu beschränken 
sei, dass vielmehr längere Strophen oder 
Verssysteme im gesungenen Liede garnichts 
Seltenes seien, dass eine Anzahl meiner 
Strophenschemata irrig angesetzt sind zumal 
im Bereiche des fünfhebigen Verses, der sich 
nie mit dem dreihebigen mischt, solches und 
anderes hätte ich ihm gerne schon vor Ab- 
fassung seiner Arbeit zugegeben. 

Aber mein Schlusswort bleibt dieses: 
Hauptgesetz im hebr. Liede ist, dass, wie 
das anfangs angeschlagene Versmass bis zu 
Ende nicht wechseln darf, so auch bei 
strophischer Gliederung die zuerst ange- 
schlagene Strophenform sich dauernd gleich 
bleiben muss. Dieses scheidet mich noch 
von Schlögl, der gerne, wie aus den bei- 
gegebenen Psalmenproben hervorgeht, ausser 
in der Wechselstrophe auch in Strophe II 
oder III den Weg der ersten verlässt. Mir 
scheint, Schlögl habe durch seine Strophik 
den Textverstiimmelungen entgehen wollen, 
die Strophikern wie Bickell und neuestens 
Duhm die Annahme von gleich umgrenzen 
Strophen in jedem hebr. Liede aufnötigt. 
Aber auch der Wechsel in den Strophen- 
arten schützt nicht genügend vor unmoti- 
vierten Eingriffen in den Text. Meines Er- 
achtens würde man gut thun, die Frage nach 
der bibl. Strophik noch so lange etwas offen 
zu halten, bis es eine ausgemachte Sache 
ist, wie die Einzelverse rhythmisch und 
metrisch zu bestimmen und zu lesen scien; 
dann aber mit voller Sicherheit auch nur 
jene bibl. Partien in genau gleich umgrenzten 


Strophen darzustellen, die durch 750 oder 


Refrain einen überlieferten Anhaltspunkt zur 
strophischen Behandlung darbieten. Die 
blosse Konstatierung von Responsio, Inclusio, 
Concatenatio halte ich für ein zu leicht- 
wiegendes Moment, um damit allein Strophen- 
charakter beweisen zu können; doch leugne 
ich nicht, dass sie mit anderen Merkzeichen 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1900.) 128 
zusammen genommen als Bestätigung wert- 
voll sein kann. Wird die Strophik ebenso 
sehr betont, wie die Metrik vernachlässigt, 
so ist dem Dilettantismus ein breites Feld 
zum Tummeln geschatften, und der Misskredit, 
in den die ältere bibl. Metrik mit Recht 
geraten ist, wird dann doppelt auf die neuere 
Strophik fallen. 

Weniger in strophischer, als in metrischer 
Beziehung scheint mir Schlögl’s Bearbeitung 
ausgewählter Psalmen im Anhange seines 
Buches vorzüglich beachtenswert — nur 
schade, dass er den kritischen Apparat fort- 
gelassen hat. Die Versmaasse sind klar 
erkannt (mit Ausnahme von Ps. 124, der drei- 
hebig anzusetzen ist, und Ps. 68, 8—15, 
wo kein Übergang vom vierhebigen zum 
dreihebigen Maasse vorliegt), die Verse richtig 
skandiert (wenige wie 18, 452, 42, 4!, 68, 
222, 242, 94, 20', 105, 91%, 125,3 ausge- 
nommen), so dass sie als Ubungsstücke 
zur Einführung in die Hebungstheorie 
wohl geeignet erscheinen. Metrik und kri- 
tischer Sinn haben dem fleissigen Bearbeiter 
eine Reihe überraschender Emendationen zu- 
getührt, deren sicherste jedenfalls jene sind, 
die durch die Notwendigkeit einer Verlegung 
der Stichendiärese gewonnen werden, z. B. 
42,9' |] 952, 43,4' Tax II, 59,7 2523 Il, 
80,10 Il wowm, 80, 15? swx li, 89,50 
ll own. Sonst hebe ich noch hervor 
59,8' ON ’2 (wie Peschitta), 14? DONI sym 
y “nN (wo ich > im Sinne von ‘fürwahr’ nehmen 
möchte), 68,20? 135) Oxy (er nimmt unser 
Joch auf sich’), 80,3 Entfernung vom P3, 
104,282 Entfernung von 21%, 105,36? CNN, 
121,1 “Ny, 149,8 wmn. Von den zwei 
Redaktionen des Ps. 18 halte ich im Gegen- 
satze zu Schlögl die des Samuelbuches für 
die ältere und bessere; Beweis für ihr 
Alter ist mir u. a. das bisher verkannte und 
im Psalmenbuche versetzte 1 postpositivum 
in v. 41'; auch ‘> postposit. hat Schlögl in 
Ps. 94,11? (2 CN), trotzdem das Metrum da- 
rauf hinwies, verkannt und eine andere un- 
nötige Aenderung mit dem Verse vorge- 


i nommen. 


Ich hege die Hoffnung, dass Schlögl’s 
Buch von allen, die sich mit der Poesie des 
alten Testaments beschäftigen, gewürdigt und 
benutzt werde, und dass der Verfasser sein 
schönes kritisches Talent besonders auch an 
den metrischen Mysterien der Propheten ein- 
mal versuchen möge. 


Freiburg, Schw. 


129 [No. 4.] 


Eduard König. Die Originalität des neulich ent- | 


deckten Sirachtextes textkritisch, exegetisch und 
sprachgeschichtlich untersucht. Freiburg i. B. 
J. C. B. Mohr 1899. Bespr. von F. Perles. 


(Schluss). 


An vielen Stellen lässt sich natürlich gar 
nicht mehr feststellen, was für ein Wort ur- 
sprünglich gestanden hat, und oft ermöglicht 
uns nur irgend ein Übersetzungsfehler der 
Verss., die Glosse zu ermitteln. So halte 
ich heute noch daran fest, dass 3, 22 poy 
erst später fiir NYIN gesetzt wurde. Zu den 
von mir!) gegebenen Belegen füge jetzt noch 
hinzu 30, 2 paspa NIYA Pxy?). 

Uberhaupt muss ich hier pro domo spre- 
chen, da die neu veröffentlichten Fragmente 
teilweise eine erwünschte Bestätigung für 
meine Notes critiques liefern, teilweise aber 
auch einen andern als den dort statuierten 
Wortlaut bieten. So steht jetzt 3, 31 dy 
316, was sicher nur Rückübersetzung aus 
S aaa) paS: ist, während im Original 
Den 2133) (=G ó avranodidot s gapıras)stand. 
Auch an der von Margoliouth (JQR XII, 10) 
veröffentlichten Stelle 37, 11° lesen wir ws Cy 
“07 503M 98 yn (Randlesart MI 9%). 
Wie der Parallelismus lehrt und auch die 
Randlesart nahe legt, ist für 9x sicher 5y zu 
lesen. (cm 52) wird überhaupt nie mit DY 
construiert). 3039 ist aber Substantiv ‘) 
(wie yw 116, 12) und wurde als solches ver- 
kannt, darum kam N in den Text und by 
myn ist vielleicht auch nur von dem das 
Subst. verkennenden Kopisten an den Rand 
geschrieben worden. Sowohl G megi eya- 


gsoriag als auch S „ana, passas haben richtig 
verstanden und übersetzt, S sogar wörtlich 
wie 3, 31. 

An der Stelle 5, 11 MS Jord) liegt wie- 
derum nur eine Rückübersetzung aus G v 
paxgosvuie vor, während im Original MMe. 
stand. S. Notes critiques z St. 

Im Folgenden seien noch Bemerkungen 
zu einzelnen Stellen nach der Reihenfolge 
der Kapitel gegeben. 

4, 12 Mwpan ist Glosse für nrw vgl. 
Notes critiques z. St. 

4, 27 wos 5235 ysn on ist nicht mit 
Schechter vom Stamme MYY abzuleiten, son- 
= von ys’ Hipt. Ysa vgl. Notes critiques 
Z. Ot. 


1) WZKM XI, 97. 

2) Bacher JQR IX 562 hat übersehen, dass bei 
der Annahme von poy als Original die Wiedergabe 
des Wortes durch S {zaX\eu unerklart bleibt. 


8) Bacher JQR, XII 282 giebt ungenau 3w Inn. 
*) So auch Schechter JQR XII 270. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1900.) 180 


6, 29 ny, wofür G mòy las (Notes cri- 
tiques z. St.) vgl. 30, 13 5y 23m S tole 


wre las also auch “òy 1). G čoyacas dv 


avt@ scheint eine andere La. vor sich gehabt - 
zu haben. 


7, 20 ws» 113 möchte Schechter nach 
Deut 24, 14—15 in NV) verbessern. Doch 
we) INN ist durch G gesichert (Notes criti- 
ques z. St.)und findet sich jetzt auch 51, 26, 


wo S maa) Da) hat. 


14, 4 yayam wird von Schechter auf 
Grund des chaldäischen y3 als „sich freuen“ 
erklirt. Im althebr. ist jedoch der Stamm 
yays bisher bloss durch MyayaX „Blasen“ 
vertreten, hat also jedenfalls die auch im 
rabbinischen (Levy Nh. Wb. I 246%) vor- 
liegende Bedeutung „anschwellen“. Der Sinn 
wäre danach an unserer Stelle: „von seinem 
Gute wird ein anderer sich anfüllen, sich 
sättigen“?), was sehr gut in den Zusammen- 
hang passt und durch G revpyoovaıy be- 
stätigt wird. Allerdings hat S „sich freuen“, 
was indessen auf Verwechslung mit %3 zu- 
rückgehen kann, das 16, 3 vorkommt und 
nach dem Zusammenhang wirklich diese Be- 
deutung hat. Für die reduplizierte Form 
yaya ist dagegen diese Bedeutung in keinem 
semitischen Dialekt nachweisbar. 


16, 8 omaynnn G oùs éBdedvEato las also 
Dynan. 


16, 9 0w mwn ist unverständlich 
und auch aus den Verss. nicht zu erklären. 
Vielleicht stand CWPAN, was einen guten 


Sinn gäbe und im althebr. Alphabet auch 
graphisch nahe läge. Vgl. Stellen wie Deut. 
7, 25. Ps. 9, 17. Prov. 12, 13. 29, 6. Sir. 
31, 7. 32, 15. 32, 20. 41, 2 (Smend ThLZ. 
1899, 509 vermutet hier überall den Stamm 
wp), wogegen aber der Sprachgebrauch 


und die Verss. sprechen). S ouai iho 
potos hat etwa gar Divmpın gelesen „die 


dem Tode Geweihten“, was zur ersten Vers- 
hälfte gut passen würde vgl. Jer. 12, 3 
ann Om csp. 


16, 10 DON ist auffallender Weise 
durch G wie durch S als „versammelt“ ge- 
deutet. Da nicht anzunehmen ist, dass beide 
Verss. unabhängig von einander den gleichen 
Irrtum begingen, liegt hier ein neuer Beleg 
für die Benutzung von G durch S vor. 


1) Bacher JQR XII, 284. 
7) Der Herausgeber verweist mich freundlichst 
auf assyrisch bubu’tu (Delitzsch HW 1668). 


131 [No. 4.] 


16, 11 mor xvi wird weder durch G ') 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1900. | 132 


Jer 20, 10 ybs, was zwar sehr gut in den 


noch S bezeugt, die vielmehr beide mmo 25 | Zusammenhang passen würde, aber durch 


lasen (Notes critiques z. St... Wabrschein- 
lich ist MN N2) erst spätere Glosse, da 
derartige Zusammenstellungen von synony- 
men Partizipien im späteren Hebraismus na- 
mentlich in der Liturgie sehr beliebt waren 
(z. B. mo) >min im Achtzehn-Gebet). 

16, 13 pw MND mow" x) ist mit G 
im» Unonorgv aùrõv und S Paan, mm» 
in das sinngemässere NIPN zu verbessern 
vgl. 44, 10 mfawnm] x5 cmipm (so Cowley- 
Neubauer und J. Lévi, obgleich dort die Er- 
gänzung NMN] näher liegt, s. WZKM XI 102.) 

31, 5 MIET G nAnodnoen S Wa. Ver- 
mutlich hat hier G MW mit Maw verwechselt, 
wie umgekehrt 21, 1 S irrig NW für Mw las. 

32, 2 D%1222 passt nicht in den Zusam- 
menhang und erfährt auch aus den Verss. 
keine Aufhellung. Keineswegs ist aber S 
‚onlajmu}>, wie Schechter meint, Wiedergabe 
von ENDE). ne 

37, 28 sw 525 San xd `D or yọ navım 
naos ovugéges fehlt bei Biichmann Gefl. 
Worte 1113 unter den Parallelstellen für 
Goethe’s „Eines schickt sich nicht für alle“. 

38, 15 NBM mob 92m marg. m Sy AND. 
Wahrscheinlich stand “am, woraus leicht 
"23m werden konnte, während "NND? aus 
einer Vermischung von UN und 730° (Hophal) 
entstanden zu sein scheint. Der Hitpael 
uM ist zwar bisher nicht belegt, ist aber 
aus dem Hiphil 3m zu erschliessen, der im 
A. T. öfters mit V 5y konstruiert vorkommt 
und auch Sir. 4, 19 beiden Versionen vor- 
gelegen hat (Notes critiques z. St.). Wir 
lesen dort zwar jetzt in H ommw> mon, 
was aber offenbar Rückübersetzung aus S ist. 

50, 12° 5m3 oy lies bm n3y2 „wie 
Palmzweige“, wofür der Parallelismus eben- 
so spricht wie G wo orsA&yn yoıvixwv. Auch 
Ezech 19, 11 D’n3y ps giebt LXX durch 
gv wéow orelexav wieder. 5m) „Palme“ = 
arab. äl wie Num. 24, 6. Siehe meine 
Bemerkung JQR XI 688-689. 

50, 16° oy 395 3927752) ist verschrieben 
aus 22717 vgl. Num. 10,9 7 389 CHIT 
EIN Schechter z. St. verweist irrtümlich 
auf Num. 10, 10. 

51, 3 we wpan me yoo omy wien 
ist dunkel. Schechter vermutet fiir yO nach 


') Oder sollte G duvaorns Krys für Nes) gelesen 
haben? es . 

7) So steht nach Cowley JQR XII 111 fiir das 
sinnlose ~s:n> der Ausgabe, das übrigens auch schon 
Schechter z. St. in »sı77 emendiert. 


die Verss. nicht bestätigt wird. G fowpe 
setzt nicht, wie Tavlor annimmt, die Lesung 
Dy5 („kauen“ im rabbinischen) voraus, son- 
dern yO vgl. Jer. 51, 44. wy 52, 6 und 
zum Sinne w 124, 3. Prov. 1, 11- 12. Auch 
graphisch liegt 352 so nahe, dass es wohl 
als ursprüngliche La. angenommen werden 


darf. Vielleicht meint auch S 1,1 nur y52. 


Zum Schlusse sei ein bedenklicher Irr- 
tum mitgeteilt, der Ryssel in seinem Si- 
rach-Kommentar unterlief. Zu 50, 5 ist dort 
bemerkt: „vgl. die analoge pajtanische Schil- 
derung der Herrlichkeit des Hohenpriesters 
beim Verlassen des Allerheiligsten am grossen 
Versöhnungstage bei Landshut, Ammude 
Haaboda 274 und Rapaport, Bikkure 
haittim IX, 116%. Man wird aber vergebens 
an den beiden angeführten Stellen die pajta- 
nische Schilderung suchen, denn wie jedem 
Fachmann bekannt, ist das Landshut’sche 
Werk ein bio-bibliographisches Verzeichnis 
der Pajtanim, und enthält an der betr. Stelle 
nur bibliographische Notizen. Den andern 
Verweis auf die Bikkure haittim können wir 
aber noch weniger verstehen, da dort über- 
haupt von ganz andern Dingen die Rede ist. 
Wie lösen sich diese Rätsel? Ryssel hat 
die unter Anführungszeichen mitgeteilte 
Stelle wörtlich ohne Angabe der Quelle von 
Schechter JQR X 204 entnommen, hatte 
aber ein doppeltes Missgeschick: erstens 
liess er die Worte „in the Ay to the Day 
of Atonement“ aust), die gerade angeben, 
wo die pajtanische Schilderung sich findet, 
dann aber nahm er einen Druckfehler von 
Schechter mit herüber, indem die angezogene 
Stelle sich nicht Bikkure haittim IX 116, 
sondern X 116 findet?). 

Diese Besprechung war bereits abge- 
schlossen, als ich die Fortsetzung von J. 
Lévi's Artikel (REJ 39, 177 —190) zu Gesichte 
bekam. Levi hält an der Unechtheit des 
ganzen Textes fest, erweist dieselbe jedoch 
nur für einzelne weitere Verse, so nament- 
lich die Doubletten, die er vielfach mit 
Scharfsinn als Rückübersetzungen aus S bezw. 
G erklärt. Auf König’s Argumente geht er 


1) Schechter hat diese Worte in Parenthese ge- 
setzt, weil er bei seinen Lesern als bekannt voraus- 
setzte, wo sich die pajtanische Schilderung finde. 
Ryssel aber glaubte wohl die in Klammern stehen- 
den Worte als unwichtig einfach weglassen zu dürfen. 

2) Dieser Druckfehler findet sich auch noch in 
Schechter’s Anmerkungen zu The Wisdom of Ben 
Sira p. 64, wo die ganze Stelle ans JQR wieder- 
holt ist. 


133 (No. 4.] 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1900.) 134 


nur wenig ein, und dieselben erscheinen mir 
auch jetzt durchaus nicht entkräftet. Levi 
bespricht dort auch die Syriacismen. M2 
„zwischen“ (42, 12) braucht indess nicht sy- 
risch zu sein, da schon an mehreren Stellen 
des A. T. (Ezech 41, 9. Prov. 8, 2, Hiob 
8, 17) viele Exegeten diese Bedeutung an- 
nehmen. 


Königsberg i. Pr. 


Talmud- 
Frank- 


E. Bischoff, Kritische Geschichte der 
übersetzungen aller Zeiten und Zungen. 
furt a. M. 1899. 111 S. bespr. v. A. Marx. 

Der Talmud ist den meisten Gelehrten, 
die durch ihre Studien veranlasst werden, 
sich mit ihm zu befassen, ein Buch mit 
7 Siegeln. Zum Studium des Originals fehlt 
Zeit und Gelegenheit. Sie müssen also zu 
Übersetzungen greifen. Eine solche, die 
den ganzen Talmud umfasst, giebt es nicht, 
man ist also auf die zahlreichen Einzel- 
arbeiten angewiesen. Ein genaues Verzeichnis 
aller dieser Uebersetzungen ist daher not- 
wendig und existierte bisher nicht, denn, 
wie Bischoff in seiner Vorrede nachweist, sind 
alle Bibliographien auf diesem Gebiete un- 
genau und unvollständig. Das vorliegende 
Buch, das Resultat 3jähriger mühevoller 
Arbeit, füllt also eine Lücke aus, denn es 
entspricht allen Anforderungen, die man an 
eine solche Bibliographie stellen kann. 
B begnügt sich nicht damit, die Titel mit 
möglichster Sorgfalt zu verzeichnen, er giebt 
auch meist, sein Urteil über den Wert der 
einzelnen Ubersetzungen, denn er hat sichs 
nicht verdriessen lassen, Buch für Buch selbst 
nachzupriifen. 

Nachdem B. zuerst die Angaben über 
3 angebliche Übersetzungen als aus Miss- 
verständnissen hervorgegangen nachgewiesen 
hat!), führt er der Reihe nach zur Mischnah, 


1) Zu S. 12 Anm. 5 vgl. Berliner in Migdal 
Chananel (Leipzig 1876) S. V und Note 3 (S. XXVIII), 
wo die Litteratur vollständiger gegeben ist. Die 
Zahl 4750 bezieht sich nicht, wie der Verfasser 
behauptet, auf den Tod R. Mošeh’s, sondern auf 
die Zeit seiner Ankunft in Spanien. Um den von 
B. erwähnten chronologischen Schwierigkeiten zu 
entgehen, liest Berliner l. c. nach Lebrechte Vor- 
gang "wn [4720 (= 960 n. Chr.) statt "wr [4] 750. 
Diese sehr einfache Verbesserung wird ‘man jeden- 
falls eher annehmen können, als B.’s Vorschlag 
Hakem in Ha3em zu ändern. R. Mo3eh ist dem- 
nach zwischen 960 und 972 gestorben. Der zweite 
Ausweg, den Bischof vorschlägt, mit dem mir vom 
Besitzer gütigst zur Kollation geliehenen Cod. Epstein 
(E bei Neubauer, Mediaeval Jewish Chronicles I Ox- 
ford 1887 S. 69 Note 1) Y"wm [41730 zu lesen, ist 
unannehmbar, weil, wie schon Berliner l. c. Note 6 


dem palästinensischen, dann dem babylonischen 
Talmud und schliesslich den ausserkanoni- 
schen Traktaten, Gesamtübersetzungen, Über- 
setzungen grösserer Teile und solche einzel- 
ner Traktate auf. Die Anordnung inner- 
halb dieser Rubriken ist chronologisch. 
Lebenszeit und Stellung der Übersetzer 
wird, soweit sie festzustellen, waren, mit- 
geteilt. Auch handschriftliche Übersetzungen 
werden aufgeführt. Ein Anhang bietet 
Übersetzungsproben. Besonderes Lob er- 
halten von neueren Übersetzungen z. B. 
die Sammtersche Mischnah - Übersetzung 
durch Hoffmann, Baneth und Petuchowsky, 
Wünsches Ubertragung der haggadischen 
Bestandteile des babylonischen Talmuds und 
Streanes Translation of the treatise Chagigah 
from the Babilonian Talmud. Goldschmidts 
Übersetzung wird wiederholt scharf getadelt 
und als abschreckendes Beispiel hingestellt. 
Der Verfasser ist sich wohl bewusst, dass 
trotz allen aufgewandten Fleisses sich noch 
einzelnes berichtigen und ergänzen lässt. 
So muss es $ 7la bei J. Levy Strassburger, 
nicht Leipziger Inaug. Diss. heissen. (So 
richtig § 79Ia,). Von Castiglioni § 21,, ist 
nach Calvarys Catalog 199 eine neue Auf- 
lage (und Fortsetzung?) Krakau 1893—96 


Rasur steht, und weil ferner die Handschriften O 
und P bei Neubauer, die offenbar zusammen mit 
E auf einen Archetypus zurückgehen (vgl. z. B. 
Neubauer l. c. S.47 Note 22 und ferner die Stellen, 
wo E neben Neubauer’s O und P zu ergänzen ist, 
S. 48 Note 1, den Fehler S. 47 Note 12, die falsche 
Zahl S. 48 N. 5 und den Schluss von S. 81 1. an 
vgl. N. 18.) gleichfalls, wie alle übrigen Codices 
"wn lesen. Die Lesart "Sy in O ist dadurch 
entstanden, dass ein Schreiber des 7 des folgenden 
Wortes — +4 — irrtümlich doppelt schrieb. S. 13 
Note 7 ist nach dem Bemerkten gleichfalls zu ver- 
bessern. Das dort erwähnte Missverständnis Wolfs 
hat schon Zakuto im Juchasin p. 210 ed. London, 
Weun B. ib. schreibt, R. Josef ibn Abitur sei nach 
Sefer ha-Kabala zu Lebzeiten des R. Moseh gebannt 
worden, so hat er seine Quelle ganz falsch auf- 
gefasst. Diese berichtet, R. Josef ibn Abitur ver- 
achtete den R. Chanoch, der die Stelle seines 
Vaters (nämlich des R. MoSeh) einnahm und es kam 
in der Gemeinde zum Streit. Daraus geht hervor, 
dass R. MoSeh damals gestorben war. Wenn die 
Anhänger R. Chanochs einmal die Partei R. Modehs 
genannt werden, so beweist das natürlich gar nichts. 
Ebenso ist es Verf. auch mit Cassels Artikel Josef 
ben Abithur (in Ersch und Gruber) gegangen, wo 
Cassel keineswegs die ganz verkehrte Behauptung 
aufstellt, Ibn Abitur sei 970 gestorben. Er sagt 
vielmehr nur: „Er begab sich 970 nach Damaskus, 
wo er atarb.‘* Die Meinung des Verfassers, dass ibn 
Abitur ein Talmudkompendium oder eine Einleitung 
in den Talmud geschrieben habe, weist Bacher 
(Deutsche Litteraturzeitung No. 46 p. 1746) zurück 
und vermutet seinerseits, dass Ibn Abitur für den 
Chalifen ubersetzungen aus dem Talmud verfertigt 


(P. XXVIII) bemerkt, diese Zahl dort über einer | habe. 


135 [No. 4 


erschienen. § 56 Xa. fehlt Pirke Aboth 
sprachlich und sachlich erläutert nebst An- 
gabe der variae lectiones von Dr. Michael 
Cahn. Erster Perek. Berlin 1875. Ugolinis 
Übersetzung von Tosefta, Mechilta, Sifra 
und Sifre, Fleschs Baraitah über den Bau 
der Stiftshütte vielleicht auch Genebrards und 
Meyers Übersetzungen von Megillat Taanit 
und Seder Olam haben mindestens soviel 
Anspruch auf Berücksichtigung wie die 
ausserkanonischen Traktate. In einem „Prag- 
matischen Überblick“ bietet Verf. eine all- 
gemeine Besprechung der Ubersetzungs- 
thätigkeit in den einzelnen Perioden. Für 
die ältere Zeit verweist er auf seine „Tal- 
mudischen Studien“ Heft I (Leipzig 1899.) 
Zum Schluss weist er darauf hin, dass einer 
wissenschaftlichen Übersetzung eine kritische 
Textausgabe vorangehen müsse. Er macht 
den Vorschlag, dass das Reich einer Ver- 
einigung deutscher Gelehrter eine Million 
zur Verfügung stelle, um beide Aufgaben 
auszuführen. So freudig wir die Bewilligung 
auch nur einer grösseren Summe begrüssen 
würden, wir sind doch nicht optimistisch 
genug, darauf zu hoffen. Auch haben wir 
gegen diesen Vorschlag sachliche Bedenken. 
Eine kritische Ausgabe des Talmud ist, das 
wird allgemein anerkannt und ist auch z. B. 
vom 7. Orientalistenkongresse ausgesprochen 
worden, ein dringendes Bedürfnis. Die dazu 
notwendige Arbeitsleistung ist aber so gross, 
dass es höchst unpraktisch wäre, sie mit 
der für die Übersetzung zu verquicken. Erst 
muss unserer Meinung nach eine Ausgabe 
der Münchener Handschrift, der einzigen 
vollständigen, die uns erhalten ist, mit Aa- 
gabe der Varianten der ersten Gesamt- 
Ausgabe (Venedig 1520—23) und der 19 er- 
haltenen, vonden Soncinaten vorhergedruckten 
Traktate, sowie der 2 Ordnungen umfassenden 
Oxforder Handschrift (No. 366 in Neubauers 
Catalog) veranstaltet werden. Nach genauer 
Untersuchung des Verhältnisses dieser Texte 
müssten dann die zahlreichen Handschriften 
einzelner Traktate und die sehr wichtige 
indirekte Überlieferung, die hauptsächlich 
durch Jalkut, Aruch, die ältesten Kommen- 
tare und Kompendien repräsentiert wird, 
zu kritischen Einzelausgaben verarbeitet 
werden. Erst dann ist es Zeit zum Uber- 
setzen. Warum das aber nur durch deutsche 
Gelehrte und auf deutschem Boden geschehen 
kann, ist nicht einzusehen. Eine kritische 
Ausgabe wird wohl nur von gleichzeitig 
talmudisch und modern wissenschaftlich 
geschulten Gelehrten zu erwarten sein, gleich- 
viel, ob sie Deutsche sind oder nicht, und 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1900.) 136 


dann: ist Streane, der einzige Ausländer, 
der cine gute Ubersetzung liefern kann? 
Ich möchte diese Gelegenheit nicht vorüber 
gehen lassen, ohne auf J. J. Kahans „Vor- 
schlag zu einer neuen Ausgabe des baby- 
lonischen Talmud“ vom Jahre 1895 nach- 
driicklich hinzuweisen. Kahan, der zu einer 
solchen Arbeit ganz besonders befähigt er- 
scheint, beabsichtigt nur 2 der obengenannten 
Texteszeugen, den Cod. München und die 
Venediger Ausgabe zu berücksichtigen, in- 
dem er crsteren genau abdruckt und vou 
letzterer alle Varianten verzeichnet. Ausser- 
dem soll seine Ausgabe ein vollständiges 
Verzeichnis der Parallelstellen bieten und 
vor allem mit Interpunktion verschen sein. 
Beginn von Frage und Antwort, Replik und 
Duplik sollen durch kleine Buchstaben kennt- 
lich gemacht werden. So würde diese Aus- 
gabe, die 5 Bände von je 40 Bogen um- 
fassen sollte, — 2 Proben derselben liegen 
dem „Vorschlag“ bei eine ungeheure 
Erleichterung für den Anfänger darstellen 
und vielleicht auch eine Hebung des Tal- 
mudstudiums an den Universitäten herbei- 
führen. Kahan würde jedenfalls, wenn man 
es ihm ermöglichte, die englischen Biblio- 
theken zu benutzen, bereit sein, auch die 
beiden anderen oben erwähnten Texteszeugen 
in seinen kritischen Apparat aufzunehmen. 
Leider hat man aber seit 1895 von diesem 
Plane nichts mehr gehört. Es wäre auf's 
dringendste zu wünschen, dass von irgend 
einer Seite das zu dieser wichtigen Arbeit 
notwendige Geld, natürlich nur ein winziger 
Bruchteil von Bischoff’s Million, zur Ver- 
fügung gestellt würde, zumal die Kosten 
jedenfalls bald durch den Verkauf gedeckt 


werden dürften. 


Königsberg i/Pr. 


O. Conti Rossini, Ricerche o studi sull’ Etiopia 
(Estratto dal Bollettino della società Geografica 
Italiana. 1900. IL) 19 S. 8%. Angezeigt von 
Hugo Winckler. 

Der kurze Bericht über die Ergebnisse 
einer der archäologischen und linguistischen 
Erforschung Abessiniens gewidmeten Reise 
meldet schöne Ergebnisse. R. sucht die alte 
Strasse von Adulis nach Axum abweichend 
von Bent zu bestimmen, wie es scheint mit 
Recht. Sehr versprechend für Ausgrabungen 
sei Adulis selbst. Die erste grössere Ruinen- 
stadt der Strasse ist Kohaito, wo kleinere 
Inschriften gefunden sind, darunter ein Stück- 
chen einer sabäischen. Von hier lässt R. 
die Strasse über Toconda weitergehen. Zwei 


137  [No. 4.] 


Stunden südlich von dort sind die Ruinen 
einer grossen Stadt, sehr grosse Obelisken, 
einer davon mit einer von R. copirten sabäischen 
‘Inschrift. Von der nächsten Station Amba 
Terica stammt die bereits 1896 von R. be- 
kannt gegebene Inschrift. Es folgt Amba 
Saim mit kleineren Inschriften, darunter eine 
sabäische, die freilich nur einen Namen 
enthält. Auf italienischem Gebiete liegen keine 
weiteren Ruinenstätten an dieser Strasse. 
Ein Besuch von Axum selbst blieb wegen 
der Böswilligkeit des nebraid ergebnislos, 
R. musste den zu Tage liegenden Schätzen 
unverrichteter Sache den Rücken kehren. 
Er hat eine schöne Sammlung von äthiopischen 
und griechischen Münzen zusammengebracht, 
mit griechischer und äthiopischer Legende. — 
Einige wichtige äthiopische Texte hat er aufge- 
stöbert, darunter ein unicum geographischen 
Inhalts, sowie reichhaltige Aufzeichnungen 
in den verschiedenen gesprochenen Landes- 
sprachen, darunter besonders an 100 Gesänge 
in Amharisch und 150 in Tigrai: Auch das 
Tigre wird nun aus zahlreichen Texten be- 
kannt werden. Der Bericht zeigt, dass Nach- 
grabungen in: diesem dunklen Afrika die 
schönsten Erfolge und nie geahnte Aufschlüsse 
ergeben würden — hoffen wir, dass Nord- 
und Südpol bald ausgegraben werden, damit 
die alten Kulturländer auch wieder Gegen- 
stand der Forschungslust werden. 
Berlin. 


S. Mannes, Über den Einfluss des Aramäischen auf 
den Wortschatz der Misnabh an Nominal- und 
Verbalstämmen. Erster Teil n—p. Posen. B. 
Rzeszewski 1899. Besprochen von Felix Perles. 

Bei dem grossen Mangel an brauchbaren 
Monographien über die MiSnah-Sprache ist 
die vorliegende Arbeit mit Dank zu begrüssen, 
wenngleich sie weder vollständig in der Ver- 
wertung des Materials, noch innerhalb ihrer 
Grenzen immer zuverlässig ist. 

Nach einer kurzen Einleitung sucht der 
Verfasser den lexikalischen Einfluss des 
Aramäischen auf die Mischna-Sprache nach 
verschiedenen Richtungen hin zu bestimmen. 
Bald sindhebräische Wurzeln durch aramäische 
ganz verdrängt, bald kommen beide neben 
einander vor, zum Teil mit differenzierter 
Bedeutung, so namentlich bei Kult-Worten. 
Bei andern Wörtern wieder hat das aramäische 
auf die Bedeutung eines hebräischen Wortes 
modifizierend eingewirkt. Namentlich auch 
auf die Nominalbildung hat das aramäische 
seinen Einfluss ausgeübt, so ist nach dem 
Verfasser die Nominalform qatil in aktiver 
Bedeutung durchgehends aramäischen Ur- 
sprungs. Freilich kann man ihm nicht zu- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG: 


[April 1900.] 188 


stimmen, wenu er dieselbe als eine Rücküber- 
setzung aus der Form Sao Sop bezeichnet, 


die irrig als ein Part. Pass. angesehen wurde. 
Denn manche Bildungen dieser Art, z. B. 
das vom Verfasser nicht erwähnte Np? 
(nur im Plural) „Käufer“, könnten auf diese 
Weise nicht erklärt werden. Vielmehr haben 
wir es hier mit der spezifisch aramäischen') 


Nominalform {Lego HP zu thun, die dann 


auch auf nichtaramäische Stämme angewandt 
wurde. 

Als besonders glücklich hebe ich aus dem 
Werke die Erklärung des Wortes nn" 
„Unfruchtbare“ hervor. Es ist nämlich nach 
Mannes eine Rückübersetzung aus dem 
gleichbedeutenden aramäischen M372" (Ketu- 
bot 11a). Da man aber in dem Worte die 
Bedeutung des Stammes (227 „männlich“ 
hebr. 21) verkannte und das Subst. x12" 
darin erblickte, entstand darausim hebräischen 
die seltsame Form NIX von ON „Widder“. 

Der Verfasser gibt in alphabetischer Ord- 
nung alle Stämme an, die Berührung mit dem 
aramäischen zeigen, hat aber manches über- 
schen. So fehlt der in einer Barrajta?) vor- 
kommende Ausdruck mnmx> “y, der von M. 
Friedmann?) als Rückübersetzung aus “Y 
nr (Targ. für two Ay) erklärt wird. Auf 
der andern Seite hat er manches althebräisches 
Sprachgut und selbst einige Wörter griechi- 
schen Ursprungs verkannt und als aramäisch 
in Anspruch genommen. 

p. 16 Sox ist griech. dodde. 

p. 17 705s kann direkt von pers. ast 


hergeleitet werden und braucht nicht erst 
aus dem aramäischen aufgenommen zu sein. 

p. 23 52, das der Verf. selbst für echt 
hebräisch hält, findet sich auch auf südarabi- 
schen Inschriften, wo es jedoch wahrschein- 
lich Lehnwort ist, vgl. D. H. Müller ZDMG. 
XXIX 612 bes. Anm. 1. 

p. 25—26 v) geht direkt auf babylonisch 
gittu zuriick, wie viele andere auf den Ver- 
kehr bezügliche Ausdrücke (qaw Quittung, 
sow Schriftstück, now Abschätzung, pawn 
Pfand, mw?) messen). 

p. 48 Don Moa findet sich schon bei 
Sirach, s. meine Notes critiques sur le texte 
de l’Ecclesiastique zu 3,31 und die Be- 


1) Allerdings auch im arabischen vertreten, vgl. 
Lagarde, Übersicht p. 70 und vor allem Weissen- 
bach:Diearabische Nominalform Få til (München 1899), 
wo diese Bildung als echt arabisch nachgewiesen wird. 

?) Menachot 18a. 

3) Onkelos und Akylas 88, Anm. 1. 

4) Von den zahlreichen Derivaten dieses Stammes, 
die Mannes p. 52 aus dem aramiiischen ableitet, gilt 
also dasselbe wie von {43. 


139 [No. 4] 


merkung zu 37,11° in diesem Heft der OLZ. 
(in der Besprechung von König.) 

p. 48 "nn ist gewiss nicht aus dem 
aramäischen übernommen, denn einerseits 
bietet auch das arabische den Stamm in der 
gleichen Bedeutung, dann aber wäre nicht 
erklärlich, wieso gerade “mmm, dem keine 
aramäische Bildung entspricht, nicht aber 
701 „Kohle“ selbst ins hebr. eingedrungen 
wäre. Höchstwahrscheinlich stand übrigens 
WM „Kohle“ auch bei Sirach 8,10 (vgl. Notes 
critiques z. St.) und wäre dadurch als alt- 
hebräisches Sprachgut gesichert. 

p. 29 C’27 stand schon bei Sirach 30,39, 


wo fast alle neuern Erklärer &v aluarı als 
irrige Übersetzung von 0272 fassen. 

p. 33 iM „zurückkehren“ beweist schon 
durch seinen Lautbestand, dass es echt 


hebräisch ist gegen aram. "N jp und stand 


bei Sirach 26,11. 36,5, s. Notes critiques z. St. 
p. 35 “wm „verdächtigen“ ist wohl eher 
(mit Levy s. v.) zu arab. Awa „beneiden“ 


zu stellen’). 
p. 44 MD entspricht genau dem südara- 
bischen 


p. 46 Pb wie p. 47 0°90 sind griechisch 
(Axyvvos, wayis), gehören daher gar nicht in 
die Arbeit. 

p. 53 pma braucht nicht aramäisch zu 
sein, da bereits bei Sirach 5,11 MIND vor- 
kommt, s. Notes critiques z. St. Allerdings 
hat der eben veröffentlichte Text an dieser 
Stelle MN JN, was aber offenbar Rücküber- 
setzung aus G paxpodupic ist. 

Trotz mancher Irrtümer sind die Zusammen- 
stellungen im Ganzen als verdienstlich zu 
bezeichnen. Nur möchten wir dem Verfasser 
raten, wenn er die noch ausstehende zweite 
Hälfte herausgibt, sich nicht einseitig auf die 
Mischna zu beschränken, sondern auch die 
Tosifta und die übrigen Barrajtot einzube- 
ziehen. So lange nicht das ganze Material 
berücksichtigt wird, können derartige Samm- 
lungen niemals in sich geschlossene Resultate 
bieten, oder auch nur für die Behandlung 
irgend einer grammatischen oder lexikalischen 


Frage die Grundlage bilden. 
Königsberg i. Pr. 


A. Le Chatelier, L'Islam dans l'Afrique occidentale. 
Paris (G. Steinheil) 1899. — 376 pp. in 8°. 
Besprochen von Ignaz Goldziher. 

Ueber die Ausbreitung des Islam in den 
westlichen Sudanländern, südlich von Tim- 


1) Vgl. dagegen jetzt Schulthess Homonyme 
Wurzeln im Syrischen p. 32. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG 


[April 1900.) 140 


buktu und am oberen Lauf des Niger, welche 
ungefähr zu Beginn des XI. Jahrhunderts 
unserer Zeitrechnung ihren Anfang nimmt 
und seither stetige Fortschritte macht, sind 
wir durch die zuverlässige Darstellung, die 
uns der gründliche T. W. Arnold von der 
Islamisierung der in jenen Gebieten wohn- 
haften Völkerschaften gegeben hat (The 
Preaching of Islam— Westminster 1896 — 
p. 262ff), im Allgemeinen gut unterrichtet. 
Der Verfasser obigen Buches, der den Islam 
in den verschiedensten Gebieten seiner Herr- 
schaft beobachtet und über seine Studien 
bereits in früheren Werken Rechenschaft ab- 
gelegt hat, bietet uns hier eine auf die 
speziellsten Momente eingehende Be- 
schreibung des Verlaufes dieser Verhält- 
nisse. Das Buch ist die Frucht einer Reise, 
die der Verfasser im Jahre 1887 nach dem 
Senegal und Niger unternahm, und hat den 
Zweck, der französischen Administration in 
ihrer sudanesischen Interessensphäre als 
wissenschaftlicher Wegweiser zu dienen. 
Ausser diesem Berufe ist es, durch seinen 
in alle Details der ethnographischen, sozialen, 
religiösen und geschichtlichen Verhältnisse 
eingehenden Inhalt ein willkommenes Hand- 
buch für jeden, der über Vergangenheit, 
Gegenwart und — nach der Meinung des 
Verf.’s auch über die — Zukunft der bunt 
durcheinander gewürfelten Negervölker jener 
Gegenden wissenschaftlichen Aufschluss sucht. 
Le Chatelier entwirft eine genaue Schich- 
tung der verschiedenen Volksstämme und 
ihrer Wanderungen, wobei er, wie wir uns 
durch die Vergleichung seiner Darstellung 
mit früheren Hilfsmitteln überzeugen konnten, 
eine grosse Fülle neuer Informationen bietet. 
Die dem Buche angehängte reichhaltige Biblio- 
graphie der berücksichtigten Litteratur bezeugt 
die fleissige Benutzung der bedeutendsten 
Vorarbeiten, unter welchen das mächtige 
Reisewerk Barth’s nicht die letzte Stelle 
einnimmt. Sehr eingehend sind die missi- 
onarischen Bewegungen geschildert, die das 
Werk der Islamisierung der fetischistischen 
Negerwelt einleiten und begleiten; wir werden 
genauer als bisher mit den Kämpfen und den 
Erfolgen der innerafrikanischen Helden des 
Islam, wie Othman Dan-Fodio (S. 116), Sid 
Ahmed al-Bekkä’i (S. 137) des Mahdi von 
Podor, Muhammed b. ‘Omar b. Ahmed am 
Anfang des 19. Jahrhunderts (S. 147) und 
der grossen, in unsere Zeit hineinreichenden 
afrikanischen Islamhelden EI-Hägg ‘Omar 
(S. 168ff) und Samory bekannt. — Jedes Kapitel 
des Buches ist von einer kartographischen 
Darstellung der beschriebenen Verhältnisse 


141 [No. 4] 


begleitet, wofiir wir dem Verfasser besonderen 
Dank wissen. Geographen und Ethnographen 
werden wohl Gelegenheit haben, auf den 
Wert der in ihre Gebiete gehörenden Daten 
und Resultate des Verfassers niher einzu- 
gehen. Sehr iibertrieben scheint uns der 
Einfluss, den L. Ch. dem jiidischen Element 
im westlichen Sudan zueignet. „Il semble 
... qu un élément juif ait figure sur la 
lisière du Soudan à une époque réculée* (S. 
123). Wir stimmen dem Verfasser gerne 
bei, wenn er selbst dieser These nur den 
Wert einer ,hypothése curieuse“ beilegt, 
solange er sie nicht besser zu stiitzen ver- 
mag, als durch den Hinweis auf das häufige 
Vorkommen von alttestamentlichen (im Islam 
allerorten gangbarer) Eigennamen (S. 314), 
oder durch tragwiirdige Schlussfolgerungen, 
wie er deren eine auf Seite 148 (unten) zum 
besten giebt. (Die durch Gott anbefohlene 
Aufopferuny des Sohnes des Mahdi von Podor 
durch den eigenen Vater, eine Erinnerung 
an das Opfer Abrahams „indique |’ influence 
persistante des traditions juives chez les 
musulmans Peul“). — Sehr viel Aufmerksam- 
keit widmet der Verfasser dem Einfluss der 
süfischen Brüderschaften auf die Ausbreitung 
des Islam in den westafrikanischen Gebieten. 
Es ist dies ein stehendes Thema der französi- 
schen Litteratur der Islamkunde, das freilich 
eine den wissenschaftlichen Anforderungen 
mehr entsprechende Behandlung verdiente, 
als ihr oft in den umfangreichen Büchern 
zuteil wird, die in neuerer Zeit als Grund- 
werke über dies Kapitel der Geschichte des 
Islam angepriesen werden. Der Verf. giebt 
uns spezielle Berichte über den Wetteifer 
zweier Orden in den von ihm behandelten 
Gebieten; des das Prinzip des Gihad-Kampfes 
vertretenden alten Ordens der Kädirijja 
und des jenem in den Weg tretenden, von 
toleranten und friedlichen Tendenzen durch- 
drungenen Ordens der Tigänijja, einer 
neuzeitlichen Schöpfung des maghribinischen 
Süfismus, über deren Stifter und Lehrinhalt 
wir übrigens aus dem interessanten Werke 
eines Schejchs dieses Ordens, Muhammed 


al-‘Arbiibnal-Sa’ih,u.d. T. oa Kars CLS 


Jaye Baino cz ys (gedr. Kairo 1304; 
297 SS. in 4°) Belehrung schöpfen können. 
Die Konkurrenz dieser beiden Orden hat, 
wie der Verfasser nachweist, bestimmend ein- 
gewirkt auf die Richtung und den Geist, in 
der sich die Islamisierung der Negerstiimme 
vollzogen hat und sich noch immerfort ent- 
faltet; S. 318—340 bietet er sogar eine 
spezielle Statistik der Tarika’s unter den 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1900.] 142 


zum Islam bekehrten Stämmen. In der Dar- 
stellung der religiösen Uebungen und 
Formeln dieser Bruderschaften, wäre so 
manches auszusetzen. Der Verf. bietet in 
dieser Beziehung Gelegenheit zu Bemerkungen, 
wie solche vor 12 Jahren Snouk Hurgronje 
anlässlich einer Spezialschrift über die 
religiösen Orden der Muhammedaner (Les 
confréries musulmanes du Hedjaz; 
Paris 1887) zu dieser Arbeit des Verfassers 
gemacht hat. (D. L. Z, IX nr. 2). Die 
Dikr-Formeln werden S. 334 in sehr be- 
denklichem Texte vorgelegt; es geniige, auf 
den einen Satz hinzuweisen: ,Hasb Allah 
houa nafs el Oukil“, was wohl dem frommen 
Spruch: Hasbi Allah wa-ni ‘ma-l- wakil 
entsprechen soll. Auch in der Schreibung 
der Eigennamen, wie (S. 127) Chaab 
(lg) ed Dine, und 137ff. im Lakab 


des Sujüti wiederholte Djehlal ed Dine, 
geben sich arabistische Defecte des Verf.’s 
zu erkennen. 

Der Verfasser hebt wohl wiederholt den 
Kultureinfluss des Islam auf die sich ihm 
zuwendenden fetischistischenNegerstiimme her- 
vor und erwähnt des öftern der Ausbreitung 
einer gewissen Schulbildung, welche die 
Festsetzung des Islam unter den Negern im 
Gefolge hat. Aus dem Gesichtspunkte des 
französischen Politikers erblickt er jedoch in 
der Festigung des Islam unter den Sudan- 
völkern (auf deren Stammverhältnisse der 
Islam, nach S. 67, zersetzend gewirkt hat) 
ein nicht erfreuliches Moment. Die im 
Fetischtum verbliebenen Stämme sind der 
Konsolidierung der französischen Herrschaft 
minder hinderlich. Ganz andere Beobaclı- 
tungen sind unlängst gelegentlich des Reise- 
werkes „Togo unter deutscher Flagge“ 
von Heinrich Klose (Berlin 1899) gemacht 
worden. Da wurde konstatiert, dass in den 
deutsch-afrikanischen Schutzgebieten, wo sich 
eben der Sieg des Islam über das alte 
Fetischtum stetig vollzieht, der Islam „der 
deutschen Verwaltung in die Hände arbeitet.“ 
Der Verfasser widmet das Schlusskapitel 
seines Buches vornehmlich der Frage, wie 
in den französischen Sudangebieten der Ein- 
fluss des Islam zu paralysieren sei. Er 
kommt auf den Gedanken, in der Ad- 
ministration und in den Schulen die Herr- 
schaft der dortigen Bildungssprache, des 
Arabischen, abzuschwächen, dafür in diese 
Gebiete das Französische zu infiltrieren 
und durch praktische Vorteile, die damit zu 
verbinden seien, den Sudanesen begehrens- 
wert zu machen. „L’ arabe perdra rapidement 
du terrain et dégagé de |’ influence des 


143 [No. 4.] 


Tholba, |’ Islam demeurera ce qu’ il peut 
être, inoffensif.“ (S. 357). Wir denken 
nicht, dass damit der „Erziehung des 
Menschengeschlechts* im Sudau ein wirk- 
licher Dienst erwiesen würde. 


Budapest. 


O. F. Lehmann. Zwei Hauptprobleme der alt- 
orientalischen Chronologie und ihre Lösung. Leipz. 
1898, 224 N. nebst 2 Tafeln und 5 Tabellen. 


J. Marquart. Chronologische Untersuchungen, 
(Berossos und die babylonische Königsliste.) Philo- 


logus 1899, Supplbd. VII. 4. No. 1. — Bespr. v. 
Paul Rost. | 
Trotzdem ich mich, wie die meisten 


meiner Fachgenossen, von der Unzulänglich- 
keit der Aufstellungen Lehmann’s überzeugt 
hatte, habe ich bisher eine Kritik vermieden, 
um mich nicht dem Vorwurfe der Missgunst aus- 
zusetzen, insofern ich über denselben Gegen- 
stand gearbeitet hatte und zu anderen Resul- 
taten gekommen war. Nachdem nun aber 
eine Reihe günstiger Recensionen erschienen 
ist und zwar von Leuten, die teils von 
chronologischen Dingen nichts verstehen. 
teils nicht im Stande sind, die Ergebnisse an 
der Hand der Quellen nachzuprüfen!), und 
neuerdings die Aufstellungen Lehmann’s, wie 
der Aufsatz von Marquart im Philologus 
zeigt, weitere Kreise zu ziehen beginnen, 
sehe ich mich doch veranlasst, zur Feder zu 
greifen, um weiterem Unheil vorzubeugen. 
Ich werde mich auf eine Besprechung der 
Hauptpunkte beschränken, denn mit ihrer 
Erledigung fällt das ganze künstliche Ge- 
bäude von selbst zusammen.” 

Zunächst die Königsliste. Wiederholt hat 
man aus ganz gewichtigen Gründen die Lesung 
„276 Jabre“ in der Unterschrift zur3. Dynastie 
angezweifelt, Lehmann geniert das nicht, er 
behält ruhig die Zahl bei, ohne sich um das 
zu kümmern, was von anderen beigebracht 
worden ist. Erhalten sind 19 Könige mit 
260 Jahren, dazu kommen die drei Könige 
Kadasman-Bel, Burnaburia$ I, Kurigalzu I, 
Zeitgenossen Amenophis III (regierte 37 
Jahre) mit ca. 35 Jahren (da nach den Tell- 
Amarnabriefen auch der Vater des Kadasman- 
Bel zur Zeit Amenophis’ III regiert hat, so 
ist vielleicht diese Zahl noch zu hoch ge- 
griffen). Nazibugas hat wenige Monate auf 
dem Throne gesessen, und seinem Vorgänger 
Kadasmanharbe I, den er ermordet, können 
höchstens ein paar Jahre (sagen wir nach 
oben abgerundet 5, vgl. auch Anm. 2 und 


1) Die Recensionen enthalten infolgedessen auch 
nur Referate und allgemeine Redensarten. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1900] 144 


beachte, dass sein Sohn noch als Halbkind 
den Thron besteigt) zukommen, Burnaburias II 
regierte ca. 30 Jahre. — Das macht im 
ganzen 25 Könige mit e. 330 Jahren, (d. i. im 
Durchschnitt 13 J.) Für die übrigen elf 
Könige bliebe demnach ein Zeitraum von 
576—330 = 246 J., im Durchschnitt ergäbe 
das 22 J. für den einzelnen, eine Zahl, die 
mit Rücksicht darauf, dass einige von ihnen 
nur kurze Zeit den Thron besessen haben 
können '), sowie auf das obige Ergebnis jeg- 
licher Wahrscheinlichkeit entbehrt. Noch 
schlimmer gestaltet sich das Verhältnis in 
Lehmann’s eigener Liste: Tazzigurumas, 
Agum-kakrime, Karaindas, Kadasıman-Bel 
sollen von 1610 bis mindestens 1490 regiert 
haben (!). Das langt aber noch nicht, wir 
wissen jetzt, dass Kadasman-Bél (bis vor 
kurzem fälschlich Kallima-Sin gelesen), der 
Vorgänger Burnaburias’ I und Zeitgenosse 
Amenophis’ III, nicht vor 1435—30 auf den 
Thron gekommen sein kann, auf die vier 
Herrscher wäre also ein Zeitraum von 175 
bis 180 Jahren (!) zu verteilen, ein Ding der 
Unmöglichkeit. Gegen die Lesung „576“ 
spricht weiter die Angabe Nabonid’s, dass 
Hammurabi 700 Jahre vor Burnaburias 
(gleichviel ob der I oder Il, zwischen beiden 
liegt höchstens ein Zwischenraum von 15 
Jahren) gelebt habe. Bei Voraussetzung der 
Zahl „576% würde Hammurabi im 24. Jahr- 
hundert seine Herrschaft ausgeübt haben, 
und da durch die ägyptischen Coincidenzen 
für Burnaburias II 1400 (Burnaburias I c. 
1415) feststeht, so würde die Differenz nicht 
700, sondern 900 betragen, und hier hülfe 
auch keine Verkürzung des Datums von 
Bavian um 100 J. KEbensowenig verträgt 
sich mit obiger Lesung die Angabe 
Asurbanipal’s bezüglich des Einfalls Kutur- 
nahundi’s von Elam, derselbe muss, wie auch 
Lehmann zugiebt, vor Hammurabi fallen; 
unter den angegebenen Umständen würde 
dieses nicht zutreffen. Lehmann verwertet 
freilich die Angabe dazu, die Unrichtigkeit 
des Datums von Bavian zu „beweisen“. Die 
Lesung „576“ kann also auf keinen Fall 
richtig sein, und ich halte daher durchaus 
an der von mir vertretenen Ansicht fest, 


dass das Zeichen A nicht im Sinne von 9, 


1) So kann z. B. Karaharda$ nur kurze Zeit auf 
dem Throne gesessen haben. Adur-uballit regiert 
lüngere Zeit gemeinsam mit Burnaburiaš II. erlebt 
die Regierung des Karahardaß (Schwiegersohn von 
ihm). Kadagman-harbe. Nazibugas und übt auch noch 
zur Zeit Kurigulzu’s I] die Herrschaft aus. Bei An- 
nahme längerer Regierungsdauer für Karahardas 
würde demnach die Regierungsziffer des Ašur-uballit 
ins Ungemessene wachsen. 


145  [No. 4) 


sondern in seiner sonstigen Bedeutung als 
Dittozeichen (!) zu fassen ist, (also eine 
andere Lesung, keine Korrektur!) umsomehr, 
als sich auch anderwärts derartige Ab- 
kürzungen nachweisen lassen (vgl. Chronik 
S. Col. V Z. 11 ein Dittozeichen, statt mâr Bazi 
zu wiederholen). Es wäre auch höchst merk- 
würdig, dass die Zahl 9 ausgerechnet 3 mal 
in der Königsliste m und dreimal % ge- 


_ schrieben sein sollte!). Das Zeichen % gm 


Anfange der Zeile würde besagen, dass hier 
ebensoviel Sossoskeile zu lesen sind, wie in 
der vorhergehenden Summierung, nämlich 
62), die Zahl beträgt dann 6><60+36=396 
eine Summe, die unverhältnisinässig besser 
passt. Die Lesung wird auch noch auf anderem 
Wege ihre Bestätigung erhalten (vgl. den 
Schluss dieser Besprechung); die Zahl der 
Monate würde wegen der vorhergehenden bezw. 
überstehenden 6 auch als 6 zu lesen sein. 
Am schlimmsten ergeht es der Dynastie 
H bei Lehmann. Knudtzon hätte gezeigt, 
dass eine Linie, entsprechend dem ersten 
Trennungsstrich der Vorderseite, auf der 
Rückseite gezogen, den Unterrand der vor- 


1) Lehma:ın stört dieses Zeichen offenbar, wenig- 
stens bietet er in Dynastie II No. 11: 44 dafür; uber 
alle diejenigen, die Gelegenheit hatten, sich mit der 
Tafel zu beschäftigen, haben 4 gelesen (selbst Knudt- 


zon giebt drei Bestandteile zu). und ich muss be- 
kennen, dass Leute, die wiez. B. Th. Pinches, jahraus 
jahrein nichts weiter thun, als Thontafeln lesen, für 
mich mehr Autorität in solehen Fragen besitzen, als 
jemand, der nur gelegentlich einmal eine Thontafel 
in die Hand nimmt. Die von Lehmann veröffent- 
lichte Photographie der Tafel zeigt übrigens eben- 


falls ein deutliches EN . Infolge obiger Lesung muss 


Lehmann auch in anderen Posten andere Zahlen 
lesen, um annähernd die Summe 368 zu erreichen; 
Knudtzon weicht nur in einem Punkte, No. 3, ab 
(daher die fal;che Deutung von No. 11, die Zahl 30 
wird nie in so tief absteigender Linie geschrieben 
und vor allem kommt doch die sonstige Schreibweise 
der Liste in Betracht. vgl. Col. II No. 11 und Col. 
III No 15). aber hier steht nicht minder das Zeug- 
nis aller übrigen dagegen. Sowohl Knudtzon wie 
Lehmann haben die Tafel erst zu einer Zeit 
kollationiert, als sie bereits durch mindestens ein 
Dutzend Hände gegangen war und ein jeder nach 
Belieben darcuı herunigestochert hatte; als Beweis 
dafür, dass sich inzwischen mauches verwischt hat 
bezw. unkenntlich geworden ist, dient der Umstand. 
dass Kuudtzon verschiedentlich Beschädigungen bezw. 
unleserliche Stellen angiebt, die in den älteren Publi- 
cationen nicht zu Tage treten. Die Hauptsache bleibt 
aber schliesslich. dass weder bei Knudtzon noch bei 
Lehmaun die Summe der Posten zu der Summe in 
der Unterschrift stimmt (wie übrigens selbst zugegeben 
wird), währeud bei der vom Ref, vertretenen Auf- 
fassung eine genaue (!) Uebereinstimmung herrscht. 
?) Die von mir Untersuch. S. 12 vertretene Auf- 
fassung balte ich natürlich nicht mehr aufrecht. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1900.) 146 


letzten Zeile in Col. III und den Oberrand 
der vorletzten Zeile in Col. IV treffen würde. 
In Col. III wären also nach der genannten 
Zeile noch 11 (!)!) weitere möglich; für 
Dynastie H kämen also in Col. III 13 
Namen und in Col. IV 5, zur Not 6?) Namen 
in Betracht, im ganzen 18 bezw. 19, eine 
Zahl, die im Widerspruche zu der in der 
Unterschrift angegebenen, nämlich 22, stünde. 
Für weitere Namen wäre absolut kein Platz 
vorhanden. Ich muss gegen eine derartige, 
wenig fundierte Behauptung, ganz energisch 
Einspruch erheben. Wenn die Vorderseite 
gleich mit dem ersten Könige der ersten 
Dynastie beginnen würde, könnte man so 
argumentieren. Woher weiss denn aber 
Lehmann das? Kann nicht auf der Vorder- 
seite, wie es häufig der Fall zu sein pflegt, 
erst nach einem kleinen Absatze begonnen 
worden sein oder sollte es nicht möglich 
sein, dass hier vorweg eine Einleitung ge- 
standen hat? Gerade das letztere ist doch 
sehr wahrscheinlich, da die Liste sich über 
einen grösseren Zeitraum erstreckt, und dann 
gewinnt man allemal die fehlenden 3 bis 4 
Zeilen auf der Rückseite, und die Zahl 22 
entspricht durchaus den thatsächlichen Ver- 


hältnissen. Wie verfihrt nun Lehmann 
weiter? Er konstruiert in Col III eine 


Dynastie H, auf die am Schlusse von Col. 
III eine Summierung gefolgt sein soll, und 
lässt Col. IV mit einer neuen Dynastie be- 
ginnen, die angeblich aus 5 Königen be- 
standen bat; die Unterschrift soll 22 Jahre ete. 
bedeuten. Abgesehen davon, dass die Summe 
von 3 Königen bereits mindestens 24 J. be- 
trägt (Nabü-nädin-zir 2 J, Nabü-nasir 14 J, 
Nabü-Sum-iskun mindestens 8 J., wie wir 
aus einer neuerdings bekannt gewordenen 
Inschrift erfahren’), ist die Deutung der 


ı) Lehmann hat sich bei der Berechnung um eine 
Zeile versehen. 

?) Dass keine Spur eines Personenkeils zu sehen 
ist, beweist jedenfalls nichts dagegen. in der folgeuden 
Zeile bieten sich auch schon keine Spuren eines 
solchen mehr dar; ebensowenig bildet der Umstand, 
dass der obere Rand der Rückseite in seinem hervor- 
springendsten Teile um eine Idee über den Unter- 
rand der Vorderseite hinausragt, einen absoluten 
Hinderungsgrund. 

3) Vgl. Recueil XX Scheil. notes d’ epigraphie et 
d' archéologie assyrienne XLI. Lehmann würde die 
Inschrift nattirich auf den ersten Nabû-šum-iškun 
beziehen, dem er infolge seiner falschen Auffassung 
von Dynastie H die dritte Stelle mit 12 J. anweist 
Der Nabü-Sum-iskun der synchronistischen Geschichte 
kann iudes unmöglich längere Zeit regiert haben. Ob 
Samas-mudanımik eines natürlichen Todes gestorben 
ist oder nicht. lässt sich angesichts der Beschädigung 
der betreffenden Stelle nicht entscheiden, die Lücke 
gestattet sowohl die Ergänzung „er starb des Todes“ 
als „er wurde in einem Aufstande getötet“. Zweifel- 


147 [No. 4] 


Unterschrift in dem Sinne unmöglich: 
PAL (denn darauf läuft es hinaus) kommt 
nicht weniger als 13 mal in der Liste 
vor und bezeichnet stets Dynastie (Re- 
gierung), kann also nicht in diesem einen 
Falle eine andere Bedeutung haben. Die 
Unterschrift lautet „22: Dynastie von Babylon“ 
(vgl. Dyn. I No. 9, 12), und wie es sich 
damit verhält, habe ich bereits in meinen 
Untersuchungen zur altorient. Gesch. S. 18 
auseinandergesetzt. In Dyn. H, I, K (6 
Chaldäer) haben wir keine einheitlichen 
Dynastieen mehr, vielmehr macht sich eine 
fortwährende Unterbrechung der Succession 
bemerkbar (vgl. die ziemlich vollständig er- 
haltene Dynastie I), der dupsar gab infolge- 
dessen keine vollständigen Summierungen 
mehr, sondern schrieb am Schlusse von 
Dyn. H. 22 (scl. Könige) — Dyn. Babel, am 
Schlusse des nächsten Abschnittes 17!) (sel. 
Könige) Dyn...., und zuletzt 6 (scl. Könige) — 
Dyn. ... worauf er eine Summierung für alle 
drei gab. Dieses Verfahren spiegelt sich nun 
in den Angaben des Berossos wieder; er er- 
wähnt nämlich am Schlusse 45 Könige mit 
526 Jahren; diese 45 Könige entsprechen 
genau (!) den 22+17-+6(= 45), über die 
Bedeutung der Zahl 526 wird gelegentlich 
an einem anderen Orte die Rede sein, da 
ein Eingehen darauf hier zu weit führen 
würde. Ich bin in der Lage, diese meine 
Behauptungen, die manchen Leuten etwas 
„keck“ erscheinen, auch noch anderweitig 
zu stützen. Von Abydenus wird folgende 
wichtige, bisher aber nicht verstandene Notiz 
überliefert (Eusebius ed. Schoene p. 37): 
„hoc tempore vicesimus quintus utique Sanc- 
cherib tandem ex regibus (regnantibus) in- 


los aber kehrt Adad-niréri II seine Waffen gegen 
den Nachfolger Nabü-3um-iskun I in der aus- 
gesprochenen Absicht, ihn vom Throne zu stossen, 
und der Zug endet damit, dass er ihn in einem Ĝe- 
füngnisse seines Landes unterbringt. In der Lücke 
von Z. 17 (Col. III) hat dann gestanden: x. ina kussi 
usésib, mit letzterem. nicht mit Nabü-$um-iskun 
schliesst er Frieden. Es wäre doch sonst ein merk- 
würdiges Verfahren, wenn Adad-niräri, nachdem er 
seinen Gegner einmal in seine Gewalt bekommen hatte, 
ihn erst noch ins Gefängnis geworfen und dann mit 
ihm bezüglich eines Friedens verhandelt hätte. Be- 
achtung verdient auch, dass es sich in obiger In- 
schrift gerade um Borsippa dreht (vgl. dazu Winckler, 
Forschungen Bd. I, S. 254 tf). 

) Nach Kandal(anu) weist die Liste noch die, 
Reste eines weiteren, ziemlich langen Namens auf; 
da vorher kein Trennungsstrich vermerkt wird, so 
muss er einem Könige entsprechen, der vor die 
Chaldiierdynastie fällt, und dieses kann nur ASur-étil- 
lläni-ukinni sein. Letzterer besass jedenfalls Babylon 
noch einen oder mehrere Monate nach dem Tode 
seines Vaters (626). bis schliesslich Nabopolassar (noch 
im Jahre 626) der Herrlichkeit ein Ende bereitete, 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1900.) 148 


ventus est (inveniebatur), qui Babelonem .. . 
subegit u. s. w.“ d. h. Berossos standen 
Listen zu Gebote, die in Dyn. I, en 
(wie der ptolemäische Kanon) verzeichneten!), 
und schliesslich fand er in einer den Namen 
Sin-ahé-erba dafür, der, wie er aus anderen 
Inschriften wusste, über Babylon geboten 
hatte?). Die Listen der späteren Zeit sind 
meistens so geordnet, dass nur volle Jahre 
zur Verrechnung kamen; wer nur einige 
Monate regierte, wurde daher nicht aufge- 
führt. Scheidet man nun in Dyn. H. den 
zweiten Herrscher mit 8!/, Monaten, Nabû- 
Sum-iSkun (den Gegner Adad-nirari’s III) mit 
x Mon. (vgl Sp. 146 Anm. 3) und den 
letzten Nabü-Sum-ukin, mit 1%, Mon. aus 
so bleiben 19 Regenten, und die 6t® Stelle in 
Dyn. I (Sanherib -- aßaoıkeurov der anderen 
Listen) erhält thatsächlich, von Beginn der 
Dyn. H angerechnet, die Nummer 25 (!19 +6). 

Diese beiden Punkte genügten vollkommen, 
um die Unhaltbarkeit der Aufstellungen Leh- 
mann’s darzuthun, der Vollständigkeit halber 
seien aber noch einige weitere Punkte ge- 
würdigt. Lehmann sucht im folgenden auf 
Grund einer Reihe von Erwägungen den 
Nachweis zu erbringen, dass das Datum von 
Bavian in der überlieferten Form’) der Glaub- 
würdigkeit entbehre. Die Bemerkungen 
über den Einfall des Kuturnahundi, das 
Datum Hammurabi-Burnaburias, die allge- 
meinen Erwägungen übergehe ich, da sie 
durch das oben Beigebrachte ihre Erledigung 
finden. Die übrigen Abschnitte handeln 
von dem Datum Tukulti-Ninib -- Sanherib, 
Sagarakti-burias Nabonid, sowie von 
Assyrien zur Zeit der Nachfolger Tiglat- 
Pileser’s I bis auf Adad-niräri II. Lehmann 
geht wie alle von der Angabe Tiglat-Pilesers I 
aus, dass der Tempel Anu’s und Adad’s von 
seinem Urgrossvater niedergerissen worden 
sei und nun seit 60 Jahren darniederliege. 
Durch diese Angabe gelangt man für Asur- 
dän und seinen Zeitgenossen in Babylon, 
Zamama-Sum-iddin, auf ce. 1180. Lehmann 
glaubt für letzteren eventuell auch etwa 1210 
in Betracht ziehen zu müssen, da der Krieg 
gegen Asur-dän wahrscheinlich am Anfang 
der Regierung, die Niederreissung des 


— 


1) Die sogenannte babylonische Chronik ver- 
merkt bis zu einem gewissen Grade auch ein 
aßaoıkevrov; sie hilft sich in der Weise, dass sie angiebt, 
wieviel Jahre Sanherib über Assyrien geherrscht hat. 

*) Eine andere Erklärung schlägt Marquart im 
Philologus unter Benutzung des ptolemüischen Kanons 
vor, sie ist indes zu künstlich; ich werde auder- 
wärts darauf zurückkommen. 

3) 418 J. Lehmann hat sich persönlich davon 
überzeugt, dass der Abklatsch wirklich 418 bietet. 


149 [No. 4.] 


Tempels aber erst kurz vor dem Tode des- 
selben erfolgt sei. Soviel wir wissen, deckt 
sich die Regierung Ninib-apil-eSarra’s, der 
mit Rücksicht auf das wenige, das Tiglat- 
Pileser I über ihn zu berichten weiss, nicht 
allzu lange geherrscht haben kann, etwa mit 
der l5jährigen Regierung Meli-sihu’s. Die 
13 Jahre des Marduk-aplu-iddina würden 
also den ersten Teil der Regierung Asur- 
dan’S ausmachen und der Kampf des Za- 
mama-Sum-iddin ungefähr um die Mitte der- 
selben stattfinden; und was die Niederreissung 
des Tempels anbetrifft, so passt die Mitte 
der Regierung oder die unmittelbar vorher- 
gehenden Jahre ebenso gut wie der Schluss. 
Ueber die Thätigkeit ASur-dan’s ist, abgesehen 
von den Notizen bei Tiglat-Pileser I, nichts 
bekannt, die Griinde, die ihn von der Wieder- 
aufrichtung abgehalten haben, liegen daher 
für uns vollständig im Dunkeln; seine Nach- 
folger haben sie auch nicht unternommen, 
trotzdem sich unter ihnen so thatkräftige 
Leute wie Asur-riS-i8i befinden, und Mutak- 
kil-Nusku anscheinend den grössten Teil 
seiner Regierung im Frieden verbracht hat. 
(Schluss folgt). 


Zu hebräischem ncp. 


Nr. 2, S. 49 ff dieser Zeitschrift beanstandet 
W. Max Müller die übliche Zusammen- 
stellung von hebr. [pon] nop _,,Tintenfass“ 
mit dem Singular von mvp „Gefässe“. Ein 
Tintenfass, meint er, das am Giirtel getragen 
sei, könne nicht gleich gesetzt werden mit 
einer flachen Trinkschaale, was doch der 
Singular von NWP wegen der Entsprechungen: 
syr. qesta „Trinkgefäss“, und äth. gesüt (soll 
heissen qasüt, auch qasfit) „Wassertopf“, 
sowie der Uebersetzung mit orovdeiov und giddy 
bedeute. Wurzelgleiches arab. qaswatu 
„kleines Palmblattkörbehen“ erwähnt er da- 
neben nur als Seltsamkeit. Aber gerade die 
letztere Bedeutung ist wichtig für die richtige 
Auffassung der vorgenannten Wörter, die 
Müller mir zu verkennen scheint. 

Noch jetzt ist in Abessinien das übliche 
Trinkgefiss ein bald grösseres, bald kleineres 
rundliches Deckelkörbehen, das fest aus 
Pflanzenfasern geflochten, auch wohl noch 
durch Bestreichen mit Kuhmist gedichtet ist. 
Da dieses Gefäss, dessen heutigen Namen 
ich leider nicht ausfindig machen kann, im 
wesentlichen dem entspricht, was von der 
arab. qaSwatu überliefert ist, so trage ich 
kein Bedenken, in ihm die ath. qašût-qasût 
wiederzuerkennen. Dann darf man sich aber 
auch die hebr. Nwp-nop als ein Gefäss fiir 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1900. ] 150 
Flüssigkeiten vorstellen, das rundlich geformt 
und mit einem Deckel versehen war. Dass als 
Material dafür vermutlich nicht die primitive 
Pflanzenfaser der Araber und Abessinier 
zu denken ist, worauf sie aus Mangel an 
Holz und Metall angewiesen waren, wird 
kaum die Identifikation beeinträchtigen. 
Was nun die "Eon DOP von den Mw, die 
beim Darbringen des Trankopfers gebraucht 
wurden, unterschied, war wohl nurdas kleinere 
Format. So sehe ich keinen Grund, von der 
Zusammenstellung des Mcp mit den Miwp 
abzugehen. Ob nun nicht auch irgend ein 
Zusammenhang zwischen beiden und dem 
ägypt. gsty besteht, vermag ich nicht zu 
entscheiden, da ich das Verhältnis des ägypt. 
Konsonanten zu den hebräischen nicht ver- 
stehe, auch von den altägypt. Trink- und 
Schreibgeräten keine deutliche Anschauung 
besitze. 

Die übliche Zurückführung von NP mit 


dem sicher richtig erschlossenen Sing. Mvp. 


auf Yaiyn halte ich für recht ungewiss. Das 
Yin “WP braucht keineswegs wurzelhaft zu 
sein; es kann auch die Nachwirkung eines 
vorhergehenden ursprl. labialisierten 
Gaumenlauts darstellen, so dass die Ur- 
form der Wurzel q'as wäre, wie sie viel- 
leicht noch in äth. q’asq’as und q'esqes 
„vasa“ vorliegt, das von qasüt kaum zu 
trennen sein wird. Auf den nun gewiss nicht 
fehlenden Einwurf, dass die labialisierten 
Gaumenlaute lediglich dem afrikanisch-semi- 
tischen Sprachzweige zukämen, dem Semi- 
tischen im weiteren Umfange aber fremd 
seien, antworte ich nicht hier, sondern an 
anderem Orte in ausführlicherer Darstellung, 
wie sie der enormen Wichtigkeit der Kon- 
statierung von ursemitischen labiali- 
sierten Gaumenlauten zukommt. 


3. 3. 1900. H. Grimme. 


Archaeology and Biblical eritieism. 


I fear Imay seem presumptuous instepping 
outside literary criticism, to which Prof. Giese- 
brecht would restrict me, but I have long 
been accustomed to take a wide view of Old 
Testament study, and even the least gifted 

erson may sometimes by a happy accident 
hit the mark. If I fail, I cannot claim the 
excuse of ignorance, for the best that has 
been written on the subjects of this short 
article is known to me, and it appears to me 
to leave room for a fresh attempt. I am 
short of time, and therefore I cannot quote 
at length all that my fellow critics have said; 


151 


yet I think this will not lay me open to sharp 
criticism, for I have never ignored other 
men’s work, and I have shuwn how heartily 
I can appreciate work with which I am not 
wholly satisfied. I appeal to the indulgence 
of the reader. To detend the following views 
would require too much time. 

1. The first point is Gog and Magog. Asa 
‘Londoner Kind I ought to know who they are. 
Do not their figures exist in our Guildhall 1? And 
do not all the commentaries assure us that 
Gog at any rate must be a northern people? 
Winckler, last and here the most plausible 
of all our critics, thought that Gog in Ezekiel 
might mean ‘barbarians’, like Gagajain Amarna 
Tablet 1,38. The liter ary criticism of Genesis 
10 and Ezekiel has also not been fruitless; 
E. Meyer and Stade, as is well known, have 
produced the best provisional theory, which 
Holzinger duly records. The error in Gen. 
10,2 must be taken separately. yy has 
most probably arisen from 732, which is mis- 
written for “23 (Gomer); the duplieated 3 
needs no explanation; the scribes loved dupli- 
vation. The sons of Japheth, if I am right, 
were Gomer, Madai, Javan, Tubal, Meshech. 
(Tiras-TuruS-Tarshish, has no place here.) 
This error in Gen. 10,2 is the cause of errors 
in Ezek. 38. 39. The Antitheos of Ezekiel 
is most probably the Migadon whom Jensen 
and Zimmern have seen in the aouaysdwr of 
Apoc. Joh. 16,6 (see however the P. S. 
below). In Ezek. 38,2 we should probably 
read yD YANN TPH Ow, ‘set thy face 
towards the land of Mig( a)don’. In 39,11, 15, 
16 I suspect Har-migia)don From 39, 11 
15, 16 the Apocalyptist got his Aouaysdwv. 


2. Gen. 46,28 xa?’ Howwv mohw Eis yrv 
Pepecon. In 1879 or 1880 in preparing 
commentary on Genesis (not yet ready!) 1 
anticipated Lagarde’s well-known conjecture 
that xe% Howwv rodw presupposed a peculiar 
reading PODNND (or the like), though I sup- 
posed LXX to be wrong. I now think that 
the true reading is AQIN TIE) nou! ATR 


MV yN. DaN (part of Anm) was misunder- 
stood to be a miswritten ceryN. Ann is 


simply a miswritten NDS. This connects 
itself with Marquart’s recent theory of the 
origin of the central part of the Joseph story 
(Janchamu, the original of Joseph). 


3. Gen. 41,43 INN PHN TN. What can 
this mean? ZN should be a title I formerly 
held with Friedr. Delitzsch that abarakku 
(Ass. HWB, 12a) was meant. But 19x pay 
remains. Ball has not cleared this up; nor 


has Holzinger done better. Accept Marquart’s 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1900.] 152 


theory, and all is clear. Read IND FN, 
‘And they (he?) proclaimed before him, The 
mighty one (plenipotentiary?) of Chu-en-aten 
(Amen-hotep iv.). 1 venture to disagree with 
M. as to the Egyptian names of Joseph and 
his wife, but in other respects I adopt his 
most ingenious theory. 
Oxford, Feb. 26. 1900. 
T. K. Cheyne. 


P. S. Thinking again about the vecim- 
yadwy in the formula quoted by Kuhnert in 
Rhein. Mus. 49,49, it seems to me that 
ESmun-adon is probably meant. I can find 
no trace of Eshmun in the O. T., and hesitate 
to explain 792 in Zach 12,11 as a corrup- 
tion of )7[N]32[v'x]. Is it possible provisionally 
to suppose N7|x]12[N] to have been the original 
form? This is favoured by the circumstance 
that 2 Mypsa in Zach. 12,11 should certainly 
be 2 nian; compare Ezekiel 8,14 mz% 


nonn. T and 3 could paleographically be 
confounded; the intermediate reading would 


be paxa]. T. K. C. 


Mitteilungen. 


Der Kongress f. christl. Archäologie, der 
im April in Rom stattfinden wird, veröffentlicht in 
No. 1 seines Bulletins die Anordnung der Verhand- 
lungen und Sektionen. Die erste Sektion umfasst 
Archäologie, Geschichte und Kunst der ersten fünf 
Jahrhunderte, die 2. (Abendland) und die 3. (Morgen- 
land) dasselbe Gebiet bis zum 12. Jahrh.. die 4 die 
ältesten Liturgien, die 5. Inschriftenkunde, die 
6. Litteratur bezügl. die christl. Altertümer, die 
7, didaktische und praktische Archäologie, 


Aus gelehrten Gesellschaften. 
Societé Asiatique. 
Séance du 10 novembre 1899. Die Gesellschaft 


bewilligt Rat ein Unterstützung von 500 fr. zur 
Übersetzung des Al-Mostatraf. 


Acad. des Inscriptions et Belles-Lettres. 

Séance du 26 janvier 1900. Barthélemy verliest 
eine Mitteilung Maspero’s über die zur Wieder- 
herstellung des Tempels zu Karnak unternommenen 
Arbeiten. 


Die Acad. des Inscr. et Belles-Lettres hat 
P. Gaudin eine Unterstützung von 1000 fr. für seine 
Arbeiten in Kleinasien und P. Delattre 3000 fr. für 
die Ausgrabungen in Karthago bewilligt. Ein Preis 
für 1900 von 2000 fr. ist festgesetzt für cine Bear- 
beitung der Geographie Syriens, Mesopotamiens nach 
den ayrischen Quellen (hauptsächlich den kirchlichen‘, 
ein solcher von 3000 fr. für die Bearbeitung der 
Corankommentare, weitere 3000 fr. für das beste 
seit dem 1. Jan. 1897 erschienene Werk der orien- 
talischen Wissenschaft. 


153 [No. 4.] 


Personalien. 


An Stelle des Privatdozenten Dr. Meissner. der 
aus Gesundheitsriicksichten von der Ausgrabungs- 
stätte der deutschen Orientgesellschaft in Babylon 
nach Deutschland zurückkehrt, begiebt sich Dr. 
Ernst Lindl aus München nach Bagdad, um als 
Assyriologe an den Arbeiten der deutschen Expedition 
zur Erforschung Babylons teilzunehmen. 


Zeitschriftensehau. 


Acad. des Inscr. et B.-Lttr. Comptes rendus. 

Der séances de l'année 1899. Novembre-Décembre. 
Bouche-Leclerq. notice sur la vie et les travaux de 
M. Charles Schefer. — Séance publique annuelle du 
vendredi 17. novembre 1899. — H. Wallon, notice 
sur la vie et les travaux du comte Jacques-Marie- 
Joseph-Louis de Mas Latrie. — K.-T. Hamy, un 
Kgvptologue oublié, Jean-Baptiste Adanson (1732 
bis 1804). - G. Maspero, une stèle de Nectanebo II. 
(Die bereits bekannte Stele ist datiert vom 13. Tage 
des 4. Monats, Shomu, des 1. Jahres der Regierung 
Nectanebo’s, enthält eine Lobrede auf die Göttin 
Nit; dann wird erzählt von dem Einzug des Königs 
in Sais, seiner Huldigung vor der Göttin und Besitz- 
ergreifung des Landes. Zum Schluss setzt der König 
in den beiden :tädten Hounit und Pamariti einen 
Zehnten als Geschenk für die Göttiu fest. Maspero 
fügt noch einige Bemerkungen über die genannten 
Städte hinzu, Pamariti-Naukratis.) 


Acad.R.deBelg. Bull. d.1.Cl.d. Lett. eto. 1900. 
1. Fr. Cumont. Textes et monuments figurés rela- 
tifs aux mysteres de Mithra, bespr. v. P. Thomas. 


L’Anthropologie 1899. 

6. R. Verneau, les migrations des Ethiopiens. 
(Nach Schädelmessungen und Photographieen aus 
Abessynien und den umliegenden Gebieten), — 
S. Reinach, l’amphidromie (die Sitte des Umlaufes 
bei der Geburt eines Kindes bei den Griechen und 
anderen Völkern) — Obnefalsch - Richter, neues 
über die auf Cypern angestellten Ausgrabungen, 
bespr. v. L. L. — A. H. Keane, Man, past und present, 
bespr.. v. Dr. L. L. — F. Koepp, Alexander der 
Grosse, bespr. v. Ch. de Ujfalvy. — Dr. L. L, la 
circoncision chez les indigènes tunisiens. 


Beilage z. Münch. Allgem. Zeitung 1900. 

42. ©. H., Mineralschätze in Persien (nach der 
in Baku erscheinenden Zeit. „Kaspi“.) 

48. H S., Fortschritte der Afrikaforschung im 
Jahre 1899. II. 

56. Klaus, zur Geschichte der Juden im Mittel- 
alter. 

58. J. Naue, die frühesten Beziehungen Aegyp- 
tens zu Europa. (Zu grunde gelegt sind Flinders 
Petrie's Ausgrabungen und Veröftentlichungen.) 

59. W. Götz, an der unteren Donau, im Balkan, 
am Pontus. (Forts.) 

60. Ersilia Caëtani-Lovatelli, der Baumkultus I 
(bei den morgenläudischen Völkern.) 


Beitr. z. Kunde d. indogerm. Spr. 1900. 

3. u. 4. C. Pauli, die etruskischen Familiennamen 
auf -ĵura u. s. w. — J. Scheftelowitz, zur altpersischen 
Lexikographie. (Das Wort mn Esra 7,23 ist 
persisch, gehört zur Avestawurzel derez. Sch. kon- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITONG. 


ee a nn nn 


— ln 


[April 1900.) 154 


struiert ein altpersisches derezhda.) — Vilh. Thomsen: 
remarques sur la parenté de la langue étrusque, 
bespr. v. P. Horn. 


Berichte üb. d. Verhandl. d. Kgl. Sachs. 
Ges. d. Wiss. z. Leipzig 1899. 

V. A. Erman, Nekrolog auf Georg Ebers. — 
E. Windisch, Nekrolog auf Albert Socin. 


Berliner philol. Wochenschr. 1900. 

7. J. V. Prášek, Forschungen zur Geschichte 
des Altertums II, bespr. v. Hommel. — Paul, Prin- 
zipien der Sprachgeschichte, bespr. v. Meyer-Lübke. 

9. Monumenta antichi publ. per cura della Reale 
Academia dei Lincei VIII, bespr. v. Furtwängler. — 
Archiv für Religionswissenschaft I, bespr. v. Nestle. — 
B. Stade, akademische Reden und Abhandlungen, 
bespr. v. Hilgenfeld. 


The Classical Review 1900. 

2. Cecil Smith, Trojan „brushes“. — G. F. Hill, 
Catalogue of the greek coins: Lycia, Pamphilia ana 
Pisidia, bespr. v. G. Macdonald. — P. Geyer, itinerd 
Hierosolymitana, bespr. v. W. M. Ramsay. 


Denkschr. d. kais. Ak. d. Wiss. 1900. 

Philos.-hist. Klasse. 46. Bd. D. H. Müller, pal- 
myrenische Inschriften. Nach Abklatschen des Herrn 
Dr. A Musil (mit Glossar.) — J. Krall, Beiträge zur 
Geschichte der Blemyer und Nubier. — B. Laufer, 
ein Sühngedicht der Bonpo. Aus einer Handschrift 
der Oxforder Bodleiana. 


Deutsche Litteraturzeitung. 1900. 

10. C. Steuernagel, das Buch Josua, bespr. von 
U. Siegfried. — J. Krengel, das Hausgerät in der 
Mišnah, bespr. v. S. Landauer. 

11. H. P. Chajes, Proverbiastudien, bespr. v. 
G. Behrmann, — W. A. Neumann, über die orien- 
talischen Sprachstudien seit dem XIII. Jahrh. mit 
besonderer Rücksicht auf Wien, bespr. v. C. Brockel- 
mann. — A. Socin, die Siloahinschrift, bespr. von 
M. Lidzbarski. 

12. M. Schwab, le Ms. No. 1380 du fonds hébreu 
à la Bibliothèque Nationale, bespr. v. C. Siegfried. — 
Fr. Kern, Muhamed Bey ‘Osman Galäl, Jonisa’ ul 
‘alimat, besp. v. H. Stumme. — J. M. Japhet, die 
Accente der heiligen Schrift, bespr. v. ? 

13. A. Smith Lewis and M. Dunlop Gibson, the 
Palestinian Syriac Lectionary of the Gospels, bespr. 
v. V. Ryssel. — Th. Zahn, die dormitio Sanctae Vir- 
ginis und das Haus des Joh. Marcus, bespr. v. ? — 
W. Bacher, die Agada der palistinensischen Amoräer 
III, bespr. v. M. Steinschneider. — Th. Nöldeke, 
syrische Grammatik, bespr. v. ? — R. Röhricht, 
Geschichte der Kreuzzüge, bespr v. ? 


The Geographical Journal 1900. 

3. R. Codrington, a journey from Fort Sameson 
to old Chitambo and the Tanganyika Plateau. — 
Ihe „sudd“ of the White Nile. — R. Strachey, 
narrative of a journey to the lakes Rakas-Tal and 
Manasarowar (1898). (Forts.) —- H. W. Blundell, 
a journey through Abyssinia to the Nile. Appendix. 
Notes on geology and antbropology by R. Koettlitz. 
(Dazu eine Karte Abessyniens von Blundell). — The 
monthly record. Asia. Baron von Oppenheim's 
explorations in Syria. Africa. Exploration in the 
Sobat region; French expedition in the Sahara and 
Central-Sudan. 


155 (No. 4.] 

Geograph. Zeitschr. 1900. 

3. Geographische Neuigkeiten: Neue Verkehrs- 
wege in Vorderasien (Eisenbahnen). — E. Friedrich, 
Uebersichtskarte und Handels- und Produktenkarte 
von Kleinasien, (u) W. Ruge u. E. Friedrich. 
Archäologische Karte von Kleinasien, bespr. von 
Fabricius. 


Götting. gel. Anzeigen 1900. 
1. J. Goldziher. Abhandlungen zur arahischen 
Philologie Il, bespr. v. Wellhausen. 


Jahrbücher f. Nationalök. u. Statistik 1900. 
2. G. Billeter, Geachichte des Zinsfusses im 
griechisch-römischen Altertum, bespr. v. F. Wissowa 


Indogerm. Forschungen 1900. 
l. u. 2. Chr. Bartholomae, Arica XIII. 


Journal Asiatique 1899. 

3. G. Faure-Biguet, notice sur le cheikh Mohammed 
Abou Ras en Nasri de Mascara. (Schluss. Mit einem 
Verzeichnis der Werke des Abu Ras.) — M. F. Nau, 
le croisé Lorrain Godefroy de Ascha, d’apres deux 
documents syriaques du XII sièdo. (Die Hand- 
schriften sind im Journal Asiatique 1888 Nov.-Dez 
und 1889 Jan. von Martin veröffentlicht) — P. de 
Kokowzoff, nouvel essai d'interprétation de la seconde 
inscription araméenne de Nirab (K. liest und über- 
setzt Zeile 5 und 6 der genannten Inschrift: 22 
WINS) BOD IND Oy wow A WAN 17) ils m'ont 
pleuré') et ils se sont même fait des incisions pour moi, 
mais ils n’ont mis avec moi aucun vase d'argent ou 
d'airain“, indem er zu ann das Verhum cans 
des Targums stellt) — F. Martin, homélie de Narses 
sur les trois docteurs nestoriens (nach der Hand- 
schrift des Museums Borgia. Siriae K. VI 6, 159—184 
mit Varianten des Berliner Exemplars, Sachau Catalog 
No. 57). — Nouvelles et Melanges. J. Halevy, 


1. Esdras II 65c. 2. mT 121 rap 3. el vergl. 


hierzu das griechische yrwutxog. II. Chron. 2,15 sei 
NYIDDN assyr. raksuti, also MPOD zu lesen. NA 
sei entstanden aus NOY Ableitung von NEY 
Ziegel, nach der Sitte auf beschriebenen Backsteinen 
zu backen. ar. RAL» sei Lehnwort aus dem Ara- 


mäischen, (Aber das ê!’ NVM] sei abzuleiten 

von 9m5 fürchten ala Deminutiv. Aethiop. jögi Voy 

= &>9. JDN sei zu lesen TIY = Schätzung. Pro- 
verbes XVIII 19 sei zu lesen — l 

TY DPD WA MN 

WON WPIID OYA 

Isaïe LXIIL,, sei zu fassen: Et son peuple (le peuple 

de Jahvé) se rapplant les anciens jours de Moise dit: 

Ou est celui (= Jahvé) qui les a fait montrer de 
la mer avec le pasteur de ses brebis. 

Où est celui qui a mis en Jui (en Moise) son esprit 
saint? 

E. “achau, die Handschriftenverzeichnisse der 
Königlichen Bibliothek zu Berlin, Bd. XXIII, bespr. 
v. R. Duval. — de Gobineau, les religions et les 
philosophies dans l'Asie centrale, bespr. v. B. M. — 


Congrès international d'histoire des religions (3. oder 
9. Sept. 1900 Anzeige.) 


') So schon früher gefasst, cf. Lidzbarski Hand- 
buch etc. D. R 


._— 0. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1900.) 156 

Literarisches Oentralblatt. 1900. 

9. H. P. Chajes, Proverbiastudien, bespr. v. ? — 
Delaville le Roulx, Cartulaire général de l'ordre des 
Hospitaliers de S. Jean de Jerusalem, bespr. v. H. Hr. 

10. M. Hartmann, der islamische Orient I, bespr. 
v. ©. F. Seydel. — H. Stumme, Handbuch des 
Schilhischen von Tazerwalt, bespr. v. H. Schuchardt. — 
J. Strzygowski, der Bilderkreis des griechischen 
Physiologus, bespr. v. V. S. 

12. E. Bratke, das sog. Religionsgespräch am 
Hof der Sassaniden, bespr. v. G. Kr. — Gelzer, die 
Genesis der byzantinischen Themenverfassung, bespr. 
v. U—-sky. — V. Thomsen, inscriptions de l’Orkhon 
déchiffrées, bespr. von W. Bang. — A. Tradição. 
Revista monsal d’ethnographia portugueza Anno I, 
bespr. v. p. 


Al-Machriq. III. 1900. 

4. (16. Februar). L’ abbé P. Chibli, Aperçu sur 
les origines de la monnaie. — P. L. Cheikho, Notice 
historique sur les Armeniens Catholiques (fin.) — 
P. S. Ronzevalle, Notes d’epigraphie orientale (suite). 
5 kurze undatierte palmyrenische Grabinschriften. 
Die Originale befinden sich in Privatbesitz in Homs. 
Der Pater Lammens nahm von ihnen vorzügliche 
Abklatsche, die hier auf photographischem Wege 
gut reproduziert sind, Zugleich sind Transskriptionen 
in arabischen und hebräischen Lettern gegeben; 
einige Druckfehler der letzteren Transskription sind 
am Schluss von No. 5 verbessert. Vorn eine Ueber- 
sicht über die Lautkorrespondenzen des aramäischen, 
kanaanäischen und arabischen Sprachstammes unter- 
einander. Anfang der Artikelreihe in IH 1. Die 
Mitteilung der arabischen Inschriften, mit der dort 
begonnen ist, soll nächstens fortgesetzt werden. — 


Le traité d’Ahi-Zaid (ya, “LU US puhlie 


par le P. L. Cheikho. Ein ganz kurzer Traktat, 
mitgeteilt aus derselben Sammelhaudschrift, aus der 
u. a. die beiden von A. Haffner im Mašriq I, S. 24ff. 
und 406ff. veröffentlichten Schriften von al-Agma i 
(Kitab ad-darat und Kitab an-nabatät was-sagar) 
stammen. — P. Anastase Carme, La Dactylonomie 
(fin.) Anfang in IJI 3. Zunächst über die muhäraga, 
die mugära‘a, die musähuma und die munähada, Arten 
eines Morra-Spiels, die mit der ‘ugad oder ‘uqud 
genannten Rechnungsweise nichts zu thun haben, 
aber von der Zeitschrift Al-Bajäan damit zusammen- 
geworfen worden waren. Der Verfasser berichtet 
aus persönlicher Kenntnis insbesondere der unter 
den Beduinen üblichen Gebräuche, Darnach folgt 
die dem Verf. von Mahmad Š. Al-Alüsı [vgl. unten, 
zu No. j übersandte gasidat al-‘uqad von Sams ad- 
din Muhammad ibn Ahmad al-Mausuli al-Hanbali, 
mit erläuternden Anmerkungen. Mit Wiederholung 
der schon im III 3 gebrachten Abbildungen der zum 
Ausdruck der verschiedenen Zahlen verwandten 
Fiugerstellungen. — P. L Cheikho, L'histoire de 
"Imprimerie en Orient (suite): Constantinople. An- 
fang in LI] 2. — Besprechungen u. a. von 1. Trai- 
tes mystiques d’Avicenne publiés par M. A. F. Mehren. 
Fascicule 4: Traité sur le Destin. Leyde 1899. — 
2. J. Rouvier, Gabal- Byblos, Son histoire dans 
l'antiquité et sa nécropole phénicienne. — Druck- 
fehler-Verbesserungen. 

5. (1. März). P. L. Cheikho, Le Livre d'Or de 
Institut égyptien. Geschichte dieses Instituts und 
Leistungen seiner Mitglieder auf Grund der Publi- 
kation: Le Livre d'Or de l'Institut égyptien. publie 
à l'occasion du Centenaire de la fondation de lIn- 
stitut, d'Egypte, Le Mans. 1899. — P. Anastase 
Carme, Les „Lan“ et les „Burjans“ dans les auteurs 


157 INo. 4.] 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1900] 158 


arabes. ou bez. „Re sind nicht, wie regel- 


mässig übersetzt wird, die „Polen“, sondern = 
Alavoi, Alani (am Kaukasus). Die „Polen“ sind = 

3 
u Die „ge 3, vielleicht — Bagyot, seien von 
den „Bulgaren“ zu trennen. Pater Cheikho weist 
aber in einer Nachschrift darauf hin, dass der Aus- 
druck burgan thatsächlich auch von den Bulgaren 
gebraucht wird. — N. Bakhos, Ghazir: souvenirs 
historiques. Mit einem Anhang vom Pater Cheikho. 
Hauptsächlich zur Geschichte der Walis von Kesrawän 
und anderer vornehmer Familien, die ihren Sitz in 
Ghazir hatten, sowie zur Geschichte der dortigen 
religiösen Genossenschaften. Mit einer Abbildung 
des Emirs Besir Sihab „des Grossen“, geb. 6. 1. 1767, 
gest. 29. 12. 1850. — Homélie inédite du Patr. 
Elie III Abi-Halim (} 1190) pour le ler Dim. du 
Caréme (hrsg. vom Pater Cheikho). Ueber den Verf., 
1176—1190 Patriarch der Nestorianer, vgl. Magant 
al-adab Bd. 4, S. 297 (No. 367). — P. M. Collan- 
gettes, Les bases du Calendrier. — Besprechungen 
u. a. von: Bulüg al-arab fi ahwäl al-arab, von Mah- 
mid Š. Ālūsī. Bagdad. — Druckfehler-Verbesserungen. 


Montssohr. f. Gesch. u. W. d. Judent. 1899. 
12. L. Ginzberg, die Haggada bei den Kirchen- 
vätern und in der apokrypbischen Litteratur. (Schluss.) 


— L. Blau, Jochanan ben Zakkai in christlicher 


Beleuchtung (Berichtigungen zu Schlatters „Jochanan 
Ben Zakkai. der Zeitgenosse der Apostel“ in Beitr. z. 
Förd. christl. Theologie III. 4... — M. Steinschneider, 
die italienische Litteratur der Juden. (Forts) — 
Notizen: H. P. Chajes, zu Bachers Aufsatz über die 
palestinensischen mrar (Augustheft dieser Zeitschr.). 
— S. Krengel, DWADIEIIT. — Lewinski, zur Ge- 
schichte der Juden in Peine. 


The Numismatic Ohronicle 1899. 

III. G.F. Hill. Olba, Cennatis, Lalassis, (Münzen 
des Polemo, Königs von Pontus, Antonius Polemo 
und Ajax, Sohn des Teuker, der Oberpriester von 
Olba, und römischer Kaiser aus der Zeit des ersten 
Jahrj. n. Chr. mit geographischen und historischen 
Bemerkungen über die genannten Länder im Gebiete 
des Calycadnus. — Miscellanea: Bibliographical notes 
on Numismatics. — J. M. C. Johnston, Mohammedan 
coins (Liste arabischer Mtinzen von der Zeit der 
Abbasiden ab. Darunter eine Goldmünze El-Kähir’s 
und eine des Khalaf mit längeren Inschriften.) 


Nuovo Bull. di Archeol. Oristiana 1899. 

3. 4. Rahmani Ignatius Ephraem II, testamentum 
domini nostri Jesu Christi, bespr. v. O. Marucchi. — 
Fr. Wieland, ein Ausflug in das altchristliche Africa, 
bespr. v. O. M. 


Petermanns Mitteilungen 1900. 

II. Geograph. Monatsbericht: Afrika. P. Blanchet 
ist Fiihrer einer Expedition nach der Oase Insalah, 
welche Vorstudien fiir die Transsahara-Babn nach 
dem Tschadsee ausfiihren soll. In Frankreich wird 
auch der Bau einer Bahn tiber Insalah nach Timbuktu 
erörtert. — E. Friedrich u. W. Ruge, Karten von 
Kleinasien, (u) P. Lindau, Ferien im Morgenland, 
bespr. von v. Diest. — W. M. Ramsay, the cities 
and bishopries of Phrygia. bespr. v. W. Ruge. — 
C. T. Dent, the first ascent of Tsiteli, bespr von 
G. Merzbacher. — G. Radde, Grundzüge der Pflanzen- 
verbreitung in den Kaukasusländern, bespr. von 
Fr. Th. Köppen. — L. J. Rousseau, voyage de Bagdad 


à Alep (1808), publié d’après le manuscrit inedit de 

l’auteur par L. Poinssot, bespr. v. H. Zimmerer. — 

Feuvrier, trois ans à la cour de Perse, bespr. von 
Stahl. 


Polybiblion 1900. 

2. C. de la Jonquière, l’expedition d'Égypte 1798 
à 1801 (u.) E. de Villiers l'expédition d'Egypte, 
bespr. v. A. de Ganniers. — Gabriel Effendi Nora- 
dounghian, recueil d’actes internationaux de l'empire 
ottoman, bespr. v. A. d’Avril. 


Revue Archéologique. 

Nov.-Dez. G. Bonsor, les colonies agricoles pré- 
romaines de la vallée du Bétis. (Schluss.) IV. Classi- 
fikation des sépultures (Afrikanische, wahrscheinlich 
ursprünglich asiatische Kolonisten), vergl. mit Kahun- 
Funden. Danach les Turdétans (Eingeborene). 
Dann Liby-Phönicier. Les Lapidés. Celtische Ein- 
wanderung. Resumé). — L. Lindet, les origines du 
moulin a grains. — S. de Ricci, un nouveau préfet 
d'Égypte [Aovxsos Aovoros Teras]). — John L. Myres 
und M. Ohnefalsch-Richter, a catalogue of the Cyprus 
Museum, with a chronicle of excavations under- 
taken since the British occupation and introductory 
notes on cypriote archaeology, bespr. v. S. R. 


Revue critique. 1900. 
7. G. Vacher de Laponge, l’Aryen, son rôle social, 
bespr. v. S. Reinach. 
H. Oldenberg, aus Indien und Iran, bespr. v. 
J. Vendryes. 


Revue des études grecques 1899. 

Juillet-—Décembre.'’ M. Holleaux, Antioche des 
Chrysaoriens. (Genannte Stadt ist auch bekannt 
unter dem Namen Alabanda, Chrysaorier = Karier.) 
— J. Rouvier, l’ére d’Alexandre le Grand en Phénicie 
aux [Ve et Ille siécles avant J.-C. (Die Seleuciden- 
aera ist in Phönicien erst von Antiochus III. ein- 
geführt; die Städte Acé und Tyrus hatten bis 280 
eine Aera, die mit der Schlacht von Jssos begann.) — 
A. E. Contoléon, inscriptions d’Asie mineure et de 
Scythie (griechisch). — Adamantios, Tyviaxa I, bespr. 
von Philhellön. — Th. Preger, anonymi Byzantini 
napaordosıs oivrouo: zeorxat, bespr. von Alexis. — 
H. d’Arbois, la civilisation des Celtes et celle de 
l'épopée homérique, bespr. v. Th. Reinach. — F. Boll, 
Beiträge zur Ueberlieferungsgeschichte der griechi- 
schen Astrologie und Astronomie, (u.) Bouché- 
Leclercq, l'astrologie grecque, bespr. von T. R. — 
L. Bréchier, le schisme oriental au XIe siècle, bespr. 
v. Ch. Diehl. — Fr. Cumont, textes et monuments 
figures relatifs aux mysteres de Mithra, bespr. von 
T. R. — G. Fougéres, de Lyciorum communi, bespr. 
von T. R. 


Theol. Litteraturbl. 1900. 
8. Meinhold, die Jesaiaerzählungen Jes. 36—39, 
bespr. v. Sperl. 


Theolog. Litteraturzeit. 1900. 

5. Ed. König, die Originalität des neulich ent- 
deckten hebräischen Sirachtextes (u.) J. Lévi, l’eccle- 
siastique ou la sagesse de Jésus, fils de Sira, bespr. 
v. R. Smend. — P. Ladeuze, étude sur le cénobitisme 
Pakhomien, bespr. v. Griitzmacher. 

6. M. Lidzbarski, Handbuch der nordsemitischen 
Epigraphik, (u.) A. Socin, die Siloahinschrift, (u.) 
C. Brockelmann, syrische Grammatik, (u.) L. Rosenak, 


159 [No. 4.] 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[April 1900.) 160 


die Fortschritte der hebräischen Sprachwissenschaft 
bis David Kimchi, bespr. von Fr. Schwally. — Fr. 
Praetorius, das Targum zu Josua in jemenischer 
Ueberlieferung, bespr. von W. Bacher. — S. Krauss, 
griechische und lateinische Lehnwörter im Talmud, 
Midrasch und Targum, bespr. von G. Dalman. — 
R. H. Charles, a critical history of the doctrine of 
a future life in Israel, in Judaism, and in Christianity, 
bespr. v. E. Schürer. 


ee 


Theologische Quartalschrift 1900. 

2. Funk, das Testament unseres Herrn (Bemer- 
kungzu der von Rahmani unter dem Titel testamentum 
' domini nostri etc. übersetzten Handschrift und anderen 
Kirchenordnungen des Altertums.) — J. Döller, text- 
kritische Bemerkungen zu Ps. XXII (XXI), 17 (ob 
IND oder 1983.) — N. Peters, zur Stropbik des 


Ecclesiastious. — G..Hoberg, die Genesis nach dem 
Literalsinn erklärt, (u.) . Riedel, die Auslegung 
des Hohen Liedes in der jüdischen Gemeinde und 
der griechischen Kirche, (u) B. Schmid, das Buch 
der Sprüche Salomos, bespr. v. Vetter. 


Verhandl. der Ges. f. Erdkunde su Berlin 
1900. 

1. In der Sitzung vom 7. Dezember der geo- 
graphischen Gesellschaftzu Hamburg sprachTh. Fischer 
tiber seine Reisen in Marokko 1899. 


The Westminster Review 1900. 

2. O. Smeaton, the devil and his aliases. ,Satan, 
Ahriman, Siva, Loki, the Eumenides and Tlacatecolotl.« 
— C. G. B., Israel before the prophetic reformation. 
(Im Anschluss an Henry Preserved Smith’s Werk 
über die Bücher Samuelis). 


Wochenschrift f. klass. Philol. 1900. 

9. F. L. Griffith, Egypt exploration fund, bespr. 
v. A. Wiedemann. 

10. J. N. Svoronos, der athenische Volkskalender, 
bespr. v. G. Thiele. 

11. Fr. Boll, Beiträge zur Ueberlieferungs- 
geschichte der griechischen Astrologie und Astronomie, 
bespr. von K. Manitius. — P. Gnjeditsch, Kunst- 
geschichte I (russisch), bespr. v. H. Dannenberg. 


W. Z. K. M. 1899. 

4, J. Goldziher, tiber Dualtitel (besonders die 
Verbindung von 90 mit einem Nomen im Dual. 
Solche Beinamen und Titel sind begriindet teils 
durch den im arabischen Staatswesen herrschenden 
Dualismus von din und daula, später von seif und 
kalam, teils soll durch den Dual eine Eigenschaft 
besonders hervorgehoben werden). — A. Haffner, 
zu Thorbecke’s Ausgabe der Mufaddalijät. (Collation 


nach der Konstantinopeler Handschrift pals TA@A 
ls) — P. Kretschmer, neue phrygische In- 


schriften. (2 der hier behandelten Inschriften hat 
Major von Diest in der sogenannten Midasstadt 


kopiert, die beiden anderen sind die von Chantre in 
Öjük bei Aladja gefundenen und in Recherches 
archéologiques late l'Asie occidentale veröffentlichten 
Inschriften. Die Ergebnisse der Erklärungsversuche 
Kretschmers sind gering.) — D. H. Müller, der an- 
gebliche Ersatz der Artikels durch das Pronomen 
(gegen Wincklers Abhandlung in Z. D. M. G. LUI 
S 526 gerichtet; H. Winckler hier fortwährend ohne 
c geschrieben). — J. Guidi, il „Fetha Nagast“ o 
„Legislazione dei Re“ codice ecclesiastico e civile di 
Abissinia, bespr. v. M. Bittner. — W. Max Müller, 
die Liebespoesie der alten Aegypter, bespr. von 
J. Krall. — V. Thomsen, remarques sur la parenté 
de la langue étrusque, bespr. v. H. Schuchardt. — 
D. H Müller, kleine Mitteilungen (sabäische Ety- 
mologien.) 


Zeitschr. d. Gesellsch. f. Erdkunde. 1899. 
6. Beiträge zur Erforschung Klein - Asiens. 
I. Hauptmann G. Maercker, das Stromgebiet des 
unteren Kyzyl Yrmak. IL Hauptmann Schöffer, 
Erkundungen und Routen-Aufnahmen im Gebiet des 
Kyzyl Yrmak und des Jehil. III. Maercker, Bemer- 
kungen zu den Karten. (An der ersten Reise im 
Jahre 1893 beteiligten sich teils getrennt, teils 
vereinigt ausser Maercker noch 3 Offiziere, Schäffers 
Reise im Jahre 1894 ergänzte und setzte die Maercker- 
schen Routen fort. Das Ergebnis der Reisen sind 
Benno topographische Angaben, Entfernungs- und 
öhenmessungen — die letzteren nicht zuverlässig — 
und eine umfangreiche Spezialkarte in zwei Blättern 
des Kyzyl-Yrmak-Gebietes.) 


Zeitschr. d. Ver. f. Volkskunde 1900. 

1. Th. Zachariae, Noch einmal zu Siddhi-Kür XV. 
(Eine der Abaraschika-Geschichte ähnliche arabische 
Erzählung, deren Ursprung der Übersetzer, G. Jacob, 
der Schrift nach nach Nordwestafrika verlegt). — 
Troels-Lund, Himmelsbild und Weltanschauung im 
Wandel der Zeiten, bespr. v. K. W. 


Zeitschr. f. Assyriol. 1899. 
16. Ergänzungsheft. C. F. Seybold, Glossarium 
latino-arabicum II. 


Zeitschr. f. d. Gymnasialwesen 1900. 

Febr.—Miarz. H. L. Strack, hebräische Grammatik, 
bespr. v. G. Sachse. — Jahresberichte des philol. 
Vereins. H. Kallenberg, Herodot. (Notizen zu den 
Perserkriegen, Besprechungen von K. Krauth, ver- 
schollene Länder des Altertums; P. Krumbholz, zu 
den Assyriaka des Ktesias; C. F. Lehmann, zu 
Herodot u. Hecataeus; Miller, zur Pelasgerfrage; 
Prášek, Forschungen I. u. a.) 


Zeitschr. f. Socialwissensch. 1900. 

3. A. Lehmann, Aberglaube und Zauberei von 
den ältesten Zeiten an bis in die Gegenwart, bespr. 
v. G. Aschaffenburg. 


Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg i. Pr. 
Verlag u. Expedition Wolf Peiser Verlag, Berlin S., Brandenburgstr. 1, 
Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel, Kirchhain N.-L 


3. Jahrgang No.'5. 15. Mai 1900. 


Orientalistische 
Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 


von 


F. E. Peiser. 


OEE 


Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11. 


James Parker & Co. Oxford, 27 Broad Street. 


—— Se eee ee — = eee ee e O ee rm ee eee 


—— Inhalt: == 


M. Hartmann, Der Islam in Westafrika. 
A. Wiedemann, Zu den Felsgraffiti in der Gegend der ersten Katarakts. 
Besprechungen: | 

C. F. Lehmann, Zwei Hauptprobleme der altorientalischen Chronologie und 

J. Marquart, Chronologische Untersuchungen (Paul Rost). 

J. A. Craig, Astrological-Astronomical texts (Hugo Winckler). 

Kurt Sethe, Das ägyptische Verbum (F. LI. Griffith). 

Encyclopædia biblica (Friedr. Gieseb recht). 

Mitteilungen. Aus gelehrten Gesellschaften. Personalien. Zeitschriftenschau. 


Bei der Redaktion eingegangene Schriften. 


— 


*) J. Rosenberg, Assyrische Sprachlehre und Keilschriftkunde Wien 1900. 2,00 Mk. 
Robert Koldewey, die hettitische Inschrift, gefunden in der Königsburg von Babylon am 22. August 1899 
(wissenschaftliche Veröffentlichungen der deutschen Orient-(resellschaft Heft I; Leipzig 1900. 


4,00 Mk. 
Keleti Szemle, (Revue orientale pour les etudes ouralo-altaiques, Budapest I. 1. 1900 (in Comm. bei Otto 


Harrassowitz. Leipzig). 

G. Steindorff, die Blütezeit des Pharaonenreichs. (Monogr. zur Weltgesch. X) Velhagen & Klasing. 
Bielefeld nud Leipzig 1900. 4 Mk. 

Michaele Faulhaber, Hesychii Hierosolymitani interpretatio Isaiae Prophetae. Freiburg i. Br. Herder's V. 


1900. 6 Mk. 


*) Bereits zur Besprechung ausgegeben. 


Orientalistische 
Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 
von 


F. E. Peiser. 


Erscheint 
am 15, jedes Monats. 


Berlin. 
Wolf Peiser Verlag. 


Abonnementspreis 
vierteljährlich 3 Mk. 


Bestellungen nehmen entgegen: die ee rr aa Berlin S., Brandenburgstr. 11, sowie alle Buch- 
n 


handlungen und Postämter (unter Nummer 5949). — 


serate die zweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei 


Wiederholungen und grösseren Anzeigen Ermässigung. 


3. Jahrgang. 


15. Mai 1900. 


M5. 


Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender 
Adresse erbeten: Bedaktion der 0. L. Z., Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11.1. 


Der Islam in Westafrika. 


Martin Hartmann. 


Der ersten arabischen Ueberflutung Nord- 
afrikas im ersten Jahrhundert d. H. folgte 
um 450 eine zweite, die den Resten alter 
Kulturen vollends den Garaus machte!). Von 


1) Zu dem, was darüber in meinem Die Beni 
Hiläl-Geschichten bemerkt und angeführt ist, ist jetzt 
hinzuzufügen: Caudel, Les premiéres invasions arabes 
dans l'Afrique du Nord (JAs. IX, 13 (1899 A] 102 ff. 
189 ff. 385 ff.), eine Arbeit, die mehr eine Zusammen- 
fassung von bekanntem als eine Bearbeitung von 
neuem ist. Die interessante Frage, ob sich Reste 
des romanischen Idioms, das wahrscheinlich einst in 
Nordafrika ebenso heimisch war, wie andere neu- 
lateinische Idiome in Spanien, Frankreich u.s.w. bis 
an die Schwelle unserer Zeit erhalten haben, oder ob 
jene Mundarten durch die Sprache der arabischen 
Eroberer des Landes völlig verdrängt worden sind, 
wird sich erst beantworten lassen, wenn Kampff- 
meyer „die wichtigen und interessanten Zeugnisse, 
die wir über eine lange Erhaltung des Romanischen 
in verschiedenen Gegenden Nordafrikas besitzen“ [hier 
II (1899) Sp. 236] bekannt gegeben hat. Das einzige, 
aus dem J. 1756, das er a. a, Orte mitteilt, ist nicht 
einwandfrei: dem bekannten de Soldanis wurde 
von einem Christen, der 30 Jahre als Sklave in Tunisien 
gelebt hatte, versichert, es gebe dort Dörfer, deren 
Bewohner nur spanisch sprechen, und es wurden 
ihm als solche Dörfer Gkresc el uiet, Scenisc-testur, 
Zus-el-beb genannt. Nun ist es schon auffällig, dass 
sich in Tunisien ein romanisches Idiom sollte ausge- 
bildet haben, das jenem Christensklaven ‚spanisch‘ 
vorkam, ja, ihm vermutlich von denen, die es sprachen, 
als ‚spanisch‘ bezeichnet wurde. Die ganze Nachricht 
wird aber leicht verständlich und als ungeeignet für 
weitergehende Schlüsse erwiesen, wenn daneben ge- 
halten wird, dass das Vorhandensein spanisch reden- 


der Nordzone aus begann das enkei: im 
nach Süden, der Kampf des Islam gegen den 
Fetischismus. Der Osten wurde von andrer 
Seite invahiert: vom Persischen Meerbusen 
her. Aber hier scheint der Islam nicht tiefer 
ins Innere gedrungen zu sein. Lange Zeit 


der Ortschaften für die Zeit um 1750 auch sonst be- 
zeugt und der Ursprung dieser Erscheinung wohl 
bekannt ist. Es genügt folgendes anzuführen: „Sons 
cette domination [d. i. der mit der Entthronung 
Mulai Hasans i. J. 1591 beginnenden türkischen] eut 
lieu une immigration importante: celle des descen- 
dants des Berbéres civilisés et musulmanisés qui 
avaient occupé l'Espagne. Beaucoup de ces Maures 
espagnols s’installerent à Tunis. D'autres relevérent 
ou fondèrent, dans le nord de la Tunisie, les centres 
de Béja, Zaghouan, Testour, Medjez el Bab, 
Tebourba, Soliman etc. (1609). — La communauté 
juive fut renforcée aussi, à cette époque, d'un grand 
nombre d’Isra6lites chassés d'Espagne“ (Bertholon, 
Ia population et les races en Tunisie in: Revue gén. 
des Sciences VII (1896) 22 S. 975, und: „On rencontre 
plusieurs villages au milieu de cette désolation. Ceux- 
ci sont l'oeuvre de Maures d'Espagne réfugiés. Au 
siècle dernier, Desfontaines [gemeint ist jedenfalls 
Voyages dans les régences d'Alger et de Tunis en 
1724 & 1725, par Peyssonnel, de 1783 à 1786 par 
Desfontaines, publiés par M. Dureau de la 
Malle, Paris 1838) constatait que beaucoup d’entre 
eux connaissaient encore l’espagnol“ (ebenda 8. 980; 
vgl. auch Piesse, Algérie et Tunisie S. 402 über 
Tebourba und 412 über Testour). Wir sind begierig, 
die andern Zeugnisse für das Fortbestehen eines 
romanischen Idioms durch die Jahrhunderte hindurch 
bis zum Ende des XVID. kennen zu lernen, die 
Kampffmeyer verspricht, 


163  [No. 65.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Mai 1900.) 164 


blieb der westliche Teil Mittel- und Südafrikas 
von ihm unberührt !). 

Am Anfang dieses Jahrhunderts lebte der 
Islam in Afrika ein Stilleben. Da wo er seit 
Alters festsass, störte niemand seine Kreise 
und er liess sich nicht in gefährliche Kämpfe 
mit Ungläubigen ein. Diese hatten nur ganz 
vereinzelt im Lande feste Niederlassungen 
und so gab es keine oder verschwindende 
Reibungsflächen. Wohl aber wurde der be- 
deutendste islamische Staat ganz vom Kampf 
mit andern Gläubigen in Anspruch genommen, 
sobald die von dem französischen Eroberer 


drohende Gefahr glücklich abgewendet war, 


und auch sonst boten die islamischen Reiche 
Afrikas dasBild innererZwistigkeiten. Europa 
wäre blind oder engelhaft selbstlos gewesen, 
hätte es sich diesen Zustand nicht zu Nutze 
gemacht. Frankreich besetzte 1830 Algier 
und drang um 1854 von St. Louis aus in 
das Innere Senegambiens vor, es wahrte das 
Errungene nicht bloss in schwerem Kampf, 
sondern dehnte seinen Machtbereich unauf- 
haltsam aus. Kam auch Marokko bei den 
Ueberfällen Frankreichs 1844 und Spaniens 
1859/60 noch ziemlich gut fort, so lag doch 
die Gefahr der Frankenüberschwemmung 
deutlich vor aller Augen. Der Islam wurde 
aufgerüttelt. Er besann sich des Hauptmittels, 
das ihm so oft gedient, seinen Einfluss zu 
heben, zu schaffen: der Mission. 

Die Geschichte der islamischen ‚Orden‘, 
die der religiösen Propaganda dienen, ist oft 
erzählt worden. Was davon vorhanden war, 
erwachte nach 1800 zu neuem Leben, Neues 
erstand, vor allem die Bruderschaft fichwan), 
deren Bedeutung und Ansehn auch in Europa 
am bekanntesten ist: die Sanüsija. Zur selben 
Zeit, wo Frankreich begann, in islamische 
Gebiete einzudringen, wurden Keime gesät, 
um den Widerstand zu einem energischen 
und kraftvollen zu machen, vor allem, um 
die Länder, die bis dahin ungläubig waren, 
zum Islam zu bekehren und in ihnen Werk- 
zeuge des künftigen Glaubenskampfes zu 
schaffen. Dass das Vorgehen andrer Mächte 
diese Bewegung nur förderte, versteht sich 
nach dem Gesetze von Stoss und Gegenstoss 
von selbst, ebenso auch dass die sogenannten 
‚christlichen‘ und ‚Kultur‘-Staaten sehr ernst 


1) Zu dem von mir über die Muslims in Süd- 
afrika hier II (1899) Sp. 227 n. 5 uud 361. (vgl. 
auch ZAss 13, 285 n. 1) Ausgefiihrten ist nachzutragen, 
dass schon Arnold, Preaching of Islam 284 gute Nach- 
richten über die von den Holländern aus dem 
Malaiischen Archipel importierten Kapmuslims hat. 
Von einem Telegramm der Muslims in Durban an 
den Sultan war im April d. J. in den Zeitungen die 
Rede. 


erwägen, wie der Gefahr zu begegnen ist. 
Denn ist auch kaum ein Zweifel, dass noch 
vor 2000 jede Spur islamischer Herrschaft 
aus Afrika fortgefegt sein wird, so ist doch 
die Erreichung dieses Zieles schnell und 

ündlich nur bei zielbewusstem Vorgehen 
und Wahl der richtigen Mittel möglich. 


Hier haperts. Grosse Fehler sind ge- 
macht worden durch eilige unüberlegte An- 
läufe, deren Scheitern nicht ein sorgfältig 
vorbereitetes entscheidendes Vorgehen in ge- 
höriger Zeit folgte, veranlasst durch den 
Parteienhader in der Heimat, während doch 
in kolonialen Dingen ein kräftiger Wille die 
Macht haben muss, im rechten Augenblicke 


| durchzugreifen'). Und draussen stehen sich 


oft in wichtigen Fragen die entscheidenden 
Personen feindlich gegenüber. 


Wer besitzen will, muss wissen. Die 
sichere Grundlage der Beherrschung eines 
Landes ist seine Kenntnis. Eine Handvoll 
Britten hat Indien, weil sie das Millionen- 
reich bis in den kleinsten Winkel kennen. 
Die türkische Regierung ist nicht Herr im 
eignen Hause, weil sie nichts von seinem 
Zustande weiss. Der Feind der richtigen 
Kolonialpolitik ist Unkenntnis, auch in der 
Hinsicht, dass die Gegensätze in Tem- 
perament und prinzipieller Lebensanschau- 
ung bei Behandlung kolonialer Fragen unüber- 
brückbar werden, wenn sich Irrtum über die 
Thatsachen damit verbindet, die ohnehin schon 
jeder durch die eigene Brille zu sehen liebt. 
Thatsachen allein dürfen auch massgebend 
sein für Beurteilung der wichtigen Frage: 
welche Stellung ist gegenüber dem Haupt- 
hindernis der Befestigung der europäischen 
Mächte in ihrem afrikanischen Besitz, dem 
Islam einzunehmen? 


Die Zeiten, wo man vom Islam als einem 
wohlthätigen Uebergangsstadium zur Kultur 
sprach, einem Mittelzustand, dessen Schaffung 
zu begünstigen sei, sind vorüber oder sollten 
es sein. Die tiefer Blickenden haben er- 
kannt, dass diese Schwärmerei höchst ge- 
fährlich ist. Denn wo der Europäer den 
Islam neu Wurzel fassen lässt, schafft er 
sich unnötig einen erbitterten Feind. Und 
selbst zugegeben, der Islam habe in vielen 
Fällen für die Ungläubigen einen hohen 
civilisierenden Wert, so wird man doch nicht 
bestreiten können, dass der der fränkischen 


1) Selbstredend soll damit nicht einem Diktator- 
wesen das Wort geredet werden. Nicht imme 
haben die mit dem kräftigen Willen auch den Willen 
zum Richtigen, sind durch sich und andere schlecht 
beraten. 


166 I[No. 5J 


ORIENTALISTISCHE LETTERATUR-ZEITUNG. 


[Mai 1900.) 166 


Kultur mindestens gleichwertig sei'). Wozu 
also nicht gleich den Eingeborenen das 
bringen, was wir ihnen schliesslich doch 
bringen wollen und sollen, wenn wir nicht 
ganz herzlos und unverständig sind: unsere 
Kultur? Die Franzosen selbst haben mit der 
islamfreundlichen Politik schlechte Erfah- 
rungen gemacht: Depuis 1850, nous n’avons 
cesse de donner en quelque sorte une prime 
au développement des croyances religieuses, 
d'encourager l'enseignement de toutes les 
sciences islamiques. Pendant les premiers 
temps, les effets de ce systeme sont restés 
eu sensibles .... Les pratiques pieuses, 
a connaissance du droit musulman, des 
Hadits, des Commentaires, ont, peu & peu, 
pris la premiere place dans le monde des 
traitants musulmans, aprés les occupations 
professionnelles, et les mémes errements se 
sont répandus dans la foule. — Sinon in- 
différente en matière religieuse, du moins 
peu zélée et en général ignorante, toute la 
population musulmane de Saint-Louis a ainsi 
acquis, en moins de cinquante ans, les 
aptitudes, les qualités spéciales aux nations 
mahomeétanes. Sous linfluence des luttes 
contre les Maures, qui menagaient directement 
ses intéréts, elle est pendant longtemps restée 


1) Intra muros peccatur et extra, aber doch noch 
mehr extra. In keinem Falla darf nach einer Schab- 
lone geurteilt werden. Pfui über die Schnaps- 
vergifter, deren ‚christliche‘ Gesinnung in unge- 
kehrtem Verhältnis zum Geschäftsinteresse steht, aber 
ein noch schlimmeres Wehe über das islamische 
Raubgesindel, das als Regierungsbeamte (s. Nachtigal, 
Sahara) oder Händler— Sultane (Tipputipp, Samori 
etc.) das Land verheert. Wenn das wüste Treiben 
der Franken so grell absticht von dem wahrhaft 
humanen Verhalten der Muslims, wie es nach un- 
verdächtigem Zeugnis (die Belege siehe Arnold, 
The preaching of Islam 275ff.) an der Küste und im 
Hinterlande von Sierra Leone der Fall ist, dann ist es 
nicht zu verwundern, dass der Verfasser des trefflichen 
Buches Christianity, Islam and Negro Race, Dr. theol. 
Blyden, zum Islam übergetreten ist (Mitteilung 
eines schwarzen Wesleyaners aus Freetown, den ich 
in München traf). Aber noch viel öfter werden die 
Eingeborenen, Ungläubige und Muslims, in den blü- 
henden Stationen der Missionen, in der wohlgeordneten 
Verwaltung der mächtig anwachsenden Mittelpunkte 
der fränkischen Verwaltung einen Masstab für das 
Wesen islamischer Wirtschaftgebahrung und Ver- 
waltung finden. Ein Zeugnis ist die Zuschrift Aga 
Chans, eines Choga aus Bombay, an die ‚Times of 
India‘, in der es heisst: „In 10 Jahren haben die 
Deutschen Dar-es-Salaam aus einem schmutzigen 
afrikanischen Dorfe zu einer prächtigen. modernen 
civilisierten Stadt gemacht. ... Ich kann nicht 

enug rühmen, was die Deutschen an öffentlichen 

beiten und schönen freien Hospitälern in der 
kurzen Zeit ihrer Verwaltung geschaffen haben.“ 
Gewiss, die islamischen Städte sind zum Teil Resi- 
denzen gegen die Negerniederlassungen, aber es sind 
wüste Häuserhaufen ohne jegliche Wohlfahrtsein- 
richtungen im Vergleich zu dem, wasder Franke schafft. 


dévouée à notre cause... .. Mais avec 
l’affermissement de la paix, l’extension des 
relations extérieures de la colonie, les mu- 
sulmans de la capitale se sont habitués & 
d'autres horizons. Il suffit de les étudier 
même superficiellement, pour se rendre compte 
qu une barriére chaque jour plus dif- 
ficile à renverser, s’éléve entre eux 
et nous. Ils ont conscience de leur rôle 
comme fraction de la société islamique, en 
opposition & la société chrétienne. Sans en 
etre encore arrivés & prétendre nous appli- 
quer les formules réformistes, beaucoup en- 
visagent des maintenant l’éventualité d’une 
revolution politique, pouvant donner à leur 
parti l’hégémonie du pays. L’achdvement 
de la conquéte du Soudan a rendu ces 
sentiments plus latents. Ils n’en subsistent 
pas moins. (Le Chatelier, L’Islam dans 
l Afrique Occidentale 259f). Das klingt ganz 
anders als Singers ‚Der Islam arbeitet der 
deutschen Verwaltung in die Hände“ (Ref. 
über Kloses Togo unter deutscher Flagge, 
Berlin 1899, in Beil. MAllgZ. No. 12 vom 
16. 1. 1900'). Die Folgen, die die Franzosen 
von der Ansicht spüren: ‚Der Islam arbeitet 
uns in die Hände, darum muss ihm der 
Hof gemacht werden‘, werden uns nicht er- 
spart bleiben, wenn wir nach demselben 
Rezept arbeiten. Wir werden es hoffentlich 
nicht. In der Kolonialpolitik ist nichts so 
lehrreich und billig als die Fehler, die andere 
machen, und die zu sehen nur gesunde Augen 
und sie gebrauchen kostet, nichts so teuer 
als selbst Fehler machen. | 

In dem Kampf mit dem Islam um das 
noch gar nicht oder erst ein wenig is- 
lamische Afrika heisst es vor allem die 
Kampfmittel und Kampfweise des Gegners 
genau studieren und danach die eigenen 
einrichten. Ein wichtiger Beitrag in dieser 
Richtung für das Gebiet Afrikas, auf welchem 
Frankreich Interessen hat, liegt vor in dem 
schon genannten vortrefflichen Werke Le 
Chatelier’s, das bereits von Ignaz Gold- 
ziher in dem lehrreichen Referat hier Sp. 
139 ff. gewtirdigt worden ist, und das gerade in 
Frankreich recht sorgsam studiert werden sollte. 

Die Franzosen sind mit ihren Besitzungen 
über See nicht immer glücklich gewesen. 
Das Land der grossen Anläufe hat zu allen 
Zeiten scharf blickende Söhne draussen ge- 
habt. Sie brachten ihm Indien und Kanada 
ein. Aber es sah nicht scharf genug, ver- 
tiefte nicht den Blick; darum ging ihm der 
Erwerb aus der Hand. Jahrhunderte träumte 


ı) Ähnlich auch Passarge nach Hassert, 
Kolonien 292, dessen Widerspruch verständig ist. 


167 [No. 5.] 


es von Syrien und opferte fiir diesen Traum 
Summen, die selbst fiir seinen National- 
reichtum erheblich sind, und heut ist sein 
Ansehen dort im Niedergange: es hat das 
Wesen des Landes, den Charakter seiner 
Bewohner nie systematisch erforscht, nie 
tiefer erfasst, und die Fluten französischer 
Tinte gaben nur flache Seen mit ein paar 
Inseln Geistreichigkeit. Anders in Afrika. 
In den Nord- und in den Westrand biss es 
sich ein, und es hatte das Glück, Männer 
zu finden von satf und galem, die mit der 
Schulung des Offiziers den Blick für das 
Land- und Volkskundliche und Darstellungs- 
gabe verbanden. Schwere Fehler sind auch 
hier gemacht worden, weil man nicht immer 
auf sie hörte. Viel Blut und Geld konnte 
gespart werden. Aber schliesslich ist das 
Ziel, von dem die ältere Generation träumte, 
erreicht: das grosse französisch-afrikanische 
Kolonialreich ist geschaffen und mit der Er- 
oberung Tidikelts, des Hauptstückes der 
Oase Tuat, ist seine Umklammerung und 
Festigung durch den Schienenweg Algier - 
Tschadsee— Timbuktu—St. Louis und dessen 
Anschliessung an einen Strang vom Tschad- 
see durch Französisch-Congo an die Küste 
gesichert Welche Erinnerungen knüpfen 
sich hier an die Namen Daumas und Faid- 
herbe! Unter den Jüngeren ragen Binger, 
dessen Du Niger au Golfe de Guinée (1892) 
Ratzel (Politische Geographie 72), seit Barth 
die reichste Quelle für die Kenntnis der 
Staatenbildungen und -umbildungen im West- 
sudan’ nennt, und der eben genannte Le 
Chatelier. Vielumgetrieben — er war 
Mitglied der ersten Mission Flatters, komman- 
dierte einen vorgeschobenen Posten in Süd- 
algerien, und hatte Missionen in Marokko, 
im Sudan, in Egypten und in Constantinopel 
— hat Le Ch. den Islam gründlich studiert. 
1888 erschien sein Büchlein ‚L’Islam au X1 X 
siecle‘ voll feiner Beobachtungen und reich 
an Belehrung. Etwa ein Viertel ist Westafrika 
gewidmet. DasSonderwerk über Westafrika ist 
aber keineswegsnureineerweiterte Bearbeitung 
jener + 50 Seiten in 12% Überall geht 
der Verf. den Ursachen und Zusammen- 
hängen mit peinlicher Gewissenhaftigkeit 
nach. Er steht nicht an, sich selbst zu wider- 
legen, wo er bessere Einsicht gewonnen: er 
bekennt (Préface, S. 13), früher zu sehr 
durch die Verwaltungsbrille gesehen zu haben, 
unter deren Einfluss die Schule von Algier ') 


1) Deren ausgezeichnetes Wirken anerkennt er 
durchaus. Leider ist man in Paris nicht gerecht 
gegen .les Algériens‘, von denen nicht selten in un- 
freundlichem Tone gesprochen wird. 


ORIENTALISTISCHE WTTERATUR-ZEITUNG. 


[Mai 1900.] 168 


leidet und die das billige Generalisieren liebt. 
Der Le Chatelier von 1899 hat eine andere 
Ansicht über die geistlichen Orden als Faktor 
der Ausbreitung des Islam als der Le Ch. 
von 1888 und somit als Coppolani, der Ver- 
fasser des neuesten und ausführlichsten 
Werkes über die islamischen Orden, der in 
den Spuren dieses wandelt und der Schule 
von Algier angehört. 

Nur die wenigen Seiten des Kap. Ill: 
Avenir de Islam Soudanien, 341—366, sind 
dem Verhalten gewidmet, das die französische 
Regierung den Bestrebungen der islamischen 
Propaganda und der arabischen Sprache 
gegenüber zu beobachten hat. 

‚Eine bestimmte Schriftgattung ist mit 
einem religiösen Bekenntnis verknüpft und 
wird in seinem Dienste verwandt‘ wies ich 
Der islamische Orient I S. 35 ff. nach als 
das Motiv, das ungewöhnlich scharf in der 
Hütung der arabischen Schrift als gemein- 
sames Eigentum aller Muslims der Welt her- 
vortritt. In Westafrika ist es nicht blos die 
Schrift, es ist die arabische Sprache selbst, 
die den geführlichsten Widerstand gegen die 
Festigung der französischen Herrschaft liefert. 
Das Arabische ist die Geschiiftssprache'). Es 


t) Im Jahre 1887 schrieb Bosworth Smith im 
‚19th Century‘ (Dec. p 798tf., nach Arnold, Preaching 
292): ‚The Arabic language . . once learned becomes 
a lingua franca to the tribes of half the continent, 
and serves as an introduction to literature, or rather, 
it is a literature in itself. Schon am 19. Juli 1887 
hatte ich geschrieben (Vorw. zur Uebers. des A. D. 
Handelsgesetzbuches Beirut |Harrassowitz] 1887 S. 
IV): ‚Anzeichen liegen vor für das, was jetzt als eine 
kühne Prophezeiung erscheint: das Arabische wird 
die Lingua Franca des schwarzen Erdteils werden. 
Dass das eintritt, liegt auch im Interesse der Fremden. 
Die Sprache einer europäischen Nation eignet sich 
nicht dazu, das Bindemittel zu werden wegen der 
Eifersucht der andern Nationen. Die Sprachen der 
Eingebornen können nicht in betracht kommen; keine 
ist ausgebildet genug, um die Stelle einer solchen 
Gemeinsprache einnehmen zu können‘. Trotz dieser 
Uebereinstimmung und obwohl der Gedanke gewiss 
auch sonst oft von Europäern ausgesprochen worden 
ist, muss er fallen gelassen werden. Die arabische 
Sprache würde das stärkste Mittel werden, die sonst 
nach Sprache und Rasse verschiedenen Völkerschaften 
zu einem starken islamischen Bund zusammenzu- 
schliessen. Falsch ist der Gedanke, es habe irgeud 
welchen Wert, den Negern die arabische Litteratur 
als solche zugüngig zu machen. Dass jetzt in Saint- 
Louis marokkanische Buchhändler mit Manuskripten 
aus Fez und Drucken aus Bulaq und Beirut gute Ge- 
schäfte machen und ‚les Delail el Kheirat de l' Imam 
Sliman el Djazouli ont plus de valeur comme cadeau 
qu'un fusil (Le Chatelier 261). ist ein zweifelhafter 
Gewinn, ebenso dass in Städten des Innern östlich 
und nordöstlich von Monrovia die Makamen Hariris, 
Stücke aus Plato und Aristoteles, der arabische Hippo- 
crates und apokryphe ‚Psalmen Davids‘ gelesen werden 
(Blyden, Christianity 206f.). Denn abgesehen da- 


| von, dass alle diese Bücher ebenso wie der Qoran, 


169 No. 5.) 


sprechen und schreiben zu lernen geht die 
Jugend zu den islamischen Tolba, die all- 
überall im Lande zu finden sind, und wird 
dort natürlich gegen die fremden Räuber 
gehetzt. Die arabisch-islamischen Schulen 
sind Zuchtstätten für den Hass und die 
Propaganda!). Darum fort mit der landfremden 
Sprache als Verkehrsmittel und Ersatz durch 
die andere landfremde der Herrschenden. 
Nicht Gewalt darf angewandt werden, das 
Interesse muss den Sieg bringen. Lässt sich 
die französische Kolonialregierung auf ge- 
schäftliche Verhandlungen nur noch in fran- 
zösischer Sprache ein, dann werden die Ein- 
geborenen eben nicht mehr arabisch sprechen 
und schreiben neben der Muttersprache, 
sondern französisch®). Das ist eine gesunde 


der ja selbst von geborenen Arabern meist nur un- 
verstanden heruntergeleiert wird, den Negern gänzlich 
unverständlich bleiben müssen, so sind sie auch eine 
höchst ungeeignete Geistesspeise für jene Halb- und 
Ganzwilden, denen zunächst das beizubringen ist, was 
in den Klippschulen der Kulturländer gelehrt wird, 
Dass übrigens die Eingeborenensprachen sich zur 
litterarischen Verwendung bei einfachen Gegenständen 
vollkommen eignen und in ihnen thatsächlich schon 
eine ganz ansehnliche Litteratur (natürlich mit latei- 
nischen Typen gedruckt) existiert, davon giebt die 
reiche Ausstellung Zeugnis, die man, dank der Be- 
reitwilligkeit der verschiedenen Missionsgesellschaften, 
im Deutschen Kolonial-Museum-Berlin sehen kann, 
und die wohl einzig in ihrer Art ist. 

1) Das ist einzuschränken für den gegenwärtigen 
‘Zustand mit Rücksicht auf die versöhnliche und den 
Christen freundliche Haltung eines Teiles der islami- 
schen Missionare, die von zahlreichen Beobachtern 
festgestellt worden ist. Es ist aber im Auge zu be- 
halten, dass überwiegend die Stimmung des Islams 
eine feindliche ist und dass es zur Entfesselung der 
Leidenschaften nur eines kräftigen Erregers bedarf. 

”, Zu dem von mir Jsl. Or. S. 21 Anm. 1 Aus- 
nn trage ich nach, dass jetzt die deutsche 

chrift für Eingaben in Suaheli-Sprache an unsre 
Regierungen in Deutsch- Ostafrika gesetzlich vorge- 
schrieben ist. Es ist nicht unwichtig, das Urteil eines 
Muslims über diese Massregel zu hören. Der schon 
oben erwähnte Aga Chan sagt in jener Zuschrift 
an die ‚Times of India‘: ‚Gute Schulen sind in vielen 
Teilen des Landes verbreitet und die [deutsche] Re- 
gierung versucht alle verschiedenen Teile der farbi- 

en Bevölkerung dazu zu bringen, die lateinischen 

uchstaben beim Schreiben ihrer verschiedenen 
Sprachen zu gebrauchen. Durch dieses System wird 
der Verkehr in einem Lande, in dem viele Sprachen 
gesprochen werden, äusserst erleichtert‘. — Von 
meinem Kollegen Arendt werde ich aufmerksam ge- 
macht, dass schon seit langem die französische Re- 
gierung von Tonkin keine andern Eingaben in der 
Landessprache annimmt als solche, die von einer 
französichen Umschrift begleitet sind. Mein Verlan- 
gen, auch der arabischen Sprechsprache fränkisches 
chriftgewand zu geben, ist überall, namentlich in 
der arabischen Presse, auf heftigen Widerstand ge- 
stossen. Ich erwartete es nicht anders. Aber die 
Interessen sind stärker, als alle Widerstände. Die 
Engländer in Egypten, und die Franzosen in Nords 
afrıka werden sich überzeugen, dass sie sich selbst 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Mai 1900.] 170 


Politik. Wer ihr Unbilligkeit vorwirft, der 
erwäge, wie ganz anders der Islam vorgeht, 
wo er die Macht hat. Also nicht zimperlich, 
sondern fest und entschlossen. Nicht den 
Islam angreifen, ist die Parole, wie Le Chat. 
wiederholt betont (z. B. S. 356); nur der 
Giftzahn der den gihad mehr oder minder 
direkt predigenden Tolba- und Marabut- 
Nester muss ihm ausgebrochen werden. 

‚Que l’arabe . . . soit abandonné, les huit 
dixitmes des Soni-nké et des Mandé Di- 
oula qui fréquentent les écoles des Tholba 
les déserteront, parceque la foi religieuse 
seule les y poussera, sans avantages réels 
Dès maintenant on pourrait imposer 
administrativement aux chefs locaux de 
cantons l’emploi du français seul, dans les 
correspondances officielles . . . . Mais on 
pourrait aller pa loin, n’accepter que le 
français comme langue commerciale: presque 
tous les traitants le connaissent assez 
pour s’en servir. Il est certainement 
d’un usage plus fréquent que l’arabe, 
pour la plupart des maisons de com- 
merce. Ce double mouvement... . aurait 
pour résultat incontestable, nécessaire, une 
atteinte sérieuse à l'Islam, dans sa forme 
nuisible, en diminuant dans une très forte 
proportion la diffusion de sa langue..... 
Que d'une manière générale, invariable, on 
tende à donner la prééminence, morale da- 
bord, pratique ensuite, au français comme 
langue officielle et commerciale, l'arabe perdra 
rapidement du terrain, et dégagé de l'influence 
des Tholba, l’Islam demeurera ce qu'il peut 
être, inoffensif’ (S. 356f.). Goldziher (im 
Referat, s. oben) knüpft an diese Aus- 
führungen die Bemerkung: ,,Wir denken 
nicht, dass damit der „Erziehung des 
Menschengeschlechts‘ im Sudan ein wirk- 
licher Dienst erwiesen würde.“ Wir können 
dem nicht beistimmen. Wir denken vielmehr, 
dass den BewohnerndesLandes ein ungeheurer 
Dienst geleistet wird, wenn an Stelle Halb- 
wilder, wie es die Tolba, die dort wirken, 
nun einmal sind, Angehörige eines Kultur- 
volkes, wie es die Franzosen sind, die Er- 
ziehung der Menschen im Sudan in die 
Hand nehmen. 


und ihren Untergebenen keinen grössern Dienst leisten 


| können als durch Zwang zur Sprechsprache in frän- 


kischer Schrift. Die Macht, die einschneidende Mass- 
regel durchzuführen, haben die Franzosen schon jetzt, 
die Engländer bisher nicht, wenigstens nicht in dem 
dichtbevölkerten Unteregypten. 


171 (No. 5.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Mai 1900.) 172 


Zu den Felsgrafiiti in der Gegend des 
ersten Katarakts. 
Von A. Wiedemann. 

Weit verbreitet war im alten Aegypten 
die Sitte, an besuchten Orten, besonders, 
wenn dieselben als heilig galten, seinen 
Namen einzuschreiben. Von dem Arbeiter 
bis zum Könige huldigten alle Klassen dem 
Brauche, und so finden sich in diesen Be- 
suchsinschriften die Namen zahlreicher Per- 
sönlichkeiten wieder, die in der Geschichte 
Aegyptens eine grosse Rolle gespielt haben. 
Es ist daher sehr erfreulich, dass mehr und 
mehr diese zumeist unscheinbaren Texte ge- 
sammelt und ediert werden, und es ist dank- 
bar anzuerkennen, in wie weitem Umfange 
de Morgan in seinem Catalogue des Monu- 
ments de l’Egypte I derartiges Material aus 
der Gegend des ersten Katarakts zusammen 
getragen hat. Die Identifikation einiger der 
in seinen Texten erwähnten Persönlichkeiten 
mit anderweitig auftretenden Gestalten der 
ägyptischen Beamtenschaft soll im Folgenden 
gegeben werden: 

1) Zwei Graffiti (p. 39 nr. 177, z. Th. 
bei Petrie, Season nr. 347, und p. 44 nr. 4) 
nennen den Königl. Schreiber Cheruf, der 
dabei Rä-Harmachis, Chnum und seinen 
Kreis, und Amenophis III verehrt. Das 
Grab dieses Cheruf befindet sich zu Theben; 
eine seiner Inschriften nennt das 36. Jahr 
Amenophis III (Brugsch, Thesaurus p. 1119), 
vor allem aber enthält das Grab eine sonder- 
bare, die Schilderung von Herodot II. 63 
illustrierende Prügelszene bei Gelegenheit 
der Errichtung des Tat-Amulettes, (Brugsch, 
Thesaurus p. 1190 ff; Erman, Agypten p. 
378). Eine Statue des Mannes ist in Berlin 
(nr. 2293; publ. Turajeff, Aeg. Z. 33 p. 123; 
cf. Erman, Aeg. Z. 29 p. 125), der Rest 
einer zweiten fand sich zu Bubastis (Naville, 
Bubastis pl. 35 nr. H, p. 33). 

2) Ein Stück Geschichte erzählt das 
Graffito p. 40 nr. 174 (bereits publ. Mariette, 
Mon. div. pl. 26 u). Hier opfert auf der 
einen Seite der Vorsteher der Bildhauer 
Men, der Sohn des Hor-amu (so ist der 
Name mit Mariette zu lesen), einer grossen 
Statue des Königs Amenophis III. Diese 
Statue ist erhalten geblieben, sie ruht vor- 
gearbeitet in der Ebene unterhalb der Stein- 
brüche von Assuan. Als die Arbeiter sie 
hier im Stiche liessen, legten sie auf die 
Statue grosse Steine, die noch jetzt ihr 
Oberteil bedecken. Eine Stele in der Nähe 
zeigt einen Mann, wohl unsern Men, in An- 
betung vor den Cartouchen Amenophis III, 


während der Begleittext spricht von Lobprei- | 


sungen (?) für den schönen Gott, als man 
machte die grosse Statue Seiner Majestät 
en p. 62 f.). Wann die Arbeit an der 
tatue einst aufgegeben ward, lehrt die zweite 
Seite des oben erwähnten Graffito. In ihr 
opfert der Vorsteher der Bildhauer Bak, 
der Sohn des Men, dem Aten!). 

Aus diesen Andeutungen lässt sich fol- 
gendes Bild gewinnen: Noch war die Men 
in Auftrag gegebene und von ihm bereits 
verehrte Statue Amenophis III nicht voll- 
endet, als Amenophis IV im Lande den 
neuen Kult einführte. So gab man die be- 
gonnene Arbeit auf, glaubte aber wohl, die 
neue Ara würde nur von kurzer Dauer sein, 
und, da der Bildhauervorsteher des neuen 
Herrschers der Sohn des gleichen Beamten 
des alten Königs war, so liess er das Werk 
seines Vaters nicht zerschlagen, sondern die 
Statue sorgsam zudecken, um sie in besseren 
Zeiten wieder in Angriff zu nehmen, ein 
Plan, zu dessen Ausführung es freilich nie- 
mals kommen sollte. 

3) Einer der bekanntesten Männer Alt- 
ägyptens ist der unter Ramses II. thätige 
Vorsteher der Arbeiter am Sonnentempel 
Mäi, der Sohn des Arbeiter-Vorstehers Bak- 
en-Amen von Theben, dadurch geworden, 
dass zwei ihn nennende Felsinschriften weit- 
hin sichtbar bei der zweiten Pyramide von 
Gizeh eingegraben stehn (publ. z. B. Leps. 
Denkm. III 142 i. k). Den gleichen Mann 
nennt ein Felsgraffito zu Sehel (Morgan p. 
100 nr. 203), welches ihn bezeichnet als 
Vorsteher der Arbeiter im Hause des Rä, 
im Hause des Amon, im Hause des Ptah?). 
Er war demnach auch Leiter der Arbeiten 
zu Memphis, wo zahlreiche Reste von den 
Werken Ramses II. am Ptah-Tempel erhalten 
geblieben sind, und zu Karnak, wo vor allem 
die Vollendung der grossen Säulenhalle in diese 
Periode fällt. — Einen zweiten der unter 
Ramses II. für den Amon-Tempel zu Theben 
thätigen Männer erwähnt die Statue des 
Arbeiter-Vorstehers Jupa in der Sammlung 
Meux (Budge, Cat of the Coll. of Lady 
Meux 2. Aufl, nr. 61 p. 143). Der Sohn 


dieses Jupa war „der grosse [Vorsteher] 


') Vgl. für diesen Bak die Inschrift bei Brugsch, 
Thesaurus p. 1068 f; Gesch. Ag. S. 422, in der er 
ein suten tu hetep an Ra-Harmachis, den Aten, 
richtet. 

2) Eine Verbindung von Baumeister-Stellungen 
im Hause des Amon, dem des Rä und dem des Ptah 
findet sich auch bei Amen-em-apt, den zwei Graffiti 
zu Sehel (Morgan p. 96 nr. 152 und p. 84 nr. = 
Mariette, Mon. div. pl. 71, 35 und 73, 69) nennen, 
und der, wie der Name bereits andeutet, in die Zeit 
der thebanischen Dynastien gehört. 


173  [No. 5] 


aller Bauten Seiner Majestät, der errichtete 
die grossen Säulen (nach den Ideogramm 
Säulen mit geschlossenem Blütenkapitell) im 
Amonshause, der Grosse der Mat’a (Polizei- 
truppe) Hätaai“. 

4; Ein wichtiges Graffito findet sich bei 
Morgan p. 18 nr. 87 (ohne Darstellung bei 
Petrie, Season pl. 2 nr. 70, der gelegentlich 
Morgan ergänzen lässt; ob das Graffito Leps. 
Denkm. III. 200 f mit dem genannten iden- 
tisch ist, ist fraglich, es könnte sich um ein 
zweites kürzeres Graffito desselben Mannes 
handeln). König Merenptah ist im Begriff, 
mit seinem Wagen, über dem steht „das 
grosse Pferd Seiner Majestät Amen .. .“ 
abzufahren, als vor ihm „der Königssohn 
von Kusch, [der Auserwählte des Siidlandes')], 
der Wedelträger zur Linken des Königs, 
der Königl Schreiber Mesui“ erscheint. 
Unter der Darstellung wird Haupttitel und 
Name des Mesui (so ist auch hier auf Grund 
von Petrie zu lesen) wiederholt. 

Dieser Mesui muss eine Zeitlang im 
Süden Aegyptens eine grössere Rolle 
gespielt haben. Er erscheint unter Ramses 
II. im Felsentempel von Bet el Walli (Leps. 
Denkm. III 176 g), wo er mit den Zeichen 
seiner Würde geschmückt anbetend kniet, 
und zwei aus der Zeit Merenptahs datierte 
Graffiti im südlichen Tempel gegenüber 
Wadi Halfa?) scheinen ihm anzugehören. 
Freilich ist hier vom Namen nur der Schluss 
erhalten, der erste Titel lautet dabei „Der 
Königssohn, der Vorsteher der Länder des 
Südens“. 

Der Mann ist seines Namens wegen be- 
achtenswert. Bereits Lepsius (Chronol. S. 
326) hat darauf hingewiesen, dass das he- 
bräische Mose einem ägyptischen mes „Kind“ 
entsprechen könne, welches als Eigenname 
für einen Statthalter Aethiopiens, eben unsern 
Mesui, vorkomme. Dieser Mesui war nun 
gerade unter Ramses IL und Merenptah thätig, 
in der Zeit, in die man in der Neuzeit ge- 
wöhnlich und gelegentlich bereits im Alter- 
tume die Bedrückung und den Auszug der 
Juden verlegte. Eine Identifikation des bi- 
blischen Moses mit Mesui ist naturgemäss 
ausgeschlossen, dagegen ist es mir sehr wahr- 
scheinlich, dass die Kunde von diesem Statt- 
halter Aethiopiens, der in der Zeit des ihm 
so gut wie gleichnamigen biblischen Moses 
lebte, den Späteren durch eine der zahl- 
losen ägyptischen halbhistorischen Sagen 


1) So ist die Lücke auf Grund von Leps. Denkm. 
III. 176 g zu ergänzen. 

2) Publ. Sayce, Rec. de trav. rel. à l’Egypt. XVII 
p. 162 f. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Mai 1900.] 


nm. 


vermittelt ward, und nun dazu beitrug, die 
Legende vom Aethiopenkriege Moses zu ent- 
wickeln. Diese ist uns in der einfachsten 
Form bei Josephus, Ant. II. 10 erhalten ge- 
blieben; bei Artapanos tritt sie in Folge der 
Sagenkontamination, die diese Schrift kenn- 
zeichnet, weit unklarer auf. Bei den rabbi- 
nischen Autoren und ihren Gefolgsleuten hat 
sie dann ihren Charakter grösstenteils einge- 
büsst, da man hier den wenig geschickten Ver- 
such machte, den Aethiopenzug in Verbindung 
zu dem IV. Mos. 12. 1 genannten kuschitischen 
Weibe Mosis zu bringen und diese mit der Midia- 
niterin Zippora zu identifizieren. Ich gedenke 
auf die hiermit in Zusammenhang stehenden 
Fragen an anderer Stelle zuriick zu kommen, 
um dabei diejenigen historischen Persönlich- 
keiten und Ereignisse zu behandeln, an welche 
sich im Kreise der Aegypter, bez. der im 
Nilthale angesiedelten Griechen, die Sagen an- 
knüpften, aus denen die Autoren der helle- 
nistischen Zeit ihre Exodus-Versionen sich 
zusammengestellt haben. 

5) Das Graffito p. 38 nr. 164 nennt den 
Hausvorsteher Harua!). Der Text war bereits 
von Petrie, Season pl. 9 nr. 263 ediert worden, 
doch hatte dieser das letzte Zeichen des 
Namens für eine Schlange verlesen und so 
einen Harer erhalten, dafür giebt er die bei 
Morgan fehlenden Titel über den oberhalb 
der Inschrift angebrachten Cartouchen der 
neter-tuat Ameneritis, der Königstochter 
des Kaschta. Dieser Harua hat unter Ame- 
neritis eine grosse Rolle gespielt. Sein Grab 
lag zu Theben (Champ. Not. p. 551 f.), zwei 
seiner mit langen Inschriften bedeckten Sta- 
tuen haben sich erhalten, die eine ist jetzt 
in Berlin (nr. 8163, publ. Ebers, Z. d. D. M. 
G. 27 p. 137 ff.), die zweite im Louvre (A. 84, 
publ. Piehl, Journ. asiat. VII Ser. 17 p. 159 ff., 
cf. Rec. de trav. rel. a l’Egypt. III p. 67 f.). 

6) Unter den Graffiti auf der Insel Sehel, 
dem Setes oder Dionysos-Insel der Griechen 
(C. J..Gr. 4893; Strack, Dynastie der Ptole- 
maeer p. 256, Inschrift nr. 108) sind zwei 
griechische (p. 102 nr. 229, 231), welche lauten 
Iowxos und Zoo .... Harvexa | Ovgans 
Auuovıs. Es gehört nicht viel Emendation 
dazu, um in diesem Priskos Patnika den 
Historiker Priskos Panites wieder zu er- 
kennen?), der im Jahre 452 n. Chr. mit seinem 


174 


1) Der Name ist selten. Ein Oberpriester des Ra, 
der ihn trug, bei Naville, Ahnas el Medineh p. 19; 
eine Privatperson bei Loret, Rec. de trav. rel. & 
l’Egypt. II, p. 90. 

2) Vgl. für ihn Müller, Frg. Hist. Gr. IV p. 69 ff. 
Mit dem auf Philae in einem Graffito (C. J. Gr. DI 
Addenda nr. 4932b) genannten Preiskos hat dieser 
Priskos nichts zu thun. 


175 [No. 5.] 


Freunde Maximinus in Aegypten war, als 
dieser mit den Blemmyern und Nubaden 
den bekannten hundertjährigen Vertrag ab- 
schloss Der Text dieses Vertrages wurde 
in Philae angeheftet und entsendete Maximinus 
zu dem Zwecke mehrere der Seinen dorthin, 
zu denen Priskos gehört haben mag. 


Bonn, 


Bespreehungen. 


O. F. Lehmann. Zwei a robleme der alt- 
orientalischen Chronologie und ihre Lösung, Leipz. 
1898, 224 S. nebst 2 Tafeln und 5 Tabellen. 


J. Marquart, Chronologische Untersuchungen, 
(Berossos und die babylonische Königsliste.) Philo- 
logus 1899, Supplbd. VD. 4. No. 1. — Bespr. v. 


Paul Rost. 

n (Fortsetzung). 

Uber dergleichen Erscheinungen be- 
richten die Inschriften öfter, ohne dass 
drum anzunehmen wäre, dass nur der Tod 
den Bestrebungen ein Ziel setzte. Und 
schliesslich würde ein Zeitraum von 60 J. 
für Mutakkil-Nusku und Ašur-rîš-išî wohl zu 
hoch gegriffen sein. Unter diesen Um- 
stinden erscheint es misslich, irgend welche 
Schliisse in der angegebenen Richtung zu 
ziehen. 


Doch nun zu Tukulti-Ninib. Nach 
der von Winckler, Hommel und dem 
Referenten vertretenen Auffassung wäre 


der Bibejasu Chron. P mit dem Bibejasu 
der Königsliste identisch und die Sak- 
nüti, die Tukulti-Ninib einsetzte, entsprächen 
Bel-nAdin-Sum, KadaSman-harbe II, Adad- 
Sum-iddin, auf welchen dann Adad-Sum-usur 
„auf dem Throne seines Vaters (Su braucht 
sich nicht notwendig auf Bibejasu zu be- 
ziehen) gefolgt wäre, (zwischen beiden liegt 
ein Zeitraum von 7 Jahren). Leh- 
mann decretiert, das sei falsch, denn 1) 
widerspräche es der chronologischen Anord- 
nung in Chron. P und 2) hätte den Saknüti 
Tukulti-Ninib’s nicht der Königstitel beige- 
legt werden können, da die Mardukstatue 
von Tukulti-Ninib nach Assyrien fortgeführt 
worden wäre. Lehmann sieht sich infolge- 
dessen genötigt, bis auf die Zeit vor Kadaš- 
man-buriaS zurückzugreifen und hier einen 
weiteren Bibejasu, Tukulti-Ninib, einen wei- 
teren Adad-Sum-usur, und da die Zahlen 
nicht stimmen würden (Tukulti-Ninib hat 
nach der ausdrücklichen Angabe von Chron. 
P. 7 Jahre lang die Schutzoberhoheit über 
Babylon ausgeübt‘), noch zwei Herrscher 


1) Lehmann zieht auch den Fall in Betracht, 
dass Tukulti-Ninib in der Liste nicht genannt wäre, 
das ändert aber an der Berechnung nichts. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Mai 1900.| 176 


einzuschieben, von denen einer der von 
ASur-näsir-aplu III erwähnte Sibir sein soll. 
Ich bemerke hier gleich vorweg, dass Sibir 
nicht hierher gehört, sondern dem Simbar 
(= Sibbar)-Sihu der Meerlanddynastie ent- 
spricht'). Rechnet man nun die Posten von 
1180 (bezw. auch nach Lehmann 1210) 
an aufwärts, so stimmt allerdings die Angabe 
Sanheribs bezüglich Tukulti-Ninib nicht, sie 
wäre viel zu niedrig bemessen. 

Ad.1). Die Auffassung der obengenannten 
GelehrtenstehtdurchausnichtimWiderspruche 
mit der Anordnung in Chron. P. Die Chronik 
ist vom babylonischen (!) Standpunkte aus 
geschrieben und berichtet über die Be- 
ziehungen Babylons zu seinen beiden mäch- 
tigsten Gegnern Assyrien und Elam. Bei 
Bibejasu schildert der Chronist den Kampf 
mit Tukulti-Ninib; Bibejasu verliert sein 
Leben, und Tukulti-Ninib setzt an dessen 
Stelle Statthalter d h. seine eigenen Krea- 
turen. Er selbst hat die Herrschaft über 
Babel nicht ausgeübt, konnte also in den 
Listen auch nicht geführt werden. Diese 
Oberhoheit dauert 7 Jahre, bis sich die 
Grossen von Babylon empören und Adad- 
Sum-usur auf den Thron bringen; mit 
Rüstungen zu einem neuen Zuge beschäftigt 
ereilt Tukulti-Ninib sein Geschick: sein 
Sohn ASur-näsir-aplu stösst ihn vom Throne 
und tötet ihn. Unter den Statthaltern wäre 
es nun zu Verwickelungen zwischen Babylon 
und Elam gekommen; da die Statthalter 
nach Bibejasu die Regierung in Händen 
hatten, so ist es durchaus sachgemäss, dass 
ihnen besondere Abschnitte gewidmet werden, 
Lehmann wird wohl selbst zugeben, dass 
diese Verwickelungen nicht gut in der Rubrik 
des Bibejasu berührt werden konnten, wo 
sicb alles um Tukulti-Ninib dreht. Für die 
Identität der Statthalter mit den fraglichen 
Personen würde besonders die Zahl der 
Jahre sprechen, 7 Jahre?) regieren Bel- 


1) Vgl. Rost, Untersuchungen S. 26 Anm. 3. 

?) Da eine längere Auseinandersetzung zu weit 
führen würde, beschränke ich mich hier vorläufig 
auf die Bemerkung, dass die gewöhnliche Auffassung 
der Schreibung 3attu I arhu VI (= 1%, J.) falsch 
ist. Die Königsliste rechnet deutlich mit vollen 
Jahren und führt nur der Vollständigkeit halber auch 
die Regenten auf, die unter einem Jahre regiert 
haben; aus Dyn. I, verglichen mit anderweitigen Ur- 
kunden, lässt es sich direkt beweisen. Eine Angabe: 
1'/, J. wäre in diesem Rahmen ganz unmöglich, 
und die Schreibung muss daher eine andere Bedeu- 
tung haben. Die richtige Erklärung vermitteln 
die Angaben der babylonischen Chronik bezüglich 
Nergal-us6zib’s (vgl. die Liste), und damit steht auch 
im Zusammenhang, dass MU in der Liste gelegent- 
lich vor I erscheint und an anderen Stellen nicht 


177 INo. 5.] 


nädin-Sum KadaSman-harbe II und Adad- 
Sum-iddin, die in der Liste auf Bibejasu 
folgen, und nach ihnen übernimmt ein Adad- 
Sum-usur (!) die Regierung'). Ad2) Hier be- 
findet sich Lehmann im Irrtum: es handelt 
sich doch nicht um eigene Inschriften der 


betreffenden Herren, sondern um eine spätere 


Urkunde, und in den Chroniken und Listen, 
die nachmals verfasst wurden, werden mit 
wenigen Ausnahmen auch die Regenten, die 
an und für sich keinen Anspruch auf die 
Führung des Königstitels hatten, ebenso 
geführt und als Sarru gezählt, wie diejenigen, 


die die Krone legitime aus der Hand Bel’s 
Kassiten-. 


«mpfangen hatten?) In der 
dynastie liegt bereits früher einmal derselbe 


Fall vor: Agum-kakrime erzählt ausdrücklich, 


dass er dio Mardukstatue, die nach dem 
fernen Hani fortgeschleppt worden war, nach 
Babylon zurückgebracht habe. 
Nichtsdestoweniger erhalten seine Vor- 
gänger ruhig ihren Platz in den Listen und 
gelten für die Späteren als Sarräni. Die 
Frage, ob die Mardukstatue in Babylon an- 
wesend war oder nicht, spielt hier also gar 
keine Rolle. Und wo bleiben wir schliess- 
lich bei Lehmann’s Auffassung mit der 
Parallelreihe der Assyrerkönige? Zwischen 
Tukulti-Ninib und Bél-kudur-usur würde 
eine Lücke von c. 130—140 Jahren bestehen, 
für die wir nur zwei Herrscher zur Ver- 
fügung hätten: ASur-näsir-aplu?) I, ASur-narara 
und Nabü-daian (gleichzeitig), während sonst 


^ Am Ende der ersten Zeile von der letzten 
Rubrik in Chronik P. steht [u]-ma-’-ir, sollte hierin 
nicht ein Rückverweis auf 2. */, in der Rubrik des 
Bibejašu (VII šanâte Tukulti-Ninib Kar- (il) dunias 
uma’ir) stecken? Auch dieses würde für obige Auf- 
fassung sprechen. Ob die Lesung usur in Adad-Sum- 
usur richtig ist, lasse ich dahingestellt; wenn der- 
selbe mit dem Absender des Briefes an Aégur-nardra 
und Nabü-daian identisch sein sollte, wäre eine 
andere Form von nasäru zu lesen (aber nicht näsir, 
sonst müsste der Name unter allen Umständen Adad- 
näsir-Sum lauten). 

2) Eine solche Ausnahme bilden bisweilen San- 
herib und Asarhaddon (hier spielt wohl politischer 
Hass mit eine Rolle), es giebt aber auch Listen 
(z. B. die Königsliste), in denen selbst sie nicht aus- 
geschlossen werden. 

3) Agur-nasir-aplu folgte wahrscheinlich Tnkulti- 
Ninib auf dem Throne. Einen Tukulti-Agur-Bél hier 
anzusetzen, heisst den Text von Chronik P völlig 
missverstehen. Die Chronik berichtet ganz klar, dass 
Tukulti-Ninib 7 Jahre die Schutzoberhoheit über 
Babylon ausgeübt habe und dann von seinem Sohne 
und assyrischen Magnaten ermordet worden sei. 
6 Jahre habe er (selbstverstandlich Tukulti-Ninib) in 
Assyrien geherrscht bis auf Tukulti-Agur-Bél, zur Zeit 
des letzteren sei der Zug nach Babylon vor sich ge- 
gangen. Die einzig richtige Erklarung verdanken 
wir C. Niebuhr: Tukulti-Asur-Bél repräsentiert den 
Eponymen des betretfenden Jahres. 


ORIENTALISTISOHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


| 


(Mai 1900.) 178 


eine ununterbrochene Reihenfolge vorhanden 
wäre bezw. höchstens ein Herrscher fehlen 
würde. Bei der von Winckler, Hommel und 
dem Referenten vertretenen Ansicht beträgt 
der Intervall zwischen Sanherib (689) und 
Tukulti-Ninib c. 560 Jahre, was sich sehr 
wohl mit der Abrundung zu 600 Jahren ver- 
trägf. Nach den wenigen Beispielen, die 
wir kennen, zu urteilen, scheinen die Baby- 
lonier bei solchen Berechnungen die Ab- 
rundung nach oben bevorzugt zu haben, und 
die runde Zahl 100 im Vordergrunde zu 
stehen (600, 700, 800, 3200). Jedenfalls 
wäre es ganz verkehrt, das moderne Ver- 
fahren bei der Abrundung sans façon auf 
den alten Orient zu übertragen. Ich komme 
zu der Angabe des Nabonid, bezüglich 
Sagarakti-buriaS, des Sohnes Kutur-Bél’s. 
Nachdem nun einmal Lehmann vor KadaSman- 
buriaS eine Serie Herrscher eingeschoben 
hatte (vgl. oben), war für Sagarakti-burias 
frühestens vor seinem Bibejasu II Platz vor- 
handen; rechnet man von 1180 (1210) bis 
dahin die einzelnen Posten auf, so gewinnt 
man einen Ansatz, der mit der An- 
gabe des Nabonid nicht harmoniert. Eins 
zog also das andere nach sich, fällt das eine, 
so fällt das andere eben mit. Ich gebe in- 
des zu, das es auch bei dem entgegengesetzten 
Standpunkte nicht ohne Schwierigkeiten ab- 
läuft. Erschwerend wirkt der Umstand, dass 
weder Vorgänger noch Nachfolger bekannt 
sind. Da der Vater des Sagarakti-surias 
ebenfalls mit Kutur beginnt, und das Zeichen PU 
auch den Lautwert SIR besitzt, so glaubte ich 
Untersuch z. altorient. Gesch. S. 51 f Sagarakti- 
buriaS mit Sagarakti-suriaS identifizieren zu 
können, indem ich die falsche Lesung (und 
infolgedessen vereinzelt sogar Schreibung 
bur-ia-as) auf Kosten der Schreiber Nabonid’s 
setzte. Die 800 würde dann ihrerseits eine 
stark abgerundete Zahl darstellen (auch Leh- 
mann kommt bei seinem eigenen nachträg- 
lichen Ansatze: 1320 nicht darum). Gegen 
diese Identifizierung spräche nur die Zahl 6 
beiKutur..... '), insofern als eine Inschrift 
das 8. Jahr des Kutur-Bél zu erkennen giebt; 
nach der von Lehmann beigefügten Photo- 
graphie der Königsliste wäre statt 6 aber 
auch 8 möglich und der Widerspruch damit 
beseitigt. Vielleicht bietet sich auch noch 
ein anderer Ausweg. Wenn ich die Wahl 
habe zwischen einer bis ins einzelne genauen 
und einer ungefähren abgerundeten Zahl, so 
ziehe ich selbstverständlich die erstere vor 


1) Lehmann bietet noch die unsinnige Lesung: 
Is-am-me . 


179  [No. 5.] 


und suche zunächst den Fehler in der letzteren, 
und nicht umgekehrt. Wenn man nun be- 
denkt, wie oft Wy und W, W und W ver- 
lesen wurden, (vgl. nur z. B. Chronik S.), 
so wäre es denkbar, dass derjenige Schreiber, 
der die Zahl berechnete, ursprünglich W > 
geschrieben hätte und bei der Anferti- 
gung von Kopien dafür W T>- gelesen wurde. 
550 + 900 ergäbe 1450, und hier vor dem 
Vater KadaSman-Bél’s wäre für die genannten 
Herrscher vorzüglich Platz. Wie dem auch 
sei, man thut am besten, abzuwarten, bis 


neue Funde mehr Licht verbreiten, und nicht 


sofort das Datum von Bavian preiszugeben. 
Dadurch jedenfalls, dass Lehmann soviel 
Herrscher von Burnaburias II an abwärts 
einschieben muss, begiebt er sich der Möglich- 
keit, einige Stellen nach oben zu gewinnen, 
und so entstehen die abnormen Verhältnisse, 
die ich eingangs der Besprechung gekenn- 
zeichnet habe, 
(Schluss folgt.) 


J. A. Oraig, Ph. D., Professor of Semitic languages 
and litteratures in the university of Michigan, Astro- 
logical-Astronomical texts copied from the original 
tablete in the British Museum and autographed 
ee Bibl. hg. von F. Delitzsch und P. Haupt 

.) Leipzig. J. C. Hinrichs. 1899. IX + 94 Seiten. 
4°. Pr. 30 M. Besprochen von H. Winckler. 

Craig hat hier die astrologischen Texte 
der Kuyundjiksammlung zusammengestellt, 
welche Bisher im wesentlichen nur aus der 
Mitteilung der besten Stücke der Serie Nür- 
Bil im dritten Bande des Londoner Inschriften- 
werkes bekannt waren. Auch die vorliegende 
Veröffentlichung besteht zum weitaus grössten 
Teile aus den Bruchstücken dieses alten 
Werkes, der Herausgeber hat aber gleichzeitig 
die Reste anderer gleichartiger Sammlungen 
mit aufgenommen. Der Natur der Dinge nach 
würde ja so wie so die Zugehörigkeit der 
vielen kleinen Stücke zu einer bestimmten 
Serie zweifelhaft bleiben. 

Das Buch Nür-Bil muss ein besonderes 
Ansehen genossen haben, und wir müssen 
in ihm wohl eine Aufspeicherung der astro- 
logischen Weisheit von Jahrhunderten sehen. 
Wann es die abschliessende Redaction er- 
fahren hat, ist vor der Hand unklar. Es 
gebraucht in politischer Beziehung die An- 
schauung etwa des dritten Jahrtausends, der 
Zeit der Sargon und Naram-Sin — es kann 
aber auch sein sehr viel früherer Zeiten. 
Zusammengestellt wird es später sein, wo- 
bei natürlich auch Zeitgemässes berücksichtigt 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Mai 1900.) 180 


sein muss. Nach Art aller Geheimwissen- 
schaft will es also ein möglichst hohes Alter 
erweisen, die jetzige Gestalt weist schon 
sprachlich in sehr viel spätere Zeiten, die 
wir uns etwa zwischen 1500—1000 denken 
könnten. Denn die sprachliche Gestaltung 
kann doch kaum als Werk der assyrischen 
Schreiber angesehen werden, die es von den 
„Originalen Babylons und Borsippas“ ab- 
schrieben. Die uns vorliegenden Werke 
waren doch wohl wortgetreue Abschriften. 

Das Werk Nür-Bil liegt uns also in 
assyrischen Abschriften vor. Diese sind 
durch die Unterschriften genau datiert. Zum 


Teil stammen sie aus der Bibliothek Assur- 


banipals, zum Teil sind sie unter Sargon 
abgeschrieben worden. Diese letztere That- 
sache ist seit den ersten Zeiten unserer 
Wissenschaft bekannt und der brave dupsar 
ist eine berühmte Persönlichkeit: Nabü-zukup- 
ukin — Sohn Marduk-Sum-iki8a’s, der dupsar, 
Nachkomme (lip-pal-pal) des Gabbu-ilän-iris 
des Oberdupsars (wechselt mit rab a-ba})). 

Der fleissige Mann muss in seinem Leben 
viel zusammengeschrieben haben, denn noch 
in Sanheribs 22. Jahr (K. 2670. IV. R. 2) 
hat er in hohem Alter „für das Studium 
IStar-Sum-iris, meines Sohnes“ ein ähnliches 
Werk abgeschrieben (vgl. weitere Tafeln, die 
er unter Sanherib geschrieben: K. 3071. S. 
78. K. 3163. S. 73 und III. R. 2). Auch vom 
„dupsar der rab-Saks Sanheribs, des Kron- 
prinzen Sargons“ ist eine Copie des Werks 
vorhanden gewesen (S.44). Diese Angabe der 
Unterschriften ist jedoch für uns vielleicht die 
weniger wichtige. Sie geben uns einen Mass- 
stab von dem was wir ungefähr von dem 
ehemalig in den Archiven Ninives und Kelachs 
vorhandenen haben. Die Serie Nür-Bil hat 
mindestens 58 Tafeln (S. 44) gezählt. Da- 
von haben wir ein paar Bruchstücke, und 
wenn wir vom Nimrodepos absehen, so ist 
dasVerhältnis bei allen den Werken, von denen 
wir überhaupt etwas wissen, ein ähnliches, 
von den uns unbekannten zu schweigen. 
Dabei sind aber alle diese Werke in mehr- 
fachen Abschriften in den betreffenden 
Bibliotheken vorhanden gewesen. 

Ueber den Inhalt dieser Omina lässt sich 
naturgemäss in der Kürze nicht sprechen. 
Die hier gegebenen sind astrologisch, und 
werden daher für den Astronomen Interesse 
besitzen. In der Fürsorglichkeit alle Fälle zu 
erschöpfen, werden aber zweifellos wohl 


') amilu dup-sar; V, 4204 (S. 3) und V, 1329 
(S. 47) steht dafür amılu a-ba; ebenso für den Ahnen, 
den rab dupsarrüti: amilu rab a. ba pl. 8. 980 (S. 48). 


181 (No. 5] 


Constellationen und Naturerscheinungen ange- 
nommen, welche nie eintreffen konnten. In 
gleicher Weise erschöpfen ja die Omina, 
welche portenta behandeln!) auch die unmög- 
lichsten Fälle. Für den Sprachforscher geben 
diese letzteren dabei bekanntlich einen reichen, 
noch nicht eingebrachten Ertrag. Unsere 
Sternguckereien betreffen das Hochpulitische 
und gewähren uns bekanntlich einen Ueber- 
blick über die verschiedenen Staaten und 
Länder, welche im Gesichtskreis des alten 
Babyloniers lagen. Sie liefern den sprechend- 
sten Beweis für die Bedeutung des Sar kisSati: 
Weil vielleicht doch noch der eine oder 
andere die oft angeführten Stellen nicht ge- 
lesen hat, und weil eine neue besonders 
deutliche hinzukommt, sei diese hier aufge- 
führt. K. 2169 (S. 44) Zeile 15: „Wenn der 
Donner wie die Stimme des alü klingt: Sar 
kiSSati mät-su ik-kaS-Sad: dann wird dem 
Sar kiSSati sein Land genommen werden.“ 
Was einem genommen wird, muss er auch 
haben, der Sar kiSSati hat also ein Land, 
gerade wie der Sar Hatti, Sar Kuti, Sar Anzan 
u Suri etc. ?) — deutlicher als hier kann man 
sonst wohl eine Aussage nicht erwarten. 

Ob Craig ein Princip in der Auswahl der 
aufgenommenen Texte verfolgt hat, vermag 
ich nicht zu erkennen. Da die Serie Nür-Bel 
und verwandte nur astrologische Omina geben, 
so gehörte die portenta-Tafel K. 1350 wohl 
nicht hierher, wenn nicht auch viel anderes 
aufgenommen wurde. Dagegen hätten die 
Stücke verwandter Serien, welche III R. 2 
der Datierungen wegen mitgeteilt sind, gut 
eine Stelle hier gefunden. 

Auf den Inhalt der Tafeln im einzelnen 
einzugehen, ist naturgemäss nicht gut möglich. 
Dass sie dem Astronomen mit den bereits jetzt 
verständlichen Planetenkonstellationen wichtig 
sein würden, bedarf keiner Ausführung. So 


1) Zu solchen gehört K. 1350 (S. 83), das also 
nicht recht in diese Sammlung gehört: „Wenn am 
Nenjahrstage ein Mann, bevor er aus dem Bette seinen 
Fuss auf die Erde setzt, eine Schlange im Bette an- 
sieht, bevor sie jemand anders sieht: Dieser Mann wird 
im Verlaufe dieses Jahres sterben. Wenn der Mann 
am Leben bleiben will (balätu ha-sih), dann soll er 
den Kopf verhüllen (? kakkadu u-ha-ra-ar) und.... 
Wenn er drei Monate überlebt (uštapaššak), wird e 
am Leben bleiben. 

2) Hiernach wird wohl auch III R 56,34 zu lesen 
sein (Summa ina arah] Kislim atalü Sakin gar kissati 
imät pali-&u imät mat-su [ikkaSad]: wenn im Kislev 
eine (Mond)finsternis eintritt, wird der König der 
kiššati und seine Dynastie sterben, sein Land [erobert 
werden]. Nicht: mât Sufri....]. In der noch un- 
entschiedenen Frage des Verhältnisses von gar KIS 
(mit und ohne KI) der alten Texte zu Sar kiššati sei 
bei dieser Gelegenheit auf mahaz kiš-ša-ti III R 64c,30 
verwiesen. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Mai 1900.] 182 


wiirden sie auch ein wissenschaftliches In- 
teresse bieten, welches die portenta mit ihrer 
unterhaltenden Erschöpfung der drolligsten 
Möglichkeiten nicht gewähren. 

Die zahlreichen Parallelen ermöglichen 
mannigfache Berichtigungen des Textes, der 
Herausgeberscheintbeabsichtigtzuhaben, seine 
Copien nicht nachträglich zu verbessern. Seinen 
Aufwand an Mühe wird würdigen, wer selbst 
sich an undankbaren Aufgaben versucht hat. 
Er sollte es aber aufgeben diejenigen darüber 
zu belehren, denen eine Keilschrifttafel gerade 
so verschlossen ist, wie mir ein chinesisches 
Buch. Dass der Unverstand urteilt und ver- 
urteilt, ist sein gutes Recht, man darf ihn 
also nicht tadeln. Der Vorwurf trifft nur die, 
welche das Urteilder „mentalormoral obliquity “ 
hören. Man muss das Uebel immer bei der 
Wurzel fassen, nicht bei den Einzelerschei- 
nungen. Nicht einverstanden kann ich mich 
mit dem in dem Vorwort vertretenen Prinzip 
erklären, insofern der Verfasser gegen Scheil 
den Vorwurf des „literary brigandage“ erhebt. 
Wenn man Texte veröffentlicht, so macht 
man sie doch ,publici juris“ und kann sich 
nur freuen, wenn sie verbessert und voll- 
kommenem Verständnis entgegengeführt wer- 
den. Das ist meines Erachtens der Zweck 
der Sache. Freilich empfindet Craig ganz 
recht, dass man in dem Falle, wo man jemand 
einen Teil der Arbeit abgenommen hat, An- 
spruch auf dessen Dank und nicht auf seinen 
Tadel hat. 


Berlin. 


Kurt Sethe, Das ägyptische Verbum im Altägyp- 
tischen, Neuägyptischen und Koptischen. Erster Band 
Laut- und Stammeslehre. Zweiter Band Formen- 
lehreund Syntax der Verbalformen. J.C.Hinrichs’sche 
Buchhandlung 1899. Besprochen von F. LI. Griffith. 

Sethe’s new grammatical work is one of 
the most remarkable in the annals of Egyp- 
tology, and is truly an astonishing achieve- 
ment. His immense mass of material was 
collected in the first place by working 
through the wholeofthe inscriptions and papyri 
of the Old and Middle Kingdoms which were 

accessible at Berlin down to the year 1890, 

and also by working through the New Egyp- 

tian papyri so far as they are published and 

a considerable selection of New Kingdom in- 

scriptions. Few there are besides himself who 

could read the texts with such facility and 
accuracy as to succeed in this huge task. 

Many of the documents were still untranslated, 

hardly any had been rendered with an ap- 

proach to accurate knowledge of the meaning, 
and down to the present moment there is much 


183 [No. 5.] 


among them that remains altogether unintelli- 
gible. Sethe also attacked the problem from the 
other end and worked through the Coptic verbs 
already collected in Sterns Grammar and in 
Peyrons Dictionary, consulting the original 
texts whenever any peculiarity was indicated 
by the reference. Marshalling the whole mass he 
then proceeded to select types and accumulate 
examples, noting exceptions and varieties of 
orthography. Ultimately he classified the 
material according to form and usage with 
the greatest minuteness, into numberless divi- 
sions and subdivisions. 


The very imperfect rendering of sound 
by the Egyptian alphabet and the extra- 
ordinary spellings which concealed the spoken 
forms in the Late Egyptian period call for 
keen eye and intelligence to detect the essen- 
tial differences of inflexion or form. Professor 
Erman was happily inspired when 11 years ago 
he suggested to Sethe, then a very young 
student, the task of examining the Egyptian 
verb; and it speaks well for the training of 
the Berlin School that nothing seems to escape 
the notice of the younger scholar in the 
material with which he has dealt. The ideas 
for the grammatical treatment of Egyptian 
that were applied first in Ermans Plural- 
bildung and Neuägyptische Grammatik 
are here applied on a far larger scale with 
the added growth and ripeness of knowledge 
to which Egyptology has attained in the in- 
terval. Reference to demotic is, indeed, 
conspicuously absent from the title page of 
Sethe’s work, and if there be occasional 
allusions to it in the text they are of the 
conventional order and require revision. Per- 
haps the untiring energy of this young Scholar, 
before whom vistas of discovery open up on 
every hand, will lead him to attack demotic 
also. In that case he will find at his dis- 
posal a rich harvest of interesting matter 
that will tax all his ingenuity to interpret 
aright, for the spelling is crowded with false 
analogies. 

The present writer has been chiefly oceu- 
pied with demotic since Sethe’s Verbum 
reached him and he can affirm the usefulness 
of the book even in the study of that form of 
the Egyptian language to which it makes no 
direct allusions of importance. So far as I 
have yet studied demotic it appears to me 
that it is a somewhat artificial language of 
the scribes, and that the model of one of its 
verbal forms is to be sought, not in New 
Egyptian, but in the archaic forms of the 
Pyramid texts which had probably long been 
obsolete in the living language (sce below): 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Mai 1900.] 184 


ne 


all these other periods are ably treated by 
Sethe. 

In spite of the absence of demotic the 
work is, indeed, on an almost colossal scale, 
and it is no light task to take stock of it. 
Two large folio volumes contain together 800 
pages, chiefly of close autograph, and the 
indices are to appear as a third volume. To 
plan and carry out such a work demands 
immense industry and power of methodical 
arrangement. But originality and mental 
grasp are apparent in every line. Some 
of the most valuable remarks in Erman’s 
Grammar were due to Sethe’s untiring 
research and keen insight, and the full state- 
ment, with proofs, of theses which were 
there only summarized is given in the present 
volumes. Further than this, new views are 
enunciated and corrections made, often of 
the first importance, while the treatment of 
the whole subject is now much more logical 
and convincing, 

Two thirds of the first volume are 
devoted to an examination of Egyptian 
phonology. With considerable show of 
reason Sethe rejects the idea that in the 
spelling of native words hieroglyphs were 
ever used to express vowels pure and simple, 
i.e. vowels not due in part to Semi-Consonants, 1) 
and he asserts that the appearance of the 
semiconsonants etc in places where, as 
such, they are not required is altogether due 
to the historical writing of words which had 
altered in the living tongue, or to false 


analogy. For instance, radical approx- 


imately x, being often negligeable in some 
forms of a root, became a meaningless sign 
which could be used by the scribe at 
pleasure. And so with other signs. Such 
usages are well known to abound in late 
texts, but they may be traced even in those 
of the Old Kingdom. It remains to be seen 
whether Max Miiller can uphold his theory 
that the “Syllabic“ spelling of foreign words 
in the New Kingdom was an attempt to 
render definitely their vocalization. Though 
the supposed representation of consonant 
and vowel by means of consonant and 
semi-vowel does not give very clear results 
on examination, Müller is probably right, 
at least in some degree. Acquaintance with 


1) Sethe in I. p 3 (Erm. Gram. § 14) denies 
vocalic values to half consonants even in endings for 
ancient times, The Egyptians never used them for 
marking ordinary long vowel as did the Semites, but 
almost only for those produced by the junction of a 
vowel with the original semiconsonant. [So also in 
demotie. F. Ll. G] 


185 [No. 5.] 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


the cuneiform syllabary and perhaps with an 
old alphabet on the lines of the Phoenician 
would naturally lead to such a usage. The 
undoubted use of semi-vowels and of =, 
Y, in late hieroglyphic and in demotic for 
the rendering of vowels in Greek words and 
names would be a further step in the same 
direction: the more or less analogous 
influence of Greek on most Semitic writings 
is well recognized. 


Sethe treats each Ben letter sepa- 


rately, and catalogues the interchanges of 
letters and the modifications of sounds. 


The view that \\ is not a vowel but a final 


Y, TF is new. The x value of | is dis- 


cussed at length. Many remarkable facts 
are deduced from early spellings as to the 
pronunciation of r, as well as of other signs. 
But it must be remembered that abbreviated 
spellings are often graphic expedients inde- 
pendent of the sound of the word as spelt. 

In the second part of the first volume 
Sethe classifies the verbal roots: first 
according to their origin as being original or 
derived from nouns or from other verbs 
etc.: and then according to their forms, from 
biliterals to quinqueliterals: Of the III inf. 
(often ascertained only with great difficulty 
and changing to II lit), he gives a very 
useful list, as also of some other classes. 
Compound verbs, foreign verbs and 
causatives, besides anomalous verbs, neces- 
sitate separate sections, as all have 
peculiarities of their own. 


The second volume, by far the larger, 
deals with the conjugation of the verbs. 
It is not concerned with the question 
what are the commonest syntactical forms, 
and therefore dismisses in a few words e. g. 
the abounding periphrases iw-f sdmw and 
tw-f hr sdm, under the respective headings 
of the employment of the Pseudoparticiple 
and the employment of the Infinitive. But 
with everything that seems to represent a 
distinctive verbal form Sethe deals most 
fully, thoroughly cataloguing its varieties 
and uses. 

The second volume was autographed 
in 1896 though only now issued. The 
first volume, designed as an introduction 
to the second, was prepared later; as 
numerous improvements suggested themselves 
several pages of additions and corrections 
were added to the second volume, and a 
clear argument of the whole work is 
printed in type at the beginning of the first 
volume. Notwithstanding its bulk the work 


[Mai 1900.] 186 

is easy to consult after a little preliminary 
study of its arrangement; and the Index 
volume, whatever form that may take, will 
doubtless facilitate search for the forms of 
individual words and the authors views 
upon them. Among the most notable 
sections may be instanced that which 
disposes of Erman’s „Substantivized forms“ 
sdm.t-f, sdm.t.n-f (Erm. Gram. § 283—288; 
Sethe II § 353). sdm.t-f, sdm.t.n-f are simply 
relative forms, and gm.t-f hpr.t-f etc. (be- 
longing to Erm. § 289 et seqq) are infini- 
tives (III inf. etc.) with suffix, to which, of 
course, sdm-f, not sdm.t-f, must correspond 
in the verb sdm (III lit.). Thus §§ 283 — 288 
disappear entirely from the Grammar. Other 
sections are equally revolutionary and 
nearly as cogent. The whole treatment of 
the conjugation by Sethe naturally has many 
points in common with that in the Grammars 
of Erman and of Steindorff, but everywhere 
brings the New Egyptian into its proper 
connexions. Twenty years ago, when Erman 
issued his Neuägyptische Grammatik, this 
was of course impossible, for the gramma- 
tical study of Old and Middle Egyptian had 
not then begun. 

It seems a thankless task to look for 
blemishes in a work of so important a cha- 
racter. In matters of detail probably there 
may be much to add in course of time by 
way of further illustration — not least from 
demotic. The following observations have 
occurred to me in my numerous references 
to the two volumes. 

In I § 3 we may note the further survi- 
val of the sdm-f form of ‘nh (xa in ganoxearns) 
in Coptie We- = per (jurantis), as is shown 
by the demotic equivalents. Parallel with 
this shortened form in oaths etc. there was 
the full form ‘anho, as is also shown by 
demotic spelling and the Coptic causative. 

As to the interchange of r and:, note 
that O. E. wih, „royal council hall (?)“ 
changes in late M. K. to w(:)rh and preserves 
this form into demotic. This word is often 


transcribed from hieratic £) N M=, 
whereas it should be £l iN S Y 2; g. 


in Baedeker’s Aegypten, similarly also in 
Sethe I, p. 52 thus completely changing its ety- 
mological aspect. 


Ip. 162; demotic 3% WOTWOT gloria“, 
not „vermehren“, @NO: To conduct“, is 
the causative of MZ ,,reach“; IT. p. 94 ad fin. 

In I, § 357, 428, NROT is ingeniously 


187 (No. 5.] 


derived by Sethe from a hypothetical form 


ngdgd. However much evidence (NROTR etc.) 
tending that way there may be, Spiegelberg’s 
derivation from n-qdd (N. E. n:qdd), quoted 
in Kahun Papyri (Additional Notes, I. 1. 10) 
appears to me the correct one. The equi- 
valent : n-qty in demotic does not seem to 
help the question. 

In II 8 69, § 135, 4 Sethe suggests that 


MHOT is derived from Eg. ny. Demotic, 
however (as Hess has shown) and some Late 
Egyptian papyri prove that we have to divide 


it into N-HOv. This use of the qualitative 
preceded by M is found also in other verbs 
in the hieratic Papyrus of Unuamon where 
we have n-q ,,having entered“, as well as 
n-yw, „arrived“. *ceH® in demotic is gene- 
rally, by a strange exception, past narrative 
— a curious survival not however unknown 


in Late Egyptian — while C€NH® in demotic 
is of course I praes. 

The instances of negative m sdm-f on II 
pp. 447—8 (from the Pyramid texts) seem 
to me clearly to explain the demotic peri- 
user b ’r-f stm which is final „lest he 

ear“, and perhaps optative „let him not hear“. 

On the other hand b ’r-f stm, (neg. praes. 
consuet.) = akeqycwTeas, is possibly of a 
different orlgin altogether and is paralleled 
in New Egyptian bw yr-f sdm. II § 989. 

In II § 353, 13g, the reference for hprt 
should be L. D. III, 25 i. 


Ashton under Lyne. 


Enoyclopsedia biblica. A Dictionary of the Bible 
edited bei The Reverend T. K. Cheyne M. A. D.D. 
and J. Sutherland Black M. A. L. L. D. Part I. 
A. D. London Adam and CharlesBlack 1899 Price 
20 Sh. in Cloth. — Super Royal 8vo. (11-+7°/, 
inches). Bespr. v. Friedr. Giesebrecht. 

Das massenhafte Auftreten von Nach- 
schlagebüchern, Handweisern u. aa. wissen- 
schaftlichen Hilfsmitteln in neuerer Zeit zeigt, 
dass die Wissenschaft sich augenblicklich 
stark bereichert und im Stande fühlt, dem 
gebildeten und wissenschaftlich arbeitenden 
Publikum etwas zu sagen. In der That ist 
der Aufschwung, den die biblische Wissen- 
schaft fast auf allen Gebieten seit etwa 
30 Jahren genommen hat, ein im Kern ge- 
sunder und solider. Andrerseits weiss ein 
jeder, dass es auch bei notwendigen und 
berechtigten Fortschritten nie ohne Fehlgriffe 
und Uebertreibungen abgeht. Darum liegt 
in solchen, der Einführung und Orientierung 
dienenden Nachschlagebüchern eine grosse 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Mai 1900.) 188 


Gefahr, wenn sie an dem reichlich vorhan- 
denen wissenschaftlichen Stoff nicht die 
nötige Kritik üben, sondern darauf aus- 
gehen, das Allerneueste, auch blosse Einfälle 
jüngsten Datums darzubieten. Ein solches 
Verfahren ist nicht praktisch, denn es stösst 
den Nichtfachmann und den Lernenden ab, 
der den festen Boden unter seinen Füssen 
weichen fühlt, es ist aber auch wissenschaft- 
lich unberechtigt, denn eine Encyclopädie ist 
nicht der Ort, um unausgegohrenen Most 
auszuschänken oder wissenschaftliche Streit- 
fragen auszufechten. — Von diesem Gesichts- 
punkte aus ist die neu erschienene Ency- 
clopädie in sehr vielen Artikeln (vergl. unten) 
für ihren Zweck m.E. weniger geeignet, da sie 
sich in Bezug auf Wiedergabe von Hypothesen 
z. Th. allerjüngsten Datums vielfach keine Be- 
schränkung aufzuerlegen vermag. Für den 
Studenten und gebildeten Nichtfachmann ist 
also das Buch zum Nachschlagen nicht zu 
empfehlen. Der Fachmann wird es ja mit 
Nutzen brauchen, Ref. bekennt gern, viele 
Artikel, auch solche, mit denen er durchaus 
nicht übereinstimmenkonnte, mitdemhöchsten 
Interesse gelesen zu haben und ihnen mannig- 
fache Belehrung zu verdanken. 


Soll ich noch etwas auf das Einzelne ein- 
gehen, so kann man als Kennzeichen eines 
guten Artikels bezeichnen: Kürze, Ueber- 
sichtlichkeit, Objektivität, Vermeidung des 
bloss Hypothetischen und alles unnötigen 
Details. Ein der Orientierung bestimmter 
Artikel soll keine Untersuchung sein, die 
überhaupt nicht oder nur sehr mühsam findet, 
andererseits aber auch keine Sammlung von 
Orakel- oder Machtsprüchen. Als recht gute 
und zweckentsprechende Artikel möchte ich 
danach bezeichnen: Abi (Cheyne), Ammi 
(Gray), Antichrist (Bousset), Apokalyp- 
tic Literature (Charles), Creation I. 
und Deluge I. (Zimmern), Chronicles 
Book of (W. R. Smith u. Driver), Chrono- 
logy (Marti), Circumcision (Benzinger) 
Deuteronomy (Moore), auch noch: Clean 
and unclean (Simcox), Damascus (Smith- 
Glasgow), — Ausserordentlich sorgfältig sind 
gearbeitet: Agriculture (Hogg), Apoka- 
lypse (Bousset), Dispersion (Guthe) 
letztere eine sehr dankenswerte, weil gewiss 
ziemlich mühsame Zusammenstellung. Zu 
ausführlich werden schon die Artikel Amos 
und Canticles (Cheyne), wo eine bis ins 
Einzelne durchgeführte Literarkritik die Ge- 
duld des Lesers ermüdet, Canon (Budde), 
der über bekannte Dinge unnötig weitläufig 
ist, Assyria, Asurbanipal, Babylonia 
(King), bei denen die Breite um so unver- 


189 [No. 5.] 


stiindlicher ist, da es sich hier vielfach um 
Zeiten und Personen handelt, die mit dem 
A.T. garnichts zu thun haben, Acta of the 
Apostles (Schmiedel), wo sich ausserdem, 
wie auch in dem Art. Bar-Jesus die Nei- 
gung zu ziemlich weitgehenden kritischen 
Hypothesen zeigt. — Dieselbe Neigung ist 
auch in sonst recht guten und lehrreichen 
Artikeln zu bemerken, wie: Babel Tower 
of (Cheyne), Benjamin (Hogg), David 
(Cheyne), Deluge (Cheyne), Day of Ato- 
nement (Cheyne und Benzinger), Dan 
(Cheyne). Den Charakter von Untersuchungen 
tragen die Artikel Abraham (Cheyne), in 
dem sich ein Lernender wohl kaum zurecht 
finden wird, und der eine Fundgrube von 
blossen Einfällen ist, ebenso dürfte man den 
Artikel Ark of the Covenant (Cheyne), 
charakterisieren müssen. Ganz wunderlich 
in seiner bis auf das Mittelalter zurück- 
gehenden Beweisführung ist das unter Adam 
und Eve mitgeteilte (Cheyne). Auch in 
Abomination of desolation (Cheyne) ver- 
liert man vor unübersichtlichem Stoff fast 
den Faden. Es versteht sich, dass Cheyne 
auch sonst: Arawna, Ariel, Azazel, Cain 
und Cainites, Kaphtor den Leser mit 
frischgebackenen Konjekturen und Parallelen 
überschüttet, die wahrlich oft nicht besser 
sind, als die Ueberlieferung oder die früheren 
Erklärungen. Schade, dass seine Erklärung 
des Abrech, das er noch auf Abarakku 
zurückführt, durch die Konjektur „der Abir 
des Chuenaten“ jetzt schon überholt ist, wie 
gut würde diese neueste Vermutung mit 
dem Charakter der anderen Artikel des 
Herausgebers zusammenpassen! Keinen rech- 
ten Geschmack vermag der Ref. auch den 
Aufsätzen über Covenant (N. Schmidt) 
und Dan [Stamm] (Hogg) abzugewinnen. 
Der zweite ist wieder zu sehr im Stil einer 
Untersuchung gehalten, der erste vermeidet 
zwar diese Schwierigkeit, behauptet aber 
dafür Dinge, die nicht bewiesen sind (wie 
dem Ref. die Assyriologen Peiser und Rost 
übereinstimmend versichern). Biritu soll 
nämlich nach ihm bedeuten „Fessel“ und 
dann „Bund“. Dass aber letztere Bedeutung 
nicht vorkommt und lediglich erschlossen ist, 
sagt der Artikelschreiber nicht, dagegen be- 
hauptet er mit grösster Unverfrorenheit, das 
Wort sei in der Bedeutung „Vertrag“ aus 
dem Babylonischen ins Kanaanitisch-Hebri- 
ische übergegangen. Im übrigen ist der 
Artikel wesentlich nach Krätzschmar ge- 
arbeitet. 


Durch wohlthuende Kürze zeichnen sich 
aus die Arbeiten Nöldekes: Amalek (Kain), 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Mai 1900} 190 


Arab, Aram, Aramaic language, die 
Beiträge W. R. Smith’s (Moore) über Baal 
und Astoreth, aus denen das Unternehmen 
sozusagen hervorgewachsen ist, von Pinches 
über Babylon, von Gray über Angel und 
Anoint, von Cheyne über Antiochus IV., 
Calneh und Calno, Chiun und Sikkuth, 
auch über Benhadad. Freilich ist die 
Kiirze in diesen Fallen nicht immer ein 
Zeichen von Vollständigkeit, wie auch der 
Artikel Cherub (Cheyne) manches zu wün- 
schen übrig lässt. Erfreut haben mich 
Kosters und Tiele durch Chedor Laomer, 
wo die Hommelsche Apologetik gründlich 
zurückgewiesen ist. 

Als recht anerkennenswerte Leistungen 
seien noch genannt: Apokrypha (James), 
Baptism (Robinson), Colours (Canney), 
Chariot (Whitehouse), Dead Sea (Gautier), 
Daniel (Kamphausen). 


Königsberg i. Pr. 


Mitteilungen. 


Die in Knossos bei Heraklion (Kreta) ausgeführten 
Ausgrabungen der englischen archäologischen Schule 
von Athen haben bei Ruinen aus vormykenischer 
Zeit Tafeln aus gebrannten Thon zu Tage gefördert, 
welche Aufschriften ineinem prägriechischem Alphabet 
enthalten. 


Nachtrag zu dem sogenannten 
„Menesgrabe').“ 

Es ist beachtenswert, dass in der saitischen 
Renaissanceepoche, welche mit Vorliebe auf 
die alten Zeiten zurückgreift, der Grundriss 
des Menesgrabes wieder erscheint. In den 
Inschriften des Petamenophisgrabes in der 
thebanischen Necropolis (Dyn. XXVI) 
(Diimischen: Histor. Inschriften II Tafel 36) 
tritt der älteste Grabplan als Determinativ 
auf. Es ist also wohl anzunehmen, dass die 
grosse Umfassungsmauer aus Ziegeln, von 
welcher noch heute erhebliche Reste sichtbar 
sind, eine ähnliche Facade aufwies wie die 
ältesten Königsgräber. W. Spiegelberg. 


Aus gelehrten Gesellschaften. 


Acad. des Insor. et Belles-Lettres 1900. 

Sitzung v. 19. Jan. Hamy, Ethnographische 
Bemerkungen über die Berberstimme. Das von 
Varro erwähnte Plostellum Punicum ist noch heute 


1) Da der Autor des Artikels in Heft 4 keine 
Korrektur erhalten hat, sind bei den hieroglyphischen 
Typen einige Druckfehler stehen geblieben, welche 
die mit Aegyptischer Schrift vertrauten Leser sich 
wohl selbst verbessert haben. Auf Sp. 126 liess 
Dyn. IV (?) statt Dyn. IV (!). D. R. 


191  [No. 5] 


in Tunis unter dem Namen Carreta in Gebrauch, 
auch in Aegypten unter dem Namen Noreg. 

Sitzung vom 9. Febr. Heron de Villefosse teilt 
einen Bericht Carton’s mit über die Ausgrabung des 
Theaters in Dougga (Tunesien) und berichtet über die 
Funde Chardon's, am Cap Matifou in einer christ- 
lichen Basilica und die Ausgrabungen Delattre’s in 
Carthago. Berger übersetzt eine punische Inschrift. 
Cagnat berichtet über Forschungen an der Karthagi- 
schen Küste, bei Abou-Tarfa ist eine Inschrift aus 
der Zeit Trajans gefunden. 

Sitzung v. 2. März. Heuzey berichtet über die 
Ausgrabungen Sarzec's in Tello. Unter dem Gebäude 
Ur-Nina’s sind Ziegel eines Gebäudes aus noch 
älterer Zeit gefunden. In der Tiefe von 17 m fand 
de Sarzec Waffen und andere Gegenstände aus sehr 
alter Zeit. 

Sitzung v. 16. März. Forts. von Heuzey’s Bericht 
über die Ausgrabungen Sarzec’s. S. hat in dem 
neuentdeckten Gebäude Bruchstücke eines Altars 
gefunden, auf dem ein König mit einem Stab dar- 

estellt ist, der einem auf eine Lanze gestützten 
Jüngeren Krieger ein Diadem überreicht. hinter beiden 
ein langes Gefolge. 

Sitzung v. 16. März. de Vogüe berichtet über 
eine Mitteilung Maspero’s, betreffend eine im alten 
Memphis gefundene phönizische Inschrift. Sie stammt 
aus der Zeit der Ptolemäer und ist auf einen Marmor- 
block geschrieben, der als Sockel einer ägyptischen 
Stele gedient hat; sie enthält eine Widmung des 
Bauwerkes an eine Gottheit. Clermont-Ganneau 
spricht über eine von Waddington kopierte 
griechische Inschrift semitischen Ursprungs. 

Sitzung v. 30. März. Berger berichtet über eine 
Anzahl von Gauckler in Karthago gefundener Amu- 
lette. Es sind kleine Gold- u. Silberklingen, bedeckt mit 
mythologischen Darstellungen und Begräbnissscenen; 
eine trägt die Inschrift „schütze und hüte Hillesbaal, 
den Sohn des Arissabal.‘ Die Klingen befinden sich 
in goldenen Scheiden, die mit einem Löwen- oder 
Katzenkopf verziert sind und am Halse getragen 
werden können. 

Sitz. v. 30. März. Maspero hat eine sehr ver- 
stümmelte Inschrift eingesandt, in der es sich um 
Ehrungen einer hervorragenden Person handelt. 
Reinach restituiert und teilt mit eine griechische 
Inschrift — jetzt im Berliner Museum — enthaltend 
oe Ehrendekret der Juden des heiligen Distriktes 

nias. 

Sitz. v. 6. April. Müntz reicht der Ak. einen 
Bericht über die Reise des Grafen Caylus in Klein- 
asien 1716—1717 ein nach neuen Handschriften. 
Delattre hat eine punische Inschrift mit dem Wort- 
laut „Grab der Priesterin Geratastoret“ gefunden. 
Berger legt ein Bronzemesser vor, das sehr merk- 
würdige Figuren trägt, deren Erklärung B. versucht. 


Personalien. 


A. o. Prof. J. Krall in Wien ist zum ord. Prof. 
der Gesch. des alten Orients ernannt. 


Zeitsehriftensehau. 


The Academy 1900. 
7. April. Theod. Bent and Mrs, Theod, Bent, 
southern Arabia, bespr. v. ? 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Mai 1900.] 192 


American Journal of Archaeologie 1899. 
4. 5. E. Gardener, vase in Chicago representing 
the madness of Athamas. — H. N. Fowler, Biblio- 
aphy archäologische Bibliographie von Juli bis 
ezember 1898). — Derselbe, archaeological news 
and discussions (Ausgrabungen etc. von März 1898 
bis Juni 1899.) 


Beilage s. Münoh. Allgem. Zeitung 1900. 
61. Ersilia Caétani-Lovatelli, der Baumkultus II. 


Berliner philol. Wochenscohr. 1900. 

10. Dittmar, vetus Testamentum in novo I, bespr. 
v. A. Hilgenfeld. 

11. Krauss, griechische und lateinische Lehn- 
wörter II, bespr. v. J. W. 

12. R. Oberhummer und H. Zimmerer, durch 
Syrien und Kleinasien, bespr. v. J. Partsch. 

13. Usener, Sintflutsagen, bespr. v. G. Hertzberg. 

14. Pauly, Realencyclopaedie, bespr. v. F. Justi. 
— J. Marcuse, Dialektik im Altertum, bespr. von 
J Ilberg. — Mitteilungen: Die Ursachen des Ein- 
sturzes des Ammontempels zu Karnak (nach Borchards 
Ber'chten an die Berliner Akad.). 

15. H. Rabe, Joannes Philoponus, de aeternitate 
mundi, bespr. v. Radermacher. 

16. L Cohn, Einteilung und Chronologie der 
Schriften Philo’s, bespr. v. O. Stählin. — A. Leh- 
mann, Aberglaube und Zauberei von den ältesten 
Zeiten bis auf die Gegenwart, bespr. v. E. Kuhnert. 


Biblioth. de l’École des Ohartes. 1899. 
6. Jos. Petit, mémoire de Foulques de Villaret 
sur la Croisade (etwa vom Jahre 1305). 


Blätter f. d. Gymnasial-Schulwesen 1900. 

3. 4. Fr. Studniczka, die Siegesgöttin, bespr. v. 
W. Wunderer. — L. Frobenius, der Ursprung der 
Kultur. I. Ursprung der afrikanischen Kulturen, 
bespr v. ? — Troels-Lund, Himmelsbild und Welt- 
anschauung im Wandel der Zeiten, bespr. von 
H. Stadler. 


Bulletin d. 1. Soc. Geolog. d. Franoe. 1899. 
5. R. Fourtau, observations sur les terrains 
Eocenes et Oligocénes d'Egypte. 


The Olassical Review 1900. 
3. T. Nicklin, the origin of the Egyptian year. 


Deutsche Litteraturzeit. 1900. 

14. O Weise, Schrift- und Buchwesen in alter 
und neuer Zeit, bespr. v. ? — J. Goldziher, Abhand- 
lungen zur arabischen Philologie U, bespr. v S. 
Fränkel. — P. Geyer, itinera Hierosolymitana saeculi 
IV—VUI, bespr. v. J. Benzinger. — R. Borrmann, 
die Alhambra zu Granada, bespr. v. ? 

15. P. Gardener, exploratio evangelica, bespr. 
v. H. Holtzmann. — B. Duhm, die Psalmen, bespr. 
v. ? — Fr. Kodi, ausführliche Berechnung der drei 
Seitenverhältnisse der Arche Noe’s, bespr. von ? — 
St. A. Cook, a glossary of the Aramaic inscriptions, 
bespr. v. J. Barth. — J. Döller, Rhythmus, Metrik 
und Strophik in der biblisch-hebräischen Poesie, 
aD v. ? — D. Castelli, gli Ebrei, bespr. von 
C. Steuernagel. 

16. R. Brown, researches into the origin of the 
primitive constellations of the Greeks, Phoenicians 
and Babylonians, bespr. v. G. Thiele. 

17. J. Benzinger, die Bücher der Könige, bespr. 


| v. C. Siegfried. — E. Mittwoch, proelia Arabum 


193 [No. 5.] 


eee (u.) E. Pearson, a study iu philology, 
espr. v. C. Brockelmann. — D. Kaufmann, Studien 
über Salomon ibn Gabirol, bespr. v. M. Stein- 
schneider. — H. Adjarian, étude sur la langue Laze, 
bespr. v.? 


Deutsche Zeitschr. f. Ausländ. Unterrichts- 
wesen 1900. 

V. Ueber das ägyptische Schulwesen (aus der 
Revue pédagogique Sept. 99.) 


The Geographical Journal 1900. 

4. C. R. Beazley, new light on some mediaeval 
maps. III. — R. Strachey, narrative of a journey 
to the lakes Rakas-Tal and Manasarowar in Western 
Tibet, undertaken in September 1848. (Forts.) 


Geographische Zeitschrift 1900. 

4. W. Ruge, die Identifizierung antiker Oertlich- 
keiten (es handelt sich hauptsächlich um kleinasiatische 
Ortsnamen). — F. Höck, der gegenwärtige Stand 
unserer Kenntnis von der ursprünglichen Verbreitung 
der angebauten Nutzpflanzen. (Forts) — Geo- 
graphische Neuigkeiten. Asien: Neuer Karawanen- 
weg zwischen Persien und Beludschistan von Karman 
nach Nuschki. Afrika: Expedition des Majors Peake 
zur Beseitigung der Flusssporren im Sudan. Zug des 
Grafen Leontieff zum Rudolfsee. Plan einer Sahara- 
expedition zur Prüfung der Ausfuhrbarkeit einer 
Saharabahn durch die Franzosen. — R. Fitzner, der 
Kagera-Nil, bespr. v. A. Schenck. 


Historische Vierteljahrschrift 1900. 

2. H. F. Helmholt, Weltgeschichte I, bespr. von 
O. Hintze. — R. Günther, allgemeine Kulturgeschichte, 
bespr. v. W. Schultze. — Troels-Lund, Himmelsbild 
und Weltanschauung im Wandel der Zeiten, bespr. 
v. S. Günther. 


Historische Zeitschr. 1900. 

3. Troels-Lund, Himmelsbild und Weltanschauung 
im Wandel der Zeiten, bespr. v. A. Vierkandt. — 
M. Brosch, Geschichten aus dem Leben dreier Gross- 
wesire (nach Akten in Venedig), bespr. v. W. F. 


Jahreshefte d. österr. Archäol. Inst. 1900. 

1. Th. Mommsen, Volksbeschluss der Ephesier zu 
Ehren des Kaisers Antoninus Pius (mit Bemerkungen 
zu den politischen Verhältnissen der Zeit). — E. 
Bormann, neue Militärdiplome des Museums Sofia (No. 2 
betrifft das in Syrien stehende römische Heer aus 
dem Jahre 157 n. Chr. — M. Hoernes, gravierte 
Broncen aus Hallstatt. (Es ist schon öfter auf die 
Aehnlichkeit der bildlichen Darstellungen der Hall- 
statter Funde mit den orientalischen hingewiesen). — 
O. Benndorf, zur Stele Xanthia (nach den neuesten 
Abschriften, die in dem im Druck befindlichen ersten 
Bande von E. Kalinka’s „Tituli Asiae minoris“ zu 
grunde gelegt sind). — E. Kalinka, Inschriften aus 
Syrien (griechisch). — Derselbe, zur historischen 
Topographie Lykiens. (Wiederholt aus der Kiepert- 
festschrift. Liste der lykischen Ortschaften aus der 
Zeit des lykischen Bundes.) — Fr. v. Calice, zur 
Topographie des oberen Bosporus. — R. Heberdey, 
vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen in Ephesus. 


Journal Asiatique 1900. 

1. F. Grenard, la légonde de Satok Boghra Khan 
et l'histoire. «(Nach einer türkischen Handschrift 
nus dem 17. Jahrh., enthaltend die Geschichte des 
Abu-l-Nasr Sämäni, des Satok Boghra Khan und 
dessen Nachfolgers.) — Licutenant du génie R. Weill, 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Mai 1900} 194 


l'art de la fortification dans la haute antiquité 
égyptienne. (Bis zur Griechenzeit sei das Befesti- 
gungssystem der Aegypter unabhängig von dem 
asiatischen gewesen. (Forts. folgt.) — Nouvelles 
et mélanges. Clermont-Ganneau, Empédocle, les 
Manichéens et les Cathares. — A. Mouliéras, le Maroc 
inconnu I. II., bespr. v. J. de Goeje. — Clermont- 
Ganneau, note sur le „livre de la création (zu der 
oben erwähnten Abhandlung über Empedocles). 


Der Katholik 1900. 

I. O. Happel, das Buch des Propheten Habackuk, 
bespr. v. V. Weber. — E. Seydl, die Amarna-Zeit. 
Besprechung von Niebuhrs gleichnamigem Werk, 
die mit den Worten schliesst „Nur ein Ausdruck 
hat uns tief verletzt — 8. 15 Z. 21 v. u. — eine 
solche Roheit hätten wir einem Manne von dem 
Geist und der Federgewandtheit Niebuhr’s nie zu- 
getraut!“ Der Ausdruck, der solche Entrüstung 
hervorgerufen hat, dass er im „Katholik“ nicht 
näher bezeichnet wird, lautet: Nimmuria hat um 
die Hilfe der „lieben Frau von Ninive“ gebeten!! 
Das ist doch nur als ein ganz harmlos gemeinter 
Vergleich aufzufassen, der erst verletzend wirken 
könnte, wenn man etwas dahinter suchen will. (D. R.) 


Lehranst. f. d. Wiss. d. Judenth. 1900. 
18. Bericht. Wiss. Beilage v. M. Schreiner, 
Studien iiber Jeschu‘'a ben Jehuda. 


Literarisches Oentralblatt 1900. 

13. E. Kautzsch, Textbilder des alten und neuen 
Testaments, bespr. v. ? — Habib Efendi azzaijät ad 
Dimisqi, al mar’atu fi-l-Gähilijati (Jahresgabe des 
»Dija") bespr. v. ? — J. Marcuse, Diätetik im Alter- 


tum, bespr. v. ? — A. Dillmann, Grammatik der 
aethiopischen Sprache (2. Aufl. besorgt von C. Bezold), 
bespr. v. F. P. 


14. M. Jähns, Entwickelungsgeschichte der alten 
Trutzwaffen, bespr. v. F. Bl. — York v. Wartenburg, 
das Vordringen der russischen Macht in Asien, 
bespr. v. ? — J. A. Craig, Astrological-astronomical 
texts, bespr. v. H. Zimmern. 

15. Agnes Smith Lewis and M. D. Gibson, the 
palestinian Syriac lectionary of the gospels, bespr. 
v.? -— E. Doutté, bulletin bibliographique de l'Islam 
maghribin, bespr. v. Seybold. 


Al-Machrigq. III. 1900. 

6. (15. März). P. L. Cheikho, L'histoire de l'Im- 
primerie en Orient (suite): Qozahia. Das Kloster 
Qozahija, zu dessen Geschichte voran einiges mit- 
geteilt wird, liegt südlich von Tripolis, zwischen 
dieser Stadt und Ehden. Es gab dort im Anfange 
des 17. Jahrh. eine Druckerei, von deren Erzeugnissen 
jedoch nur der 1610 gedruckte Psalter (syrisch, 
sowie arabisch in Kardünı) bekannt ist, s. Schnurrer 
No. 319, Zenker 1 No. 1520. Die Typen des syrischen 
Textes weichen von allen in europäischen Druckereien 
gebrauchten ab, dagegen sind die Kar3üni-Typen 
identisch mit den s. Z. von der Congregatio de 
propag. fide angewandten. Die Existenz der Psalmen- 
Ausgabe vom J. 1585 (Steph. Evod. Assemani biblio- 
thecae Mediceae Laur. et Palat. codd. mss. catalogus 
p. 71; Schnurrer p. 341) wird auch vom Pater 
Cheikho in Zweifel gezogen. Aus dem Drucke 1610 
ist der apokryphe 151. Psalm syrisch und arabisch 
mitgeteilt. In demselben Kloster ist dann seit dem 
Anfange des 19. Jahrhunderts wieder gedruckt 
worden, nur mit syrischen Typen (syrisch und Kar- 
$üni), nicht auch mit arabischen, wie der Hilal be- 
hauptet hatte. Die Typen sind von den alten ver- 


195 (No. 5.] 


schieden. Die Druckerei war, als sie neu eingerichtet 
wurde, zuerst provisorisch im Kloster des Mär Misa 
ad-Dauwär installiert, wo auch das kitab as-sahim 
gedruckt wurde. Es wird eine Liste der Drucke 
dieses Jahrhunderts gegeben (1808—1897); der Inhalt 
ist meist religiös, dabei sind auch zwei Schulbücher 
zur syr. Grammatik. Anfang der Artikelreihe in III2.— 
P. S. Ronzevalle, Notes d’épigraphie orientale (suite). 
2 weitere palmyrenische Inschriften, ebenso mitge- 
teilt und behandelt wie die von III 4 (OLZ. 156). 
Originale auch in Homg. Mit eingehenden Aus- 
führungen insbes. zu einem in der zweiten Inschrift 
vorkommenden weiblichen Eigennamen „nn oder 
snap. Anfang der Artikelreihe in III 1. — P. H. 
Lammens, Les Grecs Melchites: notes éthnographi- 
ques. — Besprechung u. a. von: J. Rouvier, l’Ere 
d’Alexandre le Grand en Phénicie (Revue des Etudes 
Grecques, 1899). — Bitte an die Leser, sich über die 
vulgäre Verbalpartikel 6 eingehend zu äussern und 
über ihren Gebrauch ausserhalb Syriens Mitteilungen 
zu machen. — Druckfehler-Verbesserung. 

7 (1. April). P. H. Lammens, Notes archéolog. 
sur le Liban (suite): de M’aameltain a (Gébail. 
Barga oder tabardä = tonxagzia, mit vielen alten 
Gräbern und einer Wasserleitung (mit Abbildung); 
der Brunnen mähüs = Maus bei Wilhelm von Tyrus; 
der Nahr Ibrahim; Anfang der Besprechung der 
hauptsächlichsten Altertümer von Gebal. — P. L. 
Cheikho, J.es insignes de la souveraineté tir6 de 
Calcachandi. Aus der schon OLZ. II 355 erwähnten 
den Jesuiten gehörenden Handschrift des subh al-a 8a, 
Der Siegel des Propheten und die Siegel der Kalifen: 
die burda; der Stab des Propheten; Fahnen und 
Festgewänder; Thron, Betgemach in der Moschee, 
und viele andere Dinge, die mit der Person und der 
Würde der Kalıfen und Sultane, insbes. der Fati- 
miden, im Zusammenhang standen. — P. Anastase 
Carme, Les mots arabes derives du grec (suite). 
Mit Bemerkungen von H. Lammens Anfang in II 8. — 
J. H. Bakhos L’äme et ses propriétés (poésie). Hrsg. 
von N. Bakhos. — P. S. Ronzevalle, Etudes d’épi- 
graphie arabe (suite). Diese französische Aufschrift 
trifft nicht zu. Es handelt: sich nur um 2 palmy- 
renische Inschriften. In dieser Nummer nur die 
hebr. und arab. Umschrift; die Facsimiles sollen 
nachgeliefert werden. — Besprechung u. a. von 
L. Fonck, Streifzüge durch die biblische Flora, 
Freiburg 1900. 


Mémoires d. 1. Soc. d. Linguistique 1900. 
4. J. Imbert, de quelques inscriptions lyciennes. 
(Forte.). — M. Bréal, les commencements du verbe. 


Mitteil. a. d. histor. Litteratur 1900. 

2. K. Lamprecht, die kulturhistorische Methode, 
bespr. v. K. Löschhorn. — G. Smith, Entdeckungen 
in Assyrien, übessetzt von Freifrau von Boecklin, 
bespr. v. J. Nikel. 


Mitt. u. Nachr. d. Deutsch. Paläst.-Ver. 1899. 

5. R. Brünnow, Reisebericht 1898. Schluss. 
(Griechische Inschriften). — Kurze Mitteilungen; 
zu den von dem Maler R. S. Hartmann und J. Ben- 
zinger unter dem Titel „Palästina“ herausgegebenen 
24 Aquarellen mit Text; zum Bau der Eisenbahn 
Haifä-Damascus; zur Lage in Haifa; zu den Salz- 
seen zwischen Aleppo und dem Euphrat. 


Monatsschrift für Geschichte u. Wissen- 
schaft des Judentums. 1900. 

1. M. Ginsburger, Verbotene Targumim. Das 
Verbot der Mišnah, gewisse Bibelstellen zu über- 
setzen, betrifft nur den öffentlichen Vortrag. weil 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Mai 1900.) 198 


die des Hebräischen unkundigen Amme ha-Arez aus 
diesen Stellen ketzerische Schlussfolgerungen hätten 
ziehen können, was im einzelnen nachgewiesen wird. 
Im Targum Onkelos sind die Verse erst viel später 
hinzugefügt, in dem nur zu Privatgebrauch bestimm- 
ten Ps. Jonathan standen sie von jeher. — 8. H. 
Margulies, Zwei authographische Urkunden von Moses 
und Abraham Maimüni. Arabische, auch in Licht- 
druck wiedergegebene, der Cairoer Genizah ent- 
stammende Urkunden aus Schechters Besitz. Einzelne 
Worte sind unleserlich; der Inhalt ist klar, doch 
ohne grosse Bedeutung. — M. Braun, Joseph Sam- 
bari’s Nachrichten über das Geschlecht der Maimo- 
niden. Feststellung der Chronologie der Nachkommen 
des Maimonides bis zum 4. Geschlecht nach Sambaris 
Chronik und einigen auf Mitglieder der Familie 
selbst zurückgehenden Notizen. Zum Schluss wird 
aus Sambari und diesen Notizen ein neuer Text kom- 

iliert und eine genealogische Uebersicht gegeben. — 

eo Bäck, Zur Charakteristik des Levi ben Abraham 
ben Chajjim. Die philosophischen Lehren des in 
keiner Hinsicht hervorragenden Anhängers des Mai- 
monides werden nach dem 2. Buche des 6. Traktats 
seines handschriftlichen sy auf ihre Quellen 
untersucht. 


Neue Jahrb. f. d. klass. Altert. Gesch. u. 
d. Litt. 1900. 

V. VI. Bd. 3. H. W. Bartk. die Bestattungs- 
spende bei den Griechen. 


The Palestine Exploration Fund 1900. 

April. Notes and news. — F. J. Bliss, first report 
on the excavations at Tell ej-Judeideh (Tell ej- 
Judeideh ist der siidlichste in der Reihe der Trümmer- 
hügel, deren nördlichster Tell-Zakariya ist. Zwischen 
genannten Hügeln liegen noch Khurbet "Askalün, 
Kburbet 'Okbur u a. Auch in Tell ej-Judeideh sind 
Befestigungsanlagen blossgelegt, die genauer be- 
schrieben werden. Von sonstigen Funden ist nur ein 
Stempel auf einem Tongefäss zu bemerken, den Bliss 
JEy ywım lesen will. Auch die übrigen Hügel ent- 
halten ähnliche Mauertrümmer). — R. A. St. Macalister, 
the lost inscription of Eugenos in the Wady er- 
Rababi (griechisch). — Derselbe, a note on the „holy 
stone“ in the Dome of the Rock. — Derselbe, the 
vocal music of the Fellahin (mit Proben). — Cler- 
mont-Ganneau, notes on squeezes of inscriptions in 
Baron Ustinow’s collection, sent by the Rev. J. E. 
Hanauer). Aus der Zeit um Christi Geburt. Die 
ersten 10 griechischen Inschriften sind schon publi- 
ziert, unter den 11 andern befinden sich auch längere 
in hebräischer Schrift. Hierzu notes by the bishop 
of Salisbury.) — H. Porter, a cuneiform tablet, 
sarcophagus, and cippus with inscription, in the 
museum at Beirüt. (Mit Photographien der Gegen- 
stände. Der Inhalt der Tontafel ıst nicht wieder- 
gegeben'), nur die lateinische Inschrift auf dem 
cippus.) — S. E. Hanauer, notes on the history of 
modern colonisation in Palestine. — C. Schick, reports. 
The tower of Edar u. a. — Ch. Warren, derivations 
of the ancient cubit of 20. 6109 inches. — Derselbe, 
Egyptian weights and measures since the eighteenth 
dynasty and of the Rhind mathematical papyrus. — 
C. M. Watson, the cofter of tha great pyramid. — 
Derselbe, dates on which paschal full moons occur. — 
W. F. Birch, the standing still of the sun upon 


1) Fängt an mit Mu Sa-am-su-i-lu-na lugal I, 
also Datum, und zwar (mit Varianten) dem K. B. IV 30 
(Schluss von I) entsprechend. Die Reproduktion 
lässt nur einen Teil der Zeichen erkennen. D. R. 


197 ~=[No. 5.] 


Gibeon. — C. Dalton, ,achaeological researches in 
Palestine 1873—1874“ vol I (u.) note by Prof. Cler- 
mont-Ganneau. — A. H. Sayce, the jar-handles 
discovered by Dr. Bliss. — Ph. J. Baldensperger, 
woman in the east. Part II. (Forts. folgt). 


Petermanns Mitteilungen 1900. 

3. A. F. Stahl, Teheran und Umgegend (geo- 
logische Beobachtungen und Messungen aus den 
Jahren 1890—98, mit Karte). — G. Schweinfurth, 
Aufnahmen in der östlichen Wüste von Aegypten, 
bespr. v. J. Walther. — L. Chomé, une expedition 
Belge au Nil, bespr. v. F. Hahn, — A. Schulten, 
das römische Afrika (u.) F. Wieland, ein Ausflug ins 
christliche Afrika (u.) L. Olivier, la Tunisie (u.) 
Rouire, la Tunisie moderne et la Tunisie ancienne 
(u.) ders., Géographie comparée de la Tunisie (u.) 
H. Vivian, Tunisia and the modern barbary pirates 
(u.) L. Bertholon, resumé de l’anthropologie de la 
Tunisie (u.) ?, exploration anthropologique de l'ile de 
Gerba (u.) ?, Algérie (u.) J. Blayac, le pays des 
Nemenchas à l’est des monts Aurès (u.) G. Flamand, 
de l’Oranie au Gourara (u.) Ch. Galland, excursion 
à Bou-Sadda et M’Sila (u.) G. Rolland, le bassin 
artésien de l’Oued Rir’ (u) A. Bernard, la colonie 
sation maritime en Algérie, bespr. v. Th. Fischer. — 
G. Flamand, la traversée de l’Erg occidental, bespr. 
v. F. Hahn. — Mission Hourst, cours du Niger (u.) 
Carte de la mission Blondiaux (u.) map of eastern 
Lagos, bespr. v. H. Wichmann. — Mary H. Kingsley, 
West-African studies, bespr. v. P. Staudinger. — 
M. Zimmermann, resultats des missions Blondiaux et 
Eysséric (u.) C. Guy, explorations du Niger (1892—98), 
bespr. v. F. Hahn. — A. Mévil, Samory (u.) Toutée, 
du Dahomé au Sahara, bespr. v. H. Singer. — 
M. Camperio, l'Eritrea nel XX. secolo (u.) Prince 
H. d’Orléano, une visite à l’empereur Ménélick (u). 
V. Fedoroff, Abyssinia as a factor etc. (ins englische 
übersetzt von E. Gowan), bespr. v. R. v. Bruch- 
hausen. 


PSBA. 1900. 

1. F. E. Hastings, bibliocal chronology. — P. B. 
Newberry, a statue of Hapu-Senb, vezir of Thoth- 
mes II. — A. H. Gardiner, the relative adjective 


AANA 
= \\: 


Rend. della Reale Acad. dei Lincei. 1899. 

Fasc. 11. 12. Wilcken, griechische Ostraka aus 
Aegypten und Nubien; nota del Socio Giacomo 
Lumbroso. — F. Halberr, lavori eseguiti in Creta 
dalla missione archeologica italiana dal 9 giugno al 
9 novembre 1899. — Carlo Rossini, manoscritti ed 
opere abissine in Europa. (Alphabetisches Verzeichnis 
der in Europa befindlichen äthiopischen Handschriften 
an Zahl über 1200.) 


Revue Belge de Numismatique 1900. 
2. L. Forrer, les monnaies de Cléopatre VII. 
Philopator reine d'Égypte (52—30 av. J.-C. (Forts.) 


Revue oritique 1900 

10. Ch. Kohler, mélanges pour servir à | histoire 
de l'Orient latin et des croisades, bespr. v. N. Jorga. 
— La Jonquiere, lexpédition d’Egypte 1798—18v1, 
bespr. v. A. C. 

11. W. Budge, the history of the blessed virgin 
Mary and the history of the Likeness of Christ 
(syrische Texte und Uebersetzung), bespr. v. R. D. 
—- F. M. Esteves Pereira, vida de Takla Haymanot 
pelo P. Manuel de Almeida, bespr. v. J. Perruchon. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Mai 1900.] 198 


— K. Ahrens u. G. Krüger, die sogen. Kirchen- 
geschichte des Zacharias Rhetor, bespr. v. P. Lejay. 
M. Brosch, Geschichten aus dem Leben dreier Gross- 
wesire, bespr. v. H. Hauser. 

12. R. Basset, les sanctuaires du Djebel Nefouza, 
bespr. von O. H. — J. Strzygowski, der Bilderkreis 
des griechischen Physiologus, bespr. v. M. D. 

15. T. K. Cheyne, the book of Isaiah (u.) C. H. 
Toy, the book of Ezekiel (u.) E. Littmann, über die 
Abfassungszeit des Tritojesaia bespr. von J. 8. — 
A. Jeremias, Hille und Paradies bei den Babyloniern 
(u.) Boscawen, la bible et les monuments, bespr. v. 
A. Loisy. — A. Dillmann, Grammatik der aethiopi- 
schen Sprache, 2. Aufl. v. Bezold, (u.) F. Praetorius, 
das Targum zu Josua (u.) W. Bacher, die älteste 
Terminologie der jüdischen Schriftauslegung, bespr. 
v. P. S. — A. Bertholet, Deuteronomium (u.) C. H. 
Toy, a critical and exegetical commentary on the 
book of Proverbs (u.) J. Halévy. le nouveau frag- 
ment hébreu de l’Ecclesiastique, bespr. v. A. Loisy. — 
B. Duhm, die Psalmen (u.) E. Kautzsch, die Apo- 
kryphen und Pseudepigraphen des alten Testaments, 
bespr. v. A. L. 

15, Fr. Kaulen, Assyrien und Babylonien nach 
den neuesten Entdeckungen. 5. Aufl., bespr. von 
C. Fossey. 

16. A. Carrière, les huit sanctuaires de l’Arm6nie 
payenne, bespr. v. A. Meillet. 


Rheinisches Museum 1%0. 
2. M. L. Strack, griechische Titel im Ptolemäer- 
reich. — R. Wünsch, neue Fluchtafeln. 


Russ. Wissensoh. Inst. zu Konstant. 1899. 
IV. S. Vailhé, Chronique archéologique de 
Palestine. 


Sitzgsber. d. k. Pr. Ak. d. W. s. Berlin 1900. 
XIX. 5. Apr. A. Erman, die Flexion des 
aegyptischen Verbums. 


Sitzungsber. d. philos-philol. u. d hist. 
Kl. d. K. b. Ak. d. W. z. München 1899. 

Bd. II H. II. S. Friedrich, der geschichtliche 
heilige Georg (Beiträge zur morgenländischen Kirche 
und kirchlichen Litteratur im 4. Jahrh , die arabische 
Georgslegende bei Mas üdi). — Ph. Thielmann, Bericht 
über das gesammelte handschriftliche Material zu 
einer kritischen Ausgabe der lateinischen Ueber- 
setzungen biblischer Bücher des alten Testaments. — 
Fr. Hirth, über Wolga-Hunnen und Hiung-nu, zur 
Abstammung der Hunnen von den Hiung-nu u. 
Notizen über die Verhältnisse im Iran zur Zeit der 
Hunnen. 

Bd. If, H. III. A. Furtwängler, über ein auf 
Cypern gefundenes Bronzegerät. Ein Beitrag zur 
Erklärung der Kultgeräte des salomonischen Tempels. 
(Ein auf einem Gestell, vier Füssen und Rädern 
stehender Kessel, gefunden in der Nähe von Larnaka, 
jetzt im Privatbesitz des Finders. Ein gleiches Gerät 
befindet sich im British Museum; letzteres stammt 
aus der der spätmykenischen Epoche angehörigen 
Nekropole von Enkomi, dem alten Salamis auf Cypern. 
Vergleich dieser Geräte mit den ın I. Kön. 7, 27 
bis 37 beschriebenen „Gestühlen“ des salomonischen 
Tempels). 


Theolog. Litteratur-Bl. 1900. 
12. Bratke, das sogenannte Religionsgespräch am 
Sassanidenhofe, bespr. v. N. Bonwetsch. 


199 (No. 5.} 


14. Halevy, Tobie et Akhiakar. bespr. v. ? 

16. Cheyne, book of tlıe prophet Jesaiah (u.) To 
book of the prophet Ezechiel, bespr. v. H. L. .) Toy. 
— A. Nordtzij, het hebreuwsche voorzetsel 5N, bespr- 
v. E. König. 

17. Testamentum domini nostri Jesu Christi I, 
bespr. v. Wilh. Riedel.-Cheyne, das religiöse Leben 
der Juden nach dem Exil, bespr. v. Sperl. 


Theolog. Litteraturzeit. 1900. 

7. W. Smith, die Religion der Semiten, (u.) 
H. P. Smith, commentary on the books of Samuel, 
bespr. v. K. Budde. — H. P. Chajes, Proverbiastudien 
zu der sog. Salomonischen Sammlung X—XXII, 16, 
(u.) J. D. Prince, a critical ee of the book 
of Daniel, bespr. v. M. Löhr. — E. Kautzsch, die 
Apokryphen und Pseudepigraphen des A. T., bespr. 
v. E. Schürer. — P. M. Bernard, the biblical text 
of Clement of Alexandria, bespr. v. v. Dobschütz. 

8. E. Kautzsch, Textbibel des alten und neuen 
Testaments, bespr. von K. Budde. — Z. Rabbiner, 
Beiträge zur hebräischen Synonymik in Talmud und 
Midrasch, bespr. v. W. Bacher. — F. C. Burkitt, 
early christianity outside the Roman empire, u) 
Ed. Bratke, das sogen, Religionsgespräch am Hof 
der Sassaniden, bespr. v. E. v. d. Goltz. 


Theolog. Stud. u. Erit. 1900. 

3. J. Ley, Charakteristik der drei Freunde Hiobs 
und der Wandlungen in Hiobs religiösen Anschau- 
ungen. — V. Ryssel, die neuen hebräischen Frag- 
mente des Buches Jesus Sirach. (Uebersetzung und 
Erklärung im Anschluss an Ryssels eigene Ueber- 
setzung in Kautzsch’ Apokryphen und Pseudepi- 
graphen und an Schechter’s und Taylor’s the wisdom 

en Sira). 


Verhandl. der Ges. f. Brdkunde 1900. 

2. 3. P. Rohrbach, Armenier und Kurden (Sta- 
tistisches). — O. Olufsen, die zweite dänische Pamir- 
Expedition (mit Karte). — Briefliche Mitteilungen: 
M. Frhr. v. Oppenheim, über seine letzte Reise in 
der asiatischen Türkei (in der mesopotamischen 
Wüste bei der Quelle des Chabur fand O. die ge- 
waltigen Reste eines alten Tempels mit Skulpturen, 
Keilinschriften u. s. w.) — Vorgänge auf geogra- 
phischem Gebiet: über die Erforschung der Sahara; 
die Franzosen in Algier. — H. F. Helmolt, Welt- 
geschichte I, bespr. v. O. Schlüter. 


Verhandl. d. 45. Vers. Philol. u. Schulm: 
in Bremen v. 26. bis 29. Sept. 1900. 

S. 34. Th. Schreiber, Vortrag über die neuesten 
Fortschritte der alexandrinischen Forschung. — 
49. Reitzenstein. über griechische Bibliotheken im 
Orient. — 100. Strack, die Titelentwicklung bei den 
Ptolemäern. — 148. Von der Konstituierung der 
orientalischen Sektion wurde abgesehen, da nur drei 
Teilnehmer erschienen waren. In der Versammlung 
der D. M. G. sprach Sievers über hebräische Rhyth- 
mik; Fell über einige sabäische Kötternamen; Grimme 
über Heimat und Kultur der Ursemiten. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Mai 1900.) 200 


Wochensohrift f. klass. Philol. 1900. 

13. E. Kautzsch, die Apokryphen und Pseudepi- 
graphen des Alten Testaments, bespr. v. R. Neu- 
mann. 


Zeitschr. des Deutschen Pal. Ver. 1900. 

3. C. Mommert, zur Orientierung der Arculf- 
schen Planzeichnung der Zionskirche des VIII. Jahr- 
hunderts. — 8S. A. Fries, die neuesten shy nica ey 
über den Ursprung des phönizischen Alphabets. 
(F. macht das sogenannte mykenische Schreibsystem 
in Kreta zur Mutter der Buchstabenschrift und lässt 
es durch die „pelasgischen“ Philister nach Palästina 
wandern! Wie Verfasser im Schlusssatze bemerkt, 
handelt es sich bei seiner ganzen Darstellung nur 
um die Trogo; ob Moses phönizisch schreiben 
konnte.“ — Hartmann, Beiträge zur Kenntnis 
der en Steppe. (Schluss folgt) — Abdallah 
un Zahle (mit Abb. des Grabes des Propheten 

oan.) 


Zeitschr. f. deutsch. Altert. u. Litterat. 1900. 
1. H. Usener, die Sintflutsagen, bespr. v. M. 
Meyer. 


— 


Zeitschr. f. d. Gymnanialwesen 1900. 
April. Jahresbericht des philologi ee 


H. Kallenberg, zu Herodot u. a. (Schluss 


Zeitschr. f. kath. Theol. 1900. 

2. B. M. Lersch, Einleitung in die ae 
2. Aufl. LH. bespr. v. G. Aes — L. 
Streifzüge durch die biblische Flora, bespr v. rT B. 
Nisius. — T. Cheyne and J. Sutherland Black, 
Encyclopaedia biblica, bespr. von J. B. Nisius. — 
J. Hontheim, Bemerkungen zu Iob 11. (Strophen- 
einteilung). — J. K. Zenner, Ecclesiasticus 34,27. 
an den von Margoliouth publizierten hebräischen 

ext WAIN? ON pn m) = = wem ist Leben der 


Wein? dem Kranken etc. und im folg. Vers statt 


pn non own nm so: mn TOMA YM no, he- 
bräisches m) konnte leicht my gelesen werden, also 


wäre der hebräische Text der ursprüngliche). 


Zeitschr. f. Kulturgesoh. 1900. 

3.4. H. F. Helmolt, Weltgeschichte I, (u.) A. 
Lehmann, Aber 
Zeiten bis znr 


laube und Zauberei von den ältesten 
egenwart, bespr. v. H. Steinhausen. 


Zeitschr. f. prakt. Theologie 1900. 

2. F. Thudichum, kirchliche Fälschungen, bespr. 
v. H. Holtzmann. — E. Kautzsch. Textbibel des A. 
und N. Testaments, bespr. v. Teichmann. 


Ztschr. f. vergleich. Litteraturgesch. 1900. 
Bd. XIIL. H. 4 u. 5. WI. Nehring, Anklänge an 
das Nibelungenlied in mingrelischen Märchen? 


Zeitschr. f. Sozialwissensch. 1900. 

4. H. Schurtz, die Anfänge des Landbesitzes I. 
— K. Bücher, Arbeit u. Rythmus 21. Aufl., bespr. 
v. E. Grosse. 


Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Kouigsberg i. Pr. 
Verlag u. Expedition Wolf Peiser Verlag, Berlin S., Brandenburgstr. 11. 
Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel, KirchhainN -L 


3. Jahrgang No. 6. 15. Juni 1900. 


Orientalistische 
Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 


von 


FE. Peiser. — 


Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11. 


James Parker & Co. Oxford, 27 Broad Street. 


ee eee a 


— Inhalt: 


Neue Funde. 
Ed. Mahler, ein Wort zur Astronomie und Chronologie der alten Aegypter. 
W. Max Müller, neues semitisches Sprachgut aus dem Papyrus Golénischeff. 
s 4 a zum Sirachproblem. 
Besprechungen: 
C. F. Lehmann, Zwei Hauptprobleme der altorientalischen Chronologie und 
J. Marquart, Chronologische Untersuchungen (Paul Rost). (Schluss). 
Martin Hartmann, The arabic press of Egypt (F. Kern). 
Norbert Peters, Die Sahidisch-Koptische Übersetzung des Buches Ecclesiasticus 
(Georg Beer). 
Leopold Stein, Untersuchungen iiber die Proverbios Morales von Santob de Carrion 
(F. Perles). 
-Franz Kaulen, Assen und Babylonien (R. Budzinski). 
Willy Staerk, Studien zur Religions- und Sprachgeschichte des alten Testaments 
(Hugo Winckler). 
Mitteilungen. Aus gelebrten Gesellschaften. Personalien. Zeitschriftenschau. 


o 
\ 
Bei der Redaktion eingegangene Schriften. 
Hermann Gunkel, der Prophet Esra (IV. Esra). Übersetzt von — —. Tübingen, Freiburg i. B. und 


Leipzig, J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1900. 2 Mark. 

L. Bonelli, elementi di Grammatica turca osmanli (Manuali Hoepli). Milano U. Hoepli 1899. 

* O. A. Nallino, l'arabo parlato in Egitto. (Manuali Hoepli). Milano U. Hoepli 1900. 

Eduard Sachau, Am Euphrat und Tigris. Leipzig, J. C. Hinrichs’sche B. 1900. 3,60 Mark. 

Richard Kraetzschmer, das Buch Ezechiel (Handkomm., herausgeg. v. Nowack). Göttingen, Vandenhoek 
und Ruprecht 1900. 6 Mark. 

Hugo Winokler, die politische Entwickelung Babyloniens und Assyriens (der Alte Orient II). Leipzig, 
J. C. Hinrichs’sche B. 1900. 0,60 Mark. 


*) Bereits zur Besprechung ausgegeben. 


Orientalistische 
Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 
von 


F. E. Peiser. 


Erscheint 
am 15. jedes Monats. 


Berlin. 
Wolf Peiser Verlag. 


Abonnementspreis 
vierteljährlich 3 Mk. 


Bestellungen nehmen entgegen: die Verlagsbuchhandlung, Berlin S., Brandenburgstr. 11, sowie alle Buch- 
bandlungen und Postämter (unter Nummer 5949). — Inserate die zweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei 
Wiederholungen und grösseren Anzeigen Ermässigung. 


3. Jahrgang. 


15. Juni 1900. 


— 1 — 


M6. 


Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender 
Adresse erbeten: Redaktion der 0. L. Z., Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11.1. 


— 


Neue Funde. 


Die Ausgrabungen im Orient schliessen 
eine Ueberraschung an die andere. Neue Mit- 
teilungen, welche später in extenso abgedruckt 
werden sollen, berichten von Thontafeln mit 
fremdartigen Schriftzeichen, von denen einige 
in Kappadokien, viele andersartige (?) in 
Kreta ausgegraben worden sind’). 

Der Herausgeber der O. L. Z. hatte das 
Gliick, im Jahre 1897 in Constantinopel zwei 
Thontafeln zu erwerben, welche durch ihr 
merkwürdiges Aeussere jeden Assyriologen 
frappieren mussten; da sie mit einigen anderen 
Stücken der Rest einer grösseren Sammlung 
zu sein schienen, so waren sie wohl von 
den früheren Kauflustigen für Falsifikate 
gehalten und deshalb verschmäht worden. 
Dass sie trotzdem echt waren, ergab sich 
einem längeren Prüfen mit grosser Wahr- 
scheinlichkeit. Aber die Zeichen, mit denen 
die Tafeln beschrieben waren, wichen so von 
allem bekannten ab, dass eine verfrühte 
Herausgabe ziemlich zwecklos erschien. All- 
mählich fanden sich doch einige Berührungs- 
punkte. Deshalb wurde von Seiten des 


1) Vergl. einstweilen Reinach’s Mitteilung über 
- Evans Funde Sp. 231. 


Herausgebers und Herrn Prof. Brinkmann’s 
in Königsberg eine Bearbeitung versucht, die 
aber nur zu vorläufigen Resultaten führte. 
Da nunmehr die Hoffnung vorliegt, gleich- 
artige Texte ans Licht treten zu sehen, so 
haben wir uns entschlossen, in dieser Zeitung 
die beiden Tafeln in anspruchsloser Weise 
zu publizieren, um sie der Wissenschaft 
dienstbar zu machen. Wir hoffen in der 
nächsten Nummer bereits beginnen zu können, 
falls die herzustellenden Reproduktionen keine 
Verzögerung bewirken. 


Ein Wort zur Astronomie und Chronologie 
der alten Aegypter. 
Von Ed. Mahler. 


In den altägyptischen Inschriften findet 
man bei Datierungen nicht selten auch das 
Alter des Mondes beigegeben. Es ist uns 
dadurch zuweilen die Möglichkeit gegeben, 
gewisse Ereignisse chronologisch zu fixieren 
und damit einen Ausgangspunkt für weitere 
chronologischeBestimmungenundForschungen 
zu gewinnen. So ist es uns z. B. ermöglicht, 
die Regierung des Königs Thutmosis III. 
chronologisch festzusetzen, indem uns einer- 
seits eine unter seiner Regierung am 28. Epiphi 
stattgehabte Feier des Sothisaufganges berichtet 
wird und wir anderseits wissen: 


203 INo. 6.] 


1. dass Thutmosis III. am 4. Pachon den 
Thron bestieg, 

2. dass der 21. Pachon seines23.Regierungs- 
jahres, sowie der 30. Mechir seines 24. 
Regierungsjahres ein „haru en hib enti 
paut“ — „Tag des FestesdesNeumondes“ 
war. 

Ausgehend von dem Umstande, dass wir 
unter „haru en hib enti paut“ deu Tag des 
wahren Neumondes, also der wahren Kon- 
junktion zu nehmen haben, fand ich (Siehe: 
Zeitsch fürägypt.Spr.1889), dass Thutmosis III. 
am 4. Pachon d. J. 1503 v. Ch. zur Regierung 
gekommen. 

Das so gefundene Datum wurde in letzterer 
Zeit von C. F. Lehmann!) einigermassen zu 
modifizieren gesucht. Lehmann glaubt näm- 
lich meinen Ansatz verwerfen zu müssen, weil 
ich bei meinen Berechnungen mitder Annahme 
operiere, dass das „hib enti paut* dem Tage 
des wahren Neumondes entsprach. „Diese 
Annahme — sagt Lehmann - ist aber durch- 
aus unzulässig. Die Aegypter rechneten 
nach dem Sonnenjahr. Wir können wohl 
genaue Mond-Beobachtungen, nicht aber 
Berechnungen bei ihnen voraussetzen, wie 
sie nötig sind, um den unsichtbaren Neu- 
mond zu bestimmen“. 

Hier ist aber ein wichtiger Umstand ausser 
acht gelassen worden. Indem nämlich die 
Aegypter schon frühzeitig das Mondjahr ver- 
lassen und ihren Kalender dem Sonnenjahr 
angepasst haben, da haben sie dem Mond- 
lauf noch immer die grösste Beachtung ge- 
schenkt. Bei ihnen war es jedoch nicht — 
wie viele und auch Lehmann jetzt noch an- 
nehmen wollen — das Neulicht (d. i. das 
erste Sichtbarwerden der Mondsichel nach 
der wahren Konjunktion), dem sie ihre Auf- 
merksamkeit schenkten. Sie haben vielmehr, 
in Erwägung des Umstandes, dass der Moment 
der wahren Konjunktion nicht beobachtet 
werden kann, dem Eintreten des Voll- 
mondes ihre Aufmerksamkeit zugewendet. 
So wie die Babylonier, die Griechen und 
noch heute die Juden in dem Neumonde 
die nach vollendetem Kreislauf eintretende 
Verjüngung oder Wiederkehr des Mondes 
feiern, so war für die Aegypter der Voll- 
mond die Vollendung des monatlichen Kreis- 
laufes des Mondes; der Tag des Voll- 
mondes war es, an dem nach ägyp- 
tischer Auffassung der Mond sich er- 
neute oder verjüngte. 

Von den vielen Belegstellen, die uns hier 
stützend zur Seite stehen, will ich nur einige 


*) ZweiHauptprobleme der altoriental. Chronologie. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juni 1900.) 204 


wenige anfiihren. So lesen wir (Brugsch, 
ThesaurusInscriptionumAegyptiacaruml.Abt.): 

1. (Pag. 30): „Leben und Erneuerung findet 
in Ewigkeit hin statt; der Mond kehrt 
zurück an seine Stelle und das 
Vollmondauge ist ausgestattet mit 
seiner Herrlichkeit“. 

2. (Pag. 34): „Das sind die Götter, welche 
verherrlichen das Mondauge, wenn es 
erneut seinen Kreislauf am 15. 

Tage des Mondmonates“. 

3. (Pag. 35): „Das Mondauge (der Voll- 
mond) ist unversehrt, und es ist aus- 
gestattet mit seinen Herrlichkeiten zum 
Segen; es ist gefeit und es verjüngt 
sich allmonatlich“. 

4. (Pag. 38): „Der Himmel istin Festes- 
freude, indem er die Gestalt des 
Vollmondes trägt“. 

5. (Pag. 45): „Ausgefüllt ist das Voll- 
mondauge am 15. Tage des Mond- 
monates“ u. s. W. 

Der Vollmondstag war für sie auch von 
religiöskultureller Bedeutung; die Ein- 
führung des Apisstieres in das Apieum 
zu Memphis, also die Inthronisation 
dieses heiligen Tieres als lebendes 
Symbol des Gottes Osiris auf Erden, 
fand stets am Vollmondstage statt.!) 

Die alten Aegypter beobachteten also mit 
peinlichster Sorgfalt die Vollmondsphase 
und feierten am Tage derselben den Beginn 
eines neuen Mondmonates. Sie unterschieden 
— wie ich schon einmal Gelegenheit hatte, 


hervorzuheben?) — zwischen K ~ = UN” 


wan undy a i = war) pesn Erstere Gruppe 


hatte Bezug auf den Vollmondstag, also 
auf den 15.Tag des Mondmonates, an welchem 
nach ägyptischer Auffassung der Mond seinen 
Kreislauf vollendet und sich von neuem ver- 
jiingt. Die zweite Gruppe bezeichnet den 
eigentlichen Neumondstag, den Tag der 
Konjunktion zwischen Sonne und Mond, also 
erster Mondtag und wurde dann die Be- 
zeichnung für den ersten Monatstag überhaupt. 

Den Vollmond also und nicht das Neu- 
licht haben die alten Aegypter mit besonderer 
Aufmerksamkeit beachtet, und nachdem sie 
die mittlere Dauer des synodischen Monates 
ebenso gut kannten, wie die Babylonier 
(solche Himmelserscheinungen und astro- 


1) Siehe: meine Abhandlung „Die Apisperiode der 
alten Argypter“ Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wiss. 
Wien 1894, 832 ff. 

*) Wiener Zeitschr. f. d. Kunde des Morgenlandes 
XII 137. — ebenso: Abhandl. der sprachwiss. Klasse 
der ungar. Akad. d. Wiss. XVII. 10. 


205 No. 6] 


nomische Gesetze braucht nicht ein Volk 
vom andern übernommen zu haben; sie sind 
für jedermann am Himmel zu sehen, und 
jedes Volk kann sie in seiner Sprache vom 
Himmel ablesen), so war es für sie nicht 
schwer, von da ab auch die Zeit des Neu- 


mondes — wenn auch nicht genau die 


Minute oder Stunde, so doch sicher den Tag— 
zu bestimmen. Sie kannten also den Tag 
des „Neumondes“ und nannten ihn „haru 
an hib enti paut“ = „Tag des Festes 
des Neumondes“. Der folgende Tag, an 
dem gewöhnlich schon das Neulicht zu sehen 
war, war für sie „hib-abud“ — „Feier des 
Monates“. 

Dies erkennen wir übrigens auch aus 
einem anderen Umstande. In dem Verzeich- 
nisse der 30 Tage des Mondmonates (siehe 
Brugsch’s: Thesaurus) führt der 7. Tag d. i. 
der 8 Tage vor dem Vollmondstage ein- 
tretende Mondtag den gleichen Namen, wie 
der 23. d. i. der 8 Tage nach dem Voll- 
monde eintretende Mondtag, nämlich: „Feier 
des Abschnittes*. Aber ebenso führt der 
3. Mondtag, d. i. der auf den „hib ab ud“ — 
„Feier des Monates“ folgende Tag den 
gleichen Namen, wie der 16. Tag d. i. der 
auf den Vollmond folgende Tag, nämlich: 
„hib masper“. Dies ist gewiss nicht ohne 
Absicht. Es lehrt uns dies, dass so wie der 
16. Tag, d. i. der auf den Vollmond folgende 
Tag, der erste Tag ist, an dem die erste 
sichtbare Abnahme der Mondgestalt ein- 
tritt, so ist nach Auffassung der alten 
Aegypter der auf den „hib abaud“ benannten 
Tag folgende Tag der erste, an dem die 
erste sichtbare Zunahme der Mondsichel 
erfolgt. Es ist also der „hib abud“ be- 
nannte Tag der Tag des Neulichts, der 
„haru en hib enti paut*—,TagderFeier 
des Neumondes“ dagegen ist der Tag des 
wahren Neumonds d. i. der Konjunktion. 


Wir müssen also überall, wo wir einen 
Tag der Aegypter als „hib enti paut“ ver- 
zeichnet finden, diesen als Tag des wahren 
Neumondes annehmen und demgemäss 
unsere Rechnungen darauf stützen. 

Und dennoch scheinen Lehmann’s Ansätze 
vielen schr plausibel, und so haben seine 
Rechnungsresultate und chronologischen An- 
sätze Anklang gefunden, wiewohl sich in 
dieselben ein arger Fehler einge- 
schlichen hat, den wohl jeder nur halbwegs 
aufmerksame Leser hätte bemerken müssen, 
den aber — merkwürdig genug — weder 
Lehmann noch seine Kritiker bemerkt haben. 

Er findet, dass Ramses II. frühestens 
von 1324—1258 v. Chr. geherrscht habe 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juni 1900.] 206 


' (Siehe: „Zwei Hauptprobleme* pag. 160, so- 


wie pag. 164 und auch Tabelle III). Nun 
will er, von diesem Datum ausgehend, das 
Jahr des Regierungsantrittes Ramses III. be- 


stimmen. Er findet hierfür das Jahr 1235 
v. Chr. Doch wie? Dies soll beleuchtet 
werden! Lehmann macht (Siehe pag. 168 


seines zit. Werkes, Anmerk. 3) unglücklicher- 


weise einen Schreibfehler, indem er in der 


Zahl 1258 die Ziffern 5 und 8 irrtümlicher- 
weise mit einander vertauscht und setzt so- 
nach hier für Ramses II. statt der früher ge- 
fundenen Zahlen 1324—1258 die Zahlen 
1324— 1285; von dieser seiner friihern 
Rechnung nach falschen Zahl 1285 zieht er 
50 (die Anzahl der Jahre zwischen Ramses II. 
und Ramses Ill.) ab und bekommt so die 
Zahl 1235, welche er dann auch in Tafel III, 
aufgenommen hat, ohne zu merken, dass er 
diese Zahl, mit welcher er sich übrigens 
wieder meinen für Ramses III. gefundenen 
Zahlen nähert, nur einem argen Schreibfebler 
zu verdanken hat. Hätte Lehmann bei der 
Angabe der Regierungsdauer Ramses II. hier 
keinen Irrtum begangen und die von ihm 
früher gefundenen Zahlen 1324—1258 an- 
gesetzt, dann hätte er für Ramses III. nicht 
1235 sondern 1258— 50—1208 finden müssen, 
eine Zahl, die ihn mit Rücksicht auf die 
32jährige Herrschaft Ramses III. und auf 
die uns verbiirgte 6jährige Herrschaft 
Ramses IV. (siehe Zeitschr. f. ägypt. Spr. 
1891 p. 73) um so eher hätte mit Bedenken 
erfüllen müssen, als uns der in den Stunden- 
tafeln im Grabe Königs Ramses VI. für den 
1. Paophi berichtete Sothisaufgang bereits in 
das Jahr 1198 v. Chr. führt. 


Oder glaubt Lehmann trotz dieses Fehlers, 
der sich in seine Rechnungen eingeschlichen 
hat, an der Zahl 1235 v. Chr. für den 
Regierungsantritt Ramses III. festhalten zu 
müssen und somit das Jahr 1285 v. Chr. 
als Todesjahr Ramses If. nehmen zu sollen? 
Dann ist es unbegreiflich, warum er früher 
(pag. 160, sowie pag. 164 und auch Tafel III, 
auf welche Daten er sich in seiner An- 
merkung 3 auf pag. 168 beruft) den Ansatz 
1324—1258 machen konnte. Auch wäre es 
unbegreiflich, warum er in diesem Falle 
meinen Angaben opponiert, nachdem ich für 
Ramses II. und Ramses III. folgende Daten 
gefunden habe: 
Ramses II 1347—1280 jè 
Ramses III 1240—1208} & A. XXXII 99 ff 

Auf Grund dieser Annahmen hat man 
für die Könige Merneptah, Seti II, Amen- 
messes, Siptah, Arsu und Setnecht den Zeit- 
raum von 40 Jahren, und hat dann überdies 


207 (No. 6.) 


für Ramses IV., welcher 6 Jahre regierte; 
die Jahre 1208—1202 v. Chr. Der unter 
der Regierung Ramses VI. für den 1. a 
berichtete Sothisaufgang führt uns in das 
Jahr 1318—4.30 — 1318— 120 — 1198 v. Chr.. 
und bekanntlich war zwischen Ramses IV. 
und Ramses VI. noch ein König Ramses V., 
den Ramses VI. beseitigte. 


So sieht man, mit welcher Vorsicht man 
auf dem Gebiete der altorientalischen Astro- 
nomie und Chronologie zu operieren hat, und 
dass man da nicht mit blossen Vernunfts 
griinden, sondern mit Thatsachen rechnen muss. 


Budapest. 


Neues semitisches Sprachgut aus dem 
Papyrus Golenischeff. 
von W. Max Müller. 

Getreu dem OLZ. II, 355 angekiindig- 
ten Prinzip ziehe ich die neuen Beiträge 
zum altkanaanäischen Wörterbuch aus dem 
letzthin veröffentlichten Papyrus Golenischeff 
aus, um die Aufmerksamkeit der Semitisten 
sicherer darauf zu lenken und verweise für 
den Zusammenhang auf MVAG. V, 1900,1. 

Wein wird geliefert in ma-sa-hi(so!)-Ge- 
fässen, wovon eines oder zwei für eine Schiffs- 
mannschaft zu reichen scheinen (1,9; 2,68). 
Bisher war das Wort als Oelgefäss (Harris 
15a, 5) bekannt, so dass man auf msh (mit 
ägyptischer Verwechslung von h und h?) 
raten musste. Hier passt das nicht!). Ich 
leite es also von msh „messen“ ab, freilich 
mit viel Vorbehalt, denn die Bedeutung passt 
nur mittelmässig. 

la, 24 „Schiffe, welche n (in, an, als, mit) 
h-ba-ra (Det. »Arbeit*) mit N.N.“; 2,1 
„ein Schiff von (denen), welche n h-ba-ra (Det. 
„Schiffe*) mit N. N.“ Das sollte nach dem 
Zusammenhang ungefähr bedeuten: welche 
Fracht bringen für N. N. (den Eigentümer). 
Doch beachte man die seltsame Präposition 
„mit, zusammen mit“. Es muss hbr hier 
also einen juristischen Sinn haben, wie „Ver- 
tragsverhältnis zur Schiffsarbeit“ (also frei 
„Heuer“). Sicher ist aber, dass 527 (nicht 27!) 
gemeint ist. Bisher hat man dies von > 
„Strick“ abgeleitet, d. h. von dem Takel- 
werk, eine nichts weniger als überzeugende 
Etymologie. Bis zum Mittelalter spielte doch 
das Segel eine blosse Hilfsrolle gegenüber 
der Fortbewegung durch Ruder. Die ägyp- 
tische Schreibung macht diese Ableitung 


1) Noch weniger gehört natürlich der Schmuck- 
gegenstand mashu (Amarna 16, 43) hierher. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Juni 1900.] 208 


gänzlich unmöglich: das Wort hat h, kein h! 
Ich glaube also, 52m „Matrose“ gehört zur 


Wurzel hbl „verpflichten“. Der Matrose ist 
nicht von seiner Arbeit benannt (das wäre 
das Rudern, nicht das Segelspannen), sondern 
von seinem Dienstvertrage mit Rheder und 
Kapitän; er heisst „der sich Verpflichtende“. 
Diese Etymologie ist auch von kulturge- 
schichtlicher Wichtigkeit. Die Rheder im 
alten Tyrus und Sidon müssen wenig 
Sklavenarbeit gebraucht haben. 

Schon bekannt war (vgl. auch OLZ. I, 367) 
das Wort moy „Obergemach“. Der Barbaren- 
fürst „sass (in) seinem a-(i)ra-ti-t (Det. 
Boden, Gebäude; das t ist nur Feminin- 
determinativ), la, 13. 

Das edle Holz, das auf dem Karmel ge- 
schlagen wird, heisst ra-bi-ra-na (Det. 
„Bäume‘“), d. h. wie Golenischeff richtig er- 
kannte, ,,Libanonholz“ (masc. 2, 14, 24). Ich 
glaube, im AT. liegen Spuren desselben 
Sprachgebrauches vor, unmittelbar im 9° M3 
Bann 

2, 12. Der Vorfahr des Fürsten von 
Dor erhielt beim Holzhandel mit den Aegyp- 
tern ma-ra-ka (Det. „Abstraktes (?)!) und 
Mehrheit“) gebracht. Da dies als Beweis 
seiner Unabhängigkeit angeführt wird, so 
muss es mehr als „Geschenk“ bedeuten 2). 
Ich übersetze es also „Königsgeschenk“, als 
Denominativ von 772. Gehört das mulku 


der Lachischtafel hierher? 

Sehr seltsam ist 2, 45 „Sonnenschirm“ 
oder „Schirmfächer“ s-(ö)ra-pu-ti. Gewöhnlich 
heisst das Wort s-ira-y (Anast. 5, 13,3 etc.), 
was männlich scheint. Einstweilen bleibt 
die neue Form sehr dunkel, obwohl man 
eine Etymologie von semit. slw an den Haaren 
herbeiziehen könnte („Instrument der Ruhe, 
Bequemlichkeit“!) um das w zu b und dann 
zu p werden zu lassen (??). Man beachte 
auch den Wechsel des Geschlechtes. Einst- 
weilen ist die Stelle sehr sonderbar, obwohl 
sie durch das auslautende -t sicher auf eine 
semitische Etymologie weist. 

2, 68 erhält der Gesandte von dem 
Philister als Geschenk (zum Verzehren) 
einen ’ä-yu-ra-? (Det. „Vierfüssler*). Goleni- 
scheff denkt an SX% „Widder“. DasKoptische 
hat ode etc. „Widder“, mittelig. oA und 
stovd etc. „Hirsch“, welches schon demotisch 
(gn. rev. 10, 4) als ayur (sic!) mit der Ueber- 


') Ich vermute, das Original hat das öfter als 
=> aufzufassende Zeichen „Lebensmittel“, so dass 
das Wort behandelt ist wie gnw „Dargebrachtes‘, 
sa-ra-ma-ti MyW „Geschenke“ (Bondi, S. 71). 

2) Eventuell auch „Zoll, regale“. 


209 [No. 6.] 


setzung édagos belegbar ist. Es ist also die 
hebräische Differenzierung der zwei urspriing- 
lich identischen Worter (vgl. assyr.; beide 
hiessen wohl zuerst , Bock“) auch in Aegypten 
nachweisbar. Nach der Vokalisierung des 
Papyrus sollten wir nun wohl annehmen, 
als besondere Aufmerksamkeit habe der 
Philister Wildpret geschickt, das die nahen 
Karmelwälder ja reichlich boten. Sollte die 
Lücke hinter r/l bei Nachprüfung des Ms. 
einen Vokal enthalten, so würde freilich dies 
auf den nur bei ayl „Widder“ für den 
Aegypter nötigen Hilfsvokal (d. h. die schlies- 
sende Doppelkonsonanz) weisen. Möglicher- 
weise stand das speziellere Determinativ in 
der Lücke. Das kann durch Nachprüfung 
des Papyrus entschieden werden. Einstweilen 
halte ich ayúl „Hirsch“ für wahrscheinlicher '). 

An zweifelhaftem Material erwähne ich 
hm(?)-h-ira-di (2, 40, 41), eine zwischen der 
feinsten ,Konigsleinwand“ und „buntem 
Stoff“ genannte Art von ägyptischen Geweben. 
Ich bezweifle die Lesung des anlautenden 
Zeichens (Gol. ab, was keinesfalls zu seiner 
Type passt) und möchte das hieratische 
Original erst sehen, ehe ich eine semitische 
Etymologie daran versuchte. Zur Warnung 
für Semitisten bemerke ich: das schliessende 
di kann auf keinen Fall ein weibliches -t 
sein; das wäre unerhört. 

Ob m(a)s-ta-u, ein Maassausdruck für ge- 
dérrte Fische (2, 41, 42 Determinativ 
„Packet“ also wohl ,Biindel*), semitisch 
ist, weiss ich auch nicht. Sonst heisst es 
(Harris 1) m(a)s- (bei Gemüsen als Maass.) 

Andere schon bekannte semitische Wörter 
wie a-ra-3a-na „Linsen“ (seltsame Entstellung 
von POY!) zähle ich hier nicht auf. 


Zum Sirachproblem. 
Von W. Max Müller. 


Gezwungen, in anderen Richtungen zu 
arbeiten, bin ich gegenwärtig ausser Stand, 
die Litteratur zu der Streitfrage über die 
Authentizität des Sirachtextes in allen Einzel- 
heiten zu verfolgen. Aber schon beim ersten 
Durchlesen des Cowley-Neubauerschen Textes 
hatte ich angemerkt, dass eine Stelle des 
hebräischen Sirach im Neuen Testament in 
einer Weise benützt scheint, welche von 


1) Bei diesem Wort sieht man wieder, dass dem 
Aegypter betontes kanaanäisches a wie o (kames- 
artig!) klang. (Das u ist aus 6 durch das | ent- 
standen). Das Hervorheben des a der ersten Silbe 
im Papyrus könnte als ein Versuch verstanden 
werden, die unägyptische Verdoppelung durch Ersatz- 
dehnung zum Ausdruck zu bringen, doch sind die 
Vokale selten sehr verlässlich. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Juni 1900.) 210 


höchster Wichtigkeit für die Kritik des Si- 
rachtextes ist. 
1. Cor. 15, 40. 
Kai owpata èn- 
Ovoeavia xai CwpaTa 
étiyesa, alla stéoa 
èv 7 tay évoveaviwy 


Sir. hebr. Ende 42, 
Anfang 43. 

43,1a. MYW Oy) 

IN w.Aa(?)o 

onw ob (42, 24) 


dóga, (41) addy döke m m 
ndiov i xai addn dose (42,25) mr by Zi 
oeAnvns xai addy dokn 21v AON 
aotéguy. (das letzte Wort unter 

dem Einfluss des “NIN 


GOTH yaQ QOTÉQOŞ 


dıaysosı Ev óy. im folgenden Halb- 


vers und 42, 25b-) 

Selbstverständlich ist das Zitat so wenig 
wörtlich wie eine Menge Zitate von ähn- 
licher Freiheit im N. T. Der Apostel hat 
die Hauptgedanken herausgegriffen und 
exegetisch entwickelt Hauptsache war ihm 
der auffallende Ausdruck Ow (so!) ‘oxy 
„himmlische Körper“, der zu seiner Beweis- 
führung von den mancherlei möglichen Kör- 
pergestalten passte. Hieraus folgerte er zu- 
nächst, dass die Ausdrucksweise den Gegen- 
satz zu „irdischen Körpern“ in sich schliesse 
und ergänzte diesen Gegensatz. Weiterhin 
musste er jene „himmlischen Körper“ nach 
dem Zusammenhang auf Sonne, Mond und 
Sterne deuten, die in den folgenden Versen 
(43,2, 6,8) ja angeführt werden !!), und diese 
Deutungen sind gleich hereingearbeitet, so 
dass ein ganz grosser Abschnitt zusammen- 
gefasst wird. Ich glaube, man kann dem 
Apostel Schritt für Schritt folgen. 

Das Zitat wird nicht ausdrücklich als 
„der Schrift* entnommen bezeichnet. Das 
beweist nichts. Wer aber sieht, wie ein 
Argument für die Auferstehung daraus ge- 
zogen wird, der muss den Eindruck erhalten, 
dass hier mehr beabsichtigt ist als eine 
Illustration, die ja auch aus einem heid- 
nischen Schriftsteller genommen sein könnte. 
St. Paul zitiert Sirach offenbar als eine 


ı) Für die neutestamentliche Exegese ergiebt 
sich daraus ebenfalls Neues, Dass unsere Aus- 
drucksweise „Himmelskörper“ nicht griechisch (oder 
hebräisch!) ist (so Meyer gegen Delitzsch etc.), bleibt 
bestehen. Die ursprüngliche Auffassung der 
Sirachstelle gehört nicht hierher; sie war jedenfalls 
von der St. Paul’s ganz verschieden. Der Apostel 
hat offenbar zuerst an Engel, Verklärte und der- 
gleichen bei den „himmlischen Körpern“ gedacht 
(de Wette), dann aber zu Gunsten des Zusammen- 
hanges bei Sirach die Himmelskörper heranzuziehen 
für nötig befunden. Hastig weiterdiktierend hat er 
die Ausgleichung zwischen beiden verschiedenen 
Auffassungen unterlassen. Diese Verschiebung der 
Erklärung (uetdfaors ecg ào yévos) ist am leichtesten 
so verständlich, dass der Apostel nach dem Ge- 
dächtnis zu zitieren begann, dann die Stelle nach- 


| schlug und berichtigte. 


211 [No. 6.] 
Autorität ganz analog kanonischen 
Schriftstellen. Aus der Freiheit des Zi- 


tates einen Schluss auf geringere kanonische 
Geltung zu ziehen, ist unstatthaft; wie ge- 
sagt, es liegen viel freiere Zitate aus ka- 
nonischen Biichern vor. Wenn man bedenkt, 
wie diinn sonst die Belege fiir solche Be- 
nützung der Apokryphen im N T. gesät sind, 
so gewinnt dieses Resultat Wichtigkeit. Ich 
bin fest überzeugt, mindestens bei St. Paul 
sind noch mehr Anspielungen auf Sirach 
versteckt, die wir nur mit dem griechischen 
Sirachtext nicht finden konnten. Eine neue 
Untersuchung würde sich gewiss verlohnen. 

Eines steht fest: die Stelle ist aus unse- 
rem hebräischen Sirach genommen, oder aus 
einer davon abhängigen Ubersetzung (?), 
nicht aus dem Griechischen des Enkels, das 
eidos ovavod èv dgapuats do&ns bietet, dann 
vs. 24 navra dıooa, tv zarevayıı tov Evog, 
25 ëv tov évos 2oteogwoev ta ayada. Noch 
viel weiter entfernt sich das Syrische, in 
dem 43,1 überhaupt fehlt. St. Paul (oder 
seine Vorlage?) zeigt eine recht glückliche 
Auffassung des Textes gegenüber diesen 
Übersetzungen. 43,1 liest er mit LXX blos 
997 (statt mn hebr., das sein Suffix wohl 
aus 42,25b erhalten hat); die Lesung von 
cyy als Plural verdient allerdings nicht den 
Vorzug vor den übrigen Textzeugen (? für 
älteres 7, den Artikel?). 

Demnach enthält der Genizatext Teile, 
welche mindesteus bis auf Christi Zeit ver- 
folgbar sind. Dass man daraus auf die 
Authentizität des ganzen Textes in Bausch 
und Bogen schliessen darf, will ich nicht 
sagen. Aber der umgekehrte Schluss, als 
sei das Ganze eine blosse Rückübersetzung 
aus dem Syrischen, ist doch nicht aufrecht 
zu erhalten. Wenn man Stellen gefunden 
hat, die auf Riickiibersetzung aus dem 
Syrischen (aber nicht in der Peschittogestalt!) 
weisen, so wird eben Altes und Neues, 
Original und Rückübersetzung zusammen- 
gearbeitet sein. Bei der geringen Unter- 
scheidung zwischen Hebräisch und Aramäisch 
in alter Zeit ist das leicht verständlich. Der 
ungewohnte Variantenapparat der Geniza- 
handschrift und das starke Abweichen der 
Hauptübersetzungen weist schon darauf, dass 
der hebräische Text seine ganz besonderen 
Schicksale gehabt haben muss. Die Frage 
der Achtheit oder Unächtheit dürfte etwas 
verwickelter sein, als man annimmt, Einst- 
weilen aber wollte ich nur Material dazu 
liefern. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juni 1900.) 212 


Bespreehungen. 


O. F. Lehmann. Zwei Hauptprobleme der 'alt- 
orientalischen Chronologie und ihre Lösung, Leipz. 
1898, 224 S. nebst 2 Tafeln und ö Tabellen. 


J. Marquart, Chronologische Untersuchungen. 
(Berossos und die babylonische Königsliste.) Philo- 
logus 1899, Supplbd. VIl. 4. No. 1. — Bespr. v. 
Paul Rost. 

(Schluss.) 

Zum Schluss wartet Lehmann noch 
mit einem argumentum e silentio auf. 
Bekanntlich klafft nach den Söhnen Tiglat- 
Pileser’s I eine Lücke, für die man gewühn- 
lich 150 Jahre in Ansatz bringt. Lehmann 
meint mit Rücksicht auf die wenigen Namen, 
die wir als hierher gehörig kennen, sowie 
darauf, dass eine so lange Friedenspause, 
wie man sie nach der Synchronistischen Ge- 
schichte annehmen müsste, im höchsten Grade 
auffallen würde, dass die Lücke zu hoch be- 
messen sei!). Den springenden Punkt bilden 
aber gar nicht diese Erwägungen, sondern 
die Ergebnisse, welche die falsche Auslegung 
der Unterschrift zu Dyn. H. mit sich bringt; 
sie zwingen ihn gewissermassen erst zu diesen 
Erwägungen. An assyrischen Herrschern aus 
dieser Zeit ‚sind bekannt: ASur-näsir-aplu II, 
der Sohn Samfi-Adad’s und Enkel Tiglat- 
Pileser’s I”), ASur-irbi, Tiglat-Pileser II, Ašur- 
dân II, wahrscheinlich gehören hierher auch 
Irba-Adad und Asur-nädin-ahi, deren die 
Monolithinschrift I R 28 Erwähnung thut — 
das wären 6 von den etwa 10—12 Herrschern, 
die für diesen Zeitraum in Betracht kämen. 
Dass wir die übrigen nicht kennen, nimmt 
nicht weiter Wunder, da wir über diese Epoche 
absolut nichts wissen, selbst die Namen der 
soeben erwähnten Regenten erfahren wir nur 
gelegentlich aus späteren Inschriften (!). In- 
folge dieses absoluten Schweigens der Denk- 
mäler erscheint es mir unangebracht, irgend 
ein Urteil über die lange Pause in der syn- 
chronistischen Geschichte zu fällen. Nach 
Winckler wäre der ganze Zeitraum mit 
Kämpfen gegen die andringenden Aramäer 
ausgefüllt, und somit das Interesse von Baby- 
lon abgezogen gewesen. Thatsache ist, dass 
nach der Notiz Salmanassar’s II Asur-irbi 
mit ihnen scharf zu kämpfen hatte und erst 
Asur-näsir-aplu III ihren Ansturm zu über- 
winden vermochte. Lehmann’s Ausstellung 
befremdet umsomehr, als er sich nicht scheut, 
in seiner Kassitenliste eine ähnlich lange 
Friedenspause gutzuheissen (zwischen dem 
letzten Jahre seines Bibejasu II und dem letzten 

') Die längste Pause beträgt sonst ce. 50 Jahre 
(Adad-nirärı II — Salmanassar lI). 

2) Vgl. Rost, Untersuchungen, 8. 66/67 und Tiele 
ZA. XIV S. 192. Fehlt bei Lehmann. 


213 INo. 6.] 


Jahre seines Adad-Sum-usur II liegen c. 150 
Jahre). Die grosse Lücke zwischen Šamši-Adad 
und Adad-niräri IL will er möglichst beseitigen, 
zur Zeit der Kassiten interpretiert er eine 
solche in die Assyrerreihe hinein (vgl.Sp.177)! 
Nachdem Lehmann auf diese Weise versucht 
hat, einen allseitigen Widerspruch mit dem 
Datum von Bavian zu konstruieren, hält er 
sich für berechtigt, dasselbe um 100 Jahre 
zu verkürzen, ein Vorgehen, demgegenüber wir 
uns durchaus ablehnend verhalten müssen '). 
Gewisse Schwierigkeiten, die eine Kürzung 
auch sonst im Gefolge hat, umgeht Lehmann 
in einer Weise, die an Kühnheit nichts zu 
wünschen übrig lässt. Infolge des Ansatzes 
1007 muss der viertletzte Herrscher der 
Dyn.D. Marduk-nädin-ahi, dem Gegner Tiglat- 
Pileser’s I entsprechen. Nach der synchro- 
nistischen Geschichte folgen in derselben 
Dyn. noch ein Marduk -Säpik-zir-(mäti) und 
Adad-aplu-iddina, für die in der Liste kein 
Platz mehr übrig wäre. Wie behebt man 
nun solche Schwierigkeiten? Lehmann er- 
klärt einfach, der Name des drittletzten 
Herrschers in der Liste bilde eine Abkürzung 
für das vollere Marduk-sapik-zir-(mati), und 
Adad-aplu-iddina wäre als Usurpator nicht 
aufgeführt worden (!). Ein reizendes Inter- 
pretationskunststiick! Jeder Assyriologe 
wird ihm sagen, dass eine solche Ab- 
kürzung undenkbar ist. Abgekürzt wird 
wohl, aber niemals derartig, dass der 
Bestandteil, auf den es gerade ankommt, 
weggelassen wird. Obendrein kürzt die Liste 
bei Mangel an Platz stets so ab, dass das 
letzte, bezw. die beiden letzten Zeichen fort- 
fallen. Lehmann hat auch nicht einen einzigen 
sicheren Fall zu nennen vermocht, die famose 
Lesung ASur-kal-il als Abkürzung für Ašur- 
bel-kala-ili(!) wird wohl niemand als solchen 
gelten lassen wollen. Die Usurpatorwirt- 
schaft, die überall ihr Unwesen treibt, ob es 
sich nun um eine babylonische, tyrische oder 
israelitische Königsliste handelt, fängt nach- 
gerade an lächerlich zu wirken. Wie kann 


') Im übrigen unterliegt: es berechtigten Zweifeln, 
oh der dupsar eine babylonische Vorlage benutzt 
hat. Die Assyrer hatten jedeufalls genügend eigene 
Quellen zur Verfürung, um das Intervall berechnen 
zu können. Ich brauche wohl nicht hervorzuheben, 
dass ich nach der Collation Lehmann’s nicht daran 
denke. die früher von mir vorgeschlagene Aenderung 
aufrechtzuerhalten. Wenn freilich Lehmann von 
vornherein in der Einfügung eines Sossoskeiles in 
eine nichtsexagesimal weschriebene Zahl einen 
Schnitzer sieht (es handelt sich NB. um die Zahl 70, 
und nicht etwa 60). so gehört dies und die Weise, 
wie or es thut, wohl in die Reihe seiner übrigen 
Leistungen auf dem (Gebiete der Assyniologie 


(Blitzröhre, Massage etc.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juni 1900.) 214 


man eine solche Behauptung aufstellen, wenn 
dieselbe Königsliste sämtliche Herrscher dieser 
Art, ja sogar assyrische Kreaturen mitver- 
verzeichnet (vgl. z. B. Dyn. H. Nr. 22, Dyn. 
I.)? Wo giebt es überhaupt eine baby. 
lonische Chronik oder Liste, die so verführe? 
Eine Berufung auf Immeru verfängt nicht, 
wir wissen jetzt, dass er zur Zeit Sumuls-ilu’s 
lebte und die Stellung eines Unterkönigs 
in Sippar einnahm; da Sumula-ilu auf alle 
Fälle als Hauptkönig galt, lag gar keine Ver- 
anlassung vor, ihn zu nennen. Aehnlich 
verhält sich die Sache bei Tukulti-Ninib 
(vgl. oben). Die Nachrichten der auslän- 
dischen Schriftsteller behandelt Lehmann mit 
Geschick, die Annahme aber, dass das 
Jahr 2231 die Vereinigung des Nord- und 
Südreiches bedeute, spricht wenig an. Sie 
hängt natürlich von den anderweitigen Er- 
gebnissen Lehmann’s sehr wesentlich ab, 
wir haben uns aber hier nicht nach Kom- 
binationen zu richten, die Lehmann am 
passendsten erscheinen, sondern nach den 
Nachrichten, die uns die Babylonier selbst 
übermitteln, und sie überliefern einhellig so- 
wohl in älteren (vgl. die vor kurzem aus der 
Zeit der ersten Dynastie veröffentlichte Tafel 
Bu. 91—5—9, 284 in Cuneiform texts from 
Babylonian tablets in the British Museum, Part 
VI. p. 9f.) als jüngeren Inschriften, dass das 
Reich Babylon mit dem Stifter der ersten 
Dynastie seinen Anfang nimmt. Von da ab 
wird datiert und treten die Fürsten als Könige 
von Babylon auf, und nicht erst von der 
Vereinigung des Nordens und Südens, die 
an und für sich nichts weiter bedeutete als 
die Vergrösserung des schon vorhandenen 
Reiches, mag dieses nun einen grösseren 
oder kleineren Umfang gehabt haben. Und 
dieser Ucberlieferung müssen wohl auch die 
griechischen Schriftsteller gefolgt sein, das be- 
zeugt Berossos dadurch, dass er der ersten 
Dynastie zum mindesten 8 Herrscher zuge- 
wiesen hat (vorher scheinen noch einige 
„medische Tyrannen* erwähnt worden zu 
sein). Ebensowenig wie uns die Auf- 
stellungen zur babylonischen Chronologie zu 
befriedigen vermochten, sehen wir uns in 
der Lage, den Ausführungen zur Chronologie 
der AVIIIten und XIXten ägyptischen Dy- 
nastie Beifall zu zollen. Lehmann hat ganz 
richtig die falsche Basis der Ansätze Ed. 
Mahler’s erkannt, begeht aber den Fehler, 
die Angaben auf die wirkliche vovyyme und 
nicht den astronomischen Neumond zu be- 
ziehen. Ich begreife nicht, wie Gelehrte, die 
doch ernst genommen sein wollen, eine einfach 
hingeworfene Behauptung, für die man auch 


216 (No. 6.] 


nicht den geringsten Beweis zu erbringen fiir 
nétig erachtet, ohne weiteres gutheissen können. 
Der Astronom der Kénigsberger Universitit, 
Herr Prof. Struve, hat mir gegeniiber seine 
Verwunderung ausgesprochen, dass eine 
solche Behauptung aufgestellt wird. Bis 
zum Beweise eines anderen wäre gerade 
das Gegenteil anzunehmen. Ein in astro- 
nomischer Beziehung so hoch veranlagtes 
Volk, wie die Aegypter, konnte schon aus 
der rohen Opposition annähernd den Neu- 
mond berechnen, der Fehler würde höchstens 
einige Stunden betragen haben, und das 
wäre für unsere Zwecke kein Unglück, da 
es immer nur auf den betreffenden Tag an- 
komme. Aus der Anwendung eines Sonnen- 
jahres folge doch nicht, dass der Mond 
ganz ausser Acht gelassen worden sei. Eine 
ausführliche Auseinandersetzung hier würde 
zu weit führen, ich werde indessen an einem 
anderen Orte zeigen, dass nach den An- 
gaben das 1. Jahr Amenhotep’s I 1553, 
das 23. Jahr Tuthmosis’ III 1507 und das 
erste Jahr Ramses II 1339 fällt, und dass 
man bei einer Aufrechnung der manethoni- 
schen Posten genau (!) zu denselben Er- 
gebnissen gelangt. Manetho existiert für 
Lehmann und die meisten Neueren nicht, der 
Mangel macht sich auch sofort fühlbar, so er- 
hält Tuthmosis I gegen alle Ueberlieferung 
30 Jahre; Lehmann stützt sich dabei auf die 
Auffassung Sethe’s bezüglich des hb-sd- 
Festes, darüber ist aber noch nicht das 
letzte Wort gesprochen (Ed. Naville urteilt 
z. B. anders), und selbst wenn Sethe Recht 
haben sollte, so ergiebt sich daraus noch 
nicht, dass der Betreffende 30 J. lang. die 
Regierung ausgeübt hat (vgl. Sethe, A. Z. 
1898, Heft 1. S. 64 Anm.). Für Ramses I 
und Sethos I werden ebenfalls c. 30 J. in An- 
schlag gebracht, trotzdem sich aus Manetho 
nachweisen lässt, dass sie zusammen c. 16 J. 
regiert haben; dieses geschieht natürlich 
nur, um den Ausfall an Jahren zu decken, 
der durch den Ansatz 1324 für Ramses II 
entsteht. Der Ansatz für Amenhotep IV 
ist zu tief, wir dürfen mit seinem Regierungs- 
antritt nicht unter 1400 hinabgehen, wie 
auch Ed. Meyer zuzugeben scheint (nach 
meinen Ergebnissen begönne seine Regierung 
1403; der Beginn der XIX. Dyn. fällt 
1355). — Auf den zweiten Teil des Buches 
von Lehmann gehe ich, als diese Fragen 
nicht beriihrend, nicht weiter ein. Die Idee 
ist nicht iibel, hatte aber, kiirzer gefasst, 
einen weit besseren Eindruck gemacht’). Da 


1) Ueberhaupt leidet die ganze Arbeit unter 
einer zu grossen Weitschweifigkeit. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


i LS en | — 


[Juni 1900.] 216 


Marquardt in seinem Aufsatze im wesent- 
lichen auf Lehmann fusst, bin ich der Mühe 
überhoben, denselben einer näheren Be- 
trachtung zu unterziehen. Ich hebe aber 
hervor, dass die Vornahme einer anderen 
Dynastieeinteilung unzulässig ist, nach den 
bisherigen Veröffentlichungen giebt es nur 
ein Schema, und eine Berufung auf den pto- 
lemäischen Kanon verbietet sich von selbst, 
da er überhaupt keine Dynastieeinschnitte 
macht, sondern lediglich eine Liste baby- 
lonischer Könige, zu astronomischen Zwecken 
zusammengestellt verzeichnet; er beginnt 
mit Nabonassar als demjenigen, dem man 
die Bewerkstelligung einer Kalenderreform 
verdankte. Mit der Auffassung der Ver- 
hältnisse in der 1. berossischen Dynastie 
wird Marquardt im allgemeinen vielleicht 
recht behalten. Zum Schluss noch ein paar 
Bemerkungen: Um eine babylonische Chro- 
nologie zu gewinnen, muss von drei Daten 
ausgegangen werden: 1) von 2231 als dem 
Jahre, mit welchem die Babylonier die erste 
Dynastie beginnen liessen 2) c. 1400 als 
Ansatz für Burnaburias II und 3) dem 
Datum von Bavian. Rechnet man von 2231 
an abwärts und dem Datum von Bavian 
aufwärts (wie oben), so erhält man wieder 
für Dyn. C. rund 400 Jahre, und meine 
Lesung der betreffenden Unterschrift wird 
bestätigt. Auch fügen sich die Daten 
bezüglich Kuturnahundi, BurnaburiaS und 
Tukulti-Ninib gut in den gegebenen Rahmen; 
für Sagarakti-buria$ vgl. Sp.178. Mit Rücksicht 
auf diese drei Daten und unsere jetzigen 
Kenntnisse gestaltet sich die Chronologie, 
wie folgt 


Dyn. I 11 Kön. — 2911. 2231 — 1941 
„u 11 „ — 368 „1940 — 1573 
„I 36 „ — 3949), 1572 — 1179 
„ IV 11 „ — 132 „1178 — 1047 
a V 8 4, — 248), 1046 — 1023 


1) Eine Summierung der Posten in Bu. 91 —5— 
9,284 (Cun. toxts from Bab. tabl. in the Br. Mus. 
VI, p. 9 f) in Verbindung mit den über- 
schiessenden Posten in Königsliste A ergiebt 286 J. 
Die Unterschrift in Liste B zeigt einen senkrechten 
Keil (hierüber herrscht Einstimmigkeit) und mehrere 
Winkelhaken davor (leider nicht zu erkennen wie 
viel?), Wir baben also die Wahl zwischen 281 und 
291, das Zuwenig bezw. Zuviel kommt auf das Conto 
des dritt- und viertletzten Postens (Königsl. A), die 
ebenso abgerundet sein dürften, wie die meisten 
andern Zahlen (vgl. Bu. 91—5—9, 234 mit Königsl. A) 
Ich ziehe 291 vor aus Gründen, die anderwärts vor- 
gebracht werden sollen. 

*) Vgl. vorläufig Sp. 176 Anm. 2. 

3) Die Zahlen in Chron. S deuten auf eine ge- 
wisse Nachlässigkeit des Schreibers hin (vgl. z. B. 
das Verhältnis der Posten in Dyn. F zu der 
Summe in der Unterschrift), nichtsdestoweniger 


217 


(No. 6.] ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Juni 1900.] 218 
» VI 3 , —20 , — 1022—1003 Bibejasu II, Sohn , — 1255 — 1248 
» VII 1 , — 6 — 1002— 997 B&l-nädin-Sum i 1947 

„ VIII 22 „ — (265,) — 996— 732 KadaSman-harbe II | u 

„IX 17, —(106,) — 731— 626 Adad-Sum-iddin, — 1246—1241 
„X 6 „—(87,) — 625— 539 Adad-Sum-usur, — 1240—1211 
[s XI 13 , — 228 „ -- 538— 3311) | Meli-sihu, — 1210—1196 
Alexander I, Philipp Aridaeus, Alexander II | Marduk-aplu-iddina, Sohn — 1195—1183 

(Antigonus) — 330—312] Zamama-šum-iddin — 1182 
Ausführliche Auseinandersetzungen und | Bél-Sum-(iddin? usur?) — 1181—1179 


Belege bringe ich an einem anderen Orte. 
Ebenso besteht folgende Liste der Kassiten 
zu recht: 


Gandas . . —16 J. -— 1572—1557 
Agum SI, Sohn - 22 „ — 1556-1535 
Bibejasi I. -22 , -- 1534 -1513 
Us(?)8i, Sohn —- 9(8), — 1512—1504(5) 
Adumetas — N 

Tazzigurumas — | 

Agumkakrime -- | 


Lücke von 6 Herrschern, = | 

vielleicht Schörsn hierher! el 

Ulam-burias, ?2) Kutur-Bél, 

Sagarakti - burias va 
Sp. 179. 

Kara-indas (?)?) — 

KadaSman-Bél, Sohnd.K.(?) — 

Burna-burias I, Sohn — te 1430 - 1401 

Kurigalzu I, Sohn — 

Burna-burias II, Sohn — (25+x)c. 1400—1371 

Kara-hardas, Sohn = 

Kadasman-harbe I, Sohn | e. 1370—1358 


c. 1440—1431 


Nazibugas (Suzigas), einige 
Monate (6?) . . . — 
Kurigalzu Il, Sohn 


d. K. I. — 1357 — 1320 
Nazi-maraddas, Sohn — 1319 — 1294 
Kadasman-turgu‘),Sohn— 1293 — 1277 
KadaSman-burias, Sohn— 1276 — 12755) 
Kutur-x A -- 1274(767?)6) 1269 
Sagarakti-surias — 1268 — 1256 


scheint sie mir mit der Zahl 6 bei Kassü-nädin-ahi 
gegenüber der Königsliste (3) im Rechte zu sein: man 
begreift wohl, wie bei verwischtem Zustande für 6:3 
gelesen werden konnte, aber nicht umgekehrt. 

1) Es giebt Inschriften, die bereits das Jahr 331 
für Alexander in Anspruch nehmen. 

7) Vgl. Rost, Untersuchungen S. 62 Anm. 

*) Vgl. Rost, Untersuchungen S. 58. 

* Die erhaltenen Spuren deuten darauf hin, 
dass der Name mit Ka begann; Knudtzon hat den 
obersten Keil irrtümlich in die vorhergehende Zeile 
gerückt, wie sich jedermann nach der Photographie 
bei Lehmann überzeugen kann. 

‘ 6) Lehmann liest die vor Kadasman-buria$ 
stehende Zahl als 12, bei Knudtzon ist die Stelle 
schraffiert; ich halte mich an die Lesung der 
früheren Publikationen. Wenn Lehmann wider Er- 
warten Recht behalten sollte, würden einige gering- 
fügige Modifikationen nach obenzu eintreten 
müssen. 


6) Vgl. Sp. 178, 


Ich will hiermit keine absolut richtige 
Chronologie gegeben haben, sondern es soll 
sich nur das Schema wiederspiegeln, das die 
späteren Babylonier überlieferten. Namentlich 
werden die Ansätze für die ältere Zeit, so 
lange wir für die 2. Dyn., deren Zahlen 
vielfach auffallen, keinen weiteren Beleg wie 
die Königsliste besitzen, stets problematisch 
bleiben. Bei den vielen Funden, mit denen die 
Assyriologie immer wieder überrascht wird, 
dürfte die Behandlung der assyrisch-baby- 
lonischen Chronologie immer in lebhaftem 
Fluss bleiben. Das Buch Lehmann’s kann 
trotz seines äusseren Gewichtes (Umfang und 
Preis) nicht auf den Ruhm Anspruch machen, 
die Wissenschaft auch nur in irgend einer 
Beziehung gefördert zu haben. 

Königsberg i. Pr. 


Martin Hartmann, The arabic press of Egypt. 
London, Luzac & Co. Bespr. v. F. Kern. 
~ Mit anderen „Errungenschaften der Zivili- 
sation“ ist auch die Zeitung in den Orient 
gedrungen. Am meisten blüht die Presse in 
Aegypten, wo sie im Gegensatz zur Türkei 
frei ist, und keine Zensur zu fürchten braucht. 
Das sog. Pressbureau in Cairo ist mehr als 
Sinecure für den bekannten, im Mai 1899 
verstorbenen Welfen Baron Malortie geschaffen 
worden, und hat seit dessen Tode seine ohne- 
dies geringe Bedeutung fast gänzlich einge- 
büsst. Die Stelle ist daher auch nicht wieder 
besetzt worden, und sein früherer Sekretär 
besorgt die Referate an das Ministerium, die 
M. ohnedies meist nur unterzeichnet haben 
dürfte, da er doch nur das in einer europä- 
ischen Sprache erscheinende kontrolieren 
konnte, Sowohl die Engländer, als auch die 
einheimische Regierung finden ihre Rechnung 
am besten bei möglichst seltenem Einschrei- 
ten, und gestatten daher den panislamischen 
und antienglischen Organen ziemlich scharfe 
Sprache, was sie um so unbedenklicher thun 
können, als ja die grosse Masse des Volkes 
nicht lesen kann. Trotzdem üben die ägyp- 
tischen Zeitungen auch ausserhalb des Landes 


1) Vgl. vorläufig Sp. 176 Anm. 2. 


219  [No. 6] 


einen grossen Einfluss aus. Deshalb be- 
handelt Prof. Hartmann, ein vorzüglicher 
Kenner des arabischen Geisteslebens, im 
vorliegenden Buche die arabische Presse 
Aegyptens besonders, über die er in seinem 
Ueberblick über die gesamte arabische Press- 
thätigkeit (im Spezimenhefte der geplanten 
Encyclopädie des Islam) nicht so ausführlich 
sprechen konnte. Er liess seine Schrift eng- 
lisch veröffentlichen, wohl weil er in England 
das meiste Interesse für die Zustände des 
faktisch den Engländern unterthänigen Landes 
voraussetzte. 


Im ersten Teile bespricht der Verf. die politi- 
schen und nationalen (resp. was sich im Orient 
meist damit deckt,konfessionellen)Unterschiede 
der äg. Presse. Es giebt konservative (muhäfiz), 
fortschrittliche (‘asri) und gemissigte (mu ta- 
dil) Blätter, moslemischen, koptischen und 
syrischen Journalismus. Den im Solde der 
Englander oder Franzosen stehenden Blättern 
stehen die panislamischen, osmanischen, natio- 
nalistischen und autonomistischen (Aegypten 
für die Aegypter) Organe gegenüber. Wenn 
ein Blatt den Engländern unbequem wird, 
unterdrücken sie es wohl einmal — durch 
eine Pension für den Redakteur (S. 22/3.). 
Zum grossen Aerger der Aegypter drängen 
sich die christlichen Syrer wie in andere 
Berufe auch in Menge in den Journalismus 
ein. Der zweite Teil bringt eine Liste von 
168 Zeitungen, die der Verf. teils im Original 
kennt, teils in anderen Blättern erwähnt fand. 
Den Beschluss macht ein Index der Zeitungen 
und Persönlichkeiten. Nur wer längere Zeit 
in Aegypten zugebracht hat, weiss die Schwie- 
rigkeiten voll zu würdigen, die der Verf. zu 
überwinden hatte, um mehr als ein und ein 
halbes Hundert der kurzlebigen äg. Zeitun- 
gen registrieren zu können. Nachträge des 
Verf. erschienen in dieser Zeitschrift I 225 ff. 
und Il 56ff 

S. 10: Al’ahram ist im vorigen Jahre nach 
Cairo tibergesiedelt. S. 21: Säkir Abäza 
polemisiert wie es scheint besonders gegen 
den Mugattam. Er verfasste u. a. ein Schmäh- 
zagal, worin er ihm z. B. vorwirft, dass er 
sich nicht scheue, den Propheten, die Religion, 
den Koran und den Chalifen (d. h. den Sultan) 
anzugreifen, dass er denselben Mann heute 
tadle und morgen lobe usw. S. 33/4. Das 
Koptenblatt Misr führt unter dem arabischen 
noch einen koptischen Titelkopf. S. 59 no. 35. 
Das niedere Volk von Aegypten hat eine 
gewisse Vorliebe tür Fremdwörter, und die 
Bestrebungen der dortigen Sprachreiniger 
werden nur in der Schriftsprache (und auch 
da nicht allgemein) durchgesetzt, 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juni 1900.) 220 


gramm heisst daher noch immer tiligraf, nicht 
isära barqija, die Eisenbahn wäbür (oder 
sogar bägür), nicht sikket elhadid. S. 77. 
Vom Argül besitze ich no. 1 u. 3 des dritten 
Jahrganges., S. 78/9 n0.,102. Der wirkliche 
Verf. der Gazälä war Emile (Amin) Büläd, 
der als Staatsbeamter sich genötigt sah, 
Guwanni Zanäniri vorzuschieben. Sie erschien 
nur ein Jahr lang (Juni 1896 bis Mai 1897) 
in Cairo, und soll in zwanglosen Heften fort- 
gesetzt werden (d. h. so oft der Verf. Geld 
hat), von denen bis Winter 1898/9 erst eins 
erschienen war. 

Die Gazälä war die Bahnbrecherin für 
deu vulgärarabischen Journalismus, der durch 
ihren pekuniären Misserfolg nicht entmutigt 
wurde (der Abi naddära [zarqa’] no. 124 
hält sich nur durch seine beständigen satiri- 
schen Angriffe gegen die Engländer). Einige 
dieser Blätter hatten kein langes Leben, die 
anderen haben sich gehalten. Seit 1897 er- 
schienen deren fünf, die jedoch im Gegen- 
satz zur (sazälä auch Schriftarabisches ent- 
halten (alle in 4°). — 1) Humäret munjeti, 
wöchentlich 16 S. Ich besitze den ersten 
Jahrgang (seit d. 1. Sauwäl 1315 H.) voll- 
ständig und no. 8 des zweiten. Der Verf. 
zeichnet mit den Initialen M. H. ©. Der 
sonderbare Titel „Die EselinmeinesWunsches“ 
spielt auf die Redensart: „entä masi zaiji 
humäret munjeti* an, d. h. du gehst be- 
schäftigungslos herum, bedeutet also etwa 
„Musse“ (zugleich ist er im Gegensatz zur 
(sazälä gewählt). — 2) Elligam (der Zaum, 
nämlich der Eselin) wöchentlich 24 S. scheint 
Ende März 1898 begonnen und dürfte dies 
Jahr kaum überlebthaben. Ichbesitze einzelne 
Nummern aus diesem Jahre. — 3) Elhailä 
elkaddäbä (die lügnerische Täuschung) vier- 
zehntägig 16 S. erlebte nur 4 Nummern (Ende 
April— Juni 1898) die ichbesitze. — 4) Elmasih 
eddaggäl (der trügerische Antichrist) wöch. 
14 S. Verf. "Abd erraliim efendi Muhammad. 
Ich besitze nur no. 5 (9. Rabi II 1316). 
Auf dem Umschlage ein Harlekin auf einem 
Esel, in der Hand eine Lanze. — 5) Gazl 
elbanät (gesponnener Zucker) 48 S. Ich be- 
sitze nur no. 3, Montag (Monatstag fehlt, 
wohl weil Neudruck) März 1899. Auf dem 
Umschlag ein weibliches Brustbild. 

Aehnliche Tendenzen wie Al’argül (no. 95) 
verfolgte Annasüh, der erst wöchentlich, dann 
alle 14 Tage 32:5. 4°, stark vom 29. Rabi I 
1310/20 Okt. 1892 erschien. Ich besitze die 
ersten 10 Nummern. Der Verf. Muhammad 
Taufiq Al’ashari gab später Tanta’ (no. 37) 
heraus. Einzelne Nummern besitze ich noch 


Das Tele- | von: Almunir polit. wiss. litt. wöch. 4 S. fo. 


221  [No. 6] 


no. 4 des ersten Jahrg. (Sauwäl 1313 = = April 
1896) Muhammad Safar. — Alfaläha almisrijä 
landwirtschaftlich (monatlich?) no. 2 des ersten 
Jahrg. Febr. 1898. — Alwazifä polit. wiss. 
litt. arab. und türkisch (jungt.?) wöch. 8 S. 
40, (4 ar. 4 t.) Salim Habbälin (Red. v. ATʻadl 
no. 17). Ich besitze no. 1 vom Ragab 1313 
Jan. 1896. Es bestand nicht lange. In der 
Humara finde ich erwähnt: Assüdän almisri. 

Sams alhaqiqa.— Almahdi. — Assa’äda polit. 
litt. osman. patriot. 3 mal wöch. Alexandrien. 
‘Abd alfattäh ef. Baihum und andere. — In 
no. 8 des Jahrg. 2: Anin almazlum litt. pol. 
gemässigt (wozu der Titel „Seufzer des Un- 
terdriickten* sehr schlecht zu passen scheint) 
ar. und türkisch. — Azzuhür islam. 14 tig. 
Alexandrien. ‘Ali ef. War. Im Wasih: 
Almanzim, Ahmad ef. Wagib. In dem 
kleinen Heftchen Taslijet elhawatir (1312 od. 
13?) werden u. a. Wortspiele mit den Namen 
von Zeitungen gemacht Daraus entnehme 
ich noch folgende: (Al)mufid. — (Al)giran 
(oder ist das gleichn. syrische Blatt gemeint?) 
— (Al)insan. — (Al)haqa’iqg. — In Zeitungen 
des J. 1896 finde ich als Quelle eines Artikels 
Albasira genannt. — Mustafä Kämil giebt 
jetzt dieZeitung Alliwä’ heraus, deren Tendenz 
sich aus seiner politischen Stellung ergiebt. 


Berlin. 


N. Peters., Prof. d. Theol. i. Paderborn, Die Sa- 
hidisch - Koptische bersetzung des 
Buches Ecclesiasticus auf ihren wahren Wert 
für die Text-Kritik untersucht [aus: Biblische 
Studien herausgegeb. v. O. Bardenhewer 
III. Band, 3. Heft] Freiburg i. Br., Herdersche 
Verlagsbuchhandlung 1898. XII. u. 69 S. M. 
2,30. Bespr. v. Georg Beer. 

Die von Bardenhewer in Miinchen 
herausgegebenen bibl. Studien brachten im 
2. u. 3. Hefte des 2. Bandes eine sehr wert- 
volle Untersuchung Bludau’s iiber die 
Alexandrin. Ubersetzung des Buches Daniel. 
Gleiches Lob ist der hier anzufiigenden 
Arbeit Peters’ zu spenden. Auf text- 
kritischem Gebiet, das ihnen von allerhöchster 
Instanz aus dogmatischem Interesse frei- 
gegeben ist, kann der katholische Alttesta- 
mentler weit Erspriesslicheres bieten als auf 
den übrigen altt. Gebieten! Nachdem Peters 
in einigen einleitenden Paragraphen sich über 
die oberägyptische Übersetzung zum Eccle- 
sistaicus und über die Person des christ- 
lichen Verfassers im Allgemeinen geäussert 
hat, bespricht er in sorgfältiger Weise die 
Ubersetzungsmethode. Im Wesentlichen be- 
mühen sich die Übersetzer die griech. Vor- 
lage getreu wiederzugeben, ohne das Kopt. 
zu misshandeln. Vereinfachungen des Textes 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Juni 1900.) 222 


und erklärende Zusätze laufen freilich mit 
unter. Sehr reichlich ist dann die Zusammen- 
stellung der Varianten, die zwischen dem 
Kopt. Texte u. der LXX nach Swete’s Aus- 
gabe bestehen. Soweit ich das hier Gebotene 
an der Hand von P. de Lagarde’s Kopt. 
Ausgabe des Sirach in seinen Aegyptiaca 
Göttingen 1883 S. 107 ff u. Swete’s LXX 
für einige Kapitel verglichen habe, macht es 
einen durchaus zuverlässigen Eindruck und 
zeugt von Peters’ grosser Vertrautheit mit 
dem Koptischen. Ryssel konnte bei seiner 
Übersetzung des Sirach in Kautzsch’s 
Apocryphen von Peters’ Arbeit bereits 
Gebrauch machen. Im $ 10 u. 11 stellt P. 
die Ergebnisse seiner Untersuchungen zu- 
sammen, mit denen er im Allgemeinen Recht 
haben wird. Darnach steht der Kopte neben 
den griech. Handschriften am nächsten den 
Cod. Sinaiticus, Holmes 248 u. Cod. Alexan- 
drinus (S. 64). 

Für eingehendere LXX-Studien ist die 
Berücksichtigung der Kopt. Versionen unent- 
behrlich, weil wir in ihnen einen ältesten 
LXX-Zeugen aus der weiteren Heimat der 
griech. Bibel kennen lernen. Die Zahl der 
altt. Theologen, die einige Kenntnis des Kopt. 
besitzen, um sie für Bibelstudien verwenden 
zu können, ist nicht allzu gross. Fast scheint 
es, als ob die kathol. Alttestamentler das 
Kopt. mehr brauchen als ihre protestantischen 
Fachkollegen. Muss doch selbst dem hoch- 
würdigen Kapitelsvicariat Freiburg, das 
den Druck der Arbeit Peters’ approbierte, 
das Koptische ganz geläufig sein! 


Halle a./S. 


Leopold Stein, Untersuchungen über die Prover- 
bios Morales von Santob de Carrion mit besonderem 
Hinweis auf die Quellen und Parallelen. Berlin 
Mayer und Müller 1900. Bosprochen von F. Perles. 

„Von allen Forschungen, welche in un- 
serer Zeit mit aufopfernder Mühe und sel- 
tenem Fleisse gepflegt werden, liegt keine 
unbebauter, als die spanisch-jüdische Litte- 
ratur.“ Dieser Stossseufser, mit dem Kayser- 
ling das Vorwort zu seinen „Romanischen 

Poesien der Juden in Spanien“ eröffnet, könnte 

heute nach 42 Jahren noch mit demselben 

Rechte wiederholt werden. Fand doch selbst 

in Winter-Wünsche’s dreibändigem Werk, 

das eine Anthologie der jüdischen Litteratur 
seit Abschluss des Kanons darstellen soll, 
die jüdisch - spanische Litteratur auch nicht 
das bescheidenste Plätzchen, und geradezu 
klassisch ist die Motivierung'): „weil sie im 


') Vorwort zum UI. Band p. VII. 


223 [No. 6.] 


Original unverständlich und in der Uber- 
setzung wertlos ist, übrigens auch nur einen 
geringen Einfluss ausgeübt hat.“ Desto 
höher ist das Verdienst Griinbaum’s an- 
zuschlagen, der in seiner „Jüdisch-spanischen 
Chrestomathie')* dieses fast verschollene 
Schrifttum nach der sprachlichen und litterar- 
historischen Seite den Romanisten erschloss. 
Eine reichhaltige Bibliographie hatte schon 
1890 Kayserling in seiner Biblioteca Es- 
panola - Portugueza - Judaica gegeben, aber 
keines der darin aufgefiihrten Werke wurde 
seitdem zum Gegenstand einer Spezialunter- 
suchung gemacht, und doch ist diese Littera- 
tur nach verschiedenen Seiten hin bedeutsam. 
Sie zeigt einerseits, wie die spanischen Juden 
die Sprache und Kultur ihres Mutterlandes 
schon friih sich zu eigen machten und wieder 
ihre eigenen geistigen Schätze den christ- 
lichen Mitbiirgern nahe zu bringen suchten, 
sie ist aber auch und vor allem eine wahre 
Fundgrube für den Romanisten, der über 
die Entwicklung der spanischen Sprache 
nach der grammatischen und lexikalischen 
Seite hin ungeahnte Aufschlüsse daraus er- 
halt. Denn die Juden der pyrenäischen 
Halbinsel hielten auch nach der Vertreibung 
aus dem Mutterlande die spanische bezw. 
portugiesische Sprache mit geradezu rüh- 
render Treue fest, und bis auf den heutigen 
Tag sprechen ihre Nachkommen im Orient 
ihr „Ladino“, das zwar in seinem Wortschatz 
viele hebräische und türkische Elemente 
aufzuweisen hat, aber sonst die altkastilische 
Sprache in vollkommener Reinheit darstellt. 
Es ist vielfach auch in Fachkreisen un- 
bekannt, dass in Konstantinopel, Sophia, 
Smyrna jüdisch - spanische Zeitungen (mit 
hebräischen Lettern) erscheinen, dass auch 
sonst jahraus, jahrein Werke des ver- 
schiedensten Inhalts in dieser Sprache ge- 
druckt werden, dass man in dem herrlichen 
Tempel der türkischen Juden in Wien spa- 
nische Inschriften lesen und spanische Pre- 
digten hören kann. Grünbaum hat in den 
Anmerkungen zu seiner Chrestomathie zahl- 
reiche Vokabeln aus der jüdisch-spanischen 
Litteratur zusammengestellt, die noch heute 
im Munde der orientalischen Juden geläufig 
sind, zweifellos altspanisches Sprachgut dar- 
stellen, aber bisher in keinem spanischen 
Wörterbuch verzeichnet waren?). Und nicht 
bloss die Sprache, sondern auch das Denken 


1!) Frankfurt a/M. (J. Kauffmann) 1896. Vergl. 
meine Besprechung in Zeitschrift für romanische 
Philologie XX1 137 ff. 

7) Vgl. auch Kayserling, Biblioteca XVIII. 
Revue des Etudes juives XXII 123—124. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITONG. 


[Juni 1900.) 224 


und Fiihlen ihrer Landsleute von ehemals 
haben sie durch den Sturm der Jahrhunderte 
bewahrt; so stammen, wie Foulché-Delbosc ') 
mit Recht. hervorhebt, die meisten Ladino- 
Sprüchwörter der heutigen Juden im Orient 
aus Spanien, und selbst ihre Volkslieder, mit 
denen sie heute die Kinder in den Schlaf 
lullen, wurden einst in Spanien gesungen?). 

Die heute zu besprechende Arbeit be- 
schäftigt sich mit dem ältesten bekannten 
jüdischen Dichter in spanischer Sprache 
Rabbi Santob de Carrion. Nach den nötigen 
bio-bibliographischen Angaben über den 
Dichter wird die Abfassungszeit seines Haupt- 
werkes (des einzigen auf uns gekommenen), 
nämlich der Proverbios Morales besprochen 
und seine Vollendung auf etwa 1360 an- 
gesetzt. Das Werk ist dem König Don 
Pedro I gewidmet und enthält eine Sammlung 
teils origineller teils älteren Quellen ent- 
nommener Sentenzen, die aber mit neuem 
Geiste erfüllt, nach Form und Inhalt um- 
geschmolzen und zu einem selbständigen 
Ganzen verwoben sind. Trotzdem der 
Dichter sein Judentum ausdrücklich hervor- 
hebt und so von vornherein auf wenig Sym- 
pathie und Beachtung bei seinen christlichen 
Landsleuten rechnen zu dürfen glaubt, wendet 
er sich doch gerade an diese und hofft bei 
ihnen verständnisvolle Aufnahme zu finden, 
und in der That hat er seine schönen Ge- 
danken in eine so anziehende Form zu 
giessen verstanden, dass sie auch seinen christ- 
lichen Landsleuten beherzigenswert er- 
scheinen mussten. So kam es, dass man 
den jüdischen Ursprung derselben gar nicht 
mehr beachtete, ja sie für direkt christlich 
hielt und den Dichter als einen Konvertiten 
betrachtete, eine Annahme, wofür auch an- 
dere Gründe angeführt wurden. Der Ver- 
fasser weist diese Annahme mit Kayserling 
in überzeugender Weise zurück und giebt 
eine kurze Charakteristik und Inhaltsangabe 
des ganzen Werkes. 

Der zweite Teil der Arbeit, in dem ihr 
eigentlicher Wert zu suchen ist, enthält eine 
genaue Untersuchung der Quellen des 
Gedichts. In erster Linie kommen hier 
neben den biblischen und talmudischen 
Sprüchen die Sammlungen der spanisch- 
maurischen Periode in Betracht. Verfasser 


') Proverbes judéo-espagnols recueillis et publiés. 
Paris 1895. 

2) Vgl. Danon Recueil de romances judéo- 
espagnoles chantées en Turquie (Revue des Etudes 
juives XXXJI—XXXIII) und dazu die Bemerkungen 
des Grafen von Puymaigre (ebenda XXXIII 
269— 276). 


225  I[No. 6.] 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juni 1900.] 226 


giebt über dieselben reiche bibliographische 
Angaben und weist als Hauptquellen für 
unser Werk den 0°32 Wa von Gabirol 
und die mDID\'HN Mon von Honein, also 
zwei ursprünglich arabische, aber durch die 
hebr. Übersetzung bei den Juden eingebürgerte 
Werke nach. Die letztgenannte, von einem 
nicht jüdischen Verfasser herrührende Sen- 
tenzensammlung enthält selber viel rabbinische 
Sprüche, wie sie andererseits wieder bei den 
Juden viel studiert wurde. Die Wechsel- 
wirkung der jüdischen, arabischen und spa- 
nischen Kultur können wir hier besonders 
deutlich verfolgen. Möglicherweise hat übri- 
gens der Dichter gerade dieses Werk nicht 
aus der hebräischen, sondern aus der spa- 
nischen Übersetzung kennen gelernt, wie er 
denn überhaupt auch andere spaniche Werke 
benutzt, so besonders die Bocados de oro, eine 
Übersetzung der Sentenzensammlung des 
Mubassir ben Fatik. 

In welchem Umfang Santob seine Quellen 
benutzt hat, wird an einer grossen Anzahl 
von Stellen dargethan, wobei sich der Fleiss 
und die Belesenheit des Verfassers zeigt. 
Er erhebt natiirlich keinen Anspruch auf 
Vollstindigkeit, und es liessen sich selbstver- 
stindlich ungezählte Parallelen beibringen. 
Hier seien nur einige genannt: 


No. 96 erinnert an die aristotelische 
sörn; und an die Talmudstelle (jer Chagiga 
i 77*) ans o> aw wwb mom ım annn 
mon wea mo na nen dw bw ame ae Oy 
YYOND 7) Mwy AD abwa nm ma 


No. 132 (vgl. 256) hat Parallelen bei allen 
Dichtern vor allem Horaz Od. II, 2,9 ff. 

Latius regnes avidum domando 

Spiritum etc. Publ. Syr. 64. Bis vincit 
ui se vincit in victoria. Braut von Messina 
, 4: Der Siege göttlichster ist das Ver- 
geben. 


No. 200 vgl. Horaz Oden III, 16,17 ff. 
Crescentem sequitur cura pecuniam 
Maiorumque fames. 

Hoffen wir, dass der Verfasser auf dem 
betretenen Wege fortschreiten und noch wei- 
tere Spezial-Studien zur jüdisch-spanischen 
Litteratur bieten, und dass er viele Nach- 
folger auf diesem Gebiete finden möge. Ein 
Schrifttum, das so viele sprach- und kultur- 
geschichtliche Perspektiven bietet, verdient es 
wahrlich, ans Tageslicht gezogen und nach 
jeder Seite hin gewürdigt zu werden. 


Königsberg i/P. 


Franz Kaulen, Assyrien und Babylonien nach den 
neuesten Entdeckungen. 5. Aufl. Freiburg 1. 
Breisgau. Herdersche Verlagshandlung. 1899. 
bespr. v. R. Budzinski. 

Gewiss hat das Unternehmen Kaulens, 
die Ergebnisse der jungen assyriologischen 
Wissenschaft weiteren Kreisen zugänglich 
zu machen, überall Anerkennung verdient 
und gefunden. Es ist bekannt, mit welcher 
exakten und lebhaften Darstellungsweise K. 
über die Anfänge dieser Wissenschaft, Aus- 
grabungen und Arbeiten von den 40er bis 
zu den 80er Jahren berichtet. Dabei ist er 
aber leider stehen geblieben. Die 5. Auf- 
lage giebt bei weitem nicht den Stand der 
heutigen Assyriologie wieder. Die Schuld 
liegt nicht an den Gewährsmännern Kaulens, 
die er in dem Vorworte verantwortlich macht, 
sondern an ihm selbst. Hilprecht ist näm- 
lich der einzige, dessen „epochemachenden 
Veröffentlichungen* K. verwertet hat, von 
Haupt und Delitzsch werden nebenbei noch 
kurze Zitate zugefügt. Die amerikanischen 
Expeditionen sind auf 5 Seiten erledigt, haupt- 
sächlich mit den Worten Hilprechts!), die 
Ausgrabungen in Sendschirli, die Arbeiten 
der Franzosen u. a. werden kaum erwähnt. 
Im ganzen sind 18 Seiten neuer Text hin- 
zugekommen. Ist es wirklich möglich, die 
Ergebnisse eines Decenniums auf diesem 
Raum zusammenzufassen? Gewiss, wenn 
man sämtliche Assyriologen ausser Hilprecht 
mit einer recht unvollständigen Aufzählung 
der Namen abthut. Von den Tell- Amarna- 
Briefen wird einer der kürzeren zitiert, nicht 
nach Winckler, sondern nach Zimmern, Stel- 
len aus Assurbanipal werden nicht einmal 
nach K. B., sondern nach A. Smith wieder- 
gegeben, überhaupt sind für Übersetzungen 
allein Oppert, Sayce, Smith massgebend. 
Die historischen und chronologischen Arbei- 
ten der letzten Jahre sind unberücksichtigt 
gelassen, so werden nicht einmal die Tell- 
Amarna-Briefe für die babylonisch-assyrische 
Geschichte verwertet. Seite 276—278 wird 
uns nur mit den Worten Sayce’s aufgezählt, 
was wir aus diesen Briefen für neue Beweise 
für die Glaubwürdigkeit der alttestamentlichen 
Schriften ziehen können. Zur Zeit der Ein- 
wanderung der Israeliten in Palaestina wer- 
den hier vier Faktoren unterschieden, die 
herrschenden Aegypter, die sesshaften Ka- 
naaniter, das Volk Israel und die Beduinen, 
die die aegyptische Herrschaft gefährden; es 


wäre von Interesse gewesen zu erfahren, 


1) Der wohl auch an der auffälligen Tot- 
schweigung amerikanischer Assyriologen wie Craig, 
Harper u. a. nicht unbeteiligt sein dürfte. 


227  [No. 6.] 


wer eigentlich diese Beduinen gewesen sind. 
Uber Kultur und soziales Leben bei den 
Babyloniern vermochte K. nichts weiter zu be- 
merken, obwohl seit Strassmaiers entsagungs- 
vollen Arbeiten eine ganze Schule mit posi- 
tiven Ergebnissen gewirkt hat, auf denen 
ein Gebäude babylonischer Kulturgeschichte 
zu errichten freilich ein anderer Baumeister 
als Kaulen’s Freund Hilprecht berufen sein 
dürfte. Aus der hohen Blüte der babylo- 
nischen und aegyptischen Kunst in der älte- 
sten Periode und ihrem Verfall in späterer 
Zeit zieht K. auf S. 271 den Schluss, dass 
die Menschheit überhaupt in ihrem Uranfange 
die höchste Vollkommenheit besessen hat 
und infolge der Erbsünde zu einem immer 
niedrigeren Standpunkt herabsinkt, und fügt 
hinzu, dass „diese Thatsache nur der gläu- 
bige Gelehrte zu würdigen versteht“. Auch 
für diese hier auf die Spitze getriebene Ten- 
deuz des Buches trägt Verfasser allein die 
Verantwortung und ist nicht berechtigt, wie 
er es in dem Vorwort zur 4. Aufl. thut, eine 
Kritik seiner Schlussfolgerungen aus den ihm 
gegebenen Thatsachen zuriickzuweisen, denn 
in solchen und vielen anderen Fällen fällt er 
aus seiner Rolle als Berichterstatter heraus. 

Im einzelnen finden sich hier und da 
noch kleine Veränderungen; Urbagas ist in 
Ur-gur verbessert, dagegen Bel-ellatua stehen 
geblieben, für ,akkadisch* ist verschiedent- 
lich „sumerisch“ gesetzt. Die Abstammung 
der chinesischen, babylonischen, aegyptischen 
Kultur aus dem Euphrat-Tigrislande wird 
nach Gen. 11,9 nachgewiesen! Hammurabi 
ist mit Amraphel identifiziert; eine richtige 
Erklärung der babylonischen Königsnamen 
Pulu und Kandalanu ist auch hier noch 
nicht gegeben. Dagegen hat die altorien- 
talistische Wissenschaft den von Hilprecht 
stammenden Namen Babyloniologie erhalten. 


Königsberg i. Pr. 


Dr. Willy Staerk lic. theol.. Studien zur Religions- 
und Sprachgeschichte des alten Testaments. Berlin. 
Georg Reimer 1899. Heft I: VI 96, Heft II: YVI 
85 5. 8. Angezeigt von H. Winckler. 

Die beiden Hefte enthalten „Prolegomena 
zu einer Geschichte der israelitischen Väter- 
sage“ und „Zur Geschichte der hebräischen 
Volksnamen“. Dass die Arbeit in zwei Heften 
erschien, deren jedes je eine Ilälfte der beiden 
Untersuchungen, aber in äusserlich abge- 
schlossener Gestalt enthält, hat seinen Grund 
wohl in äusseren, persönlichen Verhältnissen, 
einen inneren sachlichen Grund vermag ich 
darin (trotz Vorwort zu Heft II) nicht zu 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juni 1900.] 228 


erkennen. Die Behandlung des Stoffes ist 
die übliche der herrschenden kritischen 
„Schule“. Wer den alten Orient aus seinen 
Quellen kennt, wird vieles, was hier mühsam 
nachzuweisen versucht wird, als selbstver- 
ständlich ansehen, von anderem abgesehen, 
das hier nur verzeichnet wird, ohne auch 
nur den Versuch einer Erklärung zu machen, 
ja ohne überhaupt das Bedürfnis danach zu 
empfinden. 

Es wäre unrecht gegenüber einem Manne, 
der seine ersten Schritte auf diesem Gebiete 
thut, alle die trennenden Punkte zur Geltung 
zu bringen, welche den orientalistischen 
Historiker diese Betrachtungsweise als längst 
zurückliegend ansehen lassen. So lange die 
massgebenden Autoritäten und Lehrer sie 
vertreten, kann man sich nicht an die loyalen 
Schüler halten. Wenn man aber einsieht, 
dass der alte Orient uns das alte Israel 
erklären muss, so ist das erste Erfordernis 
diesen alten Orient zu studieren. Eine immer 
erneute Zusammenstellung des biblischen 
Materials, fein säuberlich nach J, E, P, Dt 
geschieden, ist nützliche Vorarbeit, kann aber 
dem Wesen nach bereits durch die Quellen- 
zerlegung als geliefert angesehen werden. Das 
Einzelne nach den Stoffen noch einmal zu- 
sammenzustellen, kann wenig Zweck haben, 
wenn dabei nicht zugleich die Folgerungen 
für die Entstehung der verschiedenen Über- 
lieferungen gezogen werden. Die Aufgabe 
wäre demnach zu erklären: was folgt daraus, 
wenn E so sagt und J so? Sieht man zu, 
so wird man finden, dass beide total ver- 
schiedenes berichten, und dass nur Harmo- 
nistik eine scheinbare Übereinstimmung her- 
gestellt hat. Diese Verschiedenheiten fest- 
zustellen wäre die Aufgabe gewesen, und 
diese konnte auch ohne eingehende Kenntnis 
des alten Orients gelöst werden. 


Der Verfasser ist durch Hommels „alt- 
israelitische Überlieferung“ zu seinen Unter- 
suchungen angeregt worden, und will offen- 
bar die sogenannte Wellhausensche Schule 
gegen Hommels „apologetische Phantaste- 
reien“ verteidigen. Ich glaube die Verschie- 
denheit meines Standpunktes von dem Hom- 
mels nicht erst hervorheben zu müssen: ich 
habe von den Wellhausen und Stade gelernt 
und stehe in der allgemeinen Auffassung auf 
demselben Standpunkte: dem einer rein ge- 
schichtlich-ethnologischen Betrachtung der 
Dinge. Ich glaube also, ich bin kein Be- 
urteiler, von dem man erwarten wird, dass er 
für Hommel unnötiger Weise eintreten müsse, 
und den im Gegenteil alles auf die andere 
Seite verweist. Aber eins muss ich sagen: 


229 (No. 6.] 


eine kläglichere Hilflosigkeit der beati possi- 
dentes gegen einen von ihnen gering ein- 
geschitzten Gegner ist mir nicht bekannt — 
trotz aller zeitgenössischen Ereignisse. Hier 
werden die Ergebnisse der innerbiblischen 
Kritik vom Standpunkte des alten Orients 
aus angegriffen. Diese Kritik ist von der 
Anschauung ausgegangen, dass die Gesetze 
geschichtlicher Entwicklung für alles Alttesta- 
mentliche auch gelten müssen. Nun behauptet 
jemand, dass die gleichzeitige Geschichte den 
auf diesem Wege gewonnenen Ergebnissen 
widerspricht — wie widerlegt man ihn ? 
Indem man immer wieder den Widerspruch 
zwischen seinen Ergebnissen und den eigenen 
hervorhebt. Wenn man zur See noch so 
mächtig ist, so kann man zu Lande doch 
recht ohnmächtig sein—leuchtet das wenig- 
stens ein? Und kann man dann folgern: 
wenn die Angriffe auf die eigene starke 
Stellung so verächtlich sind, so muss man 
sie im Handumdrehen abthun, aber nicht mit 
Worten oder hinter Schanzen, sondern auf 
dem Felde, wo der Angriff erfolgt. Im gege- 
benen Falle musste man dem Gegner also 
auf seinem Gebiet schlagen und nachweisen, 
dass seine Geschichte keine Geschichte 
war, oder — er hatte Recht. Warum ge- 
schah das nicht? Ich kann wie gesagt den 
Schüler nicht tadeln, dem die Meister den 
Weg weisen, aber er ist noch jung. Er kann 
noch nachholen, was etwa bei einem in 
den anerkannten Gleisen verlaufenen Lehr- 
gang versäumt worden ist. Er muss es thun, 
oder er gerät mit den Grundsätzen, auf denen 
er fusst, in Widerspruch. Denn der Weg 
der historisch - kritischen Betrachtung des 
Alten Testamentes geht schon längst durch 
die Gefilde der orientalischen Altertumskunde. 
Nur durch diese kann man einen festen 
Standpunkt gewinnen, von dem aus man die 
gleichartigen israelitischen Verhältnisse 
mit Sicherheit beurteilen kann. Das ist ja so 
selbstverständlich, dass man darüber nicht erst 
zu sprechen braucht. Es ist freilich im Wesen 
der Schulen begründet, dass die Grenzen 
des eigenen Könnens zu denen der mass- 
gebenden Betrachtungsweise gemacht werden. 
Die Kunst und die Wissenschaft werden 
aber nicht in Schulen zu ihren Zielen geführt. 


Nochmals: Hier treffen den jungen An- 
finger keine Vorwürfe. Er ist in den Bahnen 
gewandelt, die man ihm gezeigt hat. Er 
zeigt auch durch die Art seiner Ausführungen, 
dass er im Stande ist geschichtliche That- 
sachen als solche zu erfassen und zu beur- 
teilen. Ich zweifle nicht, dass er die Auf- 


gabe in anderer Weise angefasst hätte, wenn | 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Juni 1900.) 230 


er überhaupt erfahren hätte, dass 
der alttestamentlichen Geschichte ebenso 
aufgrund des gesamten Materials behan- 
delt werden müssen, wo die jeder andern 
Wissenschaft, und dass diese Wissenschaft 
ebenso wenig, wie irgend eine andere eine 
behagliche Einrichtung auf dem Altenteil 
verträgt. Ich glaube, er würde dann auch 
weniger ehrfurchtsvoll von der Konkordanz 
denken — „ist das der Brunnen, woraus ein 
Trunk den Durst auf ewig stillt“? Gewiss 
ist auch diese nicht zu verachten, aber sie will 
nicht nur mit einem Körnchen Salz, sondern 
mit sehr vielen Gewürzen genossen werden, 
und nicht alles was darin steht, ist pures 
Gold. Die Schätze dieser Welt pflegen 
nun einmal in vielem Schutt zu liegen, und 
man braucht Hilfsmittel, um sie zu sondern. 
Wer wissen will, wie der alte Orient redet, 
muss dessen unverfälschte Quellen zu Rate 
ziehen; sie werden ihm zeigen, dass aus un- 
serem Bibeltexte keine Mücken geseit werden 
können, und wenn man ihn durch zehn Kon- 
kordanzen filtriert. Wie kann man Unter- 
schiede des Sprachgebrauchs von 7x” m3 
und SX” 3 in unserem Bibeltexte fest- 
stellen wollen, wo jeder Abschreiber ad libitum 
das eine für das andere setzte? Gewiss 
ınan hat dergleichen lange genug gethan, und 
unsere Grammatiken geben die sprachwissen- 
schaftlichen Erklärungen der offenbarsten 
Schreibfehler mit tiefgründiger Miene — wer 
den alten Orient kennt, der hat dabei das 
Gefühl, wie der moderne Europäer, wenn 
der Schnellzug einmal im Schnee stecken 
bleibt und er nach Grossviterart seinem 
Ziele zustreben muss. Der Orient reist noch 
auf diese Art — aber wie lange? Soll er 
noch schneller sich modernisieren als die 
Wissenschaft? 

Der Verfasser giebt eine Anzahl von 
Verbesserungen zu Mandelkerns Konkordanz. 
Die Sammelstätte dafür, die Zeitschrift für 
Alttestamentliche Wissenschaft, ist ihm vom 
Herausgeber gesperrt, „weil er dem Hut 
nicht Reverenz erwiesen“. 


Fragen 


Mitteilungen. 


Die amerikanische Expedition in Babylonien 
hat im Laufe dieses Jahres über 17000 (im ganzen 
etwa 22000) Thontafeln zu Tage gefördert, die nach 
den Angaben einen ähnlichen Inhalt und Wert 
haben, wie die Kujundschik-Gallerie (Haynes?). Seit 
Hilprechts persönlichem Erscheinen sind hauptsäch- 
lich topographische Aufnahmen und Untersuchungen 
zum Zwecke reinlicher Altersunterscheidung vorge- 
nommen worden. (D. L.) 


231 (No. 6.) 


In amerikanischen Blättern wird der Plan, Ur- 
Mugheir auszugraben, besprochen. Für die That- 
kraft!) des deutschen „Michel“ liegt gerade kein 
Lob darin. 


De Mely hat im Auftrage der Acad. des sciences 
eine griechische Handschrift herausgegeben, in der 
sich die Beschreibung eines chaldäischen Tempels 
findet, der von Harpokration besucht, genau gemessen 
und in seiner geographischen Lage bestimmt wurde. 
Es “ist augenscheinlich der Birs-Nimrud, der nach 
dieser Handschrift noch im 4. Jahrh. n, Chr. eine 
Kultusstätte war. De Mély hat darüber iu der Ac. 
d. Inscr. berichtet. 


(Münch. Allg.) 


Aus gelehrten Gesellsehaften. 


Die American Oriental Society hielt in Philadelphia 
vom 18.—21. April ihre Versammlung. Anwesend 
waren einige dreissig Mitglieder, 53 Vorträge waren 
angemeldet, viele wurden noch eingeschoben. Die 
allgemeine Ermüdung war zu grenzenlos, um ein 
Referat über das zu erlangen, was bemerkenswert 
sein dürfte. 


Acad. des Inscr. et Belles-Lettres. Stzg. 
v. 27. Apr. Berger verliest eine Mitteilung Ronze- 
valle’s, Prof. in Beyrouth, über die Ruinen der phö- 
nicischen Tempel von Deir el Galaa im Libanon, 
dem Mittelpunkt des Baal-Marcod-Kultes. 

Sitzung vom 4. Mai. Reinach verliest eine Mit- 
teilung von A. Evans über die Funde auf Creta. 
Letzterer leitet die dort gefundenen Schriftzeichen 
von den hetitischen Hieroglyphen her. Heuzey be- 
richtet über einige Beobachtungen, die er über den 
Gebrauch der Muschel in der Kunst der Babylonier 
gemacht hat. Die Muschel vertrat in älterer Zeit 
die Stelle des Elfenbeins, H. hat 2 Trinkgefässe aus 
gravierten Muscheln rekonstruiert. Perlmutter wurde 
erst später in der Kunst verwandt. de Sarzec hat 
zwei Statuenköpfe, eine alte Stele, eine Vase mit dem 
Namen Naram-Sin’s und eine ganze Niederlage von 
Thontäfelchen gefunden. Collignon berichtet über 
die Resultate der Forschungen Gaudins in Yortan, 
der Gegend von Pergamum. 


Personalien. 


Dr. H. Stumme ist in der philos. Fac. der Uni- 
versität Leipzig zum ausserordentlichen Professor 
dos Neuarabischen und der hamitischen Sprachen be- 
fördert worden. 


Prof. Dr. H. Zimmern in Breslau hat einen Ruf 
nach Leipzig erhalten. 


Prof. Dr. Wilcken in Breslau hat einen Ruf nach 
Wiirzburg erhalten. 


Zeitsehriftensehau. 


Abhdl. d. K. Ges. d. Wiss. z. Göttingen 1900. 
Philol.-Hist. Klasse. Neue Folge Bd. III No. 3. 


1) Unser Korrespondent ahnt nicht, weshalb die 
vom Orientkomité geplante Ausgrabung Ur's ge- 
scheitert ist. Wir sind auch nicht genauer unter- 
richtet, wissen jedoch soviel, dass es sich um eine 
andere Eigenschaft des deutschen Michel handelte. 

D. R. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juni 1900.) 232 


H. Achelis, die Martyrologien, ihre Geschichte und 
ihr Wert. 


L’Anthropologie 1900. 


1. M. Boule, mémoires originaux. Etude paléon- 
tologique et archéologique sur la station paléolithi- 
que du lac Karär (Algérie). (Untersuchung der prae- 
historischen Funde Gentil’s) — Ch. de Ujfalvy, icono- 
graphie et anthropologie irano-indiennes. Premiére 
partie: l'Iran. (Ethnologische Untersuchungen nach 
den Erzeugnissen der Malerei, Steinschneidekunst 
und Skulptur aus der Zeit von Darius bis zu den 
Sassaniden, insbesondere den Behistunreliefs, dem 
grossen Sarkophag von Sidon, einem persischen Cy- 
linder in Petersburg, verschiedenen Münzen und 
Reliefs von Satrapen und Sassanidenfürsten. Mit 
Abbildungen. (Forts. folgt. — Th. Volkoo, congrés 
archéologique de Kiew (archäologische Mitteilungen 
der Teilnehmer aus dem südlichen Russland und der 
Balkanhalbinsel). — Z. le Rouzig, Carnac et ses 
monuments, idem, Carnac. Fouilles dans la region 
de 1897 à 1898 (u.) dito 1898 —1899, bespr. v. E. 
Cartailhac. — F. Doumergue, contributions au pré- 
historique de la province d’Oran, bespr. v. P. Pallary. 
— L. Wilser, Rassen und Völker, (u.) derselbe, Her- 
kunft und Urgeschichte der Arier (u.) derselbe, die 
Etrusker, bespr. v. L. Laloy. — Fr. Thonner, dans 
la grande forêt de l'Afrique centrale, bespr. v. R. 
Verneau. — M. Boule, & propos des bateaux égyptiens 
(teilt einen Brief J. Demarcais’ über die Spiralform 
bei Aegyptern und Babyloniern mit). 


Beilage z. Münch. Allg. Zeit. 1900. 

68. W. Götz, an der unteren Donau, im Balkan, 
am Pontus (Schluss). 

91. C. D., heulende Derwische in München und 
dieselben in Samarkand. 

92 u. 93. A. Wünsche, das Kreuzholz Jesu als 
Lebena- und Erkenntnisbaum des Paradieses (über 
die in der Apokalypse des Moses befindliche Legende 
von Adam, dem Protoplasten, und ıhre Verbreitung). 

115. M., zum griechischen Physiologus. 


Berliner philol. Woohenschr. 1900. 


18. A. S. Mason, the five theological orations of 
Gregory of Nazianz, bespr. v. P. Wendland. — 
H. Gelzer, Genesis der byzantinischen Themen- 
verfassung, bespr. v. E. Gerland. 

19. A. Schulten, das römische Afrika, bespr. v. 
R. Oehler. 

20. Mitteilungen: Aus dem zweiten Jahresbericht 
der deutschen Orientgesellschaft zu Berlin. 

21. Maspero, histoire ancienne des peuples de 
l'Orient classique HI, bespr. v. J. V. Prášek. — 
A. Jeremias, Hölle und Paradies bei den Babyloniern, 
bespr. v. F. Justi. 


Bullett. di Archeol. e Storia Dalmata 1900. 


3—4. G. Alačević, Saggi di Preistoria III. Gli 
citi. — Secondo congresso internazionale di archeo- 
logia cristiana a Roma. 


Byzantinische Zeitschr. 1900. 


2 u. 3. J. Haury, Joh. Malalas identisch mit 
dem Patriarchen Joh. Scholastikos? (die Frage wird 


233 [No. 6.] 


bejaht.) — E. Patzig, die éréga dezatodoyia der Ex- 
cerpta Salmasiana. — E. Kuhn, zur byzantinischen 
Erzählungslitteratur. — A. Thumb, die griechischen 
Lehnwörter im Armenischen. — M. A. Kugener, 
observations sur la vie de l’ascete Jsaie et sur les 
vies de Pierre |’ Iberien et de Théodore d’Antinoé 
par Zacharie le Scolastique. — J. Miliopoulos, Byzan- 
tinische Landschaften. — C. Sathas, the history of 
Psellus, bespr. v. Ed. Kurtz. — Taßgeınl Aaoxı, 
Kuworavyrivov tot Toggveoyevvntou tò negl Heuaruv xal 
negl Edvuw, bespr. v. Zvv. Tanadnuntecov. — K. Ahrens 
u. G. Krüger, die sogenannte Kirchengeschichte des 
Zacharias Rhetor, bespr. v. L. Petit. — H. Moritz, 
die Zunamen bei den byzantinischen Historikern 
und Chronisten, bespr. v. A. Fick. — M. ’Iw. [’sdeww, 
yva adsis x TOU tvnixoŭ twy wovew tov Tadnatov dgovs, 
bespr. v. W. Nissen. — W. Norden, der vierte Kreuz- 
zug, bespr. v. C. Neumann. — G. Caro, Genua und 
die Machte am Mittelmeer, bespr. v. Hirsch-Gereuth. 
— H. Matthaei, die Totenmanhidarstellungen in der 
altchristlichen Kunst, bespr. v. J. E. Weis. — 
E. Harder, arabische Konversations-Grammatik, bespr. 
v. F. Hommel. — Bibliographische Notizen und 
kleinere Mitteilungen (ausser zahlreichen Bücher- 
anzeigen eine Mitteilung über „internationale wissen- 
schaftliche Kongresse zu Paris“ und J. Strzygowski, 
Wladimir de Bock +.) 


Comptes Rendus. 1900. 


Janv.-Févr. L. Heuzey, a propos des fouilles de 
M. Gauckler a Charthage (über phönizisch-egyptische 
Fabrikation). — E.-T. Hamy, note sur le plaustellum 
poenicum. — Hantz, note sur les recherches sous- 
marines aux alentours de Carthage. — S. de Ricci, 
le milliare le plus méridional du monde. (von Bor- 
chardt 1895 in Abu-Tarfa, 67 Kilom. südlich von 
Philae gefunden). — Delattre, sur les fouilles de la 
nécropole voisine de St.-Monique, à Carthage. Zur 
punischen Inschrift Anm. von Ph. Berger. der sie 


liest: Syaydn 12 MApbmmay Jay Moly ya my 
ADMD NIN Nanya J2. — G. Maspero, la consé- 


cration du nouveau temple de Ptah Thébain par 
Thoutmosis ILI. 


Deutsche Litteraturzeit. 1900. 


18. G. Dalman, die Worte Jesu mit Beriicks. d. 
nachkan. jiid. Schriftt. n. d. aram. Spr. I, bespr. 
v. A. Meyer. — A. Jeremias, Hölle und Paradies 
bei den Babyloniern, bespr. v. ? — B. Bruhns, Defi- 
nition des Hordenvölkerbegriffs, bespr. v.? 


19. W. Pertsch, drei Vorträge, bespr. v.? — 
E. Schürer, Geschichte des jüdischen Volkes im Zeit- 
alter Jesu Christi, 3. Aufl., bespr. v. G. Heinrici. -- 
O. Procksch, über die Blutrache bei den vor- 
islamischen Arabern und Muhammeds Stellung zu 
ihr, bespr. v. J. Goldziher. — J. Ph. Glock, die 
Symbolik der Bienen in Sage etc., bespr. v. ?. 


20. C. Griineisen, der Ahnenkultus und die Ur- 
religion Israels, bespr. v. Wellhausen. — W. Bacher, 
die älteste Terminologie der Schriftauslegung, bespr. 
v. A. Deissmann. — K. L. Tallquist, arabische 
Sprichwörter und Spiele, bespr. v. ? — K. Huebler, 
die Religion des mittleren Amerika, bespr. v. E. Seler 
— F. R. Martin, figurale persische Stoffe aus dem 
Zeitraum 1550—1650, bespr. v. ? 


21. J. Meinhold, die Jesaiaerzählungen Jes. 36—39. 
bespr. v. W. Nowack. — M. Lidzbarski, Handbuch 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Juni 1900.) 234 


der nordsemitischen Epigraphik, bespr. v. M. Hart- 
mann. 


Deutsche Zeitschr. f. Kirchenrecht 1900. 


1. J. Ephr. I. Rahmani, Testamentum Domini 
nostri Jesu Christi, bespr. v. E. Fr. 


The Hdinburgh Review 1899. 

Oktober. W. Garstin, the blue and white Niles. 
(Besprechung von 1) Stewart, foreign office Bluebook. 
Egypt. II. 2) G. Schweinfurth, au coeur de l’Afrique. 
3) F. Cailland, voyage à Méroé. 4) Casati, ten years 
in Equatoria. 5) wie No. 1. Egypt. V.) 


The English Historical Review 1900. 


April. J. B. Bury, prehistoric Jonians. (Jevan, 
Javones, 3)),). — T. A. Walker, a history of the 
law of nations, bespr. v. P. Smith. — H. F. Helmolt, 
Weltgeschichte I, Be von E. J. Payne. — R. v. 
aa u. Staatsverträge des Altertums, bespr. von 


Geograph. Jahrbuch 1899. 


2. F. Hahn, Afrika (Bericht über die geographi- 
schen Forschungen und die Litteratur der letzten 
Jahre). — E. Thiessen, Asien (wie oben). 


The Geographical Journal 1900. 

5. The Monthly record: Exploration south of 
Abyssinia (eine englische Expedition unter Harrison 
und Whitehouse ist von Abessynien bis zum Rudolf- 
See vorgedrungen). Exploration in French West 
Africa. Northern Nyassaland. 


Geograph. Zeitschr. 1900. 

5. F. Höck, ursprüngliche Verbreitung der an- 
gebauten Nutzpflanzen. (Schluss). — Se sonata 
Nachrichten. Europa: das albanesische Vilajet Ko- 
sowo wurde 1898 von K. Oestreich bereist. Asien: 
die archäologische Erforschung des nördlichen Teiles 
von Ostturkestan. Africa: die Lage im zentralen 
Sudan und am Tschad-See. — Fr. Kaulen, Assyrien 
und Babylonien, bespr. v. Kirchhoff. 


Der Gerichtssaal 1900. 
6. H. F. Helmolt, Weltgeschichte IV, die Rand- 
länder des Mittelmeeres, bespr. v. St. 


Gött. gel. Anz. 1900. 

3. Cheyne and Black, Encyclopaedia biblica I, 
bespr. v. H. Holtzmann. — A. Büchler, die Tobiaden 
und die Oniaden im II. Makkabäerbuche, bespr. v. 
B. Niese. — P. Bedjan, Nomocanon Gregorii Bar- 
hebraei, bespr. v. Fr. Schulthess. 


Hermes 1900. 

2. B. Niese, Kritik der beiden Makkabierbticher 
nebst Beiträgen zur Geschichte der Makkabäischen 
Erhebung I. (N. sucht entgegen der neueren Kritik 
unter Benutzung des Büchler’schen Buches und viel- 
facher Polemik gegen dasselbe das II. Makkabäerbuch 
dem I. gleichzustellen: das II. Buch ist nicht so 
einseitig makkabüisch wie das 1.) — H. Dessau, zum 


285 No. 6, 


Kalender der Provinz Asien; (im Anschluss an den 
bei den Ausgrabungen in Priene gefundenen Be- 
schluss des Landtages der Provinz Asien aus dem 
Jahre 9 n. C. über die Einführung eines neuen 
Kalenders.) — M. Conrat, Hieronymus una die collatio 
legum Mosaicarum et Romanarum. 


Historische Zeitschrift 1900. ore 


7. W. Bender, Mythologie und Metaphysik I, 
bespr. v. A. Vierkandt. — H. F. Helmolt, Weltge- 
schichte I, bespr. v. Beloch. — L. Kupelwieser, die 
Kämpfe Österreichs mit den Osmanen vom Jahre 
1526 bis 1537, bespr. v. W. E. — G. Effendi Nora- 
dounghian, recueil d’actes internationaux de l'empire 
Ottoman, (u.) M. Wahl, l’Algerie, bespr. v. G. F. 
Hertzberg. — H. Loebl, die Geschichte des Türken- 
krieges von 1593 bis 1606, bespr. v. E. - 


The Indian Antiquary 1900. 


April. R. Hoernle, a note on the british collection 
of Central Asian Antiquities. Coins and seals. 


Jahresber. d. Geschichtswissensch. 1898. 


XXI. Jahrg. A. Goetze, Urgeschichte des Men- 
schengeschlechts. — G. Risch, Assyrer. — M. Kayser- 
ling, Juden (nach der Zerstörung Jerusalems) — 
E. Wilhelm, Perser. — C. Brockelmann, Islam. — 
O. Zöckler, Kirchengeschichte. — H. F. Helmolt, 
Allgemeines, 


Journal des Savants 1900. 


April. G. Ebers, Aegyptische Studien und Ver- 
wandtes, bespr. v. Maspero. 

J. R. A. S. 1900. 

April. E. G. Browne, some account of the arabic 


work entitled „Nihayatul-irab fi akhbar?l - Furs 
wa l- Arab“, particulary of that part which treats 
of the persian kings. — G. le Strange, the story of 
the death of the last Abhasid Caliph, from the 
Vatican M. S. of Ibn-al-Furat. (Die Art des Todes 
des Kalifen ist bei Ibn-al-Furät eine andere als die 
in Longfellow’s Gedicht Kambalu verwertete alte 
Überlieferung.) — M. Gaster, contributions to the 
history of Ahikar and Nadan (behandelt hauptsäch- 
lich die rumänische Gestalt der Sage und deren 
Zusammenhaug mit den semitischun Fassungen. 
Übersetzung derselben. — Correspondence. 1. C. P. 
Tiele, Akkadian and Sumerian (benutzt das in Bezolds 
Catalogue N. 1354, = K 14013, angeführte Fragment 
zum Beweis dafür, dass unter Akkadisch die nicht- 
semitische, unter Sumerisch die semitische Sprache 
Babyloniens zu verstehen sei, gegen Pinches, der 
die Stelle als geographische Angabe auffasst, und 
gegen die Ergänzungen Weissbachs in seinem Buche 
„die sumerische Frage.“ Durch solche Schlüsse ans solch 
verstümmelten Textstellen wird die sumerisch-akku- 
dische Frage nicht geklärt werden!) — J. Kennedy, 
purification by running water (veröffentlicht eine Mit- 
teilung Boscawen’s über das Vorkommen der Reini- 
gung durch fliessendes Wasser bei den alten Baby- 
loniern, vergleicht dazu religiöse Zeremonien bei 
den Essenern, Mandaiten u. a. Auch ägyptische 
Angaben werden zum Vergleich herangezogen). — 
Three recent Russian contributions to Persian scho- 
larsbip; by Prof. V. Zhukowski and Captain A. G. 
Toumanski, bespr. v. E. G. B. (Besprechuug von 


ORIENTALISTISCHB LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juni 1900.) 236 


Zhukowski's Halat u sukhunan-i-Shaykh Abu Said 
Fadlullah b. Abřl-Khayr al-Mihani Asraru t-tawhid 
fi maqamati’sh-Shaykh Abi Said und Toumanski. 
Kitäb-i-Agdas.) — A. C. Lyale, asiatic studies, bespr. 
v. J. B. Andrews. — G. E. Ward, the Bride’s mirror. 
bespr. v. J. K. — Maspero, struggle of the nations. 
bespr. v. R. N. Cust. — E. Sachau, Mitteilungen des 
Seminars fiir orientalische Sprachen II, 2, bespr. v. 
H. Hirschfeld. — R. Brown, researches into the 
origin of the primitive constellations of the Greeks, 
Phoenicians and Babylonians, bespr. v. T. G. Pinches. 
— F. F. Arbuthnot, the mysteries of chronology, 
bespr. v. E. J. Rapson. 


Der Katholik 1900. 

Mai. E. Seydl, zur babylonischen Eschatologie 
(Besprechung vou A. Jeremias, Hölle und Paradies 
bei den Babyloniern). 


Literarisches Oentralblatt 1900. 


16/17. G. Hoberg, die Genesis nach dem Literal- 
sinn; bespr. v. Sch. — R. Kittel, die Bücher der 
Könige. bespr. v W. L. — H. L. Strack, das Blut 
im Glauben und Aberglauben der Menschheit, 
bespr. v. p. 


18. O. Braun, das Buch der Synhados, bespr. v.H.G. 


19. K. Haehler, die Religion des mittleren Amerika. 
bespr. v.? — A. von Millingen, Byzantine Constan- 
tinople, bespr. v. V. S. — H. Zimmern, Beiträge zur 
Kountnis der Babylonischen Religion IL, bespr. v. 
C. B. -- F. Delitzsch, Babylon, bespr. v. H. Z. — 
Prof. Kittel teilt einen Brief Hilprechts aus Nippur 
mit unter dem Titel: „Neueste Erfolge deutscher 
Wissenschaft im Orient“. Hilprecht hat den ehren- 
vollen Titel eines Vertreters der deutschen Wissen- 
schaft schon lange durch sein wissenschaftliches 
Auftreten verwirkt'). 


20. J. M. Price, The great Cylinder Inscriptions 
A & B of Gudea, bespr. v. P. Jensen. — L. F. Daz, 
alte und neue Alphabete, bespr. v. ? — Fortsetzung 
des Briefes Hilprechts aus Nippur an Kittel, worin 
es heisst: „Dr. Koldewey und ich zogen uns gegen- 
seitig seit der ersten Begegnung magnetisch an. 
Es muss ein Vergnügen für jeden Assyriologen sein, 
mit diesem geschulten und hervorragenden histori- 
schen Architekten zusammen zu arbeiten". Von 
diesem Vergnügen wird ja Meissner zu erzählen 
wissen, der sich auf dem Wege nach Deutschland 
befindet. Von dessen Nachfolger, dem „assyriologisch 
noch wenig bekannten katholischen Priester“ hofft 
Hilprecht, „dass er alle Erwartungen Koldewey's 
erfüllt?) da es jammerschade wäre, wenn es andera 
wire“. 


Al-Machrig. III. 1900. 


8 (15. April). P. H. Lammens, Notes archeolug. 
sur le Liban (suite): Gebail. Fortsetzung zu ILL 7. 
In Gebel ist wenig aus dem Altertum anzutretfen, 
sicher aber ist vieles noch unter der Erde verborgen. 
Die Bewohner finden häufig auf ihren Besitztiimern 
Statuen, Münzen, Metallstücke u. s. w., die heimlich 


') Nichts desto weniger wollen wir den unermüd- 
lichen Amerikanern und dem thatkräftigen Haynes 
dankbar sein, wenn sich die Ausgrabungen als wirk- 
lich so bedeutend bestätigen. 

*) Mit den vorhergehenden Worten eine versteckte 
Denunziation gegen Meissner. Ist das nun Dumm- 
heit oder Niedertracht? (D. R.) 


237 (No. 6.] 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Juni 1900.) 238 


an die Fremden verkauft und so zerstreut werden. 
Hoffentlich werden bald Ausgrabungen ermöglicht. 
Auch die alte phönicische Nekropole ist wahrscheinlich 
noch grossenteils zugedeckt. Anfang der Artikelreihe 
in I 22. — P. L. Cheikho, L'Histoire de Imprimerie 
en Orient (suite): Alep et Choueir. Aleppo ist die 
Stadt des Orients, in der zuerst mit arabischen aie 
gedruckt wurde. Von den Drucken dieser alten O 
wird eine Liste ae (1707—1735). Die Druckerei 
ist Be verschollen. — In Aleppo hat es ferner 
{im 19. Jahrh.] eine lithographische Anstalt von Bel- 
fonti gegeben. — Weiter Mitteilungen über die 
Maroniten-Druckerei in Aleppo mit einer Liste ihrer 
Drucke (1857 bis zur Gegenwart). — Seit etwa 
20 Jahren giebt es endlich ın dieser Stadt noch eine 
Regierungs-Druckerei, in der auch die Zeitung Furät 
gedruckt wird. — As-Suwair liegt in der Gegend 
von el-Metn. Nachrichten über die Geschichte des 
dortigen Klosters, sodann über die Druckerei des- 
selben, mit einer Liste der Drucke, 1734 bis zur 
Gegenwart. Anfang der Artikelreihe in III 2. 


8 (1. Mai). P. A. Lauriol, Le Bosphore au point 
de vue scientifique. Mit Karte. — P. Anastase Carme, 
La syntaxe désinentielle chez les Arabes. Erster 
Artikel. — P.L. Cheikho, Le poéte Nasrallah Trablousi 
(t+ c. 1845). Der Dichter wurde 1770 in Aleppo ge- 
boren. Er lebte dort und (von 1828 ab) in Egypten. 
Es werden Nachrichten tiber sein Leben gegeben 
und Gedichte von ihm mitgeteilt; letztere sind z. T. 
an Zeitgenossen gerichtet (so an Joseph Louis Rousseau, 
französischen Konsul in Aleppo, an Napoléon I, u.s.w.) 
bezw. betreffen zeitgenössische Zustände oder Be- 


gebenheiten. — L'emploi de la particule \ avec 


l’aoriste dans le vulgaire (Réponses diverses). Vgl. 
die in III 6 (OLZ. 195) an die Leser gerichtete An- 
frage. Verfasser der hier veröffentlichten Zuschriften 
sind: P. Anastase Carme; No‘im Effendi Sawäjä, 
Lehrer in Ba abdat; Girgi‘Atija. — P. S. Ronzevalle, 
Notes d’épigraphie orientale (suite). 3 weitere palmy- 
renische Inschriften (Nr. 10—12), die beiden letzten 
sind schwer zu lesen. Mit den Facsimiles. Auch 
die Facsimiles, die in III? fehlten (OLZ. III 195), finden 
sich hier. Anfang der Artikelreihe in III 1. — Be- 
sprechung des syrisch-arabischen Wörterbuchs von 
Jaqub Marma, Mosul 1900, Dominikaner-Presse, 8°, 
898 S. — Druckfehler-Verbesserung. 


Mélanges d’Archéol. et d'Histoire 1900. 


I—II. St. Gsell, chronique archéologique africaine. 
Cinquième rapport, Ethnographie. Archéologie 
indigène (Bertholon will Beweise gefunden haben 
für eine Kolonisation Nordafrikas durch „Illyrier, 
Pelasser, Iranier, Thraker und Phryger“ vor der 
Phonicierzeit), II. Archéologie punique. II. Arch. 
romaine. IV. Musées. 


Militär-Literatur-Zeitung 1900. 


6. A. W. Wereschtschagin, Skobolew im Türken- 
kriege und vor Achal-Teke, deutsch von A. v. Dry- 
galski, bespr. v. ? 


Militär-Wochenblatt 1900. 


40. ?, über den Transport der kaukasischen 
Schützenbrigade von Tiflis nach Transkaspien. 

45. ?, die altgriechische Reiterei zur Zeit des 
Homer. 


Mitt. d. Kais. D. Arch. Inst. Athen. Abt. 1899. 


3. Th. Mommsen u. U. v. Wilamowitz-Möllendorf, 
die Einführung des asianischen Kalenders. 


4. A. Koerte, Kleinasiatische Studien V. In- 
schriften aus Bithynien. (Griechisch) — F. v. Bis- 
sing, das Alter der Holzbüchse aus Kahun. Ende 
der XVIIL Dynastie.) 


Mitt. d. Kais. D. Arch. Inst. Röm. Abt. 1899. 
3. 4. E. Petersen, Funde und Forschung. Orsi 
hat in Sicilien eine grössere Anzahl von Rasier- 
messern gefunden, die Verfasser der mykenischen 
Kulturschicht zuweist. Ein ähnliches Messer wurde 
kürzlich von der Ac. des Inscr. in Africa gefunden. 


Nachr. v. d. Kgl. G. d. W. z. Göttingen 1899. 

Philol.-histor. Klasse H. 4. N. Bonwetsch, die 
Adaoxahia ° Iaxwfßov reopen reran: — J. Geffcken, 
Studien zur älteren Nerosage. (Ein Beitrag zur 
Eschatologie: die Nerosage bei den verschiedenen 
Völkern, insbesondere in den Oracula Sibyllina.) 


Neue kirchliche Zeitschr. 1900. 

5. Th. Zahn, neue Funde aus der alten Kirche. 
II. Koptische Fragmente eines apokryphen Evange- 
liums (die von Jakoby herausgegebenen, in Strass- 
burg befindlichen Papyrusblitter. Schluss folgt.). 


Petermanns Mitteilungen 1900. 

IV. Geographischer Monatsbericht: Verlauf der 
Expedition Koslow’s im Altai. — V. E. de Poncius, 
voyage au Choa, (u.) Robecchi-Briechetti, Somalia e 
Benadir, (u.) L. Vannutelli, Omo, bespr. v. F. Hahn. 


Polybiblion. 1900. 


3. E. Mangenot, publications recentes sur l'écriture 
sainte et la littérature orientale (Besprechung von 
15 die Bibelkritik betreffenden Büchern. 14.) 
Ephraem JI Rahmani, Testamentum Domini nostri 
Jesu Christi; 15.) M. Schwab, le Ms. No. 1380 du 
fonds hébreu à la Bibl. nat.) 


IV. F. de Hummelauer, le récit de la création, 
bespr. v. C. de Kirwan. 


Revue Archéologique 1900. 


Janv.-Fevr. J. Oppert, illusions et déceptions 
chronologiques'). — L. Lindet, les origines du mou- 
lin à grains (Forts.) — Ch. Diehl, introduction à 
l'histoire de Byzance. — H. d'Arbois de Jubainville, 
les bas-reliefs gallo-romains au musée de Cluny (will 
den Namen 4yoragos als gallisch Dêuiotaruos = gött- 
licher Stier lesen und lässt die Sage vom Stier in 
Kleinasien von den Galliern eingeführt werden). — 
E. Guimet, les Isiaques de la Gaule. (Neue aegyp- 
tische Funde in Frankreich aus der römischen Zeit, 
Gefässe und „oushabti“ mit Inschriften, die G. tran- 
skribiert: 1) Sehaz Osiri Pa-khou (?) maâ-kherou 
mes en dou (?) Osiri mai kherou. 2) Sehaz Osiri 
Psametik, eine dritte beginnt mit dem unbekannten 
Namen Ränefer-kheper-nen. Abbild. der einzelnen 


') Berechtigte Abweisung der Lehmannschen Re- 
sultate in seinem verunglückten Buche, 2 Haupt- 
probleme etc. Dabei ein Ausfall gegen einen nicht 
genannten Gelehrten, auf den natürlich so keine Ant- 
wort möglich und auch nur nötig ist. Fast das einzige, 
was Oppert sich aus seinen besseren Tagen gerettet 
hatte, war sein Mut. Sollte der nun auch dahin 
sein? D. R. 


239 [No. 6.] 


Gegenst.). — A. de Ridder, Héraklés et Omphale. — 
J. Levy, l’„honorarium“ municipal à Palmyre (liest 
das erste Wort der Inschrift xS, worunter er einen 
unbestimmbaren Gegenstand versteht, und übersetzt: 
„Ligra de la fontaine benie. A fait, pendant (ses) 
deux épimélésies, Bolana, fils de ‘Azizou, fils de 

e’eila; (les travaux en) ont été exécutés par ses 
soins“). — Bulletin mensuel de l’Academie des in- 
scriptions (Oktober-Dezember) — Nouvelles arché- 
ologiques et correspondance: 8. R., la stéle de Suse 
(nach einem Artikel der Times). Zu den Mitteilungen 
und Nachrichten und der Zeitschrift d. D. P. V. giebt 
C. C.-G. Anmerkungen, unter anderm vergleicht er 
Maltyadn mit 5x55 und andere Namen der griech. 
Inschr. mit aramiiischen und nabatäischen Namen). 
— Bertholon, les premiers colons de souche euro- 
péenne dans l'Afrique du Nord I, bespr. v. S. R. — 
A. Vogel, der Fund von Tell-Amarna und die Bibel, 
bespr. v. Ch. Fossey. — W. Lueken, Michael. Ver- 
gleichung der jüdischen und morgenländisch-christ- 
lichen Tradition vom Engel Michael, bespr. von H. 
Hubert. 


Mars-Avril. Monlezun, topographie d’Hadruméte 
(Souse). (Mit topographischen Zeichnungen der 
Stadt und arabischen Inschriften in franz. Uber- 
setzung aus der Zeit von 1205 bis 1873). — S. Rei- 
nach, la representation du galop dans l’art ancien 
et modern (mit zahlr. Abb. Forts. folgt). — G. 
Katcheretz, la societe archeologique de Moscou de 
1865 a 1890. — Bulletin mensuel de l’Academie des 
Inscriptions (15. Dec. —2. Févr.) — A. H. Keane, man, 
past and present, bespr. v. H. Hubert. 


Revue oritique 1900. 

18. A. Choisy, histoire de l'Architecture, bespr. 
v. C. Enlart. 

19. H. Guthe, Geschichte des Volkes Israel, bespr. 
v. J. C. — E. Bratke, das sogenannte Religions- 
gespräch am Hof der Sasaniden, bespr. v. J. C. — 
W. Norden, der vierte Kreuzzug, bespr. v. G. Monod. 


Revue de Droit International 1900. 


1. Ernest Nys, un chapitre de l'histoire de la 
mer. Aperçu juridique et politique. (Sehr berück- 
sichtigt sind die orientalischen Völker) — -.-, la 
mer noire et les détroits de Constantinople, (u.) 
F. Rey. la protection diplomatique et consulaire 
dans les échelles du Levant et de Barbarie, bespr. 
v. M. Kebedgy. 


Revue de Linguistique 1900. 


15. April. H. Zimmern, vergleichende Grammatik 
der semitischen Sprachen, bespr, v. J. Vinson. 


Revue Philosophique 1900. 


4. R. de la Grasserie, des religions comparées au 
point de vue sociologique, bespr. von M. Mauss. — 
A. Laug, the making of religion, bespr. von L. Ma- 
rillier. — W. Bender, Mythologie und Metaphysik, 
bespr. v. M. Mauss. 


Theolog. Litteraturblatt 1900. 


18. W. Riedel, Textbibel des alten und neuen 
Testaments, bespr. v. H. — Müller u. v. Schlosser, 
die Haggadah von Sarajewo, bespr. v. H. L. Strack. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Juni 1900.] 240 


19. J. M. Schmid, Des Werdapet Eznik von Kolb 
„wider die Sekten“ (aus dem Aramäischen), beepr.. 
v. H. Bonwetsch. 


20. K. Budde, die sogenannten Ebed-Jahwe-Lieder, 
bespr. v. v. Orelli. 


21. C. H. Toy, critical and exegetical commentary 
on the book of Proverbes, bespr. v. H. L. Strack. 


Theol. Literaturzeitung 1900. 


9. S. R. Driver u. a., authority and archaeology 
sacred and profane, bespr. v. E. v. d. Goltz. — 
Letitia Jeffreys, the unity of the book of Jsaiah, 
(u.) G. Füllkrug, der Gottesknecht des Deuterojesaja, 
bespr. v. P. Volz. — Gaster, the chronicles of 
Jerahmeel, bespr. v. Bousset. — Th. Walker, Jesus 
und das alte Testament, bespr. v. Baldensperger. 

10. H. J. Elhorst, de profetie van Amos, bespr. v. 
P. Volz. — G. Smit, de profetie van Habakuk, 
bespr. v. W. Baudissin. — W. Budge, the history 
of the blessed virgin Mary and the history of the 
likeness of Christ, bespr. v. E. Nestle. — F. Cony- 
beare, the key of truth, bespr. v. E. Preuschen. 

11. R. Smend, Lehrbuch der alttestamentlichen 
Religionsgeschichte. 2. Aufl. (u.) T. K. Cheyne, das 
religiöse Leben der Juden nach dem Exil, übersetzt 
von H. Stocks (u.) K. Budde, die Religion des Volkes 
Israel bis zur Verbannung (u.) derselbe, die sogen. 
Ebed-Jahvelieder, bespr. v. C. Siegfried. — P. Bed- 
jan, Gregorii Barhebraei Ethicon seu Moralia, bespr, 
v. V. Ryssel. 


Verhandl. d. Gesellsch. f. Erdkunde. 1900. 

4. Vorgänge auf geographischem Gebiet: Beseiti- 
gung der Flusssperren auf dem Nil. Die Expedition 
Leontieffs zum Rudolfsee. — Fr. Kaulen, Assyrien 
und Babylonien. bespr. v. Messerschmidt. — W. 
Ruge u. E. Friedrich, Archäologische Karte von 
Kleinasien, bespr. v. H. Zimmerer. 


Wochenschr. f. klass. Philol. 1900. 


14. B. Apostolidés, essai sur l’Hellenisme Égyp- 
tion, bespr. v. A. Wiedemann. 

15. C. Niebuhr. Einflüsse orientalischer Politik 
auf Griechenland (u.) A. Jeremias, Hölle und Paradies 
bei den Babyloniern, bespr. v. V. Prášek. — 
A. Schöne, die Weltchronik des Eusebius, bespr. v. 
Fr. Rühl. 16. A. Billerbeck, der Festungsbau im 
alten Orient, bespr. v. V. Prášek. 


Zeitschr. f. Sozialwissensch. 1900. 


5. H. Schurtz, die Anfänge des Landbesitzes IL. 
— R. de la Grasserie, des religions comparées, bespr. 
v. Achelis. 


Zeitschr. f. vergleich. Litteraturgesch. 1899. 


VI. J. Miléeti¢, Sammelwerk für das Volksleben 
und die Sitten der Südslaven I, bespr. v. W. Nehring. 


Zeitschr f. österr. Gymnasien 1%0. 


4. A. W. Wereschtschagin, Skobolew im Türken- 
kriege und vor Geok-Tepe, deutsch von A. v. Dry- 
galski, bespr. v. ? — Programmenschau: G. E. Friess, 
die Reise des Hans Chr. Freih. v. Teufel in das 
Morgenland 1588—1590. 


Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg i. Pr. 
Verlag u. Expedition Wolf Peiser Verlag, Berlin S., Brandenburgstr. z, 


Druck von Max Schmersow vorm. 


Zahn & Baendel, KirchhainN.-L. 


3. Jahrgang No. 7. | | 15. Juli 1900. 


Orientalistische 
Litteratur-Zeitung. 


 Herausgegeb en 


von 


Fe o F E. Peise 9 o 
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ee $ 4 m 
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Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenbargetr 2 


‘ -- James Parker & Co. Oxford, 27 Broad Street.” 


a Te ee ee — — -- — 


— Inhalt: === 


L. Messerschmidt, Hettitische Fälschungen. 
Originalberichi aus Aegypten. 
A. Wiedemann, zu den Totenstatuetten des Musdums zu Florenz. 
Besprechungen: 
Seb. Euringer, Die Auffassung des Hohenliedes bei den Abessiniern (G. Beer). 
E. Kautzsch, Die Apogryphen und Pseudepigraphen des A. T. (Ed. König). 
W. Bacher, Die älteste Terminologie der jüdischen Schriftauslegung (A. Marx). 
H. Stumme, Handbuch des Schilhischen von Tazerwalt (W. Max Müller). 
Ed. Mahler, Az Egyiptomi nyelo alapelemei (A. Wiedemann). 
W. Spiegelberg, Die Schlussworte des demotischen Papyrus Insingor. 
W. Max Müller, Sukiim. 
Se ; Uber eine vierte Copie der grossen Karnakliste. 
S. Reckendorf, Eine grammatische Seltenheit. 
Mitteilungen. Aus gelebrten Gesellschaften. Personalien. Zeitschriftenschau. 


Bei der Redaktion eingegangene Schriften. 


*) Archiv für Religionswissenschaft OT 2. 

*) Karl Budde; der Kanon des alten Testaments. Ein Abriss. Giessen, Ricker’sche V. 1900. 1,40 M. 

") K, v. Zetteratéen, die Alfije des Ibn Mu’ti. Leipzig, J. C. Hinrichs’sche B. 1900. 6,50 M. 

+) O. H. Toy, the book of the Prophet Ezekiel (The sacred books of the old Testament. Paul Haupt XII) 
Leipzig, J. ©. Hinrichs’sche B. 1899. 7,50 M. 

Hans Stumme, Märchen der Berbern von Tamazratt in Südtunisien. Leipzig, J. ©. Hinrichs’sche B. 
1900. 6 M. 

Hugo Radau, early Babylonian history down to the End of the fourth dynasty of Ur. London, Henry 
Frowde. 1900. 21 sh. 

Izwöstija obäöestwa Archeologii i Etnografii pri Imperatorskom Kazanskom universitet Tom XVI 2. 3. 

Johns Hopkins University Oirculars. Baltimore May 1900. 


*) Bereits zur Besprechung ausgegeben. 


Orientalistische 
Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 


von 


F. E. Peiser. 


Erscheint 
am 15. jedes Monats. 


Berlin. 
Wolf Peiser Verlag. 


Abonnementspreis 
vierteljährlich 3 Mk. 


Bestellungen nehmen entgegen: die Verlagsbuchhandlung, Berlin S., Brandenburgstr. 11, sowie alle Buch- 
handlungen und Postämter (unter Nummer 5949). — Inserate die zweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei 
Wiederholungen und grösseren Anzeigen Ermässigung. 


3. Jahrgang. 


15. Juli 1900. 


MT 


Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender 
Adresse erbeten: Bedaktion der 0. L. Z., Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11.1. 


Hettitische Falsehungen. 
Von L. Messerschmidt. 


Dass die Fabrikation von Altertümern 
mit praktischem Blick für das Zeitgemässe 
auch schon die Herstellung hettitischer Denk- 
mäler in Angriff genommen hat, dafür hat 
Hilprecht in seinen Assyriaca S. 131 ff. 
(Taf. 2. 3) ein Beispiel vorgeführt. Es han- 
delt sich um eine Bronzetafel, die im Jahre 
1890 aus Syrien gesendet sein soll und sich 
zur Zeit im Privatbesitz in Constantinopel 
befand. Die eine Seite zeigt in erhabener 
Ausführung eine ägyptische (!) Scene, die 
andere, ebenfalls erhaben, ein hettitisches 
Gastmahl in der namentlich von Marasch- 
Denkmälern bekannten Form, und daneben 
eine hettitische Inschrift. Diese Inschrift und 
die figürliche Darstellung derselben Seite 
sind jedenfalls nach einer wohl sicher rich- 
tigen Vermutung Jensens (Hittiter und Ar- 
menier S, 25) hergestellt nach dem Vorbilde 
eines von Ménant in den Comptes rendus 
de l’acad. des inscr. et. bell. lettres 1892 
S 330 veröffentlichten Stein-Reliefs. Aus 
archäologischen, wie aus epigraphischen 
Gründen kann kein Zweifel an der Unecht- 
heit bestehen. Aber auch das Vorbild, die 
Ménant-Inschrift, halte ich zweifellos für ge- 
fälscht (schon Jensen a. a. O.): Beweis da- 
für ist, dass die Zeichen zum teil regellos 
durcheinanderstehen, dass die Trennungslinie 
zwischen Zeile 2 und 3 nicht durchgeführt 
ist, dass Zeile 4 in falscher Richtung verläuft, 


und dass ein Zeichen in Zeile 2 auf den 
Kopf (!) gestellt ist. Die Frage nach dem 
Vorbild dieser Inschrift ist nicht so leicht zu 
entscheiden. S. darüber Jensen a. a. O. 
Diesen Falsifikaten glaube ich nun zwei 
weitere anfügen zu können: Es sind zwei 
kurze, bereits veröffentlichte Siegelinschriften, 
gegen deren Echtheit, soweit ich sehe, bisher 
noch kein Zweifel ausgesprochen ist. Im 
American Journal of Archaeology 1894 (Bd. 
IX) S. 360 ff. und Taf. XV hat H. Ward 
einige Siegel mit hettitischen Inschriften ver- 
öffentlicht, die sich jetzt im Metropolitan- 
Museum in New-York befinden. Zwei davon 
sind die in Rede stehenden. Tafel XV No. 2 
ist ein grosser Siegelcylinder aus dunklem 
Serpentin, stark beschädigt, erworben in der 
Nähe von Urfa. Er ist 5,3 cm lang und hat 
1,5 cm im Durchmesser. 5 Zeilen hettitischer 
Zeichen ohne begleitende figürliche Darstel- 
lung bedecken die Oberfläche. Die Photo- 
graphie lässt zu wenig erkennen, um eine 
Wiedergabe an dieser Stelle zu lohnen, sie 
lässt aber genug erkennen um festzustellen, 
dass 2 Zeilen — die oberste und unterste 
— gegenüber den 3 anderen auf dem Kopfe 
stehen! Ward selbst sagt dies in seiner Be- 
schreibung nur von einer Zeile aus. Aber 
auch das würde schon genügen zum Beweise 
dafür, dass der Siegelcylinder schwerlich 
echt sein kann. Das a Siegel, eben- 


243  [No. 7.] 
falls ein Cylinder, ist auf Tafel XV als No. 1 
in Photographie und dann noch einmal im 
Jahrgang 1899 derselben Zeitschrift S. 16 in 
Zeichnung veröffentlicht. Nach ersterer 
habe ich die hier beigegebene Zeichnung 


KNISATNARNLAKIAISAARNE NIE 


angefertigt. Der Siegelcylinder hat einen 
Durchmesser von 0,9 cm bei einer 
Länge von 2,1 em. Er soll zusammen mit 
anderen Antiquitäten aus Haifa gebracht 
worden sein. Die Darstellung, für sich be- 
trachtet, würde noch keinen ausreichenden 
Anhalt für einen Zweifel an der Echtheit er- 
geben. DBeachtet man aber das Material 
des Cylinders, dann scheint mir die Unecht- 
heit zweifellos zu sein, und das so erweckte 
Misstrauen lässt dann auch in der Darstel- 
lung selbst deutliche Zeichen der Fälschung 
erkennen. Der Cylinder ist aus einer recht- 
eckigen Kupferplatte hergestellt, die rund 
zusammengebogen ist, sodass sich die Ränder 
eben berühren, ohne jedoch mit einander 
verlötet zu sein. Diese Kupferplatte ist dann 
mit Silber plattiert, offenbar, weil dem Fälscher 
bekannt war, dass bereits mehrere hettitische 
Siegel (nicht Siegeleylinder!) aus diesem 
Metall gefunden sind Ein Siegelcylinder aus 
Metall ist m. W. noch nicht begegnet. Darum 
halte ich mich für berechtigt, die schwersten 
Bedenken gegen die Echtheit dieses Stückes 
zu äussern und sehe mich darin durch die 
Darstellung selbst bestärkt: Die Figur rechts 
entspricht bis auf unbedeutende Kleinigkeiten 
genau einer Figur aus der Mitte des Männer- 
zuges der bekannten Felsskulptur von 
Boghaz-Kiöi. Hier wie dort findetsich die runde 
Kopfbedeckung, das lange Gewand, derselbe 
Faltenwurf, der gebogene, nach hinten über 
das Gewand hinausreichende „lituus“ in der 
einen Hand. Hier wie dort ist der andere 
Arm vorgestreckt uud trägt eine Zeichen- 
gruppe in der Hand. Dieselbe weicht zwar 
auf dem Cylinder ein wenig ab, wobl aber 
nur infolge eines Missverständnisses, da die 
Zeichen schlecht erhalten sind. Von der 
grössten Bedeutung ist ferner, dass hier wie 
dort sich über dem Kopfe der Figur die ge- 
flügelte Sonnenscheibe befindet! Dieselbe 
Figur findet sich noch mehrmals, sowohl in 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


{Juli 1900.] 244 
Boghaz-Kiöi, als in Ujük, aber nur an der 
einen Stelle im Männerzuge hat sie die ge- 
flügelte Scheibe über sich und eine Zeichen- 
gruppe in der Hand, die der auf dem Cylin- 
der gebotenen ähnelt! Danach hat also 
offenbar Boghaz-Kiöi als Vorbild gedient. 
Bei den beiden anderen Personen des Cylin- 
ders tritt diese Beziehung nicht so deutlich 
hervor. Doch ist darauf hinzuweisen, dass 
die spitze Mütze mit nach vorn gekrümmter 
Spitze, welche die kleine Figur links trägt, 
unter allen hettitischen Denkmälern, soweit 
ich mich erinnere, nur bei den Skulpturen 
von Boghaz-Kiöi sich findet z. B. bei den 
beiden Männern, auf deren Köpfen der Haupt- 
gott steht. Ferner ist der Gegenstand, wel- 
chen die mittlere Figur über der Schulter 
trägt, und der nach der Photographie etwa 
wie ein Spaten aussieht, nach der Beschrei- 
bung von Ward, der dabei das Original vor 
sich hatet, ein Stab mit einem Kreise am 
oberen Ende, also eine Keule, wie sie meh- 
rere Personen der Skulptur von Boghaz-Kiöi 
bei gleicher Körperhaltung tragen. Ein Unter- 
schied besteht nur in der Kopfbedeckung. 
Die spitze Mütze jener ist hier durch eine 
runde Kappe ersetzt, vermutlich um das Vor- 
bild nicht zu leicht erkennbar zu machen. 
Wie dem auch sei, die zuerst angeführten 
Gründe scheinen mir allein schon zum Nach- 
weis der Unechtheit des Siegeleylinders aus- 
zureichen. 
Berlin. 


Originalbericht aus Aegypten. 


1. Theben. 


A. Karnak. Ich teilte Ihnen mit, dass der 
Pylon gelitten hatte, und dass Maspero sich mit 


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Mitteln beschäftigt habe, seinen Einsturz zu ver- 
hindern. Gegen den 28. Januar hatte sich die Lage 
plötzlich verschlimmert cf. Beilage I. Die Risse AA, 


245 [No. 7.] ORIENTALISTISCHE L 


welche den südlichen Teil des nördlichen Mauer- 
werks durchzogen, klafften weiter. Das Bruch- 
stück des Architravs, welches als blinde Thür 
den Oberteil des jetzigen Pylons B belastete, 
begann sich langsam zu neigen und die ganze 
Stein - Einfassung zwischen dem südöstlichen 
Winkel und der Mitte des Thores schien sich 
auf ein Mal ablösen zu wollen (C). Durch 
Legrain benachrichtigt ordnete Maspero an, 
vor allem den Fall des Architravs zu verhindern, 
was dadurch erreicht wurde, dass man ihn durch 
vier Eisenschienen stützte, die man in den 
beiden Vorsprüngen (a und b) anbrachte, welche 
von den beiden innern Mauern DE gebildet 
sind. Darauf veranlasste Maspero den Minister 
der öffentlichen Arbeiten, den Hauptarchitekten 
Manescalco-Bey zur Prüfung der Sachlage 
zu entsenden, während er selbst den englischen 
Architekten Somers Clarke zu Rate zog, der 
ihm einige Massnahmen an die Hand gab. Daraus 


entstand ein vollstän- 
diger Plan, der allerdings 
viel Geld erforderte, Ma- 
terialien, die in Theben 
nicht vorhanden waren, 
und geschulte Leute. Das Finanz- 
bureau bewilligte auf Vorschlag Lord 
Cromer’s 1400 L. E. (29600 Mark); 
Maspero sandte von Cairo Eisen, 
Holz, Sägen, Maurer, Zimmerer, 
Schlosser und liess mit Hilfe Le- 
grains im Februar und März alle 
vorbereitenden Arbeiten ausführen. 
Als alle Vorarbeiten im April vollendet waren, 
sandte der Minister der öffentlichen Arbeiten 
einen deutschen, bei den Stauarbeiten von 
Assuan beschäftigten Ingenieur, Ehrlich, zur 
Mitwirkung, der von Legrain die Leitung der 
Arbeiten am 20. April übernahm; nachdem 
Maspero das Werk vom 13.—17. Mai inspiziert 
hatte, wurde es am 23. Mai beendet. Nach- 
dem so die erste Befürchtung beschwichtigt 
war, schien es, als ob das Übel nicht so gefähr- 
lich war, als man hatte befürchten können. Es 
scheint, als ob nicht der ganze Kern des Pylons 
nachgeben wollte, sondern nur die Einfassung 
im Süden in dem soeben beschriebenen Teile. 


Die Arbeiten können nur als provisorisch 
betrachtet werden, da das Herannahen der Juli- 
August-UÜberschwemmung die vollständige Aus- 
führung unmöglich machte. Sie umfassen (II): 

1. Eine ca. 4 Meter hohe Steinumwallung, 
auf der eine schiefe Mauer aus Sandsäcken 
ruht, um die südöstliche Seite der Grundmauer 


ITTERATUR-ZEITUNG. 246 


(Juli 1900| 


zu stützen. Diese Umwallung (A-A-A) umfasst 
die südöstliche Ecke und, wie ersichtlich, um- 
geht die nächsten Säulen, die dicke des Mittel- 
ganges und die kleine benachbarte, um etwaigen 
Druck auf dieselben zu vermeiden. 

2. 3 Reihen von je vier über einander an- 
gebrachten Querbalken (B-B-B), die gegen die 
südliche Grundmauer des Pylons gestemmt sind 
und die Steineinfassung festhalten. III giebt den 
Aufriss der vier Etagen. 

Das alles sieht nicht gerade schön aus. Wird 
es auch ausreichen? Hoffentlich bis der Nil im 
Oktober-November wieder fällt. Dann stellt sich 
nämlich als Folge des Wasserabflusses eine 
Sackung des Untergrundes der Fundamente ein, 
so dass es möglich wäre, dass der Pylon sich 
ein wenig senkt, und man dann nicht vorher- 
sagen kann, ob die Querbalken den enormen 
Druck der sich anlehnenden Steinmasse aushalten 
können. Wir wollen es hoffen, keiner jedoch kann 

(Garantie dafür übernehmen. 
Aber es ist damit gethan, was 
irgend menschenmöglich war, um 


eine Katastrophe zu verhüten. 
02 Die Aegyptische Regierung hat 

alle Mittel bewilligt und wird es 

auch weiterhin thun. Legrain, 
Ehrlich, das gesamte ordentliche und ausserordent- 
liche Personal desMuseums, Eingeborene, Deutsche, 
Engländer, Franzosen, Italiener, niemand hat 
Zeit noch Mühe gespart, um seinerseits für eine 
gute Ausführung der Arbeiten zu sorgen. Sollte 
trotzdem etwas passieren, so kann niemand des- 
halb beschuldigt werden; ist ja das Gebäude so 
uralt und so enorm, dass es fast unmöglich sein 
wird, es noch für lange Jahre aufrecht zu 
erhalten. Das einzige wäre, es ganz zu er- 
neuern, und das will Maspero nach Kräften 
zu thun versuchen. 


Die Vorbereitungsarbeiten zur Festigung des 
Pylons haben die Abtragung der Säulen, cf. 
OLZ. III 65fl., etwas verlangsamt. Legrain 
musste sich bis zum 20. April beiden Arbeiten 
zugleich widmen und von da an wurden sie nur 
bis zum 22. Mai festgesetzt. Sie waren sehr 
schwierig, denn eine der beschädigten Säulen 
(No. 26) trug ein Architrav, welches aus drei 
Blöcken (37'/,, 5, 6 Tonnen schwer) bestand. 


247 [No.7] 


Man musste den schiefen Erdwall bis zur Höhe 
des Architravs hinaufführen. Alles das wurde 
glücklich im März und April beendet. Der Zu- 
stand des Arbeitsfeldes ist nunmehr so: Die 5 
bedrohlichen Säulen sind nur noch Stümpfe, im 
Durchschnitt 6 Meter hoch. Alles übrige, näm- 
lich die Kopfplatten, Kapitäle, Architrave sind 
abgetragen und in einen benachbarten Raum 
transportiert, wo alle Stücke genau mit Nummern 
versehen den Moment erwarten, wo sie wieder 
zusammengesetzt werden. Eine Vorstellung von 
der aufgewendeten Arbeit dürfte aus folgenden 
Angaben resultieren. Das Gewicht der ab- 
getragenen Blöcke beträgt 367 Tonnen, zur 
Herstellung der Dämme und der schiefen Ebenen 
waren ca. 15000 Kubikmeter Erde zu bewegen. 
Die ganze Campagne (165 Tage) hat ca. 24000 
Mark gekostet, abgesehen von den Arbeiten am 
Pylon, die sich auf fast das gleiche stellen. Es 
bleiben etwa 9— 10000 Mark, um die Arbeiten 
im Oktober wieder aufzunehmen. Und das wird 
bis Dezember inkl. vollständig genügen. Wenn 
kein neuer Zwischenfall eintritt, wird die Ab- 
tragung der 5 oben erwähnten Säulen, sowie die 
Entfernung der Trümmer der 11 eingestürzten, 
Ende März 1901 beendet sein. Dann soll eine 
Kommission von Architekten und Ingenieuren 
den Saal prüfen, die leergelegte Fläche unter- 
suchen und bestimmen, was zur Festigung der 
Fundamente geschehen kann. Wenn die so 
beschlossenen Vorsichtsmassregeln getroffen sind, 
wird 1902 der Wiederaufbau der Säulen in der 
gleichen Weise, wie sie auseinandergenommen 
sind, beginnen. 


Die Freilegung des Ptah-Tempels ist voll- 
ständig fertig, die Wiederherstellung bis zur 
Hälfte gediehen und wird nächstes Jahr erledigt 
sein. Man musste einen Teil der Vorhalle ab- 
tragen, welche der Druck der Erdmasse gesprengt 
hatte, und Stein für Stein wieder aufbauen, 
was viel Zeit in Anspruch nahm. Legrain hat 
dabei ein kleines Archiv-Depot entdeckt, 5 Stelen, 
die sich auf die Geschichte des Tempels beziehen. 
Die bedeutendste derselben (Thutmosis III) hat 
Maspero in den Comptes rendus der Pariser 
Akademie Janvier-Février 1900 (ef. OLZ. Hl 
233) veröffentlicht. Die Fortschaffung der für 
die Dämme zur Abtragung der 5 Säulen ge- 
brauchten Erde hat ermöglicht, den im letzten 
Sommer entdeckten Osiristempel gänzlich frei- 
zulegen (seine Beschreibung ist im Recueil de 
Traveaux erschienen), ferner eine gleichfalls 
Osiris von den Prinzessinnen der 25. Dynastie 
geweihte Kapelle, sowie eine vorher unbekannte 
Thür in der Mauer der Stadt im Süden des 
Monumental-Eingangs im Osten, ausserdem ca. 
30 Statuen, Stelen etc. Eine dieser Stelen (der 
XIII. Dynastie) ist dem Gotte Honsu geweiht 
und beweist so, dass der Cult dieses Gottes in 
viel höheres Altertum hinautreicht, als früher 
angenommen wurde. 


B. Das Ramesseum. Bevor die beiden 
Strebepfeiler errichtet werden konnten, musste 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juli 1900.) 248 


Resultat ergab. Carter, der gut auf Maspero’s 
Ideen einzugehen scheint, hat den ganzen Hof 
zwischen dem Pylon und der Treppe freigelegt 
und ‚dann im Norden des ersten Porticus selbst 
die Uberbleibsel eines Teiles eines bisher un- 
bekannten Tempels entdeckt. Er hat die Hälfte 
des Gebäudes mit einer Mauer aus trockenen 
Steinen umgeben, welche erlaubt, das ganze 
Gebäude sauber zu erhalten Die Arbeiten sind 
im Mai eingestellt worden und werden im nächsten 
Jahr wieder aufgenommen. Man wird alsdann 
die Ziegelbauwerke, die den Tempel im Westen 
umgeben, abtragen und sie in die Mauer ein- 
beziehen. 


C. Déir al Bahari. Entdeckung eines 
prinzlichen oder vielleicht königlichen Grabes 
der XI. oder XIII. Dynastie; langer Gang, 
Zimmer mit Opfergaben und einer königlichen, 
in Linnen eingewickelten Statue. In dem Zimmer 
ein Brunnen, den Carter fast 30 Meter tief 
freigemacht hatte, ohne den Grund zu entdecken 
Die Ausgrabungen sind für den Sommer ein- 
gestellt; sie werden nach der Hitze wieder auf- 
genommen werden. Es ist mehr als wahrschein- 
lich, dass das Grab noch unberührt ist. 

Die Ausbesserungen hatten guten Fortgang, 
ebenso das Anbringen der Verschlüsse, welche 
die Monumente vor den Felachen sichern. Die 
kleinen Tempel, genannt Kasr el Schauauin und 
Kasr el Aguz, die grossen und kleinen Tempel 
von Medinet-Habu, einige zwanzig Gräber, unter 
andern die von Pashodu und Sannozmu in Gurnet- 
Murrai, sind mit T'hüren versehen worden. Mas- 
pero will fortfahren, in jedem Jahr alles, was 
der Mühe wert ist, mit Mauern und 'Thüren zu 
verschliessen. Iın nächsten Jahre wird er mit 
dem kleinen Tempel in Deir-el- Medineh be- 
ginnen. 


2. Memphis. 


A. Bedreschén, Ein sonderbares Haus, bei 
dem verschiedene Niveaudifferenzen auffallig sind 
und dessen Plan bislang unverständlich ist, wurde 
im Januar-Februar in der Nähe des Deiches, der 
nach Bedreschen führt, am Eingang des Palmen- 
wäldchens von Mitrahineh ausgegraben. Darin 
fand Maspero nebeneinander eine mittelmässige 
griechisch-römische Statue, eine Stele des Horus 
auf den Crocodilen, mit einer phönizischen In- 
schrift auf der Basis, welche von Vogué in den 
Comptes rendus vom Febr. - April veröffentlicht 
wurde. Die Ausgrabung hat viel Monumente, 
Stelen, Glasfigürchen etc. ohne besondern Wert 
zutage gefördert. 


B. Sakkarah. Die Campagne endete gegen 
den 2. Juni. Die Kapelle der Uuas-Pyramide 
ist an der Stelle, die Barsanti von Maspero 
bezeichnet worden war, gefunden worden. Sie 
ist vollständig zerstört, doch ihr Plan noch zu 
erkennen. Der unterirdische den Prinzessinnen 
reservierte Teil wurde in den ersten Tagen des 
Mai entdeckt und wird nächstes Jahr geöffnet 
werden. Bis zur vollständigen Freilegung der 
Pyramide und ihrer Umgebung werden noch 


Erde fortgeschafft werden, was ein ungeahntes | 3—4 Monate Arbeit erforderlich sein. 


249 [No. 7.) 


Der zweite Schacht, cf. OLZ. UI 68, hat 
endlich zu seiner Kammer gefiihrt; sie war 
unberiihrt und zeigt denselben Typus wie die 
des Psammetich. Die Mauern sind mit Relief- 
inschriften in lebhaften Farben bedeckt, dazu 
die üblichen Darstellungen von Opfergaben für 
den Toten. Sie zeigen eine Vereinigung von 
Texten, deren Mehrzahl den Pyramiden in 
Memphis entlehnt sind, und Figuren, welche man 
auf den Sarkophagen der XI. und XII. Dynastie 
findet. Die Canopen standen auf dem Boden 
auf beiden Seiten des Sarges. Der ungeheure, 
äussere Sarkophag besteht aus fast unbehauenem 
purem Kalkstein, der innere dagegen ist ein 
Basaltsarkophag in menschlicher Form mit der 
Inschrift auf der Brust. Das Grab gehörte 
Petenisis, dem Sohne des in dem benachbarten 
Grabe bestatteten Psammetich. Durch diesen 
Fund ermutigt veranlasste Maspero Bar- 
santi, seine Nachforschungen in derselben 
Richtung fortzusetzen, und bald wurde ein 
dritter Schacht und ein drittes Grab desselben 
Typus aufgedeckt. Dieselben Inschriften, der- 
selbe doppelte Sarg, nur ist hier das Mobiliar 
reicher. Die Persönlichkeit, die Zanahibu hiess, 
war königlicher Admiral; unter den Gegenständen 
fand sich ein kleines hölzernes Schiffmodell, das 
einzige, welches aus dieser Epoche stammt, mit 
Kiel und Massverhältnissen ähnlich einer grie- 
chischen Galeere. Alle Kostbarkeiten, Waffen- 
modelle, Opfergaben ruhten in einem hölzernen 
Schrein, dessen Wiederherstellung gelungen ist. 


Die Mumie erschien als eine Asphaltmasse, 
besät mit Gold. Sie hatte ausser der Maske 
noch das Bild der Göttin Naut auf der Brust, 
den langen Inschriftstreifen über den Beinen, 
Fingerhüte, dito für die Zehen aus getriebenem 
oder gepunztem Golde. Schnurenreihen aus läng- 
lichen und runden Goldperlen, abwechselnd mit 
solchen aus grünem Feldspaht und Lapis lazuli, ein 
grosses sechsreihiges Collier aus Gold und Feld- 
spaht, eine ganze Sammlung Kleinodien wunder- 
barer Arbeit, Herzen, Sperber, Geier, Affen ein 
von Federn überragter Zat, Widderköpfe, kleine 
angelehnte Löwenvorderhälften vomm Typus aker, 
kleine Isis- und Neit-Figuren, ein Palmbaum 
mit Blättern und Fruclitreihen, das kleine Sokaris- 
Schiff, Platten, auf der einen Seite das Collier 
und der Geier in Relief, auf der anderen mit 
der Nadel eingeritzt die Kapitel des T'otenbuches, 
welche sich auf diese Gegenstände beziehen, 
endlich ein Sperber mit Menschenkopf und eine 
Seele, deren ausgespannte Flügel mit Edel- 
steinen besetzt sind. Das ganze ist von minimalen 
Dimensionen, aber mit bewundernswerter Feier 
ausgeführt, flach ciseliert, auf kleinen Gold- 
stiickchen, eine bis jetzt einzig dastehende Saınm- 
lung von Kostbarkeiten aus der Säitischen 
Periode. Eine im Louvre aufbewahrte, von 
Chassinat publizierte Stele lehrt uns, dass 
Psammetich, der im erten Schachte begrabene, 
unter Darius J. lebte: Die Kleinodien seines 
Sohnes Petenisis gehören also der Mitte, höch- 
stens dem Ende des 5. Jahrhunderts an. Wahr- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juli 1900.) 250 


— 


scheinlich werden sich an dieser Ecke der 
Pyramide wenigstens noch 2 oder 3 derartige 
noch unberührte Schachte befinden. Daher wird 
Maspero sie im nächsten Jahre in der 15--18 
Meter tiefen Schicht suchen lassen. 

Um den Besuchern ein wirklich instructives 
und interessantes Schauspiel zu bieten, hat 
Maspero die Mastaba des Ptahhotpu frei- 
legen, mit Glaslaternen ausstatten und mit ei- 
sernen Gittern versehen lassen, so dass sie im 
nächsten Jahr den Touristen freigegeben werden 
kann. Ebenso sind auch die beiden besterhaltenen 
Mastabas, die letzthin Loret ausgegraben hatte, 
mit Laternen und Thüren versehen, die Schächte 
wieder ausgefüllt, so dass sie im nächsten vom 
Publikum besucht werden können. Nach Be- 
endigung der Ausgrabungen an der Unas-Py- 
ramide sollten auch diese von Maspero wieder 
aufgenommen werden. 

C. Lischt und Zaniet el Aryan. Als 
Maspero in den Jahren 1884—86 in die Toten- 
kammern der beiden Lischt - Pyramiden ein- 
dringen wollte, ward er durch das darin befind- 
liche Wasser zurückgehalten. In diesem Jahre 
war der Nilstand sehr tief; so hoffte er diesmal 
das Wasser in den Pyramiden verringert zu 
finden und sandte Ende Mai den Röis Khalifah 
zur Besichtigung derselben. Da dieser das 
Wasser unvermindert vorfand, so will Maspero 
versuchen, sich eine Pumpe zu verschaffen, die 
klein genug ist, in die enge Gänge gebracht zu 
werden, um damit die Möglichkeit des Eindringens 
zu erzwingen. In Zaniet el Aryan hatte Maspero 
1883—4 die Pyramide zu öffnen versucht, hatte 
jedoch damals aus Mangel an Geld davon ab- 
stehen müssen. Morgan nahm diese Arbeit 
wieder auf, ohne jedoch zu Resultaten zu kommen. 
Im März liess Maspero Barsanti die Ver- 
suche wieder beginnen, und im April entdeckte 
der Reis Fayed den Eingang an der Nordseite 
der Pyramide ein wenig vor der Steineinfassung: 
Die Gänge und die Kammer waren leer, ohne 
Dekoration, Inschriften, Sarkophag ete. Man 
möchte sagen, dass alles unvollendet geblieben 
war und kein Toter dort begraben wurde. Auch 
die unterirdischen Gemächer der Familienan- 
gehörigen wurden gesucht und gefunden, im 
gleichen Zustand. Maspero wird trotzdem im 
nächsten Jahre Sondierungen nach der Kapelle 
im Osten vornehmen lassen. 


3. Verschiedene Ausgrabungen. 


A. Sael Hagar. Entdeckung dreier saiti- 
scher Statuen von guter Ausführung, ohne Kopf, 
ins Museun gebracht. Die Necropole hat gute 
Leichenbeigaben ergeben, unter andern Herz- 
scarabäen von einem neuen Typus. Die Aus- 
grabungen werden durch die modernen Kirch- 
höfe und Wohnungen behindert. 

B. Abu-Ballon. 2 römische Statuen, eine 
verstiimmelt, eine intakt, mittelmässige Arbeit. 

C. Till-Bastah. Maspero hat den vaos 
des Osorkon, den die Einwohner ausgepliindert 
hatten, ins Museum bringen lassen. 


251 [No. 7.) 


D. Damanbur. 
des Nectanebo. 

E. El-Bersché. Ausgrabungen unter der 
Leitung Ahmed-Bey Kamal’s in El-Hibeh und 
Bersche. An letzterem Platze wurde ein schönes 
Grab der XI.—XII. Dynastie entdeckt. Un- 
geheurer Holzsarkophag, 3 Tonnen Gewicht, 
Grabschiffe, Holzstatuen und das ganze Material 
der Epoche. 

Alle Berichte über diese Ausgrabungen 
werden in den Annalen des Service des An- 
tiquités erscheinen. 

Die nicht offiziellen Ausgrabungen sind fast 
alle beendet. 

1. Deutsche Ausgrabungen: In Abusir 
seit Anfang März. Interessante Resultate, Ent- 
deckungen von Bruchstiicken eines Basreliefs, 
sehr schöne Arbeit der V. Dynastie, Darstellungen 
der Apotheose des Königs Sadu (heb-set). 
Werden im nächsten Jahr fortgesetzt. 

2. Französische Ausgrabungen in 
Meer. Clédat, Mitglied des französisch-archä- 
ologischen Instituts, hat zwei der grossen Gräber 
von Meer zum Zweck einer späteren Publikation 
kopiert; er wird die anderen im nächsten Jahr 
kopieren. 

3. Petrie-Mace in Abydos im Auftrag des 
Egypt. - Exploration- Fund. Da Amelineau in 
diesem Jahre verzichtet hat zu kommen, haben 
sie in Om el-Gaab nachgegraben und Monumente 
gefunden, welche den definitiven Beweis liefern, 
dass die dort begrabenen Könige der ersten und 
den tolgenden Dynastieen angehörten. Die 
Gräber von drei Königen sind identifiziert und 
ein neuer König mit dem Doppelnamen Mer- 
Neit ist bei den Ausgrabungen ans Tageslicht 
gekommen. 

4. Gayet für das Musée Guimet, Paris hat 
in Schaich Abadeh, Balansurah, Scheich Said ete. 
einige Gräber der XI. Dynastie eröffnet, be- 
sonders aber byzantinische Gräber, welche die ge- 
wöhnliche Beute, Gewebe und christliche Gegen- 
stände, geliefert haben. Der Wassermangel hat 
nicht gestattet, am Mensalelı-See bei Damiette 
Ausgrabungen zu veranstalten. 

5. Grenfell and Hunt im Thale Garak im 
Fajüm, sehr glücklich. Eine Krokodil-Necro- 
polis hat viel demotische und griechische Papyri 
ergeben. 

6. Marquis de Northampton in Kom el 
Ahmar, nicht fern von Scharronah. Keine Re- 
sultate. 

7. Reisner für die Universität Californien 
in Coptos und Déir, wenig Resultate. Die 
Ausgrabungen sind noch nicht abgeschlossen. 


Ebenso den schönen »vaog 


Zu den Totenstatuetten des Museums 
zu Florenz. 
Von A. Wiedemann. 
In dem letzten Hefte des Bessarione (nr. 
43—4 p. 1 ff. Rom 1900) hat Pellegrini in 
dankenswerter Weise begonnen, ein Ver- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Juli 1900.] 252 


zeichnis der Namen und Titel zu veröffent- 
lichen, welche sich auf den Uschebti-Statuetten 
des Florentiner Museums finden. Unter den 
hierbei angeführten Persönlichkeiten sind 
einige auch durch anderweitige Denkmäler 
bekannt. Als Zeichen des Interesses, mit 
dem ich die verdienstliche Publikation gelesen, 
seien hier einige diesbezügliche, an sie sich 
anschliessende Bemerkungen gegeben: 

nr. 1. Der Königssohn Amen-necht wird 
identisch sein mit dem Prinzen gleichen 
Namens, der auf einem Denkmal in Berlin 
(nr. 7769) den König Amenophis III anbetet. 
Der Verfasser ist demnach im Rechte, wenn 
er das Stück im Gegensatze zum Inventar 
des Museums der 18., nicht der 13. Dynastie 
zuschreibt. 

nr. 8, 11 und 129 photographiert bei 
Petrie, Italienische Serie nr. 267. 

nr. 9. Der Name Necht-pa-Aten ist ge- 
bildet wie der häufige Name Necht-Amen. Er 
weist, besonders auch durch den Vorsatz des 
Artikels pa auf die Zeit des Königs Chu-en- 
äten als Datierung für die Statuette hin. 
Diese trägt Totenbuch cap. 6 und gewährt 
damit einen neuen Beleg für die von mir bereits 
vor Jahren (Proc. Soc. Bibl. Arch. VII p. 200 
ff; XVII p. 155) hervorgehobene Verwertung 
des betreffenden Kapitels unter dem refor- 
matorischen Könige. 

nr. 16, 44 für den Titel „Schreiber des 
Kredenztisches* vgl. Rec. de trav. rel. à 
Egypt 18 p. 124 ff. 

nr. 23 Der unägytisch klingende Eigen- 
namen Märona, der, wie der Verf. hervor- 
hebt, dem meist für semitisch (?) erklärten 
Worte märona „Fürst“ entspricht, scheint 
hier zum ersten Male vorzukommen. 

nr. 31, 84 Für die Oberpriester des 
Amon Bak-en-Chunsu vgl. Rec. de trav. rel. 
à PEgypt. 20 p. 146. Der hier genannte ist 
wohl der Zeitgenosse Amenophis III. 

nr. 93-4. Ein Uschebti des Mannes, 
auf dem er aber nicht nur Wächter, sondern 
Vorsteher der Wächter ist, war in Rom. 
Museo Kircheriano nr. 63; auch der Uschebti 
zu Avignon nr. 194 gehört wohl ihm an. 

nr. 124. Der dst Maä-Beamte Nefer-hetep 
entspricht nr. 52 der Liste bei Maspero, Rec. 
de trav. rel. a Egypt 2 p. 183. 

nr. 125. Der Name des Vezirs Nefer-at 
ist wohl nur verschrieben für den unter nr. 33 
erscheinenden bekannten Vezir Nefer-renpt. 

nr. 137. Nes-pa-her-an wird dem Inhaber 
des von Naville, Totenbuch, Text S. 73 auf- 
geführten Berliner Totenbuchs entsprechen. 

nr. 143—4. Ein Priester des Rä-neb-Maä, 
also Amenophis III, Mer-Sechet. Die Kar- 


253  [No. 7.] 


touche kann bei dem Könige fehlen, da dieser 
hier als Gott auftritt. Ob bei dem analogen 
Ra-neb-Maa der Leydener Stele V 25 (ef. 
Wiedemann, Ag. Zeitschr. 1885 S. 81) an 
den Gott Harmachis „Rä, der Herr der Wahr- 
heit“ oder an den dem Gotte gleichgestellten 
Amenophis Ill zu denken ist, vermag ich 
nicht zu entscheiden. 

nr. 162. Ein weiterer Uschebti des Mannes 
im Museum zu St. Germain bei Paris. 

nr. 163—4. Es scheint mir wahrscheinlich, 
dass die auf den Namen des Toten folgenden 
Worte t’et-f åi-uå nicht als Beiname zu fassen 
sind, sondern als eine in den Mund des 
Uschebti oder des Verstorbenen gelegte Rede 
„ich komme“ entsprechend dem häufig den 
Schluss der Formel des 6. Kapitels bildenden, 
oder auch allein dem Namen des Toten 
folgenden „ich bin bereit“ (cf. Loret, Rec. 
de trav. rel. & l’Egypt. 5 p. 75) „ich bin 
ein Gefolgsmann“ (Maspero, M&m. du Caire I 
p. 592 f.) „ich bin dort ein Diener“ (Uschebti 
in Berlin bei Schäfer, Ag. Zeitschr. 29 
S. 62 f, wo bak äm nicht als Pronomen „ich“ 
gelten kann, vgl. Wiedemann, Die Uschebti 
des Hor-art-4aa im Haag S. 4 f.) 

nr. 172. Der unter Ramses II lebende 
Vezir Chäi ist durch mehrere Denkmäler 
bekannt (cf. Newberry, Proc. Soc. Bibl. Arch. 
22 p. 62). 

nr. 188. Dieselbe Titelreihe, wobei das 
chenti fehlt, das Zeichen für Tempel aber 
dieselbe Form zeigt, wie der Florentiner Text, 
trug ein Amen-hetep, von dem sich mehrere 
Uschebti in Stuttgart befinden. 

nr. 195. Führte die Frau nicht den 
Namen Ta-net’em, den die Tochter einer 
Kemät en Amen auf einer Stele zu Gizeh 
(Lieblein, Dict. des noms nr. 931, cf. p. 975) 
trägt? Und entspricht nicht nr. 196 der 
gleichbetitelten Tai-net’em, von der ich Ag. 
Zeitschr. 1885 S. 84 ein Canopenfragment 
aus Marseille veröffentlichte? 

Bonn. 


Bespreehungen. 


Seb. Euringer, Dr. Pfarrer, Die Auffassung des 
Hohenliedes bei den Abessiniern, e. histor. exeget. 
Versuch. Leipzig, J. C. Hinrichs, 1900. VL 48 S. 
— M. 2. Bespr. v. G. Beer. 

W. Riedel hatte in seiner trefflichen 
Monographie über die Auslegung des Hohenl. 
i. d. jüd. Gemeinde und der griech. Kirche. 
Leipzig 1898, S. 86, im Anschluss an Bruce 
behauptet, dass 1) die abessinische Kirche das 
HL nicht allegorisch auf Christus und die 
Kirche deute und 2) seine Lektüre nur 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Juli 1900.] 254 


älteren Priestern gestatte. Gegen beide 
Behauptungen wendet sich Euringer mit 
Erfolg. Er stellt auf Grund gewisser Les- 
arten der aethiop. Uebersetzung z. B. des 
ältesten Cod. B. (cod. Ms. or. qu. 172 
Berlin [XIV od.] XV saec.) u. b (Ms. or. qu. 
oct. 220 Berl. XV saec.) 1,6. 2,7 u. a. Stellen 
die von Riedel geleugnete allegorische Deutung 
fest. Der Aethiope sei hier wahrscheinlich 
beeinflusst durch Cyrill’s von Alexandrien 
grésstenteils verlorenen Kommentar z. HL., 
der selbst auf Origenes’ u. Hippolyt’s 
Werken fusse. S. 31. Glossen des Berl. 
Cod. Ms. or. 397 (XVII saec.) bestätigen 
die Gleichung Salomo-Christus, Braut-Kirche. 
Cod. Berol. Peterm. II Nachtr. 48 (XVII 
saec.) u. Cod. aeth. Mus. Brit. 24992 Plut. 
(XVII saec.) fügen z. B. nach 2,7 u. 3,5 
Loblieder „auf die allerseligste Jungfrau 
Maria“ ein, S. 35. Bezieht doch schon der 
Titel, den das von Wright beschriebene 
Ms. 319 (Brit. Mus. XVII saec.) bietet, das 
ganze Lied auf Christus, die Kirche und 
die heilige Jungfrau. Damit hat Euringer 
in der Tat mit Hilfe des aeth. Hss. Materials 
bewiesen, dass die Abessinier von XV. bis 
XVIII. saec. das HL allegorisch deuteten. 
Wann diese Auffassung bei den Abessiniern 
sich einbürgerte, ob sie von Anfang herrschte, 
oder vielleicht erst durch die seit 1555 in 
Abessinien beginnende Jesuitenmission (cf. 
Hauck’s Realencycl. für prot. Theol. und 
Kirche I 3 S. 85) siegte — auf die besonders 
die Deutung auf Maria zuriickgefiihrt werden 
könnte — ist damit noch nicht festgestellt. 
Dass auch die modernen, von Kath. Mission 
beeinflussten aeth. Kreise das HL allegorisch . 
deuten, bestätigt das Zeugnis eines modernen 
Abessiniers, des einstmaligen Sekretärs des 
Kardinals Massaja während seiner Missions- 
thätigkeit in Abessinien, das durch Herrn 
J.M. Lagrange, Rektor der internat. exeget. 
Schule zu Jerusalem sub 15. Juli 1899 
brieflich Euringer zur Verfügung gestellt ist. 
Durch dieses Zeugnis wird zugleich die 
zweite Behauptung Riedel’s widerlegt, dass 
das HL nur älteren (Kath.) Priestern Abes- 
siniens zur Lektüre gestattet se. Warum 
diese immerhin interessanten Untersuchungen 
Euringer’s in einer selbständigen Schrift und 
nicht in einer Zeitschrift publiziert sind, ist 
mir nicht sehr einleuchtend. Zu grösserem 
Dank wird Eur., der über gediegene Sprach- 
kenntnisse und philolog. Geschick verfügt, 
Alttestamentler und Semitisten verpflichten, 
wenn er seine im Vorwort angekündigte 
kritische aeth. Textausgabe des HL veröffent- 
licht. Mit dem fast rührenden Ton erster- 


255 [No. 7.] 


bender Dankseligkeit, den er S. V/VI gegen 
die Férderer seiner patristischen und aethiop. 
Studien anschlägt, möge er uns dann aber 
zum zweiten Male verschonen. 


Halle a. S. 


8. Kautzsch, die Apo hen und Pseudepigraphen 
des alten Testaments. Freiberg i. B. J. C. B. Mohr 
(Paul Liebeck) 1899. Bespr. v. Ed. König. 

Das günstige Urteil, das wir nach dem 
Erscheinen der ersten Hefte dieser Publika 
tion in der OLZ 1899, col. 280 aussprechen 
konnten, darf nun auf die ganze Veröffent- 
lichung ausgedehnt werden. Denn ein solches 
Urteil wird schon durch ihre Reichhaltigkeit 
begründet, die ja für den Wert eines Werkes 
keineswegs gleichgiltig ist. Der von Kautzsch 
und seinen Mitarbeitern gebotene Doppelband 
stellt aber wirklich eine kleine Bibliothek 
dar, wenn sie auch nicht aus vierundneunzig 
Büchern besteht, wie Esra sie nach Apok. 
Esra 14,, niedergeschrieben haben soll. Der 
Doppelband enthält ja nicht etwa Fragmente, 
sondern den ganzen Umfang von folgenden 
Schriften: zuerst die vierzehn Schriftstücke, 
die von den Protestanten als die Apokryphen 
des Alten Testamentes bezeichnet zu werden 
pflegen, ferner den Aristeasbrief (bearbeitet 
von Wendland), das Buch der Jubiläen (Litt- 
mann), das Martyrium Jesajä (Beer), die 
Psalmen Salomos (Kittel), das sogenannte 
vierte Buch der Makkabäer (Deissmann), das 
Buch Henoch (Beer), die Himmelfahrt Moses 
(Clemen), das vierte Buch oder die Apoka- 
lypse Esras (Gunkel), die Testamente der 
zwölf Patriarchen (Schnapp), das hebräische 
Testament Naphtalis (Kautzch), die Baruch- 
apokalypse und zwar nach dem syrischen 
und nach dem griechischen, resp. slawischen 
Texte (Ryssel), die Apokalypse Moses (Fuchs), 
und nur von den sibyllinischen Büchern sind 
blos die wichtigsten Teile (Buch 3—5) ge- 
geben, und zwar von Professor Blass. 

Mit dieser Reichhaltigkeit des Inhalts 
geht die Vortrefflichkeit seiner Darbietung 
Hand in Hand. Denn zunächst in textkriti- 
scher Hinsicht sind bei allen Büchern nicht 
nur die besten Texte zu Grunde gelegt, 
sondern es ist auch eine Beurteilung der 
wichtigsten Varianten gegeben. Sodann für 
die Litterargeschichte der erwähnten Werke 
gewähren die Spezialeinleitungen zu jedem 
einzelnen Buch ein überaus reiches Material, 
und die ebenso lichtvolle wie umfassende 
Gesamteinleitung des Herausgebers bringt 
das apokryphische und pseudepigraphische 
Schrifttum in Zusammenhang mit den Be- 
wegungen der Geistesgeschichte, die sich in 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juli 1900.] 256 


diesen Litteraturdenkmälern wiederspiegeln. 
Endlich die Übersetzungen selbst und die 
zu ihnen hinzugefügten exegetischen Erläu- 
terungen, die bei manchen Büchern fast zu 
einem fortlaufenden Kommentar angewachsen 
sind, geben immer treffliches quellenmissiges 
Material und enthalten in den meisten Fällen 
gediegene Entscheidungen über die strittigen 
Punkte. 

Dieses so dargebotene Hilfsmittel, das 
einen so leuchtenden Pfad zum Verständnis 
der in ihm behandelten wichtigen Litteratur 
bahnt, wird sicherlich indirekt manchen zur 
Benützung der Originaltexte dieser Litteratur 
hinführen. Denn ersetzt werden sie natürlich 
nicht durch Übersetzungen. Diese können 
nicht die ganze, aus soviel Faktoren sich 
zusammensetzende Eigenart des Originals 
ausprägen, wenn auch nicht die Übertragung 
absichtlich freier gestaltet ist, wie bei der 
übrigens ganz ausgezeichneten Bearbeitung 
des vierten Esrabuches durch Gunkel, welche 
vollständig die Separatausgabe verdiente, die 
von ihr soeben in demselben Verlage er- 
schienen ist und allerdings die philologische 
Begründung einer Anzahl von Übersetzungen 
entbehrt, aber laut pag. XXXII Abweichungen 
von dem bei Kautzsch abgedruckten Texte 
in 34 11 28 Ösı Tsz 52 5462 818 ssf. enthält 

Allerdings in einem besonders wichtigen 
Falle hat der Ubersetzer des Buches Henoch 
(Beer) durch Transkription das Original er- 
setzt. Er hat in einer Anmerkung zu 46, 
die Ausdrucksweisen vorgeführt, die bei der 
Erwähnung des Menschensohnes im Buche 
Henoch vorkommen. ‚Da kann also auch 
der Nichtkenner des Athiopischen sehen, in 
welchen Stellen „jener Menschensohn“ und 
„dieser Menschensohn“ steht. Damit ist die 
Unsicherheit beseitigt, die noch bei Hühn, 
Die messianischen Weissagungen (1899), 
S. 88f. bestand. Aber z. B. kann aus der 
Ubersetzung „zehntausendmal Zehntausende“ 
(40, 60, 71,) nicht erkannt werden, dass im 


Athiopischen „Myriaden von Myriaden“ er- 
wähnt sind und daher eine Steigerung von 
Dan. 7,) vorliegt. Die neue Ausgabe des 
äthiopischen Henochbuches, die von Biblio- 
thekar Dr. Flemming in Bonn vorbereitet 
ist, wird nach dessen giitiger Mitteilung in 
40, anstatt des Dillmann’schen ’a’läfa ’a’lafat 
zwar alifa ’aläf, also an zweiter Stelle 
eine andere Pluralform, aber doch eben 
zweimal den Plural bieten. — Schliesslich 
sei es gestattet, betreffs der jetzt in lebhaftem 
Flusse befindlichen Diskussion über die Ent- 
stehungszeit des Buches der Jubiläen an eine 


Bemerkung von Abr. Geiger (Urschrift und 


267 [No. 7.} 


Ubersetzungen etc., S. 480) zu erinnern, die 
ich auch in Bohn’s Abhandlung über „Die 
Bedeutung des Buches der Jubiläen“ (Theol. 
Stud. und Krit. 1900, S. 167-184) nicht 
erwähnt finde. Geiger schreibt dort: „Jene 
eigentümlichen Schriften, wie das neulich 
[kurz vor 1857] bekannt gewordene Buch 
der ‚Jubiläen, welche so entschieden von der 
rezipierten Tradition abweichen und die man 
bald dem Samaritanismus, bald einem erdich- 
teten Leontopolitanismus zuweisen wollte, 
zeigen sich als Repräsentanten älterer, dann 
dahin geschwundener Richtungen“. 


Bonn. 


Wilhelm Bacher, Die älteste Terminologie der 
jiidischenSchriftauslegung (Ein Wörterbuch der bibel- 
exegetischen Kunstsprache der Tannaiten). Leipzig. 
J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung 1899. VIII + 207 
S. 8,50, bespr. v. A. Marx. 

In der Zeit der Tannaiten, d. h. der 
Gesetzlehrer, die vor Abschluss der Mischnah 
durch R. Jehudah I (136—217) lebten, waren 
in den verschiedenen Schulen mehrere Ge- 
setzessammlungen entstanden, die mündlich 
tradiert wurden. Sie alle wurden durch die 
Mischnah R. Jehudahs verdrängt, welche in- 
folge des Ansehens und der Autorität ihres 
Verfassers und ihrer Vorzüge vor den 
älteren Werken, von denen sie übrigens 
grosse Stücke aufnahm, allgemeine Anerken- 
nung fand. Daher ist von den älteren Misch- 
nahs ausser jenen Bruchstücken und einigen 
in den Talmuden zitierten Baraithas nichts 
erhalten. An die Mischnah schliesst sich 
die jüngere Tosefta an, welche aus älteren 
Quellen Erweiterungen und Ergänzungen zu 
ersterer enthält und gleichfalls noch der 
tannaitischen Litteraturangehért. Beide Werke 
tragen die Gesetze kurz vor, ohne sie, von 
einigen Ausnahmen abgesehen, aus einer 
Bibelstelle abzuleiten. Dadurch unterscheiden 
sie sich von den aus derselben Periode 
stammenden Midraschim, die man gewöhn- 
lich als halachische bezeichnet. Letztere 
tragen die Gesetze im Anschluss an den 
Pentateuch vor und bieten eine Auslegung 
desselben, enthalten daher auch viel Aga- 
disches. Zur Genesis, die gar keine Gesetze 
enthält, giebt es keinen tannaitischenMidrasch. 
Obgleich sich die Mischnah aus Midrasch- 
sammlungen entwickelt hat, ist sie doch älter 
als die uns erhaltenen Midraschim, deren 
Redaktion etwas später erfolgte. Voll- 
ständig erhalten sind uns nur Mechilta zu 
Exodus, Sifra zu Leviticus und Sifre zu 
Numeri und Deuteronomium. Im Jalkut, 
einer Art Catene zur Bibel aus der ersten 


Hälfte des 13. Jahrhunderts, sind Fragmente 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Juli 1900.) 258 


von Sifre zutta!), einem zweiten Midrasch zu 
Numeri erhalten. 

Dr. Hoffmann hat in seinen auf diesem 
Gebiete bahnbrechenden Untersuchungen: 
„Zur Einleitung in die halachischen Midra- 
schim“ nachgewiesen, dass wir in diesen 
Midraschim Erzeugnisse zweier Schulen vor 
uns haben, welche in der Art ihrer Aus- 
legung der Bibel und der dabei angewandten 
Terminologie stark von einander abweichen, 
abgesehen davon, dass einige Gesetzlehrer 
nur in den Midraschim einer Schule auf- 
treten. Die beiden Schulen sind die R. Is- 
mael’s und R. Akiba’s; ersterer gehören 
Mechilta und Sifre zu Numeri, letzterer 
Sifra, Sifre zu Deuteronomium und Sifre 
zutta an. H. hat ferner nachgewiesen, dass 
sich in der talmudischen Litteratur und zum 
Teil auch in späteren Werken Spuren des 
halachischen Midrasch der Schule R. Is- 
mael’s zu Leviticus und Deuteronomium und 
der R. Akiba’s zu Exodus finden. Bald 
darauf entdeckte J. Lewy?) Fragmente des 
letzteren in dem aus Yemen stammenden, 
erst 1878 nach Europa gebrachten, Midrasch 
ha-Gadol; ferner machte er wahrscheinlich, 
dass auch die „Baraita vom Bau der Stiftshiitte 3) 
ursprünglich zum Akiba’schen Midrasch zu 
Exodus gehörte; und darauf wies Hoffmann‘) 


ı) Im folgenden Sz. Einige Blätter einer Hs. des 
Sz. entdeckte Prof. Schechter unter den Cairoer 
Genizah-Fragmenten der Bodlejana und publizierte 
sie JQR. VI 667ff. Nach Jalkut, Midrasch-ha-Gadol 
etc. begann Königsberger die Fragmente zu sammeln. 
Heft I Frankfurt 1894. B. hat leider diese wie die 
in den beiden folgenden Anmerkungen erwähnten 
Texte nicht berücksichtigt. 

2) „Ein Wort über die Mechilta des R. Simon“. 
Beilage zum Jahresbericht des jüdisch-theol. Seminars 
zu Breslau 1889 im folgenden MII. 

3) Nach Freimann, Vehishir I S. 163 Anm. und 
Brüll, Jahrbücher f. jüd. Geschichte und Litteratur 
V 134 (u. Centralanzeiger S. 31) gehörte diese Baraita 
ursprünglich zu M. Lewy’s Ansicht halte ich für 
die wahrscheinlichste. Von den beiden Bedenken 
Lewy’s ist das zweite hinfällig, da Ms. München und 
Ms. Epstein yur ’ lesen. Über das erste vergl. 


weiter. Nach Grünhut Sefer Ha-Likkutim II =" 
Anm, 3 richtet sich die Bar. dort nach R. Akiba 
gegen R. Ismael, was die Zugehörigkeit zur Schule 
des ersteren bestätigt. Eine brauchbare Ausgabe 
existiert nicht, die meist benutzte Offenbacher leidet 
an willkürlichen Textumstellungen, auf die nicht 
aufmerksam gemacht wird. Flesch hat Ms. München 
abgedruckt und übersetzt. Am besten zu benutzen 
ist für c. 1—12 Freimann’s Vehishir p. 163—96, der 
in seinem Commentar auch ed., J. u. Ms Paris 
heranzieht. Ms. Epstein (Coronel, Commentarios 
quinque p. VI) habe ich kollationiert. Die Texte 
weichen sehr von einander ab. 

4) S. den Titel Bacher S. 32 A. 6 und S. 52 
A. 3. Bei den aus der zweiten Publikation ent- 
nommenen Stellen füge ich ein Sternchen hinzu. 
Ich bezeichne diese Mechilta mit Md. 


259  [No. 7] 
nach, dass dieses Sammelwerk zu Deuterono- 
mium etnen Midrasch R. Ismael’s benutzt habe, 
und gab Ausziige daraus. In den Kreis der tan- 
naitischen Litteratur gehören ausser zahllosen 
in beiden Talmuden zerstreuten Baraitas, die 
den eben besprochenen ähnlichen Samm- 
lungen entnommen sind, der Baraita R. Is- 
mael’s über die 13 Deutungsregeln und nach 
Bacher auch der R. Elieser’s von den 
32 Deutungsregeln, schliesslich noch das 
Seder Olam, welches die biblische Chrono- 
logie feststellen will, und Megillat Taanit, 
eine Sammlung von freudigen Gedenktagen. 
Letztere ist aramäisch geschrieben, während 
alle anderen erwähnten Werke in reinem 
Neuhebräisch abgefasst sind. 


In dieser ganzen Litteratur finden wir 
eine fest ausgebildete Terminologie der Bibel- 
exegese, die zweifellos älter ist, als die 
Redaktion des Inhalts dieser Midraschim. 
Diese Terminologie ist daher von besonderer 
Bedeutung, weil sie einerseits den ältesten 
Zeiten des Neuhebräischen angehört, anderer- 
seits einen Einblick in die älteste Schrift- 
auslegung gestattet. Wir sind daher Herrn 
Prof. Bacher zu grösstem Danke verpflichtet, 
dass er sich als erster die schwierige Auf- 
gabe gestellt hat, sie lexikalisch zu sammeln 
und kritisch zu bearbeiten. Da diese Ter- 
minologie in den neuhebräischen Lexicis 
sehr stiefmütterlich behandelt ist, verdanken 
wir nunmehr Verf. eine notwendige Ergän- 
zung zu ihnen; gleichzeitig ist sein Buch 
aber auch der wichtigste Beitrag zu einem 
künftigen Wörterbuche der tannaitischen 
Litteratur. Wie nötig und nützlich ein 
solches wäre, braucht nicht erst gesagt zu 
werden. Freilich müsste eine Neuedition 
sämtlicher Texte vorausgehen. Selbst die 
wichtigsten Codices der Mischnah - ausser 
dem Cambridger — sind noch nicht publi- 
ciert. Zuckermandel’s Tosefta-Edition, welche 
auf den beiden Mss. derselben und den 
früheren Ausgaben beruht, genügt auch nicht 
den Anforderungen, die man an eine kritische 
Ausgabe stellen darf. Vom Seder Olam 
haben wir, trotz der neueren Editionen, immer 
noch keinen zuverlässigen Text!). Bei den 
Midraschim sind Handschriften bisher über- 
haupt noch nicht benutzt?). Dieser Zustand 


1) Ref. arbeitet seit längerer Zeit an einer kriti- 
schen Ausgabe dieses Textes, welche demnächst er- 
scheinen soll. 

2) Von Sifra schreibt Hoffmann, Einleitung 
in d. halachischen Midraschim S. 34 Anm. 1: „Fast 
könnte man sagen, dass der Text überhaupt noch 
gar nicht festgestellt sei!“ Ueber Mechilta und 
Sifre vgl. die Ausführungen von Blau, Festschrift 
für Steinschneider 8. 21 ff. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


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(Juli 1900.] 260 


der Texte bewirkt auch bei einzelnen Ter- 
minis Unsicherheit der Lesart, wie wir weiter 
sehen werden, und ist auch für B.’s Arbeit 
zu bedauern. Dass bei einer so schwierigen 
lexikalischen Sammlung absolute Vollständig- 
keit in allen Einzelheiten nicht zu erreichen 
ist und immer Raum für Ergänzungen und 
Nachträge bleibt, ist selbstverständlich. Ref. 
will im folgenden einige Beiträge für eine 
zweite Auflage liefern, die hoffentlich sich 
bald als notwendig erweisen wird.). 

s. v. DN. Ob 28 732 oder 28 p33 zu lesen, 
ist in sehr vielen Fällen zweifelhaft. Beide 
Ausdrücke hätten zusammen behandelt wer- 
den sollen. Es liest Sn. zu 15,, (29b,,s) 
732 Jalkut und Lekach Tob 172; Sn zu 5, 
(2a,;,) und 35,30 (62b,,) M32 L.T.733; S. 24d, 
22, Bar. Pes 59a = Hor. 13a = Zeb. 90a 
n32; S zu 7,7 (36a,,) 732 J. und L. T. P2; 
S 8Sib,» psa Bar. Joma 55a Men. 27b 
7:2; S 82a,,5 pD, Bar. Men. 93b 733; S 
83by5 722 J. m3; S 101d, 732 Bar. R. H. 
32a mI; Bar R. H. 34a mD, J. § 646 
p2 ete. Für 28 732 vgl. noch Sn 2a unt., 
Sd 75b, (Bar. Men 34a). Man wird daher 
kaum sagen können, dass 38 733 selten vor- 
komme. 

s. v. WWE. In der Bar. vom Bau der 
Stiftshütte c. 12 wird nach.... 219 WDR N 
.... 7017 Wh Wi die Lösung nach ed., Ms. 
München (ed. Flesch) und J mit %92 NN 
eingeleitet, doch liest Ms. Epstein Any VEN. 

s. v. 28 732 Md. zu 23,, liest AMX SN 
ax 22 m. — S. 10 Anm. 3 vgl. man die 
citierte Stelle in der Ausgabe von J. Lewy’) 
S. 29 (m) f. und den Kommentar das. 

s. v. Wr. Der angeführte Ausdruck 
findet sich auch Sd Illa, und 122b,, 
(= 113a,,). . 

s.v. mwa der Ausdruck WPD MEI 
wy pmo findet sich auch Bar. vom Bau der 
Stiftshütte c. 11 in allen bekannten Textes- 
zeugen. Gleichwohl schiene es mir gewagt, 
auf dieses eine Wort hin, das durch einen 
alten Fehler in den Text gekommen sein 
kann, die Bar. der Schule R. Akiba’s abzu- 
sprechen Sd. 120a,,, wo wir die Formel 
gleichfalls lesen, fehlt mw im Midrasch ha- 
Gadol?). S Yla,, findet sie sich in einem 
Stück, das R. Ismael’s Schule angehört. 


1) Ich benutze im folgenden die von B S VIII 
angeführten Abkürzungen. Da jeder, der sich mit 
diesen Studien beschäftigt, die dort aufgezählten 
Ausgaben besitzen muss, begntige ich mich der Kürze 
halber mit Anführung der Seiten- und Rethenzahl. 

*) Jahresbericht des jüd.-theol, Seminars zu Bres- 
lau 189. 

*) Königsberger, Quellen der Halacha I 82f. 


261 (No. 7.) 


Md. zu 25, heisst es w'm PAX WPT mem. 
Die Beispiele S.15A. 2 lassensich vermehren. 
27 Sd. 75a,, steht... 1370 539 NEON 


unmittelbar hinter dem Akiba’schen 73 N 
75 vgl. aber Bar. Men. 34a, wo ersteres 
fehlt. Erwähnt sei Sn 26a,, WI MN NPY “7 
DAIN Y 1D WT NN WW 72712. — Der 
Plural findet sich auch in 03023 DIT Sd 
95a,, und PN Now www OMIA a ANN m 
Md. zu 20,00. 

s. v. 937 vgl. Sn 11b,, und 16a, xan 
351 99D): 

8. v. PT vgl. S 360, ANN PI ITN ON; 
Bar. Men. 82a 3N p WIN NDPy I am S 8b 
unt. und 19d,, steht NN pP“ statt des gewöhn- 
lichen A 12". (Vielleicht falsche Auflösungen 
von N’7?). Sd 113b unt. (vgl. 127a unt.) 
Le pra xox mr prs p> poy PN Nm. 

gl. die entsprechende Formel s. v. NW”. 
Mdzu22,, TIWN PAF m OX) DAN NIT PT ON. 
Zu pun yo 827 m vgl. S. 6 Note 27 und 
S. 7 Note 29 von Hoffmann’s Uebersetzung 
zu Mischnah Seder Nesikin. — Der Satz 
pA yo Pwry PN ist nicht unbestritten. Nach 
Friedmann S. 11 Anm. 12 seiner kritischen 
Ausgabe des Traktats Makkoth') und Zeit- 
schrift "pina I S. 334ff. gehört er der Schule 


R. Ismaels an. Zu erwähnen ist auch Px 
pan jo pan. 

s. v. paps. Aehnlich sagt R. Simon b. 
Jochai Md 20,, Sam Sy man Fenn mn 
Yay Prpw — S. 24 Anm. 2, vgl. noch Md. 
zu *13,,, und *15,;. 

s. v. vgl. die ähnlichen Sätze Sn 3a,, 
und 16a 9. In... 709 nnnw “om, das 
auch S 113a,, cg, steht, liest J., ausser an 
letzterer Stelle, 5 und stets 7775 und 
oan 525. | 

s. v. W. S 43c ob wird mit J. wanns 
zu lesen sein. Vgl. Sn 2a, “YNO 73 w DI pr 5D 
wands pry. 

s. v. 137 Ref. hat gegen B.’s Aufstellung, 
dass .. w(DININ)WI ein Ausdruck der Schule 
R. Ismael’s sei, W270 der R. Akiba’s angehöre, 
ernste Bedenken. Es seien zunächst Nach- 
träge zu B.’s Sammlung der Stellen, an denen 
beide Ausdrücke vorkommen, gegeben. ?) 


1) Leider war mir diese treffliche Arbeit OLZ. 
135f. noch unbekannt. (Es ist dort S. 11 Z. 14 
ND in YH zu ändern.) 

2) Hier wie bei andern Punkten scheint B. 
keine Vollständigkeit der Stellen im Auge gehabt 
zu haben; zur Prüfung seiner Aufstellung schien 
mir jedoch die Vervollständigung des Materials not- 
wendig zu sein, da nur daraus ein richtiges Ver- 
hältnis der Zahlen zu gewinnen war. Die Nachträge 
ergaben sich bei rascher Durchsicht, so dass gewiss 
auch bei ihnen noch manche Nachlese möglich sein 
dürfte. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Juli 1900.) 262 


In M. steht ausser den bei B. aufgeführten 
Stellen: agadisch 31MIN Vid 26a,,, by, 
Mag, 34819, TODis,1¢:24028) T2823 TID Ahgo, 
11b,,, 16a,, 19b», 20a,9, 28a,, 39a,5, 46bi,, 
54b,, 62a, 638,7, 692,5, 7Ob,, 71b7,283, LOOb,,, 
104b,, halach. DNDN Wid 84a, 94a,,, VID Taig, 
18a,,, 59b,, 75b,,, 76a,,,6, 782,,, 79b,, 802,, 
B2bis;19, 8382,8, by, B4a9.39, 84b,,, 86a,,, 
88a;,, 96b,1;, — "nn laz, 24a,,, 31b,,, 44b,2, 
4687,19, big, 48812, 49829 @ maly 932,1, 59a4., 
22597, Obas, 63b;, 6445 mang, unten boggy, 
65a,, bys18:23,267 66249, 71b7,a. Also 90 mal 
(an2n)Tın und 36 mal "nn. — In Sn steht 
aınzrn Tm agadisch auch 6ajo, 18bæ, 32a,, 
90 13b unt. 17by7, 35a12,14, 49a40,15, b unten 
59a3, beso halachisch Dan WI Dazn, Garo 
(ohne w), 29b,,, 302121713031, 33bgı 23, 37 b22, 
56b,,, lai TM 3a unt. 4b ob., 8aj,5,5530, 
29a3,, b22, 30a1, 43a2, 44819,21,22, deo, 53b;;, 
daa, bis, 62b,2, mn 1b;o, & 30) 
232,3, 24a32, basenon, 25810, 26b18,17719359 
27b,, 28a,,, b unt. 33b,,, 49b, halachisch 
auch 39a unt. also 86 mal 30 und 32 mal 
"290. — Bei Sd. füge hinzu S.32 Anm. 3; 69b;,, 
T8bigs, (9ag,, 84b,, 86a,0 resp. 69b,,, 78a, 
89b,. — Zu Anm. 4: 90a, zu Anm. 5 109b,, 
111b,, 123a12. -- In Md. findet sich "un 
auch ag. zu a Wee hal. zu 14 09,97, tD 
*17,., *24,,, 25,6 vgl. noch sv. Oyo, wo Md 
zu 23,,, hinzuzufügen ist. “ada ag. zu *3,93,96, 
hal. 16,715" 18» *18,,, 22,9, *24,,, 25551159 
"26,1, — In M II findet sich 30 S. 10 und 17 
Anm. 2. 099 S. 12 Anm. 8, 19 Anm. 2,21 
Anm. 2 etc. — Sz. hat 9 ed. Königsberger 
S. 2b... 3a,, 12b;, 15bg, 16a2, 18b,,, 20b,, 
22be; ed. Schechter !) ZU 35,12 u. 16 (mehrmals); 
Jalkut zu 6,27, 12,,,1012, 18,7330 „1 395320 
(2 mal), 23, 27, 28 (2 mal), 34. 1070 ed. Königsberger 
1b,33, 2b,10, 3a unt., bs, 4a unt., b,, 16a,; 
ed. Schechter zu 31,24, Jalkut zu 7a, 15,94, 
31,4. InS.findetsichan3 Stellen TIN 86a); una 
14, 93a, in einem der Schule R. Ismaels an- 
gehörigen Stücke. (Hoffmann |. c. S. 29) 
zu 27,01, (114b,,) lesen J. und L. T. non. Zu 
26, (1lla,_7) hat L. T. das in unserem 
Texte 2 mal sich findende . . . DDwnw TID nur 
einmal und liest 1290, J. liest einmal "mn, 
das zweite Mal 32. Das Stück mit B. 
(S. 31 A. 2) dem Midrasch R, Ismaels zuzu- 
weisen, liegt also keine Veranlassung vor. 
(Ich möchte noch auf S. 110a, aufmerksam 
machen, wo Bar Ketubot 43a 2 liest.) Wenn 


1) Schechter’s Publikation ist B. entgangen, 
als er JQR. VIII 332 bei Besprechung von Königs- 
bergers Ausgabe bezweifelte, dass “57 sich ur- 
sprünglich in Sz finde. Dass Sz des Schule R. Akiba’s 
angehört, kann nach Hoffmanns Untersuchung, 
Zur Einleitung S. 56ff. nicht bezweifelt werden. 


263 (No. 7.) 


wir diesen Thatbestand betrachten, finden wir, 


dass ausser S. kein tannaitischer Midrasch 


— die Bar. vom Bau der Stiftshiitte kommt 
bei ihrer Kürze nicht in Betracht — aus- 
schliesslich einen von beiden Ausdrücken hat. 
Tm überwiegt in M. Sn. aber auch Sz. 290 
in Sd., Md. und M. II, aber in allen Texten 
ist der seltenere Ausdruck doch so häufig, 
dass von Einheitlichkeit keine Rede sein 
kann. Da nun erwiesen ist, dass Sz. der 
Schule R. Akibas, Teile von Sd und Md. der 
R. Ismaels zuzuweisen sind, wird man nicht 
annehmen können, dass diese Ausdrücke je 
einer der Schulen eigentümlich sind. Dass 
sich in S Im nicht findet, ist eine Be- 
sonderheit dieses Midrasch. -- 375 findet 
sich Sz. zu 15,59 (J. § 750) 
Königsberg i. Pr. 
(Schluss folgt). 


Hans Stumme, Handbuch des Schilhischen von 

Tazerwalt (Grammatik, Lesestücke, Gespräche, 
Glossar), Leipzig, Hinrichs, 1899. 8°, 250 8.—12,80 Mk. 
Besprochen von W. Max Müller. 

Wir haben längst erwartet, dass Stumme 
seinen Textpublikationen zum Schilhischen 
auch eine grammatische Skizze dieses liby- 
schen Dialektes folgen lassen würde. Das 
endlich erschienene Buch, die Frucht lang- 
jähriger Arbeit, ist mehr geworden, ein wahr- 
haft monumentales Werk, wohl die ausführ- 
lichste und genauste unter allen libyschen 
Grammatiken, doppelt verdienstvoll, weil sie 
einen bisher besonders ungenügend bekannten 
Dialekt behandelt. Die methodische An- 
ordnung, die streng wissenschaftliche Aus- 
drucksweise, die genaue Umschrift, verdienen 
das höchste Lob. Die französischen „Ber- 
berologen“ haben sich in allen diesen Dingen 
bis auf die neuste Zeit allzuviel an die ersten 
grammatischen Bearbeitungen des Kabylischen 
gehalten. Anders als aus einer verhängnis- 
vollen Pietät kann man es sich nicht erklären, 
warum selbst ein so tüchtiger und vielseitiger 
Gelehrter wie R. Basset nicht über die un- 
vollkommene Umschreibung des wackeren 
Pioniers Hanoteau hinauszugehen gewagt 
hat.!) Stumme ist namentlich darin als Re- 
formator aufgetreten. Schade nur, dass er 
ñ für nasales n (ñ) schreibt; die Afrikanistik 
ist so an ü mit der spanischen (palatalen) 


1) Oder um ein Beispiel für unpraktische oder 
irrige Terminologie zu geben: in der S. 56 be- 
sprochenen Frage der relativen Verbalform folgt 
Basset ($ 31) noch ganz Hanotean und Belkassem 
Ben Sedira hat trotz seiner besseren Einsicht nicht 
den Mut, den althergebrachten Namen „Partizip“ 
aufzugeben. ; 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Juli 1900.) 264 


Aussprache gewöhnt, dass Willkür verwirrend 
wirken muss. War die Einführung eines 
neuen Zeichens (Z) für z nötig? Arabisten, 
welche z nach Analogie der Schulstubenaus- 
sprache von J verhunzen, werden sich doch 


kaum des Verbrechens schuldig machen, eine 
libysche Grammatik zu lesen. Ebenso bei Z. 
Die fast beängstigende Genauigkeit der Um- 
schriften Stumme’s ist bekannt, augenblicklich 
bin ich nicht in der Lage, sie nachzuprüfen, 
(dialektische?) Abweichungen von anderen Ge- 
währsmännern, die Aussprache der ungeheuer- 
lichen Konsonantenhäufungen etc. zu unter- 
suchen.!) Manches kann man aber auch 
durch Buchstudium bestätigen, z. B. Stumme’s 
neue Bezeichnung des Suffixes „dein“ mit 
ki (8 124) stimmt zu der Form ts, Š in 
anderen Dialekten, welche aus der Aussprache 
am Vordergaumen hervorgegangen sein 
muss.?2) — Das Buch ist sehr konzis und 
drängt eine Menge Material zusammen, wie 
keine frühere Arbeit. Vgl. z. B. die ganz 
neue, feine Beobachtungen enthaltende Par- 
tikelliste § 222. Schade, dass für die Litte- 
ratur der Besitz von Bassets Grammatik 
vorausgesetzt wird! Allzu gelehrt sind 
manche Analogien, z. B. die aus den Bantu- 
sprachen. Die $ 108 erwähnte soll doch wohl 
nicht als Wink auf Urverwandtes aufzufassen 
sein.) 196, III hätten kuschitische Analogien 
(im Bilin-d, Bedauye-t etc.) weit näher gelegen, 
vor allem aber das altägyptische m-.4) Zum 
pleonastischen Possessivsuffix (wie „dem Hans 
sein Buch“) § 94 wäre noch das Aethiopische 
(Prätorius § 133) heranzuziehen gewesen. 
$ 28 hätte ich die wichtigen Bedauyeformen 
(zu denen die dialektischen Abweichungen 
bei Almkvist heranzuziehen wären) wirklich 
angeführt; das liebe Publikum schlägt solche 
verweisungen zu selten nach. —- Von der 
Fülle des Neuen kann ich keine genügende 
Vorstellung geben. Z. B. der Plural wid 


1) Stumme gehört das Verdienst, entdeckt zu 
haben, wie leicht jedermann Schilh studieren kann, 
ohne nach Marokko zu reisen. Sogar in Amerika 
kommt jeden Winter einmal eine Truppe „arabischer“ 
Akrobaten durch alle grösseren Städte und der Mann. 
dem Stumme die meisten Texte verdankt, soll 1898 
in Philadelphia gewesen sein. Indessen zu solchen 
Studien an der Quelle gehört mehr Zeit, als ich 
gewöhnlich besitze. 

?) Beachte noch z. B. § 108 A. 3, wo Ben Sedira’s 
ara gegenüber Hanoteau-Basset’s aga bestätigt wird. 

3) Cebrigens geht ile durch viele Bantusprachen 
hindurch. 

*) Die Verweisung auf das (nicht so weit erstarrte) 
koptische wen-ta sollte auf Steindorff 341 — oder 
besser auf dessen Vorgiinger Stern 312, und 490 — 
lauten, nicht auf 342, wo die spätere Objektsnatur 
der Suffixe nur nach Analogie erschlossen werden 
muss. 


265 (No. 7.] 


Von win § 141, das vereinzelte Neutrum 
138, die Verstärkung ma-t § 148, das Pro- 
nomen im Akkusativ-st 128, das gegeniiber 
dem ts (kab.), tet etc. sehr ursprünglich 
aussieht etc. sind merkwürdig, Aus § 118, 
17 (vgl. 116) wird das seltsame kab. Passiv- 
präformativ tsu klar; es ist aus assibiliertem 
tiu (tu der anderen Dialekte) entstanden. 
Hier wie anderwirts steht das Schilh dem 
Zuawa recht nahe, aber es scheint doch ein 
glücklicher Zufall, dass das Letztere zum 
Standarddialekt geworden ist. Sehr wichtig 
ist der Nachweis, dass viele der vermeint- 
lichen Wiederholungsformen nur zum Zu- 
standsausdruck dienen, dann Spuren der alten 
Unterscheidung offener und geschlossener 
Silben in der ursemitischen Art. Zum Ver- 
such, aus adénin „vorletztes Jahr“ eine 
alte Dualendung zu erschliessen (§ 60), könnte 
man ja die Zehnerzahlen nach Analogie des 
Aethiopischen (eSrä ete., Reckendorf) ziehen 
(— oder umgekehrt!) Näher liegt aber die 
Erklärung als Pluralform des „Partizips“ 
(s. o.) nach § 105a. Die Etymologie des 
undurchsichtig gewordenen tädana hat das 
Kabylische(Olivier aseggwas i(a) (NB!)ddan 
„Jahr, welches vergangen“) noch bewahrt. 
Demnach ist es mit dem Dual wohl nichts!!) 
Warum § 105a (cp. 20) jenes pluralische 
-in gerade nur ein euphonisches i haben soll, 
sehe ich nicht ein; reine Hilfsvokale pflegen 
nicht so konstant zu sein wie dieses z. B 
auch bei Hanoteau, Gr. Tam. 63 auftretende 
1.2) Ebenso ist $ 130 das „rein epenthetisch- 
eupbonische i“ von liktäb-in-s „das Buch 
von ihm“ etwas mehr als Hilfsvokal. Ich 
behaupte zwar nicht, zu wissen, was dieses 
bei mehreren Pronominalelementen auf- 
tretende i eigentlich ist. Im Kabylischen 
aber (Han. 53) finden wir die genaue Unter- 
scheidung, dass das „von“ ausdrückende 
Pronomen’) vor Singularsuffixen als in, vor 


1) Es ist wohl nicht zufällig, dass keine kuschi- 
tische Sprache einen Dual besitzt. Das Aegyptische 
allein bildet ihn durch ein an die Genusdiskriminante 
angehängtes y(e) oder y(i). 

*) Aus der allzu geheimnisvollen Andeutung § 79 
vermag ich nicht zu ersehen, welche Theorie Stumme 
über die weiblichen Plurale hat. 

8) Ich kann mich bei der hergebrachten, mecha- 
nischen Bezeichnung dieses n als Priiposition nicht 
beruhigen (§ 92 ist übrigens missverstiindlich, als ob 
es nicht gemeinlibysch wäre). Es ist das ja nur das 
(gemeinhamitische) Demonstrativ, das im Altägypti- 
schen beim Genetivausdruck ähnlich flektiert wird 
wie das arabische dü-. Ob nicht § 154 etc. der 
Wechsel mit dem anderen (natürlich mit | ver- 
wandten!) Demonstrativ d damit zu erklären ist? 
Präposition ist d dort kaum; über den angenommenen 
Zusammenhang der verschiedenen d möchte ich erst 
das Kuscbitische befragen. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juli 1900.] 266 


pluralischen als en erscheint. Das weniger 
altertümliche Schilh kann, scheint es, jetzt 
in und en nicht mehr trennen, so auch 
andere Dialekte, aber auch Faidherbe (Ze- 
natia p. 10) verzeichnet jene Unterscheidung. 
Also ist bei der ersten Person liktäbniu 
gewiss „die ursprüngliche[re!] Form“, ist 
aber erst aus * liktäb-in-iu synkopiert, da 
man die Verwandtschaft der beiden i fühlte). 
Im Gegenteil scheint mir § 37,2 das g vor 
u ein Hilfslaut, durch Anlehnung an das so 
ähnliche Wort ag hereingekommen (wie bei 
dem semitischen Lehnwort gult „Tochter“, 
kab. ult). Die Orthographie der vorchrist- 
lichen libyschen Inschriften == (w) weist 
darauf, vgl. kab. wa „der von“ und § 141 
wi. Dort folgt Stumme (vgl. 180) noch 
Hanoteau’s Erklärung des Präfixes s der 
Ordinalzahlen. Ich möchte nicht die selt- 
same Präposition s darin sehen, sondern das 
Kausativzeichen?). Dergleichen Bemerkungen 
hätte ich, für den das Libysche nur wegen 
seiner Verwandten ın Betracht kommt, von 
meinem einseitigen Standpunkt aus noch 
manche zu machen; sie thun dem Wert des 
Buches keinen Eintrag. Stumme etymologi- 
siert im allgemeinen ungern und weicht im 
Gegensatz zu Basset der vergleichenden 
Heranziehung auderer Dialekte bis auf ein 
paar kabylische Zitate aus. Nun ist gewiss in 
vielen Büchern die unkritische Häufung ge- 
lehrt aussehender Varianten ein Aufputz von 
sehr zweifelhaftem Wert, aber ganz aus sich 
heraus lässt sich nun einmal kein libyscher 
Dialekt verstehen. Im lexikalischen Teil 
wäre die Hervorbebung älterer Schichten 
semitischer Lehnwörter wünschenswert. 3) 
S. 33, Nr. 3 weicht St. zu standhaft der 
Anerkennung mehrerer punischer Lehnwörter 
aus.) Ein so tüchtiger Semitist wie St. 


1) Ueber die schwankenden (?) Binde(?\vokale des 
Kabylischen bei direkter Suffixanfügung bin ich nicht 
genügend im Klaren Das Schilhische hat auch hier 
wieder vereinfacht Die Rolle desi scheint aber bis 
auf das verknüpfende y der Bedaüyesuffixe verfolgbar. 

*) Vgl. die semitischen Ordinalia und das Prä- 
torius Gallaspr. 267 richtig erklärte fa. (Die dort 
angezogene neuägyptische Umschreibung e(r)-meh 
„um zu füllen“ liegt zu weit ab.) 

3) Ganz vereinzelt wird das urg „Gold“ — woher 
aurag „gelb“ — mit ath. wark § 47 verglichen. 

4) Agadir „Kastell“ könnte wohl erst arabisch 
sein, wie amazir „Mist“, das doch wohl erst vom 
arab. mazbala(t) stammt. Aber aganim „Schilf“ 
D'AN. azalim „Zwiebeln“ DIN» agulmim 
„Weiher“ DiyıNn (lm für das charakteristische mm!) 
werden doch punisch sein, so gering auch nach 
meinen Beobachtungen der Einfluss der offenbar viel- 


fach überschätzten, punischen Kultur auf die Libyer 
war, namentlich im Vergleich mit dem Lateinischen 


267 [No. 7.] 


könnte uns also leicht etwas geben, was fiir 
viele andere zu schwer wire. Er hat offen- 
bar absichtlich den rein praktischen Stand- 
punkt so vorangestellt. Darum ist das Glossar 
mit grausamer Strenge auf eine Weise an- 
geordnet, welche zwingt, erst einige gramma- 
tische Elemente sich anzueignen. Bisher hat 
man diese bescheidene Forderung möglichst 
vermieden. Hoffen wir auf jeden Fall, dass 
St. den libyschen Studien treu bleibt, trotz 
der Kleinheit des zu erwartenden Leserkreises, 
Er verspricht Sprachproben aus dem tunesi- 
schen Gebiet; aus seinen kabylischen Zitaten 
schliesse ich, dass er uns auch eine neue, 
erschöpfende Grammatik dieses Dialektes 
liefern könnte, was keineswegs überflüssig 
wäre. Die Peinlichkeit des Herausgebers ist 
sogar in dem äusserst sorgfältigen Druck 
(berichtige noch S. 12, Z. 9, 10; 114,5ff.) 
erkennbar. Schade, dass ich den Wert für 
die Kenntnis des marokkanischen Arabisch 
nicht zu beurteilen vermag! 


Philadelphia. 


Mahler Ede, Az Egyiptomi nyelo alapelemei. Buda- 
pest 1899. 4. 21 u.% S. Bespr. v. A. Wiedemann. 


Vorliegende Schrift von Eduard Mahler 


ist, so viel ich sehe, die erste Grammatik 
des Altaegyptischen, welche in ungarischer 
Sprache erscheint. So erfreulich es auch 
ist, dass derart die Kenntnis der Aegypto- 
logie in immer weitere Kreise dringt, so 
wird das Buch nur auf einen kleinen Leser- 
kreis rechnen können, da die Kenntnis des 
Ungarischen nicht zum Rüstzeuge des Orien- 
talisten zu gehören pflegt. Wir begnügen 
uns daher auch an dieser Stelle mit einer 
kurzen Inhaltsangabe. Der Beginn ist in 
Typen gesetzt; er enthält nach einem Vor- 
wort allgemeine Bemerkungen über die 
aegyptische Sprache, die Schrift, die Ent- 
zifferung, die Litteratur und ein leider durch 
zahlreiche Druckfehler entstelltes Verzeich- 
nis einer Reihe moderner aegyptologischer 
Bücher und Aufsätze. Dann folgen auto- 
graphiert eine kurze Grammatik, deren An- 
gaben wesentlich auf Erman und daneben 
auf Brugsch beruhen, mit beigefügten Bei- 
spielen, eine kleine Sammlung von Lese- 


stiicken, einige Sylbenzeichen mit ihren 
Lesungen und ein Glossar. 

Bonn. 
(dem z. B. noch urti-hortus zuzuweisen wäre). 


Immerhin liesse sich wohl Stoff zu einer kleinen 
Monographie sammeln. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Juli 1900.) 268 


Die Schlussworte des demotischen 
Papyrus Insingor. 
Von Wilhelm Spiegelberg. 

Der jetzt im Leidener Museum befindliche 
Papyrus, welcher soeben in einer muster- 
gültigen Weise von Pleyte und Boeser 
veröffentlicht worden ist, enthält 4 Schluss- 
zeilen, deren Sinn nicht ohne weiteres zu 
Tage liegt. Zunächst die Uebersetzung, welche 
sich von derjenigen der Herausgeber nur in 
einigen Stücken entfernt „Der Schluss des 
Königlichen Buches. Es verjüngt sich seine 
Seele in alle Ewigkeit! — Der Ibis, um den 
Affen (d. i. Thot) zu erheitern. Für seinen 
(sc. des Ibis) Geist, um dem Osiris-Sokaris, 
dem grossen Gott, dem Herrn von Abydos 
zu dienen. Es verjüngt sich seine Seele auf 
seinem Leibe bis in alle Ewigkeit“. Im 
Gegensatz zu den Herausgebern fasse ich 
er ti-hr* deshalb nicht als Imperativ, weil 
sich die sonst häufige Imperativform mit / 
in unserem Texte nicht nachweisen lässt. 
Ferner nehme ich t!-hr* in dem gut belegten 
Sinn des Prototypes sd:(i)hr „erheitern“ ‚aus 
welchem sich im kopt. die Bedeutung „jocari“ 
entwickelt hat!). 

Was ist nun aber dieser dunklen Rede 
Sinn? — Die erste Zeile, für welche wir 
kurz „finis* setzen würden, hat nichts mit 
den letzten beiden zu thun, die eine in sich 
geschlossene eigenartige Formel enthalten. 
Diese ist uns aus Mumienetiketts bekannt. 
Was nämlich auf „der Ibis, um den Affen 
zu erheitern“ folgt, ist die Formel? 2), welche 
sich in so vielen Mumientiketts an den Namen 
des Toten anschliesst. Folglich muss der 
„Ibis“ dem Toten?) entsprechen. 

Wenn man sich nun vergegenwärtigt, dass 
häufig bei Tiermumien — so noch jüngst 
bei den Ausgrabungen von Grenfell und 
Hunt im Fajum — Papyrusrollen gefunden 
wurden, so hat man des Rätsels Lösung. 
Der grosse Leidener Papyrus war einer Ibis- 
mumie beigegeben worden, welche ihrerseits 
eben durch ihre Beigabe den affengestaltigen 
Gott Thot, dessen heiliges Tier der Ibis ist, 

„erheitern“ sollte. Da Thot der Gott der 
Wissenschaft ist, so wählte man einen litte- 
rarischen Text, eben das vorliegende „könig- 


') Max Müller: 
Aegypter, 8. 39 Anm. 9. 

*) Für diese Formel verweise ich auf den im 
Druck befindlichen ersten Band der „demotischen 
Studien“. 

*) Die Anschauung, den verstorbenen Ibis ganz 
wie einen verstorbenen Menschen zu betrachten. liegt 
z. B. auch in der Bezeichnung „Osiris Ibis, der selige“ 
vor (Verzeichnis der ägypt. Altertümer des Berliner 
Museums, 2. Auflage, S. 310). 


Die Liebespoesie der alten 


269  I[No. 7.] 


liche Buch“, an dessen „Lehren“ der Gott 
seine besondere Freude haben musste. Da- 
für sollte er dann dem verstorbenen Ibis die 
Seligkeit verschaffen, welche in der Umgebung 
des Osiris zu finden war. 


Die Sukiim. 
Von W. Max Müller 


C. Niebuhr’s Mitteilung OLZ. III, 69 
enthält eine glänzende Entdeckung in der 
Beobachtung, dass das Afrikanervolk der 


C20 2 Chr. 12,3 dasselbe ist wie das Pro- 
dukt des Landes Ophir, die E”2N oder DIN, 
die angeblichen ,Pfauen“!). Doch bürdet 
Niebuhr denen, welche sich mit Mizraim 
und Kusch beschäftigt haben, noch immer 
die verzweifelte Aufgabe auf, ein solches 
Volk nachzuweisen, wie die alten Uber- 
setzungen (,,Trog(l)odyten“) es wollen. Allein 
von einem solchen Stamm ist keine Spur zu 
finden; er bleibt nebelhaft. 

Ich habe schon Asien, S. 111 Anm. die 
„Pfauen“ angezweifelt, aber nicht den Mut 
gehabt, die „Emendation des schweren Wor- 
tes“, die sich mir aufdrängte, in den Text 
zu setzen. Die Hauptfrage ist: gehört das 
Wort zu der guten alten Überlieferung oder 
zu den späteren Erweiterungen? In den 
Text hat man ja auch das Silber hineinge- 
flickt, das ein Kenner der Verhältnisse so 
wenig aus dem Roten Meer kommen lassen 
konnte, wie wir Orangen aus Grönland. Das 
Wort oon fehlt beidemal im Vaticanus. 
Doch bleibt die Möglichkeit, dass die ältere 
LXX es als unverständlich ausliess (?), noch 
offen. Ist es aber ächt, so möchte ich lesen: 
#a non [nächste Stufe der Verderbnis *cnon, 
daher das `}, d. h. das ägyptische Wort tsm 
» Windhund“?). Vgl. zu der häufigen Erwäh- 
nung der schnellen Jagdhunde aus Nubien 
und Punt, Asien 117, ‘im einzelnen: Peters- 
burger Papyrus; Hoskins, Travels, Tf. zu 321, 
— wo zu Koš gezogen —, Ros. Civ. 17,7, 
DHI II, 12) die nach WZKM. X, 209 nicht 
libyschen, sondern kuschitischen Namen von 
König Antef's Leibhunden. Die Schreibung 
0YDD weist vielleicht noch darauf hin, dass 
ursprünglich ein s in dem Wort stak, doch 
kann das s auch sekundär sein. 


!) Das Hübscheste ist, dass die alten Rabbiner- 
schulen nach der Punktation das auch schon ver- 
glichen haben müssen. f 

2?) Das Wort bedeutet in Ägypten speziell den 
Windhund, wird aber auch auf andere Jagdhunde 
übertragen. Die Hunde von Punt sind schwerer 
gebaut und gehören einer eigentümlichen Rasse an, 
welche zu untersuchen sich vielleicht für Kenner 
der Zoologie lohnte. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juli 1900.) 270 


Ich glaube, diese Emendation ist leichter 
als die umgekehrte Annahme, 020 habe 
irgendwie „schwarze Menschen“ geheissen. 
Die Sklaven stehen bei der ägyptischen Auf- 
zählung der „Wunder von Punt“ zuletzt, 
weil sie das für die Agypter am wenigsten 
Fremdartige waren; für die Hebräer wäre 
das bei Negern weniger einleuchtend. — Frei- 
lich, wie das Wort zu einem Völkernamen 
wurde, das auszudenken, erforderte einige 
Phantasie. Irgendwie muss der Text doch 
einmal in der einen oder anderen Stelle be- 
deutend verändert worden sein. Das zu 
untersuchen, überlasse ich anderen. 

Ich wiederhole also: den von Niebuhr 
entdeckten Zusammenhang der zwei Wörter 
n und ‘OD glaube ich so zu begreifen, dass 
n das Ursprüngliche ist und ‘bd daraus ab- 
geleitet. Wenigstens solange das letztere 
Wort so ganz rätselhaft bleibt, ziehe ich 
das vor. 


Über eine vierte Kopie der grossen 
Karnakliste. 
Von W. Max Müller. 


Im März 1896 schrieb mir Prof. A. H. 
Sayce von Siut einige freundliche Mitteilungen 
über neue Funde in Aegypten und erwähnte 
darin die Entdeckung einer neuen Kopie der 
grossen Liste palästinischer Städte aus der 
Zeit Dhutmose III. Ich machte davon keinen 
Gebrauch, da ich voraussetzte, dieser Fund 
würde bald ausführlich veröffentlicht werden. 
Nachdem aber mehrere Jahre vertlossen 
sind, scheint es mir rätlich, jene Notiz ab- 
zudrucken, um auf die Notwendigkeit einer 
Herausgabe des ganzen Textes hinzuweisen. 
Auch angenommen, dass er gar nichts be- 
sonders Neues enthielte, so wäre er zur 
Kontrolle der drei bekannten Kopien und 
zur Beurteilung ihres Verhältnisses von 
Nutzen. Es wird so viel gleichgiltiges Zeug 
abgedruckt, aus dem man schwerlich je 
etwas Nützliches ausziehen wird, warum muss 
ein historisches Denkmal verfallen, ohne dass 
man sich seiner erbarmt? 

Sayce schrieb: The excavations in the great 
Fore-Court (A in Baedeker’s plan) have 
brought to light, at the foot of the column, 
immediately to the east of the chapel of Seti II, 
the angle of a wall composed of stone taken 
from a new copy of the Palestine list of 
Thotmes III. Nos. 1—8, 9 14, 49—51, 
53—66, 76—85 are represented, tho’many 
of the names are effaced. The only va- 
riants in it which I have found are: 


271 (No. 7.| 


(61) = 61) IN] 68) m 


U l 


N oo © 
ran Wy eon 


Der erste Name ist nur eine graphische, 
keine lautliche, Variante: Mi-’-ha-sa. Sicheres 
kann ich über den Namen noch nicht geben. 
Man möchte ihn als Verlesung von MNO 
durch die Unklarheit eines keilschriftlichen 
as verstehen; gegen mahäzu spricht das 
Aleph. 

In Sa-m-Sa- (Det. ,Sonne“) ’-ti- [u-mi] 
ist das Determinativ neu. Aus der Keilschrift- 
vorlage ist es nicht erklirlich, es beweist 
vielmehr Kenntnis des Kanaaniiischen, wie 
es scheint, auch bei den Abschreibern der 
hieroglyphischen Liste. Der Archetypus, d. h. 
die erste Umschrift der Keilschriftliste, scheint 
es nach der Ubereinstimmung der anderen 
Abschriften nicht gehabt zu haben. Zum 
Stadtnamen vgl Asien, S. 316. 

Über die merkwürdige Form Su-§-b(e)-n(!), 
für die in der Amarnatafel 252 Sa-as-hi-mi 
geschriebene Stadt habe ich schon OLZ. II, 
398 gehandelt. 


Eine grammatische Seltenheit. 
Von H. Reckendorf. 

Vor einiger Zeit ging mir beim Durch- 
lesen der Lämijja ausser den berühmten 
Katävögeln noch ein anderer merkwürdiger 
Vogel ins Garn, ein Exemplar der Gattung 
80-99 


02) BAI by shy, die zwar von den arab. 


Grammatikern des Mittelalters sorgfältig ge- 
hegt wurde, im Zustande der Freiheit aber 
nur selten angetroffen wird; auch Nöldeke, 
Zur Grammatik des klassischen Arabisch, 
S. 96 unten hat nur einen Beleg. Die 


Stelle der Lämijja ist V. 33 Lotte Jul 
a i 5E deha 
deye 
Kerle, die tröstet, und die trösten, ein armer 
Kerl“ = „Arme Kerle, die einen armen Kerl 
trösten und die dieser tröstet“. Eine solche 
Ausdrucksweise ist eigentlich nicht dazu an- 
getan, das Vertrauen in Alter und Echtheit 
der Lämijja zu erhöhen; in diesem Sinne 
schrieb mir auch Nöldeke. 
Freiburg i. B. 


Ze 


Sys, was zu übersetzen ist „Arme 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


re ee a ——— 


(Juli 1900] 272 


Mitteilungen. 


Dr. Julius Lippert, Bibliothekar am orienta- 
lischen Seminar zu Berlin, hat zur Herausgabe von 
Kiftis Tarih al-Hukama 2000 Mark von der 
preussischen A. d. W. erhalten, 


Der englische Kreta-Forscher Arthur I. Evans 
hat in diesem Jahre bei Knossos auf Kreta, der sagen- 
umwobenen Stadt des Minos und dem Sitze des Zeus- 
kultus, Ausgrabungen vorgenommen, die von reichem 
Erfolyo begleitet waren. Zumal wurden wichtige 
Fundstücke mit den eigenartigen kretischen Schrift- 
zeichen ausgegraben, von denen Evans im Jahre 1895 
schrieb: „Bewiesen ist die Existenz einer Bilder- 
schrift (auf Siegelsteinen), welche im östlichen Teile 
von Kreta bis in die mykenische Epoche hinein im 
Gebrauche war; ihre früheren Entwicklungsstadien 
kann man bis in das dritte Jahrtausend vor Chr. 
zurückverfolgen, Die Bilderschrift hat sich in Kreta 
selbstständig entwickelt, ist aber unter egyptischen 
Einflüssen modifiziert worden, ohne dass es zu einer 
Nachahmung der egyvptischen Hieroglyphen gekommen 
wäre. Zu den Hettitischen Hieroglyphen hat sie noch 
mehr Beziehungen: als ihr Schwestersystem muss sie 
angeschen werden Die Formen der Bilderzeichen 
stehen in einem näheren Zusammenhange mit einem 
System von Linearzeichen, das ebenfalls in ein hohes 
Alter zurückreicht. Das lineare Schriftsystem stimmt 
einerseits mit der cyprischen Schrift überein und hat 
in manchen Punkten auffallende Verwandtschaft mit 
dem phönikischen Alphabet.“ — Ueber die Erfolge 
seiner jetzigen Ausgrabungen berichtete Evans dem 
„Athenäum“; „Es ist ein mykenischer Königs- 
palast an dieser Stelle entdeckt worden. In dem 
ganzen Ausgrabungsgebiet ist bis jezt nichts gefunden 
worden, das nicht in die mykenische Zeit, etwa ins 
14. Jahrhundert v. Chr., gehörte. Die hier gefundenen 
Wandmalereien aus jener Periode übertreffen die 
bisher auf dem griechischen Festlande gefundenen. 
Das königliche Badezimmer mit einem T'bron in der 
Mitte zeigt einen selbst in Mykenä unbekaunten Luxus. 
Von grösserem Interesse als die künstlerischen Re- 
liquien ist aber noch das Archiv von Thontafeln, 
das in mehreren Räumen des Palastes entdeckt wurde. 
Sie geben den ersten sicheren Aufschluss über ein 
für sich bestehendes mykenisches Schriftsystem, 
das mindestens sechs Jahrhunderte vor der Einführung 
des phönikischen hier ausgebildet war. Dieses 
Schriftaystem war auf kretischem Boden von einem 
ägiuschen Volk geschaffen worden, an das sich die 
spätere griechische Zivilisation anlehnt. Die myke- 
nischen Thontäfelchen haben Aehnlichkeit mit den 
babylonischen Kuneiform-Tafeln; sie sind länglich, 
aus mit der Hand geknetetem Thon, flach auf der 
eingeritzten Seite und in der Mitte der Rückseite 
dicker.“ Die Tafeln sind längliche Stücke aus hand- 
geformtem Thon in verschiedener Grösse - bis zu 
T englischen Zoll (= 18 Zentimeter). Sie sind liniert 
und meist in zerbrochenem Zustande gefunden, doch 
nicht so, dass nicht das Zusammensetzen in vielen 
Fällen möglich wäre. Diese Tufeln waren an ver- 
schiedenen Stellen und auf verschiedene Weise auf- 
bewahrt. Man fand deren in Thonbehältern; aber 
auch in Holzkisten. von denen verbrannte Teile 
und die Bronzeyriffe sich erhalten haben, waren sie 
verschlossen und mit Thonsiegeln versiegelt gewesen 
Der Fund ist noch zu neu und wächst noch täglich 
so dass eine detaillierte Ansicht über die mykenische 
Schrift noch nicht gegeben werden kann. Einige 
Zeichen sind identisch mit schon früher auf kretischen 
Siegeln und Vasen entdeckten; Aehnlichkeiten mit 


273 [No. 7.] 


den cyprischen, lydischen und karischen Charakteren | 


lassen sich erkennen. Es ist sicher, dass eine ge- 
wisse Anzahl der Zeichen Gegenstände, andere un. 
streitig Zahlen reprisentiren. Einige Formeln wieder- 
holen sich ständig, und die Formeln sind je fach dem 
Raum, in welchem sie entdeckt wurden, verschieden. 
Daraus lässt sich schliesen, dass sie sich auf Palast- 
vorräte und Rechnungen beziehen. So fand man 
in einem Gemach eine Reihe Tafeln mit Bildern 
mykenischer Kriegswagen, Pferdeköpfe, Schilder, 
Brustpanzer: es muss das Archiv des Arsenals ge- 
wesen sein. Andere zeigen Metallvasen verschiedener 
Form, einige eine langstengelige Blume, die sich auf 
eine Salbe oder ein Parfum beziehen mag. Schiffe, 
Häuser, Haustiere und andere Gegenstände erscheinen 
so registriert. Einige Tafeln tragen Zusatzbemerkungen 
auf der Rückseite. Auch solche mit Anredeformeln 
und einem Zwischenraum zwischen diesen und dem 
Text wurden an das Licht gefördert; möglicherweise 
sind dies Briefe, und in den Anreden lassen sich die 
Titel Minoischer Fürsten und Edler einmal entziffern. 


(Nordd. Allg. Ztg.) 


Ueber die Wiederauffindung einer ver- 
schütteten Stadt geht der soeben erschienenen 
„Berl. Philolog. Wochenschr.“ folgende interessante 
Mitteilung zu. In einem Hügel Kultepe bei Kaisarieh, 
in der Nähe der türkischen Dörfer Baler und Karomb, 
der seit längerer Zeit von den Bauern zur Düngung 
ihrer Felder aufgebaut wurde, traten aus dem vul- 
kanischen Tuff kürzlich grosse Blöcke hervor, die 
mit eisernen Klammern zusammengehalten waren. 
as waren augenscheinlich die Grundmauern eines 
Tempels. Zahlreiche zerträmmerte Ziegel, Fässer, 
Becher, Thräuonkrüge, Urnen mit Siegelzeichen und 
Asche, Spangen aus Knochen, Grabmäler und ln- 
schriften mit keilschriftähnlichen Zügen 
auf kleinen viereckigen, luftgetrockneten 
und gebrannten Ziegeln fanden sich in der 
Nähe. Auastasios Levidis, der Ephoros der hierati- 
schen Schule zu Sindschidere bei Kaisarieh, der 
darüber an die „Berl. phil. Wochenschr.“ berichtet, 
glaubt, dass man hier eine der Städte gefunden 
hat, die im Jahre 247 n. Chr. in Kappadokien durch 
Erdbeben oder den Ausbruch des nahen Erdschias- 
dagh (Argäus) verschüttet wurden. Aus den gefun- 
denen Ueberresten geht mit Sicherheit hervor, dass 
man es hier mit einer vorchristlichen Stadt zu thun 
hat. Aufeinem der Ziegel findet sich eine griechische 
Inschrift, und mehrere audere sind noch untermischt 
im Schutt, nirgends findet sich eine Spur von christ- 
lichen Dingen. Einige Ziegel tragen die Spuren von 
Reliefs, die einen Götterzug darstellen. Levidis 
glaubt darin auch die kappadokische Göttin Ma zu 
erkennen. (Voss. Ztg.) 


Budapest, 2. Juni. (Eig. Drahtber.) Gegenüber 
verschiedenen Gerüchten über bevorstehende wichtige 
Entscheidungen des Sultans, Gerüchte, die an die 
Berufung Vamberys nach Konstantinopel 
geknüpft wurden, verlautet von verlässlicher Seite, 
dass Vamberys Anwesenheit im Yildiz Kiosk diesmal 
keinen politischen Zweck verfolgt. Der Sultan berief 
Vambery, den bekannten Orientalisten und Professor 
der hiesigen Universität, den er als langjährigen 
Freund verehrt, um seinen Rat hinsichtlich der in 
Konstantinopel zu errichtenden Universität einzuholen. 


(Voss. Ztg.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Juli 1900.) 274 


Aus gelehrten Gesellschaften, 


Acad. des Inscript. et Belles-Lettres. 
Sitzung vom 11. Mai. Gauckler legt eine Sammlung 
von Edelsteinen und Goldsachen aus Karthago aus 
dem 8. bis 2. Jahrhundert vor. 


Personalien. 


Dr. Ludwig Abel, ausserordentlicher Professor 
der semitischen Sprachen an der Univ. Erlangen 
starb im 37. Lebensjahre. 


Dr. G. Beer, Privatdozent in Halle, ist als a. o. 
Prof der alttestamentlichen Theologie nach Strass- 
burg berufen worden. 


Dem Lehrer am Seminar für orientalische Sprachen 
zu Berlin, Dr. Karl Foy ist das Prädikat Professor 
beigelegt worden. 


Der Arabist Professor Dr. Friedrich Schwarz- 
lose ist nach längerem Leiden im 70. Lebensjahre 
in Berlin gestorben. 


Zeitsehriftenschau. 


Abhdlgen. der K. K. Geogr. Ges. Wien 1900. 

1—5. M. V. Smiljanić, Beiträge zur Siedelungs- 
kunde Südserbiens (mit einer Karte und drei Text- 
abbildungen). 


The Academy 1900. 

9. June. The Kasidah of Haji Abdi Al-Yazdi. 
A lay of the higher law. Translated and annoted 
by F. B. By R. F. Burton. 


Beitrage zur Assyriologie. 1900. 

IV 2. F. H. Weissbach, Zur Serie Maklu (Ver- 
öffentl. v. Rm. 515 und 81—7—27, 152 Rev. Ferner 
Varianten und Ergänzungen aus anderen Fragmenten.) 
— Idem, Susische Thontafeln (Veröffent'ichung von 
25 Täfelchen (früher als „medische“ resp. „proto- 
medische“ bezeichnet, Strassmaier, Sayce, Pinches). 
Dazu eine Schrifttafel. — Eug. Mittwoch, hebräische 
Inschriften aus Palmyra (Erginzung der von Euting 
entdeckten und von Landauer S. B. A. W. Berl. 1884 
veröffentlichten Synagogeniuschrift, die aber eher 
als eine an einem Privathaus angebrachte Inschrift 
aufzufassen sei). — M. Sobernheim, Palmyrenische 
Inschriften (zwei Grabsteine, in Qarjetén copiert, die 
übrigen in Palmyra gefunden. Mit Plan eines gewölb- 
ten Höhlengrabes). — R Zehnpfund, Zugagipu, das 
Schröpfinstrument derBabylonier. (Sucht mit Assistenz 
Oefeles ein Siegel mit Inschrift zu erklären, auf dem 
angeblich zwei Schröpfköpfe und ein Schröpfschnepper 
zu sehen seien. Eine Anmerkung Delitzsch's weist 
richtig auf den schwachen Punkt des ganzen Ver- 
suches). — Th. Friedrich, die Ausgrabungen von 
Sendschirli und das bit hilläni. (Ungemein klare 
und einleuchtende Darlegung, was unter der Chatti- 
Mode bei Bauwerken der Assyrer zu verstehen sei. 
Der Nachweis, dass die angeblichen Holzroste in den 
Lehmmauern (in Sendschirli und Troja) zwar beim 
Bau eingefügt, dann aber sofort entfernt und die 
entstehenden Kanäle durch Feuer etwas gehärtet 
wurden, scheint geglückt.) 


Berliner philol. Wochenschr. 1900. 
25. Kautzsch, Apokryphen und Pseudepigraphen, 
bespr. v. E. Preuschen. 


275 ‘No. 7.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Juli 1900.] 276 


Blätter f. d. Gymnasial-Schulwesen 1900. 
P. Corssen, Zwei neue Fragmente der Weingartener 
Prophetenhandschrift, bespr. v. Ph. Thielmann. 


Deutsche Literaturzeitung 1900. 

22. B. Duhm, die Psalmen, bespr. v. C. Siegfried. 
— O. Happel, das Buch de Propheten Habackuk, 
bespr. v. ? 

23. L. Blau, das altjüdische Zauberwesen, bespr. 
v. v. Gall. — J. Kúnos, Mundarten der Osmanen, 
bespr. v. P. Melioransky. — H. Guthe, Geschichte 
des Volkes Israel, bespr. v. A. Bertholet. — N. Klug- 
mann, vergleichende Studien zur Stellung der Frau 
im Altertum I, bespr. v. ? 

24. P. Riessler, das Buch Daniel, bespr. v. G. Beer. 
— M. Rawicz, der Traktat Kethuboth, bespr. v. W. 
Bacher. — M. Hartmann, der islamische Orient, 
bespr. v. ?. 

25. J. Dynely Prince, a critical Commentary on 
the book of Daniel, bespr. v. W. Nowack. — Le 


Galierie nazionali Italanie. Notizie e documenti. anno 
I—IV. bespr. v. F. X. Kraus. 
26. Fr. Schulthess. homonyme Wurzeln im 


Syrischen, bespr. v. F. Prätorius. 


The Geographical Journal 1900. 

6. F. B. Pearce. notes on the country between 
lake Chinta and the river Luli. The monthly 
record. Africa: Major Gibbous’s expedition. Journey 
to lake Mweru. 


Gött. gel. Anz. 1900. 
4. A. Harnack, die Pfaffschen Irenäus-Fragmente, 
bespr. v. A. Jülicher. 


— 


Jahrb. f. Nationalök. u. Statistik 1900. 
5. J. Kulischer, zur Entwickelungsgeschichte des 
Kapitalzinses (Schluß). 


Johns Hopkins University Oirculars 1900. 

May. Paul Haupt, the Origin of the Mosaic 
Ceremonial (aus dem Assyrisch-Babylonischen Ritus). 
— Chr. Johnston, the Relationship between Egyptian 
and Semitic. — K. J. Grimm, the double Accentuation 
of the Decalogue. — F. R. Blake, the opening chapter 
of Deutero-Isaiah (Cap. 40 metrisch geordnet und 
übersetzt). — T. C. Foote, the biblical Ephod (sei 
vorexilisch ein Behältnis (für die heiligen Lose?) aus 
Gold oder Stoff, das umgegürtet wurde und dem 
Träger heiligen Charakter verlieh.) (Haupt: Schärpe.) 


Journal Asiatique 1900. 

2. R. Weill, l’art de la fortification dans la haute 
antiquité égyptienne (Schluss). A. Meillet, la 
déclinaison et l’accent d'intensité en Perse. — J. 
Parisot, note sur la mystagogie du ,,Testament du 
Seigneur’ (Vergleich des von Rahmani herausge- 
gebenen Textes mit der 22. Demonstration des 
Aphraates). — M. Amelincau, les oeuvres de Schenoudi. 
— Hamilton and Brooks, the syriac chronicle known 
as that of Zachariah of Mitylene, (u.) K. Ahrens u. 
G. Krüger, die sogenannte Kirchengeschichte des 
Zacharias Rhetor, bespr. v. R. Duval. — G. Rat. 
al-mostatraf, par lē gaik Chihäb-ad-din Ahmad Al- 
Absihi, bespr. v. O. Houdas. — W. Budge, the history 
of the blessed virgin Mary and the history of the 
likeness of Christ, bespr. v. F. Nau. — E. Drouin, 
annonces bibliographiques. — R. Gottheil, Brief an 
Duval tiber einen Artikel von Decourdemanche in 
Journ. as. XIV p. 267 betretfend das palmyrenische 
Alphabet in Verwendung als Zahlzeichen. 


Der Katholik 1900. 

1. Ernst Seydl, der Simeon-Levi-Spruch (Gen. 
49,5 —7). -- Erklärung (Niebuhrs zu Seydl’s Be- 
sprechung: die Amarna-Zeit, durch welche Seydl sich 
durchaus befriedigt fühlt, so dass er Niebubr's Ab- 
handlung jetzt rückhaltlos empfieblt, vergl. Sp. 194). 
Diese offene Aussprache und Verständigung ehrt 
beide Teile. D. R. 


Literarisches Centralblatt 1900. 

21. N. Peters, Beiträge zur Text- und Literatur- 
kritik der Bücher Samuel, bespr. v. S—n. — W. 
Budge, the history of the blessed virgin Mary, bespr. 
v. ? — Mitteilungen über die Reise Steindortfs 
nach den Oasen der lybischen Wüste. 

22. Nidhámi-J-‘Arúdí-J-Samarqandi, the Chahar 
Maqala, englische Übersetzung von E. G. Browne. 
bespr. v. ?. 

23. C. Mommert, die Dormitio, bespr v. V. S. — 
H. Guthe, Geschichte des Volkes Israel, bespr. v. ?. 
H. Karbe, der Marsch der Zehntausend vom Zapates 
zum Phasis-Araxes, bespr v. C. F. Lehmann 

24. Ed. König, die Originalität des neulich ent- 
deckten hebräischen Sirachtextes, bespr. v. H. L. 
Strack. 


Al-Machriq. III. 1900. 

10 (15. Mai). P. Anastase Carme, La syntaxe 
desinentielle chez les Arabes (fin). Zum Teil mit 
besonderer Riicksicht auf Ausfiihrungen des Bajan. 
Anfang in IT] 9. — P.H. Lammens, Les Ghassanides 
ont-ils possédé Damas? Die Frage wird gegen Be- 
hauptungen von Amin Hair Allah im Manar Nr. 29 
S. 457 von neuem verneint. — P. L. Cheikho, Au 
pays de ‘Akkär. Eindrücke von einer kürzlich zur 
Einweihung einer Kirche unternommenen Reise. — 
Bespreehung u. a. von 1) B. Moritz, Catalogue de la 
Bibl. Khédiviale. Section Européenne - Orient. Le 
Caire 1899. — 2) Publications de l'École des Langues 
or. vivantes. Tadkirat an-nasian fi ahbar mulūk as- 
sidan. ‘Texte arabe édité par O. Houdas. Paris 1899. 
— P. Jerome Tobar, Inscriptions Juives de K’ai- 
Fong-Fon, Chang-hai 1900. — Varia. Noch zwei 
kurze Erklärungen der Verbalpartikel b (vgl. OLZ 
195 und 237) von Jos. Corolla und P. Halil Eddé. — 


Questions et réponses. ms in Teil 5 von 1001 N. 


Ausg. der Jesuiten = mpar. — Druckfehlerver- 
besserung. 

11 (1. Juni). Notice historique sur le College 
d’Antonra. Erster Artikel. (Von einem nicht genaunten 
Lazaristen). ‘Ain Tura bei Bkerki in Kesrawän. 
Das dortige Kloster ist 1652 vom Pater Lambert S. 
J. gegründet. Die Schule wird seit etwa 70 Jahren 
von Lazaristen geleitet. Mit einer Abbildung von 
‘Ain Tara. — P. Anastase Carme, Les Soubbas ou 
Mandéens. Erster Artikel. Über die mandäische 


Religion. - - M. Alousi, Extrait du Livre „xx sol“ 


d’Al-Askäfi. Aba ‘Abdallah Muhammad ibn ‘Abdallah 
al-Hatıb al-Iskafi. + 421/1030, schrieb ein Wörterbuch 
(Brockelmann I 279) in etwa 60 Kapiteln, von dem 
der Scheich Mahmüd al-Alusi eine aus der Zeit des 
Verfassers stammende Handschrift (geschrieben 
397/3007) besitzt Aus dieser Hs. wird hier der 
Abschnitt vom Zügel sowie vom Sattel mitgeteilt. 
— P. L. Cheikho, L'histoire de l’Imprimerie en Orient 
(suite): Beyrouth (Impr. St. Georges, Impr. améri- 
caine). Insbes. mit umfänglichen Listen der Erzeug- 
nisse der amerikanischen Druckerei, sowohl aus der 
Zeit, wo sie in Malta bestand, als nach ihrer Ein- 
richtung in Beirut. Anfang der Artikelreihe in III 2. 
— P. X. Ronzevalle, Notes d’epigraphie orientale 


277 INo. 7.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Juli 1900] 278 


(suite). Weitere arabische Inschriften. In III 1 
(OLZ 77) waren die ersten 3 mitgeteilt; hier folgen 
Nr. 4—7, in photographischer Wiedergabe der Ab- 
klatsche bezw. (Nr. 7) des Originals. Nr. 4 Grab- 
inschrift aus Ba‘albekk, abgeklatscht vom Pater 
Lammens, in kufischer Schrift, nicht tiberall, insbes. 
im Datum nicht mehr lesbar, doch ihrem Charakter 
nach der 3. (in III 1 gebrachten) Inschrift ganz 
ähnlich. Nr. 5 und 6 zwei Grabinschriften aus Homs, 
abgeklatscht vom Pater Lammens, beide aus dem 
jedesmal in Ziffern ausgedrückten Jahre 321. Die 
Schrift ein Übergang vom Kufischen zum Nesbi. 
Bei der Besprechung dieser Inschriften wird eine 
weitere nicht mitgezählte Grabinschrift, zunächst nur 
in Abriß, mitgeteilt, die aus Der Bét Hasbü bei Ghazir 
(Kesrawän) stammt, aus d. J. 324. Wenn möglich 
soll das Faksimile noch veröffentlicht werden. Nr. 7 
findet sich auf einem Gegenstande des Museums der 
Jesuiten in Beirut. Der Gegenstand ist vermutlich 
der Deckel einer Dose. Die Inschrift nennt al-Malik 
an-Näsir, den der Pater Ronzevalle mit dem Mohammed 
Nasir, dem Sohne Qilawün’s, gleichsetzt, welcher mit 
wiederholten Unterbrechungen von 693 bis 741 
(1293 —1340) regiert hat. Zum Schluß wird eine 
Zuschrift von Clermont-Ganneau an die Redak- 
tion des Maäriq mitgeteilt. Zu dem weiblichen 
Personennamen “psn (III 6, vgl. OLZ 195) erinnert 
dieser (telehrte an den in einer lateinischen Grab- 
inschrift Algeriens (L. Renier, Inscript. rom. d’ Algérie 
Nr. 1670) vorkommenden Personennamen JuliaPalmyra. 


Monatsschr. f. Gesch. u. Wiss. d. Jud. 1900. 

3. P. Asmussen, das Adlergesicht im vierten Esra- 
buche. — J. Kracauer, Aktenstiicke zur Geschichte 
der Konfiskation der hebräischen Schriften in Frank- 
furt a. M. — Notizen: M. Braun, zur Genealogie der 
Maimoniden. — Eppenstein, zu Saadia’s Übersetzung 
Jesaja 44, 16 — 5. A. Wertheim, Responsen der 
Geonim, bespr. v. S. Poznanski. 


Neue kirchliche Zeitschr. 1900. 
6. Th. Zahn, Neue Funde aus der alten Kirche 
(Schluß). 


Petermanns Mitteilungen 1900. 
5. A. Bastian, die wechselnden Phasen im ge- 
schichtlichen Sehkreis occidentalischer Kultur, bespr. 


v. Th. Achelis. 


Publications of the University of Pennsyl- 
vania 1899. 

Vol. IV. 2. A. T. Clay, University excavations 
at Nippur. — Resume of proceedings of the twelfth 
international congress of orientaliste. 


Revue Oritique 1900. 

21. J. C. Mardus, le livre des mille nuits et une 
nuit, bespr. v. Gaudefroys-Demombynes. u 

22. U. Wilcken, griechische Ostraka aus Ägypten 
und Nubien, bespr. v. R. Cagnat. 

24. Ernest Mercier, le code de hobous ou ouakf, 
selon la legislation musulmane Constantine, bespr. 
v. O. Houdas. — Boll, Contributions à l'histoire de 
l'astronomie grecque, bespr. v. My. 


Revue Philosophique 1900. 

6. R. de la Grasserie, de la psychologie des 
religions (u.) C. P. Tiele, elements of the science of 
religion II, bespr. v. M. Mauss. 


Röm. Quartalschr. f. christ]. Altertsk. 1900. 
1 u. 2. A. Baumstark, Überlieferung und Bezeu- 
gung der diadman tov xvgiov Huey ’Insov Xpıorov, — 


A. Baumstark, Altarkreuze in nestorianischen Klöstern 
des VI. Jahrh. — J. Strzygowski, der Bilderkreis des 
griechischen Physiologus, bespr. v. A. B. 


Sitzgsber. d. k. Pr. Ak. d. W. s. Berlin 1900. 
XXVI. XXVII. A. Harnack, das Magnificat der 
Elisabet. 


Sitzungsber. d. philos.-philol. u. d. hist. 
Kl. d. K. b. Ak. d. W. z. München 1899. 

Bd. II. H. IV. A. Furtwängler, neue Denkmäler 
antiker Kunst. (Forts. 1. mykenische Bronzestatuetten 
aus Kleinasien. 4. Aphrodite Pandemos als Licht- 
göttin. Ihr Verhältnis zur phönizischen Astarte. 


Theolog. Litteratur-Bl. 1900. 

25. King, the psalms in three collections transe 
lated with notes I bespr. v. W. L. — Brown, Driver 
and Briggs, Hebrew and English Lexicon on the 
O. T. VII, bespr. v. Ed. König. 


Theolog. Litteraturzeitung 1900. 

12. W. Möller, historisch-kritische Bedenken gegen 
die Graf-Wellhausensche Hypothese, bespr. v. P. Volz 
— G. Wildeboer, Jahvedienst und Volksreligion in 
ihrem gegenseitigen Verhältnis, bespr. von R, 
Kraetzschmar. — Marti, Handkommentar zum A, T. 
XVI B. Duhm, das Buch Hiob, (u.) B. Duhm, das 
Buch Hiob übersetzt, (u.) Th. Kayser, Hiob in drama- 
tischer Form, bespr. v. B. Baentsch. — S. Euringer, 
die Auffassung des Hohenliedes bei den Abessiniern, 
bespr. v. W. Riedel. — A. Büchler, die Tobiaden und 
die Oniaden im H. Makkabäerbuche, (u.) Ph. Thiel- 
mann, Bericht über das gesammelte handschriftliche 
Material zu einer krit. Ausg. d. lat. Übers. bibl. 
Bücher des A. T., bespr. v. E. Schürer. — M. D. 
Gibson, an arabic version of the Acts of the Apostels 
and the seven catholic epistles, (u.) K. Ahrens und 
C. Kriiger, die sogenannte Kirchengeschichte des 
Zacharias Rhetor, bespr. v. V. Ryssel. — v. Dobschiitz, 
zum Abgarbrief (Bemerkung zu der von Heberdey 
im Hafen von Ephesus gefundenen Inschrift enthaltend 
die angebliche Korrespondenz Abgars und Christi, die 
v. D. auf etwa 500 ansetzt). 


Verhandl. der Ges. f. Erdk. z. Berlin 1900. 

fh. C. v. Erlanger u. O. Neumann über ihre Reise 
in Nordost-Afrika (Bis Harar; von dort geplant durch 
das Land der Arussi-Galla über Scheikh-Hussein nach 
Adis Abeba, wozu Kaiser Menelik jetzt die Erlaubnis 
erteilt hat.) 


Wiener Zeitschrift f. d. K. d. Morgenl. 1900. 

XIV. 1,2. C. F. Lehmann, von der deutschen 
armenischen Expedition (Wiederholung der an andern 
Stellen mitgeteilten Berichte). — M. Winternitz, 
Genesis des Mahabharata (gegen das gleichnamige 
Buch Joseph Dahlmann’s. Enthält einige interessanta 
Nachweise von Spuren eines Levirats in Mahäbhärata 
sowie Auseinandersetzungen über die polyandrische 
Ehe der Pandavas), — N.Rhodokanakis, über zwei 
zu Al-Madina gesehene Sonnenfinsternisse (die erste 
am 27. Januar 632 = 28. Sawwäl 10 H, die zweite 
am 28. Februar 686 = 28. Régeb 66). — Ed. Mahler, 
tiber zwei zu al-Madina gesehene Sonnenfinsternisse 
(astronomischer Teil der Untersuchung mit gleichem 
Resultat. Anhangsweise fixieren Rhodokanakis und 
Mahler eine Mondfinsternis auf 13. Gumada H 4 H. 
= 19/20. November 625.. — D. H. Müller, text- 
kritische Glossen zu den Proverbien Kap. 23 und 24 
(im Anschluss an Bickel W. Z. K. M. V, 271 ff). — 
Anzeigen: Nachrichten über die von der Kais. Ak. 
d. W. z. St. Petersburg im Jahre 1898 ausgerüstete 


279 INo. 7.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Juli 1900.) 280 


Expedition nach Turfan. Heft 1 bespr. v. L. v. 
Schröder. — M. Bittner, Consonanten-Permutation im 
Armenischen (mit Nachweis von Lehmwörtern aus 
dem Türkischen, Ableitung von mazandar. kala Stadt, 
Dorf von &al5 etc.). — D. H. Miller, ein keilinschrift- 


liches Fragment im Museum von Bucarest. (Nach 
Müller ein Stück der grossen Annaleninschrift Ašur- 
nasirpals, thatsächlich ein Stück der Standardinschrift, 
von der doch gerade genug Exemplare bekannt sind. 
Dass Müller das Stück in Keilschrift und Transscrip- 
tion und Uebersetzung (nach K. B., aber verballhornt) 
mit Ergänzungen publiziert, hat nur einen Wert, 
nämlich den, den Nachweis zu ermöglichen, dass 
Müller noch nicht soviel Assyrisch gelernt hat, wie 


ein Student im dritten Semester. Beweis: E= AT 


transscribiert er rabiti, weil K. B. a. a. O. rabi-ti bietet. 
ummandt (mt) Lullumi rapsäti übersetzt er: die 
Truppen des weiten Landes Lullume (K. B. richtig: 
die ausgedehnten Truppen der Lullumäer); sani 
tik-k-a den Göttern meines Vertrauens (K. B. richtig: 
den Göttern, meinen Helfern). (Wir hatten schon 
einmal Gelegenheit, an dieser Stelle zu fragen, ob 
denn in ganz Oesterreich-Ungarn kein einziger wirk- 
licher Assyriologe Platz hat. Die Wiener Universität 
und Akademie sollte die Ausfüllung dieser Lückeals eine 
Ehrenpflicht betrachten. Zum mindesten aber sollten 
die Redakteure der W. Z. K.M. derartige Blamagen 
zu verhindern suchen. D. R.). — Idem, die Formel 
der jüdischen Responsenlitteratur und der muham- 
medanischen Fetwäs in den sabäischen Inschriften: 
(zu Goldziher Z. D. M. G. LII 645); Palmyrenisches 


Bild mit Inschrift (2 Zeilen, ergänzt zu 2 ... Ady) 
non =3 Nyon nm; eine Vermutung über den 


Ursprung des Namens JHWH (verwirft Spiegelberg's 
Hypothese Z. D. M. G. LIM 633, mit Recht, aber 
unrichtig ist, was M. positiv behauptet, 1. dass yyy? 
von M esse abzuleiten sei und 2. dass eine „he- 
bräische Vocalisation miy“ nicht existiert. Das 


letzte ist Kampf gegen Windmühlen: Spiegelberg 
und seine Vorgänger identifizieren eben hebräisch 
und masoretisch nicht. Und wenn Sp. sich schief 
ausgedrückt hat, wird darum die sachliche Richtig- 
keit der Theorie, dass zu gegebener Zeit (als Volks- 
etymologie oder nicht) Jahveh gesprochen wurde, 
nicht erschüttert; was aber schliesslich alles den 
Ursprung des Gottesnamens nicht erklärt. D. R.); 
die Inschrift von Nakb-el-Hagar (Gegen Hommel, 
die Südarabischen Altertiimer etc. S. 19, dem er 
dort Verlesungen nachweist). — R. Dvorak, Hohes 
Lied 6, 11 (übersetzt: „Ich wusste nicht, meine Seele 
setzte mich auf die Wagen, die hinführten zu einem 
edlen Landsmann“). — C. F. Lehmann, Nachträge 
und Berichtigungen (zu seinem Artikel). 


2. B. 1899. 
6. C. F. Lehmann, weiterer Bericht über den 
Fortgang der armenischen Expedition. — A. Keane, 


Man, past and present, bespr. von Paul Ehrenreich. 
—A Pastas zur heutigen Sachlage der Ethnologie 
in nationaler und sozialer Bedeutung, bespr. von 
Max Bartels. — Georg Schweinfurth, Bega-Gräber 
(Schluss) (die heutigen Bigarin etc. Nachkommen der 
Blemmyer und diese stammverwandt mit dem Volke, 
welches zu Aegyptern wurde.) — Rud. Virchow, 
Schädel aus dem Lande der Bedja. — A. Götze, 
Analyse eines Eisenklumpens aus der prähistorischen 
Schicht von Troja (ist eisenhaltiges Mineral. — 


Ed. Krause, über die Verwendung von Celluloid-Lack 
zur Konservierung von Altertümern aus Silber, Bronze, 
Bernstein, von feineren Eisen-Altertümern, sowie von 
Holz, Stoffresten und Papier, namentlich alten Zeich- 
nungen, Drucken, Akten in Archiven u. s. w. — R. 
Virchow, über die armenische Expedition Belck-Leh- 
mann. — C. F. Lehmann, Bericht über den von ihm 
erledigten Abschnitt der armenischen Expedition: 
Reise von Rowanduz bis Alaschgert. April bis 
August 1899. — G. Schweinfurth, Madrepore in einem 
mecklenburgischen Grabe (im Anschluss daran ver- 
weist Virchow darauf, dass im Elbgebiet Artefacte 
aus Muscheln des Roten oder Indischen Meeres in 
Gräbern gefunden sind). — Fritz Noetling, Reise in 
der Saltrange und birmanische Waldmesser (gegen 
Luschan’s Theorie, siehe Z. E. 1899 4,0. L. Z. III 40). 
— W. Belck, Schlussbericht über die armenische 
Expedition (der Weg Xenophon’s auf seinem Rück- 
zuge bis in die Ebene von Alaschgert.) — Fr. Hommel, 
Bemerkung, betreffend gewisse Zeichen auf einem 
Kommandostabe von Kedabeg. — M. Haberlandt, 
konträre Sexual - Erscheinungen bei der Neger-Be- 
völkerung Zanzibars. 

1900. 1. Giuseppe Bellucci: Amuleti Italiani con- 
temporanei, bespr. v. Max Bartels. — Bericht über 
die armenische Forschungsreise der Herren W. Belck 
und C. F. Lehmann: R. Virchow, Ueberblick über 
die Vorgeschichte der Unternebmung. C. F. Lehmann. 
Waldemar Belck. 


Zeitschrift für Hebr. Bibliographie. IV. 1900. 

Heft 1. Januar-Februar. Bibliographie. Darin 
Breslauer, Sind Originale, Synagogen- und Volks- 
Melodien bei den Juden geschichtlich nachweisbar’? 
bespr. v. Ackermann. — Steinschneider, Christliche 
Hebraisten (Fortsetzung). Wendet sich zuerst gegen 
unberechtigte Vorwürfe Bischoffs in Krit. Geschichte 
der Talmud-Übersetzungen. — Poznanski, Mitteilungen 
aus handschriftlichen Bibel-Kommentaren. V. Frag- 
ment eines Kommentars zu Leviticus (zu Kap. 15, 
23—31 und 16,31—18,28 aus dem 11. Jahrhundert, 
wahrscheinlich ein Bruchstück aus Jehuda ibn Bal‘anis 
arabischem Pentateuchkommentar, MYAMON 3803 
Ms.. aus der Kairoer Geniza im Besitze E. N. Adlers. 
— H. Brody, El‘asar ben Jakob ha-Babli. Der von 
E. N. Adler, JQR. XI 682 ff. besprochene Divan 
(Ms), aus dem einige Gedichte mitgeteilt werden, 
hat zum Verfasser El‘asar ben Jakob ha-Babli. In 
dem Divan finden sich auch die Zf H B. II 34—35 
anonym veröffentlichten Gedichte. — Rezensionen: 
Thomas H. Weir, A short history of the Hebrew text 
of the Old Testament, bespr. v. Ludwig Blau (Schluss 
in Heft 2). [Heft 2. März-April. Bibliographie, 
darin Abigedor Coben Zedek, Kommentar zu Schir 
ha-Schirim, herausg. v. J. Bamberger, bespr. v. ?, 
Jehuda Al-Charisi, Tachkemoni, herausg. v. A. Ka- 
minka, bespr., v. B-y (Schluss folgt), Machir ben Abba 
Mari OMAN Sy WIEN pp herausg. v. S. Buber 
fu.) nan ADA wan, herausg. v. S. Buber, bespr. 
v. Griinbut. Bischoff, Kritische Geschichte der Talmud- 
tibersetzungen, bespr. v. ?. Der Traktat Ketuboth, 
ins Deutsche übertragen und kommentiert v. M. 
Rawicz, bespr. v. J. Wohlgemuth. — Steinschneider, 
Christliche Hebraisten (Fortsetzung). — H. Brody, 
Über die Makame WR DNJ. Die von Schorr porn 


III 154ff. veröffentlichte Makame wird mit Unrecht 
Salomo ben Zikbél zugeschiieben, da in ihr ein 
Gedicht des jüngeren Dichters Jehudah ha-Lewi 
zitiert wird. 


Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Köuigsberg i. Pr. 
Verlag u. Expedition Wolf Peiser Verlag, Berlin S., Brandenburgstr. 12, 
Druck von Max Sehmersow vorm. Zaha & Baendel, Kirchhain N.-L. 


3. Jahrgang No. 8. 15. August 1900. 


Orientälistische 


Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 


von 


F. E. Peiser. 


— a — 


Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11. 


-~ James Parker & Co. Oxford, 27 Broad Street. 


Ed. Glaser, die Inschrift von Nakb el Hadjar. 
A. Wiedemann, zum Alexander-Roman. 

W. Max Müller, die Söhne Javans Genesis 10, 
F. Bork, Sutruk-Nahhunte A. | 


Besprechungen: 
1 W. Bacher, Die älteste Terminologie der jüdischen Schriftauslegung (Schluss). (A. Marx), 
: M. Steinschneider, Über Sprachkenntnis und Sprachkunde (H. Reckendorf). 
| Knut L. Tallqvist, Ibn Sa‘d Kitab al-mugrib fi hula al-magrib Buch IV, Geschichte 
der Ihsiden und Fustätensische Biographien (M. Hartınann). 
Wissenschaftl. Veröffentl. d. Deutschen Orient-Ges, I (L. Messerschmidt). 

G. Ebers, ägyptische Studien und Verwandtes (A. Wiedemann). 

W. Max Müller, Nachtrag zu der Berl. Söldnerstele. 

r Mitteilungen. Aus gelehrten Gesellschaften. Zeitschriftenschau. 


Bei der Redaktion eingegangene Schriften. 


*) Revue Sémitique 1900 Juliheft. 

Morits Peritz, Zwei alte arabische Uebersetzungen des Buches Rüth. (S.-A. aus der Monatsschr. für 
Gesch. u. Wissensch. d. Judent.) Berlin, S. Calvary & Co. 1900. 

*) Proceedings of the Soc. of Bibl. Arch. XXII 4 u. 5. 

Le Bea Oarra de Vaux, Avicenne aus der Serie: (les Grands Philosophes). Paris. Felix Alcan. 1900. 5fr 

Hellmuth Zimmermann, Elohim. Berlin, Mayer & Müller 1900. 2,40 M. 

Moritz Poppelauer, die jüdische Tradition. Berlin, M. Poppelauer, 1900. 


*) Bereits zur Besprechung ausgegeben. 


Orientalistische 


Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 
von 


F. E. Peiser. 


Erscheint 
am ı5. jedes Monats. 


Berlin. 
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Abonnementspreis 
vierteljährlich 3 Mk. 


Bestellungen nehmen entgegen: die Verlagsbuchhandlung, Berlin S., Brandenburgstr. 11, sowie alle Buch- 


handlungen und Postämter (unter Nummer 5949). 


— Inserate die zweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei 


Wiederholungen und grösseren Anzeigen Ermässigung. 


m ee m le Ab mn nn m — 


3. Jahrgang. 


15. August 1900. 


Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender 


Adresse erbeten: 


Redaktion der 0. L. a Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11.1. 


Die Inschrift von Nakb el Hadjar. 


Von Eduard Glaser. 


In diesen Tagen las ich im 1. u. 2. Heft 
der Wiener Z. K. M. eine geharnischte 
Philippika D. H. Müllers gegen F. Hommel 
in Sachen der Inschrift von Nakb el Hadjar. 
Müller wirft Hommel in der blos 25 Worte 
enthaltenden Inschrift nicht weniger als sieben 
Kopierfehler vor und kündigt eine neue 
U bersoun des übrigens recht unbedeu- 
tenden Textes an. Meines Erachtens schiessen 
beide Herren über’s Ziel. Hommel war zu 
scharf in seiner Diskreditierung der Arbeiten 
Miillers'), und dieser wiederum verfällt in 
denselben Fehler seinem Münchener Collegen 
gegenüber. Man entnimmt dem erbaulichen 
Professorenstreit zwar noch lange keine 
richtige Lesung und Deutung der Inschrift, 
wohl aber das Eine tröstliche, dass nicht 


1) Die Wiener Wissenschaft ist ohnehin genügend 
; betes Da sie die in jahrzehntelanger Arbeit in 
rabien erzielten Resultate eines Osterreichers 
nicht aufkommen liess, vertraute sie sich der Führung 
eines Schweden an und setzte dann schliesslich ihre 
letzte Hoffnung auf einen Engländer, nämlich auf 
den langjährigen Sekretär des Schweden. Falls auch 
Mr. Bury nichts erreicht, dann wird sie wol oder 
übel einen Japanesen zu Hülfe rufen müssen. Nette 
österreichische Wissenschaft! Aber in Wien 
machen Gelehrte, die in dieser Weise Wissenschaft 
treiben, Carriere, während die opfervollsten und 
ergebnisreichsten Reisen und Arbeiten Anderer dort 
selbst in offiziellen Gelehrtenkreisen, ja sogar im 
Unterrichtsministerium, einfach als verdienstlos be- 
zeichnet werden. 


nur die BEER Sterblichen, sondern 
auch die hehren Häupter der Wissenschaft 
Haare lassen müssen, wenn sie sich auf das 
schlüpfrige Terrain der südarabischen Alter- 
tumskunde begeben. 

So viel ich weiss, ist der Vorwurf un- 
genauen Kopierens gegen Hommel ungerecht- 
fertigt; denn dieser hat den Landberg’schen 
Abklatsch der in Rede stehenden Inschrift 
nicht in Händen gehabt, sondern hat nur 
eine Kopie benutzt, die Landberg nach 
dem Abklatsch angefertigt hatte. Landberg 
aber, als Nichtsabäist, hat kopiert so gut 
oder so schlecht er konnte, nicht einmal zu 
schlecht, wie ich glaube. Müller und andere 
Sabäisten — Gott verzeihe mir die Sünde! - 
haben von Inschriften schon schlechtere 
Kopien geliefert und das trotz monatelangen 
Brütens über den Abklatschen oder gar 
über den Originalen selbst! Abklatsche 
der Hadjarinschrift sind seit langer Zeit in 
Wien. Im allgemeinen muss man also er- 
warten, dass die Müller'sche Lesung zu- 
treffender sein wird als die flüchtige Kopie 
durch einen Laien. Müller’s Lesung völlig 
zuzustimmen, vermag ich aber dennoch 
nicht, trotzdem ich den Abklatsch nie ge- 
sehen habe. Denn beispielsweise dort, wo 
notwendig ein Gottesname erwartet werden 
muss, und wo der Laie Landberg thatsäch- 
lich einen solchen abgelesen hat (nämlich 


288 _=[No. 8.] 


D 
ean das ersichtlich nur durch falsche Deu- 
tung zweier Zeichen entstanden ist. Müller 
hat nämlich einen horizontalen Ritzer im 
Steine als zum vorhandenen Verticalstrich 
gehörend erachtet, wodurch er an Stelle 
eines einfachen Worttrenners den Buchstaben 
3 erhielt; ebenso hat er beim dritten Buch- 
staben, dessen linke Hälfte wahrscheinlich 
nur in schwachen Spuren vorhanden ist, 
nur die deutlich vorhandene rechte Hälfte 
(also 5) gelesen, statt des vollständigen 
Zeichens (0). Sollte der Abklatsch edoch 
trotzdem links vom Worttrenner die Spuren 
eines zweiten Verticalstriches zeigen, dann 
wären sie als Überreste eines N aufzufassen 
und das Wort zu lesen: 7M (ein hadhra- 
mitischer Gottesname), also mit ) in der 
Mitte anstatt Y. 

Ich gebe im folgenden den Text nach 
Müller’s Lesung, indem ich an den betreffen- 
den Stellen (oberhalb) auch die Landberg- 
schen Varianten hinzufüge. 

Daran schliesse ich eine Uebersetzung, 
selbst auf die Gefahr hin, Müller zu Hilfe 
zu kommen oder gar von ihm übertrumpft 
zu werden. Beides werde ich gelassen er- 
tragen. Du mein Gott, es wär nicht das 
grösste Opfer, das ich der Sabiistik brachte! — 
Die Inschrift lautet in hebräischer en 

b) 
Fpbm myn x nam OINP aw ja wan I 
wm) CM, 
buy Mas 00) abnD DIN DIN 


(Diyor) | A) 
xt) leer DYD “ek owy JT MRI MN II 


AO 
ypas Ad NIT 7291 

Ich tibersetze die Inschrift: 

1. Zeile: „Habsal (Jabsal) Sohn 
Schadjab’s begann (führte auf) die Bauten 
der Mauer Maifa‘at’s und (die Bauten) 
ihres (nämlich Maipha‘at’s) Bezirkes, mit 
Stein und Balken (Holz) und Klammern 
(Spangen), und (ebenso) die Bauten (den 
Bau) der Tempel des (Gottes) Amm. 
(bezw. Haul). 

9. Zeile: Es war (es entstand, ward 
perfekt) ihre (nämlich der Stadt) Mauer von 
unten (von Grund auf) bis oben. Und 
er ebnete (planierte, glich aus, besserte 
aus) und erhöhte, was mit einer Mauer 
umgeben hatten die beiden Söhne des 
Sidkijada“ 

Wenn am Abklatsch gegen Ende der ersten 
Zeile wirklich 31 (statt 3272) steht, dann ist 
das vorausgehende EINE selbstverständlich 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[August 1900.) 284 


findet Müller ein ganz sinnloses Wort | nicht ate I, zu lesen, sondern mit Mordt- 


mann (ZDMG 37,412) als Nomen auf- 
zufassen. Es kann wa-iftiläm gelesen und 
dann natürlich mit dem folgenden wama- 
bani als coordiniert erachtet werden, in 
welchem Falle es ein Bauausdruck wäre und 
die neue Begriffsreihe eröffnen würde: „Und 
ebenso (führte er auf) das Iftilam und die 
Bauten der Tempel . . .“ Einfacher aber 
ist, es coordiniert mit DIIN und OYY aufzu- 
fassen, in welchem Fall es nichts mit der 
Wurzel pis zu thun hat, sondern nur mit 


dem arabischen (G3 oder Juis. Bei dieser 


Annahme, für die ich mich entschieden habe, 
bildet es den Schluss der Begriffs- und 
Bestimmungsreihe, die sich auf die Bauten 
der (oder an der) Mauer und in dem Bezirk 
Maifa‘at’s bezieht. Das folgende wamabani 
ist wie das erste mabäni Objekt zum Verb 
onna. 
Gegen die Müllersche Lesung >91 
spricht das vorausgehende MIN „Tempel“ 
(plur.); denn dieses verlangt einen Gottes- 
namen. Wenn da ein in diesem Falle völlig 
unbefangener und von niemand beeinflusster 
Laie cy las, so sehe ich nicht ein, warum 
daran Anstoss genommen werden sollte. 
Höchstens käme noch 5m in Betracht. 
Steift man sich aber trotzdem darauf, 5y) 
gelten zu lassen, dann müssten wir einen 
absolut neuen Götternamen zugeben oder 
wir müssten annehmen, es sei 511, also nicht 
Yı, zu lesen, dieses als im Status constr. zu 
mN stehend und das folgende ‘nN als Eigen- 
name aufzufassen, etwa: „Ebenso (führte er 
auf) die Bauten der Tempel des Bezirkes 
(heiligen Bezirkes?) Ahaj*. Wir kommen 
aber da aus den Emendationen und Kom- 
binationen gar nicht heraus, ganz abgesehen 
davon, dass dann AN3) ganz ohne verbale 
Einleitung dastände. Eine solche aber ver- 
mute ich gerade in `N, indem ich in diesem 
Wörtchen, ‚auch trotz des sonderbaren N, 
irgend ein Äquivalent der hebräischen Wurzel 
mn zu erkennen glaube!). Die folgende Wort- 


') ya, immer vorausgesetzt, dass es richtig 
kopiert ist, könnte auch ätbiopischem AP (5hd) 


oder Rl &hö) „utique“ entsprechen. Dann wäre 


zu übersetzen: „besonders ihre Mauer...“ Das 
Wörtchen könnte aber auch Präposition sein: „an“, 
„auf“, „bei“, „innerhalb“, „ausserhalb“, „mit“, 


„ohne“ etc. also: „und die Bauten der Tempel 
des ‘Amm (Haul) bei (auf, an, etc.) ihrer Mauer.“ 
Schliesslich könnte man y auch noch als pron. 
relat. auffassen, also: „welche er mit einer 
Mauer umgeben hatte.“ 


2385 (No. 8.) 


reihe ist klar!). ym, b und 2 sind in den In- 
schriften deutlich als Aquivalente von arabisch 
up und o zu erkennen. Dass x = Y, 


bedarf keiner Betonung. OWY und cy 
übersetze ich nach den Bedeutungen, die 
diese Worte in mehreren anderen meiner 
Inschriften haben. Wir haben es hier mit der 
in Bauinschriften so häufig vorkommenden 
Formel zu thun: „von unten bis oben“, für 
die auch in anderen Inschriften nicht immer 
die bekannten stereotypen Vokabeln gebraucht 
werden.?) Die Verba N™ und òy übersetze 
ich nach den arabischen Wörterbüchern und 
in Übereinstimmung mit Hommel. Statt 
Miiller’s M3 lese ich lieber mit Landberg %33 
und übersetze: „die beiden Söhne“. Denna 
müsste „sein Sohn“ (so Müller) oder richtiger 
„ihr (fem.) Sohn“ übersetzt werden. Beides 
wäre misslich; denn der Vater wird doch nicht 
fortgesetzt haben, was der Sohn begonnen. 
Das Umgekehrte wäre vielmehr zu erwarten. 
„Ihr Sohn“ aber (,ihr* fem.) gäbe gar keinen 
Sinn; denn es ist in der ganzen Inschrift 
von keiner Frau die Rede. Hat der Abklatsch 
aber unzweifelhaft M2, dann müssten wir 
an eine ganz andere Deutung denken, nämlich 


1) Schon Mordtmann hat hier dem notwendigen 
Sinne nach das Richtige vermutet (ZDMG 37,413). 

23) Diyyn steht hier natürlich an der Stelle von 
sonstigem pnp’ und ähnlicher Ausdrücke, bezieht 
sich also wie diese auf die obersten Teile des Bau- 
werkes, hier speziell sind es die „unzugänglichsten 


Teile,“ von arabisch AA. Gl. 290, Zeile 8 heisst es: 


pl iv 

Gl. 661: .... niwy |}. z 

Gl. 698:.... “y | cowy | 79 ar 

wo also Ody sonstigem WAYN entspricht, so- 
nach „Grund“, „Wurzel“, „unterster Teil“, „Unter- 
irdisches“ etc. In Gl. 1209 kommt es zweimal als 
Verbum vor u. z. einmal in Verbindung mit 12530 
(„und als er das Wasserbecken ‘asanierte und....“), 
das andere mal mit 7) („und als er begann und 
‘asanierte das k. w. r des (Gottes) Ta-lab in 
Jethé‘a . . .“), ersichtlich in beiden Fällen den 
Unterbau (Grund etc.) betreffend. In meiner Sirwäh- 
inschrift (Gl. 1000) tritt das Wort als selbständiger 
Nomen auf u. z. bezeichnet es dort einen Wasserbau („er 
baute won | wy "= „er baute das ‘A. s. n Tafisch“; 


ebenso baute er yo | wyn „das Ma‘san von Jalit“). 
Da Ma‘san ebenso wie Ma-khad (Damm, Schleuse etc.) 


in den Inschriften mit einen in (= Sr) „Lei- 


tungsgraben*, „Zuführungsgraben“ in Verbindung 
steht, so muss jy irgend ein tiefliegendes Wasser- 


becken sein. Hebr. jy/y passt zu dieser Bedeutung 
gar nicht, ebenso steht es mit fast allen Bedeutungen 
des arabischen JS, von welchen nur die zwei: 


2 
„Spur“ und gr = „Ort“ einigermassen stim- 
Ben. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEI TUNG. 


[August 1900.] 286 

an eine Präposition (j=) mit weiblichem 

Pronominalsuffix, also entsprechend arabisch 
® „von ihr“. Der Sinn des letzten Satzes 


wäre dann: Und er planierte und erhöhte 
(alles dasjenige), was von ihr (von der Stadt 
Maifa’at, oder „von ihnen“, fem., aber sing., 
in welchem Falle es sich auf Max bezöge) 
mit einer Mauer umgeben hatte Sidkljada‘. 
In diesem Falle wäre ein Teil der Stadt 
oder der sonstigen Objekte schon von dem 
Vorgänger Sidkijada mit Umfassungsmauern 
versehen worden. 


München, 23. Juni 1900. 


Zum Alexander-Roman. 
Von A. Wiedemann. 


Alexander der Grosse und die Diadochen 
in Aegypten haben es sich angelegen sein 
lassen, den makedonischen Eroberer als den 
rechtmässigen Nachfolger der Pharaonen hin- 
zustellen. Zu diesem Zwecke ward er zum 
Sohne des Jupiter Amon erklärt und trug 
die Widderhörner seines Vaters als Zeichen 
seiner Herkunft, wie dies bereits die alten 
Herrscher des Landes gethan hatten'). Die 
gleiche Tendenz verfolgen die Berichte, die 
ihn für einen Sohn des letzten einheimischen 
Königs des Landes Nectanebus II. ausgeben, 
und welche vor allem die Einleitung zu dem 
im Orient und Occident weit verbreiteten 
Alexander-Roman bilden?). Das Alter der 
verschiedenen Bestandteile dieser Kompilation 


ist streitig; die eben erwähnte Einleitung, 


welche zahlreiche Spuren ägyptischen Ur- 
sprunges an sich trägt, scheint zu den ältesten 
Stücken zu gehören. Für die Episode der 
Verwandtschaft Nectanebus’ II. und Alexan- 
ders scheint mir folgendes, bisher nicht heran- 
gezogenes Denkmal dies zu erweisen. 

In der Eremitage zu Petersburg befindet 
sich das Bruchstück einer Steinvase, welche 
ihrer hieroglyphischen Inschrift zu Folge von 
dem Könige Alexander geweiht worden ist). 
Auf ihr erscheint ausser dem in eine Cartouche 
eingeschlossenen Namen Alexander der Ka- 
Name Hor-temä, der nur auf den eben ge- 
nannten König bezogen werden kannt). Dieser 


1) Z. B. Seti I bei Mariette, Abydos I, 22, 23. 

2) Für die neuere Litteratur über den Roman 
vgl. Noeldeke, Wiener Denkschr. 38 Nr. 5; Ausfeld, 
Rhein. Mus. 1900 S. 348 ff. und deren Zitate. 

3) Golenischeff, Inventaire p. 374 ff.; publ. bereits 
Kircher, Oedipus III p. 385. 

*) Der Name des Gottes Hor-tema, der auch nicht 
in der Ka-Umrahmung steht, hätte an dieser Stelle 
keinen Sinn; und ebenso wenig kann hier ein Name 


287 No. 81] 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[August 1900. 288 


Ka-Name ist nun weder der Alexander’ I.t), 
noch der Alexander’ II.?), noch endlich der 
Ptolemaeus’ I.3), an den man zur Not denken 
könnte, da dieser Fürst eine Zeit lang als 
eine Art von Unterkönig Alexander’ II. auf- 
trat, sondern der Nectanebus’ II. 

Ein derartiger ägyptischer Ka-Name setzt 
den Pharao in Beziehung zu dem Gotte 
Horus, freilich nicht zu Horus, dem 
Sohne der Isis, sondern zu dem mit der Sonne 
in Verbindung stehenden Horus, der als Hor 


behudti zu Edfu den Sonnengott unterstützt 


und an zahlreichen anderen Orten unter an- 
dern Namen ähnliche Funktionen hat. Ge- 
legentlich, wie in der Form des Harmachis, 
wird dieser Horus vollständig zum Sonnen- 
gotte+). Die Verbindung zur Sonne wird bei 


den Ka-Namen häufig durch die dem Sperber 


beigefügte mit den Uraeus geschmückte Son- 
nenscheibe betont. Der König ist dieser 
Horus in einer irdischen Verkörperung, und 
diese Sonderform des Gottes trägt den be- 
sondern Namen, den die Ka-Namen-Umrah- 
mung einschliesst. In Folge dessen wechseln 
diese Ka-Namen von König zu König, da 
sonst zwei und mehr Götter völlig gleiche 
Namen tragen würden, was bei dem Zu- 
sammenhange, den der Aegypter zwischen 
Namen und Ding annimmt, nur dann möglich 
wäre, wenn es sich um gleiche Götter han- 
delt. Falls sich also trotzdem eine solche 
Gleichheit der Ka-Namen findet, so muss 
man annehmen, dass die Aegypter damit aus- 
drücken wollten, dass der ältere königliche 
Träger des betreffenden Ka-Namens in dem 
jiingern gleichbezeichneten Herrscher eine 
neue Verkörperung gefunden habe. 

Diese Erwägung auf unsern Fall ange- 
wendet, würde ergeben, dass die Ueber- 
tragung des Ka-Namens des Nectanebus II. 
auf Alexander den Grossen zeigt, dass nach 
ägyptischer Anschauung der Makedone ge- 
wissermassen der neu in das Leben getretene 
Nectanebus II. war*), die gleiche vermensch- 


des unter ihm angebrachten Bildes eines Cynocepha- 
lus (für das gleiche Tier in gleichem Zusammenhang 
bei Leps. Denkm. III 171) vorliegen. 

') Lepsius, Königsbuch Nr. 684. 

*) Diadochen-Stele 1. 1. 

8) Vel.Griffith bei Naville, Mound of the Jew. p. 62. 

*) Die Griechen bringen ihn daher mit Apollo 
zusammen. Hermapion bei Amm. Marc. 17, 4. 18 
giebt das Hor des Ka-Namens mit Apollon wieder 
(vgl. für die wenig glückliche Gleichsetzung auch 
des Horus, des Sohnes der Isis, mit Apollo Her. IT. 156) 
und Asclepiades von Mendes (bei Sueton. Oct. 94) 
identifiziert in seiner Parallelsage zur Erzeugung 
Alexanders den Drachen, der den Augustus erzeugte, 
mit Apollo. 

") Vgl. das Orakel bei Pseudo-Callisthenes ed. 
Müller 1. 3: ofros 6 gvyow Bavıdeis (Nectanebus) Eee 


T 7 


lichte Gottheit wie dieser bildete, somit als 
dessen Ebenbild, als sein namens- und wesens- 
gleicher Nachfolger und damit Sohn in die 
Erscheinung getreten war. Wir haben damit 
hier die erste Anspielung auf die Verwandt- 
schaft zwischen Nectanebus II. und Alexander 
dem Grossen in einem ägyptischen Texte vor 
uns. Da derselbe auf einem zeitgenössischen 
Denkmale steht, so hätte bereits der König 
selbst oder seine Beamtenschaft diese Fiktion 
ebenso gut begünstigt oder aufgestellt, wie 
die von der Abstammung des Herrschers 
vom Gotte Amon. Die diesbezüglichen, im 
Alexander-Roman weiter ausgesponnenen Ge- 
dankengänge würden demnach auf die Zeit 
Alexanders selbst zurückgehn !). 


Die Söhne Javans Genesis 10. 
Von W. Max Müller, 


„Die Söhne Javans sind Elischa und 
Tarschisch, (die) Kittim und (die) Dodanim.“ 
An die Frage nach diesen Namen erinnerte 
mich wiederWincklerdurch seineBemerkungen 
zu den Kittim, Forschungen II, 422. Seine 
Darlegungen zu C’N3 sind vollkommen über- 
zeugend?); die bisherige Deutung auf Cypern 
ist eine von den vielen fadenscheinigen Sacher, 
für die es keine anderen Gründe giebt, als 
dass schon sehr lange einer sie dem anderen 
nachschreibt. 

Wenn wir nun aber diesen vermeintlichen 
Namen Cyperns aufgeben, so müssen wir 
uns fragen: ist es möglich, dass im Alten 
Testament kein Name Cyperns vorkommt? 
Dass wäre wirklich im höchsten Grade un- 
wahrscheinlich, besonders Gen. 10 sollte das 
Land irgendwo versteckt sein. So wird denn 
nichts übrig bleiben, als auf die Gleichsetzung 


von Alaschia und NZ^“SN zurückzukommen, 
die meines Wissens bisher noch nirgends 


nahi ëv Aiyiaty, ov yreaoxwv, alla vealuy (näm- 
lich als Alexander der Grosse). 

t!) Dass auch sonst bereits frühe Sagen an die 
Person des Nectanebus geknüpft wurden, zeigt ein 
etwa dem 2. vorchristlichen Jahrhundert angehöriger 
griechischer Papyrus (ed. Leemans, Papyri Graeci 
Musei Lugduni-Batavi I p. 122ff.), welcher nach den 
Einleitungsworten und dem Datum zu urteilen, in 
dem nicht mit überlieferten Schlusse eine dem Könige 
gewordene Prophezeiung über scine Vertreibung 
enthalten haben wird. 

*) Wo das eigentliche Land pp (?) lag. wird sich 
wohl erst mit neuem Material bestimmen lassen. 
Vom Umfang und der Lage solch ferner Gegenden 
hatten die jeruralemitischen Tempelschreiber gewiss 
keine rechte Vorstellung und mögen sie zu ver- 
schiedenen Zeiten verschieden verstanden haben 
(s. Winckler). 


289  ;No. 8] 


gebührende Beachtung gefunden hat!) Und 
doch ergiebt sich diese Gleichheit schon aus 
der merkwürdigen Übereinstimmung der 
Namen. Dass schon die LXX das Jodh an 


der heutigen Stelle (Edsoa, Eisıoa) hat, be- 
vgl ausser den biblischen 


weist wenig; 
Varianten jetzt die Sirachhandschriften für 
das fortwährende Umspringen der Halbvokale. 
Übrigens steht bei Ez. 27, 7 in den Haupt- 


handschriften EAssoas, wonach das Jodh noch | 


an seiner richtigen Stelle stehen könnte. 


Weiterhin stimmt alles sachlich. Es ist eine: 


Insel (lies den Singular statt YN Ez.!) und 
von griechenähnlichen Stämmen bevölkert 
(Gen. 10). Die doppelte Nennung in der 
LXX, wo es vs. 2 (vgl. Chron.) zwischen 
Javan und Tubal erscheint (NB!) hat man zu 
stillschweigend korrigiert, meine ich. Sie 
kann recht gut zum alten Textbestande ge- 


hören und eine Spur der alten Zusammen- 


stückelung verschiedener Quellen sein; wenn 
eine Glosse, so zeigte sie noch eine richtige 
Auffassung des Namens, der gut an die Klein- 
asiaten angeschlossen wäre, müsste somit als 
ziemlich alt betrachtet werden. Die Produkte 


one) moon (Ez.) beweisen wenig; Purpur 


wird aber in der Griechenzeit auch als kyp- 
risches Produkt erwähnt. Somit hätten wir 
den gesuchten Namen und gut begründet 
dazu ?). 

Man wird sich darüber wundern, dass ein 
so alter Name noch bei Hesekiel vorkommt. 
Er könnte in dem recht nach der Studier- 
lampe riechenden 27. Kapitel aus irgend 
einem alten Schriftsteller hervorgesucht sein. 
Es lässt sich aber ein recht später Gebrauch 
des Namens in Agypten belegen. Er er- 
scheint wohl nach Ramses III?) nicht mehr 
und erst die Ptolemiertexte graben ihn schein- 
bar wieder aus. Ich erinnere daran, dass 
zwei Schreibungen vorliegen: die alte ’-s(z)-y, 
in der die Liquida vor s defektiv behandelt 
ist nach einem häufigen Schriftgebrauch, und 
die jüngere ’a-ra-sa, die sich wohl schon 
etwas an die Keilschriftform halt. Das war 
den Schreibern frühzeitig nicht immer klar; 
LD. III, 131a sind beide Namen nebenein- 


1) So zuerst Conder, Quart. Stat. 1892, 45, vgl. 
meinen Aufsatz über Alasia Z. Ass. X, 297 ff. 

2) Über Elisa-Karthago hoffe ich mich an anderer 
Stelle zu äussern. Den biblischen „Ethnographen“ 
möchte ich immerhin die Zurechnung der Punier zu 
Javan nicht ohne Zwang aufbürden und das Wohnen 
der Punier auf Inseln nicht dem gelehrten Hesekiel, 
so lange einfachere Erklärungen möglich sind. 

Loa DHI I, 12 ’a-ra-s-y schreibt offenbar nach 
direkter Keilscbriftvorlage. weil von der gewohnten 
Orthographio abweichend. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[August 1900.] 280 
ander gesetzt'). Aber der Ubr setzer des 
Kanoposdekretes vom Jahr 9 de» Ptolemaeus 
III, der demotisch Salmina, hieroglyphisch 
S(i)[b]ynat schrieb, muss doch noch davon 
gehört haben, dass der ihm in der Schreibung 
S(i)y überlieferte Name ein defektives | ent- 
hielt, sonst wäre er nicht auf die seltsame 
Idee gekommen, ihn und die Stadt Salamis 
etymologisch zusammenzubringen. Demnach 
hat eine Kenntnis des Namens 550 v. Chr. 
in Palästina auch nichts Befremdendes. 
Uber die Rodanim oder Dodanim ist viel 
hin und her geschrieben worden, eine be- 
friedigende Erklärung hat sich aber nicht 
ergeben. Winckler denkt l. 1. 422 an die 
Emendation Dor&nim, was etwas einleuch- 
tender wäre?), scheint aber keinen Wert 
darauf zu legen. Ich glaube, keine Emen- 
dation liegt so nahe, wie: DW, oder wenn 
man das ) halten will, vielleicht 09373). Es 
ist das an der westlichen Küste Kleinasiens 
sitzende Volk, das die Agypter (vgl. mein 
Asien, S. 360—362) als Da-nö-na kennen. Der 
Amarnabrief 151, 52 nennt das Land Da-nu-na 
in einer Weise, die auf eine gewisse Be- 
deutung der Bewohner für den tyrischen 
Handel schliessen lässt, sei es als Händler 


oder Seeräuber. Wahrscheinlich in der 
letzteren Rolle müssen sie auch am ägyptischen 
Hof bekannt gewesen sein, sonst hätte die 


dort gemeldete Neuigkeit keinen Zweck ge- 
habt. Etwas Bestimmtes kann ich über das 
(häufig mit den Danaern verglichene!) Volk 
nicht sagen. Seine Nennung in der Völker- 
tafel scheint auf eine sehr alte Quelle zu 
weisen. Ez. 27, 15 ist natürlich }77 ebenso 
zu emendieren; der Parallelismus mit den 
„vielen Inseln“ ist höchst beachtenswert ®). 
Über Tarschisch brauche ich mich des- 
wegen nicht ausführlicher zu äussern, weil 


!) Wie noch Ombos 130 ’-ri-sa (eigentl. sö(u?)?) 
neben 132 S(i)-y hat. 


?) Es wäre dann die Nominalbildung analog dem 
arab. Jtindni zu beachten (vgl. übrigens Asien, 8. 
370, A. 3). 

*) Das ] scheint (in der ersten Silbe) bezeugt 
durch die Aussprache‘ Pödıo der LXX und das äusserst 
verführerische, aber leider zu junge 019495 Targ. 
Jer. (vgl. Asien, S. 354 über die Dardaner). Doch 
ist dieser Buchstabe nebensiichlich, 


*) Die von dort gebrachten Elephantenzähne 


könnten in der Ordnung sein; wie die den Ägyptern 
aus Cypern gelieferten würden sie von der libyschen 
Küste stammen. Aber das folgende pojn ist 
schlimm. Wäre es zu halten (Cornill), so müsste es 
ein Fehler Hesekiels sein. Von den Mittelmeerküsten 
kam kein Ebenholz. Sehr nahe liegt so der Ver- 
dacht, dass ein späterer Leser das (bekanntlich zweifel- 
hafte) Wort für Elfenbein hineinkorrigierte: -»9p/ 
D734, vgl. die LXX, in der wohl eine Dublette des 


291 No. 8. 


unterdessen auch Cheyne (OLZ. III, 151) 
das Richtige gefunden hat: wwon (Tur- 
schosch?) ist eine Dublette von DYN Turs 
d. h Italien, Tyrsenerland. Das liefert die 


Bestätigung, dass Gen. 10, 2 Elischa-Alaschia | ` 
_ dürfen. 


als Dublette seine Berechtigung hat, es 
müsste denn eine und dieselbe Hand dies 
und Tiras als Glosse (so Cheyne) eingefügt 
haben. Weiter möchte ich mich in die Kritik 
des Textes nicht einlassen ’). 


Sutruk-Nahhunte A 
von F. Bork. 

Obwohl wir der Veröffentlichung einer 
Inschrift erst entgegensehen, die hoffentlich 
die elamische Sprachforschung auf eine neue 
Grundlage stellen wird (vgl. O. L. Z. 1899, 
Sp. 62), wage ich Nachstehendes zu ver- 
öffentlichen. Vielleicht mag auch dieser 
kleine Beitrag der Bewältigung des neuen 
Materials etwas vorarbeiten. 

Der erste ernst zu nehmende Versuch, 
die Inschriften der Könige von Ančan- 

uSunka zu entziffern, ist der von Weissbach 
in seinen Neuen Beiträgen 1894 veröffent- 
lichte. Er beruhte bereits im ganzen auf 
sicherer Grundlage, und der Entzifferer wird 
wohl einen erheblicheren Bruchteil der „365 
Tage des Jahre“ über die Bedeutung der 
Wörter nachgesonnen haben als seine geist- 
reichen Vorgänger. Aber er dürfte doch im 
„Niederreissen von Grund aus“ etwas zu 
weit gegangen sein. Es wäre sicher etwas 
seltsam, wenn drei Könige hintereinander 
den Tempel niederreissen — von Grund aus — 
und ihn aufs neue bauen sollten. Aber 
diese Uebersetzung stützt sich auf ein Wort 
in den Achamanidentexten, dessen erste 
Silbe nicht fest steht: die erste Silbe des 
Wortes für „zerstören“ ist unbekannt und 
dürfte schwerlich sa lauten?), da wenigstens 
in den alten Texten sari wohl sicher nicht 


zweiten Teiles vorliegt. Dass pjp von Elephanten- 
zähnen nicht gesagt werden kann, hat der Syrer 
richtig erkannt; so wäre der Zusatz denn eine Er- 
klärung jenes seltsamen Ausdruckes. Aber das 
pynandi (LXX — daneben?), 499253 (Syr.) bleibt be- 
fremdlich. Kühne Leute würden darin die Libyer — 
Lübim suchen. Wire die (allzuglatte) Lesung der 
Peschitto richtig, so würde ich die anstössigen 
„Hörner“ in pjp ändern. Eine sichere Wieder- 
herstellung des offenbar mehrfach überkorrigierten 
Textes ist kaum möglich. 

1) Den sehr auffallenden Gebrauch des Nomen 
gentile im Plural ohne Artikel finden wir Va. 13 
fortgesetzt, was mit keiner der gangbaren Theorien 
über die Quellenscheidung stimmt. 

?) Norris las ki. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[August 1900.) 292 

„zerstören“ bedeutet! Weissbach hätte also 
darum nicht die Grundlage seiner Entziffe- 
rung leugnen brauchen, falls seine Ueber- 


. setzung nicht das Richtige trife. 


Aber er hätte seine Grundlagen erweitern 
In seinen „Erläuterungen“ versucht 
er bereits, halat-imma zu lesen, d. h. das me 
zum vorhergehenden Worte zu ziehen. Das ist 
zweifellos richtig; wie ihm schon seine Ueber- 
setzung von Silhak-In$uSinak D hätte zeigen 
können, ist me das alte Genitivsuffix. Wir 
wissen aber auch, und danken dies wiederum 
Weissbach, dass im Neuelamischen halat 
„Befehl“ heisst. Hüsing wird also auch 
Recht haben, dass das neuelamische Zeichen 
46 auf t endigt (Elamische Studien S. 9), 
mag es als mut oder lat zu lesen sein. 
Denn nun ist tarlat (oder tarmat) dieselbe 
Bildung mit halat. Dem letzteren entspricht 
aber in anderen Texten ein drittes Wort 
gleicher Bildung upot (Silhak-Insusinak B, 
C und Kutir-Nanhunte C). Da also auch 
dieses = „Befehl“ ist, so gehört es natürlich 
zu neuelamischem hupo = „herrschen“, wo- 
durch die Bedeutung von halat und upot 
gesichert wird!). Daraus ergiebt sich, dass 
hali = „befehlen“, und nicht „ähnlich wie 
kuši“ ist (Neue Beiträge S. 10). Also halih 
= „ich befahl“, halikume = „das Befohlene“. 

Hier setzt eine Beobachtung Hüsings ein: 
imma steht in den Weissbach’schen Texten 
nur da, wo Kiri-kiSa vorhergeht (vgl. Kutir- 
Nanhunte C upot-ma zu beziehen auf Insu- 
Sinak). Demnach bedeutet hala-t-i-mma: 
„auf ihren Befehl“. Dabei wissen wir frei- 
lich nicht, ob das Elamische überhaupt 
Geschlechter unterscheidet; auf die ver- 
schiedenen Personalpronomina habe ich schon 
O. L. Z. 1900 Sp. 10 aufmerksam gemacht. 
In einer Inschrift des Untas-RiSa (Loftus 11) 
findet sich, auf Nanhunte bezogen, sijan-i-mie 
upot u. 8. W. 

Das obige genitivische me steckt aber 
auch in Lijan-irra-me. Lijan-irra ist „die 
Lijanische“, also wohl das parallele Lijan 
laha-k-ra als „die Lijan bewohnende* zu 
übersetzen (Also Mäl-Amir II 33 laha-ma-n-ra 
ungefähr „er wird bewohnen“) Weissbachs 
Uebersetzung (Neue Beiträge S. 6) ist also 
mindestens ungenau, richtig könnte aber wohl 
kek mit „mächtig“ getroffen sein; es bleibt 
wohl keine Wahl, da es nicht „gross“ heisst. 

Der erste Teil der Inschrift ist also ziem- 
lich klar, mehr Schwierigkeiten bietet der 
zweite. 


) Zu V hupo hat Hiising (Elam, Stud. S. 37) 
auch Aupo-ppi gestellt. Möglicherweise gehört auch 
das malamirische sal-hupa dazu. 


293 [No. 8.) 


Ueber die Formen misi-r-ma-h und pe- 
p3i-r-ma-h habe ich bereits in der Januar- 
nummer der O. L. Z. dieses Jahres ge- 
handel. Neben midi-r-ma-ma findet sich 
parallel mit demselben misi-r-ma-na; die 
Form ist also ein Infinitiv, abhängig von 
«u sarra-h, wie im Neuelamischen tau-man 
von li-p, mit infigiertem tr, das sich natürlich 
auf sijan bezieht. Wenn eine Variante zu 
Kutir-Nahhunte A dafür misi-r-ma-h-ma bietet, 


so hat sich der Schreiber verschrieben: er | 
, lipa-r-u-ri’(„meinen Unterthanen“) zeigt, das 
„mein“ 


wollte zuerst mi3i-r-ma-h schreiben und sah 
dann erst, dass noch u sarra-h folgte. Offen- 
bar konnte man statt misi-r-ma-na u sarra-h 
einfach misi-r-ma-h sagen, wie das folgende 
pe-pki-r-ma-h zeigt. Weissbach’s Ausdruck 
„fakultative Zufügung von „h“ (Neue Bei- 
träge S. 28) ist mindestens sehr unglücklich 
gewählt, wie auch neuelamisches hupe natür- 
lich aus huh-pe entstanden ist. Was bedeutet 


aber Vmis und Vsar? 


misi-r-ma-na steht Silhak-Ingudinak B ab- 
hängig von kusi-h wie sonst von sarra-h 
(sars-h). Man kann also etwas „bauen“ oder 
„Sarr-ieren“, um es „miši“ zu machen. Nun 
steht miši in allen Inschriften, die erzählen, 
dass Hubannumena den sijan gebaut habe. 
Da das ,Niederreissen* nicht wahrscheinlich 
ist, so bleibt wohl nur die Wahl zwischen 
„weiterbauen“ und „wiederherstellen“, zumal 
da der Infinitiv auch von kuši-h abhängig 
sein kann. Da aber miši auch Kutir-Nan- 
hunte C und Silhak-Ingusinak C steht, wo 
ein früherer Erbauer nicht genannt ist, also 
derselbe wohl nicht bekannt war, so darf 
man wohl kein Weiterbauen annehmen 


und Vmiš dürfte „herstellen“ bedeuten. 


Vsar dürfte, wenn es nicht „befehlen“ be- 
deutet, etwa mit „sich anschicken“ zu über- 
setzen sein (Die Inschrift steht auf den zum 
Bau verwendeten Ziegeln)!). 

Ueberspringen wir zunächst die schwieri- 
gen Silben hinter sarra-h, so kommen wir 
zu der iterierten Form pe-p3i-r-ma-h, die 
(vgl. O. L. Z. 1900 Sp. 9) etwas Aehnliches 
wie kusi-h bedeutet, mit dem es durch „und“ 
verbunden ist. Die Iteration der Form lässt 
schliessen, dass in der Bedeutung eine itera- 
tive oder wenigstens dynamische Handlung 
zu suchen ist. Auch in Mäl-Amir bezieht 
sich dieselbe auf einen Tempel, ebenso offen- 
bar in der Inschrift des Hubannu-Meua, in 
der wieder auf pe-pä-ja ein kusi-h folgt — 
allerdings steht unmittelbar vor dem Worte 


1) Sollte es zu kassischem sari-pu = Fuss 
gehören und „ich ging vor“, „ich that Schritte“ 
bedeuten? 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[August 1900.) 294 

kukunnum, das aber auch eine Art Heiligtum 
auszudrücken scheint. Da es vor kusi-h 
steht, ist wohl nicht anzunehmen, dass es 


eine Zuweisung von Abgaben an den Tempel 
; bedeute, aber immerhin möglich,” da von 
‘denselben auch die Baukosten bestritten 


werden konnten. Wenn ich versuche, das 
Wort einstweilen mit „ausstatten“ zu über- 
setzen, so bitte ich, dies in der weitesten 
Bedeutung zu fassen. 

napi-r-u-ri enthält wie das neuelamische 


und ist von Hüsing (Elamische 
Studien S. 25) bereits erklärt; es bedeutet 
nicht „Heiligtum“, sondern „meiner Gott- 


heit“. Von tunih ist i abzutrennen. V tun 
bedeutet, wie die neuelamischen Texte lehren 
„übergeben“, 

Bei demdunkelen erientimna ist zunächstdie 
Wortabteilung äusserst schwierig. Weissbach 
hält erstum für den Stamm (Neue Beiträge S. 8). 
Oppert trennt e davon ab. Hüsing schreibt 
mir Folgendes dazu: „Häufiger findet sich 
e-ri-en-lim-im-ma, e-ri-en-tum-um-ma. Da 
aber das tum häufiger als tu gebraucht wird, 
haben wir wohl erientimma und dement- 
sprechend erientumma zu lesen; erientimna 
ist eine Variante des ersteren, wie ja auch 
misirmama neben misirmana vorkommt und 
ähnliche mehr. Wie die Varianten zeigen, 
ist en infigiert und kann auch fehlen. Eine 
Einfügung von Nasalen, wie Weissbach 
(Neue Beiträge S. 8) wollte, ist im Elami- 
schen noch nicht belegt. Weissbach’s 
Beispiele zählen nicht, soweit sie iranische 
Namen betreffen, in denen auch im iranischen 
Texte der Nasal zu lesen ist; in hupe-n- 
tukkime und anderen ist n Suffix. Die Er- 
klärung anderer Fälle (wie Humban neben 
Huban und ähnliche) ist noch ungewiss. 
Dass in unserem Falle keine Einfügung eines 
Nasals vorliegt, gebt übrigens schon daraus 
hervor, dass stets en, nie in eingefügt wird, 
während umgekehrt nie ert-e-timma (für ein 
etwa auszudrückendes eretimma) vorkommt“. 
Als Material mag auch die ohne eri auf- 
tretende Form in tum-um (UntaS-Risa C = 
Loftus 9) gelten, die wahrscheinlich als en 
tum-um zu deuten ist. Ueber die Bedeutung 
dieser rätselhaften Verbindung lässt sich 
einstweilen noch nichts einigermassen Sicheres 
sagen. 

Die Uebersetzung der Inschrift Sutruk- 
Nanhuntes würde demgemäss lauten: Ich 
(bin) Sutruk-Nanhunte, der Sohn des 
Hal-LutuS-InsuSinak, der mächtige 
König von Antan-Su$unka. Hubannu- 
mena hatte den Tempel der Lijani- 


295 [No. 8.] 


schen Kiri-Riga (d. h. der grossen Göttin) 
auf ihren Wunsch gebaut; und ich 
schickte mich an, ihn zu restaurieren 


ange stattete ich (ihn) aus und baute. 


ihn und übergab ihn der Kiri-RiSa, 
meiner Gottheit. 

Jedenfalls erweisen sich die Bauinschriften 
durchaus nicht als unübersetzbar, und noch 
mancher, wenigstens annähernde Wortsinn 
wird sich ermitteln lassen, ohne dass wir 
deshalb neuer Texte bedürfen, so wünschens- 
wert sie wären. Einstweilen aber sind vor 
allen Dingen mehr Arbeiter im Weinberge 
nötig '). 


Bespreehungen. 


Wilhelm Bacher, Die älteste Terminologie der 
jüdischenSchriftauslegung (Ein Wörterbuch der bibel- 
exegetischen Kunstsprache der Tannaiten). Leipzig. 
J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung 1899. VIII + 207 
S. 8,50, bespr. v. A. Marx. 


(Schluss). 

s v. mom vgl. Brülls Erklärung’): 
„Lehre der man nachgeht, nach der man 
sich richtet“, vgl. auch Blau, J. Q. R. 
VII 335. 

Nachzutragen ist 531 Sd. 70b, aM opan 
Sd. 100b, My» AWD mow mopa 43 
vgl. die s. v. Dpr citierte Stelle aus M. zu 13,, 

8. v. TD}. DD NYO 721 findet sich auch 


S. 103b,. Bar Kid. 66a 1ymand 721M 56a... 
my a j. R. H. 57a. PYN ord pro. 
Zahlreiche Beispiele für . . . 5 121 finden sich b. 
Pes. 114b, 115a und 116a und j. Pes. 37d 
oben. Bs. sehr wertvolle Sammlung der 
Stellen, an denen 7375 721 9390 MRN PNY YN 
vorkommt, übertrifft alle früheren bedeutend 
an Vollständigkeit. Während nach Weiss 
R. Natan den Ausdruck zuerst anwendet, und 
Brüll ihn auf R. Meir zurückführt?), sehen 
wir hier, dasssich schonR. Elieserben Hyrcanos 
seiner bediente. Warum B. den 48 auf- 
gezählten Stellen die S. 53 A. 3 erwähnte 
zu Gen. 34,,, nicht anreiht, ist nicht zu er- 
sehen. Zwischen 17 und 18 ergänze man 
II. Kön. 4,,, (Sn. 56a,), zwischen 37 und 38: 
Ps. 58, (j. Moed Koltau 80c,,) und, worauf 
schon Oy 78° zu Sab. 82a in Talmud ed. 
Wilna aufmerksam macht, zwischen 10 und 


1) Wie mancher Theologe und Gymnasiallehrer 
könnte hier ein lohnendes wissenschaftliches Arbeits- 
gebiet finden, auf dem er gar bald selbständig zu 
forschen imstande wäre. Für einige sechzig Mark 
ist fast die ganze bisherige Litteratur zu haben, soweit 
sie heute noch in Betracht kommt. 

7) Jahrbuch etc. V 69 Anm. 
*) Ib. V 69. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(August 1900.] 296 

11: Ex 13,2 Mas. Saferim XIII, 22. Das 
Vorkommen des Satzes in diesem unzweifel- 
haft späten Werke, sowie in Haschkem 
(S. 55 Anm. 2)!) scheint mir den Beweis 
für das Alter der Bar. von den 32 Regeln 
(S. 101 Anm.) stark zu erschiittern. Sonst 
ist zu der Liste zu bemerken: N. 10 bezieht 
sich auch auf Gen. 14, N. steht auch Sd. 
75a,, N. 32 Bar. Tem. 29b, N. 33 Bar. Arachin 
19b, N. 37 M. II zu 12,, zitiert in Halachot 
Gedolot ed. Hildesheimer p. 133, ed. Warschau 


p. 56b (Lewy S. 13) vgl. j. Pes. I 1 2.15 


. 27a. N. 44 bezieht sich nach der S. 54 
A. 1 citierten Stelle auf Hohelied 5,, Jacob 
hat Z.A.T.W. 1899 darauf aufmerksam 
gemacht, dass “7392 “>! mehrmals im 
Kommentar R. Hais’ zu Taharot vorkommt. 


s. v pom Hoffmann?) hat nachge- 
wiesen, dass a häufig ausschliessen 
heisst z. B. Sz. zu 15., in J. § 745 Ende 
vgl. auch Sn. 56ba,9 19922 pom. So erklärt 
er auch pon x. 

s.v.non Sz.zu 7,, J. 8 714) an> 0533 
xo Dmny ana 13) non Dany. 

s. v. 92%. Dies Wort ist im Midrasch 
der Akiba’schen Schule sehr häufig. 

s. v. WDD ist nachzutragen M. 16b,,s, 
34bas, 39ay5,55; 91bg, Sn. 59b unt. Sd. 78b,,s, 
144a,,, S4ag, °). 

s. v. NY’. S. 92b unt. PD amp Dnon 
in einem der Schule R. Ismaels angehörigen 
Stücke Nym auch S. 14b3,, 17ans, Bıs 


(so zu lesen) etc. und Tana de R. Ismael 
Ketub. 49a. 

s. v. ND. Das einmal (Sn. 22b unten vor- 
kommende .... YAN NON WND ist nach 
Blau’s sehr ansprechender Vermutung (l. c. 
24) falsche Auflösung von “DIN N’). = 
WIN WIN DND. 

s. v. 982. 8 PNI Sd. 78b,,, 102a, 
T9, 28,3 (Qos, 2144) 2518,21; 27,23 ohne N etc.) 

s. v. 752. Zu n 7775 75D WN bemerkt Königs- 
berger „Quellen der Halacha“ S. 69: „Die 
Schreibung im M[idrasch] h{a-Gadol] (1 5 
75 n20) erhellt diese Unklarheit, bei welcher 
auch das überflüssig scheinende W sich er- 
klärt.“(!) N. Briill4) hat schon darauf hinge- 
wiesen, dass auch R. Ismael die Worte 793 
pmm $ an R. Akiba gerichtet hat. 
(Midrasch zu Psalm 104). 


1) Die Quellenangabe ist dort weggefallen; lies: 
durch Grünhut [Sefer Ha Likkutim I S 5). Die 
Stelle ist Bubers Lekach Tob (II p. 39) entnommen, 
wo 9255 ar fehlt. 

?) Magazin f. d. Wissenschaft des Judentums 
XX 1893 S. 149. 

3) J. bestätigt diese Konjektur 
Aharon. 

+) Centralanzeiger f. jüd. Litt. S. 83. 


des Korkan 


297 [No. 8.] 


s. v. 533 T. 446,,,. 5533 552. Zu Sn. zu 
19 vgl. Blau l. c. S. 37. Zu Regel 8 vgl. 
Md. zu 16,. S. 80 A. 4, vgl. die Formel Sn. 
8b). Zu A.7. Man findet häufig Nym Nyy M. 
8b,;, Sn. 18a, Md. zu 18,0 u. 6. 


s. v. 892. Bar. Pes. 8b TM mny +>. | 


s.v. PID. PAD NIN wiper sagt R. Simon 
auch S. 8lzgc, R. Jehudah I S. 98d unt. und 
M. II zu 22,; (Lewy S. 19 A. 1). 

s. v. DND liefert Verf. eine interessante 
Zusammenstellung der Worte mit denen 3037 


in Verbindung tritt. Es ist zu ergänzen !). 


snn Tex S. 92c,,, dan, Ann nn now ay 
ib. da; MMPS ana ADs S. 101b,,, WM 12 
snn Sd128b,,; 5520 ans wen T446,,; 
wD) aınan UN S 45b; D020 pon S 46bes; 
aınan ry orm S 92d,,; 210271552 Sn 37b,,; 
myop ann M 73b,; mwn sainsn S 46b,,,; 
ann sy Sn 55a unt.; 3 DNN 908 Sz 15a; ; 
aınan Nn Bar. R. H. 32a; NP DNN Sd 125a 
24,95; INN 79% S. O. c. 23, 28. Bei 27 mnss 
es heissen: S. Art. Vyn. 

s. v. 195. S 64c,, steht nd, S 69c12. 
1D nnd im Gegensatz zu Nynw. 

s. v. 705 "m 705 heisst es häufig in 
M und Md. 

8. v. nOD. Ich möchte hier auf eine Stelle 
des Midrasch ha-Gadol zu Genesis (Ms. Berlin 
p. 153a) aufmerksam machen: ON MR WIN 
Mado AD NW PD MN FPS Xo MND 
pny? nn DONN. 

S 109 A. 3. J. liest in S. stets SMN 
py) ann maw ebenso Sd. 87a, 
Q1a,, 114a,,, 120a,, 127a.7, (wo J. Fried- 
manns Korrektur bestitigt). In der Bar. vom 
Bau der Stiftshiitte c. 9 schwanken die Texte. 
Sz. (in J.) hat mehrfach die Formel ohne }. 
Zu A. 5 vgl. R. Meir S. 112 c. unt, R. 
Jehudah ib d ob. 

Zu DODD NWP S. 121 vgl. die abwei- 
chende Erklärung A. Epsteins in Fest- 
schrift für Chwolson S. 46 (O. L. Z. 11199) — 
Zu dio Wy vgl. Epstein ib., dessen Er- 
klärung mit der R. Hais (Responsen der 
Geonim ed. Harkavy N. 117 S. 103, citiert 
in Sefer ha-Itim bei Coronel jM3 131 S. 133, 
vgl. Aruch s. v. "Hy II übereinstimmt.) 

s. v. 29, vgl. noch M 37%aq), 39b23,96. 

8. v. WD. map weno steht Md. zu 15, 
in Bezug auf Ps. 109,_1;,17-15. M. 65a, findet 
sich schon 28b,,, Sd. 83b,, YTD MW N3 
mbapa. Sn. 53bz DD MINS DNI PNY D'yN. 
02123. 

s. v. 8. S4b,,, Dea, 39b,, 182 18 TN 8I 
TOR TAN WWM IM mn ist in Sz. häufig. 
sy 520 Sz. zu 35,4. 


1) Einen Teil der Worte hat B. nur in anderer 
Form oder Verbindung. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


— oe 


—— 


[August 1900.) 298 


s. v. PO. PA ON 7D häufig in M II 
(Lewy S 14 A). 
© a v. map. Taanit II 1 wird ein Vers 
us Jonah citert, worouf ein Vers aus Joel 
it der erwähnten Einführung folgt. 
| sv. OW Sn 34b04,95,06,2¢, +. . MWD MPN. 
-e TWD. | I 
. 8 v. DP. OYPIUN 701 ist in Sn. und Sz. 
sehr häufig. Die Konjektur S. 171 A. 3 
bestätigen J., L T. u. Bar. Men. 66a. 


_ 8. v. Rp. Belege für xp Sx aus Tana 
debe R. Ismael bei Frankel, Hodegetik S. 146 
ob., wozu Chulin 27a hinzuzufiigen ist. In 
B. s Zusammenstellung fehlt. M. 6495 YCS 
— yon. Sd. 130a, mm — mm vgl. 
Md. zu 16, n2P2 — 7212. 

s. v. NNS. Die Beispiele für die Frage 
INT 70 lassen sich sehr vermehren vgl. S. 58b 
unt. Sn. 14aı2, 19b unt., Sd. 133a,_, (6 Bei- 
spiele) 140a% M. II (Lewy S. 12) T. 446z, 
447,, Bar. Meg 17b und 18a, wo es aber 
auch in Talmudstiicken vorkommt, ebenso 
wie Git. 67a und Kid. 5a, wo Mx Nn absolut 
(ebenso M. 68b,, und Midrasch Suta ed Buber 
S. 12). Aus späterer Zeit notiere ich ferner: 
Tanchuma zu Korach ed. Buber § 12, ed. 
Warschau § 5, Glossen zu Meg. Taan. c. 5 ed. 
Neubauer p. 10 2.9, c. 9 p. 16 Z. 4 Debarim 
Zuta (J. § 815 Anf.), Pirke de Rabbi Elieser 
c. 34, Midr. Suta S. 19, 46, 47, Lekach Tob ed. 
Buber ExodusS. 17a, Anfrage der Kairuaner an 
R. Scherira (mwan NIND3 373). Diese Stellen, 
die mir in der letzten Zeit zufällig aufgestossen 
sind,lassen sich zweifellosbedeutendvermehren. 
Es wird daher kaum anzunehmen sein, dass 
diese Frage früh ausser Gebrauch kam. 
Für ...5 msn mo vgl. Edujot VI3, wo es 
5mal vorkommt (Hoffmann in der Ueber- 
setzung zur Stelle S. 291 A. 23 weist schon 
auf Gen. 20,0 hin), Sd. 99a, (Hoffmann Einl. 
S. 69), M. 10a12, Sz. ed. Königsberger 12b,, 
M II (Lewy S. 33 A 1), Bar. vom Bau der 
Stiftshütte c. 9, Bar. Pes. 36b (Hoffmann 
l. c. S. 50), Bar. Joma 42b und B. batra 
108b (Hoffmann l. c. S. 57) Bar. Seb. 18b 


und den Anfang des hebräischen Testaments 


Naftalis. 

8. v. NOT. DYDD NON NDT IMN NIT PN 
wendet R. Ismael Sn. 43a, Bar Men. 34a 
an. Sd. 75b und Md. zu 16, sagt er 


yo) N37 AMR ND. 


zu S. 186 A. 2—3 vgl. A. Epstein 
anyon mann I 85 ff. 

s. v. OW. M NN OWN jo xò sagt R. Jehudah I, 
Sn. 42b,,, vgl. Sab. 116a, Taanit 14b. 

8. v. ow ist das in Sz. häufige yown PN 
NON zu erwähnen. 


289 [No. 8.) 


s. v. moon. Bar. Taan. 14a steht 70 
so obn in Bezug auf Megillat Taanit. 

Einige Partikel wie ‘5, wofür Sz. ed. 
Königsb. und ed. Schechter auch 5), 129, pry 
hätten aufgenommen werden können. ; 

Ref. hat es unterlassen, einzelne Artikel 
hervorzuheben, da eine grosse Zahl derselben 
besondere Beachtung verdient, doch möchte 
er allgemein auf Bs. treffliche, präzise Ueber- 
setzungen und Erklärungen hinweisen, die bei 
den oft schwierigen Terminis vielen Benutzern 
des Buches besonders willkommen sein werden. 
Meine Anmerkungen, — dass dieselben den 
Wert eines derartigen Werkes durchaus nicht 
vermindern, braucht wohl nicht erst gesagt 
zu werden — mögen dem Verfasser beweisen, 
mit welchem Interesse ich sein Buch durch- 
gearbeitet habe, und ich kann nicht schliessen, 
ohne Herrn Prof. Bacher für reiche Belehrung 
und Anregung meinen Dank auszusprechen 
und zugleich meine Freude darüber auszu- 
drücken, dass er, wie ich zuverlässig er- 
fahre, sein Werk fortzusetzen und die bibel- 
exegetische Terminologie der nachtannai- 
tischen Traditionslitteratur zu bearbeiten ge- 
denkt. 

Königsberg i. Pr. 


Moritz Steinschneider. Ueber Sprachkennt- 
nisundSprachkunde. Zwei Vorträge im Verein 
junger Kaufleute in Berlin. (Virchow- Holtzendorfs 
Sammlung gemeinverständl. wissenschaftl. Vorträge, 
Heft 322) Hamburg 1899.28 S. Bespr.v. H. Reckendorf. 


Wenn ein Orientalist von der Erfahrung 
Steinschneiders über Sprachkenntnis und 
Sprachkunde redet, werden ihn die Fach- 
genossen gern hören wollen. Allerdings 
vernehmen sie nur sehr wenig, was für sie 
von speziellerem Interesse ist; immerhin, sie 
werden ein angenehmes Stündchen in der 
Gesellschaft eines Gelehrten verbringen, der 
Freude am Nachdenken hat, der es liebt 
viel Zitate sowie kleine Scherze einzuflechten, 
wie er sich denn überhaupt nicht an eine 
gebundene Route hält, sondern Abstecher 
zu verschiedenen Gegenständen macht, die 
mit der Sprachwissenschaft irgendwie zu- 
sammenhängen. 


Freiburg ı. B. 


Knut L. Tallqvist, Ibn Said Kitab al-mugrib 
fi hula al-magrib Buch IV, Geschichte der Ihäiden 
und Fustatensische Biographien. I. Deutsche Be- 
arbeitung nebst einem Auszug aus Al-Kindis ta rich 
micr. 132 + 8 (arab.) SS. II. Arabischer Text mit 
Anmerkungen und Registern 180 SS. Leiden, vorm. 
E. J. Brill, 1899. gr. 4°. Bespr. v. Martin Hartmann. 

In Tallgvist's Arbeit steckt viel Fleiss. 


Die bekannte Litteratur ist benutzt und 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[August 1900.) 300 


die Seiten der Bearbeitung schmückt ein 
reicher Zitatenschatz. Der hilft aber nicht 
über den Mangel fort, dass nicht eine wort- 
und sinngetreue Übersetzung gegeben ist, 
sondern eine scheinbar systematische Zu- 
sammenschweissung der Nachrichten Ibn 
Saids mit denen anderer, die für den Leser 
des arabischen Texts dadurch unbenützbar 
wird, dass in ihm auf die in der Bearbeitung 
wild auseinander gerissenen Stellen nicht ver- 
wiesen ist. Gewiss, was Attabari recht, ist dem 
»schingeistigen Anekdotenjäger* (Vollers, 
Fragmente aus dem Mugrib I p. XII) noch 
lange nicht billig, und ein Nöldeke hätte dem 
faden Geschwätz des Epigonen nicht die 
Arbeit geweiht, wie dem grossen Alten. Aus 
den Histörchen des Ibn Said und Konsorten 
ein scharf umrissen Bild zu gestalten, war 
hier nicht Aufgabe. Zudem ist Geschichte 
schreiben nicht jedermanns Sache. An sich 
ist die der Ichschididen') mit dem par- 
fümierten Barbaren Tughg?), dem intriganten, 
habsiichtigen, gewaltthätigen, natürlich auch 
launenhaften und feigen Streber Muhammad 
b. Tuglıg Alichsid und dem krummbeinigen, 
wanstigen schwarzen Eunuchen Käfür höchst 


unerfreulich, aber sie gewährt einen guten 


Einblick in die Zustände des verfallenden 
Chalifenreichs und zeigt, wie schnell die 


1) Natürlich nur so, wenn man Tuluniden schreibt; 
sonst müsste man ja einen Ahn Ichs voraussetzen. 

?) Mag auch die Schreibung tughg oder tughug 
(nach Analogie von kutb und kutub, rusi und rusul 
u. v. a.) bei den arabischen Historikern allein vor- 
kommen, so ist doch die türkische Form des Namens 
und die. deren sein Träger sich selbst bediente, dadurch 
nicht entschieden. Karabacek hat in der Beschreibung 
der ‚Verbriefungsurkunde‘ (kitab sidschill) No. 967 des 
Papyrus Erzherzog Rainer, Führer durch die Aus- 
stellung: Abulmuzaffir Alhasan ibn Toghadsch. Da- 
gegen kommt kaum in Betracht, dass derselbe Kara- 
bacek in Mitteilungen aus der Sammlung der Papyrus 
Erzh. Ruiner I, 104 Toqaé schreibt. Das „Toqač, 
richtiger [?|: Toqazi (Spangenmacher)“ Vamberys in 
Revue Orientale pour les études ouralo-altaiques 
1 (1900), 19 Anm. ist abzuweisen. Will man eine Er- 
klärıng des Namens versuchen, so wird man mit 
Dr. Foy, dem ich den Fall vorlegte, an tughgt d.h. 
der mit dem tügh, dem Pferdeschweif als Zeichen 
der Häuptlingswürde denken dürfen; Foy verweist 
dazu auf tüghagt in Shaw II, als kazakisch für 
‚Hetman‘ und auf Sulaimäns Caghataisch-türk. Wörter- 
buch, wo tū aghgi (l. tägragi) erklärt ist durch: tüghdar 
sangaqdar sergerde we sühib-i-rütbe bir tümen ‘askerin 
gomandany. Welche Beachtung die Notiz bei Ibn 
Challikan No. 700 und Abulmahäsin 2, 252 verdient, 
tughg bedeute ‘Abdarrahman, wage ich nicht zu 
entscheiden. An der Richtigkeit der andern, ichsid 
bedeute in der Sprache von Alfarghäna ‚König der 
Könige‘ wird nicht zu zweifeln sein. Es liegt in 
ichsid vielleicht eine ältere Form des Wortes jachst 
vor, das ich im Türkisch Nordsyriens für ‚gut‘, ‚edel‘ 
hörte, und das im älteren Osmanisch für ‚Held‘ vor- 
kommen soll. 


301 [No. 8.) 


Degenerierung eintritt, sobald ein Tiichtiger 
in äusseren Glanz gewickelt wird. Zudem 
bewahrt uns das Anekdotenjagen Ibn Sa‘ids 
neben gleichgiltigem Klatsch Züge von kultur- 
historischer Wichtigkeit, die leider in dem 
Wust bei Tallqvist verschwinden; nicht ein- 
mal ein orientierendes Inhaltsverzeichnis, wie 
Vollers es seiner Ausgabe vorgesetzt, ist 
da. Beim Durchblättern notierte ich Folgendes. 
Zum Münzwesen s. II, 30, 12.— Chine- 
sisches Porzellan II, 9, 7 (in der Uebers. 
fortgelassen)'). — safätig d. h. Tratten II, 
32, 20 (in I versteckt in der Anm. 3 zu S. 30, 
wo aus safätig ‚ein Kreditbrief‘ geworden ist; 
vgl. jetzt über die suftaga die ausgezeichneten 
Ausführungen Grasshoff’s in ‚Das Wechsel- 
recht der Araber‘, bes. S. 35). — Staatsrecht- 
liches II, 15, 21f. (AlichSid vereinigt die 
wiläjatan wiläjat alharb wassalät und wiläjat 
alcharag watadbir alamwäl; vgl. jetzt Gold- 
ziher, Dualtitel, WZKM. 1899 S. 321 ff.); 
nach IL, 32,17 hatte Alichšīd seinen stindigen 
Vertreter am Chalifenhofe zu Baghdad, und 
nach II, 122, 22f. hatte das Chalifat (l. alchi- 
lafa statt alchalmäna) seinen rasül in Kairo. 
— Freuden- und Spielhäuser II, 30, 14 ff.; zu 
dem mutamm:, der die Leute immer spiel- 
toller macht, vgl. den mutaijib, den die orien- 
talischen Sängerinnengesellschaften bei sich 
haben, und der das Publikum anzuregen hat; 
ein klassisches Verbot von Lasterhéhlen aller 
Art enthält die Inschrift Schäh Tahmäsp des 
Grossen, die Dr. Sarre mitgebracht hat; 
Halter des Spielhauses ist mutagabbil dar 
alqimar Z. 19. — Eine Frau ist die Geschäfts- 
führerin (Beschliesserin, chäzina) des Ministers 
Ibn Mugla II, 32, 20. — Ein Kochbuch von 
1500 Blatt (vgl. OLZ I (1898) Sp. 281 n. 3) 
und ein Coitus-Buch von 1200 Blatt schrieb 
Almusabbihi DI, 98, vgl. I, 104. — Kindes- 
liebe und Gattenliebe II, 96. 97f.; haben 
auch die Nebenumstände des Ablebens von 
Almusabbihis Gattin etwas Komisches (sie 
entsetzt sich über eine Mondfinsternis, und 
als einen Tag vor ihrem Tode ihrem Jungen 
vom Bartscheer (muzaijin) ein Zahn aus- 
gerissen wird und der Junge schreit, geberdet 
sie sich ganz unsinnig), so ist es doch roh, 
dass Ibn Said die Darstellung, aus welcher 
das innigste Eheglück spricht, lächerlich findet 
S. 97, 18. — Zote 102, 9; es sei bemerkt, 
dass kürzlich in Kairo gedruckt ist alfukäha 
walitinds fi mugün abi nuwas; als Zech- 
genoss AlichSids, der ihn mit Schwänken 
und Zoten unterhalten musste, ist genannt 


Abii Huraira Ahmad Ibn ‘Isém (Ibn Abil’isäm) 


1) Bis heut verrät den chinesischen Ursprung 
das Wort für Tablett: sanije, d. i. sinye. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[August 1900.) 302 
II, 104, 2. — Dass aus den Biographieen 
II, 48 ff. (I, 86 ff.) Nachträge zu Brockel- 


mann’s Literaturgeschichte zu gewinnen sind, 


bemerkte ich schon OLZ II (1899) Sp. 304 


n. 1.— Von sprachlich Interessantem in II ver- 
merkte ich: waz 30, 16. 45, 12; aiš 6, 20. 
11, 25. 17, 23. 31, 2 (es findet sich schon 
bei Abū nuwäs und gehörte gewiss schon 
der lebenden Sprache des ersten Jahrhunderts 
an, wenn auch ‚korrekte‘ Dichter es ver- 
mieden). — chalg für ‚Abort‘ 6, 20. 17, 
17 ff. (in I, 39 ist aus dem ,Bassin im Abort‘ 
(fisqija filchal@) eine ,Zisterne im Freien‘ 
geworden); eine psychologisch richtige Be- 
merkung zu der immer wechselnden Ter- 
minologie für diesen Teil des Hauses machte 
schon der Verf. des ‘ubab, s. TA 5, 32. — 
bazjar für bazdar, Falkner, hier belegt 7, 15; 
vgl. meine Lieder Lib. Wüste 234 (zu S. 35). 
— ja ba 32, 18 und jä mir 26, 23 dürften 
so von Ibn Sa‘id geschrieben sein. — ghair 


| mă marra 121, 15 f.; so, mit pleonastischem 


mä, glaube ich oft in Syrien in der Sprech- 
sprache gehört zu haben. 

Der Text ist ersichtlich nur ein Abdruck 
der Handschrift!), die dazu noch oft ver- 
lesen ist. 


Die völlig unverstandenen Zeichen 11, 11 
Anfang sind natürlich "ahdani ‘ahdin, und 
der Satz ist in der Übersetzung I, 31. 8 hin- 
zuzufügen. — 30, 12 mahtiiman l. machtu- 
man. — 30, 21 di ibban 1. ta iban. — 32, 19 
garak |. gasak. — 100, 20 junsidu wawatri 
(?) 1. jasdü watara, worauf Metrum und die 
bekannte feststehende Phraseologie dieser 


. Dichterei leicht leiteten. — 102, 1 almada- 


hata erinnert an das litdta, das in Arnolds 
und Anderer Mu’allagät-Editionen zu lesen 
ist. — 103, 16 eine Zeichengruppe, in der 
jeder nur etwas mit der Sprache derartiger 
Texte Vertraute li ugimu erkennt. — 19, 


Dae Te JOS ee a me ila rahmatiki: das fanta- 


gala war ohne Mühe zu ergänzen. — 44, 28 
ist der Vers unvollständig; 1. la zilta man- 
guran raftan u. s. w. (oder ähnlich). — Ganz 
verfehlt ist die ‚Deutsche Bearbeitung‘. Ab- 
gesehen von dem prinzipiellen Einspruch, der 
gegen die Vermischung verschiedener Nach- 


1) Es.ist bei uns üblich, auf die orientalischen 
Drucke zu schimpfen; ebenso spottet man im Orient 
heut über die matbi‘ at laipsik walaiden. Wir haben 
keine Veranlassung, alle Orientdrucke zu verachten. 
Die Dasügi und Hürini waren gewaltige Sprachkenner 
und sorgsame Herausgeber. Der moderne Orientale 
sollte nicht die Sünden derer, die in sprachlichen 
Kinderschuhen stecken, denen- anrechnen, die in 
Europa mustergiltige Ausgaben nach den im Orient 
bislang noch ganz unbekannten wissenschaftlichen 
Gesichtspunkten liefern. 


308 — [No. 8.] 


richten in dieser Weise schon oben erhoben 
ist, wird hier tiber elementare Dinge gestolpert. 
Ein paar Proben: I, 33 ist das ahl attangim 
II, 12, 22 übersetzt: ‚Die Familie at-Tangim‘ 


statt ‚die Astrologen‘, und ebenda ist das 


‚dachala ila misr bittāli übersetzt: ‚er kam 
auf dem nämlichen Wege nach Egypten hinein‘ 
statt: ‚er zog unter demselben Stern in Kairo 
ein‘. II, 45, 6 hadarannasu littaghrija ist I, 70 
‚es trafen eine Menge Leute ein, die ihm 


huldigen wollten‘; nachdem einmal das be- . 


kannte ta ‘zija, Beileidbezeigung, so arg ver- 


lesen war, durfte doch nicht dem Falschen , 


leichtherzig eine ganz willkiirliche Bedeutung 
gegeben werden. I, 59 ist ‚Du hörst nie 
auf‘ Uebersetzung des als Wunschformel selbst 
Anfängern bekannten lā zilta Il, 44. 


Nur auf eine Art kann Tallquist die . 


Jugendsünde gut machen: nachdem er sich 
ins Arabische eingelebt, gebe er 1) ein Fehler- 
verzeichnis zu seinem Texte, 2) eine Zu- 


sammenstellung der kulturbistorisch wichtigen . 


Stellen nach Materien geordnet in sorgfältiger 
Übersetzung. Von dem, was jetzt vorliegt, 
ist der Text, und dieser nur für einen ge- 
schulten Arabisten, zu gebrauchen. Solche 
Arbeiten mahnen zugleich, wie viel noch zu 
thun ist, und wie ungenügend die Kräfte in den 
Kulturländern für die Bewältigung der Auf- 
gaben sind. Wir können der Hilfe des Orients 
nicht entbehren. Dass die Orientalen unfähig 
seien, in die Geheimnisse der Litterarkritik 
einzudringen, ist eine Fabel. Es fehlt ihnen 
die Schulung. Sie ihnen zu vermitteln, ist 
die nächste Aufgabe Die Mühe, die wir 
darauf verwenden, wird uns reiche Zinsen 
bringen. 
Charlottenburg. 


Wissenschaftliche Veröffentlichungen der Deutschen 
Orient-Gesellschaft. Heft I: Die Hettitische In- 
schrift gefunden in der Königsburg von Babylon 
am 22. August1899 und veröffentlicht von Dr. Robert 
Koldewey. Mit einer Abbildung und drei Tafeln. 
Leipzig. I. C. Hinrichs. 1900. Bespr. v. L. Messer- 
schmidt. 


Die deutsche Orient-Gesellschaft hat ihre 
Ausgrabungen in Babylon mit einem uner- 
warteten Funde von selten guter Erhaltung 
erfolgreich eröffnet. Am 22. August wurde 
im Mauerschutt innerhalb der Hauptburg 
eine Dolerit-Stele gefunden, deren Vorder- 
seite den Wettergott (Tessup) mit Hammer 
und Blitzbündel zeigt, deren Rückseite eine 
hettitische Inschrift trägt, die von Koldewey, 
dem Leiter der Ausgrabung, mit grosser 
Genauigkeit nachgezeichnet worden ist. Diese 
Zeichnung und die beigegebenen Photo- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


en ae 


[August 1900] 304 


graphien bieten eine willkommene Unterlage 
für das weitere Studium der Stele. Die ein- 
leitenden Worte von F. Delitzch deuten 
bereits einige der Gedanken an, welche durch 
‚diesen Fund wachgerufen werden. Derselbe 
ist nicht der erste seiner Art an dieser Stelle. 
Seit Jahren ist bereits eine Basalt-Schale 
(Handmühle?) bekannt — jetzt im britischen 
Museum — mit hettitischer Inschrift, die 
nach Angabe des Händlers (?) iù Babylon 
gefunden ist (Wright pl. XXV). Auf Grund 
'mehrer Gruppen in der Inschrift hat man, 
wie mir scheint mit Recht, als den ersten 
Herkunftsort der Schale Karkemisch ange- 
nommen. Auch bei der jetzt gefundenen 
TeSSup-Stele lässt sich der Ursprungsort 
einigermassen bestimmen. Mehrere Gruppen 
der Inschrift, darunter wahrscheinlich der 
Königsname, schliessen sich eng an solche 
der Inschrift des Löwen von Marasch (Basalt) 
an (Wright pl. XXVI. XXVII), sodass für 
beide derselbe Ursprungsort zu vermuten ist. 
Leider ist der eigentliche Fundort des Löwen 
nicht bekannt, da er bereits in die Burg 
von Marasch verbaut vorgefunden wurde. 
Andererseits zeigt die TeS3up-Stele eine auf- 
fallende Verwandtschaft mit einem der vom 
deutschen Orient-Komitee in Sendschirli aus- 
gegrabenen, hettitischen Thorreliefs, von dem 
eine photographische Nachbildung beigefügt 
ist. Attribute und Stellung des Gottes sind 
beide Male fast genau übereinstimmend, das 
Material ist in beiden Fällen Dolerit, ebenso 
sind die Maasse fast genau die gleichen. Man 
wird also wohl vorläufig die Mitte nehmen 
und sagen dürfen: die Stele stammt aus der 
Gegend zwischen Marasch und Sendschirli, 
vielleicht näher an letzteres heran, des 
Materials wegen. Eine andere Frage, die 
durch den Fund angeregt wird, ist die nach 
den näheren Umständen, unter denen die 
Stele nach Babylon gekommen ist. Dass 
sie als Kriegsbeute aus einem unterworfenen 
Staate weggeschleppt ist, wie wohl auch die 
Schale, kann kaum zweifelhaft sein. Ob 
dies aber durch Nebukadnezar geschehen ist, 
wie die Fundumstände vermuten lassen, oder 
durch einen anderen, früheren Herrscher, 
lässt sich schwer entscheiden. 
Berlin. 


Georg Ebers, Ägyptische Studien und Verwandtes. 
Zu seinem Andenken gesammelt. Mit dem Bildnis 
des Verfassers nach dem Gemälde von Franz 
von Lenbach. Stuttgart und Leipzig. Deutsche 
Verlags-Anstalt. 1900. 8. 9 und 517 S. Bespr. 
von A. Wiedemann. 


Die Rolle, welche Georg Ebers während 
fast drei Jahrzelinten in der Agyptologie ge- 


305 = [No. _ 8065 [No.8] ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG, [August 1900.) 306 


spielt hat, beruhte zum grossen Teile auf 
seinen popularisierenden Schriften. Immer 
und immer wieder drängte es ihn, das, was 
er in der ägyptischen Litteratur gefunden, 
was die Arbeit anderer aus ihr erschlossen: 
hatte, weiteren Kreisen zugänglich zu machen. 
Er hat dies in seinen historischen Romanen 
gethan, in denen er in dichterischer Form 
vorzuführen suchte, wie ihm das ägyptische 
Kulturleben in seinen verschiedenen Perioden 
gestaltet erschien, und er hat dabei, soviel 


gegen Form und Inhalt dieser Werke ein-` 


gewendet worden ist, einen geradezu bespiel- 
losen Erfolg bei der Leserwelt errungen. 
Neben diesen Werken, in denen die poetische 
Phantasie die Feder leitete, hat Ebers sich 
bestrebt, in populären Zeitschriften, wie vor 
allem in den Beilagen zur „Allgemeinen 
Zeitung“, dann in Unsere Zeit, Nord und 
Süd, Gartenlaube, Deutsche Revue, Deutsche 
Rundschau u. s. f. bald eine einzelne ägypto- 
logische Entdeckung zu besprechen, bald 
einen mehr oder weniger E A Bericht 
über eine längere Reihe von Arbeiten zu 
liefern. Er selbst legte auf diese Thätigkeit 
sen Wert und hatte daran gedacht, eine 
Sealine seiner diesbezüglichen Aufsätze 
zu veranstalten; eine Absicht, die jedoch 
nicht zur Ausführung kam. Nach seinem 
Tode ward sein Nachfolger in Leipzig, Stein- 
dorf, von der Witwe mit der Aufgabe be- 
traut und stellte nunmehr vorliegendes Werk 
zusammen, welches eine Auswahl der be- 
treffenden Schriften enthält. Neun derselben 
handeln über ägyptische Funde und Aus- 
grabungen, zwei über ägyptische Kultur- 
geschichte, vier über altägyptische Litteratur, 
sechs über Fragen bez. des neuen Ägyptens, 
fünf über allgemeine Kulturgeschichte, drei 
sind biographische Studien. Den Schluss 
des Bandes bildet ein chronologisch geord- 
netes Verzeichnis der Schriften Ebers’. 


Die Aufsätze sind im allgemeinen so ab- 
gedruckt worden, wie sie zuerst erschienen, 
nur die Umschrift fremder Eigennamen hat 
der Herausgeber häufig geändert und ein- 
heitlich gestaltet. Ein solcher einfacher Ab- 
druck hatte bei Arbeiten, die z. T. bis in 
die sechziger Jahre zurück gehen, insofern 
sein Bedenkliches, als bei dem schnellen 
Fortschreiten der Wissenschaft häufig An- 
gaben des Verfassers, besonders in den kurz 
nach Auffindung der Denkmäler erstatteten 
Berichten, veraltet und überholt erscheinen 
müssen. Bei einer Reibe derartiger Punkte 
hat der Herausgeber entsprechende Anmer- 


kungen hinzugefügt. Vielleicht könnte man 
wünschen, dass dieselben noch zahlreicher 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[August 1900.) 306 


ausgefallen wären. Das Buch ist für ein 
grösseres Publikum bestimmt, dem nicht 
überall die Möglichkeit zur Kontrollierung 
er Angaben zu Gebote steht, und für das 
hen ein oft wiederholter Hinweis auf den 
ugenblicklichen Stand der einzelnen Fragen 
besonders erwünscht sein muss, wenn auch 
naturgemäss man sich nicht verhehlen kann, 
dass zu häufige derartige Bemerkungen leicht 
den Eindruck des Ganzen stören und wie 
bequeme posthume Kritik erscheinen könnten. 
| “Als solche würde es auch erscheinen 
können, wenn hier in eine Würdigung der 
einzelnen Aufsätze eingetreten würde, jetzt, 
wo der Verfasser sich gegen Einwürfe nicht 
mehr verteidigen kann. Der Herausgeber 
hat, und das muss zum Schlusse betont 
werden, mit Sorgfalt und Geschick das wich- 
tigste unter dem vorliegenden Materiale aus- 
gesucht, um ein Bild der Bestrebungen 
Ebers’ auf diesem popularisierenden Gebiete 
zu geben. Neues soll das Buch, welches 
nur bereits Gedrucktes enthält, nicht geben; 
für die weiteren Kreise, welche der orien- 
talistischen Altertumswissenschaft Interesse 
entgegen bringen, wird es eine anregende 
Lektüre sein, 
Bonn. 


Nachträge zu der Berliner Söldnerstele. 
Von W. Max Müller. 


Zu meinen Bemerkungen über die inter- 
essante Berliner Stele eines semitischen 


'Söldners sind zwei Nachträge nötig. 


Ein Freund bestätigt meine Vermutung 
betreffs der Waffen. Der Spiess hat eine 
rote (also kupferne!) Spitze, einen hellgelben 
(hölzernen!) Schaft; das Ende, welches in 
der Erde steckt, ist schwarz. Letzteres ist 
sehr sonderbar. Da blau und schwarz öfter 
‚vertauscht werden (vgl. den Sprachgebrauch 
der südsemitischen und ostafrikanischen 
Sprachen) !) so kann der Maler leicht hier 
Schwarz für das ihm fehlende Blau ver- 
wendet haben. Gemeint wäre also das ge- 
wöhnlich blau gemalte Eisen. Ein Beschlag 
aus diesem damals kostbareren Metall, 
‚während die Spitze aus dem geringeren 
Kupfer besteht, das ist freilich höchst sonder- 
bar und vielleicht nur eine künstlerische 
Freiheit des Malers. 


1) Vgl. Reinisch, Sahowörterbuch 117 (wo nilotische 
Regen stehen), Bilin 47 (wo dasselbe für das 

e erwähnt), Bedauye 66, 110, Chamir 87, Quara 
ioe Merkwiirdig ist, dass die libyschen Sprachen 
beide Farben noch zu trennen scheinen, wie auch 
die meisten nilotischen Sprachen (Ausnahme das 
Bongo u. 0.) 


307 [No. 8] 


Dann macht mich von Oefele aufmerksam, 
dass meine Erklärung des Halmes zum Trinken 
nicht angeht. Er schlägt vielmehr vor, darin 
eine Vermeidung der oben schwimmenden, 
Hefeschicht zu sehen. Darauf, dass der Aus- 
druck „Bier“ eigentlich unpassend ist, werde! 
ich auch durch das Büchlein von Kobert, 
Zur Geschichte des Bieres, 1896, aufmerksam. 
Das „Bier“ der Alten ist eigentlich Kwass. 
Was die Frage anbetrifft, ob es haltbar genug 
war, um über See exportiert zu werden, so, 


kommt allerdings keine unzweideutige Stelle, | 


von nach Agypten importiertem Kode-Bier 
vor. Nur ägyptische Nachahmungen in allen 
Stellen zu sehen, finde ich aber doch nicht 
angebracht.!) 


Mitteilungen. 


Neue Erwerbungen des Berliner 
Museums. 


Egyptische Abteilung. Geschenke erhielt 
diese Abteilung von den Herren Dr. Schäfer und 
Professor Steindorff, beide zur Zeit in Egypten. Der 
letztere schenkte einen technisch interessanten Kopf 
einer Statue Königs Amenophis IV., bei dem das 
Gesicht aus einem besonderen Stein eingesetzt war. — 
Erworben wurden eine Thonlampe aus christlicher 
Zeit und eine Anzahl Amulette und Skarabäen, 
darunter ein großer Gedächnisskarabäus Amenophis’ 
III. mit dem Beinamen „siegesfroh“. 

Vorderasiatische Abteilung. Erworben 
wurde fiir die Sammlung babylonischer Altertiimer: 
eine dunkel e polierte Steintafel des „Bur-Sin, 
Königs von Ur, Königs der vier Weltgegenden“ mit 
28 zeiliger Inschrift in tadelloser Erhaltung; eine sehr 
große altbabylonische Thontafel von 20 cm Breite 
und 25 cm Höhe mit 6 bezw. 7 Schriftkolumnen auf 
Vorder- und Rückseite, einzigartig in vollkommener 
Erhaltung (Inhalt anscheinend mathematischer Art); 
zwei kleine Sammlungen von 45 und 19 ausgewählten, 
besterhaltenen beschriebenen Thontafeln aus ver- 
schiedenen Zeiten des babylonischen Schrifttums von 
Hammurabi bis herab in die Achämenidenzeit, darunter 
nicht wenige Doppeltafeln mit besonders deutlich 


erhaltenen Siegelabdrticken ; fünf babylonische Siegel- | 


zylinder, von welchen zwei mit den die bildlichen 
Darstellungen begleitenden Legenden „Göttin Nindah« 
und „Gott Bel, Göttin Belit“ besonderes Interesse 
bieten. 

Für die übrigen Abteilungen der Vorder- 
asiatischen Sammlungen wurden erworben: ein soge- 
nannter phönikischer „Naos“ aus Thon mit archiio- 
logisch lehrreichen Reliefbildern auf dreien der Seiten- 
flächen, sowie die palmyrenische Büste eines Mannes 
namens Teima bar Male Teima. 

Als Geschenk erhielt die Abteilung: von Herrn 
Ludwig Meyer-Berlin ein Amulet aus Achat in Form 
eines Ringes mit Pehlevi-Inschrift; vonder Deutschen 


1) Leute, die etwas von den chemischen Vorgängen 
verstehen. haben zu beachten: 1. diese Biersorte 
wurde ın verschlossenen Gefässen aufbewahrt, war 
also doch haltbarer, als man annehmen will. 2. Anast. 
4, 16,4 hat sie „Hefe des Nagels‘‘, was kaum auf 
die ,,Nagelprobe'' weist. 


ORLENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[August 1900.) 308 

Orientgesellschaft ein ausnehmend wertvolles 
babylonisches Schriftdenkmal: eine so gut wie un- 
versehrte Tafel aus schwarzem Basalt, von 15,5 cm 
Breite, 22 cm Länge und im Mittelpunkt 7 cm Dicke, 
anf Vorder- und Rückseite mit im ganzen 100 Zeilen 


‚beschrieben und an den Kopfenden mit kunstvollen 


Basreliefdarstellungen von Göttern und Götte - 
bolen geschmückt, in bewunderungswürdiger Feinheit 
der Ausführung. Die Tafel giebt sich als die künst- 
lerisch ausgestattete Bestallungsurkunde eines Nebo- 
priesters im Tempel Ezida zu Borsippa und ist datiert 
vom 12. Sivan des 8. Jahres NabuSumiskun’s, Königs 
von Babylon (wahrscheinlich um 750 v. Chr.). 


Eine für Orientalisten interessante Stiftung 


ist die Lackenbacher-Stiftung, über welche wir 
dem Pester Lloyd das Folgende entnehmen: 


(Lackenbacher- Stiftung.) Die k. k. nieder- 
österreichische Statthalterei hat aus der Lacken- 
bacherschen Stiftung eine Prämie von 18% 
Kronen für die beste Uebersetzung von 15 bis 20 
Bibelversen aus dem Hebräischen ins Arabische aus- 
geschrieben. Die Bedingungen der Konkurrenz sind 
die folgenden: 1. Aus den fünf Büchern Mosis sind, 
durch das Los bestimmt, 3 bis 4 Verse aus dem 
Hebräischen ins Arabische zu übersetzen. Die Be- 
nützung eines arabischen Wörterbuches ist gestattet, 
Für die beste Uebersetzung wird die der Londoner 
Polyglotte am nächsten stehende Uebersetzung be- 
trachtet. 2. Konkurrenzberechtigt sind all die in den 
Verband der österreichisch-ungarischen Monarchie 
gehörigen Personen, welche die theologische Fakultät 
in diesem Jahre, oder in den letztverflossenen drei 
Jahren an der Wiener, Prager oder Budapester Uni- 
versität absolviert und das römisch-katholische Pres- 


byteriat erlangt haben. 3. Die Konkurrenz für diese 


Prämie wird an der Wiener Universität am 21. No- 
vember d. J. und an der Prager und Budapester 
Universität am 24. November d. J. abgehalten. Die 
Prüfungsarbeiten sind binnen 12 Stunden fertig- 
zustellen. 

Dass in dieser Weise unter katholischen 
Theologen Interesse für Orientalia geweckt wird, 
kann nur als nützlich betrachtet werden. Viel- 
leicht setzt ein reicher Oesterreicher einmal 
einen ähnlichen Preis für Theologen aus, die 
Kenntnisse im Assyrischen erworben haben und 
veranlasst damit die österreichischen Universi- 
täten, ihrem Stiefkind, der Assyriologie, etwas Be- 
achtung zu schenken. 


Die Ausgrabungen auf Knossos gewinnen 
immer mehr an Bedeutung. Vor kurzem erst wurde 
die Ausgrabung der mykenischen Palast-Archive ge- 
meldet, die über das Schriftsystem der damaligen 
Zeit ganz neue Aufschlüsse gaben; jetzt berichtet ur 
J.Evans an das „Athenäum“ aus Knossos unter dem 8. 
Juni über die neuesten Entdeckungen im „Palast des 
Minos“, denen er nicht weniger Wichtigkeit beilegt. 
Die bisher gefundenen Inschriften aus Thontäfelchen, 
von denen jetzt mehr als tausend ans Licht gebracht 
sind, zeigen eine bereits hoch entwickelte lineare 
Schrift. Sie bestätigten aber nicht die früher von 
Evans schon aufgestellte Vermutung, die sich auf 
einige Siegelsteine des östlichen Kreta stützte, daß 
auf der Insel in einer ganz frühen Periode ein anderes 
Schriftsystem, das mehr Bilderschrift in der Art der 
ägyptischen Hieroglyphen war, existierte. Die 
neuesten Entdeckungen auf Knossos haben jedoch 
ganz unerwartet die Richtigkeit dieser früheren Vers. 


309  [No. 8] 
mutung bestätigt. Am nördlichen Ende eines langen 
Korridors, der zu einer Reihe von Vorratsräumeu 
führte, wurde ein schmaler, länglicher Raum entdeckt, 
der eine Reihe von Thontäfelchen von ganz anderer 
Form enthielt, und diese waren mit einer Art 
Hieroglyphenschrift bedeckt. Einige der Täfelchen 
sind kurze, viereckige Thonbarren, an einem Ende 
durehbohrt; in einem Kasten wurde auch ein drei- 
eckiges Täfelchen von ähnlichem Typus gefunden. 
Audere haben die Form einer Kammmuschel mit 
einem eingebohrten Loch. Andere haben wieder 
eine Halbmondform. Diese sind von besonderem 
Interesse, weil sie oft zwei oder mehr Siegelabdrücke, 
gewöhnlich von Prisma-Siegeln, aufweisen, auf denen 
Gruppen von Bilderschriftzeichen, die denen der 
Inschriften auf den Täfelchen selbst entsprechen, 
eingraviert sind. Unter den Hieroglyphen finden sich 
freilich auch rein lineare Zeichen, so daß man hier 
die Entwickelung der linearen Schrift aus der hiero- 
glyphischen deutlich beobachten kann. Unter der 
oßen Zahl der in den anderen Teilen des Knossos- 
alastes gefundenen Inschriften finden sich dagegen 
die Hieroglyphen-Täfelchen nur vereinzelt. Aus der 
besonderen Form der Siegel, die fast ganz auf den 
östlichen Teil von Kreta beschränkt sind, kaun man 
aber schließen, daß das separate Zimmer des Pa- 
lastes, in dem diese neue Klasse von Täfelchen 
entdeckt wurde, Berichte über den Tribut oder 
andere Angelegenheiten der mykenischen Städte im 
Osten Kretas enthielt, die sich wahrscheinlich in 
Abhängigkeit von der Stadt des Minos befanden. 
Die Menschen, die jene Berichte schrieben, gehörten 
zu der Urbevölkerung von Ost-Kreta. Unter dem 
alten eingeborenen Volk von Kreta, den Eteokretes, 
die ihre Sprache noch bis zum Ende des 6. Jahr- 
hunderts bewahrten, war also dieses hieroglyphische 
Schriftsystem in Gebrauch. Seine Entwicklung läßt 
sich aus den Formen der primitivsten Siegel der 
Insel nachweisen Daß dieses autochthone System 
mit der linearen Schrift zusammen auf Kreta gefunden 
wurde, beweist, dab das herrschende Geschlecht in 
Knossos einem andern Stamm angehörte, als den Eteo- 
kretern. Das lineare System der Archive des Minos hat 
mit dem von Ostkreta viele Berührungspunkte, aber es 
ist entwickelter urd im eigentlichen Sinn mehr 
mykenisch. Einige neue Fresken, die jetzt ans Licht 
ebracht worden sind, zeigen eine bisher unbekannte 
ntwicklung des mykenischen Stils, sie sind weniger 
kühn, aber etwas dekadent und oft seltsam modern. 
In der Nähe eines neuen großen Fundes linearer 
Täfelchen wurde auch ein Ochse in Lebensgröße 
gefunden. Es ist die schönste plastische Arbeit, die 
uns aus mykenischer Zeit erhalten ist. 
Voss. Ztg. 


London, 4. Juli. Anfange dieser Woche ist in 
zwei Salen des London University College eine Aus- 
stellung ägyptischer Funde eröffnet worden, die für 
Aegyptologen von ganz besonderem Werte ist. Es 
handelt sich hauptsächlich um die von Professor 
Petrie und seinen Gehilfen auf der Trümmerstätte 
von Abydos, der heiligen Stadt Abtu, der be- 
deutendsten Grabstätte des Osiris, gefundenen 
Gegenstände. Die schon von Amélineau im Auftrag 
des Gizeh-Museums durchforschte Stätte wurde von 
Professor Petrie einer abermaligen und gründlicheren 
Untersuchung unterzogen und hat eine der besten 
Sammlungen ägyptischer Altertümer ergeben, obschon 
die Hälfte der Funde in Gizeh bleiben mußten. 
Der zweite Saal ist den Funden aus der Zeit der 
ersten Dynastie gewidmet, die nach Prof. Petrie 
um 4800 v. Chr. regierte. Außer den früher ge- 
Gftneten Gräbern hat der englische Gelehrte noch 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[August 1900.) 310 


frische Gräber durchforscht. Es ist ihm gelungen, 
alle Könige der ersten Dynastie festzustellen, sowie 
wenigstens zwei Könige, die vor Menes regierten. 
Die meisten Gegenstände sind klein, aber Kußerst 
‘wertvoll. Bruchstücke von Trinkgefäßen tragen die 


ı Namen von Menes und sieben andern Pharaonen der 


í frühesten Zeit. Die Handwerker, die diese Sachen 
verfertigten, verstanden es, aus dem härtesten 
Gestein wie Obsidian, Calcit und Cristall, sowie aus 
Marmor, Alabaster und Schiefer wunderschöne 
Gegenstände herzustellen. Die größte Geschick- 
lichkeit zeigen jedoch die aus Elfenbein und Eben- 
holz geschnitzten Gegenstände. Herrlich geschnitzte 
Ochsenköpfe aus Elfenbein und Ebenholz verzierten 
‚die Füße von Stühlen und das Untergestell von 
Kästchen. Unter den Schnitzereien bemerkt man 
ein kleines Kästchen in der Gestalt einer Ente, die 
sich Öffnen läßt, aber durch die verwickelten 
Schwanzfedern zusammengehalten wird: man möchte 
es für chinesische Arbeit der besten Art halten. Die 
aus Elfenbein verfertigten Pfeile sind spitzig und 
die Spitzen sind rot bemalt. Neben durchbrochenen 
Elfenbeinzibnen liegen seltsame Zauberstäbe mit 
. geometrischen Zeichnungen bedeckt. Unter den 
Metallarbeiten ist eine schöne aus Kupfer gehämmerte 
Bowle bemerkenswert als eine der besten und 
frühesten Arbeiten; auch goldene Zieraten und Gold- 
blech und Golddraht sind ausgestellt. Die Töpfereien 
aus den ältesten Gräbern zeigen große Kunstfertigkeit; 
sie sind alle mit der Hand verfertigt, und einige 
haben eine rote Glasur. Die Verzierungen sind Ge- 
flechte oder flüchtig gemalte Tiere und Vögel. 
Große Ueberraschung verursachte das Auffinden von 
Bruchstücken von Gefäßen, von denen eines beinahe 
vollkommen ist, die aus einer äg&ischen Töpferei 
aus dem mykenischen Zeitalter stammten, ein 
Umstand der die weite Verbreitung der griechischen 
Gesittung in der frühesten Zeit beweist. Grob- 
verfertigte Stelen von Dienern und Hofheamten sind 
vorhanden; zwei davon gehörten den Lieblingszwergen 
des Pharao, wahrscheinlich stammten diese aus 
Mittelafrika. Der andere Saal enthält Gegenstände 
aus der Zeit der 12. und 18. Dynastie. Da ist u. a. 
eine Thüreinfassung mit schön geschnitzten, blau- 
bemalten Hieroglyphen, die den Namen und die 
Würden eines Hofbeamten wiedergeben. Ein Sar- 
kophag mit blauen Hieroglyphen auf gelbem Grund 
gehörte dem Nekhta, einem Vorstand des Priester- 
ordens. Schöne aus blauem Marmor verfertigte 
Toilettegefäße befinden sich im Mittelschrank neben 
einem Paar elfenbeinerner Kastagnetten. Von ge- 
schichtlichem Wert ist die Grabstele des Sebek-Khu, 
der unter Usertesen III. einen Feldzug nach dem 
Sudan unternahm und für seinen Gebieter Neger- 
rklaven fing. Sehr schön sind die Goldzieraten aus 
jener Zeit. Bemerkenswert ist noch eine aus Kalk- 
stein verfertigte Sphinx aus dem Osiristempel. 
Voss. Ztg. 


a 


In Petersburg ist eine Gesellschaft für Orient- 
kunde gegründet worden, welche „die russische 
Zivilisation in den Ländern des Orients zu befestigen 
und zu verbreiten“ als ihre Aufgabe ansieht. 


Nach der Frankf. Ztg. will eine dänische Expedi- 
tion unter Leitung des Archäologen Dr. Kinch in 
Kyrene Ausgrabungen unternehmen. 


Nachtrag zu OLZ. III, 133. Durch die 
Güte W. Deren es babe ich nun auch eine 
Photographie des Papyrus von Gizeh erhalten, 
welche Wiedemann - Devéria’s Durchzeichnung 


811  [No. 8] 


ORIENTALISTISCHR LITTERATUR-ZEITUNG. 


[August 1900.) 318 


bestätigt, nur dass das ligierte i etwas breiter 
ist. Eine Lesung Za-p-n, die natürlich an 
Saphön erinnerte, ist sehr unwahrscheinlich nach 
der Orthographie des Papyrus, wie auch Sp. 
urteilt. Es wird also bei der Lesung Sa ( er 
pi bleiben. 


Aus gelehrten Gesellsehaften. 


Acad. des Inscr. et Belles-Lettres. Stzg. 
vom 8. Juni 1900. R. de Meynard berichtet tiber 


eine Forschungsreise des R. Basset in Algier. B.' 


hat archaeologische, historische und hagiographische 
Studien bei den „populations traras“ gemacht, einen 
Berberdialekt len in jener Gegend arabische 
Handschriften und in Nedzoma eine kufische Inschrift 
gefunden, die er als die älteste algerische Inschrift 
nach der von Didi Okba betrachtet (etwa 474 d. H.). 
Ebendort wurde auch eine jiingere Inschrift aus 
dem Jahre 749 d. H. gefunden. B. glaubt auch 
Spuren des Einflusses der Einwanderung der Juden 
von Marokko gefunden zu haben. 

tzg. v. 29. Juni. Berger teilt eine ihm von 
Delattre zugesandte punische Inschrift mit, enthaltend 
einen Namen und Anrufung der Astarte. 


Zeitsehriftensehau. 


(Mittheilung von Martin Hartmann.) Wie 
in Jahrg. II Sp. 56 ff. werden im Folgenden die Re- 
ferate (Ref.) und Originalartikel (O. A.), sowie die 
Antworten auf wirkliche oder fingirte Anfragen (Fr.), 
die bemerkenswert scheinen, aus Alhiläl und Ad- 
dijä nach Materien zusammengestellt (H=Alhiläl, 
D=Addija). Es liegen vor H Jahrg. VII No. 8 
(6: 1. 99) bis Jahrg. VIII No. 14 (15. 4 00), D Jahrg. 

No. 9 (15. 1. 99) bis Jahrg. II No. 14 (31. 3. 00). 
Auch wird Einiges aus dem Anis-Ul-Galis (AG) der 
Frau Avierino (s. mein Arabic Press 49 und Speci- 
men dune Encyclopédie Musulmane 15) angeführt 
werden, No. 1 (31. 1. 99) (bis Jgg. III No. 3 31. 3. 1900). 
Alle O.A., deren Verfasser nicht besonders ange- 


geben, sind in H von Girgi Zaidan, in D von Jbra- 
him Eljazigi. Mit ‚Sp.‘ wird auf meine Berichte hier 
I (1898) Sp. 226 ff. If (1899) Sp. 56 ff. verwiesen. 
J.Sprachliches, 1) Gfirg1] Sfursock] (Bai- 
rut), anknüpfend an meinen Aufsatz ahammijat dan’ 
chawäss alkalam addarig in Elmagriq 1898 No. 17: 
Butrus Elbustäni erwähnte im Unterricht oft die 
Vulgärsprache; Chalıl Eljazigi verfasste assahih 
bain al ammi walfasih, das noch ungedruckt bei seinem 
Bruder Ibrahim liege [dieses Werk, von dem ich 
Stücke gesehen, und dessen Subscriptionseinladung 
ich s. Z. versandte, erwähnt auch Rasid ‘Atija in 
addalü S. 341]; ein Gelehrter in Damaskus habe vor 
30 Jahren ein ausführliches Werk über die Vulgär- 
sprache verfasst H VII 10 S. 304 f. (0.A.); 2) Ur- 
sprung der Redensart allähu gamilun wajuhibbulga- 
māla H VII 17 S. 627 (Fr.); als hadit nachgewiesen 
H VIT 18 8. 556 f.; ich hörte es von einem Muslim 
sogar als Quränspruch bezeichnen; 3) Rasid ‘Atija, 
addalil ila murädif al ammi waddachil, mit einigen 
richtigen Bemerkungen über die ungenügende An- 
ordnung H VII 18 S. 567 f. (Ref., vgl. Anzeige 
Goldzihers D. L. Z. 1899 Sp. 1596 £.); 4) Dr. 
Chalıl Chairalläh (gest. im Aug. 1899), englisch- 
arabisches Wörterbuch medizinischer Kunstausdrücke, 
geschätzt H VII 22 8, 677 f; 5) Gabr Dümit, 


W. Max Müller. ı ` 


falsafat albalägha, Versuch einer Philosophie der 
Sprache, verfasste früher schon alchawatir alhisan 
filma äni walbajan (worüber H V 5) H VIII 2 S. 62 
£ (Ref.); den bedeutenden Mann erwähnte ich Isl. 
Or. 1,12 n 2. 6) Misa Benrübi, alfawa id alkullya 
fillughatain alfransäwija wal arabya, fr. ar. WB im 
grössten Maassstab H VIII 7 8.224 (Ref.); 7) lughat 
aljardid D 1 9 S. 257—261. 10 S. 289—292. 11 
S. 321—324. 12 8. 353—357. 13 S. 385—388. 14 
8. 417—421. 15 S. 449-452. 16 8. 481—484. 17 
8. 513—517. 18 8. 545—5649. 19 S. 577—581. 20 
S. 609—613. 21 S. 641—645. 22 8. 673—676; diese 
Kritik der modernen pede tid ee hat viele An- 
fechtungen erfahren, namentlich seitens der Jeguiten 
[s. Elmasriq 11 8. 1053. 1057—1065. HI S. 43 -47;] 
(über die alte Feindschaft s. Gesch. 45) und seitens 
der islamischen Gelehrten [s. No. 20], nicht mit Un- 
recht: er geht viel zu weit und wirft selbst Elha- 
riri Unkorrektheit vor, wo er nicht mit den Vor- 
schriften der Wörterbücher übereinstimmt !); abge- 
sehen davon, dass wir trotz der vielen dicken Walzer 
noch kein W B haben, das uns zuverlässiges Ma- 
terial über den Sprachgebrauch bietet (wann kommt 
der Thesaurus Linguae Arabicae?), ist doch 
die Sprache kein Präparat, dem im Spiritus eine 
angebliche Urgestalt bewahrt werden kann; 8) Plural 
von gawab D 1 10 S 309 f. (Fr.); 9) attalata rigal 
und ‘arad ‘alaih D I 11 S. 337 f. (Fr.); 10) darfas 
von Dreyfuss; vgl. almuchandif von Bedr ibn Ma- 
bar Elghafars [Agh. 19, 74] D 1 11 S. 338 f. (Fr.); 
11) Aussprache des Jim, anknüpfend an die Maériq- 
Artt. darüber [I (1898), 116 ff. 837 ff.) D I 14 8 
433—435 (Fr.); 12) Allerlei sprachliche Fragen D I 
18 S. 562 f. (Fr.); 13) Masc. und Fem. bei Tier- 
namen D I 20 S. 627 f. (Fr.); 14) jaum assi‘ab und 
mahzüb D I 21 8. 659 f. (Fr.); 15) eada‘an oder ‘ala 
D 1 21 S. 660 (Fr.); 16) Bildung nach Analogie D 
I 23 S. 724 f. (Fr.); 17) Fehler in den Publikationen 
des Pater Louis Cheikho (Séchd); die unfreund- 
liche kleinliche Kritik ist meist in Form von An- 
fragen „eines Abonnenten“ gebracht D II 2 S. 50—52. 
3 S. 84-87. 4 S. 116 f. 5 S. 148 f. 6 8. 183—185. 
7 8. 211—213. 213 f. 8 S. 247 f. (gute Bemerkung 
über das chazın). 9 S. 275 f. 276 f. 277 f. 10 S. 
301—308 (Nachweis, dass sich Ch. in zahlreichen 
Fällen über das Metrum getäuscht hat; auch einige 
gute allgemeine Bemerkungen; doch ist nicht alles 
einwandfrei; sw ara’ ennasr. 60 Z. 12 ff. ist in der 
That ragaz (gegen S. 305 u.), nur fehlt Z. 12 (V. 1) 
bal, das bei Ahlwardt, Sir poets S. 154 1. Z. richtig 
zu lesen). 11 S. 341 f. 12 S. 364—368. 368—373. 
14 S 438—440; P. Cheikho blieb die Antworten 
nicht schuldig, s. Elmašriq II 8. 1054. 1101—1103. 
vgl. auch den Zank über die Artt. lughat algara'td 
oben No. 7; 18) laita si‘rt und diwan D II 58. 
149 f. (Fr.); 19) man assartija und gad D II 108. 
309 ff. (Fr.); 20) ‘Abderrahmän Salam (Bairut), 
daf: alauham biqalum ibn salam, Streitschrift gegen 
Ibrabim Eljäzigi wegen der ungebürlichen Be 
auf die Grossen der ‘arabije H VIII 6 S. 192 (Ref.) °); 
vgl. oben No. 7. 


') Die sprachliche Pedanterie EljäzigJs macht 
sich auch sonst in unleidlicher Weise breit: so bringt 
er da, wo es gar nicht hingehört, die Qämüs-Weis- 
heit an, z. B. DI 11 S. 334 vorl. Z. 

?, Hier spielt eine alte Feindschaft hinein: die 
Jäzixis sind seit alter Zeit den wahren und Pseudo- 
gelehrten des Islam ein Dorn im Auge, vgl. Gold- 
ziher ZDMG 28 (1874), 167. Es ist nicht geschickt, 
dass Ibr. Eljazigi jetzt die Sache auf die Spitze treibt, 
nicht sine ira; doch ist das Urteil Goldzihers über 
seine Leistungen wohl etwas hart; am bekanntesten 


313  [No. 8.] 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[August 1900] 814 


Il. Litteratur. 1) Gir%i Zaidan:von seinen histo- 
rischen Romanen [vgl. hier Sp. 226, Sp. 57 f. (Litt. 
9 10)| wird ‘adra qurais zu Ende geführt H VII 
8—24, 17. ramadan begonnen H VIJI 1—14; der un- 
geheure Erfolg der Zaidanschen Romane in der orien- 
talischen Lesewelt wird mehrfach festgestellt: Zn-; 
schrift des Sultans Hammüd von Zangibar H VII 9 
S. 277 £.; der Art. ‚Historische Kritik‘ in Elmausü at 
No. 11 (Apr. 99) zurückgewiesen H VII 14 S. 448 f. 
15 S. 462 f, vgl. H VII 13 S. 403 f. 16 S. 489 ff. 19 
S. 60 1. 22 S. 671 f. 23 S. 695 f. VIII 1 S. 18. 3 S. 80; 
Uebersetzungen sind angekündigt: von armänüsa 
almisrija ins Hindostani H VII 23 S. 694, von ‘adrë . 
guraigs ins Englische durch Mary Hicks, mit Er- 
wähnung, dass fatät ghassan und armänüsa bereits 
übersetzt seien VIII 7 S. 216; Dramatisierung (ara- 
bische) von armänüsa H VII 23 S. 694 f. (vgl. H V 11); 
2) Rechte des Uebersetzers und Verfassers; gegen 
die Unsitte, bei Uebersetzungen fremder Werke, be- 
sonders Romane, kein Wort von dem Original zu 
sagen H VIL 9 S. 285f. (0. A.). 3) Essujüti, 
fath algahl klabd addafl (über Tropik), herausg. v. 
Mahmüd Serif H VII 9 S 287 (Ref.); 4) Vita des 
Negib Elhaddad, geb. im Februar 1867, gest. 
9. 2. 1899 an Schwindsucht H VII 10 S. 290—296 
(0. A). D I 11 S. 341f. kurze Todesanzeige durch 
seinen Mautterbruder Ibr. Eljäzigi, ausführliche‘ 
Vita von Jühannä Serkis (Alexandrien) DI 12 
S. 372—384; der fleissige und begabte junge Schrift- 
steller (über seine Zeitung lisän alarab s. Ar. Press 
56 No. 15) hat eine grosse Menge litterarischer Ar- 
beiten hinterlassen, obwohl er beständig schwer mit 
Not zu kämpfen hatte; dass er ein Lobgedicht be- 
kannten Stils an den Sultan Hamd b. Tuwéni von 
Zangibär richtete (ich fand es in einer Gedicht- 
sammlung aus D-O.-Afrika, die ich Herrn Walter 
Rössler verdanke), soll ihm nicht angerechnet werden; 
das von Ibr. kEljäzigi hochgepriesene Drama salahaddin 
behandelt den Stoff von Walter Scott's Talisman; 
dass nicht alle Zeitungen von seinem Ableben Notiz 
nahmen, wird gerügt D I 13 S. 400—402 (vgl. 
unten 31); 5) Ebers, alamira almisrija; die Ueber- 
setzung begann Eljäs Salih in der Zeitschrift allata if 
Is. Ar. Press 69 No. 64] i. J. 1895, nach seinem lode 
vollendete sie As ad Daghir, gedr. Kairo, Mugtataf 
H VII 10 S 318 (Ref.); 6) Jüsuf B3etli, hadijat 
almulük fi adab assulük, über Etikette, 2. Aufl.; die 
erste war schnell vergriffen; erkennt nicht in Allem 
den fränkischen Gebräuchen den Vorzug zu H VIE, 
11 S. 350. D I 13 S. 407 (Ref.); 7)aľiqd annafis, Be- 
arbeitung von Gedichten des Ib n Elfarid in tachmis- 
und tustīr-Form durch Muh. Farghali Elansari, 
Kairo H VII 11 S. 301 (Ref.); 8) Mahmüd Hanefi, 
hazz alhajät, lustige Geschichten in Vulgiirsprache, 
Kairo H VII 11 8.351 (Ref.); 9) Hasan Husni El- 
‘Amiri, nuzhat alalbab fi tarich su ara’ al asr wamu- 
rasalat alahbab, Proben moderner Dichter, besonders 
von Ne&d und Elhigäz; auch über die verschiedenen 
Arten Wallfahrer, die durch Essuwés kommen H VII, 
12 S. 382 f. (Ref.); 10) Ibn Sida, kitab almuchassas; 
von einer Gesellschaft wurde der Druck nach dem 
Ms. Kairo (Brock. LG I, 308f.] in Būlāq begonnen 
H VII 12 S. 383 (Ref.); 11) Masperos Geschichte 
des Orients, übersetzt von Ahmed Zeki H VII 13 
8. 415. D I 14 S. 437 (Ref.); 12) Mahmud Hasib, 
chafaja misr, Teil 1 und 2, Anfang einer Reihe von 
historischen Romanen, die in der Mitte des 19. Jahrh. 
spielen, H VII 16 S. 511 (Ref); 13) Sulaiman 


ist seine Kritik von Dozys Supplément (s. Fleischer 
Kl. Schr. (Besondere Freude hatten an dem Angriff 
des islamischen Gelehrten die Jesuiten, s. Elmagriq 
JI 8. 1053. 


Esgoéla, diwan des 1814 geb., 1899 gest. fruchtbaren 
Dichters, der in der Azhar gebildet war'), von seinem 
Sohn gedruckt in Kairo H VII 18 S. 563 (Ref.); 

ita und Bild Essolas D I 18 S. 564—566 (O. A.); 
Jo Diwan des i. J. 1891 gest. christl. Dichters Aš ad 
rad, herausgeg. von Negib Ibrahim Trad, Red. des 
Erraqib H V11 18 S. 566. DI 18 S. 566 f.; 15) Ahmed 
Schauqi, ladijas, historischer Roman aus der 
Pharaonenzeit, erschien zuerst in Elmausüät H VIL 
19 S. 606 (Ref.); diwan A. Schauqis s. Sp. 226; 
16) ‘Abdelqadir Elgeza’iri (der bekannte Emi}, 
nuzhat alchatir fi garid ‘abdalgadir. Gedichte, die nicht 
in sein almawägqif aufgenommen sind, herausg. von 
‘seinem Sohn Muhammed H VII 20 S. 629 (Ref.); 
:77) Apokryphe chutba des Quss ibn Sä'ida, an- 
geblich überliefert von Abii Bekr Esgiddiq H VII 
22 S. 672f. (0. A); ohne Angabe der Quelle! die 
Litteratur s. bei Goldziher, Abhandl. zur arab. 
Phil. 2, 6d ff. (die 5 Verse wie bei Goldziher Text 
(7 f. mit ge:ingen Abweichungen); 18) Mugtafa 
Eddimjati, attdrich alatari min algur an assarif, 
stellt die alte Geschichte dar mit Belegen aus dem 
‘Quran (also etwa ein Seitenstück zu Cornills Ge- 
schichte Israels; auch auf dieses Werk frommen 
Sinnes würde die hübsche Kritik L C Bl 1899 No. 22 

assen), empfohlen von den Kairenser Professoren 
email Rafet und Sultän Muhammed H VII 
22 8. 679 (Ref.) 19) Ibrahim Saidah, gost. 29. 7. 
99, bezeichnet als assair alāmmī assahir (mir ist 
nicht bekannt, ob etwas von seinen Vulgärgedichten 
gedruckt ist) H. VII 22 S. 679; 20) Gesellschaft für 
den Druck arabischer Bücher H VIII 2 S. 60ff. (0. A’; 
vgl. 11(1899) Sp. 363f.; 21) Ahmed ibn Muh. ibn 
Miskuwaih, tahdib alachläg, herausg. von ‘Abdel- 
halim Salih Elazhari H VIII 28.63. D II 38. 
87f. (Ref.); es ist der erste Teil des k. adab al ‘arab 
walfurs, vgl. hier I, Sp. 280f.; 22) Ibn Elgahm El- 
qurasi (gest. 249 d. H.), Qaside auf ri, ed. mit 
Komm. und tastir-Bearbeitung von Mahmüd Chai- 
ret H VIII 2 S. 64 (Ref.); 23) Essäbi (um 350 
d. H.), rasã'il, herausg. m. Komm. von Sekib Ars- 
län H VIII 3 S. 94 (Ref.); 24) Ja‘qib Nachlle 
Rüfaile, tarich alumma algqibti a, mit grosser Mühe 
gesammelt, z. T. aus dem Munde von Zeitgenossen, 
mit Index H VIII 4 S. 127f. (Ref.); aus der Anzeige 
geht "die Parteistellung des Vf. nicht hervor (vgl. 
Ar. Press 32); 25) alkanz almarsüd fi gawäid attal. 
mid, übersetzt aus dem Franz. v. Jüsuf Nasralläh, 
gegen die antisemitischen Lügen H VIII 6 S. 188 
Ref.; zu bemerken zu Bischoff’s Buch, s. hier III, 

p. 133); 26) Saijid ‘Ali Elhariri, alhurüb assa- 
libija, vom islamischen Standtpunkt aus H VIII 6 
S. 190 (Ref.); 27) Refiq El‘azm, addurüs alhik- 
mija linnäs!’a alislamija, Reformgedanken H VIII 
6 S. 191 (Ref.); 28) Barsim Basili Elalfi, tarbijat 
albanät, Drama in 3 Akten, berührt die Frauenfrage 
H VIII 6 S. 191f. (Ref.); 29) assamr fi qada@’ augät 
assahr, Lieder des Eljas Elfarrän in Bairüt in 
der Art des im Libanon volkstümlicheh muannä 
[vgl. meine Arab. Lieder aus Syrien ZDMG. 51, 
181 n. 1) HVIIL 6 S. 192 (Ref.); es wird (im An- 
schluss an meine Ausführungen Isl. Or. 1, S. 19?) 
bemerkt, das sei die echte Poesie, denn „sie stellt 
unsere Sprache, unsern Charakter und unsere Sitten 
dar, «nicht die Nachahmungen der -vorislamischen 
Dichtung“; 30) wasijat “abdalhamid alkatib ilalkuttab, 


1) Danach haben diese Essolas nichts zu thun 


.mit der bekannten christlichen Familie Söla in 


Haleb [s. z. B. Michele Sola bei Vitto, Ebn- 
Malek V’Alfiah (Beirut 1898) S. VI]; nicht bekannt 
ist mir Näheres über die Solas, deren Geschick mit 


| dem des Ahmed Faris Essidjaq verknüpft ist. 


315 (No. 8.] 


[August 1900] 316 


ersichtlich eines der zahlreichen apokryphen Testa- 
mente [s. jetzt Ahlwardt No. 3959—4035, wo dieses 
nicht genannt ist]; der nicht näher bezeichnete “A b- 
dalhamid soll unter den Umaijaden gelebt haben, 
das Stück wird obne irgend welche Angabe doy 
Quelle (!) mitgeteilt H VIII 7 S. 206-209 (Fr.); 
31) Negib Elhaddäd, diwan tadkar assiba H V 
7 B. 223 (Ref) D IL 7 S. 215, wonach Verf. über 
dem Druck des Frau Alex. Avierino gewidmeten und 
von ihr herausgegebenen Werkes starb [vgl. oben 
1}'); 32) kuttab ürubba wakutiäb assarq, beweg- 
liche Klage über die schwierige Lage der arabischen 
Schriftsteller und Zeitungsschreiber H VIII 8 & 
231f. (O. A.); man will nicht einsehen, dass man 
sich an die breite Masse des Volks in seiner Sprache 
wenden muss; 33) Rešid Musöba, sultänat alas- 
har, Drama H V 8 S. 253 (Ref.); 34) Ahmed 
erräne, ezzard a elmisrya, Heft I über das Zucker- 
rohr H VIL 8 S. 253f. (Ref.); 35) Ibr. Negib Mena- 
dili, af id assa‘id, über das Christfest H VIII 8 S. 
254; das Menädili bestätigt die Lesung, die ich für 
den Namen des Abschreibers Ibn Quzmän f. 95b 
gab DLZ 1896 Sp. 1288; 36) taragim masahir assarg 
filgarn attasi* “asar, soll die Biographien und Bilder 
berühmter Orientalen enthalten H VHI 8 S. 255 
(Ref.; vgl. Gesch. 33); 37) Haidar E33ihäbi, 
nuzhat azzeman fi ta’rich ‘arabistan, soll heraus 
gegeben werden von Na“üm Mughabghib H VIII 
9 S. 287 (Ref.); 38) Dahir Chairallah (Bairüt), 
alarag azzaki fi tahani ghibtat albatryark alantaki; 
enthält viel mehr: vollständige Geschichte der 
orthodoxen Kirche in Syrien H VIII 11 S. 352 (Ref.); 
39) [bn Ettigtagä, alfachri, Kairo, Gesellschaft für 
Druck arabischer Bücher [s. oben No. 20) H VIII 13 
S. 416 (Ref.); es ist nur Ahlwardt’s Ausgabe ge- 
nannt (Abdruck?), Derenbourgs scheiut unbekannt; 
40) Da’ad Aba Sa‘rund Emin Aba Chätir, mughni 
allabib ‘an attabib (B. vom gesunden u. kranken Men- 
schen), 50008., Bairit? D I 11 S. 430f. (Ref.); 41)Selim 
Elchüri, arriwäjat warriwa@ yun, gegen die Gegner 
von Roman und Drama D I 15 S. 457—461 (O. A.); 
42) Ueber litterarische Thätigkeit u. die Hilfsmittel für 
guten Stil D I 17 S. 629f. (Fr.); vgl. Ist. Or. I. 18 
n.2; 43) ‘Abdelqadir ibn Muhammad Elansäri 
Elgeziri Elhanbali (lebte im 10. Jahrh. d. Fl.) 
umdat assafwa fi hill elgahwa, abgedruckt nach einem 
über 150 Jahre alten Ms. D I 20 S. 621—625. 215. 
649— 654. 22 S. 679—684. 23 S. 712—715; 
44) Volkswirtschaft, altes Werk, zur Zeit der Abba- 
siden aus dem Griech. übersetzt, handschriftlich bei 
Eljäzigi D I 21 8. 660f. (Fr.); 45) ahädit bismark, 
übersetzt von Sulaiman Elbustani D 1 22 S. 6% 
(Ref.); 46) ass‘*# D II 1 S. 1—7. 3 S. 65—70. 
6 S. 161—166. 10 S. 289—296. 14 S. 417-424. 
(0. A.); 47) Micha’il Sarübim, alkafi fi ta’rich 
misr alqadim walhadit Bd. 2 und 3, bis Muh Ali; 
Bd. 4 soll bis zum Tode des Muh. Taufiq führen 
D II 2 8.44f. (Ref.); 48) Muh Dijab, ta’rich adab 
allugha al‘arabija, Versuch einer arab. Litteratur- 
geschichte, Bd. ID. II 3 S. 88 (Ref.); 49) Ahmed 
Fahmi (Correspondent des Mu’aijad in Beni Swéf), 
ajät alibar, Sittenroman, gegen die Glückspielwut, 
die den Orient verheert D. II 6 S. 186 (Ref.); 
60) Qustäki Elhimsi, muwassah, 29 5zeil. Str. (ramal) 
mit GR für Vers 5, je 1 SR für Vers 1.3 und 
2. 4; angeblich nach fränkischer Art, doch ist es 
ganz der alte Kurs D II 6 S. 187—192 (0. A.), 


1) Anz. des Diwans mit Proben AG II 471 ff; 
in dem Nachruf AG. II 73 ff, tritt Fr. Avierino der 
Behauptung entgegen, Elhaddad habe an der Red, 
von AG teilgenommen. 


ORIENTALISTISCHE: LITTERATUR-ZEITUNG. 


| 51) Ahmed AbaAliElazhari, muwaššah (4 LV 


„4 
10zeil. Str. (sari) mit je 1 GR für LV 1. 3. Str. 
V.?.9 und LV 2. 4 Str. V.8. 10 und abwechs. SR 
in V. 1. 3. 5—2. 4.6) D II 8 S. 242f. (O. A.) 
62) intigad und gissa D II 8 S. 243—247 (Fr.); 


' 53) Jüsuf Elbustan! (Redakteur von Elmahrüsa, 
` Ar. Press 53 No. 2), alarmala wawahiduha, erzăhlen- 


des Gedicht, wahrscheinlich nach dem Französischen, 
wie der Europäer mit der Muttermilch Patriotismus 
einsaugt D 9 S. 273f. (O. A.); 54) Habib Ezzai- 
jāt, almar'a filgahilge 40 S.; Prämie für die Abon- 
nenten von D 1898/9; scheint überwiegend Zusammen- 
stellung aus Aghani; 55) Lebibe Hāšim, hgsandi 
alhubb D I 20, 634 (Or.-Novelle). — Nicht besonders 
erwähnt sind die zahlreichen Uebersetzungen von 
Novellen, Romanen und Dramen, besonders fran- 
zösischen, die in H kurz angezeigt sind’), auch nicht 
die Uebersetzungen englischer Erzählungen, von denen 
gewöhnlich eine abgeschlossene jeder No. von D 
beigegeben ist (Uebersetzer: Nesib Elma&alänil, 
1-3. 5—11. 13—19. 21-24 II, 1—5. 7—10. 12. 14; 
Misa Saidah I 4; Orig.-Nov. s. oben No. 55). — 
Nicht beachtet sind die Spielereien, die sich nament- 
lich in D breit machen: die Aufgaben (mutārahāt) 
metrischer Aeusserungen über ein bestimmtes Thema, 
oft mit Vorschrift der Form; die Absicht, das 
Jitterarische Schaffen zu fördern, wird auf die Weise 
natürlich nicht erreicht. sondern nur ein eitles 
Streben nach dem Record in äusserlichen Fertigkeiten 
gezüchtet, und den Begabteren Veranlassung zu einer 
thörichten Zeitvertrödelung gegeben. 
(Fortsetzung folgt). 


Analecta Bollandiana XIX, 1. 

Les deux saints Babylas (die beiden Heiligen 
dieses Namens sind identisch.) — F. Nau. Les mar- 
tyres de S. Léonco de Tripoli et de S. Pierre d Alexandrie 
d’aprés les sources syriaques (die syrische Redaktion 
der Akten des Leontius von Tripolis ist die echte, 
die griechischen sind apokryph. — Die von Viteau 
publizierte Redaktion des Martyriums des Petros ist 
die ursprüngliche und stammt aus dem 5. Jahrh.; die 
syrische ist eine Uebersetzung davon). — Catalogus 
codicum hagiographicorum graecorum bibliothecae 
Barberinianae de Urbe (Anfang). 


Beilage zur Münchener Allgem. Ztg. 1900. 
143. (26. Juni). Paul Wolters, Knossos. Bericht 
über die Funde, welche Evans in Kreta gemacht hat. 


Berliner philol. Wochenschr. 1900. 

22. Der alte Orient I 1—2, bespr. v. P. Jensen °’). 

24. Varia archaeologica. Über Ausgrabungen von 
Grenfell und Hunt in Umm el Barakat und von 
Flinders-Petrie und Mare in Abydos. Über ein von 
den Kuratoren des British Museum veröffentlichtes 
Verzeichnis der Inschriften in Keilschrift von Bezold. 

26. Kautzsch, Apokryphen und Pseudepigraphen, 
bespr. v. E. Preuschen. 

27. F. Hultsch, Geschichte des Altertums, bespr. 
v. R. J. Albrecht. 


1) Die Uebersetzer sind in der Wahl nicht immer 
vom besten Geschmack geleitet und was das Publi- 
kum verlangt, geht aus dem grossen Konsum von 
Romanen der Sorte ‚Graf von Monte Cristo‘ hervor. 
Doch daneben geht auch Besseres; allein in H VIII 
6 ist angezeigt Bulwers Last Days of Pompei, üb. 
von Feride ‘Atije, und Neudruck von Scotts Talis- 
man, üb. von Ja‘qiib Sarruf und zuerst gedr. um 
1885 (danach Elhaddäds salahaddin? s. oben 4). 

2) Recht thöricht! Und dabei hat’s Jensen doch 
gar nicht nötig. D. R. 


917 [No. 8.) 


[August 1900.) 318 


28. Forte. v. No. 27. — R. Duval, la littérature 
syriaque II. ed., bespr. v. Eb. Nestle. 


Blätter f. d. Gymnasial-Schulwesen 1900. 
VII u. Vill. L. Fonk, Streifzüge durch die bib- 
lische Flora, bespr. v. H. Stadler. 


Oorrespondensbl. d. D. Ges. f. Anthr. 
Bthn. u. Urgesch. 1900. 

11 u. 12. Gemeinsame Versammlung der Deut- 
schen und Wiener antbrop. Gesellschaft in Lindan 
4.—7. Sept. 1899. R. Virchow spricht über den 
Ursprung der Bronzekultur und über die armenische 
Expedition. 


Deutsche Litteraturzeitung 1900. 

26. F. Schulthess, homonyme Wurzeln im Syri- 
schen, bespr. v. F. Praetorius. — J. J. Tikkanen, 
tre armeniska miniatyrhand skrifter, bespr. v. ? 

27. A. Bertholet, Deuteronomium, bespr. v. C. 
Siegfried. — M. Schultze, Grammatik der aramäischen 
Muttersprache Jesu, bespr. v. Eb. Nestle. — F. Cu- 
mont, textes et monuments figurés relatifs aux 
mystéres de Mithra (u.) derselbe, les mysteres de 
Mithra, bespr. v. C. Wissowa. 

28. E. Kaluzniacki, zur älteren Paraskevalitte- 
ratur der Griechen, Slaven und Rumänen, bespr. v. 
N. Bonwetsch — K. V. Zettersteen, die Alfije des 
Ibn Muti, bespr. v. J. Goldziher. 

29.30. G. Füllkrug, der$Gottesknecht des‘ Deute- 
rojesaja, bespr. v. A. Bertholet. — G. Wobbermin, 
altchrıstliche liturgische Stücke aus der Kirche 
Aegyptens, bespr. v. E. Hennecke. — J.-B. Chabot, 
chronique de Michel le Syrien, bespr. v. M. Lidzbarski. 

31. E. Bratke, das sogenannte Religionsgespräch 
am Hof der Sassaniden, bespr. v. E. Preuschen. 


Geograph. Zeitschr. 1900. 
7. E. Tiessen, Sven Hedin’s Reisen durch Asiens 
Wüsten. 


Hermes 1900. 

3. M. Wellmann, zur Geschichte der Medicin im 
Altertum (Fortsetz. zu Bd. XXXII] 556). — B. Niese, 
Kritik der beiden Makkabäerbücher nebst Beiträgen 
zur Geschichte der Makkabäischen Erhebung. II. 


Jahrb. f. Nationalök. u. Statistik 1900. 

Mai. C. Wachsmuth, wirtschaftliche Zustände in 
Aegypten während der griech -römischen Periode. 
(Forts. folgt.) 


Journal des Savants 1%0. 
Juin. J. Nicole et Ch. Morel, archives militaires 
du 1. siècle, bespr. v. Cagnat 


Literarisches Oentralblatt 1900. 

25. A. Harnack, die Pfaff’schen Irenaeusfragmente, 
bespr. v. G. Kr. — G. Lang, von Rom nach Sardes, 
bespr. v. D. — Ph. Berger, mémoire sur la grande 
inscription dédicatoire du temple d’Hathor-Miskar & 
Maktar, bespr. von H. St—e. 

26. A. Jakoby, ein neues Evangelienfragment 
(koptisch), bespr. v. v. D W. Ahlwardt, Ver- 
zeichnis der arabischen Handschriften der Kgl. Bibl. 
zu Berlin X. Bd., bespr. v. C. F. Seybold. 

27. M. Ginsburger, das Fragmententhargum, 
bespr. v. H. Strack. — P. Mehlhorn, aus den Quellen 
der Kirchengeschichte 2, bespr. v. G. Kr. — R. 
v. Scala, die Staatsverträge des Altertums, bespr. v. 
K. J. N. — H. v. Soden, Palästina und seine Ge- 
schichte, bespr. v. ? — A. v. Velics, über die Ur- 
quelle aller Sprachen, bespr. v. H. Hirt. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


28. D. H. Müller u. J. v. Schlosser, die Hagadah 
von Sarajevo, bespr. v. K. Marti. — J. Krall, Grund- 
riss der altorientalischen Geschichte, bespr. v. P. 
Jensen. — C. Niebuhr, Einflüsse orientalischer Po- 
tik auf Griechenland, bespr. v. H. 8. — E.V. 
Zenker, natürliche Entwickelungsgeschichte der Ge- 
sellschaft, bespr. v. P. B. 


Al-Machriq. III. 1900. j 


12 (15. Juni). Une joûte littéraire. Rhetorische 
(auch poetische) Ubungen von Schülern der St. Jo- 
ephe Universitat („Humanistes de l'Université“) über 
Telegraphie, Dampfkraft, Photographie, Röntgen- 
strahlen u. s. w. — P. Lammens, Notes archéolog. 
sur le Liban (suite). Le pays de Gebail (Eddé, 
Gerapta etc.). In Balät werden von den Bewohnern 
viel Altertiimer gefunden; geordnete Nachforschungen 
würden sicher Erfolg haben. Anfang der ikel- 
reihe in I 22. — Notice historique sur le College 
d’Antoura (suite). Anfang in der vorigen Nr. — 
P. Anastase Carme, Extrait du livre inédit de Thäälibi 


Gyia CRN) is rghit) yes. _ Vorrede 
und Kap. 4. Es ist nicht ersichtlich, aus welcher 
oder welchen der bekannten Handschriften (London, 
Wien, Kairo [4, 222], ein Auszug in Leiden [1, 223]) 
dies Stück herausgegeben ist. — L’abbé M. Rezk et 
Th Kayyal, Nouvelles réponses sur le du vulgaire 


dans l’aorıste. Vgl. III 6. 9. 10 (OLZ. 195. 237. 276). — 
Besprechungen von 1) Luigi Bonelli, Elementi di 
Grammatica Turca Osmanli. Milano 1899 und 2) C. 
A. Nallino, L’Arabo parlato in Egitto. Milano 1900. 
— Varia. Damaskus und die Ghassaniden. Kurze 
Bemerkung zu Al-Mauär Nr. 35. (Vgl. II 10, OLZ 
276). Die Forschung könne heut nicht frucht- 
bringend sein, ohne Kenntnis dessen, was in deut- 
scher, französischer und anderen Sprachen veröffent- 
licht ist. — Questions et reponses. Einige Einzel- 
heiten arabischen Sprachgebrauchs. 

13 (1. Juli). J. G. Thabet, Le damasquinage des 
armes. Mit Abbildungen orientalischer Waffen. — 
Expressions et mots etrangers en arabe. Das Ara- 
bische ist heut vielfach nicht rein, und es sind auch 
für neue Begriffe noch Ausdrücke zu prägen. 
Vulgäre Ausdrücke und Fremdwörter sind thunlichst 
zu vermeiden. Den Lesern wird anheim gegeben, 
gute arabische Ausdrücke für 4 mitgeteilte vulgäre 
Wörter sowie eine gute Übersetzung des Satzes: 
„Bossuet est un homme de gevie“ zu liefern. — 
P. J. Tatai, Les moeurs libanaises (suite): L’&ducation. 
Anfang der Artikelreihe in Il 1 (OLZ. II 59). — P. 
Anastase Carme, Les séances d'Ibn Mari (+ 1193). 
Von den „Christlichen Maqamen“ des Ibn Mart soll 
es bisher nur eine Handschrift geben, in der 
Bibliothek der Moschee Al-Haidarhane in Bagdad. 
Ein Bruchstück, die Vorrede enthaltend, fand ferner 
No man Eff. al-Alisi, woraus sich ein in der Bag- 
dader Hs. fehlendes Stück der Vorrede ergänzen 
lässt. Hier ist nun eben die Vorrede und die erste 
Maqama mit Anmerkungen herausgegeben. Bei der 
Herausgabe war Mahmüd a al-Alüsi beteiligt. — 
P. J. Goudard, N.-D. du Fort au pays de ‘Akkar. 


Historisches. — P. L. Cheikho, Un Curé poéte: 
Arsène Fakhoury (1800—1883). Lebensgeschichte 
und Gedichte. Mit Porträt. — Anzeige von Ar- 


risälat as-Sihäbija fi’s-sana at al-misiqija, von Dr. 
Michael Mišāqa, hrsg. vom Pater L. Ronzevalle. 
(Aus dem Maériq II 4 ff., vgl. OLZ. II Nr. 3 ff.) 


Petermanns Mitteilungen 1900. 
VI. Geographischer Monatsbericht. Asien: F. 
Schaffners geologische Forschungsreise in Oilicien. 


319  [No. 8] 


Afrika: Franzosen und Engländer in Nordafrika. 
Die Lage des Tangonika. D. Smith’s Reise durch 
die Somal- und Gallagebiete. 


Revue Critique 1900. 

25. J. Guidi, il „Fetha Nagast“, (u.) E. Pereira, 
historia dos martyres de Nagran, (u.) ders., conver- 
sio de um rei da India ao christianismo (u.) R. 
Duval, la littérature syriaque, (u.) H. Pognon, in- 
scriptions mandaites de Khouabir, (u.) Th. Ndldeke, 
die semitischen Sprachen, (u.) O. Pautz, Muhammeds 
Lehre von der Offenbarung, bespr. v. J. B. Chabot. 

26. R. Koldewey, die Hettitische Inschrift ge- 
funden in der Königsburg von Babylon, bespr. v. 
Clermont-Ganneau. — A. Levi, l'elemento storico 
nel Greco antico, bespr. v. V. Henry. 


Sphinx IV Fasc. 1. 

S. 1. Lefébure, Le pays des Heures (zum Am- 
duat). — 11. Piehl, Deux mots méconnus du vocabu- 
laire égyptien (mesdet „Nase“, mäher „säugen“). — 
15. Piehl, La stéle 1774 du Musée de Florence (aus 
dem mittlern Reich. Die Stele ist ausser an der 
von Piehl angeführten Stelle des Giorale della Soc. 
Asiat. Ital. I publ. von Schiaparelli, Cat. Florenz 
p. 489f. und von Petrie, Phot. Ital. Ser. Nr. 32). — 
18. Besprechungen von Piehl über Rochemonteix, 
Temple d’Edfou, fasc. 4 (Angriffe gegen Maspero 
und Chassinat), Robinson, Coptic apocty phe. gospels 
(gelobt), Chabas, Oeuvres diverses I mit einem Bilde 
Chabas’. (Ausstellungen in der Biographie von Virey), 
Ebers, Aegyptische Studien (gelobt, Ausstellungen im 
Einzelnen), Lemm, Eine dem Dionysius Areopagita 
zugeschriebene Schrift (gelobt, einzelne Ausstellungen), 
Bessarione VI. — 47. Prospekt des Annales du Service 
des Antiquités de l'Egypte. — 49. Piehl, Mélanges 
(kurze Besprechungen von Aufsätzen von Naville, 
Schiaparelli, Spiegelberg, Pietschmann). — 54. Piehl, 
Notices (7 Miscellen über die Lesung, bez. Bedeutung 
einzelner Worte und Zeichen). 


Theolog. Litteraturblatt 1900. 

22. Roy, die Volksgemeinde und die Gemeinde 
der Frommen im Psalter, bespr. v. W.L. — Krauss, 
griechische und lateinische Lehnwörter im Targum, 
Talmud und Midrasch, bespr. v. H. L. Strack. 

23. G. Füllkrug, der Gottesknecht des Deutero- 
jesaja, bespr. v. Orelli. 

24. E. König, die Originalität des neulich ent- 
deckten bebräischen Sirachtextes, (u.) Baethgen, die 
Psalmen, 2. Aufl, bespr. v. W. L. — P. Wurm, 
religionsgeschichtliche Parallelen zum alten Testa- 
ment, bespr. v. R. Z. 

26. J. Urquhart, die neuen Entdeckungen und die 
Bibel, bespr. v. R. Z. 

27. Ed. König, the Exiles book of consolation 
contained in Isaiha 40—66, transl. be} Selbic, bespr. 
v. Boehmer. — Burlitt, early christianity outside 
the roman empire, bespr. v. Zöckler. 

28. Ed. König, zur Pentateuchfrage, bespr. v. G 
Finke. — Smith, Religion der Semiten, bespr. v. R. 
Z. — Diettrich, Massorah der östlichen und west- 
lichen Syrer in ihren Angaben zum Propheten Jesaia, 
bespr. von Ed. König. 


Zeitschr. f. aegypt.Spr. u. Altertumsk. 1900. 
2. L. Borchardt, der zweite Papyrusfund von 
Kahun und die zeitliche Festlegung des mittleren 
Reiches der segyptischen Geschichte. — F. W. 
v. Bissing u. L. Borchardt, ein Pyramidentext in ur- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[August 1900.) 320 


sprünglicher Fassung (der bei Maspero Z. 234 - 339 
veröffentlichte Text der Pyramide Pepi’s I. mit den 
zahlreichen Korrekturen). — J. H. Breasted, the 
length and season of Thutmose III's first campaign. 
— Derselbe, Ramses Il. and the princes in the 
Karnak Reliefs of Seti I. — Oefele, Medicinische 
Realien zu Papyrus Brugsch major 13, 3 bis 13, 6 
= Peritonitis. — Miscellen: F. W. v. Bissing, usur- 
pierte Grundsteinbeigaben. — F. v. Calice, weiteres 
über die Art der Hinrichtung im alten Aegypten. 


Zeitschr. f. Bauwesen. 1900. 

H. VII bis IX. F. W. O. Schulze, die Stauwerke 
des Nilthales (mit Abbildungen im Text und auf Blatt 
50 dos Atlas z. Z. f. B.). 


Zeitschr. des Deutschen Pal. Ver. 1900. 

4. M. Hartmann, Beiträge zur Kenntnis der 
syrischen Steppe. (Forts) — G. Schumacher, Er- 
gänzungen zu meiner Karte des Dschölän und west- 
lichen Hauran (Karte mit Text). — M. Sobernheim, 
Meine Reise von Palmyra nach Selemije (mit Karte 
von R. Kiepert, einer Liste der im Routier vorkom- 
menden Namen und Höhenmessungen). 


Zeitschr. f. d. Gymnanialwesen 1900. 
Juni. E. König, historisch - komparative Syntax 
der hebräischen Sprache, bespr. von P. Dörwald. 


Zeitschr. f. kath. Theol. 1900. 

II. G. Hoberg, die Genesis, bespr. v. M. Hagen. 
— J. Hontheim, Bemerkungen zu Job 32, 6—33, 30. 
— E. Seydl, zur Strophik des Jakobsegens. Gen. 
49, 2—27. — J. K. Zenner, die axpoorızis des 110. 
Psalmes. 


Zeitschr. f. Kulturgesch. 1900. 

5—6. Troels-Lund, Himmelsbild und Weltan- 
schauung im Wandel der Zeiten, bespr. v. G. 
Steinhausen. — M. Jähns, Entwickelungsgeschichte 
der alten Trutzwaffen, bespr. v. O. Lauffer. 


Zeitschr. f. d. neutestam. Wiss. 1900. 
2. H. Achelis, Spuren des Urchristentums auf den 
nr Inseln? — E. Preuschen, die armenische 
bersetzung der Testamente der zwölf Patriarchen 
(Geschichte derselben). — W. Bousset, die Testamente 
der zwölf Patriarchen (I. Die Ausscheidungen der 
christlichen Interpolationen). — E, Nestle, Miscellen: 
1. ein wichtiges Zitat der Didaskalia. War der 
Verfasser der ersten Clemensbriefes semitischer Ab- 
stammung? 


Zeitschr. f. Sozialwissensch. 1900. 

NII 6. Julius Beloch, die Bevölkerung Europas im 
Mittelalter (im Anschluss an B.’s Artikel, die Be- 
völkerung im Altertum in dieser Zeitschrift II, 600 ff. 
600 ff.). 


Zeitschr. f. vergl. Rechtsw. 1900. 

Iu. 11. M. W. Rapaport, der Talmud und sein 
Recht. 1. Allgemeines. 2. Grundsätze des Intestat- 
erbrechtes. 3. Schenkungen inter vivos und mortis 
causa. 4. Anhang. Deutsche Texte der Schenkungs- 
urkunden im Nachlath Schibah Nro. 36, 37. (Andere 
Teile des Talmudrechts werden folgen) — A. Da- 
rinsky, die Familie bei den kaukasischen Völkern. 


Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg i. Pr. 
Verlag u. Expedition Wolf Peiser Verlag, Berlin S., Brandenburgstr. 21. 
Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel, Kirchhain N -L. 


3. Jahrgang No. 9. l 15. September 1900. 


Orientalistische 
Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 


von 


F. E. Peiser. 


Ot 


Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11. 


James Parker & Co. Oxford, 27 Broad Street. 


—— 


—== Inhalt: === 


Avis au lecteur. 

A. Wiedemann, Zur Chronologie des Manetho. 
W. Max Müller, Agyptologisch-Biblisches. 

V. Sehefl, Un Nouveau Cone d’Urukagina. 
Besprechungen: 


Hierakonpolis I (A. Wiedemann). 
K. V. Zetterstéen, Die Alfije des Ibn Mutti (H. Reckendorf). 
Edv. Lehmann, Zarathustra I (E. Wilhelm). 

. J. Rosenberg, Assyrische Grammatik (F. E. Peiser). 


W. Max Müller, Bemerkungen zu Hierakonpolis 1. 


Mitteilungen. Aus gelehrten Gesellschaften. Zeitschriftenschau. 


Bei der Redaktion eingegangene Schriften. 


Oarl Steuernagel, Allgemeine Einleitung in den Hexateuch (Nowack's Handkommentar, I. Abt., 3. Band 
3. Teil). Göttingen, Vandenhock & Rupprecht 1900. 1 M. 

*Hugo Willrich, Judaica. Göttingen, Vandenhoek & Rupprecht 1900. 5.60 M. 

Johannes Nikel, die Wioderherstellung des jüdischen (Gemeinwesens nach dem babylonischen Exil 
(Bardenhewer’s Biblische Studien V. Bd., 2. u. 3. Heft). Freiburg i. Br.. Herder'sche Verlgsb. 
1900. 5,40 M. i 

*K. V. Zetteratéen, Verzeichnis der Hebräischen und Aramäischen Handschriften der Kgl. Univ.-Bibl. 
Upsala. Lund, in Komm. bei H. Möller's Univ.Bchhälg. 1900. 

J. Hirsch, Fragment einer arabischen Pentateuch-Ubersetzung. Leipzig, Otto Harrassowitz 1900. 4M. 


*) Bereits zur Besprechung ausgegeben, 


Orientalistische 
Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 
von 


F. E. Peiser. 


Erscheint 
am 15. jedes Monats. 


Berlin. 
Wolf Peiser Verlag. 


Abonnementspreis 
vierteljährlich 3 Mk. 


Bestellungen nehmen entgegen: die Verlagsbuchhandlung, Berlin S., Brandenburgstr. 11, sowie alle Buch- 
handlungen und Postämter (unter Nummer 5949). — Inserate die zweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei 
Wiederholungen und grösseren Anzeigen Ermässigung. 


15. September 1900. 


3. Jahrgang. 


MO 


Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender 


Adresse erbeten: 


Redaktion der 0. L. Z., Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11.1. 


Avis au leeteur. 


Mehrfach ist es dem Herausgeber der 
OLZ. aufgefallen, dass unter seinen Lesern 
einige Unklarheit darüber herrscht, wer für 
die einzelnen Particen der Zeitung verant- 
wortlich ist. Da selbst einzelne Freunde und 
Mitarbeiter, von anders Stehenden ganz zu 
schweigen, Bemerkungen, die mit D. R. ver- 
sehen waren, ohne weiteres einigen der be- 
kannten Mitarbeiter zusprachen, so sieht sich 
der Herausgeber im Interesse seiner Mit- 
arbeiter gezwungen, zu erklären: 


1. Leitartikel, bei denen es auf die Per- 
son des Autors irgendwie aukommt, werden 
mit dem Namen desselben versehen. Wo 
das nicht der Fall ist, stammen sie daher 
vom Herausgeber, der die alleinige Verant- 
wortung trägt. 

2. Alle anderen Artikelund Besprechungen 
sind von den Autoren gezeichnet. 

3. Die Zeitschriftenschau wird, abgesehen 
von einem kleinen Teil, der von Spezialisten 
herrührt, in Königsberg unter Leitung des 
Herausgebers bearbeitet. Für alle Bemer- 
kungen, die mit D. R. gezeichnet sind, muss 
er um so mehr die Verantwortung über- 
nehmen, als sie auf ihn zurückgehen. Wo 


an nn 


einzelne Mitarbeiter Bemerkungen machen, 
für die sie besonders einzustehen wünschen, 
werden die Anfangsbuchstaben ihres Namens 
beigefügt. 

Wir hoffen, dass nach dieser Auseinander- 
setzung nicht mehr mit D. R. gezeichnete 
Bemerkungen willkürlich auf einzelne Mit- 
arbeiter zurückgeführt werden. 

Herausgeber und Redakteur: 

F. E. Peiser. 


Zur Chronologie des Manetho. 
Von A. Wiedemann. 

In der ägyptischen Zeitschrift 37 S. 89 ff. 
hat Borchardt den für die Verwaltungsver- 
hältnisse der ägyptischen Tempel unter der 
12. Dynastie grundlegenden zweiten Papyrus- 
fund von Kahun in dankenswerter Weise 
besprochen, nachdem bereits seit einem Jahre 
vereinzelte Angaben über denselben, besonders 
durch die Tagespresse, an die Öffentlichkeit 
drangen. Unter diesen Texten nehmen zwei 
Fragmente auf ein pert Sept am 16. Pharmuthi 
des 7. Jahres wohl sicher des Königs User- 
tesen III. Bezug. Betrachtet man dies als 
eine Anspielung auf den heliakischen Aufgang 
des Sirius und berechnet das Jahr, in welchem 
dieser an dem genannten Tage des Wandel- 
jahres eintrat, so erhält man_1876/2 v. Chr. 


323 [No. 9.] 


(so Borchardt) oder, um eine Sothisperiode 
früher 3336/21. Da von dem 7. Jahre 
Usertesen IH. bis zu Ende der 12. Dynastie 
noch etwa 75 Jahre verstrichen, so war dieses 
um 1800 oder um 3260 anzusetzen. 

In meiner Aegyptischen Geschichte S. 733 
habe ich, unter der Voraussetzung, dass die 
manethonischen Dynastien aufeinander fol- 
gende waren, und dass man Manethos’ An- 
gaben da verbessert, wo die Monumente dies 
bis dahin zuliessen, für die 12. Dymastie die 
Zeit von 3450 — 3250 berechnet?), was sich 
mit obigem zweiten Datum deckt. 

Dieses auffallende Zusammentreffen scheint 
eine Bestätigung der von mir vorgeschlagenen 
Rekonstruktionen der Manethonischen Zahlen 
für die 12. Dynastie zu ergeben. Ausserdem 
aber einen Hinweis darauf, dass Manetho die 
Zeit dieser Dynastie auf Grund einer analogen 
Angabe berechnet hat, wie es die von Bor- 
chardt aufgefundene Notiz über die Feier 
eines pert Sept ist. Die Auffassung, dass 
eine derartige Bemerkung für eine Gleichung 
zwischen Wandel- und Siriusjahr ohne weiteres 
verwertbar sei, hätten die Verfasser des 238 
erlassenen Dekretes von Kanopus gehabt. 
Etwa 30 Jahre früher wird dieselbe unter den 
Gewährsmännern Manetho’s ebenso gut ge- 
herrscht haben, mögen diese hier Aegypter ge- 
wesen sein, oder die von ihm, wie noch die 
Fragmente zeigen, oft herangezogenen grie- 
chischen Bearbeiter derägyptischenGeschichte. 
Denn die Vermutung ist wohl berechtigt, 
dass auch die Kalenderreform von Kanopus 
auf griechische Einflüsse und auf den gleichen 
wissenschaftlichen Geist zurückgeht, der kurz 
darauf die Berufung des Eratosthenes nach 
Alexandrien veranlasste. Wenig wahrschein- 
lich ist es weiter, dass Manetho eine der- 
artige pert Sept Angabe nur gerade für die 
12. Dynastie benutzte, für welche Zeit auch 
uns zufällig ein ähnliches Denkmal zugäng- 
lich geworden ist. Man wird vielmehr an- 
zunehmen haben, dass er auch für andere 
Perioden analoge Notizen zurate zog und 
versuchte mit Hülfe der Feier des als heli- 
akischen Siriusaufgang gedeuteten pert Sept 
absolute Zahlen für die ältere ägyptische 
Geschichte zu gewinnen, wie man ja bereits 
seit lange annahm, dass er in seinem Werke 
mit Sothisperioden rechne. 

Es würde nun eine zweite Frage sein, ob 
dieser Manethonische Ansatz der 12. Dynastie 
als historisch berechtigt gelten kann oder 


1) Oppert, Rev. arch. III Ser. 36 S. 11, der den 
15. Pharmuthi als Datum annahm: 3314, 

3) Ahnliche Zahlen erhielten auf analogem Wege 
bereits früher Champollion-Figeac, Boeckh, Unger, u.a. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [September 1900.) 


324 


nicht. Angesichts der verhältnismässig ge- 
ringen Veränderung der ägyptischen Kultur 
in der Periode der 13.—17. Dynastie er- 
scheinen ungefähr 1500 Jahre für dieselbe 
einstweilen zu hoch gegriffen Anderer- 
seits aber glaube ich auch nicht, dass man 
aus diesem Grunde von den Manethonischen 
Angaben für diese Zeit ganz absehen und 
das Ende der 12. Dynastie um eine volle 
Sothisperiode tiefer, um 1800 v. Chr., setzen 
kann. 

Der Beginn der 18. Dynastie fällt etwa 
1600—1700, so dass bei solcher Annahme 
für die 13.—17. Dynastie nur 100—200 Jahre 
verbleiben würden. In diese Zeit wären, 
abgesehen von den Hyksosherrschern, von 
denen ein Apepi aus seinem 23. Regierungs- 
jahre datiert, und den Fürsten der 17. Dynastie 
die zahlreichen Könige der 13.—14. Dynastie 
einzufügen, deren die Bruchstücke des Turiner 
Königspapyrus etwa 136 angeben, während 
andere Texte noch zahlreiche weitere ergeben. 
Die Regierungsdauern derselben sind in dem 
Papyrus grösstenteils verloren, nur für 12 
Könige sind sie mit zusammen etwas 54 
Jahren noch vorhanden. Von 4 weitern 
Herrschern sind genau datierte Denkmäler 
bekannt, deren Zahlen zusammen 16 Jahre 
betragen. Das ergäbe für die uns zufällig 
von 17 Königen bekannten Zahlen bereits 
93 Jahre!) Wenn auch der Turiner Text 
und die verhältnismässig seltnere Erwähnungen 
der fraglichen Herrscher zeigen, dass ihre 
Regierungen im allgemeinen kurze und un- 
bedeutende waren, so wird man ihnen doch 
eine Reihe von Jahrhunderten?) zuschreiben 
müssen. 

Historisch wird man demnach das neue 
Datum von Kahun ebenso wenig, wie die 
pert Sept Daten der Thebanischen Zeit als 
Ausgangspunkt wählen dürfen, um absolute 
Zahlen für die ägyptische Geschichte festzu- 
stellen. Was eigentlich unter dem Feste des 
pert Sept im klassischen Aegypten zu ver- 
stehen sei, ist eine Frage, deren sichere 
Lösung nur ein weit grösseres Material an 
Datierungen bringen kann, als es bis jetzt 
vorliegt. Nur mit Hülfe eines solchen wird 
auch Aufschluss über die zweite für die 
ägyptische Chronologie grundlegende Frage 
zu gewinnen sein, was es mit den unklar 
überlieferten, in die Zeit zwischen die 12. 


1) Nimmt man an, dass Steindorff, Ag. Zeitschr. 
33 S. 77ff. mit Recht eine Reihe der Antef-Könige, 
deren einer aus Jahr 50 datiert, in diese Zeit setzt, 
so erhöht sich diese Zahl auf 143 Jahre. 

?) Nehmen wir obige 54 Jahre für 12 Herrscher 
als Durchschnitt, so ergäbe dies für 136 Könige etwa 
600 Jahre. 


325 (No. 9.) 


und 18. Dynastie fallenden Kalenderreformen 
des Saites (Schol. Plato) und Arminon (? Cen- 
sorin, de die nat. 19) auf sich habe, die sich 
ursprünglich nicht auf die Einführung der 
5 Epagomenentage beziehen können, da diese 
bereits unter der 12. Dynastie bekannt waren. 
Hoffentlich erfolgt bald eine vollständige Ver- 
öffentlichung des neuen Kahun-Fundes und 
gewährt auch für diese chronologischen Fragen 
neue Anhaltspunkte. 


Agyptologisch-Biblisches. 
Von W. Max Müller. 


1. Dem Versuch, Gen. 41,43 den Namen 
des „Chu-en-aten“ als jANN> zu entdecken 
(Cheyne OLZ. III, 152) wird wohl kein Ägyp- 
tologe zustimmen können. Es giebt keine 
stärkere Unmöglichkeit als äg. h und 3 gleich- 
zusetzen!). Der Name des Amenhotep IV. 
sollte hebräisch etwa jM(N)3NN scin?). Ausser- 
dem sollten wir den Haupt- oder Königs- 
namen gebraucht erwarten. Vgl. z. B. die 
Amarnatafeln, welche doch stets Manahbiria, 
Nimmuria und Naphururia schreiben; die 
zweiten Namen, Dhutmose, Amenhotep oder 
A(?)h(e)natn, wären eine arge Unhöflichkeit. 
Schlieselich ergiebt jene kühne Korrektur 
weder einen glatten Text), noch wäre es 
verständlich, warum der Königsname gerade 
an dieser Stelle sich verkrochen haben sollte. 
Freilich, alles das wird die Apologeten nicht 
abhalten, sich jener verführerischen Idee zu 
bemächtigen, fürchte ich. 

Etwas näher läge es, wenn nun einmal 
das ägyptische Wörterbuch herhalten müsste, 
das Wort y(oder’?)in(u) (älter ydnu) „Stell- 


vertreter, Locumtenens, Wakil“ in dem IDN 


zu suchen. Besonders lehrreich für das 
zu Grunde liegende Verb ist Harmhebe, 
Turin 9 „er verwaltete (Yun) Ägypten für die 


Zeit vieler Jahre“. Das wird nämlich dort 
vom Reichsverweser gesagt, dessen Stellung 
a der Josephs entsprechen würde. Gewöhn- 
lien steht es von geringeren, militärischen 


Würden (LD. III, 219c, 13, 15 ete.). Es 


') Cheyne ist wohl durch kh = 
worden. 

?) Vgl. meine Bemerkungen OLZ. I, 144. Ob 
man den ersten Bestandteil als ah „Glanz“ oder ih 
(tonlos ah?) „Geist“ versteht, bleibt gleich; er fängt 
in beiden Fällen mit Aleph an (nicht mit Johd!). 
Uebrigens scheint mir doch die alte Auffassung „Glanz“ 
vorzuziehen; ih scheint später geradezu ausschliess- 
lich von Verstorbenen gebraucht. (Atn schreibe ich, 
ohne etwas von der Vokalisation wissen zu wollen; 
das gewohnte „aten“ müsste aber mindestens een 
lauten.) 

3) Das störendste Element, das Ay, wäre dann 
noch immer zu eliminieren. 


m getäuscht 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(September 1900.) 326 


läge also nahe, den Text so zu konstruieren, 
dass abarakku und INN als Synonyma bei- 
sammenstünden. Aber wir wissen von der 
Aussprache des letzteren Wortes gar nichts, 
nicht einmal, ob es mit Aleph oder Jodh an- 
lautet!) So lege ich auch auf diesen Ein- 
fall gar kein Gewicht; ich publiziere ihn, 
weniger um zu Zeigen, dass ich auch kühne 
Konjunkturen machen könnte, als um über- 
stürzter Heranziehung jenes Wortes iu der 
Zukunft vorzubeugen. Nach meiner Meinung 
hat man in Gen. 41,43 nichts Agyptisches 
zu suchen und den Text mit den Mitteln des 
Hebräischen herzustellen ?). 


2. W. Spiegelberg hat ZDMG. 53, 633 
eine sehr originelle Vermutung über den 
Ursprung des Namens Jahwe“ geäussert. 
Er kommt von der sehr glücklichen Erklärung 
des biblischen Namens Pashur als ägyptisch zu 
sehr weitreichenden Schlüssen auf ägyptische 
Einflüsse in Israel, auf eine teilweise Ehren- 
rettung der Pentateuchtradition u. s. w. 
Wincklers Musri-theorie übergeht er dabei 
einfach mit Stillschweigen, sieht dagegen 
(nach der bekannten Hypothese Lauth’s) es 
als „sichere Thatsache* an, „dass Moscheh 
ein ägyptischer Eigenname ist, holt die längst 
aufgegebene Vergleichung des Apiskultes und 
des israelitischen Stiergötzen wieder hervor etc. 
Dass „man nicht wird bezweifeln können, dass 


die Anfänge des Jahwekultes in Agypten 


liegen“, gilt als einleitendes Axiom. Über 
alles das und anderes liesse sich viel sagen 
vom biblischen wie ägyptologischen Stand- 
punkt aus. Da ich aber im Begriff bin, ein 
Buch über die wirklichen und vermeintlichen 
Berührungen Ägyptens und Israels heraus- 
zugeben, kann ich mir die Diskussion auf 
später versparen. Nur soviel muss ich be- 
merken, dass ich fürchte, der trefflliche 
Strassburger Kollege ist durch die Entdecker- 
freude über die Eigennamen zu sehr gewag- 
ten Hypothesen und zur Verkennung vieler 
Schwierigkeiten verleitet worden. Wenn wir 
es nun aber bis jetzt auf ganze zwei sichere 
(mit Unsicherem vier, s. u.) Fälle ägyptischer 


') Dass man es mit einem alten Wort für „Ohr“ 
(also ’(?)dn urverwandt mit udn!) graphisch zusammen- 
bringt, beweist nicht sicher, dass der Anlaut im 
Ägyptischen Aleph blieb. Vielleicht kommt das Wort 
Amarna 101, Rev. 6, vor, wo yifj-a-t-na eine Be- 
amtenbezeichnung, vielleicht des Janhamu scheint. 
Brugsch hat das Wort semitisch adon vokalisiert, 
wozu wir kein Recht haben. 7x ist zu alt belegt, 


um aus dem Agyptischen zu stammen. 


*) Die Stelle liesse sich auf sehr verschiedene 
Arten herstellen; das ynx sieht jedenfalls wie ein 
ungeschickter Zusatz aus, 


$27 INo. 9.] 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITONG. [September 1900.) 


328 


Eigennamen in Israel gebracht haben’), so 
ist das eine statistische Thatsache, aus der 
man nur ein sehr negatives Resultat ziehen 
muss. Bei den vielen Berührungen in Politik 
und Handel, bei dem Jahrhunderte währen- 
den Tributverhältnis zu Agypten, bei der 
vermittelnden Semitenbevölkerung Gosens, 
sollte man ganz andere Spuren igyptischer 
Einflüsse in den biblischen Eigennamen er- 
warten. So erhalten wir nur eine merk- 
würdige Bestätigung der Thatsache, dass die 
ägyptische Kultur stets ungleich mehr von 
den Semiten empfangen, als ihnen ge- 
geben hat, nicht den umgekehrten Schluss. 

Spiegelberg’s Jahwetheorie erfordert aber 
doch eine kurze Beleuchtung. Jahwe soll 
auf ägypt. ‘wt, später y:wt, zurückgehen: 
„(heiliges) Kleinvieh“ oder auf gh:t „die 
heilige Hathorkuh“. Letzteres ist nicht dis- 
kutierbar, solange kein weiblicher Jahwe 
nachgewiesen wird, zudem hatte das letztere 
Wort nach Varianten ( für y) „als ersten 
Konsonanten ein Aleph. Aber der „Vieh- 
jahwe“? Leider heisst das Wort nur „heiliges 
Vieh“, wenn es den unbedingt nötigen Zu- 
eatz „göttlich, heilig, verehrungswert (ntr, ntri, 
hw) hat. Sonst wird es für gewöhnliche 
Schafe, Ziegen und Gazellen gebraucht. 
Zweitens lautete das Wort mit Aleph an. 
Der zweideutige Buchstabe ?, 9 kann hier 
kein Jodh sein. 1. Er hat da, wo (nach 
Maspero) Y: mit * wechselt, auch in alter 
Zeit stets nur den Alephwerth. 2. Ein erst 
in neuägyptischer Zeit eingefiihrtes y kann 
nur den neuägyptischen Wert x haben. Als 
Jodh wird der Buchstabe nur bei Wörtern 
in altägyptischer Orthographie beibehalten, 
nie in Neuschöpfungen gebraucht. 3. Das 
Demotische ("&) archaisiert stark, bestätigt 
aber doch, dass kein y vorlag. Das Wort 
mag später etwa eewe oder ähnlich gelautet 
haben. Dazu kommen die Plural- oder 
Kollektivbedeutung, die Einfügung des h 
u. s. w. als Bedenken. Die Theologen und 
Semitisten haben gewiss noch mehr dagegen 
zu sagen. 


1) Das sind: 1. Pinehas = p(;)i-nAs(ı) „der Nubier, 
Neger, Dunkelhäutige“ (Lauth). Nebenhei: das meist 
geschriebene i deutet nicht das (bier unerhörte) De- 
monstrativ an, sondern den bei P-enhés(i) nötigen 
Hilfsvokal vor der Doppelkonsonanz. 2. my = 
Pa(s)s-Hor „Anteil des Horus“ (Spiegelberg). Ausserst 
zweifelhaft ist 3. am = hfnw (80?) „Kaulquappe“ 
(Sp). 4. Die scheinbare Mischform Ay (s0?) = 
P-ed(y)e-ei „Geodurog* wäre noch am besten ver- 
ständlich, als in Agypten ursprünglich gebildet. Nur 
spielt dort El in Namen eine geringe Rolle Leichter 
wäre es, anzunehmen, dass El für ursprüngliches Ba al 
korrigiert wäre. 


Im allgemeinen muss ich bemerken: wo 
man nicht einige Anhaltspunkte wenigstens 
für die Konsonantenaussprache der unbehilf- 
lichen und spielenden Hieroglyphenschrift 
hat, sollte man mit ägyptischen Wörteru so 
wenig wie möglich operiren. Die Gefahren 
sind zu gross. 

3. H. Grimme hat OLZ. III, 149 in 
sehr dankenswerter Weise meinen Nach- 
weis, dass MOP und Mwp verschiedene Wör- 
ter sind, vervollständigt. Wenn nämlich arab. 
kaswa(t), äth. kusut, syr. kesta dasselbe Ding 
wie im Hebräischen bezeichnen, nämlich ein 
kleines schalenförnfiges Trinkgefäss, so be- 
deutet das Wort überall etwas, was nicht 
als Tintenfass dienen konnte, Quod erat 
demonstrandum! Man kann ja zum Scherz 
Fleischbrühe mit der Gabel essen, einen 
Brief mit der Stricknadel schreiben und die 
Tinte dazu in eine Untertasse schütten, aber 
daraus folgt nicht, dass in unsern Wörter- 
büchern diese Werkzeuge als „Löffel, Stahl- 
feder und Tintenfass“ anzuführen sind. Wenn 
mein freundlicher Kritiker meint, die lautlich 
schwierige, sachlich unmögliche, Zusammen- 
stellung von MCP und MWp noch halten zu 
können, so ist ihm wohl nur ein Versehen 
zugestossen. Ich hoffe, dass ihn die Be- 
trachtung einer ägyptischen Schreiberpalette 
oder g(a?)st(y) in irgend einem Museum 
von meiner Erklärung des mop überzeugen 
wird!). 


Un Nouveau Cöne d’Urukagina. 
Von V. Scheil. 

Il vient de paraître sur le marché un 
document interessant qui se range parmi les 
plus belles découvertes faites par les Arabes 
a Telloh: un Cône en terre cuite, de 0,30 
environ de hauteur, et avec 12 colonnes 
d'écriture. J’ai eu occasion de parcourir des 
yeux le piece, et, en attendant quun Musée 
ou un savant riche ait pu acquérir et publier, 
comme il convient, ce nouveau texte, je 
pense faire ceuvre utile en signalant, outre 
son existence, quelques details qui m’y ont 
frappé, au courant de la lecture. 

Urukagina a construit le palais Tiras, 
l’Antasurra, le temple de Bau, le bursag du 


') Ich quittiere über die Berichtigung des lapsus 
calami oder typothetae Zesut Nur für Nichtkenner 
des äthiopischen Alphabetes bestimmte Bemerkungen 
wie „auch kasüt“ sollten übrigens, meine ich, lieber 
wegbleiben; späteres s ist bei jedem 3 doch selbst- 
verständlich. Die modernen Namen der geflochtenen 
Trinkschale kann Grimme bei Reinisch, Bilinwörter- 
buch 198, Sahowörterbuch 224 (dort im Saho noch 
kusuw erhalten!) finden und, was für mich die Haupt- 
sache ist, das Zeugnis, dass es eine Schale ist. 


329  [No. 9.) 


Bit-satukké, un lieu GÅ-LU-ÙR: il a creusé 
le canal de Ninâ(ki) et élevé le Dûr Girsu(ki). 

Avant le règne d’ Urukagina, le pays était 
heureux, le batelier dans son bateau, lâne 
et le brebis dans leur u-du-li. (Utullu 
„parc, bergerie“ serait-il le même mot?) 

Fonctionnaires de toutes sortes étaient 
rentés, les bæufs labouraient le champ du 
patési, le Ki-mah Ku-du „celui qui psal- 
modie (saparu) sur les tombeaux“, le prêtre 
DE etc. avaient tant et tant en casuel La 
maison du patèsi, son harem, la demeure de 
ses enfants s'étendaient sur trois domaines. 
Sur tout le territoire de Ningirsu jusqu’à la 
mer, paix et prospérité! 

Mais bientôt Ningirsu appela Urukagina 
à la royauté de Sirpula et 


Sag galu © 
Ku(-ub)ba-a 


ta Su-ni é-ma-ta 

le fait régner sur 36000 (c’est 
à dire, des Myriades) hommes. Cette formule 
se retrouve Gud. Stat. B. III. 10, et le signe 


©) y est remplacé par la variante D 


même signe, que Amiaud T. C. No. 197 ma 
point identifié et que Thureau Dangin a ignoré. 

Le nouveau roi augmente encore le bien être 
de la contrée. Il installe roi de son palais, dans 
son domaine, Ningirsu; reine du harem, Bau; 
et Dun sagga protège la demeure des enfants: 
dans tout le pays de Ningirsu, jusqu’à la mer, 
les fonctionnaires, prêtre de Girsu(ki), prêtre 
de Sirpurla, les vieillards, les anciens (AB 
+AS-SI) de Ninä(ki) etc. reçoivent tant et 
tant en nourriture, boisson, (en sus probab- 
lements des anciens dons). Les contrats 
sont respectés, les faibles protégés. 

La en colonne clot le texte en 
rappelant la création du canal de Ninäfki), 
avec son nom: Ningirsu En-lil-ki-ta 
NIR-GAL (=itillu) | UrukKagina(ge) | 
mumunasä|, et le souhait qu'il y coule 
toujours des eaux pures et abondantes! 


Bespreehungen. 


Hierakonpolis. Part. I. Plates of discoveries in 
1898 by J. E. Quibell, with notes by W. M. F 
P(etrie). London 1900. (Egypt Research Account 
IV). 4. 12 S. 43 Taf. Bespr. v. A. Wiedemann. 

Anfang 1898 unternahm Quibell ausge- 
dehnte Ausgrabungen in den Resten des 

Tempels von Hierakonpolis. Die endgiltige 

Publikation der Resultate 208 sich heraus 

und so werden in vorliegendem Bande in 

dankenswerter Weise zunächst die wichtigsten 

Stücke mit kurzen Erläuterungen Petrie’s 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [September 1900.] 


330 


veröffentlicht, während in einem zweiten Bande 
der Text Quibell’s und die später an der 
gleichen Stätte von Green gemachten Funde 
vorgelegt werden sollen‘). Die Funde ergaben 
ausser vereinzelten Stücken späterer Zeiten 
wesentlich Ueberbleibsel der Nagada-Periode, 
wobei 4 Könige Nar-mer(?), Un (?) -serk, 
Chä-sechem, Chä-sechem-ui vertreten waren. 
Erstere beiden setzt Petrie in die Zeit des 
oder vor Menes, letztere beiden in die Mitte 
der 2. Dynastie, doch wird man diese Datie- 
rung erst nach Veröffentlichung der dies- 
jährigen Petrieschen Funde zu Abydos er- 
örtern können. Vor allem wichtig sind die 
Funde durch die Einblicke, welche sie in die 
Kultur der Nagada-Periode gewähren. Für 
die Beurteilung der Plastik brachten sie 
zahlreiche Köpfe und Figuren von Männern 
und Frauen in Elfenpein und Kalkstein. 
Grosse Schieferplatten und Keulenköpfe waren 
mit gut naturalistisch ausgeführten Relief- 
darstellungen kriegerischer und bürgerlicher 
Vorgänge geschmückt. Zahlreiche Erzeug- 
nisse der Kleinkunst traten dem zur Seite, 
während Inschriften selten waren. Eine ein- 
gehende Würdigung der einzelnen Stücke 
wird erst allmählich durch den Vergleich mit 
dem fortdauernd wachsenden Material für 
diese Periode gewonnen werden. Hier sollen 
aus der Fülle des Neuen nur einige Punkte 
hervorgehoben werden, um zu zeigen, wie 
grosses Interesse diese Publikation nach den 
verschiedensten Seiten hin besitzt und wie 
vielfach sich weitergehende Schlüsse an das 
von Quibell zu Tage geförderte Material an- 
knüpfen lassen. 

pl.3.Quarzit-Stücke zum Einsatz des untern 
Thürzapfens, vorn ein auffallend schräg vor- 
springender Menschenkopf, eine bisher in Agyp- 
ten nicht aufgfundene Art der Thürverzierung. 

pl. 5—11. Plastische Arbeiten in Elfen- 
bein. Für die Phallusfutterale (pl. 7—11) 
vgl. Naville, Rec. de trav. 22 p. 68 ff. Sehr 
sonderbar ist die in einen weiten Mantel 
eingehüllte Figur mit gescheiteltem welligen 
Haare pl. 9. | 

pl. 14. Darstellung einer nischenge- 
schmückten Wand, unter der zwei Reihen 
Tiere stehen, also wohl eine Umwallung, in 


1) Einige der Fundstücke sind bereits früher be- 
sprochen worden. Eine Uebersicht bei Petrie, Cat. 
of antiquities from Denderech and Hierakonpolis. 
1898 p. 5 ff. Die grosse Schiefertafel pl. 29 bei Qui- 
bell, Aeg. Z. 1898 pl. 12--3; vgl. Naville, Rec. de 
trav. 21 p. 118 ff.; Max Müller, O. L. Z. I. 217; Spiegel- 
berg, O. L. Z. I. 233; Heuzey, Compt. rend. de l’Ac. 
des Inscr. 1899 p 66 und neuerdings Legge, Proc. 
Soc. Bibl, Arch, 22 p. 125 ff, wo auch die analogen 
Schieferplatten gesammelt vorliegen. 


531 I[No. 9.] 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [September 1900. 


332 


der sich die Tiere befinden. Ueber jeder 
Nische ein Bukranion (cf. pl. 2 fig. 2)'). Die 
Bukranien sollen hier wohl apotropiiisch wirken 
und wird man in gleichem Sinne auch sonst 
vielfach die Tierbilder auf den Gefiissen der 
Frühzeit zu erklären haben, wie die stark 
stylisierten Löwenköpfe pl. 17=33.1 und den 
Skorpion ebenda und auf dem Thongefäss 
bei Petrie, Naqada pl. 36 fig. 87 (vgl. auch 
pl. 18.15, 19.5=20. 10). 

pl. 18 fig. 1. Das Motiv des hockenden 
Affen, der seine Jungen vor sich hält, ähnlich 
auf einem Alabaster-Schminktopf mit dem 
Namen Pepi I zu Wien. Saal VI Wand- 
schrank I nr. 20 (Cat. 1895 p. 52). — fig. 
2. Platte aus glasierter Kieselerde, hinten 
durchbohrt, um auf einer Wand aufgenäht 
zu werden. Petrie betont die Aehnlichkeit 
mit den glasierten Plittchen aus der Stufen- 
pyramide zu Saqqarah. Es widerlegt sich 
so das technische Bedenken, das Borchardt, 
Aeg. Z. 30 S. 83 ff. gegen die Datierung der 
Thür in die Frühzeit betonte. Dass das 
Plättchen-Material nicht Anlass zu Bedenken 
giebt, habe ich Proc. Soc. Bibl. Arch. 20 p. 
112 hervorgehoben. Eine ähnliche, aber 
buntere Wandbekleidung abgebildet Leps. 
Denkm. II. 96. 

pl. 19 fig. 6. Interessantes Beispiel einer 
geschickten perspektivischen Anordnung einer 
Reibe hinter einander schreitender Hunde 
und Löwen. 

pl. 26 A. Männer mit einem vom Wirbel 
des Kopfes ausgehenden Zopf. Es ist das 
Vorbild des Königzopfes der spiitern Zeit, 
ebenso wie der Tierschwanz, den die Jäger 
der Nagada-Platte zu Paris und London tragen, 
später Königs- und Götterkönigs-Abzeichen 
blieb, als er für die Unterthanen unmodern 
geworden war. 

pl 26 B. Die Darstellung rechts unten 
zeigt Gazellen, die in einem Netz gefangen 
sind. Bei der Jagd pflegten die historischen 
Aegypter Bergthäler mit Netzen abzuspannen, 
die Tiere hineinzutreiben und zu erlegen 2), 
Neben dem Bilde stellt die Platte die Jagd- 
beute dar, zu der auch die darüber dar- 
gestellten Gefangenen gehören werden, ähnlich 
wie die wohl wenig freiwillig Geschenke 
bringenden Semiten in der Jagdscene Leps. 


Denkm. II. 131—2 (Newberry, Beni-Hassan 


AshnlichesFrontbild auf demPostament der grossen 
Splinx anf der Stele Thutmosis IV., und auf dem 
Siegeleylinder-Abdrnck bei de Morgan, Origines II 
p. 170; vgl. auch Wiedemann, Rec. de trav. 20 p. 
143 f. und für die Verwertung der Bukranien den- 
selben O. L. Z. IL 182. 

?) Prisse, Hist. de PArt égypt. II. 24 (18 Dyn.); 
Newberry, Beni-Hassan I. 13; 114. 13, 29. 35 (12 Dyn.) 


I. 30). Jagden in der Wüste, z. T. mit 
solchen grossen Netzen, wobei man auf gefähr- 
liche Tiere, wie Löwen und wilde Stiere, und 
auch auf feindliche Stämme stossen konnte, 
sind auch auf andern Nagada-Platten abge- 
bildet, so Proc. Soc. Bibl. Arch. May 1900 
pl. 21), 3, 6. — Auf die grossen Zahlen der 
Stiere (400,000), Ziegen (1 422,000), Gefangene 
(120,000) auf unserer Platte wird kein Ge- 
wicht zu legen sein. Dieselben sind wohl 
ebenso optativisch gemeint, wie die grossen 
Zahlen bei dem Viehbestand der Grabinhaber 
des alten Reiches. 

pl. 29. Der Panther mit Schlangenhals 
(vgl. auch pl. 16 nr. 4), den Heuzey (Compt. 
rend. de l’Ac. des Inser. 1899 p. 62) auch 
auf einem babylonischen Cylinder der Tello- 
Zeit nachgewiesen hat, findet sich wieder 
auf einem der gebogenen Elfenbeinstäbe der 
12.(?) Dyn. des Brit. Museums. Er entspricht 
wohl dem Fabeltiere Set’a, das in den Jagd- 
reliefs von Beni-Hassan (Newberry. Beni- 
Hassan Il. 4, 13; Champ. Mon. pl. 382) mit 
etwas mehr schlangenartigem Kopfe erscheint. 
— Der Stier, der die Mauer einstösst, sym- 
bolisierthierkaum den eineStadteinnehmenden 
König. Diehierfür herangezogene Bezeichnung 
des Pharao „mächtiger Stier“ wird erst unter 
der Dyn. 18—21 Regel und ist dann mit dem 
Gotte Month von Hermonthis zusammenzu- 
bringen?). Hier ist eher cin wilder Stier 
gemeint, der die Umwallung, in der man ihn 
fangen will, einstösst und die Jäger nieder- 
tiitt oder (auf der Rückseite) in die Flucht 
jagt. 
pl. 36—8. Die Zeichen b-sch in dem Ringe 
in den Krallen des Geiers wurden zuerst fiir 
einen Namen des Königs Chä-sechem gehalten, 


1) Auf dieser Platte steht in dem Bilde der Löwen- 
jagd neben einer Hütte ein Stier mit einem Leib und 
je einem Kopf nach rechts und nach links (für dies 
Bild als Ideogramm für chns „umherstreifen um zu 
suchen, wie der Jäger das Wild“. vgl. Capart, Rec. de 
trav. 22 p. 108 ff). Dies ist hier kaum ein Fabeltier, 
sondern ein neben der Hütte angebundener Lockstier 
für die Löwen, wie im Grabe des Ptah-hetep (Egypt 
Research Account für 1896 pl. 32). Der Doppelkopf 
soll entweder sein abwehrendes Kopfschütteln dar- 
stellen (vgl. das Bild der „zitternden Gans“ hinter 
dem Wort „Furcht“) oder das wichtigste, den Kopf, 
von beiden Seiten zeigen, ähnlich wie die mykenäische 
orientalisierende Periode der griechischen Kunst in 
den einköpfigen Doppeltieren beide Rumpfseiten zeigen 
will (vgl. Murray, Journ. Hell Studies H. 318; weitere 
Beispiele Delbrück, Beiträge zur Linienperspective S. 
23). — Auch der doppelképfige Stier des Elfenbein- 
stabes des Brit. Mus. nr. 24426 (publ. Legge, Proc. 
Soc. Bibl. Arch. May 1900 pl. 8) gehört hierher. Die 
sonderbare gerade Linie in der Mitte des Leibes soll 
hier wohl andeuten, dass beide Seiten zu einem Körper, 
also einem einfachen Stiere, zu vereinigen sind. 

?) Vgl. von Bissing, Statistische Tafel S. 2. 


333 (No. 9.) 


jetzt werden sie mit bescht „Rebell“ zu- 
sammengebracht und das besch-per der 
Abydos-Stellen als Sklaven aus dem „Haus der 
Rebellen“ gedeutet. Erman (Aeg. Z. 35. S. 12) 
hatte letzteres als dic Stelleim Grabe, an der die 
Brote niederzulegen sind, gefasst. Mir scheint 
das besch in Hierakonpolis eher einen Orts- 
(Tempel?)namen zu bilden. 

p- 39. Die Statue zeigt deutlich die sog. 
Schminkstreifen ') und widerlegt damit die 
Ansicht, dass solche vor der 6 Dyn. nicht 
vorkämen. Damit fällt ein wesentlicher Grund 
für die Jungdatierung der grossen Sphinx 
(Borchardt, Berl. Sitz. Ber. 1697 S 752 ff) 
und der grossen Chephren-Statue (Borchardt, 
Aeg. Z. 36 S. 5) fort. Vermutlich kam in 
alter Zeit der Schminkstreifen fast ausschliess- 
lich dem Könige zu und ward erst später 
auch für Unterthanen Sitte, ohne dass sein 
Fehlen oder Dasein sichere chronologische 
Anhaltspunkte gewähren könnte. 

pl. 41—2. Teile eines grossen, vermut- 
lich aus der 6. Dyn. stammenden Sperbers 
mit goldbelegtem Kopfe in der üblichen 
hockenden Stellung des heiligen Tieres von 
Hierakonpolis. 

pl. 44--5. Inschriften der Basis einer 
Kupferstatuengruppe Pepi I. und seines Sohnes. 
Näheres darüber soll Teil II bringen. 

Die Köpfe der beiden Löwen auf den 
gleichen Tafeln erinnern an die Löwenköpfe 
des Alabaster-Libationstisches von Saqqarah 
(vgl O. L. Z. 111 85). Hier wie dort um- 
rahmt die Mähne den Kopf fast kreisrund, 
das Fell fällt glatt, fast schürzenartig, nach 
unten hin in einer geraden Linie abschliessend, 
auf die Brust herab. Während aber dort die 
Mähne vor den Ohren entlang läuft, liegt sie 
hier hinter diesen und entwickelt sich zu 
einer Art Kaputze?). Sie nähert sich damit 
den Löwenköpfen der Chephren-Statue, die 
dann die schürzenartige Vorderseite weiter 
in zwei lange Strähnen rechts und links von 
der Brust herabfallen lassen. Der flache 
Gesichtsausdruck des Liwenkopfes ist bei 
allen drei Denkmälern der gleiche. 

l. 46. Stelen späterer Zeit. Mehrfach 
Bilder des hockenden Sperbergottes von 
Hierakonpolis. Auf nr. 2 Anspielung auf die 
im Tempel(?) aufgestellte Statue des Ver- 
storbenen. nr. 4 Modellplatte mit dem Namen 


1) Auch der eine Hathorkopf der Platte pl. 29 hat 
den Streifen, doch ist es fraglich, ob absichtlich, da 
er hier den andern Hathorköpfen fehlt. — Für das 
Schminken des Auges vgl. Maspero, Table d'offrandes 
(aus Rev. de lhist. des rel. 1897) p. 23 und Proc. 
Soc. Bibl. Arch. 14 p 315. 

2) Aehnlich scheint auch der Elfenbein-Löwe bei 
Morgan, Origines II fig. 699 auszusehn. 


ÖRIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [September 1900.] 


334 


Amenophis II. nr. 8 Anspielung auf Bauten 
in dem Tempel. nr. 10 Name Amasis I. nr. 
13 Dioritfragment mit dem Namen des Chufu, 
ohne Kartouche. 

Zum Schluss sei noch einmal betont, dass 
diese Publikation für eine Behandlung der 
Nagada-Periode grundlegend sein ınuss, und 
zugleich dem Danke Ausdruck gegeben, den 
die Wissenschaft dem glücklichen Finder für 
die Veröffentlichung dieses Materialesschuldet. 
Hoffentlich lässt das Erscheinen des zweiten 
Bandes des Werkes nicht allzu lange auf 
sich warten. 

Bonn. 


Dr. K. V. Zettersteen Privatdozent an der Uni- 
versität Lund. Die Alfiye des Ibn Mu' ti nach 
den Handschriften von Berlin, Escorial') u. Leiden. 


Leipzig. Hinrichs. 1900. VIII + 18 + ve Seiten 
Preis 6 M 50 Pf. Besprochen von H. Reckendorf. 


Diese versifizierte Grammatik eines an- 
gesehenen basrischen Philologen, der um die 
Wende des zwölften Jahrhunderts lebte, 
enthält 1021 Verse und ist von Zettersteen 
auf Grund von 8, z. T. unvokalisierten und 
recht unvollständigen Handschriften heraus- 
gegeben. Das handschriftliche Material ist 
mit guter Ueberlegung benutzt. Von den 
zusammen vier Kommentaren, die sich in 
den Handschriften finden, hat Z. nur den 
ältesten, den des Ibn elHabbäz, herangezogen. 
Seineigener, 18Seiten umfassender Kommentar 
will vor allen Dingen Parallelen und Erläu- 
terungen aus den sprachwissenschaftlichen 
Schriften der Araber beibringen. Ich könnte 
aus dieser Litteratur noch mancherlei hinzu- 
fügen, unterlasse es aber, da schon das von 
Z. Gebotene zu viel ist, wie ich denn die 
Veröffentlichung dieses Textes überhaupt für 
überflüssig halte. Zetterstéen hat uns in seiner 
Doktordissertation (Leipz. 1895) Auszüge 
aus dem Werkchen des Ibn Mutt vorgelegt. 
Damit wäre es aber auch genug gewesen; 
wir wussten schon, wen wir vor uns haben. 
Die Alfijje besitzt keinen wissenschaftlichen 
Wert und eine gewisse Stellung nur in der 
Geschichte der arab. Grammatik und des 
mohammedanischen Schulwesens. Kann 
wirklich ein Mann, der sich in der sprach- 
wissenschaftlichen Literatur der Araber um- 
gethan hąt, sein Wissen nicht besser ver- 
werten, als indem er Zeit und Mühe an die 
Herausgabe eines solchen Autors vergeudet? 
Selbst derjenige, dem alles Heil von den 


1) Sic. Dass dem Verfasser die richtige Behand- 
lung des Wortes nicht unbekannt war, geht aber aus 


| S. IV hervor. 


335 [No. 9.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [September 1900.) 


336 


Grammatikern der Araber zu kommen scheint 
(Z. hat in seinem Kommentar die arab. Sprach- 
quellen so gut wie garnicht verwertet, 
sondern fast nur die arab. sprachwissenschaft- 
liche Literatur) kann doch Nützlicheres 
thun; die grossen Grammatiker der Araber 
bieten dem Interessenten Probleme genug zur 
Behandlung. 
Freiburg i. B. 


Zarathustra. En bog om Persernes gamle tro 
af Dr. Edv. Lehmann. Forste del. Kobenhaun, 
det Schubotheske forlag (J. L. Lybecker og E. A. 
Hirschsprung) 1899. 4 Bl, 169, XIp. Bespr. v. 
Eugen Wilhelm. 

Herr Lehmann, ein Schiiler Geldner’s 
und Justi’s, hat sich die Aufgabe gestellt, 
in vorliegender Schrift, die den ersten Teil 
einer Art iranischer Altertumskunde bildet, 
die Ergebnisse der Forschungen über das 
iranische Volk und Zoroaster seinen nor- 
dischen Landsleuten zugänglich zu machen. 
Es ist das erste Mal, dass dieser Gegenstand 
in der dänischen Litteratur behandelt wird. 
Von diesem Gesichtspunkte aus muss das 
ganze Werk betrachtet werden, wenn man 
dem Herrn Verfasser gerecht werden will. 
Für uns in Deutschland liegt das Bedürfnis 
nach einer solchen Schrift nicht vor, da hier 
neben manchen Werken älteren Datums, die 
auch jetzt noch gelesen zu werden verdienen, 
gerade in der neuesten Zeit der treffliche 
Grundriss der iranischen Philologie dem ge- 
lehrten Publikum alles bietet, was es für 
seine Zwecke braucht, und durch gemein- 
fassliche Darstellungen in den verschiedensten 
Zeitschriften dafür gesorgt wird, dass der 
Wissensdrang in dieser Richtung genährt 
und geweckt werde 

Der reiche Inhalt, eine wahre satura lanx, 
ist derart gegliedert, dass im ersten Kapitel 
eine litterar-historische Uebersicht gegeben 
wird, welche die Auffindung des Avesta und 
die sich daran knüpfende Forschung, Inhalt, 
Charakter und Alter der einzelnen Schriften 
des Avesta, sodann die Ueberlieferung der 
Parsen und die griechischen Berichte klar 
und bündig darstellt. Das zweite Kapitel ist 
den Persern gewidmet. Es handelt über 
ihr Aeusseres und ihren Charakter, über ihre 
Politik und Regierung und über den Ursprung 
des Volkes; dann folgt ein Abschnitt über 
Meder und Perser und über die Heimat des 
Avestaglaubens. Das dritte Kapitel, welches 
dem Verfasser am meisten Gelegenheit bietet, 
seine eigene Auffassung und Ansicht auszu- 
sprechen, behandelt dasiranische Heiden- 
tum: Seele und Eigengötter (Genien) — 


Tierverehrung — Erdgötter und Erde — 
Wasser- und Regengötter — Drachenkämpfe 
— Feuerverehrung — Devas und Asuras — 
Indisch und Iranischh Den Schluss des 
Ganzen bilden 11 Seiten Anmerkungen, die 
die litterarische Nachweise enthalten. Diese 
kurze Inhaltsangabe mag annähernd den 
reichen Inhalt des Buches erkennen lassen, 
für welchen ein Register wünschenswert er- 
scheint. 

Es liegt in der Natur der Sache, dass 
der Herr Verfasser in seinen Aufstellungen 
im dritten Kapitel manchen Widerspruch er- 
fahren wird. So dürfte z. B. der Veden- 
kenner über die Aditi nicht gleicher Ansicht 
mit dem Verfasser sein, und der Avesta- 
forscher dem, was über die Fravashis ge- 
sagt wird, nicht durchaus beistimmen. Im 
einzelnen wird sicherlich jeder viel Anregen- 
des in dem Buche finden, das auf Grund 
eingehender sprachlicher Studien und Material- 
kenntnis geschrieben ist. Ein Urteil über 
das Ganze wird sich erst fällen lassen, wenn 
auch noch der zweite Teil erschienen sein 
wird, in welchem Zarathustra’s eigne Theo- 
logie und Leben und Lehre der parsischen 
Kirche behandelt werden soll. Hier muss 
vor allem die Theologie der Gäthäs und 
ihr Verhältnis zum übrigen Avesta erörtert 
werden. 

Jena. 


J. Rosenberg, Assyrische Sprachlehre und Keil- 
schriftkunde für das Selbststudium (Bibliothek der 
Sprachenkunde). Wien, A. Hartlebens Verlag. 
Besp. v. F. E. Peiser. 

Als ich das vorliegende Biichlein zu Ge- 
sicht bekam, war ich überrascht. Ein billiger 
Leitfaden zum Selbststudium mit der ausge- 
sprochenen Absicht, „das Litteraturgebiet“ 
der Keilinschriften „einem grösseren Leser- 
kreis zugänglich zu machen* — das konnte 
nur der Feder eines Nichtzünftlers entstam- 
men, Und richtig, der Verfasser hat sich 
ehrlich bemüht, ohne Anleitung in die Ge- 
heimnisse der Keilschrift einzudringen, hat 
dabei jedenfalls eine fabelhafte Arbeit auf- 
gewandt und ist doch mit ihr nur so ver- 
traut, wie es der werden kann, der als 
Autodidakt unermüdlich die Handbücher 
wälzt, ohne die Schrift und die Sprache, 
welche die Handbücher in ihre Elemente zer- 
legt und zerfasert und individuell gefärbt 
darbieten, durch Ringen mit den Texten 
selbst in sich zu eignem lebensvollen Wesen 
erwachsen zu sehen. 

Ohne Anleitung — und warum? Nun, 
in Oesterreich giebts eben noch keine Assy- 


337 |No. 9.) 


riologie. Ich habe schon mehrfach Gelegen- 
heit genommen, darauf hinzuweisen und will 
es wieder und wieder thun. Sind denn gar 
keine Männer an den österreichischen Universi- 
täten, welche ein Gefühl für diese offenbare 
Lücke haben, oder sind Einflüsse vorhanden, 
welche jeglichen Fortschritt zurückzuhalten 
verstehen? 

Was Herr Rosenberg auf Seite 8, 9 als 
Anleitung zum Schreiben vorträgt, ist schief 
und teilweise direkt verkehrt, seine Zeichen- 
verwendung zeigt, dass er die Zeichen müh- 
sam aufgesucht hat, nicht aus der Lektüre 


kennt, Bemerkungen wie nya] (arab. ut) 
nach, für“ richten sich selbst Derartige Aus- 
stellungen liessen sich natürlich viel machen 
— und doch, in der Hand eines Assyriologen, 
der die Irrtümer gleich richtig stellt, möchte 
das Büchlein als ganz praktisches Lehrin- 
strument sich erweisen. Die Anordnung 
sowie viele Einzelheiten zeugen von unleug- 
barem pädagogischen Geschick, sodass ich 
das Bedauern nicht unterdrücken kann, dass 
der Verfasser, da er nun einmal bei einem 
Assyriologen von Fach nicht hatte in 
die Schule gehen können, sein Manuskript 
nicht erst von einem solchen hat durchsehen 
lassen. Vielleicht bringt das Büchlein es 
gar zu einer zweiten Auflage, die dann aber 
tüchtig zu reformieren wäre. 


Königsberg i. Pr. 


W.Max Müller, Bemerkungen zu Hierakonpolis 1.') 


Sehr skeptisch muss ich einstweilen der 
chronologischen Annahme, S. 5, gegenüber- 
stehen, wonach von den vier bei Quibell’s 
Fund vertretenen Königen zwei vor Menes, 
zwei in die Mitte der zweiten Dynastie zu 
setzen wären. Der Bericht über Petrie’s 
neueste Funde in Abydos, wo das ausführ- 
licher begründet werden soll, ist mir noch 
nicht zur Hand, aber die vier Herrscher, 
deren zahlreiche Votivgegenstände zusammen 
gefunden wurden und dieselben Kriege (s u.) 
führten, lagen gewiss keine anderthalb Dy- 
nastien auseinander. Sie werden demselben 
halben Jahrhundert angehören. Warten wir 
ab, wo sie einzuschieben sind! 

Ein wichtiges historisches Resultat der 
Funde von Hierakonpolis ist noch nicht be- 
merkt worden. Mindestens zwei jener Könige 


') Möchte doch jeder Entdecker Petrie’s ver- 
ständigem, dankenswerten Beispiel folgen und alles 
Ausgegrabene sofort abbilden; das Geschäft, lange 
Erläuterungen zu schreiben, nehmen ihm Bon ab. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [September 1900.] 


ee e 
m e nn I Si a ne  epepenge 


338 


haben grosse Kriege geführt gegen die „Nord- 
länder“. Diese Feinde werden Tf. 15, 24 B 
29, 40, wenig charakteristisch abgebildet, so 
dass man schwer etwas über ihre Nationalität 
sagen könnte. Man beachte aber, dass von 
den Votivfiguren die Mehrzahl libysche 
Krieger (7, 1, 4, 5; 9, 4; 11, 4; gebunden 
12, 6; 21, 2) vorstellt‘. Von den Tf. 9 u. 
10 abgebildeten Frauen ist mindestens eine 
libysch. Auch der von Schweinfurth be- 
sprochene vermeintliche Asiat und „meso- 
potamischer Einwanderer“ (5, 2; 6,4) ergiebt 
sich nun als Libyer. Sicher stellt 26a Libyer 
mit der bekannten Seitenlocke vor, die viel- 
leicht (trotz des Bumerangs, die einer trägt) 
tanzend Geschenke bringen. Verschieden- 
heiten in der Haartracht liessen sich nach der 
Trennung in Männer- und Jünglingstracht 
nach Analogie der ostafrikanischen Hamiten 
erklären, ebenso das Schwanken beim Leib- 
schurz. Jedenfalls bedarf ein solches Auf- 
treten der Libyer, während alle anderen 
Fremdvölker fehlen?), der Erklärung. Die 
leichteste ist gewiss, dass damals libysche 
Stämme sich im Delta so festgesetzt hatten, 
wie wir es später z. B. in Dyn. 19 wissen, 
und hinausgedrängt werden mussten. Von 
libyschen Urbewohnern des Deltas kann des- 
wegen keine Rede sein, weil die Könige 
von Hierakonpolis oft (19, 26 a, b) die unter- 


ägyptische Krone 


einmal in OLZ. nachwies, eine schon seit 
Jahrhunderten herrschende Personalunion 
von Nord- und Südägypten als früher gleich- 
artig organisierter Reiche, andeutet. 

Die Vaseninschrift, pl. 36—38, scheint 
zu lesen: der Streitbare ('htwty), der schlägt 
(hwy) die Nördlichen?). Das hnt/t?] Nhbt 
„(schützend) vor (nicht hnw „in“) El Kab“ 
mag eher auf die Göttin (Petrie) als auf den 
König zu beziehen sein. Die Deutung der 
Buchstaben bš auf „Rebellen“ (bšt:w) ist aber 
äusserst unwahrscheinlich, obwohl ich zugebe, 
dass die Erklärung als Königsname noch 
sehr der Bestätigung bedarf. Der erste Name 
des „Skorpionkönigs“ (19; 34) wird mit dem 
Götterzeichen nıht (nicht Hor!) geschrieben. 


tragen, welche, wie ich 


4) Die von Naville im Rec. Trav. veröffentlichten 
ähnlichen Statuetten sind wohl aus Hierakonpolis, 
nicht vom „Menesgrab“, gestohlen. 

2) Pl. 2, 1 scheint ein gewöhnlicher ägyptischer 
Typus (5, 1 fraglich). 

3) Das vorgesetzte Jahrzeichen scheint keine 
Datierung, sondern blos ein Symbol, besagend: Denk- 
würdiges, wert in die Annalen (gnwt) eingetragen zu 
werden. Vgl. den Palermostein! 


339 [No. 9.] ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG, [September 1900. | 340 
Mitteilungen. Zeitsehriftensehau. 
Die so merkwürdig ausgesprochene Hoff- (Mittheilung von Martin Hartmann.) 
nung des merkwürdigen Hilprecht, dass Lind] (Schluss). 


mit Koldewey in harmonischer Weise sich 
einarbeiten werde (OLZ III 236), scheint sich 
in nicht minder merkwürdiger Weise erfüllt 
zu haben. Wenigstens hören wir, dass Herr 
Lindl noch immer in Bagdad ist und sich 
weigert nach Babylon zu kommen, nachdem 
er ganz kurze Zeit das „Vergnügen“ hatte, 
„mit diesem geschulten und hervorragenden 
historischen Architekten zusammen zu ar- 
beiten“. 


Einen merkwürdigen Museumsbau plant Flin- 
ders Petri zum Zwecke der Unterbringung ethno- 
logischer und archäologischer Gegenstände in grossen 
Umfange. Es soll in der näheren Umgebung von 
London ein Grundstück von etwa einer Quadrat- 
meile angekauft und mit grossen Galerien bebant 
werden. Die Galerien sollen vorläufig in solchen 
Abständen von einander errichtet werden, dass nach 
ihrer Vollendung in den Zwischenräumen noch Ge- 
bäude von sechsmal grösserer Ausdehnung geschaffen 
werden können. Es sollen nun in jedem Jahre 
Galerien von etwa 400 Fuss Länge gebaut werden, 
was in einem Jahrhundert auf Gebäude von ins- 
gesamt acht englischen Meilen Länge hinaus kommen 
würde, die dann noch in sechsmal grösserem Um- 
fange vervollständigt werden könnten. Es handelt 
sich also um allmähliche Schaffung einer ganzen 
Museumsstadt, die fortgesetzt vergrössert und viel- 
leicht erst innerhalb 600 Jahren vollendet werden 
soll. Die Ausgaben sind so berechnet, dass in jedem 
Jahre eine Summe von 200000 Mark für diesen 
Zweck zur Verfügung stehen müsste. Voss. Ztg. 


Aus gelehrten Gesellsehaften. 
Acad. des Inscr. et Belles-Lettres. 1900. 


Mars-Avril. Sitzungsberichte von März und April. 
-- Clermont-Ganneau, une nouvelle dédicace à Zeus 
Heliopolités. (Den Namen 4pcdfydos vergleicht Cl. 
mit aramäischen 5392y. statt Idehauole] liest er 


Jaolsuos = aramäisch-nabatäischem yyy bpn). de 
Segonzac, excursion dans la vallée de |}Oued-Sous 
(Maroc). — H. Weil, une inscription greque d’Egypte 
(mit dem nicht griechischen Namen Pougy ...) — 
P. Gauckler, note sur des étuis puniqnes à lamelles 
gravées, en metal précieux. — Ph. Berger, les in- 
scriptions phéniciennes gravées sur une des lames d’or 


trouvees par M. Gauckler (32 [Sy2son apy sys 
ISJyanww).- — P. Louguet. note sur le soi-disant 


préfet d'Égypte Lucius Mevius Honoratus. — R. P. 
Ronzevalle, note sur les ruines de Deir-el-Qala‘a. 


Sitzung vom 13. Juli. Duchesne berichtet über 
die Ausgrabungen Homo’s in Dougga in Tunis, 
(refunden wurden Inschriften, die das „macellum“ 
erwähnen, eine Marmorstatue, eine Broucefigur, einen 
Satyr darstellend u. a. 


III. Presse. 1)raudat albahrain, monatlich, Schibin 
elkom; Ibrahim Edhem; Belletristik und Land- 
wirtschaft H VII 8 S. 254; 2) abi nuwäs, wöchent- 
lich, Alexandrien; Jüsuf und EljasHannäKin’än; 
unjerhaltend illustriert H VI 8'8. 254; 3) alwägibät, 
halbmonatlich, Kairo; Abdelhamid Hamdi H VII. 
88. 254 f.; ; 4) al alam, wöchentlich, New York; Girgi 
Gabbür; "politisch H VII 8 S. 254; 5) albürsa almıs- 
rija, wöchentlich, Kairo?; Henri Bottimer (7), 
Handel und Landwirtschaft, ar. und franz. in ge- 
sonderter Ausgabe H VII 9 S. 287; ; 6) abnahabba, 
wöchentlich, Bairüt; Fadlallah Aba Halqa; Wissen- 
schaft und Unterhaltung, Organ der orthodoxen Ge- 
sellschaft für christliche Lehre H VII 9 S. 87 f. 
D I 11 S 340; 7) arr@id almisri (s. Arabic Press 
76 No. 92] 3. Jahrg. (1898) bezeugt H VII 11 S. 
351: 8) aljumia alutmanija, halhmonatlich, Alexan- 
drien; Farah Antün; politisch und unterhaltend 
H Vil 11 8.352. 18S.415f. D114 8.436 f. vgl. 18); 
9. almunazir, wöchentlich, San Paolo (Brasilien); 
Na‘am Lebki; politisch ‘und unterhaltend H VII 
13 S. 416; 10) azzuhür, halbmonatlich, Alexandrien; 
‘Alt Nar; religiös islamisch H VII 13 S. 416; 11) 
alislah, wöchentlich, New York; Sib] (Sibli2) Nasif 
Dammüs; politisch reformatorisch H VII 13 8. 416; 
12) assubh, wöchentlich, Buenos Aires; Chalil Sa ‘al; 
Politik und Handel H VII 14 S. 446: 13) Le Monde 
Oriental,?, Alexandrien; Brol (?); französisch, illustriert, 
nur auf Egypten, die Türkei und Griechenland be- 
züglich H VHE 14 S. 447; 14) agila, halbmonatlich, 
Kairo?; Estir (Esther) Mojal geb. Azhari (von 
der Herausgeberin ist Einiges gedruckt in dem 
Biographischen Lexicon addurr almantur fi tabaqat 
rabbat alchudür (Bulaq 1312) der Zainab Fauwäz 
S. 12 ff.); Frauenzeitschrift H Vu 16 S. 511; 15) 
almadaris, halbmonatlich, Kairo?; ein Komitee; päda- 
gogisch wissenschaftlich H VII 16 S. ll; 16) al- 
mum/äz, wöchentlich, soll später täglich erscheinen, 
Kairo?; Mustafa Eššātir; politisch kritisch H vil 
16 5S. 511; 17) alhajat monatlich, Essuwés (gedr. in 
Kairo); M uh. Ferid Wagdi, Vf. dos tatbiq 8. Gesch. 
No. 12; Organ fiir die Vortrefflichkeit des Islam H 
VII 20 8. 629 f; 18) almi aijad, [s. Ar. Press 55 
No. 8], alachbar [s. Ar. Press 58 No. 26) und alġjämi- 
«a acutmanya |s. 8) haben sich vergrössert H VII 
22 N. 677, 19) alřtidāl, monatlich, Alexandrien; 
Gam‘ijat alitidal; unterhaltend illustriert, für 
Schulkinder H VII 22 S. 680; 20) sada alganiib, 
tärlich?, Buenos Aires; Pastor Jühanna Said; 
religiös und politisch H VII 22 S. 679; 21) alkaukab 
almisri, wöchentlich, Alexandrien; Mustafa Kamil 
[8. Arabic Press 22 ff]; unterbaltend H VII 22 S. 
679; 22) alirsad, halbmonatlich, Alexandrien; Gam‘ ijat 
alirgsad al ilmija; wissenschaftlich unterhaltend H 
VII 22 N. 679, 23) alatar, halbmonatlich, Kairo; ‘Ali 
Salam; politisch historisch H VII 23 S. 703 [schon 
Ar. Press 59 No. 33]; 24) silsilat arriwäjat, halb- 


monatlich, Kairo?; Mahmüd Chidr und Bašir 
Saukatli; Erzählungen H VII 23 8. 703 fi; 25) 
alhikma, monatlich, Beni Swef (erstes Blatt, das 


dort erscheint); Müsä Mahmüd Eliskenderi und 
und Hasan Tsa; wissenschaftlich unterhaltend H VII 
23 N. 704; 26) alamal, in Alexandrien [verbessere da- 
nach Sp. 58]. hat sich vergrössert H VII 24 S. 710; 
27) mir at algharb, wöchentlich, New York; Nazib 
Musa Dijäb; politisch und unterhaltend; Redakteur 
war früher beim kaukab amerika; zwischen den 
arabischen Zeitungen in Amerika herrsche böser 


341 INo. 9.] 


Zwist H VIII 2 S. 64. 5 S. 159 f; 28) attadkar, 
halbmonatlich, Kairo; Muh. Sadiq und Muh. ‘Ali 
Chattäb; wissenschaftlich. unterhaltend H VIII 3 
S. 95; 29) alkaukab assäri, 3 mal monatlich, Alexan- 
drien; Muh Qasim El&indi, osmanisch unterhaltend 
H VHI 3 S. 95; 30, annür, wöchentlich, Kairo; 
Tädrüs Sanüda Elmanqubādī (Redakteur von 
misr, 8. Ar. Press. 58 No. 29); religiös, an die Schulen 
gratis verteilt H VIII 3 S. 95: 31) assamir assaghir 
[s. Ar. Press 79 No. 104] vergrössert, H VIII 3 S. 
95; 32) alkautar, halbmonatlich, Kairo; Gur’ Tannas; 
wissenschaftłich unterhaltend, fùr Schüler H VIII 3 
S. 95. D 11 5 S. 150: 33) «lasad almurqusi, halb- 
monatlich, Kairo; die koptisch-katholische Gesellschaft 
Gam'ijat alwahda almurqusija; katholisch 
wissenschaftlich H VIII 7 S. 223; 34) annibras [s. 
Ar. Press 81 No. 113]. wieder aufgenommen von 
Nagib Elgawis in Kairo H VIII 7 S. 223 f.; 35) 
assaniba, zweimonatlich, Zangibar;?; Landwirtschaft; 
soll besseres Arabisch schreiben H VIII 8 S. 253; 
der Güte Herrn Walter Rösslers verdanke ich den 
Besitz zweier Nummern vom Sept. Okt. und Nov. 
Dez. 1899: 8 SS arabisch und 8 SS. englisch; nur 
der engl. Teil hat. den Titel ‚The Schamba‘; der arab. 
Titel ist: algazit almu lin bilbas@ir wal'asrär fi umür 
assawanib wamä ja tariha biljazira almahrisa zangibar 
.. . . attaşji' fi kul sahr marra istichbäaran biumir 
alfalaha wal’achbär almufida linnäs — rabi‘ H wagu- 
mada I (rajab wasa‘ban) sana 1317. qima arba‘ bésat. 
36) alghazala. wöchentlich, Kairo; Edwar Qarali (?) 
satirisch, in Vulgärsprache; kämpfte in wirksamer 
Weise gegen Unsitten H VIII] 8 S. 253; erschien 
schon früher, s. Ar. Press 78 No. 102; unterbrochen 
durch Reise des Herausgebers H VIII 10 S. 319; 
37) alliwa’, täglich. Kairo; Mustafa Kamil [s. oben 
zu 21]; patriotisch osmanisch H VIII 8 S. 253; 38) 
makärim alachlaq alislamija, halbmonatlich, Kairo?; 
Muh. Zekijeddin Sind; wissenschaftlich religiös 
H VIH 8 8. 254; 39) arra’is, monatlich, Günije 
(Libanon); Dr. Lowis Elchäzin und Ibr. Elhau- 
räni, medizinisch H VIII 9 S. 288; 40) almiftah, 
monatlich, Kairo; Taufiq ‘'Azzüz, für Hygiene und 
Geschichte H VIII 9 S. 288; 41) ulkanisa, monatlich, 
Kairo; Qustantin Basa und Tabit Tabit, katho- 
lisch (griechisch-uniert) H VILE 10 S. 318; 42) subul 
athuda, halbmonatlich, Kairo; Ahmed Sa‘id; fiir 
Wissenschaft und Bildung [islamisch] H VIII 10 S. 
319; 43) attamtil, Kairo?; M. D. und B. A.; für 
Politik und Theater H VIII 10 S. 319; auch Vul- 
gäres?; 44) alwataniju, halbmonatlich, Philadelphia; 
Na“üm Mukerzel, der auch alhuda [l. alhadi, vgl. 
Sp. 227, wo Na‘im zu lesen ist] herausgiebt; na- 
tionalreformatorisch H VIII 14 S. 448; 45) assiba, 
wöchentlich, Ezzaqāzīq; unterhaltend kritisch H 
VHI 14 S. 448, 46) al’asr algadid, wöchentlich, 
Kairo; Iskender Salhüb [Herausgeber von assal- 
tana s. Ar. Press 34. 59 No. 36]; politisch belletri- 
stisch illustriert H VIII 14 S. 448; 47) aljar@id 
al arabya fi amérika; nennt besonders almunazir(s. No. 
9), alislah (s. No. 11) und assubhis. No. 12: D 116 S. 602 
f. (0. A.); 48) Lebibe Hašim, aljar@id walkuttab; 
klagt über die Unfähigkeit und Zanksucht der arab. 
Pressleute, besonders in Amerika, auch seien die 
Zeitungen noch zu zahlreich, wenn auch bei der 
gegenwärtigen nahda die Bildung fortschreite; be- 
fremdlich ist das Lob der Presszustände in Syrien 
(S. 428) D II 14 5. 428-431 (O A.); 49) assihafa 
al arabija fi misr, eingehende Besprechung von 
Hartmanns Arabic Press of Eyypt mit Nachtrügen 
und Berichtigungen H VIII 3 S 73-77; H VIII b 
S 126f bemerkt Sekib Arslan, nicht El&ewä’ib, 
sondern Mir'at elahwal des Rizqallah Hassün sei die 
älteste arabische Zeitung Stambuls; ausführlich re- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [September 1900.) 


342 


ferierte auch Al. Avierino AG II S 375;') 50) 
Muhammad Muhammad, almagillat waldarä id 
AG I 43ff.; 51) [A]. Avierino}], husn alchiyar 
wassihafa al’ arabya AG III 81 ff; 52) |A]. Avierinol, 
addauq filkitaba AG II 365 ff; 53) (Al. Avierino,] 
assi'r alasri AG II 447 ff, und dazu Ahmed Mu- 
harram Ill 12 ff 87 ff. 

IV. Geschichte, Geographie, Politisches,So- 
ciales, Kulturbewegung, Recht. 1) Ahmed 
Surür, Officier im egyptischen Heere, assillük thda 
yaba’il assidan, über die Schilluk im Sudan (datiert 
Sobat 4. 12. 98) H VIII 8 S. 226—232 (0.A); 2) 
Kurze Vita des am 6. 1. 99 in Dér Saijidet Bkirki 
zum maronitischen Patriarchen gewählteu Mari 
Eljäs Elhuwaijik H VII 8 S. 201; sein Bild H 
VII 13 S. 385; 3) Vita Nübär Pašas H VII 9 S. 
208—261; 4) Vita des am 17. 1. 99 im 44. Jahre 
gestorbenen Emin Paša Fikri; gab u. d. T. 
alatar alfikrya die Werke seines Vaters ‘Abdallah 
F. heraus, die nicht ohne Wert für die Zeitgeschichte 
sind (s. auch Elmagriq 1898 No. 4) H VIL 9 S. 281 
f.; 5) ‘Abdallah ibn ‘Umar Bähaddäd Elha- 
drami in Midandeli (Sumatra) bittet, den Gelehrten 
der Azhar die Frage vorzulegen, ob die Feuerver- 
sicherung nach islamischem Recht zulässig sei") H 
VII 10 S. 305; 6) Bericht über die Enthiillung des 
Denkmals fiir Cornelius van Dyck (geb. 1818 
gest. 1895) in Bairut (nach Lisän Elhal) H VII 12 
S. 354—357; 7) Volksaberglauben in Siwa, Brief des 
Ahmed Hasan Hilmi, Schreibers in der Me’mürije 
dort H VII 12 8. 358 f. (0. A); 8) kuttab al’arabija 
waqurrä uhä, der wichtige Artikel, über welchen s. 
mein Der Islamische Orient 1 S. 5 f, H VII 
13 S. 393—400 (O. A.); 9) Vita des Salih Megdi 
Bék, geb. 1242 / 1826 gest. 1298 / 1881, Staatsbeamter 
und Dichter, auch Übersetzer H VII 14 S. 418 £.; 10) 
Vita des Amba Bäsilijüs, koptischen Bischofs von 
Jerusalem, geb. 1809, gest. 1899 H VII 14 S. 
420—422; 11) Muhammed Husni El‘amiri, der 
tür sina waluhda annabawya, Bericht über einen 
Besuch des Sinaiklosters und den dort bewahrten 
Vertrag des Propheten mit den Christen H VII 15, 
8. 450-455 (O. A.); Einiges über die Urkunde selbst, 
die aus dem Türkischen übersetzt schon in H VII 
4 S. 109 mitgeteilt wurde, H VII 17 S. 534 ff; 
12) Muhammed Ferid Wagdi, tat addijana 
alislamija‘ala nawamis almadanya (vgl. Ist. Or. 1,13 n 1) 
H VII 15 S. 478 (Ref.); 13) Bild des am 27. 4. 99 
zum orthodoxen Patriarchen von Antiochia (Damas. 
kus) gewählten Malatijüs mit Wahlbericht H VII 16, 
S. 481 ff.; 14) Tantäwi Gauhari, jagug wama’güg 
hum attatar walmughül H VII 17, 521—5026; Ver- 
fasser kennt natürlich nicht die Arbeiten de Goejes, 
De Muur van Gog en Magog (Amsterdam 1858) und 
Anderer; 10) Bericht über zwei neue Schulen ge- 
stiftet von ‘Utman Bisa und von ‘Ali Bek Fahmi H 
VII 17 S. 539 f.; 16) Qasim Emin, tahrir almar'a 
(Kairo, Taraqqi); ein Stück aus diesem Werke, das 
grosses Aufsehen machte und heftige Polemiken 
hervorrief, ist u. d. T. tarbijat almar'a mitgeteilt H 
VII 18 S. 542—552; in der Anzeige ebda S. 564 f. 
ist darauf hingewiesen, dass schon Ahmed Färis 


Essidjaq in zahlreichen Artikeln seiner Zeitung 


1) Besonders wertvolle Nachträge zu Hartmanns 
Buch finden sich in den Reff. Goldzihers DLZ 
1899 Sp. 1787f. und Kerns hier III Sp. 218 ff. 

2? Die Frage ist längst eutschieden: alle Ver- 
sicherung ist haräm, s. Snouck Hurgronje, Islam 
und Phonograph, in: Tijdschr. Bat. Gen. XLII 
Lief. 5 S.A. S. 2. 17; es liegt wohl eine der beim 
istifta’ so häufigen Intrigen vor, s. Snouck a. a. O. 
S. 4 und die Beispiele aus Niederl, Indien 8. 7 ff. 


343 [No. 9.) 


Elgewa'ib für Besserung der Frauenstellung einge- 
treten sei; vgl. No. 19; Anz. auch D I 1% S. 598; 
17) asbab wanata'ig wa'achlag wamawa'‘iz, Artikel 
eines ungenannten Egypters tiber soziale und wirt- 
schaftliche Fragen, die in Elmw’aijad erschienen sind, 
Kairo, Taraqgi H VH 18 S. 565 (Ref.); 18) Jüsuf 
Nam un Ma’lüf, Redakteur von Rlaijäm (New-York), 
chizanat alaijām fi taragim al’izam, nennt besonders 
berühmte Männer des Libanon und behandelt auch 
die Auswanderungsfrage H VII 18 S. 565. D 1 19 
S. 597 f. (Ref.); 19) almar’a filgahthja, aus dem noch 
nicht vollendeten Werke adab al’arab qabi alislam, 
angeregt durch No. 16, H VII 19 S. 585—591 (0 A.); 
20) Dumoulin’s Buch über den Fortschritt der 
Engländer, übersetzt von Ahmed Fathi Zaghlül 
u. d. T. sirr tagaddum alingliz assaksünijin, Kairo, 
Taraqqi H VII 19 S. 608 f. (Ref). D I 20 S. 
629 - 632 (Ref.), mit Hinweis auf die bedeutende 
Einl. des Übersetzers; es ist wieder viel von der 
nahda {Isl. Or. 1 4 ff.) die Rede); 21) Ibrahim 
Abdelmesih,al’ugüdaddurrija fittahani ulbatrijarkija, 
Lobreden auf Butrus IV [Geraifirı], den neuen grie- 
chisch-katholischen Patriarchen H VII 19 S. 607 £.; 
mehr Thatsächliches scheint zu enthalten (Beiträge 
zur Kenntnis der neuesten Geschichte der gr.-kath. 
Kirche) das demsclben Kirchenfürsten gewidmete 
attuhfa almillya fittahani albatryarkija von Qaisar 
Bözundlskender Chari in Bairut H VII 22 S 680; 
22, annahda almisrya alachira H VII 20 8. 610—616 
(O.A.; cf. Isl. Or. 1, 4 ff); 23) Chalil Zainije, 
Red. des Elahram, afilm wattarbija H VII 20 8. 630 
(Ref.); 24) aljamit‘a alislamya; es wird auch der Ge- 
danke des grossen islamischen Kongresses besprochen, 
fiir den in allen islamischen Ländern Propaganda 
gemacht wird H VII 22 S. 664—667 (O A.); über 
den Kongress in Mekka s. auch H VII 23 S. 696 f.; 
25) alasınina albatrijarkija alantakija alurtüduksija, 
über die Zeit zwischen Abdankung des letzten und 
Wahl des neuen Patriarchen; Vf. scheint in feindlicher 
Absicht nicht genannt zu sein (allafa ba duhum!) H 
22 VII S. 680 (Ref.); 26) Vita des Sofrönijüs IV. 
orthodoxen Patriarchen von Alexandrien, geb. 1799, 
gest. 1899 H VIL 24 S. 706 f. (O. A); 27) Efram 
Eddairani, kitab almuhamati “anilmawärinati wagqid- 
disthim, Bairüt?, enthält ausser Polemik auch viele 
Einzelheiten über die Maroniten H VII 24 S. 710 f. 
(Ref.); 23) Islamische Handelsgesellschaft in Isfähän 
H VIII 2 S. 40, e. hier Jahrg. 2 Sp. 362 f (0. A.); 
29) Vita des Geräsimüs Järid, orthodoxen Ma- 
träus von Saidnaja, Ma‘lülä, Zahle und Ba‘albek. 
geb. 1840, gest. 13. Spt. 1899 H VIII 2 8. 67 f.; 30) 
Vita des Butrus Elbustänf, maronitischen Matrans 
von Sür und Saidä, geb. 1819, gest. 3. 11. 1899 H 
VII. 4 S. 121—125 (O. A); griff 1860 und 1878 in 
das Geschick des Libanon ein; schlau und zäh siegte 
er 1878 schliesslich in dem Kampf gegen Rustem 
Pascha, bei welchem Frankreich durch das un- 
geschickte Auftreten seines Vertreters sich viele 
Sympathien in Syrien verscherzte; der von Sulaiman 
Elbustani, dem Herausgeber der da‘irct elma arif, 
verfasste Artikel stellt jene Begebenheiten dar, wie 
sie heut im Geist der Maroniten leben; 31) 2öjähriges 
Patriarchatsjubiläum des Kopten Cyrillus V. am 
31. 10. 1899 H VIII 4 S. 126 (O. A.); 32) alkamag, 
Bericht eines Ungenannten, der lange Zeit in Rosaires 
am blauen Nil gewohnt hat, über diesen Stamm mit 
volkskundlichen Mitteilungen H VIII 6 S. 165—170 
(0. A.); von demselben Verf. addasatiru au histirya 
alhamadj, Bericht über Fälle von Hysterie und ihre 
etwas gewaltsame Heilung bei den Hemeg H VIII 
7 8.201—203 (0. A); 33) taragim masahir almisrjin; 
Bereitwilligkeit, Biographien berühmter Egypter dieses 
Jahrhunderts zu bringen, wenn Material geliefert 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [September 1900.) 


344 


wird, z. B. ‘Abdelhady Naga Elabjari, ‘Ali 
Ellait!, Ahmed ibn Hasan Erraßidi, Muh. 
Muchtar Elmisri, Muh. ibn ‘Ali Essabban. 
lbr. Ellaq&ni, Ibr. Elbägüri, Muh. Qadri 
Elmigri, Muh. ‘Allis, Muh. El’'ab basi Elmahdi, 
Essech Essaqqa, E33. Hasan Ettawil H VIII 
8 S. 232—236 (0. A.); vgl. Litteratur 36; 34) Bericht 
über Vorgänge bei der Wahl des neuen orthodoxen 
Patriarchen von Alexandrien H VIII 8 S. 261 f. (O. 
A.); 35) annahda af ilmija alachira fi biläd alfurs H 
VIIL 9 S. 258—2°3 (O. A.); bespricht auch die 
Druckereien und die Presse in Persien; 36) madrasa 
kulja misrja H VIL 9 S. 264-267 (O. A.); man 
wird in der That den Gedanken einer wirklichen 
Universität in Kairo, das ja geistig viel weiter voran 
ist als Stambul, nicht abweisen können; 37) Refigq 
El'azm, kaifa kanat hal al’alam lau lam jaftahhu 
almusimin H VIII 9 S. 268—271 (Fr.); zur Beant- 
wortung dieser müssigen Frage hatte H selbst auf- 
gefordert; in die endlose, zum Teil etwas hitzig ge- 
führte Diskussion spielen ältere Gegensätze hinein (8. 
z.B. dieAnzapfung S.433):38) ma huwa alistiqlal alhaqiqi, 
tritt eifrig ein fiir Befreiung von der Fremdherrschaft 
durchinnernFortschritt: Anführung derBeschlüsse der 
dreizehnten Sitzung des indischen Reformkongresses 
in Lucknow Dez. 1899 H VIII 10 S. 297—302 (0. 
A.\;39, Buchhandlung und Lesehalle des Muh. Sabri 
in Essuwés, hauptsächlich für islamische Zeitungen; 
will unter den Pilgern Litteratur verbreiten H VIIL 
10 S.318 (0. A); 40) Kurzer Bericht über die Reise 
des Chediw: 17. 2. 1900 in Mersä Matrüh, 22. 2. in 
Ra’s Salltim [= el'ugejbe oder el'agabe exsaghire, 8. 
Lieder der Lib. Wüste 23) H VIH 11 S. 348; 41) 
Muh‘Abduh, ¢slah almahakim assar "ya, Bericht, den 
der gegenwärtige Mufti von Egypten Muh.‘Abduh 
über die Neuordnurg der Gerichte, die das Land 
zwei Jahre in der grössten Unrube hielt, an den 
Chediw erstattet hat, besonders gedruckt von Muh. 
Rašid, Herausg. von almanär [sonst nicht bekannt) 
H VIII 11 S. 351 f; 42) Vita des Muh. Muchtär 
Basa, Verf.’s zahlreicher Werke, geb. 1835, gest. 
1897 H VII 13 S. 386—288 (O. A.); 43) Ableben 
der Brüder Jüsuf und Selim Chaijat am gleichen 
Tage; beide führten das Theaterwesen in Egypten 
ein H VIII 13 8. 415 f. (O. A.); 44) Vita des “‘Utman 
Basa Elghäzi, geb. 1832, gest. 1900 H VIII 148. 
418—424 (0. A.); 45) Aus dem Leben Ibrahim Elja- 
ziris (Streit mit den Jesuiten, die seine tief ein- 
greifendeMitarbeit an der Bibelübersetzung ver- 
echwiegen, vgl. Sprachliches No. 7) D 115 S. 467 — 
471 (Fr.); 46) Ahmed Hamdi, berühmter Chirurg 
und Schriftsteller, gest. Anfang Juni 1899. Vita nach 
“Ali Mubärek [ohne Angabe der Stelle!| DI 20 S. 
632 f.: 47) Bildung und Lebensunterhalt (Fr) D I 
21 5. 657 f.; daran knüpft an Müsä Saidah, alma- 
daris walma‘äs, mit verständiger Empfehlung des 
Handwerks, das ungerecht verachtet werde D I 24 
S. 750—753; 48) ‘Abderrahman Elqutb Enna- 
wäwi, Rektor der Azhar, gest. 4. 7. 1899 nach ein- 
monatlicher Rektorschaft D I 21 S. 661 (O. A.); 49) 
Hasan Ettawil, gest. 1. 7. 1899 H VII 20 S. 629 
und D 1 21 8. 661; Vita dieses bedeutenden Mannes, 
der den Mut seiner Meinung hatte und darum 
natürlich gegen die „wrossen“ Nullen zurücktrat (er 
wagte z. B. deu Wert des hadit richtig darzustellen 
und das Isl. Or. 1 17, 7 tf. Gesagte zu lehren D I 
22 S. 690—694 aus der Feder des Mirza Abulfadl 
Eliräni (O. A.); 50) abjazidija, scheint hauptsächlich 
nach Siouffi gearbeitet zu sem D I 23 S. 705—712 
(0. A.); andere Quellen [Litt. s. Makas, Kurdische 
Studien in: Materialien 1S. 28] scheinen nicht benutzt; 
51)Unfihigkeit der Araber zu eigenen kunstvollen tech- 
nischen Arbeiten und zum Verständnis fremder: gute 


345  [No. 9] 


Bemerkungen darüber in attamatil almutaharrika wan- 
naga D II 4 8. 113—115 (O. A.); 52) alulum ‘ind 
alarab D II 5 S. 129—135. 8 S. 225—229. 12 S. 
353 — 358 (O. A.): 53) buda’at algarn al'isrin D II 9 
S. 257—262 (O. A.); hübsch ist der Schluss: „Einige ara- 
bische Zeitungen haben bereits das 20. Jahrhundert be- 
grüsst; offenbar hat sie die Entscheidung geblendet, die 
von dem obersten Rate Berlins ... [so] ausgegangen ist, 
und der sie ohne Zaudern gefolgt sind; man erzählt von 
Euklid Folgendes: Als er einem der Ptolemäer die 
Anfangsgründe der Mathematik beibrachte, fand dieser 
Schwierigkeit sie zu verstehen und sagte zu dem 
Meister: Giebt es denn kein leichteres Mittel diese 
Kunst zu lernen? Jener: Dafür haben die Könige 
kein Mittel, d. h. wissenschaftliche Fragen nehmen 
nicht Partei für den Rang von Königen; sondern die 
Wahrheiten werden befolgt, wo sie auch sich finden, 
siv selbst folgenniemandem’ ;54) AbdallähElmarrä3, 
gest. 17. 1. 1900 in Marseille D IT 10 S. 311; Vita mit 
Bild D IJ 11 8.344352 (O. A.); nicht so bedeutend 
wie sein Bruder Fransis, der ein wirklicher Dichter 
war (auch die Schwester Marjanä machte Verse, 
s. mein Muwussah 8. 74 n 1), war doch der i. J. 
1839 in Haleb Geborene mit Erfolg litterarisch thatig, 
und schrieb viel in Zeitschriften; (eine magalat attarbya 
ist gedruckt in Elbejan; handschriftlich sind von 
ihm bei Ibr. Eljazigi mehrere Arbeiten, darunter 
Übersetzung der chawatir filachlag waladab (Maximes?) 
von La Rochefoucauld, und eine ausführliche Kritik 
der franz. Übersetzung von Elmas üdis murig 
addahab; 55) assalihat albägijät, Bericht über die 
Stiftung von 15000 egypt. Pfd. (ca. 315000 M.) zu 
guten Werken durch Husain Bas& Wasif und 
seine Gattin Asmä Hänum (Tochter des Ibr. Basa 
Halim), darunter ein Siechenhaus für Frauen und 
eine Handwerkerschule D Il 11 8.335—339 (O. A.); 
66) Die Weltfriedensbestrebungen sind vertreten in 
Orig.-Artt. durch Lebibe Hasim D H 6 S. 171 ff 
und durch Al. Avierino AG I 100ff. II 303 ff, 
389 ff. 476ff. III 5ff. Alff. 57) Frauenleben im Orient 
und Frauenfrage in AG: [Al. Avierino], alınar'a 
fissarq I 7ff, nisa’una walgimär I ?71ff, daulat almar'a 
I 79ff., talim alfatat 1 193 ff., ta'lim albanat I 245ff., 
II 67 ff, imra’at aljaum wamra’at alams I 376ff., 
baht filmar’a wahuqguqiha II 165; Lebibe Hasim- 
Madi, almar a assargija I 146ff; ‘Afife Dimitri 
Sulab, almar a watta lim II, 258 ff. 334 ff.. Zekije, 
allimühunna wa’analmas’ula III 111 ff.; Gihän Dilre 
(Jeanne Defrey?) Gattin des Dr. Selim Fahmi in 
Tanta), almara muhamijatan Il 317ff.; ‘Omar 
Lutfi’s Rede auf dem Frauengongress in Gonf 1896 
über huqüq almar'a almuslima, übersetzt und daran 
anschliessend 20. A. von Ungenannten I 97ff. 161 ff. 
231 ff.; Mahmüd Hamdi Assachäwi, alfatat 
assargija I 235 ff. 273 ff. 821 ff. 302. 30448, II 17 ff. 
182 ff. 418ff.; Mahmüd Ibrahim, alnar'a farnf 
DI 17 ff., dazu Anonymus III 46 ff. + vgl. auch Litt. 
No. 28; 58) [Al. Avierino] alislam fissarg AG II 
383 ff., eingehendes Ref. über Hartmanns Der 
Islamische Orient I, mit Zustimmung zum Wich- 
tigaten, nur wird heftig Einspruch erhoben gegen 
die fränkische Schrift für Arabisch; 59) Juwaqim 
Michä’il ta’rich alyanün fi misr, auch den neuesten 
Zustand der Gerichte behandelnd H VII 24 S. 710 
(Ref... — Nicht konnten beachtet werden die zahl- 
reichen Berichte über Gesellschaften und Vereine, 
nur sei bemerkt, dass das Vereinsleben im modernen 
Orient, namentlich in Egypten, ein ausserordentlich 
reges ist; vgl. oben IV. No. 24. 

V. Medizinal- und Naturwissenschaften. 
1) Über die Krankheit gba und ihre Heilung H 
VOI 68. 180; danach ist das Lieder Lib. Wüste 136 
neben dübe vermerkte »gube?« die richtige Form; 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [September 1900.) 


346 


vgl. die OrWbb u. Sib. II 107,,; 2) Ahmed 
Qadizade, algahwa walgat D II 3 S. OH (0.-A).; 
über den Verf. s. hier IÍ (1899) Sp. 361. — Hierher 
gehören auch IV No. 32 (Hysterie); III No. 40. 

VI. Kunst, Gewerbe. 1) Naqala Elhaddäd, 
chawätit mustatrifa flmüsigaD I 31 S. 328-333. 
13 S. 394-400. 15 S. 461-465 (O. A.; Forte. von 
D I 7 S, 198—202. 9 S. 270 —274)'). 

VII. Volkskundliches. 1) Glückbringen des 
Hufeisens H VII 16 S. 496. 2) Leuchten des Grabes 
des Mahdi H VII 16 S. 497 b. 3) ?, assawag fi bad 
anha’ nâbulus AG I 314ff. — Hierher auch IV 
No. 32. 


American Journal of Philology. 
XXI, 1. Louis H. ri Indo-Iranian Studies. 
2. H. Usener, die Sintflutsagen, bespr. v. B. L.G. 


L’Anthropologie 1900. 

2—3. J. U. Dürst, notes sur quelques bovidés 
préhistoriques (mit besonderer Berticksichtigung der 
babylonischen mythologischen Darstellungen und 
Tierbilder. Forts. folgt.) — Ch. de Ujfalvy, Icono- 
graphie et Anthropologie irano-indiennes (Schluss. 
Weitere Darstellung des Typus der persischen 
Könige). 

Arch. Relgw. 

II (1899) 4. C. Hahn (Tiflis), Die alte Hierarchie 
bei den Chewsuren, ihre Bethäuser und religiösen 
Gebräuche — W. H. Roscher gräbt „vier Briefe 
Wilhelm Mannhardts“ von 1876—78 aus (das persön- 
liche und die Lobsprüche für R. haben hier kein 
Interesse; Anderes bleibt wenig; die Berl. Akademie 
soll M.’s Ms. „Quellenschatz der Volksüberlieferung“ 
drucken lassen). — Kohlbach, der Mythos und Kult 
der alten aan. 

III (1900)° 1. 2. C. Fr. Lehmann, Religions- 
geschichtliches aus Kaukasien und Armenien (Reise- 
brief). — Louis H. Gray, The Indo-Iranian Deity 
Apam Napat. — Hans Hase (Pfarrer in Tokio), Der 
Zug zum Monotheismus in den homerischen Epen 
und in den Dichtungen des Hesiod, Pindar und 
Aeschylus (Altbekanntes, Gemeinplitze, viel Citate, 
Prämissen). — Lasch, Die Finsternis in der Mytho- 
logie und ein religiöser Brauch der Völker (diese 
Huldigung für Bastian’s Völkergedanken ist eine 
Polemik gegen Tylor’s Anfänge der Kultur in einem 
untergeordnetem Punkte; die ersten 46 SS. mit aus- 
führlicher Wiedergabe von Bekanntem waren als 
kurze Beläge zu den 9 SS. mit Konstruktion der 
Vorstellungstypen zu bringen). — Von den Recc. 
beachte Hardy über Robertson Smith, Die Religion 
der Semiten (gegen die Gefahr des Verallgemeinerns ; 
wir haben den Schlüssel zur Lösung des Rätsels 
der Religionen, dürfen aber nicht erwarten, überall 
die gleichen Schlösser anzutreffen). 


Atti d. R. Acad. dei Lincei 1900. 
2. E. Gabrici, termini imerese. — Ripostiglio di 
monete siciliane. 


AZ. 27, 1899, Heft 2, S. 89—148. ?) 

Ludwig Borchardt, Der zweite Papyrusfund von 
Kahun und die zeitliche Festlegung des mittleren 
Reiches der ägypt. Geschichte (in Berlin 199 Glas- 


') Die Beschäftigung mit der arabischen Musik 
ist sehr rege; s. die zahlreichen Artt. im Maériq II 
(1899). 
2) Ausführlicher ausgezogen als in No. 8. 


347 [No. 9.] 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [September 1900.| 


348 


rahmen); S. 92 Beispiel einer Postdatierung'), eines 
auf Mondjahre und -monate verrechneten Priester- 
gehaltes, Priesterlisten; das viel besprochene neue 
Siriusdatum, wonach Usertesen III. Regierungsan- 
tritt 1883—80 zu setzen). Fr. W. v. Bissing u. L. 
Borchardt. Ein Pyramidentext in ursprünglicher 
Fassung (P. 234 ff., die urspriinglicherep Suffixe der 
1. Person etc unter Rasuren). James Henry Breasted, 
The length and season of Thutmose Ill’s first cam- 
paign (nach den Siegesfesten 175 Tage bis Rück- 
kehr; trockene Monate Palästinas benützt, cf. Lieb- 
lein?). Breasted, Ramses II. and the princes in the 
Karnak reliefs of Seti I (die Mitregierung R. II. als 
Kronprinz als spätere Fiktion erwiesen; die von 
Wiedemann entdeckten Spuren eines beseitigten 
älteren Bruders*). Baron Oefele, Medizinische Realien 
zu Pap. Brugsch major 13,3 bis 13,6 — Peritonitis. 
Miscellen: Ludwig Borchardt, Usurpierte Grundstein- 
beigaben, Bemerkung dazu von Reisner; Fr. W. v. 
Bissing, das Wort „rq}jw“ (zu streichen, q:jw sei 
eine Konjunktion (!) = ,bei“). Franz Freiherr von 
Calice, Weiteres über die Art der Hinrichtung im 
alten Aegypten (Gen. 49,10 Schandpfahl gemeint). 
Erschienene Schriften (in der üblichen wunderlichen 
Auswahl). 


Berliner Phil. Wochenschr. 1%0. 

29. Krumbacher, Umarbeitungen bei Romanos, 
bespr. von Th. Preger. — K. Sethe, Das ägyptische 
Verbum, bespr. von A. Erman. 

31/2. V. Thomson, Etudes lyciennes I, bespr. v. 
F. N. Fink. 

33/4. Mitteilungen: R. Oehler, Die tunesische Ab- 
teilung der Pariser Weltausstellung. 


B. üb. d. Verh. d. K. Sächs. G. d. W. 1900- 

Philol.-histor. Classe 52. Bd. II. F. Ratzel, der 
Ursprung und die Wanderungen der Völker geo- 
graphisch betrachtet. II. Geographische Prüfung 
der Thatsachen über den Ursprung der Völker 
Europas. 


Byzantinische Zeitschr. 1900. 

IX. H. Gelzer, die Genesis der byzantinischen 
Themenverfassung, bespr. von Ch. Diehl. — Jos. 
Strzygowski, der Bilderkreis des griechischen Physio- 
logus ete., bespr. von A. Haseloff. 


The Olassical Review 1900. 

6. H. d’Arbois de Jubainville, la civilisation des 
Celtes et celle de l'épopée Homérique, bespr. v. T. 
H. Williams. 


Corbl. d. D. G. f. Anthr. Ethn. u. Urg. 1900. 

1. Kollmann, die angebliche Entstehung neuer 
Rassentypen (Diskussionsbemerkung in dem Vortrage 
von (Gr. Fritsch-Berlin: „Uber die Körperverhältnisse 
der heutigen Bevölkerung Aegyptens.) 


Deutsche Litteratur-Zeitung 1900. 
31. R. Knopf, der erste Klemensbrief, bespr. v. 
P. Wendland. — G. Diettrich, die Massorah der öst- 


!) Um daraus allgemeinere Schlüsse ziehen zu 
können, müssten wir wissen, wie gross der Rest des 
Todesjahres U. Ill. war. 

2) Z. B. S. 128 wäre nach Müller, Asien 266 zu 
ergänzen. 

4) S. 129. Die für uns Deutsche beschämende Be- 
obachtung, dass Lepsius, Denkmäler vielfach Vor- 
gänger ın skrupelloser Weise ausbeutete, liesse sich 
leicht weiter belegen. 


lichen und westlichen Syrer, bespr. v. S. Fränkel. — 
J. Hirsch, Fragment einer arabischen Pentateuch- 
Übersetzung, bespr. von ? 

32. R. Kautzsch, das sogenannte Volksbuch von 
Hiob, bespr. v. ? — N. Schloegl, de re metrica ve- 
terum Hebraeorum, bespr. v. ? 

33. C. Steuernagel, allgemeine Einleitung in den 
Hexateuch, bespr. v. J. Meinbold. — G. Ebers, aegyp- 
tische Studien und Verwandtes, bespr. v. ? — G. E. 
Friess, die Reise des Hans Christoph Freiherrn 
von Teufel in das Morgenland 1588— 1590, bespr. v. ? 


The Edinburgh Review 1900. 

April. Art. VI. Cappadocian discoveries, (Be- 
sprechung von 1. E. Chantre, mission en Cappadoce 
1893—94. 2. K. Humann u. O. Puchstein, Reisen in 
Kleinasien und Nordsyrien. 3. H. V. Hilprecht, the 
Babylonian expedition of the university of Penneyl- 
vania.) 


The Geographical Journal 1900. | 

July. G. H. Gorges, a journey from lake Nai- 
vasha to the Victoria Nyanza. — The monthly 
record: new light on an old country (Besprechung 
von Th. Bent, southern Arabia). Africa: Dr. Do- 
naldson Smith’s expedition. Egypt in 1899. The 
Harrison-Whitehouse expedition. The Italian Somali 
coast. Arrival of Major Gibbons on the Nile. 

2. E. S. Grogan, through Africa frome the Cape 
to Cairo. — A. W. Stiffe, ancient trading centres 
of the persian gulf VI. Bander ‘Abbas. — The monthly 
record. Europe: official map of Turkey. The Kosovo 
Vilayet. Africa: M. Flamand’s scientific mission to 
the Tuat oases. Franco-spanish boundaries in West- 


Africa. M. Blanchet’s expedition to Adrar. The 
French in the Western Sudan. 

Geograph. Zeitschr. 1900. 

8. Geographische Neuigkeiten. Afrika: Major 


Gibbons nordsüdliche Afrikadurchquerung. v. Er- 
langer’s und Neumann's Reisen in Nordostafrika. 
Smith’s Reise in Ostafrika. — H. J. Ansorge, under 
the African sun, bespr. v. A. Schenck. 


Gött. gel. Anz 1900. 

Juni. A. Jacoby, ein neues Evangelienfragment, 
bespr. von C. Schmidt. — J. G. II Rahmani, Acta 
s. c. Guriae et Shamonae, bespr. v. W. Riedel. 


Historische Zeitschr. 1900. 
2. v. Soden, Palaestina und seine Geschichte, 
bespr. v. A. Kamphausen. 


Jahrbuch d. Kais. D. Archäol. Inst. 1900. 

XV. 2, Jahresbericht über die Thätigkeit de 
Instituts. — Archäologische Funde im Jahre 1899. 
— Archäologische Neuigkeiten aus Nordafrika (Be- 
richt über Ausgrabungen, Funde, Reisen im Jahre 
1899). — Sitzungsberichte der Archäol. Gesellschaft 
zu Berlin. April. Mai. -- Erwerbungen des Ashmolean 
Museum zu Oxford. I Aegyptische Abteilung. 


The Jewish Quarterly Review. 1900. 

April. G. H. Skipwith, The Origins of the religion 
of Israel (ethnologische Ausführungen). — S. Schechter, 
Some rabbinic parallels to the New Testament (weist 
nachdriicklich auf die Bedeutung des Studiums der 
rabbinischen Litteratur für das Verständnis des 
Neuen Testaments hin. Im Gegensatze zu den 
gründlichen Arbeiten christlicher Theologen früherer 
Jahrhunderte seien die meisten neueren Arbeiten 


349  {[No. 9] 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [September 1900.] 


360 


auf diesem Gebiete wertlos. Man beurteile die 
Litteratur, die man nicht kenne, gegenwärtig ..by 
mere intuition" und es herrsche „transcendental 
ignorance“. S. führt dann einige Parallelen zu 
Stellen des Matthäus vor und handelt dabei über 
Bat Kol. Zu berücksichtigen sei auch die Ueber- 
einstimmung des Geistes des N. T. mit der rab. 
Litteratur, wobei auf die Gebete und bestimmte 
Vorstellungen Gewicht zu legen sei, wie das nur 
Dalman erkannt habe. — B. Jacob, A study in biblical 
exegesis. Die Echtheit der Zahlen des masoret. 
Textes in der Patriarchengeschichte sei durch Opperts 
Nachweis von der Uebereinstimmung des Verhilt- 
nisses dieser Zahlen mit denen der Babylonier ge- 
sichert, lasse sich aber noch weiter beweisen. Gen. 
5,, bei der Angabe von Adams Lebeuszeit weise das 
an sich überflüssige m Awe d. h. die Zeit, die er 
bis dahin gelebt hatte, auf ein anderes Ereignis, 
Noahs Geburt, hin, da dieser der erste nach Adams 
Tod geborene Mensch sei. Daraus erkläre sich auch 
Lemechs Ausspruch 5.,,: Dieser wird uns trösten... 
Denn die Erde war nur für Adams Lebenszeit ver- 
flucht worden (3,.). An sich ist Geburt und Ackerbau 
kein Fluch. Das alles passe nur für die Zahlen des 
M. T, während LXX die Zahlen erhöht zu haben 
scheint, um sie mit den Angaben griechischer oder 
ägyptischer Chronologen in Einklang zu bringen. 
Auf Lemechs Worte bei Noahs Geburt, beziehe sich 
auch Gen. 4,, da Enosch damals der älteste Mensch 
war. Gen. 8,,, ist ONS beide Male Eixenname. Cyr 
mit Infinitiv (Gen. 2.,,) heisst nicht an dem Tage, 
sondern lediglich nachdem, vgl. Num. 7,, wo 
die Salbung 12 Tage vorher stattfand, Jer. Tm 
(aus dieser Stelle kann man nicht schliessen, dass 
Jer. die Opfergesetze des Leviticus unbekannt waren; 
er sagt im Anschluss an Ex. 19,,: Ich machte nicht 
Opfer zur Bedingung meiner Wahl, sondern Gehor- 
sam), 11,, ,, 34, was zwei Monate später statt- 
fand. — Gen. 25, weise 94 term darauf hin, dass 
Rebekka mit ihrer Frage 25,, sich an Abraham 
wandte, da er damals noch lebte Letztere Stelle 
wird eingehend besprochen und ausgeführt, dass die 
Personen für den Erzähler nicht mythische, sondern 
vernünftig handelnde waren. Durch Quellenkritik, 
die perverseste (!) Theorie, die je in der biblische 
Wissenschaft aufgestellt sei, könne man die Genesis 
nicht verstehen. Obige Studie beweise den Zusammen- 
hang vieler verschiedenen Quellen zugeschriebenen 
Verse'), — A. Davis, Ben Asher’s rhymes on the 
hebrew accents, ein Teil der Einleitung zu einer neu 
erscheinenden Ausgabe der ..Hebrew Accents" bietet 
Text und metrische Uebersetzung der Verse über 
die Accente der drei poetischen Bücher. — S. Schechter, 
A further fragment of Ben Sira: Text von zwei 
Blättern einer neuen Hs (C) die nur einen Auszug 
aus Sirach enthält. (Aug, nor 5:3 Dias a9 nr 183 Das m 
15 26., 2) mit Noten?). In der Vorbemerkung 
stellt S. fest, dass der Text von C, soweit er auch 
in A vorhanden, dem Griechen näher stehe, A dem 
Syrer, also seine Hypothese, dass die Verschiedenheit 
der Uebersetzungen durch die Differenzen der ihnen zu 
Grunde liegenden Texte ihre Erklärung finde, bestätigt 
werde. Ebenso sind auch die Varianten in Ms. B. ent- 
standen. Die Uebereinstimmung, die trotzdem zwischen 
den Hss. bestehen, beweise, dass sie auf ein Original 


1) Doch mal eine etwas ernster zu nehmende 
Polemik gegen die moderne Bibelkritik. welche ab- 
zuwehren die Vertreter derselben leicht vermögen 
werden, wenn sie über ihre rein litterarkritische 
Nase weiterzublicken sich entschliessen. D. R. 

?) Aus derselben Ha. hat gleichzeitig Isr. Levi in 
Revue des études juives N. 79 ein Blatt veröffentlicht. 


zurückgehen und echt sind. Aehnlich ausgewählte 
Sirachverse finden sich in einem längeren talmudi- 
schen Citat. S. veröffentlicht ferner ein paitanisches 
Stück, das den Siraclı benutzt hat und zwei andere 
Sirach betreffende Fragmente. — E. N. Adler, Some 
missing chapters of Ben Sira: hat am 9. März zwei 
Blätter von Ms. A. entdeckt, giebt schon in der 
Aprilnummer einen Abdruck des Textes, mit gegen- 
überstehendem Facsimile und lässt eine vorläufige 
Uebersetzung folgen. Einzelne Verse haben hier, 
entsprechend Saadia’s Beschreibung, Vokale und 
Accente und die letzte von Saadia citierte Stelle ist 
nun auch, und zwar wörtlich mit seinem Citat über- 
einstimmend, im Original aufgefunden. Mehrere im 
Talmud citierte Verse, die in den Uebersetzungen 
fehlen, finden wir hier wieder, so Jer. 5,,,, der dort 
auch in Sirach’s Namen erwähnt wird. Damit ist 
die Authenticitat des Textes endgiltig erwiesen. 
Finmal findet sich ein Keri-Ketib. Die Hs. unter- 
scheidet sich in keiner Weise vom ältesten, von 832 
datierten, Ms. der Sammlung Adler’s. — M. Stein- 
schneider, An introduction to the arabic litterature 
of the Jews. Beginn des zweiten Teils § 21—27. 
Verbreitung des Arabischen in Leben, Gewohnheiten 
und Institutionen, Stellung und rechtliche Behand- 
lung der Juden, Kenntnis der arabischen Litteratur 
unter Juden (und unter Christen), Schriften von 
Mohammedanern in hebr. Charakteren. — D. S. 
Margoliouth, The Sefer ha-Galuy. Der Bestreiter 
der Echtheit des hebr. Sirach, bestreitet die Echt- 
heit der von Harkavy aufgefundenen und 1891 
edierten Fragmente dieses Buches; die in diesen 
enthaltenen Citate bewiesen weder die Authenticität 
des Sirachtextes, moch der Megillath bene Hasch- 
munew'), Auf Ms. Artikel?) folgt sofort dessen 
schlagende Widerlegung durch den Herausgeber des 
Sefer ha-Galuj, dem die, Korrektur mit Ms. Er- 
laubnis gesandt worden war. — Cheyne, Note ou 


Sirach 50,: bei Schechters bynji nam amt 533 
sei das letzte Wort, statt dessen Halévy 59023 lesen 


will, als SEN. (Ezra 1,,) oder SEIN zu ergänzen, 
wofür die Versionen Becken bieten. Vielleicht sei 
ADD bumay) zu lesen’). — Th. Tyler, Ecclesiasticus: 


The Retranslation Hypothesis. In den dem Eccle- 
siasticu3 nahe verwandten Proverbien finden sich 
mehrere Sätze mehr oder weniger wörtlich wieder- 
holt. 14,, und 16,,, lauten genau, 19, und „ fast 
genau gleich, vgl. ferner 11,, mit 16,; 19,,, mit 
21,,,; 20,,, mit 20,,,; 21, mit 21,,. Ein Prinzip ist 
bei der Anordnung der Proverbien oft nicht zu er- 


1) M. hebt besonders das syrische Wort xo p für 
Altar hervor, dessen Vorkommen die späte Entstehung 
des Buches beweise. Das hat schon Dalman, Aram. 
Grammatik S. 7 vorgebracht. Harkavy zweifelt, ob 
das Wort in den alten Hs. stehe. Allen dreien ist 
Gasters Ausgabe (Verhandlungen des Londoner 
Orientalisten-Kongresses 1891. Sem. Ser. S. 1 ff) 
unbekannt geblieben, aus der zu ersehen ist, dass 
das Wort nur in der schlechteren, westl. Recen- 
sion vorkommt. Das von Dalman beanstandete 
IN findet sich hier nur einmal (68) in einigen Hss. 


Es bleibt nur das dreimal vorkommende ands, das 
wohl kaum zu weitgehenden Schlüssen genügt. (A. M.) 

2) Hervorzuheben ist Ms. ansprechende Erklärung 
von pan “hp in Neubauers Mediaeval Jewish 
Chronicles I 167 Z. 7 v. u. als Rückübersetzung 
von Ecclesiasticus. 

* Die unglückliche Fassung der Note ist wohl 
auf Uebereilung zurückzuführen. 


351 [No. 9.) 


kennen. Ebenso kann Sirach, wenn es ihm gefiel, 
ähnliche Sprüche, die er vorfand, neben einander 
gestellt haben; 33,, bezeichnet er sich selbst als 
Sammler, „der hinter den Winzern Nachlese hält.“ 
Dadurch erklären sich die Dubletten, deren eine 
Anzahl besprochen wird. Die Hypothese von der 
Rückübersetzung lässt sich nicht halten, G. Margo- 
liouth’s Vermutung, dass mehrere Kezensionen zu- 
sammengeflossen seien, passe nur bei einem Teil der 
Beispiele. 

Juli. M. Steinschneider, An Introduction to the 
Arabic litterature of the Jews § 28-34 handelt 
über Mohamedaner und Christen, die für Juden 

ten, und umgekehrt. Arabische Werke, die den 
uden bekannt waren, Büchersammlungen und 
Schreiben in arabischen Buchstaben. — H. L. Pass 
und J. Arendzen, Fragment of an aramaic text of the 
testament of Levi Cambridger Genizahfragment, 
spätestens aus dem 11. Jahrhundert, das c. 11—13 
des bedeutend abweichenden griechischen Textes 
entspricht; die vielfach wörtliche Uebereinstimmung 
beider (an den hebräischen Stellen ist der griechische 
Text neben dem Aramaeischen abgedruckt) ist ein 
Beweis für gemeinsamen Ursprung. Ein ganz kleines 
Fragment eines syrischen Textes in einer Hs. des 
Brit. Mus. stimmt wörtlich mit den neuentdeckten 
Texten überein. Nach dem aranıaeischen ist auch 
der griechische Text abgedruckt. — E. N. Adler, 
Karaitica: Verzeichnis seiner karaeischen Hss. und 
seiner meist unbekannten Druckwerke. Beigegeben 
ist ein karaeischer Scheidebrief aus dem Jahre 
1030. — M. Gaster, A new Fragment of Ben Sira. 
Ein neues Blatt des Auszugs aus Ben Sira 18,,,—,5; 
19,,, 25 20,,—13 37,5, aay gus 263 20n, Die Hs., die 
älteste der vier Sirach-Ms. gehört dem Ende des 
10. oder Anfang des 11. Jahrhunderts an, was aus 
palaeographischen Gründen bewiesen wird. Die 
Verse aus c. 37 sind auch in Ms B, ed. G. Margoliouth 
JQR XIL1ff. und Ms. C. ed. Levi REJ 40 S. 1 ff. 
vorhanden. Im Syrer ist die Verezählung verkehrt. 
Thatsächlich sind nur die Verse 19, 22, 24, 26 wie 
im neuen Fragment vorhanden. Lévi habe das nicht 
bemerkt und vergleiche Verse, die nichts mit ein- 
ander zu thun haben. In B und C sind nach anderen 
Uebersetzungen oder Mss. Verse eingeschoben, und 
dadurch ist Verwirrung in der Reihenfolge ent- 
standen. Die Uebereinstimmung mit dem Syrer 
beweise, dass der Auszug nicht nach der vollständi- 
gen Recension gemacht sei. Der Zusammenhang sei 
im Auszug besser als in den anderen Texten, wo die 
Verse in C. 37 nicht passen. Ueber die Echtheit des 
Sirach bereitet G. eine spezielle Arbeit vor, er ist 
überzeugt, dass der neuentdeckte Text nicht das 
Original sei. Der Text wird mit interlinearer syrischer 
Uebersetzung und im Facsimile publiziert. Auf die 
Uebersetzung folgen eingehende Noten, in denen 
besonders die Verwandtschaft des neuen Textes mit 
dem Syrer beobachtet und auf die Glossen und 
Interpolationen des letzteren hingewiesen wird. Zum 
Schluss giebt G. ein Fragment, enthaltend gereimte 
Maximen, ähnlich dem von Schechter im vorigen 
Heft edierten paitanischen Texte. — The Sefer ha- 
Galuy: I. Bacher, Die Einteilung des S. h.-G.: weist 
den Vorwurf mangelnder Logik in der Einteilung 
des S. h.-G., den Margoliouth ausgesprochen hatte, 
zurück. M. hätte den Sinn der Worte Saadia’s nicht 
verstanden. II. D. S. Margoliouth, Note on Rab 
Mubashshir: sucht Harkavy zu widerlegen. IIl. A. 
Harkavy, Rejoinder to Prof. Margoliouth: Wider- 
legung des Vorhergehenden. — S. Krauss, Eine jiid. 
Legende von der Auftindung des Kreuzes. Ein diese 
behandelndes, in allen Drucken und mehr als zehn 
Hss. fehlendes Schlusskapitel des Toldot Jeschu 


ORLENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. (September 1900.]- 


352 


nach Ms. 54 der isr. theol. Lehranstalt in Wien. 
Das Verhältnis der jüdischen Fassung der Legende 
zur christlichen wird eingehend besprochen. Dem 
Toldoth Jeschu liege eine Disputation zu Grunde, die 
in Rom thatsächlich stattgefunden habe. — M. Berlin, 
Note on x515 Pa. 27,,, etc. will dieses Wort als 
zwei variae lectiones auffassen. Es sei zu lesen 35 
oder x5, letzteres gebe besseren Sinn. Ebenso 
stehen 15 und xd als Varianten Hiob 41,,; hier sei 
15 besser „O könnte ich schweigen“ vgl. noch Massorah 
magna zu Lev. 11,,, Norzi zu Ps. 3. — id., Note on 
Josippon Cis ol schliesse Deutschland ein. 395 
any NY sei Dittographie von... RYDD; MH 
C7275 Cm meine die Bretonen an der Loire und 
beziehe sich auf Laira. — H. P. Chajes, Bemerkungen 
zu den Proverbien: C hält trotz des Widerspruches 
der deutschen Kritik gegen seine Hypothese von 
den alphabetischen Spruchreihen in c. 10—22 an 
ibr fest. Er bespricht einige Punkte der Sammlung 
c. 25—30. — Critical Notices: M. D. Conway, Salomon 
and Salomonic litterature (u.) A. W. Streanc, Eccle- 
siastes, bespr. von Th. Tyler. — J. de Pavly, Le 
Talmud de Babylone (u.) S. kuringer, Auffassung 
des Hohenliedes bei den Abessiniern (u.) Jalkut 
Machiri zu Psalmen, herausg. von Buber, bespr. von 
A. Cowley. 


Journal Asiatique 1900. 

3. Fr. Martin, homélie de Narsés sur les trois 
docteurs Nestoriens (Schluss). — Nouvelles et mé- 
lauges: In der Sitzung der Soc. Asiat. vom 11. Mai 
macht Halévy einige Bemerkungen über eine phöni- 
cische Inschrift aus Karthago, in der er eine Schick- 
salsbeschwörung sieht, und über die aramäische In- 
schrift von Arabissos in Syrien. Letztere erwähnt 
angeblich eine mystische Ehe zwischen Ahuramazda 
und der mazdeischen Religion. H. vergleicht dazu 
das Hohelied, die Evangelien und jüdische Liturgieen 
des Orients. Der Text sei ursprünglich „pehlvi“ ge- 
wesen. — Ch.-E. Bonin, notes sur les anciennes 
chretientes Nestoriennes de l'Asie centrale. — J. A. 
Decourdomanche, note sur l'identité de formation de 
l'écriture arborescente en turc et en runique (vergl. 
dazu den Artikel in Journ. As, 1899 sept.—oct. über 
türkische Geheimschrift von dems. Verf.) — Moise 
Bey dal Medico, méthode d'enseignement etc, francais, 
à l'usage des étudiants turcs, bespr. v. W. V. 


J. R. A. S. 1900. 

July. A. S. Beveridge, notes on the Mss of the 
Turki text of Babar’s Memoirs. — Th. G. Pinches, 
Akkadian and Sumerian. — Jalkut Machiri, Sammlung 
halachischer und haggadischer Stellen aus Talmud 
und Midraschim zu den 150 Psalmen, von R. Machir 
ben Abba Mari; herausgeg. v. Sal. Buber, bespr. 
v. M. G. — A. Leist, georgische Dichter, bespr. 
v. W. R. Marfili. — F. J. Hamilton and E. W. Brooks 
the syriac chronicle of Zachariah of Mitylene (u.) 
R. Koldewey, die hettitische Inschrift aus Babylon, 
bespr. v. M. G. — R Brown, researches into the origin 
of the primitive constellations of the Greeks, Phoeni- 
cians and Babylonians, bespr. v. Th. Pinches. — 
Notes and news (Verbesserungen zum Artikel auf 
Seite 140 ds. Jahrg.) 


Der Katholik 1900. 

Juli. E. Seydl, der Jakob-Segen (Gen. 49, 2 —27) 
eine einheitliche Komposition? (Die Frage wird 
bejaht) — Irewuarıov apyaro)oyıxov. Mitteilungen, 
dem 2. intern. Kongr. f. christl. Archäol. zu Rom 
gewidmet vom Collegium des deutschen Campo 
Santo, bespr. v. ©. M. Kaufmann. 


353  [No. 9.) 


Literarisches Oentralblatt. 1900. 

29. L. Fonck, Streifzüge durch die biblische Flora, 
bespr. v. H. Strack. — J. L. Ussing, Pergamos (u.) 
K. Hachtmann, Pergamon, bespr. v. Phlmnn. 

30. E. Littmann, über die Abfassungszeit des 
Tritojesaja, bespr. v. ? — M. Hartmann, Lieder der 
lybischen Wüste, bespr. v. K. Bghd. 

31. E. Bischoff, Kritische Geschichte der Talmud- 
übersetzungen aller Zeiten, bespr. v. M. F. — 
C. Brockelmann, Syrische Grammatik, bespr. v. R. 

32. Ed. Meyer, Studien zur Gesch. d. Altert. III, 
bespr. von Pöhlmann. — Ign. Goldziher, Kitab el- 
Mu‘ammarin, bespr. von C. F. Seybold. 


Al-Machrigq. III. 1900. 

14 (15. Juli). P. L. Cheikho, L'Exposition de 
Paris. Kurzer Ueberblick insbesondere über die 
orientalischen Abteilungen der Ausstellung. Mit 
einer Abbildung der türkischen Abteilung. — P. 
Anastase Carme, Le Scapuleire et le Tiers-ordre de 
N.-D. du Mont-Carmel. — Notice historique sur le 
College d’Antoura (fin). Anfang in IIL 11. Mit 
emer Abbildung der neuen 1889—1895 erbauten 


Kirche. — P. H. Lammens, Damas et ses noms 
historiques. — Varia: fAsgija-piscina, nicht-französ. 
vasque. Von H. L[ammens]. — Bemerkungen zu der 


Artikelreihe: L’Historie de l’Imprimerie en Orient. 
Vgl. dazu noch die folgende Nr. 15 S. 718. — Druck- 
fehler-Verbesserungen. 

15 (1. August). P. M. Collangettes, L’Astronomie 
sous les Califes. Erster Artikel. — P. Anastase 
Carme, Les Soubbas on Mandéens (Suite). — P. J. 
Goudard, N-D. du Fort au pays de ‘Akkar (fin). 
Anfang in III 13. — J. G. Thabet, Le secret des 
armes damasquinées. — L'Histoire de l'Imprimerie 
en Orient (suite): L’Imprimerie Catholique. Mit dem 
Anfange eines Verzeichnisses der aus dieser Druckerei 
hervorgegangenen Drucke. Dieser Abschnitt um- 
fasst religiöse Bücher. Mit einer Abbildung der 
Druckerei. — Besprechungen von 1) M. von Oppen- 
heim, Vom Mittelmeer bis zum Persischen Golf. II. 
Berlin 1900. (Von H. L{ammens]). 2) Al-Battani 
Opus Astronomicum ad fidem codicis Escurialensis 
arabice editum a C. A. Nallino. Mediolani 1899. 
(Von M. Collangettes). 


Mitt. d. k. k. geogr. Ges. in Wien. 1900. 

3.4. Reise Dr. Schaffer’s in Kleinasien (im 
Auftrage der Ges. zur Förderung der naturhistori- 
schen Erforschung des Orients in Wien. Stellen 
aus Briefen Schaffers). — E. Jung, der Verkehr auf 
den Nyassa. 


Mitt. u. Nachr. d. Deutsch. Puläst.-Ver. 1899. 

6. Sellin, Mitteilungen von meiner Palästinareise 
1899. 1. Noch einmal tell dscheldschul. 2. Bethel, 
Bethawen, Ai. (Schluss folgt). — R. Briinnow, 
Nachtrag zu meinem Reisebericht 1898. 


Mnemosyne. 1900. 
III. K. Kuiper, de Ezechiele poeta Judaeo (nach 
griech. Nachrichten, Euseb. Praep. Ev. IX 28. u. a.) 


Montssohr. f. Gesch. u. Wiss.d. Judent.1900. 

2. Zuckermandel, eine Worterklärung Jer. Baba 
Mezia, DR od. popyzex = auogytvos von 
Flachs. — A. Epstein, Likkute Pardes. (Alle früheren 
Untersuchungen über den Verfasser des früher Raschi 
zugeschriebenen Buches waren erfolglos. Es ist das 
Werk mehrerer Kompilatoren, die Schüler Jesaja di 
Trani’s waren.) — W. Bacher, einige Bemerkungen 
zu Roseuthal's neuer Ausgabe von R. Tam’s Sepher 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [September 1900.) 


354 


ha-jaschar (giebt Verbesserungen zu einigen Brief- 
eingängen in Reimprosa). — L. Bäck, zur Charak- 
teristik des Leviten Abraham ben Chajjim. — M. 
Steinschneider, Italienische Litteratur der Juden. —- 
Clementz, des Flavius Josephus jüdische Altertümer 
IL, (u.) M. Schwab, répertoire des articles relatifs à 
l'histoire et à la litterature juives I, (u.) H. L. Strack, 
das Blut im Glauben und Aberglauben der Mensch- 
heit, bespr. v. M. Brann. 

4. M. Maas, die Maccabäer als christliche Heilige. 
— L. Bäck, zur Charakteristik des Levi ben Abraham 
ben Chajjim (Forts). — J. Kracauer, Actenstücke 
zur Geschichte der Confiscation der hebräischen 
Schriften in Frankfurt a. M. — J. Krengel, die 
euglische Intervention zu Gunsten der böhmischen 
Juden im Jahre 1744. — Miscellen. — J. Löw, 


DIDINI (gegen Zuckermandel). — W. Bacher, 


die älteste Terminologie der jüdischen Schriftaus- 
legung, bespr. v. Porges. 

D. Guttmann, die philosophischen und 
ethischen Anschauungen in Abraham b. Chijja’s 
Hegjon ha-Nefesch. — A. Kaminka, Alcharisi’s Orient- 
reise, Nathan bajulas und Jonathan ha-Cohen. — 
J. Kracauer, Aktenstücke zur Geschichte der Kon- 
fiskation der hebräischen Schriften in Frankfurt am 
Main (Schluss). — M. Steinschneider, die italienische 
Litteratur der Juden (Schluss). — E. Bischoff, Krit. 
Geschichte der Talmud-Uebersetzungen, bespr. von 
M. Brann. — H. Clementz, des Flavius Josephus 
jüdische Altertümer, bespr. v. M. Brann. 


Nachr. d. G. d. W. Göttingen 1900. 

1. N. Bonwetsch, die apokryphe „Leiter Jakobs“ 
(nach den slavischen Redaktionen). — J, Geffcken, 
die babylonische Sibylle (weist die Erzählung von 
der Sintflut und vom Turmbau als Auszüge aus 
Berosus nach). 

Geschäftl. Mitt 1. Bericht über die Arbeit am 
Wörterbuch der aegyptischen Sprache im Jahre 
1899—1900. — H. Lietzmann. Bericbt über die mit 
Unterstützung der K. G. d. W. vorgenommene Kata- 
logisierung der Katenen-Handschriften. 


N. Jhrb. f. d. klss. Altert., Gsch. u. D. Litt. 1900 

V. u. VI. Bd. H. 5. H. Usener, die Sintflutsagen, 
bespr. v. O. Immich. — A. Schulten, das römische 
Afrika, bespr. v. L. Ilberg. 


Palestine Exploration Fund. 1900. 

July. Notes and news. — F. S. Bliss, second 
report on the excavations at Tell Ej-Judeideh. (Es 
wurden 37 Königliche Stempel gefunden aus Ziph, 
Hebron, Shocoh, 2 tragen die Buchstaben awyn a5n5 
ersp. wan, ferner 15 Privatstempel, von denen 
hervorzuheben sind 1) Jay pwn, 2) Ny mor 
3) may mmab. 6) malo] mim, 10) 7923, 11) 
..J§ evs). — R. A. St. Macalister, a dolmen near 
Beit Jibrin (mit Abbild.) — Derselbe, the rock-cut 
tombs in Wädy Er-Rababi, Jerusalem. (Griechische 
Inschriften, Beschreibung der Gräber ) — Derselbe, 


‚cup-marks at Tell ej-Judeideh (mit Plan). — J. E. 


Hanauer, sculptured marble slabs; terra-cotta coffins; 
rock-hewn vats. — Clermont-Ganneau, inscribed jar- 
handles of Palestine (Der von Sayce im Quarterly 
Statement, January 1900 p 69 beschriebene Stempel 


trägt die Buchstaben []am). — C. Schick, Mar 
Metri: or the Greek convent of St. Demetrius at 
Jerusalem. — Th. G. Pinches, the collection of 


Babylonian tablets belonging to Joseph Offord. (In 
No. 1 könnte statt Sarti auch sarti gelesen werden 
und dazu wäre das Wort sartu der assyrischen Kon- 


356 INo. 9.) 


trakttafeln zu vergleichen. In No. III ist das erste 
Zeichen schwerlich usurat zu transcribieren, eher 
bari = Ringe; in Zeile 6 stimmt Pinches’ Tran- 
scription misirtum nicht mit dem Original, soll wohl 
miristum heissen.) — Derselbe, the Babylonian tablet 
in the College Museum, Beirüt (Da die Tafel eine 
blosse Datierung aus der Zeit Samsuilunas nach dem 
hauptsächlichsten Ereignis des Jahres enthält, wie 
schon D. R. nach der in der Aprilnummer des Pal. 
Expl. Fund erschienenen Reproduktion vermutet hat 
(0. L. Z., Sp. 196 Anm.|, so nimmt P. an, dass durch 
solche Täfelchen das Ereignis, das dem Jalır den 
Namen geben sollte, im Reiche bekannt gemaclıt 
wurde.) — Gray Hill. the dead sea. — W. F. Birch, 
the sun standing still on Gibeon, considered by 
W. C. Badger. — J. Glaisher, results of meteoro- 
logical observations taken at Tiberias in the year 
1899. — dito in Jerusalem 1899. — Bliss, list of 
earts and wax impressions of stamped jar-handles. 


Petermanns Mitteilungen .1900. 

7. H. Singer, Rakas-Tal und Manasarowar. Geogr. 
Monatsbericht: Afrika. Donaldson Smith-Expedition 
vom Rudolf-See nach dem Nil — Sandro, fra Turchi 
e Arabi (u.) F. Meinhard, Bruchstücke aus dem 
Völkermosaik der Balkanhalbiusel, bespr. v. R. Hassert. 
— Deschamps, l'isola di Cipro (u) ders, au pays 
d’Aphrodite Chypre (u.} H. Rassam, Asshur and the 
land of Nimrod, bespr. v. E. Oberhummer. — Bara 
Bakscha, Beschreibung einer Reise nach Tibet (kal- 
mückischer Text mit Uebersetzung), bespr. v. 
K. Futterer. — A. R. Tucker, Toro, bespr. v. F. Hahn. 
— H. Droogmans, carte du Bas-Congo, bespr. v. 
H. Wichmann. 


— 


Philologus 1900. 

2. Eb. Nestle, zur neuen Philo-Ausgabe. — Eb. 
Nestle, ein moabitischer Stadtname in den griechischen 
Wörterbüchern (Kegds = geschoren ist aus den 
Wörterbüchern zu streichen, die Kegades Jerem 48, 31 
= van 1p. 

Polybiblion. 1900. 

6. O. Bardenhewer, les pères de Téglise, leur 
vie et leurs oeuvres, (franz. Ausgabe von P. Godet 
u. C. Verschaffel), bespr. v. A. Boudinhon. 


P. 8. B. A. 1900. 

2. P. E. Newberry, Extracts of my note books 
Il: 5. Sen-nefer, mayor of Thebes under Amen- 
hetep II. 6. Sen-nefer, treasurer of Hatshepsut and 
Thotmes IH. 7. the vezir Khay. 8. the vezir Paser 
9. Hatshepsut’s favourite minister and architect, 
Sen-mut. 10. a Cylinder of the vezir Ankhu. 11. 
an ushabti figure of Paser, mayor of Thebes. 12. 


the hieroglyphs == and site. tho sign 


— R. Brown, a Euphrathean Circle of 360° (Craig's 
Astrol.-Astron. Tablets p. 16". W. E. Crum, 
notes on the Strassburg gospel fragments. — A. H. 
Sayce, notes. — E. M. Plunket, notes. — A H. Sayce, 
notes on the december number of the proceedings. 

3. J. H. Breasted, the monuments on the in- 
scriptions. — idem, the annals of Thutmose II, 
and the location of Megiddo. — P. E. Newberry, 
the word K HA, a „diwän“ or „office“, — A. Boissier, 
notes d’Assyriologie: I. Asarhaddon’s Schlangen mit 
2 Köpfen seien die zu den Sauriern gehörigen 
Amphisbaenen, deren Schwanz dem Kopfe sehr ähn- 
lich ist. 2. mindema, mindi, mandi (=iginzu, das 
= igitsu seine Sicherheit sei). 3. isku-kisku-kiksu 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [September 1900.) 


i 


356 


(kakku aus kaksu entstanden.) 4. id-is = a-kis = pa-gu- 


u=pa-ku-u sehen. 5. ayy] ig a [> sa-dan=Brüste. 


> 

6. über die Städtetafel, Mission en Cappadoce par 
Ernest Chantre. — Joseph Offord, Phönician inscrip- 
tion at Greenock: 


gad) bya mam? Aa 
373 WN Jory2 
“panay na ware 


Mmary... 

E. Towry Whyte, egyptian models of fish, egyptian 
camp stool. — W. L. Nasb, a wooden handle for 
small cymbals, from Egypt. — Drawings by Sir 
Gardner Wilkinson (Liste von Skizzen in Harrow 
School Library). — J. Offord, note on the Geography 
of Phönician Inscriptions (über die Uebertragung 
phönieischer Namen auf fremde Lander). — F. Legge, 
the word Armageddon (bespricht ‘Yeosuyadwv, das 
wohl sumerischen Ursprungs sei wie das daneben 
erscheinende egeoztya). 


4.5. F. Legge, the carved slates from Hiera- 
conpolis and elsewhere. (9 Doppeltafeln); die ver- 
meintlichen Paletten seien dekorative Stücke, der 
Ring in der Mitte symbolisiere die Sonne; dargestellte 
Fremdvölker bezeugten kleinasiatische Eroberer 
Aegyptens!) — W. M. Flinders Petrie, Note on a 
carved slate (Versuche, hieroglyphische Stadtnamen 
zu deuten; urspriinglich Paletten seien diese Stiicke 
zu ceremonial show-pieces entwickelt) — Percy E. 
Newberry, Extracts from my note books III. 14, the 
coruflower in Egyptian art; 15. the poppy dto. 16. 
the Nefu := root of the Cyperus esculeutus (aus 
Nubien), 17. the string or dried fig, 18. a statue of 
Hapu, father of Thotmes IInd's Vezir Hapu-senb 
(Turin), 19. A statuette of Min-neklit. superintendent 
of the granaries under Thotmes lIl. 20. notes on 
some hieroglyphic signs (the aah = Netz); kh and 
sep (Siebe), hm (Bohrer). — A. Wiedemann, A my- 
thological-geographical text, Pap. Paris, Bibl. Nat. 
173 (Fahrten des Toten nach 4 Städten). — F. G. 
Hilton Price and W. L. Nash, Carved ivories from 
Abydos (Doppeltiere, Leiche in Boot), — A. H. 
Sayce. Notes (über Ausgrabungen in Babylon und 
Niffer), — F. L. Griffith, (kopt.) petbe = Nemesis 
(nach Achilles Tatius, Nemesis!) = Stern Saturn). 
— W. L. Nash, Ancient Eg. models of tish (2 Arten 
des Oxyrrhynchus). T. K. Cheyne, the word 
Armageddon; idem, on an assyriun loanword in 
Hebrew, and on sy (sei Corruptel fiir 3439). — 
P. E. Newberry und Fr. W. von Bissing, Notes (bei 
Amenemheb sei aaf „Fliege“ nicht „Helm“ ?). 


Recueil 1900 

XXII 1—3 G. Daréssy, Stèle de l'an III d’Amasis 
(in dem A. den Apries in der Schlacht tötete! Sehr 
wichtiger, Herodot berichtigender Text, schwierig). 
-- E. Chassinat, Textes provenant du Scrapeum de 
Memphis, Suite. — V. Scheil, notes d’epigraphie et 
d'archéologie assyriennes. XLV Stèle de victoire du 
roi Naram-Sin: die irrig „anzanitisch“ genannte Stele 
ist eine babylonische und zwar nach den Resten der 
Inschrift (die auf dem kleinen Lichtdruck nicht zu 
erkennen war) eine von Naram-Sin nach seinem Sieg 
über Lulubi in Kiš (?) aufgestellte. Diese Stele ist 
dann von Elamiten fortgeführt und mit einer In- 


') Späteste Volksetymologie aus p-3öt (nicht 
p-etbe)! W. M. M. | 
*) Längst (z. B. aus AZ. 1883, 78) bekannt. W. M. M. 


357 [No. 9.] 


schrift Sutruk-nahhunte’s versehen worden. Wichtig | 


sind von letzterer besonders Zeile 5—7, die den 
Bericht über die Fortführung der Stele Naram-Sin’s 
enthalten t). XLVI Constantinople 1022 (nach dem 
Original, nicht nach der Photographie in The Baby). 
Exped. Hilprecht Vol. I Pl. VI—VIII). XLVII Quelques 
briques assyriennes?) (provenance: Kalah-Schergat), 
etc.: a. Tukulti-Ninib, Sohn Salmanassars. b. i-kal 
Tukul-ti-apil-faarra 3ar (mt) Ašur ša bit (isu) Ur-ka-ri 
[-ni ipuguj*). c. Ziegel Samä3i-Adad's, der wichtig 
wäre, wenn sich Scheil’s Ergänzung, wonach Š. alg 
König von Kardunia$ bezeichnet würde, nur recht- 
fertigen liesse. d. Ziegel Sanheribs — Z. A. XI. 426. 
e. Belck und Lehmauns Rektitikation der 3. Inschrift 
der Quellgrutte des Sebeneh-Su habe er schon vor 
mehreren Jahren gemacht. XLVIII Inscription de 
Bur-Sin*) (variante de celle publiée Recueil XX 67). 
— idem, Corrections au Recueil XXI. — William 
Groff, Etude sur les personnages du roman de Setnc- 
ptah-ha-m-us, — (s. Legrain, Notes prises à Karnak, 
fragments des aunales des prétres d’Amon (dyn. 21 
bis 22). 2. Une restauration de Tibere au sanctuaire 
d’Ousertesen I à Karnak. 3. Statue votive d’Uuser- 
tesen I à son ancêtre, le prince Antef-aa. 4. Ins- 
cription d'un sphinx du dromos d’Amon (griechisch 
Graffito), — E. Naville, Figurines Egyptiennes de 
l'époque archaïque .6 pl, Sammlung Mac Gregor, 
sollen teilweise Zwerge und Libyer sein). — J. Lieblein, 
La crue du Nil commençait par la chute d'une goutte 
celeste lin Spiegelberg’s Graffiti so hay zu deuten’). 
— E. Chassinat. Notes prises a Meir, Mars-Avril 1899 
(darin fragmentierte grosse Nomarchenliste). — V. 
Scheil (wie oben) XLIX. Contributions au syllabairo 
babylonien. —- W. Groff, La date du cénotaphe d'Osiris 
(Nectanebos II!) -— Ph. Virey, La tombe des vignes 
à Thebes (fin). — W.M. Müller. Zur Überlieferung 
über die ersten drei Dynastien (gehe auf memphitische 
Schulen der 12. Dyn. zurück, mehrere Fehler der 
Überlieferung wie bei Kenkennes = Hsty = Knkn!®) 
— idem, An ostracon in the museum of New- 
York (ein Rezept). — J. Capart, Mélanges: 1. monument 
inédit de la collection Ed, Fetis a Bruxelles (Stele der 
18. Dyn.). 2. Remarques sur une des palettes ar- 
chaiques du musée Britaunique (der Doppelstier auch 
auf Zauberstäben und Pyr. W. 527 als hns). 3. Stele 
de Pa-ser au musée Steen, á Anvers. 4. Une lettre 
inédite de Prosper Merimce, relative aux fouilles de 
Mariette au Sérapéum. 5. Statuette d'un prêtre 
d Athribis au musée de Bruxelles. 6. Le vizir Tty-nfr. 
7. Perle au nom de Pa-ser®). — Adolf Jacoby, Eine 
inedierte Statue des Prinzen Setau (Miihlhausen i. Els.). 
—W. Spiegelberg. Die Northampton Stele (des Dhutiy, 
in Drah Abu-l-Neggah, 41 Zeilen, wichtiger Text). 
— G. Legrain, Le temple d’Osris-Hiq Djeto, a partie 
Ethiopienne (Schabataka), b. p. primitive (Osorkon). 
— W. Groff, La Momie du roi Mer-en Ptah, Ba-en-ra 
(sei sicher). 


Rend. della Reale Acad. dei Lincei. 1900. 
Fase. 3°—4°. J. Guidi, il testo copto del testa- 
mento di Abramo (Text nach dem cod. vat. copto 61). 


1) Dass Hüsing OLZ. I 178 ff. gerade diese Stellen 
nach dem Lichtdruck der comptes rendus nicht lesen 
konnte, wird jeder, der den Lichtdruck sah, ver- 
stehen. 

n Jetzt in Mosul. 

3) So von Scheil ergänzt. 

+) Im Besitz Herrn Brimo’s in Paris. 

*) Bezüglich des Usaphais wäre nachzutragen, 
dass schon de Rougé, Six prem. dyn. auf dem rechten 
Weg war. 

© Eine ganz ähnliche ist im Museum von Berlin. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [September 1900.] 


358 


— Derselbe, il testamento di Isacco e il testamento 
di Giakobbe (koptischer Text nach ders. Handschr.) 


Revue Belge de Numismatique 1900. 
3. L. Forrer, les monnaies de Cléopatre VII 
Philopator (suite et fin). 


Revue critique 1900. 
29. J. Ephraem Il. Rahmani, testamentum domini 
nostri Jesu Christi, bespr. v. J.-B. Chabot. 


Revue de droit international 1900. 
3. Yanko Effendi Vazzidi, la propriété immobilière 
en Turquie et Farticle 1737 du Medjelle. 


Revue des Questions Historiques. 1900. 

1. Juillet. Sgr. Ephraom II Rahmani, Testa- 
mentum domini nostri Jesu Christi, bespr. v. Dom. 
A. du B. — P. Allard, les exclaves chrétiens, bespr. 
v. J.-M. Besse. — O. Bardenhewer, les peres de 
l'église (franz. Übers. v. Godot und Verschaffel), 
bespr. v. A. Largeat. — J. Delaville le Roulx, car- 
tulaire général de l’ordre des devaliers de Saint-Jean 
de Jerusalem I. II, bespr. v. A. de B. 


Revue Historique. 1900. 
lI. M. Dieulafoy, le roi David, bespr. v. M. 
Vernes. 


Revue sémitique. 

VIII J. Halévy. Recherches bibliques: le Deutéro- 
nome (suite). — id., Notes pour l'évangile de Marc. — 
Boissier, Notes d’assyriologie. — Nau, Une version 
syriaque inédite de la vie de Schenoudi (suite). — 
Moudon - Vidailhet, Les dialectes éthiopiens de 
Gourägh&. — Perruchon, Notes pour l'histoire 
d’Ethiopie contemporaine (Lettre adressée par les 
chefs chrétiens d’Ausaba etc. â Napoléon 11.) — 
J. Halévy, Un mot sur l'origine du commerce de 
létain. — Isidor Levy, Une reine d'Egypte d'origine 
sémitique (Humazarati sei — habasillatu). Biblio- 
graphie. 

2. Halévy, Recherches biblique: le Deutéronome 
(suite et fin.) Les trois Chants le l'ancienne période: 
1 Reg.8, 10—13. 2. Sam. 1, 19—27. Deboralied. — 
id., Le Sumerismet) et l'Histoire babylonienne?) (Gegen 
Radau, Babylonian history). — Nau, Vie de Schenoudi 


(suite et fin: Traduction). — Moudon - Vidailhet, 
Gouraghé (le Nom). — Halevy, sur l'origine du 
commerce de l’&tain (suite). — Bibliographie (Krauss, 
Lehnwörter im Talmud. — Cornill, Geschichte 
Israels). 


Rheinisches Museum 1900. 

3. A. Ausfeld, zur Topographie von Alexandria 
und Pseudokallisthenes I, 31—33. — E. Bethe, das 
Alter der griechischen Sternbilder. 


Sammelbände der internat. Musikges. 1900. 
4. B. Korganow, Mestwirebi, die Troubadoure des 
Kaukasus. 


1) Zu der falschen Deutung der auf Sp. 111 gegen 
Pinches gehaltenen Notiz als von Winckler her- 
rührend vergl. unser Avis au Lecteur an der Spitze 
des Blattes. D. R. 

7) Wir möchten auch diesmal Halévy gegen- 
über die Meinung vertreten, dass er nicht jede 
kritiklose und nichts Neues bietende Wiederholung 
der Ehre einer besonderen Entgegnung zu würdigen 
braucht — trotz unseres gegenteiligen Standpunktes zu 
seiner Hypothese. H. W. 


359  [No. 9.| 


S. B. A. W. 1900. 

XXIX. XXX. C.F. Lehmann, Bericht über die Ergeb- 
nisse der von Dr. W. Belck und Dr. C. F. Lehmann 
1898/99 ausgeführten Forschungsreise in Armenien 
(Die keilinschriftlichen Ermittelungen.) 


Theol. Littbi. 1900. 

29. Marti, Jesaias (Kurzer Handkommentar) bespr. 
v. Ed. König. — Kautzsch, Apokryphen und Pseudepi- 
graphen, bespr. von G. Wohlenberg. 

30. Duhm, Psalmen (Kurzer Handkommentar) 
bespr. von Boehmer. 

31. Franz Wobersin, Echtheit der Bil amspriiche 
bespr. von Kd. König. 

32. Strack-Zöckler, Kurzgefasster Handkommentar, 
VI Psalmen von Kessler, Sprüche v. Strack, 2. Aufl., 
bespr. von A. Kl. — Biblische Studien V 1 Fonk, 
Streifzüge durch die bibl. Flora, bespr. v. Dr. R. Z. 

33. Stade, Akademische Vorträge und Abhand- 
Jungen, bespr. von A. Kl. — N. Cohn, Die Zaräath- 
Gesetze der Bibel nach dem Kitab al-käfi des Jüsuf 
ibn Salämah, bespr. v. Ed. König. 

34. Budde, Religion Israels bis zur Verbannung, 
bespr. von Dr. R. Z. — Bertholet, Israelit. Vor- 
stellungen vom Zustande nach dem Tode, bespr. v. 
Boehmer. 


Theolog. Litteraturzeitung 1900. 

13. O. Procksch, über die Blutrache bei den vor- 
islamischen Arabern, bespr. v. Wellhausen. L. 
Löw, gesammelte Schriften, herausg. v. J. Löw, (u.) 
H. L. Strack, das Blut im Glauben und Aberglauben 
der Monschheit, bespr. von E. Schürer. A. 
Schlatter, das neu gefundene hebräische Stück des 
Sirach, bespr. v. R. Smend. — J. de Visme, quelques 
traitas du Jesus de l'histoire, bespr. von P. Lobstein. 
— F. Cumont, textes et monuments figures relatifs 
aux mystères de Mithra, bespr. v. E. Schürer. — 
A. Schöne, die Weltchronik des Eusebius in ihrer 
Bearbeitung durch Hieronymus, bespr. v. Grütz- 
macher., 

15. A. Bertholet, Deuteronomium, bospr. v. C. Steuer- 
nagel. — H. Achelis, die Martyrologien, ihre Ge- 
schichte und ihr Wert, bespr. v. G. Krüger. 
S. Fraenkel, Notiz zu Jerachmeel. 

16. C. v. Orelli, allgemeine Religionsgeschichte, 
bespr. v. Bousset. — J. Geissler, die litterarischen 
Beziehungen der Esramemoiren (u.) G. Wildeboer, 
de tijdbe paling von het book der spreuken, bespr. 
v. M. Löhr. — A. Resch, die Logia Jesu, bespr. v. 
Bousset. 


Theologische Quartalschrift 1900. 

3. A. Schulz, Zur Sion-Frago. Seydl, zur 
Strophik von Jesaja 12. — S. Merkle, Cassian kein 
Syrer. — E. Kautzsch, die Apokryphen und Psendepi- 
graphen d. A. T, (u.) O. Happel, das Buch des Pro- 
pheten Habakuk, bespr. v. Vetter. — J. Böhmer, 
Reich Gottes und Menschensohn im Buche Daniel. 
bespr. v. Riessler. — K. Mommert, die heilige Grabes- 
kirche zu Jerusalem, bespr. v. Dannecker. 
P Kötschau, Origenes Werke, I. II, bespr. v. Funk. 
-- O. Braun, de sancta Nicaena synodo (syrische Texte 
der Maruta von Meipherkat nach einer Handschrift d. 
Prop. z. Rom übersetzt). bespr. v. Funk. — Funk, 
Mönchtum und Sarapiskult (auf Grund von Preuschen’s 
Abhandlung unter diesem Titel die Weingarten’sche 


— o 


Verantwortlicher Herausgeber: 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [September 1900.] 


360 


Theorie in der Real-Encykl. f. prot. Theol. u. Kirche, 
dass aus den vermeintlichen Serapisménchen das 
christl. Mönchtum hervorgegangen sei, zurück- 
gewiesen). Zu Krumbachers Studie über den grie- 
chischen kirchlichen Dichter Romanus S. B. A. W. 
München II, 1). 


Theolog. Stud. u. Krit. 1900. 

4. V. Ryssel, die neuen hebräischen Fragmente 
des Buches Jesus Sirach und ihre Herkunft (Forts., 
Uebersetzung und Textkritik). — F. Barth, die Haupt- 
probleme des Lebens Jesu, bespr. v. Kirn. 


The Westminster Review. 1900. 
6. Elisabeth St. Diack, woman in the ancient 
world. 


Wochenschr. f. klass. Philol. 1900. 

25. F. Max Müller, Beiträge zu einer wissenschaft- 
lichen Mythologie, bespr. v. Bartholomae (der leb- 
haft die linguistischen Grundlagen von Müller’s Theo- 
rien bekämpft). 

33/4. H. Winckler, Die politische Entwickelung 
Babyloniens und Assyriens (D. alte Orient II;), bespr. 
von V. Prášek. 


Z. D. M. G. 1900. 

IV 1. F. Praetorius, zu Wincklers Aufsatz in 
Bd. 53, 525 (gegen die Annahme eines den Artikel 
vertretenden Pron. pers. suff. und gegen die Er- 
klärung von sabäisch ryw = appellativ „Göttin“ (wie 
assyrisch istar), — M. Wolff, Analecten. — Dr. L. 
Goldschmied, Zur Chronologie der Königsbücher. 
(Was so'l dieser Aufsatz in einer wissenschaftlichen 
Zeitschrift?). — F. Praetorius, Sabäisch 353 „Person“ — 
M. Steinschneider, Sahl ben Bischr, Sahl al-Tabari 
und Ali b. Sahl. -- H. Oldenberg. Vedische Unter- 
suchungen (Forts.) — Aufrecht. Neue Erwerbungen 
aus Bombay. — Caland, zur Exegese und Kritik der 
rituellen Sutras. — M. Ginsberger. Aramiische Intro- 
ductionen zum Thargumvortrag an Festtagen. — G. Hü- 
sing, Anmerkunyen zur iranischen Namenskunde. — 
Reckendorf, Artikelbafter Gebrauch des Personal- 
pronomens und Verwandtes im Semitischen (zu 
Winckler — Praetorius s. oben). — Anzeigen: Ginzel, 
Spezieller Kanon der Sonnen- und Mondfinsternisse, 
bespr. von Mahler. — Schulthess, Homonyme Wurzeln 
im Syrischen, bespr. von Néldeke. 

2. Oldenberg, Vedische Untersuchungen (Forts.) — 
Brooks, A syriac fragment (of a Syriac Chronicle 

„begins with the death of the patriarch Joannes 
in Oct. 754 and reaches to the murder of the cha- 
liph al Amin in Sept. 813.) — W. Fell, Südarabische 
Studien. 1. Zur Erklärung der sabäischen Gottes- 
namen (will die meisten Bezeichungen als Appellativa, 
nicht locativ fassen). — Jolly, Zur Quellenkunde der 
indischen Medicin. Horn, Persische Handschriften 
in Constantinopel. — J. Horowitz, Zur Geschichte von 
der verschlagenen Dalila. — de Goeje siq (bei Moqad- 
desi 44. 19 = Kloster). — Fraenkel, syr. ‘uzaila. 


Zeitschr, f. Philos. u. Pädag. 1900. 

4. A. Lehmann, Aberglaube und Zauberei von 
den ältesten Zeiten au bis in die Gegenwart, bespr. 
v. ©. Ziegler. 


—— n 


F. E. Peiser, Königsberg i. Pr. 


Verlag u. Expedition Wolf Peiser Verlag, Berlin S., Brandenburgstr. 11. 
Druck von Max Schmersow vorm, Zahn & Baendel, Kirchhain N.-L. 


3. Jahrgang No. 10. | 15. Oktober 1900. 


Orientalistische 
Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 


von 


F. E. Peiser. 


HOH 


Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11. 


oe = m EES 


James Parker & Co. Oxford, 27 Broad Street. 


——— Inhalt: ==— 


A.“ Wiedemann, Vergöttlichte Menschen im alten Aegypten. 
Karl Niebuhr, Zu Napchuria’s religiöser Reform. 
Hope W. Hogg, Issachar and Tola, their genealogies. 
Besprechungen: 

Hugo Willrich, Judaica (Hugo Winckler). 

B. Duhm, Die Psalmen übersetzt (Hubert Grimme). 

Derselbe, Die Psalmen erklärt a5 ji 

K. V. Zetterstéen, Verzeichnis der Hebräischen und Aramäischen Handschriften . 

Upsala (A. Marx). 
Ed. Glaser, Zur Inschrift von Nakb el Hadjar. 
F. Thureau Dangin, le nouveau cône d’ Urukagina. 
Mitteilungen. Aus gelehrten Gesellschaften. Personalien. Zeitschriftenschan. 


Bei der Redaktion eingegangene Schriften. 


P. Wendland, Aristeae ad Philocratem epistula cum ceteris de origine versionis LXX interpretum 
testimoniis. Leipzig, B. G. Teubner 1900. 4 Mark. 

A. Wiedemann, die Toten und ihre Reiche im Glauben der alten Agypter. (Der alte Orient II 2.) 
Leipzig, J. C. Hinrichs’sche B. 1900. 0,60 Mark. 

Archiv fiir Religionswissenschaft III 3. 

J. W. Rothstein, der Gottesglaube im alten Israel und die page nn Kritik. Halle a. S. 
und Bremen, C. Ed. Müllers V. 1900. 1,20 Mark. 

G. Schnedermann, das Judenthum in den Evangelien. 2. Ausgabe. Leipzig, J. c. Hinrichs'sche B. 1900. 
3 Mark. . 

F. Bernfeld, der Talmud. Sein Wesen, seine Bedeutung und seine Geschichte. Berlin, S. Calvary & Co 
1900. 1,20 Mark. 

Franz Wobersin, die Echtheit der Bil’amsprüche Num. 22—24. Gütersloh, C. Bertelsmann 1900. 
1,20 Mark. 

Rudolf Schaefer, das Passah-Mazzoth-Fest. Gütersloh, C. Bertelsmann 1900. 5,60 Mark. 

Otto Happel, der Psalm Nahum (Nahum 1). Würzburg, Andreas Göbel 1900. 0,80 Mark. 

Ed. König, Stilistik, Rhetorik, Poetik inbezug auf die biblische Litteratur. Leipzig, Dieterich’sche V. 
1900. 12 Mark. 

*) J. V. Prášek, Forschungen zur Geschichte des Altertums III. Leipzig, Ed. Pfeiffer 1900 3 Mark. 

Josef Müller, das sexuelle Leben der Naturvölker. Augsburg, Lampart & Co. 1900. 1 Mark. 

H. Holzinger, Exodus (kurzer Handkommentar zum alten Testament II) Tübingen. Freiburg i. B. und 
Leipzig. J. C. Mohr (Paul Siebeck) 1900. 3 Mark. 

Hugo Raddatz, Die Suahili-Sprache (Koch's Sprachführer Bd. 22). 2. Aufl., bearb. v. A. Seidel. Dresden 
und Leipzig. C. A Koch's Verlg. 3,60 Mark. 

Karl Kautzsch, Das sogenannte Volksbuch von Hiob. Tübingen, Freiburg i. B. und Leipzig. J. C. B. 
Mohr (Paul Siebeck). 1900. 2,40 Mark. 


*) Bereits zur Besprechung ausgegeben. 


ee 2 Busen == a ee tms ran nem ee eee SS SS Se eee ee eee ESS 
Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg in Pr., Schonstrasse 18 a L 
Verlag und Expedition, Wolf Peiser Verlag, Berlin 5., Brandenburgstr. n 


Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel, Kirchhain N.-L. 


= Orientalistische 
Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 
von 


F. E. Peiser. 


Erscheint 
am 15, jedes Monats. 


Berlin. 
Wolf Peiser Verlag. 


Abonnementspreis 
vierteljährlich 3 Mk. 


Bestellungen nehmen entgegen: die Verlagsbuchhandlung, Berlin S., Brandenburgstr. 11, sowie alle Buch- 
handlungen und Postämter (unter Nummer 5949). — Inserate die zweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei 
Wiederholungen und grösseren Anzeigen Ermässigung. 


3. Jahrgang. 


15. Oktober 1900. 


32 10. — 


Alle fiir die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender 


Adresse erbeten: 


Redaktion der 0. L. Z., Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11.1. 


Vergöttliehte Menschen im alten Aegypten. 


Von A. Wiedemann. 


Die Verehrung der Toten erfolgt im alten 
Aegypten in zwei wesentlich verschiedenen 
Richtungen. Einmal als der übliche Toten- 
kult, der es erstrebt, dem Verewigten das 
Dasein im Jenseits angenehm zu machen und 
ihn auf solche Art nebenbei zu verhindern, 
auf Erden als Quälgeist umzugehn. Dann 
aber als eine göttliche Verehrung im strengen 
Sinne des Wortes, die dem Toten über- 
irdische Macht zuschreibt und ihn in den 
Kreis der Götter eintreten lässt. Für erstere 
Auffassung liegen zahllose Beispiele vor, 
während sie für die letztere bislang vereinzelt 
sind. Selbst unter den Königen wurden 
verhältnismässig wenige nach ihrem Tode 
thatsächlich als Götter angebetet, und wenn 
dies der Fall war, erlosch der Kult meist 
nach kurzer Zeit. Und was der Herrscher 
selten erlangte, das war den Unterthanen 
noch weit schwerer erreichbar. 

Unter den bisher belegbaren wirklich 
vergöttlichten Bürgern ist der bekannteste der 
unter Amenophis III lebende Amenophis, der 
Sohn des Hapu, der bis in die Ptolemaeer- 
zeit hinab in Theben als Gott Verehrung 
fand!) Ein zweiter war der Prinz von 
Kusch Pa-ser, der am Ende der 18. Dynastie 
lebte, und der auf einem ihm etwa zeit- 


1) Wiedemann, Proc. Soc. Bibl. Arch. 14 p. 334, 
Urquell 7, S. 289 ff; Sethe in Aegyptiaca S. 107 ff. 


genössischen Denkmale als „der Gott“ be- 
zeichnet wird, eine Ehre, wie sie unter den 
Königen vor allem Ramses II zu teil ward!.) 
Auf zwei weitere in diesen Kreis gehörige, 
bisher nicht beachtete Persönlichkeiten möchte 
ich hier aufmerksam machen. Sie finden 
sich auf der Stele des Tutuaa im Louvre C. 
50 genannt?). | 

Hier werden auf der Vorderseite?) die 
Götter Osiris, Isis und Horus in erhöhtem 
Relief dargestellt. Ihnen zur Seite sind die 


Vornamen-Cartouchen Ahmes I und Thut- 
mosis III und die Namen der 4 Totengenien 
eingegraben‘). Auf der Rückseite richtet 
sich das Gebet an Rä, Tum, Osiris und seinen 
Kreis, und werden als Götter dargestellt 
Osiris, Thoth, Anubis, Maä, Isis, Nephthys, 
Hathor. Neben ihnen erscheinen die Car- 
touchen Amenophis I und der Ahmes-neferateri 
und hinter dem Zeichen des Westens die 
Zeichengruppen chu (achu) aker Chai und 
chu äker Amen-em-hät. In der 6 Gene- 


') Wiedemann, Proc. 14, p. 332 f. 

’) Publ. Pierret, Rec. des Inscr. du Louvre I p. 
50 ff ; Namen bei Lieblein. Dict. des noms nr. 553. 
Vgl. Lieblein, Rech. sur la chronol. Egypt. p. 129 
und Proc. 20 p. 208 f.; 21 p. 58 f.; Maspero, Hist. 
anc. [I p. 58 Anm. 6, 

3) Phot. Giraudon nr. 24. 

4 Diese Königsnamen und die Namen der Toten- 
genien fehlen bei Pierret. 


363  [No. 10) 


rationen umfassenden Liste der Vorfahren 
des Steleninhabers erscheinen die beiden 
letztgenannten nicht. Es wird sich demnach 
um Verstorbene handeln, die im Leben so 
einflussreich waren, dass man annahm, ihre 
Macht werde im Jenseits fortdauern und zu 
einer gottgleichen werden. Bei Chäi könnte 
man, obwohl ihm hier der Titel fehlt, an den 
in der spätern Zeit Ramses II thätigen Vesir 
gleichen Namens!) denken, um so eher als 
um die gleiche Zeit auch, wie eben bemerkt, 
ein anderer Beamter Pa-ser göttliche Ver- 
ehrung genoss. Jedenfalls gehört die Stele 
etwa in diese Periode. Die Nennung Thut- 
mosis III verweist sie nach dieser, die Nicht- 
zerstörung des Gottesnamen Amon spricht 
eher für die Zeit nach als für die vor 
Amenophis IV, die Verehrung Amenophis I 
und seiner Mutter deutet auf die Zeit der 
Ramessiden, der nicht scharf ausgeprägte 
Styl etwa auf die 19. Dynastie. 

Beachtenswert ist es, dass diese beiden 
vergöttlichten Menschen nicht einfach als 
solche in die Reihe der Götter eintraten, 
sondern dass dies ihre chu äker „vollkom- 
menen Leuchtenden“ thaten, ähnlich wie auf 
einer Stele etwa der 20. Dynastie zu Florenz ?) 
nicht der Tote am Opfertische sitzt, sondern 
sein chu äker. Dieser chu äker des Toten 
hat in der erweiterten Form chu äker des 
Ra N. N. besonders unter der 20. Dynastie 
eine grössere Rolle gespielt. Er wird in dieser 
Zeit ähnlich aufgeführt wie sonst der Osiris 
(des Toten) N. N., so dass sich beispiels- 
weise Anrufungen nicht an ihm, sondern an 
seinen Ka richten können). 

Bonn. 


Zu Napclıuria’s religiöser Reform. 
Von Karl Niebuhr. 


Die umfassende Anregung, welche H. 
Winckler durch den Grundgedanken seiner 
„Geschichte Israels, II“ und das dafür bci- 
gebrachte Material bietet, erstreckt sich auf 
die Geschichte des gesamten Altertums, 
schliesst also auch Aegypten ein. Bei ge- 
nauerer Vergleichung muss man sogar sagen, 
dass gerade hier eine Prüfung die meisten 
Erfolge verspricht und sehr wohl zur Haupt- 


1) Vel. für ihn Spiegelberg, Proc. 15 p. 523; 
Newberry, Proc. 22 p. 62. 

32) Schiaparelli, Cat. p. 506. 

3) Vgl. fiir diese Seelenform chu Maspero, Ree. 
de trav. rel. à Egypt. 3 p. 104 fF, Etudes de Myth. 
Il p. 27; Wiedemann, Ree. ete. 20 p. 134. — Ueber 
den Sinn des chu in dem Vornamen des Königs 
Saptah und im Namen des Chu-en-äten wird an an- 
derer Stelle zu handeln sein. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. (Oktober 1900.) 


364 


probe auf Winckler’s Erneuerungsversuch 
des alten astro-mythologischen Weltensystems 
sich gestalten kann. Für die These, dass 
alles, was am Himmel geschicht, sich also 
auch auf Erden begeben musste und vice 
versa, dass ferner die innere Einteilung jedes 
Landes derart getroffen wurde, dass sie ein 
Abbild der astrologischen Himmelskarte zu 
gewähren schien, für sie dürfte die im ganzen 
doch vortreffliche Ueberlieferung der alten 
Geographie und Topographie des Nilthales 
ein willkommenes Objekt hergeben. Ohne 
Zweifel brächte die entsprechende Unter- 
suchung zugleich etwas mehr Leben in die 
Arbeiten zur Aufhellung der ägyptischen 
Astronomie; was bisher darüber mitgeteilt 
worden ist, scheint sich doch, wenn auch 
nicht ohne Rest, dem Inhalte nach jenem 
System schliesslich einzufügen. Als bereits 
festgestellt kann man die Thatsache behandeln, 
dass der Aegypter den sichtbaren Himmel 
für den gewöhnlichen Aufenthaltsort seiner 
Götter genommen hat. Die darauf fussende 
Vermutung, es sei den Hauptgottheiten hier 
ursprünglich ebenfalls je einer der Planeten, 
Sonne und Mond eingeschlossen, zuerteilt 
gewesen, hat ihre brauchbaren Stützen und 
ist deshalb auch nicht mehr neu. 


Machen wir aber Ernst mit der Annahme, 
dass sich einst das astral-mythologische System 
auch in der Konfiguration Aegyptens wider- 
gespiegelt habe, dass die Milchstrasse mit 
dem Nil, die Gaue mit gewissen Sternbildern 
korrespondierten, dann ergiebt sich, dass die 
religiöse Reform Napchuria’s, die Ein- 
schränkung der schöpferischen Macht und der 
wahren Göttlichkeit auf die Sonne oder viel- 
mehr auf die Sonnenscheibe, einer ganz ge- 

raltigen Revolution gleichkam. Wir müssten 
nunmehr darin die älteste Schilderhebung 
der Naturwissenschaft — eigentlich ihrer 
Vorläuferin, der objektiven Naturbeobachtung, 
- erkennen, die natürlich noch gar keinen 
anderen Ausdruck finden konnte als eben 
den religiösen. Der oft angezogene Aten- 
Hymnus Napchuria’s enthält, unter diesem 
Gesichtspunkt betrachtet, m der That eme 
Kriegserklärung an die Astralmythologie, wie 
man sie sich nicht deutlicher wünschen kann. 
Es heisst darin, die lebende Sonnenscheibe, 
ausser der nichts anderes ist, habe alle Dinge 
geschaffen, den Himmel und die Menschen, 
die Tiere und die Vögel. Zeigt sie sich, so 
leben und wachsen alle Pflanzen, die Auen 
gedeihen, alles Vieh hüpft und die Vögel 
flattern froh. Die Sonne ist die Herrin der 
Zeit, sie schafft Monate, Tage und Stunden, 
während die Nacht die Welt in Todes- 


365  [No. 10.] 


schweigen hiillt und schon als ,keines Men- 
schen Freund“ geschildert wird. Der Ein- 
fluss aller übrigen Gestirne auf das Schicksal 
der Welt und ihrer Bewohner erfährt also 
strikte Ablehnung, und ganz konsequent wird 
die Spanne ihres sichtbaren Regiments, 
die Nacht, für einen der Schöpfung nach- 
teiligen Zeitraum genommen, dessen Stag- 
nation die Sonne stets wieder brechen muss. 
Darin liegt im astral-mythologischen Sinne 
thatsächlich eine abscheuliche Ketzerei und 
verruchte Empörung gegen die mächtigen 
Götter des Himmels. Die alte Lehre, dass 
der Tag aus Abend und Morgen besteht, 
wird hier, diemoderne Auffassung antezipirend, 
auf den Kopf gestellt; die heiligen Nächte, 
die Hauptzeitpunkte aller alten Götterfeste, 
kommen einfach in Wegfall. Wenn Aten nun 
auch das Kind im Mutterleibe, das Ei in der 
Schale schafft und belebt, die Erde und das 
Meer, insbesondere den Nil, Aegypten, Syrien 
und Kusch hervorgebracht hat, so vollendet 
sich damit die Abschaffung der Gestirn- 
gottheiten, die neben der Sonne, die früher 
ihren Platz an der Queue hatte, jetzt nichts 
mehr zu thun finden. 


Dass Napchurias Reform schon seit Jahr- 
hunderten auf dem ägyptischen Beden vor- 
bereitet war, liesse sich aus dem fort- 
währenden Anwachsen der Geltung Re’s und 
seines Genossen lorus im Pantheon folgern. 
Der König hält ja auch den Re fest: im 
allgemeinen herrscht aber wohl Dunkel über 
die theologischen Behelfe dabei. Viel Wert 
kann die „Lehre“ schwerlich auf dergleichen 
gelegt haben, dazu sind ihre Hauptsätze be- 
reits zu schroff. Von Bedeutung scheint die 
Wahl von EIl-Amarna als Sitz des Aten- 
dienstes zu sein. Hier muss man, und 
ziemlich richtig, den geographischen Mittel- 
punkt Aegyptens, nach antik-nationaler Vor- 
stellung mithin den der Welt zugleich, gesucht 
haben; hier musste also der einzige Gott 
seinen allein passenden Sitz aufschlagen. 
Damit aber wäre auch die vollkommene Eman- 
zipation von der Astrologie ausgesprochen, 
denn die Reformer folgten einer rein plani- 
metrischen Rechnung und lehnten die Pro- 
jektionsregeln ab, nach denen bisher von der 
Himmelskarte aus die irdischen Götter- 
wohnungen einzeln bestimmt zu werden 
pflegten. 

Als die legitime Verteidigung der mate- 
riellen Interessen gegen Napchurias Reform 
mobil machte, hatte sie gewiss auch das Volk 
für sich, das seine Vorstellungswelt durch 
eine so rationell aufgebaute Lehre missachtet 
und der Verarmung ausgesetzt fühlte. Der 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Oktober 1900.] 366 


Zorn der darbenden Gottheiten lag überdies 
als Kampfruf gleichsam von Anfang an in 
der Luft. Es sieht aber nicht aus, als seien 
die Gedanken der Reform zugleich mit deren 
offizieller Vertretung untergegangen; eine 
solche Annahme würde sogar im Hinblick 
auf die verhältnismässig getrübte Gestalt, 
welche den astral-mythologischen Anschau- 
ungen der Aegypter schon lange vor Nap- 
churias Zeit, im Gegensatz zu den in Baby- 
lonien gehüteten, eigen war, unwahrscheinlich 
bleiben. Was wir bis heute von den Be- 
wohnern des Euphratthales erfahren haben, 
erlaubt, wenigstens bis zur Amarnazeit, kaum 
die Meinung, dass dort ein ähnlicher Reform- 
versuch auch nur denkbar gewesen ist. Die 
sachliche Hauptstütze der Winckler’schen 
Darlegungen beruht eben auf dem ein- 
leuchtenden Nachweis, was für eine uach- 
haltige Beruhigung das menschliche Gemüt 
aus der vorkopernikanischen Geschlossenheit 
aller Beziehungen zwischen Himmel und Erde 
ursprünglich empfing. Wo das astral-mytho- 
logische System noch in leidlicher Reinheit 
herrschte, wären mithin Reformen garnicht 
vorstellbar gewesen, woraus wiederum folgen 
müsste, dass es in Aegypten längst damit 
haperte, ehe dort Denker erschienen, welche 
die Lockerung sich zu Nutze machten. Allein 
diese Schlussfolgerung ist schon entschieden 
vorweggenommen gewesen durch die all- 
gemeine Erkenntnis des diffusen Zustandes, 
in welchem uns die Religionslehren der 
Aegypter auch in älteren Zeiten bereits ent- 
gegentreten. 


Issachar and Tola, their genealogies. 
Von Hope W. Hogg. 


The genealogy of Issachar given by P 
presents no difficulty. Its four names (Tola, 
Puah, Jashub, Shimron: prow sw me ydin) 
occur without material variation in Gen. 46,, 
= Num. 26,,f.=1 Chron. 7, '). The Chro- 
nicler, however adds a list of eleven des- 
cendants of one of Issachar’s sons (1 Chron. 
7,f.). As there is nothing to suggest that 


1) The unanimity of the Greek MSS and the Sa- 
maritan text and version (ag^) shows (/acoug [4], 
laoovß [L]; B is lost) that Job of Gen. 46,, is a mis- 
written Jashub (3) for ayy"), which seems to be 
further assured by a passage in Judges (see below). 
The difference between Pu'ah (719; 1 Chron.) and 
Puwah (43m; Gen. Num., GBA POYA, GL 0Y4 in 
Gen., 203 _4A in Num.) is immaterial. The gentilic 
Punite (515; Num. 26) is only indirectly, if at all, 
confirmed by the LXX (GL OYALI, GBA SOY AEII, 
but G B*vid Dove), but is not surprising (Barth, 
Nominalbildung, § 224b). 


367 [No. 10.] 


any considerable number of these names are 
traditional (cp Gray, Hebrew Proper 
Names, 238), and they do not raise any 
question of interest from our present point 
of view, we shall not discuss them here. The 

serve, however, to indicate which of Issachar’s 
‘sons’ the Chronicler felt to be specially im- 
portant — viz., Tola. Fortunately we know 
why he was singled out. In the Chronicler’s 
time the Book of Judges had already ennobled 


Tola!). The late editor who gathered up the 


‘Minor Judges’ came on a concise list of names 
in P that suited his purpose. ‘Tola, Puah, 
Jashub, Shimron’ (“nw 3w, MNP, YN) gave 
him his story ready to hand: Tola [son of] 
Puah lived (2W°) in Shamir. Shamir of MT, 
to judge from the LXX (GBAL Zauapeıe), 
should be Shimron (as in Gen. — Num. — 
1 Chron.). ‘Mount Ephraim’ (DEN N) is 
then probably a gloss on ‘Samaria’. The only 
difficulty lies in the words ‘son of Dodo, ish 
Issachar’. It is difficult to believe that this 
is sound. The w of WW might be a n belon- 
ging to Issachar; but N% m% j remains ob- 
scure. It may have come from the margin?) 
(see below). We should then read ‘And 
there arose after [Abimelech] to deliver Israel 
Tola, son of Puah, of Issachar, who lived in 
Shimron’ Ox wr? mx PNT [rar] ans cp» 
Hows 307 NIT Www AN 4D yn). 

We have assumed that the editor of the 
Chronicler’s Book of Judges founded his Tola 
story on P’s list. The assumption explains 
the order of his names: Tola [a son of] Puah 
[living =] Yashub [in] Shimr[on]. Before we 
could regard P’s list as, on the contrary, 
founded on Judges 10,, we should have to 
suppose that P disarranged the names, making 
Tola’s father his younger brother. For such 
a proceeding it is difficult to find a reason. 
The editor of Judges, on the other hand, 
may be supposed to have simply retained the 
order of the names in P. The explanation 
will be still more convincing if we suppose 
that this editor used the Issacharite genealogy 
not as we have it in P, as part of the Hexa- 


') Were it not for this the Chronicler would pro- 
bably have ascribed these eleven descendants to Puah 
(see below, end of article). 

?:) To regard it as a dittogram or variant of Puah 
OR INT ID HANNAN j2= ANI ja) would be the 
simplest explanation, but could not easily be justified 
palaeographically. It is in late Punic that 2 and 5 
come to resemble each other trough the Punic practice 
of making 3 with a single continuous stroke as is 


done in making an Arabic 9 rather than with in- 


dependent strokes as we write 9 (cp Lidzbarski, 
Handbuch der Semitischen Epigraphik, 182). 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Oktober 1900.) 


368 


teuch, but as it perhaps stood in the original 
P source, a list of names without indication 
ofthe mutual relations of theindividual names‘). 
A later reader of Judges, who was familiar 
with the form that the list had taken in Gen. 
46 and 1 Chron. 7, rather than with the 
vaguer list of Num. 26, stumbled at the idea 
of Tola being derived from a younger brother 
clan Puah and wrote on the margin, as it 
were with a mark of exclamation or inter- 
rogation, ‘[Tola] son of his död!?” — i. e., 
any near relative: here his brother (1917 }3)?). 

We have thus incidentally found an addi- 
tional argument for the view that the “Minor 
Judges’ were introduced very late, at least 
after P’s Issacharite genealogy had become 
fixed in order. 

On the other hand we have (almost) 3) 
lost the only evidence we had of the real 
existence of a Tola clan outside P and the 
Chronicler’s work. All the more welcome 
are the traces of the clan Puah that it seems 
plausible to find in the historical books. These, 
however, have been treated in sufficient detail 
elsewhere $). 


Bespreehungen. 


Dr. Hugo Willrich, Privatdozent der Geschichte 
in Géttingen, Judaica, Forschungen zur helle- 
nistisch - jüdischen Geschichte und Litteratur. 
Göttingen, Vandenhoeck und Ruprecht. 1900. XII 
und 184. 8°. Preis 5,60 M., bespr. von Hugo 
Winckler. 


Der Verfasser giebt eine „Fortsetzung, 
Ergänzung und, namentlich in Bezug auf 
Jason von Kyrene, auch eine Berichtigung“ 
seiner „Juden und Griechen vor der makka- 
bäischen Eroberung“. Wie er sich dort als 
Schüler von Wellhausen und Ulrich von 
Wilamowitz-Moellendorf einführt, so ist dieses 
Buch dem ersteren dieser seiner beiden 
Lehrer gewidmet und wird durch ein von 
echt wissenschaftlichem Geiste eingegebenes 
Wort des andern eingeleitet: „Wer nicht 


') Cp the present writer’s discussion of the genea- 
logy of Ephraim (§ 2, end) in the Jewish Quarterly 
Review (Oct, 1900). 

> a 2 could be retained as part of tlıe 
text, Dodo being taken as a proper name, there would 
be the very interesting coincidence of a Dodo clan 
or family in a tribe whose eponym, JE tells us, owed 
its being to DIN” (Gen. 3O,,,,)- On further aspects 
of this view we may refer to the article 'Issachar' 
in the forthcoming second volume of the Encyclo- 
paedia Biblica, § 2. 

") We say ‘almost’ because Judges may be founded 
vot on P but on P’s source. 

*) In the article in the Ency. Bib. mentioned 
in a preceding note (§ 4). 


369 [No. 10.] 


bloss in dem Stande des Famuli Wagner | 


beharren will, der muss sein Subjekt in die 
Schanze schlagen, nicht bloss auf die Gefahr 
hin, sondern mit der sichern Zuversicht, im 
Drang nach Wahrheit jämmerlich zu irren.“ 
Auch der Irrtum besitzt für den wissen- 
schaftlichen Fortschritt denselben wenigstens 
moralischen Wert wie die Erkenntnis einer 
neuen Wahrheit, vorausgesetzt, dass er das 
Ergebnis einer ehrlichen Arbeit und durch 
die gegebene Sachlage bedingt ist. Ja, der 
die Kette der Entwicklung verfolgende For- 
scher sollte solchem Irren seine Anerkennung 
um so weniger versagen, als dessen Verdienst 
oft durch die spätere Ueberholung in den 
Schatten gedrängt wird. Solch Irren ist 
denn auch nicht so gefährlich, am wenigsten, 
wenn es im Einklang mit der Meinung oder 
doch der Denkweise so anerkannter wissen- 
schaftlicher Grössen steht. Vor einem soll 
man sich dagegen hüten: eine Wahrheit zu 
finden, die weit über das hinausgeht, was 
die allgemein giltige Meinung oder der augen- 
blickliche Stand der „Wissenschaft“ begreift. 
Das ist verhängnisvoll und man vergegen- 
wärtige sich stets, dass Famulus Wagner eine 
Zierde der Wissenschaft geworden ist, wäh- 
rend Dr. Faustus, der sich über das all- 
gemeingiltige erhob, vom inneren Feuer im 
zeitlichen und vom Höllenbrand im ewigen 
Leben verzehrt wurde. 


Gern sei betont, dass Willrich überall, 
wo ich mich seinen Ergebnissen nicht an- 
schliessen kann, auf einem Wege zu seinen 
Anschauungen kommt, den ich stets als 
gerade und strenge innegehalten anerkennen 
muss. Was uns zu verschiedenen Ergeb- 
nissen führt, ist eben das Ausgehen von 
verschiedenen Voraussetzungen. Es ist aber, 
wenn man von dem wiisten Dillettanten- 
gewäsch und dem denkunfähigen oder 
geradezu unehrlichen Humbug kommt, der 
sich auf dem Gebiete des alten Orients 
breit machen darf, eine wahre Erquickung, 
mit einem Manne sich auseinandersctzen zu 
köunen, der wirklich etwas zu sagen hat, 
und dessen Beobachtungen sich auch dort 
als fruchtbringend erweisen, wo man über 
die zu ziehenden Folgerungen anderer Mei- 
nung ist. 

Willrich kommt vom klassischen Altertum 
her, und es ist eine erfreuliche Erscheinung, 
dass die zahlreichen Funde, welche aus 
hellenistischer Zeit auf orientalischem Boden 
gemacht werden, der Erforschung des Helle- 
nismus die geschulten Kräfte der klassischen 
Philologie mehr und mehr zuführen. Das 
gilt ganz besonders für das von Willrich 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Oktober 1900.) 


370 


gewählte Gebiet, das sich unter rein theo- 
logischer Pflege nicht gerade sehr wohl 
befunden hat. Eine geschichtlich-kritische 
Auffassung der alttestamentlichen Schriften 
versuchte naturgemäss und völlig richtig sich 
zunächst an dem Kanon selbst. Sie ist 
dort freilich auch bei einer rein litterar- 
geschichtlichen Zergliederung stehen ge- 
blieben und hat sich selbst dabei auf die- 
jenigen Teile beschränkt, die zu behandeln 
eben möglich war ohne den geschichtlichen 
Werdegang der orientalischen Vélkerzukennen. 
Das übrige überlässt sie zum grossen Teile — 
Anderen. 

So kann man es nur mit Freuden be- 
grüssen, wenn solche Andere sich auch 
auf dem bisher verhältnismässig vernach- 
lässigten Gebiete des hellenistischen Orient 
einfinden und ihr Teil zu dessen Aufhel- 
lung beitragen. Dadurch wird eine schär- 
fere Kritik in diesen Zweig der Forschung 
hineingebracht, deren Folgen sich denn auch 
bereits kräftig geltend machen. Dabei ist 
freilich auch die Gefahr vorhanden, dass — 
wie bei allen neuen Gesichtspunkten — die 
Tragweite des Bogens überschätzt wird. 
Der hellenistische Orient, und vor allem der 
jüdische Hellenismus, haben ihre Voraus- 
setzungen und wurzeln in der Vergangenheit 
wie jede historische Erscheinung. Wer vom 
schönheitsfrohen Hellas kommt, gerät leicht in 
die Gefahr, die Bedeutung dieser Thatsache 
zu übersehen. Wie der Grieche im Froh- 
bewusstsein seiner hohen Begabung auf ein 
historisches Verständnis des „Barbarentums“ 
verzichtet hat, so kann auch der Forscher, 
der nur das klassische Altertum kennt, in 
die Gefahr geraten, nur von Westen aus zu 
betrachten, was von Osten her gekommen ist. 


Dieser Gefahr ist W. gleich im ersten 
Kapitel seines anregungsreichen Buches er- 
legen: Esther und Judith. Der Gedanke, 
das Buch Esther auf ägyptischem Boden 
als Einkleidung eines historischen Ereig- 
nisses der zweiten Hälfte des zweiten Jahr- 
hunderts zu erklären, hätte ihm jeder, der 
nur einigermassen eine dns vom 
alten Orient hatte, widerlegt. Es ist bedauer- 
lich, dass er, der offen seine Unkenntnis 
des Hebräischen bekennt, sich nicht von 
einem Fachmanne hat beraten lassen. Was 
es mit den Namen Istar und Marduk auf sich 
hat, wissen wir, und was Purim heisst, nicht 
minder (s. Forsch. II, S. 334). Dass der 
griechische Text von Esther nicht das Pro- 
totyph sein kann, wovon der hebräische eine 
Uebersetzung darstellt, hätte ihm jeder Bibel- 
kundige beweisen können. Allerdings hat W. 


371  [No. 10, 


dabei ein paar ganz richtige Beobachtungen 
gemacht, diese beweisen aber nicht die 
Priorität des Septuagintatextes überhaupt, 
sondern höchstens, dass er an ein und der 
andern Stelle das ältere bewahrt hat 
wie das auch sonst im A. T. häufig genug 
der Fall ist — oder aber auch, dass die 
modernen Uebersetzer sinnlos übersetzt 
haben !!). 

Willrichs Fehler beruht hier also in der 
Nichtberücksichtigungder ganzen Entwicklung 
des Orients?), und dessen Beiseiteschiebung 
durch ihn ist eben die Ursache, die uns 
auch sonst zu verschiedenen Ergebnissen 
führt. Es giebt nicht eine einzige der 
uns jetzt vorliegenden alten erzählenden 
jüdischen Schriften des A. T. wie der folgen- 
den hellenistischen Periode, die als Erzeugnis 
einer bestimmten Zeit gelten könnte. Alle 
haben sie eine lange und vielfache Ent- 
wicklung und Umarbeitung durchgemacht. 
Man kann bei keiner sagen: sie ist in der 
und der (jungen) Zeit entstanden und kleidet 
die damaligen Ereignisse ein, indem sie sie 
in eine ältere Periode verlegt. Warum solch 
umständliches Verfahren? Es wäre doch dann 
viel einfacher, die Zeit gleich richtig zu 


1) Hierher gehört die Bemerkung (S. 15) über 
ote &vedooviodn „als er den Thron bestieg“, während 
die Uebersetzer Ahasveros wie den Märchenkönig 
auf dem Throne sitzen lassen. Das kann aber nur 
einmal wieder beweisen, was unsere A. T.liche Exegese 
sich alles leistet. Wer vom alten Orient auch nur 
das Elementare kennt, weiss, was das ina kussi ušib 
der Assyrer bedeutet, und gerade darum handelt es 
sich hier — beim püru! Darüber findet sich das 
Nähere in einer Behandlung des Estlierbuclhes. 

?) „Die Aegypter sind das schreibseligste Volk 
gewesen“ (S. 24). Das kann ich um der Babylonier 
willen nicht zugeben, aber den Ruhm machen sich 
beide streitig. Im übrigen unterschätzt man ganz 
allgemein die Ausdelinung des Schreibwesens bei 
ziemlich einfachen Kulturverhältnissen. Dessen Ent- 
wicklung steht in geradem Verhältnis zu den Seg- 
nungen des Kegiertwerdens. Nur Selbstverwaltung 
emanzipiert von Schreiberei, je absoluter eine Herr- 
schaft, um so mehr muss sie schreiben lassen. Das 
türkische Regiment nimmt es darin noch dreist 
mit uns auf. — Uebrigens ist W.s Ausdruck 
vielleicht nur etwas auf seine Neigung für scharfe 
und pointierte Ausdrucksweise zurückznführen, wo- 
bei ich den Einfluss einer Bildung an Mustern wie 
Mommsen, Wellhausen und Wilamowitz erkennen 
möchte. Ich habe nichts dagegen einzuwenden, aber 
ob sie theologischon Lesern behagen wird, weiss ich 
nicht. Auch muss man sich dabei vor Eutgleisungen 
hüten, wie (S. 28): „die Sammlung von Canaillen in 
der Umgebung des Herodes, denen dieser gross an- 
gelegte Herrscher es verdankt, wenn man noch heute 
die Kinder mitseinem Namen ängstigt.“ Herodes 
wird kaum jemand richtig beurteilen, der nicht 
den Orientalen kennt, aber davon abgesehen: der 
Evangelist St. Matthaeus, dem wir die Nachricht über 
den bethlehemitiscben Kindermord verdanken eine 
„Canaille in der Umgebung des Herodes“? 


—— 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Oktober 1900.) 


372 


kennzeichnen, wenn nicht ganz bestimmte 
Ursachen und Absichten vorliegen. Der 
Entwicklungsprozess ist bei den uns hier 
beschäftigenden vielmehr der gewesen, dass 
sie -- die ursprünglich in einem grossen 
Zusammenhange nach Art eines historischen 
Romans standen — worüber näheres in einer 
Behandlung des Estherbuches — zum ersten 
Male in der ersten Zeit nach dem Exile in 
ihre erste Form gebracht worden sind Be- 
nutzt worden sind dabei ebenso wie bei den’ 
Prophetenlegenden die alten Geschichts- 
bücher. Der Zweck dieser Bücher wie Esther, 
Daniel, Judith, Tobit war, die alten Propheten- 
legenden fortzusetzen und in romanhafter 
Einkleidung — denn dem Roman entspricht 
diese Legende — Verbindungen zwischen 
den weggeführten zehn Stämmen und der 
babylonischen golah nachzuweisen, sowie die 
Geschichte der poetischen Heroen dieser 
golah zu erzählen. Ein grosser Zusammen- 
hang besteht zwischen diesen Büchern, wie 
die „früheren“ und „späteren“ Propheten 
ursprünglich als grosser Zusammenhang, als 
ein Codex gedacht sind, und wie die 
„Ahnen“ und die „Rougon-Macquart“ ein 
gemeinsames Band zusammenfasst. Die 
mittelalterlichen Epen setzen in gleicher 
Weise ihre Helden zu einander in Beziehung. 
Den Stoff für solche Legenden liefert in 
erster Linie die Mythologie, und gerade bei 
Esther ist der Mythus in seiner rein „heid- 
nischen‘ Form so klar erhalten, dass nicht 
einmal der Gottesname (S. 27) darin vor- 
kommt. Seine Deutung ist ohne jede 
Schwierigkeit. Weiter aber hat die Er- 
zählung einen geschichtlichen Hintergrund, 
eine Zeit, in der sie spielt, wobei wie jedem 
Romane ihr völlig poetische Freiheit in 
Verwebung von Wahrheit und Dichtung 
gewährt ist. Dieser Hintergrund ist zunächst 
die letzte Assyrerzeit — die bei Judith, 
Tobit und auch Esther noch erkennbar ist. 
Es sollen eben die Beziehungen zu den zehn 
Stämmen nachgewiesen werden. Die nächste 
Stufe ist aber die Verknüpfung der Helden 
jener Zeit mit denen des Exils, wobei die 
neubabylonische Zeit mit der assyrischen 
(vgl. Nebukadnezar bei Judith) zusammen- 
geworfen wird. Die Könige, unter denen 
dann alles spielt — also in der zweiten 
Entwicklungsstufe — sind dieselben Perser- 
könige, Kyros, Kambyses, Darius, die Könige 
der Rückkehr, die alle drei in die Person 
„Ahasveros“ zusammengefallen sind. Von 
nun an hat eine ständige Weiterbearbeitung 
stattgefunden, und namentlich hat die Seleu- 


‚ eidenzeit mit ihren Verfolgungen wieder das 


373 


[No. 10.] 


Colorit liefern miissen. Es handelt sich eben 
um Erzählungen von Märchenerzählern, 
die ihren Stoff aus alten Schriften entnehmen, 
um ihn dem jeweiligen Geschmack anzu- 
passen. Der orientalische Geist verlangt die 
Herstellung der Beziehungen zu dem, was ihn 
augenblicklich beschättigt, und je mehr Züge 
der Erzähler einem alten Stoff abgewinnen 
kann, die ihn mit der Gegenwart in Ver- 
bindung setzen, um so grösser die Anerkennung 
seines Geistes. Wenn die Geschichts- 
darstellung aus lauter Anspielungen auf den 
Himmelsmythus zusammengesetzt ist, so ist 
es nur uatürlich, dass der historische 
Roman aus dem Heroenmythus schöpft. 
Hiernach ist es die Aufgabe der historisch- 
kritischen Betrachtung, diese Bücher erst 
in ihre verschiedenen Schichten zu zer- 
legen, gerade wie das auch bei den kanoni- 
schen Büchern geschehen ist. Die Analyse 
der letzteren zeigt uns, wie wir jene behan- 
deln müssen, und es ist hier nicht schwer, 
diese Analyse durchzuführen. Erst wenn 
das gelungen ist, kann man der Frage näher 
treten, ob sich die geschichtlichen Ereignisse 
bestimmen lassen, auf die etwa angespielt 
wird. Das wird für die letzte Schicht viel- 
leicht ebensogut von Erfolg begleitet sein 
können, wie für die früheren, aber die Frage 
darf gar nicht so gestellt werden: welche 
Ereignisse hat der jetzige Verfasser verhüllt 
darstellen wollen? Nicht von rückwärts geht 
diese Entwicklung, sondern von vorn, nicht 
Ereignisse der hellenistischen Zeit werden 
unter dem Schleier der Vergangenheit dar- 
gestellt, sondern alte Darstellungen auf die 
jeweilige Gegenwart übertragen. Das ist 
der Tenor aller orientalischen Litteratur, der 
ältesten wie der jüngsten, und er begegnet 
in allen Schriften, auch denen des hellenisti- 
schen Judentums. Die Judithlegende in 
ihren verschiedenen Wendungen ist hierfür 
ein lehrreiches Beispiel und Esther ebenso. 
Wir wissen nichts aus der Zeit von dem 
zweiten Eingreifen Nehemias im Jahre Da- 
rius 32 bis zum Beginn des Makkabäerauf- 
standes'), Alles, was aus der Zwischenzeit 


') Meine eigenen Bestimmungen der Daten der 
Esra- und Nehemiazeit sind W. wubekannt ge- 
blieben. Daraus mache ich ihm keinen Vorwurf, 
denn was auf jedem andern Gebiete selbstverständlich 
wäre, kann von der orientalischen Altertums- 
kunde nicht verlangt werden. Bei dieser Gelegenheit 
sei bemerkt, dass ich nicht beabsichtige meine An- 
sichten in dieser Frage etwa noch zu verteidigen. 
Ich bin mir völlig im klaren darüber wie lange es 
dauern wird, bis die „besonnene Wissenschaft“ sich 
von so einfachen Dingen überzeugen wird. Vielmehr 
handelt es sich für mich grade hierbei lediglich 
um eine Probe darauf, wer ım Stande ist die Frage 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Oktober 1900.) 


374 


von Josephus berichtet wird, rührt nur aus 
Legenden der beschriebenen Art her. Auch 
die Bagoaslegende ist gleicher Art und auch 
ihr Ursprung, d. h. ihre älteste Fassung 
muss auf eine frühere Zeit angespielt haben. 
Als „Artaxerxes* kommen wieder nur die 
drei ersten Perserkönige in Betracht, worüber 
man das in den „Forschungen“ ausgeführte 
vergleiche. Ebenso wenig wie von Ochos 
hat die jüdische Ueberlieferung etwas von 
Artaxerxes I und II noch von irgend einem 
der persischen Könige seit Xerxes erhalten. 
Alles, was Josephus !) mitteilt, ist in gedachter 
Weise zurecht gemachte Legende, deren 
zeitliche Ansetzungen zum Teil sogar nur auf 
der Durcheinanderwürflung der Königsnamen 
beruhten. Es ist unter solchen Umständen 
natürlich wenig aussichtsvoll, eine nähere 
Bestimmung der Zeit und gar eines histori- 
schen Kernes der Bagoaslegende zu ver- 
suchen. Aber in ihrer ersten Gestalt kann 
sie nur spätestens in die Zeit von Darius 
gesetzt werden — dann würde ich ın dem 
Bagoas, der den Tempel selbst betritt, nie- 
mand anders als den persischen Statthalter 
Nehemia sehen, der die Hohepriesterwirt- 
schaft beseitigt hat. Es kann auch an die 
Zeit der Eroberung Jerusalems vor Nehe- 
mias erster Ankunft (also vor Darius 20) 


zu beurteilen oder nicht. Bis jetzt hat sich nur 
Kar] Steuernagel darüber geäussert. Ms ist unendlich 
wohlthuend die „Vielseitigkeit“, das „Geistreiche“ 
und das „oft Anreronde“ meiner Arbeiten anerkannt 
zu schen, aber wenn weiter nichts dran ist, dann 
wäre wir um die gebrachten Opfer leid. Dankbarer 
und zugänglicher der Mahnung des gereifteren und 
erfolgreicheren Forschers wäre ich daher gewesen, 
wenn er mir angedeutet hätte, worin die „gesunde 
Methode* besteht, unter deren „Zwang“ mich zu 
„beugen“ mir in fast väterlicher Weise angeraten 
wird. Etwa darın, dass ıch auch wiederhole, was 
seit Jahrtausenden an Sinnlosem produziert worden 
ist? Wir wollen schon bei der „Methode“ bleiben, 
die bisher aus den Urkunden des alten Orients diesen 
erklärt hat, wenngleich das alles im strikten ‘vegen- 
satz zu dem steht, was von einer „gesunden Methode“ 
in 2 Jahrtausenden glücklich auf den Kopf gestellt 
worden ist. Auf diese Art sind wir ja ein hübsches 
Stück vorangekommen und haben Zweifel lösen 
können, an denen sich bis dahin alle Metliode um- 
sonst versuchte, ja dic sie unnötiger Weise ge- 
schaffen. Und weiter wollen wir lieber dabei be- 
harren über den alten Orient nur zu urteilen, wenn 
wir ihn kennen. So mühsam auch dieser Wog ist, 
und daher im Gegensatz zu dem steht was Methode 
als „gesund“ empfindet. 

') Die einzige brauchbare Notiz für diese Zeit 
wöchte ich in der Angabe von Hekataios von 
Abdera finden (vgl. Willrich S. 89, dass die Juden 
unter der Herrschaft der Perser und der Make- 
donier ihre zaroıa vouiua stark vernachlässigt hätten. 
Das entspräche wenigstens dem natürlichen Gang 
der Dinge, welcher erst unter Antiochns Epiphanes 
zum Ausbruch des Fanatismus führt. 


375 [No. 10.) 


gedacht werdén. Doch stimmen dann die 
Hohepriesternamen nicht, denn der damals 
abgesetzte Hohepriester war Jojakim und 
sein Nachfolger wurde Eljasib (nach 501), 
der letzte, von dessen Amtszeit wir im Jahre 
Darius 32 noch etwas hören. Sonst käme 
noch die Kambyseszeit in Betracht, wozu 
die siebenjährige Verfolgung der Juden 
sehr gut stimmen würde. Der Brudermord 
erscheint mir als das am allerwenigsten 
eschichtliche an der ganzen Legende 
(vgl. F. II S. 453 Anm.) 

Das zweite Kapitel handelt über den 
Wert, oder besser Unwert der hellenistischen 
und römischen Aktenstücke bei den jüdi- 
schen Schriftstellern. Willrichs Anschauungen 
kann man hier im allgemeinen nur zustimmen; 
dass im einzelnen wohl einmal die Beweise 
zu haarscharf sind, beruht schliesslich in der 
Thatsache, dass wir von der Geschichte der 
betreffenden Zeiten zu wenig wissen, um ganz 
darauf verzichten zu können, dem Wachsen 
des Grases zu lauschen. Um so ınehr ist 
es vielleicht angebracht, diese Urkunden- 
fälschungen nicht für sich allein, sondern 
im allgemeinen Zusammenhange des ganzen 
Orients zu betrachten. 


Man mache sich zunächst klar, was mit 
solchen Urkunden erreicht werden konnte 
und auch nur sollte. Sie sind in römischer 
Zeit zusammengebracht worden — ob eine 
von Nikolaos von Damaskus angelegte Samm- 
lung in Jerusalem noch später existierte und 
von Josephus (namentlich im Original) be- 
nutzt wurde (S. 43ff.), kann dabei dahingestellt 
bleiben. Dass bei Staatsprozessen vor dem 
Caesar wie vor den alten Pharaonen der 
Tel-Amarnazeit und den Assyrerkönigen die 
Entscheidung nicht nach den verbrieften 
Rechten gefällt wurde, sondern dass dort wie 
bei allen politischen Prozessen man dessen 
Urkunden das ausschlaggebende Gewicht bei- 
legte, der seine Sache mit den Gründen der 
Staatsraison (Bachschisch nicht zu vergessen) 
führte, ist selbstverständlich. Die Urkunden 
und verbrieften Rechte bilden schliesslich nur 
das mov otw für die Entscheidung. Allzu 
viel kam dabei schliesslich nicht darauf an, 
ob eine Urkunde auch echt war. Wollte man 
aus den ausschlaggebenden Gründen das 
durch sie Beanspruchte gewähren, so waren 
sie eben echt, wenn nicht, dann waren Gründe 
um sie zu annullieren so wohlfeil wie sie es 


zu allen Zeiten gewesen sind. Die Urkunden | 


bildeten also mehr dekoratives Element bei 
den Entscheidungen, gerade wie die Gerichts- 
verhandlungen selbst bei Tendenzprozessen. 


In Wirklichkeit handelte es sich dabei doch 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Oktober 1900,| 


376 


stets um ein Kräftemessen von Parteien. 
(Man vergleiche z. B. wie Jojakin von Nebu- 
kadnezar im Gefängnis gehalten, von Evil- 
Merodach, der der hierarchischen Partei folgt, 
aber sofort freigesprochen wird.) 

Die gegen Zerstörungen am besten ge- 
schützten Orte waren die Tempel, deren 
Archive mussten also auf natürlichem Wege 
am reichhaltigsten werden, abgesehen davon, 
dass dort auch andere das niederlegten, was 
sie sicher aufgehoben wissen wollen. Die 
Tempelarchive standen also in dem Ansehen 
uralte Urkunden zu bergen. 

Das machte man sich natürlich zu nutze, 
wenn es einmal galt einen Beleg für irgend 
eine gute Sache beizubringen. In dieser 
Hinsicht ist der Orient nie sehr skrupulös!) 
gewesen, und ein treuer Diener seines Herrn 
hat allezeit seine erste Pflicht darin gesehen 
das zu thun oder zu beschaffen, was dieser 
brauchte. Das Beispiel der Auffindung des 
„Gesetzes Moses“ unter Josia, als die Ein- 
führung der hierarchischen Verfassung be- 
schlossene Sache — doch auch beim König 
selbst — war, ist daher nichts aussergewöhn- 
liches, sondern vielmehr die Regel gewesen 
wie man desgleichen „machte“. Ein kost- 
bares Beispiel hierfür ist das Orakel, welches 
die „1635 Jahre vor Assurbanipal* von Uruk 
nach Susa weggefiihrte Nana damals erliess 
und das so lange verborgen blieb, bis es bei 
der Eroberung und Zerstérung des Tempels 
von Susa in ganz gleicher Weise gefunden 
wurde. Es lautete: „Assurbanipal wird mich 
aus Elam nach E-anna zurückbringen“. Damit 
hatte die Göttin dann zugleich Assurbanipal 
als dereinstigen König von Assur voraus- 
gesagt, sodass an dessen göttlicher Berufung 
kein Zweifel sein konnte (KB II S. 205 -- 211). 
Selbstverständlich hat Assurbanipal eine so 
denkwürdige Urkunde selbst mit aller seiner 
antiquarischen Gelehrsamkeit geprüft, und 
weder er noch seine Gelehrten haben einen 
Zweifel daran aufsteigen fühlen. 

(Fortsetzung folgt). 


Bernhard Duhm, Die Psalmen übersetzt. (Die 
poet. u. proph. Bücher des A. Test., Uebersetzgg. 
i, d. Versmassen der Urschrift. II). Freiburg. 
Mohr, 1899. 

Bernhard Duhm, Die Psalmen erklärt (Kurz. 
Hand-Kommentar z. A. Test. herausgeg. von K. 
Marti, Lief. 8.) Freiburg, Mohr 1899. — Besprochen 
von Hubert Grimme. 


Duhm leitet seine Psalmenübersetzung 
mit dem Bemerken ein, sie solle nicht der 
Andacht noch dem ästhetischen Genusse 


1) Vgl. die Bemerkung von M. Hartmann in 
OLZ. 1899, 353. 


377 No. 10] 


dienen, vielmehr nur den Text in möglichst 
getreuer Form wiedergeben. Weshalb Duhm 
nicht erbaulich wirken will, das zu unter- 
suchen ist unsere Sache nicht; wenn er aber 
eine Uebersetzung in Versen darbietet und 
auf ästhetische Wirkung verzichtet, so muss 
er wohl selbst gewisse Mängel seiner Arbeit 
herausgefühlt haben. Ich gestehe, ich habe 
beim Lesen dieser Verse den fatalen Ein- 
druck gehabt, als sei mir eine Ueber- 
setzung aus der vorromantischen Zeit in die 
Hand gespielt. Die feine Grenze vom Hoch- 
poetischen zum Platten wird nicht selten 
überschritten; Kuriositäten wie die folgenden 
liessen sich in grosser Zahl anführen: ‘Rette 
mich aus den Büffelhörnern’ (22,22), “Wende 
. . der Völkerkälber Stiere’ (68,31), “Nach 
deines Armes Grösse befreie die dem Tod 
Geweihten’ (79,11), ‘Weh mir, dass ich behaust 
bin bei Kedars Zelten’ (120,5). Auch in neuen 
Wortbildungen ist D. wenig glücklich; so 
werden Ausdrücke wie ‘Herzensgerade (125,4) 
‘kuppige Berge’ (68,17), ‘von urher’ (55,20), 
‘Jah der Heere (MNs MM?) wenig Aussicht 
auf Popularität haben. Und was gelegentlich an 
Satzgefügen geleistet wird, möge eine Strophe 
(45,14b) zeigen: ‘Die Königstochter, — In 
Perlen, künstlich — Gefasst, ihr Kleid — 
Mit Gold durchwirkt, — Man führt sie zum 
König, — Ihr nach die Jungfraun’. Wer 
also poetischenHonig naschen oder Patriarchen- 
last kosten will, den wird diese Uebersetzung 
der Psalmen kaum mehr oder eher noch 
weniger, als die ähnliche Bickells vom Jahre 
1883 befriedigen. 

Aber erfüllt sie denn wenigstens den 
Anspruch, einen Begriff von der metrischen 
Urform des Psalters zu geben? Ja und nein, 
je nach dem, was man unter hebr. Vers- 
kunst versteht. Doch da sie nur der populari- 
sierende Niederschlag von den Resultaten ist, 
die D. kurz vorher in seinem Psalmen- 
kommentare entwickelt hatte, so empfiehlt 
es sich, bei letzterem anzufragen, was der 
Verfasser an neuen Begriffen für die Psalmen- 
metrik und Exegese anstrebt. 

Duhms Kommentar nimmt eine ganz 
eigenartige Stellung in der neueren exeget. 
Litteratur ein; stark subjektiv gehalten 
bricht er, wo es nur angeht, mit der 
älteren Auffassung und wagt an Emendationen 
das Aeusserste an Zulässigkeit. Ausser den 
üblichen textkritischen Mitteln betont er so- 
wohl die Notwendigkeit, was als Unsinn sich zu 
erkennen giebt, nicht als Tiefsinn auszulegen, 
sodann die Pflicht, auf Schritt und Tritt die Me- 
trik zu befragen. ‘Ohne die gebührende Rück- 


sichtnahme auf das Metrum, sagt er, würde 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Oktober 1900.) 


u 20011 nn nn 


378 


ich die Arbeit am Text für wissenschaltlich 
unzulänglich halten‘. Diesem Worte wünschte 
ich ein recht kräftiges Echo nach allen den 
Seiten, wo die bisherigen Weckrufe noch 
nicht eingeschlagen haben, wo teils die ab- 
solute Gebundenheit am Texte, teils das un- 
gebundenste Spiel mit dem Ueberlieferten 
beliebt ist. Ist D. nun ein mutiger Pionier 
der hebr. Metrik, so kann und will er doch 
nicht als Entdecker auf diesem Gebiete gelten; 
er verknüpft vielmehr nur verschiedene 
schon bestehende Systeme. So akzeptiert er 
die Hebungstheorie und misst Verse von 
2, 3 und 4 Hebungen; der Fünfheber ist 
ihm schon ein Doppelvers von 3u.2 Hebungen; 
hingegen Sechsheber vermutet er in Ps. 119 — 
gewiss mit Unrecht, da hier Fünfheber vor- 
liegen, von denen allerdings fast ein Drittel 
durch schlechte Ueberlieferung des hebr. 
Textes undeutlich geworden ist. Um Rhythmik 
kümmert er sich gar nicht; das rächt sich da- 
durch, dass seine Uebersetzung mit klappernden 
Jamben und Trochäen übersät ist, und nur 
höchst selten die auch uns Deutschen so nahe 
liegende amphibrachische und anapästische 
Tonfolge des Hebräischen hervortritt. In der 
Strophik ist Bickell Duhm’s Meister; von 
ihm nimmt er den Grundsatz an, dass die 
Psalmen fast durchweg strophisch und alle 
Strophen eines Psalms gleichgebaut seien. 
Wie elementar der so entstandene metrische 
Apparat ist, scheint D. nicht durchzufühlen, 
sondern er bedient sich seiner wie einer sicher- 
fundierten Wissenschaft. Und doch dürfte 
sicher sein, dass andere mit den gleichen 
Mitteln zu vielfach abweichenden Ergebnissen 
kommen müssten? Ein wunder Punkt scheint 
mir bei D. besonders das Fehlen eines Ge- 
setzes für die Bestimmung der Hebungen zu 
sein. Hier sich vom blossen Gefühl leiten 
lassen heisst kompasslos in die weite See 
hinauszusteuern. So kann es nicht ver- 
wundern, wenn nicht nur zahlreiche Verse, 
sondern auch öfters ganze Psalmen metrisch 
unrichtig bestimmt erscheinen, so in Buch I: 
Ps. 7 (3 hebig statt 4 heb., dazu 7—10a an- 
gebl. 5 heb.), 8 (3 heb. statt 4 heb.), 11 (2 heb. 
statt 5 heb.), 20 (4 heb. statt 3 heb.), 22,23— 32 
(3 heb. statt 5 heb.), 36, 1—5 (5 heb. statt 
3 heb.), 38 (3 heb. statt 4 heb.). In der 
Strophik begeht meines Erachtens D. den 
Fehler, von den sicher strophischen Sela- 
und Refrainpsalmen auf fast allgemeine 
Strophenverwendung im Psalter zu schliessen. 
Ferner hätten die Winke, die die Selasetzung be- 
züglich der Länge der Strophen giebt, besser 
ausgenutzt werden sollen; dann würde sich D’s. 


(und Bickells) Vorliebe für sehr kurze Strophen 


379 


INo. 10.| 


wohl als irrig erweisen. Dass D. aın über- 
lieferten Soph pasuq häufigrüttelt, halteichnicht 
für unangebracht; jedoch so weit zu gehen, 
dass z. B. in dem langen Ps. 45 nur 2 Soph 
pasuq als richtig beibehalten werden, wird 
unter allen Umständen befremden müssen. 


Viele neuen Resultate wollen vorsichtig 
vorgetragen sein; das “bestimmt D. in der 
Einleitung zu sagen, dass manche seiner An- 
setzungen nur Thesen, Vorschläge sein, die 
an die prüfende und wenn nötig berichtigende 
Mitarbeit des Lesers appellieren. Aber im 
Texte zeigt der Verfasser oft nicht diese 
Zurückhaltung; da wird nicht mit drastischen 
Wendungen gespart, um der Ansicht des 
Autors den Charakter des Notwendigrichtigen 
zu vindizieren. Ich greife Ps. 45 heraus 
und finde u. a. folgende Redensarten etwas 
diktatorisch: v. 9. ‘Msp ist offenbar Variante 
zu modmy’ (und sind doch zwei ganz ver- 
schiedene Dinge!), v. 12b ‚Der Jussiv INN? ist 
sinnlos’ (man vergleiche die Regeln für den 
semit. hypothet. Satz!), v. 14 ‘Selbstver- 
ständlich gehört MP” zum Vorhergehenden! 
(aber kann nicht auch ein Texttehler vor. 
liegen, so dass vielleicht nmmn ‘zu den 
Weibern’ zu lesen ist?), v. 18 ‘Für IV 
ist natürlich WIP zu lesen’ (wenn nicht viel- 
mehr in Min ein Imper. Hiphil mit präfig. 
N vorliegt). Man wird dabei etwas an den Zei- 
tungsstil erinnert, wo mit bekanntlich’ oft die 
unbekanntesten Dinge eingeleitet werden. 
Etwas mehr weise Zurückhaltung wäre auch 
bei den Notitzen über Ursprung und persön- 
liche Beziehung der Psalmen am Platze ge- 
wesen. D. vertritt die extreme Ansicht, dass 
der Psalter zum grössten Teile zwischen 
170—70 v. Chr. nicht etwa nur redigiert, 
nein, entstanden sei, sodass er einen 
Spiegel der Zeitereignisse der Makkabäer- und 
Hasmonäerperiode, vor allen der Parteikämpfe 
zwischen Pharisäern und Sadduzäern darböte. 
Wann aber soll dann der Wust von Zitaten, 
Glossen und sonstigen Zusätzen, die D. bes. 
mit Hülfe seiner Metrik nachzuweisen unter- 
nimmt, in den Text geraten sein, den man doch 
schon geraume Zeit vor ChristiGeburtinunserer 
Weise las? Duhm meint nun zwar (S. XXIID, 
die kurze Zeit, die oft zwischen Abfassung 
eines Psalms und seiner Aufnahme in die 
Sammlungen und endlich dem Abschlusse 
des Psalters läge, habe diese Textverderbnis 
ermöglicht; aber sollten die Juden von der 
Bibliothekswissenschaft und der Philologie 
der hellenistischen Periode so wenig ange- 
kränkelt gewesen sein, dass sie ihre besten 
zeitgenössischen poetischen Erzeugnisse gleich 
nach dem Entstehen elend verwahrlosen liessen? 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. (Oktober 1900.| 


380 


Und woher stammen dann die vielen Psalmen, 
bes. des I. Buches und der Gradualsammlung, 
die sich deutlich als Fragmente kundgeben? 
Sind sie etwa als Fragmente entstanden? Ich 
denke, bei der besonderen Veranlagung der 
Semiten zum mündlichen Tradieren gehörte 
sicher eine lange Zeit od. ein mächtiger Umsturz 
der Verhältnisse dazu, um ehemalige grössere 
Gedichteinheiten auf diese Bruchstücke zu 
reduzieren. 

Ueber die angebliche Unsinnigkeit mancher 
Textlesart regt sich D. nicht selten überflüssig 
auf. Er steht auf dem Standpunkte, dass unser 
grammatisches und lexikalisches Wissen vom 
Hebräischen ziemlich abgeschlossen sei; ĵi 
(7,6) ist ihm eine ‘unerklarliche Unform’, 9737 
(68,3)eineUnform’ 17 (78,62) und 1N(55,12) 
inkorrekt, CoDan (68,28) unsinnig. Forschen 
wir aber erst einmal tüchtig in der Grammatik 
und Lexikologie weiter, bis wir se starke Ver- 
dikte gegen die Ueberlieferung aussprechen. 
Eine grammatische Neuerung von Duhm, die 
mir sehr bedenklich erscheint, ist seine An- 
nahme einer poetischen Verkürzung der 
Impf. Hiph. bop zu Sep, vgl. Ps. 11,6, 47,4. 
u. a. Die Poesie ist aber nirgendwo dazu 
da, die Formenlehre zu verschlechtern oder 
undeutlich zu machen. 

Damit glaube ich genügend den advocatus 
diaboli gespielt zu haben, der an einem Werk 
von so eigenartiger Beschaffenheit wie D.’s 
Psalmen wohl einmal herantreten darf. Em- 
pfehlen muss ich sie trotz und alledem als 
ein Buch, das auf vielen Seiten glänzenden 
Scharfsinn, ein reiches Mass neuer Erkenntnis 
offenbart. Es wird wohl einige Zeit vergehen, 
bis es in seinen Vorzügen und seinen Fehlern 
ganz verstanden ist, wird aber dann sicher 
mit Ehren genannt werden als ein Werk, 
das die biblisch-exegetische Wissenschaft 
zur richtigen Stunde an die Wichtigkeit ge- 
mahnt hat, zahlreiche unabweisbare formale 
Prinzipien nicht länger mehr zu vernach- 
lässigen. 

Freiburg i. Schweiz. 


K. V. Zetterstéen, Verzeichnis der Hebräischen 
und Aramäischen Handschriften der Kgl. Universi- 
tätsbibliothek zu Upsala Lund, H. Möller. 1900. 
22 5. 2,50 M. bespr. von A. Marx. 

Als Steinschneider am Schlusse seines 
berühmten Artikels „Jüdische Litteratur* in 
Ersch und Gruber’s Encyklopiidie die Kata- 
loge über hebräische Handschriften zusammen- 
stellte, konnte er nur einen, den der Leip-- 
ziger Ratsbibliothek, als gut bezeichnen. Seit 
jener Zeit haben wir für etliche der be- 


381 INo. 10.] 


deutenderen Sammlungen neue Kataloge er- 
halten, die zwar zum Teil noch viel zu 
wünschen übrig lassen, zum Teil aber auch 
— ich erinnere nur an die vortrefflichen 
Kataloge Steinschneiders und Neubauers — 
selbst weitgehendsten Anspriichen geniigen. 
Fiir die Hss. des British Museum und die 
Neuerwerbungen der Bodlejana diirfen wir 
bald ausführliche Verzeichnisse erwarten. 
Über zahlreiche grössere und kleinere Samm- 
lungen, besonders Spaniens und Italiens, sind 
wir immer noch sehr ungenügend oder gar 
nicht unterrichtet. Die Kataloge von Cam- 
bridge und Petersburg warten schon ein Viertel- 
Jahrhundert vergeblich auf Fortsetzung Auch 
über die Hss. zu Upsala war bisher wenig 
bekannt. Es ist daher freudig zu begrüssen, 
dass wir nunmehr ein vollständiges Verzeich- 
nis der dortigen Mss. erhalten. Die Upsalaer 
Sammlung zeichnet sich weder durch Inhalt 
noch durch Umfang aus. Z. zählt 36 hebräische 
Hss. auf, doch hätten No. 11—15 und No. 
24 —26 nur als je eins gezählt werden dürfen. 
Ausser einigen Notizen von Wolf und hand- 
schriftlichen Katalogen konnte Z. keine Vor- 
arbeiten benutzen, da ein Verzeichnis von8Hss., 
das Neubauer in der gänzlich vergriffenen 
„Israelitischen Letterbode“ II S. 92 — 93 
(Amsterdam 1876) gegeben hatte, ihm erst 
nach Vollendung des Drucks zugänglich 
wurde. Z. hätte N.’s Artikel im Nachtrag 
ganz ausnutzen sollen. No. 1—10 enthalten 
Teile der Bibel. No. 1 Neubauer verzeichnet 
hier die Namen der Besitzer Nach Z. findet 
sich zum Schlusse des Kodex folgendes Gebet: 
an awe Dr om wor ‘Ams 1192. Hätte 
der Verf. zufällig einmal ein hebräisches 
Gebetbuch durchgesehen, so würde er ge- 
funden haben, dass mit dieser Formel alle 
Segenssprüche beginnen Da im vorliegenden 
Falle die Haftarot vorausgehen, stehen in 
der Handschrift unzweifelhaft die zu ihnen 
gehörigen Segenssprüche. No. 3 enthält nach 
Z. das Targum Onkelos und ist zu Kenni- 
cotts Bibelausgabe verwertet worden! Dass 
es auch den Pentateuch selbst enthält, giebt 
freilich schon Kennicott an der von ihm 
zitierten Stelle an. Bei No. 4 möchte man 
über die Randbemerkungen näheres wissen. 
Sind dieselben masoretischen Inhalts oder 
Erklärungen? No 11--15 enthalten ein 
Homilienwerk zum Pentateuch und Kom- 
mentar zu Ruth, Klageliedern und Esther. 
Aus den zitierten Namen wäre ein terminus 
a quo für die Abfassungszeit zu ermitteln; 
ebenso in No 16, einem Kommentar zu 
Propheten und Hagiographen, nach Neubauer 
von einem Deutschen aus anderen Kommen- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Oktober 1900.] 


382 


taren kompiliert; denn die Daten der Hs., 
die N. verzeichnet, dürften wohl auf den 
Abschreiber zu beziehen sein. Zu Jes. 
52 ,,—54 hat N. den Kommentar in seinem 
The 53. chapter of Isaiah according to the 
Jewish interpreters p. 395 abgedruckt. No. 
20 Der Verf. der 3°" m” heisst Isaac bar 
Jehuda Rapoport; seine NIND NZ erschienen 
Smyrna 1736. No. 21 Ist die Bezeichnung 
Machzor zu unbestimmt. Welcher Ritus? No. 22 
Gebetbuch, nach N. deutscher Ritus. Bei 
der Beschreibung des Aussern der Hs. spricht 
Z. von der Schrift des Kommentars. Bei der 
Angabe des Inhalts der Hs. ist von einem 
solchen nicht die Rede! No. 24—26 enthalten 
Ausziige aus dem Sohar, die mit dem Neuen 
Testament iibereinstimmen sollen, von einem 
getauften Juden; dass sich No. 25 auf 
Genesis, 26, auf Exodus, 26, auf Leviticus, 
26, auf Numeri und Deuteronomium bezieht; 
und dass in Cl. Andreas Novellius’ Phosphorum 
orthodoxae fidei cin Spezimen von 24, ge- 
druckt ist, hätte Z. aus Wolf, den er zitiert, 
aufnehmen dürfen. Bei No. 29 Raziel fehlt der 
Zuname des Schreibers, Bernheim, den N. an- 
giebt. No. 30 Hebr. Übersetzung von Averroes 
Kommentar zu Aristoteles de Coela et Mundo. 
Nur zu diesem Codex benutzt Z. im Nach- 
trag Neubauer, nach dem die Abschrift am 
12. Menachem 5358 (1598) vollendet wurde. 
Diese Angabe macht es zweifelhaft, ob Z. 
überhaupt mit den Namen der hebr. Monate 
vertraut ist. Die übrigen Hss., 2 Talmud- 
fragmente, solche von Gebetbüchern, Abraham 
ha Levi xm 3, Übersetzungen aus dem 
Neuen Testament u. s. w. sind ohne grosses 
Interesse: Von aramäischen Hss. findet sich 


nur ein Blatt eines syrischen {ja und ein 


mandaeisches Ms. Über die Erwerbung der 
Hss. wird im Vorwort das Nötige gesagt. 


Königsberg i. Pr. 


Zur Inschrift von Nakb el Hadjar. 


Das leider in abweichenden Kopien vor- 
liegende Wörtchen ’nx (Kopie D. H. Müllers) 
oder Ann (Kopie Landbergs) habe ich im 
letzten Heft der O. L. Z., mich an die 
Müllersche Lesung x haltend, als mit der 
hebr. Wurzel MN zusammenhängend erklärt, 
und in der Fussnote verwies ich auf äthiop. 


AW bezw. AWP „besonders“, ferner auf 
die Möglichkeit, dass wir es auch mit 
einer Präposition zu thun haben 
könnten („an“, „auf“, „bei“, „innerhalb“, 
„ausserhalb“, „mit“, „ohne“ etc.) und be- 


383 INo. 10.) 
tonte schliesslich, dass es sich auch um ein 
pron. relat. handeln kénnte. 

Von der Ueberzeugung durchdrungen, 
dass die alten Siidaraber, die keine moder- 
nen Orientalisten waren, nichts in Stein ge- 
meisselt haben, das keinen klaren Sinn gäbe, 
habe ich nochmals über den Sinn der In- 
schrift nachgedacht und bin dabei zu dem 
Resultat gelangt, dass in dem fraglicheu 
Wörtchen in der That nur eine Präpo- 
sition stecken kann, und zwar: „mit“, „mit- 
samt“. Dann aber ist nicht N zu lesen, 


sondern mit Landberg Any und dieses iden- 
tisch zu setzen mit hbr. AX „mit“. Das 7 


in der Mitte deutet den Vocal ian‘), das ganze 
sonach ithu oder itha auszusprechen. Es ent- 
spricht assyr. itti?), wahrscheinlich auch ara- 
mäischem M und (wenigstens der Form 
nach) phönizischem mx. Die vermutete 
Verwandtschaft dieser Gruppe mit anderen 


Worten (z.B. äthiop. AT: hebr. NN, NNN) 
wird daher einer neuen Untersuchung zu 
unterwerfen sein 

Nun giebt die Inschrift einen vollkommen 
klaren Sinn: 

I. Zeile: ,H.Sohn desSch. begann(führte 
auf) die Bauten der Mauer Maifa‘at’s 
und(die Bauten) ihres (nämlich Maifa‘at’s) 
Bezirkes, mit Stein und Balken (Holz) 
und Klammern (Spangen) und (ebenso) die 
Bauten (denBau) der Tempel des (Gottes) 
Amm (bezw. Haul). 

II. Zeile: mit ihrer Umfassungs- 
mauer von unten bis hoch hinauf. 
Und er ebnete (planierte, glich aus, besserte 
aus) und erhöhte, was von ihnen (närk- 
lich von den einzelnen Bauten) Sidkijeda‘ 
(schon früher) mit einer Umfassungs- 
mauer umgeben hatte (eventuell: was 
die beiden Söhne des Sidkijeda‘ mit 
einer Umfassungsmauer umgeben 
hatten).“ 


München, 21. August 1900. 
E. Glaser. 


Le nouveau céne d’Urukagina. 


Le cöne d’Urukagina, signalé par le 
R. P. Scheil dans le précédent numéro de 
cette Revue (pp. 328—329) a été acquis par 


') ist also (wie z. B. 7) im minäischen Worte 
mi, für 2) lediglich graphisch. 

?) Ebenso könnte assyrisch itu Seite herangezogen 
werden, also: neben, in unserem Fall „neben ihrer 
Umfassungsmauer“ (nämlich neben der Umfassungs- 
mauer der Stadt). 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Oktober 1900.] 


384 


le Musée du Louvre: c’est une réplique, avec 
quelques variantes, d’un autre cöne possédé 
par le méme Musée. Ces deux textes seront 
prochainement publies. 

Le R. P. Scheil cite un passage du cöne 
ou Urukagina déclare que son pouvoir a 
été établi sur 36000 hommes et le rapproche 
d’un passage analogue de Gudéa, statue B, 
ou, au lieu du chiffre 36000 figure un signe 
qui, affirmet il un peu légèrement, „n’a pas 
été identifié par Amiaud et a été ignoré par 
Thureau Dangin“. Contrairement à cette 
assertion, le signe en question figure dans 
mes Recherches p. 82, n® 491: il est & 
cette place identifié au chiffre 216000. 
Dans un article publié en Avril 1897 dans 
la Revue Sémitique (p. 172); j’avais déja 
proposé cette identification et j’avais en 
méme temps montré comment le chiffre 
(d’ailleurs purement Conventionnel) auquel 
les souverains de Sirpurla évaluaient le 
nombre de leurs sujets, de 3600 qu'il était 
avec Entéména, était devenu 36000 avec 
Urukagina, pour passer & 216000 avec 
Gudéa. Cette progression et cette sorte de 
surenchére, concordent avec l’ordre chrono- 
logique de ces trois souverains tel qu’il peut 
étre établi d’aprés de nouveaux documents 
(voir & ce sujet R E C Suppl, avantpropos). 


F. Thureau Dangin. 


Mitteilungen. 


Zu dem Bericht des „Globus“ über Fälschungen 
vorgeschichtlicher Steingeräte wird der „N. 
Stett. Ztg.“ geschrieben: „Zur Warnung für Sammler 
möchte ich ein eigenes Erlebnis in Nordrussland 
mitteilen. Im Norden des QOnega-Sees, in einem 
Dörfchen Namens Tiwdia, in dessen Nähe sich grosse, 
jetzt aber verlassene Marmorbrüche befinden, aus 
denen zur Zeit des Baues der lsaaks-Kathedrale viel 
rohbehauenes Material nach Petersburg geschafft 
wurde, traf ich auf einer topographischen Exkursion, 
zusammen mit dem Sekretär der kaiserlich russischen 
Geographischen Gesellschaft, Professor Grigoriew, 
im Jahre 1886 einen russischen Bauern, der uns auf 
unsere Frage nach Steinfunden ganz naiv erzählte, 
dass im Ort ein alter Steinhauer Jebe, der in früheren 
Jahren manches Steinbeil angefertigt und für schweres 
Geld dem Bergingenieur Buteniew, sowie einem 
Sammler, Herrn Günther in Petrosawodak, geliefert 
habe. Die Buteniewsche Sammlung befindet sich im 
Museum zu Moskau und die Günthersche hatte in 
Petrosawodsk den Neid meines selbst sammelnden 
Reisegefährten erregt. Natürlich verzichteten wir 
auf die Bekanntschaft mit dem „prähistorischen“ 
Steinschneider“. 


Aus den mir heut (8. 9. 00) zugegangenen Hoch- 
schulnachrichten ersehe ich, dass wenigstens in Inns- 
bruck Prof, Friedrich: Assyrisch Cursus 1 (allerdings 
einstündig) liest. 


385 [No. 10.] 


Wenn D. H Müller in Wien: Assyrisch-babylonische 
Keilinschriften liest, so mag das fiir ihn ganz niitz- 
lich sein, kann aber meine Behauptung (Sp. 336) 
so wenig umstossen, als ein Assyriologe auf Grund 
davon, dass er fiir die ersten Semester Arabisch 
liest, nicht das Recht hat, die Berufung eines 
wirklichen Arabisten für unnütz zu erklären. F. E. P. 


Die erste Vollversammlung der „internationalen 
Vereinigung der wissenschaftlichen Akademien“ soll 
im April 1901 in Paris zusammentreten. Die Orien- 
talisten haben an den vier ersten Punkten, die ins 
Auge gefasst sind, ein ganz besonderes Interesse: 

1. Gradmessung in Africa. 

2. Encyklopädie des Islam. 

3. Modus der Verleihung der Handschriften und 
sonstiger litterarischer Hilfsmittel. 

4. Veröffentlichung byzantinischer Urkunden. 

Vielleicht könnte auch einmal die Verwaltung der 
Museen ins Auge gefasst und Regeln für die Be- 
handlung der in ihnen arbeitenden Gelehrten ge- 
schaffen werden, damit diese nicht mehr nur von 
der absoluten Willkür irgend eines „Keepers“ ab- 
hängig sind. Es wäre eine herrliche That der „Ver- 
einigung“, wenn sie hier reformierend eingreifen 
wollte. 


In der Academie des Sciences hat Berthelot 
nach 3 ihm von Maspero zur Verfügung gestellten 
Goldproben von Mumienumhüllungen festgestellt, dass 
die von der 6. und 12 Dynastie einen starken Bruch- 
teil Silber enthalten, dagegen die aus der persischen 
Zeit nur schwache Spuren. In die Zeit zwischen der 
12. Dymastie und der persischen Eroberung müsste 
also für die Aegypter der Moment gelugt werden, 
wo sie die Scheidung von Gold und Silber und da- 
mit die Reindarstellung des Goldes lernten. (Temps.) 


Aus gelehrten Gesellsehaften. 


Arohiol. Gesellsch. zu Berlin. 

Julisitzung. v. Stern aus Odessa sprach über die 
Bedeutung der Keramischen Funde in Südrussland 
für die Kultur- und Handelsgeschichte der Pontus- 
kolonien. Dessau sprach über die von Gsell in 
Algier im Jahre 1891 gemachten Ausgrabungen. die 
die Aufdeckung der Basilica der h. Salsa zur Folge 
hatten, (Wochenschr. f. kl. Ph.) 


Acad. des Inscr. et Belles Lettres. 

Sitz. vom 29. Juli. Disputation zwischen Bouche- 
Leclercq und Sal. Reinach über Totemismus, 
Pathologie und Religion. (Vergl. dazu den Sp. 390 
erwähnten Artikel S. Reinachs in der Revue celtique 
1900 No. 3.) Maspero berichtet über seine Arbeiten 
in Aegypten. 

Sitzung vom 17. August. S. Reinach zieht zu den 
neuen Entdeckungen in Kreta zwei Stellen aus Diodor 
und Plutarch heran, durch welche er beweisen will, 
dass das Altertum die Erinnerung an eine alte, von 
allen spüteren Schriftsystemen verschiedene Schrift 
bewahrt hatte. 

Sitz vom 18. Aug. Pottres berichtet über einige 
von A. do Baye und P. Gaudin gofundene Vasen aus 
Cappadocien und dem Kaukasus und spricht über den 
geometrischen Stil im Orient. 

Sitzung vom 31. August. Collignon legt einen 
von P. Gaudin dem Louvre geschenkten goldenen 
Leichenkranz aus Erythrea vor. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Oktober 1900.] 


386 


Personalien. 


A. O. Prof. Dr. G. Steindorf in Leipzig ist 
ebenda zum ordentlichen Honorarprofessor ernannt 
worden. 


O. P. A. Johannes vom Lyceum in Dillingen ist 
als Prof. d. altt. Exeg., bibl. Archäologie und bibl.- 
orient. Spr. nach Bamberg versetzt. 


S. Euringer ist als a. o. P. für das gleiche Fach 
nach Dillingen berufen. 


J. Gottsberger für das gleiche Fach an das 
Lyceum Freising. 


R. Holzhey für das gleiche Fach an das Lyceum 
Passau. 


Dr. M. Streck hat sich in München für semi- 
tische Philologie habilitiert. 


P. Wolters ist als o. P. für Archäologie a. d. 
Univ. Würzburg berufen. 


R. Geyer hat sich in Wien für arab. Philologie 
habilitiert. 

Kapitin M. S. Wellby, der 1894/95 und 1898/9 
erfolgreiche Forschungsreisen im Somalilande und 
den siidlich an Abessinien anstossenden Gebieten aus- 
geführt hat, ist am 5. August in Süd- Africa kurz 
vorher erhaltenen Wunden erlegen. 


Zeitsehriftensehau. 


The Academy 1900. 
1. Sept. M. Robertson, christianity and mythology, 
bespr. v. ? 


Acad. Roy. d Belgique. Bulletin. 1900. 

6. S. Bidez, description d’un manuscrit hagio- 
graphique grec palimpseste, avec des fragments d'un 
panégyrique de sgint Polycarpe, attribue & saint Jean 
Chrysostome, bespr. v. Lamy u. de Smedt. 

7. S. Bidez, description d'un manuscrit hagio- 
graphique grec palimpseste, avec des fragments d’un 
panégvrique de saint Polycarpe attribué à saint Jean 
Chrysostome. 


Atti d. R. Acad. d. Lincei 1900. 

VIII. G. F. Gammurini, tombe etrusche scoperte 
nel territorio chiusino. (Bei Chiusi sind zwei mar- 
morne Sarkophage mit etruskischen Inschriften und 
Abbildungen, darstellend einen Mann zu Pferde, eine 
liegende Frau, den etruskischen Charun, gefunden 
worden; ferner eine Urne oder ähnliches Gefäss aus 
Marmor in Gestalt eines Tempels mit Verzierungen 
und lateinischer Inschrift. 


Beitr. z. Kunde d. indogerm. Sprachen 1900. 

1. C. Pauli, die etruskischen Familiennamen auf 
—trn. — E Lattes, Bemerkungen zu den etruski- 
schen Inschriften. — H. Brunnhofer, iranische Namen. 
(1. Karmpaluk. 2. Satyros und Metrodorus. 3. Kappa- 
dokien. 4. Kaphthor (pH) eine Semitisierung des 
iranischen Haftorang im Sinne von Norden!) 5. Po- 
maxathres.) 


387 |No. 10] 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Oktober 1900.] 


388 


i rendus de lAo. des Insor. et B.-L. 
1900. 

Mai-Juin. Sitzungsberichte vom Mai und Juni. 
— H. de Villefosse, observations sur le papyrus latin 
de Geneve No. 1. 


Deutsche Litteraturzeitung 1900. 

34. W. Staerk, Studien zur Religions- und Sprach- 
geschichte des alten Testaments II, bespr. v. F. Giese- 
brecht. — J. Frey, Tod, Seelenglaube und Seelen- 
kult im alten Israel, bespr. v. Frh. v. Gall. — 
A. Smith Lewis and Marg Dunlop Gibson, palestinian 
syriac texts from palimpsest fragments, bespr. v. 
V. Ryssel. 


30. A. Jacoby, ein neues Evangelienfragment, 


bespr. v. W. Brandt. — S. Euringer, die Auf- 
fassung des Hohenliedes bei den Abessiniern, bespr. 
v. P. Kahle. — W. Greif, neue Untersuchungen 


zur Dictys- und Daresfrage, bespr. v. J. Dräseke. — 
Ph. Thielmann, Bericht tiber das handschr. Material 
zu einer Krit.-Ausgabe der lateinischen Uebersetzungen 
des A. T., bespr. v. A. Engelbrecht. — H. Winckler, 
Altorientalische Forschungen II. Reihe, Bd. 2, bespr. 
v. C. Steuernagel. 

36. K. Marti, das Buch Jesaia, bespr. v. C. Sieg- 
fried. — D. Völter, die Visionen des Hermas, die 
Sibylle und Clemens von Rom, bespr. v. R. Knopf. 
— E. Silberstein, Conrad Pellicanus. Ein Beitrag 
zur Geschichte des Studiums der hebräischen Sprache 
im XVI. Jahrh., bespr. v. Eb. Nestle. — E Lamy, 
la France du Levant, bespr. v. A Kirchhoff. 

37. K. Budde, der Kanon des alten Testaments, 
bespr. v. S. Meinhold. — Ed. König, die Originalität 
des neulich entdekten hebräischen Sirachtextes, 
bespr. v. V. Ryssel. 

38. G. F. Moore, the book of Judges. bespr. von 
W. Nowack. — M. Hartmann, Lieder der lybischen 
Wüste, bespr. von H. Stumme. 

39. B. Duhm, die Psalmen, bespr. von F. Giese- 
brecht. — M. A. Foucher, catalogue des peintures 
nepälaises et tibétaines, bespr. von B. Laufer, — 
S. J. Tikkanen, die Psalterillustration im Mittelalter 
I. 3, bespr. v. J. Strzygowski. 


The Geographical Journal 1900. 

3. M. S. Wellby, king Menelek’s dominions and 
the country between lake Gallop (Rudolf) and tlıe 
Nile valley (mit Karte). — C. R. Bearley, new light 
on some mediaevial maps III (Karten von Palästina, 
Reisekarten nach Jerusalem u. a). — The monthly 
Record. Africa: the Hostains-d’Ollone expedition. 
The French in the lake Chad region. Expedition 
to the source of the Zambezi. The „Daily Telegraph“ 
expedition from the Cape to Cairo. East African 
history (Besprechung von X. Strondes, die Portugiesen- 
zeit von Deutsch- und Englisch-Ostafrika). 


Geograph. Zeitschr. 1900. 

9. Geographische Neuigkeiten, Afrika: (irenzab- 
machungen in den Schutzgebieten. Französische 
Forschungsreise in die Sahara Eisenbahn in Abes- 
sinien. — Helmolt, Weltgeschichte IV. Die Rand- 
länder des Mittelmeeres, bespr. v. Kirchhoff. 
v. Keppler, Wander- und Wallfahrten im Orient, 
bespr. v. Kirchhoff. 


Gött. gel. Anz. 1900. l 
VII. Kern, die Inschriften von Magnesia am 
Maeander, bespr. v. Wilamowitz-Moellendorft. 


— 


Journal des Savants 1900. 

Aoüt. G. Bühler, Grundriss der indio-arischen 
Philologie und Altertumskunde, bespr. von A. Barth. 
(Schluss.) 


Literarisches Centralblatt 1900. 


33. K. Wenle, der afrikanische Pfeil, bespr. v. ?. 
— R. Brown, researches into the origin of the primi- 
tive constellations of the Greek, Phoenicians and 
Babylonians, bespr. v. P. Jensen. 

34. F. M. E. Pereira, historia dos martyres de 
Nagran, bespr. v. ?. 

35. J. Böhmer, Reich Gottes und Menschensohn 
im Buch Daniel, bespr. v. K. Marti. — v. Gall, die 
Herrlichkeit Gottes im A. T., den Targumen, Apo- 
kryphen, Kalypsen u. N. T, bespr. v. v. D. — G. Hü- 
sing, dieiranischen Eigennamen in den Achaemeniden- 
inschriften, u. derselbe, altiranische Mundarten, 
bespr. v. Heinr. Winkler. — A. Seidel, Suaheli-Kon- 
versationsgrammatik. bespr. v. © Bghd. 

36. G. Jacob, türkische Litteraturgeschichte in 
Einzeldarstellungen, bespr. v. K. F. 

37. D. H. Müller, Strophenbau und Responsion, 
bespr. v. K. Marti. — R. Grashoff. das Wechselrecht 
der Araber, bespr. v. C. F. Seybold. — R. Herrmann, 
anatolische Landwirtschaft, bespr. v. ? — R. Pischel, 
A. Fischer, G. Jacob, Katalog der Bibliothek d. D. 
M. G., bespr. v. ? — G. Ebers, Aegyptische Studien 
und Verwandtes, bespr. v. R. P—n. 


AI-Maohrig. III 1900. 


16 (15. August) L'abbé A. S. Abrahina, La 
richesse de la laugue arabe. Knapper, von ver- 
ständigen Gesichtspunkten ausgehender Artikel. — 
P. Anastase Carme, Le Troglodyte et l’Orfraie. As- 
safrägün wal-bulah. Der mit dem ersteren Ausdruck 
bezeichnete Vogel sei — troglodytes europeus, nicht 
= ossifraga. Dieser letztere Vogel wird durch bulah 
und noch durch andere Namen, die auch behandelt 
werden, bezeichnet. — P. S. Ronzevalle, Notes 
d’epigraphie Orientale (suite). Arabische Inschriften 
Nr. 8 und 9. Der Inhalt von 8 war schon Mašr. IH 
S. 519 mitgeteilt, hier folgt das Facsimile, leider 
nicht nach einem Abklatsch, da das Original bisher 
nicht wieder auffindbar gewesen ist. Nr. 9 ein in- 
teressanter Siegelstein, zu dessen Inhalt Maar. lII 
S. 32 zu vergleichen ist. Am Anfange des Artikels 
ferner ein Nachtrag zur Inschrift Nr. 6. Mit einem 
dort vorkommenden weiblichen Eigennamen vergleicht 
der Pater Tatai einen Namen hadla oder hada, der 
bei den Muslims in der Gegend Al-Beqa und ins- 
besondere bei den Metwalis verbreitet ist. Der P. 
Tatai hat sich auch sonst mit den bei dem Volke 
üblichen Eigennamen. deren Formen oft seltsam seien, 
beschäftigt und wird vielleicht demnächst Bemer- 
kungen darüber veröffentlichen. Man kann einem 
solchen Beitrag zu einem bisher noch ziemlich ver- 
nachliissigten, aber sprachgeschichtlich höchst wich- 
tigen Kapitel nur mit grösstem Interesse entgegen- 
sehen. — P. H. Lammens, Notes sur la géographie 
de la Syrie et de la Palestine, Kritische Bemer- 
kungen zu dem in Mašr. ILS 474 angezeigten Buche 
des Fadl Allah Aba Halqa über die Geographie 
Syriens und Palästinas. -— Besprechungen u. a. von 
1) I Manoscritti Arabi, Persiani, Siriaci e Turchi della 
Biblioteca Nazionale di Torino illustrati da C. Alfonso 
Nallino Torino 1900. 2) barnāmağ al-maktabat al- 
halidija al- umūmīja ussisat fT l-quds as-sarif sanat 
1318 h. — Varia: isilah al-luga. Zu dem Artikel in 
Mašr. II Nr. 13. Zuerst eine Inschrift von Jusuf 
el-Fahüri: Uebersetzung von „Bossuet est un homme 


389  [No. 10) 


de génie“; Verteidigung der Ausdrücke änisa = 
Fräulein und ‘aqila = Frau: gut arabische Ausdrücke 
für die in jenem Artikel aufgeführten Fremdwörter 
bezw. vulgären Formen; Darbietung weiterer Ueber- 
setzungen ın reines Arabisch und Stellung weiterer 


Fragen. Weiter aus Zuschriften von ‘Abd el-Kerim 
Nuri und Fransis as-Samali. — Druckfehler-Ver- 
besserungen. 


17 (1. Septbr.) A. M., Expressions et mots étrangers 
en arabe Islah al-luga. Vgl. das zum Schluss von 
Nr. 16 Gesagte: Zuerst verständige allgemeine Aus- 
fiihrungen, dann insbesondere über die einzelnen 
aufgeworfenen Fragen. — P. Anastase Carme, Les 
Soubbas ou Mandéens (suite). — P. H. Lammens, 
Notes archéolog. sur le Liban: Le Liban et les lettres 
de Tell el-Amarna. — P. L. Cheikho, Le Mogtataf 
et la Bible. — Derselbe L'histoire de l'imprimerie en 
Orient (suite): Beyrouth: Imprimerie Catholique (suite). 
Fortsetzung des Verzeichnisses der aus dieser Offizin 
hervorgegangenen Drucke. Weitere religiöse Bücher; 
wissenschaftliche Bücher: Lesen und Schreiben, 
Grammatisches, Lexigraphisches. — Besprechung von: 
V. Chauvin, Bibliographie des ouvrages arabes [etc.] 
Fasc. 4, Liege. 


Militär-Literatur-Zeitung 1900. 
9. A. Billerbeck, der Festungsbau im alten Orient, 
bespr. v. ?. 


Mntsschr. f. Gesch. u. Wiss. d. Judent. 1900. 

7. A. Epstein, Joseph Ibn Plat und der Pardes. 
Binjamin ben Samuel. — J. Simon, urkundliches 
Material zur Geschichte der Egerer Judengemeinde. 
— 8. Kracaner, Verzeichnis der von Pfefferkorr 
1510 in Frankfurt a M. konfiszierten jüdischen 
Bücher. — J. Rosenberg, assyrische Sprachlehre 
und Keilschriftkunde, bespr. v. Dr. Dienemann. 


N.Jhrb.f.d.klss. Altert.. Gsch. u.D.Litt.1900. 
Bd. V. und VI. H. 6.7. H. Bliimer, aus den Akten 
eines römischen Militärarchive in Aegypten. 


The Numismatio Chronicle 1%0. 

Il. W. Wroth, Otanes and Phraates IV (Münzen 
aus parthischer Zeit, 1. Jahrh. n. Chr. — M. Rostowzew, 
Öwpea ortrov Tagom (Getreideschonkungen römischer 
Kaiser im Orient auf Münzen erwähnt.) — J. Maurice, 
l'atelier monétaire de Londres pendant la période 
Constantinienne. 


Nuovo Bull. di Archeol. Oristiana 1900. 

1. 2. P. Lugano, le memorie leggendarie di Simon 
mago e della sua volata — C. Marucchi, reso conto 
delle adunanze tenuta dalla Società per le conference 
di archeologia cristiana. — A. Toulotte, le roi Nabucho- 
donosar sur les monuments africains. 


Petermanns Mitteilungen 1900. 

8. Geographischer Monatsbericht: Afrika: Be- 
sprechung dreier neuer Blätter der Carte d'Afrique 
von R. L. de Bisay, enthaltend die Niger- und Tsad- 
gegend. Die Herrschaft der Franzosen in Afrika. 
Die Ausdehnung der abessinischen Herrschaft bis 
zum Rudolfsee. 


Philologus 1900. 

3. R. Holland, mythographische Beiträge. 1. Der 
Typhoeuskampf. 2. Hermochares und Utesylla. 3. Die 
Bestattung der Alkmene. Eb. Nestle, zu den 
griechischen Namen der Buchstaben. (Notizen aus 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Oktober 1900.] 


390 


einem für die Geschichte der orientalischen Studien 
interessanten Buche Guilelmi Postelli Baren. Do- 
leriensis de Originibus etc. vom Jahre 1538.) 


Repertorium f. Kunstwissensch. 1900. 

4. A. Goldschmidt, die ältesten Psalterillustrationen 
(in einer Handschrift der Kapitelbibliothek in Verona 
aus dem 5. bis 7. Jahrh. Bemerkenswert sind be- 
sonders ein Adler mit Menschenfüssen und zwei 
weibliche Figuren, deren Armansätze die Gestalt von 
Fischen haben.) 


Revue Archéologique 1900. ; 

Mai-Juin. S. de Ricci, encore un préfet d'Egypte. 
— J. Lévy, sur quelques noms sémitiques de plantes 
en Grèce et en Egypte. — V. Bérard, topologie et 
toponymie antiques. La Pylos homérique. (Eine 
Etymologisierung geographischer Namen aus dem 
Gebiet des Alphaeus durch semitische Sprachen 
ältester Schule schlimmsten Grades.) — S. Reinach, 
découverte de tombes gréco-romaines A Jerusalem. 
— L. Lindet, les représentations allégoriques du 
moulin et du pressoir dans l’art chretien. — S. Reinach, 
la representation du galop dans l'art ancien et mo- 
derne. — M. Friedländer, das Judentum in der vor- 
christlichen griechischen Welt; ein Beitrag zur 
Entstehungsgeschichte des Christentums, bespr. v. 
H. Hubert. 

Juillet-Aout. M. Ch. Tsountas, trois chatons de 
bagues mycémiennes (mit Abbild.). — K. Bérard, 
topologie et toponyme antiques. Les Phéniciens et 
l'Odyssée. — P. Dessoulary, vases mycéniens du 
musée de Neuchatel (mit zahlr. Abb.). — Nouvelles 
archéologiques et correspondance: S. Reinach, dé- 
couvertes au Béloutchistan. Fontrier, inscriptions de 


Smyrne. C. Tarr, ein Brief zur Lage von Hadru- 
metum. — J. E. Quibell u. a, Egyptian research 
account, bespr. v. G. Foucart. — A. Carrière, les 


huit sanctuaires de l’Armenie payenne d'après Aga- 
thange et Moïse de Khoren, bespr. v. H. Hubert. 


Revue Celtique 1900. 

3. Sal. Reinach, les survivances du totémisme chez 
les anciens Celtes. (Mit Heranziehung von griechischer, 
orientalischer u. a. Mythologie und Archaeologie.) 


Revue critique 1900 

33. H. Zimmern. Beitriige zur Kenntnis der baby- 
lonischen Religion H. (u.) S. M. Price, the great 
cylinder inscriptions A and B of Gudoa, bespr. v. 
F. Thureau-Dangin. 

34. G. F. Moore, the book of Judges in 
Hebrew, (u) B. Weiss, die vier Evangelien im 
berichtigten Text, (u) E. Hühn. dio alttestament- 
lichen Citate und Reminiscenzen im Neuen Testa- 
mente, (u.) P. S. Euringer, die Auffassung des Hohen- 
liedes bei den Abessiniern, bespr. v. A. L. 

35. Ed. Naville, the temple of Deir el Bahari ITI, 
bespr. v. A. Moret. — C. A. Nallino, l'arabo parlato 
in Egitto, bespr. v. O. Houdas. 

36. A. Schulten, das roemische Afrika (u.) Fr. 
Wieland, ein Ausflug ins altchristliche Afrika, bespr. 
von M. Besnier. 


Revue de l'Orient Latin 1900. 

3—4. N. Jorga, notes et extraits pour servir a 
Vhistoire des croisades au XVe siecle, IV. Docu- 
nents politiques. — H. Haygenmeyer, chronologie de 
la premiere croisade (1094—1100. Fortsetzung.) — 


391 (No. 10.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Uktober 1900.] 


399 


A. Trudon des Ormes, liste des maisons et de quel- 

ues dignitaires de l'ordre du Temple en Syrie, en 
Égypte et en France. VIL. — L. Bréhier, le 
schisme oriental du XIe siècle, bespr. von J. B. 
Chabot. — R. Roehricht, Geschichte der Kreuzziige 
im Umriss, bespr. v. A. Lamarche. 


Revue de Philologie 1900. 

3. A. Sahnius, specimen commentarii critici et 
exegetici ex fontibus hausti ad oracula Chaldaica. — 
B. Haussoullier, les Séleucides et le temple d’Apollon 
Didyméen. 


Revue des Bibliotheques 1900. 

No. 4—6. E. Blochet, inventaire et description des 
miniatures des manuscrits orientaux conservés à la 
Bibliothèque Nationale. Suite. (Arabische, persische, 
türkische, indische Miniaturen.) 


Revue des Htudes Juives 1900. 

Januar—März. Isr. Lévi, Fragments de deux 
nouveaux manuscripts hébreux de l’Ecclesiastique 
entdeckt unter den für eine neugegründete Bibliothek 
von Baron Rothschild angekauften Genizahfragmenten. 
Das erste Ms., C, enthält C. 36,,—38,, die schon 
von Schechter und Margoliouth nach dem zuerst 
entdeckten Ms. B. ediert sind. Die zahllosen Varianten 
am Rande von B stimmen fast immer mit C tiberein 
und stehen dem Syrer nahe, während der Text von 
B dem des Griechen nähersteht. Ein Vers hat in 
C Vokale und Accente, stimmt also mit Saadıas Be- 
schreibung. Lévi giebt den Text von C, dann den 
entsprechenden von B mit den Varianten, darauf 
Uebersetzung und Commentar. Er giebt die Echt- 
heit der betreffenden Kapitel zu, andererseits be- 
hauptet er aber, dass in B neben Echtem auch Rück- 
übersetzungen enthalten seien. Ms. D bietet nur aus- 
gewählte Verse aus Sirach, TSER TEE ee 
entstammt also einem Auszug aus Sirach.') L. bietet 
wieder Text, Übersetzung und Commentar. Von C 
ist eine Faksimile beigegeben. — H. P. Chajes, Notes 
Critiques sur le texte hébrou de l’Ecclösiastique. 
Bemerkungen zu Schechters Wisdom of ben Sira 
C. 3—7 und 12-16. — D. Schapira, les attitudes ob- 
stericales chez les Hébreux d’aprés la Bible et le Tal- 
mud. Im Anschluss an seinen Artikel: Des Etudes 
obst. anc. et mod, au point de vue mécanique in 
Revue d’obsterique et de gynécologie 1899 bespricht 
Sch. die Haltung der Hebraeerinnen beim Gebären. 
Aus der Verschiedenheit der Haltung bei den einzelnen 
Völkern kanu man schliessen, dass es keine natür- 
liche, instinktive giebt. Bei den alten Hebräern 
scheint die Frau auf dem Boden gekuieet zu baben, 
doch kam es auch vor, dass sie auf den Knieen einer 
anderen Person kauerte. DY2N (Ex. 1...) bedeutet 
(wie in Jes 18,,) 2 Steine. Dieselben dienten der 
Frau als Stütze. sawr bedeutet einen, wahrschein- 
lich beweglichen, Gebärstuhl; einen solchen scheint 
später jede Hebamme besessen zu haben. — Th. 
Reinach, Un préfet juif il y a deux mille ans bespricht 
im Anschluss an und mit Widerspruch gegen Willrich 
(Archiv für Papyrusforschung) den Uhelkiasstein, 
den nach ihm im Jahre 102 a. Chr. die Einwohner 
von Leontopolis ihrem Priifekten, einem Sohn des 
Feldherrn Chelkias, vielleicht namens Onias gestiftet 
haben. — W. Bacher, la bibliothèque d'un médecin juif 
(namens Abu’l‘Izz. Die zu verkaufenden Bücher und 


1) 2 Blätter desselben Ms. publiziert Schechter 
JQR XII 456 ff. 


ihre Autoren sind bis auf einen Teil von Maimonides 
Mischneh Torah ganz unbekannt, siehe aber unten). — 
M. Steinschneider, la bibliothèque de Léone Mosconi. 
Erklärung des von Levi Revue Bd. 39 S. 254 ff. publi- 
zierten und besprochenen Dokuments; anı Schluss 
einzelne abweichende Erklärungen von Simonsen und 
Gottheil. — M. Schwab, Inscriptions hébraiques d’Arles 
nach dor Kopie eines Ms. der dortigen Stadtbiblio- 
thek. — Notes et Mélanges. M. Lambert will lesen: 
Gen 2, Mwy? 539 statt N52, Gen 24, und „ 
IN statt nn, ebenso 24,, IN MI mit Peschitto, 
Ex 34, yma uad ymayn, ib. nach 797 
noch 1735, Lev. 3,,, 19959 überflüssig, vielleicht 
Dittographie aus dem eine Reihe höher stehenden 
22 ETN: Deut. 11,, müsste es heissen: nicht an 
Euch wende ich mich, sondern an eure Kinder. — 
W. Bacher, Les Athéniens à Jerusalem erinnert im 
Anschluss an Reinachs Besprechung des Dekrets der 
Athener fiir Hyrkan an die Anekdoten tiber Jeru- 
salemer in Athen in Midrasch Echah. — M. Lambert, 
Un fragment polémique de Saadia. vielleicht aus 
237 NDO, arabischer Text mit Übersetzung. — 
3. Poznansky, Quelyues remarques sur une vieille 
liste de livres zu Bachers Artikel Revue 39 S. 199 ff. — 
Bibliographie: Büchler, Tobiaden und Oniaden, bespr. 
v. Th. Reinach. — Davies, Magic, divination and 
Demonology among the Hebrews and their neighbours 
(u.) Barjeau, L'école exégétique d’Antiochia, bespr. 
v. L. Blau. — Bischoff, Krit. Geschichte der Talmud- 
Übersetzungen, bespr. v. S. Krauss. — Mélanges 
d'histoire et de littérature réligieuses, bespr. v. 
P. Hildenfinger. — Horowitz, Psychologie ibn Gabirols, 
bespr. v. M. Loewé. — M. Schwab, Répertoire d'ar- 
ticles relatifs à l'histoire et la littérature juives, 
bespr. v. Isr. Lévi. 

April-Juni S. Poznansky, Tanhoum Jerouschalmi 
et son commentaire sur le livre de Jonas L 
Der Commentar ist von Kokowzow in der Fest- 
schrift für Rosen (vgl OLZ I, 141 Art. 6) 


ediert. — A. Büchler, I. Du sens des mots mip et 
RD mp et y dans le Midrasch. pòp sei 


officier palatin, Etymologie unklar, 35 = paganus 
in der Bedeutung Privatperson, die nicht in den 
Palast komme,  % A 7p sei Rückübersetzung von 


paganus ohne Rücksicht auf die weiter entwickelte 
Bedeutung. 3y stehe statt des aram. XIAP» es 


bezeichne einmal auch einen vermögenslosen Mann. 
I. Le tabernacle de Sodome. Erklärung einer Stelle 
der Pesikta. — Estanislas Aguilo und Steinschneider, 
La bibliothèque de Léon Mosconi. Ersterer hat 
ausser dem in den beiden letzten Nummern der Revue 
besprochenen Inventar der Bibliothek von 1375 ein 
solches von 1377 nach Mosconi’s Tod aufgenommenes 
gefunden. Auf die Titel der Hss. folgt immer die An- 
gabe der Käufer und des Preises von der Hand eines 
Notars. Steinschneider transcribiert und erklärt die 
Titel der Bücher. — Abr. Danon, La communauté 
juive de Salonique du 16. siècle I bespricht u. a. 
Organisation, Verwaltung, Amter, Abgaben, Gesetze 
und Presszensur in der hauptsächlich aus Spanischen 
Flüchtlingen bestehenden Gemeinde. — Notes et 
Mélanges: Bacher will Jesaia 30,,, ponny in TAWNA 
ändern. Cyn verwendet Jes. auch 3,, und 9. 
sonst kommt es nicht vor. — M. Lambert erklärt 
Lev. 7.,, era, I Sam. 12,,, 2, Hagai 2,, DINN 
statt cm. Daniel 11,, Dyan statt mony als aus 
Dittographie verticale entstanden. I Kön. 11,,, will 
er statt von lesen: yp.) er griff die Grenze an. 


Vgl. mypò I} Kön. 10,,,. Vielleicht sei das Wort 


; auch Jes. 7,,, gemeint und > in pyp) zu streichen. 


33 Ss (No. 10] , 


I Kon: 6,,, sei zu lesen In) „nn. Die Verba "5 
behielten in diesem Capitel häufig "| nach } con- 
vers. 7dyn (V. 17) wm (V. 25). II Kön, 6,, statt 
w>un |. 10920 vgl. 9,. Die Wurzel y> Ps. 56,,,, 


64,,,, 2, und Dan. 6,„,,,s bedeute nach dem Zu- 
sammenhange sich vereinigen. — David de Günz- 
bourg weist Lamberts Conjecturen zu Gen 2, und 
24..4953 U. 5; in der vorigen Nummer der Revue zurück. 


miv'yd 127 bedeute nur er gedachte. Die Erwähnung 


der Mutter Rebekkas Gen. 24 entspreche der Stellung 
der Frauen in der Bibel. — Bacher, Notes sur lea 
nouveaux fragments de ben Sira, die Lévi im vorigen 
Hefte publizierte, und Antwort Lévi’s, der eine 
Kollation der Fragmente des Brit. Mus. (ed. Mar- 
goliouth J. Q. R. XIL, 1 ff.) folgen lässt. — David de 
Günzbourg, Une citation méconnue dans ADON 
OMI giebt einige Bemerkungen zu Müllers Aus- 
gabe dieses Textes. — M. Lambert, Le Sefer Hagga- 
louy. Das Ende des im vorigen Hefte publizierten 
Textes ist identisch mit dem Anfang eines von 
Harkavy im 5. Bande seiner Studien und Mitteilungen 
p. 156 ff. edierten Fragments, das dieser auch dem 
Sefer ha-Galuy zuschreibt. L. giebt Berichtigungen 
und vermutet, dass die Fragmente dem in einer alten 


Bitcherliste erwähnten 597 ‘OD DEN angehören. — 
Isr. Levi, La lettre de ben Meir aux communautés 
babyloniennes en réponse de Saadia publiziert ein 
Cambridger Genizahfragment, welches einen von 
Harkavy |. c. p. 212 ff. edierten Text teilweise er- 
gänzt. — Poznansky, La bibliothèque d'un médecin 
juif zu Bachers gleichnamigem Artikel in der vorigen 
Nummer vermutet, dass die unbekannten Namen nicht 
die der Verfasser, sondern der Kaufer seien; dann 
erklären sich auch viele der Biichertitel. — Die 
Bibliographie enthält einen Überblick über die neu- 
hebr. Litteratur der letzten 2 Jahre von N. Slouschz I. 


— DIN NEO Sy mann wid) ed. Buber, bespr. v. 
Poznansky. — In Actes et conférences: A. Sabatier, 
L’apocalypse juive et la philosophie de l'histoire. 


Theolog. Litteraturzeitung 1900. 

17. R. Koldewey, die hettitische Inschrift ge- 
funden in der Königsburg von Babylon, bespr. v. 
Jensen'). — H. Guthe, Geschichte des Volkes Israel, 
bespr. v. Meinhold. — R. Kittel, die Bücher der 
Könige, (u.) O. Happel, das Buch des Propheten 
Habackuk, bespr. v. M. Löhr. — C. R. Gregory, 
Tw der Evangelien. — H. Pognon, iuscriptions Man- 
daites des coupes de Khouabir, bespr. v. M. Lidzbarski. 

18. E. Hühn, die messianischen Weissagungen 
des israelitisch-jüdischen Volkes II, bespr. v. E. 
Schürer. 

19. C. Siegfried, Prediger und Hoheslied über- 
setzt und erklärt, bespr. von Kraetzschmar. — 
D. Völter, die Visionen des Hermas, die Sybille und 
Clemens von Rom, (u.) H. A. van Bakel, de Compo- 
sitie van den Pastor Hermae, bespr. v. G. Krüger. — 
G. Wobbermin, altchristliche liturgische Stücke aus 
der Kirche Aegyptens, bespr. v. H. Achelis. 


Theologischer Jahresbericht 1900. 
XIX. 2. Abteilung. Historische Theologie; die 
Litteratur des Jahres 1899. H. Lüdemann, Kirchen- 


1) Der wunderbarer Weise in ihr eine Bestätigung 
seiner Entzifferung sieht, aber gezwungen ist, seinem 
System zu Liebe der Inschrift den Charakter als 
Königsinschrift abzusprechen. D. R. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Oktober 1900.] 


394 
Bene bis zum Nicaenum. — E. Preuschen, 
irchengeschichte vom Nicaenum bis zum Mittel- 


alter mit Einschluss der byzant.-orient. Litteratur. 


Transact. oftheR. Soo. of Edinburgh 1900. 

vol. XXXIX part III. W. Thompson, the emblem 
of the crab in relation to the sign. Cancer. (Zu 
den Darstellungen der Tierformen in der alten 
Kunst. 


The Westminster Review. 1900. 

August. Geo. St. Clair, new light on Egypt. 
(Besprechung von O. P. Schmidt, a self-veryfying 
chronological history of ancient Egypt.). 


Woohenschr. f. klass. Philol. 1900. 

35. Mitteilungen: C. F. Lehmann, Xerxes und die 
Babylonier 

37. R. Koldewey, die Hettitische Inschrift ge- 
funden in der Königsburg zu Babylon, bespr. von 
J. V. Prášek. 


Z. A. T. W. 1900. 

II. Ch. Torrey, die Briefe 2 Makk. 1, 1—2, 18, 
(T. tritt für die Echtheit der Briefe ein, sucht nach- 
zuweisen, dass sie im Jahre 124 v. Chr. und ur- 
spriinglich hebräisch geschrieben sind.) — M. Löhr, 
Alexandrinus und Sinaiticus zum Buche Tobit (ver- 
teidigt seine Ansicht von der Ursprünglichkeit des 
alexandrinischen Textes gegen Nestle’s Angriffe in 
Septuagintastudien IlI). — E. Baumann, die Ver- 
wendbarkeit der Pešita zum Buche Hiob für die 


Textkritik. (Schluss). — W. Bacher, zwei Bemer- 
kungen. 1. Die persischen Randnotizen zum hebräi- 
schen Sirach. 2. 3p9, Schlauch. — Oefele, die 


Leberschau Hesekiel BE 26. (Ueber die pneumatische 
und hämatische Richtung der Medicin im Altertum. 
Mit der Leberschau zu Orakelzwecken bei Hesekiel 
wird die gleichfalls zu Orakelzwecken verwandte 
Leber aus Terracotta mit Keilinschriften Budge 
89—4 — 26, 238 verglichen). — W. Riedel, Miscellen. 
1. Die Reihenfolge der Sprüche im Segen Mosis 
Deut. 33. (Die Reihenfolge ist geographisch.) 
2. Ps. 45, 13 (liest ya statt yma). 3. Ps. 10, 
9. 10 (statt des ersten der drei Verben in v. 10 
nom wird vorgeschlagen JM, ein Instrument zum 


Wild fangen). 4. Baba bathra fol. 14f. 5. MOB 


(R. leitet MOH von dem aegyptischen poseh die Erute 
ab, leugnet eine semitische Etymologie). 6. MNY2 
mw (bedeute nicht „am Ende des Jahres“, son- 
dern nach dem assyr. iätu ümi ša Sattu uggi u. a. 
im Anfang des Jahres, ebenso Ex. 34, 22 miy MeN). 


7. Amos 9, 10 (R. will vokalisieren: 39193 so lange 


wir noch leben.) — Nachwort des Herausgebers zu 
Lic. W. Riedel's 5. Miscelle mp. (Stade wendet 
sich gegen Riedel’s Erklärung im besonderen und 
im allgemeinen gegen „die jüngere Generation, die 
zu Lösungsversuchen und Methoden zurückkehrt, die 
die ältere längst als fehlerhaft und zu nichts führend 
erkannt und überwunden hat.“) — J. Kahan, zur 
Beleuchtung der „Facta“ Dr. Mandelkerns. (Da die 
Redaktion der Z. A. T. W. die Verhandlungen in 
der Angelegenheit Kahan-Mandelkern für geschlossen 
erklärt, wollen wir hoffen, dass die Herren K. u. 
M. keine anständige wissenschaftliche Zeitschrift 
mehr für ihre mehr als unerquicklichen Schmähungen 
finden werden.). — Bibliographie. 


395 I[No. 10.) 


2. B. 1900. 

2. 3. P. Traeger: Mitteilungen und Funde aus 
Albanien (über die Untersuchungen an Albanesen; 
das Gräberfeld der Ralaja Dalmaties: Funde der 
römischen Periode angehörend, einige auf frühmittel- 
alterliche Nachbestattung zurückzuführen) '). 
M. Bartels, isländischer Brauch und Volksglaube in- 
bezug auf die Nachkommenschaft. (Wichtige Ana- 
logien für Orientalisten.) — Fortsetzung des Belk- 
schen Berichts über seine Forschungsreise in Armenien. 
— H. Brunnhofer, das Alter der Rigveda, nach Mass- 
gabe der Acvinau - Hymnen. — G. Schweinfurth, zu 
seinem Bega - Artikel im 6. Heft 1899. — Gustav 
Oppert, über den Ursprung der Aera Dionysiana und 
den Ursprung der Null. — C. F. Lehmann macht 
Mitteilungen aus Briefen E. Huntington's über ar- 
menische Altertümer. — Derselbe überreicht namens 
der Frau A. v. Seidlitz in Tiflis Photographien einer 
Gruppe von Trachten der Hauptvölker Transkauk- 
asiens. P. Reinecke, über die Ausgrabungen 
G. Bonsor’s und anderer Forscher bei Carmona in 
Spanien (cf. OLZIIL78 Auszug aus Revue Archéologique). 


Zeitschr. f. Assyriologie. 1900. 
3.—4. R. Gottheil, a christian Bahira legend 
(Übersetzung und Text). — W. Spiegelberg, zu Exodus 


I. 16 (Zu der Stelle yayyanı I IM’) bietet die 
koptische Übersetzung die Variante „wenn sie zu 
dem Gebärstuhl gehen“; in Aegypten ist die Geburt 
auf Steinen nachweislich, daher im hebräischen Text. 
der Ausdruck „Steine“.) — H. Zimmern, neue Stücke 
des Atrahasis-Mythus nachgewiesen (stellt mit K 3399 
den von Pinches in Cuneiform Texts vol. VI ver- 
öffentlichten sehr unsicheren Text Bu 91— 5—9, 269 
zusammen. Transcription und Übersetzung von K 
3399.) — A. Merx, die Schlussmassora aus dem 
Cairiner Codex vom Jahre 1028. — M. Hartmann, 


2 
Kleine Mittenungen, 4) A = stidarab. yma. 5) Vulgär- 
6) Minnica = 
8) Magpıauvn = mir- 
10) Kacıoy = qatja. 


arabisch budala = schriftar. bulada’. 
minnigh. 7) Nga = nijara. 
jamin, 9)‘Parrapa = arrusafa. 


Ge f 
11) whye = sawran. — C. Brockelmann, Beiträge 
zur hebräischen und zur aramäischen Grammatik. 
(Länge der Vortonvokale; 53m; J vor den Personal- 


suffixen; Pluralbildung auf anwätä; syrisch qetal als 
qital anzusehen; Ws eas.) — K. Vollers, zur Er- 
klärung von jj) Gen. 6, 3. (assyr. dananu.) — 


F. v. Oefele, zur assyrischen Medicin und Natur- 
wissenschaft. — C. F. Lehmann, aus einem Briefe 
an C. Bezold. — W. Hayes Ward, aus einem Briefe 
an C. Bezold. — Ira M. Price. the great cylinder 
inscriptions A and B of Gudea, bespr. v. H. Zimmern. 
G. F. Lehmann, zwei Hauptprob!eme der altorien- 
talischen Chronologie, bespr. v. C. P. Tiele. 
L. W. King, the letters and inscriptions of Hammurahi, 
bespr. v. ©. B. 


— 


Zeitschr. f. d. neutestam. Wiss. 1900. 
3. W. Boussct, die Testamente der zwölf Patriarchen. 
II. Composition und Zeit der jüdischen Grundschrift. 


1) Sehr verständiger Einspruch gegen die Ueber- 
treibung von Gefahren. in der sich moderne 
Forschungsreisende gefallen, besonders, wenn sie auf 
die Unerfahrenheit der Herren selbst zurückzuführen 
sind. (Passt auch für andere Länder! D. R.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Oktober 1900.) 


396 


— H. Achelis, ein gnostisches Grab in der Nekropole 
Cassia zu Syrakus. — W. Soltau, zur Entstehung des 
1. Evangeliums. — E. Nestle, Miscellen. 2. „Unser 
täglich Brot“. (Das griechische &tuovoros, von Luther 
durch „täglich“ übersetzt, ist bei dem Cureton’schen 
Syrer NIAN, hebräisch Num. 4,7 mynn cmd). — 


Preuschen, ein neues Hilfsmittel zum Bibelverständnis. 
— Derselbe, Ardaf [V. Esra 9,26 und der Montanismus 


Zeitschrift f. hebr. Bibliogr. 1900. 

Mai-Juni. Bibliographie, darin! M. Bloch, yy: 
myypnn mw. die Institutionen des Judentums, 
bespr. von D. Hoffmann. — Johuda Al-Charisi, Tach- 
kemoni, herausg. von A. Kaminka, bespr. von B—y. 
(Schluss). — S. A. Horodetzky, Hagoren II, bespr. v. 
S. Poznansky. — Baneth, Maimunis Neumondberech- 
nung [—H, bespr. von Dr. B. Cohn. — M. Stein- 
schneider, Christliche Hebraisten (Fortsetzung). — 
Simonsen, Abgekürzte hebr. Schriftstellernamen. — 
Rezensionen: Jechiel ben Samuel aus Pisa, SNIP ann 


ed. Kaufmann, bespr. von Ph. Bloch. — N. Cohn, 
Zaraathgesetze der Bibel nach Kitab al-kafi des 
Jusuf ibn Salamah, bespr. v. L. Wreschner. — No- 
tizen von Steinschneider. 

Zeitschr. f. Sozialwissensch. 1900. 

7. 8. E. V. Zenker, die Gesellschaft. I Natür- 


liche Entwickelungsgeschichte der Gesellschaft, bespr. 
v. A. Vierkandt. 


Ztschr. f. vergl. Sprchfrsch. d. ind. Spr. 1900. 

«. P. Kretschmer, Xerxes und Artaxerxes ‚über 
die griechische und lateinische Form der Namen im 
Verhältnis zu anderen Sprachen). 


Zeitschr. f. wissensch. Theol. 1900. 
2. G. Löv, das synchronistische System der Königs- 


bücher. — A. Hilgenfeld, noch einmal die Essäer 
(Abhandlung im Anschluss an die Untersuchungen 
von E. Zeller und E. Schürer) — C. Holsten. die 


Ergebnisse der historischen Kritik am neutestament- 
lichen Kanon. Zum Abdruck gebracht von O. Herrigel. 
— D. G. Linder, die Allegorie in Gal. 4, 21—31. 
(L. verwirft die von Lipsius aufgestellte Erklärung 
dieser Stelle durch Zahlenallegorie und sucht das 
tertium comparationis bei dem Vergleich zwischen 
den beiden Binden und den beiden Frauen in der 
Bedeutungsähnlichkeit der Namen 97 und 39y, fliehen, 
verschwinden). — A. Hilgenfeld, Fr. Loofs gegen E. 
Haeckel (gegen die Behauptungen Haeckels, dass die 
Auswahl der vier kanonischen Evangelien erst auf 
dem Konzil zu Nicäa auf seltsame Weise entstanden 
und dass der wahre Vater Jesu der römische Hauptmann 
Joseph Pandera als Verführer der Mirjam von Betb- 
lehem gewesen sei). — H. P. Chajes, Barrabas (stellt 
Bagaggas mit dem talmudischen Eigennamen 293 
zusammen, der im Talmud auch öfter in der Bedeu- 


tung „großer Mann“ vorkommt). — L. Laue, das 
Buch Koheleth und die Interpolationshypothese Sieg- 
frieds, bespr. v. C. Siegfried. — E. Kautzsch, die 


Apokryphen und Pseudepigraphen des alten Testa- 
ments, bespr. v. A. H. — C. Walter, Ioannis Philoponi 
libellus de paschate, bespr. v. J. Dräseke. — Ph. 
Thielmann, Bericht über das gesamte handschriftl. 
Material der lateinischen Übersetzungen bihlischer 
Bücher des A. T., bespr. v. A. H. 


Verantwortlicher Herausgeber: F E. Preiser, Kouigsberge :. Pr, Schönstr. 13a l, 


Verlag u. Expedition Wolf Peiser Veriag, Berlin S., Brandenburgstr. 11, 
Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel, Kirchhain N.-L 


3. Jahrgang No. ll. 15. November 1900. 


Orientalistische 
Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 


von 


F. E. Peiser. 


REN SI m 


Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11. 


James Parker & Co. Oxford, 27 Broad Street. 


— Inhalt: ——— 


Eia offenes Wort. | 
W. M. Müller, Ein verstiimmeltes ägvptisches Wort im Hebräischen. 
6. Hüsing, Die iranische Keilschrift, 
Besprechungen: 

Hugo Willrich, Judaica (Schluss.) (Hugo Winckler). 

W. Bacher, Ein hevrätsch-persisches Wörterbuch. (Felix Perles). 

G. Marg oliouth, Catalogue of the Hebrew and Samaritan Manuscripts in the Br. 

Mus. (Moritz Steinsehneider). 
Mitteilungen. Aus gelehrten Gesellschaften. Personalien. Zeitschriftenschau. 
Druckfehlerverbesserung. 


Bei der Redaktion eingegangene Schriften. 


*Samuele Giamil, Monte Singar, storia di un populo ignoto (talo? » {Maja} testo siro-caldeo e traduzione 
italiana. Roma, E. Loescher & Co., 1900. 

*Oarl Wied, Praktisches Lehrbuch der nengriechischen Volkssprache (Bibliothek der Sprachenkunde). Wien, 
A. Hartleben’s Verlag. 

*Revue Sémitique. Oktober 1900. 

The American Journal of Philology XXI 2. 

Adolf Schulten, die Mosaikkarte von Madaba und ihr Verhältnis zu den ältesten Karten und Beschreibungen 
des heiligen Landes. (Abhdig. d. k. tt. d. W. z. Göttingen. Phil.-Hist. Kl, neue Folge IV,.) 
Berlin. Weidmann'sche B. 1900. 10 Mark. 

Hugo Makas, kurdische Studien. (Materialien zu einer Geschichte der Sprachen und Litteraturen des 
vorderen Orients, herausgeg. v. Martiv Hartmann, Heft 1.) Heidelberg. Carl Winter's Univ.- 
buchhalg. 1900. 4 Mk. 

Heinrich Loewe, Zur Kunde von den Juden im Kaukasus aus zwei alten dentschen Zeitungen. Char- 
lotteuburg 1900. 


*) Bereits zur Besprechung ausgegeben. 


EEE eta eae geben Er a — [m 


Verantwortlicher Herausgeber: F. bk. Peiser, Konigsberg in Pr., Schenstrasse 18a [. 


Verlag und Tvpedition, Wolf Peier Verlag, Berlin S, Draudenburgstr. ni 
Druck von Max Schmersow vorn. Zabn & Baendel, Kirchhain N.-D. 


Orientalistische 
 Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 
von 


F. E. Peiser. 


Erscheint 
am 15. jedes Monats. 


Berlin. 
Wolf Peiser Verlag. 


Abonnementspreis 
vierteljährlich 3 Mk. 


‚ Bestellungen nehmen entgegen: die Verlagsbuchhandlung, Berlin S., Brandenburgstr. 11, sowie alle Buch- 
handlungen und Postämter (unter Nummer 5949). — Inserate die zweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei 
Wiederholungen und grösseren Anzeigen Ermässigung. 


3. Jahrgang. 


15. November 1900. 


Mi 


Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender 
Adresse erbeten: Redaktion der 0. L. Z., Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11.1. 


Ein offenes Wort. 


Der Vossischen Zeitung vom 29./10. ent- 
nehme ich folgende Notiz: 


„Breslauer Zeitungen zufolge ist an 
Stelle des als Ordinarius nach der Uni- 
versität Leipzig zurückberufenen ausser- 
ordentlichen Professors Dr. Zimmern- 
Breslau Dr. Karl Bockelmann!), zur 
Zeit in Berlin, als ausserordentlicher 
Professor an die Universität Breslau 
berufen worden“. 


Sollte sich die Berufung des gelehrten 
Lectors am orientalischen Seminar bestätigen, 
so kann ihm und Breslau nur Glück gewünscht 
werden; soweit sich die Notiz mit der Be- 
rufung beschäftigt, bietet sie keinen Anlass zu 
weiterer Behandlung. Nur die Bemerkung, 
dass er an Stelle Zimmern’s berufen sei, 
erweckt begründete Bedenken; denn dass 
Brockelmann das Fach Zimmerns und dessen 
Vorgängers Delitzsch nicht ausfüllen kann, 
weiss er gewiss ebenso gut, wie alle andern 
Fachgenossen. Ich glaube daher, dassBrockel- 
mann s Professur als Ersatzprofessur für 
den, wie es heisst, vielfach kränklichen 
Fränkel gedacht ist; und dann wäre sie durch- 


1) Das Fehlen des r in der angegebenen Notiz 
beruht wohl auf einem Druckfehler. 


aus am Platze. Wenn aber so eifrig für die 
Vertretung des Arabischen und Syrischen 
gesorgt wird, dann sollte doch bald auch die 
Lücke ausgefüllt werden, welche durch den 
Fortgang Zimmerns gerissen ist. Assyriologie 
und Geschichte des vordern Orients bilden 
nun einmal jetzt ein Fach, das in vielen 
Beziehungen die Arabistik an einschneiden- 
der Wichtigkeit übertrifft, so sehr sich ein- 
zelne Arabisten als beati possidentes auch 
sträuben mögen, das anzuerkennen. Und wo 
einmal an einer Universität beide Fächer ver- 
treten waren, da wird das Kultusministerium 
schwerlich eine einseitige Berufung zulassen, 
die eines der Fächer vom regelrechten Lehr- 
plan ausschliesst. Sollte doch eher dahin ge- 
strebt werden, dass möglichst an jeder Uni- 
versität ein Ordinarius und ein Extrordinarius 
sich in die beiden in Frage stehenden 
Fächer teilen. Allerdings soll es merkwür- 
dige Fakultäten geben, die aus persönlichen 
Rücksichten den wohlwollenden und ver- 
ständigen Intentionen des Kultusministeriums 
entgegen arbeiten; wenn es solche giebt, so 
schaden diese sich selbst und der Wissen- 
schaft; das erstere könnte dem Draussen- 


399 No. 11.| 
stehenden ja gleichgiltig oder selbst erwünscht 
sein, denn eine Körperschaft, die auf ihre 
alten Privilegien mit Recht so stolz ist wie 
die deutschen Universitäten, wird nur durch 
empfindliche Schädigungen modernen For- 
derungen in Bezug auf die Behandlung der 
nicht zum Kreis der Ordinarien gehörigen 
Dozenten geneigter werden. Der Schaden 
freilich, den die Wissenschaft davonträgt, der 
wirkt auf unser ganzes Fach deprimierend; 
und deshalb muss gegen eine Auffassung 
Protest erhoben werden, welche mit harm- 
loser Verschiebung der den Fachgenossen 
bekannten Thatsachen dem allgemeinen Publi- 
kum ein x für ein u zu machen geeignet ist. 
Da ich Brockelmann als einen Ehrenmann 
kenne, so ist es für mich ausgeschlossen, 
dass er mit der Fassung der Notiz etwas 
zu thun hat. Es wäre mir aber wichtig und 
interessant zu erfahren, von wem sie aus- 
geht und wem sie ihre Fassung verdankt. 
F. E. Peiser. 


Ein verstümmeltes ägyptisches Wort im 
Hebräischen. 
Von W. Max Müller. 


2. Kön. 9, 30 wird als erste Handlung der 
stolzen Isebel, welche sich zum Tod schmückt, 
berichtet: Try 752 Cwm. Der Sinn im all- 
gemeinen „sie legte Augenschminke auf“ ist 
natürlich klar, aber im einzelnen ist der Aus- 
druck ganz kurios. Wörtlich übersetzt ist er 
ja unsinnig. Sie legt doch den Kuhl in die 
Augen, nicht die Augen in die Schminke. 
Als komische Hyperbel wird man ihn gewiss 
nicht verstehen wollen. 

Der Urtext wird gehabt haben: *rron 
„und sie schminkte*. Auf irgend eine Weise 
(etwa durch die abkürzende Schreibung 
*DNDN, mit Weglassung des Pronominalpräfixes, 
auf welche so viele im Präfix schwankende 
Formen der Bibel weisen?) wurde daraus 
*oor. Es könnte auch DON als erste Ver- 
derbnis anzunehmen sein!). Der entschei- 

') Verwechselung von pm und Y in der Schrift 
vel. als schönsten Beleg Gen. 4, 20—22, wo der 
Schriftsteller im unklaren ist, ob er den Patriarchen- 
namen 55), 5D} oder 5057 (pP ist erklärender Zu- 


satz!) lesen soll. Zugunsten jeder Lesung ist eine 
Etymologie angeführt, nach der der Betretiende etwas 
neues erfunden haben könnte. In jenen Erfindungen 
liegt also keine Volkssage vor, sondern grübelnde und 
konjizierende Philologie der interessantesten Art. 


| 


a ean ne {a mn nn fa ac am 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. jNovember 1900.) 409 


dende Schritt zur Unkenntlichmachung war 
dann gethan, als man für das vermeintlich 
unorthographische D ein g setzte. 

Das Wort Stibium hat eine sehr inter- 
essante und keineswegs einfache Geschichte. 
In Aegypten kommt sdm seit uralter Zeit vor, 
als Verbalstamm Pyr. Unas 165 z. B. Die Sub- 
stantivform ist sdm oder sdmt. Letzteres 
mag vielfach nur eine abkürzende Schreibung 
für msdmt sein. (Mszmt mit z schreibt nur 
das mittlere Reich gelegentlich, Hat-Nubt, 
vgl. Berscheh II, 46; Beni-Hasan I, pl. 30 
u. 38). Die beliebte Schreibung smd(t) !) könnte 
man für eine Umstellung bloss zu Gunsten 
der Kalligraphie halten; vgl. die Verwendung 
des Zeichens sdm, R. trav. 16, 125, Harris 
500, 7, 4, L. D. UI, 114 ete. Demotisch 
schreibt man aber wirklich smt, gn. 16, 27, 
gn. Lond. 4, 24, für das Verb „die Augen 
schminken“, während das Nomen stem ist 
(gn. rev. 2, 10), kopt. €C@HM, CTHM, griech. 
orıum, oupi?) wovon orıßıloum (so LXX 
oben) abgeleitet wird. So ganz klar ist also 
die Entwicklung nicht. Das von Blau (vgl. 
Fränkel, Lehnw. 153) schon verglichene 
arabische itmid, utmud (schon bei Tarafa), 
Wismuth bestätigt zunächst die Existenz der 
Form smd. Wegen des nach der Minäer- 
inschrift von Gizeh für das Aegyptische be- 
sonders charakteristischen & und nach der 


Vokalisation wird es wohl eine Entlehnung 
aus dem Aegyptischen sein, die vielleicht 
noch über die Ptolemäerzeit zurückreicht 
(vgl. das d??). Die Entlehnung scheint direkt 
(durch Seefahrer?) erfolgt. 

Die Hoffnung, dass die ostafrikanischen 
Sprachen uns Aufklärung verschaften, ist 
nämlich trügerisch; sie scheinen samt und 
sonders ihre Wörter erst aus dem semitischen 
Kuhl gebildet zu haben?). Das ist sehr merk- 
würdig. Wir erfahren doch aus Strabo, dassalle 
Trogodyten Augenschminke auflegten. Durch 
sie, sollten wir also erwarten, müsste das 
ägyptische Wort nach Arabien gewandert sein. 
Da ihr Land (Punt) öfter als Heimat der 
Augenschminke!) genannt wird (Berscheh I. 


1) Vgl. die Varianten bei Dümichen, Patuamenap 
I, 20, weiterhin auch R. trav, 18, 14. Abyd. I, 44, 
Louvre C 34 ete. 

?) Das weist wohl auf ein älteres unterägyptisches 
Feminin sdémiit). Das Wort scheint im Griechischen 
häufig seit 450 v. Chr., aber nicht älter. 

») Für die Hamiten sind sie von Reinisch, Wörter- 
buch der Bedanyesprache 20 zusammengestellt. Ich 
gestehe, dass mir beim Bedauye (Verbalstamm or) 
die Möglichkeit einer anderen Abteilung nicht unbe- 
dingt abzuweisen scheint. 

4) Schwefelblei. Das Antimon scheint erst später 
in Aegypten aufgekommen zu sein. War es (nach 
itmid) bei den Semiten etwas anderes? 


401 [No. 11 


l., Deir el Bahri 74; 78), so läge es nahe, 
das Wort als durch die Aegypter in urältester 
Zeit von ihnen entlehnt anzusehen. Indessen 
haben die Trogodyten wohl nur einen uralten, 
einst allen Hamiten gemeinsamen Brauch 
länger bewahrt als die Aegypter, ebenso wie 
bei der Haartracht ete. Andererseits liesse 
sich das seltsame Schwanken der Form im 
Aegyptischen am besten erklären, wenn es 
dort Lehnwort wäre. 

Alle diese Unsicherheiten berühren wohl 
das im Hebräischen emendierte Wort nicht, 
welches nicht gut anders als *DND lauten kann, 
mit der späten Ausprache des Dentals. 


Die iranische Keilschrift. ® 


Von G. Hüsing. 

In den M. V. A. G. 1900 N. 2 hat Peiser 
einen neuen Versuch gemacht, die Entsteliung 
der iranischen Keilschriftzeichen zu erklären. 
So wenigstens stellt sich die Frage für den 
Iranisten, Peiser selbst will nur einen Ver- 
gleich anstellen zwischen der iranischen Keil- 
schrift und einer von ihm postulierten Kurz- 
schrift. Sein Ergebnis, dass die iranische 
Keilschrift aus dieser Kurzschrift durch Um- 
setzung der Striche in Keile entstanden sein 
möge, wagt er nur als schüchterne Vermutung 
auszusprechen. 

Erweist sich dieselbe nun auch nicht als 
stichhaltig, und zwar schon darum nicht, 
weil die syllabischen Werte der iranischen 
Zeichen nicht berücksichtigt sind'), so hat 
Peiser doch zweifellos recht, weun er einmal 
auf die vorauszusetzenden Beziehungen der 
iranischen Keilschrift zur damaligen Kurz- 
schrift aufmerksam macht, andererseits die 
Möglichkeit bezweifelt, die iranische Keil- 
schrift aus der elamischen abzuleiten, 

Und doch möchte ich, allerdings in ganz 
anderem Sinne, annehmen, dass ein elamisches 
Syllabar die Grundlage für das iranische ge- 
wesen sei. 

Die achamanidischen Zeichen der ersten 
Kolumne aus denen der zweiten abzuleiten, 
ist unmöglich. Erst wenn man auf die älteren 
elamischen Zeichen zurückgeht, reicht die 
Ähnlichkeit zu einem Vergleiche aus. Aber 
diese älteren Zeichen decken sich fast mit 
den babylonischen, sodass mit dieser Ahn- 
lichkeit nichts gewonnen wird. 

Nun hat man neuerdings — wieder ohne 
Berücksichtigung der syllabischen Werte — 
die iranische Keilschrift für ganz jung aus- 

t) So wird das iran. da mit dem di der Kurzschrift 
verglichen, At mit `a», du mit te. i mit ja, ka mit ki, 
ni (oder na) mit nu, di mit te. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUN G. 


[November 1900.) 402 


ee u nn nn 


geben wollen. Es würde hier zu weit führen, 
die für diese Ansicht in’s Treffen geführten 
Gründe zu widerlegen. Nur die neueste 
Stütze dafür wollen wir wegreissen: es ist 
ganz unerweisbar, dass im Elamischen tip- 
pime nur Schrift bedeuten könnte. Wahr- 
scheinlich bedeutet tippi sowohl Schrift wie 
Inschrift, tippime etwa Schriftstück. 


Da ich eine Arbeit über die iranische 
Keilschrift wegen der ungewöhnlichen Ver- 
zwicktheit der in Betracht kommenden Fragen 
bereits seit drei Jahren zurückgehalten habe, 
die ich nun doch zu veröffentlichen gedenke, 
glaube ich hier auf die Frage nach dem 
Alter der iranischen Keilschrift wie auf das 
folgende nicht näher eingehen zu sollen und 
will nur in kurzen Zügen andeuten, was 
mir jetzt als das Wabhrscheinlichste sich 
aufdrängt. 

Die Iranier entlehnten im Anfange des 
7. Jahrhunderts eine in den Gebieten von 
Ellip, Harhar usw. gebräuchliche Keilschrift, 
die ich als nordelamische bezeichnen möchte. 
Diese Schrift stand teils unter elamischem, 
teils unter assyrischem Einflusse und führt 
auf die Gudea-Zeichen zurück. Zur Zeit 
Asurachiddins äusserte sie ihren Einfluss 
auf die assyrische Schrift, mit deren Ent- 
wickelung sie wohl stets in gewissem Zu- 
sammenhange geblieben war. 

Aus dieser Schrift schufen die Madai eine 
neue, ihrer Sprache angepasste, indem sie 
vielleicht von Anfang an die zulässige Zahl 
der Keile zurücksetzten und die Durch- 
kreuzung der Keile vermieden. Sie nahmen 
ungefähr folgende Zeichen herüber: ka, sv, 
ku, ga, gi, gu, ta, ti, tu, da, di, du, pa, ba, 
na, ni, nu, ma, nu, mu, ha, hi, hu, ra, ri, ru. 
Ausserdem Zeichen für h, p, f, s, Š, £, j, va 
und ww, sowie ein tir- Zeichen für tr. Die 
Vokale wurden, unter dem Einflusse der 
Kurzschrift, durch ein Alef ausgedrückt 
und der Einzelvokal bei diesem so wenig 
unterschieden, wie bei den Spiranten. Die 
Missverständlichkeit der Schreibung bei den 
Spiranten drängte zur Einführung von Vokal- 
zeichen. So verwendete man das Alef fiir 
a, das hu für u (zugleich aber auch fiir hw 
mit Vokal). Dadurch wurden die vokal- 
haltigen Zeichen allmählich überflüssig: der 
kurze Vokal blieb überall, auch bei den 
Spiranten, unausgedrückt, der lange ward 
durch das Vokalzeichen geschrieben. Damit 
begannen die vokalhaltigen Zeichen auf die 
Stufe der vokallosen zu sinken. Nur im 
Anlaute hielt sich Alef für kurzes a, ent- 
sprechend wurden nun aber auch ¿ und u 


| anlautend gebraucht. 


403 {No. 11, 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[November 1900.) 404 


Die Parsua brachten ihre Schreibkunst 
nach Anéan und Fars. Ihre Sprache wich 
von der der Madai ab, war ihr aber sehr 
ähnlich. Dadurch erhielten manche Zeichen 
neue Lautwerte neben den alten. Das schuf 
eine Verwirrung der Rechtschreibung. Man 
übernahm einzelne Wörter aus der vorbild- 
lichen ,Schriftsprache* (der Madai) und 
schrieb sie teils nach altem Brauche, teils 
„lautrecht“. Das Ergebnis war, dass man 
gewisse Laute mit 2 Zeichen schreiben und 
wiederum mit einem Zeichen 2 Laute aus- 
drücken konnte. Auf dieser Stufe steht die 
Schreibung in den uns erhaltenen Texten. 

Ich habe das Vorstehende vorzubringen 
gewagt, obwohl ich voraussetzen muss, dass 
es manchem einen sehr „wilden“ Eindruck 
machen werde. Es ist das kurzgefasste, 
ungefähre Ergebnis eingehenderer Studien, 
das ich einstweilen ohne Begründung vor- 
lege, einerseits als Antwort auf die von Peiser 
aufgeworfene Frage, andererseits als Hinweis 
auf eine bisher nicht berücksichtigte Möglich- 
keit, die ich in absehbarer Zeit hoffe zu einer 
Wahrscheinlichkeit machen zu Können !). 


Bespreehungen. 


Dr. Hugo Willrich, Privatdozent der Geschichte 
in Göttingen, Judaica, Forschungen zur helle- 
nistisch - jüdischen Geschichte und Litteratur. 
Göttingen, Vandenhoeck und Ruprecht. 1900. XI 
und 184. 8°. 

(Schluss). 

Wo man durch eine Überlieferung hin- 
durch gegangene Urkunden hatte, ist die 
moderne Forschung skeptisch gewesen, und 
hat die Esra- und Nehemia-Dokumente so 
beurteilt, wie die der hellenistischen Zeit. 
Dass wir aber auch vor Originalen keine 
allzugrosse Ehrfurcht zu empfinden brauchen, 
wenn sie aus einer unverhältnismässig späteren 
Zeit als der ihrer angeblichen Abfassung 
stammen, zeigt ein weiteres Beispiel. Da 
noch niemand an der Echtheit der Urkunde 
gezweifelt hat, so ist es wohl angezeigt, ein- 
mal die Bedenken zusammen zu stellen, die 


jedem sofort kommen, der orientalische 
Dokumente kennt. Es ist die berühmte 
Gadatasinschrift. 


t) Vorstehenden Artikel hatte ich bisher nochmals 
zurückgehalten. Eine Bemerkung in L. H. Grays 
Indo-Irunian-Studies (American Journal of Philology, 
XXI 1) zeigt mir jedoch, dass das Missverständnis 
immer noch möglich war, als ob ich mit erstarrten 
Schreibungen nicht gerechnet hätte ich leugne 
durchaus kein Nacheinander ausser dem Neben- 
einander. G. Hüsing. 


= = a a a la Ne te at en A i 


Sr ae eR i “cern Hea ness iain" ene È, 


Den Text s. bei Dittenberger, Sylloge I? No. 2. 


Baothevs factheew Hapsıos ò ‘Yoraozew Tadaraı 
duviw rade eyer tuvPavouat OE Tow UWV Enitaypatun 
ot xata narta nedapyeıv. dts ev yao inv EUV EXTOVEIS 
yny rovs nepav Evgeatov xagmors éni ta xarw rs dovas 
peen xKaTagrTEVUW Eraww ony TeOTEOLY xai dla tarta 
got x8108T01 usyaln gagis Eu Baothews vixw. ore de nv 
inep eow pov diaso ayanılas vow ovr un ueta- 
Balouevw negar ndıznusvov Druov. gvtoveyors yag 
segovs “Anodhuvos pogov Engacoss xai ywoay oxaTaverery 
peBrhov emestacoes ayvoow uuw npoyorum ss tov MEov 
vovv, ós Hegoais sine (abgebrochen). 

Bemerkungen: Die Inschrift stammt ans dem 
Gebiete von Magnesia und ist in römischer Kaiserzeit 
aufgestellt worden, wie man annimmt. als Erneuerung 
der alten Urkunde. Dabei soll sie allerdings aus 
dem vorauszusetzenden ionischen in den attischen 
Dialekt umgeschrieben sein. ‚Zugleich müssten dann 
freilich allerhand andere Änderungen mit unter- 
gelaufen sein, denn: 

Jdapsıos ò Yoraosıew sagen zwar die Griechen 
ständig, kein orientalischer König nennt aber in 
seinen Briefen und Befehlen je seine Genealogie, und 
zwar thut er das ebenso wenig wie irgend ein anderer 
Monarch. Der einfache Name imit Titel) wird 
auch nur in Briefen an Gleichgestellte gesetzt, in 
Verfügungen an Beamte und Untergebene steht ein- 
fach: Befehl des Königs, denn Duäratta schreibt 
an Nimmuria, seinen Bruder. also als Mensch, 
der König schreibt an seinen Diener. in seiner 
König seigenschaft. 

I dere doviw: Wenn ein König, ein orientalischer 
oder ein anderer, an seinen Beamten schreibt, so 
benennt er ihn mit seinem Amtstitel, aber nicht nach 
der naiven Vorstellung des Griechentums als seinen 
Sklaven. 

nepavy Evgeatov. Nach persischer Ausdrucksweise 
ist das Syrien. hier ist aber offenbar osteuphra- 
tensisch gemeint, mit einer Wendung. die von der 
alten Provinzbezeichnung ıbir nari, 17) 509, Keine 
Ahnung mebr hat. Denn dass syrische Früchte in 
Kleinasien eingeführt werden, ist doch wohl nicht 
gemeint. hier besteht schwerlich ein Unterschied der 
Flora. Es handelt sich offenbar um mesopotamisch- 
babylonische. Auch wäre Syrien und 7 xatw ‘foe 
kein Gegensatz, denn Syrien gehört dazu. 7% avw 
‘dora liegt auf dem linken Euphratufer (vgl. z B. 
l. Makk. 3, 37: xaı dismepgaosv tow Eipparnv motauov 
xat ÖLENOPEVETO Tas ETAYW Wpas). 

éuwy agoyovwy: das kann man allerdings auf die 
griechische Übersetzung schieben, Darius hätte aber 
Ursache gehabt lieber nicht von diesen zu sprechen. 

de IIspoaıs eine: dass wir dieses Gegenstück zum 
Nanaorakel nicht haben, ist schade. Dergleichen 
konnte man freilich jeder Zeit vom Gotte haben. 

Die komisch ungeschickte Ausdrucksweise des 
Ganzen den Übersetzern aus dem Persischen schuld 
zu geben, ist natürlich sehr einfach. Eine ent- 
sprechende Ausdrucksweise würde man aber vergebens 
in analogen Urkunden suchen. Übrigens halte ich 
nicht Persisch, sondern Aramäisch für die Sprache, in 
der Darius mit den Kleinasiaten verkehrte, denn sein 
Persisch in der Behistuninschrift ist ad hoc zurecht 
gemacht. 


Schliesslich aber ist die ganze Urkunde ein Wider- 
spruch in aich: Ein Befehl des Königs an seinen. 
den königlichen. Beamten kommt nicht ins 
Tempelarchiv. Wenn der Landrat seine Befugnisse 
gegenüber einer nichtfiskalischen Person oder Sache 
überschritten hat. so wird eine ihm zu Teil ge- 
wordene Nase doch nicht im Kreisblatte veröffentlicht. 
Der von ilm Benachteiligte erhält höchstens seiner- 


405 [No. 11.] 


seits eine an ihn gerichtete Zuschrift, welche ihn 
benachrichtigt, dass seine Vergewaltigung aufhören 
werde. Eine solche hätten die wackeren Priester 
aufzeigen sollen. 

Man sieht, das Vorweisen von Urkunden 
ist keine jüdische Eigentümlichkeit, das Ver- 
` fahren war alt, älter als die Juden selbst. 
Aus Willrichs Ausführungen hebe ich noch 


einiges hervor. S. 55: Ich glaube nicht, dass- 


der Hohepriester für die Steuererhebung ver- 
antwortlich war. Wenigstens unter den 
Persern war das seit Nehemia der Statthalter, 
der Hohepriester war seit der Zeit kein 
politischer Beamter mehr. Das Zeugnis 
von 1. u. 2. Makk. und der Tobiadenlegende 
kann natürlich nichts beweisen, denn es steht 
unter nachmakkabäischer Anschauung. Ich 
glaube, dass erst durch die Makkabäer hierin 
eine Änderung eingetreten ist. Der Vergleich 
von Seleuciden- und Ptolemäerreich inbezug 
auf das Steuerwesen ist nicht zulässig. Ersteres 
ist ein aus heterogenen Staaten (Provinzen) 
zusammengesetztes Reich, dieses ein einheit- 
licher Staat. Die einzelnen Seleucidenpro- 
vinzen müssen notgedrungen verschieden- 
artige Steuererhebung gehabt haben, die je 
nach ihrer Art auf die einheimische Weise 
ausgeführt wurde. Die oberste Verwaltung 
hatte aber immer ein königlicher Beamter. 
Das Gegenteil ist nur in Tributärstaaten 
der Fall. Ein solcher hatte Juda wieder 
unter Kyros und Darius werden sollen, dieses 
Vorrecht aber durch den Aufstand vor 
Darius 20 wieder verwirkt. 

Dass Rom kein Bündnis, sondern nur eine 
amicitia mit den Juden schloss (S. 64), ist 
einleuchtend. Auch der Nachweis, dass das 
nicht unter Judas und Jonathan, sondern erst 
während der zweiten Herrschaft Demetrios’ II. 
um 128 geschah, kann nach dem vorliegenden 
Material nur als gelungen angesehen werden. 
Wir haben eine Anspielung darauf bei 


Sacharja 10, 10 erhalten, wo ich fasse: 

Und ich will sie zurückführen aus Ägypten und 
aus Assur sie sammeln etc. Und über das Meer wird 
kommen ein Bote und niederschlagen alle (Über- 
muts)wogen des Nil und niederdrücken den Hochmut 
Assurs. 

Zur Erklärung: Sy L sy, worüber man (Dan. 
u. Nu.) Forsch. II S 421 ff. vgl. — Das zweite ma 
ist zu streichen, pbs und posay sind Glosse und 
Variante zu pyyn und non. — |. "ssn Hiph. — 
etc. Kar) ist Glosse. 

Der Ausspruch geh auf eine Zeit, wo man Hilfe 
durch eine (römische) Gesandtschaft erwartete, 
deatlich wird dabei auf den Ausspruch bei Daniel 
und in den Bileamsprüchen angespielt. Diese Hilfe 
soll aber in gleicher Weise gegen Syrien wie gegen 
Agypten kommen, das passt gerade auf die zweite 
Regierung Demetrios’ Il. und dessen Kämpfe mit 
Physkon. Damals stand Hyrkan zwischen beiden 
Feuern und hoffte also mit römischer Hilfe beiden 
zu entgehen. Wenn man an die Beziehungen zu 


ORLENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [November 1900.] 406 


Rom schon unter Jonathan glaubt, so könnte man 
allerdings auch an die Sachlage von 1. Makk. 10, 
51 ff. denken, und hier die Stimme eines Unabhängig- 
keitsfanatikers finden. Allein das erstere scheint 
vorzuziehen. 

Sehr beachtenswert ist der Nachweis, dass 
die Biindnisurkunde 1. Makk. 8, 22—28 aus 
der Zeit des aeyseoeve Juda=Aristobul I. und 
des otgatyyos Simon=Antigonos, Sohn Hyr- 
kans I., stammt (S. 71—74). Richtig wird die 
Städteliste 1. M. 15, 27ff. als Reiseroute der 
Gesandten erklärt (S. 76). Dass aber ib. 21 
(!) die Römer nicht von Aoıuos (sc. av Powzo+) 
reden sollen, leuchtet mir nicht ein. Ich 
würde ein römisches nefarii als Prototyp vor- 
aussetzen. 

Über die Spartanerbriefe braucht nun 
wohl nicht mehr disputiert zu werden, das 
Urteil W.’s unterschreibt man gern (S. 80). 
Über die Entstehung der ganzen Legende 
habe ich einen Vorschlag in den „For- 
schungen“. Sie bildet ein Gegenstück zu Salo- 
mos Herrschaft bis an den Euphrat. 

Kap. III: „Hekataios von Abdera und die 
jüdischen Litteraten“. Zunächst wird erfolg- 
reich aufs neue die „Unechtheit“ der Pseudo- 
Hekataios-Stücke bei Josephus und Aristeas 
gegen neuere Rettungsversuche festgestellt 
und ihr Gegensatz zu dem echten Hekataios 
(Diod. 40, 3) richtig gekennzeichnet. Im 
Anschluss daran wird die zeitliche Bestim- 
mung der „Fälschung“ und die im engen 
Zusammenhang damit stehende des Aristeas- 
briefes versucht. W. kommt zum Ergebnis, dass 
beide in die Zeit nach 33 n. Chr.. der Ver- 
folgung unter Claudius-Caligula, gehören und 
sich gegen die von Apion vertretenen Be- 
strebungen richten. Seine Beweise sind 
durchweg schwerwiegend, in der Beurteilung 
des geschichtlichen Kernes und der Ent- 
stehung einzelner dabeibesprochenerLegenden 
weiche ich in der schon oben gekennzeich- 
neten Weise von ihm ab. So über die 
Bagoaslegende (S. 102 ff.), und die Art, wie 
(S. 107) Ereignisse der Ptolemäerzeit benutzt 
werden, um die Entstehung der Legenden 
über angebliche ältere jüdische Ansiedlungen 
zu erklären. Speziell im letzteren Falle 
glaube ich der freien Erfindung ein grösseres 
Feld einräumen zu sollen. Man muss den 
Braven, wenn nicht zu viel Gewissenhaftig- 
keit, so doch in diesem Falle wohl nicht zu 
viel Wissen zutrauen. 

Fein ist die Beobachtung, dass die Frage 
bei Aristeas, als es gut für ein Volk sei &£ 
idtwrov Baotden zu erhalten, auf Herodes zu 
gehen scheint, für den dieselbe Frage bei 
Josephus (14, 403; 15, 17) berührt werde. 
Freilich ist schliesslich nicht ausgeschlossen, 


407 iNo. 11.] 


dass sie auch ohne eine bestimmte An- 
spielung gestellt ist. So sehr fern liegend 
ist sie schliesslich keiner Zeit. 

Die Weise wie bei Aristeas von den As- 
kalon, Joppe, Gaza und Ptolemais als vier 
Häfen für das Land gesprochen wird, scheint 
mir richtig als nur aus der Römerzeit er- 
klärbar angenommen zu werden (S. 125). 
Die dafür beigebrachten Gründe dürften ge- 
nügen, wenngleich der eine wegfällt (S. 123). 
Der Widerspruch mit Simons Thaten besteht 
nicht in dem Masse, wie es W. annimmt, denn 
die Stelle 1. Makk. 14, 5 besagt nichts über 
die Erwerbung von Jaffa und dessen Er- 
schliessung für die „Inseln des Meeres“. 

Zunächst würde ich keinen Anstoss an diesem 
letzteron Ausdruck nehmen, denn wenn ibn Daniel 
noch gebraucht, konnte oder musste ihn ein 
hebräisch schreibender Autor auch noch anwenden. 
wenngleich er für seine Zeit veraltet war. Das war 
er auch schon für die Antiochuszeit. Aber das kommt 
nicht in betracht, denn hier ist gar nicht von den 
„Inseln des Meeres“ in dem Sinne von Griechenland- 
Italien die Rede oder ist nicht die Rede gewesen: 
sAaßev tyy ‘lonny sis Auueva xarı inotnoev sisodov tors 
ynooıs ths Badaoone d. h. hebräisch etwa 

DYN nimm Wyn nnd nD AN mon 
Die erste Hälfte des Verses lässt keinen Zweifel 
darüber, dass die Nachricht bedeutet: „er erhob (= 
baute aus, mp» = assyr. gabätu!) Jaffa zum Hafen“, 
und das folgende &noınoev bestätigt das. denn es 
will ebenfalls eine Bauthätigkeit bezeichnen. 
Simon hat eine Einfahrt in den bekanntlich durch 
Klippen unzugänglichen Hafen von Jaffa eröffnet. 
Wenn man also die Lesart »noo:ıs beibehalten will, 
so ist wohl anzunehmen, dass die ursprüngliche Les- 
art einfach DOWN (oder pyys) war, statt DIT N. 
Erwägenswerter als bei der alten Auffassung wird 
aber jetzt die Lesart der drei Lucianhandschriften 
und des Syrers: vavo! 

Cap. IV: „Jason von Kyrene und das 
2. Makkabäerbuch“. Auch bei diesen Aus- 
führungen kann ich scharfe Beobachtungen 
und eine im Ganzen richtige Beurteilung der 
besprochenen Litteraturgattung anerkennen, 
in einzelnen Punkten bin ich aber wieder 
abweichender Meinung, die im wesentlichen 
gleichfalls auf die besprochene Verschiedenheit 
der Voraussetzungen zurückgeht. „Uber den 
Charakter des 2. Makkabäerbuchs sind die 
Gelehrten im grossen und ganzen heute wohl 
einig; man sieht in ihm nicht mehr ein Ge- 
schichtswerk, sondern eine zu ganz be- 
stimmtem Zweck verfasste Tendenzschrift“. 
Ja, — aber das sind alle biblischen Bücher, 
die wir als „historische“ bezeichnen. „Frag- 
lich ist es dagegen, wie weit die Quelle... 
Jason von Kyrene als zuverlässig gelten darf“. 
W. führt nun aus: Jason kennt 1. Makkab,, 
„dies beste jüdische Geschichtsbuch* nicht 
(S. 135). Seine historische Quelle ist Polybios 
und diesen hat er ausgeschmückt aufgrund 
der auch von Josephus benutzten Urkunden- 


en es M 


nn nn in mn nn aa 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [November 1900.) 408 


sammlung (S. 140). Das dritte Makkabäer- 
buch ist ihm bekannt gewesen (S. 165) und 
das vierte ist die Vorlage der im 2. auf- 
genommenen Legende vom Märtyrertode 
Eleazars und der sieben Brüder (S. 167). 
Die Urquelle des arabischen Makkabäerbuchs 
und des Gorioniden Josippus hängt von Jason 
ab (S. 170). Demnach wird auch Jason eine 
Geschichte der ganzen Makkabäerdynastie 
gegeben haben. Diese „begreift man am besten 
in der Zeit der Herodeer“ (S. 173). 


Hier sind zwei Fragen scharf getrennt zu 
halten: die der litterarischen Zusammenhänge 
und die der historischen Glaubwürdigkeit von 
2.M. Allerdings fällt diese letztere völlig weg, 
wenn W.’s Ableitung in allen Punkten richtig 
ist, aber von seiner Beantwortung der ersteren 
kann doch vieles bestehen bleiben, selbst 
wenn seine Beweise, welche den geschicht- 
lichen Wert völlig ausschliessen, nicht zu- 
treffen. 

Ich habe bereits einmal angedeutet, dass 
das Verhältuis von 1. M. zu 2. M. meines 
Erachtens analog dem von Könige zu Chro- 
nica zu beurteilen ist (OLZ. 1900, 92). Eben- 
so wie man dort sich durch die falsche Ab- 
leitung der letzteren aus den ersteren die 
richtige Beurteilung des wenigen brauch- 
baren Materiales unmöglich gemacht hat, so 
muss das hier der Fall sein. 2. M. hat 
allerdings 1. M. nicht gekannt, d. h. nicht 
unser 1. M., wohl aber dessen Quelle oder 
auch, was vorläufig auf dasselbe hinausläuft, 
eine andere Bearbeitung dieser Quelle als sie 
1. M. darstellt. Das ist nämlich ein weiterer 
Fehler bei der gangbaren Betrachtungsweise, 
dass man die Begriffe von Schriftstellerei und 
Quellenbenutzung, wie sie das klassische Alter- 
tum entwickelt hat, auf den Orient anwendet. 
Erzeugnisse solcher Kunst haben wir dort 
nicht. Alle „geschichtlichen“ Bücher sind 
in ihrer jetzigen Gestalt Sammelsurien, die 
durch wiederholtes Ausziehen von älteren 
Quellen und Hineintragen des jeweiligen 
Wissens des Abschreibers entstanden sind. 
Nicht ein Werk schreiben, war Absicht eines 
orientalischen Schreibers, sondern ein Buch 
über den betreffenden Gegenstand für seinen 
eigenen Gebrauch sich herzustellen. Es sind 
Auszüge in usum proprium, wie wir sie 
uns auch zusammenstellen, bei denen der 
Verfertiger vieles nur andeutet, und seine 
eignen Beobachtungen adlibitum dazu schreibt, 
ohne an einen Leser zu denken, dem er 
Aufschluss über die Natur der einzelnen 
Angaben und ihre dadurch bedingte Glaub- 
würdigkeit geben will. Von einer bestimmten 
Gestalt eines „Werkes“ kann man daher nur 


. 409 [No. 11.] ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [November 1900.) 410 


sprechen, wenn man die Urschrift des Ver- Fraglich kann es erscheinen, wie sich zu 
fassers hat. Schon die erste Abschrift | dem von mir angenommenen Quellenverhältnis 
nimmt den Charakter einer Umarbeitung an, ' Jason von Kyrene stellt. Nach dem Aus- 
indem der Urheber weglässt, was ihm gleich- | geführten ist es durchaus nicht ausgeschlossen, 
gültig ist, und hinzufügt, was er besser oder | dass sein Epitomator, der Verfasser von 2. M., 
ausführlicher zu wissen glaubt, und wenn | als er das fünfbändige Werk auszog, Be- 
man sich dieses Verfahren durch ein paar | merkungen de suo — d h. auch aus anderen 
Stufen hindurch fortgesetzt denkt, so wird ' Quellen — einschob, wie das bei den Königs- 
man ungefähr den Massstab haben, nach | büchern typisch ist. Gerade die Angaben 
welchem die uns vorliegenden Werke ver- | über das Schicksal Jasons könnten dahin zu 
messen werden müssen. rechnen sein. Auf jeden Fall hat dieser 
Sehr erwägenswert ist der Nachweis, dass aber, ebenso wie Jeder Schriftsteller des bib- 

2 Makk. 6,2 sich nur durch Benutzung der lischen Altertums die Möglichkeit gehabt, 
auch bei Josephus vorliegenden Urkunden- | andere Quellen einzusehen — wenn nicht zu 
jeder Zeit, so doch gelegentlich. Man darf 

doch nicht annehmen, dass diese Autoren, 


sammlung erklären lässt (S. 140). Dagegen 
ist mir das Verhältnis der Berichte über den 

die ihrem Gegenstande zweifellos ein regeres 
Interesse widmeten, immer nur eine einzige 


Tod von Antiochos III und IV (S. 140/41) 
Quelle, und dann obendrein die uns vor- 


noch nicht sicher. W. glaubt durch Bei- 

bringung der (auf Polybios zurückgehenden) | % 
liegende benutzten. Sie waren doch auch in 
ihrer Art Gelehrte, Fachleute. Das Bei- 


| 

| 
Erzählung von Antiochos Epiphanes’ Tod bei | 
Licinian das Verfahren des Epitomators klar- 

| spiel der ATlichen Schriften zeigt uns, dass 
Epiphanes habe sich „mit der Diana von | die älteren Schriften nicht durch die neueren 
| 
| 
! 


legen zu können. Dort heisst es, Antiochos 
Hierapolis vermählt*, um als Mitgift den | verdrängt wurden: Der Elohist hat trotz des 
Tempelschatz beanspruchen zu können. Dieser | Jahvisten weiter existiert, und ist sogar zur 
„originelle Coup“ könne aber nicht öfter von Glossierung des vereinigten Jahvisten und 
Epiphanes versucht worden sein, der Epito- Elohisten benutzt worden. Der Epitomator, 
mator habe also die Geschichte bei Jason | der Jason auszog, kannte auch andere 
(also nach Polybios suo loco) gelesen und | Quellen, eben die älteren, und selbst wenn 
sie an verkehrter Stelle angebracht (beim | er sie nicht zur Hand hatte, so hatte er doch 
Nanaeatempel in Elymais). Es ist aber durch- | irgend welches Wissen über den Gegenstand, 
aus nicht ausgeschlossen, dass Antiochos den | das aus ihnen geschöpft war, und das er 
„Coup“ mehrmals versucht hat. Man verkennt | einstreuen konnte, ja gelegentlich unwillkür- 
die Seleuciden sehr, wenn man sie, und be- | lich einflicken musste. 
sonders Antiochos IV, als Griechen ansieht. Es ist bedauerlich, dass W. nicht auf 
Sie sind syrische Könige, wenn auch hellen- | die Ausführungen von Büchler eingegangen 
istisch aufgeklärt und denken und handeln | ist (oder noch nicht eingehen konnte?). Dessen 
nach dem Milieu, das sie umgiebt. Wenn | Ergebnisse in der Quellenscheidung von 2.M 
Antiochos der Fleischgewordene Gott — Epi- | sind für die Bestimmung Jasons von ein- 
phanes — ist, und als solcher beispielsweise | schneidender Wichtigkeit und treffen im 
sich in Jerusalem verehren lässt, so ist er 
der Gatte aller Istars und muss sich folge- 
richtig mit diesen vermählen. Wenn das eine 
Form der Säcularisierung von Tempelgut 
war, so gehörte das Verfahren also zum 
System dieses hellenistischenChuenaten 
und wurde bei allen Tempeln der weiblichen | mehr — aber man darf doch jüdische Gelehr- 
Hauptgottheit angewendet. samkeit nicht allein nach diesem Journalisten 
Zutreffend erscheinen mir die Analogien |, beurteilen. Er benutzt 1. M, weil es ihm zur 
zwischen dem Menelaosprocess und der Ent- | Hand war, und weil es griechisch ge- 
scheidung der Sache Herodes’ durch Antonius | schrieben war, ebenso wie er den Septua- 
(S. 156); besonders die Empörung der Tyrier | gintatext zugrunde legt. Daraus folgt aber 
über das den Anklägern zugefügte Unrecht | noch nicht, dass nichts anderes über den 
ist geschickt herangezogen. Deshalb muss | Gegenstand existiert habe. W. führt freilich 
aber noch nicht alles übertragen zu sein — | (S. 145) das Zeugnis von 1.M dafür an, dass 
ebenso wenig wie bei rein mythologischer | keine andere Quelle existiert habe, die über 
Einkleidung einer Erzählung die Thatsache | dessen Angaben hinausgehendes mitgeteilt 
selbst ungeschichtlich zu sein braucht. habe: 9, 22 xaı ta negoca twv hoywy Tovda 


Princip das richtige — auf die Gefahr hin, 
dass dabei der ganze Jason dem Se’él ver- 
fallen sollte. 

Ich kanu mich daher nicht davon über- 
zeugen, dass man nichts gehabt habe, was 
über 1.M hinausging. Josephus giebt nicht 


411 [No. 11.] 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[November 1900.| 412 


xas tov rolsumv xai twv avdoayadımvy wy 
&rrosnos xaı TNG weryaloovyng avtwy ov xars- 
yoagy. nolla yay ùv opodee. So kann man 
diese Worte aber nur auffassen, wenn man 
eben die gangbare, aber falsche Meinung 
hat, dass 1. M eine Urquelle sei. Sehen wir 
sie als eine Bearbeitung einer Makkabäer- 
chronik an, so ist es klar, dass als Subjekt 
zu xætsyoap der Autor eben unseres 1.M 
zu denken ist, der auf grund der alten Chronik 
arbeitete. Dort stand mehr woher 
hätte er sonst von diesen andern .Thaten 
Judas wissen sollen? Das dürfte sich denn 
auch der einfachen Betrachtung als . das 
natürlichste ergeben, denn die Benutzung 
einer Quelle zur Herstellung einer neuen 
Darstellung bedeutet noch nicht ihren Unter- 
gang (auch gegen gangbare Vorstellungen). 

Es ist, wie gesagt, nicht unbedingt nötig, 
dass 2. M etwaige Nachträge direkt aus einer 
alten Quelle entnommen hätte, auch auf grund 
seines Wissens kann jeder Verfasser solche 
Mitteilungen geben. Ich glaube, wir haben 
ein Beispiel einer ganzen derartigen Erzählung 
in dem Berichte über den Makkabäeraufstand, 
den Josephus im bellum I 34ff. giebt (S 
148 ff.). Ganz richtig führt W. aus, dass die 
zahlreichen Irrtümer und Flüchtigkeiten, eine 
Benutzung von 1. M durch Josephus aus- 
schliessen, aber dass ein griechischer (Poly- 
bios) Bericht!) mit „höchstens unklaren 
Reminiszenzen an 1. M“ zugrunde läge, ist 
doch ausgeschlossen. Eine so ausführliche 
Schilderung hätte Polybios den zweifelhaften 
Heldenthaten des Banditen wohl doch nicht 
gewidmet. Und selbst wenn -- würde das 


1) W. sucht einen direkten Nachweis zu führen, 
der zwar wieder eine feine Beobachtung bietet, aber 
doch keine Beweiskraft besitzt. Justin 36, 1 spricht 
von der Zeit der Makkabäer als domesticis imperiis. 
Sein Bericht geht auf Timagenes (Polybios) zurück, 
der also von &mympıo: gesprochen hat. (Hier hat 
übrigens W. die Ausführungen von Wachsmut — 
Einl. S. 450 Anm. 3 — die er wörtlich benutzt, an- 
zuführen vergessen). (Gerade diesen Ausdruck ge- 
braucht Jos. bell. I 38 u. 48 von den Juden. und so 
„nennt doch ein Jude seine Stammesgenossen aus 
eigener Initiative gewiss nicht“. Wenn er griechisch 
schreibt und keine jüdische Quello als Vorlage hat, 
so wird er sich auch griechischer Ausdrücke be- 
dienen — man versuche das nur bei sich, indem man 
frei in einer fremden Sprache schreibt. Ich würde 
trotzdem der Beobachtung W.’s einiges Gewicht bei- 
legen, allein, mich macht die Wahrscheinlichkeit 
stutzig, dass es sich bei „dumesticis“ nicht um einen 
Ausdruck der Quelle handelt, sondern um ein Lieb- 
lingswort Trogus’ oder sogar Justins. Man beachte 
dazu Just. 4, 5 domestico praesidio von der Hündin, 
welche die Erlaubnis erhält, ihre Jungen an einem 
eingeräumten Plätzchen abzulegen, und dann mit 
Hilfe ihrer erwachsenen Brut den Herrn des 
Landes vertreibt. 


| 
| 


einen Irrtum bei den wichtigsten Angelegen- 
heiten!) — so gerade bei Judas Endkata- 
strophe — besser erklären? Josephus hat 
hier entweder eine Quelle benutzt, die ander- 
weitig aus der alten Überlieferung abgeleitet 
war, die also neben 1. M, aber als schlechter 
tritt, oder er hat diese Quelle selbst her- 
gestellt — aus dem Kopfe heraus, aufgrund 
seines Wissens. Würde denn bei einer 
Zweckschrift wie es doch das bellum schliess- 
lich ist, und zwar in der blossen Ein- 
leitung ein moderner Schriftsteller — man 
denke sich einen Journalisten! — nicht auch 
derartig verfahren? Josephus hatte eben bei 
der Abfassung des bellum keine Quelle zur 
Hand — später hat er dann denselben Gegen- 
stand an der Hand des 1. M neu in den 
Antiquitates geschildert. Vielleicht muss man 
dabei auch an die aramäische Urschrift des 
bellum denken. Josephus hatte zwar für die 
Antiquitates in 1. M eine griechische Vor- 
lage, aber für sein Erstlingswerk keine ara- 
mäische (zu seiner Verfügung!). Unbequem- 
lichkeit der Quellenbenutzung ist wol eine 
der besten Erklärungen für Versehen. 

Dass der Epitomator Jasons auch mancher- 
lei von sich aus zusetzte, oder dass es erst 
später in sein Werk eingeschoben wurde, 
scheint mir gerade aus W.’s Nachweis über 
4. M als Quelle der Eleazarepisode in 2. M 
zu folgen. Das ganze Stück ist hier deutlich 
Einschub, der sich nicht in der Vorlage ge- 
funden haben kann, denn es widerspricht 
völlig dem Tenor des vorhergehenden und 
folgenden. Zudem sagt der Epitomator, nach- 
dem er die Verfolgungen geschildert (6, 1—11) 
und daran seine Betrachtungen geknüpft 
hat: nun müssen wir zur Erzählung zurück 
(17). Diese setzt er dann aber mit Kap. 8 
fort und nicht mit der weitschweifigen Epi- 
sode. Diese ist also von ihm oder einem 
Späteren nachträglich eingeschoben worden. 
Wir haben eben keine Handschriften der 
Verfasser und was erst abgeschrieben 
wurde, verfiel auch dem Schicksal des Inter- 
polirtwerdens. 

Mit alledem will natürlich nichts gegen 
die prinzipielle Beurteilung Jasons oder des 
2. M gesagt sein. Was die historische Glaub- 
würdigkeit ihrer Masse anbetrifft, so sind 
wohl alle darüber einig. Dass aber auch 
Jason manche gute Nachricht hatte, weist W. 
selbst nach (S. 138), wenngleich er das mit 
Jasons Benutzung der griechischen Quellen 


') „Die geradezu grauenhafte Verwirrung hinsicht- 
lich der syrischen Könige in 47 ff. .. wäre ganz un- 
begreiflich. wenn (Josephus 1. M exzerpiert hätte).“ 
Aber doch nicht minder bei einer griechischen Quelle. 


413 (No. 11.] 


(Polybios) erklärt. Aber auch eine jüdische 
Chronik kann die richtige Mitteilung über die 
Ernennung des Knaben Antiochos Eupator 
zum Mitregenten (S. 138) gehabt haben, wie ihr 
die in 1. M gegebenen Nachrichten über die 
Seleuciden entstammen. Dass Jason dieselbe 
»Urkundensammlung“ wie Joseph benutzt 
habe, wird durch eine scharfsinnige Erklärung 
von 2. M 6, 2 erwiesen (S. 140). Das scheint 
mir aber noch mehr darzuthun, dass es sich 
dabei um kein Archiv, sondern um eine Schrift 
(s. oben) gehandelt hat. Hingewiesen sei in 
diesem Zusammenhange auch auf W.’s Ver- 
such die Heliodoros-Episode (2.M 3) zu er- 
klären (S. 152). Dabei wären aber Büchlers 
Ausführungen über die inneren Widersprüche 
in deren jetziger Gestaltung zu beachten 
(Tobiaden und Oniaden S. 343 ff.). 

Von Ansichten, die fiir die Beurteilung 
des historischen Wertes von 2. M in Betracht 
kommen, sei noch auf die von W. gebilligte 
(S. 136) Hypothese von Kosters verwiesen, 
wonach 2. M eine pharisäische Tendenz in 
der Hervorhebung Judas und Unterdrückung 
der Verdienste seines Vaters Mattathias und 
der übrigen Brüder befolge. Von Mattathias 
ist eigentlich nichts unterdrückt worden — 
auch 1.M weiss nichts von ihm zu erzählen, 
als dass er den Beschluss gefasst hätte vor- 
kommenden Falls auch am Sabbat zu kämpfen 
und als Räuber im Lande herumgezogen ist 
um den Vorhäuten der Babies Vernichtung 
zu bringen. Wenn ich selbst 1. M auszu- 
ziehen hätte, würde ich auch nicht viel 
mehr von ihm melden, als dass er der Vater 
Judas’ war. Der Hauptbestand von Kap. 2 
scheint mir Eigentum des Verfassers von 1. M 
zu sein — also Zuthat gegenüber dem alten 
Chronikbestande !). 

Damit glaube ich das hervorgehoben zu 
haben was für historische Zwecke von den 
behandelten Fragen noch Bedeutung haben 
kann. Auch dieses hat zum grossen Teil mehr 
litterarhistorisches als wirklich geschichtliches 
Interesse. Das gilt naturgemäss in um so 
höherem Grade, je mehr es sich um die 
Feststellung der Abhängigkeitsverhältnisse 
bei historisch überhaupt wertlosen Werken 
handelt. Während ich bei 2. M einen ab- 
weichenden Standpunkt einnehmen muss, 
konnte ich W. in seiner Verdammung der 
„Urkunden“ um so mehr zustimmen und diese 
beiden Punkte sind es schliesslich, um die 


1) Hier wie an der andern Stelle. wo auf Matta- 
thias Bezug genommen wird (13. 28) macht sich die 
mythologische Anspielung geltend, auf die Gesch. 
Isr. II. S. 277 hingewiesen ist. Die Schilderung des 
Grabmals ist übrigens von 1.M total missverstanden. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[November 1900.] 414 


es sich in erster Linie hier handelt. Trotz 
alles Widerspruches hebe ich zum Schlusse 
nochmals ausdriicklich hervor, dass dieses 
auf einen verschiedenen Standpunkt in einer 
Prinzipienfrage zurückgeht. W.’s Ausfüh- 
rungen haben trotzdem das Verdienst die 
behandelten Fragen wesentlich aufgeklärt zu 
haben, und das ist bei der Beschaffenheit 
dieses Stoffes nichts geringes. Ich selbst 
verdanke ihm mannigfache Klärung meiner 
Ansichten, durch Belehrung oder durch 
Widerspruch gewonnen. Bei solchem Material 
muss man ja vor der Hand zu verschiedenen 
Meinungen kommen, und Willrich selbst ist 
sich darüber klar, dass er zum Teil Dinge 
behandelt, bei denen „sicheres nicht zu ge- 
winnen ist“ (S. 176). 


Berlin, Anfang September 1900. 


Wilhelm Bacher, Ein hebräisch-persisches 
Wörterbuch aus dem XIV. Jahrhundert. 
Budapest 1900. Bespr. von F. Perles. 

Nachdem uns Bacher in den letzten Jahren 
schon mit verschiedenen wertvollen Studien 
zur jüdisch-persischen Litteratur beschenkt 
hat, macht er uns in der vorliegenden Arbeit 
mit einem besonders interessanten und wich- 
tigen Werke dieses fast verschollenen Schrift- 
tums bekannt. Das Wörterbuch des Salomo 
ben Samuel aus Gurgäng beansprucht nach 
verschiedenen Seiten hin hohes Interesse: 
einerseits ist es ein kulturhistorisches Denk- 
mal für den wissenschaftlichen Sinn mittel- 
asiatischer Juden, von deren geistigem Leben 
bisher keine Kunde auf unsere Zeit gekommen 
war, sodann ist es von hohem Werte für die 
neupersische Wortforschung') und endlich 
ist es auch als Quellenwerk für die hebräische 
und aramäische Lexikographie von hoher Be- 
deutung, denn es erstreckt sich über Bibel, 
Targum, Talmud und Midrasch und bietet 
uns ausser wichtigen Varianten eine beträcht- 
liche Anzahl bisher unbekannter Vokabeln. 

Nach den nötigen bibliographischen An- 
gaben über die Mss. des Werkes spricht 
Bacher über die Verhältnisse der Juden in 
der Provinz Chwärism, in deren Hauptstadt 
Gurgäng unser Wörterbuch im Jahre 1339 
vollendet wurde. Diese Stadt war schon 
damals wie heute Mittelpunkt des Handels 
zwischen den Ländern Vorder- und Mittel- 
asiens, was auch dem Verfasser des Wörter- 
buches zu gute kam, indem derselbe eine 


1) Der Verfasser. dessen Gelehrsamkeit auch auf 
diesem Gebiete hinlänglich bekannt ist, verspricht 
dieser Seite des Wörterbuches noch eine besondere 
Untersuchung zu widmen. 


415 [No. 11, 


grosse Vertrautheit mit allen Realien zeigt 
und uns dadurch fiir viele andere Mängel 
seines Werkes entschädigt. Auch seine viel- 
seitigen Sprachkenntnisse sind durch die Lage 
seiner Heimat und wohl auch durch seine 
Reisen ins Land der Uigären und Chatäien 
bedingt: neben seiner Muttersprache kennt er 
das Türkische, Arabische und auch etwas 
vom Griechischen und von den romanischen 
Sprachen’). Zu den Eigentümlichkeiten seiner 
Sprache gehört, dass er häufig ein hebräisches 
bezw. aramäisches Substantiv mit einem per- 
sischen Verbum verbindet, wovon Bacher 
p. 20—22 viele Beispiele anführt?2). Die 
Erklärung der biblischen bezw. rabbinischen 
Wörter (u. zw. ohne Scheidung des Hebräi- 
schen und Aramäischen) erfolgt in persischer 
oder arabischer, vielfach auch in hebräischer 
Sprache. Die von Salomo ben Samuel ver- 
arbeitete Litteratur ist sehr umfangreich: 
Bibel, Targum, Mischna, die beiden Talmude, 
Abot di R. Nathan, verschiedene Midraschim, 
Bar Sira?), Halachot Gedolot, eine „Chronik 
des zweiten Tempels“ (nach Bacher ein Aus- 
zug aus dem hebr. Josippon), ein „Buch der 
Geheimnisse* und endlich das Buch Asaph 
(eine auch von Kimchi zitierte medizinische 
Schriftvgl. Löw Araın. Pflanzennamen p 24f.). 

Ausser diesen ausdrücklich genannten 
Quellen hat S. b. S. auch noch andere 
Schriften lexikalisch verwertet. Denn sein 
Werk enthält 1080 Artikel, die sich bisher 
in keinem Wörterbuche fanden und die von 
Bacher in alphabetischer Ordnung und fort- 
laufender Zählung mit der ihnen beigegebenen 
persischen Uebersetzung mitgeteilt werden). 
Manche dieser Vokabeln erweisen sich aller- 
dings bei näherer Betrachtung nur als Vari- 
anten oder korrumpierte Lesarten schon be- 
kannter Wörter. Der grösste Teil hingegen 
ist in der uns erhaltenen Litteratur nicht be- 
legt und bildet eine wesentliche Bereicherung 
des hebräisch-rabbinischen Wörterbuchs. 


') Das S. 30 erwähnte EADS (für Sy mÐ on 
NO) ist vielleicht irgend eine Ableitung von ölgıra, 


wenngleich ich eine Ähnliche Bildung in keiner roma- 
nischen Sprache nachweisen kann. 

*) Bacher verweist mit Recht auf die analoge Er- 
scheinung im jüdisch-deutschen. Vgl. auch Grün- 
baum, Neue Beiträge zur semitischen Sagenkunde, 
11—12. 

3) Bacher (p. 39 Anm. 4; zweifelt indess mit 
Recht, ob damit der apokryphe hebräische Sirach 
gemeint ist. 

*) Da das Persische hier wie in den Mss. des 
Werkes in hebräischer Transskription erscheiut und 
dadurch auch für viele der Sprache Kundige das 
Verständnie erschwert ist, hat Bacher in den meisten 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


en fa i a LL LL LT in i e e e E ne en rn hE, 


Fällen die lateinische Uebersetzung des betr. Wortes | 


(uach Vullers) in der Fussuote beigegeben. 


[November 1900.| 416 


Woher hat nun S. b. S. diese Worter ent- 
nommen? Bacher lässt diese Frage unbe- 
antwortet, aber schon die Thatsache, dass 
unter diesen MYY) AYO so auffallend viel 
persische und arabische Wörter vorkommen, 
legt den Gedanken nahe, dass ausser den 
Halachot Gedolot auch noch andere Werke 
der gaonäischen Epoche benützt sind. Da 
diese Werke, wie bekannt, mit arabischen 
und persischen Wörtern durchsetzt sind, so 
würde eine solche Vermutung schon in sich 
genug Wahrscheinlichkeit tragen, doch lassen 
sich auch direkte Beweise dafür bringen, denn 
einige der dort mitgeteilten Wörter finden 
sich wirklich in den von Harkavy heraus- 
gegebenen Responsen der Gaonim (Berlin 
1837): so NPND? „Urkunde“ !), xm „Henna“ 
(bei Harkavy p. 275 377 ann und schon 
Halachot Gedolot ed. Hild. 70 unten), 2525 
von S. b. S. erklärt durch xan Syy WAN Awa} 
N22) (bei Harkavy p. 209 mam mvp mann 
po Opiyw CIE owasbw 3 DY ANIDIY 
INTIIIN NWP). Auch manche orthographi- 
schen Eigentümlichkeiten, die die Werke der 
Gaonim kennzeichnen, kehren in unserm 
Wörterbuch wieder, so die Setzung des & 
als Dehnungszeichen?) und die Erweichung 
des M zu N). 

Allerdings kann die gaonäische Litteratur 
nur für einen Teil der anderwärts nicht be- 
legten Wörter als Quelle dienen. Denn die 
grosse Zahl der gut hebräisch klingenden 
Vocabeln, wie nicht minder die vielen grie- 
chischen Fremdwörter deuten auf palästinen- 
sischen Ursprung und teilweise damit auch 
auf höheres Alter hin. Zweifellos hat S. b. S. 


den Wortschatz uns nicht mehr erhaltener 


1) Bacher hält dieses Wort für unbekannt und 
erklärt es für eins mit IH zurraxıov, trotzdem mein 
Vater (Monatsschrift f Gesch. u. Wiss. des Judent. 
37, 362—363) verschiedene Belegstellen für das Wort 
aus der gaonäischen Litteratur anführt und es ganz 


richtig als das persische öl erklärt (Vullers I 


1506—1507: litterae acceptum testantes, testimonium, 
littorae testes). Weitere Belegstellen bei Löw zu 
Krauss Il 442. 

?) Das offenbar persische Wort a2, das auch 
Bacher unerklärt lässt, kann ich nirgends nachweisen. 


Vielleicht ist No zu lesen: (6 D ventriculi cordis 


(Vullers I 171b), was freilich zu der hebr. Erklärung 
des Wortos nicht stimmt. [Zur Sache Löw bei 
Kraus II 235). 

3) Zahlreiche Beispiele bei Bacher in der hebr. 
Abteilung p. 42—43. In den Hal. Ged. und den 
gaonäischen Responsen ist diese Schreibung etwas 
ganz gewöhnliches, ebenso im Mandäischen. 

t) Eines der von Bacher (Hebr. Abt. p. 39) an- 
geführten Beispiele, 197) „sein Stiefsohn“ für yyaım. 
findet sich auch in einem Ms. der gnonäischen Re- 
sponsen (s, Harkavy p. 53 Anm. 4). Vgl. Nöldeke, 
Mandäische Grammatik DI f. 


417 (No. 11] 


Midraschim verwertet. Ob er dieselben jedoch 
selbst vor sich gehabt oder sein Material 
älteren lexikalischen Vorarbeiten entnommen | 
hat, lässt sich nicht entscheiden‘). Jeden- 
falls bringt er viele Artikel, die im Aruch 
fehlen. Bacher weist nach, dass ihm ausser 
Saadia und Raschi, deren Werke er aus- 
drücklich zitiert, das Wörterbuch Abulwalid’s, 
die Mischna-Kommentare Häj Gaon’s und 
Maimünis und auch der Aruch vorgelegen 
haben. 

Im folgenden Kapitel charakterisiert Bacher 
das ganze Wörterbuch nach Zweck, Anlage 
und Stil und legt auch den sprachwissen- 
schaftlichen Standpunkt des Verfassers dar. 
Sodann giebt er verschiedene Proben aus 
dem Werke in deutscher Uebersetzung und 
stellt die interessantesten darin enthaltenen 
sprachvergleichenden Bemerkungen systema- 
tisch zusammen ?). Endlich macht er sich 
an die Deutung der im hebr. Teil mitgeteil- 
ten „unbekannten Wörter“ und erklärt mit 
gliicklichem Blick viele derselben teils als 
blosse Varianten, teils nach ihrem Ursprung 
oder ihrer Verwandtschaft im Syrischen, 
Griechischen, Persischen, Arabischen, Hebräi- 
schen, Aramäischen. Einige Hundert davon 
lässt er unerklärt und legt dieselben der 
semitischen Wortforschung zu weiterer Unter- 
suchung vor. Für einen Teil derselben suche 
ich in den folgenden Bemerkungen die Er- 
klärung zu geben?). 

(42) NN ON „Rost“ wird von Bacher 
mit syr. Haj} Toto (argentum leprosum h. e. 
plumbum) verglichen, was aber weder zur 
angegebenen Bedeutung noch zur Wortform 
von NN passt und wobei auch das Wört- 
chen W unerklärt bliebe. Es ist kein Zweifel, 
dass die beiden Worte zusammenzulesen sind: 
INNON = faosor, toiv „Rost“ (s. Du Cange 
s. V.). 

(43) DN „Nadel“ natürlich = arab. SDI 
(von Bacher wohl nur aus Versehen unter 
den arabischen Wörtern nicht aufgeführt). 

(48) DINVN erklärt durch Sow „der 
schändliches thut“. Da ein Ms. dafür NiO3IN IN 
bietet (hebräisch durch AY VIN „Grausamkeit“ 

'; Vgl. Bacher p. 57. 

*) Die p. 72 erwähnte Erklärung von Num. 12,1 
ops (nach ue) als „schön“ hat S. b. S. wohl aus 
der agadischen Ueberlieferung. denn schon das Tar- 
gum ASY spiegelt eine solche volksetymologische 
Erklärung wieder, s. die Bemerkung meines Vaters 
ZDMG XX 447. 

*) Die in Klammern beigegebene Zahl bezeichnet 
die fortlaufende Nummer in Bacher'’s Verzeichnis 
(Hebr. Abt. p. 44—76). Statt des persischen Wortes 
gebe ich in der Regel die deutsche Uebersetzung. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG 


. [November 1900.] 418 


glossiert), so ist vielleicht DWINNN, NOIANN 
zu lesen = av dévens, avtevtia. Beide Wörter 
kommen in dieser Form in den Midraschim 
vor!), allerdings nur in der Bedeutung 
„mächtig“ bezw. „Macht“. Wenn man aber 
den Bedeutungswechsel von tveevves und 
deonorns beim Uebergang in andere Sprachen 
erwägt, kann man nicht die Vermutung von 
der Hand weisen, dass sich mit avdévtns bei 
den Juden der Begriff | „willkürlich“ daher 
„gewaltthätig“ „grausam“ verband. 


(76) ppovöx?) ist wohl korrumpiert aus 


NOVIN Pleat ,ein siisser Wein, den man 
dadurch gewann, dass man die Trauben an 
der Sonne dörrte* (Krauss, Lehnwörter II 
54, wo auch die verschiedenen Laa. des 
Wortes). Von der persischen Erklärung des 
Wortes ist auch Bacher nur das erste Wort 


s” (=„Wein“) klar. 

(255) 28 „Spinne“ gehört jedenfalls zu 
xD 8) in 89312 Su WIN „Spinngewebe“ (San- 
hedrin 99° Sukka 52°), syr. wa, „Spinne“. 


Vielleicht ist ND) zu lesen, was lautlich in 
der Mitte zwischen der talmudischen und 
syrischen Form des Wortes stände. 


(293) oma (wenn das O richtig ist) 4) 
„würdig machen und würdig sein“ vielleicht 
ysoaıoc? 

(355) PN „Schiff“ ist gewiss doouwr, 
das auch ins Syr ische und Arabische gedrun- 
gen ist und auch bei R. Samuel b. Meir 
(Num 24,24 für `s) vorkommt°), Entweder 
ist direkt ON" zu lesen, oder 3 steht hier 
wie öfters für n. | 
(373) I (so cod. A! für NIDN) „ein 
Wintergewand“ kommt schon Mischna Joma 
II, 7 vor: On eigentlich „indische Ge- 
winder“ 

(384) jean" KP stellt Bacher mit Recht 


zu syr. Yan „Versammlung“ (von pers. 
N). Es ist ihm jedoch entgangen, dass 


das Wort längst in den Halachot Ged. (ed. Hild. 
475) nachgewiesen und nach Ursprung wie 
Bedeutung richtig erklärt wurde. Dort steht 
INOVUAIMNMAOWT NDS (Varr. ON“, PAL), 
wofür mein Vater®) panna.. Nd liest. Diese 


') Levy Nh. Wb. I 49b. 

*) Das Zeichen ° nach dem Worte, womit Bacher 
sonst auf die Worterklärungen im VIII. Abschnitt 
verweist, ist wohl nur ein Druckfehler, da das Wort 
dort nirgends vorkommt. 

») So die richtige La. des Aruch uud der Mün- 
chener Handschrift für wa (Levy II 287v). 

+) Da das Wort zwischen MY und INA) 
steht, will Bacher dafür pr} lesen. 

5) Siehe J. Perles Monatsschr. f. Gesch. u. Wiss, 
d. Jud. 37,10. 

6) ibid. 37,361. 


419 |No. 11] 


Emendation findet eine überraschende Be- 
stätigung durch unser Wörterbuch, das zweifel- 
los diese Stelle meint Die Abkürzung 5, 
womit hier die Quelle zitiert ist, bezeichnet 
oft die Halachot Gedolot, s. Bacher p. 37 

(407) ‘at (cod. A! YX) „Gewand“ vielleicht 
sagum, im byzantinischen sayy, ovysy, oaytov, 
Allerdings ware die Wiedergabe von o durch 
T etwas ganz ungewöhnliches, zumal DUO 
(= oayos) anderweitig vorkommt. 

(439) own „dicke Lippe“ ist der Form 
nach ein Adjektiv und gehört jedenfalls zu 
crim „Nase“. Vielleicht ist es = „La! „lang- 
nasig“ und S. b. S. hat die Bedeutung un- 
genau angegeben oder nur geraten. 

(441) ur „taub“ ist wohleineneuhebräische 
Bildung von wir „Sinn“ also „mit feinen 
Sinnen begabt“. Für einen solchen Euphe- 
mismus finden wir eine Analogie in W735 30 
„blind“ (eig. „der viel Licht hat“). Möglicher- 
weise verdankt indess das Wort seine Be- 
deutung einer agadisclien Stelle'), wonach 
own der Sohn Dan’s (Gen. 46,23) schwer- 
hörig war. 

(444) som?) „Henna“ auch im Mandäi- 
schen (Nöldeke Gram. XXXIII) 8373). 

(455) nown „eine Art Kuchen* kommt 
schon in der Mischna vor (Levy II 70°). 

(462) 0m „Talisman“ gehört zu dem in 
den Targumim vorkommenden merkwürdigen 
woo) (Uebersetzung von Dyan), das 
freilich noch selber der Erklärung bedarf. 

(488) xonai „halbgesottenes Ei“ kommt 
schon in der Mischna vor (Levy II 193»). 
Es ist rgounty eig. „zitterndes Ei“, vgl. die 
schlagenden Stellen aus Galen VI 769. 706 
bei J. Löw zu Krauss II 270V. 

(513) spne'= ail, s. oben col. 416. 

(522) NPT „eine Mäuscart“ (als Quelle 
wird in einem cod. der Talmud angegeben). 
Im Targum ist xP’%PV ein unreiner Vogel, 
so dass S. b. S. entweder sich geirrt hat 
oder *y für M23Y zu lesen ist 

(560) 2525, s. oben col. 416. 

(633) yspr , Nagelschere* entspricht genau 


dem gleichbedeutenden arab. Yass. Das Wort 


ist jedenfalls auch einem Werke der gaonäi- 
schen Epoche entnommen. (Der Gaon Häi, 
von Aruch s. v. "203; angeführt. erklärt 


letzteres Wort auch durch Vase.) 


(716) pao „Rebe“ vielleicht zu lesen 
') Sota 134. S. Grünbaum, Neue Beiträge zur 
sem. Sagenk. 242 Anm. 1. 
*) S. oben col. 416. 
») S. Löw. Aram. Pilanzennamen p. 212. 
D) Levy TWh. 1 270a., 


| 
| 
! 
| 


nn m M IM mamasa a a nn SSNS — o i m e a a a en a a BR nn A nn — -Ml MM = 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [November 1900.| 420 


BD orayvlıor. Die Wiedergabe von or durch 
D findet sich auch sonst öfters, z. B. NYMONX 
orange und regelmässig vor ^. 

(725) WODO „Pferdedecke* zweifellos 
korrumpiert aus jt rarıns, nros. Das Wort 
kommt in der Mischna (Kelim 23,2) und im 
Sifra (ymsa III 76°) in der Verbindung it’ou 
DID dw (Var. poau, war) vor!). S. b. S. 
führt unser Wort ausserdem noch in zwei 
anderen korrumpierten Formen?): RIV und 
joa an 3). 

(734) Pepo „Hundekot“ gehört zu oxaroy 
merda. Eine entsprechende Form oxarıxor 
ist allerdings nicht nachzuweisen. 

(857) py „Hälfte“ vielleicht umgestellt 
oder verschrieben aus 53) = wid. Oder 
sollte es ein aramäischer Plural (= 2) 
sein, also eig. „Teile“? Dann wäre die Er- 
klärung durch xa wohl nur aus dem Zu- 
sammenhang geraten. 

(884) pron „Pfirsich“ ist Nebenform von 
PPO WSK, PPO und entspricht in seiner 
Schreibung dem arab. Kw. 

(924) GMA AP und (962) 5w Mp 
ome „Leim“ ist gewiss identisch mit Mp 
om Sy) Mischna Pesachim III 1. Das 
m ist beidemal nur aus 7 verschrieben, also 
mop genau = x0dda syr. Bao. 

(930) NDP „Spiel“ kann nur xX0»doos 
tesserae sein, das bereits Fleischer zu Levy 
Nh. Wb. I 281° in ‘90pt erkaunt hat’). 

(948) mrorup „Hausgeräte“ ist xryuare 
mit etwas spezialisierter Bedeutung. 

(959) NADP „Knoten“ ,Gelenk**) (aus 

') Krauss Il 2698, der übrigens die Sifra-Stelle 
irrig p. 77¢ zitiert, halt gosn für die ursprüngliche 
La. Dagegen spricht jedoch, dass sonst auch bei 
den parallelen Ausdrücken on) Sy way und AIIN 
npN3 srr das Suffix stehen müsste. 

2) Hebr. Abt. p. 39 No. 104 und 109. 

*;, Ueber die auffallende Erscheinung. dass ein 
Wort bei 8. b. N häufig in verschiedenen Formen 
als besonderer Artikel erscheint, vgl. Bacher p. 56—57. 

') Vgl Krauss II 507a mit den Bemerkungen 
von Löw. 

6) Die Vorsetzung des D ist nach den vulgär- 
griechischen Lautgesetzen ganz regelmässig. Vgl. 
meine Bemerkungen Byzant. Zeitschr. VIII 545. Zu 
den dort angegebenen Beispielen ist noch hinzuzu- 
fügen NINIDON xepaia, und vielleicht (wenn Kohut’s 
Erklärung richtig) MOP EO géxdn, opéxhn. 

6) Die persische Uebersetzung des Wortes, die 
sh du 
Kon bedeutet wohl ,Knotenstelle* „Oberteil des 
Gelenkes“, s. Vullers 1 266a s. v. Oddy 10)— 11) und 
l 406a s. v. ser 2). — Die Verbindung Son 
findet sich übrigens auch als Schlagwort in unserer 
Liste (140) und ist dort Jedenfalls einem gaonäisclhen 


Bacher nicht zu erklären weiss, 


421 [No. 11.] 


Chullin zitiert) ist verschrieben aus ME 
Chullin 51b in der Bedeutung „Knoten, 
(eines Stockes, eines Gewebes). Die Be- 
deutung „Gelenk“ liegt Daniel 5,6 in ’nc pP) 
nen SIF vor. 

(976) ponp „Ohrring“ ist wohl verlesen 
aus POOP xóowov „Schmuck“, das im Midrasch 
als ponp vorkommt (Levy IV 258°). Zur 
Schreibung des Wortes mit D vgl. NPD 
neben NPD xoouıxov (ibid 258) und syr. 
„„aasao. Allerdings wird das Wort von 


S. b. S. aus dem Talmud (oder den Halachot 
Gedolot) zitiert, wo es sich nicht findet. 


(978) mow Dop kann nur Mow poop 
(Kelim XVI, 7. XVIII 2) meinen. Doch 


stimmt die dort vorliegende Bedeutung „ge- 
wölbter Deckel“ allerdings nicht zu der per- 


sischen Uebersetzung ‚Lu sS aiso] dao ol 
Asb dS (signum ferreum, quod in media 


mensura est? So Bacher). 

(1020) xornp „Hölle“ soll nach Bacher 
xtiopæ sein, was aber weder begrifflich noch 
lautlich stimmt. Ich vermute xæ Jıopa „Sitz“, 
das im Zusammenhang jedenfalls eher die 
Bedeutung „Hölle“ annehmen kann, etwa 
Oyun dw Norn. 

(1066) DIPY „Nagelschere* ist gewiss 
korrumpiert aus 2 pw. Der Gaon Haj 
(angeführt vom Aruch s. v. oN) bemerkt 
ausdrücklich, dass die Nagelschere aramäisch 
waw pv’ heisse. Trotzdem diese Bezeich- 
nung sonst nirgends belegt ist, kann an der 
Richtigkeit seiner Angabe dennoch kein 
Zweifel sein. Denn 2pv in Verbindung mit 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


™5 wird öfters!) vom Schneiden der Nägel | 


gebraucht. |Ebenso Löw brieflich]. 

(1080) won „Aufruhr“ „Lärm“ ist viel- 
leicht aus NINN = Jogvßn (Nebenform von 
$oovßos) verschrieben. In der Form D137 
findet sich Jogvfoc auch im jer. Talmud 
(Levy IV 666b). 

Aus den?) weiterhin mitgeteilten Varian- 
ten zum rabbinischen Wörterbuch möchte ich 
nur eine besonders interessante hervorheben: 
yon für mbv (Targum von Y5y3 I Kön. 2,6). 
Dieselbe Umstellung der Liquidae im gleichen 


Werk entnominen. Dort hat os allerdings eine andere 
Bedeutung (wahrscheinlich flan indess ist 
die daselbst gebotene Erklärung 30 N 
selbst unklar. oor 

1) bMoed K. 18a. bNidda 17a. Der Ausdruck 
entspricht genau dem hebr. DYAAy Yun). 

*) Hebr. Abt. 37—43. Die La. IND (für pNP 
Sanh. 74b) ist vielleicht aucli gaonäischen Quellen 
entnommen: R. Achai (Scheeltot § 42) Halachot Ge- 
dolot (ed. Hild. p. 575) und Harkavy, Responsen 144. 
366 lesen dafür *PRIP- 


[November 1900.] 422 


Worte findet sich im Armenischen: taradan 
(aus tadeguoy) '). 

Mit gewohnter Griindlichkeit behandelt 
sodann Bacher im Abschnitt IX--XII die 
(ziemlich bescheidenen) grammatischen Kennt- 
nisse S. b. S.’s?), teilt die in seinem Werke 
enthaltenen Varianten zum Bibeltext und zum 
Targumtext mit, von denen jedoch nur die 
letzteren kritisch verwertbares Material bieten, 
und giebt in deutscher Uebersetzung Proben 
aus dem Wörterbuch, „die, wenn auch nur 
als exegetische Curiosa und zur Charakteristik 
des Bibelverständnisses S. b. S.’s und seines 
Kreises, Beachtung verdienen“. 

Zum Schlusse sei noch auf die reichhal- 
tigen Proben aus dem Original hingewiesen, 
die in sehr instruktiver Ordnung mitgeteilt 
werden und dem Kundigen ein selbständiges 
Urteil über die hebräischen und persischen 
Erklärungen S. b. S’s zum biblischen und 
rabbinischen Wörterbuch ermöglichen. Wenn- 
gleich das Werk nach dieser Richtung hin 
lediglich historischen Wert hat und nur in 
der Erklärung der Realien neues bietet, ver- 
diente es doch aus verschiedenen Gründen 
eine vollständige Ausgabe und würde damit 
der Wissenschaft jedenfalls mehr gedient sein 
als mit manchen Publikationen, die z. B. der 
Verein Mekize Nirdamim seit Jahren bietet. 


Königsberg i. Pr. 


Catalogue of the Hebrew and Samaritan Manu- 
scripts in the British Museum by G. Margoliouth, 
M. A. Part I. Printed by order of the Trustees. 
London: sold at the Brit. Mus. ete 1899, gr. 4°. 
4 unpag. BL., 283 S. (zu 2 Coll.), 9 Bl. photolitlı. 
Facsimiles. Bespr. v. Moritz Steinschneider. 

Das für sein Fach wichtige Buch scheint 
erst im August 1900 ausgegeben, obwohl die 
kurzen Vorbemerkungen des „Keeper“ R. 
K. Douglas und des Verf.’s Okt. 1899 datiert 
sind; wenigstens ist mir im August ein 
Exemplar vom Museum direkt zugegangen. 
Der nach Fächern geordnete Katalog ist auf 
IlI Bände berechnet, deren II in einer 
Einleitung das betreffende Allgemeine ent- 
halten, also auch über die Geschichte der 
Sammlung und deren Beschreibung Bericht 
erstatten soll. Wenn es nicht die Aufgabe 
der gegenwärtigen Anzeige, noch eine son- 
stige Absicht des Referenten ist, dem Kata- 
logisten in dieser Beziehung vorzugreifen: 
so ist es doch zur rechten Würdigung der 

1) ZDMG XLVII 32, vgl. auch Byzant. Zeitschr. 
JI 583. VIII 544. 

) pin als Umschreibung des Wortes wg" (p. 


96) ist sicher die Uebersetzung von Od, 


423 [No. 111] 


Leistung fast notwendig, jedenfalls nicht 
unangemessen, hie und da auf jenes noch 
offene Gebiet hinüberzustreifen, ohne uns 
darin zu verlieren. Unsere Schilderung des 
Buches wird den Weg von aussen nach innen 
nehmen. 

Der vorliegende Katalog, wie fast alle 
die zahlreichen Verzeichnisse von Druck- 
werken und Handschriften derselben Biblio- 
thek sind nicht bloss korrekt und gut, sondern 
glänzend ausgestattet. Dies Nationalinstitut 
der Engländer ist ja nicht bloss fundiert wie 
kein anderes, sondern darf in jedem Einzel- 
falle von Bedeutung auf besondere Zuwen- 
dungen rechnen; das „Krämervolk“, wie 
man eich in gewissen Kreisen ausdrückt, 
lässt seine Anstalten für Wissenschaft und 
Kunst nicht hinter dem Aufwand für seine 
Flotte zuriickstehen. Die Anerkennung und 
Opferfahigkeit ist aber auch nicht ohne 
Schattenseite, denn die englischen Kataloge, 
insbesondere die der Orientalischen Lit- 
teratur, finden wohl ihre Verwertung meist 
in solchen Kreisen, in denen der Ladenpreis 
über die Erwerbung entscheidet, also der 
Luxus der Ausstattung dem Vorteil des 
ungestörten Gebrauches Eintrag thut Ich 
nehme keinen Anstand, diese Bemerkung 
durch einen hier sehr nahe liegenden Fall 
zu exemplifizieren. Während der anerkannt 
musterhafte Katalog der hebräischen Drucke 
des Br. Mus. von Josef Zedner (1867, 891 
S. 8°) den damaligen Bestand, unter And. 
die berühmte Sammlung Michael einschlies- 
send, jeder billigen Anforderung entsprechend, 
25 N. kostete (Hebr. Bibliogr IX, 41), ist 
die Ergänzung durch van Stralen (Catal. of 
Hebr. books in the Br. Mus. acquired during 
the years 1868 - 92. 4. London 1894, 582 S.) 
durch blosse Ausserlichkeiten so ange- 
schwollen, dass sie 30 M. kostet, ein Preis, 
der nicht bloss die grosse Mehrzahl von 
Privaten, sondern auch Bibliotheken zweiten 
und niedrigeren Ranges vom Ankauf eines 
solchen Nebenwerkes zurückhalten muss. 
Auch den dreibändigen Handschriftenkatalog 
werden nur äusserst wenige Private und nur 
gut gestellte Bibliotheken anschaffen können; 
Kataloge sind aber für den Fachmann Nach- 
schlagebücher, mit deren Inhalt man nicht das 
Gedächtnis belasten kann, deren Angaben 
man genau zitieren muss. Ich glaubte, die 
Gelegenheit benutzen zu sollen, um einen 
für die Förderung der Wissenschaft wichti- 
sen Gegenstand zur Sprache zu bringen, 
welcher bei der Anerkennung glänzender 
Ausstattungen inbetracht zu ziehen wäre. 


Kommen wir nun zur Form oder Me- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [November 1900.| 424 


nn nn a 


thode des Katalogs, so dürfen wir hier die 
Liberalität der Behandlung riickhaltlos an- 
erkennen, welche den verschiedenartigen 
Benutzern und verschiedenen Zwecken ge- 
recht zu werden sucht. Genaue äussere 
Beschreibung der Handschriften, insbe- 
sondere der Bibeltexte, worauf wir noch 
zurückkommen, Verfasser, bei einer 
grösseren Zahl von defekten HSS. oder 
Fragmenten problematisch, worauf wir in- 
bezug auf Karäer zurückkommen, Titel, In- 
halt und Einteilung der Werke, Vaterland, 
Abfassungszeit (schon bei der Reihenfolge 
berücksichtigt, wie die Zeit der Abschriften). 
Beischriften, namentlich der Besitzer und 
was damit zusammenhängt, in dem mittel- 
alterlichen hebräischen Schriftentum von 
allerlei Interesse; alles dies ist vorwiegend 
richtig angegeben uud häufig von litterari- 
schen Zitaten begleitet. Der Katalog gehört 
also zu der Gattung, welche man früher als 
„Catalogue raisonné“ bezeichnete. In deut- 
scher Sprache und Manier hätte sich aller- 
dings Einiges kürzer fassen lassen. Dass 
Manches zugleich in hebräischem Texte und 
in englischer Übertragung oder kürzerer 
Fassung gegeben ist, wird Manchem sehr 
willkommen sein: diese Wiederholung hat 
das Buch jedenfalls nicht bedeutend ange- 
schwellt. 


Die hebräische Litteratur des Mittelalters 
bietet im allgemeinen für einzelne Diszi- 
plinen eine sehr geringe Zahl von Vertretern, 
so dass bei einer encyklopädischen Ein- 
teilung sich verschiedene Fächer zweck- 
mässıg zusammenfassen lassen. Uuser Ka- 
talog bietet im I. Bd. eigentlich nur 2 Fächer: 
Bibeltext (in hebr. Sprache oder in Über- 
setzung ohne Kommentar) und Bibelaus- 
legung, letztere in 2 Unterabteilungen: 
rabbanitische und karaitische Kommentare; 
der Il. wird gewissermassen die alte Tra- 
dition in Gesetz und Homiletik (Talınud, 
Midrasch) und die Liturgie, der III. alle 
übrigen Fächer enthalten, welche also ver- 
hältnismässig gering vertreten sind. Als 
Anhang des I. Bandes wird ein neues Frag- 
ment des seit einiger Zeit von Hebraisten 
und Theologen viel besprochenen hebräischen 
Jesus Sirach gegeben, welcher das alte 
Original vertreten soll. Wenn man auch 
Anstand nimmt, dieses Hebräisch, man möchte 
lieber sagen Unhebräisch,einem vorchristlichen 
Juden zuzuschreiben, so ist doch jede Be- 
reicherung des Materials eine Förderung der 
kritischen Lösung eines Problems von be- 
deutender Tragweite für die Geschichte der 
Sprache und indirekt für die Kritik des 


425 No. 11] 


A. T. — Eine willkommene Zugabe sind 
IX vorzüglich ausgeführte photographische 
Abbildungen von hebräischen und arabischen 
Handschriftenseiten. Auf das Register (Index, 
Table of the MSS ) komme ich bald zurück. 


Die Bedeutung des hier gebotenen Ma- 
terials, beziehungsweise der Sammlung selbst 
im Vergleich zu anderen ihresgleichen, er- 
giebt sich natiirlich nicht aus der blossen 
Zahl der Codices (334 in Bd I), um so 
weniger als die 2. Rubrik in der 2 Unter- 
abt. eine Menge defekter HSS. und Fragmente 
aufweist. Eine authentische Nachricht über 
die Gesamtzahl ist mir nicht bekannt; in 
Ad. Brüll’s Populär-wissensch. Monatsblätt. 
Frankf. a. M. 1894 S. 488, wird nach einem 
englischen Blatte 1500 angegeben. In der 
Liste v. J. 1893 (s. unten) sind auf 94 Seiten 
meist nur 10—12, selten mehr als 15 Bände 
angegeben; die Fächer unseres I. Bds. neh- 
ınen dort 30 Seiten, also !/, des Ganzen ein. 
Danach wäre auf die runde Zahl 1200 zu 
schliessen; die Bodl. zählte 1886 in Neu- 
bauers Katalog 2531, Paris (1866) 1313; diesen 
reichsten Sammlungen gegenüber zählte Berlin 
1848 nicht mehr als 124, aber mit wert- 
volleren Vertretern aller Fächer, wozu seitdem 
mehr als dieselbe Zahl von verhältnismässig 
grösserem Werte erworben wurden. Vor 
einigen Jahren fand die wertvolle Sammlung 
des kürzlich verstorbenen Kaufmannes, des 
gelehrten S. J. Halberstam (so) in Bielitz 
(Mährisch-Schlesien), bestehend aus 411 HSS., 
auf dem europäischen Festlande keinen 
Käufer; sie wanderte nach dem Montefiore 
College in Ramsgate, welches sich seit einiger 
Zeit in einer, nicht finanziellen, Krisis be- 
findet, so dass die MSS. wahrscheinlich mit 
dieser Lehranstalt nach London übersiedeln 
werden. 

Die Beschaffenheit, d. h. der wissen- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


nea LS, nn nn — a 


nn a pe a 
Š PAS 


[November 1900.) 426 


dernden und häufig vertriebenen Besitzern 
gar nicht, oder nur mit sehr grossen Opfern 
in die neue Heimat mitgenommen werden. 
Die Denunziationen Abtriinniger fanden an 
fanatischen Ignoranten willige Genossen fiir 
Inquisition und Konfiskation; die barba- 
risch misshandelten Bücher blieben nicht 
selten in den Händen der Inquirenten, und 
da auch nur die oberflächlichste Kenntnis 
des Hebräischen fast nur bei Geistlichen 
und Mönchen zu finden war, so blieben hebr. 
Codices Eigentum von Klöstern, aus denen 
sie in neuerer Zeit in öffentliche Bibliotheken 
wanderten. | 


Das Brit. Mus. gehört zu den jüngsten 
europäischen bedeutenderen Bibliotheken; es 
entstand erst im 18. Jahrh., die erste he- 
bräische Abteilung aus dem Geschenke eines 
englischen Juden, welches wertvolle Drucke 
und sehr wenige HSS. aufzuweisen hatte !). 
Um jene Zeit waren die ältesten und wert- 
vollsten Manuskripte in festen Händen, oder 
in unverkäuflichem Privatbesitz, oder unbe- 
kannt; der antiquarische Handel hatte auf 
Hebraica noch nicht Rücksicht genommen, 
und, was die Hauptsache, das neuhebräische 
Schriftentum zählte in der 2. Hälfte des 18. 
Jahrh. fast nur einen christlichen Vertreter 
und Sammler, den bekannten Bibliographen 
in Parma G. B. de Rossi. Uber weitere 
Erwerbungen bis zur Mitte des 19. Jahrh. 
erwarten wir, in Ermangelung einer authen- 
tischen Quelle, das Wissenswerte in der 
Einleitung zum Katalog. aus dessen 1. Ab- 
teilung, nicht weniger als 249 Nummern um- 
fassend, wir ersehen, mit welcher Vorliebe, 
um nicht zu sagen Beschränkung, man 
Texte des A. T. in jeder Form (Rollen, 
Streifen u. s. w.) suchte oder annahm, ge- 
wiss nicht ohne Einfluss der Pietät der Eng- 
länder für die ältesten Urkunden des Volkes, 


schaftliche Wert aller gegenwärtigen grösse- | dessen gänzliche Bekehrung den Schlussakt 
ren europäischen Buchsammlungen ist, mit | des Reiches Gottes auf Erden bilden soll, 


wenigen Ausnahmen, hauptsächlich durch 
ihr allmähliches Wachsen aus einzelnen An- 
schaffungen und Zuwendungen, d. h. durch 
ihre Geschichte bedingt; die des Brit. 
Museums ist eine verhältnismässig kurze, aber 
sehr inhaltsreiche. Die folgenden Hauptan- 
gaben beschränken sich natürlich auf die 
hebräischen HSS. Von solchen gilt der stets 
wiederkehrende Spruch von den „fata libelli“ 
im vollsten wie im engsten Sinne des Wortes. 
Grössere Sammlungen rühren äusserst selten 
von einem mit einer bestimmten Tendenz 
sammelnden Juden her. Die Bücher der 
Juden, wenn sie nicht verbrannt oder ver- 
graben wurden, konnten von den viel wan- 


zu dessen Herbeiführung durch Belehrung 
und Beispiel auch Engländer zu jeder Zeit 
opferfähig und eifrig eintraten, allerdings 
bis jetzt mit immer abnehmendem Erfolg. 
Ob alle diejenigen Bände, welche jetzt mit 
dem Namen älterer Sammlungen wie Harley, 
King u. s. w. bezeichnet sind, ursprünglich 
denselben angehörten, oder denselben ange- 
reiht sind, habe ich nicht untersucht. Ich 
habe auch nicht nachsehen können, zu wel- 
cher Zeit man anfıng, die Accessionen ohne 
Unterschied der Sprache als „Additamenta“ 


t) Vgl. meine „Vorlesungen über die Kunde hebr. 
Handschriften“, Leipz. 1897, S. 77. 


427 [No. 11 


zu bezeichnen; seit 1867 bildete man eine 
besondere Abteilung „Orientalia“, zu welchen 
auch alles Hebräische gehört. Zu einer 
Sammlung ersten Ranges schwangen sich die 
Hebraica seit 1865 durch umfassende An- 
käufe, namentlich von 334 Mss. der Biblio- 
thek des Gelehrten Josef Almanzi, deren 
genaue Beschreibung von S. D. Luzzatto 
teils in hebr., teils in italienischer Sprache 
mit meinen Noten und einem alphabet. 
Register in der Hebr. Bibliographie Bd IV 
bis VI, 1861—3 abgedruckt ist; eine kurze 
hebr. Inhaltsangabe daraus erschien in Padua 
1864 (Catal. de la Bibliotheque . . de feu 
Jos. Almanzi Padoue 1864), ein summarischer 
Bericht von Will. Wright (The Almanzi 
Collection . . in the Brit. Mus.) im Journal 
of Sacred Literat Juli 1866, auch besonders 
abgezogen (14 S.). Diese Sammlung fand 
noch ihren Platz unter den ,Add.“ Die als 
„Or.“ bezeichneten Erwerbungen von 1867 
bis 1890 kopierte aus einem chronologischen 
Register, von einem Index begleitet, H. De- 
renbourg in der Revue des Etudes Juives 
1891, 1892. Der vorlieg. Katalog giebt eine 
Klavis für die neue Verzeichnung nach den 
alten Bezeichnungen, also nicht für Almanzi 
insbesondere; er giebt auch nicht die Num- 
mern, sondern Seitenzahlen; wir nehmen an, 
dass zuletzt eine allgemeine Konkordanz 
folgen werde. 

Schon im J. 1850 hatte L. Dukes, der 
als Bibliothekenbereisender bezeichnet wer- 
den könnte, eine Beschreibung des damaligen 
Bestandes geliefert, welche aber nicht ver- 
öffentlicht wurde. Später lieferte Dr. R. 
Hoerning eine kurze Beschreibung sämt- 
licher Mss., welche als Basis diente für 
„Descriptive List of the Hebrew and 
Samaritan MSS. in the British Museum. 
Edited by G. Margoliouth“, London 1893, 
8°,1) 134 pp. inel. Titel- und Autoren-Index 
vom Herausgeber, der die Mss. seitdem 
selbst geprüft und jetzt manche neue Re- 
sultate oder Konjekturen zu bieten imstande 
ist, namentlich in der zweiten Abt., wo 
einige Beispiele hervorgehoben werden sollen. 
Die voraufgehenden Bibeltexte (n. 64 ist 
aus dem IX. Jahrh.) sind zum teil schon in 
früheren Werken, namentlich in dem be- 
kannten von Kennicott beschrieben, andere 
hat Dr. Ginsburg in seinem grossen Werk 


') Ich ergänze die fehlende Tabelle der Abtei- 
lungen: I Bibel, B. Kommentare p. 14, II Midra- 
schim 28, III Talmud u. Halacha 31, 1V Liturgie 45, 
V Kabbala 53, VI Ethik 62, VII Philosophie 63. VIII 
Poesie 68, IX Philologie 71, X Mathematik 73, XI 
Medizin 76, XII Miscellen 77, — Samaritanisch 89, 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[November 1900.) 428 


über die sogen. Masora (Tradition des 
Bibeltextes) fiir seinen besonderen Zweck 
und überhaupt untersucht und verwertet. 
Wenn trotz dieser und anderer Vorarbeiten 
die äusserliche Beschreibung von 164 Num- 
mern 122 Seiten einnimmt, während selbst 
die Bedeutung von Varianten in mancher 
heutigen Bibelauslegung hinter der unge- 
zügelten Konjektur zurücktritt: so erklärt 
sich dieser Aufwand teils durch die bespro- 
chene Beschaffenheit des Buches überhaupt, 
teils durch genaue Angaben von Einzel- 
heiten, wie Seitenzahlen der einzelnen Bücher, 
von vollständigen Mitteilungen der Epigraphe, 
Verkaufsvermerke, teilweise in kontraktlicher 
Form, u. dergl. mehr. 


In derartigen Notizen liegt nützliches 
Material für die Geschichte der Juden über- 
haupt, einzelner Städte und Familien. Den 
neuesten Katalogen sind daher mit Recht 
auch Register über Schreiber und Besitzer, 
sowie ein geographischer Index, angehängt 
worden. Die hebräischen HSS. bieten hier 
eine eigentümliche Schwierigkeit in der ver- 
schiedenen Orthographie und der häufigen 
Weglassung der Vokalbuchstaben, deren 
Verdoppelung oft nur den einfachen Konso- 
nanten bedeutet; dazu kommt die Verschie- 
denheit der Landessprachen und deren Ein- 
fluss auf die Anwendung der hebr. Buch- 
staben — wer würde z. B. leicht erraten, 
dass die Endung Dì) (um) in deutschen Orts- 
namen aus heim verketzert sei? Ferner 
werden hebräische Namen nicht bloss modi- 
fiziert oder übersetzt, sondern auch durch 
vernakuläre ersetzt, z. B. Benjamin durch 
Guglielmo, Elieser durch Liebermann; kurz 
die Namenkunde erfordert hier ein ganz 
eigenes sprachliches, geographisches und 
historisches Studium. Der Text des Katalogs 
bietet fast überall die sichere Grundlage des 
hebr. Originals, hin und wieder auch die 
englische Bedeutung, welche in den zu er- 
wartenden Registern eine nützliche Zugabe 
wäre, da wir noch immer kein ausreichendes 
Onomastikon besitzen. 

Es mag nun eine kleine Anzahl von 
Stellen, hauptsächlich aus der 1. Abteilung 
hervorgehoben werden, wo entweder Namen 
bekannter Familien, insbesondere italieni- 
scher, welche die Autoren, Kopisten oder 
Besitzer lieferten, zu beachten sind, oder wo 
irgend etwas zu bemerken ist. Eine er- 
schöpfende Kontrolle kann hier nicht beab- 
sichtigt sein. Wo die Umschreibung kaum 
zweifelhaft, gebrauche ich dieselbe anstatt 
der hebr. Buchstaben. Ich bezeichne nur 
die 2. Spalte der Seite mit „b“. — S. 54° 


429 [No. 11] 


Z. 7 scheint Miillerstadt, Z. 7 v. u. Mull- 
städt, welches ist richtig? 60" di Medina, 
Fano; 73 Dolcetta (Süschen); 92 ipyn 7) 
Formicino für Formigino; 92" \JANVN für 
Alatrino; 93° Ottolenghi (italien., von dem 
Deutschen Oettlingen); 94 der Ausdruck yy23 
in n. 127 vom J. 1431 zweimal (p. 94°, 95 
Z. 4 v.u.) „abgeschnitten“ für vollendet, ist 
mir noch in keinem Ms vorgekommen; 108» 
NWIYD ist nicht „Perosa“, sondern Perugia, 
s. Hebr. Bibliogr. XI, 54. 113 Scandiani, 
vom Orte Scandiano; 128 Z. 4 v. u. ist ein 
Lese- oder Druckfehler, der Name muss 
3? heissen (z. B. in he-Asif II, 1885, Ms 
Halb. 206) und diirfte auf einen deutschen 
Ortsnamen zurückzuführen sein; in Mortara’s 
Indice fehlt er, und eine authentische Um- 
schreibung ist mir nicht erinnerlich; 131 
Sanco 168 Marlo, kann auch da Arli (= O85) 
gedeutet werden, s. Mortara p. 4; 132 Sforno; 
136 wird der Punktator und Masoraschreiber 
genannt "EISEN, d. h. wohl ital. emendante. 
137® Luzzatto und Finzi (auch 155, 171); 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [November 1900.] 430 


142*.b n. 189 geschrieben für Moses b. Mor- | 


dechai von Moses b. Josua; zum Namen des | 


letzteren fügt der Katalog das Wort „Markis“; 
allein im Epigr. steht hinter Josua noch 
Moses w”p"yr, und das könnte Moses b. 


Mordechai selbst sein, denn Mordechai heisst. 


häufig Marcus, Märkel, also Moses Märkes 
= Moses Sohn des Marcus; wenn der 
Schreiber so hiesse, so wäre das zweite 
Moses überflüssig. Es fragt sich, wie der 
Name am Ende des Buches Esther lautet. 
Zu S. 151 Gatigno, oder Gatinho, war auf 
den betr. Artikel in Ersch u. Gruber, zu 
verweisen. 151® Ende n. 199 ist WIN 
schwerlich korrekt für Gallico. N. 201 p 
153® ist zu untersuchen, ob ynn (interpres) 
etwa Hieronymus in der Vulgata bedeute 
oder einen griechischen Übersetzer. Den 
Verf. Mejuchas b. Elia in Griechenland 
möchte Hr. G. ins XII. Jahrh. versetzen, 
weil kein jüngerer Autor von ihm nament- 
lich zitiert sei. Dagegen ist zu erwägen, 
dass Mejuchas erst im XVI. Jahrh. von Elia 
Misrachi erwähnt wird (Zunz, Litgesch. 386; 
Geiger, jüd. Ztschr. V, 188); das einzige 
Ms. ist erst 1469 geschrieben von Elia b. 
Elkana in Nikopolis — dessen Name an den 
jüngeren Homonymus Capsoli erinnert, Verf. 
einer Chronik, auch handschriftlich im Mu- 
seum. — Das Buch „Middot“, .worin Me- 
juchas, wie aus den Zitaten sich zu ergeben 
scheint, Interpretationsregelu behandelt, war 
bisher unbekannt. Es handelt sich aber 
nicht um einen Gelehrten allein, sondern um 


die Kulturgeschichte der Juden in Griechen- 


land vor dem XIII. Jahrh., worüber fast 
nichts bekannt ist (Hebr. Bibliogr. XV, 38 
u. s. w, XIX, 57, XX, 96). 158 Arje b. 
Elieser Chalfan (vgl. über die Familie Catal. 
Bodl. 2813) schrieb 1494 Ms. Bodl. Neub. 
697 und Zürich, Kennicott 253 (nach ge- 
nauerer Mitteil. Dr. Kayserlings vom 24. Mai 
1869), auch ohne Jahr Ms. de Rossi 208'; 
159 der Name „Haggai“ des Besitzers vou 
n. 211, der im XV. Jahrh. vollständig ausser 
Gebrauch gekommen zu sein schien, beweist, 
wie misslich es ist, im Gebrauch von Namen 
Normen aus der Erfahrung zu abstrahieren; 
160 Foa (auch Fua); 162° IV der „erwähnte“ 
(xine für laudatus) Gelehrte ist Thomas 
d’Aquino, aus dessen Schriften Jehuda Ro- 
mano allerlei übersetzt hat; die 1. Abhandl. 
ist erkennbar, s. mein: Die hebr. Übersetz. 
S 497 n. 20; die andere, aus der Politik, 
wird Hr. G. mit den andern bei mir verzeich- 
neten vergleichen müssen. N. 219 (p. 163) 
ist beendet 28. Kislew 5190, der 1. K. dieses 
Jahres fiel auf den 27. Okt. 1429, also der 
28. noch im Nov. desselben J., nicht 1430. 165 
msimrw ist Stelluzza, ein ungalanter Frauen- 
name, im Gegensatz zu Stella und anderen 
zarten italienischen Frauennamen (s. Mo- 
natsschr. f. Gesch. u. Lit. d. Jud. 1900 S. 
235); 165 1. Z. unterzeichnet Jekutiel b. Mose 
m aus Sulmona 1465; über dem M sind 3 
Strichelchen gesetzt; sie sollen wohl die 
Abbreviatur bedeuten, welche Zunz (in Gei- 
ger’s jüd. Zeitschr. VI, 191, ges. Schr. II, 
191) durch Ezech. 18, 21 erklärt, indem er 
2 Beispiele anführt, in denen vielleicht schon 
der Uebergang zu einem Familiennamen, 
nach Analogie ähnlicher Abbreviaturen, z. B. 
wdw. Jechiel nm b. Jekutiel (b. Benjamin?) 
findet sich in Ms. München 232, Isak M 
1508; 168 Jakob b. Mordechai Poggetto 
(1581—6 Ms. Almanzi 163 ff.) ist ein be- 
kannter Autor (Catal. Bodl. p. 1238, Revue 
des Et. Juives X, 85, Ms. Schönb!. II, 124); 
169 n. 230 Isak Kohen, s. Catal. Bodl. p. 
1130 und Katalog Schönblum-Ghirondi n. 
66, Hebr. Bibliogr. IX, 141, XV, 106; 170 
vorl. Z. ist der Ortsname Recanati falsch 
geschrieben oder gedruckt; 170° Samuel 
Casani, oder Cazani, kann Sam. b. Sabbatai 
aus Creta sein, der 1567 lebte (Wolf III n. 
2135°); D. Kaufmann (Rev. des Et. J. XXIII, 
142) erwähnt einen Sam. Cazano in Venedig 
1607 als Verf. eines Gutachtens über Fleisch- 
reinigung; Mortara, p. 18 nennt die Familie 
überhaupt nicht; 170 der Namen des Josef b. 
Jakob, welcher ohne Beleg „Maudeville“ um- 
schrieben wird (ein solcher Ort fehlt in Gross’ 
Gallia Iud.), ist ein bisher noch nicht be- 


431 (No. 11, 
friedigend gelistes Problem; s. Catal. Bodl. 
p. 1477; Geiger, jiid. Ztschr. 1862 S. 222 


Smbw; Ozar Nechmad III, 152, ha-Mebasser 
1862 S. 49: „Monteville in der Normandie‘; 
Berliner, Magazin I, 108: Corbeil; S. 111, 
wo schon das ganze Epigraph abgedruckt 
ist, wird eine Emendation Marvil oder Morvil 
vorgeschlagen, s. Jacobs, The Jews of Angiov. 
Engl. p. 31, dagegen Bacher, in Jew. Quart. 
Review VI, 368; ich hatte, im Index Geogr. 
des Catal. Bodl. p. LXXXXVI Marveil in 
Frankreich vorgeschlagen. Bei dieser Gele- 
genheit sei ein von Neubauer zu Ms. 12983 
nur erwähntes Distichon mitgeteilt, welches 
vielleicht denselben Josef nennt: 


mb Oxnd wa MN 
Im mane Sy apy: wa non 


S. 177 XIII Benjamin b. Jehuda, s. Vogel- 
stein u. Rieger, Gesch. d. Juden in Rom I, 
388 u. Berger in Sammelband der Gesell- 
schaft Mekize Nirdamim VII S. 37. 

Die zweite Abteilung: Bibelerklärungen, 
mit oder ohne Text, bietet mit ihren mehr 
als 150 Nummern einige Eigentümlichkeiten. 
Besondere Beachtung verdient die im J. 1882 
von dem unglücklichen Shapira gekaufte 
Sammlung arabischer Bibelkommentare 
von meist alten Autoren aus der Sekte der 
Karaiten (die man mit den arabischen Schi- 
iten vergleicht und sogar in geschichtlichen 
Zusammenhang bringt). Die Reste dieser 
Litteratur sind erst in neuerer Zeit bekannt 
geworden, das meiste war bisher aus Paris 
und Petersburg bekannt, wo ein betreffender 
Katalog nicht ohne triftige Gründe noch 
immer erwartet wird. Die Opposition dieser 
Sektirer gegen die Tradition der Rabbaniten 
führte schon frühzeitig zu Erdichtungen und 
Fälschungen, welchen in neuerer Zeit Vor- 
schub geleistet, oder zu viel Vertrauen ge- 
schenkt wurde. Dadurch sind die karaiti- 
schen Schriften überhaupt einer erhöhten 
oder auch tieferen Kritik bedürftig, wozu 
noch der Umstand kommt, dass verhältnis- 
mässig vieles nur in Bruchstücken vorliegt, 
welche nur teilweise durch sorgfältige Ver- 
gleichung, manchmal nur zufällig auf ihren 
Ursprung zurückzuführen sind. Hr. Marg. 
bietet Konjekturen und Resultate seiner For- 
schungen oder der von anderen gewonnenen 
nach dem Erscheinen seiner „Descer. List“; 
so z. B. über David b. Boas n. 299, 305 I, 
U, 306, 307, Harun 305, (p. 229), Levi b. 
Jefet 308 Il, 309 II, 336, Jeschua 314 II], 
329 I, Jefet 123, 149, 318, Verschiedenes 
in den Fragmenten n. 330. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. (November 1900.) 432 


Einige Stellen des Katalogs bieten uns 
ein lehrreiches Beispiel dafür, von welcher 
Wichtigkeit die Erkenntnis der genauen Be- 
deutung eines Wortes für die Litteratur- 
geschichte sein kann. S. 127 n. 6 wird 
Jehuda [ibn Balam] zu II. Sam. 6, 13 


SD9 NID MDI W zitiert; was bedeutet 
das? Jehuda verfasste ein Werk N"PO9N N23, 
wozu man wohl das Wort mw Kommentar 
ergänzen muss, Nukat bedeutet acute 
dieta, also Erklärung von einzelnen Stellen 
der Bibel, welche wahrscheinlich wegen 
ihres Ausdrucks einer Erklärung bedürfen, 
also ist im obigen Zitat das Wort xpmbn 
zu ergänzen, oder MZN („in den Nukat zu 
diesem Buche“) zu lesen. In Ms. Bodl. 
Neub. 294 liest man zu Maleachi 3, 23: 
„bis wohin ibn Gikatilia (Chiquitilla) in seinem 
Kommentare zu 723 der 12 (kleinen) Pro- 
pheten“; Neub setzt ein Ausrufungszeichen 
hinter das hier sinnlose Wort und übergeht 
die Stelle in dem Register der zitierten arab. 
Titel p. 1026; aber in den Add. bemerkt er 
„perhaps M2S?N“; Poznański (Mose b. Sa- 
muel etc. Berlin 1895 S. 13 [wo „492“ 
Schreibfehler, ebenso S 54 A.'; im Register 
Neub.’s p. 950: Juda b. Balam, gehört die 
Bemerkung: „see Addit.“ zu 294] emendiert 
ohne weiteres AMD „der Prophetien“; ja, 
er möchte den Komm. des Jehuda mit einer 
anderen Schrift über die Wunder der Thora 
identifizieren (Monatsschr. f. d. Gesch. ete. 
1893/4 S. 383). Für meine Auffassung des 
Wortes und des Sachverhältnisses bietet der 
Katalog die folgenden beachtenswerten Zeug- 


nisse: S. 131’ n. 308 Titel ax des Buches 


Josua u. s. w. für einen „kurzen“ Kom- 
mentar; S. 267° Epigr. „beendet“ ist, was 
ich zu erwähnen beabsichtigte von xy N23 
der Thora; das Werk ist ein Extrakt aus 
verschiedenen Autoren v. J. 1351. Nukat 
hat vielleicht allmählich den Sinn von ,Aus- 
wahl“ erhalten und dient als Gegensatz zu 
einem fortlaufenden Kommentar eines ganzen 
Textes 


Schliesslich sei auf die Bereicherung 
unserer Kunde arabischer Namen der Juden 
hingewiesen, welche für die Litteratur- 
geschichte von Wichtigkeit ist. In meiner 
nächstens zu Ende geführten „Introduction“ 
im Jew. Quart. Review habe ich nach allge- 
meinen Bemerkungen mehr als 800 Vor- 
und Familien-Namen alphabetisch verzeichnet 
und mit Beispielen belegt, grösstenteils auch 
nach ihrem Ursprunge --- insbesondere aus 
Ortsnamen — erklärt. Aus dem vorlieg. 
Bande habe ich etwa 85 ausgezogen, wo- 


433 (No. 11.) 


runter einige von allgemeinem Interesse, 
z. B. die Familie Katib al-Arab (196®,202b, 
Intr. n. 269), Našr Allah als Ubersetzung 
von Esra (202°), fiir die abweichende Ortho- 
graphie min» (94°, Intr. n. 378), ONTON 129 
(70>, vgl. Intr. vol. XI, 336); neu ist das 
hybride Wort myob (116% „der Zube- 
nannte“). Nicht weniger als beinahe 40 
Namen sind mir neu; und ihre Aussprache 
ist meist noch festzustellen, ich gebe sie daher 
bis auf wenige mit hebr. Lettern, durchaus 
mit Weglassung des Artikels (al): "28 S. 
139, veyy2N 97>, 12? 94>, IRB 116%, "TANTI 
76, nn? 1176, Zabib 95>, “Hubeisch und 
Hubeischi (schwerlich ,Habischi*) 63, 96, 
win 201, smn 63 ist wohl = 585 Chidhr 
269 d. i. Elia! Syn 64°, Tabia 114? ff, YU 
116, bn 227, ‘255, wohl Chalafı 665, yn 
116, “27D? 116, 78D s. oben un, mm 
118, 55x mud 227, Tin (Os 12N) 191, 253, 
Meidani 118, Mansura 104, Ann 139, “x20 
167, mymo (für Schemaja?) 191, SO 63°, 
YN 158, rab 63>, mins 62, “ay 66>, 
MON TP 140, 8% 129, Dx 525, wyn 165. 


Berlin im Oktober 1900. 


ee ee ee 


Mitteilungen. 
Nachtrag zu Louvre C 1. 


Zu meiner Uebersetzung der Schlusszeilen 
von Louvre C 1, OLZ. II, 47, ist nachzu- 
tragen, dass Z. 6 zu lesen ist: „(frei) herum- 
streifend (hns) auf dem Gefild“. Die Be- 
merkungen Capart’s, Rec. trav. 22, 109 er- 
innern mich an diese Verbesserung. Der 
Gebrauch des (von Maspero richtig ergänzten) 
alten Zeichens!) für hns (Doppelstier) beweist 
wieder, wie die 12. Dynastie archaisierend 
manchmal auf die älteste Zeit zurückgreift 
und ist deshalb sehr beachtenswert. 


W. Max Müller. 


Bei einer zufälligen Einsichtnahme von 
Lichtensteins Tentamen palaeographiae Assy- 
ro-Persicae fiel mir ein dort Tafel VIII ver- 
öffentlichter Siegelcylinder auf, dessen Inschrift 
ihn als das Siegel eines Saknu von Kalbi 
kennzeichnet. Er ist wieder veröffentlicht und 
besprochen bei Menant?), Glyptique orientale 
I 26 (und dortiger Angabe zufolge auch bei 
Lajard, Culte de Mithra pl. 36,6.). Auch dort 


1) Allerdings konnte ich von dem einen Kopf 


keine Spur mehr erkennen, aber der Stein ist ja, wie 
ich schon früher gesagt habe, jiimmerlich misshandelt 
worden. 

°) Das Original befindet sich danach in Florenz. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [November 1900.) 434 


ist die Lesung der Inschrift falsch und die 
Bedeutung des Cylinders nicht erkannt. Es 
handelt sich hier um ein Stück, dessen Be- 
stimmung bis auf das Jahr möglich ist, und 
das daher ein besonderes Interesse für die 
Geschichte der assyrischen Steinschneide- 
kunst besitzt. Mir ist nicht bekannt, ob die 


Zeichnung von L. Messerschmidt. l 


richtige Lesung und Datierung anderweit 
erkannt worden ist. Die Inschrift ist zu lesen: 

Sa Rim-ma-ni-ilu amilu rîšu (šakû) 

Sa Bil-täris (LAL)-iluMA (amilu) Sakin 

(mhz) Kal-hi. 

Bil-taris-iluMA war limmu im Jahre 798 
unter Adadnirari III. 

Merkwürdig ist noch, dass das Siegel für 
zwei Personen gilt — soll es etwa ein Amts- 
siegel für ein gemeinschaftlich bekleidetes 
Amt der beiden sein? 

H. Winckler. 


Zu der vorstehenden Ausführung Wincklers bemerke 
ich, dass es noch möglich wäre, das Siegel nur auf 
Rimäni-ilu zu beziehen, d. i. (Siegel) des R., des 
Officiers des Bil-täris-(an) MA, Statthalters von Kalbi. 
Dafür spricht, dass in assyrischen Contracten eine 
derartige Beziehung auf einen Vorgesetzten vor- 
kommt, cf. K. B. IV 134, 138, 143, dagegen, dass in 
diesen Fällen nur der Titel, nicht der Name genannt 


wird. F. E. Peiser. 
| 


Die Voss. Ztg. bringt in ihrer No. 502 vom 
26. Oktober einen Artikel von Karl Herold über 
Alexandrinische Katakomben, wonach sich im Hiigel 
Komm-o8-Sugafa eine Grabhalle mit erbrochenen 
Sarkophagen vorfand, an welche sich eine Reihe noch 
' unberührter Gänge und Säle anschliessen. Zeit etwa 


Fa 


485 (No. 11.] 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[November 1900.j 436 


erstes vorchristliches Jahrhundert. Soll für das dor- 
tige Griechisch-Römische Museum untersucht und 
spüter dem grossen Publikum zugänglich gemacht 
werden. 


C. R. Conder hat in der Times vom 15. Okto- 
ber nicht blos die neue in Babylon gefundene heti- 
tische Inschrift schon übersetzt (!!!), sondera 
auch auf Grund davon und auf Grund andrer ebenso 
sicherer Erwägungen festgestellt, dass die hetitische 
Schrift in Babylon vor Ammurabi gebraucht wurde 
und die Inschriften in Cappadocien und Syrien von 
den alten Königen Babylons gesetzt seien. Da Con- 
der denjenigen, wolcher die Inschrift gesetzt habe, 
als Zabu liest — er meint natürlich den 3. König 
der ersten Dynastie — und als sein Volk die Kassiten, 
und da ich annelme, dass Conder ganz gut weiss, 
dass zur Zeit der ersten Dynastie in Babylon von 
Kassiten nicht die Rede sein kann, so möcht ich fast 
vermuten, dass Conder sich einen Spass erlaubt hat, 
um die Hititologie zu travestieren. Herausforderu 
thut diese jüngste Tochter der Assyriologie ja dazu 
genug. F. E. P. 


Aus gelehrten Gesellschaften. 


Acad. des Inscr. et Belles Lettres. 

Sitz. vom 7. Sept. Heuzey trägt vor über die 
Rekonstruktion und Zusammenstellung der Fragmente 
der sog. Geierstele, wodurch die bisher noch zweifel- 
hafte Anordnung der einzelnen Bruchstücke bestimmt 


würde. 

Sitz. v. 20. Sept. de Villefosse verliest einon 
Bericht Delattres über die letzten Ausgrabungen 
in Karthago. 

Sitz. v. 28. Sept. Babelon logt zwei disque aus 
Silber vor, geschmückt mit Jagdszonen in Relief, die 
au Darstellungen aus der Sassanidenzoit errinnern. 
Eins trägt die griechische Inschrift: „Sanctuaire 
d’ Artémis“ u. des offrandes du roi Mithridate. Artemis 
sei die Göttin Mă oder Emyo von Comana, wo die 
beiden Gegenstände gefunden sind. 


Personalien. 


Privatdozent Dr. Dyroff in München, Kustos der 
ägyptologischen Abteilung des kgl. Antiquariums, 
wurde zum Konservator an dieser Abteilung befördert. 


Dr. Cichorius, a. o. Prof. der alten Geschichte 
an der Univ. Leipzig ist als o. Profossor a. d. Univ. 
Breslau berufen worden. 


Zeitsehriftenschau. 


The Academy 1900. ö 
22. Sept J Hastings, a dictionary of the bible, 
bespr. v. ? 


Abh z. Gesch d. math. Wiss. 1900. 

X H. Su-er, die Mathematiker und Astronomen 
der Araber und ihre Werke. (528 arabische Gelehrte 
aus der Zeit von 750 bis 1600 mit den erhaltenen 
Nachrichten über ihr Leben und Werke.. 


American Jonrnal of Archaeologie 1900. 
‚2 Ch Waldstein, the earliest helle.ic art and 
civilization and the Argive Heraguum — General 


meeting of the archasological institute of Amarica, 
Decsmbor 27, 28 and 29, 1899. (Berichte von Banks, 
J. P. Peters, Haynes, Hilprecht über Ausgrabungen 
in Babylonien; G. Lyon, the Harvard semitic museum; 
W. H. Ward, the goddesses in primitive Babylonian 
art; M. L. Earle, on the supplementary signs of the 
greek alphabet ) 


Archiv f. Anthropol. 1900. 

1. Vierteljahrsh. Hj. Appelgren, barbarische Nach- 
bildungen orientalischer Münzen (u.) A. Q. Heikel, 
die sibirischen Jenessey-Inschriften (u.) J. J. Tikkanen, 
drei armenische Miniaturen (alle drei im Finskt 
Museum). bespr. v. Frl. Prof. J. Mestorf. 


Archiv f. Papyrusforschung 1900. 

I. 2. Tb. Mommsen, zum aegyptischen Münz- 
wesen. — W. Spiegelberg, Buchis, der heilige Stier 
von Hermonthis. Zu Macrobius Skt. I, XXI, 90. 
(Bovgss — Bh, wie auch schon nach Brugsch Bacis 
= Bh.) — L. Mitteis, neue Rechtsurkunden aus Oxy- 
rhynchos, 3. Aus dem aegyptischen Eherecht. 4. 
Verschiedenes. — B. P. Grenfell u. A. S. Hunt, a 
large find of Ptolemaic papyri (in Umm el Bargät). 


Beilage sur Miinchener Allgem. Ztg. 1900. 

140. A. Heisenberg, auf der Insel Skyros. 

160. M., Baalbek-Heliopolis (Uebersicht tiber die 
Geschichte und Altertümer der Stadt, Zusammen- 
stellung der Litteratur). 

166/67. A. Stauffer, Geschichtswissenschaft, ge- 
schichtliche Bildung und moderne Weltanschauung 
(naturwissenschaftliche und theologische Geschichts- 
auffassung). 

177. ?, Neue Forschungen über das Geschlecht 
Attiln’s. 

193. P. H., moderne türkische Litteratur. 

217/18. H. Bulle, die Steinschneidekunst im 
Altertum. 

224. C. Niebuhr, das mythologische Element 
in der antiken Geschichtsschreibung. 

226. Eduard Glaser, über den Ursprun 


Wortes „Kireke“ (will es entweder auf 


auf mp. resp. auf einem Zusammenfliessen beider 
zurückführen und lässt es vielleicht durch direkte 
Beziehungen vom semitischen Orient nach den ger- 
manischen Ländern, ev. von Judon, gebracht werden.) 

238. P. Horn, der persische Kleiderdichter 
Machmüd Käri. 7 


des 
oder 


Berliner philol. Wochensohr. 1900. 

35. J. Marquart, Chronologische Untersuchungen, 
bespr. v. Ferd. Justi. — Carl Niebuhr, Einflüsse orien- 
talischer Politik auf Griechenland im 6. und 6. Jahr- 
hundert, bespr. v. Holm. 


36. F. Cumont, Textes et monuments figurés 
rélatifs aux mysteres de Mithra bespr. v. Georg Wolff. 
37. Mélanges Henri Weil, bespr. v. Julius Werner. 


— Lersch, Einleitung in die Chronologie, bespr. v. 
L. Holzapfel. — Wieland, Ausflug ins altchristliche 
Afrika, bespr. v. Victor Schultze. 

38. Hirzel, “dyeapoo vouos, bespr. v. P. Wendland. 
— A. Billerbeck, Festungsbau im alten Orient, bespr. 
v. Raimund Oehler. 

39. Willrich, Judaica, bespr. v. P. Wendland. — 
G. Ebers, Aegypt. Studien, bespr. v. J. V. Prašek. 


Centralbl. f. Recktswiss 1900. 
Okt Festschriften für H. Dernburg. Mommsen, 
das aegyptische Gesetzbuch, bespr. v. ? 


No. 11.) 


Deutsche Litteraturzeitung 1900. 
40. K. Kautzsch, das sogenannte Volksbuch von 
Hiob und der Ursprung von Hiob Kap. I. H. XLII. 


OKIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


7—17, bespr. v. G. Beer. — M. Steinschneider, der 
Aberglaube, bespr. v. N, Samter. 

41. R. Kittel, die Bücher der Könige, bespr. v. 
Fr. Schwally. 

42. E. Littmann, über die Abfassungszeit des - 
Tritojesaju, bespr. v. J. W. Rothstein. 

45. v. Gall. die Herrlichkeit Gottes, bespr. v. 
F. Giesebrecht. — A. Schlatter, die Kirche Jerusa- 


lems vom Jahre 10—130, bespr. v. E. Preuschen. — 
A. Torp. lykische Beiträge uf bespr. v. H. Pedersen. 
— W. Ruge und E. Friedrich. archäologische Karte 
von Kleinasien, bespr. v. E. Öberhwurmer. 

The Geographical Journal 1800. 

4. The monthly record. Asia: Dr. Sven Hedin’s 
late-t journey. Marco Polo's itinerary through 
Persia. — Africa: French exploration in the Sobat 
Basin. Econumic geography of the french Sudan. 


Gott. ge Anz. 1900. 

VII. E. v. Dobschütz, Christusbilder, bespr. v 
A. Jülicher. — “p. Niese, Geschichte der griechischen 
und makedonischen Staaten Il, pe v. M. L. Strack. 


Hermes 1900. 

4. P. Stengel, der Kult der Winde (bei Homer 
und den Griechen). -— C. F. Lehmann, weiteres zu 
Aristoteles Arrar olırea X. (betr. Münzen und 
Masse.). 


Historische Zeitschr. 1900. 

3. C. Neumann, griechische Kulturgeschichte in 
der Auffassung Jakob Burckhiardts. — E. Mever, 
Forschungen zur alten Geschichte, Bd. 2. Zur (re- 
schichte des 5 Jahrh v. Chr, bespr. v. M. L. Strack. 
— B. Niese. Geschichte der griechischen und make- 
douischen Staaten I], beapr. v. Beloch. — P. Lapie, 
les civilisations Tunisiennes, bespr. v. G. Fr. Hertzberg, 


Jahrbuch d. Kais. D. Archäol. Inst. 1900. 

IW. H. H. Schrader. die Anorduung und Deutung 
des hen Telephosfrieses. — P. Wolters, 
Kuossos. bersicht über die ersten Auszrabungen 
A. Evans’. a Sitzungsberichte der Archäol. Gesell- 
schaft zu Berlin, Juli 1900. 


Journal Asiatique 1900. 

Juillet-Aoüt. F. Nau, Amatas, disciple Antoine 
(-Juuaros ~ 'Aoouros on ‘Huuutorv ---'dood toč. Nie 
Person des Ammatas bei Hieronymos, Leben des 
Paulus, bei Eusebius und im Paradisus Patrum sei 
durch falsche Lesung entstanden. wie durch Heran- 
mehung der syrischen und koptischen Texte nach- 
gewiesen wird ) — R. Dussaud, influence de la religion 
Nosairi sur la doctrine de Rachid ad-Din Sinan. 
A. van Hoonacker, le traité de philosophe syrien 
Probus sur les premiers analytiques d'Aristote. (Be- 
werkingen zu der Handschrift Bedjans und dem 
Berliner Ms. Sachau 226, Text nach Bedjan und 
Übersetzung.) — Nouv elles et mélanges J Halévy, 
annexe au procès verbal; séauce du 9 mars 1890. 
I. H. fasst das Wort wis AN” in Zeile 3 der 2. 
luschrift von Nerab (vgl. dazu Journ. As. 1899 Nov. 
Dec. O.L. Z. 1900 Sp. 155) im Sinne von arabischem 


is! „prendre soin“, Il. H. wendet sich gegen die 
Erklärung hebräischer Worte aus dem Egyptischen, 
indem er für MIN Herd. ro. DTN, WOM `Y Schiff, 


mm) teilweise sehr gesuchte seinitische Etymologien 


mn nn nn mn m re a a NN 


EN a i oe a 


438 


[November 1900.| 


ee a 


giebt. II. Textünderungen zu Esra VII 17. Die 
Worte ppan varo lieet H. als “Bos, Bossipva 


statt Borsippy. setzt den Ausdruck gleich ter 


borsippenus“. IV. H. warnt vor der tibereilten 
klarung aethiopischer Wörter aus afrikanischen 
Sprachen oder durch jüdischen Einfluss. CV 


Hahn = arab, OG GAT ungesäuertes Brot = 
Fem. von hebr. x5. arab. sl; PR PT Almosen 


habe aethiopische Etymologie. — R. Basset, mission 
à Nedromah et chez les Traras. (Kurzer Bericht 
über B.'s Erfolge: vorläufiger Text zweier arabischer 
Inschriften aus den Jahren 474 und 484 d. H.) 

Der Katholik 1900. 

Sept. E. Seydi, Chu-en-aten. — J.-M. Besse, les 
moines d'Orient antérieurs au concile de Chalcédoine, 
bespr. v. C. M. Kaufmann. — Miscellen. E. Seydl, 
textkritische Notiz zu Gen 49,8 (konstruiert ein Tetra- 
stichon, indem er hinter | nmam einschiebt IN HAN). 


— Derselbe, der Danspruch Gen. 49, 16—18. 


Literarisches Centralblatt 1900. 

38. W. R. Smith, die Religion der Semiten, über- 
sotzt von R. Stübe, bespr. v. S—y. 

39. K. Marti, Handkommentar zum A. T. L. 4. 
A. Bertholet, das Buch Hesekiel. L. 5. H. Holzinger, 
Genesis, bespr. v. B. B. — EB. Hühn, die alttesta- 
mentlichen Citate im Neuen Testament, bespr. v. ? 

40. Füllkrug, der Gottesknecht des Deuterojesaja, 
bespr. v. Kittel. — K. Marti, kurzer Handkommentar 
zum A. T. Lfrng. 6. Budde, Bertholet u. Wildeboer, 
die fünf Megillot. oe T. J. Benzinger, die Bücher 
der Könige, bespr. B. B. — C. A. Nallino, l'Arabo 
parlato in Egitto, P v. ? 


41. N. Schechter aud C. Taylor, the wisdom of 
Ben Sira. bespr. v. R. — M. Löhr, Geschichte des 
Volkes Israel, bespr. v. S-y. — K Müller, die 
Ebstorfkarte, bespr. v. V. H 

Al-Machriq. III. 1900. 

18. (15. September.) A. S. Abrahina (u.) P. 


Nasri, Notice historique sur les Chaldéens Catholiques. 
— P. S. Ronzevalle, Notes d’epigraphie Orientale 
(suite). 10. arabische Inschrift. Fabrikstempel auf 
einem Stück eines Tongefässes Anfang der Artikel- 
reihe in DI 1 (OLZ HE 2). P. M. Collangette, 
L’astronomie sous les Califes (fin). Anfang in Il 15. 
— P. L. Cheikho, L'histoire de l'imprimerie en Orient 
(suite): Beyrouth: Imprimerie catholique (fin). Fort- 
setzung und Beschluss des Verzeichnisses der aus 
dieser Offizin hervorgegangenen Drucko: Die übrigen 
wissenschaftlichen Bücher. Vergl. OLZ III 10, Spalte 
389. — Besprechung von J. Nikel, Die Wiederher- 
stellung des jüd. Gemeinwesens nach dem Babylo- 
nischen Exil. Freiburg 1900. Druckfehler-Ver- 
besserung. 

19. (1. Oktober.) P. Anastase Carme, Quelques 
monuments de l'Irak. Erster Artikel. “Ayar-Qüf mit 
dem Burg Nimrüd. — J. G. Thabet, Les armes à 
feu en Orient. Mit den Abbildungen verschiedener 
Flinten. — A. N. Abrahina (u.) P. Nasri, Notice 
historique sur los Chaldéens Chatholiques (fin). Mit 
dem Porträt des Patriarchen Jusuf Emanuel II. -— 
P. A. Mallon, La langue copte: son origine et son 
histoire. — Besprechung von J. B, Chabot, Chronique 
de Michel le Syrien éditée pour Ja 1re fois et traduite 
en francais. I (fascic. 1). Paris 1899. — Varia. Mit- 
teilung tiber die Arbeiten der Deutschen Expedition 
in Balbek. Man entdeckte in der Nähe des grossen 
Tempels ein viereckiges Wasserbassin, 90 Meter lang: 


— 


439 [No. 11] 


-—- ——— o a e ee 


80 Meter breit. In der Nähe des Bassins fand man 
das Standbild ciner Löwen von ausgezeichneter 
Arbeit, innen mit einem röhrenartigen Loche; man 
nimmt an, dass der Löwe aus seinem Rachen das 
Wasser in das Bassin spie. Weiter entdeckte man 
kufische Inschriften, sowie lateinische und griechische 
Inschriften und Darstellungen. 


Mitt. d. k. k. geogr. Ges. in Wien. 1900. 

5. u. 6. K. u. K. Linienschiffsfähnrich J. Zaffank 
Edler von Orion, die Seychellen (geographische Be- 
schreibung und ernstlich gemeinte Gründe für die 
Theorie, dass sich das biblische Paradies auf oder in 
der Nähe der Seychellen befunden habe, aus einem 
Briefe des General Gordon! Wir hätten solche 
Spielereien eines Fähnrichs und eines Generals über 
eın Thema der biblischen Archaeologie höchstens in 
einer englischen wissenschaftlichen Zeitschrift erwartet. 
D. R.). — M. Blankenhorn, zur Frage des Unter- 
ganges von Sodom und Gomorrha (geologisch - bibli- 
sche Polemik gegen C. Diener). — Mitteilungen. E 
Jung. Redschaf. — Erzherzog Ludwig Salvator, 
Ramleh als Winteraufenthalt, bespr. v. E. Gallina. 
— M. v. Oppenheim, vom Mittelmeer zum persischen 
Golf, bespr. v. C. Diener. 


— 


Mitt. u. Nachr. d. Deutsch. Paläst.-Ver. 1900. 

I. Sellin, Mitteilungen von meiner Palästinareise 
1899 (Schluss. Ausser den gewöhnlichen Funden 
hebt S. noch besonders hervor einen noch unvoll- 
endeten präehtigen Stierkopf, eine Figur von 1 m 
Höhe mit verzerrtem Gesicht; in Kefr-Kennä habe 
ein Knabe ihm ein Götzenbild für '/, Franc verkauft: 
4 kleine menschliche Figuren mit auf dem Bauch 
zusammengeschlagenen Händen tragen einen Sockel, 
auf dem eine 5'/, cm hohe menschliche Figur steht, 
die linke Hand trägt einen unkenntlichen Gegen- 
stand, auf dem Kopfe befindet sich ein auffallender, 
hoher Kopfschmuck, die Stirn trägt 3 Hérner.). — 
G. Schumacher, Inschriften aus Dscherasch und Um- 
gebung (griechisch). — Kurze Mitteilungen: Neben 
Wegen in Palästina, besonders auf Bergrücken, be- 
finden sich häufig pyramidale Steinhaufen, mehrere 
in einer Reihe in kurzen Abständen. Hierdurch soll 
angezeigt werden, dass in der angegebenen Richtung 
ein heiliger Ort liegt oder schon von da aus sichtbar 
ist. Die Steine, welche meschahid genannt werden, 
werden von den Muslimen aufgerichtet unter den 
Worten: aschhad inn Ja ilah ill’ allah wa muhammed 
rasül allalı. 


Sparen en f. Gesch. u. Wiss. d. Judent. 
1900. 

8. L. Bäck, zur Charakteristik des Levi ben 
Abraham ben Chajjim. (Forts.) — M, Friedmann, 
Seder Eliahu rabba und Seder Eliahu zuta (Tanna 
d’be Eliahu), bespr. v. J. Theodor. 


Petermanns Mitteilungen 1900. 

IX. A. Jahn, zur Erklärung des Wortes „Hadh- 
ramüt“ (Südarabien). (Gegen Glaser erklärt J. das 
morit von der Wurzel dh. r. m mit dem Pruefix ha, 
W Mehri heisse das Wort $armüt) — A. Dry, Vers 
l'occident. Nord du Maroc. Andalousie, bespr. v. 
Th. Fischer, — W. Wundt, Vilkerpsychologie. Eine 
Untersuchung der Entwickelungsgesetze von Sprache, 
Mythus und Sitte I, bespr. v. Th. Achelis. — F. M. 
Miiller, Beitrige zur wissenschaftlichen Mythologie, 
bespr. v. A. Vierkandt. — Fr. Kahler, Strabo’s Be- 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [November 1900.] 440 


deutung für die moderne Geographie (u.) A. Cossu, 
il concetto di geografia presso Strabone, bespr. v. 
W. Ruge. — R. Miller, die Ebstorf-Karte (u) Fr. 
Wertberg, Ibrahim-Ibn-Jakub’s Reisebericht über 
die Slawenlande aus dem Jahre 965 (u.) A. Vambéry, 
the travels and adventures of Sidi Ali Reis in India, 
Afghanistan, Centralasia and Persia in 1553—56, 
bespr. v. 8. Ruge. 


Polybiblion. 1900. 

September. P. Allard, les esclaves chrétiens, bespr. 
v. E. J. — Besse, les moines d’Orient antérieurs au 
concile de Chalcédoine (u.) derselbe, le monachisme 
africaine, bespr. v. P. Pisani. 


Revue critique 1900, 

37. Toutée, du Dahomé au Sahara, la nature et 
l'homme, bespr. v. B. Auerbach. 

40. P. Morane, au seuil de l'Europe, Finlande 
ot Caucase (u.) B. Rizos, mémoires du prince Nicolas 
outzo, grand logothéte de Moldavie, 1798—1871, 
F. van Ortroy, les délimitatious en Afrique. bespr. 
B. Auerbach. 

41. G. von Vloten, le livre des beautés et des 
antithèses attribué à Al-Djahiz, (u.) F. Schwally, 
Ibrahim ibn Muhammed Al Baïhaki, Kitab al-mahasin 
wal-masawi, bespr. v. A. Barbier de Meynard. 


Röm. Quartalsohr. f. christl. Altertsk. 1900. 
3. A. Baumstark, verschollene Lazarusakten? 
(nach Ephraem, dem Syrer). — M. Faulhaber, Hesychii 
Hierosolymitani interpretatio Isaiae prophetae, bespr. 
v. Baumstark. — J. P. Kirsch, Anzeiger für christ- 
liche Archaeologie. (II. intern. Congr. für christl. 
Archaeol. Ausgrabungen und Funde.) 


Sitzungsber. d. philos -philol. u. d. hist. 
Kl. d. K. b. Ak. d. W. z. München 1900. 

II. W. Helbig, zu den homerischen Bestattungs- 
gebräuchen. 


Theolog. Littbl. 1900. 

35. Lazarus, Ethik des Judentums bespr. von 
G. Dalman. 

36. Herner, Den mosaisken tiden, bespr. von 
Ed. König. 

37. Gunning, Jesaja 40—66. Hebreuwsche Text, 
bospr. v. A. Kl. — Peters, Die sahidisch-koptische 
Übersetzung des Buches Ecclesiasticus (Bibl. Studien 
JII 3), bespr. v. Ed. König. 


Theolog. Litteraturzeitung 1900. 

20. W. H. Daubney, the use of the Apocrypha 
in the christian church, bespr. v. E. Schürer. — 
J. R. Harris, the gospel of the twelve apostels together 
with the apocalypses of each one of them, bespr. 
v. E. Nestle. — E. Hauler, didascaliae apostolorum 
fragmenta Veronensia latina, (u) E. v. Dobschütz, 
Christusbilder II, bespr. von H. Achelis. 


Druckfehler-Verbesserung. 


Sp. 261 2.7 1. Ny; Z. 18 1. NWN Z. 35 1. 
325. Sp. 262 Z. 34 Lo pn. Sp. 295 Z. 8ve uL 
Moed Katon; Sp. 296 Z. 1 l. Soferim; Z. 33 1. debe 
R. Ismael; Z. 44/0 I. y 9995 95 modin; Z. 49 L 
“m PRMD; Anm. 3 ]. Korban. Sp. 297 Z. 2 v. u. 
muss 777 am Anfang der Zeile und danach ein 
Punkt stehen; Sp. 350 Z. 34,51. Haschmunai; Sp, 361 
Z. 22 1. betretfenden Stellen. 


Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Köuigsberg i. Pr, Schönstr. 18a I, 


Verlag u. Expedition Wolf Peiser Verlag, Berlin S., Brandenburgstr. 11. 
Druck von blax Schmersow vorm. Zahn & Baendel, Kirchhain N.-L. 


3. Jahrgang No. 12. 15. Dezember 1900. 


Orientalistische 
Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 


von 


F. E. Peiser. 


ee 


Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11. 


o —- 


James Parker & Co. Oxford, 27 Broad Street. 


— Inhalt: === 


L. Messerschmidt, über einige hettitische Siegel. 
W. Spiegelberg, Aapvow Fos. 
W. M. Müller, Ein altkanaanäisches Mythusfragment. 
F. E. Peiser, Eine Vermutung zur Einleitung des liber Proverbiorum. 
Besprechungen: 
Karl Budde, der Kanon des alten Testaments (F, Perles). 
C. H. Toy, The book of the Prophet Ezekiel (und) 
Richard Kraetzschmar, das Buch Ezechiel (F. Giesebrecht). 
H. Pognon, Inscriptions mandaites des Coupes de Khouabir III (und) 
M. Hartmann, Lieder der Lybischen Wüste (Friedr. Schwally). 
G. Möller, Ueber die in ein einem späthieratischen Papyrus d. Berl. Mus. erhaltenen 
Pyramidentexte (W. Max Müller). 
Max v. Oppenheim, Vom Mittelmeer zum persischen Golf (Hugo Winckler). 
M. Poppelauer, mann xm (A. Marx). 
T. K. Cheyne, 1M.) 28; Phinehas; Putiel. 
Mitteilungen. Aus gelehrten Gesellschaften. Personalien. Zeitsehriftenschau. 


wae Mit dieser Nummer schliesst der Jahrgang; wir bitten um rechtzeitige 
Erneuerung des Abonnements, damit in der Zusendung des Blattes keine Verspätung 
eintritt. Die Expedition. 


Bei der Redaktion eingegangene Sehriften. 


Hugo Winckler, Geschichte Israels in Einzeldarstellungen. Teil II: die Legende (Völker und Staaten 
des alten Oriente. 3.) Leipzig, Eduard Pfeiffer. 1900. 

Ernst Sellin, Studien zur Entstehungsgeschichte der jüdischen Gemeinde nach dem babylonischen Exil 
I. Der Knecht Gottes bei Deuterojesaja. 6.50 Mk. II. }Die Restauration der jüdischen Gemeinde 
in den Jahren 538—516. — Das Schicksal Serubbabels 4,50 Mk. — Leipzig, A. Deichert’sche 
V. Nachf. (Georg Böhme) 1901. (Beide Bände zusammen 10 Mk.) 

Kurt Sethe, Sesostris. (Untersuchungen zur Geschichte und Altertumskunde TRIER IT.). Leipzig, 
J. ©. Hinrichs’sche B. 1900. Subskriptionspreis 4 Mk. Einzelpreis 6 Mk. 

*Heinrich Suter, die Mathematiker und Astronomen der Araber und ihre Werke (Abhdl. z. Gesch. d. 
mathem. Wissensch. X. Heft.) Leipzig, B. G. Teubner. 1900, 14 Mk. 

Martin Hartmann, Der islamische Orient II, III, Berlin, Wolf. Peiser Verlag 1900. 


*) Bereits zur Besprechung ausgegeben. 


Orientalistische 
Litteratur-Zeitung. 


Herausgegeben 
von 


F. E. Peiser. 


Erscheint Berlin Abonnementspreis 
am 15, jedes Monats. ll, vierteljährlich 3 Mk. 
Wolf Peiser Verlag. 


Bestellungen nehmen entgegen: die Verlagsbuchhandlung, Berlin S., Brandenburgstr. 11, sowie alle Buch- 
handlungen und Postämter (unter Nummer 6724). — Inserate die zweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei 
Wiederholungen und grösseren Anzeigen Ermässigung. 


3. Jahrgang. 15. Dezember 1900. AR 12. 


Alle för die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender 
Adresse erbeten: Redaktion der 0. L. Z., Wolf Peiser Verlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11.1. 


Ueber einige hettitische Siegel. 


L. Messerschmidt. 


4b. 4c. Ad. de. 


durch ihren Inhalt als zu einer und derselben | gangs-Verzeichnis No. 1769), Es ist aus 
Gruppe gehörig. Hämatit gefertigt und hat die Form eines 

No. 1, hier zum ersten Mal veröffentlicht, | niedrigen, eingeschnürten Cylinders, dessen 
habe ich nach zwei Gipsabgüssen gezeichnet. | einer Grundfläche die Darstellung eingraviert 
Den einen derselben nebst Publikations- | ist. Durch die Mantelfläche geht den Grund- 
befugnis verdanke ich der Güte des Direktors | flächen parallel eine Durchbohrung. Höhe 
der Kgl. Skulpturensammlung Dresden (Al- | ca. 1,9 cm, Durchmesser ca. 3,1 cm. Das 
bertinum), Geh. Hofrat Prof. Treu, den andern | Siegel wurde zuerst etwa 1889 in den Händen 


Obenstehende vier Siegel erweisen sich in der genannten Skulpturensammlung (Zu- 
Prof. Steindorff. Das Original befindet sich eines Eingeborenen in Caesarea in Cappa- 


443 [No. 12.] 


docien bemerkt und gelangte später nach 


dessen Tode durch Kauf von den Erben in | hält wohl ein Trinkgefäss. 


den Besitz des Dresdener Museums. 


No. 2 ist zuerst veröffentlicht im Handês 


amsöreah, einer armenisch geschriebenen 
Monatsschrift der Mechitharisten-Patres in 
Wien, 1898 S. 139, wiederabgedruckt PSBAXX 
S. 230 ff. Das Original aus Silber ist im 
Besitz eines Antiquars in Caesarea und soll 
aus Malatia kommen. Es hat, wenn ich 
nicht irre — ich habe das Original vor 
längerer Zeit selbst gesehen — dieselbe Form 
wie No. 1. Der Durchmesser beträgt eben- 
falls ca. 3,1 cm. Wo das Stück sich jetzt 
befindet, ist mir nicht bekannt. Meine Zeich- 
nung ist nach Gipsabgiissen des Berliner 
Museums gemacht, die mir Prof. Delitzsch 
gütigst zur Verfügung stellte. 

No. 3 ist gezeichnet nach der Veröffent- 
lichung von Budge in PSBAIX (Nov. 1886). 
Das Material ist Hämatit. Das Original, da- 
mals erst kürzlich durch das Britische 
Museum erworben (Katalog-No. 17804), ist in 
Jiisgad (SO. von Boghas-kiöi) gefunden 
worden durch F. G. R. Edwards. Der obere 
Teil der Handhabe ist abgebrochen und ein 
Stück an der Seite abgebröckelt. Die Zeich- 
nung jedoch ist intakt. Höhe ca. 3,1 cm, 
Durchm. ca. 2,8 am. 

No. 4: Würfelförmiges Siegel (Material?) 
im Besitz von Greville Chester. In Photo- 
graphie veröffentlicht im Archaeological Jour- 
nal 1887 (Bd. 44) S. 348 f. Erworben 
wurde es in Nordsyrien, gefunden soll es 
sein in der Nähe von Tarsus. 5 von den 6 
Seiten tragen eine Gravierung. 

Vielleicht gehört hierher auch das Siegel 
Perrot hist. de lart IV S. 772 No. 383/4, 
etwa in Würfelform mit oben aufgesetztem 
Griff, aus Hämatit. Die vier Seitenflächen 
enthalten Darstellungen. 

Die zuerst ins Auge fallende Figur des 
äusseren Kreises bei No. 3 wird gebildet 
durch zwei sich zugewandte, knieende, stier- 
köpfige Menschen, welche mit der einen aus- 
gestreckten Hand diegeflügelte Sonnenscheibe, 
die auf einem Pfahl ruht, von unten her zu 
stützen scheinen. Rechts und links von 
dieser Gruppe, ihr zugewandt, befindet sich 
je eine langbekleidete Gestalt, die wahr- 
scheinlich eine Libation darbringen. Links 
schliesst sich daran eine Person, die eine 
rundeKopfbedeckung mit vorstehendem Rande 
trägt, und mit langem Gewande bekleidet ist, 
das jedoch im Unterschiede von dem der 
vorhergenannten Personen und in von den 
Denkmälern bekannter Art das vordere Bein 
freilässt. Die Gebärde der linken Hand ist 


ORLENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Dezember 1900.) 444 


, undeutlich, die rechte ist ausgestreckt und 


Da diese Person 
sich von den zuerst beschriebenen ab- und 
den gleich zu beschreibenden zuwendet, wird 
man mit ihr eine neue, zweite Figurengruppe 
beginnen lassen dürfen. In dieser handelt 
es sich ganz deutlich um eine Libations- 
Szene. Links sitzt eine Göttergestalt mit 
spitzer Mütze, auf der einen ausgestreckten 
Hand einen Vogel haltend. Derselbe ist bei 
No. 1 und 4d deutlicher, aber sicher auch 
bei 3 beabsichtigt. Davor steht ein Altar, 
rechts davon, der Göttergestalt zugewendet, 
eine langbekleidete Figur, die, da auf No. 1 
das Gefäss deutlich erkennbar ist, eine Li- 
bation darbringt. Der Kopf der Person ist 
undeutlich. Den Rest des Umkreises nimmt 
eine Reihe von zum teil unverständlichen 
Zeichen ein. Nur ein Hirschkopf, ein Baum 
und zwei Lanzen sind deutlich. Man wird 
Symbole, keine Schriftzeichen darin sehen 
müssen. Zwischen den Figuren zerstreut 
finden sich hier und da kleine Dreiecke. 
Nach dem Ausgeführten wird man also die 
ganze Darstellung in drei Gruppen zu son- 
dern haben; Szene der stierköpfigen Genien, 
Libationsszene und Gruppe von Symbolen. 
Die Zeichen im inneren Kreise sind höchst- 
wahrscheinlich Schriftzeichen. Die Darstellung 
auf No. 1 zeigt bei weitestgehender Ueber- 
einstimmung mit der eben geschilderten doch 
eine Reihe von Abweichungen. Die wesent- 
lichste ist die, dass hier noch eine vierte 
Szene, und zwar wieder eine Libationsszene 
eingeschoben ist. Diese befindet sich rechts 
von der Gruppe der stierköpfigen Genien, 
sodass die letztere auf diesem Stück rechts 
und links je von einer solchen Szene ein- 
geschlossen ist. Trotz der Beschädigung 
ist doch sicher zu erkennen, dass auch hier 
die Gottheit etwas auf der Hand trägt, wahr- 
scheinlich einen Vogel (s. 4e und u.) Auch 
der Altar und das Gefäss des Libirenden 
sind klar sichtbar. Auch hier zeigt der 
obere Teil der letzteren Person dieselbe 
eigenartige und noch unverständliche Ge- 
staltung wie bei der schon besprochenen 
Szene. Als schliessende Person dieser Szene 
folgt hier ein Krieger mit Lanze und spitzer 
Mütze. Die erhobene rechte Hand ist leer. 
Weitere Abweichungen sind die folgenden: 
Die Genien unterstützen deutlich mit beiden 
Händen die Sonnenscheibe. Die libierende 
Person links von derselben fehlt hier. In 
der Gruppe der Symbole ist eine kleine Um- 
stellung vorgenommen. Von geringerem Wert 
ist wohl die abweichende Verwendung der 
Dreiecke und Rosetten. Wichtig dagegen 


445 (No. 12.) 


ist wieder, dass die Schriftzeichen im inneren 
Kreise andere sind als bei No. 3 und dass 
hier noch ein dritter konzentrischer Kreis 
eingeschoben ist, welchen crux ansata und 
Rosette mit einander abwechselnd fiillen, jede 
fiinf mal verwendet. An zwei gegeniiber- 
liegenden Punkten unterbricht je ein kleines 
Dreieck diese Folge. 

No. 4 weicht in der äusseren Form und 
in der Darstellung von den besprochenen ab, 
doch m. E. nicht soweit, dass man es nicht 
mit denselben zu einer Gruppe rechnen diirfte. 
4d und e beriihren sich besonders nahe mit 
No. 1 und 3. In 4d zeigt der Altar dieselbe 
eigentiimliche Form wie bei No. 1 links. Auf 
4b lässt sich die gleiche, unverständliche Kopf- 
gestaltung beobachten, wie bei 1 und 3. Ab- 
weichend und bemerkenswert ist, dass auf 
4d die sitzende Gottheit ausser dem Vogel 
noch ein anderes Tier, wahrscheinlich einen 
Hasen in der Hand hält. Da in 4b die sitzende 
Figur durchBlitzbündel und geflügelteSonnen- 
scheibe charakterisiert ist, wird man sagen 
dürfen, dass die Darstellung des Siegels (Amu- 
lets) fünf Anbetungsszenen vor fünf verschie- 
denen, durch die ihnen beigefügten Symbole 
von einander gesonderten Gottheiten darbietet. 


No. 2 habe ich bisher gar nicht berührt, 
mit Absicht. Denn dasselbe ist m. E. zwei- 
fellos eine Fälschung, deren Vorlage No. 1 
gewesen ist. Eine Vergleichung beider zeigt 
das deutlich. Ich begnüge mich daher damit, 
auf einige Einzelheiten aufmerksam zu machen: 
Was auf den ersten Blick auffällt, ist die 
Roheit der ganzen Ausführung. Nun beweist 
allerdinge diese für sich allein noch nichts, 
wohl aber, meine ich, im Zusammenhalt mit 
folgendem Gedanken: Ein alter, noch so un- 
geschickt arbeitender Künstler würde nicht 
verzichtet haben auf jeden Versuch die spitze 
Kopfbedeckung und die Schnabelschuhe dar- 
zustellen, — das Siegel will offenbar zu der- 
selben Art gehören wie No. 1 und 3, also 
müssen wir wenigstens Berührungen in den 
Einzelheiten erwarten — er würde die Köpfe, 
auch die Stierköpfe, nicht als einfache Ovale 
ohne Andeutung der Nase gebildet haben, er 
würde den Altar nicht als volle menschliche 
Figur gebildet haben, u. s. f. Beweisend 
aber ist folgendes: Der armenische Text 
(Handés a. a. O.), dessen Übersetzung ich 
der Güte Dr. C. F. Lehmann’s verdanke, be- 
tont ausdrücklich die Reinheit des Silbers, 
also den Mangel der Patina, „sodass man 
denken könnte, es, das Siegel, sei neu“. Der 
Gipsabguss zeigt, dass dasselbe namentlich 
ringsherum am Rande ohne jede Beschä- 
digung ist. Nur an einer Stelle des grössten 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Dezember 1900.| 446 


Kreises findet sich eine flache Vertiefung, 
die aber nicht den Rand erreicht. Und ge- 
rade dies ist die einzige Stelle, wo No. 1 
so beschädigt ist, dass man erst durch eine 
nähere Überlegung erkennen kann, was da- 
gestanden hat! Auch die Abweichung von 
No. 1 innerhalb der Symbolgruppe erklärt 
sich aus einem Missverständnis. An der 
fraglichen Stelle, neben den beiden Lanzen(?) 
ist ein ganz faches Stück auf No. 1 abge- 
splittert!), sodass man bei einseitiger Be 
leuchtung etwa das zu sehen glauben kann, 
was No. 2 bietet. 

Das oben erwähnte Siegel Perrot No. 384 
berührt sich mit den vorliegenden darin, dass 
es ebenfalls die beiden stierköpfigen Genien 
neben der geflügelten Sonnenscheibe zeigt, 
allerdings stehend. 

Welcher Kunst gehören nun die bespro- 
chenen Siegel an? Ist die herkömmliche Zu- 
weisung derselben an die Kunst der „Hetti- 
ter“ berechtigt? Ich glaube, ja. Es lassen 
sich von den grossen Monumenten eine An- 
zahl Parallelen zum Beweise dafür anführen. 
Auf die Schnabelschuhe und die Kleidung 
brauche ich nur hinzudeuten. Die spitze 
Mütze mit dem aufwärts gerichteten Ansatz 
vorn — auf No. 1 und 3 ganz deutlich — 
finden wir wieder auf dem Monument von 
Giaur-kalessi (Perrot a. a. O. S. 718), die 
stierköpfigen Genien im Männerzuge von 
Boghaskiöi. Allerdings scheinen sie dort die 
Mondsichel zu stützen, der betreffende Gegen- 
stand ist durch Verletzung undeutlich ge- 
worden. Der naheliegende Gedanke, dass 
auch dort ursprünglich die geflügelte Sonnen- 
scheibe dargestellt war, wurde durch eine 
Besichtigung des Berliner Gipsabgusses als 
unhaltbar erwiesen. Dagegen wird die ge- 
flügelte Sonnenscheibe auf dem Monument 
von Iflatun-bunar (Perrot S. 730) von mensch- 
lichen Gestalten gestiizt. Doch scheint die 
Verwitterung nicht mehr erkennen zu lassen, 
ob diese Stierkipfe hatten. Fiir die Libati- 
onsszenen bieten Parallelen Ujük (Maspero, 
recueil XIV) Fraktin (ib.) u. a. Dem liesse 
sich noch manches hinzufügen, z. B. für den 
Hirschkopf der Hinweis auf die Schlange mit 
Hirschkopf auf dem von Ward im Amer. 
Journ. of Arch. 1898 S. 163 veröffentlichten 
Siegel. Wirklich beweisend für die obige 
Behauptung ist aber m E. der Umstand, dass 
sich in dem innersten Kreise von No. 1 und 
3 Schriftzeichen befinden, die auf den 
grossen hettitischen Inschriften wiederkeh- 


1) Ich habe diese geringwertige Verletzung nicht 
angedeutet, um die Zeichnung nicht zu undeutlich zu 
machen. 


447 (No. 12] 


ren. Der Arm von No. 1 findet sich fast in 
derselben Form auf der Inschrift von Fraktin 
(recueil XIV Taf. 6) wieder, das etwa mit 
einem Gitter zu vergleichende Zeichen von 
No. 3 steht auch auf der Inschrift von Aleppo 
Z. 2 rechts (Wright, empire Taf. 6)'). 

Ob die Zusammenstellung der verschie- 
denen Szenen und Symbole auf den Siegeln 
auch einen zusammenhingenden, astrono- 
mischen, mythologischen Gedankeninhalt an- 
deutet, vermag ich noch nicht zu sagen. 

Berlin. 


Aaßöpıvdog. 
Von Wilhelm Spiegelberg. 

Durch die neuesten erfolgreichen Aus- 
grabungen von Arthur E. Evans auf Kreta 
ist die Frage nach dem Ursprung des Namens 
Aoaßvgıvos wieder brennend geworden!!). Be- 
kanntlich dachte der Grieche bei diesem 
Namen an zwei Bauten, ein Labyrinth auf 
Kreta und eins in Aegypten. Dass beide 
Namen mit einander zu thun haben, liegt auf 
der Hand, aber die Frage, ob der Name von 
Kreta nach Aegypten oder von Aegypten nach 
Kreta übertragen wurde, ist zunächst noch 
eine offene. Denn die bei Diodor 1/61, 97 
überlieferte Tradition, Daedalus habe das 
kretische Labyrinth nach dem aegyptischen 
gebaut, kann nicht als beweiskräftig gelten. 
Welchen Bau haben nun die klassischen 
Autoren bei dem aegyptischen Labyrinth im 
Auge gehabt? Wir wissen heute durch die 
Ausgrabungen von Flinders Petrie, dass das 
Labyrinth im Fajum bei Hawarah lag und 
nichts anderes war, als der Totentempel 
des Königs Am*'n-"m-h*t IT], südlich von 
der Pyramide desselben Herrschers. Dass 
dieser ursprünglich vielleicht in bescheideneren 
Dimensionen angelegte Bau später jene Aus- 
dehnung gewann, welche die Griechen in Er- 
staunen setzte, lag wohl daran, das Am*n- 
*m-h°t III, der Begründer des Fajums, der 
Schöpfer des Moerissees, zu einer Art Heiligen 
dieser Oase geworden ist. Dieser König führt 
nun neben seinem Rufnamen, der griechisch 


(a) 
als Auueveuns überliefert ist, den offiziellen 
Namen N-m:;'t-Re 2), für welchen die 


1) Dort ungefähr richtig gezeichnet, wie mich 
meine Collation nach Abklatschen lehrt. 

*) 8. d. Litteratur bei Wiedemann: Herodot 
II. Buch S. 523. W. hat dort mit Recht die einst 
von Brugsch versuchte und später wieder zurückge- 
zogene aegyptische Erklärung zurückgewiesen, während 
Maspero: Histoire 1/520 Anm. noch daran fest- 
halten möchte. 

?) Diese zweifellos richtige Lesung statt des 
früher üblichen R‘-n-m3‘t hat bereits Unger 
(Manetho „S. 131) vorgeschlagen. Im übrigen s. 
Griffith: A. Z. 1896 S. 60. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Dezember 1900.] 448 


Formen !) Aauagis, Aaßapis, Lambares, 
Aayaons überliefert sind?). Die letzte Form 
ist sicher verderbt und in Aaßflu)aors zu 
verbessern), im übrigen sind alle Formen 
durch den bekannten Wechsel von m und b 
sowie durch Itacismus zu erklären. In 
Lambares könnte möglicherweise eine 
Lesung stecken, welche ein in Klammern 
gesetztes b als Variante des m oder umgekehrt 
missverstand, also etwa Lam(b)ares in 
Lambares verwandelte. 

Demnach sind AaBagy(t)s oder Aapaoy(s)¢ 
die N-m:'t-Re entsprechenden korrekten 
Namen, welche für den letzteren die Vokali- 
sation N(l)*-m°'-r* ergeben. Dieser König 
Labares ist nun, wie wir sahen, der Erbauer 
des Labyrinths, von dem es heisst — und 
darin bestätigt Manetho aufs schönste Petries 
Ausgrabungsresultate — „öç tov v doosvoitn 
Jaßvgivdovt) éxvtd Tapov xateoxevacs“. 

Sehen wir uns nun den Namen 4afvguv dog 
an, so wird man ohne Mühe —+s»3oc*) als 
Endung erkennen (vgl. Kog-ıv 305) und Aaßve— 
als Stammwort ansehen. In diesem Stamm- 
wort aber haben wir den Namen des Erbauers 
des Labyrinths, Labares vor uns, d. h. 
Labare- mit der griechischen Endung ç. 
Es stimmt also Aaßvp- mit Labare aufs- 
beste bis auf den Vokal v. Aber auch diese 
Schwierigkeit schwindet, wenn man sich ver- 
gegenwärtigt, dass wir für das Prototyp von 
-Bv = ba- nämlich m:’t — und zwar eben- 
falls in unbetonter Silbe — die Transkription 
mu in dem Namen Nimmuria= Nb-m:t-R 
besitzen. Ueberdies ist m:’t im Koptischen 
zu me verkürzt worden, und könnte also 


am einfachsten als das aus dem aegyptischen 
Griechisch bekannte Schwanken von e und v 
in unbetonter Silbe erklärt werden®). 

Der Name Aaßvow3og trägt demnach den 
Namen seines Erbauers, ebenso wie z. B. das 
Mausoleum zu Halikarnassos. Ebenso wie 
nun nach diesem Prachtbau ähnliche Grab- 
denkmäler Mausolen genannt wurden, 
sind nach dem gewaltigen Grabbau des 
Labares, dem Labyrinthos andere ähnliche 
Bauten benannt worden, so auch das Labyrinth 


1) Ich habe die überlieferten Accente verbessert. 

?) 8. Unger: Manetho S. 118. — Der Maens bei 
Eratosth. 35 (= Maggos Diodor J, 61. 97) ist gewiss 
eine Verstümmlung der obigen Formen. 

>) Die Ausführungen von Rost in O. L. Z. 1900 
8. 29 haben mich nicht von der Richtigkeit der 
Konjektur Kazaegns überzeugt. 

*) Das im Fajum gelegene Labyrinth zum Unter- 
schied von dem auf Kreta befindlichen. 

*) Die Erklärung dieser Endung muss ich Be- 
rufeneren tiberlassen. 

*) 8. Mayser: 


Grammatik der griechischen 
Papyri S. 12. 


449 (No. 12.) 


auf Kreta. Denn ich glaube, dass man auf 
Grund der obigen Ausführungen, welche den 
Namen aus dem Aegyptischen erklären, an- 
nehmen muss, dass der Name Labyrinth von 
Aegypten nach Kreta übertragen worden ist’). 


Ein altkanaanäisches Mythusfragment. 
Von W. Max Müller. 

Pap. Anastasi 4,1 schildert, wie Fischer 
in schilfbedeckten Gewässern allerlei Getier 
aufscheuchen, darunter Nilpferde (Z. 4), Weihe 
(1), Habichte (7). In den Resten der 6. Zeile 
erscheint so im Schilf (g:šý) auch „der 
(masc. Art.) ‘a-[iJra-ti- ’ä-[ilra“ (Det. Vo- 


HIT K 


Dass in diesem fünfkonsonantigen Vogel- 
namen eine Zusammensetzung von zwei 
Wörtern vorliegt, ist klar. Es liegt nahe, 
das weibliche -t als Trenner zu erkennen 
und dann für den zweiten Bestandteil auf öl 
„Gott“ zu raten. So Maspero, Du Genre 
Epistolaire, S. 47, der zerlegt: Ix”NiNix (lux 
dei, splendor felicitatis) „Lichter Gottes“. 
Bondi (Lehnw. 28) ist geneigt, das &l anzu- 
erkennen, verwirft aber Maspero’s Etymologie 
im übrigen. Sie ist thatsächlich nicht sehr 
einleuchtend. 

Nun giebt es aber eine sehr einfache Ab- 
leitung, wenn wir an den als Mn (cf. syr.) 
und *55x (so arab., vgl. 55°) auftretenden se- 
mitischen Stamm denken: „die Gottbewei- 
nerin, die um Gott Klagende*. Ob der Stamm 
hier als 15 oder yy behandelt ist, wage ich 
nicht zu entscheiden. Es fehlt ein Anhalts- 

unkt wie die (gewöhnlich mit nr ausge- 
drückte) Verdoppelung der Liquida oder die 
Bezeichnung der Länge der zweiten Silbe, 
aber auf beides ist wenig zu geben, nament- 
lich auf das Letztere. 

Welche Vogelart gemeint ist, lässt sich 
schwer sagen. Nach der obigen Etymologie 
muss man auf einen besonderen, Pe 
Schrei schliessen. Am nächsten läge natür- 
lich die Rohrdommel. Man könnte aber das 
weibliche Geschlecht dagegen anführen; die 
Vergleichung mit einem Klageweib wiese 
dann auf ein hohes, schrilles Trillern, ähn- 
lich den zaghärit der Orientalinnen. Vielleicht 
kann ein Kenner der ägyptischen Vogelwelt 
Aufschluss geben. 


1) Ich sehe nachträglich, dass bereits Jablonski 
im Thesaurus s. v. Aaßvpıvdos der oben gegebenen 
Etymologie auf der Spur war. Es ist seltsam, dass 
seine unter Vorbehalt gegebene Erklärung „domicilium 
Labaris, vel Labyris“ nirgends sonst erwähnt ist. 
Die dort gegebene aegyptische Ableitung der Endung 
-vd0s ist unmöglich. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Dezember 1900.) 450 


Ich glaube, wir haben in dem Namen ein 
Fragment eines semitischen Mythus. Auf wen 
bezieht er sich? Gemeint ist natürlich ein 
bestimmter Gott; ist die Nennung seines Na- 
mens aber unnötig oder will man sie durch 
das allgemeine ël vermeiden? Tammuz-Adonis 
liegt jedenfalls am nächsten, nur scheint mir, 
dass nicht die uns bekannte Form des Mythus 
bedingt ist, sondern eine an Gewässer, d.h. 
Teiche oder Flussniederungen, angeschlossene 
Gestaltung. Damit glaube ich diese Spur den 
Mythologen und Phantasiebesitzern überlassen 
zu können. Jedenfalls ist hier kanaanäisches 
Sprach- und Denkgut anzunehmen. 

Die einzige Schwierigkeit bei meiner Er- 
klärung (wie bei den früheren) ist das männ- 
liche Geschlecht der Zusammensetzung. In- 
dessen könnten die Agypter recht gut sie als 
Ganzes behandelt und nach dem Fehlen eines 
-t am Ende in die Klasse der Masculina ge- 
steckt haben. 


Eine Vermutung zur Einleitung des 
liber Proverbiorum. 
Von F. E. Peiser. 

Prov. 1—9 sind anerkannt als eine Ein- 
leitung, die sehr jung ist. Das Schwanken 
in der Auffassung der Hökhma bald als Be- 
griff, bald als Attribut, bald als Personifikation, 
wie es besonders III 19,20 in der Kosmo- 
gonie des Verfassers der Einleitung erscheint, 
— beachte nyna, das ich fassen möchte: 
dadurch, dass sie, die Hökhma, ihn, Jahve, 
erkennt, — weist die Einleitung in die helle- 
nistische Zeit als Uebergang zu Philo. So 
wie sie uns vorliegt, ist sie aber wohl erst 
durch Ueberarbeitungen geworden, wobei 
Randglossen hineingekommen sind. Eine der- 
selben ist interessant, weil sie vielleicht einen 
Einblick in die verloren gegangene nicht- 
kanonische Litteratur gestattet, aus der sie 
stammt, ich meine II 16—19. Wenn diese 
Verse als Randglosse ausgeschieden werden, 
so schliesst sich Vers 20 gut an Vers 15 an, 
während 16—19 den Zusammenhang durch- 
brechen und nur als eine auf weibliche Ver- 
führer zugespitzte Dublette der Warnung vor 
männlichen Verführern 12-15 betrachtet 
werden könnten. Wie ist nun diese Rand- 
glosse entstanden. Der Vers 16 steht an 
seiner richtigen Stelle III, als Stichwort für 
die sich anschliessende Erzählung. Derjenige, 
der ihn in Il an den Rand schrieb, änderte 
sow in my wegen Il. und fügte nun die 
jetzt IIj719 stehenden Verse hinzu, um die 
Parallele mit Ilja_ı;s vollständig zu machen. 
Das hätte er wohl aus eigenem thun können, 
aber — er hat es nicht gethan; vielmehr ver- 


451 (No. 12.) 


wandte er ein ihm bekanntes litterarisches 
Stiick. So wenigstens glaube ich annehmen 
zu miissen, nachdem ich erkannt habe, dass 
die Verse eine hebräische Umdichtung der 
Istarlegende enthalten: 

Die da verlässtden Freund ibrerJugend 
Und den Bund ihres Gottes vergessen hat’). 
Denn zum Tode sinktsie, nämlich ihr Haus?), 
Zu den Rephaim?) (führen) ihre Pfade, 
(dem Hause)‘) von dem niemand, der 

hineingeht, wiederkehrt 

Und nicht erreicht Lebenswege'). 

Denn es ist doch wahrscheinlich, dass 
dies Stück nicht allein vorhanden war, 
sondern dass vielmehr hebräische Bearbei- 
tungen babylonischer Epen vorlagen, aus 
denen der Glossator geschöpft hat. Höch- 
stens könnte noch angenommen werden, dass 
er aus einer griechischen Quelle geschöpft 
habe; dann aber müssten wir uns doch wohl 
wundern, dass sie uns nicht erhalten geblieben 
ist, während ein Verlust der nichtkanonischen 
hebräischen Litteratur gerade das zu erwar- 
tende wäre. 

Für die erste Annahme spricht nun auch, 
dass der Verfasser der Einleitung selbst in 
Va3-5 auf eine derartige hebräische Be- 
arbeitung angespielt zu haben scheint, ver- 
gleiche das, was Gilgamis Ištar auf ihre 
Werbung sagt, mit diesen Versen: 

Denn Honig träufeln die Lippen einerFremden 
Und glätter denn Ol ist ihr Gaumen. 

Doch zuletzt ist sie bitterer denn Wermut 
Schärfer als Schwertschneiden. 

Zum Tode steigen ihre Füsse hinab 
Seolwärts gehn stätig ihre Schritte. 

Dass sie nur nicht sieht) Lebenswege, 
‘Wanken ihre Pfade ohn’ ihr Wissen. 

Auf Grund dieser Stelle und unter Be- 
rücksichtigung der Randglosse würde ich 
aunehmen, dass er eine Bearbeitung gekannt 
hat, welche zuerst eine Geschichte der [Star 
und ihres Verhältnisses zu Tammuz (hamir 
gihrütisa) und dann ihre Höllenfahrt erzählte. 

Eine kleine Schwierigkeit würde VI 94,7) 


1) Aus der prophetischen Litteratur hier eingefügt. 

2) Verändert aus: zum Hause des Todes ist ge- 
richtet ihr Sinn. 

3) = den Bewohnern der Unterwelt. 

4) Siehe Anm. 2! 

5) Vgl. unten zu V 3—5. 

°?) D-D piel in der Bedertung von assyr. nplsi; 
beachte hierfür [V,, „Blick auf den Pfad deiner Füsse, 
daun werden all’ deine Wege in Ordnung sein“ ein 
vom Verfasser verwandtes Sprichwort, und V,, „denn 
eines Mannes Wege sind offen vor Jahve und all 
seine Pfade sieht er.“ 

1) Ich fasse übrigens 24b vor einer glattzüngigen, 
einer fremden, ppn als Adjektiv, fem. constr. von 


einem vorauszusetzenden pom. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Dezember 1900.] 452 


bereiten, wenn nämlich die Wiederholung 
in VII; deshalb bedenklich erscheinen sollte; 
doch scheint hier gerade ein Resultat von 
Ueberarbeitung vorzuliegen. 


Bespreehungen. 

Karl Budde, Der Kanon des Alten Testaments. 
Ein Abriss. Giessen. J. Ricker'sche Verlagsbuch- 
handlung (Alfred Töpelmann) 1900. 80 S. Bespr. 
von F. Perles. 

Wenn ein Mann wie Budde die Summe 
seiner Forschungen über den Kanon des Alten 
Testaments in gedrängter Form!) zusammen- 
fasst, so können wir uns seiner Führung 
sicher anvertrauen. Die bei aller Kürze 
gründliche Verarbeitung des ungeheuren 
Materials, die sorgfältige Verwertung der 
neueren Fachlitteratur, die tiefgehende, mit 
seltener Besonnenheit gepaarte Kritik und 
endlich die klare und gewandte Darstellung 
lassen die kleine Schrift vorzüglich geeignet 
zur schnellen Orientierung über die hier in 
Betracht kommenden verwickelten Fragen 
erscheinen. 

Zunächst werden wir mit dem Begriff des 
Kanons und den verschiedenen Bezeichnungen 
dafür bekannt gemacht. Budde behandelt 
hier ausführlich die bekannten Stellen der 
Mischna?), wo von der Verunreinigung der 
Hände durch die Berührung mit heiligen 
Schriften die Rede ist. Das Motiv für die 
auffallende Bestimmung erblickt er mit 
Robertson Smith in dem Bestreben, die 
durch Berührung übertragene Heiligkeit durch 
Waschung wieder zu beseitigen. Diese Deu- 
tung kann jedoch unmöglich das Richtige 
treffen, denn sonst hätte der Vorwurf der 
Sadduzäer°) keinen Sinn, dass die Pharisäer 
den heiligen Schriften, nicht aber den Werken 
Homers eine Verunreinigung der Hände zu- 
schrieben‘). Ich muss allerdings gestehen, 
eine befriedigende Erklärung ebensowenig 
geben zu können und verweise daher bloss 
zur Vervollständigung der S. 3 angegebenen 
Litteratur auf den unlängst erschienenen Auf- 
satz von M. Friedmann om nano biba 
p72 wpn ana yr "jn 5592 (erschienen in 
der hebräischen Revue man II. Berditschew 
1900 p. 66 f.). 

Sodann bespricht Budde den Umfang des 
Kanons und die Reihenfolge der einzelnen 


1) Das Werk ist eine Erweiterung von Budde’s 
Artikel ,Canon of the Old Testament“ in Cheyne’s 
Encyclopaedia Biblica. 

2) Jadajim Ill 2 ff. IV 5 ff. 

3) Jadajim IV 6. 

t) Vorausgesetzt ist dabei, dass Sadduzäer und 
Pharisäer über den Begriff „Heiligkeit“ und seine 
Anwendung auf die heiligen Schriften einig waren. 


453 |No. 12] 


Bücher nach der Gemara, nach der Masora, 
in der LXX und bei Josephus. Mitten in 
den Ausführungen über die synagogale, volks- 
tümliche und gelehrte Tradition bezüglich des 
Kanonabschlusses überrascht uns die Mlit- 
teilung (p. 19), dass Elia Levita „ein in Italien 
geborener jüdischer Gelehrter“ gewesen sei. 
Ist dieser Mann wirklich eine so unbekannte 
Grösse, dass man ihn erst dem gelehrten 
Publikum vorstellen zu müssen glaubt und 
ist die reiche Litteratur über ihn!) wirklich 
so schwer zugänglich, dass Budde ihn in 
Italien geboren sein lässt, ohne eine Ahnung 
zu haben, dass Elia Levita sich selbst mit 
Vorliebe WYN nannte, dass die Christen 
ihn Germanus nannten und dass durch Se- 
bastian Münster sogar sein Geburtsort Neu- 
stadt a. d. Aisch (bei Nürnberg) uns noch 
bekannt ist? | | 


Den umfangreichsten und wertvollsten 
Teil der Budde’schen Schrift nimmt die Ge- 
schichte der einzelnen Bestandteile des Kanons 
ein. Hier bewegt sich der Verfasser auf 
seinem spezialen Forschungsgebiet und giebt 
uns mit ebensoviel Gelehrsamkeit als Scharf- 
sinn von seinem kritischen Standpunkte aus 
ein tibersichtliches Bild des geschichtlichen 
Werdeprozesses, der allmählich zum Ab- 
schluss des Kanons führte. Wenn man sich 
auch in manchem Punkte zum Widerspruch 
herausgefordert fühlt, soll hier doch nicht auf 
Einzelheiten eingegangen werden, da im 
Rahmen einer kurzen Besprechung derartige 
‚Fragen schwer behandelt werden können. 
Nur eine Stelle von verhältnismässig unter- 
geordneter Bedeutung sei hier näher be- 
leuchtet Wir lesen S. 63 bei Budde: „Es 
ist ein starkes Stück, dass in der Mischna, 
Thaan. Il 1 zuerst ein Wort aus Jona (3, 10) 
nur mit einem WX) angeführt ist und gleich 


darauf Joel 2, 13 mit einem RR NN MIIEN, 
sodass nur die letztere Stelle damit dem 
Prophetenkanon oder gar dem Kanon über- 
haupt (vgl. oben S. 49) zugewiesen wird.“ 
Es verrät eine bedenkliche Unkeuntnis der 
‘talmudischen Terminologie, wenn die An- 
führung einer Stelle mit nn) als Beweis für 
den Ausschluss des betr. Buches aus dem 
Prophetenkanon oder gar dem Kanon über- 
'baupt hingestellt wird. Wer jemals auch 
nur die M28 7D gelesen hat, muss wissen, 
dass in der Mischna Stellen aus dem Penta- 
teuch, aus dem Propheten und aus den 
Hagiographen promiscue mit MYN) angeführt 


- 4) Am besten zusammengestellt von Bacher (Ersch 
und Gruber XLIII 301—303). 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


. mittelbar 


[Dezember 1900.) 454 


werden), und hätte sich Budde bloss die Mühe 
genommen, den der angeführten Stelle un- 
vorausgehenden Abschnitt der 
Mischna durchzulesen, so hätte er sehen 
können, dass dort zwei Stellen aus dem 
Prophetenkanon u. zw. Joel (!) 2, 23 und 
I Sam. 12, 17 mit NJ angeführt werden. 
Es ist wahrlich nicht kleinliche Nörgelsucht, 
wenn ich hier diesen Lapsus niedriger hänge, 
sondern gerade weil ich Budde als einen so 
hervorragenden Forscher verehre, berührt es 
mich besonders schmerzlich, wenn er wie 
seine meisten Fachgenossen eine so traurige 
Unwissenheit auf dem Gebiete der nach- 
biblischen jüdischen Litteratur zeigt. Ein 
Semitist, der nicht wüsste, dass mit dlas aJ,5 
eine Koranstelle angeführt wird, und dabei 
über den Hadit urteilen wollte, würde in der 
Wissenschaft nicht ernst genommen werden, 
nur auf rabbinischem Boden glaubt man sich 
ruhig bewegen zu dürfen, ohne die dürftigsten 
Vorkenntnisse zu haben, und glaubt über 
eine Litteratur von oben herab absprechend 
urteilen zu dürfen, die man weder kennt 
noch versteht. Welche Blössen haben sich 
Männer wie Schürer und Wellhausen?) ge- 
geben, wenn sie als Rüstzeug zur Beurteilung 
der Pharisäer ihre vorgefassten Meinungen 
statt eines gründlichen Quellenstudiums mit- 
brachten, welch’ beschämende Ignoranz zeigt 
z. B. Schlatter in seiner Arbeit „Jochanan 
b. Zakkai in christlicher Beleuchtung“ ?) und 
wie kann 2. B. auch Budde von den Pharisäern 
sagen (p. 72), „dass sie keinen anderen 
Gottesdienst als den des Wortes in der 
Synagoge übrig hatten“, wenn er sich so 
ungenügend vertraut mit ihrem Schrifttum 
erweist! Gerade ein so vorurteilsloser Ge- 
lehrter wie Budde wird am ehesten durch 
ein Eindringen in die Gedankenwelt der 
Pharisäer sich ein gerechtes Urteil tiber das 
Judentum im Zeitalter Christi bilden und 
wird dann von den Pharisäern und Schrift- 
gelehrten etwas anderes zu sagen wissen 
als „dass sie die erbittertsten Feinde Jesu 
Christi waren“ (p. 80). Freilich ist für solch 
ein Eindringen ebensoviel Fleiss als Geduld 
nötig, aber sollten die heutigen Theologen 


1) Vgl. jetzt Bacher, Die älteste Terminologie 
der jüdischen Schriftauslegung 8. 6, wo mit Recht 
an das neutestamentliche 2£6£97 erinnert wird. 

? Vgl. darüber neuerdings Hermann Cohen in 
seinem lichtvollen Aufsatz „Liebe und Gerechtigkeit 
in den Begriffen Gott u Mensch“ im Jahrbuch für 
erg Geschichte u. Litteratur 1900 S. 75 ff. bes. 
S. 119. 

#) Vgl. die gründliche pror ue von Ludwig 
Blau, Monatsschrift f. Gesch. u. Wissensch. d. 
Judent. XLIII (1899) 548—561. 


455 [No. 12.] 


weniger gewillt sein als vor 4 Jahrhunderten 
die Humanisten, sich an der Hand jiidischer 
Lehrer in das Meer des Talmuds und der 
übrigen rabbinischen Schriften, wenn nicht 


mit Liebe, so doch mit Eifer und Selbst- 


bescheidenheit zu versenken, und aus der 

Tiefe wertvolle Perlen an’s Tageslicht zu 

fördern ? 
Königsberg i./Pr. 


The Sacred Booka of the old Testament ed. Paul 
Haupt. — Part 12. The Book of the Prophet Eze- 
kiel by C. H. Toy L. L. D. Prof. Cambridge Mass. 
Leipzig, Hinrichs. 1899. 116 S. 4°. Mk. 7.50. (u.) 


Handcommentar zum Alten Testament, herausg. von 
Nowack. — Die proph. Bücher. 3 Bd. 1 Teil. Das 
Buch Ezechiel von Richard Krätzschmar Privatdoz, 
in Marburg. Göttingen, Vandenhoek u. Ruprecht 
1900. XV u. 302 S. 8°. Mk. 6.—. Bespr. v. Friedr. 
Giesebrecht. 

Der Kommentar von Toy bezeichnet nicht 
grade eine neue Stufe der Ezechielauslegung. 
Uberall merkt man den Einfluss der — auf 
Hitzigschen Grundlagen beruhenden aber doch 
durch ihr positives, thetisches Verfahren 
Richtung gebenden Cornillschen Arbeit. Be- 
sonders zeigt sich das in dem was Toy streicht. 
Nach einer ungefähren Schätzung, die aber 
grosse Teile des Toyschen Buches in Betracht 
gezogen hat, sind gegen 3/, seiner Streichun- 
gen in Ubereinstimmung mit dem was auch 
Cornill streicht. Allerdings hat Cornill noch 
weit über Toy hinaus gestrichen, besonders 
stark tritt das in K. 3. K. 5. K. 6—10 her- 
vor. Ich möchte in den meisten dieser Fälle, 
z. B. in K. 7, K. 11, auch in Bezug auf die 
Streichung von K. 10, 8—17, Cornill Recht 
geben, in anderen Fällen, wie K. 5, K. 8, 
K. 12 ist die grössere Zurückhaltung Toys 
wohl begründet. Auch die Verbesserungen 
des Textes bei Toy gehen vielfach auf Cor- 
nill zurück. In vielen Fällen ist Cornill, so 
sonderbar das auf den ersten Blick aussehen 
mag, konservativer. Seine Streichungen sind 
meistens von dem kürzeren Text der LXX 
diktiert. In den Korrekturen zeigt er oft einen 
unberechtigten Konservatismus, so 9, 2 wo 
der Plur. der Kerubim notwendig ist, cben- 
so 10, 4, wo er den Sing. festhält In 18, 
1—20 geht Toy meist mit Co. gegen den 
recipierten Text zusammen, verbessert dann 
aber weitergehend und wie mir scheint rich- 
tiger OVW Oy in ow Fy 16 u. a. aa. OO. 
In 5, 16 und 15, 7 verbessert er die Per- 
sonen mit Recht gegen Co., eiue einfachere 
Emendation bietet er 7, 26 mit N), 7, 7 
verbessert er glücklich OWN Sy Torn. Um- 
gekehrt ist es unbegreiflich, wie Toy das 
CMN 10, 22 stehen lassen kann, dass er in 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Dezember 1900.] 456 


12, 23 das unpassende 2 nicht ändert, wie 
fast alle Neueren, und dass er in v. 27 nicht 
das simple und überzeugende "3x (Co.) 
statt “29 acceptiert, das hier recht unglück- 
lich steht. Auch 10, 11 scheint mir das 
yams nicht der hebräischen Ausdrucksweise 
zu entsprechen, Co. u. Aa. haben hier rich- 
tiger: MN gelesen. In 8, 18 ist der letzte 
Satz eine zurecht gemachte Dittographie des 
Anfangs von 9, 1 (Co.) und hier muss wieder 
der Schlusssatz mit Co. gestrichen werden. 
Wie einfach ist das Cornillsche MAIN in 5, 
11, während Toy mit seiner Anderung: MWYN 
nam keine Anknüpfung in den Konsonanten 
hat. — Mehrfach ist mir die falsche Form 
TMM aufgefallen, z. B. 16, 45, 51, 55, 61. 
— Da es den Auslegern der einzelnen Teile 
dea englisch-deutschen Bibelwerks unmöglich 
gemacht ist, die Resultate ihrer Exegese zu- 
saınmenfassend ‚darzulegen, — was ich für 
einen grossen Übelstand halte — so hat m. 
E. der Kritiker genug gethan, wenn er sich 
an die Einzelheiten hält und diese unter 
gewisse Gesichtspunkte zu stellen sucht. Ich 
wende mich daher zu Krätzschmar’s Kom- 
mentar. 

Krä. hält sich nicht wie Toy auf der 
mittleren Strasse, er will eine neue Idee 
durchfiihren, indem er den bisher fast un- 
bestrittenen Satz, dass Ezechiel selbst sein 
Buch redigiert habe, angreift. Nach ihm geht 
die Schrift Ezechiels vielmehr auf die Hand 
eines Redaktors zuriick, der zwei verschie- 
dene Rezensionen zusammengearbeitet haben 
soll. — Spuren dieser doppelten Rezension 
ziehen sich zwar nach Krä. durch das ganze 
Buch hindurch, er sucht sie aber besonders 
an 23 Stellen nachzuweisen, vor allem in der 
sehr breiten Weissagung über Gog K. 38 u. 
39. — Ich glaube, dass Krä. hier eine That- 
sache klargestellt hat, die zahlreichen Du- 
bletten nämlich, welche bisher noch nicht 
genügend beachtet wurde, wenn sie auch z. 
Teil schon von seinen Vorgängern anerkannt 
war; cf. 4, 10f., 16f. K. 6, 1 ff. K. 7, 3 ff. 
u. 7, 8f. u. s. f. Aber an vielen Stellen 
liegt doch die Sache nicht so klar, (z. B. 
K. 9, 5—7. K. 12, 21—27. K. 17, 8—10. 
K. 17, 16—20), dass es Krä. wirklich ge- 
lungen wäre, seine These einer doppelten 
Rezension zur Evidenz zu bringen. Wäre 
wirklich nachgewiesen, dass zwischen 100 
und 200 Verse des Buches Dubletten zu 
schon vorhandenen Textbeständen böten — 
was würde bei den circa 1200 Versen, die 
das Buch im Ganzen zählt, damit bewiesen 
sein? Würden sich diese Dubletten nicht 
ebensogut bei der Annahme erklären, dass 


457 [No. 12.) 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


ein allein auf Ezechiels Hand zurückgehendes 
Buch in einer Handschrift Einbussen er- 
litten hatte oder qualitativ degeneriert war, 
und dass man später diese Lücken und Fehler 
unter Zursiezichung besserer Handschriften 
ausglich? Dass Corrigens und Corrigendum 
nebeneinander im Text stehen bleiben, ist 
eine auch sonst Öfter.beobachtete Thatsache. 
In glücklicher Weise hat soeben in Exposi- 
tory Times Oct. 1900 Karl Budde eine von 
Krä. ebenfalls für seine Behauptung geltend 
gemachte Stelle, nämlich Ez. 1, 1—3, so 
erklärt, dass er die Wiederholung, welche 
Befremden zu erwirken schien, aus dem 
Prinzip des Stichworts (catchword) ableitete. 
Ahnlich hat Paul Rost nach mündlicher Mit- 
teilung viele Schwierigkeiten bei Ezechiel 
beseitigt. Ich gehe auf ein Beispiel näher 
ein, wo mir die Krätzschmarsche doppelte 
Rezension gar nicht einleuchten will, vielmehr 
eine andere Lösung sich mir ungesucht 
geboten hat, nämlich 17, 7—10. Augen- 
scheinlich durch 10%, der mit 8% u, 9% ver- 
wandtes bietet, und durch 10>, der sich z. 
Teil aus v. 9t zu wiederholen scheint, ver- 
anlasst, glaubt Krä. hier zwei in einander 
gearbeitete Rezensionen annehmen zu müssen. 
In der That ist v. 8% an falscher Stelle. 
Denn er könnte nur die Einsetzung Sedekias 
durch Nebukadnesar beschreiben wollen, 
deren Zweck aber war nicht, dem Sedekia 
Glanz und Macht zu verleihen (v. 8b), sondern 
vielmehr eine abhängige Herrschaft zu gründen, 
die den Chaldäern unterthan sein sollte, cf. 
v. 6. — Wohl aber war es die Absicht Sede- 
kias bei seiner egyptischen Politik, sein 
Reich wieder zu Ehren zu bringen. Die 
Inff. v. 8° sind also abhängig von v. 7, und 
v. 8% ist zu streichen. Bei unmittelbarem 
Anschluss des v. 9 an v. 7 u. 8° erklärt sich 
auch die Frage „wird es gliicken“? Der 
ursprüngliche Platz von v. 8° wird nun durch 
das Stichwort Mo nw nam in v. 10* angegeben 
— von einer doppelten Rezension ist 


keine Rede. — moymn in v. 10° ist an 
falscher Stelle in den Text gekommene 
Korrektur zu dem mbym ohne Fragwort in 
v. 9% und dort natürlich einzusetzen. Hier- 
für spricht auch der unpassende Sinn, den 
es an seiner jetzigen Stelle in v. 10 bietet. 
Auf die Bemerkung: „zwar war er an vielen 
Wassern gepflanzt“ gehört nicht die Frage 
„wird es glücken“? Dagegen bietet der fol- 
gende Satz einen trefflich anschliessenden 
Gedanken. Der Text hat allerdings auch 
hier gelitten, das doppelte WIN ist unpassend, 
das 2. ist wieder Stichwort, um die ihm vor- 
angehenden Worte vor wa in den Text 


wurde. 


[Dezember 1900.] 458 


hineinzufügen. Zu diesem Satz bietet der 
ebenso anfangende und schliessende v. 9b ß 
eine Variante, die an falscher Stelle eingesetzt 
— Ein anderer Teil der Wieder- 
holungen erklärt sich aus der Ezechielischen 
Redeweise. Es ist sehr natürlich, dass ein 
Prediger, dem es heiliger Ernst ist, zu einem 
gewissen Pathos und in Folge dessen zu 
Wiederholungen neigt. Was wir als ge- 
schmacklos, ja als Schwulst bezeichnen 
würden, ist es deswegen nicht für andere 
Völker und andere Zeiten, es thut not, dass 
wir mit der jetzt bei uns beliebten Purifikation 
der Texte aufhören, die für andere Philo- 
logenkreise als ein überwundener Standpunkt 
gilt. — Ein weiterer Grund zu Uberarbei- 
tungen und zwar tendenziöser Art lag in 
Ezechiels Stellung zum Zerimonialgesetze. 
Hier haben, wie schon oft behauptet, zweifel- 
los Angleichungen an den P. C. stattgefunden, 
z. B. K. 43, 18—27. Die Differenzen, die 
Krä. für seine Rezensionen A und B fest- 
stellt, klappen durchaus nicht, nach A. haben 
auch die Priester bei der Entsündigung zu 
thun. v. 21 ist mmp>) unter allen Umständen 
unmöglich und durch die 3. Pers. zu ersetzen, 
entsprechend dem folg. antn, cf. LXX, Corn. 
Toy. Nur scheinen mir diese letzteren zu 
weit zu gehen, wenn sie überall die 3. Plur. 
herstellen wollen, denn auch die zweite Sing. 
hat an einigen Steller ihren guten Sinn. 


Königsberg i. Pr. 


H. Pognon, Inscriptions mandaites des Coupes de 
Khouabir. IIliöme partie. Paris 1900. H. Walter. 
Bespr. v. Friedr. Schwally. 

Dieses Heft enthält 1) Appendice III. 

Sur les passages de Théodore bar Khouni 

relatifs aux kantéens et aux Mandéens qui 


ont été traduits du Mandaite S. 223 — 244; 


2) Appendice IV. Sur les Passages du Ginza 
qui ont été empruntés à des ouvrages 
kantéens et manichéens S. 245—255; 3) ein 
Glossar S. 257—308; 4) Index 309—323; 
Errata S. 324—327. 

Damit ist das Werk, dessen beide ersten 
Hefte ich in dieser Zeitschrift schon früher 
besprochen habe, zu einem erfreulichen Ab- 
schlusse gekommen. Mit dem Danke an den 
Verfasser verbinde ich den Wunsch, dass 


ihm seine Amtsgeschäfte — er ist französi- 
scher Konsul in Aleppo — auch fernerhin 
Zeit für wissenschaftliche Arbeiten lassen 
mögen. 


Strassburg i. E. 


459 (No. 12] 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Dezember 1900.) 460 


M. Hartmann, Lieder der Libyschen Wüste (Ab- 
handlungen f. d. K. d. Morgenl. XI Nr. 3). 
Leipzig 1899, F. A. Brockhaus. Bespr. von Friedr. 
Schwally. 


Dieses Buch ist eine der interessantesten. 


Publikationen auf dem Gebiete des Vulgär- 
arabischen, welche die letzten Jahre gebracht 
haben. Nachdem der Verfasser im Jahre 
1896 Gelegenheit hatte, in Berlin mehrere 
Monate mit Beduinen aus dem Marifit zu 
verkehren, konnte er 1897 seine ägyptische 
Reise antreten, um die begonnenen Studien 
an Ort und Stelle fortzusetzen. Da er aber 
eine grössere Reise in die Wüste aus ver- 
schiedenen Gründen aufgeben musste, suchte 
er zu Alexandrien und Kairo mit Leuten aus 
der Libyschen Wüste, welche Lieder aus- 
wendig wussten, bekannt zu werden. Be- 
sonders Alexandrıen soll für derartige Studien 
eine ausgezeichnete Operationsbasis sein. 
S. 13—25 verzeichnet Hartmann die Personen, 
mit denen er gearbeitet hat, und S. 26—30 
diejenigen, welche sich hervorragend brauch- 
bar und liederkundig erwiesen, wodurch er 
allen Nachfolgern einen unschätzbaren Dienst 
geleistet hat. 

Die Sammlung, welche hier vorgelegt 
wird, umfasst nicht weniger als 141 Lieder, 
darunter eine erhebliche Anzahl grösserer 
Gedichte. Dieselben sind zum Teil über- 
setzt und mit einem sorgfältigen Kommentar 
begleitet. Wenn den Herausgeber auch in 
erster Linie sprachliche Gesichtspunkte ge- 
leitet haben, so geht doch sein Interesse weit 
darüber hinaus, auf Geschichte, Religion und 
Kultur. Da er ein offenes Auge für alles 
Interessante hat, und da ihm bereits eine 
treffliche Kenntnis von Land und Leuten in 
anderen Teilen des islamischen Orientes zu 
Gebote stand, so sind seine Ausführungen 
weit ernsthafter zu nehmen als die des ge- 
wöhnlichen Weltreisenden. 

Der Stoff der Lieder ist natürlich ein be- 
schränkter, Liebe, Krieg und Hirtenleben 
sind die herrschenden Motive, zumal um 
die Liebe dreht sich alles. Wir haben hier 
also im allgemeinen den Gedankenkreis, der 
uns aus den altarabischen Gedichten vertraut 
ist. Nur der Weingenuss ist den Söhnen der 
libyschen Wüste durch die Imame ausgetrie- 
ben worden. So entsprechen denn auch die 
Bilder und Vergleiche dem aus der alten 
klassischen Beduinenpoesie Bekannten. Doch 
findet sich daneben auch vieles Neugeprägte 
und Originelle. S. 37 werden die Augen der 
Gelicbten mit Pistolen verglichen, die beim 
Spannen auf die Erde gefallen sind. Die 
Zähne der Geliebten, wenn sie sich bei der 
Rede bewegen, sollen (S.38) Thalern gleichen, 


welche auf der Wagschale zittern. Vom Beine 
der Angebeteten heisst es S. 44; „Ueber ihr 
Bein, gepriesen sei, der es erschaffen! Nicht 
Hobel und nicht Säge sind daran gekommen.“ 
So volkstümlich dies alles auch ist, im all- 
gemeinen kann man sich doch nicht des Ein- 
druckes erwehren, dass ein grosser Teil 
der Lieder irgendwelehen litterarischen Ur- 
sprung hat. Abgesehen davon geben poetische 
Texte niemals und nirgends ein getreues Ab- 
bild des gesprochenen Dialektes. 

Aus der Masse des sprachlich Inter- 
essanten hebe ich nur einiges heraus. 


Bétar („@4#), welches sonst im Arabischen 
„Tierarzt“ bedeutet, steht im Gedichte Nr. 4 
für den Goldschmied. Rubin, nach der 
Glosse eines beduinischen Gewährsmannes 
der Name eines Juden aus Trablus, der 
durch seine vorzüglichen Arbeiten, besonders 
Steigbügel, berühmt ist (S. 72), deutet wohl 
auf europäische Herkunft desselben. Dass 


Wino „Sommer“ auf eine Grundbedeutung 
„verwelken“ zurückgeht, mag richtig sein 
(S. 114), aber jedenfalls sind alle zu dieser 
Wurzel gehörigen Bedeutungen von ro 
„Sommer“ denominiert. 

Von grossem Interesse ist schliesslich 
noch der Exkurs über die Beduinenstämme 
des westlichen Unterägypten (S. 209—230). 


Strassburg i. E. 


nn — 


G. Möller. Über die in einem späthieratischen 
Papyrus des Berliner Museums erhaltenen - 
ramidentexte. (Berliner Doktordissertation 1900) 
64 autogr. Seiten. Bespr. v. W. Max Müller. 

Die vorliegende Probe aus einer ver- 
sprochenen grösseren Studie weicht erfreulich 
von der herrschenden Mode ab, Handschriften 
religiöser Texte aus der Ptolemäer- und 

Römerzeit mit summarischer Verachtung zu 

übergehen. Das ist unrecht, schon weil diese 

Handschriften garnicht so barbarisch sind, 

wie man annimmt!), gewiss nicht so schlimm, 

um die Hebung bedeutender Reste guter, 
alter Litteratur aus ihnen unmöglich zumachen. 

Der Berliner Papyrus Schmitt hätte längst 

eine Veröffentlichung verdient; er scheint 

kostbares Material für die Religionsgeschichte 
nach Möller’s Inhaltsangabe (S. 2—3) zu ent- 
halten. Möller illustriert das durch die 

Herausgabe von drei Abschnitten der Pyra- 

midentexte, die uns hier ohne die Lücken 

des alten Steintextes geboten werden S. 8, 


1) Die Schriftspielereien sind ja nur den hiero- 
glyphischen Texten jener Periode eigen. Man ver- 
gleiche blos die Rezension des Apissarges (S. 8) mit 
dem Papyrus. 


461 |No, 12.] 


und eines „Pyramiden“-Kapitels, das in dieser 
Fassung bisher noch nicht in den alten 
Sammlungen gefunden wurde, S. 52. Wer 
sich an die Orthographie des Papyrus ge- 
wöhnt, kann das Meiste in eine approximative 
Form zurückübersetzen, mit der die Schreiber 
des mittleren, vielleicht sogar des alten 
Reiches zufrieden gewesen wiren!). Das 
that Möller hier mit Geschick?). Sein 
Kommentar zeigt eine gute Kenntnis der 
ältesten Texte. Beachtenswert ist S. 4 die 
Feststellung einer späteren Auswahl, die zeigt, 
dass die Saitenzeit hier nach einer Kodifikation 
strebte wie beim Totenbuch. Richtig ist S. 
62 über den Charakter der ägyptischen 
Litteratur als aus lauter Klassikerzitaten zu- 
sammengeflickt; ich verweise auf meine 
Konstatierung Asien, S. 211, Z. 22. Der 
Nachweis, dass die Pyramidentexte der Spät- 
zeit und ihre Vorlagen aus der chen 
Periode nicht auf wieder hervorgesuchten 
alten Steintexten beruhen, sondern auf Hand- 
schriften des m. Reiches zurückgehen, ist 
etwas kurz. Bei der Wichtigkeit dieser Frage 
dürfte das nochmals weiter auszuführen sein. 
Manche Archaismen sind mir einstweilen doch 
für eine so fortlaufende Überlieferung etwas 
auffallend. 

Hoffentlich wird die Berliner Handschrift 
bald in Faksimile veröffentlicht. Schade wäre 
es aber, bekämen wir nur eine einfache Ab- 
schrift dieses Textes. Ich hoffe, Herr Möller 
wird die Exemplare in anderen Museen, 
(London®), Krakau, gewiss auch Paris) ver- 
gleichen und die Varianten, wo dies nicht 
genügt, die ganzen Texte, mit dem Berliner 
Ms, zusammenstellen, so dass wir die ganze 
späteste Rezension vor uns haben. Derartige 
Zusammenfassung und Arbeitserleichterung 
verlangt der Fortschritt der Agyptologie ge- 
nau wie in anderen Wissenschaften. 


An Kleinigkeiten habe ich mir angemerkt: S. 8, 
Z. 33 des Pap. ist wohl anok statt erok zu lesen. — 
2. 35. Die spätere Auffassung, dass der Osiristhron 
aus Metall (Eisen?) besteht, halte ich für richtig. 
Vgl. auch S. 30. — Z 36. Die jüngere Rezension 
geht auf eine Lesung st &{r)tk „Geruch (für) deine 
Nase“ zurück. Das wiy hinter Ajné(t) verderbt für 
twy. 2. 37 (8. 11.) lies K(so/jmtyw. Z. 38 „du bereitest 


') Von einer Urform können wir ja einstweilen 
noch nicht reden. Die Schreiber der 6.—6. Dynastie 
behandeln diese Texte in einer Weise, die teils be- 
reits das Schwinden des Verständnisses verrät, teil- 
weise zcigt, dass sie an Wilikür und Leichtfertigkeit 
den späteren Hieroyrammaten nicht viel nachstanden. 

?) Er opfert wohl dem oben erwähnten Vorurteil, 
wenn or meiut, dass sich „kaum ein Dutzend Ver- 
besserungen oder beachteuswerte Varianten‘ ergeben. 
Mir scheint das ein sehr zufriedenstellendes Resultat. 

®) Manche von Budge umschrieben mitgeteilte 
Texte bedürften einer Neuherausgabe im Faksimile. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Dezember 1900.) 462 


(so häufig!) deine (Abreibungen??) und die Nägel an 
deinen Fingern mit den Schnitzmessern (mg) m den 


Händen des Dhouti, dem Schnittinstrument hervor- 
gegangen aus Set, du bewegst deinen Arm zum Hand- 
gruss (nzr) mit den Verklärten, deren Einschlagen in 
deine Hand das dem Chentamenti erteilte ist.“ S. 12 
(Z. 34) das alte md „Stock“ ist zu ty „dich“ verlesen; 
über diese Schreibung s. meine Liebespoesie, S. 15, 
A. 4. Ob nicht ebendort und anderswo rhytw für 

;hw aus dem Hieratischen verderbt ist? — 8. 17. 

ie Lesung der Mondsichel als Schilfblatt scheint 
mir etwas jünger als die dort besprochene Lesung 
des Gottesnamens, doch habe ich das nicht genauer 
untersucht. Der Ursprung liegt wohl eher im Demo- 
tischen. — S. 20, Z. 43 ursprünglich snk-s-n-tw mit 
einem mechanisch als Trenner zwischen zwei Suffixe 
eingeschobenen n. So häufig. — S. 23. Die Brüste 
der Göttinnen sind nicht „schlaff“, sondern „hängend‘“, 
weil übervoll. — S. 28 zu N. 807. Die späte Lesart 
ist beachtenswert: „sie sehen dich (t, archaisch!) als 
(n=m!) ibren Bruder.“ (29) N. 811 werden wohl 
dem todesstarren Osiris „die Arme auseinandergethan 
und die Füsse (getrennt??)“ 810 „Du hast deine 
Heiligungsbäder“, was allerdings auf Vergöttlichung 
hinausläuft. Zu »ireov wäre OLZ. II, 268 nachzusehen. 
— 8.43 (zu N. 816) &h heisst „Schmuck, Dekoration“. 
Dass jemand den neuerdings geäusserten Einfall 
„Freiheitszeichen“ ernst nehmen würde, hätte ich 
nicht erwartet. — S. 47 krp=s3p aus der Verschreibun 
sd (dies = ssp, Sp?) p? — S. 50 lies nfrwi. — 52, Z. 
34 m*-n-s-tw „sie schickt (d. h. bringt) dich hervor, 
gebiert dich“. Mh „schwimmen“ ist sehr bekannt. 
Z. 37, lies wieder tii = twy für twt? In wh „legen“ 
hat die Lesung wdh „entwöhnen“ eingewirkt. Z. 39 
emendiere: „du rufst den (n statt r!) Schlächtern.“ 
Vorher: nicht wird Dhouti ungeduldig (Annw). — 8S. 
62 lies: „mannigfach an Formen (aton)“ und vergleiche 
dazu Liebespoesie Z. 34, A. 11. Das Wort awn wird 
später häufig mit ynm verwirrt, wie in dem Beispiel 
Möller’s. Vgl. im grossen Hymnus bei Brugsch Oase, 
Z. 1 letzteres Wort für das At der Destruktion. 


—- 


Dr. Max Freiherr v. Oppenheim, Vom Mittel- 
meer zum Persischen Golf durch den Hauran, die 
syrische Wüste und Meropotamien. II. Berlin. 
Dietrich Reimer. 1900. XII + 434. 8°. Bespr. 
v. Hugo Winckler. 

Der zweite Band (vgl. OLZ. 1899, 313) 
behandelt den wichtigeren und ergebnis- 
reicheren Teil der Reise durch Mesopotamien 
über Mosul und Baghdad, die Flussreise nach 
Basra und die Seereise durch den Persischen 
Golf über Maskat und Zansibar nach Hause. 
Die ausführliche Darstellung im letzteren 
Teile hat ihren guten Grund in der Anlage 
des ganzen Werkes, welches nicht nur die 
Reiseabenteuer und Ergebnisse schildert, 
sondern, wie bereits vom ersten Bande her- 
vorgehoben, ein Gesamtbild der betreffenden 
Länder geben will. So ist auch hier ein 
reiches Material in lesbarer Form zusammen- 
getragen, welches zum ersten Male eine 
Schilderung der berührten Gebiete in einer 
Gestalt bietet, welcher der Forscher wie der 
Laie Geschmack abgewinnen können. Es 
ist das gesamte Material verwertet worden, 


463 |No. 12.] 


|| 


welches zur Verfügung steht, und deren Be- 
nutzung sonst selbst dem Fachmaune nur mit 
grossen Opfern an Zeit uud Mühe möglich 
gewesen wäre. Eine aussergewöhnlich wert- 
volle Beigabe bieten in dieser Hinsicht die 
von R. Kiepert beigesteuerten Karten, welche 
bis auf weiteres die Karte der betreffenden 
Gegenden darstellen dürften. 

Auf die Einzelheiten einzugehen verbietet 
mir leider die Scheu vor des Herausgebers 
dräuender Papierschere. Ich möchte daher 
nur noch ein paar Kapitel, die mir besonders 
lehrreich oder interessant waren, hervorheben: 
Die Uebersicht über die „Geschichte“ der 
mesopotamischen Beduinen (Schammar und 
Aneze), die eine hübsche Illustration zu 
dem bildet, was sich dort seit Jahrtausenden 
unaufhörlich wiederholt, dieZusammenstellung 
dessen, was man von den Jezidis und ihrem 
Verhältnis zur türkischen Regierung weiss, 
das Kapitel Baghdad, und die ausführliche 
Darstellung der Verhältnisse und politischen 
Lage von Maskat und Oman. 

Berlin. 


M. Poppelauer, “bnn xnana. Die jüdische 
Tradition. Reihenfolge der jüdischen Lehrer und 
Weisen vom Urbeginn der jüdischen Lehre bis 
1650. Berlin, M. Poppelauer 1900. VI+46-+-VI S. 
1 M. Besprochen von A. Marx. 

Zu ihrem 40jährigen Jubiläum veröffent- 
licht die verdienstvolle, von Dr. M. Poppe- 
lauer ins Leben gerufene Buchhandlung eine 
Jugendarbeit ihres gelehrten Begründers. 
Dr. Bernfelds Einleitung enthält eine kurze 
Biographie des Verfassers, dessen spätere 
Arbeiten unvollendet geblieben sind, da es 
ihm an Zeit mangelte, seinen wissenschaft- 
lichen Neigungen, nach Wunsch zu folgen. 
Die vorliegende, hebräisch geschriebene 
Traditionskette führt in gedrängter Kürze die 
bedeutendsten Vertreter jeder Generation 
und ihre Hauptwerke auf. Wegen ihrer 
Kürze und Uebersichtlichkeit ist sie für An- 
fünger als bequemes und nützliches Kom- 
pendium zu empfehlen. In einer zweiten 
Auflage wären die Anmerkungen des Heraus- 
gebers (Dr. Bernfeld) etwas zu vermehren. 
Die Angabe, Rabbah sei Verfasser des 
Midrasch Rabbah (S. 6) bedarf mindestens 
so sehr der Berichtigung, wie die Behaup- 
tung, R. Jehudah ben Ascher sei als Märtyrer 
gestorben (S. 27), wo noch dazu in der An- 
merkung R. Jehudah mit seinem Bruder R. 
Jakob verwechselt wird. Die nützliche Liste 
der in den Tosafot zitierten Autoritäten 
hätte an Brauchbarkeit sehr gewonnen, wenn 
sie nach Zunz, Zur Geschichte und Litteratur 
S. 47ff. und der neuen Ausgabe des Seder 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Dezember 1900.) 464 


ha-Dorot vervollständigt worden wäre. — 
Wir wünschen der Buchhandlung, der wir 
schon viele wertvolle Werke verdanken, ein 
weiteres günstiges Gedeihen. 

Königsberg i. Pr. 


nn max; Phinehas; Putiel. 


The friendly tone of Prof. Max Miiller’s 
discussion of a hard bit in Gen. 41,43 (col. 
325f.) deserves my gratitude. He thinks 
that if N MN is to be corrected at all, it 
can only be by the means at the disposal 
of Hebraists. Accepting this, we should, I 
think, have to give up the attempt to correct 
it. I gladly receive the information on the 
Egyptological points involved; if as a con- 
stant student of the many errors in the Bib- 
lical Hebrew texts I make some counter- 
observations, it will not, I presume, appear 
too bold. 1. “Weder einen glatten Text’; 
‘das störendste Element, das WN, wäre dann 


-noch immer zu eliminieren’; ‘jedenfalls ein 


ungeschickter Zusatz’. But my own experience 
would not lead me to call IMs a ‘disturbing 
element’, or ‘an unskilful appendage’. Such 
cases as this — a corruption (according to 
me) of a scribe’s second attempt to write a 
word correctly — exist by hundreds. To 
me, the supposed text appears smooth enough. 
2. Not being an ‘apologist’, I see no occasion 
to suppose that any part of the story of 
Joseph is in a form approaching that of the 
original tale. I am not unacquainted with 
the statements on equations of [ektar in that 
indispensable work, Asien und Europa, 
but I also know, of course, that N may easily 
become >; itis hardly necessary to give in- 
stances (see Kiltel on I Kings 6,8 and 9,7). 
In conclusion, I knew the word which, as 
I now learn, should be written ytn(u), ‘de- 
pu , but did not see how to use it, Also 

should not feel surprised at finding an Egyp- 
tian name even in an out-of-the way corner. 
And I do most earnestly suggest caution in 
proposing or re-proposing Egyptian etymolo- 
gies of old Hebrew names. It is not rash 
in me to claim a certain familiarity with the 
corruptions of proper names in the old Hebrew 
texts. Much against my own expectation, I 
have been led to abandon the very plausible 
explanations of Phinehas and Putiel, now re- 
affirmed by Prof. Max Miiller, on the ground 
that these names are more than probably 
corrupt. To explain them better, even if (at 
first sight) less plausibly, is, I think, not 
hopeless. But to show why I make this 
assertion would require me to spend time 


465 [No. 12.] 


on a consideration of these (supposed) names 
in conjunction with, some other names which 
may have been corrupted in a similar way. 
There is much work to do on the traditional 
Hebrew names, not only from Prof. Max 
Miiller’s very justifiable point of view but 
from that of one who is primarily an Old 
Testament scholar. Many things which are 
commonly believed may turn out to be errors. 
It is not well to operate on uncorrected texts. 


T. K. Cheyne. 


Mitteilungen. 

Die egyptische Abteilung der Königlichen Museen 
ist nach den „Amtlichen Berichten aus den K. Kunst- 
sammlungen“ auch im verflossenen Winter durch die 
Güte des Herrn Dr. vun Bissing in den Stand gesetzt 
gewesen, die Ausgrabung an dem Sonnentempel des 
Königs Ra-en-user zu Abusir weiterzuführen. Die 
Ausgrabung hat diesmal überraschende Resultate 
ergeben. Zu den bereits vorhandenen Bruchstücken 
aus der Darstellung der Zeremonien beim Jubiläum 
des Königs traten sehr zahlreiche neue hinzu, und 
in einer besonderen Kammer fanden sich Bilder- 
reihen, die man un dieser Stelle nicht erwartet hätte. 
Die verschiedenen Jahreszeiten führten dem Gotte 
oder dem Könige alles das zu, wag sich in der Natur 
in ihnen zuträgt: die Vermehrung der Tiere, das 
Wachstum der Pflanzen. die Arbeiten auf dem Felde 
und auf dem Wasser u 8. w. Dies hat dem Künstler 
die Gelegenheit gegeben, eine Reihe jener vollendeten 
Tierdarstellungen zu schaffen, wie sie vereinzelt auch 
in manchen Gräbern jener Zeit sich finden. Sowohl 
von diesen Reliefs, als auch von denen der Jubiläums- 
bilder ist der egyptischen Abteilung ein beträcht- 
licher Teil überwiesen wurden, der den ohnehin 
schon reichen Bestand an Skulpturen des alten Reichs 
in der erfreulichsten Weise ergänzt. — Im Anschluss 
an diese grosse Grabuug konnte noch an einem 
anderen Punkt neben einer Pyramide des Feldes 
von Abusir eine Versuchsgrabung vorgenommen 
werden. Die Pyramide erwies sich als die des Königs 
Nefererkere; in den zu dieser Anlage gehörigen 
Ziegelhäusern wurden allerlei Gegenstände aus dem 
alten Reiche gefunden, die in die Königlichen 
Museen gelangt sind. Ein eigentiimlicher Miihlstein 
verdient besonders erwähnt zu werden. — Der im 
Sommer vorigen Jahres von Herrn Dr. Reinhardt als 
Leihgabe überwiesene Papyrusfund von Kahun er- 
wies sich schon bei vorläufiger Ordnung als so inter- 
essant, dass nichts uuterlassen werden durfte, um 
seine gennue Herkunft festzustellen. Eine Grabung 
an dem mutmasslichen Fundorte ergab mit Sicher- 
heit, dass der gesamte Fund aus einem Kehricht- 
hügel neben dem alten Tempel stammt, auf den die 
nicht mehr gebrauchten Akten des Tempels im Alter- 
tum hingeworfen worden waren. Gleichzeitig fanden 
sich in diesem Kehricht allerlei Töpfe, Kinderspiel- 
zeug und andere Geräte, die für die Sammlung 
wegen ihrer genauen Datierung von besonderem 
Interesse sind. 

Von den anderweitigen, sehr zahlreichen Er- 
werbungen des zweiten Vierteljahrs 1900, welche die 
egyptische Abteilung zumeist den Bemühungen der 
Herren Drr. Reinhardt, von Bissing. Borchardt und 
Schäfer zu verdanken hat, sind die wichtigsten Stücke 
folgende: Aus der Zeit der drei ersten Dynastien 
(bis um 3000 v. Chr.): sechs Mumien von Erwachsenen, 
die sich von den Mumien der späteren Zeit schon 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Dezember 1900.) 466 


| durch ihre Körperlage unterscheiden. Sie liegen 


mit angezogenen Knien auf der linken Seite und 
sind in Leder oder Matten eingehüllt. Die eine hält 
in den Händen eine der grünen Schieferplatten, wie 
man sie in der ältesten Zeit zum Reiben der Schminke 
benutzte. Bei einer anderen ist erhalten, was ihr in 
das Grab beigegeben war: Töpfe, Brote, ein Holz- 
kästchen, ein Kamm, eine Frauenfigur aus Thon, ein 
hölzerner Siegelzylinder mit dem Namen und anderes. 
Ferner: die Mumie eines Kindes in einem Korbe; 
die Elfenbeinfigur einer Frau, die ihr Kind säugt, 
unbekleidet mit eigentümlicher Haartracht; Reib- 
platten aus Schiefer, die eine in Gestalt eines Ele- 
fanten, auf der anderen, die einen Fisch darstellt, 
hat der alte Besitzer den Fischer mit dem Netz ein- 
Ba ein grosses Thongefiss mit eingeritzten 

ierfiguren, ein Steinmesser, der Griff mit Kupfer- 
blech umwickelt und steinerne Keulenköpfe. — Aus 
der Zeit des sogenannten alten Reichs (um 2600 
v. Chr.): Bruchstücke verschiedener Grabreliefs mit 
Bildern des Ackerbaues, der Begräbniszeremonien 
u. a.; eine Dioritschale mit dem Namen des Cheops 
und zwei Grabsteine aus dem Ende des alten Reichs 
in dem eigentümlich rohen Stil dieser Zeit. — Aus 
der Zeit des sogenannten mittleren Reichs (2000 
bis 1800 v. Chr.): die Figur einer Frau mit Kind, 
merkwürdig durch die Aufschrift „dass der Frau ein 
Kind gegeben werde“, die uns lehrt, zu welchem 
magischen Zwecke diese häufigen Figuren bestimmt 
waren; thönerne Opfertafeln in Gestalt von Höfen 
und Häusern. — Aus der Zeit des sogenannten neuen 
Reichs (etwa 1600—1200 v. Chr.): Der Regierung 
des merkwürdigen Ketzerkönigs Amenophis IV., deren 
eigentümliche Kunst in den Königlichen Sammlungen 
schon so gut vertreten ist, entstammen die folgenden 
neuen Erwerbungen: eine farbige Skizze eines Bild- 
hauers: dem jugendlichen Könige, der sich in nach- 
lissiger Haltung auf einen Stock lehnt, reicht die 
Königin Blumen; das Motiv und die freie Bewegung 
der Figuren entspricht schon ganz dem neuen Stile, 
doch kündigt sich die spätere Manieriertheit des- 
selben höchstens in dem Porträt der Königin an; 
ferner ein Bruchstück eines kleinen Reliefs, das den 
König darstellte, wie er die Königin auf dem Schoss 
hielt, sie knüpft ihm einen Halsschmuck um; der 
Kopf des Königs aus einem grösseren Relief, völlig 
manieriert, und eine Ecke von dem Granitsarge des 
Herrschers. Von den anderen Altertümern des neuen 
Reichs seien erwähnt: eine Statuette eines hocken- 
den kleinen Mädchens, das ein mantelartiges Gewand 
um die Schultern geschlagen hat, von grosser Fein- 
heit der Arbeit; eine zierliche Statuette eines hocken- 
den Schreibers, der sich leicht über seine Arbeit 
beugt; Bruchstücke verschiedener Temoelreliefs, 
Bruchstücke von Grabreliefs, dabei Darstellung des 
Leichenzuges: die kleinen Kinder des Toten werden 
in Tüchern getragen, dahinter folgt ein Wagen; eine 
Malerei auf Stuck aus einem Grabe der 18. Dynastie: 
drei Damen, die, Blumen in den Händen, auf niedrigen 
Bänken sitzen, vor ihnen eine Dienerin, die ihnen 
zu trinken reicht; zwei kleine Denksteine mit einer 
Darstellung des syrischen Gottes Rescheph; eine 
Sammlung bemalter Thonkrüge, vielleicht aus dem 
Palaste Amenophis’ III. zu Theben, auf einem springen- 
den Pferde; eine Flasche aus rotem Thon, in Gestalt 
einer säugenden Frau; ein hölzernes Scepter, das 
oben mit bunter Rinde verziert ist und den Namen 
des bekannten Gütervorstehers Sen-mut trägt; eine 
kleine hölzerne Harfe, der Schallboden mit Leder 
überspannt; ein Bronzespiegel, als Griff ein kleines 
Mädchen, das eine Katze hält; Skarabäen: Tutmosis 
lI. auf dem Kriegswagen und der König, einen 
Beamten belohnend. — Aus der Spitzeit (etwa 700 


467 |No. 12.| 


nn oe ee ee 


bis 800 v. Chr.): ein grosses Alabastergefüss mit 
dem Namen des Perserkinigs Artaxerxes (465—424 
v. Chr.) „Artaxerxes der grosse König“ in Hiero- 
glyphen, in persischer, neususischer und neubaby- 
lonischer Keilschrift; eine sogenannte Neujahrsflasche 
aus hellblauer Fayence, darauf dargestellt: Spazier- 
fahrt in den Sümpfen, Harfenspiel u. a.; Vorlagen 
für Steinmetzen, u. a. zun Rumpf einer Königsstatue 
nnd zu Säulenkapitellen. — Aus griechisch-römischer 
Zeit: ein Denkstein mit dem Bilde der „Isis vom 
heiligen Berge zu Hermonthis“; ein Bruchstück eines 
Tempelreliefs, das Kultbild des Amon, verhüllt, wie 
es in der Prozessiou herumgetragen wurde; der 
Torso einer Priesterstatuo mit demotischer und hiero- 
glyphischer Inschrift; ein Bruchstück einer Mumien- 
hülle mit der Darstellung der heute Schaduf genannten 
Vorrichtung zum Bewässern der Felder; der Sarg 
eines Ibis in der Gestalt der Mumie des Tieres; die 
Bronzefigur eines gepanzerten Anubis; ein Spiegel 
aus Marienglas, den Griff bildet die Figur einer 
nackten Frau aus bemaltem Stuck. — Aus christlicher 
und arabischer Zeit: der Grabstein einer Maria, da- 
rauf das alte Hieroglyphenzeichen des Lebens als 
Kreuz verwendet; koptischer Grabstein eines Kosma 
vom Jahre 799 n. Chr. mit langer Inschrift, in der 
er seine Krankheit und Verlassenheit schildert; 
arabischer Grabstein eines Said vom Jahre 190 der 
Flucht, also dem vorigen etwa gleichzeitig. 

Die Sammlung der Ostraka wurde um 387 Stiick 
aus Theben, darunter viele hieratische, bereichert. 
Für die Sammlung der Gipsabgüsse wurde ein Ab- 
guss der Statue des Bekenchons in München er- 
worben. Geschenke erhielt die Abteilung von Herrn 
Professor Schweinfurth, der ihr eine Anzahl alt- 
egyptischer S! eingewichte überwies, und vom Rémisch- 
Germanischen Central-Museum zu Mainz. 

Für die Vorderasiatische Abteilung der König- 
lichen Museen wurde eine wertvolle Sammlung von 
203 neubabylonischen Thontafeln aus der Zeit von 
Nebukadnezar bis Darius, unter ihnen mehr denn 
100 in vortrefflicher Erhaltung, erworben. Die Tafeln 
stammen augenscheinlich aus dem Hügel Dschum- 
dschuma, der Stätte der „City“ von Babylon. Es 
sind zumeist Handels- und Rechtsurkunden, doch 
befinden sich auch etliche Briefe darunter. Er- 
worben wurden ferner 7 babylonische Siegescylinder, 
welche alle, sei es durch das Material, aus welchem 
sie hergestellt sind, sei es durch ihre bildliche Dar- 
stellung oder ihre Aufschrift, ein gewisses Interesse 
beanspruchen. In besonderem Masse ist dies mit 
einem der Fall, welcher Gilgamesch, dessen Freund 
Eabani und einen dritten Mann im Kampf mit aller- 
lei Ungeheuern darstellt: auf diesem sind zu dem 
mit einem Löwen ringenden Eabani. welcher wie 
sonst als ein Stier mit Menschenkopf und Hörnern 
abgebildet ist, in altbabylonischer Keilschrift drei 
erkläreude Zeichen gefiigt, nämlich AM. SI. amelu, 
d i „Wildocha-Mensch“. Die Sammlung babylonischer 
Backsteine wurde durch je einen beschriebenen Ziegel 
des Königs Bur-Sin von Ur, sowie des Ur-Ninib, 
König von Isina, Königs von Sumer und Akkad. ver- 
mehrt. Endlich wurde, ausser einer bronzencn baby- 
lonischen Lampe, ein Inschriftfragment des Sohnes 
des Patesi Ur-Bau von Lagasch erworben. Die In- 
schrift, von welcher noch 7—8 Zeilen erhalten sind, 
gehört zu einem Weihegeschenk aus hartem, 
schwarzem, poliertem Stein, und es ist nach den er- 
. haltenen Spuren sehr wahrscheinlich. dass der als 
Sohn des Patesi Ur-Bau bezeichnete Priesterkönig 
von Lagasch kein anderer gewesen als Nammagaui. 


(Deutscher Reichsanzeiger.) 


nn 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR- ZEITUNG. 


{Dezember 1900.) 468 


Herr Subrektor Ernst Seydlin Wien be- 
mängelt mit Recht den in der Zeitschriften- 
schau der O. L. Z No. 11 aus dem „Katholik“ 
gegebenen Auszug bezüglich seiner text- 
kritischen Notiz zu Genesis 49, 8, bei welchem 
der Herausgeber leider das Manuskript seines 
Mitarbeiters mit dem Bibeltext zu vergleichen 
unterliess. Wir tragen nach’), dass die Stichen 
umgestellt und die Wörter arje und Jehuda 
ergänzt worden sind, so dass der Text 
lauten soll: 

TOR aiya IT 

PIN a Tonne 

„Juda, du bist ein Löwe, 
Deine Pranke (ruht) auf dem Nacken Deiner Feinde. 
Juda, es sollen Dich preisen Deine Brüder, 


Es sollen sich beugen vor Dir die Söhne Deines 
Vaters.“ 


Mas NER I? 
Te PAP pm 


Aus Petersburg wird berichtet: Bei der Besetzung 
Mukdens, der Hauptstadt der Mandschurei, erbeuteten 
die Russen sehr viele wertvolle orientalische 
Manuskripte, die äuf Befehl der russischen Re- 
sierung nach Petersburg geschickt werden, um von 
den Autoritäten der kaiserlichen Bibliothek einer 
genauen Prüfung unterworfen zu werden. Unter 
diesen M u sollen nach Ansicht der russischen 
Gelehrten viele Manuskripte griechischer und rusai- 
scher Klassiker sein, die von den Mongolen in ihren 
Verwüstungskriegen in Europa im dreizehnten Jahr- 
hundert geplündert und weggebracht wurden. Einige 
nichtrussische Gelehrte haben diese Theorie jedoch 
bekämpft. 


Nach dem Litt. C.-bl. ist ein neuer Führer durch 
die babylonisch-assyrischen Altertümer des British 
Museum von Budge und King erschienen. Dort ist 
ach eine besondere babylonische Abteilung errichtet 
worden. 


Personalien. 


Oberbibliothekar Prof. Dr. Julius Euting in 
Strassburg ist zum Direktor der dortigen kaiserlichen 
Univers.- und Landesbibliothek ernannt worden. 


Max Miiller-Oxford ist am 28. Oktober im Alter 
von 77 Jahren gestorben. 


Dr. G. Thilenius, Priv ratdozent in Strassburg, 
ist zum a. o. Prof. für Anthr opologie uud Ethnographie 
in Breslau ernannt worden. 


Privatdozent Dr. Streck in München sist als 
Assistent an das Seminar für historische Geographie 


1) Bei dieser Gelegenheit sprechen wir Herrn 
Seydl wie allen denen unserer Leser. die uns ihre 
Wünsche, sowie den gewiss zuweilen verdienten Tadel 
offen mitteilen, unsern aufrichtigen Dank aus. Dass 
vielfach für auch von unserer Seite anerkannte Mängel 
nicht immer sofort Abhilfe geschatfen werden kann, 
liegt in der Natur der Sache. Aber keine Anregung 
soll verloren gehen; und allmählich wird die O. L. Z. 
sich immer mehr auswachsen und verbessern, Hand 
in Hand mit der erfreulich wachsenden Zahl unserer 
treuen Abonnenten. 


469 (No. 12.) 


in Berlin berufen; wie es heisst, ist er in Folge 
davon als Privatdocent fiir semitische Philologie an 
der Berliner Universitat zugelassen. 


Dr. Bruno Meissner, Privatdozent a. d. Univ. 
Halle, ist als Lector des Arabischen an das Orien- 
talische Seminar zu Berlin berufen worden. 


Dr. Otto Kersten, der in den sechziger Jahren 
den Frhrn. v. d. Decken auf der Expedition in das 
Somaliland begleitete, die mit der Ermordung des 
Letzteren endete, ist in Altenburg im 61. Lebens- 
jahre gestorben. 


| Aus geiehrten Gesellschaften. 


Acad. des Insor et B. L. 

Sitzung vom 19. Okt. Gombeaud hat in Ksar- 
Rhelän in der Sahara Reste einer römischen Kaserne 
ausgegraben. Eine Inschrift giebt den alten Namen 
der Ortschaft als Tisavar an. 


Die von russischen Orientalisten ausgeführten 
Forschungen in Zentralasien haben, wie die „Now. 
Wr.“ erfährt, die Begründung einer internatio 
nalen Assoziation zur Folge gehabt, die sich die 
Erforschung Zentral- und Ostasiens vom Standpunkte 
der Anthropologie, Ethnographie, Archäologie und 
Linguistik zur Aufgabe gesetzt hat. Das Zentral- 
komite dieser Assoziation zur Beratung der von den 
westeuropäischen gelehrten Institutionen gemachten 
Forschungen auf dem obenerwähnten Gebiete wird 
sich in St. Petersburg befinden, weil sich die Haupt- 
stadt des russischen Reichs im Vergleich zu den 
übrigen europäischen Universitätsstädten insofern in 
einer bevorzugten Lage befindet, als sie eine Fakultät 
für orientalische Sprachen. besitzt, eine geographische 
Gesellschaft und eine Gesellschaft für Orientkunde 
hat, die an den Aufgaben der Assoziation regen 
Anteil nehmen wird. Das Statut der neuen gelehrten 
Gesellschaft, welches deren Rechte und Thätigkeits- 
gebiet genau begrenzt, ist bereits von gelehrten 
Orientalisten geprüft worden und befindet sich gegen- 
wärtig im Ministerium des Innern. 


Zeitsehriftensehau. 


The Academy 1900. 


17. Nov. Odysseus, Turkey in Europe, bespr. v. 
E. Arnold. 


L’Anthropologie 1900. 

4. S. Reinach, quelques Obsorvations sur le tabou 
(tiber religiöse Verbote im Altertum, besonders in der 
Bibel). — H. Girard, les Dinkas Nilotiques. (Ein Ge- 
bietvonca.1 klmam oberen Nil. Geographische, 
ethnographische, kulturgeschichtliche Bemerkungen.) 
— M. Delafosse, sur des traces probables de civili- 
sation égyptienne et dhommes de raco blanche ala 
cote d'ivoire. (Einfluss der altiigyptischen Kultur auf 
die Baoulé an der Elfenbeinküste nachgewiesen auf 
dem Gebiete der Industrie und der Künste, mit zahlr. 
Abbild. Forts. folgt.) — G. Bonsor, les colonies 
agricoles pre-romaines de la vallée du Bétis, bespr. 
v. H. Hubert (lybisch-phoenicischer Einfluss in Anda- 
lusien). — M. Jastrow, the original character, etc’) 


1) Eine vollständige, verständliche Angabe des 
Buchtitels dürfte doch bei Besprechungen ange- 
bracht sein. 


m ee ee 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Dezember 1900.) 470 


(le caractére primitif du sabbat biblique), bespr. v. 
S. Reinach — Fr Schultze, Psychologie der Natur- 
völker, (u.) W. Wundt, Völkerpsychologie, bespr. v. 
Dr. L. L. — Nouvelles et correspondance. Lettres 
de Fustel de Coulanges et de S. Havet (über den 
Ursprung der Arier). — Flinders Petrie, tatouagos 
des indigènes de l'Algérie. Représentation de navires 
égyptiens. (Kurzer Brief mit Zeichnungen.) 


Archivio Storico Italiano 1900. 
3. M. Raffaele, Cristo e Budda e altri Iddii dell’ 
Oriente, bespr. v. C. Puini. 


Beilage sur Münchener Allgem. Ztg. 1900. 

250. A. Deissmann, die Amherst-Papyri. (Be- 
sprechung von P. Grenfell und S. Hunt, the Amherst- 
Papyri, besonders der apokryphischen Ascensio Isaiae.) 

265. N. J., Ausgrabungen in Aegypten. (Die 
Funde in Abydos, veröffentlicht von Flinders Petrie 
in Royal Tombs I,) 


Blätter f. d. Gymnasial-Schulwesen 1900. 

IX u X. J. Krall, Grundriss der altorientalischen 
Geschichte (u.). G. Steindorff, die Blütezeit des 
Pharaonenreiches, bespr. von J. Melber. 


Oentralbl. f. Bibliothekswesen 1900. 

11. K V. Zetterstéen, Verzeichnis der Hebräischen 
and Aramäischen Handschriften der Kgl. Universitäts- 
bibliothek zu Upsala, (u.) V. Chauvin, Bibliographie 
des ouvrages arabes de 1810 à 1885, bespr.. v. K. 
Vollers. 


Oomptes rendus. Ao. d. Insor. et B. L. 1900 

Juillet-Août. Sitzungsberichte vom Juli und Au- 
gust — E. Babelon, le „cavalier thrace“ de Kara- 
Agatch, près de Philippopolis. (Brief des A. Degrand 
enthaltend die Beschreibung eines 1,61 m hohen und 
1,05 m langen Reiterstandbilds: daran Bemerkungen 
von Babelon. Abb.) — In dem Sitzungsbericht vom 
13. Juli wird dio Erwiderung Dieulafoy’s auf Reinachs 
Mitteilung über den Totemismus wiedergegeben. Es 
handelt sich um das Verhältnis von „totem“ und 
„tabou“ zur Hygiene. — Rapport sommaire sur les 
fouilles de Thugga, exécutées en 1900 par M. Homo 
(enthält Lage und Beschreibung des Kapitols, die 
Inschriften sind nur kurz erwähnt.) -— Rapport du 
secrétaire perpétuel de l’Ac. d. Inscr. et. B. L. sur 
les travaux des commissions de publication de cette 
Acad. pendant le premier semestre de 1900. — In 
der Sitzung vom 27. Juli wird die Diskussion über 
Totemismus und Tabu zwischeu Bouché-Leclerq und 
S. Reinach fortgesetzt. Maspero giebt einen kurzen 
Bericht über seine Arbeiten ın Sakkarah und Theben. 
Ein vollständiger Bericht wird in den Annales du 
service erscheinen. In der Sitzung vom 3. August 
wird weiter über den Totemismus und Mythologie 
verhandelt, ebenso am 10. Aug. — In der Sitzung 
vom 24. August spricht Barbier de Meynard über 
das Werk: Carra de Vaux, Avicenne. . 


Deutsche Litteraturzeitung 1900. 

44. O. Huppel, das Buch des Propheten Habackuk, 
bespr. v. G. Beer. — Pischel, Fischer und Jacob, 
Katalog der Bibliothek der Deutschen Morgen- 
landischen Gesellschaft. I. Bd. 2. Aufl, bespr. von 
J. Goldziher. — Wiedemann, die Toten und ihre 
Reiche im Glauben der alten Aegypter, bespr. von 
W. v. Bissing. — Bvlavrıva Xpovıxa herausgeg. von 
W. E. Regel (russisch) 1898—1900, besprochen von 
J. Strzygowski. 


471 [No. 12,] 


45. H. Gunkel, der Prophet Esra, bespr. v. R. 
Kraetzschmar. — C. M. Kaufmann, die sepulcraleu 
Jenseitsdenkmäler der Antike und des Urchristen- 
tums, bespr. v. A. Dieterich. — O. Baumann, afri- 
kanische Skizzen, bespr. v.”O. Lenz. 

46. H. Zimmermann, Elohim, bespr. v. F. Giese~ 
brecht. — J. J. Herzog, Realencyklopädie für protest. 
Theologie uud Kirche, 3. Aufl. von A. Hauck, bespr. 
v. H. Holtzmann. — B. Friedberg, Geschichte der 
hebräischen pd a von 1530 bis auf die Gegen- 
wart, bespr. v. W. Bacher. — R. Ehwald, W. Pertsch: 
drei Vorträge (das indische Drama, Firdosi und das 
peer Epos, Wanderung der Märchen), bespr. v. 

. Ethe. — H. Helmolt, Weltgeschichte 1—4, bespr. 
v. R. Pöhlmann. 

47. K. Künste, zwei Dokumente zur altchristlichen 
Militärseelsorge, bespr. v. E. v. Dobschütz. — K. 
Dziatzko, Untersuchungen über ausgewählte Kapitel 
des antiken Buchwesens, bespr. v. G. Wissowa. — 
F. Thureau Dangin, recherches sur l'origine de l’6cri- 
ture cunéiforme, bespr. v. P. Jensen. — A. Gleye, 
die ethnologische Stellung der Lykier, bespr. v. P. 
Kretschmer. — E. de Mandat-Greucey, au Congo, 
1898, bespr. v. O. Lenz. 

48. H. Holzinger, Exodus, bespr. von C. Siegfried. 
— 0. Alberts, Aristotelische Philosophie in der tür- 
kischen Litteratur des 11. Jahrhunders (u.) Dasselbe. 
Neue Folge, bespr. v. J. Goldziher. — E. G. Browne, 
the Chahar Maqalah of Nidhämi-i- Arûdî-i-Samarqandî, 
bespr. v. H. Ethé. — E. Rohde, der griechische 
Roman und seine Vorläufer. 2. Aufl. bespr. von R. 
Heinze. — H. Gelzer, die Genesis der byzantinischen 
Themenverfassung, bespr. v. E. Oberhummer. — V. 
Jaekel, Studien zur vergleichenden Völkerkunde, 
bespr. v K. v. d. Steinen. — A. Schulten, das rö- 
mische Afrika, bespr. v. M. Rostowzew. 


The English Historical Review 1900. 

Olt. E. W. Brooks, Byzantines and Arabs in the 
time of the early Abbasids. (Uebersetzung und 
Kommentar aller auf die Gronzkriege zwischen Byzanz 
und Arabern 750 bis 813 bezüglichen Stellen aus den 
arabischen Chroniken von Al Baladhuri, Ibn Wadhih, 
Al Tabari und dem Kab Al ‘Ugun mit Vergleich der 

iechischen, syrischen und armenischen Schriftsteller. 

azu Karte) — H. Gelzer, die Genesis der Byzan- 
tinischen Themenverfassung, bespr. v. J. B. Bury. 
— G. Caro, Genua und die Mächte am Mittelmeer, 
bespr. v. H. F. Brown. — A. H. Sayce, Babylonien 
and Assyrien: Life and custom, (bespr. v. H., der 
sich gegen den Verfasser als „ignoring the results 
of recent research“ wendet). 


The Geographical Journal 1900. 

10. H. P. Deasy, journeys in Central Asia. — 
T. H. Holdich, an orographic map of Afghanistan 
and Baluchistan. — D. A. Mac Alister, the emerald 
mines of nothern Etbai (nach der Expedition des 
Verfassers, Forster's und Grote’s Dezember 1899). 
— The Monthly record. Asia: The dead Sea. Dr. 
Schaffers expedition to Asia minor The murder of 
Mr. Rijnhart in Tibet. Africa: M. Foureau's route 
round lake Chad. Gold-mining in Egypt. Count Le- 


ontieff’s journey south of Abyssinia. The Dayly 
Telegraph expedition in Central Africa. Dr. Kandts 
exploration in Ruanda. Ancient ruins in German 


Kast Africa. German limnological investigations in 
Lake Nyassa. Visit to the Okavango River Ex- 
ploration within the land of the Congo. 


Geographische Zeitschrift 1900. 
10. A. F. Stahl, Persien und seine Beziehnngen 
zu den Nachbarländern (Handel und Verkehr). — 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Dezember 1900.] 472 


A. Fitzau, geographische Neuigkeiten. Asien: Sven 
Hedins Reise Die Mosaikkarte von Madaba in Pa- 
listina, Afrika: Grogan über seine Reise vom Kap 
nach Kairo. Die Expedition Blanchet. Expedition 
den Sobat aufwärts. — C. v. Hahn, Bilder aus dem 
Kaukasus, bespr. v. L. Neumann. 

11. Kürchhoff, das französische Kolonialreich in 
Nordafrika und die transsaharische Eisenbahn. — 
Geographische Neuigkeiten. Afrika: Wasserbauten 
am oberen Nil. Englisch-Ostafrika: Wasserscheide 
zwischen Kongo und Zambesi. 


Globus 1900. l 

18. J. v. Negelein, der armenische Volksglaube. 
(Im Anschluss an die Dissertation des Armeniers 
Manuk Abeghian, der armenische Volksglaube; mit 
zahlreichen Analogien aus der Mythologie anderer 
Völker, narsentlich. der Deutschen.) 


Indogerm. Forschungen 1900. 

Anzeiger J.u. 2. H. F. M. Müller, Beiträge zu 
einer wissenschaftlichen Mythologie, übersetzt von 
P. Lüders, bespr. v. W. Streitberg. — Krauss, 
griechische und lateinische Lehnwörter im Talmud. 
Midrasch und Targum (u.) C. Hesseling, les cinq livres 
de la loi (le Pentateuque); traduction en néogrec 
publiée en caractères hébraiques à Constantinople 
en 1547, bespr. v. A. Thumb. 


Jahreshefte d. österr. Archäol. Inst. 1900. 

T, 2. R. Münsterberg, der homerische Thalamos. 
— R. Heberdey u. W. Willberg, Grabbauten von 
Termessos in Pisidien — J. Böhlau, glasiertes Thon- 
gefäss aus Samos (darstellend Bes mit der Gazelle; 
nach Ansicht des Verfassers phönizischen Ursprungs). 
— J. Zingerle, Grabrelief aus Palmyra. (Ein Relief 
0,38 zu 0,12 m. von Fischel in Beirut gekauft, aber 
sicher palmyrenischen Ursprungs; stellt dar eine 
weibliche Halbfigur mit Spindel und Garnknäuel; die 
Inschrift teilweise abgebrochen, nach der Mitteilung 
D. H. Müllers: (?) x53 3n Nany (ena... Andy]. 
— A. Stein, Nachlese zur Liste der Präfekten von 
Aegypten. | 


Journal des Savants 1900. . 

Septembre. P. E. Newberry, the life of Rekh- 
mar&, Vezir of Upper Egypt under Thothmes [II and 
Amenhetep IJ (ca B. C. 1471—1448), bespr. v. G. 
Maspero. 

Octobre. A. Furtwängler, die antiken Gemmen. 
Geschichte der Steinschneidekunst im klassischen 
Altertum, bespr. v. E Babelon. 


Der Katholik 1900. 

Oktober. E. Nagl, die Dauer der öffentlichen 
Wirksamkeit Jesu (Forts ). — E. Seydl, der Issachar- 
spruch. Gen. 49, 14, 15. 

November. E. Nagl, die Dauer der öffentlichen 
Wirksamkeit Jesu. (Forts.) — P., Mansi’s Concilien- 
sammlung (es werden die Resultate der neuesten 
Forschungen H. Quentin’s, Jean-Dominique Mansi et 
les grandes collections conciliaires angeführt, der die 
Unzuverlässigkeit der Conciliensammlungen, besonders 
der von Mansi, nachweist.). 


Leipziger Tageblatt 1900. 

No. 546 vom 26 10 00. Bericht tiber den Vor- 
trag, den Prof. Dr. Steindorff im L.'er Verein für 
Erdkunde über seine Reise nach Siwe gehalten hat. - 
Ueber die Resnitate handelt der im folgenden wörtlich 
wiedergegebene Teil: Die wichtigste wissenschaftliche 


473 (No. 12.] 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Dezember 1900.] 474 — 


a ee 


Aufgabe der Expedition in Siwe war, die noch vor- 
handenen Reste der Denkmäler des Altertums einer 
sorgfältigen Prüfung zu unterziehen. Dies geschah 
bei zwei grösseren Tempelresten, dem Tempel von 
Aghurmi, in dessen innerer Kammer bildliche Dar- 
stellungen des Ammon von Siwe, des Königs Hakoris 
(Anfang des 4. Jahrhunderts) und des Fürsten 
Seterdais von Siwe gefunden wurden, und dem Tempel 
von Ummabéda, dem dem Ammon geweihten Orakel- 
heiligtum. Nächst der Untersuchung der beiden 
Heiligtümer von Ummabéda und Aghurmi verwendete 
Prof. Steindorff seine Arbeit auf die Untersuchung 
der zwei grossen Gräberberge Gebel el-Hemmedät 
und Gärit el-Musabberin. In hohem Grade ergebnis- 
reich waren bei letzterem die Nachforschungen. 
Dieser Gräberberg, vom Fusse bis zum Scheitel von 
Grabhöhlen durchlöchert, und von Korridoren und 
Kammern durchzogen, birgt zahlreiche Familiengräber 
in seinem Innern. Man fand Leichen nach egyptischer 
Art mit Asphalt balsamiert und mit Binden um- 
wickelt, daneben glatte Gebeine ohne eine Spur von 
Balsamierung. Aus Stuck waren die reich vergoldeten 
und mit Glasmosaik versehenen Mumienhiillen. 

Es wurden weiter die Ruinenstätten von Beled 
und Dêr Runni, sowie Kasr el-Ghasäm mit den 
Trümmern eines egyptisch-griechischen Tempels be- 
sucht und das eine Tagereise von Siwe am süd- 
östlichen Rande der Oase liegende Zetun und das 
Totenfeld von Abu el-Auwäf durchforscht. 

In dieser Nekropole wurde eine reiche Ausbeute 
an Glassachen und anderen Altertümern gemacht. 
In den höhlenartig in den mürben Fels gearbeiteten 
Gräbern faud man die Leichen entweder ohne Um- 
hüllung beigesetzt, oder sie lagen in mumienförmigen 
oder rechteckigen Gipssärgen, die bemalt oder ver- 
goldet oder mit prächtigen Glasmosaiken verziert waren. 

Von Siwe wurde am 8. Januar der Weitermarsch 
nach Bahréje angetreten und über grosse Dünen, 
wahren Sandgebirgen, nach der Oase Arég, dieser 
Depression in dem Hochplateau der Libyschen Wüste, 
wo durch das Wirken der Natur bizarre Felsforma- 
tionen aus der grossen Kalksteinfläche herausgehöhlt 
worden sind, gezogen. In den Bergen entdeckte man 
Felsengräber, die mit spätegyptischen Ornamenten 
und zum Teil mit rohen egyptischen Zeichnungen 
verziert waren, ein Beweis dafür, wie vor tausenden 
von Jahren hier Städte geblüht und reicher Wohl- 
stand geherrscht hat. Und doch findet man nirgends 
die Reste einer Stadt! Die Expedition wandte sich, 
die Oase verlassend, dem wilden Felsgewirr Chare- 
fusch zu, erreichte einen Tag später dıe vegetations- 
reiche Niederung Utje, kam über Dünen weiter bis 
zum Sittra-See und erreichte, da Wussermangel drohte, 
in Eilmärschen die Oase Kasr und Baniti. In el- 
Kasr wurden zwei egyptische Tempel aufgefunden: 
der eine stammte aus der Zeit Apries’ 588 bis 570 
v. Chr., der andere aus der Zeit Amasis’ 569 bis 536 
v. Chr., die Hauptfunde wurden östlich von Baniti 
in einer grossen Nekropole gemacht. Dort öffnete 
man das Grab zweier Oasenfiirsten aus der Zeit 
Ramses II. (1300 v. Chr.). Es wurde von Schutt be- 
freit, wobei interessante Wanddarstellungen zum 
Vorschein kamen. 


Literarisches Centralblatt 1900. 

42. A. Aall, two designations of Christ in religious 
philosophy, bespr. v. C. C. — C. v. Hahn, Bilder aus 
dem Kaukasus, bespr. v. ? — Auszug aus dem „Be- 
richt über die Ergebnisse der von Dr. W. Belck und 
Dr. C. F. Lehmann 1898/99 ausgeführten Forschungs- 
reise in Armenien. Von Dr. C. F. Lehmaun“, (mit 
Erläuterungen und Berichtigungen von Lehmann. 
Forts. folgt.) 


44. W. H. Green, die höhere Krıtik des Penta- 
teuchs, übersetzt v. O. Becher, bespr. v. K. Marti. 
— F. Schulthess, homonyme Wurzeln im Syrischen, 
bespr. v. R. 

45. H. Zotenberg, histoire des rois des Perses par 
Aboü Mansoür ‘Abd al-Malik ibn Mohammad ibn 
Ismä‘il al-Tha‘alibi, bespr. v. Th. Nöldeke. 

46. M. Rawicz, der Tractat Kethuboth, bespr. 
v. ? — H. Schiller, Weltgeschichte I, bespr. v. F. R. 
— F. Dieterici, Alfäräbi, der Musterstaat, bespr. v. ? 
— K. Dziatzko, Untersuchungen über dən antiken 


Buchhandel, bespr. v. C. W—y. 


Al-Maohrig. LI 1900. 

20. (15. Oktober.) P. L. Cheikho, Le centenaire 
de la mort du 1er Patriarche syrien catholique, Mit 
dem Bilde des Patriarchen, Ignatius Michael Garwa, 
1783 — 1800. — P. Ghostaoui, Les Maronites à Li- 
vourne. — P, C. Eddé, Le rythme dans la versification 
arabe. Erster Artikel. — P. L. Ronzevalle, Une 
excursion dans le district de Jubbet Biharréh. 
Erster Artikel. Allgemeiner Bericht über eine Reise, 
die der Verf. mit einigen Gefährten im Juli d. Js. 
unternahm. — Besprechung von Iskander ‘Abbüd, 
Al-atar al-adlija, Ba abda 1900. — Varia: G. Quriägüze, 
Bemerkung zum Worte Safrägün (Mašrią Nr. 16, 
OLZ. 388). Herle:tung des Wortes aus dem 8 ischen. 

21. (1. November.) Sermon inédit du Patr. 
Elie IMT pour la Commémoraison des morts. Mit 
Anmerkungen nach zwei Hds. hrsg. von P. L. Cheikho. 
Reimprosa. Elias III Aba 'l-Halim + 1190. Vgl. 
Maésriq II 5 — P. L. Ronzevalle, Excursion dans le 
district de Jubbet-Biharr6h (fin.) Mit Abbildung der 
grössten der Cedern des Libanons. — P. M. Collan- 
gettes, L'astronomie sous les Califes (suite). Hier 
wie auch in Maär .No. 18 Abbildungen von Astrolabien. 
Anfang in III 15. — P. H. Lammens, Essai de 


critique sur l'origine de la particule \ dans l’aoriste 


vulgaire. Zu der Arbeit von G. Kampffmeyer, die 
arabische Verbalpartikel 5 (m), Marburg 1 und 
Mitteil. des Seminars für Orient. Spr. zu Berlin, 
Jahrg. 3 (1900) Abteil. 2. — P. IL. Cheikho, L'histoire 
de l’imprimerie en Orient (suite): l'imprimerie à 
Beyrou (suite). Al-matbdat as-sirya und al- 
mathd at al-umümtja. — Besprechung von 1) F. Nau, 
Opuscules Maronites (2e partie) et Vie de Sévére 
patriarche d'Antioche, 1900, 2) J. Rouvier, Le 
monnayage alexandrin d’Arados, Paris 1900. — 
Druckfehler-Verbesserung. 


Mitt.d. Kais. D. Arch. Inst. Athen. Abt. 1900. 
3. F. Noack, Neue Untersuchungen in Alexandrien 
(Ausgrabungen behufs Feststellung der Topographie 
des alten Alexandrien, mit zahlr. Abb. u. Kartenzkizzen. 


Mitteil. a. d. histor. Litteratur 1900. 
4, Heft. H. Schiller, Weltgeschichte I. das Alter- 
tum, bespr. von W. Martens. 


Mnemosyne. 1900. 
IV. H, van Gelder, ad titulos quosdam Rhodios 
nuper repertos. 


Mntssobr. f. Gesch. u. Wiss. d. Judent. 1900. 

9. Dr. med. L. Katzenelaon, die rituellen Reinheits- 
esetze in der Bibel und im Talmud. (Forts) — 

. Poznänski, Miscellen über Saadja III. Die Berech- 
nung des Erlösungsjahres bei Saadja. — L. Back, 
zur Charakteristik des Levi ben Abraham ben Chajjim 
(Schluss.) — H. P. Chajes, Proverbiastudien, bespr. v. 
S. Krengel. 


475 [No. 12] 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Dezember 1900.] 476 


N.Jhrb.f.d. kiss. Altert., Gesch. u. D.Litt. 1900. 

Vu. VI. Bd. 8. H. C. Merckel, die Ingenieur- 
technik im Altertum, bespr. v. F. Noack. 

V u. VI, 9. A. Oeri, Herodots Ehrlichkeit. (O. 
protestiert gegen die Geschichtsauffassung Niebuhrs 
und sein Werk „Einflüsse orientalischer Politik auf 
Griechenland“, das unbrauchbar sei, „weil dem Verf. 
ausser den nötigen Sprach- und Geschichtskenntnissen 
auf griechischem Gebiet und der nötigen Liebe zur 
gemeinen Logik auch jedes Verständnis für das 
Wesen eines Mannes wie Herodot abgeht“. Zum 
Schluss muss Rez. jedoch das Zugeständnis machen, 
dass Herodot wohl ein kluger und anständiger Mann 
gewesen sei, ihm aber der Sinn für Kritik gänzlich 

efehlt habe. Dadurch werden die im Verlaufe der 

ezension gemachten Angriffe grössteuteils hinfällig; 
über die übrigen Einwendungen wollen wir mit dem 
Rez. nicht rechten, zumal da die „historischen Prin- 
zipien“ Niebuhrs doch nicht ganz ohne tiefe Wirkung 
auf O. geblieben zu sein scheinen.) — F. Retzel, An- 
thropogeographie I., bespr. v. H. Hertzberg. 


Neue kirchliche Zeitschr. 1900. 

10. Th. Zahn, das neue Testament Theodors 
von Mopsuestia und der ursprüngliche Kanon der 
Syrer. 

11. K. Endemann, zur Frage über die Brüder des 
Herrn (behauptet, Christus habe keine leiblichen 
Brüder gehabt). 


Petermanns Mitteilungen 1900. 

X. Geographischer Monatsbericht. Asien: Reise 
des Geologen Fr. Schaffer in Anatolien. Afrika; zur 
Frage nach der Quelle des Nil; A Kandt betrachtet 
als solche den Rukavara. Die Deutsch - belgische 
Kommission zur Regelung der Grenze am Tangan- 
yika- und Kiwusee. Lemaire's Forschungen zwischen 
Zambesi und Kongo. — R. Lindau, zwei Reisen ir 
der Tiirkei, bespr. v. Philippson. — K. Oestreich, 
Reiseeindrücke aus dem Vilajet Kosovo, bespr. v. 
W. Götz. 


Polybiblion. 1900. 

Octobre. Chihab-ad-Din Ahmad Al Ab’sihi, al- 
Mostatraf, traduit par G. Rat, bespr. v. F. Grenard. 
— J. Tobar, inscriptions juives de K’ai-Fong-Fou, 
bespr. v. A. R. 


P. 8S. B. A. 1900. 

6. 7. A. H. Sayce, the language of Mitanni 
(Weiterführung der Entzifferung nebst Glossar) aa- 
hinter Additional note to the memoir on the language 
of Mitanni (Auseinandersetzung mit Messerschmidt). 
— M. Gaster, hebrew illuminated Mes. of the Bible 
of the IX the and X the Centuries. — idem, a sama- 
ritan scroll of the Hebrew Pentateuch. — F. Legge, 
Another carved slate (archaisch-ägyptisches Frag- 
ment, zur Londoner „Palette“ gehörig). — F. LI. 
Griffith, The Aberdeen Reshep stela (Abbildung der 
von Spiegelberg zuerst beschriebenen Inschrift des 
Reschp-Schalamana). — A. E. Weigall, Tho funeral 
tablets in the Brighton museum (darunter merk- 
würdige Abbildung des Ammonswidders). — E. J. 
Pilcher, Phénician Inscription at Greenock (zu der 
Sp. 356 mitgeteilten wird bemerkt, dass Zeile 3 
epee und Zeile 4 MAMy yyy zu lesen sei. — W. 


Rylands, Egyptian scarabs (Sammlung John Ward, 
4 Tf., meist bekannte Typen). 


Recueil de Travaux. 21, 1900. 

4, G. Daressy, Notes et remarques. (Eine Stadt 
Grg-sbk im Faiyum'). Der Name auf dem Kenotaph 
des Osiris gehöre wohl der 14. Dyn. an. Bildhauer- 
vorlagen analog Rec. tr. 20). Proskynem an dem 
grossen Sphinx. Naukratis = Bdwdw in Ptolemäer- 
text. Statue dos Gouverneurs Montemhet aus Deir 
el Bahri’). Die Aethiopentexte Amélineau’s aus 
Abydos. Der Name der Mutter des Amasis II rich- 
tiger: Tset-n-ése. Ein Bauaufseher am Ramesseum, 
Pn-re'. Neuer Tempelname von Memphis , At-t’a“). 
— Daressy, Comment fut introduit le naos da petit 
temple de Medinet-Habou (durch ein in die Mauer 
gebrochenes Loch, Nachweis). — G. Legrain, Le 
tompie et les chapelles d'Osiris à Karnak (1. Artikel). 

. Scheil, notes d épigraphie et d'archéologie 
assyriennes: L Tablette babylonienne hieroglyphique 
(Sehr wichtige von Scheil im Dezember 1898 aus 
Südbabylonien mitgebrachte Tafel, deren äussere 
Beschreibung leider fehlt, so dass aus ihr kein Schluss 
auf wirkliches Alter oder spätere Gelehrtenspielerei 
möglich ist. Auch den letzteren Fall angenommen 
bleibt es ein Dokument. welches auf frühere Bild- 
schrift hinweist. Die geistreiche Identifizierung der 
Bilder mit Keilschriftzeichen dürfte zum grösseren 
Teile gelungen sein). LI Tablettes babyloniennes 
diverses: 1. louage d'ouvriers (unter Bur-Sin, mit 
Nachweis, dass die Babylonier im geschäftlichen Ver- 
kehr, in diesem einen Fall, den Monat zu 29,28048775 
Tagen (d. i. 29 Tagen 3'°/,, Doppelstunden) ver- 
standen: 2. louage de barques entre Sirpurla et Suse 
(6 Schiffe a 60 GUR mit je 6 Mann Besatzung auf 
2 Monate); 3. Bi-li-a-uru-gal, patési de Suse erwähnt 
in einem ähnlichen Text; 4. acte de mariage vom 
Jahr, das der Zerstörung von Simanum folgte; 5. 
premier texte funéraire babylonien Abklatsch von 
einem halbzylindrischen Tönnchen, Schlussformel, 
wonach das ki-mah etwas sein muss, was fortzunehmen 
und wieder an seinen Platz zu bringen ist, also Sarg 
oder Urne in irgend welcher Form: ana matima ana 
labar umi ana tim siatim ana umi ša ubburu ki-mah 
aniam limurma Ja [usamsaku]?) ana aßrızu litir awi- 
lam šû ša anitu immaruma la imisu kiäm igabb& 
ki-mah mi‘) aniam ana ašrišu ullu tir. LII textes 
assyriennes: 1. inscription assyrienne de Kal‘at Sher- 
gat avec noms royaux (Scheint cin den Kalotten mit 
Inschriften Salmanassar's I (Rm 2:1) etc. ähnlicher 
Text zu sein, nennt I'risu, den dangü Ašur (IR. 6,2) 
und zwar als Erneuerer des Tempels Harsagkurkurra, 
welcher von ...- u3-pi-ai-bi?) gangi Ašur gebaut 
worden sei; fraglich ist doch wohl, ob das sangü hier 
sicher ist. Als zweiter Restaurator wird ....... li 
šak-nu ..... anfzufassen sein; sollte hier die Er- 
gänzung (Su-lij-li gak-nu Bil šangû Ašur gewagt 
werden dürfen ? D. R.); 2. Fragment de texte ap- 
partenant à un roi assyrien et mentionnant un roi 
de Hatti: x .... (an) Tešub (Zeit Tiglatpilesér I’ 2); 


3. Ie signe >! T DAR dans l'inscription de Te- 


glatphalasar Ier (Scheil liest Col. IV 73 Dar-da-ri, 
(5 Pi-la-dar-mi). LIII Cylindres divers: 1. Ein de 
Clercq gehöriger Cylinder ohne Abbildung mit ma- 
gischem Text. 2. Ein anderer de Clercq gehöriger 
Cylinder mit Text (Ra-bu-ut-Sin mar [Ili-târu-li-di 


1) Das Kerkesouchos der Griechenzeit! — Neben- 
bei: zum angeblichen Mabog sollte D. MVAG. II, 279 
einsehen. W. M. M. 

2) S. 142 seltsame Verschreibung der bekannten 
Mutter des Amenhotep 1. 

3) Scheil ergänzt u (?)-ša-[an-ni-maj (?). D. R. 

4) Scheil: musi, was mir unwahrscheinlich. D. R. 

5) Scheil: Su-uš-bi-a-a-bi. 


477 (No. 12.) 


arad (au) La-ma-ha-ar, wozu Scheil die Namen Laga- 
mal, Lagamar, Latarak vergleicht, die alle dann semi- 
tische Etymologie hätten). 3. ein anderer Cylinder: 
Pu-bu-tum marat Sin-pu-ut-ra-am!) amat (an) Addu. 
4. Cylindre armorié, nach Eindrücken auf einer Scheil 
gehörigen Tafel (interessante Abbildung). LIV šurinu 
— qutrinnu (urinnu set katrinnu zu lesen; mit Aus- 
zügen aus einem medizinischen Beschwörungstext 
Constantinople No 583. — W. Spiegelberg, Ilarapfnuıs, 
Bair? (liest-Arxıs, das & palatalisiertes k). — E. Chas- 
sinat, Textes provenant du Serapeum de Memphis 
(Forts... — J. Baillet, Contribution à l'histoire des 
origines de la momification (will den Zusammenhang 
der verschiedenen alten Bestattungsarten erweisen). 
— Thilenius, Das ägyptische Hausschaf (seit der 12. 
Dynastie verdrängt das babylonische — nicht ara- 
bische! — Fettschwanzschaf das urafrikanische 
Mähnenschaf). — W. Spiegelberg, Die ägyptischen 
Worte für Schaf (will kopt. esoou vom alten sr trennen). 
— G. Thilenius, Das heilige Tier des Gottes Set. (Ent- 
stellung der Rüsselmaus, Macroscelides). — G. Maspero, 
à travers la vocalisation Egyptienne (Uebergang von 
a in o, u). Sur une piece d'or singulière, de prove- 
nance Egyptienne (Goldmünze, Aufschrift „gutes 
Gold,“ M. will sie auf Tachos zurückführen) 

Rendiconti d. Re. Ao. d. Lincei 1900. 

5. 6. L. Savignoni, lavori eseguiti in Creta della 
missione archeologica italiana dal 9. nov. al 13 
dic. 1899. 


Rheinisches Museum 1900. 

4. H. v. Fritze, zu W. Reichels vorhellenischen 
Götterkulten. — W. Schmidt, zur handschriftlichen 
Überlieferung Herons von Alexandria. 


Revue Oritique 1900. 

42. ©. A. Nallino, manoscritti arabi, persiani, 
siraci e turchi di Torino, bespr. v. B. M. — In der 
Bibliographie macht A. L. eine kurze Bemerkung zu 
dem Artikel Rinonapoli’s, Lamia e Lilith nelle leggende 

eche e semitiche. Estratto de Vesta II.1. Die 
lith des Jesaia sei identisch mit der lilitu der 
Babylonier, aber die Lamia habe damit nichts zu thun. 

43. Newberry, the Amhurst Papyri, bespr. von 
G. Maspero. — M. Mac Coli, le sultan et les grandes 
puissances, bespr. v. B. A. 

44 Mardrus, le livre des Mille et une Nuits 
V, bespr. v, Gaudefroy-Demombynes. — M. Lidz- 
barski, Ephemeris ftir semitische Epigraphik, bespr. 
v. J.-B. Chabot. — L. Fonk, Streifzüge durch die 
biblische Flora, bespr. v. Ch. J. 

45. F. W. v. Bissing, ein thebanischer Grabfund 
aus dem Anfang des neuen Reichs, bespr. von G. 
Maspero. — R. Zetterstéen, die Alfije des Ibn Muti, 
bespr. von B. M. 

46. W. M. Flinders Petrie, the royal tombs of 
the first dynasty, bespr. von G. Maspero. — G. Rat, 
Al-Mostatraf, bespr. v. Carra de Vaux. — H. Hol- 
zinger, Exodus (u) K. Marti, das Buch Jesaia, bespr. 
v. A. Loisy. — J. Nikel, die Wiederherstellung des 
jüdischen Gemeinwesens nach dem babylonischen Exil, 
(u:) H. Zimmermann, Elohim, bespr. v. A. L. — J. 

£. Schmid, des Wardapet Eznik von Kolb „Wider 
die Sekten“ aus dem Armenischen übersetzt, bespr. 
v. A. Meillet. 


Revue Historique. 1900. 
Ill. Ad. Holm, Geschichte Siciliens im Altertum, 
bespr. v. A. Guiraud. 


_ ') So doch wohl zu lesen; Scheil transkribiert 
Sin-nür-nam-ra-am, indem er BU==niru fasst. 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


(Dezember 1900.) 478 


Schulthess’ Europäischer . Geschichts- 
kalender 1899. | 
15. Jahrg. XV. Türkei, 


Bulgarien, Aegypten. 
XXV. Afrika. XXIII. Asien. 


>- Theolog. Littbl. 1900. 


38. Ed. König, zur Religionsgeschichte Israels 
(Bespr. v. Giesebrecht, Geschichtlichkeit des Sinai- 
hundes). Rosenberg, Assyr. Sprachlehre (u.) Boehmer, 
Aus den Tell-Amarna-Briefen, bespr. v. Dr. R. Z. 

39. Friedrich Wiegang, Archaeoloy. Studien 
(Bespr. v. Arch. Stud. zum christl. Altertum u. Mittel- 
alter). — Franz Hermann, Das Buch Hiob v. Orelli, 
Allgemeine Religionsgesch., bespr. v. B. Lindner, 
Budde, Kanon des A. T., bespr. v. J. J. 


Theolog. Litteraturzeit. 1900. 

21. B. Duhm, die Psalmen, erklärt (Handkom- 
mentar zum A. T. von Marti) (u.) derselbe, die 
Psalmen, tibersetzt, bespr. v. G. Beer. — P. Wend- 
land, Aristeae ad Philocratem epistula de origine 
versionis LXX, (u.) H. Willrich, Judaica, bespr. v. 
E. Schürer. 

23. C. Griineisen, der Ahnenkultus und die Ur- 
religion Israels, bespr. v. A. Bertholet. — C. H. 
Cornill, Geschichte des Volkes Israel, bespr. v. R. 
Kraetschmar. — A. Smith Lewis and M. Dunlop 
Gibson, Palestinian Syriac texts, bespr. v, Fr. Schwally. 


Theologische Quartalschrift 1900. 

4. J. Döller, Rhythmus, Metrik und Strophik in 
der biblisch-hebräischen Poesie, bespr. v. Vetter. — 
K. Holl, Fragmente vornicänischer Kirchenväter, 
bespr. v. Funk.—C. Brockelmann, syrische Grammatik, 
bespr. v. Danneker. 


Theolog. Stud. u. Krit. 1901. 

1. V. Ryssel, die neuen hebräischen Fragmente 
des Buches Jesus Sirach und ihre Herkunft (Forte.). 
— L. Conrad, die Behandlung und Lösung des Prob- 
lems der Theodicee in den Psalmen 37, 49 und 73. 
— J. Ephraem If Rahmani, testamentam Domini 
nostri Jesu Christi, bespr. v. P. Drews. 


Verhandl. der Ges. f. Erdk. z. Berlin 1900. 
7. F. Fülleborn, über seine Reisen im Nyassa- 
Gebiet. — Vorgänge auf geographischem Gebiet: 
Ende von Gibbons nordsüdlicher Afrikadurchquerung 
Donaldson Smith's Expedition nach dem Nil. Ver- 
besserungen der afrikanischen Karte durch Wauters. 
— M. v. Oppenheim, vom Mittelmeer zum persischen 
Golf, bespr. v. Kirchhoff. — Fr. Ratzel, Anthropogeo- 
phie I. 9. Aufl, bespr. v. O. Schlüter. — M. 
Sahata, Streifzüge durch Ost- und Südafrika, bespr. 
v. H. Frobenius. 


Wochenschr. f. klass. Philol. 1900. 
40. J. Marcuse, Hydrotherapie im Altertum, bespr. 
v. R. Fuchs. 


W. Z. K. M. 1900. 

3. J. Krall, ein neuer nubischer König. (Auf zwei 
koptischen Lederurkunden, die von G. Botti auf dem 
Kongr. f. christl. Arch. ausgestellt waren, las K. den 
Namen eines Königs Chael, etwa eines Zeitgenossen 
Hariin al-Raschid. Die Urkunden werden in Trans- 
kription angeführt). — M. Winternitz, Bemerkungen 
zur malayischen Me Ser (Im Anschluss an M. 
W. Skeat, Malay Magic. Beiträge zur vergleichenden 
Mythologie). — F. Freiherr v. Calice, zur Geographie 
Syriens in der Ramessidenzeit. Das Land Opa. (Zu 
den von Daressy im Recueil 1894 veröffentlichten 


479 |No. 12.) 


geographischen Listen von Luxor. Liste I verwandt 
mit Liste Seti's I L. D. 131a. Daher Max Millers 
Konjektur Hamahemu zu verbessern in Qa-ma-ha-mu. 
Das letzte Wort liest C. „Ha-n-ra-da“. wozu im Pap. 
Anastasi I Chalza im Lande Opa verglichen wird.) 
— A. Ludwig, die Baal-Lebanoninschrift (liest den 
Schluss f djseh nehustah h[iräm] [ö] rori ó zadxoveyos 
tov Xıpau.) 


Zeitschr. des Deutschen Pal. Ver. 1900. 

XXIII H. 1 u. 2. M. Hartmann, Beiträge zur 
Kenntnis der syrischen Steppe. (Forts. Benutzung 
der türkischen Nachrichten in den Salnames des 
Wilajets Haleb, Ortschaftenverzeichnisse, denen das 
Verzeichnis von Eli Smith-Robinson App. 174 ff. 
zu Grunde gelegt ist, hauptsächlichste Mitteilungen 
aus den auf türkische Quellen zurückgehenden Dar- 
stellungen Cuinet’s über das Liwa ez-zör in la Tur- 
quie d'Asie II, Vorschläge zur wirtschaftlichen Hebung 
der syrischen Steppe. Exkurs 1. Die Reisen der Eng- 
länder 1678 und 1691. Exkurs 2. Hartmanns Reise- 
weg. Kartenskizze der nördlichen Steppe. Schluss 
folgt.) — Nachtrag zu Z. D. P. V. XXI, 184 ff. (Aus 
einem Brief L. Gautier's an Furrer betreffend das 
Herabstiirzen der Herdo in das Wasser nach dem 
Bericht der Evangelien). — H. Christ, zur Flora der 
biblischen Länder. (Besprechung von G. E. Post, 
Flora of Syria, Palestine and Sinai (u.) L. Fonk, 
Streifzüge durch die biblische Flora, (u.) v. Oppen- 
heim, aus derSommerflora Syriensund Mesopotamiens.) 
F. Buhl, Geographie des alten Palästina, bespr. v. 
V. Ryssel. 


2. D. M. @. 1899 (nachträglich ausgezogen). 

LII. 4. Burckhard. Mahmüd Gämi’s Jusuf 
Zulaikba (Forts... — J. Barth, Die Casusreste im 
Hebrüäischen (nicht ursprünglich, sondern Analogie- 
bildungen der Verwandtschaftswörter: abi etc.). — 
Burnstein, Maschallah. — Goldziher, Die Su'übijja 
unter den Muhammedanern in Spanien (enthält 
namentlich eine Analogie des „einzigen umfangreichen 
Dokumentes spanischer Su‘ubijja,“ das bis jetzt be- 
kannt, Streitschrift von Abu Amir ibn Garcia, und 
eine Aufzählung der Gegenschriften. — G. Jacob, 
Bekri Mustafa, Ein türkisches Hajälspiel aus Brussa. 
— Spiegelberg, Eine Vermutung über den Ursprung 
des Namens mim. — Goldziher, Ueber eine Formel 
in der jüdischen Responsenlitteratur etc. — Weiss- 
bach, Die geographische Liste II R. 50. — Schlögl, 
Das Alphabet des Siraciden (51, 13—29). — Prä- 
torius, Paséq. — Bacher, Bemerkungen. — Schult- 
hess, Christlich - Palästinensisches. Anzeigen: 
Reiskes Briefe, bespr. v. Fränkel. 


Zeitschr. f. d. Gymnanialwesen 1900. 

Sept. A. Schulten, das rémische Afrika, bespr. 
v. R. Engelmann. — Th. Seemann, Allgemeine Götter- 
lehre, bespr. v. ? 

Oktober. H. F. Helmholt, Weltgeschichte IV. Die 
Randländer des Mittelmeeres, bespr. v. E. Stutzer. 
-- G. Richter, Schulwandkarte von Afrika, 3. Aufl., 
bearb, von A. Kirchhoff, 


Zeitsch. f. hebr. Bibliogr. 1900. 

4. L. Gruenhut, Sefer ha-Likkutim, bespr. v. A. 
Marx. — T. K. Cheyne, the sacred books of the 
old testament. 10. The book of Jsaiah, bespr. 
v. J. F. (Polemik gegen die zahlreichen Text 
änderungen.) — J. Hamburger, Real- Encyclopädie 


ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 


[Dezember 1900.] 480 


des Judentums III. Abt. 5. Suppl., bespr. v. ? — 
Fr. Praetorius, das Targum zu Ja in jemenischer 
Überlieferung, bespr. v. A. Marx. — L. Scheinhaus, 
die alte Geschichte der russischen und polnischen 
Juden, bespr. v. ? — E. Silberstein, Conrad Pellicanus. 
Geschichte der hebr. Sprache im XVI. Jahrh., bespr. 
v. N. Porges. — H L. Strack, das Blut im Glauben 
und Aberglauben der Menschheit, bespr. v. ? — M. 
Steinscbneider, christliche Hebraisten (Forts.) — M. 
Steinschneider, arabische Hymnen (Verzeichnis der 
arab. Bestandteile der Aden 1897 gedruckten 


Hymnensammlung $x qu pan. 


Zeitschr. f. Kirchengesch. 1900. 
3. Bratko. die angebliche Origines-Handschrift 
Nr. 890 der Bibliothek von Troyes. 


Zeitschr. f. kath. Theol. 1900. 

IV. R. Duval, la littérature syriaque 2. éd., bespr. 
v. S. Heller (der Bickell’s conspectus rei Syr. lit. u. 
Nestle’s literatura syriaca anführt, aber Wright's 
Werk nicht zu kennen scheint. Im Vergleich zu 
Wright hätte Referent die Litteraturgesch. Duval’s 
nicht so herausstreichen können.). — C. Mommert, 
Golgatha und das hl. Grab zu Jerusalem, bespr. v. 
S. Fonk. — F. Zorell, spiritus asper und lenis he- 
bräischer Wörter und Eigennamen im griechischen. 
(Die im hebräischen mit x. M, m, 9, ` aulautenden 
Wörter haben im griechischen meist ’, ein‘ nur die 
„welche mit einer Buclistabengruppe beginnen, die 
ım Anfang bekannterer griechischer Wörter mit 
dem ‘ verschen auftritt“). — E. Seydl, Jakobs letzte 
Worte an Ruben. Gen. 49, 3,4. (In v. 3 ist der 
Text nach M. T. beizubehalten, in 4 nach Ball zu 
ändern). — J. Hontheim, Bemerkungen zu Job 33, 31 
bis 35, 16. (Setzt 34,37 hinter 34,9 aus strophischen 
Gründen und 25, 2—3 hinter 35,5). 


Zeitschr f. österr. Gymnasien 1900. 
8. 9. Programmenschau. R. Albert, nach Con- 
stantinopel und zurück, bespr. v. S. Oehler. 


Zeitschr. f. prakt. Theologie 1900. 
4. K. Marti, kurzer Handkommentar zum Alten 
Testament, bespr. v. Meinhold. 


Zeitschr. f. Theolog. u. Kirche 1900. 
5. R. Knopf, über die soziale Zusammensetzung 
der ältesten heiden-christlichen Gemeinden. 


Zeitschr. f. wissensch. Theol. 1900. 

3. P. Koetzschau, Bibelzitate bei Origines. — A. 
Hilgenfeld, Thomas von Heraklea und die Apostel- 
geschichte. — E. v. Dobschütz, der Briefwechsel 
zwischen Abgar und Jesus. (Geschichte der Sage 
und ihrer Ueberlieferungen.) — R. C. Kukula, Ta- 
tians sogenannte Apologie, bespr. v. A. H. 

IV. J. W. Rothstein, Psalm 78 ein Zeuge für die 
jahwistische Gestalt der Exodustradition und seine 
Abfassungszeit (da alle in diesem Psalm verwerteten 
Stellen des Exodus der jahwistischen Quelle ange- 
hören, so sei auch der Psalm jahwistischen Ursprungs; 
als späteste Abfassungszeit wird der Beginn des Exils 
angegeben.). — J. Drüseke, zur Frage nach dem Ver- 
fasser des ,Hermippos (nicht Johannes Kotrones, 
sondern ’Iwavrov ó Korewvns, Johann, Bischof von 
Kotrones, an den der Kaiser Theodorus Laskaris um 
1211 ein Schreiben richtete). 


Verantwortlicher Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Schönstr. 18a 1, 
Verlag u. Expedition Wolf Peiser Verlag, Berlin S., Brandenburgstr. 34. 
Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel, Kirchhain N.-L. 


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In der Herderschen Verlagshandlung zu Freiburg im Breisgau ist soeben erschienen und 
durch alle Buchhandlungen zu beziehen: 


die Wiege der indogermanischen Völker. Nach fünfzehn- 

Turkestan I jährigem Aufenthalt in Turkestan dargestellt von F. v. Schwarz, 
Mit einem Titelbild in Farbendruck, 178 Abbildungen und einer Karte. gr. 80, 
A u. 606 S.) M. 13; geb. in _Original-Leinwandband M. 15. ; 


ee te core Jahre in dar Eige es Astronomen der Taschkenter Sternwarte und Leiters 
des turkes en a in as elab an der Geschichte desselben aktiven uud 
Anteil enommen u ommen und Perk auf 11 Reisen nach allen tungen durchquert hat, schreibt über das 


tu 
ri „Für das das Geständnis der Na ist die Kenntnis des heutigen Turkestan ond seiner Bewohner 
von grösster Wichtigkeit. Dass Turkesten die Urheimat der Indogermanen gewesen war, ist dem Verfasser während 
seines ge TA Aufenthaltes zur Gewissheit geworden. Die klimatischen und lokalen Ve Verhältnisse Turkestans waren 
es, welche Völkerwanderungen sowohl in vorhistorischer wie in historischer Zeit veranlasst haben.“ 
Die „Illustrierte Bibliothek der Länder- und Völkerkunde“ umfasst bis jetzt 26 reich 
illustrierte, einzeln käufliche Bände. — Ausführliche Prospekte gratis und franko. 


Soeben erschienen: 


MARTIN HARTMANN 
Der Islamische Orient 


Berichte und Forschungen. 


Heft Il. II. 62 Seiten u. Tafeln. Preis dieses Doppelheftes 2 M.; 
für Abonnenten der OLZ. 1 M. 20 Pf. 


Inhalt: CHINA UND DER ISLAM —- ZWEI ISLAMISCHE KANTON-DRUCKE — 
STRASSEN DURCH ASIEN. 


Der Verlauf des ostasiatischen Konfliktes zeigt, wie unrecht die hatten, die in 
schneidigem Bramarbaston von einer „Strafexpedition“ sprachen und verkündeten, in 
wenigen Wochen würden die Bezopften zu Kreuze kriechen. Die Voraussage bestätigt 
sich, dass es sich um einen höchst ernsten, alle Kräfte anspannenden Kampf handelt. 
Und um einen Kampf, bei dem der Sieg durch äussere Waffen zu gewinnen, aber sein 
Preis nicht durch Gewalt zu wahren ist, denn man kann sich auf Bajonette zwar stützen, 
aber nicht darauf sitzen. Die Lösung muss von innen kommen. Die innere Umwandlung 
Chinas allein kann an den äussern Waffenerfolg die Entwicklung der westöstlichen 
Beziehungen knüpfen, die den Frieden verbürgt. Für solche Neugestaltung können die 
Vertreter des Islams in China hohe Bedeutung gewinnen. Hier einen Weg zu zeigen, 
versuchen die Blätter von Heft II, IM, die ich mit Rücksicht auf die Wichtigkeit der Frage 
an Stelle der für Heft II in Aussicht gestellten Abhandlungen treten lasse. 


Früher erschien Heft I. 40 Seiten. Preis 1 Mk., für Abonnenten der OLZ. 60 Pf. 


Inhalt: Islam und Arabisch. — Der heilige Barsisä. — Schoa und Tunger. — Die angebliche 
sira des Ibn Ishäqg. — Orientalische Umschriften. 
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Berlin S. 42. Wolf Peiser Verlag. 
Brandenburgstr. 11. 
Verantwortlicher Herausgeber: F, E. Peiser, Königsberg in Pr., Schénstrasse 18a L 


Verlag und Expedition, Wolf Peiser Verlag, Berlin S., Brandenburgstr, 11. 
Druck von Max Schmersow vorm. Zahn & Baendel, Kirchhain N.-L 


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